Altpreussische Monatsschrift

Verein für die

Geschichte von Ost- und ...

Sattarti College i^arg

JOHN AMORY LOWELL,

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Altpreussische ^

Monatsschrift

Der

Kmn Prettssisehra Prom^äl-BI&tt«

vierte Fol^e.

Heraasgegeben

von

Rudolf Reicke un>i Ernst Wiehert.

Siebennu(lzw<inzi^.st« r lidiuL Uev Prcussisclien Pro nii/JuI -Blätter LXXXXllI. Band.

Mit Beiträgen

TOIl

E. Arnoldt, O. Bttckherrn, J. Bolte, H. Bonk. R. Buchholz, G. Conrad, R. Fischer. H. Prltchbiar, R. Frydryehowics» A, «lentttch« A. Jung, R. Krumbholtz, K. Lohmeyer, L. Neubaur, M. Perlbach. Redemechar, R. Reick«. «I. Bembrzycki, «f. Szadoweki, A. Treichal nnd Ungenannteii,

Mit 2 Pianskizzen.

Vwlag von Perd. Beyer'a Baehhanainni;.

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Alle Rechte bleiben vorböhftlten.

Herausgeber uml Mttarbeiter.

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Inhalt

T. Abhandlnneren.

O Swaudten und der DeuUcho Orden bis zum Friedeu am Meloo-See. Von Dr. Robert Krumbliolts. (FortBetsoog Sohluft.) 1—84. 193—227. Piper oder CapeiciSi? Hiatorisch^botanlsche Lösimg. Von A. Treicbel.

85—96.

G Zur Betirtheilnng von KanVa Kri^ der reinen Vernunft nnd Kant's Prole-

ßotnena. Anhang No. 2— 3. Von Emil Arno UU. 97—110.228—814 . Dz«i K önigsberger Zwischenspiele auB demVabre 16Ü. Mitgeteilt von

Jo Ii armes Bolte. 111—140. Die M«rieiibur<{ unter polnischer HerrschAlt. Von Johannee Sembrzycki.

(Schluß.) 141-14«. Der Ritterorden von Calatiuva iu Tymau bei Mewo. Von Dr. phil. Romuald

Fr^'drychowic«. 81^320. Spimdiliche Bemerktmgen zu den Drei König<iberger Zwiachensineleii von

1644. Von Johannes Sembrzycki. 321—325. . Dieleetische Räthsel . Reime und M&rchen ans dem Brmlande. Von

A. Treichel. 326 m2. Spraclilicht; Ueberhleibsel aus der Frauzosenzeit. Von A. Treichel. 333— 335. OstprettfiiBcbe Sagen. Mit^t heilt von H. Frischbier. 336—848. Zo den Königs^rger Zwisehenepielen von 1644. Von Johannes Bolte.

849—351.

Gescltichte der Befestigungen Königsbergs. Von G. Beckherrn. (Mit

einer Planskizze.) 3H5— 175. G^eor£ Qrefliager. Eine Naclilese von Dr. L. is'eubaur. 476— ÖOB. Die Bei«e* des Vergerins nach Polen 1666—1657. sein Frenndeslmis nnd

seine Königslierger Flugschriften nus dipsor Zclf. Ein Beitrag zur

poimscben und ostpreußischen Keformatious- und Literaturgeschichte

von Johannes Sembrzycki. 518->-664. ErW&rui)g«-'ii und Enioti'lati"nL'n /u don drei Kiinigsherger Zwischwspielen

aus dem Jahre 1U14. Von lieber t Buchhols. ötiö— öi>8. Ortsnamen in Altprenften. Von Hngo Bonk. 599—688. Naebtrag zu dem Auf^at/c ..Gf'S( ]ii( htt' der BefV-stigungen Königsbergs**.

Von C. BeckUorru. ;Mit einer Planskizze.) 639— <j41. Hauiiwerks-AnspraebeD. Vi» A. TrmoheL 6^—660.

Die RecefMe nnd andere Akten der Hansetaire von 1266—1480. Leipzig

1889. Von M. P. 149 IW. -V«««iitonsaiM; und Schwerterkiang.*' Lieder aus Deutscher Vorzeit von

Fzsmc Eixsch. Leipzig 1889 180^153. XJr-Quell. Monatsschi ift für Volkskunde. Heransgegehen von F. S. Kraasa

in Wien. Von J. Sembrzycki. 153.

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IV

Inhalt.

Aus Tilsits Yergnngenlu'it. Tilsit 188S. 90 Von K. Lohmeyer. 154—155. Przyczvnek ilo /v(uorvsu Marcina Kwiatkowskiego z Rözyc przez Dra.

^ygnmnta Celichowskiego. Krakau 1890. Von J. Scmbrzycki.

155-157.

Bezzfn berger. Prof. Dr. Adalbert, Die Kurische Nehrung und ihre

IjftuohiiCT. Stultgitit Villi .Jentzscb. 157 Kil.

Paul Nerrlich. Jeau Fnul. Sein Leben und seine Werke. Von Dr. Arth.

Jung. mQ-mo.

Dr. Jan Ij\ st 11)11. Kateohixm Lcdesmy w przokladzic wsolu>cInin-litinvskim.

Von Seinl>r/v<-ki. :y;"-!U;i. " Maurycy Stankiiwi« / . W spiawie groniadzenia materyatow do dziej6w

Pismu niiict wa Litf'\\>fkii:';;t>. VDn Scui hr/.yckl. jol^ Karl Lohmever, Horzi^K Albrccht von Preußen. Eine biographische

SkiyzP. Vnn Kisrl...r" Hanserecesse. Dritte AbMn.'ilnntf. 1J77 lö:')0 boarbeitot von Dietrich Schäfer.

Bd. IV. Li'ipy.ig 18iK.). Vun M. Perlbach. ti61-(>e2. Hansofecessc. Zweite Abtheilnm;. UM 1470 bearb. von Goswin Frhr.

von der Kopp. VI. Bd. Leip/.i;; IS'.K'. Von M. F. (J(J2- Gün. Liv-, Est- und CiirlHndiscIies Urkuiideul'Urli. B<1. IX. 14H(i Ht'i. Tt'i^n,

Moskan. Leipzig: IHH!». Von M. 1'. ICI -Hi;.'). Kiiiil Jviiaaki'. Ma\ Srlunkcnilvn t'. lii-r ^Il^ut^^'•lie Kai-serlieruM. Sein

Leben uml seine Bedc'Utnn-;. Tilsit 189(>. Von Sr Im. (iGö- iiOG. C. Witt, Geschichten aus der Gi'Scbicbte. Königsb. IHIK». Von Fischer.

<>^^-^^''^ ] ~

Max Hecht, Worin besteht die Haiiptgelahr für das humanistische Gym-

nasiuni. mul wie läl>t pwh fior.selttpn wirksam begegnen? Gumhinnen

Wilh. Ule. Die Tiefenverhaltnisse der Masnrischen Seen. Berlin 1890.

Von .Tfinty.srh. 871 (;7-2. G. Lejeune-Diric hiet, Paul Güüfeldt und das humanistische Gymnasinni.

k.HiiKHlMTg 181J0. Von E. (>72. Alterthums-Gesellsrhaft Prussia 1885». 18!K). 1(;2-169. ^]S-mK

III. milhciluaffen uud .tnhausr.

Der Geburtstag des Herzogs Albrecht von Pixnißen. Von Karl Lohmever. 170-172.

Dio Konstitution des ehemaligen Köuigl. Kommerz-Kollegs Königs- berg (O.stpr.) vom 17. Angnst 1718. Mitgeteilt von Georg Conrad, GerichtÄ-Assessor. 172—178.

l.Vkundenlund und Urkundliches von Job an nes .S/.adnwski . Propst und Dekan in ■Könitysberg. (j73--676.

Dio Kirche zu Gr. llosinsKo, eine Berichtigung von J, Sembrzvcki. 076—677.

Heber die Eigtuen auf dem Bnrgkirchenplatzthor in Königsberg. Mitge-

th eilt von Georg Conrad. 677— 678. Die Kant-nil>lii)M;rMpbie des Jahres 1889 Zusammengestellt von Rudolf

JU-irke. (;7S^f;'>L

i:uiv<T8it;tl.s-(:iu-onik ISIXI. 178- 180. ßsl. r>04-'^<).'>. li!>l -(,;)•>.

Lyceum Hosianum in Braunsberg 1890. 180. 505.

Altprpnüische Hibliographio 18Ö97 18t.)- 192. 382-384. 50<j-512. (i'>2— 70L

Berii^hti';!!!!!^ /.u Seitf -224. <t>i.

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Altpreussisohe

Monatsschrift

neue F*li^e.

Der

NwiMi Ptraniiohm F)roTlaiiftl-Bl&itir

Heran 8g ogeben

Rudolf Reicke mm Ernst Wiebert.

Der MonatssGhria XXVii. Band. Der Provinzialbläiter LXXXXilL Band.

Erstes oud zweites Heft. Januar März 1890.

-^'ßKSDl^ber; la Pr. Verlag Ford. Beyer*» Bnchhandlmig.

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Inhalt.

I. Abh— aiwnreB« Soit«.

Samftitftn mid der Deutsche Orden bis zum Friedftn am Melno-

See. Vou Dr. Robert Kruinbliol ta. (ForUct/uuj^) . 1—84 Piper oder Uaiisicum? HiBtori.sch - botanische Lösung. Von

A. Treicbel 85-06

Zur Beurtbeibing von Kant's Kritik der reinen Vernunft und

Kant's Prolegomeiin. Anliung Xu. 2. Vou EmilArnoldt 97 110 Drei Königsberger Zwischenspielo tvus dem Jahre Ifi-M. Mit»

geteilt von Johannes Bolto 111 140

Die Marienbiug unter iiolnisclier Herrscliat't. Von Johannes

Scmbrzycki. (Schluß 141 148

II. Kritilt<>ii and Rftf^rat«.

Die Recesj^ und andere Akten der Hansetage von 1256—1480.

Leipzig 1889. Von M. P 149—160

„Vagantensang und Sc liwerterklang." Lieder aus Deutscher

Vor?.eit von Franz Hirsch. Leipzig 188l< !')<) 152

Am Ur-Quell. Monatsschrift für Volkskunde. Herausgegeben

von F. S. Krauss in Wien. Von J. Sembrzycki .... 163

Aus Tilsits Vergangenheit. Tilsit 1888. 90. Von K. Lohmever 154—155 Pr/vcy._ynok do z^'ciorysu Marcina Kwiatkow.skiego z Röiyc

przez Dra. Zygnainta Celit howskiego. Krakau 1890. Von

J. Sembrzycki 155—167

Bezxenberger, Prof. Dr. Adalbert, Die Kurische Nehning und

ihre Bewohner. Stuttgart 18R9. Von Jentzsch .... 157—161

Alterthums-Getiullschaft Prusaia ISS'J 102—169

III. WUthellnncen nnd .4nli«ng.

Der Geburtstag des Herzogs Albrecht von PreuJlen. Von

Karl Lohmeyer 170—172

Die Konstitution des ehemaligen Königl. Kommerz-Kollegs zu

Königslx'i'g (ÜHtpr.) Vom 17. August 171S. Mitgeteilt

von Georg Conrad, Gerichts-Assessor 172 178

Univeraitat.s-n.ronik ISOf) 173-180

Lvfeum Hosianum in Braunsberg IH'.Xl ISQ

Altpreuiiische BibUuKraphie (Nachtrag j. i88U . . . . ISD— 192

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Herausgeber und Mitarbeiter.

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IVIAY 24 Ib'ii'i

Samaiteii und der Deutsche Orden bis zum Frieden

am Melno-See.

Vou

Dr. Robert Krambk^ltau

(Fortsetzung.)

Samaiten unter dem Einfluss Witolds und im vorübergehenden Beftitz

des Ordens. 1382-1409.

£iiie Reibe von Urkunden Hegt vor, die tms für Jagiellos Benehmen nach Kestuits Tod dem Orden gegenüber Anbalt

gewähren.

Es läßt sieh wohl mit Sicherheit annehmeTi, daß Jagiello seine ani^^'nlilirklii'lu' T-atr«- iiirlit für geeignet hielt, dem Orden die Erfüllimg der ihm ^^ei nachten Versprechungen abzuschlagen; denn aUe die Worte, in denen er versichert, aus Dankbarkeit gegen den Orden zu handeln, klingen in dem Munde eines Mannes, der sobald seine Gesinnung wieder ändert, nicht glaoblicb. Worin bestand nun die angebliche Erkenntlich- keit Jagiellos? In nichts weniger und nichts mehr als in der Abtretung des Landes zwischen den beiden Ordeusge- bieten und der Dnbisaa.*) Jagiello und Skirgiello verzichten für sich nud ihre durch sie vertretenen Brü(ler am 31. Oktober 1382 aut alle Aus})rüche, welcher Art sie auch sciu mochten, auf jene Ländereien. Der Orden war ulso nunmehr annähenid am Ziel seiner Wünsche; er konnte sich Herr des größten Teils von Samaiten nennen, der ilvui ri1)ertragen war von Personen, die sich als Besitzer desselben betrachteten. Etechtlioh konnte

1) Bunge m, 11B6: „. . . "VVantlt di beweisnnge der werke czeicliene pint der Übe, des han wii- aimpschrTi frnntlirhe beweisunc:«'. rath. hülfe, Bt ofeit . . . di die erbern geisilii lieii bruder des urdens . . . hirumb »o haben wir .... gegeben den vorgeiianten erberu . . . brudcm . . . alle di lont und jegenot . . . cswiachen des ordmis landen und der Dobyes .... and wir voroMien uns oneh .... allirl^ ansprocbe, aUir heracbaft etc."

Altur. MomtoMlurlft Bd. XXm Ha 1 «. & 1

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2

Samaiten und der Dentaebe Orden et<e.

er also bieranf Ansprach maolien, sofern Jagiello und seine Brttder zn einer soldien VerfitiguQg Aber jenes Land berechtigt

waren, was mir nicht der Fall zn sein scheint. Angenommen

selbst dio Sainiiiren hätten sich nach Jeuem imglueklicLeu Zug gegem Trnki wieder Jagiello nnterwoiien, so lebrt schon ein Blick auf di«> Art des seit, alter Zeit liestehendeu Verhält ni.ss. s /.svischen ihnen und dem König von Littauen vollkommen, daÜ Jagiello nimmermehr von ihnen mit solcher Machtbefugnis ausgerüstet war, nnd dafi deshalh die ganze Schenkung nicht zn recht bestehen konnte, weil Jagiello etwas vergab, was ihm nicht gehörte. Vermag so schon formell streng genommen der Orden sich nur auf ein an Wert fragliches Dokument zu stfitzeUi so kann von einer* wirklichen TJeberweisung des Landes seitens Jagiellos an den Orden nicht die Bede sein. Selbstverständlich wußte dies der Orden ebenso wie Jagiello, und gerade der Umstand, daß die Deutschen mit den Waffen erst dt ii ihnen verliehenen Le.sitz- titel realiniert ii mußt9n, ma«? Jagiello leirhrer i:^enei<rt p<^'niaeht haben, auf diese Bedingung des Ordens einzugehen. Er mochte sich sagen, daß während der Unterwerfung des Landes durch denselben sieh <>ft genug Gelegenheit finden würde, indirekt durch heimliche Unterstützung der Samaiten die Verwirklichung dieses seines Verzichtes zu verhindern; denn direkte HUfe gegen den Orden verbot auf die Bauer von 4 Jahren auch ein am 31. Oktober 1882 abgeschlossener Vertrag, der ihn und seine Unterthanen außerdem noch zur Annahme des Christentums innerhalb derselben Zeit verpflichtete. ^) Wie die Samaiten jenseits der Duhissa zu dieser Abtretung sich gestellt haben, boriehtet kein direktes Zi'Ugnis, wohl läßt es sich aber aus einem Briete JagieUos au den Hochmeister Konrad Zöllner schließen.^)

Aus dem Schluß dieses auf den 6. Januar 1383 zu setzen-

1) Bitnge III, No. 1184 und lim. 2) V«*igt: C. .1. Pr. IV, No. 14: ..Nov« rit ei iam v< strii. fz;ratia (Jagieilo au den Hociimeialcn) ... de Zemaytis, quod ad vos vocare imeiiditis, . . . rogamus vestram amiciciam, ut uuUo modo OOS ad vos invitetis, ideo qnia ouiiies Zemeyti subdidenut se nobis. . . ,**

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Von Dr. B. Rrambholte.

8

d«n Aktoastäckea erkeimfc nun deutlich, daß die Samaiten keineswegs för den Orden inklinierten. Aber der Wortlaut jenes Briefes besagte noch mehr, er enthielt gleichzeitig die Auf- lV»rderuDg Jagiellos auf (l«m wirklichen Besitz Samaitens zu ver- zichten. Es begreift sich, daß der Orden diesem höhnischen R:ith Jagiellos zu fdlgau nicht bereit war,^) sondern einen aiiJern Weg einschlug. Sein Werkzeug wurde Witold, Kestuits Soli Ii, der nach der Ermordung seines Vaters ein besitzloser Flüchtling war. Seine Bereitwilligkeit dem Orden gegen Jagiello Dienste an erweisen, erklftrt sich nm so eher, als ersterer freiHoh vergeblich sich fflr Witolds Büokkehr nach Littauen bei Jagiello verwendet hatte.') Nichts konnte deshalb Witold angenblicklioh angenehmer sein, als JagieHos Tersnch, sich im Gegensatz mim Orden in Samaiten festzusetzen, entgegen zu treten. Ich nelmio deshalb <hii3 bald nach dem 6. Juiuiar 1383 von diesem Tage datiert Jii!j:ie]los Wei<^eruug aich mit Wituhi auszusöhnen Witolds Wirksamkeit zu Gunsten des Ordens in Samaiten. beginnt. Der Versuch, durch Gesandte auf die Bewohner dieses Landes zu wirken, scheitert, dagegen verbinden sie sich mit ihm, sobald er selbet erscheint.') Wigand spricht nicht davon, daB Witold bei diesem seinem ersten Auftreten in Samaiten f&r den Orden sich bemüht. Dennoch glaube ich annehmen au dOrfen, dafi er bald damit an&ngt, daß er nicht sofort mit dieser Absicht hervortrat in einem Lande, das sich vor nicht langer Zeit Jagiello angeM< blossen hatte, ist begreit lieh. Wenn dann aber noch im Jahre 1383 der Hoohmoistcr aus Samaiten ein HiJfskorps erhält,*) so kann ich diesen gewaltigen Umschwung der Stimmung keinem andern zuschreiben als Witold. Als Sohn Kestuits, gestütat auf die imponierende Macht .seiner Persönlich- keit, wird ihm vielleicht seine Aufgabe noch erleichtert worden

1) Bunge III, 1189. - 2) Voigt: C. d. Pr. IV. No. M. - 8) Wigand

13^1 b: "W^'tant misit ad Samaitas flicens, quomodo fuissct in Prnszia pro atixilio, iiec volebant crederc. Post her solus comparuit et imivit nee um fcisi, ut ei auxüiarentur. 4j Wiguiul IHöa.

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Samaiten und der Deataehe Orden etc.

sein durch das Henrorheben von all den liebeln, die Samaiten mit Jagiellos Einwilligung erlitten. Genug, nachdem am 30. Juli 1383 der Hochmeister Jagiello aus verschiedenen Gründen, von denen die samaitisohe Frage der schwerwiegendste gewesen

sein wird,^) den Krio|>; » rklärt hat, empfangen im September des Jahres Saniaitou aus don Händen des Hochmeisters AVaften, Pterd<^ und Jvlei'lung und zii ln'n, wohl unter Witolds Leitung, mit einem Ordensheere gegen die Littauer vor Troki.*) *Ja sie gehen noch weiter: Als nach Trokis P^innahme') diese Stadt Witold ubergeben war, schlössen die Samaiten nach Stellung von Geiseln mit dem Orden Frieden. Da ein friedliches Ver- hftltnis für einen gemeinschaftlichen Kriegszug notwendige Vor- aussetzung istf so kann wohl durch Uebergabe von Geiseln nichts anderes ausgedrückt sein, als daB ein dauerndes Yer^ hältnis zwischen Orden und Samaiten eintreten soll, dem wegen der Geiseln ein gewisser Beigoj^t hniack der Abhängigkeit der Samuiten nicht fehlt; jedenfalls liegt völlige (Trleichberechtignng fern. Sucht man nach einer Erklärung l'ur diese ungewrduilicho Erscheinung in d. r Samaitisoheu Geschichte, so kann nur wieder auf Witolds EintiuU hingewiesen werdf n Witolds und des Ordens Interessen sind momentan identisch, also ist er für Stellung der Geiseln an den Orden eingetreten. Ferner mag die Furcht vor Jagiellos Bache dazu getrieben haben, den Orden sich zum

1) Bunge III, 1189: Der Hochmeister in seiner Kriegserklärung an Jagiello: „Oach so weista wol, das wi brife inoe habin, .... das das lant

zcu Sameyten snlde unsir sin bis uf die Dobies. Des undir windesiu dich und schribesi nns in dinen brifen. se haben eich dir dirgoben .... und

wir sulden ir nns in keiner \vei.«f r.nx sein.**

2^ Wigand ÜMa: . . . Magister .... convocuvit copiam fsüsrepit'iue

Siimsiitat» in succursum douuus eis arma, equos et vestes, magister

cum aais in nna, Wytant in alia part9 .... veneront prope Traoken.

3) Positge zu 1383 in Scr. III, 127: homeister .... caog mit macht vor Trockin, gewaii das hus, ^ab is Wjtowt yn und vil Littowin worffen sich an yn und 'li'c ^'.imaj'tlien gomcynHrh .... des vorbandin sicli .... die Sainaythen mit dorn ordin und p;r)hin onc i:;vsel. Aiin.'tl. Thor, zu l'disi in Scr. III, 127: „^Sainaytae; posilis obsidibus pacem habue- runt. .

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Von Dt. B. KrtunbbolU.

6

Beistand n\ verjiflii-liteu. War audi wx-h nicht- die Zn2;elirpriij;- k-^it Siimaiteus zum Ordensgebiet, dadurch ausgesproch-'U, so war doch immerhin ein wichtiger Anfang dafür gemacht. Witokls £iiiflafi za Gunsten des Ordens hatte sirli bewährt; kein Wunder, wenn man ihm, vielleicht um ihn der Versuchung zum Ahfall in dem exponierten Troki weniger an^esetst zu sehen, einen aaeh duichans wichtigen Posten anwies, von dem er gleichzeitig •einen Einfluß in Samaiten fiär den Orden verwenden konnte. Die Festung Marienbiirg^) wurde ihm Herbst 1383 übergeben.^) Man sah sich in seiner Berechnung nicht getäuscht. Sowohl Wigand wie unsere anderen Quellen *) berichten, wie die Samaiten sich Witold angeschlossen hätten und gegen Tiittauon feiüdlich auttraten. So war es ein Schritt von höchster Be- deutung auch tür das Verhältnis Samaitens zum Orden, als am 21. Oktober 1383 zu Tapiau Witold die Taufe empfing;^) schien doch dadurch sein Geschick mit dem Orden auf das engste ver- banden und gleichzeitig Samaiten vorläufig wenigstens durch eine Art von Interessengemeinschaft an den Orden geknüpft. Ferner mußte nach dem üebertritt Witolds zum Christentum Hüter Berücksichtigung seines Einflusses in Samaiten ein ihnlicher Schritt bei den Einwohnern dieses Landes als in größere Nahe gerückt nicht ohne Omnd augesehen werden können. Immer inniger wurden die Bezieliungen des Ordens zu Witold. Arn 1. Januar 1384''; versprach der Hoflinieistcr Konrad Zöllner ofüziell Witold bei der AViedereinuahnic seines Erbteils zu helfen, und am 30. Januar 1384 erklärte sich Witold für sein väterliclies Krbiand zum Lehnsmann des Ordens mit dem Znsatz, daß bei seinem eventuellen Tode ohne Erben alle jene Besitzungen dem Orden zufallen sollten. Dieser £r-

1) Marieuburg a. Memel, etvvaa unterhalb der Dubissa-Mündung. cf. Scr. S. 128. Aam. 1. 3) Annal. Thor, «md Posilge zu 1383 in 8cr. III, ISBl S) Wigand 187 a. 4) Annal. Thor, und Posilge so 1883 in Ser. III»

128. - 5) Annal. Thor, m l D.-tmar zn 138:3 in Scr. III, 127. - G) Codex epi<!toLins Witoldi No. 12. üegeat. (Ck}deaL epistol. Witoldi citiert mit C. e. ^V. aad Hegest, mit K.)

6

Samaiten und der Deutsche Ürdeu etc.

klärung ließ er dann die Abtretung Samaitens von der Ein- müuduug der Nawese in die Memel aufwärts bis nach Livland zu folgen.*) Die Frage, wie die Sieliuug der iSamaiton bei der ersten Abtretung bis zur Dubissa seitens Jagielloa war, ist bereits dahin entschieden worden, daß durchaus nicht mit ihrer Einwüligang sich dieselbe vollzog. Witold greift deshalb viel« leioht nicht atif sie zurück, sondern er überweist nochmals alle Samaiten an den Orden. Von einer Antorisienmg Witolds hierza durch die Samaiten findet sich nichts; ja ein Ansprach desselben auf ihr liand kann sich doch nur darauf stützen» daB er Kestuit» Sohn ist. Gewiß wird also auch er nicht zu der Schenkung in gauzeui Uintaii^ berechiigt sciu. Dcuuoch liegt die Sache für den Orden, wenn avii h ni<-ht in rechtlicher so doch in iaktisclier Beziolmiig anders. Witold hatte offenbar in Samaiten einen großen Anhang, ihm ist es schon gelungen, sie zu einem Frieden unter Stellung von Geiseln zu bringen ; wanun sollte er nicht ihren völligen Anschluß erreichon? Denn man darf nie aus den Augen verlieren, da£ Witold augenblicklich mit dem Orden stieg und fiel. So durfte jetzt vielleicht zum ersten Mal der Orden hoffen, dies schon so häufig ihm über- wiesene Land auch ohne Aufwendung großer Streitkräfte wirklich in Besitz zu bekommen. Witolds Wirksamkeit in den ersten Monaten des Jahres 1884 schien geeignet, diese Aussicht noch mehr zu fördern. Abgesehen davon, daß er im FniMiug eine Expedition des Ordens nach Littaueu unt. rstiirzTe,-) und im Mai an dem Bau einer neuen Bnr^, Marienwerder, ^) teilnahm,^) erklärte er sich nochmals am l-i. Juni zum Lehnsmann des Ordens, gestand ihm das Heimfallsrecht über sein väterliches Erbe zu, in dessen Besitz ihn zu bringen sich der Hochmeister

1) C. e. W. Ko. 18. ... . Wir hftbea ouch die andern gteniczen mit dem Orden gericht, als die Xawi se in <lte Memel feilet ... bis do sie ent-

Bprintrot vort von dannen bi^ ken Lii lan it, Tmd ;»l!e SameytcD sollen

dos onlens sin. ... 2) Wi^aii'l 3) Marienwt'rdcr Heut an dor

MütiduDg der Wilia, Kowiio gegenüber, ct. Poailge zu in Scr. III, 129. 4) Wigand 137b.

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Von Dr. B, Krumbholt«. 7

verpfliehtete.') Mit Recht mochte sich der Orden von dieser Manifestation der Einigkeit xwisclion Witold und ihm einen moralischen Einfluß auf Samaiten zu seinen Gunsten versprechen, als plötzlich ein ^oßt^r üm*ichwun<:^ kam.

Lohraeyer^) weist mit vollem Kecht darauf hin, daß Witold unmöglich sich durch diese Ahhängigkeit vom Orden befriedigt f&hien konnte, und auf das Angebot Jagiellos, gegen Zurückgabe seinea yftterlicben Erbteils mit Wolynien und Luzk'O sich ibm aiunisohließen, gern eingehen mußte. Auf Witolds Freundschaft zam Orden basierte die Haltung Samaitens den Deutschen gegen- über. So konnte es nicht ausbleiben, dafi mit Witolds Abfall auch die Krran gen sch aften den Samaiten gegenüber ins Schwanken L'orieten; sie mußten es um so mehr, als Witold darauf bedacht war, auch strategisch den Orden auf das Schwerste zu selia lirron. Es ist für unsere Darstellnng gleiehgiltis;^, wie es ihm gelang, anlier Marieuburg. das ihm anvertraut war, nach dem 9. Juli 1384 auch Georgenhurg und Marienwerder zu 'vemichteni^) genug, daß dur( Ii das Ersth' in<»n dor Samaiten vor Georgenburg*} als Witolds Verbflndete der Umschlag der Stimmung in ihrem Lande klar bewiesen ist. Für die nächsten Jahre fehlt jeder Anhalt ffüT die Geschichte Samaitens; wir werden aber schwerlich irren, wenn wir annehmen, daß nach Witolds Tiebertritt zu Jagiello die Samaiten sich wieder dem losen Abhüii^i^^^keitsrerhftltnis zu Littauen werden unterzogen haben. Zur Aktion gegen sie ging der Orden erst wieder über, als nach dem 26. Mai 1387 mit dem Wiederaufbau von Georgöuburg beo;oniien wurde.

Inzwischen hatte sich in Littauen eine wichtige Aenderung vollzogen. Jagiello war unter Annahme des Kamens Wladislaus durch seine Vermählung mit Hedwig nach Uebertritt zum Christentum Herrscher von Polen geworden und in Krakau

1) Voigt C. d. Pr. IV, Ko. 9a S) Lohmeyer S. fi69. 8) fionndl:

Chronographie S. 169. 4) Wip;\ii<l IHR- 139; Anual. Tor. \uv\ P. silg« sa 1381 in Sri. III, 130-135. ^ r, Portil-e zu imi in Scr. III, 131: Dornndi ki>rrzli<.'liiii tote sich Wvtowt umine mit denp Samaithen. nnd czogin vor Jorgen bürg. ... 6) Annalista Thorunensia und Posilge zu lö^l in Scr. III, 149.

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Sanuiten und der Itoatsche Orden etc.

am 4. Hftrz 1386 zum König gekrönt worden, üeber Littaneii- selbst behielt er sich den Titel „oberster Ftirst*^ vor, während die Würde eines GroBfÜrsten von Littauen Skirgiello erhielt, nicht Witold, dem sie versproclien war.*) Auf Skirgiello also wird auch die von Jagiollo beanspruchte Oberhoheit über Saraaiten übergegangen sein; denn er ist es, der am 9. Juli 1387 mit dem Meister von Livland, Kobin v. Eitz, für seine und Jagiellos Länder einen Waffenstillstand bis Weihnachten 1388 abschließt^), jedoch einen Teil Samaitens'') davon ausnimmt. Daß etwa dieser Besdrk Samaitens dem livläudischen Meister gehört, ist des* wegen nicht möglich, weil faktisch der Orden in Samaiten keinen Besitz hatte, bei seinem nominellen Besitztitel anf das Land sich am allerwenigsten das Odinm wird zugezogen haben, einen Teil den Segnungen des Waffenstillstandes zu entziehen. Möglich und sogar wahrscheinlich ist, daß Skirgiello nur auf Wunsch des Ordens einen oder laelirere B< xiike ausgenommen hat. weil dieser ein Kt'biet für seine Heide ulkkrten haben zu müssen glaubte. Dcrsellie (Irnml wird auch die A'^eranlasRUUg gewesen sein, wenn am 30. .Januar l."i88 ein Stück Samaitens wieder nicht in den Waffenstillstand hineingezogen wird,*) welcher für die Zeit vom 23. Februar bis 10. ^fai des Jahres zwischen Abgesandten des ganzen Ordens imd Jagiellos zur Vereinbarung eines dauernden Friedens geschlossen wurde. In- dessen das ganze Jahr 1888 verlief, ohne daß der Orden Samaiten seine Waffen hAtte fühlen lassen; um so kräftiger ging er 1389 vor. Eine Abteilung aus Livland machte mit Erfolg es sich zur Aufgabe, die Samaiten benachbarte Gegend zwischen

1) Lohmeyer S. 27a - 2) Bunge III, 1245. 8) Voigt: C. d. Pr. lY, No. 47: „. . . . ezcepta terra Samaytie, inq ^aittuin ülnstris princeps Sldxgolo . . . ad trengas pacis cum dommiB de Lyvonta factae et oxdiiiataB non

indoeit

4) Voigt: C. (1. Pr. IV, No. 47: „excepta terra Samaytie. inf]nanfiim . . . . Skirgolo a ... ad treugas pacis cum domiuls do Lj'vonia , . . uou mclusit et inqtiantQin dicta terra Samaytie in treugas praedictas aon eit ioclnsa neo ad praeventee treu gas pacie indudatur.

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Von Dr. Ii, Krumblioltz. 9

Nawese und Swintoppe^) zu Terwüsten,*) während der prenßisdie

Zug ^uAi iiaili Kalth. nenen') wandte.*) Verliefen diese beiden CnteniuLiiiim^2;en glüf^klioh, so trat das Gegenteil ein bei einer Expedition, die Ende Februar t.H89 ii;<'i2;oii ^rirdniki ') fremacht wurde. ") Die Samaiten waren von der drohenden Geüilir otieatiert worden. Sie sammelten sieh, und führten mit Einsicht ihren Plan durch: Ohne Widerstand zu finden, gelangten die Bitter in das Land; erst auf dem Bückenge^ als hoher Schnee die Schnelligkeit der Ordensabteilung hinderte, als ein nicht sogefrorener Snmpf den 'Weitermaraoh hemmte, da stürzten die Samaiten auf ihre Feinde los und nahmen den Comtur von Hemel, den Führer der Ordensschar, gefangen. Hit Airchtbarer Grausamkeit, welche dem Orden auf das Deutlichste vor Augen führt«, wie groß die Erbitterung gegen ihn wieder sei, wurde er den Ootteni zu Rhren samt seinem Pferde vtu bräunt. Wie sehr hatten sich seit Witolds Uebertritt zu .Tagiello des Ordens Aussichten auf Samaiten geändert! Mit froher Hotthung mochte er deshalb es begiüßen, als zwischen Jagiello, Witold mid Skirgiello Uneinigkeit ausbrach, weil Jagiello sich weigerte, Witold seine Besitzungen schriftlich zu garantieren.^) Jedoch die hierauf und auf den bald sich anscblieBenden Versuch Wi^lds, sich gegen Skirgiello aufzulehnen, '') etwa gesetzten Erwartungen erwiesen sich als veriHlht. Am 39. Mai 1389 ver- söhnte sich Witold wieder mit Skirgiello und versprach ihm and Wliidislaus Hilfe gegen alle Feinde.^) Diese Aussöhnung üiuijte der Orden um so molir bedauern, al?^ in drn Verhandlungen zu Neidenburg im Juni des .fahres iQK) \ on den Vertretern des König Wladislaus, der wohl als „oberster Fürst" von Idttttuen definitive Entscheidungen über Samaiten sich vorbe-

1) Swiatoppe ist die heutige Swieta oder Swenta, eio Nebetiflnß der Willia. cf. Scr. m, 166 Aua. 3. ^ 2) Poailge an 1888 in Scr. III, 166.

3) K ''Ijuenen ist das schon bckariutc Koltiuiany an der Okmiaiia. 11 Wjgaini 146b und ItSb, Posilge iu Scr III, 157. 5) Miedniki i^^t das schon bekannte Medingiany. 6^ Wigand 147; Posilge zu l3Hf) in Scr. III, 157. 7) Caro III, 'J6. - 8) (Jaro III, 'J6. - 9) Cwü Jü, U4-95.

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flftmaiten and dor Dentoohe Orden ete.

lialten liattö, auf die Fordening Samaiten dem Orden zu Über* lassen, als dessen rechtmäßigen Besitzer er sich legitiirioren könne, eine durchaus ablehnende Antwort erteilt wurde.^) Der Orden sah also jede Möglichkeit, seinen Anspruch anf Samaiten zu realisieren, verschwinden. Aber schneller als er nach jenem Vertrag vom 29. Mai hAtte erwarten können, trat eine Schwankung Witolds ein. Bereits Ende 1389, wie Bonnell") annimmt, sicher Anfang 1390*) trat Witold mit dem Orden in Unterhandlungen, deren Resultat war, «laß eisiterer alle früher dem Orden ge- gebt-ii»-n ZnsicherungtMi ^\ ieder als giltig erklärt.*) Offf^nbar wird der Orden auch besonders die Abtretung Samaitens vom .30. Januar 13S4'') darunter verstanden haben. Indessen wichtiger wohl noch als dies Versprechen wird dem Orden der Einfluß Witolds in Samaiten gewesen sein, der schon einmal so günstig fOr die Deutschen gewirkt. Als Gegenleistung hierfiEbr unter- nimmt der Orden, um Witold su dem einst von seinem Vater Kestuit, jetzt von Skirgiello inne gehabten Gebiet zu. verhelfen, einen Zug bis nach Kernow,*) dessen Aufgabe seitens der Littauer erreicht wird."') Im Uehrigen sah Witold seine Hoff- nungen gt'tiiu^cLt, ja er verlor nllo seine Besitzuii<;en ein- schließlich Grodno,") so daß er seine ganze Zukunft in der Hand des Ordens und der Samaiten liegen sah, auf deren Anhänglich- keit er ja mit Sicherheit rechnen konnte. Es begreift sich, daß unter solchen Verhältnissen Witold an der Vereinigung dieser beiden Faktoren alles liegen mufite, daß ihm Wladislaus und

1) Voigt: 0. d. Pr. IV, No. 66. Atisprüclie des Orfkns auf (Jnunl von

Privileirifn: Mimlnw . . . hat df»m nnlen gegeben .... Samavtcji Lranii

Autwort der Gesandten Wladislaus': Nu seo wir wol. das ir i>t«et noch dem lande csn littowao und das ir mit-nnaerm herm .... kriget umb dy land CSU litthowen ....

S) Bonnell: Chronographie S. i76. 3) Wigand 149; Annal. Thor, und Posilge zu 1390 in Scr. III, 162. 4) Codex epist. Witoldi No. 63: Witold vprfjprirlif v<'ii don .,brifon, di in d^s prwirdiir'n herm homeisters gewaldiu sint, die welle wir gautz, veste uiul strtc lialden," 5^ 0. e. W. No. 13. 6) Kemowo ist Kieruowo an der Wiliu. et'. Scr. III, 1G2 Annx. 2. 7) Posilge SU 1890 in Scr. III, 162. 8) Wigand 149; Annal. Thor, und PoBÜge zu 1890 in Scr. m, 163 und 168.

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Von Dr. B. Kmmbholtas.

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Skii-f^iello gegt'iiüber nichts uiiangoTiplimpr s(sii konnte, als wenn Orden und Samaiten noch ferner m J?'eiud8chatt blieben. Und so mag der Orden vielleicht gerade durch die erwähnte un- glückliche Parteinahme für Witold einen Druck auf diesen ans- geübt haben, seinen ganzen Einfluß in Samaiton an&ubieten| dies Land zum Anschluß an den Orden zu veranlassen. So ging Witoldfl und des Ordens Interesse auf dasselbe hinaus, und, wie wir sehen werden, erreichten beide Teile das angestrebte Ziel. Witold konnte sich in seinem Kampf gegen Littauen und Polen auf die Samaiten und den Orden stützen, der Orden sali den frei\villig»>n Anschluß einer groüen Zahl samaitisr-her Häuptlinge bioh vollzielien,^) Am 2Ci. Mai IB'J') ersrljieueii in Königsberg aus 7 Bezirken der Samaiten, nämlich aus Medinkin,") Cal- theneeu,^) Knetow,"*) Cmzow,'') Widuckeln,*") Rossieen') und E ro- gein'*) 30 Häuptlinge, indem die Zalil der Vertreter jedes Terri- toriums schwankte zwischen zwei bis sechs. Diese 30 glauben im Kamen des ganzen Landes verhandeln zu können, was sich aus folgendem ergiebt. In der von ihnen ausgestellten Urkimde^ sprechen sie von „des gemeinen landes wegen czu Samaiten'* und auch der Orden betont in seiner Gegentu'kundo,''') daß die getroffenen Vereinbarungen gelten für „das ganczo la]id i /.u Samaiten." Es innßte dies bescmdors betont werden, weil durch die obigen 7 Gebiet <• der guii/e Umfang des Lande:H, wie wir wissen, nicht erschöpit ist. Nach welchem Priucip, ob ilberhaupt

1) Posilge zu 1890 in Scr. III, iGi; C. e. W. No. 67. - 2) Medinkin ist MediBgiany. 3) Calthoueen ist das heutige Kültiuiany an der Okmiana. ef. Scr. II, 669 Anm. 962. *~ 4) Snetow li«gt im Gebiete von Madeniken ef. Scr. II, 664 Anm. 6. 5) Crasow weiS ich nicht mit einem hentigoo. Orte zu idontifiziorcn, vielleiclit Krosche nordöstlich von Koltiniany. 6) "Widuf kelu ist das heutige Widnkli, 2 Meilen westlich von doui si hon bekannten Kossieny. cf. Scr. II, Anm. 5. 7) Rossieen ist das cl.en erwähnte Koööieny. 8) Erogeln ist das heutige Eirogola a Dubissa. 9} G. e. W. No. 67: „Wiaeentlich sie nllin die disen bri£P aelien, . . . . dt8 wir noch geschrebene von des gemeinen landis wogen csa Samaiten** (es folgen die Namen der Häuptlinge). 10) 0. e. W. No. 68: „Wissontlich

si aürii die deseu brieiT seheu das wir obir ein getragen babeni als

mit dein ganczeu lande csu iSamayteu . , »

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Samaiteu nnd der Deutsche Orden etc.

nach einem, boi der Answahl verfahren iat, erpriebt sich nicht. Vielleicht sind es die üegeudoii, dio Wikdd besonders zuß^othan waren, welche durch eine Pacifizierun*]: ihreKieita auch die andern Landsleute nach sich zU ziehen glauben mochten und deshalb &at ganz Samaiten unterhandelten* Ausgeschlossen ist ja auch nicht, daB wie in frdberen Jahren fQr Kriegszeiten, so jetzt eine Yersammlnng znsammengetreten war nnd hier die augen- blicklich angesehensten Häuptlinge gewAhlt sind. Die ge- troffenen Vereinbarungen lassen sieh nach drei Gesichtspunkten ordnen: Zwischen dem Orden, WitoM^) und d<'n Samaiten wird ein Sclmtz- und 'rrutzbündnis geschlossen; sodann wurde ein Tlandül« vertrag vereinbart, der zu Gunstim des Ordens an««fiel. Währen<l den deutschen Kauflouten ganz Samaiten für ihren Handel freigegeben wurde, haben die Samaiten nur Zutritt in Qeorgenburg, Bagnith und Memel. Bei dem naturgemäß in Samaiten weniger ausgebildeten Handel konnten die Einwohner

1) Witold ivird swdmal von den Samaiten „König" in einer Weise genannt, daf er ihnen als kontnüiierender Teil ebenso wie der Orden gegen- über Ktflit (C. e. W. No. G7: Die 90 Häuptlinge gelc.ben: „konige Withoud, . . . . den }»errin czn Prussin . . . ozu helfiri wedir alle ere vinde" und ferner soll Itot Streitigkeiten ein SohiodsL'pnVbt crbildot wenlon ;ius ppj^n- tiortea de,^ Ordens, ferner: „so sol is ouch macht }iabin kouing Witond und vier der eldisten ans dem Lande eza Samaithiu, .... die sprechin vor eine frnntachaift"), einmal sprechen sie von „unser Konig Witowd". Da Witold in unmittelbarem Ansclduß «laran von ihnen ersucht wird, sar Bekräftigung des Vertrages an Stelle des ihnen fallenden Siegels das seinige auf die Ur- kunde zu setzPTi. So st« lit er hit iklnii h .als 7.n dori Sr»maiten gehörig im Gegensatz zum Orden du. Es ist schwer beide Standpunkte zu vereinigen. Indessen hat dieser in rechtlicher Beziehung gewiß sehr bedeutende Unter- sohied in der Praxis wenig zu bedeuten. Denn mehr als ihre Unterstfltsung kann er als ,,König der Samaiten" auch nicht beanspruchen. Aach eine Bestätigung dafür, daß Witold 1S84 und 1390 ohne Autorisation nur eigen- mächtig das Land dem Orden üIktw irscn hat, nuM hte ich darin finden, daß von jenen beiden V<ii t;;mi;en hier mit keiner Silbe Erwähnung gethan wird, Witold wird wenig daran gelegen haben jetzt^ wo er die Zusage der beider- seitigen Hilfe hatte; der Orden wird die Unmöglichkeit erkannt haben^ •einen Ansprach dnrchznsetsen. Die Samaiten werden als völlig anabUtogig anerkannt, was, wie mir scheint, doch implicite in der Verhandtang mit ihnen als Fartei liegt

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Von Dr, B. Kitimbliolte.

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dieses Landes daznii zufrieden sein; der Orden Andrerseits mifite sie so an Orten« wo sie -wegen der Festigkeit derselben nicht Schaden anrichten konnten. Verrftt diese Maßregel des Ordens schon groBe Vorsicht, so zeigt die dritte Abmachung, daß man

aiit" beiden Seiten sich keineswegs Illusionen hiugal). j\ran traf jetzt schon Bestimmungen, welche den gewiß sehr leicht ein- treten könnenden Zerwflrfnisseii die Spitze abbrechen sollten. Bei Irrungen sollte ein Gericht zusammentreten, das aus Witoid nnd dem Ordensmarschall, sowie aus vier Ael testen aus Preußen nnd Samaiten gebildet wird. Die Vermutung, daß der Orden in dem so geschaffenen Verhältnis nm: ein Durchgangsstadium sah, liegt nahe. Er wird darauf in der Hofinung eingegangen sein, durdi friedlichen Verkehr mit Samaiten sich dies Land zu nftherUf es au christianisieren und endlich mit in seinen Ver^ waltungsbezirk als Eigentum hineinzuziehen. Gewissermaßen die I^rube ant dies neue Bündnis und gleichzeitig ein Trilmt der Dankbarkeit nn Witoid, den Urheber desselben, war jene großartig angelegte Expedition die Memel liiiiauf, an der PreuUen, Livhmd, viele Gäste und die Samaiten unter "Witoid teilnalniien. Indessen trotz des anfänglichen Vorteils über Skirgi< llo bei Alt<£owno scheiterte die Unternehmung doch schließlich vor Wilna, das vom 6. September bis 7. Oktober vergeblich belagert wurde.^) Es kam jetzt darauf an, ob Witoid und die Samaiten durch diesen Schlag in ihrer Treue fttr den Orden erschüttert werden würden. Ein direktes Zeugnis haben wir nur für Witolds Verbleiben beim Orden, woraus aber wohl auch die Aufrechterhaltung des Eunduisses vom 2ii. IMai 131><) seitens der Samaiten anzunehmen ist. Witoid ging von der Erkenntnis aus, daß eine Aendernng seiner Stellnng jetzt ihm nnr völligen Untergang bringen könnte. Er wart sich deshalb dem Orden völlig in die Arme, ging mit Weib nnd Gefolge nach Barten- stein.*) Es darf nicht Wunder nehmen, daß unsere Quellen fOx die nftchste Zeit von den Samaiten niohte zu berichten wissen;

1) "Wigand 150; Annal. Thor., Detmar und Posiige zu 1390 in Scr. III, 164-166. - 8) Pcsilgtt sa 1890 in Scr. in, 168.

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Samaiten und dar Deatsche Orden tic

wir werden swisohen dem Orden and Semaiten fireondliche Be- ziehungen voranseoBetcen haben. Es liegt Tellig außerhalb des Bahmens dieses Themas, auf die Politik des Ordens einzu- gehen, welche danach strebt, sich das Hersogtam Dobrzin anza- eignen.') Es resnitiert indessen ans diesen Bemtlhuugen, wes- halb der (Juden tTst im August 1301 wieder einen Zug gegen Littauon unterualiin, dadiireli iUif Witolds Wüuticiie wieder ein- ging nnd mit iliin aucli gl^.-iclizeiiig die Samaiten noch fester au sich zu ketten hoffen konnte. Großartig waren die Folgen dieser Expedition. Bei Kowno entstanden drei Ordensburgen, deren eine, Ritterswerder, Witold anvertraut wurde,*) der von hier ans 1391 im Deaember Grodno nahm.^ Aber wenn der Orden anf eine dankbare Beth&tigong Witolds fttr die ihm ge- wordene Unterstützung rechnete, so irrte er sich sehr. Garo*) nnd Voigt haben ansfdhrlich dargelegt, wie Witold scheinbar trotz heimlicher ünterbandlnngen mit Jugiello sich als Bundes- genosse des Orduns zu benehmen wußte. lüvS er naeli allmählicher 2urückziohiing seiner nächsten als Geisel dem Orden gestrellten Verwandten um den 24. Juni 1392 ]ilüt/.lirli liitterswerder uud zwei andere im Mai 1392 bei Grodno gegründete Burgen des Ordens überfiel, vernichtete und als Lohn für seinen Verrat von Jagielio die Würde eines GroBtürsten von Littauen erhielt.^)

Es war nötig und wird auch ferner sich nicht nmgehen lassen, auf die Stellung Witolds zum Orden einzugehen, weil ge- wissermaBen nur ein Niederschlag davon die Geschichte Samaitens

ist. Durch Witold zur Freundschaft mit dem Orden gebracht, liaben die Samaiten jetzt nicht die geringste Veranla.ssuug nielir, dies Verhältnis autrrrlir zn erhalten. Gefren da«? feindliche Littaueu war der Schutz des Ordens annehmbar ujid m Kück- sicht darauf ein Bündnis angebracht, weil Witold allein nicht Sicherheit genug bot; jetzt, wo er gro^e Macht besaß, gebot es

1) Lobmeyer S. 27Ö-277. - 2) AVigaiid 151; Posilge zu 1391 in Sor. m, 173 und 178. - 8) Po«üge zn 1391 in Scr. ni, 176. 4) Caio in, 109-111; Yoigt y, 606-609. - 6) Garo III, 119.

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Von Dr, B. Krunibiiolu.

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der Yortheil, seinem Feind taush moh. als Gegner gegenüber zn

stellen; diesen Wechsel zu vollziehen, fiel um so leichter als in Samaiten niemaml (larill)er in Zweifel sein k(jnnte, daß das letzte Ziel des Ordens Unterwerfung und AbscLalTnni^ df»s Heidentums war. Zwar war Witold auch Christ, aber mit vollem Recht weist Caro^) darauf hin, daB von ihm, der „die alten heidnischen Sitten und Gewohnheiten mit den tausend Uebungen und der Werkheiligkeife der römischen nnd russischen Kirche" in sich m Tereinigen verstand, nicht solche Ge&hr drohte» wie von dem Orden nnd Polen. Diese beiden mußten infolge ihrer Terbindnng mit der Enrie auf völlige AssimUiemng in Glanhens- sachen dringen, Witold konnte und wollte vormöge seiner persönlich freien Auffassung über diese Dinge darauf verzichten. UikI dieser Anschluß an Witold war um so wichtiger, ahj er innerhalb Littaueus bald völlig unabhängig dastand und auch seinen letsten Nebejibuhler verdrängte.^) Der Ab&ll Samaitens vom Orden ergab sich also ans den verschiedensten Ursachen. Es kam darauf an, ob Witold bei seinen Eroberongsplänen nach BiifQand hin') die Zeit und das Interesse haben wQrde, den Samaiten Gleiches mit Gleichem zu vergelten, oder ob er, ähnlich seinen Vorgängern auf dem littauischen Thron^ die ihm von den Samaiten doch wohl aus Hoffnung auf Gegenleistung gebrachte Hilfe mit Undank belohnte in Rücksicht auf etwaige dadurch sich ergebende Vorteile, und sie einfach fallen ließ.

Folgen wir chronologisch den Eieigiüsisen. Es ist der Orden, welcher den Kampf wider die Samaiten erütinet» falls sie nicht durch Teilnahme an der Zerstörung Bitterswerders und der übrigen Burgen im Juni 1392 damit begonnen haben, was sehr wahrscheinlich ist, obgleich sie nicht von den Chronisten ervihnt werden.^) Aber selbst ohne direkt dassn veranlaßt zu seiO} wflrde sich der Angriff des Ordens aus der dargelegten notwendigen Stellung Samaitens nach Witolds Abfall erklären.

1) Caro in, 185. - 2) Caro III, 187-191. 3) Lohmeyer 8. 279; Caro lU, 196. - 4) Voigt: O. Pr. V, 623i 637-G3Öi 639-646.

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Samaiteu oud dar Deutoohe Orden etc.

Gemic;. naclidom im Herbst 1392, im Januar und ]\Iai 1393 t^ils Züge nach Littaueu, teils Verbandluugeu stattgeiuuden ]iattcn.^> geschah seit längerer Zeit zum ersteomal wieder wohl Ende Anglist 1393 ein Einfall nach Samaiten, wobei der Graf Wilhelm von 'Württemberg einen grofien Teil des Heeres stellte. Durch die großen Wälder, welche sich zwischen Insterbnrg und Baguith erstreckten, gelangte man an die Hemel, ftihr diese binanf und landete, wie ich mit Hirsch*) annehme, bei Ge( .rg( n- burg auf doi)i nördlichen Ufer der Memel, drang durch den bei dieser Burg beginnenden heiligen Wald Wint in die B* /irke Promedien') und Rossieny ein , plünderte und zog mit t^iuer großen Zahl Gefangener, eint r M<Mige Vieh wieder nach Hause,*) freilich nicht ohne von den Samaiten Verluste erfahren zu haben. Indessen waren diese doch ganz geringer Natur im Vergleich zu dem Schaden, welchen ein bald darauf sich anschließender Bachezug der Samaiten zur Polge batte.^) Mit einer Energie, welche an die ersten Zeiten des Kampfes mit dem Orden erinnert, und die sowohl der längeren Friedensepoche znzn- «schreiben ist wie dem Gefülil. in Witold einen Rückhalt zu halfen, zogen sie vor Memel, legten die Stadt in Asche und kehrten eiat nach «^in< m dreimaligen Sturm auf die nur mit Mühe behauptete Buig Memel in die Heimat zurück.'') Zwar "wnrdo dieser Schaden durch den Xeiihau Hemels im Jahre 1394®) wieder gut gemacht, aber zu der Erkenntnis mußte der Orden immer mehr kommen, daß die Widerstandskraft Samaitens noch lange nioht gebrochen sei. Dennoch wurde man nicht ent- mutigt. Wie im August 1898 drang im FrOhjahr 1394 übrioh von Jtmgingen, Ordens vogt im Samland, von Georgenbnrg ans in das Land Rossieny, wurde aber durch die Nachricht, daß Witold gegen Gcorgonburg, wo die Schifib zurückgelassen waren,

1) Voigt: G. Pr. V, 623; (kJ7-638,- ti3'J-646. - 2) Hirsch iii Scr, II, ' 663 Anm. 199a 8) Promedifia liegt in der Nabe der lOtwa. 8er. III, , 189 Anm. 2. 4) PosUge m 1896 in Scr. m, 189; Wigand im. - 6)Pc8i]ge 1898 m, 189. - 6) Ponlge eq 1894 in Scr. HI, 192.

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Von Dr. E. Knunbholt«.

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heranrückte, zur ümkohr gezwuugen.^) Mit größerem Erfolg schien antan<i;lich der Orden auf seiner Expedition Ende Juli 131>4 gegen s»-ine l»eideii ehemalip^en Bundesgenossen zusammen operieren zu solleu. Unter Verweisung auf die bei Voigt^) ge- gebene ausilährliche Schilderung dieses ZageS| deasen Aufgabe es sein sollte, das 1392 vernichtete Bitterswexder wieder hersni- stellen und ferner Witold durch Einnahme Wiliiaa empfindlich zu treffen, hebe ich nur hervori inwiefern die Samaiten an ihrem Teil dazu beitrugen, daB dieser mit vieler Kraft und Ausdauer unternommene Versuch doch schließlich völlig mifliang. Sie wluren es, die Witold veranlaßtenf mit einem starken Heer heranzurücken, um den Aufbau liitterswerdors zu verliindern j'^) mit ihrer Hüte gelang es A\'itold, durch Besetzung drs nächsten Weges den Hochmeister zu zwingen, einen viel beschwerlicheren, gefährlicheren und weiteren Marsch nach WiJna auszutiithren.*) Samaiten gehören zu dem Heere, das Witold vergeblich auf- bietet, um mit ihm die Wilna belagernden Bitter von jeder Zu^ihr abauachneiden.^) Sie endlich sind es wiederj die dem Ordensheere auf seinem Kflokzug von Wilna über Trold auf Witolds Gebot durch' Auffahren von starken Verhauen imd Entgegenstellen eines starken Heeres die größten Schwierigkeiten bereiten, ohne doch schlieBIich den Weitermarsch der Deuteohen hindern zu können.*') Witold und die Samaiten konnten trotz mancher Schlappen auf ihre gemeinsamen Erfolge mit Be- l'riedigang zurückblicken, beide schienen auf das Engste ver- bunden und mußten es bleiben, so lange Witold es seine Politik vorteilhaft erscheinen ließ, mit dem Orden auf gespanntem Fuß zu bleiben. Mit nicht geringerem Argwohn als Jagiello mochten daher die Samaiten erfallt werden, als Witold bereits im Früh- ling 1395 den Orden um einen Verhandlungstag bat^ und bis KU dessen anstände kommen um den 24. Juni 1895*) in einen

1) Wigand 160 und Scr. II, S53 Anm. 2012. - 2) Voigt: G. Pr, VI, 22-31. 3) Wigand 163 in Scr. II, 656. - 4) Ebenda^ell-st f;.57. - 5) Eben- daselbst 658. 6) EbendoKelljst ÜGO mid 654 Anm. 2U29; Posilge zu 1394 in Scr. III. 196, - 7) Vc.i-t : (1. Pr. VI, 44. 8) Voigt: C. Pr. VI, No. 20.

▲Itjpr. MoiwtaMbrift Bd. XJLVU. Hft 1 o. ä 2

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Samaiten und der Deutsche Ordeu etc.

Waffenstillstand eintrat. Indessen ftber die Auswecltselung von

Gefangenen kam man nicht hinaus. So konnten die Samaiten die Gefahr, isoliert von Witold dem Orden überlassen zu wtiden, für beseiti*!;t auselien, um so iiirlir als im März 1396 Witold mit dem dem Orden verfeindeten \i Bischot Dietrich von Dorpat ein Schutz- und Trutzbündnis abschloß-) und Ende Mai desselben Jahres mit Jagiello zusammen die dem Orden von Soraowit von Masovien Terp^kndete Burg Wisna am Narew angriff.*) Indessen gerode ein Plan, von dem sich die Samaiten fOr die Intensivität der Feindschaft zwischen Witold und dem Orden sehr viel ver- sprechen mochten, ftihrte wieder ssu Verhandlungen. Statt nämlich Eiga von Russen nnd Littauern angegriffen zu sehen hierzu Latte der Bisrliof v()n Dor})at geraten*) mußten die Samaiten es erleben, daß »ler Hochmeister in Rücksiclit auf die Größe der Gefahr zu einer Verhandlung mit Witold. am 22. Juli 139G sieh eutscbloB.^) Was die Samaiten gewiß fürchteten, daß der Orden imter Berufung auf seine Privilegien Abtretung ihres Landes fordern würde, trat ein,®} wurde aber von Witold nicht nach Wunsch des Ordens berücksichtigt. Indessen mufite der AbschluA eines Waffenstillstandes am 28. Juli 1396 zu Kowno^) den Samaiten die Vermutung nahe legem, dafi Witold, wie er jetzt seinen rassisdien Plänen zu Liebe^) ohne Bttcksicht auf sie einen wenn auch zeitlich beschritukten i'riedouszustaud eiugiiig, gelegentlich, soliald es sein Vorteil mit sich brachte, sie ganz lullen lassen könnte. Der Aufhebung des Waü'enstillätaudes am 29. Sep-

1) Lohmeyer 8. 280. 2) Bange IT, 1416. 8} Annai Thor, und PoflUge an 1896 in Scr. lU, 205. - 4) Voigt; 0. d. Pr. V, No. 87.

5) Posilge zu non in Scr. III, 204.

6") Voigt: C. (1. Pr. VT. No. *><i: ..Aus einer Itistrnktion für den Comtur von Danzi^ als Ordeii^j^oitnaieti an den i öirsi^rlun Konig in der Streitsache des Ordens mit Witold: „Ouch das land Saiaavien, das dem erden vor vil jaren gegeben und bestetigt ist von der heiligen Eomischen kircben nnd dem heiligen Rom. riche .... (wnrde Witold aufgefordert dem Ordeo ni geben) ... off (diesen) . . artakel noch keynen besondem von In aatwert geBchach czu genüge.

7) Bunge IV, 1422. 8) Voigt: Q. Fr. VI» üa

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Von Dr. E. KrumbhoUz.

tember 1396^) konnten sie niclit recht froh werden, weil schon im Oktober ein Einfall des Comtur von Ra^ith in ihr Gebiet erfolgte, und bereits D<'Z('nilM>r l.'VJll das iur siu gei'ahrlichö Angebot des Hocliiueisters au Witold eiging, mit ihm bis zum April 1397 einrn Waffenstillstand zu schließen, von dem indessen außer dem Biscliof von Dorpat aiu h dio Bamaiton auszauehmen aeiD.') Als Grund für diese Maßregel den letzteren gegen- über wird angegeben, dafi sie aich um den Wafienatillaiand, Welchen Witold auch fhr sie mit angenommen hAtte, nicht ge* kflmmert hfttten. Worauf der Orden mit dieser Beschaldigang gegen die Samaiten hinweist^ wei£ ich nicht; yielleicht sollte sie Witold nur seine XJntrene gegen diese erleichtem. Da£ Witold sofort hierauf eingegang«»n ist, sagen unsere Quellen nicht; jedenfalls ist aber dit;.st?r Wims' h «las Ordens aiu 2ü. Juuuar ioJ7 zur Thatsachf geworden."') WitoM, der sich lür den Bischof von Dorpat, ireilich vergeblich v^^rwendet,^) thut für dio Samaiten nichts und überläßt ' sie ihrem Schicksal. Indessen nehmen anderweitige Schwierigkeiten, die schon lange wegen des Bischof yon Dorpat^) um das Herzogtum Dobrain*) be- atsnden, and welche zva Beschickung eines Knifürstentages za Frankfurt a. M. im Mai 1897,^ femer zu einer Konferenz mit der Königin Hedwig von Polen am 10* Juni 1897.') fahrten, den Orden so sehr in Ansprach,'') dafi er an eine Ausnutzung dieses Wafl^stillstandes, der bis zum 23. April 1897 lief, gegen die Samaiten nicht denken konnte. Aehnlich verlief ein zweiter

1) Poeilge zu iSOö in Scr. III. 206.

2) Voigt: C. d. Pr. VI, 22: Oucl» sollen buessen bliben (des Waffen- stillstandes) die Sfimayten, wcndt n\p uns hroch worden nn dem frede, den Ir vor sie uffnomet das wir In nicht getruwen mögen no' li wellen.

8) Bonge IV, 1436: „Wir bruder Cuarot v. Jungiitgen . . . tbun kunt . . . das wir mit .... Wytowt . . . einen . . freden uf^enotnen habeiii und galoben . . . das . . . allen einen landen . . . nsgenomen die Samaiten, von mit kein schade entsten . . . sei.

4^ Bunge IV, im. B) Voigt: G. Pr. VI, 77. G) Ebon lasolbst 80. - 7) Posilgö zu lüy« in Scr. III, 212. ») Annal. Thor, uad Posilge zu 1397 in Scr. lU, 213. - 9} Voigt: G. Pr. V I, 75-83.

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Samaiton und der Dantsdie Orden ete.

WaffenstiUstand, welcher dank den Bemflhangen des Hoch- meisters für die Zeit Yom 13. Juli bis 16. Atigust enstande gekommen wvr, obgleich auch in ihm es den Rittern irei stand,

die Saraaitcn zu bekämpfen.^) Samaiten sah sich also isoliert mul mußte all»' Iloilnuiig auf eine üntersttitzunpf "Witolds .schwinden lassen, obsebon der HoLlainiister dan Angfjbot d«^s Königs Sigismund von Ungarn vom 14. Juli 1397, einen definitiven Frieden zwischen Orden, Witold und Polen zn ver- mittehi,*) abgelehnt hatte mit der Bemerkung, daß hierüber die Kurfürsten des Beiches entscheiden sollten.') Die Samaiten mnBten voll Besorgnis sein, weil ohne Bücksicht anf das Zu- standekommen eines danemden Friedens der Wafienstiüstand zwischen dem Hochmeister nnd Witold bis zum 8. September 1997 verlängerf*) und dann bis srara 30. November wohl ausge- dehnt wurde." I Zwar wird Samaiten nicht mehr in dem letzten Prolongationsvorselihig als von (h m Watlenstillstand zu oximieren erwähnt, indessen wird der Hochinoister dies als selbstverständ- li-^ h vorausgesetzt haben, wie der treilich erfol grinse Einfall des Comtur von Ragnith in Samaiteii nach dem 8. September 1397®) beweist. Auch die Anfang 13d8 von Livland aus geplanten Zflge blieben wegen ungünstiger Witterung in den Anfängen stecken^ und erst nach dem 20. Februar hatte man einen BSr- folg.^ Doch der Orden wird hierauf weniger Gtewicht gelegt haben; der Schwerpunkt ftlr ihn ebenso wie fCkr die Samaiten war die Stellung Witolds. Außerordentlich günstig war es für den Orden erstens, daß "V^ itold gerade in dieser Zeit vollauf seine Plane auf Eiolieningeii im Osten beschäftigten,^) zweitens daß die Königin Hedwig für einige Gebiete, die ihr von Jagiello als Morgengabe 1896 verliehen waren, Witold aber

1) Voigt: G. d. Pr. TI, 44: „kern Alexaadro anders Wytowd . . . . tmd allen tinen landen und Inten .... usgenomen die Samayten . . . (soll) . . . von tins keyn .sohade outsten.** 2) Voigt: C. d Pr. VI, 45. 3) Eben*

daselbst V, 95. 4) EbeiKln-^pllmt. 5) G. e. W. No. Ui^. H) Posilge zu 1997 in Str. UI. 215. - 7) Pu.silge zu 1398 in Scr. III, 21ti-LM7. - 8) Annal. Thor, und Posilge in Scr. III, 216-217. 9) Voigt: G. Pr. VI, 88—90.

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Ton Dr. B. KrambholtB. 21

besetzt hielt, von letzterem einen jalirliclion Zins Torl;iii^'f''.' i Nachdem noch am 2. April 1398 ein Walfenstillstand zwisciieu Witold lind dem Orden hU zum 28. April wieder unter Aus- schloß der Samaiten zustande «^- Icommen war,^) einigte man sich vor Ablauf deaaelben am 2B. April lBd8 zu Grodno über die gegenfleitigen Vorbedingungexi jfftr einen ewigen Frieden und ▼erabredete zur Umwandlung dieser Prftliminarien in einen festen Vertrag Zeit und Ort Es wurde die Memel-Insel Sallyn und der 29. September 1398 vereinbart.*) Was dem Orden den Beweis lieferte, daß Witold wirklich gesonnen sei, die einge- gangenen Präliiniiiiirion xn halten, und femer den Saniaitcii mit unbarmherziger Klarheit vor Augen führte, daß nie jetzt definitiv »I.mii Orden überlassen seien, war die Thatsache, daß Witold einer sofort zu eriUllendoD} in (irodno festge- seteten VeiTpfliohtung nachkam. *) Mit seiner Hilfe näinlich gelang es einigen Ordens-(Tebietigem naoh dem 26. Mai 1B98 innerhalb vier Wochen swei H&nser zu Gotteswerder zn errichten und sie mit allem anf das beste zu versehen.') Obwohl die Position dieser zwei Kastelle anf einer Memel^Insel der Nawese- Mflndnng gegenüber sie zn einer Air Samaiten ftuBerst gefHhr* liehen Anlage machte, finden wir nicht den leisesten Versuch eines Widerstandes erwähnt, ein deutliches Zeichen für die ßesignatidn, mit der mau in Samaiten seinem Schicksal entgegen- sah. — Ein Kingehen auf die Präiiniiiuirieu vom 23. Ajtril 1898 konnte vermieden werden, w^eil sit^ in den delLnitiven Friedens- urkundeu*) last wörtlich w^iederkehren und doshalb mit der Besprechung dieser auch ihre Erledigung finden. Unter Hinweis auf die ganz entsprechend der Wichtigkeit dieses Vertrages ein-

1) Lohmeyer S, 282; Posilge /n \:VJS in Scr. III, 219 und Anm. 2. 2) Voigt: C. d. Pr. V, No. 107. - 'd) Bunge IV, 1470; C. e. W. No. 179; Posilge zu 13'J8 in Scr. in, 219,

4) a 6. W. No. 179. Seite 64: „Wir (d. h. Witold) fcloben ouch bi gutee trawen, das wir dem orden beholfen den wellen mit nn^rrn lutm csn der bawtmge, das der herre homeister binnen dem . . . eente MichMlis tage €iae oder czwu veaten möge lassen buweu.'*

5) Fowige au 13UÖ ia Öcr. HI, 220. U) Bunge iV, 14?« und 1473.

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22 Samaiten und der Deutsche Orden etc.

gehenden Betrachtunjsren bei Voif^tM und Caro*) hebe ich nur die für das Verhältnis dos ( Jriit iis zu Samaiten wichtigen Mome-nte hervor und femer die Vorgänge^ welche Witold definitiv von Polen sn trennen schienen, was gleichbedeutend gewesen wäre mit TOUigem Anschluß an den Orden. Da ist nun zanAchst die sonderbare Thatsaohe zu konstatieren, daß der Name „Samaiten" in beiden Aktenstücken überhaupt nickt Torkommt, obgleich es sich bei den auf das genaueste festgeseteten Grenzen swischen dem zukünftigen Ordensgebiet und dem Besitz Witolds fast ausschlit'i31ich um dies Land handelt, das fortan dem Orden gehören soll. Gerade der Orden, sollte man meinen, hätte auf Namhaftmachung dieses so lang*» von ihm umstrittenen Gebietes dringen müssen. Eine Erklärung für diese gewiß nicht ohne Absicht geschehene Auslassung des Namens „Samaiten" in beiden Urkunden zu finden, ist schwer, weil die Verhandlungen vor AbschlnB und Fixierung der Prftliminarien, die ja hier nur wiederholt werden, uns fehlen. Vielleicht wollte Witold die be- sondere und eigentümliche Stellung, welche bisher Samaiten zu Littanen eingenommen hatte, als fUr ihn nicht mehr existierend und überhaupt zu Unrecht bestehend hinstellen; er rechnete es vielmehr einfach zu „terrae nostrae ', über dif er als „supremus dux Litwaniae'' Vorfüguug beanspruchte,') di»» er deshalb auch nach seinem "Willen verkleinern konnte.^; Fulls Witold auf eine solche Erwägung hin den Namen ..^^amaiten"' in seiner Urkunde vermieden hat, so ergiebt sich als Orund i)[lr das £in*

1) Voigt: G. Pr. VI, 93-101. - 2) Caro: III, 171-176.

8) Bunge IV, No. 1179: „Alexander slias Witaudas, Deigntia sapremus dux Litwaniae st finasiae .... cnm . . « magistro gonankli * oertom tenuinnm pladtomm . . . celebravimtis .... inter nos. noatros et terraa noetras, ex una, et dicttim magistntm generalem, anoa at tems eiusdein odints . . . parte eii altera . . .

4) Ditise H\'püthese stützt sich übrigens auf eine später« von Witold selbst geführte Deduktion, in der es heißt (C. e. W. No. 861 a 467): „Terra Samajtarum .... eat et Semper fnit tmam et idem cum terra Ljthwanie

et proptar talem ydemptitatem in titnlo noetro de Samagida noo

sotibiffliis, qoia totum nnum est."

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1

Yon Dr. IL Snimbholtx.

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verstäntTnis des Ordens liiermit riolloii^lit r\or, daß die wohl nicht zu erreichende Einwilligung Sameiteua für seinen Anschluß an den Orden rechtlich nicht mehr notwendig war, sobald die Soiiderexistenz dieses Landes aufgehört hattte. ludessen was hiersa auch immer getrieben haben mag, klar und deutlich stand jetatt fest, was der Orden an6er seinen bisherigen Be- sitzungen sein zn nennen beanspruchen konnte.') Sowohl nach livland wie nach PreuBen hin ^ind eine genaue Fixierung der Grenzen statt, die heute wiederzufinden sehr schwierig, oft unmöorlich ist. Es bleibt mir nichts weiter übrig als die von Töppeii"-) und Strehlke'^ angestellten Unter^JiK^hnnrjon uud ge- wonnon»Mi Kcsiiltato zu ül»erneliuien. Die Grou'/e '^*'^,^n Preußen hin war durch die Merael gegeben, es fragte sich nur, von welchem Punkte dieses Flusses an der Orden das Land nördlich und südlich als sein Eigentum rechnen sollte. Da wurde als Ausgang festgesetzt das Sallyn- Werder (wo der Vertrag abge- schlossen wurde), weldies zwischen der Dubissa und Nawese gelegen ist. Von dieser Insel aus sollte die Grenze des Ordens- besitzes eine Linie hilden, die durch folgende Punkte ihre Bichtung erhielt: Sallyn-Werder zur Nawese, die Nawese hinauf bis AViswilten (?), bis zum Steine Rode in der Aa,"*) zum Smarden^ep f?\ dann bis zum Apeitonsee f?), dann zum Prengel- ?ebeu Weg (lann nnrh Xononioyten,"''! dann ans Ende, der „Heide", wo ein Boru entspringet, durch die Wildnis wo die

1) Die Frage, ob Witold ohne Einwilligung der Hiuptlinge, die wir fttttwillige stMttsrechtliohe Akte SaniAitene haben yoUsiehttk sehen, dem Orden diese Grenzen anweisen durfte, ist eine offene nnd mag, wie schon

im Text angedeutet, p^ernde dazu ijeffilirt haben, Samaitens pigcntümliVher äteiiuug in >>P!M<^n T'rkiiii'l<>ii iii« ht imlir Ausdruck zu geben, es vieliuehr als einen müai icn iidan Teil Littautms liinsätellen.

2) Toppen: Geographie S. 105- KW. 3) Strehlke in 8cr. Iii, 8.228. Anmerk 3. 4) bedeutet FloB nnd ist «ehr allgemein; vielleicht ist die Lavennft) tin Nebenfiaft der Mnscha, gemeint; Mweba ist wieder ein Quell-

Strom der Seingaller Aa. 5) Nenemeythen oder Nenemiten trifTl vielleicht auf Ponemori oder Ponemini an dem ober»ton Laut' der Mcinel. littk Nem- mnms oder Memmns, des rechten QaeUstromes der Semgaller Aa.

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Shunaiton und der D^taobe Orden etc.

Egloff^) entapringt. Da vom Sallyn -Werder erst noch eine Linie nach der die Ostliche Grenze des nunmehrigen Ordens- besiteeB bildenden Nawese gesogen wurde, bo gehOrto dem Orden nicht das ganze Gebiet westlich der Nawese, vielmehr sollte dies freilieh kleine Stflck westKch ebenso wie alles Land <)stlieh der Kawese zu Littaueii gehören, da.s also dadurL-li vom rechteu Memelufer ein zicinlich bedeutendes Stiiek erhielt.

Hiormit w;ire der Toil der Urkunde, soweit er Samaiten direkt angeht, erschöpft, indessen sind noch Momente vorhauden, die dem Orden für die Behauptung ^^-^ soeben erworbenen von grosser Wichtigkeit sein maßten , welche deshalb knrz berührt werden sollen. Zunächst wurde beiden Teilen verboten, „zins* hafftige** oder „eigen ainshafitige" Menschen gegenseitig aua ihren Gebieten anfzunehmen.') Die Unklarheit, welche darin lag, dafi man nicht genau präzisierte, welche von den Katego- rien des dritten Standes') der Samaiten geraeint war, sollte bald Schwierigkeiten hervorrufen. Sodann: Posilge,^) der unsere Ur- kunden ergänzt, borieht*^t vnn dor Yerkündigiinf^ Witolds al>< „Koning czu Littowen und czu Kussin". Wenngleich ich dieser Nachricht sceptisch gegenüber stehe , weil Witold selbst . in seiner Urkunde sich nicht ,,Köuig" nennt, so war schon die Tatsache, da£ Witold sich als „supremus dox Litwaniae" be^ zeic^inet,^) was doch impHoite eine Negierung der Oberiioheit

1) Die Egluff dflrfle der Eglonabadi sein, der bei Podunai auf der Unken Seite in die Bflna ebmQndet.

cf. für Anm. S. 23, 4 u. 5, u. S. 24, 1, Scr. III, 223 Anin. 2.

2) Bullae IT, Nu. 1478: „Vortinr sullcn -wir keinen zinsliuHligen

monsclu-Ti tles herren Alexaudii , luul oiuAi die, als eigen zinshailtig

sin, uemen adir setzen in unsir laude, ane des herren Alexaudri wille." In der OegeuurkuDde Witolda bei Bunge IV, No. 1479 heißt es: „Praeterea nnUan eenritnm, maneipinm an aervum ordinis sine expreasa lieentui magiatri generalia .... debebimus ad terrae nostraa redpere ant loeaie.*'

3) cf. ü1»( r die 3 Stände in Samaiten für die spätere Zeit Ahpreofi. Monatsachr. Bd. XX VI. S. 2(>7. - 4) Posil^e zu 1398 in Scr. III, 224: ,.Und uff die r^iit wnrfin die Littowin nnd liussin Wytowten cvn' ri konig uf czu Littuwen und czu Russin 5> Bunge IV, No. 147i>; „Alexander, alias Witandna, Dei grataa sapremua dux Litwaniae et Bnasiae

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Von Dr. R. Knunbholtz.

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Jagiellos bedeutet, dem er seine Stellung als Großfürst ver- dankte,^) ftir den Orden von h'iclister Wichtigkeit. Polen und Littauon für immor getrennt, beseitigten dem Orden die Furcht vor der Ueberraacht dieser Gegner, was nicht minder für seine Existenz überhaupt, als filr die Erhaltung des nunmehr in festen Linien ihm zugesprochenen Samaitens von höchster Wichtigkeit war. Die Sondening Witolds und damit sein natfirliclier An- schlufi an den Orden gewann m safem gleicli ein aktuelles Interesse, als w in einer Urkunde vom 8. November 1398 lesen müssen, dass die Ansfahrang der zu Sallyn-Werder am 12. Oktober 1398 vereinbarten Beschlüsse bis auf Weihnachten verschoben war und die Grenzen noch nicht „gerichtet" waieu.^) Ob Wi- told dann die eingegangenen Verpflichtuiigen ( rfüllt hat, wissen wir nirht, jedenfalls blieb das beiderseitige Verlialtnis ein gutes, wofür das Hilfskorps spricht, welches August 13U9 Witold i^egen die Tartaren begleitete,''' ^ine Expedition, auf die noch zarüok- zQkommen sein wird. Es lä^t sich denken, daB unter so gflnstigen Verhältnissen der Orden nicht den Versach unter- ließ, das ihm von Witold flberwiesene Samaiten durch Ein&Ue mfirbe zu machen und so der Abtretung Witolds Wirklichkeit EU geben. Gleichzeitig von Preußen und Livland aus iHnden tun den 2. Februar 1399 Eiüiuiio statt. Gewiß wid( r Erwarten des Ordens leisteten die Samaiten Widerstand, indem sie sich zunächst gegen die Livlftnder, dann gegen die Preußen wandten, freilich ohne die Plünderung ilires Landes und die Fortführung einer großen Menge von Gefangenen und Pferden verhindern zu können.^} In den Monaten Mai, Juni und Juli des Jahres 1399 wiederholten sich solche Expeditionen, ja der Hochmeister selbst

1) cf. oben S. 14.

2) Bunge IV, No. 1480. Brief des Hochmeisters an WitoUl: „Oucli, lieber kerre. nns stpt wol rn p;e<1<?nken. das wir von euwir LcrrlirLkcit also ■chidea, das alle ding auideu bleiben sten bis czu wyuachten, und das ist noch ttnaer will«, und dommb, . . . wen is ouch na allir bequemste danken wirk, das man die grenitsMk richten möge» das «ehribet uns

3) Posilge zu 1399 in Sor. HI, 290. - 4) AnnaL Thor, nnd Porilge m 1389 in 8cr. III, 226.

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Samaiten und der Deutsche Orden etc.

stellte sich an die Spitze einer derselben.^) Von untergeordneter Natnr waren die hier erreichten Erfolge im Vergleich zu der Wirkung, welclie Witolds Niedeiiaf^e am Flusse Wor.skla jeu- seits Kiews durch die Tartarf^n im Auu^ust 13^)!> nnrh für Sa- maiten und den Orden mittelbar haben konnte.^} Wit/ild nähei-t^ sich wieder Polen ; er ist ee sogar, der Ewischen dem Ordcm und Jagiello eine Einigung über die yorbandenen Streitigkeiten tn ensieleii sich bestrebt.') So angenehm ein Ausgleich der Gegen- sfttee mit Polen dem Orden zweifellos sein musste, so war doch gleichseitig damit die Gefahr verbanden, daS Witold durch sein gutes Verhältnis mit Jagiello zu der Ansiebt gelangen könnte, den Orden als nicht mehr für ihn von Nutzen fallen zu lassen und gleichzeitig damit die Abtretung Sunaitens, welche eine bedeutende Verringerung der von iinn beanspnichten Herrschaft war, rückgängig zu machen, oder mindestens die faktische Er- werbung dieses Landes durch den Orden zu hintertreiben. In* dessen schienen solche Befürchtungen unbegründet zu sein; denn Witold selbst bot seine Hilfe zur Bek&mpfong der Samaiten an,*) veranlaßt durch die nunmehr feindliche Haltung der Samaiten auch ihm gegenüber. Trotz der Versicherung des Hochmeisters, allein mit den Samaiten fertig zu werden vielleicht drückt sich hierin schon eine Spur von Argwohn gegen Witolds Auf- richtigkeit aus unterließ er es doch nicht, sich an dem am 18, Februar 1400 schon beendigten Kriegszug des < )nleiis ') zn beteiligen. Unsere Quellen über diese Expedition, die zu so

1) Anal. Thor, und PosUge za 1899 in Scr. m, 338. S) Potilge so 1399 in Sor. TTI, 290. ^ 3) Fm handelte sich nsmestlieh wieder um das Herzogtum Dobrzin. cf. C. e. W. No. 201.

4) C. e. W. No. 214. Brief des Ilochmf istnr^ an Witold: „Ourh be- sunder libir herre daiikeu wir euwir grosniechtigkeit . . . iimb das es eower hochwirdikeit .... als ir geschriben habt, mit den Samaiten haldet, wen wir hoffen, .... das win mit der httlfe onaers herren gotaa mit den Samayten also machen wellen, das uwer grosmechtikeit keiner hindemisse in Qwem geecheftfen vor in sich durlTe beargen . . .

5) O. o W, No. 220. Am IS. Fpl>ruai- MW spricht der Hochmeister schon Witold semea Dank tlir die geleistete Hill'e aus.

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Von Dr. B. Kmmbliolts.

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fiberrascbond günsti<^en Resultateu iuiiren sollte, sind reicblich; denn außer Posilge und dem Annalista Thomnensis^) liegen nooh, swei Briefe des Hochmeisters darüber vor.^) Danach haben wir zwei Expeditionen zn nntersoheiden, fiär die einerseits der Orden selbst sieh anf das grflndliohste vorbereitet hatte,') denen andrer- seits die Anwesenheit yieler Oflste nnd die Hilfe Witolds so groBe Wirkong yerlieh. An der Spitze der einen Heeresabtei* limg stand der Ordens-Marschall nnd der Herzog von Lothringen, einer der vornelimölen anwesenden Kreuzfahrer. Der ursprüngliche Plan, iilter das kurische Haff in das westlifhe Samaiten einzu- fallen, musste in Riicksicht anf die Beseliairenbeit des Eises*) angegeben werden. Statt dessen drang man in das südwestliche Samaiten und plünderte 12 Tage lang. Zur Ihon Zt^it war Witold in Begleitung des Gomtur von Bagnith in das Herz Sa-- maitens bis nach Erosche^) vorgedrongen nnd hatte hier neun Tage hindurch Verwüstungen vorgenommen. Samaiten, so von zwei Seiten angegriffen, veraweiielte. Zwei Territorien ergaben eich Witold, welcher die ihm gestellten Geiseln dem Comtur von Eagriith überwies, wahrend die anderen Beziikt- sich dem Mar- schall unterordneten. Der Orden koinite endlich glauben, am Ziel "seiner langjährigen Bemtihungt ii zu sein, um so mdir als Witolds Interessen hinsichtlich Samaitens sich als völlig mit denen des Ordens harmonierend gezeigt hatten und bald durch den Besuch seiner Frau*) seine Sympathien für den Orden sieh auf das deutlichste dokumentierten. Froh dieses auBerordentlich gflnstigen Standes der Bings war denn auch der Orden darauf hedacht» auf dreierlei Weise sich den Besits des Landes zu-

1) AnnaL Thor, nnd Posilge an 14jOO in Scr. IH, 286—287.

2) Voigt: C. ,1. Pr VI No. 96 und C. e. W. No. 220.

Voigt: G. Pr. VI, im.

4) So le-e ich mit Voigt: G. Pr. VI. 183 Poßilgw' Worte (Scr. III, 235) aus: „und kimdin obir das hap uiclit geczin."

5) Das bei Posilge (Scr. HI, 236) genannte „Grasyen" ist Krosche und liegt an der Eroschenta.

e) PoaOge ta 1400 in 8or. HI, 288.

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äamaiteu und der Deutsche Orden etc.

sichern. Zunächst ließ er sich Geiseln in großer Zahl atelh'n.*) Dm Troßler- Tiueli^) führt für Has Jahr 1400 Ans<j;Hl»en in großer Menge au, die diirt;h den Transport solcher 8amaiten nach den ▼erscbiedensten Städten erwuchsen. So wurden Graudenz, Straß- burg, Birgelau, Thom, Kheden, Bagnith, Schweiz, Osterode mit ihnen belegt. Sodann sachte man daroh rein miUtlürisohe Maß- regeln aiob des Landes sa vergewissern. Diesem Zweck diente der Bau zweier Böigen'), von denen, man eine mit Witolds Hilfe an der Nawese ansnlegen beschloB.*) Ob die andere mit der späteren oft genannten „Friedeburg" in Samait^n identisch ist, wissen wir nicht, denn es findet sich nichts (lariil)er in d<»n Briefen des Hoclimeisters aus dem Jahr© 14<J1, wie Voii^t ') he- merkt. Endlich gingen aihninisirative Maßregeln nebenher, welche die Herrschait des Ordena ftinh rn. aber auch zugleich wohlthuend wirken sollton. So geschali ^iie £insetzung eines Vogtes und zwar vielleicht Michael Kuchmeisters;*) weiter trag man fiCür Bechtspfiege Sorge, indem Kftmmerer ins Land ge- schickt wurden, deren Aufgabe dies sein sollte.^ Auch durch materielle TJnterstüteung suchte man die Stimmung in dem durch

1) PosiljLje zn 1 If^O in Si r. TIT. "i "»: ..In de^f ii rzit»^n bej^obin sicli alle «ly land rzu Sauia^'thiii dein ordiii ic inf v tilich, und saiitliiii vi! v^-nel von den besten der lande, die sich vor itm h nicht hattiti begtbin dum oidin.

2> Tießlei -Buch im Staats- Archiv zu Königsberg p. 32 u. 40.

8) Voigt; C. d. Pr. VI, No. 11*2 u. 11-1. Aua einem Berir-ht über Wifcidds Friedensbrneli und seine Verrftterei am Orden in Betreff Samaitens: y,lffit swerer arbmt und grossen kosten .... bnwete . . . tinaer faoineister

czwey huBer yn knrCKer «dt.** Im Trefiler Buch p. 33 und -45 finden sidi Notizen über Zahlungen an Zimmerlente und Fnhrlente, die ^bj der buwnnge

in Samayt^n" thätig gewesen sind.

i) Staats-Archiv zn Königsbora;: Eegistrant II C: Brief des Hoch- uitjistürs an Witold: „Besunder !il>ir lierre wir sint mit unserm gebitigern czu ratho wurden das wir mit euer hurrlichkoit hulto woldeu eyn hus uff dy Naweee Vowen." Die Urkunde ist vom 27. Mai 1400.

5) Voigt: a. Fr. YI, 186 Anm. 1. 6) Ebendaeeltwt. 7) PosUge SU 1400 in Ser. IH, 237: . . der homeister . . . sateste eynen henren des Ordens esu eyme fojtbe, und gab den laadin kemwer, die sie solden riehtin und Torweein

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Von Dr. B. Krombbolis.

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fortwährende Verwüstungen ausgesogenen Land für sich zu ge- winnen. Laut Treßler-liucli') j:;ingeii im Jahre 140<) nach Sa- iiiaiton: Pfonie, Ochsen, Salz, Mehl, Butter, Kiiso, Fleisch, Hering aus Schonen und Bomholm, endlich Tuch. Die Folgen blieben niclit aus. Ein freundlicher Verkehr bahnte sich an. Weilmachten 1400 weilte eine Anzahl Saraaiten in Königsborg und kehrte unter Mitnahme Ton Geschenken an Salz nnd Tuch in ihre Heimat znrftck.') Schon frfther waren swei angesehene Samaiten Ger* gate nnd Gnethe, mit einer Schar von 82 ihrer Iiandalente nach Hemel gekommen, nm aioh in Preußen niedeninlassen.') Noch wichtiger aber war, dafi am 9. Januar 1401 die angeaehenaten samaitischen Bojaren auf der Marienburg erschienen, um An- erkennung ihrer Standesverhältuiase, Verleihung eines ausgebil- (b'ten Rechtszustandes baten,*) sich zur Annahme der Taufe bereit erklärten und endlich diese hoilij:!;e Handlung auch au ihren als Geiseln dem Orden übergebenou Kindern voll/ogen zu sehen wttnsohten. ^) Nur zu gern erfiUIte der Hochmeister diese Bitten. Er garantierte die weitere Existenz ihrer drei Stände, er verlieh ihnen das für die Preußen im Ordensland geltende Becht, und lieB dann unter festlichem G^prftnge und Verteilung von Geldgeschenken die Taufe vornehmen;') ja die

1) TreGler-Bach ]». 42 and 43. - 2) £bena«selbst p, 60. 8) Eben- . daselbst p. 30.

4) Posüge zu 1401 in Scr. III, 240: „Anno domini 1401 am sontage noch epyphanie domini qaomea ken Maiuoborg die bestin bajorin d«r lande ▼OD Samayehin." and G. e. W. No. 341 S. 78: „die landt csn Samaithen . . .

wen n c/u ^arienburg bei unsertn humeister und boten iOt das her die baj'>rtTi lit:-.s<f hairirfn V)Hben, die freien fit l und dio fj^Kuwpr gebuwer, nnd der tui-ister gap daa den landen allen einen brieÖ' aud gab in sulch r^ht als die Pruäheu in onsem landen hoben.

5) Posüge m 14D7 in Scr. III, 940: „. . . dy beatiii hayottn der lande von Samaythin . . . lysain eich toafiim und entpBngen den crietingelonbin.

Ouch 8«) hatte der homeieter umb ir bete und liogcr .... alle

iie kinder, die sie (Icm ordin czu gysel batten gegebin, ouch lossin touffin.

6) Laut Trc'Ok'r liufh p. 52 für 1101 wurden bei der Taufe der Samaiten drei Tonnen Meth gebraucht; aui^erdem erhielt jeder Täufling ö Mark Fut^ugeid.

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Samaitea und dmr Deatache Orden etc.

Neabekehrten bfl^^eiteten Qeistliclie,^) die bei ihren Chiiitiaiiine- nmgeYerauohen in Samaiien selbst erfolgreich waren.')

Aber nur auf kurze Zeit sollte sich der Orden dieses so viel versprechenduu Anfangs seiner Herrschaft in Samaiton orfrrnien. WitoM, dessen Unterstützung zum teil der Orden seiue jetzi^^e Position dort verdankte, war es auch wieder, der ihn aus der- selben zu verdrängen suchte. Wie Witold am 18. Januar 1401 seine beim Vertrag* von Sallyn- Werder von 1398 ganz unbestimmte Stellung gegen Polen anf das gflnstigste nnd klarste definierte nnd darauf hin als GroBfOrst von Littanen seitens Polens wieder anerkannt wurde im flbrigen bildeten Polen und Littauen staatsrechtlich eine Union wie ihm in Folge dieser unge- mein günstigen politischen Lage es nicht nur nicht mehr kon- venieren konnte, Samaiteu abgetreten zu habt n, äondt-in wie er der wirklichen Einführung der Ordeusherr^t liuTt in Sam itcii entgegenarbeitete, darüber sind wir aus nnspren Annalisten und den Anklage- resp. Yerteidigungsschrüteu beider Parteien orientiert.

Vertrauen auf die ZuverlAssigkeit Witolds war es, was den Orden ruhig mitansehen ließ, wie jener seine Festungen an der Hemel und zu Kowno wieder herstellte^) und so auf gesicherter

Basis seine Intriguen gegr u den Orden beginnen konnte. Denn seiner Initiative folgend, werden, wie wir mit Sicherheit trotz Witolds Widerspruch"; annehmen können, sich viele samaitische

1) Pobilgü /.u 1407 ia Scr. III, 240: „Und maa sante mit yn (d. h. den getauften Bojaren) etlieh» prister und monclie, die ir wip tmd kindir eack soldin tonfln und sie lernen den cristingeTonMu.

2) Voigt: C. d. Pr. VI, No. 112 S. 114: „vil der obixsten und Bayoren der Samaythen von unsers Ordens Pristerbruder und andern Pristem, die

mit Im worf-n nngowip^et wordmi die heilige towfe entpfinj^on.

(Ans ciuein Beri<.ht des lirdens über Witolds Friedansbruch und seine Ver- raterei am Orden in betreff Samaitens. 1401.) 8) Csro III, 209-212.

4) Poeilge sa 1401 m Scr. m, 241 : „Wjrtowt .... tat sieh ntnb von

den heren, und trog sich doruf!', das her bynnen der cziit des fredes weder gebawet hatfo syne huser uf der Myrnmel nnd rzu Cawin.^

5) C. e. VV. No. 288 S. 76. In seiner Bescbwerdeschrült über den

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Von Dr. B. Kmmbholtz.

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Bojaren ans ihrer Heimat entfernt haben. G«nflg6nde Gründe

ftr "Witolds Vorgehen lassen sich tindeu. Er war ofi'onbar nicht gemeint, den Orden zu einer Herrschaft, in Samaiton kommen zu lassen, die sich weniger aut* die Watlen in dissem Falle war sie leicht zu beseitigen als auf das Vertrauen der Samait^in sich stützte und deshalb leicht zu einer völligen Assimilierung führen konnte. Und da mofite er ee jetet erleben, daß der Hochmeister sn der Ansicht icommen konnte, „das alle Samajten dem Orden nnd Ohristenglonben gehorsam nnd nndertenig waren . . nnd „4aa is eyne ewige gute bestehunge nnd Vorgang haben solde/*^) Dieser Entwicklung glaubte er entgegentreten zu müssen, indem er, wie erwfthnt, die Yeranlasanng wurde, da8 viele Samaiten sn ihm ins Land kam<^n. Si liarf blickend wie er war, reelmete er ganz richtig auf dio Wankolmütigkoit der Samaiten, sobald er ihnen Aussicht auf Gewinn veniio<ye des Stell nn<2jsweoh8ei8 machen konnte. Gelübde und Gaben machte er den Bojaren, den unfreien Bauern aber versprach er die Freiheit zu geben.^) Diese Angaben sind aus einem amtlichen Ordensbericht über Witolds Verräterei. Dafi der Orden aber mit dieser Beschuldi* gong gegen Witold nicht die Unwahrheit sagte, trotz der Ver- sicherung Witolds, welche uns schon bekannt ist,') und die sich ' darauf stütste, dafi laut Vertrag von 1898*) die Aufnahme aus eigenen Stücken übergetretener Samaiten freien Standes ihm gestattet gewesen wäre,'} beweisen Witolds Bemühun^uu an-

Orden vom 20. März 1401 erklärte Witold: „Cum (cruciteri) corueront, quod bominw liberi qiiaiii plnriim de nio bono spersnteSi ab eMdam Samaytensibas tezris sab nos in diBtrictna nostn» ae iraasferraot, ipaia tnoisetuitibiis . . .

obmstebaiit."

1) Voigt: C. d. Pr. VI, No. 112.

2) Voigt: C. d. Pr. VI, No. 112 S. 114: ..Witold . . . vil der Samaythen oca sich czog . . . mit gobe gelobde und alsust mit yiigenaturthen argelisteu" und später: In Witold grosse friheit and gelobde tbätt of das her ne voo dannen csihen mochte.** S) cf. oben S. 80 Anm. 5.

4) Der Tertreg von 189-1 (Bange 17, No. 1479) verpflichtete bekanntlicb Witold sn folgendem: „Nullum (»Qsitum, mancipium an servum onlinis sine 9xprpsf!a licentia man;i.qtri gonerali<i . . . debebimos «d terrae noetras reoipere»** cf. «ich oben 24 öj ü. e. W. I^o. 241.

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Samaitea und dor Deutsche Orden etc.

läßlich einer Versaimnlun'j; mit Ordensdepiitierten über die Aiis- liefemng von aus<^'nviuid<'rt»'7i Samaiteu. Hätte er wirklich nur Fn'ien und Bojaren aus SamaiU'Ti Eintritt in sein Land gestatt.et und wären diese nur aus freiem Antrieb gekommen, er also ohne Interes?«^ daran, so würde er nicht versucht haben, einer Defi- nition über Freiheit und Unfreiheit Geltung sa verschaffen, die ihm erlaubte selbst Mitglieder des dritten, unfreien Standes als mit gutem Becbt von ihm aufgenommen hinzustellen und aaf Qnmd davon deren Auslieferung za verweigern. Witolds Beweis- fOhning stütet sich daranff daB ein Unterschied wäre zwischen den Bauern, welche ,,gute baioren czu frunden hetten" und denen, „die bei den baioren E^cf'essen betten und betten in geczinset". Gewiß wird man /.u<^eben müssen, daß in sozialer Beziehung beide Klassen verschieden dastanden,*) rechtlich jedoch l)loibt die erste Kategorie genau so zum Stand der Uu- ^ien gehdhg wie die zweite, eben weil sie dem Bauerstand angehört. BaiS Witold mit seinen erw&hnten Versprechungen Erfolg haben würde, war vorauszusehen; es gelang ihm sogar, die Samaiten in heftige Fehde unter einander zu bringen, da- durch, dafi die zu ihm Uebertretenden die dem Orden Tranen mit Gewalt zum Anschluß bringen wollten.*) Wo sie es nicht erreichten, da l)eraubten sie die Widerstrebenden wenigstens. Auch diese 1 JcscluiMi^ung <1«as Ordens, au der jedenfalls so viel Wahres ist, daß einige zur Mitwanderung gezwungen worden sollten, läßt sich sehr wohl mit der Gegenklage Witolds ver- einigen,') dafi der Orden die Samaiten am Uebergang zu ihm

1) Vergl. „*über Staudesverbältnisse in Samaiten'' Aitpr. Honat^hr. Bd. XXVI, S. 207.

2) Voigt: C. d. Fr. VI, No. IIS S. 118. Ans einer Klageachrift des Ordwis: „Wytont . . . . ( z ig die Sama3'teu wedir om Itt .... die selben Saymaitpn <Vw also czu Im rzogen, die andern, die gerne by uns bieben weren, in Iretn nsczof^e roubteo und slugen, und eyua teila mit In weg fnrten.

3) C e. Vi. 2so. 2H8 S. 7G: „Cruciferi . . . cnm . . . cernerent, quod homines Kberi quam plurimi de suo bono sperantes, ab eisdem Samaytensi- bos tenis snb no« in districtas se tranaferreot, ipsis transeantibus inaidiando obsistebant, et viam ipaomm perpedientes .... retrotanm verberibna et ofianaionibus propellabant.**

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Vctil Dr. E. KmmbholtB.

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geiiiiidert hätte, freüicli <Anie etwas von semen Verlockungen zu erwähnen. G-ewiß war es nur ein Akt der .Selbsterhaltung, wenn der Orden eine derartige Verringerung seiner Unterthanen, was doch die Samait<»n waren, ein Ordensbericht spricht von 4000^) zu verhindern suchtei obgleich laut Vertrag ihm dies nur den „sinsfaaftigen" und „eigen einshaftigea** gegenüber ge» stattet war,*) Freien nnd Bojaren dagegen, falls sie answandem wollten, in Folge der nicht durch einen besonderen Vertrag auf- gehobenen Freizügigkeit^), nicht Schwierigkeiten in den Weg gelugt werden durften Noch besaß aber der Orden seine Burgen im l.andi- Samaiten, noeh hing ihia, wie erwiihnt, ein Teil der Einwohner an. Doch auch diese zwei Stützen seiner Herrschaft, die durch Ansiedlung deutscher Kolonisten zu kräf- tigen ihm aus Mangel an solchen unmöglioh gewesen war, sollten bald Mien. Otf« nbar zu schwach, um mit Waffengewalt an Witold diese Entfremdung seiner TJnterthanen zu rftohen, der durch sein Bündnis mit Polen^) in gflnstigster Lage war, wie wir wissen,^) beschrfinkte sich der Orden auf die Erhöhung der Wehrkraft seiner Positionen. AuBer den Burgen in Samaiten sdbst*) wurden Bagnith, Hemel und Gotteswerder^} yerstHrkt. Sodann trat er mit Witold in ünterhandinngen, der sich hier geschickter Diplomat erwies, indem er den Orden durch Friedensversicherungen und das Versprechen, die übergetretenen

1) Voigt: C. d. Pr. VI, No. 123: ,.Wytowt , . . . lutli die Samayten gemeynlich czu Im . . . wol 1111**/* 2j Bunge IV, No. 1476.

3) C. ©. W. No. 2dö. In einem Vertri:^ vom 17. August 1404 'zwiadien Witold und dem Orden heißt es: „Yortme so solle wir (das heiBt Witold) keinen menschen .... binnen c»ehen jähren .... in unser lant .... offiiemen .... unde so zieh die czehen iar forgeen, so zi dirlonbet nnsern frien Inthen .... ezn cziben allen enden noch gewonheit ondirr cristener lande."

4) Der Hochmeister spricht sich in einem Bericht über den Verrat WItolds nnd das feindselige Verhalten des Kdnigs v<m Polen folgendermaßen ans : tJHe der konyng von Polen sache ist geweet, went her In doma

gf hallen hat, alsust liett es villeicht Wytout ny getan, cf. Voigt: C. d. Pr. IV, No. 113. 5) Vergl. oben 8. 80. 6) Trattler-Baoh p. 60. 7> Ebendaselbst p. 61 und 0€.

Ahft, Mewaf ehrift Bd. JULYU. Hft 1 o. a S

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SMiiaiten und der Deatoche Orden etc.

SaTTiiiiten zielif'ii zu lassen, hin/nlialten wußtö.^) Als aber nun der Orden durch einen zweiten (TosaniUen ihn aniforderte, dem- gemäß zu handeln, erklärte er,^} daß er allerdings die Saniaiten wolle ziehen lassen, indessen keineswegs, um sie wieder üntei^ thanen des Ordens werden sn sehen, sondern snr ZnrOekerwer- bnng nnd Verteidignng ihrer Unabhängigkeit. Aber noch nicht genng mit dieser kfinstlichen Anslegong seiner ersten Erklänmg bewirkte er dnroh fünftägige Znrflokhaltang des von seiner Ab- sicht informierten Boten, daß der Orden nicht eher hiervon etwas eHuhr, als bis 9ein Hauptmann an der Spitze der zu ihm übergetretenen, mit rierden und Hamisolien au>^^erüsteten Sa- maiten schon auf dem Marst-h war.'^i So erreichte Witohl Jiacli d^iTi 13. Miirz 1401 ^1 «lif vciUige \ ermchtuni^ der henien Or<i<^ns- burgen, Gefangennahme der Besatzung, ohne daß auch nur eine Spur von einer Erhebung der anfange tren r^cbliebenen Samaiten l&r den Orden sich sceigte. Des Ordens Herrschaft war beseitigt,

l) Voigt: C. d. Pr. VI, No. 11.: 6. ii7. Aus dem Ordeusbcricht über Witolds Frifideosbmcb : „Wjrtowd , . . entpot ans» her weide donimh mit ODS nieht krigsn, her weide «ie (d. h. die QbergetTeteiien Samaiten) widder laesen eahien in Ir land.

S) Voigt: C- d. Pr. VL No. IIB S. 119. Ans einem Bericht des Hoch-

Ti>ci<t. r>< iilifi- WitoM^ Vornitorei: „Wir . . . snnton . . . czn Im tm^er liotcn. diT mit Im eviieti tag von unser wf^t-ii solde oftnemen. weifte lier die Say- maiten lassen cziben, als ber uns entpoteu liette, wir botteti, wir weiden ans fruntlieh mit Im entricht haben . . Als unser böte csu Im qwam, Sprach her, ilie Bede, die her uns empoten hette^ bette her nieht Ihmtltch gemeynet, wcnt syne mejnungu were gewest, das her dit! Saymaitben weide off Ir lieyiiiiit lassen czihcu, Ir frt iheit czu weren. als sie vor hatten p;L'tan.^

Hl Voi,-t: C. d. Pr. VI, No. 113 S. 119: „den (Boten) behilt her (Wituld) . . V tago bey Im . und bynueu des richte ber dif* Saymaifen ii«. die her trogücbiu C2u Im hatte geczogeu, mit pi'erden und haruasch, und gap In mete syne houptlute, und aJs eis von Im eynen t«g und eyiM nacht geritten waren, eretoi Iis her uneem boten von Im ciEÜien, also qwomen sie ken Saymaiten vor die huser von uns gebuwet, ungewarnet, und anc alle ontsaguugo und vorbranten sie, unsors Ordens bmderi dyner und inthe, die dorufi" woren, brachten .sie cvax Wytout."

4) Po<;iIge zu 1401 in Sor. ULI, 241: „und ceogin noch mitfostin vor

die czwe huser etc.'*

Von i>r. B. Krumbholtz.

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«ber die Samaiten sollten sich irren, wpnn sie glaubten, jetzt wieder, wie Wit-old versprochen, in ihre Ii uhere Freiheit gesetzt zu werden. An die Stelle der Ordens verwaltun;:^ trat der Haupt- mann Witolds ; wie sie dem Orden Geiseln gestellt hatten, die * jetzt in den Händen desselben in großor Gelahr waren, so ver- langte es auch Witold; denn er wuä(» am besten, daß auf die Zuverlässigkeit der Samaiten nicht su rechnen war.^) Wohl nm dieee EntUnsehnng m ▼ermindem, kam er den Samaiten so weit entgegen, daß er die gemachten Gefangenen, welche für ■ein Verhfiltnis mim Orden doch auch von Wichtigkeit waren, als Anstanschobjekte für die in der Gewalt des Ordens sich be- findlichen samatti&cfaen G-eiseln anbot. Falls er hierbei von der Ueberzeugung ausging, daÜ der Orden hierauf niclit oin<^('lien könne. w«il mit Auslieferung der Geiseln jeder Einlluii ant das Land überhaupt aufhörte, so irrte sich nicht. Es geschah eine strikte Abweisung, ja der Hochmeister ging in seiner be- rechtigten Erbitterung so weit, daß er Befehl gab, die Geiseln in Ketten legen su lassenf ein Loos. dem sich zwei nach Thom znr Anfbewabrung gegebene Geiseln durch iieiwüJigen Tod entzogen *) Witold konnte auf das höchste Euirieden sein. Der Orden muBte durch die eben angefahrte Mafiregel die größte Erbitterung in Samaiten gegen sich erregen; er dagegen hatte neben dem Pfiotd der Zuverlässigkeit dieses Landes durch seine Verwendung für die Geiseln den Anspruch auf Dankbarkeit sei- tens der Samaiten gegen sich erworben. So war der Orden auf das bittcist»' wied'^r in allen seinen Erwartunfjjen enttäuscht ; wie sehr man dies emphmd zeigen die (ihrem iuhalt nach schon ausgenutzten^ Briefe an die Gebietiger,^) an den Papst, Herzog von Burgund^) und einen Domherrn Hieronymus von Bieslau.*^)

1) Voigt: C. d. Pr. VI, No. 112 S. 117. Aus einem Ordenabericht: „. . . . (Wytowd) . . . nmm limt (Samutan) in ond Baoste dorin syne botiptJttthe und das her Ir sicher worc, nam her voa In gissl, und ist an ans XDUteode, das wir unser gisil wider gehen vor die (j^efangen/'

2) Annal. Thor, und Posilp;r> zu 1101 in Srr. Iii, 242. Voigt: C. d. Pr. VI. No. 109 und 112. 4} Ebendaselbst V, No. 116. b) Eben- da^bäC Ylf ^o. 113.

Ö*

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äftmaitan und der Deutsche Orden etc.

Indessen kam der Orden üW Klagen nicht hinans, und wir werden aiizniicliint ii haben, daß in Samaitöu ein V(>lliger Abfall vom Christentum statttindet, daß Witold in Samaiten die füh- rende Bolle hat; brechen ducii auf seine Anweisung Ende Mai 1^2 die Samaiten gegen Memei auf.^) Wie schon häutig, so war auch dieser Zug der Samaiten gleichsam die Antwort aui eine abermalige Ueberweisung ihres Landes an den Orden. Ane^ gehend -von Swidrigiello, Jagiellos Brader, der Witold sn Liebe yon Wladislans fallen gelassen war,*) erkannte die darüber ana- gestellte TTrlnmde') die Ordensberrsohaft innerhalb derselben Grenzen an, wie Witold es 1898^) gethan. Sodann legte sieh Swidrigiello die Verpflichtung auf, sofort nach dem eveutuelJen Antritt seines väterlichen Erbes, alle Samaiten, soweit sie nach 1398 ihre Heimat verlassen, welchen Standes sie auch seion. auszuliefern.^) Au sich wertlos, weil SwidrigieUo völlig ohne Macht ist, beweist dieser Vertrag nnr wieder von neaem, wie hohen Werth der Orden auf Samaiten legt; denn nur so erklftrt es siehf warom er sich von dem als littaoisohen Kronprätendenten auftretenden Swidrigiello auf alle Fälle seine Forderong anf Samaiten klar und bestimmt anerkennen Iftfit. Während trotse der Verwüstung Littanens durch die Livländer*) noch am 9. April 1402 \'erhandlungen über die Auslieferung der Gel'au- genen vom Orden AVitold angeboten werden, falls er auch im Namen der Samaiten den (-resandten die hislier versagte Sicher- heit garantiert^} auch ein Zeichen dafiir, wie Witold auf die

1) l'osilge zu 140^ in Scr. III, 257. 2} Caro HI, 216-217. 8} Bunge IV, No. 160B. Die Urkunde ist vom 3. Män 1402 datiert. 4) Bunge IV, No. 1479.

6) Bunge IV, No. 1603: . ' > ordens lute, gebuwere, rittermenge fiflcr onrli \velr}ierlei ^flaitine«* '!) sin sint. dio noch dem fwigen frede, ge- stiftet arlibarlich mit . . . Wvtout . . ., eutw isclicu synt us Sumayten des ordens lande, czu dem vorgesprochenen Alexandro (alias Witold), so shire wir Widder kommen in welcherlei wiese czu uusero veierlichen landen .... wir ane alle« gefeer widder antwertoa aollen dem . . . ordeOf in irelehen gegenoten al unsirer lande sie sint*'

6) Foailge eu 1402 in Scr. III, 256.

7) C. e. W. Ho. 253. Brief des HochmeiBtan an Witold; f,Oaok ir

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Von Dr. R, KmmbholU.

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ErHitfATTinry der Samaiten J^egen don Orden Rücksicht nimmt beginnt nach dem 2ö. Mai 1402 auf Witolds Gebot der bereits kürz erwähnte Zug der Samaaten gegen Memel, welcher mit der Verwflstang der Stadt, Ermordung der Einwohner endete.^) Ob Witold selber an der Spitee dieser Expedition gestanden bst, «rgiebt sieb niobt nnd ebenso wenig, ob Samaiten an der bald bieranf stattfindenden Einnabme Gotteewerder» beteiligt sind.*) Am 9. JnH*) nnd ancb nacb dem vergeblichen nm den 25. Jnii zur Einsetzung Swidrigiellos gegen Wilna unternommenen Zuge,*) am 10. Sept^mber^) bietet der Hochmeister wieder Verhand- luDgeu über die Auswechselung der beiderseitigen Gefangenen an, deren Zustandekommen indessen nur möglich wäre, falls von Witold UnverletzHelikeit der Gesandten auch seitens der Samaiten mgesicbert würde. Vielleicht ein Resultat dieser KorrespondMis ist jene Zusammenkunft dee 1. Oktober 1402,*) in der die Samaiten vom Orden ihre einst gestellten Geiseln fiftr Ans- Heferang Ton Ordenslenten snrOckerbalten. In Witolds Hftnden waren diese Gefangenen, wie wir wissen,^) gewesen; er bandelte tlm durchaus im Interesse der Samaiten, wenn er f&r ihre Geisel d:t'SL' iinslieferte. Jetzt konnten diese ilirem Zorn gegen den Onku die Zügel schießen lassen. Bis nach ßagnitli dringen öie eng verbündet mit den Littauern um den 25. Dezember 1402 vor,*) gerufen von einigen Verrätern, weich© die Uebern; ibe ver- sproeben hatten. Indessen hinderte die Anwesenheit des Komtnr

flchriKet. das ir geloben "wollet noch alder gewohnheit und nicht vor die Samaiten. So wisset iiu ir vor die Samaiten nicht golobea waUet, so wellen wir ouch tleu tag mit euch nicht balden."

1) Posilge sn 1403 in Scr. III, 85T: „Oaeb geechftoh eyne bose ge- lehicht . . . Ton don Samaythin, wand ne . . , qwomen noeb «iiewjBiiiige des . . . W>-toldi8 etc. - 2) Posilge n 1402 in Scr. III, 257-^2r>8. ~ 3) C. t. W. No. 257. 4) Annal. Tlif^r. und Posilge zu 1102 in Scr. III. 258.

5) C. e. W. No. 259. Brief des Hochmeisters au Witc l«! sendet

ODS . . . inen bri£^ in deme ir alle dl onsern sichchert (I), (las sie vor euch md TOT iUe d«a omem nnd oneb tot den Samaithen frei hin uff und wedir b6nb * /mögen können«

6) Posilge zu 1402 in Scr. III, 202. - 7) VetgL oben 8. 84 Amn. 8. 8) Posilg» so 1408 in äor. m, 968 nnd Anm. 2.

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flamaitiMi nnd der Deatsohe Orden eic

Grafen Friedricli von Zollem mit vielen Oebietigern ans dem Lande auf der Bmg die Ansfllhning des hinterlistigen Planes nnd 80 erreichten die Feinde nichts als die YerwQstung einiger Flecken vor der Burg. Dieser kecke Vorstoß forderte die Rache

dös Ordens heraus und so sollten Jainiai M03 drei Ordensheere in die Gebiete der Samaiten und T.ittauer einfallen, von denen auch zwei aus letzterem Lande mit reicher Beute heimkeln ten.^} Die dritte Abteilung indessen unter dem Komtur von Kagnith, die sich nach Samaiteu hatte wenden eoiien, verzichtete auf die AusAthnmg ihres Zuges, weil die gewarnten Samaiten sich in einer überlegenen Zahl gesammelt hatten.') Fttrwahr eine selt- same Veränderang, die bei den Samaiten sich seit ihrer Wieder- vereinigung mit Witold vollsogen hat, daß wegen einer bloßen DefensivmaBregel ihrerseits der Orden von einem Yorhaben gegen sie abläßt Vielleiclit ist es die so gesammelte Schaar, durch die Kurland von Samaiten her freilich ohne großen Seliadon bald aufgesucht wird.-i Van viel besserem Erfol«^' wan-n die liewohuer desselben Landes nach dem 15. April 14C>d unter Witolds Füh- rung auf einem Zug gegen Livlaud begleitet.^) Burg und Stadt Dünebuig gingen in Flammen auf, die Besatzung nnd Cin- wohner worden gefangen genommen oder getötet. Gewaltig muß diese Ktthnheit auf den in knraer Zeit so hart geschädigten Orden gowirkt haben; er £ng an auf eine größere Widerstands- fthigkeit seiner Burgen bedacht an sein. An Hemel, Splittern, Bossften*) wurde gearbeitet und kaum war man mit dem Umbau iiagniilis fertig, als Witold nach der Einnahme von Georgenbiirg nur in Kticksicht auf die rechtzeitig vorgenommene Stärkunor Ragnitiis von einem Angi-itf'auf dassflbe Abstand nahm.''; Damit sollten die kriegerischen Ereignisse ^\ ieder zunächst ihr Ende gefunden haben; denn trotz des otfenbaren TTehorgewirhts, das Witold jetzt hatte, einigte sich dieser am 1. Juli 1403*^) anl&ßlich einer abennaligen Auswechslung von Gefangenen mit dem Qrdens-

i; i'usil'^e zw 140;? in Scr. III, '2i'A. 2j Kl.emlasell»«! 265. 8) Anrial. Thor, und Posiige zu 140ii in Scr. III, 266. 4) Treüler-Üuch p. 120, 120, 5) PosÜge sn 1406 in 8or. lU, 966. - 6) Ebendssdbst

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Von Dr. B. Krumbholtz. 39

Marschall über einen Waffenstillstand bis mr Abhaltung einer Kontereiiz zwischen dem Hochmeister und WitoM solbst. Dieser Vertrag des Marschalls wunlo am 12. Juli 140H vom Hoelimeister genehmigt*) durch eine Bestatignnf]^surknude, die erkennou läßt, daß der Marschall jedenfalls auf Drängen Witolds nicht umhin gekonnt hat, aach die Samaiten in den vorttbergehenden Friedens* SDstand aufzanehman. Setzte diese Nachgiebigkeit des Ordens ein lebhaftes Interesse Witolds für Samaiten vorans, so schien bald wieder ein I7msohwung in seiner Stimmnng sich yollzogen m haben; denn wenn Witold dem Marschall gegenüber erklfirte, daB fhr den Fall einer Zusammenkunft zwischen ihm nnd dem Hoelmieistcr er bereit wäre, den Orden für alles empfangene Uöbel Geiiugthnnns: zu leisten und ihm die entfreindoien Länder wieder zu überweisen,^) so konuLe mau hierunter doch nur eine Bestitution Samaitens an den Orden verstehen. Nicht minder wichtig als diese so auf Samaiten eröffnete Aussicht war die Ver- pflichtang Witolds, bei der für den 8. September Tereinbarten Konferenz das peraAnliche Erscheinen des Blönigs toü Polen sa veranlassen.*) £s war dies deswegen von so groBer Beden- iungi weil die Abtretung von Samaiten des Jahres 1898 noch nicht die notwendige Sanktion Jagiellos erhalten hatte, den

1) Bunge IV, Na, 16S0: „Noch solchen Vorworten und voraehreibange, als unsir olmster morschalk mit .... Witowt einen fredetag . . . vfge« uomen hat .... so s<m wir csa rate wurden mit nn'^orri «jeliietipern . . . ,

einen frede czu holden mit Witowt und mit allen ahmn landen und

lutea, als Littonwen und Russen und auch mit den Saymaithen

^ IKeae Naohriolit findet sieh in einem Bericht des Hoehmeistera an den r6tnisehen KOnig etc. cf. Toigt: G. d. Pr. VI, No. 168 8. 171: Witold apneh ^etn .... mjmm marschalk .... were das loh mit Im czusampne qnempn xxff eynen taj?. hpr wolde mynen Orden gen»icj sien. vor allos der hf-i weflir In sreton hette, und genoalich wedirkehren was her von lande Im genomen hatte.

8) Voigt: C. d. Pr. VI, No. 168 8. 171: „der tag (für die Zneammen. kanft am 8. September) also ▼oxeohteben wert off myn l>ehagnnge, das keresog Wytodt . . . nf den selbigen tag gest ollen solde den konig von Polao in eygener pereone. Dornodk als Ich horte die mejnimge herosog Wjr(!} and syn gel bOe . . .

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4D Sunmiten tind dar SeoftMhe Orden etc.

Witold, trie schon erwfthnt am 18. Janiiar 1401 als seinen Lehna- herm anerkannt hafcte/) dem er am 19. Joni 1403 nochmab Treue gelobt und versprochen hatte, ohne sein Wisseni Willen, Zn-

Stimmung und Auftrag keine Einigung, Bündnis oder Vertrag*) mit dem Orden zu öchließeu, 'j Indessen nur zu schnell sollte der Hochmeister die etwa auf die Unterredung vom 8. September gesetzt<?n Hotiuungeu scheitern sehen. Jftfjiello eröchieu nicht persönlich, sondern ließ sich durch Gesandte vortreten, die, sobald der Hochmeister seine Forderung auf Zurückgabe Samaitene laut Vertrag von IB&Q erhob, erklärten, dazu nicht Vollmacht sn haben, eine Erklftning, der Witold sofort sich ansohiofi, indem er sieh auf sein Vertragsverhftltnia au Polen berief, das ihm eigen- mächtiges Handeln verbot*) Kurz man ging auseinander, nach* dem gegen den Wunsch Witolds und der Polen statt bis Pfingsten 1404 der Waffenstillstand nur bis Weihnachten i4/0S vom iiochmeister verlängert worden war."^) Samaitens Zurück- erwerbung schien noch mehr unmöglich zu werden, als infolge der unaufhörlichen Klarten Ja<^iello's und Witold's gegen den Orden bei dem ßeich und Papst'^j eine vom 'l September 1403 ausgestellte Bulle Boni&cius' IX unter Androhung von Bann

1) Vergl. S. 30 oben und Schiemaun I, 521.

9) C. 0. W. Xo. 2(>H: „Nos Allexander alias Witowdiis .... polli- cemur, quod nuüas uniones, ligas »eu concordias cum crnciferls . . . pariter facere volamas sen eiiam fiMiemos sine seitu, voluutate cousensu panier et maadato . . . Wladislai regis Polooiitt. . .

S) Das Verhältnis swisohen Jagiello und dem Orden lieft trots per- edDliehen Verkehrs sehr viel zu wünschen übrig (Lohmeyer S. SB6 S86), indem man sich diplomatisch auf dns heftigste bekämpfte.

4) Voigt: C. d. Pr VI, No. IfVR S. 112. Bericht des ilorhtnei.'^tor» über den Verlauf der Verhaudlungcu mit Witold: „Ich (d. h. der Hoch- meistar) hisoh nicht me^ wen da« hercog Wy;,!) obgenent nicli und meynen Orden widdireecste in die bemtsunge und rechte der lead«, die her mir osn

unrechte hette genomnien und obir die her gegeben eeyne eygene brifib ,

do di boten von Polau <lii^ horten, so sprochen sie. sie hpH^n fl^^ ki^ne

macht do (herczog Wy) gevroget wart il<^nnnb, do sprach her, her

hette is keine macht ane dem koning von Polau. .

5) Voigt: G. d. Pr. VI, No. 168 a 172, ^ B) PosOge sn 1406 in Sor. m, 267-268.

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^ j . -Li by Google

7oa Dr. E. Xrumbholtz.

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Einstellung des Krieges forderte bis za einer doFcli ilin m treffendeu Schlichtung der bestehenden Differenzen.*) Trotzdom mm der Orden hiergegen heftig protestierte,-) und in diesem Protest sich des Ordens wahre Gesinnun<^ über Witold und Jagiello zeigte, erwies man sich doch während des Waffenstill- standes die größten Aufmerksamkeiten^) und verlängerte Weih- naohton 1403 in Wilna unter gleichzeitiger Aussöhnung Swidrigiellos mit Jagiello den WaffenstUlBtand bis zum 18. Mai 1404 in der aui^esprochenen Absiebt, sich Aber einen definitiven Frieden dann zu einigen.^) Hatte der Orden so immerhin schon einigen Grund an eine Besserung seiner Ver- hältnisse zu glauben, so mochte er doch gerade wegen Samaitens noch ernste Betiu chtungen hegen; denn gerade an seiner rorJerung, dies Land zurü.(.-k/.u«'rli!ilLeu, ^var bisher alles ge- scheitert. Da mußte es ihm denn um so erl'reulicher sein, als Witold Anfang 1404 dem Orden ,,widdirkerunge" seiner Grenzen^) gelobte. Und in der That sollte der Orth n bald dies Ver- sprechen in Erfüllung gehen sehen. Der Mai 1404 brachte mit seinen Friedensschlüssen von Baciaz^ dem Orden das zurück, vea ihm 1398 zugesichert war. Es liegen im Ganzen 6 Urkunden vor, sftmmtlioh vom 22. oder 28. Mai 1404^ die auf das genauste die Stellang Samaitens zum Orden zu prädsieren suchen und zwar je drei von Witold und Jagiello, beide Kategorien gleich wichtig für den Orden, weil Jagiollo laut Vertrag mit Witold,

1) Voigt: 0. d. Pr. V, No. 137. - 2) Voigi: 0. d. Pr. V, No. 187; Posilge za 1403 in Scr. III, 269: „Und weder die bulle Appellirte derorden,

däs sie nicht redelichin were irworben." 3) Voigt: C. d Pr VI, No. 161 und 162. Jagiello und Witold erhiolten für das Ordeiis^eljift während «ler Friendenszeit Jagdberechtigung; die gegeuseiti^ou ('» sandten wurden freundlich Aufgenommen. 4) Poailge zu liOS in Scr. III, 269.

5) Voigt: O. d. Pr. VI, No. m Dankssbrief des Hochmeisters an "^told: „die boteebaft die euwer adiriber an uns hat gebraeht von wtwir wegeo als mnb das gelobde das Ir mis habt getan von widdirkenuge noser gnoiczen .... haben wir gntlich . . . offgenomcn.^

(i) Raciaz iat eine Barg an der Weichsel tmterhalb Leslaus', cf. X«oh- meyer S. 281.

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SanmitAn und der Deutsche Orden etc.

wie uns bokBunt, ^) dessen diplomatische Aktenstückt? he- atätigen muiite. Ihren Gesichtspunkten nach lassen sich, die 6 Urkunden wieder in drei Klassen zerlegen. Das Erste, was der Orden verlangen konnte und mußte, war Wieder- holung des Vertrages von 1398. In klaren und bestimmten Worten that Witold dieser Forderung des Ordens Genü^/) und auch Jagiello verhielt sich diesem Wunsch des Ordens gegenUber in einer Weise, die seine Bereitwilligkeit auf das deutlichste dokunientirte. Nachdem er nämlich am 23. Mai erklärt hatte, die zwischoii ^\'it<>M und drin Orden vt^reiiibarten Abmacliuugen über ein gegHnst itio^,'s i'ri-'dlicli<'s ^'orlläl<•nis sowie über die ibrtan zwischen Orden und Littaueu bestehenden rJronzen Rnerkennen zu wollen und dadurch denselben größere Wirksamkeit zu geben, daß das betrefiende Aktenstück von ihm besiegelt würde,**) fahrte er noch an demselben Tage das in den

1) VergL oben S. 40 Anm, 2.

2) Bunge lY, No« 1649: ,,OmniB et singohh qtue in inaemiseo oon«

cordiac et paois tractatii (d. h. Vertrag vou Sallyn-Wi rder des Jahre« 1896) de verlic ad vorbinn p<^rtinere dinoscuiitur, utputn (l) nmuium ofTensarnn hincinde commissarum reinissionoin, distriotsinm < t L^iaiücieriim liinitationeni, pacem perpetuam inter nos et terras nostras, videlir«t Litwaniam et Ruasiam, ez nna, et dictam dominum magnifieani, nutgistram generaletn . . . parte ex altera, cnm alüe quibuelibet cUttsolis et artionlis, inibi expressatist per« petuo solido et fimia y.ve (debent) permaiiere."

3) Archiv zu Königsberg, Schieblade 53 No. 14 (das Original teilweise defekt): ..Wladislans dei pcracia rex Poloniae, Lithuaniae prinreps supremns et heitfj Jvu^siae . . . Siguiticamns teuere presentium, (juibns expedit uni- versis, quomodo ea, quae anno, die et loco infra scriptis in couveucione aolempni inter noa, prelatoa et noVües regni nostri, ab nna, et ▼enerabüem magnificnm dominom Canmdnm da longingen ordinia Sanctae Hariae Hospitalitis ... de Theutonica domo Magistrum generaleni habita, tenta et relebrafa, per utrnsque partes tunc dictata. jiartata. runclusa et terminata f?l sunt et fuerunt, uiaioris^?; efficere firniitatis litteraa nostras. unam videlicct ratificatoriam Iittoram(?) sereui principis domni Alexandri aliaa Wvt<>\\di dncia Lithnaniae, fntaiB nostri cariestmi de et luper ooneordia et pace perpetna et nonnullie limitibna et granitiebns [Lfleke] terramm ac dominio* rum nostrarum videlicet et ipsius domini Alexandri Lithuaniae et Runiae [Lücke] magisiri, ordiriis({ue sui et aliis articulis in huius modi nostra et ipeius düiuini Alexandri litera j^Lüicke] Aiexaud [Lücke) eisdem dominis

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Von Dr. B. £rambholtz.

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letztf^n Worten Uegenile Versprechen ans. Die von ihm darül)«r ausgestellte Urkuude druckte in oiuer ül»er jeden Zweifel er- habenen Weise, unter wörtlicli«'!" Anlühruiifj: des in Frage ^mmenden Vertrages awischen Witold und Ordrn unter Be- siegeltmg; und Attestierung der angesehnsten Würden trftger seine Zustimmimg wu}) Der Orden hatte nan von 2 Instanzen, die «inen Ansprach auf Samaiten hätten erheben können, einen ans- drOckliehen Yenicht in Hftnden. Aber hiermit wsr er noch Jange nicht Herr Samaitens, weil man sich trotz Witolds Antoritftt in Samaiten nicht einfachen Gehorsam auf das Gebot dieses hin versprechen konnte. Es war also ftir den Orden nötig, über die bis? jetzt erlangte Beseiti^mg von zwei Rivalen um die Herrschaft in Samaiten hinaiisznfi:ehen, und bei einer eveiit udlen Verweigerung der Samaiton, di« über sie getroffenen Anordnungen anzuerkennen, für die ^actische Durchführung derselben Maß- regeln an treffen. Diesem Zweck dienten die nächsten zwei Urknnden, die sich so za einander verhalten, daB Jagiello die Ton Witold diesbesttglichen eingegangenen Verpfliohtnngen be« stAtigt nnd von seinem Standpunkt ans entsprechend ergänzt.') Es ist erklärlich nnd zeigte wie hoch Witold seinen EinflnB in Samaiten schätzt ohne ireilioh daran m denken, in eine wie jämmerliche Stellung er den Samaiten g hi nüber trat, er, der sie schon oft gegen den Orden zur Freiheit aufgerufen daß

magistro et ordini daiani, traditsm et firmatam sigillaie

Bigillo maiori maiestatis nostrae Dalum in insula super Wysla circa

castnim Raczans feria senta iafra Octavus penthecoates 1404.

1) Raczvnski S. 251 No. 8. Transsumt vom Jahre 1410: S. 257:

riOmnia .... qne in premisso conrnrcJine et pacis tractata (daa

heiüC Vertrag; von Saiiyn- Werder) expedito de rerbo ad verbam ut pre- mittitor contineii fBtioseantiir vigore preeenehmi approbiunaa, laudaimis et confiimamiis et ex certa seiende sie »pprobata, ratificate et oonfirmata aub fule nostre regle MaieBtatis pro noVu heredibns .... promittimiu invio- labiliter t«nerc et habere nec contravenire debebimas «llo modo . . . . ut dictos fratcr noster canssimua .... Wytowldua .... terras ablatas diclo oitüoi . . . restitiiat **

2) C. e. W. No. 285 und Eaczynski Ö. «7 No. 2.

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Samaiteu und der DouUiohe Orden etc.

Witold es sein soll, der den Anschluß der Samaiten an den Orden weui;^.stens innerhalb eines Jahres bewirken soll dorgestalt , dali sin dvui Hocbmpistor Geiseln «teilen und Huldigung leisten.^) In gerechtem MiÜtrauen aber gegen die Wirksamkeit dieser Be- mühungen Witolds wird eine zweite Maßregel verabredet, die sioh von Seiten des Ordens von selbst verstand, zu der Witold aber sieh ausdraoklioh verpfliobten mußte. Vom 24. Juni so lange also soll der gütliche Versuch dauern tritt eine Handels- und Yerkehrssperre ein zwischen Samaiten und Witolds sftmüichen Lftndereieui damit Samaiten inbetreff der unentbehrliehsten Nahrungsmittel auf Preußen angewiesen 'sei.*) Indessen auch die Eventualität der Wirkungslosigkeit dieser Maßregel faßt man ins Auge und setzt so als dritte Ver])fliclitung Witolds, dem Orden zur Herrschalt über Samaiten zu verhelfen, fest, daß Witold gehalten sein soll, dem Orden in einer Weise zu Hilfe zu kommen, die dein Hochmeister vorbehalten sein soll. Grerade diese letzte ausdrückliche Stipulation*) „mit keinerlei berunge zolle wir er nicht twingen, is were denn mit des bomeisters begenmge und wille" zeigt, wie sehr im Grunde seines Herzenz der Orden Witold gegenüber Hißtranen hegt, daß er mit be- wafiheter Macht in Samaiten eindringt und seine statt des Ordens Herrschaft im Lande befestigt. Im Einklang mit dieser vom Geist des Zweilels gt-gen Witolds aufriehtige (Je^iuunn^]f dictirten Maßregel steht die letzte für Witold beschämendste

1^ C. e. W. No. 2öö. \Vitc»lds Verpflichtungen ilcm Orden gegpiiiiber: „Alzo das wir unser liestö vormugen mit flise dorczu thuen zollen, das daz lant csa Samaiten binnen etme iaro odir so wir eente ee atme lare mogeu, fem soBfe JohanniB liaptisten tage neeste ezn komndei deme homMster ande dem orden redeUch wedirgegeben unde geantwett werde, ande das di eelben Sainaitrn (>m ^'ztt binnen desimBelbni iare dem orden gehln und holdmige tuen czu genüge.

2) C. e. W. No. 285: Oesrhege is abir, das wir eer dorcau nicht korczUch brengen mochten . . , . zo zolle wir io for alle ding . . . allen nnsem lewten * . . forhiten . . . dai n fon dem aelbin sente Johannistage . . . kein kouftlagen odir gemeinschaft mit den seibin Samaitep hoben sollen, unde noch kom, noch ssloi ....

8) a e. W. No. 386.

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Von Dr. H. Krambbolts.

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Abnmcliung, in der er zugesteht, daß für rlcn Fall seines Un- gehorsams ß:egen diö Anffordemrip^ zum Kami»! t">tren Samaiten. dem ( »itleu Knpr**ss9licn aller Art u 'Qron i1iii i/i laiiot sein sollien, ja ein gegon ihn deshalb begonnener Krieg ihn von Polen isoiirt treffen solle, dessen friedliches Verhältnis zum Orden durch Oewaltmaßregeln gegen ihn unangetastet bleibt.^) Ausfülirlicber Düd etwas abweichend- behandelt gerade diesen fOr Witold so demtttigenden leisten Artikel Jagiello, der im Ahngen die beiden andern zwischen Witold und Orden vereinbarten MaBregeln einfach in bestätigender Form recapitnliert.*) Danach soll der Orden bei Gehorsamsverweigerung Witolds gegen Anordnungen des Hochmeisters Samaiten gegenüber oder bei einem Versncli, dem Or'len Hindernisse in den Weg zu legen zuerst sieh an Jagiello woiulea; dieser wird ihn zur Erfüllung semer Ver- pflichtung auffordern. Sollte auch das vergeblich sein, so stehen dem Orden Zwangsmaßregeln gegen "Witold zu und zwar so lange, bis die Samaiten Geiseln gestellt und Treue gelobt haben jedoch mit der Binsohrftnknng, dafi Jagiellos Jjand durch den eventuell entstehenden Krieg nicht berührt werden dOrfc.*) Zieht sieh durch alle diese Bestimmungen wie ein rother Faden

1) C. e. W. Nfi. 2!^r): ..T'^ikIp np wir flenne dem lieren homPistcr nicht holfen, zondir uude den ordeu liclite hiudirten, zo muste wir willich denne fon dem orden männtuige, getwank unde ohirlast liden, und ein zolch gshaben krik, solde denne nicht wedir den forgeechtebenen heran konig csn Boka sin noch wedir den geeacstea finde.**

9) Baognuki S, 87 No. 2.

8) Raesynaki 8. 87 Ko. 2: ^ vero predietne dominus Aleoraader . . . .

pretnissa facere recnsaverit, ant ipsos dominos n :;;istrum et ordinem . . . impediverit . . . tiin<* raagiater et <n dr> . . . ad noHlram notirJam ilebebont dedncere. Et exiunr nos litteris aut miii' iis Ipso . . . Alexandro . . . . maodare debebimus et percipere, quod pretato» Satcagitas ad coinplendam premisea eompeUat. Yermn ai . . . Aloander . . . obedire nolueirit, tnno lieeet . . . Hagietro . . . Alexandrnm . . . noetro eam snfaeidio ad faciendani premissa cornpellere, hoc tarnen oxpresso speciaUter et adiecto qaod hnine- modi compulsio in nostramm terrnnim liniiHim . . . alienacionem non vergat . . . A qOÄ quidem rompnlsione Idem dominus Magister . . . cessent . . dum ipsis . . . Samagite homagiotn prestaterint (!) et ob^ides assignaljunt."

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Samaiten uud der Deutsche Ordeu etc.

das Bestreben des OrdenSi sich gegen aUe nnr denkbaaren yer* r&therischen Neigungen Witolds va salviemi, so trägt anch die letzte in Baciaz getroffene Vereinbarung zwischen Wituld uud dem Orden diesen Charakter.') Der Ordpn donkt sich als Besitzer Samaitens und ihm als solchem rref^eiuiber muß Witold jetzt schon Yorj)fli(*l)tungen eingehen, die gewisäermaÜen Ergänzungen zu einzeineu, zu allgemein gehaltenen und deshalb verschiedener Auslegang fähigen Artikeln des Friedens Yom 1396 enthalten. Schon einmal hatte man sich darum gestritten, ob Witold Samaiten überhanpt aufnehmen dflrfe, oder welchem Stande sie En diesem Zweck angehören müßten;') deshalb setste man jetst fest, daB Witold fttr die Zukunft keinen Samaiten in sein Land aiehen dttrfe ohne Einverständnis mit des Hochmeisters Amt- leuten und mit Genehmitruii^ derselben höchstens 250 dahin mit- nehmen diirfe. Entiiich iur den Fall, daß eine Einigung mit des Ordens Amtleuten nicht erzielt weiden kann wahr- scheinlich darüber, welchem Stand die 2öO Auswanderer an- gehören sollen wird als höhere Instanz zur Ausgleichung der verschiedenen Ansichten d»*r ILxhmeister, als höchste der römische König vereinbart. Vor Fällung des Urteils soll Witold keinen Samaiten bei sich aufnehmen dttrfen und dann nur die ihm Zugesprochenen.*) Offenbar war diese letcte Abmachung die schw&chste von allen, deshalb weil sie zu Streitigkeiten leicht Anlaß geben konnte, weswegen wir sie auch bald durch

1) 0. e. W. No. 286. Eine BesUltigung JagieUoe hierfür finde ich nicht. - 2) C. e. W. No. 2tl nud i.l.cn S. 92.

iij C. 0. W. No. 286: „Wir geloben . . . das wir keinen Samaiten czu uns nemen . . . also laiif^e, ins «las nnsir ammethlute um iifhste mit des hoineisters aiumethluten e/,nsampne konien und sich be^^pruchen von «ieu Samaitben, di wir casu uu8 begereu czu haben und czu sutcziu. Is das sie sich dorume one gericlit and one recht eintrttchtidtoh vorgliohen mögen, so möge wir der seibin Samaiten drithalbhundirt esu uns nemen mit evem brotessen. Geschege is aber, das sich unser ammethlute dorumme von beiden setm niflit rnntreohtirliehoii \org;1ichen, so snlle wir dornoch mit dem herreu homei^ter .... cssusampue dovon czn redin .... ob wir denn uns selbir in eigenen personen .... nicht durumuie voreinen künden .... des sulle wir ptlegiu und aaohen nait gerichte vor dem Bomiachen konige.

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Von JDr. B. Krumbholtz.

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sine andere ersetzt finden werden. So ging man auseinander; der Orden, wenn aoch noch immer nicht frei von Zweifel gegen

Witolds Zuverlässigkeit, konnte sich durch die einzelnen Para- graphen des Vurtiagus fiir gesichert halten. Bald mußte sich s^ei;j;eii, ob der Orden mit Unre» ht so miÜtrauidch gegen Witold sich verhalten hatte. Die nächste Zeit sollte sich gegen dön Orden aassprechen. Witold erwies sich treu, wie aus 2 BhefoDi der einzigen Quelle für die Ereignisse nach den Vertrag von Baciaz, hervorgeht.^) Danach haben wir uns den Vorgang folgendermaßen za denken. Witold sandte nach seiner Büok- kehr von der Konferenz zn Baciaz einen seiner Yertraaten, Manewide, znm Hochmeister nnd lieB nochmals seine vollste Bereitwilligkeit erkiftren, gleichzeitig aber auch wohl mitteilen, dafi seine persönliche Teilnahme an dem Werke aiisg* schlössen sei- Es ergiebt sich dien aus dur Bitte des Hochmeistoid, Manewide mit seiner Stellvertretung zu betrauen. In der Hotiuung auf Erfüllung tliesos Wunsches verabredet der Hooh- meister mit Manewide, wie man gegen Samaiten vorgehen wolle. Und merkwürdiger Weise einigt man sich über eine Maßregel, die von dem in Baciaoz angestellten Programm abweicht| denn von einem gatlichen Yersnch ohne Anwendung des Sperrsystems spricht man aberhanpt nicht mehr, vielmebr soll ein d-esandter des Ordens, wie sich zeigt, der Tioe-Eomthnr von Bagnith, mit Manewide nach Wilna htnanfziehen, und von hier ans soll letzterer nach Genehmigung Witolds als der Statthalter dieses Wit()M zielit gegen Smolensk zu Felde") im Namen auch der übrigen zurückgebliebenen Bojaren ein ^^'rl)')t ergelien i.tsj5eii, den Samaiten Nahrungsmittel irgend welcher Art zugehen zu lassen, dann die Samaiten zu einer \ cr^ammlung einladen, um hier sie zum Gehorsam gegen den Orden, zur Stellunij: ^on Geiseln aufzufordern. Diesem Versuch, sie durch gütliche Worte zu gewinnen, soll der Gesandte des Ordens beiwohnen; denn ihn direkt nach Samaiten zu schicken scheut der Orden wegen

1) C. a W. No. 991 luid 298.-2) Karanurin: Oeschichie BnlUaads 7, 144.

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Samaiten und der Doaische Oi-duu etc.

der damit verbmidendii Gefahren. Auf diesen YoiBolilag des

Ordens ist "WitoM eingegann;en,*) tind auch die Samaiten sind der au sie gestellten Aui'l'orderung, sich bei Maiiewide Pinzn- finden, naohgekommon.^) Indessen ist der von Manewidt' und Sungail, einem spater unter der Zahl der Bojaren aufgezälüten Mann,') den Samaiten bewilligte Waffenstillstand bis zur Rück- kehr Witolds durchaus nicht nach Wnnsch des Hoohmeistars und seiner Oebietiger, weil er gegen den Vertrag von Bacias ist, in dem ja als Hauptbedingnng Sbellnng von GMseln and Anerkennung der Ordensberrscbaft vereinbart war. Jedoch er- klärt sich der Orden bereit, dem einmal gemachten Zugeständnis soweit Beobnung zn tragen, dafi er sieb bis zum 16. August jeder Schädigung gegen die Samaiten enthalten will, natürlich unter der Voraussetzung eines gleichen Benehmens seitens der Samaiten. Die Frist, welche so die Samaiten gewonnen hatten, muBte dem Orden tmangenebui sein; um aber einer weiteren ungünstigen "Wirkung vorzubeugen, schärft er nochmals Manewide völligen Abschluß des Landes von Lebensmitteln ein.^) So standen die Dinge Ende Joni 1404. Bis zum 15. Augast hatten die Samaiten Zeit, um sich Uber ihre Stellungnahme zu dem zweifellos ihnen von Manewide und dem Yice-Komtnr von Ragnith eröffneten zukünftigen Schicksal klar zu werden. Purcbt- bar war die Lage, in der Samaiten sich befand, abgeschnitten von Zufuhr, im Norden, Osten und im Süden von F«-ind»*n umgeben. Zwar gab es eine Anzahl, die einen Augon- blick achwankte, um aber bald doch wieder mit ihren Stammes- genossen ihre Unabhängigkeit wie ihren Glauben zu verteidigen.^)

1) C. e. W. No. 202. - 2) Voic^t: G. Pr. VI, S. 271 ist ungena»,

wenn er es so darstellt, als "1, ^fanewide selbst nach Samaiten q:«»f::;an«^en sei: (\mri ho werden doch lil stiiie Worte: „Manewide auch lernet noch im Lande zu hissen,'^ aulgefaüt werden müssen. 3} C. e. W. Ko. 295. 4) 0. e. W. No, 292.

6) Ydgt : C. d. Pr. VI, No. 161 Brief des Hochmeiatera an Witold

über die Bezwingung dar Samaiten*. „Sint da/ St-maiten Ire wort nielit holden weiden, dy sie vor euwcr grosmechtikeit olV dem lorzten tage czu Canwen ken uns tote&i und sich uoserni ordeu nicht dirgeben noch undir-

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Von Dr. B. Kmmbholtz.

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Mit vollem Recht sagt daher Caro*) von diesem Verhalten der Samaiten, „es wurde ein nne;em©9sener Hekleumut und eine festhalteiidü Siiteutreue au f):e boten, die nur darum nicht ihren Sänger fanden, weil der Eriolg gegen sie entschieden hat." Der schnell bereute Verrath an der gemeinflamen Sache jener, die nch dem Orden su fElgen versprochen hatten, fand zn Eowno atttt^ als dort am 17. und 18. August awisohen dem Hooh- meister und Witold imd zwar auf des letsteren Wunsch') eine Znsunmenkonft abgehalten wurde, in der smn Frieden von Bedas noch einige Nachträge gemacht wurden, von denen swei direot auf Samaiten Bezn^ haben, während der dritte allgemein gehalten ist.*') Zwar vvurUoii die WitoM am 23. Mai 1404 be- willigten '250 Samaiten nicht zurückgenommen, aber noch klarer als in Raciaz -wnirdo konstatiert, daß Witolds Ansprüche auf Zugug aus Samaiten damit erschöpft sind. Das dazu gewählte Mittel ist ein radikales. Man hob die „noch gewohnheit andirr cristener lande" bestehende Freizügigkeit für 10 Jahre aui,^) ein Gebot, das freilich nur durch den guten Willen beider Kon- trahenten anirecht erhalten werden konnte, im Prinrap aber auf das Deutlichste cum Ausdruck brachte, daß Witold niemalfl mit Becbtsgründen die Aufeahme von Samaiten, ausgenommen von ' den 250 zu Raciaz ihm Zugesprochenen, rechtfertigen konnte. Diese Abmachung war abgesehen von ihrer Spitze gegen Witold auch deshalb ho ungemein wichtig, als nuimii hr die Samaiten sieh joder KoÜ'nuug beraubt sahen, in Tiiitanen eine Zuflucht zu üadeiiu Mehr wirtschaftlichen Charakter trug die aweite Ab-

taugen wellen.** Mit Toigtt (G« Pr. VI, 274.) uob obigen Worten heiBuSp suteMii: neüke Amtahl der Edelsten dee Landes, ilie zu Witold nach Kauen peltornmen waren . . ist nur m dem Sinne möglich, daß ja allerdiil£pB die Unterharidlnii;^eii mit dtm Orden du' Häuptlinge führten.

1) Caro III, 271. - 2) C. e. W. No. 293. - 3) Ebendaselbst 295—297.

4) G. 6. W. No. 295. VerpAiclitang Witolds gegen den Orden: Yortme w loUe wir k«nai menaofaen welehirlei koennes(I) adir wenne her ei, binnen czehen jaren neetekomende one lowte des . . . horaeistire .... in unser l»iit . . . offnemen .... nnde eo sich die rzehen iar forgun, zo zi dirloubot aanem trien luthen . . . czu ozihen . . . noch gewonhut andirr crifttenar lande.

Alt»r. McoatMahrift Bd. XXVIL Hfk 1 a 4

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Sundten nnd dar DantBcbe Ordan etc.

maohimg, indem xiAmlicIi Witold dem Orden gestattete, «af dem ihm gehörigen üfer der Nawese eine Muhle za errichten.^) Bas hierin über den Vertrag hinaus sich aeigende Entgögen-

kommen Witokls faiul sein würdiges Hude in jener Urkunde, nach der Witold seine bisherige Verpflichtung, dem Orden nur gegen Suniaiten zu helfen, dahin erweitert, daß er für jeden wegen dieses Bündnisses entstandenen Krieg dem Hochmeister seinen Beistand verspricht, ausgenommen gegen das Beich| den Papst und die Polen.^) Auch der Orden ließ es nicht an Aof- merksamkeiten fehlen,*) deren Inhalt nns aber völlig fem liegt; genng, dafi der Orden jetat mit vollem Recht nnd guter Zuver- sicht auf Witolds Hilfe rechnen konnte, faUs die Samaiten aioh ihm nicht in Güte ansohlieBen würden. Nur sa bald sollte man erkennen, wie gut es war, daß man sich so mit Witold gestellt hatte. Da gewiß die Bemühungen Witolds und des Ordens, für den Aiischhiß an die Deutschen Stimmung in Samaiten zu machen, nicht aufgehört haben, da das Aushungeruntrs- system wohl sicher fortgesetzt war und man trotzdem zu keinem Besaitet gekommen war, so war jetzt die Geduld des Ordens erschöpft. Der Hochmeister ersuchte in einem Brief * vom 29. Dezember 1404^) unter Hinweis anf die dauernde Veiv stocktheit der Samaiten, Witold, sein Hilfsgebot ansauftdiren, in das Land einau^en, vorher jedoch den Orden zu informieren, weil anch dieser dasselbe mit seiner ganzen Kraft thun wüL So begann nun wieder der Krieg. Am 10. Januar 1405 drangen aswei Heere, eins unter der Führung des Onlensmarschalla Ulrich von Jungingeu, das andere unter Leitung Witolds von ver- schiedenen Seiten in Samaiten ein. Die Unternehmung war von

1) 0. e. W. Ho. 996.-8) Ebsndisslbsfc 997.-8) EbendMelbst 996, Hegest; Na 399 B. nnd No. aoa

4) Voigt: C. d. Pr. VI, 164. Brief des Hochmeistere an Witold:

,,]S'u sie (il. Ii die Samiutcu) cuwcr anwisnnge niclit folgen wellen und alzo vorstoclik yu Irem Irsale meinen czu hlibcn, daz Ir ho vil eloczn p;emchet czu thun, und sie mit gewalt doczu brenget .... ouch. weüo wir mit den unsern gerne do czu thun nooli uneer maclit. ...

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Von Dr. R. Kiumbbültz.

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portieUen Erfolg begleitet, denn drei Bezirke: Bossieny, WiduUi und Eiragola ergaben siob und yerspracben, Geiseln m stellen.^)

Eine Erklärung, weshalb der Ordou und Witold sieh mit der Unterwerfung des Südostens von Sjimaiten begnücrt liaben, hißt sieh kaum finden. Die einzig denkbare wäre, daJi man gestützt auf diesen Sieg nochmals ein gütliches Entgegenkommen der anderen Territorien erwartete. Aber gerade das Gegenteil trat ein; kanm waren die Verbündeten aus dem Lande, als die drei nntorworfenen Bezirke durch die noch nicht heimgemichten mm Bmoh ihres Gelftbdee gegen den Orden gezwungen wurden, wozu sie gewiß sehr leicht sich bereit finden ließen.*) Indessen nidit nur völliger Verlust des so eben gewonnenen Besnltats war die Folge von der sobald wieder eingestellten Kriegsreise, nein, die Samaiten gingen zur Offensive gegen Witold über, den zn ha^isen sie freilich allen Cirund hatten. Der von ihnen angerichtete Schaden und die von ihntMi aufgeboleiiö Macht scheinen nicht unbodeutand gewesen zu sein; giebt doch der oberste Marschall Witold den Eftth, seine „lant binandir" zu „haldin, so" er „beste mögt," um sich so vor weiterer Be- Schädigung zu sichern.') Es ist begreiflich, daß Witold unter diesen Verhftltnissen mit großer Ungeduld auf Vereinbarung mit dem Orden zur Fortsetzung des Krieges dringt, zu welchem Zweck denn auch der Komtur von Balga zum 18» April nach Grodno zu kommen verspricht.*) Daß der Orden noch immer nicht die Hoffnung auf friedliche Erwerbung Samaitens auf- gegeben liatj folgt besüiidt-'is aus einem Rechtfertigungsschreiben vom Ifi. Mai 1405'*) des Hochmeisters au Witold, dem statt des waliren Aultrages dos Ordensboten Kelptz. des Sohnes (inethens, wohl eines Samaiten, der in Erforschung der Stimmung der

1) Pcsilge m 1406 io Scr. m, 276-277. - S) Ebendaselbst 377.

3) C. 6. W. No. 306. Brief des obersten Marschalls an Witold:

pAh ir scliribt von dem schaden, den euch die Samayten haben

czageczog&n . . . m were uusir gutdimkeo, das Ir euwer lant binandir luüdet so ir beste mögt . .

4) C. e. W. No. 806. ^ 6) Bunge 17, No. 1660.

4*

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Samaileo and äar Dantseh« Orden etc.

Samaiten bestand, die Nachricht gebracht war, da0 der Orden gegen Stellnng von zwei Geiseln ans jedem Beeirk Yeraicht anf Kriegszüge fOr vier Jahre und auf Anlage ^on Festungen an*

geboten liabe.*) Die hierin liegende böse Absicht, zwischen dem Orden iind AVitolii Zwietracht zu säen, mochte WitoM um so eher übersehen, als er durch die Weigerung des Meisters von Livlaud, die Einwohner von Pskow über das zwischen ihm und dem Orden bestehende Ofiensiir- und D^fi nsiv-Bündnis zu unter- richten, sehr erbittert war, und dio durch den Hochmeister geplante Beilegung diesra für den Orden höchst unerquicklichen Streites erst am 7. Juni 1406 zu Kowno erfolgte.*; Die von Witold für den April gewünschte Verhandlung*) über eine weitere gemeinsame Expedition gegen die Samaiten, scheint anoh darüber in Tergessenheit geraten zu sein, ja selbst zu Kowno am 7. Juni ist offenbar noch nicht die Rede davon gewesen:*) denn es ist kaum glaublich, dali der Orden auf einen am V. ,juni geäußerten Wuns(?h Witolds erst am 21. Juni antwortet,^) um so weniger als er alle Ursaelie hat. Witolds freundliche Ge- sinnung sieh zu erhalten. Am 25. Juli 1405") zieht der Orden aus,^) und mit ihm vereinigt sich Witold. Gleich dem Orden

1) Bonge IV, 1660. 2) Bonneil: Cbronograplii« S. 215. 8) Yetgl. oben S. 61 Anm. 4.

4) Yoigt: a. Pr. TI, 8. 886 liest dies lUsehlich ans der Anmerkang 2 aogeffthrten, jetzt bei Bonge IV, No. 1669 gedruckten Urkunde harauB»

ebenso wie er in 'Ipiii S. 32G Anm. B piticrtcn, jetzt bei Bnnpre IV, rjodrurktfii Schrpiln ri .les ITorhiTieistt-is an Witold mit Unrecht findet, dab der schon bekannte Kelpiz „eine entschieden verweigernde Antwort** bei den Semeiten erhiU.

6) G. e. W. No. 816. - 6) Posilge lu 1405 m Sor. III, 277.

7) Sehieblade XX. No. 22. DieM Ürkunde, welche ein VerzeichniB enthftlt Ühet die yon den einselnen Städten und Gomtnreien sa stellenden

Mannschaften, giebt uns im Gegensatz zu den allgemeinen Ausdrücken der Chronisten über dio Stärke der Orden sli Lire pcgon Samaiten z. B. cum pntontia exercitus sni frf Dunhurp; III, 2r)2 in Öcr. I, 157), cum ingenti copia (Wigand 56 iu iscr. 11, ö40), mit eyme mechtigen beere (Posilge zu 1406 in Scr. III, 277) ein klares Bild von der verhältniamäßig bescheideuea Höhe eines Aufgebots gegen Saaudten: ^I* loUolier gebitiger eol nsiiöhten

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Von Dr. K. Knuabholti.

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hatte annh diesor sich durch ein stark ►^s Anff^ehot ans Littauern, Bassen und Poien^) gut gerüstet. Dieser kombinirten Macht gegenüber wftre Widerstand Thorlieit gewesen, und so ergeben sich zunächst wieder Rossieny, Widukli und £iragola.*) Um einen fthnliohen BdckiaU wie im Anfiuig des Jahres sa ver- meiden, war man anf Emohtang einer Burg bedacht. £a liegen zwei Qaellen dafEUr vor: Posilge') und ein Berieht des obersten Ibraohall an den Hochmetsteri^) die in manchen Dingen von einander abweichen. Wie soll ich mich verhalten? Es ist klar, dai3 (h^r Verfasser einer Urkuu le auch dem woLl allgemein gilt igen Satz, nicht entzogen ist, daß jeder von jedem Ereignis nur einen Teil beobachtet, oder wenignteus nur das berichtet, was ihm wissenswert erscheint. Palls also Posilge durch zeitliche oder örtliche Nähe in den Stand gesetzt sein kann, Wahrheit beanspruchende Nachrichten einzuziehen es ist dies der Fall') so wird es gestattet sein, Mitteilungen, welche eine Eigänzang zn der Angabe des Marschalls ausmachen, mit dem amtlichen Bericht zu verschmelzen.*) Dagegen wird in Dingen,

brudir und dyner als her lueisto mag, die bradir und dyiier är>llen .illo die helfte armbroate haben. 2. Kotnigsberg (die Kamen werden alle in der haatigeo Form genannt) Balga, Brandenbiug, Ohristbarg, Osterode, Marien- Imig, Dsosig sol ididie ttsriehtea boben qroe djmer 10 sohotsen ... 8. Mewe, Schwetz, Tuchel, Sohlochau iclich 6 schotaen. 4 Im Colmisch lande: St ra-^isbiirp:. Soliönsco. Tliorn, Rehden, 'Rnfjelsbnri?. Oraiidfnz ülirli bus sol osnchten b syner dyiior alle mit armbrost. ö. Gollub, Birj^»'biu, Altbans, FtLyAXi, Leipe, Boggenhausen iclich 4 schotzen von iren dyneru. G. iciicb SroMS bod (d. h. wc^l Zd^peneMensdiaft) m1 4 wyne (d. b. Wagen) haben und idioib Ueyne bnd eia Wayn und io 10 wopen (d. h. Gewappnete) 1 wayn nnd nicht m3mer ... 7. Thom die aldstatt 85, die l>oste dir sie je haben möge, 2 teil sfillen gute Schotze syn-, (Thorn) die Nenstfidt 15, Culm 10, Strasburg R, Graudenz 8, Hlieden 4, GoUnb 2. Srbön?ee 2, Lessen 2, Neu- mark 4, Elbing 50, Danzig GU, Mewe 10, Stargardt ü, Dirscbau 16, Scliöneck 7, Neuburg 6. Die andern gebitiger von Nedirlaod nnd ▼on Pomein wollen osbringen bradir und dyner nod InÜie iren steten als ai merate mögen.

I) Voigt: O. Pr. VT, 8. 800 Anm. 8. ^ 3) Posilg« m 1406 in 8er. III, 9f9a 8) Ebendaselbst 278-279. i) C. e. W. No. 323. - 5) Scriptor. s III, Seite 35—48. 6) Vergl. Bernheim: Lehrbuch der historischen Methode S. 109, 27o, 326» d72.

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Sanmiten und der Deutsche Ordeo etc.

vou tirueii Posilge doch uur duroh Gerüclit oder widersprechende Aussagen von Augenzengen orientiert wurde, namentlich Zahlen- angaben, dem Marschall der Vorzug zu ^eben sein. £8 ergiebt sich danach folgendes Bild: Trotz der durohans nnfrenftgendeii Yorbereitongen ftlr eine solche Anlage, trete des Fehlens an Zimmerlenten nnd dem nötigen Werkeeng wnrde innerlialb kurzer Zeit (Posilge sagt acht Tage) bis zam 15. Angast von Witold das neue Kastell KOnigsbnrg hergestellt. ^) Wxtold ist es, der für Yerproyiantienuig und Armierung des Hanses sorgt, der ihm den größten Teil seiner Besatzung (260 Mann und die nötigen Pferde) giebt, während der Urden nur mit 4kj Schützen und 14 Ordonsbnuli'ni j)arti7:ipiert. Sofort nucli Fertigstellung wird die Burg ihrem Sfiinksal iilierlassen und hat bald •/•inen heftigen Kampf mit den Samaiteu aoszuhalten, die indessen der überlegenen Kriegskunst der Besatenng nicht gewachsen sind

1) Ein 80 sehndler Bau erkliit sich ans durchaus einfachen Konstruktion einer eolelien Borg, üm das eigentliche Haus, da« hier wohl

MI8 Erde und Holz, oft aber auch aus Ziegeln errichtet wurde, erhol' si« h der ans Erde anfgpsrliütrto Wall und diesen umgab wielor der GnVi n iVf. Posilge zu 1405 in Scr. III, 278). Erklärlicher Weiw:' vorwnndte man, wenn es die Zeit erlaubte, mehr Sorgfalt auf die Anlage. So wird man namentlich an die Eniehtung einee rings am die Bnig sieh entrecümidoa Terhane ge- dacht haben, der sieh bei allen von mir im Pmssia-Musenm sn Königsberg gesehenen Burgmodellen findet. Es gab /w«! Arten y<m Verhauen: tote und lebende. Erstere pntftftTKlcn fla-lurch. daß man die Kronen und Aeste gefällter Bäume wild durchfinandcr «stürzen ließ, letztere wunlen durrh Domhecken, namentlich Weißdorn gebildet. Ein zweiter nicht minder wichtiger Zmats su den von Posilge aufgafthrlen YerteidigungKmalregtthi bildete die Bruetwehr, die bei Ktoigeburg mit Rückeieht auf die Kftne der Zeit durbh Höhlungen innerhalb des Walle.s ersetzt war. Die Brustwehr auf der Krone des Walles zur Deckung des Leibes der Verteidiger angelegt, werden wir ims entweder aus auf einander geschichteten Planken oder ans Lehm und Flechtwerk zusammengesetzt zu denken haben. Vergl. hierüber Bujack: „Zur Bewaffnung und Kriegsfübrung der Ritter des deutaohen Ordens in Preuiten** im Bericht Qber dae Altstädtieehe Gymnasinm sn Kdnigebeig i. Pr. ▼Ott Ostern 1887 bis Ostern 1888- 8. 19 und 2(K Ferner: Ueber oatpreoffische Buigwälle von Major Freih. v. BMenigk. Abgedruckt in den Sitzungs- berichten der Altertnnipgp?ellsclialt Pnissia zu Königsberg Pr. im 86. Ver* eini^hr November 1879- 18Ö0. S. m und 67, 71 und 72.

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Yon Dr. SL KmmbholtB.

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und deshalb nnter Verlust abziehen, selbst auf dem Riickzng noch von den Deutscheu und ihren littauischeu Bundesgenossen verfolgt werden. Dieser glücklich abgeschlagene Angriff ist entweder unmittelbar vor oder naob den 29. Aagart bq eetsen; denn der Hoofameüter weiß an diesem Tage dooH nichts davon.^) Wenn er trotedem jetet schon anf einen starken Ersais für die Boig nngefthr 900 Mann mit 160 Pferden bedacht ist, der nach PosOge am 99. September in EOnigebnrg eintrifRi, so ist dies dio Wirkung von einem Brief des Marschalls,^) der mit Keclit darum gebeten iiat. Witolds Entgegeukommeu nicht allzu sehr in Anspruch zu nehir. - n. Auch des Marschalls Wunsch, die Verpflegung der Burg möglichst bald Witold abzunehmen, TStsprioht der Hochmeister zu erfiülen.") Aufgabe des als Vogt TOD Samaiten zurückgelassenen Michael Kuchmeister^) moBte es sein, gestfitat anf die Bnxg die SteUang des Ordens in dem, wie msB wohl annehmen durfte, jetat gebrochenen Lande an behaupten, die Ssmaiten cur Anerkennung der Ordensherrschaft zu bewegen ond wo möglich mit der Aenderung ihres Schicksals anfrieden sa stellen. Wie schwer diese Aufgabe war, zeigen die uns vorliegenden Nachrichten. Zunächst machte es große Schwierig- keiten, die einmal durch Königsburg t^efaßte Position zu erhalten; nicht, daB man etwa von den Samaiten angegriffen wäre, nein, yielmehr Sorge erregte fortwährend die Verproviantierung der snrückgelassenen Besatzung. Der Orden wuQte sich nicht anders la helfen, als fortwfthrend Witold um Bat und Beistand iür die notwendige Yerpflegong der Burg anzugehen.^ Trotadem Bon Witold, wie aus einem Brief des Hochmeisters vom Sl. November 1406*) hervorgeht, selbst nach Zugestftndnis dee Vogtes von Samaiten auf das eifrigste seine Hauptleuto und

1) C. e. W. Ko. 324.

2) C. e. W. No. 328. 3; C. e. W. No. 824.

4) Posilge za 1406 in 8er. DI, 986 and O. a. W. No, 84&

5) C. e. W. No. 886.

6) C. W. No. 839.

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Samait«a and dar Daataoha Orden eU».

Bojaren Manewydp, Tchapurne und Sungail im Sinn dos Ordens wirken ließ, ein Streben, das wir von Seiten Witolds bei seinem jetzigen Verhältnis zam Orden mit gutem Gnind auch für die früheren Monate als vorhanden annehmen dürfen, so war der Mangel an LebensmitteiOf Munition und Geld auf Königebnrg; im Oktober 1406 soihon so groß, daß der Vogt sioh genötigt sah, eine Bednsiening der Besatasnng eintreten sn laaaen, und deshalb die von Witold hineingelegten Streitkrftfte ziehen ließ. Ja seine Hoffnung anf regelmäßige Verproviantierang war am 16. Oktober schon so gesunken, daß er um Zusendung von sechs Wagen bat, auf denen er sich selbst das N«>tif^o holen könnte.^) Wenn auch auf diese energische Reklamation hin eine Besserung hi«'rin eingetreten sein mag, wenigstens tindet sich weiter keine Klage des Vogtes hierüber so ist es doch nur zu begreiflich, daß die Samaiten durch eine Schar in ihrem Lande, welche selbst vm ihre Ezistena rang, sioh nicht einschaohtem liefien und trotz Witolds Bemühungen nicht Geiseln stellten, Zu dieser Erkenntnis gelangte denn auch am Ende des Jahres 1406 der Hochmeister, besonders als ihm ans einer Abschrift eines Beriohtee des samaitischen Vogtes an Witold die völlige Besultatlosigkeit des bisherigeu }>assiven Vorgehens klar wurde. Jetzt war es auch mit seiner Nachsicht vorbei. Am 29. Dezember 1405 bat er Witold} vereint mit dem livländischen Meister die äamaiten

1) Schieblade 18 No. 16. Prunhaska bringt sie unter einem falschen Datum in seinem Regest C. e. W No. 328. Der Brief ist vom 15. Oktober, nicht 22. Oktober, denn im Original steht: „Kouwen donerst«g vor'', nicht „nach Galli'*. Der Vogt von Samaiten an den Marschall: „Uwer Irsamkeit sol msBrn das is gar unrichtig sngeet myt der ko«t of das hm so hrengen, wenn dy kost nychte oko ns|{eriebt ist noch inkamtnet als ys wol not were . . ., al das, das die Kolmen hoben usgericht olzo mal . . . noch da

binden ist xiud ist kovns komen Ich mußt« des konigs (d. h. Witold)

luthe lo.sen keclig keen wol b}'^ 200 ouch, lyber her marscbaU. mn^

uwer ersauikeit dor of denken und senden her 6 gute wayn (Wagen) und

dorzD, das wyr selbyr mögen fttrco in dem hnse was ans n standen not ist von kost von eyme und vcin dem andern .... onoh . . . wysse uwer ytsamkeit das of dem hose nycht me geschoss ist denn 1 tonne pfyl ond gar weayng pulver .... oach habe ich vasto geldes as gegeben

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y<m Dr. B. KnunbholtB»

ZOT Stelltmg von Geiseln zu zwingen, indem er ^gleichzeitig eine den Orden bei Witold in Mißkredit setaen sollen In Aeußerang eines gewiflsen Heinricb Klote als imwahr hinstcdlt.^) Am 8. Jannar 1406 fihnd dann zu Elbing eine Yenammlung etott, HO man sioh Uber den Eriegaplan wird geeinigt baben und dann Witold davon benachricbtigte.') Da nun der Vogt in einem Brief vom 23. Januar 1406*) dem Hochmeister die Absicht mit- theiit: durch alle laut fzii rithen in Samaythen die czu be- sehende und czu bestelh n uath mynem besten gutilniikeii.'" so ergiebt si'-li. daß zwischen Hptm 8. nw\ '2^. Januar die iiustuiin^en dc^ Ordena und Witolda zum Absei iluß gekommen sind und derartig gewesen sein müssen, daB trotz der wegen ungflnstigen Wetters nicbt zur Ansfdhmng gekommenen Kriegareise das bloße GerOeht davon schon genügte, um die Samaiten zur Stellung von Qeisehk zu bewegen, deren sieben der Vogt an den obersten Msrsehall sendet:*) sechs ans Widukle, einen ^ ans Thanysgel.') Ob aber bereits 'am 23. Januar noch weitere Bezirke Samaitens sich hierzu bequemt haben, geht aus dem Bericht des Vogtes nicht hervor, Indexen läßt sowohl der Wortlaut in Posilges

1) Archiv zu Königsberg im Registranten III, p. 234. Nachdem der Hoduncister sioh Witold gegenüber doraber beklagt, daß lant einer Kopie «nei Briefes des Vogtes tob Samaiten die Samaiten ihre Veispreehnngoa

atclit hielten und die Geiseln verweigerten tootz aller Bemühungen, heifit es wörtlich: „«ynt das die Samayten zo langsam und unstet« synt, so bitten wir . . . das Ir zu desem dinj^e unsern ordin nutz und Fromme dirkennet oud uns vordaa helfet rathen, wy man dosen dingen und der müve, diu Ir

liablf egm kons ende geben möge , wellen sie mit willen Ire gysel

nicht geben, das wir nie mit enwer hvXfü» nnd dee gebitagers von Lyffland dortni brengen, das sie es mit Tinwillen thnen. Onch so bemret nver hochwirdigkt'it yn dem selben britVe von Clotz, unsers ordens brudir, wy der etliche rede zu Sama\ ten aolde geredt haben.'^ Der Hochmeister beteuert seine Unschuld daran.

2) Registrant 3 p. 236. Der Hochmeister teilt Witold den Beschluß ttaer Yersammlang za Elbing mit, die beschlossen hat, einen Boten an ihn zu Mden: „der awer hsrlicMrait nassm winea und meynonge berichten*^ acSk.

8) a e. W. Vo, 4) Ebeodaseibst b) üsbsr Tfaanyagels KWgnplusehe Lag» habe ieh nüdits gsfondea.

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Sunaaton und der Deotsoh« Orden etc.

Bericht über diean Zfit:^) ,/lie laut czu Samaythin go])in dem ordin ere gyael," als auch ein Brief des Vogtes vom 13. Juiii 1406,') der uns über die Lage in Samaiten orientiert, den Schiaß dafür EU. Schon die blofie MOgUohlceit, richtend durch alle Lande Samaitens wn siehen, eetsi einen völligen Friedensmstand in Samaiten yozans nnd dieser wieder Änerkennong der Orden»- hemcfaaft. Dem entsprechen völlig die anf seiner Beise dnroh das Land vom Vogt gesammelten Erfehrungen, der sein Urteil dahin formuliert : „das is in allen Landen von der gotea gnoden wol steet." Fassen wir zunäcLst zusammen, wie die Samaiten sich ihm gegenüber benommen haben, m ist sein T^rt^^il wohl zu begreifen. Ohne Widerstand zu leisten, haben die Samaiten die noch rückständigen Geiseln gestellt^ ja die meisten haben anf sein Verlangen Geiseln, die nicht genog Gkunntie boten, umgewechselt, ohne sofort ihre schon gestellten sorttck eu er- halten.*) Bossiei^, Enethow und Craszian*) allein haben sich dem widersetst.*) Erst als er den Wtmsch nach Yergröfienuig der Zahl steUte, seigten sie sich abgeneigt und begründeten dies mit der Versiehefmng ihres Gehorsams und der AuiVbrdertmg im speziellen Fall einfach der Uebelthäter sicii zu bemächtigen.*')

1) Posilge zu 1406 in Scr. III, 282.

2) C. e. W. No. 341. Der Vogt an den Marschall: Euwer eri»amkfeit sol wissen, dos wir csu Samayien gew«st sein in allea landen, nnd di alle gelieht liMi W68 in die yirde woöhe, also das wir andirs nioht ditfaren, 'wen

das is in allen landen von der gotes gnoden wol steet.

3) C. e. "W. No. B-il. Der Voj^t an ävn Marsrlmll: ..^wh zo hnb wir mit uns as dem lande gebroch di gisel, di ilo ni'^lit gP}2;eben woron, und ouch etczliche ander gisel, di si uns gewechselt han vor di, di si nicht ^t gegeben han, nnd bitten euch wol czu thuende, da« ir bestallet, das di gisel wedür hems komen ....

4) Bosnenya Lage ist beinnnt; Knethow liegt im Gebiet von Mede- niken» dem hentigen Medingiany an der oberen Minge. cf. Scr. II, S. 664 Anm. 5. Crasiian ist Tielleioht Krosche an der Kroschenta, einem Neben- fluß der Dnbissa.

5) C. e. W, No. Oiicli so hob wir di gisel von Rossieuy, von Kaethow, ytm Orsssian geheischet, di si uns oneh weebseln bqUsb md des- lushs sieh do wedir spenen.

6} C. e. W. 841: Umb me gisd esimemea do thofsts wir ksins emsle

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Von Dr. B. KranibholfB.

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Weiter kann der Vogt die frohe Yersiohenmg geAmn^ daß ftlr die gewiB vom Orden sehr gefarohtete Auswandenrng za Witold dnrchaiui keine Stimmung vorbanden sei, im Gegenteil wfiren die Samaiten bereit, nach Prenfien zu ziehen,^) was natOrliofa tu fordern der Yogt sich sehr angelegen sein liefi. Lagen so die Yeriititnisse gfinstig, so ist es ein Zeichen von grofier Einsicht, wenn trotzdem der Vogt auf das energischte betont, daß nun- mehr auch der Orden für Erhaltung, ja Fürderung dieser guten StimTniing das seinige thun müsse. Er seibat war genügend mit gutem ßeiapiel vorangegangeu. Er hat ihnen freilich unter Vorbehalt seiner oder seiner Kämmerer Genehmigung Frei- sOgigkeit gestattet, tun ihrer Erwerbsfähigkeit nicht entgegen- satreton,^ er bat ihnen Begelang ihrer Besitasverhiltnisse, jeder der drei StaDdesklassen einen bestimmten Ackerteil wohl als Lehn vom Orden zugesichert.*) Unter der ErwAgong, daß Ein- gehen anf die Wünsche der Samaiten, Erfüllung der gegebenen Versprechen notwendiger "Weise Vertrauen und Entgegenkommen erzeuge, Gründe, die trivial erscheinen mögeu, aber dorh einen hohen Grad von Menschenkenntnis verraten und die Auswahl Michael Kuchmeisters zum Vogt von äamaiten als eine sehr gl&ckliohe kennzeichnen, bittet er dringend den obersten Mar-

red© mit in nirht von ) aVtpn, wend . . . . si sprorlien. si wellen nicht Un- recht thaen, wer do uurecht thut, (las ma» dem nie gisel ueme.

1) C. e. W. No. 841: ander herczog Wythowd czu czien . . . zo hört naa nunmer kein meaiehe, das do «inen willen hette . . . lewtbe vor uns «Dt gewask, die osn saeh ken PmvHmi auw wellen.

2) C. a. W. Nob Ml: Wir haben oflbnbar in allen laadeii geeaith und dilloobet . . . »»inen iderman czu czien, wo her welle . . . stinrler ane nnser wissen nicht und ane unserer kemerer wissen. . . . Dorczu hab wir in allen luden den kemerem offen brife gegeben, d&a si di lewthe losen geen, wo etn ichalfen han, nf das sie deste hw gewoonea.

9) C. e. W. No. 841: ans dochte esamole gut sein, das ir mit nnrarm homdster eins wurdet, das man ... im lande .... mese erc velt und a^kcT .... und des mit unserm liomeister eins wurdet, wi vil ir einem baioren, einem frien und einem gehner, cirK^m idermann zni dinste gfiben wddet, ul daa di andern in der hoäuunge blebeu und dirkennen docli, das nuui in halden weide, was man in geloubet hat, zo solden si alle vil deste gdioiMmer imd gsvolgier oeja.

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GO * Sftmaiten und der Deutsche Orden etc.

schall, beim Hochmeister Ansftllining der den Samaiten gegenüber von iliin eiiigugau<j:enen Verpfliohtuii!j:eu durchzusetzen, femer Ochüeii und Pferde ins Land zu schicken, um in dem völlig ruiniertf>n Saniiiitr-u wieder Aekerbnu zu ermöglichen.^) Und tim 8o mehr aul BerUck.sichtigang aeiner Wünsche zu dringen, hat er deshalb allen Grund, weil er bei aller seiner Ftlnoxge für die Samaiten die Vorteile des Ordens nicht ans dem Ange verliert Baf^lr spricht sein Bemühen, einfluBreiche Leute als Geiseln in die Hftnde bu bekommen,*) duffkr seine energische ErklArung, im Einyeratändnis mit Witold nioht auf die Ans- liefemng der Kinder von besonders zu Anirnfar geneigten Personen zu verzichten,'') dafür endlich die Auf fordeninn^. an Stell© der aus Samaiten nach Preußnn "Einwandernden mögliehst ^iel Ordenslente und Witinj^e zn st uvien.*) Prüfen wir nun, ob der Orden klug genug war, auf diese bereits als höchst einsichtsvoll charakterisierten Pl&ne Michaels einzugehen, und 80 seinen BeamtMi in Samaiten dem Vogt aia höchsten militftrischen und administrativen Vorgeseteten des Landes, den Kftmmerem in den einzelnen Beeirken^ die Ao^be, das Land an die deatsohe Hezrsohaft zu gewöhnen, erleichterte. Wenn aneh mancher Wunsch des Vogtes uuerfttUt blieb so konnte

1) Srhieblads XVm, Na 18. Der Vogt von Samaiten an den obersten Marschall: Als wir eiioh vor pjesrhrebon hol>en von der ochsen nnd von der sweyken (d. h. leichte Plei-ik- weyn (wegen) bitte wir euw^r ©r&ainkeit, das yr dy der of schicket alt» yr irtiter raoget, wend dy lewthe grosen breobea lyden nnd Jiieht gepflugen kramen, und so sy lengher iingepfluget do Sitten, so man yn lenzer myt kome helfen mns.**

2) cf. oben S. 58 Anm. 3.

;Ti C. e. W. nil: ..Onrh lieber her mnrschalk, enwer ersamkeit sol wissen. (l.'\s ir di gi^tihi alle her us hat. ili ilo alle von f^oteo iewteu sein, ane vire aUir vunle, die man noch wechseln sol, di hab wir geheischen von etxlichen, di do vil irronge xmder dem volke madieB

4) C. e. W. Na 84t: nOach 1. b. ntanchalk, ea. ers. wol weis, das wir noch keinen witing na dem lande han .... an. era. mag d<vaf ge- denken, das ir ans lewthe and witinge hems aehidcet, wand wir one lewthe keinerlei volbrengen mögen. , ,

5) C. e. W. No. 844.

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Von Dr. Krumblioltz.

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er z. B. aus Mangel au sachkundigen LeuLbu niclit an die ver- sprochene Au-steilnng von Landbesitz denken, M so kanu man doch dem Orden das Zeugnis nicht absprechen, daß er auf das redHcbite sich bemükte. Den besten Beweis dafür liefert das Tießler Buch.^) Zu verschiedenen Malen wurden die Samaiten entweder direkt bei Besuohea in Königibeig oder daroh den Vogt Tom Orden reioblich bedacht. Aufier Ooheen und P&rden nnd namentlich folgende Gegenstände in reichlicher Ansahl verteilt worden: Tnob, Beile, Honig, Butter, Eaae, Hering, Stockfisch, Boeinen, Reis, Mandeln, Salz, Mehl, Mohn und Malz.'') So schien sich ein gutes Verhältnis anbahnen zu wollen, als wegen eines "Witold versprochenen und auch zugelührten Hilfs- korj's gesell den Konig von Moskau ein neues Streitobjekt zwischen Orden und Samaiteu sich ergab, welches die ireilioh noch in ihren Anfjingen ruhende, möglicher "Weiae aber ganz herbeizofährende Veracbmelzang auf das heftigste zunftohst in Frage stellte nnd so mfichtig einwirkte, daB bereits An^g September bewafinetes EinsohTeiten des Ordens tot der ThCkr stand.*} Fragen wir uns, inwiefern eine bloBe Unterstützung Witdds seitens des Ordens, wozu er in Folge des abgesohlossenen

1) Sckieblade XVia. iso. cj,. Der Vogt von Samaiten an den obersten HtneliiiU: Es iit Unlust unter den Samaiten gegen dos Ordens Gebote: „das ejne, do ay sieh methe weren, das ist das sy sprechen: wir bobin ja gdonbet «re guter cza vorbrifen . das ist ouch war . . . Nu gebricht is tUM . . . daran, . . . das wir nimande hobin der sicli doruff verstr-et nnd evDS mfins ^^ut mochte obirsloen, wy vii daa mochte gesyn.** Der Marschall soll beim Hochmeister durchsetzen: ^ob her wns mochte eyn kriecht odir Tsiandei ns gerichten der do myt ans rytte Vi ior adir Va >or, den weide nir losen tytben nnd losen, obirsloen wy vyl eyn idennan moehte babin, 10 weide wir im vollen geben czu synem djmste und im bri& geben an VOSem homeister das yn das vorbrifet werde . . .

2) TrüGl. r-Buch p. 207 3) Die v..n Voigt: G. Pr. VI, S. 353 ange- i^rten Belagäteileu enthalten nicht Schenkungen, sondern nar Bitten des Yogt^ um Zosendung von Salz, Mehl etc.

4) C. e. W. Hb. 849. Der obente Mareehall bittet Witold nm geeignete Btationierang von Stxeitkrifiten des Ordens^ „das sie ... . nnaem finden den Samayten io legem .... uff das sie mit euwer bii]& deste grosseren Schoden mochten osocaihen den vinden . . . /

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tiamaiten und der Deirtidie Orden etc.

Bündnisses^) yerpfliohtet war, einen so nnheilvoUen Einfiafl auf das VerbfiltniB zwischen Orden nnd Samaiten haben konnte, so Hegt die Antwort in der ein£Mshen Konstatierung der Tatsache,

daß die Samaiten auch ihrerseits die Hilfsmannschaft; für Witold mit stellen sollten. Wer sich an all die schändlichen Handlungen erinnert, die Witold sich i^^^f^f^u Samaiten hatte zu Schuldeu kommen lassen, wie er sie zum Ivampf gpgen den Orden geführt, wie er sie dann treulos dem Orden überantwortet hat, wie er endlich selbst auf das energischte ihre jetzige doch immerhin abhAngige Stellting mit herbeigeftlhrt hat» der wird begreifen, da8 ein sohshea Gtobot des Ordens, das im Joni 1406 erging, auf den heftigsten Widerstand hei ihnen stoBen mnBte. Ton Ausreden, an so weite MArsohe nioht gewöhnt su sein,*) gin^ man über zu der ErkUümng: „si haben sioh den dewtsohen ge- geben, mit den w^en sie reithen wi verre wo man si heiset, sunder mit herzog Witthovden czu reithen, do sint si unwillig^ czu.') Die furchtbare Erbitterung, welche das ganze Land ergriffen haben wird, als sie dennoch mit ihrem Vogt in einer Stärke von 1000 Mann ausrücken mußten,^) aeigt sich am. deutlichsten in einem Brief des Marschalls an Witold vom 3. S^iember 1406, wo, wie schon erw&hnt,^) die Samaiten wieder Feinde genannt werden, denen man möglichst groBen Schaden snfOgen mflBte. Ob es wirklich sa einem bewafineten Ein-

1) Dnreh deo Vertrag Ton Radas.

2) Sehiebladft XVm, No. SI. Brief dee Vogtes von Samaiten an den Hochmeister vom 29. Juni 1406. Das Original, teilweise defekt: ^die eldesten und dy besten bayom [Lücke] syiit c^vwa^t .... (haben) . . . uns gesayth, da.«? sy sich vorsehen. d?»f» vflf ni- ht rcytluMi \vp[llen . . . .] (wohl zu erguuzeu: weil) »y sulfheu vtjrreu rey^eu uycht gewoiiet synt **

8) C. e. W. No. SiA. Stelle aus einem Brief des VoglM von Sunaiten •n den MenehaH vom 80. Jmii 1406.

4) PoBÜge zu 1406 in Scr. III, 282; C. e. W. S. 977. Amtlicher

Ordensliericlif nhor di> snmnitis'^hen Angelegenheiten im Jahr 14^^i9: „Contm ilium <lo ^^o^;f•a^v et ali(<s Huthi-iio«' .... (misit mnf:;istf!r generalis Witouilo) commendatorem de Brandenburg ... et advocatum äemogitarum plus quam

onm Semogitis mille de melumlnu ^

C) VergL oben 8. 61 Asm. 4.

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Von Dr. K. Krambholta.

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schreiten gekommen ist, wissen, wirnicbt, jedenfalls ist aber Ende September der Orden der Ueberzeugung , daß eine weitere Sicherimg seiner iri'r!>jchaft in Samaiten gnlioren sei. Am 29. September 140G berichtet der Hauskomtur von Raguith aber eine Kekognoezieningsreise, die den Zweck liatte, einen günstigen Ort znr Anlage einer neaen Burg aitunwählen.^) Hacb den verschiedeoBten Genchtspunkten bat er mii sarnen B^g^tem Feier nnd FUnts eine Menge von Httasen in Angen- soheiik genommen. So kat er in Betracht gezogen^ ob BankolS) ob Wasaer som Treiben einer Korn- nnd Holsmflble genng TOf^ banden sei, ob anch nicht der Weg zar Beschaffung des zum ikiu nötigen ilaterials zu weit sei, weil zu befürchten war, daß das Geainde während des Transports weglaufe. Daß man sich für keinen der in Vorschlag gebrachton Orte entschieden hat, sondern noch Anfang Februar 1407^) darüber in Zweifel ist') findet seine Erklärung durch das inzwischen wieder besser ge- vofdme YerbAltnis mit den Samaiten, wofflr das sprechendste Zeugnis ibr Erscheinen anf der Marienbnrg ist.^) Bevor wir indessen bieranf eingebeni ist es noch nötig anf ein Ereignis hixunweisen, über das die Samaiten dmrcb ihre soeben erwAbnte Anwesenheit in Marienburg zur l^igeeordnnng übergegangen zu sein scheinen, welches indessen für Witolds Gesimiung äußerst charakteristisch ist. Wir erinnern uns, daß Witold seit dem Frieden von Raciaz am 23. Mai 1404 die Berechtigung hatte, 250 Samaiten zu sich zu nehmen,^) und daß hieran auch durch die Nachträge zn Kowno am 17. August 1404^} nichts geändert war, so dafi diese Verpflichtung des Ordens noch immer zu Beckt iMstand. Witold sieb dessen wohl bewaflt, brachte dies in einer fllr den Orden fireilick wenig angenehmen Weise zum Ausdnicki mdem er einfAok dortbin schickte und durch seine Leute den

1) C. e. W. No. a6t 9) SlMDdtsenwt 8G0. 8) Voigt: 6. P^. VI, a. 860 und Anm. 4 beecholdigt also mit Unrecht Posilge zu 1407 in Scr. ITT 286 eines Fehlers. - 4) Posüge wa 1407 in 8or. III, 984. 6) g£. obeaS. 40 Anm. 3. 6) oben S. 49.

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8anuut«n und dir Deatadw Ordaa eto.

üdbertritt einer Anzahl Samtiten in sein Land verlangte.^) Blee hatte den nngflnstigaten Eindrnok auf die Sanudten ana-

geübt und namentlich die erste Klasse der drei Stände ftlrehtete

jeden Augenblick-) zum Uebortritt zu Witold gezwuugoii zu werden. Der Hochmeister hielt es deshalb für das angebrachteste, Witold zur AuswalU der ihm zusteheruien Zahl atifzufordem.*) £s ist selbstverständlich, daß ein Mann von der Klugheit Witolds nicht ohne Onmd dies auisnschieben suchte. *) Caro ^) und Voigt^ nehmen an, daß er ans BOcksicht auf die in Samaitan gegen ihn feindliche Stimmang Torlänfig darauf vendchtet habe, indessen fügt Voigt doch anoh die Vermntang hinzn, daß Witold so handelte, „um doroh seine im Lande hin- nnd hersiehenden Amtleate noch fortw&hrend einen gewissen EinflnB anf das Volk" auszuüben. Diese letztere Erwägung möchte ich fftr die richtige halten und bin der Ansicht, daü Witold jetzt schon

1) Schieblade XVII a No. 72. Brief des Vogtes von Samaitan an den obersten Marsrhall: Euwcr nrsnmkeit f^prurhe czu wissen, das wir syn gewest in den landen uf der Nawese uud luibin du etzliche ^ysel gefordert dy irsten wedir czu losen als ys geretli ibi. iSu siut etzliche dy sich do wedir sperrda uod weten sich der czu geben nnd das kompt nyrgea van wen Ton hsrciogs imthowdss leiwthan dy do ns nnd yn teithsn nnd dy hetten gerne vele lewthe us dem lande.

2) Sriiieblade XVIa No. CO. Prr,( }uiska setzt diese Urkunde olme Jahr im Oii-inal (C. e. W. No. asi T?) ins J.ilir 1 1f«. Mit Voigt: G. Pr, VI, 8. iibö Anm. 1 setze ich sie ins Jahr 1406. Der Vogt von Samaiten an dea obetsten Maxschall : ,|En. en. gerache can wissen, das wir im laxids ozu Samaythen gewest seyn . . . . do qnomen dy besten von allen landen czu ans and sageten ans, wy das sy hatten vernommen von des herczoge Wythowdes lewtben .... das her dy 250, dy wjt ym scbuldig siiii. haben wellp .... das wrii-fn dy lewthe rzn mnle crroslich dirschrokon und bitten hUo das man syns dt'£u laude niciit gebe und sprechen schiecht (,d. h. ge- r.adezu), sy wellen czu ym nicht."

8} C. e. W. S. 977. Ans einem amtlichen Ordensbericht: (Magister generalem Witondom) .... amicabiliter rogare fecit qaod . . . propter eanm .... amorem . . . illosdacentos «iL familiäres ezpatriaSemogitanim snmeret ....

4) t ". e. W. S. B77: Ttmc respondit ei Witondus dnx .... quod istud ad modicam dilacionem poneret .... ö) Garo Iii, 274. 6) Voigt: G. Pr. VI, 356.

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Von Dr. B. Kmmbholts.

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wieder sein Doppelspiel zu beginnen anfinir. Indessen war er g^wifl noch nicht mit sich gelber üher dm Art imd Weise seines Vorgehens im klaren. Deshalb hielt er sich beide Möglichkeiten offen: er wies trotz wiederholter Mahnungen die Auswahl der 260*) zuräck, weil mit ihrer Annahme sein ihm rechtlich sn* stehender Anspruch auf eine Zahl Samaiten aufhörte) sachte anderseits den Orden nicht vor den Kopf za stoßen und untere statote ihn deshalb ancb noch 1407, wie wir bald sehen werden* Dies ma thnn tind so wieder den Tielleioht schon aigwöhnisch werdenden Orden in Sicherheit eimsnwiegeu, modite ihm tuo so notwendiger erscheinen, als 1407 die Samaiten, wie sclion er- wähnt', einen Schritt thaten, der ihr völliges Einverständnis niit <ler ()rdensherrs(^hafl zu dokumentieren geeignet war.-) Mit ihrem Vogt Miehael Knehmei^ter ersehienen die „Aeltesten" in Marienburg und erbaten sieh für ihre Besitzungen kalmisoh Recht und „man sulde sie haldin glich rittem und knechten im lande eau Gnloien." Mit vollem Becht bemerkt Caro*) hieran, dafl dadurch der Beweis gegeben sei, „wie empftnglioh die Samaiten ftr den Segen stsatlicher Ordnung'* waren. Nach swei Seiten bin wirkte dies Ereignis. Zunächst verbreitete sich allgemein die Ansicht „das die lant (oseu Samaitln) betwungen werin.*'*) Ritter und Knechte erklärten sich nur auf Bitten des Hochmeisters bereit, die für Sicherung des Landes einge- rirlitete Abgabe des „Schulweisch koru und wartgeld*"^) nochmal auf 3 Jahre zu zahlen. Sodann fühlte sich Witohi wohl da- durch veraulaüt, auf das Gesuch des Hochmeisters vom 3. Fe- bruar 1407, für den Bau eines Hauses auf der Dubissa Zimmer- leute zu stellen,*} einzugehen, wie ein Bericht des Vogtes von Samaiten vom 9. April 1407'') und auch mehrere andere Briefe

1) O. e. W. S. 977. 3) PosOge zu 1407 in Scr, HI, 984. ^ 8) Garo m, 5174. 4) Poeilge zu 1407 iji Scr. III, S85. ~ 5) Vergl. Lohmejer S, 1Ö8. 6) C. e. W. No. SCO: „Und bitten euwer durluchlikeit .... das ir tuis dorczu (den Bau daee Uaua«a auf der DubiMa) eawer czimmMrlathe . . . leiben geruhet."

7) C. e. W. Ko. 363: ^Ouch so hot her (d. h. Witold) wedir ans

Altpr. Mon»t«acbriii fi<l. XX VII, Hett l u. ^. 5

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Samaitea und der Deutsche Ordea etc.

zeigen. \) Ja er hat seine Bereitwilligkeit sowohl hierbei als auch seine Geneigtheit für den Orden durch Auslieferuug eioiger üeberlaufor aus Kirügola^), durch gerichtliche Entscheidnng über Angelegenlieitöii einiger dem Orden lästiger Bojaren seines Landes, welche auch in Samaiten Beeits hatten'), so offen be- kundet, daß der Vogt nicht umhin kanii| zn erklAren, daB Witoid es gat meine^), eine ErklAmng, die mir nicht gans des Beige- sohmackes sa entbehren scheint, als ob er dadurch einer falschen Ansicht über Witoid im Orden entgegentreten wolle. Witoid ist es auch, der den Vermittler zwischen dem Orden und Polen abgiebt, deren Verhältnisse sich wegen der Erwerbnng der Neu- iii.il K / durch ErsLerou sehr verschlechtert hatten*^), er endlich führte am G. Januar 1408') die Verhandlung von Kowno iierbei, wo er den Schiedsrichter ?!wischen ( )iden und Jagiello spielte, ohne tVeilich dadurch zu einer Lösung des Streites zwischen beiden beizutragen. Erhielt sich so zwischen dem Orden und Witoid wenigstens äußerlich das gute Verhältnis 1407 hinduroh, so verlief dies Jahr in Samaiten trota des günstigen Anfangs keineswegs nach Wnnsch; denn gerade ans diesem Jahr liegt eine KUgesohrift der Samaiten an die geistlichen und weltliohen Forsten des Beiches vor, ohne daB wir die spesieUen augen- blicklichen Orflnde dafOr kennen, deren Inhalt uns die Samaiten

mnntlich geret . . . das is (i;nt wprp, das man bonweth© nnde allis, d*S her dorczu helfin solle, das solde itu nicht czu vi! sin. 1) C. e. W. No. 366 u. 367 E.

2} C. e. W. No. SG3. Ans einem Brief des Togtee von Samuten «n

den obenten MarschaU: „Wisset, das wir eczUchin schelunge gehabit faabio . . . von etBlicbin Inte wegia . . . di do czu im (d h. Witoid) nnde och cm

uns ß;ec'£Of;\n sint an unser wissen, als von Eragolen tmde von andern hiii li'ii. So wisset, das wir uns gar gutlichin von im i;t:-.srlieidpn hnbin, alzo daz iior di sinen nemeu sol von uns, und wir diu uusorn wedir von im.^*

8) C. e. W. No. 868: „Alle sohelunge, di wir habin voü sinen bsioreo, di do in dem lande csn Samaythen gut und erbe hatteoi das habe wir alesumole vor im of eine ende gercth, also« das is gut wordin ist

4) C. e. W. No. ' ii^: „T'^nde kunnen werlich an im andirs nirlit dir- kennen, wen das her is gut lueinet.** r>) Lohmeyer 288 —290; Caro III 264-268. - 6; C. e. W. No. 367. - 7; Voigt: (i. Pr. Vil, S. 15-16.

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Ton Dr. £. KrumUioltK.

er

niehis weniger als freundlich gegen den Orden gestimmt ceigt; im Gegenteil erheben sie die heftigsten YorwOrfe, legen dem Orden Freiheitsberanbmigy Erpressung nnd andere Verbrechen war Last.^) Findet sich auch nur als Beleg daftir, dafi Witold die Anregung dasn gegeben, die Aussage des Ordens in einer Verteidigungsschrift desselben,*) die sehr wohl gefUrbt sein kann, so möchte ich eine Art von Beweis für die Richtigkeit dieser Besch uldigniig des Ordens darin finden, daÜ sicli in einem Geleits- brief Witolds für den Hrxlnut'ister zu der bereits erwähnten Versammlung' in Kowuo') vom 13. Dezember 1407*) sich eine Stelle findet, die Witold in einer ganz Überraschenden Stellung sa den Samaiten zeigt. Wenn Witold dem Hochmeister Garantie dafiBr giebt^ dafi er, ohne yon den Samaiten besohftdigt m wer- den, seine Beise Yollflahren kann, so setst dies eine Situation in Samaiten yoraus, die durchaus dem Orden ungünstig ist. Witold hat wieder Ansehen bei den Samaiten, kann also wohl, gewiB in der stillen Absicht durch eine Vorführung von all dem Leid, das der Orden gebracht, wie es die Klageschrift thut, die Stim- mung der Samait€u gegen den Orden zu nähren, im übrigen sich noch neutral zu verhalton, dif» Voranhissnng gewesen sein für jene Besch werdeartikel der Samaiten. Brauclitö aber der Hochmeister, der eigentliche Herr der Samaiten, schon Witolds

1) C. e. W. S. 1021: „Fraties ordinis Theutonioi de Prasda post aocepcionem poMaarionis terre noatre, querentes dnmtaMt que sua sunt et non dei, ceperunt nos opprimore, . . . labores ad uaua noatros fieri consoetOS «ibtrahere et no«>trarnm possessiones hereditatum quas a patribus nostris, 8\is. proavis habuimua pro ipsurum usibus usurpare et provoutus uodtros iiiinuere etc."

2) C. e. W. S. 1088: Ad litteras, qnaa Saiaaytbi se dicunt aeripsiase nnivenia chnstifidelibna, .... croditnr, quod iiiaau Wytandi sunt confacte, nt sie cobrare poaaet flustiim annm, qao ipaoa Samaytlioa proenravit ordini rebellare.

3) Vergl. oben S. GG Amn. 7.

4j C. e. W. No. 371. Witold an den Hoehnitiiijter; „Wir gloubin . . .

anwir erwhdikMt mit diaem briffe . . . daas ir sidiirlichin mo^t komen . . . also das euch kein ackode noch kiDdemiaae aal mtateea von der Samaitflii vtegsa "

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Sunaiten und der Deatsobe Orden etc.

rTiiranti*',. um das Land gefahrlos mir auf seiner R<?iso nach Kuwno zu buruhren, so mußte die Lage des Vogtes ia SaiDiii' hu selbst unendlich traurig ^eiu. Und sie war es auch. Kaum prägnanter konnte dies zum Auadraok gebracht werden, als wenn Witold gewiß nicht ohne innere Befriedigung dem Vogt von Samaaten schreibt laut Bericht diese« an den Hochmeister vom 11. Juli 1406^): „Were is sache, das die Samaithen nns nicht alzo gehörig weren (d. h. dem Orden), ^ n snlden sein, so saldo wir einen baioren, der uns seinen brü (d. h. Witolds Brief) brochte, sulden losen reithen in di lant ozu Zamaythen und in losen sagen und usgebithen von sinent wegen, uf das si deste golioriger wurden," Dies VerliÄltniy. welche« so zwischen Witold und den Samait<'U beslaud, muiitts den Orden aut' das unange- nehmste berühren, und es war eine Aufgabe der Selbsterhaltung für ihn, seine Positionen im Lande so sicher zu stellen, daß er jede Ge&hr bestehen konnte; denn wie Iniclit konnte Witold sein AnseheUi das er in Samaiten genoBi welches er bisher noch za Gunsten des Ordens yerwandte, mtßfaranöhmii um sich an die Stelle einer Herrschaft ssu setzen, deren SchwAohe er selbst vielleicht mit herbeigefohrt, deren Existenz er in letater Zeit aufrecht erhalten. Genug, der Orden in der richtigen Erkenntnis dieser Sachlage, fing an, die Zahl seiner Bückhaltspunkte in Samaiten zu erhöhen. Abgesehen von der Fertigstellung der Burg an der Dubisa^; baute man die Friedeburg') und ferner

1) C. e. W. Nö. m,

2) Schieblade XVIlI, No. S enthält ein Vorzeichnin der Arbeiter, die

1407 aus Preußen un l I^ommem znm Bau des Hauses „Thobys" In Samaiten geschickt wurden, und ebenso wird ia derselben Urkunde das Werkzeug der dorthin gesandt4»n aufgezählt.

3) Die von Töppeu: Geographie ä. 292 Anm 55 üboraommene Ver- mutung, daB die Friedebnin; vielleicht an der Wilia gelegen hat, kann ich nidit teilen, weil damit die Burg anB«rhalb SamaiteDB läge, wAhreod wir

sie häufi;; als in iliesem Lande gelegen k* nnon lernen werden. Eine positive Ansi( lit über die geographische Lage der Festung kann ich jedoch auch nicht geben, ebensowenig wie über die srlmn oft j^enannte KönigiSbQX]g{ über das Faktum dtm Baus cf. Pusilge zu in ticr. III, 291*

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Von Dr. R. KruiubbolU.

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die Feste Tilsit Von einer Hilfe Witolds findet sich nichts mehr in den tins erhaltenwn Aktenstücken, und ich glaube kaum, dal3 solche, dio datür sprächen, verloren ^'errangen sind. Wenn aach noch der Oiden und Witold sich gegenseitig bei ihren Unternehmungen gegen Pskow und Nowgorod, wie anch gegen den von Swidrigiello aufgehetsten Ghroflfflraten Wassili von Moskau das Jahr 1406 hindurok unteratütsten,') so wird doch der Orden selbst mit Beoht Bedenken getragen haben, durch eine Teilnahme Witolds am Bnxgenbau ihm Gelegenheit zu geben, seine Leute nach Samaiten werfen zu können. Trotzdem geschah dies, wie ein Bericht des samaitisclien Vogtes vom 25. Dezember 1108 zeiirt.^) Littauer, Bussen und Tartnren ziehen im Lande umher und zeigen sich in ein^r Weise, daß nicht nur der Vogt selbst, sondern auch die Saiuaitou auf dm bitterste davon getroffen werden und sich beklagen, nicht einmal einen Haufen Heu vor ihnen verbergen zu können. Wenig verheißend klang es auob, wenn der Voigt in demselben Briefe dem obersten Hanchall mitteilt: „daz herteog Wythant myt dem konig von Polen ist uff deee heilige zeith tzu Kowgarth und uns ist gesaith dm her bynnen 14 tagen wirt komen ken der Wille adir tzu Tiacken."*) Wenn dennoch der Vogt noch immer zur Aus-

1) Poeilge sa 1406 in Scr. m, 991; Tilsit wurde wahxeoheinlich auf 4er Stdlle, wo die Schalaoerburg gesfcaäden hatte, angelegt ef. Töppen:

Geographie S. 220.

2) Caro III, 285; Bonneil: Chronographie S. 221 und 222.

3) Scliieblade XVI a, Nu. 6Ö: Das laut ist vol Rewsczen, Tatberu und UttomD amd caien das huit dy twer and dy lengke dtKirch und leghea obir dea lewthen also daaa ay dagen, das ey nicht mögen ejmen hufen hena TOT yn beholden.

4) Die im Text citierten Wfirt/^ finden sich in: Schieblade XVIa, No. 68. Voitrt (G. Pr. VII, S. 37 und Anm. 3) liest aus denselben heraus: „daß der König nxit ilem Großfürsten am Weihnachtsfeste zu Naugart eine Zu- nmmenkunft gehabt habe, wo zwischen beiden der Plan beraten worden wer, wie man doh Sanaiteae wieder bemachtigeii könne." Wenn anoh die Vemmtung nahe liegt, daß bei der ai^ea Spannangt die damals bereite twischen Polen und Orden bestand, in Naogait dem Orden feindli« }u> Pläne geschmiedet sind, so geht docli Voii;^ wohl zu weit, wenn er eine Annahme* <lie sich vielleicht begründen läßt, snr Thataaohe macht.

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TO

Sunaiten und der DentsolM Orden etc.

liefeniug der Witold versprochenen Samaiten rät, um zu wissen, wer von den Samaiten ihnen gehöre,') so war dies eine IfaB* regel, Ton der man sich vielleicht verhiendeter Weise noch immer die Vermeidung oder doch den Auftchnb eines Kampfes auf Leben und Tod mit Witold versprach, durch die man wohl Witold noch einmal vorf)lhren wollte, daS der Orden seinerseits allen Verpflichtungen ihm gegenüber naehssnkommen bereit sei. Indessen griff man schon, bevor Witold noch einmal durch Boten aufgefordert wurde, die ihui zustehenden Samaiten zu über- nehmen, zu einer Maßregel, die veiLiiidern sollte, daß Witölds Leute iu Samaiten unter dem Schein einer frieciliclien Thätigkeit Unheil und Unfrieden anstifteten. Selbstverständlich stellte Witold derartige Absichten bei seinen Leuten in Abrede, und doch wird dies die einzige Veranlassung gewesen sein, die den Vogt bewog, den Littauem jeglichen Kauf von Lebensmittela und jeden Besuch ihrer Freunde in Samaiten ohne genflgende Legitimation zu verbieten.*) Es ist schon knrs auf den Wider- spruch Witolds gegen diese Maßregel des Vogtes hingewiesen worden; in den beredtesten Worten drückt er seine Verwunderung darüber aus, daii mau eine so schlechte Meinung von iiim habe,')

1) Schieblade XVI a, No. t>8. Der Vogt bittet den Marschall durch- zusetzen: „daa man der 260 .... geloste ua dem l&nd, zo mochtet jr wiasen» ww der eawer were adir nicht.'*

2) C. e. W. No. 391. Brief Witolds an den Hochmeister: „Der foit hftt verboten honig, pferde, eigen und vie czu koufin, und dornoch bot her gewert kom czn koafin. und dfirnnrh h;it her gcsrhreben .... welche unsirer leutlio ken Saiuuiten c/.ihen zoUien, daa bie luiser briff adir Sungaiis

adir Jübingeilb {'^ Hauptleute Witolds) briff mete zoldin haben

Hit Voigt (O. Fr. VII, B6) für 1406 in Samaiten eine Tetienmg ansanehmen und dadurch etwa das Oebot des Vogtes eich, m OTUiren, sehe ieh Iceiiie Veranlmsstmg; vielmehr stellt Witold (C. e. W. No. 391 S. 16Q Samaiten gerade in Gegensatz zu seinem von Mißernte befallenen Lande.

8) C. e. W, No. 391 z. B. : „Das wun'lirt nns vor war. das sich der loit also utmagberlichiu ken uns beweist. Miiui^t dor niniaiit der un^ir den eawim iditia mit gewalt> osd ab imand teht mit gewelt none . * . ao hobin wir langes dem foi(e dirlewbt und bevolin .... das her aolHehe nnair lewthe lisse binden und zolde sie nne entwerten . . wurden wirre denne nieht strofen, also das im genugen solde, ao solde ie nnsir eohnlt sein."

Von Dr. B. Krumbbolts.

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von ihm, der die friedlichsten Absichten hätte, und der auf alle Wünsche des Hochmeisters einzugehen bereit sei, ja ein Gebot gegen den Verkehr mit Saniaiten ergelien hissen wollte, trotz- dem dies ganz unnötig sei, weil jeder seiner TTnterthanen wisse, wie hart er jedes Vergehen gegen den Orden bestrate. Diese im Januar 1409 gegebene Versicherung seiner vollsten Fried- fSnügkeit schien er im April bestätigen zu wollen, indessen war das dasn gewfthlte Mittel ein zweideutiges. Er erkUhrte sich bereit^ dem Orden die Kinder und das Gesinde einiger Bojareni die irtther in Samaiten ansftssig gewesen waren, als Eigentum za Qberweisen.^) Man merke wohl: die Bqjaren sollen bei ihm bleiben, ihre Kinder und Gesinde in Samaiten, um dem Orden einen Oefallen zu thun. Was mußte die von Witold gewüJ beabsichtigte Folge sein? Jene Bojaren besuchen die ihrigen, so daß Witold fortwährend (Telegeuheit hat, die Saat der Empörung gegen den Orden durch sie auszustreuen. Sclion der Vogt spricht sich dagegen aus, also wird auch sein Angebot wohl abgewiesen sein. Immerhin hatte Witold den Schein eines Entgegenkommens gezeigt, und so mochte sich der Orden der Hoffnung hingeben, auoh jetzt endlich yon demselben die Aus- wahl der ihm zustehenden 250 Samaiten getroffen zu sehen. Eine Gesandtsehaft, zu der auch der Komtur von Brandenburg und der Vogt von Samaiten gehörte,*) welcher letzterer vergeblich sich um Feruhaltung der Littauer aus Süinaiteu bemüht,') denn

1; C. e. W. No. 394. Der Vogt von Samaiten an den obersten IfaivdiaU: „Wir merken wol ... des ei (d. h. etesliohe beioren, di do ▼omnals cm Samaiten gewonet hm) ere teterliehe guter nieht vwloren, das

wo! sein wille (<3. h. Witolde) were, das lichte die alden under im bieben nnd die kinder under uns. do wir docli wedir sint, des besten, das wir mögen, wend wir nus besorgen, wi viii dafi lisseu czu gehen, das is nimmer gut alder wurden nemen . . .

2) C. e^ W. S. 977. Aus dem eintlieben Ordettsbericht über dai Jebr 1409: Magister geneTalie (miett) ad enm (d. b. Witold) eapremnm merenleiun, comendatorem de Brande^ t [ rereptorem de Ragnith et

ftdvocatnm de Semogitis. 3) SrliieWade XVIII, Xo. 27. Der Votct liiftet die Komma ndADten von Wüna und Kovvnu. Kauflentt'n den Eintritt nach bamaiten bis zu seiner Hückkebr von Witold zu verbieten.

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Samaiten und der Deutsche Orden etc.

nBch seiner Btloklrelir findet er erst recht sein Land von ihnen

überschwemmt,^) bricht zu Witold auf, erreicht aber ntir ein» von d^n ji^wei gesetzten Zielen. Tn die freilich ihm res{). !>ieiuQn Beamten viel Arheit maclionile Maßrogol, jeilom. der nach Öamaiten wollte, einen Briet auszustellen,'-! konnte Witold wohl einwilligen, weil ihm die Anzahl der zu erteilenden Vollmachton fär einen Besnoh Samaitens nicht vorgeschrieben war; entschieden schlug er aber wieder die Entgegennahme der 260 ab.*) Das blödeste Ange maßte hierin etwas YerdAchtiges sehen, nnd so scheute sich der Komtur von Brandenburg nicht, ihn in nicht miBznverstehenden Worten auf sein Argwohn erregendes Be- nehmen aufmerksam zu machen.*) Wie es aber gewöhnlich ist, daß der, welchor sich ain schuldbeladensten fühlt, mit Ostentation seine üechtfertigung betreibt, so auch Iner Witold. Zwei seiner Beamten schickt er zum Hocliineistnr, führt Boscliworde und erreicht völlige Desavouirung des Comtur,^) ja er bekommt das

1) SchieUade XVIII, No. 12. Brief des Vogtes ao Snogail, Biaupi- maim sa Kowno: „dj weyl wir eyn etliche seit do liayme nicht sint gewest,

so hoben die enwem Im lande dy twer und dy lange gereten

2) In demselben Brief »n Rnngail: „Wir haben zolher mit unserm herren konigo dovon geredt, das her hat euch hevnleti und dy zyneri ge- heissen, das kein man zolde cihen ken Samayten, lier hette deniie Kuweru briff addir Kinzgails brifT, also sey wir oneh von nnserm heran (das hetft Witold) gosohiedea. Ferner: C. e. W. 8. 978. Witold bewilligt: „Si aliqois ex suo patria ad Samogitortnn parte.s tranflire vellot« ab eo vd a suis deberet officiariis quoddam aflVrre signetnm."

3) C. e. W. S. 978. Auf die Forderung bezüglich der 250 antwortet Witold: „si eam aliqnis ad capiendum Semogitas vel relinquere vellet liniitafet?

4) C, e. W. 8. 978. Erklärung des Comtor von Brandenbntg an

Witold: „Gnius vos cstis intencionis, ignoro, sed si !ili'{uis vos indnxisseti quod iterum ab ordine iramutaretis et id sequi velletis, sie vobis constat, quod trihus viribns vos prius immntnsti?;. rt si ad huc reiteraretis, hoc giavitcr valde ergo christianitatis priiicipes et domiu<», qüi istad a vobis perciperent recuprare possetia.**

6) C. e. W. 8. 978-979, No. 89$. Brief Witolds sn den Hoehmeister. Witold dankt för die freandliohe Anfnahme seiner Boten SanigeU and Nicolaos: ^diselbin bobin uns gesaitb, wie das enwir erwirdikait gexe& CZ13 in hat. das kouipthur von Brandenborg eoliche rede wedir OOS CSU reden, hat nicht euwir geheise gehat.

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Von Dr. B. KrumbbolU.

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Versprechen des Hochmeistors, auf des Ordens Schiffen ihm zu- gedachtes (T^treide ziigeluhrt zu erhalten.*) Unter der Ver- sicherung seiner Dankbarkeit, der Bereitwiliigheit, alle auf samaitischem Gebiet verübten Freveltaten seiner Untertanen zu bestrafen,^) weiB er aof das geschickteste, jeden Verdacht sowohl das fioohmeiste» als aaob sogar des Vogtes von Samaiten an beseitigen, der noch am 90. Mai 1409 die Hoffiinng aoasprioht, die Yon nenem ansgesohriebenen ▼om^men Geiseln, welche aar ErhOhnng seiner Sicherang dienen sollten, an bekommen.') So mit dem Orden völlig auf gutem Fuß ftihr er gewiß nicht ohne höhnische Freude über die Leichtgläubigkeit der Dentschen fort, weiter und weiter Leute mich Samaiten /u - 'hu ken. So f^elit Eamboid, sein späterer Hauptmann in Samaiten, gewiB nur auf Witolds Befehl über die Nawese, and ebenso sind gewiß nur mit seinem Wilsen die „andern landchen'* bezetat worden; aber kram klagt der Vogt von Samaiten darüber, so beteuert er seine TdlHge Unschuld nnd Bereitwilligkeit, alle Frevler am Orden hart zu strafen.*) So schrieb er noch am 26. Mai 1409, als iMraits vielleicht seine Boten nach Samaiten unterwegs waren,

1"> C. e. W, No. 3f)G: ^Die Ijotin hiibin uns onrh pesnith. flns enwir erwirdikeit ans gnnnen wil di scfaiÖ'e lassin vormiten das gotraide herof her cn latageii

3) C. W. No. 896: Thnet imand ieht (das eneh nnbeheglidi were), vir Uttfln eaeh, lanit in uaa wimn. thun wir denne nioht donsn^ ao man Bioebie uns wol dorumbe vordenkon, das is unsir sohnit wm.

H) r. e. W. No. 400. Der Vogt von Samaiten an den Hochmeister: Wir hatten gelieisclieii gisel us dem lande czn Samaythen noch dt-nv fing wir dirkaiiten, das wir das laut sicher wereu gewest von den bestin unde nicht von den geringsten, dowedir sieh nimant vomols «aetta bis an die tmt, das wir si nemfln solden. So sehrieb der Togt am 81. Mai 1409, «limnd am 20. Mai er noch voll Hollhitng ist C. e. W. No. 897: «• . . . zo hoffe wir b\ fd. h. die Goi.scInX ap got wil, wohl nsczurichten.**

4) C. e. W. No. Hm. Witohl an den Vogt von Sumaiton am 26. Mai 14U9: „Als ir uns geschrebin hat, das der Jtambold ober die Nawese greiffet b CQwer gebite .... wisset, das her daa an imaem wissen gethan hat,

imd wallin den sellnn mit ernsten wortsn dornmb strofon ....

VtA <mdi von der andsm landoihea wagm, als ir nas hat gesefarebsn der IS «im«B wir nicht.

74

Sainaiteii und der Dmitaolie Orden etc.

er sicher sohon mit sioh einig war, nimmehr die Samaiten zum Aufstand gegen den Orden zu treiben. Das Erste was er Ter- aalaßte, war, daß die Samaiten die uns schon bekannte Forderung ihres Vogtes, angesehene Mftnner als Geiseln fbr ihre Zuverlässig- keit SU stellen, ablehnten.') In unmittelbarem AnscMufl daran Ende Mai erfolgte die Einnahme Christmemels, die Zerstörung dör dortigen Ordensbesitzungen, Fortführung von Vieh, ein ver- geblicher Versuch, sich des Hausen an der Dubissa zu liMinacli- tigen und endlich die Vernichtung von fünf Dörfern an der Memel. Selbst der Vogt von Samaiten auf der Büokreise von Bagnitb entging nur mit Mülie der Gefangennahme.') Mochte der Vogt bis jetet noch durch Witolde Versicherungen sich haben bestechen lassen, jetct wuBte er, woran er war. Trota aller Gegenbeteuemng Witolds teilte er dem Hochmeister mit, daJB dieser die Schuld an allem trage, wenn er auch „sine hende wasohin wil nnde wU davon nicht wissen."*) Aber der ^'ogt predigte tauben Ohren. So fest hatte Witold sich beim Hoch- meister eingeschmeichelt, daß er ihn um Kat fragt*», wie er gegen die Samaiten vorgehen roUo.*) Witold, gewiß äuüerst belustigt über diese Naivität des Hochmeisters, versagte seinen Kat, ohne auf seine Stellung zu den Samaiten einzugehen. So

1) C. e. W. No. 40U Brief des Vogtes von Samaiten an den Hoch- meister: „Wytond .... eante .... in di laut dnen man; der csoeh aller lant dorch nnde epnchf man aolde der gisei keinen nne brengen noeh gebui* . . .

2) Posilge zu 1409 in S- r. III. BOO; C. e. W. Nü. 4(X»: „Dor liouf czu Kirsmyinrael ist abgebrant .... vunf dorfer uf der Mymmcl uf ge- hoben di mit ereu kiiideni \\oröu czu im gevlogiu, ruften die lant

czu houf^.unde wart do abso usgelegit, das si nne eelbin sulden dirwuschei hohm, wenne wir wedir qwemen von Bagntth .... Des beeorgtin wir uns wol «

S) C. e. W. No. 400.

4) C. e. W S. Ans dem amtlichen Ord^nsbericht des Jalircs

1409; „Maf^ister j^i'nernlis .... eiini (d. h. Witold) pro sno ronmlio Hdeli rogavit, i^uid aihi ad iUaä agemlum cau^as cousuleret. Tuuc respondit ei ... . Witoodw: . . . enm soam conanUaeionem non optaiet ampUne, et metipee oenenl esse TeOet, tone eeiam sibi coasnleve non aciret'*

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Von Dr. B. Krumbbolt«.

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unwahrscheinlich scheint mir diese Blindheit des Hochmeistere, dai3 ich nicht daran glauben würde, wenn es nicht in einem amtlichen Bericht des Urdens stünde. Indessen bald mehrten sich die Zenpniisse für dio Untreue Witolds. Am 3. Jnni kann der Vogt melden, daß die Samaiten nur noch auf die Ankunft Witolds warten, um gegen den Orden weiter vorzugehen.^ Schon drei Tage später ist der Kumpan des Vogtes in derLagOi anf daa bestimmteste nachweisen en können, daß Witolds Friedens- ▼eraioherangen unglaubwürdig sind. Er sowohl wie Jagiello lassen auf das energisohte im Lande wühldn und fordern sur Beseitigung der deutschen Herrschaft auf. Am 6. Juni sei eine Versammlung aller Samaiten gewesen, um sich über den Aufbrach zu einigen. Ja soweit ist schon der Aulstand gediehen, daß man kaum noch Boten au-^s. liiekon kaun.*) Komisch wirkt es unter solchen Verhältnissen gf^adezu, wenn Witold elienfalls am 6. Jnni den Vogt um Auskunft bittet, wie er es mit der Aufnahme von Samaiten in sein Land halten solle, um nur nicht in Verdacht zu kommen.') Eine direkte Antwort an Witold hielt der Vogt fttr fiberflfissig, er begnflgte sich, die Briefe an den Hochmeister . SU senden mit der Erldflrung, daB nach wie verein fortwährender üebergang nach Inttanen stattlände.^) Mit Beoht maß man nun die Frage aulwerfen, worin die Maßregeln des Hochmeisters nach Empfang solcher Nachrichten bestanden. Die Antwort ist be- schämend genug. Anstatt auf einen Ersatz der bedrohten Positionen schon jetzt zu denken, begnügte sich der Hochmeister, der auch jetzt noch nicht die volle Größe der (refahr erkennt, am 10. Juni in Elbing zu erklären, daß Witold nach seiner Uebenceugong au dem Aufstand der Samaiten unbeteiligt sei,'')

1) C. e. W. Nü. 403. Kegöst. - 2) C. e. W. JSo. 404. - 3) Ebenda- selbst 405. 4) Ebendaselbst 406. E.

5) C. e. W. No. 409. Aas der Instroefioii des Oomtnr ▼on Thom an Jegiallo. Er soll so ihm spradien: „Als lecst eawir wham ■ei^boteii bei

DDsern homeister czum ElUings waren (es war dies am 10. .Tuoi, cf. C. e.

W No ('>7i, do sagte bor in von dem vorretnisse. das die Samaithen . . . getan hettten, und woste uiclit andre czn der czeit, wenn das ia ane wissen und willen Wjtowta geeciieen wer« , . .

76

flMnaittp nnd der Dsotsoha Oidaa «to.

seinen Gesandten an Jagiello aber aufzutragen, in den vor- uohtigsten Worten der Vermntmig Ansdraok eu geben, dafi Witold doch vieUeichfe Verrat gettbt hfttte.^} Diese Sobritto konnten natflrlieb nicht aiureichen nnd waren hOobetenB geeignet, Jagiello, der ja mit Witold, wie wir wissen, gemeinsam in 9amaiten agitierte, einen Einblick in die Batlosigkeit des Hocb- meisters m geben. Endlich drang aber anch bei letaterem die Ueberzeugung durch, daß ein »Miergischeres Vorgehen nötig sei. Der Komtur \uii Tliorn erliielt den Auftrag, Jagiello vor einer Toilnalimr; an der Verräterei Witolds zu warnen oder ihn um Intervention zu bittren nnd 1)t'i einem eventuellen ungünstigen Bescheid des Königs dessen iütterschaft aufzuibrdem, bei einem feindlichen Untern elimen gegen den Orden ihrem König nicht Hilfe zu leisten.^1 Eher ungünstig als günstig muilte diese Bot- schaft auf Jagiello wirken, falls bei ihm überhanpt noch ein Stimmungswechsel mOglich war, weil sie eine offenbare Anf* hetsnng seiner Leute gegen ihn enthielt. Ob diese Sendung sor AusfOhmng gekommen ist, wann sich der Hochmeister an ihr entschlossen hat, wissen wir nicht; denn die nns Obiges berich- tende Urkunde ist undatiert, wohl ist aber der wahrscheinliche Termin dafür gegeben durch die \ uu Mitte Juni Iiis Anfang Juli immer trauriger werdenden Xachrichten aus Samaiten. Das gemeinsame dies i Meidungen ist das noch immer fortgesetzte Bestreben "WitoMs, seine Unschnld au den Vorgängen in Samaiten au beweisen. Diesem Zw»^'-V '\ient die Ziurückweisung der ihm von den Samaiten zugedachten, dem Orden bei der Einnahme Ghristmemels abgenommenen vier Hengste wenigstens vor den Augen der Welt, eine Zurückweisung, welche er sogar mit Worten des Tadels über den Aufstand gegen den Orden begleitete,

1) Kac'zynski S. No. 8. Dor Auftrag der Gesandten ssu erklären: Witold liätte den Samaiteu eiuen Uauptuiauu g(»gebeu imd wäre dadurch ao dem Vemt beteiligt, wird ans Yonioilit umgeindert in: „ym das «loso, das bcraug Witoni den Samoyten vyaata lumptmaim gigebaa hohe, so kmn ans hemeisltr aadeEe nit dirkennon, wen da* das ▼emtii» mit ^me willen «ey geseheen."

2) C. e. W. Ho. m

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Von Dr. B. Krnmbholti.

77

wahrend er im Geheimen die Gabe doch annahm,^) Aus dem- selben Grunde verkuiidigte er in Kowno wohl aus Jiücksiclit auf eine dem Orden günstige Partei der Littauer, daß trotz der Aoffordening des Königs Ton Polen, gegen den immer hab- gieriger werdenden Orden vorzugehen, er seinerseits nicht den Kri^ beginnen werde, ja wflnsohe, daB drei oder vier zusammen in Littenen Twaende Deatsehe nioht beachidigt werden.*) Seine friedliche Geeinnimg sollte endlich die Erklinuig dokomentieren, 6<r -werde sich aelbet der Jagd enthalten, um auf deraelben nioht etwa mit Ordendeuten zusammen an stoBen«*) Wie ganz anders gestaltet sich diesen Erklttmngen gegenüber sein wirkliches Vorgohen. Nicht genug, daß an ihn Ordensunterthanen, die in Rossieny festgenommen sind, geschickt wurden*) und jedenfalls auch anfrenommen wurden, nicht genug, daß er gelegentlieh aus der Kolle fiel und erklärte, nicht mehr Frieden mit dem Orden halten zu wollen,^) nicht genug endlich, daß er die Bamaiten auf das äußerste anstachelte, sich auf den Kriegszug für den Herbst an rOsten, indem er ihnen gänzliche Yemiohtung des

1) C. e. W. No. 410. Ans Gin^m Bericht des llaiisromtiir von Ragnith an den Comtur von Kagnith: „(Witoldj sprach: her wolde der hengiste nicht ban and schilt cne doraiQnie, das m den ft«de hattin gebrochin kein di Datschin.** Dum G. e. w. Na 411. Brief des Vogtes von Samaiten an den obersten Marschall: „WjChowd . . . wolde her (d.h. dieHongstM^ tuolit nffiiemen vor <k-n lewthen, sunder her his si im heimelich füren ken Traken.

2' C. e. W. No. 411. „Wythowd . . . hat gehothon in sinem lantle, wo mau die Dewtschen ankompt, drei adir vire . . . man sulle in kein leid anthun, her weUk- nicht der irste sein, ih r du angehnbe."

3) C. e. W. No. 417. Bericht dos obersten Marschalls an den Hoch- meiiter. Witold hat erklärt: „Ich wil nicht snhebin .... ich wil eelbir eff der Jacht nfeht iagen nodi di »inen» off das mine ieger .... off diner Cd. h. dee Ordern} isdit niebleo kotmen **

4) C. e. W. No. 410. Ein Ordenabeamter meldet dem Hausoomtnr von Bagnitli: „die tob Roeietn liabui ein wib tmd ein kinder heresoge

Witoide gesant . . .

5) C. e. W. No. 412. Ein Bote meldet dem Hauficomtiir vonRa^nitb: ^wie daz der herczog (Witold) die haut ubir den hals geboten hett und geschworen, ninmer mer kein ftide mit uns ora balden."

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Sumltoii nnd der Deutsche Orden eta

Ordens Terspracli/) mit ümen ein unbedingtes OffmaiT- und X>efen8iTbttndnis einging,^) ihren Angriüsplänen ein bestimmtes Ziel in der Friedeburg gab,°) hatte er in Samaiten schon ehie völlige Verwaltnng eingeführt, gleich als ob ihm das Land schon gehöre. Au die Spitze des Landes hat er als Hauptmann ßam- bold oder Rammold gestellt/ j unter ihm sind Kämmerer ein- gesetzt, die Becht sprechen und die iibrige Verwaltung leiten,*) und zwar hat er sehr gegen den Wunsch der Samaiten alle diese Beamten aus Littauem genommen.^) Ja er ging noch weiter; in der richtigen Erkenntnis, daß aaf die Samaiten wenig Verlaß sei, ließ er sich Qeiseln geben, um seine Herrschaft sicher zn stellen.*) Wie wenig dies natOrlich den Intentionen der Samaiten entspraoh, neigt am besten der gelegentliche Vor- wurf gegen Witold, warum er ihnen aberhanpt ihre Befreiung so erschwert hfttte durch die in Qemeinsehaft mit dem Orden'')

1) C. e. W. No. 110. WitoMs Boten in Samaiten sprechen: sie soldiu sich mannüichin wereu .... wen . . . WiLoldt eer hero wolde in kreflichin biesteen . . . und wolde . . . selbir kein Königsberg czieu . . . und . . . dl Datachin dirskm, das sie selber Sölden in di waaaer louÜBn und sieh vortrenkio. Ouch Witoldt hat . . . gebotin, das sie sich . . . cza üMcbiii mit cren hen^istin, das erste das das körn riff wirt^ das si brot mogin habin, das sie p»»reit sin wor her sie heiset czien.

2) C. e. VV, No. 411. Meldung des Vogtes von Samaiten an den obersten Marschall: ,.gnt'et ir die Samaithou an, so her in czu hülfe reiihen: grifei ir in an, so millen im di Somaithen cbu hnlfe Nithem."

3) C. e. W. No. 411: riOtich zo hat her gcsnnt in die land Um TreAmr bürg gelegin, und hat losen saghen, . . . das si sollen domoch eteen» ei machten, das hus vorothen und do hm knmon."

4) C. e. W. No. 411: „Hauunold iat houbtman czu Samaithen und her weMe hu di kemerer haben gesatczt as seinem lande, das wolden die Samaithen nicht.

6) 0. e. W. No. 412: „Im lande czu Samaithen gewest sint von des

herczogen wrgm: Homald .... dnt iii cxa richten und ecu vorwaren, glidier wise, alzo vor der voite gethan liat."

6) 0. e. W. No. 412. Witolds Beamte „nomen mit in cxa geisil Kigala eon .... und vort ander guten lote hindere, den her nicht ge- travit» . .

7) 0. e. W. No. 414: „die Samayten cza Wythowd I ahen gesprochen also: vorumb haeta hnsaer im lande lasaen huwen, do da den Freden mit

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Von Dr. B. KramblioltB.

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Yorgenommene Anlage v<ni Bargen. Aber dadurch lieB rieh ein MiDtt wid Witold nioht entwaffiten. Seiner Vertröstung, daß ob bald diese Böigen wieder vernichtet sehen wtlrden,') weiß er in gMehiektoster Weise Naohidniok zu geben durch die Erklftning, er werde dee Land dmoh 9000 seinem Hauptmann rar Ver- fügung zu stellenden Xilttaner vor einem etwaigen Einfall des Ordens decken.'-) So hatte er die Samaiten, welche einerseits wenigstens nach dem Berichte des Ordens teilweise noch zu letzterem hielten,*) anderseits aber vielfaf^h die Hache des Ordens fliehten mochten, in seiner Hand und vertagte Uber sie.^) Wie j'^TOflriiffh unter solchen Verhältnissen die Lage der Ordens- bmgen und ihrer Beeatrangen in Samaiten war, ergiebt aioh von idhst. Zwar wagten die Litrl&nder einen Einlall aber ohne jaden nachhaltigen Erfolg,^) nnd so lauten die Meldongen trostlos: Der Vogt hat anf semer Borg an der Dnbissa kaum so viel Leute, mii Nachricht geben zu können; er sieht ftXr sich nnd selbst für Bagnith sehr schwarz.") Friedeburg ist ringsum ein-

deii Ikerra nicht woldest halden. . . Is ist uns^ar swer und müssen nnt» alle tage gcoBslich besorgen, das wir nicht dorrften, ob di Imaier nichten wemL"

1) C. e. W. No. 414. Auf die Vorwürfe der Samaiten antwortet WitoM: ^Wann die luthe daz korn haben ingebrocht van dem ftlde, lO wi! ich die huszer wol Widder gewinnen .... went die bneier mdlen ench nichts schaden.^

2) C. e. W. No. 414: „Herczog Wythowd hat Ramolit (d. h. seinem Haaptmann) gloabt ozwei thosend man cku hnlffe csa senden, wen die herm do komen mit dem berre . . .**

5) C. e. W. S. 981. Aus dem amtHcben Ordensberiobt ftber Ver- handlungen zwischen dem Burggrafen der Friedebalg tttd den g^en eis angerückten Samaiten: ,.Xo9 (d. h. die Sainaiteii) non scimns de magistro geoenüi et suo urdine quam omne bonum (^t eoiam nichil alicui tbre i'ecinius "

4) C. e. W. S. dSi: „Sed ad ducem Witondum eorum vellet mitUsre waMaum, quid eis pro reepMUO aflbrrel, ioxta id se dirigere opmrtebit.*'

6) C. e. W. No. 41d: rJÜ» Ejrflender . . . haben in dem lande geheri und haben czwei lendichcn erhabin.''

G) Schieblade XVIa, No. üG. Briet' des Vogtes von Samaiten an den oberste» Marscliall vom 3. Juli 110*J: „Wir haben sweer dy brifife von nns zu aciiicken, wend wir wenig lewthe dorrzu haben .... Wir bosortron uns Wo), wil mau is audirs nicht b^telleu, das sy dem von Kagmth uiid uns vMta ne aehaden werdin cm onen.

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Sftmaiten uad der Deateohe Orden etc.

geschlossen, seine Nahnmg gebt auf die Neige.*) Abermals uiulJ man sich fragen, was der Orden auf (Trimd solcher Nackricht-^in that, um die völlige Vernichtung seiner Herrschaft in Samaiten zu verhüten. Wenig genug läßt sich berichten. Das Erste, was man that, war eine blofle BepreesivmafiregeL Jagiello hatte auf OrdensschifiiBn mit Genehmignng dee Hoehmeiitera, wie wir uns erinnern,*) Witold Getreide sufohren wollen. Dies ließ der Hoch- meieter in Bagnith mit Beschlag belegen') ond swar schon vor dem 91. Jnm 1409.^) Dann geschah eine Zeit lang nichts, wenigstens haben wir keine Xacluicht darüber , bis am 1. August 1409 nuiu wenigstens sich über Jagiellos Stellung zur samnitischen Frage klar wurde. Statt einer versprochenen defi- nitiven Antwort gab seine (iesandtschaft auf die Frage, ob man ohne Gefahr vor Polen die Samaiten süchtigen könne, oder wenigstens seine Bmgen verproviantieren dürfe, einen so ge- wundenen Bescheid,^) daß man nun wußte, woran man war. Am 6. August 1409 begann awisohen Polen and dem Orden der Krieg, dessen Binselheiten hier nns nicht interessieren, genagt daß vor Abschloß des WafiPenstillstandes im Oktober der Orden siegreich war.") Die Rückwirkung eines derartigen Verhältnisses

1) C. e. W. No. 412. Der Haaflcomtnr von Bagnith beriohtAt Uber die Situation der FriedebDig: „Nlmant cid in kommen tbar .... Auch

habin se mir erpoten. das sie czumol gössen p^ebrechiii iif dein Imse an getrencke haben nicht mer wean VI thunu birs und habiu ouch mcht Wasser . . .

9) VmrgL oben 8. 78 Anm. 1. 8) 0. e. W. No. 436. Witokl be<

Schwert sich beim Hochmeister : ,,Un.s hat der berro konig körn gesant undir

ettwirn geleite .... das korn habt ir uns lassen nemen."

4) C. e. W, No. 414. Am 21. Juni Vm schreibt der oberst« MArachall an den Hochmeister: Ihm sm gemeldet: ,.das herczog Wjthowd do van

noch nichton wusta, das die echiffo mit rocken ond mit udem . . . gotte

CSU Bagnith aint off gabalden.**

6) TOppen: Akten der Ständetage Preußens unter der Herrschart des deut.-irhen Orden««. Bil. I, S. 122. Die Antwort der Oesandt-srhnt't lautet: „Wurde her (d. h. der Horhineistt^ ) < /.ükmi kt n Sumaiteu, so »aide her sich des gancz vorsehen, der konig wurde sich» anncmen und vil lithe wedir caihn in das land csu Prossen.*'

6) Voigt: G. Pr. Vn, S. 47-51.

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Von Br. B. Krombholti.

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zwi^,clieu Hochmeister und Jagiello anf Samaiten konnte nicht ausbleiben. Trotz der KusLungon gegen Polen plant der Orden wenigstens Maßregeln zum Ersatz der jetzt von Witold, den Bamaiten und Jagiello bedroliten Festungen. Aus einem Brief des Marschalls vom 6. August 1409 geht hervor,*) daß der Hoch- meister diesem den Befehl gegeben hat, mit dem Comtur von fiagnith imd dem Pfleger von Insterbnrg Aber den Ersate der Bnrg an der Dobiasa sowie der Fiiedebui^ an einem Entsdünß an kommen. Die drei haben für den 8. Angoat den Anssog feetgesetet^ nach dem 16. August hofifte man sich an der Dnbiasa an Tereinigen. Indessen ist dieser KiiegsfhU oflionbar nicht ver^ wirklicht worden, wenigstens ist der Comtur von Kagnith dvaoh Krankheit seiner Leute daran verhindert gewesen,^) und auch von den beiden anderen Gebiotigern liegt keine Nachricht für die Inangriffnahme des verabredeten Projekts vor. Anders steht e- li^.it Witold. Er lagert Anfang Angnst zu Kowno, die Samaiten sind durch ihn aufgefordert, sich mit Lebensmitteln zu versehen und sich bereit zu halten.') Bald daraufscheint er aufgebrochen wa sein; denn am 26. August vermutet man ihn vor'*) Friede- burg, die man ihrem Schicksal überließ. Genau läfit sich die Zeit ihrer Vemichtong nicht bestimmen. Das Faktum ergiebt sioih jeden&Us ans Posiige,") der iemer anoh berichtet^ wie der

1) C. e. W. No. 4'20.

2) C. e. W. No. 424- Brief des Comtur von Ragnilh an den Comtur vom Braaideabiug vom S6. Angosfe 1409 : .,Oaoh wello wir ken Hagnith und tnr TiktÜi senden 40 imMr frion, wen der huskompthar, beire, dtener .... das meist« teil dort oben kimng 8tnt| dso wir leider onoh noeh tot kraog legem tzu Lankisken.

3) C. e. W. No. 421. Der Vogt von Samaiton an den Comtnr von Bagniüi am 7. Angast 1409: „Waaet, das herc/.og Wythowt hat icsont oswQ aaoht gelegen cm Oawen« das ket unu geeait des elden son, der do komen ist. Oaok so haben dese gehört, daz man in allen dorfen hat ge> raffen, das si sullen eattm geschvei ioghen, nad idennan snUe nut im nemeB TOfiff brot.

4) 0. e. W. No. 424. Briet' vom 26. August 1409: „Der eine der von **Tr*^*h*p entlofin ist, der gefangen war, der spricht: her gloabe aadera niekl^ wen das herosog Witöwt itosimt iüe IVedebag lege

6) Foeilge sa 1409 in 8or. 800.

Allyr. MeosAMMliilft Bd. ZZTZL Hft. 1 «. & 6

82

Samaiten und der Deutsche Orden etc.

Vogt von Samaiten, duroli Krankheit an der Verteidigung ge- hindert, das Hans an der Dnbisea selbst verbrannt habe und

abgezogen sei.

Hiormit war dos Ordens Herrschaft in Saiiiaiten zunächst wPTiij[^stens völlig verloren und Witolds uns schon bekannte*) Ver- waltungsbehördo wird ihres Amtes gewaltet haben. Aber Witold begnügt sich keinesw^s mit diei^em faktischen Besitz Samaitens, er wollte ihn auch von der Welt als berechtigt anerkannt sehen und deshalb erl&0t er die heftigsten Artikel gegen den Orden, in denen er nachxaweisen sacht, daß die Deutschen an allem die Schuld tragen. Trotsdero Samaiten mit vollem Eecht sich gegen den Orden aufgelehnt hAtte, habe er dem Orden strengste Beobiu hiung des mit iliin abgeschlossenen Vertrages zugesichert, sei aber argwöhnisch von ihui Itchaniielt und sogar befeindet worden.^) Es lohnt sich nicht, seine Beschuldigungen,^) deren Inhalt eine gelarbte Darstellmig der und bekannten Vorsichts- maßregeln des Vogtes von Samaiten ist^ einzeln aufzuzählen, viel wichtiger ist es für uns, daß Jagiello sich in den Artikeln, dm*oh welche ein Waffenstillstand bis Johanni 1410, dank Wen* zels von Böhmen Bemühungen, zustande kam, am 8. Oktober 1409 verpflichtete, „den Samagiten und andern allen üncristen und allen eren hei fern keynerley nothhelfe noch Steuer" zu ^thuu und uns auch ym ze nicht annemeu sullcn yn keynerlci weyze nicht czin noch nemen wellen an allerley argelist und an alles geferde.*) Der Orden konnte mit diesem Zugeständnis Jagielios sehr zufrieden sein. Die Samaiten waren ihnen ausdrücklich von diesem preisgegeben, ohne genannt zu werden, war Witold von Jagiello fallen gelassen; denn nur auf ihn kann sich der

1) Vergl. oben S. 78 im(\ Anm. 4.

2) C. e. W. No. 427. l\iagen WitoM» gegea den Orden: „Postquam . . . Snmogyte ipsis cruciferis so in coDtrariam, utique iiou sine c&u&a legitima, postuBsent, ipsis erodferis iDtimaveiainuB modam federiB per hob factif no8 velle inTioUbUiter observare, ipBi autem nos soapectos habentes cepenint adversus nos improvidos ininiiciciaa . . .

?>) r>ie Kla^aai fikel Witolds umfaflseD C, e. W. No. 425—427. 4) HaczynsJu a 104 No. XH.

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Von Dr. B. Krumbholts.

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Passus in Jagiellos Yerplliclituug I t ziehen, keinem Freunde Samaitens beizustehen. Alles kam darauf an, daß der Orden die Mooate bis zur Fällung des Schiedsspruchs durch Wenzel, dem zu fhgeii) derOrden und Jagiello übereingekommen,^) ausnutzte d.li« die Zeit vom Oktober 1409 bis Februar 1410. Zwar lief der Waffen- itUlttand bis Juni 1410, aber wer konnte wissen, was Wentels Entscheidung im Februar bringen würde. Es w&re die Pflicht d«s Hochmeisters gewesen, wieYoigt^) schon bemerkt sich sofort aufWitold zu stürzen. Die Wahrschoinlichkoit, dciL> m gelingen würde, ihn, der jetzt allem auf sich angewiesen, zu besiegen, dann die Sainaiten zu strafen und znr Anerkennung der Ordens- herrschaft wieder zu bringen, war zum mindesten nicht aus- geschlossen. Aber was geschah? Nichts von alledem. Statt seinen eigenen Aufgaben nacheugehen, Terpfliohtete sich der Orden am S. Oktober 1409 noch dem völlig unmAchtigen, ftir ihn also nutzlosen Swidrigiello gegenüber, ihm zu seinem väter- lichen Erbe ku verhelfen.') Nutzlos verstrich die Zeit: Witold und die Samaiten konnten sich kräftigen. Selbst der Einwand, den man vielleicht zur i'^uLsi iiuldiguug aui lihrcn könnte, dai] der Orden sich erholen zu dürfen glaubte, weil er Vertrauen auf den Ausspmch Wenzels hatte, den durch Geschenke für sich zu gewinnen, er hofile, ist nicht stichhaltig; denn um sich auf diesen Schiedsspruch zu verlassen, gehörte doch vor allen Dingen, daß der Orden Vertrauen zu Polen hatte, es würde auoh die von Wenzel getroffenen Bestimmungen befolgen. Wie gering aber dies Zutrauen zu Jagiello war, beweist nichts besser, als das am 90. Dezember 1409 mit Sigismund von Ungarn eingegangene Bfindnis^) gegen Polen, welches letzteren zum Einschreiten gegen

1) Racaynski 8. 104 No. XII: ^Was eejne (d. h. Wenzels) lebe mit seynem wevzin rate und di her mer dor czn nnm* n will czwischen uns beyden teylen aussprachen wirt, das wir das gaurz. stüie und unrzuhniclilich balden czoUen und wellen . . . und globen auch das yu kralt des biilles . . .

2} Voigt: G. Fr. VII, 65.

8) a e. W. No. 480.

4) Baesynaki 8. 107 No. Xm.

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84

fkmaitiim und der Dontache Orden etc.

Jagiello ver})flichtet.e, falls er in einem Kriege ^r^'gen dea Orden Littaner, Russen oder andere Heiden verwendet.

So stand der Orden am Ausgang 1409 ; er hatte ein Jahr hinter aich, dessen Mitte hauptsächlich durch eigene Schnld, durch zu groBe Vertraaensaeligkeit, dnroh Mangel an Entaohlossen« heit Samaitens Verlust gehraoht hatte, dessen SchluB aber, gOnstiger wie je, ihm Gelegenheit bot, des Landes sich wieder EU bemftchtigen, um das er schon so viel Blut Tergossen. Es gescliah nichts seitens des Ordens und die Straie sollte nicht ausbleiben.

(Schluß folgt.)

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Piper oder Capsicum?

Historisch-botanisohe LOsong.

Von

A. Trelcliel.

So oft ich in meinem „Volksthümlichen aus "Westprenßen" Ton den sinspfliditigeii Ideferungeu an Pfeffer &la den Orden ipiBclk, glaubte ich, das auf die Fracht Ton i^jwr, den indischen Pfefler, beziehen zu mflsaen, znmal ich die Pfefferlieferangen meist nur bei westpreoßischen See- und HandelsstAdten (Pataig, Heia) erwähnt fand, wohin dieser Pfeffer leicht zu Schiffe hinkommen kannte. Es ist aber dagegen zu stellen, was L. Weber (Preußen vor 4<AJ Jahren S. 243) eiueu wuntlerbareu Irrthum der ])r' uUi- sclien Hifitoriographeu nennt: „Wenn der Orden verschiedenen Urt- gchaften die Liefeniug von Saffran und Pfeffer auflegt, so hat man an indischen Pfeffer gedacht und eich über diese sonder- hm Schrulle gewandert. Es wAre allerdings eine höchst wunderbare Schrolle, einfftohen Landleaten die Lieferung von Sachen aafzaerlegen, die sie erst ans SeehandeUplAtzen kaufen mnfiten. Der Irrthttm liegt klar auf der Hand. Nie und nirgend, Weder in Preußen noch auderwärtSj haben die Abgaben ans etwas Anderem bestanden, als aus Naturalerzeugnissen oder Geld. Es ist also an türkischen Pfeffer (Paprica, botanisch Capmum annuum) und Saffran au denken. Der Erstere, schon <1mi fiAmem bekannt, wird bis gegen Schlesien herauf angebantw Da nnn die Ordensbrilder nnd ihre Lente gro^ntheils aas fiOlimen.and Schlesien herkamen, so lag es nahe, die Einführang

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Piper oder Cftpeieam,

dos dort 6o beliebten Gewürzes in Preitßeii zu versuchen. Ebenso gedeiht der SaffViUi heute noch in Enp^land und, da or vor Ein- liihrung der indischen Waaren eine viel größere Rolle in der Küohe spielte, so darf uns seine Einfühmng nicht Wunder nehmen« Daß meine Ansicht über diese b»^i leu GewAchse richtig ist, geht auch daraas hervor, da6 wir die Saffimn- und Pfefier- lieferung nur in den besten Gegenden auf dem besten Boden finden. Denn es lieferten die Werder 86 Pfund Pfeffer und Vs Pfund Safiran, die Oomturei Elbing aus den besten Dörfern 62V9 Pfund Keffer und ^iomd Safiran, Oomturei Dansig 31 Pfimd Pfeffer, Oomturei Schönsee 11 Pfand Pfeffer und 4 Pfund Saffran, das Dorf Feldchen im Bezirke Papau 4 Pfund und das Dorf Sinnen bei Ncidoiibnrg 1 rt'un<l Pfetrer, die Stadt Conitz 12 Pfuud. Summa 197,5 Pfund PtVfler und 5.5 Pfund SaflEran. Aus der alljährlichen AVit derkelir dieser Posten, z. B. im Marionburger Zinsbuch, können wir aber auch entnehmen, daß die Coltor wirklich stattfand und gelungen war."

So sehr sich das au( Ii hören läßt und beweisend su sein scheint, so sprechen doch die nackten Thatsachen des Imports Yon Capsieum dagegen. Zur Ordenszeit gab es in der östlichen Hemisph&re noch kein Capeicum, Auch in Ungarn war er so wenig einheimisch, als der uckermärker Tabsk bei Yierraden und der Pfidzer bei Frankenthal und Oggersheim.

Capsicum^ eine einj&hrige Pflanze, gehört zu den Solanaceen, hat also mit Piper gar nichts m thun, stammt aus dem tropi- schen Südamerika, wenn sie jetzt auch in Ostindien verwildert vorkommt, und ist erst dunli die Spanier naoli Europa ge- kommen, nach De Candolle erst im PI. Jahrhundert, wo es nun in verschiedenen Gegenden, in Ungarn nicht vor dem 17. Jahr- hundert, in Cultur genommen ist, bei uns sogar nicht selten in Zimmern gezogen wird. Seine Früchte, länglich-rund, und deren Schale, roth glänzend, sind sehr scharf und dienen als Gewflrz, als magenstftrkendes Mittel, zum Einmachen der Qurken, zu Mized Hokles u. s. w. In Krttuterbflchem ist davon die Bede, daß Ca|»tcttfn als Snirogat fOr den schwareen Pfeffer gebraucht

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Von A. TreicheL

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worden, aber nicht zu empfehleu sei. Also wäre es für die Zeit T.<r etwa {'hAi m Preußen ganz nnm<)glicb. bei Alti:aben von Pleäer darunter Capskum zu verstehen. Das ist eine Sache, die keinen Zweifel zuläßt. An d»Mi hfzü «glichen Stellen muß also ohne Zweifel von schwarzem Pfetlor {Piper nir/riim) die Bede sein, trote Weber'a Einsprach. Selbstverstaadlioh wurde der schwarze Pfeffer niolit in Westpreufien gebanti. Aber anck selbst die Paprika dtlrfte dort im freien Lande kaum FrOohte ansetzen, der schwarze Pfefier aber verlangt unbedingt ein tropisches Klimii. Ks war aber der Pfeffer in früheren Zeiten sehr liochgeschätzt und ungemein thcncr. Dazu ist er eine handlielie und trockene Waare. So kam es dazu, daß er hie und da wie Geld als Zahlungsmittel gebraucht wurde.

üeber dem Pfeffer selbst und dessen Einführung setze ich schließlich die betreffende Stelle aus Fhedr. Christoph Jonathan Fischer' 8 Geschichte des teutschen Handels (Hannover .1791) hierher.

„In der zweiten Httlfte des 16. Jahrhunderts kannte man gewisse Orte und Lftnder, wo einige Produkte in der vor-

zü^licLsten Besehaffuuhoit hervorkamen, als aus den moluckischon Inseln die Nägelein, aus Arabien der Weihraucli, aus Palästina der Balsam, aus Kalekut der meiste Pfeffer, aus Zeiion Cinamomum oder Zimmtrinde.

Nach der Eröffnung der portugiesischen Schifffahrt nach Ostindien brachten Portugiesen eine große Menge Pfeffer nach den Niederlanden, der zwar nicht ebenso runzlich wie der orientaJisdie war, aber doch sonst in der Form und im Ge- schmacke dem Pfeffer gleichkam. (Hartm. Schedel in Chron. Chron.) Der 8t&*kste Pfeffer wuchs auf der Küste von Guinea, der an Schärfe den kalekutischen um die Hiilftt» nbertraf. Rr hieß Pimiento dal Rabo oder Schwan/pleilcr, weil er in der Ge- stalt viele Aehnlichkeiten mit den Kubeben hatte. Sein Geschmack nnd seine Schärfe war so stark, daß mit einer Unze so viel als mit einem halben Pfunde des gemeinen Pfeffers ausgerichtet werden konnte. Obsohon es unter den härtesten Strafen ver-

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Pipm oder Captieom.

böten war, ihn mf di«eer Ktlate m holen, eo geechah ea dook heimlich, und er wurde nach England geflOhrt, wo man den doppelten Preis des gemeinen Pfeffers dafOr erhielt. Weil aber die Könige von Portagall besorgten, daO dnrch diese Gattungen Pfeffer die große Menge, die sie jährlich ans Kalekut erhielten, verriiigürt und abgescliätzt ^vür^]e, so ratwjhten sia solche Ver- au8taltiin<yen, daß man keinen mehr bekommen konnte. (Naviga- zione de Lisbona all' Isola di San Thome scritt» par un Pilloto Portiighese in Eamossio Baocolta de ViaggL Yeneada 1388. Vol. I. p. 114.)

Aus eben dem Qmnde verboten die Könige von Portogall, Ingber ans Ostindien anders als in Zucker eingemacht nach Lissabon zn bringen. (Yoyage de Pyrard ans Indes orientales. p. 139.)

Ana diesen poUtisohen QrOnden moB man sich erldftren, wamm der portugiesisohe Anst Gareias dall' Horto so wenig ans dem weifien imd langen Pfeffer machte, nnd nnr nns den sohwarsen

empfahl, der aus Ostindien kun. Der niederläTidische Arzt Karl de l'ICelüse verbesserte ihn aus der Bosfhreilning doü Lmiwig Komano und vorsiclierte, den weißen Ptelier weit l)es8er gefunden m liaben; allein er würde selten bei den Spezerei- händlern in Lissabon gefunden, weil sie nicht viel daraus machten; der König von Portugall hätte die £in:ßihre des Pimiento dal Kabo oder Schwanzpfeffers gans verboten, damit der übrige Pfeffer nicht abschlüge, denn jener wäre besser an Gestalt nnd gewttrshafter an Geschmack nnd Kiaft als dieser. (Dell' Istoria dei semplict Aromati in Venesia 1616. o. 2S p. 109.) Von dem Schwanspfeffer war der lange Pfeffer versohieden, der ans Caräiagena nnd Texrafirma kam, und noch gr&ßere Voll- kommenheit in Absicht der Schftrfe und GewUrshaftigkeit bessB. (Monardes cit. 1. p. 472.) Schwanzpfeffer von der scharfen Gattung luiid man auek in Brasilien, wovon Lei: \ (Hist. Navigat. in Braail. pag. 1G7) genaue Nachricht-en uiittiieilfr."

Es iat also immer nur an den indischen Pfeiler zu denken. Pfeffer galt also im Mittelalter immer als die exotische Waare

Von A. Tmoh«L

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im ganz Besonderen. Somit konnte auch namentlich reichen Handels- oder Seestädten ^j^nnz natürlich eine Abgabe der vor- nehmsten Waare auferlegt werden!

Piper nigrum benateten schon die Börner. Schon vor Jahrhimd«rt6ii wurde er aus Afrika eingefillhrt, Karl der QroBe Eabte ihn. Nicht allein in Deatsohland gab es in alter Zeit eine Abgabe der eteaerpfliohtigen Bauern an Weisen, Wachs und Pfeffer. Der letztere Zins ist später aber abgeechalft nnd an seiner Statt das sogenannte Pfeffer^eld bezahlt worden. Natürlich kann es sich auch in Preußen bloß um die substituirto Abgab© in Geld gehandelt haben, oder besser um die etwa in jährlich variirendem Oelde der BeschaÜuug sich darstellende Abgabe der wirklichen Waaro.

In dem Bach „Ausländische Handels- und Nährpflanzen ton Hermann Zippel (Brannsohweig 1885) ist in dem Kapitel vom schwanen Pfeffer bemerkt: „In manchen enropftisohen Staaten mußten die fiauem ihre Abgaben in Pfefferkörnern be- aahlen." Woher die Bauern den Pfeffer bekamen, erscheint nicht zweifelhaft. Sie bekamen ihn als Bezahlung für ihre Producte, und für Westpreußen werden Dauzig und Thorn die Pfefferquelleu gewesen sein. So etwas ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß in der Zeit, um die es sich handelt, das baare Geld, zumal auf dem Lande, sehr rar war. Als dann später der Pfefior billiger tmd das Metallgeld h&nfiger wurden, kam dies eigenthttmUche Zahlungsmittel wieder in Abgang.

Aehnlich, wer etwa jAhrlich 2 Pfund Wachs an die Kirehe m liefern hatte, muBte, wenn er selbst keine Bienen hielt, doch Waebs kaufen oder eintauschen. Warum sollte es nicht ähnlich nut dem Pfefferkaufe geschehen sein?

Zippel spricht auch davon, wie hoch schon bei den Eomem der Pfeffer, den sie aus Indien bekamen, geschätzt ^de. Als der Gothenkönig Alarich 408 Born belagerte, ver- stand er sich erst zur Aufhebung der Belagerung, nachdem ihm die Bömer 6000 Pfund Gold, dOOOO Pfund Silber, 4000 seidene Kleider, 8000 Pfund Pfeffer n. s, w, entrichtet hatten.

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Piper oder Capsicum.

In winem Bayeriseben W^rterlraolt spricht Scbmeller davon, velclie große Bolle im Mittelalter der Pfeffer als Ehrenge- schenk spielte. So erhielt der Kaufmaun, der zuerst zur Mosso (Dult) nach München kam, als Ehrengabe von der Stadt ein paar Handschuhe, einen weißen Stab nnd ein Pfund Pfeffer.

In Rechnungsbüchern der Stadt Posen findet sich hinsicht- lich einer Gesandtschaft nach Krakau im Jahre 1601 (2. Juni) folgendOi Abglich hinzielende Bemerkung: Item pro donariis XI florenos pro lapide piperis. (Nach Dr. A. Warschauer: Chronik der Stadtsobreibor ycn, Posen No, 16 Anm. in Z.-S. der Hist. Ges. f. d. Prov. Posen Jg. II. S. 192.) Es ergiebt sieb daraus niobt nnr der Preis fiGür den Stein Pfeffer (als piper beaeiobnet!), sondern auch der Umstand, daß er als besondere Qeschenks- gabe mitgenommen wurde.

Anf den großen "Wertb dieses Gewürzes deutet auch der Ausdruck j,Pfeffer}ink" zur Bezcickuung einos reichen K.aui- manns hin, oder auch ..Pfeffersack".

Der Pfefferpreis betrug im M. Jahrhundert, wie aus der Danziger (vhronik von Hirsch zu ersehen, bis zu 4 T?thlr. das Pfund nach unserem Oelde, was ja damals sehr viel mehr war. Nach L. Weber galt 1399 das Pfund Pfeffer 3 Scot und 1401 das Pfund Saffran sogar 50 Scot. Doch sehen wir uns noch weiter in den Urkunden nmber, ob iigend eine Stelle anders za deuten wäre.

In dem Edictum Boleslai ducis Hajoris Poloniae (Calis- siensis) von 1264 stebt, daB, wer Uber die Synagoge mit Steinen wirft, awei Tslente Pfeffer an den Woiwoden zahlen soll: duo talenta piperis Palatino solvet. Doch tbeilt mir Herr

Dr. E. F. Schmitt mit, dali in den Tausenden von groJßpolni- schen Urkunden, die ihm vorlagen, also aus viel späterer Zeit, als der des Deutschen Ordens, wo ein Pf'efferbau bei größerem Fortschritte in der Cultur gewiß hätte gepflegt werden können, von ihm niemals eine Andeutung von Pfellerbau gefunden worden sei. Es liegt auch kein denkbarer Grund vor, weshalb Preußen, Pommern und Polen sioli niobt desselben Pfeffers hätten be^

Von A. TtaichftL

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dien«!! sollen, welcher den Völkern des Alterthoms zu Gebote stind, welcher, wenn nicht auf dem Lande, dennoch in den handeltreibenden Seestädten zu haben war.

Mftreker (in Z.-S. des W.-Pr. Geack-Y. Bd. 18. n. 19. S. 395. 141. 997) sagt: Die filtere, im Bistrict Papau bei Niecsswieds (Nid- witz), später Poremby genannt, gelegene Schenkimg von 4 Hnfen "Wald und 2*2 Morgen "Wiesen, welche die Bürgerschaft von Schwetz gegen 2 Pfand Pfeffer jalirlich vom Orden erhalten uud in Ackerland umgewandelt hatte, durch Einvorh ibuiif^ dos Papauer Districtes in das Bistlmin Culm fast verloren gegangen, wird 1642 auf eindringliches Bitten vom Bischof von Golm, Caspar yon Dzialin, der Stadt in den Besits «nrflckgewflhrt, aber gegen eine Jahreeabgabe von S4 Pfnnd Pfeffer (am Feste des Bischofs Martin) nnd unter Vorbehalt des Obereigenthmns.

Beim Streite der Stadtgemeinde Neuenbürg, Kr. Schwets, mit den Geistlichen, wurde 1609 eine Kommission nach Nenen- barg deputirt, welche für Kosten dar Stadt l>te. Unter dem, "was sie verzehrte (delikate Fastenspoisen), ist nach Märcker (S. 127} auch angeführt: an Pfeffer und Gewürz 4 Mk. Zum Schloß nahm sie 26 ungarische Gulden (87 Mk.) und eine Tonne Aepfel im Werthe von 3 Mk. 10 gr. als sog. Verehrung an.

Im Pommerelliachen ürkondenbuoh, das bis 1816 geht, ist nach dem Register allerdings nioht des Pfeffers Erwähnung geschehen.

Ans Codex diplomaticos Warmiensis gehören dagegen

folgende Stellen hierher:

1. I. 371. enthält die Verschreibung des Comthurs von Elbing, Hermann v. Oetnngen. vom 22. November 1323 für den Krug in Lentzen, Dorf auf der Elbingor Höhe. Der Krüger soll jährlich zu Martini geben: 2 Mark Pfennige gewöhnlicher Mflnse und 2 Pfund Pfefier (duas mareas denariomm usualis monetae et duo talenta piperis).

2. m. 66. enthfilt dann eine weitere Urkunde fOr dasselbe Dorf Tom 18. September 1379, worin ftlr 1 Hufe 4 Morgen, velohe dem Schulzen und den Bauern von Lentzeu verschrieben

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Piper oder Capsicunou

werden, zu Martini sn ainmn: Eyn pfiint Za&naui. OBwej

pfunt Pfephers. vnd eyne mark pfennige.

3. II. 158. ist eine urkundliche Versohreibung für den Preußen Nenozodis über 15 Hnfen zn Penglitten bei Aileuateiu vom Jahre 1350. 21). Mai. Derselbe soll zinsen: Siugulia amuB in quolibet festo beati Martini vnmu talentam piperis et quin- deoim pnllos de quolibet manso censaali.

Im Codex Colmeiuia ed. Woelky fol. 217. stellt in Ürkonde von 1347. Mai 30. Bmder Heinrich von Kraniohsfeld, Komtlmr zu Birgelaw, yerscfareibt die Wiese Brobe in der Heide im Gebiete Birgelau. Abgabe: zu einem zeychen der herschafft vnd der lonnnge sollen vnserm Hause zu Bierglow geben alle jar auf Sauf Jacnbs tag zwey funt f'efTer, die sollen ^vir acht ta<:^o davor oder . . . danach von in gütlich entlaugen oue allerley wyderrede.

Handelt es sich non besonders in den ermUtaidischen ür- künden um Dörfer, Banem, Erflge, einen eingeborenen Frenzen, der tief im Lande wohnte, so könnte man mit L. Weber auf die Vermuthimg kommen, daß natürlich nur von einem Produkt die Rede ist, was vorher im Lande da war, wenn nicht nach obiger durchaus wahrscheiulicher und gewisser Annahme die Pfefferpi'uude, sowie auch die von SaÜrau, eine jährlich vielleicht nur variirende (Teldabgabe, andeuten sollen. AVir haben oben gesehen, das kann alsdann weder der schwarze, indische PteÜer, Fiper, gar nidit sein, noch auch gleich gewiß nicht der rothe spanische oder türkische Pfeffer, Capskum, dasselbe, wie die ungarische Paprika, weil man dann doch auch wohl in Deutsch- land und Polen etwas von derem etwaigen Anbau, falls er klimatisch möglit h, gewußt und überliefert haben würde. Wftre zur bekannten Abhilfe an keinen Import auf dem Seewege nach Ostiudicn zu denken, so bliebe alsdann iniclistens noch der Aus- weg, wie dm Dekan Dr. Kolberg vorschlagt, übrig, bei dem Piper d<^r preuliischen Urkunden zu denken an den Pilz Pfefier- ling, polnisch Pie])rznik (von pieprz, Pfeffer), Eierschwamm, Gelblingspils, CanÜuireüm dbarius L. Vielleicht konnte, wie sich

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Von A. TreiobeL

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dann eher hören ließ, dieser Pik im getrockneten Zustimtle zu ICuüm ftUr den Wintor imd für die Fastenzeit an die Landes- liemohaft abgeliefert worden sein. DaB Pilze ancli als kircblicB'e At^iaben in manchen Gegenden gegolten harhen, dafür spricht nun Beispiel diese Stelle in Marcinowski (Die kleine Kaiende im Bereich des Ostprenfi. Provinsialrechts. Berlin, 1864. 8. 15): „Bestandtlieilo der kleinen Kaiende: Sämmtliche Getreide-Gattun- gen, Brod, Mehl, Grütze, Eier, Fische, Gcköoh, Pilze, Gänse, Hühner u. s. w." An den anij^e führten Orten, besonders auf den Höben bei Lenzen, in deren unmittelbarer Nähe bei Tolkemit ein Berg den Namen Pfefferberg führt, wo Pfeffer wohl kaum gewachsen sein wird, mochten die Pfe0erlinge leicht wachsen und za sammeln gewesen sein!

Aber hat dieser Pilz, wie schon in dem Namen liegt, wegen seines Geschmackes nicht erst spftter sowohl im Dentsohen, wie «nch im Polnischen, seinen Namen vom Pfeffer selbst erhalten? Und wäre fernerhin alsdann nicht in den Uikunden irgend eine andere un l m* hr auf den Pilz und da.-:! Eigenprodukt hinzielende Bezeichnung gegeben worden und zu finden sein?! Somit ist auch solche Annahme wohl als abgethan anzusehen.

Bei der richtigen Annahme non, da0 diese im Gelde variirende Abgabe von Pfeffer sich nur auf den schwarzen Pfeffer beoEogen habe, mn£ ferner einer ebenfalls nngiltigen Keinnng Erwähnung geschehen, als könnte auch die Bede gewesen sein von dem anch in Fischer's Handelsgeschichte oben beregten Stilpfeffer, dem Piper Cubeba L. Cuboben sind eine Speeles der nur eine Gattung, doch darin sämmtliche Gewürze und Arzonei-Pflanzen enthaltenden Familie der Pipor- aceen, mit gestielter Blüthe und mit gestielter beerenartiger Fracht, woher sie anch den Namen Stilpfeffer hat. Cabeben kannten allerdings die arabischen Aerzte und Geographen, die Sehnle von Salemo (12. n. 18. Jahrb.), anch die heil. Hildegard (nach Flllckiger's Pharmakognosie, 12. Auflage 8. 876); auch war es jßrOher ein Mittel bei Syphilis als Adstrin- gm Doch werden dieselben stets also und niemals Pfeffer

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Piper oder Capsicuin.

genaimt. Cubebeo kommen va una eurt nach Emtdeckuag de« Seeweges nach Ostindien. Letzteres Gewtin fuidet wohl in

Ostaaion ausgeJelmto Verwendung in der Küche, bei uns jedoch fast gar uiclit, wegen seiner unaugenolimen Scliüifu. Die Eng- länder allein führen ihn auoli in Küchenrecepten an; doch ist das bei uns niinnals der Fall. So spricht sich auch Webers Lexikon der Kochkunst aus. Nor in der Liquenrfftbrikation finden Cubeben zuweilen Verwendung.

Doch kommt Cnbeben-Confekt (2 Pfund) auch vor imier den Mengen und Sorten von Krade, welche der Hersog von Geldern 1388 nach PrenBen hin mitnimmt (von Heinrich, Apotheker), die aber sammt fleiner Person in die Hände der Banbritter gerieth. (L. Weber: Preußen S. 281).

Im üebrigen sind damit nioht su yerwechaebi die Cibeben, d. h. große Bosinen, welche in vielen großpolnischen Urkun- den auch wirklich als Leistungen an den katholischeu Parochus vorkommen. (Vorgl. Schmitt: Gesch. dos Dt.-Croner Kreises. S. 204.) Aber auch diese konnten nur aus Hundols.städten be- zogen werden und galten domgemäß für baar Geld, plus der Mühe, sich deren zu verschaffen. Der Name für diese sehr großen Weinbeeren kommt übrigens von dem arabischen Zabib her, im Gegensataw zn den kleinen Sorten, die als Corinthen ans Oorinth herstanmien. Ihren Gebrauch aus unserer Provins schildert übrigens Schmitt in Prov* W.-P. S. 81 also: „Der intermittirenden polnischen Tyrannei gegenüber, welche bald pochte, bald schmeichelte, bald schlug, bald wieder besänf- tigte, befand sich der allen B&nken firanstehende Dentsdie ' völlig ohne Waflen; sie verblüflft© nnd verdummte ihn. Geschah ihm durch den Parochus Unrecht in seiner Kirche, oder zw^ang ihn der Starost trotz des verbriet'teu liechtes zu Hand- und Spanndiensten, so gerieth er vielleicht in Zorn nnd drohte mit Auswanderung. Kam dann aber eine freundliche Andeutung in verbindlichster Form, daß man den Tempel gegen einige Hüte Zucker oder Pfunde Cibeben wieder öfihen werde oder daß man auf die Leistung der Dienste gegen ein unpii^ndiaierliches Geld-

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Von A. TmclieL

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gescbenk verzichte, so war man wieder versöhnt. Dieser Prozeß wiedeiiiolte sioh aber und auf's Neue ging man in die Falle/' Enrziim, es muß die Auslegung des urkundlichen Piper als ostindiscber P£e£for ieetstebtend varbleiben. Und da aololier eine Haupt^Zngiibe des Tborner Pfefferkachens ist, so mag zum Schlüsse ein Paasos aua deren Geaohichte hier Plats greifen, der Bügleiöh sexg^ daB schon vor 1557 Pfeffer anoh ans Thom zu haben war.

Die Tlioriier PfeÖerküchler hatten bereits im Jahre 1557 ein landesherrliclies Privilegium. Dieses berechtigte sie, mit ihrer Waare den Königsberger Jahrmarkt zu besuchen. Darob ergrimmten indeß die Königabeiger Ku(>hen})äcker und zwar aus reinem Patriotiamns! Nnn begann ein Kampf anf Leben und Tod, 200 Jalire hindtucb bis zom Jahre 1757. Die rüstigen Eimpfer kämpften mit abwechselndem Glück. Zn Zeiten siegten die KOnigsberger nnd beschrftnkten ihre Gegner nur anf den Jahr- marktsverkanf, so daß die Armen aneh nicht einen Pfefibrkndien zurücklassen und später verkaufen durlten: er wurde sonst weg- genommen und dem Stadthospitale geschenkt. Dann aber wandte sich das Blatt. Don Thonier Künstlern wurde auch der Besuch des Weihnachtsmarktes bewilligt: und als die blutige Fehde immer nicht enden wollte, kam die höchste Behörde auf den weisen Gedanken, alles zu prüfen nnd das Beste zu behalten. Die streitenden Parteien mußten nAmlieh dem Ministerium Probe- backweik einreichen. Da schmeckte denn, was Torauszusehen w, der niedergesetzten Pfefferknchenkommission der Thomer Pfefferkuchen besser als der Kdnigsberger, und so blieben im Jahre 1757 die Thomer Sieger. Zwar versuchten die aus dem Fulde geschlagenen Königsberger Bäcker aufs neue ihre Kriegs- Ust, ihre Pfefferkuchen auch Thomer zu nennen; allein die Täuschung fiel schwer, und das Thomer Stadtwappen aui'zuhängon, mußten sie wohl bleiben lassen. Im Jahre 1857 feierte der Thomer Pfsfferkuchen sein dreihundertjfthriges Jubilftum.

Pfefferstadt oder in alten Handschriften Pfefferstraße iit der Name tBar einen Stadttheil in Danzig und sehr wahr-

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Piper oder CApeieam*

scheinlich doch von der Niederluhe osLiiülidcher CTOwurzo her- genommen, unter denen der Pfefi'er obenan zu stellen pflegte. Froilich nimmt LOsohin» Gesch. Danzig's. 2. Auä. S. 44 in gegentheiliger Meinung an, daß der Name herzoleiten sei von den Pfeifern oder Musikanten, welche hier gewohnt haben aollen.

Pfefferstuhe iat dagegen der frflhera Name fllr ein Zimmer im dritten Stock aaf der Nordeeite des Schloeees m

Königsberg „zur Auf bewaLraug ansehnlicher Verbrecher". VergL Hennig, Preuß. Wörterbuch S. 183. So sagt auch Bock, Nat.-Gesch. I. 61: „Die Pfefferstnbo ein Oef-ingniß für Con- ditionirte Personen/ Nach Stein: Peregrinns XVI. 8. ist Pfeffers aek veräcLtliclie Benennung eines Adligen; in gleichem Sinne anch Piefierstoßer.

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Zar Benrtheilung you Kantus Kritik der reinen

Teruunit und Xaut's Prolegomena«

Von

Anhang: zn der Abhandlnngr:

Die m Msim uul die AblassiUiiszeit der M

der mm YerMfl.

Kauf« Voriesungea ütier Anthropoloflie.

Die ftnBere Entstehnngegoschichte der Erit, d. r. V. eine innere, sofern damnter eine Dvrsielluug der eie schafFenden Benkacte in dem Geiste ihres ürhebers verstanden wird, giebt

es nicht also: die äußere Eiit!^tehimgsgeschichte der Krit. d. r. V. würde erst dann m()<i;lifhst vollständig zu übersehen sein, wenn man nickt nur wüßte, was Kant vom J. 1770 an Jahr für Jahr zur Vollendung des Werkes vollbrachte die vorangehende Abhandlung hat dargethan, daß Sicheres wenig <iaT<m gewuSt wird , sondern wenn man anch wüfite, womit er sich in jenen Jahren nebenher literarisch beschAftigte.

Unter der No. 1 dieses Anhanges habe ich Kantus Vertrant- heit mit Lessing's theologischen Schriften nachgewiesen, als sicher ftr die 1790igerj als wahracheinlich auch für die 1780iger, als vermutLlicL schon für die 1770 iger Jahre (Ende derselben). Wenigstens liegt, wie ich dort zeigte, kein Grund zu der An- nahme vor, daß die energische Arbeit zu und an der Krit. d. r. V. ihn hinderte, jene SchriÄen gleich nach deren Publication zu lesen. Zweifellos ist dagegen, daß er bei aller Ausdehnung und Vertiefung seiner Gedankenarbeiten for die Krit. d. r. V. gleich- seitig Trieb nnd Mn£e hatte, Anthropologie nach eigener Kethode sa behandeln nnd in einem CoUegimn privatum planmftBig „zu

Allpr. MoiiAtaMlirill Bd. XXVZI, H«ft 1 n. a 7

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98 Beurtheüung von Kant's Kritik der reinen Vemonft etc.

einer ordeutlichen akademischen Discipliu zu machen". Da.bei kommt das Aiisftlhrungsjahr wie Zwenk und Plan seines Vor- habens in Frage, und die richtige Antwort darauf liefert zugleich das ungefähre Datum des undatiiien Briefes, in dem er jenes Vorhabens £rwälinmig thut.

In dem tmdatirton Briefe an Hers nämlioh, wo dies ge- schieht, sagfc er: „Ich lese in diesem Winter zmn «weiten Hai ein CoU^om privatum der Anthropologie,^ und schließt seine Angaben Über Zweck und Plan des CoUegs mit der Bemerkung ab, dafi seine Anthropologie „nebst der physischen Geographie" „die KenntiiiU flor AVeit heiüen kann (vgl. Altpr. Mouatsschr. Bd. XXVI, S. 86. 88. u. 89).

Um jenen Brief richtig zu datiren und das Jahr zu be- stimmen, in welchem Kant seine Anthropologie als ständiges Colleg in den Kreis seiner Vorlesungen aufnahm, ist festsustellen, wann er aum zweiten Male Anthropologie las, und um seine Angaben über Zwepk und Plan seines anthropologisohen CoUegs in jenem Briefe richtig zu deuten, ist das YerhAltniß seines an- thropologischen CoUegs zu seinem physisch- geographischen zu erwägen. Indem ich das erstere hier, das letztere unter derNo. 3 diest.'i Aiiliange-s au.sfühi'e, rechtfertige ich meine Datirung jenes Briefes auf S. 86 und 99 und meine Auslegung jener Angaben auf S. 06 der vorangehenden Abhandlung. Dabei werde ich theils falsche, theils grundlose Behauptungen B. £rdmaim's abweisen.

In den Abhandlungen, mit denen er die von ihm verOffeixt- Hbhten: „Eteflezionen Kants zur kritischen Philosophie'' einleitet^ macht B. Erdmann über die von Kant in yerschiedenen Semestem gehaltenen Vorlesungen, unter Tadel und Anzüglichkeiten gegen andere Schriftsteller, zumal gegen Kuno Fischer, Angaben mit der Präteusion. daß sie verläßlich seien, da er sie aus den Acten der Königsberger Ümver5?ität qt /ug^n habe. Aber diejenigen seiner Angaben, die ich prüfte, weil sie mir auftl&llig waren, sind falsch, oder ungenau, und von diesen werde ich zunächst die folgende nur im Vorübergehen beiiohtigen.

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Von Smil AraoHt

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Gleich auf S. 3 seiner AbhandL „Zur Geschichte des Textes^ (Beflex. Kants zur krit Philos. L Bd. Beflez. cur Anthropologie Leips. 1882) hei0fe es: „Natnrreoht" las Kant znerst im Winter 1766/' Aber aus den Faonltäts^ und Senataacten ergiebt sich: 1. Natarrecht las Kant nicht „snerst im Winter 1766**; er hatte es für das Wintersemester 1760/67 angekündigt, aber er las es damals nicht. 2. Naturrecht las Kant zuerst S I in III or.semeator 1767, aber er bebandelte dabni das all- gemeine ütfentliche R-echt und das Volkorrecht entweder gar nicht, oder nach seinem. Ermöäsen nicht gründlich j]:enug. 8. Er kündigt iür das "Wintersemester 1767/68 wieder Natur- recht an, nnd dazu ein Nebencolleg, in welchem er das Natur- recht nur mit Bezog anf das allgemeine öffentliche Eecht und das Volkerrecht tractiren wollte; aber weder jenes Haoptcolleg, noch dieses Nebencolleg kam damals am Stande.

Ans den Senats- nnd den Facultfttsacten eigiebt sich weiter: Kant war bereit^ im Wintersemester 1768/69 wieder Natnrreoht sa lesen, wenn seine ZuhOrer es wünschen würden (Acta des acad. Sen. Vol. HI, Fol. 805); er kündigte aber statt dessen dem Decan der philos. Facult. allgem. pract. Philos. und Ethik an. Zum zweiten Male las er Naturrecht im Sommer- semester 1769. Er kündigte es für das Soniinei'semester 1771 wieder an, las aber statt dessen allgem. prakt. Thilos. Zum dritten Male las er Naturrecht im Wintersemester 1772/73 (Acta des acad. Sen. YoL III, Fol. 836 u. 837), und dann nach- dem es für das Sommersemester 1774 im Lectlonsoatalog ange* kündigt und vielleicht auch wirklich gehalten worden die Tabellen über die im Sommersemester 1774 und im Winter- semester 177^6 gehaltenen Vorlesungen habe ich in den Senats- aoten nicht auffinden können nachweisbar weiter in dem Sommersemester 1775, dann nachdem es fibr das Sommersemester 1776 angezeigt, aber „ob defeotum Auditorum" nicht gelesen worden, in den Sommersemestem 1777, 1778, in dem Sommer- semester 1779 wurde es angekündigt, aber wahrscheinlich nicht gelesen, weil es auf der Tabelle in den Senataacten neben den

7*

100 Zur Beortlkailasig toii Kaat^fl Kritik der naneii Vemonft «te.

gehaltenen Yorlesnngen flbergangen ist, jedoch ohne Angabe irgend eines Grundes , endlich in den Sommenemestoni 1780, 1782, 1784, 1786, ssum letzten Male 1788.

Erheblicher ist die falsche Bestimmnng des ersten Semesters ▼on Kant's anthropologisofaem CoUeg. In seiner Anseinuider* setznng: „ZnrEntwiokelnngsgeschichte von Kants Anthropologie" giebt darüber B. Erdmann aof S. 48 folgende Bestimmnng;

„Seit dem "Wintersemester 1773/74 sehen wir beide G^eb^ete" die j)hysiche Geographie und die Anthropologie ,,in zwei „selbständige Collegifn abgetrennt, in eine SotnuK^rvoiiesuag ,,über phjsidclie (iooi^raphie nnd in oiiie Wintervorlesung, die „zuerst als Anthropologie bezeichnet, in jenem Wintersemester „abgehalten wurde." Dazu macht er die Anmerkung: „So nach „den Angaben des Facultätsalbnms. Dazn stimmt W. Vlil. 696, „Der Brief stammt vom Endo 1774 (so auch Schubert, N. Preuss, „PiovbL n. F. XU. &3), nicht 1773 (Hartenstein). Angekfln- „digt waren: Logik» Natnrrecht, physische Geographie, ein „Examinatorinm etDispatatorinm; Eantlas: Metaphysik, Anthro- „pologie (praeeunte Baumgarten), Ethik, das Disputatorimn. „Vgl. auch W. IL 447, Anm.; Kants Angabe W. YIII. 791 ist „demnach ungenau."

Die angebliche Abtrennung der Anthropologie von der physischen Geogra])hie welche niemals Stattfand, weil niemals, so viel man davon w issun kann, die Verbindung beider Disci- plinen in Einem Colleg Statt gehabt hatte - - werde ich unter No. 3 dieses Anhangos berücksichtigen. Im Uebrigen enthält die angeführte Stelle nicht weniger, als vier falsche Angaben.

Falsch ist die Angabe, daß Kant die Vorlesung über An- thropologie, „als Anthropologie beseichnet", jsaerst in dem Winter- semester 1773/74 abgehalten habe. Er las Anthropologie, und zwar unter dieser Beseichnung, zuerst im Wintersemester 177^3. Freilich ist in dem Leotionseatalog Anthropologie snerst fflr das Wintersemester 1778/74 angeseigt. Aber Eant hatte sie tmter dieser Bezeichnung bereits im Wintersemester 1772/73 gelosen. Er hatte nämlich für das Wintersemester 1772/73 im

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Von £inil Anioldt.

101

Lectionscatalog angezeigt Metaphysik nach Eanmgarten publice h. Vn Vni; Theoretische Physik nach Erxleben privatim k. IX X dd. L. M. J. V.; Naturrecht nach Achenvall pri- vatim h. Vni— IX dd. L. H. .T. Y.; Examinatorium et Dig- putatorinm dd. M. et S. publice. Aber das CoUeg über theo- retisdie Physik war Bioht m Stande gekommen, und er hatte statt desselben Anthropologie, und zwar unter dieser Be- seichnnng, gelesen. Dies ergiebt «ich ans folgender Eintragung in den Senatsaoten, VoL 17, Fol. 836 nnd 837: „Tabelle yon denen im Wintersemester 1772/73 von der hiesigen Philos. Facult. gehaltenen Vorlesungen aufgenommen in dem d. 26. Febr. wegen derer Vorlesungen angestellten ConseU der Facullut.

Metaphy.sica ])ublice von Prof. Kaut ist von 7 8 gelesen worden und wird absolviret werden.

Physlca theoretica privatim von Prof. Kaut ist ob de- fectiun auditorum nicht zu Stande gekommen; es ist aber statt dessen die Anthropologie von 0 10 gelesen worden.

Jus natnrae privatim von Prof. Kant ist yon 8 9 gelesen worden, nnd wird absolviret werden.

Examinatorinm et Dispntatorinm publice von Prof. Kant ist von 7 8 Mittwochs und Sonnabends gehalten worden.

Daher ist die Notiz falsch, mit welcher B. Erdmann in der Anmerkung beginnt: „So** d. h., daB Kant's GoUeg über Anthropologie zuerst im "Wintersemester 1773/74 abgehalten sei ,,nach Angab<^n des FacuItätsaJbums'' !

Des FacultÄtsalbuniH? Was soll hier daü Facultatsalbum? Es ist das Verzt^ichniß der bei einer Facultät inseribirtcn Sludent'.^n welches unter anderem aucli die von den Privati:](icentt^n aber nicht von den Professoren augekündigten Vorlesougon auf- führte. Jene Notiz ist dahin zu berichtigen: So nach dem Lectionscatalog, in dem das Colleg über Anthropologie von Kant zuerst fAr das Wintersemester 1773/74 angekündigt wurde, aber nicht so nach den Stfnatsacten, aus denen hervorgeht, dafi Kant das Golleg über Anthropologie bereits im Winter- semester 1772/78 gelesen hatte.

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102 Zar Beiirtli«iliing vom Kant*» Kritik der reiam Yenumft «te.

Hier ging B. Erdmann fehl, weil er vergessen hatte, was er mehrere Seiten vorhin geschrieben. In seinem Bericht: „Zur Geschichte des Textes", wo er über das Manascript Aufschloß giebt, dem er die „Beflexionen Kants tm Anthropologie" ent- nahm, hatte er anf S. 2 (Heflez. Kants znr kritisch. Pbilos. I) aelbat angemerkt: „Schon 1772/73 zeigt Kant theoretische Physik „nach diesem Handbach an'* [den „„An&ngsgrflnden der Nstnr- lehre"'* von Erzleben]; „aber die Yorlesang ist „„ob defectnm „auditoram*"| nicht zn Stande gekommen.** B. Erdmann wnßte also auf S. 2 seines Buches, daß die fOr das "Wintersemester 1772/73 von Kuni angekumligto Vorlesung ubor thforeti-scht? Physik wirklich niclit war gelesen worden. Hätt^ er inm auf Seite 48 oben jenes Buches, wo er behauptet, daß Kant Anthro- pologie, als Antliropologie bezeichnet, zuerst im Winterseraester 1773/74 vorgetragen habe, sich noch darauf besouneni da£ im Wintersemester 1772/73 eine angekündigte Vorlesung nicht gelesen worden, so würde er gefragt haben, ob Kant damals statt der ansgefallenen Vorlesung nicht etwa eine andere las, nnd ohne schwere Mühe erkundet haben, daß er in der That statt der ao^fallenen Vorlesung seine erste Vorlesung Uber Anthropologie hielt.

Falsch ist die dann folgende Angabe, und penrers im Ans- drnok: „Daeu** d. h. daisn, da6 Kant Anthropologie zuerst im Wintersemester 1773/74 las „stimmt W. VIII, 696" d. h. Kant'ö Aeußerung in seinem undatirten Briefe an Herz: „Ich lese in diesem Winter zum zweiten Mal ein CoUegium privatum der Anthropoh^gie" (W. Hart. TOL 696)—. „Der Brief stammt", fälirt B. Erdmann fort, „vom Ende 1774 (so auch Schubert, N. Preuß. Provbl. IL F. 211. 58), nicht 1773 (Hartenstein)."

Diese Angabe ist pervers im Ausdruck. Denn sie lautet so, als ob von der Bestimmung des Datums jenes undatirten Kantischen Briefes an Hen die Bestimmung des Semesters für Kaat's zweitmaliges Lesen der Anthropologie abhinge, wfthrend umgekehrt von der Bestimmung des Semesters fOrEant'ssweit- maliges Lesen der Anthropologie die Bestimmung des Datums

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Vou iumil Arnoldt. X03

jene« undtttörtoD Kantisolien Briefts an Hen ftbliAngfe. Doch diee ntir beüftnfig!

Hier kommt es darauf an: Die Datirung jenes undatirten Briefes Kanfc's an Horz ist falsch bei B. Erdmami wie htn Schubert. Schubert datirt ihn: „Decbr. 1774 " (Der N. Preuß. Provbl. andere Folge. Bd. XII. 1357 S. 53.), B. Erdmann: „Ende 1774." Der Brief aber ist zu datiren: spätestens An- fiuig 1774, wahrscheinlich Ende 1773. Denn Kant las, wie ich daigelegt habe, Anthropologie mm ersten Male im Winter^ eemester 1772/73, ohne sie für dieses Semester im Lection»- eaialog angekündigt sa haben, nnd kündigte sie znm entten Male im Lecfcionscatalog an ftlr das Winteisemester 1773/74. Er las sie in diesem Semester wirklioh, -wie die Senatsaoten ans- weisen, mithin damals snm zweiten Male. Also kann seine AenBerong in seinem nndatirten Brief an Herz: ^Joh lese in diesem Winter zum zweiten Mal ein Collegium privatum der Anthropologie'' nur auf den Winter 1773/74 bezogen werden, und jener undatirte Brief muß entweder in oiuem der letzten Monate des J. 1773, oder in einem der ersten Monate des J. 1774 geschrieben sein.

Falsch ist drittens die Angabe B. Erdmann's: „Angekündigt fjWaren: Logik, Naturrecht, ])hysische Geographie, ein Examina- »itoflinm et Disputatorium; Kant las: Metaphysik, Anthropologie ,,(pnieennte Banmgarten)^ Ethik, das Dispntatoriom."

Von welohem Semester redet hier B. Erdmann? Doch von dem Wintersemester 1778/74| in welchem, wie er irrthümlioh meint, Kant zuerst Anthropologie gelesen habe. Aber die CoUegia, clie B. Erdmann von Kant für das Wintersemester 1773/74 „an- gekündigt" nennt: Logik, Naturrecht, physische Geographie, sind von ihm für dieses Semester gar niuht angekündigt worJeu, soudora für das Sommersemester 1774 angekiiridi^ sowohl, als darin aller Wahrscheinlichkeit nach gelesen, und die Collegia, von denen B. Erdmann sagt: ,, Kant las?" sie im Winter- semester 1773/74) nämlich : „Metaphysik, Anthropologie, Ethik", sind yon ihm im Wintersemester 1773/74 nicht blos gelesen,

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104 Zur Beult lieilung von Kant's Kritik der reinen Yernonft eto.

sondern für dioBos SemMteir anoh angekOndigt worden. Denn in

dem Lectionscatalog fftr das Semestre Hibemmn 1773/74 sieht

gedmckt: Metaphysicam ad Baumgurteuium h. VII VJLJJL publice tradet Prol. Log. et Met. Ord. Kant.

Anthropologiam praeennte Baumgartenio h. IX X priiraiiin tradet P. Kant.

Phüosophiam practicam uniTersalem et Ethicam ad Baun- garteninm privatim h. VlU— IX dooebit P. Elant.

Digpntatorium et Examinatorium h. VII VIII d, Merc. et Sat. publice habobit P. Kant.

Und in (\on Acta d<^s aoadem. Senats Catalogum Lectionum betref. findet sich Vol. IV, Fol. 931 n. 932 in dem „Verzeichnili der Bey d. Philo». Fac. per Semestre hybernum 1773 74 ge- haltenen Vorlesungen aufgenommen an dem d. 2 Mart. 1774 wegen der Vorlesungen gehaltenen Oonses der Facultftt" folgende £intaigung:

Hethaphysioa ad Banmgarten h. VII— VIII publ. Prof. Kant ist gelesen.

Anthropologia praeeunte Baumgarten Ii. IX X Prof. Kant ist gelesen.

Philosoph, pract. univers. et Ethica ad Baumgarten [aLso niöht» wie B. Erdmann kurzweg angiebt, blos Ethik] priv. h. Viü bis XX Prof. Eant ist gelesen.

Disputatorium et Examinatorium h. YH YIII Prof. K.

ist gehalten.

Also sind von Kant Metaphysik, Anthropologie, Allgemeine praktische Philosophie und Ethik, ^in Disputatorium und Exami- natorium für das Wintersemester 1773/74 angekündigt und darin gelesen, aber nicht, wie B. Erdmann meint, gelesen, jedoch für dieses Semester nicht angekündigt worden.

Dagegen sind die CoUogia, welche B. Erdmann von K&ni

für das Wintersemester 1773/74 angekündigt nennt: Logik, Naturrecht, physisclie Geogra])hio, ein Examinatorium et Disputa- torium gar nicht für das Winterttemester 1773/74 aogekundi^

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Von Emil Arnoldt.

106

sondern für das Sommersemester 1774. Denn in dem Lections- catalo^ für das Semestre Aestiviim 1774 steht gedruckt:

Logicam secundum Meierum publice h. VH^VIU docebit Prof. Log. et Ketaphys. Ord. Kaut.

Geographiaza pbjaoam privatim h. IX— X docebit P. K, Jos naturae privatim Ii. Vlil ^IX privatim dooebit P. K. Eraminatorio-Bepetitorimii poblioe habebit P. K Ob diese drei GoUegia und das Bepetitorium damals wirUich gehalten worden, kann ich nicht feststellen, da die Tabelle Uber die im Sominersemester 1774 geljalff nen Vorlesungen, wie die für das Wintersemester 1774/76 lu den Seuatsacten. von mir nicht autgetunden sind.

Viertens ist falsch die Angabe am Schlüsse der oben citirten Anmerkung: „Vgl. auch W.II. 447 Anm.; Kants Angabe W. VIII 7dl igt demnach ungenau." Was soll der Hinweis auf W. II. W Anm.? d. h. auf Xant's Erklftnmg in seiner zur Ankündi- gung der physischen Geographie im Sommerhalbjahre 1776 ver- öffentlichten Abhandlung „Von den verschiedenen Baoen der Menschen" : daß er die Vorübung in der Weltkenntniß zum Zweck eiües pragmatischon Gebrauchs aller sonst erv\'orbonen Wissen- schaften und Geschicklichkeiten als kosmologische I^etrachtuug dfT Xatur physische Geographie, als kosmologiscli»3 Betrachtung des Menschen Anthropologie nenne, und daß er die pliysisohe Geographie zur Sommervorlesung bestimmt habe, die Antliro- pdcgie £ür den Winter aufbehalte? Was soll, firage ich, dieser Hinweis? doch nicht B. Erdmann's Ansicht bestätigen über die Abtrennung der Anthropologie von der physischen Geographie, mit der Eant sie frfiherhin amalgamirt habe? Allein dies mag Wer dahingestellt bleiben, weil es zunächst gleichgiltig ist. Ich habe hier nur zu erwähnen: Falsch ist die Angabe: Kants An- gabe W. VIII 791 ist ungenau," d. h. Kant's Angabe in seinem Briefe an Stäudlin v. 4. Mai 1793: „über Anthro- pologie habe ich nchon seit mehr als 20 Jahren jährlich ein CoUegium gelesen." B. Erdmann bekrittelt hier das „mehr" in Ksnt's Angabe. £r meint, dafi Kant am 4. Kai 1793 blos seit

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lOS Zur BeurtheiluDg von Kaut*8 Kritik der reinen Vemonlt etc

20 Jahren, nicht seit m^lir als 20 Jahren jährlich ein Oollegiuin über Anthropologie gel< äieii liatte. Ja vr es zum ersten Mal© im Wintersemeater 1773/74 abgehalten. Da Kant aber in Wahrheit zum ersten ^lale im Wiateraemester 1772/73 ein Collog über Anthropologie abhielt und es seitdem Wintersemester füc Winter- semester wiederKoltei so hatte er es im Mai 1798, wie er genaa richtig angab, „seit mehr als 20 Jahren/* nAmlioh seit 21 Jahren, oder 21 Haie gelesen. Die« wird anschaulich, indem ich ein vollständiges YerseiohniB von Eant*s Vorlesungen über Anthro- pologie entwerfe:

1. 1772/78 anstatt der theoretischen Physik priv. h. IX— X

dd. L. M. J. Y. (nach den Senatsacten).

2. 1773/74 nach Baumgarten h. IX X priv. (augek. im Lect-

Cat. und gelesen nach den Sen.-Act.).

8. 1774/75 priv. (im Lect.-Gat. ohne Angabe der Stande, in den Sen.-Act. nicht bezeugt als gelesen, aber als gelee^ anzunehmen).

4. 1775/76 über Baunigarten Psycholog. Empirie, priv. (ohne Angabe der Stunde; vom 18. October 30. März; 28 Zuhörer; nach dem Lect.-Cat. u. Sen.-Act.).

B. 1776/77 über Baumg. Psyohol. Emp, priv. h. Vm— X dd. M. et S. („mit weitläuftagem disouzs. vom 19. October 19. Herta 88 Zuh." nach dem Lect.-Cat. n. Kant's eigen« hftndigem Vermerk in den Sen.-Aet.).

6. 1777/78 pnv. dd. M. et S. h. VIII— X in Baumgartnii

Psychologiam empiricam (vom 16. October 3. April, 41 Zuh* nach dem Lect.-Cat. n. Sen.-Act.).

7. 1778/79 dd. H. et S. h. VIII— X priv. über Baumgarteneii

Psychol. empir. (vom 14. October 20. Hart, 29 ZoL

nach dem Lect.-Cat. u. Sen.-Act.).

a 1779/80 priv. h. VIII— X dd. M. et S. in Baumgartenü Psychol. empir. (vom 18. October 8. Hart., 66 Zoh. nach dem Leot.-Gat. u. Sen.-Act.).

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Von EmQ Arnoldt.

107

9l 1780/81 in Baamgartenii PsjohoL empir. priv. M. et S. h. Vni— X (vom 11. October dl. Merl», 38 Zab. nach dem Leet-CAt. n. S«ii.-Aci.).

10. 1781/82 secundum BauDigartenii Psychol. empir. priv. dd.

Merc. et Sat. h. VIIT X (nach dem Lect.-Gat.; in den Sen.-Aot. Aniang und Schiaß und Zahl der Auditoren nicht angegeben, aber yermerkt: f,wird vorgetragen und abeolviret.")

11. 1782/83 dd. M. et Sat. h. Vm— IX [so im Lect.-Cat.; aber

gewiß Druckfehler für X] priv. übt^r BaumgaiLomi Psy- chol. ompiric. (vom 16. October 2. April, Ö5 Zuh. nach Lect-Cat. o. Sen.-Act.).

12. 1783/84 h. Vm. dd. et "5 Lect-Cat. keine weitere

Angabe, und in den S6n.-Act« die Tabelle Uber die in diesem Semester gehaltenen Vorlesungen von mir nicht

aufgefunden; aber es ist wohl kein Zweifel, daß Kant auch damals Anthropologie am Mittwoch und Sonnabend von 8 10 Uhr lesen wollte, und kein Grund vorhanden, anzunehmen, daß 3r sie nicht las, da in allen Se- mestern, für die wir feststellen körmen, ob die von Kaut angekflndigten Vorlesungen auch wirklich gehalten worden, sein angekündigtes GoHeg über Anthropologie immer Statt gefunden hat.)

18. 1784/B5 ad Baumgartenü Psycho!, ©mpiric. d. M. et S. h, VIII pnv.

14. 1786/86 d. Mero. et Sab. h. VUI— X (im Leot.-Cat weiter nichts; in den Sen.-Act.: über Baumgarten PsyohoL

Empirie, priv. 47 Zuh. vom 12. October &. April).

15. 1786/87 [zum ersten Mal „sub Auspiciis felicissimis Fride-

rid Guilielmi Secundij dd. Mero. Sabb. h. Vill et IX [also, wie immer, am Mittwoch und Sonnabend 2 Stunden hinter einander.]

16. 1787/88 nach Baumgarten Psychol. empiric. privatim vor

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lOQ Zar BeorUieiluxig von Kontos Kntik der rolaen Vdmaiift dto.

89 Zulu ▼om 10. October 12. Hartii (nack dem Be- richt im EgL Geh. Staatsarch. zn Berlin'*).

17. 1788/89 ad Baumgartonii Psychol. empiric. dd. Merc. et

Sabb. h. VIll— X (priv. 36 Zuh. v. 15. Octbr.— 21. März; nacli Lect. Cat. n. Seu. Act,).

18. 1789/90 nach Baiungarten, priv., 38 Zuh. v. 14. Octbr.—

20. März (nach dem Bericht in Berlin).

19. 1790/91 nach Banmgarteii» priy., 32 Zuh. v. 18. Oetbr.^

6* April (nadh dem Bericht in Berlin).

20. 1791/92 nach Bamngarteu, priv., 70 Zuh. 12. Octbr.--

10. Hftrz (nach dem Bericht in Berlin).

21. 1792/93 dd. Merc. et Sabb. b. VITT— X, nacli Baumgarten,

priv., 50 Zuh. V. 10. Octbr.— 13. M&rz (nach dem Lect. Cat. lind den 8en. Act.).

22. 1793/94 dd. Merc. et Sat. b. Vin— X (blos nach dem Lect.

Cat.; die Tabelle in den Sen. Act. u. der Bericht in Berlin nicht aufisufinden).

28. 1794^95 diotata, [so nach dem Bericht in Berlin; wenn nur diese Angabe nicht anf irgend einem Versehen bemht! denn Kant hat in dem folgenden Wintersemester wieder nach Buumgarteu gelesen, und würde also in dem Semester 1794/95 das einzif^e Mal Anthroixil. nach Dictaten gelesen habenj priv., 49 Zuh., v. 15. Octbr.— 21. Febr.

24. 1795/96 ad Baumgartenii Psychol. empiric. dd. Merc. et Sat, h. Vm— X, (priv., 53 Znh., 14. Octbr.— 27. Febr. nach dem Leot. Cat. imd dem Bericht in Berlin).

[Bs war das letzte Ifal, daß Kant Anthropologie las. Er führte diese PrivatTorlesong nach obigem Vermerk bis zum 27. Febr. 179G fort, während er in

*) Die Angaben aus dcsn Berirliten über die an iler Kuuigsberger UniTOnität gehaltenen Vorlesungen im Kgl. Geheim. ätaat«archiv zu BerHn unter B. 76. II. No. 26& Vol. I. ^ bo rieten oder eo wenigen^ als betraffii der hier zu berüeksieh^geiideii Jahre dort Torhanden sind habe ieh von SL Eeicfce erhalten.

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Von Emil AmolAt.

109

diesem SJomester seine am 12. Octbr. bep;oniie!iO öffentlicho Vorleaimg über Metaphysik es ist mindesteus zweifel- haft ob er damals noch ein Repetitorium der Metaphysik abhielt schon am 18. December 1795 geflohlossen hatte, vielleicht weil die XTnpftfiliehkeit^ unter der er epftter daneind litt, sich schon im Spfttherbst des J. 1795 mag gemeldet haben.] Von jenen 24 Malen, in denen Kant AnthroxM>logie las, sind blos 5 (1774/75, 83/84, 84/85, 86/87, 93/94) als solche zu nennen, wo da-s Colleg mir zu erweisen ist als angekündigt, aber anzun«'hnien auch als geies«;n, darrefren 10 Male als solche, wo es auch als geles(?n bezeugt ist, und zwar 3 Male (1772/73, 73/74, 81/82) ohne Angabe der Zubörerzald wie des Anfangs- imd SohlnBteimins, nnd 16 Male (1775/76, 76/77, 77/78, 78/79, 79/BO, 80/81, 88/83, 85/86, 87/88, 88/89, 89/90, 90/91, 91/93, 92/93, 94/95, 95/96) als solche, wo die Zohdrensahl mindestens ans dem Kreise der Studenten wahrscheinlich riemlich genan, Anfangs- nnd Schlufitermin des Collegs aber ganz genau feststeht.

Er las es immer als vierstündiges Colleg, und zwar in den zwei, wenn nicht vier ersten Wintersemestern am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9 10 Uhr Vormittags, TOD 1776/77 immer am Mittwoch und Sonnabend in 2 Stunden hinter einander von 8—10 Uhr Vormittags. Unter den Semestern, Ton denen wir die Znhörerzahl in diesem GoUeg kennen, führte ihm das Wintersemester 1791/92 die höchste Zohdrereahl sa, oSmlich 70 ZnhOrer, nnd das Wintersemeier 1775/76, die niedrigste, nimlich 28 Zuhörer (1778/79 29 Zuh.). In den übrigen variirte die Zalil zwisclien einigen 30 und 50 oder einigen 50 Zuhörern. Er begann das (_V)llep: um die Mitte des October, fnihestena den 10. October (zweimal 1787/88 und 1792/93), spätestens den 19. October (1776/77), und er schloß es meistens im März (nur «weimal im Februar den 21. Februar 1794/95 und den 27. Fe- Vnar 1795/96) oder su Anfang des April, frühestens den 8. Män U779/80) nnd spStestens den 6. April (1790/91).

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110 Beiurtheüang von Kant's Kritik der reinen Vernunft etc.

Hierach sind auoli Sohnbert's Angaben über Eaai's antbio- pologisohes CoUeg (N. Pr. Provinz.-Blätt. Jahrg. 1846. Bd. L

S. 462.) thoils zu beriulitigea, theils zu ergänzen. Desgleichen ist zu modifiziren Kant's eigene Angabe in der Anmerkung am Schlüsse der Vorrede zu seiner Anthropologie: „Tn meinem an- „fknglioh frei übernommeuen, späterhin mir als Lehramt aof- „getragenen Geschäfte der reinen Philosophie habe ich einige i.drei£ig Jahre hinduroh zwei auf WelfekenntniB abzweokende „Vorleanmgen: nftmlich (im Winter-) Anthropologie und (im „Sommerhalbe^jahre) physische Geographie gehalten** u. s. w. (W. B. Vn, 2 A. 7.) Denn er hat allerdings „einige dreißig Jahre hindurch" und länger, (wahrscheinlich 17B6 bis 1796 da die Vorlesung im J. 1797 sicher nur angekündigt wuilIo mithin 40 Jahre lang) Vorlesungen über physische Geographie, wenn auch bis zum Sommerhalbjahre 1772 nicht immer im Sommerhalbjahre, sondern soe^l^^mal im Winterhalbjahre (1759/60, 61/62, 63/64, 65/66, 68/69, 71/72), dagegen nicht „einige dreißig," sondern nur einige zwanzig Jahre hindurch (v. 1772/73—1796/96 ind., mithin 23V> Jahre lan^^, Yorlesnngen Aber Anthropologie, diese aber in der That stets im Winterhalbjahre gehalten.

(FoTtsetnmg folgt.)

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Brei Konigsberger Zwischenspiele «lus dem

Jalire 1644.

Mitg0ldli von

Im Jahre 1644 beging die Universität Königsberg die Feier ihres hundertjährigen Bestehens.*) Trotz der trüben Kriegszeit flütbelirto die EestHohkeit nicht des Glanies, besonders da der Onwse KarfflTst km savor seinen Wohnsits in EOnigsbeig auf- geschlagen hatte. Nicht bloB Festpredigten und Bedeaotos wunlen TOn den Professoren und Studenten gehalten, sondern auch dramatiache AnfP&hningen veranstaltet. Simon Dach, der fitof Jahre vorher ernannte Professor der Poesie, verfaßte ein allegorisches Festspiel Sorbuisa oder Prussiarchus, von welchem noch eine prosaische Inhaltüangabo und dio von seinem Freund© Heiürich Albert komponierten Lhüre gedruckt vorliegen, ^) und fahrte dies am 21. September mit mehreren Studenten im großen Auditorium auf. Er omtote solchen Beifall, daß die Vorstellung am 9. Mai 1645 auf dem kurfürstlichen Schlosse wiederholt werden mußte. Aus der antiken Mythologie war «ine vom Petersdorfer Pfeurer Balthasar yom Grttnendenwalde fliagesandte lateinische TrsgikomMie (Atalante?) entlehnt, die

1) D. H. Arnoldt, Historie der Köuigäbergiachen Universität 2, 464 f. (1746) und desMlben Ziuätae (1750) S. 91. (ü. F. Härtung,) Aka4emischeä Erinnenuigsbneh fttr die» weldw In dm Jahren 1817 bis IdM die KAnigs- bttger Universittt besogen haben <1»44) 8. 214 £

2) Dach, Poetische Werke 1696. Die Bezeichnung .Singspiel*, die Härtung a. a. O. und Oest«rlcv in seiner großen AuBgal^e Dachs 187G S. 18 fiir die Sorbuisa brauchen, ist nur von zweifelhafter Berecliti^ung. Es ist •ehr wohl möglich, dal> der Dialog nicht einmal iu Versen wie in Dachs 1696 «tstandenwa SchSferdFama Gl6<niiedes, sondern in Pros» abgafaAt war. Dta nur von Qottoehed, Nöthiger Yonath 1, 196 (1767) etliflrtan enten DradE V. J. leU habe ich nieht gesehen.

112 Köni^sberger Zwischenspield aus dem Jahre löü.

derselbe schon 161S in deutsoher Gestalt mit KOnigsberger Stadenten zur Darstellung gebracht hatte.') Ob sie wirklich auch 1644 gespielt wurde, wissen wir nicht.

Ein drittes Schaus])iel ans der vaterländisclien Geschichte, von dem bisher noch uiclits ItekiiTint war, fand ich vor kurzem in Petersburg. Es wurde am ersten Tage der Jubelfeier, am 27. August 1644, von ,etlichen Patrioten' in Gegenwart des KnrfOrsten aufgeführt und sp&ter gedruckt:

BILBE6ABDIS HAONAE | COMOEDIA, | Auß dem FrischUno

ins Deutsclie ' übersetzet, nnd im ersten Königßbergi- | sclien Acade- miscben Jubel-Jahr Anno 1 1(!44. den 27. Augusti ex- | hibiret. | In obgedachtem Jahr J Zu Königßberg in Preußen [ H 1 Opdnipkt nnd verlpf^t dtirrh | Paschen Mense. | 2 Bl. 10'/4 Bogeu 8**. i^Bibliuihek der Petersburger AkiLikniif» der Wisjsenschaften).

Wir haben darin eine brave, treuherzige, wenn auch etwas holzschnittmäßig derbe Pro8a> Verdeutschung von N. Frischlins lateinischer Komödie Hildegardis magna (1679) vor mis, deren Fabel Aehnlichkeit mit der Genovefa»age zeigt. Die tugend- hafte Hildegardis, Karls des Großen Gattin, widersteht den Yerlockungen ihres Schwagers Talandns; aas Bacdisucht wird sie Ton diesem nach der Heimkehr des Kaisers verleumdet nnd trots aller Betenemngen ihrer Unschuld amn Tode verurteilt. Aber in der Wildnis » ntrinnt sie den Henkersknechten und wandert nach Rom, wo sie als Arzt verkleidet lebi. Der inzwischen er- blindete Talandus sucht hier Heilung und wird von ihr ver- anlaßt, seine Schandthat einzugestehen, worauf sie sieli dem gleichfalls nach Born gekommenen Gatten zu erkennen giebt. Das Frischiinsche Stück erlebte eine ganze Reihe von Einzei- ansgaben*) und wurde häufig in den Schulen aufgefülhrt: 1679 in

8) Hsrtiuig a. a. O. L. H. Fischer, Eönigsb. Dichterkre» 18as S. XXXm.

4) Tubingae 1579 (Bndapest. Dresden, IIamhur}X. Jena, Ko|icnliagen. Luzem, Münrhrn, Straßhnr«^, Stuttgart, Wolfen)>nttol . Tubingno 1583 (Frankfurt, Kupcnliageu, Isuruberg, Zürich). Altorfi 1609 i^Zwickau). Altorfi 1625 (Tübingen). - ed. Keimann. Gorlicii 1651 (Berlin). ed. Qrfin- wald 1695 (Breelaoer UmvbibL). >- Ferner in den Oeeamianagaben der FriscUinschen Bmmen seit 1666.

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Von Johannes Boke.

Stüttg-art und in Basel, 1596 in Bautzen, 1599 in Hildesheim, 16UU m Halle und Schmal kaidou, 1(;04 in Zittau, 1609 und 1625 in Altdorf, 1617 in Augsburg, 1619 in Brieg und Freiberg, 1648 in Bautzen, 1664 in Offenbnrg, 1690 in Frankenhausen. Auch ins Beotaehe wurde es mehnnab flbertragen. Freilich wenn Gkiedeke (GnmdnB % 140) behauptet» Frisohlins deutsche Wendelgart (1681) sei eine üebersetsnng der Hüdegardis, so ist dies ein ItTtum; aber die noch nicht wieder aufgeftuidene Hildegard des Berliner Dom- kflflteni Georg Pondo (Frankfurt a. O. 1593) beruhte sicher auf Frischlins Di ama, eine andre Verdeutschung (Straübia g 1599) be- sitzt die Bibliothek zu Karlsruhe, und die Darmstädter Hof bibliothek bewahrt ein in Alexandrinern abgefaßtes Argument: ,Innhalt | des Lust-Spieles ( Von der | Hüdegardis/ 4 Bi. fol. o. 0. u. J., welches wahrscheinlich aus dem von "Weller (Annalen 2, 255) citierten fEatwnri der Ergötdichkeiten . . . Anno 1665 au Dresden gefeiert^ entnommen ist und getreu dem Gange des lateinischen Stückes folgt.

Der YerfiEuser der prosaischen Königsberger üebersetsung ¥on 1644 ist weder auf dem Titel noch in der Vorrede des Baohdruckers näher bezeichnet. Vielleicht haben wir ihn nicht nnter den Üniver8itatbung*ih0rigeu, sundeni unter den Schul- männern der Stadt zu suchen. Hinzugefügt bat er zu seiner Vorlage außer einem Prologe, in welchem Pallas den Herzog Albrecht als den Stifter der Universität und den Kurfdrsten Friedrich Wilhelm als ihren Schutzherren in Alexandrinern preistj noch drei in niederdeutscher Mundart geschriebene Zwischenspiele.

Diese mit der Haupthandlung gar nicht ausammenhftngen- den Soenen nehmen nicht nur als filtere DenkmAler des Königs- berger Dialektes allgemeineres Interesse in Anspruch, sondern liefern uns auch naturgetreu ausgemalte Genrebilder aus dem Bauenileben zur Zeit des dreiüigjährigen Krieges. Die Motive derselben waron freilich nicht neu, soudern schon in früheren Dramen verwertet. Wie im 1. Interscenium ein gartender Landsknecht von den erbitterten Bauern als Hühnerdieb er- griffen und vor Gericht gestellt wird, so hatten schon Dichter des 16. Jahrhunderts das BuohÜose Leben solcher HUrodenre

AUyr. MMMttMhiifl Bd. ZZm Bit 1 a. & 6

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114 Königsbergtr ZwiMhenqpiel« wu dm Jihfe 1644

gescluldert, so hatte der Braudenburgcr Bartholomäus Krüger 1680 im Spiele von den bäuerischen Kiobtem und dem Lauds- knecht^) eine Ahnliehe Begebenheit vorgeführt, so liatte Kisfe 1630 in seiner IrenaromaohiA*) die Feindseligkeiten swieohen Baaem und Soldaten behandelte Zu der bfturiechen Liebeswezbmig des 2. Zwischenspiels finden wir SeitenstHoke in Gabriel Bollen- bagena Amantes amentes (1609), in Laorembergs Arion^ (1653), in der Overysselschen Boere-Vryagie®) (1641), in G. Voigfc- läudcrs Oden und Liedern IGöO No. GG. G7. 80. 81 u. s. w.; doch ist die Figur der hiibschen, deutsch radebrechenden polnischen Magd von altem Adel recht charakteristisch ausge- führt. Ebenso begegnen individuelle Züge in der 3. Scene, deren Schauplatz das Fischerdorf Pröbbeman am frischen Haff ist. Wahrscheinlich spielten die Pröbbemaner, die man Öfter auf dem Markte zu Königsberg erblickte, aach sonst in Volks* schwftnken eine Bolle.') Der aas der städtischen Schule heim- kehrende und sich überklug dttnkende Bauemsobn, die Vor- f^ähning von Gerichtsscenen, die Abtrumpfung des eigennützigen Advokaten sind alte beliebte Posten motive.

Der Dialog ist in einer Art Iteimprosa, in durchweg paarweise gereimten Zeilen von ungleicher Länge geschrieben, welche uns Laorembergs^^) drastische Schildenmg ins Gedächtnis aarückrofen:

Juwc Ryme nnä Vers f^e galiii all up un dael, Himp hamp, do eine is breet. de ander de is schmaol. De eine is sclieef xmd krnm, dor ander lyck und even, Als wen uth einem I>urp de bcliwiue werdn gedreven: Bi einer vetten Sog lopen bös magre Yarken.

6) Herausgegeben von J. Bolte 18S4.

6) Jahrbuch des niederdeutschen Vereins 7, 106. II, 157.

7) NtederdentselMS' Jahrbuch IS, 46.

8) Tlotea, Het nedsriandMhe Xlaohtspel 9, SSI. JeUinghaiMi Hteder-

deutsohe Baucmkomödien (1H80) S. 179. Bolte, Der Bauer im dantsdien Liede (18IK)) ?so. 12-10 und S. 12n f.

9) Audi der Utrecliter Dramatiker Macropedius verlegt, seine lateini- schen Possen Aiuta (löiiö) uud Andrisca (1538) in das nahe Dorf Buuschoian.

10) Sohangediehto 4, 448 iE Die sOddentschea Volknchaiupie!«^ mit weldisn uns A. Mihöiie Sanunliuig (1880) bekannt maohti

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Von Johannes Bolle.

115

Ich lasse nun den Text der Bauernsoeiften selbst folgen. Die seUeneren AnsdriLoke habe ich in kiusmi Anmerkmigen zu eriiatem gesnehfc, wobei mir Frischbiera treflPIiobes Pieafiisohee Wortorbnoh (Berlin 1882/Ö8) wiUkommene Dienste leistete. Andies ist dem Mittelniederdentsehen Wdrterbnoh Yon SobiUer und Lübben entnommen; lerner haben mich die Heiren Dr. W. Seelmann und Uberstlieutenaut K, Stein durch einige Nach- weise, für dio ich ihnen auch an dieser Stolle herzlichen Dank sage, freundliehst unterstüts^t. Trotzdem sind mir mehrere Stellen nicht völlig klar geworden; Kenner der preaBkchen Mundart wecdeu hoffentlich hier befriedigende Erklärungen zu geben vennOgen. Ffir das leichtere Verständnis sachte ich durch soig<* dltigere Inteipunktioni durch Begelung der großen und kleinen Anfioigsbuchstaben nach modemer Weise, sowie durch Be- seitigung offenbarer Druckfehler sn sorgen. Im übrigen blieb die Schreibweise unangetastet.

Das am Schlüsse des Druckes auf Bl. Lijb angefügte Personen verzeichuiij stelle ich vorauf; es enthalt mehrere ünge- nauigkeiten und Lücken.

TU&BA &USTXCOBUM.

JEQaphan [L Klapkann. Dorfechnlse. Ltt I, ZwisdienspieL].

[Strtinck oder Kolstrunck. I.]

Ciiutz Drei [Büttel. Wohl identisch mit KoUop. X.J*

Soltfoth [Dorfschulze. ULJ.

Bcrenbroth pL Berembtoth. lU].

mbbenmte [BfttteL L DX].

Küksnback [m.J.

Grempel [III.].

Captein Luus f= Thraso. I.].

Doctor Worst [Procurator. III.].

Kiyseltasch IBerembroth« Sohn, lll.j.

Jungfer [Sophie] VoaaiitBkeit) von Terepetki [II.].

Juncker HBiiMm[aa] von SefaemperhaMm fllj.

ttigen z. B. eine ähnliche halb prosaische, halb metrische und gereimte Form, die allerdings vieli'nch niur als eine £nt Stellung durch die mündliche Indition zu betrachten ist.

II) Mosanze, ein achlesisches Gebäck. Palm, Beiträge zur Litgesch.

m a 117.

11$ Drei KOnigsberger ZwifloliMiBpiele ans dem Jahre 1044.

1. Der QartbruGler vor dem Dorfrlciiter.

[BL Jla] Inierscenium L

KUpkann [Dorfechnlse]. Sinmelc [aein Naeblwr].

Klapkann.

Naber Stnmck, so mot man den Uchtfetdigen Landrapeti Dat Odile Tan SehmaTel wesoben. dat ee ewer HaU on Kop tom Dofp

benutb krupeu.

Ea et nieb Jammer, ea et nidi Wanger, ja ea et nich Sdiang, Bat de galgenvegelaebe Oalgenvegd en allen Dötj^ern, ja em gantcen Lang dOaa armen Bozdiewelcken nicb alleen opt Blootb bebben ntgeaagen, Sondern ae bebben ona ock noch darto alle Keeg on Oasen doth geadhiaganl

Strnnek.

Nawer Kkpkanni wat Ossent wat Oeaenl Et eol enar ehr Terbllngen, Ehr ener en minem HnJt en aohetteriget Kyokel aall fingen.

Klapkanik.

Barem eeg eck, waren ivy man diaeem Bing nor ehr ▼etgekahmen lOOn hadden en oder dertieb op de Beel ganahmen, Wat galta, tvy waren ver den Bewen to fred geUewen, [Jib] Haddea em niob ao vel Vectalgen ddrffen gewen.

Strnnek.

Naber Klmkann, vergeth Jon Wort nicb, wyl ona de Eranefct nnger de

Zaldaten gefehrt»

Hebb wy glyokwol en lemlich Particel Fraatadecben gelehrt. 16 Wol eck dodi wol, na dem eck ea ehnfdger Bnor ^y, mit firantateohen Karlen

Ewen ao goot aa en EVantaoB frantadaeh parieren.

Eck hebb gelehrt conterbetn, manchem, epandem,

Seck vor dem Find toteren, qnettem, adinaweUem, trehleren,

Noch mehr attaqueren, ambroocberen, deemantleren. ao Naber, wat könn gyK

V. 2. Das Gelbe um Srhnal)ol der jungen Vügel Lst Zeichen der Un- reife; vgl. Gelbschnabel, bejaune. 3. Der Druck (D.) hat: jammer, et ea. 4 Vgl. y. 146: dn henerbietenoher Henerbieter. ~ 8. achetterig, 'vei^ Aobtlicb (SebAtter » BorchlUI). Ebenao im 8. Btttek V. 908. ~ 19. em, ihnen. Yectalgen, Victualien. 13. de Kranckt, bAoflg so in Flttehen; vgl. V. 17G und im 2. Stück Y. 34. 17. conterbprü, rontribuieren. 18. retirieren (vgl. V. 42), quittieren, schnabulieren, tribuüeren. 10. aTn- broschereu, wohl = embraser, anzünden oder s'approcher, nahe kommen^ berühren; vgl. V.116. desmantlerenss dimanteler, die Mauern niederreiten. 9(X havn commanfatu piperlepi, ainnloee Nachahmnng finai. Wocte^

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Von JohaDuei^ Bolte.

117

Klftpkftsn.

Eek ham, oommanfktp, pqpailtpi, fiflk km gnbabciiiKt n>wan, dmpan, hortn, bowen, plingtm, Mogm» Eck kan enem de Eath «wer dem Kop anstack«!! on «fflneiigeai.

Hort, Naber Strunck, wat eck gyßtern hebb bedfewen!

De Captein Luuß sol gystern sinern Wyw en onsem Derp Kyngelbeer gewen.

Wat g(»sdiah? He Imd wol ower fcrtich Affanzeres to Faddern gebebdw; Se kehmen en aüpr Hprr1itrl:f^it met groten Potzeietnentporden, [Jija] Flamaseu, met ereu öcharfifs eint Lvw, met ewergülden KfttjnB

opgetmien.

He leth my dorn Sehulten ea dem Derp anseggen, Wjl he by synen Gasten nich wol Schemp enleggeu,

SiH eok an, wie be synem Kapteb Leidmam bftad befablen, 80 Swea Ohme Weyn, Cofect, Fameraatno, geecbnerte Bloomeo, vor allen

Dingen «wer 6 Pandt Schmoock^Topack met twe Bäte Pjpm Utk

der Btadt keleo. Wat wol eck dohn? Eck leth em eeggen to t^ynen Ehxen, Wat wy annen Banren dobn meatea, dat deeden wy gem. De Tyd kam heran; kehmen, de der wehren engeladen, Ou hadden dat Mahl rechte dicht gewett op den Kingerbraadan. 86 Awer hört man. wv bekehmen en de Backfesoh: Se hadden serk kuhm nfidder goset to Besch.

Vcrrf^L'f'lt eck en dat ITunß van ljutlien met onem ockenen Fladderwescb, Steckt ai^ l liil ewer en met enem Brandt Fyr de i£aath an, Seed, Struiit k myn Brooder. on leb dervan. 40 Wy eck hyd vernolnnen. syn ower twintich van ennen verhreugt, [J^b] De &wrigeu hebben seck dorch dat Kapfenster retret, awer acbrecklicb

veteengt»

Strunck.

Kaber Klapkann, bad wy den Dewen ehr dat gedhan, Wördet en beßken beether em onse Ossen stan.

Eck hebbet selbst mit myuem Schaden erfahren, 4a

V 21. Grabelschis (grand merci?) auch im 3. wischenspiel V. 37. 22. Kath, kleines Baiiernhans. 21. Captein Luuß wird si)ater V. 72 nnd 165 als Schimpfw ort ^'egeu einen Soldaten gebraucht. Vgl. LogRi; 5, 9, 85: ,Lt'us€-Fahn'. 25. A ffeuzeres, Ollficiere. Vgl. V. 114. 27. Flumasen, Piamagen, Hutfedem. Scharffs, Degen. Katjas? 90. Leichnam, Imitanant. 81. Fameranteen, Pomeransen. Qeachnerte Bioomen, OewUmeUcen (gwebnönrt « aaeammengeadununpfb). 40. leb, lief. 49L Kapfenster, kleine» Dachftnater« retret, retixiart.

118 Königaberger ZwiMlMUft^db «u dem J«lini 1614.

Wy eok de T^d beer tru enneii sy gaaduthran* Eck Bchweret wahrhiifftig by duwm, mynem Knewelapeth, Wor eek den enteu Zeldeten erweeob, de sal van my kriegen elMaentsdie

Steth.

Klapkaaiu

Et es ntlaoht) je mehr man den GkilgenzyBken goode Wort ge£ft, 60 Je mehr so en Schobboraeck eoem Hartledt to dreffL Awer achaw dort, wai bringt de ons goots nyee?

Tbraso [dn TmÜMebiedefter Soldnt, tritt auf]. Pfuy, wolt ich doch lieber dem leidigen Hencker dienen

AlA heutiges Tages dem Kriege nachziehen.

Hnnger und Durst, Schlag, Hitz ausstehen und die Kält,

66 Das ist unser Bosoldnni:;; abor wenn man fordert Geld, Beut mau uns den Galgen an ; ur .sev ^ring oder edel, [Jiija] Bekompt eben wie ich einen Restzedel.

Es ist in diesen Kriegen schon au0gefischet; pin ehrlich Kriegesmann Billigt heut zur Beut nicht mehr als* I^uü davon. 60Waä sol ich thun? ich nicht Hungers sterben, muß ich gehen luuren, Ob ich wo ertap ein paar reicbe Paaren.

Aber fliehe d»} wenn man des WoUb gedenket OlUck zu, jhr Herren!

Klapkann.

Naber Ötrtmck, weikahm tett. A schau hier Eckern. Waa es des Herrn

Begeh reu?

Thraso.

Mein Begebren ist eine gutte Eeuterzehrung.

Strunck.

66 Wy wedderfarth ona ewen de £br, dat wy den sollen gewea en Pr^^el

tor Verehrung I Von wannen hat der Herr syuen Marsch genommen?

Thraso.

Sch bebe dem Keyeer Carolo gedent »uft Franken, bin abgedanckt vnd anber

kommen.

V. 47. Knebelspiess, die gewöhnliche Bauern waffe. 49. Galgen« zyßken, auch 150: Galgenvogel (Zieske Zei<5{p\ 57. 15(5. Rcstzcdel, offenbar eine Bosclieinigunp; über nlrk.stÄndigen Sold, welche den Inlialior berechtigte, garteud im Laude herumzuziehen. In Y. 137 beiitt es Brand- sedd. 63. D. bat: gegeneket. 68. Mir nnTentlndUch* W. Seehnann abenetst: JBietot hier einen t&ehtigen Willkomm 1* 66. Pregel, Brei? In V. 12G ist Pregel = Prügel. ~ C7. Eine Anspielung auf die Handlang dea größeren Dramae; Karl der GroAe iat der Gemahl der Hildegardia.

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Von Jobauned Bolle.

119

KUpIcann.

Seilt et docih: Kejser Oeds uib Fnadkeii. Neber Stmnel^ es dat niob de

Kdning, de oot de Tydl beer befit klempint? E dotff gy Lepditaiecbt noob Bjterthenukg Becken by innem Tjng^

[Jüjb] Tbraeo.

Idi diene mb meinen Sold, wenn« g^eh der TeulRBl wer. 70

Stranck. ' Dit schynt my en barrscher Eapptmenfireter to syn: be secbt» be wel wol

dem Dywel de«ien. Gj Captehk LunBy vielleMbt ward gy wol den Pdts-Dywel meenen?

Thraso.

Mein Magen, iiir Lmnpenkerdls, Lat jetzuud keine Ohren.

Gebet mir was zu fressen ynd last mich aachmahls vngeschoren!

Kl a j)k an n.

Awer hört do<*h. gy outydiger Buurplager, wor steit dat {^« sclirewen, 76 Dac wn,- so enem onnetton T^ooßbrenner Preten on Snpen sollen gewen? Gy syn. noch nicht du Kerrl darna, dat, wenn gy uns uppipen, Wy alsbohl na onsen Wersten on Schincken dörfen grypon.

Thraso.

Macht es ibort^ jbr Lnmpenkerdl, verschafft mir Viversl

Stranck.

Naber Kiepkann, bört doch: de Fange! wel viff Werst hebben; a eoblaa 80

doot> acUa dootbl

Klapkann.

Hdr, da MnoAkoi», welia fyff Wenit, wie stahn die (o nicb enen Flegenfootb.

Tbraeo.

Idi iehweie ee eicb PanerknoUen, bekom ieb eidi einmahl wieder vnter

meine Oonbibution

[Julja] Strnnok.

A mdm Kerd], wir Teislebn dat Freataeeeob ook wol; on wenn wie glyek benob kehmen, wat weit dn onß wd dobn, dn Galgenbobn?

V. G8. klempincn, peinigen, quälen. 71. K apunenfreter, ein Schimpfwort für die marodierenden Soldaten, wie V. 120 Henerfreter, 141. 14& Henerbyter, 125 Oansmörder. 72. Peltadywel, wohl eine Bo- Michnong für Motte oder Lane. 76. Looftbrenner, treuloser Mord- Woiner. 77. D. bat nib nnd one. ~ 79. YiTera, freneaeiacb vittn», LebemBnitteL 80. Pnngel, Padc, BOndel, bier ale Sobimpiwort. 8L Mnnlkop, ancb T. 105, Schelte Air einen Dieb.

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120

Drei XAn^betgar Zwiaditniptde «ds d«m Jalu« 1644,

Tbr»io.

Ich wolt eidi lehreoi wie jhr einen ebriadien CftvaUiieo so Mit attaqniivn.

EUpkann.

86 On dat aolt da wetheo« vy wollen dj ao boohl all 4n «dB können mit dem

Panneean-KeeB affcavallireo.

Thraeo.

Ich bin noch niemals vnter so ▼erschlagenen Paoien gswesen als jteo, da ich doch bedient habe so manche Scharse.

Strnnck«

Naber Klapkaiin, beer gy? Hee well, wy eck hör, dat wie en tiactaren

sollen nth dem Arse.

Thraso.

Ist nicht au beklagen, dai sich solche leichtfertige Paoertöppel so vergreiffen

dörffen an ynser Orandese?

Klapkann.

Juncker Wephan, wen gy niit ehrenvesten Bouren reden, met gy nieh bod

waren so böse.

90ilürt my ent to: sy gy de Jancker Wephan,

So sol gy ewen weissen, dat eck allhier de Schult f>in Dorp sy on boet

Herr Klapkanu.

Thraso.

Wie ichs dafür anse, dörfften sie siel» nicht Schemen, Daß mich die Paardieb in jhre Contribution nehmen.

fJiüjb] Strunck. Wat darffstn Worstryder veel von Oont^rbution seggen? 96Weltu onß arme Buurslyd noch met mehr Conterbution beieggen?

Hebben wy doch conterberd vam Eop, vam Fod, van Hassen on Wams, van

allem onsem Yermegen? On da ontydige TbnBmahner weit onO noch dat letste Bestoken «tfegen.

Klu|*kaun.

A Kaber, fiith den Deew an, wy wellen en Elzempel an em staweren, He mA perforsch at dem Xrscer responderen.

V. 85. affcRvalliren, vielleirlit von Caviller, Abderker, also = schinden; was lieiBt dann aber ,mit dem Parmesaukäse* ? 86, Scharse, Charge. 87. 1>. hat: hetwell. 88. Orandese, Grandezza. 90. ent, einmaL » Wephan, wohl ^ Wippstert, mit Besag auf das Einhemtohneren der Soldaten. 97. D. hat oneydigo. Tenßmabnor, Zinsmahner. 96. staweren, statuieren. 99. perforsch,fNi»/'oroe, wahrlich. Kracer B Kaiser?

Von Johannes iktli«.

121

Eyr vrMt Kinber Stranol, dat iim Ebten m. onaemi Derp gebeHrk ä» Ehr. 100

Berwagen my ida dem Eltesten em Dorp ook bilUk gebart de Ehr,

Ott gy, Kftber Stnmek, wyl gy ayn en Kfthlgeeehemer,

So wl gy nif kraift tnigendee, tnyneti habende« on alleleit wolgefiegendee

Ambtes gyn inyn Landtgeschwamer. Kamt, seet gr ju 1\v oiiß, en helpt ontt dat reclite Tle^^ht spreken» AVie \vy onß an aololu^n niußkopschen Dewen sollen n-okenl 106 Qu gy (^{iaß jhr weissen -solt) onty^lip^or C.n>itein Wi'jilian, Bequemt ju vnderthänigst mit junem syndlichen Corper alhie vor onserm

Gerecht to stahn!

[Jva] Thraäo.

Wird es mit vna alhie nicht schöner werden, dafi ich vor dir, du PaarknoU, Vech deinem Oefiülen [mich] eben geatellen boU?

Klapkan n.

ilur, du Bum-plager, du aolt weten, dat du jetznnd best op onserm Mestliupen. 110 Wy wellen die en Ordel eprecken, de h}7igerste GorgeL eol die pupen.

Thraso.

Ich habe mit euch Pauerreckeln nit zu thun; ich nehm von eich meinen

Abscheidt.

Heberncx [Büttel, trift oin mit seinem Gehilfen Cnntz Drol.] Ehrenveetigo, wyßneaige Herren Landgeechwamer, wy stonen on Warden hir, wat ons june wyßnessige Herrschaft gebeut

Klapkann.

Wy bo(V4i]pii jn, dat gy deisen gft<renwertiL'r>Ti nrttydigen Affeceren

Ob onser Oeheiß sollet en dat Ualßejsen fehreu. 116

Thraso,

Ihr Kerrela, thut mir keinen Ambrosch!

Cuntz Drol.

Wat weit du veehl braschen? Holt de Neefl, do Galgendew; wiltu noch vell moppen? Wie dohOf wat onA onsre Ewiigcheit befehlt. Holt da de Qoaoh!

Y. 100. Eyr weiat, ihr wißt yg|.y.9L 106 weisaen, 114 deiaen. - 101. saet, Mtot ^ 106. D. hat allie 112, Reckel, grofter Hund. 113. stonen, stehen. wyßnessige, statt: wolweise. 115. D. hat Haißfvser. In V. 139 heißt es Halsschlinge. 116. Ambrosrh, französ. approchc, Annäherung. Nach Frischbier vielmehr von cmbroiement^ Aufruhr absakiten. YgL V. 19. 117. braachen, achreien, Iftnuan, moppen, mnffen, maolen (»neh niederiindiaoh). Qoaoh, Hond. D. hat Ewige heit (vgl y. 188).

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12S I'ni Königsberger Zwischenspiele aus dem Jaiire iiA-L

Hebernez.

A dD Lunfhiindi, best« op dat paoh«ii on pcintMÜii lo fyx»

So liyr hestu wegen mynes «hrlioheB KahmeiiB hftlwen diwen Hebbenml ISO Tort forti du HMMrfrater!

Thraso.

Ifar Henmn, tbat mir kdn Gewaldif Idi hiwwoa protattiran.

[JvbJ Cnnta Drol.

On «7 woUen im ZaldaAtn-Beobt met dy ezeqmnik.

T Ii raso.

Welcher Element hat jemahls solch ein Becht erdacht?

Hebberaez.

Recht erdacht? Ei wer hefffc doch dat Becht «rdMsht, - Dat gy Boldataelien Landwörm onser Enten, Heener on GMnA, ja onm Oven

on Keeg ohn alle Verhör on Recht hebben emt Lewen gebracht? 1350 du GaoAmörder, eck kenn die wol; styng et en myner Macht, eck wal

dy so holen,

Da seit von dysem mynem by my habbonden Pregel erkohlen.

Xlapkann.

Hfir dn Hebbemezt bol du dy glyckwol en dynen Orft&taen On «preok nicb ehr Ordel, ehr wj bciyde ambtstragende Herran dy geben

Qidmanisenl

Stritnck.

Dat ee war, Herr OoUegee, daft de Dehner hydigee Dages mehr weUen regenn, ISOOrdlea iprecken, stralfon, aA de Bechter seibat Joetetiam meoestrereiL A gy deeaenehe Galgendew,

Wat ded, wen en ider en eynen ezpTeeew Yerbie blewi

Klapkann.

Na dem wy uth oneerar Ewerkeit on Hemehafil) Safft, Kraflt im Herrligkeit als Landgeschwamer 185 L JjiO ^ ^ Justitien Ordel nnd Becht to aprecken syn erkahren,

Ona awer GeberCh, Ambta halber alle Greven der DOiper on tertoigem äff

to aehafibn,

V. 11& prantseln, schwatzen, schelten. 119. Hebbar nezjCBabe- niebts?) mnB hier Schlag oder StoA bedeatea. 190. erkohlen, erkalteo,

sterben. 127. D. hat Hobern ex und 123 Ordinantzer. 188. D. teilt diesen Yera noch Strnnck sn statt Klapkann. 188. nnTSistindlidL

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Von Johannes BoUe.

123

Ob iry dy Banrplager met äjuem Bnuid-Zedel ons BaiMrsljd em Doip vi

tcHnorgeln beblwn «Dgetroffen: 80 lieb wf äynen. SwennoLt woUmi breoken

Ob djf met Ehren to melden, mit Ziehten to reden, en diese Halwchling

Inten eteeken.

Thrnso.

Ihr Herren Ptaven, bin ieh doch noch nicht im Beohten yher«nmd«n. 140

Strnnek.

Henerbyter, hool dnt Mul; dyn Ordel es dy eU gefimden.

Klapkann.

De Landsknecht es gewohnt to sengen: ,Paner Hurenaohn'; jetzund secht

he ut Angßt: Jhr Herren Paaren, Ebrenveste, wolwysege, wolgesUverde Landgeschwame, hört oneP Dnt dn

moet Tersnuren!

Thraeo.

iroB jbr Herren Leadt^echworae, was wollt jhr von mir haben, daß ich

bin inft HjOBeyaen geeetit?

Strnnek.

Fngit du henerbieterBcher Henerbieter noch? Dat du onfi de Gespenster 145

wedder «riechst

Thraso.

Bdie ich eich doch nieoiaUs ein Hohn genommen? ^ sol ich denn so Tnachnldig rar Besablnng kommen?

[Jvjb] Klapkann.

Hör non, Kerel, hohl da et seeker' dafor, dat nnsere Ehrenvest ehr syn

Torm Garn gewesen Ob hebben dat lange Becht ock met Yerstaag gelesen!

En dm Corpen jnris eteit uthdrooklioh, dat soltu weten: IGO Oewdt ifll man mit Qewolt Stereo. Sj, dat yersteystn noch, da Dadidew; nich?

Thraso.

Habe ich doch keinem Qewaldt getban.

Klapkann.

Gemahlt es nich gescheeten. W«la da nich, wat de Bebbt femer seggen: Sclingmdus habetur pro Schlitig ^ to dem den HaU,

187. D. bat Buneralyd. ui tomorgeln, anverständlich. 14& Gaapenster s=» Sxptnsae, Ansgaben? 148. ehr vorm Garn ge- wesen, d. h* aie kennen aolche Schfiche (Garn = Neta) von frflher und liiaa Bich nicht damit fiuogen. 149, dat lange Becht = Landrecht.

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124

Drei KSoigsberger Zwisohanaiiiele ans dem Jahn 1644

Arikudos, pnrferles fyf. Lex Ligttum, ex podice^ pargraver» M. Tipeidem T. Tipdckm C. Cicero, sy, dar heatu den gantio Brü en Braß. 155 Du haddest gestablen od«r wolst noch stehlen; et syo bejde (weer Soortqr

Kynger.

Wyl du ons, den Mmti^kup, liest wollen damit (doch dem Reohtou selw.st«n nah, et et> ja üonnenklar) durch dynen outydigeu Restxeddel dat Onnige affmusen,

All hebbeo wy dy dorch BOlieheit on Becht, wie recht es, gebracht en

dieee Oliueii.

Tbraao.

Ich bitt) dal mir ein Ffltapraeh m5ge Bageoxdiiei werden; ich bin ün Beehtem

nngeiobickt.

[Jv^a] Strunok.

A Galgen^kei beetn nu em Rechten «mgeecbedct, «y em Zaekeran beetn

wol nicb nngeacheekt.

160 Kanstn doch wol in encr Ycrdelstungeii riocken Toa hundert duaent Wangen.

Klapkann.

Nn, Herr Gollegea Kohlatranok, gy hebben jo allee flytieh protooeUert, Derwagen ja na al dem Schiywer dat Ortel to pobleoeren geberth.

Kolatrunck.

Naehdem wir ehrenveete Laodgeschwame gar wyilich beftmden on erwägen, 166 Dat gegenwartige Captein Lnnfi de6 Eiyaen CSaria Laadaknedkt» onee Fynd, vor dieBMn veeh] Heener on OinB geatahlen on doot geecblagen, Aa haben wir em dat Ortel gefangen,

Dat he ertleck uth unaem DorffiKhafit aol gebetet werden mit allen Bonr-

hangen;

Dama sollen em twe Neesen on 5. Ohron warden afTgeschnedeo,

Vn wo nich von enor hogpTi Pfi-son ver den Dew ward gebeeden, 270 Sali em de Hingerste vor lien Koop wnnlon gelecht;

Dama wollen wy en laten loopen. Dat es dyn Ordeli wy recht es van Becht.

Thraso.

Ihr Herren, ieih tage noch: mir geechicht Gewalt»

V. 154. Brü en Brafi, Brühe nnd Speise, den ganzen Kram oder Bettel 166. Seeeter, Sehweeter. 167. Olnae, Oeftognia. Vgl. III, 114

169. sackeren, sackeriereo, fluchen. 161. Fünf Wunden (GlmatQ war ein häufiger Fluch. 162. D. hat protocoller» und 16Sdort OrteL

164. Kolatranck = Stnmck. 170. X). hat Koopt.

Von JohAnnw Bqlta.

125

[JvijbJ Hebernex. IVilnlMg» Herr, wy fi«gen nooh «nt; begeht luii reehtl SiU diMe arme Synger, ehr he nodt gekept werd, iMHsh ereUioh wevden op

de Tabeltnr gdeeht?

Klapkann.

GeaA« gy Dew, on doot, wat ja wart belaUen, 175 Oder jn aol met aampt dem Dew de Kra&cket h^Men-

Koltopu

Na wjpaueeige Landgeeehwone, de Herren gaben vor her: Wy weQea met dem Dew folgen; den Herren gebehrt de Bhr.

Koletranck.

Fort met dem DewI Meenetn, dat wy deB Beedele Yetleper qm?

Thraso.

I so achlag Fett und Pulver drein, da mau lür dem Bawer>Ampt Oha. alle SohnM nnd Barmhertaigkeit wird vardamptl

Koltop.

Sih so, du Mußkop, mot mau mot jn den Pultorpaß speelen. Eck wel noch

den Dach erlewen, Dat gf ohb Bnnren nodi aollen de beste Werde gewen.

2. HanBemann und die htkbaolie Polln*

Intersconium secnndum. IJTiya] Paad Hanaeman» Jungfer Terapetki

Hanscraan.

Ka so geith et drop henn, eck bebb lang genoch by der Moder Tett geeagon Oq gy myn Daag nergents en der Welt herem getagen. Wat helfe man van enem vernehmen Baorgesellea, eck sy. de der »ich

en Loch en de Welt springt

On na euem gQldnen Wagen ringt!

V. 174 Tabeltnr, mißverständlich fttr Tortur. 177. Koltop scheint mit dem V. 117 anf^retenden Cuntz Drol identisch zu sein. 179. Beedel, Büttel. Vgl. III, 144. 182. Pulterpaß speien mit einem, ihn durchpriigclu (Poltetpassie, Eumpeknette).

SL ay irtlndihalivAbin, ebenao X, 91. H, a 15. 81111, 06.-1). hat: Setaogen.

126 l^rei Königsberger Zwischenspiele aas dem Jahre 164A.

6 Denn wy mim Beehti «n ao euer, kreehi he nyöh de Beedar, äai m gewefti So kracht he doch op dat geringate tbh dem Wagen de Lei Eck heh hen on heer hy my gedooht, yry eekt doch ^"»^t" wal, dat eck to Ehren kehm; eck meend, wen wy «tgenta an de Stadt wor Warden Gent fehreo, So wel eck mefc henen on wal darbeonen wor dat fiergarmeieter-Handwedi

lehren.

Awer wie my dünckt,, et ward my wol nicli pjalinen an, lOWyl er-k wediler schrywen, leesen oder ifcktln kan.

£t sol my wol glatt anliggen on ward njy syn goot,

Wen eck alle Daag Wyn saapen mAeht on fi«then Wetbroot

[Jviijb] To dem ward edc doch oek mcth kng kennen von HnnB blywen«

Wyl eck my ea körten vergenohmen hebb to bewywan. 16 Eck ity hyr alleen (de Stenn to geredt): wen eck den MelleEaeh Sophydw aeli,

Deit my de Bnack von grooter Lewe eo weh:

Eck kan wedder azbeidden oder drineken,

Lath eck vor Lew den Kopp, Heng oii Foethe sincken.

Bold es my kooU. boold es my lioetli, btRil grüsselt my de Hunt, 90 Alle niyne GedanckcMi syn nur: weer doch man de Zucbjibicko dyneBraat!

Eck glew, dat lewsto Hi>reiikiiul hefil uth dem Laude Pablen

Von allen schönsten Jungfern de Schönheit gestahlen.

Wen see met enem koBt, so hefil see solcke schöne Grewken en den Backen,

8y weet der dy den Bingersten ao keeee ÜMae to raeraa, den B^>opp da

Sohollar on den Nacken:

96 AlleBf waifc aae daiti dat ateit an so fyn,

ICet dam Mfllcken wett aee so lemperleeh to reden van de myne on dynei. Wann aee en der Karok aett, wiewol ae nick leaen kann, aieht aae doeh

alltyd ent Boock

[K^l On veiaafit ao gottf&xchfeig;, ai wen de FTeener nth dem Stoppel sapen,

darna oembt se dat Dock

V C. Loß, Lisstock; eine der vier gekrümmten Stangen am Leiter- wagen, welrbe vom Achsennagel aulwärts gehend zusammen mit den Eungen die Leitern halten. 9. 85. 126. gähnen, gehen; wie V. 61 dohnen, 67 aynen; I, lld atohnen; HI, 14 entachlaoeo; in, 140 dobnen. ^ 11. D. bat: ayns. 12. D. hat: Wytbroot. 13. D. hat: nih. IG. Aebnlicb ungeschlacht äußert sich der Liebesscbmorz des Clowns in den Englischen Komödien und Tragödien (1(520) und in Ayrers Phaenicia 8. 2054 24u heese l'eese, hurtig, gescbiii'tig (holsteinisch: häsebäseg). Vgl. Heister- feister = ruheloser Mensch,* H&schapischa = Fährmann and Iboliohe Büdnngen. ~ S& Teraefft, aedkb Steppet, kQliamaa GeftS lomWaaeer^ nchöpfen.

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Ton Jobaoaes Bolle.

127

On wescht de Ogen on dat rode Mylcken: et wer nich Wunger,

De ae nur ansyt, dem brent dat Hart na er wie eti Fyrzunger. 80

H d«l mot «ek seggen: so sj eck gegen se gesehaKtoD,

Eck W6l mjn Ljw on Leweo, ja myn gute PatarmoagAm by ehr laton«

[Sophie tritt auf.] Dat dy Gad gew Fedder Kyl met all» Schellen!

Ifecht de Knuiekt deenen bj ackke Fra, dar nkacht niob he£Et aya egen

Es [et] nich Schange^ 8y^? Wen my osee Enaehi Honfenaon aositt oddar 86

anladit»

Sehreeht ae all Wolt toI Dywol: A du polachen Baakerliooran, wer leww

dy Wocky waehtb Boorty, aehnoorty, schelly, bubaniz gantze Lewdadi,

Dat my lengp^er en Huuß to blywx Grui mach. Gystera, my onß Knecht Honßman Hrht to Baddi

Od nor kleen beßke Kettely met my hatUli, 40

Ach leffst Yadercki, wat dat met my Fnm hab vorlewen:

Schreecbi, blard, säd, wol my lathen Kackschelling gewen.

Eb [my], Gott Baakt Ifidiealt nioh an Stock gebangi:

PQb] Wel ede nieh lenger denen, wer weth, my bypach Brydgamky fingi?

Hauseman.

Ach, eih dort mynen Ogentroetl Aoh, dee JBuuck wel my to springen 46 Ter grootar Lew; eck mot Orsaok met ehr to kooeen fingen. Wo 80 geachwing ben, Jungfer Sophyke?

[Sophie.]

Daacki Gott aehr fiyndUehi wolli belke tom Lenwewer atrycke.

Hanseraan.

Eck hebb ja laug nich, Jangter Sopbycke, gesebn.

Sophie.

Ken my nich veel lati sehn, my Hartzki, wyl my es dehn.

Han sem an.

Bebb gy den ao Teel to dohnen by janer Frauen?

V. SO* D. bat: enyt. 82. Petermongem, Paftrimomom, Erbteil. 8BL Fedder Kyl, ein Fuder [vgL V. 64] Prügel. Sehellen, ICanl-

scheüen. - 36 Wocky wacht? S7. bubantzen, nnfreundlich, mnt- wilHg behiuidtln. 38. Grni, (rrauen. 39. licht, leuchtete. 40. Kettely, Neckerei, Spass. i2. üackschelling, wie Kakstipe = Schelte am Pranger. 4B, atrycke, laofen, dien. 60» dekn, dienen?

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X28 Königtibt^i-ger Zwischenspiele aoa dem Jahre 1644.

[Sophie.]

Wat nych to doony, my huiay Senk« aap, dat dy meehti gnii All« DMg« my bradi, Madi, kaaeki, All« MaUtyd my f«ffly Goveebt macky. 66 Ka]^ my an Xobleaohaali, my my Spaek m«t Qritai.

Hanseman.

So mög gy doch wol veel to dohn hebben« dat kühn eck nich ntatahn. Wen eck so wer wy gy, wol eck my emseen am «neu juugen Mann.

Sophie.

Es my to niocki, kami Tvt genoch.

Mot eck my trecki en myue JDee&at a& an Plooch.

[Kga] Hanseman. 60 Jongfer Zopfyke^ wann edc wyat, dat gy my wellen met Tryen

eck wnl ja woU nehmen.

Sophie.

Es von Oott versehen, kan wol gesehen, darff my janer nyoh achemen. Es eck my vom fiaadel: Zopfycke von Terpetki, es my myn Yader eb

ryok Hann.

Hanseman.

Eck wel ju man fragen, äff det Jahrs ook veel opateck«n kan.

Sophie.

Wat meh opateeki, wat nicht opstecki? Wol fyff Feder Heeg en puitie

WeekL

66HeSt wmkgetadkSnt HoA» Eeh, Oftnft, Heener sol gy sehn, dat gy sollen

Finger leckL

Aeb Behmoelg^, aobmocky, lewer Oott, schSn Perdtl

Hanaemaa.

SoUen wol qmen danaent Gyllen werth?

Sophie.

Ach wat dunaent, wat dnnaent? Ode wol hnngert

Fahrt gy en mahl met mj na Fahlen, wart gy ja verwiugert

V. 52. Serzke sup, etwa vom poln. moie ^rree (mein Herz) abzuleiten. 63. D. httt: Üaage. -- 65. Kolilesrliaali, Kalto.schale. - öP. Dient es ZU meinem Glücke, so kummt ^ zeitig genug. 62. Haadel, Adel. VgL V,65.96Hb8BL 63.opst«eken,hiars» verdienen, gewinnen. 64.F«der Heeg, Fuder Heo. ^ 66. Die Polin vermag aieht bla tanaend wo. alhlen; hmadert dllnkt ihr eine grttfer« Somme.

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Von JohnaoM Bolta.

129

Hanseman.

fleb gy ja, Juugfer Zopfycke, ock sonst met enem angem versecht? 70

Sophi«.

Et, myn Hartzeschatzki. Had eck my verlawt met QDfle HaoA Knecht,

Awer de Sohohny altit en de Kroog lept

On my, wat eck verdeent had, my alles verseept.

Hanseman. Hab gy dann ock noeh hiLbBche Klederky?

[Sjjb] Sophie^

Eck li«b 6n gaats on twe MrnMen Mddeilcy. 76 Ja myn Hartdri, my noch wol heat» dat kanoat beatahn

On trotz wie ener Jungfer in groote Stad gähn:

Rodi Strempi, cordoansch Schoo parr

Met Afiaetzky, met groote Breill: wann 6Ök daata, geid knir knacr.

Sfhöni gröni Srhortz, rodde Kragen, 80 Dat eck mi nicht .schämen darff alle Dagy zu dlttgOl. Met en Wort, lieli eck dorch Gottes Segen Dp etUch Jahr Jüederky to d regen.

Hanseman.

Wenn mahn gy den wol, Zepfyke, dat wy wellen Köating maoken?

Sophia

My Baxtaky, ea eck my all fertig ob Xöating; eok mot to Hmiit galman 8&

md Geelfleach kacken. Wels Ck>tt, my Hartacke, op ^yndaoh war erk ja verekten von Enmelicke

Schnoppaldoook £d ODse Dorp en de Krooch, dort syd gy ock.

Hanseman.

Wart my doch de Tydt bat op den Syndaoh waiden dra Jalur lang;

V. 70. rersecht, versprochen, verloht. 75. Mederky, Mieder. «—

76. Es ist wohl zu lesen: my noch wol heft, ich habe wohl genug. 19. Brelli. wohl— Schuhsclinalleu. 84. Kösiin Hochzeit. 85. Geel- fleach, Fleisch mit einer Safiranbrühe. 86. Kremelicke, Krämerin ('kke iat di« littaniaehe Feminineadnng). Sehnoppeldoook. Wie Tb. Lepner, Der Prenaehe Littaner (1690) & 80 f. beriohtet, Obeneiohte bei ^en littanem die Braut dem Werber ein Schnnpftnch als Zeichen der Ein- ^llignng; ebenso schenkte der Bräutigam ihr hei der "Verlobung ein .solches. Rini^e Warden erst bei der Trauung gewechselt. Vgl. M. Prätorius, Deliciae i'rasüicae (1698) S. 73 ed. Pierson. J. und O. v. Düringsi'eld, Hochzeitsbnch (IWl) 8. 17. 168. 199. 228. Fnschbier, Preußische Volkslieder (1877) S. 15.

Altpr. MonaiMolurifi Bd. XXVIL Hit. L u. '<L 0

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IQO Drei Kdoig^beiicer Zwischenspiele aus dem Jahre 1644.

So es my na der lewstom ZodMo M bang. 90 Hy dfinok, weno wy man XAeting hebben ▼erbraeht, War Mk myne Sehaap babban op dat dreige gebnusht

(Siöa] Sophia TarepatkL

I by my bartei gtooti Pelts, irat ack bohl hada vargstbi:

Hy bartri Jtmek«rS| Fvawi on Jnnftroki,

Wyl my es mise Herr-Gott hflpaohe Hansemanky beschert 95 On he nu op Syndach Kösting met my to roacky begart,

Well eck ju sehr dancky, fryndliVh tor Köste enlaclen,

War wy ons hoVjben hypschp Schnorlteski gebraden,

Hingervenk'l von Soliep.si, Portzknaki van fiossi,

Met. acliwartz Eiigwerbrv ewergossi, lOOliypacheu aflgerert met Plafierki, met Fertzi gefartzi,

En par Haspelheoer, 3. OanseosebwartBi

Met Senff, Stick Fackel-floMsb,

Ena bypaebe Badralkyl, ook allarle Flascb»

Hypaoiha aebana Sebincki; oek dat gy aolleo wati, 106 Hefit de Haußman, myn Brütgam, gescheti

Zwantaig frische Duwi^ elff Schock Sparlingi.

Warst wy ock hebbi schön Schmarlingi,

Vti Katzhach gefescht; darff ja nich schämen.

Wat Bysetzen betrcfTt, lieb eck en gesaltsten Siltz von halff Schwynsai;;o s* cht, 110[£iiibJ £nen schmocken gebradeaen Teleigs met den FenselloUoi on rooden

Zwem zugerecht. Dat, my Sesterky, schmadd my bat op dat twallfta Hart Nock mabr aek my eck nocb NonnanHurtsky tom Byaata my spysy wart.

y. 69. Zocke, Hündui, biar als tiebkoaimgswort, wie bei Lanremhefg (Niederdeutsches Jahrbuch 13, 47) ein Bauemknecht seine Liebste ,de allar- leffste Tfivc' nennt. 92. D. hat: Tereperki. Pcltz, nnklar. 97. Schnorbeski. Vielleicht ist Schmorbeski (geschmorte Bissen) zu lesen. 98. Portzknaki, Steißknochen. Hoaai| Oduan. 100. Pfaffarkif Pfafiw^ Fartii, Taroa? 101. Haapaibanar« HaaalbQbiiar. Gansenaobwartsi, Schwarzsauer. - 102. Feckelflesch, wokl in Farkel6esch zu ändern. 103. Rackelkyl, Rehkenle. 107. Srhmar- Hngi, Schmerlen. 108. Katzbach, ein jetzt üljerbanter Abfluß des K()nig8berger Schloßteiches in den neuen Pregel ; aber auch sonst hauiiger BwbiiaiB» 100. Ufi. Byaatsan, Zugabe, Kompot llOi Telelgs, ein lattar Knoban. FanaalioUaiit polnisch wfiel. IIL Sastarky, Sohwaatarohan. US. Nonnanfartsky, ain aOasea Qabick.

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Von JohMuiM Bolte.

181

Zoppalky*, OfetsMi*, Lewer-, Bmtworaten, met Schyaioa m Meloheu aff-

geklahrt»

Hupelnissen frischen ut dem Wald gohald so hart:

Keen starcken Bmirknerbt met hintfr«tf»n Zeenon enzweybeisaen wart. 115

Noch ens hnd eck niy bohl zum grossen Ongleck vergessen:

Wen! eck ock ewertagcn Caspersteeu niet Zuckerky hebben zom besti,

ons barm junge Khlidke verleefH toneluuen. Hebby uns ock dre scbmodd Fedelmaun,

fil met grooten Fohfnli, de ons speien ktn 190

Dre Dag gode Tyd, die Dag goode Tyd,

Dt ander met nedel Fydalky,

Hanger <m Kxmmm ock dalij,

De diedy mel kleme VyätSkjt dat klingi so aohon,

H«7, wie wart ons freren na dar Sonny. lfi$

Nq moth eck to mynem Brütgam gabnen bMieo:

Uy hutaj Jongferky, bed ja aebr hfipaoh, wo gy op Syndaoli myn Bnmt-

Jnngfier sen*

Die Schulzenprobe.

(Xi^ja] Aeitas IIL rnstioiis,

8oldl6tli[DotftelLiike}. BmnbioÜi [sem Naehbar]. Sriaeltaaeb [doüen Sohn].

Soldfoth.

Kaber fierembrotb, grotgttnstdger Herr College», gy on eck wethen, wat da

8y dat Srhr.lten-ampt to fohrcii Oa eD gantz Dorj) Buuren, atbgepnkte, uthgeklingerder, met dem Strohkrauts

uthgewyßde Schelm on Hooren to regeren- Eck, de nunmehr sy geworden zeßtich Jahr olt, Heb, met Leverentz, myn Scholten-Ampt so verwolt,

V. 113. Zeppelky. Zwiebel. Sc hy ss e n ^ Schascha, MehlHaden? Haspelnisse. Haselailüae. llö. D. hat: hinstersten. 117. Casperataan, Eiiadiatauia. IIS. barm, axm. 190. Fuhfabi Contrabafi. TgL Dea Knaben Wmiderbom 9, 178 «d. BirlingerOrecetina: ^nii der groAen KnnKom*. 191« 19S and 125 scheinen Anfänge bekannter Lieder za entbalten.

V. 2. nthgepukte, nt c^ek lingerde, unter Paukeuschlag und Klingeln ausgewiesen. Der 8 tr oh kränz ist das Zeichen der verlorenen Knuchheit. 3. D. hat: nnmehr. i. Leverents, soll heißen Eeverena.

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132

Drei KAnigvbexger Zwiaohenspiele vm dem Jahre 1644

6Dat my en dyssem onaern Dorp Prebernan Kyngskyugcr warden piysea Olli wenn eck lang doot war eyn, op dem Karek'hoff op myn Gtaff met

Fiagem wyam

On aaggea: Hier Hdit onee oUe Sobnlt, de Herr Soltfoth; Gott gew ehm em ewigen Leben daftr dat deegUche Brodtl

Berembrot h.

Herr College», Naber Soltfutb, dat os alles wahr; wat eck hy dysom mynem flckwaien Ambt ▼errechtet heb, dat wel eek wd nieh prysau, iOSondflini dat wardea myne Pungel Kaifilrtftek nthwyseiit

[Kiiqb] Wy eck de Ordel, de gy geepracken, ao ^ytioh heb opgeschrewen, Dat man M uth den Protocollen wart leeen kennea lang no «maenn Lewen.

Soltfoth.

Brem wat djcht ju, Herr Colleges? Eck heb my feergenahmen, op myn

EUer Fred to maoken On my to entachlanen aUer geveehttieken Sacken. 16 Lab aeok nmner oek eo plagen en aager SchorffI Sek heb Qottloff Ehr genoefai on twar mehr, all eck bedaiff.

Berembroth.

Herr Colleges, danck gy afi? £ck wüst em gant;i:eu Derp oicb en to äugen, De Mck dat Schnltsnampt to fehren derft ongerM^ ingen.

Kriseltasch [tritt auf].

"Woll eck doch nich dnsent Rydlahler liebben genahmen, 20 Dat eck eu niynom Stoderen nich so wyt weer gekahmon!

0 \vv woll beb eck daran gedahn,

I>at eck tohauli dem Yader leih den Ploch stahn!

Eck be£^ my na der Stad, kofit my ene Fybel; en acht Dagen

Had eck ae rein ntwennich gele|irt bei an den Kragen. S5EdL kam damah en den OktdiismDB, eck had my aeUbt nkh to gettaat)

(Kral Wyps ewer de Neeft had eck denaelwgen ook reyn nth.

De Seholmewter de eed: Jong, Jung, du madhat wot aidi lyn Ton aeUachten

EUera;

V. 5. 81. Pröbbernan iat ein Dorf auf der frischen Nehrung, 60 Kilo- meter dstlich von Danzig, etwa 90 westlich von Königsberg gelegen. In V. 131 ist freilich di«»e Entfernung vergessen. 10. Pangel Karffstack, Bündel Kerbstocke. 13, Eller, Alter. 14. D. bat: entschlanenr. 16. Schorff, armer Teufel (sonst Schorb, Schörbel). 34. D. hat: bet an den Hahn. Aber der Beim neigt» daft nidit an den Hahn der Fibel an denken iatj man muA leean: bet an den Kragen (bia an den Hala),

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Ton Johannes Bolte. |33

ae wOite op dy wift G«ld apdleni, Eek wdI webwena, dat da sulst lelutD,

Ewen wy de Laenceat Kehroenroacker tot de Lyd to tAnoareii, fiO

Ja ock wol en gantze Dorpschafl^ to regeren.

Drem wel eck to mynem Vader Beremhrod na Prebemau gaba on eu frageOf Äff eck mynem Stoderen en der St ml soll wyder nigagen.

Soldfoth.

Herr OoUeges Bcvemfaroth, flohAa dort; wat es jent vor omt, de doit kdnpt

horgcstutzt?

Hefft he seck doch ewen wy en Geloerder uthgepatot» 85

Berembroth.

Steh am de Beer.

Kryseltasch. Bau äi»t jhr Henen, die.

Soldfoth. Wy dencken dem Henm, ^roMdMU».

KryeeltMoli. Ctpfo HU hüinm dtn»i «o/ee Gmunt,

Berembroth.

Myn goode Fiynd, hold my to good, Eck heet nldi GlMiiene, eck heet me( Verieeff Berembroth.

Eryseltaeoh. ^ Wie eteht Tmb ein gat Lebwi, seyd jhr noch eile geeoadt? 40

fKvb] Berembroth. Wy et pleclit to to gahu, ao kunterbunt.

Kr^'seltaach.

leh aol each einen Uruß an£ der Stadt von ewrem Sohn bringen.

Berembroth.

Ujjma Selm?

Kryeeltaeeh.

Ja.

Berembroth. Dem Kryseltasch?

Y. S8. epellerxii qiiDeni, Teradunnden. 80. affeneerea, wohl joa hL, cfjßekm abeoleiten, » emtierea. 84. her geatatat, eiaher- itoliiert [?]. 85. Steh em de Baar, unvorständlicb. ? Bestehe ihn der Bir! Bona die, lat banoi dief. 37. Grabbeleohia, vgl. oben ao 1,91.

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134

Drei Kdi^gsbergor Zwiaehcnspi«!« «ns dem Jahn 164A.

KrysoUsBoh.

Von demselben.

BerembrotlL Es lie noch gwond? Heft he hool nth Btawett?

46 Eck had my ewen vergenahmen,

Dat eck wixl op de Wegk en de Stad s\-ii p;ekahmen On wul en wedder uiet my ht^bben na Huuß gelehrt. Awer eegt my doch, myn goode Fiynd, [he] wol reizt wat geleert?

Kr jseltasch.

£ck kan my des LachcheiiB nicht lenger erholen: I Vadeti kenn gy my

nich mehr?

Soldfoth.

60 Herr Colleges, ©y srliau: dat es do Kryseltasi^}), jun Soehn. Paadcken, kom horl I, i! Welck en hüpach Bengel es dat en dre Wecken opgeschroltl

Berembroth. &y gy Kryaeltasoh, myn Kind? I, wy sy eck T«cdolt| Dai eck ja nich gekand; drem secht man: de, der nor fadcM

Dre oder ver "Wecken hefFt en de Stadt geracken, 66 Fluck wart en ander Menach ut em. Datsflwi;>e eck opcnbahr, |Kvja) Myn Seen Krj-seltasch, jetzund (eck) ork an dy erfahr* Ja, he esset geweßlerh. f-k k^n an synem Ohr, He hefit noch so en VVartz daran wy tovor.

Soldfoth.

Awer, Herr Colleges Berembroth, lewer liort : gOW^-l myn Paad Kryseltasoli, jun iyv.t-.n. so liü]>scli heflft stowert, Wer et nich rath, dat, wenn he seck vvul bequemen, Wy en to enem jungen Schulten en onserem Derp annehmai?

Borprabroth. Eck kun Hebt inynon Wellen daren gowen. Wenn he seck man wist en den Ehren recht to erhewen.

Kryseltaseh.

66 Dar wagt gy et nnr darop met my!

Eck kan ewen wy gy allebeyde my barsch stellen, äff eck j^ok noch jong sy.

7.48. retst^benitflu 51. opgeaelirolt, «nfgaaehoBMo. 62. Ter- dolt, verirrt (dolra dwalen). 58. 189. facken, oft. 54. raekttiit reinigen, angestrengt be^cb^gt aein. 69. D. bat: Beremborih. 66. D. hat: et nich darop.

Von JobanuM Btdttti

135

Had man en Bart, eck wol ja noch wol lehiw, Wy Ol Schult «m Derp aald uyn Ampt labren*

Soldfotk

Hanr OoUeges, d«i Maul es goot an «ai| heßt ap atoderti

So «B Im met allaii Ehren «oea Sohnltana wahrt» 70

Berombroth. Herr Collego», eiitzuiiJ ielt my ewen en, Dftt etUrh Part for jim Ampt hyden geladen sen. Lewer, wel wy en den Kryselta»ch nich laten de Parten verhören? [KvjbJ Wy waUan met Bysetter syn on am tohOren.

Soldfoth.

Gar grem; Paadcken Kryseltasch, gy Sailen hyden de »Sehultcnstel veitredea 76 On ja enbülen, wann gy vor dat gaatae Vadarland reden.

Kryaaltaaeh. Eek ward dai wol wathan to maakaii;

Denn eck wol gaaahn, wy aa an der Stad dat Becht habben gaaprackan.

Soldfoth.

Na 8o kamt, Päd Kiyaaltasch, on vertret mjne Stell,

Dan aek da Faxt hanen fordani walL [ab.] 80

Hebernex [der Büttel, tritt ein]. Ehren veste Herrn, erk wol fmgen, wat ju lew wer. On ja, stramme Herr nye Rechter, wonsch eck to juuer nyen Ehr, Gott gew, dat gy metben vel Frewd daran erlewen.

EryaaltMch.

Da klaaditscher Galganvogal, waa wird sich hiar erhawen?

Wer hat dich gelehrt, mit den Harm Landgaaohwofnan ao gaman an machan? 85

Halt dich in deanan Orftntaanl

Soldfoth [kommt wiadarj, Ey dat wa6 raoht^ dn Klanditoka^ ao mott mm jn Dew hab ack dy nioh lang ganooh gaaaeht -~ afl^taan.

V. 71. D. hat: Colles. eutssuud = jetzuud. 75. D. hat: Kryses- taach. 88 n. ö. atramma, aoU haiBan: gestrenger. 84. klanditachf liBlig» vielgeschftftig (Uaadilgen allerhand Oaaehifta Uatig batraihen). 87. Klanditke, Spitzname fär den Gehilfen des Bfittels, den Gassenkehrer. »ifpantsan» wohl » pentem (prflgaln) oder penaohan (anwerfen^

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186

Dxei K9iiigiberg«r ZwiBeheiwpielo %iu dem Jabre IBM.

Hebernex.

A soban, dat schjnt mj eae fadse Kröte to syn; he es noch jang, de Devr

aol noch wol lehren pipeo.

[Kv^a] Kryeeltaeeh.

Dal man dto Part limeui finden, wo jemand Tarhandenl

Heberuex.

90 Stramine Herr Schalt, ae wardea boU hier ayn«

Worat (PrOf urator, kommt mit zwei Banern].

lärenTeata, weyae Harra Landgeaohwomet £s erscheinet allhier vor ewtem

Ampt Grempel,

Welcher sich nicht wol mit dem Beden behelfen kau, iat sonst ein guter

Petretnpel.

Demselben bat neulicher Zeit des Kylckenbucks Hund sein Schwein gebissen Ynd ein groß Sttlck auß dem Schincken gerissen. Benelb bittet, jbm Beobt an pflegen, Dal er jbm möge den Schaden erlegen.

Kryseltasch. Hör, du Huren-Procrater, wer bat dich berbescheyden, Daß du dich solt mischen nnter diese beyden? Du best ock, wy eck seh, euer von den Wäscbem 100 On von den ontidigen Tungendreadieni«

Da Grampel, waa baata jbm gegeben, daa er Tor dtdi piocareer?

G rem pel.

Stramme Herr S<-!inh, ß Werst on enen Dan taker Orth to Beer,

On wenn he mync 8aack liefft utgefeert,

Soi eck um noch goweu myn olt bleßkopschet PeerU

Kryseltnsrh.

lO&HAr, du Proerater Woret» gieb da ß^vijb] dem Pauren seine Warst wieder

und seinen Dantaker Orth,

On du, Grerojip^, korrt or; rfd selwst dyn Wort! So seyd jhr losen Hurenwebels, die das Land durchstreichen Und sich mit armer Pawren Schweiß büroichen. Wirstu dich nicht hie im Dorff enthalten solcher Sachen, 110 Wil ieb dir aUbald den Tbonn leigen and FOl maebeo.

V. TO Fet r pmpel, Kerl? (Potor, Pntrnn?) 99. Wiaober, Sohwltoer. 102. Danteker Orth, ein Yierteltbaler.

Von Jobaones Bolte.

Wovst

Wqmr Herr SehnltSr m steht ja irey «ines «ndem Nothdorfffc sn radeii.

II ebcrnex.

Hörsta Galgendew nicht, wat de Herr ScliulU seclit, du solt stell syn on

laten den Herren to freta? Stnuine Herr Schult^ diit eck nicli meeli gebrecken, 8ol eok diesen Lezcentiat Wbnt «n de Kinase stecken?

Kryseltasch.

Packt eucL, jhr Diebe, allebeyd, 116 Oder ich wil euch weisen ein ander'Oeleit

HSr dn Orempel, hsstn nn etwss weder deeen iG^lckenboek to Uagen, 80 kanstn solches mit eigenen Worten ▼erbringen und Usgen.

Grempel.

Werdege Herr Schalt, hartlich gem. Ja wat eck seggen woU, ett es so on

nich [Kviija] angers:

Sit Sehwyn es mett Gott on met Ehrai myn on keraem angen» nidi, dnt 190

soll gy weten.

On de Kylckenbn^ mach hoch oder nedderich springen, so hdrt de Sun myn; JMt wss so «16 heesche Snn «Uetyd, altemahl bad se op ene Reis adit oder

nsgen YwktA; dat es so on nich angers. Ja Heir Schult, sek woU nich veel Oeldt nehmen, dat et nich angers wer:

seht, 80 on sdunoock Sehwyn was dat.

Krysoltasoh. Bit de Sun dyn es gewessn, kan wol syn;

Amr wat es den wedderfahren dynem Sehwyn? 125

GrempeL

Owbenge Hsmchslt Heir Schult, dit es dat seewsnde IfsU, dat se hefft

gefaxcikelt.

Kr ysel tasch.

Ich frage das nicht; ich frage, was deiuem Schweiu ist geschehn.

Grempel.

I)cfi Kylckcnljurks sx-n groote Hund hefft om nth dem Hengerston geretlienj eck well et woll lathen hör feLru, dat gy et aeilist sollen sehn.

Kryseltasch. Wy SS denn dat to gegangen?

T. 192. hseseh; vielleicht mit hswig (gewichtig) ansammensohslton. op ene Bois, auf einmal.

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138

Dni Kdnigsberger ZiHflchenspiele ȟb dem Jehre 1641.

OrempeL

IBOGrofgemdger Herr ScshaU«, eck bead ein Veneiehnfli; eok wel et ja bohl

sepffcn, lat ju nich vorlangen. [Kvi^b] Hört man, Herr Schalt, en onser Dreüt dort na Ba^ritten da

}iebb eck enen Thun van Strück, Darben beft aeok mjne San met eren eeven Farckeln gewennt na ören olea

Gebrück.

Dat marrkt deß Kvlf^kenburks syn Rorkol. de groote Hund, De hefft myne Sun niott <Uii Farcki ln verfolgt bet op de hydege Stund. 135 Enmuhls (,hört tuau, wat werk t(j diiffh) Eck was ongefehr gegangen eu den Kroch,

Do kömpt dat Oeechiy, defl KjrlekenbnckB syn Hnnd bad myne Sun toveten On er en groot Steck Fleeeob ath dem Hengersten gebeten, On twar bo, dat myn Schwjn, deeelfvrge myne Sun, es bleewen beliggen, 140 Kehrt jetsnnd de Feth en de Heg on licht op dem Biggen. Na ee de Txngf wer my den Sohadm aol belohnen, On mt eck amet Baordiwelcken ky to so! dehnen.

Kryseltasch.

Wat aecbeta bierto, Kylckenbnck? Hesta dat dynem HaoSreckel befiiUen?

Kj'lcken blick. Strauime Herr Schult, S"l my alle Beedel halen, 145 Wo eck iiiyner Zockeu myn Lewdag dat hobbe befahlen.

Heffit luyn Uund des Grenipels rajTies Nabers Suuen Schaden gedahn, [LjaJ Latb ock myneo grooten Bockel vor jonem Sehnltenampt vor den

Schaden stahn!

Krynel tasch.

Hör du Kyl<'kenlnirk, eck wel dy ent seggen, dat sen nich twee:

So es et ja twar war, de der wat heffl selwst gedahn, 150 Dat deselwge ock selwet vor den Schaden so! Stahn.

Awer hör, Kylckenbnek, «enn eck eol eprecken ath der Wyftheit,

Sog e<^ dy dat ▼omth, dat dy dat Stecken nich angeit.

Da moflt ongerscheeden nnger den Sacken,

Wat de Oeeen, Perd, Hang, on wat de Meensoben maoken. 166 Sy dar, eck wel dy en Exempel gewen.

V. 130. VerzeicUtiüß, Verzeihung. IUI. Drefft, Trift. Bei- dritten, ein Ont 6 Kilometer nördUch von Königsberg. D. hat: na bay dritten. 188. 148. 147. Beekel, nach Fiiecbbier Name des Baben, also hier wohl eines schwarzen Hunde«. Vgl. oben I, 112. Bolte, Der Bauer im d. Liede No. 18, Str. 19, 6. - 14& Zocke, Hündin. m Stecken, Stückchen.

t kl*

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Von Johannes Bolte.

139

2k dordi w«I eck dy ttth allem djnem Drom hewea. Bett du «neu OMen, der etet, enen doUen Hnnd, de der befct» en Perd, dat

der eehleitt»

Wo du dat dynen Nähere nleli anieclurt» dat se seck darfer heeden, aledenn

dy selwKt de Schad angdt.

On h»rtii g!y< k ilynem Hung dat«*^lwf^c riich befahlen,

80 ^rechen doch de Rechte, dat da solt on most bethalen. 160

Kjlckenbnek.

EreaTeate Herr wyrige Landgeschwame, eck kao dat nodi mcfa en myneo

bQnieohtti Köp bringen.

•Ljb] Kryaeltaeeh.

Awer ward en weinich; eck mofc den Dingen . Noeh en belken betlier naepeeoleren

On glyek aft op der Wageobal de Saack na allen Cirenmstantiee a£fc«DpIeren.

Awer li5r, wat wnl eck dooh eeggen? da Grempet^

Wat heleta wol von dysaem mynem gegewenen Ezempei?

Groin \<o\.

Herr Scliult, jim Wyßheit, et kua nich betör gegewen syn.

De Kykkejibuok, de soll ou mot ray bethalen myn Schwyn;

On, wolwysige Herr Sehult, wyl g^- ona en Ordel hebboi ertelfc on geachrewen,

Hört| ao wel eck ja, dat gy et noch bether eollen Temehmen, en enger

Drezempd gewen, Ehtwerdige Herr Laad-gesehwaxne» on nekmt et man reeht en : Et ee oich angexB, bit genne Deer de Thon aen, Eck sy de Sun, on gy, Herr Landgeechwamer, fathen my to klemmen On wellen my en dem Thun behemmen; Eck schry; jemolir erk 8<*hr\% jemehr gy by*"n On my en gront Steck uth dem liingerston i-yten.

Xu fragt et seck, äff de Kyl'*kenbnrk my nich 8chuldi< }i es to crstaden M^-ne Suu, vor welcke se schon twyntich Marek hebben gebaden.

mjßk] Kryaeltaack. Tader Berembrot on Päd Soldfooth,

Oy hebben (los Grempels syne Groffheit met angehOrt: wer et nioh Noth,

Dat man allen beyden Buurknollen enen Afischet gew, 180

(kn en jeder von ona Landgeech warne ent könfEtige to£reden blew?

V J6i. affcempleren, exomi>Iiticteren oder ezplicieren. Zu 171 Mi ISO viß. Firmenieh, Germaniena Yölkeretimmen 1, 487 Str. 13. 172. Deer, ThOr.

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140

Zwisdieiiipiab au dem Jahn

Berembroth.

Eok wnl schweren, Herr CoUegea, dat eedc selcke "jj^finp^ en der Stiid

nich erhewen

Od dar r^nem solcke schwäre Kxeini>el wahren opgegawea. 186 Hört, wat wy wellen wyiler niftckeii:

Wy wellen dyssen Handel ou üyssü Kchware Sackea Bei op ileu neclisten Gerechtsdach versehywen.

Soldfoth.

By juner Meenung, HeiT Schult, wei eck ock verblywen.

Beremhroth.

S}', Kr\-^«1tasnli, wat offl on facken 190 Ver dem Schiiltenampt verloppn ver Sarken!

Meenstn, dat dw de Srlmltensarken woll ea onserm Deip flolt utfehren, Wellen wy dy to enem Schulten erkeiinn.

Soldfoth.

Anfang; de es dat schwarste; lat den Kryseltosch man en Jahr moaen, He sal manchem Haaren de KolS luuson.

Krysel t asch.

196 Jn beyden Baurkrrlc r'rompel on Kyjf^kenbmick ward hiermet anpjesecht: Stellt ju op den «^rsien Gerechts-dach en, wenn man to lyden plecht! [Lijbl Alßdaim aal gy beyden erfahren

Ordel ou Recht, wat gesprackeu Itobben de Landgeschwarue.

Soldfoth.

Xambt, Naber Tierotnbrnth, w^l ütick de Kryseltasch jiin Seehii h&fi^ em Ordel gpi'eck&a bo woU verholiu uu sulck Ordel gespracken, 900 Wellen wy en bekräfftigen on tom Schulten macken.

Berembroth.

Eck heb all mvn Daasr c^eliört,

Dat manehmatii dut alier sclietterechteste on verachteste Perd OStmahls den besten Zelter gewt.

Aoh lewatet Oottkan, wat heb eck an Kiyaeltaaeh «Hewt!

90607 Hmmbi lat jiua Kynger oek ao wy eek myiian Seaha atodeiaa, Da ha mat tjBia WyBheit weih Land oa Lyed to Zagam!

y. IHB. mtisen, herumschleichen, taateo. IM. dia Kolba lauaaii, in dia Haare fahren. ^ 199. D. hat: Order spraoken.

Die Marienbiirg unter polnischer HerrsehafL

Von

Johannes Semlbrzyckl.

Ueber den Zustand der Marienburg zu Ende des sieben- zehnten und zu Anfange dos achtzehnten Jalirlmnderts geben uns ZWO! ausführliche Schriftstücke genauen AulschhiO: die im August 1G75 durch Joannes Petrus Tucholka, Succamerarius Mariaeborgenais, Michael Dzialyiiski, Eojsüer Terrarum Prusaiae, Gafätaneos Kiszewien., Colonellus Henriens de Beaulieu" u. a. angenommene Bevision und die Inventariaatioiif welche im Sep- tember 1724 bei Gelegenheit der Uebemabme der Paoht und Admimstratbn auf seobfi Jahre dnrob Bogoalaw Emst Qiafen 0Onho£^ Eammerhemi nhd General der Artillerie des Grolher- «gtbiims Litauen, yon dem obersten Notar der SehatBcommis- sum, Walexyan SiciAski, anfgenommen wurde. Namentlich die ietstere eeigt uns die Marienburg als eine halbe Buine.

Zur Zeit der Abfassung beider Schriftstücke waren im Hochschlosse nur noch der Kirchenfiügel und einige beim Thore belegen© Räumlichkeiten in benutzbarem Zustande. Am besten repräsentirte sich die St. Marienkirche, welclie nach der Besitz- ergreifung durch die Jesuiten in Folge der Bemühungen der- nlben yollsttodig restaurirt, geweißt und in brauchbaren Zustand ▼enetai war. Sie besaß 1675 und 1724 noch immer dieselbe Ansahl von Altfiren, als 1665, nimlich einen noch aus der Orden»* teit stammenden Hochaltar („wielki kisyzacki**) und vier Ideineie Nebenaltftrey so daB die Angabe bei August Witt („Marienburg,

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Die Marionburg unter polnischer Herrschaft.

das Haupthans des dentschen BitterOrdens in dem ehemaligen nnd in dem gegenwärtigen Zneiande", Efinigabeig, 1864) auf pag. 101: „Diese Nebenaltäre sind von den Jesuiten emohtet

, als ihnen im siebzehnten Jahrhunderte diese Kirche ein- <::' iM'.imt wurde. In der Oideuszeit befand sich außer dem llciaptaltare nooh in der Mitte ein freistehender Altar ; dieser ist jedoch von den Jesuiten weggenominon'' sich als in*thüm- lich erweist. Auch die Zahl der Sachsteien za beiden Seiten des Hochaltars betrog drei, wie 1649; die vierte war 1675 za einem Durobgangsflor zur Je?<n!f*M]re«;idenz einjTPnchtet.

Neu erw&bnt wird das wnnderthätige Marienbild auf dem Hochaltar, welches za Pfingsten 1676 durch die Jesoiten von dem Harienthor der Stadt Marienbarg hierherversetzt worden war. Von der St Annenkapelle heißt es in beiden Lastrationen sie berge nach einer alten Tradition heilige Erde» doch wisse man nicht, an welcher Stelle dieselbe vergraben sei. Im Capitel- saal waren die vollständig verwüsteten Fenster (7 groBe, 2 kleine) mit Brettern verschlagen; auch diu Gewölbdecke befand sich in sehr schlechtem Zustande. Von den Käumlich keilen der Thor- partio wurdtm 1724 noch zwei (iewolbe als Gefängnisse und ein Keller (ebenso wie 11375; zur Autbewahrung von Eis benutzt. Der „Witold" hatte 1G75 als Verschluss nur noch die erste eichene eisenbesohlagene ThQr mit einer Fensterluke darin und das letzte eiserne Gitter; die beiden ehedem dazwischen liegenden Thüren waren yeisohwnnden. Der ganze tlbrige große Best des Hoofaschlosses , namentlich das oberste Stockwerk and der Danzker, war vollstttndig wfist^ zumeist ohne Thoren, Fenster and Oeien; 1676 hatte nur der Westflägel ein Dach die Plannen waren ohne Kalk gelegt ~, womit dann später anf Befehl des Königs auch der Rest der Brandruinen versehen wurde. Der Kreuzgang v,ht Ii »7.") dureh den Miocznik (Ensifer) Dzialyrtski mit hollaniliscLeu Plannen neu gedeckt, aber leider ebenfalls ohne Kalkunterlage, so daß Wind und Hegen bei der Zerstörung dieser Bedachungen leichtes Spiel hatten.

An der Nordosteoke der St. Annenkiq^ielie lag die Jesuiten-

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Tob Joluutiies Serahraycki.

148

residen«, die der OrcL^n laut Privileg des Königs Jan Kasimir de dato Lowics, den 7. November 1652, zum dauernden Gebrauch ume liatte: irie bxu der Beschreibmig enichilioh, ein niedriges, on&ches Steinhaus yon zwei Stockwerken; aas dem oberen fthrte auf einer Seite eine Thflr zur St. Annenkapelle, auf der •ndem war der Zugang zu einem naob dem Mittolsohlosse fflh- ronden Gange, wälirond zu der oben erwähnten Durchgangs- Sacristei der St. Marit-ukirche eine Wendeltreppe auf dt*n Dach- boden führte. Im Erilgencliosso befandon sich Küche und Kellerräume* Während die Jesuiten alles ciaran gesetzt hatten, in erster Linie die Marienkirche wieder herzustellen und yor weiterem Yerfftll zu schataen, hatten, wohl eben desw^n, ihre Kittel nicht hingereicht, um für ihre eigene Wohnung ebenso SU soigen; denn die Eeyision von 1676 sohildert das Dach der letetom als sehr ser&Uen und der Ausbesserung bedOrftig. Auf der andern Seite der St. Annenkapelle lag die ebenfalls kleine Jesuitenschule nebst einem Baumgarten zwiachen den Mauern.

Im Mittelschlosse befanden sich 1724 noch viele gut ein- gerichtete Wohnungen und Wirthschaftsräume; doch treffen wir daneben auch hier bereite recht bedeutende Spuren des Verfalls, besonders im Nord- und OstflQgel, wo mehrere eingesttote Zimmer und Flure, au denen dann die Zugftnge vermauert worden wann, erw&hnt werden, ebenso „eine grojfie KOche, welche mit einem Flürchen und -einigen QewOiben über ihr zusammen mit dem Küchenkamin vor einigen zehn Jahren zusammengestürzt ist." Von sämmtüchen Fenstern im MitteLsehlosse waren nur die wenigsten noch ganz, die meisten iiatten zerschlagene Scheiben, waren ganz leer oder mit Brettern versehlagen. Selbst im Prachfc- ^sohoes war es nicht anders. Die dort befindlichen fünf Zimmer waren zwar 1724 noch in mdf^ichst gutem Zustande, jedoch in fiwt allen die Fenster mehr oder weniger defect und aerschlagen, «beuso im groBen Bemtor, wo aoSerdem die Empore über der Sebinkbsok minirt war, und im anstoßenden Gange, in dessen Fenstern die untern .Fftoher ganz fehlten und die oberen voll-

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Die Marienburg unter polnisober Herrschaft.

ständig zerschlagen waren, währond sich von dem einst dort befindlichen Brunnen nur noch Spuren fanden. Auch 1675 war dieser Brunnen („Fontanua") nebst dem Handfaß (,. Lavaterz") längst nielit mehr vorhanden (,,iuz dawno zagubiony"), so daß 68 sich bezweifeln läßt, ob das in preußischer Zeit „mit Beihülie des letzten Starosten Bexin" unter dem Pumpenrohr eines Marionburger Gasthofes vorgefundene Stflck des Bnumeiis aaoh -wiridioh das echte ist! Hervorgehoben moB hier werden, daS an diesen oben erwILhnten Verwtletangen die Polen selbst keine Sohnld tragen, dieselben Tielmehr nach ansdrttoklicher Angabe der Lostntion snr Zeit der Eonföderation von Taniogrod und der damit verbundenen Wirren, jedenfSUls durch sftohsiche oder mssisohe Truppen, herbeigeführt worden sind. Die von den Polen herrührende Verbauung des Prachtgescliossos war nicht eine ao ai-ge, wie Witt sie darstellt. Der kleine Remter war in zwei Zimmer mit je zwei Fenstern getheilt worden; , »Meisters Stube^' war unverändert: ..Meisters Gemach" zerfiel in zwei ßäume, von denen der größere eine auf zwei Pfeilern ruhende Wölbung und vier Fenster, der kleinere awei Fenster hatte; der Hansflur, zu dem eine alte schlechte Treppe fCkhrte, war durch ein eichenes Qitter in swei Hfilften mit je einem Fenster ge- schieden. AuBerdem waren diese KönigBgeniAoher bereits 1649 mit dem gegenüberliegenden Ostflflgel durch einen, wohl in Fach- werk auflgeftthrten, längs des trodcenen Grabens sich hinsiehenden, 14 Fenster aui beiden Seiten enthaltenden Gang in Verbindung gesetet, der im Ostflügel auf einen vierfenstrigen Saal nebst dap bei liegendem Frauenzimmer („Pokoik bialoglowski") mündete. Unter diesem (iange befanden sich: zunächst den Konigsge- mächorn das Thor zur Brücke zum Hoclisohlosse, alsdann meh- rere Kammern und unter diesen ein Holzkeller, Das Alles war bereits im Jahre 1649 so, ist also nicht, wie Witt (a. a. O. pag. 59) bezüglich des kleinen Remters angiebt, im Jahre 1710 für die Gräfin Cosel eingerichtet worden; wohl aber mag in letztgenanntem Jahre eine Benovation der Bäume stattgefunden haben. Was „Meisters Kapelle" betritt, so war dieselbe bereits

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Von JoUannes Sembrzjcki.

145

1649 andern Bestimmiuigen tlb«rgeben worden« In dem (1724

j.Kefectorium'* genannten) Conveiistremtor, in welchem eine "Waage stand und alte Thorflügel u. dergl. aufbewahrt wurden, waren von den 13 Fenstern drei vermauert, die übrigen theüs laer, theik iiüt Brettern verschlagen. Der gemauerte Brunnen TOT dem Bemter war in Folge der Ueberschwemmung von 1717 eiiigeetttizt. Die Kapelle im Ostflügel, St. Adalbertokapelle ge- luomt, war gana wOet, nachdem sie, wie 1566 als VoixatliBraam w später den Schweden als Proviantmagasin gedient hatte; die ia der Nfthe befindliche Thür an der nach dem Hochsohiosse fahrenden Treppe und Brücke war vernagelt, da diese 1710 er- baute Treppe verfault war. Noch ist dio im Mittelschlosse in der Nahe der Königsgemächer befindliche Kanzlei um deswillen EU erwähnen, weil die Lustration von 1724 ein ausführliches Yerzeichniß der in derselben aufbewahrten Archivalien giebt. Das Älteste Stück ist ein „Liber Contraetuum de Ao. 1577 usque sd 6. Jnli 1590"; es folgen über 60 ,»Libri Gaosaram" von 1606 ab, lyActa eztiaordinaria de annis 1660/1661 tempore belli Svetioi m Oivitate Gedanensi ezpedita", t,Tres libri Nominnm Hypo- tbeoeriomm Amdos Inoolamm ütrinsqne Insnlae Mariaebnrgensis ooncementium", „Plebistica Insnlanorum in Originali*', „Acta Concursus Creditorum" von 1G70 ab, „Liber J uiameutorum" tu s. w.

Auf dem Vorschlosse waren noch omige "Wohnungen, das Zeoghaus, die Büchsenmacherei , die Brauerei nebst Krug, die Btennerei, das Komhaus, die St. Lorenzkirche nebst Kirohhof| auf welchem ein hohes Kruoifiz stand, wohl erhalten, sonst tbsr alles, ebenso wie sftmmtliche Thore, Gräben nnd WftUe, im ioOenten Verfidl, die Thorflügel nnd sftmmtliche Brttoken total verfault, am Bnttermüohthimn (erst diese Lnstration kennt diesen Kamen) ein Stück der Maner in Folge der Ueberschwemmung von 1717 eingestürzt u. s. w. AVo noch 1Ü49 der sogen, italie- nische Garten und die übrigen Schloßgärten nebst Teichen sich ausdehnten, finden wir nun Häuser, deren Bewohner auf St. Mar- tinstag Zins zam Schlosse zahlten; es sind deren 22 „auf dem

AMlv. KomiMateiil Bd. ZXVH. Bfl. 1 v. & 10

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146 Die MMienbaxg unter polnisclier Bemdieft

italienischen Garten^', 10 auf dem „Enmatguten'' (Ea|iiutnik), 4 atif der „Lebmgrnbe** (na Glinkach). Andere Zinaer wohnten „beim weiHen Erenz** (u Biatego Eraysa), „auf dem goldenen Binge oder der EönigsstraBe" („na zlotym Pier^cienin alias w

krolewskiey Uliey"), vor dem Sandthor", „zwischen den Wällen", „am Mühlengraben und bei Jeu Karitfenteichen'' (wo schon die Lustratioii von 1649 aclit Zinshäuser aufführt, von denen sie aus- drücklich sagt, sie seien zu der Zeit erst, crriclitet worden). Bei der Durclisicht des Zinser Verzeichnisses treffen wir etwa I3ö deutsche Namen, denen oa. 80 polnische gegenüberstehen (Lit- mann, Fademrecht, Seidmantel, Gedke, Abraham Sprang, Salts- mannj Behm, Pommer, Derwedem« Cornelias von der Moers, Eggert, Tnipner, Salomou Manltigel, Staraenbeoher, £idmann Wiohton, Herhold, Janteen, Achtsnicht, Gorins, Agarins. Ha- krowski, Plewski, Jan Lobios, Cndomirski, Blaiejewski, Eoeacki, Bielawski, Bojanowski, Saczygielski, Pospiech, Ckiwrysaewaki, Stoboj, Langenowski, Zembrowski, Enlakowski, Fozianowski, Stanislawicz, Michal Cyma etc.)

Bei einem Gesammtüberblick über den alluuiLlichen Ver- fall der Marieiiburg gelangen wir zu dem Resultat, daß die erste und Hauptursache dt-ssolb"!! die Schweden unter Gustav Adol})h gewesen sind. Wir haben bereits gesehen, daß sie einen Be- festignngsfhurm durch eine Mine gesprengt und die Orgel der St. Marienkirche mit sich genommen hatten; wie hoch aber ihr Sohuldconto belastet ist, erfahren wir erst genau ans einer (noch naohtrftglich Torgefbndenen), im Gegensatae an den bisher besprochenen sehr kons gehaltenen Bevision vom Jahie 1686, welche auf Befehl des Eönigs Wtadysbw IV. sogleioh, nachdem, die Marienbnrg nach dreijähriger Occnpationdnroh die Schweden (1626 1629) nnd seohsjflhriger Sei^uestration durch den Ver- bündeten Gtutav Adolphs, Enrftlrsten Georg Wilhehn yonBranden- burg, wieder in soin(?n Besitz übergegangen war, durch den mläudiächen KauoiuiiUä Lukaä Uornicki aufgenommen wuide. )

*) Diese Beviaion enthält xwei interessante Yeneiohnisie; der Oe-

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Von Jolmimet« Stjiubrzyuki.

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Derselbe fand zwieehen dem Sandthor nnd der Nogafc sieben Thflrme, soweit sie den Wall ttberragtcu, abgetragen, so die „Baba" ; auf dem Vorschlosse hinter dem zweithtirmigen Thore

,^wothurm'' (HM'J ,,Cweiur" oder „('wetom'', d. i. also: Zwee Thürm') die Stall«' g.^nz oder tlunlweis«« ohne Dächer trnd im Innern verwüstor. (fbouso viele andere Wohnungftn und Thürrae; die Mauerzinnen daaelbst abgetragen; das Hochschloss, den „Oberstock", ganz verwüstef und größten tli 'ils der Thüren nebst Pfosten, der Fenster und Oefen beraubt; alias übrige in Ver- fall, da natttrlich seit 1G2G nichts für Erhaltung und Ausbesserung getliaii war. Aas dem Tburme bei der St. Marienkirche hatten die Sohweden die beiden gröfiten Glocken fortgenommen; mit diesen so wie der Orgel haben sie dann wohl eine der pro- testantischen Kirchen Westprenflens ausgestattet, welche letztem ja an Onsta^ Adolf ihren ei&igsten Förderer und Beschtttser &nden, wie denn b. B. auf seine Anordnung das Kirchspiel ThientiJüri durch seineu Reichskanzler Axel Oxcustiurna fuudirt wurde (1627—1031; cfr. Rhesa's Presbyterolop^in IT, pag. 214). Xivli der Revision von 1G75 war auch ein Posiiiv, welciiüs auf der £mpore über dor Schänkbank im großen Remter stand, eine Beute der Schweden geworden.

Daun kamen: der große Brand 1644, die nochmalige Occupation durch die Schweden 1655—1060 welche der ersten Ähnlich gewesen sein wird, die politischen Wirren, die das nnglückliohe Land an den Band des Verderbens brachten; auch

e^mfzp im Zeughau<;e tind der Schloßvorwerke. Die Zahl der Oesrhtitze betrag IG, worunter 4 Feld»chlangen, 9 Falkonets xmd 8 kurse eiserne ^»cbrot- geechtttjee. Nach den »af ihnen befindlichen Inaebriften stammten 8 aus dem Jahre 1614, 6 ans Jahre 1517, eins von 1566; »wei hattm die Aufschrift „Philippus Primus Dax Stetinen. Pomeraniae Princeps Riigiae 1544"' (re^jp. 1545). Hakenbüchsen waren 599 vorliaii len. Die Vorwerke hießen: Mnntnw Hiente dcufsch Montau, poln. Matwy oder Mnntowy), Laski h. L<*»ki>, Kaidowo(h. Kaldowe), Piaski (h. Sandhof}, Szaleniec, Hyjow (h. dtsdL Behhof, poln. Ryjewo), Kominkt (h, dtsek. Kaminke, pob. Kunionka). Die Lnstration von 1665 beseichnet einige Thfimehra der AviB< nmauer mit dem Namen »ku kominkora", d. h. also „nach der Gegend WH Eanäake hin belegen**; ein Beweisi daft dieser Ort damals schon bestand*

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148 ^9 Marienbn]^ nnter polnisoher HemM^aft*

Uobera{;liwemmuiigen, Blitzschläge und der Zahn der Zeit thaten das ihrige. Die Polen selbst dagegen haben nichts absichtlich vorwüstet, sondern mir Einrichtungen getrofien, welche ihnen di^^ Benutzung der alten großen Käume ermöglichen und erleichtern sollten; was aber oinmal zerstört nnd verfallen war, stellten sie, wenn sie (namentlich Dzialyi^ski) allerdings auch Schritte Uiaton, den gtosslichen Ruin aa&nhalten und s. B. die Brandminen des Hoobacblosses mit neaer Daohung Tersahen, äioot in der alten Gestalt nicht wieder her, einmal, weil die Bftame von ihnen nicht gehrancht wurden, dann aber auch der Kosten wegen, die zn decken ihnen wohl oft nicht möglich war. War doch die Verarmting des ganzen Landes eine fhrohtbare! So lesen wir in der „Geschichte des Kreises Marienburg von Dr. Hermann Eckert" (Marieuburg 1H68) auf jiag. 190 über den Zustand der Stadt Marienburg: „Viele Häuser waren in Folge des Verfalls, der schlechten Gewerbn Ym ulHt, von 1735 1745 waren 25 Häuser und 4 Speicher eingestürzt, 34 Häuser wtlst geworden, die 1748 auch zum großen Theile abgetragen werden mußtoi*'' Wo sollte da Lust und Geld zu Bestaurationsarbeiten herkommen!

Was also in Werken aber die Marienbnrg von „Verwtlstungen durch die Polen" erxählt wird, gehört zum allergrößten Theile ins Boich der FabeL Aber auch das so oft in den schwiizesten Farben geschilderte Yerfahren der preufiisohen fridericianis«^^ Behörden erscheint in einem weit milderen Lichte, besonders was das HoohschloB betrifft Kann man es ihnen ▼erdenken, wenn sie ein durch Brand zerstörtes, seit ca. 150 Jahren wüstes, ruinenhaftes vSchloß, um es für ihre Zwecke benutzbar machen zu können, radikal umgestalteten? Doch soll nicht geleugnet werden, daß bezüglich des Mittelachlosses jene Behörden von schweren Vorwürfen nicht frei zu. sprechen sind; Dank den Männern, die noch in letzter Stande dem Unwesen ein Ende machten 1

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KritüLM uiHl Refente.

Ut Smmm mmi Midcr* Akten dM* Haasetage tod 1256-1480. Band VL

Anf Veranlassung Seiner Majestät des K'itiigs von Baiem heraus- gegeben durch die Historische Coinmission bei der König]. Akademie der Wissenschaften (a. n. d. T. : Hanserecesse Band VI.). Leipzig, Verlag von Duncker & Humblot. 1889. 4to. XII, 655. Mk. 20.

Xnrh einer Pause von nnim Jahren hat die erste Abtlieilung der Hanse-Recesse, welche seit IBVu von der Historischeu Comroi.ssiou bei der Münchener Akademie herausgegeben und von Dr. Karl Koiipniann be- arbeitet wird, wieder eine l'ortsetzung erhalten. Der Grund der längeren ünterbrechong lag mm TäaS in den verftoderten Verhiltaisaen des Henrna* CabM«, der 188A ea du Stedtftvchiv sa Bestock berufen worde und zugleieh nach dem Tode von W. Mantel« im Anltnge deraelben lustoruchen Com- miHum die Httanegabe der Iflbiadien Chroniken flbemonunen hat. Der voiUegnide Bend nmfiiAt die Jakre Uli bis 1418 und entfallt fttr diesen Zeitraum von nur acht Jahren ß2B Nummern, oder die Acten von 88 hansi- srhen Versammlungen: auf Preußen fällt davon beinahe die Hälfte, nämlich 41 Tage, deren Verhandinngen mit Ausnahme von No. 44 (1411 Aug. 23.), 97 (141-2 Juli 11.), 118 (1413 Apr. 5.), 19'^ (1415 Mai 29.1 B92 (1417 Mai), i'w 1 1417 Juni 11.), im ersten Hände der Acten der Stundetage Preußens von Toeppen abgedruckt sind und daher hier, suwuit i^ie ausschließlich landesgesdiicbtlioben Libalts sind, im Auszüge wiederholt oder überhaupt nur aageffibit werden: nmgekekrt sind die aecbs eben erwttbnten Reoesse, «Ite sllsin kaasiscbe Gageastinds befcreibn, von Toeppen nnr auasugjweise laitgetlieiltt sodaft sieh beide Sanunlnngan in dieser Hinnoht exsSnsen. An dar Herbsisehaffung des Matertsl« sind die preußischen Arohiye stark ba- theiligt: das Stadtarchiv zu Danzig liafiBtte 26 Nummern aus drei Stsdt- bfichem, 67 Nummern in losen Recessen und 11 Urkunden, das Thomer Axtbiw 87 Nommein ans Bd. IL der Bece&handachrifteo, 2 Urkunden, Elbing

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XritUcen und fiefemte.

b Nummern, dun SUiatsarchiv zu Königsberg 57 Nummern, also znsammen 1X18 TOS. 6SS8, mehr als der dritte Th«l des geeammten Bendee ist den prenEischen ArchiTsn entnommen. Den Inhalt des necran Bandes hat der Herausgeber in fdner hansen Einleitimg als die Zmt der Wiederherstidliuig des aristokFattschen Begimentes in Lübeck nnd in den flbtigen Hianaeseidten bezelohnet. PreoEen, in welchem die OrdensherrscTiaft jede democratische Bewegung von yomherein ausschloß, stand diesen Vorgangen als nnbe- theiligter Zuschauer gegenOl)er. Umgekelirt wirken die Verwickelungen mit Polen, der unglückliche Fel<lzug von 1414 :iuf flic BcHch-nni^en zur Hanse noch nicht ein, in welcher Dan7ig fpim- Sti-llnn^ iifVi-n Lübeck L< linuptet. Mehr als in früheren Bänth-n vi rsur}it in diesrr Z> it <lic Rcirlisgew&lt sich in die Angelegenheiten des haiisischen Bimdcs zu mischen, ab«r vergebens verlangt König Sigismund die Ausschlietfiing der Tcnetianer, mit denen er als Kdnig von Ungarn im Streite lag. Die Einrichtang dieser ersten Ab- theflong, welche in diesen Blättern bisher noch nicht besprochen wurde, hat den beiden anderen vom hansiseben Qeschichtsverein seit 1876 ver- dflfentlichten als Vorbild gedient nnd stimmt daher mit j<>nen genau übersin« nur hatte Eqppmann bei der geringeren Fülle des Stoffes nicht nöthig, dem Begest einen so großen Spielraum zu gewähren, als es seine Fortsetser von rlt'r 'Ropp nnil SrliiifVr thnn nin«!Sfn. T^h' i^r?tf^ Altthrilnnt; der Hanse- recesse soll bekanntlich bis 1430 rei'Mn ii, wozu wuiil noch zvvc i w eitere Biunlt" erforderlich »ein werden: möge der um die Geschichte der Hansa, Hamburgs und des ganzen europäischen Nordens hochverdiente Herausgeber inmitten seiner amtlichen Geschifte und anderweitigen wissenschaftlichen Arbeiten snr YoUeadnng dieser beiden SchlnfibSade recht bald die nöthige MoBe flnden» M. P.

,^atailteitfan(( und Sdi^erterflang." S^icber au<> l'cutfdict t^otj^eit mx graiti

il^ividi. l'oiluifl. 9.JlerIafl iH>n Ünil ^Hcifiiia. IHs*). 1H8 3.

Es mag ja franz pnt sein, wenn man nicht zu tb ii scluK llen Pwten gehört, und wir wollen'« einem Dichter gern verzeilit-n, wenn er ni<lit all- jährlich das übliche Bllchlein auf den Weihnachtstisch liefert Allein es hann doch vorkommen, dal aneh unter dem Gegenteil Schriftsteller and Pabliknm ra leiden haben! In der That, eine lkst aUsn sehwei^pame Muse ist die von Trans Hirsch, ünd doch hat sie nns, wie wir eben von nenem erfithren haben, and hollentUeh bald wieder wahren werden f so manohea Schfine zu sagen.

DaB Franz Hirsch ein wahrer Poet sei, wußten wir freilieh llagst. Die eingestreaten Lieder in seinem vor 8 Jahren erschienenen I^nm

VaguitonaaDg und SehwerterUaag.

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„Aeoncben von Tharau'' enthalten PerUn kö.sUirlist^ r Poesie, wnd fUr JSn- geweDite gab ea da auch noch tsine« vor mehr alä 20 Jahren erschienenen Liedercyklos „Vagantenlieder": Aber, da« eine war lange her und das andre war nicht gt-nug. Indessen wir mußten warten und erst jetzt hat der Uehtar uia »«hr gebracht: Ueder luif Bentaeher Yon^, die er witor oligMi Titel iQMHitnengefaftt b«t Sie mnülQm in swet Oruppen. Votaa fahctt die ^Vegentenlieder'*. Bald in remer Liedfetm, bald in mehr beUeden- MtjgfB Charakter gehalteiii behaaddn ne ja^ eie lagens an bcftm •dlial^ waa aie behandehi, and j^rhlinmgaveranoh" nennt ea der Dichter. „Dee Weibea eOBer Angentroat, Ein guter Tropfen kellerbemoost, Ein Lied, von Lebenslust durchwAnati Ein Leid, das unsre Seele härmt, Der Hoffnung Schein, der dtis Haupt verklärti Das Sehnfn dor LiVb, die am Hcr/.cn zehrti Der Minne Wonnen in TJebfhens Arm, Dep Scheidens und Äleidcns bitt'rer Harm, Auf Schmetterlingsflügeln die Lande sclm, Mit leuchtenden Augen durch*s Leben gehn, In allem Sein die GotÜieit ersohaneo Und ein Teil davon im Heraen der Frauen, Ein Ctamllde der Welt im Ueinaten Bavm, Viel Wahrheit und ein wenig Tranm, Davon in Worten ein warmer Bericht, So etwaa nennt man ein Gedieht!** BeiUUifig bemerkt: die letzten vier Yerae wol die poeeievollste und tnflkndste Definition von Gedieht, die mir vorgekommen!

Wenn es die Stimmung ist, die den Dichter ausmacht, dann stehen im(^ Lieder sehr hoch. Die meisten sind in dieser Hinsicht so vortrefflich, daß sie zum komponieren wie pjesrhaffen erschein«'n: einige anch im Ton 80 glücklich, daß sie für mitte'nltfrhVIio Wfipcn flehen könnten. So dftfl «chöne Tagelied „Ich hört ein \\Viii, n," mit dem mnigen Schluß:

„Sü grüß' dii Ii, der die Liebe ist, So grüß' dich Gott zu dieser Frist! Ea weht ein frischer Moi^enwind, Gott aei nna gnldig, aAllea Kind!" dl« Tolksthflmfiohe ^Mid^hena Sefanaoeht**:

nVeihtiehen iat der grfine Waid Hein Herne thnt mir weh Daa thnt mir an der Winter kalt Daan der wette Behnee .

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162

Kritiken und Referate.

Aber »ooh von den andern haben viele gaoa den aoUieliteii «r< wOchsigen Klang, olma deo wir uns die Poesto eme« fahreodea StagsrÜniais nieht denken können. Daneben liegt bei sumeben ein eigenaitiger Beis In. dem kalb gdebrten, beste wfirden wir aagen «kademiaebeii ToA, den der fahrende Scholar anzustimmen weift. Als Omndton für die meisten Lieder darf ein gesunder Humor bezeichnet werden, und alle sind sie diun^welit von einem frischen Hancli jiinf::;:-kräftippn Wesrns. der in unserer nnge- kränkcltt n Z^it (es acheiut, dafi wir allmälig ein wenig herauakonunen) swiofach wohl thut,

„Wer einmal wahrhaft jung gewesen,

Wird nimmer alt. Die Jahre, die

leb habe, haben nudi nidki. Siek,

Ben Wahlipnieh hab* ich mir «rleaent" Wir woUen's dem Dichter genie glanbeni daA er sa den OlflcUiohen gehört!

Oani anden im Charakter, aber bie auf wenige als addie gewollte Ansnahinen, auch vom Geiste echt* r und starker poetischer Empfindung geboren sind die Gedichte dee zweiten Teils: „Von der Ostmark**, die der Diebtor .,AltprMißisohp StimmungsbiMfr" nennt und unserem Landsmann Ernst Wiehert zugeeignet )uit Aber hier tritt noch pinp<? dazu: eine treue Anhünglielikoit an die llciinatli. »-ine innige Liebe zu Altpreußons Wäldern und St'CM'u und dem uralt lieüigen Mttsr, daa an die weißen Dünen brandet. Und jeder liier in der Ostmark, dem es schon einmal gelang

„Sich in das lieUiehe Oesidit Der Heimath su vertiefen ** der wird mit dem Dichter sn empfinden vecstehn. Doppelt gern wird er dann sieh lurflckf&hren lassen in jene Zeiten der ersten Besiedeinng AltpveitBens dnveb den deutschen Orden, welche diese Gedichte in einer Beihe farbenpräch- tigsr und 'n ee}) sei voller Bilder wiederspiegeln sollen. Gerade hier steht überdies Franz Hirsch ott eine Kraft des Ausdrueks und ein Wuhllaut der Sprache zu Gebote, dftC wenn man durchaus rtwas haben will, auszusetzen mau fast geneigt ist, zu sagen: Die Form stehe hier bisweilen über dem Inhalt. Aber ^Die Grflndung Thorn's'*, ..Der Ritt zum Meere", „In der Wilduiii und manche andern ~ das sind Balladen voll Mark uud Nach- drw^, im Inhalt sowoU wie in der Fenn. Und auch sonst, > wo man das Blldilein an^Mshlägt, da begegnet man maanballsr Oesiannng, warmem Qef&hl, hershaftem Humor und manchem kriftigen PoetenwörClein dar swisehen. Ans allem aber spridkt sogleich das Gemfith eines Diehtevs, der aioh mit freudigem Stolse aneh in der Reichshauptstadt erinnert, ein Alt- inetiBe in sein. An Altprenftea ist es, sich ihm daftr dankbar su beweisen.

uiym^ed by GoOglc

Am Ur-QoeU.

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Am Cr>QMlL Uaa^tmOM für VoUcakonaa. Unter IfüwIrlniDg der bo- wHirtoii Facbmiamer L. Freytag, K. Ed. HMse. F. Höft n. A.

Henraegeber und ventatwortlidier Bedactenr F. 8. Krause in Wien. IHgnntiiQiiMr H. Oartten» in Dfthrenwniih bei Lnnden (Schleewig-Holatoin). Baaid L der neoen Folge. ~ Freie fxo Jahr 4 Ibrlc.

Einige wahrhaft« Freunde des Volksthnms und volksthümlicher Ueber- Heferungen. in innigstor Berührung mit dem Volke stf4ienf1e SchullfhnT, pründeten 1881 nnkir «Ittn Titpl ^Am Urdsbrunnen'* eine Zeitschrift für Volkskunde, die sich bald uait und fem viele Freunde erwarb und eine Fandgrabe fUr Nachrichten über Yolkathum wurde. Da der Titel der Äjit- sohrift jedoch oft befremdete, eo wurde er mit dem Begtime des I*afeiideii Beadee nach einem Auaq^nudie des Qr. Ftiedr. 8. Emnse: ^Dm Volkstbum iBt die Urquelle aller Kenntuieee Ober ein Volki dae VolksUinm iat aber «och der Völker Jungbrunnen» der ne jung erbllt, der sie, wenn ihnen üot«Rgaag droht, Teqflngen kamk** in den oben itehenden abgeiadert, dem ab Motto die Worte f,Das "Volkethum ist i\rr "Völker Jungbrunnen'^ hinzu- ^Agt sind. Gleichzeitig übernahm auch Dr. Krauss in Wien die Redaction. Die vorliegenden 8 Heflchen diosf-s 1. Bundes der m-uen Fol^v enthalten ein wirklich reiches Material, nicht nur aus deutsrhpn, sondrni aufh aus sUvischen Gebieten. Für Ostpreußen sind am wiehtigsteu die I:i* itra<:;c von H. Frisch hier „Ost preußischer Volksglaube uud Brauch. Braut^liait und Hochzeit" (53 Kammern) „Volksglauben (Aua Ostpreußen). L Kindheit." (Udler 18 Kummeni) und von J. Sembrayeki ifVolkamedtain.'* (Aua OMpvenleii, beeonders Litaueu.X S7 Nummern. Dann finden wir „Ftalaachts- Wloche ans Schleewig'Holalein**, einen intereaaanten Artikel Uber „Die Haut (dia Fell, den Bast) ▼eraaufeu", bemerkenswerUie Mittheilungea Uber «Die Ajsoreu im Kaukasus", ..nudareolieder aus Bosnien und dem Herzogsland" (1 <■. Herzegowina) mit slaviscbem und deutaebem Teat, ^Begräbnißgebräuche bei den Ditmars^'n" von IT. Carstens u. s. w. Jedes Heft srhlirCpn Icleinoff Notizen und MittheiluiiK»»n vom Büchcrtiach. Untfr d<-n letzteren btjfindet tsirh im 8. lieft eine sehr günstige Kt cension dt r auch in der riAltpr. Msohr/' (XXVL pg. 170) besprochenf-n Wiirscliaxu'r fthnof^raphischwn Zeitschrift „Wisia"^. heißt hier: „Beim bloßen Dur<-.hbliittem der

praohtTollen, an durdhgeheods ansgeaeichaeten Arbeiten ftberreichen Wisla lacht einem das Hen vor Vergnügen. Dieae stattludie Ansahl gewiegter loiaeher und Sammler ans Koiberg*s Schule, mit Kartowioa als dsm Isiter und Lenker, eraffnen der slaviaohen Volkskunde eine glinsenda Zu- kunft. — Die Wisla vereinigt in sich die VorsOgo von Oaidos* lUlusine, 84biUot*s Bevue des tiad. pop. und Fitr^'s Axuhivio.**

' J. Ssmbrsyoki.

IM

Kritiken und Eeferate.

WM Tarn ScKSongntlidt. l-ia t^if. tm 188a 90. OU(. (V, SM;

nip 808 u. IV, 944 6. ) 5 m Wi« unllngat der eben vetstörbene Rektor Birtooh aeiiM nSkinaB in einer Oeoehiehte Tibifs von der llteeten Zeit bis 1819" snerai in ^er tilsiter Zeitims TeröfFentlicht und dann in Buchform hat erscheinen lassen (Tilsit bei Reyläader und Sohn, 1888, 168 S. B".)- liAt ein anderer Tilsit^r das obige Werk, welche« sachlich als die Furtst-tznn^if des rnric^en t\\ bptra''lit*''n ist, seinen Mitbürgern ebt'ntalls zuerst stückweise in einer dortigen 'ieitung vorf^eleg^t,. Daß sich das Bodürfriiß lieraus-^estellt Imt die beiden Solirift^n in eine mehr D«n*»r versprechende Form zu bringen, ist wol ein deutlicher Beweis für die Anerkennung und Zustimmung, welche sie hei denjenigen, ftlr die sie «oniebst best&nint waren, geflmden baliaii. Aber beide Derstolfaiiigw te Oesehielite der sweitgrOtten Stadt Oatpfenfiens sind, so will es nne soheiiMn» nicbt gans nnwürdig, daA anob die ÄnlmeriEsamkeit der flbrigen Einwohner der Provins «nf sie gelenkt werde, wenngleieli beide Verfasser nieht entfernt daran gedacht haben mit ihren Arbeiten wissenschaftliche Zwedw sn ver- folgen. — Der Verfasser des großem, in der Uebersohrifl genannten Bnchee schildert in dem ersten Theile („Tilsit seit dem grroßen Kriege**, 224 S. mit einem Plane der Stadt und 8 Illustrationen) die äußere Entwickelung der Htadt seit den Befreiungskriegen, so jedoch, daß er daran zugleich aach vieles über die innere Entwirkehmg anknüpft. So behandelt er bei den Kirchen auch das Kirchenwesen, bei städtischen Bauten viele Zweige der Stadtverwaltung und Stadtverfassnng, bei den HospitBleni die Kranken- nnd Armenpflege, bei den mililirisoben Banten die Ganlsonveiliiltmase» die geselligen Vereine bd den Ükt ihre Zwecke «rriehteten Geb&nden o. s. w. Di« beiden anderen Tbeile bringen das nTilsiter Leben seit den Freiheit»* kriegen** rar DexstsUnng» tmd swar der sweite ^XI6 S.) bis 1848 nnd der dritte (244 P in dem folgendem Jahrzehend, so daß noch ein vierter Band aussteht. Wahrend das /weite Bündchen den Leiden der Franzosenzeit (unter Benutzung der recbt interessanten Aiifzeichnnngen zweier Mitlobonden), der Erhebun<r von 1813 und last zu drei Vierteln den Jabren Friedensxeit 1816 bis iB4Ö' gewidmet ist, füllt in dem dritten die Schilderung des politischen Lebens, welches damals gerade auch in Tilsit ziemlich hoho Wellen geschlagen hat^ weit mehr als die Hilfte; doch können wir hier mit dem Wnnaohe nicht inrfiekhalten, dal der YerfiMser das ollenbare Zuviel, welohes sieh nnter dem Strich einer politischen tCsgeeseitung hin- nehmen und gans wol leeen liftt, bei der Umfonnnng in ein Buch etwas gemildert und gemUigt hitteii üflbrig«DS würde das gaaie Baeh ancih dadurch nicht wenig gewonnen haben, wenn der Verfasser bei deraelben Gelegenheit auf eine durchgreifende Aenderung von Anlage und Form etwas mehr gesehen hätte, als vielleioht geschehen srän mag: eine und dieeelbe

m

Ans Tilsits Vm^sagetihttt

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Person, eine nnri diMclIip Sarlip wird doch gar zn liänfig an ver^chieflen'^n Stellen behandelt, w-^zu not h kommt, daß bei den Wiederholungen in rier Hoirid mehr oder weniger reii he Ergänsnmjyen boiprebnirVit werden, oft aber auch nirlit bloß diese, sondern Verbessenuigen fnilierpr Irrthümer. die selbst jetzt an den eisten Stellen unbeanstandet stehen geblieben bind. Bei neuen Aul iagt?n, auf deren BedOrfniß wir mit Bestimmtheit rechnen zu dürfen glauben, wird dieser IMMbtand vor allsm snBnuneirseii sein, wfthrend den Lessni der vcnrliegen- der Oebxancli der den einaelneo Bänden beigegebenea VenBuchnisse •dir dringend ansnntthen ist Wenn anch Tielleieht ftmer stehende Leser menisn ktanten, dsft der Verfasser hftntBg in Enililiuig von Einselnbeiten Qod mit Nennung yon Fersönliehkeiten des Guten mt viel gethan bitten » möchten wir doch daranf anfmerhsam machen, daß an ein sonftchst lllr die Bewohner eines einzelnen Ortes bestimmtes Bnch immerhin ein anderer Maßstab angelegt werden darf als an ein allgemeinere Zwecke verfolgendes Werk, da später lebende Geachlecliter, später lebende Familienmitglieder sich oft gerade durch derartif^e Einzolnotizen r.n Dank vrrpfliclitct fühlen können. Jedoch aiu Ii an solchen Angaben, die für die besondere Ortsge- schichte von unbestreitbarer Wichtigkeit sind, bieten die drei Bilndchen einen sehr großen Reichthnm. Der Wunsch für das tle.ßige und lelirreiclie Buch, mit welchem wir dieso Zeilen schlitt'on möchten, ist ein doppeltor: viele Leser und an anderen Orten tüchtige Nachahmer! K. Lohmeyer.

[Sonntagsblatt No. 60 d. Egeh. Hartg. Z. v. 16, Dec 1868.}

fncgmfmA ijolorys« Hardna Kwlfttk#wsklego i Wsfc pnes Dra. Zygmniita Celtehowshiego (Bettrag inr Lebensgeechichte des Hartin Kwiatkowslci z Rozyc, von Dr. Siegmnnd Celichowski). Sepantabdrack aus Band VI des ^Archiv für die Geschichte der Literatur und Bildung in Polen. ^ Verlag der Akademie der Wiseenschaften zu Krakau. 1890. 14 pg. gr H*^ Tn vorliegender Arbeit bietet Dr. Celichowski durch die Mittheihmg von 10 Briefen. Bestallungs- nnd Schnld-Urkunden fO ans dem Könip;^berp. Archiv, der zehnte ans demjenip;eii der Fürsten Czartorvi^ki zu Krakau^ eine willkommene Erfjänzung zu den kurzen Nachrichten über diesen p«ilEii8chen, lange Zeit um Hofe der Herzöge Albrecht und Albre« lit Friedrich *Q Königsberg aufhaltsam geweseneu Schrift«t*jller, welche sich auf pg. V •Uid VI der dem ebenfalls von Celichowski besorgten Neudruck zweier Wflikehen des Xwiatkowski (^Ksii^i^eciki rookosane o pocadwem wychowaniii 'listek'* 1564, und y^Wssystkiej liflanckiej snemi opisanie'* 1667; Krakau IttO) Toransgehenden Einleitimg beAnden. Darnach war K. nnehelioher Qdnirt und sein Name, wie es eoheint, nur ein angenommener seine

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Kriiiktiti uud Eeferate.

KftohlroiBiiMa werdMi mir unter dorn Moh ab luiMram Ifaxtin beige0eb«i arwihntea Nvntti „PlMhta*' «ufgfiAUvi erbidt 1565 die fett« Bowtatlmig da pohuaelMr Dolmatacher und Sekretir des Heriog Albradit gagao «ine jübrlitthe Besoldung von 60 Mark, lieh 1566 dem Hanoga 1000 Mark und 1508 noch 200 Mark dem Nachfolger desselben, der ihm 1573 sogar beraiis 2200 Mark wa achuldan bakennt, besaA 1577 ain von ihm „Quiatkowo^ genanntes Out ^in madiis nemoribns Insterborgensibus" und starb gegen Ende des Jahres 1585.

Nach Brief 1 befand sirh K. noch 1561, und zwar als Stipendiat Hcr/Ofjfs Albrechf, in Leipzig, von wo er auch die Voitp^^o 7a\ »einer polni- «chen Ueborsotzung der (vei'uiuiertciO ..Coni'cstsio Au^stanae tidei'' datiri hat. üeber die Dnickgesohichte diose.s Buches ist Dr. Celichowski noch im Unklaren. Der Druck detiselbuii hat bereits 155Ö zu Königsberg be- gonnen; nach einer im August dieaea Jahraa von Job. Aori&ber an den Hacxog g^richtaten Baachwarda Aber daa Bncb waian baraita 24 Bogen deaaelban gadrackt Ifainar Anaieht nach bat dar Haraog hierauf, um die Saoha ana dar Welt an aohaffbn, K. nach Ltäpäg gaadiiekt So arUirt aioh der anf frOhere yorginga aich benähende Berieht der TTmTeiait&t an den Henog vom 11> Angoat 1661 : ndaft Qwiatkowaki aioh nntenlandeu die Aagapnrgiache Confeasion ina polniacha gnam nnförmlich an fiberaetaeOf hätte sie schon berichtet, der Filrat h&tte auch bicranf befohlen den Druck ab'/uscbafFen, und den Drucker zur gebührenden StmiTe zu ziehen, ob nun gleich solches geschehen, habe Qwiatkowski doch den Buchdrucker dahin bewogen, daß er ihm die unvollständigen Expmplaria ^ust^dlen müssen, un<l obgleich die Acai^pmie ihm dieselben zu divulgiren verboten, so babe er dorh, Seinem Vorgebüü nach, zu Leipzig den Drurk vollaogtsn** (Arnold», Historie der Königsbergischen ünivei-sitat, II, pg. 540).

Ueber dai» Gut des K. giebt uns vielleicht einen Fingerzeig die Adels- matrikel Dr. Meckelburg's, wo ea heißt: „Kwiatkowaki, Polen, auf Eiaer- wagen und Qaiatkowen im Inatarburgischen." Sdum im J. 1888 habe kth in der „Al^r. Hachr.** anf pg. 844, Ann. 8, die Yerrnnthiing aoageqirochen, daft ndM Kwiatkowaki*B ihren Beaita Eiaerwagen vorübergehend nach eidi 80 (Kwiatkowo) nannten.^ Aach Dr. Odichowäki aprieht den Gedanken ana, dai K. daa erkaofta Out naeh aich benannt habe. Ueber ein Qnt oder Dorf Qttiatkowo fiadm aich weder im Innterbargüohen noch im Tapiaoadien irgend welche Nnchrichteo. Der groAe Waldbezirk Eiserwagen gehörte eigentlich zum Tapiaugchen, wurde aber auch öfters als aum Ineterborgi^hen gehörig bezeichnet, da, eben weil dort Wald war, die Grenzen beider Aemter nicht genau bestimmt wr^ron. Das eigentliche Gut Eiaerwagen, heute Gr. Eiserwagen, liat K. nicht besessen. 1553 erhielt ein Pusch 45 lluft-n zn 2 Diensten „zum Eyserwagen", 1556 Staninlaus Skorzewski und seine üt^mahiin Hedwig, eine geborene Pusch, 60 Hufen Wald, das heutige

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Pim^w^iiek do Ijcioryni Marcin» Kwiafckowskiego z H6ije. 157

Nagurreu unweit Eiserwagen (nicht Eiserwagen selbst, wie Ktjtrzyüski, 0 lodn. polsk. pg. 580) angiebt; 1573 ba<iitzt Nicolaae Raaschken (Busz* iMwski) Eiaerwagen und 1606 Alexander BaneehkeD* Aneh dn Petike er* kklt 1578 90 Hufen Wald in Eiaerwageii. FftUe also die Meckelborgteebe Hol» xiehtig ist aobade, daB wir die Quelle nickt keniieii, ava der er wäOifH» eo beeal meiner Aneioht nach K. entweder Klein-Eieerwai^ oder aber Daineran.

AnffiUIig ist in der Arbeit von Celidiowski, daft bei einimen Briefen die Angabe tkber den Aufbewahrnngsort iu( ht über oder unter dem Briefef aondem unter der Anrede sieht, s. B. „lUnstrissime princeps et domine observandissime! (Hersogl. BriefaxeluT. Pcden, Weltliche Große)", worauf der Text folgt» J. Sembrsycki.

leoeB^rf er, Prof» Dr* Adtlberly Dto Kirische Heiinttg ini Are Be« wokner« A* d* T<s SVxtaoliungen Sur deotschen Landes^ und Yoikskvnde im Anfttage der C^ntndkommisaion f&r wiaeensehafb» liehe Landeeknnde TOn Dealsehland hetani^gegeben von Dr. A.*K ir ek ' hoff, Professor der Erdkunde an der UniversitM Halle. & Bend, Heil 4. Stuttgart. J. EngeUiom. 1680. 8«. 140 8., 3 Tabellen n. 1 Kaita. Mk. 7 Ja

Die Heimathkunde AltpreuBens wie der meisten anderen Oaue Dentsdi*

landfl steht keineswegs auf der jenigen Höhe, welche ihr nach der Bedeututtgt die sie itlr die Wissenschaft wie fUr das Volksleben besitsst, zukommen sollte. Zwar liegt eine große Fülle werthvoller geschichtlicher und naturwissen- schaftlicher Einzflnrheiten vor, an denen Ostpreußen reicher ist als manche widere Provinz. Aber Arbeiten, welche den ana Rämmtlichen Wissens- gebieten vorliegenden Stoff tür eine bestimmte Landschaft zu^mmenfassen mid zu einem klaren Bilde g^est^lten. in Ritter's Sinne die Wecljselwirknngen TOD Natur- und Menschenleben für ein geiichlüssouüs Stück Erde darlegen, ssd die geschichtlichen and natürlichen Beziehungen dieses selben Landes m anderen nachwenen solche snsammenfassende Axteiien liegen aus 4«n ktrten Jahnehnten nur flir einen kleineren Theil des deutodien 7ater- laadei vor. Die von dem deutschen Oeognpkentag ernannte Oentrsl- konminrion Atr wiseenschaflJiohe Landeskunde ha* den heimathsknndliehen Foisoliungen einen neuen AnstoA gegeben* In der Beihe der von ihr her- ausgegebenen „Forschungen" ist abgesehen von Hahnes Abhandlung über D^ie Städte der norildeutschen Tiefebene in ihrer Beziehung znr Boden- t«taltung" und Borggreve's „Verbreitung und wirtli schaftliche Bedeutung dar wichtigeren Waldbanmarten innerhalb Dootsohlands" ~ die vorliegende

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Kritiken and Referaie.

dtG erste, eis oAtpreufliBclieA Gebiet 1)etx«ffeiide Atbett. Keine glllekliclMt« Walil könnt« getroffen wi rden. Nahem allseitig von Wasser tungebeo, durch Entstehung und "H' ^haffenheit ilirer Nntnr wie durch Beschäftigung und ITorkunft ihrer Bowolinor von den benarlibarten Landest lieilcn unter- srliit ilt'U, bildet dii- Kiirisrhe Nehrung eine kleine Welt für sirli, welche auf jeder Karte Europa« dtjiu Angti als ein Gesondert^»« c«iitg< f^» ntritt. Für die vergleichende Morpliologie der Erdoberfläche (Onkar Peöchers „vergleichende ErdkuDde"^) gilt sie als das wichtigste Urbild einer „Nehrung'', deren Be- seichimng ▼on Ostpreu£en (allerdiogs, wie Verf. S. 22 niclLweist, von der frischen Nehrung, der alten Nergia) ans aaf fthnliehe Gebilde aller Welt- theile abertragen wird; dem Yolkswirth ist sie merkwQrdig durch den anf ihr sich abspielenden Kampf menschliche Gleddnngeii gegen den an- drängenden Flugsand, dem Sprachfoi^cher durch dir- letzten Ueberhleibeet eines nirgends sonst im dentsohen Beiche vertretenen Volksstammes der Letten.

Die Rfliandlung des (tegensf andt-s ist h()rlist eiiip;tdu'nd und (soweit der heutige Stand der Wissensolinlt f^estattet) erächopleud. Die ältere und neuere Literatur ist iu großer Vollständigkeit benutzt, gar manche ein- sclilagende, leicht zu übersehende Schriftstelle citirt. Daneben sind viel- fach Urkondoi, hsndsohrifilicke nnd mflndliche Qnellw benntst, und dnrch die Ergebnisse persönlicher Ansehaaimg ergänxt, bdebt nnd eriintert Das Werk ist somit keineswegs eine blofte Gompilation, sondern anf jeder Seite begegnen wir Beobaehtnngen oder kritisidien Bemerkangen des Ver&sseni. Freilich konnte es setbet bei solcher Fülle eigener Zuthaton dem Verfasser nicht gelingen, alle Seit^ der Angabe völlig gleichmäßig zu behandehii weil eben zur Beantwortung mancher ilim ferner Ii< gender Fragen gar zu spärlicher Stoff vorlag. Aber solrh j^loichuiäßi^e I)iir>^fellnn^ dnrfte auch billigerweise gar nicht erwartet werden; vielmolir ist es gerade ein Vorzug derartiger Znaamraenstellungen, dai> die Lücken unserer Kenntniß durch dieselbe klarer hervortreten, und Andere zu deren Ausfällong angeregt werden*

Der 1. Abschnitt, S. 7—90, behandelt Gestalt nnd geologische Bildongs- geschiehte der km'isehen Nehrung. Hier mnflte TorULufig selbstrsdend dis bekannte Darstellnng von Berendt in Gmnde gelegt werdMi, welche der Verfasser ohne im Uebrigen zu dessen Hypothesen Stellung zu nehmen durch Oitate nach Jachmann, Wutzke, Beerbohm, Voigt, Krause, Sdrsn Biörn, Passarge, Bock, Nanke, Hartknoch, Veit, Lissauer, Schumann und Jentzsrh ergänzt. Diese Namen sind hier letliglich deshalb erwähnt, um die in allen Absrlmitteu liervortrotende große VoUstüudigkeit der Citate nadi- zuweisen. Ein Citat nach Fuchs betr. eines Brunnens bei Kadienen iiatte indoß wegbleiben äolleu, da ea i'rühglaciale oder noch ältere Schichten bo-

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Die Kurische Nehrang und ihre Bewohner.

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tdSt und dehar aoldiei welche fUr Fnge nach der Bildung der Nehrung iiiofal in Betmdit kommen. Gegenüber 8ohnmann*e und Berendt*e Angnben von Sanknng des XAndee ist die Angebe von beaonderem Intereeie, dalK die ifidlidi von Oüge vor 80 Jahren vom Haff bedeckten Pfarrwieeen neuer- dings wieder zum Vorschein kommea. Dien stimmt sehr wohl mit den vnr- üegcoden Pegelbeobaclitungen überein» aus welchen nachzuweisen ist, daß die frühere Senkung im letzten halben Jahrhundert sich nicht fortgesetzt hat.

Der "2 Absrhriitt, S. 2f)— fifJ bctrifTt die Geschichto der Nehrung von der in der zweitön Hälfte des 1:1 Juhrliiindorts verlaLUen Hvlilndiachen Rdmciironik an bis auf unsere Tage. Außer der Literatur sind an hand- schriJtlicheu Quellen der Visitations-Abschied der Vogtey Schaeken 1569, das fieständnißbuch des Hauptamts Schaaken, die Hemeler Uausbiiclier sad Kirchenbücher von Knnien, Sarkan und Sehwarxort benutzt. Nächst der Oeschiehte der Kehmng im Allgemeinen wird diejenige der einseinen OrtMlialken: Crans, Sarkan, Lattenwalde, Knnsen, Bossitteni Frsden, Pül- koppen, Nidden, Karwaiten, Negeln« Sehwaraort und Sandkmg behandelt ZiUreiehe Sriliehe Benennungen werden in diesem und anderen Abschnitten ■owie in einem beeonderan, sUe Lokalnamen der kniisohen Nehrung und des kurischen Huffii aufzählenden Anhang sprachlich verglichen, soweit mdglich abgeleitet und nöthigenfalls richtig gestellt. Eine Karte im Maaß- Stabe 1 : 300000 gewährt einen sehr klaren Ueberblick. Sehr treffend be* merkt Verfasser gelegentlich, daß in Bezug auf die Schreibuelso der Orts- namen die soust so werthvoHen (leneralstabskarten Ostpreußens vieltack ungenau sind. Dieser Vorwurf tritl't bekanntlich auch tVir andere Theile fies deutschen Keicheiä zu, kauu aber sicher nicht eiueu Tadel gegen die ixiirbeiter der Generalstabskarten liefj;rilnden, von welchen man weder phüologisciie Facbkeuuliiisse noch zuitraubeude kritische Untersuchungen anvaiten wird. Wie lebhaft indeß der gleiche Vorwurf in den Kreisen isatecher Geographen empfunden wird, zeigt die neuerliche Ausschreibnug eines Preises von 400 Mark für die beste der bis 1. Mai 1890 einsuliefexndea Arbeiten aar Berichtigung der Namen auf den Generalstabekarten des denlaehen Bciehes.*)

Der CSironik sind, soweit mfigUch, statistische Zahlen und TabeUen beigefügt, aus welchen die Zahl der Einwüiiner, Feuerstellen, Gebäude, Staatsangehörigkeit, Religion, Alter, Schulbildung, persönliche Gebrechen, SterbUchkeit und Todesursachen der Einwohner, Größe der bebauten Flächen, Höhe der Grund-, Gebäude-, Gewerbe--. Klassen- und Einkommensteuer hc-rvurgehen. Der wichtigste Vurgang in der Geschichte der Dörfer ist überall der Kampf gegen die Dünen, das Verschwinden des Wahles und

*) Verhaudi. d. 8. deutschen Qeographeutages. Berlin idöd. S. 74.

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Kritiken und Referate

die ttUmfthlich« Wiedetnnfiofstnng. Diese Verhilbiisw werden im 3, Ab- Bchnittef S. 67-^, «uneiat nach Berendt, geecbildert, des Verfahieik bei

I i Aufforstung narh „Die 10. Versammlnng des preufliiohen Vmatwn&Muf*. Zu Dfinenbanswecken sind aufgewendet

in den Jahxen 1027-46 90000 Mark 1846-56 f>fiono 1857-ßl 18 UN) 1865-82 441 5?74

1837-82 676374 Mark.

£in Anaatz von Vorland auf der Haffae&te entBtebt kOnstliob dnrob Baggereehlamm bei Schwaraort» auf natftriidwn We^e bei Nidden.

Der 4. Abschnitt, S. 82—93, bebandelt die prähistorische ArchAolQgie nach gedruckten und Iiandschriftlichen Berichten Dr. O. Tischler's. Die paläolithische Zeit konnte, wie Penck 1884 nachwies;, hier keine menschlichen Spuren hinterlnssen. Um so reicher ist die neoüthisrhe Zeit an Resten, für welche die kurische Nehrunpf eines der wirlitit^steu Fundgebieto geworden ist. Di(> Broncezeit Imt mir ^unz spärliche Reste geliefert; dagegen massen- hafte die jüngste heidrüsche Zeit.

Aul Hein eigenstes Forschungsgebiet begiebt sich Verfaäser im 5. Ab- schnitt, S. 96—119, in welchem die eingeborene NebrongaibevOQnrai^ auf ihre Familiensprache hin nnteraacht« wird. Letatoce ist gegenwSrtig ana- •chlieBlioh deataeh in Boeaitteii nnd Nenknnxen, lettisch in Nidden, Frei], Perwelk; einielne Lettenfamiliein neben Itberwiegenden Denteehen wohnen in Sarkan nnd Pillki^pen, Letten und Littaner in Sohwarzort. Auch die Letten sprechen neben ihrer Muttersprache meist gut Hochdeutsch oder Platt. Schon im 16. Jahrhundert war die Bevölkemner sprachlich gemischt. Von 126 aus dieser Zeit aufgeführten Familiennfimen erklärt Verfasser 29 für zweifelhaften Ursprungs, 39 b<»zw. 45 für deutsch und 52 bezw. 58 fttr un- deutsch. Unter letzteren sind 10 11 Httauisch. G lettisch, 4 5 preußisch, 80—34 unbestimmt littauisch-lettiseh, und 2 polnisch [bezw. möglicherweise iemaitisch]. YerfiMser venmschlagt tideS daa letfisohe ESemeni im 18, Jahr- hundert stlarker, ab ea nach dieser mehr anfälligen Namenreihe eraoheinen könnte.

Die Letten der knriadien Nehxnng nennen sieh aelbat Knneaedd oder Knisineeki „Lente ans äena Karenlande" und ihre Sprache Kursineeku walohda, f,kun8che Sprache**, während ihre Landsleute in Kur- und LiThuad dafür jetzt Latweeschi, Latweeschu wahlohda, „Letten", „lettische Sprache" gebrauchen. Letztere Bezeichnung ist in Ktirland erst um 16^^ zur Herr- schnft gelangt. Die lettischen Bewohner der Nehrung sind mithin in der Hauptmasse schon vor jener Zeit eingewandert. Letten sind schon im

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Die Knriaofae Nefaniiig und ihn Bewolmar.

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16. JahrhnndpTt in nicht unbeträchtlicher Anzahl Ruf der kurischen Nehrung Qüd am samlandischen Nordstrand vorhanden gewesen. Die Kamen Groß- Ktthren und Gausnp sind lettisch. Aua dem Dialekt wird nachgewiesen, üti die Einwanderoiig nicht mu LivUnd erfolgte, sondern «i» Kurland» wciehsB lieh im 18. nnd 14 Jahrhundert efldwirts hie snr Mfindung der Hinge eratoeekte, waa hiatoriaoh bekundet iat und dnreh «ahlreiehe heutige Ottanamen hekrftftigt wird. Die Beeiedelnng erfolgte dnreh Fischer. Der Aordweatkurländieohe Dialekt findet eich heute nur nnf der afidlidien HBlfte der Nehrung und wird vom Verfasser auf die älteste lettische Einwanderung besogen. Der sfldwestkurländische Dialekt und die Schriftsprache sind &ber die ganze Nehrung vprhreitet und werden auf spätere Einwandorungen besonders des 15. und 16. Jahrhunderts zurückgeführt. Schon in früher Zeit war wohl die Bevölkernnf^ der Nehrung eine gemischte, was auch ans der Verschiedenartigkeit der von Kapfier und Bessel*Hagen untersuchten Schädel hervorgehen dürfte.

In einem fi. Ahschnitt, S. 110—131, wird das Wenige zngamnienge- stellt, was sich über die Bevölkerung iu somatischer Hiu.sicht, über ihre Oebriuchei Lieder und Härchen sagen läßt. Einige nach Photographien angefertigte Texthilder erläuteni dieaen ^eiL In Bezug auf den H«ush«a wird auf dieee Konataechr. XZIIL 681 Terwieaen. Die E^erbever- liiltaiBK, Fischerei, Landbau, Foretwirthschaft, Jagd, Handwerk, Handel lud Verkehr werden, aoweit mfiglieh, geachüderfe, und anm Sdilnft die Benisteingewinnung ans dem Knnschen Haff bei Sehwanort, welche seit ihren 90 Jahrs surückliegenden Anfängen sich zu einem weltberühmten Großbetriebe entwickelt hat. Wenn die Einwohnerzahl der kurischen Nehiung im Jahie: 18S80 im, 1848 i:i41. 18C1 UGO, 1867 1744, 1871 1970, 1885 2744 betmg. so geben diese Zahlen ein klares Bild von der hedeutenden Ein- wanderung, welche hier vorwifgeiid ans Littaiani stattgefunden hat. Seit 1820 hat sich Rossitten verdopjielt, Nidden verdreifacht , Sehwarzort mehr als verfiinffacht. Auch auf solch weltentlegener 8;ni l7,unge ver- schieben sich die Bovölkerungsschichten unaul uitUsam immer iiueller und schneller, und wenn wir den alten Zustand wenigstens iu seinen letzten Sporn durch Wort und Bild festhalten wollen, ep ist BSle ndthig. Es Yer- idiwinden nicht nnr die wilden und halbwildan Tdlkerechaften femer Welt* fegenden, deren fiigenüifimliehkeiten an aammaln nna Bastian nniHef, ■ottciani nicht minder die ESgenarten der auf dentsdiera Boden vereinten Stimme. Köge jeder desedben einen gleich liebevollen nnd enehöpfenden Bearbeiter finden! Jentssch.

Allpr. lUauHmthtm Bd. ZZm ttft 1 tu &

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Kritiken and fieferate.

Alterthums-Gesellscliait Prussia 1889.

Zur BarlehUflrunff I

Wir baben «n dt«ser Stdle einige BeriohtIgQiigeii naehintoigeii, die uns mit Besag anf die Berichte aber die beiden Yorlrige vom 19. Oet. XL 16. Nov. 1888 „Zar Knnkgeecbicbie Kdnigabergs» (Bd. XXVL Eft. 8/4. 8. 865 ff.) von Seiten des Vortragenden angegangen sind:

1. In dem Vortrag Aber den „Hof kantor S. F. Z.** (Sitcong Tom 19. October 188Q):

S. S65, muten: Nacb Königsberg als Privatmnsiker ftbexgededelt wurde er vom Hagiatrat ala Stadtmaaikns der Altatadt aageetellt. An der Löbeniebiachen Kirdie hat er nie ein Amt gehabt, auch niebt

an der Altetfidtischen Eärdhie. fi. 866, Zeile 1: An der Schloßkirche wurde er gleioh Kantor, und erhielt

später die Organis teostelle daio. ^Auerkonnungon von mili- tärischer Seito"^ habe ich nie erwähnt, da mir keine bekannt sind; dafür ist zu setzen: Empfehlnnpen von höchster Stelle (nämlich, des Prinseu von Preußen, späteren Königs Friedrich Wilhelm IL).

2. In dem V<ntrag Aber die Sdhne dea Hof kantor Z, (Sitanag vom 16. Novbr.):

8L 868, Z. 18: Die Worte „ala er Stadtmusikus in Königsberg wnrde^ oind zu streichen. Als er naeh Königsberg übersiedelte, war von seiner Vokatur zum Stadtmusikus noch gar keine Rede, nicht einmal ent- fernte Aussicht dazu. Z. 20: der jün;^ere Soliu Friedrich i»t nicht 17ft!>, sondern 1782 geboron. Z. i;{ vun unten: für Maier liea Moser. Z. 4 von untt-n lies Carl tur August.

S. 359, Z. 19: statt 17H<j lies 17812 (wi© oben). Z. 26: Die Worte ^nnch Ableiiituiig seiucT Dienstzeit" zn streichen, oder lieber dafür zu setzen: „nnchdeoi er den Abschied vom Militär schon früher erhalten^. dient beim Ifilitftr bat er nie.)

S. 860, Z. 6: statt „Dirigenten der Preiarichter" Uea „Voraitaender der Kommiaaion der Preiariobter". Z. 7: statt llnsikfest liee S&nger- «Bet - Z. 10: statt 1868 lies 18M. Z. 20: atatt „Die Familie dee» lies Der. Statt ,^wMrinspektor'' lies General •Landsobafts- Kendant. Z. 92 n. SS: „nenen** sa streudien, ebenso der folgende Sats, nnd daAr an lesen: betheiligte er sieh wieder an der Fort- setzung des von seinem Vater ins Leben gerufenen Streichquartett. (Dasselbe fanJ jetzt nur privatim als Krinschen atatt, es hat nie den Namen .^neues" oder überhaupt einen besonderen Namen geAhrt.) Z, IS von unten: tUr 1836 liee 188öC?).

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AltarthniM-G^tdlwhaft Pnistia 1889.

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Sltmg Tom 32. Pabnuur 1880« Dia Sitsnng wbSnei der Vorsitzende mit den Worten der Erinnerung au zwei heimgegangene Mitglieder der Ge- sellschaft, Stadtaltesten Medizinalrath Dr. W. Hensche und Oberlehrer Dr. Hoffmann an d»^r Landwirthschaft.sschule in Heiligenbeil. Hensche hat zu den Mitstiltern der Gosel Isfli ift im Jahre 1844 gehört und in ien Sitaungen nach Begründung der (jesellscliaft manchen Vortrag gehalten. Einer derselben ist nach melir als dreißig Jahren als ein kostbares Werk von dem Veri'at^r auf äeiue Kosten herausgegeben und au Beuörden, OtteÜBchaften ond Privatleate verschenkt worden : „Wappen und Siegel der Kfaigjtehen Haupte ond BMddensstadt Königsberg von Dr. W. HeneoHe. Mit drei KttpÜBrtefeln. Königsberg 1677.** Hietanf gd» Hesr Uiyor Beck- IwRn eine lokale Beeolireibang*) der Befeetigoi^^ KdnigBbergii vom Jalire 196S bw mm 17. Jahrhmideri. Herr PMfteeor Stieda referirte eodann fiber daa kOnlich etaehienene Book: Dit Enrieoke Heknmg und ilue Bewohner von Dr. Adalbert Bezaenk erger» Froftssor an der üni- versitit an KOnigaberg in Pr. Mit einer Karle und aekt TextiUnatrationeiL Stattgart. J. Engelhom 1889. 140 S. (Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, III. Bd. 4. Heft). Das Buch enthält eine ausführliche Be- schreibung der knrischen Nehrung, eine eingehende Geschichte der einzelnen Ortsrliatten und beschiiltigt sich außerdem mit den Bewohnern der Nelirnng und der Öpraflie derselben. Der Verfasser kommt zu dem bemerkeua- werthen Resultat, daß der große Theil der Bewohner Letten siud, daß heute die Familiensprache theila deutsch, tbeiU> lettisch, theik littauisich ist. Die Bewohner nennen sich „Kursineki", die Leute aus dem Knrenlande werden Koren genannt. Ana der kentigen lettiacken Spracke der Kuren iat an eeJüielani daß die prenBi6ok«B Letten aua SttdweBt-Knrland emgewandert liadi wabreckeittlicb nn 16. Jakrkondert Der Abkandlung ist «ne Karte dsr Kmiscben Nehrong baig^ken» auf welcker die alts PostafcraBe von Hmel nadi Cruia eingetragen ist. Deiaslke legte vor: Unser dentsoikea Land und Tolk, XL Band. Bilder ans den deutschen KüsteaHndera der Ostaeeküste. Bearbeitet von Johanne.s Biernatzki, Dr. L. Ernst, G. Linck, Dr. Carl Blasendorf und Dr. Bernhard Ohlert, Leipzig und Berlin 1886. Otto Spamer. Die zweite Abtheilung dieser Bücher: Von der Weichsel bis ZOT Hemel, bearbeitet von Dr. Bernhard Ohlert (S. 828- ö2B) bringt S. 438—484 eine S<:hildernnfi' der Stndt Königsberg. Auffallend i^f, daß die die Beschrei- bung begleitenden Bilder nicht dem jetzigen Königsberg, sondern dem alten Kiinigsberg angehören, .so ist eine fremdartige Ansicht des Schlosses S. 438 und eine Ansicht des Kant-Denkmais auf dem alten Kautpiatze in durck»

*) Wird in einem der nächsten Hefte zum Abdruck kommen. Der Beii^ der „Ostpr. Ztg.** iat entkalten in den BeiL an No. 78^ 86 nnd 108.

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164 Kritik«n noA B«fent6^

aus fremdartiger Umgebung (S. 46B) geliefert. Ebenso aaffallend ist, dafi VerrivstT di'Ti 1)t:'rühmten Naturforschor Karl Ernst v. Baer, Her .Tahre lang hier Protossor an der Universität war und von liier nach St. Peters- burg an dii' Konigl. Akademie der Wissensr hatten tiliersieilelt«, zu einem Zo(ilr>;^<Mi Wilhelm Beer macht, der freilich Konij^slKTf^ bald verließ xind nach Durpat übersiedelte. Diesem Literatnr-Beri»:ht schloß sich eine Mit- thc'Uung des llerm stud. theol. Steinwender über eine stadenttoeh-wissen- Bchaftlicb« Yerbindnng an« welche aieh nach ihfem Stiftangstage EapfuBnuA im Jahre 1831 benannte nnd bis mm Jahre 1833 bestand. Die bekannteren Mitglieder derselben und Clandina Bichelot als Tribonalsrath in Königs- berg und Oscar Leb mann als GymnasMldirektor in Harienwerd«r ver- storben. Diese Jfittheilnng gesebah aof Grand eines Tagebnehs» da« Hen Dr. Bappolt der Bibliothek der Gesollschafi geschenkt hatteb Zum Schlnfi der Sitzung erfolgte die Vorlage der Oosrhenke durch den Vorsitaeodsn Dr. Bujack. Es waren für die ]>nilu8tonsche Sammlung verehrt vom Herrn Lehrer Preuß in Pr. Eylau: Heste von Griiliorfunden der römischen Perindn aus Srlinftkeinon. Kreis Pr. Eylnn, znr Münz-Sainrahinj; von H»^rrn Arcliivar l>r Kohlmaiin hei seinem Fortgang aus König^herg ein I hi - groschenstiu K von Herzog Alhrecht vtini Jahre 1?S!^.'> und ein Ordtiusöchillmg, für die Sammlung vou Altei tliumeru aus dar Honaii>i>ancezeit eine trotz schädigenden Gebrauchs zirtulich gut erhaltene Eisenplatte mit bilülii^her Darstellung der Anbetung der heiUguu drei Könige, gcfimdea Wassergasse 38, geschenkt von Herrn Buchhftndler Gatseit, fttr die Sammlungen uns dem 19. Jahrhundert «ne Beiseahr in meningner Faesnng eines Stemomamemca von Herrn Assessor Kansow, sine Beihe von Gesellenbriefen ans der Schweis, den Oesterreicbischen Staaten, ans Norddentsehland, weldhs der Zimmergeselle Friedrich Brise, geb. 1797 sn JesaOf Kreis Fr. Eylan, anf seinen Wanderungen sich ausstellen lieE, geschenkt von Hecra Knnstgftrtner Sommermeyer in Dönho&tftdt.

[Ostpr. Z. V. 29. März 1889. Nr. 75.| Die Sitznng am 29. Märx eröffnete der Vorsitzondo mit Worten der Erinnerung an Icn hochseligen Kaiser Wilhelm I. Hierauf folgte ein Vor- trag, in welchein I rr Oberstlieutenant ürahe z. D. ,,Könip:sborg wahrend nnd nach der .Sehla* ht lifj Pr. Eylau" schilderte. In Kurzem wird von dieäem intüressanteu, wenn auch höchst traurigen Bilde unserer Stadt ein genauer Bericht erfolgen. Den Schlußvortrag bildete die Vorlesung eiues Anfsatses der Fran von Platen, geb. von Borgsdorff, anf Sophienwaldo: „Znr Gescbi<dite der xeichsgräflichen Familie von Sdilieben-Birkenlidd, nnd die Vorlage der in den Farben der Wappen von der Verfasserin aneg»> Alhrten Stammtafel, welche die Familie von Anfang des 16. bis snm Begnm des 19. Jahrhunderts daistellt. Der erste SeUiebeni weleher nadi Pcenlen

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Altartluinw-QeseUsoluift Pmna 1889.

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bun, war Besitzer der Güter lloheudorf und Rodeburg in Bachseu und erschien in dem Ordenslande beim Beginn das dreizehnjährigen Städtekriep^es ab Söldüerführer mit 557 Reisigen. Bald koimte ihm der Orden den nach dem Kontrakt zugesagten Sold nicht bezahlen, aber weiiiger, um sich aiu Pfittfi m nthmeo, als um den Ordeik t&eki m «nplindlieTien Yeiliiat leiden n lammt benoftektigte er eieli Alleniiteiiie trots doe Wider^»radui der Prir leten oiid evtrn^ mit UnenchxoekeiilMit den pipetlielieii Bumfloohf Ins der Ofden m semem eigenen Sdiaden ihn YuanlaEte, Allenetein su rftnmen mid Pr. ESylen sa beeatnen. Der geendite Söldnerftthrer wer aber nidit nur thlUg im «Banfen", wie es in damaliger Zeit hiefi, sondern melk in Unter» liandlungen, so im Jahre 14^4 in Livlandt eo im Jahre 1466 beim Absohlnß des Tbomer Friedens. In Ehren konnte er seinen ältesten Sohn Georg in Sachsen seine Güter übernehmen lassen und kehrte nicht als Verräther des Orloüs aus Preußen heim, wie es einige deatschf Soldner tlmten, die mit den Slavisrhen sich ihre Schuldfordernngen an den (Jrden durcli Aldretung von Marienburg un den Poleukönig bezaldt machten, sondern hlmh in Prenßen, indem er Schloß und Stadi Gerdauen, die Stadt Nordenburg, 14 Dörfer und eine Zahl von Gütern als Eutächädigiing für seine Forderungen annahm. Unter drei Hochmeistern, Ludwig von Erlichhausen, Heinrich Beufl von Plsaen, Heinricb von Biebtenberg bat er gedient und die letateren haboi ihm die Bdehnung nioht nar emeaert, sondani aucb den Beaits vargröBert. Der »weite Sohn Geot^ von Schlieben, der den groSen Beeits in Prenfien «atritl, wird der Stammvater der prenftisehen SobliebenSi er bat den Vor- aunen Dietrich nnd eeme Gemahlin ist Anna von Eolenbnrg ans dem Hanee Ptaasen. Er belebt die SAeuIarisation PrenBens; nachdem er unter dem Hochmeister Albrecht ^farsohall gewesen ist, wird er unter dem Herzog Älhrecht herzoglicher Rath und mit den Gütern belehnt. Nach seinen 6 Söhnen bilden sich sechs Linien, von denen die älteste, Birkenfeld, 1660 vom deutschen Kaiser Leojiold in den Beichsgrafen stand, die jüngste in Sanditten 1718 durch den preußisclien Kr.niL" Friedrich Wilhelm 1. in den erbliclien Grafeu.stand erhoben wird, wahrend die Nachkommen der Söhne Dietrichs von Schlieben in den Linien Truntlack, Dombrowken, Atlamsheide, Wandlark keine Standeserhuhuug erhalten. Im Jahre 1701 gab es in den genannten preußischen Linien 27 männliche Schliebens. Hatten sie im n. JahrhnAdsvi noch vieUaeh pohÜBche Kriegs- und Hiofdienste genommen, •0 sind sie im 16. Jahrhundert vorwiegend in preuliachen Heeren, in üensD. nchrere in Sdüachtan fielen, einer, Friedrich Carl Beiohsgraf von Schlieben- BfakenfUd, wurde Inhaber einee Infimterie-Begiments, machte glflddich alle FaUsl^ nnd Kriege Friedrichs des ChroBm mit, wurde bei Prag verwundet und erhielt den Orden ponr le miärits, ein jflngerer Bruder diente seit 1760 ud machte alle spftter unter der Begiemng des grcAen Königs folgende

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Kritiken und Heierate.

Sebhekten mit und orhitK ein Gmiaditr'BatailloB. Wwen iwübhen 179D1»ia 17G0 alleui 16 «nraehacue und Ittan flehliebena gertorbwt, mehran» m SeblMbteo, ao Utthte im Jahre 1801 nur die giifliohe Tarn» in Saaditten, die xeiebagrtfliehe in Birkenfeld stand auf iwai AngßOf tqh den ttbrigeBi ▼ier Limen wann drei anegeetorben und die yieite dem E^lttecben nalie, weil eie keine Aneakikt inf Deeoendens molur bieten konnte. Aach der letet» der Reichsfxrafen, CSarl Eustach Ahaavenia Adolf starb 23 jalirig im Jahre 1815 ohne Naebkommen, einen so schwer belasteten Grundt^esitz hintorlHs>:eQd, daß der von sechs Erben bevollmächtigte Hoffiskal ^egen Zahlnnt; des Erb- schattsstcmpf'ls protosfirte, weil es norh garnicht kon^tatirt sei, ob es über- haupt ein Krbsfliaftsolijekt gebe oder nicht. Erst naeh einem sechsjälirifijen Prozeß, welcher im Jahre 1831 endet, tritt Sophie von Burprsdorff allein von den sechs Erben iu den Besitz eines Theils der Schlieben - Birkeniv.ldscheii Güter, welche noch durch einige Güter der andern ausgestorbenen Linien vergrößert waren, nämlich in den von Pentlack und 1887 Öffnet sich noch einnud die aeit 1816 ▼tncshkieaeDe Pforte dee Grabgewfllbee der FamOien- gmft der Betcbegrafen Ton Sebtieben-Birkenleld in der Eircbe in Norden- böig auf Anordnung der Kdnis^cbea B^jierung, um noob einen Saig «nf- snnebmen nnd aicb Ar immer en aeblieBen, indem der Zugang vennanert wurde. Ea hatte nAmlich der Major von Wemedorff auf Tmntlaek der in die ScUiebenaobe Linie auf Tmntlaek gebeiratbet und damit dieeen Besitz erworben batte, die Erlaubniß erbeten, daß, wenn auch er an den Vätern versammelt würde, in dieser Schliebenschen Familieag^mft aaine Buhestätte finden dürfte. Dem alten, fast hundertjährigen Ve» femnen ans den Freiheitskriegen, über dessen Sarg noch die Ehrensalven ver}ia iltAii, ist sein Wunsf")i ert'nllt, wenn auch sein Sarg nur auf den Stafeo der Gruft einen Platz fand, da diese selbst mit Sargen ül)erfullt war.

(Ostpr. Z. V. ib. Apr. 18bi* No. 92.]

Sitzung am 12. April 1889. Major a D. Beckherrn beendet seinen am 18. Janoar begonnenen und am 22. Februar fortgeftihrten Vortrag über die alten Befeatigungen Königsbergs.

Darauf folgt ein Vortrag über die Reiobefreiberren Sobenck an Tautenburg in der Preufiiaeben Linie.

Der VorBÜsende, Profeaeor Dr. Bajaek, legt vor Verleenng eines Au&atsea der Frau von Platen geb. von Burgadorf auf Sopbienwalde die beraldiacbe und kflnetleriecbe Arbeit von derselben Hand, ein groAea Aquarell- gemälde vor. Auf demaelbea aiod nicht nur aRmmliobe .Wappen der Mit- glieder dar Linie der oatprenUachen Schenken von Boginn dea 16. Jabr^ hundert« an zum Stammbanm vereinigt, sondern haben auch sechs landschaft- liche Ansichten ihren Platas gefunden und zwar die in diesem Jahrhundert erbaute bei Doben gelegene Kapelle mit dem Schenk'schen Erbbegrfthnifiy

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Altwrthmai'GMellBohaft Pniada 1889.

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Stetnhof seit 1B63 im Familif nl .mtz und Doben (von 1520— IfioT und seit 1740 anrh der Familie gehörig j mit den beiden alten Wnimhäusem Partsrh, PüTtÄcIiwoUa und die Kirche von 8ch\vaiy..stein, wo Partsch eingepfarrt ist. Schon vor 11 Jahren Mai 1878 (SitztmgBberichte der Altorthomsgesellschaft FraHiB Nomiber 1877/78 p. 47- 54) hatte der TonttaendA einen Tortveg gehaHeD) in welehem er »nf die reidie Oeecliiclite der genaimteii Teioha- fieflienlieben Eamilie in Tbftringen, in den Niederlanden, in OetinpeuBen nnd Schweden bingewieaen batte, eowohl auf die Bedebnngen der TbOrtngiaehen Sebenken na den Thflringiadieo Landgrafen nnd tftobaiaoben Henögflm als auch auf diejenig|en der niederllndiacben Sehenken an dem Kaiser Oavl Y. Um so erwflnaebter muDte den Mitgliedern ein eingehendes Detail über die Oeaebiehte der ostpreußischen Sobenken sein, znmal Stammbaum in einer ao künstlerischen Ansfähning nnd die historiacbe Kt Uiutoning in so intwessirender Woiso von derselben Hand geliefert war nnd dieselbe anrh von den nach Scbweden ansgewamlerton Schenken wie Über die OStpreufiiaobe linie ans Familien-Papieren ni'iip Daten bmohte.

Der Ahnherr der preußischen Scheuken Imt nicht als Söldner, dessen Soldanspruche durch Landbesitz in Preußen ent-sfhädigt wurden, sich in mwerer Provinz niedergelassen, sondern nachdem er als Ordensbruder unter den drei letzen Hochmeisieni Hana von Tieffen, Friedrieb Heraog an Sachsen nnd Albraeht Markgraf an Biandenbnrg gedient, ist et wie der Hoehmeirter 1505 sQBi Protestaatianraa 6bergetreten, wurde benoglieber Rath« nachdem er vorher Amtahanptmann von Angerbnrg gewesen war, nnd wurde 1699 aül Doben am Maner-See, Sehtttaendorf nnd Sperlingaboff belehnt Seine Oeaiablin war Anna Freün von Enlenborg^Prasseo. In den ftnf folgenden Oventionen iak immer je ein Schenk Amtshauptmann gewesen und zwar IQ Pr. Mark, zu Söhesten, zu Soldau und Neidenburg, bisher immer in direeter Linie der Sohn auf den Vater folgend. Wolfgang, der Amtshaupt- numn von Soldau und Neidenburg, Besitzer von Doben, starb lfi4i> kinder- los, aber sein Neffe der Vater des letzteren war lfi57 zu Engelat^in von ifn Tartaren in Stücke gehauen worden wurde Verweser in Lotzen und fl-enso der Sohn des Verwesers von Lotzen, Gottfried, trat in dasselbe Amt. Im B<:'sitz des ältesten Familienguts Steinhdf, konnte er 1740 Dobcu wieder xorurkk unten. Der ältere Sohn desselben, i'abian, welcher der Urgroßvater der noch jetzt blühenden Linie ist, studirte, sein jüngerer Brader fiel im riebenj&hrigen Kriege nnd in den folgenden Oeoerationen traten die Schenken m das preuSiadie Heer. Aber die Tfaätigkeit der preuiUaehen Schenken iei aidit allein eine auf die preoftiaebe Heimath beaehrilnkte geweeen. Der AmtahanpCmann von Fr. Mark war Gesandte des prenßiaohen Heraoga an aadoien flftfen, sein Bruder Gbriatoph wnrde aohwediacher Kriegsrath nnd Ohcat, ftrsUieher Balb dea Henogs Carl, beirathete die Nichte der ver^

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Kritiken and Eei'etut«.

-mttwfltain OcarnUin Gustav Wmm, dM Mhwedi8cih«n ' KAnieB» aber inilr aemem jfingeren Sohn, der achwedieoher Kammerharr wurde und daa Indi- genat ala Beichafraiherr in Sehwedan erhielt, starb diese Liide 1686 ana,

nachdem der Vat» r I i loni Bt'sm li seiner Vervi'ftndfcen in Preuien aar Hoohzeit seines Meifen schon 1597 in Preussen am Fleekent3rphu8 gestorben war. "Wtilfgftnjr , Amtslmuptniann von Neidenbnrp; iin<l SoMau. welcher kinderlos war uud dessen Wittwe Dol)en verkauft hatte, liess seine Pnrade- rüstung nicht ohne Gniud in der Kirclu' von Rastenbarg aufhängt:)», wo eiü uü< Ii jeder, der die schöne Kirche mit Auiniffi kaaiukeit betrachtet, wahr- uiuiuitj denn nach absolvirten Studien aaf der Kön^berger Universität, war er in boUindiscbe Dienste getreten und batte nnter dem Ptusen von Oranien gegen die Spanier gefi>cbten, eine Zeit lang war er aneb anierhalb Boropaa Kommandant von Pemambaoo. Bei seiner BfleUtebr wurde er poinisoher Obent vnd KammeibeR, aland in Gnaden bei Kdnig nasfinlr, aber auch nachher beim grofien Kurf&nten. Der Enkel des von den Tar- tareu in Stücken gehaaenen Besitzers von Steinliof and gleiehxeitig der Sohn des Verwesers von Lotzen, Gottfried, hatte, ehe er in dieses Amt ein« trat, bpi den Hessischen Truppen in Brabant gedient.

Bei dieser Neip^mg der ostpreußisrlion Schenken in früheren Jahr- hunderten ins Ausland zu ^olicn, ist es iiutlalleiid, dass ihre Erl)ansprtiche auf die iichwedischüu Berg- und Eistjuwerke der durt einheimisch gewordenen Sebenken, als disselbea 1G86 aosstarben, und auf die tbflringischen Schlösser Tautenburg und Prieinita, als die dortige Linie, von der die preoluobe abstammt, 1640 aosstaib, Ton den Landesherren keine Berfteksiditigung fanden. Bei Znten waren dasn Sobritte getban, bereits sobon von dem eobwedisoben Kriegsrath und Oberst, welcber bei eeiaem Besnob in PzeuAen dem Fleckentyphus 1697 erlag, ebenso noch von einem seiner Neffen, Wü- belm, 1617, dem Vater des beim Tartnren-Eint'all so entsetzlich umgebraohteo Erbherm von Stoinhof. Auch der 1L!1& verstorbene Wolfgan^^ soll seine Lehnsansprüche aiit Tautonbiirg in Thüringen geltend gemacht haben. 17 Jahre nach dem Aussterben der thüringischen Linie stand die preußische Linie auch nun auf duu bijidun Augeu des Johann Friedrich von Schenk, des zweiten Sohues des ermordeten; denn sein älterer Brader war als Knabe ¥on den Tartarsn foitgesdileppt und in eben demselben Alter ein Vetter, dessen Vater bei der Sebreekenanaobriobt am ScUagfltil gestorben war.

War die preuBisobe Linie trota dar sebweien Sebfokaslsaeblige in dar aweiten Hillle dea 17. Jabibunderta tt-balten und kam sie im 18b Jabtw bnndert audi wieder zum Vollbesits der alten FamilienbegftteruBg, so nabte in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts diesem alten Besitz wie %'ielen andern Hittergfltem unserer Provinz die materielle Gefahr der £xisteoz: dieselbe durch energische Arbeit und Knthehnmgea abgewandt

AlterthamB-GesellMbaa ProMut 1889. 169

XU haben, ist das Verdienst des Reichsfreiherrn von Schenk. Von dem wtlidigra und in seinen gesunden Tagen so thtttigen und Andern gegenüber hüfanidien Mann zCÜirt ench der Baa der Kapelle des FtemiUenbegrftbnisses bei Sobfln ber, ebenso m die testamentarisclie BesluDmnng; daft der große Gnmdbesiti in die swei Hi^oratelinien sn Doben und Partseh getheilt «erden solL Für Alle, die deii alten Herrn in nmvex Schlichtheit und ÜBbeoswOrdigkeit gekaiint haben, mft der Besueh der Dobeoer Kapelle ein fieendlidies Bild der Vergangenheit sordck.

[Osl^. Z. T. a JuU 18B9, Beil. s. No. 168.J

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Nittbeilun^ei nnd Anhang.

Der Oebortstag des Henogs Albreeht toh Prenssen.

Von

Karl lt«hMe7«r.

Als ich vor fbnfielin Jahren meine f&r den enten Bend der „AUgemeineD Dent.^rhen Biogrephie" bestimmte Lebensbeschreil)uiig unseres ersten H«n;oga Albrerlit abfaßte, glaubte ich von der herkömmlichen Angäbet er sei am 17. Mai 14iH> geboit n, anf Grund einer Quelle, welche in ihren weeentHrlien Theilen auf Albrecht selbst zurückzuführen ist, abwei^lien und den 16. Mai annelimen zu müssen, freilich ich muß es oftV-n pjcstolien oliue mir die betreffende Stelle genauer anzusehen. Da nun in den Mai des laufenden Jahres die 400. Wiederkehr dieses nicht hluU für uusera Provinz denkwürdigen Tagae ffeUt ond des CSomiU nur Erriehtnng eineB Denkmeie ftr Albreekt, enmel des Denkmal selbst noch nickt fertig ist, eine akademleelie Erinnerangsfeier für den Stifter nneerer Albertina m veranstalten gedenkt, so bin ick mekrfiLch nm Ansknnft ttber diese Ftege angeg^gen. Anflerdem keabricktige ick selbst jene kleine Arbeit etwas erweitert nnd umgearbeitet sie Festsekiifl von Neuem kMaoMrogeben.

Ueber den Geburtstag des Herzogs Albrecht besitzen wir nur zwei qnelknmäfiige Ueberlieferongen, welche in Betracht gesogen sn werden verdienen.

Dip Chronik, welche der herzn^hVhe Goheim-<chreil)er Balthasar Gans (edler llerr zu ruttlifz) im Auftrage dejs litiizogs ziisaiu inenget ragen hat, und deren Anfänge ohne l'rage auf des Herzogs eigenen Angaben beruhen,

begioiit:') Alkrecht ist i. J. n. Chr. Geb. 1490 am

1& Tag Maji naeklfitteg 14 Stunden, 1 küoot in der nackt Jörns, in der stund Martis . . . geboren.** Die andere Stelle stekt in einem AktenstHok, welckee f&glioh ale n^as älteste standesamtliche Regster dee Hauses Hohen- BoUem" betrachtet werden kann nnd unter dieser Beseicknvng auek bereits

1) Die Kanigsberger Chroniken aus der Zelt des Henogs Albreoht,

herausgeg. von P. A. Merkelhur^'. Königsberg 1865, S. aack Kens Preoft. Pxovinsialblfttter, 1864 S. il9.

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Der GebartsUg des Herzogs Albrecht vou Freaßen.

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U81f also ii«eh mein» dgsnHi Azbdty ▼erölEuitlioht tot, und lantel foIg«iider> mito:*) „Am Montag naoih pangMofi, der do wm der dbeodsehend teg dei monato may, anno dm etc. jm LXXZXten hat iie geborn ein Son

nmb zwvL hör vor mittenitag.**

Als ich jetzt diese Stellen einer genauem Prüfung unterzog, kam mir sehr bald, indem ich mich daran oriiinorte, daß man anrh im Mittelalter versrlnedeue Tiigesanlangö gehabt hat, der Oedaiike. ob »ie sich nicht, wenn sie juich aut" den ersten Blick einander zu widersi)re< lien »cheinen, duch vielleicht niiteinauder iu Einklang bringen ließen. Wenn mau nämlich tu der ecvfeen Stella den Tageeanfaog auf Mittag anaetatf also den 16. Mai Sonntag Mittags 12 Uhr beginnen lißt, eo wire nach der itaÜenisohen vollen (^stflndigen) ühr 16. Mai Naehmittaga 14 Uhr oaeann 17. Mai 2 Uhr Moxgana ^eiehsoaetien; nnd eben daranf weist aneh die aweita Slallay welcher der Mittemachtaanfang des Volltages zu Grande liegt« mit ihrem „omb zwn hör vor mittemtag" hin» denn diese Standenangabe bedeutet nicht etwa 10 Uhr Vormittags nach unserer Rechnung, sondern ebenfalls 2 Uhr Mory^ns. Zu voller Sicherlieit konnte ich aber nirht p;elan<^en. weil i'di mir aus meiner eigenen Kenntnis die s'^hwierige und ei-^enartige Frage nach den verschiedenen Tagef?anta!ip;t'n des Mittelalters nidit ausreiclieud zu be- antworten im Stande war. Dabei machten mir die a-trologischen Angaben bei Balthasar Gans noch besondere Schwierigkeiten, da nach allgemeiner Sitte die Naehi anm ▼orhergebenden Tage m rechnen, die Nacht von Sonntag an Montag alao als Nacht der Sonne (nox Solis) au beaeichnen geweeen wire.

Um mir aus dieser Terlegenh«t an hel&n wandte ich mich dahin, von %'0 aUsin toUs und aiehere Anskanit an erboften war, an Proftesor Dr. G. Bilfinger in Stuttgart, der sich schon mehrfach rIh vertrauten und maßgelienden Kenner dieses achwiarigen und bisher noch wenig bebauten Gebietes erwiesen hat. In einem «ehr einjj^henilen Sfdirciben, für welches ich nicht genug danken kann, erklärte mir Herr B. /n meiner großen Freude, daß meine Vermutliungen sehr enge mit seiner Auffassung jener Stellen zu- sammenträfen. „Die zweite, rein bürgerlich geiaßte Angabe (in dem Register) rechnet, so schreibt er mir, den Volltag von Mitternacht zu Mittemacht, wie ea seit ISnAhrong der Bider- und Oewichteahian im Ai^mg des 15. Jahrhonderta bei nna mehr nnd mehr Sitte geworden war.** Den Wort> laut der ehrooihaliiohen Stdle dagegen mit ihren aatrolog^hen Angaben memi er auf einen Astronomen anrCtokftthren an dOrfen (^wir werden nicht irren, wenn wir an den Ho&stronomen nnd Hofaetrologen denken,") und erinnert daran, daA die Astronomen seit uralten ZeitaD ihre 948tllndigen

1) Herausgegeben von F. Wagner in der Zeitschrift ffix PreoA. Ge- lehichte und Landeekonde, tö. Jahrgang, Berlin 1881, & 47a

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Mitiheilungen and A nh^ing

Ttigfi ana pnktiacliMi Driknden Mittags beginnen wid dem «ntspnohead aniäi deo Datumaweduel Mittags eintreten laeeen.

' Die jetst gebräachlichen, d. b. die nialt asttolegiaclien Benennungen

der Wochentage sind bekanntlich darauf zurückzuführen, daß man dar entern Stunde eines bostimmten Tages, d. h. nach astrologischer Weise der ersten Stunde na^ liS(>iiiiiMi;iut'gang,dieSonnezumHf>rrn fr:\h und jene sowieden pjanzen Tag nach dvr S(H)rn' benannt« und dann, in der Keihenfol^e der nlten «ip>>'f'Ti Planeten (Sonne, Venus, Merkur. Mond, Saturn, Jupiter, Mars} immer weiter- zahlend, den zweiten Tag dem Mondü, den dritten Tag dem Mars u. s. w. weilite. Die zwischenliegenden Nächte rechnete man allerdings, wie schon bemerkt ist» dem vorhergehenden Tage an. «lAber, so sdireibfc hierllber weiter Herr B., anob die andere Sitte» der Nacht dnen beeondem Planeten m bestimmen und swar den, mit dessen Stande sie beginnti ist im Mittelalter nicht eeltm.** Zählt man nan vm der erstenf der Sonnenstände des Sonn- tages in der Planetenfolge weiter, so triflft auf die ci-ste Stunde des Nacht- tages, d i. auf die IB. des Volltages in der That Jupiter und weiter auf die Stunde der nplinrt Alfirerhf.s selbst Mars. Was dann Herr B. weiter noch iiber diesen Punkt äuüert, werden wiv ebenfalls als vollkommen zu- trefleud anerkennen müssen: „Der Hofastrolog wird sie (die Bezeichnung der Naebt nach cb ni Planeten ihrer eigenen ersten Stunde) schon de.slialb gewählt haben, um die Geburt des Prinzen unter den Schutz deä Jupiter Stellen so können, der in beeonderer Weise anf künftige HemohergröBe und Herrsehertttgenden binsaweisen schien. Wir werden nidit fehl gehen, wenn wir auch die eine Minute, die der Astrolog noch hinYOgiebt^ wesentlieh dem Bestreben anschreiben, die Geburt unaweifelhafl noch in die 9. Nachtstunde und damit in das Gebiet des Krie^gottes Mars hinabensubringen, um su den Regententugenden auch noch kriegerische Erfolge als muthmaßliche Folgen der astrologischen Constellation in Aussicht stellen zu können," Markgraf Albrecht von Brandenburg, der erste Hersog in Preufien, ist geboren

am 17. Mai 1490 um 2 Uhr Morgens.

Die Konstitatlon des ebemaligea König!. Kommen «Kollegs sn Königsberg (Ostpr.) Tom 17. August 1718.

Mitgeteilt von Cie^lT fSwmäf Getichts-Assessor. Die „Prenßisohe Bibliotheo** gedenkt im 6. Bande des Erleuterten Preußens in Sect. VI: Corpora, et eoastitutiones juris Prut«nid, aliaqve scripta juridica unter 4) ConsUtutiones Prutenicae „Des Commercien* CoUegii ruAdation 1718.** Darunter ist die Constitution des ehemaligen

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Die Konstitalion des tthemaligni KdnigL KomiiMn-Kolkg» rto. 173

£gL Xommerz-KoUegä zu Kuuigsbcrg d. d. Berlin, den 17. Angost 1718 zu ver- «tdi«D, daran OrigiiialaiMf«iliguxig der Schreiber dieeer Zeilen auf dem Kg]. Ludgprioht la Königsberg im Jahre 1885 aufgeAuiden hat. Dieee^ bis anf daa vodetete BlatI, deBsen nntoe Hftlfie fdilt, wohlerhaltene, noch niebt yvf dfl^tKch^ Urkunde, deren Abdruck vorK^gt, befindet eioh geg^wärtig im Xflnig^ehen Staatsarchiv tu Königsberg,^) der fehlende Inhalt der Urkunde ist nach oin' r -'laltenpri AI>s'' Sritt-^ rrgünzf

WIR FRIÜERICH WILHELM VON Gottes Gnaden, König in PreußtL'ii, Marpc^raff zu Brnndenliur;!;. dts Hcilif^cn liorn. Kciolis Ertz- Cämmerfr und <Jliurtüi>>t, SoiivoraintT Printz von Ornnion, Neul'eiiateil und Vallengin, in Geldern, zu Magdeburg, Cltjve, Julifh. Berge, Stettin. Pommern, der Cassuben und Wenden, zu Mecklenburg, auch in Schlesien, zu Crußen Heiteog, Burggraf' su Nfiroberg, Fürst zu Halberstadt, Minden, Canun, Wendeiv Sebwerin, Bataeboi^ und Moeoia, Graff m Hohenaollem, Ruppin, der Marek, Ravenaberg, Hohenatein, Teektenbnrgt Sebwerin, langen, Bohren und Lehrdamm, Ibrquia an der Yeh)« and TUesingen, Herr m. Bavtnatein, der I^nde Boatoek, Staigardt» lAnenbug^ Bfltow, Arlay und Breda eto.

Thun Kuiidt und fügen hiermit znwißen. Naclidfm Wir seith dem Antritt Unserer Königlichen Regierung, Unsere Landee •Väterliche Sorgfalt unter and^rm nnrh dahin genVhtet, daß das Commercinm. wie übcrnll in rn<;eren Provintzien, also aiicli vuniehmlich in l'nsseren Residentz-Stä<lten Königsberg und in dem gaatzen König^reioh Preußen in eine richtige Ver- ladung gesetzet, olle dabey bisher zu ib'Ben Behinderung eingeschlichene Hängeli und Gebrechen ans dem Wege g&rauinet, was zu doßen Beförderung diansahm und TortrigHoh aeyn kan, rar Handt genommen, mithin das gutae Commereien 'Weesen, ala von welchem die Wohlfiurth gedachter Sudle und die ConTnuenta des gantaen Landee und der frembden sich dorth einfindenden Commerdaaten abhinget, in noch fenieren Flor, WacbEthnmb and Coneistents geaetaet werden möge, Als sindt Wir dannenhero aller- gnSdigst bewogen worden, umb zu solchem Zweck soviel fUglicher zuge- iRTif^n, nach dem Exempell anderer fn*^ßen Handells-SUldte, auch in obge- raoMu^n TJnsem Städten Königsberg ein besonderes Commercien-Collegium augustellen und zu etabliren, auch durch gegenwärtige Constitution und Reglement dafielbe fest zusetzen uud anzuurdnen.

Und zwar ist Unser allergnädigster luid best^iudigsier Wille, daß solch Commerdsn!>Colle|^am bestehen aoRe^ Ans einem Praasidenten, woran Wir jedeamahl einen aus denen membris Unserer Frenfitaehen Begiemng sn-

1) Fadi 90d. der ehemaligen Preuß« Regierung.

2) Oeneral-Akten des KgjL Oberlandeageriohta Xdni^herg K 14^, jetat <188()) im XgL Staatsaiehir an Xfinigibsig.

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T^*Hhffil^ing^" und Anhang

nehmeu geineynet seyn, auch dtssQ vorjeUo UnMtn WflvoUidi GelMunbteQ Etaata-Bsth nnd dorthieea Canider, d«n Ton Oatan, alleigaidigst eciMadt haben, dann aneh ans Sieben AaseasoriboSt welche Nabnentlieh aefyB sollen, als:

9 Uaaerer RitMe

1. Der Gelieimbte Eath Negelin

2. Der Hoff- und Licent-Rath Weyher 8. Der Hoff- imd Licent-Rath Tny^ner

aas 4 Hsnfr-I^eathen

1. ihm Stadt-Kaih Polckeiu

2. Den Gerichte- Verwandten Höpner

3. Den Geriehts-Yerwandten Rohden

4. Den Saofimann Paul la Fargne,

Welchen 4 Asaenoribue Wir soi^ch den Caraoter als Oammereien'Bithe allergnftdiget beygeleget, worm noeh kdmbt der von üns m diesem CoUegio allergnAdiget emandte SeoetsvnuH Melchior Lftbeck.

So viel nun die dieeem CoUegio rakommende Vemehttnigen betnA, da vollen Wir

1.

Daß tlius-selbo an den anf Uiisenn S< hloß zu Königsberg darzu go- wieduieteu Ohrte in jeglicher Woche einmahi und zwar alle Sonnaljende Vormittags umb 9 Uhr sich versammlen, Seine ordiuaire Sest^iou allda halten, und alle die Woche über oingclauffene Commercieu-Sachen erörtern, abthnn und espediten solle, jedoch daß dem Praeeidenten frey stehe, bey ohnvennathet sich erengenden und kunen Yennig leidenden VorfaUenbwten das OoHeginm anch anOerordentlieh, so oAte es die Nothdnrflt edieisohet, m bemfbn, weldies als dann Terbimden ist| gehörig soemeheinea und die Toikommande Sachen piompt abasuthon,

2.

Die vornehmste Arbeit, Mühe und Sot^alt, so dem CoUegio bey all solchen Znsammenktlnfilen obheget, muß die plüchtmäßige Beförderung Unser» hohen Interesse, den Flor, Wachßthumb und zanehmen der Com- merden in Unserm Königreich und die Behiiidor- und Wegriiumung alles deßen, so deine iu einigerley Weyse zuwieder äeyn kan, zum fuud&ment nnd aar Bichtsohnor haben, ünd wie

8.

üns nnd dem Lande abeonderlich daran gelegen, daS die ICaaufimtnien nnd Tomebmlich die WoUwebereyn, wodurch viele anne Lenthe ihr Brodt

haben können, in gedachtem üneenn Königteieh, wie in andern ünsem Provintaian und Landen mit gar guten Nntsen geechehen, ätabliret, die noch etwa ermangelnde OuTriete ins Landt geeogen und an derselben nftthigen

Bt0 Koostilotioii das «henuüig«n K&nigL KommMn^Kollegs «to. 175

SubsiäteuU Eutreprenneurs und Verleger erkundiget werden; Also versehen Wir Uns sn diesem CoUegio in Gnaden, es werde d«Belbe Seiner Uns b»- kandten Deactcritaet naoh, bey allen Sessionen dsifiber delibenren und fieiliee Soi^ tmcen, wie der lüernnter sbgesiehlte Zwedc «m fb^^iehalen md sdilsüntgsten eReicliet werden ktane, Von deBen Sooeeis Wir dann dos flsidgen Berichts von Zeit sn Zeit erwarten wollen.

4.

Diejenige Streitigkeiten und Zweiffelhafüte, das Conuneroinm es sey directe oder jier indirecturn angt-heJide Dinge, <1ie vor denen Wett-Gericht«n nic}>t abp-fthan werden können und entweder zu KunigHberg. Pillaii, Mcmm«! oder Tiisit vorüillen, müßt-n au diuöct» Coiiugium gebracht, in demselben daxüber nach denen dabey waltenden UmbstILnden aufs tleÜiigste deliberiret und nach Betinden schleunig abgethan oder nach Importautz und Wichtigkeit der Sachen, wann das CoUegium darunter samahl erhebliches Bedenken bitte, an Uns sn weiterer sUeignidigsten Beeolaiion gebracht werden. Die Deereta, Sententsien nnd YenibechMdnngen aber werden bey diesem CoUegio in Unnerm hohen Nahmen jedesmahl eaipediret nnd v(m dem Praesident oder in dessen absentz von dem ihm nachsitzenden membro unterschrieben* Es soll anch einem jeden frey stehen, seine Sache iind Klage bey dem CoUegio, ohne aBsistentz eines Advücat«n, selbst vorzutrngon, daferne auch eine importante Sarhe, \vo])ey das eine Theil ein Bürger und das andere ein fremhder wart-n, vorkiUmjen, un<l liieser letzte gegen das Collegium, weil darin -4 Bürger- KauiVIeuthe und kein frembder sitzen, ein Mißtrauen be- zeugete, so soll daßelbe vergönnen, daß ein paar Frembdüu, und zwar ein finglischer nnd ein HidlXndiscber Commereuiat, ad hnnc aetun aar An- hdnmg mit b^gesetset werde, weldie sodann roa beyden nationen dann *dflpntiret and anthorisiret werden können.

6.

Alle und jede Eauif leuthe, welche Wechüell-Brieffe zu ihrer Last Ton ■oh anastellen, und also Beklagdte seyn, werden yor obgedachtem Unserm Commercien-Collegio belanget; In Fällen aber, da andere Leute, so keinen

ITandell treiben. Wechßell-Brieffe geben, wirdt die KJa-r^ bey Unserer Preußischen Kcgiorung fernerhin erhoben, und von selbiger nach dem Wecbßell-Becht gesprochen.

6.

Bey ytnf allenden importenten OasOms, so m beeoadem Anflbahmeik oder Sohadsn des HandoUs gereidien könten, woOen Wir in Gnadenf Daft seUb^ sdbrth dem OoUegio bekandt gemachek werden sollen, Damit Baielbe dissss süss geoan nnd reifflieh ftberlegen nnd naeh Befinden ent- weder deddizen oder solche an Uns ohne allen Zeit-Verlost gelangen laßen imd Unsere Besolation darüber einhohlea könne. Solte aber letotem&Us

176

Mittheilnngen and Anhang»

pericnlnru in mora seyn, so halt das Commercien-CoUegium die Sachen an die Begierung zubringen und mit derselben sich über die Besolution zu*

7.

Imgleichen soll dieaem Collegio die Briultang dee Stnpell-BedhtB, item, wie weit b«y demeelben der Hnndel der Frembden sneattradiieD eej, m beeorgen obliegen, jedooh, dnft in ftllen, wenn die Frembden dee CoUegü Sprach »nepect hielten, dieses mit der Begiemng dnnws oonftrire nnd sieh auch hierinnen mit derselben ▼eretnige. Wie dann aaeh

a

Hehrgedachtes Commeveien-Colleginm die Bestell- und I^amininmg der Hftekler nnd die restringier- auch regulirung derselben Anzahl wahmi> nehmen und eine Mäckler-Ordnung, gleichwie in anderen Handellspl&iaen üblich ist, nebst dem nötliigen Meokler-Eyde zu. etitwerffen und n&ch hero darüber mit Nitchdnick zuhalten hatt. AUerrnußen in dieser Absicht die sambtliche Mlickler an dieses CoUegium hiermit verwiesen werden. Dahin« gegen bleiben

9.

Alle iibrige Streitigkeiten, so aus dem Commercio nnd Handlungen unter den KuuÜ'Leuthen, äie mögen scyn Bürger oder Frembde, herrühren, es entet^en aolehe ans nidit adimplirten Gontracten, nicht geschehenen Bellerang oder andere woher, insgeeambt, wie bisher, so anch ferner, vor die Wett-Collegia nndt mnft darin nach Anleitung der Wett^Oeeetse knrta nnd ohne alle WeitliufiUgkeit von ordinairen Processen verfahren und dariik deeidiret werden. Wie dann aneh übrigens sUe »wischen Frembden und Unsem Einheimischen Bürgern und Negocianten aus dem Handeü en^ standene Schuldt-Forderungs-Sachen bey denen Wett-Gerichten ventiliret, die Arreste anrh auf bonot}n<>^t»in Fall von denen Wett-Präsidibua angeleget und ohne Erstattung nn (int; r, dem Commercio praejudicirlicher Weith- läufttigkeit, jedes mahl debutiiret nnd abgeurtheilet werden sollen. Hin- gegen verbleiben alle andere, aus dem Haadell nicht herrührende Processa tmd Schuldt- Sachen, Concursibus Creditoram, Verpfändungen nnd dergleichen mehr bey denen verordnetem crdinainm lodieüs nadi wie vor.

10.

In allen Handlungs- und Commercien-Sacheu gehet die Appellation nach der in denen Wett-Legibos vorg^hriebenen Arth nnd Fem nnd ohne weitere provocation sa dieses CoUegium, weI«dMS anfii sdhlennigste saverw fshren nnd in Unsem hohen Nahmen die eingeschickte Aeta in jnstifioirai, auch die Deersta nach besten Wilen und Begriff ohne alle andere Neben« Absichten sneixpediren, Ihme angelegen seyn snlaSen hatt.

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Die Konstitution des ehemaligen KunigL Kommerz-KoU^ etc. X77

IL

Die swisolMn Kutffl«at1ieii und Sohiffeni oder dandlb«!! Leateii fiilleiide Streitagkettat sollen noch ferner, wie Usher, bey Unaemi PrenffiedieQ

Licent-Directorio verbleiben, Bie Provocationes aber von allen delen Ab-

!Kbeidw geben, wie in allen Coramerrien-Sacben, immediate auch an dieses

Cominercien-Collej:;ium, bey wplrhpin fasu aber dxf^ Lifcnt-Rüthn, weil sie in (\fT frstpii instaiitz ge^pmciien, entweder abti'etten oder darin nicht mit Touren uiulien. Gleichwie nun

12.

Obgedacbtes Commercien-Collegium von Uns inunediate dependiret, obae nnter der Regierung sastebea, allso mttfteo von dieser keine Appolla- tion€8 angenommen werdeui nnd s^ynd die Deersta, Verabsoheidangea und Sententnen, wie obengedsicbt, in ünserm hohen Nahmen saespediren.

18.

Der Secretarins bey diesem Collegio muS alles and jedes, so dabey vorfallet, fleiBig prolocolliren, die arcana Collegii nicht divolgiran, die Ver*

abscheidungen, Decreta, Berichte und alles andere, so ibme zuexpediren arTprtniuf't wir^l, finfs Gnwißf»nhafftpstf* Rnsfortip;pn. dabpy die Formali.-i profesüusj gehöriL; in Acht nelimtMi, nini all<> sinnr- ai^f inn-s dahin riclifcii. Damit auch, soviel an ihn iat, Uustjr huheH Iut.<rfrej^»e und der Flur ili's Commerfii befördert, in guter Ordnung nnd RiohtigkRit j gehalten, auch vor- nehmlich die Justitz schleunigst und ohne einigen Aufenthalt admiuistriret nnd die Prooesse ohne Weitlänftigkeit stur Endschafft befördert werden mdgen. Yor welche seine Dienste Ihme ans dem PreuAiscbett Lioent 200 rthir jährlich gereichet und ausgeesahlet werden sollen.

14.

Die Assessores bei diesem Judicio sind nt^bst dem Secretario nach baylgefSgten Formularen in Eydes-PHichte zunehmen, Der Praeses aber, wie auch der Geheimhte Rath Nejrol in auch Hoff- und Licent-Räthe Weyher und Cupner auf die Uns bet(>its vorhin ^nlr-isrrtc Pfli« hto zn verweisen.

Womach sich also mehrgei1arli(<s ('(>niiu« rcieu-t 'oUegiura und sonst Jedermännic^lich, deme es angebet, allergehorsambst zuacbten batt. Des zu Ulurkundt [otc

So gehoben and gegeben Bexlin den 17. August 1718.

Fr. Wilhelm.

(L.S.)

7. W. Orumbkow,]

Eydt der Käthe oder Assessomm. Ich N. gelobe tmd schwere Gott und Sein^ Königlichen Majestät, dil ich denen Sessionen in dem Königlichen Commercien-Ck>llegio fleiAig

AMpr. MoMtasohiill Bd. XXTIL HfL 1 u. .12

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178

MittheiluQgeu und Anbang.

l»e7wohnen, das bolie König^che InteiMi« vat alle WoyM bttfordern, Mch

allen, was zum Aafinehmen dea Commercii in diesen Städten Koni^bei^g und in dem gantzen Lande dienet, narh meinem besten Wißen und Verstände beytragen, die Streitigkeiten in allen Uandlungs-Sacben ebne alle Partheylich- keit, es l/otrüffc finbeimiscli«^ Bmirer ndor auswärtige Ncgotianten, gewißen- haü't erörtern, aiub mich eub'.'i-st daliiii liemübon will, damit, so viel an mir ist, (las Coinmerciiiui und der Handi ll Ijclürdert und ulles, so di^ßen Lauff sistiren koute, gehübten und aus dem Wege geräumet werden möge, tHa wahr ete.

Des SeoieUaii Eydt. Ich eehwere Gott und Sr. KdoigL Ifayeetttt rndnen allergnidigsten Herrn, dal ich denen ConTentibus bey dem Kömgl. CommeFcienoCoUegio fleyßig beywohnen, *)lee tind jedes, ao mir von demselben oommittiret wiidt,

nacb besten Vermögen verscbreiben und ad Protocollnm nehmen, die Arcan* Jadicü nicbt divulgiren, die Verabecheidungen, Decreta und Bericbte, so

mir zu expediron demandiret werden, aufs fleißigste f -inr]].iren und ver- fertigen und alle meine Actione.s daliin rioliten will, damit auch, soviel an mir ist, das hohe Köaiglifhe Jniere.sse beJ ordert und der tlor des Commercii so viel möglich etabhret werden möge, als etc.

Universitöte-Chronik 1890.

7, Jao. Quod Dens optim. maxim. felix faustumque nsse juheat. . . . Ordinem Philosoph, viro ia toto orbe celeberhmo Emiuo Bassae Silesio aonc Africano medic. Dr. olim Academ. nostrae nvi qni dnm regnuro fidei suae commissum mira cum fortitudino vIrtute constantia contra fern;? hostee et fanaticoe taetur inter barbaraa uationes civem academicum ao vere pÜlosophnm nunquam exnit ne^ne aliquid bnmant a se alieniim putans et longinquas terms dib'gentissime investigavit lucidissime descripsit et aemper ad natnram penitos iudagandam cuhosus terrae caeli<|ue pliaenomena obeervayft idemqne ut populäres in dies doctores redderet omni modo .studthat nun omnis humanitatis tum libertafia hamano generi inuatae acerrimo propognetori patriae decori ex arcanis ad Nili capita regionibns rednci gratnlabmidnin et vigoris ae sanitatie rocunerationem suramis votis exoi'tantiin unaninii ronsenBu sninnios in imilos. honoree . . . honoris caasa eontulisse ac sollemni hoc dipiom. oonfimuune teator Adalb. Bessenbefiger Dr. phiL P. P. O. b> t, Decanus . . . Hegim. Prus>>. ex of6< iana llartongiana. (Diplom in gr. foL)

11. Jan. . . . Ordinom tln-id. Armlnio Pelka Prmisso orientali viro a ron- siliis ecclesiasticis summe reverendo equiti uqmlae rubr. class. IV et ordin. coron. reg. dass. III qai postquam per aliquod tempos Scholas inferiorib. tum snperiorib. strenuam operara dneondn navavit minister verln divin i ad aedera huius urb. ^olon. deiude ad ueJum arcis reg. Tocatus et in consistor. reg. Bor. onent. adscitos ecclesiae enrang. hoins urbis et provinciae administrandae augendaeque indefessum Studium optimo successu impendit nunc quoque vice generalis superint. eccL in bac prov. evaag. aalntariter perlung^tur pvaetsvea etiam de bmt

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Univttaitita-Olinwik IfiOOi

179

demiVo seminario polonico quoil ordini theolog. siibest optime inoritus est saxomoa in theol. houores . . . honoris caasa contuIisM ac * sonemm hoc dipl. confinnasse tmtm JToan. Onol. Anmii. Jaooby Dr. tlieoL P. P. n. Ii. t. n- ;inn.s . . . Ehil. (Dipl. in gr. foL)

lo. Jan. Phil. I.-D. von Joannes Feten K^montanus: De C. Valeili Flaoci vito «t oamitio. Re^m. ex offie. iEßrtungiana. (2 Bl., 88 S. 8.)

]8l Jan. Zu der . . . Feier d. Krönungstages laden ein Rector u. Sen. . . . Kgkbg. i. Pr. Uartungsche Bchd^. (,2 Bl. 4. enth.: Preisaufgab. £. d. Stndireiiden im Jahre 1890.)

97. Jan. Zu der . . . Feier des Geljnrtslap;^ Sr. Maj. d. Kais. u. Königs laden . . . ein Kect. u. 8eu. Ebd. (2 Bl. 4. entli.: Verzeichn. der Stndirenden, die bet der am 18. Jan. 1890 erfolgt. Preisvertheilimg Preise erhalten h:»bon.)

Acad. Aibertina Hegüu. 18ä0. L Index lectionum . . . per aestatem a. MDCCCLXXaX a die XV m. Aprilie habendarmn. Insont Scholia in Ti n 1 ri Odyss. >-/ 238— .*V09 auctiora et einendatiora edita ab ArtlinrO Ludwich. (S. B— 26) Regimojitii ex nftic. Härtung. (42 S. 1)

Verzeichniß der ... im Soramer-HaUjjahre vom 15. April . . . aii zu Lalten- den Vorlesnnjeen n. det öffeotL akadem Anstalten. Ebd. (11 S. 4.)

1. Kftrz. Med. T.-D. von Frlodr. Lpplehn priu t. Arzt: Aus der Königylerger chirurgischen Klinik. Ueber die sogen. Periostitis und Ostitis alba- minosa (OUim') nebst Ifittheilnng zweier Krankengeschichten. Kgsb. i. Pr. Druck M Liedtke. (56 H m. 1 Tabelle.)

PhiL L-D. V. Clemens Lossen aus Würzburg: Ueber die Einwirkung

salpetriger SSare auf Amidine ti. flb. PhenyltetnuEolsiQi«. Kgsb. i. Pr. Brhdr. V. R Leupold. ('2 I?!. m F?. « )

Med. l.-D. V. Lonls Senger pract. Arzt zu Pr. Holland ^aus Ülbing);

Ans d. Kdni^b. cbirurg. Kbnik. Beitrag zur operativen Behandlung alter Empyemfisteln. Kbg. i. Pr. Druck v. M. t.iedtke, (57 S. 8.)

& MArz. Med. I-D. v. Max Rosenkranz prakt. Arzt (aus Angerburg): Ein Fall von angeborner Steiiosierung des Diinndarms und Dickdarms nebst Defekt einer Nievo. Kgsl.. i. Pr. Gedr. bei E. Erlatis. (24 S. 8.)

Med. I.-D. von Hugo Kobinski, pract. Arzt (au.«« Insterburg): Beitrag

SU der Lehre von den angeborenen Cysten des untern Augenlides mit mit Ilicroplithalmus- (Colobomi v.st«n) Kbg. i Pr. Dmok von H. Heinr* mann. (2 Bl., 28 S. 8. m. 1 Tai.)

Med. I.-D. V. Paul Samter pract. Arzt (ans Posen): Beitrag zur Lehre

von der bandförmigen Keratitis. Kbg. L Pr. Draek v, M. lasdtka» (44 S. 8.)

14. März. Med. I.-D. v. Galmaa Bloch (ans Schacky in Rnssland): Das Empyem der Highmorshöhle mit spezieller Berücksichtigung von 26 im Ambulatorium des Hm. Dr. P. Michelson ... beobachteten Kraak- heitsfäUen. Ebd. (47 S. 8.)

Med. L-D. V. Max Zacharlas prakt. Arzt (aus Kowno in Bussld.):

üeber Nabelschnnrumschlingongen a. NabelachnurvortUle. Kbg. Gedr. bei E. Erlatis. (28 S. 8.)

~ Phil. L-D. V. Bich. Urbat aus Gumbinnen: Beiträf^e zu einer Dar- stellung der romanischen Elemente im Latein der Historia Fi-ancorum des Gregor v. Tbnrs. Kbg. Behdr. R. Schenk n. Schadlot'sky. (66 S. 8.)

18. Ifftrz. Phil. I.-D. V. Rob. Schau (aus Grämten bei Pr. Eylau): De for- mulis, quas poetae graeci in couclusione orationis directae posnerunt. Tilsae. Apna J. Iteyl&ndernm einsqne filinm. (34 S. 4.)

19l M&rz. Med. I.-D v .facob Ginzben? prakt. Arzt (aus Kgsb.): Ueber das Verhalten des Pyrrois u. einiger seiner Derivate im tierischen Oi^a- nismos. Kbg. Drtiek M . Liedtk». (47 S. &) - lied. L-D. Aiolfh KeUcr prakt. Ant (ans Insterinirg): £in Pall

12*

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Mittheünngon und Anhang.

von Nephrectomie bei einem dreijährigen Mädchen nebst Znsammen- f:t<'l1iiiig der in letzter Zeit bekannt gewordenen jümliohen FttUe. £bd.

Gedruckt E. Erlatis. i27 S. 8.) SO. Mäi7.. Theol. V. llt nric (iidbert Voigt minister vcrbi divini (aas

Stado); (^nae sirtt iiidi' i;i feris ab Epiphnnio in rolatione de Cata- plir\;^il>us {Vau. lluvr. XLVlli; a secundu iwini^mpho u.S4|ue ad ter- tiani dociinani iisurpati tontis. R«gim. ex oiüc. Loupiddiana. (IS S. 8.) 26, Mar/. M. i I.-D. v. Max Salzniann prakt. Ar/t (aus Allt tistein): Ueber Kciuplikiition von Schwangerseliaft mit Uteruscarciuom. Kbg. E. Er- latis. c^s s. s.

S9. Mar/.. Mtd. l.-l). v. Max Blitzstein f»rakt. Arzt 'aus Iwenitz, Gouver- nenient Minsk): Zur Physiologie der Kotbilbung. Ebd. (27. S. 8.)

d. I -D. V. Anton ('zygan pract. Arzt in Benkheim (ans Schippen-

beil, (\«»tpr.j: Aus der Königsnerger chiriirg. Klinik. Beitrag zar LebM von den Speirlielsteinen. Kgsb. M. Liedtke. (f^2 S. 8.)

Med. I.-D. V. Hugo Laser pract. Arzt (aus Broml>erg): Aus d. Königs-

berger Chirurg. Klinik. Ein Fall von Oholestoaiom dds FelBeobeiiieft. Ebd. (J8 S. 8.)

Lyceum Uosiaiiuiii in Brauiisberg 1890.

Index lect. . . . }>or ao-statem ji die XV. April, a. MDCCCXC instituendaruno. Ih. t. Rector Dr. Hugo Weis.s, P. P. O.] Bruusb. Typis Ueyueauis (R. Sntmaini). (25 8. 4.) Praeoedit Prof. Dr. Josephl Krawe com- nientatio pliiloN.: Quoinodo s. Bonaventura mundam non MM Mtcrniuni fted tempore ortum demomitraveiii» S. 3—21.

Aitpreus8i8clie Bibliographie 1888. PfMimii, Polen, LttauM ttc.

AbrallAli) Wl. dr., Sprawozdanie z posznkiwaA w archiwach i bibKotekaeli

rzymskicb a szczegohiicj w arrliiwiim wntvKnn-^kioiu . H matoryalach du ilziüjow polskich w wieka' h srediii<-h. tUdbuka z touiu V Arciiiwum Koniiayi hiator. Akad. umiej.) Krakow. (5.H S. 8.)

Ada bist. leK gest. P ili)u. illustr. ab a. 15<>7 ad a. 1795, ed. colleg. bist, acad. litt, Cracuvicnsis Tom. IX. Pars II. Craoov. (Friedlein.i Cont.: Stanislai Hosiif card. Epistulae quao ad eum scriptae sunt, tum etiam etu!^ nrationes legationes 'I'. II. l.''5l— 58 . . . Edition, curaveruut Ii. lljpler* Vinc. Zakr/eu-^ki. (8. 521- 1119, 4.) 2Ü.— (I XI:3(X)M0

Stamt Aibi., \lmie, fimm v. '}^xmm\ . . . 19. $L Clfltei«(d^. Vevtcltamim. (VUl, 221 3. fiv. Iti.) 1.- .ub. \m

Adler^ F., z, Gescl». d, Baukunst d. dt. Ritterord. ^betr. Steinbrecht, Bau- kunst d, dt, B.-0. L Fr. IL) [Centralbl. d. Bativerwaltg. 8, Jahfg. x<>. :h m.]

Akta grodzkie i ziemskie z cstasöw Bzeczypospöliluj polskiej, z archiwnm Bernardx nskiego we Lwowie . . . T, XII. wydal X. Idske. Lw6w. <XIV. 651 S. 4") . . . T. XIII. (XIV, 720 S.) 16.—

^imaitn, b. ^Injcinge b. ^eetedtcfonii in '^xtn\i. 1807 u. 1808. (SMe ®tcni=

boten. I6.J

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Al^rmfliache Biblicgraphie 1888.

181

IreUT f. d. Gescb. Liv-, Est- u. Curlands. 8. F. L Bd. K«valer Stadtbücher 1. Bevnl. Kluge, a. ti. d. T.: Das Slteste Wittschopbach d. Stadt. Reval.

(1312—1360.) Der gol. estn. Ges. in Dorpat zu ihr ryij. Jiilielfesfe dar- «jehr. V. d. estländ. lit. Ges. durch L. Arbusow. (XII. 'i'il S. gr. 8.) 7.50.

Archiv L slav. Philol. . . . h»-8g. v. Ja^ic. XI. Jg. (IV, 646 S. gr. 8.;j 20.— Irehlwnn komii^ hiator. tom iV (8enptores rer. Polon. tom. XII.) Kraköw.

''■^.1 S. B)'

Arckiwiiiu ksi^t Lubartowiczdw Sao^uszkuw w Stawacie. wjrdane nakladem TvlateideUi pnes Z. L Badsimi^kiego i 6. Oorcsaka, tom II, 1284 bis 1506. Lwow. (XXXVI, 880 S 4 i

iteaeBB^isuio naukowa i liter. . . . Warszawa 188Ö. (4 Bdo. 8.)

liri«], Oharies, Defense de Dantzig en 181d Jonrnal de si^ge, journ. per» sonnet et notes du g^neral de Division do Campedron commatulanf le gf^nie du corps lettres diverses; annot. et publ. Par. libr. Ploo. <VIII, 312 S. 8. m. 2 Beil.) 4 fr. Retraite du corps de la Grande-Anneo de la DwiUA Slir Daotng (1812). [Le Speotateur militaire 15 Acut IR'^R]

BaUnskl, M., i T. Lipinski, Staroi3'tna Polska pod wzgl^dem bis^'Orycznyn), geogr. i stat., wydanie dragie poprawione i Qznpelnione przez F. K.

Shirt \ nowskiego tom I— IV. WarJ<zawR 1885—87. 12 rubli. Barabaizew, A. J., Tannenberg.skaja bitwa (Nadbitka z Zurnala mini«?t nar.

proswieszrzenija, cz. CCLIV). Petersb. 1887. S. 151—194. 8. (ru.s^.) Letopisnvje istoczoiki dla isfeorii Litwy w srednüe wieka. Petersb.

(jo S. HS (russ.)

bartynowski, Wlad., Materyaly liistoryczne, rvsowane i zbiorane w kr^u i zagranic]^, wydawane sposobem antograficsnjnif sesiyt I ^VI. Knk6w

1887. fol.

BasaniTltinJi, Dr. .1., üb. d. Bestimmg. der Scliaafscheere in litau. GrÄbera.

( 'orrosp -Bl. d. dtscb. Ges. f. Anthrop., Ethnol. n. Urgescli. 19. J^; No. 1.] Basdoefn de Courtenay, J., Jan Joiakiewica, badacs Utewski (Odbitka s

Krjyu) Petersb. 188G. 8. ^ ^ ^

Bedsarskly Ssez^ny. Materyatv do historpi o drakarniach w Polsee a mia-

nowirit' (> ilnikariiiarii Kvuwskii li i prowincyonftlnvrli. zobral i nioiyl

. . . wlaäciciel drukarni kraj. we Lwowie. Lwüw. (Selbstverl. (186 S. 16.)

Dodatek do dadelka p. t. Materyaly . . . (8 S. 8.)

9^itn:S(fiwanb(tdi, Dr. .Üiir, ^ 'Ktiii]cU7urinfsge tiott ^opie( unb $Mtto frit

bdcudit. '^o\m. ^olowK^. (48 o. flr. 8.)

Behla^ Dr. R<^b., d. vorgescli. Rundwälle im östl. Dtsclil.; e. vgl.-archäoL Stndie. Mit e. prähist Karte im Maasstab 1 : 1050000. Beimn. Asber

n. Co. (X, 210 S. gr. 8 ) r>.m t^^ttnhU ©üö., $t)tl)en^ ». aßaiiilio u. feine «Kccrto^rt nadj b. $ketnftcinlanbc;

nt. «etüdl. ö. acirf). UebWefrqn. frcicr,^nMt. Wft 12 »itb. ». W^. JfniJter «.

1 ^laxk. IMc^A. Jvimnbt. [XI, 305 3. i^v. 8.t 6. - Biblioteka Wars^awska, pismo poswi<jrone naakora, sztnkom t przomyslowi,

pod redakcyn J. K. Plobartskiego. 1888 Warss. Gebethner i Wolff. SUItr i Sd)ule u. ^aui. 1. S?ffl. ^Jiorbbtidil. fip.v ^. iMm: lol. Crnt().: t>\anb. Torf .*itun,^cn. l'k S^udn bei i)<ibbcu t^tovcitl 'i*oalb n. Tiine

hei 3rf)H)nr,^ort (H. Penner), otur^büuc auf b. .San. lli'clnim.q [Ii. Penner).

^^cmfteinbofl(}erei im fuv. .tioff. (J«jt @. 2—8.) Btbrzyn^kf, Mirh,, Dzieje Polski w /fivA'sie. trzffie z\vi»,»ksz(nio wvdnuie, tom

I. Waitiz. Krakow 1887. Geb^thner * Wolff. {HUi S. ni. Karte.) •srntiar, L^onr., bic ^aucrnbefreig. u. b. (Sut^t^errltii^r. i ^veit^ (^r. Sa^rbüi^.

61. t<b. 3. i78— 89.) Bessf} Frdr., z. dipiom. Vorge»« h. d. Königsberger Vertrages, aul' Grund e.

krit. Vgleiehg;. v, 8am. Pufendorfs schwed. n. braodenb. Berichte nnt.

eiiiaiid. u. m. d. Acten L-D» fierl. 1887. (89 S. a)

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X82 MiUheüangeu uud Anhang.

Brack, Dr. Leop., d. bnuulfliikirg. Heer in <L Kriegen 1688—97. I. (BtÜ, z. Progr. dL Gymn. sa Eöninhfltte O.'S.) &athaL WoUBmIis Bchh.

(25 S, 4.)

Bif«Bliag«ii's, Dr. Jolis., Briefwechsel . . . gesmL u. hrsg. v. Pfür. lie.

n. Vogt. Stott. Santiier in Comm. (XXI, «h% S. gr. 8.1 10. %ax9, %xo\. Dr. fXac, Okjd). ^oleii^. 5. XdL 2. Mte. 1481—1506. U»otl)a. "i^crtt^c«.

6. aoi— 1081.) md). b. ein«)), itootcn. 49. % 8. tl6ty 10.—

n-c. r. F. Bostel in: Gött. Gel. Am. I88S. 26.

Calller, E., Powiat obomicki pod wzgl«^cm dziojowjrm, s sastoeowanieni

do topogratii wspulczesneK Poznai. 1887. (25 S. 4.) <— Powiat ostrzeeaowski w "XVI stoiecia, saskic geogr.-hiiit. Ebd. 1888,

(48 8. 8.)

Szkice fj;eügr.-hi8tor.; sorya II. Ebd. (160 8. 8)

ClllchowBki) Dr. Z., Iiisignia seu Clenodia Regis et Regni Polonine. Z

kodeksii kornickie^o wydal. Poznan. 1885. (27 S. u. 8 S. Facs. gr. 8.) Chlebewski, Br.. Udztal niemieeki oiwiatv Prus wschodnich w iyciu nmy-

slowem Polski. [Atenetun 1888. S. 75-90.J Corpus »ntiqaissimorum poetar. Polon. latin. us^ae ad Joa. Gochanoviom;

ed. Acad. litt. Cracov. VoL HL Andr. Gricii carmina, e<L, praelat;.

iastrux., adnotationib. illustf* Gasim. tforawaJd. Oneov* (rnedlein.)

ajLm, 302 S. gr 8.) 6.- €»ltumm öuS Cjtpr. m. ^öl)r66. 69. »b. S. 68~76.|

3>tlt0tt, Dr. <oau\., ^.iH'ttiiuu' v tsicidi. b. auin(^. Alirdic in ';Kiif;[b. II. Ilifiinben6<l^, h.

euaufl. lejüL-ni. jurctjc Ui 'M^b. {^ot])a. ijieirttjeo. ^XV, 429 3. flc. 8.) 7.— Bela^lle w Ronlx, J., Les aneiens Tetttontques et Tordre de Samt-Jean da

Jerusalem l.\fad. des insrript. et bell.-lettr. Comptes reudus des s^ano. de l'a imn. 4 ser. T. XVI. Bullet, de Tuill.-Aoüt. p. 336-344.1

Demltschj Wa.ssily, liter. StiHÜi n iil> d \vi( litig.st rnss. Volksheilmitt. aas

d Pflanzenreiche. 1 -I). I)..rp:it. S. 8.) Oeakschrirt üb. d Strr.me Memel, Weiciis« !. ( lilcr. Kllx-, Weiter n. Hiieiii. be-

arb. i. Auttr. d. Hrn. Min. d. öflT. Arh. Bcrliu. Druck v. J. K^n•kes.v>-■- S. 8.) ^^iÖelff, e. f^lirf auf b. «flfll). u. ;^ifft. "^olcni. ü^r. ^nlnbb. ii2. iBb. G. ivi.; EiseDbahnbrQcken, neue, üb. <1 \V( iVbsel u. N' t^at bei Dirsohaa o. Marien»

bürg. iCentralbl. d. Bauvurwaltg. No. 7A.] Brost; Or. Heinr., die Culonisatiou v. Ostdtschl. (Jebenichi n. litt. 1. Hilfta.

Langenborg. (Realprogymn.) S. '5— ;V2. 1. Gstreicher, dr. K., Bibliografia polbka. tum IX xcüzvt 5—7 vviek X\'11I.

Krakow. (VII, X, 577-803, CCLXXVII-CCCLVII.) gifdfier, Dr. V. i\, c. frf)lci. Tialcftgcb. ouo b. 3. 1653. (i-)ori),\<it*gcb. n. Itjom.

'Jlubieac otujbovff flui jciiui^ 'i^vub. Georgii Andreae p. t. Collegßn

bcr Stnd^fjiäli. ^SfmmfiBdiül i^^c'mü) mit (i[)i-iftiita bei» m\)l. ^nc. QMM

^famni h^i Tfiarou am 10. ^priiuufl 1653. Äijctni. •'■^ h".xd\ 3;o^. ^Hcuincm.

(1 USi. 4.) l;Jtid)r. b. SJcvciJW f. Wdd). u. Vllttlj. cüjUi. üJ. iyi>. 8. 318-319.]

9ovf4|uii«(n m Sranbenb. u. ^reiift. ®e|4. 9?. % htt „SRfirlifd). ?yoiid)gn.* b.

^tcrcinc. f. Öcfd). b "Kaif ^inanbcnb. . . . Dr<*t]. u. jHt)olb. Ibfev. 1. 9b.

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(XV. 7: in 8. -r. 8.)

Frejrtag^ G., General- u. Strasscnkarte v. West-Rufild. a. d. angreozd. Land.

bis ^en u.' Budapest. Wien. Artaria A Gie. 1 : 1600000 Ghromolith. fo). •eweitibflcrifon f. 'Vrcv. Cftpv. ilX, 462 qr. 8.i < (Mcmeinbcleiitott f. b. Itgr.

i^reuB. ... 1. iM«- ^etl. ikvl. b. ffat. iiur.J 5.8ü. Oeschiehtsbl&tter, Hanstsrhe. (15.) Jahrg. 1886. Leipa. Dnncker A Hunblot.

(2 Bl., 19-2 n. XXXV S. gr. 8.) 5.- Ciörskij Konst., Woiua Hzeczyuosuolitej polskioj z Szwecy^ za panowaaia

Zygmimta UI od. 1681*im (Odintka a BibUot WarsMwsk.) (1S5 & a)

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AltpieoBiMlie BOdiogiftphie 188& 183

OteikL Konst , Bitwa pod Orunwaldem dnia 15 lipca 1410 r. (Obditka z.

Bibl. Warssawflk.) (60 8. 8. m. 2 Kart.) Mitiu. $rof. , bic ^ucmScfceiuiM bi ftatk. «Ofl. dt». 962.

«CiL i. 253- 256.J

•vtfirr, ®t»imt.=g. Äat«, UeWt. 06. b. brbb.^^Jteufe. Wcjd). 9. b. ecrit^t«. b. TOorf

^Branbcnbfl. bt* f^. 3t. b. (Mr. furf. Siogafcn f^Prortv. 9^nl.1 '25 3. 4; Hajisea, Dr. J. H , die II ans«. [Juhresber. d. G^Jiwissensch. VU. Jg. 1884.

n, 171-176 n. VIT. Jg. 1885. Berl. 1889(88). II, 162-170.1 IIUW«rcM8e 2. Abth. 6. Bd. a. u. d. T : Hansereresse v. 1431 1476 betul».

V, Gosw. Frhr. v. d. Kopp. V. Bd. Leipz. Duncker & HumbIot.*(XllI,

647 S. KT. 8.) 22.- ... 3 Abth. Von 1477-1530. III. Bd. (XII, 590 S.)

20.- (f 1— B. 1-4 tt. m. 1-8:280.-) BtBVBZ) J., La langiie et la littt'rainre litlumiii'einic.^ (rMpr»''.«? J. Hannsz.

[Bullet, polon. littir., scientif. et artistt publ. par les soius de TAsso-

dat. des snc fl^es de VieolB ptdon. & Paris. No. 87.1 ^fiaiatft, Tic, bcr 3,^(ad)circn. ^^vangfofe ^eijeidiiigit. C Qtolislanct«. Selpjfg.

CS. C">- ^mx. [(yd «. (ir. 8.) 2.— ^lni«lb# Gtjronif ber SInocn. 9?ad) b. 9tii% b. Monumenta Germ. übj. o. Dr. 3-

(I. 3K. l'aurcitt; ni. c. 'i^onuort ooii 3- ^al>pciibcic|. 2. 9lufl. neu bcarb.

P Sattcitbad). 5?cip,v Tijf. (XIII, 271 3. 8.) [35w @<f(l)ic^t«|i^reibct b.

bijd). i^pr^cit iti hiüi\äi. l^cacbcitg. 19. :^fg.J 3.80.

Hoppe, Dr. Alfons (Priest d. dt. Ord.), die Besitssnsliine von Hergentbeim durch d. Krone Würtemborg i J. 1809. Nach QaeU. dargest. 2. HÜfte^

(Gymn.-Progr.) Tro])pau. 0 S. 8.) labrbacli d. Bromberger iiist. Vereins f. d Netzedistrikt 1888, Bromberg.

Mittler. (86 S. 8. m. 2 autogr. Plan.) 2.25. iahrbneh d. Vereins f. niederdt. Sprarbforschg. Jahrg, 1887. Xill. Korden

u. Leipz. Soltau. (IV, 160 u. 9 S. Musikbeil.) 4.— Ssartft, liiiuc, ^Ihclbricf f. 3tifob u. ;^of). 91bl>H)rtflcn in Tani^icVi. .(»crolb.

XIX. 3. 178-81 m. SSapp.l Erhielten dlo .Tn leii in i'ol, durch d. Taufe

den Adeistand? |aus ,,Viertjschr. f. Heialdik'^j (Puttkammer & Mühl-

brerht.) (16 3. 8.) -50. jsasfett. .^iami, "iWnrdim ii. 3a.i. b. cfhi. ^offci?: üb\. u. m. 9Inilt. »f(^. 2. fifm.

Sitaa. Äijmmcl. {Will, 2ua 3. «.) 3.50. (1 u. 2: 5.50.) Itmh^Witi, K., Stanislaw LenexytBki w KxtSIeweu. 1784/86. [Niwa. 1888.

S. 481-89. 573-81.}

ftsitMifin, 9?. ^T?cifcbricfc and Ttjc^I. .^öutfl^bcrfi. Berlin. Tro>?b.

Cpi^. - JliJcimür. ^xti. a. SDR,, iibiut. am b. ^{ujnjd). ü. Dr. ^crm. ^Hoi^

foidint). (106 3. 8.) [^Huifilcbe 3:a)d)cn ^iMbliottjcf ; c. 9lu«wa^I b. beft. ©ertt

b ::'M. Vitt. ^b. 7. Vp-,, (Premier & Sci)rainm l.— karluwiczy Jan, Dziesigc piesni mozurskich (Odbitka z Prac liloioß.) War-

szawa 1887. (14 8. 8) tas>^. ^rof. Dr. Wci>. Jibr., 3ur OJcfrfj. b. ^Viiicvnbcfreiunq in b. olt. l^aiibtH^t^eUetl

^Urcufeciw. (Jorjd^aii. i- brbb. u. pv. (»cid). 1. ^b. «. 573—585.1 Kslberir, Oskar, Maxowsze, obnus etnograficzny. tom IV: Mazowsze stare,

Mazurj' Kurpie. Krakow. (Selbstverl.) 'VTI. 4CX) S. 8) Korrespoadeasblatt d. Vereins f. niederdt. 8{>rachfur8chg. Jahrg. 1886.

XI. Hft. Korden 1887. Sölten. (102 S. gr. 8.) 2 - Kfrytkowskit Jan ks. dr. Ai< vMskupi Gnie/.niertscv. prymasowio i nietro-

EPolscy od roktt lÜÜÜ az do r. 1821. . . aeeayt 1—7. Poanan 1887/88. ). 4.) descriptio hist.-geogr. eeclesiarum arcbidioecssis Qnesnensis et Pr.^n^niensis. Gne.^'naf. (17^ u 304 S, 8.) Konesiowsiki, Joseph, dr., Catul. cudic. niannsfriptnr. musei princip. Czarto- ryski Graeoviensis, fasc. I. II, 1 60;; i^Ivlitinmua mosei Osartoryseiani 6aooyienB. n. I.) Craoov. 1887. 88. {ß. 1-178. 8.)

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X84 llittbeiluugeii und Anhang.

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z 13 i nn. stvcznia 188B r.. w ndcinku. Ausfiihrl. Be^prtehimg der

Arhrif ron J. T.ehtzyck't : (Vw iütest. groß.-poln. Gro-lljürhrr. Seemann, i)ia^, Mi ^Infanflc b. milüiir. Mkform in ^rcuö. nad) b. liliil, ^xicb.

m'Avt. ?^orict)qn. 20. m. 3. 207-224.) S(el^(tnn>, max\ i^rcun. u. b. aagem. SBe^H^flic^t im ^ 1809. [giftet, dtfc^t,

9<. Ty. 25. iBb. 2. 97-109.1 LelimiMt und Apraxin 1757 in Ostpr. (nnt. Benutzg. d. russ Publikation

von MaßlowgkL) [Jahrbüch. f. d. dtwhe. Armee und Marine. Berlin.

Bd. C7. S. 153-169. 258-273 ] tiWklmiy Prof. Dr., üb. d. ans-^estoil). Slaventh. in Norddtschl. Vortr. [Cor-

respondenz- Blatt d. dtsch. Gee. f. Antiirop., Ethool. o. Urg^»8ch.

19. Jahrg. S. 52-53.J Loiriiskl^ Anatol. Index actor. snpculi XV ad res puhlicas Polon. spectantium

Cracov. (XVI, 581 S. 4.) IMonnmenU med. aevi hist. res goet, Folon.

illustr., tom. XI. J LItwIn. Liiwa prxed rokiem 1863. LwAw. (42 S. 8.)

Marjan, Dzieje Polski, do najnowsaych cjsAfl^w, jaano i treiciwie opowied-

itiaue. Posen. (32<j S. 8.) 3.—

■anlowsM, Oberst im m^s. Generalstabo. der stebeni. Krieg nacb ron.

Darstellg. I. Tbl. <\. Foldzug Apraxiti's in Ostpr. 1<56— 57; m. Antnri-

sation d. Verl. ül)s, u. ra. Aum. verseh. v. A. v. Drygalski. Berlin.

Eiaenschmidt. (XVI, 859 S. gr. 8. m. 5 Beil.) 12.— ■ateryalj do historvi ri ilrnkarniach w Polsce a miaTiowirie o drukarniar-h

hvowskich i pr"\viucvonaIiiv<'li, zebral i ulov.vl &jL*:ziimiy Btduarski

Lwüw. {13G 8. 16,1 . '. . Dodatek . . . (S S. H.f Matosiak, Szvnum, Jakie hulv mieszkalv przv ujsciii Wisiv w rzasarh naj-

dawüiejsaych? [Wisla. Tom L S. 178-187. 223-2^3. 254-263. 29Ü

bis 298. 338-846.J

Molon, AliV. Xi.flre 8ur Töglise reformee de Pologno. Caen. (44 S.) Mettig, U., Liv-, Est- u. Kurld. (im Miitalalt.) [Jabresborichte d Geschirhtsw.

7. Jg. 18ai. Berl. 1888. II. 163—170. 8. Jg. 1885. Ebd. 1889(88). II,

ir.*»- lt;j ] ... in d. neu. Zt. |Ebd. 7. Jg. III, 54-67. 8. Jg. III, 54 -64.J Minkowiecki, Edward, AVykaz peeudonimdw, uiywaoycb przez autoröw pol-

ekicb, \\^danie drugic pomnolone. Warssawa. {92 &) Hitfbelluifren uns <l. livländ. Gcschiclite 14. Bde. 2. Hft. Riga. Kymmel,

<S. 145-2U8 8. m. 8 Steiuta£) 2.2Ö. HoBatroehrirt, baltviclie Hrsg.: K. Wem. Ked.: H. Holländer. 35. Bd. 9 Hfte-

(! B. gr. 8,) Roval. Kluge in Comra. 16.— Mouuuicula Polooiae historica Pomniki Dziejowe Polski Tom Y. Lwöw.

(2 Bl., 1171 S. Lex. 8.) 90.- MoniDienta med. aevi liisfr.r res gestas Poloniae illustrantia Editio collegü

hiätor. academiae literar. Cracov. Tom. XI. Cracov. (Friedlein.) (XYL

681 S. Lex. a) 14.- (I-XI: 210.-) ir. Uefc. b. (id)tl)cit cinii^cv Ihf^ ,v Wcfd)- v. L^ol6a|f. [Wonatö^Mtt. ^tia. n. b. Olef.

f. pouuiu t»i'i(^. u. ^llUtjiJlbe. Kr. 7. 8.1 Napiersky, J. G. L., die Erbebttcher der Stadt Biga. 1884—1579. . . Riga.

Kymmel. (LXXXIII, 515 S. gr H.) baar n. 10.-

fiatbnsiuS'Neinstedty Ueinr. v., die Dentschmeister vor 12S2. I.-D. Marbimr.

(37 s. a) _

Nlwftt dwutygodnik poswi^cony sprawom spolecsnym, naukowymi Uteraokim,

p. ,1 reuakcya M. (Tod!t'wskio«:n. 1S88. Nogaj, J üzef, Rüzbior krytyczny Sielanek J6zeta Bart. Zimorowicssa. (Progr. d. IT. Staata-Obergymn.) Lembei^ 1887.

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Altprea&ische fiibüographie 1UÜ8.

185

(Zabvtki przc lhistoryczne ziem p »IskiVli. wylawane «tenniam ko- misjia »rcheoL Akad. umiej. w Krakowie;. Krakow. tefagU«nift. BikBkanBlereii Axel Oxenstiernas Bkrifl«r oeh brefvexUng.

Utj^iTiiH af koiif:!. VIttrrli<'t>- TTistnrif»- arh Antiquitc-ts- Akademien. Försla AfdeL 1. Bandet Historiska och politiska skritter. Stockholm. NoTstedt Sdn G£XVin, 680 8. gr. 8.) 9 Krön.— . . . Senat« Afdel 1. Hand Gustaf n Adolfs brefofh instniktionor. 02B1.,916S.) 11 Krön.

PMil^tnik Akadenui r.miej. w Krakowie: Vfydxitdy tilologicsny i histor.-filos,

Krakow 1887. (2.% S. 4.) 9lBWf68kly Jozef, Dziejc zieini knjawskiej, oraz akta histotyCBne do nicb

sluz^e, t. I V. Warzawa, Gebethnor i WolfF. 4. PiCt Jos. I^ad., zur rumänisch-ungar. Stroitfrnfx*». f^kizzen z, ält<>st. Gesch.

d. Rumänen, Ungarn n. Slaven. Mit 1 AI I i u. I K.Trtr. Leipz. 1886.

Duncker * Humblot. (IV, 4?'6 S. er- 8 ) H». < .//. Globus. Bd. r,a, ÜO, 7.;

üb. d. alt. llanddamgc nc. d. achivarz. Meere u. der Ostsee. Pld[08in$iki, Fr., 0 dynaatycsnem atlachtj polskiej poebodcenra. Krakow.

;'25>2 S. 8.)

"Moidiau, Cbcrl. Dr. ^Irlh., bic liulnnb. Wci"d)iri)folilcratiir i. ^ofirc 1887. »liga.

ilDinmcl. (84 3. 12.^ 1.- Polkows>ki, Ignncv ks., Wizomnki niektörvch nnmizmatycTOycb nsadkoäci

monet polskicli . . . Krakow. (44 .S, 4.) Pnea filolopiczne, wydawane przez Bandonina do Courtenav. .T. Karlowicza,

A. A. ]\n fi«ki»»<ro i L. Malinowski^'j;*', t rn II Wnr??7:nwa. (IV, 881, VI S. ö.)

rrzeglivd polski pod redakcyjt Dra J. Mv( ielskiego Krakow. (12 Hfto. 8.) Pmflad powszechny pod redakry^ ks. Bl. Morawskiego. Krakow. (12 Ufte. 8.) Pnewodnik lunUvowj i literacki, pod radakcyi) A. Krechowieokiego. Lwdw.

Hlto. 8.)

Ptusyckly St., Opisanie knig i aktow lit^w?«koj metriki. Petewbarg. fST.

(ms«.> r-rjl. X. L. in: Hiat. Zt/trhr. X. F. ^.7. Bd. S. HdO f n. Th ^rh'ir- mnnn ebd. iT. Bd. S. 307 ff., btHonders aber Frochaska im Ku-nrtnlnik higf. If,

Bibijotieka Wiolikngo kiiiazia lifowskago w Wilnie w 1610 godu.

(Li ^uruala BiblioKrul'. Putttrsb. (rus».) (4 8. 4> Dssiej© rodöw lit«w»kich jako matoryal do archr<>?o;;ii JuHtorycznej.

fOdbitka z Atcuf MI \V 1 1 >z.n\M . Gt Ifethner i Wölfl'. (14 S. 8 i Kadxivrill) Kar. Stauisl ks. Koresporuicucya , . . wojewody wilenskiego

Panie kochanka, 1762—1790. ze zbior6w famUijnych wydal Kasimien

Waliszewski. Krakow. (17G 8. H ) IKcintaiin, (i., ^l^Jcucic (%jdi. b. puu% 3taatco wm J^uhtmbuvau jyrieben bi« pnt Liener iToitciret i2. Ktb. Ühxfta. ^erl^rd. iXVt 702 6. 8.) (@efdj. b. eutiMi.

floaten L. l.\ 13.—

Boculki Towarzvstwa pniyiaciöl nauk posnaAakiegOi tomXV. Pozna6, 1887.

(VII. 344, '129 S. 8.) 9U$$ß, .tituprcb. D. 'Ö., ^nii( 3pcrntiu\ c. .t)ciolb b. (Suntifleliuin^k in ^Jöbv. u.

JHeformalov b. JLxr^oqt. 'iJjrcuHcii. 2. 31. 15 o. 12.) .Jüt bie gtfte u. ^unbt

b. Wuft. ^>lb. il^. iVr. y. ".»nrincn 1888. .Mlcin.J —10. Bupraw}' i sprawozdania z posiedzeti Wvdzialu historyczno - lilozofiosnegO

Akademii umioj<jtuosci, tom XIX XXI. Krakow 1887. 88. 8., C, Die Bauernbefreiung in Preußen. [Balt. Monatschr. ßö. Bd. S. 257— 281. J Sagen u. <ir,v"il)l(in. niio b. öitl. .'£»in(crpoiiiincvn. I^^lni Urbs ^l'irunncn. fi. 5?b. "ilt. 1. 7.J Saiblirg, (ibitlj, bcr Jpodjmeifict v. 'iüjavicnbuui: c. tjift. Imiicrti^ in 5 '•>ict., nufi^cf.

i^. ciTtcnitml am 3. J^ebr. 1888 auf b. iÖiiljnc b. li)<üi. in l^iia,. 2 (^hnv

3ti)iin. i88 3. 8.1 1.70. €(|«ibt, o^rb., bei» 7cutid)oibcn'? ^lufficti^eii u. 'tVicbccgatifl. Gilbet auö b. $t. b.

Ctbeneitaatce. ^üffelb. löagcl. (120 8.) cart. 1,—

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186 Mittbeilaiigea and Anhang.

BcMde» Obert. Dr. Emil, rar 0««sb. d. 8diW6d.-oda. KrtegM v. IM^OI.

Oraf ni.rlst -i.l. Karl v. Schlipp^nWb. IL [Jahiwiber. d. k. Wüh.-

Oymn.j Berlin. iS. 3-96. 4.)

^imoütt. &i\it., bflS bintibciib. pveuB. ^nnunfl<*iwcicn U. 1640—1806, ^pt}(ic^l. b.

JReform unt. J^rbr. I. 'mnirfii^u. ,v' Inatibenb. u. )>Teu|. 9ef<^. I. tÄ,

1. .Wilfto, 3. 57—109. 2. .iViljte. 3. 1— 59.| 8cliwartz, Phil., üb. e. Anklagesrlirift ^esr. d. Hochm. Paul v. Rnssdorf äus

d. 15. Jahrh. (ca. 1439). [Mitt5il-n ms d. livland Gesch. 14. Bd. 2- Hft.

S. 145-179. vgl. St2K8(x3r. d. Oes. f. Gesch. u. Alt. d. OstseeproT.

Rußlds. a. d. J. 1887. S. 75-78.]

ScriptorM reram Polonic. Ed. coUeg. hufc. academlae litar. CncoTieDsis. T.

XII. Inh.: Collectaneordtn ex «rcliivjs coll«gio bist. Groc tom. IV. Cracov. (531 S. gr. 8.) 12.- €i%nM%9httUliH b. ((er. eftniftfi. (4ef. *^oxpat. 1887. Torpat, i^elpf,. .Qö^fcc bt Comm.) (IV, 188 S. 8.) u. u. 1.—

d. Kurland. Oes. f. Lit. u. Kunst . . . aus d. J. 1887. Mitatu

-> d. Oes. f. Gesoh. n. Alferthskde. d. (Httseeprov. Busslands aus dem

J. 1887. Riga. (2 Bl., 135 S. 8. ra. 8 Tnt.)

Skinduntl) Konst., Istorija Lietuwns trumpai apsakyta, su trvmis ziamla- piaia. New York, Spaustuweje Lietuwiszkojo'Bafco. 1887. (143 S. 8.) fj^c'o^riificzny Kntlestwa polskiego ... tom VIII. Wancawift 1887.

(9G0 S. 8.)

Smolka* Stanisl., Kicjstut i JugieHo. COdbitka z tomu VII r luictnika Wyd- sialU filolog. i histor.-filo/ol*. Akad. utnicj.) Krakö\ 7 S. 4.) cf. An- seiger d. Akad. d. W. in Krakau 1889. Nr. 2. S. XVI XXII.

Sowa^ R. V., die Mundart der ostpr. Zigeuner. [Ztachr. £. Völkerpa^chol. u.

Sprachw. la Bd. S. 82—^.1 Spnwozdanie z czynnosci wydzialn Towansystwa List orvcznego we Lwowie,

tudsiei komitetu redakcyjuego Kwartalnika hiator. za rok 1807/88...

Lw6w. ri3 S. 8.)

zfikladu narodowego imieu Osf^liflskich aa rok 1888. Lw6w. (131 S.S.)

Sprogis, J., Gieogmficze.skij slowar dnownioj, ^omojt.skoj ziemii XVI stole- tija . . . (russ.l (geoip*. Wörterbuch d. alt. zatnaitischen Landes des XVI. Jahrh.) Wihm. (XIX, :m;2 8. gr. 8. 7 :h>.

Ctctn, ?tffr., f. acjrariicfH Tcbalte b. erft. preug. :UaiU)eeDei1ceUi aus b. 3. 1814. 'Piaiion. 5. ^aljvii. ^.'?r. 17.]

etil* St., erftc !öünbni«ilic)"tidHin n'.?i Stönbc fj^cr.soflj 9Ubredjt o. ^t. 1606 ^27.) '8tid)r. b. f. tl)ür. Wefri). u. VI. <!f. 7^. G. ^.Bb. 3. 1-272.J

Stttbirn, 6ottif(^c; tjcrau% ü. b. ^cj. f. pomm. t^cjcl). u. Sl. 38. ^a^xc^. ^oi^ig.

(Snunlcr.) (IV, 683 6. ftt. 8.) banr 6.— Stedten, Litauische. I. Nominalzamsetsgn. v. Dr. Alex. Aleksandrow. Boxpat.

(124 Ö. 8.)

SiMectkj, Ldw., Izabella ia J&nos Zei^ond LengyelorszAgban. (1569— 1S61.)

Budapest. ri07 S. 8.) 2. Sll^lskiy Jozet, Dziela, wydanie zbiorowe, mtrya II tom 7: Opowiadauia i roKtrsiiaania, tom IIL Krakow. (873 8. 8.)

TkniOWSkI, St , Z wakacvj, tom I i II, Krakow. Zupanski i Houmann. I.

Kiiow, Moskwa. Wilno. (476 S. B.) II. Prusv krolewskie. (318 S.) Iif<f|fr, incb. Wuft. ?lbf., H\m\^ Sd)rc(fcn<^taiic. 2. vb. >>(. \'M 3. 12. i |,"vür b.

u. ?trcimbc b. Wuit. "?(b. 9.'r. 24. ?^itrmcn.) - 10. Topolnicki, Jan., Mapa do dziejow Polski, wydanie dnigie. subwenoyonowane

przez Akademie umiej. w Krakowie . . . Wieden. Photolith. foL SvMtttsit, 91b., .iKiinat^tanbe b. $Too. 9leftl)r. ®eni. ^ofmaim. (16 & a «.

2 finrt.' -20.

Jf)eimat«'tbc. b. ^^xoi*. '■J^o]ti\. (Ibb. —20.

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AltpivafliMlw BihUognphie 186a 187

Trttta, M«g. 4 l s, Tbilo Zur Qeacb. d. ruas.'österr. Kooperatiou im Fddsnge Ton 17^. Nach d. vtm. I>o1rainenten<>8Rminlfr' d. Oberst

MansJowski bearb. Hannov. Hel\snng'9 Vorl (158 S -^-r. f^.) l. - S., Pies w przvsJowiach poLskich i swrotacb mowy, zeatawil.S. ü. (Odbitka z Omekuna zwierzj^t). Krakow 18Ö7. (11 9, 8.) Vlaatiraki, Bol., aokameilIty''kujaw8kie i mazowieckie przowa:^nie z XIII. wieku. (Odbitka i toma IV Arcbiwum komisji histor.). Kraköw. (423 S. 8.)

kilka Tiwag o Statiitach svnodöw dvecezvalnvoh krakowskioh s XIV

i XV stulecia ('0,1!.. z t. V Arch. Icot.i. bist.) Tamze. {3'2 S. 8.) Libri formnlanini seculi XV (Starodawne prawa polskiego pomniki,

:8^. Cmcw, (XYIt 126 S. 4.) Drknide ü!). I5»»richtigung der Gränze von Kurld. ii. Litt, zwisdi. d. Ord.

u. dem KoniL'^ v. Polen, zu Kurczmi im J. 1535. [^tzgsb^r. d. kurl.

Ges f. Lit. u. K. aus d. J. 1887. S. 67-68.] Difcndenbiich der Stadt Lftbeck ... 8. Tbl. Lfg. 9 n. la Lflbeck. (8. $41

bi^ m\ 4.) k 3.—

Terhandlangeu d. gel. estn. Ges. z. Dorpat. Bd. XIII. (Festschrift z. Feier ihr. 50 j. Be8t«ili6iia.) Dorpat. (L«ipK. Köhler in Comm.) (436 a 8. m.

Taf. I.-IV.)

Tirckoir üb. Untsuchgu. v. Grab. u. Pfahlbaut, in Ostpr. (nach d. Bericliten

der Prussia.) (Verhdig. d. Bcrl. Ges. f. Anthrop., Ethnol. etc. Stzg. v.

20. (tot. lss3. S. 426-4'^o,l 9iUr{, ^ciu H. ?f., (Vicjd). h. Tt)d). ditttcrorb. tm «ogtlanbe; e. a9<ttc. ^ctmatöfbc.

'^lamn. ÄcO. (V, 233 3. flr. 8.) 3.— Wadllngton, Alb.« racqnisition de la conronne royale de Prusae par les

TT-jheiizoUem. Thfe»e. Paris. E. Leronx. (XV, 451 S. gr. 8.)

Wannlak. Szkice warminskit», nnpisal Wanuiak, (Odbitka z Dziennika

poznaiiskiego). Poznan. (13 S, 8.) Sttf^aaer, ?lrd]ii). Dr. ^1., bic cnironif bei Stnbtfdirciber von ^oicn, 1.180—1752,

in. (iinl., -illnin. i)Xi^c{. hHu^: :\mx. b. ^ift. &t\, f. b. ^mt>. ^ojen. IXL M^d*

5. 297--340.j iJojcM. >li>iuu,v 5.— Sekt; ®cd., Tic ni'"'"*^!' Sieben u. boc (\tfltt^ ?^prt Dom „bc)d)vdnftea Unter»

tacnucrftanb." iTtidic. ^>{ci»ue 13. ^ahr-r Tcfbr. 3. HIl ^2'?,' Wedelt H. Fr. P., die Herrn von W«del iin markiscli LaiKiti »ib. d. Oder, im

Herzogth. Pommern u. im Bisth Camin, 1269—1848 (UrkondenbcK

ir. 2). Leipz. Hemoann. (119 S. 4.) 15.- ftcltmaan, 3taatdac(^iu. Dr., b. |)au^ b. btjd). Crb. in ^übed. iStft^c. b. j.

fiübecf. Ökf4 u. «. «b. 5. ®. 461— 464.| WtiQlbiel. Die Regulirung d. unteren Laufes der Woidi.-^ol (m. Skizze).

[Centrbl. d. Bauverwaltg. 8. Jg. S. 82-8:]. cf. Btscho. Bauatg. No.23.J Beta«?, b. %m. $ofen. b. Sanb u. feine Seioo^ner. Sredf. ^irt. (32 6. 8.) --90. »crMe, (Satt, b. ftaatiJrcd)tl. liBljItiui. %okn^ \ btjd). 9^uli iiMlub. b. TOittdnlt.

^rl. Z-^- 1887. (50 8. 8.) ud. Atjf^r. b. Ijifl. {. b. 'l»(t>D. ^ojen

8. ^aim- ®- 247 -296. WItnbIckl, D. dr., Zywot i dziabilnosö Jana Heweliusza, a.stronoma polskiego,

skreiilone ku uczczoniu 200 tnej rocznicy jo^o smierci (posw. JEx.

Julianowi Sas Dunajewskiemu, c. k. ministrowi. Odbitka z tomu VII

z Pami^tnika Wydziala filol. i filoi.-hi8t. Akad. umiej.) Kraköw

(.57 S. 4. m. Portr.) Wisla, miesi^cznik geograficzno-etnograliczu\'. Tom I. Warszawa. Sklad

glöwnv w ksi-'garni A. Gruszerkiego 18'^7. .{67 S. i^r. 8.) Tom II.

Rok im^. (<i Hl., Wf> S. m. 4 Taf. u. AM-ildg. im Text) cf. Archh- f.

iflav. Fhihil. XI, 63.). u. Ktvartttlnik hUtor. I [F, 2(U (ron A. Brückner.) Wllleck], WI.. Przewodnik bibliograflcznv . . . Rok X. - 1887. Krakow.

OebeOiner. (XXIV, S&2 a gr. a). Itok. XI* - 188a (XXIV, 290 a)

1^ Mittheilangen und Anbang.

Wo«ri* Reisehandbftolier. FOliivr dweeh KSnif^b. L Ottpr. n. Um-

fehnnp:. Mit Pinn d. Stadt, Knrt«> v. PraoM. a. EiMnbahnkute. Wttnt- urg. Woerl. (18 S. gr. 16.) -öu. Wolter; E. A., Ob etnogrnnczeskoj pojeedkie po Litwie i 2madi letom 1887

^oila. czitano \v za^iflanü Istorim fil. .Jiu^ otdieteoia impittr. Akad.

Tiftuk 20 oktiabria l«ö7 c. Petersb. löbi. {ib6 S. 8.)

Lettira. (Recensiooen.) [Awsh. f. slav. Philol XI. Bd. S. 676—582.1

Wotoch-RckowskI, Fr. v, Versuch e. n»'si Ii. der aus d. Landen Bütow u,

Lauenburg in Pomm. ßtammd. Adelsgeschl. v. Wotoch. v. Stvp, von

Wrycz n. v. Gynz Rekowski B«rl. 18OT. SUrgardt. (VII, 199 S. 8.) 86.— Zbi4r prar nank.iwych 2 d/i'-d/inj' sztuki, etnof::r!»lH, lingwistvki i literatmy

(Dodatek do Tygodiiika powszechnego). Warszawa. (4tj S. 4.) nMr wiadomosri do antropologii krajowej, wyduwany staraniem komisyi

antropologicznej Akadeinii nmiej. w Kiakowie, tom XIL Krak6w.

(IV, 91, 19 u. 261 S. 8. in. 13 Taf.) Iktifi^ft b. m- »ef. f. b. '^voi*. i^ofcit, m^f^ b. m. f. ben ^^et^biftritt au

©rombcrg ör^q \\ Dr. ^)^p^qcrp iiniimv?. 4. ^a^ig. Ij^ofcn. ^otowicj^ in

apmm. (2 551., 4titi u. XXII 3. i^r. 8.i b. 3Jerein<> f. &c\d). u. 'illll. 3rt)lciicni5 . . . hx3-i\. ü. Dr. K. (9rfiiiffaf|CR.

V^b. 22. 33rc<sl. "^ilay, Ä: Co 3. 8. m. 1 Inf.» 4.—

^tttbonfcn, (VJnmn. Ve^r. Dr. Jr., üucllcntiuc^ ^. bimibcub. preufj. (Scjc^. S^cntunirbiflc

Ihfunbcn u. £lueflenberid)te. 9krf. 1889 (88>. 9Ztco(aUd|c 9$fq«b(f)i). (Xlv,

^92 3. \]\. S.i

Zjch| i'r., Pawnhiriie krzv/.aköw do Polski. (Progr.-Beil, «1. Gvnm.^ Prze-

m\il 1887, (104 S. 8) Zjohlinski, Teod., Zlota ksicga szlachtv {) Iskioj, rocznik IX. Poznan 1887.

Leitgeber. (33U S. 8.) 10.- . . . rocznik X. Ebd. 1888. (330 S.) 10.—

Äbrebbud) b. ®tbt. u. ^cftimn Wronbcu.v ?<ad) amti. Wiltbli^n. j?«ifHt. ©rftubcn.v

(Mdbel. (III, 44 u. r.i. X^Uw 8/ i}tb. n. n. 2.2'>. b. unb M{c|ibcn,v"t. .UüiiirtvHK'rii {. 1«81». M()»bg. SKürnibcraer. (298, 160,

48 «. 96 3. (\x. Sj }icb. hflnr n. n. 8.— b. 3tbf. ^.'laricnbmj^ m. (fiufdilnü bcv voiW. (^Vinbo, 3u^^^lo^ ^lind) omtl.

3)Utt^lnn. .^fgeft. u.' ^r«o. u. Dr. Zaa. :^iinberU(^. ^ctmubuig. vJpcmutpel.)

(189 3. qr. H.) i^eb. haar n. n. 1.— für bic 3tM. Jilfit «uf b. 3. 1889. . . jrf«ft. ». J. L. Oehrmann. Ziffit

3. 3icJ)länber & ©0^11. {2 "IM. 120 XVl S. 8.) Il«t*lt, ^ftul, ^unjiMirt. Gin 3d)oitip. in 4 ?fiifj. ^fe Wjc. i\cbr. . . Äiflobiv Cftpr.

;^t;ic-. II. ÜBcvl. Tr. (55 3. »iv. 8.) Appel» Carl) Provenzalische Inedita aus Pariser Hand^br. brsg. Leipzg. Faea'a

Verl 1890 (89). fXXXn, m S. 8.) 8.- rEnsei^noiiu iit dl- ßarin le nniii. [Revue des langues romanes. Juill. bis

Sept.] Der proveozai. Lacidarius. [Ztschr. f. roman. Philol. XXU. Bd.

8. as»— 252.1 Reo. [Ebd. XII. Bl 8. 688—540. Literaturbl. t germ. u.

rom. Phil. 10. Jg. No. S.] Itttnoli, $ranfl.i ^o\). (^co. .^Yamann. ^luvumlil ouo feinen ^öiicjcn u. 3d)iiftcn, ein;

gel. M. <rf. wott Dr. ?^rnnr(. 9frInob, %-\oi Ter „5^i6Holbef tljcDl. In jfifct",

11. S5b. («otbn. <pcit[)ec'. fleb 2.10, im ^>lbonncincnt 2. -

Hiaiii«, WuMüM uniis i^iuraneiL) Unlet bcn Zxoptn. [Uitfm S^^U ^vdfl. 0. ^vbr.

Jöiciumaiiii. 11. -tift.]

»«♦lilfiti? SScvqauflcnbeit. 3. 7bt.: Tilfitci iicb. feil b. ^^vcibcit-jfrteflen II. (1848— 186ai

2. ?Tu-?(i.' Tifiit 1890 i89i. Üoim]]. (IV, 244 3. 8.i 1.60 .1- 3- t,. 5. 1

liaacke» J., e. Fall v. bvdrenrepholocele m. amniotisch. Verwachsungen. I.-D. £bg. (W. Koch.) (19 S. gr. 8. m. 1 T^) baar n. -80l

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AltpronBiMh« Bifaliographia 1880. 189

fiabaclke, Gymn.-Dir. Dr. H., zar Erinnerg. an d. Uebsiedelg. d. Alist. Gvmn.

za Kgsb., Pr. in d. neue Schnlgebftude am 9. Apr. 1880. Fesfeeenrilt.

fBtil. z. Ostorprofrr. Kl»«;. Härtung- i47 S. 4) Weiteres üb. Dialekt- u. Gaugrenzen. [Jahrb. d. V. f. nieUerd. Spr.-

Powrhgr. XIV. S. 9— IS.] Qtil, C' if. Vxv'. Dr., iiutbob. l'eitfob. f. b. lliitcrr. iu b. ^^at ; . . ^ntantf.

l. ^it. 10. VI. \!cipA. A-ueö. iVIII, 144 S. flr. 8. m. 4>oliidjiu unb 2 %a\.)

3. €>ft. 6. % (V, 174 S. m. i-tol.Mdiu.) k n. n. 1.25. laiidbe. ^inetalogic ... 6. Ii. Gbb. (VI, 106 @. mit ^f^^it. it. 8 Xaf.)

n. n 1.15.

Taficlbc. 8ooloflif- 1- i>ft. 7. (VI, 194 3. iii. Jpi't^n.) 2. ^ift. 4.

;VI. 210 3. nt. i^)d)n^ k n. n- 1.60. Balfzer, M. Danzig) Reo. (DT.Z. 7.1

Bartkowskl, Wladisl. v. [aus Wcijtjjr.j: Beitrüge z. Enucleation des Bulbus.

I.-D. Greifsw. (28 S. 8.) 9tttfd|. (Stjrftn.. Tfltmt ^iBnffnt ^»Jclobiccn lilau. i^olKMicber flcjomni. ii. iu. Tcjt'

iib)^., Unm. ii. ^iukit(^. tnt '^ujtr. b. Hitau. litL (^ei. ^risg. 2. XcU. ^eibelb.

SKtttor. (XV, 804 @. flr. 8. m. 8 Xof.) 6.— (1 u. 3: 11.—)

Bai- a. KnnsfdotikniSlor, die, der Prov. Weatpr. . . . Hft, V. Der Kreis

Kn\m. Mit 8<) in d. Text gedr. H(»lzsrlm u. 11 Kunstbril Danzig 188''. (Jkrtlidg.) (2. Bd. VII u l-9t gl. 4.) Hft. VI. Der Ki-eis Thorn m. Aiisscbl. d. Stdt. Thorn. Mit 70 . . . IIolz.schn, ii. 6 Konstbeil.

ebd. 1889. (2. Ba. YU n. S. 'X^-2<H.) baar A fi.—

BMck, (Gumbinuen.) Her. [N. jahrbb. f. philol. u. päd. 140. bd. 8. 135— 143.J 9nn. rwfts w. ofhw., ... 7. ^nlnq. -Tnn.vii. Dr. ^. jfefjmattn. (6 9Jm. (5*.) (jr. 8.)

hau 1.20.

Baamgarti'tiy Prof. Dr. P.. ^littblg. üb. einige da.s Cieolin betr. Versuche [Centralbl. f. Bacteriolog. u. Purasitenkde. 2. Jg. 5. Bd. Nu. 3 u. 4.]

Bwker, Gymn.-L. Dr. Heinr., Die Brnhinftn«!! in der Alexandersaffe. (Progr.

<] Kp;l Fricdr.-Kolleg.) Kl»g. Härtung. S 4.) (Loipz. Fork) naar n. 1.-- $c<I^<rra, 3d)offci'e (iljronil ü. SJaitcnburfl. Sinficnbiv Moioal^ti \pO 3. Ö.J 1.— B^genaon, Oberl. Dr. Hetnr. ( Allenetein) See. IN. jahrbb. f. philol. a. pftd.

140. bd. S. 309-314. Zt.schr. f. d. Gymn.-Wes. i:i Tg. S. 158—67.]

lehrendtj Franz (prakt. Arzt' [an» Dombrowki n, Vrov. Wpr.]: üb. e. compli- cirt. Fall von Beckenlractur. I.-D. GreilöW. {ßü ti. 8. m. 1 Taf.)

lelow, Prof. Dr. O. v. (Kgbg.): Ree. [Gott. gel. Ans. 1.91. DLZ. 48. 62. Mittril<rn. nns d. lii.st. Litt. XVII. Jg. S. 210-212 (geg. Dr. Jastrow. cf. Gegouerklüruug v. Jastruw S. 212) 1G3— 65. Du Ztdcbr. f. Ge- sehiehtsw. I.Bd. 8. 448-48. @t)bftö ^ift. ;^tjd]r. 9?. % 25. »b. 6. 802-8041 313-14. 26. m. 353- 55. 370-71. 27. öb. 3. 294-311. 337. 3(JO~61,

Bdtz, Adf. f] r. Av'/A SMS Krojanke i. Wpr.): rar B«hdlg. d. Keaohhiutens.

L-D. Greiisw. (37 Ö. 8.) 9tuit, nwü. $rof. Dr. Sertbofb, bie Xeid^iuirtft^ft.; ptaft. 9(nlcituu(| ^. 9(n(aae o.

Icirfj. u. bcr. 'ihiH bdi. ;^t^* n. flx(b^nd){. 2. unoctfinb. 9(ufl. 3»U 80 in

b. Tfrt 'lebr. 9(l>Wibn ^^ai. %hw\). (VIII, 128 S. 8.) qcf». 1.75.

Uericht d. VorstelifcrauUe» d. Kanfmsch. zu Kglg. üb. d. J. 188H. Kbg.

Härtung. (VlU. '91 S. gr. 8.) üb. d. 27. Gesaratstzg. d. «r. botan. V. zu Grandeiiz 2. Okt. 1889; er-

atatt. V. Dr. Abromtiit. (Ans „Schritt d. phvs.-ök. Ges. z. K.bg.j

Kbg. Konh. (80 8. 4.) Sctiibte bi5 rrijt^etei^ScYein» b. ißmo. Oft:: u, mp^. 1888/89. IRcb. »• Dr. fpotu

ciuiuv. (4 9Zm. 4.)

Bolhold, Prof. Dr. E., die erst. 10 Jahre der Myringoplastik nebst Angaben verbess. Methoden z. Heilung t. «lt. Löonem im TroamMiftIL Barl, fiindiwald. (44 8. gir. a) l.>*

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190 Mitt4ieilaDgeQ und Anhang.

BerUlllf , Archidiak., Dt. Ord. u. Preaß.{MAlt.l (Jahresbonchte d. Gesf 1 i 1 rsw.

9. Jff. 1886. II, IH9 1.tr). in .TiT. la'^T. ll. I4r,-li9.) Ost- u. Wpr. i.

d. NZ. [ebd. 9. Jt. III, 45-5Ü.J Preu-sseu ^okal) [ebd. 10 Jg III,'47-Ö1.J Band« F. W., Untaucngn. üb. d. Länge d. einfach. SecundenpendeU, lirsg.

V. TT. Bruns. Leipz. Engflnüuni. fl71 S. 8. m. 2 Tai.) [Ostwai^

Klassiker d. exakt. Wissensehita. Nr. 7.J 3. Be»e»il)orper, Prof. Dr. Adalb , Die kurische Nehrung u. ihre Bewohner.

Mit 1 Karte u. 8 Textillustr. Stuttg. Engelhom (140 S. gr. 8.) 7.B0.

[Forschen, z. dt. Lds.- u. Volkskde. lirsg. v. Dr. A. Kirchhoff. III. Bd.

Hft. 4. S. 161-300.]

Benfey, Thdr., kleinere Schriften; nnspjew. u. hrsg. Gedr. m. ITnter-

stUtzg. Sr. £xc. d. kgl. pr. Hm. (Jultmin. u. d. k. Ges. d. W. zu Gotting. I. Bd. 1. u. 2. Abth. Berlin 1890 (8d). Rmitlier. XL, 849 imd 200 S. gr. 8. m. Portr.) 22.—

Beiträge z. Kde. d. indogerm. sprachen hrsg. XV. bd. Gotting. Pepp-

müller (2 Bl., 350 S. gr. 8.) baar 10.-

Oriental. Bi1'iiof;r. unt. Mitwirk«^. v Dr. A, Bexzenbeiger hiag, TOW

Dr. A. Muller. H. Jg- Bt;rl. Reulhtu-.

Beuierkungrn za W. Nehring, ein alt. denkmal d. lita«. Sprache

(Seidenband m. eijigewclit. lit.iu. In>^c}ir. de 1512.) [Beitriipe z. Kdo d. indogerm. spr. 15. bd. s. 141 148.1 zur lettisch dechuation. [ebd. 8. S94-a01.] fiec (BLZ. a 86. 40.

BMiATf Hneo, de Sfnibonis studiis Horaericis capita seitoctB. Diaa. inmag.

Q«dAaL (Kbg. Koch.) Ö. gr. 8.) baar n. 1.60. MmeiKSeitttiti, «»reugifd^e . . . i>. % 9an\^, 9?. ^. 18., olte ?\f. 36. ^

Biinbauiiii} £d., Ohauuca-Melodio „Mads Zur" n^OJ* Pianoforte

bearb. Kbg. Bruno Meyer & Co.

Blof^ J. C, Stadtratb a. D., Jeremias Falck sein Leben n. seine Werke nu vollständ. alphab. a. chronol.Begi.st. säinmii. Hlaff si iwieRoproductionen nach d. Künstlers besten Stichen hrsg. Danzig, Leipz., Wien 1890 (89). Hinstorft's Verlgsbchh. (3 Bl., 262 S. gr. 8.) 25.

Boettcher, Realgymn.-Dir. Dr. Carl, u. Zeichenlelirer Adf. Freytag, Hand- Karte V. Mitteleuropa. Für d. Unterr. in «1. mittl. n. neueren Gesch. 1:5,320.000. Chromolith. gr. FoL Leipzig. WagiK r & l)el)e.^. baar —80.

Wandkarte v. Mittel-Europa . . . 1 : 1,060,000. 9 Bl. Chromolith. Imp.-

Fol. baar 13.50, auf Leinw. m. Stäb. 22.— BVtteher, Oberl. Dr. IL, Sliakespeares Julius Caesar. ^8. Jabraaber. d.

Gymn.) Graudenz. Eöthe. (S. 3-26. 4.) Borowski, Oberl., F. W.. Fragen z. Erkläre, d. dtsch. Gedichte unseres

Kanons. I. Teil. . . . (Heil. z. Progr. o. katb. Qymn. ssa Cnlm).

Danzig. A. Müller. (14 8. 4.)

Braeuj Cort, üntsuchgn. üb. d. Degenerationserschgn. pathogener Bakterien

im deetaiirt. Wasser. I.-D. Kbg. (W. Kocli.) (62 S. gr, 8) baar n. 1.— Branaer, Hugo, Beitrüge /. Behdlg. brandiger Brüche. L-D. Kbg. (Koch.)

(28 S. gr. 8.) baar n. —HO. MmttA i*rof. Dr. jnr. "Sil^. d.. 5^te Jyoltien b. ^.inwiaeifl. h. öflww^. fln^I. Jröuimfl

nnd) (Sinaehg. bcr (iipilcbe im (yelti^ebercit^c b. preuft. vltlg. Übrcd)!>^. ["J^ci

tta(ic v b. bt. JRd)t*. 4. g. 3. ^^ii. 5. 769—802.] Die Aut l.ebg. d.

Leiheigensch, durch d. Gesetzgebg. Frdr. d. Gr. n. d. Allg. Pr. Ldr.

[Ztschr. d. 8avigny-Sfii<s f. Reclitsgescb. (Germ. Abth.) 10. Bd. S. 24 -62. Bmanemann, Dir., Dr., die Elbiuger höh. Bttrgersch. 1841—45. ^Progr. d.

städt. Realgymn.). Elbing. (S. I— X. 4.) Blttner, C. G., (Miss.-Insp., Sem.-Lehr., Dr.) Ztachr. f. afrikan. Sptacbab

hrsg. 3. Jg. 4 Hfte. gr. 8. Berl. Asher & Co. baar 12.— ^ etilen iHeifen if. <Sui«)iAem fn unf. fflbtoeftafrit. €(^ii|8eUct. [St ibio«

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Altpreaßiscbe Bibliographie 1889.

191

iria^eito. 92. t^. 2. ^fl. 18.] Di« erat« Reifte e. Snropiert luteh Dtaumi-

land. ' [Ztechr. d. Ges. f. Erdk. 24. Bd. S. 2B9— 246.] Zur Grammatik der BaJubasprache. [Zt.schr. f. afrik. Sprachen. Jg. II. S. 220-33.] Chuo cha utenzi [Ebd. S. 241-64. | ^lu^ b. mi\\\on b. &q\v. !Dic «w. «Jimon^fici. f. Tt. Cftofrifo \^t\äiv. f. aKiffionv^fbc. ii. SHlfl^ro. 4. 3g. 2. ^-l-

8s|ttf» f^Mtinn. rbcvf., Dr.. bn« (5i>mTni»ipniim bei i.'iiiibv?bcputirlcn b. 'ilJroü. 'iJJreuf;. u. iiiiuui. in *ikiUu im 3- i'^^l- aUk}. Xiuil u. (i. ^Ha^tel^)crg. (^IX, 128S.fol.)

9«)tA4lt«lkrfl, $t). ;^r. u., i^rifi d. ^arcn()eib'9«tinu(iNn . . . iSfne SeBen^ffi^e.

flb]. IB'.M) s<»,. ((Sirdfc * Ui^ct.; (27 3. H.j baor u. n. 1.50. Bwelty Prot., Dr., G., Diodors Verhältnis zum Stoiciamos. [Neue jahrbb. f.

phüol. 139. bd. 8 297-31B.] Oifdler, Gust., die wichtigst, aus dem GriechiBch. gebild. Wort, (moto M-

vante^ d. franz. u. engl. Sprache zagest, n. otymol. erkl. L TeiL (Progr.

d. Stadt. Realprogyuiu.) Gumbinn. (S. 1—24. 4.) (hnttth, Gymn.-Dir., Dr., Otto, Quollenstud. Et\tnologieiim Gndiannnt ft Tb,

D;\ii/i^ (Pronfr. d. stiult. Gymn.). i l6 S. 4.) CMebowiiki, (Brauu.sberg, Ostpr.), üb. «1. berücksichtigg. d. etymolog. u.

histor. momeote beim unterr. im Fraozöaischen. [Nene jabrbb. f.

pliil-.l. u. pädag. 140. bd. s. 52« 545.1 Ghnn, Carl ^Kgsbg. i. Pr.), üb. die Amphipoden-Familie der Scinidae Stebb.

(Tyronidae Bovallius, Fortanatae Chan). [Zoolog. Ans. 12. Jg. No. 906.

W^.l] '1 Männch. ilcr Phroniraa scdont.ma. nebst Beroerkgn. üb. d.

Phronima-Arten. [ebd. 812.1 Bericht üb. e. nach d. Canarisch. Inseln

im Winter IdHT/W ausgefdhrte Heise (hienni Taf. III.). [Sitzungsber.

d. k. pr. Akad. d. W. /u BrrÜn. No 20 :^0. S. 519-553 ] CUftcnü, Ü., curop. 3taate-:öaiH)cn ald Siorioiieu j. (inncvnv^ 3tiderci. Alitnftblätt.

in ;yarbenbr., ncbft etffiut. Tejft. 1— 10 Vf^i, qu. i]r. 4. (jV 1 forb. Xof. u.

1 tejftblatt» Trcc-b. i\ (^nttiibron». a I äO. Tie ^K^Appen b. fdjwcb. u. finnliinb. X.'bid)(tn. '^»vouinjcn), l'nnd l^Hegierq^bc;.)

u. Ätöbtc (\c:^eidin. u. bcfd)vieb. [Ter biid)o. .C>cioIb. XX. IVr. 1. H. tu. Taf.i- X.]

^ü4* 'iüioppcii b. Wrnicn i\ ^i'^aiabuiii im. \ni>bilbti.i [ebb. "Är. 6.) üb. @lübtc*

tDöpp<n-liBcmuiininf,cn 'ebb. '! ■. 'i'cnn!)d)tciJ. [ebb. 2. 3.| |Cl«binl|, 5u4)cniU. a. I. u. ^^^laiv. ^lubiiiö in Sitjeiii, f 9- ^^^>»- *'^^c=

frolofl.l [Gü. Wembbl. Dir. 4. <Bctl. 3. 22. | UUm, i'.. b5c «rüber, c. tunbiulicr JHomnii. t5ulttirblilb au« b. 13. ^o^r^. 2 S^c

Taiutg lö90 (89). .•oiiifiüiif. (324 u. 2«7 S. 8.) 9.— ocb. 10,60. OMUni« Georg, Gerichts- As.<;. i. Königsberg. GeneaL XL mogr, Kotizen üb.

o. ostpr. Familie vom Wenit r I. Marienwerder. Druck tu YerL der

R. Kauterscben Htbchdr. (42 S. gr. 8.) OMirtBte, üb. Thyllen nnd ThylleniUim. Bildangen, vornehmlich im HoIm

d. Bersteinbäume. [Ber. d. dtach. botan. Ges. YII, 8 ]

ICtpemlkni«!, Wf>lyi'i.'<T<i Artnrdr., Brevi notizie sull" inipiantodel mnseo Co-

pemicano ed astrunomieo a Roma, Bologna, Societa tipogr. 1887. (32 S. 4.) Direzione del museo Gopemicano eif aetronomieo, n. 4. Roma, Ii 7

L't-Miiaio 1888. (3 S. 4.) CoroUl. Prof. D. Carl Heinr., die siebzig Jahrwochen Daniels. [TheoL Stu-

oien n. Skizzen aus Ostpr. . . . Bd. II. Kgsbg. S. 1—88.] anch eep.:

Kgsbg. Härtung (32 S. gr. 8) l.~ Crlger, ilaXf (pr. Arztj [aus Pustnick in Ustpr.j: üb. d. Pott'sche Seifcenlage

bei Obereebenkelfraeturen. I.-D. Oreifswald. (24 8. 8.) €vtlM, Georg, (ajfprob. .Arzt au.s Gninib n/ Svrn| Tome u. Aetiologie d.

Wanderleber im Ansr lil. au e. solclieu Fall. I.-Ü. Halle a. S. (47 S, 8.)

Certie, M.^ üb. den .,liber de similibus arcubus*' des Ahmed beu Jusuf. (Bibhotheca mathem. Zeitschr. f. GeH( h. d. Math. hrsg. v. Gust. Hoe- st röm. N. F. 3. S. 15- in.] Ree [DLZ. 6. 11. 88. Ztechr. f. Mathem. tt. Phys. 84. Jg. S. U7-149.J

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193 Mittheilangen und Anhang.

Czaplewski, Eug., Untsuchn. üb. d. Immuiiitiit der Tauben gf^gen Milzbrand.

1. -D. Kgsbg. (Koch.) (29 S. gr. 8.) baar 1.-

Zur Anlage bukteriolog. Museen. (CentTalbl. f. BacfcerioL o. Pata- siteiik<le. 6. Bd. No. 15.] 9§i4tt, Cb. 3taatoaim>. in .^in^Hui., 5(rnfre(^t u. 3tra|prfl^g: e. £ammlfl|. b. luichtiflfJ. . b. 3trahct!n ii. ' b. ' irUafyfnt)v. betr. Qkff|c . . . 4. tt. SBcrf. Sä. ajiüUcr. (XU, 773 3. 8.t geb. 7.25.

^b6Ä. b. ©trofMUftrcd^. u. ISkfoiiftvioallg. tn ^r., ^rtfl. t>. V. ^alde u.

^ (^hcl^,n1cr, Staotöan». in 9RaTictttDctbcr. 3. 91. Cbb. (XII, 383 €. qi. 8.1 b.50.

DaaillS, R., ^panzig) Ree. (Mitteügn. a. d, hist. lit. 17. Jg. 8. 17S— 76.]

Delllo, G., die Basilica d. heil. Martin in Tours n. ihr Einfluss auf d. Ent-

wicldg. d. kirchl. Baut'ormen des M [Jahrb. d. k. pr. jK-atiBtsammlgn.

10. Bd. 1. Eft. Berlin. Orote. Fol.] Ree. fDLZ. 8. 33. 38.] 2>cl«ar, (iva, im 3(t)ucUiUi^. Tair,i i, iMiiftorff^ il>crl. (28 3. IC.) 00. Dembonigki, Ol.erl. Dr. Jobs., Mifteilgn. üb. Gootlie u. s. Freundeskreis aus

bish, luiveröffentl. Aufzeichngn. d. gräfl. Egloftatein'sch. Familien«

Archivs zu Arklitten. Lvck. (Wiehe.) Q, 4.) baar 1J60. Denlcke^ H.iny (MuHonw.) eini<rf brrnnrkgn. Wh. we.HPn. wert u. anwendg.

d. fragend. lt*hrmuti,udo. [Nimu" jalabb. 1'. ^iiilul. u. päd. 140. bd. s. 71—85.] 9nmV mä)\ "iBlätt. ^ Söcförbenv b. um. rcliiv Ücbcntf, tii^ci. u. ^. 3(t)ulpti>. ^al^ig.

1889. .;^nftcib. .{uut. '^'ndii 12 llfrn. A » 4 qv. 8.) bartr 1.20. I>euit2) Dr. U., wosi- u. centralarnk. Tagschmetterlinge Mit 2 Tal'. [Ans

.Entomol. NaehrichW*] Berl. Friedländer * S<din (12 8. gr. 8) 2.-

HUtiBkanimenvände siluH^rluT r'< jib.iI<)]M idcii [Z'n 1. .A nzt-ig('r No. .902 j

Die aelbstdge. Forlbewci^g. dfjr Blutkörperchen der Ulioderthier«.

INatnrw. Enndschan. 4. Jg. 18.] Dewllx, Dr. J., Gt. still tür Objektträger bei Seriettschnitten. [Arch. f. mi-

kroskop. Auati>raio H'^. Bd. S. 41t>~lÖ.j SffWr#. t».. c. ^iioiltiii itad) ?lnbdrra. [mobn« 55. IBb. 9h. 7—10.] 9m Cim

nad) ^tlciitccit u. ^üicntoiirv^ |^bb. 20-28 ] '.Btlber au^ 3t>oitiat« JjimamM''

[3oiminiv?bl. 14 b. S\i]<sbc[. i^arU]. l]U;\. i\ 7. 'i>lpr.| hinter'«, 6b, nitc^(]ciunl)ite ^uibai^mv 3d)iittcii . . . lji£a. u. üc^r. i\ibr. 3<ibet.

2. "m. 2. 91. l'aiiqciifal.vt. tkxiyvx A Safjttc. (X, 470 S. gr. 8.) 8.B0. r^^ibllütbef ^vibaiio'i Srlaffifcr. 19. iSb.]

DIttricli, Prof. Dr. 1 ranz, Reo. [Histor. Jahrb. d. Gcrros-Ot X. Bd. S. 98

bis IIG. .S89- 98. ^^13-24.) Dlitrlcb. TT nu.s 'aus Dt. Grone): üb. Swkrankheit. I.-D. J.:-n:i. ;2^^ S 8.) IlobCKyiiski, Jicrnh., KX) Fälle v. Gvariotoniieeii atis d. „ynakolog. Uuiversit.-

Khnik zu Kg«bg. . . . I. D. Kbg, (Kr.rh.) (815 S. gr. 8> baar n. 1.- Doege, Max (a|iprol) .Arzt au-^ Dt. Prone^ e. Fall v Nierenexstirpation nach

subcutaner Verletzg. der i>iiere. l.-D. Kiel. (23 S. 8. m. 1 Ta**.) INHirlBr. Walt, ttb. d. lokal Einflnse der Kälte n. Wärme auf Haut xu

S I.Ieiinhäut»;. I. D. Kbg. (Koch.) (42 S. gr. f^) b.uir n. l - Dobra, i'rof. Dr. R., Geburtshilfe. tJahresber. üh. d. LeisUru. u. Fortachr.

in d. geemt. Med. 98. Jg. Ber. f. d. J. 1888. IL Bd. 8. Abt. 8. 716-8L]

üb. d. i-latff n.rki'it (Allgern. dt. Ilcbaininen-Zti;. Jg. III. No. H.]

^arhritung, lanötiMrtl^jdiftl. . . . 2b. kb^ ^t^a in iiomm. (52 ^xa, 4 Vi ^ 4.) Sütertelj. baai n. n. 1.—

Dniok TOB Bh L«apold in JUMUgsbtfg in Fr.

Iin Verlage von Rad. Oldenbourp; in München erschien:

Die Begründung des Deutschen Reiches

durch

Willielm I.

Yomehnilioh nach den preußischen Staatsacten

von

Heinrich von Sybel.

Baad i-iv. Prels Bd. Mk. 7,50.

Verlag von Ferd. Beyer'« Buclihandlung, Kuuig&berg in Pr,

Mittheilungen

aus dem iandwirthschaftlich-physiologischen Laboratorium und landwirthschaftlich-botanischen Garten der Universität Königsberg in Pr.

Von

Professor Dr. Onstiiy Marek.

Heft I (Mk. 4,öO). Heft U (Mk. 6). In unserm Verlage enehien:

Lose Blätter aus Kants Naehlass.

Mitgetheilt von

Rudolf Reick e.

L Heft. (302 a gr. 8».) - Preis 6 Mark. Jugendgediclite

von

Christian Wernigke.

Heran s'gpfi^eben von

llr« JLte IVealmar. Prgfa 1,20 Mk.

Soeben eraebien im Verlage von Wilh. Engelmann in Leipzig:

AUgeneine Murgesehieiite und Theorie des Uinuaels

oder

Versuch von der Verfassung und dem mechanischen Ursprünge des ganzen Weltgebäudes nach NewtonisoJien

Grundsätzen abgehandelt

von

Immanuel Kant.

Preis 1,60 Mk.

Za New-Haven, Conn. erschien:

Kant's Doctrine

ot the „Thing in itsell."

By

Rikizo ^'aka^iliiiiiai.

Preis 3 Mark. Verlag" von D. Nutt in London.

Tie Critical PMlosopliy of ImaDiiel Kant

Edward Caird, L. L. D.

Professor of Moral Philosophy in the üniversity of Glasgow. 2 Bände 1360 Seiten. Leinwandband. Preis 32 »h.

Kant's Begiiiiidiiii^ der Aestlictik.

von

Ilormaiiii <'€»lieii,

Professor an der Universität Marburg. XII n. 4S3 Seiten 8». Preis 9 Mark.

Ferd. Dflmmler's Verlagsbuchhandlung. Berlin.

lirrkrs grirff an Jol. (5ror0 liaiiianii.

3in Oricjiinaltcjrt Ijoraus^Cvjcbcn

l>01l

l^tto l^oflfmann.

(VI, 284 5. flr. 8 ) Preii WR. Jriibcr crfdjtencn von bcmfcfBcn "^JcrfafTcr in öcmfcfDcn '^crfagc:

j|rr5fr = .3funÖf aus IWcolais :illacmcincr Pcutfdjcr i^ibliotlfef. preis \ IXlarf. mb in ber ^ZltcoratfcQcn '2f^crra(is6ud)t3ait5rung:

JjrrÖfrS 1?ripfUlCriiff( mit flicolai. 3m COmünaltcrt herausgegeben, mit einem Jf*J»^f''"'Ie- preis 5 ITIarf.

BflT Heft 3 u. 4 erscheinen als Doppelheft Ende Juni.

Die Herausgeber.

Altpreussische

Monatsschrift

nene Folce.

Der

ITeuea PreussischGU Pro viazial- Blätter

vierte Felre*

Herausgegeben

von

Rudolf Reicke und Ernst Wiehert.

. Der Monaisschrifl XXVII. Band. Der Provinzialblätter LXXXXIU. Band.

Drittes und viertes Heft. April Juni 18fK).

Kttni^sberg in Pr. Verlag von Ferd. Beyer's Buchhandlung. 1890.

Inhalt.

Samaiteu imd der Deutsche Orden hin zum Frieden am Melno-

Sce. Von Dr. Robert KrumbhoUz. (Schluß) . . . 193—227 Zur Beurtheiluug von Kantus Kritik der reinen Vernunft und

Kant's Prolet^tmiena. Anhang; No. 8. Von Kini! Arnoldt 228—314 Der Rittc'iorcitiii von Caiatrava in Tyiuau bei Mewe. Von

I>r. Romuald Frydrych owicz 815— 32Ü

öprachliclu' Beiiicrkunj^eii zu <lt n Drei Koiiigsberger Zwibclsen-

spielou vuii 1014. Von Johaiiues 8embr/ycki . . . 321 325 Diolectische Kuthsel, Reime und Alarcheu aus dem Ermlande.

Von A, Treichel 326—382

SpracliliGhe Ueberbleibsel ans der Fnmaoeeiiieit. Von

A. Treicliel 8SS-886

Ostprettftiscbe SagMu. MttgetheiU von H. Frisch hier . . . 396— W8 Zu den Königsbei^^ Zwiachenspiden von 1644. Von

Johannes Bolte 349-361

II. Kritiken uud Kcfiprate.

Paul Nerrlich, Jean Paul. Sein Leben und seine Werke.

Von Dr. Arth. Jung

Dr. Jan ByetroA, Xatechism Ledesmy w prsekhdsie

wschodnio-litewsldin. Von Semhrsycki 860—861

Maurjcy Stankiewiez, W ^irawie gromadzenia materyatow

do dnejöw Pifaiiennietwa Litewskiego. Von Sembrsycki 961 Karl Lohmeyer, Hersog Albrecht von PreoBen. Eine

biographische Skisse. Von Fischer 961-363

Alterthrnns-OeseUschaffe Frosaia 1888 868-380

III« HiniieUiwreM mmä AidMiir.

Ünivertttüta-Chronik 18S0 881

AltprenJUsche BibUographie lß89 882-584

Alle Reclile bleiben vorbehBiten.

Herauageiier und Mitarbeiter.

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;' AUG 19 l>^üu /

Samaiten nnd der Deutsehe Orden Ms zum Frieden

am Melno-See.

Von

Dr. Roller! Kmnilil&oilz.

(SohluA.)

Om OrdeiM vergebliche BemQhungen am Samaiten's WiedertrwMt und deflnitivar VeriMit danmf 1409-1422.

Des Ordens xOgerode Politik gegen Witold nnd Samaiton flctuen durch Wenzels Aassprach gerechtfertigt ssn werden. Am

8. Februar 1410 wurde zu Pra;:; von Wenzel entscbiedeu, daß Samaiteii auf Grund der deni Onleu vcrlieliouen Pri-sdlegien diesem zuzusprechen sei, daß Jagiello und sein Keich niemals jemand unterstützen sollte, der dem Orden diesen Besitz streitig ninrhen wiU| damit aber der Orden faktisch dies Land erhaltCi soll es snnftohst von dem augenblicklichen Besitzer einem Bevall- michtigten Wenzels übergeben werden, der es dann sofort dem Orden flberweist^).

So vielvereprechend sich dies anhört, so nichtig war in Wirklichkeit die ganze Entsclieidnn^x. Was hatte der Orden gewonnen? Niolits. Eine Wiedorliolun;^ seines rechtlichoii An- spruchs auf Samaiton war ihm zu teil geworden; wie dieser Anqsroch realisiert worden sollte, wer Witold, von dem in dem gBQzen Ansprach keine Bede ist, zur Uebergabe an den BevoU- Qftchtigten WenzePs zwingen soll, blieb nnerOrtert. Und doch ^ dieses gerade die Hauptsache. Also selbst wenn JagieIlo*s Gesandte diesen Vertrag acoeptiert hätten, was nicht geschah *egLn der Parteilichkeit Wenzels in andern Fragen^) war •ler Orden nicht einen Schritt weiter gekommen. Eine abor-

1) Strehlke: Tabulae ordinifl Teatonici: No. 289. S. 252. 2) Posilge •U 1410 in öcr. lU, 312.

Ahl«. Itonatwcteift Bd. XXYU. HfL 1 a. 13

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194

Saniaiten and der Deutsche Orden etc.

malige Versammlung zu Breslaxi am 11. Mai 1410 wurde von Polen gar nicbt mehr beschickt.')

Es liegt in der Natur der Sache, daß Samaiten in den nächsten Monaten, wo der Kampf auf Leben und Tod entbrannte, mir als einer dor vielen Faktoren des dem Ordon feindlichen Heeres eine Kolle spielt; denn eini-ii Aiisrlilnß der Samaiten unter Witold an Jagiello sollte der Hochmeister nicht verhindern können, trotzdem der IMoisler von Livland am 28. Mai 1410 auf des Koohmeistera Befehl Witold don Frieden aufkündigte, und demnach Samaiten von livland aus bedroht war.*} Am 8. Joni sogen die Samaiten ans. Sie hatten auf Witolds Befehl ans jedem Bezirk 400 Mann auf 6 Wochen gestellt.*) Samaiten werden wir also als anwesend zu. denken haben bei jener furcht- baren Verheerung Gilgonburgs, mit welcher der unheilvolle Feld- zug des Jahres 1410 begann,^) Bezeugt ist die Gegenwart der Samaiten hai der Katastrophe des Ordens in der Schlacht vonTannen- ber^^ am 15. Juli 14 10.^) Ich über^elie jeno traurigeu Tago dosallga- meinen Verratsund Abtalls nach der Schlacht,^) ebenso die taptere Ver- teidigung der Marienburg, so daß Jagiello und Witold am 19. Sep- tember 14i0abziehen mußten') und erwähne auch nur die ailmähliche Befreiung des Landes wie die Wahl Heinrichs v. Plauen zum Hoch- meister am 9. November 1410,^) um sofort den Frieden von Thom vom 1. Februar 141 1 *) einer Besprechung zu unterziehen. Als milde kann man wohl die von Jagiello bewilligten Bedingungen bezeichnen, die sich im Allgemeinen als eine Beprodnktion der

1) Posilge /u MIO in Scr. III. Hin. 2) Bunge IV, No. ia']9.

o) Schieblade XVIil No. 10. Bnei des Comtur von Ragnith an den ohersten Marschall Tom 14. Jnni 1410: n^ttver erwurdigkcit geruche czu wissen, das uns hat 2 fliher synt gekomen von Saanaitm und äy sagm das dy Samayten .... syn asgesogen ns eynem yklichen lande 400 ryter unrl ye ilrey ryter liaben eynen wayt^n \mä syn xis ^eboton uf 5 woohen und 8y US dem lande geczogeii an (k-nie diustag vor IJiiniabe. apostoü.

4) Posilge zu 141Ü in Scr. Iii, ai4 u. 315. 5) öcriptores III, 409, 484; IV, 57. - 6) Posilge za 1410 in Scr. IH, 817. - 7) Ebendaselbst 930 bis m 6) Ebendaselbst 824. ^ 9) Posilge sa 1411 in 8er. m, 836; Baciynski a 199-188.

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Von Dr. B. KrambboltB.

195

Bositzverbältnisse vor AuäUiiich des Krieges cbarakterisieren lassen. Aber eine Ausnahme wurde gemachb und sie betraf ge- rade das L in an welchem dem Orden seiner natürlichen Lage swudienden beiden getrennten Ordensgebieten wegen am meisten geicigw sein mußte. Der Passus des Friedens ttber Samaiten lautet folgendermaßen. Von der Bestitniemng an den Orden wird ausgenommen: „das lant ozu Same3^hen, das der Herre Küüig und Herczog Wytowdt czu iror beider loben in fiedesamer besitzunge Halden sollen, Is en were denn das sie Is dem orden vor erem tode lassen und affgeben weiden, das stehen sal an irem freyen willen, und das sol mit offenbaren Briefen bestetigt werden, das sich der Orden nach irer beider tode, des landis Bondir alles Hindernis undirwinden mag mit allem Bechte und eygeiuchaiten nach nswysunge der briefe, die dem Orden vor- mals vorlegen sint obir die csmeignnnge desselbigen.^^) Wir keuien die Verhandlungen nicht, welche der Fixierung des eben angeführten Friedensartikels vorangeejangen sind. Kuch den unendlichen Seliwi«'rigkeiten al>er, welche Witold und .Tagiello, wie wir sehen werden, machten, um die dariu getrolTenen Vereinbamngen EU hintertreiben, lälit sich schließen, daß Heinrich V. Planen die ganze Gewalt seiner Persönlichkeit ins Feld hat fOhren müssen, nm noch das Wenige au erreichen, was der Ar- tikel besagte. Wenn sich auch Heinrich keinen Angenblick ver- hehlt haben wird, wie schwer es sein würde, ein Land sich zu assimilieren und an die Ordensherrschaft zu knüpfen, welches "Voraussichtlich Jahro lang dem Einfluß Witolds ausgesetzt war, Jahre, innerhalb welclier man die angeytrengteste Thätigkeit Witolds voraussetzen dmlte, um die Samaiten auf das innigste mit Littanen zu verketten, so hielt er es doch für seine Pflicht, wenigstens dem Orden die Anwartschaft auf Samaiten za be- wahren, dessen Wichtigkeit für die Zukunft des Ordens einen klaren Geist, wie Heinrich es war, besonders deutlich vor Augen stehen mnfite. Bie Behauptung dieses Anspruchs auf Samaiten

1) ßacayoaki S. 13^. Der lateinisclie Text findet sich S. 180.

13»

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Samaiten und der Deutsohe Orden etc.

hat denn auch Heinrich v. Planen mit der ihm t uen Ent- schlossenheit lind Fcsti<;keit dea AVillens zu verteidigen gesucht, solange sein traurifres Geschick ilni an der Spitze des Ordens ließ. Nur zu bald soUteu Schwierigkeiten erwachsen. Schon vor dem 1. März 1411 sah sich der Gesandte des Ordens Michael Kuohmeister, geiiötij2t,^) über Witold höchst nnerqnickliche Nach- richten ma senden. Nicht genug, daß Witold sich jetzt im Be- sitz von Samaiten sah, war er auch sofort darauf bedacht^ das liand durch Anlage von Bugen gegen den Orden sicher zn stellen. So begreiflich an sich dieser Wunsch ist^ so glaubte sich der Orden berechtigt, dsgegen Widerspruch zu erheben, deshalb, weil Witold sich für seine festen Plfttse ein Gebiet aussuchte, das der Orden sein nennen sn kOnnen meinte. H&tte der Orden nicht ;4eg( n den Bau zweier Burgen an der Dnbissa und in Wehm protestiert, und wär er nicht dem, wenn aucli zunächst nur schüchieru geäußerten Anspruch auf Georgen- burg entgegengetreten, wie wir bald sehen werden, so hätte er damit Witolds nach meiner Ansicht mit Recht^) vertrete- nen Ansicht sich angeschlossen, daß Samaiten ursprünglich sich. bis zur Memel erstreckte, ihm als augenblicklichen Besitzer des Landes demnach die Anlage einer Burg in Welun gestattet sein müsse. Der vorläufige Vwlust Samaitens hätte also wenig- stens nach Meinung des Ordens eine noch grOfiere Vez^ ringerung des Ordensgebietes nach sich gezogen, die um so erheblicher werden konnte, als Witold allen Ernstes sich mit der Idee trug, den Deutschen den ganzen MemeUFluB streitig zu machen.*) Damit haben wir den zweiten Streitpunkt, um den

1) Kfgisfrant 5, p. lö. Bt rii ht Alirha« ! Kiu hmcisters vom 28. Fe- bruar 1411: Note von den Somny tischen Greuizen: ,,Al8o spricht herzog Wytowt, her wil eyn hoff buwen of der Thobys und eyno esa Welone and ^richt, her wisse nicht, ap Jorgenburg syit höre und hat gefraget die Samayten uinb die wiItnis.<o zwischen iu un<i dem lande.

2) cf. Altpr. Monatsschr. Bd. XXVI. S. m

3) Bullae IV, No. 1888. Briet ihrs livläiidiachen Ordensmeisters an den Hochmeister vom IL Juli 1411: „Oach so haben wir von unsen lieme- lichen getrewen frenden na Letthouwen warliohen diiün««, das Witant gar hertlich damite umme gee^ wie das her die Memel uneem erden abdiengea mogeb**

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es sich fortan handelt. Die Forderungen, weiche Heinrich T. Plaaen hej^üplich »Samaitens also gowissermaßen zu seinem Programm erhob, sind: Erstens: ÜechtsgOltige Ausstellung der m Thom yersproohenen Urkunde über den Heim&U Samaatens nftch Jagiellos und Witolda Tod. Zweitens: Endgültige Fixie- rung der nördlichen Grenze des prenOischen Ordensgebietes, wo- durch dann gleichzeitig Samaitens südliche Ausdehnung sich ergab.

Im Sinn der zweiten Forderung handelte schon, wio bereits kurz erwähnt, Michael Kuchmoister im Februar 1411 während seines Aufenthaltes als (resandter bei Witold, indem er die Wildnis zwischen Samaiten und dem Gebiet des Ordens für letzteren in Anspruch nahm.^) Die samaitische Frage mit ihren zwei Punkten, Binf&lle der Sanudten in das Ordensgebiet von Bagnith und Umgegend,') endlich der berechtigte Anspruch auf Auslieferung von Gefangenen nach Zahlung von zwei Drittel der zu Thorn aiisgcrnachten Kriegsschuld,') tuhrten, uatihdeiu der Orden während des ganzen Jahres 1411 trotz seiner Beschwerden hingehalten war,^) im März 1412 zur Intervention Sigismunds von Ungarn, dessen Schiedsspruch beide Parteien sich zu üQgen erklärten.') Am 24. August 1412 bestimmte Sigismund zu Ofen nach den weitlftnfigsten Untersuchungen') folgendes:^ Innerhalb

1) Rogistra'it' n p. 15- Bericht Michaels : Umb (lic wiltnisse zwischen in (d. h. (It ii Saiuait' II ' und dem land«- '«1. h. PiTuß< ii), do hab ich in (d. h. Witold) underw izrt, wie sie (d. h. die SaiuHitcu) gejaget haben und das die fredelute habeu gci^inset dem hnse am Hagnith vor hundert jaren und der komptnr hat in irlonbt cku jagen bynnen der grentic, off das sie iiBO etna deeter Iws nochtia gebin.

2) C. e. W. No. 498 S. 241: Noch deme, das der frede gemacht wart und der homeistf^r obirall . . p^cschrobcn hatt<>. (bis ein i':lcnnann . . . sichir sein solde. . . . '!<» qiuinun dir Littauwcn und SHiiuiiilicii und vorbuten die merkte vor den huäzern Splitter und Neuwehus, Raugtiith . . . Aus einer Anklageschrift des Ordens.

8) Poeilge za 1411 in 8er. H, 837. 4) Tdppen: Acten der Stftndetage Pnnlens Na 168. 5) Dstalynaki: Utes sc res gi^stao inter Polonos ordiuernquo Cruciferoruni. Tomi primi p«» altera. 8, 63—67. 6) Dxia- lynski 1, 2. Tril S. G3 81.

7) Dai&lv-nski I, 2. Teil S. 69: „Quod . . . rex Polonio et dux Witoudua

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las

Samaiten und der Deutsche Orden etc.

sechs Monaten soll dem Orden die Urkunde über den Heimfall Samaitens nach Witolds und Jai^iellos Tod übergeben werden. Ob die von Witiild anf^eftihrten Burgen weiter hpstehen sollen, oder ob sie inni'rhalb dos ( )i 'l''iiff:^r>bietns und d''sUalb mit Unrecht gebaut sind, sollen Doputiorte .Sigismunds bestimmen, welche zu diesem Zweck an Ort und Stelle eilon werden,') Alles kam darauf an, wie diese Gesandtschaft, an deren Spitze der Magister Ba&edict von Macro stand) ihre Aufgabe lösen wUrde. Am 26. November 1412 erteilte der Hochmeister einer Deputation, EU der MiofaaelKnchmeister, Heiniich Clotss, Caspar Schnwenpflng und andere gehörten,') den Auftrag, Benedict darüber zu infor- mieren, daß die Burg zn Welun auf Qrdensgebiet galegen sei, deshalb zerstört oder dem Orden Übergeben werden müsse •> Ein libles Prognostikon für dw glücklicho l.nsnug der vor- haiidfiifu Sc-hwierigk-f iten. wozu doch vor allen Dinrron Entgegen- kommen nötig war, ergab sich schon auij der Art und Weise, wie Witold sich geberdete. Unverholen drückte er seinen Unwillen darüber aus, daß ihm Benedicts Ankunft 90 <!pät mit- geteilt sei,*) eine Besdiwerde, die wohl in Wahrheit nichts anderes bedeutete, als Furcht davor, dafi Benedict vom Orden ftkt sich gewonnen würde und er bei der Entscheidung den Kach-

debeant dare litteras infra sex mensium spatiam proximam futuromm xnapristro et orrlini prof!i'"ti<? «inpor t*»rra Samagitarnm, piVtit rautnm est in litteris pacis itjderis iu Thorun mite inter ipöos Dominos regem, ducem Witoudam et magistrum et ordinem

1) Diialynski I, S. Teil B. 80-81: „8i eartra per dnoem Witond«» noviter ereet» fnerant infra limit«« pabnmonü . . . regia et cioeis, qnod super illis magistro et ordo Btülam molestiam > is iiif< rant, si vero inter limites magistri r t or<1tnis . . rex et dax . . ill» debeant magistro et ordini libere et «ne iinin'diniento relare. . . .**

2) Kügibtraat VI, bi.

8} Registrant VI, 64—66: „Castrum Welune a Witoldo constitotom et erectum infra metas et gnmities ordinis; destamat «at nobia (d. h. dem Orden) tradat.

4) C. e. W. Nn. BIO. Auszug au? vinfm Brief, den Witolds Schreibor geimndt: „Und sunderlich herczog W^-tout« «olireibfii «lorinm' bcrurt, da« sein hercze geleidcget und betrübet sei, das im hem Beuedictus .... czu- komft so spete si csa wissen wurden."

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teil haben würde. Wenn ihm aber der Orden an Zeit vuraua war, so wnßte er diös durch die Große seiner Geschenke, dnrch den an ihm vollzogenen KitterscLlug ^vietltn• gut zu machen. *) Wie sehr ihm dies gelang, beweist am besten die Thatsaohe, daß Benedict sich Kowno im Machtbereich Witolds zum Verbandlungsort auswählte.-) Am 6. Januar 1413 instrairte der Hochmetstar nochmals seinen Gesandten. An der Hand von Dokamenten sollten sie Benedict nachweiseni daB Welnn auf einem dem Orden gehörigen Terrsin erbaut sei nnd demnach seratOrt werden 'mOsse; ebenso sollten sie energisch sftmtliolLe Bugen an derlfemel nnd alles Land bis snm samaiti^ sehen heiligen Hain auf Gbnnd von Urkunden ab unbestrittenes Eigentum des Ordens hinstellen.') Zur Bekräftigung ihrer Aus- sagen sollen sio sieh aut An<^aljcn der ältesten und achtbarsten Männer in der Gegend Wihins stüt5?on. Die diesen vorznlegeuden Frnprpn sclireiitt der Hochmeister «»Obst vor. Ihren Inhalt giübt summarisch einer der von Heinricli von Plauen bestimmten Artikel an:^) ^Man sol eyn iclichen (der eldesten und ebarsten lewthe) fingen, ap im wissentlich sy, das der orden das lande, dorufi das hns scu Wilune gebuwet ist . . . von der Samayten heyn bis an die grenicsen der Littawen der Orden mit allem Dutcsen besessen habe.* Trete der so vom Orden wiederholt gezeigten Abeioht^ den Nachweis anliefern, daß er mit seinen Forderungen auf yOUig legalem Boden stehe, trotz der am 18. Januar 1418 von Benedict abgegebenen Erklärung, des Ordens Bechte nicht zu vorletzten,'*) traf doch ein, was der Hochmeister voraussah, daß „der meister Benedictus dem Polen und Littauwen me ge- y allen si wen uns."") Der gewiß nur berechtigte, zu Kowno

1) Posilge Btt 1413 in Scr. IH, 892.

2) Töpp^n: Acten der Stftndetage No. 174: nhn (d- h. Witold) cxa

beheglichkeit bot her unsern heren . . . czu Kauwen eyne richtestat gflci^ct, dy unsem hem also swer nn(i tin^elegon ist gewest, das in lunog^oh was alle ire lebentigen cznge do henczu füren."

8) C. e. W. No. 517. Regest. - 4) Scbieblade XVI, No. 24. - 6) G. e. W. No. 683. Begast. 6) 0. e. W. No. t»39.

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Samaiteo and der Dentnohe Orden etc.

an Benedict geatellte Antrag der Ordenageaandten, va den Grenzen hemnusureiten und sich bei den Eingessenen Ober die Anedeh- mmg des dem Orden gehörigen Gebieten m erkundigen, wurde

abgelehnt.*) Dies eine Beispiel mögo f^enügen, um zu erkennen, wie wenig ()l)joktiv lioneilict vorging, wenn er. ohne sich auf eine Prüfung der vom Onlen augebotenen Beweist) für sein« ich wiederhole es nochmals nach meiner Meinung niclit zu be- gründende — Ansicht, daü das rechte Memelufer ursprünglich nicht samaitisch sei, einzulassen, am 3. Mai 1413 das Urteil föllte, daB nicht nur Wehm, sondern auch Memel auf samaiti- schem Gebiete ständen und deshalb von Witold au beanspruchen wftre. Dafi der Orden sich hiermit nicht zufrieden geben wttrde, war zu erwarten; am 25. Mai bat der Hochmeister um einen abermaligen Verhandlungstag.*)

Und 80 existierte nach wie vor die eine der beiden Streit- fragen, wem die Gronxdistricte gehören sollten. Nicht, anders wie mit AVatl'en in der Hand koiuito diese Frage gelöst werden einem Manne gegenüber wie Witold, der seine wahre Herzens- meiuung gelegentlich dem Marschall zu erkennen gegeben hatte mit den Worten: ^Prußen ist och miner eider gewefien und ich will is ansprechen bis an di Oase, wen is so min veterlich erbe UV^*) Aber auf Srieg drängte auch der zweite Punkt der samaitischen Frage hin, zwar flbenreichte man am 24. Februar 1418 das von Heinrich t. Plauen schon so lange ersehnte Dokument über den bekannten Anspruch des Ordens an Samaiten, aber in einer Form, daß der Hochmeister auf folgende Grände gestfltat die Annahme verweigerte.^) Erstens war das AktenstClok nicht

V

1) Toppen: Acten der Sttodetage No. 174: „Als . .

do hin (d. h. Kowno) quomon habin frv ropister Bonedicto angemutet und von inj begert, irer lande greiiitczen czn bozeen in allir wyse, als man grenitzeu von czeychin czu czeychin, von eyner yegenot an dy andir pflegit eauberj'ten und oanboseen . . . der altg^aeMMMn in dem «nde . . . csa horoD. Des allia her sich gewcjgert bat csa thnnde. . .

2) C. e. W. No. 64B. Regest. - 8) C. e. W. No. 689. - d) BaoiEynaU S. 156-lGO.

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mit flen iiMicben groüen, sondern kleinen geln der beulen Aussteiler d. h. Jagiellos und Witolds versehen. Zweitens war der Toxf nicht präoU gonug.^) Uad in der That konnto sich Heinrich v. Planen nicht einen Passus gefallen lassen, der des Ordens Becht aufSamaiten nicht mit andern Worten garantierte als mit: Post mortem ambomm ordo se iutromittere poterit de terra Samaytarum.') Gerade das, was der Friede von Thom aiudrflcklich betonte, dafi dem Orden keine Hindemisse in den Weg gelegt werden sollten bei der Bestitnirung Samaitens,') ließ man hier weg. Jedem mußte klar sein, wie wenig ernst ee Jagieüo und Witold mit ihrem Ver8pre( ht-n war. Aber nicht genn^ damit. Im Namen Hopliiens nnd Hedwigs, der Töchter Witolds nnd Jagiellos, wurde gegen jede dereinstige Uelu rgabe Samaiten^ an den Orden protostirt,'*') Da nun die botn-tbrnde Protesturkunde schon vom 17. Januar 14 L3 her datirt, das von Heinrich von Plauen anrückgewiesene Dokument aber erst vom 24. Februar 1413, so ist dies der schlagendste Beweis dafür, wie Oaro') schon bemerkt» daß Heinrich nnr das richtige traf, wenn er -eine andere bestimmtere Znsichertmg ftlr die Ansprüche des Ordens verlangte von Fürsten, welche, um mit Oaro m reden, nuda fide dem Hochmeister das erwfthnte Dokument über- reichen ließen. Wie 1410 Samaiten es gewesen war, nm dessen willen hauptsächlich der Krieg entbrannte, so war es jetzt die Anwartschaft auf dies Land, die Ifixiening seiner Grenzen,') wes- halb Heinrich abermals die Existenz des ( »rdens in Frage stellen wollte.^) Aber seine Zeit war nicht groü genug, um die Noth-

1) Raczynski S. 15*1: ..Primo (ju'>(i est insufficiens et sigiUis minoribns . . . dcminorum Kt'gis et tluris it non sigillis mnifstatis, secundum quod t&les litterae consueverant sigillari, sigillata. tiecundo quia non est illius tenoris et snüftdoncie secundum quod requirunt litterae pacis fedcris et petniiBoisetoniB Bonuinonmi «t UngftriRe r^s.

2) Raczynski S. 158. - 3) cf. oben S. 195. 4) C. e. W. No. 529 und Dogiel: Codex diplomaticus Poloniae IV, No. 85. 5) Caro III, 414.

6) RegiBtrnnt VI, 325-827. Am Jt. Juli 141B erklärt Heinrich den poloischen Oesandtexi, daß er verlange „dy brifie obir Samaythiu" und daß dies „blebe by synen grenitsea". 7) Fosilge su 1413 in Scr. III, 8dL

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Samaitea und der Deutsche Orden etx:.

wendigkeit dieees Sohriites fiBr de« Ordens Znkimft en erkennen.

Am l-i, OktoberV) 1113 wurde er, wie bekannt, seines Amtes ent- setzt. — Ani seine starke und zielbewußte Politik folgte eine Demütigung nach der andern,^) deren Lolm in einer Versamm- lung bestand, die am 22. April 1414 zu Grabau an der Trosna eröffnet wurde.^) Aber wenn man auf JSnt^egenkommen seitemi der Gregner gerechnet hatte, so irrte man sehr. Heinrich von Plauen war für Samaitens dereinatigen Heimfedl eingetreten, jetat mußte man es erleben, datt statt des Ordens seine Gegner Forderungen stellten, die weit Aber Samaitens definitive Ab- tretung binaosgingen.*) Die Einzelbeiten des Tages von Ghrabaa geboren mebr in die allgemeine Ordensgescbiobte, und kann loh dafär auf Voigt*) und Caro*) verweisen. Für uns genügt es zu constatieren, daß der Orden zwar die Abtretung von Pommern, Kulmerland und mehrer ander«!!- (tebiete ablohute, daß aber der Hochmeister Sanuiitens dereinst igen Wiedererworb, welchen er noch zu Grabau vertheidigen ließ, in einer bald darauf statt- findenden persönlichen Zusammenkunft in Kaciaz mit Jagiello fallen ließ „umbe irede und gemaches willen und czuvormeiden voigissunge cristenliches blute8*\^) Trotzdem die Weigerung Jagiellos, diesen Yorsoblsg ansunehmen, den Orden nocb einmal

1) Posilgc zu 1413 in 8^r. in. 385.

2) Ära 24. Oktober 1413 schrieUni z. Ii. die Gebiet iger Jngitillo und Witidd: fyfiT senden die eraamen geistlichen manne komptur osar Balge und B«gnith . « . mit euwir beider herlichkeit einen {hmtUchen tag czu

TOmmen demutielichen bittende, sie gnediclichen ufczuneraen, gottr

liehen czu vorhnrnn ■Bpwfisf-t p>ioh li.'bou herrn hirinne guttUcheo,

das lob von dem almechtigen yntc «lovor nonu iule. cf. C. e. W. No. 584.

3) Posilge zu 1414 in Scr. Iii, 339 u. Anm. 8, 4) C. e. W. No. 682. Begest b) Voigt: G. Pr. YII, 8. 9S1-S86. - 6) Gaio UI, 4SG^

7y C. e. W. IVoi G84i Ans einem Ordensbericbt an die Oebietiger in livland, Deutschland und den Burggrafen v<>u Nürnberg: „die Isad esa Samayten, die par p;ro8 unsenn ordni i^rkost, .... (lirliott'n vAr uns im (d. h. Jagiello) abr/utrpten ewiclichen die im czu behaMcn und irc norzcze und die czu keren wo seine gnade weide. . . . . dis mocht uu* alle» nicht gehelffeu." VergL auch Poailge stt UU stt Ser. in, 840 xu Anm. & Die im Text angeführten Worte finden eich in C. e. W. No. 664.

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Yott Dt, B. Krambliolti. 208

aeinen Anspnich wenigstens auf Samaiteus zukünftigen Besitz eriiielt, leuchtet doch ein, dafi der Orden selber nicht mehr sich ftr stark genug hielt, sich eines Landes zu vergewissern, von dessen Besitz so unendlich viel abhing. Wie man jetzt schon bereit gewesen war^ der Gegenwart des Ordens Znknnft die territoriale (fesohlossenheit seines Gebietes, und, wie Caro^) trefibnd bemerkt, den Einfluß und die HotTnung auf die mächtig aofblükeiiden nissischen Handelsstädte Pskow und Nowgord*) zu opfern, so wiirde man, das zeigt sich in einer ähnlichen Hoih vielleicht froh noch darüber sein, in Samaiten ein Land gefbnden zu haben, für dessen definitiven Yeraicht der Orden sich Abwendung des Aeußersten versprochen konnte von Feinden, die Samaitens Werth nicht an sich, wohl aber als Bindeglied «wischen Preußen und Livland zu würdigen wußten. Den traurigen Tagen von Grabau und Raciaz tolgten bald die noch tranrig**ren Tage der Verwüstung des Ordens - Landes, an der auch Samaiten betheiligt waren. Die Details des Krieges*) interessieren uns nicht. Im Juli 1414 begonnen, wurde er am 7. Oktober 1414 zu Strasburg durch einen Waffenstillstand be- endigt.^} Die günstigen Bedingungen, welche dem Orden zuge- standen wurden: Waffenruhe bis zum September 1416 und Ent- seheidung über die vorhandenen Streitfragen durch den Papst und Sigisniuuii oder einen derselben, o 1er eudlicli durch das Koncil von C'dnstanz. hatte der Oi-don der schweren Hcinis-iiciiung des feindlichen Heeres durch Hunger und Kraukheit niclit weniger zu verdanken als seinem tapferen Widerstand. Nun mochte es dem Orden angenehm sein, vergeblich zu Uaciaz auf

1) Caro III, ^1. 8} Pottlge zvk 1414 in Scr. HI, 840. - B) Eben-

dMeibst 340-846.

4) Kaczyuski Kr». 7: „Statuimus. firmavimus .... tenore pre- ■encium mediant«, (|uibus(juidem Treugispacis durantibus et stantibus seu pendratibiis, nt promitiitiir, Gde ChriAtiantca observandis federa nnionis perpetiie inter nos ex atraque parte per amicabil«m composicioneni, ampntatis quibüdibet atrepitibiui lurgiornm per prefatos videlieet .... papam et . . . Sgiiimnndtun .... ant alterum ipsomm vel sacnim Cottoüiam **

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901 SMuaiteu und der Deutsohe Orden etc.

Samaiten verzichtet zu haben, denn wenn etwas zn den ,.9trepitus iurgioruin'"^) gehörte, die beigelogt werden sollten, so war es die samaitisclie Fra^e.

Für »Samaiten und soino Angelegenheiten kommen nun Jahre, deren Inhalt sich vielloiclit am passendsten nach drei Gesichtspunkten ordnen läÜt. Der Thätigkeit des Ordens aaf dem Kon^iil von Constanz hieriür hatten sich beide Parteien entsohieden ^ laufen Bemfthungen an Ort nnd Stelle parallel, den Waffenstillstand, der ja nur bis znm September 1416 dauerte, verlAngert za erhalten, Versuche, die sich auch gleiohaeitig Be- seitigung der vorliegenden Streitfbigen angelegen sein lassen, aber meist scheitern durch das hartnäckige Festhalten des Ordens an dem von Constanz her erwarteten Schiedsspruch. Es wird also zweitens darzustellen sein, wie das K' uzil diese auf es seitens des Oi'lt^ns gesetzten Holiuungen rechtfertigt. Endlieh als drittes Moment sin«] noch die Christijnusi» rimgsver??nche Samnitens dar- zustellen, welche zwar schon vor Constanz beginnen, aber von hier neue Anregungen empfangen.

Nachdem Ende 1414 und An&ng 1415 der Orden mit Wi- told und Jagiello relativ gttnstig gestanden, man sich gegenseitig die Gefangenen ausgetauscht hatte, Handelsfreiheiten hatte ein- treten lassen,*) freilich auch der Orden sich über manche Ge- waltibat namentlich der Samaiten hatte beklagen mflssen,*) ist es Ende Hai 1415^) Dietrich Tork, Meister von Livland, veleher sich um Aufklärung tiber die vorliegenden Streitfragen bemüht und am 13. Juni 1416^) für eine A ersamralung zu Slouskuu m Cujavien plädiert, dio dienen soll „pro sedaudi.s inter nos iurgi- orum materiis et liuum antVactibus." "Wenn auch auf ein ne- gatives Besultat vorbereitet, mochte er sich doch immerhin UoÖ- nung auf „concordia et corapositio" machen.*) Allein schon am 24. Juli 1415 verkündigt der Hochmeister, wie jene Verhand- lung keinen definitiven Abschluß erzielen könnte, eine endliche

1) cf. oben S. 203 Anm. 4. - 2) C. a W. No. G35j Eacayrnki S. 194 No. I. - 3) C. e. W. No. 628. - 4) Ebendiwelbst 685. - B) Bunge V, 2009. 6) EbentUwelbst 2909.

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Begelaug aller Differenzen vielmehr stets dem Konzil von (Jon- stanz vorbehalten bleiben müsse.^) Wenn Jagiello und Witoid hieimiif aßL nicht einlassen zn wollen erklärten» so ist dies ge- wiB nur begreiflich.^ Unter ertrfiglichen Verhfiltaissen mit Ja- giello and Witoid ging das Jahr 1416 zu Ende. Von Livland wiedemm nnd zwar von dem neuen Meister Siegfried Sander V. Spaiüieiiu ging im Jahr 1416 die Anregung aus zur Beseiti- gung der Streitigkeiten.^) Sehr bezeichnend sind die von ihm am 8. März 14 IG gemachten Vorschläge. In der richtigen Er- konntniB, daß Samaiten hauptsächlich das Land sei, um dessen willen die meisten Differenzen entstanden wären^ ist er offen genug, im Einyeistilndnis mit seinen Qebietigem den Bat za geben, auf dies Land «a Terzichten, ,,wante wir doch alreit des landes nicht enhon, und soldin wir in zu körnenden siten do mne krigen tind mit orloge gewinnen, so moBte wir unser lande, die licht besser sein der ume vorterbin und wodir zu wage setzen." Man wird den geäußerten Gründen nicht ihre Berech- tigung absprechen können, aber doch ist es ein charakteristisches Zeichen der Zeit, wie man vor den aogenblicklichen Sorgen die großen Ziele des Ordens ans dem Auge verlor. Indessen sein Bat war ein vergeblicher and maßte es sein, weil der Hooh-

1) C. e. W. No. $37. Brief dos Hochmeistora an den Meister von Liv!;in<L I)iesr»r «oll Witnlr! und Jagiello erklären : r\^as unser heiili-r teilungp tind sarht ii gloichwol iron ousgang in dorn heiligen concilio Constanriensi Sailen haben und von deme uns ouch nicht fughch ist czu treten noch in ketn«r weise wellen.**

2) G. e. W. No. €d9. Brief des Comtur von Dünabnrg an den Meister von livhaid: «Wat to dem concilio gedegedinget werde, dat to holden nnd dar nicht af to reden, se moien wol, le wülen nnvorbnndin sin von dem coociHo."

H) Buiifio V, No. 2059. Die im Tost anpjpfiilirtAn Worto pfplien in einem Brief des Meisters von Livlaiid an den Hochmeister vom 8. Mäns 1416; Qmea voran geht: „Sunderlicha umme das lant czu Samayten ist unsir allir gatdunk«!, als veire euch das gnt nnt geroten dnnket, mocht es an einem ewigem gntlichen ChriBtlichen irede swiachen dem koninge van Polen, be^czog Wytowdt nnd nneem ordcn komen, und das gut« eintmrht und vnmtschaft linder uns oad Unsen landen weiei das wir dan das lant cm SAmajten obir gebin **

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Samaiten und der Deutsche Orden etc.

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meister Michael Kucdimeister die Zeit ftlr ein solches Opfer noch nicht ftkr gekommen za haiton brauchte. Er setete seine Hoff- nung auf das Konzil von Constanz and konnte die Entscheidung

von dort abwarten, weil iiua am 25. INFai zu Inowrazlaw von Jagiello und Witold der um den Herbst ablaufende Waffenstill- stand bis zum 15. Juli 1417 verlängert wurde. V) Indessen ar- beitete der Meister von Livland, der entschieden weniger Ver- trauen zum Konzil von Constanz hatte, als der Hochmeister rahig weiter, und so konnte er am 15. Juli 1416 dem Hoch- meister ein höchst erfireuliches Kesultat seiner Bemühungen mit- teilen.^) Sein schüchterner Versuch, Witold für die Ansicht zu gewinnen, daB der Orden auf Samaiten Ansprüche habe, fand eine ungemein günstige Aufnahme. Witold erklärte, daß in freundlichen Verhandlungen mehr von ihm zu erreichen sei, als mit Gewalt, ja schllefilich bekennt er sich dazu, daß er und Ja- giello bei ibrem hoben Alter „das land" keinem ^bes gunnen" könnten als dorn (3rdon. Wenn Witold bei dieser Ansicht blieb, so liatte der Orden Grund, die st-hou einmal angebotene Abtre- tung bamaitens als ein Produkt zu großer Aengstliebkeit anzu- sehen. Aber des Hochmeisters Vertrauen war ein ziemlich geringes. Erst nach wiederholten Verhandlungen') gab er die Zusicherung seines persönlichen Erscheinens zu den Verhand- lungen mit Jagiello und Witold.^) Vielleicht wirkte Witoids uns bekanntes Entgegenkommen, vielleicht die Verlegenheit, in

1) C. e. W. 2io. Ü72.

2) r. c. W. No. 683. Der Meist. r von Livhuxl berichtet dem Hoch- meister am ib. Juli 1416 über seine Verbandluug mit Witold; „Do »preke wir, henre dat dunket ud» ok gelik nnde dat iawe gnade unnerai orden Samayten dar to letbe, ak ghi id eme vor unthetea hebben. (Das Wort ,,untheten** ist mir tuiverRtändltch ; es ist vielleicht ein Sobreib- oder Lese» fehler.) Do sprach 1ip: Got gcwo, iLit wi riiidn-' htich werden. Wnt man denne mit vrnntschop vun uns ln'bln n wnliic ijat nmi'hte man cor ^owinnon denae mit Urowen edder mit gewolt. Wytowto sprak: unser, broder der is tun oltman unde wi och eb oltman; wemmo wolde wir doime dat land bas gtumeii, wen dar id wol were^ wemm es vor dank neuie.**

8) Voigt: O. Pr. vn» S90-S91. 4) C. e. W. Ko. 698.

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welche man Witold wegen tartoiisolier Ängelegenlieiteik wnjBte,^

jedoni'alls trat dor Onlen zu W. lun am 15. bis 17. Oktober mit Forderungen auf, die an soino guten Tage erinuerton. Sie lassen sich kurz daliin eharakterisioren, daß man Ausluhiung der in Thorn bewilligten Bedingungen d. h. Feststellung der Grenzen und dereinstigeii Bückfall Samaitens an den Orden verlaogte. Aber selbst wenn die Gegner hierauf eingegangen wären, was 80 wenig der Fall war, daß sie vielmehr aii£er Samaiten noch Sadanen und andere Ltader als ihr rechtmäßiges Eigentum he- seiohneten,') hfttten die in Welnn getroffenen Abmachnngen kanm m Becht bestehen können, weil der Hochmeister auch diesmal das Konzil aasdrtUsklioh als letzte bistana fOr Beseitigung dm Streitigkeiten angerufen hatte.') Hiermit sind im wesent- lichen die Bemühungen aufgezählt, welche in Preussen selber zur Anerkennung der Ansprüche auf Samaiten gemacht wurden. Ich habe mich nunmehr dorn Konzil vou Constanz zuzuwenden, nnd die dort gemachton Versuche in der Bamaitischen Angelegen- heit darzustellen, vorher aber einen Rückblick auf die bisherige Thätigkeit der Ordensgesandten zu werfen, welche schon seit 1414 in<Cou8tanz weilten.^) Leider ist wenig genug zu berichten ans dem ein^Mshen Grunde, weil erst am 12. Juli 1417 die Sache des Ordens offiziell zxst Yerhandlung kam.') Da nun, wie wir wissen,^ der Waffenstillstand nur bis sum 15. Juli 1417 lief, so war es nötig gewesen, um überhaupt weiter verhandeln su können, denselben zu yerlängern. Dies war am 14. Mai 1417 durch SigismjLind^) auf ein Jahr bewirkt. Es entsteht nnn die Frage, wie von 1414 ab deti Uochmeiaters Gesandte iür die Sacke

1) Posilge zu 1416 in Scr. III, 3ti4. 2) C. e. W. Ho. 703. Regest.; PosOge SU U16 in Scr. HL 866.

S) C. e. W. No. 694: „Biiaf des Hochmeisten an Witold vom 81. August 1416; n^if kalden den tag in suloher weise, das b beiden teilen am heiligen romisrhen reiclien xmä andern heiligen concilio nnschede- Uch si an unsem saclien. di wir beiderseit gegeben haben do czu haudehi."

4) Voigt: G. Pr. VU, ü. 256. - 6) Ebendaselbst S. 309. - 6) cf. oben & 906 Antn. 1. 7) Yoigt: G. Pr. TII, 8. 804 Anm. 8; Poolge m 1417 in 8er. m, 868-869.

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Samaiten und der Deutsche Orden etc.

ihrea Heorra eingetreten sind. Hit Beoht werden wir nmftohst annehmen können, daB sie auf Erledigung der Streitfragen

gedrungen haben. Sodann entspann sich eine äußerst lebhafte Diskussion beider Parteien, um Stimmung für sich zu machen, von der ich auf eine kurz eingehen will, weil 8ie von Ver- tretern Samaitens selbst getührt wunir*. Am 28. November 141ö^) erschien in Coustanz eine Deputation der Samaiten, die außer religiösen Zwecken, worauf noch zurückgekommen wird, eine Klageschrift überreichten, die 1407 schon an die geietlichea und weltlichen Fürsten versandt war.^ Wie wir uns erinnemi wurde dem Orden Knechtung der freien Samaiten, Habgier, Ungerechtigkeit^ Fortnehme der Jagd- und Fisohereigerechtagkeit, Yemichtung der Handelsfreiheit, Fortftlhning ihrer Kinder als Geisel nnd ünsneht TOigewoifen.*) Die Erwiderung des Ordens wies alle Besohuldigangen als ungerecht zurdck, legte an der Hand von urkundlieliein Mat«?rial dar, wie seine besten Absichten mit dem Lande duridi die wiodorliolte uns bekannte Un- treue Witolds und der Samaiten unniTiirlieh zur Durchführung hatten kommen können.*) Es verlohnt nicht auf die, wie schon erwähnt, am 12. Juli 1417 begonnenen Untersuchungen 4iber die Angelegenheiten des Ordens einsugehen, weil sie doch ohne Be- saitet blieben.

Der Orden hat also nicMa erreicht; noch immer hatte er Atwlieferong des Dokuments über das Anrecht auf Samaiten £u fiirdem, noch immer herrschte die Ungewissheit» wie weit er gegen Samaiten hin das Gebiet sein nennen konnte. Ja, was den Orden als politische Körperschaft auf das unangenehmste berühren musste, das Konzil, welche» filr ihn nichts that, machte den energisiclien Versuch, J:>amaiten zu christianisieren. Wenn- gleich der Orden seine Freude hierüber ausspricht,^) so kann

1) I>o vita C9 fatis Constantiensibus Jolianins }iai)ae XXTI in 5Vr. ITT, 462: „Die 2S dicti ineusis iiovembris iatraverunt ambaxiatorea Samoytamru

" - 2) cf. Altpr. Mimataschrift Bd. XXVII, 8. OS iL 67. - 3) C.

e. W. 8. 1019-102a 4) Ebendaselbst 8. 1088-106a

5) C. e W. 8. 1068: „Sieut tpsi (d. h. Samaythi) petnnt adtnitti ad

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Von Dr. R. Kroinbholt«.

ich, wir» schon impredeut«.'!, doch niclit iiiiihiii, an der Aufrichtig- keit derselben zu zweifeln. So lieb ihm an sich die Christian!- Biernng sein mochte, so peinlich miuste er es empfinden, daß er es nicht war, der diese Bekehmng voUzog, er, der mit der Taufe ^eiohzeidg ünterwerfbog zu verbrnden gewöhnt war. Er musste sich sagen, dafi das anch nur oberflächlich zum Christentum ftbeigetretene Samaiten, wie es der Abstammung seiner Ein- wohnerschaft nach eher auf einen Anschluss an Littanen, als an die Deutschen hingewiesen war, fortan anch geistig nach dem Lande gravitieren würde, dem es für die Segnniif^< n des Christen- tums iu liingerer oder kürzerer Zeit sich verpÜichteL iuLlnn mnsst-e. Die Schlacht von Tanneuberg hatte äußerlich Samaiten allerdings unter Vi)rbehalt an T;ittauen und Polen gebracht, die innerliche Verschmelzung musste jetzt beginnen durch die Christianisierung, zu deren Schilderung ich mich nun wende. Caro*) macht St lion darauf aufmerksam, daß die bei Dlugoss^) für den Best des Jahres 1413 angeführten Einzelheiten Ober die Bekeh- rung Samaitens durch Witold wegen mangelnder urkundlicher Bezeugung wenig Glauben verdienen; ich nehme daher dayon Abstand, hierauf n&her einzugehen und konstatiere nur, dafi jedenfalls im Jahre 1418 die yom Orden schon einmal angefan- gene Ohristianisienmg wieder beginnt. Es bezeugt dies einer- seits der Fortsetzer des Thomer Annalisten'), andererseits Theo- doricus von Niem,^) welcher 'lie sohoii rwähuto, am 28. Novem- ber 1415 in Konstan?: pintretVi ude Gesaiidtschafl der 60 Samaiten _ab 710V0 ad fideni catholicam coiiverai" nennt. Endlich spricht ja auch dafür die am 9. Februar 1416'') an das Konzü ausge-

commanionem fideUum et qaod poMint baptieari samme placet nobis, qnod hoc fiat . . .

1) Caro III, 418—419. 2) Dlugoss in seiner Geschichte Polens XI, 8. 848^946. 8) Fortaetsung des Thonior Annalisteii in Ser. IU, 886. Zorn Jahre 1413: ,,Samog;itiA ehnBtina fit. 4) Th. a Nietn in „De vita et

fatis Constantiensibus Johannis papae XXII'* in Scr. III, 4G2.

6) V. d. Hardt: Corpus arfonim et flocri tornm magni ConstAiitionsis concilii (citiert mit v. d. Hardt) Tomas IV, Ö. <AMk „fsamogitae .... petierunt pro conversione opus cuucilii et atixiliuiu." Die dorn. 9. Febr. Ä. 1416.

Altpr. )ion»t«iiolirüt üd. XXVii. kUu ii u. i. 14

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Samaitea und der Deutsche Orden etc.

sprochene Bitte dieser Gesandtsoliaft, dfts begonnene Bekehnmg»-

werk zu unterstützen. Nach ihrer Abreise am l. März 1416') wurde dieser Wunsch erföllt, nachdem auch noch Jagiello in. einem Brief vom 12. August Ulf)') an <la« Konzil um Sendung eines Kardinals ersucht hatte, der in t;iemeinschaffc mit dem Erzbischof Johannes von Liemberg und dem Bischof Petrus von Wilna sich dem angefangenen Werk widmen sollten. Der Beriokt^ in welcher Weise diese drei Geistlichen ihre Aufgabe in Samaiten erfüllt haben, ist erhalten.*) Dnreh Witold mit Geschenken reichlich versehen und an die Grenae Samaitens geleitet, fimden sie hier falls wir übrigens ihren Worten glauben dürfen, die darauf berechnet waren, auf das Eoncil Ein- druck zu machen so grolle Bereitwilligkeit für die Annahme dos nouen Glaubens vor, daß die Ssmiaiten scharenweise ihnen entgegeneilten, um nur nicht bei der Taufe übergangen zu werden. Zur Fortflührung des so glücklich l)egonnenen Bekeh- mng.swerkes blieb der des samaitischen I<lio!ns mächtige Propst Mathias von Wilna zurück und ferner wurde Miedniki zur Kathedralkirche des neuen Bistums eingerichtet. Eine Ergän- zung hierzu giebt ein Brief Sigismunds vom 28. Mai 1417 an Jagiello und Witold.^) Auch er redet von Scharen, die sich haben taufen lassen und hebt namentlich die Bekehrong von 2000 vornehmen Samaiten hervor. Indessen ist noch keineswegs das ganse Yolk ftU* die neue Lehre gewonnen; denn Sigismund spricht in einem wahrscheinlich Deaember 1417 au datierenden Schreiben^) von „pene omues," die sich der katholischen Kirche angeschlossen haben. Wenn auch diese Angabe uocli übertrieben

1) Th. a Hieai in Scr. III, 4G2: ,,(8amoyte) recesaerunt die prima menaU'Martü.'* 2) v. d. Hardt IV, S. 867. 3) Diialyiuki: ^Lites sc ras g«8tae intw ordinem etc.*' III, S. 191.

4) Archiv fOr öetencic lasche Geschichte Band 69 No.&7 S. 165: n^ot cafervas geutis Samogitico at si^^^rmnter duu inilia procenim sen nobiHnm giirgite sa« ri baptismatiä a coocitatQ cordium errorumque labe iUustratas lotaaque cogDovimus.

5) Arebiv ftr Ostenrndtisohe Q«8cfaichte Band 69 8. 164 No. 65: „Ipse (Jemia G3ixjsttw)illasg«ites Samo^ticss omnesad fidsm katholieam tcaait**

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Von Dr. E. Krambh<dta.

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sein wird, »o war doch immerhin ein verheißungsvoller Anfang gemacht, and man konnte sich bei dem regen Eifer, welchen sowohl Witold, als Jagiello iflr die Bekehrung zeigten, sich nur das beste yerspTechen. Dem neuen Bisthnm Miedniki wurde znnlchst seine materielle Ezistens doroh die Opferfreadigkeit Witolds und Jagiellos zugesichert,^) sodann wurde fttr die Ein« führong einer kirchlichen Verwaltung Sorga <j;etragon. Mathias wurde r.i .tllcr Form zum Bischof konsekriert, Parochieeu eiu- gericht 'i. Prälaten, Kuiioniker uiitl einfache Priester zur weiteren Auabreitun^T; der Lehre dem Bischof untorstellt.") Endlich wurde dieser so Oktober 1417 eingesetzten geistlichen Schar auf das wftnnste ans Herz gelegt, iikr Zerstörung der alten Tempel und Besserung der Sitten Sorge zu tragen.')

So lagen die Verhältnisse des Ordens für Samaitens Zurück- erwerbung trauriger denn je. Das Konzil von Konstant war um den 15. Mai 1418 auseinander gegangen;') gleicL.sam zur Tröstung tür die vergeblicli aufgewandten Kosten verordnete Papst Martin V. noch am 13. Mai 1418 Verlängerung des Waffen- atillstandes zwischen den beiden streitenden Parteien auf ein Jahr.^) Wollte also der Orden seine Ansprache nicht lallen lassen, so blieb nichts weiter fibrig, als sich wieder auf direkte Verhandlnngen mit Witold einzulassen. Schon hatten am 28. Mai 1418 Witold und Jagiello dem Hoclancister und Meister von Livland Geleitsbriefe liir die Zusammenkunft in Welun*')

1) C. e. W. No. 743; S. 1006 No. 97.

2) C. e. W. 744. Witold schre ibt an einen nicht bdtantiten Bischof üler die Gründung dos Bisthums Miedniki: ,^Con8tnncien8e concilium .... misit in tonram Samagithic gentes baptisare, crolpsias kathredalem et paruohiiiles erij^t-n'. episcopos. prelatos, cannnir>os et quoavis alios sacerdoteSf pro tioceudo pupulu in iide Cliriüti iuätituere et cone>ervare.**

3) Archiv illr «iiitenraiohiBehe Geschichte Band 69 Seite 164 No. 65. Brief Sigismands an Jagiello: „Idolomm caltus avertite, fanonun edifioia evertit«, subditorum mores corrigendo et boni operis exempla ministnuikdo edtficate. cf. auch Altpr. Monatsschrift Bd. XXVI. S. 203 u, 204.

4) PosUge zu 1418 in Scr. UI, 870. 5) Bunge- No. 2286. 6} Ebendaselbst 2244.

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212 Samaiten und der Deatoohe Orden etc.

ausgestellt, da bricht ein Aufstand in Samaiten ans, der ans demokratischen und lüligiusen Motiven entstehend, zunächst sich auf day eigene Land beschränkte, dann aber auch seine Spitze ein deiuliches Zeichen für die Erbü lenuig im Lande gegen die Deutschen gögßu den Orden richtete. Emige Freie und Bauern in Bossieny, Medenike und Knethow erhoben sich gegen die Bojaren in der Hofifnung, dafi auch ihre andere Standes- genoaaen sich ihnen aneohliefien würden. Ob ihnen dies gelungen ist, wissen wirnicht; es scheint indessen so, weil sie Kraft genug hatten, die Hinser ihrer Bojaren ansearanben.^) Sodann wird sich ihre Wut gegen die ihnen gesetzte Geistlichkeit gerichtet haben. Bisohof und Kapitel wurden verjagt., die neu ange- legten Kirchen yerbrannt und so wieder dem Heidentnm Raum geschaffen.^} Endlich fand die Bewegung ihren Abschiuii in dem Zuge einiger Heißsporne nach der Memol,') wo sie nianclien Schaden anrichteten.*) Den Fischern wurden ihre Anker, Kleider und anileni Gerate foi-tgenommen, außerdem Pferde und Kind- vieh fortgetrieben und endlich auch einige getödtet. Wie be- kannt^), befand sich der Orden in Waffenstillstand mit Witold, und so wandte er sich an ihn mit der Bitte um Bestrafung der üebelthftter/) Diesem Gesuch naohaukommeni mußte Witold

1) a e. W. No. 781.

2) Posilge zu 1418 in Scr. IH, 376; Bunge V, No. 2261. Brief des Hofliraeisters an ^ft ister von Livlaml \ om 24. Juli 1418: „Die zeitunge . . , als von den Samaythen, das sit^ iiirlit willig woren, zu wesen nnder dpm nuwon bischoff und seinen) Qapittell, und in welcher weise der oufilouff ge- sehen ist » . . hoben wir Toni<«ieii.'*

3} G. e. W. No. 781. Brief Witolds an den Hochmeister vom 11. Juni 1418: „Ir, doch mcht csogem osnr Menul* off das, ap eie is ieht mochten . . wonnMi."

4) 0, e. W. No. 777. Brief an Witold vom 8. Juni 1418: „Di Sar mayten .... hoben besrhtnMigct den knmpthur czur Meinel tind sienen fischem pccnomen ort' anker, rleider, ander gorethe C. e. W. No. 781. Aus WiU)lda Brief an den Hochmeister: „Und als ir srlireiliet, wie das den enwern XYIII pferde nnd drei etneke rintfidies geuameu, und drei mensche uff dem slrande inlagen wertti."

5) cf. oben S. 211. Anm« a 6) C. e^ W. Ko. 777.

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Von Dr. R, Knunbbolta.

um so clier bereit sein, als seine eigene Autorität ja von den Samaiton verletzt war. Er vri sjirach strengste Strafe aiiszuülMin, bat um Zusendung von LeuLou, welche die Aukla^^ f^erreu alle Beteiligten erheben sollten und sttiUte endlich liückgabe des geraubten Gutes in Aussicht.') Man wird Witold nicht das Zeugnis versagen können, daß er auf das gewissenhafteste allen yerpflichtangen des Waffenstillstandes genügte mit diesen Yer- spreohnngen, die er auch wirkliob hielt') Aber wae war dem Orden hiermit i^r die lAsang seiner £*rage gedient? Gerade die rflckaichtsloee Strenge mit der WitoM für die Anerkennimg sexner Herrschaft in Samaiten auftrat, muBte dem Orden die TTeber- seugung aufdrängen, daB die Zeit, wo dies Land auf das lockerste mit Littauen verbunden war und deshalb seinen Eaubzügen zur endlichen Eroberung ausgesetzt war, für immer vorbei sei. Kr mußte sieh sa^en. daß W itold schwerlich geneigt sein würde, ein Land auf dessen Christianisitirnn^ er so viel verwandt hatte, dem er bald nach dem Aufstand wieder eine Kirche in Welun errichten ließ, ihm dereinst zufallen zu lassen, damit er die Früchte seiner schweren Arbeit genösse. Nur zu bald sollte der Orden erkennen, wie Witold und Jagiello gesonnen waren. Am 13. Oktober 1418 wurde eine nach langen Verhandlangen zu Stande gekommene Konferenz zur Schlichtung der Streitigkeiten in Welnn eröffnet.') Der Orden muBte es erleben, an das 1414 zn Baciaz Jagiello g'-machte Angebot,^) anfSamaitens Besitz für immer zu verzichten, erinnert zu werden. Vergeblich wies er darauf hin, daß dies Angebot durch die damals vorweigerte Annahme seine Kraft verloren hätte.^) Vergeblich hob er jene

1> C. e. W. No. 781.

fi) C. e. W. No. 767. Brief des Hodundsten an Wilold vom lOi Aognst 1418: ,,Csn mu ist na ... . komen her Ktotes * . . den wir era eawer derluchtikeit gesand hatt«i| der enwer groemechtikeit . . diUiket . . . . des gerit'htf'^. das rrr ^c been ist an den schuldigen and obiltetim ..«,**

8) PosilKo /u 141B in Srr. JII, 379.

4) cf. oben S. ^2 u. Aiim. 7.

C) Poeilge an 1418 in S«r. III, 879.

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ftmuMten and der Deatscbe Ordan etc.

Artikel des Friedens von Thorn hervor, der für aTisbreclieTi^© Streitigkeiten ein Schied s ixe rieht von 12 Personen oder als höchste Instanz den Papst vorschrieb.^) Da griff der Orden, veranlaßt dtirch den Wunsch, endlich Frieden zubekommen, su dem Mittel, von dem er sich wegen seiner besonderen Wichtigkeit Erfolg versprechen zu kiinnen glaubte. Er bot wie vor vier Jahren zu Baciaz abermals gänzlichen Verzieht auf Samaiten an mit der einzigeil Bedingung, das Land so begrenzt zu wissen, daß wenig- stens das Samaiten benacLbarte, dem Orden seit langer Zeit gehörende Gebiet bequeme Grenzen erhielt. Aber selbst dies Angebot, vermehrt noch durch die versprochene Herausgabe mehrerer anderer kleiner Besitzungen vermochte nicht Witold und Jagiello dazu^, statt des von ihnen gewünschten Sigismunds einen Schiedsrichter zu nehmen aus der großen Liste, welche ihnen der Orden zur Auswahl vorlegte.*) Abermals hatte sieh gezeigt, wie der Orden jetzt sein Recht auf Samaiten auffaßte. Es diente ihm nur noch als Mittel zum Zweck, nm wenigstens annalierend seinen übri^^^eu Besitzstand zu retton.'*)

Der Hartnäckigkeit seiner Gegner verdankte es der Orden, daß er noch seinen rechtlichen Anspruch auf dereinstigen Be- sitz Samaitens in Hftnden hatte, als dort eine Bewegung aus- brach, die geeignet war, noch einmal des Ordens Hoffnung m beleben. Schon am 12. Januar 1419 weiß der sehr gut infop* mierte Meister von Liviaud zu melden, wie in Samaiten nament-

1) Posilge Btt 1418 in Scr. III, 880. Der betreffende Artikel des

Thomer Frieden« lautet: „CJiF das die ewige fruntflchaft .... mit keyner czwe^-trarlit voraeret worili-, Sn sal irlirh (ril, op czweitracli und kritj r7V'isriien en entstünde, sclis personen gclieii, und die czwelt' {»ersoiiPii soUeu haben vollfinacht . . . alUulche czweytracht . . . »lef'lit czii ina'^lusn nod ap äie io dem Orteil nicht muchteu eintrechtig sieu, nullen sie die saeben csu unaemi heiligen ^oter dem Pobste Ate csa eineni obiimaitn senden . . . BaosyDski 8. 197.

2'; Posllgo ZU 1418 in Scr. IH, 880.

3) C. e. W. No. 7{)2.

4^ cf. unrh liher die VerhaDdlaogen in W^on: Baosyneki S. 881 No. VI und 228 üo. VIll,

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Von Dr. B. Krambholts.

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Ueh die Bauern Swidrigcllo, Jagiellos Broder, gewogen sein.') Liefi dies sebon auf ünzniriedeiilieit in Samaiten seitens der Bauern mit Witolds HeiTschaft s(;h ließen, wodurch sich leicht dem Orden Gelegeulieir bieten konnte, dort, sich wieder zu be- festigen, so wurde er bald dir^^kt dazu aufgefordert. Aufdng Februar 14 ly trat in Kaguith der Sohn eines angesehenen Bo- jaren Kneppe ein, um von der Stimmung in Samaiten ein Bild 7.n geben: Witolds Herrsobaft ist namentlich bei dem gemeinen Volk auf das bitterste verhafit; aber auch Bojaren, weniger Eämmerer wir haben sie als Unterbeamta des Vogtes in Sa- maiten kennen gelemt,*) wosn Witold gewiB nor ans Bücksiebt auf die 1409 schon geftnßerten Wünsche*) vieUeicbt auch Sik- maitan gemacht hatte^ sind bereit raun ÄbfiJl. Statt Witolds, dessen Anhftn^^ nur noch in 140 Leuten bestanden, wünschten sie sich Swulngello zum Ilerrselier. Ihm soll der Orden zur Herrschaft verhelfen und deshalb in Saaiaiten einfallen. Ja sie sind ihrer Sache, Witolds^) Partei zu vemiobten, so gewiB, daß

1) Bungp V. No. Brief des livUindischon Ordenstneisters an den Hochmeister vom 12. Jaauar 1419: „Wir haben voruomen, wie das di Samayten, die mdste teil der gebur, seill Swytergayte gewogen; also wer is suche, da« dem Ood gdaeke gebsv das sie mit im wetden xnfalleo; aber das ist mit im mislelch."

2) r f . A U I .r. MUs<whr. Bd . XX VI I. S. 78 u . A n m . 4 - 3) C. W . Nu . 11 1 S . 183. 4) Schiebhido XVI, No. 12. Bripf des oberston Marsfhalls an den

Hochmeister vom 5. Februar 1419: „Geriichet czu wissen, das eyn tiiiier, eyn Samajtlie, cm uns ist gekomen, dco hat uns der kompthar tod Bagniih

gesandt bey ^yme tolke der ist Kneppe son, als her spricht ....

Der hat uns dieselbe aeitonge geoayt die der erste, der vor czu ans ist ge- komen, hat gesait und noch bessere, went her Rpricht, das die gancze ge- meyne des landes Samaythen wiUiclichen >j;enie seyhe (— siUn ), das der Ofden dorczu thun weide und mit eyme beere komeu, so weiden sie in das landt entwerten an alle arbeith and rnnhe, wenn in dem gancsen lande nu

140 seyn als kemerw, die ee mit W^lde beiden nnd nicht meer

Und bobens also vor, wenn sie wei-deti dirfaren das eyn Iie* r vom oi-den qweme tind wurde npgesant, f?o wollen sie die 140 die es mit WytoM lialdcn rzn standen vahen und dem orden entwerten. Sunderlieh sprirlit her, wenn sie Swtttergaile hatten im lande adir in hie im lande wüsten, sie weldens Im geloben nnd dorczu helffen, das her das landt eca littowra one wee und one Wytbowis dank solde dirkrygen und das Iwhalden. Oacb i^rieht

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Sttmuton nnd der DeotBcKe Orden etc.

sie Bich satranetiy selbst Wiiold aus Littauen zu vertreibeii. Ob der Orden dem die Wahrheit seiner Schilderang auf das naoh- drflcklichste versichernden samaitischen Boten Qlauben geschenkt hat, ob Swidrigello, vom Orden untersttttzt, sich zum Prftten-

denten aufgeworfen hat, wissen wir nicht. Aher es ist wenig wahrscheinlich, wöil erstens auch nicht die f^eringste Nachricht darüber vorliegt, sodann iui Juni 1411) diu Hamaiton si lion wieder Einfälle in das GrMf^t der Comthiiroi Memel nuiclieii,') t udlich Anfang Mai schon der Orden sich zu einem gäuzlicbeu rzicht auf Samaiten entschloß. Es geschah dies auf einer VerHammluug zu Gniewknow in Cuiawien, die auf Veranlassung des Papstes stattfand,^ um wiederum eine Schlichtung der Streitigkeiten zu versuchen. Hier zum ersten Mal sprachen sich Witold und Ja- giello in vdlUg prftciser Form ans, wie weit sie Samaiten, das fftr immer bei Littauen bleiben soll,') auiE^edehnt wissen wollen: „In partibus Litwanie et Sameytbarum incipiantur limites et Marisalso usque ad fluvinm Memel, ita quod Castrum Memel maneat, prout est, in terra Sameytarum." War die Grenze Sa-

her* dwB drej bayoren der besten es mit der gemi\\ iio lüiJil. n mul gerne weiden seVi'-n uml dorczu heliVn, das das ^csi Ii. als oben gescbreb« 11 ht, nnd nemilir lion das das grschege iioclj in diesem w yiiter .... Wir haben im also gesayt, das der Orden . . . uf eyns matines rede so getane ding nidit mochte gethttn. Rimmb so hat her sich des gelobt, .... her welle Widder in Sunaythen geen und welle drey «dir vier d«r beeten, die ee mit der gemeyne halden mit im bringen uff eymlirlio stat bey der Mymracl, cza der vär die unsom. wen wir wollen dotme snllon senden und sull. n eygentlirb hören, dirtanm und beiluden, das die diüg in der warheit also bcyn und andirs nicht

1) Schiebtode XVIa. No. 40. Brief des Hauacomtur von Memet an den Hochmeister vom 3. Juni 1419: „Dy Samaithen hoben uns genommen 16 pferd .... und haben ^ man trelagen und Tormissen noch 11 man d7 wyr Iii« hf Avissen, op sy erslagen syn adtr nicht, sunder ir schiffe höbe sy vorbrant und tzu slagcn . . .

2) Posügc zu 1419 iu fcJor. Iii. 362.

8) Raczynski 8. 237: „Ipsa terra Samaytharnm cum eodem Castro peipetnis temporibus circa dominos regem et magnnm ducem litwanie remaneat conservata.'* - Die im Text angetHhrtea lateinischen Worte finden sich anch bei Bacsynafci S. 2S7.

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Von Dr. B. Krambbolt&

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maitens nach Preiißi»n zn damit bestimmt fixiert, so selieiut mir dies für Samaiteu und l^ivland nicht iu gleicher Woise geschehen. Zwar war durch die heilige Aa eine deutliche Soliold«"' zwischen beiden Ländern gegeben, aber doch nar für eine kleine Strecke. Wenn dann der weitere Verlauf der Grenze nicht anders ge- regelt wurde aU durch die Bestimmung, daß die „antiqnae gra^ Dieies'*^) zwincben beiden Ländern wieder in Kraft treten sollten, 80 konnte die darin liegende Unbestimmtheit doch wohl leicht zu Grenzstreitigkeiten Veranlassung geben. Indessen derartige praktische Folgen waren nicht möglich, weil der Orden zwar auf Samaiten verzichten wollte, Hemel aber auf Grund von Pri- vilegien als zu seinem Gebiet gehörig reklamierte, so da£ man wieder resultatlos auseinander ging.') Nun endlich schien der Krieg den Ausschlag geben zu sollen. Schon standen nach Ab- lauf des Waffenstillstandes am 18. Juli beide Parteien gerOstet da, weil der Hochmeister einem Schiedsspruch Sigismunds allein sich zu fügen verweigert hatte,"'; als es am 19. Juli 1419 noch einmal (h-n liemiiliungen der päpstlichen und englischen Ge- sandten gelang, den Wattenstillstand bis zuiu 13. Juli 1420*} zu verlängern. Ausdrückliche Bedingung Jagiellos und "Witolds war, daß sich der Hochmeister zur Anerkennung des demnächst v«m Sigismund zu verkündigenden Schiedsspruchs verpflichtete.^) Dieser wurde am 6. Januar 1420 zu Breslau gefällt.*) Man kann

1} Haczyuski S. 233: „Inter terras Öatnaytarum et Livonie contiuu&ndo b man satoo nsqne ad iDtroitmn flavü, qm dicitar A et sscendendo eundem fluTimn Borsom usqne «niiqnas granicies terrarum predictarnm "

2) Sacsyndci S. 239: „Super castmm Memmil req[tondetur, qnod illnd

CMtrum Dunquam spectabat ad ton-um Samagitarum sed ad terram Cnroniam (so wird woh! i\m bei Raczynski gedruckte W(irt . „Curonieu" za leMD •an) et ordo habet bonas litt4'raa, qnnrl rastrum a<l euui spectat."

3) Posilge zu 1419 iu Scr. III, '^l - 4) Raczynski S. 248 No. Vi. 6) Posilge sm 1419 in Scr. IH, :^84; Dogiel IV," No. 88 S. 103.

6) Dsialynski 1,2. Teil S. 68-62: „Prononciamoa nt

de terrü Prossie et SamagitUram dispositio concotdie ante Thomm fikcta <^ebet remanere in suo robore hoc modo vidoh'cet, quod dotnini do Pnissijv iTiter fluvliim Mcrael *}t inda^iiK.-s. Saina^^ifturum di'l'eant jK).S9idere ;a fluvio ^i^äxif desceudendo ust^uo ad cafltnitn Motnel iaclusive et mare; dux autem

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Samaiten and der Deutsche Orden etc.

den auf Saiiiaiten bezüglichen Teil des Urteils dali in formulieren, daß man es eine Wicderliohiiifr des Thoriier Friedens mit einigen geographisciien Präzisierungen nennt Demgemäß blieb Samaiten auf Lebenszeit bei WitoM und Jagiello, fällt dann aber an den Orden zurück. Nea ist folgendes: Witold besitzt außer Samiiten aucb noch die zwischen der Memel und Samaiten gelegene dagines**, d. b. Grenzwehren bis zu dem kleinen Flofi Bodaa,') wftbrend westHob davon bis zur Festung Memel und zwar ein* schließlieh derselben der Orden die hier befindlichen ^indagines" sein nennon soll. Endlich wird noch festgesetzt, daß der Nenhau von Kastells auf den erwähnten Grenzwehren beiden Parteien verboten ist. Es ist erklärlich, daß ein solches Urteil auf beiden Seiten großen Eindruck machen mußte. W&hrend einer- seits Witold und Jagiello keineswegs geneigt waren, sich mit dem Gedanken tragen zu sollen^ ein Land, das sie als das ihrige f&r alle Zeit schon angesehen hatten, dereinst an den Orden fallen lassen zu müssen, und ferner auf das tiefeto darüber em- pört waren, daß ihnen auf eine große Strecke die Herrschaft über das rechte Memeliifer entzogen \var, wuchs dem Ürdeu wieder der Math, für die Behauptung des ihm nun noch ein- mal zugesprochenen Anrechts auf Samaiten energisch einzutreten. Es würde überflüssig sein, alle die einzelnen lUageartikel der Beihe nach aufznfllhren, welche beide Parteien das gsnze Jabr 1420 hindurch erließen, weil in allen dieselben Dinge nur in variierter Form wiederkehren. Ich begnüge mich daher mit Hervorhebung der markantesten und schließe daran eine Schilde- rung der Eroignisso des Jahres 1420, die erklärlicher Weise zum größten Teil durch den Federkrieg veranlaßt wurden. Die Hauptgesichtspunkte der von Witold und auch Jagiello gegen den Breslauer Spruch erlassenen Deduktionen sind folgende: Samaiten

Witandns debel poeddet« totam terram Samagittaram et cum iUo, qae est inter indagines et flnrnen ICraielt incipiendo ab iodaginibns naqne ad capnt fluminis Kedan et procedendo recto tranite . . . (S. 61.)

1) Redan bei DzialynRl^i int der Fluß „Rodau". £r liegt swiwben Georgenbnrg imd Weloo. ci. Töppen: Geographie 8. 108.

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Von Dr. K Krambholts.

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durlte nicht durch Ueberweisung eines Teils^) der „indaginos" an den Orden um die Hälfte verkleinert werden, wie sehr ^oß- spr-M'heri??eh bnhauj»tot wiird--; denn Sainiiiteii wird dadurch sein NahrungsspiolrauMi \'orringert. £a wird ihm die Gelegenheit genommen zur Jagd, Fischerei, Gewinn von- Honig; es wird der Möglichkeit beraubt, das nötige Holz sich zu beschaffen, mit einem Wort: Samaitens Existenz ist in wirteobaitUcber Besiehnng völlig onterbnnden.') Nach dieser Darlegnng der Grttnde gegen die üeberweisnng der auf dem rechten Hemelufer von der Bo- dan an gelegenen „indagines'' oder Haine, ist ein sweites Sta- dium der Beweisführung Witolds, daß Samaiten ihm gehöre. Er fhhrt daför ins Feld, daß alle Ansprüche des Ordens auf Süinaiten sich nnr aiit seine Bereitwilligkeit zurückluhrou lieiJeii,'') daß der Orden aber durch tVfiwilliprn, dem König von Polen gegeiniber ansgesprorhr-non ^'erzieht*) sein Rodit vorloron Imbe. Unbf'streitbar dagegen sind die von seinen Vorfahren aul ihn übertragenen Rechte über Littauen und das von diesem unser- trennbare Samaiten ; denii'^) „Samaiten" sei nur ein geographischer Begriff und bedeute «Tiefland^, während „Auzstote''. ein Wort,

1) Baesynski 8. 269 No VI Klageat^al Jagiellos und Witoiaa: ;»Iteiii das sein (d. h. Siginniinds) oMprach widdir in selbir were, want der fridiebriff Tün Tfaoron gemacht, den der römische konig mechti>^ <;etcilei halt«, dnm konige und hert/.<i<: Wvlf)iiten ganz zuspreche, das hör das land der Samaiten dennoch itzuat mee wenn die heifite in abgesprochen bette. . . .

S) O. e. W. No. 861. Schrift Witolde so Sigismund: „Adiudicestie OOS pro ordine omnes metiores et msiores atilitatee et proventns, nt sank venaciones omniam ferramm, piaeatnre, mellifieia et allos iractns, sine

qnibus ip.sa form SarnnytaruTn ncqnaqnam stare potest nec vivere ,

incole dicte terre Samayt&rum iam . . , non habent ligno pro eomm ubi ficindere neceaeiiate.**

8) C e. W. No. 861: „Si (cmciferi terram Samaytaram) aliquando possidenmt, hoc tarnen de noetra fuit volnntate et consenSQ.

4) Raczjmski 8, 269 No. VI: ^Item so sey dem konige tsii Folaa abegeBp^<'^'^n landt .... die im der orden selbir geboten hat.''

5) C. e. W. No. 861: „Sentonriasffs .... primo in terra F'aTnavtÄrnm, que est hereditas et patermoninm noätruiii ex legitima attavorum et avoram nostronun stuscesiione, quam et nunc possidemus, que eciam est et Semper

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220 Samaiten und der Deutsche Orden etc.

mit dem die Samaiten y^Iattaueii'' beoeiolmen, sich dnroli „das Hochland'^ wieder geben lasse. SpracHe, Abstammtiiig je Joch »ei beideu Ländern gemeiiii>am. Wie Littaiien ihm gehöre, so stelle ancli ihm der dauernd« Besitz des auf ewig davon iinzer- treniihareii Samüiteiis zu. Vergfblioh waren liiergegeu alle von Sigismiiml angefüiirten Hinweise auf die dem Orden durch den Thorner Frieden bewilligten Ansprüche, vergeblich die Betonimg des Rechtes des Einzelnen, Abtretungen anzubieten und wieder rückgängig zu machen.*) Vergeblich auch die AusfOhnuigen des Ordens an die yerschiedensten Adressen, wie notwendig für den Orden das Kastell Hemel sei, durch das wenigstens an einem Punkte die Verbindung swischen den beiden Ordens- zweigen erhalten bleibe.*) Das Einsige, was erreidit. wurde, war eine Zusammenkunft in Welun am 8. September 1420.^) Aber wie zu erwarten, platzten erst recht hier die entgegenge- betztou Ansichten auf eiuaudür los. Mit unerschütterlicher Kon- sequenz erklingen wieder Witolds Forderungen: Begrenzung

fuit unutn et idem cum terra Lythwanie, nam uiuim ydeoina et uni homtues. Sed quod terra Samaytorum est terra inferior ad tcrram Lythwanie, ideo SKOmojtb Tocaiar, qnod in lythwaitico terra inferior interpretatnr. Sanoyte vero Lythwaaiam appeUant Awntote, quod est tma anpertor respeeta terra 8ama3rtamiii* S;«magitte qaoqtie homines se Lythwanos ab antiquis tempori- bns et nnnqtiam Sainnyfas npppüant et propter talem ydompf itatem in titiilo nosti-u iiDS clo Samagitia uon scribituas, qoia totam anum est, terra una et homiiies uni."

1) C. e. W. No. 869. Ans Sigismunds BegrQndnngsschrift Ar das Breslaner Urtheil an Witold gerichtet: nQootnodo enim potoieaemaa terram Samaytaram in perpetuum vobis adiadicaro, mm timcn vestro eouaensa in tenoro pafis jverprttu- inite ante Thonin. illa debeat pust mortem vestram ad Cnif ilrros pcrvt'iuie? .... (^uod et vestra fratemita« asserit, ipsos in termiuis placitornm sponte et libere sepiuB obtulisse, poterant emm et ad httc poflsnnti cum Sit unusquisriQe in re sna moderator ei arhiter.

8) C. e. W. No. eea Anklageachrüt des Ordens gegen Witold beim Papet: „Petivit ... in modum future conoonlio districtnm Samagitanim et proprietntcm pfi-pptuaTti. nltiii hum^ limitr's pranicierura, de qiiibn» retro- nrtis t4*nj|K)rilais, (|uin ad ordinem pertiim* rint, nulla uuqnam dnhilurio fuit. In quorum liniitum spacio Castrum . . . Memmel includiiur, et eo modo fieret disoontinuacio terranun Lywonie et Pinssie.**

8) C. e. W. No. 896.

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Von Dr. K. Krumbholtz.

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Samaitens durch die Memel,^) ewige Abtretung dieses Landes uud Vernichtung ail'-r Dokaiannte, auf welche hin dor Orden Anii}a"ücliü «rheben küuutö.") Nichts half dem Plochineister die Berufung auf die Ordens-Privilegien, niclits der Ilinweis^j auf den Ausspruch von Breslau. . Wenn man trotzdem noch nicht alle Brücken abbrach, sondern noch einmal den Waifeastillstand bis zum 13. Juli 1421 ausdehnte,^) so mag Witold dazu durch die allgemeine Friedenesehnsucht in Littauen ^) getrieben worden eein. Genug der Zustand der Ungewi£heit wurde wieder ver^ lingerb) ob^eich der Orden die Nntadosigkeit dieser sobon so oft erprobten Mafiregel längst hätte einsehen mflssen. Das Land, auf das er sich noch immer Hoffiiung madite, das der Bischof von Curland auch jetat noch für die Zukunft als eine Domäno des Ordens ansah, wie seine Bitte an den llochmeistor bei der Erriehtniig eines Bistums iu Samaiten,. seiner Kircho den ihr gebührenden Sprengel zu geben, zeigt,") unterließ anch während dieses Waffenstillstandes nicht, dem Orden seine Ab- neigung EU zeigen. Was halfen alle Klagen des Ordens über Verletzung seiner Unterthanen an der Memel^) bei Witold, was

1) C. e. W. Xo. 898: „Isti sunt antii^ui limitos nostre terro Samuyturuin per fluvium Hemel

^ Aus dfls Hoehmuit«» Antwort gehen die weiteren Fordenrngen

Witolds hervor. C. e. W. No. 89B: „JJft die nssatczunge der grenitosen

und auch der Gfwerbe die die euwirn tms vorbracht Imbcn mit sulcher meinunge. das das land czu Sarnayten uiul onch die wiltnisse uff ienseit der Meiumel loit ihreu Ufigesatczteu greuilc^eu bulUeu ewiciichen abegetrtiteu werdeD, nnde die «Iden biiflb getottit nnd nnwe d<Nrobir gemachefc wecdnk .... die aiitWOTt "

3) C. e. w. No. Sm S. 496. - 4) Ebendaselbst 899.

5) Bunge V. No. 2455. Brief livlfinrlischen Meisters an den Hoch- meister vom B. Februar 1420: ,.Wir liabeu gestern . . . gehört, dat . . . . boiarem, gebtier uud ouch burger .... hoffeten freJes, und sich wol etlicher UMSse beUageten, das da» latid sa Litthewen sere vorennete, und keine krieges weeeen möchte.'* 6) Bange V, No. 2461.

7) C. c W. No. 901. Brief des Hoolimei«te«8 an Witold vom 30. Sep- tember 142<): ..Wir können . . . nirlit vorswigen .... den ^drank nnsir

armen lewte, wend urisir arinon lowte bei der Memel in der

wiltuisse irer habe berowbt . . . uud dorczu swerlich gehandüt uud geslagen Ton den SameyUien . . .

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222 Sftmaiten und der Deutoche Orden etc.

gewann ui.ui au Garantie filr den zukünftigon Besitz Samaitens, falls er wirklich die Einwoliuer des Landes bestraf te, wenn Witold, auf dessen Haltung alles ankam, gelegentlich den Samaiten die Versicherung gab:^) ^derwile das her und ein here in Littowen lebede, solden bw dem orden nicht werden?" Und die ErfdllaDg dieses Yerspreohens aohien am so gesicherter, als Wiiold nnd Jagiello tvots aller Bemühungen des Ordens bei der Knrie, Lii* tauen und Polen znr Anerkennnng des Spruches von Breslaa zu vermögen,*) trotz aller Kiiergiu des Ordensprokurators zu Rom,') im September 1420 eine ]>Äpstliche Bulle erreicht hatten, wonach für Weihnachten 1420 der Papst beide Parteien vor seinen Stuhl citiert zur Entscheidung der Diflferenzen.*) Kaum aber waren die Delegierten der beiden streitenden Teile abge* reist|^) als sich eine Aenderung der Stimmnng in Born in Gunsten des Ordens seigte und Jagiello am 6. Deoember 1420 die Anweisung erhielt, den Breslauer Spruch zu respektieren.') Auf die Ursachen für diesen Umschwung in der Ansicht des Papstes einzugehen, ist für uns ohne Interesse. Die Jlaui>t- triebfeder war Sigismund, der auf das uuchdriicklii-hste zu er- kennf^n gab, wie sehr ihn ein Vorgehen gegen den Orden ohne Rücksicht auf sein zu Breslau gefälltes Urteil verletzen würde/) War so die Gefahr eines parteiischen Vorgehens seitens der Kurie vermieden, so war das positive Besultat der in fiom vor- genommenen Untersuchung für die Lösung der Frage nicht er- mutigend. Der Papst schützte das gewiß nur zu berechtigte Bedenken vor, daß sich des Ordens Gegner seinem Spruch nicht fügen würden, und riet deshalb in Rür-ksicht auf die Schwäche des Ordens zur Nachgiebigkeit, wenn er auch den Verzicht auf Samaiten direkt vorzuschlagen sich scheute.^) So hing die

1) Die im Text citierten Worte stehen in etnem Brief des livlAodisclieii Ordemmeisters vom 86. Mars 142a cf. Bonge V, S46a S) Bung» V, No. 2505 u. 2612. 8) Ebendaaelbst 2498. - 4) Voigt : G. Pr. \U, S. 381 Anm. 3. - 6) Raczynski S. 267 No. Y nnJ Toi^^t: G. Pr. VU, S. 388. - 6) Eaczyuöki S. 271 Ts^o. TU. 7) Voigt: G. Pr. VU, S. :i83.

8) Bunge V, No. 254T. Aus dem Bericht des Ürdensprokurators

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Von Dr. fi. Krambholta.

samaitische Frage und mit ihr aiiclere noch immer in der Luft, Noch dauerte ja der Watienstillattuid bis /um 13. Juli 1421; wie sich dann die Dinge gestalten würden, war nicht abzusehen. Dio VorglüBge aber, welohe sich Aufaug 1421 iu Öamaiten abspielten, waren keineswegs geeignet, dem Orden Vertrauen für einen der- einstigen Bttokfall dieses Landes an sich einzuflößen. Ln Gegen* iail, es zeigte aioh bei Witold ganz deaUioh das Streben, seine Henschaft dort anf jede Weise an konsolidieren. Wohl wissend, daB eine Ton ihm nnterstatete Geistlichkeit ein gutes Mittel aar Befestigung seiner Position sei, bemüht er sieh*) anf das eifrigste Änfimg 1491, das verwaiste Bistnm Hiedniki nen m besetzen. Er schlägt daför den Propst Nicolaus vor, der ihm von seiner bisherigen Thätigkeit in Truki gewiß genügende Garantie l)ot, daß er in seinem Sinn in Samaiten wirken würde. Wenn er sodann angelegentlich für kostenfreie Bestätigung diese.s NieolRii« als Bischof durch die Kurie eintritt, dies Gesuch mit der Armut des Bistums Miedniki begründet und weiter ausführt, daß man die neuen Christen in Samaiten nicht mit kirchlichen Lasten belegen dürfe, so liegt auch dem wieder nach meiner Ansicht ein weiteres Motiv m Grunde. Er hatte das Christentum in Samaiten eingeführt; Schwanken im Glauben, wie es auch jetat noch vorgekommen lu sein scheint,') Unzufriedenheit gegen die

über die vor dem Papste gepflogenen Verhandlungen. Auf ein Ucäuch nn den Papst, Frieden zu verordnen, erwidert er: Vorbiete wir im, wir besorgen ms, hör bald« nicht gehorsam

1) Napim«ky: Riusiaeh-Uvlindiacbet Urknndenbacb Na 314. Brief

Witolds an den Papst vom 20. Januar 1421: „SappHco .... quatinas compa- ripHt^-s novitati in fide gentis eiusdem et in proventibua t«neritati orrlosie (Me^tnicensis) propter sui novam plantaciuneni .... de miseracione patemi greiaii de accepto grates ab altissimo grate et gratis dispens&ndo ....

Nieolao ad eandem .... providere.

8) 0. e. W. No. 966. Ans einer Bnlle Martins V. an die Samaiten Tom 11. September 1421: „Cum . . . . ut nuper displicenter accepimus, ex nonnnllis angustüs, ut dicitur vobis illafis, phirirntim fonsternati et afHicti in aniini» sitis, devociones vestras, . . . exliortauur iu domino, ut de huius- moJi coucarrentibas et quibusconque alÜB molescüs, .... uullatenna oontur-

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Samaiten und der Deutsche Orden etc.

Kirche, mußten sich auch gleichzeitig gegen ihn als Patron der- selben richten, und konnten «^ine Soliwadiung seiner llerrscluift im Lande zur Folge habon. Benn^t,. » r ao einerseits der Unzii- friedeuheit der Samaiteii in x liickter "Weise vor, so ließ er anderseits auch keine Gelegenheit vorübergehen, ihre Dankbarkeit «ich zu erwerben. Der Erzbischof von Riga und seine Snffragan-Bi- Bcböie hatten in Samaiten Einfalle machen lassen. Sofort als be- soigter Landesvater wirkt Witold beim Papst eineBolle anSf die wei- tere derartige BelAstigangen mit den härtesten geistlichen Strafen bedroht.^) Diese Fürsorge Witolds wird gewiß dazn beigetragen haben, das Verhfiltms swiscfaen ihm nnd den Samaiten zu einem nooh besseren zu gestalten. £s is wohl anzunehmen, daß der Orden Aber alle Vorgänge in Samaiten orientiert war. Viel- leicht gellt man nicht irre, wenn man aiiuimmt, daß der Orden in Hinsicht auf die geschickte Art und Weise, wio Witold sich aJs Forderer der Woldiahrt des Tiandes zw geben vorstand, nach einer kurzen Zeit der Hotinungsfruudigkeit, verursacht durch den Breslauer Aussprach, wieder zu der Erkenntnis kam, daß anf einen Anschluß eines ihm auch innerlich so entfremdeten Landes nicht mehr su rechnen sei. Jedenfalls spricht daftlr die Erklllmng des Ordens vom 17. Juni 1421.*) Sigismund hat die Hofihung auspreohen lassen, daß er vielleicht einen ewigen Frieden zwischen Jagiello, Witold und dem Orden vermitteln könne; als unerlAßliche Bedingung stellt er Verzicht auf Samaiten hin. Nach einigen, die Schwere des VerlnstM ansdrfickenden Bemerkungen erklärt der Orden seine Bereitwilligkeit zu diesem * Vorschlag r.utl fordert nur noeli für Preußen und Livland erträg- liche (ireuzbestinimuDgen.") Ob Sigismund wirklich berechtigt

1) C. e. W. No. 942. Bulle Papst Martins V. vom 11. Mai 1121 au den Enbischof von Riga und seinen Snffragann: „Nuper . . . petieionem .... Wytoldi .... cum qnerola aocepimus, qnod dflecti filii Samayti .... imde sarri baptismatis sint renal i Tarnen voa .... eosdem Samaytos

. . . hostiliter invadi .... permittitie et iubetis

2) C. e. W. Nu. y44.

3) C. e. W. No. 944. Brief des Hochmeisters an Sigismund vom 17. Jani 14S1; der Hochmeister apricht tod dem Inhalt eines ScfareibenB

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Von Dr. B. Knraibliolte. 225

tnr, dem Orden solche Aussichten zn machen, wissen wir nicht. Es ist leicht möglich, daB er sich der Hoffnung hingah, durch derartige Versprechungen den Orden ftlr sich in der Hussiten-

frage zu gewinnen;^) fest steht jedenfalls, da6 von einem völligen Ansgleich zunächst nicht ernstlich die Ivedf ist. Alles was erreicht wurde, bestand wieder in einer Verlängerung Waffen- stillstaudes bis zum 13. Juli 1422, und zwar verdankte der Orden dies Zugeständnis den Bemühungen des Pcipstes, sowie des Mark- gisien Friedrich Brandenburg.*) Die Lösung der samaitischen Frage war also nur wieder hinausgeschoben, nicht gefördert. Höchte Wiiold wie im Jahre 1418*) auch jetet nach dem Wunsch des Ordens Bestrafung der den WaflPenstillstand nicht respek- tierenden Samaiten'*) versprechen,*) der Ph kenntnis wird niemand sich mehr verschlossen haben, daß liior nur das Schwert, in der Lage sei, zn entscheiden. Dennoch kam man zu keinem Ent- schluß, oder führte ihn wenigstens nicht aus. Zwar protestiert der Orden gleich Sigismund gegen die Sendung des päpstlichen Legaten Dr. Antonius Zeno, der ohne Bücksicht auf das Bres- laner Urteil erschien, um tiber die streitigen Fragen zu ent^ scheiden.*) Aber was war mit diesem starren Festhalten an emem Schiedsspruch gethan? Ihm Wirklichkeit zu geben, zur Oüensive überzugehen, wie Heinrich v. Plauen einst kühn alles

SigismimdB: „Vordan wirt usgedruckt^ wie euwir dnrcblttclitikeit in der richtungc minen Orden io nicht usslachen sunder L'»>t nr eine ewige riclituDge mit dem egedarhten Herren koninge (d, Ii. .Tagiellü) und .... Wytout begert

an bearbeiten Abir als doraebiat usgedruckt wirt, das der krig harte

cnt Tomchtan sei, sie en baben denne das landt Saymaiten und seit be> gtrende donron czu vorstehen unsir allir meinonge . . . Ich habe als hewten in Tonamelnnge mines rates gebietigev eintreohtiolichen mit en dovon also beslossen. Getruwet euwir hochwirdikeit mit en cza cime <;rüen ende ein tkOmen nn l ilessen landen nnd meinen nrden einen lifstoiidi^en l'n^df ry.w s^iiatVen, wir welloii .... das öelbe laud Saymaiten, alleine is minou ordon üiid dessen landen vaste sweer czu thun ist, . . . obirgeben mit sulclica gremczen, die nnachedeliobia sein den landen FrewMen nnd Lifflaiid . . 1) Voigt: 0. Fr. YH, a 884 a. Guro III, 537. - 3) Bange Y, No. 2667.

- ^ oben S. 8ia 4) a e. W. No. 977 n. 960. - 5) Ebendaselbst 978.

- ^ Voigt: O. Pr. Vn, S. 396-999.

Allpr. Mottateobrül Bd. ZXVIL HA. 8 v. 4. 15

226

Samaiten und der DeuUche Orden etc.

in die Schanise sa sehlageiii um sein Beoht su yertoldigen, wagte man ja nicht. Und doch war eins ohne das andere unmöglich. Entweder man trat für Samaiten und die daiiiit verbundene zu- künttii^o Größe des Ordens in di(^ Schranken, oder man verzich- tetii der dies unmöglich machenden Gegenwart zu Liebe darauf". Aber diese Konsequenz zu ziehen vermied man, vermied es so- gar dann noch, als aus Nachrichten^) über Witolds und Jagiellos Btistungen unzweifelhaft hervorging, daß diese som Krieg bereit seien. Wieder ließ man sich in ünterbandlnngen ein, vergeadetei wie Voigt schon bemerkfc,') die Zeit, um schliefiUch an der For- derang, in der Prolongaüonsarkande die Elansel;') „nnsohedlioli . . den nsspmcli . . . zn Bresslaw" «ufgenommen wa erhalten, die TerUtogerung des WafienstiUstandes soheitem sn sehen.*) Was schon längst hätte eintreten müssen, erfolgte jetzt. Am 14. Juli 1-122 erkiaiLe Jagiello dem Orden den Kjieg, auf den einzugehen ebensowenig meine Aufgabe sein kann,**) als eine Darstellung der klägUclien l{olle, welche Sigismund dem Orden gegenüber spielte.") War der Verlauf des Kampfes ein trauriger, so muß der am 27. September 1422 abgeschlossene Friede am Melno See^} erst recht als solcher bozeiohnet werden.^) Er raubte dem Orden das Ziel eines Kampfes von mehr als 150 Jahron: er flberwies durah den fast vOUigen Yenioht auf Samaiten*) Wi- told ein Land, das die natOrliche VerbindiingsbrOoke zwischen FreoBen tmd Livland war, das aber anch darom einen hohen Wert hatte, weil der Orden fortan eine wirkliohe Maohtstellnng gegenüber den wichtigen russischen HandelsplfttBen Pskow und

1) 0. e, W. Nn. 900, um; Seite 1046 No. XVII. - 2) Voigt: G. Pr. Vn, 8. 43U. 3) Buuge V, No. 2o04. 4) Ebendaselbst. B) cf. über dieMD Krieg Voigt: G. Pr. YII, 8. 487-447; Omo HI, 640-646. - 6)Cmo m, 6B7 n. 646. 7) Der HUne-SM liegt sOdastUoh von Onrndens imd nördlich von R^den. ~ 8) Bungo V, No. 2637.

0) Di«.' für uns wirlitigon Artikel lantpn fnlgendermatten: „Terrae Samagitarutn (et Suflonuni) pruptor bonam pat-is dcbent apad regem et duces praefatos ^d. h. Jagiello und Wituld) ao regnum Poloniae et ducatom Litoaniae snb limitiboB infira Boriptia remanere* Desoeadendo flavinm Sohsseliiippa et nlteriuB directe procedendo per solitadinem naque ad ripan flaniab ICenMit,

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Von Dr. R. Krnmbholte.

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Nowgorod nicht mehr Minnehmon konnte.*) Was Witold ange- atzebt hattof war erreicht; der Orden bildete nicht ein geschlossenes Ganse, soxidem hatte auf alle Zeiten zwischen seine Qebiete ein Land hineinragen, das im Besitas des mit Polen vereinten Littanens stets eine Quelle der grössten Besorgnis sein und bleiben mnBte.

ex opposito flnminis, diVti Schwanta. ubi idem flnviiis Schwanta, intrat tliivium Meuiel praedictum, et haec qnoad tevram Sadoruin eundcm fluvium Schwanta sursum ascendendo per duo milliaria, et ab iilo loco iilam fluvium deaerendo, tianaenndam eat per solitndinem, qoo dixectiiia iri poteat naqne ■d flnvium Iura, relinquendo fluvium Meroel in ainiatro latere ubiqae per duo milliaria, et dictum fluvium Iura ascendendo unum miliare, ab eo loco fluvius Inra (leser( n<lus est et transeatnr pflr soHtndinem, rdintjtiendo flnvios Memel, ^iemm, et Russna lacam, qui dicitur Happ, et custrum Memel,

in Samogitico Glaapeda appellatura, undique a sinistro latere per tria miliaria, «t sie traDaanndem eat naqne ad litua maria aalai. Inter Livoniam vero, Samagitiam, . . . limitea aint: incipiendo a flnmine dicto Heilige A, nbi dietns fluvius intrat mare, eundem flnvium ascendendo surnum ad antitiuos limites int^r Sauiogitiam .... ab nna. et Livoniam ab altera partibus tentos et »ervatos, uou tamen ad iiius iimites, qui signati sunt eo tempore, quando ordo terram Samogitarum tenuerat, sed ad illos, qiü autiquitus inter terrae praediotaa aout aervati." cf. aach TOppen: Geographie 8. nnd T5ppent Atlaa Tafel II.

1) Liv- Eair Knrlftndiaehea Urknndenboeh Band VII, Einleitung S. IX.

Berichtigung.

Bd. XXVI. S. 207 Zeile 17 etc. ist sa lesen: „Woher sie ihren Ursprung haben, wissen wir nloht.*^ Anm. 4 ebenda ist tlberfltlssig, weil in der qn. Urkunde fftkohlioh von mir ^fijg^n"

stuU j.ev ger", d. s. Eier, gelesen ist. Herr Professor Lohmeyer hatte die (iüte, mich lüerauf hinzuweisen.

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Zur Beurtheiluiig von Kant's Kritik der reinen Vernunft und Kaufs Frolegomena.

Von

Emil ArK^ldt.

Anhang zu der Abhandlung*:

Die mm MMm k kMmmi der &ntil[

der um Tgriumll

No. a.

Kanf 8 Voriesungen Qber physische Geographie und ihr Verh&Kni»

zu seinen anthropologischen Vorlesungen.*)

(Audi die No. 3 diest^s Anhang«?» ist zu einer langen Abhandlung geworden ganz gegen meine ursprüngliche Absicht, nach welcher sie ihr Thema auf etwa 10 Drackeeiten behandeln sollte. Aber die AnCere Unibim an Prodnetionen, die m die moderne Kant-Literatur einacblagcm, darf nicht

mehr Wunder nelnm ii. nachdem wir zu der Widmung, den Vorreden und den Einleitungen in der 1. und 2. Aufl. der Krit. d. r. V., also zu etwa 100

ziemltVh splendid gedruckt4?u Seiten in Mitld-Ortavo einen ans dem G^^sicht«- puncLo der Gelehrsamkeit höchst S( Iiatzi-nswurtheii Commontur von nahezu 6C)(> klein und eng gedruokteu Seiten in sehr großem Octav cilialten haben.]

a) Anfangsjahr von Kant's Vorlesaugen über physische

Geographie.

B. Erdmann sagt in seiner Abhandlung : „Znr Entwicklungs- gesohiohte yon Kants Anthropologie*^ (Beflez. Kants I, 89): „Es mnfl zweifelhaft bleiben, ob" ein OoUeg Kant's über physische

Geographie „schon in dem ersten Semester seiner Docentur, im Winter 1755/56 stattgefunden hat." Aber in einer längeren

*) I. Kant's Menschenkunde oder philosophische Anthrogologie. Nach handschriftlichen Vorlesungen hersg. yon ZV« Oh. Starke, Lieipzig 1831^ ~~ sowie die Abhandlung von Barach: Kant als Anthropologe in den ]fit* theünngen der anthropologischen Oesellschalt In Wien, 1872, kenne ich nicht aus eigener Leetüre, weil sie in keinsr der Königsberger filfontlichen BibUotheken vorhanden sind.

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Von ^nfl Araoldt.

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Anmerkung (ibid. S. 39 u. 40) zu diesem Satze sucht er ausza* tuiiieit, daß „die Entscheidung" über die Zeit von Kant's erst- maligem Lesen seines phvf'isch - go()f::jraphiachen Collegs .,am historischen Takt hängt, ' und daß .,dit'scr zu Gunsten des ersten Semesters" des Wintersemesters 175ö/öt> „stimmt."

Diese Entscheidung beruht auf leerer Vermuthung. Indem ich vorläufig nur jene Anmerkung in Betracht siehe, werde ich nach Berichtigang zweier in ihr Yorkommenden Versehen diese Vermathnng als nichtig abweisen.

Erstes Versehen. „Fflr Kants erstes Semester findet

*

sich im Facnltätsalhnm nur „y^collegium logionm mathematicnm et physionm"" verseichnet (die beiden leteteren sind bestAtigt

durch W. I, 486)." Nach B. Erdmann sollen also von Kant's für das WintorsemesLer 1755/56 dem Decan Langhanson unter dem 11. October 1765 angi^küudigten (Fac. Act. V, 2161 drei Collepa die zwei: Mathematik und Physik, bestätigt sein durch Kant's Erklärung am Schlüsse seiner Schrift: „Neue An- merkungen snr Erlftutemng der Theorie der Winde, wodurch er zugleich zu seinen Vorlesungen" [im Sonamersemester 1756] „einladet^** Aber hier werden nicht Mathematik und Physik beetfttigt) sondern Mathematik und Logik. Denn Kant sagt (W. H. I, 486 und 487): ,,Ich fahre fort, in der Mathematik Anleitung zu geben, und den Lehrbegriff der Weltweisheit mit der Erlfluterung der Meyer'schen VemunfUehre su erOffiien,'* d. h. ich fahre fort, wie Mathematik, so Logik vorzutragen und mit dem Vortrage der Logik in die Weltweisheit einzuführen. Außerdem kündigt er an, d«ß er die Naturvvissenseliaft über des Herrn D. Eberhard's erste Gründe der Naturlebn! zu er- klären gesonnen sei, und die Metaphysik über das Handbuch des Herrn Professor !^umgarten vortragen werde.

Zweites Versehen. B. Erdmann merkt an: „Auf die „irrige Datirong des Kantischen Entwürfe von 1757 [Entwurf f,und Ankündigung eines CoUegii der physischen Geographie u. s.w.] „seitens Bosenkranz und Schubert (auf 1766) komme ich nur fiSorAck um hervorenheben, da0 Hartensteins treffende Bestim*

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280 2^ BearÜieiliing tob KMit*B Entik der ruaea y«nitmft ete.

„mnng (Eant's W. II., DI. f.) dttrch die Vorlesangssngaben de« ,.Edxug8berger FaGultätsalbums für den Sommer 1767 ledxgUob „bestätigt wird." Aber B. Erdmann hat hierbei in den Facul* tätsacten gesehen, was Hartenstein's Bestimmung gar nicht be- stätigt, und was in den Facultätsacten Hartenstein's Bestimmung bestätigt, hat B. Erdmann gar nicht gesehen.

Er sah iu den Facultätsacten freilich nicht Angaben über Kant's Vorlesungen im Sommersemester 1757, aber er sah doch die Angabe, die über Eine Vorlesung Kant's im Sommersemester 1757 dort vorhanden ist, n&mlich: „Collegia Deoano e Magi- strorum numero indicavit 1757, 13. Aprilis M. I. Kant Praelectiones in Phy^icam Geographicam" (V, 252). Diese An- gabe indeß widerspricht nur der Bestimmung Hartenstein's nicht, bestätigt sie aber keineswegs. Denn warum sollte Kant nicht ein CoUegium Aber physische Geographie ohne Veröffentlichung jener kleinen Schrift: ,,Entwurf und Ankündigung" etc. abhalten? Hatte er doch wirklich, als er jene Schrift veröffentlichte, bereits ein öolcLes Collegium ohne solche Ankündigimg abgehalten!

Dagegen wird die Boslimmuiig Hartenstein's, daß jenes Kaut'sche J^roirranim in das Jahr 1757, und nicht, wie iSclmbert und Rosenkranz meinten, in das Jahr 176» ftlllt, bestätigt durch eine ganz andere Notiz, als die Vorlesungsangabe für das Sommer- Semester 1757. Diese Notiz, die B. Erdmann sonst würde er sie anzuführen nicht unterlassen haben in den Facultäts- acten gar nicht gesehen hat, ist folgende: „Gensnrae Decaiii (Teske p< sem* hibem. 1766 et 67 Beet. Quandt) den IB. April 1767. M. Immanuel Kants Entwurf nnd Ankündigung eines Gollegii der Physischen Geographie" (Y, 252). Nicht auf Grund jener Torlesnngsangalie, sondern auf Grund dieser Notiz steht es erst fest, daß Kant's „Entwurf" etc. aus dem Jahre 1757, nicht aus dem Jahre 17G5 herniliri, und lerner ergiebt sicli aus ihr, daÜ Hartenstein's Bestimmung, die B. Erdmann , .treffend" nennt, zwar richtig im Allgomoinen, aV)er in) Speciellen nicht frnnr. treffend ist, indem jenes Programm Kants nicht, wie Harten- stein anzudeuten scheint, für das Wintersemester 1757/58, son-

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Yon Eaä Amoldfc.

231

dem fbr das Sommersemestor 1767 Eanfc's Yorlerangen über physisehe Geographie ankttndigte.

Grundlose Vermuthuxig. Ich streife B. Erdmaan's un- klaren Tadel, „daß die Verzeichnisse" von Kant's Vorlesuiifjou .,im Facultätsalbum nicht dui'chaus sicher/' «laÜ „sie weder ganz vollstäudig nocli immer zufrefFend" sind, daß „sich gelegentlich nachträgliche Aendenm^^en oiugftragon finden." ..mehrfach sich solche erschließen lassen,'' nur im Vorübergehen mit der Bemer- kong: Deshalb, weil die Verzeichnisse von Kant's Vorlesungen nicht jigana vollständig" vorhanden sind, sind die vorhandenen nicht nnsichery und „nachträgliche Aendemngen" in ihnen Ter« riagem nicht, sondern erhöhen vielmehr die Sicherheit derselben. Wie B. Erdmann aber die Einsicht erlangt hat, daB jene Ver- asiohnisse nicht „immer satreffend** sind, und wie er „Aende- rongen,'* die nachtrtgUoh in ihnen eingetragen sein sollten und nicht eingetragen sind, „mehrfach erschließen" will, ist mir unklar.

Im Ganzen genommen scheint mir, obgleich aus den min- destens 82 Semestern, in denen Kant Vorlesungen hielt (vom Wintersemoster 1755/50 bis zum Sommersem»^stor 1791! incl.) iür 1 Semester (Wintersemester 17ö8/o9) seine Vorlesungen gar nicht, und für 2 Semester (Sonunersemester 1767 und Winter- semester 1757/68) bios Vorlesungen von ihm über physische GeograpHie an emiren sind, trotzdem mehr Anlaß vorhanden, die wenn auch nicht absolute, doch relative ToUst&ndigkeit einer mOgUchen Infbrmation ttber Gegenstand und Zahl, oft auch Besuch wie Anfang und Schluß seiner Vorlesungen hervorzuheben.

Nichtig Ist B. Erdmann*s Vermuthung, daß Kant bereits im Wintersemester 1766/66 ein Oolleg über physische Geographie gehalten habe. In dem Eingani];e seines Programms: „Entwurf imd Ankündigung oinps (.'ollegii der physischen Geographie'' u. s. w. vom April 1757 giebt Kant nach Eintheiiung der Erdbetrachtung in mathematische, politische und physische Geographie und nach einem Hinweise auf die Schwierigkeit, in der letzteren w&hreud der akademischen Studienjahre Kenntnisse su gewinnen, die £rklftrung ab:

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282 Beurlbeiliiiig von Kaufs Kritik der tmumi Yemanft etc.

,iDaher faßte ioh gleich su Anfange meiner akademischea „Lehratanden den Entschluß, dieee Wiwenschaft in beaondem „Yorletnuigen nach Anleitung eines summarischen Entwurfes „Tonutragen, Dieses habe ich in einem halbjährigen Gollegio ,,snr Genugthunng meiner Zuhörer geleistet. Seitdem habe ich j^meinen Plan ansehnlich erweitert. " (W. Hart. II, 4. Roe. VI, 302). Und etwa 87* Jahro spätoi- gal» er in der „Xacliriclit von der Einrichtung seiner Vorlesungen in dorn Winterbalbjuliie von ili'uy 1766" die Erklärung ab: ,,Als icli gleich zu Aufaugo „meiner akademischen Unterweisung; erkannte, daß eine große ' „Vernacliläi3igung der studirenden Jugend vornehmlich darin 5, bestehe, daß sie frühe vernünfteln lernt, ohne genügsame „historische Kenntnisse, welche die Stelle der Erfahrenheit „vertreten können, su besitsen; so faßte ich den Anschlag, die „Historie von dem jetzigen Znstande der Erde oder die Ghogia- „phie im weitesten Verstände zu einem angenehmen und leichten „Inbegriff desjenigen zu machen, was sie su einer praktischen „Vernunft vorbereiten und dienen könnte, die Lust rege zu ,, machen, die darinnen angefangenen Kenntnisse imm^r mehr „auszubreituu'' (W. Hart. II, 320. Eos. I, 2U7 u. 2Ü8j.

Wenn der Wortlaut dieser Erklärungen streng in Anspruch genommen w^ird, so muß wie auf (Irund der ersten feststeht, daß Kant schon vor dem Öommersemester 1757 ein Ck)Ueg über physische Geographie las, so auf Grund beider für gewiß gelten, daß er es nicht sogleich in dem ersten Semester seiner Privatr docentur, mithin nicht in dem Wintersemester 1765/66 las. Denn Kant's gleich zu Anfange seiner akademischen Lehrstunden ge- &ßter Entschluß ist als augenblicks in Vollzug gesetzte Aus- iflhrung desselben um so weniger zu denken, als zur Erlaüguug der Einsicht, worin vornehmlich eine große Vemachlftßigung der studirenden Jugend bestehe, doch mindestens ein Semester erforderlich war. l)u nun vor dem 13. April 1757 <lie FacuItäLs- acten keine Anzeige eines Collegiums über physische Geographie aufweisen, und Borowski's hierher gehörige Angaben, wenn sie ItLr sich allein erwogen werden, keine andere Deutung zulassen,

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Von Emil Aiui^k

233

als daß Kank erst im Jahre 1757 über physische Oeoofraphi«) zu lesen bef^ouDen habe (Darsti-ll. etc. S. öfi), andf^re zur Bestim- mung dieses Antkngssemeaters verwerthbare Data aber wohl schwerlich vorhandeii sind, so isti wie auch B. Erdmann aner- kennt, nicht sicher auszumachen, in welobes Semester Kant's erstes Oolleg über physische Geographie muB gefallen sein. Daher muB als m<yglioh gelten, da0 Kant entweder schon im Sommersemester 1766, oder im Wintersemester 1766/67, oder nnter der Voraoasetzong, daß in seiner Erklftmng vom

April 1767: „Dieses habe ich in einmn halbjährigen Collegio

geleistet," der Ton nicht anf „einem," sondern auf „halbjährigen" riiht, mithin „in einem halbjährigen Collegio" so vitd als: in einem vollständigen, gleich jedem anderen ordentlichen Colleg ein halbes Jahr lang fortgeführten bedeuten solle wohl gar sowohl im Sommersemester 1756, als auch im Wintersemester 1756/57 aber physische Geographie gelesen habe. Zur Ein- sehr&nktmg dieser dreifachen Möglichkeit bietet in dem Satze, welcher auf Kant's Ausspruch ilber seine Leistung „in einem halbjährigen Collegio" folgt: „Seitdem habe ich meinen Plan ansehnlich erweitert," die Zeitpartikel: „seitdem** schon deshalb nichts dar, weil sie selbst eine awei*, wenn nicht drei&che Be> riehnng anl&fit> entweder: seitdem ich den Entsohlnß fafite, über physische Geographie zn lesen, oder: seitdem ich dieses geleistet habe, oder vielleicht: seitdem ich dieses zu leisten begann. Daher muß es bei jenor dreifachen Mf^glit hkeit bleiben, bei welcher die Mö<^li('hkeit, daß Kant schon iu dem Winter- seme.ster 1755/56 ein Üolleg über physische Ueographie abge- halten habe, auf ürund des Wortlauts »einer oben citirten Erklärungen ausgeschlossen ist.

Was sagt nun B. Erdmann über Kant's Erklärungen? „Der „Wortlaut dieser beiden Erklärungen ist so unbestimmt, daß sich „mr Noth jedes der drei frsgUchen Semester'* [17o6/66, 1766, 1766/57] „herauslesen IftBt; am ehesten konnte man ans ihnen „sogar auf das Sommersemester 1756 raten, das nach den son- „stigen Daten am wenigsten gemeint sein kanxi." Für B. Er4-

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234 ^ttt Büurlheiluug vou Kaut's Kritik der reinen Yemunft etc.

maiin Uiatea abo Esnt's Woite: „loh &flto gleich so Anlage meiner akademiadien Lehntunden den Enteohlnfi," physiwhe Geographie vonmtragen, nicht so, wie sie latiten, sondern gans

anders, nämlich: Ich führte gleich zu Anlange meiner akade- mischen Lührstunden den Entschluß aus, pliysische Geographie vorzutragen. Aber so lauten sie in Wahrheit eben nicht, und wenn B. Erdmann aus ihnen ,,zur Noth jedes der drei fraglichen Si^mester/^ mithin auch das Semester 1766/66 „herauslesen" zu können meint, so kann er in sie nnr hinein losen, was ihrem Laute nach nicht in ihnen enthalten ist. Freilich kann darüber gestritten werden, ob man genöthigt ist, sich hier an den Wortlaut zu halten, aber daraber yerständiger Weise nieht, ob jene Worte, wenn man sich an ihren Lant halten will, nicht etwa bedeuten: loh führte den Entschluß aus, anstatt: „loh faßte" ihn, wobei in Zweifel steht, ob die fitlr die Fassnng des Entschlusses notwendige, vorangehende Ueberlegung, ob er zu fassen sei, auch erst „zu An l ang der akademischen Lehr- stunden,'* d. h. iu dem ersten Semester von Kant's Privat- docentur angestellt worden, was immerhin möglich , oder in eine frühere Zeit fällt waa wahrscheinlicher ist* Daher bleibt nach dem Wortlaut jener Kant'schen Erklftmngen minde- stens das erste Semester seiner Privatdocentnr von denjenigen Semestern ausgesohlosseu, in deren einem er seinen Entschluß, physische (Geographie vorzutragen, zuerst aonfilhrte.

Darin wflrde ich jedoch, wenn „rathen*^ hier angebracht wftre, 6* Erdmann beitreten: „am ehesten könnte man ~ « auf das Sommersemester 1756 rathen,'' und es scheint mir zu viel behauptet, daß „nach den sonstigen Daten" das Soramer- semeütor 1756 ..am wenigsten gemeint sein kann." Unter den „sonstigen Daten'* versteht R. Erdmann natürlich nicht die Ankündigung in den Facultätsaeten ^^^ 238) von Kant's Vor- lesungen für das vSommersemester 175G; „Magister Kant docturus oursum Philos. et alia,'' welche zum Hatheu einen weiten Spiel- raum erOfihet, wohl aber die am Schlüsse des Programms: „Neue Anmerkungen zur Erlftutemng der Theorie der Winde"

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Von Emil Amoldfc.

285

^Hirt. I. 48f) und 4S7) für jenos Semester vorhaiidpsn« Ankün- digung der CoUegien: Naturwissenschaft, Mathematik, Vernunft- lehre, Metaphysik, denen ein fünfbes Uolleg wohl kaum dürfte zugelegt werden. IndeB, wenn man lioh anfs Batken ein- kflsen will, warum hier nioht xathen: Vielleicht, daB die Vor- lesung fiber Natnrwissenaohaft nicht sn Stande kam, wie 1771/72, und 1772/73, und dafi Kant statt ihrer damals sein erstes C?olleg über physische Geographie hielt! Vielleicht daß er, wi<» q;ar selbst im Somin(^rs«^niester 1777. so damals außer flon aiig^kunriigten CoUegien auch ein nicht aiigeküudigt«'s, eben sein erstes Colleg über physische Geographie hielt! Dann h&tte er im Sommersemester 175G genau oder nahezu eben die* selben Collegia gehalten oder halten wollen, als im Sommer- Semester 1768. Denn in dem Sommersemester 1768 wollte er toBer eben jenen selben dem Deoan angekündigten CoUegien: Hathematik, Logik, Physik nnd Methaphysik, überdies „eine polemische Betrachtung dor in den vorigen Tagen abgehandelten** wahrscheinlich motaphysiscben „Sätze" und schließlich auch noch physische Geographie, mithin eventuell 6 Collegia halten (wie in den Wintersemestern 1759/00 und 17G1/62, im Sommersemester 1761 sogar 7). Vielleicht, daB er das Colleg über ^jsische Geographie zum ersten Male im Sommersemester 1766 als privatissimnm las, das er eben so wenig ▼orher ange- Idlndigt hatte, wie ein privatissimnm im Sommersemester 1769, und ein privatissimnm im Wintersemester 1769/70, von denen er in den Senatsacten (Vol. TIT, Fol. 350 \i. später) übrigens nioht vermerkt, welche Disciplm sie zum Oegeustaud gehabt haben.

Freilich führt dies üathen zu nichts. Aber B. Erdmann's Kathen filhrt erst recht zu nichts, wenn er nach Abweisung des SommerBomesters 1766 folgendermaBen fort^rt:

dSo hängt die Entscheidong am historischen Takt Dieser «aber stimmt, wenn ich richtig scb&tee, zu. Gunsten des ersten tiSsmesters. Dasselbe ist dnrch die Erklftrong in der Ankün* „digung vom Sommer 1757 hierfür frei gelassen, durch innere „Gründe aber am bestimmtesten gekennzeichnet. Denn das

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236 ^ur BeurtbeiluDg von Kani's Kritik der rmuen Vemunlt etc.

„akademische Bedürfnis fttr die neue Vorlesung, auf das sich „Kant in den beidon TVoi:rrammon ^TT, 4, '^20) beruft, war. wie „die obige Discus^iun Heiner Alotixe ngebcin wird, niclit äowol ifdoroh die akademische ürfahrimg des jungen Doconten erzeugt, „als vielmehr durch die akademischen Ideale des gereiflen „Fonichers eingegeben. So möchte denn der Entschloß sehr „schnell zur Tat geworden sein; waren doch die serstreuten „Hilftmittel, auf die Kant sich bemfk, schon seit längerem von „ihm gesammelt.

Diese „Entscheidung'^ dureh den „historischen Takt", welcher „zu Gunsten des ersten Semesters stimmt", ist ihrem Inhalt nach eine MuthmaÜung ohne festen Anhalt and in ihrem Ausdruck Nonsens.

Ich wiederhole: „Hierftlr'*, nämlich dafflr, daß der „historische Takt zu Gunsten des ersten Semesters'' [1765/56] „stimmt", „ist dasselbe'* nicht „freigelassen durch die Erklärung in der An- kündigung vom Sommer 1757", wenn der Wortlaut dieser Er- klärung, an dem B. Erdmann festhalten will, wirklich festgehalten wird. Dies ergab sich aus einer einfachen Erwägung de? Wort- lauts, wie sie oben angest»dlt ward. Man muß erst den Wort- laut jener Erklärung lallen lassen, wenn man auf „innere Gründe" recurriren will.

Bann aber zeigt sich: die „inneren Gründe", „durch die" das erste Semester „am bestimmtesten'' soll „gekennzeichnet" sein nämlich: der Entschluß, ein -Colleg über physische GJeogiapbie zu eröffnen, „möchte sehr schnell zur Tat geworden sein", weil er ,,iiiclit sowol dun h die akademische Erfahrung des jungen Docenb n, als vielmehr durch die akademischen Ideale des gereiften Forscbors'' veranlagt war, dieser Grund entbehrt jeder factischen Unterlage. Niemand weiß von Kaut's „akademischen Idealen" im Jahre 1755 das Allergeringste, and was davon etwa dürfte vorzubilden sein, würde niouner zu einem Schlüsse auf Eröffnung von Kant's Colleg im Wintersemester 1766/56 zureichen. Denn in Kant's Naturell, Temperament, Character lag keine Ligeuscbaft, welche absehbar einen genügen-

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Von Emil Arnoldt.

237

den Grund dafür darböte, dai^ er hinsichtlich seines in die Cyden der üniversitätsyorleflimgen einzuführenden neuen GoUega die Verwirkliohnng seiner Ideale schon im ersten Se- mester seiner Privatdooentar, und niobt etwa «m zweiten, oder im dritten annfthemngsweise sn erstreben begonnen b&tte.

ünd was ftnfiert da B. Erdmann ttber „die akademische Erfahrung des jungen üocenten'" und „die akademischen Ideale des gereiften Forschers". „T)ie akadeiiiisdio Erfahrung des jungen Docenten" würde „das akademische Bedürfniß für die neue Vor- iflSüDg" ,,erzeugt^' haben können? Kant's ,,£rfahraiig'' konnte ein ,,akademisohes Bedürfniß^' erzeugen? In wem? In der akademischen Jugend? Wenn Kant die Eriahrang machte, daß die akademiscbe Jngend des nenen Collegs bedürfe, so konnte er ihr dies Bedflrfnifi doch höchstens zum Bewnfitsein bringen, in ihr MnOefQhl oder eine Erkenntnis davon erzengen. Daß aber Kant's EriiiiiiLing von dem Bedürfniß der akademischen Jugend in der Jngend das Bedürfnis erzeugte, ist Nonsens. Und liegt denn Sinn darin, daß Kantus ^akademische Erfahrung'^ in ihm „das akademische Bedürfniß für die neue Vorlesung*^ erzeugte? Seine Effahnmg konnte doch höchstens in ihm die Yorstellnng, «neagen, daß die akademische Jugend des neuen GoUegs he* dfirfe, und in ihm den EntschluB hervorrufen, ihrem BedfirfiiiB abeiihelfen. ITnd nun sollen gar „die akademischen Ideale des gereiften Forschers" „das akademische Bedüi-fniß iur die neue Vorlesung" „eingegeben" haben?!

b) B. Erdmann's Hypothese über die Entstehung von Kant's anthropologischen Vorlesungen aus dessen physisch-geographischen. B. Erdmann verweist in der citirten Anmerkang auf die im Text von ihm angestellte „Discussion" der Motive Kant's rar Einrichtung de» Collegs über physische Geographie. Sie soll plausibel machen, dui» zur Einrichtung jenes Collegs das Interesse Kant's an der Anthropologie eben so selir, wenn nicht noch mehr Motiv gewesen, als sein Interesse an der physischen Geo*

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2B8 ^ur Beurtheilang von Kant's Kritik der reinen Vernonlt etc.

grai>hie, daß anthropologische Betrachtung» n den physisch-geo- grapliisclieii gleich zu Aiilaiig, mindestens vom Jahre 1757 eiu- uud angefügt wunlcm daß die aiithro})ologischen Bf^trachtungen für die pliysiscli r geographischen im Lauie der 1760ger Jahre „fast erdrückend'' geworden, und daiJ die ersteren von den letzteren in der ersten Hälfte der 1770ger Jahre losgelöst und veraelbstetftndigt seien in einem besonderen OoUeg über Anthro- pologie.

Diese „entwicklangsgeschiohtliche" AUeitang von Kant's anthropologisoliem Colleg aus seinem pbysitoh-geographisohen, nnd von seinem pfaj8lsch*geographisolien Colleg ans seinen antbio*

pologisühen Interessen ist das Produot willkflrlieher Erdiolitangen und Torsohneller Folgenmgen. üm mein ürtlieil m. recht- fertigen, werde ich den ersten Theil von B. Erdmann's „Dis- cussion", welcher nach einer einleitcuden Auseinandersetzung über das frühzeitige anthropoloüfischo Interesse Kaut's dessen ,,Fvntwnrf' und Ankündigung eines Uoliegs der physischen Geo- graphie'' vom Jahre 17Ö7 zum Gegenstande hat, einer Prüfung untersBiehen und an diesem Stücke deutlich machen, was von der ganzen „Discussion" zn halten sei. Der Kürze halber mögen B. Erdmann's Behanptnngen von denen ich ans dem Anfknge der „Disonssion" nnr die hanptsftcUichsten, dagegen die anf den „EntwnrT' vom Jahre 1757 bsaflgUohen alle berflcksiohtige mit „Er", meine Gegenbemerkongen mit t,Ich" eingeführt werden. Darnach will ich an der Hand von Eant's eigenen Aussagen seine Tendenzen bei Einrichtung seines Collegs ttber physische Geogra[>hie und darauf das Verhältuiü desselben zu seinen anthro- pologischen Vorlesungen darlegen.

Er.

Die Keime zu den Gedanken in seiner Anthropologie empfing Kant als Knabe. Eindeutige Zeugnisse dafür besitaen wir allerdings nicht. Kants Anerkennung in der Vorrede seines Werks, daß Königsberg als ein ,|Schicklioher Plats znr Er*- Weiterung sowol der MensohenkenntniB als auch der Welt- kenntniB genommen werden" könne, Iftfit ihrem Wortsinn nach

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Von Etnil AmoUU»

989

viel mehr auf das Gegenthe^I s€hließen. Wir dürfen jedoch den WorteiiUL nicht so pMssen. Außerdem aber lehrt der Zusammen - liang jener Ausfühnuig, daß wir dadurch den Gedanken in die «ntgegengeeetste Biebtimg drfiogen würden. Es handelt sich in jener Anerkennung tun die Mensehenkenntniß, die in dem Plan oder „^der Idee von der Kenntniß der Welt**** vorans- gesetzt wirtl , die daher vor der ^„Erweiterung im grüßeri3n Umfange"" durch Keisen oder Lesen \on Reisebeschreibungen Toriiergeht. (Vgl. B. Erdmanu's ausführlichere Darstellung S. 37 u. 38 in seiner Abhandlung ^Znr Entwickelnng^esohiGhte von Kants Anthiopologie*' Beflez. I, 37—64.)

Ich.

Ans Kant*s Anerkennnng, daß Eönigebeig ein nicht blos rar Erweite rang, wie B. Erdmann ihn nur sagen Ufit^ sondern such znr Erwerbung von Menschen- und Weltkenntniß

schicklicher Platz sei, sowie niis seiner Andeutung, daß er seine gesammte Menschen- und Weltkenntniß in Königsberg, wenn auch keineswegs aliein aus Königsberg erworben habe (R. YII; 2 A., 5 Anm.), ist aucli nicht das geringste Zeugniß dsfOr m entnehmen^ daß er die Keime an dem Gedanken in •einer Antliropokgie schon als Knabe empfing. Denn die Mensehen- und Weltkenntniß, die der Mann besitat, hat gar nicht ntr nothwendigen Yoranssetanng Eindrftoke, die er als Knabe Ton Menschen und Welt empling.

Er.

„Da nun solche Anregungen" nämlich zu Beobachtungen, ans denen späterhin die Gedanken der „Anthropologie in präg- matiseher Hinsieht*' erwachsen „sich bis in die frtthe Jugend« },seit des Philosophen sorackverfolgen lasseni nnd in dieser nXigpor reicher und bestimmter reoonstmirbar sind als in der nüflehstfolgenden Zeit des TJniversitfttsstndinms, so gehen wir ,^hwerlich iire, wenn wir sie bereits in jener ersten Periode „wirksam werden lassen." (a. a. O. Ö. 38.)

Ich.

Dieser Sats spricht als Yermuthong aas, was auf der vor-

240 ^ur Beurtheilung von Kant's Kritik der reinen Yernontt etc.

hergebenden Seite' als Tbatsaehe bingestollt war. „Reicher

reconstruirbar'' ! Scliiofer Ausdruck. Höchstens als in reicherem Maße vorhanden zu riner /oit, als z.ii einer anderen kömiten die ,,Anregung>:ii"' durch Kfoonstruction auhveishar sein. Die Zeit des üniversirütsstudiums ist nicht die auf die frühe Jn^end- 2eit sjnächstfolgendd'^ Zeit. Endlich: es existirt kein Zeugniü, auf Gnmd dessen ein anthropologisches Interesse in Eant als Knaben reconstruirbar oder annehmbar wäre. Da er aber als Kann zweifellos Interesse fdr Anthropologie gehegt hat, so iat es nicht nnmOglichf nicht bestreitbar, daß dies Interesse ▼ielleicbt schon früh in ihm rege geworden. Jedoch weiB man davon nichts.

Er.

„Kants Elternhaus in der Haupt- und Residenzstadt la^ dicht an fler grünen Brüc^ke. Dort bot sich (iem „staunenden Blick des Knaben ein farbenfrisches, lebhaft be- j.wegtes Treiben, Hier lagen die polnischen Wittinen, groß« „Kähne, in denen aus Littauen, Polen, selbst aus Rußland Roh- ),prodacte in die Stadt eingefülirt wurden, geleitet von Schi£f(M*n, ifderen buntgemischte Nationalitäten sich schon durch die Tracht „kenntlich machten; dort ankerten [!?] Segelschiffe, die jene Oater „bis nach Norwegen, Schottland und England, ja selbst nach „Frankreich hin aasfahrten. Das Ghnse ein Gewirr von „Stimmen, Farben, Formen und Gewohnheiten, wol dasa an- „getan, den ergriffenen G^ist des Knaben staunende Blicke „aus dem engen Leben der Stadt hinaus in die weiten Femen ,,des Fremdartigen, geheimnißvoll Reizenden tun zu lassen" (a. a. 0. S. 38.)

Ich.

Ist wirklich gemeint, daii nur Polnische Wittinnen, nicht auch Litthauische und Russische aus Litthauen und Rußland wie aus Polen Producte einführten? dann waren die Schiffer, welche die Wittinnen leiteten, ob auch nioht blos, wie Schubert (B. XI, 2 A«, 12.) sagt, Jaden die sich in Königsbeig auch ohne Wittinnen aablreieh dem Anblick darboten anJBerdem

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Von lUnü AmoMt

34]

woU nur Polen, nnd diese Polen „machten*' onm^lich „bunt- gemiselite Nationalitäten aohon dnxoh die Tracht kenntlich." Ffllirten indeß neben Polen anch Litthaner nnd Bnesen die

Wittinnen; wie konnten diese in grobe Leinwandskittel oder

uübezogene Schafs})» Ize gekleideten „Dschimken" „buntgemischte Nationalitäten schmi durch die Ti-acht kenntlich inachon"? Und der Verkehr an der grünen Brilcko zu Königsberg „ein Gewirr von Stimmen, Farben, Formen und Gewohnheiten 1" Wie komisch nimmt sich das für denjenigen aus, der das jetzige Königaberg kennt, oder sich das KOnigsbeig des Torigen Jahr- kimdsrts yorstellt! Als ob KOnigsbeig an der grünen Brücke ein Schaospiel gewährte, wie die Oity von London! Eant beseicbnete in der schon oitirton Anmerkung ssnr Vorrede seiner jjAnthropologio"' (R. VII, 2 A., 4 u. 5 Aum.; König.sborg schlicht als ,,eine groUn Stadt" Mittelpunkt eines Keiclies, Sitz der Landescollegia „die eine Universität und dabei noch die Lage zum Seehandel hat, welche durch Flüsse ans dem Innern des Landes sowohl, als anch mit angrensenden Ländern von verschiedenen Sprachen nnd Sitten, einen Verkehr begünstigt." Hier vermochte er wohl im Lanfe seines Lebens Uensehen- nnd Weltkenntnis zu erwerben. DaB aber „das Ganze", was von Verkehr au der grünen Brücke oder überhaupt in Königs])erg Statt fand, ,,den ergriffenen Geist des Knaben staunendo Blicke aus dem onpicn Ticben der Ötadt*' das vorher nicht gerade als enge g''S( hüdert wurde „hinaus in die weiten Femen des Fremdartigen, geheimnisvoll Beizenden'' habe „iain lassen", ist weder durch eine eigene AeuOerung Kant*s, noch durch eine Notiz seiner zeitgenössischen Biographen baseugt nnd daher bloße Erdichtung. That jedoch „der er- griffene Geist des Knaben staunende Blicke in die weiten Fernen des Fremdartigen, geheminißvoU Heizenden", warum emptiDg er ein Interesse blos für Anthropologie, nicht auch für Ethnologie, für Erd- und Länderkunde, für Geographie? Also ist der beabsichtigte Nachweis, daß „in jener ersten Periode" Ton £ant's Eutwickelung Anregungen zur Ausbildung eines

AUpr. VoMiMelixift Bd. ZXVn, B«fl S «. 4 16

242 BeurtheiluDg von Kant*« Kritik dw reinen Veroaxift

anthropologischen Interesse allein oder vorherrschend in ihm „wirksam" wnrdon, nicht erbracht.

Annehmbarer ist das viel Allgomeinere, was Schubert in dieser Beziehung äuüert: , ..Toder Gan^ nach der Schale und in „die Haupttheile der Stadt führte ihn durch das anregende Ge- „drftnga des HAndelSi und erweckte früh in ihm die Vorliebe „fOr eine genaaere Kenntniß der Sitten und Gewohnheiten „fremder L&nder und Völker, fflr eine chaiakterietiacfae Auf* „fasming ihrer Verschiedenheiten." (EL XI, 2 A., 13.).

Freilioh ist auch die Erweckong der „Vorliehe", Ton der Schubert redet, nicht bezeugt, /ixa ,Jener ersten Periode" ist nur die Anregung sa einem Interesse für Natur- und Himmels* künde bezen<];f allenfalls durch eine Jachraann'sche, mehr durch eine Wu.sianski'sehe Mittheilung, wtl. lie beide offenbar auf Aeußerungen Kant's beruhen. Jachmaun laßt Kant über soiue Mutter unter undorem sapjen: ..Meine Mutter fidirto mich oft „außerhalb der Stadt, machte mich auf die Werke Gottes auf-

„m<irksam und drückte in mein Hera eine tiefe Ehr-

„furcht gegen d- n Schöpfer aller Dinge. Sie öfnete „mein Herz den Eindrücken der Natur'^ (Jachm. I. Kant gesohild. in Briefen u. s. w. S. 99.). Und Wasianski eneihlt: „Seine „Mutter ging mit ihm oft ins Freye, sie machte ihn auf die „Gegenstände in der Natur und manche Erscheinungen in der- „selben aufmerksam, lehrte ihn manche nützliche Kräuter kennen, ,, sagte ihm sogar vom Bau des Himmels so viel, als sie selbst „wußte''. (^"Was. 1. Kaut in s. letzt. Lebensjahren S. 92.).*) Wer

*) Wasianslii's writor«» Angaltr; ..Sobald Kant in tli<^ S«"liulo png, , noch mehr ahor, als er auf der Akadoinie war. prhiclti'ii diese lortf^esotzten j,Spazierguuge eine veräudortc (Jc«tult. Was ihr uucrklurbar war, konnte „ihr Sohn ihr begreiflich machen*' (a. a. 0. 8. 92 tu 930; ^ diese Angabe ist wenn nicht gans und gur sone eigene, den Oeisteeverkehr «wischoi Mutter und Sohn autschmückcndu Zutbat, doch wenigstens tlieilweise nach- weisbar unnVbtis:. Denn Kanl'.s ^f^(t6r hat die Zeit nirl t orlobt, in der „er aul der Akademie war"', da aio im Jahre 1737 d- n W. Dei eiuber starb, als er, 13 Jahre und last 8 Monate alt, noch in Unt- i - Secunda sati. Jachm an n*s Angabe: „"Sit genoft ihren lehrreichen Umgang nur bis cum Mselinten Jahre" (a. a. 0. 8. 99.) ist fast sutreflbnd.*

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Von Ebnil AnioUi.

243

daher Kant's späteres Interesse für NatorwisMnscliaft, ftir Aatro- nomie auf Anregimgeii imd EindrOcka atu dessen Jugend znrQok- flhien woUte, würde dafür an diesen HittheUnngen wenigstens einigeiL Halt finden.

Er.

In den nächstfolgeudon Jahren seiuer letzten Studienzeit uml seines neunjährigen Hauslelirerlebens hatte die Thfilnalime m dem Leben und Treiben der Menschen allerdings nur wenig Gelegenheit sich direct geltend zu machen. Donnooh griffen flchon in diesen Jahren jene anthropologischen Interessen be* deatoDgsvoll in seine natnrwissenschafUichen Stadien ein.

„Anftnglick zwar wird die entwicklnngsgesokicktUoke „Vertiefung in die Oravitationstkeorie, die bis zum Jakre .,1766 die Frucht seiner „Naturgeschich ts des Himmels"" ,. reifen ließ, wol den alleinigen Mittelpunct seiner natnrwissen- „schaftlii'hon Studien gebildet liahen, Alhnäljlii-li aln^r schob j^ich in diesen Gedankenkreis immer weiter ein anderer hinein, „der seinen noch verdeckten Mittelpunkt in den anthropoiogisoken „^teressen des Philosophen hatte. Sokon der Anhang zur Natar- „gesckickte des Himmels, jener „„Versuch einer auf die Ana- „logien der Natur gegründeten Veigleickung «wisoken den Ein- „woknem Torschiedener Planeten"", bezeugt seine Teilnahme „an physiologisch-anthropologischen Forschungen", (a. a. 0. S. 39.)

Ich.

Der sinnlost'u Phrase: „cntwickf*lungsgesehic]itliclie Ver- tiefung in die Gravitationstheorie" läßt sich allenfalls der Sinn unterschieben: Vertiefung in die Entwickelungsgeschichte der Gravitationstheorie. £ine solcke aber hat von Seiten Kant's, wenigstens in literariscker Darstellung, niemals Statt gefunden, sondern köekstens die Vertiefixng in die Entwickelungsgesckichte des Weltalls, specieU unseres Sonnensystems, kurz der Auf- bau einer Kosmogünie auf Grund und nach Maßgabe der New- ton'schen Gravitationstheorie. Femer: die Behauptung, daß der Anhang zur Naturgeschichte des Himmels Kants „Teilnahme an physiologisch - anthropologischen Forschungen bezeugt", ist

16»

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^44 ßeurtheilung von Kaut's Kritik der reinen Vemunfl etc.

falsch. Jener Anhang nimmt auf solclio Forschungen kaum irgendwie Rücksicht. Kr enthält nichts von Anthropologie nnd boinalim nichts von Physiolog^ie. Er entwirft im Uninsso oiiie biologische Kosmographie, weiche bei tler \'ergleiehung der ver- schiedenen Planetenbewohner den Menschen, „ob uns gleich seine innere Beschaffenheit annoch ein unerforschtes Problema ist" (B. VI, 210 ob.), doch als das uns bekannteste vernünftige Wesen snm allgememen Beziehungspankte nimmt, nm naolisaweisen, daß die unendliche Schöpfung alle NatüTen, die ihr ftbersohwiag- licher Beidithnm hervorbringt, nach allgemeinen, ans der Ver* bindung ursprünglicher Kräfte hexfließenden Gesetsen mit gleioher Nothwendigkeit in sich faßt. (B. VI, 208w). Daher ist die Be- hauptung, daß ,,sich allmählich in den Gedankenkreis" von Kant's naturwissenscliattliclu-n Studien „immer weiter ein anderer hinein- schob, der seinen noc h verdeckten Mittelpunkt in den anthro- pologischen Int^'ressen hattt''" grundlos. Ueber den Spiihorblick aber, welcher Gedankenkreise in dem Intellect des Philosophen, und wie „sich'' der eine von ihnen „»llinählich immer weiter"(!) in den anderen „hinein8chob"(n), und dazu in dem sich hinein- schiebenden Kreise einen damals „noch verdeckten Mittelpunkt''(!l!) entdeckt, soll hier kein Wort verloren werden.

Er.

„Besser jedoch sind uns „dieselben** also Kant's phy- „siologisch-anthropologische Forschungen „in Folge der da- „maligen schlechten Sitte bekundet, daß den Vorlesungen der

„PrivatdocenLun kein Raum in dem oÜiciellen Lectionscatalog „bewilligt wurde. Diese niindich hat uns in dem kurzen Pro- „gramm ans dem Frühjahr ITf)? „„Entwurf und Ankündii^ung „eines Collen;ii der physiscli. u Geographie"" alle Angaben über- „liefert, die zur Keconstmction der LL f n. die seine anthropolo- „gischen Studien damals leiteten, ortbrderlioh sind." (a. a. 0. S. 39.)

Ich.

Auch hier mag der schiefe Ausdruck: ,,Die damalige schleohte Sitte hat uns Angaben über Kant's Studien überliefert", nicht weiter nrgirt werden, und eben so wenig die Glelohaeteung

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YoQ Eiuil Arnoldt.

245

von ..physiologisoli-aiithropologisclien Forschungen" und „anthropologischen Studion'', wovon spütoiLiu diu ,,physiolo- gisch-HutLropologischf'u Forschungen*' gar nicht mehr, und nur noch ..anthropoloo;is<lif Interessen" erwähnt worden. Sondern es mag hier nur die (Tegenbohauptinip; Platz ünden: Es ist nicht wahr, daß in dem genannten am 13. April 1757 dem Deoaa der phÜos. Facult. v .r der VerötfentlichaDg eingereichten Ptogramm: »»Entwarf und Ankündigung eines OoUegii der phy dwhen Geographie" irgend welche Angaben vorhanden sind, ans denen auch nur die Thatsache, dafi Kant sich damals mit Anthropologie bescihAftigte, geschweige denn die „Ideen** ent- nommen werden konnten, „die seine anthropologischen Studien damals leiteten."

Er.

„Sicher ist -nicht blos der frühe Ursprung von Kiuit'.i „geographißchen Studien, sicher istaurli, dulj das aulhropologisrhe „Interesse an ihnen einen Anteil hat. »Schon die Tatisacho „läi^t anf dasselbe schließen, daß Kants naturwissenschaitliche i^todien immmer bestimmter von den kosmogonischen zu den ngeograpliischen Problemen übergehen." (a. a. 0. S* 41«)

loh.

Bas immer bestimmter" ist Flickwort» und ein Ueber- gang der naturwissenschaftlichen Studien Kant's yon den koe- mogonischen zu den geographischen Problemen kaum nachweis- bar. Sein Interesse wenigstens scheint Kant gleichzeitig kos-

ino<»onischen und geographischen Problemeu zugewendet zu haben. ^\ tiL M iil>Hr anrh jener Uebergaug nachweisbar, so wiirilo er noch nicht zu dem Schluifo l)oi<'chtigen, daß au Kaiit's geographischen Studien sein anthropologisches Interesse einen Antheil hatte. Denn wer Geographie stndirt» hat nicht nothwendig ein anthro- pologisohes Interesse, und ein Anthropolog ist nicht noth- wendig ein G^graph, mag immerhin jeder Philosoph mehr oder weniger ein Anthropolog sein, gleichviel ob er, oder ob er nicht zugleich Geograph ist. Hatte daher Kant, wie mehr oder weniger wohl jeder Philosoph ein anthropologisches Interesse, so

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246 '^^^ Bcurtheiluog vou Kaut'ä Kritik der reinen Vemonfb etc.

hatte sein anthropologisches Interesse dämm noch nicht Antheil

an seinen geographiacliea Studien. Ein sulcher Antheii muß für sich erwiesen werden.

Er.

„Dies wird uns durch den Entwurf von 1757 lediglich bestätigt." (a. a. O. S. 41.)

Ich.

DaB an Kantus „geographischen Stadien das anthropologische Interesse einen Anteil hat'*, wird „durch den Entwurf Ton

1757" so wenig „bestätigt'' geschweige denn „lediglich"! , daß in jenem gun/.nu Entwurf auch nicht eine Spur vou authru- pologischem Interesse aufzufinden ist, mag immerhin auch damals schon ein anthropologisches Interesse in Kant vorhanden ge- wesen sein.

Er.

„Die Idee der physischen Geographie, die wir ans dem- „selbem herauslesen können, entspricht durchaus nicht unserem

„BegriflF der iihysischen Geographie, als einer naturwissenschaft- „liehen l)is( iphu. I 'ebenill finden wir in die Betrachtung der Krd- „obertiäcLe bestimmte, melirfacli unvermittelte Beziehungen auf „den Mensehen eingestreut. Es möchte nur als ein natürlicher „Abschluß erscheinen, daß Kant erklärt, er wolle nach Besprechung „des Thiers, Pflanzen- und jtfineralreichs „„auletst in geogm- „phisoher Lehrart alle L&nder der Erde dorohgehen, um die „Neigungen des Menschen, die ans dem Himmelflstriobe, darin „sie leben, herfließen, die Mannigfaltigkeit ihrer Vorarteile und „Denkungsart, . . . einen kurzen Begriff iliror Künste und Wissen- „schaftcn . . . darzulegen"'*. Aber auch mitten innerliall» dos „„allgeniHintju Teils"" tinden wir solclie Beziehungen zerstreut. ^So handelt er „„von den Busen, Meerengen, Häfen, Anker- ^pl&tzen;"^' von Flüssen, ,,„die im Lande versiegen, die sich „unter der Erde verbergen und wieder hervorkommen, die Gold- „sand ftlhren;**^' von der Schwere, Trockenheit, Fenobtigkeit „ond Gesundheit der Luft."'^ Dort spricht er „„vom Boden „des Meers"" und dabei „„von den Methoden, versunkene Sachen

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Von ii-uiil AmolJt.

247

^ die Hölie m bringen;'^*' hier von den „„Verttndenuigen, f^dem Entstehen und Vergehen der Quellen" nnd darauf „„vom „Graben der Brunnen;"" endlich, nach Krörtening der Flüsse, j.dio Goldsan l fuhren, ,,„vou der Methode das Gold abzusondern"", (a. a. 0. S. 41 u. 42.)

Ich.

Der BegriQ der physischen Geographie ist anoh heute keineswegs so f* stgostelit, daß man von f^nnserem BogrifT' derselben d. h. als einem solchen reden dürfte, dessen Definition als aUgemein giltige anerkannt wäre. Die Differenz, die zwischen Kant nnd neueren Forschem in dieser Beziehang Statt findet, ist nnr eine äußere, nicht innere d. h. sachliche« Sie ist eine hloße Difi^renz in der Namcngebung.

Was Kant physische Geographie nennt, nennt z. B. "Wagner physische und allgemeine historische Geographie, nennt Richthofen allgemeine Geographie (vgl. Guthe's Lehrb. d. Geograph, neu bearb. von Herrn. Wagner, 5, Aufl., I, 1882. S. 2 u. 3. 50 11. ff. 113 u. ff. -~ Autgabau und Methoden d- r houtigon Geographie von Ferd. von Richthofen, lÖÖö, S. 60 u. ff".) Aber weder Wagner, noch Bichthofen kommt ea in den Sinn, eine Sdiilderung der Neigungen, der Vorurtheile, der Denkungsart, der Kttnste nnd Wissenschaf ben des Menschen, sofern alle diese Lebensänßemngen „ans dem Himmelsstriche herfließen", unter welchem er wohnt, aus der Geographie aus- zuschließen, weil dergleichen nicht in die Geographie hineinge- höre, sondern in die Anthropologie.

Nach Wagner hat die jihysische Geograjihie als eine reine Naturwisi;enscliatt die reale Erdoberfläche, au der die drei Massouformen dm TTriorf^aniseheTi. das Starre, das Flüssige und das LuftförmigM einander berühr>'n, nnd \seiterhin die Ver- theilung der Organismen aut" der Erdoberfläche zuiolgo der durch Wechselwirkung jener Elemente vorgeschriebenen räumlichen Gesetze, mithin auch das Menschengeschlecht in „allen den Verschiedenheiten" zu betrachten, „die sich ohne bewußtes Zuthnn des Hensohen bei ihm entwickelt haben, wie vor allem

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248 Zw Beartheünng von Kanins Kritik dsr reinen Vemniift etc.

die Vertbeilung nach Bassen und S}>rachen." Sodann hat, nach Wagner^s Ansichfcf die historiache Geographie, ab das vejw knüpfende Band swischen Natarwissenachaft nnd G^esohiGhte, ans räumlichen Ursachen die Gliederung des Menschengeachlechto in Horden, Stämme nnd Volker nnd aus dem Widerstände der Völker gegen Katoreinflüsse nnd feindliche Nachbaren, aus der IJeiuitzung des Bodens durch Anbau nnd Hebung der in ihm veiborg(ui( n Schätze die Eig. iKirtigkeit der in Nahrungs- und I.o})enHweis>ö, Sitten und GowohnlR'itru, überhaupt in lioLurer oder niederer Cultur yich darateilondeu Volksi harHc ten- zu er- klären (a. a. O. S. 2 u. 3.) Ueber jenen cngertju Kreis, den "Wagner der physischen, und diesen weiteren, den er der historischen Geographie anweist, ist Kant, so viel man davon wissen kann, niemals weder bei dem Entwurf, noch bei der Ausführung des Planes zu seinen Vorträgen ttber physische Geographie hinausgegangen.

Bichthofen eerlegt die allgemeine Geographie in drei Haupttheile: 1. die allgemeine physische Geograpliie, welche die analytische Behandlang der Erdoberfläche in ihrer dreiftushen Zusammensetssung zum Gegenstand hat; 2. die allgemeine biologische Geographie, welclio sidi mit dtu Ik'ziclmngen der Pflanzenwelt und Thiorwelt zur Krdoberfläche beseliaftigt; 3. die allgemeine Anthrojiogcograpliio, %\\'1( lie den Menschen in seinen Beziehungen zu den Gegenstanden der beiden anderen Ab- theilungen betrachtet (a. a. O. S. 50.) In allen drei Theüen sollen vier Gesichtspuncte die Forschung und Darstellung leiten: 1. Form oder Gestalt, 2. stoffliche Zusammensetzung, 3. fort- dauernde Eräfbeeinwirknngen, welche Aenderung und Bewegung yerursachen, 4. Entstehungsart, oder mindestens Art der Ent- wlckelung aus einem vorangegangenen Stadium (ibid. S. 41. 65.)

So erforscht, indem ich die beiden ersten Theüe aufier Acht lasse, die Anthropogeographie aus morphologischem Gesicliti<i»unct die Vertbeilung der ^Mcnsclien auf <l<?r Erdober- fläche, die Bevnlkenmgsdicbtigkeit in ihn v Beziehung zur Boden- plastik, zur Ötrom vertbeilung und anderen raumlichen Factoren.

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Von EaiÜ Arnoldt. 249

Ans dem Gfluohtspunct der Znsammensetsung grnppirt sie auf Grund verschiedener Princ ipion , wie des ethnischen, liiiguistischeu, uiul ethischen, diti Individuen nach Rae;»-, Spniclie, und Religion nnd vviude bei weiter Ausdohnung auf der ]?asis Ftautli( lier E\istt'iiz«n zu den statischen Grundlap^n einer all- gemeinen politischen Geographie gelangen. Ans dynamischem Gesichtspunct sucht sie die Einwirkung der Natur der Erdräume auf den Menschen, sowie die Einwirkung des Menschen auf die Umgestaltung der Natur der Erdränme, also das, was Ritter diu^h chorologiscbe Betraolitung für einzelne Theile der £rde erzielte, in seiner Allgemeinheit über die Erdoberfläche zu er- fassen. Ans genetischem GBsichtspunet erstrebt sie die £r- kemitnlß der Entwickelung des Menscliengest^echtes sn seiner gegenwärtigen Verbreitung auf der Erdoberflftche und der Art, wie die einzelnen mit der letzteren causal verbundenen dyna- mischen Faetoren zu derselben mitgewirkt haben. Hier tiitt dio Geographie wie die ..der Antliropogeographie f\ig verbnndeno Ethnologie, welche sich mit Vorliebe den geschichtslosen Völkern zuwendet", in nächste Beziehung zur Geschichte und darf einst Hilfe erwarten von der „schwierigen Wissenschaft der Ar^thro- pologie'^i nachdem in die letztere albnftlig ezaote Methoden werden eiogeftihrt sein. (ibid. S. 68—61).

Endlich ist noch hervorzuheben, daB Bichthofen ausdrück- lieh nickt blo« das der geistigen Cultnr zu Gnmde liegende Element der materiellen Cultur, wie den Anbau des Bodens, die Aenderong der Wasserlftnfe zum Zweck der Bodencnitnr, die periodischen Wanderungen der Nomaden mit ihren H- erden, die Züchtung und Verwendung der Hausthiore. die Gewinnung nutz- barer Mineralien aus dem Boden, die Vorworthung der Products in der Industrie, die ant diese Beschäftigung gegrioKleten An- siedelungen, u. 8. w., sondern auch die geistige Cultur selbst, sowohl in ihrer örtlichen Entwickelung, als in ihrem Fortschreiten Ton einem Volk zum anderen und von uisprOnglichen Stätten sa famer gelegenen für einen Gegenstand anthropogeographischer Bestellung erklftrt. Nur solche Faetoren schließt er davon aus.

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250 Zur Banrdieiluiig von X«at*8 Kritik der reinen Vernonft etc.

welche, ob sie aach in jene onltnzelle Bewegung unter Um- stAnden sehr bedeutsttm eingreifen, dooh mit der Beocbafienheit der Erdoberflftehe in keinem ericennbaren Znsammenbang stoben,

wie die geistige Veranlagung der Ra9e, die Gunst oder Ungunst der ])olitischen Lage, die plötzliche Erstarknng einer Macht durch die Energie Eines Mannes, die Vernichtung hoher Cultur durch krier^erifsclio P^inlallo,

Aus Kichthüfen's Bestimmungen über die Aufgaben der allgemeinen Geographie, seiner Eintheiluug derselben in die phyaisdie, die biologische, und die Anthropogeographie, welche letctere er ftlr eng verbunden mifc der Ethnologie und fflr streng; geschieden von der Anthropologie ansieht, erhellt, daß Kant in seiner physischen Geographie die Grenzen, welche Bichthofen dieser Wissenschaft setzte überschreiten konnte, ohne darum das Gebiet der Geographie überhaupt, der Geographie als natur- wissenschaftlicher Disciplin zu verlassen und in die Anthropologie auszuschweifen. Daher ist die Behauptung durchaus unzutrotfend, daß die von Kant nach seinem Entwurf eines CDlh i^ii der |'l>v- tischen Googra])liio ( 1757) in dem besonderen Theil derätilben unter anderem beabsichtigte Durchschreitung aller Länder der Erde, „um die Neigungen des Menschen, dio aus dem Himmels- striche, darin sie leben, herflieBen, die Mauigtaltigkeit ihrer Vor- urtheile nnd Denkungsart . . . , einen kunsen Begriff ihrer Künste und Wissenschaften darzulegen*', darum nicht in die physiche Geographie gehöre, weil diese eine naturwissenschaft- liche Disciplin sei. Gehört eine solche Darstellung nach Biohthofen*s Bestimmung nicht in die physische Geographie, so gehört sie doch immer noch iu die Geographie als natura wissenschaftHche Disciplin, und zwar in den Thoil der allgemeinen Geographie, welchen Ttiehthofen als die naturwissenschaflUcho Disciplin der Authrop()^^oogra]iliie bezeiclinet.

Demnach ist nicht zu vermuthen, daß ein anthropologisches Interesse, dagegen als gewiß anzunehmen, daß allein ein geo- graphisches Interesse Kant zu jener Darstellung bewogen habe. Er war verbunden, in seiner physischen Geographie

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Von Emil Arnoldt.

251

anch das Monseheugeschleciit zu schildorn in allen den Be- ziehungen, in welchen die Xaturseite des Daseins und des Fortschritts desselben durch die ErdoberÜache und die dazu ge- bdtigen Wirknngsmomente bedingt ist. Er that hier eher zu wenig, als zu viel. Denn ob er gleich, wie es soheinfi^ aUge- maeh in seinen Vorträgen Uber physisohe Geographie fast alle jene Besiehnngen vorübergehend berdoksiohtigte, so dorcbsohritt er doch keineswegs das ganze Gebiet derselben in aosf&hrlicher Behandlung. Schwebte ilnvi ein solcher Befrriff, als Richthofen und andere von einer Authropo[,'eo<;ra|iliie haben, vor, so wurde er doch von ihm nur unvoUkommou realisirt.

Er.

„Aber auch mitten innerhalb des allgemeinen Theils der physischen Geographie finden wir Überall in die Betrachtang der £rdoberflaohe bestimmte, mehrfach nnveimittelte Beziehungen aaf den Henadhen eingestreut."

Ich.

Es ist leere Phrase, von unvermittelten Beziehungen auf den Menschen zu reden, dio sich dort mehr fach finden sollen. Dagegen üudeu sich bestimmte Beziehungen auf den Menschen dort nirgen ds, sondern nur drei rech t unbestimmte bei Erwähnung der Methoden, versunkene Sachen aus dem Meere in die Höhe zu bringen, Brunnen zu graben, Goldsand abzu- sondern, und dieee sehr unbestimmten Beziehungen gehen auf technologisohe Fertigkeiten, bekunden daher kein anthropo- logisches Interesse. Ferner sind dort vier noch weit unbestimm- tere Beziehungen auf den Menschen: Häten, Ankerj>lätze, Flüsse, die Goldsand führen, Gesundheit der Luft, vorhanden, und diese vier Beziehungen sind solcher Art, daß sich ihres Gleichen auch heutzutage vieUeioht in jeder physischen Geographie, sicher aber in der Wagner'schen finden. «

Wagner berttekaichtigt in dem zweiten Buche der von ihm neu bearbeiteten Guthe'schen Geographie, welches die „physische G€ogra])hie" enthält, inmitten der Betrachtung der Erdoberfläche bei Erwähnung der Mineralschätze der Erde ausgesprochener-

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252 Zur BenrtlieUimg von Kant's Kritik der reinen Vernunft ele.

maßen you diesen nur die, „welche einen hervorragenden Ein- fluß auf HandelBthätigkeit und Enideckungsgeschiolite ausgeübt liaben", KoUe, Petroleum, Eisen, Gold, Edelsteine, bei denen

allen er auf die größere oder geringere Wichtigkeit derselben für „das Lebeu dav Mt iischeii'', tür die Verbindung deriiulben, für Induytrie und Handel iiinweist (S. 69 und 70). Weiter führt er dort au: der Umstand, daß dm- Boden des Meeres in einiger Entfernung von den Ktisteu im Allgemeinen viel ebener ist, als der des Festlandes, sei der Legung submariner Telegraphen- leitongen dnrdi den Ocean sehr günstig gewesen (S. 74 e); der Seemann vermöge mit dem Senkblei seinen Weg durch die Nord- see gewissennafien zu fohlen, da dar Boden derselben dureh aahlreiohe Sondirungen genau bekannt sei (S. 74f.); an den Eflsten salsanner Lftnder versehaffe man sich durch Verdunstung des Meerwassers das nöthige Kochsalz (S. 74 f.) ; den Bewohnern der Polarländer sei ein bequemes Mittel, sich Salz zu verschaffen, dadurch gegeben, d&ß hoi dem Gefrieren des Moorwassors nur das süUo Wasjäer herausgo friere (8, 75); alle Meerespflauzen seien zur Sodafabrikation benutzbar, da .sie in ihrer .\8che kohlen- saures Natron enthalten (S. 7b): Eisberge seien den Schiffen ge- f^llirlich (S. 75); die Untiefen des Meeres bewirken häufig, daß selbst solche Häfen, die sehr nahe gelegen seien, einen großMi üntersobied in der Hafenzeit aufwei8en(S.78); die Schiffer benntaen die in die Flflsse aufsteigende Meeresfluth, um dnrch sie ihr Schiff gegen die Strömung landeinwärts treiben zu lassen, und es pfl^n die großen Haadelsstftdte an dem Punkte des Flusses zu liegen, bis zu welchem die Fluth kräftig genug ist, um Seeschiffe auf- wärts zu fähren (S. 78). Die Kenntniß der Oberflächeströninngen sei für den Seemann von gröUter Wielitigkeit, weil sie ihn in Stand setze, günstige Meeresströmungen zu benutzen und un- günstige zu vermeiden *'S. 70); u. s. w. u. s. w.

Es ist überilüÜig, aus Wagner'» ,, physischer Geographie" noch mehr ..Beziehungen auf den Menschen'* herauszuheben, da die herausgehobenen zur Genüge darthuen, daß ^,wir*' dort solche Beaiehnngen beinahe von Seite zu Seite» und dort auf etwa

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Von fimfl AraoMt

268

neben Semiten (S. 74 e. S. 79) ihrer mehr „finden", als in Kant's ganzem Entwurf sn dem allgemeinen Theil seiner phjnechen Geographie. Wie es nun ungereimt wäre, in Wagner's physischer Geographie die mannigfachen Besiehongen anf den Menaohen litt einem anthropologischen Interesse henmleiten, so ist es min- destens ebenso luigoreimt, aus den wenigen Beziehungen auf den Menschen in Kant's Entwurf zu dem allgemeiuen Theil seines Collegs über physische (xeorrraphie zu schließen, „daß das anthropologische Interesse an Kaut's geographiaoheu Studien einen Anteil hatte."

Er.

„Wollen -wir daher die beiden Gedankenreiheii, die in dem „Ihitwnrf nnklar gemischt dorcheinanderlanfSsn, in prftotBer For-

„mulirung vereinigen, so können wir sagen: die physische Geo- „graphie ist ilim dio Lehre von der Beschaffenheit und der Ge- „schichte der Erdoberfläche sowohl an sicli selbst als auch nach „ihrem besonderen Nutzen für das Menschengeschlecht, letzteres „wiederum sowohl nach dem, was jene physischen Bedingungen „filr den Menschen sind, als auch nach dem, was er ans ihnen „macht." (a. a. O. 8. 42).

Ich.

Ein Tadel, der sich selbst m Schulden kommen läßt, was

er tadelt, ist lilcliorbch, und nun gar ein unbegründeter! In Kant's Entwurf sind nicht zwei Gedankenreihen vorhanden, eine geographische und eine anthropologische, sondern nur Eine, die geographische. Das habe ich nachgewiesen. Daher giebt es dort auch kein „unklares Gemisch dorcheinauderlaufender Ge- danken.** Aber die angeblich „prftcise Formulimng** der Ansicht EanVs Aber die Aufgabe der physischen Geographie ist „ein nnklares Gemisch dnrcheinanderlanfender Gedanken"; „eine piicise Formulirung" ohne Präcision.

Sie scheidet die pliysischo Geographie nicht von der mathe- matischen und auch niclit von (l<^r ireulugie. Sodann: An welche: sie ist zu denken bei „ihrem besonderen Nutzen für das Menschengeschlecht'^ ? Grammatisch geht „ihrem" anf Lehre;

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254 Beiutheilimg toh Kaut's KriUk der leinen Vernunfi «te.

es soll aber auf ..Besclialleuheu und (Teschirhte der Krdoberflächa gehen. Welcher „besondere"', aus der Bescbaäeuheit und der „Gesobicbte" der Erdoberfläche sich für das Menscbenge- aohlecht ergebende Nntsen ist gemeint, der einem allgemeinen, einem einseinen Kntzen entgegenznsetsen wftre? Und dieser besondere Nutieen also dooh wohl: letatereri nicht „letsteres**, was sich anf „Menscheugeschleoht" beziehen wttide soll „wiederum unterschieden werdoii „nach dem, was jene physischen Bedingungen für don Mensclicn sind" welche physisch© Be- dingungen? ist die Geschichte der ErdoberHäche eine physische Bedingung für den Menschen? auch wenn man unter „Geschichte'* die Gesammtheit der Yeränderongen der Erdoberfläche versteht? „als auch nach dem" unterschieden werden, „wss er ans ihnen macht*'; aber bei dieser ünterscheidung ist der Hanptnnter- schied, den Kant setst, übersehen, nftmlioh der ünterBchisd zwischen dem, was der Mensch als Natnrwesen, und dem, wis er in seiner Willkür, aber zumeist unter der Gesetzgebung der Natur aus den (io<j;i'nst finden dtTsrlben niaclit. T^as erst^ro ist in der physischen Geographie, das letssbere in der Anthro- pologie zu betrachten.

Er.

„Einen Widerschein dieser anthropologischen Beziehnngen „finden wir anch in der nicht eben scharfen praktischen Zweek- „bestimmung des CoUegs. Bie vereinigende Kraft nftmlich ist

„dem Philosophen nicht das theoretische Bedürfniß des Natur- „forschors, sondern die „„vernünftige Neubegiordo eines Reisen- „den, der allenthalben das Merkwürdige, das Sonderbare imd „iSchöno aufsucht.** '* lieber die Richtung dieser Zweckbestimmimg „auf die Praxis werden wir uns später orientiren." (a. ck O. S. 42.)

Ich.

Was ist da &0t ein Unterschied zwischen „der praktischen Zweckbestimmung des Collegs" und der „Richtung dieser Zweck*

bestimmung auf die Praxis"? Oder ist kein Unterschied ge- meint? — Wie schief ist der Ausdruck: „vereinigende Kraft"! „Die Neubegierde eines Reisenden'' war nicht „die Kraft*', welche

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Von Emil AmoldL

266

die Materialien des Colle<^s vereinigte", sondern der Kanon, nach welchem Kant's ürtheilskraft aio auswählte. Und warum wird hier auf deu „Philosophen" hingewiesen? Etwa weil dem „Philosophen'' „das theoretische Bedürfnis des Naturforschers** sollte nahe liegen, dagegen fem liegen „die Neubegierde eines Beiflenden"? Dooli über diese FonnalieD mag hier kein Wort weiter verloren werden. Zur Saohe aber finde die Bemerknxig Plat«: Es Ist nicht wahr, dafi Kant seinem Golleg tlber physische Geographie blos einen praktischen Zweck gesetat» nicht wahr, daß er den praktischen Zweck, den er ihm neben dem theore- tischen setzte, nicht scharf bestimmt hat, und nicht wahr, daß seine Ahsiclit ,,die XaturbeschaÜeulieit der iCrJkugel und wa^^ auf ihr Ix^findlich ist, mit der vernünftigen Neubegiordo eines Keiseiidrn" zu er^'ägen, ein antliropologisches Intüresse knnd- giebt. Der Erweis der beiden ersten Sätze wird später bei meiner Betrachtung von Kant's „Entwurf aus dem Jahre 1767 erfolgen. Zum Erweis des dritten genügt die kurze Erklärung: £in Beisender mit yemünfbiger Neubegierde ist nicht noth- wendig ein Anthropolog, und ein AnthropolQg ist nicht noth- wendig ein Beisender mit yemflnf tiger Keabegierde.

Er.

„Wol zu beachten aber ist^ dafi die anthropologische Trieb« „feder dieser Stndienschichtnng sehr viel mehr dunkler Drang

„als bewußter Zweck gewesen ist. Die im Bewnlitsoin liorrscljen- ..d'^n Apperceptionsmassiui sind noch durchaus die ailgem(^ineu „küsuiülogi.sohen. Nctch ist ilim der Monsch nur .,,.eino Creatur, j.gescliaften um wie die Pflanze Saft in «ich zu ziehen und zu ,,wachsen, sein Geschlecht fortzusetzen, endlich alt zu werden „und zu sterben. (W, II. 334.)"** Nur die Eitelkeit, findet er, „fährt den Menschen, der „;,nur ein Teil des Ganzen"*' ist, „daaso, sich „„als das einaige Ziel der Anstalten Gottes**" ansu- „aehen, „„das Ganze sein an wollen**" (W, II. 444) Der Mensch „ist eben nur ein Glied der Natur, deren „ganzer Inbegriff ein „wltrdiger Gegenstand der gOttliohen Weisheit nnd seiner An- „8talten*< ist.'*** (a. a. 0. S. 42 n. 43.).

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256 Zxkr BeuriheiluQj; von Kanl'ä Kritik der reinen Yemunft etc.

Ich.

Die PnK kfelilpr: TT, 334 und IT. 444 sind in I, 334 uud I, 444 zu verbessern. Eine ..nnklar»-! >rischnng dnrcheiriaiidor- laufender Gedankenroihen,'' die vorhin dem „Entwurf zur Last gelegt \vurde, giebt keine „Schichtung'', keine regelmäßige Ueber* einandt'rlagerung veraohiodenartiger Studien st offe zu erkamen. Was in Kaut bei dem nEntwurf * „dunkler Drangt' war, kann niemand wissen. Yerständigerweise sind nur die Zwecke za be- aohten, die er dabei nach seinen eigenen Angaben und Andentungen verfolgte, und es ist kühn, die Gedanken, die tun das Jahr 1767 Kant sollen geleitet haben, mit dem Terminns der Herbarüaaer als „die in seinem Bewußtsein herrschenden Apperceptionsmassen" zu Itozeichueu und damit anzudeuten, dal) unter dem Drucke dit'ser ,. Apperceptionsroassen" andere Vorstelluiipjen in seiner Socio t^estiindeii hätten, die dainals in ihm nur ejiicu ..dunklen Drang'' erzeugten, jetzt aber hell dem mit der „Eutvvicklung^- geachiohte" des Kantisohen Vorstellimgslebens vertrauten Forscher vor Atigen lägen.

Hauptsächlich aber ist hervonsoheben: die Belege fOr die Behauptung, daß die in Eant's Bewußtsein damals „herr- schenden Apperceptionsmassen noch durchans die allgemeinen kosmologischen** waren, sind nichtig. Denn die ans der „Natur- geschichte des Himmels'* (1766) und aus der Geschichte des Erd- bebens am Ende des Jahres 1765 (1766) angefWirten beiden Stellen würden nur dann Belege sein, wenn in dem „Entwurf" vom Jaln e 1757 Stellen tlhnlichen Inhalts vorkämen. Dergleichen aht r kommen darin nicht vor. Sodann ist von jenen Stellen die aus der Naturgeschichte des Himmels ohne die Einschränkung, die sie dort erhält, wiedergegeben. Damit aber wird Kant eine Ansicht imputirt, die er niemals gehabt hat. Es ist durchaus unstatthaft, zu behaupten: „Koch ist ihm" [Kant] „der Mensch nur „„eine Oreatur, geschaffen um wie die Pflanse Saft in sich zu ziehen und zu wachsen, sein Geschlecht fortensetaen, endlich alt zu werden und in sterben.** Als ob Kant im Jahre 1766 und im Jahre 1767 eine so niedrige Ansicht Aber die Bestimmung

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Von Emfl AnuMi.

S57

den Mensolieu gehegt und erst später sich zu einer höheren anfgesebwtingen hätte!

Die Stelle lautet: „Wenn num das Leben der meisten MetMchen ansieht, so flchemt dieae Creator gesobaffen an aeyn, am wie eine Pflanze Saft in sich sieben" n. a. w. Also nur bei Betracbtnng des Lebens der meisten Menseben entsteht der Schein der niedrigen Bestimmung. Dagenr^n läßt die Lebensführung einiger Mensclien dieson Schein nielit ent- stehen. FreiHeh würde der MeiiHch, der unter allen Geschöpieii am wenigsten den Zweck seines Daseins erreicht", wie es an jener Stelle weiter heißt, „auch das verachtungswtirdigste unter allen, anm wenigsten in den Angen der wahren Weisheit sein, wenn die Hofinnng des kfinfUgen ihn nicht erbtkbe, nnd den in ibm ver- schlossenen Erftften nicht die Periode einer völligen Answicke^ hing bevoratönde" (H. 18ö7. I, 384.). Aber er braucht nicht ver^ achtungswürdig zu sein. Denn „der Geist kann diejenige Fällig- keit nicht verleugnen, wodurch er im Stande ist, den sinnlichen Reizungen Widerstand zu leisten" (ibid. S. 343. R. VT, 223.). Und er darf sich durch die Hoffnung des Kflnftigisn erhoben filhlen. Denn „nachdem die Eitelkeit ihren Antheil an der menschlichen Nator wird abgefordert haben, so wird der unsterbliche Geist mit einem schnellen Schwünge sich Uber alles, waa endlich ist, emporschwingen, und in einem neuen VerhältniB gegen die ganze Nitor, welche aus einer nAberen Verbindung mit dem höchsten Wesen entspringt, sein Dasein tortsotzen" (ibid. S. 344 u. 345. R. VT, 225.). Gloicht'r W(M*sf' erklärt Kant in der Geschichto. des Krd- bebens am Ende des .Jahres 1755 (1756): „Der Mcdsrh ist nicht geboren, um auf dieser Schaubühne der Eitelkeit ewige Hütten TO bauen, weil sein ganzes Leben ein weit edleres Ziel hat." u. s. w. (E I, 444. B. VI, 267.). Es ist daher eine Entstellung des Thatbestandes, au behaupten daB „fbr Kant'* irgend wann „der Mensch nur eine Creatur" war, „geschaffen, um wie eine Pflanze" m vegetiren.

Endlu.ii isi zu beachten, dali die aus der Naturgeschichte des Himmels und aus der Cleschichte des Erdbebens am Ende Altvr. MoMtMelurift Bd. XXVIL Uft. 9 n. 4. 17

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268 ^i^'' Beurtbeüung von Kaut's Kritik dar roiaen Vernunft etc.

des Jahres 1755 angeftthrten beiden Stellen, welche „noch durch- aus die allgemeinen kosmologisoUen" Gedanken enthalten sollen, theils nicht nothwendig, theils gar nioht in die Kosmologie gehören. Warora sollte der Säte: Der Mensch ist eine Creator, gesohaffen, um me eine Pflanse za vegetiren, gerade in der Kosmologie vorkommen? Warum nicht in der empirischen Psycho- logie, oder in der Ethik? Und gar nichts hat mit Eoemoktgis zu thim die Stelle ans der G^esohiohte des Srdbebens am Ende des Jalires 1755: „Der Mensch ist von sich selbst so eiuge- „nommen, daß er sich lediglich als das einzige Ziel der An- „stalten Gottes ansieht, gleich als wenn diese kein anderes „Augenmerk hätten, als ihn allein, um die Maaßregeln in der „Begierung der Welt darnach einsnrichten. Wir wissen, daB der „ganze Inbegriff der Natnr ein würdiger Gegenstand der „göttlichen Weisheit and seiner Anstalten sei. Wir sind ein „Theil derselben nnd wollen das Ganse sein" (H. 1, 443 n. 444. R. VI, 266.). Diese Erwägunp^ gehört in die natOrliche Theologie, speciell in din LehiN? von der Providenz oder von der Erhaltung und der Begierung der Welt.

Er.

„Es ist hinzu za nehmen, daß anthropologische Beobach- „timgen, wennschon sie vorhanden sind und bildungskräftig „wirken, doch immer nur als Nebenglieder in der physischen „Geographie auftreten. Wie die mathematische, so schlieflt er „auch die politische Geographie von seinem Zwecke ans, welche „„die VöIkeTSohaften, die Gemeinschaft, die die Menschen unter einander durch die Begieriingsfonn, Handlung und gegenseitiges „Interesse haln-n. <lie Heligion, Gebräuche u. s. w."" kenneu „lehrt. Eben dasjenige Gebiet also, das den eigentlichen Schau- „plata für die anthropologischen Studien bietet, ist als selb- „stftndiges nicht vorhanden. Kaut findet, hier seien „„bequeme „nnd hinreichende Hilfsmittel^'" genng vorhanden. Man sieht, die „anthropologischen Triebfedern kommen vorerst nicht voll war „Geltung. Die Beschaffenheit seiner Stadien, in die sie hinein- „wirken, läßt sein Interesse zunächst an den kosmogiaphischen

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Von Emil Anraldi,

269

,Gmizgebieten Halt machen, wo er am meisten zu thuii findet, „weil er hier am meisten Kraft in sich fühlt, selbständig zu „arbeiten.^^

loh.

Es ist nicht eine einssige „anthropologisohe Beobachtung^^ in Kant's i,Entwiirf eines OoU^i der physischen Geographie'* vom Jahre 1767 vorhanden, nnd die Behauptung, dafi in den Voitrftgen Aber ph3^si8che Geographie, die er nach jenem Ent- wurf hielt, „anthropologische Beobachtungen bildnn^ki^ftig wirkten", ist eben so ans der liiift gegriffen, als die Behanj tung, rlaß sie dort „immer nur als Nebenglieder auftraten.'^ Wahr- acheiniich traten sie dort gar nicht auf.

Es ist ungereimt, zu folgern, daß in Kant ,,die anthropo- logischen Triebfedern nicht voll zur Geltung kamen,** weil er von seinen Yortrftgen Uber Geographie die politische G^graphie ansBchloB. Die politische Geographie ist nicht „der eigentlicbe SehauplatB för die anthropologischen Studien.** Sondern die Quellen der Anthropologie, soforn sie Menschen- und Welt- kenntniß lehren will, sind vor allem Selbstbeobachtung und Ver- kehr mit Meuscbeu aus verschiodenen Ständen, sodaiiu Bio- graphien und Weltgeschichte, endlich einzelne Mittheilungen über die Naturvölker. Die politische Geographie dagegen kann der Anthropologie kaum, und wenn irgend wie, dann nur neben- her eine Hilfe leisten.

Der letssie der obigen S&tae ist etwas nebulos. In welche nStudien** Kant's wirkten die anthropologischen Triebfedern hinein? Wahrscheinlich in seine physisch-geographischen, vielleicht auch seine kosraogonischen ! Aber welche „Beschaffen- heit" dieser Studien ,,lieli sein Interesse zunächst an den kos- mographischen Grenzgebieten Halt machen?" Richtung und Gegenstand, Enge oder Weite, Tiefe oder Oberflächlichk- if 1er- Belben? Und was für ein „Interesse machte Halt?^' Kant's intfaropolügisohes Interesse? oder allgemein wissenschafüiches? oder sein Interene an der Bildung der akademischen Jugend? Und an was für kosmographischen Grensgebieten?** Ist die

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960 Zar Benitlieiliing ¥<»n .KiDt*s Kritik der reiiien Yeraiiiift ele.

phyrisoHe (Geographie ein Greiugebiet der Koemogmphie? und wenn sie es sein soU, was isft denn das «weite Gren^biefc der Kosmographie, „an dem sein Interesse Halt machte?*' Die Kosmogonie? Und „zunflchet machte es Halt an'' der Rosmo- gonie nnd „an" der physischen Geographie, um von diesen „kos- mographischen Grenzgebieten'' später überzugehen wohin? Zur Kosmogi'aphie? Aber daliin ist es später nie überge^jangen! Zi)r Anthropologie? Aber was für ein Interesse Kant s ging zur Antliropologiö über/ bein pli^sisch-gecgraphischea? sein kosmogonisohes? sein allgemein wissensohaitüches? Am Ende sein anthropologisches, das in Ihm von jeher war vorhanden gewesen! Aber warum richtete es sich nicht von AnfiMig an anf Anthropologie? Das kann iHae andere rftthselhaft sein, doch nicht für Benno Erdmann, der die ,|I«ntwiokelang'* von Kant*s Anihropol<^e mit hell sehendem Blicke dnrchsohant Das anthropologische Interesse war wie B. Erdmann sn. wissen yorgiebt nrsprOnglich in Kant nnr latent vorhanden.

Es war die Triebfeder, die in Kant, ohne ihm bewußt m werden, bei der Alifassnng wenn auch nicht der ganzen „Natur- geschichte des Himmels'", doch des „dritten Theiles" derselben einen secundftren, dagegen bei seiner Behandlung der physischen Geographie den primären Einfloß übte. Dabei war er sich deutlich bewußt, daß auf diesen „kosmograpiusohen Qxena- gebieten am meisten zn thnn" sei. Allein dieses Bewußtsein wurde in ihm nicht erseugt durch die objective Erkenntniß der Bedflrfiiisse einer kosmogonischen, ^ einer phjsisoh-geograp phisohen Wissenschaft, sondern durch sein subjeotiyee Kraft- gefilhl, durch seinen subjectiven Thfttigkeitsdrang. Denn „er fand hier am meisten zu thun, weil er liier am meisten Ivratl in sich fühlte, selbständig zu arbeiten.'^

Er.

..Tn diesem Sinne altso hielt Kuu; sc'\nf^ ersten Vorlivsungen über physische Geographie in schnell sich erweiterndem Umtang des Plans." (a. a. O. S. 43.)

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Von Emil Amoldt.

961

Ich.

Also in dem Sinnei dafi Kant sich über die Triebfeder eeines TJntemehmens tftnsohte! Er meinte, daß sein in and von ihm mehr&oh motiTirtee Interesse an der physisolien Geographie die Triebfod«r sei. Aber nicht sein pliysisch-geo- graphisohes, sondern sein anthropologisches Interesse war die Triebfeder. In seinem Bewußtsein herrschten damals „die allgemeinon kosmologischen Apperceptionsmassen." Aber auf der Schwelle seinea T?ewnßtseins stand sein anthropolo- gisches Interes«'. das ilim snilist freilieli verborgen war, indeß als dort befiu iUck hundert und fdnfUndzwaozig Jahre später von B. Erdmann entdeckt wurde.

e) Eant's „Entwurf und Ankündigung eines Collegii der physischen Geographie** im April 1757.

Ueber Kant s Absieht bei der Eiariclitung seines Collegs der physischen Geogra])hio im Jahro 1757 läßt sieb nach den vorhaudonon Daten wohi nicht mehr feststellen als Folgeudes:

Kant appellirt in dem Programm des Jahres 1757 von vorn herein an das Wohlgefallen und Interesse, welches das Zeitalter der Aufklärung an einer erweiterten Natur- und £rd- erkenntnlB hegte: „Der vernünftige Geschmack unserer anf- „geklftrten Zeiten ist Termutblich so allgemein geworden, daß ,,man yorauasetaen kann, es werden nur Wenige gefunden „werden, denen es gleichgültig wAre, diejenigen Merkwürdig- „keiten der Katur zu kennen, die die Erdkugel auch in andern „Gegenden in sich fikßt, welche sich außer ihrem Gesichtskreise „befinden."*) Hiemach setzte er wenigstens in einem Theile

*) Lessing begann im Jannar 1753 die Ankündigung der von Mylius im Auftrage einer Gesellschaft von FreundeD der Naturerkenatuiß ninb Sasinsin und AiaorikR in Anmicht geDommeiieii FoischmigB- und SuuBStniss mit eker UieilweiM ihaliohen Antpielung: „Dt« laeba sor „MDBigen wahren WeltweSsheit, snr Erkennt riiß der Natur, scheint jetet ,4n Deutschland ein sllgemeiner Geschmack geworden sa seyn". (W. M&ltar. m, 388.)

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262 BeartiieiluDg von Kant*« Kritik der reinen Venninft etc.

der stadirenden Jagend das Interesse des Zeitalters als einiger- maBen voraus, und diesem schon vorhandenen Interesse wollte er mit der Einrichtung eines GoUegs über physische Geo- graphie entgegenkommen, wie er denn andererseits selhstver- stAndlich es wecken wollte da» wo es noch schlmnmerte. Za- nächst hatte er also den pädagogischen Zweck im Auge, die Civilis! rang äor akademischen Jugend durch Pflege einer literarischen Neigung zu fördern, welche der iiichfcuug dt\s Zeit- geistes gemäJj war. Neben diesem pädagogischen, der Kichtuug oder dem allgemeinen Sinn des Zeitgeistes huldigenden Zwecke verfolgte er einen wissenschaftlich-theoretischen: ,|Ejs ist such iffdr keinen geringen Vorzug anzusehen, daß die leichtglftabige „Bewunderung, die Pflegerin unendlicher Himgespinuste, der „behutsamen Prüfung Platz gemacht hat, wodurch wir in den , J.Stand gesetzt werden, aus beglaubigten Zeugnissen sichere „K'^niitiiissc einzuzit'licu, ohne in Gefahr zu seyn, statt der Er- „langung einer richtigen Wissenschaft der natürlichen Merk- „würdigkeiten uns in einer W< lt von Fabeln zu verirren." Er hatte also bei der Einrichtung des neuen CoUegs auch eine rein wissenschaftliche Intention. Er sah es auf eine richtige Wissenschaft der natürlichen Merkwürdigkeiten ab und wollte sie durch Einziehung sicherer Kenntnisse aus be- glaubigten Zeugnissen cultivirou helfen.

Diese Wissenschat>, wie er sie sich denkt, ist die phvsische Geographie. Im Unterschiode von der mathematischen und der politischen Geographie „erwägt" sie, sagt er, „blos die Natur- „beschaßenheit der Erdkugel und was auf ihr befindlich ist: „die Meere, das feste Land, die Gebirge, Flüsse, den Luftkreis, „den Menschen, die Thiere, Pflanzen und Mineralien. Alles „dieses aber nicht mit derjenigen Yollstftndigkeit und philo- „sophischen Genauigkeit in den Tlieilen, welche ein Geschäft ,,der Physik und Naturgeschichte ist, sondern mit der vornuul- „tigen Neubegierde eines Reisenden, der allenthalben das Merk- „würdige, das Sonderbare und Schöne aufsucht, seine gesammelten „Beobachtungen vergleicht und seinen Plan überdenkt" Demnach

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Von Emil Amoldt.

263

sollte sie Kenntniß von der NaturbpschatTeiilu-it:. der Erdknn^el und dessen, was auf ihr l)etin<llich ist, K^^mitiiiU von der Nalur- bescha ffculio it des Menschen gewähren. Sie sollte mithin einen Theü oder Abschnitt enthalten, der etwa als ethnologischer oder anthropogeographischer dürfte bezeichnet werden, weil er KeimtniB des Mensohen als NatiirobjeotB nach dessen Naturan- lagen und den ihm von der Natnr gesetzten Zwecken zu liefern bestimmt war.

Damit sie sich aber nicht in physikalische üntersnohnngen nnd naturwissenschaftliche Beschreibungen verliere, sollte sie fSr die Auswahl ihrer Gegenstände und die mehr oder weniger

ausführliche Behandlang derselben die Neubegierde eines Ver- nunft igen Keimenden /.iir Norm nehmen, mithin eines solchen, welelior ruist, um Bildung zu erlanofon. Bereicherung seines Wissens durch das Merkwürdige, V»'rnii'lininn; dus ges^llsrhaft- lichen Unterhaltungsstotls durch das Seltsame, und Cultivirung des Geschmacks durch das Schöne. Seine Xeubegi erde treibt ihn, das Merkwürdige, das Seltsame, das Schöne aufzusuchen; seine Vernunft aber bestimmt ihn, dies alles in methodischer Ordnung seiner Erfiahrong einsuftigen an dem Leitfaden von Begriffen und Normen, die ihm der planmißig verfolgte Bildungs- cweck seiner Beise an die Hand giebt.

Also unter der Fflhrang der Vernunft nach einem wohl überlegten Plane eine Phantasiereise ttber die Erdkugel m machen, und zwar ohne erhebliche Beschwerde, ob sich gleich die dazu dienlichen Naclirichten in vielen und großen AVerkeu zerstreut fänden, wuUte er der studirenden Jugend ermöglichen, als er im Jahre 1757 das Colleg über physische Geographie m d'-n Kreis seiner ständigen Vorlesungen aufnahm. Warum er diese Aufnahme nicht schon bei dem erstmaligen Lesen desselben, mithin ein Jahr oder ein halbes Jahr fr-J]«^? '">ll7o<^, ist nicht ■nsngeben. Eine Muthmaßung Uber sein Motiv, wie etwa: er habe sonAohst nur erproben wollen, ob „der vemllnftige Ge- sehmaok*' der „anfgeklfirten Zeiten" auch schon der studirenden Jugend in Königsberg eigen sei, würde jedes thatsftchliohen An*

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I

264 Zar BeartlMiliiiig von Xuit*« Kritik der reinen Vernunft ete.

balts entbebrein. Ebensowenig ist zu sagen, was für eine AmpU- fioation es war, mit der er im Jahre 1757 „seineu** orsprOng- Hofaen „Plan ansehnlich erweitert" hatte.

In der Ankündigung des College, die er dem Entwurfe desselben yoransohiokte, ist nur noch eine Aeufieruncr für die Tendens seines Vorhabens von Bedeutung, nAmlich der Schluß- satz. Hier heißt es: Der Entwurf sollte zu dem Urtheil be- faliigeu, ,,üb es, oLiio dem Namon eines G- lelirten Abbruch zu „thun, erlaubt sey, in diesen Dingen uu\vissen-l zu sayn." Also sollt e sicli doch ein gelehrtes Int*'n»sse, «las luti-rosse an Er- weiterung und Ausdehnung der Kenntnisse im Clebiete histori- scheu (nicht rationalen) Wissens auch in der studirenden Jugend anderen Interessen, die sie zur Beschäftigung mit der physischen Geographie hinziehen konnten und durften, beigesellen.

Diese in der Ankündigung gegebenoL Bestimmungen Über die Yortragsart und die Absichten, die Kant in seinem neuen stttndigen CoUeg befolgen and verfolgen wollte, erhalten gegen das Ende des Entwurfs der physischen Geographie, der anf die Ankündigung folgt, zwei Ergänzungen, von denen die eine über die Methode, die andere über die Zwecke des Collegs weiteren Aufscliluß liefert.

Iiier äußert Kant ausdriicklich mit Jiezug auf das Mineral- reich, aber ohne Frage dem Gedanken nach mit Bezug auf die übrigen l^eicho und auf alle Hauptstücke der physisclien Geo- graphie: die Merkwürdigkeiten sollten „auf eine historische und philosophische Art durchgegangen werden." Mit anderen Worten: Seine Yortrftge über physische Geographie sollten nicht Yortrige cyklopisoher Gelehrsamkeit werden, nicht Yortrflige, denen das Auge der Philosophie fohlte, sondern Yortrfige, welche die historischen Data überlieferten in einem nach Principien anga» legten, systematischen Gkmsen.

üeber den Zweck des Collegs findet sich dort folgende Angabe :

,,Ich trage dieses" nämlich Thierreich, Pflanzonruich, Mineralreich „zuerst in der natüriicheu Ordnung der Glassen

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Von Emil Arnoldt

966

„vor, und gehe zuletzt in geographischer Lehrart alle Länder „der firde durch, um die Neigungen der Menschen, die aus dem „Himoieiastriohe, darin aie leben, herflieBen, die Mannigiisütigkeit „ihrer Vonniheile und Denknngwrt, in eo ferne dieses Alles ndasa dienen kann, den Menschen näher mit sieh selbst bekannt machen, einen knraen Begriff ihrer Künste, Handlang und „Wiaaenschaft, eine Erzfthlnng der oben sohon erklärten Landes- ,,I)rodQote an ihren gehörigen Orten, die Lnftbesohaflbnheit n. s. w., „mit einem Worte, Alles, was zur physischen Erdbetrachtung „gehurt, darzulegen.

Hiernach hat „der physischen Geograpliie besonderer Theil" unverkennbar i"ninde?«tens eine ziemlich au.sgelührto Skizae einer vergleichenden Anthropogeogra{)hio zu lieieru. Sie sollte den Menschen, wie er aus der Hand der Natur kommt, und wie er sich unter dem unmittelbaren Einfluß der Natur in seinen Neigungen, seinen Yomrtheüea, seiner Denkungsart, auch in Kflnsten, „Handlung und Wissenschaft," aber immer nur als Katorproduct entwickelt, darstellen. Sie sollte Measohen- kenntniß lehren.

Warum Kant bei seinem damals noch „frei tlbemommenen'* and begebenen „Geschäfte der reinen Philosophie" (B. VII, 2 Ä., 7. Anm.j Menschen- uud Wekkenutniß für die akademische Jugend, vielleicht sofern sie sich ihrerseits ebenfalls mit dem „Geschäft d^r reinen Philosophie" eini^-ermaßen bemengte, als fördorliüh ansah, hat er in dem Programm vom Jahre 1757 nicht ausgesproohen. Er tiiat dies aber acht Jahre sp&ter.

d) Nachricht von der Einrichtung seiner Vorlesungen indem Winterhalbjahre yon 1765—1766. (E. X, 288 u. ff.)

Er beginnt die Anzeige yon der VerSnderung, die er in der Lehrart seiner Vorlesungen über „PhTaisohe Geographie" im Jahre 1765 an treffen ntttalioh fand, mit den SAtaen:

„Als ich gleich zu Anfange meiner akademischen Uuter- „weiflung erkannte, daß eine groUo Veruachlussigung der studiron- },deii Jagend yornänüich darin bestehe, daß sie frUhe vernünfteln

266 Zur Benitbeiliiiig von Kttiit*« Kritik der reinen Yenianft etc.

„lernt, ohne genügsame historische Kenntnisse, welche die Stelle iider Erfahrenheit vertreten könnoi) cu besitzen; so fafite ich „den Anschlag, die Historie von dem jetzigen Zustande der „Erde, oder die Geographie ün weitesten Verstände zn emem j^angenehmen ond leichten Inbegriff desjenigen za machen, was „sie zu einer praktischen Yemanft vorbereiten und dienen „konnte, die Lust rege zn machen, die darin angeffiEUigeBen „Kenntnisse immer mehr auszubreiten. Ich nannte eine solche „Di.soiplin, von demjenigou Theile, worauf damals mein vor- „nehmstes Augenmerk gerichtet war: physische Geographie" (B. I, 297 u. 298J.

Mich dünkt, daß i\ant hier das Hauptmotiv seines Ent- flohlasses zur Einrichtung eines Colle^ über physische Geographie angiebt, so fern dieser Entschluil vor allem zu Gunsten der akademischen Jugend geüSt war. Für sie sollte die physische Geographie eine Yorbereitangs- und Hiliswissensohaft der Philo- sophie werden, der Metaphysik, mithin der Ontologie, der Kosmologie, der empirischen wie rationalen Psychologie, der iheologia naturalis, weiterhin auch der Ethik. Er hielt es ftr bedenklich, daB die akademische Jugend zu speenlixen an&nge über das Ding, ohne die Dinge, über die Welt, ohne mindestens die Erde, über die Menschenseele, ohne die Seelen der Menschen, über Gott, ohne mannigfaltige Vorstelhinj^en von Gott zu kennen, daß sie über Sittlidikoit räsonnire, ohne etwas von den Sitten der Völker zu wissen. Diesen Mangel in der Vor- bereitung der akademischen Jugend hatte er gewiß schon während seiner eigenen Universitätsstadien- Jahre geftkhlt un4 späterhin bei Gesprichen mit Studenten wahrgenommen, und er erkannte ihn klar als „eine groBe VemaohlftOigung'' gleich in dem ersten Semester seinar Privatdooentur. Daher wollte er die physische Geographie zu „einem Inbegrifi desjenigen machen, was" die akademische Jugend „zu einer praktischen Yemunft vorbereiten könnte'^ d. h. wohl in allgemeinstem Sinne: was dazu vorbereiten könnte, Theorie und Praxis zu vereinigen, allgemeine Begritie an empirischem Material zu erläutern, theils subsumirend

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Von Emü Ainoldt.

267

empirische Data unter Begriffe zu bringen, theils refleotiiend Bogriffe sn finden sn empirieohen Daten. Dazu wollte er jenen ffnhegnff^ in Vortrftgen darbieten, deren leichte Faffliobkeit Lost zn fortgesetzter Ansbreitang der ani angenehme Art ge- wonnenen Eenntniflse erweckte.

Ana der „Nachridit von der Einriohtong seiner Vorlesungen" ist femer zn ersehen, daß er ftbr das Wintersemester 1765/66 und weiterhin mit soinom ( 'olleg über ])liy.siscbe Geographie eine durchgreifende Umgestaltung vornehmon wollte, von der man nicht behaupten, aber auch nicht unbedingt verneinen darf, daß sie sich bei der Abhaltung des CoUegs zwischen den Jahren 1757 und 1765 schon irgend wie vorbereitet hatte.

Er wollte den „allgemeinen Theil der physischen Geo- graphie", welcher vom Meere, der Geschichte des festen Landes imd der Inseln, der Quellen und Brunnen, der Flosse und BOohe, des Luf^kreises, der Winde, dem Zusammenbange der Witterung mit dem Erdstriche oder den Jahreszeiten, von der Geschichte der großen Erdverftnderungen, zuletzt von der Sobifiifabrt liBndelte, einscbrilnken, darin jetzt bei der Angabe der Herk- wttrdiglceiten der Natur durch ihre drei Reiche die Auswahl ans dem Gesicht spuncte der Seltenheit oder auch des Ein- flusses derselben auf industriell« und merkantile Tliätigkeit, auf staatliche Entwickelung treffen, un<l, indem er die Verbindunrr der Lander als in ihrem und der Mocre natürlichem Vcrhältniü begründet aufwiese, diesen ersten Theil, welcher die physische Geographie bilden sollte, zum Fundament der Geschichte machen.

Er wollte dann in einem zweiten Tbeile Über „den »Renschen nach der Mannigfaltigkeit seiner natlirliohen Eigen- „Schäften, nnd dem Unterschiede desjenigen, was an ihm mora- „Hseh ist, ani der ganzen Erde** eine Betrachtung anstellen, t,eine sehr wichtige und eben so reizende Befrachtung, ohne „welche mau schwerlich allgemeine Crtheile vom Menschen „fällen kann, und wo die, unter einander und mit dem morali- »aohen Zustande älterer leiten geschehene, Vergleichung uns

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266 Zva fi«iiirtiieUiuig toq Kaut^ Kritüc d«r xeinen Verounft etc.

„eino E^roße Charte des nifuschiichen Geschlechts vor Augen j.legt iU. I, 298)." Er wollte also in diesem zweiten Theile etliiio logische Darstelhmgen geben, DarstöUungen von der Mannig- faltigkeit der natürliclien £igeii8chafien des Menschen anf der ganzen Erde, mithin von den mannigfaltigen natürlichen Eigensobafton der Menscheni der Völker in allen fdnf £rd- tbeilen, wie ihrer Ba^enart, Abetanmmng, Hanifarbe, Edrper- büdung, ihren intelleotnellen Anlagen, Tielleiolit anofa den Diapontionen ihrer Gefltüila- und Begehmngsvennögen, außerdem aber „den üntonohied deejenigen" erwägen |,wb8 an ihm*' dem Menschen auf der ganzen Erde „moralisch ist", mithin din vorschioJenon monilisclieii Eig<?u,schalteu, die iu Verbindung mit den vorschiedonen natürlichfin Eigenschaften nnt«r ver- hio leiion Völk**rn emporkommen, wie etwa Beharrlichkeit nnd Uustätigkeit, Friedfertigkeit und Streitsucht, Versöhnlichkeit und Bachgier, Tapferkeit und Feigheit, Freiheitsliebe und Unter- würfigkeit, vielleicht aaoh verschiedene sittliche Vorstellungen und Sitten, kura die yeraohiedenen Nationaloharactere eohildem. Duroh die Kenntniiiae, die er von den Henichen Uberiielerte, wollte er die Bedingungen darbieten, „ohne webhe man eohwerlioh allgemeine TJrtheile vom Menaohen ftllen kann,'* durah „eine gro^ Charte dea Menaohengesohleofate, welche er, die moraliachen Zualinde in den verschiedenen Völkern und die^e ihre Zust&nde in älteren und jüngeren Zeiten vergleichend, „vor Augen legte," zur Behandhing ethischer Fragen vorbereiten.

Indem mo der erste Theil seiner physsisclien Geographie der üesciiieiite, d^^l zweite Theil derselben dov Ethik dienen sollte, sollten beide zusammen einen weiteren Zweck erfüllen, n&mlich die Gestaltung der Beiche erklören, wie er sie in dem dritten Theile vorzui&hren gedachte. Denn er kflndigte weiter an:

„Zuletzt wird dasjenige, was als eine Folge aus der „Wechselwirkung beider voriier eraShlten Kittfie angesehen „werden kann, nimlieh der Zustand der Staaten und Väiker- „schaften auf der Erde erwogen, nicht sowohl wie er auf den „zufälligen Ursachen der Unternehmung und des Sohiofcsals

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Ton Emil Araoldt.

„einzolnec Meuschen, als etwa der Kegierun^folge, den Er- j^baimgeii oder Staataränken beruht, sondern im VerhältniB „mf das, was bdstftndiger ist, und den entfernten Grund von ^men enihftlt» nAmlich die X«ge ihm Lftnder, dio Prodnoto, „Sitten, Gewerbey Hendlung und BevOlkenmg."

Hiernach wollte er in dem dritten Thefle die natflrliohe Beschaffenheit der L&nder mithin ihre Lage, ihre Be- grenzung durch 6tobiTge oder Heere, ihre daiaas folgende Iflo- lirnng oder Zugänglichkeit, ihr Klima, die Art ihres Bodens, die Mannigfttltigkoit ihrer Producte als die eine Kralt, und diö moralische Beschaffenheit ihrer Bew^jliuer mithin ihre Nationalcharactere, ihre Thätigkeitsart, ihre Gewerbe, ihren Handel als die zweite Kraft ansehen, die in ihrem Zusammen- wirken den entfernt«! Gnmd enthielten, aue welohem der Zustand der auf den mancherlei Territorien mid unter den mancherlei Völkerschaften der Erde empotgekommenen Staaten nch als m<l£^ichst beetttndige Folge snm grofien Theile her» laiten lasse*

Biese „Naohrioht** 7on der verftnderten Einriohtong seines GoUegs über die physische Geographie konnte vielleicht zn großartige Yorstelltmgen von den Intentionen erwecken, die er

mit ihm verband, etwa die Vorstellungen, daß er die am Schlüsse seiner ..Untersuchung über die Deutlichkeit der Grund- sätze der natürlichen Theologie und der Moral" (17G3) in Be- tracht gen«>mnjieuen ..Empfindungen des Guten'^ (R. T, 109.), wie sie in verachiedenen Völkern unter verschie Ionen Himmels- strichen hervorgetreten seien, in ausführlicher Schilderung vor- legen, daß er die in seinen „Beobachtungen über das Geiilhl des Schönen und Erhabenen** (1764) abgelehnte Untersachnng, ob die Nationalcharactere von den Zeitlftnfiten nnd der Begierungs» «t abhftngig, mithin snftllig, oder ob sie „mit einer gewissen KoÜiwendigkeit an das Klima gebunden seyen (B. IV, 44B Anm.)i anfiishmen und diese Frage entscheiden werde. Vielleicht, um ^rgleichen übertriebene Erwartungen su mftBigen, aber in Miderer Richtung doch zu spauuen, wios er iu dem nun folgenden

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270 Ska BeiirÜiaÜiuig von Kaat'fl Kritik der rdnen Yeniiiiilb ete.

Satze seiner „Nachricht'^ auf den Nutzen hin, welchen die für akademische Yorlesongen nur in gedrängter Kürze mögliche Behaadhuig einer „physiwh^moralifloh'- nndpolitisoheiiGaographie" schaffen, könnte:

„Selbst die Verjüngung, wenn ich es so nennen soll, einer „Wissensohafb Yon so weitittnfigen Anssiehten nach einem kleinem „MuiiJ3stabe, iiat ihren großen iNuLzt u, iiukin dadurch allein che „Einheit der Erkenntniü, ohne welche aiiea Wissen nur 6tück- „werk ist, erlangt wird.

Hiermit sprach er deutlich ans, daß er die physische Beschaffenheit der £ide» die moralische Beschaffenheit der Menschen, nnd das leoiproke Wirken dieser beiden „Krftfte" zur Enengnng jener staatlichen Formationen, welche die politische Geographie anfeeige, nicht in einem großen Ge- uiuide darstellen wolle, in welchem jeder Theil eine genaue Detaüauslührunp: erliielte, sondern in einem Bilde von be- scheidenem Umtaugö, das blos die wesentlichsten Theile skizzen- artig bemerklich machte. Aber er gab auch den Fingerzeig, daß diese kleinere Leistung fdr diejenigen, die in die Wissen- schaft eingeführt würden, vor der größeren den Yorsiig bitte, die Uebersicht des Gamsen und die Erfassong jener Einheit in mannigi iiiigen Elementen sn erleichtem, welche allein, wie alles Wissen, so auch das geographische in Erkenntniß verwandelte und, wenn in der Geographio erlangt, den Antrieb br»t»^, sie in joder Wissenschaft, mit der man sich beschäftigte, zuvörderst aber in jedem Zweige der Philosophie zu erlangen.

Schließlich macht er in der „Nachricht" vom Jahre 1765 ttnphatisch auf den in der „AnkOndigong** vom Jahre 1757 blos innnirten Nutaen aufmerksam, welchen die durch ein Studium der physischen Geographie gewonnenen Kenntnisse SEumal einem Gelehrten dadmtsh bringen könnten, daß sie ihm bei gesellschaftlicher Gonveiäatiou einen interessanten Gesprächs- stoff darböten.

„Darf ich nicht auch in einem geseiligen Jahrhunderte, „als das jetzige ist, den Yorrath, den eine große Hannig&ltigkeit

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Von £niil Amoldt.

971

„angenehmer und belehrender Kenntnisse von leichter Faßlich- „kflit nun Unterhalt des Umganges darbietet, nnter den Nutzen iiMolinen, welchen vor Augen an haben, es fllr die Wiaaeniohafk „keine Erniedrigong ist? Znm wenigsten kann es einem ^ehrten nicht angenehm seyn, sieh Öftere in der Verlegenheit

sehen, worin sich der Redner Isokrates befand, welcher, als ,.man ihn in einer Gesollschaft aufmunterte, docli aucii etwas „zu sjjretheu, sagen mußte: was ich weiß, schickt sich ^icht, und was sich schickt, weiß ioh nicht.*)

Es gehört nicht hierher, dansolegen, wie Eant selbst es wohl yerstand, sein aasgebreitetes geographisohes Wissen ge- legentlich anr Unterhaltung und Belehrung der Theilhaber an seinen geselligen Unterredungen au verwerthen, jenen Unter- redungen, für welche die Benutzung der leokratischen Antithese die Characteristik ergebt^n dürfte: er wußtn in jedem ^roment Schirkliches zu sagen, und schicklicli auf das zu entgegnen, was andere Schickliches oder Unschickliches sagten.**)

*) Nftch Plutarch (Stereot-Ausg. Ldpz. Taochnits. 1899. Tom. V. Xonlia. p. 144. Orator. Tit.): iamiftevot ff jfort tra^it Nuuut^iovtt, r^t Xva^ov T9fipv^, 7t(toTftJfOfUtftMf umw tv¥ nu^vroiv dutl(x^riftt$, ftf^* Otg /liv tym ^tipos, ovg o MMfOf, ole fi o PVf MtUQQf, ov« iy» ftttfog,

**) Der obige Sats soll natflriich keine salAag^iobe Chanctariatik von Ejukt's GesprächsfüLruDg oder Vortragsweise liefern. Die eine nml die anflcrp. zumal aber dip erster»' doutlirTi zu ver^rcgf^nwilrtip^n, ilürrte schwer lallen. Weich' ein anziehendes, welch' ein illustres Bild eitsteht der Pliantasio »ÜB dem ^'e^s^ch, Po rech k e's Schildening von Kant's Vortrag, üespräch, Per- sönlichkeit in der Vorstellung z\x realiwiren! Aus dieser Schilderung die Pdrtehke itftch „einem tiebai ondiweiutig jährigen Umgange** mitKeiitent- «ttf will ich nnr folgende bisher nicht genug beechtete Stelle bennslieben: rDie eigentlich gelehrten Scliriften sind fast allenthalben gelehrter ale ihre «Verfasser; Schriften origineller Selbstdenker enthalten nie den ganzen Geist ►derselben: jene sind über ihre Urhel»er, diese unter ihnen. Kant war in „seiudu V'orlesuugeii weit geistvoller als in seinen Büchern. Er liat bey nTitche einen unermeßlichen Ideenreichthum verschwendet; er warf genialische JMalkHi m taneenden aus, deren er sich nachher Mlten mehr bewnEt »«er; oder er hatte auch nicht Stitigkeit genug, sie weiter anmftthrea. Jbi ihm seh maili wie Kindlichkeit und Qenialltät mit ein^der verwandt ««ueo, sein Qeist trag neben den herrlichsten Früchten sahiloee Bltttheni

272 Zur BentÜMilaog toh Sjnt'« Kritik der twnm Veniinft ate.

Wie und in wid weit Eant den Plan za seinem Colleg über physMcb-moralieoli-politifchd Qeogrspbie aoBgefOhrt habe, ist nicht su bestiminen. Denn ea ist aaoh nicht eine einnge Mitthettimg Torhanden, welche darftber Anfsohlnfl gftbe, wie viel oder wie wenig er in seinen Yorlesongen aber physische Geo- graphie vom WinterBemester 1766/66 an anf eine Bantellang der moralischen Znstftnde der Völker nnd der Beeinflossimg staatlicher Bildungen durch diese Zustände sowohl wie durch die natürliche Beschaftenheit der Krdgebiete, auf denen die Staaten erwuchsen, eingegangen sei.

Elien so wonig ist irgend wie zu bestimmen, ob er schon vor dem Wintersemester 1765/66 physisclie Geographie anders vorgetragen habe, als er nach dem Entwürfe vom Jahre 1757 sie vorzutragen Willens war. Nach der „Nachricht" vom Jahre 1765 hatte er „diesen Entwurf allmählich erweitert/^ Aber worin die Erweiterung bestand, läfit sich nicht angeben.

Die Anfeeicbnnngen Aber physische G^graphie, die im Wintersemester 1763/64 nach "KmVa Vortrigen von Herder ge- macht und in dem literarischen NachlaB desselben anfgefhnden sind, liefern über eine solche etwaige Erweiterung keinen, oder einen nur negativen Aufechltiß. In seinem Vortrage: „Kants Bedeutung als akademischer Lehrer der Erdkunde"'*) berichtet Paul Ldiinann ühf^r jene Aufzeichnungen: , .Unter den „Papit'ren lierdera behnden sich Nachschriften der Vorlesung';. n ,,über die Physische Geographie . Mit Bleistift und y,Tinte geBohrieben liegt ein nicht immer leicht su lesendes nnd

nwalcbe <»ft mir aaf Augenblick« ergOtsten und ttfltston** (VmABB. bey Kttnts

Geburtsfeyer, den 22, April 181'i. Von Prof. Pöncliko. Königsb. Archiv für Philo«., Theol., Sprachkundo und Gesch., von Dt lltrfu lv, Erfurdt^ Her- bart u. 8. w. 1 Bd. Königsb. 1812. S 542.). I>k'se Stelle alltMii genügt, um die Meinung als pedantisch zu documentiren, dab Kant in Heinon ge- dmekton Warken imd Abhaadlangen je Aber irgend «in Thenwi das er dort behandelt«, aeinen Gedankenvorwith völlig anagegeben, aeinen Ideenrai«hthnni eraeböpft hatte.

*) S, „Vorhnndlnnpf^n des Hfeii Deutschen Gcographontages zu Dresden am 28., 29. n. au. April imi Ileisg. v. Gebauer. Berlin. 1886." S. 119—157. Separat-Abdr. BerUn 1886. Verl. v. Dietr. Keimer. (40 S. gr. 8.)

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Von Einil Arnoltlt.

273

„bei den Tielen Zeichen fOx die hAufig^t wiederkehrenden Worte )^weilen schwer sn deatendee Bronillon von yielen einsselnen

„Vorlesungen vor,*) das mit manchen Abschnitten aus dem zweiten Baudo Rinks (z. II Scluibert, VI, S. 637 fgJ oft .,\V' ertlich, in der Anordnung aber genan übereinstimmt. i)en ,,er.-^Len Theil, der die eigt'ntliche physische Geographie enthftlt, ,,hat Herder recht sorgfältig ausgearbeitet. Unschwer gehuig es „mir, die auf Qoertblättem niedergeschriebenen und sich getreu „an das von einzelnen Vorlesungen ebenfiüls vorhandene „Bronillon" haltenden Ausftkhmngen 2u ordnen. Sie entsprechen „bei Schubert dem S. 416 —688 bis Abaats 1 abgedruckten TeilCp „doch 80) daB auf die S. 416—462 abgedruokten mathematischen „Yorbegriffe** [sollte entweder heißen: Einleitung und mathe- matieche Yorbegrtffe, oder: auf die S. 438 462 abgedruokten maihematisohen Vorbegriflu] „von den 66 enggeschriebenen „Quart^eiteu nur eine •}inzi<;o kommt." Lehmann berichtet •weiter: ^1763 behandelte Kaut den ersten Teil/* d. h. ilen allge- meinen Theil der physischen Geographie, ,,wi© aus Herders j^oUegienheft hervorgeht, in G HaupttJtücken: Geschichte des „Meeres, vom festen Lande, vom Erdbeben und feuerspeienden „Bergen, Geschichte der Quellen und Brunnen, Geschichte der „Flüsse und Geschichte desLuftkreises. Ob die ,„,Verftndemngen*'"

*) DemgenüÜt ist wohl B. Haym's Angabe in ssinani Boshe: nHetder nseh aeiiMin Leben nnd seinea Werken dargiestaUVS BeiL 1 Bd. 1877. 8^ 88.

eiuznschrKaken: ..Nur Ein zusammenhängendes Heft aus Herden Stndittl- 2eit iat in seinen Pajjieren vollst runlisi; uivl in «jnnbwpr FasBnnj; crlmlicT) : es ist ein Heft über die von Kant vorgetragene phyBische Geographie." Uebrigens hat Ha^m, indem er erzühlt: „Herder läßt sich am 10. August •1b StadioBQS der Theologie immatricuUren'* (e. a. 0. S. 81.), iwei tehiedene Data in Eins genommen. Herder wurde am 10. Angost 17^ imraatriculirt nnd am 11. August 17G2 bei der theologischen Facultät inscribiiti Daliin ist zu berichtigon die Angal>f* in den Erinnerungen aus dem Leben Herder « (S. W. Stuttg. Cotta. Zur Philos. u. Gesch. Th. 20. im). S. B4.), wonach Herder ,^scriptions-ZeugDiß als Studeut" das Datum: 9. August •oll getragen, tind die Schabert^eche Angabe (Kant*s Biogr. R. XI, 2 A.. 40.), wonach Horder anf der Königeberger ünivemität „von IficbaeUs 1762** an aoU itodirt haben.

Mooatieoliria Bd. ZXTIL Hft 8 v. 4. 18

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274 Zur Baortheflnng von K«it*t Knt2k der leiiiea Tttmiuift etc.

[die die Erde ehedem erlitten hat] „in einem siebenten" (gem&fl dem Entwurf yom Jahre 1757] ,,foIgten, iat^ da die Anearbeitnngen »»abbrechen, nicht eraichüioh" (ibid. S. 181. Sep.*Abdr. 8. 15.).

Dieser Bericht Lehmann's ergiebt, daß für das Winter- semester 1763/64 aus Herder's Aufkeiehnungen gar keine Er- weiterung des Kant'sclion Entwurfes vom Jahre 1757 zu coustatireii ist. Nieiniuid weiß über dio allmälirre Erweiteruiifir von Kant's Plau zu seinem (Joileg über physische Geographie in den Jahren vor 1765 etwas Bestimmtes, wie niemand über die Ausführung von Kant's Plan za jenem Colieg aus dem Jahre 17G5 in den darauf nächstfolgenden Jahren irgend etwas weiß, f^reilich hat B. Erdmann für Kant's physisch-geographische Yorleeungen nach dem Wintersemester 1765/66 schndl eine Yermuthnng fertig. „Einen Yorlesongsplan ans etwa dieser „Zeit**, heiBt es in seiner Abhandlung „Zar Entwicklungsge- schichte von Kants Anthropologie" (S. 46, Anm. 2 der „BeAeadonen Kants zur Anthropologie"), „dürfen wir mit Wahrscheinlichkeit im „fünften Paragraphen von Rink.^ Ausgabe der physischen Geo- „graphie (K. W. VTTI. 159) vermuten. Derselbe enthält zuuiiclist „ausser der mathematischen (und pliy.sischen) noch die moralische ,.nnd politische Geogra|)liie im oben bestimmten Sinne. An ifdiese schließen sich dann noch die mercantilische Geographie, „deren Ort allerdings befremdlich weit von der physischen Qeo- „graphie, aus der sie unmittelbar erwfichsty getrennt ist, sowie „eine theologische Qeographie, die analog den ftbrigen „die ,,theologischen Prinoipien nach der Yerschiedenheit des Bodens" „giebt, durch die sie „mehrenteüs sehr wesentliche Yertünderongen „erieiden/* Endlich sollen „die Abweichungen der Nator in ,ydem Unterschiede swisohen Jngend nnd Alter, femer das, „was jedem Lande eigentümlich ist, bemerkt werden." In den „ersten sechs Abschnitten haben wir einen Plan, in dem der „mathematisch- physische Teil durch den anthroj^ologischen fast „erdrückt scheint. Wir dürlen dalier schlieüen, daß von den „„fast dreifachen, zu verschiedeneu Zeiten von Kant ausge- ^beiteten Heiteu," die Bink bei seiner nachlässigen Awgabe

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Von £mü Arnoldt.

275

, .benutzt hat, ein ganze» oder ein Bruchstück dieser Zeit an- „gehürL. Die citirten Andeutungen über eine Geographie der „Lebensalter u. s. w. stammen allem Anacbeiu nach aus einem „Marginal Kants zu diesem Entwurf."

Aber von diesen Vermuthungen B. Er.lmanu's ist die erete voreilig, die zweite nnhaltbari die dritte vielleicht theilweise richtig, jedoch bedeutungslos.

Voreilig ist die Vermuthung, daß im § 5 des ersten Theü» von Bink's Ausgabe der Vorlesungen Kaufs über physiBche Geographie ein }|Vorlesnngsplan aus etwa dieser Zeit*') also ans einem der Jahre zwischen 1766 and etwa 1770 dargeboten werde. Denn B. IBrdmann flbersieht: Nach jenem ParagrBphen wollte Kant in seinen Vorlesungen über physische Geographie keineswegs zu irgend einer Zeit 1. eine physische Geo- graphie, 2. eine mathem;itische, 3, eine moralische, 4. eine politische, 5. eine mercantüische, 6. eine tlieolon^ischo, sondern er wnlltf! au3p^o<?])rocht'nermaßon nur oine })liysiseh6 Geographie liefern und daneben von allen übrigen möglichen Geographien", deren es nach seiner Ansicht fünf gab, „die Hauptstücke einer jeden dieser letztern" „in der Kflrze*^ abhandeln. Demnach wollte er nicht, wie B. £rdmuin veimuthet, eine Geographie i,in sechs Abschnitten" vortragen, in welchen neben der physi- schen Geographie als dem ersten Theile die fünf ,|übrigen möglichen Geographien" fünf gleich aasführlioh behandelte, gleich streng abgesonderte Theile bildeten, sondern das Oorpus seiner Vorlesungen sollte immer nur die physische Geographie ausmachen, d. h. 1. descriptive Zerlegung des Erdkörpors in die Bestandstücke auf, unter, und über seiner Oborfläche, mithin Darstellung von Meer, Festland, Inseln, Quellen, Brunnon, Bächen, Flüssen. Atinosj)li:ire , AVindon, Witterung, Erdver- ftnderungen, 2) Beschreibung der Krz-'uguisse des Erdkörpers, der Menschen, Thiere, Pflanzen, Mineralien, während vorher einleitungsweise die Grundbegriffe der mathematischen Geo- graphie zu erörtern und hinterher in einem cuniorisoh behandelten Theile die Natnrmerkwürdigkeiten der Erde nach ihrer Ver- ls»

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276 Zur 6«iirth«Uiing von Kant*« Kritik der mumh Vantinll ete.

theilang an die venohiedeneu Lftnder mit Aasblicken anf staatliche Institationen, aittliohe und religiöse VonteUungsn, so wie meroautile Yerhftltnisse als Folgen aus der natürlichen Beschaffenheit der verschiedenen Himmelsstriehe an betrachten waren. Eine solche Gestalt haben denn auch Kants Yorlesungea Uber physische Geographie in der Bink'schen Ausgabe und in den drei mir bekannten Nachschriften des Collegs aus ver- schiedenen Soniesteni, welche alle in der Anlage des (Tanzen mit einander übereinstimmen. Kurz, Kant hat im JaLie 1705 wohl ,,oino physi^eli-nioriilisch- und j>olitische Geographie" liefern wollen, aber niemals eine physisch - mathematisch - moralisch' politisch - mercantilisch - theologische Geographie.

Mit der ersten Vermuthung fällt die ans ihr gefolgerte, die zweite, „daß von den »»itfast dreifachen, au verschiedenen „Zeiten von Kant ausgearbeiteten Heften" die Bink bei ,,seiner** wie B. Erdmann hier tlberfiflssiger Weise bemerkt „nachlässigen Ausgabe henutat hat^ ein ganses oder ein „Bruchstück" der Zeit zwischen 1766 und etwa 1770 „angehört". Aber gegen diese Yermuthung ist, abgesehen von ihrer Hin- fälligkeit als Folgerung aus der ersten, speciell geltend zu niaclion:

Steht es denn fest, daß Rink drei zu verschiedenen Zeiten von Kaub ausgearbeitete Hefte benut:?t hat? P. Lehmann erhebt auf S. 12'1 (S.-A. S. 10) seines oben citirteu Vortrags Zweifel dagegen. Er ist der Ansicht, daß die Ausarbeitungen Kant's iiiuk nicht in drei verschiedenen RedactioneUi sondern daß nur verschiedene Reda( tiouen einzelner Theile ihm vorgelegen hätten, daß Kant in der Hauptsache stets den ursprOnglichen Aus- arbeitungen gefolgt sei, daß die Qesichtspuncte und Eintheilungen des „Entwurfes" vom Jahre 1767 mit geringen Abindarungcn ma%ebend blieben. Die von P. Lehmann dabei angezogene Erklilmng Schubert'Si seine üeberzeugung, daß Kant in seinen physisch -geographischen Vorlesungen bei den häufigen Wieder- holungen derselben selir wenig geändert habe, gruude sich auf eine Vergleiclumg von sechs Nachschriften des Collegs aus den Jahren 1774 bis 1793 mit der Riuk'scheu Ausgabe (B. VI, Yorr.

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Ton Emil Amoldt.

27?

XI; u. S. 418 Axun. 1) werde ich weiter unten berühren.

merke ich nur an, daß die drei auf der hiesigen Königlichen und üniyenit&tBbibliothek befindlichen Nachschriften des Coüegs Uber pbTaische Geographie die Ansicht Lehmann's in soweit bestätigen, als ans ihnen hervorgeht, daB Kant sicher noch im Jahre 1784, wahrscheinlich auch in einem der späteren 1780iger Jahre, und wiederum sicher noch im Jahre 1798 den in dem „Entwarf** vom Jahre 1757 angelegten Plan festgehalten und durcligofiUirt habe.

Doch selbst wenu man den Fall setzte, daß B. Erdmaim's erste Yennuthung stichhaltig, luid wenn man ferner den Fall setzte, daß P. Lehmann'a Zweifel zu beseitigen wäre zwei F&lle, die beide nicht zutreffen , so würde auch dann B. £rd- mann's zweite VermuthnTir>: nur unter der Bedingung nicht ins Bhme gehen, wenn sich in den von Eink herausgegebenen Yor- lesongen der physisch-geographische Theil durch einen anthro* pologischen „fast erdrttckt** zeigte. Ein solches „ErdrQckt**>8ein aber zeigt sich dort nicht. B. Erdmann selbst erklärt in seiner „Discnssion'* auf 8. 48, Anm. 1: „Die Berliner Königliche „Bibliothek besitzt eine Naohschrifb der kantischea Vorlesung „über yJiysische Geographie aus dem Jahre 1772, welche durch- ,,aus ebenso wenig anthropologisflien Inhalt hat, als das später „von Riuk herausgegebene Han ibuch." Also dies „Handbuch" hat nach B- Erdmann ./lunhans" keinen anthropologischen Inhalt, oder mindestens ,, durchaus" keinen anthropologischen Inhalt von irgend welchem Belange. Das is't richtig.

Freilich ger&th durch diesd Erkhirun<:,' B. Erdmann, wie ihm öfters begegnet, in Widerspruch mit sich selbst, hier nftmlich hinsichtlich seiner Behauptung Aber den „Entwurf* vom Jahre 1757. Denn warum sollten doch in dem Entwurf die physisch -geographische Gedankenreihe und die anthropo- logische „unklar gemischt durcheinanderlaufen" (a. a. 0. 8. 42)? Weil Kant beilftuiig im „allgemeinen Theil" der physischen Geographie handeln wollte „von Häfen, Ankerplätzen, von Flüssen, die Goldsand luhren, von der Gesundheit der Luit, von

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278 Zur Beurtheiluug von Kaut'u Kritik dax roiuoa Veruuoft etc.

den ^fetliudeu, versunkene Sachen aus dem Meero in die Höhe zu })rine:en, vom Grabon der Brunnen, von der Methode, das Gold aus dem Flulis inde aiixusondcrn." Aber von diesen Dirifjfm handelt Kant ja aucli im „allgomoinen Theil*' der durch Eink herausgegebenen Vorlesungen! Von Häfen, Ankerplätzen B. VI, 463, dasa von Bheden S. 622, von Flüssen, die < ^^Msand iühren S. 575, von der Gesundheit der Lufl S. 531. 545. 578, Ton den Metboden» versunkene Sachen ans dem Meere in die Höhe m bringen S. 466 a. 467, and anch davon, wie der Goldstaub ans dem Sande der Flüsse nnd der Bäobe abgesondert werde, bat er, wenigstens nach Rinkes Andeatang aof S. 675, geredet Nur das Graben der Brunnen findet, wenn icb niobt iire, dort keine Erwähnung. Aber statt dieser einen „Beziehung auf den Äfeuschen", die ich dort nicht nachweisen kann, sind viele andere ,, innerhalb des allgemeinen Teils zerstreute Bczielninfron auf den Menschen" auzufulir-'n, wit' die Methotlen, das Moer- wasser von seinem Salze zu befreien S. 477 479, der Nutzen dos Salzes im Meerwasser S. 4*^, die Gefahr der „hohlen See" für die Sobiifer S. 487, die Gefahr der Meerstrudel für kleine Fahrzeuge, aber nicht fttr große Schifie S. 494, die Verwendung des Treibholzes 8. 604, die Scb&dlicbkeit und die Nützlichkeit der Untiefen ftlr die Schiffer, die Erfordernisse eines guten Änkeigrundes S. 621, das Heimweb der Schweizer, Pommern, WestphAler S. 628, 629 (vgl. Anthrop. TU, 2 A. 77.) und anderer Yolksstftmme S. 632, die Abnahme der Scbftrfe der Sinne mit dem Fortschritt der geistigen Cultur dos Menschen S. 651 Anm. 1, u. s. w. alles ,,Bezieliungen auf den Menschen'', die nach B. Erdmann's ursprünglicher Behauptung alle für anthro- pologische" geltou müßten. Also entweder ,.anthr(>jH)l.t(riseher Inhalt" im „Entwurf'' von 1757 und im „Handbuch'' von 1802, oder kein anthropologischer Iidialt in beiden! Aber „anthropo- logischer Inhalt" im Entwurf uud kein „anthropologischer In- halt" im Handbuch ist ein offenbarer Widerspruch.

Indefl ist es wahr, dafi die von Bink herausgegebenen Vorlesungen keinen anthropologisohen Inhalt haben, und zwar

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Von Emil AmoldU

279

eben so wenig, als der „Entwurf", nach dessen Plane sie durch- weg gearbeitet sind, während sie niri^entls auf einem Plane bernhen, in welchem Her physisch -geographische Theil durch einen anthropologischen „fast erdrttckt scheint." Ist aber diesem „Erdrückt" -werden in den von Hink heraosgegebeaen Vor- leenngen migends za apfiren, so ist in ihnen andi xurgends ein Kriterium vorhanden, an welohem B. Erdmann ssofolge seiner allerdmgs dorcliaiiB verkehrten Ansicht Aber den Inhalt Y<m Kant'a physisch-geographischen Vorlesungen zwischen den Jahren 1766 1770 ermessen könnte, ob ein Heft oder ein Brach- stftok desselben ans jenen Jahren in das „Handbuch" aufge- nommen sei. Daher würde B. Erdmann's Vemrathmig, daß dieses geschehen sei, auch dann haltlos sein, selbst wenn es sicher wäre, daß ,,fast dreifache, zn verschiedenen Zeiten von Kant ausgearbeitete Hefte'" der Rink'schen Ausgabo zu (rriinde lägen was nicht ganz sicher ist , und wenn os ri'diti^ wäre, daß ira § 5 der ]{ink'schen Ausgabo ein Yorlosuugsplan aus den Jahren I7G6 1770 überliefert worden was durchaus tmiichtig ist.

Wie die zweite Vermuthung haltlos ist, so ist e% wenigstens mm Theil, auch die dritte, daß die im 6ten Paragraphen von BinVs Aufgabe der physischen Geographie Torhandenen „An- dentongen Aber eine Geographie der Lebensalter n. s. w. allem' Anschein nach ans einem Maiginal Sant's" za dessen ver* meintlich von B. £rdmann entdeckten Yorlesungsplan ans der Zeit zwischen 1766 und 1770 ,,stammen". Denn da die Vermuthung über diesen Vorlesungsplan im Allgemeinen nichts ist, so ist Uli 1j die Verinnthung über ein Marginal zu diesem Plane im Besond»'ren nichts. Demuugt'aclitet kann es richtig sein, daß jene Andeutungen über eine Geographie der Lebensalter'' in einer der Kink vorliegenden Ausarbeitungen Kant's als Mar- ginal gestanden haben. Mag indeß die Vermutliung B. Erdmann's immerhin in diesem Stacke zutreffend sein: in diesem Stücke irt sie bedeutungslos oder höchstens von der Bedeutung, daß sie f&r den kritischen Scharfblick üires Urhebers Zeuguiß ablegt.

üigiiizeü by VoüOgle

280 Zur BeartheiliiQg von Kaufs Kritik der mnen Vemaiifi etc.

Mit der Vortlüchti^ung der oben IjeleuclitotBn Muthmaßnngen B. Erdmaun's bestätigt sich meine Behauptung, daß keine An- gaben darüber möglich sind, in w>l Iter Art Kant das Programm za. seinem Colleginm über physisohe Oeograplue, "welohes die „Naolriolit von der Emriohtung seiner Yorlesimgen in dem Winterhalbjahre von 1765—66" yorlegte, wirklich znr AasfOh- rtmg gtibraoht hat

e) Die Nachschriften von Eant*s Vorlesungen über

physische Geographie.

"Was für sechs Nachschriften von Kant's Vorlesungen über physische Geographie es gewesen sind, durch deren Vergleichnng mit der Bink'schen Ausgabe Schubert zu der Uebenseugong gelangte, „daß £ant sehr wenig in diesen Vorlesungen bei den

häufigen Wiederholungen geändert hat" (B. VI, Vorw. XI; u.

S. 418 Anm.), kann ich nicht angeben. Die Königsberger Kgl. und Universitätsbibliothek besitzt drei Nachschriften dieses Coliegs, eine aus dem Sommersem. 1784, eine andere undatirte, und eine dritte aus dem Sommersem. 1793, von denen Schubert wahrscheinlich nur die beiden ersteren, die letaste dr.gegen nicht gekannt hat.

Die Nachschrift vom Jahre 1784 bringt von einleitenden mathematischen VorbegrifTen nichts, und von dem ersten, äem

allgemeinen Theil der physischen Geographie, welcher Meer, Land, Berge, Flüsse, Atmosphäre behandelt, so wenig, daß an- zunelinien ist, entweder habe während des Sommersemesters 1784 Kant ihn nur im Auszuge gegeben, oder der Nachschreiber ihn nur im Auszuge wiedergegeben. Indeß stimmt sie auch in diesem Theile hinsichtlich der Anlage, wie mit dem „Entwurf" vom Jahre 1757, so mit der Bink*sohen Ausgabe völlig überein. Dagegen stimmt sie in dem zweiten Theüe, welcher „die be- sondere Beobachtung dessen enthält, was der Erdboden in sich enthält" (bei Rink: „in sich faßt'' P. VI, GIO.], nicht nur der Anlage nach, .sondern durchweg und von Hör- und Öchreib- t'ehlem abgesehen beinahe wörtlich überein.

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Von £nul Amoldt.

281

I)i<' wichtigste von den oben bezeidineten Nachschrifleii scheint mir die zuletzt genannte, die dritte. Diese aii^^tührliche, aber nickt ohne einige MüIie lesbare Nachschrift aus dem Sommeroem. 1708 stinnnt mit der Bink'schen Ausgabe nur dem Plane nach überein. Alles, was ioh in ihr näher angesehen habe, weicht von den parallelen Baratellnngen in der Bink'sohen Anagabe dem Inhalte nach snm Theil, der Faasong nach ganz ab. Schon die in der Einleitnng knrs vorgetragene „Mathema- tiflche Geograx)hie in physischer fitioksicht", welche „sioh mit der QröBe^ Fignr der Erde tmd deren Eintheilung durch ver- schiedene Linien beschäftigt, die vermöge ihrer Bewegung um die Saline und ilire Axe gedacht werden müssuu"', hat eine andere Austulining, aber mehr noch .,der allgemeine Theil der physischen (itiographie, der die Oberfläche von Land und Seen behandelt", wie ,,dor zweite Theil der physischen Geographie:" „Die Producte der Länder oder Naturalien im Reiche der Natur, so wie sie die verschiedenen Qegenden der Erde ensengt haben", imd „die Durchwandemng der Lftnder in physisch-geographischer BOoksicht.** Da findet sich z. B. in der ersten Abtheihing des zweiten Theils nicht ein besonderes „Haaptstttck", ein beson* derer Abschnitt'': „Vom Menschen*', wie in der Nachschrift aus dem Jahre 1784 und in der Bink*schen Ausgabe, sondern es wird zn Anfang des Thierreichs ,,primordialiter der Mensch, als Gattung der Thiere in seiner Mannigtaltigkoit unter den Menselien nath den verschiedenen "Weitstrichen'' belumdelt, und zuvürdorf>t ein«' Auseinandersetzuuij^ die sicli weder in der Nachschriit aus dem Jahre 1784, noch in der Ivink' scheu Ausgabe findet darüber gegeben, daß „sich nur eine Menschen- Gattuig, nicht verschiedene Arten der Menschen auf der Erde annehmen" lassen. Und in der «weiten Abtheilung des zweiten Theils ist die Begierongsweise, die gesellschaftüche Ordnung, die Religion der orientalischen Volker, znmal der Chinesen und der Hindostaner, bestimmter und genauer skissirt, als In der Nachschrift aus dem Jahre 1784 und in der Bink'schen Ausgabe. Die auf der Königsb. Kgl. u. Univers.-Bibl. vorhandene,

2^ 2ur Beuriheilang von Kant s Kritik dar reinen Veruonü «ic.

undatirte Nachschrift, welche in dem Plan des Gknzen mit den beiden vorliin orwahiueu -latirten Nachschriften übereinstimmt, aber den Text des Vortmges weniger ausführlicli bringt, als jene, weicht wiederum in der Fassung Tind Formung des Mate- rials von der einen, wie von der anderen ab, nähert sich jedoch mehr der Naclisclirifl aus dem Jalire 1793, als der aus dem Jahre 1784. Es ist wohl möglich, daß aie ans der zweiten Hälfte der 1780 iger Jahre herrührt. Wenigstens ist hier bei Bestimmimg der Begrifie: Bäoe und Variet&i, die in der Naoh- eohrift ans dem Jahre 1793 ebenfalls und in gleicher Weise, und in beiden Naohsehriften in ^eioher Weise wie in Kant's AbbandlnBg: ,,TJeber den Gebranoh teleologischer Prinoipien in der Philosophie" vom Jahre 1788 geliefert wird, der Unterschied zwischen logischer Eintheilung nach der AehnUchkeit und phy- sischer Eintheilung nach der VerwandLschait erörtert, welcher auch in jener Abhandlnng vom Jahre 178S ausdrücklich er- wähnt und hiervorgehoböQ wird (ß. VI, 363 Anm.)- Da er nun in der Nachschritl vom Jahre 1793 nicht in Betracht gezogen worden, so kann dieser Umstand vielleicht als ein freilich nicht sficheres Anzeichen dafür gelten, daß jene undatirte Naohrift^ Ton der ich schon bemerktep dass sie sich in ihrem Tenor der Naohsohrift aus dem Jahre 1798 annähert, nicht hinter, sondern vor daa Jahr 1798, und zwar in die Zeit &lle, in welcher der oben erwähnte Unterschied von Kant bei Discoasion der Forster'sohen Einwurfe gegen seine Meinung aber den Be- griff nnd den Ursprung der Menschenracen gemacht wurde, mit* hin in die Zeit um das Jahr 1788 herum. Auch erwähnt jene Nachsckrii't bei Schilderung der politischen Zustände in Hindo- stan Tippo-Sahib's, welcher v. 1782 1709 regierte, wie eines Herrscliers, dessen Herrsuhatt niclit eben erst begonnen, sondern schon einige Zeit liin(bir< b gedauert hatte, obgleich ohne für mich auffindbare Andeutong, wie lange sie bereits ge- dauert hatte.

Demnach bestätigen die auf der Königsberger Kgl. und Universitätsbibliothek vorhandenen Nachschriften nicht die An-

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Von Emil Anioldt.

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sieht Selmbert's, „daß Kant si'hr wenig in diosen Vorleaungen bei den liäiifigen Wiederholungen geändert hat."

Kink fügt den kurzen Notizen über Kaschemir in seiner Ausgabe die Erklärung bei: „Hier ist eine Lücke in der

„Kant'sohen OriginalhAudschriflb, die ioh für jetzt

„nicht ausflüW Daeo merkt Schubert (IL VI, 718 u. f. Anm.) an: „In den vor mir liegenden Nachschriften dieser Yor» „trage folgen nachstehende Materien: 1. Charaktere der Ein- wohner in Indien. 2. Naturmerkwürdigkeiten daselbst 8. Wissen- schaften der Lidier. 4. Einkünfte des Moguls. 5. Religion der Indier. 6. Ehen" n. s. w.

Dieser Boraerkung Schubert*» gegenüber habe ich meiner- seit<? 7M bemerkfii: lu der Nachselirift aus dem Jahre 1784 folgen narh den mit der Rink'selion Ausgabe auch hier fast wörtlich übereinstimmenden kurzen Notizen über „Cachmir'' allerdings die von Schubert angegebenen „Materien", aber unter formell etwas anderen Titeln: .,§ 154. Charakter der Ein- wohner Indiens/' „§ 16&. Naturalien.'* „§ 156. Von den Wiseenschaften.** „§ 157. Von den Einkünften des Moguls.'' „§ 158. Von der fieligion." u. s. w., und ein Abschnitt: „6. Ehen'' gar nicht, sondern statt dessen am Ende des „§. 168." nur die Sfttae: „In dem Eünigreioh Kaliont soll ein Weib bis „12 Mftnner zugleich heyrathen kOnnen. Man verkauft hier, wie „sonst in Indien die Weiber und hält sie h( liivisch. Die Ver- „breunung der Weiber der Braminen zugleich mit den Miinnern „geschieht von ihnen biüweilen freywiilig, bisweilen aber ge- .,zwnngen." Dagegen hat die undatirto Nachschhit weder die angegebenen Paragraphen und Titel, noch stimmt dasjenige, was sie unmittelbar nach China über „Indostan*' bringt, dem Inhalte nach mit der Nachschrift aus dem Jahre 1781 überein, Basselbe gilt von der Nachschrift aus dem Jahre 1798, welche wiederum von den beiden vorigen hier abweicht. Da jedoch die letztere^ aller Wahrscheinlichkeit nach, Schubert nicht vor- gelegen hat, 80 kommt sie ftlr die Angabe desselben nicht in Betracht» Die beiden ersteren aber befanden sich (^e Frage

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284 2ar Beartbeilaiig von Kant*« Kritik d«r xwun. Vernunft eto.

unter den „sechs", die Schubert vorlagen, und da diese in Be- zug auf das, was sie über Hindostan bringen, nicht mit einander ftbeieinstimmen, so war Schubert nioht berechtigt, eine Angabe zu machen, welche die Vorstellang erwecken muß, dafi in allen

„yor^' ihm „liegenden Nachschriften" die von ihm namhaft ge- machten Materien in völliger, auch sachlicher üebereinstimmung

folgen. Er hat wohl jene beiden Nachschriften nicht genauer mit einmider vpruj'liphfMi nnd vernmthlich aus (\(^r Nachschrift- vom Jahro 1784 alierJinccs die „Materien", diese aber mit vor- änderten Titehx angeführt.

f) VerhäUnifl von Kant*a physisch-geographischem Golleg an seinem anthropologischen.

Baß Kant den Inhalt seiner Vorlesungen über physische Geogruphie in den 1770 iger, 80 ige r. und 90iger Jahren ver- schieden gestaltete, ist vorweg aiizuuehmen und überdies, hin- sichtlich der beiden letzten Decennien seiner Lehrthätigkeit, schon aus einer nur oberflächlichen Yergleichung der vorher er- wähnten Nachschrifben im Allgemeinen zu ersehen. Wie er ihn aber im Einzelnen während jener Zeit allmälig umwandelte, eine solche Darlegung würde fttr jeden, der daran Interesse hat, nur dann controllirbar sein, wenn Kachschriften aus jenen Decennien gedruckt wären, dniuntor womöglich auch diejenige, die im Winter des Jahres 1772/7B, als Kant in dem IlaiUsd des Herzens i'riedrich von Holstein-Beck Vorlesungen über physische Geographie vor einem gemischten Kreise von ZuhOrern liielt| angefertigt, von Kant eigenhändig corrigirt, mit mehreren kleinen Zusätaen versehen and dem Herzog von Holstein geschenkt war, und die im Jahre 1846 von Schubert der Kant-Gesellschaft zur Ansicht vorgelegt wnrde (N. Pr. Prov.-Bl. Jahrg. 1846. Bd. I, S. 464.). Indeß, wenn auch niclit über den veränderten Inlialt, doch über die einigermaßen veränderte Tendenz seiner physisch- geographischen Vorlesungen giebt Kant selbst im Jahre 177Ö Aufschluss durch eine Mitthoilung über seine Idee von einem nütalichen akademischen Unterrichte^ dem er seine physische

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Von £mü Arnoldt.

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Geographie einreihte. In dem Programm nämlich: ,,Von den verscliiedenen Racen der MeTiJ?chen", das er ,,zur Ankündigung der Vorlesungen der physiscliun Geographie im i:>ommerhaIbjahjro 177Ö*' veröffentlichte, sagt er:

„Die physische Geographie, die ich hierdarch ankündiget „gehört zn einer Idee, welche ich mir von einem nfttaUohen „akademisohen ünteirichie mache, den ich die VorObüng in der „Kenntnis der Welt nennen kann. Biese WeltkenntniB ist „es, welche dazu dient, allen sonst erworbenen Wissenschaflea „und Geschicklichkeiten das Pragm at iscLe zu verschafibn, da- „dnrcli sio nicht blos für die Schulo, sondern für das Leben „brauciibar werden, und wodurch der tertig gewordene Lehrling „auf doQ Schauplatz seiner Bestimmung, nämlich in die Welt, „fiingeüflhrt wird. Hier liegt ein zwiefaches Föld vor ihm, wo- „ftnrch" [sie; wovon?] „er einen vorUkofigen Abriß nOthig hat, pm. alle kftnitige Er&hmngen darin nach Begeln ordnen m .,kOimen: nftmlich die Natnr nnd der Mensch. Beide Stücke ..,&ber müssen darin kosmoIogiscU crwogun werden, nämlich „nicht nach demjenigen, was ihro Oogeustaude im Einzelnen „Merkwürdiges enthalten (Physik und empirische Seelenlehrej, „sondern was ihr Yerhältniß im Ganzen, worin sie stehen nnd »darin ein Jeder selbst seine Stelle einnimmt, nns anzumerken iigibt Die erstere Unterweisung nenne ich physische Q-eo- „graphie nnd habe sie zur Sommervorlesung besimmt, die zweite „Anthropologie, die ich für den Winter aufbehalte (W. H. ,A 447 Anm.)."

Diese Erklärung ist wichtig in dreifacher Beziehung. Ver- ghchen mit Kant's Irüliereu Erklärungen über die Tendenz seiner physisch-geographischen Vorlesungen, läBt sie eine all* mäiige Steigerang merklich werden, welche im Jahre 1775 an d«m damals angestellten und weiterhin im Ange behaltenen Zwecke ihren Abschluß findet. Ferner: Indem sie die physisch- geographischen und die anthropologischen Yoriesnngen einem lUid demselben Zwecke dienstbar macht und beide Disciplinen ZQ einem Ganzen verbindet, weist sie zugleich einer jeden von

286 ^Ui' Beiu'theiluug von Kaut'd Kritik der reinen Veruunft etc.

beiden ihr gegondertes Gebiet an. Endlich: Sie vergegenwftrtigt mit dem Zwecke, den sie beiden Disdplinen setast, in dem

Character Kant's jenen großen Zag, den man Aufgeschlof?8on- heit für die Welt neuueii diirfte, jene Gemüthsdispoyitiou, sich Am Schranken rles (Tflelirtenthums zu entheben nnrl bei unnarliliil.Uicher Bekäinjitiing rles Utilitarisraus sich der Ver- bindung von Wissenschaft und Leben, der Pflege praktischer Interessen, der Förderung dos Gemeinwohls zuzuwenden.

Von d^m letzteren habe ich hior nicht weiter zu reden. Aber auf die beiden erstgenannten Beziehungen muß ich nAher eingehen.

Die Steigerang der Tendenz vollzieht sich so, daß Kant im Lanfe der Zeit dem Colleg einen höheren und höheren Zweck giebt, den er, sobald er sich desselben bewußt wird, aus der Gegenwart in die Vergangenheit verlegt als den nrsprüngliclien

Zweck. Bei der Einführung des Collegs in die Reihe der ständigen iikadeniisclieü Lehrfächer 7.n Ostern des J. ihres 1757 will er die physische Geographie vortragen zumeist auj? gelehrtem Interesse an der Vermehrung und Erweiterung geographischer Kenntnisse in der studirenden Jugend zum Zweck allgemeiner wissenschaftlicher Ausbildang derselben. Bei der beabsichtigten Umgestaltung des Collegs im Jahre 1765 erscheint dann die physische Geographie als Vorbereitungs- und Hil&wissenschaft der Philosophie, indem sie von Anfang an dienlich befunden worden, die vernflnftelnde Jugend von dem Brüten Uber vagen, allgemeinen Vorstellungen abenlenken und zur Aufhellnng ab- stracter Begriffe durch concrete Vergegenstftndlichung derselben anzuregen. Endlich bei der letzten Zwecksetzung für das Colleg im Julire 1775 wird die physische Geographie neben der Antliro])()logie unter der Idee einer UebGrbrücknu'i^ der Kluft zwisch»'!! Schule und Leben zur Unterweisung für die akadomisehe Jugend, alles Wissen und Können auf die Bestimmung des Menschen in der Welt, auf die Ausfüllung der ihm angewiesenen Stelle in der Schöpfung, auf Selbsthumanisirung zur Förderung des Weltbesten hinzurichten nach Maximen, mittelst deren alle

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Von Emil Arnoldt.

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Ertahningen jonera Löcbsteu Zweck entsprechend zu ordnen und zu verwerthen sind.

Indem die physische Geographie und din Antlirnpnlnjrie mit einander verbunden werden durch den geint!insciiattlichen Zweck, dem akademischen Lehrlinge von der Weit Keimtniß zu verschaffen, um ihm in der Welt die Auitindang seiner rechten Stelle nun Besten derselben zu ermdglicheik) wird zugleich einer jeden Ton beiden Dieoiplinen ein geBondertes Qebiet innerhalb feeter Grensen Engewiesen. Die physisohe Geographie tmd die Anthrqx>logie sind beide kosmologisch zn behandeln und in pragmatischer Bflcksicht, damit der Lehrling die nöthige Klug- heit erlange, zum Kosmos so Stellung zn nehmen und in dem Eosmofl eine Stelle so einennehmen, daß er wenn nichts mehr, doch wonigstüus seine eigene dauernde "Wohllahrt zu l)esorgen vermögend werde. Aber die itliysische Geograpliie liat von der gesammten Welt nur die Natur kennen zu lehren und in der Natur neben anderen Merkwürdigkeiten derselben den Menschen als ein Stück, Prodnot und Glied der Natur, wie sein Yerhältniß SQ ihr nnd zn anderen Menschen als Natur -Produoten nnd -Gliedern. Genauer: die physisohe Geographie hat, was den Hensbhen anlangt, das Henschengesehlecht kennen za lehren nach den nrsprflngliohen Bestimmungen, dnroh welche die Katnr Unterschiede in ihm setat, nnd nach den allmäligen Ter- Andernngen, die es unter den Einflössen der Natur und unter seinen eigenen Mafinahmen erleidet, softim die letateren durch natürliche Einflüsse bedingt sind. Dagegen liat die Anthropologie, die Kaut zumeist anbaute, d. Ii. die Ant]iro])oli)gie in pragmati- scher Hinsicht, Menscheukenntnijß zu gewahren zunächst in Bezug auf das, was allen Menschen unter allen Himraelssthelien gemeinsam ist, die Menschenseele, ihre ursprünglichen, natürlichen Anlagen und Fähigkeiten, die dem Menschen als •olchem überall eigen sind, sodann aber auch in Bezug auf die mancherlei Yon einander abweichenden Entwiokelnngen, welche die Menschen ihrer Intelligens, ihrem Geftlhl, ihrem Begehren aus ihrer Willkflr heraus gegeben haben, so fem sich die letstere

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288 Zur Beurtheilnng von Kaiit'a KiiUk der reinen Vernunlt etc.

mehr unter der Qesetegebung der Natur, sk imtor der Qesetc- gebung der Freiheit bethätigt. Daraus folgt unmittelbar, dafi die physiflcbe Geographie vorzugsweise den uncivilisirten, die

Anthro]jologie vorzugsweise den civilisirten Menschen in Betracht zu ziehen habe, und daß sieh der Unterschied zwisclien der Be- trachtung des Menschen in der pliysisclien Geographie und der in der Anthropologie allgemein dahin iormuliien lasse: die physische Geographie betrachtet den Menschen hauptsächlich von anfien, die Anthropologie Ton innen, jene seinen E6rpec und von seiner Seele nur das, was in ihr anf Grund mannig- faltiger roher Naturtriebe und wechselnder NatureinflCtase empor^ kommt) diese seine Seele nach ihren oonstanten Anlagen und den AeuAerungen derselben, welche anf Grund seiner WiUkOr, wie sie sieh sun&chst der Natur in ihm hingiebt, dann aber auch wohl wie sie sich von der Natur in ihm ^llmalig befreit, bei fortschreitender Bildung zu Stunde Ivommen.

Die Grenzlinie zwischen der pliysisch-geographischen und der anthropologischen Betraclitung des Menschen ist also leicht zu ziehen, schwer aber, jede der Grenzlinien zu bestimmen, welche innerhalb der Anthropologie selbst; die einzelnen Theile derselben von einander, und dann die Anthropologie mit ihren Theilen von der Moralphilosophie, oder der Ethik scheiden. Ich gebe einige Andeutungen dasu, ohne die Frsgen, die sich dabei erheben, TöUig erledigen zu wollen.

Kant hatte im Sinne, aus seiner anthiopologisohen Be- obaohtungslehre eine Vorttbung der Geschicklichkeit, der Klugheit und selbst der Weisheit flür die akademische Jugend zu machen (Br. an Herz vom Winter 1778/74. R. XI, 66 ). Diese Tendenz hat er, wenigstens in einer schriftstellerischen Produetion, nie ausgeführt. Denn, obschon ihr die Anthropologie, die er im Jalire 1798 veröffentlichte, darin enispracli, daß sie das lesende Publicum zur tliätig(ui Theilnuhme an den anthro- pologischen Bemühungen hinlühren wollte, indem sie demselben „durch die Vollständigkeit der Titel" für die am Menschen beobachteten, ins Praktische einschlagenden Eigenschaften |^

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Von Emil ArnoldU

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-viel Veranlassimgeii und Aufforderungen'' gftb, »Jede besondere sa einem eigenen THema m. machen, nm sie in das ihr ange- hörende Fach an stellen*' (B. VIT, 2 A. G.\ so war sie doch blos

eine „Authropologio in pragmatischer Hinsicht", mithin ein allerdings wesentlicher, aber immer nur ein einzelner Bestand- theil von jener „auHfübrlicheu Anthropologie (dem Pendant zu der empirischen NatnrlohreV*^ in welcher nach dem P^ntwurf «um System pbilosophii^cher ErkeuntuiÜ in der Krit. d. r. V. die empirische Psychologie ilire eigene Behansnng beaiehen" soUte (B. n, 654.).

Jene ausführliche Anthropologie forderte} wenn ich £ant's Andentangen richtig auslege, drei Bestandtheile, einen theore- tischen, welcher empirische Psychologie im herkömmlichen Sinne

^^^^

des Wortes, einen theoretiseh-praktischen, welcher Anthropologie in technischer nnd pragmatischer Hinsieht, einen praktischen, welcher moralische Anthropologie Yortrüge. Der erste hfttte

Seelenlehre, der zweite Geschicklichkeits- und Klng- heitslehre, der dritte Wc ishei tslehre in doren Anwon- dnnj^ auf die empirisch go^eb^non Mensclion zu liefern. Ob Kant aber jene drei Beötaadtheile in drei «yeHondorten, für sich bestehenden Abtheilungen, und innerlialb jeder dieser Ab- theilongen die menschlichen Eigenschaften nach den drei Qe- müthsvermOgen geordnet, oder ob er die menschliehen Eigen- schaften nach den drei QemOtlisvermögen in drei Abtheilungen: Vom ErkenntniBvermögen, vom Oefohl der Lost und Unlust, vom BegehrongsvermOgen gesondert und innerhalb jeder dieser Abtheilungen jode zu ihr gehörige Eigenschaft aus psychologisch- theoretischem , aus technisch - pragmatischem, aus moralisch- praktischem Gesichtspnnct hinter einander behandelt wissen wollte, kann /.wt'it'olluitt scheinen.

"Wenn in den Prole^omena i l783) die UuterBuclmug über die Xaturunlagen zur Metapliysik und die Naturzwecke, auf welche diese Anlage abgezielt sei, in die Anthropologie ver- wiesen wird, (R. III, 138 u. 139.), so müßte sie hier aus psycho- logisch-theoretischem Ghesichtspnnct die Darlegung bieten: wie

Altpr. ]I«MtM«htift Bd. XXYIL HA. 8 a 4 19

üigiiizeü by VoüOgle

290 2ar Bemrtheitnng von l^t*s Kritik der reinen Venranft oto.

die Anlage cor MetliA|>hyaik in der mensoliliohen Yeniimft ge- geben, ans te^dknisch-pragmatasohem: wie aie m entfwickaln und dnrcli ihre Entwickelung die Cnltor der Yemirnfti damit aber die Ltoang mannigfiAcher dorch die Zwecke der mensohlioben Geselleohaft geetelHer Angaben 211 erreidien, ans moralisch- praktischem: wie durch die metaphysisch cultivirte und die Meiiscliuiigemeinschaft cultivircude Veruunft der Materialismus, der Naturalismus, der Fatalismus in einer über- und verbildeten 8oci«:*tät zu bekämpfen sei. Bei dieser Untersuchung würde die Betrachtung aus psychologiscli-thooreiischem, toohnisoh* prnjü^matischem, moralisch-praktischem Gesichtsponofe in nnimter- broohener Folge offenbar der ebenste Weg sein.

Die „piraktische Anthropologie", welcher, wie die ,,GTimd- legung aar Metaphysik der Sitten" (1785) verlangt, eine Meta- physik der Sitten vorangehen muB (IL Tm, 5.), ist ohne Frage als Anthropologie in teohnisch-pragmatischer und in moralisch* praktischer Hinsicht gemeint, obschon sie dort mit der empiri- schen Physik in Parallele gebracht wird. Die „Anthropologie*' dagegen, aus welcher die reine Moral, auf den Mensckeu au- gewandt, ni( lit tias Mindeste entlehut (ibid. S. (5. vgl. S. 33.), aber in ilinr Anwendung auf Menschen nothweudig und großentheils die Bedingungen des menschlichen Wollens schöpft (ibid. S. 85. 7.), ist die „empirische Seelenlehre" (als psycJiolo- gisch-theoietische Anthropologie), welche „über die Gründe Unter- anchong'* anstellt, „warum etwas geiUlt oder mißfällt, wie das YergnOgen der bloBen Empfindung vom Qeschmaoke, und ob dieser von einem allgemeinen Wohlge&llen der Vemnnft nnter- sohieden sey; worauf Qefohl der Lust und Unlust beruhe, und wie hieraus Begierden und Neigungen, ans diesen aber, durch Mitwirkung der Vernunft, Maximen entspringen," eine em- pirische Seelenlehre, „weiche den zweiten Theil der Vaturlehre ausrnaclien wurde, wenn man sie als Philosophie der Natur betrachtet, so ferne sie auf empirischen Gesetzen gegründet ist" (ibid. S. 54.).

£8 ist dieselbe „empirische Seelenlehre", welcher in der

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Von Emil Arnoldt

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Vorrede zn den „Metaphysischen AnfiBuigsgrtlDden der Nator- visBenschaft** (1786) der Bang einer eigentlich so m nennenden Katnrwissensohaft, einer Seelenwissenschaft, selbst der einer ps^'chologisohen Gxperimentallehre abgesprochen, und der Character einer bloßen Naturbeschreibung der Seele bei- gelegt wird (R. V, 310 u. 311.j.

Von den psychologischen Begriffen, welche die ^Kritik der praktischen Vernunft" (1788) ihrer Kritik unterzieht, ist der Begriff des BegehnmgsvermÖgens und der Lust (E. VIII, 112 n. 113 Anm. 178 u. 179) ans der herkömmlich so benannten empirischen Psychologie oder der psychologisch - theoretischen Anthropologie, der Begriff der psychologischen Freiheit (ibid. S. 224, 228. vgl. II, 618 u. 619.) aus der technisch-pragmatischen Anthropologie, der Begriff der Achtung vor r«!r.sonoii (ibid. S. 2< >7 u. 208 Anm.) aus der moraliHch-prakt is hen Anthropologie ^entlehnt"*, ohne daß jenes Werk irgend wo und irgend wie auf irgend eine Eintheilung der Autliro[»ologie Bezug nähme.

Die „Kritik der UrtheUskraft'' (1790) steUt ihrer trans- scandentalen Exposition der ästhetischen ürtheile „die psycho* logische'^ g'^genttber, „wie sie ein Bnrke und viele scharfsinnige M&nner unter uns bearbeitet haben**, nnd erklärt, dafi „diese Zergliederungen der PhiUioraene unseres Gemüths als psycho- l"£ri.S(.'he Bemerkungen überaus schoii'' seien und ,, reichen Stoff za den beliebtesten Nachforschungen dor empirischen Anthro- pologie geben*', deS man aber „durch Aufsp&hung empirischer Gesetse der OemQthsverändenmgen'* niemals zu einem sei es objectiven, sei es subjectiven Princip a priori gelangen kOnne, welches dem Geschmacksurtheil zu Grunde liegen mtksse, und dafi, möge immerhin die empirische Exposition der ästheti- schen Urtheile den Anfang machen, um den Sioff zu einer höheren T^ntersuehnng herbeizuschaffen, docli eine transscen- dentale Erörterung diesea N'ermögens zur Kritik des Geschmacks wesentlich gehörig sei (E. IV, 137—140.). Hier ist ausdrücklich die herkömmliche empirische Psychologie als empirische Anthropologie bezeichnet, eine ganz und gar theoretische

19»

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292 Zur Beartheilang Ton Kant** Kritik der remen Veroiuift eto.

Wisaenscliiift, welche die Phftaoiiiene des Gemftthes seigliedert und die empirischen Geaetse der Gemüthsyerftnddmiigeii auf- .st allt, und als rein theoretische Wissenschaft wohl noch etwas mit einer Anthropologie in technisch-pmgmatischer, aber direot

nichts mit einer Anthropologie in moralisch-praktischer Hinsicht zu tliuu hat.

In UebereiiistimnuHi^ mit dem ersten Abf?chnitt der Ein- leitung zur Kritik der Urtlieilskraft (Ii. IV, 8—11.) verwirft Kaut in dem Autsatz: „lieber Philosophie überhaupt'' (1794) gleich zu Anfang, wo er die strt'iige Anwendung des Begriffs: praktisch, hütet, den Titel: „praktische Psychologie" als Be- aeichnung fQr einen „besondem Theil der Philosophie über die menschliche Natur^^ d. h. als Theil der empirischen Psychologie oder auch der Anthropologie. Denn die praktischen VorBchriften Aber die willkürliche Hervorbringnng eines gewissen Gemüths- Bustandes in nns, z. B. der Bewegung oder Beafthmung der Einbildungskraft, der Befriedigung oder Schwftchnng der Noigungon, auch die Vorschriften der Geschicklichkeit mithin aucli .,der ivlu^^hoit als einer Geschicklichkeit, aui Menschen ujid ihren Willen Kinlluß zu üben'" (Tf. TV. lo.i oder alle Vorsclirift en finer Äiithropulügie in pragniiitisrln-r Hinsicht seien zwar praktische Sit/e. aber, weil sie aus der Theorie herge- nommen würden, blos in Scholien der empirischen Psychologie, der theoretischen Anthropologie abzuhandeln und statt praktischer Sätze besser technische S&tze zu nennen (B. I, 684 Q. 685.)« Weiterhin in demselben Anftatze beklagt er ge- legentlich, daß es mit psycbologisohen Erklftmngen, welche die Sittenlehrer über Ph&nomene dea menschlichen Gemflthes, z. B. den Geiz, die Ehrbegierde verlangen, damit sie ihre Vorschrift nicht ZOT Befolgung der sittlichen Gesetze, sondern znr Weg- räumung der dem Einflüsse der sittlichen Gesetze entgegen- stehenden liindernisse darnach richten können, „sehr k'nnmorlich bestellt sey" und laßt dann zwei Bemerkungen, von denen er die eine schon in der Krit. d. ürtli.. die andere schon in der Vorrede zu den Metaph. Aufangsgr. der Natnrw. gemacht

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Von Emil AnioMt.

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hat, zusammen, indem er erklärt: „Psychologisch Iteoburhtrn „(wie Brtrk^^ in seiner Schrift vom Schönen iin*l Erhal>t neii), .jinithin Stoff zu künftigen systematisch zu verbindendeu Er- „Ährungsregeln sammeln, ohne sie doch begreifen zu wollen, ist „wohl die einzige wahre Obliegenheit der empimchen Payolio- „logie, welobe aehwerlich jemals auf den Bang einer philosophi- „iBchen WiBaenrobaft vizd Anspradi machen können."

Diese Anseinandersetzongen in dem An&atse %yom Jahre 1794 können den Schein erwecken, als ob Kant die „ansfahrliche Anthropologie'', in welcher die empirische Psychologie, wie er in der Krit. d. r. V. sagte, ihre eigene Behausung beziehen sollte, ftlr eine bloße Sammlung rein thonretisclier Jieobachtungen angesehen, habe. Daa war aber nii ht der Fall. Jene ..aus- führliche Anthropologie" ^>y\l eiuüU Ik'stauiltlicil halH-n, welcher mit der praktischou Philo^sophie mindestens eben so sehr vor- himden ist, als mit der theoretischen Psychologie. Freilich, wenn er in der Grandleg. znr Metaph. der Sitt. erklärte: „Man „kann, wenn man will (so wie die reine Mathematik von der naugewandten, die reine Logik von der angewandten unter* ^schieden wird, also) die reine Philosophie der Sitten (Meta- nphysik) Ton der angewandten (nämlich auf die menschliche „Natur) unterscheiden** (B. Vm^ 33 Anm.), so dachte er hier hei angewandter Philosophie v^Iet ij liysik) der Sitten wohl allein an die Tugendlehro, die Ethik, nicht aber an eine morali.seli(- Authro])olnü;ie, oder höchstens au Ethik und moralische Anthropologie zusaninien. Penn er fährt liier fort: „Durch die.*<e Reiieunung'^ unf^ewandte Metaphysik der Sitten „wird man auch sofort erinnert, daß die sittliehen I'rincipien ,iiicht auf die Eigenheiten der menschlichen Natur gegrüudot, „sondern ftlr sich a priori bestehend seyn müssen, aus solchen" [sittlichen Principien a priori] ,,aber, wie für jede vernanftige „Natur, also anch fCa die menschliche, praktische Begeln müssen „abgeleitet werden können." Nun können allerdings „praktische Begefax** sowohl anthroponomische, als anthropologische yorschriften sein. Aber nnr die Anthroponomie, die Etiiik

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294 2nr BüturtheOimg von X»&t*9 Kritik der retnen Yernnnft etc.

kann ihre prektisclieiv Hegeln aus den apriorischen Prinoipien der reinen Philosophie (MetaphyBik) der Sitten ableiten, w&hrend eine moralische Anthropologie ihre praktischen Begeln ans der Antbroponomie, und zwar mit Berücksichtigung theoretisch- psychologischer Beobachtungen ableiten muß.

Dagegen hat Kant in der Einleitung zu den „Metaph^ si- sclien Anfiuiji^sgrimden der Rechtslohre" (1797, oder schon 1796) die Nothwendigkeit einer moralischen Anthropologie als eines Theiles der praktischen Philosophie klar und deutlich hervor- gehoben, obschon nu-ht klar und deutlich das Verhältniß der- selben zur reinen und sur angewandten praktischen Philosophie sei es hier, sei es anderw&rts bestimmt, wie er denn aach in Bezng auf die genanere Namenbestimmang für die reine und die angewandte praktische Philosophie nicht durch scharf begrenzte An- gaben jeden Zweüel über seine Terminologie ausgeschlossen hat^

Kant sagt dort: „So wie es in einer Metaphysik der „Natur auch Principien der Anwendung jener allgemeinen ^obersten Grundsätze von einer Natur überhaupt auf Gegon- jj.sLande der Kiialirung ^'ob'*n muß. so wird es auch eine Meta- „phyöik der Sitten daran nicht können mangehi lassen, und wir „werden oft du; besondere Natur dos MeuHchen, die nur durch „Erlahruug erkannt wird, zum Gegenstand nehmen müssen, um „au ihr die Folgerungen aus den aiigemeiueu moralischen Prin- „cipien su zeigen; . Das will so viel sagen, als: „eine Metaphysik der Sitten kann nicht auf Anthropologie ge- „gründet, f^ber doch aai sie angewandt werden (B» IX, 16.).

Hieraach wollte Kant in der Metaphysik der Sitten selbst „die reine Philosophie der Sitten^ (B. ViiI, 33 Anm.) nebenher auf Anthropologie anwenden, in der Metaphysik der Sitten „oft*^ die Folgerungen aus deren allgemeinen sittlichen Principien a priori för das Verhalten des Menschen „zeigen". Daher sollte die Metaphysik iler Sitten vor allem und hauptsächlich die all- gcmeinan sittliclien Principien a ]»riori, wie sie für alle ver- nünftigen Wesen giltig sind, mithin ohne Berücksichtigung des Menschen vortragen, und „oft'^ bei dem Vortrage derselben eine

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Von Arooldt.

295

anthrojKjlogische Anwendung von ihuou machen, d. h. zeigen, wie sie für den. Menschen unter Berücksichtlfrnng der durch Anthropologie erk*'nni ' n^ n und erkannten Natur desselben gilt ig sind. Dieser Forderung wird dasjenige Werk Kants, das ihr •einem Titel nach sa entsprechen hätte, und das sie als Nonn für wine Benrtbeilting an die Hand giebt, nicht völlig gerecht. Denn die „ineti^hysiBchen Anfongsgrflnde der Bechtelehie** und die ^inetapliyaischen An&ngsgrOnde der Togendlehre^, welche er in deren sweiter Auflage unter dem gemeinsamen Titel: „Metaphysik der Sitten** (in 2 Theüen» 1 TheU 1798^ 2 TheU 1808) msammenfaßte, geben keine „reine Philosophie der Sitten (Metaiihysik)", sondern ©ine ang<' wandte. Sie nehmen von An- fang bis zn Ende die menschliche Natur, die nur durch Er- fahrung, <]urrh Anthropologie erkannt wird, zum Gegenstand und weisen die Folgerungen auf, welche für sie ans den allge- meinen sittlichen Priucipien a priori herfließen. Nur die „Grund- leguug zur Metaphysik der Sitten" und die „Kritik der prak- tischen Vernunft" enthalten Kant's „reine Philosophie der Sitten (Metaphysik)". Auch sie nehmen beide gelegentlich anf den Hensdien BtLoksiobt, aber, so oft es geschiehti immer nur um die Bedeutung der sittlichen Prinoipien a priori, die fQr alle vemflnftigen Wesen giltig sindi an einer einzelnen Olasse der- selben SU erläutern, nioht um in dem umfassenden Gtebiete des Freiheitsgesetses den Ereis von Pfliohtregeln abzugrenzen, denen auf Grund jener allgemeinen Principien das Verhalten des em- pirisch gegebenen, anthropologisch erkannten Menschen im Be- sonderen zn unti r\M rten ist. Ihr Gf^gonstück bilden die ,, meta- physischen Anfangs^rümle der lieclitslelirc" und die ,.iiictaphy- aischen Anfangsgründe der Tugendlehre'', weiche sich das letztere zum Geschäft machen, als Kant's angewandte Philosophie der Sitten, Daher ist es auffällig, wenn sich Kant an der oben oitirten Stelle in der Einleitung zu den „metaphysischen An- fiuig^rflnden der Beditslehre'' weiter folgendermaBen vernehmen iKfit: „Bas Gegensttlök einer Metaphysik der Sitten, ab das „andere Glied der Eintheilung der praktischen Philosophie Über-

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296 Zur Bcurtheilung von Kantus Kritik dar xviam Veriiujaft etc.

„haupt wttrdd die moralische Anthropologie seyn, welche, aber

„nur die subjectivo, hindernde sowohl, als begünstigende, Be- jjdmgungen der Ausiührung der Gesetze der ersteren in der „mensrlilichen Natur, die Erzeugung, Ausbreitung und Stärkung „monilischer ^Trundsfttze (in der Erzieliuug. der Schul- und „Volksbelehrung) und dergleichen andere sich auf Erlahrung „gründende Lehren und Vorschhiben enthalten würde, und die „nicht entbehrt werden kann, aber durchaus nicht vor i"iif>r „Yorausgeschickt, oder mit ihr vermischt werden muß" (B. IX, 16 n, 17.).

Hier hat Kant klar und deutlich eine moralische Anthro- pologie als unentbehrlich, als nothwendig hervorgehoben und sie auch, eben well sie moralische Lehre ist, nicht weniger klar und deutlich als einen Theil der praktischen Philosophie in An- spruch genommen. Da sie aber als Anthropologie selbstver- ätandlicli zu jener „aujstührlichcu Anthropologio'' gehört, in welcher die euipirische Psychologie „ihre Behausung beziehen" soll, 8t > luuii sie in jener ausführlichen Autluojmloi^ie neben der empirischen Psychologie und der dieser letzteren in Scholien einzuverleibenden pragmatischen Psychologie als psychologi- scher Theorie einen sweiten, den pmktischen Theil der An- thropologie ausmachen. Daher hat sie eine Stelle sowohl innere halb der praktischen Philosophie, als auch innerhalb einer aus- fiEUirlichen Anthropologie. Aber ihre Bichtnng, ihr Inhalt, ihr Charakter kann nicht genau derselbe sein, so fem sie ein Theil der praktischen Philosophie, und so fem sie ein Theil einer aus- führlichen Anthropologie ist. Denn als Theil der praktischen Philosopliie steht sie unter der Geset z^ehuug der Vernunft nach dem Freiheitsgesetze, welcho vorschreiht, was sein soll; diigegen steht sie, mag sie immerhin moralisch-praktisch sein, als Theil einer ausführlichen Antliropologie doch irgend^'ie unter der tie- setzgebung der Vernunit nach dem NaturliegrilVe, welcher an- giebt, was ist. Dieses Verh&itnifl hat Kant nicht näher be- stimmt. Ich versuche, es einigermaßen zu bestimmen in dem folgenden, allerdings nur sehr allgemeinen und nur ans dem

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Von Emil Amoldt.

897

6«iicht8puiicte einer Vereinigung zwischen praktischer Philoso- phie und aosfitüirlicfaer Anthropologie entworfenen Schema:

Pkikt. Philoeophie in Beasiehimg anf eine aosfbhrl. Anthropologie.

Die praktische Philosophie ist: Eine ausführl. Anthropol. ist: I Die reine praktische Philo- I Theoretische Anthropolof^ie Sophie oder Metaphysik der oder empirische Beobach- Sitten; sie trägt die sitt- tungslehre, welche Kennt- lichen Principim a priori nisse von der Beschafifen- Tor, die für alle vemflnftigen heit und der Entwickelung Wesen giltig sind, ohne da- der menschlichen Natnr ge- bei den ICenschen mehr als währt gelegentlich zn berücksichti- gen, und begründet: n Die ungewandte praktisch« Philosophie, in weicher die sittlichen Principien Ge- staltnn^ bekommen, wie sie ftr den Menschen giltig sind, 1. ohne Bflcksicht darauf, ob sie von ihm atisge- tührt werden, udor kön- nen ausgeführt werden, obschon vorweg anzu- nehmen ist, daß sie, weil sie ausgefEÜirt werden sollen, auch müssen ans- gefOhrt werden können,

a) als Bechtslehre,

b) als Tugundiulire;

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1. als fmpirisvlio Psyclio- logie oder Naturbeschrei- bnng der menschlichen Seele, der Vermögen, Kiftfte und Thätigkeiten derselben (mit hier nicht näher anzugebenden Ab- theiliinercn); Bio liolV-rt für (iiv. 3I'-tap]iysik dor Sitten, wann immer in ihr dio Rücksichtnahme auf den Menschen er- forderlich scheint, ein- zelne Hil&begruSe, wie Sinnlichkeit, Verstand, Vernunft, Geliihi, Be- gehruagsvermögen, Nei- gung, Willkür, Wille, so wie für die liochts- und Tugendlehre eine Menge von Beobachtungen, ohne

Zar Beurtheilung vou KsiaVn Kritik der reinen Vernunft etc.

2. mitBüekBiclitdaraaf,wi6 sie von ihm können ausge fuhrt werden, als

moralische Anthro- pologie; .sie giebt unter Bezugnahme auf die sub- jectivon Bedinguui,« t: m der menschlichen Matur, welche die moralische Bildung theils hemmen, iheib begünstigen, Yor^ Bohriften, wie die sittli-

welche die allgemeinen sittlichen Principieu auf dio nieuschliche Natur nicht könnten angewandt werden ; 2. als pragmatische An- thropologie oder Lehre, wie der Mensch die in der empirisohen Psyoho- logie beiohriebenen Ver- mögen nnd Erftfte ans- snbÜden nnd cn ent* wickeln hat, nm m so yielen Geschäften , als möglich, geschickt zu werden, und wie er die dort bescliriebenen 'i'hä- tigkeiten zu richten und auszuüben hat, um sich im Geschäftsverkehr nnd geselligen Umgange mit anderen Menschen klng m. benehmen, n Praktische oder mora- lische Anthropologie; sie beschreibtdenEntwicklungs- gang, auf welchem die in der B^chts- und Tugend- lehre dargolcgten rechtliehen und moralischen Yorscliriften von den Menschen ausge- führt sind nnd ausgeführt werden, und sucht durch Erwflgung - des sittlichen Verhaltens der Menschen in

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Von ümil Axnoldt.

cheuG*?setzo aus/Alt (Ihren, in Triebfedern für die Willensbestimmung zu verwandeln, wie j^flicht- mUHge Maximen und moialische Gnmdsätae in den Menaolten vn er- zeugen und zn befestigen und unter ilinen anszn- breitensind. SoblieBlich leitet sie zur Kunst der Pädagogik hinüber, filr welche sie die melir oder weniger wiasenscbaft-

Verganf;»'nlieit und (b^geu- wiirt Einsicht zu gewinnen, wie dereinst die höehslen Zwecke der Menschheit im geschichtlichen Leben der Völker können erreicht wer- den. Dadtireh leitet sie zur philosophischen Betrachtung der Weltgeschichte, zur Philosophie der Geschichte hintlber, für welche sie Bichtangslinien yerzeidinet und Normen au die Uand giebt.

licho Grundlage suhalli.

Vielleicht lieBe sich die Anthropologie in ihren verschie- denen Zweigen etwa so charakterisiren: Sie gewährt als empi* Tische Psychologie oder rein theoretische Anthri^iiologie Kennt- nisse vom Menschen, als pragmatische Anthropologie Menschen- kenntniB und Anleitung zur Klugheit, als moralische Anthropo* logie Erkenntniß des Menschen, der Menschheit und An- leitung zur Lebensweisheit gemftß der Metaphysik der Sitten, der Weisheitslehre als Wissenschaft.

Mochte Kant die Anthropologie als Beobachtungslehre d. h. in ihrem theoretischen Theile auch nicht als Wissenschaft sfelt^u lassen, und sie als Vorübung der Weisheit d. h. in iiu'em prak- tischen Theile mit äußerster, wenn auch vollberechtigter Strenge von der Weisheitsleiiro als Wissenschail absondern: er forderte doch, daß der Philosoph den einen wie den anderen Theil der Anthropologie cnltivire, wenn er die Pliilosophie nicht blos nach ihrem Schulbegriffe (R. II, 646. - III, 185 u. ff, ) d. h. als Wissens-, Qesohicklichkeits- und Mugheitslehre, sondern auch nach ihrem Weltbegriffe d. h. als Weisheitslehre anbaue. Frei- lich vereinigt sich, wie es in der EHt. d. r. Y. heiflt, alles Interesse der Vernunft, das speoulative sowohl, als das prakti-

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300 Zur Benrthdliing von Kaat^s Kritik der reiaea Yenmiift etc.

sehe, in den drei Fragen: 1. Was kann ich wissnn? 2. Was 8oU loh thun? 3. Was darf ich hoffen ? (R. II, 620.), aber wohl zvL merken, obschon gemftß dem Welfcbegriffe der Philosophie, welcher diese Fragestellnng dictirt, doch nur auf dem Felde der reinen Philosophie, welches nicht das ganze Feld der Phüoeophie ausmacht. Denn der Philosoph, welcher sich dem Ideal eines Philosophen in weltbürgerlicher Bedeutung zu nähern sucht, hat nicht nur zu lehren, worin der Endzweck der Vernunft zu setzen wovon die reine Philosophie , sondern auch durch welches Verhalten er vom Menschen zu erreichen sei (R. VIII, 243.) wovon die angewandte Philosophie, speoiell die Anthro- pologie nnterriohtet. Darum ftigte Kant, indem er, die Logik einleitend, den „BegrifE von der Philosophie überhaupt erörterte, bei Umschreibung des Feldes der Philosophie in wellbürger- licher Bedeutun«; den dnü ol)igen Fragen aus der Krit. d. r. V. noch eine hinzu, nämlich: ,,4. Was ist der Mensch ?*^ und be- merkte: ,,Dic erste Frage beantwortet die Metaphysik, die „zweite, die Moral, die dritte, die Religion, und die vierte, „die Anthropologie. Im Grunde könnte man aber alles dieses „zur Anthropologie rechnen, weil sioh die drei ersten Fragen „auf die letzte beziehen" (R. III, 186.). Indeß ließe sich gegen den Schlußsatz in dieser Bemerkun;g: einwenden, daß eine so weite Ausdeliiiung des Begriffes der Ant l roplogie ohne Noth der herköramliclien Benonnnng' pliilosopln-jht r Disciplinen zuwiih^r- laufen, zur Klärung des Begriffes der Thilosopiiie nichts bei- tragen und, wenn innerhalb der alles befassenden Anthropologie die Beantwortung jeder der vier obigen Fragen ihr bestimmt abgegrenztes Qebiet erhielte, die von Kant angegebene Yier- theilnng nach wie vor fortbestehen wttrde.

Kant hat den Vorsatz «Gehabt, die vierte Frage nicht we- niger ausgiebig zu beantworten, als die drei anderen. Dies geht aus seinem Briefe an Stäudliu vom 4. Mai 1793 hervor, wo er sagt: ,,Mein schon seit geraumer Zeit gemachter Plan der mir „obliegenden Bearbeitung des Feldes der reinen Philosophie ging „auf die Auflösung der drei Aufgaben? 1. Was kann ich wissen?

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Von Emil Arnoldt.

801

„(Metophysik). 8. Wu soll ich thtiii? (Moral). 3. Was darf ioh

„hoffen? (Religion); welcher zuletzt die vierte tcl-^en sollte: Wa« „ist der Mensch? i Antliropologie; über die ick sckon seit mehr „als 20 Jahren jührlicli ein Collogium gelesen habe.)" (R. XI, 159.). Aber er führte diesen Vorsatz nur unznläuglich ans, als er im Jahre 1798 seine „Antliropologie in jjragmatischer Hin- sicht" verölf entlichte. Zwar ist dies "Werk ein Muster populärer pkiiosophis* Ii*>r Darstellung und daher unter allen Werken Kant'a Bur ersten Einfülinmg in die Denkweise desselben am meisten geeignet, aach reich an eindringenden Beobachtnngen, geistvollen Beflexionen, unterhaltenden Hittheilongen, nnd sinnreichen Aus- sprüchen. Aber es leidet an einer gewissen Ungleichmftfiigkeit in der Behandlung seiner Materien. Es soll eine },AnthropoIogie in pragmatischer Hinsicht" sein. Jedoch die pragmatische Be- handlung der Seelenerschoinungen ist in ihm nur vorwaltend, nicht herrschend. Neben den praginatiscliou Ausfülniingen linden sich in ihm •impirisrli-psyeholo^i^icho nnd niorali.srh-praktisclie Anseinandersetiungen und Bemerkungen. tUeiln oinieitungs- oder anhangsweise, theils mit den orstoren untermengt, b<^ido %veder nmütoglich, noch systematisch genug, um eine empirische Psycho- logie, oder eine moralische Anthropologie im Abris^o zu skizziren. Daher trägt das Werk als ein brachstackartiges, nicht recht hsmumisches, nicht abgerundetes Ganze das Gepräge einer ge- wissen ünfertigkeit an sich. Ich nnterlasse es, diese Behanp- tnng zu begründen, weil dasn eine ansfilhrliche, ins Einzelne gehende Benrtheilnng des ganzen Werkes würde erforderlich sein, die hier nicht am Platze wäre.

g) Yerzeichniß von Kant*s Vorlesungen über physische

G oograpliiü.

In den „Neuen Preussischen Provinzial-Blättem" Jahrg. 1846, Bd. I, S. 454 465) steht ein Aufsatz von Schubert: „Die jährliche Feier von Kant's Geburtstag durch eine zu seinem Andenken gebildete Gesellschaft in Königsberg." Einen Theil jenes An&atzes bfldet Schuberts Tischrede an -Eant's Qeburts*

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302 Zxur Beortbeilang voa Kaat's Kritik der reinen Vemuafi etc.

fafTo im Juhro 184<) iiber „Kants Vorlesunf^en während seiner Professur in -Ion Jahren 1770-97" (S. 457—465.1 Darin heißt es in Btitrc'ft' dor Vnrlesnn|^en dpsselbeii libcr physische Geographie:

„In dem dritten Sonioster nach seiner Anstellung als Pro- „fessor, im Sommersemester 1771 las er iu vier auf einander folgenden Stnndon an den 4 Haupttagen aber nur dies eine ,,Mal wieder Logik nach Meier, Metaphysik nach Banmgarten, „Natarreoht nach Achenwall und allgemeine Naturgeschichte „oder, wie er dies CoUeginm gewöhnlich nannte, physische

„G-eographie (S. 460). In dem darauf folgenden

„4ten Semester im Winter (1771/72) liest er abermals phyri" „sehe Geographie am Mittwoch nnd Sonnabend in 9 anf ein- „ander folgenden Stunden von 8 10 Uhr nacli eigenen Dictaten, „und ehonso in dem gleich darauf folgenden Semester'" [aIso in dem Sommersemoster 1772] wiederum in denselben Stunden. „Von dieser Zeit ab bleibt aber die physische Geograpliie regel- „mäßig in jtthrlicbem Wechsel ein vierstündiges CoUegium für „den Sommer, am Mittwoch nnd Sonnabend von 8—10 Uhr, „oder an den 4 Haupttagen von 9—10 Uhr nach dem Nataiv „rechte". (S. 461.)

Schuberts Angabe ist in zwei Foncten feblerbaft 1. Sie enthält die Andeutung, dafl Kant seit dem Jahre 1772 wieder- holentUch physische Geographie unmittelbar nach dem Katar- recht habe lesen wollen. Er hat aber seit dem Jahre 1772 physische Geographie unmittelbar nach dem Naturrecht, so viel darüber bestimmt zu wissen ist, nur einmal icseu wollen, nämlich im Somniersemest^^r 1774.

Ijie S.-mester, die liierbei überhaupt nur kr.nnen in Frage kommen, sind die Sumraersemester 1773, 74, 75 und 76.

Im Sommersemester 1773 wollte er dem Loctions-Catalog zufolge lesm: Logik von Uhr publ., allgemeine prak-

tische Philosophie und Ethik von 8 9 Uhr priv., Physi- sche Geographie von 9 10 Uhr priv., und ein Dispntato- rium (über Logik) am Mittwoch und Sonnabend von 7—8 Uhr publ. Er las aber den Senats -Acten aufolge wirklich nur

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Von Bmtt Arnoldt

803

Logik und physische Geographie, wälireiid allgemeine praktische Pliilosophie \md Ethik wegen jni geringer Anzahl" und das Disputatorium „ob deiectnm auditorum'* nicht gelesen wurde. Er wollte also nach der praktischeii Phüosophiei aber nicht „nach dem Naturrechte" physische Geographie lesen, und Im sie wirklich aaoh nach der praktisohen Philoeophie nicht.

Im Sommenemester 1774 wollte er Logik yon 7—8 ühr pnbl., Natnrrecht von 8—9 Uhr priv., physiaohe Geographie TOn 9 10 Uhr priv. (selbfltvweftndlioh an den vier Haupttagen) und ein Examinatorio-Bepetitoriimi pabl. (ohne Frage am Mitt* woch und Sonnsbend) lesen. Für dieses Semester allein trifft Schubert *s Angabe: ..physische (Teogra])hie an den 4 Hau])tt.ageu von 'J 10 Uhr nach dem Naturrecht«'' zu. Abtsr es ist niclit lestzustelien, ob Kant im Sommersemester 1774 die im Lections' Catalog angekündigten Collegia wirklich gelesen hat.

Im Sommersemester 177Ö las Kant nach den Sen.-Act. die im Lect.-Cat. angekündigten Collegia: Logik von 7—8 Uhr publ. vor 46 Znhörem vom 4. Maji— 29 September, Enoyklo- pidie der ganzen Philosophie nach Feder priv. vor 20 Zu- hOrem vom 7. Mii^i— 7. October, Physische Geographie priv* vor 42 ZnhOrern vom 10. May— 7. October, Naturrecht nach Aohenwall priv. vor 24 ZnhOrem vom 7. Miyi— 7. October; ein Examinatorium über Keier'a Oompendinm der Logik pobl. vor 15 Zuhörern vom 7. Maji 7. October; an welchen Tagen er aber diese Collegia gelesen hat, ist von keinem derselben, weder im Lect.-Cat., noch in den Sen.-Act., nn<l zu welcher Stunde nur von der Logik im Lect.-Cat. angegeben.

Im Sommersem. 1770, wo Kant zum ersten Male Decan der philos.Facultfttwar, hatte er angekündigt: Logik nach Meier an den 4 Haupt^t i^ren von 7—8 Uhr pnW., und ein Bepetitorium der Logik publ, Naturrecht nach Aohenwall an den 4 Haupttagen von 8 bis 9 Uhr priv., Theoretische Physik „inserviente Endebenio" an den 4 Haupttagen von 9--10 Uhr priv., Physische Geo- graphie „esponendo diotata aoa" am Mittwoch und Sonnabend von 9—11 Uhr priv. Er wollte also auch damals nicht Physi-

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301 Zur BeurtheüuDg von Kant's Kritilc der reinen Vernunft etc.

sehe Geographie mich dem XatuiTocht lesen. Er las nach den Seu.-Act.: Logik vor GO Zuhureru vom 25. April 20. September, und das Bepetitorium der Logik (wahrscheinlich am Mittwoch und Sonnabend von 8 9 Uhr) vor 12 Zuhörern vom 4. Mai bis 21. September; Theoretische Physik vor 12 Zohöhrmi von 25. April 4 October; Physische G-eographie vor 84 Zu- hörern vom 28. April»6. October, Natarreoht dagegen ^list ob defeotnm Anditomm nicht gelesen."

Vom Sommorst'm»*ster 1777 an las er Physiseho Geographie immer am Mittwoch und Sonnabend von 8 lU Uhr und niemals j,nach dem Naturrechte", das er, so ofb er os auch las (in dsn ^mmersemestem 1777, 78, 80, 82, 84, 86, 88), immer an den vier Haupttagen vortrug, und zwar um 8 ühr Vormittags. Nor im Sommersemester 1779, wo dies Colleg nicht an Stande kam, hatte er es, wenn die Angabe im Lect.-Cat. richtig ist, an den vier Haupttagen um [) Uhr abhalten wollen.

2. Die oben citirte Angabe Schubert's überliefert als fest- stehend, daß Kant auch im Sommersemester 1772 physische Geographie am Mittwoch und Sonnabend von 8 10 las, wAhiend doch weder feststeht, ob er dies Colleg damals an diesen Tagen, noch um diese Stunde las, und sie IftBt vermuthen, daß er nach dem Jahre 1772 physische Geogiaphie bald am Mittwoch und Sonnabend von 8 10 ühr, bald an den 4 Haupttac^en von 9 bis 10 Uhr g«>l<J8en habe. Eine .^oldie Vormut Innif; ubt-i- wäre irri<if. Daß jene Schubert'aohe Angabe in beiderlei Hinsicht zu bemäu- geln ist, ergiebt sich aus dem folgenden Verzeichniß von EanVs Vorlesungen Aber physische Geographie, das vielleicht alles ent- httlt, was heute noch ftber Jahr, Tag, Stunde und Zuhöremhl derselben kann beigebracht werden. Ich wflnsche, daß sich keia Irrthum meinerseits darin eiugeschliohen liabe.

Eant's Colleg über physische Geographie

1. ist gehalten mindestens einmal vor dem Sommersem. 1767^ und zwar wahrsclieinlich entweder im Sommersem. 1756, oder im Wintersem. 1756/57, nach Kaut's Angabe iu

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Von Emfl Amoldt.

805

seinem ,,Entwurf und Ankündigung eines Gollegii der physisdien Geographie" vom Jahre 1757.

3. Sommdrsem. 1767, angekündigt in den Faoiilt.-Aei. unter d. 13. April und in dem an demselben Tage dem Becan vorgelegten ,,Eniwnrf*' etc. (W. H. II, 1 n. ff.), ohne Zweifel auch gelesen.

3. Wintersem. 1757/58 als gelesen in Kant's Programm: „Ntiuer lit griti tier Bewegung und Kuhe" u. s. w. an- geführt (W, H. U, 25.).

4 Sommersem. 1768 angekündigt in Kant's eben genanntem Programm v. 1. April 1768. [Ueber Kant's Yorlesnngen im Wintersemester 1758/69 fehlen alle Naohriohten.]

5. Sommersem. 1769, augekündigt in den Faoalt.-Act. am

28. April.

6. Wintersem. 1759/<)0, angekiindigt in dem am 5. Oetbr. dem

Deeau vorgeiegieii Programm: „Versuch einiger Be- trachtungen über den Optimismus" u. s. w. (W. H. II, 43.).

7. Sommersem. 1761, v. 2— B Uhr, angekündigt in den Faouit*-

Act. am April.

8. Wintersem. 1761/62, angekündigt in den Faoalt.-Aot. am

11. Oetbr.

9. Wintersem. 1763/64, angekündigt in den Facnlt.-Aot. am

10. Oetbr.

10. Sommers« m. 1764, von 10—11 Uhr, angekündigt in den

Facuit,-Act.

11. Sommersem. 1765, von 10—11 Uhr, angekündigt in den

Faonlt.-Aot.*)

*) Bei B. Erdmann (Reflex. Kants zur krifc. Philos. I, 44 Anm.) heißt ö: „Die pliysische Geographie felilt, Sfhpn wir ab von drn nicht nielir ..bettiminban'u Vorlesungen des Öemestors 17r)8;5'.t, bis 170ö nur in den „Swnesteru ITtiO und 1760/61, sowie in den überhaupt durcli die geringe pZahl von Vorlesungen ausgezeichneten Semestern 1762 bis 1763.'' Auch 4ieae Angabe B. Erdmann's ist ungenau. „Bis 1766*' kann dodi nur ba- uten sollen: bis snm Sommexaem. 17fö. Aber swischen dem Sommersem. 17G0 \ind dem Sommersem. 1766 „fehlt die physische Oco^^raphio" nicht Mir: SommeiBSsn. 1760, Wintefsem. 1760/61, Sommersem. 1762, Wintersem.

Al<|ir, MmwtMdiiift Bd. XXm Hfl Sq.«. 20

306 Ztn- Beurtiieilung von Kant's Kritik der reinen Vernunft etc.

12. WintersenL 1766/66, angekflndigt in den FacolL-Aet am

13. Octbr. und in Eant*s „Naobricht von der Einrichbing

seiner Vorlesungen" u. s. w. (W. H. II, 320 u. 321.).

13. Winteröem. 17()ü/V)7. angekündigt in den Facnlt.-Act. und

als „in 4 Stun'leu wöchentlich imvh ei^<»nen dictatis gelesen" von Kant selbst bf'zeugt in den Senats- Act.

14. Sommersem. 17(»7, angekündigt in den Facuit.-Act. und von

Kant selbst angekündigt in den Senata-Aot.; „W 11 über dictata."

16. Wintenem. 1767/68, 10—11 ühr, angekflndigt in den Faoalt-

Act. und in den Senats-Actw von Kant eigenbfiadig ak gelesen an^eftbrt: I. K. „qninqae ooUegia privata*' daranter „Geograpbiam physioam*' „ingressos atque emensQS est.*'

lü. Sommersem. 1768, 10—11 Uhr, angekündigt in den Facnlt.-

u. Sen.-Act. und gelesen naeli den Sen.-Act.

17. Wintersem. 17b8/GU, angekündigt in den Facult.- u. Sen.-Act.

18. Sommersem. 1769, angekündigt in den Faoiilt.-Act. und als

gelesen von Kant selbst angegeben in den Sen.-Aotb

19. Wintersem. 17(3!V70, 8--9 vel 8-4, angekflndigt in den

Facnlt.- tmd Sen.-Act. (secimdum dictata) und als pri- vatim gelesen von Kant selbst angegeben in den Sen.-Act.

20. 1770 (dio Tabelle der I;oetiones Mogintrorum eic. per sem.

hiborn. 1769/70 babitae, et somestri aestivo 1770 Imbeuda© Sen.-Aot. Catal. lo(;t. betreff, vol. lU gegen d. Ende enthält nicht die Ankündigung der Physisch. Geogr. für d. Sommersem. 1770, nnd der gedruckte Lect.-Cat., in welchem Kant als »Log. et Hetaph. Prof. Fubl. Ord. designatus*' aufgeführt wird, entbAlt sie ebenso wenig. Aber in der Tabelle der Praelectiones a Profess. eto.

1762/63, Sommersem. 1763^ wie B. Erdmann angiebt^ sondam Moh im WinteTsem. 1764/65. Wae B. Eidmann von den ^^ausgeieicluietaa" SsnMBtern sagt, lasse ich unberflhrt.

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Von Emil Araoldt.

d07

per sem. aestiv. A. 1770 instirutae Sen.-Aot. Tat. lect. betreff, vol. IV, Fol. 452, eingeheftet zwischen Fol. 4S2 a. 434 hat Kant eigenhändig nnier den Collegien, ▼on denen er sein „docoit'^, ansssgt, vermerkt: „Diebus Mercnrii et Sabbathi Geographiam physioam.*')

21. Sommezsem. 1771, angekündigt zum. ersten Male im Leotiona- catalog: „Historiam Naturalem velut peregrinando percmret sab titnlo Geographiae physioae praecipae

memorabilia triam naturae reguorum oxposituros h. X— XI privat."*)

*) Schobert Inltert in Minem Torhin citirten AnAatae Q!(, PienB. PkovinB.-BI&tt Jaluff. 1846, Bd. I, a 460 o. 461): „Die BrUirang, die Kant ^b»k in diesem LectioneverseiehmBHe von 1771 (nnd dann spütor nicht

,.melir) von diesen b«'i StndiPrfnden tind Zuhörern uns alloti Ständen so be- ,.liel'ti ii VorlesTingen giebt, «Irüt^kt nach meinem Beduukeii am bersten den „Uinl'aug derselben aus, den der Lehrei' nach seiner eigenthumHcbeu WeitM) „ilmai anweisen wollte, nnd der allerdings nicht gans mit den Oren»m m- „wsmmmfMlt, in denen wir jetsi die physische Geographie einmengen ge- „wohnt sind. Er sseigt an, daß er die Naturgeschichte wie ein Reisender „dnrchwandern wolle nntr-r dem Titel »ler physisrhen Genj^^rajiTiit', indom er ,.die vorzüglich merkwürdigen üegenstäiide der drei Naturreiche zu erläutern „beabsichtige." Nun hat Schnbert zimächst darin nicht Recht, daß der Um- fang, den Kant flberhanpt der physischen Geographie gab, weiter ist, als der, wdchen neuere Forscher ihr geben. Dali aber jene Erkliirung „den Umfang*' von Kant*» physischer Geographie .,am besten ausdrückt", mithin besser, al« dor „Entwurf* n. s. w. vom Jnhrc 1757 und die ..Nachricht'' u. s. w. Vom Jahre i7G5, ist durchaus unrichtig. Sie drückt ihn nicht am besten, sondern am schlechteeten aus, weil sie ihn viel zu enge darstellt. Denn de mit von dem «igrattieh phjsiseh-^ogfaphtschan Theil, den Kant schon 4m Jahre 1757 und ebenso spAterhtn den „allgemeinen Theil der physischen Geograplup" nannte, gnr nirhts spüren. Daher .,drückf' sie keineswegs „den" Vellen ..Fmfang" v< ii Kant's physisclier Geograpliio au.s. Wird ilir Wortlaut festgehalten, so wollte Kaut im Jahre 1771 nicht seine ganste physische Geographie vortragen, sondern nnr den natttrbesehxeibcndett Theil dsraeiben, den er im Jahre 1757 nnd spftterhin als den „besonderen Theil der physi.<)c lien Geographie*' bezeichnete, nnd den er mit einer Naturbeschrei- bung de-'» Menschen begann. .In. stronp; pnnommen, wollfo er nnr die erste Ahtheiliuig de« „besonderen Theils'' voi*tragen, 'üe IJesrlireiluniü; der drei Naturreiche mit Hervorhebnng der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten in ihnen« Trag er sie im Jahre^lTTl wirklich so vor, so that er es damals sieher nnr

20*

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308 2ur Beoribeilang von Kaut's Kritik dar reinen Vemuni't etc.

22. Wintersem. 1771 72. Merc. et Sat h. VIII X swun-

dum dictata sua privat., angekündigt im Lect.-Catal. [Kaut wollte in diesem Semester das Colleg zum ersten Male am Mittwoch und Sonnabend von 8 10 Uhr Vorm., aUo in zwei Stunden hinter einander lesen. Erst vom Sommersem. 1777 an lae er es, nach den vorhandenen An- gaben, immer an diesen Tagen und in diesen Stunden.]

23. Sommersem. 1772, ])rivat., ohne Tag und Stund© angckündi<^

im Lect.-Cat. u. gelesen nach d. Sen.-Act. [ÜLaut las in diesem Sem miP r^ 'n nnr Logik an den vier Haapi- tagen von 7 8 Uhr Morgens und ein Examinatorio- Disputatorinm natürlich über Logik pnblioe am Mittwoch und Sonnabend von 7^8 Uhr Morgens. Es bleibt daher zweifelhaft, ob er die physische Geographie in diesem Semester au den vier Haupttagen, oder am Mittwoch und Sonnabend gelesen habe.]

24. Sommer.sem. 1773, h. IX X privat., [ohne Zweifel an den

vier Haupttagen] angekündigt im Leot.-Oat. und gelesen nach den Sen.-Act. [Kant hatte im Wintersem. 1772/73 zum ersten Male Anthropologie gelesen an den vier Hauyittagen v. 9—10 Uhr Vorm. Von nun an altemirtcn Aiithro])olon;io im Wintersem., und physische Geographie im Sommcr.sem.J

26. Sommersem. 1774, privat, h. IX X [ohne Zweifel an den vier Haupttagen] angekündigt im Lect.-Cat.

2G. 1775, secundum dictata, oliue Tag und Stuude angek. im Loct.-Cat. und gelesen nach den Sen.-Act. yor42Zuhör., V. 10. May 7. Octbr.

ausuahmsweis>e, durcli irgend einen heute nicht angebkaren Gruiui bestioimt. Zweifalloe aber bestätigt die oben wiedergegebene Ankündigung des CoUegs aus dem Jahre 1771 die mir selbetversttodlieh erscheinende, überdies dndi die vorhandenen Kaehsduiflten beglanbigte Annahme, daft Kant den Yocttig seiner physischen Geographie SU verschiedener Zeit mannigfach varürte, wahrscheinlich bald durch ianerei bald durch ttoesere Qrttnde dasn venuihJt.

^ed by dOOgle

Von £ittil Araoldt.

309

27. 1776, exponendo dictata sua, Lh. IX XT dd. ^f. et. 8. privat,

angek. im Lect.-Cat. und gelesen nach den Sen.-Act. vor 24 Zuliör. v. 28. April 5. Octbr.

28. 1777, ad propria dictata, dd. M. et. ö. h, Ylll—X, privat.,

angek. im Iieci-Oat. imd gelesen nach den Sen.-Act. vor 49 Znh. y. 16. April 27. Septbr. [Von nun an bleiben Mittwoch nnd Sonnabend y. 8—10 tfhr Vorm. die fdr dies Priyafc-Colleg anberaumte Zeit.] 39. 1778 (nach Lect.-Cat. u. Sen.-Aut. geleaen vor 45 Zuhör. V. 6. Mai— 3. Octbr.).

30. 1779, in propria dictata, (nach Loct.-Cat. u. 8on.-Act. ge-

lesen wiederum vor 45 Zuhör. v. 21. April— 25. Septbr.).

31. 1780, ad propria dictata, (nach Lect.-Cat. u. Sen.-Act. ge-

lesen yor 54 Zuhör. v. 12. April 23. Septbr.). 82, 1781, über Dictata, (nach Lect.-Cat. n. Sen.-Act. gelesen

yor 56 ZohOr. v. 2. Mai— 22. Septbr.). 33. 1782 (nach Lect.-Cat. u. Sen.-Act. gelesen vor 50 Zuhür.

V. 17. April— 21. Septbr.). 34 1783, dd. M. et S. h. Vlil— iX privatim (so im Lect.-Cat.;

aber statt IX sollte zweifellos X stehen) iib*^r dictata

gelesen yor 69 Zohör. y. 17. May 27. Septbr. (nach

den Sen.-Aot.).

35. 1784, dd. Merc. et Sat. h. VIII (nichts weiter im IjectCat.)

gelesen yor 63 Znb5r. v. 28. April— 29. Septbr. (nach

den Sen.-A( t. und nach der auf der Königsb. Kgl. u. Univ.-Bil)l. vor})au<leiien Xachsehrift aus diesem Semester, in welcher aber als Schlußtag des Collegs d. 22. Septbr. angegeben ist.)

36. 1785, ad dictata dd. M. et S. h. YIII- X (nach dem Lect-

Gat.), „gelesen und absolviret" (nach den Sen.-Act.; ohne Angabe der ZuhOrerzahl xmd des Anfangs- nnd SchlnSdatnms).

37. 178G, im Lect.-Cat. wohl aus Verselion nicht angekündigt,

aber nach den Sen.-Act. gelesen ,,über Dictata, privatim,*' vor 26 Zuhör. v. 3. May 23. Septbr.

310 Zur Beurtbeiluug von Kaut'ii Kritik der reinen Veraottft eic

38. 1787» in herkOmmUcher Art angekündigt im Lect.-Cftt und

niobi weiter bessengt.

39. 1788, angekündigt im Loct.-Cat. und als f!;e lesen bezeugt:

„dictata, privatim, vor 28 Zuhörern v. 9. April bis 8eptbr.'^ daroh die Berichte nach Berlin.

40. 1789, binis diebos h. VIII X ad Dictata, privat, gelesen

vor 28 Znhdr. v. 99. April 16, Soptbr. (nach dem Lect.-Oat. u. den Sou.-Act.).

41. 179Ü, gelesen „privatim, oinigo 30 Zuhör., ang. 21. April,

gescbl. 18. Septbr.*' (nach den Sen.-Act.).

42. 1791, angek. im Lect.-Cat., nicht weiter beeengt.

43. 1792, gelosen, ,.diotata, privatim, 52 ZuLür. augef. 25. April,

geschl. 22. Septbr." {u&ch. den Seu.-Act.).

44. 1793, angek. im Lect.-Cat. nnd als gelesen besengt doroh

die auf der Königeb. Kgl* u, üniv.-BibL vorhandene Nacfaachrift aus diesem Semester mit dem Datum des SohluBtages: „finitum 14. Septbr. 93."

4.Ö. 17Ül, an^j^ek. im Lect.-Cat., nicht weiter bezeugt.

46. 1795, ad dictata, gelesen vor 33 ZuhOr. v. 22. April bis

12. Septbr. (nach d. Lect.-Cat. tmd dem Bericht in Berlin).

47. 179G, dictata, priv., gelesen vor 23. Zuhör. v. 13. April

bis 13. Juli (nach dem Lect.-Cat. und dem Bericht in Berlin).

[48. 1797, angekündigt im Lect^-Gat. neben der Logik, zu deren Proposition die Einachr&nknng geftkgt ist: „modo per valetudinem seniumque Uceat."]

In dem Leotionscatalog für d«s Wintersem. 1797/98 findet sich unter der Bubrik: „Lectiones publicae. Philosophomm'* die Anzeige: „Ob infirmitatem senilem lectionibus non vacabit Facult Fhilos. Senior venerabilis Log. et Metaphys. Prof. OnL Kant'' Schubert sagt in seinem oben eitirten Aufsätze (S. 462): „Schon „im "Winter 1795/96 stellte Kant alle seine Privatvorlesungen

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Von Emil Aruoldt.

311

„wegen seines hohen Alters (er hatte bereits das 72. Tjebensjahr „angetreten} ein, und las nur noch an 4 Tagen taglich eine j^tunde abwechselnd über Logik im Sommer, über Metaphysik „im Winter. Aber auch diese öffentlichen Vorlesungen gab er „nach Bwei Jahren auf, mit dem £nde dee Sommersemeaters 1797, „als er aohon in das 74 Lebenajahr übergegangen war." Auch in seiner Biographie Eant's hatte Schubert mitgetheilt: „Kant stellte mit dem Sommer 1795 alle seine Privatvorlesungen „ein, uii«i las nur noch tätlich eine Stunde die öffentlichen .abwechselnd über Logik und Metaphysik" (W. R. XI, 2A, 140.), ..Ton Michaelis 1797 ab auch keine öffentlichen mehr" (ibid. S. llü.). Jedoch die Angabe Schubert's über den Zeitpunot der Einstellung vcm Kaut's Privatvorlesongra ist ODiichtig, und die ttber den Zeitpunot, bis zu welchem Kant eeine Öffentlichen Vorlesungen fortf)lhrte, unsicher. Denn Kant las im Wintersem. 1796/96 außer Metaphysik vor 60 Zuhtta-em vom 12. Octbr. 18. Decbr., auch noch Anthropologie privatim vor 53 Zuhureru vom 14. Octbr. 27. Febr., und im bommersem. 1796 außer Logik vor etwa 40 Zuhörern vom 11. April 23. Juli auch noch Physische Geographie pri- vatim vor 23 Zuhörern vom 13. April 13, Juli. Im Juli 1796 erreichten wahrscheinlich alle seine Yorlesungen, die OffentUchen sowohl wie die privaten, ihr Ende, mithin öffentliche und private in einem und demselben Jahre und Monate. Wenigstens ist nicht zu constatiren, daß Kant die von ihm für das "Winter- semester 1796 97 angekündigte Metaphysik, und die von ihm für das Sommersem. 1797 angekündigte Logik und Physische Geographie wirklich gelesen habe. Physische Geographie las er damals sicher nicht mehr. Denn Pörschke, der seit dem Sommer- MOMster 1788 als Privatdocent und sp&testens seit dem Sommer- Semester 1796 als aufierordentlioher Professor philologische und philosophische Oollegia abhielt, hat ftlr das Sommersem. 1797 neben anderen Vorlesungen Physische Geographie nach Miliar am Mittwoch und Sonnabend von 8 10 Uhr, also f^enau um dieselbe Zeit als Kaut angekündigt. Diese Ankündigung scheint

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3X2 Zur Büurtheiluög von Kaufs Kritik der reiuea Vomotift «Ic

mir Bur erklärlieh aus Förachke's OewiBheit, Eant werde

physische Geographie im Sommersem. 1797 nicht mehr lesen, und ans sf?iner Absicht, die ausfallende Kantiache Vorlesung einiger maßen zu ersetzen.*)

Demnach hat Kaut mindestens 47 mal physische Geo- grapliie lesen wollen als viereiündigea CoUeg. Von 1757—1797 ist nie ein Jahr vergangen, in welchem er nicht mindestens in Einem yon dessen Semestern sein Colleg über phys&Bche Geo- graphie angeaeigt hat. Von jenen 47 Malen sind 17 als solche za nennen, in denen es zu erweisen ist blos als angektlndigt, jedoch anziinelimon als gelesen: 1758, 5'J, 51), 60, (51, 61/(52, G3/64. G4, 65, 65/66, 67, mm\ 71, 71/72. 74, 87, 91, 1)4; (dazu *'7, wo es wohl schon mit der Voraussieht angeküüdin;! wurde, dali es nicht werde gehaltoii werden); dagegen 29 Male als .«'10110, in denen es auch als gelesen bezeugt ist: 1764> oder 17Ö6/57, 67, 57/58, 66/67, 67/68, 68, 69, 69/70, 72, 73, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 88, 89, 90, .92, 93, 95, 96.

Unter jenen 47 Malen sollte es, so weit darflber Sicheres zu constatireii ist, Imal (1769/70) an dt-ii 4 Haupttagen von 8 9 Uhr Vorm., oder von 3 4 Uhr Nachm. gelesen werden, Imal (1761) an den 4 Haupttagen von 2 3 Uhr Nachm., 2mal (1773 und 74) an ä^u 4 Haupttagen von 9— 10 Uhr, 6mal (1764, 65, 67, 67/68, 68, 71) an den vier Hanpttagen von 10—11 Uhr, Imal (1776) am Mittwoch und Sonnabend von 9—11 ühr, and schon vor 1777 Imal (1771/72) am Mittwoch and Sonnabend

m

von 8 10 Ühr, aber von 1777 immer an diesen beiden Tagen

und in diesen beiden auf einander folgenden Stunden. Unter den Semestern, aus denen die Zuliurerzahl der Kantischon Collegia notirt ist, hat dieä (Julieg seine höchste Zuhörerzahl im

*) Vfi^ hiersn: Borowaki, Daistell. Leb. Kant'a, 8. 18&. ^ Von Borowski's Angaben über die Dauer der Vorleenugen Kantus, ibid. S. 184 o.

185. i.st die eine nicht zuverlässig, die andere nicht richtig. Die sparlicheiii auf die Zeit von Kant's Vorlesunjreu bezüglichen Aiii^ahen .Tachmann's Kant g< schild. in Brief. B. 26 w. 27 und Kink'b - Ansicht, aus Kaufs Leben 6. 14d sind vag, um eiu festes Kesultat dansubieten.

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Von Emil Araoldt

Jahre 1783 mit 69 Zuhörern gehabt, und im Jahre 1754 mit 63 Zuhörern, dagegen seine geringste in den Jahren 1789 nnd 1796 mit 23 ZuhOr., darnach 1776 mit 34 ZnhOr., 1786 26 Zuh., 1788 mit 28 Zoh. Jxi den übrigen Semestern schwankte die Zahl zwischen einigen 30, einigen 40 und einigen 50 Zuh. Selbstverständlich beziehen sich diese Zahlen nur auf die Zuhörer aus (Inm Kreise der Studiroiiden. Kant hef^anu das Coileg meistens in der zweiten Hälfte dea April, fndiesteus den 9. April (im Jahre 1788) und den 13. April (im Jahre 1796), spätestens im Mai (den 17. Mai im Jahre 1783, nnd den 10. Mai im Jahre 1776), und er schlofi es meist gegen das Ende des September (nur einmal den 13. Juli im Jahre 1796), frühestens den 12. September (im Jahre 1795) und spätestens im Anfange des October (im Jahre 1775 den 7. October, im Jahre 1776 den 5. October, im Jahre 1778 den 3. October).

Eine Berlehtigung und eine Ergänzunf^.

In der No. 2 dieses Anhangs Z. 13 u. 14 v. u. ist zui'olge eines von mir begangenen Versehens in Bezug auf Kant's Coileg über Natur recht gedruckt worden: „Er kündigte es filr das Sommersemester 1771 wieder an, las aber statt dessen aUgem. prakt. Philos." Dieser Säte ist dahin zu ergänzen: „Er kflndigte es fSr das Wintersemester 1770/71 wieder an, las aber statt dessen pliilosopli. Encyclojjädie mit einer kurzen Geschichte der Phüos., und kiindigte es für das Sommorsemostcr 1771 wieder an, las aber statt dessen aUgem. prakt. Philos.^*

In Betreff des Namens, den Kant seinem Coileg über Pädagogik ertheilte, möchte ich hier zugleich meine Angabe in der Anra. auf S. 115 (Altpr. M^nutsschr. Bd. XXVI.) der Ab- handlung: „Die äußere Entsteh, etc. d. Krit. d. r. V.** dahin ergänzen: Das in einem Consefi der Königsb. philos. Fac. am 26. August 1776 aufgenonunene Verzeichnis der von ihr für

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3X4 Beurtheilung von Kaut's Kritik der roinoa Yernuaft etc.

das Winfcersem. 1776/77 bestimmten Vorlesungen, welches Kant

als zeitip^er Docan von Anfang l»is zu Ende eigenhändig nieder- goschnebon iuit, tuihält unter seinen fio^eTieu Vorlesungen mit sehr deutlichen Buchstaben notirt: ,J il lic(> Paedevtico - prac- tioom." (Sen.-Act. voL V. OataL leot. Die Folien sind in diesem ▼ol. mohi bezeichnet.)

Der Ritterorden yon Calatrava in Tyniau bei Mewe.

Von

R«ai««ld Frydrycb^wlcs, Dr. phiL, gtistl. Lehrer BiaehSflioheii Progyiniiaaiain sa PelpUn.

Eine halbe Meile südlich von Mewe erhebt aich auf den Tymauer Beiden nahe am linken Weiohaelofer das anmutige Kirchdorf Tymaa. Hier hatte einst ein Meister und ein Konvent des spanischen Bitterordens von Calatrava eine Zeitlang seinen Sitz. Die einzige sichere Nachricht^ die wir darüber besitseni ist in einer Urkunde ans dem 13. Jahrhundert erhalten. Tn derselben verleiht Suiiibür. Herzog von Liebschau, ^) dem Kloster Oliva (las Dort Katstube-} und zolin Hufen in Raikau.^) Dieses Dokument, welches im Jahro 1224 am Vorabend des l'estes des hl. Laurentius in Tymau ausgestelifc ist, hat außer dem Herzog auch der Meister der Tymauer Calatravaritter mit seinem Siegel versehen.^) Außerdem sind unter den Zeugen noch drei von den Tymauer Konventsbrüdem genannt.^)

Es giebt zwar noch eine andere Urkunde, in weloher der Tymauer Calatravaritter Erwähnung geschieht. Diese ist in

1) 7,5 km westlich von Direcliaa.

2) 9 km südwestlieh von Sabkmi. 8) 4^ km nordUch von Pelplin.

4) „In cujus rei t^atunonium praesentem pap^innm sigillo nostro et sigillo fratris Florentii mRg^stri Iratnini ( 'alutr!i\ icniiun iu Tbymaua fecimas roborari.'* (cf. P. U.-B. von Perlbach No. 2ö. pag, 24}.

&) „De Tbymaoa frator Oonndiu, fratar Esrboxdns et fimtsr Mag- ans." (iUd.)

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316 Bitterorden von Calatrava in Tymau bei Mewe.

Lefllaa im Januar des Jahiea 1230 aoflgeatellt. In dorselben beurkunden Heinriob, Abt von Lnkna, nnd Johann, Abt yon Linda, daß der Bischof Chrietian von Preußen zur Bekämpfung

der Heiden sein»' (-riiter im Kühner Lande, die er von Kourad von Miisovieii und der Kirche von Plock erluilten oder c^ekauft hat, d<'ni deutschen Orden verliehen habe. Als Zeugen sind dort unter anderen Gerhard und Konrad, Brüder von Tymau, aufgeführt.*') Doch ist die Echtheit dieser Urkunde von Piiilippi beanstandet, während Perlbach sie bloß für einen Entwurf zu einer anderen gleichfalls im Jahre 1230 ausgefertigten ansieht.^ Von der Tymaoer Bitterbnig haben sich keine üeberreste erhalten. Die Stelle aber, wo sie gestanden hat, ist den Be- wohnern noch heute bekannt. Sie ensfthlen nAmlich, daB die jetzige Filialkirche anf den Bninen eines alten Schlosses steht. Der Umstand, daß die Kirche auf einem Hügel, also auf einem sclion von Natur zu einer befestigten Anlage geeigneten Platze sich erhebt, spri' ht wenigstens für die Wahrscheinlichkeit dieser Ueberlieferung, wie denn ubt rhaupt die Tradition des Volkes bei genauer For^olinng sich meistens trefilich bewährt. Die Tymauer Filiale war noch im 16. Jahrhundert eine Pfarrkirche, wie aus der Kirchenvisitation des TJozdrazewski^) hervorgeht. Die jetzige in Fachwerk aufgeführte Kirche stammt wohl aas dem 16. Jahrhundert, denn die frühere war vorher abgebrannt. Sie hat seit jeher zum Schutzpatron den Ensengel Michad« UnwiUkttrlioh drängt sich hier die Yermntting anf, dafi die Kirche denselben von den Calatravarittem überkommen hat, denn der hl. Michael ist neben dem hl. Geoig Schutzpatron des Rittertums. Auf Borgen und Hügeln erbaute Kirchen wurden überliau])t mit ^'ol•iiebe diesem Erzengel geweiht, damit dieser Ueberwinder des Teufels die Christenheit vor den Angriäen der

6) „fratrfs dp Thimnn Gerliardns »-t Conrmlus." (of. dip Ctstercieoser von Winft 1- III. S. '6bl) und „Preußische Regesteu" von Perlbach, Heft 1. Königsberg 1875. No. 81. S. 27.

7) „Odttingiscbe gelehrt« Anseigeii*'; 1881 No. 9, S, 110.

8) S. 55 und 85 (Culmer Didcesanarchiv).

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Von Dr. Romaald Fiydrychowicz.

317

Mftehte der Finsternis seliütee und bewahre, wobei noch m

beachten ist, daß in den ältesten Zeiten die Kirclien oft gera(]e an der Stelle errichtet wurden, wo unsere heidnisclien Vorlttkreu ihre Kultusstatten geliabt hatten.

Nicht uninteressant dürfte schließlich noch flie Bemerkung sein, daU noch heute ein auf der Tymauer Dor^emarkuug ge- legener Hügel der "Weinberg (poln. ^winna gdra**) genannf wird. Dies scheint darauf hinzuweisen, daß diese spanischen Kitter ans ihrer südlichen Heimat auch den Weinstock in diese nördliche Gegend verpflanst habeni ähnlich wie die deutschen Ordensritter nachweislich in Thom und Sohwetz und wahrscheinlich noch anderswo sich nicht ohne Erfolg mit dem Weinbau beschftftigt haben.

Wie ist nun dieser Ritterorden aus dem fernen Spanien in imsure Gegend gekommen? Zwei Umstände werden uns viel- leicht zur Beantwortung dieser Frage verhelfen. Erstens machen wir darauf aufmerksam, daß die obt-ii erwähnte, in Tymau am- gestellte Urkunde, in welcher neben dem Abt, dem Prior und Kantor von Oliva die vier Calatravaritter als Zeu^^eu auftreten, eine dem Cistercienserkloster Oliva gemachte Schenkung anbetrifit. £s scheint also ein engerer Verkehr zwischen beiden Orden stati- gefbnden an haben. Und in der That hat der im Jahre 1164 rom Papst Alezander ID. bestätigte Calatravaorden seine Statuten von den Siteren Cisterciensem entlehnt und war von dem Cistercienserabt in Morimund abhftngig.^) Demnach liegt die Vermutung nahe, daß einer der pommerschön Herzö<^e, die sich stets als eitrige Beschützer des Klo.st<*rs zu Oliva bewähileu, die Ritter zum Sclmtz dieser jungen Pllanzstätte und überhaupt des ganzen Luin l - vor den heidnischen Pomeseniern beruleu hat. Daraus würde sich denn auch erklären, daJi ihnen gerade Tymau zum Aufenthalt angewiesen wurde, denn dazu eignet sich der Ort sowohl wegen der llähe Pomeaaniens, das sich gerade gegen*

9) „Encyklopodja Koidahia" przei Nowodwoxskiego, Wamawa 1874 m, pag. 88.

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318

Der Bitterarden von Calatrava in Tyman bei Mewe.

Aber am anderen Weiebaelvifer erstroekt, ab aneh weg«n fleinar

hohen, die ganze Umgegend ringsum beherrschondon Lag»*.

Nim vermntot Quandt nicht mit Unrecht, daß der Fimdator des Tymauer Konvents vielleicht der kinderlose Herzog Grimislans IL gewesen sei, dem diese Hogond gehörte. Dieser fromme Pommemherzog hat schon ums Jabr 1180 die Johanniter in Schöneck, und 1198 in Liebschau und Staigard angesiedelt Es ist aach mit ziemlicher Gewifiheit von Enjot nachgewiesen, dafi. er eine Pilger^lut nach dem U. Lande gemacht hat. Ging nun diese Beise, was wahrscheinlich ist^ znr See, so konnte er in Spanien leicht die Galatravaritter kennen gelernt nnd hierher verpflanzt haben.

Femer meint Quandt,^^) daß diese Beiufuug jodenfallö nach dem Jahre 1198 stattgefunden habo und stützt sich dabei auf 'int' Urkunde Grimislau's aus dem oben genannten Jalm^. in welcher den Johannitern alle Zehnten des ganzen Landes Jatluu,^-) das Quandt für Tyraau hält, und alle Zehnten der Burgen an der Forsn nn d Weichsel aberwiosen werden, ohne daß der Calatravar ritter dabei Erwähnung geschieht. Sie werden wohl also damals hier noch nicht gewesen sein. Wir sohlieBen ans dieser An- nahme des gelehrten Forschers wenigstens betrefls der Jahres- zahl um so lieber an, als im Jahre 1197 das Hanptschloss der Bitter, nämlich Oalatrava selbst, in die Hände der Mauren fiel.**) Da ist denn wohl die Annahme berechtigt, dafi die Bitter einer Eiidadung nach oinom anderen Lande gern folgten.

Die Vormutung,**) daü dioseib*'n «Inrcb Conrad von Masovien und Christian von Preussen berufen seien, kann, wie Quandt

10) „BalUsohe Studien** 1866. a ISO.

11) a. a. 0. 8. isa

12) „in omni provincia Jatlunensi cum r>iiitii decima castrorum Vonssap et Visla«-" < fr. P. TL B. von Perlbarh, pag. 7, nach welok«m indel Jatlun djia heutif^i- Gelion im Kroi'se Sf liwetz ist.

13) „Encyklüpedja Koscielua"' yrzvi ISuwodworskit-go. Warszawa 1874. T. m, Str. 88.

14) a. a. O. 8. 120. Anmerk. 77.

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Von Dr» BomuAld Frydcychowk».

819

mit Recht bemerkt, wenigstens fiir Tyman nicht zuti ertönd sein, da beide in Pommern über nichts !exL veiiügen hatten.

Der Ansteht WinWs,^) d^ß die CaUtrevaritter uftch Tjrmaa geschickt worden seien, um die Dobriner ßitter, welche auch der Cietemieneer-Begel f> Igr in die Ordensregel einsaflOhren,

vermögen wir gleichfalls nicht zuzustimmen. Dann wäre ihnen nicht das von Dobrin ziemlich weit entfernte Tymau zum Aufent- halt angewiesen worden.

Wie lange nnn die Galatravaritter hier gewesen sind, lABt sich mit Sicherheit nicht bestimmen. Nach dem Jahre 1280 wetden sie nicht mehr erwAhnt, vielmehr ist das Land Tymau teils im BesitEe der pommerschen Herzöge, teils des Bischofs von Kujavien; 1301 vi;rka.uft es König "Wenzel II. an den deutschen Orden. Freilicli vermutet Quandt,**) indem er eine engere Verbindung zwischen den Dobriner Rittern und denen von Tvman annimnit, daß die letzteren mit den orsteren im Jabre 1287 nach Drohiczyn am Bug gezogen sind. Bamala nimlich vereinigten sich die Dobriner Bitter mit dem deutschen Orden. Ein Teil derselben war jedoch damit nnznfrieden, und diesem gab damals Conrad von Masovien Drohiczyn am Bng. Aber einen Beweis filr die obige Behauptung hat Quandt nicht bei- gebracht. Was Uli- betrifft, so möchten wir, da das Aufhören aller Nachrichten über die Calatravaritter mit der Ankunft der deatschen Ordensritter fast zusammenMlt, ans diesem Umstände schließen, daß sie eben damals Tymau verlassen haben.

In dieser Ansicht bestftrkt uns noch der Umstand, daß in dem Berichte Dusburg's^^) über die Schlacht an der Sirgune/**)

wo im Jahre 1233 die Pomesanier namentlicli durch das recht- zeitige Eingreifen des Pommernherzogg Swantopoliv und seines Bruders Sambor der schwankende bieg zu Gunsten des Ordens

16) a. a. O. 8. 857. 1^ a. a. O. a 12a.

17) III., c. 11. Scr. rer. pruss. I., 66.

18) Jetat Saige in Pomesanien.

320

Der Ritt^roiden vou CaLatrava in Tymau bei Mewe.

entschieden wurde, die GalatravAritter garnicbt erwfthnt werden. Sollten Sie 8u Hause geblieben sein, während nicbt gerade weit von ibrer Burg der Landesberr blutig um die Siegespalme rang!

Und als kurz daraui die Pomesanier aus Rache gegen Swantopolk, der damals mit seinem siegreichen Heer an der Grenze des Kulmerlaudes stand, über die Weichsel zogen und am 2. Februar 1234 das Klostor Oliva zum zweiten Male zerstörten, stellte sich ihnen niemand hindernd in den Weg.

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Sprachliche Bemerkungen

zu «len

Drei Köuigsberger Zwischenspielen von 1044«

Von

J«li*BiieB Sembrzjckl.

Beim Durchlesen der von Bolie auf pag. 111^140 mit-

getheilten reizenden, in Ausdruck und Gebahren der auftreten- den Personen so durchaus natuiwahrcn Kunigsbciger Z\vi><chen- spiele von lß44 fif>l mir sofort in die Aiiij^on. wie wenig das damalige Platkleutüoli von dem noch heute in Osipreussen nörd- lich vom Pregel ges[)roeheii<'n verschieden ist. Mit. Ausnahme einzelner ausser Gebrauch gekommener Benennungen leben beute noch alle von Klapkann, Berenbroth, Kylckenbui Ic n. s. w. gebrauchten Bedewendungen und Kraftansdrdeke im Volke iort. Da ich mich als Folklorist bereits seit langer Zeit mit dem ost- preussischen Platt besch&itige und die mir in Folge meines mich mit dem Volke in unmittelbare Berührung bringenden Berufes recht oft sich darbietende Qelegenhoit, platt ku reden, stets gern ergreife, so befinde ich mich in der angenehmen Lage, die von Bolte gegebenen Erläuteningen im Folgenden in mancher Be- ziehung vervollständigen zu können.

I.

V. 8. „sch eiterig" = elend, armselig (weil durch den Dorcbfall herunter- gekommen). Heute hört man meist „schietrig". nvencbettert**.

V. 19. „ambroBcheren** emlrnnraaser, hemmen, bindern, belästigen.

V. 90. „bayti, ecmmanfatn, piperlepi* = toos" ~ „comment VÄ-t»il** „pipe remplie". Altpr. HonetMMlwlA Bd. XXTII. Hft. 8 n. 4. Sl

üigiiizea by v^üOgle

322 Sprachliche Bemerkungeu sa den Dm Kduigsbg. Zvrisoheaspieleii e(e.

y. 38—89, n^erregelt eck en dat Hnnft Tftii bathen mit «Dem eckenen Fladderwesch, Steckt bohl ewer en metenem Brandt Fyr de Kaath an". Es sind mir noch ans neuerer Zeit ein paar Fälle bekannt (aus litaaiachen Gegenden), wo der Kord« brenner TbOren und Fenster des angezündeten Wohnhanaes -ver* sperrt hatte, um die Einwohner am Entkommen zu hindern.

V. 68. uWelWaliirt tett!" = der kommt mir gerade rocht! der konunt mir geschliolien! Bei Streitigkeiten hört man oft: „Na, so warscht da mi käme? Na welkAm tctt!'^ d. h. Na, auf die Art willst dn mir kommoTi? Na, da kommst du mir recht!

V. 72. |,Pf^l t •/ - L> y wel." Mnn vo!-«teht hierunter einen armon Schlnrker, den laau Winters wie Soimnors in abgerisseuer l'^lzjat ke sieht. Aehnlich ,,Felzbürger", „Pelükosuk" Frischbier, Sprichworter, 1, nr. 2887, 2889. Preuß. Wörterbuch II, pg. 131.

V. CO. „ent" = eines (nicht: einmal). Maa sogt, z. B. nach längeren Ai,is- einandersetzungon : „Nanu hör' mal ünt!" (mit der Betonung auf dem letzten Worte).

y. 97. nontydige.** Der Dmck hat vielleicht gana richtig ^onoydige* SS onnöthiger, nnbemfener.

y. 113. nPanerre ekeln.** Man spricht hente „BikeP und yerstelit daronter einen LümmeL So wird das Wort aaeh hiex au nehmen sain. nEr rftkdt sich*' ist =^ er Iftmmelt sich, flegelt sich umher.

y. 116. »Ambrosch** =^ embarras, Hinderniss, Bedrftngnng, Belftatignng. Die Boltescbe und Friaehbiersche Deutung ist wohl nicht so nahe liegend. Die Umgestaltong von Fremdwörtern im yolksmunde ut oft gani wunderlich und richtet sich nach keinen Regeln; hier mögen die Worte „bräschcn^S „Ambros^ (Ambrosius), „Biusehe'*, »Broieit" (spr. Broscheid), bestimmend eingewirkt haben.

y. 118. »puchen on prantzoln.'' puchen ist = schimpfen, schelten;

prantznln hat diese Bedeutung nicht, Bondem ist ^ durch vieles Gerede belästigen. „Fruntzel nich so v&ll'* sagt man zu KinderSf d. 1). belästige mich nicht durch deine unaufhörlichen, cudiing» liehen Bifton.

V. 136. „'^iis awcr (^robcrth. Ambts halber alle Graven der Dörper on terturj;oni uflto. schliffen" Uns aber gebiihrfs Amts- halber, alle Bedrücker der Dörfer und Territorien zu beseitij;in. „Graven" hier nicht etwa Graf, sondern == Grauen, Schrecken, „Buurplaeror" (V. 137).

V. 137. „ul tojuurgüln." Eiulaeh ein Drnckfohler statt ,,ut -tomorgeln'* = auszumergeln: „cnem utniurglc"' bwdeutet: ihm durch ii^rpredäuug auch das Iietste rauben.

Von JobMittM 6«ttb«*3fela.

323

V. 151. „Brü ßn Braß.'' Ich l«ae Brie on Brtwfc Brei und Haufen, dna

heißt: da hast du den ganzen Kram, die gtüM BeachMfnng. Die beiden Worte sind wol der Alliteration wegen zusammt^ngestellt. V. 166. „den Maoflkop'^ boU wol heiAen: du MunAkoiip (et V. 182).

nTerapeiki**, auf pag; 115 ,.Jttngfer Ifosantske Ton Terepetki.** Der Verfiwser dieses Intersoeniums hat oftVnbar gar nicht Polnisch verstanden und sich daher darauf beschränkt, den Sophie in den Mund gelogton Worten durch Bildung der Endung auf -i nnd -ki eiiKn polnischen AnstnVh zu geben. „Mosantzke" ist wnl ein vrrli.'illln'riiisii fcr Eigonnani« *) (auch die Namen Bierenbrod, Strunk, Mewernick txistii^n noch heut«; „Terepetki" ist das polnische Wort tarapatka, plur. tarapatki, welches in der masurischeu Aus- ifurache ,,tarräpättki'* klingt and tt. a, Kummer, verdrieBHche Yar« ki^beit bedeutet. Der VeHtmer hat da« Wort wol des etgen- thttmlichen Klanges wegen autgegriffen, um so mehr, als ee auch von Deutschen in der Ptovids angewendet wird; a* B. nVmB hat en MeiiKcli blos fiir Tcropetki!"

V. 12. „Wetbroot." Der Dru. k hat ganz richtig „Wytbroot" Wittbrot, d. i. Weissbrot. So nennt man das bessere Gebilck von Weizenmehl.

V. 86. „wer 1»>wer dy Wocky wacht'* vielleicht = gieb lieber auf deinen Wücken (d. i. Spinnrocken) nebt.

V. 68. Es wäre wunderlich , wenn di<' doch sonst ganz gewandt und witzig sich ausdruckende Sopltie nicht sollte Lis tausend /.khleii können. Wahrscheinlich Uftt der Yerf. sie hier „dnnsent" mit „Dutaend* verwechseln.

V. 86. „war eck jn verehren von Eremelicke Scknoppeldoock.** „Eremelicke'* heiftt hier nicht etwa „Erämerin**. Das Wort kommt Oberhaupt nicht aas dem Litauischen her, in welcher Sprache „der Krämer** kromininkas, „die Krftmerin'' kromininke heißt; wie sollte auch die polnische Magd hier auf einmal zu einem litauischen Wnrtn kommfri, drt ticr Vei-f. nicht einmal etwa des Reimes wegen nöthig liutti', I S ihr in den Mund zu log»>n? Sie k'Hinto ja ebenso gut „krainarkäi'' sagen! ^Kremdrcko" ist vielmehr eine Art Zeug, ihiti «onst „Kromlis" genannt wird, cf. Linde, Slownik, sab verbo („Kromlisu postaw** = ein Ballen Kromliszeug).

*) cf. das Dorf Mosantz im Kreise Graudonz (Froelich, Gesch. d. Qraudens. Kreises I, 225;. Kupferschmied Mosanski (ibid. II, 286j.

2^»

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824 Spncbliche Bemericongan an den Drei Kdnlgsbg. Zwiadieiiapidfla ele.

Es ist hier nrimlich iii.)it an ein gewöhnliclios leinenes S^'linniiftnch zn (lenken, si>ii«lern iin ein sei(!enes Timh, das /um 8taaU;, aiu-li als Hain- und Busentncli. ilientc. Die Bezu^aliiue auf die litauische Sitte des Sclmupltu« hscheukens ist hier eben- falls nicht recht um Platte, da die Magd ja eine Polin ist. Es bitte tuitereiieht Warden mäesen, ob in polnieeben Gegenden der Provini zu jener Zeit eine aolcbe Sitte berrsobte. Dies ist in derThat der Fall, wie wir aus den bei Beck h er rn „Mittbeilungen ans Raeteobnrgs Vergangenbeif* (Baatenbnrg 1881) auf pg. 38—47 mltgetheilten, von 1704— 172G reichenden, Aofiseichnncgen des Erz- priesters Säuberlich ersehen, dessen Iiispoction sich über damals theils rein, tlieils großentheils polniseho Gegenden erstreckte (cf. L, E. r?nrowski, Neue PrenP. Ktrrlionref^istratnr. Königsberg 1788, pg. 203—2« 4). Danach überre i - Ii f liei d i-r Verlobung die Braut dem Bräutigam Ring und Tucli, /.. B. ^a< repit aunulum argenteuni et strophiolum"* (pg, 44) „spreto aunulo et Tucb** (pg. 46) " „ipsa dedit eidem Tuch und Ring" (pg. 4G). V. iCfk pmet Fertsi gefartsi** = mit Gewürzen gewünet y. lOS. n1feokel-f lescb" =^ Pökelfleieeb; man iSt Pökelfleisck mit Senf oder Meenettigsance^ daber das voriiergebende „Met Senff".

110. »Enen sebmocken gebradenen Telelgs met den Fenael- lollen on rooden Zwern zu gereckt.** Der Conristoriabatb F. Sam. Bock erklärt in seinem „Vereueb einer wirtbscbaftlioben Naturgescbicbte von dem KöDigreicb Ost- und Weetprenften", Bd. I (Dessau 1782) pg. 265—66 den schon damals aus der Mode gekommenen „Tüllclks*^ als „eine Art sehr fetter Kuchen/' Diese Erklärung ist falscli. Jede Hausfrau weiss, daß die von Bock an- gegebene Rereitungsweise ,.da man ein proßes Stnrk Butler wie einen Braten an einen hölzernen Spi-Ü steckte, Ix'V einem ge- linden Feuer gesrhwiinl«' umwamlte, und im Umwenden eben so geschwinde mit l'eiu geriebtiiiem Wcifibrud bestreute ' - uiiiaüglicli ist, indem die Bntter gar nicht so lange am SpieBe haften ge- blieben wÄre, bis sieb ans ibr mit dem Reibbrot ein Kncben ge- bildet bätte. Was der „TöUelks" wirklieb war, das ersehen wir eben aas obiger Stelle des Zwiscbenspiels: eine Art Fleiscbpastete in einer UmbOUong (vidleicbt von die dnrob rothen Zwirn

zusammengehalten wurde, wie noch heute aus letzleren Grande die „Rollmöpse" und ,,Zodderk1opse" mit Zwirn umwickelt werden. „Fensellollen*' iM hier nirht das polni'Jrhe wQzel (was übrigens gar nicht „NeJz", sondern ,,Knottn*, Schlinge im Ni tz, geknüpftes Band*' bedeutet), sondern das ostpreufiiache „I in sei'' d. i. die

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Von JobMinw Sembi^dd.

825

Füllung cinnr Full«sppise. Man entnimmt z. B. einem IlHrinero den Milchner. m*nigt diesen mit Brot. Zwiebeln, Pfeffer und füllt mit dem (iemisehe den Hiiring wieder; das ist „Finsel". Die Endung „ollen", lieuto ^ullon", ist eine Mherzhalle, tändelnde; so sagt man s. B. statt „spielen" aach „spieluUou'*, statt „KatschtB** aneh „Katiullehen**.

in.

V. 24. „bet an den Kragen." Der 'DriKk hat ganz richtig „bot an den Hahn". Der Hahn ntrlit l>ti den alttn Fiboln auf der letzten Seite, und so habuu diu^e Worte hier diö Bedeutung: er hat die Fiebel auswendig gelernt von A bis Z. „Dageu" und „Halm'' idmt rieh bei gedehnter Aussprache noch siemlich EOsainmaD; es werden in diesen Zwischenspielen an den Reim ja überhaupt keine rif^rosen Ansprüche gestellt

V. 28. ,,Geld spellern.** „Spellern** ist mit dem Tone auf der letzten Sylbe zu lesen; den ist - .spendiren.

V. 133. ..Rockel" ist hier ein&ch als ^»chiuipfiiaMx- anf/.ufWsen.

V. Iäi3. „musen" - mausen; hier also so viel als: sich in seinen Amt8- geschäftf'ii üb( n, w'w ja anr-h (üe junge Katze erst mit der Maus spiolea lerat und sich so übt.

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Dialectische Bäthsel, Reime und Märchen aus dem

£rmlande.

Von

A* TrelcUeL

Tu (l«^m Ermlande, welches die landrütl) liehen Kreise Branns- bt'i'ii;, Ucilshurg, hTissol und Allenstein nintaßt. ;;i<'bt es trotz der Kleinheit des Bezirkes zwei vollstcindig g»>schiedeue Dialecte, den Breslauschen und den sog. Käslausohon Dialect, von denen ersterer sich dem Oberdeutschen, letztorer dem Niederdeutschen (Plattdeutschen) anlehnt. Diese Verschied<*nheit der Dialecte hat seinen Grand in der Kolonisation, die sich theils ans Kiedeiv, theils am Oherdeutschland yollzog. Aus Schlesien stammende Bischöfe von Ermland (Frauenbnrg), Heinrich Fleming und Eberhard von Neisse, die großen Kolonisatoren des Ermlandes, hatten (vergl. Erml. Liter. Gesch. 1. S. 14) namentlich aus der Gegend um Breslau her Ansiedler mit nach ihrem Sprengel gebracht oder später hingezogen, daher mau tlunn auch ihren vererbten Dialoct als den sog. Breslauer besonders in den lüsti icLen um Wormditt, lleilsberg, Guttstadt und Wartenburg vorfindet.

Ein anderer Theil des Ermlandes ist durch Niederdeutsche bevölkert worden; ihren Dialect nannte man dort den Käslauer. Da es einen (^rt Käslau dort nicht giebt, so mag es ja sein, daß volkathümlicher Spott zuerst diesen Namen deshalb bildete, weil diese Bewohner sich hauptsächlich wohl auf Viehzucht, Bfiioh- wirthsohaffc und Zubereitung von Kflse gelegt hatten. Es l&ßt sich daon leicht denken, daß dorferischer Hohn und Spott dem

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Von A. Tmckckl.

B27

Imjit ge8]>rockenen Bres(lau) das Käs(iau) gegenüberstellten. Wie über die Yerechiedenheiten dieser Dialecte sioh gelegentliohe Andeutungen in den ermländischen Zeitschriflen TOrfinden, so auch über das Wort Eftslanisoh, obsohon das Tbema dort niobt flx professo abgehandelt ist.

Der Dialect der Wormditter Umgegend ist nun siemlich der- ttdhe, wie der von Seeburg. Nur dürfte *^twa zu der Seebargi- schou Sago, wie sie im ermländiatihen 1 luuskalender vom Jahre IWK) abgedruckt ist, die Wormditter Sprechweise diese Diffe- renz^ aufweisen:

Seebtirg dft

l«it gewest

gestände

(d«r) (Uegt) (gewesen)

(gestanden)

iintagegango (untergegangen) fufzehn (iilnfzehn)

Glocke «

lione Mftcbes om de Zeit se sage

wft nähme vonna noch

Wormditt d«. lait. gewast.

gestange. unifagegange. fufzalin. Glacke.

hoC. Maches. em de Zait. se saelie.

wah. nähme.

(Glocke) (haben) (Mftdeben) (um die Zeit) (sie sahen) (werde) (nehmen)

(wie ihr) vanna. (noch) nach. Die Sagen, die sieh an einzelne StÄdte, almr anr-h an kleinere Ortschaften, selbst an Wälder, Berge und Feldmarken knüpfen, leben in dem ermländischen Landvolke mit einer gewissen Ijebendigkeit fort Ein Theil davon ist bereits in den ermlandi- wlien Kalendern aus den flönfziger Jahren abgedruckt. Eine Anzahl dieser Sagen hat sogar eine poetische Bmirbritung durch Bornowski gc^fnnden. Ein viel im Breslaiior Diab rt erzähltos Märchen ist das vom Knachetes, d. h. Knochonmattliias. JTemer Tanna Aif die zong ewa's Haus flaikt on die kline Kinga, wenn

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328 Dialectiächo Käthsol, Keime uud Mäi-chon au» dem Erailuitdo.

80 nach verra HausötliOa speie, met Lais on Ongese£Ea besobett. D. h. Vom Alf, der gerade übers Haus fliegt und die kleinen Kinder, wenn sie noch (also spät!) vor der Hansthüre spielen, mit Läusen und Ungeziefer best hüttct. Ferner vanna Hekkel- mutta. Ob im Käslauschen Diiilt ct dieselben Erzählungen vor- kommen, ist meinem ( JewübrüiiiHuntj, unbekannt. Es ist dies Herr Viear Mundkowski, z. Z. in Tolkemit. Was er als Landsmann dieser Gegend darin hin und wieder gesammelt hat, das will loh nun iu folgender Ueberarbeitung lüustellen, obschon es aus den verschiedensten Kreisen des YolksthOmliohen sammengewOrfelt isi.

Hflthsel.

1. Ich ging in einen Schilf,

Ba mir Gott hilf,

Da fand ich ein Meisterstück,

Wie ein klein Finger dick; l)iiruu.s knimt' u-h inaclioii Zwei Backtruge, zwei JSeiteu JSpeck, Ein« Priestorka])j)e,

Und dann bekielt ich doch noch ein Stück. (EicheL)

2* Bath, rat': Steckt im Braten,

Steckt nicht in der Haut;

Steckt nicht in der Haut,

Steckt doch in der Braut.

Braimsberg ist 'ne schöne Stadt,

Die daa JJiug zwei Mu.1 hat. (Das B.)

B. Es ist ein Ding so klein,

Iu Preußen muß es'sein;

Holland ist 'ne schOue Stadt,

Die das Ding doch nicht hat. (Das B.)

4. Da Pipo}) un da Quaiup, tle rennte zehoi' ob euuen Barg hrof. (Maus und Frosch.)

5. Aüht Fuß on eue Zogel,

liot, was es das ferro Vogel? (Frosch und Maus.)

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Von A. TreioheL

829

6. Stallrbe von weiß Hiiiuaches on e rot Honohe damang. i^/ähne und Zunge im Munde.)

7. Zvesche xwe Berg leit 'ue abgeschonge Kuh. (Teig im Backirog.)

8. Es geht ungia Br{k)k on hot e rot Bookehe an, (Der Krebs.)

9. Ach Pfard können's nloh daschleppe. (Kn&oel, das sich abwickelt.)

10. 8]>ra('bj)robe. Wa laiik hol, liilit lang Iningü.

11. L'edeusart. Da sitt je foat (gleich) aus, wio da Tot vanu Kiwte. Mit diesen Worten pflegt das Volk das elende and krankhafte Aussehen eines Menschen zu bezeichnen. Die Redensart hat ihren Ursprang von einem Bildnisse des Todes, das von Alters her auf der Kirchhofsmauer des Kirchdorfes Eiwitten bei Heilsberg stand, yor einigen Jahren von Stürmen berantergestttrzt, aber durch ein neues ersetzt wurde. Yergl. hitrzu H. Frischbier Spr. W. aus 11.- A. 1. 203, 4, 2, 1, 213; n. 201), 7, 8.

Keiiue, Plappereicn.

1. Krohe, rohe Racka, Flieg owre Ack;i,

Flieg ewa de Stenabröck, Brech da Hals on Ben zu StOck.

2. Krohe, ruhe Racka ^Krähe), Flieg ewre Acka, Flieg vor Königs Thoa, Koniok holt es Boa föa,

on 6 Hammel, Breng e Kringel» Hea ene, Dea ene,

Onsa griese Puachekau och ene.

3. Abz&hhreim.

Ene, mene, DintenfaÜ, Geh' in die Schul' und lerne was; Lerne, waa mem Vater ist. Mein Vater ist ein Pfeifer,

380 Dialectische Bäthsel, Eoime und Märchen au« dem Ermlande.

Pfeift alle Morgen,

Spielt auf der Orgel.

Weiiie Bohnen, golbo Bohnen.

Ging einmal nacli Engellaud,

Engelland war ahgobrannt.

Stand ein Mädchen an der Wand,

Hat einen raten Äpfel in der Hand»

Wollte gerne essen,

Hat kein Messer.

Messer fiel vom Himmel herab,

Kdnohe, bdnohe, Du bist ab!

4. Kinderspaß. Wenn ein größeres Kind ein kleineres, das es innuer bittet, ihm Joch ein Mährchen zu erzählen, <4t*rn los sein will, so i)flegt es dafür zur folgenden foppenden Er- zählung zu greifen, indem es geheimnißvoU beginnt: £s woa (war) ne mol e Paua (Bauer) on e Uhl (Eule), must oba gatt ofpasse. Das kleine Kind wird sehr anfimerksam. Das große beginnt daranf von Neuem: Es woa emol e Paua on e ühl; da Pana soB (saß) en enem Winkel on de ühl em angere (im anderen); doh kikt da Paua de Uhl an on de Uhl de Paua; mußt ober gutt ofpasse! Und so wird die Erzählung immer ▼on Neuem begonnen und das kleine Kind zur größeren Auf- merksamkeit angespornt, bis es schließlich merkt, daß es geneckt wird, und weinend davonläuft.

6. Aehnliche Fopperei. Wor e mol e Basembinga (Besenbinder), mußt gut o^asse.

GoldkOrnohen unter der Zunge des Haushahns.

Morgenstunde hat Gold im Munde. Um der kindlichon Fassungs^abo, welche den wahren Sinn diese?! Sprichwortes noch nicht recht zu bogieifen vormag, eine Vorstellung von dessen Auf- fassung zu verschaffen und um die kleinen Kinder zugleich an frühes Aufstehen zu geT\ öhnen, pflegen die älteren Personen ihnen einzureden, daß in aller Herrgotts-Morgenfrfihe der große ^ii^ OoldkOrnchen unter der Zunge hAtte, das die

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4

Von A. Treicbel.

831

Kinder leicht crroichen koDufcen, wenn sie den Eltern gleich gehorciiten und beim Wecken flink aufatäuden.

M&rchen.

1. Vom Hans mit der Fidel. Es war einmal ein Hans, der besaß eine Violine. Wenn er auf derselben spielte, mofite nacb seinem Willen alles tanzen. So lieB er einstmals einen Juden unter stechenden Bornen tanzen. Ob dieses Vergehens wird er Tor den Gerichtehof gestellt tmd von ihm verurfcheilt. Vor der Vollstreckuug des harten Urtheils bittet er zur Giuido sich abor noch einmal seine Violine aus. Kaum hat er sie in Händen und spielt darauf, siebe, da fängt der ganze (loriclitshof zn tanzen an. Da ruft der Jude, der natürlich auch mittauzen muß, aus:

Sogt' ech nich, sogt' ech nieh. (!öl) dem Hans dos Fidelühe uidi!

2. Vom Deimling. Dor Deimling (Däumling, weil von Danmens-GröOe) wollte eiustmalti stehlon gehon und hatte sich dazu auf dem Heii8cho])pen versteckt. Da faßte ihn aber der Großknecbt und steckt ihn mit dem Heu hinunter in die Banfe, wo ihn die Euh auflrißt. Als dann die Paaake (Bftnerin) kommt, um die Kuh zu melken, ruft er aus dieser heraus:

Stripp, strapp, strull, Qöb da Mogd e Stdppel vull On da Paiake goa nnscht. Da die Kuh jetzt keine Milch gicbt und also beboxt erHchbiui, muß sie geschlaehtot werden. Ibre Fleck (Kingcwcide) werden dann gekocht und da schroit dor Deimling aus dem Teiler

Quada, quada, De fleck is goa (gar;. Die Leute werfen in ihrer Furcht vor der Hexerei die Fleck fort; da kommt ein Pracherweib (Bettlerin), findet sie vor der Thilre liegen und steckt sie in ihren Sack ein« Darauf schreit Deimling wieder ans der behexten Fleck:

Praoha lache, liöscfakemachAt

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382 Bialectische Bäthfiol^ Beinie und Märchen aus dem Enolande.

Lischke, platt Löschke, ist für Preußen: 1. Name von An- siedelnugen um eine lirdenslmr*^, aber noch ohne Stadtrecht. 2. Hülle, lluifie, Korb, Kasten, Kober von oblonger i'orm, aug Bast, Weidenruthen, Wurzeln, Rohr, als Behältniß von Mund- vorrath füi Iteiseude und Feldarbeiter. 3. Schersweiae und übertiM;i^en, wie hier, auch der Bauch, Magen.

Ein kurzes Märchen. Es war einmal ein Mftnnlem pflügen gegangen. Da pflfigte es ein Endchen, da pflOgte es ein Kästchen auf. Und da pflflgte es noch ein Endohen, da fand es ein Sdilttsselohen. Da schlofi es mit dem Sohlttsselchen das Kästchen auf und da war ein kurzes Felzchen darin. Und wenn das Pelzchen Iftng« ! gewesen wäre, so wäre auch das Märchen länger gewesen. (Gegend von lieilsbürg, Ur.Stuhrmann.)

Ans l^iaunsberg wird mir noch gemeldet (Pfr. Preuschoff), dulJ dort untl in der Umgegend die Verkleinerungs-Endsilbe -eben und -lein, orstero in -ke ver})lattdeutscht, überaus häufig und überall angehängt werden, wie z. B. Jacke! noke! kommke! Ebenso an Personennamen. Man bort die Schulkinder ihren Geiährten also zurufen: Albreohtke, Ehmke, Eadmannke (Erd- mannohen), Wulfke u. s* w.

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Sprachliche Ueberbleibsel aus der Franzosenzeit

Von

Treicl&el.

Vorrede.

Ans der Fraiusoseiiseit, d. Ii. ans dem Anfange dieses Jahr- handerts, existiren in der Provinz FrenHen einige Bedensarten und Anedracke, die nicht allesammt recht bekannt sind. Was ich davon in Erfahrung gebracht, stelle ich zusammen. Das Attrap^ ist die bekannteste. Ich sehe^ dafi auch Frischbier sie ihnüch in seinem W.-B, II. 328. bringt.

I. Attrape, Monsieur Schwarzsauer!

Diese Redensart, welche in Weatpreußen noch vielfach gehört wird, hat ihren £ntstehimg8grimd in folgender £rzählang. Zur Zeit der Franzosenkriege im Anfange dieses Jahrhnnderts wurde in nnserer Provinz einem Franzosen ein Gericht Schwarz- nner vorgesetzt. Es sind dies aber die Ideinen Korpertheile <Kopf, llaLs, Flügel, FüiJe, Magtii, Herz) von Gaiison and Enten, hier meiste?«» G-eschnörr genannt, in (Gänse-) Blnt gekocht, untermischt mit Klöüen, alias Keilchen. Mau hatte dasselbe ans dem Keller heraufgeholt, wo es schon zubereitet aufbewahrt stand. Der Franzose fragt nach dem Namen des Gerichts und erfthrt denselben und mederholt ihn, so gut er ihn aussprechen hsoL Wfthrend des Essens hflpile aber ein Frosch (oder auch eine Maus), der im Keller dahinein gerathen war, in natürlich überechwärztem Zustande daraus hervor. Der Franzose aber.

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SpraoUiolie üeberblailMel ans dar FnumMenioit.

denkend, daß dies die Quintessenz des Gerichtes sei, und zugleich farchtend, daß ihm ein guter Bissen verloren gehen möchte, spieBt mit der Gabel das echappirende Thier mit den Worten auf: Ah, attrape, Monsieur Sohwarzsauer!

2. U pftttt camHIe.

Im Kreise Bössei in OstprmiBen wurde von einer alten Frau der Ausdruck Pittkanalg vernommen, mit welchem der Floh liezeichuüt wurde (teste Dr. Stuhrmann). Wohl muß es schwor gewesen sein, hierfür den Ariadnefiiden zn rinden. Hörte ich auch keine Gejächiolite, so ist die Entstehun;^ für diese abnorme Bezeichnung doch nur so zu verstehen, daß zur lu- vasionszeit ein Franzose in Gegenwart dieser Frau jenes Thier (in pikanter Räthselfrage übrigens das abgehärteste , weil es bei 20 Grad KMte im Hemde umherspringt !) le petit canaüle nannte. Daraus hatte sich denn die Fiaa ans Missverstand, da die Canaille schon vorher Eingang gefunden, wohl ihren Ans- dmck Pittkanalg surecht gelegt and auch späterhin immer- KU gebraucht.

3. Owies, Htf^r, Opsa.

Fin Franzose, der gelernt hatte, daß Hafer im Polnischen Owies lioiße, wün.sclito solehon tiw si-in Pferd von einer Bauers- frau, indem er stets Opsa rief. Da er aber den Kuf ausstieß, den annähernd man hier hört, wenn's znm Tanze gehen soll (meistens Walzer; hopsa, noch einen Walzer! das Tanzen ist das Hüpfen und Hopsen!), so glaubte die Frau, daB er mit ihr tanzen wolle, und fing damit an, indem sie die Hand ihm anbietend auf die Schultern legte. Er aber bestrafte ihre Ver- wegenheit, indem er ihr Eins mit dem Fuße gab. (Nendorf, Kr. PreoBS. Stargardt, Pfr. v. Tr^towski.)

4 U vasittas.

Dies jetzt echt französische Wort, durch die Academie in ihr Lexicon aufgenommen, bezeichnet das Guckfensterohen in

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Von A. TreiebeL

33Ö

der hintem Lederaeite des Fonds einer Zakntsolie, d. K eines

geschlosseneu Wagens, wörtlich mittelst Adverbinm ähnlich westpreiissisch rs])ecieU Danziger Kürze) gebildet, wie: zuner Wageu, abner Knopf, drübensche Loutp, Die Erzählung be- sagt also tUr dessen Entstehung: Ein frauzösisclier (Oberst, in einem solchen TJngethüm gefahren, will sich über den Zweck des Guckloches noch sehr wißbegierig unterrichten und befragt unter Zeigen darauf den prenssischen Kutscher. Lieser aber Tsnteht die Sache nicht richtig und fragt deshalb entgegen: Was ist das? Dies versteht der Franssose wieder £dsoh und benennt in Zukunfl jedes Gucklocli mit vaäistas.

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Ostpreusslsche Sagen.

Mitgetlieilt von

1. Die UoterenlaGhchen.

a) Eine WOolineTm darf nie allein gelassen werden, damit ihr oder ihrem Kinde nichts Böses widerfahre; es ei^ht ihr sonst, wie jener Frau im Samlande.

Diese war neben ihrem Kinde eingeschlafen. Leise schleicht sich ein Untererdschchen ans Bett und tansclit sein Kind gegen das der Frau ans. Als sie erwacht, erschrickt sie nicht wenig über den giolJt n Kupf des Kindes, das ihr durch sein unauf- hörliches Sclirtien nicht wenig zu sehalleu macht.

Nachdom dio Mutter Kin-ligang gelialteu und nun, alter lieber! iofcnuTg nach, das Haus verlassen darf, ist sie einst in Geschäften hinausgegangen. Das Kind wird mit einem Male still, und die ge(]uälte Mutter denkt in ihrem Herzen: Gott sei Dank, dckfi es todt ist! Als sie jedoch durch das Fenster sieht, gewahrt sie man denke sich ihren Schreck das Kind tanzend auf dem Tische und hört, wie es dabei singt: Dat man got, dat min' Hutterke nich wdt, Dat Öck Trampeltinke h^tl

Schnell eilt die Mutter in die Stube und findet den Wecbsclbaln; .sdireicnd in der Wiege, wie sie ihn vorlassen.

iSüiue Eigeiisehatt ist jetzt klar. Auf den llath ♦•inor er- fahrenen alton Muhme heizt dit- Frau den Hackoten stark ein, nimmt den Balg, stellt sich vor das Üfenloch und rutl laut: „Oeok schmiet!*'

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M itgetheilt von H. FriaeKbifr. fyj

In demselben Angenblioke eraolieini das Untererdschchen, bringt der Matter ihr Kind sorttok, ergreift das seine und Ter- sehwindet mit demselben hinter dem Backofen. (Alt^Pillan.)

b) Eine Wöchnerin, welche man allein gelassen, wird von einem Schwanselfen mit sammt dem Kinde entfahrt: der £lf nimmt das Kind in einen Arm und umfaiii üiit dem andern die Mutter. So führt er beide fort. Als sir iiber eine Wiese kommen, auf welcher Baldrian wächst, spricht er zur Mutter: „Hew Dp din Hemdke, dine Lönne, Dat nich tbiit BuUerjanke 'rönne!"*)

Die Frau hob aber das Hemde nicht auf, sondern lieB es hingen: der Baldrian fiel auf dasselbe, und der Elfe mußte nun, da Baldrian gegen jeden Zauber schfitzt, Mutter und Kind lassen. (Alt-Pillau.)

2. Der Himmel öffnet sich.

Glückselig ist der Mensch, dem Gott schon hier auf Erden einen Einblick in den Himmel vergönnt. Es giebt nllmlich Angenblicke, in denen sich das Himmelsgewölbe öffnet, indem gleichsam swei große FlügelthOren weit aufklaffen und die

Pracht des innern ilimmels in ihrer (ganzen Größe sehen lassen. Wer von dieser Pracht nieht pjeblendet und in seinen Sinnen verwirrt wird, sondern Besinnung und (leistesgegenwart genug beh&lt, der mag sich getrost von (lott dreierlei ausbitten, und was es auch sei, seine Wünsche werden ihm erfüllt»

Diese Geistesgegenwart behielt Tor grauen Jahren ein Baner aus K., als er den Himmel offen sah. Er bat sich aus: die Hebe Gesundheit, das t&gliche Brot und ewiges Leben; doch hatte er sich bei dem -dritten Wunsche nur versprochen, denn er hatte um die ewige Seligkeit bitten Wullen. AVeil er aber ewiges Leben gewünscht, so lebt er auch ewig. £r ist

*) Nach einer andern Mittheilang sagt der Elfe : „Hew dine rode Rockke ön e Höcht, Dat hei nich ön de Tharant flögt I'*

Allpr. Menalwehiift Bd, ZXVII. Hfl. 8 d. 4. 22

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OätpreußUche Sagen.

nun schon von Alter so zusainniengesohrumpft, dali mau ihn iu ein Vogelbauer liat setzen können. Hier fraj^t er nun in einem fort: „Oess noch nich owig? Ewig dürt laug!" Wo aber das Vogelbauer steht, weiß Nioman-l.

Andere erzählen, er sitze im babylonischen Thurm und stöhne hier klagend: „Ewiget Lewe schwere Pin!'' Von Zeit zu Zeit aber frage er:

„Oeß de Heister noch da, de Vägel Möt dem lange Zftgel?" Wie die Sage erzählt, wird der Heister, die Elster, ein Jahr Tor dem jüngsten Tage von der Erde yerschwinden.

(Mündlich ans Alt-PUlau.)

3. Die Toiitenfefer.

In der Nacht vor dem Todtenfeste communiciron die selig Versitni lit iien. Tn alten Z<Mten hat man in dieser Xacht in vielen Kirchen Licht brennen gesüh«'n, ja noch in neuerer Zeit will man solches bin und wieder wahrgenommen haben.

Ein Mann, der in dieser Nacht einmal die Kirche er- leuchtet sah, schaute durchs Fenster in dieselbe und gewahrte hier die verstorbenen Geistlichen auf dem Altar, den selig Ver- storbenen das Abendmahl aostfaeilend.

Eine arme Frau, welche ihre beiden Kinder, einen Sohn und eine Tochter, durch den Tod verloren hatte, &nd in ihrer Trauer nur im Gotteshause Buhe und Trost. Deshalb hielt sie sich in demselben oft den ganzen Tag, ja hin und wieder bis tiot iu die Nacht hiueiu aut.

Nun traf es sich, daU sie in der Nadit zum Todtoufesto auch in der Ivirche zurückgeblieben war. Hier erlebte sie nun Folgendes. Um Mitternacht entzündeten sich mit einem Male die Lichte, und die Kirche lüUte sich schnell mit den in Schaaren eintretendon Al>rreschiedenen. Zuerst kamen die Männer, unter welchen die Frau auch ihren Sohn erblickte. Auch er erkannte die Mutter, ging auf sie zu und sagte: „Mutterchen, entfernen Sie sich dooh, sonst geht es Ihnen nicht guf

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Mitgetbeilt von H. FitschVier.

m

Die Frau aber konnte noch nicht zur Kirclie hinaus, denn es difingten sioh jetzt die Franensohaaren in dieselbe; auch wollte aie gern noch die Tochter sehen, die im Leben ihr ein und alles gewesen, und um die sie so viel Thrftnen vergossen.

Als die Tochter ilirer ansichtig wurde, rief sie jedoch in onfreondlichätem Tone:

„Das ist der Sack, Worin ich stack!'^

Die Mutter erschrack über diese Unfreundlichkeit der Tochter. Diese war aber darum so mürrisch, weil die Mutter

durch ihre vielen Thräneii ilir die iiuho gen^iiniiien, auch sollen im Jeuseit*} nur die Söhne für die Miitrci sprechen, während die Tochter Filrsprecherinnen der Väter sind.

Die Neugierde hielt die Frau noch weiter in der Kirche EnrAck und sie wohnte der ganzen heil. Communion der selig Verstorbenen bei. Nach Beendigung derselben wandten sich diese, um die Kirche zu verlassen. Auch die Mutter beeilte

sich jetzt, zur Kirche hinaus zu kommen; doch die Ahg('S( lii(;donen veriolgten sie in h«dlen Hauten bis zur Pfort«' des Kirchhorcs.

Die Frau hatte in ihrer Angst den Mantel auf dem Kirch- hofe fallen lassen; als sie ihn am andern Morgen holen wollte, &nd sie ihn in Stücke zerrissen. (Alt>Pillan.)

4. Die verstorbene Mutter nährt ihr Kind.

In Alt-Pillau starb eine Frau Q, in den Sechswochen, das Sindeben aber blieb am Leben. Tag über schrie es sehr und war nicht zu stillen, aber um Mittemacht wurde es stall, nur gab es Töne tou sich, als sauge es an der Mutterbrust, auch hörte man es schlucken, ja man will sogar um diese Zeit an seinen Lippen Muttermilch jEcefunden haben. Die Wiege aber, wenn man sie bewegen wollte, war so schwer, daÜ sie niemand zu regieren vermochte.

War die Mittemachtsstunde vorüber, so hörte das Kind mit dem Saugen auf, auch ging die Wiege wieder leicht.

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Ofitpreuftiscbe Sagen.

So giii^ Jas eine geraume Zeit; deun nach dem Volks- glauben sucht die verstocbeae Mutter neun Ta^e ihr hinter- lasseues Kind auf und nährt es; nach andern soU sie dies sogar sechs Wochen thun.

Das Gleiche wie in Alt-Pillau ist bei dem EigenkAthner N. in K. nadi dem Absierben seiner Frau geschehen.

(Alt-PiUau.)

5. Verführung zum Fluchen.

Das Joppiensche Ehepaar fuhr nach der Stadt (Pillau) mit Kirschen und war, weil der Weg im Pilzenwalde sehr sandig ist, auagestiegen. Sie gingen hinter dem Wagen, um es den Pferden zu erleichtem. Sagte die Frau zu dem Manne: „Vaderi sitst de nuscht ver de Perd?" £k seh, ek seh, erwidert jener, dat jeit ons mischt an. wi welle nieh floke. Joppien, so sehr er sich über den Rjnik äroprte, der vor seinen Pferden seiu Wos(ui trieb (was war, hat er nie gesagt), fluclite nicht uud ging ruhig hinter dem Wagen. Da üel der Wagen glatt uro. die Kirschen in den Sand, und an einer ganz ebenen Stelle. Ihm wollte ein Fluch in den Mund, aber er Terschlnokte ihn. Er rief seine Frau, sie hoben den Wagen auf und lasen die Kirschen zusammen. Nach einer Strecke Wegs passirte dasselbe und wieder an einer ganz ebenen Stelle. Seine Frau wollt« iinf^ednhlifi: worden, er lirdiolite sie, sie solle nicht flachen: sie hoben den AVagon aut und lasen die Kirschen zusammen. Auch als zum dritten Male der AVagen auf glatter Erde umgeworien wurde und die Kirschen beiher lagen, wollte der Bauer Wagen und Kirschen ruhig aufheben und zusammenlesen, als ihn )eniand von hinten packte und mit seinen schneeweiflen Leinwandhosen (die Bauern trugen damals alle solche, wenn sie im Sommer nach der Stadt fuhren) in die zusammengedrückte Kirschmns hineinsetztb. Heiligen Kreuz Schock Donner Schwerenoth! . ... fluchte er los, und in doniselbuu Augenblick fjini^en sie oeilo ruhig liinter dem Wagen, die Kirstihen lagen uuzerdrückt auf dem Wagen uud aller Spuk war versohwanden. So hatte ihn

i^ig u^LU Oy V^OOQle

Mit^eibeüt von H. Friüchbier.

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der böse Geist zum Fluchen verfahrt. Die Geüohiclite ist wirklich nnd wahrhaftig wahr, sein Enkel der in Kl. Dirschkeim lobt, kanns bezeugen.

(Kl. Dirschkeim bei German, Samland, 1863.)

6. Der Kuripeiz auf dem Konerteberge.

Bei Landsberg ist ein steiler Berg, der heiBt der Konerts- bsrg. Auf demselben haust seit ewigen Zeiten ein Be>rggei8t, der, gloich seinem Collegen Ivubezahl. in seinem Revier uuum- >olininkt Macht übt über alles I.»'l)t ndigo, das sich ihm naht. Er ersciieint am meisten in <ler Gestalt eines kleinen Mannleins mit blaurothem Gesicht, langem, schneeweißen Bart und trägt ein kurzes, zottiges Pelzcben; darum beißt er „der Kurzpelz''. Alt and Jung der ganzen Gegend kennt ihn und jeder weiß Ton ihm einen Spuk zu erz&blen, den er bald in guter, bald in iKieer Laune verttbt hat. Wer des Nachts den Berg passirt und Irommen Sinn im Busen trä^t, der siebt wohl am Kreuzweg oben auf dem Berggipfel das kloine Männloin voniberhuscheu Uüd aus jedem Gebüsch sein Gesicht hervorgucken, ilot h ilmt der Geist ihm nichts zu leide. Wer aber kein gut Gewissen hat und auf bösen Wegen schleicht, iler geht nicht leicht unge- straft yon dannen: ein schwarzer Hund läuft dann oft vor den Fflfien des Gkftngstigten daher; in den Büschen knacken die Zweige, feurige Augen glotzen drohend daraus hervor, und zu- letzt jagt ihn der rftcbende Berggeist ins Wasser am Abhang des Berges, zerbricht ilun den Wagen, wenn er zu fahren kam, oder hockt cf»ntnerscliwer hinter ihm auf. Am grimmigsten jedoch ist Kurzpelz, wenn man ihn neckt oder gar vorspottet, DiS haben einst die gottlosen Buben ans d^m nahen Dorfo Feisten erfiihren, die dort des Nachts die Pferde hüteten . Beim Seheine des Hirtenfeuers trieben sie allerlei rohen MuthwiUen imd wagten es zuletzt, den Geist herauszufordern, indem sie Tiefen: Knrzpelz, komm, spiel uns auf, wir wollen tanzen! Im Hui stand der Berggeist da und blies auf langem, gebogenem Horn eine wilde Tanzmusik, die laut und immer lauter durch

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OatpreuBische Sngon.

die Naoht tönte wie ein SturmgeheuL Ein wirklicher Sturm aber ergriff sugleich die Buben, schlenderte sie in rasendem Tanze in weiten Kreisen umher und Feuerbrände und glühende Kohlen wirbelten mit und sengten und brannten die Tftnser, bis beim ersten Hahnenschrei Eurzpelz mit schallendem Gelächter verseil wunden war.

7. Der runde Berg bei Passenhelm.

Der Kalbensee bildet der Stadt Passenlioim gegenüber eine Haibit) -^ol. welchr^ sich von da aus in der liichtung von Süden nach Norden, etwa Meilen weit, bis in die Nähe des Passenheimer Stadtwaldes, Gaj, d. h. Laubwnld, erstreckt. An dem westlichen Bande der Halbinsel, dem Dorfe Milncken gegenüber, erhebt sich ein siemlich hoher Kegelberg, im Volks- munde hier der runde Berg (oknigta gora) genannt. Jedenfalls hat auf diesem Berge zur Ordenszeit eine kleine Burg gestanden. Dafür spricht Folgcindes: Erstens scheint der Berg künstlich abgearbeitet und abgerundet zu sein; er ist oben abgeplattet, und fuhrt von dem Berge aus ein rund(5r Gang (Terrasse) nauh dem See zu. Aul' d'-m -Plutcan des genannten Berges findet man Ziegel und I );if'list''instü< ke. Diosor l^i i; nimmt sich schon aus der Forne durch seine schöno fth^i i-uudcto l-\>nn aiisj<rcrheud aus, und ist es zu bedauern, daß er durcli die sich steigernde Ackerkultur seine Höhe und sein gefälliges Aussehen immer mehr und mehr verliert. Ferner spricht für obige Vermuthung die hier in Passenheim sehr verbreitete Sage, daM von der Stadt aus vom sogenannten Magazin ein unterirdisoher Gang unterm Kalbensee nach diesem Berge führe. Dieser Gang soll früher ofien und theilweise betreten gewesen, aber jetzt yer- mauert sein.

An diesen Berg und die darauf befindlichen Mauerübureste

(das Schloß) knüpll sich nun folgende Sage.

a) Vor Zeiten piiugle in der Nahe des ruudeu lierires ein Ackerbürger. Naclidem er sein Tagewerk vollen<let hatte, spannte er seine Ochsen aus und hütete dieselben, wobei ihn Hunger

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Mitgethcilt vun H. Frischbior.

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qnAlte. Er besteigt den Berg, und es steigt ihm aus der Oeffimiig desselben der Geruch eines frisch gebackenen Brotes in seine Nase. Da wünschte er sich denn ein Stück dieses

liisclieii Brotes, um soineii Hunger zu stillen, von wo es auch immer käme. Doch sein Wunsch ist ein vergeblicher: Hunger und Müdigkeit ([ualt u ihn. er setzt sich auf dem Berge nieder, und bald übermannt ihn der Schlaf. Als er erwachte, lag ein fiischgebackenes Brot neben ihm, und unfern von ihm stand eine schöne Jungfrau, die, da er trotse seines Hangers Bedenken trug, von diesem Brote zu essen, also zu ihm spradi: „Iß von diesem Brote, es soll dir nicht schaden.** Trotz dieses Zu- spruchs fOrchtete er sich dennoch von dem Brote zu essen, nahm es aber nach Hause und schenkte es den armen Leuten des Passenheimer Hospitals.

b) Einst hütete ein Hirte auf diesem Berge das Vieh, da erschien ihm eine wunderschöne Jungfrau, welche also zu ihm sprach: ,,Iu diesem Borge ist ein verwünschtes Schloß, und ich bin mit verwünscht, du aber kannst mich erlösen und dieses Schloß mit allen darin enthaltenpn Schät'/en lioben. sofern du mich von hier auf deinem Kücken nach deinem Hause (nigst.** „Fürchte dich nur nicht", sprach sie weiter, ,,du sollst dafür reichen Lohn, mein Herz und meine Hand dazu haben. Zwar werden auf deinem Gange dir verschiedene wilde und liäßliche Thiere entgegentreten, welche dich beißen wollen und dich in deinem fernem Fortgänge zu hindern suchen werden, doch werden sie dir kein Uebel thun, wenn du nur ein jedes der- selben, so häßlich und bösartig es dir auch zu sein scheint, koßest." Der Mensch nimmt die Jungfrau auf seinen Bücken tmd alsbald treten ihm allerlei Thiere entgegen, welche er sämmtlich küßte und die ihn sodann ungehindert weiter ziehen ließen. Nachdem er nun fast sämmtliche Thiere geküßt und sein Phlnsnngswerk beinah'' volh-udct wähnt, tritt ihm eine große, liiifili' he lind schorhge Kröte ent <;<'r:i'ii. welcher er voll Ekels üuchte und also sprach: ,.Hat aneli dirh noch der Teufel hier!'' Nach solchen Worten sank die Juugirau von seinem

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OsiprauBisclie Sagen.

Bilcken and mit dem Rufe des tiefsten Schmerzes tmd der größten Verzweiilung sprach sie su dem Hirten: „Nun hast da mich und das SchloB hundert Klafter tieler in die Erde ver- senkt!" Hierauf verschwand die Jungfrau, und niemand hat seit jener Zeit sie wiodor goseheu.

c) Einst liütofcon Hirton aui «li ni runden Borcrn. Kmer, der sohr neugierig und voll Muths war. ließ sidi von seinen Kamera^len mittelst 5?usfiiiiiiieu^«'baudener Zaumstücke durch die damals v(»rhandene Oetinung in das Uewölbe herabsetzen. Da- selbst verirrte er un<l kam an eine eiserne Thür, an die er klopfte. Hierauf öffnete sich die Thür und es trat ihm ein ehrwürdiger Ordensritter entgegen, ihn fragend, was er verlange. In seiner Angst und Verwirrung erwiderte er: er habe sich verirrt und suche die Oeffnung nach oben. Nachdem der Ritter ihn noch reichlich mit Goldstücken beschenkt hatte, fährte er ihn an die betreffende Stelle, und wurde der Verwegene wieder wohlbehalten heraufgezogen.

Dadurch lüstern gemacht, A\an;te auch ein anderer Hirte sich in üben erwähnter Weise in das Gewölbe, hotV» n*l. er werde wie sein Vorgänger beschenkt werden. Doch win er an die geheimniÜVülle Thür klopi'ie, tritt ilini der Ritter wüthoud ent- gegen und puhliigt ihm mit eiiir-m großen Heile den Kopf ab. Den Rnmpt bindet er an den htjruuterh äugenden Strick, worauf die Leiche ohne Kopf von den harrenden Hirten nach oben ge- zogen wurde.

Die Oeffnung ist viele Jahre vorhanden gewesen, und haben Hirtenjungen oft Steine hinunterfallen lassen, welche unten angekommen ein starkes Gedröhne und Gepolter ver-

urf^achteu. Jetst ist die Oeffnung verschüttet.*)

(Scheuteisdorf bei Passenheim.)

*) Auf der norddatlichen Seite der oben erwfthnten Halbinsel ist ein

■nderer Berg, genannt göra Matki Boidj, Berg der Mutter Oottcs. So eigenthümlich dieser Name ist, so knüpft sich nn diesen Berg mittler QrAfle und gewöbnlicher nattirlicher Form keine S»ge.

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AlitgoÜieUt von II. Fritichbier.

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A. Die kahle Elche zwieehen Ime und Tawe.

Zur Zeit der ( Jnhiilim^ de^ Jvirelispiels Ins»^ im -Talire 1570' ist noch oin sehr li"i'liii<»iiey, al)^< >l t i-^'-l^'s. ali'T^'la'iliischt's WAk hier gewesen, welches noch seinen nparten heidnisclien Gottes- dienst gehabt. Denn zwischen den Dörfern Inse und Tawe hat ein großer Kichbaum gestanden, welcher vom Donnerwetter gans kahl abgesengt gewesen ist, und doshalb ohne l^lätter ge- standen. Viele, wenn sie ans der Kirche gekommen, haben sie 'ein Stückchen Wand (selbstgemachtes wollenes Zeng) an diesen Baum angehftngt, entweder grün oder roth oder von anderer Farbe, and haben also diesen kahlen Banm, da er nicht Bl&tter gehabt, mit Wandilicken oder Tnchstücklein bekleidet, davor haltend, daß sie Olftck zur Pischerei bekommen würden. Einige meinen, «lalJ y.nv /< ir des Tii]'.sttliuins, h iiajistlieher Art hier ein lleili<i;tlimn gewosfu, weil ein Bild des I[eihHi<los an dit^sem Baum soll gehangen haben. Da aber un<^ofahr Anno 1GB() der da- malige Pfarrer Elias Sperber diese heidnisfh-|Hipstliehe Abgötterei und Aberglauben dieser seiner Gemeinde nicht hat dulden können, hat er fremde Leute aus einem fremden Orte gemiethet, und in der Nacht diesen Abgott von Eiehbaum umsägen lassen. Da dieses geschehen, ist ein großes Murren and Tumult anter dem Volke entstanden wider den, der dieses gethan. Da sie endlich erfahren, daß der Pfarrer diesen ihren Götzen hat ruiniren lassen, haben sie sich, insonderheit die Tawener, susammenge- rottet und dem Pfarrer die Widdim stürmen wollen, daß er ist genöthigt worden, die Aufrührer im Amte (Schaaken) anzuzeigen und bestrafen zu lassen.

(Ostrand des kurischon Halls. Angeblich aus der Chronik

des Kreises Niederung.)

9. Oer Kamevikue.

Der Kamsvikusberg oder, wie er im Volksmunde heißt; der SchloBberg, bei dem Dorfe Tamowischken in der Nähe von Xnsterbuig, am rechten Uier der Angerap belegen, ist einer

üigiiizeü by VoüOgle

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Ostprenflisehe 8ag«n.

jener vielen Beige, in denen Geister und Feen hansen. Der Bauer jener Gegend meidet daher, soweit es gehtj den Berg zur späten Abendzeit ond bleibt ihm des Nachts völlig fem. Bei Tage dagegen halten sich die Tamowischker zu Lnst und Tanz gern anf der Höhe anf; denn Frohsinn tmd Fiende haben die Geister des Berges gern ttber sich, nur mOgen sie es nicht leiden, daß man in der Tiefe des Berges nach Scliiitzeu oder Alter- thümeni suche. Wer das thut, wird sicher von ihnen gestraft, wenigstens docli bflästif^t und geängstigt worden, lu das Tniiere des Berges füLrt eine enge Höhle auf der Nonhvestseite. Aucli auf seinem Gipfel hat der Berg eine Üeli'nung, die einen tiefen Abgrund erschließt: denn wenn man einen Stein in die Tiefe wirit, so dauert es lange, bis er aufschlagend den Boden erreicht.

In jene Höhle am Nordwestonde des Berges hat einst ein

Vorwitziger ein llüudchcu au einer lanc^on Schnur liineinge- schickt. Das Tliierchen schritt laut bolleud weiter und weiter vorwärts, die Srlnuir nalmi iwAiv und mehr ab. das Bellen wurde schwacher und sehwäclier, da endlieh zerriÜ die Schnur, klägliches Winseln des Hündchens ward hörbar, die Berg- prinzessinnen hatten das Thierchen an sich gerissen und nie ist es wieder zu Tage gekommen.

Nachts uraschen die Bergfeen ihre 'Wäsche in dem nahen

Flusse; doch lassen sie sich nie bei diesem Geschält belauschen; nähert sich ihnen ein Mensch, so llielien sie in den Üerg zurückj wo sie in herrlichen Prunkgemächern woimen.

Kühe, welche in der Nfthe des Berges über Nacht weiden, werden von den Feen ihrer Milch beraubt. Ein Bauer, dem es zu arg wurde, als er jeden Morgen seine Kuh mit leerem Euter antraf, rief zornig: Ei, so möchte ich doch die

Kuh um jeden Preis verkaufen, und erhielte ich auch nur

zehn Thuler dafür! Die Ber«^^geister hatten ihn beim Wort genommen: am naclistcn Morgan war die Kuh spurlos ver- schwunden, doch lagen zehn blanke Thaler au^ einem Steine

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liitgeÜieilt vou U. Frischbier.

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am Berge aufgezählt, die der Bauer betrübt als Kaufpreis für

seiue Kuh einstrich.*)

(Nach AutütiicL Illing' 11 von H. Dewitz aus Nemmersdorf. Vgl. V. Tettau u. Temme, Voikssagen Ostpr. etc. S. 169.)

10. Dia Geister des Rombinus.

Kill Schiffer, der in finstrer, stürmischer Nacbt den Memel- strom abwärts fuhr, sali uuf dem heiligeu Berge Rombinus uu der Stelle dos alton 0}>forliPrdP8 ein reges Ijoben im»l Weben. GestaltKii woi^t.'ii lün und her, und or merkte bald, daß rs Geister waren. Er sclilägt sein Kreuz, denn er war ein neu bekehrter Christ, doch die Gestalten, welche ihm jetzt deutlich als Kinder in weißen Gewändern erscheinen, weichen nicht. Sie winken ihm vielmehr und bitten ihn in klagenden Tönen, sie nach dem Hflgel jenseits des Stromes flbersusetzen, sie wollten es ihm reichlich mit Gold und Edelsteinen lohnen.

Von Hitleid bewegt und durch den verheißenen Lohn ge* lockt, legt er am Fußo des Beides au: die kleinen Geister springen mit ihren Sch&izen, die sie in Körben tragen, in den Kahn. Als der Morgen graut, sc-haut er neugierig, w^as in den Körben entbalton: sie bergen nur Jvohlen. Dartiber und über das Lachen der Geister, welche hiedurch seine Neugier be- strafen, erzürnt, wirft er die Kohlen in den Strom, welche bolort %'ersinken.

Der Schiffer erstaunt darüber aufs ftuJierste, denn noch nie hat er Kohlen im Walser sinken sehen; die Geister aber verlachten ihn nur noch höhnischer; da ergreifili er ergrimmt das Buder und dringt auf sie ein doch nur gegen leere Luft geht er vor: die Kinder sind verschwunden.

*) Auf dem Siulabhangü dejs Berges staml in frühem Zpi'ton ein Steinbild ntil tieMigeiu Kopfe. l£s ist vor Jaliruu von truukbiieu Bauer* burschen aas Tamowisohken in die Angorap gerollt. Ob es ein Gdtsenbild oder das DanloDal des FürsteasohneB ist, von dem der Berg nach t. Tettau den Namen erhalten, bleibe dahinstellt,

üigiiizea by VoüOgle

348 Ostproofitscbe Sagen.

Als aber das helle MorgeDÜcht anbricht^' sieht er im Kahne da, wo die Kohlen standen, etwas Gl&nsendes liegen: es ist ein Stück Gold, das ihn daran erinnert, was er weggeworfen.

Er rauft sein Haar vergebens; nur das höhnische Ge- flüster der Geister umtöiit ihu, aus dem er vernimmt, daß goldnes Oeräth in dem Rergo unter dorn Opfcrstcino bewaliret liegt frevelnde Hände jedoch vermögen den Schatz nimmer zu heben.

Und bis auf den heutigen Tag liegt der Schatz ungehoben in der Tiefe, obgleich alle Bewohner jener Gep^end wissen, daß in dem Berge JEtombinus unter der Stelle des allerdings lAngst verschwundenen Opfersteines goldenes Ackergerftth zu finden sei.

(Nach einer metrisch bearbeiteten Erzählung in den Pr. Pr.-Bl. XVn, S. 390 f. Vergl. von v. Tettau u. Temme, Volks* sagen Ostpr. etc. S, 162.)

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Zu den KSnlgsberger Zwischenspielen von 1644.

Von

Za den oben S. 111—140 zam Abdrack gebracliten Possen- flpielen in der Eönigsberger Mundart baben mir die Herren Plrofessor Dr. B. Eoser in Berlin, Professor Dr. B. Neubaur

in Elbing, Oberlehrer Dr. R. Spreuger in Northeim und Dr. Chr. "Walther in Hamburg frenndlichst m< 'liiere sprachliche Erläuterungen übersandt, die das Verstiindiiis der dunklen Stellen erheblich fördern. Indem ich den genannten Herren auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank sage, gebe ich ihre Bemerkongen, dnicb die Anfsingabncbstaben des Verfassers ge< ksmizeichnet, wieder.

I. Der Gartbpuder vor dem Dorfrichter.

V. 2$. Potselementporden, Entstellimg an«; Pasoment-Lonlen; ersteres vom irz. passement, ital. passamano. Schiller-Lnbbeu, Mitteioieder*

deutsches Wörterbuch 3, 308. S. V. 27. Katjas, vielleiclit Ketten. .S'.

V. 39. bohl ewer en, alsbald über Ende, d. h. in den vier Ecken S.

Ich la-ssf ewer en = ülter ihnen auf. H. V. 50. Schobhernack; Schabernack persönlich gebraucht finde ich bisher

nicht belegt. S.

V. ü3. Der Sinn der Stelle \vii l allcnlin^s schwer zu erklären sein. Ist tett vielleicht = tu ett; /.um Esütsar* Eckern duilte eher als PJichen zu erklären sein, denn als Eichhörnchen. Eckeren hießen früher auch die Eicbb&ame, vgl. die SteDe aus Seiberte q«. 1, 126

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360 ZvL den Königsberger Zwischenspielen von 1644.

in Woeste» WesefAliflolieitt Wdrteriiucli a 65. Bei Se1un«r-Labbeii 1, 6G0 ist fVoyder (Futter) van eelcemi ▼eilen' ans einem Braon- schwetgor Testament von 1469 liüschlich unter ekeren, £iehhoni gestellt. 8. Könnte nicM ,a sehau hier Eekern' dem Kartenqptel entnommen sein? IV'. V. 77. oppipen. nnfpfeifen. aufspielen. &

V. 116. Ambrosch thun ist offenbar = fraös. /VtiVe ombrage ä ^a., jeman- dem za nahe treten. Ä'.

V. 1S6. geberth, gebührf. Graven, Gräben. Ter tor gern, Territorien. Jf.

Gravon halt« ich für einen Druckfehler statt Gaven. Ah- gabon. .Eck wil mino Gäben upt Räthüs hrenf;<?n', sn^t norh bei uns der Klciiiliürgcr. Vielleicht stockt ia Gravon vielmehr

tius lat. (i rtiruDiiiui; Ik'sclnvtjii!« II. Ji.

V. 187. Lies ut tumorgelu, auszumergein. ..Y. II*.

II. Hansemann und die hübsehe Polin.

V. 36. Wer lewer dy Wocky wacht, etwa: es wire (mir] lieber [oder: es wftre besser], daft du auf den Spinnrocken achtetest W.

y. 89. lieht, leuchtete? doch wohl: liegt. 8. S. meint wohl: legte; iodes seheint mir die Bedentang «leuchtete* besser an piissen. B.

y. 63. Bas im Anlaut iUachlioh von der Polin hinzugesetste h kehrt aneh y. 118 (faarm) wieder. S.

y. 108. Feckelflesch, wohl Eatetelinng ans P«ckel-, Peckelflesoh. 8.

y. 117. Caspersteen met Zuekerky ewertagen. Casperateen können unmöglich Kirschsteine sein, wahrscheinUch ebenfalls entstellt. Pflastersteine heiBen noch in Quedlinburg [aneh in Berlin und sonst] kleine runde Kuchm mit Zuckerguß überaogen. 8.

y. ISSi. ygl. DOrers Briefe, hrsg. von Thausing 1873 S. 22, 6: ,0, wie wird mich nach der Sonnen frieren! Hier bin ich ein Herr, dnlieim ein Schmarotzer'. Hans Sachs 1, 115 10, 484, » ed. Keller: jNoch hab ich nieniandt, dem ich sol heut von dem gericht pro- carim. Mich will gleich nach der sonnen friem'. B,

III. Die Schulzenprobe.

y. 24. ,rein utwennieh gelehrt bet an den Hahn*, hat der Brack, womit nur der Hahn der Fibel gemeint sein kann. Ich glaube, dies ist richtig. Der Beim wird hergestellt) -wenn wir B&en H4en lesen« 8*

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Von Jobannee Bolte.

361

V. 36. Ötali ein de Baar, kann unmii^lirli heißen: Bestcho iliu der Bär!

Es liodcutpt wohl: Tritt ihm in dcu Weg! Halt ihn auf! Vgl. bAr lur Bahu biii \Voe«äte 6. 20. S. Ich würde wie oben 137 eine Verteuschuug von 1 nnd t annehmoi und Slali em de

Ba»r! Baar = Teafel? In Holstein wird Boor ao gebnuieht. W.

y. 64. geracken » mnd. gerokm, gerocbeo. £a ist also zu Ikbenetaen: Der nusht mehr als drei oder vier Wochen in die Stadt gerochen hat. Noch jetat htoB^ es allgemein von einem, der eine oberflftchliohe Kenntnis von etwas erlangt hat: Er hat kaum hinein gerochen. £L

V. 82. 90. 102. IIB. 144. Stramme erklärt der Herausgeber durch: ge- strpiiEjer. Ich planV'p, daß vieliiifdir als T^c-tenernnpsformGl. zn- sammeugezogen aus: Strat mi Gott strale micli ! zu ta^SL'n ist. S. Allein die jedesmal darauf folgenden Worte .TLmt Sclmlt' und V. 126: jGestrenge Herscliail Herr Srhult' zeigte doch deutlich, daß fStnunme' ein ehrendes Adjektiv sein soll. B.

T. 86. Gemen ist wohl mhd. gamen, Spiel, Spaß, laut Gemen machen mit jemand ^ seinen Sehen mit jemand treiben. S. Schwerlich richtig. Ich erkläre: dich so gern ein an machen; gemein = ver- traut Dich sollte eigentlich doppelt stehen, es ist Objekt ra ge- lehrt nnd an machen. B.

V. 122. ene heesche Run. Heesch ist nach der Meinung des Heraus- geber« vielleicht mit hcwig gewichtig zusammenzuhalten. Nach dem Zusammcnlianu;»:' entspricht es aVer unserem nhd. heiß im Sinne von m rtnetHic cupuiua. I las Aii jektivum wohl zu mnd. besehen (eschen, eischen) fordern üu »teilen. S.

Y. 123. schmoock, sehmoek, nhd. schmuck? S.

Y. 156. Drom, unklarer S^istand* ,Nn hin eck tA minem Dr5me', sagt der Bauer in meiner Heimat, wenn ihm Uber etwas, daa ihm vorher unklar war, Aufschluß geworden ist A Drom ist natttrlich hd. Traum. B.

V, 162. ward en weinichl wart ein biscbMi! noch jetat gebrftnchlich. 8.

Zu den S. 118 nach^wiosenen Bearbeitimgen von Frisohlins HUdegardis kann ich noch das gleiobnamigo Schauspiel nach- tragen, welches Heinrich Wilhelm v. Logau in seinen poetischen

Vergnügungen* Breslau und Leipzi^^ 1737 (Göttingon. Greifswald)

veruilentlichte. üeber die Sa^^i x^\. Oesteiiey s Anmerkuug zu dea Gesta Bomanorum Gap. 24y (1872). B.

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Kritikei od Referate.

itüU f^auU «ein ^cbcit lutb frinc »ftff. t>\>i\ i^aiil ^Vcvilid). 5Bcrnn. *?cibiimnn jd)i' i^mtilianMuncj. m ^ft>n^ XI u. G55 3. 10 Wf.

Der Verlasser «lif'.st.s Hnrho«;, 1>< leits» bekannt «lurch seine Schrill ,,Jeau Tanl und seinv Zeiti^tnoiüscu" .•- 'wio nls Ilerausgeber tU r Werke Jeau Pauls in Kürscliiurs Nationalbibliotliek, hat ziuu4< hst Alles gethan, um dem Leser einen Oennß der edelsten Art sn bereiten. Die Dartfceltnng in rein sprachlicher und stilistischer Bexiehnng ist von einer Dnrcbsichtigkdt nnd Leichtigkeit^ die nichts su wünschen flbrig lasaenf nod die man bei einem Hegelianer am wenigsten vermuten sollte. Die große Oetehraamfceit, mit der er seinen Stoff beherrscht, ist ebon in die reinste and allgemein an- f:}>recheadste Form nufgognngen Bei einer sehr genauen Kenntniß des Lebenfignnges seines Helden war er im Stande, das Entscheidende und Be- doDtsame liervorznlipbrti , olitie in I)nnt>^f=r's("}io Kli-iniirkeitskriimerei zu verfalleti. Kr Ii;it lomi r J. P. in seinen Heimstätten selber anl'gesucht und dadun scim r Ijt^liensbeseJireibuiiLC j' no realistische Lokalfärbung gegeben, welche seit Lewes' Treben Goeth« s allfidings für die Lösung solcher Aufgaben uncrllÜHich et^heiut. Denn „wer den Dichter will versteheo, moS in Diohters Lande gehen.** Ganx besondere Anerkennung verdient die aneh äußerlich hervortretende Einheit des Tones und Behandlung, die dag Werk nicht in die sonst tkblicbe nnd der künstlerischen Abmndnng und Gescblossenbeit Abbruch thuende Zweiteilung in Veatt nnd Anmerkungen Hiiseinanderfallen läßt So ist mir auch kaum noch in einem anderen Budie der Art als so gelungen vorgekommen die Art, wie Nerrlicli, gleichsam ab- Ri<'htslo8, den Menschen J. P. von dorn Di<hter und Schriftsteller eigentlich garnicht trentit >ind seine Sri uqitnnirr'n immer fremde an der Stelle b»"^|>riclit und für ihn reden hil.it, an w rlrli- r das t nl.sprccln nde Licht auf 4li<;.sell)i'n aus seinen Krlcbnissen nn«l u:iau ntlich ans seinen personlichea Ueziehungen zu Freunden und Zeit gt-nossen fällt.. In derThat wird dadurch einmal das Werden nnd Entstehen der Dichtungen erktirt, so weit dieses überhaupt möglich ist, und anfierdem erscheint in Folge dies«« Verfahren»

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Jean PaoI. Sein Leben nnd seine Werke.

363

seihet dasjenige, was in .T. P.'s Sflirifton voraltot i'-t auf eino gewiüse Art verj'mgt, weil es als Teil uml Glied in dem Ganzen seint« Lebens und Wirkens erkaimt und begrifiVn wird. Man erliillt nun aV)er außerdem noch ein sehr deutliches Bild von dem Geiste J. P.'s durch die zaldrei( hen Stellen, die aus seinen Schriften eben ilort angeführt werden, wo ea im Zusaiumeu- hange begründet ist, und da möchte ich wohl fragen, ob ee unter den Lebendan Einen giebt, der eine solche Belesenheit in J. besitzt, wie Kerrlieh. Msn liAt >n<w*<wiia aen Titan J. P.'a einmal gelesen und ist anAer- dem mit eins^nsn ssiner GManken nnd sngwnanntsn aehönen Stellen be- kiant geworden; sonst f&blt man aich dntch seine Fonnlosigkeit nnd die FtÜla von Aaspielnngenr die aomTeil nnverstftndlioh sind, wenn man nicht ein be- sonderes Stadium dannf ▼erwendet^ abgestolen. Seit den beiden Mensehen- altem nach dem Tode J. P.'s wird nur an oft das Urteil, das Oeryinns and Julian Schmidt Aber ihn gelUlt, naohgeeprochen^ 'nnd das ist ja so nQgftnstig, daft man jede ansdanemde Beschäftigung mit ihm flbr Zsitver- geqdong hilt Dennoch hat Nerrlich gewift Recht, wenn er an erweissn sucht, da£ der von J. P. in seinen Dichtungen praktisdi nnd in seiner Yorsdinlsaur Aesthetik theoretisch ▼wtretene Humor keines weg:^ von so untergeordneter Bedeutung ist, wie es von den einseitigen Bewunderem Goethes und Schillers noch immer angenommen wird.

Das Werk Nerrlichs ist nun aber durchaus nicht bloß eine Biographie imd ftsthefische Würdigung J. P.'s, sondern es stellt denselben dar als einen Vorkiinipfer lür (hv^, was dem Verfasser die neue Wrltanscliannng und Philosop)!!*' i^t. imr (laß dieser Vorkumjifcr zuj;lei< li eiti rtu kwärts gewandtes Antlitz zeit;e und (le«slialb mit den veralteten Re.^ten einer l>eukflrt. die für iiltrvvunden zu erklaren sei, nicht zu breclien verniorht liabe. I>er aufmerk- same T^e-ser wird sehr bald den rothen Faden auffinden und festhalten, der sich durcli das ganze Buch zieht als Fehde gegen die Theologie und Pliilo- logie. Hier wird nun selbstverständlich das Buch auf grußeu Widerstand itofien „wegen der unvermeidlichen Weite verschiedener möglichen Ansichten". Und aneh der Berichterstatter vermag sich hier nicht durdians auf die Seite dea Verfassers au stellen.

So sehr es auch au achten iat, wenn Jemand mit solcher Entschieden' Wt and Offenheit, wie Nerrlich, «ich mit der gegebenen Welt zn be- Kafllgen bekennt, so sind doch in dieser gegebenen Welt so viele unlösbare Probleme mitgegeben, daft es sehr vielen immer noch miSlich etscheint, ■idi dsmit au begnügen. Unser erfahrungsmftBigea Wissen bleibt stets n besdiränkt^ als daS nicht immer bei Verarbeitung desselben gemftft den Forderungen der Vernunft ein Hißverhftltnift swischen eben diesen Forde- rntigen und den Ergebnissen jener Verarbeitung sich herausstellen milSte. Xte Verfasser i&hrt auf Seite 449 das prachtvolle Wort J. P.'s an „vtm dem

Alti^. MonaiMoturUI Bd. XXVa UfL 8 n. 4. 23

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354

Kritiken und Beferat«.

letetan Herxea, das dem ersten gleicht, aiclit aber so die Köpfe**. Nim, wie kommt es demi, ddt die Unvexinderludil^t des Henens mit der Ver- inderliclüteit des Kopfes nicbt Schritt hslten kann? Wer diese Frage richtig beantwortet, der dürfte clnmit zticrklrh erklärt bahsn, wsram kein philo- aophisches System dem individuellen Beilürfniß endgiltig genügen kann, es müßte rlf>nn sein, daß es. wir das Kanti^rhe. die aLst t akte Vernunft ihrpr Leorhoif überführt \ui<l eben «laiiiit dctn (llauljeii so weit frfi»?n Spielraum läßt, als es sich mit den höchsten Xonntn des Denkens verträgt.

Für diese Blätter ist nun vor Allem die Frage wichtig, inwieweit die eigentümliche Bedeutung J. P.'s einen Anteil hat an derjenigen Bewegung des geistigen Lehens, weldbe in dem letsten Drittel des vorigen Jahrhunderts von OstpreuBen ansgbg, und die Tonrilglich an die Namen K»nts, H«« manne, Hippels und Herders geknilpfl ist Nerrlich stimmt J.P. darin bei, daB das echte Kennseichen des Qenies sine nene Welt- und Lebens - anschaunng sei. Macht man von diesem Satse nun die Anwendung auf J. P. selber, so wird unzweifelhaft der Humor es sein, in welchem die Einzigkeit und Ursprönglichkeit de« in J. P erschienenen Genius zu Tage tritt. Man wird nun freilirh zuvörderst die hnmnri'stigebe Woltanffa<«?änng J. P.'s auä seiner nur ihm firr^'uen Persönlichkeit, al.sü etwa au^ .seiner welt- umspannenden Phantasie, an^ seinem h'l'halten Witz, aus seinem tiefen Gefühl, aus seinem Blick für daä Kieme, lucLt am wenigsten auch, wie Nerrlich gerade darin den elektrischen Funken siebt, der die in ihm waltenden Wtdetspr&ohe rar thatsädilieheci Einheit bindet, ans dem in ihm mit be- sonderer Stftrke lebenden Ich »Is dem rein subjektiTen, enpirisohen erkl&ren, man wird auch seine gedrOekte Jngend nnd immerhin mangelhafte Ausbüdnng in mancher Hinsicht als Sohlflssel ihr das Verstftndnifi der viel&ch krausen Formen, in denen seine Weltanschauung sich ausspricht, lierbeiziehen müssen, aber auf der andern Seite wird auch J. P, unter d< m Einfluß allgemeiner Zeitst römnn <]j en gestanden haben, er wird sieh denselben ebensowenig haben entziehen können, wie andere Oeistpr. die wir sonst als leitende und tonangi hende zu betrai liteu liaben, nnd erst so wird die Wirksamkeit auf seine Zeit w ie auf alle Folgezeit, soweit sie reicht, begriffen werden können. Und SO ist es denn der in so wunderbarer Weise das principinm < oinciden- tiae oppoeitomm in sieh darstdlende Hamann mit seinem Sinn für das ' Univemelle, für das Eigenartige, fOr das Unmittelbare nnd NatOrliche, für das Ifystisehe, für das BeUgiöse, nur im Gefühl und Gkuben, mit dem ganzen Menschen, aber nicht mit dem Verstände ra Erfassende, ra dem .T. P eine innere Verwandtschaft bekundet, die sich denn auch abspiegelt in seinen so nahen persönlichen und bis an dn.s T,ebensoude festgehsltenen Beziehungen s?n Herder und Fr. H. Jacobi. Der Biograph hat daher mit beeonderer Sorgfalt die Freundschaft J. P.'s mit Herder und Jacobi

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Jean PanL Sein Leben and seine Werke.

855

mm Gegenstand einer naiiKjttlirli HorJers Natur oft in ein ganz nones Xiicht rückenden Darstellung gemacht. Wenn wir dagegen im vorliegeiitien Boche nur ganz im Yorabergehen (S. 108) Hippel erwftlmt finden, so kt da» bezeiolinend genug gerade itlr J. P.; denn in Hippels Schriften tritt, ihnlich wie bei den Englindern, das metaphysiache Element als solches, der anadraokliche Beang anf die letaten Fragen über Freiheit, Oott nnd Unsterblichkeit nicht hervor, wenn sie uut Ii im TTinteirgmnde seiner beiden hnmoristischen Romane als gläubige Zuvereiclit liegen mögen. Bei J. P. hUpt zeigt sich der philosophische Zug zn den allgemeinsten Ideen nicht nur in besonderen S«'hriften, die er der rnst/rbli* hkeitsfrfif^p gewidmet hat, sondern auch darin, dass er eine feste btellung uimint zu den streitenden W«.;ltausc]jauungen, wie denn alle seine Schriften von diirauf hinweisenden Beflexioncn durchzogen sind, und einige seiner vorzUglickstün Oesta.it4^u für die verkörperten Gegens&tee des Idealismus nnd Bealiamns mit ihisn Ab- art«! gelten können.

Und da ist es nnn von besonderem Interesse, zn sehen, wie die ge> wältige Revolution, welche daa Kan tische System in der geistigen Welt hervorbrachte, von J. P. miterlebt nnd der EinflnB derselben von ihm er- fahren und aufgenommen wurde. Während nämlich eine gewisse gihrende Unklarheit allen den Bestrebungen eigen ist, welche von M&nnem, wie Ha- mann und Hordcr, mit äcn Yprtr»^(prn der sogenannten Sturm- un d Drang- periode geteilt wurde, war es der kritischen Philoso|iliie vürbelmlton, einerseits die Berechtigung, welche in dem Znrürkui lifii uiifdio Selbständig- keit und Frtiilieil des Subjekts liegt, und andererseits die unbedingte Geltung der durdi sich selbst einleuchtenden Vernunftgesetxe nachsa- weisen, denra das Subjekt sieh sn unterwerfen hat, am nicht in sehianken- lose Willkür sn verfallen. Saut hat die Bedentang der Sinnenwelt ebenso- wenig wie er ihr auch nicht sn viel eingeriLumt hat; das erstere nicht, weil er die Erkenntnis ihrem Inhalts nach in dis Sduanken jener einschloß; das letztere nicht, weil er zeigt, wie die ErkenntniO nur aus einer übersinnlichen Quelle entspringt, soweit sie eine allgemeine und notwendige ist. Das Subjekt \vp\S sich nh don alleinigen Triiger dieser ErkenntniÜ; es luiterscheidot aich ewitc \ou All. in, was ihm als Objekt ge- geben pein mag; damit inf die Siiunnwclt /.n vimn- liloßen Erschüinung herut^geäfatzt, und wird liauni geüehallt iur diu> Stehen über den Dingen, f&r die freie Betrachtung in ästhetischer Beziehung uud für die Bethätigung des sittlich gerichteten Willens. Nicht ab ob in beiderlei Bicbtungon unsere ErkenntniA erweitert oder Uber die Sinnebwelt hinausgeftthrt werde, aber diese gewinnt doch ein anderes Ansehen und bekommt eine andere Be- deutung} sls SB der Fall war, so längs dieser Standpunkt der Freiheit noch nicht gefunden war. Die Vennittelung data wird durch den Z w eckbegrift

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Kritiken und Releraie.

ToUzogen. Dieser aber steht und fUIt mit d«r Yemanft selbet Oiebt es nicht gewisse bdehste Nomen oder Ideoi, «n denen gemeseen die Ersehet- MtDgen erst ihren geringeren oder höheren Wert fISr uns bekonunen, so Ipunieht «bsnsehen, weram -wir wie nicht gleichgQtig Terhelten, es msg in

der Abfolge des Geschehens eintreten, was da wolle. On nun aber nnsere moralische Natur einen Unterschied macht zwischen dem was sein soll nnd was nicht sein soU, so können wir nifht anders <iie gatizo Er- scheinungswelt .ler „yroihcit im Siinie der sif tlirlieii LiinteriuijL;" liieiistliar denken. Wie ist nun aber dieser liö'diste Zweck denkbar als unter Voraus- setzung eines Wesens, welches nicht, wie dio bloße Ivatur, uubekümmert ist um die Erreichung jenes Zw^eckes, und welches auch nicht^ wm der Mens eh, nnr den guten Willen dsjm beeilst, sondern weldies, diese beiden lotsten Enden sneammenknüpfend, als Weltnrheber „die Katnr ftr die moralisdie Freiheit swedLmUig eingerichtet hat**? Ist die Natnr eine dem sittlichen Endsweck schledithin wideistrebende nnd endgQtig überiegene Macht, so mögen wir nur immer den unnützen Kampf mit diesem doch am Ende sum Siege gelangenden Feind anheben; es hat keinen Sinn, einen Gegner im Einzelnen zu besiegen, den man iil)er1ianpt und im Ganzen doch nicht aus dem Felde schlagen kann. Da nun al^er da.s Sittengesetz un- bedingt gilt und über j< ile andere Gewißheit erhaben ist, so empfangen wir von seiner En all ung aucli die Reglaubij^nna: fther den theoretisch unfaßlichen Sinn des Weltganzen, und wir gtdangcn auf praktischem Wege zu Pus tu- laten v<m DaseiiMMtenr die vns sonst völlig unerweididi bleiben. 80 gipfelt das Kantische System in der Idee einw moralischen Weltordnung. Der isthe- tisehe Menseh trifft aber darin mit don moralieohen sosammeo, daß er die Dinge in freier Betrachtung derselben Idee einer hdchsten Einheit unter- wirlt, die er auch praktisch an seinem obeisten Bestimmangagrande macht. Wenn nun im Erhabenen stets die Erscheinnng hinter der Idee zurück- bleibt, ohne daß das erhabene Subjekt sich an der Wahrheit der Idee da- dnrfh irre maehon läßt, und wenn im Tragisrhen die eine Seite der Idee mit der anderen in einen unlösbaren Widei sjiriirli tritt, so erhebt sich der Humor aus dem Schmerze dieses und jedes sonstigen Widerspruchs, ja, er entniiDUit gerade aus der IJeberwindung dieses Schmerzes die Kraft, noch ein Oberlegeuee Läclieln gegenüber den tiiatsächlichen und nicht w^zu- rftnmenden Oegenefttien an haben, üm im Bilde an sprechen, eo wird dem tragischen Helden die Wahl geetellt awisdien swei Bechern, die verschiedeoe Gifte enthalten, und deren einen er trinken soll; der Humorist gieftt beide Gifte ttMwnmea nnd bereitet daraus einen Trank, der dadurch seine tttdtliche KnA Tsrliert und zu einem Labsal fUr ihn wird, daß er einige TropUn der ihm eigenen Geistesart hinzuthut. Diese Geistesart ist nun aber ganz un- aerlrennlich von dem Individnam, welches der Humorist darstellt, und

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Jeaa PauL Sein Lebeu und seine Werke.

367

et ist fSac J. P. höchst beseichDeiid, daß bei ihm gerade darin der Huiuoi- Min (IbermütigBteB und glänzendstes Spiel treibt, dai das empirische Sab- jelEt und das reine Ich im Ficbte^sehai Sinne stets mit einander im Kämpft liegen ond sich gegenseitig den Bang streitig machen. TTnd hier ist anch der Puiktr wo J. P. Aber Goethe nnd Schiller hinaniqssht, die in ihrer Vor- liebe fix die Antike mehr das Typische als das Individuelle ansasaprftgen bedacht waren. Sehr feinsinnige bemerkt alsoNenrIich: „Die schirfere Ans* bOdnng der Snbjekthntftt, der grelle Kontrast, in welchen sie sieh aar Anlenwelt satat, hat ancb eine tiefere Einkehr ins Innere anr Folge nnd fördert im menschlichen Hersen Terborgene Scbfttae ans licht» die nns vor J. P. nnbdcannt waren." (S. 209.) Durchaos von Kantisehem Geiste dnrch> drangen zeigt sich J. P. in seinem Festhalten an den Ideen von Gott, Frei- heit und Unsterblichkeit, nnd es trftfe sicherlich nicht zu, wollte man von Minem Homor geltend machen, was Yischer gesagt hat: „Der Geist der Komik ist ganz Geist der Immanenz; das Komische ist schleclitweg pan- theistisrli." (S. Nerrlich S. 65.) Ist forner der ..Titan" für .T. P.'s Hntii.t- werk zu halten, und hat er darin die Maßlosigkeit äos ülx i alle Schranken sich hiuwegsetTtenden Stürinen?' nnd Drängf'n«' in seiner •^i'']) sfl^st zer- störenden Holillieit und Hösartigkoir, besonders im l^«.>i]uain'l. «Ifu N'errlicli den dramatischsten seiner Charaktere nennt, darstellen Wullen, gehört es überhaupt zu seinen von Nerrlich mit Recht betonten Eigentümlichkeiten und gröPten Verdiensten, das vorwiegende P Ii a ntas ielebon ebenso nach seiner unschuldigen und beglückenden, wie nach seiner gofahilichen und TerhängnifivoUen Seite geschildert zu haben, so wird mau darin nicht den Einflnfi des Köoigsberger Weltweisen zu yerkennen vermögen, von dem SehOI« sagte, dal er das Moralg^ts in seiner ganzen Hdligkeit vw dem entwürdigten Jahrhundert ausstellte. So wenig nun auch Kant*) ip seiner Kritik der Urteilskraft das Homoristische genau behandelt nnd so sehr er anch nur anf das K<nni8che einige Schlaglichter fallen lißt, so war er doch bekanntlich ein Freund der Satire, der er dnichans vor den prahle- iweben und mit der Wahrheit es nicht allaugenau nehmendon Leistungen der sehöne n Redekunst den Yorsng gab, nnd es mag hier wohl an passender Stelle daran erinnert werden, daB er von dem Talent anm Komischen sehr günstig dachte, wie folgende Stelle aus der Kritik der Urteilakraft beweist: nVoltaire sagte, der Himmel habe nns nun Gegengewicht gegen die vielen

*) Daft Kant nach dem Zeugnift Fr. H. Jacobrs (Brief an Dohm vom 13. Deeember 1798), ffaXlea h'eset, was Jean Paul schreibt, mit d«r größten

Begier ]. " icf. Nerrlich, Jean Paul und ^:.•ine Zeitgenossen. S. 200\ möchten ^ir It zweifeln; wenigstens könnten wir keinen Belag dafür weder aas Kants Schriften noch seinen Briefen anführen. Anm. d. Kud.

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058

Kritiken und Keferato.

Möhaelii^eiteii des Lebens swei Dinge gegeben: die Hoffnung und den Schlaf. Er bfttto noch das Lachen dazn rechnen können, wenn die Mittel, es bei vernünftigen Wesen m erregen, nur so leicht bei der Hand wftren, und der Wits oder die Originalitftt der Leone, die dasa erforderlich sind, nicht ebenso selten wären, als häufig das Talent ist, kopfbrcohend, wie mystische (Grübler, Iialsbreclieud, wie Genies, oder herzbrechend, wie empfind« same Roman schreiber (auch wohl dergleichen Moralisten), zu di(;]iten/'

Wir gehen nun noch, so weit es der Raum hier gestattet, auf die pädagogische Bedeutung J. P.'s und des NeiTlicli'schen Buches mit Einigem ein. Aehnlirh. wie ein l^onssfan und ein Pestaloy^i und ganz gewiß auch unter dem miit*;ll'aroii KiiitluB tltM-snlben, die, jeder in seiner Weise, auch an der Bewältigung des Weltwesens ??^heiterten und sich darin nirbt un- recht zu tinden vermochteu, mußte auch J. P. nus der Fülle 8< ines liebeu- den Herzens (S. 100) sich di«- Frau;» vorlegen, *1) es nicht möglich und not- wendig sei, eine Kuubt aUüzuüLcjj, webdie ant die Jugend derart bildend einwirke, daß sie dadurch der Herrschuli des Uuveistaudes oder blindtn Zu- falls möglichst entzogen werde und so vor jenen Irrwegen bewahrt bliebe, die, wie ihn die eigene Erfahrung lehrte, für das ganze spätere Leben naeh^ teilig seien. Indem nnn X P. so auf die Grundfragen aller Entehang sn- rftckging, indem er stets die menschliche Natur als solche vor Augen hatte, in welche er als Dichter die tiefsten Blicke gethan hatte, yerleognen auch seine pftdagogischen Ideen niemals ihren Ursprung aus dem Vollen und Gänsen, aus dem sie geschöpft sind. Sie entbehren swar durchaus der Wissenschaftlichen Systematik, aber sie sind dennoch in dem Stuie philosophisch, daß sie weder der Erfahrung noch der Allgemeinhdt etwas schuldig bleiben. Die unschätsbarma Anregungen, die J. P. besonders in Levana gegeben, sollten allen Erziehern immer gegenwärtig sein. Freilich wird man doch manches, was J. P. aus eigener Pnuds hier beibringt, mit Yorsicht auCzunohmcn haben. Es ist nicht zu T^n^essen, daß er selbst immer nur Privatunterricht erteilt und manche von Nerrlich selbst als solche anerkannte Mißgriffe begangen hat (S. I(i7), ja, dass er selber einen schlechtea oder dncl) vielfach unzureichendr-n ITntf rricht sowohl zu Hause wie auf dem Gymnu!?iiiin (S. f>7) erhalten hat. Man wird noch nicht zum Vertoidii:«^ der Pedanterie, wenn man dem Humor in Gcvopeii Khissen iii' lit _i:<'radr di'' Vemeudung geben zu dürfen glaultt, die t im-ui Pri\ atleln er innf^lii Ii »yin mag (S. IGH). Es giebt eine, besondere au' h von Hf^^el betonte Seite des Unterrichts, von der aus dcrbtlbe die liamligung uiid Cutcrvvetfuog der individuellen Willkür unter das allgemeine Gesetz ist. Erst in der Schule, als dem Staat im Kleinen, tritt diese Seite hervor. Wenn man haben will, sagt Schiller, daß ein Geschäft gut besorgt werde, su mag man aich hüten, es als ein Spiel ansoküudigeu. Nichts desto weniger wird J. F. atlS'

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Jeau Faul. Seiu Lebeu und seine Werke.

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leit BedhI bebaltoi in dem, was er ftber die Persönlichkeit des Lebren Mgi (3. 168). Sie ist von der allei^^Bten Bedeutung. Was flberhanpt in and an dem Menseben iat| das kommt bei jeder Gelsgenbeit Tiel mehr nnd deotlicher fftr den Mensohenkenner zum Vorsebein, als was er im Augenblicke gerade beabaicbtigt, wie Liclitonbei^ es in seiner witsig-dwben Weise ausspricht: ^Manche trinken heimlich nnd sind öffentlich besoffen.*' So ist denn 'auch die fiinfüln-ung in den Geist dee Alterthoms an diese Persöaüchkeit gebunden. Wenn J. P. meint, daß nur Hftnner von Sinn und Kraft, nur Sonntagskinder den Geist des Altertums gesehen haben (S. 50G), 80 legt er freilich den höchsten Maßstab an, aber gewiß bleibt es wahr, daß das Sludiuni tler Alten an sich einen von Natur stumpfen Geist und einen unedlen Charakter nicht in das Gecrenteil verwaTKlelu wird, sondern daß gtite Anlagen und nnablässiir*' Arbeit an bich sellist allein die rechte Frucht trsiren können. Würde denn nun ahpr darin ftwas geändert werden können, wfcua au die Stelle der Alten die deutsclie Spra'- he und die Philosophie in den Mittelpunkt de« Unterrichts gerückt würden? ritliören tTir diese Unterrichtsgegenstäudü weniger die Voraussetzungen einer edlen (iesinnunt!: nnd einer scharfen Auffassung? Liegt nicht wirklich zuletzt mehr au dem Denken selbst als an dem Gedanken? Wir müssen es nns an dieser Stelle versagen, alle die einseinen Punkte su belencbten, in denen Nerrlicb, wie achon oben bemerkt^ mit der grOftten Entschiedenheit das klassiBche Alter- tnm sowohl als ünterrichtestoff fiberhsnpt, wie besonders nach der Seite der llblichsn Untenichismelbode bekftmpllt. Wir wttrden hier im GroAen nnd Oanastt nns ni«^t zustimmend verhaltoi können, da wir davon übersengt aind, daft der Sinn fflr die Wahrheit, dessen größte Feinde die Selbst- mekt und die Einbildungikrafk in ihren Anaschweifungen sind, in einer d«n Jug^dalter angemessenen Weise am besten durch das Stadium der Alten geweckt wird. Der Verstand darf nicht nnr in seiner Zusammensümmung mit der Phantasie gebildet werden; er muss eben auch, wie Schüler steh auf^'lrückt, die Form von dem Stoffe scheiden und als ein reines Vermögen iiandelu lernen, und auch J. P. selber hat es ausgesprochen: r^^^in Geist- tverk ohne ein Handwerk!"^ (3. 510). Andererseits wird allerdings durch die Xorrlich'schen sehr ernst p^emointen und zu nehmenden Ausstellungen, die bis auf Hamann (S. 29 ff.) und Herder (S. 33 ff.) zurüf k^reifen, wiederum die Frage nahe gelegt, ob nicht in Fol^e davon, dati wir zu viele Gym- nasien haben, die höhere Bildung zn verflachen droht, und ob überall der ünterri' ht*?toft' schon in ih'v ausreich'jnden Weise gesichtet ist. Von diesem Gesi» dit.-^pnnk? aus haltüu wir die Anixiifle Nerrlichs für berechtigt, tind wemi wir deuaelbeu ent.{*«'gen treten, so verkennen wir d<.eh nicht, daß sie von einem tiefen Wahrlieitsl-edürtniß Zeugniü ablegen. Die Lüge muü aus der Welt schwinden, dafi so viele Menaclien, wie heutzutage, dazu be-

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Kritik^ nnd Bafenite.

rufen sein sollen, in ihrer Vorbildung bis auf Athen und Rom zurücksugeben und doch sirh von da an«; in der heutigen Welt zurechtzufinden.

Das Buch von Nerrlich ist geradf in unserfr von allem Idealen so sehr abgewandten Zeit wieder einmal eine lierejta Mahnung daran, daß alle wahre Verbesserung nur von innen ausgchüu kann. Indem es das Geistes- bild J. P.'s in seiner Allseitigkeit vor uns aufrichtet, knQpft es an die Ueber> lieferong einer SSeit «o, die «war AnBerlieb nicht eo ^^liusend dastand, m die anaerige, daftlr aber innerlich umso reich« war. So möge ihm denn eine gedeihliche Wirksamkeit vergönnt sein in dem Sinne, daE es die Ver- gangenheit mit der Oegenwart ▼wmittle^ am so ftr eine bessere Znkanft den krftftigsten Anstoft wa geben 1

Meserits. Dr« Arthar Jnng.

Katechtzui Ledesmy ir przekladcio iv.Mchodnio-liti»>kua /. wvdaaia wüeu- skiego z r. 1605 wydal i gramatyczuyui wsigpem i slownikiem opatrzyl Dr. Jan Bystron, nauczyciel gimnazyalny w Stryju.

Der Katechismub des Ledesma in ostlitauischer Uebersetzung, nach der Wilna'er Ausgabe von 1605 herausgegeben, mit einer grammatischen Einleitung nnd einem Wdrterbnche versehen yon Dr. Jan Bystrotf , Gymnasial- lehrer in 8tryj (Galiaien). Krakau, 1890. 1 Bl. 131 pg.

Vorliegendes Werkchen ist eine Arbeit von hoher wissenschalUicher Bedentang, nnd es ist somit sehr bedanerliefa, dal dasselbe heute bereite sa den bibliographischen Seltenheiten gehört^ mdem nur 25 Exemplare davon gedruckt worden, die natürlich vergriifen sind. Zwar ist die Arbeit vorher schon in den Pablicationen der Krakauer Akademie der Wissenschaften

m

erschienen; diese aber sind in nichtpolniechen (id^emlen leider weit weniger verbreitet, als sie es verdienen. ~- Den Haupttheil des Buches (p. <9— 87> bildet ein scrujmlos genauer AVidrnek de.^ Ledesma'schen Katechismus im ostlitauischen Dialecfe. Jakob Ledesuia (löÄ">— 1575), ein gelehrter spanischer Jesuit, gab einen Kutochiismus heraus, der so viel Beilail iand, daß er bald in verschiedene andere Sprachen übersetzt wurde, so 1595 in den zemajtischvn Dialeet durch Daukeaai der sich dabei auf eine schon vorhandene polnische Uebensetsnng statste. Diese Uebemetsnng des Daukssa ist 1886 durch E. Wolter in Petersburg In getreuem Ahdrw^ und mit werthv<^en hiblio* graphischen und grammatischen Bemerkungen nebst Wörterbuch der Ge- lehrtenwelt wieder sug&ni^ieh gemadht worden. Da in Ostütanen sahl» reiche Stimmen laut wurden, wrlrlio dieee Uebersetsung des D. fllr an ver- ständlich, weil im iemajtiscben Dialeet verfiJti, erklftrten, so übernahm einige Jahre später ein Ungenannter eine sich nicht nur auf die Sprache sondern auch auf den Text erstreckende Umarbeitung, welche 1605 zu Wilna

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Katechizm Ledesmy w pnrakladaie wschodoio-Utewsklm eio.

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die PreMe TeitM und Toa der heute nur ein einrigee £xempl«r (in der JagielloiiiBdien Bibliothek sn Krekan) bekannt isfc» diesen ttberans getreuer Abdruck nunmehr tot uns liegt und sich den Pubticationen ihnlieher Art TUtt Bevmiberger, Beehtel, Oarbe und Wolter in durchaua würdiger und ebenbflrtigff Weise anreiht» In der gnunmatisohen Einleitung macht Byt/broA ausführliche Bemerkungen bezügliclt der Ortographie (welche schwankend und iaeoosequent istX Fhonologie (esz für asz; o für die Conjnnctiun a; untams, unt für antaraa, ant, n. s. w.), Morphologie, und findet zum Schlüsse, daß die Hpra^^he diosfs Kat. außerord«>ntHfhe AAhnlirhkfit mit der Sprache Szyrwid's hat. dor a)**']' dof^li. »'inii^or Uiiters< hiede we^T'ii, der Uebpr«etz*^r nicht sein kaiui. Das litimiH» li-jH.lnisiche Wcrferverzei' lmiß am 8t:lilus.'j».' ist sehr genau und ausfülirlicli. In den Aumerkungen imUr dem AbJrucko giebt B. die Varianten bei Dauk&za an. Hier w&re eine Ubersichtlichere Anordnung am Flalse gewesen. Da s. B. an einer Dmekseite dftei« drei Druckseiten des slten Kat. parUcipiren, so hfttten die Anmerkungen nach den Seitensahlen des alt Kat. (die auch oben schärfer hsrvorsuheben ge> weeen w&ren) gesondert werden müssen. Sembrsycki.

MmfCf Stanklewicz, W ^prawle irromadzcnla materyalow do dxlejdw PÜintennictwa Litew^klego. M. Stankiewicz, Betreffs der Sammlung von Material zur Geschichte des litauisdi«! SchrÜtthums. 3 pg. Nicht im Rnrhhandel. Der diirdi seine mit" du- ütatiischo Bibliographie bezügli^dien Arbeiten bereite rühmlich bekaiiute Verlktispr stellt im vorliegendpn. für die zweite Versammlung polnischer Historiker zu Lemberg vertalittsn Referat über- sichtlich zusammen, was Deutsche, Polen und Russen auf dem Gebiete der Utauisehen Bibliographie bisher geleistet haben, und mal den DeutHChen und Russen denVoxrang zugestehen, wenn auch Ejkriowics und Stankiewics selbst sich auf diesem Felde ehrenvoll hervorgethaa haben. Die Sembnsydti'sche Axbeit libcir das MSelcke'sche Gesangbuch ist nicht erwfthnt. Zum Schlosse ersucht St. sttue Lsndsteute, das bisher Vereftumte naehsuholen und n&ment> lieh nach alten litauischen Drucken zu forschen. In letsterer Besiehung hat St. bereits Bedeutendes geleistet und eine Sfunmlnng von Lituanicis zu* ssmmengebracht, in der nch Unica befinden. Sembrzycki.

Herzog Albrecht ron Treusseu. Eine biographische Skizze. Von Karl J.ohmpyer. Festschrilt zum 17. Mai 1890, Danzig. Verlag und Druck von A. W. Kafemnnn. 1890. 62 S. 8. Preis 80 Pf. Entsprechend der Htideutuiig, 'welche die Wiiksamkeit des Herzogs Albred&t von Prsulen flir die geschichtliche Eutwickeluug unserer heimaih- lichen Provina und des gesammten preuAischen Staatswesens hat, ist auch

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XritÜi«n und lUfento.

die ütteratttr über diesen Forsten eine sdemlioh reiehliidtiga. Trotodem ist eine ausführliclie Lebensbeschreibung desselben wenigstens eine solche, die AttBprncIi auf Beacbtung verdient© seit den Tagen des alten Bock, der sein Werk „Ivcben und Tliaten des durchlaiicbtigen etc. Albrecht" ira Jnliro 175C) erscheinen ließ, rii^^ht »^p^^'hnV'ben worden. Das hat seinen Grund hall] fsficlilich in der Schwierigk« it ii i Besdmflujig des archivalischen Ma- terials. Es ist ja im Kgl. Stafttsar( )M\ zn KönitJ^sberg eine große Menge von Correspondenzen und sonstigen die Kegiwruug dt:ti Herzogs betrefleud.ua Ur- konden Torhandeu, allein sehr vieles findet sich noch zerstreut in anderen denteoben nnd aaewärtigen Archiven nnd kt «itweder no^ gAtnieht nie Licht gezogen oder doch nicht verwerthet. Albrecht gehOrte einer weit ver* sEweigten, zahlreichen, mit den meiaten deutachen nnd vielen anfiwirtigen Hdftn verwandten Jainilie an, nait der er in naher Yerbindong an bleiben wünschen mnßte, tun hier btt seiner eigenthUmlichen Zwitterstellong ala deutscher protestatitischer Fürst und als Vasall des katholisrhen Polens einen Hückhalt zu liaben. Daraus erklärt aich der große Umfang seiner Corre- spondenz, dadurch auch läßt sich der Umstand erklären, daß eine quellen- mäßige Darstellung der Lebens- und Hegierungsgeschichte Aibrechte noch immer auf sich warten läßt.

Die so .schwer emjit'un li iie T.ii'.ke iu unserer heimischen Historiogvaphie wenigstens theilweiee zu lülleu, ist die „biographische Skizze" geeignet, welche Karl Lohmeyer anläßlich der vierten Säkularfeier des Geburtetages Herzog Albrechts Aber diesen Fürsten verdffentlicht. Da äsatY^rßumear nieht nur mit den Königsberger Archivalien gründlich vertraut ist, sondern andh aus den Staatsarchiven zu Berlin nnd Schwerin zu schöpfen Oelegenheit g^ habt hat, ao dürfen wir von ihm manche neuen Gesichtspunkte zur Bear- theilnng des Herzogs und seiner Regierung erwarten.

Das Schriftchen stellt aich als ein „erweiterter und theilweise um- gearbeiteter Abdruck*^ einer vom Verfas.<or für die Allgemeine Deutsche Biographie im Jahre 1B75 gelieferten Abhandlung dar, und wir haben allen Grund, das Er8chein<'n dit sfr ricnen Anfinge freudig zu begrüßen, denn die- selbe bif»tf't vor (lor ftiiln.'rijii naint iiili' )i ilfiti VorthHl. daß sie durch ihre Bro.scliureniunu auch tiueui gruUer«;u Publikum und für ein solches ist dieselbe geschrieben zugänglich wird. Danken.swerto Aenderungen sind ferner die als Auliang hinzugefügte „Albrecht-Bibliographie" und die Ein- tbeilung des bibalie in zwölf, nach chronologischen und nuililiohtti Ge^hts- punkten geordnete Capitel, wobei es sich freilich zur bequemem fienntanng empfohlen haben wfirde, den einzelnen Capiteln kurze Gapitdflberschriften voranzustellen.

Eine ümarbeitang und Erweiterung gegenüber der frtthera Auflage hat hauptsftchlicb der letzte Theil erfahreu. Die Intriguen des Herzogs

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Herzog Albreckt vun Preuiien. 868

Johana Albreoht von Mecklenbius, und der Oemahlin doaeelben, Anna Sophie, der Tochter Albreobte, sowie die Terbindnng dieses Fttistenpeares mit den Ifaebinetionen des Skalich and seiner ComplioeQ, deren Ziel die UmstoBnng

der seit 1663 festgestellten Erbfolge der Brandenbnrgis I on Kurlinie su Gunsten der Mecklenbixrger war, finden bier eine i^'n^^ebemlo W ir li-nnrr.

Im Interesse unserer vaterl»ii<li8chen G^chicbtskimde wUnsrhcn wir dem Büchlein eine möglichst weite Verbteitnug. Fischen

AlterthDms-*0es6ll8ehaft Prussia.

Silxnng T«m 17. IUI 18811. Rechtsanwalt Kleinschmidt ans Inster^ bürg batte als Gegenstand des Vortrages gt^wähtt: „Das Problem der Venns von Milo, eine ethnologische Studie.*^ Der alte Streit, ob die Statue der Venns von Milo eine Venns oder Viktoria^ ist neuerdings durch eine Schrift des Amerikaners SUUmann wieder zur Erörterung gestellt. Derselbe hält die Statne Ar die nngeflügelte Siegesgöttin, welche in einem kleinen Tempel vor der AkropollS von Alben gestanden babe. Der Vortragende hält die Statue für Venus nnd Viktoria zngleicb. .Sie i.st die zur Göttin cHuibcne weiblicb*- (M-leit.seele, welrbo beide Funktionen, der Liebes- und dr-r ^5 i e p;'«'?' göt t i n , in si'^b vt'r»'ini;j;T. Dom todtni HpI-^pti f<'lixr'n frei- willig sein Weib un«l seine Liebliii^sdieuer, die nmn iJe.sliull» Gtiieii^L-elea nennt. Sie werden erdrosselt, mitveibranut oder mitbeirrftl>f»n, wübrt-ad im Gegensatz hiezu blutige Menscbenopl'er zur Ntibrung uii«l Matkuug der Seele des Todten dargebracht werden. Die Wittwe, welche dem Manne nicht folgt, wird ins Wasser gestoAen und maS darin verbleiben, bis der Mann verbrannt ist. Die Seele des Mannes tährt in die Fran, plagt sie nnd madit sie sum Schrecken der Lebenden. Durch das Bad wird die Seele ausgetrieben. Der Fran, die sich mit dem Manne verbrennt, wird ein Denkmal gesetst, und ihr besondere Verehrung erwiesen. Venns heilt die Erwfirgte, Venus libitina, die sieb freiwillig erwürgen bißt, oskis' li Iii icntatis die Wollende. Die Venus lil if i ' f die LeichenfurNtin. i b nti^. h mit der Persepbone und mit der Littnui»* htn Vielona und Teljovelja telo Leicbnam. l)ie Frau wird sr^daebt nU in der Flamme dfs ScIuMterbaufens mit dem Helden zum iliinnu l ctniMirNti igend. Desbalb heiüt die weiblicbe Goleitsoolo bei den Pbooiciern Astarie, diu b<ii li einporgestiet^eno. In Kreta beißt die Venus: Britomartis. die Braut des Vorbiaiiutea und JJiktynna, die Verbrannte. Griechisch Persephone bedeutet : die durch Feuer gctodtote. Aphrody te (sie I ! !) ist nicht die Wdlenschaumgeborene, sondern die in den Wellen nnterge- taochte, Anadyomene die Frau, welche nach erlittenem Tod als Göttin aus den Wellen emporsteigt. Wichtig fttr den Völkergedanken der weiblichen

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Kritiken und BefenAeb

Qeleitieele wt EtrnAiadie. Li d«r Luelirift von Magliaao wird der Held aisera, der Emporgefahrene genannt. Er entoprichfc dem littameehen aitvaraa (ait-tar). Die (^eleitscelen heißen Hurises, die mit emporgefahrenen. Ihm n werden besondere Opfergaben dargtlini' ht. Die Venus heißt im

Etrnskischen Turan, Alpan. Achuvitr, Tmtvcri»'. Tiiran i^t <lic „Dirne", Dienerin, ent-sj,rofliPn'l dem lif. tamaa, Diener, woiür BczzenlM^rgfr eine altö Nebenform tunia« beibringt. Alpan ist die Verstorben'-, zu ver^'b-i' Ihmi mit lit, nl| lla^ ohnmächtig. Die Seelr» verläßt den Kurj^er bei der Ohnmarht ztiitwtilig, beim Tode dauernd. Alpan htilit ferner das auf das Grab ge- setzte Staudbild des oder der Todten, später das Weihbild überhaupt. Auf einer höheren Kultnratafe tritt die AblÖsnng ein. Die Frau beateigt nicht mehr den Scheiterhaufen. Dem Tentorbeoen Vanne wird nnr noeh das Bild eines Weibea auf das Grab geeetat Einen Ahnliehen Gebrauch findet man vielfach bei anderen Völkern. In Jaftan werden dem Herrn an Stdie der Diener hölzerne oder thönenie I^goren ins Grab gegeben. In Bufiland findet iiiaii iu Gräborn, welclie den SkyÜien zugeschrieben werden, regelmäßig als Orabbeigabe das Steinbild einer Frau. Dieselbe Bedeutung haben die im Musenm der physikalisch - ökonomisclien Gesellschaft befindlichen ßem- steinfipiTf^n Es find f»l>eTifnlls Franenbüder. welche r.vim Zweck der Ab- lösun«^ drill Todten ins (iraV) mitgegeben wunleii. Din^ iilpan erscheint auf etruskischen Spiegeln Luid als Venus, baUi als IVr^oplidne. Tnditer der Demeter. Achuvitr heißt die AsenbewUlkommuuriu (lit. vitoti zutrinken, be- willkommnen) trutvecie heißt dasselbe, lit. druts heißt der Starke, der Held. Achuvitr und trutvecie könnte man fagUeh mit Walküre übersetaen. Dia xur Göttin gewordene Oeleitfieele erscheint als Liebesgöttin, als Geliebte des sterbenden Helden, aber anch als Tbdes- and Siegesgöttin, die den todt- wunden Helden in ihren Armen empfingt und in das JensettSf in Walhall emporhebt. Wenn wir festhalten, daB die Venne von Milo diesen Gedanken verkörpert, so darf es uns nicht Wunder nehmen, daß der Künstler, dem Völkergedanken folgend, die Göttin als Liebea- und Siegesgöttin sngleich gebildet bat.

Da 2:f'trpn die Ausfühmnc:» n dos Vortragenden von oinipen Si iteii Wider5spru' 1, Liut ward, .so entspauu sich eine lebhafte Dahatte in Folgo dtiü Vurtrageb. Herr Direktor Dr. Babucke führte aus, daß in dem Begriff der Liebesgöttin schon das Prinzip der Siegreichen ontlialten sei, man daher nicht nöthig habe, eine Victoria künstlich hineinzuk' nstruireu, ihm sei die milonische Venns nichts anderea als die Verköq)erung der Liebcsgewalt, deren eine Seite allerdings ea auch sei, siegreich alle Schwierigkeiten su fkberwmden. Herr Obersttieutenant v. Grabe richtete sich gegen die An- nahme des Vortragenden, die Etrusker wären baltischen Ursprungs, be* kanntUch eine der sablreichen wenig erwiesenen Vermuthnogen betreflbnd

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Alt«rthaiiui«0«e«U8ohaft Fraana.

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die räthselhaf\e Spriicln- diestjä einst so mächtigen llan<li.lsv"lkes. Mau hat sie für ita]i?rli. ]>elasgiHch, ja tarauisch gehalten, das Letztere nach dem Prinzip ^Wus man suh nicht erklären kann, das siebt man als turanisch aa**. ▼. Orabe will dem Orientalisieii 0«h. Hofrmth Dr. Sticket folgend an den semitisclieii Ursprung deradbea ^er glauben. Endlich griff noch Herr Dr. Broeow eine Antabl der von dem Vortragenden angeHUuien Etymologien aa, namentlich die Eiklirongen yon eaiiakr. bhaga, Ut. bagotas^ ftmer von Iii. waaagaa, altdeatach Alnma, phtotdaeli dleUcarth ond namentlich altpreußisch rapa Engel, der sich in den baltischen Sprachen ganz alleinstehend findet und wahrscheinlich im Elbioger Vokabular seine Stelle einer Verschrei bung dankt. „Engel'* verschrieben aus „Engel** (Kröte), ejitsjifcrlifnd dt-m litt.iuischen rupnze. Ueberliau]it richtete sich der Letztere gegen die Besondeilieit des Vorfrafjf^ndpn, Wurzeln pnnz eiitlefroner und gar nicht verwandter Sprachen, so plioaizische und aus drm lüilti.schen constniirt*^ etrnskische. zur Erklärung indogermnniscli. r Worte herbeizu- ziehen. Die lebhalte Debatte, in der auch das verleklte Bemülien Corssens, daa EtmAiaebe als italisch hinsnsteUen, und sein dadurch angeblich ver- aaUJter Tod inr Sprache kam, sengte von dem lebhaften Lateroifle, mit dem der Vortrag aufgenommen war.

Als zweiter Vortrag etand anf der Tageaordnniig das Wonderbild der Kirche an Or. BoeinsltOt Kreis Johannisbnrg, von Professor Dr. Bnjack. Der allgemeinen Beschreibung der Lage der Kirehe folgt diejenige der Kirche selbst als einer achteckigen schmucklosen Holzkirche aus Kemliolz, allem historischoa Anschein nach ans dem 16. Jahrhundert, aber mit Oe- räthen und inneren Einrirbtungen ans dem 17. Julirhundert . Weil die ein- farlie. aber alte Ilolzkin hr bereits baufalH^r i>t und bald einem ma^^siven Gebäudt.' weirlien soll, so hatte auf Veranlassunrj des Landraths des Kreises Jidiannisljurg im Juli 1888, jetzt Herrn < 'ber-Regierun^raths Maubach, der Vortragende den interessanten Piatü Icsucht. Die liochst« Einfachheit nnd Unregelmäßigkeit des Baues wie ancli der einfache Altar sammt Ge< rftthen nnd die Kautel aammt dem Knuiletiehterf kann Icein kflnstleriachea Intereese erregen, sondern das Haaptinteresse wurde und wird wohl «och im nenen Bau erregt werden dnrdi swei kleine &rbige Olasbilder, welche links Tcm dem Altar (von d«n Beschaner ans) in das annähernd quadratische Kirehenfentter eingeeetat sich befinden. Die anf dieaslben an einem Oktober- tage des Jahres fallenden Sonnenstrahlen^ ahl die Tartarr n in Preußen eingebrochen waren und auch diese Kirche zu verbrennen gedachten« ließen die Figur eines Pilgers als Engel in der Kraft der Farben so erglfihen, daß (lif rsiuborische Eindringlinj?Rs'''lmr»r von ihrem Vorhaben abstand, weshallj die Kircbo seit fast anderthalb Jahrhunderten ein l>erühmter Wallfahrtsort geworden ist. ~ Zum Schloß der Sitzung legte der Voraitzeude mehrere

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Kritiken und Reterate.

ErwerbangMi vor, nämlich drei BÜbeni« Deakmfinxea «nf die Orflndong Königsbergs, geschlsgen im Jahre 17&5, auf die Feier der Stiftung der Universität Prankfart a. 0. im Jahre 1706 und ans dem 18. Jahrhundert auf die Vereinigung abgetrennter ^eile Polens dnreh K&nig Vladielafui

L(q>ie((>k t 1^^^ unil 37 Kuiifcrmttnaen ans tlom 18. und 19. Jahrhundert, fenior 27 Stück onnlündische Frauen- und Mädchenmtttsen und 8 Böden solcher Mützen mit theilwcise interessanten Stickereien, ein Etui für Näh- p;-f'räthe nns dem 18. JnhrhTindert, endlich als rir^^rhonke einen Dolchstock und einen lioln-n Rohrstock mIs Geschenk von Krau L<:\vrß nnd littanische Spitzen, etwas u>.er IfX) Jaiire alt und mit der Huad getlotlit<in, iiergesteilt aus dem sogeiiuiaiten Drälinende in drei Mustern und zur Verzieruni? von Tisch- und Leichentücheru gebraucht, geschenkt vom Apotheker Herrn Joh. Semhrzycki. [Ostpr. Z. v. Sl. Juni 1689. Beil. a. No. 142.] .

8itnng TOM 21. JmI 188t. Dem Vortrag Aber die Hügelgrftber vor- dirietlidier Zeit und über die Brandplätae des 10. bis 13. Jahrhonderts lieft Herr Professor Hey deck den Bericht Ober die Ergebnisse folgen, welche unter seiner Beobachtung und Feststellung bei Abbruch eines Theila des Sc hloC-Kasernements in Königsberg, welcher an das Grund* stflck des Herrn Feskorn, Mühlcnberg Nc. 12, stößt, gemaclit sind. Herr Bauinspektor Bähcker und Herr Baumeister Harnisch hatten die Freund- lirhknit tjehabt. durch Herrn Maurermeister Secrk dpn Voisfaiiil d> r Altrr- thnius<4<-sfllsr[iatt I'russia zu dieser Untersucliuni; ani/.uli ■r^lern und aus dem- selben luitte Herr Prulessor Heydeck als grumllii !i. r Kemu-r dtv Archi- tektur von OrdensV)auten und als ein ebenso orfahreiior EiU>r»clier der heid- nischen Wallhergc, Begräbnisstätten und Pfahlbauten diese Aufgabe Uber- sommen. Wenn beide letcteten auch hier nicht in Rede kommen, so war hier doch die sichere Kenntnift d«r freih&ndig gearbeiteten Tdpfe nothwendig, um die Benutsnog dMjjenigen Platzes, auf dem jetat die Schloftkaseme zu einem Theile steht, schon zu heidnischer Zeit festzustellen. 8,4 m staric konnte der gewachsene Boden, auf dem sich der eiste Ordensbau erhoben hatte, nahe dem Pflaster des Muldengruudes festgestellt werden; denn nord- (totlich von demselben befand sich in dem Grundstück Uühlengrund No. 12 ein gcswölbter Raum von 5.3 m Spannung mit einem runden Granitpfeiltjr in der nordwestlichen Ecke und zwischen diesem Bau und dem wach'icnen Boden in B,4 m Stärke la^ Schutt aus dem 17. Jahrhundert zwiHrlu ii<;*nv<n leu. l>er gewacitM iif IviUen lag in einem wenig höh'-ii n Isiveau als der lux iisie Punkt des Gewulbbogens mit dem gnsCen Granit pleiler. Daß dort schon vor mehr als GUO Jahren ein WohuplaU gewesen war, ergab nun die dem ge- wachsenen Boden aufgelagerte ftiteste Kultursehicht mit hadnieohen Topf» Scherben, d. h. mit solchen, die nicht mit HiUe der Töpf«rsQheibe, sondern freihändig gefertigt sind. Ueber dieser ältesten Kultnrschidit befand sieh

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Altertham»^6Bell9ohalt Pnissia.

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die "WallHt rg- rik' l.^o m. «lies mit Kolilt'nspnren und mit Einsclilüssen von J^trobh, -kirnen in Lf Jintl'atzeu, iiul^^m dies em ProfilbiM bot, wie es alle Wall- luiil i>cJi! Ober^e lins. i . r Provinz nm die Wende dos 12. und 13. Jaliiliunderts, wenn auoh in veischictkuer Dicke bieten. Hieniber lagerte in 2,10m T>i< ke Ba!;>rlintt mit ältesten Ziegeln fHl cm lang. 15 cm Lreit und {) cm dick) norh mit langlauleiuleu Fingerspnren versehen und mit starken Brandspnren, in welcher Schiebt sich auch ein Ofen aus dem 18. bis 14. Jahrbnndert befoud. lIsD kuin einen solchen am besten mit einem Brennofen für die Ziegel- bbrikation vezgleichent nur st&tt der Ziegel zum Brennen denke man sich 8tebe sam Erhitxen hineingelegt und von dem Ofen Behren durch Ans- S|mniBg von Ziegeln in die sn heizenden R&ume gesogen. Die untere grdflere Otffaang mit einem dahinter liegendeUf im Vergleich sum oberen bedeutend Uetneren Raum war hier yon 1 m horizontalem Burohmesser am Boden und 0,60 m Höhe des Bogens zum H«aeinlegen der Holskloben bestimmt irad noch mit sechs losen Ziegeln yersetst, der oben gröters Raum, der 0^ m Höhe, 1^ m LSnge und 1,36 m Breite hatte, war noch gans und gar mit den Steinen, welche durcli die Flamen vom unten erhitzt und in Glühezu.staod versetst i^urden, gellUllt. Sie waren sämmtlich so spröde, daß bei einem geringen Schlage zersprangen. Die Decke des Raumes für das Fecerangsmaterial war natürlidi nicht durch ein geschlossenes Innengewölbe, sondern rostai fii; durch drei Bögen hergestellt, zwischen denen je vier lichte Räume von '20 cm Bn ife znm Durchziehen der Flammen sirh bs^fniitlcn. Die Fundistücke von der lipifhiischcn Zeit nii h\s r.mu 17. Ja]irlmn<I* it sind sorgfältig aurj^eb'jben werden, un'l wenn sit> au'-h ni'-ht ki>.«tii;ir sind, .so er- regen sie doch ein groües Interesse lur tliu (»u^cliithte der Benutzung dieses Platzes. Daß hier am Mühlenberg aber die älteste Buigaalage war, ist <lirch Herrn Professur Htvdecks Untersuchungen außer allen Zweifel ge- setzt, und giebt dazu Herr Regiernngsrath Stein brecht in Maiieiiburg seine volle Zustimmung, indem ihm, wie der Gesellschaft an dem genannten fiÜKuugsabend die von Herrn Professor Heydeck farefibnd entworftnen Zodmungen vorgelegen hab«i.

Professor Heydeck legte süne mit Herrn Eckart gemachten Funde tos Qeorgsböhe, Krds Fischhansen, im Besitze des llajoratsherm Br* TOtt Xunheim-Jndilten und aus Ekritten, ebenfalls in dem Kreise Fi8di<* imiseni vor. Yon den Hügelgr&bem vorchristticher Zeit des erstgenannten Plataes hat ProfiBSSor Hey deck drei im Grnndrift und im Durchschnitt ge- ndmet. Wie die Beigaben in Hfigelgrttbem im Allgemeinen gering sind, so bestehen sie auch hier nur in einer bronzenen Haaniadel mit kleinem un- regdmiüg abgeschnürten Kopf und in einem angeschlossenen Fingerring in Foim eines bronzenen sdmialen Bandes. Erstere wurde NO vom Mittel- paukt anf der innereii Seite eixws SteinkranzeS| der von je einem Stein in

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Kritiken und Eeferate.

Breite in fünf Schichten fiber ebander gebildet war, nnd 6,58 m Baroli- mesaer hatte, gefunden und swar mit swei Urnen in Steinflieeen eingefletet. Der bronaene Fingerring fand eidi fn damaelben Graba bei drei Unien SO

vom Mittelpunkt, ebenfalls nahe der innoren Seite des eben beschriebenen Steinkranzes. In eben demadben war NW vom Mittdpiinkt noch eine Urne beigelegt. Dieser Steinkranjs war wiedernm von einem einfachen concen- trischen Rinj^e in fiiier Schicht Steine umgeben, der 8,83 m DurchmeR!>er hatte. In dem Mittelpunkt des Hfip^els selber von 1,4^ m ITöVie lr»<j der Westrand einer Sti iiikiaUi, deren Budtu durch gröüere Platten gebildet wurde, und aut vveklitr zwei Urnen standen.

Hier fand aich ein Thongeräth in völlig horizontaler Scheibenturm mit gana adunaiem, eohrftge aufgeeetatem Bande. Daa AnfifkUenda an dar horizontalen Flftehe war, daß ete in der Uitte nnd etwa noch an 20 Stellen in regelmifligen Abetinden nahe der Peripherie dovchlocht war, ao weit ea nach den Scherben an erkennen war. Daa Qef&A, dae mit der brooaenen Nadel gefunden wurde, hatte eine Stehfliche.

Daa aweite in Zeichnung dargeetellte Grab von 0,75 m Höhe war um- schlössen von einem einfachen Steintcrana von 7 m Durchmesser, in welchem sich ein innerer ooncentri8< ]ier Steinkranz, nicht ganz regelmäßig atifgesetzt, von 5.5 m Dnrehmesser befand. Wie (lieser innere Ratim von unregelmäßig gesetzten Seiten wänden dnrchzAgeu war, so i)etanden sich auch zwei kleinere Steinkisten nicht im Mittelpunkt, sondern etwa 0,80 m südlirli und südwest- lich vom Mittelpunkt. Dm in der emt genannten Kiste gefundene GefäH hat aU liodeu eine Kugelfiäche und war gcührt.

Das dritte Hügelgrab war ebenso wie die beiden früheren damit zu errichten begonnen, daB man eine Kohlenediicbt anf dem gewadwenen Boden anabreitete. Auf dieser «rhebt aich der Hftgel 0,60 m hoch, die Steinkrlnae waren nicht mit Sorgfalt ansgeeetat, wohl aber der Mittelbau, in demaellwn konnte Professor Hey deck im Mittelpunkt nahe unter der Oberttb^e in einer Steinkiste eine Urne und efidlich von derselben awei kleine Steinkisteii flb«reinand«r in zwei Etagen nur dvacb. eine Steinplatte getrennt, aufdecken. Ein aus den gefundenen Scherben zusammengesetztes Gefäß ergab als Boden des Gaules eine kleine Stehflflche und an der Seifeinvaiidiing ein einiges Oehr.

Nach dieser Betrarlitunp; der HftKc]f^riil)er vorchristlicher Zeit lep^t Herr Professor Hey deck Fnnde aus Br.iudplatzen vom 8. bis IB. Jahr- hundert der chnjjtliehen Zoitrechnnng vor. Eine genaue AufeäUluxig dieser zahlreichen und interuü.santeu Fuude wurde zu weit fllhren: wir verweilen nur bei einigen Stücken. Es sind zuerst bronzene Schalenstilcke von ab* sichtlieh aerstdrtflo Gerftthea. Die iltere Schelf deren Bodeostüek ein vier- zipfligea Blattmuster antbUt nnd deren sanft ansteigende Wandung je awei oonoentrische Rtmdbdgen in eechamaliger Wtederholnng mit einem Kreis-

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Alterthams-G^llschati ProHsia.

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0(nuun«nt in der Mitte »etgt» wurde mit vier eiaemeii SpeerspitMii geAmdeni die laimet^nnige und längere Klingen «k milen haben. Des Ornament der Sehale erkiftit Pn^eieor Heydeck ak ramaniaeh, wann nicht Tietleicht

ala byzantinisch. Die Beste der anderen bronzenen Schale sind jünger, nach anderen Funden schon dem 13. Jahrhundert angehöng. Bie Ueberreate zeigen die lateinischen Bachstabpn D. O. S. V. K. deo sancto vero [?] ..Dem heiligen wahren Gott" und den oberen Theil eines menschlichen Gosiclits. Da« Prnssiamnsenin )>osif 7t solrbe Schaleuul^enesto mit denselben Buchstaben aus Brttü(l|)latzi'ii bei \Vi>Kiiuiten, Kreis Fis« hhiiusen, welche der Zeit um 1261 zugesi:hriebuu werden, aU diu Ilausgerutbc mit christlichen Inscbi bei Beginn des großen Auistandes zerstört wurden, und besitzt ferner eine voltetliMUg erhaltene kapfwoe Sdiale mit dev ganaen Pigar einM Prieetem nnd einem l&nimal eingeechlagenen Bruettnlde deeaelben Stempela eammt der Ineehrift von den eecha TodaQnden in lateiniadier S|Hrache nnd des Wortea Vera (die Wahrheit) [?] ana dem SchloBbeig Prdmbocfc, Kreb Baaten- barg. Dieee Art Filialen werden nnr ab Hanegerftth angeeehen, daa die TinfÜnge anm Taufgeschenk erhielten. Neben diesen Ekritter Schalenflber- reeteo worden awei langgestielte eiserne Messer gofuiiden. Für die Benntanng dieser BrandpiRtze zur Wikinger Zeit (8. bis lü. Jahrhundert) spricht ein zerbrochene« Schwert, von dem nur der obere Theil der Klinge, Parierstange, Griff und SrhifTchen (Knaiit'i »'rlialfoii ist. %vie Iii oir/ciio Waagebalken zum AlAviegeii dtsa ilacksilbers uud zerüchuittenen silbernen arabischen Münzen. Lst du i»olcher weniger gut erhaltener mit dem genannten Schwert zusamnien- gefunden, so ein wohl oi'haltener mit drei eisernen Speerspitzen, von denen eine 44 cm lange eine ebenso lange eteeme Tfllle ale KUnge hat. Eine faat ebttUBO lange Speei-spita&e, aoeammengelnnden mit einer andern Speerspitae und einem eisemen Striegel ist an dw Tfllle mit Silber tonchirt. Büna andere an der Spitze der Klinge damaacinirte Speevapitae bildet mit einem eiaemen Dietrich einen Geaammtfond. Von andwn Waffen sei noch dreier eisamer Streitäxte Erwähnung ^ethau, und vor allem der größten, dieeelbSi in der <ibüren und unteren Haltte der Klinge and dee Bahneudes fast symmetriaoh hat einen B4 cm langen Durchmesser von einem Ende der Scheide bis zum andern. Auch das Reitzeug ist nirlit einlörmiK vertreten, die Rteip^bügel zeigen sowohl einen fast kreisfnnui^eii Hiigel wie finen hohen g<M}iis<^hen Bogen, die Trensen haben kleine Trensenriiige, aucli PterUegluckeu mit oLsemem Klöppel siiid ;iwtäimid verLrettiU, die Spnitni sind die lang gehalsten eisernen Stachelsporen. Ein Stück verschmokeuer Kettenpanzer und drei thSneme Beigeftfie weisen wieder, «nf dk Zeit des IS. Jahihunderte hin, ktsterei weU sie anf der Drehscheibe gearbeitet sind. Das Jahreshefb der Oesellschaft wird anch die treffUeb von Herrn Professor Hey deck daan ansgefllhrtan Zeiehnnngen bringen.

Altpr. Monatwohrift B<i. XXVIL IlfU So.«. 24

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Kritik«! und Bef«rftte^

Die Sitznng war T<m dam Vorsitzenden Professor Bnjack mit Werten dankbarer Erinnerung an den in Berlin verstorbenen Herrn Oberpräsidt utpn von Horn eröflnet. «ler nach seinen Wnrten. <lie unter seinem in dem Pruasia-Museum nutgeliangten Portrait i^rltst ti werden können, ein Freund der Best rf),uiiL;» n der Alterthums^-ebellbc^liiilt Pniübia gewesen ist. l.>ie Sitzung wurde mit iler üeneralvcr&aiiuiilung zur Ertheilung der Decharge i'ur die Jahresausgaben pro 1888 geschlossen und die Decharge dem Vorstend er« thefll, nacbdem die Beohanngen Ton Herrn Bendant Warkeatin and Haaptmann Ephraim revidirt waien.

Es folgte dar Vortrag des Herrn ObersUieoteaaii a. D. Orabe: „I>i« Boaniaken and ihre ersten Officiere"*}

[Oatpr. Z. 2a Spt. ia89| Ko. 890 (BeiK)]

Sitztins: am 20. September Den ersten Vortrag hielt Herr

etud. phil. Goidsteia ftber zwei Ke vol utiona- Almanadie and ein Büchlein mit ^Anekdoten zur Charakteristik Napoleons, seiner Dynastie, Marschälle, Generalo und Zeitgenossen'' (Loiy>zip; 1811). Die beiflcn erstgenannten Rfirher gewähren gerade in diesen Tagen, da Fraukreicli das hundf-rtiiihn};»;' Jubiliimn der großen B»^vohifion feiert, ein erhöhtes Intx^resse, da sie uns vor allem die Stellungiiahuie dar dauuiligea Deutscheu zur Bewegung im Nachbarl an« ic deutlwh erkennen lassen. Hatte nämlich anfangs Deutschland, voran seine Geisteslieroen, der Bevolntion als dem Beginne einer neuen Preibeifa^Mebe aagftjubelt, so schlug di«ae Begeisterung angesichte franaösiacher Otend« thaten, die von ITsg au Tag mafiloser und unmenschlicher wurden, allmilig in das Oegentheil um. So erwähnen schon diese 1794 und 1795 ersdiienenen Almanache in Tieloif von Temdiiedenen Autorm geschriebenen Artak^ die Franaosen nur als ein absehreckeitdeB Beispiel, ihre Revolution als eine Warnung vor ähnlichen Ausschreitungen eines Volkes gegenüber dem Gesetz und der Regierung.*' Man lebte eben noch mitten im Kampf und verstand daher nofb nicht, Ursa'^lie im 1 Wirkung, Gewinn und Verlust desselben geit'eht jil'zuwügen : ujan linclite ihm wie einer Seuche, einem Naturuiigluck, das uin „starkes uiel liluii..'ti<K's \'olk"' wie ein Blitz getroffen hätte, und vergaB im Hinblick aul manche Tliateu der Willkür die innere Nothwendigkeit de^ Ganzen. So sprach sich denn das ganze Urtbeil der damaligen DeutMh«! in dner Verdammung der Franaosen und einw Warnung seines Landsmannes jenem aus im Uebrigen hatte er nur ein wohlgemeintes mitleidigee Achaelaucken. Bas wenigstens iab die Grund» Stimmung jener Almanache, aus deren xeicher und interessanter InbaltsfiÜle nur dniges hervorgehoben sei

*) Wir bringen denselben (vgL Oatpr. Z. v. S&Sept., Beil. an 17o.9d4) an besonderer Stelle. D. JEL

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Alterthums-Oesellächalt Pritösia.

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In dem t^Sehreibfln eines reieenden Dentacheo, daB die Nen^Franken noch die alten Franiosen sind**, spiricht em nnbekannter VevfiuMer die Er- wartung aus, daß die Revolation auf den ObMcakter dee Volkes einen reini- genden Einfloß ansgeübt liaben müßte. Er vermnthete wenigstens an den

meisten Franzosen die Würde eines freien BürRer«, <li.- Verachtung allen Kleinf^eistes und statt der Phrasenmaobprei begeistert* « Hiiiideln. walirc (TLirochti^kpitsliebo und Dünkpllnsi^kcit walirznnehmen. Al)f'r er liurl nichts von .illedem, er fand Gerkfri. hn)ilk>>|,fige Deklamatoren, sah, daß Harle- kiuaden, Gassenbauer und Baumchen b<M <lf n „Rettern der Mensclienrechte" mehr Werth hätten, als die Sache der Freiheit, von der nur die Wenigsten einen ertrftgUchen Begriff hAUen. Er sah Ifirabeaus BUdnifi im Jakobinersaal von den nftaUohea H&nden lertrQmmeni» welche es anfgesleUt hatten, ward Zenge von lahUoeen Terhaftnehmnngen ohne Klage nnd Verhör, erkannte in der Freiheitsraserei nur den Vorwaad, die anliegenden Lftnder Flrankreich einsttTerieibeOt nnd kommt an dem Sehlnt, daß dieses Volk in der Nxhe munöglioh auf solidere Deatsdie wirken könne.

Wie sehr .t1>tn doch gerade der revolntionftre Geist der Zeit ansteckend wirkte, beweist die Nachricht von einem merkwürdigen Briefe, der im Oktober 1792 in Doutscldiuid 'iiculirtf« xnv\ als eine lirtrhst sonderbare Urknn'lti ^les damalij^ou Schwinik-l- und Kebellionsgpistt-.s aufb hier Kr- wähnung verdient. Er enthiUt nichts fn-nngeres, als die Aultordorung zur Hevolutioii narh tVanzosisciiem Muetfr nud war an die verscliiedensten Personen adressirt. die alle zur Theilnahme an dem hoffnungsvulleu Unter- nehmen eingeladen wurden. Am 1. November des Jahres, Morgens um ? Uhr, Bollte der Versneh gemacht werden, in allen Städten Deutschlands „das Joch aristokratischer Unterdrückung abmsdhtktteln nnd die Gleichheit nnd Freiheit unter dem Scbuta weiser Gesetse etnauAhren**. Alle Einael- heiten waren genau vorgesehen, und falls der Vetsnch gelinge, sollte in Nömberg eine Kationalversammlnng ausammentreten nnd diese mit der französiechen oorrespondirBn. Natürlich kam das Schreiben auch in die fiftnde von lienten, die keinen Appetit nach einer solchen Revolution hatten, nnd so ging denn der kindische Plan sa Gmnde, ehe er recht bekannt ge- worden war.

Melir von historis- hem Intert sse als ein»' .'lusführlicbe Biographie des Thomas Auello und die Darstellunii; rlnr Kevolution zu Neapel nnd eine lauge Reihe von anekdotenhai'teu Erzalihuigeu und Berichten u. s. w., ist eine Geschichte des Üustinescheu Einfalls in Deutschland nebst einem Ver- ssichniß der bei diesem VorfoU ersehlenwien Pamphlete nnd Flugschriften nnd der 8kiaae dniger Mitg^eder des Mainsw Cünbs; fomer eine hoch- iatereswnte Liste aller wihrend 14 Monaten in Paris Qatllotinirten ihre Zahl helftnft sich auf 1614w In jsdem einielnen Falle ist das Datnm der

nir|iti7Prl bv Go

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Kritiken und Referate.

Hmricbtiiiig, dM Alter, der Nenne und Staad des DeUnqneaten, eowie meiet eeiii „Verbtechen** und einige Nechriohtan über aein Leben gegeben. 6e> echmfickt eind die Alnumeobe mit einer Beihe von Kopfiam, die die Onillotina^ die Hinricbtong Lndwig XTL, einen F«iwtk«npf dee Vetionel-Conventif ein Aaeigneti viele Portnifei n. s. w. deietellen, nnd wa denen einige dw Vortregende der VereeBunlang ▼mdegte.

Das BücUein mit den Napoleons-Anekdoten ist, trotzdem ee eidi an* einer Anaahl von kleinen Geecbiohten, Wortspielen, Oalembourga o. a. w. zusammensetzt, im Grunde genommen nichts weiter als eine einzige Schroibachrift auf Napoleon, deren et in der Zeit der Befreiungskriege nicht wenige gegeben haben mag. Kapoleon war ein Kind der Revolution, und es erging dem Furchtbaren bei den /.oitgenössischen Dentsrhen Logreiflicher- weise rbonso wip seinor furchtljuron Mutter : Anfangs war man für ihn be- geistert. iiiL'lir n(jcli: nmn liebte ihn. Sj)äter, als der geniale Feldherr zum Kaiser, der Sohn dt-r Kevolutidn zu ihrem Üan liL^er, aber zuj^leich zum l'nterdrü* ker Europas geworden, begaiiu mau ilin zu hassseu, zu schmähen und zu VI rdumiMen. War er früher ein Gott, so galt er jetzt als d«s Prinzip des Bösen, und Bücher, wie da.s genannte, suchten diese Meinung stu verLreitou und zu befestigen. Hier ist er die Zielsclieibo des S^^ott«? und des Witzes, und aUe Züge von Grausamkeit, maßlosem Despotismus, von Eitelkeit nnd geistiger Robbet, die man von ibm ere&hlen and Iflgen börte, sind bier eifrig geaammelt die gequälte IGtiwelt bette ibre an' acboJdige Frende and Unterbaltong daran, ond in dieaon Sinne bleibt ei ftudi nna intoreaaaat!

Ale aweiter Vortrag atand auf der Tageaordnong eine biatoriadi* beraldiacbe Arbeit der Fran von Platen geb. von Boigadorf-St^bienwalde: «Die Oeaobicbte der älteren aftobaiaeben Linie der Beiobafrei* berren Sebenk zu Tautenburg.** Wenn aacb daa aqnatelliite Original- blatt der Stammtafel, iaat 2 Meter lang nnd dementapreebend boob nibht vorgelegt werden konnte, so vertrat deaaen Stelle acbon die nacb demselbeo für das Jaliresfest der Gesellschaft entworfene Verkleinerung. Auf h hier wie bei der Stammtafel der Ost})reußi.«chen Schenken sind bildliche Dar- stellungen des Faniilienbesitzeü iu land.S( baftlicher Aofnahme beigei&gt und zwar der Burgen Saaleck, Tautenburg und Prießnitz, so wie von Jena, weil zu der Universitiit dieser Stadt ein Schenk besondere Beziehungen hatte. Werfen wir nun einen flüchtigen Jiliek auf den Stammbaum selber, so iiinsseu wir denselben einen hoch inturLssanien nennen und können die li'dii' und angesehene Stellnng der siicliBi.schen Schenken schon aus Jen Nameu ihnr (iattinuea und deren interasö&uten Waj)pen erkennen: inftn findet Scdniij, Schönberpc- Waldenburg, Reuß von Plauen. Graf GleidiPn, Graf Mansfeld, Gral Dohna, Graf Kirchberg, Graf Eberstein, Limburg, GrtU'

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AltaKthimuhOeaalkalutfi Pnuda.

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Egmont etc., lauter Namen des hohen Adels, znin Theil jetzt gefürstct. Noch im Anfang dieses Jahres, wie die Verfasserin in der Einleitung diT trlanternden Arbeit sagt, herrschte in der genealogischen Roihenfolge. den Namen nnd Gemahlinnen der Schenken ein unentwirrbares Dunkel; j:i son;ar 'Jas für die ostprenßische Linie Wichtif^ste, der genaue Punkt, vou welcljem sicii dieselbe von der R&phsi.<?t ht ii Staninireihe abzweigrt. war falsch ange- nommen. Den plücklichcu Erfolg dieser ülierans großen und den Lolm nur in sich selber tragenden Arbeit schreibt Trau vou l'iateu der Hille des Herrn Piarrer Stötten zu Tautenburg, Freihemi von Beitzenstoin in München, Herrn Wolff von Tümpling, Kaiserlichen Legationsratli jb Thalftfein bei Jeoft WH, die der Vedksserin ein reiches Urkundensistenal freundlichst rar Terfügnng gestellt haben. Kann ein historischer ÄufeatSf der als Erläuterung «mee Stammbanmes dient, auch viel interessantes Detail f&r bekannte Haupt* «nignisse nnd historische PersQnlichlceitea beibringen, so mOssen wir ans dies in einem Referat versagen ond nennen nor den histornohen Hinter- grund fftr den Beginn des glinsenden Oeschleohta, nämlich die poetisch* romantische Warthargaeit nnd als Zeit des tranrigoi Ansgangs des yon Kaiser Karl Y. noch so ansgeaeichneten Oeseblechts des dreißigjährigen Krieges, der lotste Schenk in Thüringen starb und seine Leiche wurde erst nach 7 Jahren in der Sc henliengroffc an Frauen-Prießnitz beigesetat. Er wnrde überlebt von seiner Tante, Anna vom Schenk, die in bitterster Noth 82 .Jahre alt zu Gera starb.

Kach den beiden Vorträgen berichtete Herr Professor Bujack über zwei unter seiner Leituno; vollzogene Aust^rabungen, über die eines zu Tnintlack, Kreis Oerilanen, sich betindendeu HügelgrabeK vor^hrist lieber Zeit und dicjenif^e eines Urnenfeldes des 2. und H. Jahrhundf-rts ans di r Römischen Periode zu Wiska, Kr. Johannisburg. Herr Bar^n v. Heykiug anf Truntlark liatte zu der T'utorsucliung den Berichterstatter trcundlichst eir.gtladen und ihm eine uudurchlochte Feuersteinaxt für das Pnissia- Museum übergeben, die in dem genannten Hügelgrabe am Rossen-See bei Abtragung eines Theiles desselben für Anlage eines Weges 18G9 gefunden wurde. Der damalige Besitzer, Herr Baron von Wernsdorf, hatte eine weitere Rührung des Hügels verboten, aber doch nicht die Zerstörung des ^cbtigsten TheQes des Grabes verhüten können. Es ergab eich bei dar jetzigen ünteraachung nach 20jähriger Fiist edn Steinkrana von S ICeter DurehmesBer, der das Oiwbhltgd-Terrain aul dem gewachsenen Boden um- whlol^ welches Über demadben jetat noch eine Hdhe von 1,10 Meter hatte, Beste einer Stetnpflastenmg, die von der Sudperipherie nach dem Mittd- pnnkt iwAA nnd mit Lehm vergossen war nnd auf ond nahe diesem P6aster dickwiadiga Stflcke von gröSeren OefäSen, dflnne Bandstfleke von Beigefilßen uuL ein Fenersteinsplitter, der als Messer gedi«it hat. Den aweiten Bericht

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Kritik&n uud Rui'erato.

erstottote dar Yortragonde ftber dM Unienfold tn Wiska» Kr. Johanoiaburg, im Beaita dea Herrn Knaohiniera, der frenndliebat die EtianbniB erthdlte, und ebenso wie Hwr Oatabesitaer Look in Sdorren thätig mit Hand an>

legte. Schon 1888 hatte Herr Kuaohmierz einige Oräberfunde dieser Stella dem Berichterstatter aus dar nntersucliten Stelle ftlr das Pmaaiar Museum als Geschenk übergeben. Zu den Aruibnistfibulen, bronzenen Armbanileni. Fr-norfstahl. eiserner gerippter Sprerspif zo, cisoriion Mo^ssorn sind als ]^'igiil)oii ii'xr (l<n Leichenbrand in Urn».!)b«>isetzun(; nK-li nndfic intOTcsi^iinte Beigabeii «^ftunhii. Eine bronzene Filiala in tin<.r Fonu. welrlie schon den Beginn dor Vulkt-rwandeningspfenode anzeigt, v. rscliiedeue brunztiuu l' iugerringe in Spiral form mit breitem Schild auf der Mittelspirale oder mit Voluten an den Endigungen. Wie dieae I^ngerringe, so weist die Form der Sprosaenflbnla nnd Armbrastfibula mit nmgeachlagenem Fol wieder auf die flogen. BOmiache Periode^ Gans neu scheint aber die Form einer bronxenen Fibol* in Hufaiaenform in so frülMr Zeit Kreisförmig arweitom sieb die Endignngen der Arme und tragen je eine kreisförmige Scheibe von rothem Olasfluß. Unter den Oefäßformcn war interessant daa AufstOlpan eirif^r nnf die andere als Deckel, wie das Pnissia- Museum solche ans Waldhaua (Gözüts), Thurwangen und Färstenao, Kr. Basten- bnrg, besitzt.

An StfinjG^eräthen wnidei) .•;e8'"hciikt von Rektor Herrn AI bat in Nordenburg ein durchlocJites großes Beil in Form ein«»s Pu5sekels und ein durchlochter kleiner Hammer mit knopfartigem Ba.biiende, geluudtu auf dem Kantor-Acker neben dem Nordcubmgor Schloßbcrge^ vom Besitzer Herrn Kniachewaki in Schalbem, Kreis FisehhaiiMii, ein groSea durch< loahtea Bett in Form einea Pussekali, daaelbat gelundan, und kann femer als besonders werthToUe AcoesaUm der SteingerUhe die Naehbüdiuig einer Ueinen in Hirschhorn ge&Etcm Steinklinge genannt werden» die in der Oralsehaft Schlobitten gefonden ist Femer kamen als Geschenke snr Sammlung von Steingeräthen 17 Feoerstems|ilitter als Abfallstficke euer Werkstätte auf der Kurischen Nehmog, geschenkt von Musikdirektor Ernst in Memel. Für die Abtheilung von Münzen aus provinziellen Funden schenkten Ritfer^nti^besit'/er Herr Baron von Heykinj:; «nf Trnntlack, Kr. rjprdanen. «•in*« rorais<'he }»ronzone Kaisermiinzo f\fv Kaiserin Faustina, dasrlbst <;elnndt'n. Gutsl»esitzer Herr Lack in Sd^nfu. Kr. Joiiantiisburg, eine r(Mnis< lie lironzt iio Kaiserniünzc luit nur erkeuubarem Kopf des Kaisers Mark Aurel i ?), Bauiuei^ter Herr Ballenstadt, z. Z. in Truntlack, einen römischen Denar mit dem Kopf des Kaisers Antonius^ gefunden in Cujavien, swischen InowraaUw und Ifnntwy aus einem Depot von 80 Denaren mit Leichenbrand. Die kleine Kolleküon von bronsenen Barren wurde vermehrt durch einen solchen, geAmden au Schorren, Kreis Johaunisbarg, und ge-

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AltortliaiiiB-0«fleU8cb«lt Pnusw,

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schenkt von Frau Gutsbesitzer Lack daselbst. An Ghib^rlumlon clor röwischeu Periode schenkte der frühere Gutsbesitisei in Lobitten, Kreit» Königsberg, Herr Seeck aus seiner vormaligen Besitzmie; tsitie ürue von Mittelgroße, bronzene Annbrust-, Kapj>eulibula, große canelirte bronzene Anoriuge, eine bronxene Nftbnadel und gegen 100 Glasperlon versehiedener Mnttor, die bromoneik BeachU^eoden und 21 bronM&e Beschläge eines GltrtelB» der vor semer Verwesung Baeh Ahnliehen Funden ans Leder he* staaden hatte, Frau Doktor F ritsch eine eiserne Speerspitze, geftinden an Baatan, Kreis FiBchhaasen, Herr Mnsikdirektor H. Ernst in Memel ans der Zeit des 9. bis 18. Jahrhunderts einen broosenen Armring, geAinden an Fedtogen, Kreis Memel, eine bronaene hafeisenfDrmige Nadel, gefandea an Jaaisehken, Kreis Hemel, imd einen.halbkreisförmigea bronaenen Sehnallen- rahaMD, gefanden an Spirken, Kreis Memel, Herr Baron von Heyking anf Itetkok einen bronaenen Fingerring «na doselben Zeit, gefhnden ebenda. Zo der Abiheilung der Gegenstände aus der Zeit des deutschen Ordens lebenkte Herr Rektor Albat in Nordenbnrg eine dseme Onlensspeerspitse, gefniKkn am Nordenburger Schloßberge, für die Gegenstände des IG. Jahr- hunderts Gymnasiast Schmidt ein Palverhom aus Hirschgeweiii geschnitzt mit der bildlichen Darstellung des d<^n Nemcis''hpn Löwen bändigenden Herkules, welcher einen Knraß anf der Brust hat und einen lan^xon S( hmtrr- bart trägt, gefunden lieim i'undumentlegen auf dem Jahrnmrktsplatz zu Köni«:^berg, ^^ale^ TTtrpHl dou luitrron Theil eines glasirton tbönemen Trinkgefaßos vom .Taiu-»> l.')S {, welchu Zahl angegeben ist. Auf dem Gefäß die bildliflie DiirstcUung eini-s Bärentanzcs mit einer Inschrift in Ver«en. Fflr die Zeit des großen Kurliir>?tori wurde ein Autograph des genannten IIt-TTs< liers auf einer Urkuinle den Liiiidhul'meister Johann Ernst von Walb u- wdr. liiiitpv d<>ni Altur der Domkirche sein Epitaph uubringtu zu dürfen vom 5. Novtsniber 1603 erworben, für die Zeit des 18. Jahrhunderts ein mit 8ehlaDgenhaut bezogenes £tai mit kleinstem ' Besteck, eine Kanne von BMfiner Ptwaalkn mit einer figfirlidien Boae anf dem Deokel, erworben, «ad eine mit honten Blumen bemalte Theekanne und ßgürliehen Blomen- aad BlattventiwDngen anf Deokel und an der Pfeife, geschenkt von Fräulein Hoff mann, Air die Sammlungen ans dem Beginn unseres Jahrhunderts mbenkte Heirr Bittergntsbesitaer Bohrer anf Salabaeb, Kr. Rastenbntg, eben Treeoieohein von einem Thaler nach dem Mflnaftift von 1764 aus des Miaistera Altenstein Zeit und Herr Rittergutsbesitaer Leitner auf SohuhseD, Knie Saatenburg, die Laadschaftsratbs* Uniform seines Orollvatere, der Provinatal- Landtags 'Abgeordneter im Februar 1813 war, Herr Oekonom Sckopis durch Herrn Profesaor Lohmeyer fQn{ Gypsbihler in Medaillon« form von Lehrern seines Vaters, und zwar von dea Professoren Vater, WoU; Niemeyer, Heyne, Schuls. Zu der kleinen etbuographiachvn Sammlung

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schenkte Hiuikdiiektor Ernst in Mtmel ein etein«nee Obtgebinge der Atcteken-IndiBner in Amerika. fOetpr. Z. ▼. 1& Oet. Beil. s. No. M4.)

SitxuBf Tom 18« OktelMr Die Sitinng wurde von dem Vor»

eitsendcn Professor Dr. Bnjack mit einem Beriebt über die stille Ein- weihun^feier in dem nengebaaten Pmseia-Museum am Vormittag, als am Geburtstage des hochsebVen Kaisers Friedrich, eröffnet. Mit der von Herrn Oberpräsidentfii von Sr}i 1 icc k jn an n einjxfholtMi Oonehmignng hait<? der Vorstand der Gesellschnl't di»- Spitzen der Behörden der Provinz und Stadt nnd die Vorstände sämmtUciu'r Museen Königsbergs zu einem ^.ersten Besuch des Prussia-Museums" nach erfolgtem Umbau eingeladen. Es sollte dieee EinUdong ein Ausdruck des Dutkes an die Königlidhe Kugienmg seiti für die Erwirkung der wfirdigmi Bftnmlichkeiten von des Kaisers and der hohen llinieterien MnnifieeDs. 77 Einladungen waren erfolgt und die HilAe der Eingeladenen erschienen. Der Herr Oberprftsident und die eingeladenen Herren Generale wie der Oberst dee Regiments König Priedrich m. waren auswärts oder amtlich behindert, hatten aber die Freundlichkeit, der über* sandten Einladung au gedenken, dcsi^lt }i,>u der Rektor der Universität, der Herr Oberbürgermeister und der Herr Polizei -Präsident. Erschienen waren u. A. die Herren Kanzlr-r vnn Hollebf-n. Landeshauptmann von Stockhausen, Genernl-Liinlsrlialts-I ){rt"ktnr l^.on, StaiUv.nrdueten- Vorsteher Kommerzienrath Weiler mni sein Vertr.Ur .l\i>tizratli Hagen, vom Provinzial-AnsPf hiiß Gclieiniiatli Fifiberr von II ullesjtieni, die Uni- vertiititt war durch zwei Dekane und mehrex-e Prcdessoren vertreten, das Konsistoriom durch Herrn Prftsident von Dörnberg und die Ehrenmit- glieder durch S^ttumerheim von Batoeki auf Bledaa.

Der VonitBende ftbemahm die Ftthmng nnd begann ein Hundgsng von den Zimmern der Alterthttmer der historischen Zeit in die der vor- christlichen. In dem grolen Saal, der den AbsefaluA fttr die inrihtstorisdie Abtheiinng bildet, wurde der Prusaia-Yoraitienda Herr Professor Bnjack auf Veranlassung des Direktors der pliysikalisch-ökonomischen Gesellschaft» Herrn Professor Stieda, aufgefordert, einen Rückblick anf die Geschtchfte der G( s* llr^eliaft zu werfen. Obwohl ein Redeakt nicht auf dem Programm r anspnirhsliisen Feier gestanden battp, <rab Herr Professor Bnjack ein kleines Bild aus der Geschichte der GeseiisclKilt. Mit dfin Stifter und ci-sten Vorsit/enikn der Gesellschaft, Professor August Hagen, welcher sie im ISuvt-mber dea Jahres der SOOjäkrigtn Jubelfeier der Albertina aimo 1844 in Erinnerung an die schöne Festzeit mit Dr. Meckelburg, Stadtrath Bar- tisins, jQstiirath Meier, Stadtmth Hensche gestiftet hatte, 8«t 1809 in näherM Verbindung stehend gedenkt Professor Bujack des «weiten Vor* sitsenden der Alterthums-Oesdlschsft des in Dresdoi im vorigen Jahre ver- storbenen Herrn D. Minden, der gleichieitig Sekretftr der physiknÜsch-

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Aliertbanis-O«0eUBobatt Prassia.

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I ökonriiiiisclieii Gfsellsflial't gewesen war und mit andren VorstandsmitglieUöm der phvsikalisch-okonomischeii (Te«<»llf?< halt einen Antrag auf Vereinigung ^ bti'ier < lese II Schäften unter völliger PreisgeLun«; des Namens „Alterthnms- i gestilschaft Prusisia** gestellt hatte. Der Vortragend« führt ans, daß die zu [ Unsrnnsten des Antrages und Erhaltung der Altert humsgesellschalt Prussia

I stimmenden Mitglieder sich nicht nur durch Rücksicht auf die damals noch kleine Sammlung, sondern auch auf Hageu's wirkungsroUd TbAtigkeit, alt Henosgebers der PreoBisdieii Provimdalbltttter leiten lieleii und gedenkt Bit Aaetkennung der Anleitung, der eeit 1869 jüngeren MitgUeder dnrdi in Bernd), welchen des hocbeeligen Kaieere Friedrich MajeetAt als Krön- pRDi 1879 den Sammlungen der Geeellaehalt im Schloßtharm schenkte mid wi« er ans Pegli die geränmige nnd gQmitige Lokalität im Nordflttgel des KSnigUdien Schloases so erwirken geruhte nnd wie der Tofstand die heute neb omgeetalteten und ▼Mgrftflerten HAumlichkeiten als dne Gabe des KAn^chen Gönnen anerkennte, indem sein Bild vom 6. Jwit 1885, als er tm «weiten Male in den Pmaeia-Bäumen erschien, heute, dem neuen Er- dfanngstage, DmkrBiat wäre.

In den Bäumen der Alt4>rthümer der vorchristlichen Zeit hatte Herr Professor Heydeck einen Theil seiner Ausejrabnngen aus preußischen Pfalil- beuten erklärt, wie er im Räume der Alterthümer des 18. und 19. Jahr- hunderts zu dem von ihm wieder hergestellten Wasianski'schen Bogenflügel ^ie Konstruktion auseinandergesetzt hatte. Um iVs Uhr war die stille Feier geschloi^sen.

Der Vomitzende rlieilte der Hesellsoliatt mit. daß der Herr 01ic) ]irasiilent <he Tlieiiung der Einladunff-Ti in die rlieu genannten und in die der Mit- glieder der GesellHchalt für «leti knmnifndeTi Sonntan^ am 20. Oktober für geeignet gehalten hätte, weil die (niste mit um so größerer Bequemlichkeit das Prussia-Museum hesnrh. n k(»nnten.

Als erster Vortrag stund auf der Tngosoi'^nung ein Bericht di-s Pro- ftsBor Bujack über ein Hügelgräberlcld vorchristlicher Zeit in der Drusker Yoist, SchoAbesirk Aßlackec, Jagen 143. Im Sommer 1888 liattc der Vor- hsgoide acht diidit nebeneinander liegende Hfigcigräber untersucht, von teeo seeha noch aiemlich unbesehftdigt, zwei aber als Steinkisten vor mehr ib swansig Jahren wegen «ner Forstkultur aufgedeckt waren. Doch die Ortle and Schwere der Platten eines Grabes hatte von einer weiteren Auf- Hunimg abgeschreckt und nachdem aus der Kammer der Inhalt von vier UiMn ohne Beigaben genommen war, hatte der Bau in SeiteowSnden und Hsster keine Verttiidenmg erhalten. Erst die völlige Frdlegong der Winde m Jtdi 1888 seigte den stattlichen Bau, der nun nach allen Dimenstonen gmesaen werden und von dem sur Ansicht des HOgelgr&berfeldes ein^ gdadsaen Ehrenmitgliede der Gesellschaft, Prisentor Andersonin Popelken,

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KritLken und Befemte.

Krais lAlnaii, in versohiodemes Aofiulmieii gwieiduMt werden kiuinte. Sein

verstreuter Gegenstand wurde mehr gefunden, wolil aber am Kordende Mtt fünfecki^cer großer Stt in in künst licher Bearbeitung, tler noch einen anderen vi*>llpiclit Kulturzweck außer dem einer Stütze gehabt haben muß. Der * JJurchmesser dieses Grabes von 9 m, wenn niRn den ronrpntri='"hf'n Stein- kranz, vvflchfr iLis Hügelgrab einschloß, ins Angi- laßt, war auch derjenitre des nördiit h liegt nden Grobe«?. w»'lc]u<8 in der ^^ittL• mir eine Steinparkuii:^ mit Unienscherbeu. aber luchi in Kiatfiitura» iu hieb :jciiloß. Dio wcrilivolle Beigabe war ein schön gesclilifiener durchlochter äteinhainmer mit ab- geeetstem Bahnende ai» DialiM-Porphyr, weldier anf der Wamduigeftidie an einer kleinen Steinplatte in der Erde angebacken lag. An die östliche Peripherie dieses «weiten Grabes sehloJl sich daa dritte» &st ebenso grole Httgelgrab, daa als Kistengrab auch schon vor xwei Deiennien geöfiiiet war. Die Anlrftnmung dieaer Stelle er^b aber nodi anf der Osfcperipherie ein Kreissegment in Steinen aufgerichtet, in welchem sich eine Urne mit Stell*' fläche und verbrannten Knochen ohne weitere Beigaben befand

Oestlicli von der Peripherie dtis ersten Grabes mit der mächtigen Kiste las; ein vi. rtf r Gralihügel mit conceutiischen Steiukreiseu, in dem ein Broii/esrlunurk i;t'tiiii<Kii wurde, bestehend in einem geschlossenen Bronze- l inye voll l*j rill L)un hmesser und in einem eingeschlossenen bronzenen Armring in lieiilorm mit je einem aufgesetzt^jn kuj^eUörmigen Ki<[)lflirii auf den beiden Eudigungea. Auch der Durohmesser der groütcn Stein- aetzong dieses Grabea hatte 9 m. Anders stand es mit den Mi^Terhaliniseen des attdlich von diesem liegenden fOnflen Uügols, sein Durdimesaer von N. nach S. betrug 6 m und derjenige von W. nach O. lOydO m. Allem ftnfleran Anaohein nach bot der Steinban dieses Grabes daa Anaaehen einor Sehifb- aatinng, welche ala Brandplala gedient hat, da alle Steine anf dw unteren Fläche noch von Kohlen geschwftntt waren. Der Vortragende f&hrt ans Orewingks Funden ähnliche Bauten an, die er in den nuaiadien Osteee- provinzen aufgenommen hat.

Kreisförmig dagegen war wiedenim das vor der SchiffBsetzuug liegende östliche Grab No. 6 von wiedenim m. rt ni l')urrhmef««'er. D.*»s Grab in concentrischeii Kreisen von Steinen aufgerichtet, schien wiederum ein großer Aschenpbit'/ t;» we.^en zu sein.

L>ate o.stiicli von dem früher geöffneten kleineren Kistengrab, in dem sich noch eine Urne fand, liegende Hügelgrab No. 7, das um ein Drittel grSBer war als die genannUn 6 übrigen Gräber entbieli Urnenbeisetzungen nicht im Mittdpnnkt, sondern nach der Peripherie an und Bronaeechmndr, helgestellt aoa feinem Bromsedraht, der spiralförmig um das Ende des Drahts in Form einer Seheibe gewickelt war und den HalLstädter T^us zeigte.

Der nördlich von diesem siebenten Grabe li(^wde achte Uttgd ent-

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Alterihaiiis*Gt)»elUjobal'i FroHsia.

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lull m 11 ««meentiiscfaen StemlaeiMn MiB«r SclMuben ein kkiiiM, mit Kaoebeii geitUltes nnd mit em«m Deckel gesebloBsenes BeigefM und allein ein Iddaes BmelistfidE: von BiMo.

^eht noh jetzt westlich von der Weetperipherie der Orabhflgel No. 1 und Ko. 2 md in den letsten Deimnien neu bergeetellter Orensgraben der Dnuker Forst nfirdlioh fort, nicht nur bis zum Grenibfigel TSo. 66, sondern Boeh water in dieser Biehtnng} so war vor mehr als 40 Jsbren die Dnuker Font an der Stelle dieses Westrandes grdfier und ist ein großes westlich TOD dem Orensgraben liegende Gebiet der Dorfscbafb Knckers snr Abfindung der Wsid^^recbtigkeit abgetreten worden. Alte Bänme sind atif diesen^ Terrain gefallen und die betriebsamen Besitzer haben das Waldland unter den Pflog gebracht, wenn auch noch nicht auf dem ganzen rJebiete. Auch hier bat der Vortrsgendo in den Herbstferien 183B an vier serstdrten Grab- hügelstÄtten noch eine Nachlese halten können, von «denen eine ein Kistcn- grab gewese n sein soll. Di>sf> Grabhügel lagen zerstreut auf cinctn Tf»rraiti, das sirh etwas niulir als l(X)m westlich vom Orenzhügel No. 55 der Dniskor Ffifst. Scliußbezirk Aßl:iok» ii. .Ta^on No. 143, ausdehnt. Zw*»i dieser Gräber •/r-t-b'/n inf crppsantf' Fiiii<Ntu''!x<\ Kn^ kr^^; No 2 > Drusken No. 10) einen Iroüzeaeu roli gegossenen Güi telhakon, oiuer Lyrn ähnlich, nn<\ einen kleinen Spiral bronzenen Spiralring v n l.GO cm lichtem Durch me&üt r in einzelnen Stücken, beides auf verbrannten Knochen und Kurkcr.* No. 3 (Drusken No. 11) ein eisernes Gci-äth zum Stechen mit doppeltt iu riugfurnngciu Bronzibnlag im untereu Tbeil des Griffeudes. Das Ehrenmitglied der Gesellschaft Herr Theodor Blell in Or. Liehlerfelde hat dies Stechiostrament nicht nur resfarorirt, sondern es nach analogen Fanden in der Ober^Pfalx and nach Gifatten ans Diodor fi&r einen kleinen Bratspieß erklirt.

Das letzte grofie Hügelgrab, welches ca. 1000 Schritte westlich vom geoumten Grenshügei der Kdniglich^ Forst aaf der Anhöhe einer von der Font allrefthlig ansteigenden Flftche seinen Fiats hat nnd dem Besitser Bank Ontseit gehörig, weit sichtbar war, enthielt nnr einen groOen Breon- pltte, der anf einem Pflaster bergestellt war. Hieranf wurde erst eine Kiste Iber nicht gleidimftssig aas Platten oder Sandsteinen, sondern nnsymmetriscb MS Platten nnd Kopfsteinen errichtet. Nur Umenscberben lagen am Ein- ganfr der Kiste, sonst war die Kiste am Boden ganz mit vielerarten Knochen ohne Umenscberben and darüber tnit vom Brande gesehwftrsten Steinen ge- tiÜlt. Decksteine waren deshalb nicht auf den Kistenraum gelegt* Der Bis xeigte 9 Schiebten Kopfsteine in der vertikalen Linie.

Daß hier noch andere Kistengrüber sich in der Nähe befunden haben, nf^ah noch da.s Vurliatidensein eines solchen, welches. nVrwohl von einer Seite vfT 40 Jahren geöfTnct, nicht zusammengestiu/.t war, sondern fest zufiüiumenbielt. Wenn auch ganz bcätimmle Kej|^clu »ich aus der Oeifnun^

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KritiktiU uud H^icmt«.

von saUieidbQii Gitbmi sieht immer «bleiteii kaaen, «o ist doeh der Bau in Besng auf Pflasterang ond Auflegung der Steine denelbei dw Wedtael von Kiatengr&bem mit Gräbern in concentrieol&en Xreieen und Steinpaclcoiig

auf den einzelnen Orftberfeldem immer wiederkehrend. Einen beeonderen Dank sprach der Vorlngeode nocli im Namen des Vereins dem Herm Ober- förster "Waldtner in Drasken, äcm Herrn Förster Edrlmnnn in Forst- liaue Aßlacken uud ilcn Herren Besitzt-ru Grigat und Gut zeit iu Kiickfrs aus.

Nach dem zweiten iiut der Tagesordnung Ptelieivl» ii Vaiirag deä Herrn Ol »erst -Lieutenant z. D. ( ! l al i e*) legte der Vorsitxeude folgon-le eingegangenen Geßcheaku und Erwerbungen vor. Zur Sammlung vuu Steingeräthen schenkten ein durchlochtes Querbeil, das als Erdhacke gebraucht wurde, ^ geftmden in Gkmolauken, Kroe Lyck, Rittcrgutsbeeitser Wex auf Oomlatdien; ein durehloclitee Beil mit kreiaförmig abecbneidendem Bahnende^ gefaaden in Posinieken, Kreis Königsberg, Bittergatebesitser Lorek auf Popelken; einen doidUoehten ßteinhammer mit abgeschlagenem Bahnende^ gefunden EU Kuxtem, Kreie Wehkm, Rittergutabeeitser Stein furt in Knxtem; ein durchlochtes Beil mit abgerundetem Bahnende, gefunden im Annchenthai, Kreis Fischhausen, Rittergutsbesitzer Schefller auf Auncbenthal.

Zur Abtheilung von Gräberfunden wurden erworben solche aus der sogenannten Römischen Periodo ('\en or«tpn Jahrhunderten n. Chr) aus Michelau, Ivreis Fisrhliaiisoii. und Skorn bei Prökuls, Kreis Memel, und von ebenda auch solche aus der Wikinger Zeit (das 8. bis 10. Jahrhundert): für die Abtheilnng von Gfsr^^nständen des 18. und 19. Jalirlumd» i ts schenkte der Auti4uar aus IIuUhiuI, Herr Frankel ein großes weiUes Pukalglas mit vier blanen Glasbaekeln und Insehrift am dem Jahre 1778: ,}Gott eey uns ferner gnädig""; der PartikuUer Herr Friedrich Gentske iu Pr. Hollaad einra Pfmfenkopf ans PorseUan, auf welchem das Brustbild Kflnig Friedrich Wilheihns HI. en relief und ein silberner Deckel mit dm Portraits der drei Henecher der AlUirten aus den Jahren 1818—15, wUtrend BIflchets Kopf am Rande des Deckels angebracht, snr Befestigung des Deckels dienU

[Oetpr. V. S9. u. 28. Not. Beil. s. No. 974 n. 279.]

*) Dieser unter dem Titel: ..Die Glanzzeit der B'isniakon und dereu viulruhmlicher Chef" in Mo. 2)S0 (Büil.) der Ostpr. Ztg. mitge- theilte Vortrag kommt mit dem oben erwähnten susammen sum Abdruck.

D. R.

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Mittlieiluiigcii und Anhang.

ünlTersitlts-ChMiiik 1890.

8. April. Med. I.-D. v. Alfred t. Decker pract. Arzt (aus Sfcrassbarg i. Wpr.): Zwei Fälle Ton Xethmos Aortae perswtena. Königsberg;. Inrack von

M, Liedtke. (39 S. 8.)

26. ApriL Phil. L-D. v. Eduard Loch Memelensis: De titulis Graecis sepal- crdütms. Begim. ez ofBe. Lenpoldiana. (9 Bl. 64 S. 8.)

IS. Mai. Phil. I.-D. v. Hirsch Goiteln (ans Högy^sz in Ungarn): Das Problem der Theodicee in iL r alteron jüdischen Religtonsphilosopbie* Teil I. Berlin. Mayer & MuUer. lÖÖO. (2 RI , m S. 8.)

17. Mai. Med. L-D. v. Engen Feyerabend prart. Ary.t: lieber das Vorkommen der Rachitis bei Neugeborenen nach Jit tra« litimgen in der kgl. gyna©- kologisehen Klinik sa Königsberg. Königsb. Druck von M. iMdÜce.

1890. (32 S. 8.^

- Med. I. D. V. Waldemar Peter prakt. Arzt (aus Koiiigsb.) ; Zur Aetio« logie und Statistik der Mastitis puMrperalis. Kbg. Hutongache Bchdr.

(2G S. S.l

Med. I.-D. V. Eugen Segall prakt. Arzt (aus Tauroggen): Ein Fall

Von angeborener Harnröbrenvereugeruug. Königsb. Bch.- u. Steindr. B. Erlatas. (88 S. m. 2 T^f. a)

»Acad. Alb. TJeglm. 1890. 11.'^ ^fos* hopuli in B.itraolir.myomarhiam rom- meutarii Pars I qp» orationes ad celebraudam diebus XI m. Martii XXI et XXin m. Mali XXIII m. Janii memor. vir. itl. GaeiL de Kowalewski Jac. Frid. de Rhod Frid. de Groeben Ab. Frdr. de Groeben Joa. Diet. de Tettau in audit. inax. dieb. XIV et XXI m, Junii pnbl. habendas indicit Arth. Ladnich P. P. 0. Hegimontü ex offic. Ilar- tungiaiia. 1890. (7 S. gr. 4.)

3lr. 122. 9(mt(. ^hm;,. bc^ ^crfonolv u. bcv Stubivciibcii . . . fih bao 3oiiiiiti'ti Semeftcr lb9U, iittb. ,33 3. 8.) (99 Xoc. (10 Ü)col, G jur., 26 nicö.. 52 pt)il., 5 B}?XQdy IL (Siccciticnmeiitcr) u. 803 (184 t^eol., 169 jur., 259 mcb., 174 PW: 17 m. fpcc Odaubn. b. dieltor«) @tub.) Mai. Phil. I. D. v. Benno Gehrmann (aus Mciuell: Domosthenis Tl:racis {lattßokiav Oivoaiiui firagmenta. Dias, inaug. philol. . . * Eegimouti itp»d E. ErUtis (46 S. &)

R Jnnl Phil. I.-D. v. Hern. Goldsteln Zahnarzt in Lyck (aus Weissen- berg, Kr. Stuhm): Beiträiro zur Konntnis des Fizahns bei den Reptilien. I>nick V. Werner & Winter, Frkt: a, M. (2 BL, 19 S. a m. 1 Taf.)

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Mitthoiltingw and Anhang.

Altpreussisehe BiUtogniphle 1889.

(Naclitrag und Fortsetsnng)

ÜllbCffM (^viifcntov in ^PDclfcm: c. vi ivic für bic 2'ru\»fcr Jyorü in c. 3cttion von '^}(\vomt\ \C,r,l 'Bt\qcbcv. b. MUlt-^iid. iJiuj|io. 44. 'i^crcineii. S. 121 m. laf. VJ

SBälDuljn ;!icutiii , lilv b. WcfäHc ntit bnvd)lod)tcm aiaube. [ISbb. 3. 137— S8.i

9(di|rrrn 'IVojor a. 7.^ ülv bic Tanifcr, in>>ticf. üb. b. be» Ctbendl^auf. SdaH^b^ tvt.b. 3. 88-86 m. Tnf. XVII-XXT.'

»ujttd. i.Lial. Dr., 3 ^>iu]cUiutlHi TiHhu, .Ui". ?(miaburfl. '(Sbb. 13— 16.| ^ur »croaffmv n. .Unci{c.fiil)r}V b. iHitt. b. bt. Cib. i. i^r. 77-109 nt. Jaf. L} c. :Kic)cnfiLiuI(i auf'^2i,H'v\eiti'n, Mr. .^vnberiiuv | HO— 111 m. Jiv. II. c. Irm^. 4^ruftfctlc m. ^»obtlu u. c. bu>u^. 4.'!^ibc)rfjniurf bei imu, 'Iniicbc am \U^L ^CDbcfnuv 111—12 m. laf. JI.| b. Wräbcilelb in b. !?nt<5fcr itovft. 1 113— 120 m. Inf. III. IV.| b. Wuil'cmib v ^Hcflclmcn. six. ;s!ü1ifmiifc!i. '3. 121-126. m. la]. VI. 3d)iuitl)in}i\:« i.M'cii wx b. 3a)lad)t b. llijlau. 1Ö6— ♦>7.| auA 3ol)anni<?lnmi<^ alt. Jciten. !1H4— !)1.1

Hon, E.. 0. DestiiiHtifi;. des Ohiii: im Auszuge d. Kf;l. Acad. d. W. K.Berlin vorgclegtl lAiuuiien der Pli\sik n. rhemi- N. F. Bd. S. 22-72 m. Taf. I. Fig. 7-13. S. 398-1 MM

iOorow], .Arnim an W. Dorow in Kbg. d. d. Kfil. 14. März IHK». Miti;et]t. V. Ei it h Scliiiiitit-Berlin. I Viertel jahrschr. i. Littgesch. 2. B<].S. 475 77.]

Diyvalski) Erirh V., Das Antlitz der Erde v. Ed. Süss [61<jbus .')«; Bd. No. 10,] i'ih. Bfwrtriinf^en der Kontinente zur Ehyjnf n. ihren Zahang. m. d. "Warm* sr hu aiikgn, in d, Erdrinde [Verhdlgu. «1. H. «Ir. Geographen- tages zu Ti. rliii. S. 102—180.]

Pnlky Dr. Alb., Heise-Erinnerungen ans Egypten n. Arabia Petrea. 2. A. Leipz. Thiele. (93 S. 8.) 1. -

EhMy Alb. (Wonneberg Kr. Rdasel), Gkisnistik Mltmer Lipome. I.*D. Greifii- wald. (2G S. 8.)

Eichborst, Prot". Dr. Herrn., Lt hrb. d. physikal. UntsurbgsmetbcKl. inn. Krank- heiten, Band I. IJntsachg. d. Haut u. Temperatur, des Pulses u. d. Respirationsorgane. 3. AuH. Mit 149 Abbildgn. in Holzschn. Rorlin. Verl. V. Frdr. Wreden. (IX, 4H0 S. gr. 8.) . . . Bd, II. üutsnchg. d. Curkulationsapparates, der Abdominalorgane n. d. NenrrasvBti. 8. Aufl. Mit 118 Al»l.ill-i'. (VIII. lit;.) 20. -eh. 21.80.

Haudb. d. spec. Patliol. u. Tiieiapie 1. praki. Aerzte u. Studinmda.

I.Bd. Krankneiton desCircnlat.-u. Respirat-Apparatos. Mit 106 Hok-

srhn. 4. umgr at h. n. verm. Aufl. Wien u. Leipzig. Urban n. Sohwaraen"

berg. 1890 ^ViU, 052 S. gr. 8.) 12. ttb. die exantliemat. Krankheiten. [Dt. medie. Woelimaehr. No. 40.|

live. (DLZ. 7. 17. 24. 33. .35. 4n.| Ilabemann, a-, (Ha^bA. i. ^i.) äiec. i^itidjv. f. b. m. m^^u a6. m. di. «y. 21.

©. 686-41.]

^>nr. '?(nsv, II. vciO. 'ülufl. Tic '^Ta^dü b. SiiTcnidjaft bcr Urquell aüci Ta^ eii. u. baeuqt biird^ bic 'Juitiuacjc^c . . . t^ictu 3elb|tuei'l. (14 3. 1. Bscherti Osk., 120 Kolixiraphien ans d. synftkolog. Unir.-Klim'k sa Königs- berg i. Pr. 1881 S!t. I,-D. Kgsbg. (W. Korb.) (48 S. gr. 8.) baar n. -80. Ewald« Ree. [«Jjklö l)iit. ;itid)i. 20. «b. 3. 518-521.]

geftt, »ctb.u., Mnfif». j^mnen. 4>oiiäI(|. 1890 (80^ ^»liiftoTff. (885 6.ffr.8.>ii. P.—

Fellclionfeld, Dr. W, (Danzig), stallst. Beitrai; /. Krnnfniß d. Kf^frartion.s- vündgn. bei jugendl. u. erwachs. Personen. [Üraeie's Arch. f. Ophthalm. 86. Bd. 1. Abth. 8. 118-186.]

Fatly W. .\ , Frans Xaver GaV>els]Kmt'r. Erinn. riuiLcshlatt zu SU. lOOjAhr. Geburtstage .... Königsberg i. Pr. ErlHtis. (24 S. 8^.)

3>ic Sptac^siclncdjcu un). 3duiUr Sti\<^bi\. !öd)br. p. 9^. £ett)wfb. (28 S.

gr. 8.) —80.

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Altpwo^Ue Bibaograpliie 1889. 383

fiif4(l| iccx^Oi} irmft o. fioburq (iottüi iii^ (Sbuai^ ^üätci (t 1868

:\U}. v. 15. Tv^ii. «r. 13. Fischer, Dr. Rieh.. Constantiu Ferber d, Aoltere, Bürgermeister von Dan^ig.

[Ztoch. d. Westpr. OescbTer. Heft. 20. Danzig. S. 49-83. gr. a] Fisdier, RcV. 'j, Arzt aus Stallnpi.iun| Einondzwaung FüUe vodGIau-

comA sizupicx. I.-D. Berliu. '&2 S. ö.i lifitr. 9fr., ^nSrnltn an 1888. T'Tft ^nbiqtm ou^ tru6. ,*^t. Wol}ntn${<n. ^fkfe

in (iomni. '19 3. S. Ininr. n. n. Flacby Job«., eio detitscher Doktor im türk. Verbrecherkerker. [DasMagaxin

f. d. Lit d. In- Q. Avsl. 56. Jg. Xo. Ib.] ftombity^er (^mm u.

Tlubin'tricauoncUuniv [Ucbcv i.^^lt^ u. l^ctr. 02. '?}r. 45.j ^lanft. äi. 0., e. $ja^ u. .ipiK^rärl. $)$a^iu>leibi). v. ^aiyre 1602. Ice{>.*Al>Aua

au« b. B^Hc^T. b. ^Oor. herein« f. b. tttrii. ^tv V2arie»iocfb<r M 28. €.23

bi^ 3J 11 3. 8.' ,>ncbnd)->lu'ib, c. cticmnl. .vcilonffiilt. {S.t. wariemoertWf.^

(3cv.''äbAug aue cbi>.i \yt\t 24. (22 3- m. ^t)()tlbg.j ^IrifdjmMii, 9lr. ^rof. Dr. Tie Strrfamfeit bfr Seifm^^SKoIferei $u. StIcliiiH>f'

lapirtu in CfU'r. uvibrcnb b. ;icit p. 1. Cft. 1887 bt^ JK). Spl. 1888 . . , .

S^an^ig. ttajcmajui. ^Vil, 92 3. gr. m. lab.) 1.<K>. FSnrteaai», E. (Dresden ( Wörterbficber und BiblioÜielcen. [Centnilbt. t

BDM.üu'V-^v^-ea. VI. Jg. S. -1-18— 152.J FoM, Curt, Beitrag s. Casaistik der Spina bifida. I.-D. Kgsbg. (W. Koch.)

8. gr. 8. m. 2 Taf.) baar n. 1.— Fng^toln, V., Reg.-Baum. (in Schwedt a. O.i Die Enwässerung der Lin-

kuhuen>SeckenbQrg»r Kiedemng, mit Zeichnungen auf Bl. 16—18 im

Atias. (Zteehr. f^Binw. Jg. Ä Hft. I-IH. 8p. 118-136. Hft.IVm.

Sp 269-282.]

Francky Oonr.. üb. d. zeitl. Vh.^ltnis.se d. reflertnr. u. willkürl. Lidsckiusaes. I.-D. Kgsbg. (Gräfe * Unzer. ^ {M S. gr. S.t u. n. 1.—

FnuikeB| Oberl. A., Rnmänische Volks^lichtungen (Beil. zum Progr. d. Real-

Oyntm. zu St. Petri u. Pauli in Danzig. Danzig. Kafemann. (41 S. 4.^

-- rumftn. Volkslieder u. Balladen im Versmaße der Orig.-Dichtgn. ttbs. u. erläut, Dauzig. Kafemann. \^V1I, 160 S. 8.) 2.— geb. n. n. 3.—

FnUiiy Priyatdo«. Dr. J., Aaffbrdg. sn Meridtanbeobachtgn. des Mondkraters

Mösting A. [AstronnTTi. NaoLr. No. 2917.] KriniL:sIif'rfi;tM" TTph'rimet' r- Beobaclitungeu von Kometen. [Kbd. No. 2984.] L eb. d. ai^troiiom. Beo- bachtgn. d. Mondes. Yortr. [Sonutagsbl. d. Kgsbg. Hartg. Ztg. Nr, 43.]

Fnklters J. F., Familientafeln d. euglisch. Vollblnte. iGeneral Stud Book.

vol. I XlV.l Familienweise Zusammcnstellimg dn* Stuten m. lebender weibl. NarhzucLt sowie der aus ihnen geborenen llLiigste mit weibL zur Zucht benntzten Nachkommen unt. Angabe ihrer imd ihrer Mfltter

Bennlei.stungen u. Rpp;tstp'r d. Hrnpste u ihrer üTi hiiff gpmachten Töchter. Hrsg. v. Lauduiitbchall. ('cutial-Verein 1. Littaiinj u. suren in lusterbg. Bearb. v. Eberh. v. Bonin. Berl. Verl. v. Paul

Pn-^y, fuur'h Ullt . Kn.-l. Tit 1 (Engl. U. Dtscll i XXVIII, StiT S. o;r. Fol/'

%?i(biätiber, ^roj. Vubiu., ^aiftcU^n. aus» b. 3itUnge{(^. ^omo tu bcv;icit u. ^Uu)uit h\* %nm ^u4i\anc[ b. 9Intoniite. 6. ntubearb. u. Mnn. f(uf(. 9. T^f. Sctp,^iii r !. XJII, 652 3.) 12.—

drtid)bicr, oftpreuH. ^^olfv^mcinungcn, Xob u. ^AVäbiun bcticnciib. I^tin llrbc^^ 9ninntn. OTtttMiv' t ?vro»nbe twffdt^flmf. roiiiciiid)nftl. ftunbe. SBb. 6. 7.

10 3. 1 "2 1 56.1 Volk.sglauben. Aus Ostpreußen. Haus un<niinii. [Am Ur-(^ueU. Monat^schr. f. Volkskde. Bd. X der neu. Folge. IbUU. No. 3. (1889) S. 46-48J Volksglauben. I (»md u. Unaliicf. [Ebd. Nr. 4 S. 64-66.) Ostpreuß. Yolksglaabe. Braui, Brautedbaft a. Hocbss^t fEbd. 1890. No. 1.]

Fritoche, H., Ree. [Ztschr. f. franz. öpr. u. Litt. Bd. XI. S, 214-218.J

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B84 Hittbeilaiigen und Anhang.

Frtellcll» Dr. ö.. Das Bistum Kulm u. d. Dtsdic. Orden; e. itr. z. Ver- fas9nnfrsojp-»<'h. d. Dtsrb. Ordfnsistaatp.s. Scji.-Alitlr. aus d. Zeitschr. il. Westpr. Geöcliii htsvureins. Danssig. Kafemsuiu, iVII, 99 S. gr. I. Tl. als Herl. I.-D. (H Bl., 47 S. 8.1 i

Frommer^ Dr. Otto, Uebeinstnig. u. Unterechiede zwisch. d. Kommandiijj;es., IL d. stillen Oemllseli. nach d. dtsch. Hdlsgefttibacli. Kgsbg. Hattg.

iIV, 107 S. -r. 8.) 2.- Ftthrmann, öbtil, Prof. Wüh., Der Bro(Ard8cbe Winkel .... (Pr<^. d. kgl. Kealgj'mn. auf d, Burg.) Kgsbg. i. Pr. Härtung. (28 8. i. m. lT»f)

GftSdtfy Dr. R., d. latein. Sclmlgrammatiken von Ellendt-Seyffert (30. Aufl.)

TV V. Steguiann (3. AuH.) Ein Vergleich. iGymn.-Progr. B«iL> Dansig^.

A. Müller vorm. Wedeische Ilofbchdr. (18 S. 4.} Garbe. Samkhya-pravacana-bl^lshya, VijnAna-Cliikahu's ( ommentar in den

SAmkhyasiitma. Aus dem J^anskrit ültcrs. u. m. Anmerkgn. vers. t.

Bich. Garbe [Abhdlgn. f. d. Kde. d. Morgenl. IX, 3. I^eipzig. Brook-

hau«.] (VIII, 378 8. gr. 8.) n. n. 10.— CM<b> iH yKeifeitiuot. «erlin. Scvl. 0. Qkbcttbcr $aeU(. (VU, 254 8. ftt. a^l

ü.— gel). 8.— I ÄflITuit«, «. 9?ciiciti,viie. r2)a« 9ftt«Iattb. 88. 3g. Wt. 85—87.) e. 9leHt wn !

S^ombai) bmrf) b. inbifd). '^Jrad)ti"läbU Scitcimann«? illuftr. btjdjc SDionatebcftc.

33. ^it. 38Ö. ma. ,\mii 3d)ulw e. inbiid). Sdjrifti'tcllcv*. [^t^ 9(bi4

15. i^t». «0. 3. 228-252. 302-?05.| 3icc. |DLZ. l.|

•ttfci«, %*r. Dr. (Inii, b. alldem. bt)d) ^iblv^flcjcnb. ;2. 5. S?d) : *oni 3f«-

l)anbe( .... iiJoiblinnen. ^cct. dV, 275 3. 10.) cnrt. 3.— (cplt.: 6.-) d. pHtentamtl. u gerichil. Entscheulgii. in raL^jntsachen , nach A.

Reinenfolge der Btstimmungen d. Patentgesetzes svstem. zsgstJt q. .

hrsg. G. Bd. Barl. C. Heymann's Verl <X, 480 S. 12<0 geb. d.- :

a-ü: 28.-) ! «Deutfi^e 9)et(^«aefe^e in dtnsel^tfbbtiuren. 92r. 62—105. (4 c<l 1 909.) .

Wicfjcn, 9lot!i. A 20. JHcirt)<:^ilcii^c. bcutjdje, in (^;i«iel 3lbbrüdcu m. ^iil>altv^^^cr,v u. au-ffüljrl. Sat^rcj.

Ijrü-sj. D. ^vof. Dr. C. ®arri*. 8. Sb. 8. (387 6.) (^icfjen. ;KPtl). 3.— CteWftnka^ Oberl. Dr. C, De summo bono quao fuerit Stoiconuii sententia.

PrnRrr.-Abh.1lp;. d. stüdt. R<>nl^;ym. Osteroflc '11 S. 4 4 2 Sp.) fS(bfn{biatt an ^soljmuuv awii.}. '^]a\xi\: n\ Cbcncaiebcn i^aycm). Ügif^ft- !

CfHir. ;itne. u. ^Hcil. Tr. (2(J 3'. 8.1 | 9c0r0itte ... 57. 3lV C^nitcfbi]. ("»hunbiinun. 3ter^cü baar n. 5.— Gerber, Dr. Paul (Kgsbg.). Beitr. z. Cnu^uistik der Impftuberculose beim

Men.schen. [Dt. med. Wochenschr. No. 16.] •(t|, VI, S\\H\\ta 0 äi^iilH'itnic I. cefaiju nkmicctim i holu imtffhn . . . i^. fin>

Imcü, ^rtiuig. (72 3. 8.) Jfflfenborj; ^roTcwffo^^rufH etoanq. tttt t»f 1890, .^qv^bq. J^jortung.

; r I w,.^ra . . . ijöiu«,! 1889.

«e»erbcblütt i. b. i^row. Cü^ u. ^|t<)r. . . . Sg. 1889. 12 ^ftc i4 lV|-2 i)

«bg. v^lod).) baar 4.—

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h^'rrn. 'Mit einer Planskizze^ 385 475

Georg Greilinger. Eine Kachleee von Dr. I«. Keabaor , . 476— dOS

II. WHtMimmgtm mmü

Uaivöriiiuu-Chronik 1889. 1890 5C4— 606

Lyceum Hosianum in Braunsberg 505

AliprenBJachtt Bibliograp}iie 1889 60G— 512

Alle Beeilte bleiben ▼orbehalten, -mi

Herautgeber und Mitarbeiter.

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Gesehiehte der Befestigungen Königsbergs,

Toe

C* Beck Ii er rm.

Qiit einor Planskizze.)

Yorb«m«rknag. Bia in diosor Arbeit oft citirtcn Qaollonwork» PwlbMh'» •inil : Pr'»ns*i!^rshe ReBesten in d«r AltprouKBiscbon MoniitsMclirilt Bd, XT Tind XII, be- ■eiohnst mit i'r. Reg., RegeNten der Stwdt Kuuii^xborg ebondu»<«Il>8t Bil. XVIII, be> Mlöhnet mit K. Reg., and QneUenbeiträg« snr QMobicbte KBoi^borgn, beiei«1u)«t mit Quellbtr. Die dor DHrstollun^r -'iii»eflochteM'^n kur/prcf fiw«tti*n, zu Königsberg in Re- ■iehaag irt«hondon Abscluütti» au» dor Ivriogegoschicbte sind liMuptsftcblioli den Scbrülon Voigt*», Iiolimqrair'af HSpfner*«, den Soriptor. rarnm PruMteanim nod den OhrRniken des J"?v !-'reiberg and Bnltba». Oans iTitnoTnmf»n, wolcho nls hinrnit-bond bekannt nur oitirt wurJeo, wvna besondere VoranlaMftung dmixx vorlitgt. Xur Urientiruog, bettonders ttber die BMtionkrbefeeligiuift empficbU sloli der grone Plim von Königeberg von Valrrian Miüler von o.l. r der Idel&e Plan VO& 1800^ welflher der Sehrötteriolien Kftrte von PreUMon beigegebun ist.

Kachdem der Deutsche Orden vom Galmerlande oob, dem WAaserwege folgend, die nördlicher gelegenen Landschaften Preußens, Pomesanien, Pogesanien, Warmieni NatangennndBarten erobert hatte, richtete er sein Augenmerk zunächst auf Samland.

Einer erasten Unteraehmung gegen diese von einem zahlreichen und streitbaren A^jlke bewohnte Landschal't liei] er orst ver- schiedene ßecoguosciiuugen vorausgehen.^; Ein© solche unter-

i) Als solche können diese Ünternehmuogen ihrem E£focte nach mar

g'-lt eti. obwohl sie^ wenigstens die des Lsndmeisters vonLivland, der Orden als Erubcrang angesehen hat. Dieses p;plit finor Urkunde von 12.56

horvur (K. lieg. No. 1), worin von iUiL\ui l !• rn dio Rede ist, welche die Samen nach der ersten und nach der zweiten, nämlich der uutur König Ottokar wirklieh erfolgton Erobemng am zahlen hatten. Damit stimmt flberein, daB schon 1254 ein Komtor gewissermaflen in parUbus von Samland erscheint (Pr. Reg. No. 4.49) und daß in demselben Jahre oine Veisrbreibnnp; für einen Sinnen misc^ostpllt ist (a. a. O. No. 483). Wie es abr-r ruit jener vermeiutiicheu Eroberung staudi zeigt deutlich genug der Erobernngszug Ottokar's,

Altpr. MonatssobrUt Bd. XXYIL Uft 5 n. a 25

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386

Geschieht« der Befestigung«!! Königsbergs.

nahm clor Iiaii«lni^^ister Heinrich von Wida zwischen 1242 niifi 1246 wahrscheinlich von Balga aus über <las gefrorene frisciie Ha£f durch Witlan'h s oi t gegen den südwestlichen Küstenstrich Samiands.^) In demselben Zeiträume erfolgte eine Expedition, bei der sich tfuoh Lübecker Bürger betheiligten, vabrscheinlick von der Inmschen Kebmng her nnter dem Landmeister you Liyland, Dietrich* von Grflningen') nnd endlich im Winter von 1253 aut 1254 eine driti»^ vom Komtur zu Christburg, Heinrich Stande, wohl nnf dem zuerst erwähnten "Wege in die (t.'itp^vI von German geliih'rte/) Kine auf Eroberung abzidonde Unter- nehmung konnte erst erfolgen, als am Anfange dos Jahres 12Ö5 ein starkes Heer von Krenziahrem bei Elbing eingetroÖen war, zu dem suletst noch der König Ottokar von Böhmen mit einer Schaar von Bittem stieiS. Unter dem Oberbefehle des Königs marschirte das ganse Heer nach Balga nnd drang von hier wahrscheinlich aut dem schon mehrtuch eingeschlageneu Wege

2) Honnenhorger, lOtklftruDg der Landtafei 8. 413.

3) Pr. Kt'},'. N<'. -Ji!!».

4^ Dusbiirg Jll, 08. Trotz dos Krie,^szlI^f and* s. ^vt•l(•ller schon damals zwischen dorn Ordeu uiul den Samhiiulem bestand, muß es der mächtigen, nnternehmungslaBtigen und Tom Orden nnteratützten Haodels- stadt Lübeck nach den Andeutungen verschiedenw Urkunden gelungen aein, wenn aueb nur auf knne Zeit, im Samlande fssten Fufi su £u8«n nnd an Avv damals noch weiter \M stlich gelegenen Pregelmündiing eine Handels* koluuic zu gründen, i Vergl. Bt'ckherrn, Die westliclie Grenze Natangens. Excm-s. Alt|>r. ^fonntssrlir. XXIII, 079 fT.^ Es ist nir-ht zu leugnen, daß das zwischen dtiui l >rd» u unU ilm Saii). n l'i-stehendo Verhältniß hinsichtlich der Gnuulung einer Kolonie dnrcli diu Lübecker Bedenken eiregt. Dieses wird aber gehoben, wenn man erwägt, dal die Lübecker, nadidem die an* flüiglicb beabsiehtigte Besitanahme eines gröfteren Landstridies im Samlande bini^lig geworden war, von den Bewohnern nicht mehr als - Eroberer an- gesehen wurden, sondern als friedliche Ansiedler, und daß den Ton den Clironisten als hau l' Itrcibend geschilderten Samen ans der Anloi^nn;? eines Ha!idp!sp].Tt7Ps in iluem Lande nnr Vortheile crwn'^bsen konnten. Sie wartjii für die.Süf* L liteinehmen wahr.^t iieinlich ant h dadurch noch gunstig gestimmt worden, daß die beim Einfalle in Samland unter Dietrich von Groningen gemachten Oefangenen in Lübeck eine gute Behandlung erfahren hatten und unter Zusicherung ihrea früheren Besitsstandes bald wiedv m die Heimat entLaasen worden waren. (Pr. B^. No. 269.)

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Von G. BeckbeiTn.

887

über Witlandesort in. Samland ein, woselbst es znnäehst die Gebieto von Medenau und Badan verheerte. Nach Eroberung einer in letzterem Gebiete gelegenen Borg unterwarfen sioh die Bewohner des westlichen Theiles der Landschaft.^) Die im öst- lichen Theile wurden dazu durch einen Yerheonmgszug dnrch die Gebiete von Qiiedenau, Waldau, Kaymen und Tapiau ge- zwungen. Es ^alt nnn. dieso Erobeninf^ sofort durch Errich- tung einer Zwingburg sielicr zu stellen. Der Ort für dieselbe wnrde von den umsichtigen Heerführern des Ordens so ählt, daB sie in militärisoher Hinsicht den an sie zu stellenden An- forderungen nach Möglichkeit entsprechen konnte. Daß König Ottokar die Stelle bezeichnet haben soll, ist eine Fabel; der Orden besaS in Folge der vorhergegangenen Recognoseimngen eine viel genauere Keiiulmß des Landes, als der König sie babon koiiute mid bedurfte aiu ii keines Ilatlies von fremder Seite, weil sich unter seinen Mitgliedern stets MärnuT mit guten militäriscben Kenntnissen ^iv.d Fähigkeiten befanden. Auiäerdem hat der König znm Aufsuchen einer zum Burgenbau geeigneten Stelle keine Zeit gehabt, denn er muB gleich nach Beendigung des Zuges durch Samland wieder abgereist sein, weil er am 6. Februar schon wieder in Troppau eingetroffen war.

Gerade auf der Mitte der südlichen Grenze des Sanilaudes ^'"^Jj^^*' mündete ein in seinem unteren Laufe in euit in schmalen von nudtao^ Norden nach Südeu gerichteten Thale dahinfließender Bach, die ^^***' Labe genannt) in den Pregel.*^) Ungefähr 660 Schritte den Pregel weiter abwftrts, wo dieser eine Biegung nach Süden macht, schnitt eine kurze thalartige Mulde in nordnordöstlicher

6) Diese Burg ist wohl das 1274 orkimdlich erwähnte antiquatn oesttnii Nogympten (Pr. Beg. No. 804. Voigt m, 82 n. 481), deren üeber^ Teste veminthlich in dem sQdwestlich Rudaa bei Ekxitteii g^genen Bing^

walle, der Hünenberg genannt, erhriltt n sind.

6) Faber, die Haupt- und Re.sid. nzstadt Könf^isl». S. 00. Viell« J. Lt ist der mehrfach in Ost- und Westpreuteu vorkoirmu n l«' FluL'namen Liebe eine andere Form diese« Namens. Anstatt des zn dem Flutnameii Lübe in Bedehnng stehenden Stadtnamens Löbenicbt kommt auch diu Form Leybe- meht Tor*

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088

Geschichte der Befeetigungen Königsbergs.

Eichtung in don nördlichen, hier nur 200 Schritte vom ¥\mm entfernten Abhang des Pregelthales ein. Sio setzte sich di lt östlich der jetzigen Prinzessiustrasse noch einu btrecko bis ul -r die Jankerstrasse hinaus ravinartig fort; ihr westlicher Abhao^ war sanft, der (östliche steil gebösoht.^) Aach der yon diesen beiden Einschnitten des Gelftndes begrenzte Uber den Pla£ sieh 40 bis 60 Fufi erhebende Abhang des Pregelthales und der westliohe des Löbethales hatten steile Bosohungen. Der swtschen den beiden Einschnitten gelegene nnd von den Preußen Tuwangste genannte Gelandeabsclmitt war also nur von Norden her bequem zugänglich, daher zur Anlegung einer ausgedehnten Befestigung in speciell fortificatorischer Beziehung wohl geeignet, zumal dnrch die Nähe des schiffbaren Pregels eine bequeme Verbin- dang über das Haff nnd die See mit den südwestlichen Lsnd- schaften und deren festen Plätzen, sowie auch weiterhin mit Deutschland gegeben war, worauf der Orden stets groBen Werth legte. Aber auch lür die Bestimmung als Zwingburg des Sam- landos fand eine hier erricLtcte Burg die passendste Stelle, weil sie hier, wie schon gesagt, auf der Mitte der Südgreuze der Landschai't lag und so den größesten Theil derselben beherrsdlLte. Die Machtsphare einer Zwingburg erstreckte sich in der errten Zeit nach Eroberung eines Landstriches nur so weit, als es den Beiterabtheilungen , welche von ihr zur Unterdrückung Ycm Unbotmftßigkeiten ausgesendet wurden, möglich war, in einem halben Tage zu gelangen, da ein Uebernacbten derselben, welche doch nur in geringer Starke ausrücken konnten, in dem noch unsichem Lande zu ge&hrlich war, die andere HiLlite des Tagies

7) Pr. Reg. No. 542. In der Origin^copio heißt es: Es soll gemessen werden nach Derne zu (im Westen) n medietate vallis, rjne est jiix'a aream, quam fratres edifirare prupoimiit. -- Das Helände vor der \\\'stiii :it des Schlosses hat bei Anlugting der Alauerbelestigung der Altstadt, beÄt^udc« durch den tiefen Einschnitt des Grabens quer über den Thalabhaog, ferner bei Anlegung des Postgartene, des Gesecosplatiee nnd der Kantstnle so eingreifende Yerilndernngen erlitten, daft nur ein geübtes Auge an wenige ttnd unscheinbaren Merkmalen seine uxsprfln^ehe Besabafirenheit im AUgs* meinen noch erkennen kann.

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Von C. Beckherm.

889

also ziim Rückmärsche benutzt werden musste. Das Zwing- gebiot erstreckte sich daher auf einen üi^ikT ois von höchstens vier Meilen Radios um die betreffende Burg.") Daraus ist er- sichtUch, dafi eine auf der besprochenen Stelle errichtete Burg nicht das ganze Samlaad beherrschte, es blieb vielmehr sowohl im Westen als auch im Osten ein schmaler, nach Norden hin sich bedeutend verbreiternder Landstrich jeder Eimvirlaing ent- zogen. Daran war vorläufig nichts zu {Indern, später al)er wni rle auch die Beherrscliung dieser entieg^ iioii Landstriche durch eini"'- zum Theil allerdings hauptsächlich zu anderen Zwecken auf aamländischem Gebiete erbaute Burgen ermöglicht.^) Die im Saden an Samland grenzenden Theile von Natangen und Warmien wurden von den Burgen Kreuzburg (um 1253 erbaut) imd Lemptenburg (Lenzenburg, schon 1246 erwähnt) beherrscht.

Der oben besr hriobene Geländeabschnitt wur<ie donn also iür den Bau einer Zwingburg ausorseheu und dieser sofort, also noch im Jahre 1255 ausgefahrt. Da zu einem grolSen Steinbau zeitraubende Yorbereitnngen gehörten, mufite man sich einst- weilen darauf beschränken, ein provisorisches Werk von Holz und Erde von mäßigem Umfange anzulegen, zu dem die Mate- rialien an Ort und Stelle vorhanden waren, denn der gewählte Platz war fast ganz von Wald bedeckt. Zu einer derartigen klüiüeü Befestigung waren die beiden Ecken des gedachten Gelikadeabschnittes geeignet; man gab der etwa» in das Thal hervorspringenden sttdöstlichen, obgleich sie in Folge der Nei^ gong der Hochfläche nach dieser Richtung hin etwas niedriger lag als die südwestliche, den Vorzug, weü hier durch den am

8) V. Bönig;k, da-s Troffon von Poliotlien. Altpr. M<.n:itssi^hr. XVI, HnH.

9) Es sind »lieses die Burt^en Lochstedt, um 1270 auf d< r J^iuidzunii;»! Witlandsort, Tapiau 1265. Laliiaa um 1277 und Neuliaus ca. als (Ireii/^- wehrea gegen Nadraucn, Schalauen und die Litauer erbaut. Von den zahl- iwdm ÄbHgen Befestigungen, sowohl in Stein anfgefährien als anchWall- butgen, welche im Samlfiade entstanden^ diäten diejeDigen, welche im Verktife dieser Barstellinig nicht besonders genannt werden, hauptsächlich BOT Terwaliungsswecken oder waren auch FUehbargen.

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390 Goschichto der Befestiguugen Königsbergs.

F11886 des östlieheii Abhanges vorflberfliessenden Löbebach die

Bedingung zu einem Hauj^terfordemiß einer Burganlage, einer im Schutze derselben gelegenen Mühle, gegeben war. Es ist der ßttum, welcher gegenwärtig von der Kaserne dus Jblürassier- regiments eingenommen wird.^^) Der Bau wurde mit Hilfe der unterworfenen Landeseinwobner und onter dem Schutse des Ereuzfahrerheeres anfgefübrt und stand im Jahre 1256 vollendet da.^^) Man gab dieser Borg den Namen Königsberg, sei es, um den König Ottokar dadurch zu ehren, sei es als Reminifloenz an eine gloichnami«^e Burg des deutschen Orden.-, na HeiHgen Lamlo.^-) Die ungf^fälire Form des Grundrisses und die Aus- dehnung dieser Belestii^iing ergiebt sich aus der Form der Berg- nase, auf der sie errichtet und der sie angepaßt war. lieber die sonstige Banart werden wir durch Lucas David belehrt,^') welcher berichtet, daß die gedachte Bergnase von der Hochflftche

10) Daß dieser Ort die Stelle der ersten Barganlage war, geht ms iolgenden Urkunden hervor.

K. Reg. No. 2. 1257 erhalt der Bischof die zuerst erbaute Barg. Es soll eine Messung iu östlicher Richtung ausgeführt wertten vom Graben [d. i. das MtihlenflieB, der Katxl>ach] swiscfaen Burg und Mühle [die epitere MAlzmühle unten im Mählengronde].

K. Reg. No. 7. 1263 tritt der Bischof seine neben der Ordeni- burg [das lientige Schloß] gelef^ene Burg wieder an den Orden ab.

Qnellbtr. No. 3. 1801 pHanbt der Lnridmeistcr doii Bnri^i'rn der Alt- stadt, anf dem Räume unttjr Uera SchloUburgö Gebaudr y.u cni'hten. Den Abhang des Schloßberges sollen sie durch eine Mauer »tutzen, welche sich Tom Hanse des Münsers [auf der SteOe der Hkoser neben der Wobanng des Kommandeurs des Kürassierregimentsj^ der Krflmmaog des Abhanges folgend, bis zu den Planken [Umwebnmg der Alt- stadt] gegenüber der Mühle erstreclicn soll. [Die theilweise noch 6P* hultene Mnner, worauf der südliche und südöetliche Theil der Kürasiiflr- kaserne ruht]

K. No. 43. lüüö beurkundet der oberste Marscliali, daß die

Mauer au döiu alten Ordenshause den Bürgern der Altstadt gehört, der Rath dem Orden aber gestattet habe, eine Scheune darauf an bauen.

11) E. Reg. No. 1.

12) Prutz, Die Änflüage des Dentschen Ordens in PrenOeo. Ältpr. Monatsschr. XV, 11.

13) Lucas David, Preuß. Chronik IV, 11.

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Von 0. BecJcberrn.

391

durch einen von Abhang zu Äljhaiig wulirscheinlich im aiis- springenden Bog^n geführten (Iraben abgoschnitttMi worden aei» einen dahinter aufgeworlenon Wall erwähnt er zwar nicht, ein solcher muß aber vcransgosetzt werden, weil der anliegende Theil der Hochfl&ohe den Burgplatz dominirte. Außerdem wurde die XTinwehTung durch einen starken, dem Bande der AbbAnge und der Wallkrone folgenden Zaun gebildet, dessen Herstellung wir uns naoH den Andentungen des Beliebtes folgendermassen zu dunken haben: In gewissen Abständen von einander wurden auf der bezidchnefen Linie stark«^ Baiimstänune s»-ukre(dit in den Boden eingegraben und diese durch einige Querhölzer mit einander verbunden. Au die äußere Seite derselben nagelte man in senkrecbter Stellung starke Planken dicht neben ein- ander an. Diese Planken wurden durch Zerspalten, nicht durch Zersftgen der Baumst&mme hergestellt,^*} denn bei dem Mangel einer Schneidemflhle wftre letztere Herstellnngsweise durch Hand- arbeit zu zeitrauliend ij;o\\ est^ii. Ob dieser Zaun nur Brustwehr- höhe erhalten hal)e. oder ol) er huher aufgeiührt und in diesem Falle mit einem ürdbanket oder einem hölzernen Gerüste als Wehrgang versehen worden sei, muß dahingestellt bleiben. Die Borggebände waren Blockhäuser.^^) Von gleichartigen Burg- aolagen findet man im alten Ordenslande noch gegenwärtig Ueberreete, z. B. die Burgwälle Lenzenberg, Stokenfeld, Gr, Maraunen bei Wartenburg, Karschau bei Frauenburg, Pott- litten, Sporthenen und einige bei Mewe gelegene. Andere sind sehr ähnlich und unterscheiden sich von jenen nur dadurch, daß die Abschneidung ihrer Burgplätze von der anliegenden TTooh- ß&che nicht durch Wall und Graben, sondern nur durch eins von beiden bewirkt und der Wallabschluß zuweilen ein zwei- ftoher ist. Von der ehemaligen Existenz der dem Bande des Abhanges resp. der Wallkrone folgenden Umwehrun g mittelst Plankenzaun oder Tallisaden legen dio bei diesen Burgwällen

U) Vergl. Beekbemi, ein ans Holz oonstmirtes altes Bauwerk in lUatenborg. Sitzun-sLcr. d. Pnissia 1882 a3 S. 161.

15) Der Holsbau der Borg wird auch beseogt durch K. Beg. No. 4.

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392

Güsclüchte der BefesUgungea Königsbargs.

zuweilen auf der angegebenen Linie aufgefundenen verkoWten Ucberreste der Uiinvohruni? Zeurrniß al). Maivclie riiirjB^wälle der hier bezeichneten Art sind vielleicht auch heidnischen Urspnmgs. Eine solche Befestigungswoiso gewährt durch den Fortfall des gröfiesten Tkeiles der Umwallung den Vortheil großer Zeit> erspamifi, sie ist daher auch bei dem Bau der Borg Königsberg, bei dem Eile uöthig war, angewendet worden.

Der Grabenseite der oben beschriebenen Haupt hnrg wurde die jodem Ordenshause nothweudige Vorburg angeschlossen."! Ihre räumliche Ausdehnuiiii; durfte in Rücksicht auf die Be- dürfnisse eines Komtursitzes nicht zu gering bemessen sein, man wird für sie daher außer dem Flatze, welcher jetzt zwischen der Kaserne der Kürassiere und dem Schlosse liegt, auch noch einen Theü dieses letzteren in Anspruch nehmen müssen und darf aus fortificatorischen Gründen schließen, daß sie sich in nordöstlicher Bichtung bis an den jetzigen Schloßteich ausge- dehnt habe. Als BefcvStigung ist, vielleicht mit Ausnahiii^ dieser letzteren Seite, wo dwr Plaukenzaun gomigte, außerdem auch noch Graben und "Wall vorauszusetzen, die Seite an der Huupt- burg blieb natürlich offen. Per Burgweg (jetzt die Straße des Mühlenberges), auf dem eine Thoranlage selbstverständlich ist) führte aus der Verbürg schrftge am Ostlichen Thalhange hin- unter an der Burgmühle (späteren Malzmühle) vorüber. Diese war schon 1267 vorhanden, ebenso der Damm (jetzt Französische Straße), durch welchen das Wasser des Löbelmches aufgestaut und deij.seu Thal oberhalb des Dammes in einen ^veit hinauf- reichenden Mühlentoicli (jetzt S( Idoßteich) umgewandelt war.*') Am westlichen Ende erhielt der Damm neben dem Mühlen- gerinne eine Freischleuse ; später, nachdem diese im Jahre 16^

16) K. Reg. No. 3.

17) K. Reg. No. 2 u. 8. Die weiter oben am Eingänge der jetzigen franEadschen Strafie stehende MQlile ist wahrselieinlich ebenfalls vom Orden aogelegti aber in iqpAterer Zeit^ denn nur aof die unten im Hübleagrande stehende Mühle IsHSen sich die Bestimmungen der obigoi Urkunde No. 9 über die ansznführenden Mesenngen anwenden.

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Von G. Beckherra.

393

durch das HoeliwaflSdr zerstört worden war, wurde die entstan-

Jene Lücko durch Verlanp^erung des Dammes ausgefüllt.*'*)

Im Lande gab es iinnier nocli Unruhestifter und AVidor- spanstige, uuscni Bnr^ wird dalif^r oft genu(^ Voranlassuug ge- habt haben, berittene Tnipps zur Strafvollziehung zu entsenden. Sogar erfolglosen Angriffen ist sie ausgesetzt gewesen, wahr- scheinlich wohl durch die in die Landschaft eingefallenen Scha- laaer, Nadraner und Sudaner, denn in einer Urkunde von 1256 ist die Bede von Ausgaben, welche der Orden nicht nur beim Bau sondern auch bei der Yertheidigung der Burg gemacht hat.^*} Sie hat also ihrer Bestimmung genügt und ist keines- wegs der Christenheit bisher wenig ntltelioh gewesen**, wie ihr naebh. riger Besitzer, der Biachof von Samland, sicli ausläßt.^*') Diese Aeußerung ist nur der Ausdruck des Unwillens, welcher den Bischof weo;en der für ihn weuip: orfrculifhen damaligen. VerhältDisse im Samlande und dem Ordeu gegenüber erfidlt(\

Zu dem schon von vornherein beabsichtigten Aufbau eines z»«it* steinernen Ordenshauses in der einem Komtursitae angemessenen Einrichtung und Ausdehnung wurde der westliche, auf zwei Seiten von den steilen Abhängen des Fregelthales und der daraus nach Nord-Nordosten sich hinaufziehenden Thalmulde begrenzte Theil des Abschnittes der Hochfläche ausersehen.*^) Mit dem Bau ist siciierlich bereits im Jahre 1257 begonnen worden, denn schon im Ajiril dieses Jahres la£^on auf dem IMatzo, der jetzt dm innoren Schloßhof bildet, die zu dcu (Irabeu- mauem, Fiuidamenten und unteren Theilen der Burggebäude bestimmten Steine zur Verwendung bereit,^") vortreffliches Bau- holz befand sich ganz in der Nähe und Ziegel und sonstiges

18) Freiberg, Königsb. Chrooik. N. Pr. Prov.-Bl. V, 453.

19) K. Beg. No. 1. aO) K Bog. No. 7.

21) Dusburg (III, 78) sebreibt, die Verlegnng der Burg habe stattge- fanden al ouni locum, ubi nunc est Bitom in eodem monte d. h. anf dem- Belben Abschnitte der Hochfläche.

22) K. Beg. No. 2.

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Geschichte der Befestigungen Königsbergs.

Material konnte leicht auf dem Wasserwege horangeschafft werden.-^) Diese neue Burg muß scbon 1260 oder si»;ite8tens 12f51 in vertheidiguiigsfähigem Zustande gewesen und vom Orden, nachdem er die alte Burg an den Bischof von Samland abge- treten, bezogen worden sein,^^) weil sie in dem za dieser Zeit ausbrechenden Aufetande der Preußen deren Angriffen hart- nfiokigen Widerstand leisten konnte; ihr vollständiger innerBr Ansban kann aber erst nach der Niederwerfung des Anfstandes im Jahre 127 1 otlor fiuhestüUis nach Aufhebung der lilockade durch die Preußen 1265 erfolgt sein. lieber Ausdelmniig imd Einrichtung dieser Burg, welche später vielfache und bedeutende Umgestaltungen erfahren, läßt sieh nur wenig ermitteln. Die Aosdehnnng betreffend kann mit Sicherheit angenommen werden, daB die Haiiptburg die des heutigen Schlosses nicht erreicht, vielmehr nur dessen westliche Hälfte eingenommen hat. Die Östliche Hftlfte ist der Vorburg znssnreohnen, zu welcher, nach- dem der Biscliot 1263 dem Orden die alte Burg wieder zurück- gegeben hatte, ~') auch diese nelist ihrer Vorburg hinzugezogen wurde, wodurch der GrundriÜ der vergrößerten Yorburg eine ganz unregelmäßige Form erhalten Imben muß. Die Gebäude der alten Burg waren zum Theil schon bei der Uebergabe an den Bischof vom Orden fortgeschafft worden, der Best wird später beseitigt sein und ist dann durch Ställe und Bonstigs Wirthschaftsgebäude ersetzt."^) Von dieser Vorburg des neuea Ordensliauses, deren Lage und Ausdehnimg soeben oberflächlich angedeutet wurde, ist wabrächeiulick noch ein Ueberrest in dm

2S) Steinbrecht (Prenßen sar Zeit der Landmaster) ist der Ansiclit, daß in den meisten Fällen die Ziegel der ältesten Ordeiish&osflr in dm östlichen und nördlichen Lainlsi haften nidit an Ort und St«Hp. sondern in den srhon in lär»£^prctn Besitz; belitullidieii siidwesthVlien I.andsi hati'^n. namentlich im Ciiln'i rl.aide, erzeugt worden seien. Hier konnte in Kuhe und mit Sorgfalt von geschulten Arbeitern dieses wichtige Material in »einer vortreiFliehen Beschaffenheit hergestellt werden.

34} E. Beg. No. 4 n. 7.

25) K. Bes. No. 7.

26) K. Beg. No. 4 u. 48.

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Vou C. Beckherrn.

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augenscbeinlicli sehr alten achteckigen ThTirme, ehemals der

Haberthmiii genannt, erhalten, welcher an der nordöstlichen Ecke des jetzigen Schlosses steht. Als ein Theü ihrer ehe- maligen Uinwehning diirtie dio Aiißenmauer des jetzigen süd- licht.'n Flügels von der Ptorte ab anzasehen sein.

Die Haaptborg hat nur aus drei ziemlich rechtwinklig zu- eamiiiori^toflenden Flügeln bestanden. Solcher dreiflägeliger Qrdenahänaer gab mehrere, auch unter den grOBeren, welche Sitse von Komturen waren, ss. B. das HoohschloB Marienbnrg m seiner ersten Anlage.'^ Der westliche Flflgel der Hanpt- boi^ des Hanses Königsberg hat da gestanden, wo sich jetzt die Schlofikirche befindet. Das ist schon ans der tJrknnde von 1257 über die Theilung des Schloßberges zu entnehmen, außer- dem aber haben neuere Untersuchungen erwie>?en, daß in dem von der Kirche eingeiiuimncnon 'I'lieile des Sdilossos sehr wesent- liche Bautheile des ehemaligen Urdenshauses stecken.^**) Dieser Flügel wurde noch bei dem Umbau durch Markgraf Georg Friedrich der Stock genannt,**) welche B'-ncnnung sich auch bei einigen andern Ordenshftosem für gewisse Theile derselben vorfindet. Das Wort Stock hat in diesem Falle ohne Zweifel die Bedentnng von Stamm als das Stehende, das Feste, die Qmndmasse (vergl. Sanders, WOrfcerbnch der deutschen Sprache), woraus hervorgehen dttrfte, daB dieser Flügel der zuerst erbaute und während der Einschließung der Burg durch die Preußen walnenti des grossen Anfstnndos allein bestehende Theil der iüuereii Burggebändo L:;.'\vi'sou ist, nn den die andern erst spater, nach Aufhebung der Kinschließung, angebaut werden konnten. Der Nordfittgel des jetzigen SchloBes läBt in der westlichen

27) Steiiibrecht n. a. 0. Zwt.<i (^i/iiauilffln^xd enthielten mir die OrdensbÄwaer zweiten Ranges, welch« Sitze von Pflogt^rn oder Vugten waren, B. B. Keidenbnrg, Allenstein. Rdssel. Hit einem Flügel begnügten akk die nnr nüHtftrischen Zwecken dienenden WUdhftnser s. B. Baetenbui^ in anner

«Bten Anlage und Bäslack,

28) Knttif^. Pas SrlJoP /n K-migsberg. Altpr. Monatasckr. 2ULf, 181

bis 183. Sitzungsbcr. d. Pnissia iKsi/82 S. 83 ff.

29) Liedert, Das jubiürende Königsberg. S. 2<i u. BQ,

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Geioliiclite der Befestigungen Königsbergs.

HAlfto nocli die Abtlieilong des ursprüglichen Banes in Edler, Erdgeschoß, Haupt- und Wehrgangsgeschoß dentiicb erkennen« worin ebenfalls viele Bantheile noch dem alten Hanse ange- hören, wie aus dem angeführten AiifNut/e Kuttig's (S. 177 zu ersehen ist.'^) Wenn dieser aber antiinimt, daß die intrdlicho Außenmauor dieses (iebsiudetheiles zuerst die Parchammauer des alten Hauses gewesen sei und dessen nördlicher Flügel ursprüng- lich mehr nach dem Innern des Schloßhofes zu gestanden habe, weil die gedachte Aullenmaner bis weit ins Hanpt^^schoß hin- auf aus rohen Findlingssteinen bestehe und solches Maaerweik Slter sei als das aus Ziegeln aufgeftthrte, so ist dem entgegen* suhslteni daB der Unterbau an den OebAuden der Ordensburgen sehr hAufig bis sn bedeutender Hohe aus rohen Steinen, vor weilen sogar der ganze Bau ans diesem Material hergestellt ist. z. B. bei dem Hause Papau, dessen Ausbau in Stein zwiscLt-n 1280 und 1*290 erfolsft ist. Beilauüg sei hier nofh bemerkt, daii man iin Mittelalter beim Baue der Burgen und Stadtbefestigungen tüx den unteren Theil der Mauern dem Stein vor den Ziegeln den Vorzug gab. weil ersteror den Stößen des Widders oder Tümmlers, des damaligen Werkzeuges zur Herstellung von Breschen, längeren Widerstand leistete. An der in Bede stehen- den nördlichen AuJSemnauer sind neuerdings durch Abbruch eines modernen Anbaues Merkmale ans Licht getreten, welche diesen Gebftndetheil unzweifelhaft als die ftuBere Hauer des Nordflügels des alten Ordenshauses erkennen lassen. Unter dem Dache zieht sieh liier oine Koihe flachbogiger Luken hin, welche dem ehemaligen ^\'ehrgang^i angehr)rten. Der darunierliegeude Theil der Mauer ist durch spitzbogigo Blendnischen verziert,

30) Entschoidend für dio Entstellung dieses Theiles des Schlosses zur Ordonszcit, und zwar in seiner Ausdehnung bis zu dem jftngeron Bau des OberlRodesgenohts, ist eine bei dem im vorigen Jalire dort stikitgeAindenfla Umban anfgedeolcte alte, schon sehr verwischte Wandmalerei in der grofien

Halle vor der Kreiakasse, wrl. !m' l- f/i ro an das Oberlandefgerlcht stößt. Diese Maleri-i ist von versrhied' in m keinen Sinn prirfVt ii.lr-ii Schriftproben in Charakt^^ron (Vs ir>. Jahrhunderts i cderkt. Dia ehemalige Halle ist j^xt sur Benutzung lur da» Siaatsarchiv eingerichtet.

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y<m C. Beckherrn.

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deren Spitzen bis ewiaohen die Wehigangslaken ]iinaiifi«iclieii;

IUI uuteren Theilo sind sie jetzt vermauert, dieser hat sich aber gewiß so weit nach nnton erstreckt, als das Ziegehnauerwcrk reichte. Eine ähnliche Verzierun^sweiso zeigen noch andere Ordenshäuser, z, B. das Uochschloß Marienburg, das Haus Hasten- bürg und in spftrlioher Anwendung das Wild haus Bäslack. Diese Nischenverzierung und der Wehlgang erstrecken sich an der Außenseite nach Osten hin gerade so weit wie diejenigen Innen- rftnme, welche nooh alte Baatheüe enthalten, also bis an das in anderer Bauart und in größerer Breite aofgeftlhrte Gebäudei welches jetat das Oberlande sgerioht enthält. Bis zu diesem Punkte hat sich der alte Ordensbau erstreckt, darflber hinaus nicht, es hätte denn ein Theil seines nördlichen Flügels abge- brochen worden sein müssen, wofür durchaus kein Grund vor- fieleiren haben kann. Räthselliatt hinsichtlich seines Zwt^ckes und seiner Entstehungszeit ist der über die i?lucht dieses alten Theiles des Nordfittgels weit vortretende Vorbau; der Uehfrrest eines ehemaligen viereckigen Eckthurmes kann er seiner Stellung nach nicht sein, wahrscheinlich ist er ein Anbau aus der späteren Ordens- oder gar der herzoglichen Zeit. Ba wo die beiden so yersohiedenen H&lften des jetzigen nördlichen SchloMflgels au- sammenstoßen muß der spurlos verschwundene ehemalige Ost- flllgel des Ordenshauses angesetzt haben. Dieser hat jedenfalls das Thor enthalten. Die Südseite des Vierecks war nur durch eine Mauer geschlossen. Dieses geht hen'or aus der bildlichen Darstelhmg Königsbergs in dem von Georg Braun 1572 her- ausgegebenen Werk© Theatrum urbium praecipuarum mundi, sp&ter, 1Ö93 bis IG 17, auch unter dem Titel Civitates Orbis terra- mm erschienen. Der darin befindliche Prospect von Königs- berg ist die älteste bis jetzt bekannte Ansicht dieser Stadt und zwischen 1632 und 1661 aufgenommen worden, denn es ist darauf das Schloß nooh nicht mit dem von Herzog Albrecht im Jahre 1661 erbauten Sfldflttgel, wohl aber schon mit verlÄn- geitem Nord- und neuerbautem Ostflttgel dargestellt, welcher im Jahre 1532 vollendet worden ist. Für die üichtigkeit der Dar-

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Qeschiclite der Betestigougen Königsbergs.

Stellung im Allgemeinen spricht der Umstand, daü der West- üügol, weicher zwischen 1584 und 1594 umgebaut wurde, auf dem Prospect bei Braun noch ein andereg Aussehen zeigt als auf dem im Jahre 1613 erschienenen Plane von Königaberg von Joachim Bering. Auf dem Brannschen Prospeot nehmen vir nnn wahr, daB das Viereck des Schlosses anf der Sadseite nicht durch einen Gebftadeflügel, sondern dnrch eine Maner geschlossen ist. Es ist dieselbe, welche jetzt die äußere Mauer des Süd- flügfils bildet. Sie hat gewiß auch ursprünglich als AbschlnU des Hofes der Hauptburg invl als südliche Umwehrung der Vorburg gedient. Dafür spnciit auch der Umstand, daß diese Maner nicht die gerade Linie einiiält^ sondern sweimai unter einem allerdings kaum bemerkbaren sehr stumpfen Winkel ge- brochen ist^'^) ein Anzeichen der großen Eile bei ihrer Erbauung, welche, wie überhaupt bei dem ganzen ersten Aufbau des Ordeus- hauses, geboten war. In diese Mauer waren westlich von der darin b»'iiutUichen IM^orte zwei balbc Kuudthürnie eiiigt^baüi welche noch gegenwärtig vorhanden sind. Die ebtmtalls noch bestehende, ehemals nahe dem Ostflügel gelegene Pforte war, wie noch zu sehen, durch eine Peohnase in Form eines halben Bundthttrmches gesichert.^)

Der im Vorstehenden angedeutete Um&og der Hanptbmrg des Ordenshanses ist, wie ausdrücklich bemerkt werden mufi, derjenige, welchen sie in der Mitte des 14. Jaln liiuulerts hatte, in ihrer ersten Anlage scheint sie einen noch geraigereu Raum eingenommen zu haben. Es ist dieses daraus zu äcklieiien, daB die westliche, aus der Ordenszeit stammende Hälfte des Nord- flügels des Schlosses nicht nach einem einheitlichen Plane e^ baut worden ist, was sich am deutliohsten an der nördlichen

öl) Vergl. die Grundrisse des Schlossea im Staatsarchiv. Dieselbe, grofie Eile beim Bauen venathende Abweiehang von der geraden Unie ehemals «ach aa der ftnJIeren Parchammauer der Westfront bemerUbar.

82) üeber die Bedeatong der Pechoasen s. Anmerk 78. Die Pforte ist nicht erst mit dem Sadflttgel eitstanden, sondern befand sieh schon vorher in der Hauer. Freibeig, N. Pr. Prov.-BL V, 188.

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Von C. Beckherrn.

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Anßenmatier zeigt. Der westlich von dem oben erwähnton Vor- bau gelegene Theil derselben ist nämlich zw ur auch wie der östlich davon golee^ene und vorhin beschriebene durch spitz- bogige lileiidnischen verziert gewesen, von deiien noch einige erhalten sind, diese zeigen aber eine andere Anordnung, und außerdem liegen beide Theile nicht in einer i'lucht, sondern stoßen unter einem sehr stumpfen Winkel zusammen; sie dOrfben daher aus verschiedenen Zeiten stammen, und man ist wohl berechtigt anzunehmen, daß der Nordflttgel der Hanptburg in ihrer ersten Anlage sich nur bis zu dem gedachten Vorbau er^ streckt und hier der Ostflügel angesetzt habe. Eine Veran- lassung zur Erweiterung bis zu den zuerst angedeuteten Grenzen würden wir nur darin suchen dürfen, daß im Jahre ioi2 <l<is HauH K<»nigsberg der Sitz des oberston MarschRlIs wurde, keines- wegs aber in <ler Yorlegunp; der Residenz des Hoclinieisters von Marienburg nach Königsberg im Jahre 1^7, denn die zu dieser Zeit Tdliig erschöpften Mittel des Ordens, welcher viele seiner Häuser nicht einmal in vertheidigungsilUiigem Zustande erhalten konnte, erlaubten kostspielige Luxusbauten nicht, welche bei der bescheidenen Hofhaltung der damaligen Hochmeister andi nicht nothwendig waren.

Ueber die AuBenwerke des neuen Hauses bringt Dusburg (in, 72) die Nachricht, daß dasselbe mit doppelten Mauern und neun Thürmen befestigt worden sei, wozu Lucas David i lV, 11) noch ringsherum laufende Gräbon hinzu fü;L;t, w^jboi wir froilicU in Ungewißheit bleiben, ob diese Xachrichteu sich nur allein auf die Hanptburg oder auch mit auf die Vorburg beziehen. Aul' der Nordseite ist die ehemalige Existenz eines dopi>elten, gestaffelten Parehams durch Koste der Mauern erwiesen, welche bei Anlegung der Schloßstraße aufgefunden wurden. Die Par- ehamanlage der Westseite bestand, wenigstens in ihrer südlichen Hälfte, aus zwei Kauern, zwischen denen von Süden her ein durch zwei hintereinanderliegende Pforten gesicherter, wahr- scheinlich erst nach Enstehung der Altstadt angelegter Neben- aufgang schräge am x^bhange zum oberen Parcham hinauf-

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G«»ducbte dar B^bstagongeii K5ii^;tbexg^.

fAbrte.^} Die äußere dieser Mauern atand am Fuße dos Ab- hanges and senkte sich mit ihrem Fuße, der Neigung der Sohle der dortigen Thahnnlde folgend, ins Progelthal hinab. Hier schloß sich bei der nnteren der erwähnten Pforten die Anflen Parchammaner der Sftdseite an, welche eben&Ils dem Fuße des Abhanges entlanglief. Die obere oder innere Parchammaner dieser Seite, welche nach dem Zeugnisse Dusburgs existirt hat, muß die schmale Terrasse borrrenzt haben, welch© noch jetzt zwischen dem SüJflügel des Schlosses und dem Abhänge be- merkbar ist. Am Rande dieser Terrasse hat noch in neuerer Zeit, wie Kuttig (a. a. 0. S. 178) mittheilt, ein Pfeiler Irei vor der Schloßmaner gestanden, welcher den Ansatz eines Bogene aeigte. Dieser den Pfeiler mit der Schloßmaner ehemals ver- bindende Bogen hat unaweifelhaft einen Gkmg getragen, welcher ans dem Wehrgange der ehemaligen südlichen Abschlnßmaner des Burghofes in den Webrgaug der oberen Parohammaner fahrte. Eine solche Verbindung war nothwendig, weil, wie vorausgesetzt werden muß , diese innere Parchammauer der Tliürme ermangeh«. illucIi welchö der Autgang zu ihrem "Wehr- gange hätte statttindf-n können. \on «h-m Parcham der ( jstseite konnten wir aus Dusburg's Nachricht schheßen, daß er ebentalls ein doppelter gewesen sei, wenn nicht der für die Breite des Grabens erforderliche Raum in Anbetrachtung der Lage der Haasmühle dadurch za sehr beschr&nkt worden w&re.

Wenn die in derselben Qaelle erwAhnten neun Thflrme

nicht allein der äußeren Umwehrung, sondern auch dem eigent^ liehen Hauso angehört haben, so sind Torhin schon zwei und, wenn die Yorburg mit in Betrachtung kommt, ein dritter, der lIal)orthnrni. aufgeführt; von den übrigen muß der Standort des einen ganz unbestimmt bleibeU| vier würden vielleicht auf den Ecken des äußeren Parcliams passende Stellen finden und der neunte würde dann der Hauptthurm, jetet Schloßthurm genannt^

88) S. die weiteren Aiteli&lunuigeti in meinem Anftatse: üeber die Danzker etc. Altpr. IConataechr. XXV, S49.

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Von 0. BeckherriL

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nm. Er flollto bei der Yertiieidigung dieselbe BoUe spielen,

welche (Jen Bergfrieden der Burgen Deutsi iiUiids zugewiesen war, nämlich die eines letzten Zufluchtsortes der Besatzung, wenn der Angreifer sich bereits der übrigen Theile der Burg bemächtigt hatte. Bei den Burgen des deutschen Ordens sind imsicbtUoh der Stellung des Haaptthormes zu den andern Burg^ gsbftnden Venchiedenbeiten wahmebmbar. Entweder stand dieser Thurm ganz außerhalb der Burggebftnde im Percham, wie z. B. bei dem Hause Gollub, oder er war zwischen zwei Burgflügel eingebaut wie bei Mtnve, oder endlich stand er zwar innerhalb der Burggebäude, meistens in einer von diesen frei- gelassenen Ecke, war aber dann durch schmale Zwischenräume von ihnen getrennt und von einer die Burgflügel verbindenden Wehrmauer, von einem sogenannten Mantel, nach außen hin gesohfltzt wie bei Bheden. In allen Fällen hatte der Thurm in den unteren Geschossen keinen Eingang, dieser befand sich vielmehr iing'.'fahr in der Mitte seiner Höhe und war mittelst einer kleinen Fallbrücke mit einem der nahestehenden Gebäude verbunden, welches dem Eingange zum Thurme gegenüber eben- £ftUs mit einer kleinen von der Fallbrücke zu betretenden Pforte versehen war.^ Da wo der Thurm zwischen die Burgfiügel ein- gebaut war, wie bei Mewe, lag der Zugang zur Fallbrücke des Thurmes im Dache eines der Fltlgel.'*) Der Hauptthuxm des Hauses Königsberg, welcher in seinem Haupttheile in dem jetzigen ,,8chloßtliurmo" noch erhalten ist, scheint eine «uiiiliclie Stellung gehabt zu haben wie der von Rheden und also von dem westlichen Flügel der Burg durch einen schmalen Zwischen- lanm getrennt gewesen zu sein. Wie jetzt noch deutlich zu erkennen ist^ hat sich die Abschlußmauer des Burghofes, näm-* lieh die Außenmauer des jetzigen Sfldfltkgels sehr nahe an der Südseite des Thnrmes vorübergezogen, gewiß auch noch seine Westseite mitxmifaßt und so, wie bei liheden, den Mantel ge-

3i) Yergl. Steinbrecht, Preufiea zur Zeit der Laodmeister. Altir. Mamtiwhrifl Bd. XZVIL Hit 5 tt. & 26

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Geschichte der Befestigungen Königsbergs.

bildet.'*'') Dieser Tliui-m kaiiii aber aueli an den Westflügel angebaut '^eiwosen sein; in diesem Falle würde seine Fallbrücke zum Dache des anliegenden i^'iügels hiuübergefOhrt haben.

Der Graben vor der Nor<lfix>nt ist zum Theü noch deutlich erkennbar; seine Erstrecktmg über die Hnaptbnrg binans ent- lang der Verbürg muß mit Bflcksicht auf die weiter unten sa

besprechende Miihleiiaulage als feststehend vorausgesetzt werden. Er war anf dem einen Endo gegen den MiÜilenteich, auf dem andern gegen den tiefer liegenden Graben vor der Westfront durch Stauwehre abgeschlossen. Vor den andern Fronten machte die Lage der äußeren Parcbammaaem and die Gtestaltong des davor befindlichen Gel&ndes ebenfalls Grftben erforderlich; ihre ehemalige Existenz wird außerdem durch Lucas David bezengt. Die der Süd-, Ost- und Nordfront haben, wie bei letzterem noch zu erkennen, unmittelbar vor der Parehauin.auer gelegen, welche mit ihrem untern TUeile zugleich die Grabenbekleiduug bildete. Das war die Kegel bei den Ordenshäusern. Eine durch die dortige Beschafieuheit des Geländes bedingte Ausnahme hiervon machte der Graben vor der Westfront: er war anf der Sohle der mehr&ch gedachten Thalmulde eingeschnitten und zog sich daher in einiger Entfernung von der Parchammaaer die Holde hinunter.

Dom größeren Bedürtniß der stärkeren Besatzung da«? neuen Ordenshauses entspmch die überdies ziemlich exponirte Mühle am Fuße der alten Burg nicht mehr; man errichtete da- her in der Vorburg am nördlichen Graben die neue Hausmflhle (die bei Anlegung der Schloßstrafie abgebrochene Obermühle). Für ihr Bestehen wird zwar erst im Jahre 1299 ein indirectar Beweis geliefert,^'^) die Wichtigkeit dieser Anlage ftr das nene Ordenshaus weist jedoch mit Bestiramtlieit auf ihr ziemlich gleichsseitiges Entstehen mit diesem selbst bin. Eine Urkunde von 1257 bezeugt auch| daß damals schon an die Schüttung des

35) Yergl. die GrundrisBe dea Schlosses im Staatsarchiv. 86) QaeUbtr. No. 1. Vergl. auch Anmerk. 17.

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Von 0. Bookbemif

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sof!^leich 7A\ erwähnenden Fischteichdarames gedacht wurde,"'') eine weitere Stiitzo für die Annahme der sehr frühzeitigen Errich- tung der Hausmühle. Bei der hohen Lage derselben konnte für sie dfts Wasser des Müblenteiohea nicht nntzhar gemacht werden, man schüttete daher quer darch das Thal des Lobebaches dicht oberhalb des Mtlhienteiohes einen weiten Damm, welcher das Wasser der Lobe bedeutend höher aufstaute als es im Mühlen- teiche der Fall war. Für den so entstandenen neuen Teich, damals Fischteich, jetzt Oberteich genannnt, beschaffte man oine größere AVassorraasse durch zwei Wasserleitungen, den Land- nnd den Wirr^rabt ii , welche ihm da« Wasser mehrerer im Innern des T.iindea geleccener pfroßer Teiche zufülirten. Durch einen dritten Kanal, das sogenannte Fließ, wurde aus dem Fisch- teiche das Wasser aai die Mühle geleitet und zugleich zar Speisung des nördlichen und östlichen Buiggrabens benutst. Am Ostende des nördlichen Grabens nahm es seinen AbfluB, worauf es sich sogleich in den aus dem Mühlenteiche hervor- kommenden Bach der alten Bargmühle ergoB.

Das neue Haus Königsberg besaO auch einen Dansker, dessen Thurm in dem Graben vor der Westfront stand. Zur Erzielung der nothwendigen Spülung dieses Grabens wurde von dem eben erwuliuten nua dem Finehteiche abgeleiteten Kanal in der f^egend, wo jetzt die drei Fließstrallen 7U:^ammentretfen, ein Arm abgezweigt, welcher unmittelbar neben dem westlichen Ende des nördlichen Burggrabens in den Graben der Westfront mündete, welch letzterer behuf» Al)führang des Wassers* eine zwischen der jetzigen Kantstrafie und der Koggenstraße bis zum Pregel hinlaufende Verlängerung erfuhr.'^)

Im Mai des Jahres 1268 wird urkundlich ein Pfarrer von SSI- Königsberg erwfthnt, es hat also damals schon eine Ortschafb wäi^ dieses Namens nebst Kirche bestanden, welche 12G3 bereits b«fe«t.

87) K. Reg. No. 3. Der Fischteich selbst Wird wirklich erwähnt im Jahre 1299. VergL Quellbtr. No. 1 und zur genaueren Bestimmnnrx ^'

88> Beckherm, Ueber die Danzker etc. Altpr. Moiuttaschr. XXV, 24Ö ff.

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404 Gesduclite Befestigiuigen Königsbergs.

Stadt genannt wircl.^ Nach der allgomeinen Annahme soll

diese Stadt die Gegend des Steindamms an der jetzigen Polnischen oder Steindammt^r Kirclie eingenommen haben. Diese durch nichts begründete Annahme lässt sich aber nicht aufrecht er- halten, denn die dort gelegene Stadt wäre voUkommeu von der Borg, zu der sie gehörte, losgelöst gewesen, hätte dee Schatzes derselben entbehrt und wäre inmitten eines Geländes, welches nirgende ein Ann&hemngshmdemiA darbot von allen Seiten an- greifbar gewesen. Auf bo sorgloee Weiae legte der Orden aeine Stfidte aber nicht an, znm wenigsten lieB er ihnen den nnmittel- baren Söhnte seiner Burgen sntheil werden; wodnieh er sie so- gleich andi besser in seiner Gewalt hielt. Nor in einzelnen Fällen, wie z. B. bei GoUub, wo die Yerhftltnisse des Geländes es bedingten oder erlaubten, war die Stadt von der Burg ge- tr<>nnt. Die brate Stadt Königsberg hat dalier unmittelbar vor den Außenwerken der nördlichen Front der Burg gelegen und ihre Befestigung an diese angeschlossen. Dadurch war ihre Südseite gedeckt, und sio frspnrte hier die Befestigung, während die der Oatseite durch den Mühlenteich, an den sie sich anlehnte, verstärkt wnrde. Wenn die jetaige Steindammer Kirche auf demselben Platze steht, den vor ihr die alte, bei der Zerstörung der Stadt durch die Preußen untergegangene Stadtkirohe einnahm, was besonders des bei dieser angelegten BegräbniiSplatses halber sehr wahrscheinlich ist, so werden wir nicht fehlgehen, indem wir diesen Tunkt als dio uurdwestliche Ecke der Stadt annphmen. wo ihre beiden andern Reiten /usanimenstießen. Die Kirche stand dann hier in der Nahe der Stadtbefeatigung, wie es bei den Ordensstädten die Begel war. Die Befestigimgslinie der Stadt dürfen wir hiemach ziehen vom jetzigen Münapiatse l&ngs des Sohloßteiches hinauf bis aar Schloßteiohstraße, vor der ehe* mals eine Bucht des Mfihlenteichea in dessen Ufer bis Bur Burn^ strafie einschnitt^ dann westwärts zur Steindammer Eirohe und von da längs des Steindamms Uber den Poethof bis zur noid-

Uü; K. lieg, No. ti u. 7.

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Von 0. BoflUianii.

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westlioben Ecke der Anfienwerke des OrdenahaneeB. Der ao be- grenste Baum liat einen nur wenig gröfleren FliohemnluJt ala

derjenige, welcher den Bürgern spflter swiaeben Bnr^ nnd Pregel EU einer neueu Ansiedelung überwiesen wurde. Die angegebene Lage entspricht auch vollkommen der Angabe Dusbiirg's (ITT, ICMi), welcher sagt, die Stadt sei gegründet worden circa eccle- siam parochialem sancti Nicolai in monte [Steindammer Kirche] joxta castrom Kunigsbergk, also neben der Steindammer Kirohe ^ denn eiroa steht hier nicht in der Bedeutung von ringsherum sondern von neben und neben der Borg. Daa leicht ädach sa verstehende „in monte** aoU nicht anseigen, daß die Krrohe auf einem in der NAhe der Bnrg sich erhebenden HOgel ge* standen habe, Dnsburg will damit nnr diese Kirche von der jüngeren gleichnamigen nnd tiefer gelegenen in der Altstadt unterscheiden. Daß die Stadt befestigt war, versteht sich von selbst, überdies berichtet es Dusburg, indem er dabei bemerkt, daß sie eine „nicht gute" gewesen sei. Er will dadurch an- deuten, daß sie von Holz und Erde errichtet gewesen sei und aus Graben, Wall und Plankenzann von schwächerem Profil und weniger solider Constraotion wie an den Werken der alten Burg bestanden habe.

Die Wichtigkeit des festen nnd ger&nmigen nenerbanten Ordenshanses sollte sich sogleich bei dem allgemeinen Aufstände der Pretifien vom Jahre 1260 bis 1274 erweisen, nicht nur als Zwingburg des Sarolandes sondern auch als einer der Haupt- stützungspunkte zur Wiedorunterwerfung und Eroberung eines großen Theiles von Preußen. Dio ersten Versuche, welche von Königsberg aus im Anfange des Jahres 1261 zur Unterdrückung des Aufstandes durch dort eingetroÖene Kreuzfahrer unternommen wurden, mißlangen, denn sowohl die eine, vom Grafen von Barby ins Innere Samlands hineingeführte Abtheüung sowie auch eine andere, unter einem Herrn von Beyder in Warmien eingedrungene erlitten fast gleichseitig Niederlagen, letztere bei Pokarwen. Dadurch ermuthigt, wagten es -die Samen, mit Hilfe anderer PreuBen Königsberg einzuschlieflen, wobei sie als Stfttspunkte

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Qeschichte der Beleetigutigcn Königsbergs.

hinter der Einschließmigslmie drei versohatuste Blockliftuser oder

hOkeme Thürme (])ropngnacnla firma et vallata bei Diurbm^) errii lirofen. Im tolgemleii Jaliro wurden d\^- Preußen gezwungen, auf kur/.o Zoit die Einschließung aulkuhtbeii. als es im Anfangs dieses Jahres einem von den Grafen von Jülich und von der Mark gofülirten Heere gelungen war, nach Krmigsberg zu ge- langen, indem es entweder auf dem nocli nicht gefrorenen Pregel das Ordenshaus 2U Schiffe erreichte oder sonst die EinschlieBimg durchbrach. Bereits am Tage nach dem Eintreffen, am 22. Ja> nuar 1262, gin;; dieses aus Reiterei und FuBvolk bestehende Heer go<ren die südlich dos Progels befindlichen Verschanzungeii zum Angriliu vor, fand bie ahw vom Feinde verlassen. Nachdm man durch Patrouillen erfahren, daß dieser weiter südwestlich in der Kichtung nach dem Dorfe Kaigen hin stände, wurde der- selbe in seiner Stellung angegriffen und auf das genannte Dorf zurückgeworfen, woselbst er sich festsetzte und so hartnfiddg vertheidiglo, dafi das Dorf erst mit Hilfe von Königsberg hei^ boigerutener Verstärkung genommen und die Preußen in die Flu' lit geschlagen werden konnten. Dieser Sieg veranlaßt« auch dio nörtllieh vom Pregel stehenden Preußen, sich von Königsberg zurückzuziehen, welchen Umstand die dortige Besatzung sogleich benutzte, um eine Strafexecution in Quedenau auszuführen. Bald aber nachdem die Grafen wieder heimgezogen waren, wurde Königsbelg wieder eingeschlossen und dabei diesem Platze so- gleich der Wasserweg gesperrt, denn die Samen hatten ihre Schiffe auf dem Pregel zusamineugezogen. mittels welcher sie nun all' h liier den Zuzug von VerstärkuugAn und die Zuftilir von Lebensmitteln u. s, w. verhinderten. Auf einige Zeit wimle die Verbindung mit dem Ilaff zwar wieder frei, als es einem im Dienste des Ordens stehenden geschickten Taucher gelungen war, die feindlichen Schiffe durch Anbohren, wie angegeben wird, zu versenken, aber schon im Jahre 1264 wurde die Ein- schließung wieder eine vollkommene, denn die Samen hatten ein nnderes Mittel o-efunden, den Wasserweg auf dem Pregel zu üperreu. biu sclilugen nämlich unterhalb des Punktes, an

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Von C. fieckherro.

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welchem sich die beiden den jetzigen Kneiphof umfließenden Alme des genannten Flusses wieder vereinigen, eine Brücke, deren beide Endpunkte sie mit hölzernen Thürmen (in quolibot fine pontis unum propugnacuium tirmum ad modmn turris bei , Piisburg) befestigten und diese stark besetzten. Aui diese Weise war alle Zufuhr wieder verbindert, und die Koth stieg in Burg und Stadt bald auf eine unerlarflgliohe Höhe, Die SBtsung wagte daher einen kühnen Angriff auf diese neue SpeiTe, welcher auch voji Erfolg gekrcnt war. Er wurde mit Benutzung des günstig wehenden "Wiutles zu Schiffe ausgeführt, die Brücke erstiegen, die Thürme erobert und beides darauf zerstört. Xnn vrr^uf hte auch der berühmte Heerführer der Natanger, Heinrich Monte, seinen Muth und sein Geschick an Königsberg, aber ohne Erfolg, denn er mußte, weil er bei einem Ans&Ue der Besatzung verwundet worden war, bald wieder abziehen. Dennoch gehiug es den Samen, die Stadt, wie es sclieiut durch üeberrurapehuig, einzunehmen, wobei viele Ein- wolmer gctödtet und gefangen genoinnion, die Stailt aber zer- stört wurde. Auch dem noch immer allen ihren AngriÖen hartnäckig trotzenden Ordenshause suchten sie von neuem durch dessen Abechneidnng vom HafF und der See beizukommen. Zu diesem Zwecke hatten sie wieder Schiffe aufgetrieben, mit denen sie den Fregel unsicher machten; diese wurden aber von den Begleitschiffen eines für Königsberg bestimmten Lebensmittel- transports, den sie angriffen, vernichtet. Im Jahre 1265 finden wir Königsberg endlich von seinen Bedrängern befreit, auf welche Weise ist nicht Überliefort; Y^^rscheinliclt nber geschah, es durch ein in diesem Jahre durch den Herzog Albert von Braun- schweig nach Preußen geführtes Heer.^°) So hatte also Königs- berg allen Anstrengungen der Preußen erfolgreich widerstanden ala eine der wenigen Burgen, welche nicht In Feindes Hand gefallen waren. Es verdankte das hauptsächlich seiner Ver-

40) Köhler, Die Entwiokdong des Xriegswaseos und der Kriegföhraog in der Bilteiseit etc. H, e2.

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bindnng mit dem Haff und der See, welche sich immer wieder m eröffiien seiner tapfem Besatsnng gelongen wer.

(Bi^okbaai Die wfthrend der geschilderten Eftmpfe besonders hervor- erbrai] tretende Wichtigkeit dieser Wasserstraße für Königsberg nnd das ganze Samlund veranlaßte nun den Orden, zur besseren

Sic'lioniHg derselben an der Verbin<limg des Haffes mit der See, der sugeiiannten Bali^^e. auf der Spitze der Landzunge AVitlandsort ein befestigtes Blockhaus (munitio) zu eiriehten. Diese Land- zunge erstreckte sich von der Südwestecke Samlands iu ununter- brochenem Zusammenhange bis gegen das jetzige Gehöft Älttief, woselbst damals die Nehrung von der Balge dorchschnitten wurde.*')

Die Besatzung Königsbergs konnte nun wieder die ftblichen Expeditionen sur Bestrafung der Abgefallenen und ern* ünto^

drückung des Aufstaudos im Samlande untemelimen; solche wurden kurz nach einander in die Gegenden von Wargen. Quedenan, Waldau und Schaaken ausgeführt. J' tzt wurde auch von Königsberg aus, wahrscheinlich unter dem Schutze des ge- pieBorgan dachten Heeres Albert's von Braunschweig, die Burg Tapiau an Iaum «r- dem Trennungs[)unkte des Pregels und der Deime erbaut. Diese sollte im Verein mit der spftter zu gründenden Burg Labiau am entgegengesetzten Ende der Deime (um 1277 erbaut) eine feste Grenzwehr gegen die das Samland durch häufige Ein&Ue ver- wüstenden Stämme der Schalauer^ Nadrauer, Sudauer und der Litauer bilden und die Operationsbasis fOr die Unternehmungen behufs LTnterwerfung der genannten Stumme.*^) Auch im Süd- westen erhielt Königsberg im folgenden Jahre Unterstützung und Deckung durch die Erbauung der auch als Etappenpuukt

■iV Panzer. Die Verbindnng des Haffes mit der Ostsee. AltpreaS.

Monatsschr. XXVI, 266 ff.

42) Die in Nadrauen iiulif <\fr Wf:'st;;imzo SumhiiKls am nördlichen Pregelufer gelegene Burg Weiau, weiche schon 12öö von deo drei ersten dieser Yolksst&mtne angelegt, vom Ordw aber im folgenden Jahte erobert und SQr Ordensbmg «ingericktet worden war, lag niebt mehr iu Befehl»- bereiche des Komture yon Samland.

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Von 0. Beckherm.

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wichtigen Burg Brandenburg am Auaflnsse des Friscliuigs ins

frische Haflf.*') Markgraf Otto von Brandenburg He§ sie erbauen und, nachdem sie 12G7 von den Wai nat-rn unter Glappo zerstört worden, noch in demselben Jahre wieder herstellen. Ilugeftlhr gleichzeitig ent*!tand noch eine andere zu Köniprsberg in gewissen Beziehungen stehende Burg, und zwar im Samlande selbst, näm- lich Schönewiek fPischhauson), erbaut vom Bischof von Samland im weetlichen Theile der Landschaft am Ufer des Haffes.^^) Der gröBeste Theil Samlanda war nnn wieder snrBotmftßigkeitgebraobti nnr der nordwestliche Theil, das Gebiet Bethen, der 'ap&tere söge* nannte Sodaaer Winkel, trotzte noch dem Orden. Dorthin erfolgte im Jahre 1268 yon der Königsberger Besatzung mitUnterstfltcuug einer aus Livland nach Verabredung herbeieilenden Truppen- abtheilnng eine Expedition, welche nach Besiegung der bei Dramen(Av (Drebnau) sicli standhaft zur Welir setzenden Bethener mit der gänzlichen VeWnlung des Gebietes endete.*^) Hiermit war die Wiedenmterwerfung Samlands vollendet, wenn auch hin nnd wieder noch einzelne Euhestörungen vorkamen, von denen uns zwei bekannt geworden sind* Die eine fand statt im Gebiete Ton fiinow, dessen Bewohner im Jahre 1269 einen miBglflckten Angriff auf die bischöfliohe Burg Sohönewiek machten, welchem von KOnigsbeig aus die Strafe auf dem Fuße nachfolgte. Die andere wurde 1273 durch den Heerfahrer der Warmier Glap])0 verursacht, welcher einen ebenfalls mii31ungenen Angriil auf eine dem Namen nach nnliekannte Ordensburg, am Ufer des frischen HafTes. etwa bei Zimmerbude gelegen, \mter- nommen hatte, und dann in einen Hinterhalt gerieth, der ihm

48) Die in äet Nfthe gelegene Leuptenbnrg (Lenzeuburg) war kniz vor dem Ausbrach des Aofstandes sentört worden.

44) Pr. Beg. No. m

45) Ueber die Lage dieses Gebiets beslehoi MemnngsmsdbiedenheiteD.

Toppen (Script, rer. Pruss. I, 108) und Köhler (a. a. 0. S. 71) verlegen es in <lie um Cranz gelegene Gegend, Voi;j;t in den nordwestli« lipu Theil Sam- lamls. Nach den AusfElhrungen v. Bönigks {<\n^ TreiTen von Pobethen, Altpr. Monateschr. XVI, 836 S.) dürfte Yoigt's Ansicht vorzuziehen sein.

410 Gtosolilolite 4«r Bdbvtigaagwi Königsbergs.

vom Ebmtur Ton Königsberg gelegt worden war. Er soll seinen kühnen Versnoh an einem vor den Manem des Hanses Königsberg auf dem oberen Kollberge errichteten Galgen gebüßt haben. In-

^'wtaSS]*^ zwisclieu hatte der Orden im Jahre 1270 auch das Haus Loch- atedt am Ufer des frischen Haües auf der Landzunge Witland«- ort erbaut, wodurch er in die Lage versetzt war, die Bewolmer des westlichen Theiles Samknds besser im Zaume halten ni können. Von ihren südlichen Nachbarn, den Nataogeni) sollte die Besatzung Königsbergs nnn auch nicht mehr bennrohigt werden, denn 1272 drang von Balga aus der Markgraf Dietrich von Meißen in (leren Landseliuft ein inid unterwarf sie vollkommen.

Die Verhältnisse im Samlande waren nun schon so günstig geworden, daß Theile der Besatzung Königsbergs auch an weitar ausgedehnten £xpeditionen außerhalb der Landschaft herangezogea werden konnten. Zwei solche wurden unter dem Befehle des in Königsberg residirenden Vogts von Samland im Jahre 1274 nach Nadranen unternommen. Bei der einen erreichte man den Kesausee und eroberte in der dortigen Gegend zwei Burgen, bei der andern, welche auf dem Pregel von Seliiileu begleitet wurde, dranf; man bis in das Gebiet Catthow vor und Mrstörte dort ebenfalls zwei Burgen und vielleicht auch Romowe. Auch bei der darauf folgenden Eroberung der Burg Baganite, des naoh- * herigen Bagnit, in Schalauen durch den Vogt von Samland wird die Besatzung Königsbergs betheiligt gewesen sein.

Altstadt Unter den obwaltenden friedliehereu Verbältui.s:jeu im Laude

WiUl- u.

PiAnken- selbst konnte der Komtur zu Königsberg an die Neugründung der untergegangenen Stadt Königsberg denken; diese ging aber nicht auf dem früheren Platze vor sich, sondern auf dem zwischen dem Ordenshause und dem Pregel befindlichen, durch Zuschfit* tung des südlichen Burggrabens etwas vergrößerten Baume, wo die Stadt gesicherter und auch in anderen Beziehungen vortheil- hafter lag. Am 28. Februar 1286 erhielt sie vom Landmeister Conrad von Thierberg ihr ILmitt j»rivileguiiii. Ihre Befestigung bestand wie bei der alten P»urg ans Graben, "Wall und PlaTik»^n- zaun. Im Z^orden, wo die »Stadt durch das U^denshaus neb4

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Von C. Beckherm.

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Vbrfmrg völlig gedeckt war, fiel die Befiwtigting fort. 'Im Westen

wurde der "Wall mit Anschluß au die Außenwerke der Borg lÄüga des Grabens gesdiiittt^t. welcher, wie wbitor obcu schon ausgeführt, als Fortsetzung des liurggraben.s zwischen der heutigen Eantstrafie und Koggengasse zum Pregel hinunterlief und das Wasser des westlichen Fließarmes abführte.^*) Im Baden ersetzte der Pregel den Stadtgraben, nnd im Osten wnrde der grOBere Theü desselben dnreh das Müblenfliefi, den Eatsbach, gebildet Das Bett dieses Fließes ist nur in seinem mittleren Theile bei der alten Burgmüljle no( ii das des Löbebachs, welcher vor der Aulstauung des Mühlen teiciis hier floß, oberhalb der Mühle nach Norden hinauf hatte das Bett der Löbe eine mehr östliche, mit dem dortigen Theile des Fließes divergirende Bichtung. Dieser mit seinem starken GeftUe ist eine künstliche Anlage. Unter- halb der Borgmflhle macht das MühlenflieB zweimal ein recht- winkeliges Knie, zuerst nach Westen und dann nach wenigen Schritten nach Süden hin. Dieser Lnul" des "Wassers ist eben- falls kein natürlicher, sondern ein künstlich bewirkter. Es darf daher angenommen werden, daß auch hier vom östlichen Knie ab die Löbe ihren Lauf zum Pregel * twas weiter östlich als das Mfihlenfliefi genommen hat, wahrscheinlich in seichtem, breitem Bette nnd zwischen niedrigen üfern.*^) In diesem Zustande war sie als AnnäherungshindemiB für eine daran anzulehnende Befestigung nicht geeignet. Man hob daher zu diesem Zwecke etwas westlich von der Löbe einen tiefen, vom Pregel bis nalio an lie ]\tühle sich erstreckenden Graben aus, welchen man an seinem nördlichen Ende durch einen kurzen, rechtwinkelig ge- führten Quergraben mit der Löbe an der MOhle verband und dorob diesen das Wasser in das neugeschaffene Bett leitete, in- dem man das alte an dem östlichen Kniee abdämmte, nachdem

46) Beokhemi, über die Dausker a. a. 0. S. 254 £

47) In einer Urkande von 189& werden 9 Morgen Wiese, in der kramiarn Onibe (^Tünclieahofgasse und Münchenhofplats) gelegen, erwähnt. Diese Wiese war das im Laufe der Zeit ensgefüllto ursprüngliche Bett der Löbe mit ihren niediigen von Wieean eingeiaAten Ufern. K. Beg. Ho. 60.

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Geschichte der, Befestigangen Königsbergs.

man jenes der starken StrOnrang halber wahrsoheinlich mit Spund- wänden bekleidet hatte. Weiter nach Norden hinauf wunie dieser Graben, jedoch als trockonur, neben der westlichen Seite des Burgweges (MiUüeuberg) bis zum Fuße der alten Bmg fortgefiahrt.

Diesen Gfraben entlang bis sam Pregel binab lief der Wall der Ostseite; anf der SOdseite folgte er dem Pregeln^, wo er sieb etwas unterhalb der Kramerbrüeke an den schon erwähnten Wall der Westseitt^ ans( bloß. In seiner ganzen Ans lelimmg trug er auf der äußeren Kante seiner Krone einen Piankenzaun, wohl von derselben Construction, welebe bei der alten Burg beschrieben worde.^) Um die schnelle Besetzung des Walles

48) DMse Befeetignogsweiae and zum ^eÜ anch die Lage der Werks gehen hervor atia folgend«! Urkaadea: K. Beg. Ka 15 n. 36 nnd QuaUbtr.

Ko. 0, worin nur ilie Planken, aber nicht der Wall erwähnt werden, sein Vorhandensein ist jedoch BidbetverstÄndlich, weil ein auf ebenem Boden stehender Piankenzaun keinen genn;::endon Schutz gewiUirte. Anslrüokllrh erwähnt wird aber drr Wall in Qm llbtr. No. 2 u. B. Duroli die crf-t'-r..' dieser Urkunden wird im Jahre 130.3 vom Landmeister dem Domkapitel eiü in der Neohbaiecbafl von dessen Curieu stehendes Haus verschrieben, dasn ein aaderee» dem MttUer gehörig, femer der Baum «wischen diesen Blweni und den Planken gegen das Mflhlenfliefi hin auf der einen Seite und raf der andern nach dem Pregel hin. Es handelt sich hier um den südöstlichen, zwischen Langgasse und Pregel gelegenen Theil der Stadt . Das D. m- Ikapitel darf hier ITrlnser von Hoiss oder Stein banon. nnd zwar auf dem Walle, wo damals <li*! Plankon ßtandon (in valk« uVii uuuc plance site sunt); wenn es aber über die auf dem alten Walle stehenden Planken (antiqnmn valbom ahi nunc plance stant) hinaus hauen will, soll es dssn die Genehmigung des Komturs einholen. Das „valle** der ersten Klamner ist jedenfalls Schreib* oder Lesefehl«*, dem Sinne naeh kann nur vallo gelesen werden. Dassdbe gilt von dem ganz unerklärbaren „valbom" der zweiten Klammer, es kann hier nur vallum heißen. Beide Stellen be- ziehen sich auf die Befestiguugswrrke des g^edachten Stadtviertels Die andere Urkunde betrifft dasselbe Stadtviertol, und zwar dessen südÖRtlidist'jn Theil. Der Laudmeister verschreibt darin im Jahre liJü4 dem DomkapiwI xwei Hdfe swischen dem diesem sugehörigen Hospital und der Onsse (jeisngn Langgasse) mit dem Baume swischen dem Hospital und den Planken. Das Domkapitel darf hier auf dem Walle der Stadt (saper Tallnm civitatis) hölzerne oder steinerne Häuser errichten, und zwar so weit jetzt die Planken stehen (prout nunc stant plance), will es aber die Qebinde bis

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Von G. Beckherm.

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mit Maimnehaft und Kriegsmasohuieii niohi wo. hindera, soUton ümerhalb desselben keine Hänser an seinen Fnß gebant werden,

vielmehr längs desselben ein Weg freibleiben. Diese Anordnung geschah auch der Feuersgefahr halber mit Bückslcht auf die aus Holz errichteten T heile der Befestigung.'*'^) Von der etwaigen Existenz hölzemor Thürme oder £ankirender Bollwerke, welche bei alten WallbefeatigiuigeiL unter dem Namen Streiokwehreni Beigiriede, propugnaonla, iortalicia snweilen vorkommen, er- fahren wir niokta, sie m<igen aber wohl an den geeigneten Stellen vorhanden geweaen aein. Nor ans einer Urkunde von 1802 er- sehen wir» daß es nahe bei der sUdOstUohen Eoke des Stadt- wallea ein Bauwerk gab, welches nöthigenfalls dem eben be- rührten Zwecke dienen konnte. Das Domkapitel des in dieser Gegend im Jahre 13<)1 gegründeten Domes erhielt immiieh die Erlaubniß, außerhalb der Planken resp. der Stadtmauer im Pregel eine Latrine (Danzker) 7.11 errichten, und zwar derartig, daß zwischen ihr und den Planken resp. der Mauer ein G^ang freibleiben und auch die Communication auf dem Wall- oder Wehrgange nicht versperrt werden soUte.^^ Diese Latrine haben wir uns also als ein im Pregel stehendes thurmartiges Qebftnde vonraatellen, von dem ans über den Wall hinweg ein schwebender Qang nach irgend einem Gebftnde der Domherren, vielleicht dem Hoepital, führte.

Eine Bolle bei der Vertheidigung der Wallbefestigung zu Spieleu, ist unzweifelhaft die ehemalige St. Nicolaikirche, nach-

aa den Faft des Walles (ultra loonm irtanoamiii ad önem Talli) vor* schieben, soll dazu die Geaehmigung des Komturs eingeholt werden. Ans dieser Stelle ist nnn aucli ersichtlich, dafi die Planken aof der Krone

doe Wallea an deren äußerer Kante gestanden haben. 4a) K. Reg. No. 25 u. 32 und Quellbtr. No. 9.

50) K. Beg. Ko. 15. Die Latrine existirte noch im Jahre 1351, als der Attutadt Tom Domkapitel die Hofetatt „im Pregel und auf dem Lande",

wo der alte Dom and die Schale stand, abgetreten wurde. K. Beg. No. 83,

Die vorstehende Mittheilung liefert ein weiteres Beispiel für das Vorkommen

Von Danzkeranlagen bei Stadtbefpstip^nngen, von denen einige in dem Auf- sätze: üeher die Danzker etc. (Altpr. Monatsschr. 237) angeführt Worden sind.

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Oeschichte der Befestigungen Kuai^bergs.

her die altstadtisolie genannt, bertinunt geweseii. Sie sfcmd sohoii gegen Ende dea 18. Jalirhiiiiderts anf dem noch gegen- wärtig nach ihr benannten Platze, uuü zwar mit ihn-m mit vielen Schall- und Wehriuken versehenen Thunne unmittelbar am Walle.

Von Stadtthoren existirten damals nur drei. Davon stand eins in dem Walle der Ostseite am Ausgange der Langgasse und vermittelte auf dem alten Borg:Tvegc die Verbindung mit dem Oidenshause. Durch ein sweites Tkor am sttdliohen Ana- gange der heutigen Kantstrafie fOhrte Uber die Yogtsinsel (Eneiphof) die alte EtappenstraBe Iftngs des Haffes nach den Ordenshänsem Brandenburg, Balga u. s. v. Die Wichtigkeit dieser Strafle und der starke Verkehr anf ihr Iftfit das damalige Bestehen der beiden Pregelbrückeii, der Grünen und der Krämer- briicke, voraussetzen, da Fähron hier wolil nicht geniigt. haben dürften. Im Privili';jjiuin di-r Altstadt von 1286 gesi-luMht über- dies einer bei der Stadt gelegenen PregelbrÜcke Erwähnung, welches nur die Krämerbrücke sein kann. Das dritte Thor stand in dem Walle der Westseite, da vro jetzt die Langgasse und die Kantstraße sich schneiden, und diente dem Verkehr anf der alten Landstraße (jetzt obere Koggengasse und Steindanun) mit dem westUohen Samlande. Es ftihrte den Namen „das Steinthor.*^^^) Eine anffallende Erscheinung ist es, da0 ver*

51) K. Rtg. N<>. 2S. Nrifh die^^er Urkunde von soll die Stadt

hinsichtlich der Zugeburigkeil zu den beiden Schulen iu j^wei Tbeile zerlegt werden, tmd «war durch eine vomThore, das snmLdbenicht führt, sttm Steinthor sn siebende Linie. Diese Linie von Thor «i Thor kann nur die Laaggasee entlar ^ ^< laufen sein» welche die Stadt in zwei fast gloiVli rr^oßo Thpüe schied. PerU)ach ver^tolit unter äom Steinthor das i\n\ niirdli'lien Anstränge der Knr::c:f'ngasse in den Öttinilanim s^plfrjftie Steiudamraer Thor. Nach dieser Anuabme würde die Theiluugalinie auf Ildehat nnpraktisdie Weise gezogen worden sein, indem sie in diesem SUle die Straßen, die Hftnservierecke mid sogar snm Tbeil die Hftoser selbel schräge dnrohsrlniitlen hätte, was ganz nndenkbur ist. Uebetdies existirt« das Steindammer Thor damals (lrl39) noch gar niolit. da der von der jofzii^'en Kantstraße westlich gelegene Theil der Altstadt, worin das Stoindaiuiner Thor befindlich, der StatU erst nach 13ö9 verliehen wurde. Ausfuhrücheres daiüber weiter nnten.

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Von C. Beckhorrn.

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flobiedend Stftdte Norddentschlands, deren Befestigungen nicht aua der römischen Mauorboi'ostigung hervorgegangen waren, da- her zuerst ans Wall und Planken bestanden, ein so benanntes Tiior besaßen z. B. Beckum, Herford, Burgsteinfurt, Hannover, Braunschweig, Hamburg, Rostock, Anclam, Pr. Holland und gewiß auch noch andere. Das deutet darauf hin, dafl diese Thore schon ans Stein anfgefllhrt waren, während die andern in den alten WaUbefestigongen noch ans Hok bestanden. AnBer diesen Thoren kennen wir noch swei Pforten von 4 FnB Breite und 8 Fuß Hohe, welche beide mm Domviertel gehörten tmd sich neben der Badergasse und an der jetzigen Hokgasse be* fgoiden.'^

Neben dieser Stadt, an ihrer (istlichon Seite und an dem Löbeniciit. Wege, welcher sich von dem Burf^wego das Pregelthal liinauf ^^^«o- abzweigte, gründete der Orden bald eine andere, welche am 27. Mai 1300 vom Komtnr von Königsberg ihr Privilegium er- hielt und anfänglich Neustadt, späterhin aber LöV)enicht genannt wurde.^ Obwohl die Quellen darüber fast gänzlich schweigen, ist es jedoch selbstverstftndlich, daB sie befestigt worden ist, und zwar nach Art und Weise der vor ihr gegrdndeten Stadt, welche nunmehr die Altstadt genannt wurde. Die Befostigungs- linie begann am Burgwege bei dem doppelten Knie des Vtlhlen* grabens, zog sich neben der Pfühle über den Ausgang; der Tuch- macherstraße, hinter den jetzt an der Südseite des Bergplats^es stehenden Ffän.sern hinanf und der Südseite des FriedrichscollpD:'? entlaug zur Uollegiengasse, dann diese, den vorderen und mitt- leren Anger und zwischen Hospital und Tränkgasse hinunter zum Pregel. Das Ufer dieses Flusses giebt die weitere Bichtung

62) ^uellbtr. No. 2 u. 3.

68) QaeUbtr. No. 1 und K. Beg. No. 13. Sollte der Name Ldbenioht vielleicht nnprOn^ieh LObeniok gelautet haben? Bei «ItpteuBiachen Orte-

ntuneu bezeichnet nach Nesselmann die Endnng nick oder nickou Prrsnnfn, Welche zu doui durch den Staimn des Wortos nnsgedrückteii Begriff in irgend einer Beziehung udor Verbindung stehen. Danach würde also Löbenick bedeuten: Löbeanwohner.

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Oflsdiiohto dor Bdiwtigangaii Königsbergs.

bis som MaUenflieOe, dem Stadtgraben der Altstadt aiL Aui der an die Altstadt gFenjsenden Seite war die Neustadt nidit befestigt. Es ist dieses darans m schlieBen, dafi diese Seite anoh bei der nachhengen Befestigang durch Mauern offen ge- blieben war.'^*)

Von den erforderlichen Stadtthoren werden nur zwei aii- gegtiben, das Kohlthor und das lioßthor.*^) ErJiteres stan'l walir- scheinlich am Ausgange der Langgasse zum Anger, in welcher Gegend die Bürger ihre Gemüsegärten hatten, letzteres in der heutigen Krönchengasse, wo die CoUegiengasse sich abzweigt; yon hier gelangte man am nächsten au den an den Teichen gelegenen Bofigftrten. Ein drittes Thor muB auf dem Bnxg- wege hinter dem Knie des Mühlengrabens gestanden haben.

Fflr die Altstadt wurde die Entstehung der Neustadt in fortificatoriscber Hinsicht in sofern von Einfla6, dafi man dort selir bald auf die dem Löbenicht zugekelirte Befestigung nicLt mtshr 80 großen Worth legte und dem Domkapitel, welche« hier um den Dom hernni (inmdstncke erhalten hatte, gestattete, wegen des hier sehr beschränkten Raumes auf dem "Walle selbst, welcher also von beträchtlicher Breite gewesen sein muß, Häuser zu errichten, sowohl von Stein als auch von Hok* Die ftufieren Wftnde derselben sollten dann den Plankenaaun ersetaen. Be- sondere G^ehmigung war aber ftlr den Fall vorbehalten, dafl die Gebftude bis an den ftnlieren FuB des Walles vorg^sohoben werden sollten, dieser also su dem Zwecke abgetragen werden mußte.^^) Für diesen Theil des Walles, so weit er das Dom*

54^ Im Jalire 1414 tlraiitj;f!i Altstadler in den Löbenicht und rissen eiuigu in dieser Stadt atu Mulileuüieße stehende Gebäude nieder unter dem YoYgeben, cIaB sie an nabe an ihrer, d«r Altotldter, Stadimaaer atftndea. Faber, die Haupt- und Bestdenntadt KönigAarg S. 192. Die Basaitigong der Gebäude geeobah, tun vor der Befestigung der Altstadt ein freiM SclinPtoId zu «irhafTen, wäre alpo zworklns gewesen, wenn der Löbenicht hier eine Beiestigung gehabt hätte und diese nicht ebenjGftlls aiedergeleigt worden wäre.

55) QueUblr. Vo. L

56) QneUbtr. Ne. 2 n. 8. TergL Aam. 4a

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Von C. Beckberrn.

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viertel nmfaßte, lag die Sor«;e für den Wach- und Wehrdienst dem Domkapitel ob; erst nach Erbauung der Stadtmauer über- nahmen ihn auch hier wieder die Bürger.

Bei der Gründung der Altstadt hatte sich der Ürdon den ü»dous-

" bans, Vor-

unter der alten Burg gelegenen und gegenwärtig von den

StraBen Mühlenberg, Bergstraße and Schloßberg begrenzten Kaum vorbehalten, denn hier standen einige steinerne H&nseri welche von Beamten und Dienern des Ordens benntet wurden, E. B. von dem Komtur, dem Yogt von Samland und dem Mflnzer, Sdion der Landmeister Mainhardt von Qaerfhrt (ca. 1387^1800) hatte den Bürgern die Erlaubniß ertheilt, anf diesem Banme Gebäude von Holz und Lehm, nicht von Stein, zu errichten, in weicheil wuiloi iilcuschen wohnen noch Feuer broniien sollte. Diese Bestimmung bezweckte die leichtere Horst^llunfi; oiueö freien Schußfeldes vor der alten Burg im Falle einer Belage- rung und die Sicherung der Um wehrung und der Gebäude der- selben gegen Feuersgefahr ; diese sind ohne Zweifel also noch Holzbauten gewesen. Im Jahre 1304 bestätigte der Landmeister Conrad Sack diese Erlaubnis. Weil aber die Bflrger einige Gebftude dicht an den Abhang des Burgberges gebaut und da- bei denselben untergraben hatten, so daß ein Nachstürzen des oberen Theiles zu befürchten war, wurden die Büi^er ver- pflichtet, als Stütze des Bergabhanges eine 5 Fuß dicke und bis zur oberen Fläche des Berges hinaufreichende Mauer aufzu- führen, welclje sich vom Hause des Komturs auf der einen Seite, der Krümmung des Abhanges folgend, bis zu den Planken gegenüber der Mühle, auf der andern in gerader Ilichtung bis zu dem Hause des Münzers (auf der Stelle eines der Häuser neben der Wohnung des Commandeurs des Kürassier-Begiments) erstrecken soUte.*^^) Biese Mauer ist dieselbe, auf welcher gegen- wärtig der südliche und östliche Theil der Kürassierkaseme roht; sie ist gxOBtentheils erneuert, an einigen Stollen aber noch

67) QneUbtr. No. &

Altpr. VoxuitMoiurii^ Bd. XX?IL Hffc. 5 o. 0. 27

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418 Goacliichte der Bdfestiguugea Königsbergs.

die ftlie.*^ Die StUtsong de« Abhanges unter der alten Borg dtiroh diese eeitene der Altstadt erbante Mauer hat wahrschem-

licL deu Orden veranlaßt, zugleich auch den iibrigen TLuii des Abhanges am oberen Endo des Burgweges ebenfalls durch eine Mauer zu. stützen, sifwie überhaupt diesen ganzen Theil der Vorburg, die ehemuli ;e alte Hauptburg, in Stein auszubaueii* Aus dieser Zeit stammten vermuthlich auch die Ueberreste eines Bauwerkes, welche vor einigen Monaten bei dem Abbruch des Hanaes No. 19 am Mühlenberge an Tage getiteten waien.^") Sie ]ie6en das ErdgesohoB eines Gebendes erkennen, welohes in den Manem nngefSuhr 4 Faß stark und mit einem Kreui^ewölbe überdeckt gewesen war, von dem sich noch Spuren der Schild- bögen, einige Anfänger und einer der Dienste ▼erfanden. Letzterer stand in einer Ecke dos überwölbt gewesenen Baumes und be- stand aus einer starken, aber niedrigen runden steinernen Säule. Das Gebäude, dem ilie.so Ueberreste anij;Luui ten. hat immittelbar am Burgwege in dem schmalen Itaume zwischen diesem und der Statzmaner der alten Burg gestanden, und zwar da, wo die eben besprochene von den Altstädtem erbaute Mauer endete und deren vom Orden herrührende Fortsetzung begann. Bei der sp&teren Befestigung der Altstaldt durch Mauer und Ghraben ftnden beide hier ihren AnschluB an die Yorburg des Ordena- hanses. Es liegt sehr nahe, das in Bede stehende (Jebftnde als

68) Faber a. a. 0. S. 4L iäüt die Urkunde vom 6. August 1375 (Qaellbir. No. 9) sidi auf den oben erwähnten Baum iMsiefaeiif wttbtend sie dflo Baum Tor der alten WaUbefestigoog der Westseite, iwis^Mi d&t' jetzigen Kaatstralte und der Palvergasse betriflEt, worüber weiter unten noch gehandelt werden soll. Die Verg1ei( Imn^ dieser Urkunde mit der oben citirten (Quellbtr. No. 8) läßt sofort den irithum erkeniipn.

69) In Folge des Abbruchs dieses Hauscä inuüte auch der daran- stoßende Theil der Kttrassierkaseme niedeigelugt und der Boden daselbet tief aufgegraben werden. Bei dieser Oelegenbeü bat Professor Heiydeck Bugwallspnren von der ersten Bnrganlage aufgofundeni ferner Theile von der späteren Umwebrnngsmauer und eine Heixaulago von gleichartiger Construr-tion wie die in der Marienburg ehemals vorharuk-n gewesenen und Von Voigt in den X. Pr. Prov.-Bl. VIII, 21<j beschriebenen. Genauerer Bericht soll in dem uackäteu Hefte der Sitzungäberichte dt;r Prussia eriolgen.

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Von C. Beokberm.

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die Wachsttibe oder "Wärterwohmin^^ eines daneben auf dem I]nrg\s»«ge atolK^uden Tlioros der Vorbur^ anzusehen, und zwar des Vorthores einer coinpUcirteren Tlioraulage, zu weicher außer- dem ein weiter oben auf dem Burgwege in der Umwelirung der Vorburg stehendes inneres oder Hauptthor gehörte nebst zwei die beiden verbindenden und den daswischen liegenden Theil des Btugweges einiMsenden Maneni) deren eine in dem vor- liegenden Falle doroh die Statemaner der alten Borg gebildet worde.*^ Ein Ahnliches Thorwerk, nftmlioh das Lastadienthor der Altstadt) wird weiter anten genauer beschrieben werden.

GO) FOr die «bemalige RxiBton« d«B tmterem dieeer Thore beim Hanse No. 12 am ICfihlenberge, nnd swar noch sa Henog Albreeht» Zeit, scheinai einige leider sehr nnbeiitimmt gehaltene Andeiitungeu in den VerhandliiDgen

dps Landtages von V)f<C> 7.n Rprorhpn. Am T». September verlangt nämliVh der Herzog von den Städten KuaigsWrg, nie sollten ..die Kc^tten vor dem Thore des Aufganges« zum Schlosse** abschaÜen, was zu tliuu die Städte eich weigerten, weil die Ketten sam Schutse gegen die vom Hensogc ge- worbenen Beiter gesogen wftren. Am 10. OctoW lä£t dann der Hensog den Städten Folgendes sagen: ,,Waa es mit den beyden Thoren nach dorn Schlosse für oiae Bewandtriiß habe, wolle er in der Cantzeley auf- snchen lassen, indessen möchten sie das unterste Thor zuschließen". Die Städte bezogen sich dann noch auf ihre Privilegien, aus welchen sie be- weisen könnten, dafi die ganse Maner bis an das oberste Thor ihnen angehöre, und baten, man möchte sie dabei schützen. Act« Boroae. m, 840-~41 und 493. Die in diesen Verhandiongen erwähnten beiden Thore können auf dem neuen vom Herzoge Albrecht ca. 1540 angelegten Auf- gange ?5nni Srhlosse in der Verlängerung; dor Sohmiedcsrnißo nicht gosurht werden. Hier bestanden damals nur die beiden oheien Thore, das dritte unten an der BergstraBo wurde erst später vom Markgtaien Georg Frietiiich erbaut. (Vergl. unten den Abschnitt: Erweiterung des Schlosses). Die Uansr, welche sich bis an das oberate Thor, also das an der Schloftbrttcke stehende, erstreckt haben soUte, und an welcher die Städte durcli Documente Eigenthumsrechto nachweisen wollten, müßte filso eine der die lifMdon Thnro verbindenden Manrm, zwischen denen der Weg zur Alt.stadt liinuntortuhrte, gewesen sein. Das ist aber ganz unmöglich, weil diese Mauora vom Herzoge selbst auf unbestreitbarem Schlofignmde errichtet worden waren und von ennem Eigenthum der Stftdte hier keine Bede sein konnte. Nimmt man dagegen auf dem Hauptaufgauge zum Scdilosse über den Mühlenberg das Mühlenthor des Loboiiicht, wdches auch Schloßthor genannt wurde, als das „unterste^ der beiden Thore an, welche der Herzog im Sinne hat, und welches zu schließen er den Städten erlaubt, so würde sich diesem

87*

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420 Oeecbichte der Befestigungen Königsbergs.

Der Krieg hatte tmterdeflsen fortgeclaaert tmd hielt andi

die Besatzung und die Bürgerschaft Königsbergs noch immer auf der Hut und in Tiiuiigkeit, denn beide wurden zur Be- kämpfung der Sudauer und bald au« Ii der Litauer mitheran- gezogen. Die ersteren drangen um 1260 bis ins Samland vor, das sie zehn Tage lang verheerten. Ihnen folgten 1283 die Litauer, welche über die karische Nehrung einbrachen. Um JMgtaitm dieses filr die Zukunft xa verhindern, wurde sogleich in der

heutigen Gutes Bledan am Eingange zur Nehrung die Burg Neuhaus erbaut und einige Jahre darauf auf der Nehrung selbst Bossitten, zugleich als Etappe auf der Strafie ssur Hemel- bürg, welche letztere die Yerbindung mit livland Termittelte. Im Jahre 1295 wurde Königsberg sogar ganz aus der Nähe bedroht, und zwar dnrrh die Natangor, welche sich wiedenim empfirt. und uncli fiuen Tlieil der Snmlnnder dazu aufgereizt hatten. Der natangisclie Hauptmann Missiue erschien sogar mit seiner Schaar vor Königsberg und raubte die Pferde des Con- yents. Der sdileunigst von (nnem Zuge gegen Masovien zurück- gerufene Komtur von Königsberg stellte sehr bald die Buhe wieder her. Im Jahre 1284 begannen die häufigen Ktiegszäge oder „Beisen*' des Ordens nach Litauen, welche stets durch Einfiüle der Litauer in Preu£en erwidert wurden. Auch Sam- land wurde in den Jahien 1309 und 1311 von solchen wieder

betroffen .

»ij^hof. Alle diese Kriegsunruhen hinderteu den Orden nicht, die ^b^«if£' ^^i^'oi^^^t^ol^S schon besteheudon Städte zu befördern

Thore liier als „oberstofs" Tlior das vennuthlich am Hanse Mflblenberg No. 12 liofitidliphe äußere Tlior der ehemaligen Torburs: p:ecrfiiübor- ßlellon. bis zu wclrliftn die im Jiil»re 1 04 von den Ahstädtcrn erbaute uud ihnen zugthorige Stützmauer der alten Burgsich erstreckte, wie solches in der Thal nrknndlich festgestellt werden konnte. (Yergl. Anmerk. 10.) Falier a. a. O. 8. d8 f^hrt unter den Thoren der Burgfreiheit ein HQhlenthor aaf, welches 1809 abgeltiorlien worden sein soll and auf dt>r eben be- sprochenen Stelle gestanden haben müßfe. Da nun Bering hier kein Tb- r gezeichnet hat, so muß bei dem Fition oder bei dem Anderen ein Venehen vorliegen, welches bei Bering nicht das einzige wäre.

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Von 0. Beokhetm.

und «ich mit Her Gründung neuer zu beschäftigen. Zn einem soicheu Unternehmen schien die sü<llieh von der Altstadt Königs- berg durch den Pregel gebildete Insel, der Yogtswerder genannt^ sehr geeignet su sein. Diese, schon früh Ton Fischern bewohnt^ war dem Yogt von Samland sur 'Benutenng tibergeben worden und bald durch Zazng neuer Ansiedler so stark bey(>lkert, daß der Hochmeister Werner von Orseln durch t3rkunde vom 6. April 1327 diese neue Ansiedelung zur Stadt erheben konnte. Diese nahm nur die westliche Hallte der Insel ein, weil die andere seit 1322 schon der Bischof besaß. Sie führte anfangs im Yolksmnnde den Namen Knipabe, erhielt jedoch 1333 amüich den Namen Pregormunde (Pregelmünde),*') weldier aber bald wieder dem ursprünglichen in der Form Eneiphof weichen maßte, lieber die erste Befestigung dieser Stadt geben die vorliegenden Urkunden nur sehr spärlichen und unsicheren Aufsclihiss; sie wird jedenfalls eine sehwa« lu' ;xewosen sein, da ja die Lage der Stadt eine verhältnißmäßig gesicherte wai*.

In der Kämmereireclmung des Kneiphofs von 1377 wird ein beim alten £öttelhofe gelegenes Bergfried erwähnt.**') Die Stelle des alten Kottel- oder Schlachthofes ist nicht mehr be- kannt, aber gewiß ist es, daß ein solcher zn den ersten Bedüif-* niesen einer neugegründoten Stadt wie z. B. auch das Kanfhans, die Badcstul)«', das Brauluius u. s. w. <;''h()rto. Die Einrichtung eines Kötteihofea muß daher bald nachdem der Kneiphof das Stadtrecht erhalten hatte (1327) erfolgt sein, und zwar am Ufer des Pregela auf der westlichen Hälfte der Insel, auf welche sich mit Ausnahme der zwischen dem Haberberge, dem Pregel nnd dem östlichen Theüe des Zuggrabens gelegenen Wiese, wo gegen«

61) E. Reg. No. 18 u. 25. Die HerleitODg des Nninens Enipabe ist noch sehr unsicher. Bei der eine Meile betragenden Entfernung dieser Stadt von (1er Mündung dos Pregels ist der Name Prpe;^»lniflnde auffallend. Vielleicht ist er dadurdi zu erkiärrti, daß der Hauptaiin dos Flusses (der südliche) und seine Fortsetzung unterhalb der Stadt damals noch den alten Namen Lipza führte, während nur der in diesen bei der Stadt einmOndende Bdiwiehere Arm (der nördliche) Pregel genannt wurde.

6^ Qoeilbtr. 8eite 184» Änmerk. 1.

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422

Geschichte der Befestigungen Königsbergs.

wftiiig das SalBmagaEm stehi^ der damalige GrandbeflitB der Stadt beschränkte.^) An letzterem so entlegenem Orte wird

man schwerlich den Köttelhof errichtet haben. Erst 1339 wnrdo den KnoipLOi'ern in der j<'< ziehen vorderen Vorstadt am l^rcg.-I- ufer ein Raum verliehen,"^) wo sie neben der „neuen Briicko" (Kr»tt.>ll)rürko) ca. 1377 den neuen Köttelhof bauton. Der alte Kötttiihoi ist daher nur in der Stadt selbst zu suchen, und für das dabei gelegene Bergfried, worunter wir einen hölzernen Thurm zu verstehen haben, ist als die geeigneteste Stelle die südwestliche Ecke der Insel aiuBoseheni welche auch bei der späteren Manerbefestigong mit einem starken steinernen Thurm besetzt wurde. Von dem hier stehenden Bergfried konnte nicht nur die damals schon vorhandene Grflne Brflcke wirksam be- strichen, sondern auch einem Angriffe 7a\ Schiffe, welcher auf dieser Seite am ehesten zu befürchten war, mit Erfolg entgegen« getreten \verJen.

Die Anzahl und die Standorte der für die Umwehrung » r- fordorlichen Thore sind durch die die Stadt durchschneidende alte Etappenstraße mit ihren Bmckon, nämlich die Langgasse, bestimmt^ also eins am südlichen Ende dieser Straße, das nach- herige Grüne Thor, und ein sweites am nördlichen Ende, das spätere £rftmerthor. Aitftadt. Die beiden andern Städte waren nnn bereits in der Lage, ImST mit der Ersetzung ihrer slten^ nur ungenügenden Schuts ge- währenden und häufige Reparaturen erfordernden "Wallbefestigung durch Mauorn, steinerne Thore und Tluirme vorgehen zu können. Die Altstadt begann ilon Bau derselben zwischen 1333 und 1351"^) und vollendete ihn frühestens in der Zeit, während wel- cher Hennig Schindekopf das Marschallamt bekleidete, also zwischen 1369 und ISTO.*'") Bei der neuen Befestigung der Westseite, welche zuletzt erfolgte, wurde die Stadtmauer über

63) K. Ro'^. No. 18.

64) Faber a. a. O. ö. 139. G5) K. Reg. No. 25 u. 32. m) QueUbtr. No. 9.

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Von C. Böckherni.

m

äetn. alten Wall weiter naoh auBen bin Torgeeohoben, so daß sie flieh Vom Pregel ab qner dnrob den nntersten Theü der jetzigen

Koggongasse, an der westlichen Seite der Piüvergasse und der nördlichen der ehomaligon Paiij^erliausfrasse ontlanp 5;og*^ und öich bei dem Danzker des Ordeu^liauses au de.s.seu AuJieuwerke anschloß. Der Thurm des Danzkers wurde dabei nach Zu- schüttnng des südlichen Theilee des dortigen SohloBgrabens mit in die Stadtmauer aufgenommen und diente nun als Mauer- tbnnn.^) Zur weiteren Beschreibung der Manerbefestignng niöht nur der Altstadt sondern auch der beiden andern Stftdte kann bei den spftrlichen Andeutungen der Alteren Quellen haupt- sftchlioh nur der 1618 erschienene Plan Ton Königsberg yon Joachim Bering herangezogen werden.**) Bas kann auch unbe- denklich geschehen, weil große oder sonst wichtige Verände- rungen, von denen wir nicht auf anderem Wege Kenntniß er- halten, schwerlich anzunehmen sind. Yon den Thürmon und Thoren erscheinen die meisten bei Bering zwar nicht mehr ganz in ihrer ursprünglichen Gestalt, besonders hinsichtlich der Be- daohungen, Qiebel und Scharten, das ist hier jedoch nur von untergeordneter Bedeutung. Mit Ausnahme des oben erwAhnten Theiles auf der Westseite stand die Mauer der Altstadt sonst flberall auf der Stelle des ehemaligen Walles. Sie war unten 10 Fuß hoch Yon Feldsteinen aufgefidhrt, darüber von Ziegehi und war 5 Fuß dick und 23 Fuß hoch. Auf ihrer Krone trag sie einen zwischen zwei schwilcherou Mauern hinlaufenden mit Wehrluken yersehenen und mit einem deutschen Dache gedeckten

67) Diese, rlcron kloinerer wfptlicher Tljeü noch li86tehl| sog sich der südlichen Seite des jetzigen Gesecusplatzes enilan«:^.

68) Vergl. Beckherrn, über die Danzker a. a. O. S. 266 fL

69) Eigentiiolier Ahria ondt Contmfiketur der waltbemluiilen CSmr- flfarstliolieii Sehotadi Königsberg in PreoSenf wm dieselbe Anno 1618 mit •Uen Vorstedten erbawet gewaien. Joch> Bering inven. et ex. Dartitera Prospect bei Braun i.st .sehr klr-in nnd stellt auch die Thoro, Thürme n. S. w. nicht immer in ihrer riclitigL-n Fdrm dar. Die beiden im Rathause be- findlichen in Oel gemalten Ansichten von Königsberg sind für Forschusgs» zwecke in dieser Bichtiing werthloa.

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424

GeschichiQ der Befestigungen Königsberga.

Wehrgang. Nimmt man als HdHe des Wehrganges 6--7 F116 an, so hat die Höhe der Mauer im Ganssen ohne Dach etwa

30 i'uß lietriigcn. Die Breit-e des Wehrganges würde auf höch- stens H Fuß zu vransoh lagen sein, wenn in;in sich seine ln'iden Mauern massiv aufgfi'uhrt tlii< ]ito, er fiol aber wolil breiter aus, weil die innere der Mauern in Fachwerk errichlet gewesen zu sein scheint, worauf die Bestimmung über Freilassung der Mauer von Gebäuden der Feuersgefahr halber in einer Urkunde von 1375 bindeutet.^^) Der ZngaDg zu dem Webrgange befand sich in den Manertliüimen, die za diesem Zwecke in der entspre- chenden Höhe mit kleinen Pforten versehen waren. Die Be- deckung des Wehrganges durch ein Dach, welche bei den alten StadtbefestiL;iiugea h&nfig vorkommt, sollte weniger die darin stehende Mannschaft als die Mauer selbst gegen die nachthei- ligen Witterungseinflüsse schützen und war der Vertheidigimg nicht rrünstig Denn war es dem Angroiti i- gt*hiMgeii, die Mauer zu ersteigen und den Wehrgang zu betreten, so stand er iiier gedeckt und konnte an der Krbrechung der Pf- rten der Thürme, um auch in diese einzudringen, nicht gehindert werden. Bei offenem, nur mit Zinnen versehenem Wehrgange wurde dag^en der denselben betretende Angreifer von der Besatsung der Thürme, welche durch die dahin zurflckgedrftngte des Wehr- ganges noch verstärkt war, mit Pfeilen und Wurfgeschossen überschüttet, so dafi ihm das weitere Yordringeu sehr erschwert wurde.

Beginnen wir mit der Aufzählung dieser Mauerthürme im Nordwesten, so finden wir hit-r zunäclist dem Ordensliause an der ehemaligen Pauperhausgasse den JDanzkerthurm, welcher

70) Hensclje, der alte Thurm an der Steindammer Brücke etc. Aitpr. Monatsschr. IX, 253—256. Die iu «.lea liier angeführten beiden Berichten angegebenen Ma0e sbd nicht überall saverUbmg^ weil sie von einander ab- weichen. Die ICefle dnd daher nach der geoanen Zekslurang LadeekeV la

dem AafKatze: üeber die Gründung und alte Befestigong des SdbloaSBB und

der Altstadt Königsberg (ebenda VlU, GOn^ thril weise corrigirt,

71 Qurll! tr. No. 9. Die Auwendung von Fachwerk und Breiter- WiUKlen war uiclits Uuguwuhuliches.

Ton G. Beoklkfirm.

425

lum in die Stadtmauer liineingesogen war und nicht mehr als Latrine diente. In geringem Ahetande von diesem nach Westen hin stand ein viereckiger Thurm yon vier Geschossen, wovon

die beiden untersten gewölbt waren ;'^) das oberste, walirschoin- iicL aus Fachwerk bestebeud, trat iiber die unteren Geschosse vor und wurde durch schräge hril/ rne Streben gestützt. Diese Jiauart läßt das Vorhandensein vun CTießüflnungen in dem vortretenden Theile seines Bodens vorauaseizeu, durch welche der an den Fuß dos Thurmes vorgedrungene Angreifer von ohen her wirksam mit Wurfgeschossen, Steinen und siedendem Wasser flberschüttet werden konnte.^) Diesem Thurm folgte ebenfalls in geringer Entfernung 64 Fuß der noch erhaltene soge- nannte Oelbe Thurm. Er ist unten von quadratischem Orand- rü3, geht aber mit dem vierten Geschosse durch Auskragung vom und auf beiden Seiten in die Halbkreiaform über. Das oberste, sechste Geschoss tritt wieder über dio duniiitor befind- lichen etwas vor, indom seine ^fauer sich auf oineu Kranz kleiner auskragender Kundbogen stützt, lieber diesem Geschosse trat ursprünglich 40 Fuß über dem Erdboden mittels eines Ge- simses eine mit Zinnen besetzte Brnst Wehrmauer abermals vor, awischen welcher und dem kegelförmigen Dache ein Wehlgang ringshemmlief. In das allein gewölbte Erdgeschoß führte auf jeder der beiden Seiten neben der Stadtmauer eine enge Pforte und swei eben solche aus dem vierten Geschosse auf den Wehr- gang der Mauer. Die oberen Geschosse waren nur mittels hölzerner, enger und steiler Treppen erreichbar, so daß das HinaufschafFen von Kriegsmaschinen, Geschützen und sonstigem

72) Hensche a. a. 0. S. 253.

73) Diess Einrichtang, bald von Ifanerwerk, bald von Hols hArgestellt, fitnd unter dem Kamen üoehiconlie in der mittelalterliehen Portificati<m häafige Anwendung, sowolil an <leii iiußoren Urawehrangen der Städte and

Burgen als auch an den inneren Gilniiuleu der letzteren. Man nannte sie auch Hürden, wenn sie sich iiLs zvmanumenhiin^enfle (rnllcrio liings der Mattem weit hinzog, während die kleinen balkon- oder erkerartigen Vor- banten, welche meistens über Thoren und Pforten angebracht waren, mit dem AnadrodEe Peefanaae beeeicbnei worden.

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^6 Geadiidite der BelbttigoagMi Königabetgs.

Material sehr beschwerlich oder gar tmmögUcb gewesen wii«| wenn nicht jedes der vier mittleren Geebhosee in der Mauer der Bttckseite eine 8 Fnfi breite und vom Fußboden bis ftai mr Decke reichende Oeffnung gehabt hfttte^ durch welche die ge- nannten Vertheidigungsmittel hinanfgozogen werden konnten. Im viert«Mi Goschoss befand sich in der Mitta der Vorderseire eine in der Hitlie des FuÜbodens sich ÖÖnende 3 Fuß breite und 5 Fuß hohe Scharte, welche wahrscheinlich zur Aufstellung einer Standarmbrust (Bttstung, Balliste) oder eines GeschütiM bestimmt wer. Das darüber gelegene GeschoB enthielt in der Front in Brusthohe zwei 8 Fufi breite und eben so hohe Scharten für Handarmbrüste oder Handfeuerwaffen und auf jeder Seite eine übor dem Fußboden sich •»ffnende fiir Sttmdarmbrüste zur Fiankiriing der Stadtmauer. Das secliste Geschoss war nur mit zwei Scharten für Handfeuerwaffen verseilen, deren eine nach der Front, die andere nach dw rechten Flanke gerichtet war.'*) Die dichte Besetzung der Stadtmauer mit Thürmen war durch das hier yor derselben stark ansteigende und den Angriff be- günstigende Gelftnde bedingt, und es muB auffallen, daß nicht auch die nordwestliche Ecke, welche am moisten durch den hier sehr nahe herantretenden liolien oberen Kollberi^ gefährdet wurde, durch einen Thurm verstärkt war, zumal das dort beündiiche Thor nacli Be ring nur aus einem nicht hohen Thorhause bestand. Auf der Westfront befindet sich auf dem Prospect bei Btsim zwischen dem Nicolai- und dem Bothenthore am Gemeingarten ein runder Mauerthurm, den Bering nicht gezeichnet hat. Die dargestellte Form ist vielleicht nicht die richtige, aber an der ehemaligen Existenz dieses Thurmes überhaupt wird nicht zn zweifeln sein, denn Liedort (das jubilirende Königsberg S. 47i erwähnt einen am Gemeingarten stehenden Thurm, welcher 1752 abgebrochen worden, und bei Bering muB also hier ein Versehen vorliegen. Ein fünfter Thurm stand vor der sttdwest-

74) Die genauere Besrlireibuug dieses Tlinrmes nebst Zoiclnuniir' n beiludet sich in den angi liUirten Aufsätzen von Lüdecke vmd Hensche, Bd. Vm u. IX der Aitpr. Mouatsschr.

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Von 0. BeoUiemi.

427

liehen Ecke der Stadtmauer auf dem Grandstfloke PnWeiigaflse No. 7 im dort vorhandenen Stadtparcbam. Er war viereckig, von betrftcHtUclier Höhe und trug ein hohes, spitzes Dach, welches durch Brechung und Abflachung der Kanten ins Acht- eck tiberging. Seiu erst kürzlicli abgebrochener Ueberresfc war unter dem Namen ,,der neue Thurm" bekannt; dieser Name deutet vielleicht an, daß er erst später entstaiulen als die übrigen.^'') Die Süd- und Ostseito der Stadt hatten keine Mauerthürme, weil sie weniger dem Angriffe ausgesetst waren. An der Süd* ostecke der Stadtmauer wurde der Thurm einigermaßen ersetzt durch das feste, in den Mauern 4 FuB starke Gebftude der Kirche des Hospitals zum heiligen Geist, welches hier schon vor 1851 stand.^

Die Anzahl der Stadtthore hatte sich gegen früher ver- größert. Im Nordwesten stand in der Koggongasse etwas vor- wärts des Elreuzuiigspunklcs mit der Pulvur- und Pauperhaus- gasse das St. Nicolai thnr, später Steindamraer Thor genannt,") ein Thorhaus mit der Straße zugewendeten Stufengiebeln. Der Beringsche Plan zeigt nur dieses noch allein, das Yorthor jen- seits der Brücke ist schon beseitigt und die Seitenmauem der Steinemen Brücke sind mit Buden besetzt. Aus dem vorhin hei Au&ählung der Mauerthürme angef%lhrten Grunde liegt die Yermuthung nahe, daß dieses Thorhaus ursprüglich ein hoher Thorthurm gewesen sei. Vielleicht auch ist ein von Bering am Ende der westlichen Brüokenmauer gezeichnetes thurmartiges Haus der Ueberrest oinos Tlninnes des Vorthores. Auf der Westseite am Ausgange der Lauggasse finden wir das bei der Erweiterung der Stadtenceinte weiter vorgerückte Steinthor, nun-

75) In betrftehtUcher Entfeniung von der Stadtenoaintei da wo die jetzige Yogelgasse sich mit der Strafte am neoen Graben kraust, findet sich auf Bei-ing's Plan ein kleiner Thurm gezeichnet, welcher nicht zur Stadt- befestigung gehört haben kann; vielleieht ein in ^terer Zeit entstandenes

Pulvermagazin.

76> K. Heg. No. m. 77) Qaellbtr. No. 19.

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GeMliidite der Beftstigiiiigen EAnigrimgB.

mehr Bothenthor, dann Sohwanenthor und endlich Laakenkhor genannt. Es stellt sich ebenfalls als Thorhans mit vendertom der StraBe zngekehrtem Giebel dar; die vorliegende Brftcke iak yon Holz und das Yorthor ein einfecher Maaerbogen. Es folgt

iiu Siidon am Ausgange der Koggengiisse das La.stndiHiulior, welfdies allein uiitor all<Mi anderen, vielleicht mit Ausnahme des Nicolaithores, in seiner Anlage und Bauart den au solche Werke des Mittelalters in fortificatorischer Beziehung zn machenden Anforderungen ganz genügte. Es bestand ans einem hohen yiereokigen Thorthnrm mit ins Achteck übergehender Spitae» Davor befand sich anstatt einer Brücke ein Damm, welcher den Stadtgraben von dem Pregel schied. Beide Seiten des DaratneB warun von vom Thnniie ausgeh(^nd»>n Mauern eingefaßt, an \v» lrhe auf dem außeron Grabonraude «ich ein Vortlior anschloß. Ihest S bestand aus einer Mauer mit Thorbogen, worüber ein Wehrgang angebracht war, und hatte auf beiden Seiten je einen den Thor- weg flankirenden Thurm. Der eine, klein und rund mit kegel- förmiger Spitze, stand unmittelbar an der westlichen Seite des

, Thorweges, der andere von ähnlicher Form, aber bedeatend stärker, war ^\■eitor ^'()r<;es^lloben und durch Verlängenmg der ustlii'heu Seilenmauer des l)ammes mit dem Vorthore verbuiuleu. Diese vorgeschobene Stellung hatte eine bessere Bestreichung

* des Eunftchstgelegenen Theiles der südlichen Stadtmauer, der Krftmerbrüoke und des Pregels sum Zweck. Derartige Thcr- werke, wie das hier beschriebene, dienten zuweilen als Falle iflr den zu dreist vorgehenden Angreifer. Denn war dieser bis an das innere Thor vorgedrungen, nm deroen Thorflügol aufim- brechen, so wurde in seinein Kücken das im Vortliore l)etindliche Fallgatter niedergölassen und der dann vollständig eingeschlossene Angreifer entweder gefangen genommen oder durch die Geschosse der Vertheidiger vernichtet, welche aus den Wehrluken beider Thors und oft auch noch aus denen der Seitenmauem auf ihn herabregneten. Solche Thorwerke finden wir daher unter dem Namen Homeide oder Barbacan bei mittelalterlichen Stftdten tmd Burgen sein häufig. Bei ersteren, welchen oft der Parcham

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Von 0. Beckherrn.

fehlte, erstreckten sie sich meistens bis über den Graben Linaus und schlössen die Brücke in sicli ein, bei letzteren, namentlich bei den preußischen Ordensburgen, gingen sie selten über den Parcham hinaus und ließen die Brück© vor sich liegen. Das Vorthor bestand entweder aus einem den Thorweg enthaltenden Thurm oder aus einer mit einem Wehrgange gekrönten, vom Thorwege dnrehbroohenen Mauer oder auch ans swei durch eine Maaer Terbandenen Thünneiii welche den in der Haner befind- lichen Thorweg flankirten. Zuweilen mußte diesem Zweck auch ein Thurm genügen. Die alten Städte waren oft 7on swei Gräben umschlossen und in diesem Falle war dem Yorthore am Ausgange der äuijeren Brücke noch ein zweites vorgelegt.''*) Das nächstfolgende Thor am Ausgange der ehemaligon Sehuh- gasse Ijetzt Kantstraße), wo sich schon im alten Walle ein solches befand, wurde das St. Georgsthor genannt, ^^) weil man daraus m dem vor der heutigen vorderen Vorstadt gelegenen St. Georgs-

78) Eine anschauliche Schildening eines Kampfes am ein solche* Thor

liefert die Geschichte der Stadt D orsten in Westfalen. Gegen diese führte im Jahre 1588 der Graf von Oberstein, ein phc^mnliger Landsknerhtoboret d»jä Erzbischofs Gebhard II. von Köln, einen ITainlstreiVh ans. In dunkler Nacht griff er die Stadt am Essener Thore übuiruäcLeud au und drang durch das erst« und sweite Vorlhor bis zum Hauptthore vor. WAbiend dis Landsknechte eich abmAheten, mittels Petarde (tormento bellico) tind saderer Werkieuge die Thorflügel desselben zu sprengen, liefi die Be» Satzung des zweiten Vortlioifs du«; Fallijcaf tcr nir>flf*r. Auf die cinf^e- schlossenen Angreifer regnete nun von alleii Seiton ein Hagel von Steinen und Woi fgeschossen aller Art hernieder, m o/u ^iich noch Ströme heißen Wassers geseUten, welches die Weiber der Bürger ans dem Brattbause iMma trogen und dnreb die Webrluken in den Vorhof binabschfltteten. Der ttbel nigerichtete Angreilbr lieft sofort von seinen Bemühungen, das Hauptfhor zn crLrorlien. ab nnd •u'ondfte alle Kraft dazu an, die Stäljc des Fall^^att^rs zu durchhauen, was auch gelang. Die mm unter Zunicklassung von T>)dfen und Verwundeten beginnende Fluctit wurde noch dadurch erjichwert, daß ee der Beeatzong dee ersten Vorthores unterdessen gelungen war, einen in der Nftbe stehenden Diingerwagen vor dieses Thor zu schieben. Osoni Lnsitani concionum epitome. Pars hiemalis. Opera ac studio Jac. Theod. Sartorii, pastoris Durstensis. Colon. 1602. Angeführt in: Evolt, Gesch. d. Stadt Dorsten. Zeitachr. f. Oesch. n. Alterthonuk. WestlAlens 8. F. VI, 76 ff.

79) K. Beg. No. 2a

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Geschichte der Befestigungen Königsbergs.

hospiial gelangte; später (am 1400) liieS ee Eoggentlior.*^ Es bestand nur aus einem Thorhause mit gothischeii, der Straße zugewendeten Giebeln; die davorgelegene Brücke über den Pregel. Koggenbrücke, später Krämerbrücke genannt, war von Holz erbaut. Weiter aufwärts am Pregel am Ausgange der Bader- gasse stand das beute zum Tbeil noch erhaltene, bald nach IdSB erbaute Dombrflokenthor, ein mit spitzboglgen Blendniscben Ter- vierter viereckiger Thurm mit spitzem, ins Achteck fibergehendea Dache. Vor demselben erbaute gleichsseitig der Bischof eine hölzerne Brücke, die Dombrücke geniinnt, welche eine bequemere Verbindung des im Bau begriffenen neuen Domes aut dem Yogts- werder mit dem alten Dome in der Altstadt und den bei diesem hinter der östlichen Häuserreihe der Badergasse gelegenen Curien der Domherren herstellen sollte.^^) Für den Wagenverkehr scheint diese Brücke nicht bestimmt gewesen zu sein, weil der Thorweg des Thorthurmes enge und sehr nißdrig ist. Zu diesen ältesten Thoren der Mauerbefestigung gehörte noch das Löbe- nichtdche Thor in der Ostlichen Stadtmauer am Ausgange der

80) QneUbetr. Ko. 19.

81) K. Beg. No. 17, 26 u. 28. Die ante dieeer ürkonden btttgt, daß dem Bischof erlanU werde, vom Ende der Häaserreihe (oder

Gasse), welche an den Wohnungen der Domherren liegt (a fina vici ipsorum habitacioni contigui). eine Brücke nacli der Mitt« des Vogts- werders zu sclilngen. In dem lirlion Theüe der Sudt. zwischen lang- gasse und Pregoi, befanden sich aalier dem alten Dom mit seiju in Ivirchhofe und den Corien der Domhenrem auch noch die Glöckuerwohnoug, die Donh achtüe, das Hospital sam heUigea Geist mit seiDer Kirehe imd viele notli- wendige Wirtheehaftegebaiide. Wenn man erwttgt, wdch* einen groSen Baum alle diese Gebäude mit ihren Höfen eingenommen haben mfilMB, darf man ohne Bedenken dem ganzen Complex die östliche Häuserreibe der Badergassc als w^^tlifhe Grenze geben. Der bezeichnete Raum ist nnr etwa halb so groL^ nls derjenige, welchen der neue Dom mit seinem Zubeliur nachher auf dem Vogtswerder einnahm. Die Badt^rgaase mu£ ako dia Gasse seb, welche an den Conen der Domherren lag und in deren Ver> Itogcrung die Dombrücke geschlagen und sa deren AbschlnB des Dom- brttckenthor erbaut wnrdO} dessen nnterer Theol dort gegenwirtig noch stdit Perlbach hat in dem citirtea Regest No. 17 das Wort vicna mit «Dorf* ttbersetst, wodnroh es gans unTeistftndUch wird.

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Von C. Beckherm.

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Lauggasse, auf dessen Stelle schon im Walle ein solches ge- stand*^n liatte. Es war ein einfaches, niedriges, mit einigen Blendnischen verziertes und mit einem Walmdache gedocktes Thorhaus, welches der Straße seine breite Seite zukehrte. Wie die £rttoke davor bescha£ß«a gevesen, kann nicht mehr fest- gestellt werden. Bei Benng hat keins der cnleiat genannten Thove ein Yorthor; ob das frtther anoh so gewesen, bleibt dahin- gestellt. Auf der Pregelseite sind noch einige Pforten sm er- wähnen; sie standen in der Wasser- und Ilökerprasse, gegen- über der Hofgüsse, dem Markte, der polnisolieu und der Holz- gasse und waren sämmtlich nur einfache Mauerpforten. Den kleinen Verkehr des Ordenshanses mit der Stadt vermittelte schon von je her die bereits erwähnte Pforte an der Sfldwest- eeke der finfieren Parehammaner des Ordenshansea. Die in der sftdlichen Hofmaner desselben befindliche Pforte mit der Peoh- nase hatte m^sprünglich wohl nur die Bestimmung gehabt, das Betreten des Parchams zu erleichtern, später hat man durch sie eine Verbindung mit der Stadt hergestellt, indem man hier die Parchammanem ebenfalls mit Pforten versah, deren untere sich neben dem späteren Pack- oderPosthaose (jetzt Conditorei) oben m altstädtisohen Harkte befand, nnd awar auf der westlichen Treppe, welche schon vor 1623 ezistirte.*')

Der Stadtgraben auf der Osteeite war noch der der fraheren "Wallbefestigung, hatte jetzt aber im ol>eren Theile, wo er trocken war, auf beiden Seiten Bekleidungsmauern erhalten; wahrscheiu- hch war dies auch im unteren, vom Mühlenfließe durchströmten Theile der Fall. Der alte Wallgraben an der Westseite war zu* geachfittet. Der neue Graben Yor der Stadtmauer war im Norden von dem Graben der Westfront des Ordenshansee abgeeweigt, dnrdh den er sein Wasser ans dem westlichen Arme des ans <iem Fischteiche abgeleiteten Fließes erhielt. Dieser Graben endete im Südwesten vor dem Lastadienthoro, seine Escarpen waren mit Mauern bekleidet, deren innere zugleich die Mauer

83) Faber a. b. 0. S. 901.

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Geschichte der Befestagungen Königsbergs.

des ParcliaxDB trug, welcher sich yom Kioolai- bis mm Lssiadi«!!-

thore vor der Stadtmauer hinzog, deren ftnßere aber merkwürdiger- weise ebenfalls nicht Tinhetrachtlieh über don Grabenrand empor- ragte und 80 einem bis hierher vorgedrungenen Angreifer will* kommene Deckung gewährte. Dieser emporragende Theil der Mauer ist daher wohl einer spftteren Zeit zosnachreibeik An der Brticke des Nicolaiiliores muB wegen des bedeutenden Falks der Sohle ein Stanwehr vorhanden gewesen sein. Aach sdieink der Theil des Grabens zwischen diesem Thor nnd dem Ordens- hause durch eiueii Parcham. von der Stadtmauer geschiedeu ge- wesen zu sein.

Dieser Beschreibung des ursprünglichen Zustandes der Mauerbefestigung sind noch einige in spfttererZeit erfolgte ¥6^ ftnderongen binauzufBigen. Im Jahre 1379 wurde von der Alt- stadt und dem Ejieiphof die Schmiedebrü«^, zuerst die neos Brflcke genannt, erbaut.^ Diese neue Anlage machte auch ein neues Thor erforderlich, nämlich das Schiniedethor, ein eiufaclies Thorliaus mit der Straße zugewendeten Giebeln. ZwiscLcu 1379 und 1400 wurde die Dombrücke abgebrochen und datür von dem Ausgange der Holzgasse eine neue nach dem gro^n Werder hinüber geschlagen,*^^) welche man die Holzbrücke nannte, weil sie zu den Holzplätzen der Stadt führte. Anstatt der voihsr hier befindlichen Pforte wurde zugleich das Holzthor neu er> baut.*^'') Eine besondere Wichtigkeit erlangte diese Communi- cation für die Altstadt nachdem im Jahre 1508 die Hohe Brücke über den südlichen Arm des Pregels am östlichen Ende des Haberberges geschlagen worden war. Den zu ihr führenden Damm über den sumpfigen Theil des großen Werders hatte man schon während des Bundeskrieges geschüttet. Im Jahre 1618 beschwerten sich die Bürger des Kneiphofes darüber, daß die Altstädter vor zwei Jahren am Lastadienthore einen Thurm er- baut hätteUj Juh. i iciberg berichtet dagegen, daii dui L mii Taurm

85) Qaellbtr. No. la

84) Lucas David enviilmt ihrfr zum Jahre 140i.

86) Qnellbtr. No. 19 und K. Beg. Mo, 51.

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Von C. B«okherrn.

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nur höher aufgeführt worden sei, was wohl das E-ichtigere ist. Es ist die.sos d*-i vorgeschobene Thurm vor dem genanTiten Thore, der Pfeifenthurm, welchen Bering in seiner neuen Gestalt als ein nuidea^ starkes und hohes Bauwerk darstellt^ dessen Mauer oben mit einem Hundbogengesimse abschliefit, worüber sich das kegelibrmige Dach erhebt.^*)

Wohl gleichseitig mit der Altstadt ist auch der Löbeniobt mit dem Bau der Stadtmauer vorgegangen, welche in ihrem Zage ttberall dem alten Walle folgte, also janeh wie dieser die an die Altstadt grensende Seite offen lieB. Sie wird ebenso be- schaffen gewesen sein wie die altstädtische und auch einen Wehrgaug getragen haben,

Tliürinü bcheineu gar keine in der Mauer eiTichtet worden an sein, (ienn weder Braun noch Bering kennen solche.

Von den vorhandenen Thoren kennen wir dem Namen nach bereits das in der Ostseite gelegene Eohlthor, sp&ter Sackheimer Thor genannt. £s war ein mit Blendnischen versiertes Thor- hans imd hatte der Bichtang der StraBe angewendete Stnfen- giebel ; die Brücke war gemauert. Ferner kennen wir von der alten Befestigong her das Boßthor, das spfttere Krönchenthor m der Krdnohengasse am Erenanngspunkte mit der Collegien- gasse. Dieses war ein mit Blendnischen verziertes Thorhana mit über der Straße stehenden gothischen Giebeln. Davor lag eine hölzerne Brücke. Ein drittes einfaches Thorhaus stand mit dem Giebel über der StraJ2ü am Ausgange der Tuchinacher- gasse zu dem Theile der Burgfreiheit, welcher jetzt Bergplatz heißt, und wnrde das Narrenthor genannt. Wie seine Brücke beschaffen gewesen, ist nicht zu ermitteln. Das letzte Thor stand anf dem alten Bargwege hinter dem koraen, von swei rechtwinkeligen Enien begrenaten Theile des Mühlen- fließes am Nordende der kmmmen Grobe (Münchenho%as8e) ond hieB das Mühlenthor oder auch Schloßthor. Es war ein thnrmartiges viereckiges Gebäude von drei Geschossen,

8ü) Queübtr. No. 110 und Freiberg, N. Pr. Prov.-Bl. I, 67. Altyr. MonabmbriA Bd. XXVU, H«A 6 n. & SR

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Geschichte der Befestigungen Königsberg^.

deren oberstes auskragend vortrat imd ein Pynmidendacii trng;

die Brücke dürfte von Stein pjewesen sein. Bei allen Tlioren wird die ehemalige Existenz von Vorthoren clnrch ni- hts auge- deutet. J'forten in tl*<r Stadtmauer sind zwar muht bekannt, sie werden nl)er auf der Pregelseite nicht gefehlt haben.

Der Stadtgraben war trocken und scbeint flberall mit Maneom bekleidet gewesen za sein.

Eine fortificatoiisohe Bedentnng hatte sicherlich die bald nach 1333 rem Orden erbaute St Barbarakirdie.*') Sie stand, die Stelle der jetzigen £irche einnehmend, nahe an der Stadt- maner, diese weit überragend, hatte einen hohen nnd starken Thurm mit zaUreicben Laken nnd auf dem Langhanse einen güzi unten "Wehrf^ang. WLir daher vortrefflich geeignet, durch ihie Besatzung in die VertLoidigung einzugreifen tind eintretenden Falls als Keduit zu dien^'U, Auch das im Jahre 1349 vom Orden gegründete, also gewiß testgebaute Kloster''^) in d< r südöstlichen Ecke der Stadt verdient, wenn zu dem gndnrht.ui Zwecke aaoh nicht von yornherein bestimmt, in dieser Hinsicdit Beachtang. Kniii hof. Von dem Vogtswerder war im Jahre 1822 die datliche b£«i Hälfte, und swar der Theil von dem heutigen kleinen Domplats ab, dieser mit einbegriffen, vom Orden an den Bischof abge- treten worden. Diesem wurde 1333 erlaubt, hier eine Kirche mit Chor und ein Kloster zu erbauen, aber keine Barg. Dieser Theil der Insel sollte auch nicht besonders befestigt werden, sondern nur gemeinschattlich mit der Stadt Kru} il)e. Es war erlaubt, die zur Kirche gehörenden Gebäude am Wasser drei Stockwerke hoch aufzumauera, au der nach der Stndt zu ge- legenen Seite sollten die Äußeren Wände d< r Gebäude nur aus Fach werk bestehen. Eine Abschließung des Oomviertels gegen die Stadt durch Mauer und Graben war nicht gestattet^ sondern nur durch Planken und Zäune.^*) Nach diesen Bestimmungen wurde der Bau noch in demselben Jahre vom Bisohof von Sam-

87) K. Reg. No. 25. 88^ K. Hol;. No. 31. 8U; K. Heg. Ko. 17, 22 u. 24.

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Von C. Beokhemu

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land Johann I. mit T.o^uii^ doi- Fundamt iite der Kirche, des neuen Domes, begonnen. Für das Kirehengebaude selbst waren die obigen Bestimmangen nicht durchaus maßgebend, denn weil es nahe der Umwehrangsmaaer stand, erhielt ea einen unter dem Dache des Chores hemmlaofenden Wehrgang, der es znr Yer- theidigong des nordöstlichen Winkels der Domanlage geeignet machte. Fttr den Wach- nnd Wehrdienst im Domviertel hatte das Domkapitel Sorge zu. tragen. Im Jahre 1378 gestatteten die Bürger des Kneiphofs dem Bisoboi, auf dem an die Stadt grenzenden Theile seines Gruivl«»a, dem jetzigen kleinen Dom- platz, Häuser zu bauen, deren Kin«;än^?e und Fenster der Stadt zufj;ekohrt sein sollten und deren Ilinterscite durch eine Mauer gebildet wurde, welche, den früheren Zaun ersetzend, sich quer über die Insel erstreckte nnd auf beiden Enden an die am Pregel stehende Befestigungsmauer anschloß. Diese Quermaner durfte nnr Oefihungen die Fenster der Hänser enthalten und anfier- dem sswei Pforten und ein Thor. Letcteres,* wohl aoch nnr eine weite M anerpforte, wird am Ende der bedeutendsten Neben- straße der Stadt, der BrodbAnkengasse, gestanden haben, von den Pforten die eine am Ende der Fleischbftnkengasse, die andere da, wo die Magistergasse den kleinen D<jni])latz triffl.

Die Umschließung beider Theile der Insel durch eine gemeinsame Mauer scheint zuerst h;im Damviertel zur Aus- führung gekommen zu sein; in dem andern Theii war sie 1378 noch nicht zu Ende gediehen, denn die Bürger war<=*n in diN^sem Jahre noch immer zur Befestigung ihrer Stadt mit der Au> fertignng von Ziegeln beschäftigt, za welchem Zwecke der Ordensmarsohall ihnen gestattete, auf dem Anger zwischen FiBch- imd Mfihlenteich Lehm zn graben und daselbst Ziegelschennen nnd «Oefen anznlegen.*^ Die Maner folgte ttberall dem Fregel- nfer, einen Streifen desselben als Kai freilassend. Sie war 8 Fuss dick und sonst von derselben Beschaffenheit wie die der Altstadt, auch mit einem gedeckten Welirgange versehen.

90) QaeUbtr. ^o. 11.

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Qeschiohie dex Befetatignogctt KönigiilbeigB.

Mauerthürmo waren nur anf der dem Angriffe am meisten ansgesotzten Südseite vorhandezu Ein solcher stand an der YereiniguDg der beiden Pregelame auf der sCLdwestlichen Ecke, -welche vordem sclion durch ein Beigftied gesichert war. Er hatte eine aohteokige Form tind ein spitzes Bach, unter welchem das anf einem Kranze von auskragenden kleinen Bondbogen über den Fuß des Thurmes etwas vortrotende oberste Geschoß mit Webrluken verf^ehen war. Ein ähnlicber, nur etwits stärkerer, höherer und im untersten Theile quadratischer Thurm stand da, wo die eigentliche Stadt an das Domviertel stiess^ am kleinen Domplatze. Er hieB der Blaue Thurm. Die Sfidostecke der Insel war durch einen viereckigen Thurm mit spitzem ins Achteck übergehenden Dache bewehrt, von dem der untere Theil der Mauurn gegenwärtig noch vorhanden ist. Dieser wurde eben- falls der Blaue Thurm <;enannt. nachdem der eigentliche Träger dieses Namens abgebrochen worden war. Zu erwähnen ist noch ein kleines ThOrmchen, welches der Stadtmauer der Westseite nicht weit von dem dortigen Eckthurm aufgesetzt war.

Thore befanden sich nur auf der Nord- und Südseite. Ten den ersteren gehörte eins zum Domviertel und sicherte hier den Zugang von der Dombrücke her. Seine Erbauung wird zu- sammen mit der Errichtung der genannten Brücke durch Urkunde vom 18. September 1333 festgesetzt, worm es das Domthor geuanut wird.*^j Es hat hinter dem Hause in der Fleichbänken- gasse, welches dem Bankgebäude gegenüberliegt, gestanden.^)

m K. Reg. No. 25.

Ü2; ii. lieg. No. 03. Aus dieser Urkunde geht deutlich hervor, daß die alte Domschtde nach ihrer Verlegung in den oeaen Dom mcht, wie im erllntwtea PreoJIeii (lY, 786) angegeben wird, an der noiddsliliclMii Beb» der Inselt wo jetzt die Stadtbibliothek, gestanden, sondern weetUcb ü&von

in ilor Nähe des kleineu Domplatzes, welcher ehemala mit dem großen 1)* in platze einen Haum biMete und Poterspliitz genannt wurde (Berincr^ Femer besagt K. Reg. No. 25, daß neben der Schule die Dombrucke ge- legen, folglich hier auch das D nntlior gegenüber dem Dorabrückenthor der AUätadt. Wo in No. 83 vom Dom die Rede, iat darunter nicht das Kirchen- gebftttde sondern die ganae Domanlage au vefstehen imd unter dem doit erwähnten Steindamm das Pflaster der Fleiachbftnkengaese oder des Zugang*

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Von C. Beckberm.

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Dieses Haus enthält einon auch vuii Bering gezeichneten Durch- gang zum Pregel, welcher den Zugang zu dem ehemaligen Thore anzeigt. Als im Jahro 1B79 die Schmiedebrücke errichtet wurde, erfolgte an dieser auch der Bau eines Thores, des Scbmiedethores am nördlichen Auagange der Schnhgasse (jetzt SchOnbergexstrafie). "Dieaiea war ein mit der breiten Seite über der Strasse stehendes Thorhans, dessen oberes Geschoß anfeinem Kranze von auskragenden Bogen ruhte und ein "Walmdach trug. Den Zugang von der Krämerbrücke her sicherte am nürdlichon Ansgange der Langgasse, wo schon in der alten Befest igung ein Thor gestanden, das Krämerthori ein einfaches Thorhaus. Am südlichen Ende der Langgasse an der Grünen Brücke stand, ebenfalls eine Altere Thoranlage ersetzend, das Langgassen- oder Grflne Thor, ein Thorhans von zwei Geschossen, dessen obere« einen gezinnten Webrgang getragen haben soll. Das Dach war ein Pyiamidendach. Ks iblgt nun aul der Südseite noch das Kött^lthor am AuBgangn der Kött'dgasso auf die gleichnamige Brücke, ein einfaches mit den Giebeln über die Strasse gestelltes Thorhaus. Von allen diesen Thoren ist nicht bekannt, ob sie Vortbore gehabt haben. Außer diesen Hauptthoren gab es noch Horten, welche meistens in ihrem Aufbau so ansehnlich waren, d&S man sie auch als Nebenthore gelten lassen darf. Ein solches mit den Giebeln über die Strasse gestelltes Thorhaua schloß die ßeibnitzer Gasse am nördlichen Ende ab. Bei Bering ist es mit Benaiösancegiebelii verziert, also später erneuert worden. Ein einfaches mit der langen Seite über die Strasse gestelltes Thorhaus mit deutschem Dache stand am nördlichen Ausgange der Neustadt, und zwei diesem ähnliche befanden sich der Fleisohbftnhen- und Brodbinkengasse gegenüber in der Kauer der Westseite der Stadt. Das Domviertel hatte eine ein&che

von der Dombrücke bor, welclies sicli bis zum Eingange der Kirche fort- setzte. Das Wort Schotefex bedeutet einen Seiler, welcher seine Bahn in der Httie des Domthores batte. Schoten sind in der Scbiffersprache die Ikne, welche die unteren Bcken des gespannten Segele festhalteoi fex kommt her von ÜMSre.

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40«

GescUicUtü dar Befestigungeu Königsbetgä.

Manerpforte an der ersten Domquergasse nnd walirselieinUeli

eine pjleiche neben (hnn eigentlichen Blauen Thui iu. Der zweiten DooKiuergasse gogeniiber stand ein Xebenthur in Gestalt »niu^^^ viereckigen Thnrmes von drei Geschossenf deren oberstes auä Fachwerk bestand, mittelst schräger Stützen über die unteren vortrat und daher gewiß mit Machiconlis versehen war. Es hatte ein Walmdach.

Es ist nun noch einer hinsichtlich ihres Zweckes und Ursprunges räthselhaftsn fortificatori sehen Anlage zu gedenken, welche in einer Urkunde von 1378 erwähnt wird.®^) luimlich eines Bergl'rieds. Nach den Andeutungen der Urkunde befand sich dieses Werk an der alten Etappenstrasse vor dem Branden- burger Thore der nachherigen hastionftren Befestigung, etwas östlich von dem heutigen Viadukt der Chanssee über die Eisen- bahn. Nachdem das Gelftnde hier durch den breiten Einschnitt der Bahn und beim Bau der neuesten Festungswerke bedeutende Veränderungen erlitten, läüt sich die Anlage eines kleineu forti- liratoriscben Werkes auf dem bezei( hueten Punkte schwer er- klären, die damaligen Verhältnisse müssen jedoch dazu aufgeforden haben, denn auch im Jahre 1807, als die Franzosen die Stadt auf dieser Seite mit einem Angriffe bedrohten, wurde hier eben- falls eine Schanse angelegt Ob nun das Betgfried vieUeicfat der Üeberrest einer alten heidnischen Befestigung oder ein vom Orden oder der Stadt Kneiphof als weit vorgeschobener Boobachtnngs])osten erbauter hölzerner und befestigter Tlnirm gewesen, bleibt unaufgeklärt. (Ueber Bergfriede dieser Art i>t zu vergl, v. Bönigk, über ostpreussische Burgwälle S. 23 und Beckherrn, Bemerkungen über Balga etc. (Schneckenberg) Aitpr. Monatsschr. XXn, 845.)

Wfthrend die Stftdte Königsberg sich nach den Segeln der damaligen Befestigungskunst gegen den feindlichen Angriff sicherten, hatte der Ivritg gegen die Litauer in derselben Weise wie früher seinen Fortgang genommen; den fast jährlich unter-

98) QueUbtr. No. 12.

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Yqu C. Beekherm.

d39

nommenen Beisen in das Litauerland, welche nunmelur niolit allein die Yerwüsiiing desselben, sondern oft auch die Erbaunng

von Burgen an der Memel zum Zwecke hatten, fi)lgteii ebenso häufige Einfälle der Litauer in das Ordensland. Einige erütreckten sich wieder hin ins Samland hinein, so daß selbst KönigsjV-Tpf bedroht war. Ein solcher Einfall geschah um 'das Jahr V64li und ein anderer, bei welchem ans der Gegend Ton Labiau her das Land um Powunden, Schaaken und Eaymen verheerfc wurde im Jahre 1362. Schliesslich war sogar die Eroberung Königs- bergs das Ziel eines von den Grossfürsten Olgerd und Kynstut 1370 unternommenen Kriegszuges. Der Hoelmu ister, welcher schon frühzeitig von diesem Unternehmen KenntniÜ erlangt und in Folge dessen ein Heer bei Königsberg versammelt hatte, zog von hier am 17. Februar dem Feinde en^gen, welchen er bei Bndau antraf, ging sofort zam Angriffe Uber und brachte dem Feinde eine yoUstftndige Niederlage bei.

Ftlr die sahireichen Beisen des Ordens nach Litauen, welche jetzt oft durch chis Eintreti'en frt'iiuler Fiirsteii und iiitter mir größcrem oder kleiuerom Gcfolgo veranlaßt wurden, war seit Erbauung der bedeutenden Burg Itagnit an der Momel Königs- berg mit seinen in gewissem Sinne als detaohirte Forts zu be- tnushienden Buigen Labiau und Tapiau zwar nicht mehr der eigentliche Ausgangspunkt; da aber an diesen Beisen oft Theile ' der Besatzung des Ordenshauses und im Landesaufgebot Bürger der Städte Königsberg theilnahmen, auch die fremden Kriegs- gäste hier oft längere Zeit rasteten, um sich za ver|)roviantiren und ihre Ausrüstung zu vervollständigen, wird svenigstens einiger bedeuteren Unternehmungen Erwähnung geschehen müssen. Am 20. Januar 1329 traf der König Johann yon Böhmen mit 800 Beisigen in Eönigsbeig ein, hielt sich bis zum 21, Februar hier auf und sog dann in Begleitung des Landesau^ebotes nach Idiauen. Graf Wilhelm lY. von Holland rastete mit 40 Bittem auf säciuem Zuge vom 17. Januar bis zum 8. März 1344 in Königsberg. Bei der im Jahm unter dem Hoehmeister

ausgeführten Belagerung und Kroborung der litauischen Burg

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440 Geschichte der Befestigungea Kdnigsbeiigs.

Kauen waron nicht nur der ( )r<lnnsmaröcball nnd der Bischof von Sainliind anwesend, sondern an<:-h KönigsLer^er Barver uni-r dem Vogt von Samland betheiligt. Dieser mit dem Komtur von Bagnit maclite 1365 eine Keise nach Litaaeo, bei welcher wieder Kriegsgäste anwesend waren; eine solche erfolgte ferner 1374 mit 200 Mann des Anfgebots at» dem Samlande tmter FOhning des samländisohen Vogte. Die groBartigste Untet^ nehmang war die vom Jahre 1877, als der Hersog Albrecht HL yon Oesterreich mit 62 Bittem und 2000 Beisigen in Königs- berg eingetroffen war nnd sich dem Heere des Hochmeisters von angeblich 30000 Mann angeschlossen hatte. Der bei solclicu ( Telegenheiten üldiehe Ehrentisch wurde damals in Königsberg gehalten. Am 16. August 1300 kam der Graf Heinrich von Derby von Dauzig zu Wasser in Königsberg an mit einem Gefolge von 1000 Köpfer. Nach einem Aufenthalt von einer Woche brach er wieder auf, om an der Belagerung von Wilna th«^il- zunehmen nnd kehrte, nachdem diese hatte aufgehoben werden müssen, am 20. Octoher wieder nach Kfinigsberg aurtlck. Der Aufenthalt hier muß ihm wohl behaglich oder interessant ge- wesen sein, denn er hat seine Weiterreise über Dauzig erst am 9. Februar 1391 angetreten. Das Bechnungsbnch über diese Reise liefert mancherlei lur die Kulturgesehichte Preussens interessante Einzelheiten."*)

In ihrer Eigenschaft als Mitglieder der Hansa wurden die Städte Königsberg im Jahre 1307 au( Ii in die Kriegshändel dieses Bundes mit Dänemark verwickelt und hatten einen Theil der mit 600 Mann zu besetzenden 5 Koggen m stellen, welche auf die preußischen Städte der Hansa ausgeschrieben waren, desgleich^ Ifannschaften zn der im Jahre 1396 erfolgenden Besetzung Stockholms. An der 1898 vom Orden bewerkstelligten Säubenmg der Ostsee von den Yitalienbrttdem und an der Eroberung Wisbys waren die StAdte Königsberg mit 1 Hanpt- iiicuiu ilud 35 Mann betheiligt.

94) N. Pr, Prov.-BL a. P. Xü, 886,

Von C. fiecklierm.

441

"Waren die Besatzung des Ordensliauses und die Bürger der St t lie Königsberg anch sehr oft durch alle diese Kriogs- unterneliinnn^tin in Ans))nich genommen worden, so wart-n die- selben dazu doch immer nur in einer verhaltnißmäßig geringen Stärke ausgerückt. Anders gestaltete sich die Sache aber, als im Jahre 1410 der HoohmeiBter, am den von Polen her drohenden Angriff abzuwehren, die ganze KmSi des Landes aufbot Das Ordenahans wurde bis auf die invaliden Ordensbrfider und die Kranken von allen Vertheidigem und Geschtlteen entbloBt, und die StAdte muBien s&mmtliobe DienB(pfl*chtige stellen, wenigstens die berittenen, welche Köhler auf etwa 200 Mann schätzt.®*) Zur Bestiniiiiung der Anzaiil des Fußvulk.Sj vom dem ein Theil nothwendig als Besatzung zurückbleiben mußte, fehlt j'Mler Anluilt. Führer waren der Hauskomtur und die Bürgermeister. Von der ansge^andten Schaar sah Königsberg wenig wieder, denn auf dem Felde von Tannenberg erlitt am 15. Juli 1410 das Ordensheer eine vollständige Niederlage. Diese veraisaehte eine solohe BestOrzung, da6 sich &st das ganze Land ohne Gegenwehr dem Könige von Polen unterwarf. Auch die St&dte Königsberg schlössen sich diesem allgemeinen Abfalle an, wurden aber bald durch den schnell herbeieilenden Meister von Livland unter die Botmäßigkeit des Ordens zurOckgeftthrt.

Der im folgenden Jahre gesclilosseue Frieden währte nur kurze Zeit, denn schon 1414 brach der Krieg mit Polen wieder aus, und der Feind erschien in so bedrohlicher Nähe von Königs!) erg, daß man hier Maßregeln zur Vertheidignng traf und füa Proviantirung sorgte.*") Da die Yertheidigungsanstalten des Löbeniohts wenig Vertrauen einflößen mochten, drangen 800 Altstfidter in den Löbenicht ein und rissen die am Mllhlen- fließe stehenden Gebäude dieser Stadt nieder, weil sie der Mauer der Altstadt so nahe standen, daB die Vertheidignng dadurch behindert wurde. Im Jahre 1421 hatten die Altstadt und der

95) Köhler, die EDtwickelaiig des Erieigsweeeos etc. n, 673,

96) QueUbtr Nn 22.

97) VergL Ajuuerk. öi.

442

Q«8o]uchto der Befortignngro KdnigBborgB.

Kneiphoi zur Abwehr eines von Beiten, der Hossiten dem Ordens- lande drohenden Einfalles 10 SpieMe, jeder sa 4 Pferden, m stellen.

Die nach Beendigung dieser KriegsbAndel f&r Iftngeie Zeit eintretende Bolie wurde erst wieder durch den dreizebnjihiigen Krieg unterbrochen. Die siim preoBischen Bande gehörenden St&dte Königsberg, welche sich schon seit Anfang' des Jahres 1464 zum Kriege gertlstet und provisorische Werke vor den Tiiorcu und andere Verstärkung;» 'ti der Befestigung hergestellt hatten^'), hemächtii^en sich, nachdem am 4. Februar die Kriegs- erklärimg des Bundes an den Orden erfolgt war, des Ordens- haoses und entließen die Ordensherren nach Loehstedt. Daraot rissen die Altstädter die Parchammauem der Haaptburg, welche diese Yon der Stadt schieden, nebst vier Thttrmen des Ordens- hauses nieder.**) In diesem residirte nun anstatt eines Orden»- gebietigers der polnische Woiwode Stibor von Baysen, da die Stftdte dem Könige von Polen gehnldigt hatten. Auch anfier- halb ihrer Mauern betheiligten diese sich an dem Kriege gegen den Orden, indem sie im Mai zusammen mit samländischem Volke Truppen zur Belagerung Mari<'nburgs entsendeten. Die hohen Steuern aber, welche vom Bünde dem Tiande aulerlegt wurden*'*"), erregten bald in hohem Grado die Unzufriedenheit der altstädtischen Bürger; es kam snun Aufstande, man vertrieb einen Theil der Rathsmitglieder und orldärte sich wieder für den Orden. Nachdem auch der Löbenicht sich der Altstadt angeschlossen hatte, rief man die Freien im Samlande nm Unter- stützung an, von denen auch dreihundert in die beiden Stidte einsogen. Der Kneiphof dagegen bielt fest am Bunde. Gkgen diesen zog nun der tapfere und thätige OrdensspitiJer Heinrich KeiiÜ Vüu Plauen heran und detachirto von Brandenburg aus

98! QueUbtr. No. 68.

99) Henneuberger, Erklärung der Landtafel S. 171.

100) Die Contribntion im Jnfare 1464 betrag für die Altstadt 4000 Mark, für den Kneiphof 8000 Mark, für den Löbenicht 400 Mark 72000, 54000 und 7200 Mark nach dem heatigen Werthe). Schttta S. 906.

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Von G. Beckherrn.

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einige Sdldnerhanfen unter dem Pfleger von Loehstedt Graf Hans vou Gleichen, welche über das Ilatl nach Lochstedt und Fir^ch- hausi'n ül)ers€'tzten und niioh Zurürklassunp^ von Jiesatzuugon iu diesen Orten sich gegen Königsberg wandten. Der Spittler selbst mit seinen Haufen sohlug am 18. April 1455 auf dem Haberbergo ein Lacher auf. Gegen dieses machien die Kueiphöfer mit 600 bis 600 Mann einen Anefall nnd zwangen die Ordens* trappen, sich bis nach Nenendorf mrachzuziehen, worauf jene die im Entstehen begriffene Vorstadt am südlichen üfer des Pregels nnd das mehr nach dem Haberberge gelegene St. Georgs- hospital niederbrannten, uro vor der Sfidfront des Kneiphofs ein freies Schußfeld herzustell - ii. Nachdem das Seitendetachement Königsberg erreicht und die Besät ;;nTif:^en der Altstadt und des Lübenicht verstärkt liatte. Hiokto auch der Spittler wicdor Iiis zum Haberberge vor und stellte durch zwei unterhalb des ivueip- hoh über den Pregel geschlagene Brücken die Verbindung mit flon beiden von seinen Truppen besetzten Städten her. An diesen Brücken scheiterte auch der Versuch der Banziger, welche schon frflher anf dem Haff den Altst&dtem ftlnf beladene Fahr- zeuge genommen, anch das Dorf £amstigall verbrannt hatten, dem Eneiphof mittels ihrer Schiffe Verst&rkungen, Proviant nnd andere KriegsbedOrfnisse znznfQhren. Zwar wurde von ihnen die erste Brücke genommen, die zweite al>er hielt stand, und die St'hitt'e der Danziger mußten nnverrichteter Sacljc abziehen. Inzwischen war aucli rlcr Sr)ldn«'rliau|»tmann d''S ( h'dens Herzon; Balthasar von Sagau mit Truppen iierangekommen, und nun ging mnn energischer zum Angriffe vor, zu welchem Zwecke man groÜe flufifahrzeuge mit starken Brustwehren nnd Kastellen versah, von welchen der Kneiphof so enge eingeschlossen und dessen Mauern so wirksam beschossen wurden, dass diese Stadt, nachdem ihr anch die Munition ausgegangen war, sich nach tapferer Gegenwehr am 13. Juli den Ordenstmppen ergeben mußte. Im weiteren Verlaufe des Krieges wurde Königsberg noch wiederholt von den Danzigern beunruhigt und geschädigt, indem diese besonder? da^ iöaiolaud, aui dessen Hilfä<^uelleu und

444

Geschichte der Befestigangen Königsbergs.

Unterstützung die Städte und das Ordenshaus angewiesen waren, zum Ziel« ihrer Raub- und Verwüstungszüge machten. Auch die Verbindung mit der 8ee versuchten sie dadurch zu unter- brechen, ^eilich ohne dauernden Erfolg, dase sie in rlem damali- gen Tief bei Alttief fünf mit Steinen angefflUte alte Schifie verMnkten. Das Hans Lockstedt nnd die Stadt Fisohhanaen entgingen der Zerstömng nur dadnxch, dafi es ihnen noch sn rechter Zeit gelang, von Köni^nberg Hilfe m erhalten. Dw Verheerungen der Küste SaiiilaU(is durch die .Üauzigor, denen sich auch Elbing und andere Städte zu diesem Zwecke ange- schlossen hatten, dauerten bis zum Endo des Krieges fort Unterdessen hatte der Hochmeister, nachdem dem Orden im Jahre 1457 die Marienbnrg verloren gegangen war, seinen Sits nach Königsberg verlegt, nnd von Hier ans gingen nunmehr die meisten Eriegsnntemelimangen ans, von denen hier nur des mißlungenen Versuchs zum Entsätze der von den Polen be- lagerten Stadt Marienburg im Jahre 1458 erwähnt werden soU. femer die Eroberung der bfindischon Stadt Welau und die erfolg- lose Belagerung Frauenburgs. Der Friedensschluß zu Thom am 19. Ootober 1466 machte endlich diesem Kriege ein Ende. Daß Prenßen dabei ein Lehen der Krone Polen wurde, soUte in £[>rtificatoriacher Beziehung für Königsberg erst nach 160 Jahron von Bedeutung werden.

In der nun für iünfzig Jabro eintretenden Kiüiuzüit gewann der durch den Krieg völlig erschöpfte Orden wieder Mittel und MuJie zur Erweiterung der Befestigung seines nunmehrigen Haupthauses Königsberg. Auf der zu diesem gehörigen Barg- freiheit waren nach imd nach verschiedene ftlr die Bedürfhisse des Hauses nothwendige Gebäude entstanden 2. B. die Firmarie oder das Lazareth und die Mün2se, femer zwei Klöster, eine Kapelle und mehrere Wohnhäuser. Um diese ftr die Zulnuift gegen die Anfalle feindlicher Streifparteien zu sichern, \^'urde um die Burgfreihoit gegen außen eine Mauer gezno-on, per westliche Theil derselben muß schon trilhe wieder beseitigt worden sein, wahrscheinlich bei Anlegung der herBOglioben

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Von G. Beckherm.

Gftrton, denn Bering kannte ihn nicht mehr; sie dfirfte sich aber

von der Nordwestecke des nördlichen Scliloßgrabons hinter der jeteigen Prinzessinstraße liber die .Tunkeratraße hinwoggezogen hahen, so daß sie liier den westlichen Fließarm vor sieh hatte, uid dann im Bogen den Schloßteich etwa in der Mitte zwischen dem südliehen Ende und der jetzigen Brücke erreicht haben.^"^) Dar Ostliche Theü war zn Berings Zeit nooh vorhanden. Er begann am ü&r des Sohlofiteichee, wo die kleine SohloBteichs* gasse auf den Bnrg^urehenplatz mündet und sog aioh von hier neben der Bossgirter Hiniergaaae hin bis snr Ecke der lobenioht- sehen Stadtbefestignng beim Friedrickscolleg an der Collegien- gasse. Diese Maner hatte einen oÖenen, gezinnten Wehrgang.

Von den beiden Thoren stand das eine am Ausgange des jetzicren Bergplatzes zum Rossgtirter Markte. Es war ein be- scLt'idenes, mit der langen Seite über die SiraBe gestelltes Thor- haus und hieß das Kreuzthor nach der daneben in der Maaw stehenden und mit einem Theile über diese vorgeschobenen Kapelle Eom Heiligen Kreuz, welche einigermafien als flankiren* der Thorthlirm dienen konnte.- Sie wurde 1688 in ein GieBbans verwandelt. Das andere, das Jnnkergassenthor genannt,^*^ hat ab alleiniger Ueberrest des westlichen TheÜes der Befestigung, wie sein Name anzeigt, in der Jankergasse gestanden, wahr- scheinlich etwas südöstlich ron der Eeko der Prinzessinstiuße hinter dem die ©rstere doit durchsekneidenden w^estlichen Fließ- arme. Es ist erst 7.n Anfang des 18. Jahrhunderts abgebrochen worden, auf Benngs Plan aber nicht zu finden, weil hier das Schloß diesen Theü der Junkergasse verdeckt.

Von den etwa vorhanden gewesenen Maaerthürmen ist nur einer bekannt. Er war viereckig, niedrig, hatte «in Pyramiden*

101) Vielleicht hat diese Hauer den SehloBteich auch erst am nördlichen Ende der HiliuntraBe erreicht und hier ein Thor gehabt, denn hier worden bei Lep;ung der Leitang des ElectridtitswwkeB ausgedehnte alte Fandamente aufgedeckt ; sie irgend einem aademn Bauwerke snsusehxeibeo leihlt es an jedem Anhalt.

102) Faber a. a. 0. S. 9a

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Geschichte der Befestigungen Königsbergs.

dach und stand da, wo der östliche Theil der Mauor den SchloS- teich bf^riilirtc. Er wird schon 1517 erwähnt,*^) diente spater als Pulvermagazin und flog 16HB, vom Blitze getroÜien, mit 2CX) Centnern Pulver in die Luft.^^'')

Bald nachdem Markgraf Aibreoht von Brandeabiirg mm Hochmeister erwftUt worden war, ftlhrte die Weigerung denelben, den Lehnaeid za leisten, im Jahre 1619 wieder zam Kriege mit Polen. Dieser machte sich zuerst dadurch in K(Vnig8berg f(lU- bar, daß der Iloclimeister einen Theil der dorti^j;eii Bürger als Besatzung nach Braunsberg schickte, weh.-her Stadt er sich am ersten Tage des Jahres 1520 durch Ueberfall bemächtigt hatte. Femer machten im März dieDanziger dasTiei bei Alttief dorch Yersenkong von drei Schiffen nnfahrbar und erschienen Anfangs April mit ihren Schiffen ssn demselben Zwecke anoh Yor dem noch nicht sehr lange bestehenden nenen Tiefe beim Dorfe Att^ piUan, wurden aber an der Ausführung durch den Hochmeister verhindert, welcher mit Gesehiitz und 100 Mann Fussvolk, von den Städten gestellt, schleunigst dorthin geeilt war. Mittle^ weile hatte der Sturm am h die Sperre des andern Tiefs wieder beseitigt. Mehr Glück hatten die Banziger bei einer anders Gelegenheit, indem sie nAmüch anf der See siebzehn mit Pko- viant und Eriegsvolk beladene Schiffe, welche der König rm Dftnemark nach Königsberg entsandt hatte^ bis auf eins abfingen. Bald erscliien nun aucli das aus 7000 R/ntern und lÜOOO Mann i'ussvolk bestehend« |)ohiische Heer, nachthnn es Heiligenbeil und Brandenbung eingenommen, vor Königsberg. Bei Haie- strom, wo damals ein Arm dos Pregels ins Haff mündete, schlugen die Polen ein Lager anf und entsandten von hier am 26. Mai ein Detachement von 1000 Pferden nach dem Haber berge, theils zur Becognoscirung, theils um die Besatzung Ednigr bergs herauszulocken. Dieses Detachement wurde durch Gesothüte-

106) Fieiberg, N. Pr. Pn>v.-Bl. I, 62. » Bei Bnan, welcher ab« in Betreff dnr Form der Bauwerke nicht immer sttTerlisng ist, hat der Thum nodi kein Dach sondern eine mit Bmatwehr vetsehene Phtttfona.

104) Faber a. a. 0. a 99.

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Ton G. Beckherrn. 4i7

teuer zuriickgotriebeu, und von da ab beschränkten sich die üntemehinungeii der Polen auf dieser Seite nur auf kleinere Beoogaoscinmgen. Sie versuchten nun aber, den Städten von der andern Seite des Pregels her beizukommen» indem sie mittels herbeigesohafiUr Fahrsenge Aber das Haff setzten; es gelang ihnen aber niehi, an der saml&ndischen Kfiste zn landen, denn sie wurden von den hier in schnell aufgeworfenen Ver- sclianzungen stehenden Ordf^is- und städtischen Truppen zurück- gewiesen. Unterdessen liatten die Altstädter die Hohe Brücke serstört, nm dem Feinde den Uebergang zum großen Werder m erschweren, und die Kneiphöfer hatten am 28. Mai die in der jetzigen hinteren Vorstadt befindlichen Hftoser und Scbennen abgebrannt nnd das St. Georgshospital bis auf den Orond nieder- geriBen, um dem Feinde beim Angriffe auf die vordere Vorstadt alle Deckung zu entziehen. Diese letztere hatte sich mit der Zeit auf dem Kaum« südlich totu Kneiphof gebildet, welcher seit I33Ü nach und nach in den Besitz dieser Stadt gelangt war. Er wurde beim Anrücken der Polen schleunigst provisorisch befestigt, indem man l&ngs seiner Südseite einen Graben aushob, ^^^^/^^ den man im Osten an den schon aus alter Zeit stammenden Qraben der Wiese am Salzmagazin anschloß und im Westen an den wohl ebenfalls schon vorhandenen Kielgraben, wodurch auf beiden Enden die Verbindung mit dem Pregel hergestellt war. Längs dieses Grabens errichtete man einen mit Plankenbrust- wehr und hölzernen flankirenden Bollwerken versehenen Wall, welcher am südlichen Ende der Hauptstraße ein Thor mit Brücke ober den Graben, die nachherige Zugbrücke, erhieli^^) Dieses Thor wurde in spttterer Zeit in Gestalt einer weiten Mauer- pforte in Stein aufgeführt, mit einem giebelartigen Aufsatze im Renaissancestil verziert und durch Mauern auf beiden Seiton aii die Häuser der Straüe angeschlossen. Es sollte nun polizei- lichen, keineswegs aber fortiäcatorischen Zwecken dienen. Den (Lbrigen Theü der provisorischen Befestigung ließ man eingehen,

105) Balthas. Oans, N. Pr. Fkov.-BL 8, F. SX, 189.

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Geschichte der BefesUguiigeQ Königsbergs.

und Bering's I'Liii zeigt außer dem umgestalteten Tliore und dem Graben keine Spur melir von derselben, proviso- Gleichzeitig mit dieser Anlage fand auch eiue Verstärkung

riHche Ver- ^

der Befestigung der Stadt Kneiphof mit Unterstützung des Bischöfe und des Domkapitels statt. Ueber diese laatot d«r Bericht des Ohronisten wie folgt: ,£s ward auch ein starker Igelzaun, der inwendig 6 Schuh dick mit Erden vorfallt, gemacht, yon dem Ort nach der Altstadt an bis vor das Thor hinter G^eorg Kramer umb die Stadt mit schwerer Muhe und Arbeit in 6 Wochen fertig gemacht."^"*) Es ist sehwer. sich nach diesem Berichte eine Vorstellung von der Beschalienheit dieser Anlage zu machen, man wird aber wohl nicht fehlgehen, wenn man sich dieselbe in folgender Art beigestellt denkt. Auf der am meisten bedrohten West- und Südseite der Stadt wurde auf dem vor der Mauer befindlichen Kai unmittelbar am üfer ein niedriger 6 Fuß starker Erdwali geschüttet, dessen innere Seite durch Pallisaden oder Planken, welche zugleich eine Brustwehr bildeten, gestützt wurde, während in den Fuß der äusijöreu Böschung eine Keihe zugespitzter Pf^le mit kleinen Zwischenräumen und mit den Spitzen schrflge nach au^en geneigt eingesetst war. Diese haben unter der Benennung „Stormpfshle^ auch in der neueren Fortification noch Anwendung gefonden.^^^ Anstatt der Stnrmpiiihle am Fuße der Böschung können aber auch die so<^. Casarpfälilch-'^u auf der Büscliuiig selbst zur Anwendung gekonuuen sein. Dieses sind bedeutend kleinere zugespitzte Pfähle, welche in ungleicher Hohe 1 bis IV2 Fuß ao dicht gesetzt werden, daß der Fuß dazwischen keinen Baum

10(5) Balthas. Gans a. a. 0.

107] Der Gebraucl» der Sturinpfilhle als Hindemißmittel war schon viel früher belcnnnt, wir- ans der narhstclicnrlen Nachricht vona Jahre 1451 tibür iliu Ik'lo.sti;^iiiit^ <ler Hur^ Wt 'Mcrilen bei Dülmen in "Wesftfalen herr^r- geht: „Wante se nemen staken [Piahlej und scherpoden üe uuder und bowen und Mttoi de tor Bchoer [euia SoHatz]. Wan man tu de boi;g leip, <Ut konde men doen, xner men konde dar so haslygA nycht wader np konca, so atoodan «n de scharpen ataken atiiegen.'* Wilnuuia, WeatflU. Urkante* buch HI, 906.

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Von C. Beoklifimi.

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findet, und in solcher Breite, daß das Hindernis nicht über- sprangen werden kann. Die mühnani hergestellte Verstärkttng war kanm vollendet, als am 2. Juli die Polen von Königsberg abzogen. Fllr diesen Krieg hatte das Schloß zu Königsberg

übrigens nicht in vollem Maße die Bedeutung, welche ihm als dem Hauptbause des Ordens eigentlich hätte zukommen müssen, denn der Hochmeister hatte schon vorher die von ihm in großer Anzahl beschallen Geschütze, andere Waffen und sonstiges Kriegsmaterial in dem nenbeiestigten Hanse Balga untergebracht nnd dieses dadnich snm Hauptkriegsdepot gemacht. Um so mehr trat die Bedentang der drei Städte Königsberg als Haupt- stfltsEpnnkt der Kriegsführung hervor^ welche sich vor allem darin äußerte, daß sie das für den Orden so wichtige Sanihiud, welches zughneli der Zufluchtsort der Bewohner NatangtMis mit ihrem geretteten Vieh und ihrer sonstigen Habe war, gegen ernstere Unternehmungen des Feindes sicherten. Dann aber rüsteten sie auch bewaffnete Schiffe aus, lieferten Proviant, stellten häufig Mannschaft sn den Expeditionen ins Ermland imd au den Angriffen auf die Yon den Polen besetzten Städte imd gaben fast ihr sllmmtliches Geschütz zur Armimng von Braunsbeii!; hin, so daß eine Zeit lang in Königsburg sich nur zwei Stücke belanden, wie Froiberg, w<ilil iil)crtroil(end, berichtot. Nachdem dann die Städte diesen Abgang durch neugegossene Geschütze wieder einigermaßen ersetzt hatten, wurden auch diese wieder vom Hochmeister zur Armimng Brandenburgs verwendet.

Nach der im Jahre 1625 durch den Frieden zu Krakau

erfwlgt n Umwandeltmg des Ordensstaates in ein Herzogthum Soffi«»» genügten die Räume des Ordenshauses den Bedürfnissen des neuen herzoglichen Hofes nirlit mehr, und dt-r lIerzo<^ bi-rrann nun bald, die alte Hauptburg auf Kosten der V'orburg zu er- weitern, indem er den östlichen Flügel der orsteren abbrechen haß, den nördlichen bis zu dem der Verbürg angehörenden Haberthurm verlftngerte, daran einen neuen Ostflügel anschloß imd an diesen unter Benutzung der alten Abschlußmauer den

Alipr. MonaUttolixii't Bd. XXVIL llii. 5 o, OL 2U

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Q«Mliidite der Befeeiigungen Königsbergs.

SfldfltIgeL Hau darf annahmen, daO snarat der KocdflBgal -ror- lAngert worden iat, und Kwar achrittweise, denn nach d«m Beringschen Plane bestand hier die Yerlftngeruug ans drei Ter-

schiedenen Gebäuden. Das deutet darauf hin, daß dieee Ge- bäude uach und nach in der ersten Friedenszeit entstaudon sind, als die Kasso des Herzogs noch so erschöpft war, daß an einen größeren aiü' einmal auszuführenden Bau nicht zu denken war. Der Ostriügel ist nach der luschnll über dem Thore im Jahre 1632 wabrscheiuiich vollendet worden und 1551 der Südflügel nach der über der dortigen Pforte zu leaenden Jahreaaahl. Aoch der Westflügel wurde nach dem Berichte Hennenbergera unter Anftigong der beiden mnden Bokthtbrme einem grflndlidhen ümbau miterworfen, ab« erst swiaohen 1684 and 1694 donah MarkRiraf Georg Friedrich.

Der weiter oben gegebenen Beschreibung des alten Ordens- hauses ist nun noch Folgendes hinzuzufügen, um die Haupte unirisso des Bildes von dem herzoglichen Schlosse, wie Bering es darstellt, zu zeichnen. An dem Östlichen Tlieiie der Außen- mauer des SüdÜügeLs, welcher sich hier durch das höhere Dach als eine besondere Abtheilung des ganzen Flügels kennzeichnet^ tritt ein halber Bundthurm hervor, ähnlich den beiden andern, welche wir an dem Theile dieser Mauer westlich der Pforte kennen gelernt haben. Sa IftSt sich nicht bestimmen, ob er eine neue Zuthat ist oder sor alten Befestigung gehört»^*^ An

106) Difi PMhnAae, welche gegenwirtag noch Aber der Pforte in Form einee kleinen halben Ruudthürmcheiw heryonagt, hat Bering über* sehen, denn sie fehlt in seiner Zeichnung. Vom westlichen Ende dee Südflügels ans Heß nm das Jahr 15(X) der Herzog eine hölzerne Oallerie erbauen, welche in die altstädtische Kirche führte und wolil auf Stendern geruht haben muü, weil sie die Kirchenstraße (jetzt Beigt»traßo) überschritt. 8ie eollte dem hochbetagten Flinten den Beench dieeer Kirche erleichtera; die AltBt&dter glaubten aber, daß durch diese Oallerie ihre Sieherhett ge- fUhrdet sei, weil der Henog mittelst derselben leicht tausend Mann Truppen unbemerkt in die Kirche belönlem nnä von hier aus die Stadt überfallen lassen küuiitc. Sio hüten ilaher uiif dem Landtage von ir>«5ü um Be^H^iti^n'^ff der Gallerie, wurden aber abbchlagig beschiedeu. Act. Boru^s. III, ■^iii. Zu Benag'e Zeit ezittirte sie nicht mehr. Eine tthnliche OeUeri^ welche vom

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Von C. Beckherm.

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diesen Flügel scliließt sich die Giobplseit.e des Ostfliigols an, welcher in seiner ganzen Ausdehnung ein gleichfoniiiges Dach trigt An der Südoeteoke dieses Fltlgels steht ein starker Thurm, ▼dcher in seiner unteren Hftlite qnadratisoh isfe, dann aber, wie 6B fldieint, ins Sechmehneek übeigeht ond auf seinem niedrigen Dache einen latemenartigen Anfiaia trägt. Li dem Winkel, den dieser Thurm mit der langen AnBenseite des Ostflflgels bildet, lehnt sich oin mit letzterem gleich holies und parallel f:estc]ltes Gebäude unmittelbar an beide an. Zwiselien dem nordlichen Ende des Oattiügels und dem neuen Theiie des Nord- iügels befindet sich das weit vortretende Tbor, welohes beinahe in derselben Gestalt erscheint, die es noch gegenwärtig hat; es srigt jedoch statt des abgewalmten Daches einen Giebel, und die beiden Erkerthflrmchen haben Pyramidendftcher. Ans dem- selben führten Pforten in den Paroham. In dem Winkel zwischen Thor und OstÜügol betindet sich ein kleiner runder Treppenthurm. Der an der Nordostecke in der Nähe des Thores stehende alte achteckige Haberthurm trägt auf seinem niedrigen Dache einen ähnlichen Aufsatz wie der oben erwähnte Eck- tfanrm. üeber den nenen Theü des Nordflügels ist weiter nichts sn sagen als vorhin bereits geschehen. Der umgebaute West- flägel ist auf beiden Langseiten dnrch einige giebelarti^^o Auf- sätze im R -liaissancestil ver/iort; denselben Stil zeigen auch die Giebel der Sclimalseiten. Die beiden neu'^n nmden Eckthürme gehen über dem niedrigen Dache ins Achteck über und tragen auf diesem Theiie ein spitzes Dach. Bei dem Umbau des West- flflgels erhielt dieser auch die Durchfahrt unter der Schloßkirche, durch welche man den Gang erreichte, der 2ur Altstadt hinab- fOhrte. Von den beiden Piorten desselben wurde die untere beseitigt, die obere verlegt. Diesen Gang hatte man schon im Jahre 1529 in einen i abrweg verwaudein wollen, diese Absicht

östlichen Endo des Nordflügels über den Graben und die Juukergasse hin- weg in die königlichen O&rten und sa dem am jetzigen Münzplatze stehenden BtUhattse fiUute» wurde ent am Anfimge des 18. Jahrhunderts abgebrochen. Eriint Ptenßen I, 906u

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Geschieht« der Befesligungeu KüDigshergs.

aber wegen dee Wideniamdee des altetädtieohen Baihes auf- geben mflssen; sie Iram erst im «weiten Deoenninm Ttnsers

liunderts zur Austuliriiiig. (Vergl. Bockherrn, über die Daiizker. Altpr. Msclir. XXV, 249 253). Ein anderer Fahrweg urade hier dagegen schon im Jahre ITCHJ angelegt, indem man die westliche Parchammauer nahe bei ihrem nordlichen Ende durch- brach, hier eine hölzerne Brücke, die Bunte Brücke genannt, über den Schlo^graben schlug nnd 80 eine Verbindung mit dem Prinaessinplatge sobnf, woselbst sp&ter die gleichnamige Strafe entstand. Die genannte Brflcke wurde gegen Ende des vorigen Jabrhtmderts durch einen Damm mit gewölbtem Dorcblaß ersetat, worin sich eine öfifontliohe Latrine befimd.'"*) üeber dieser Torher allerdings in angemessener Weise nmgeflnderten Localitftt erhob sich später das Standbild Xant's! Der Unterbau des Hauptthurmes war bei dem von Georg Friedrich auBgefiilirten ümban in der Hanpisache unverändert geblieben, er erhielt aber eine dem Stil des Westflügels einigermaßen angepaßte Spitze, ähnlich derjenigen, welche 1864 der jetzigen weichen muBte, ihr fehlte aber die Laterne. Außer dem jetzt noch vorhandenen Treppenthnrm im Schlofihofe stand ein eweiter in dem Winkel Ewischen Hanptthurm und Westfltigel.

Von den AuBenwerken dse Schlosses auf der Sodaeite findet sich anf Berings Plan keine Spar mehr vor, nnr die Stelle der ehemaligen Pforte in der ftoßeren Parohammaner, wo der von der Pforte unter der Pechnase herabfiifirendo Steg aua- mündete, wird durch ein an der schon erwähnten Schloßireppe stt licndes Haus bezeichnet, welches eaieu Durchgang enthält. l)a wo ehemals die äußere Parchammauer stan<l, zieht yich nun- mehr die nördliche Häuserreihe der altstädtischen Kirchenstraße (jetzt Bergstraße) hin. Vor dem nenerbanten Ostflügel des Schlosses war wieder ein Parcham angelegt, dessen mit Scharten versehene Hauer sich von der Ecke des weit vorspringenden Theres bis za dem Gbb&nde erstreckte, welches vor dem Flügel

1C9) Erlaut. Preußen V, 207. Plan im Staatsarchiv.

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Vuu C. Beckherru.

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in dem roa diesem mit dem sddfisÜiolieii EckÜmrme gebildeten Winkel stand. An der ftnBeren Maner des Ostflürrols, so weit

ilir der Parcham vorlag, schienen die beiden oberen Goseliossö mittelstt einer Reihe auskragender Rundbogen über das Erd- geschoJi etwas vorgebaut gewesen m sein; wenn die etwaa un- deutliche Zeichnung Berings richtig aufgefaßt wäre, würde mau diese Anordnung des Mauerwerks aU Machicoulis anzusehen haben. Der untere Theil der Pardbammaner bildete zugleich die innere Bekleidung des nassen Grabens, welcher sich beim Haberthnnn an den alten Graben der Nordfront anschloß. Da wo im Sftden der Boden sich st&rker sa senken begann, war der Graben durch eine als Stauwehr dienende starke Maner abgeschlossen, welche mit einem gedeckten Wehrgange versehen war, der aus dem mehrfach gedachlon Gebäude zwisclien Schloß- flügel und Kcktliurm seinen Zi!L':aug hatte. Ueber den Graben, d»?s.sen ( 'ontrescarj^e ebenfalls «gemauert war, führte vom Thore aus eine hölzerne Brücko, die als Zugbrücke eingericlitet war.^**^ £in eigentliches Vorth or war nicht vorhanden und der Zugang sor Bracke vom Müblenl>errre und Schloiiteichdamm her ganz offen; es stand aber ein Thor südlich von dem Ausgange der Brücke, unmittelbar daneben und mit seinem Durchgange recht- winklig EU derselben gestellt. Dieses, ein kleines Thorhaus mit Walmdach und Durchgang in den Langseiten, schloB den ^tnalen Raum zwischen dem Graben und der nördlichen Ecke des Ueberrestes der Vorburg ab. Durch dasselbe führte nun ein näherer Weg als der alte auf dem Mühlenberge zur Altstadt hinab. Er war von zwei Mauern (ungefaßt, auf der einen Seite von der hoch über den Grabenrand hinaus auigeführten äui^eren fiekleidungsmauer des Schloßgrabens, auf der andern von der Mauer, welche den Hof der Verbürg abschlofi. An seinem süd- lichen Ende, awischen dem Stauwehr und dem gegenttberliegenden Theile der Vorhnrg war er abermals durch ein größeres Thor- haus mit Durchgang in den Giehelseiten abgeschlossen. In der

HO) Mira«, Lobspruch d. Stadt Königsb. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. VUI, 217.

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Geschichte der BelesUguugea Köuigsberga.

Verlängerung dieses Weges, da wo er in die Berg;^triiße ein- mündet, finden wir auf Bering's Plan der Sclimiedestnilie gegen- über ein drittes Thorliaus. Dieses ist erst vom Markgraten (xeorg Friedrich erbaut worden, denn auf dem Landtage von 1594 klagen die Bürger der Altstadt^ „daß die Begienug 1693 eine ungewöhnliche Maner auf der Stadt Grund und Boden erbauet^ nachdem sie einige Jahre irfiher ebenso ein Thor erbaut Dieses kann nur das in Eede stehende Thorhans sein, welches auf eintun Grunde stand, von dem mit KücksicLt aut' die Eut- ötehungs weise des dortigen Stadttheiles (vergl. dtju Abschnitt: Ordensbaus, Yorborg Steinbau) anzunehmen ist, dass man zur Zeit der £rbannng des Thores über die Zugehörigkeit dieses Grundes nicht mehr im Klaren war. Die den Weg zwischoi diesem und dem mittleren Thore ehemals einfassenden Mauern, Ton denen in der Klage ehenfidls die Itede ist, sind, wie ans Bering's Plan hervorgeht, sehr bald durcli Häuser ersetzt worden. Dieses unterste Thor wurde das Sehloßthor oder Mordij^rubenthor genannt. Der letztere, zum Eintritt in die Altstadt nicht sehr einladende Namen wird wohl auf ein an den altstädtiscben Rath gerichtetes Schreiben des wegen hartnftokiger Opposition und yerschiedener üebergriffe der Stadt erzflmten Markgrafen Georg Friedrich znrttckznftohren sein, worin er die Altstadt mit einer Mördergrube vergleicht. Die eben beschriebene neue Verbindiuig mit der Altstadt kann ihrer Steilheit halber mit Wagen nicht befahren worden sein; dieses ist erst möglich geworden, nachdem die Schmiedestraße an ihrem oberen Ende nebst den daran- stossenden Theilen der Bergstraße und des Schloßberges anf mehr als Manneshöhe aufgeschüttet worden waren, und swar mit dem Schutte der oben erwähnten Mauern und Thore. Die ganze AuBere Befestigung swisohen der Torburg und dem Ost- flügel des Schlosses wurde nämlich von 1700 bis 1705 durch Zuwerfen des Grabens und Abbrechung der Mauern und der

111) Big'ack, der prenB. Landtag i. J. IbdL Siftinngeber. d. PniMtt 1688/84. S.46.

112) Bnjack a. a. 0. S. 47.

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Von 0. Beckberrn.

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drei Thore beseitigfc, wegen eines Ton König Friedrich I. ge- planten vollständigen Ümbanes des ganzen östlichen Schloß- flüjrels; dieser kam aber in den Jahren 1705 bis 1712 nur in Seiner «üdiiclieü Hälfto zur Ausführung. Auch der jüngere Thdü des Nordflügek hat 1810 einen Umbau erfahren. .

Hier mag aaoli noch einiger minder wichtigen Yerftnde- Aitcudt rongen an den Feetangswerken der St&dte gedacht werden. In der Altstadt wurde anter dem Markgrafen G^rg Friedrich das Holsthor nmgebant und zeigte in seiner nenen Gestalt tiber drei Geschossen Kenaissancegiebel mit einer auf den Bau bezüglichen Inschrift und den ])renssischen Adler. *^*)

Im Löbenicht scheinen in dieser Periode in Ibrtificatorischer ^^öbenicht. Beziehnng keine Yerändernno^en yorgekomme» zu sein.

Die Stadt Kneiphof erhielt im Jahre 1642 vom Hensoge J^»^ die Erlanbnifi znr Erbauung einer neuen Brücke über den die Ostseite der Insel umströmenden Pregelarm unter der Bedingung, dass sie durch ein Thor gesichert würde."*) Diese Brücke ist die heutige Honighrücke, und das neuerbaute Thorhaus hieB, wie das alte eiieuials mittels der Dombrüeke 7Air Altstadt hin- überführende, das Domthor, spater Honigthor. Dem Grünen Thor setzte man im Jahre 1592 einen Thurm auf, welcher im oateren Theile aus einem Cnbus mit heramlaufender Ghtllerie bestand. Auf diesem erhob sich ein Achteck mit einer soge- nannten welschen 8pitee. Der ganze Thurm war in Fachwerk erbaut.

"Während der langen Priedensdauer nach dem letzten pol- nischen Kriege fing man in den drei Städten bald au, wenig Qewicht auf die Befestigung zu legen und Hess die Werke all- tn&hlich verfallen, so da£ sogar Herzog Albrecht sich venmlaBt &iid, der Altstadt im Jahre 1566 einen Theil der fiscalischen

U9) Pkber a. a. O. S. 23, 90 u. 82. SitBongslwr. d. Prossia 1686/87 8. 90 Q. 100.

114) S. Bering u. N. Pr. Prov.-Bl. a. F. X, 2ia

115) Freiberg, N. Pr. Prov.-BI. V, 418.

116) N. Pr. Proy.-BL 8. F. IX, 6U.

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6«fidiiclite der BefWgangaii Königsbergs.

Einnabmeii zur Aasbessenmg der Manem» Tbore und Thttrme ZQ verschreiben. Eine Verstärkimg der veralteten Haner- befestiguDg dorch davor anzulegende Erdwerke, wozu der Herzog im Jahre 1565 die Anregung gab,*'^} kam entweder ans ICangel au Mitteln oder an Energie nicht zur Ausführung, die Ver- na-Ii lässigimg der Befestigimg nahm viehnehr ihren Fr>rtf,'ang. und so finden wir denn um das Jahr 1613 im Löbeuieht von der Stadtmauer und etwaigen Thürmen keine Spur mehr vor, in der Altstadt und mehr noch im Kneiphof sehen wir sie aul einigen Strecken noch frei und unversehrt dastehen, der größeste Theil der Mauern ist abor achon entweder ganz beseitig^ oder es sind Häuser daran und darauf gebaut. Nur die Thürme sind hier erhalten und überall auch die Thore, diese aber auch theil- weise nur noch in vertheidigungsf&higem Zustande.'^') Denn sie galten den Städten kaum noch als Festungswerke, sond^ waren bei <1. la zwischen. iLnuu nud auch gegen den Lundesherm horr:5cli''!iilen Mißtrauen und Ixn der gegenseitigen Mißgunst hauptsaclilich nur willkommene Mittel, sich gegen einander ab- zuschließen und durch Erschwerung des Verkehrs eine der

117) Altpr. Ifonataaehr. XXV, 95.

118) Liedert, das jubil, Königab. S. B-4.

nn) Von den Thoren der Altstadt wurden abgebrochen: Das Schloß- thor iTn'. flas T.öhenirhtsrho 17O0, das Lastadien- nnd flas Laakenthor 1734, das bteiadauiuier und das Ivoggeuthor 1752, das Schmiedelhor 17b7, das Holzthor 1790. Im Löbenicht: Das Sackbeimer 1752, das Narreuthor 1753, aas HäUenthor 1809 (?), das Erttochenthor 1814. Im Kneiphof: Bas Scbmiedethor 1786, das Srftmerthor 1768, das Honigtikor l'ffi?, daa GrOne Thor 1864, das Küttelthor ca. 18C7. Auf der Burgfreiheit: Das Junker- gassentbor im Anfange df»s 19,. .Talirlmii l.. das Kreuzthor 1705, (das Mühion« thor 18()?)V). Von den Mauert hunnen ist nur bekannt, daß im Knei|>hv>f ler eigentliclio Blaue Thurm 1735 und in der Altstadt der Pfeifenthurm lioT, der Thnnn am Qemcingavieii 1763, der Uel>ertest des Danskers 1690^ der danebenstehende Thurm 1800 nnd der Nene Thurm 1888 abgebrochen worden sind. Von der alten MauerlK f stigoog existiren nur iwch in der Altstadt das Dombrückenthor an der Badergasse und der Gelbe Thurm am Gesecus- phitz und im Knoipbof der jetzt voH^fündig umgebaute spätere Biaue Thurm. An die tbomalige neuere Wallbelebiiguug erinnert nur allein noch der IlUgel, auf welchem die Sternwarte steht; er ist der Ueberrest eines Bastions.

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Voa C. Beckhorru.

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andern Naohtbeile nurafitgen. Außerdem aber hatte die Be- festigimg im Ganzen ihre ßedeutnng dadurch verloren, daB die

Vürstü'lto sich so nahe und in s(»lchor Ausdohauug au die Werke herangedrängt hatten, daß die Ik.seitigung jener im Falle ßines feindlichen Angrifls schwierig und aus mancherlei GrumiHn bedenklich, ohne diese Maßregel aber an eine Vertheidigung der StAdte nicht zu denken war.

In f'olge dieser Übeln Yer&ssang ihrer passiven nnd, bei- ^'l^'^T' lAnfig bemerkt, auch activen Tertheidigongsmittel geriethen die ^ bä-*ä^ Stftdte Königsberg wAhrend des sohwedisoh-polnisohen Krieges in eine ftnJSarst kritische Lage. Seit dem Anfange des 16. Jahr* hnnderts hatte sich südlieli von dem Dorfe Altpillau auf der Nelunng ein neues Tief gebildet, während die früheren nach und nach verj^andet waren. An dieser neuen Fahrstraße hatte die Regierung auf der saudigen Landzunge unter dem genannten Dorfe eine kleine Schanze angelegt, welche, als im Jahre 1626 Sn*"!:"" die Kriegsverhältnisse sich für Preusson bedrohlicher gestalteten, ^Ju^lnj schon ver&llen war. Sie wnrde daher im An£uige des Jahres durch eine neue, jedoch sehr mangelhaft erbaute ersetet, und diese erhielt eine Besatanng von 286 Mann. AnSerdem .waren vor dem Tief 8 mit Geschützen armirte imd mit 104 Mann besetzte Schiffe stationirt, um dadurch einer Forderung des Königs von roleu zu geuiigeii. Am 5. Juli erschien nun der König Gustav Adolf von Schweden mit einer P^lotto vor di^n Tief, nahm die preuiJischen Schiffe und l)(Ksotzte die Schanze, deren Besataung sich ohne Schwertstreich^ nach Altpillau sarückgezogon hatte. Die Schanze liefi der König einebnen und dafür eine solidere und zweckmäßigere erbauen, auch die gegenüberliegende Spitze der Nehnmg befestigen. Nach einigen Tagen segelte er über das Haff nach Braunsberg, um sich von dort aus des Ermlandes zu bemftchtigen und dann weiter in das polnische Preußen vorzudringen. Schon gleich nach seiner Laiuluug bei Altpillau hatte er sowohl von den pnMißischon Oberrathen als besonders auch von den Städten Königsberg die Keutralität verlaugt. Diese wollte er, ihre militärische Bedeutung

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Q«0eliielite dar BefiBsiigtuigen Königsbergs.

Qbenchftteend, nicht in seinem Bflcken lasaeni ohne sie dnrdi einen Vertrag gebunden En haben. Den Oberräthen gelang es dnrch Berufbng auf ihre Stellung dem Könige von Polen, dem abwesendeii Kurfilrsten und df^n Stand-^n gegenüber, Anfechub für ihre Entsrh..i,lung zu erlialr.»Mi ; von den Städten aber ver- langte der K<ini<j^ trotz aller VorateUungen die Neutmlitat so bestimmt und untor so energischen Drohungen, daß diese, in jeder Beziehung wehrlos, sieh zur Unterzeichnung des Neutralitäts- yertrages am 22. Juli verstehen maßten, wodurch sie dem Knr- flirsten und mehr noch dem Könige Yon Polen gegenüber in eine sehr nuBlidie Stellung versetzt wurden.

Dnrch diese ftble Erfahrung wirksam belehrt, gingen die Städte noch in demselben Jahre daran, sich durch Herstellung einer zeitgemäßen und gemeinsamen Befestigung in bessern Veitlieidiguii^znstand zu st't/.t-n.'--'* Diese sollte zugleicli siimmt- liche Vorstädte nebst dem Dorfe Haberberg, in dessen Besitz der Kneiphof 1522 gelangt war, mitnmffiss'^n. Der Professor der Mathematik an der Universität Königsberg M. Job. StraoB ' wurde zu dem Ende mit dem Entwürfe einer den damaligen Begeln der Fortification entsprechenden Befestigung betraut Ben Bau leitete zuerst der Oberst Abraham t. Dohna'^ mit Hilfe des Feldmessers Conrad Bark und seit 1684, nachdem er in der Hauptsache bereits vollendet war, der Ingenieur Christian Rose.**') Er wurde auf Kosten imd mit Schanverksdiensten der Bärgerschaft an^Jgeführt; nur zu dem Theile, welcher die kurfürstlichen Freiheiten berührte, wurden die Kosten aus der kurfürstlichen Kasse hergegeben. Der Wall dieser neuen Be- festigung folgte im Allgemeinen derselben Linie, welche der Hanptwall der gegenwärtigen Festung einhftlt, in der Qegend des Fiiedlftnder Thores und auf der Nordwestseite lag er jedodi theilweise beträchtlich weiter raokwftrts. Biese Befestigung

190) Bock, Ehdeitang in den Staat Prenlon a lOBL

121) Pisanski, Lit. riirgf 1 ! htr. X. Pr. Prov.-BL a. F. HI, 125, 25M.

122) L'vAo.n a. a. O, S. 55. EiJaut. PreoA. I, 206.

123) Piaanski a. a. 0. S. 126, 127.

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Yoa C. Beckherrn.

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besaij an Außenwerken nur dou gedockten Weg mit dem Glacis und bestand aus einem Hauptwalle ohne jedes Mauerwerk mit davorliegendem Graben. Der "Wall war mit einem Wallen nge, Stnfenbanket und schwacher Brustwehr versehen, um seinen ftosseren Fuß zog sich eine aus breitem Wallgange, Stnfenbanket lud Brustwehr bestehende attachirto Faussebraie herum. Die beiden Eaoarpen des breiten, cum kleineren Theile aus dem Fregel, som grOBeren ans dem Oberteiohe mit Wasser gespeisten und mit den erforderlichen Stauwehren versehenen Grabens waren nicht bekleidet, der gedeckte Weg war schmal, das Glacis niedrig. Das Profil war also das der älteren uiedcilündist heu Manier, Dio Bastion© standen noch mit ihren Flanken senkrecht auf der Courtine. Diese Eneeinte wurde durch den Pregel mit seinen beiden in der Stadt sich vereinigenden Armen und den Oberteioh in vier Abschnitte zerlegt. Der attdliche erstreckte sich vom sogenannten alten oder natangiachen Pregel in weitem Bogen vom Friedländer Thore bis zum Pregel unterhalb der Stadt am Holunder Baume, woselbst die Feste Friedrichsburg noch nicht ezistirto. Er zfthlte 9 ganze und 3 halbe Bastione; diese letzteren bildeten hier wie auch bei den anderen Abschnitten den An- schluß an die den Wall durchschneidenden Ginvässer. Der nordwestliche vom Holländer Baume bis zum Oberteiche sich erstreckende Absclmitt hatte Ö ganze und 2 halbe Bastione, der nordöstliche vom Oberteich zum sogenannten neuen Pregel am Litauer Baume reichende die gleiche Anzahl und der sadöstliche, die Lücke zwischen den beiden Pregelannen schließende 8 ganze und 8 halbe Bastione. Dieser Abschnitt zeigt auf dem Plane bei Pttfendorf eine regelmäßige Trace, aus der Beschreibung der Festungswerke Königsljeigs von Job. Gottfr. Kalan in dessen geographischer Reise von 1723 geht dagegen hervor, dalj der Gnindriß der Werke dieses Abschuitta ein ganz unregelmäßip:er gewesen ist. Die Beschreibung ist leider in Folge der mangel-

12i) Die ans dem Paroham oder Zwinger der alten mnerbelestigiing bervorgegaiigene Fanseebraie diente mt aiedom Beetreiflhwig des Qrabens.

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4ßO

Q«0c]uohto der B«l'eatiguugeu Köuigöbi»'g8.

haften militärischen Kenntnisse des son.st sehr zuverlässigen luia gut unterrichteten Verfasserg so unklar, daß sie hier nicht wieder- gegeben wi r In kann. Auf dorn Müllerschen Plane ist Yim diesem AbBchnitt keine Spur mehr walirnehmbar.

Von ftuüeren Werken wird nur eins erwähnt, nämlich die aogenannte Jungfemsohanze,'^) welohe in den der Altstadt so- gehörigen PlregelwieBen gelegen hat, wahnoheinlich in denen unterhalb der Stadt. Hier könnte sie den Zweck gehabt haben, die Annäherung feindlicher Schiffe auf dem Pregel m ▼erhindem.

Die damals vorhandenen Thore waren das gegen das jetsdge etwas zui uckgelegeue Friedlaiider, das iirandenburger, welchui» etwas weiter östlich stand als flogen wärt ig, (las mehr rückwärts stehende Stein dammer, das Tragheimer, dan Rossgärter und das Backheimer Thor; das Königsthor, zuerst Gumbiuuer Tlior ge- nannt, ist erst uach 1765 entstanden. Nur militärischen Zwecken diente das Aas£aUthor, im nordwesüiohen Abschnitt neben der rechten Planke des aweiten Bastions vom Pregel gelegen, mid wahrscheinlich auch ein im nordostlichen Abschnitt neben der rechten Flanke des sechsten Bastions vom Pregel befindliches, das nacherige Neuesorgenthor am ehemaligen Wege nach Kalt- hof. Eine ähnliche, von der Mitte der Courtinu fortgerückte Stellung im Walle wie diese beiden hatten auch das Tragheimer und das Brandenburger Thor.'-*') Sammtliche Thore waren nur niedrige und schwache Thorhäuser, was aus der Beschaöenheit der beiden bis in die neuere Zeit erhaltenen, nämlich des Brandenburger und des Steindammer Thores an sohUefien ist Letateres, im Jahre 1886 abgebrochen, war ein ein&ches Thor- hans von 80 nnd 85 Pnß Seitenlange nnd ca. 25 Fu6 Höhe bis au dem Walmdache. Durch die schmalen Seiten war die Bnrch« fahrt g 1 aus welcher eine Treppe in der Mauer zu einem oberen Geschosse führte. Dieses war mit je zwei Fenstern aul

125) Conrad, Raths- und Gerichtsvttx^MS. von Xönigsb. AltprooB^ MonataBohr. XXIV, 85 and Kimmenietat, ebenda XZV, U n. 90.

126) Pufandorf, Thatm Karl Gustavs^ Königs von Sdiweden, Taf. 2B. Yaleriaa Mtdlert Plan von Königsberg.

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VoA G. Beckherm.

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den beiden Schmalseiten vorselion und als Thorwärterwohnimg eingerichtet.^^') Das Brandenburger Thor, welches erat beim Ban der jetsigeii Festong beseitigt wurde, war diesem sehr 4hnliob«

Das GelAade vor dem sadliohen Abtolmitte des Walles besUmd zum gröBten Theile aus Wiesen, welche von vielen nassen Gräben dnrchschnitten waren; dasselbe gilt yon dem

südlichen Theile dea nordwestliclien Abselinitts. Vor dem mitt- leren Theile desselben zog .sich iimerlmlb Gewehrschuß weite ein Bavin hin, welches vom Walle aus nicht überall genügend eingesehen werden konnte, für die Yertheidignng daher nach- iheilig war; der weiter Ostlieh gelegene Theil &nd dagegen in dem Oberteiche mit den anliegenden snmpfigen Wiesen einen vortrefflichen Sehnte. Anch vor dem südlichen Theile des öst- lichen Abschnittes bildeten die beiden Kupferteiche, welche die zum Sacbheimer Thore fülirende Straße eine kleine Strecke zum Detile machten, ein gutes Annäherungshinderniss. Die große Insel zwischen den beiden Pregelarmen bestand aus sehr weit hinauf sich erstreckenden tiefliegenden and von vielen Wasser- grtben durchschnittenen Wiesen.

Das die Festung umgebende Gelftnde war also fast über- all fthr die Yertheidigung von günstiger Beschafienheit; dennoch war diese neue Anlage eine ihren Zweck verfehlende zu nennen, weil die activen Vertheidigungsmitt'^1. über welebo die Stiidte Königsberg geboten, im Verhältniß zu dem Umfange der Festung, deren Wall eine Länge von ca. 2 Meilen erreichte (20260 Schritte Fenerlinie), viel zu mibedentend waren. Die gesanunte Streit- macht der drei Städte bestand nimlich um jene Zeit, wie ans einem Berichte über die im Jahre 16d6 stattgefimdene Musterung hervorgeht, *^**) nur ans ungefähr 5750 Mann zu Fuß und 320 Reitern. Davon waren ca, 450 Mann zu Fui3 und 2-}() Heiter geworbene Trappen und 5300 Mann zu Fuß und bO Kelter

IST) Onmd- und Aafkift im Sta«tearohiv. 13^ N. Pt. Prav.-BL a. F. Tm, 86 ff.

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Geschichte der Befestigungen Königsbergs.

Bürgerwohr. Dieser letasteren ist wegen üirer geringen Kriegs- erfahrung und Ausbildung und Ii s mdcrs wogen des Maugeb an Dibciplin nur ein geringer Werth beizumessen, welcher noch durch «lie zwischen den verschiedenen Coutingenten herrsohemie Eifersacht verringert wurde. Die Verwendang dieser Trappen sa einer erfdgreiohen Vertheidigung der Feetong wurde flbar- dies durch die oompUoirten und schwierigen Sommandoverbtlfe- nisse fast snr Unmöglichkeit gemacht. Denn die miBtrainselien und auf ihr Ansehen und ihre Selbständigkeit nicht nur uuicr sich, sondern auch dem Landesherrn gegenüber eifersüchtigen Städte hatten es nicht nur abzulehnen versucht, kurfürsthche Truppen in die Festung aufzunehmen, sondern setzten es auch durch, dafi der vom Könige von Polen als Kommandant der Festang vorgesohlagene und angenommene polnische Offizier 1636 Oberst Otto Wilhehn v. Pudewels auch den BMlien der drei Städte den Eid leisten muBte. Die Selbständigkeit dieses so vielen Herren dienenden Kommandanten wurde nun dadurch aufs äußerste beschrankt, daß unmitte]l)ar unter seinem Befehle nur die geworbenen Truppen standen, während er über die Bürgerwehr nur durch Vermittelung der von den Städten und dem KurfiQrsten gemeinschaftlich ernannten Eriegsoom- missarien der Städte verfflgen durfte. Die zur Arminmg der Werke erforderlichen GesohQtze waren in genügender AnisU niclit vorlianden, so daß der Kurfttrst gebeten werden mußte, damit auszuhelfen. Einem umsichtigen und energischen An-

129) Im karfUrBtUchen Zeoglunise sa Königsberg waren im Jtlue 168& ycvliandeii: 3 scharfe Hetasen, von denen jede 95 Pitind Eieen wM» 3 ganze Karthaunen, 8 halbe Kartliaunen, 4 ganze, 2 halbe Feldschlangen.

3 Falkonetten, 2 6pfüud., 2 4iiftlnd. Regimen* s^^nrke, 2 4pfiind. Lsngstücke, 2 ()]ifün*l. Starke, oint«^e Kiuntiierstücko, b Urgelpfeifen. 1 Serpentinlein. 150 Doppellmkön, 35" Haii^l^ranateu, 20 Granaten für Morsser. 859 Centuer Pulver, 162 Ceutner Blei. v. Mülverstedt, die brandenburgische Kriegs- macht unter dem Gr. Kurfürsten 8. 648. Ueber die BewiuBliaiig der Soldtruppen oder der Bürger ist noch zu bemerken, daß diese in Besag auf die Constraction der Handfeuerwaffen schon weit vorgeschrtttea war, dmii auf dem Beringschen Plane von Köni^berg von 1618 gewahrt mitsr

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Von C. Beckhem.

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greifer konnte es unter diesen Umständen nicht allzu schwer werden, an irgend einem Ponkte in die Umwallung einzudringen, aelWt wenn er nur über yerhältuißmäßig geringe £r&fte und A]ifri£binitiel yerAlgte. Der nachstelieiid kurz aagedeatete Yarknf des ersten und sweiten echwedxsck-polnisohen Krieges IM erkennen, dass die nene Festung lEfönigsberg anck ab Landesfestung nur einen zweifelhaften Werth besaB, weil sogar die zu ihrer Vertheid ijoaing mit horangozogonen kurfürstlichen Truppen nicht hinreichten, ihre zu weit ausgedehnten Werke in genügender Stärke zu besetzen.

Im Jahre 1627 kam der Kurfüzst Georg Wilkelm selbst naek Königsberg und brachte 4000 Mann Fnssvalk und 600 Keiter mit, von denen ein Tkeil sogleich snr Yerstftrkung der Be- satcongen von Fisehhansen und Lochstedt abrttckte. Darauf landete auch der König vuu Schweden um 18. Mai wieder niiL frischen Truppen in Pillau und forderte abermals von der preußischen Regierung die Neutralität. Diese suchte die Sache wieder durch Unterhandlungen hinzuziehen, zu welchem Zwecke die Oberräthe sich nach Lockstedt begaben. Der ungeduldig werdende König schloss nun aber am 18. Juni Lockstedt mit ftberlegener Macht ein und swang die saudemden Oberr&thef sich seinem Verlangen zu fügen, indem diese nun eben^kUs einen Xeutmlitäts vertrag abschlössen, dem aber der Kurfürst erst am 6. August beitrat. Diesem Vertrage gemäß blieb Pillau in den Händen der Schweden, welche in der dortigen BeiestiguDg, ▼eiche sie noch verstärkten, eine sehr starke Besatzung hielten, cleren gewaltsame Bequisitionen sich oft weit in das Samland binein erstreckten. Als Gustav Adolf am 31. Mai 1629 wieder in PiUan eingetroffen war, Hess er, weil er dem Kurfbrsten immer noch nicht traute, auch Ijochstedt und Fischhausen be-

dea die Straßeu der Stadt belebenden Personen auch iolche, welche im Arm oder aut der Scliultcr Feuergewehre tragen, deren Läufe bereits das mit Tülle und Hals veiseheao Bajouuett zeigen. Diese Einrichtung war Kwar sefaon im 16. Jahrhundert bekannt» fand aber erst unter Louis XIY* •Uciinsinere Anwendong. YerglL BoBimin, die Kriegawaffon S. 86.

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464 OoBchiokte der BefeetiguDgea KönigBbeigs.

setzen, und in dem am 29. September zu Altmark auf sechs Jalire ab^oschlossenen Wttllenstill^tandt? musste auiierdem der Kurfürst darin willigen, daß nicht nur liochstedfc und Fisoh- liansen mit ihrem gansen Gebiete, sondern auch ein Theil des Amtes Schaaken unter schwedische Verwaltung gestellt wurden. Diese hörte erst auf, nachdem ein neaer Waffenstillstand za Stahmsdorf am 16. September 1636, durch den auch PUIan wieder snrdckgegeben wurde, abgeschlossen worden war. Für die von den Schweden angelegten Pestungswerke PUlatis hatte der ivuilurst lOOCKj Tiialur zu zahlen. Sein Nachfolger Friedrirb

^Mtuag Wilhelm ließ sie abtragen und auf ihrer Stelle ein größeres und baat] solideres Werk erbauen, bestehend aus einein regelmäßigen hastionirten Fünfeck mit revetirter Fausaebraie, liaveünen and gedecktem Wege.*'**)

Im Jahre 1665 brach der schwedisch^pobusche Krieg aber* mals ans. Der Große Knrftlrst ordnete daher fiüstnngen an nnd marschirte selbst mit brandenburgischen Truppen nach Königsberg, wfthxend der König von Schweden Karl X. Gustav begann, von Süden her die Grenzen des Hersogthmns ra Uber- schnnten. um den Kurfürsten zum Abschlüsse eines Bündnisses zu zwingen. Dieser, weleher viel zu schwach war, um Königs- berg vertheidigen zu kuuuen, ging auf dtia Verlangen d'^ ]\ ' nigj» ein, als die Schweden schon bis in die Nähe der Festung vor- gerückt waren, und so kam ef? zum A'erfrag© von Schippenbeil, welcher die polnische Lehnshoheit in die schwedische verwandelte. Durch den Vertrag von Labiau am 80. Ootober 1666 erlangte dann der Kurfürst von schwedischer Seite und durch den von Wehlau am 19. September 1667 von polnischer Seite die Sou- verän etftt in PreuBen, welche bei dem Friedensschlüsse von Oliva am 1. Mai hM)0 anerkannt wurde.

citadeUe Die vom Großen Kurfürsten von jeher erstrebte und nun

'"buip'^* glücklich erreichte Souveränetüt wollten die preußischen Stände,

180) Hoboxg, Kaohriohten fSbec die Featnng Pillaa. N. Pr. Fftiv.-BL & F. n, 285.

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Von C. Beckherro.

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insbesoudcro die Städte Königsberg abor niclit anerkeriiieu, iiuieLten vielmehr gegen die aus derselben lierv^orgehenden Regierimgsinaßn ahmen Opposition. Der Kuriurst hatte bei der altgewohnten und notorisoheu Aulsässigkeit der Städte hart- näckigen Widerstand lange voranHgesehen und daher schon im Jahre 1657 am südlichen Ufer des Pregels beim Holländer Baam nach Einebniuig des dortigen Stadiwalles eine Cidatelle, Feste Friedriofasbm^ genannt, erbauen lassen, nm für die gegen die widerspftnstigen Städte etwa notbwendig werdenden ZwangsmaO- regeln, welohe ancli wirklich nachher .in yerschiedener Weise und mit Erfolg zur Anwendung kamen, einon feste n und günstig gelegenen Stützpunkt /.u luiljon. Die Pläne zu der Citadelle waren von dem HofmuLiiematicus Christian Otter entworfen, und den Bau hatte der Ingenieur Georg Neumann geleitet.^^*) Als Arbeiter waren dazu zahlreiche Bewohner der von den Tartaren verwüsteten Grenzämter herangesogen worden.

Biese kleine Citadelle lag inmitten weit an^gedehnter von vielen Wassergräben dnrohschnittener Wiesen unmittelbar am

Pregel unterhalb der Städte, war also vortrefflich geeignet, nöthigenfalls die Schitiahrt zu unterbrechen und somit den Handel, die llaujjterwerbst^uellü der aufnäBsigen ( t roöbürger, empfindlich zu stören. Sie bestand aus einem bastionirten Viereck von 67 Ruthen Frontlänge. Der Hauptwaii entbehrte gänzlich der Mauerbekleidong, das naoh^den Städten gerichtete Bastion war mit einem Kavalier versehen, die Flanken der Bastione standen nicht mehr senkrecht auf der Gourtine und der breite nasse Ghraben stand mit dem Pregel in Verbindung. Die Westfront lag in der Verlängerung der Stadtbefestigung, die Ostfront enthielt das Thor, welches durch ein Ravelin, das einzige Außenwerk der Citadelle, gedeckt war. Krster Komman- dant war Oberst von Brüning, in dessen Stelle aber bald der Oberat von Beüicum trat. Die Besatzung bestand aus einer

181) Pisanski a. a. 0. S. 114 ti. 127. Altyr. ItomtMdirift Bd. XXVU. Bft. 6 «. a 90

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GtewIaolLte dar BeüMgangwi KAmg/Angß,

Gompagnie von oa. 160 Mann. Als G^sohützbediennng werden spfttar noch 1 Corporal und 8 Coa«tabel aufgeführt.^

Im Januar des Jahres 1679 wurde Königeberg zwar von den bie Inetorburg Ton Korden her vorgedrungenen Schweden bedroht, doch wurden die Städte durch diesen neuen Ein&Il Min insofern in Mitleidenschaft gezogen, daß die Bürger bei strenger Kälte einen verschärften Wachdienst versehen uiid zu dem kurzen Feldzuge des Karfürsten 300 zweispännige Schlitten stellen muülten. Bereits in der Mitte des Februar kehrte der Kurftirst mit seiner siegreiohen Armee naoh Königsberg sorOck.

Im Laufe der nun eintretenden FriedensEeit machte doh auch bald wieder die altgewohnte Sorglosigkeit der Behörden Uli; l der Bürgerschaft hinsichtlich der Instandhaltung der Festungs- werk' i^eltend; zwar bestanden bei den Magistraten besondere Aemter, welche, bald Wailamt, bald Kriegdcommissariat genannt, für die Beau&ichtigung und Ausbe^rong der Werke und In- standhaltung der Geschütze und sonstigen Waffen su soKgen hatten/^ aber der Mangel an Interesse fOr diese im Augen- blicke nicht dringend erscheinenden Angelegenheiten ließ bei diesen Aemtem eine solche Nachlftssigkeit eintreten, dsB die Festnnf;s\verke allmählich wied*»r gänzlich m A oriall geriethen. Einen Beweis iür das geringe Interesse, welches man fiir die Festungswerke bethätigte, liefert z. B. der Umstand, daB im Löbenioht zu dem Unt* rhaltungsfonds nur von jedem GrpßbfiigBr bei seiner Aufnahme in die Zunft der geringe Beitrag von einem Thaler gezahlt wurde^ wovon noch ein Theil sur ünterhaltang des Qeschtttzes bestimmt war.**^) Dieser letsteren Sorge scheinen die Städte übrigens bald enthoben worden zu sein, denn der Große Kurfürst zog von verschiedenen Städten die diesen zu- gehörigen Geschütze für d' ii Staat ein, z. B. von Eastenburg 7 broncene Kanonen, welche in das kurfürstliche Zeughaas

132) V. Mülvorstodt n. a. O. S. 518 u, 623.

133) Conrad, üatlis- u. Gerichtsverfass. v. Königsb. Altpr. Honatsschr. XXIV, 26.

184) Conrad a. a. 0.

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Ton C. fiackhemi. 4$7

Königsberg abgeführt und Ton König Friedrich I. der Stadt im Jahre 1705 mit 648 Thlr., 29 Gr., 10 Pf. vergütet wurden."^) Wenn Königsberg toxi dieser Maßregel damals noch nicht be~ imßsR worden sein sollte, so geschah das dooh im Jahre 1718, ab Friedrich Wilhelm I. sich von den Städten Königsberg ^ Geschütze abUefem ließ. Es waren wahrseheinliob ebenfiills nur bronzene, denn bei der 1758 erfolgenden Besetzung durch die Rossen wurden dienen noch 80 stadtische eiserne, zum Theil uubraachbare Geschütze übergeben. Die üble Vorfassung, in welcher sich die Festungswerke Königsbergs befanden, blieb auch bestehen, nachdem der König Friedrich Wilhelm L die gesammton Wehniniichtongen Prenssens von Grund aus um- gestaltet hatte und die Sorge ftr die Befestigung der 1724 aus der Vereinigung von Altstadt, Löbenicht und Kneiphof hervor- gegaugem-n Stadt Königsberg nun niclit mehr dieser, sondern dem Staate oblag; denn man eah dauuds in Oesterreich den gefährlichsten Nachbarn Preußens und verwendete die knappen GeUhnittel zur Sicherung der südlichen Grenzen des Staates.

Als daher w&hrend des siebenjikhrigen Krieges im Jahre 1757 eine starke russische Armee längs des Pregels gegen Königsberg vordrang, stand die Stadt abermals wehrlos da, denn such die Garnison war au. l iU kt, um dem Feinde im Felde entgegenzutreten. In der Stadt waren nur zwei Ijataillone des Gamisonn-giineTits v. Puttkamer zurückgel)liul)tm, den iihrigen Theü der Besatzung sollte die wieder ins Leben gerufene Stadt- miliz ansmachen.^^^) Diese bestand aus zwei Aulgeboten, wovon das erste, in 10 Compaguien eingetheilt, aus 3000 Mann zu Fuß ond einer Schwadron von 160 Pferden bestand. Die Oom- pagnien waren mit Musketen bewaffnet, welche das Militär-

135) Schreiben des Magistnts bu Rastenboi-g an den Kurfürsten t.

J. 1692 im Staatsarchiv.

Infy) Die Biir<;erwehren battf^ Ki^ni:^ Friedrirli I. unt<;r dein Namen Stadtniiliz reorgaaisirt und dadurch zur Aushilfe für die Vertheidigucg der Stidte eine einigermafien branchbar« Truppe geschaffen,* unter Friedrieh Wilhehn li^ weldier wenig Werth auf dieselben legte, war diese Wehrein- riehtong nach und nadi wieder eiogaguigeii,

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OMchichte der Befestigungen Königsbergs.

commando geiielert hatte; für die Munitiou inuÜteii die Bürger selber sorgen. Dia Bewaffnung der Kelterei bestand aus Säbeln und Pistolen. Das zweite Aufgebot wurde von Handwerkern und Gesellen gebildet, mit Degen, Sensen und Heugabeln be- waffnet nnd sollte als Beserve dienen. Erster Kommandant war Oberst v. Puttkamer, eweiter Oberstlieutenant v. Schafistedt, Kommandant der Citadelle Major v. Heyden. Unter so bewandten Umständen konnte an eine Vertheidigung gojren einen förm- lichen AngriÜ' nicht gedacht, vielmehr nur Maliregeln zur Sicbe- ning gegen einen von feindlichen Detacbemeiits zu erwartenden Ansbess«. Handstreicb getroffen werden. Za diesem Zwecke nntemahm

des Walles, soweit er nicht vollständig demoUrt war, wie s. B. zwischen dem Brandenburger Thore nnd der Citadelle, woselbst

schon 1723 der Wall durch eine in gerader Linie errichtete Pallisadirung ersetzt war,**') ferner die TlersiteUung von S("liarien mittelst Schauzkörbon und die Vertieiung des durch Verfall der Stauwehre gröBtentheils des Wassers beraubten Grabens nebst Ausbesserung seiner Böschungen, deren innere am FnBe eine Pallisadirung erhielt, wtthrend die Berme mit spanisoben Beitern besetzt wurde. Diese Arbeiten wurden von etwas mehr als 400 Bauern mit einem Kostenaufwande von 5000 Thaler ausgeftüui, können sich also nur auf den zunächst iHHlroliton Theil der Werke erstreckt haben. Auch die schon früher vor dem Fried- länder Thoio angelegten Magazine wurden durch mit Geschütceu armirte Schanzen gedeckt. Die beiden Bataillone wurden in die Vorstadt verlegt und besetzten die dortigen TborwaobeD, die Wachen auf der Lastadie, dem Schlosse, den erwihnten Magazinen und mit 80 Mann die Citadelle. Die übrigen Thon wurden von der Miliz mit je 1 Oifizier nnd 40 Mann besetzt, den Dienst der Reuden versahen ]\Iagistratsbeamte. Das Miüt^' hatte AllaiTüplätze auf dem Schlosse, in der Citadelle und an den Thoren, die Miliz auf den Bastionen und deren Beserve

IS7) KaUm, geographische

8. 7.

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Von C. Beckherm.

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auf ▼erachiedenen PlAteen im Brnem der Stadt. Bei drohendem

feindlichem Aiigritfe sollte jedes Bastion der bedrohten Frontim voii der Miliz mit 2 Offizieren und KX) ^lanu nebst 200 Manu als Soutieu besetzt M'erden. Kinige Inmdert Mann der Miliz waren ferner bestimmt, sich auf einigen am Yielunarkt bereit- gehaltenen Wittinnen nach den Magazinen vor dem Friedländer Thore einsnschifien. Die eine Hlüfte der berittenen Miliz ver^ sah den Yotpostendienst vor den nach der Biohtnng des feind- lichen Anmarsches gelegenen Thoren.^") Alle diese Vorberei- tODgen snr Abvehr waren jedoch nmaonst getroffen worden, demi nach der Schlacht bei Gr. Jägemdorf am 30. August 1767 zogen sich die Russen zurück und räumten mit Ausnahme von Memel das preußische (rel)iet. Als diese aber im i'olgimden Jahre wieder vom'lekten, sollten die in Königsberg getroÜ'enen Ver- theidignngsmaliregeln ebenfalls nicht zur Geltung kommen, denn als die russische Armee sich der Stadt genähert hatte, scldossen die dort zurückgebliebenen Mitglieder der Begierung mit dem russischen General Fermor in Kaymen eine Kapitulation ab, in Folge deren der Feind die Stadt, aus welcher inzwischen die beiden Bataillone abmarschirt waren, am 22. Januar 1758 be- setzte. Dasselbe geschah hst gleichzeitig mit Fillau, welches die preussische Garnison scheu vorher gerilumt hatte. In Königs- berg nahmen die Russen einige Venin<lerungen an den Festungs- werken, besonrlers an der Citadelle vor und erbauten vor dem Friedländer und Brandenburger Thore Batterien.*''^) Nach dem Friedensch ksse mit Rußland verliefen die ruBsis(^0n Truppen im September 1762 die Stadt

Noch einmal wurde den verfallenen Festungswerken Königs- bexgs zngemuthet, einen feindlichen Angriff auszuhalten, als im Jahre 1807 die franzOsisohe Armee gegen die Stadt im An- maraohe war. Schon im Februar, als nach der Schlacht bei

18S) Hasenlcamp, Ostpretiflen unter dem Doppetaar. N. Fr. Fror.* BI. 3. P. TT, 112-U7.

130) Die Occupation Königsbergs durch die Bussen, N. Fr. Prcv.-BL 3. F. I, 210-214.

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GeächicUtti der Bdfostiguuguu Konigbburgs,

Pr. Eilan die rasBuehe Armee sich aaf Ktoigsberg znrftckgeaoggn

Tind am 10. desselben Monats am linken Pregelufer eine Stellung

Vi!r«tar- nroiiomiuen hatte, waren von ihr Vf-rsi han/.nngen bei Jerusalem.

kun(; d. Be- .

ie*t durch .«^rhr.iitlioß, Karsclüin. am BrandoTibiir<rer uru! am Friedläii'lor

äussere

Werke. Thoro bei den holländischen Wimlmiiblen angelegt worden. Das preußische Gouvernement setzte diese Befestigniigsarbeiten fort, sie waren jedoch noch nicht beendigt, als der Feind vor der Stadt erschien. Nor ein Betranchement mit davorliegendem nassen Grraben vor dem Friedl&nder Thore war fertiggestellt^ welches den schmalen Streifen festen Bodens zwischen den vor der Sfldfront der Festung sich hinziehenden sumpfigen Wiesen und dem Pregol durchschnitt, mithin ungefähr am Fuße des Glacis der heutigen Festung lag. Noch ein anderes Werk war fertig pfownrdnn, liüiiilich oino Schanze in Form einer Fl-'i he 250 BUU Scliritte vor dem <i;inuiligen Brandenburger Thor, welche die beiden Straßen bestrich, die längs des Nassen Oartens zum genannten Thore führten.**^) Die Besatzung der Stadt bestand an Infanterie ans 7 Bataillonen und dem Krokowschen Freicoips, an Kavallerie aus 200 Pferden der Freicoips v. Bayen und Ledebur und aus einer swölfpfilndigen Batterie. Gknivemenr war der General y. Büchel. Als nach der Schlacht bei Heils- berg das preußische Corps uuter L*Estocq genöthigt worden wrn-j aber Zinten, Mulms f cid und Gollau sieh aut Königsberg zurückzuziehen, beabsiclitigto der genannte General, nachdem seine Keservedivision unter dem mssischen General Kamenskoi bei Gollau zu ihm gesto^n, am 14. Juni bei Karschau eine Aufstellung zu nehmen; die Truppen hatten ihre Stellungen aber noch nicht eingenommen, als bereits das finmaOeiBche 4. Aimeeoorps unter Soult von Ereozbuig her im Anmanolie war. Da nim auch zugleich die Meldung von dem Ersohmiien des 8. Armeeoorps unter Davoust auf der Eilauer Straße ein- ging, entschloß sich L*Estocq, hinter die "Wälle iv(»iiigsbergs zurückzugehen. Nachdem zur Deckung des Bückzuges die

140; Zur Geselchte Köuigsberg», ü. Pr. Prov.-Bl. a. F. VIU, 186.

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Von 0. Beokherrn«

m

Kavallerie des Corps bei Karschau in zwei Treffen Aufstellung genommen hatte und der Niederkrag (Schouhusoh), Ponarth, das ßetrauchemeut vor dem i^'riedländer und die Schanze vor dem Brandenburger Thor von zwei ruasischen Regimentern be- aetst worden waren, erfolgte der Bttokzog des Gros des Oorpsi um nunmehr den südlichen Abschnitt der Festungswerke za besetBea. Der Feind drängte die Nachhut 80, daß diese nicht hnstande war^ die Brücke über den Beekflufi abenbrechen; diese wurde Jäher vom Feinde besetzt, denn man hatte es unbe- greiflicherweise verabsäumt, die Defileen in den sumi)ligeu Wiesen vor der Öüdfront durch Erbauung von Feidwerken zu decken. General von Büchel, welcher nun das Kommando über simmtliche Truppen übernommen hatte, lieB sofort den Nassen Qarten stark besetze!» und be&hl die Wiedererobemng der Beek* brücke, welche aber nicht gelang; der Feind wurde dadurch yielmehr veranlai^t, über dieselbe vorzudringen und die Truppen aus dem Nassen Garten hinter den Wall zmückzudrängen. Diese setzten den der Stadt zunächstgelegenen Theil des Nassen Gartens in Brand und bewerkstelligten ihren Kückzug, bei dem sie zwei Oompagnien als G^iangene in den Händen des Feindes sorfloklassen moBten, zmn Theil Über eine, wie es scheint, erst während des Gefechtes Über den Festungsgraben etwa dem Alten Garten gegenüber^ woselbst der Wall schon vollständig demolirt war, gesclilageue Briieke, zum Theil durch das Branden- burger Thor. Die Franzosen fuhren nun bei dem Nassen Garten eine Batterie aut, welche den Wall und die Stadt bis zum Abend beschoß. Vor dem Friedläuder Thor war der Feind erst später ersohienen nnd hatte dann auch hier aus einer bei Zi^gel- hof (Bosenan) etablirten Batterie das'von den Bassen besetzte Betranchement beschossen. Um der französichen ]bifanterie die Deckung zu entziehen, hatte General Kamenskoi die vor dem Hetraiichement stehenden Windmühleu niederbrennen lassen. Ein von Davoust unternommener Versuch, auch den nördlich vom Pregel gelegenen Theil der Stadt durch ein Infanterie- regiment anzugreifen, mi%lückte, denn kaum waren einige

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Qeschichte der BtiitMitiguugeii Königsbergs.

handert Mann Aber den sfldlichen PregeUrm nngefthr eine

halbe Meile oberhalb der Stadt bei Müchbnde flbergesetEt, als

diese von einem bei dem gegenüberliegenden Moosbude stehenden mit Artilleri« vt rsrlieiK u ])renßischen Detachement an^^ogriffen und wieder über deu Pregel zurückgeworfen wurden. Außer der \(^m General v. Küchel sohon trüber angeordneten Besetzung des nördlichen Randes des Pregeltl : !' - zu beiden Seiten der Stadt ^^^) lieiS derselbe nan auch noch die altstftdtiaohen Hols- wiesen auf der großen Insel zviachen beiden Pregelarmen be- setzen und daselbst am Flnsse eine kleine Schanxe anfverfen, um einem abermaligen Versuche des Feindes noch besser ent- gegentreten zu k/Snnen. Eine nm swei Ühr nachmittags dnr&h einen französischen Parlamentär überbrachte Aufforderung zur üebergabe wi>'s der liouverueur zurück. Die von diesem be- fohlene Erbauung einer Kedoute zur Bestreichung des Ponarther Damraes und die Ersetzung der fehlenden Pallisaden kam wegen Erschö])fung der Mannschaft und Mangel an Fuhrwerk nicht zar Ausfübrong. Am 1&. Juni befand sich vor Königsberg nnr noch das 4. französische Armeecorps nebst einer Kavallerie- division in einer etwas zurückgezogenen Stellung bei Earschaa mit Vorposten bei Spandienen, Sohönbnsoh, Ponarth und Baths- hoff (y), denn die andern bei dem vorhergegangenen Gefechte betheiligt gewesenen Truppen waren während der Xacht auf Nii|)o]eous Befohl naeh Friedlnnd iihniarschirfc. Trotz dieser Verringerung der feindlichen Streitkräfte mulite denselben ;iia 16. Juni die Stadt überlassen werden, denn die preußischen und russischen Truppen waren in Folge dos Sieges Napoleon's bei Friedland gezwungen worden, die Stadt am Abend des 14. Juni zu rtamen, um sich mit dem auf dem Bückzuge befindlichen Heere Bennigsens zu vereinigen.

Von den die Stadt am 16. Juni besetzenden französischen Truppen rückte sogleich eine Division gegen PiUau ab, um sich

141) Bei (lieRcr Gelogenheit ist vcrmntlilicli auch die Schanze bei der Neuen Bleirlie auf dem Voilclieiiberi^e aiifgeworfoii ^vnrden, deren Uebeil'OBtS dort m den viersiger Jahren noch vorhanden waren.

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Yon C. Beckherm.

(lieser Festung zu bemächtigen; dem tapferu und energischen Kommandanten Oberst v. Herrmann gelang es aber, den Platz mit seiner kleinen Garnison bis zum Abschlüsse des Friedens m Tilsit zu halten."^)

Die abennalige BeBetnmg Königsbeigs und aueh Pillaufl dmdi die Fraasoflen im Jahre 1812 hatte in fortifioatorisoher Besiehung für diese StAdte keine Folgen.

Die vorhin dargestellte Beschießung der neueren Wall- befestigung Königsbergs durch die Franzosen war das erste und auch letzte Xriegsereigniß, in welchem dieselbe wirklich eine, wenn auch sehr bescheidene Rolle gespielt hatte; bald nach dem Frieden sollte sie nur noch Medlichen Zwecken dienen, denn «chon auf dem Plane Müllers von 1816 finden wir einen Theil des immer mehr ver&llenden Walles in Promenaden verwandelt» Diese ümwandelung nahm seit 18S0 durch den von Dr. Kessel gestifteten Verschönerungsverein eine immer größere Ausdt'lmung an, bis endlich diese für die Bewohner K(>niu;sber«;s so angt- nehmeu und bequem gelegenen Aulagen dem Bau der jetzigen Festangswerke Platz machen mußten.

Seit den dreifiifier Jahren unsers Jahrhunderts machte sich

d. nouf'ü

aUmfthlich eine andere Anschauung als man sie bisher gehabt ^^^^ hatte über die Bedeutung der Festungen geltend. Man hatte früher eine Menge kleiner und mittelgroßer Festungen ge1)aut, welche entweder stark besetzt werden mußten, um dem Feinde Widerstand leisten zu ktinnen, und dann der im Felde openren- den Armee viele Kräfte entzogen, welche dabei zugleich sehr zersplittert wurden, oder, wollte man das vermeiden, nur unzu- reichende Besatanngen erhielten, dann aber dem Feinde leicht in die Hftnde fielen und für diesen werthvoUe Stützpxmkte wurden. Vor der Befestigung groBer St&dte scheute man sich. Von dieser Scheu kam man zuerst in Frankreich zuriiok, wo schon 1830 Lyon und zehn Jahre später Paris in großartiger Weise befestigt wurden. Seitdem brach sich immer mehr die

142) AoslUtfliohes dmrflber bei Hobuxg «. a. 0. S. 266.

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474

Geschichte der BdTestigangen Köoigsbeqpi.

TTebeiiseugung Bahn, daß nnr die Befesti^mg weniger großer 8t<idte mit ihren reichen Vorräthen und Hilfsmitteln von Nutzen Hei. Daneben sollten dann nur noch kleine Festungen oder i' oits als Brückenköpfe oder zur Sperrung von Engpässen, £i8enbahnen iL 8. w., wo die localen Verhältnisse es eriorderten, eixichtot werden. Die «iBerordentlicheii Forisobntto, welche in neuerer Zeit im Oeschütswesen und in der Ansbildnng der Beiageraagsartillerie gemsrclit wurden, f^lhrten dasm, die großen Festungen auf Schußweite vom Hauptwallo mit ein lu ll.iigd von detacliirten Forts zu umgehen, um dem Angreiter die B^- sohießung und den directen Angriff auf den Hauptwall unmöglich zu machen. So entstanden die großen strategischen oder Kanövrirfestungen, welche oft im Stande sind, ganze Armeeooips in ihrem sohatsenden Binge zu bergen. Sie haben daher einen weiten Wirkungskreis und können durch Enteendung starker Detaohemente die Verbindungen des Feindes unterbrechen und ihm sonstigen erlieljlichen Schaden zufügen, wenn er sie nicht dnrcli ganze Armeen einschließt, wodurch dann seine für den Feldkrieg bestimmten Kräfte geschwächt werden. Auch für die Sammlung und Bildung der Armee bei einem plötzlichen Ein- ialle des Feindes und zur Beoiganisimng derselben nach einer veilorenen Schlacht sind diese Festungen mit ihren groBen Lagerräumen, Militflrdepots und reichen Hil&mittebi TOn gvofier Bedeutung.

Die ftlr die Anlegung der neuesten Befestigungen geltendeu Grundsätze und Kücksichten sind auch bei der jetzigen Be- festigung Königsbergs, welches inzwischen zur großen Stadt herangewachsen war, mallgebend und bestimmend geweeen. Der Bau begann im Jahre 184S nach den Entworfen des Generals y* Breee nach dem Polygonalsystem, oder richtiger nach der neuen preußischen Manier, welche nach Umständen auch die Anwendung des alten bastionären Systems zuläßt. Die kenn- zeichnenden Merkmale der Polygonal befestigung bestehen in der Hauptsache darin, daß die lange Linie fiir eine dominirende Qesohfttzaufstellung zur Geltung kommt, und dafi die Seiten*

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Yon C. B«ckherm.

475

bestroichung nicht wie bei der Bastionärbefestigung durch hoch- ftufragendo Bastione von deu beiden Enden der Fronten sondern von der Mitte derselben aus durch tiefliegende und gedeckte Kapellieren bewirkt wird, welche sogleicli als Iteduits dienexL Außerdem wird dahin geetrebt, das Mauerwerk mdglichst dem femdlichen Ghschütsfener za entssiehen. Der Bau der detachirten Fort» erfolgte bald nach dem französischen Kriege; er wird ge|o:*»nwärtig noch fortgesetzt; iiiJi'ia sowohl neue Werke angelegt als auch die schon vorhandenen verstärkt werden. LetzLeres gilt auch für die /u Königsberg in gewissen Beziehungen stehen- den Festangen Pillau und Boyen bei Lötzen, Diese wenigen nur Allgemeines betreffenden Bemerkungen müssen hier genügen, weil ein näheres Eingehen auf die jetzige Beiestignng Sönigs- bttgs ans naheliegenden Ghrflnden nicht statthaft ist.

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Georg GreOinger

Eiae Nachleöe von

Dr. Ii. ]tfo«lba«r*

Geoig Greflinger, der miier den Dichtern des 17. Jahr- hunderte dnroh seine Lyrik nicht die letzte Stelle einnimmt, ab Terfasser des Epos Über den dreißigjährigen Krieg die Schrecken

desselben aus eigener Anschauung schiUlciu konnte, als Ueber- setzer die Verinittler-Eolle zwiscJieii dein Auslande und Douts^h- land übernahm und viel benutzte historische Compeudien schrieb, hat) nachdem schon Männer, wie Gervinus, ihn würdigten, in den letzten Jahren wiederholt die Auimerksamkeit der Idterar» historiker auf sich gezogen. Auch mit der schönen Jtfonographie Y. Dettingens (1882) war die Forschung nicht abgeschlosseD. Sehr wertvolle Nachträge lieferten Walther und Bolte. Ersterer hat u.a. in der Zeitschrift für Deutsches Altertum, Anzeiger, X. 1884, S. 80 ff. die in Hamburg entstandenen Crelegenhoits- gedichte Greflingers, Bolte an demselben Orte XIH, Ibbi, S. 103 ff. verschiedene in Danzig entweder geschriebene, oder durch Danziger Familienereignisse herroigemfene GelegeoheitS' poesien desselben verzeichnet und teilweise ihrem Inhalt nach besprochen. Letzteres Verzeichnis l&0t sich noch um einige Nummern vermehren und bei sieben bereits von Bolte erwähnten »Stücken, die von mir mit einem * vorsehen sind, auf Gruad anderer, zu demselben Zwecke geschriebener Sachen, eine ge- nauere Angabe aber das Datum der Entstehung machen. In

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VoQ I>r. L. NenlNUir.

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der hier folgenden Anfisählung bezeichnet nach Walthers Vor- gan <x G das Grattdationsgedicht, H das Hochzeit8-| L das Leichen- carmen.^)

1. L. 1642. Gamuxia, qoibiu . . . Oualtlieri Rosenbccgg, Seiuitoris et Scho- larchae . . . memoriam [f 21. Mai 1642J venerantar . . Lifterati. Oedani . . Anno MDCXLI (sie). 8 Bl. 40 Auf BI. ein Sonett

von Greflinger. Danzig, St.-Bibl. XV. q. 77 (22).

a. Ii. 1642. 27. Decbr. f u. 30. Dec. beerdigt Niclas Finok» Kanfmaim. 1 Bl. 'V\ Von mehreren. Danag XV. q. 77 (27 a).

«a L. 164& 2. Jan. f o. beenUgt a Jan. Carl SohwaitawaUL

4. L. lG4n. n. Jan. f Elisabeth ITeblmaiiii geb. Prenfeiii. 9 Bl. 49, Deadg XY. q. 77 (39).

6. H. X6iB. 19. Jan. Johann Borckmann, Bathsrerwandter n. Enphrosina Pieni. 3 BL 4«. Danag XV. q. 76 (71).

6. L. 1644. 24. Juni f n. S7. Jnni beerdigt Bam Keetaer, geb. Jundcer. 9 BL 4». JHtmg XT. q. 77 (47). Ii. 1644. 14. Octbr. f Johann Borckmann.

a H. 1644. 1. Novbr. Daniel Scheveke und Anna Boeenberg. 4 BL 4^. Von mehreran. Daaaig XY. q. 76 (107).

9. H. 1644. Novbr. od. Decbr. Nieolana Gambier n. Anna Bttdiger. 9 BL 4». Dansig XY. q. 76 (III).

10. O. 1644. Anf den Ligeniear Adam Wybe. 1 gr. 4*., ohne üeber-

Schrift; mit Bandeinfassong, in 9 Spalten anf einer Seite gedrackth Dansig L E. q. 186.

11. H. 1646. a Ittn Johann Bebesehke n. Cathexin» Bvanger. 9 BL 4<^

Dansig XY. q. 76 (115).

•la L. 164B. la Hai f Qeoig Schräder. 9 BL Dansig XY. q. 76b (69) n. XY. q. 77 (64).

la H. 1646. 4. Jnfi Heinrich Schräder n. Elisabeth Niclas. 9 BL 4». Nor das leiste Gedicht v. Grea Dansig XY. q. 76 (117). •14. Ii. 1646. 1. Septbr. f Miohael Wieder, Bathsverwandter.

15. L. 1645. 17. Octbr. f iL 20. Octbr. beerd. Sara Brömmer, geb. Kringel, Wittwe des Yorstehers der Cathamenkirche an Dansig* 6 Bl. 4^ Das eiste Gedieht von O Dansig XY. q. 77 (62).

1) Die anf der Stadtbibliothek sa Dansig befindlichen Gedichte konnte ich durah die Gate des Bibliothekass, des Herrn Oberlehmr Hoffiaenn, be-

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478 O«oig Grefliagar.

16. 1645. Simon "^^ r wiener, Rathsverwandter in Thom u. Regina Bontag. Gedrackt zu Thora bei Michael Carnall. 2BL40. UmT6X«itittfr-BibL BU Breslau: Gen. u. Bio. II. Qu. in 398.

•17. I«. 1646. t Johann Bebeschke d. J. Daniig XT. q. 76b n. XY. q. n( 68).

•1& L. 1646. SM. Febr. beerdigt 2 Söhnlein des Beojamm EnggUm. Dwasig XY. q. 76b (78) o. XY. q. 77 (71).

Id. L. 1646. mzs t Gatharina Simt, Frau das Dr. mad. Oeoig SebwalML

2 Bl. 40 Danzig XV. q. 77 (76). •20. L. 16 1G ! 1. Mai f Julius Wigand. Dansig XY. q. 76b (82) o. XY. q.

77 (70).

21. H, 1646. 4. n^t»>r. Secretär Heinrich Bermann in Daillig 11. Catharina

Wygand. 2 Bl. 4<». Danzig XV. q. 76 (124).

22. H. 1648. 30. Juni Rathsliorr Nikolaus v. Bodeck in Danzig n. Constantia

Giese. 10 Bl. 4^. Von veiaohiedenen YerlaBaam, daronter GieH.

Danzig XV. q. 76 (144b). 23a. G. 1651. Dor Bestäntlige Liebhaber Herren Reinholt vr>n Amstem

Vbersandt von Georg Greflinger Kayserlichem Notario auii Hamburg;.

0. 0. n. J. Danzig XV. q. 7öb (57. 2; u. Elbinger Stadtb. (Hoch-

aeitsgedichte L. 7. No. 67). 28b. E, 1661. 16l Septbr. Sflinhold v. Amatera o. Dorothea Eweits geb.

Badlaw. 8 bedr. Bl. n. «an leeres Bl. 4<>. Danzig a. a. 0 . n. Ellnng

a. a. O. (No. 68).

24 WolmwiendeB Oetioht / ]] Auf das ^"f^'^w«»«^ BoobaattfiBst / || Des . . . II Herrn JOHAN || von Bobare / || Wollbestaltem Capitaan in dar Yestang Wey- 1| selmOnde vor der hoohlöbliehen Stadt || Dantngk / r Herrn Bräntigama / (j Und || Der . . . || Elisabeth Yphogin / j] Dce

... II Hsmi Beinhold Yphogin / nach- || geUunenen Eheleiblichen Jongfraw Tochter / j Jungfrawen Braut / n Gehalten in Dantzig den 81. Augusti Anno 1654. || Geschrieben und flbersandt aoß Harn- 1

bürg den 25. Julij | von " Georgio Greflinger Kayserl. Poeten ' und Notario | 0. O. u. J. 4 Bl. 40. Gymnasialbibl. zu Thom: K. 40 62**. UniversitÄts-BibL zu Breslau.

26. H. 0. J. Bemdt Müller u. Luoretia Xnunbhosen [KnunhansenJ. 2 Bl. 4^.

Banzig XV. q. 76 (160).

26. Ii. o. J. Vincenz Fabricius, Söhnlein des Dansiger Sj^dioos Yinceni F. 1 BL foL Danzig XY. foL 88 (88.)

Unter diesen Gelegenheitsgedicliten ist No. 24 Air di« Kenntnis der persönlichen Verhältnisse des Dichters von he- sonderer Bedentuug. Es beginnt folgendermaBen;

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Von Dr. L. NeubAur.

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„"BBea da ksh meinen Laothen

Denen ich von Ruh und Streiten

Zuberichten i»flichtig bin / Mein© Feder wolto schärfen Und £urup£enä Staudt eutwerüen Kam was anders in den Sin.

„ES war an dem / daß ich meinen Correspoudcnteu auf-

sezte was seyt deu 3. Julij, da die unvergleichliche Christina,

die nordische Diana unser Hamburg betreten,*) biß ietzo sich

begeben : wie viel tapfere Fürsten und Fürstinneii / Grafen und

Qrftfinnen / diese Weltberfimhte Salomonift za sehen vor ihr

erscbienem / wie yiel und viel höhere auch annoch im Aaiog

vor sie za kommen: waa ihr aa Ehren geschehen / und was sie

seibaten mit ihren Msyestätiachen Augen beatrahlet hat. Yber

allea dieses sesete ich etliche Versehe / die an den Pforten ihres

Pallastes gefunden, welche also lauteten:

Heroinn inoomparahilL SAlye Begnantam Sydns, Contemnere BegDOxn Nec eerrare aihi maior quam Bog» Mens est

Obstapcut nuandoB Te sceptra tenente; stopesoit

IGxaturq; magis posito Diademate Divam Nescia plebs ßemm A temere vestigat eantem: At nos Imperio dignam maiore fatemur, Qaoq; Tao par nt Begnum nesoimos honori.

SEy willkommen srbönt' Venns unter den Rej^enten Sterneti, Deren Loh und Tu^tMid Miinge niemand grösser kan enfornen Ali^ es ächüu gesciiüheu int

(Im gansen 10 YecMi) ycm. Seladon

2' (Iret'Iinger: Kiirtze Anzeii;ung*Mi der vomebmstea Kriegeg-Händel 1657: „Im Junio. [1654] Ubergab »lio Konigin Ohristina in Schweden Krohn und Zepter and reise te nach Deutschland, hielt sich auch so Hamburg eüiebe Tage anff» woselbst sie viel Flinten besnohten." Sie kam am 10. Juni 1964 in Hamburg an und stieg in dem ihr gehörenden Hause bei ihrem Agentenj dem roiclian Juden Teoceiza ab. cf. Arokenholz: Königin Chriitina. Deataoh. Leipoig 1761. I, m.

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Georg Greilinger.

„Kattm daB icK dieses auBgefertiget hatte / kamen mir

andere Briefe / wie der unverschämte Menschonwürger . . . den Römisclum König Ferdinand den Vierdten (nach dem viel böse und ungewöhnliche Zeichen vorher gesehen und gehöret worden / aI8 den Abflug eines alten und langcuthaltenen Adelers / ein tmgewdnliclier Stern /ein erschreklichea £rdbeben/ein trawrigea Gelente der Klecken in der Kayserlichen Capellen / nnd mehr) dieses seitlichen Lebens / durch die Eänderpooken / lejder! be- raubet / nnd den Eayserl. Hof schmertElich betrübet habe . . . Alles dieses uebenst der gewissen Zeitung \ u Aukunfit vieler Schwedischen V/dcker / von großem Vnterstande für die Stadt Brelimen / harten Belagerung der Vestung Arras / neulichem Troöen bey den Dardanellis der Venetianer nnd Turcken / und mehr geringeren Dingen / hatte ich znsamen gesamlet / meinen Leuten davon su schreiben.''

Diese Angaben Greflingers beziehen sich ohne Zweilel auf Beiträge für seinen „Nordischen Mercur"*, der also damals schon von ihm herausgegeben sein muB, und nicht erst „um das Ende der fltLn&iger Jahre^ gegründet sein wird, wie v. Oettingen, Greflinger S. 12 meint. Damit wQrde sich auch MoUers NotiSf daß er diese. Zeitung „per tria quattuorve lustra** redigirt habe (v. Oettingen a. a. O.), vereinigen lassen*

Bei dieser Gelegenheit möchte ich einen Irrtum berichtigen, welcher noch von Oettingen und Walther geteilt wird und an einer gelegentlichen AeuBemng Greflingers eine Stütze zu haben scheint, daß nflmlich der „Nordische Mercur*' vom Juni 1664 zum Ende des Jahres 1665 überhaupt nicht - erschienen sei (cf. Walther u. a. 0. Ö. K T). IfXil Vollständig unterdrtickt war die Zeitschrift nicht; nur durtr«i sie nicht in dem frülieren Umfange erscheinen. Die Ständische Landosbibliothck zu Kassel besitzt folgende Schrift, die ich durch die Güte der Bibliothekfl*Ve^ waltung benutzen konnte (Hist. univ. 8". 63):

Kordischer | MKKCURIÜS. |j Welcher kürtzlich erzählet / was von || Monatill Monat in Eniopa denck- |j wttcdig geeohebea aej. |i 16jS5. )) o. 0.

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Vom Br. L. Nenbaor.

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Unter der .Tahrcszalil bofmdet sic li, wie bei jedem Monat das Bild des Mercur in Hol/.sclinitt ; er luilt in der rechten Hand eiu Uanü iuil der Inschrift; Siiio luora, in dor linkcu deu llurulds- stab. 287 Seiton kl. 8^. Sign. A— Bbij. Daran schließen sich die am Scbldl versprochenen') Register, dia in dem mir vorliegenden Exemplar nur bandwhrifüich vorlianden aind: ,}Änzeigcir der denk- wflrdigiatBn Sachen in dieaem Mereurio" 8 Bl. Hierauf iolgt: pDes EngUsohen Cantalect / OBATION / An beyda Häuser dea / Parlam«ita»** 1 12 nngez. BlAtter, in demselben Fonnat^ anf gleichem Papier und denselben Typen gedmckt, wie der Mercor, also wol ein Supplement tu ihm; die Bede enthält den Bericht über den letstoi englisch'niederländisehen Krieg. Am SchlnA derselben: n^^lt*!^ au Oxfotdt den 10. Ooobris (sie) IM* f £ND£." | Je^ Monat des ^ercttr", mit Ausnahme des Juni (2Vs) und Juli (8 Bogen) umfaBt 1^ 3 Bogen.

Der Januar beginnt anf S. 1 in folgender Weise: „NAch dem der Nordische Mercorins im abgewichenen Jahre seine Gtönner und Abnehmer geliabt / auch von vielen annoch die

f^te Vertröstung liat / daU seine Coutinuirung in hnrfczen An- niarckiinixen der denkwürdigsten Sachen und Monatlicher Publi- liruug derselben beliebt verbleiben werde / so hat er hiermit iortfahren wollen.

QOtt / der Anfang» nnd das Ende /

Halt und wPTide / Was uns Christen iniuditig draut /

Krieg und Streit! Und gcsegen' uns hingegen

Allerwegen So wird dieses Buch hierob

Lauter Lob.

„Es hat auch nochmals / wie jüngst beliebt / der Christlichen Beiche nnd Lftnder Zustand dieses angehenden Jahres mit kortzen Versen sn entwerffen / nnd also wie in einem kleinen

Spiegel fürzustellen. 1 (S. 2:) Das Heil. Eömische Eeich / j und [ Ungarn. ||

3) S. 287: ,,Mit nächsten soll diesen zwölfi' Monaten ein kurt/.er An- zeiger aller Denckwürdigsten Sachen / so darinnen zu befinden sind / ange« ftget werden. Daft man also die viele Veränderungen der Weltlichen Händel mit wemgen lesen und fiMsen möge."

Altpr. MonatMdbvUt Bd. ZZVlt Hft. 5 n. & 81

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Georg Greflinger.

Wefl dw IfMht der ICMhmfltufcen Ihren Lanff Terliindttt aiaht XJad dämm m rfldce mht /

Also stehen aiicli die Cbristen In «lern Heich und Ungarland In der Ruh. Gott gib Bestand

Oder liilff (laß nnsro Waffen Deinem Nahmen Ehre schaffen."

In gleicher Weise wird dann der Zustand von Polen, Spanien, Frankreich, Groß-Biitannien, den nordischen König- reichen, Porfcngal und den Niederlanden skimrt Anf S. 6 beigiimt dann die DarstellTing in Prosa mit den Ereignissen Dentsehlands

und Ungarns, zunächst die Mitteilung von einem im 3 Dezember des verfloätjünen Jahres erschienenen Kometen, woran sich Ifiiif^ere Betrachtungen iiber die Folg<'n desselben knüpfen; daniut iolgt der Bericht über Gefahren, die Deutschland von Seiten der Türken drohen etc. Am Schluß des Martins S. 66 steht: i^Hiebei wird außgegeben. ] 1. Was von Anno 1663- biß jetzo Denokwürdig geschehen ist. [Diese Schrift scheint nicht mehr erhalten zu sein.] | 2. Der Französische Ofirtner. | 8. . . . Con* fitirer. | 4. . . . Becker nnd | 5. . . . Koch wie anch | 6. Cela- donische Musa, als 100 Oden nnd et- | liehe 100 Epigrammata. | Zu Hamburg gegen der Börsche | über zu finden bey derer! Verfassern ] G. G. C. N. P. | " Am Schluß des Aprilis iS. SO. 87) ergeht an dif^ T.eser fo)gondo Bitte: „NB. Weilen einige Nachdrucker meine kleine Büchlein als den Gärtner / Koch und andere zu ihrem Vortheil mit weniger Müh in die Bach-Läden gebracht / und solche daselbst zu meinem Schaden verkanfii werden / so bitte ich die Liebhabers selbige als einen schlechten Nach-Dmck vorbey zn gehen / und mir ftr meine Mflh md Kosten das wenige dafür zu gönnen, um mich damit anzn- fnsohen / dergleichen Dinge mehr an den Tag zu bringen.^ Am Schluß des Julius wird das Erscheinen der lateinischen Zeit- schrift augekündigt (S. 177): „Es geliebe den Liebhabern der Lateiiiisclien Sprache zu wissen / daß hinführe die Novellen auch liftteimsch / von einem berühmten Latinisten zu Colin verfertiget /

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Von Dr. L. Neabatur.

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an diesem Orte können mitgetheilefc werden / es wird jeder des sohönt ii st3'li halber hierau grosse Vergnügung befinden." Diese Mitteilung wird am SchluiJ des Novf»mber (S. 265) in folgender Weise ergänzt: „Die Lateinische Couranten / als Copien von den Cöllnischen / eines anmathigen Styli der studirenden Jugend selir dienstlioh / nioht allein gat Latein / sondern anoli jeteige Welt-Hlkndel daraoB aa ersahen / werden nun WöchentUoh ein- mahl anfigegeben / biB der Abnehmer so "viel seyn / daß die Un- kosten mOgen besahlet werden / selbige Wöchentlich aweymal drucken sra lassen. Es wird hierinnen mehr der Ju^^ ud /als des Nachdrückens Nutzen gesuchet / daher solcher Nachdruck von niemand / verhoffentlicL / kan geunbillicliet wertleu."* Nack dieser Mitteilung ist die lateinische Ausgabe der in Hamburg veranstaltete Nachdruck einer in Köln gedruckten selbständigen Zeitschrift gewesen, keineswegs eine Uebersetzung des „Nordi- schen Merkur", dem sie nur als Supplement beigelegt wurde, besonders in der Zeit, als der Mercor in beschrftnktem Umfange erscheinen dnrfte. Bas bestätigten auch die in dem genannten Bande der Gasseier Bibliothek davon erhaltenen Bogen L E. M., die je 4 Blätter in kl. 8°. umfassend die Ereignisse ans dem Oktober un<l November darstellen. Der Titel lautet:

IIELATIUNES 1 EXTEAOßDINARLE 1 ANNI 1665. | o. O. Um die äußere Zusammengehörigkeit der beiden Zeitschriften SDEudeuten, wurde die Figur des Meroor auch in dem lateini- schen Nachdraok angebracht; sie steht jedoch nicht, wie bei der deutschen Zeitung, auf einem besonderen Blatt, sondern auf der linken Seite des Textes. Bei der in einaelnen Säteen suweilen vorhandenen wörtlichen Uebereinstimmtmg beider Ausgaben ge- bührt die Priorität dem lateiniseheu Bericht.*)

4) Zum Vergleich gebe ich den Bericht über '\n» I^'t;r;U)nis Philipps IV. von S^iauien (f 17. Septbr. 1666) nach der devxtach«nj und lateinischen Aus- übe. Ersterer lautet (Octob«r S. 231 unter Spanien): „Bio Königliche I^ieh« / nachdem Sie etliche Tage in eiiiein gromen Palatio jedennäimiglich tu sehen war sngelaaMn worden / wurde endlich an eiiiem Sonnabend in Beglotang der Groasen des Beichea / 100 Beligiosen / wie anoh der Hoff-

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Georg Grefiinger.

Nach diüscm Exkurse wenden wir OBS wieder WH dem be- sprochenen Godiclit Xn. 24.

Die "Worte des Dichters, daß er „etliche Versehe" bei An- kunft der Königin Christine gesetzt habe, werden wohl nur von der UeberBetznngy nicht von dem mangelhaften lateinischen Text zu verstehen sein, und es dürfte Waitherp Urteil (a. a. 0. 113), daB „man ihm die Fähigkeit, in lateinischer Spraoha m dichten, absprechen muß^, ea Recht bestehen.

6refHn!^^< r lalnt fort : j,Ks kam mir aber durch ein ander Schreiben am anders in den Sinn / daß ich auch auf diese "Worte kam:

Hett ich auch schon zweimal zwantsig Zu versorgen / wurde DANZIG Dennoch stets mein ERSTES seyu. Dis Bescheydenheit des Ortes Ist die lirsach dieses "Wortes, „Ich wolte mehr gerodet haben / diesen angenehmen / nnd mir gutthütigen Ort zu beriihmen / wurde aber entboten wiedemmb

Ottit'ittnttn und Königl. Leib- Wacht nach dem Escurial gebracht nnd da- selbst beygesctzet." Der lateinische Bericht, der erste und gieicluseitig einzige ftoa dem September Im unserm Exemplar hat folgenden WertUat: Madtitto, 23. Septembris. PRttterlapsft prozime Sabbathi fbiras Begm jam aliquandin propalam homintim ocolis in gnmdiori Palaüo eipoailaiiii» drca nonam vc.s|iertinam in Escurialem est transportattim, dedncentibus ilhid }?egni Magnatibtis, <fc anlac Administris, nianibus pru^ferentibus ardentes face«. Defunoti Ke<ri^? f^adnvor. aiiro intertexto pannn ohtortü. «sarropbago simili obducto fuit impositiini, phoretro planiori instrato, in ejuadem quatuor anguhs, quatuor cerei coUucebant, more modoque pyramidis: doportabatur per quatuor miilos elatiim i^ue, ex urbe nonniilli grandiorea Primoiw sunt subsecQti, leliqai in tirbem etmt regressi, Beligiosi Ordinom mendi- cantium 100 facile exequias Begis ad tomalum dozere, on&que Begü oorpodi cnatodia hastata. Vom „Nonlischen Mercur" belinden sich, wie ich erfahren, noch folgende Bände auf öffentlichen Bibliotheken: Die Jahrgängf lOO-i— 71 anf »ler Köni'^l. Bibl. zu Kopenhntxcii, nach der Mitteilung des Herm DiivkluiJä liruun. 1G83, 34— l(>bl, 1 IS auf der BibUothek des Marien- Btiltä'Gymnasioms zu Stettin (cf. L. Streit: Uebersicht der Bestände an Zeitachriften in den Hanptbücheraammlnngen der hohen Schulen in PomiiwRi» Programm von Colberg 1887 p. 20); von 1686 ab Anaahl Jahigioge" auf der Stadtl^ibliothek SU Stralsond, nach lÜtteüang des Henn BiUiothdan Dr. Eudolf Baier.

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Von Dr. L. Keabftur.

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andere Sachen znverriclit^n / daß ioh also nur Zeit hatte / den vornemsten Zweck zu erroicben.

Vnd dieß anders ilriß m\f^h triebe Daü viel audern oiiturbliebo

War Herr Bobart / dessen Fest / Deesen Ehre / Lieb und Leben Zu goHcgnon / za erhebtti Mein Oemfitb nicht imterlässt.

„ünd In Wahrheit ich habe diesem Stamme viel zu danoken / lind giites zu wünschen / dau eben dieser war in der woitbo- rühiuten Vestung AVeyxt'huüuilc iat;iu Hafen oder Port / in \ve]< }iem ich / nuß dem grausamen Meer dor Douicsclion Kriege / derer Fahnen ich lange Zeit (doch sonder Glücke) ge folget / und auß Noth belieb' t habe / endlich durch wunderlichen Sturm getrieben / glücklich eingekommen bin: der Pilot hierzu war der in seiner Grafft berühmte Bedner Herr Johann Mochinger. Mein Anfiiehmer der mir nievergesaene Tapfere Capitain Herr TOnnies / dieses Herren Brentigams liebgewesener Herr Schwager. Ich war Vnterweiser der Kinder / aber nichts wenigers selbst als ein Sohn im Hauso beliebt. Wegen dessen sag ich / so auch selbst wegen seiner / Wol- Edler Herr Breutigam / mir offt erzeigttu- ( Junst / bin ich freylich verpHii htet alle« anders hindan gosezet / sein hochzeitliches Fest nach Möglichkeit zu ehren / doch so wie es die Poeten machen / mit einem Hertz- geneigten Wunsche / mich weil versichernd / daß seine mir lang hekante Discretion solches von mir so lieb aufnehme / alß von anderen, die güldene Gaben. Erhebe dich demnach meine singende Clio / Einem tapferen / und von sehr vornehmen Blute erzeigten Danzger und Capitain / dessen Discursen von Kunst und Kriegen dich so manchmalen belustiget / dessen Freundschafft deinem damals selir schwachen Vermögen zu Kräflten verlioiien haben / ein Liodlein zu singen / nicht zweiti"«hid / der Wille werde vor die That angenommen werden. Ach sie ist bereit / aber wegen vieler Sorgen / nicht wie sie will / sondern wie sie kan."

£s folgt dann die aus 16 sechszeiligen Strophen bestehende „Ode", die in fließenden Versen den Bräutigam beglückwünscht,

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Q«Ofg Oc«f1iiiger.

daß er sich entBÖblossen habe, nooh emmal za heiraiea er hatte, wie aas andern durch dasselbe Fest hervorgerufenen Ge- dichten ersichflieh ist, bereits zwei Frauen gehabt , wobei nicht

unterlassen wird, weiblicher Verdienste rühmend zu gedenken: Waii ich / was Frauen sind / euch alles solt^ erzählen So flolt' es mir gewiß an Zeit und Worten fthlen /

Der Natoen ist saviel

Pin sie den Männern bringen /

Ifh habe wan ich wil /

Ein Jühr diirob zu 8inp:en.

Bobart wurde als Major und Kommandant von Weichsel- münde 1671 emeritiert.*^) Michael Tönniges [Tön^ies, Tönnies] war 1684 in Danzig geboren; seit 1303 machte er Beisen durch Holland, Frankreich, Portugal, Spanien, trat 1606 in hoUftndische Dienste und wurde 1611 nach Ostindien geschickt, wo er mit grofiem Erfolge gegen die Spanier kämpfte. Im Jahre 1620 kehrte er nach Holland znrflck, ging dann nach Dansig, erhielt 1621 eine Kompagnie in der Stadt, darauf in Weichselmüude, wo er als Hauptmann der Festung 1650 starb.^) Ueber die von Greflin^r unterrichteten Kinder vermag ich nichts genaueres anzugebenJ^J

5) G. Löschin: Die BUrgermeiater, Rathsherrn u. Schoppen des Dau- dger Freistastes. Dansig 1868. 8. 86. Er ist jedenfklla Ideutjaeh mit dem Major Bobarth, der in der Sohlacht bei Dirsdiaa ▼erwnndet wurde ef.

Gedenk-Zedel /|' Auff das harte Treffen vor Derschau |, Zwischen der |! Stadt Dantzig- !| Vnd den Schwed- und Brand- denburgisclien Völckem. |; G^chehen den 2. Septembr. || Anno lfi57. 0. O. n. J. B bedrnrkto Blätter n. ein leeres Bl:itt. 40. [Dan/j^. Staat 1,. I E.«i. 136 (32)]. Die Schrüt enthalt 4U vieizeilig© iLpigrauime. ^o. 11 lautet:

An H. M«J. Job. Ton Bdbarth. Die Fanst so von GescUecbt und TapflFem Theten pranget / Die Deutsch- und Hollandt ehrt, hat dieses mahl erlanget Ein roth bos-jireiif^ton Krantz! Nim tenres Vnter-Land Des tapffern Sohnes Blut zu seiner Treue Pfand.

6) Ehren-Gedächtnuß aulY den seeligen Abschied Herrn Michael Ton« niges. Danzig (1651) 4 Bl 4P, (Danziger Stadtbibh XY. q. 78(3).)

7a) Seine Tochter Hedwig yerheiratote sich 1648 an einen gewissen E«in- hold Friedlich, Schwager von Bobart. cf. das HochseitBgedicht Ton Bfilthnnmr Saiirstall: Danzig, St.-B. XV, q. 75« (48). Ob Ehler Tönigee, der ein Trauer -o- dirht nuf den Tod dor Gattin des Danziger Rectors J. Zetzkius, Anna ff 9. Aj.rfl 1650; fertigte (Danzig ÜU-B. a. a. 0. Ko. 194), sein Sohn war, woil^ ich nicht.

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Yon Br. L. N«iib«iir.

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Der hier erwAlmto Moohinger imt nadi dor Sohüdenmg der Zeitgenossen ein sehr gebijideter und hnmandenkender Mann. Als er nach mehrjfllirigem Aufenthalt auf den üniversitftten

Wittenberg und Leiden, einer Reise durch Kh^Iaud und Frank- reich uiiii zweijährigem Studium zu Straßburg in seine Vater- stadt Daiizig 10^^ znrfickzukelirHii im B<'f;rifTo war, trug Ber- negger ihm Gruße fxn die berühmtesten Gelehrten Deutschlands, u. a. Kepler auf, um seinen Schüler dadurch zu empfehlen, ob- wohl er erklärte, daß der Name Mochinger allein schon eine ge- nflgende Empfehlung sein wOrde.^'^) Dieser konnte seinem Gönner von Danzig aus melden, dafi er überall die freundlichste Auf- nahme gefunden hätte.') Er wirkte dann in Dansig als Prediger an der Gatharinenkirche und gleichzeitig als Professor am akademischen Gymnasium.®) Zu seinen Schülern gehört Hofinan V. Hofmanswaldau. der sioli von 1630 38 in Danzig aufhielt und auch später noch mit seinen Lehrern in brieflichem Verkehr stand. Der feingebildete französische Legations - Sekretär Charles Ogier lernte 1635 in Danzig auch Mochinger kennen und schAtzen.^^) Greilinger hoffise, als er 1644 nach Danzig za-

7 b) BeiÜvseheid : Quellen rar Oesehicliie des geistigen Lebens in Benteohland I (1688) No. 969 ef. 271.

8) 23. Febr. 1629, bei Reifferscheid A, ft, O. X... 2^0.

9) E. Prnetrriiis: Athenae Gedanenses. Lipsiae 1713 S. 71 fF.

10) K. Friebe: Ucber C. Hofman von TTofinanswaldaTi etc. Digsertation vun GieifsvvalJ. l - 8*>. S. 3 ff. S. 12 (Glückwunschschreiben Mochingers zu Hofxnans Yorlobung. 30. Januar 1643).

11) Caroli Ogerii iter Polonienm sito Borusucam [ans den Epheme- rides. Lntetiae Parisiorom 1666] in: Historiarum Poloniae et IfagniDacatos lithoaniae scriptorum collect io magna, editlit Laur. Mizlerus de Kolof. TomnB T. Yarsaviae 17G1 fol. 755: Ego ab alio Pastorc Lutberano domnm invitatu« snm. qni quideni, quia in Anglia atqne TfRllia hnmanitatem aliquam didicerat, paululum abstersit indiguitatom, (^uain iu illuin hesternum subiü- enm concepwun. [Er war bei einer im Oymnasinm Teranstaltoten Dispu< tetioQ zwiadien Proteetanten und Dominilianern sngegen gewesenj bei welcher lieftige Ansftlle gegen da.s Papstnm z. B. Papam nihil aliud quam, monstram esae, gemacht wurden.] Dedit iste mihi orationem Latinam, quam corara Bolgii Lep^atis pnnris ante diebus habuerat. Vocatur .Toaunea Mochinger. lina cum illo in pomoeriis civitatis deambulavi . . . Die hier erwälmte

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0eoiiK Gveflingar.

rückkelirte^ auf weitere Forderung daroh seinen firOheopen, Gönner reohnen zu können, den er „das Licht der Weixel,

den Mann, der so viel Sprachen Iran**, nennt.**) Als Mochinger

im 50. Lebensjahr 1052 starb, kounte sein Sohn, üottfriecl wohl mit Recht in der Grabschrifl von ihm rühmen: Triste bonis Omnibus, qiü eum iioverunt, sui desidehum reliquit.^^)

Oreflinger war nach seiner Frankfurter Beiae,") wie äch.

fiede ist, wie »eh ans der am Schlnfi befindlicken Dedikation eigiebt, fol- gende; Snpplicatio nrbis Gedaneuris in honorm Det optimi et memoriam

TIadislai IV . . . pro conservata Ronissia et pace reititQta . . c«ratii.ne ex-

pUcata . . . lUo XXVII. Sept. n .7 . Ii. Mochingero . . Anno MÜCXXXV. Dantisci s. a. 10 Bl. fol. Ogier a, a. O. foK 703: A praodio Mocbm£;eni«, vir nokvykbnTo-;, illnstrissiinum Legatum invisit,

12) In Rists Neuem deutschen Parnaß. Lüneburg 1652, citirt von Waltber a. a. 0. p. 100.

18) IL Coricke; Der Stadt Dant zig Historische Beschreitung. Amster« dam nnd Pamigk fol. 828. Ein dankbarer Schüler, der sich damala in Strafibnrg befand, hielt ihm daselbst eine OedKebtniarede: Qneroli gemi- tos Argentina Gedanum ini^si, quibus . . Johannis Mochingeri . . . Dommi

Praeceptoris, Hfv^piti.'<, l'atroni & Fautoris sui mapni funus . . Gedani jam celebratnm . . Argeutinae etiam proseipii voluit tlebuit (]io XI. NovembrLs Gabriul Schumannus Junior, (Tedaneusis. Argeutorati, Typis Johannis Petri ab Heyden. H. DG. LII. 4 BL foL (Elbinger Stadtbibl B,. Mise. 1.)

14) In die Zeit seines Frankfurter Aufenthaltes fallt ohne Zweifel auch die Ton Dettingen a. a. 0. S. 38. 34 nach Elatalogen erwähnte, aber nicht gesehene Schrift, deren Titel folgendermaßen lautet:

DAVID VIBTVOSVS, || Das ist: |] Dei Frommen B Tnd T^pfibren Königs vnd |t Propheten Davids Anknnfit / Leben / vnd Ende / in schönen Kupferstichen abge- |f bildet / von Joli. Thcnloro de Brj-, p. ni. viifl mit zi'^rü'^lif'Ti Ver«on erkläret durch üeort^ ('n b- [j hnger / aliu:» iScladon genant. \^ Gedruckt 2U Hanaw |j In Verlegung .j Job. Ammon. 1G44. ||

88 Seiten, letzte leer, quer 8°. [Ii-rtümliche Paginierung betindet sich auf Seite 15, wo die Zabl 51, auf Sdte 49, woselbst 35, und Seite 71, wo- selbst 59 steht] Sign. A2— Qüij' (Stftndische Landesbibliothek an Kassel: BibL in Fignris 9, 5.)

Der Titel ist von bildlichen in Knpferstieh aosgel&hrten DazsteUungeu eingeschlossen: aar rechten und linken Seite auf einem Postament stehend

zwei r!csf alten, von den^n dio FiiiTir rerhtj* t-inen Kriesror in voIIpt Aos- rüstung ;sejgt. der jcdcniulls auch David sein soll; links steht David in küuig*

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Von Dr. Ii. Neubaur.

aus unsem Gedichten ergiebt, im Juni 1644 wieder in Danzig und hielt sich daselbst bis zum Anfantr Oktober 1646 auf. Zu Minen sonstigen freunden, zu denen, die Danziger Frauen im

KclMr Traeht; Beine linke trilgt eine Harfe, üeber dem Text befinden rieb nrai Enget, die eine Krone lulten; nnter dem Text Bevid ale Hirte, die Schafe bütend.

Wie die Barstellung beschaffen ist, ergiebt sich ans der ni^ht unter- leicbneten Vorrede: y,Geneigtor Leser. Hier geben wir dir deß Frommen vnnd Tnpffem Königs vnd Propheten Davids / .^kunfft / Leben ' vnd Ende/ in schönen Kupfforsiiclicn vorgebiidi t / vnd bey jedem besondere zierliche Teutsche / w ie auch Lateinische Versus vnd Suniniarien. Gebrauche sie nach deinem Belieben / vnd bldbe geneigt, Geben FianekAirt am Hayn aar Zeit dar Ost«^UeB / im TAwendi eeebsbnndert vnd vier vnd viertxigeten Jabre.**

Bie Scbrift «itbslt 40 Ku^^furstiche, Seenen ans dem Leben Davide vovftbrend, denen ebenso viele Seiten mit Erklanmgen gegenflberstehen. Yeiee ivxe Bilder sind nur von geringem Wi ; Zum Beweise lasse ich den criäntcmden Text des ersten und letzten Blatts folgen. Das erste Blatt stellt die 1. Sam. 16, 1^13 geschilderte Scene dar. Die Erkl&rong lautet:

David wird von den Scbafra vor de Samael geführt 1. Sam. 16.

Ynd ob ich schon der Jüngste war von deA Isai Söhnen /

Darzu ein Hüter seiner Herd / ob ich schon war verlacht

So war doch aller Onttor Gott srlir wohl aufF mirh bedacht/

Er schickte mir den .Sauiurl luirh Hirdtrn zu bekrönen /

Ich mußte / war ich noch so ötlile< von meiner Heerde goha /

Vnd / andere hindangesetzt / in einer Grone stehn.

Bona indoles rectö culta.

David & puero parentibus reverenter obc liLiido, partes oeoonomicarum operamm sibi mandatas fideliter exequendo, & Deo invocationi arden- ter vacaudo, omnia boni adoleacentis munera implet

Jefsiada landee pnero meditante pateninm,

Et pecos & volncree A stnpnere ferflSi Ipse Pater snperom dixit, mens hie, meoa eeto:

Hic pascat nostroe, ineütnatque gregse.

Bas ktste Blatt:

Ale Bavid seinen Sobn Salomon anff eeinem Stnbl sähe / sptich er: / Beg. I vnd 2 [anf dem Kapfersticb ist noch hinangefügt: | ParaL 29].

Knn will icb mit Frewden sterben /

Weil ich meinen lieben Erben / Seh anff meinem St.ule sitzen /

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Georg Greiiiuger.

allgememen nieht gehörten,*^) haben wir dm hollAtidlsolieE Li>

genieur Adam Wybe zu reolmen, dessen Arbeit er das Gedicht Nr. 10 widmet, welches zwiir keine Aiigabe über Dru</kort. und Jahr onthält, aber ohne Zweifel 1()14 in Danzig erschienen ist. Von Wybes Thätigkeit daseibat berichtet Curioke: Der Stadt Dantzig histor. Beschroibcmg foL 848 folgendes: |,Anno 1641. Hat ein HollAndischer Ingeniewi Nahmene Adam Wybe von Harlingen gebürtig / dnrch eine sonderUcbe Invention, die Ktda von diesem Bischoffsberge über den Stadt Graben auf die Pastey / so gl.'ich über lieget / und noch heute zu Tage "Wybeu-Hundell genannt wird / goführet / wie solches anß hiebey gednickteni Kupier zu ersehen ist." Auf demselben ündet sich die Dar- Btellong einer yom Biachof sberge aar Bastei über den Stadt- graben führenden Kette ohne Ende mit aahlreiohen daran hangenden kleinen Eimern [„Aemmem*' im Gedicht], die von verschiedenen Personen angestaunt wird. Der Eingang bei

Der wird auch dem Lttiiil liützeu / Vnd dem Mächtigste m. eliren / Seine Stimme lassen hören. Folget meinem jungen Erben/ loh will nun mit Frewden sterben.

Pietatis defunctio.

David decorso vitw spatio, regio magistratu ita gesto, ut & poUtlciB OWB- modis popalo prospectum esset, ver6 ut pura floreret religio, Salomo- nem filinm ad eadem studia hortatns, plaeidÄ pieqne mcntar.

Mauere susceptam bene rem gessisse beatum est.

Landandaiii ^- suporis a'dificasso domum. Sed numeros impiet cunctos, cui contigit heres - Et stndii compos patrii A ofQcij. FD7IS.

Der lateixiisehe Teort, der jedenfldis nicht von 0refling«r ist, hatte möglicherweise dea Zweck, die Verbreitimg des Baches im AnsUade so erleichteni.

15) Nr. 38b:

Und weil ich ohne das viel Dantsger Jungfern kenne Die nur gehUtig sind, die ich mit nechstem nenne /

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Von Dr. L. Neolwir. 491

Greflinger enthält zunächst ein Lob Danzigs, des „schOnen Platzes^

Wo die Oerochtip;keit md Friedo wohnhafll scvn / Wo Gottes theures Wort wird imverfäkcht vnd rein Dem Volcke vorgebraflit wo viel belol)te Sitten.

Poesie nnd Kunst hätten hier eine Pflegestätte; was aber

besonderes Lob verdiene, sei die wunderbare Art und Weise,

wie die Befestigung der Stadt unter der Leitang eines genialen

ICannes fortocbreite:

Ein tag vor einer Stadt ist kein geringer Feind /

Hier setzt sich Bevg anff Barg / das fast nicht glänblich scKeint

Ftilt eine Frage vor / wer solches kdnne niMhen / 80 sage fiwy herans: Wyb Adam der Mann Ein Mann von Harlingen / der solche Küuste kann / Nieht dieses nnr allein / er hat noch mehr erfanden Das wundems würdig ist vnd billig wird gebunden

Lis Bach der Ewigkeit. Schrey nun du Si)üttor Mun: Was rmei Wybe was / ist sein Vorstand geaüud? Was sagf^t Wybe dranff? Geh Schreiber y.n der Fedor ' Der Schneider zu der Scheer / der Schnstor zu dem Ledor

Der Gerher in die Loh ! der Bierscheuck zu dem Yaß / Die Vettel zu dem Had / die Junge kniple was.

Mess seine Klugheit nich nneli seinen sehleeliten Kleidern / Sein Ruhm steigt ülier Jim /.u tiutze seiaeu Neidern.

Es maugelt aui Papier. Genug von Wybens Kunst. Zu letzte wündsch' ich diß / 0 Dantzi^: daß die Gunst Des WiinnMrfa fiber dier sich als ein Strom ergOsse / Ich weis nicht / wie ich baE / als so me&a tiohten soblösae. Nimstn anch schlechten danck / so bleibe dieses bist Mein Dank vor deine Onnst / dn Welt» berOhmte Sadt. (sie)

Georg Greblinger. Später &nd der Dichter noch einmal Yeranlassung, diese Arbeit Wybes zu rühmen, imtl /war in dem handseliriftlicli er- haltenen Gedicht: „Das blühende Danzip; 1846." Von demsel1)eu ist. was Gruppe: Leben imd Werke deutscher Dichter I, 742 und V. Dettingen a. a. O. S. 17—18 unbekannt war, di !n öß*^re Haute [im Druck 274 Verse] sohon publiziert unter dem Titel:

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G«org Grei'iii^r.

j^iirtze Poetische dennocli unbesclimeioholte Beschreibung des Blühoiiden Bantzipfs, 1646 in Mscto'', in der Zeitschrift: Das Gelahrte Preulien, oder Monatlicher Anßzug Aus Neuen und Alten . . . Preußischen Schriften. Dritter Theil, Zweytes Stück. Thora [1723] S\ S. 79—99. In diesem diirch den Eektor des Elbinger Gymnasiums George Daniel Seyler^*) besorgten Abdniok sind nur die Gründnngssageu der Stadt ausgelassen. Doch hat der Herausgeber iiiclit allein die Orthographie gt^ändert, sondern auch hin nnd wieder den Text, Veryo zusammeugezogen, sowie das eine und andere übergangen. Die auf Wvbo bezügliche Stelle lautet (nach der Handsohrifb, foL 74, im Druck mehreres überarbeitet):

fichaa an dsn hohen Wall wie schön er auBgepnst Wie voll Metalles er die hohen Berge trast Die Ihm entgegen stehn. Schau an was Wib' erfanden Der wunderbahre Mann, dem ich viel gnter Stunden Zu allen Zeiton wünsch' als meinem lieben Freund Und kunstgeübtem Geist'. Auf daß des Walles feind Umb etwas nidriger an seiner Hoffart werde So nirat er sfnncm TTanpt in Ir-irhtor ^lüli die Erde Xliid t'ülirt sie in der LuÜt zwey Wasser uberhinn Auf unsern AVall iiinauf. Fahr fort du kluger Sinn Und acbtf iii' lit darauff, was di ine SPotter sagen, Sie müsseu endtlich selbst dein hohes Lüh außtrageu, Der Allfang ist gemacht, viel haben es gcthan Es folget noch mancher nach. Von Interesse wogen der literarischen Andeutung ist der £ingang von dem (^t dicht No. 23b:

INdein i«di einbsij^ war den Krieg von Irr- und Srln-tten Mit ilirur AVidLTj>art. -vvie ich den Krie.^ dei- Gotten Mit unserni IVrdinand beschrieb / in lieylim und Band Zu biingen. Siehe da kam mier von lieber Hand Ein Liebes Brieflein ein etc. "Wahren«! im (irsteai Verse vielleicht an den Inhalt des 1G52 erschienenen Diarium JBritannicum gedacht ist, obwohl

IC) Oeb. 1686f seit 1720 Konrektor und Prof. eloquentiae, spät^ Bektor in Elhing f 1745* fßn der Oescbichie des Vaterlandes war er ein rechter 8trabo.'' Tolck«imt: Elbingscher Lehrer Oed&chtnis. Danag 1758, S. 289.

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Von Dr. L. Neobaor.

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dieses nach Greflingers Anfleutimc^ kein Epos zu sein scheint, (v. Oettiugon S. 28. 29), hat man unter dem ..Krieg der Gotten Mit unserm J^'erdinand^' ohne Zweifel die Quartausgabe des dreiiJigj ährigen Krieges: ,.T)ie gransam -blutige TragödiE vom DeatschiaBde, Ist eine Eneblong deS deatachen Krieges, Von 1618 biß 1648"' (Waliher a. a. O. S. 124—127) m Tentehn, die also im Sepiember 1651 schon fertig vorlag.

Die Beziehungen GrefUngera m l>ttiizig haben sich nach dem Ausbruch des schwedisch-polnischen Krieges wahisLheinlieh für immer gel<»sl. Diese Stadt hatte, vielleicht weniger aus Pietät, als aus handelspolitischen Eücksicbtau an dem Bündnis mit Polen festgehalten,^^) und sich hierin anoh nicht durch das

17) R. DminiiB: Der erste nordische Krieg bis aar Schlacht bd Waraehait. & IOl II. 84. 25. 43 (Zeitschrift des Westprenftisdieii G«schidit8Terem8, Heft XII., Danzig 1884). Eine kurze poetische Schilderung der damaligst

Lai:*' I^^nzigs findet sich in folgeudom Gedidit : DÄMONS ! Abschied ] Von I PHILLIS ] Vnd deroselben || Gegen-VALET. [ 0. O. u. J. 4 Bl. 4. (Stadtl>Ibl. zu Danzig. I E ® Bf [Xn. nfp.) Damnn ist , wie eine handschriftliche Bemerkung sagt, <]t r schwedisclie Generalmajor Dankwart, welcher 1650 die Ilaaptschanze am Weicbselhaupt aufgeben mußte, während mit dem Namen Phill», wie es in der Ueberschrift heiAt, Dansig beaeichnet wird. Eine Bandbemerknng von alter Hand htntet: ,,I>ieseaLied ist SGt. 34. Febr. 1660 Mmflscirefe und bey 50 thl. Straffe zu vcrkauflfen verbothen worden." In dem „Gegen- Valet Der Hochberühmten PhiUis an den abreisenden Dämon" heißt es nun u. a. r

ä. Man fing es erätlich glimpflich au

Mit Zuckersüssen worten / 7nd List / die man bcdencken kan Mein Herta nnd atarcke Pforten / Ohn acbaam and schew Wid'r Eyd und trow Von Pohlen abzuwenden Vnd sich zu verplllnden.

4. Wie muste ilocli die Religon / Kill ficlif'iii der Sachen geben? Da« man der Pohlen Edler-Grohn Zu wider möchte leben; Man aneht aufib best Ton Ost nnd Weet Basjehne her zn hdlcn Was diante widor Pohlen*

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5. Der tewer Kruiig Casimir War schon bey euch begraben /

Vnd meintet daiS Ihr filr und für Non Pohlen wflrdet haben / Yad Phülia sich Demütliiglich Als dan mit tieifen bücken Wo würde müssen schicken.

6. Dochhai des hörhstenstarckeHandt Die (iurbon aufi'gerichtet /

Vnd wiederumb das gute Landt Ifit trewo vest verpflichtet / O König dir Jan Ctoaimir / Mit Sämbt'i- bi -'i , rfrewen /

Zu trots dem Nordsohen L5wen ete.

G^rg Qreflinger.

siegreiche Vordringen der Schweden irre machen lassen. In protestantischen Kreisen liat man ihr dieses ohne Zweifel sehr verdacht.^^) Dem Unwillen darüber glaubte vielleicht Gretiinger, welcher schon in dem Epos über den dreiBigjfthngen Krieg „seine Sympathieen £ar die Evangelischen keineswegs yerhehlte" (v. Oettingen a. a. O. S. 71), in «iner nicht nAher bekannten Schrift Öffentlich Ausdruck geben sa mtlssen, wodurch er freitieh in Danzig großen Anstofi erregt zn haben scheint. Der unge- nannte Verfasser des gleicli zu erwähnenden Gedichts wirft ilm 8ehii)ä]ili(^hen Uiidiiiik un«l absiclitliche Entstellung der That- Bcichcn vor. Die höhnischen Bemerkungen über Eibing uud Stettin beziehen sich wo! nnr auf die schweden&enndliche Haltung derselben. Das Gedicht lautet iolgendermafien:

Gegen-Satz |i Aus den ;[ Sack der Warlicit / [ Gegen den |1 Newlicher Zeit / außgegangenen und zum || Druck ver- fertigten I Lügen-Sack / j, Durch U G. O. alias Sdadon ge- naat / | Anno M.DCL.7L |

1.

WEr bistu Spötter Seladon

Der du der Pohlen Nation

So liederlich daiAt sprechen Hon /

0 Sdiandfleck in dem Helikon

Ein Stroh-Kiants ist der rechte Lohn

Tor deinen PaBgnülanten-Tlion.

Wilsta der Feiode ihre Tücken Mit aohtodlichen Paftquillen schmlb&en Wilst da auch die mit Sdunehen swieken Die Vnrecht / List und Falecbheit drOoken.

S( hiiieh immerhin des Himmels Blicken Wird dennoch ihm Erqoicknng schicken.

3.

Wie treibet dich ein LappenrGeist / Daß du , was du vorhin gepreist Ja was du selber löblich heist /

18) cf. Strophe 4 in Anmerk. 17.

19) Droysen: Qesoh. d. PrenAischen Politik. S. AnB. m, 2 & 166. IH.

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Von Dr. L. NeabAor.

495

Was du^ goUflidat and gespetst So liederlich ietsnnd beeohnielBt / Ynd wie der faleehe Kokook eehrejit

4.

'Wibtn, da Fttrsfc der fredien Beben Li deinen Seek mehr Lfigen haben So kenetn hin nech Elbing tmben Ynd in Stettin die Ohren laben Ja ench^ nur deine eigne Gaben So wirsta voUanf Lügen haben.

5.

0 Simei / Pasquin Lucan Kim selber an die Lägen-Fahn Die dir dein loser Hcuchehvahn

Srhrsn lange Zeit geh^tcn an

\ii<[ iialt den Mund Pußiiuillen-Kröhmer

lJu un\ erschiiintor Lügen-nähmer.

(1 BL 4. O. O. u. J. Stadtbibl. zu Danzig L £• 89 [49J.)

Auf der Stadtbibliothek (4 sowie der üniversitfttiB-

Bibliothek zu Breslau findet sich nachstebeud angeführtes Gedicht :

Qnorela I| GERMANLE. ^| Dom Durchlatichtif^cü j Ho. lin;ohonien Fürsten vnd Herrn Hf^rrn Georg RudolfFen / Ht i t/j'L^fii iu Schle- || sien zur Lieguit^ viul Brieg Meinem gnft- | digeu Fürsten vnd Herren / S vbergibts demüttigat i GEOBGIUS GREBLIJ^ÜEK. J O. 0. u. J. 4. BL 1". üi Verse.

Es beginnt folgendermaßen:

Wie lange eollen dann die Straffen anff Hir bleiben / Wie lange sol Ich dann mein Klagen nodi wol treiben

Ich armea Dentechea Landt? Idi weie fttr Herteenleidt Kaum an gedenckea mehr wie lange lange zeit

20) Erstere besitzt von Gretiinger noch das Complimontir- und Tranchir- Büchlein. Ameterdam 1692. 12°; letztere: Der franz. Baum- u. Kflcheng&rtner 168&; Der swölff gekröhnten Häupter Ton dem ^nee Stuart nngiaidDMlige Henrachafb 1652, 4<>.; Zincgref: Emblematom . eenturia mit schönen "Reimen geziert durch Georg Gret'Hnger. Heidelberg 1081. 4^. Gütige briefliche Mitteilong des Herrn Prof. Markgraf nnd des Herrn X>r. Dorsch.

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496

Georg Greflinger.

Die grinuge Bellon mich DonteeUuidt Mhoo gesohUge Mit Jfarem grimen Schw«rt. Ibr wollet mir docli tagen

Ihr Sdhne bey der ElV. Ihr Söhne bey dem Mayn IKe Tub den Donawstrandt die Oder yn den Beya

Ob ewre Flüsse uicht schon offfcerauJa geroanea /

Gemischt mit Menschenblut? . . . «

Nicht manchen Imt das Fcldt / Viel tftusent liegen da worimter mautiher Heidt

Begraben liegt vnd niciit / nicht vieler zu gedenken.

Der tapifer TylU fiel / der bülich zu. beschcncken

Mit Lob der kom«ideQ. Auch lieget in dem emidi Der echlawe Pappenheimh der eller Welt bekandt

Durch seine Tbate war. OostaT Adolph au£ Schwede

Blieb nicht im Feld der Held« Es würde viel au reden Von allen Helden sein / so Elbe Meyn vnd Heyn Der Oder- Donawstrand in sich geschlucket ein.

Trots der Ungeheuern Verluste, die Deuischknd erHtten hat, ist das Elend noch nicht gehohen:

Es siehet bald alß gieng ein newes Fewer auff Auch von Bisaata httraa / was ich von meinmi Zindem Verschonet worden / wil der Christen Bluthondt mindern Vnd mich verschlucken genta. Habt ewtts spieles sasfe Daß Deutschlandt seine Krafft für jhu beysammen hat

Bann werden die eineehien deutschen Lftnder anfgeeShIt,

die durch d*<n Kriefi; gelitten haben und im Kamen der Mutter die Kinder zur Kintraclit crmalint; joder habe sein Erbej keiner möge auf Ko.steu der (Tcsamilieit reich werden wollen. Das kleine Niederlandt wird ztuc^nns künnon <;ebea Wie Einigkeit ein Lanrlt so kl» in . > kaii eiheben.

Durch teutsclitj Z\v\ triu;lit aind. die teutschen Seyten schwach Vnd giebet jede last auch jedem Windloiu nach. Die Sch&tae sind hinweg. Wo Outt vnd Gelt verlohren Wird eher dreymal Ftireht alft einmal Mntli p;ebohren.

Einst war Deutschland von der ganzen Welt geffirchtet und stand an der Spitze der Nationen; jetzt hat es sich, sölbst dieses Buhmes beraubt. Der Dichter schließt:

Fort an Bisantz hinzu wann jemehr Inst zn streiten Das deutsche Hertze hat alß noch den ihedens Zeiten

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Von Dr. L. ifenbamr.

497

Da habt jhr mehrors Ehr / wann Ihr mir widerbringt Ww leh Terlohreo hab roA mehr darza bezwingt AJe wann ein Brader flerbt daa andre absohlaoliten Wil sein selbe Mörder sein. Daa gib Ich m betrachten. Diese Arbeit Greflingers gehört wegen der historischen Voraussetetingen entweder dem Jahre 1640 oder 1641 an; im erstereu Falle wihtlo sie die erste selbständige Schrift des Poeten, von der wir Kenntnis haben, und vor seiner Ankunft in Danzig geschrieben sein; andenitalls dürtte sie demsoiben Zwecke gedient haben, wie die in dem genannt»Mi Bande der Breslauer Stadtbibliotkek beündliche Schrift dos damals noch auf dem Elisabethgymnasiom befindlichen Scultetus,**) welche eine Ge- bnrtatagsgabe ftkr den Herzog G^rg Budolf von Liegnits war, den einflußreichen Gönner des Opite und anderer Dichter jener Zeit.**) Vorbild för die Darstellung war jedenfalls für beide*') die Abhandlung des Paris [oder vielmehr Diederich] von dem Werder,'^) welche großes Aufsehen erregt hatte. Er hatte an

21) Friedens Lob- || Vnd || Krieges || Leid-Gesang. | ANDREJ SOUL- TBTI I BOLESL. 1 (Vignette) i An. HDOXLI. \ O. 0. 10 Bl. 4«.

22) Strehlke: Martin Opitz S. 32. 38. Scaltetae nennt ihn in dem lateinisch ge8chrii V'en''n p-^otisflioi Vorwort: Aganippeao ri ' Vilis Altor nqna«. Der Herzog war geb. am 22. Januar 1595. Beilüulig sei erwähnt, 'l:iß die wichtigen Mitteiluugeu von Dziatzko: Der Ucbcrtritt des Diclitors Au'lreos Sonltrtos von Bnnslan nun Katholicismus im Jahre 1644 (.Zeitschrift dos Vereins für Geschichte n. Altertbom Schlesiens XII (1874) S. 439—468) weder vonGoedt ki^ Oruudriß'III, 53), noch von Martin (Oesch. d. d. Literatur V. Wackernagel II, 234) benutzt worden sind.

23) In der Arbeit des Scultetn«i stphpn auf dem letzten Blatt einige Verse von B. V. A. S. „Ueber dises Krieg- und Friedens-Lied," worin es heißt;

Dieit singesta mein Schnits / dieß hasin hier beklagt Was ebenfalß snvor vnE Werder hat gesagt /

Da Friede sich gobrauclit deß Edlen Knaben Zungen. LeiTit doch jbr SterMirlien neml>t ourh drß FriadenA an / Der was jhr wünschet nur aüeine >;<'1lii k:in Wie Werder hat gesagt / wie dieser hat gtäuiigen.

24) i'riedens-Rede . . durch Paris von dem Werder. Gedruckt zu Friod- Jand . . . HDC.XL. üeW diese Rede cf, Georg Witkowski: Diederich von dem Werder. Leipaig 1887. 8. 41 xl 126—184. Er ist mit Recht der Ansicht, daft ^ Vater die Rede geschrieben und der Sohn sie nur yorgetxagen habe.

Al^. MoMtoedarlft Bd. ZXm HA. 6 v. flk 88

498

Georg Greflisger.

die Fürsten die Malmtmg gerichtet (Bl. Oiij^), sich auf ären

Besitz zu bescliränken und ihn durch oiu weises Regiment zu behaupten: wenn der Krieg unvermeidlich sei, bo mügo t»r sieh gegen die Türkon richten . . . j,gogon den wendet ewre Waffen gegen den kehret euch hin mit zusammen gesetzter Macht / gegen den ^nd nicht gegen euch selbet laaeet eweie Kräfte/ eweren Math nud groBse Stärcke spüren / AJlda habt jhr em Warthes nnd planwürdiges Feld / ewere berümbte hohe Dapffer- keit sehen zu lassen / ynd zn yersnchen den wahren Gottesdienst in seinen alten sitz gun Conatantinop»^ und ins Morgenland wieder zu pHautzon". So hatte aui li Svnlt','tus gesunr^^en. Ueber Grellingers Beziehungen zu dem Herzog ist freilich nichts weiter bekannt. Der Andeutung des letzteren über die von den Türken her drohende neue Gefahr liegen jedenfalls die seit der Thron- besteigung Ibrahims I. [Febniar 1640] nicht nur auf deatscher Seite laut gewordenen Befürchtungen über das Unheil zu gründe, welches von Constantinopel heranzuziehen schien. So hatte der Verfasser einer zuinst zu Paris gednu^kton Flup^schrift''') be- hauplet, daß bei der geistigen Erschlatfung des neuen Suh-ans ^rerum summa penes Beglerbey, id est militiae Duces, residet^ quibns nil altius oordi est, quam parato jamdudum numerosissimo exercitu tentare fortunam belU*^, imd ein ungenannter deatscher Verfasser klagt: „Dura et infanda passi aumus, sed atrociora (si futura cogitatione praecipere licet,) imminent a Turoorum tyran- nide. Dudum jam opportunitates temporis, quae rebus nostris attritis affnl<j:ent aucupantur, nec vires, nec animus illis deest. quin nostris intercursare insidiis . . veliat <& possint hoc facto, quae ratio, quae nos opes humanae servare posse videnturi''^^)

25) Peristromata turcica, eive dissertatio emblematica, praescntem Enropae statnm . . repraesentane. Juxta ezemplar ParisieiiBe (1641) BL BS. Auf Bl. steht: Lutetiae Pansionim primum Apud Toussaint da Br»j, in platea S. Jacobi ad insigne Spicae. (Elbinger StadtbibL: D«» Mise. 3.)

26) OermaDia deplorata, sivo relatio, qua pragraatica raomenta belli pacisque exi^on.luntur. O. O. KMl. p. 21. 22. rf. p. 25. (Elbinger StadtbibL: Kj. Mise. 1.) Auch ala Anhang za den Penstromata tnrctca gedruckte

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Von Dr. Ij. Nenbaur.

499

Solche Besorgnisse schienen gerechtfertigt durch die Nach- richten über große Rüstungen der Türken und ihren Einfall in Polen, um clasell st eine uDgebiich ausstehende Jilte Kontribution einzutreiben: „Hiera uif kamen nun (in der ersten Hälfte des Jahres 1640] auß Preußen die Nachricht / der Türck aey durch Podolien / wol bis au£f 60. Meylen eingefallen / habe geranbet / gebronnet und sehr viel Chiiston allbereit hinweg gefflhxet . wurde auch beriohtet / der Groß*Tflrok hätte der Cron nnd König SU Polen einen so lanhen Absag-Brieff / von Androhung Sohwerdes / Feners / Yerfolgang und allerley erdenklichem üebel nnd Plagen zugeschicket / daß dergleichen noch niemids erhöret und gelesen worden wäre: ilaü auch die Taitaren in Polen abermal oingefallen / und die Türcken mit grosHer Macht über die Donau gangen seyen*^ . . . „auch wurde / daß der Türck mit einer mächtigen Armee aus Podolien zugehe / von der Donau her / und allbereit mit Alten und Junge übe die massen übel ver&hre / im Aogusto oonfirmirt'^. In Polen wurden schleunige Werbungen voigenommen: „dannenhero gantz Polen mit keiner geringen Gefahr diß Jahr stunde".'^)

Die Königliche Bibliothek zu Kopenhagen besitzt von Greflinger außer andern Schriften^*') folgende bisher nicht be- kannt gewesenen historischen Darstellungen:

27) Theatnira Europaeum IV, 154, 166.

28) Der zwölft' gekröhnten Häupter von rl. Hause Stuart unglücksei. Herrscliaft l(lö2. Poetische Rosen u. Dömer llatiili. 1G55. Caesarii Eipao Zweihundert Außbildungen von Tugenden ete. Hamb, 1G59. Unpartejische Anweiaer etc. 1659. Papieren Peyer-Work 1G60. Kopeah. Celadonische Hnaa 1668. Etbiea oomptimenioria. Kopenhagen 1674. Bssselbe dKnisdi. Kopenhagen o. J. [Über andere Ausgaben der Ethica complementoria u. über die Leben einie, cf. L. H. Fischer in seiner Ausgabo von Frischs Schulspiel etc. Berlin 189(J S. 56-59 (Schriften des Vt rt iiis für die Gesch. Berlins Heft XXVI)j. Aaßtrdom den Nordischen Mercnv cl". Aiimork 4. Ich verdanke die Mit- teilung über das VorhaJideui»eiu dieser Öchriftt-ii und die Möglichkeit, die im Text genannten selbtt ansehen zu können, dt r gt ußen Ofite des DireIctOMi der Bibliothek, cles Hemi Jastisrat Bronn. Werke von Oref lingsr beaäaea itAchg&tiger Mitteilung der betreffenden Vorstände norb folgende Bibliotheken, die ich wn Anaknnft gebeten hatte: Ferrandot Dorinde. ITiankfart a. M.

82*

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Georg Qreiliiiger.

Nordische | Kriegea-Händel. j o. O. n. J. 24 Bl. 8. Sign. A Ciüj. (Signatur

der Bibliothek: 35-306.) Mit einem Titelkupier, darstellend die Furie auf einem un- ge/.iiuniten Pt'i'rde, in der Ivechten das Scliwf»rt, in der Linken eine naoli uuteii gekehrte Brandtackel haltend, die über em auf dem Boden liegendes Weib hinwegsetzt. Auf der Tafel, .w.elche ein im Vordergrund sitzender Mann hftlt, steht: Nordische II Krieges- | Händel, | aufgeceiobnet | von || Q. G. | Es ist dies derselbe Kupferstich, wie in Greflingers dreißigjährigem Kriege 1657. Nur fehlen die dort auf dem Boden liegenden Prunk- gefaije. Die Darstellung umfaßt die Jahre 1057—59. Die beiden

1644. St'la(1oTis beatändtige Liebe, Franckfurt a. M, 1644: T'iilv.-B. zn Jona u. btraUburg. Die gleichfalls in HtmObTirg befindliche Schrift: Der Politische Fieyersmann jn AlUriiand selzamen Liebes- und Heyraths- Geschichtcn auch andern nachdoucklichen Curiösen Begebenheiten . . . von ^Seladone Oynaecophilo. Oedrnckt in Etiropa. Anno MDCLXXXVl. 12^. gehört nicht Gref linger an. DSr Verfasser sagt in der Vorrede BL z, das Buch sei „anter vielen Verrichtungen eiligst, and nur bej wenig müßigen Kobenstunden, geschrieben und zusammen getragen worden". Ein anderer, „der mehr Bücher geschrieben", wiinlr- die Snrho vielleicht bc«»«er jr^macbt haben, als er. Es enthalt eine Keihe von Erziiiilun^en f rutiächeu luUalts. Auf S. 17—41 die Geschichte von Romeo und Julia, auf S. 256—261 die Erzählung vom Grafen Ludwig v. Gleichen und seinen beiden Frauen. Kurtze Poetische Beschreibung das Einzugs in Dantsigk Vladialai IV. 1GI6: tJ.-B. an Tübingen; Wahre Abbildung der tfirkischen Kaiser. Francklnit 1648: U.-B. zu Rostock und Jena; Zwölf gekrönt ni Haupter aus dem Hause Stuart 1652: Stadlbibl. zu Frankfurt a. M., Jena, Großherzogl. Bibl. 7.n OMenb' rc^, U.-B. zu München, Wallnnrodtsche Bibl. zu Köin'L'sberg; I'i>ctis( lic l\'>sfii und Dörrifr. Haiulmr^j; ]i'>7)7,: SfmUbibl. Leipzif^;: Dreißig- jähriger Krieg it'57: U.-B. zu Kiel; Kurtüc Anzeigungen der vornehmsten Kriegs-Händel. Oedruckt im Jahr X658: Jena; Der Fiantasösiaehe Becker 0. 0. 1665, auf S. 2&: Der fransdeische Koch. Der Garten- und andere Feld>Gewächse : Jena; Der Fnuntzösische Efleheng&rtner. O. 0* 1$66: Jea»; Der Frantzösische n^- und Stauden-Gärtner. 0. 0. 1665: Jena; Der Ter* ptän lii^e Gärtner. Hauibui^' 1660: Stadtlüil. zu Königsberg; Ch\. Ham- burg liiTO: Stnfltbibl. /u Bremen. In Bibliothecae Salthenianae tomus sücundus. licgiuuiuitli vl752). S*^. p. 1218 ist unter Nr. 18 2.3'J aulgeiuhrt: Der Fnuitzüsischo Becker, Koch und Gärtner. Minden 1677. 12*'. imd «ban- daselbst Nr. 18283: Le Goisinier Francois. A la Haye 1666. 12», jedenfrlh das Original fttr Greilingers Uebersetsang. Vergl. auch Anmerk. SO dieser Abhandlung.

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Von Dr. I«. JHeahwt,

601

ersten Jahre sind aus dem „Unparteyischen Anweiser" 1659

abgedruckt; dooh wurden ein paar Zeilen und der eine Kupfer*

stich, Prospekt der Festung Cronenburg, weggelasBon. Dieser

Bmok ging wdrtlioh in folgende Schrift über» von der es zwei

Ausgaben giebt:

a. Anceigw | Der denckwttTdigBteii Krieges- 1 nnd anderer | Hftndel ] sn nDMm Zeiten || Im RömischMi Reiche | und dessen an- grtntcendeD | Lindem / | von 1618 bifl Septemb. [| 16ea | Im Königreiche Pohlen | auch dessen angrentceaden H L&ndem || von 1666 biß Septembr. j| 1660 |I und ] Im Königreiche Bennemarck l ▼on 1667 biß Aug. i| 1660 || beschehen || Unpartheyiach i| anft- gegeben || von || Q. Q. C. N. |1

Titel mit Bandeinfassnng. 88 Bl. B\ Sign. A Cii^ + A Eij 4- A ^ Di|j. Hinter Abteilnng 1 u. 3 eins

Vignette. (Kopenhagen. 35 -306.)

b) Anzeiger |[ Der (loitckwürdigsten Krieges- 1| and anderer ^ Händel |

... H Im Römischen Reiche || und dessen angrentzenden Ländern / || . . || "nd " Ira Königroirhf» Defifinark von 1657 biß August II 1660 jj beschehen || Unpartheyisch ausgegeben | von i, Ct. G. C. N. II

Titf-1 mit Rnnl iiifassuno;. Bl. B^. Sign, Aij Liij.

Nach Abt. 1 auch eine ViL;iiet(c, doch anderer Art wie bei a. (Kopenhagen. 35— 3U6.)

Nur ein Satz wurde o;eänderfc. In den ..Nordischen Krieges- Händein" heißt es auf BL Ciiij zum 4. Novbr. KiöO: ,,Kam der Herr Beichs-Admiral Wrangel mitSacours in Stettin**; wfthrend es im Anzeiger'^ Bl. K. v. (der Ausgabe b) heißt: ,,Kam der Herr Beichs-Admiral Wrangel mit Kriegee-List / und unver- hindert in Stettin'\ Die beiden Ausgaben des letzteren Werkes stimmen im Text wörtlich tiberein; nur an sehr wenigen Stellen sind unbedeutend»' orthogrii]ihisehe Verschiedenheiten vorhanden. Diese Schrift, welche auch die Ereignisse von 1659 und 60 be- handelt, hat den „Unparteyischen Anzeiger" in sich aufge- nommen, jedoch an etwa 6 Stellen unwesentliche Angaben weg- gelassen, einmal den Ausdruck geändert und zwei kleine Zusätze gemacht. Sie hat auBerdem hinter dem Titelblatt^ in der zweiten Ausgabe auf der Büokseite desselben, folgende poetische Dedikation:

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602

G«org Greflinger»

WEm wird dieses sageschrieben? Meinen Gönnern / meinen Lieben / Nehmen Sie es gttnstipj nn / So ist Daocks genug gethan.

Hochgeehrte Gönnern und der Kflrtie Befliflsene.

Hier ist viel mit wenig Worten Aus den fem und nahen Orten. Man Terwnndre sieh darob / Daft bey nnsemi h5t<- und sehen Solche Dinge sind geschehen. Dieses BUcblein sncht kein Lob / Sondern Euch nnr ansndsttten Wie und WO / und in was Zeiten Diß und das geschehen sey / Wiest ihr mehr / seist es darbey.

Am Schluß des Ganzen steliu 38 Vöise, von döuen die vier letzten lauten:

Sol lihev je der Mars die Lantze länger schwingen / So lafi ihn seinen Stoß an Mahmets Völcker bringen / Daß unsro Friedens Sonn ibm seinen Monden-Schein Yerdonckel und sein Belch mög nnsre Beate eqm.

Ebenfalls in Kopenhagen (163, 192) befindet sich ein neuer Separatabdruck des in den , .Weltlichen Liedern" Frankfurt a. M. 1651. Anhang. S. 66 stehenden Türken-Liedes:

3Des kaisedidk gekrönten Poeten || <3eo>g CMlingers || sohöD«

lied II von der herrliche Victoria der Christa || über die Türken

I den 12. Mai 1049 || zu Ehr und Preis |I des namhaften See- helden [| Jaoul» Gevers ]| aus Hamburg. || Aufs Neue gedruckt.

II Hamburg. || Decembcr 1SG8. || (Am Schlaft:) Drodcerei des Baohen Hauses. 8 Seiten 8^^. Ohne Signatoren.

Auf der Rückseite des Titelblattes ist die Quelle angegeben, ans der es abgedruckt wurde.

ScblieSUoh sei noek das Urteil eines Zeitgenossen Aber nnsem Dichter erwfthnt. Martin Kempe bespricht in seinem

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Yoa I>r. L. Neubaur.

603

literatnrgeschichtlichen Abriß,-"') dor in neuerer Zeit unbcachtüt f^oblieben ist, obwohl schon Ebei t auf ihu hingewiesen hatte, unter den 43 von ihm uambafb gemachten Dichtern des 17. Jahrhunderts an ] Greflinger: ,,(Er) hat zwar sich niclit lange auff eiueu Vers bedacht / sie sind aber nach ge* meinem Schrott und Korn / nnd ist keine sonderbahre Poetische Elocutio darinn za finden / Einen lustigen Scherte zn schreiben / ist ihm keine Mühe gewesen / doch hat er auch etsdicfae ehr- bahre Lebens-Regulen in kurtze deutsche Verse gebracht / das vomemste unter seinen Poetisohon Dingen ist die Uebersetzung des carmiiiis, welches Jacob Cats in Holliuidischer Spra'-he / unter dem Titul des Traurings / von dur Ehelichen Liebe hat heraus gegeben." (S. 62. 63.) Wie man sieht, hat der Königs* borii^or Kritiker, der von sich selbst sagt, „daB er eine gute Poetische venam habe / die Verse sind nicht zusammen ge- zwungen / lauffen wol / nnd hat feine Einfälle'* etc. (S. 57), von unserm Autor weniger günstig geurteilt, als man heutzutage thut, wenigstens Über den Lyriker, den Lemcke^^) „eine wahre Erqnickung unter seinen vielen lyrischen Zeitgenossen** nennt.

Elbing 1890.

29) M. K. C. V. C. = ünvorgreiffliHu's I| Bedcncken / Ii Uber die Schrifl>en ilerrr " Im kuimf i ^-t i a l'in lon hoclideutscher Sprachf»: " zusammen getragen ']} Und zum erstenmahl Anuo 1G81. go- ' driirlit in Königsberg l)ey denen Reuß- [| nerischon Erben, \[ Anitzo zum andern mahl gedruckt |1 in Hambturg ; {[ Buy Georg Rebeiilein. || 0. X 65 ges. u. 3 ungez. Seiten, das Dnickfeblerverzeichiiis enthaltend; letzte Seite leer. 18^. (Königl. BiU. za Berlin: Je. 5722. K. öffentl. Bibl. zu Dresden: Hist. Ht» r. 1711/.

30) Goedeke, Grundriß, 2. Aufl. IIT, 23 nennt allerdings den Titel, ohnp die Schrift selbst geaehii zu hnben; vorp;1. nnrh Pisanski's Preofl. Lit^rar^i'schichte, her. v. K. Philippi. IvuiiigHberg i86b S. 422.

31) Überlieferungen zur Geschichte, Litei-atui* und Kunst der Vor- nnd Uitwelt. Herausgegeben von Fr. Adolf Ebert. Ersten Bandes erstes Stflek. Dresden 1886 S. 201 f. cf. Zweites Stack S. 212.

82) Von Opits bis Klopstoek. Neue Ausgabe. Leipeig 1882 S. 246.

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Nittheilmgen oid Mavg.

ünlYersItSts-Chronlk 1889.

(VMhtrar.)

Nov. . . . LeotioMM cnraorias quas venia et consensu ord. philos. . Ifoiiricus Zimmern pbü. Dr. Die As-syriolopo als Hnlf?wi«i9f>nsr}iitft lür (las Studium df'S alten TestAinents uud des klassischen Ahertmus ad docendi facultatt in rit<.' impetrandam die 1. mensis Novembris . . habebit indicit Adalbertus Bozzenbt>rc;or phil. Dr. P. P. 0. ord. phüOfi. L. t. Dec. ßegira. Bor. Ex officina Haitungiaua. (2 El. 4.)

Universitäts-Chronik 1890.

(Wachtrair n. Fortvetiunr*)

15. Mai. Q. ü. B. V. Sub auspicatissimo regimine . . . Guilelmi Imper. Ree. Eectore Acad. Alb. magnifico Adalb. Bezzenberger P. D. A. A. L. t. M. P. P. 0. in numerum civium academicorura receptus est Gnilelans lieres iniperii et regni. Regiin. ex. offic. TTnrtungiana. (l Bl. fol.)

3. Juli. Med. I.-D. von Alex. Heinicke) prakt. Arzt (aus Berlind üeber e. Fall von Hvdroce])halus internus congenitus mit Spaltbildungen d<B Opsirliff:. Kbg. i A. Kiewning's Bchdr. (28 S. ^. m. 2 Tat.t

<— Med, I.-D. V. A. l.iiiKnau, approb. Arat ^aus Heilsbergj: Lieb. d. Be

deutung der Muskclkomerchcn fiir die H^^eration naea YorletximgCSi. Kb-. Di ur k V. M T ;. iltke. ^27 S. 8.)

Med. i. D. V. raul Kausduiin^, prakt. Ar/.t (auö Guuibinnen): üeb.

ccing«Mntalt! Vei-Muclisung der kleinen Labien nebst Darstellung drei» dicsbe/üglicher F&lle. Kbg. Bch.- u. Steindr. £. £rUtifl. (80 S. 8. m. Tat. I-IV.)

^Acad. Alb. Begim. 1800. III.« Index loct i : . hiom. m a. MDCCGLXXXX/

LXXXXI a die XV. m. Octobr. habendarum. ij;im. Ex nffi- . Har- tuugiana. (1 Bl., <j8 S. 4°.) Inest H^'mnua Homericus in Mercurium ab Arth* Lndwlch editus adiectia aounadv«rsionibQ8 criticis in Plil«> poiitis nracula Sibyllina. (S. 1 52.)

Verzeichniss der . . . im Winter-IIalbj. v. 15. Oct. IHiR) an zu haltenden Yorlesnngen u. der öffentl. akadem. Anstalten. Ebd. (10 S. 4.)

Chronik der Kgl. Albertns-TIniversitat . . . f. d. Stadien- XL. Etatsjalir 1689,^ Kbg. Hartungsche Bchdr. (ßO S. 4.)

9. Jqü ... ex decreto ordin. philos. . . . Gar* LadoT* Eiiard« VelMi ReKinioiitaiio pliil. Dr. qui non mndn vnria rci publ. munera sibi commiüsa per sex lustra insigui cum gravitate coustautia comitat« «qplovit sed etiam per idem fere temporis spatimn annao r^^i Borna- sonim nli 1 f, imponondo porntilem o])erani 'navare si lifnsi .•^ti-nxium

ac sollertem legum jurisque scientiao adiutorem se praebuit suiumoi in philoB. honores ante nos «(uinc^uaginta annos die IX mensis JdIb in < uiii collatos gratulabundus renovavit Guntherua Thiele Dr. phiL i\ r. U. Ii. t. Dec. Uegim. Pr. ex oitio. Hartangiana. (Diplom Ibt)

Umversiiäts-Chrouik

505

14. JuH. Phil. r-D. ■•rite Klote (ans Minsk in Rolland): Der tiOma-

("lisoli*^ Trarfaf Eli<*l rali1>ufhi oder S'mn''li"tli in\r]\ TIaiiiI^r1ii-if>en u. Par»UelsteUdn beorb., übersetzt a. m. erläuternd. Anmorkgn. verselieu. Berlin. Drock von H. Itzkowski. (2 Bl., 90 S. a) 38L Juli. PMl. I,-D. V. Paul Cohn (aus Kgsb-, •. Uob. Ka<-liwjrkungKändo- rungen dm Wideratandea hartgeaogvuer Drahte. Leipzig, Joh. Ambr. Bailh. (81 8. a m. Taf. I. tl.)

Phil. I.-D. V. Cnrt Gagel (aus IleiligenlM i! i : Die Brachio^oden der

cambrisrhen u. silunsrhen Gesclüebe im Diluvium der Provinzen Ost- u. Westpi. K^sbg. Uchdr. v. R. Lenpold. (82 S. 4.)

80. Juli. Phil. I.-D. V. Jf ax Bnsolt (aus Kepunen, Kr. Insterburg): Behand- lung der conformen Abbildung der OberÜächen zweiter Ordnung. Kgsbß. Hartungsrhe Bchdr. (9H S. 8.)

Phil. l.>D. V. Reinh^M Jacobson aus Fucrst^ nan (Kr. Elbing): Bei-

träge zur Kenntnis amidartiger Derivate des Uydroxjiamina. Kgsbg. Bchdr. V. R. Lenpold. (2 Bl.. 3G S. 8.)

Phil. I.-D. V. Esriel Münk (aus Altona i: Dis Samaritaners Mart|ah

ErzäliUiiiu' über den Tod Moses*. Berlin. Dmck y, H. Itzkowaki. (2 Bl., tii S. 8.)

1. Ang. Med. I.-D. v. M. Aikanazy prart. Arzt (ans Stallopönen): Zur Regeneration der ciuorgesireiilten Maskelfasem. Kbg. Druck von

M. T.iedtke. (36 S. 8.)

Pili). l.-D. V. Frldcricag MowMtf Schlawensis: !>• I'. Papinii Statii

Thebaide quaestiones criticne. grammatica6) metricae. Hegim. ex offic

Hartungiana. (2 Bl., 80 i>. 8.i 6. Aug. Phil. I.-D. V. Max Kobbort ans Elbing: Ueber einige 8ul>9tituirte

Aiiiiiliiie u. ihr Verlialten sur salpetrigen Säure. Kbg. Hartun|»die

Bclulr. (2 Bl, 37 S. 8.) ~ Phil. I.-D. V. Max Nenbert aus Elbing: Ueber das m. NitrobenzenvI-

ainidin u. die Einwirkung salpetrige Säure auf dasselbe. Ebd. (2 Bl.,

42 s. a)

^ Phil. L-D. F. Pompeekl (ans Gr. Coelln in Ostpr.): Die Trilo- hiten-Fauna der 0«t- u!. 1 stpreulischen Dilavialgescbiebe. Kbg. Bchdr. V. B. Leupold. (iOO 8. -i.)

90. Aug. Phil I.-D. V. Arlimr LIetk« (a. Fillau): Ueber die FlRchsn, für

weUlic flue Kirniirnungsfentrulllii'^lio ein K<'f;el zweiten Cirades ist» Kbg. Hailuugsche Bucbdr. (2 Bl., S., 1 Bl. ö. m. 2 Tat.)

PhU. I.-p. Prtte Braem (a. Prilacken Kr. Fischhansen): Zur

Systematik un l Kufwickelungsgesehielite der Süßvvjisser- Brvozoen. Mit 1 Tafel. [Abdr. a. e. unt. d. Tit. nUntersuchuugeu über die Brvo/ocn des sflBen Wassers** im Vf. Bande d. Bibliothoca Zoologica ed. Lenrkarf -Chtm demnäclist t i acheinenden Arb^t.! (Druck Gebr. Gottbelft in OaaseL) (34 Ö. 4. u. Taf. VI.)

Lyceum Hosiauum in llrauiisbei^.

Index lectionum . . . j^er Iiiemern a dio XY. Oc t a. MDCCCLXXXX usque ad diem XV. Maitii a. MDCCCLXXXXi instituendurum [h. t. Rector Dr. Wllh. Killing, P. P. O.]. Brunsl.ergae Tvpis Heyneanis (R. Silt- mann). (13 8. t'V^ (Praeredit Prot. Dr. Josephi Bender eoiriTnf ntati > : de jure et ratione domiiiationis Pontiiicun» Romauorum in ternuu genkemque veterum Prutenornm. S. 8—11.]

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606 Uitthdlaogeo imd Anhang.

Altpreussische Bibliographie 1889.

BrVstke« Cust. Assit«t. Dr. ( Tust.f Cnrsus der normalen Anatomie d. meDscU. Küi Mit 38 (eingedr.) PIolzscliii. ßerliii. Fisdier^fl medic Bcbbdlg.

CXU. (jOC) S. {,'r. 8.) 14.- geb. n. n. 15.r)0.

IJiirkliiui. Oskar (aus Kcrsb. i. 0.stj)r.\ üb, den Nabt>lkrebs. l.-L). Berlai. •Vi S. 8.)

Cl«diu.<sy Johs. Carl (aus Kbein Ostpr.), üb. d. Belidlg. der PseodarthroseD.

1. -D. Berlin. (G5 S. 8.)

Flscbery Jnl., prakt. Arst ans Johannisburg (Ostpr.), vor Wirkg. der Golo-

nnitiMieii. I -T>. B-rlin. (82 S. 8.) GlUy Job. (aus Dt. OrüUQ i. Waütpr.)^ üb. d. WärmewirkungeQ d. eiektr. Stromeü an d. Grenze von MetaUen u. Flüssigkeiten. I.-D. Greifswald.

m S. 8. m. 3 Taf.i Glaw, Gyinn -Lchr. Job. Nie, d. Elemente d. alt. Chorals (Jahresber. d. k. Gviaii.) AUenstein. Haricb. (S. I— XXII. -1.)

Ologa«, Prof, Dr. Gast., Ree. fD. L.-Z. No. 15. 20, 2S. 85. 48. Stftftr, f.

^;il)ilüi. n tini nriiif. !>5. 3.^b. 3. 14-1-148.96. m 3.277^282. 282-291,;

ÖOldf-climiilf , Geh. Jnstizr. Prof. Dr. L., System d. TTrll«r.- lif s m. Einschl. d. Wechsel-, See- u. Versicberungsrechts im Grundni». 2te, ergänzte Q. durch Einselansfühnmgen rerm. Aufl. Stuttgart. Enke. (248 8.

gr. 8.1 G.-

;iciti(t}r. |. b. flejmle. ^bls-rcc^t. ^löß- . . . öi». 35. 86. 20, 21. .ki^H.

flt. S) k 12.-

-- Inhaber-, Order- und executor. I rl miden im rlass. Alterth. [Zfs-l;r.

.1 Savijruv-Stit'tg. f. Rocht.sgt-' h. X. H<1, fS. Hft. Romanist. Abtii.

2. im. 8."352 - •:3i>a] WcLUfl 5kMda u. kib. ^^mH>c. ein ^Jactiruf. ;U-it'"dir. f. b. flci. ^^MiM. iiti. "i&b. 2. 1—').! Tic .((rcntioiii^thcoric u. b. lintwurf c. biiraeii WcjclUv f. b. btniif, ))icid). [^bb. 3. 124-14<-.| -^ur ?llU)blg. iv ISarÜn, ^ijd^v. 3G. 3. G n. lebb. 3. 5aG-597.j 9Uc. [tSüb. lÖb. 35. 3. oÖÖ-ÖOi »B. S. 808—322.)

Aordaek^ Walt . Ausiubrl. Weg^weiser durch Kömgsberi^ L Pr. q. ümgegend unt. Bpericll. lierück.s. seiner physiknl., kommerziellen n. cultnrellen Verhältnisse nebst e. Rundrei.setour am 8amlan<liscben Ostseestraudc. Mit e. Plan. e. Karte u. 4 Ansichten. Königsbg. i. Pr. Verl. T. Bntos * Wf!.."i-. m S. 12.) 11. 1.2-3.

^Jluj^dtjmmi u. ^ÜtcitumcMejtcu u. |)rül)iiti)v. 3Hei1^ei<!4cn ia SiiMiig^ba. l

fett(t4»ber.'b. 9(rttunt^qef. "^nt^iü, 44. Seremdj. 8. 7—12.] Tic ^cifmwai) uou »"santificitlv.nu. jCSLib. 3. 12— 1S,J

IQottsched) Bailly, E., Quid ad renovandas npnd normntios litteras criticÄC Gottscheüii cum Helvetiis disputationes momenti habueriot. Tli^ de la fac des lettres de l'Acad. de Lyon. Lille. 1888. (99 S. a)

Heine» Carl» d. Schauspiel d. deutsch. WanderbOhne vor Gottoched. Halle.

yiem'>ver. (VII. ?>2 8. crr. H) 2.—

>Yiuterj Tritz (Hamburg), Carl Friedrich Reibehand u. Gottsched. [Yiertd* jahrsehr. f. Ltgeech. hreg. y. Bemh. SeofTert. IL Bd. S. 284—271.]

%hU, OöetWiciit. V Äfl^bg. i. fr. u»«l)renb u. mäi b. 3rt)lad)t \>. "^r. tiil.iu iTov ciicvnc .^hi'uv L^ciitvtil Cvivui f. b. bti'di. imutiucii CfiLvcrc bcr Vani"» oimcc u. b. ,">loUe. ijvüufj. q. 8. o'V -^'i- 29— ül.j «djaaüjorfi in i«i e(^la(^t 0. fr. (£D(au. (3tbg»6er. b. 9l(tt^qc). f ntlfto. 44. Serdndi. €. 17< bid 184. m. Taf. XXIII u. XXIV.]

•taefrr. simt (fr. ^oaanb), porlomcntar. ^rbciUteUutia. {2)ie ^retiibotcn. 4a3a|t8.

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Altptanliaehe BiUiogxapliid 1889. 507

•fiter, ^lof. ?r., Cimnn. ?lnbatfitcn nuf alle Taflc b. 2d)iili. u. bic ficfonb.

^(tUäije be^f 8ct)ullcbcn!^. 1. ^{t. XH\it bd St^ubeit & Seibd. :^ciaeiid.) (80 @. flr. 8.) 1.—

imt. Sibclmcvt t. bic (^cinciitbc. o^n SJcrbbi]. in, incl)r. cimitiv Tfnofoicn hx-<}(\. 0. ^rof. Dr, JKub. grbr. i^irou. 9?. I." 1. iifg. 2. burtOael. ^luil. Jüiclerelb. «clbncicn & Sllofinfl. (VIII, ICO 2. qr. 8.) 1.20.

Jhir,^c 9(uÖlequnq b. .^xnM'icbctoj ob. S?QtenmfciA |Tcr SBciuoiö b. i^Hauben«?.

in. 5^b. (2. 121 12H. ;liu if col. TarficUa. b. WlaubciiA nl«? b. dni>i[. Gcfot^ig. [Gbb. 241— 61.J «um rfunil. eiJiaubc«. llSbb. 441— Gö.j Jic jicbcn

fngototitu^. Aovb., Oicfd). b. 3;nbt mom im ^Kitfclnltcv. ^^om V. bl« juitt XVI.

?oörl). 4. \HufI. 2. iBb. «rtiut.iart. L^altn. (IX, m 3.8.1 O.ön, Sonberia^rc in ^tß!'^"- ^f. ^'aiciniidjc ^^omtnci. 5, "31. Vcim. '4.niidl)au£J.

<.%7 3. 8.) 6. «b. «Mniliff^ SanbfdKiftCR. 8. 9(. (IK, 295 8.) 4 5.50. aeb.

d 6.50.

(Mc{d). b. Stobt "^Itfjcn im SRiuclalui. iBüii ba ^^cit ^ufrinittuC' bli? i. tüvl.

(frobcninq. 1. »b. atnttqflrt. ^kvl. h. % m. tSotta'irf}. «cf)t)blfl. «Rorfjf. (XXII,

490 S. qr. 8.) 2. ^-i^b. iX, 477 3.) '2^- Qctv 21- 2 clanio. Bindi, Vinc Monumenti storici ed artistici degli Abruzzi: btudi con

prefanoue di Ferdinando Gregorovius. Napoli. Tnrin. Ldscher.

(XXXII, 966 S. gr. 4.) L. 40. (Mit MUxh von 225 Taf. L. 200.1 (ri>uuid)er ^^iirqeri (*!Küncf)cn, 5. ^uni 1885» 1 j^ur (^Jiovbano ^Bruitu-^cicv in

aiom. i'Jlu^ b. ^tal. übcrf.) [3Jfüucl)cnet «tUg. M\- '^^v. 158.J

globinanb (VJvcqoroöiuv^ b. (^efcfttc^tfc^reib. b. mittefaUeH. SRom« u. %tfftnS. Wt.

mbn. [(Vinrtenlaiibc 9?i-. 41.]

Grone, Emil, Zur ErklürR. v. Sohillors rrfrllnhten „Djis Meal n. d r.el.t ii" uud „Würde derFrauou". tBoil. /. U vmn.-Progr.) Kirsbi;. i. Pr. llartunK. (28 S. 4«.)

^a\']cv WlhcimA I. wiaiibcniibelenHtmÄ bei bet fton|innatton ^B^^^O*

Äod). 1.24 «. gc. 8.) —50. flnibt, Oscar, approb. Arat ans Kg.^ibL;., üb. Bursitis trochanterica. I.-D.

Kiol. (18 S. 8.)

Önwahagen, Prof. (Kgsbg.) Phvsiologio I. II. [Jaliresber. üb. d. Loistgn. 11. ForUehr. i. d. gesint. Modic. 23. Jahrg. I. Bd. 1. Abth. S. 16G— 203.]

u. Krohn, fib. Pettresorption im Darme. [Arch. f. d. gesmte. PbysioL des Menschen u. d. Thier©, hrsg. v. Pflüger. 44. Bd. 10. u. 11. Hit.]

Ctlatlier, T?« kt P' . English letters. CoUected Ibr the use of scbools. Dans*

Kaieiiifiijii. III, 46 S. gr. 8.) 1.—

•lietbod, 5|?rot. i.ftönigdbq. i. «ßr.) flJcc. I.Vitjc^r. f. b. gef. J&btöcct^t. 35. <8b. 5. 5f<4-6$9.J

tiiittotadt; A. Klinisches Jahrbuch. Hrsg. .... 1. Bd. Berlin. Springer.

gr. 8. 15.—

if Dr. Erich, Privatdoc. i. Kgsbg., d. Abdominalanhänge der Insekten mit Berücks. der Myriopoden. IMorphol. Jahrb. XY. Bd. S. 831—^. m. Taf. XIV u. XV.]

■9 Dr. H. A., (Cambridge, Maas.) Spaltung e. Flflgels um das doppelte Ademetis zn seigen. (Uiensn e. Taf.) [Zoolog. Aua. 12. Jg. Ko. 812. a 877— 378J

Prof. Dr. F., d. leuchtend. Wolken im Sommer 1887 rx. 1888 beobaeht.

in Königsberg. [Meteorol. Ztschr. Wien. 6. Jg. 8. 186-I8^i.] Nord- lichtbeobachtungen in Königsberg i. Pr. ange.stellt in d. Jahren 188G, 87, 88. [Ebd. 6. Jg. Hft. 6. S. 229— 231.J Eoc. I Verhandig. d. ÜeseUsch. f. Erdkunde sn Berlin. Bd. XVI. S. 241—242.] HUMgld (Ztschr. in hebr. Spr.^ Knl : D. Gordon. 93. Jahrg. Lyck. (Wiehe.) (wöcheutl. ca. 2 Bog. loh) boar 12.^

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508 MittheUaugen und Anhang. *

HAnMerstelD) TTern). (ans Osterode i. OgtorA e. Fall yon Sypliiltt oonsaiiU

tar la. I D. Berlin. (32 8. 8.) jm- Hartmaun, Gu^^t., üb. e. Fall von Spond^'iitis deformans m. intenrnttierendem Hydrops der Gelenke nnt. BerOcks. d. KaUcanssolieidane durch d. Harn.

I.-D. Kgsbg. (W. Koch.) (20 S. gr. 8. ra. 1 Taf.) haar -6().

^a#(ad|, ^H'cf. f. W??ct<qebfl.. i^iualtfl. u. ?itoir*imrtfct). im bticfi. JReicft.

13. ^si\. 3. 231-33.1 trithuuiuv {übb. 3. 245—246.1 JRcc. ifiiilor. fitiifir. 27. m 3. 352.1

HAWe^ ord. Lehr. Ernst, üb. d. Dual bei Xenophon n. Thncjdides. Beil. t.

Gymn.-Progr. Bartenstein. (21 S. 4°.) Hmiby Öberl. Ed., üb. d. Auf lögong von Diffiarentialgleichgn., w. sich durch e. bestimmt») Substitution aus p. linparpn DlfTfientialgleicbg. mit kon- stanten Koeffizienten ergeben. G yimi.-Prugr. liössel. (XJI ö. A^.}

^au^'Aalfitbrr, (SrmlänbiiAci-, f. 1890. |3t. 9lboIbcrtc...^oicnber.j 34. ^g. t.

^ül fohl, «raunsbcrg. $nl|C (128 @. a mit ^Uuftt.) —BÖ. Heekt, B. (in KriniL;-^!).'^ üb. <\. Bt-stiinnuinp; ä. »»ptisch, Verhältnis.'.r .'ptisch

zweiaxiger Kn'stallplatten. [Neues Jahrb. f. Miueralou., Geol. u.

Palaeontol VI.' Beil.-Bd. 2. Hft. S. 241—257.] ab. <L Anwend^. d.

ChauhieR'F>rbon Motlio'!«- ^ur Bestimmg. d. optiscn. Ybttltaiase. e. optiach-

?:w. iaxigen Krystalles. [Edb. S. 2?S8— 278.]

i^cder, ild)x. 9t., b. cüancid. 9icIiciton^(cöüici. Gin \>xah. .*öilf<sbud) f. bö^. Uti^u onftaU., .... t^luVqabe in 2 Xliu] 1. H. Taii,va. .^lafeninnn. (XX. 93 S. qr. 8. m. 9tbbUb$). u. «arten.) cort. n. n. —90. 2. Xi. (XII, 108 6. m. t iitclbilb.) 1.—

b. Wein« Meliflioiie|d)üler. G. einbcitl. 5RcItflipn^büd)lctn [. b. Untflon. böber.

Scbrnnftnltcn, luie f. b. llntcv u. SSittcIüufc ctn= u. mcbritufifl. ci>fll. 3(^ukii. 'ilii !t$orftu[e au b. aröHi'cen JpUtebud)c; epaiigd. dteiigieni^tdiülitt'' K. ebb. (Vn, 64 ®. gr. 8.) cart. n. —60.

Hcnalgy Dr. med. Arth, (prakt. Arzt in Kgsbg.), « :i ue Bohdlgsmetkodi

flor epidem. DipTitli*'riti«5. [Berl. klin. Wochenschr. No. 7. 8.1

lierbarrgy Job. Frdr., sämmtliche Werke, brsg. v. G. Hartenstein. 2. Abdr. 7. Bd. Schriften «. Psycho!. S. Tbl. kleinere Abhdlgn. z. PsvchoL Hit

•2 Sfeindr.-Taf. Hamburg. Voss. (X, fiaS S.) ... 8. BJ. Ebd.' 1890 (89>

5 linn.'M z. j.rakt. Phil.»«. 1. Thl. (XVI, 405 S. gr. 8.i ä 4.50.

Barchudariaii, Dr. Jobs., iuwieforn ist Leibniz i. d. Psychologie e. Vo^ gftngcr Herbnrts? e. Beitr. z. Gesch. d. Psychologie. 1.-D. (68 8.8.)

Jona. i Polik-. (51 S. -r. 8 ) baar n. 1.20. Donidcjy G., HttbiiiJs» Wihaitnis z. englisch. Associationspsvchol. Di» HaHe, (48 S. 8.)

•Icidimann, 'ii., üb. .{xvbnrt'c l'c^re D. b. fotmalen Stufen. Saii^enfa^A. |»enii.Sk9(t

6 3lU)nc. (43 3. 8.J —50.

Otnther, Dr. Herrn.. Betrachtgn. üb. d. ersten Sätze d. Herbarteeh. Psycho- logie. Leipzig. Tb. Gri. L.-n's Verl. dV. Hl S. pr. 8.) 2.-

Unjne „ilated)iömu$^not" unb ^icjorutuoiic^Utgc bev ^üngcc ^erbaitd. [(Soongd. (»mbbl. 97r. Ii. 16. 16. mttn.'. L.1

Itnabr, 0). ^'ic .i>cvb(trt ;^illcndifn finiiia;cit rtuün ^. lliUfnicf)!-- nat^ iör. ptt)(^olo«i. ^c^rünbj)., it^v. ^ej. u. i^r. pcattijc^. VUuucnbbaifcit. älänbcii. ^uf«^ lonb. (67 S. flr. 8.) 1.—

Il03lr, Ts- (^"lob., b. pöbn^iHV 3d)ule ^xvbart« n. ibrc £cbre fa|(i4lb bttlflefL B. beurtl). (»üicvöio^ Söcmleinomt. vVlI, 27G 3. 8.) .3.20.

Schreiber, F., Herbarte» Untscbeidi^. d. Begriffe Regierung n. Zndit. Da». Tlallo. s.

Htont, G. F., 11 erbart comparcd with Engliab psvcholügista aud wiü» Beneke. IMind. Vol. AlIL n. 1—26.1 Tbe psychological vtwka of HerbartVdisciples. IVol. XIV p. 868-86&J

AltpreoAische Bibliographie 1889. 609

CBa0ttec, Dr. I£mft, .ü>erbart ?Ubum. l'i({)tftra^leu u. ''^cvlcn am .^crbart^ {ämt(.

Herfen il6fid)tl. ncorbn. ii. \)xi([. ^a\\(\(n^al\a. 3<4ufbcf|bb((V (IX, ^ (S. 16.) —40. ^onftfiiibtflc Tarftclliv b. i.'oluc .^cilHut«?. "•^Snid)ol., 'l?tf)if u. iMibn.!.'

fämtt. 'Herfen u. nt. eigenen ^ortcu b. aroB. i^cnfcr« iibeqicbtl. u. imtcniat.

oeoiht tt. Afgeftvat 9Rit b. eifbiriffe Aerbovt«. 4. VuR. (VlU, 896 3. 8.)

[Tic aiaf^fci b. ^MiNiiiLniif . . . ^rfifl. tt. Dr. <9uf». 1* fittnfleiu

folAO. i5d)»üb<^^. 4,— geb. 4.70. ^CfWH 6fimmt({d|€ fiktk. fft^. D. 9em^. @u^^an. 29. Sb. Verffai. Qelbmann'fi^e

S^cf)f)bfn. (XLIV, 766 @. gr. 8.'! 9.— nuf 3d)rcibpai\ l t.— 81. ©b. (XV,

796 3.) 9.— 14-— 80. ©b. (XXXIV, 630 o.) 6.- 9.- au«netoAf)(te fBerfe in 6 9bn. Qtit t. biof^.sfitterarfiHI. (Sinkitg. u. ^o^. fiautCRv

l .idur. 2 r;. ^>^b. 28<); 23.-, ; 252 ii. 2m 3. 8.) fGolttt'fdK Sibliot^. b.

^öclUiit. ibb. IbO. 182. 1H7— 189. «hittgart. öotto.J k l.— AfdiKce ^rofof(^rifteii. 9Iu«'flctwit)(t u. m. Ginffttg. u. fdimerf^. vetfe^eit öon

Dr. R ;vvan;. VI, 151 3. 12.) "isdtia.^on * M!aiiiui'>> 3amiuliv bljdicr.

^(^ulau^ijabcn, t)i\^g. u. €becL Dr. ^. ^ifid^gcam. ^ielefelb.^d^agen

& filafing.l cort. —60. »erfc. 3. *b. 1. Wbtlii. iLII, 881 3. 8°.) fTtirf). ilJat. ^.'Itt. ^ift. frit. STiiüig.

br^fl. i). C^of. Äüri(^nct. ijffl. 544. 548. 550. 5(52. | 8tullg. Spcmann. A 50.

ber Gib. '')lad) ^pav. Slonianj^en. 9Kit au^fü^rl. (iriäutrgn. f. b. (3cl)ulgcbiauc^

lt. b. iUiuatftub. i). ^Hcalfli)tiin.sfie^t. Dr.iß. @diioor^ ^aberborn. ^.Sdjbning^

an, 1H2 3. s,i i.2<».

IJenfnuil Ulxiö^i^ i>. imttcn. 'Jiad) beiu 1. l'iurfe im „Icuiid)cu ^icifiti doiu

^. 1770" fic«fl. 0. ^. @ (Gimmel bufd). tieiiaiutd». ed)mtt^(«. (VJO, 37 @.

nr. B.' 1.-

Ühicic an ^sot). (^novii ."öainnim. ^siii Ciii]tnaltcit brcjv i'. Ctto .Ooflmoiwi.

ä^crlin. 9i. (^iacvtncv? 'iscilaivjbdjtibltj. .^crm. .ViM)fclbcr.\VI, 284 S. gr. 8.) 6.— ^Htngartcn, Ctio, .'^crbcv^^ 3teaung i. Stationalidmud. |!Z)tf(^.«ti)aitg. ©Idftet.

1-1. Csaljisv 3. 649 -OW.] ^^•fhnann. Ctto, 'Mtc. üb. ^K. .*öai)m, ^erber no(^ fm. Seb. u. {n. $}crfcn bargeft

I. U. ikrlin. Lettner. 1680. 1886. IS^be» ^iftoc. Qi^x, 92. 26. »b.

@. 335-339.)

Knbs, H., An additional romance of Herder'B nCid** and ttt Spanish

Original. [The Acaderny. No. »*5. p. 272. [ ftt^neitbtrg, ^lurit^, ^cibec'^ ^ijitjiloiop^ic nad) il^c. ^ntiuirflgt^gang u. i^r. ^i\tov. eteOung. ^eibclberg. Sint«. (XI, 118 6. gr. 8.) 8.60.

Muck^ry Franz (Münclien), Ilt-rders Briefwechsel mit Kennedy. [Viertel- jahi-schr. f. Littf>r;ittiro;, srh. Insi'. v. Benili. SeuftV-rt. II. Bd. S. 139—146.]

Sod^ Ed., La ^euuesse de Goethe. Goetlie et llerder k Straasbourg. [Bibiio-

th&qne tmiyerselle et Revu« ankse. Aoüt.] Ciegfrtcb. Marl, Cxrbcr ii. b. t^wfog. ^«(VftAt m Setto. [froteftaitt. ftln^eiqta.

m. 12. «. 27b-2Öl.l Sapbui, Bemh. (Weimai^, Herder an Gerstenberg üb. Shakespeare. [Viertel-

jahrschr. f. Litteraturgesch. II. Bd. S. 446- 465.]

HnnanD; Prof. Dr. L. (Kcsbg.), e. Versuch z. Pliv.siol. des Darmcanals. fArch. f. d. ges. Physiol. d. Menschen n. d. Tiiiere. 40. Bd. 3. Hft.] Physiologie d. Bewegung, der Wärmebildung u. der Sinne. [Jahresber. üb ^ d. Fortschr. d. Anat. u. Phyaiol. XVll. Bd. Lit 188& 2. Abth. S. 6-93.J

^CfUrt» 9. (HcubotL f. ^rau S^ettc Soetoi, ftgdbg.), bcclamator. Potpourri ; c. iSammIg.

Weiterer ii. crnft. SortcSgc »erHii. ©tetnit). 1887. (VIII, 247 S. &.)

2.50. acb. 3.75.

^ttjlMt, $ror, bic $fa$(6antett Im Sjonfltag« u. Xuleioo 8ce. [Si^ibtt. b. WttumSgcf.

%xu\m. 44. 5?crcinoi. S. 127-137 m. Tof. VII XVI. | 4c|l<ti# j^cbr. D., bai ^ort ber $rau; e. geflgabc. i^civ^ig. god. (.148 «3. gr. 16.) geb. m. dtofbfd^n. L—

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510 Miitheilungen und Anhang.

Hilbert, Dav. (Königsbg. i. zur Tluorie d. algebraisch. Gebilde. (Zweite Nota.)

i Vf?!. inas Ü. 450 ft".) Vom. l.-t V. Felix Kl. in. [Nachrichten v. d. kgl. Ges. d. Wis«. u. d. Gcü.-Aug.-Univ. zu Göttingeu. No. 2.J i^Dritte Note.) [Ebd. No. 16.1

Hilbert, TJii l] , Tulobom des U\ r.ilf rnrtns u. d. Retiua neben markhalHprpn Ncrvcniaäcm in der Netzhaut. [Klin. MonatabL f. Aagenheilkonde, hrsR. V. W. Zehender. 27. Jg. Aj)ril.]

Hippel, Dr. A. V., üb. d. Einfliil^ hvipcmscber Maßro<;eln aof dieSc^oImjopie. Glessen, .7. Ricker'schc B « hhdlg. (70 S. 4.) 3.—

Dr. Julius Jacobson f. [Dtsche. medic Wochensohr. 96. Jg. No. 41.]

(Leipsig. Thieme. 7 8. gr. 4) Hirsch, Prof. Dr. Au? . ü)n die hist. Entwic klg. d öffentl. GeenndheUflpfiegk Bede. Berlin, liirschwald. (52 S. gr. 8.) 1.2Ü.

Jahrefiber, db. d. Leistgn. n. Fortoclur. in d. ges. Medidn. 23. Jg. Ber. f. d. J. 1888. Berlin. Hirschwald.

Jahresber. üb. d. Leintgn. u. Fortschr. in d. Anatom, u. Physiol. . . . Unt.

Spccial-Red. V.Aug. Hirsch. Ber. i\ d. J. 1888. Ebd. (VI, 203 S. 8.) D.oO.

Vierteljahrsschrift, deutsche, für öffentl. Gesundheitspflege. 21. fid.

Brauimcbweig. Vieweg & Sohn. 4 Hfte. (XVI, 751 8. 8.) 19.— llcbcv ;^niUicn,\n. |Tic ^iiotion. 7. ^rt^rg. Ülir. 12.J

Ulrseh, Prof. Dr. Ferd. Mittheilungen ans d. hisfc. Litt., hrsg. d. bist Gesellsch. in Berlin u. in derou Auftr. red. v. Dr. f^rd. Hiiw^ XVII. Jj:. 4 IIlV'. gr. 8. (VI. 8'.)8 8.) Boriin. Gärtner. 6.—

Bvzaiaiii. Go.-:'"h. 18.S() 7. | Jahresberichte d. Geschichtswissensch. X. Jg.

ISST. Btrl. isv;». II. 18:1 190.1

Zur Gesch. d. po]n Königswfthl von 1669. Danziger Gesandtschalls-

böriehte aus d. J. liiOS u. lüj'J hrag. (3 Bl. 151 S. gr. 8.) 3.— [Ztschr. d. Westpr. Geachichtsvereins. Hft. XXV.1 Ree. [Mitthlgn. a. d. bist Litt. XVII. Jg. S 7 141-42. 143. 215 2.». 240-42. 242-43. .Sil -21. 32Ü— 27. Wochenschrift f, klass, Philol. 6. Jg. Ko. 28.32^33. ■tMItoi. ;icitfd>r. 27. «b. S. 371-78. 378-75.]

^ivfll» ^raiQ, IWcmK^en v». ^lunou. Üin IMcb aiiij alter ^eit. 3nIon '?lu(>ä. ^üm.

©eo. sinon: i.'ciiv,i(v 9*ci|net. (VII, 139 6, £c«.Ä m. 8 ßU4tbr.*Jaf.) aeb. m. WoiDtdjn. ü.— tßaciantenfann u. @<bn)ert«Tf(ann. Skber otid beutfd^er Soi^t <Sbb. (Yt tSB

(E. 12.» (\ib. m. Wolbicfin. 4. Sdnncv'-f Aamiliciiblnli. (iinc illuftr. iK'iMdjv. 9icb.: Dr. Jyfj. ^ix)dn. 10. iJö.

;'Mit)i,v ls.^A 'i^ixl'ui. Bd}oxev. S.Mertflinbrl. 2. - in 18 .t-^ftn. k n. —80. Wcjcl)u1iii' bnittit). WcmüUu-?. 1 lo. 1 3(l)orcv'\^ »'yamilicnbl. 9. li^b. ^Vr. 3.

4. 7. 10. l.'i. K; 17 2_> 2-. 2»i. 2!>. MX 37. 40. 47. 49, öl.J ^tt Xi^ttl

t>u l'iaif. l»iit rvi'iuiiitt;\.^ i>UMüiY Hibö. 10. iBb. Ta. 52.J

Himh, Ramnel fatis Oollub Westpr.|, Ub. snbstemale Kröpfe. I.*D. WOr*

bürg. r28 S. 8.)

Uirsch, T!iL (1., (Josrliiclitstabelku zum Answeiidiglemen entworf. v. Dr. Theod. Uiisch, weil. Prof d. Gesell, a. der Univ. Greifswald. 10. veA Aufl. Danzig. Scheincrt. Saunierte Bchhlg. (88 S. gr. 8.) 80. cart S6.

Hlrsehberg, C>so:u- [S< hwetz, We.^tpr.], Beitrag sl Kenntnil dar Tricospidil»

sleiio.-'e. I.-D. Berl. {Ii S. 8.1 Hirscbfeld, G., Zu den Inschriften von Naukratis. IKhein. Mus. 1. Philol. N. P. 44. Bd. 8. 461-467 f ^reuften u. We «nttfe. («orb u. gilb. n. 48.

2. 2;>7-:>21.| R. e. [(Jott. gel. Anzgu. No. 19. ^Kimbtd|. 15. 11. Cvt.J

Hirscbfeld, Gust. (aus Tudiel in Westpr.), Beitrag sor Therapie der Speicbel*

tisffhi. l.-D. Berlin. i.'JO S. 8.) Hbrsehfelil, ^lax [luis Kuukehmen in Ostur.], Untaudbgn. tm LoktwiW.

I.-D. Berlin. (3 BL, U S. a)

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Altprenßische Bibliographio 1889. 511

IDndifeldy Prof. (Hto, Corpus Inscriptionum latinarnm, consUio et anctoritate Acad. liftpr. reg. borusa. editum Vol. III. supplementura. Fase. 1. Inscript. lUyrici latin. supplem. Berl. G. Reimer. (S. 1199-1372 fol.)

KU Tömisch. Schnft>5Mlern. [Hermes. 24. B<1. S. 101—107.] Di-j Ab-

ffis<5tinfrszeit d. Afi.y</>ßii(. [Ebd. S. 156— l€n.] Die ritterl. Provinzial- etatthalter. [Sitzgsber. d. kgl. pr. AkacL d. Wiss. z. Berlin. XXYI. XXVn. 8. 417-429.] Beit rage z. Geeeh. d. Narbonensiselien Provinz. [Westdtscbe Zeitschr. f. Gesch. u. Kunst. Jg. VIII. Ilft. II. S. 119-140.J

iMftmann, Dr. iK^sliix.), angebomea Fohlen beider Bein»-. (Ilier/ii Taf. IX, Fig. 7, 8 u. 1 Il-.izschn.) [Arch. f. klin. Chirursno. B9. Bd. S. U50-6o2.1

^•jfwann'*, CS. 5. (ii.^nbluuqcu. ^Um'tr. u. ^. .Siouüvaiib. (^ii 20—25 iffqu.) 1.-8. £M\v iiku. ^anb\). (I- 2- 1-336. flr. 8.) k -30.

Ttto Jvviiiilcin t». 3cubcri. tSv,\äl]l(i. o. b. Scitolter iJubioia XIV. '70 3. 8.)

hiMl)liott)c( b. Wcfonit-iiitt. bcöi ^n- u. ^liKJlanbe«. 'dh. 293. $iaüe. «Vcnbel.J —25.

Meister Martin, der Kiifner u. seine Gesellen; e. iärsahlg. (63 aatogr.

S, 8.) (Netif TTaus-Bibli ithck f. Stolzo'sehe Stenogra]>lien. Hrsg. v. Dr. G. ächroedsr u. S. Alge. 1. Bd. Basel. (Leipzg. RoboLsky.)J baar n. 1.—

Sviiü Äionr. Jvrbr. Sd}Hl,^o ii. (frnft Xl)br. Ji'iff). '^Imabeu^*) J[->of im o it n.

(480 3. 8. ni. 1 Xa\.} [i^cutjc^e ^Jjaticmai IMtt. ,^->t)t. trit. %U6^, . . . ^c^. u.

55of. .^lürfrfjner. Sffl. 532-86. 889.1 3tutti^. Spcmnnn. .ttinbaiiiaii1)en. Ihm (£. X. $)offiiiniiii, ii. 3*3. CSontcffa u. t^xhx. '33aroii

bc In liÜMtc Acunnr^ u. a. 3. ^lufl. ^etl. 1890^89) ^la^n. (807 @. gt. 8. m.

5 33ilb. in <>avLl^;n^v.,' cavt 3,60. ,<ila)M)cf)e "DiVu'cIlcu ikmi ^. tt. Äkift. Cf. X. 9(. .(>pf f mann, 2^. ^anff,

3- 5rl)ni. D. Ciidjenborff. -Cirvq. in. Crinlcitiv»- ^rhiutrqn. i». JKcal Wi)inn.:

CbcrI. Dr. 0. .^X'tlimiOaiK^ ' lUütiüci- 1890(89) ^»tidicnbinfi. iVUI, 136;

Vni, 86; VII. 1!9: IV, 124; VUI, IIG S. 16.) 1.20. geb. 1.80, H^fftaiann, F.dr., hvdroxvlnminhaltige Platinbasen. I.-D. Egsbg. (Koch.)

(39 Ö. gr, 8.) baar li —80. If flkiftiiny Dr. Otto (Kgsbg.), d. Praesens d. indofi^ermsn. Grundsprache in s.

Flexion u. Stammbildnng . . . Göttingen, Vandenhoeck & Kaprecht*s

Verl. (IV, 146 S. gr. 8.) 3.60. Hoc. [Gött. gel. Auz. No. 22. 8. 873-904]

HoftMtotor« Vf. (Insterburg), d. Gellulose nnd ihre Formen. II. Beferat. . . .

[Landwirthsclmftl. Jahrlb. XVITI T!.l. 7f;7 -7^1.1 Holfkr-Kgger^ Osw. Scriptores rer. germouic. in usum scnolarum ex mona- mentüi German. hisCor. reensi. üarmen de hello saxonico. Ex recensicme n>\\ . Holder-E^er. Acced. Conqnestio Heinrici IV. imperat. Hannover.

Hahn. (XIV. 24 S. p: 8.) ^00.

Itiilienische Prophet ieeu d. 13. Jhdts. I. [N. Arch. d. Ges. f. alt. dtscho.

Geschichtskde. XV. Bd. 8. 141— 178.J Nachrichten [ebd.] Ree. [P. L.-Z.

10. 2<\. .36.1

^ora, «iipcriut. in 'iJJoiuuubeu, bic goKicii b. 3üubciiiall<j. II*, ^eiuctv* b. OUaubcjid. «. Vf. 9b. 10. S. 81-93. 128-42.1

^fiK (3nftcr(>itr<i, »icd)tvantii.i ,^uc (»eft^. Sablau». |3^^6er. b. ^Kttögef. ^niffm. 44. Söctcinöj. v3. 16-38.J

Bitlwleli, Ger.-Refer. Ed., iränluseh. Wahl- n. Erhkönigth. zar Merowinger Zeit. l.-D. Kgshg. Koch. (60 gr. 8.) baar n. l.—

HanritZ) Prof. A., üb. e. besoud. Art der Kettenbruch -Eiitwicklg. reeller Größen. . . [AcU mathematica. 12:3 & 4. S. 367-40:..] üb. d. DifTe- Xentiat^leich|^ dritt. Ordng.. welchen d. Formen m. linear. Trans- formationen m sich genügen. (Mathemat. Annnlm. 23. Bd. S. 3}.')— 352.] Sur le develnp]irment des fouctiona saiisluisaut u une öouatiou difie- rentielie a1^> i 1 1 , . [Annales scientifiques de l'öcole normale supi^rie&re. d. s4rie. Tome VL p. 327-332.J

512 MittbeiluDgen und Anhang.

^t$ll '^xanji (tftom), b. neue (Siamtt 3amHienBi6e(. [IDtfii^^c». IMatt. 14 3^

2. 117—122.!

ZatObi^, ^rof. 6., b. CiDiiiicutl). ii. b. filtl. l'dn-nöqütcr. H^bb. S. 289-306.1

[Jmcohf, Joh.J Brasrh, Dr. Mc^r., Philos. u. Politik. Studien üb. Finl. Lus'Jalle u. .Toll. Jncoby. Loij>z. [o. J.| Friodrioli. (IV, 153 S. gr. 8.) 3. -

Jaczjrnski, Adalbert (pract. Arzt aus 'Sfobnoj Westpr.J, üb. Korektopia con- genita. I.-D. Greifsw. (28 S. 8. m. 1 Tn£.)

Jaster, Mnrt. [app. Arzt aus Zippnow (Westpr.)]} Ob. primftres LebercannDom. . I.-D. Würzburg. (26 S. 8.)

Jeepy L. (Kbg.), Beraerkgn. bu d. lattto. Onunmatakem. [Rhein. Idtteam. -14. Bd. S. 2.'3-51.]

JerosclTy Gust., experiment. Untsuohgn. üb. d. desinücirenden Wirkgo. von Höllensteinlösnngen. I.-D. Kbg. Orftfe A Vna», (23&8L) huu n. n. l.~

3M4{ni, '^ifr. (^iift., uon Bethanien nadi O^olnntba. 7 ^affumibcttaf^lfiil. ttMiffli^ (iJröfc & linder. (24 3. flr. 8.) n. n. —20.

9$tUn, mif., ^li ^ora. rvrff. <L Vt, et(6fh>eTr. (Xm, 181 6. 8.) 8.— geS. 4.-

.^^oincr'v^ Cbiifiec, übcrf. u. edSttt. 2. V. 4—6. Xmtfcitb. (f6b. (ZL^ 696 €.

ax. 8.» 4.— geb. 5.—

(Sbbn. 3)«ut^(ft. (56b. u. fifU))i. f^. «o(<fmor. (IV, 684 @. 8.) geb. 6.—

r/". Iitc. in (l. Grenzhntni -fS. .Yo. 21. *>D{ciiic cvftc 9M)ap)obic. |ltcb. ^'anb unb 'JJiccr. 61. ^b. 9jr. 19.J (£tit 9)ta^

II. SdjulMoovt. fWünd). ^lüfl. -^ti). ^^cif. ,v 9?t. 107.] »ienf mnntt, 'i^x., J^cftgabc» vi 3inban <? 70. Okburtötnflc. [Slütt. f. llt. titttb» 10.] Ubevf», (>Kt>., '^Ulb. Oiorban. (iin '^Mirf auf beit Tid)ter' u. S^Mobeit an fm. 70.

(«cbiirt^tane. IWünd). m%. ^tcj. ikU. 89.J CMMlfnct, .Vhnl, '^iWlh. rM>cb<in. <£ln Okbenfblatt au b. 3)i((tcc« TOl OebuctMoge.

fllitf. ;',cit. 2. .{MI.

ih>iü). ;^sinbau. IKu .i inlbitinc» b. 3^id)tca^ q. b. 3. 1848, 1868 u. 188^ joiuic c. :s:itcl,^cid)nung . . . 4Mte4 Xaufenb. 9c(f. o. Vt. Ofitcniet^ ^T,

3. av. H. i 3. -

ÜUc. xHlcji;., ^iiiilli. c. (^uMM. •,. b. Ttdit. 70. (S^cb. iWavtcnlaubc. 5.) JMeph, Max, npprob. Arzt. c. Fall v. Mori as niaculosns Werlhofii kompli-

'/it'rt mit Hneniotliurax. Erlanger I.-D. Könitz. (17 S. 8.) Josepli.sohn, Caes. (a. J.untf iiburj; i. Wpr.), die Saj^en üb. d. Kämpfe d.

Mukkabüer geg. d. Syrt-r na< h grierh. u. jtid.-agadisch. Quellen in ihr.

rliltniss z. lifglanbigt. Gesch. J^i'ipzitC'^r I. D. Breslau. (42 S. 8.) Josnpeity Überl. (3tto, L«'ttres ]>prsane8 par Montest^uien; im Auszuge m.

Anm. z. Scliulgebr. hrsg. Mll, 119 S. 12.) [Prosateon fnn^au. Lfg.

77.) Bielefeld. Velliagen & Kiasing. cart. - 75. 3ttn0, Cbcrl. Dr. '^Irt^., bic päbagog. '-bcbeutg. b. 3d)opc)it)auerfc^. ^iUeuöle^

©ortr. . . «etl. 1890 (89) ©Jaertncr. (80 @. gr, 8.) —80. Itttew|>f, JHirf).. bic fünffl. il^icncnii>alH', bcvcn (^k'braiK^ u. Scfbftnnfcrttgung. Mit

6 ^\i\x\\x. Aibfl. Wräfc & Uitücr in (Somm. (23 S. gr. 8.) boav n. n. —60. Kafeaiana, Dr. med. R., Qb. electrolytisehe Operationen in d. oberen Lirft-

wegen. V irtr. . . . "NViesbad. Bergmann. (HJ S. gr. zur Chirurg. Bebdlg. d. Larjuxphthise. [Dt. med. Wuchenschr. 18.1 Üb.

d. gg wärt. Therapie d. chronisch. Rachenkrebsee. fEbd. 40.] üb. moderne

Opcrationsnief hode der hypertropli. Oiiumeniuandeln. |Dt. Medicinal-Ztg.

23.J aöic jdiiiiu m. fic^ geg. b. Sd)>üiiib)ud)t ? 13)oni. ^tg. *Sonnt.*!öcil. au

9?r. 17 888.1 Xipl)tbcrie w. Group im .Ugv. ^reufj. in b. 3. 1876—83. ((£bb.

"Iii. i7!u;v

Kaiser. Ernst (aus Fischhäuten). Trauma als ätiolog. Momcmt der multiplen Sklerose. Berlin. (32 S. 8.)

Sroidk Ton & Iieapold ia KttaigsbeiiK in Vt,

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Predigten

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Julius Rupp.

Aus den letzten Jahren seines Lebens.

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stenooraphlschen Aufieeichnungen.

Or. Octa^. 41 Bogen. FmIs MMtMm

Anfcebörige un'1 Frf^mide dM verstorbenen Predigers Dr. Julius Ropp haben »ich Tereinigt, am eine g^osHtire AmaM seüier Predigten durch den Dmok zu veröffentlichen. Die«« Predigton b«tiandeln Torxugi«\rei8e die Fragen nach dem YcrUÜtiiin von Natur und Oeist su tiimriiier und nach Ui»m Willen und der Selbstbeotiiiumilf dM Meneehan. Sie lassen für indtsu Laien eirkanneB, das* sie an Zuhörer gerichtat waran, welche niehi kamen, um sich rlibren sa !■■■<«, eoBÜeni vm Anregung sa tieferem Naehdenken ttber iittUelk*religiöi« Fragen n empfMcen und «ioli ma moMk an ainar IUUmmtmi und igtSmem Beckm dar Oadanken nnd Oefttlite an «riUboi. IM«« Predigl« liabM tMA «iiwa apamMlacih »fralxeligldNii* Anstrich, sondern sie sind reIigifie>ptalloaophladi«r Natnr und an innerem Wertae den Predigten Sahleiermaoher^ snm mindeeten an die Seite la «teilen. Die Predigten Bnpp's gehen Ton der Voraussetzung ans, dass di« religiös* philosophische £rkunntnissnrb«it, deren Fortbildunp^ sie im Auge haben, nicht nur die Sache des !- hrt> nstandeR, soi.dMrii oirn- Rll(r(.in..iii monMchlicLü AnK<'legi'iih«"it hbL Der Lc'serkroiK, an dtm sio nich wnuilun, i^it alxo ein t^roHsur, unii auch «lio Art, wi« sie die >;estellti'n Probleme b^hamleln, wird die ZuNtimminit; aller Derer limlen, die an einem »rnston un<l crundlichen Nachilenken Gefalhui lin i-ju. Dan r<'ligii)8e (Jefithl wird dabei nicht vt riiiifhlässigt; violiiudir zeichnen sich dinse I*ri"i i^^tcn ebenso f<ehr durch die Warme der Empilndunj^ and die Widlie «inor tied n religiösen Gesinnung aus, wie durch diu Sohtirle und Klarheit des VerntandcM, di« Tiefe und Wsito dm AnfftamV ÜÖd Sin* tlös erhabeiiKn Gegenstandes stets wurili^;« Sprachf.

Aua allen dieto n (i runden i^laubi-n <laher Diejuiiigen, <lie äUtl wnx Horausgabu dieser Predigten vereinigt haben, mit denselben unserem Volke etwas m bieten, was •einer höchsten R<'achtung werth ist mid dam LaMT die visisafttgiilan und wloht^alw

geistigen Anregan(;en gewahrt.

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Der Monatsschrift XXVU. Band. Der ProTinzialblätter LXXXXIII. Band.

Siebentes nn<l achtes Heft. October December 1890.

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1890.

Inhalt

Die Reise dos Veri^erius nafli Polen 155(J— 1557, sein Frenmlos- kreis und seine Xönigsl>erger FlugscbriÄen aus dieser Zeit. Ein Bettrag zur pokuifchen und ostpreassiacben Reformations- und lätenturgeachicJite you Jahannea Sembrzycki 513-Ö6i

Erklärungen und Emendationea zu den Drei Königsberger Zwischenspieleii aus d«n Jahre 1644. Von Robert Buchhol« 585-öÖfei

Ortsnamen in AltpreuJJeii. Von Hn^oBonk 5W-6S8

Nachtrag zu dem Aufsatee „GMchiehte der Bel'estigungen Königsberg«." Von C. Beckherrn. (Mit einer Plan- Skizze)

Handwerks-Anapracben. Ton A. Treichet

II« Kritlicea R«fter«te.

Hanserecesse. Dritte Abtheilung. 1477—1530. Bearheitet von

Dietrich Schäfer. Bd. IV. Leipzig 1890. Von M. Perll.arh 601-662

Haii.serecesse. Zweite Abtheilung. 1431 147<J. Bearbeitet von Goswin Freiherr von der Ropp. VI. Bd. Leipng I8B0. Von M. P 662-«?^

Liv-, Est- und Curlandiache.« Urkundenbn» Ii. Bd. IX. 14.%

bis 144S. Riga. Moskau, I^ipzig im\ Von M. P. . . 664-666

Emil Knaake, ^fax \'. S'^lienkeinloif. der deutsche Kaiser- berold. Sein Leben und seine Bedeutung. Tilsit 1890. Von Sehn . 6ß5-etf

O. Witt. OoArhichten aus der Oeschichte. Königsberg 1890.

Von Fischer GÖO-W^

Max Heeht, Worin besteht die Hauptgefabr f&r das bnma- nistisrlu' C?yiTiiia.«inm. und wie lüflf: sirl> densellien wirk- sam begegnen? Gumbinueu IHOO. Von Hademacber G()8— bll

Wilh. üle, me Tiefenverhältnisse der Masurieeben Seen.

Berlin ISOO. Von Jen t /scli CTl-ßW

O. L e j e u n 0 - D i r i c h 1 e t , Paul OiUtf uldt und das humanistische

Oymnasinm. Königsberg IS90. Von E 673

III. Hitthelliiiis^eii und Anhanc

TJrknndenfnnd nnd Urknndlicbes von Jobannes Saadowski ,

Probst und Dekan in Köiu'gsbers; ... 673— 67<»

Die Kirche zu Gr. R4>»iusko. eine Berichtigung von

J. Sombrzycki . . . 676-«««

Ueber die Fi^urcti auf dem Burgkirchenplat/thor in Königs*

berg. Mitgetheilt von Georg Conrad 677—

Die Kant-Bibliogiaphie des Jahres 1880 zusammengestellt von

Rudolf Reicke G7S- ''^l

Fniversitäts-Chronik m^) H91-(jy2

Altpreußische Bibliographie 188«»

Benobtigung m Seite 227 701

Alle Reciite bleiben vorbehalten. tpS

Herausgeber und Mitarbeiter.

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Die Reise des Vergerius nach Polen 1556—1557, sein Freundeskreis und seine Königsberger Flugsehriften

aus dieser Zeil.

Ein Beitrag zur polnischen und ostpreussischen Reformations«

und Literaturgesehiohte

von

JokABMes Sembrzyckl.

Eine aUen berechtigten Anforderungen entsprechende Ge- schichte der pohiisohen Befbrmation besitsen wir bis heute weder in polnischer noch in dentscher Sprache. Die neueste und

uintautrreichste Veröffentliclnmg imi diosem Gebieto von dem PrciliMt Dr. Julian liukuwski in Krakau f-Dzieje refonnai-vi w Pohste Oll wejsciii jej do Polski az do jej iiiuulku'', Krakau, Tom 1 1883, 712 pg., Tom II 1S80, 591) pg.) ist zwar gewisson- liaft gearbeitet, zeigt aber, daß der Verfasser dem Gegenstände nicht gewachsen ist und es auch Öfters an der einem für die gesammte gebildete Welt schreibenden Historiker so unum- gftnglich nöthigen Unparteilichkeit fehlen l&fit. Es ist nicht selten, daß man bei einer Vertiefung in die Geschichte jener Zeit auf Episoden trifft, die sehr interessant, aber noch in keinem Werke genügend beleuchtet sind; zu ilmen gehört die Reise des Vergerius nach Preußen, Litauen und Polen in den Jahren 1556 und 1557. 8io wird selbst in Bu( hern, wo man eine eingehendere Erwähnung derselben erwarten sollte mit zwei, drei Zeilen, wol gar noch unter Begehung eines Irrtiiums, abgethan. so bei Josef Lukaszewicz „Dzieje kosciolow wyznania helweckiego w Litwie*^ (Posen 1842), der die Heise in das

Altfit, 11 OMteMhriA Bd. ZXTU. Hft 7 «. a 38

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614

Die Reiäe des Vergerius nach Polen 1556—1557 etn.

Jahr 1&56 setzte ^) was ihm Bnkowski nachspricht, der übrigens

doch auch einzelne beachtenswert he Notizen bringt; sehr anf- fallend aber ist es, daß sogar der evang. Pfarrer Christian Heinrich Sixt, der Biograph des Vf^rgerius (^Petrus Paulus Vergerius, päpstlicher Nuntius, katholischer Bischof und Vor- kämpfer des Evangelioms. £iiie reformationsgeschichtliohe Mono- graphie. Braunschweig, 1855; 601 S.) dieselbe sehr wenig ein- gehend behandelt. Von dem längeren Aufenthalt des Vergerius in Königsberg scheint er so wenig Kenntniß gehabt ssa haben, daB er es nicht ittr nOthig hielt, ebenso wie die Bibliotheken zu Erlangen, Tübingen, Nürnberg nnd Wolfenbüttel (Vorrede pg. X), auch die zu Königsberg zu durchforschen, in Folge wovon ihm vier iii itten des Vergerius ans deu Jahren lo5t) und 1557 und drei aus der späteren Zeit p^anz unbekannt geblieben sind. Er ließ sich eben au dem .c:emiij;eii, was ihm Voigt aus dem Königsberger Archive mittheilte, nutzte aber auch dieses Material nicht eingehend genug aus. Ich will die vollständigen Titel der Sixt nicht bekannt gewordenen, in der Königsberger königlichen Bibliothek zum Theil sogar in mehreren Exemplaren vorhandenen Bücher hier gleich anführen; es sind:

1. GATALOGVS KfiRETIOOBVM. Äeditus Venetijs de oommissione tanbn* nelis sanotiaeimae Inquieitionis. Aptid Oabrielem lulitma & fiatr» da Ferrarifl. Cum annotationibne Athanaa^. Act. 18. Itsqo» Eeclesiae eonfirmabantur fide, & abnndabani nnmero oottidw. Anno'. M.D.LVI.

m T?l. In kl. ohne Bl.- n. Szhl., mit Cust. n. Sign. A— U. Am Ende das Daubmannacbe Bachdruckeraaiohea (in emem

1) Ein Druckfehler kann diese Zahl darum niclit sein, weil Lukaszewics sie zwei Mal kurz nach einander so hat. Eij^enthUmlich ist <>i. <laP Arf^hivar PhiÜppi. der Herausgeber der Ausgabe des Pisnnski von 18«iÖ, in diesem Werke die Zahl 1555 i statt 1550) nicht verbessert, ijundern bestätigt (pg. IGO). Nach Sixt, pg. 218—220 uu-i v. Kausler xxnd Schott „Bri«f- wedisel swiachan Chrietophf Heraog Ton WQittemberg und Petras Paulas Yergeriu«," Tabings 1876 (Bibliothek des Literariachen Yeraina in Stnttr gart. OXXIV.) pg. 88-116 (Brief 18-.%) lebte Vergerius im Jahre 15BB bis zum Häxs in Göppingen» aodann io Stattgart, endlioh seit November in fieuÜiDgea.

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Von Jobftuues Sdmbrzjcki.

516

Kmoa» «ine Sdilango, aaf deren Haupte eine Tanbe mit eioem Oebweig), daraoter: In Regio Moot« BoniMiae imprimebat loannee DftnVnanniM. Anno M.D.L.VL*)

2. FORMVLA FIDEI TRADITA IN SYNODO PBOninciali qoae Lotutg

in Polfmia oelebrat» eet Anno M.D.LVL XI. Septomb. £T OON- FESSIO ILLVSTRISSIMI PBINCIPIS AO Domini. D. Ghristophori Dncia Vaiitenbergenas Ac Goncilio Tridentmo oblatn. M.DXII. PRO ANTIDOTO. M.DXVI.

Kl. 8». 12. Bl. o. BI.- u. SshL mit Sign, ,i. und 80 foliirte BL A.— K. Diese let/t m umfasspn (Ii»- Oonfe^sio fidei «It-s Herzogs von Württemberg, welclie duii Sondortitel hat: CüNFF^SIO riDEl ILLVSTRISSIMI PRIN(?IPIS ET DOMINI, DOMINI CHRISTOy.liori Ducis Wii-tenbprgf»n«is. <^c. exhibita Oonfilio l'i i'lentino, 21. .fHimftrij, .Anno 1552. Ki-i^ininnnti lioiussiae ex( n']i'l)at. lounnes Daubinannus. M.D.LVL (Wiszniewski, Hist. iit. polsk. IX, pg. 17ßj.

3. lOANNIS BRENTII LIBELLVS AVREVS, in -luo agitiir. iH« oJlicio

Principum Secularium in Ecciesia FiUj Dei. De autoi iutr S:u me Scriptur&e. De Traditionibus. De Catholioa Ecclesia. MATTH. III. Snmrifl ad radicem posita est. M.B.LYIL 80. (Das Explr. Cd 31 der Kdnigsberger Bibliothek iat am Ende defbet) Von Vergerida besorgte nnd mit Widmung versehene Ansgabe. Bnkowski (II, pg. 483) nennt ne „ein ungemein aeltenea und beute in Polen beinahe nnbekanntee Buch.**

4. ACnONES DVM SEGBGTABn PONTIFICIL QVARVM ALTERA

dispntat an Paulus Papa IHL debeat cogitare de instaurando Gon- cilio Tridentino. ALTERA YEBO, AN ui et armis possit deinde

imperare Protestnntibua ipeius Concilij Decreta. Habos hioLector (|uid in proximis Comitijs Augustanis in causa relii^ü'iiis stntutnm fnerit. M.D.LVU. 172 Bl. 8«. Am Ende: REGIOMONTI ßORVSSI kE, Exoudebat loannes Daubmannus. An. 1&57. und das Daabmannsclie

Si^et.

Sixi kennt dies Buch nur aus den um eine Actio ver- mehrten Abdrücken von 1559 (Pforzheim) und 1563 Tübingen); ol. seinen Index Na 53.

6. HISTOBIA FRANCISGI SPIERAS, QVI QVOD SVSCEPTAH SEMEL EVANGELIC^ veritatis profesaionem abnegassct damnaeaetque,

2) cf. Pisanaki pg. 169.

SB*

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516

Die Heise des Vergerius nach Polen 1556— löö7 etc.

in horrandam inciclit dwperationem. Qaod «Kemplum, & granifld- mam J)ei inoiiition«iii prodMt edebnure, A Btsfiva ragerer^ TVBINO^ AtmO M.DJLym. Mit Widmung and NMhwort des Yerg^ritia (BL 84 „Vei^^Mins pio Laetori**), sowie Ton Bl. 67: ^In Frandsci Spierae eamm, Petri Pauli Yergerü Eplfloopi Joatino- poliiani Apologia" eto.

Sixt citirt pag. 125 eine andere Ausgabe ohne Ort nnd Jahr tind mit gans anderem Titel.

Ü. DE REVEREKDISSIMO D. STANISLAO IloSIO VARmiensi Episi^oiK), Apüstolico niincio pei* (Junuiutiam destiuato. I. Apucalipsis. Et aucUui pust me uuceui magnam tanqaam tubae dicentis, Quud oides acribe in libro A mitte Ecdesga.

Ohne Ort| Jahr nnd Drnoker, aber wol 1G60 bei Joh. Daab- mann.*) 8 Bl SP, ohne Bl.- n. Ssbl., mit Cnst. u. Sign. (1)— 5 n. 8 Bl. Das Exemplar Ca. 228. 8<>. der Egl. Bibliothek ist otit einer eigenhändigen Widmung dea Yerlaasena an Fnnck Temabea (ef. fiber Fnnek weiter unten).

7. OB8E0BO VIDE LECTOR QVAM FVTIIibua argnmeatia A quam inaeptia iabulia Oregorina Papa huins nominis primua eognomento magnuB suum pnrgatotium stabilire oonatus faerit. Kam nerbom nerbo extnlirons tjimeounqae ille libro dialogorum quarto de pur^ gatorio acripsit. Num ro uera stabiliorit iudicent hi quibus splendor Papfttus, & infulelita« ooulos non perstrinxit. Ad Tes. 2. cap. 2. Kt mmr reuelabitur illo i"nt«|nu8 &c. ( uiu?« adirentiis serimrfiTr. Operationen! satanae in utuui nirttitf>, &. prodigiis meudacibus, & in omni sedurtione iniquitatis in Iiis «jui pereunt,

12 SI. 8". ohne Bl.- u. S/.hl, ju. Cust. u. Sign. Ä-C ^zu 4 Bl.) Ohne Ort, und .Tabr (Kgsbg. Daubinann).

Der „Index libromm a Vorgerio editoriim'* bei 8ixt, pg. 595 bis 601, l&ßt überhaupt an Genauigkeit mancliea zu wünschen übrig; so ist der Titel der deatschen Uebersetanng von „Duae Epistolae" :

Zw«ft Sttidbrieff, Einer vom Btotechen Bibstlichoi Legatoa iao Polen Aloyaio LIpomano Bischoff an Verona, an den Bardi- It'uclitigen Fürsten vnd Herrn, Herrn Nioolatim fiadaiwillen Vilni- sehen Woy wodm. Der ander dea selben FQrsten, Henm Badaiwüleo,

B) Von Mitte December 1669 bia April 1660 befand sich Veigenw wieder in Königsberg und Litauen.

Von Johannes bembrzycki.

517

an ifomelteii Bischoff 7iiiid Legaten gesehriebea .... Gedrackt an Königsperg inn PreoBSen dttrch Jobann Da&bman. 1657. (72 Bl. 4»)

nicht angotttbit und die Ende 1666 eracliienene sweite, zia Königsberg gedruckte, Auflage des Büchleins „Lac spirituale" nicht erwähnt, deren YoUständiger Titel lautet:

Lac Spiritnale, pro alendis ac aducandis Cbtistianoram pueris ad gloriam Bei. Munoscnlam Vergerii. lUnstrissamo Domino Nioolao, Blnstrissimi Principis D. Nicolai Badivili Duoia Olicae ac Neanuist, Falatini YflnansiB, Ac Primogenito. Acyeeta sunt. Prima Chri«tianae religionia elementa} Latinis, Gvaecis, Oannamcia at Polonieia car> minibne redditai per Andream Tricesiura eqnitem Poloiium, & Mathiam Stoium Begiomontanamf Philosophiae & MiHÜcinae Doctorem. Item Hymni quotidiani. II. Timotli. III. Pereistito in his quae diclicisti, & quae tibi roncredita sunt, sciens k quo didi- cer\9. f]Uod a puero sarras Ittrras noueri§, quao te poasant eriulituin ri-ililcrc, nd saluLcni (piae est in Christo Jesu.

Aul" dui- Uünkscito des Titelblatt«: Ad illustrissinnuu putiitui

Nicolaimi. Nicolai Radivili Uucis tiliolum Andreae Tricesii

Üodecastichon. Am Ende (b^): Ameu £x Italico uenas est etiam Oermanice & Polonice. Excadebai Joannes Daubmannas Regiomonti Bonieaiae (12 Bl. 8'. Sign. A*~b(4), die drei letaten Seiten leer).

Was Sixt Uber die Beise des Vergerius Thatsttohliohes ge- bracht hat, soll hier des TTeberblicks halber »usammengestellt werden. ^Die im Anhanpje alij^iednickte Corre9])oinle!iz beginnt mit dem (>( tober lü5(.t, setzt aber «chun eine tVühoro Verbindung voraus. Vielleicht war Verger in demselben Jahre aut seiner Durchreise nach Polen, 2um ersten Male mit dem Herzog in persönliche Berühmng gekommen" (pg. 384—385). „Daß Ver- gerius such in persönliche Bertthmng mit H. Albrecht gekommen isi^ haben wir bereits bemerkt Es geschah dies, wenn er nach Polen ging; Königsberg bildete dann einen wohlthätigen Buhe- punot für ihn" (i)g. 390—391). ^Kurz vor Eröffnung des Boiohstags war nun auch Vergerius zum eraten Male nach Tf'len frekuiuiiiru" 309). ^am 29. October finden wir ihn in Wilna. iMMüHlt't liatte er sich zu dieser Reise, wie zu einem £i'oberung8i&uge. Begleitet von seinem .Netten Ludwig und zwei

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Die Bdse dee Vergerius nach Polen 1566—1567 «to.

Dienern, welchen sich in PreiiJIen nooh ein Füluer beigeselltei sah er sich zuerst in Litbftiien am, dann ging er naoh Gross

und Kleinpolen, um Land und Leute kennen zu lernen und im Siniiü der evangelisch-lutherischen K;i . ho aller Orten da^ Evang<dinm iuiszubreiten", „Unter den Büchern, w^lr^he er mit sich führte, verdienen besonders zwei, welche » r vorzugs- weise für den Beiohstag zu Warschau wieder hatte drucken lassen, erwiümt zu werden, nämlich Luthers Schrift vou dor Vereohwöning der Papisten nnd die mehrerwfthnte Apologie der wttrtemb. Confession^' (pg. 400). „Desgleichen vemadi- lässigte er aber auch die Heisepredigt nicht; denn kaum war er in Wüna angekommen, so sammelten sich alle Bekenner des Kvangeliums, namentlich die gebomen Italiener, um ihn, und bald darauf konnte er dem Herzog Albrech^ melden: ,Einmal habe ich ihnen scLou gepredigt, und es wird noch zwei- od r dreimal geschehen*. Ueberhaupt fand er Gelegenheit, mit aiieu Schicliten der Bevölkerung in Berührung zu kommen mid sich durch eignen Augenschein über die Zustände des Landes zu unterrichten. Er kam an den Hof; wenigstens spricht er von einer bevorstehenden Audienz bei der Königin, nnd was den Woiwoden von Wilna, ,diesen bewandemswürdigen Fflrsten', betrifE^, so kann er nicht sagen, mit welcher Auszeichnimg er von ihm em}>fan<^en worden sei. Auch den ,um seiner per- sönlichen Kirrens* hatten wie um seiner Kriegsthaten willen aus- gezeicbiLcten Grafen Tarnow' lernte er kennen und knüpfte ein näheres Verhältniß mit ihm an. Diese und andere hervorragende Männer der evangel. Bichtung nahmen ihn nun sofort mit nach Warschau, und dort war es, wo er mit dem Nuntins Lipomani zusammentraft* (pg. 401). (Vergerius) ,,überreichte" (Brenz's Apologie) j,mit der vorgedruckten Dedioationsepistel Sr. Hajestftt und er- bot sich zugleich zu einer Disputation mit dem Nuntius; der König selbst sollte Schiedsrichter sein. Das hatte natürlidi keine Folge; denn weder Lipomani noch irgend ein Anderer bezeigte Lust dazu, mit ihm anzubinden'' ^)g. 410). ,,Ehe der

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You Job&unes Sembrzycki.

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Beiohstag zu Eii<le ü-iiiu:, ^^.a•<'U soiiic SuLolioii zu den zwei Briefen Pauls IV. I»ereits terii^'' 411). „Uui^efähr um

dieselbe Zeit, wo Verger «lioso Scholien zu Papier ge- bracht hatte, endigte auch der Keiclistag.^^ „Auoh Vergerins schickte sich nanmehr sur Heimkehr an; denn der Zweck seiner Reise war erreicht. In Soldaa verarsachie ihm zwar die Arglist nnd ÜUEUverlAssigkeit Christophs, des Führers . . noch einigen Vordruss . . . aber im Ganzen kam er, wahrscheinlich nuuh vor Kudo Januar 1567, wohl- behalten und fröhlich wieder in Tübingen an" (pg. 119). Die doroh den Druck hervorgehobenen Stellen kennzeichnen Irr- difliner Sixt's. Bei y. Kausler nnd 3chott findet man in dem, dem Briefwechsel yorangesohickten „Leben Yergers** einige auf die Briefe No. 42—48 sich stQtzende nähere Nachrichten fther diese Heise Yergerins, doch bieten dieselben in ihrer ge^ drängten Kürze wenig mehr als die Daten, bei deren Anführung im Folgenden stets auf die Quelle verwiesen ist,

Gestützt auf die in den Beilagen bei iSixt enthaltenen, diesem dnrch Voigt zugänglich gemachten Briefe an und von Yergerins, auf in den oben citirten nnd anderen auch von Sixt trwAhnten. Werken des Yergerins enthaltene Notizen nnd auf neuere im Yerlaufe der Arbeit namhaft gemachte wichtige Quellenwerke, will ich im Folgenden versuchen, ein eingehenderes und treueres Bild dieser Heise des Vergerius zu lieleru, etwas, das zu thun bereits Juuocki sich vorgenommen. d«^r f. .Nachricht von raren polnischen Büchern ', I fDresden 1747J pg. 63) schreibt: „An seinen (Vergerius') An feiithalt zu Königsberg hat man noch nicht einmal gedachte Vielleicht giebt mir ein anderer Ort Ge- legenheit, diesen merkwürdigen und vor die evangelische Kirche nicht unntttalichen Punkt seines Lebens wo nicht vollständig, doch wenigstens hinlänglich zu erläutern."

Die ausgiebi<;6 Benutzung des Lcrößten Thcües der in vor- liegender Arbeit citirten ( ^Miellen werke ist mir durch die zuvor- kommende Güte des Herrn Bibliothekar Dr. Keicke ermöglicht worden, der mir auch die vorkommenden bibliographischen

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520 Die Reise des Vergerius nach Polen 1556—1557 etc

Notizen mitgotheilt hat, für welches alles ihm aaoh an dieser Stelle meinen ergebensten Dank ausspreche.

"Wie bekannt, hatte der Protestantismus bereits früh in Polen Boden gewonnen und fand allmälilich immer mehr An- hänger, obwolil das Lesen lutherii^c lu-r Bücher und das Verbreiten der neuen Lehre bei Strafe des £zils, in Masovien sogar des Todes, verboten, auf den Besuch der üniversitfti Wittenbei^g (ebenso Königsberg; Janozki 1. c. II, 16) Verlost der Anwart- schaft auf Kirchen« und Staatsftmter gesetzt, eine jährliche Doroh- snchung sttmintlicher Buchhandlungen nach verbotenen Schriften anr,feordnet und gegen jede öflfentliche Regtin^- dar IVotestant^n von Seiten das Könijrs Sigismund kruftitr oinfxoschrittoii wurd'"^ (Dr. Ant. Kichliorn, her prmländische Bischof und Canlinal Stanislaus Hosius, Mainz 1854 1865; 1 pg. 58 69). Dieser großen Ausbreitung des Protestantismus kam die Hinneigung vieler Großen und eines Theiles des polnischen Episcopats zor neuen Lehre bei den ersteren offen und entschieden« bei den letzteren mehr passiv sehr zu Statten. Was den polnischen Episcopat betritt, so darf nicht vergessen werden, daß man damals in Polen zu einem Bisthnme nicht durch theologische, sondern durch liiimanistische, juristische Studien und durch practische politisclu; Thätigkeit in der kuniglicheii Kanzlei «j;« 'lauerte; die eitrigeren Bischöfe lirgaimen, wenn sie dies geworden war- n, sich mit der Thoologio zu be^rliäft^igon. oin Fabian v. Lossaiuen aber z. B., Bischof von Enuland 1512— 1623, hielt nach Em- pfang der Weihe seine Primiz und verrichtete dann in seinem ganzen Leben keine geistlichen Functionen mehr (cf. Eichhom I, pg. 67). So kam es, das schliesslich nur eine Ideine für die Erhaltung des Katholicismus kämpfende Partei um den hoch- bejahrten Kdnig gesohaart blieb, mit welches letzteren Tode 1548 die katholische Kirche in Poleu ihre kräftigste Stütze ver- lor. Soin Soliii und N.i« litolofor Sigisniuiul Anfrnst. mit der Stärke der protestiintischon Partei und dem Ansehen, welches

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Von Johannes SembrzyckL

521

sie im ganzen J^aiide besaß. LiuliinglirL bekannt und aiißor(le]ii von Natur gutmüthif^ und etwas ii])utliisc*h, befolgte eine Politik, die er wol als die in dieser Zeit für sich pa^isendste ansah: er brach nicht mit den Katholiken und behandelte doch auch die Pro- testanten 90f dafi die«o die größten Uoffiiungen auf ihn setzen za dflrfen glaubten und ihn schon halb en den Ihrigen zählten. Wie es den Anschein hat, wfirde in der That der üebertritt zur neuen Lehre dem Könige keine allzugroßen Scrupel gemacht haben, wenn der polnische Protestantismus eine einheitliche Maeht gewesen wäre, auf die er sich hätte stüizeu können; so aber konnte die Spaltung in drei Bekenntnisse: das lutherische, das böhmische und das helvetische, und der fortwährende er- bitterte Streit derselben unter sich und den Arianem, selbst- yerstftndlich nicht ermuthigend auf ihn einwirken. Er ftlhrte alffo seine abwartende Politik von Fall zu Pall, von Tag zu Tage fort und ließ sich zu irgendwelchen gewaltsamen Schritten cregen die eine oder die andere Partei nicht bewegen, scIkmi aus Besorgniß vor den inneren Stürmen und Gefahren, die dadurch für seine Macht und für das ganze Boich heraufbeschworen hätten werden können.

Unter Sigismund August also gelangte der polnische Pro- testantismus zur vollen Blüthe und Entfaltung und zu politischer Bedeutung, die er sogleich auf den Beichstagen geltend zu uiaclien lM'<;ann Auf demjenigen zu Petrikau (Piotrkow) 1552, welcher überwiegend um Protestanten und diesen güustiij: rre- sinnten Männern zusammengesetzt war, wurde die orderung anlgestellt, den Bischöfen die Jurisdiction über die Dissidenten EU nehmen, da dieselbe dem Könige gebühre, der sie durch den Senat auszufahren hätte. Nach den damals in Polen geltenden Gesetzen wurde nämlich Häresie ebenso wie Majestätsverbrechen bestraft und zog Verlust des Lebens, der Güter und auf die Kinder sop:ar sich erstreckende Ehrloserkläniuf; nach si(.^h (ef. Ver- gerius „Schoiia in binas Pauli Papa« kujus nominis iV. litteras", D G ff.). Daher fürchtete man natiUdich die Anwendung dieser Gesetze durch die geistlichen Gerichte, hoü'te wol auch, der

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Die Bdae des Vergerins mok Polen 1566—1667 ete.

milde König würde sie abändern. Sigismund Anguat entschied zwar, die Jurisdiction gebühre den Geistlichen, doch wnrde

schließlich die Sache auf ein Jahr verschoben und bestimmt, es solle uuturdesaen Niemand, weder aus dem A<lel iiüch von dessen Untertliauen, Haeresie liall>er zur Verüntwortniif^ gezogen werden. Auf dem nächstjährigen Koichstage zu Petrikau (Pio- trköw) 1553 regte aber Niemand die Sache an, und so blieb die geistliche Jurisdiction suspendirt. Nicht anders war es auf dem kurzen Beichstage zu Labiin 1654. Unterdessen hatte der Protestantismns in Polen so sehr an Verbreitung gewonnen, dafi die wenigen Bischöfe, die noch offen für den Eatholieismus ein- traten: der Primas Erzbischof von Gnesen Nioolans Dzierzgowski, der Bisohof von Kra^n Zebrzydowski , derjenige von Plock Xoskowski und vor allem Stanislaus Hosius. Bischof von Erm- land, der entschiedenste von iliiieii. auf der Synudo zu Pt»tnkaa Anfangs November 1554 den Eutschluii iaÜten und ausfiilirton, den Pabst von der Lage in Polen officieil in Kenntniß zu setzen und um die Entsendung einos Nuntius zu bitten, als weidien sie selbst den Bisohof von Verona, Aloysius Lipomanns, voi^ schlugen. Derselbe wurde denn auch als solcher von Pabst Julius III. bereits im Januar 1655 designirt» an der Abreise aber durdi den im MArz erfolgten Tod des Pabstes und die Kürze der schon nach StS Tagen Pontificat ebenfalls mit dem Tode endigenden Ke^^nciungszeit seines Nachfolgers Mai'celi 11. vorlaiifii: verhindert. AN'ahrenddessen begann am 28. April ein neuer poiniacher Reichstag zu Petrikau ^Piotrk«'»\vX auf dorn die Keligionsstreitigkeiteii diesmal über drei Wochen dauerten. I>ie Protestanten verlangten volle Gleichberechtigung mit den Katho- liken, Gewährung des Abendmahls in beiderlei Gestalt und der I'reiheit, beliebig Geistliche anzustellen, Aufhebung der geistp liehen Jurisdiction und des Coelibats. Nach vielen Verhand- lungen, wobei von den Protestanten die Berufung eines National« concils unter dem Vorsitze des Königs, der daselbst als Richter das Urtheil fällen sollte, gefordert -wurde, kam man endlioh da- hin überein, daÜ der König ^nicht der Epiaoopatj eine aiigememe

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Vou JoLaones Sembi-zycki.

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Landeii-Synode berufen solle; bis dahin sei der Friede swischen beiden Parteien zn wahren und bleibe die geistliche Jnrisrliction suspendirt. Diese Besclilüsse pflinlieu hnll> und halb einem Siege der Protestanten, woöliall> di<^ J^isrlir»iu dagegen protestirten und dem Pal»st<i durch einen eigenen Boton einen vom 21. Mai datirten Briet sandton, worin sie ihm ihre Sache nochmals ans Hm legten, und da auch Hoeius in einem Briefe vom. 12. Juli dringend um die Entsendung des Nuntius Lipomanus bat, so ordnete der auf ICaioell II. gefolgte Pabst Paul IV . Carapha denselben schleunigst ab. Zu Anfange des Ootober 1665 traf Lipomanus, von den Polen anfftnglich irrthümlicb bald „Poll- damus^f bald „Polimannus" genannt (so in Briefen an Hosins; Ada liistorica res gestas Poloniae illustrantia. Tomus IX. Sta- nislai Hosii Epistohu-. Toiiuis II. 1551 1558. Crrtcoviae IK*^*). pg. Gull, r><)7, nr. M'.M. 14'd5 , in Begleitung des gelehrten Jesuiten Alphonfl Öalmeron (ibidem, pg. 597, nr. 1479) in Warschau ein, um sieh seiner Mission zu entledigen. Kr fand in Polen zwei einander unversöhnlieh gegenüberstehende Parteien. Der Katho- lioismus hatte nur ewei ganz entschiedene, eifrige Vertreter: Bsiersgowaki und vor Allem Hosius, der durch seine Gelehr- samkeit, Klugheit, Gewandtheit, Energie und unermüdliche Arbeits- kraft Alle überragte und ein so eifriger und ergebener Vor- kämpfer für die Kirch»' war, flaJJ Kii hhorn Recht hut, wenn er (I, 57) sagt, (laLl ilira „nicht bhtß Diöcese Ermland, sondern ftuch das Königreich Polen den Katholicismus verdankt." In den Keihen der iirotestantisclien Partei dagegen befand sich eine große Anzahl fUr ihre Sache begeisterter, gewandter und ein- fluBieicher Männer; vorzugsweise verdienen erwähnt su werden: Jakob Ostrorog, der Patron der böhmischen Brüder, und Andreas Gorka, beide von ungemeiuem Einfluß in Großpolen, die beiden Brüder Justus Ludwig und Ludwig Decius, Johann Bonar^ Kastellan von Chehn, später von Biecz, Nicolaus Ole.snicki, Nicolaus Brudzewski, Wojewode von Lcczyca, Stanislaus Lasocki, Kannnprlierr von Lgczyca, Stanislaus Tijczyiiski, Wojewode von Lubim, Martin Zborowski, Wuje-

Die Rfliso des Targeriiu iweli Polen 1666—1657 etc.

wode von Kalisz, Kaphael Legzczy liski, Starost von Baddejöw, Stanislaus und Nicolans Lntomiraki, Nicolans Hysa- kowski, Nicolans Siennioki, Stanislaus Stadnicki, Hiero- nymas Filipowski. Niolit so entschieden, aber doch immer

in d*^n Protestanton günstiger Weise trat Johann Tarnowski, Kastellan von Krakau und Krongroßhetmnnn. auf. ..Tarn'inius"- sagt Vt')-grrius in s<-int u „Scholia in binas Pciuli l'apae litt^rat»" auf Blatt (J 4 l), „dixit Lipomano commodam rationem componen- darum controuorsiamm sibi uideri, si Papa uellot asseutiri, ut ministri Eoolesiarum in Polonia uzores dncerent» Encharistiae Sacramentum ezhibeirent sub nti^aqne specie, item ut uemaciila lingua in templis nterentnr: postromo ut nemo sub poena dam- nationis aetemae cogeretur ceiüs diebns abstinere a qnibusdam oibis & ieiunare/' Ftlr das heutige Westpreufien sind Achatins von Zehmen (Czoina), Wqjewode von Marienburg, und Dzia- lynski, Starost von Stia.sburg, zu nennen, tür Litauen genügt der Name tl"'s Fürsten Nikolaus Radziwil Czarny, Woje- woden von Wilna, dt r nicht nur in diesem Laude sozusagen allmiirlitig war, sundern auch auf Sigismund August grofieii £iuflui3 hatte,^) dessen zweite (1551 verstorbene) Frau Barbara eine Cousine des Nicolans Badziwil gewesen war, nnd der filr Wilna eine so grosse Yorliebe besaß, daß er dort am liebsten und 80 oft nnd lange es nur immer mdglich war, residirte (ff. „Starozyfcna Polska", Ausgabe 1886, IV pg. 184). Endlich ist nicht zu vergessen, daß die polnischen Protestanten au Herzog Aibrecht oiueii festen Bückhalt hatten, über dessen

4) lu der Beurtheiluog dieses Einflosses waren Froimde nnd Feinde einig. Lipoman schreibt von Rndziwil, er sei „Allee beim Könige» Benther,

KHn/!»'r. Marsfliall, vertrauter Freund, mit dem der Köniir sj>eisf. sirh ver- gnüge und tiinzü'^' (Buk. II, 'M'2\ xwi\ V(?rgerais «^agt iu dm EiiiK itnisi: /u „Duae Epistolaü'* ; „in 4ucm Deus, uaiuia et ytudia i«luriuitt et niajciiaa urua- menta et plarimfts foelicitatee congeBserant, tanta in uoireieo ülo regne autoritate, quanta (audeo tUcere) nemo est hae aetate apad nUum ex regibus et Monnrchis."' - Wie ich hier gleich bemerken wül. ?*chreibe ich Radsiwtl und niclit lia-lziwill, weil der Name in dieser Weise sowohl unter dem Briel'e df s Fürsteu an Li|i<-»inaii'i'^ nteht, als ancli in «ilei'*}(zeitigen jvtlniaohen Schritten, z. B. Trepka'» Ueberätitzuug des „Lac Bpiritualu^^, sich tindet.

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Von JohaanM Sembizyeki.

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ThAtigkeit fELr die Eeformaiion in Polen die Einleitung zu meinem Anisatse in Bd. XXV. der „Altpr. Maohr/* (pg. 629 bis 661) über „Die Lycker Erzpriester Johannea und Hieronymus Maletina*' zu vergleichen ist.

Es begann nun ein Zusammenwirken des Lipomanus und HoäiuH, die in lebhaften trt'nu'lschaftliclieii Verkehr traten. Am 2. November 1555 schreibt Lipomanus aus Wilna an Hosius: „a Summe Pontifilce mandatum est (sc. mihi), ut te unum ex Omnibus düigam, amem efc observem", und unter dem 15. Novbr. wflnscht er dringend, Hosius möge nach Wilna kommen (£p. Hosii U, pg. 629, nr. 1609; pg. 632, nr. 1614). Beide theilten sieh gewissermaßen in die Arbeit; Lipomanus liefi sich haupt^ sachlich die Knnuntenmg der Bischöfe, Hosius dagegen die des Hofes angelt\i;en sein ( Eitlihoin T, 2^1). tind wenn es beiden auch nicht immer nach Wunsch ging, so begann ihre Thätig- keit doch sehr baM d- n Protestanten als eine gefuhrlidio und darum energisch su bekämpfende zu erscheinen. Hosius' Wirk- samkeit trat, da er sich hauptsAchlich auf briefliche Ermahnungen und Anfeuerungen beschränkte in dieser Weise wirkte er auf die gut katholische Königin Catharina (dritte G-emahlin Sigiismund August's) ein und bat i^ie, den König im Glauben zu befestigen, ebenso ersuchte er soiiu n Freund, den küniglicheu Secretär Martin Kromer, seinen luiüluß bei Ilof.« geltend zu macheu augenblicklich ni< ht so hervor, und es lenkte sich daher die ganze Aufmerksamkeit der Protestanten auf den Nuntius,^) der, nachdem er vom 28. October 1666 bis in den

5) Der Sixt'sche B«:-ii< iif nlior die "WirkfjtTukoit des Lipomanus in Polen ist seiner Verworn alieit und seiner In ihitnier wegen wonig zu bmadien. So sagt er pg. 393: „Die Polen, welcbe noch nie einen pftbstlichen Gesch&ftstrüger zu Gesicht bekommen hatten, Terwttnderten sich sehr fiber die neue und ungewohnte Erscheinung.** Aber nur erst 1548 war der apostolische Kuntius Ablie Martinengi in Pillen ge- wesen, ebenso 1522 Johann Magnus Gotlms (P^ichhom, pg. 78 u. TiH)! Die Absendung des Li])omRnu8 läßt er eine Foli^e d^r Erscheinung des Boten Sigismund Augusts beim Pabste sein, w alucnd der.-^tlbo doch erst nach des lipomanus Eiiitrefileu in Polen ubgt^ordnet woi'de; den Kanonikus und

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Die Heise des Vergerius nach Polen 1556—1557 eto.

Janttar 1666 in Wilna bei dem Kdni^ geweilt und mch dann

mit diesem iiacli Warschan begeben, durch oine unter dem 21. Februar (Jiakovvski fr\(>ht als Datum irrig dfii 20. Februar an, n., 34ß; wahrscheinlich erhi«>!r Radziwil den Brief an diesem Tage) an Kadziwil gerichtete briefliche Vorstellung diesen (bei dem der König sich mittlerweile bereits wieder aulliielt) zur Itiickkehr zum Katholicismua zu bewegen versuchte und dann im April nnd Mai bei dem Primae weilte um\ die Kirchen bq Gnesen, Posen, Wloolaweki Plook revidirte.

Die Thfttigkeit des Nnntins begann, wie gesagt, sehr bald den polnischen Proteetanten außergewöhnliche Mittel zu seiner Bekämpfung für nöthig erscheinen zu lassen, und so entstand unter ihnen der Wunsch nach Mainurn, die durch anßerordeut- liche Beredsamkeit, Gewaudtli' it inul Hflehrsamkeit besonders geeignet wären, Lipomanus entgegeuzu triften, ein Gedanke, dessen Verwirklichung von verschiedenen Seiten angestrebt wurde. Am sobnellsten erfaBte die Idee der polnischen Protestanten Herzog Albrecht, machte sie zu der seinigen und setzte die Berofong des Vergerius ins Werk, dem er sodann duzoh seine Empfehlungen an BadziwÜ und andere evangelische Große den weiteren Weg ebnete. Daß außer Albrecht auch Badeiwü an

Probst Stanialaas Lutomirski läfit er vor die von Lipomanus 1666 nach Lowick

berufene Synode gefordert werden, während Lutomirski 16ö6 vom Primas Dzierz^owskl vorgeladen wurde; die 8ochaczewer Juden wurden narh ihm dnrrli die eben genannte Syno<le vernrthtMh. wiUirend, nls diese im September zusHUiinentrat. die Juden langst liingeneiitet waren; „das waren'* »a^t er, „die ersten (I) Thateu des Isuntiu-s." ,^Mnu muß unter diesen Um- ständen tack nnr darüber verwundern, daß er noch den Muth batte, einen Hann, wie Füntt Radaiwill war, wieder in den Scbofi der rOnuacheo Kirche aurttf'kführen zu wollen. Als wäre nichts vorgefallen, >tel]te er ihm am 21. Februar Ibitii bn'i^t lt' h v r" ptr. 'Maii liudoiike, daß ^. ralf dieser Briet" zu d»'n ersfen Thattn ili > >iuntins i;i liord . al> ubtrliaiipt noch „nicht« vorgefallen'" war, uud daL» die Verurtheilung der Juden und die Synode in eine verhältnißmäAig bedeutend spätere Zeit fallen! Es ist eben die alte Geschiebte, die sich ateia ereignet, wenn Jemand es untemirnrntt Obw polnische Verhältnisse za schreiben and zu urtheilen, ohne die polnisehe Littei-atur zu Hflife SU sieben und Kenntnift der polnischen Sprache la besitzen!

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Von Johumeft SeiiilwiyQki.

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der Berufung dieses Mannes betheiligt gewesen sei, ist nicht glaublioh, da der Fürst, bekanntlich der helvetischen Confession zugetikaii, 8ioh eifrig bemühte, Laski üär die Bückkehr ins Vater* knd zu gewinneii, der ihm aus vielen Gründen sympathiacher sein mnBte als sonst ein protestantischer Führei^ Wie Herzog Albrecht gerade auf Yergerius so schnell seine Blicke gelenkt, erklftrt sich ans dem Umstände, daß w in enger Verbindung mit Brentius, dem ilauj)te der württeinliergischen Theologen zu welchen Vergf^riiis gehört n stand und einen dauernden Briefwechsel mit ihm (so auch in den Monaten Mai und Juni löö6) oaterhielt; schon 1548 hatte er mit ihm Verhandlungen ange- knüpft^ um ihn nach PrenBen zu ziehen, ja sogar 1660 nach dem Tode Georges von Polenz ihm die Präsidentttr des Bistbums Samland angetragen,, ftlr die ihn zu gewinnen er bis ins Jahr 1658 bestarebt war. Diese Hochschätzung, welche Brentins beim HerzfHj genoß, bonilito großentheils wol darauf, daß er Osianders Freund war imd der Confession desselben Beifall zollte, Ein

6) In seinem Gutachten über Osiander's Bekenntniß meint Brontius zwar, jeder Theil (also sowohl Osiander als dessen Gegnen sollte etwas nachgeben, allein dieser Bathachlag ist nur scheinbar unparteiisch uuil ent- aeheid«t im Oninde sa Oslanders Onnsten. Hätten beide Parteien an Macht und EbfluB euuuader gleich nnd beiden der Hersog nnparteiieoh gegenflber gestanden f dann wol hätte obiger Vorschlag eine Berechtigong gehabt, 't^j^leirli :uif eine Befolgung «lessr Iben auch dann nicht zu rechnen gewesen wäre; so aber bedeutetp ftU* <)^ianders Gegner Nachgeben sn viel a1«^ be- diagiugslose Untt»rwerlung. Osiander, Viceprasident de» Sttmlaudijschen ■Bitthnina, der „Liebling und Günstling''' des Herzogs, von letzterem als „boehthenrer Mann", als „troner Lehrer göttlioher Wahrheit** beaeidinet, und dnreh Moien EinflnJl auf den Heraog albnftehtig, hatte niemals wirklich nachgpp;eben. Er muß einen cigeuthflmlioben Zauber auf den Herzog ans- g:eübt haben, da dieser ihm bis zu seinein (Osianders) Tode unbedingt er- p-t.cn blieb, alle Wurnnne^pn nnd ^fahntingren der bertthmtesten unzweifel- haft reehtgliiubig lutlieriseJieu The<)l >L;en, sn d* s liugenhagen, des Kaspar Aquila, des Joachim Camerarius, unbeachtet lieÜ, und Osianders Anliäuger nmlaehiedan begünstigte", gegen die Oegner dewelben dagegen mit „gewagton OvvMttechritten** vorging, wie selbst Johannes Voigt in seinem „Briefwechsel der berühmtesten Gelehrten des Zeitaltets der Reformation mit Heraog Alhroclit von Preußen" (Könip;sberp:. li-^tl) auf pag. 126 zngiebt, obwohl er Boufit in diesem Werlte Geneigtheit zeigt, den Gegnern Osianders die gröfite

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528 Keise des Vergerius nach Polen löüti— loö7 etc.

von Brentiiis empfohleneir Mann konnte guter An&ahme beim

Herzoge sicher sein, und ihm hat wahrscheinlich Vergerius seine Beruiuiig nach KöniG:sberg zu verdaukeii.

Man muß ge:?tt'heii. daß der Herzog eine gute Wahl getroffen; denn zur Bekämpfung des Nuntius konnte kaum Jemand geeigneter sein, als Vergerius, der vor seinem lieber' tritt znm Evangelium selbst Bischof und päpstlicher Nuntius gewesen war, die Verhältnisse der kathoHschen Kirche genau kannte, im Verkehr mit Fürsten und Großen eine bedeutende Erfahrung besaß und an geistiger Begabung und Eohnheit des Anfbretens seines Gleichen suchte. Die mangelnde Eenntniß der Landessprache kam nicht sehr in Betracht, da bei dem claiiuüs g«MUik'/-u glHiiZfiid zu iieiJiieii<len Bilduiigs/.ustande Polens joder gebildete Mann lateinisch nicht nur verstand sondern auch fließend sprach (Wiszniewski, Hist. liter. polsk. VI pg. 123 124} nnd außerdem auch die Kenutniß des Italienischen nicht selten war; sehr viele Polen studirten ja in Italien. Die Hülfe eines Mannes wie Vergerius mußte den polnischen Protestanten um

8<'}mlil Kl iziini<^*!*!f*n. Dali Brentius im Ganzt>n auf Seiten OsianUers stand, b«>weist seine Luiorisluizviug der Üsiaudristen durcli seine 15ü4 nach Körngs- berg gesandten Anhinger Dürr und fieuriein, beweisen seine diesen mit- gegebenen Schreiben (of. D. Dan. Heinr. Amoldt» knrsgefiiAte Kircben- geschichti 'L s Köui^reifli« Preußen, Königsberg 17GD, pag. 420, -VM, 436;, zeigt eudiicli klar der in dem eben erwähnten Bücke Voigt'a aaf pg. &. mitgetheilto Brief an den Hpr/og vom Juni 155t».

Nach dem Tode Osianders (17. Uf tol>or iö5'ij nahm der Herzog, wie es scheint, allmählich einen nülderen Standpunkt ein und kam tob der extremen Verehrung des Osiandrismus ab, blieb aber immer noch dm Osiandristen geneigt, so dafi er die selbst von Brentins (Voigt pg. 55) vor* geschlagen© Entfernung Funks nicht zur Auslühruug brachte. Daß er jerlnrli. wie gesagt, die Kxt-r»^mon di-r Partei nicht melir bodingnng^lo? v^r- tbeidigto und lür die über den Usiimiii isiuus ander» Dtiikeiidt.'ii /u'^angliciier geworden war. beweist der Umstand, ilaß der llerzog Joliann Albrecht L von Mecklenburg die Abhaltung der Synode zu Rteeenburg (welcher Anri> faber präsidirte, auch ein Osiandrist, aber auf einem geni&Bigfc««a Stendr punkt stehend I und auf derselben den t tstMi Widerruf des Hofpretligers Funk durchsetz, n konnte icf. darüber Dr. Xschackert in der Al^. Monats- schrilt XXill, pag. 2b4).

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Von Johannes Sembnycki

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so erwimscliter koiiuiit ti. als sie mit" d(!in iiilrlisten Reiclista<^o ihren schon halb errungooen Öieg zu, einem vollständigen zu xnachexL gedachten, in welcher Siegesgewißheit der Umstand sie beeitarkie, daB Sigismund Angast die sogleich nach dem Eeiobs- tage von 1665 beschlossene Absendnng eines besonderen Boten an den Papst naeh der Ankunft des Nuntins, dessen Ansichten nnd Instmetionen er vorher hatte kennen lernen wollen, wirklich ausführte. Stuni.slaiis Afaciejowski, Kastell. in von Sandoiiiir und Hofmarscliftll, der königliche Bevollmächtigt©, langtö im März o<ler Ajnil 1556 in Rom an und erklärte dem Papste, König und Volk wünschten: die Mossc in der Landessprache, Bewilligung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt, Aufhebung des Cölibats und Veranstaltung eines Nationalooncils. Ein solches werde, so hofite man damals in Polen, auf dem nächsten Beichstage stattfinden, dessen Termin ganz zuerst auf Ende August fest- gesetzt gewesen zu sein scheint; denn Vergerius schreibt an Herzog Christo})li von Württemberg (Briefwechsel p£r. 134): „dictus est dies ad Bartholomaei (d. i. 24. Augusi) proj)ter comitia celebranda, qnae cum nationalis concilii vim sint habitnra, spero me interfuturum" etc.

Die Verhandlungen mit Vergerius nnd doch wol auch dem Herzoge Ghristo|»h, dessen Bath er war und auf dessen Kosten er lebte, so da£ dessen Einwilligung zu einer Beise in das Aus- land eingeholt werden mußte, scheinen bereits gegen Ende des Jahres 1555 begonnen zu haben in dem Briefwechsel Vergeriu.s' mit iieizog Christoph ist eine grolie Lücke von Endo November dieses Jahres bis 20. Mai 1556; in dem Briefe von diesem Tage aber (nr. 42) redet Vergerius von seinem „discessus** wie Ton einer längst bekannten Sache da Vergerius um diese Zeit die ersten Schritte that, um in Polen Boden zu gewinnen und sich eine günstige Aufnahme bei Hofe zu sichern. Er dedicirte nämlich von Tübingen, wo er sich augenscheinlich damals aufhielt, aus am Neujaki^tage 1550 dem Könige von Polen seine eben vollendet© italiouisehe TTebersetzung der Apologie der württembergischeu Contessiou („Precedeutie alla AUim lEoB«lwoliiin Bd. XXVH Hfl 7 11. & 84

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Die Beise des Vergenns nach Polen 1666—1667 ete.

Apologia ddlla Gonfessione dello Bl'*'^- Sig. Duca di Wirtemberga, del Brentio*' eto., Tübingen 1666, 4^), erw&hnte darin seine „natflrliclie Zoneigimg und Ebrerbietnng" gegen den König und dessen ganzes Reich und den Umstand, daß er einst dessen

gegenw ai tio^e Gemahlin Katharina aus der Taufe gehoben habe,') nnd lügto liiiizu, es sei Pflicht der Taufoltorn, ,,diö Personen, liir welche sie sich verbürgt haben, in den Wegen des Heils zu unterweisen und za bestärken: diese Pflicht muß und will auch ich erfüllen, wo nicht mündlich, doch wenigstens schriftlich, so weit der Herr mir diese Gnade verleihen wird^* (Sizt, pg. 400). Eine Antwort hierauf scheint Vergerins nicht erhalten zu haben; er bfttte sonst gewiss nicht ermangelt, derselben bei jeder Ge- legenheit zu gedenken. Anch während seiner Anwesenheit in Litauen und Polen deutet er nirgends auch nur mit einem Worte au, dnl.v er Audiouz bei dem Könige ;4<"liabt liabe; es muss also durchaus bezweifelt werden, daß von Seiten Sigi>aiuud August's irgend eine Einladung an Vergerins ergangen sei, was Sixt pg. 400 unentschieden läßt und v. Kausler pg. 26 als ,,sehr wahrschein- licli" iM'zel.linet. Jedenfalls mochte Sigismund August deti Papst nicht durch einen officiellen Empfang des Yeigerias beleidige.

Die Abreise des Yergerius aus Württembezg Yensögerte sich bis zum 8. Juni, da er einestheils warten muBte, bis der von Herzog Albreoht gesandte Seoretär Timothens seine Ge- schäfte in Augsburg beendet hatte (Briefw. No. 42 pg. 127), anderentbeils ubcj" das RoÜgionsfrc.'^präch. welches in Stuttgart vom 22. bis 25. Mai zwisi lKMi .Juhaun Laski in Lasco) und Brentius statt! antl, ihn zurückhielt. Laski stammte aus vor- nehmem polnischen Geschlechte und war Kanonikus und koiiig- licrlu r Recrotär, trat aber zum Protestantismus über und begab sich 1540 ins Ausland, wo er eich zu Löwen verheirathete und an verschiedenen Orten eine unermüdliche Thätigkeit ftlr die evan*

7) Wülirend seiner Anwesenlu it als päbstliclier Nuntius in Deutschland

wurde «-r von PfTflnimi«! vou Oostorn iVli Hoben dem MarkgralVm Georg

von Branden burfj; und (iem KrzhiHcliof .loliannes von Lnnd sum TautpÄthtJU der ueugeburencu Priuzesjiiu gewaldt (Sixt pg. 21).

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Von Johannes Sembrzycki.

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geliscbe Lehre entwickelte. Er genoß in Polen hohes Ansehen,

und von seinen (i laubensgenosson wurde, wie bereits erwähnt, seine Rückkunft nach Polen, die auch er ersehnte, dringend gewünscht. Da er aber seiner Hinneigung zum Calvinismus wegen vielfach als Cryptocaiviuist verdäclitigt und vertblgt wurde, obwohl er, wie Hermann Dalton („Johannes a Lasoo. Beitrag zur fiefonnationsgesohichte Polens, Deutschlands und Englands^', Gk»tha 1881; pg. 477) sagt, zu der Aug^burgisohen Konfession „klar und offen sich bekannte, dem der Verfasser der Konfession, Melanohthon, das Zeugniß der Zustimmung a"ns- stellte, der nur nicht frewillt war, die Lehmitze ebenfalls mit in den Kauf zu nclimen, <lit^ außerhalb jenes Bekenntnisses nun erst in der letzten Zeit und nach dem Abscheiden des deutschen Beiormators als die allein gültigen Wahrzeichen eines Protestanten angestellt worden waren", so erklärten seine Freunde in Polen (s. B. Myszkowski, der Hedwig T^zyAska, eine Schwestertochter Laski's, zur Frau hatte') und des Königs Vertrauen besaS), einen vorherigen Nachweis seiner Zugehörigkeit zu den Augs- Inir^rer Konte.ssious-Vorwandten besonders dem Küuigo, der keine neuen Soctirer im Larule (hüden wolle, gcgenü})er für unumgänglich nothwendiii;. Diesen gedachte Laski, der sich damals in Frankfurt am Main aufhielt, am besten dnr« Ii ein Beligionsgesprftoh zu erreichen. Ende April eilte er nach Speier, um den Fürsten Ottheinrich von der Pfalz för seinen Plan zu erw&rmen, was ihm nicht nur bei diesem, sondern auch bei dem gerade ebenda anwesenden Herzog Christoph von Wiirttemberg gelang, welcher letzter*' ihn sogar aufforderte, mit nach Stuttgart zu komiiien. um mit Brentius zu verhandeln i Dallon p«?. 478). Auch Vergorius, der sieli mit dem Herzoge in Spuier befand, versprach ihm (nach Dalton) von einer Unterredung mit Brentius den besten £rfolg, und so sehen wir am 18. Mai Laski in Stutt- g^, auf Verständigung' und Einigung mit den lutherischen Theologen hoffend. Allein hierin täuschte er sich; das Beligions-

H) Ihr Vater war Wdjewmlo von Lublin; die eine ihrer Schwestern war die üenuihliu Bonar's, die andere dio das Stanislaus Ostroropj.

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532 Bie Reise des Vergerina niusb Polen 1656—1657 ete.

gespräch blieb erfolglos, und Brentius berichtete dem Hersogey Laski weiche im Artikel vom Abendmahl vollstftndig von der Lehre der Ausbarger Confession ab tmd verharre in seiner

verkehrten ^Vreiiiiing. Ivrank und verbittert kehrto Lasiki nach' Frankiuri a. M. zurück.

Bald flaraiif, am 8. Juni, reiste endliili Ver^^erius von Stuttgart ab, nachdem er noch in der letzten Zeit Schriften ausgearbeitet, die ihm für seine Zwecke in Polen ersprießlich sein sollten (Briefw. nr. 42, pg. 127) vielleicht brachte er die Hanuscripte einzelner in Königsberg erschienenen Werke, £. B. des Buches „De Qregorio Papa'', bereits mit nach Preußen und seine erste Station war in EVankfort bei LaskL Unwillkürlich forscht man nach den Beweggründen dieses auf- fallenden Besuches, und man kann hier nicht umhiuj Vergerius der Falschheit Laaki gcgeniilH r zu bezichtigen. Trotzdem Ver- gerius ])reniius' Character und Denkwei'^t" wohl bekannt sem muÜten, ermuthigte er Laski in Speit -r zu der Unterredung weil er sah, daß Herzog Christoph ebenfalls sehr dafür war und abemahm damit gewissermaßen die Ehrenpflicht, in Stuttr gart fttr Laski £u wirken, that dies jedoch gar nicht, hielt sich vielmehr vorsichtig zurttok, um es mit dem allmächtigen Brentins nicht zu verderben, und befand sich während des Beligiona* gesprftehes überhaupt nicht in Stuttgart; noch am 20. Hai schreibt er aus Reutlingen an den Herzt»g, erwähnt aber des bereits iu iStuttgart anwesenden Laski mit keiner Sylbe, sondern bittet um zwei Pt"t r«le und um Verwendung des Herzogs tur seinen in Venedig geiangenen Neffen Aurelius. Er war also kein Freund Laski's,**) vielmehr eifriger Brentiauer von beidem werden wir uns in der Folgezeit noch mehr überzeugen ; was wollte er dann aber in Frankfurt bei Laski? Vermitteln? Das hätte er vor dem Beligionsgespräch thun sollen 1 Laski Über

0) Calvin warnte Laski ansdrucldich vor Tergcrius: „mhil t:\nv n mihi magis di-splicxiit (juain te eousih'a cum Yergerio miscere, cujus hominis vaiiitntem tibi uon citius corrnitum fuLsse miror (mihi certe qnidqntd üie aggieJitur iiiu»|>ectum e«t}". Dultuu, pg. 522.

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Von Jubannes Sembrzyi'ki.

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seine Pltiiie liiiisit-litlicli fler poluisLlieii lu rornMiion niitfiriclitony Davor wird er «ich gehütet haben, da Gruiul vorliegt, auzu- nehmen, daß er Laski als lästigen Nebenbuhler betrachtet habe. Was also beabsichtigte erV Kinfach, I^aski, dessen rege Verbindnngeii mit Polen er wol durch diesen selbst kannte, auBzohorchen und die so erhaltenen Winke sich selber za Nutze sa machen, ünd Nachrichten ans Polen fand er in der That bei Laski, dessen nach Polen gesandter Bote eben mit wichtigen Briefen KurOckgekehrt war, in Pttlle; die wichtigsten theilt er Herzog Christoph in einem unter dem 12. Juni aus Frankfurt an ihn gerichteten Briefe mit. In It insellM n liudou sich die Worte ,,imo regina eliam frigidiur est, «[uani aliqui nuntia- bant^^ Bukowski hat dieaeu Nachsatz nicht beachtet und faßt (TT, pg. 421) die Sache so auf, als habe die Königin Vergerins in Folge seines fiimooen Taniyaterbriefes höflich geantwortet, worauf dieser Ho£fhangen gebaut habe, sei dann aber ktlhler gegen ihn geworden.

Von Frankfiirt begab sich Vergerius nach Wittenberg, wo er viel mit Melanchthon conferirte (Briefw. nr. 45 pg. 130). und dun-hreiste «laiiu GroßpoTen, um mit den dortigen polniisi lien ProtestantPTi Verbinduugou anzuknüpfen, diesellion aber auch zugleich gegen Laski einzunehmen, um *]<'?^«?en etwaigem ?2intiuß auf seine Landsleuto vorzubeugen, wozu er sowohl von Breutius geheime Auftriinfo hatte als auch die Abneigung gegen den ver- meintlichen Nebenbuhler ihn trieb (cf. Baiton, pg. 522 523). Nach Tieronddieiliigtägiger Beise, also wol am 11. Juli, traf Vergerius endlich in Königsberg ein (cf. den Brief vom 20. Juli, Briefw. nr. 46, pag. 180) und fand bei Herzog Albrecht eine sehr ehrenvolle und gn&dige Aufnahme; wie Vergerius berichtet, sprach derselbe sogar den Wunsch aus, ihn dauernd bei sich zu bell alten.

Vergerius' größtes Bestreben war in den eröteu Wochen, in Königsberg geeignete Bekanntschaften zu maclu^u und vor Allem tlber die Zustände und Verhältnisse in Polen und Litauen sich genau seu unterrichten. Hierbei traf es sich für ihn nun

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Die üeiso des Vergüriuä nach Poleu 1556—1557 &tc.

sehr ^nstig, daß in dieser Zeit gerade Sabinus auf seiiier Rück- reise aus "Wilna, wo er beim Könige im Aiittrage des Churfürstf'U Joachim I^Iitltelolmuii^^ des elmrliraiHlouburgischen Hauses

auf Preußen beantragt hatte uud von iiadziwil sehr ehrenvoll aufgenommen war, nach Königsberg kam und sich daselbst etwa bis zum 25. Jali aufhielt.^*') Vergerius eriulir von ihm wichtige NachriohteB) und wahrschomlich war es aach Sabinus, welcher Abschriften yom Briefe des Lipomanus an Badziwil und der yon diesem entworfenen Antwort nach Königsberg brachte; denn in einer Nachschrift vom 2L Jnli zn einem am 20. Juli an Herzog Christoph gerichteten Briefe (dem ersten aus Königs- berg) ihoilt Yergerius beide Thatwhen: seine Kennt nilhiahrao der Briel'e, uud die Ankunft iles Saliinus, in oiTiom Atlieni mit (Briefw. nr. 45, 4G). Uobrigens hat Wrgerius dem Sabinus lilr seine Freundlichkeit keinen Dank bewiesen, sieb demselben vielmehr, wie wir unten sehen werden, wenig geneigt gezeigt (Toeppen, Die Gründung der Universität Königsberg nnd das Leben ihres ersten Bectors Georg Sabinus, Königsberg 1844, pg. 286—288), hauptsächlich wol, weil Sabinus ein Gegner der Osiandristen war, dann vielleicht auch,^ weil derselbe nach der Abreise von Königsb- i ^ auch Hosins, mit dem er tV' undet war, iu Uüilsberg besuchte. Er nahm auch einen Brief vou Hosius an Dr. Stefan Micunus iu Posuu mit, welcher von letzterem am '61. August boautwortet wurde (Ep. Hoäii II, pg. 749, nr. 1658).

Auch seine literarische Thütigkeit nahm Yergerius sogleich wieder auf; denn am 1. August bereits dedicirt er unter ssinem Pseudonym „Athanasius exul Jesu Christi'* dem Fürsten Badsiwil seinen „Oatalogus Haereticorum**, von dem Johann Daniel Janozki in seiner „Kachrlcht von denen in der Hochgräflich-Zaluskischen Bililiothek sieh befiud<aiden raren jioluischen Büchern", Tlieil II, Breslau 174D, pg. 72 sagt: „keine in dieiser Materie ausgefertigte

10) Sabiuns w.u- «lainals nU ht mehr Rector (der Univ.) «u Kdnig^berg, wie Briefw. pg. 1.%, Anm. 1. irrig gesagt ist

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Von Johaim«8 SembnyckL

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Schriit kann mehr angenehmeSi unerwartetes nnd ganz gohoimeSf aber aach sogleich tmyersofaftintes, ärgerliches und höchst ehren- rflhriges in sich fassen, als die gegenwärtige/* „In dem . . EetBervenEeichnisse werden zwar nnr die bloBen Namen der- jenigen Schriftsteller, die in der rOmisch-katholisohen Kirche zu lesen verboten worden. aiif;ez*>if;et. In (len uachgoschiekten Anmerkungen und Frliiiitt'rniigen werden aber die ^vornehmsten derselben mit großer Lebhaftigkeit, und fast ungewöhnlichem Feuer vertheidiget, und alle Vergehungen und Ausschweifungen, 80 man der Bömischen Geistlichkeit, theils mit, theUs ohne Grand, vorzuwerfen pfleget, auf die allerherbeste und bitterste Art entdecket."

DaB die Veranlassung zu der Keuausgabe dieses Büchleins eben die Briefe des Nuntius und ßadziwils seien, sagt Vergerius selbst in der Widiaunc;: .JTt Catalogum a nie paucis ante inenziibuB in Germania aodituui (••in Ext in]>l;ir dieser Tübinger Ausgabe besitzt die Stadtbibliothok zu Schaü'hausen ; Serapeum 1866 No. 20, pg. 314— 31Ö) aederem nunc in Prussia quoque, impudentissima illa Epistola ad tnam lUustrissimam Dignitatem ab Ulo praedaro Aloysio Lipomano . . . scripta, . . . me e3cci- tavit. Vestra Celsitndo ita Uli gravissimo et divino Scripte respondit, ita pro i-nitate excepit hominem, ut nihil sit opus a me aut ab alio iiuicjuani addi" A iiij). In Folge dieser Widmung, wulil aiieh eniptohlonder Briefe Herzog Albrechts, scheint Eadziwil Vergerius näher getreten zu sein, und die Vennuthung, welche Öixt und Bukowski ganz unabhÄngig von einander aussprechen (Buk. hat das Werk des ersteren nicht gekannt), daß nämlich die Antwort JEtadziwils auf den Brief des Lipomanus in ihrer letzten Hedaction (dies ist zu beachten; denn Bonaventura Thomas, Kaplan der Königin, theilt Hosius am 30. September 1556 mit, ]\aspar Lncki, ein Höfling des Kriiiigs, sei der eigeutlioho Vortusst_'r de» Kadziwilschen Briefes; E[>. llosü H, pg. 74H, nr. H»57) Vieles von Vergerius einhalte, liat sehr viel für sich. „Ich zwoiflo keinen Augenblick", sagt äixt pg. 399, „daß das feurige Sehreiben des letztern (Kadziwü's)

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Die Rebe d«« Vergerius nach Polen 1666—1557 etc.

seinem Hauptinhalt nach von Yeigerins herrOhrfc. Der Eingang ist sehr mild; dann folgt ein Absatz, und von 0 4^ an beginnt

ein ganz anderer, uns wohlbekannter Ton". Und Bukowski schreibt, II pg. 380: ..Daß an der Abfassung dieser Autwort nicht nur liatlzivvjl allein Antlieil hat, sondern auch andere Haeretiker und nanieuthch Vergeriua, scheint keinem Zweifel zu unterliegen." Daß Vergerius als gewandter Hotmann dem Fürsten gegenüber (in obiger Widmung) den von diesem nach Königsberg gesandten Entwarf als einen ganz vorzüglichen, dem nichts hinzuzufügen w&re, bezeichnet, ist aelbsiveratftndlieb; doch wird er Eigttnzungen zu demselben etwa in Form von Scholien oder in einen Brief verwebt, vielleicht bereits gleich- zeitig mit dorn Dedicationsexemplar des ,,Catalogus Haeroti- corum" nach Wilna gesandt und ßudziwil, der ja auch den Entwurf nicht solbststiindig verf^rtif^t hatte, das Eingt^«^an'iLe gerne verwerthet haben. Persönlich hat der Fürst mit Vergerius über die Abfassung der Antwort nicht verhandelt, da dieselbe bereits am 1. September abgesandt wurde (am 4. Septbr. ging sie dem Nuntius zu; Buk. II, 388), während Vergerius sich zwar in den letzten Tagen des August bereits im Besitze einer besonderen Einladung des Fftrsten befand, der mit ihm über kirchliche Angelegenheiten zu berathen wünschte (Briefw. nr. 47 ]<g. 137), aber am 1. September unter keinen rrnständen schon in Wilna sein konnte, da er sich am 24. Aufrust noch in Köni;:^- Ix^ifi; butiind un<i von einer unmittelbar 1 < \ "i -Leheuden Abreise in seinem an diesem Tage an Herzog (Jiuistoph gerichteten Briefe (Briefw, nr. 47) nichts erwähnt, zu jener Zeit aber Jemand, der, wie der damals bereits 6dj&hrige Vergerius, bequem reiste, acht Tage brauchte, um von dort nach Wilna zu gelangen.")

Ii) So giebt üä Vergerius selbst in einem aus seiner zweiton lleise nach Polen 1560 stemmenden Briefe an (Sixt pg. 542, Nu. XII), der aas Kowno vom 8. Febmar detirt ist end worin er sagt „Ghannam (d. i.Kowno) veai sux dioruin itinuro" und daß er „die sabbato, decimo ScUicet inonsi.s'' in Wilna sein werde. In einem anderen Briefe (Sixt pg. 546, No. XVI> giebt er die Staiioueu in Preotien an, wo er übernachten werde:

Von Johanoes Sembrzyoki.

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Jedoeli imil.^ s. iii«« Ankunft in Wiliia bereits im ersten Drittel des Septeml)or erfolgt sein. Da er nämlich am 1. October zu Königsberg d'w beiden Werke „Buae Epiatolae" und „De Gre- gorio Papa^* vollständig fertig gestellt hat, so miiB er sich doch wenigstens bereits einige Tage vorher wieder daselbst aufgehalten iiaben; rechnet man nun von dem Beste des Monats je acht Tage auf die Hin- und Rückreise, m bleiben nur etwa knapp acht Tap^e für seinen Aiifeiithult in Wihia übrig, lieber diesen wissen wiv nichts weiter, als was ^'^'l"f^eri^s selbst uns in seinem eben erwähnten Briefe an Herzog Christoph und in seinen „Duae Epistolae" mittheilt. Im ersten sn^rf er (Briefw. pg. 137), er habe von Badziwil auch im Namen des Königs freies Geleit sogesichert erhalten und er hoffe, durch den Fürsten den König und die Königin zu sehen (eine Hofihung, die sich nicht er- foUte), im Ewdten schreibt er (C ij) : „nam ut soias rem omnem, Christiane lector, atque ol)iter tibi incipiam rerhlcrc rationem pflregrinationis meae, pervabi o Borussia seu Prussiti in Lituaninm usque, duntaxat iit talem Principem viderem, at(|ue ailoquerer, audivi, sum allociitus, aftirmo eum . . . omnia haec quao modo dixi, mihi Ecclesiarum Christi nomine, quasi stipulanti promi- sisse, et propterea etiam conaensisse, nt ejus Epistolam aederem ac verterem in Italic um" (dafi dies in der That geschehen ist, davon weiter unten; ob sich irgendwo ein Exemplar befindet?). In die Zeit dieses Aufenthalts, in den September, ist auch dor bei Sixt in den Beilagen, No. IV pg. 535. mitgetheike Brief des Herzogs AJbrecht an Vergerius zu setzen, und nicht wie das, wahrscheinlich durch Voigt, geschehen ist in den December; in diesem Monate läBt sich eine selbst bei nur drei- tägigem Aufenthalte in Wilna immer 19—20 Tage um&ssende Beise dorthin und surOck schlechterdings nicht unterbringen. Herzog Albrecht schreibt in besagtem Briefe: Quod saepius honorifica nostri istic ab Illustri Dom**^ in (^lika Duce fratro nobis percharo £at mentio gaudemus. Nos quot^ue memoriam

Ranne tom (Ragnit) Coprisohie (Eranpischken) Insterburg Tapift (Tapiau) ^ Begiomona.

538 Heise des Vwgeriiu nach Polen 1556— 15&7 etc.

ejus III'* siiepissinie lue rf»folimns. Kam \\t Rev'^'* Dorn. V. aiijaiit'T Tio^'trf) nojuino salntof, ac fraterna «'i ol'iieia uoslra det't'rat, nostjue do lüeliori nota commendet petimus. Nova, qua^j ad nos misit Rev''* Dom. V. gratissima nobis sunt, ac vellemus quidem ejusmodi vicissim aliqiiid Rev*'*® Dom"* V** remittere. Sed quia intaUeximus propediem Bev*"*" Dom"'*" V**" ad Boe roditnram, reservabimns ea in adventam uaqae illias" etc. Diaser Wortlaut maoht es immOgliob, den Brief etwa in das Ende des ssweiten Aufenthalts des Tergeriod in Wilna, im October nnd November, zu setzen, da er oine Antwort auf den letzten Briet des Vürgf rin>s aus Wilna vom 'Id. October (Sixt pg. 533, No. l) unter kfiiiou Umstiindpii sein kann.

Kude September 1556 also stellte Vergerius die er«t4?n beiden Werke druckfertig, welche ihn außer dem „Cataloj^is Uaereticomm" bei seiner Arbeit für das Evangelium in Polen unterstützen sollten. Daß dies sein Zweck sei, spricht er in dem einen geradeau ans, dessen vollständiger Titel lautet: „De Gregorio Papa ejus nominis primo, quem coguomento Magnum appellant et inter praecipuos Eccietdae Bomanae Doctores an- numerant. luvenies hic candide lector primum miracula circiter «luiu^uaginLa vt^rhum verbo ex dialoijris, quos ille in i}>öO adeo Pontificutu srri]isif, exc*»rptH. Deiude nonnuUos veluti Hosculos ex ejus e}»isiulis. Postremo vitam ejus a Jacobo ä Voragine Kpiscopo Januensium descTiptam. Matth. 7, Ab operibus eonira agnoscetis eos. Rcgiomonti Borussiae exeudebat Joannes Daab> mannus. Anno M.D.LVI. Mense Octob/* (61 Bl. 4% Unter den darin mitgetheilten „miracula*' finden sich aufgeflQhrt: „De monacho ab angelo oastrato'* „De monacho qui orando impe- travit ut lam]ia8 quao erat fracta sanaretur*' „De matrona a maliguiB s]>iritib«8 obsessa, quia in quadam vigilia matriraonio usa fucrat" ,,De niortuo susciimto ut ]ier sf'ptem tlies poeui- tcntiam ap;er<'t'* ,.De opisctipi.s «|üibu!s liui;uatj radicitu-> irant cvulsao, et tarnen verba foniiaro et loqm poterant*'. Am Knde dos Buche» stehen zu beiden Seiten eines Holzschnittes die Worte: „O saoclum insipieus et iufacetiun.'^ Der kleine und

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Von Johannes Sembrzycki.

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uniltüitlicho llol/.schiiitt stellt, ao weit ich erkennen konnte, einen das Meßupter darbringenden Priester vor; die dabei stehenden Worte sind der ScLlußvers des XLIXI. Gedichtes des Catullus: in amicam Formi&ni. Dieses Buch nun widmete Yergerins ,}IlliistTi et magnifico domino Stanislao Comiti in Tenzin Palatino Gracoviensi Lublinensi, et Belzensi Capitaneo, eto/', also dem oben bereits unter den Hänptem der Protestanten erwähnten Stanislaus Tqczynski, von dem er (A iiij) sagt: „ijuanfa sit tua autoritas ati[ue existimatio. qitanta in florentisf^imam Polonorum Rfunpiihlicain mcrit a, cum a ])lorisipie tuae gentibusy quibus com familiariter versor hominibus, tum ac niustrissimo Duce Prussiao Alberto Brandebm^oo, summa sa- * pientia atqne admirabili virtnte, tuaeque virtutis studiosissimo Principe, saepe audiyi. Nam magna cum Yoluptate tuam insig- nem familiae nobilitatem, tuam in rebus gerendis foelicitatem et prudentiam, tuam liberalitatem, tuam eloquentiam^ tuam deni- quo (quod est oinnium lauduiu caput) sinceram piotateiii. iiiuin- <jUH in proraovenda renascontis Evanr^elii flof^tnna .studium praedicaro solct, imo diserte mihi autor fuit, ut mo cum meo libro dederim nunc in tuam clientelam.^ Was er durch das Buch beabsichtige, spricht er, wie schon erwähnt, ebenfalls in dieser Widmung aus, indem er sagt: „Quum vero statuissem hunc librum in Poloniam, ubi audio passim pullulare, seque exerere Evangelium, mittere (potest enim hoc (jin ^uo s«_Ti})tiun torsaii ali(|iio.s excitare ut (Hiatita sil, lur)»itudo Papatus ap;no.scant) consultuiii ])utavi, si tui clarissiini iLinninis umbra atque praesidio munerotur/ In der auf die Widniuii;^^ fnl^ondeu Ansprache an den Leser finden wir die interessante Notiz, das Buch sei zug&nglich gemacht „tarn Italis quam Germanis, Gallis etiam atque adeo Polonis, ao Sclavis ipsis. Nam Italice F. niger (d. i. Francesco Negro von Bassano), Germanice Jacobus Andreas Fabri, Gallioe F. Hotomanus, Polonice Dominus Eustachius Trepka, Sclavieae vero Primus Trubt^rus vertit, singulari pietate atque enulitione viri." Unter den „Selavis"' v«'rstelit Vergcrius die slovenischen Bewohner der Hei-zogthümer bteiermark, Kmia

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Die Reihe de« Vcrgerius nacli Polcu 1556 1557 etc.

und Kärnten, für die auf Anregung Vorgerios' und Hauptsftcb' lieh anf Kosten des Freiherm zu Sonneg, Hans Ungnad (dem V. 1558 sciiiou „Widerruff Petri P.inli Yergerii" widmete), Pri- mus Tniljer, vor aeiut ni Utdx rtritt zum Evangelium Hoinherr zu Laibacli, seit 155.3 Pfarrer zu Keinpton (gest. i5öü als Pfr. za DoroTidiTigen), das Neue Testament, Luthers Catechismus, die Aagsl). (Jonfession, eine Postille, geistliche Lieder, die württem- bergische Kirchenordnung n. s. w. übersetsie und drocken IteA, die aberhanpt ersten Bücher der Slovenen, fbr die aluo sogar erat ein passendes Alphabet entworfen und ein ABOdarium verftsst werden mnfite! (Sixt, pg. 369—381). Jacobns Andreas Fabri ist ohne Zweifel der bei Sixt oft erwähnte Jakob Andreae; über Trepka weitf r miten.

Ein noch weit größeres Interesse als das eben erwähnte beansprucht das zweite Werk: ,.Duae Epistolae altera Aloysii Lipomani Veneti, Episcopi Veronae, Rom. Pontificis in Polonia Legati, ad lUustrisaimum Principem D. Nioolaom Eadivilom Falatinnm VuihienBem, etc. Altera vero ejusdem lUnstrissiini D. Badivili ad Episoopom, et Legatnm illum. Lectn digniasi- mae, si nllae fbenint nostra aetate. 2. ad TessaL Beyelabitiir ille iniquus, quem Dominns Jesns interficiet apirita oris sui, et dostruet illustratione adventus sui. Kegiomonti Borussiae excu- debat .Joannes Daubmannus. M.D. LVl. i 1"; oB Bl. A O und IG Bl. a d, am Sohluss das bekannte Daiibniannsclie Sicmet).

Das Werk enthält zuerst eine Anrede an den Leser mit der einfachen Ueberschrift „Vergerius", worin er auf das Papstthom (nicht auf Lipomanus, wie Bukowski II, 391 irrig angiebt) die Worte aus 6. Buch Mosis, Cap. 28, 28, auwendet: „Percutiafc te Dominus amentia et ooecitate et furore mentis''. Bukowski ist der Lapsus pasairt, diese Worte, trotadem beiVergerius aos- drücklich steht „Deute : capite. 28'* (also Deuteronomion), dennoch in die Apostelgeschichte zu versetzen („z Dziejöw Apost."). Der Umiang dieser Vorrede bBträfi:t zwei Blätter, wahrend Kii li- bom (I, 201) angiebt, sie boäti h.> aiifi 14 Bogen! Alsdann folgt der von Vergerius mit JI:Caudgiosäen versehene Brief des

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Von Johaones Sembrzycki.

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LipomaDiis (5 Bl.)) eine neue Ansprache des Vergdrins an den Leser, ebenfalls nur überschrieben „Vergerius." (IV2 Rl.) und hierauf die Autwort Radziwils an Lipomaiiusi, der mit „Amice charissiiiie ac lioiioraiide" angeredet wird, während er dann eine ganz schroöe Abweisung erhält. Ueberhaupt muss man Janozki Recht geben, wenn er (1. c. I yg. 62; von diesen 'Briefen sagt: „kns beyden erlernet man die Knnst, wie man bittere Wahr- heiten in sOOe Worte einkleiden mflsse.'* Den SohluB machen

„Enstathins Theophilns (d. i. Eustachius Trepka) oandido et chritfttano lectori s.", weiter eine in die Form eines vom 1. Octbr.

datirten Briefes an Vergerius gekleidete l.(tl)S( lirift dos Su]ier- iutendenten Johannes Aurifaber zu Xonigberg, und endlich ein Drackfehlerverzeichniß mit sehr interr ssaiit en Xotizon , worin gesagt wird, bald solle eine mit größerer Auiinerksamkeit be- sorgte Ausgabe des Badsiwilsohen Briefes, mit der Confessio fidei des Herzogs Christoph von Württemberg zu einem Buche ver- banden, erscheinen, und so vereinigt sollten dann beide den Weg durch Europa machen ; „nam ut scias, Christiane leotor atque gratuleris, Jam utra^uo est versa ftalice, utraquo Geiiiianice, an paulo post etiam Polonice ac (Talliue vertetur'*. Hier wird also die bereits oben erwähnte üeber- setzung in das Italienische als eine vollendete Thatsache belian- deltf ebenso wie die Uebersetzung iu's Deutsche. Die letztere ist bald darauf gedmokt worden („Zwen Sendbrieff*'); daß das- selbe mit der italienischen geschehen sei, läßt sich kaum be- zweifeln, doch ist es mir bisher nicht gelungen, eine Notiz darüber aufzufinden. Die polnische erschien zu Brzes<^ (cf. Ep. Hosii n, pg. 671, 9ub uro. 1564, Amn. 1.). Die Notiz iu Betreff der zweiten Ausgabe eutsprach eiuem Wunsche Radziwils, von dem Vergerius am 14. Ootober an Herzog Christoph schreibt: „Cupit etiam escudi facere hic B.egimonti confessionr^m Yo<^trae Cekdtodinis et suam addere in eodem libro ac per Lituaniam et Poloniam spargere" (Brieiw. nr. 48 pg. 138). Beiläufig gesagt, er- wähnt Yergerius in diesem Briefe auch des Königs und derKOnigiu, aber nicht, dafl er eine Audienz hei denselben gehabt habe!

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Die B«iM dea Yergeriiu nmdh Polen 1666—1657 etc.

An ijiesan eben besprochenen ersten, ich möchte sagen^ officiellen Theil des Bnches schlieBt sich ein nicht minder inter» essanter zweiter, der zwar nör 15 Bl&tter umfaßt (das 16te ist leer), auf denen aber der Haß und der Hohn der Protestanten gegen das Papstthum und Li])ouiaiiu.s in der schärfsten, concen- trirtesten Foi*m in Gestalt von Kpigicuuinen und langeicu Ge- dichten 7.nm Ausdruck kommen. Es enthält der Keüie nach 1) In Aloyaium Lipomanum, Pauli IUI. JEtomani Pontiticis in Polonia iTegatum. Christ ianl Tiberii Veracis Lnoeoriensis, Car- men. 2) De eodem Aloysio Lippomano legato pontificio qnod Judaeos Soohaconiae ob niolatam panem Eachariatiae ezmi iusserit Pmdentii Cachinnii Epigramma. Alind. Alind Ironienm. Aliud Itidem Ironioom. 3) Omen Mathiae Stoii Regiomontani^ Phüosophiae & Medicinae Doctoris. 4) De Sacro- sancti Evangolii, in ditione Rogi^ Puloniao. post revelatuiu Anti- christiun, Oiifrine. progressu, et incremento. Yirilii Mnsaei Hyi)oreadis Eiegia. 6) In Aloysium Lipomanum Venetum, Episcopum Verononaem, Pauli IUI. liomaui Pontificis per Polo- niam Legatum. Erhard! Kisi Tlinringi, in Borussia Verbi Dei ministri, Elegia. Ben. Haupttheü des Gänsen bildet die 87« Blätter um&ssende „Elegia'* No. 4.

Man ist Aber diesen zweiten Theii bisher yersohiedener Ansicht gewesen. Die Einen hielten ihn ftlr znsammengehOng mit den „Duae Epistolae", da er sich bei den am besten erhalte- nen Exenii<liU» ii tl. s I Ruches (z. B. in Königsberg in der Köiiii,!. nnd in der Suidt-iiibliotht kl immer mit denselben zusainiiu ii lindet, und femor die genaue Uebereiii-^t imnnini? 'les Papiers, die Art der Paginiruug und der Umstand, daß das Daubmaim-* sehe Signet sich nicht am Endo der „Duae Epistolae^', sondern erst am Schlüsse des zweiten Theils befindet| darauf sohliefien lassen (auch Janozki 1. c. I, pg. 62 63 bezeichnet ihn als einen zu den Duae Epistolae gehörigen Anhang); Andere waren der Ansicht, er sei als besonderes Büchlein erschienen. Meiner Ansicht nach haben beide Tiioilo Recht. Der zweite Theil ge- hört zu den ,,Duae Epistolae'*, da er, wie diese, seine Spiue

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Von Joluome« Sembrzycki.

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gegen Lipomanus richtet nnd die Wirkaamkeii des eraten Theils SU imterstfltBeii geeignet war; er wurde aber absicMlich so ge- druckt, daß er auch als besonderes Büchlein und, was die Haupt- sache ist, die „Duae Epistohie'' unoh ohne ilm verbreitet werden konnten. Dies geschah aus IlücksicLt aul rersoneu, denen mau, wie z. B. dem Könige Sigismund August, wol die „Duae Spistolae", nicht aber ein Pasquiili welohee der zweite Tlieil ja im Grunde ist, zn tiberreichen w*agen konnte. Aus ahnlichen Gründen und nm, falls die Sache eine ungünstige Wendung nahm, sich leichter aus der Afiaire ziehen zu können, verbargen die meisten Verfasser sich unter Pseudonymen, und nur die Königsberger, die keine Rücksichten zu nehmen brauchten, nannten ihre Namen (Stoius, Nisus). In g^leicher "Weise übrigens, wie die „Duae Epistolae'', wurde auch das Huch „Formula Fidei Tradita etc. gedruckt; die den zweiten Theil dess. llum bildende Konfession des Tlcizo^rs Ohri^^top}) von Württemberg hat sogar einen Sondertitcl mit Druckort und Druckjahr und ist paginirt, während der erste Theil 12 unpaginirte Blätter umfasst. Auch sie ist deshalb mitunter als ein besonderes Werk angesehen worden.

Was den Inhalt des zweiten Theilea der „Duae Epistolae" betriffliy so verdienen nur die Nummern 2. und 4. eine ein- gehendere Erwllhnnng. Bte erste bringt uns den Nuntius Lipo-

manus wieder iu Ennuening, den wir zuletzt im Mai die groJj- polnischon Kirchen visitiren sahen. 7ai vheix di<'«er Zeit nümli(di hatte sich iu der Gegend von L"\vii /, das Cierticiii verl)reifot, die Dionstmagd Dorothea Lazijcka in Sochaczewo, einem drei Meilen von dem erstgenannten Orte enttemten Städtchen, habe beim heiligen Abendmahle die Oblate unterschlagen und ihrem Brodherm, einem Juden, abgeliefert, woftlr sie von ihm drei Thaler, ein lothes Tuch und ein Kleid erhalten habe; der Jude habe dann im Verein mit drei anderen Glaubansgenosseu die Hostie durchstochen, worauf aus den OefiFnungen Blut geflossen sei, und zwar so reicldieh, daß die .Juden damit eine ganze Flasche auiullen konnten. Dieses Blut sei <l;iuu von tltju Juden

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Dia Beiae dm Vergerioi nioli Polm 1666—1667 ete.

zu abergl&nbischen G«brftiichen benutet worden. BaE dergleieben damals geglaubt wurde, darf nicht so sehr Wtinder nehmen;

noch ein Jahrhnnderfc später fanden ja, auch in protesiantisdi^ Gegenden, dio al).s(dieulichsten Hexenvcrfolgnngen statt, auch bei uns in Ostproußen, wo z. B. in Preuss. llülland von 1G30 bis l<i."iS fünfzehn Weiber und zwei Eh^^paare wegen Zauberei verbrannt wurden (cf. Prenß. Prov.-Bl. XTXT, 1886, pg. r>83). und llkSG zu Gr. Lauth bei .Se}ironil)elmen eine „Hexe" auf dieselbe Art vom Leben zum Tode gebracht wurde (of. über diese Abschea- lichkeit den Artikel im „Sonntagsblatt" nr. 1 der »»Harhmg. Ztg." pro 1880). Etwas Wahres mag vielleicht an der Sache anch gewesen sein. Die unglücklichen polnischen Juden stecken noch heute in einem Wust von Aberglauben, von dem ihr deutscher Glaubensgenosse kaum eine Ahnung hat, und dalJ mit den Hostien noch beute allerlei Unfug getrieben wird, ist be- kannt (cf. C. G. Hiiitz, Die alte gute Sitte in Altpreußen. Königsberg 1862, pg. 81 j H. JFrischbier. Hexenspruoh und Zauber- bann, Berlin 1S7U, pg. 1, 147—148, 168; Evangel. Ge- meindeblatt, Königsberg 1886, pg. 145). Auf Grund nun des oben erwähnten G^erüdhtes und der darauf basirten Anklage wurden die als betheiligt bezeichneten Personen gefangen ge- nommen und dem gerichtlichen Ver^thren unterworfen, in Folge der Tortur bekannten dieselben sich schuldig und wurden demgemäß nucli den damals geltenden Gesetzen verbrannt, zu- erst die Dienstmagd imd ihr Herr, dann am 1. Juni noch drei andere Juden. Nun müssen wir alles nach den Verhältnissen der Zeit beurtheiien, in der es geschieht. Zu jener Zeit, und noch lange nachher (siehe oben), glaubte man allgemein an Ver- brechen, wie das, dessen hier die Juden beschuldigt wurden; man glaubte allgemein, durch die Tortur den Missethftter som vollen, wahrheitsgem&ßen Bekenntnifi seiner Sohuld an be- wegen, — dttrfen wir uns wundem, daß man in diesem Fslle, nachdem man eben durch die Tortur das Schuldbekenntniß er- langt hatte, that, was nuin für Rechtens liiült? Mußte nicht auch der Nuntius Lipomanus, doch auch ein Kind seiner Zeit, die

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Ton Jofaaimes Sembnycki

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Ucberzcuguiig von der Schuld der .Inden haben? Er muÜte es, und wundern würde man sich mit vollem Rechte dürfen, wenn er auf eine an ihn etwa gestellte Anfrage, trotz des dnroh die Tortur erlangten Bekenntnisse», die Juden für unschnldig er- klärt hfttte. Wir dürfen eben Vorkomniiiisse der damaligen Zeit nicht mit unserem heutigen Maßstäbe messen, nicht nach unsem heutigen Begriffen benrtheilen, sondern wir müssen uns voll- stftudig in jene Zeit zorflokTersetsen. Wie also aosgeffihrt, mußte der Nuntius die Juden für schuldig halten. Die Art der Bestrafung wurde nicht durch den Nuntius, auch nicht durch das gtiistliche Gericht Ixistimmt; dies that das weltliche Gericht nach den geltenden Landesgosotzeu. Auch den polnischen weltlichen Gerickten aber ist in dieser Sache keine Schuld auf- zubürden; ebenso wie sie verfuhren auch die deutschen Gerichte. Worden doch 1510 zu Berlin 35 Juden wegen mit Hostien ge- triebenen Unfugs und Schlachtens von Christenkindem ver- brannt und 1453 zu Breslau 14 Juden ebenfalls wegen Hostien- schftndnng grausam bingriichtet, sowie eine Anzahl anderer ganz uuscliuldiger Juden verbrannt, weil sie sich nicht taufen lassen wollten. "Wie zu P>rci»hiu vorfahren wurde, darul^er lesen wir im vierten Bunde der Monunicuta Pdlouiae Historita (Tjem- berg 1Ö84)| pg. 1—5 in der von Kf'trzyüski mitgetheilton Sciirift „De persecutione Judacorum Vratislaviensium": ,,fecit expoliare illofl et nudo corpore faeie supina thabule alligare, ferociter quemlibet eorom seorsum; deinde preoepit quatuor tortoribus de illis camem evellere attrociter aculeis ferreis et mittere in sarta- gines ad conbuirendom et ita caro de illis tracta est usque ad apparicionem ossium omnium. Post hoo consnles excoriatos de carno totaliter iusserunt in (juatuor dividere partes solito moro et biviis partes divisas .suspondere." Genug, alsbald nach der Hinrichtung der SocLacztswer Juden galt der Nuntius als Urheber derselben, und daß die Protestanten diesen Umstand nach allen Seiten hin ausnutzton, um Lipomanus, wenn nur irgend angänglich, f&r Polen unmöglich zu machen, ist selbstverst&ndlich. Wie die ganze Sache dabei daigestellt wurde, ersehen wir aus dem

Allpr. XoMtmohtlft Bd. ZXTII. Eft. 7 n. a

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646 1^ StdM des Tergerios nach Polen 1556—1567 etc.

Berichte des Lobieniecki (,,Hi8toria Beformationls Polonicae,** Freistadii 1685, pg. 76—78), welcher, nachdem er Ton Uponuains gesagt, er sei gewesen „pervieax et onidelis" und „dicebator

enim eum incerte patro fnisso natum", von demselben schreibt". ,,vi(lens eniiii dogma eoniin do Sanctissimo, ut voeant, Saerament<o in magno versari discrimine, coacto Loviciam Pontiticum oiiiiu:^ genoris conventu (dies ist oin Irrthum; die Synode Iknd erirt weit später statt), e re sua judicaront exemplam severitatis vel potios feritatis, ad moatieudum popolo sibi parenti metum, et dissentientiboB hoirorem in aliquo ex infima vnlgi fece ideoqne impunins statoL dun antem scirent peconiae obedire onmia

BoTcnm Praefectnm SoehatKOviae . . . ]argitione

oomipnenmt et in soas partes pertraxemnt. Hinc impeta in Jndaeos . . . faoto, tres e grege eomm et faeminam qnandam Dorotheam Laziciam in vincula conjecerunt. Capita accu- sationis haec luerunt:" (nun folgt die bereits oben erzaklie Geschichte).

Pie ErbitterUD^j, g^gen Lipomanus en*eichte allmäklieh einen so hohen Grad, daß derselbe in einem Briefe nach Kom vom 22. Septemhor von Lebensgefahr spricht^ in der er schwebe (Buk. II, pg. 387—388). Ein AusfloB dieser Empörung sind nun die vier Epigramme im swetten Theüe der „Doae Epistolae."

Ein noch bei weitem gröBeres Intereeae, als diese Epi« gramme, hat die mit den Worten „Bnat mnndns, fioreat jnstitia''

schlieBende „Elegia*': „De Saerosancti Evangelii" etc., welche auch f'iir den Historiker von Wichtigkeit isi, indem sie die hervoiragtud.sten damaligen Anhänger des Evangeliums in Polen (circa 19(^) namentlir-h und mit kurzen, ihren Character. ihr AVirkeu tür das Evangelium, ilire Verdienste sohildemden Be- merkungen aufführt, wobei aber nicht verschwiegen werden darf, daß bereits .Tanoski (1. e. pg. 64) schreibt, der Verfasser derselben habe „anoh verschiedene Katholiken vor evangeÜBche ausgegeben**'

"Wohl auf der Notis bei Andreas Wengierski „^ystema

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Von Johannes Sembrzycki. 547

Hifltorico-Chronol. Ecolesiarum Slavonicarum", 81, liißend, auf die auch bei Jaiiozki (1. c. pg. CA) liiugewiesen wird, theilt Wiszniew^ki (Hist. liter. polsk. VI, pg. 269) mit, daü bei WierzbiQta in Krakau ein Souderabdruck dieser Elegie erschienen sei, wobei er sicli auf die Worte doB Jan Wlodawita, Bücher- censors der Krakauer Diöcefie, stützt: ,|Tria nisi exemplaria WienEbi^ta diaboli asseola edidit, nam caetera (absit gloriari) cnra mea suppressa.'* Könnte aber nicht Wiersbi^ta vielleiobt nur eine Anzahl Exemplare der Königsberger Ausgabe, möglicher- weise des zweiten Theiles lüleiu, zuni Vertrieb erlialten und diese der f'ensctr bei einer der, wie zw Anfange dieser Arbeit erwähnt, angeordneten Revisionen der Buchhandlungen und Druckereien entdeckt und confiscirt haljen?

Von der Wichtigkeit, die dieser Elegie fortdauernd beige- messen vurddy zeugt die Au&ahme derselben durch Daniel Gerdesius in sein „Scrimtun Antiquarinm» aiye Miscellanea Qioningana" (Tom. III, pg. 866—376), über die Janozki in seinen „Janociana sive claromm atqne illustrium Poloniae auc- Tonini matuji uiLiumque memoriae miscellae", "Warschau und Leipzig, 1770, pg. 280 Mittheihmg macht, wobei er die Elegie ab „compositissima^ aplendida autem mendaoüs atque maledioa" bezeichnet.

Man müßte es bei der vorhin betonten Bedeutung und bei der grossen Seltenheit der Elegie dem bereits oft erwfthnten Bokowski Dank wissen, daB er von dem in der Gzartoiyski'schen Bibliothek in Krakau befindliehen Exemplar^') einen Abdruck

veranstaltet und dem ersten Bande seiner Geschichte der Refor- mation in Polen beigefügt hat wenn derselbe nicht sehr fehlerhaft wäre. Oder sollte das Krakauer Exemplar wirklich 80 viele Abweichungen von dem in Königsberg befindlichen aufweisen? Damit hierin Klarheit geschaht werden könne seien die hauptsächlichsten Abweichungen hier auigef^rt.

12) Von dem er ausdrücklich sagt, es sei bei Daubmanu in Kiinigs- lierg gtidruckt.

35*

Die K^BO des Vergerius

Bukowskl.

689: nos aJmiratur venire

Solymas Dominus 690: Vitenberga « Eeligio, veterom tem- ponun

691: E pagis et oppidnlis * Pldna arbs est Craci, plena est Posnania

nostra

Fratribus

Quis esset loDgas > Jam belia atque toga 692: Litnanornm s Tu quoque qai con- silÜB qui 698: Senensclns s DziuliiML, fas es s Goicani belli imini- tibus

694, Zoile 10 V. o. (öic) sie Malacbovius Fallentinus 605: Litnane

Script ii.|ue Christ» cum . . . s Lutomirius non se-

(|uior ibtiä « Fülix Cruciger 696: sie at Polejus ille « Nemoiovios « Zawojscua ' Vor dem dritten Verse von unten ist fülficn- ih r au{iyi.'lüiiSfH:

ßh Poleu 1556-1557 etc.

Das Exemplar in KÖnigsberi^.

nos admiratur credere Dominns Solymas Vit^berga

Beligio, veterom tempore

E pagis ao oppiduUs Plena urbs est Craci, plena est PosnaniEi nostris

Fratribus

Quas esset iongas Jam belio atque toga Litauorom

Tu quoque consiliis qni

Senenscns

Dzialiiiii, fas est (jiurcuui bellis immitibus

sie

MalochoviuB

Fallentius

Lituanae

Scriptaque ClirtBttaßum . . .

Lutomirius uou segnior istis

Foelix Cruciger sie et Poleius ille Nematovius Zamoisons

i

Quique Palatino gaudet patw Starechovinusi

._^ kj ;i^ -o Google

Von Johannes Scmbrzycki.

649

Bakowski.

pg. 69G: Der dritte Vers von

Unf'U hlKfrf:

Quiijue Palatinngaudet patre Chodecius

* * Czariiovii

* 697: Nie et Zarembae « «et dao Badsinii

» 698: Tricesiiqne pene omnifl

* 699: 8

Das Exemplar in Kfinigsberg^.

Et yiniili gaudet qiii patrc

CLüflöoiiw Czarncovii Sic et Zarembae et dao Bidzinii

Trioeniqne domua pene omnis stültissime (begieht sich auf den Nuntius),

Die BeantwoHnng; der Frage naob den Verfaseem der in

deu beiden Theilen des Buches nicht von Vergeriiis herrührenden Stücke die beiden Briete selbstverständlich bei Seite gelassen - fiilirt uns den gesammten Freundeskreia des Vergeriua in Königsberg vor Augen.

Johannes Aurifaber, geb. 1517 zu Breslau, Dr. theol« und Professor zu Wittenberg und Kostock, war 1554 zum Präsidenten des Bisthnrns Samland („Eodesiarom Pmtenicarum in Sambia Superattendens*' nennt er sich selbst in seiner Epistola an Vergeriua) ernannt tmd von dem gerade anwesenden Sendboten des Brentins, Benrlin, in der Domkirohe geweibt worden. Er war Nachfolger Oslanders nnd selbst Osiandrist, Wenn auch Aruoldt (Kirchengesoh. pg. 44G) meint, er sei dies nicht, «ondorn nur Philippist gewesen. Allerdings ^[^ehörte er nicht zu den extremen Hitzköpfen der Partei, sondern nahm denselben Standpunkt ein. wi».- Tierzog AUtn^cht: dalier prä^idirto er aach im Februar 15Ö6 der Biesenburger Synode, wo der extrcnio Funk widorrafen und versprechen mußte. d-T Angs- bnrgischen Gonfession gemäß zu loliren. Sein Bruder, Andreas Anri&ber, Leibarst des Herzogs Albrechtf war ein ganz ent- schiedener Anhänger Osianders, dessen zweite Tochter Agnes er in zweiter Ehe zur Frau hatte, und besaß großen Einfluß auf den Herzog, dessen vertrauter Bath er war und der ihn

650

Die Beisü dos Vergerius nach Polen 1556—1557 etc.

mehrmals als Sendboten nach Deatachland benotete (Toeppen, Gründung der Univ., pg. 190); er starb 1559. Johannes Auri- faber verlieü s^mter Königsborg und starb 1568 zu Breslau.

Allem Anschein nach", sagfe Arnoldt, Kirchengesch. pg. 337, ,,sahe Auril'aber das Gewitter, «las bald (gegen Fniik 010."» mf- steigen würde, und woUte sich, so viel als möglich, von Königs- berg entfernen/*

Erhard Xisus oder Sperber (er übersetzte seinen Xamen nach damaliger Bitte ins Lateinische) war 1529 in dem Pfiur- dorfe Seebnrg in der Nahe von Eisleben geboren, ireshalb er sich „Thnringus" nannte (die Angabe „Segeberg** bei Arnoldt, Presbyterologie II, 46, ist irrig; eine Stadt dieses Namens liegt in Schleswig- Holstein), wurde (nach Amoldt*8 und Khesa's Presbytorologieen) zuerst Cantor, dann Pfarrer in Bartenstein, hierauf HeerjneJiger in Königsberg und 1554 zugleich Pfarrer in dem nalie;^'elegenf^n Dorfe C^ueduau, Ostern 15öb aber Diaronus im Löbeniciit zu Königsberg. Dieses Amtes l.")61 entsetzt, "ging er nach Danzig und hielt dort zum Danke für die ihm bewillig;! 0 lieic Station Mittags- und Freitagspredigten, gerieth aber mit seinen Amtsgenossen in Streitigkeiten and maßte die Stadt verlassen. 1563 finden wir ihn als den ersten latiierischen Frediger in Qraadens, von wo er 1671 „vieler anrobigen Be- wegungen wegen** als Pfarrer nach Weblau ging. Hier wurde er 1574 Erzpriester und starb am 29. Mfins 1606. Man hat von ihm: „Eine Christliche Predigt Vber der Introduction vnd Ein- woisimg, ilerru ( ieorgij UascliiJ, in das Ertzpriestorthumb viicl Pfarrampt zur Instorbui i; / etc. Aus dem 13. Capittel der Epistel an die Ebreer / daselbst gehalten, den 17. Nouembris, Anno 1594. Gedruckt zu Königsperg in PreuUen / bey Georgen Osterbeigern, Anno 1595" (18 Bll, 4<>.).

Matthias Stojus war (nach Arnoldt, Hist. d. üniv. II, pg. 299 und 807) 1526 za Königsberg geboren und Dr. med. und phüos. Im Jahre 1560, nach Andr. Anrifeibers Tode, wuide er Leibanst des Herzogs, was daiiir za sprechen scheint, dal) er ebenfalls den Osiandristen nahe gestanden. Nach Pisanski

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Von Joluumes Sembrzycki.

&51

(1886, pg. 204) gehörte er zu den Gelehrten, ,,die damals den Rui netter lateinischer Dichter behaupteten." Er starb 1Ö83 den 15. Januar ak Prof. med. primarius.

fiastaohiua Trepka, dem wir in den „Duae Epistolae^' unter dem Pseudonym y^nstatius Theophüus** begegnen, stammte aas der in der Wojewodsohafb Sieradz (diese Stadt liegt nicht weit Yon Ealisch und von Ostrowo in Posen) verbreiteten Familie Topor und kam Mb nach Posen, wo ihn Andreas G6rka zum Lehrer soiner Söhne wählte, mit denen er ins Ausland, auch nach AVittenberg. reiste. 154(5 nahm ihn Herzog Albredit auf Gorka's Empfehlunc: mit nach Königsberg und gewährte ihm ein Jahrgeld Ton 100 Mark mit der Bedingung, protestantische Werke in polnischer Sprache zu schreiben oder in diese letztere zu übersetflsen. Ausserdem gebrauchte ihn der Herzog zu politi- schen Sendungen nach Groflpolen, wie seine im Eönlgsberger Archive bewahrten, bis 1568 reichenden Briefe an den Herzog beweisen (cf. Wiszniewski, bist. Ht. polsk. IX, pg. 23S). Trepka war einer der eifrigsten A^^rkämpler der ])olnisLhou Reformation. Im Jahre 1557 bel'anJ er sich ''cf, die Bemerkungen beim Schlüsse dieser Arbeit) bei den Görka's in Posen, und im folgenden Jahre mit dem Königsberger Drucker Augezdecki zusammen in Samter (Szamotuly), einem den Görka's gehörigen Stftdtohen. Augezdecki ging nämlich nicht von Königsberg nach Sambor (wie Pisanski, pg. 143, hat), sondern nach Szamo- tnly (cf. Bandtkie, Historya Brakard w Krolestwie Polskiem i Wielkiem Xiqstwie Litewskiem etc. Krakau 1826, IL pg. 145}; der Trrthum erklärt sich wol durch einen lapsus caiami Pisanski's, indem der Stadtname „Samter" im vorigen Jahrhundert „Sambter" geschrieben wurde, woraus bei undeutlicher Handschrift leicht „Sambor" werden konnte. Ob Augezdecki etwa derjenige Drucker gewesen, der Ewiatkowski's Uebersetzung der Confessio Augu- stanae fidei zu drucken unternommen hatte und deshalb außer Inhibirung des Druckes noch zur Strafe gezogen worden war (cf. meine Besprechung von Celichowski's Przyczynek do zyciorysu Marcina Kwiatkowskiego" in der „Altpr. Mschr. * ib'öO)

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662

Die Reise des Vergerios nedi Polen 1666—1657 efcc

ttnd ob diese ünannelimlichkeit bei seinem aacb sonst niebt gioBen geschäftlicben £rfolge in Königsberg ihn bewogen habe, diesen Ort zu verlassen, ist eine Hypothese, die ich hier anf' stelle. Trepka scheint gleichzeitig mit seiner Anloinft in

Samter dem Ariauismus sich zugewandt zu liabeu, weuigstentä druckte er und wiflmete er dort unter dem auch in Königs- berg von ihm schon gebrauchleu Namou Ostafiej kl^iurussisch Eustachius) Trepka dorn Fürsten Nicolaus Jiadziwii oiu Werk des Bernhard Ochinus; ebenso erschien 1560 in Pinczöw das von ihm an- <V vii Italienischen übei -Jt tzte und gleichfalls Radziwil gewidmete Werk des Ochinos „Traiedya o Mszey." Ueber seine letzten Lebensjahre ist bis jetst nichts bekannt geworden. La Königsberg gab er heraus:

1. Eine polnisdie üebersetasung des Brentius'schen Catechi»* mu8, bei Danbmann 1666 in 4".; dieselbe war bereits im Mai dieses Jahres fen g gestellt (Voigt, 1. cit. | j6).

2. Die PosTÜle des Gren;or Ar.sacius (Orsacius, Orüzacki; war Rektor der Schulo mi Pim züw und geliörte zu den Ueber- setzern der lludziwii'seheu Bibel) unter Beihille des Sebastiis Wolinicc (cf. Olofif's ^'■or^ede zur Dambrowski'schen PoetiUe, Leipzig 1728), bei Baubmaan 1656 in Folio; einen Zusatz zu derselben 1667.

3. Eine polnische Uebersetznng des Büchleins ,,Lao spiri- tuale^. Dieselbe hat einen zweifachen Titel. Der erste, ge- wissermaßen eine Widmung, lautet: M^ominet ftocti ^gerinö ^afitcmtt paim / fO{ifo(ato)ui. Odkoteconego ''^ana: SRifblaia Stdbiitpifo, fijiit\M:cin tt) Dücc ^ SBmcdn)ic,yi SBoidnolrtj SBtfenfficflO ic <Si|no»t pian'ifcinii poflnl. II. Timo. III" i' Andenken, welches Yerixerius dem IkjIh ii ir'Trn Nicolaus, dum ersten Sohne des i.)urrh- lauohtigon Herrn Nicolaus Radziwil, Filrsten von Otyka und Nie^wiez, W'^jf^woden von Wilna etc., gfsandfc hat\ Auf d^r anderen Seite folgt der eigentliche Titel: „iWlicfo ^udjDiunc. Ka farmiciiia i) ii>i)d)inuama (S()r,)ecHHöiifhjc^ 3>jiatc! / fu t^twalc ÜBiMtici" (Geistliche Hilch. Zur Ernährung und Erziehung chnstlicfaer Eindlein zum Lobe Gottes). Das Bttchlein umfaßt nur 24 m-

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Vba Jobaunes Sembrzycki.

m

paginirte Blätter in klein Ootsv; auf dem dritt- nnd vorletsten befindet sich ein Nachwort Trepka's: „^o tego fto D\;b,vc c^cbL Cftap^ij ^rcpfn," worin derselbe sagt: „So reiche und kostbare göttliche Speisen besorgt dir Vergor ins. der Mann Gottes imd Diener Christi (nm dessen willen er Vermögen und "Würdon verlassen hat und Heiner mit Mosea arm tnul niedri<:r iu der Kirche des Herrn sein wollte, dt nn in gottlosen Palästen wohnen, und an allen Sachen Ueberfluß haben) mit großem Bemühen nnd FleiB. Daher gebührt und ziemt es dir, ihm alle Dankbar- keit 20 erweisen nnd alle seine gottesf&rohtigen nnd ohristlicben Unternehmungen Gott mit innigen Bitten ku empfehlen." Anf dem loteten Blatte stehen die Worte: „S^ctfntil / 9[(<sanber Huge^« be(f^ / 10 ^oletooi ^nidlljm. SQofu ^andlicgo. 1666." (Exemplar der Königsbg. Bibl. Ce 1071. 8".).

Dies Büchlein bat iu neuester Zeit zwei Mal einen wortgetreuen Abdruck eH'ahren: zuerst bei Eduard Böhmer „Tnstrnccion cristiana j)ara los nihos pnr Juan do Valdes. En ocbo leuguas. Christliche Kinderlehre von Juan de Vahles. Die Uebersetzungen des sechszehnten Jahrhunderts ins Italienisohe, Lateinische, Polnische, und neue aus dem Italienischen ins Deutsche, Englische, Französische, Engadinische, nebst Back- übersetzung ins Spanische** (Bonn nnd London, 1883), und sodann durch Dr. J. Karlowicz in den „Prace filologiczne" (Bd. I, pg. 404—438; Warschan 1886). Dieser letztere Abdruck ist besser als der Böhmersche, welcher, wie Karlowicz pg. 422 nachweist, etwa 20 Irrthümer enthält; auch sind ihm biblio- graphiscliü Notizen über das Büchlein und gründliche philo- logische Bemerkungen ül)or .Sprache und I'ebersetzunc; hinzu- gefügt. Nur der Angabe, das Büchlein habe Duodez-Format, kann ich nicht beipflichten. Wae die Bölimersche Schriit betrifft, 80 ist die daselbst gegebene üebersetzung einzelner polnischer Abschnitte nicht durchaus genau, woran Ed. Bdbmer natürlich keine Schuld trfigt, welcher (pg. XYIII) sagt: „Die Üebersetzung ist von einem Deutschen gemacht, und von einem Polen durchgesehen." Es heißt z. B. „w leöiech podesalym"

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664 IHe BeiM dm Tergerins nach Pokn lESC^-lBB? etc.

nicht ffhinftUigen Greisen" sondern „an Jahren hochbetagton" (die dämm noch nicht hinfällig zu sein brauchen) „kn tasoe Ewangeliej*' nicht „aur Liebe*' sondern „enr Gnade*' des Evan- geliums — „omyölawa" nicht „hat besorgt" „wolal" nicht

„hat gewählt" „zalecac" nicht „uut^irstützeii''; ßadziwil endlich war nicht Herzog sondern Fürst.

4. „Ksiaika o tem, zkad wzi(»lo poozntok slowo Bo7.e a kt^'tra jest jego powaznosc." Von diesem 1Ö57 zu Königsberg ge- druckten Werkchen, von dem nur noch zwei Exemplare vor- handen sein sollen, sandte Trepka einen Abdruck an Hosins (£p. Hosii nr. 1785, pg. 844).

Gleichseitig mit Trepka und in gleicher Weise war in Eönigsbeig noch ein anderer Hann für die polnische Beibrmatiou thätig, der durch seine Schriften ungleich mehr und Bedeutenderes gewirkt hat, nftmlich Sedutian. Man sollte nun meinen, diese beiden Verfechter einer und derselben Sache seien Hand in Hand gegangen; indeß, weit gefohlt: Trepka trat Seclutian auf jede Weise entgegen. Als der letztere im October 1551 den ersten Theil seiner Uebersetzung des Neuen Testamentes herausgegeben, machte sich Trepka alsbald an die Besorgung einer anderen und schrieb am 27. Mai 1552 an Herzog Albrecht: „(Jollegi errata in Commentario Joannis Seclutiaui, id quod mihi illustrisiima ClementiA Tua mandaverat. Oollegi inquam, ex multis nonnulla et ea quidem, quae majora et fidei et doctrinae contraria christianae, et quae hereses sapere et spargere et in corda fidelium eodesiae polonioae inspirare videbantur. Atque id feci oandide absque omni calurania, non ut illius sive hicro ave gloriu iuvideam. sed ne errores taiu toedi et 'hereses tarn perni- (;iose in ecclesiam pulouicam spurganLiir, et no ]äa corda ejusdem inüciantnr" (Wiszuiewski, hist. Vit. polsk. VI, pg. 557). Zum Schluijse heißt os: „Praeterea ollero lllustr. Ciementiae Tuae hoc specimen futurae editionis novi testamenti vel ad minus Mathei, nondum ut deoet emendatum, plurimuni suppHcaus ut lllustr. Olementia Tua vel saltim in editionem Mathei consentiat" 'CTeber diesen su Lyck in der Maletius'sohen Druckerei er^

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Von Johumes SembrzyckL

555

schienenen Yemtcb einer üebeneteung des Neuen Testementes

vergleiche umii moiue Arbeit ,.XachträgUche Bemerkungen zu dem Aufsatze: Die Lycker Erzpriester Johannes und Hioiouymns MaleriuH'' in der Altpr. Mschr. XXVI, 1889, pg. m\. In doni kleinen Büchlein „Mleko duchowne" finden wir Spuren, daß Tre])kii eine üebersetzung der ganzen Bibel mindestens vorge- habt habe; der Vers auf dem Titelbiattei 2. Timoth. 3, 14—15, ist ai^betstftiLdig überaetet, ebenso der auf Blatt B 4 citirte Sprach ans den Venen 7 nnd 8 dee 96. (damals 94.) Psalms. Hieranf weist auch Eartowies (pg. 427) mit dem Bemerken hin, dafi der FlonTaiisohe tmd der Pnlawer Psalter anders lautende UebersetBungen hätten.

Als Sedutian 1556 eine polnische Postille herausgab, war Trepka sogleich mit einer andern (siehe oben) bei der Hand, und seinen Bemühungen ist es höohstwalirscheiidicli zuzuschreiben, daß Seclutian an dem Abdruck seiner Auslegung der Apostelbriefe (1552) verhindert wurde. Woher nun diese Abneigung gegen den Mann? Derselbe war kein Freund der Osiandristen, wie in den ,|Prea8siachen Zehenden" m, pg. 608 605 und 621 bis 693 nsiohgewieflen wird, nnd diese hatten damals noch die Macht in Bünden nnd bedienten sich derselben In rdcksichtslo&ester Weise. Es erUftrt sieh nun, warum wir voa einem Verkehre zwisohen Vergerius und Seolutian, der ihm dooh wol bei seinen auf Polen gerichteten Bestrebung n in mancher Beziehung hätte nützen können, kciuo Spur linden. Vergerius hielt sich cbun (eigentlich konnte er auch wol nicht anders) an die Partei, welche Einfluß auf den Herzog und das Heft in Händen hatte, wenn er auch am 24. August 1556 an Herzog Uhriatoph von Württemberg schrieb (Brief'w. nr. 47, pg. 137); „manibus pedi- busque laboravi pro concordia hu jus eeolesiae cum nostris ecclesiis . Qermaniae; ante omnia liberrime looutus cum illustrissimo hoc principe ao dixi, debere suam celsitndinem abjicere illud dogma Osiandricum, quod tantam vastationem peperit in hao eoolesia atque schola, quae omnino desolata est." So schreibt er auch (Briefw: nr. 45, pg. 134) über den Hoi^rediger Funk: „Yideretur

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556

Di« BaiM des VorgerioB nadi Po1«b 1666—1667 eto.

onmino 19 Fimctius utpote tnrbnlentna homo allegandns/' wshemt aber doch mit demselben frenndaobafUioh Terkehii eu haben; denn eines der in der Königsberger Bibliothek befindlichen Exemplare seines Buches „De reverendissimo D. Stanislao Hosio" trägt die eigeuliaudige Detlicatioii des Vergerius: „Beverendo at<|^ eruditiss. D. Functio'' (so schriöb Vorgt-rius stets Fnnk's Xamou).

Andrzej Trzycieski f^Tr^icieski, Trzeciecki. Tricesiua). Daß dieser polnische Dichter unter dem Pseudonym „Virilius Musaeus Hyporeas*' verborgen nm\ somit der Verfasser der „£legia de sacrosancti £vangelii" etc. sei, bezeugt Janoski („Nachricht" etc. I, pg. 64), welcher anch („Naehiioht*' eto* H, pg. 61| 62; ,^anociana" 1776, pg. 273^278) ansfbhrliohe Nach- richten Aber das Leben nnd die Schriften desselben giebt, die bei Wisssniewski (VI, 465 f.) wiederholt werden, wfihrend Bnkowski (I, 308—11; II, 309, 372) einiges Neue hinznfügt. Danaeli hatte <m-. nachdem er von seinem Vater, eiuom Schüler des Erasmus vou li'otterdnm, Besitzer einer vorzüglichen Biblio- thek, den ersten Unterricht erhalten, in Krakau studirt und sodann eine Ucise durch den größten Theil Europas gemacht. Ka< h seiner Heimkehr hielt er sicli mit dem Dnicker Wojewodka in Braei$ö auf, welche von liadziwil, ihrem Starosten, in jeder Hinsicht begflnstigte Stadt damals als Hanptort der reformatori* sehen Lehre in Litauen gelten konnte. Badziwü hatte daselbst eine evangelische Gemeinde gegründet, zu deren ersten Geist* liehen der gelehrte Simon Zacius von Proszowice gehörte; auch errichtete er dort eine Schule, und ans der von Wojewodka angelegton Dnickerei ging die l)onilimle liadziwirsche Brze.scier lUb' l Übersetzung hervor. An den Aufentlialt Trzycieski's iu

BrzcaC erinnert, aueh der Ani'ang seiner Elegie:

Tu ue etiara sacrae tiiuios o BRESTA SarepUi«,

Et decii» BeteniR posteritate feres? Cujus qoando videt Papista superbos et ameoB,

Exigiias, v«.'re rustica tecta, tlomos Solvitur in risiis, Clinstiimque veniro sub UttftB

Nos admiratnr oredero possA rn<5as, Att^uc luiniiles ejus se<Hari mailu luinistros

Sacri Evacgelii qui ruda dogma doooit.

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Von Johanneg Sembrzycki.

657

Ueber Wojewodka schreibt Simon Maricins ain 25. Jiuiuar 1554 an Hosius (Ep. Hosii II, pg. 402, nr. 1182): „Bemardus Voievotbka, civis Craooviensis, diatractis rebus suis Brestiam, qaae in Lithuania est, commignivity ubi aactoritate Palatini Vilnensis Badiviü yertit Luteranos Hbros in lingoam Polonicam 80 in vnlgom edit. Emisit iam, nt audio, Brenoii catechismnm, Luteri item. Cetera meditatnr non segniter." Jedoch bald hemmte der Tod Wojewodka in sciuüiii Wirken; denn am 1. Aiif^^iist 1554 berichten Lucas Aquilinus und Dr. Sabinus aus Wilua au Hosius (Ep. Hosü II, pg. 456—57, nr. 1263—64), da6 er beim Baden ertrunken sei. „Impressor ille Brestensis ante nnam Hebdomadam in flnvio Brestenai est submersus,^' schreibt Dr. Sabinas. Ntin verlief auch Trssycieski, vie es scheint, bald die Stadt; wenigstens nahm er, wie wir wissen, an den Synoden zn Ko^minek (24. August bis 2. September 185B) und Secymiu \2l. Januar 1556j als einer der Deputirten drs kleinpolnischen protestantischen Adels Theil. Zwistigkeiten mit seinen Genossen auf diesen Synoden, von denen er in Folge davon unedler "Weise und wol mit Unrecht denn in der Art niederer Seelen liegt es, einem lebenslustigen, geistig über ihnen stehenden Manne, dem sie sonst nichts anhaben können, wenigstens in moxaliscber Beziehung etwas ansuhftngen, als Trunken- bold, der in ihren Ang<>legenheiten Verwirrung angerichtet habe, bezeichnet wurde, scheinen ihm den Aufenthalt in seiner engeren Heimath Kloinpoleu verleidet zu halfen. Dali er sich 1556 in Leipzig habe immatriculiren lassen, berichtet St. Tomkowicz in seiner Arbeit ,,Polacy na uniwersytecio lipskim" („Przogli\d polski^^, 1881, pg. 443); jedoch, kann sein Aufenthalt daselbst nur Ton kurzer Dauer gewesen sein; denn bald sehen wir ihn in Königsberg. Für einen längeren Aufentbalt an diesem Orte spreoken Trzycieski's literarische Arbeiten: die Aufnahme seiner Elegie in den zweiten Theil der „Duae Epistolae'* die ver- sprochene, aber auf ein Dodecastichon beschränkt gebliebene Ikütarbeiterschalt an der lateinischen Ausgabe des ,,Lae si)iriiua!< '' eine gi^ßere Anzahl von ihm gedichteter geistlicher, im

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608

Die Bfliie des Teiigiariiu nAoh Pete 1666—1667 etc.

Sedlntianiflohen G^esangbiich befindlicher Lieder. Auch sa dem Entstehen der innigen Freundflohait swieohen Veigeriiu und ihm gehört ein längeres nnd vertranteres Znsammenleben^ als diee

bei den kurzen Besuchen des Vergerius in Wilna möglich ge- wesen wäie. Vergerius widmete ilirn sein Jinchlcin .,De reveren- dissimo JJ. Stanislao Hosio" mit folf^endeii AVorten: .,Doctis?imo Viro D. Andreae Tric esio Equiti Polono", und ,.Vale mi frater, pridie caleudis Martij. M.D.LX. Tuns Athauasitia", so lautet die Unterschrift am En<lp

Im Jahre 1557 betand sich Trsycieski bereita in Biensten des Königs Sigismond Angnat und nnter dessen Gefolge in Litauen, lebte später von einer ihm von dem Könige Stefan Batory ansgesetaten Pension nnd starb 1683. Er stand in freundschaftlichen Besiehnngen an den bedeutendsten Männern Polens und war seiner dichterischen Arbeiten wegen geschätet. Von seiuen zaLlreicheii "Werkeu «uien iiiu noch füllende hier angeführt: eiiio Biorrraphie Heines Freundes Rfj von Naglowice, „Joannis a Lasno viri clarisaimi Epicedion," und endlich

„De Liporaani ingresau ot progressu in Polonia. Carmen ad studiosoa verit^itis. Quem sancta lingua dicit: Gibbor Soheloscliasch (Gibbor hebräisch s. v. a. Andreas, Scheloschasch 8. V. a. der dhtte [poln. trzeoi], abo: Andnej Trzecieoki). Wisa- niewshi, nach dem hier oitirt wird, nennt dies Werk ,^nfiar- ordentlioh selten^' (VI, 270), sagt aber weder über Druck-Ort und «Jahr etwas, noch wo es sich befinde oder woher er seine Notiz habe. Dies ist sehr zu bedauern.

In Betreif der Pseudonyme „Christianus Liberius Verax Luceoriensis ' und „Prudentius Cai hinnius" habe ich nur Ver- inutliung<'n. Luceoria ist der latoinisch»^ Xame der Haupt^>tadt der Wojewodschaft Wolynien, Luck i„Starozytna Polska" 18S6, III, pg. vielleiclit steckt also nuter dem ersten Pseudonym jener Sebastus WoHniec (Wolynieo der Wcrfynier, Be- wohner Wolyniens), welcher, wie der genaue Kenner der evan- gelisch-polnischen Literatur, der Thomer luther. Pastor Ephimim Olofi, in seiner Vorrede su der Leiaiger Ausgabe der Dambrowski-

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Von Johannes Sembrzjcki.

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nohen Pfwiille von 1728 berichtet, ziisammon mit Trepka den

Druck und die Correctur der Orsaciua'schon Postillo vuu 155(5 bewirkte.

Was Oaohinnins (von cachinnaro, lant und ausgelassen lachen] angeht, so besitzt dio Königsberger Bibliothek im Sammel- bande Ca^ 19 8ub nr. 10 ein 14 Bl. 4°. starkes Schriftchen „Paolos Gachinnins Yratislaviensis, Petro Bisinio Graooviensi pio Joanne Hesso, Parocho sao" mit dem DrookTermerk am Schlosse „Yratislayiad apndCasparem Lybisch. AnnoM.D.XXI]II.*' Anf der ycxrletaten Seite befinden sich Epigramme „Laohinnios (eicO Bisinnio sao" ond „Michael Panaceas pro Hotteno, quem Bisinnius Stratiotioom appelavit." Nach Estrejoher (B. P. d. 16. n. 16. Jahrb.) ist Risinnius = Ricinius = Rysirtski, einem Schriftsteller in Krakau; Erkundigungen in Breslau uiich Cachinnius mn\ Pauaoeas idurt-li den verstorbenen Dr. Altermann) blieben fruchtlos. Sind, wie wol an zunehmen, Paulus Cachinnius und Prudentiua (Jacbinnius identi.ssch, so war diese Persönlichkeit 1556 schon ein Siterer Mann und ein Breslauer, vielleicht durch die Osiandristen nach Königsberg gezogen« Johann Hess, Prediger m. Breslau, var ein Freond Osianders ond staib etwa 1647.

Hit den anf den letzten Blättern besprochenen and viel- leicht noch andern Schriften (denn möglicherweise filllt auch das ^Carmen** des Trsyoieski „De Lipomani ingressu et pro> gressn in Polonia^ in diese Zeit) ausgerüstet und voll froher Hoffnung . („res certe multo felicius succedunt, quam initio speravi" „de rege et refjiiia habco etiam multo meliora nova et certiora, <[uam iniiiu habuerim" schreibt V. am 14. Oktober au Herzog C'hristoph) machte sich Vergerius in der zweiten Hälflc des Ootober zom zweiten Male auf den Weg zu Radziwil nach Wilna, von wo er am 29. October an Herzog Albrecht berichtet, er habe eine sehr ehrenvolle Aufnahme gefimden, alle Protestanten, insbesondere diejenigen italiemsoher Abkunft, hfttten sich am ihn geschaart und er ihnen bereits einmal ge- predigt, was er noch ein paar Mal m thun gedenke, femer werde er am folgenden Tage eine Audienz bei der Königin

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Die Eei«e des Vergerius nach Polen 1666—1667 etc.

I

haben (^craii salutabo Ser™^ Begmam**), endlich, der (00 sehnlich erwartete!) Beiohstag aei nunmehr auf den Andreastag (SO.Kovbr.)

festgesetzt worden. In seiner in dem Briefe ebenfiüls «aa- gesproclit'ueii Aiiiialime einer baldigen Rückkehr irrte sich Vergerius. denn noch bis etwa zum IL November blieb er in Wilutt, dui'ch Kede, Corrcsponden?. und 8(;hrifrvert!)eilung ifir den Protestantismus wirkend und mit hervorragenden Katholiken disjnitirend, so mit Augustinas liotundus (Juris ü. Dr., Secr. Begios), wie dieser selbst an Hosios beriohiet (£p. Hosii II, pg. 806, nr. 1789). Was Sizt pg. 401 scmst noch erzählt, beruht auf Irrthum. Den „Qrafen Tamow^ (Tamowski) lernte er nicht kennen, sondern sendete ihm nur einen Brief (cf. weiter unten); er wurde nicht „sofort mit nach Warschau'^ genommen (nicht einmal zur Hin- und Bfickreise an und fttr sich, den etwaigen doch miudesiüus mohrüigigen Autt'ntLult in Warschau gar nicht eingerechnet, hätten die Tage vom 29. Octbr. bis 11. Novbr, hingereicht^ er traf also dort auch iiiclit mit Liporaanus zu- sammen u. 8. w. Kr kam endlich auch in Wiina nicht „mit allen Schichten der Bevölkenmg'^ in Berührung, aus dem einfachen Grande, weil er der Sprache des gemeinen Mannes nicht kundig war.

Auf der Eftckreise langte Vergerius in der Nacht vom 15. zum 16. November in Taplacken vor Wehlau an (Sixt pg. 634, Brief II) und war am 18. „incolumis ae laetns, ob res foeliciiter güstas" (ibidem) wieder in Königsberg. Hier hatte er sogleich eine Unt< rredung mit dem kurz vorher eingetroffenen Famulus Stanislaus des mit ihm bereits seit Anfang de& Jalu-es in V^^rhindunp^ stehenden Franciscus Linnianin, welcher letztere anfangs dem Franziskanerortien angehoi-t hatte und Beichtvater und italienischer Hofprediger der Königin Bona gewesen war, alsdann aber zur helvetisclieu Confession übertrat und in Glaubens' angelegenheiten eine Beise durch Italien, die Schweiz und einen Theil Deutschlands unternahm. Auf demBüekwege berührte er im Januar oder Februar 1556 auch Stuttgart, wo ihn Hersog Christoph auf des Vergerius warme Empfehlung hin sehr gnädig

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Von Johanne* Sembrzycki.

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anfiiahm und wo er auch mit Brentins in gutes Einvernehmen trat (Fontes Rerum Austriacarum, 2*** Abth., XIX, pg. 221 und 234). Nach seiner Anfang März erfolgten Heimkehr hielt Lis- manin aich bei Krakau auf und entwickolto iu Kleinpolen eine lobluifte Thätigkeit für das Evangelium. Seine Gegner wnöton ihn aus diesem Grunde bei dem Könige als einen Sacramentirer, d. h. als einen selbst mit den Lehrsätzen der Protestanten nicht übereinstimmenden sectirerischeu Neaerer, anzuschwärzen, und erwirkten es, dafi er proscribirt wurde, weshalb er sich ge- nöthigt sah, seit liitte 1666 einige Zeit hindurch sich verborgen za halten.

Auf das Eiligste machte sich Vergerius alsdann an die Ausarbeitung eines neuen "Werkes, welches, wie er in der Vor- rede selbst angiebt, besonders fiir den bevorstehenden Reiclistag berechnet war und die ])äpstlichorsoits auf Reichstagsniitglieder geltend gt-inai-litfn Einflüsse paralysiren sollte. Pa]ist Paul IV. hatte nämlich, bemüht, den üblen Resultaten, die er von dem in naher Aussicht stehenden Rei(?hstage für den Katholioismus in Polen besorgte, nach Möglichkeit vorzubeugen, am 1. August gleichzeitig an den König, an den Unterkanzler Frzer^bski, an den Kastellan von Krakau und Kron-Oro(3hetmann Tamowski und endlich an die weltlichen Senatoren des Königreichs Polen Briefe gerichtet, in denen er die Empfänger, und zwar jedesmal in anderer den Verhältnissen angepaßter Weise, ermahnte, dem Glauben der Väter treu zu bleiben, die Rechte der Kirche zu schützen und energisch gegen die Neuerer aufzutreten. Dem Nuntius, ilem er wol die Aushändigung dieser Schreiben über- trug, gab er die W eisung, sofort nach Beendigung des Reichs- tages nach Born zurückzukehren, wo seine Anwesenheit sehr nOthig sei. Lipomamis hat die Abgabe der Schreiben, da der zuerst auf den Bartholomäustag (24. August), dann aui den Tag der Kreuzeserhöhung (14. September) festgesetzte Beichstags^ termin immer weiter hinausgeschoben wurde, jedenfalls ver- zögert, damit der Eindruck der päbsilichen Worte im Laufe der Zeit nicht zu sehr verwischt werde; denn erst am 1. Oktober

Altpr. MoD»tMolirifk Bd. XXVn, H«a 7 a a m

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562 l>ie It«iae des Vergerios naofa Polen 1686—1667 etc.

gelangten sie in die Hände der Adressaten (laat Vermerk auf dem Briefe an Tamowski, in der Yergerius'solien Ausgabe).

Die Briefe an die Senatoren nnd an Tamowski wnrden, jeden- falls duii Ii letzteren selbst, der durch IxadzlwiTs Frau zu diesem in verwaudsL-hati licliea Ikizieluiugeu »tand. alsltald abscliriftlioh naoh. Wilua gesandt, wo sie Vergerius vortand, der sogleich Tamowski mittbeilte, er werde Sfliolien zu denselben verfassen („Scripsi'^, sagt er in seiner vom 1. December datirten Vorrede fisn den „Scholia in binas Pauli Papae litteras", ,,oQm ante XX. dies adhuo essem Vilnae, missumm me propediem scbolia in Papae literas, eas soilicet, «inas non ita pridem ad IHnstrem Dign. V. atque ad Magnos Poloniae senatores do lit. Mitl-^ itiique.") nnd auch Herzog Albreobt bereits am 20. Oetober von dieser seiuer Absicht unterriciitete („Papa ol) eam causam serip^^it duas littei^as quarum exemplum mitto, contra quas necesse est me aliquid scribere ubi rediero"; Sixt pg. 533, Brief I). Innei> halb zwölf Tagen (vom 18. bis 90. November) stellte Vergerins denn auch seine „Soholia in binas Panli Papae hnjns nominis ml. litteras" fertig, auf deren Titelblatt er die Worte 2. Corinther 11, V. 14—15, setzte: „Sathan transfigurat se in Angelum Inck Non est ergo maguum. si minister ejus transfifiruretur velat Miuiäier justiciae. " Druekort nnd Dmckor sind nirlir geiiaiiüi, jedoch unzweiielhafl Königsberg und Daubmann. In der an Tamowski gerichteten, zwei Blätter um&ssenden Vorrede des (84 anpag. Blätter in klein 8^ starken) Bnehes, nntenseiohnet „Vergerius servas Jesu Christi", bittet er Tamowski, f)lr 'Weite^ Verbreitung des Buches Sorge tragen zu wollen, welches er gsm ausführlicher gestaltet hätte; „sed non erat ooinm, quo potniswm Imigius expaciari. Si duntaxaL iu usmn istius (Muiventus. Ifoc quicquid luit laboris surnebam: id erat in primis praestan'ltim. ut in tempore mitterem." Den SchluJj der Scholia mödit« ich hier wörtlich anführen; er lautet:

„Sed iam fiuem faoio Polonia, oro, itaqoe on> aetemum patrem D. N. Jesa Christi, ut tibi Semper adsit, actionesque omnes tnas dirigat spiritn soo sanc^

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Von Johannet Sembrzyrki.

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praesertim eas qusfe inhoo conventa tibi sUBcipientnr, qtiae prorsiis maximi momenti futurae sunt.

niud testatnm simnl uelim, me cum baec Scbolia scripaerim, non babuiaae in animo porstringere tnoa D. Episcopos, (jnibus orania foelicia precor, nc prae- sertira liicem ex alto, his scilieet (jni adhuc ambulant in umbra mortis. Quutiescninjnn iiiitom de membris et creatiiris Paparnin. aiit Pupi«tis mfiitionem ft^ri, me intellexisse, de mmistris illis, quorum opera in impediendo cursu Euaugelii ntitur Papa. Nam cum hoo et cum illis ftiturtim est mihi sempiternum bellam qiialis cnnque sim/' Als Anbang, „ne vacaient bae postremae pagellae", folgt dann nocb „fortins ez tribus Jniametitis, quibns Episcopi Papis 86 obatringQnt*'. Die letetea drei Seiten sind aber doob nocb leer geblieben.

Die literariscbe Tbfttigkeit des Vergerins in der Zeit vom 18. November bis zum Beginne des Reiclistages beschränkt sicli aber nicht auf die Scholia allein; sie ist vielmehr eine fast fieberliaft 7.n neniionile. Er bearlx-iiete nämlich ini*l gab heraus die Sciiriften: Lac spirituale (ursprünglich verfaüt von dem 1541 verstorbenen Juan de Vakles, nach Ed. Böhmer „dem hervorragendsten evangelisch - reformatoriscben Schriftsteller Spaniens**; ins Lateinische ttbersetet und bearbeitet von Ver- gerinsi der aber in der ersten lateinischen Ausgabe gar nicht sagte, daB es üebersetssnng sei, und daher lange Zeit &kt den Verfasser galt; cf. Böhmer) Formnla fidei Joanms Brentii libellus aureus (Prolegomen a). Außerdem erw&bnt Wiszniewski (VI, 33öj noch von iliin: „Ad Senatores Poloniae omnesque Pro- ceres R-egni, Carmen Paraeueticum 1550. In dieser sehr selreimn Schi'ift beschreibt er den Nuntius Lipomanns aln WcrkzrnL; dor Tyrannei und eines großen Verbrechers. Die Ausdrücke be- leidigend, die Poesie schlecht." Da jedoch Wisziiiowski weder seine Quelle noch den Ort, wo diese Schrift sich befinde, niit- getheilt hat^ ist es mir nicht möglich, die Bichtigkeit seiner

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Die Aeise des yerg^Brins tMth Poten 1666^1667 etc.

Angabe zu prOfen. Es möge Hier gleich erw&hnt sein, daß Wiizniewslu unter den wenigen Solmften von VergeriiUf welche

er als ffXr die polnische Liieratiirgeschichte wichtig nennt-, auch j.AtliaiKi.sii Scbolia ad iieginaldi Poll oratioiicm'^ (aus dem Jahre 1554; 8ixt, Index 41) aufftihrt. Er hat nämlirh ,.uii K^sr. Pol. orationem'* und mui] geglaubt haben, die abgekürzten Worte lauteton „Kegis Polouiae"! Solche Vorkommnisse geben das Keoht, Wis2mew8ki*8 Glaubwürdigkeit auch an anderen Orten anzosweifeln. Da0 die Abfassangszeit des ohne Drackjahr er- schienenen „Lac spiritnale" gerade in diese nnd weder in eine frühere noch in eine sp&tere Zeit m setzen sei, daf&r liefert die bereite früher besprochene Trepka'sch«! Ueborsetzuiig die Beweise. Der erste Titel bezeichnet das Bücldein nämlich als ein An- denken, welches Vergerius dem jungen Radziwil gesandt hal t^ (poslal). Dieses Wort in Verbindung mit dem am Schlosse der lateinischen Ausgabe befindlichen Vermerk „Ex, Italico versus est etiam Gennanice et Polonice'' sagt uns, daß beide Ausgaben gleichzeitig erschienen sind, zu welcher Annahme auch Böhmer und Karlowicz hinneigen. Wfire etwa die polnische TTeb«^ Setzung früher herausgegeben worden, als die lateinische Be- arbeitung, so luitte Trepka von der Uebersendung der letztem nicht wie von einer vollendeten Thatfäiehe sprechen und nicht sagen können ,,posta}''. Der Annahme eines späteren Erscheineoa aber steht der Schi ul3 vermerk in der lateinischen Ausgabe ent- gegen; „versus est'^ hat hier offenbar die Bedeutung „ist übe^ setzt und gedruckt**, da der Ausdruck auch in Bezug auf die deutsche, bereits 1555 zu Tübingen (nach der ersten 1564 eben- daselbst erschienenen lateinischen Auagabe) gedruckte Ueber- solzun^ gebraucht ist. Beide Ausgaben sind also ghnchzeitig erscliienen und zwar 1556, welche Zahl die polnische Uebe^ Setzung hat. Nach seinem ersten Aufenthalte in Wilna nim kann Vergerius das Buch nicht lieraasgegeben haben, da er dasselbe sonst dem jungen Badziwil nicht gesandt, sondern Gelegenheit seines zweiten Aufenthalts selbst übeneicht hatte, um den Dank dafür persönlich einzuernten. Es bleibt also ftr

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Vom JohaaiMB ScoonbrqrckL

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das Erscheinen nur die Zeit nach der zweiten itückkehr aus Wilna bis zur Abreise von Königsberg übrig. Vor der letzteren war Yergenus sichtlich bestrebt, alle seine Angelegenheiten zu ordnen, da er beschlossen hatte, ans Soldan, wohin er zunttohst ging, nicht mehr nach Königsberg snrQckznkehren, sondern seine Heimreise anzntreten, nnd außerdem in der Hoffnnng, auf dem polnischen Reichstag eine Rolle zu spiel oii, bewegten Wochen entgegensah, in denen literarisch thätig zn sein ihm vK'lleicht nicht möglich sein würde. Daher die Eile, mit der er, weil seine Abreise des Reichstags wegen unaufschieblioh war, manches fertigstellen muBte, nnd welche ihn offenbar zwang, die anf dem Titelblatte des Lac spiritnale verheiBenen Gedichte des Tr^oieshi nnd des Stojus, welche vielleicht dnich S&nmnifi der Yer^Mser noch nicht eingegangen waren, wegssnlassen, so daß das Bnch am Schlüsse drei leere Seiten hat (Exemplar der Königsberger Bibliothek C a 228.). Das Fehlen des poetischen Anhanges in sämmtlichen bekanutt>n Exemplaren (außer dem erwähnten in der Bibliothek des Grafen Tamowski xu Dziköw in Gblizien und in der Wolfienbütteler) ist bereits Böhmer und Eaiiowicz aufgefallen, doch blieb die Ursache dieser seltsamen Erscheinung bisher nnerkl&rt. Karlowicz wirft die Frage anf, ob die hier ungedmckt gebliebenen Gedichte Trzyoieski's viel- leicht in seinen spftteren Werken sich finden mögen: es ver* lohnte sich wol, dem weiter nachzuforschen.

Schließlich sei bemerkt, daß die Königs! »oriror Ausgabe des Lac spiritnale nicht etwa ein bloßer Neudruck der Tübinger von 1554 ist, sondern zahlreiche Aendemngen und Verbessemngcn enthält, deren wichtigste Karlowicz an der Hand von Trepka's Uebersetanng nachweist (Prace filologiczne I, pg. 418—419).

Etwas später als die eben besprochenen Werke erschienen: die Fonnula fidei nnd die Prolegomena, deren Vorreden das Datum „Regiomonti, Idibus Decembris" tragen. Dali Vergerius am 13. December, volb^ ueht Tage nach dem F.oginne des Reichstages, noch in König.sberg verweilt habe, ist nicht recht glaublich. £r, dessen ganzes Denken und Streben auf den

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Dm Beil» d«s VorgerioB nach Polen 1556— 1Ö&7 etc*

ßeicbstag sich richtet (?, uaro am liebsten geradezu nach Warschau gegangen; da dies aber vorerst nioht thttnlich ers» Iii-" , weil er keine direkte Einladung dasa erhalten hatte und weil ihm in Warschau, wo er keine Beschützer von solcher Macht wie Badziwil) besaß, Gefahren drohten, so wollte und mnBte er im Interesse der protestantischen Sache Warschan wenigstens HO nalie sein, imi bei einer dies für passend oder nöthig er- selioinen laiJseinlüii Wendung der VeihantUun^en -gleich per- sünlich mit Energie oingreiten zu können. Dies war aber nicht möglich, so lange er in Königsberg blieb, aus dem ein£»cheu Grunde, weil die Entfernung dieser Stadt von Warschau m groß war. Ehe der Euf der Protestanten auf dem Beichstage: komm' uns zu Hilfe! ihn erreicht h&tte und ehe er, ihm Folge leistend, trotz größter Eile dort angelangt wäre, hlltieder günstige Augenblick längst vorbei sein können. Es ist also anzunelimen. »laß Vergerius gleich nach dem 6. December sich luu Ii Soldau, der südliclifisten, von Warschau in gerader Linie nur ca. 15 Meilen entfernten Stadt des Ilerzogtbums begeben und die beiden noch in Königsberg verfaßten Vorreden ein paar Tage vorausdatirt hat. Daß er letateres überhaupt that^ erklärt sich daraus, daß er die Termine „Galendis** und „Idihns" bei der Datirung seiner Schriften mit großer Vorliebe andere Daten nur ausnahmsweise^*) in Anwendtmg brachte. Nnn waren die C'alcu lae des December schon vorbei, und so setzt«? er denn die Idua als Datum unt'^r die Vorred<'ii der beiden Scki'ülen, von denen er eine wenigstens, nämlich die Prologo- mena nebst dem ihnen als Vorrede beigegebenen Briefe ?n König Sigismuud August, gleich mit sich nahm. Dieseibea müssen nämlich gleich nach dem 1. December gedruckt sein, da Vergerius in den Scholia (Blatt a 6) sagt: „ablego te Lector ad libnim clarissimi uiri, D. Brentii, quem duntaxat propter istmn conventiun curavi recudendum. Ibi euim quid Ecclesii

13) „Die 12. Sep. 155'J^' (Postromus Catalogus) - ^pridie CäI. Marl/ (Do Uoaio) „Meuse Sept."* (Ad Sereuisstmum Slguunundnm Aiignstiun^

L.iyui<.LU Oy VjOOQle

Von Johannes SembnsyckL

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«jiitli'tli' ii sit, & «jniun inique Fa}»a dicat eam «hso ])onas so, ciiiu proi'öus apud uu8 sit, iiitollirrp;«." lülJt sich somit dio Jahres- zahl M.D.LVII. auf dem Titelblatto nur so erklären, daß mau annimmt, es sei, nachdem die im December gedruckten Exem})lare des Briefes an den König, dessen Blatt A8 und das Titelblatt ssusammenhingen, und der, worOber unten ein Mebreres, be- sonders verbreitet wurde, schnell vergriffen waren, im Jahre 1567 ein Neudmok wenigstens dieses ersten Theiles des Buches ver- anstaltet worden, dem man dann auch die entsprechende Jahres- zahl gab.

Ueber den Aufenthalt des Vergerius in der or.steu iiaitte des December seheinen, wie hier im Anschlüsse an das oben Cxesagte orwäliut worden mag, die widors]»ro«'hiMiilsron (icraeliio im Umlauf gewesen zu sein. Am 12. December schreibt Dr. Stephan Micanus aus Posen an Hoaius (Ep. Hosii II, pg. 777, nr. 1699): „Veif^nrium cras habebimus hie, de quo si venorit, statim B. Dnem. Y. faoiam certiorem," und Hosins selbst schreibt sp&ter an Eamkowski (Buk. U, pg. 421—22), Yergerios sei aus Krakau nach Warschau gekommen („Cracovia adventans"). Daß beides nicht möglich gewesen ist, ergiebt sich von selbst, wes- halb auch der von Micanus versprochene Brief ausbleiben mußte. Es darf eben nicht vergessen werden, daß die brieflichen Nach- richicu jener Zeit, welche die Stelle d< r heutigen Zeitungen vertraten, ebejiso wie diese mit unter au<li Irrthitmer und grund- lose Gerüchte mitilit ilcn, wovon die weiter unten sich findende Notiz über ,^die iiriider Vergerius" ein schlagendes Beispiel bildet. Nicht alles, was in den £p. Hosii steht« kann ohne Weiteres als wahr und richtig angenommen werden.

üm nun zu den Schriften des Yeigerius zurfiokzukehren, so macht uns die Formula fidei, deren schon früher einmal Erwfthnung geschehen ist, mit den Schritten bekannt, welche Lipomanus seit dem Juni des Jahres zum Wohle der katholischen Kirche in Polen zu thun für nöthig befunden hatte, üm ein gemeinsames, cinlititliches \\'irkeu des ganzen ])olnischen E])is- copatä zu erzielen, wovon (ien Protestanten gegenüber [sviq auch

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Die Reiso des Vergerius nach Polen 1556—1557 etc.

Eichhorn I, 267 bemerkt) »Ilein noch Erfolge zn erhoffen wareiii betrieb er das Znstandekommen einer von der kathoHsohen

Partei sehnlichst gewünschten Provinzialsynode noch vor dem Reichstage, der, wie es damals, nachdem er am 24. August nicht eröliuet worden war. liit fj. am Tage der Kreuzes.M-liohtmct (14. September) statthaben soilto. Dieselbe trat denn auch am G*^" September zu Lowicz zusammen und endigte am 11. Sep- tember. Der Irrthom einiger Schriftsteller (so Eichhornes) die sie am letztgenannten Tage erst beginnen lassen, rührt daher, daß die auf ihr gelten Beschlüsse am letzten Tage eben dem 11. September pnblicirt mirden (verg^. die TTebersohrift des Vergerins'schen wörtlichen Abdmcka des Actenstflcks „For* mnla fidei tradita in synodo provinoiali Lovioü oeiebrata. Anno Domini 1556. Die 11. Septembris**.^ Zu den Beweisen, die Bukuw.ski IT. 406) für don SolilulJ aui 11. September aiiiuljrt, laßt sich iiocli ih-v liiuznfügen, tlalJ dos auf den 14**" erwarteten Iteichstugsbeginus wegen die Bischute unmöglich langer hatten beisammeubleiben können. Erschienen waren auf die an alle Bischöfe und Capitel ?( »Icus, Preußens und Litauens erpi^angenen Einladungen des Ersbischofs Primas Dzierzgowski: Hosios, der vom Nuntius noch besonders wiederholt dazu eingeladen war, und die Bischöfe von Krakau, Kujawien, Posen, Piock, PrEernysl, Chelm und Eamieniec; andere hatten, ebenso wie die Capitel, Vertreter gesandt. Das Hauptresultat der Verhandlungen war ein aus 37 Paragraphen bestehendes GlaubensbekenntniB, welches deii Iviitholikeii <lrn vorschiedciitu }trotüstantis( lieu Confessionen gegenüber als lki< lifsehnur dienen sollte, und an dessen Ent- wciruiig Hosius, d'T Iti ivits 1551 auf der Synode zu P«»trikau (Piotrkow) eine d* r.utigc ..Profeusio fidoi" abgefaßt hatt-e (Eich- horn I, 123), g.'wiß groüen, wenn nicht den größten, Antheil hat. Diese Lowiczer „Formula fidei*' nun gab jetat Vergerius, zusammen mit der ihr „pro autidoto'^ gegenübergestellten Gon- fession des Herzogs Christoph von Württemberg vom Jahre 1552, heraus, damit, wie er in der Vorrede sagt, erkannt werden könne, ob die Irrthttmer, deren Beseitigung die Protestanten so

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Von Johannes Sembrzycki.

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dringend wünschten, auf der Lowiczer Synode bestätigt worden seien oder nicht. Ferner sagt er dort, der Papst habe in seinem Briefe an die Senatoren erklärt, er wolle baldigst ein Gcneral- concil berufen, es soi aber nichts sicherer, als daß er die Miß- biänche und Lrrthümer uioht nur nicht abstellen, sondern noch vermehren werde; daher „inepte ac perperam omnino focerit Polonia» si rap^nederit et reformationem amplius distulerit." Er bittet also Jan Bonar (dem die Yonrede gewidmet ist), dies Bfidilein, welohes er ihm, trotsdem er ihn nicht kenne (»»Mag- nifioe Bonare te adhno de &oie non novi"), übersende, da ihm sein Eifer fda das Evangelium und sein groBer EinfluB im Keichstage bekannt sei, sowohl selbst su lesen, als auch andern zu lesen zu geben, damit dadurch auch die bisher noch Öchlunnnernden erweckt würden.

Sonst ist in Botreff dieses Büchleins noch zu bemerken, daß durch dasselbe das in den „Duae Epistolae*^ gemachte Ver- brechen eines Neudrucks der Confession des Herzogs Christoph erföUt ist, allerdings nur theiiweise, da an die Stelle des Badsiwilschen Briefes die Lowiozer Formula getreten ist^

Ben Prolegomena des Brentius (,,Joannis Brentii Libellus Aureus*^ hat Yeigerius als Vorrede einen offenen Brief an König Sigismund August voigesetat, in dem er mit großer Beredsamkeit den König ^^egen den Papst nnd seinen Nuntius einzunehmen und für dio Sache des Evangtdiiuns zu gewinnen sucht. Es gebe, sagt er, kein schwerwiegenderes Ges(^häft, als das, womit der König augenbli* klich zu thnn habe. Es handele sich um den Kuhm Gottes und Jesu Christi, um das ewige Heil des Königs selbst und des ganzen polnischen Beiches, um die Wiederherstellung der in diesem Beiche gestörten öf¥ent- liehen Buhe und Eintracht. Er zweifle daher nicht, daß der König, der in seiner Weisheit auch bei weniger wichtigen An- gelegenheiten die Meinungen anderer gnädig «tnzuhöreu pflege, in dieser mehr als alles Andere wichtigen Sache einem Diener Jesu Christi (,, servil Jesu Christi*', so nannte Vergerius sich gern) sein Ohr loihon werde. Wer dieser sei, was der Italiener

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Die Ii<ii8u dos Vergeriua uacii A*oitJU lödti— 1557 etc.

liier im Norden thne, werde der Kftnig gewiß bereits erfahren haben; er wolle daher sogleich zur Saclte übergehen. Der Pai*.>t verlange dun h seinen Nuntius und brief lieh, daß die aut don Iniheren Reich8tag(?n suspendirto Jurisdiction der BiscLute wiederhergestellt werde, damit die letzteren über diejenigen aburtheilen könnten, die sie selbst für Ketzer hielten; die Vor* nehmen des Beiohes hingegen, nach Abstelltuig der in der Kirche eingerissenen Mi£brttaohe nnd Irrthtliner starebend, leugneten, daß dies den Bischöfen msospreohen sei. Denn da diese selbst unter der Anklage stünden, die großen Mißbr&nofae und Irrthttmer in der ICirohe eingeführt haben, sie zu ver- theidigen und zn befestigen, so könnten sie in der Sache keine Richter sein. Da es miu Jon Königen und Fürsten gebühre, Schützer nnd Beratlier der Kirche zu sein, so flehten die Vor- nelimeu den König an, ein polni'jches Nationalcoiicil abzu- halten, auf dem die Angelegenheit untersucht werde. Es sei nun die Frage, ob die Könige in der That von Gottes Gnaden das Becht hätten, solche Concile anzuordnen, oder ob dies den Päpsten und Bischöfen zustehe. Konnten letztere aus dem Worte Gottes, nicht aus Ton Menschen gemachten Verordnungen, ihr Recht beweisen, dann hfttte man sich zu fttgen; könnten sie dies nicht, bewiese im Gegeutheil die andere Partei aus dem Worte Gottes die Dichtigkeit ihrer Ansicht, so hätten die Bischöfe ihren WidersUind aufzugeben. Er habe nun ein Buch zu finden gesucht, wekdies die beste Auslegung der Streitfrage entlialre, mid es lialie ihm keines vortreH"lirlifr c:;eschieneu, als das von dem durch Gelehrsamkeit und Frömmigkeit hochbe- rühmten Brentius in diesem Jahre („hoo ipso anno") heraus- gegebene. Das habe er also neudrucken lassen und sende es dem Könige mit der Bitte, es gnädig anzunehmen und zu lesen. Werde der Nuntius etwa das Buch verwerfen und behaupten, Brentius habe unrecht geschrieben, falsche oder thörichte Beweis- gründe angefahrt, so untt^mehme er, Yergerius, der geringste unter denen, die der himmlisclie Vater zur Vertheidigung seines wiederorsteheudün Kvaugclii berufen habe, es, zu beweisen, daß

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Von Johanne« Sembrzjcki.

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Breiitius recht und katholisch („recte et Catholice ') f^rsi liriebeii, wahre ntid imwidorlforliclio I3eweise g(*)>niucUL lialju, niid daß den Für^jt*^! die Autsicht über dio lirli^<>nsangole<i;pnlici(<'U gebühre, nicht den Feindon der Wahrheit und ihren Creaturcn, den Päpsten and Bischöfen. Womit also werde der Nuntius ch begründen können, wenn derselbe die Dispatation, zu \vel< her er» Vergerins, ihn einlade nnd auffordere, surflokweiBe? Das werde ihm doch nicht Siemen, da er ja ein gelehrter and in solchen Bingen vielerfahrener Mann sei. Doch er hoffe, der Kontins werde auf die Disputation eingehen, um was er ihn dringend ersuche. Da Brentius in seinem Buche noch drei andere Punkte von groJicr WicLtigkeit behandele, so werde er auch diese zu einem Gegenstande der Disputation machen. Der erste sei, ob die heilige Schrift alles zum Heile Nuthigo enthalte, oder ob dio Römische Kirche in dieser Schrift nicht begründete Dogmen einführen dürfe: der zweite, ob die Lehre von der Tradition berechtigt sei; der dritte, ob dio katholische Kirche nur zu Bom heim Papste za finden sei. £r sage nochmals, LipomanuB könne die Disputation Ober diese Artikel nicht zurftckweisen; fidls er dies also nicht thue, so wolle er, Yer- gerius, gern kommen und vor dem ganzen Beichstage mit ihm verhandeln. Alsdann spricht Vergerins seine Entrüstung darüber aus, daß Lipomauus und seine Genossen es wagen könnten, die Untorthanen des Königs zu beunruhigen und auf- zuliegen, und wendet sich direct gegen den Nuntius: „Quid tibi vis Lipomane? (juid tandem agis tanta soUicitudine tautai^ue rabie? An non potes pati ut Domini Poloni animanim snarurn coiam habeant?" Er führt Lipomanus antwortend ein und spinnt den Dialog fünf Seiten lang fort. Zum Schlüsse fragt er, ob der König es dulden wolle, daB seine ünterthanen den Bömem zum Gespött dienten und von Bäubem ihres ewigen Heils beraubt würden, und fleht zu Gott, er möge den Geist des Königs lieweg. n und erleuchten, daß ©r das unwürdige Joch und die Tyrannei des Papsilhunis nicht langer tragen wolle noch könne.

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Die Reise des Vergerios nach Poleu 1556-1557 etc.

Auf diese 24 Seiten nmiBsseDde Vorrede folgen swei Blfttter, deren jedeR nttr anf einer Seite einen Bibelsprach trä^, das erste Ev. Luc. 12, v. B; „Quae in tenebris dixistis in luiriine audientur, et qiiorl in anrem locnti estis in conclavibus, praedi- cato super tectum" das zweite. Psalm 74 (sonst 73. bei Ver- gerios wohl Druckfekler 75) v. 22: „Exnrge Domine judica causam tuam Vindica sanguinem servomm tnomm qui effusns est" (Lnther's Uebersetzung hat: ,,Mache dich auf, Gott, nnd fahre aus deine Sache; gedenke an die Schmach, die dir tftgliüh yon den Thoren wiederffthret'O' Dann folgt ein leeres Blatt und nnn erst y^nPOAErOMENA. De Officio Principnm*^. Dies alles bestätigt nur die oben anfgestellte Be- hau] ituns;, daß Yergerins diesen offenen Brief an den KOnig bescmders verLreitd habe, wofür ferner auch die Angabe bei Eichhorn (I, pg. 2Sjl; Releg-Oitivte in der Anrnf^rkung' spricht. Hosius habe auf dem IJoiidistago nur die Vorrede zu den Prole- gomena zu (Besicht bekommen, die letzteren selbst aber erst nach seiner Heimkehr erhalten. Aach Bakowskii II, pg. 422, weifi von einem Briefe des Vergerios an den König zu erzählen, der w&hrend des Beiehstages anter dem Adel cirooUrt habe, meint aber, dies wftre wol der (1668 gedruckte) „Ad Serenissimnm Sigismnndom Augustnm*' gewesen. Was nnn die Prdegomena selbst betrififc, so haben dieselben folürte Blfttter (die im Königs- berger defecten Exemplar bis 112 gehen); die ersten 16 Seiten haben die Ueberschrift JlPiL/linmEX.i^ die nächsten 49 (bis PUut 3:3 erste Seit«') ,.PU( )LEGOMENA", der Rest die Ueberschriiten der betretieudeu Abschnitte, bis pg. 47 erste Seite: „De Officio Principum in Ecclesia"

Der Eindruck, den die von Yergerins heraasgegebenen Schriften, welche aber, wie der Wahrheit gem&fi gesagt werden muB, nicht so sehr Begeisterung fOr die roformatoriscbe Lehre, als einen unversöhnlichen Hass gegen das Papstthnm athmen, und zwar besonders die Prolegomena nebst dem Briefe an den König hervorriefen, war bei Freund nnd Feind ein sehr großer, und daB sie überallhin drangen, dafür war

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Ton JohanneB Sembnrjrcld.

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durch dio Gestattung des öffentlichen Verkaufs derselben wäliroml des Reichstages in Warschau gesorgt. „Sic volentibus K. Dni- buB V. publice in Comitiis Varsaviensibus una cnm aliis haereti- conun libris vendebantor^', schreibt Hosius am 10. Mai 1557 an den ErzbiBchof und die auf der Petrikauer Synode venMimmelten Bischöfe (Ep. Hosii II, pg. 822—23, nr. 1766) und sagt dann Aber das „libeUns atirens", welches er „pestifero veneno plennm" nennt: „cum libellus hic in manus meas incidisset, non potui me teuere, quin alitjuid contra scriberem, Quod hactenus a me scriptum est, mitto 11. Dnibus. V." Ganz fertiggestellt wurde diese „Confutatio Prolegomenön Brentii, quae primnm scripait adversus venerabilem virum f etrom a Soto, deinde vero Petrus Paulns Vergerios apud Polonos temere deiendenda siisoepit*^ erst im Herbste 1667, wie die Dedicationsepistel an den König vom 16. October beweist. Nicht VergefLus* Sobald ist es, wenn es aoBer diesem mächtigen Eindrucke zu nichts Weiterem kam ; man muß ihm das Zeugniß geben, daß or, was in seinen Kräften stand, redlich ^ethan hat. Aber Lipomanus reagirte nicht auf seine Heraasibrderuiig zur Disputation, und der Konig ließ sich durch seinen Brief nicht beeinHussen, stiebte vielmehr der Besprechung von Beligionsangelegenheiten auf dem Eeichs- tage nach Mö^chkeit aaszaweichen, da die katholische Partei diesmal sehr entschieden and energisch anftrat, so daß er es für angezeigt fand, sie in Anbetracht der äuBem Verh&Itnisse des Reichs nielit vor dtn Kü]>f' zu stoüeu. Dio Triebfeder des Ganzen war hauptsaehlich wol der rührige, unermüdliche Hosius, welcher, vom Nuntius auf das Dringendste eingeladen, zum Beicbstage nach Warschau gohommen war. Hier wurde von den zu einer Berathnng über das im Interesse des katholischen Glaubens einzasohlagende Verfahren versammelten Bischöfen nnd Geistlichen Anfangs beschlossen, Hosius solle öffentlich im Senate zum Könige sprechen; dann aber fand man es fOx ange- messener, um eine Privataudienz beim Könige nachzusuchen, die denn auch gewalut wurde und ant welcher drv Biscliot Zebrzydowski von Krakau als Sprecher der erschieneucu BischOle

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Die Beiae des Yergerius nach Polen 1666—1657 etc.

dem Könige ernste Voratellungen machte (Eichhorn I, 273). Als nmi der lieichstag begann, erklärte Sigismund Ängtist. der ungünstigen Zeit Verhältnisse wt-gon dürften die BeraTlmiiij;» n nur der livJandischen Aiit^clegenheit und den in Betreö der- selben zu ergreifenden Maßregeln gelten. Der Ordensmeister des livlttadisohen Sdiwerfcntterordeiis hatte nftmlich vor IftngBrar Zeit den bisher ganz tmabhftxigigen Ensbischof von Biga, Wilhelm Markgraf von Brandenburg, den Bruder Hereog Albrechts, ge- zwnugen, sich mit ihm in die Kegiercmg Biga's en theilen, xaA ihm Jas Vorsprechen aligenommeu, keinen C'oadjutor aus fürst- iicheni Hause zu ernennen. Als dwr Erzliisehof trotzdem, das abgezwungene Versprechen für nicht bindend erachtend, durch das rigaische Capitel Christoph, Herzog von Mecklenburg, m seinem Coadjutor wählen lieQf überfiel der Ordensmeister, der dnrch aufgefangene Briefe KenntniB von der Sache erhalten hatte, den Eizbischof und setzte ihn nebst dem znkflnftigeii Goadjator auf einer Bnrg gefangen. Sigismund August, welcher als König von Polen die Protection über das Erzbisthiim Riga hatte, schickte an den Ordensmeister Füratenberg einen Ge- sandten, der den Str«dt schlichten sollte (eben jenen Kasj)ar L^cki, von dem weiter oben als muthmaßlichem Mitverfasser der Itadziwil 'sehen Antwort auf den Brief des Lipomanns die Bede gewesen ist), aber auf Befehl Fürstenberga von den Sehwerfe- rittem nebst allen seinen Begleitern und Dienern niedeigemadtt wurde. Jetzt sandte der König einen Bischof als Yermittler, der zwar angehört wurde, aber nicht das Geringste ausrichten konnte.**) Eine solche Verletzung des Vulkerreclits und Mißa(ditunir f?einer Autorität konnte der Köuig natürlich ni(dit ungestrait hingehen lassen, und es wurde also auf dem Eeichstage der Krieg gegen Livland beschlossen und die zur Deckung der Kosten nöthige Steuer bewilligt Der weitere Verlauf der Sache gehört nicht in den Bahmen dieser Arbeit; nur so viel sei erwfthnt, daB der livländtsche Orden durch Polen gedemüthigt wurde.

14) vt\ don Briüi des Vergerius au Herzog Cliri.st(«ph von Württemli^rg vom 20. Juli 1550; v. Kausler, Briei'w. No. -40, pg. IJJi—

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Von Johannes Sembnycki

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Dem AVilh'ii iles Kr»iiif^s g^mäß wnrde anf dem Reichstage die livläutlische Frage in den Vordergiuml godtellt, uebeiibdi aber brachten die Protestanten doch auoh ihre Glaabensangelegen- heiten zur Sprache, wozu besonders der von den weatprenßischen Stftdten diiroh ihre Abgeordneten gestellte Antrag, es möge ihnen völlige Beligions&eiheit gewährt werden, AnlaB gab. Derselbe wurde von der protestantischen Partei auf das energischste linterstützt, während die Bischöfe, durch Hosius angefeuert, ihre Stirn nieii mit aller Macht dagegen crhoben^^) und die Cuinpetenz des lieichstages in RoligionsaugHlegciiheiten bestritten, welelie letzteren vielmehr vor das Forum der kirchlichen Behörden gehörten. Auch der König erklärte, der Reichstag sei berufen, tun über die Vertheidignng des Vaterlandes, nicht aber über Glanbenssachen, zn berathen; diese gehörten auf die Sjmode, nnd er, der König, habe an den weltlichen Angelegenheiten schon gan« genug (Beleg-Citate aus Hosius* Werken bei Eich- horn I, 273, Anra. 3). Xun kam die Frage wegen der Juris- diction iler Bischöfe an die Reihe und führte zu hei/Jen Debatten. Schon war im Verlaufe derselben der Beschluß gefalit, die Bischöfe sollten keine .Jurisdiction über die Protestanten haben, diese wiederum aber die Bischöfe in Buhe lassen, als Hosius im Senate in einer feurigen Bede auf das Entschiedenste gegen diesen Beachhifi auftrat und im Qegentheil zu energischem Einschreiten gegen die religiösen Neuerer rieth. Nun lieB man die Frage der Jurisdiction g iuz tallon, d. h. die letztere blieb nacli wie v«»r suspendirt, ab'-r man erklärte, wer irgendwelche religiöse Neuerungen einführe, solle für einen Rtucihafeind erklärt und als Friedensstörer bestraft werden. In diesem Sinne erlieB

15) Wie erregt übrigens die Stimmung während der Reichstags- verhandliixigen auf beiden Seiten war, mag der Umstand beweisen, daß, als Lripomaauis den VerbandlangBranm in der Absieht, als Zubörer gegenwärtig KU sein, betrat, der protestantische Theil der Al>geordnetcn ihm dio Worte ,,Ecce, progenies viperarum" entgegonschleuderto, w&hrend bei anderer Gelegenheit ein protestautisclits JieichstagsmitgUed von der Gegenpartei pKirchenräuber" titulirt wurde.

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Die Keiae dea Yergerius nach Poloa 1656—1557 etc.

wirklich der König uiitor (lein 9. Januar 1557 ein Edict, worin er auf daa Unheil, welches die religiösen Zerwürfnisse ühor <\is Land gebracht hättea, hinweist und erklärt, da er zum Kriege mit den Livländern geadtbigt sei, könne er in der Sache keine endgiltige Entscheidung trefibn, mflsse diese yielmehr bis siim künftigen Eeichstage anfsohieben; unterdessen aber befehle er, dsfi Niemand über Gk>tt, die Messe und die heil. Sacramente sieb Iftoherlioh ftnfiem, Niemand heimHohe Conventikel veranstalten, Niemand neue Ceremonieu oinführeu, Geistliche vertreiben oler einsetzen, im AUgenieineu über katholische Kirchen irgendwelche Macht sich aumaaÜen solle, widrigenfalls derselbe als Beleidiger des Königs und der königlichen Autorität und als Störer da öffentlichen Buhe angesehen und bestraft werden soUe.

Im ersten Augenblicke erschzaken die Protestanten und wollten protestiren, fanden aber bald, daß die Sache nicht so schlimm filr sie sei, als es den Anschein hatte. Das eben e^ wähnto Edict bestand eben nur auf dem Pajnere: „es wurdo \vodfc»r publieirt noch executirt" (Eichhorn I. '274). Und so hatte die katholische Partei zwar auf dem lieichstage gesiegt und das schöne Edict erwirkt, die Protestanten aber konnten darum im Großen und Ganzen doch thun, was sie wollten, wie es bisher gewesen. Gleich darauf reiste der König nach litaneii ab, gewiß froh, der ganzen Sache fllr diesmal entledigt sn sein. Am 15. Januar wurde der Beichstag geschlossen,^^ und sogleidi verließ der Nuntius Polen mit dem niederdrückenden Bewnflt- sein, zwar in vieler Hinsicht anregend und ermunternd gewirkt zu haben, aber doch die religiösen Verbältnisse dieses Tjandes in demselben Zustande au hinterlassen, wie er sie vorgefunden, mithin eigentlich wenig ausgerichtet zu haben. Aber auch

16) Was von Sixt's confusem Bericht über diesen fieiebstag u. s..«. za halten ist, dOrfte wol klar sein. Leider ist ihm Dalton pg. 618-519 gßfo\^ weshalb dch hier auch bei ihm eine merkwardige Verwirrnni; ^< igt. So spricht er von einem Besfhhiß das Reichstaiees von 1556, der jedem Addison auf inuit (rüroni die Anstellung protestantiecher Frediger ge- stattete, und dergleiclicu mehr.

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Von Johannes Sembreycki.

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seinem Gegner Vergeriup. fler in Soldau den VerhaiK Illingen des Reichstages mit s^espanntester Aiitnifiksamkeit iol^t*', mußte es bald klar geworden sein, daß auch tür ihn und seine Partei diesmal kein Sieg, keine neue Errangenschaft zu hoffen sei, und so sind die WocbeHi die er in dem kleinen Städtchen zuKubringen gezwungen war, gewisci für ihn nicht die ange- nehmfften gewesen. So griff er denn in seiner eintönigen Einsamkeit wieder zur Feder, um wenigstens mit dieser thätig zn sein. Er besorgte einen Nendrack eines aus Luther's Feder (Sixt pg. 280) nnd bereits 1537 zu Wittenberg erschienenen Buches unter dfiu Titel ..Cur et quomodo christianum concilium debeat esse liberum. Kt. De eüujuratiüue papistarum. ('um Praetktione Patdi Vergerii. Luc. XII (derselbe $]irueh wie am Schlüsse des Briefes an den König [siehe oben], nur mit der Variante „praedicabitur in tectis"). Impressum Yitebergae primum, Anno 1Ö37. Ac dcnuo ßegiomonti, per Joannem Daubmannum Anno 1567." Am Ende des 36 £1. in 8^ starken Btlchleins steht der zweite Schlußspruch im Briefe an den £önig, aus Psalm 74; dann folgt auf der ersten Seite des Torleteten Blattes: „Regiomonti Borussiae excudebat Joannes Daubmannus" und auf der zweiten dessen bekanntes Zeichen ; das letzte Blatt ist leer. Der 27 Seiten umfassenden Vorrede Lat Vergerius die Form eines Briefes an Johaiuiea Aurilaber gogeben; besonderer Aufmerksamkeit werth ist der Anfang derselben, welclier lautet: „Als du mich eitrig nachforschen sähest, welche Büchlein etwa zu dieser Zeit neuzudracken wären, die auf dem Reichstage zu Warschau die Sache unseres Herrn Jesu Christi wider seine wüthendsten Feinde einigermaBen fördern könnten, hast du mir dieses geschickt, welches den Titel ftihrt: De Conjuratione Papistarum, und hast auf einem beigelegten Zettel dich erkundigti ob ich das Bflchlein vorher gesehen habe oder nicht. Nimm ein Geschichtchen als Antwort, und du wirst erkennen, ob ich es gesehen habe." Nun eizuhlL er, wie die Schrill ge<;en ihn selbst, der damals als Legat des Papstes in Deutsclilaml sich befand, gerichtet gew. .^^en sei. wie sie ihm hinderlich geworden

Alipr. MonatMohrm Bd. XXVII. Uft. ? a. b. ^7

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Die BeiM des Yergerins nach Polen l^ßß^lbbl etc.

und wie er daher alle Examplare derselben, deren man nnr habhaft werden konnte, habe verbrennen lassen, wfthrend er viel lieber noch mit dem Verfasser ebenso vordren wäre, wenn

er gokonnt hätte. An einer späteren Stelle sagt er dann, er fiihlf bii li V''rj)Hi(-htet, da er viele Kxemplare der Schrift ver- brannt nnrl auf «liese Weise viele fromme Menschen der Leetüre derselben beraul)t hahf*, jetzt ehensoviele wieder drucken zn lassen und den Kirelien zurückzugeben. Interessant ist femer eine Notiz auf Blatt A 8, worin er sagt, er denke an einen vermehrten Neudruok des vor drei Jahren von ihm zusammen- gestellten und zaerst zu Bern in der Schweis, alsdann in Tübingen gedruckten Buches „Goncilinm Tridentinnm et omne Fapisticum iugiendum esse omnibus piis'* (cf. die Nrn. 26 und 37 des Schriften-Index bei 8izt, wo kein Dmokort genannt ist), besonders um der Polen wiUen („quoram theatro nunc libentissune inservio'', setzt er in Klammern hinzu). Am Schlüsse des pSoldaviae ('aleiidis Jaiuiuni. Anno M D.LVTT.'^ datiHeu Briefes sagt Ver«^<^riu.s; „Honi consnle Aurilalx'r, quod liaec tocmn con- t'oro, imo quod litigare uidoor, perinde ac si Vareouiao essem cum Lipomano. Quid euim facerem? Non possum non ubique his de rebus, quas dies noctesque in animo uerso, loqui. Hanc enim meam esse uocationem sentio."

Zu gleicher Zeit mit dem eben besprochenen Schriftchen erschienen die „Actiones Duae Seoretarii Pontificii^^ deren Titel bereits zu Anlange dieser Arbeit wOrtlich wiedergegeben ist; Uire 19 Seiten lange Vorrede hat das Datum „Hegiomonti Kalendis Januarii. Anno 1657". Auffallend ist es, daß trotz des gleiclicn Datums hier K<»niii;5'berg, dort Soldau als Ab- lassungsori genannt ist; tlies erklart sieh aber daraus, daß Vergerius seine Gegner wol über seinen AntV'ntlialtsort im Dunkeln latweu wollte. Er setzte daher unter die Vorrede der Aetiones, di«» vielleiolit zuerst erscheinen sollten, als Ort „Regio- monti'*, wahrend er bei demBriel'an AurÜaber natürlich nicht ebenso verfahren konnte, es zu thun auch wol nicht fllr nOthig fand. Gewidmet ist die Torrede dem Jan Lutomirski, „OaateUano

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\'on Johannes Sembrzycki.

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Rattensi, Serenissimi Polcmiae Begis enriae Thesaimtrio, Lanci-

ciensi, & Radomensi &c. Capitaneo", und Ver^erins sagt in derselbe]!, er sende ihm dies Buch, damit er es ani .iem Reich««- Lii;L;e verbreite, und sei fest i'ihei-zeugt, daß er dies thun werde, da er seine Begeisterung für den Glauben bei der neulich in Wiina zwischen ihnen geschlossenen Freundschaft (die ihm theurer sei als alles Gkdd) kennen gelernt habe. Von dief^em Manne allein also wissen wir mit Bestimmtheit, da£ Verjgerins ihn in Wihia kennen gelernt hat. Veimathen kOnnen wir das- selbe noch von Hieronymus Füipowski nnd Stanislaus lAsooki, deren persönliche Bekanntschaft gemacht zu haben Yergerins in dem gleich nnten näher besprochenen Briefe an Stanislaus Ostrorog (pg. 217) erwfthnt; doch läßt sich hier nichts Be- .stimmtes nachweisen.

Eine für ihn wichtige Bekanntschaft machte jerlo« h Vergerius in dem einsamen SoMau; di»» der böhmischen Brüder, welche gerade in diesem Tjieilo des Herzogtliums in den SUldten Hohen- stein, Gilgenbuig, Neidenburg und Soldan sich zahlreich nieder- gelassen hatten und ein stilles, frommes Leben führten. Ihr Prediger in Soldau hieß Matthias Orel oder Aqnila (Amoldt, Eirchengeschichte, pg. 895—402), der in Neidenbnrg Johann Qirck, welcher 1562 starb nnd, da er sich gleichzeitig auch zur Augsbnrgischen Oonfession mitbekannte, zugleich das Pfarramt bei der dortigen deutschen Gemeinde verwaltete (Amoldt, Nach- richten von etc. Predigern). Daß Vergerius auch die böhmischen Prediger Rokita und Israel in Soldau kennen gelernt habe, wie in V, Kausier u. »Schott, lüiclw. pg. 27. raitgetheilt wird, ist ein Irrthum; denn iu dem bald zu erwähnenden Briefe an Stanislaus Ostrorog sagt er (pg. 224) von ihnen ..agunt ambo pastores ecclosiarum, quae sunt in ditione Jakobi Ostrorogi, tratris tui". Im Verkehr mit den böhmischen Brüdern in 8oldan, deren Gemeinde er „egregiam sane*' nennt, fand Yergerios hin- reichend Gelegenheit, ihr Glanbensbekenntniß eingehend zu prQfen, zu welchem Zwecke er auch das Abendmahl mit ihnen nahm (ibi primum coepi eoa cognoscere, qnare cum eis sumpsi

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Die Reise den Vergerins nach Polen 1666^1567 etc.

ooonam Doiuiiii, quod palam prnfitcor", 1. c. pg. 'iliii. Er hatte von ihrer Confession bisher nur unklare Vorstellungen gehabt, win der Brief nr. 5G bei v. Kausler (pg. 1B6) beweist, wo «r die Brüder „quosdam Fichardos, qui fere altemm monaokatiim com juramento etiam instituernnt" nennt, nun aber gewann er von derselben einen so guten Eindruck, daß er, sobald sich die Muße dazu fand, daran ging, eine neue Ausgabe ihrer 1535 König Ferdinand ülicrreichten Confession (in lateinischer Ueber- setzung gedruckt lo^-S) zu veran>!taltt'n. deren 5,Vergerius Lectori'" überschriebenn Vorrede das Datum trägt „Tubingae Kai. Augusti M.D.LVII., die aber erst im ersten Drittel des Jahres 1558 im Druck erschien (Fontes Berum Austriaoamm, 2te Abth. XIX, pg. 214) und zwar wol bei Daubmann in Königsberg, wenn auch Drucker und Dmckort nicht genannt sind. Am 3. Desem* ber 1557 schrieb Vergerius außerdem (v. Kausler^ Brie^. nr. 50. pg. 154) an Herzog Christoph: ,,Interea \ni\U) t'oliuni m PoJoniam ut videaut, me non damnasse (ut Lasclius sj)ar>it i eun- fessionem Valdensium, imo magn<»]>ere laudasse, ut ttiam videant, quae testimonia ea confessio habeat ot sint constantes." Hiermit im Zusammenhange steht wo! auch Vergerins' langer, 26 eng- gedruckte Seiten Octav um^sender, Brief an Stanislaus Ostrorog vom 1. Januar 1558 (mitgetheilt von Gindely in Fontes Bemm Austriac, 2te Abth. XIX, j^g. 216 ^240), worin er, zugleich sein Auftreten gegen Laski entschuldigend, die bömischen Bruder und ihre Confession in jeder Weise lobt und vertheidigt.

Sciüießlich wurde nocli Vergerius durch sein«', liei v. Kausler (Briefw. pg. 17 19) geschilderte, Habsucht in Soldau in eine unangenehme Geschichte verwickelt. Hersog Albreoht hatte ihm nämlich von Anbeginn auf allen seinen Fahrten einen Führer, Namens Christoph, beigegeben, der die Aufgabe hatte, ihn sicher und bequem von Ort zu Ort zu bringen. Dieser Führer nun hatte vom Herzoge den Aufbog erhalten, sich ton dem Anitshauptmann zu Soldau hundert Mark auszahlen zn lassen und \ ergerius zu f\bergeben. Da er nun aber Vt>rc;»^rins' C^haracter keimen zu lernen wol schon Gelegenheit gehabt hatte

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Vuu JoIiaim«8 Sembrzycki.

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und wiLÜtt', daU er von ihm keine Vergütigun<j: für diu ilim auf seinen Reisen erwiesenen Dienste zn erwarten habe, so knüpfte er von vornherein an die Auszahlung des Geldes die Bedingung, daß er zehn Procent davon erhalte. Darauf ging Vergerius nicht ein und maßte sich nun von Christoph Grobheiten sagen lassen, der ihm die hundert Mark jetst ftberhaupt auszu- händigen sich weigerte. Darob beschwerte sich Yergerias beim Herzoge in einem Briefe vom 7. Januar, worin er ihm die gamse Sache haarklein mittheilt und zum Schluße sagt: „Sathan per tales, cum aliud non posait, turbarf nititur quietem eorum qui laborant in Evangelio tilii Doi, nieam certe perturbavit, non quidem propter pecuniam, absit, eam non curo com Deum habeam in Patrem sed propter indignos modos quibus mecum usus est: ignoscat Uli Deus/^ (Sixt, Brief V pg. 636). Yergerius mnB sich also nicht wenig geftrgert haben, und seine "Worte „pecuniam non curo^' erinnern -unwillkürlich an die sauem Trauben. Welches Ende die Sache gefunden habe, läßt rieh leider nicht feststellein; aufialleiid ist os jedocli, daß seitdem, bis zum AugUüt 1559, wo N'ergerius' zweite Reis»! nacli Preußen und Polen vorbereitet wurde, jeder Brietwechsel zwischen Herzog Albrecht nnd Vergeriu« aulhört. Der Hersog hatte letzteren zu einem solchen in einem am 26. December an ihn nach Soldau gerichteten Briefe (Sizt, Brief III, pg, 6M), worin er ihm auch schreibt, er sende ihm die in Königsberg zurückgelassenen Exemplare seiner Flugschriften nach, ausdrücklich aufgefordert; ., dementer petentes'', h'-ißt dori. ,.ii(jv Dom. V. uobis de statu roruni suamm et quomodo valeat per occasionem scribere non gravetur. Hoc nobis gratissimum accidet". Allein daß Ver- gerius der Aufforderung nicht nachgekommen ist, ersehen wir daraus, daß Herzog Albrecht sich bei Br^ntiue 1558 danach er- kundigt, ob das Gerücht von der Ge&ngennahme des Vergerius' auf seiner Bückreise aus Polen wahr sei, worauf Brentius ihm im September und October MittheUungen über das Ergehen des Vergerius* macht (Voigt, Briefw. pg. 65 66).

Nach dem Schlusö»^ düs lieichstages verließ Vergeriu«

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Die Beiae des Vergerius nach Polen 1566—1667 et«.

Soldau und begab sich, nioht ohne unterwegs Gefeiiren von Seiten seiner Gegner ausgesetzt m sein, Aber Warschau nach Krakan^^, wo er mit dem seit dem 6. December 1666 nach Polen znrückgekehrten. anf der Bnrg Rabsztyn und bei Bouar in Baiice unweit Krakau sich aufhaltenden Laski und des;sen Genosneu Ub'iihove, sowie mit Lismanin zusammentrat. ilüsin> bchrieb Mitt»> März 1557 von Heilsliorr^^ au.s an Lipomanu* (Ep. Hosii Ii, pg. 799j nr. 1724): „venit manipulus haereticorum Cracoviam: duo Vergerii tratres, Joannes a Lasco'* etc. ,,Ac Yeigenus quidem alter an uterque, certe nescio, Vitteni- bergam se itemm reditums contulisse dicitor/' Das haben nun Eichhorn (I, 276), Bnkowski (H, 449) und die Herausgeber der Epistolae Hosii frischweg als wahr angenommen, und letstere sagen in der erklilrenden Anmerkung: „do. Petrus Paulus . . . et frater ejus Joannes Baptista quondam Eppus. Polensia". Vergerius' beide Brüder waren aber längst ver- storben, der eine 1532 ^vSixt pg. 20/, der andere vor der Flucht unseres Vergerius aus Ttali<^n iSixt p^. 187). Wen Vergerius auf seiner Keise mit sich hatte, das war einer seiner drei Neffen, Namens Ludwig, der von Herzog Albrecht zum Rath ernannt wurde (Sixt pg. und der die 1559 ohne Ort und Drucker (aber

wol in Königsberg bei Daubmann) erschienene Schrift verfaßt hat „De natura et usn saciamentonun". Jeder von beiden hatte seinen Diener mit sich.

In Krakau begann nun Vergerius wieder sein sweideuüges Spiel gegenüber Laski, so daß dieser am 19. Februar 1657 an

17) Aus einer Stelle im nnlMnsst erwähnten Briefe des Versrerin« sn Ostrorog (pp:. 522'*: ..Nnn ninltiun }M>sr npc^batnr romitinm Vaisoviae** und vier Zeilen weiter nach oinem Absalzts ,^Eram lune ego illie et Lippomanns Yeronae episcopus. Papae legatus posset testari fomm ne illte an non, certe oiedo, eum xnaluiaset me non aÜfiiisse'* kdnste man folgern, Vergerius sei auf dem BeiehBtagc anwesend geweeen. Dem ist aber naoli den Aus* fühnuigen dieser Arbeit nicht so, mid Verf:;erius meint mit den Worten „Kram tunc ego illir'" nur seine Aiiweptulicit in Polpn überhaupt. I^h glaube aber, daß er diese Ötelle in dem Briete aljsicbtiicli so tluuk. l gelabt hat, am so den Anschein sa erwecken, als habe er dem Beichstugc uirktich beigewohnt.

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Vou Johannes i?euibi-zycki.

683

Calvin sohrieb: „Hier greifen uns Feinde an, dort falsche' Brüder, Jaß wir zu keiner Ruhe kommen*'. (Dalton pg. 517). Eine ab- fällige briefliche Aoußerung des ^'el•l;e^iusl über J^aski ist oben bei Erwähnung der böhmischen Brüder aus dem Brietf an Herzog Christoph mitgetheilt; aber Vf^rgerius erklärte überall and bei jeder Gelegenheit hinter Laski's Bücken, Laaki lasse aich von feinem Eifer zu sehr hinreißen („qui cum magno (Xuodam zelo feratar** „bonos ille Laschus nimie magno zelo veluti raptus"), die von ihm beabsichtigte Aenderung der böh- iiiisclieu Oonfessioii kuiiiit; „valJe impedire et retanlare c\angolii « ursiim"", II. s. w., wie or in seinem iangiiu Eiitscliuldigungs- schreibou an Üstrorog auf pg. 223, 224 und 227 selbst zuge- stehen mußf und wodurch er vi^lo polnische Große, worunter eben diesen Stanislaus Ostrorog und Jiaphael Leszczyiiski (Ver- gerius nennt ihn in dem Briefe pg. 227 „Lenzoinius"), ^ unge- halten auf sich machte, dafi sie ihn nach seiner Heimkehr brieflioh zur Bede stellten.

Von Krakau ging Vergerius nach Posen, wo er bei den Gürka'^< verweilte und Eustachius Tropka wiedertraf, der also vielleicht zu dieser Zeit schon K*»nigsberg endgültig verlassen hatte (Brief an Ostrornnr, pg, 236), und begab sich dann Ende Februar oder Anfang März nach Frankfiurt a/0., wo Sabinus Professor der Universität war. Diesem konnte es nicht ange- nehm sein, wenn an seinem jetzigen Aufenthaltsorte manche Einzelheiten aus seinem Eönigsberger Leben bekannt wurden; Vt rgerius aber brachte sie doch zur Sprache ,,und vielleicht sogar in \ eiieumderischer Absicht'* (Toeppeu, (iründung der Univ., p^. 2881 „Jedi'iitalls taud 8abinus für gut, zur Ver- theidigung seines guten Namens auf der Universität und bei H' >t> sich in den Besitz der nöthigen Documenta zu setzen'* (ibidem). Der nächste Ort an dem Vergerius Halt machte, war Wittenberg, wo er zehn Tage lang bei Melanchton ver- weilte (Brief an Ostrorog pg. 227, in den Fontes Berum Austriac.)* Ueber den Zeitpunkt seiner Bückkehr nach Württemberg wissen wir iiiclilö. In seinem am 17. Juni aus Tubingen an Herzog

584 Beise dos Vergerius nach Polen 1566—1657 eio.

Chiistoph gerichteten Briefe aber Eansler, Briefw. nr. 49, pg. 142) tlieilt Vergerius demselbeiL mit: „Impendi circiter qmnqtiaginta taleros in boc, quod niino in Bhaetiam confeci, itinere". Anstatt also, wie man meinen sollte, sich von den Strapazen der laugen prenfitsch-Htamsch-polnischen Heise sm erholen, war der ruhelose Mann bereits wieder iu der Schweiz gewesen, auch iu (ieuf, wie er iu dein Briefe au Ostrorog (pg. 227) mibtheilt.

BIbliOfirraplÜSeher NaolltTag« Als m mir niefat mehr möglich war, in obiger Arbeit VerftnderangenTommehmen, konnte ich K. Es trei eh er*s

„Bibliografia Polska", VITT (Bibliograpliie ilee XIT. a.XVI. Jahrh.) eineehen ttnd finde mich veraolaßt, uachatehende Bemerkungtfi so. d«!Mlben sn macheo :

1554.

Uuter diesem Jahre führt Estr. auf: „Vergerius P. Atlianasii scholia ad Regia Polen, orationem.^' Ich habe oben uacLgewieBeu, daft der Titel Reginaldi PoH orationem*' bratet. Eetr. trifft hier natfirlich keine Schuld, da er lediglich WLszniewski gefolgt ; man sieht aber au8 diesem Beispiele, was nnpaseende und uiizeitige Abbreviaturen anrichten können.

1555.

Estr. imi: ,,Ti'zy cieski A. Lac spirituale. Hegioniouti, Daubmauu, b. w. r. (1555). Geliört in das folgende Jahr.

Eatr. (sab „üptHnanna**): ,,Copia d'nna lettera ingeniosissima.** Dies ist jeden&Us die itaUenische üebersetzung der „Dnae Epistolae^, nach welcher ich vergebens gesnclit, wt» ist sie gedruckt?

Tsnl» ..Von^erius"): ,,(> siu ljaczowski in w yni v'czonyni na Zydzie Bogu. Kegiom., J. Daubmann.*' (Vom Öocliaczower aus einem Juden heraus- gemarterten Gotteu) Da Vetgerins nicht Polniadi verstand, ist diese Schrift Trepka oder Tnyaeski (oder einttn anderen evaogel. Polen) sosuachreiben.

Endlich führt Estr. an: ..Wirtenherg Christ. Confessio fidei. R<?giora.. Daubm.'' Dies ist die der ,.Cünfcssio fidei tradita" beigeJnickte ..r.mf. <si<' fidei . . . Christophori Du' i-? Wirtonh^^rgensis " Die sep;uut<' Krwuluning bei Etitr. bestätigt meine Annahme, daß letzteres Werkchen auch besonders verbreitet worden sei.

Auch uuter diesem Jahre fttlirt Estr. ebenso wie 155G einen ,,Cathal. Haereticorum Re^inm." %'nn Vortcerins an, und nicht minder nnf pg. 117 uuter den ohne Jalir ersciiicutuK'u und den bislier nicht gefundenen Werken; bei letzterem fügt er hinzu: „dem Oslrorog dedicirt**. Der Oatal. Haeret. ist aber Badaiwü dedicirt.

Die Schriften „Obsecro vide lector** und „De reverendiastmo Hosio'* f^len bei Estr.

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£rklSruug;eu und £iueudatloiieii

zn dea

Drei Königsberger Zwisehenspielen aus dem Jabre 1644.

Iii

Robert BbcIüioIb*

Diü drei ol)f'ii S. III 14U von Bolte mitgeteilten Königs - beider Zwischenspiele aus dem Jahre 1644 bieten, wenn ich sie auch nicht durchweg mit Sembrzycki als reizend bezeichnen möchte, doch als eigenartige Sprachdenkmäler und besonders lebensvolle Kultnrbilder nicht nur dem Sohne der altprenßisohen Heimat, suudern aucii jedem Altortumsfrounde so viel Inter- essantes, daß das Verlangen, dieselben sprachlich iind Haclilich vollkommen erklärt zu sehen, sehr natürlich ist, daher auch nicht verschwendet di« Miilie des Eindringens und die Arbeit der sftnbemden Hand, die sich pietätvoll einem Texte zuwendet, der nicht aUen zünftigen Philologen vornehm genug scheinen möchte. Doch stellt derselbe dem Witze des Erklärers, wenn dieser gewissenhaft methodisch verfahren will, nicht unwürdige Aiii'gaben. Der Hei*ausgeber bezeichnet (S. 115) ,, mehrere Stellen" als solche, die ihm „nicht völlig klar" ijeworden; und indem er so der Annahme Kaum gibt, daß alles nicht ausdrücklich als unverständlich oder zweifelhaft Notierte für ihn keine Schwierig- keit enthalte, ruft er in dem Leser den Wunsch hervor, daß er an den zahlreichen dunkelen Stellen von seinem Lichte gespendet hätte. Bolies Erwartung befriedigender Erklärungen zu jenen Stellen von Kennern der preußischen Mundart hat sich weniger ausreichend als schnell erfüllt in den Bemerkungen von Sembrzycki (S. 321 325)

58Ü JCrklui uiigeji mid EmeuUatioueu isu deii Drei Koiügsberger cu-.

and in d«n Erläutonmgen von vier anderen Forschem, ttber welche der Herausgeber der Zwischenspiele selbst (S. 349—351) unter Hiu- zufugung eigener Bemerkungen beriebtet. Ein Zufall brachte die Zwischenspiele erst länf>;»«ro Zeit nach ihrem Erfcheinen in meine Hand, und die ErkJäruiignn, welche auch ich beiti*rtgen wollte, waren eben niedergeschrieben, als ioh von den oben genannten Bemerkungen und Erläuterungen, auch erst längere Zeifc nach ihrem Ersoheinen, Kenntnis erhielt. So befinde ich mich in der günstigen Lage, die dankenswerten Anregangen derselben ftlr meinen Versuch henüteen zu können. Dieser mnB um so anspruchsloser hervortreten, als ich^ an meinem ab- gelegenen Wohnorte von den hieher gehörigen wissensohaftUchen Hilfsmitteln so ^^nt wie ganz verlassen, fttr die ])reQBisohe Mundart lediglich aus meiner Sprachkenntnis, so weit sie eigener Beob- achtung entstammt, schöpfen konnte. Dieser Umstand batt^ auch die Notwendigkeit zur Folge, zuweilen eine Behauptung autzusteilen, ohne daß dieselbe auf einen vollen Beweis gestützt werden konnte; doch ist das nur da geschehen, wo ich bei zu- gänglicher Literatur den Beweis erbringen zu können, vertrauen durfte. Die Zwischenspiele sind der Keihe nach mit I, II, III bezeichnet, die Erklftrer, entsprechend dem Ver&hren Boltea (S. 349 361), mit den Anfangsbuchstaben ihrer Namen; Smbr. » Sembnsyoki.

V. 10. Die ZaUbesdmmnng en oder derticb ist sehr sonderbar

und nicht obne weiteres deutlich. Einen leidlicbeii Sinn erhält man, wenn oder ptftgQaut im Sinne von oder meinpt wegen auch, begleitet von der zugehörigen Armbewegnng des Darstellers, und dertich als runde, beliebig hohe Zahl aufgefaßt wird. Als«»: niid hätten einen, oder meinet- wegen auch dreißig, eof die Seele (— unser Uewiseen) geuommeo d. h. tot- geschlagen.

V. 27. Srhar ff 8 emt Lyw sind nicht Degen (B.). souUem Schärpen um den Leib. Aas der Wurzel Skrabh (graben^ einkratzen} des A^i' scharf ist im Deatschen nnr das abstrakte Subst. Sch&rfe eut- sprossen, konkrete Sahst, freilich in anderen Sprachen, doeh nirgend in der

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Vou Robert BuciiJiok.

Ö87

Bedeutung dw Waffe: lat. scrofa die Sau ^ Schürferin, Oräberin, scriba Riteer, ital. akarpa spiCser Schuh, afni. eecaipin Socke» lett. skroluitüiBch Bohleuen, rues. skretKSkii Schabeisen. Diese« ^racUiche Hindernie ver- stärkt der SSusammenhaiig. Es handelt sich hier um einen besonderen AafBug der OiBsiere su einem feierlichen Akte mit stoben Tressen. FeJcr- hut, goldenen Verzierungen, also um den Puradeanzug (en aller Herrligkeit V. 26), während der Degon der stete Beglfitor des Soldaten ist und als t^ololifr niflit leHon.lers uui'lallen konnte. Schärft" <genue?) als Bezeiehnung der Watlc kennt auch der Sprache:»»l»rnTjrh nirlit. wohl aber nennen noch heut« die ]»lntt rodenden Soldaten die (>lliüitr-.>^rli;irj>e de Schärtf oder iu strengerer Mundart Schärft". - ewerguldeii Katjns wohl nicht =sa Ketten (S.), sondern verschrieben für Ket kes oder Kctkens Kettcheu (yergl. das Deminnt. Bestokeu V. 07), was das Volk Bommelaschen nennt. Also: mit ihren Sohiirpen um den Leib und vergoldeten Bommelaschen.

V, 85. rechte dicht gewott recht tüchtig gawetat. Das Adv. heiBt heute ddg (zu ad. dugan, ahd. tugan) oder unrein, unter offenbarer Einwirkung der hd. Form, dicht ig.

Y. 89. ewer en ist nicht = Ühw Ende d, h. in den vier Ecken (S.). Zun&chst heißt Ende nd. nicht En, sondern Eng, a. B. dat dicke Eng kömmt nah; ferner ist der Zahlbegriff „vier" willktlrlich in die Worte hinein- gelr;^'t. ohne Zweifel aus der Wendun-; ...ni n'len vier Ecken anstecken", welche jedoch nur von Ortschaften, nicht von einzelnen Häusern gebraucht wird natürlich! T>rnn wozti ein Gebäiifl<\ zumal wie hier, eirie Käthe an allen vier Ecken anzünden';' Der Bran<l!*uiter hat dazu selten Zeit, wii auch hier Klapkann dervan leb ^V. (Oi. ^ En - ihnen (vgl. wy bekeiuneu en de Bnrktesch V. 36; van euiitii V. 4G ist die langen- Form; em V. 12 ist für eil veii.chrieben). Also über ihnen (wie auch B.) steckt Klapkoun die Käthe an, ewer dem Kup, wie derselbe (V. 23) mit diessr sprich- wörtlichen Wendung von sieh rflhmt Bei Brandstiftung von außerhalb war es ja das einfachste, das Strohdach der niederen Käthe mit der Hand an einer Stelle anlauzenren und den Brand da hinein au werfen; von inner» lialb war der Brandstifter, wenn er auf d^ nlfVcht** arbeitete, am wenigsten der Entdeckung ausgesetzt. Weshall> sich die Offiziere durch das Kap- fenster retten (V. 42) und nicht lieber durch die Zimmerfenster springen, ist nicht einzusehen. Die letzteren waren wohl nach alter Sitte vernagelt, und Kl. brauchte das gegen Naber Strunck nicht besondere zu erwähnen.

Y. 10. So cd kann nach dorn Zusammenhange nur ^ sehet seiu, eine aulYrdleud schicclitc Srhreibung.

V. lt. iür Wurdet ist zn ««rhreiben wörd et, ebenso he üb et (V. 45} und schvver et (V. 47j nach Analogie vuu ea et (V. 23) und styng et = stünde es \y. 125).

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5bb Krkläruugcu uikI Emeadatioueii m deu drei Küuigsbtirger etc.

y. 60. An Scbobbernftck schemt S. Aiutoll wxl nehmen, weil er den peradnlichen Gebrauch des Wortes biaher oicbi belegt findet. Er wird eben durch diese klasgiKclie Stelle prouügeud belegt. Gewiß liegt in dem AUS Schabernack verdrehten Worte eiuo witzige Anspielung auf das ächobben der verlausten (V. B9) Landsknechte, wie ähnlich einer der sich hubbert, d. h. vor Kältr ndor Nässp schauert und mit eingezogenem Nacken kauert, Hubbcriuick {moii) genannt wird. Ueber die 'Ver%\-enduDg von Subst, abstr. zur scheltenden Bezeichnnnct von Personen ^iml Bedenken unbegründet. Bei den Griechen ist dieee Aiisdrucksweise geradezu Stil Kreon betiehlt bei Sophokles (Aiit. 7flO) den Wächtern, die Frevlenn vorm- ftthrent mit den Worten: ayttt to /tiaost vod Odyssens wird (Ai. 974 Shyui (doa Heminstreteben) genannt, gana so wie die preoSiaobe Kutter ihren müAig heramlnngernden Jnngen, wenn ihn der Hnnger endlich nach Haoee treibt, mit der Anrede begrüAt: na du Omdreft sUmbertroiber, w&hrend das Wort seiner Form nach ein Abstr. ist oder doch höchstens nach Ana- logie von Droft, Oeft, einen Gegenstand, nicht eine Pttrson beaeichaen könnte. VgL die er^^tuU detrimenta bei Gart. V. la

V. 68. Welk ahm tett. Auch hier versucht 8. eine durchaas

spracliwidrige Erklärung: ,,tett to ett, zum Essen ?^ Das letztere heilt iu preuOischer Mundart to eten. so daU bei der vermuteten Krasis die Prä» Position ihren langen Aushiut eingebüßt liaben würde, eine Erscheinung, lür die, wif> für difse '^r\iizf* Art der Verschm'^l/iinj):. ifli koin BeiRpiVI und keine Analogie habe (denn in nihd. /.er. '/einem u. dgl. ist zuo zuuacbül iu ze geschwächt), ebensowenig; für den daUi jmssiprten Verlust der Int.- Endnng. Die.ser wäre in unserem Falle niciit nur granuuatisch, sondern auch psychologisch unmöglich. Das Aten oder (durch ver> ▼etsttikt) fMten beaeichnet eine so wichtige und so robuste Terriehtung des ToUraa, daS der vermutete Schwund des sprachlichen Ausdruckes Air diese nachdrdeklidi geübte Thfttigkeit (ett aus öten) nicht an denken ist. Femer wanscht man «um Essen nicht witlkomm, sondern guten Appetit. Vielmehr ist mit genauer Vokalbexeichnung wüllkAm Ti-tt! zu lesen Wülkomraen, Zitse! In dem noch heute lebenden Ausdrucke, wie ihn auch 8mbr. kennt, wird nicht der Umlaat des a gesprochen man muß da sehr genau hiu- liöron sondeni vH ist c. Brn-hnn»; aus i vl:1. nid tittn. wie auch bei uns zuwejien die Mütter k'»send sag' n. au,s. titi , titte, tete, engl tit. tet),

imd ist nach Form und A^isspraehe liicliiö anderes als in IL 1: eck hebb lang ^onoe}» by der Modtr Tett gesagen. Häufiger als wcllkouiiu Tett Imbe ich in meiner Vaterstadt Brauusberg gode niorge Tett geliort, was mit dem ersteren fast völlig gleichbedeutend ist, nur noch die unwesentliche Beaeichnung der Tagessett enthält. Der Ausdruck bedeutet eine iromsche BegrttBung eines unwillkommenen Ereignisses oder einer xmangenehmeo

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Von Robert Bnchholz.

689

Person entweder in Besiehuug auf diMe seibat „der kommt mir gerade reeht! der kommt mir geachHcheii!*' (Smbr.), oder auch, wie hinzugefügt werden mnft, in Benehnng auf den Spreehenden; „Da kann ich mir gratn» liefen! da wird es waa abselaen!" Die rfttselhafte Wendong enthält ent> weder eine Drohung gegen einen ankommanden Feind (vgl. Smbr.) oder ein mit laimiger Resignation siVh äußerndes Angstgefülil gogenüher einem drohen»1en T^nlieil. Wciiii die Lehrjungen in der Werkstnbe Allotria treiben nnd einer <len Meij^ter kommen sieht, so ruft jener wohl: .Tnngens. de Mpflt^>vl Nil Wöllkam T«'tt I d. h,: Na nun können wir uns «rrittiliVron ! Nun kann uns was pnsf«irrf»n ! Die Schwieri^kHir der jjsyrhologisrlifii Er- klärung des Ausdrucki s tVirdert heraus oder entachuldigt jt-dtsfalLs einen Versnch, Die BegruUuiig einer angenehmen Aussicht findet nirgends eine einfachere, dabei innigere und darum ausdrucksvollere Aeußernng als in dem Behagen in Stimme nnd Oebirden, womit der Säugling der dargebotenen Mntterbmat anstrebt; hfttte er Sprache» so wflrde er jnbeln: w^llkAm THÜ Das MitfUhlen dieser vom Mntter- und Vaterange so allgemein und ao viel- &eli beobachteten freudigen Erwartung mag xnnicbat an der aprichwdrtUeheu BsgrAftnng freudiger Aussichten oder VorflUle mit diesem Ausdrucke gefllhrt haben, welcher dann, zufolge des dem Yolksgeiste eigentümlichen Zuges zur Ironie, auch unangenehmen Ereignissen und Personen gleichsam euphe- mistisch entgegengerufen wurde und in dieser pointierten Gebrauchsweise sich fe«:tsetKte. Dir- T?edewendung scheint mir vnn der Art derer -m sein, in welchen «las Wort nur noch „Substrat ein»«» Geailils'* ist. die ^^ofl nur zum Ausdruck der Stinmnui^ dipnen. einen Orad der Empfindung bezeichnen, während sie scheinbar diucbiius anschaulich und sinnlich sind" (Jiruclimann. Psychol. Studien sur Spracligeschicht«, S. B nnd 7). Der Aasdruck konnte auch einen roheren Ursprung in den handgreiflichen Neckenara des jungou Volkse haben, welche Jnngfer Sophyke (II, 40) mit großartiger TonirteilB- loaigkeit „oor kleen beftke Eettely'* nennt. Doch wird dieeer auch an sich unwahrscheinliche ErklftmngsTersuch weniger ansprechen.

A schau hier Eckern. DaB W. in dem Jahisehnt der Skat- kongreese die Frage aufwirlt, ob der Ausdruck nicht dem Kartenspiel ent- nommen sein könnte, ist swar nicht befremdlich, aber auch nicht geitide förderlich. Die Worte können nicht richtig fibertiefert sein. Eckern ist

Adj., gewöhnlich, wie V. iW. in der Form ecken, Und plural. Sahst. ^ Ei lidn. nicht Eiclibäume (wie an.schein» n l früher im Westfälischen nach 8.1, weiche Ecke, Sing, de Eck. heißen. Das Adj. kann es hier nicht sein, da es kein Snbst. liat. Das Subst. nb»>r cjibt m eigentlicher Bedentnnc: keinen Sinn; in übertragener Bedentni;^^ komuit es vor in der Wen'luiig: en Kerl wia rn (Eckern-) Dnß. und sonst noch in Vergleichen, um etwas (Tjattes, RundJii hcs, Sauberes auszudrucken, z. B. Schucke fort« wie de Eckerken« ~ Kartoileln

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590 Erklärungeu und En^endationen zu den drei Köni^berger etc.

ganz wid EichelGhan. Anch liier ergiebt aieh kein Anbalt znm VerstindnU unserer Stell«. - Vielleicht hat der Schreiber die miftventaadene Ahkflmnig Ew. Qu. fUr Eu«r Onaden in Eckern kormmjnwt. Diese tinterwflifigB Anrede eines Landsknechtes mag wohl im Monde der Banera gelinfig ge* wesen sein (vgl. V. 32) and «s stimmt YortreiFlich daaa, ds£ Thraso ein Attentat auf nnser Grandese (¥.88) fHrchtet nnd die Baurplager doch wohl wegen ihrer Großthaerei Gk-aven der Ddrper (V. 196), wie iek ver- mnte, genannt werden,

Hiernaeli würde der Zusammenhang unserer Stelle folgender sein. Kaeh- dem die Bauern Klaiikann und Strnnck den Entsrhiuß gefaßt haben, nunmehr <Ier Gier der SnMnton Gewalt entgegenzusetzen, bietet sirh ilmeii sofort eine G«*lpf;f»nheit Zill- Tliat Eh (»rfrlipinf al«* Inpns in fabnln rin aut (irnn-l »-ir.''' "Restzettels irartiiitlcr Soldat, lii r dit* seine Absichten aus .stMiicni ^f^ll(>l^>£r Im r>'ii.- kt unenden tnler ilm h < rratenden Bauern anredet: „Glück /ai, Ihr Herren!" Nun spricht Khipkann zunächst ..bei Seite"* zu Strnnck: „Naber Strunrk! Der kommt uns gerade gesolili« lien ! Der kann sich gratulieren Dann wendet er sich ironisch an den Soldaten: „Ah sieh da, Euer Gnaden! Wss ist des Herrn Begehr?'^ nlfein Begehr ist eine gute Briteradirnng.** Die Worte T. 65 sind nnn wieder Seite" an Stnmck gerichtet» da von Thraso in der dritten Person (den, nicht in) geredet wird. Daher ist die Vermutung einer Bedentnng Brei für Pregel (B.) nnnötig; es ist PrBgd im Sinne der res effect», wie Y. 126 der res elttcieos. Tri*^pir**i»» sprieht ironisch seine Verwunderung nnd fVeude darüber ans, dafi gerade ihnen (ost ewen) die Ehre wiederfiLhrt. dttn eine Tracht Prügel an verehren. An des Aufhängen denkt er hier noch nicht.

V. (i8. ])oni Verb, klempint wird klemmen wss bedrängen au gnmde liegen ; der zweite Teil ist vielleicht pin = Pein, poena,

V. 72. Die Erklärung von Pelz-Dywel als „armer Schhicker" (Smbr.) i.'^t nicht p;ln' kli' li : 'sie übersieht den bestimmten Artikel den P.-L>. Die Frage, ob der (inithnnl^^i niif dem Teuffei (V. T'^i vielleicht den armen ru'hluckcr nieinf. hatte keineu Siim. Vielmehr ina( ht .1er Hauer iti'^ im Zufjaminniliäni:»' ««ehr .<inijebracliiü hämische iJ- iiicrkuiii; aut die Verlnrupt- heit iUis Laii'l^knt . litt s V. rnit iiitiner Bemerkung). Die Lau^.

.sonst mit dum uiul« lu Ungezieler diis liciligt: Tier des Teufels (Mephistophele*: Der Gott der Ratten und der Mäuse, Der Fliegen, Fi-ü&che, Waazen. Läuse) wird hier selbst als der im Pelze hausende Teufel bezeichnet.

V. 80. Die verseil iedene Schreibiuig der Zahl 5 mag auf bewußter Absicht beruhen, so unzuverlässig der Schreiber auch sonst erscheint. ^vgL hierüber zu 1. 4U, III. 122, die Präpos. ut zu I. 186, ebendaselbst fSim Geberth, zu I. 44 u. s. w.). Um dem Klapkann das firwde Vivers (T. 79) sa erklären^ greit^ Sirunck, der sich auf sein FransSsisch viel einbOdeC

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I

Von Bobert Bachholz. 591

\Y. 14, 83) und auch V. 87 eine groteske liiteipretation von Scharse gibt, zu einer au das frana. Wort möglichst anklingenden Ausspra« he, welche die Sehraibang viff ansdrOcken aolL Klapk«im 63) aiwicht das Wort schon mit dem langen Yolcal y, doch meh noch etwas parodierend aus, was die Schrdhnng ff andentet. Aach die radebreehende Polin sagt fyff (IL 64). In seinor wirklich«! Gestalt erscheint das Wort in fyf (I 154).

Y. 88. henob keKmen, an lesen benab, nimlidi nnter Deine Eontribation.

V. Bb, Sollte affcavalliren yon der Thfttig^eit des Schinde» (R) zn verstehen sein, so ließe sich in dem Parmesan-Keeß die volkstümliche Verdrebnng der Benennung eines Folter- oder Hinriclitungswerkzeuges ver- muten. Der Büttel thut (V. 174) die Frage, ob der anne Süuder. ehe er geköpft werde, nocli auf die Tortur gelogt werden solle. Aehnlich dürfte den Pulterpaß met ju spclen (V. 182t aus ContrahaP mit Anklang au pultern lärmen mit Ue/.u^ anf das Strampeln und Schreien des (ie- xüchtigttäu (vgl. die Hunipclmcttf : veiilrelit sein.

V. eut. B. = kniiiiial. \\i'l<ei an das alul. un>\ nihd. ^eiil. Adv.

oines gedacht ist, welcheü die preußisclie Mundart und vvahrsi heiuliidi der ganze nd. Zweig nicht kennt. Die Erklärung Smbr. tritft zu. Vgl. noch: wy fragen noch ent (V*. 173).

V. 93. dörfften ist Fotentialis sb sie dfirften sieh nicht sdiämen, scheinen sieh nicht zu genieren.

V. 97. Ontydige ist gegen oneydige des Druckes, welches Smbr vorziehen möchte, mit B. in Schutz zu nehmen, da der Dmck dieses Wort« sonst nicht kennt, dagegen an drei anderen SteÜMi in derselben Bedeutung ontydig aulweist: ontydigen Affeceren (1. 114), ontidigen Tongendreschem (III. 100) und ontydigen Bestzeddel (1. 156). Ontydig = eur Unzeit gekommen, flberlttatig, unbequem, importunus, gibt an allen Stellen einen guten Sinn, wogegen oneydige matt ist. Ontydig heiflt auch in verengerter Be- deutung au früh geboren und wird als Scheltwort von unreif aussehend»! Mftnnem gebraucht.

V. 99. perforsch wahrlich (B.) ist mir nicht bekannt. Ich kenne mir in der PPin^r rknnt't ent.spr*'fdifndoti Bedeutung tnit npwalt, per Schub, par t'orc \ i(>!lt'i< dt 'mf /ii lesen: Ho soll porforsch up den K&rcer (wie auch B. vermutet i reu .s patze ren.

V. 102. Kahlgesrbnrner - Kaldixesrln.nier mit humoristischer ZuHick wcisuii;^ auf V. 8. worin Strunck sich als vllip; f'X<'U8.sus bekennt.

V. 112. Pauer recke In. Die Erklärung Smbr. ist natürlich, wogegen B. unnötiger Weise eine Schwierigkeit sieht.

, Y. 118. wyAnessige, eigentlicli wysnesige ^ weisnasigc, das heiftt naseweue, wie in volkatttmlicher Verdrehung vielfach fttr wohlweise (wolwysege V. 14Ö) gesagt wird.

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592 £rkllLrtuigeii and Emendationeu zu den Drei König«berg^r etc.

V. 119. Hebternez » St oft zeigt in seiner Endnng einen Anklang an Stomexel (Genick-) StoO. Der Name des Buttels Hebern ex vid- leiclit BS Haben icbts, oder Habbernnck (vgl. zu Y. SO)?

V. 138. Ordinantxen Habe ich in der Kaserne of% geliSrt; ahnlicli Garbinade, woraus dann das gewöhnliche Cartnenad.

y, 129. de Dehn er und V. 181 deenersche nicht im allgemeinen Sinne, sondern = Poliseidiener* In mancher Stadt heiBt dieeer xtn iSoxV' ^ Dehner, a. B.: eck war dem Dehner hale ich werde die Polisei herbeiholen.

Y. 13G. Bs ist Sil schreiben geberth (wie V. 163) oder beaaer <;ebehrt (wie V. KXt) -- gebflhrt. Graveu faßt Snibr. Grauen. Schrecken. Dius Wort müßte wegen des Attrib. alle Plural sein und würde so viel heißen müssni als omnes l'ormidines in der Bedeutung omnes tonnidulosos i„Uuiuplager. V. I M'' Siubr.) milites, eine metonj-miscbe Kühnheit, die iin Oiarakter der alten J>prwhen liegt und von man^^bf-Ti. hosonders von Livius, künstliih gepflegt wird, der derb realen ö^racLt unserer Zwischenspiele aber sehr lern ist. Solche abstr. Plurale wie alle Oraven alle Grauen kennt die nd. Spradie wohl überhaupt nicht Wie kommt femer das echt hd. Granen in den Mnnd dee ostpreofiisehen Banera, der gerade hier sehr nachdrücklich seine geliebte Mattenprache redet? Dem bd. grA, fl. grAwer, entspricht nd. grü imd gii (engl, gmj, gre^f): seck grüen, grürig, gria. Die Polin Sophie hat richtig sprechen ge- hört, wenn, sie Grauen durch Grai ill. IIS) nicht Graoi. nu^ilräekt nnd auch gnü - - grauen (U. 02) braucht. Dem Hanseraan grttsselt de Huut (II. Also damit ist es nicht?. N. hält Graven fiir Gräben, wertlos für den Zusammenhang und vr «U^^nj sprachlich unm'>tr?irh fVir da«? erbte Graves --- fossae. S. halt Graven tnr einen I>ni'^kfrlilor aus (lav. n . Abgaben. Ha« Wort ist hier zu Lando in dieser Budout uhl; kaum ;_M lir;iuchiich ; auch be- zeichnen die Bauern ihre uiiiVeiwilli^eu Abgaben au die Soldateska mit Vorelirung t^V. bö), Vectalgtn (V. 12) und CoQterbution (Y. 94), Bezeiclintingoo, diu gewiB wahrend des lange n Kriegen» technische geworden waren und von denen die beiden letateren als pompöse Fremdwörter von dem es tribonali das Erkenntnis publizierenden Dorfschulxen mit Yorliebe angewendet worden wären, zumal da metrische Bücksichten in keiner Weise den Ausdruck be- schranken. — B. vermutet in Oraven das Ist. gravamina, ohne dieser Vermutung die dringend notwendige Stütze der Analogie sn verleihen; ein Verfahren, das aller Willkür Thür und Thor öÖnet tertorgom wird von K. und Smbr, für Territorien genommen. Es müßte erwiesen werden, ob i1it"=srs |M5bHzisti.sclio Wort dem g(*tneinf>n Manne zu jcuiT Zeit oder überliaiii t Kukaunt war und i.st, woran ich zweille. Aber «ucli iliescs /utregebeii. »<> kann doch nicht der Schnl/.e, der Elteste eu onserm Derp . 1*>V es als .-»eine Pllirlit bezeirhnen alle Grauen oder allü Gabeu oder

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Von Bobert BudUiols.

593

alle Orftbeo oder wm mxui »llea der DSrfer and Territorien alwa- flchafliMi: «ine eolche Xompetenserweitening dee Elteeten em Derp (Y. 101) hat olme irgend eine erkennbare dichterieehe AMolit keinen Sinn. Diese verzweifelte Stelle vrird der Eoiqektnr bedürfen; ja die an eich eo eoheinbere Deutung tertorgen ~ Territorien bemht aoch bereite auf Emeodation aw tfrtorgem. Es ist vielleicht za lesen: ou HertogeB (as. heritogo, ags. heretoga). Graven der Dörper sind die sich wie große berechtigte Grundherren in don Dörforn aufspiflpnden Laiulskiifrhtp (vgl. V. :l<) rt'., Ol. 73 n. a.): dem Orimm lU'S Ranern jj;i>nügt diese hämis<'he Be:'«^'V Imunt; Tiooh nicht, er steigert sie durrli den Zusatz on Hcrtoiren ja Heraögen. Die Bedeutung des att'toscbatfen, wie zu sclirt-iben ist, geht hervor ans V. IG7: dat he uth unsem Dorffschaft sal geliet/.t waideii mit alleu Buur- hangen und V. 2: ewer HalB on Kop tom Doip hennth kmpen. Y. 187 ist nttom orgeln zn lesen, wie anoh N^W. and Smbr. gesehen haben and richtig erklären: Die Präposition erscheint in der Schreibwdse nt in utwennidi (PL 94) neben atb in nthgepatst (TO. 86). Mergeln, morcheln beiltt rollen and drücken, nnd wird besonders von der ans übergroSer SQbrtliohkeit entspringenden Tierqo&lerei der Kinder gebraucht. So ruft die Mutter wehrend: Jungens, iu wart dat Kattke noch dot morchele! V. 134 istSafft parodierend sm Krafit gesetzt, welches kraft mit dem Genitiv ist.

Klapkann sagt also: Sintemal wir auf Grund unser obrigkeitlichen

Stellung . . kraft unseres Amtes . . Urteil nnd Recht zu sprechen erkoren ( = anf'fstellt I sind, uns aber p^fbüht-t (— die Pflicht oblieirtV von Amts w»'i;t'n all»' ( iraf'cn der Dort'er und Hrrtzogun {— die übermütigen, herrischen Soldaten) zu vertreiben ,ac. soweit sie uns in die Hände lallen), und wir dich Bauernplager mit der Absicht, krall Deines Brandzetteis uns Bauers- leute im Dorlo auszuquetschen, angetroffen haben, so . . .

Y. 153. An dem Kechtsspruche dee weisen Klapkann sind die Er- Ulrer aiiiliscliwdgend vorbei gi^angen ; und doch bedarf er der Erklftrong sehr, wie er andrerseits kein Abrakadabra ist. Der Sproeh eetet sieh an- enminen ans einem sehr kräftigen sprichwörtlichen Protest (Y. 163) gegen die eben ansgesprochene Entsoholdigpuag Thrasos, dem Tteior des ürtheOs and einer Flnt barberischer lateinisch gefärbter Warter, wodurch dem Ohre dos Citat .ms dem „Gorpen juris" (Y. 150), worauf sich das Urteil stützt, parodistisch vorgetäuscht werden soll. Als Kommentar müssen die be- treffenden Schauspielergesten lebhaft hinzugedacht werden. Einzoluc Atis- drücke sind durrh Assonanz oder Alliteration verbunden. Dtws Urteil, schon oben V. ISU ausgesproelien (Halsschling i , wird uochmaL* in allor Form lateinisch verkündet: Schlingendus habetur = er wird für einen in die Schlinge zu steckenden erachtet, und für die der lat. Sprache nicht kundigen sofort übersetzt, wobei pro = d. h. sein wird. Also: Sohlingendns ▲Itpr. MonatsMhrilt Bd. XXVii. Hit. 7 a. S. 38

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594 ErUinmgen und Emendationen m äen Drei KQnigtlMrger «tc

habetur! Pro: Schling dem to dtn Halß (wie für to dem zu lesen ist. ! Nun (las Formel werk eines unr^tHndltrhon Oitates. Artheoles (besser reimend auf partecles nh Arthirles. woraus Arthiedos korrumpiert ist) partecles fyf = Artikel Partiktd V. Nun die Lex: Liguum ex podice Holz- (nämlich Stock-) Prügel auf den podex (mit Anspielung auf Codext; pargravers = Paragraph, wohl unter gleichzeitiger Anspielung auf pergravi« =■ recht schwere Stockprügel. M . T. C. » irarca» TulliitB Cicero, welche Namen die Unterschriften der Richter andeuten soUen; Tipeicken = ans Tnllius nit An^ielnng auf titulos, Titel; C. wird n streichen sein, da Cicero daneben aasgeschrieben ist Der Name CSoero scheint den Bechtaepmch zn schliefien, um in ]aanign> Weise die Echtheit des J. t ii^s fest EU Terbürgen. V. 154: Brfl en BraA ist von 8mbr. an* sprscheuU erklärt worden.

V. 156. dem T?er]iton .sei waten nah kann, da es seiner Stelluug wegen adverbial zu aifmusen zu ziehen ist, nicht nach dem Rechte heißen, sondern nah =^ zn nahe, feindlich, angreiferisch. V^. et geit em nah es geht ihm nali d. h. zu nah, es krankt ihn.

IL

Paad H. => Pathe, eine zugleich gemüthliche und ehrende 6e- seichnung, wie Vadder Gevatter, also siemlich Herr H.

V. 13. Wetbroot, welches Smbr. ÜBr unrichtig hftlt, ist ein neben Wittbrot noch heute yorkommendes Wort, welchee das Oebiok nach seinem Stoffe beseichnet (as. hwdti, ags. hvoBte Weisen) und daher wohl die iltere Form ist

V. 15. Was heißt (de Steen to geredt)? Eine Mühle ist in der Nähe an denken; so könnton die Steine herumliegende Mühlsteine sein, denen ITansemann sein Liebeflrid klagen will wenn nur die Verbalforro. da?5 Prtcp. Prt.. diese DeutuiiLi /iiHeUe. Und wozu dann dip Woiie ein- klaiDiiicrn? Auf mich nia^'licn dif l iiiu'i klaminertem Worte den Eindruck ciiirr Abweisung für den DHröteller; (de St eu to geredt!) d. h. (der Syene gesprochen, in die Szeue gesprochen), welche der Schreiber mißversiAtul and unter dem Eindrucke des in der nähe wohnendai Ifellersch in Steen komimperte. Mit den Worten „Ich bin hier allein** wendet sich H. sn der hinter den Kolissen stehenden Mühle, mit V. 16 wieder den Zosehanera in. Auf dem Einwarf, daß solche Anweisungen sonst in diesen Stttcken nicht gegeben sind, IftEt steh erwidnrn, daB sie auch an keiner Stelle erforderticb sind. In L 68 und 65 liegt die Anweisaug deutlich in. den Worten selbst.

Y. 32. Patermongem mit einem Stich ins Obsaöne, wie in Ahnlidier Weise von Path engeschenk gesprochen wird.

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Von Bobert Bnchbolz.

595

V. 36. Wolt vol Dywcl Wala voll Teufel, eine heitere Auf- fassung der Polin des SuLst. Woltdywt l: die Frau schreit wie ein Wald- teufel. — Bezüglich der sehr schwierigen Worte: wer lewer dy Wocky waebt haben W. und Smbr. richtig vermutet, daB darin der Magd eine aiigelegentiichere Pflege ibres Spinnrockens empfohlen wird, und meine Yer* matting trifft mit der dieeer Erklärer im allgemeinen flberein, doch nicht in der AnffiMSong dee eineehien. Wer lewer kann nicht heifien ee wäre besser, sondern nur es wäre lieber, wozu W. |mtr] ergänst und weiter erklärt: daB Dn auf Deinen Spinnrocken achtetest Diese Ericlämng setst ein transit. Verb, wachten Zorans, das ich nur in der Verbindung Kinger wachten kenne, und von dem wacht die 2. Sg. Prt. Coiy. sein müBte, also eit) [ ! xionslosigkeit zeigen wüi'de, mit welcher die rsdebrechende Polin nui h dem lebendigeren Verständnis des Zuschauers, besonders bei dem Fehlen der Konjunktion daß. ein unlösbares Rätsel anfgric*'^ *^') hätte. Sembr. : ,,viellf'irhf gib lieber auf Deinrn Wc krn arlit" sdieint (M'iien Ausdruck wacht weren = custodiam custodire vorunszusttzfii Doch ist di<^ wa< ht lid. (ahd. warlita st. F.): das nd. Wort heilU ile warb. Auä Icwtr uiul <ly wock v veruiuteii wir. daß der Rat der Hausfrau sich auf tieiliigere Bt's,clmftiguii!4 mit dem Wocki ii lu zieht; in wer liegt also not- wendig ein transit. Impeiat., den auch Suibr. erkannt hat, des Inhaltes: warte ab, hüte, besorge I Es ist also wer eigentlich war wahre, wobei die doch wohl masnriBche Magd ihrem Idiom gemäß das a mehr nach ä bin spricht; davon hängt das Objekt dy wocky ab. Vor waebt ist eine Interpunktion zu setzen: es ist der stets eine solche Büge einleitende nnd abscblieftende Ansmf (na) wacht! = (na) warte! hier also =^ quam ego! Die Worte sind also beisustellen: A dn polscben Rackerbooren! Wer lewer dy Wocky! Wacht! O Du polnische R! Besorge lieber Deinen Wochen! Warte! Vielleicht bat fftr das immerbin schwierige wer orsprOngUeb scbmer gestsnden: Schmiere liebw Deinen Wochen!

V. 87. Hoorty wohl ohne Bedeutung, nur ein Anklang an Bäcker- beeren, scbnoorty ebenfalls, endreimend auf das vorhergehende nnd an- reimend an das folgende Wort, schelly klingt an schellen ^ schelten an, ist also aynonym mit bubantz: das Ganze ein onomatopöiscbes Gemälde der schimpfenden Hausfrau.

V. 41. Ach leffst Vadercki ^ Ach lewstet Gottken (III 9M).

V, BO. Wahrscheiniicii, wie B. vermutet, weil mir ist dienen weil ich dienen muß.

V. B2. Was hoiPt Serj^kc yiuy'f Hmbr. meint, der Verfasser habe offenbar gar riiclit Pnlnisch verstanden: ilann würde B. iiirlit poln. muiü serco zu Hilfe rufen köuuen. Die Behauptung Smbr. ist emzuschräuken:

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596 firidirangen und EmendatioDMi xn den Drei KSiiigvbenser ete.

er braucht nicht Polnisch veratuideii zu iiaboD bis auf manohe Vokabeln. Sup bleibt jedenfalls unerklärt.

V. 59, aP an Ploocb wer? Die Ursrliritt lintte wolil (h"^oß aii Plooch = wie ein Ochs am Pfluge. Der uarlilüssifi^e Sriireiber i vgl. zu L 80) hielt das für Pine Dittograplne, uiul so vers< hkiiii; ilaü deu oß.

V. 64. upstecküu iu der Frage Uautiemauä (V. 63) versteht Sophie falsch uud üftfit ee als op stake = anfstaken, mit der 8takfork aufladen; daher die fyff Feder He og. En gantxe Weeki => in einer ganian Woche iftt nidit reebt TerttindUch.

y. 68. duasent. Es wird wohl gegen Smbr. bei der anch gsu ansprechenden firklftmng B.*s bleiben mHwen, da Oyllen niefat nach Dutzenden genfthlt werden, also ein MiEverstftndnis der Polin in diesn- Hinsicht kaum stattfinden kann.

V. 90. Nach ihm geht H. ab, wie V. 126 zeigt.

V. '^2. iraiiseman ^hi ab mit (1er sprichwörtlichen Rerlen<:art, or hoffe <1nr« }) dit'se Heirat seine Ödinfe auf das Trnrkene j^ebmeht zu haUen, welche tiopliie iiirht recht verstellt. Aber die W'ort^- myue Schaap bringen die Braut am' ein vtu-gtäMjueij ilauptstück ihres V. 75 ff. raitgeteilti>n trousst^au. und sie ruft, wie ich vermute, dem abgebenden Bräutigam nach:

I bring my hartai grooti Pelts, wat edk bohl hade Tergeüii. Ich bringe meinem Heraehen (meinem Sdiata) einen groBen Fels an, was ich bald ▼ergessen hftttew Es kann anch haften, sie bringe dem Biftnt%am fte dessen Oarderobe den Pela. Hinter vergethi ist ein Ponkt so setsen. Mit dem folgenden Verse wendet sie sieh an die Znschaaer.

V. 1(X». affgerert met Pfafferki braucht nicht Pfeffer (B.) za sein, sondern ist eher Kochpfefierkochen, mit welchem eine Sance abgerfihrt oder angerührt wird.

V. 102. D.1S Komma ist, der richtigen Erklärung Smbr. 's gemäfi, hinter GanHensch w. zu setzen und hint<*r Senff zn tilgpn.

V. 11". Zu der sehr dankenswerten Erklärung Sembr.'s die Be* juerktuig, dali> l^iusel auä dem hd. FiUläel muiulgerecht gemacht iät.

V. Iii. Was bedeutet bet op dat tw&lffte Hart? = bis auf das KWÖlfte Herz? Die Stelle scheint kormpt, ebenso V. 112: my spjsy wart

V. 113. met Schyssen. B. vermutet Schascha Mehltiadeu. Doch wOrde dieses StOck das einsige der umfangreichen Speieenkaite sein, dessen Benennung nicht volkstfimlkili wftre. Vielleicht sind es Zisken, eine Würstchenart, welche m Oesellschaft der vonnfgesählten Würste sehr soliasig wftre, von der Polin verdreht ansgeeprochen, doch gans im Sinne ihrer BoUe, welche der Dichter mit ein«n starken Zuge pikanter Haivetit im Sinne des Zeitgeecbmaokes ausgestattet hat (vgl. Portzknaki V. 98. met Pertsi ge&rtsi V. 100, 1^ geecheti 105, Nonnen&rtaky V. IIS.) Kaffe

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Von Robert Buchhols.

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äff klahren = Kaffee durch vorsichtiges Abgießen, so daß der Satz tiiiion bleibt^ abklären. Es scheinen hier Ziaken in UÜeh gelegt zu sein ; doch bleibt der Ansdrnck dankel.

V. 117. Wie Caepereteea Kixaehsteine (B.) sein sollen, kann ich mit 8. nicht yeretelien. Ob aber Kochen wie die Berliner Pflastersteine aaeh schon damals Pflastersteine hieAen, wftre erst noch erweisen.

Y. 119. Die Hochseitsmnaik soll von drei Musikanten mit Strich- instnunenten besorgt werden: Fedelmaan. Die Instromentei deren teehntsohe Benennong die Polin nicht kennt, beseiehnet sie sehr sauber mit groten Fobfah =a Contrabaß B.^, medel Fydelky = mittlere Fidel, also Cello (oder «weite Violine?) nnd kleine Fydelky = Geige. Die drei kurzen Verse, welche je einer auf die Nennung der einzelnen Instrumente folgen, sind sehr interessant. Es sei gleich hier bemerkt, daß die Darstellerin mit Stimme und Gebärden di*' knr7en Wort<* «ijewandf interptinren muß, um ihnen zn ibr«*r Wirkunf^ v.w vcrlicltpii. <lio riann nbcr a.\\c-\\ oin<^ höcbst anmutige sein winl. .Teder dieser Wrsw ulniit iVinuoil in Rhythmus und Vokalen die mnfsikiilisclie Eigenart des bf»tr. Tnstnimente.9 nach: V. 121 mit seiner charakteristischen Wiuderholung und ilf»n tiefen Vokalen a und o die schwerfallia^e. eiiiti)rmige Be\vea:img des Biusses in den Grnndt-önen, V. 122 die sclion freirrc, aber doch auch gebundene Guijgari des Cello mit den dumplen u-Lauten, V. 134 mit seinen hellen Klängen und seiner losen Bewegung die heiteren Sprünge der CMge. (Vielkidit ut V. 191 schony reimend auf Sonny sn lesen.) Etwas fthnliches flndet statt in dem Kanon Wir sind die Musikanten. Anch inhaltlidi gehörm die drei Yerse enge sosanmen, und die an uch sehr bestechende Annahme von Anfängen be- kannter Lieder in denselben (B.) kann ich mir nicht ane^en. In den Hocbseitsjabel mischt sich der melancholische Gedanke» wie stets die lieb mit leide le jongist enden mnofi, wenn die Ehe ohne die erforderlichen Mittel leichtfertig, wie hier, geschlossen wird ; ein Oedanke, den die Volks* lieder bei Uhland No. 277 und 278 behandeln und dem hier die leichtlebige polnische Braut einen hnmoristi schon Ausdruck giebt: Drei Tage gute Zeit (Hochzeit), Dann Hunt^er und Kummer. Hei wie wird uns frieren nach dem Sonnenschein! Diese letzte Wendung scheint nach den von B. bei» gebrachten Zetignisson ein sprichwörtlicher Ausdnuk der Erfahrung zu aein, daft schlimme Umstände nach glücklichen Tagen um so härter drüokMi.

III.

V. 24 ist von Smbr. gegen B. gewiß richtig erklärt.

V. 8(1. StahemdeBaar. B. vermutet in den rätselhaften Worten eine Verwünschung, ebenso W. : S, oino Bf droh'tng. Zu beidem liegt in diee^ friedlichen Verhältnissen, gegenüber einem sich harmlos, nur aui'«

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598 Erklftrungen und Emendationen zu den Di« Königsberger etc.

fallend, iiiihcmden Geleenlen (V. 35) keine Veranlii^suiii; vor nnä hatte eher an der Stt tle 1. 63 gepaßt. Außerdem i»t mir Bnar TenlV-I nnl-fkannt; üU«äu8<> ^\ i iiig iat hier zu Lan*ie bar Bahn. TM» W u t.' sin.l (loci* wohl verderbu Kryseltascli ist opgoschrolt (V. öl;. ul*io laug und ma^r, und kommt mit gospreitzteu Scliritteo, dem Gelehrten kopierend, her- geatast Da k&imten die beiden letiten Silben der flberliafertein Worte auf Adebaar ftthroOf so daft Berembroth seiner Yerwandernng einen reeht angemeeaenen Ansdrook geben würde» wenn er sagte: A6 en Adebar » wie ein St4»oh.

y. 82. Stramme ist von B. genügend erUftrt Die Heinong S/s beruht auf der nnberecbtigten Annahme eines niclit vodbandeneb Sprach- gebrancbesi nnd

V. «^5 gemen, ebpTi<'o aus demselben Grunde Kein Kenner unserer Sprache wird S.'s Erklaniiii; inv denkbar lialtcn. Das mhd. gemen ^ Spei ist uns auch fremd. Auch hier hat B. olme ZweitVl rocht.

V. 122. J»a(J heesch im Zusammenhange unserem nhd. heiß im Sinne von rei veueriat^ cupidub entsprechen sollte (S.), ist nicht cmzusehea. Denn der Umstand, daft die San immer auf einen Wurf 8— d Ferkel hatte, welcher die Berechtigung des Attribukee heesch für dieselbe darthnn sdl, hat mit dem impetns, qua rnebat m venerem, nichts an achafien; dieser bedingt swar die Hftufigkeit, nicht aber den Ümfang ihrer Würfe; auBerdeoi werden sich in seiner Heftigkmt die fadividuen der hier in Bede stellenden Tierklasso kaum merklich unterscheiden. "Vielmehr wird dnrch di^KS Sachverhältnis für das fragliche Attribut die Bedeutung wacker, krättig erfordert. Ferner i«t die v r,' hlagt u* Eiklilrung sprachlich unzulässig, ilu das hd. regelrecht laut verschobene heiß auf ud. Sprachstuie nur het, niemals lieesch, lauten kann, wie es denn auch a«. het. nnld. heet, cn^\. hot, dän. hed lautet. Heesch ist heiser, wird aucli vuu sulelieij ge- braufht. die stark gelaut'eu sind und /.unaclist hastij^ und schuaulend sprechen. Km ist zu. It^n; eue Imleiche suu. Uelsch höllisch be-

aeiohnet ungewöhnliche Qröfte und Stärke aunlchst des Leibes, s. B, en belsoher Kerl, heische Ossen (vgl. elemeotsohe Steth 1. 48). Die Schreibung heische für strenges hellsehe erregt keinen Anstoft ba einem Schreiber, der anch welkahm für wellkahm (1. 88) und gesohnert (L 81) für geadmörrt sassmmen gescbnont) schrieb.

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Ortsnamen in Altpreustiieu.'')

Von

Hugo lioiik. I. McMautende Namen in und ainser Preomn.

Kmleitmig: GnimlsHtze iur <lie Eiklümng der Homonyuia. - Ver- gleichende Onomatologie. Krausen. Kud. Braunsbeig. Wangus

Zur Erklaruui;; von Ortsnanion iiborliaiipt und miserer alt> preulMHchon lui Be80uJöien können wir auf verschiedenen Wegen gelangen: auf dem historisch-geographischen, dem sprachlich- etymologischen und durch die Beobaobtnnn^ von Land und Leuten. Will man aber zu einer sicheren £rkl&mng gelangen, Bo muß man alle diese Methoden vereinigen. Vor allem ist dabei natttrlioh zu beachten, daß die Sprachforschung erst dann einsetsen darf, nachdem ihr die Geschichtsforschung das Material präparirt, d. h. die urspiiingliohen Namensformen gegeben hat. Die KenutniÜ \on Land und Leuten ist von großer Wichtigkeit für die Xaiueiiorklürnng, reicht aber in den meisten Fällen ollein nicht aus. Die ^^i-uH(llir-hs(en Erldilrnngon in dieser Be- ziehung hat nach meiner Ansicht von den preußischen Ortsnamen Gymnasiallehrer Hoppr» in Gumhinnen in verschiedenen Jahr- gängen der Altpreußischen Monatsschrift seit 1875 und in einer

*) Der gutigen Vermittelung des Herrn Dr. Reicke vertlanko ich eine BeOie sehr schiltsenswertiier NotJaen und Berichtigungen f&r die vor» liegende Arbeit von dem den Leeera der A. M. bekannten Merm

<T. Sombrzyoki in Königsberg; dieselben betreffen namentlicli den Ab- schnitt über ..Kud.** Indem i> b Herrn S. raeinen Dank dafür aussprocLc, bemerke ich. dtiU ich die Uetreileutien Stellen der vorliegeudeu Arbeit dorch Sembr. und S. gekennzeichnet habe.

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600

Qrtanamen in Altpreufieu.

Programm-AblianGlluiig über Ortonamen des B.-6. Otimbiniien

(deutsche, polnische, littauische), Gumbinnen 1877, gegeben. Diese Erkläningeii können vermöge ihrer Gründlichkeit in den meisten Fällen Anspnirh aul ahsolute Hiclitigkeit erheben, wäs bei Erkiäningea von Ortsnamen \'ml sagen will.

'Einer der sohlimnutten Fehler gerade auf dieeem 0«biet ist eine Forsohimg com ira ao studio, welche leteteren beeonders bemerkbar werden, seit Professor Nesselmann^) in Königsberg (1811 81) durch seine bahnbrechenden Forschungen seit den letzten viersnger Jahren auf das AltpreuBische als da^^jonige Elemeut hingewiesen hat, aus dem unsere Namen erklärt werden müssen. Dadurch wunien mit einem Schlage ti"ütz der mangel- hatlen Kenntniß des Altpreußischen hunderte von Nameu, deren Bedeutung in undurchdringliches Dunkel gehüllt schien, klar. Aber wie es bei derartigen Epoche machenden Arbeiten zu gehen pflegt es folgte eine Periode der gröJBten ein- seitigeu üebertreibung, indem man möglichst viele Namen aus dem AltpreuBischen ableiten wollte.') Wenn Nesselnuum

1) Eine kurze Uebersicht über NessalniBiiiiB Leben und Schriften ^ebt

der Nekrolog in der A. M. XVUI, im ff.

2) Eins der drastischsten Beispiele dafür ist die Erklärnn^ von Krise hwinkel = Kurcbowiukel imd Kurdep;ar = KnrcbowaKl vi>n Gottschalk (N. P. P. Bl. FV, 162 ff\ Auch Pfarrer Rogge dürth- . twa^ ÄU weit gehen, wenn er A. M. XIV, 583 ff. behauptet, Percunos und G-oroho amen nrsprünglich nldits als eine Beseichnong ftr den Eber, dessen Bild nach Tecitos bei den AestTem gdttliebe Ehre genoes fOerm. 46). Der ernte dieser Namen sei zurürkzafUhten anf seine slavische Warzel pr kr » litt, »zr (szemas, Eber), der zweite auf eine nordisclie br = fr = gr, pr, jr, wr. Die Urform sei vr (in Yaraba, .,«0 }üfV- Wii;rhni5 in der Eber-AwatAre^' und dem lateiniseben verrea). Aul preuiuschem Gebiet sei die slavische Wurzel angedeutoi iu den Stämmen Per, Cur, Scur. die nordiadie in den Stämmen Bar, Ber, Qar, Ger, Gor, Jor, Jur, War, Wer, Wer, Wnr. Also: Wermten » Wormditt Ebereits; Jarft » Eberflnl; Jflrkendof = Eberdorf (S. 666); Wannia ^ Ebezland (589); Bregdea Pobreyden, Bobreyden, Pobreyeu = am Ebereits; Wenowald = Eberwald (500). Eherlaiiil sei = Herrenland, so erkläre sieb \nelleicht &nrh das rnasisclie Czar (.S. 5'jl). aber dies letztere Wort wird doch, wie Gerß gtaeigt bat, richtig Zar geschrieben! fc>. 592 heißt es in der Anmerkung: „Gtr

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Von Hugo Bonk.

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meint/) bei der Erkliining ])reußis(;lier Ortsnamen müsse man zunächst das preußiische Lexicon uutschlagen, so kann dieser Grundsatz doch nnr sehr bedingt«* ( leltung haben mit Bezug auf ein Land, das gothischen, skandinavisolien, dann wieder deutschen nnd soUieBlioh anch slavischen Einflössen ausgesetzt war, und in dem seit Jahrhunderten das deutsche Element den Sieg behauptet. Dieses letztere ist meiner Ansicht nach von unsern Prussiologen viel zu wenip: beachtet, oder sogar, wie zalilreiche Beis])iele von Ablnilnnpen beweisen, oft getiisseutlich in den Hintergrund gedrängt worden, so daß eine Iteaction auf diesem Gebiet natürlich sine ira ac studio welche einer ▼on den Zwecken der Torliegenden Abhandlung ist, nicht unan- gemessen erscheinen dtlrB».

Als Ausgangspunkt möchte ich den wie mir scheint bisher zu wenig beachteten Umstand nehmen, daß eine Beihe von Ortsnamen, die man für spezifiseli altpreußisch erklärt liat, in derselben Form in anlierpreiiUischen (logenden vorkommen. Beispiele datilr werden wir im Folgenden in Menge bekommen; hier handelt es sich zunächst darum, wie dieses Zusammen- treffen im Allgemeinen zu erklären sei.

Es ist Thatsache, daB die Deutschen bei der Colomsirang Preußens hAuflg die bereits vorhandenen altpreuBischen Namen beibehielten. Denn ganz abgesehen davon, dafi dieses in vielen Fällen urkundlich beglaubigt ist. sprechen schon die zahlrciclion Ortsnamen dafür, welclie noch lieute ihre Hltjjreuliisehe F<»rm bewahrt haben.") Andererseits aber ist nicht zu leugnen, daü bei vielen Ortsbenennungen der vorhandene Name nur als Aus -

heifit jedenfalls (!) Speer erst in abgeleiteter Bedeutnni;. Der Ui-siiun des Worts war erst Eber, dann Blitz.'' Diese Ant'steiluugpn des Herrn Pfarrers ohne Beweise sind denn doch ein zu starker Appell uu das „nicht sehen and doch glauben!'^

1) N. P. P. Bl. 184B (Bd. Y) S. 949.

2) üeber diese GrOndmigea vergl. die Torfcrefflichen AuMtse von

Prof. Bender in der Zeitschrift f. d. Qe8ch4 u. Alterthumskumlo des Ernüanils Y, 269 ff.; von Hermann Hoffmann ia der Altpreofi. Monats- Schrift XIY, öl- 100« Id3-2o0 u. a.

602

Ortsoameii m Altpreuüeu.

gangspunkt für die deataclie Benemnmg gedient bat. Dnioh das Bestreben der Beutsolieii, sich den fremden Namen mund-

gerecht zu machen, sin^l Ortsnamen entstanden, die einen völHjcr deutschen Klan«; ß-ewaiuu ri und Formen annahmen, die sirh auch in rein (leutscli< n (iegonden finden. Trotzdem kann ich in diesem Zusammentrofien keinen Zufall sehen. Wenn der Deutache sicli einen altpreuBischen Namen mundgerecht machen wollte und dabei anf einen Namen vertie], den er ans seiner Heimath kannte, dann hdrt der Znfidl auf, ebenso wie der etymologische Zusammenhang des altprenBisohen und dentschen Namens auf hört^ und man kann nicht mehr von einer organischen Bildung, sondern muB von einer CTmnennnng, von einer Adoption eines dentschen Namens sprechen.')

So interessant es für den Historiker und (üeographen ist, den iirs}(rünglichen altpreußischen Namen zu ermitteln, so wenig darf >'Y. und noch weniijfr der Rpra« Ii forscher, sirli der That- saclie verschließen, daß der neue Name nicht mehr altpreuBisch, sondern deutsch, daß er nicht aus dem Altpreußischen organisch nach den Lautgesetzen der Sprache gebildet, sondern durch die Vermittelung einer Art von Ideenassoaiation, die ich Klang- assoziation nennen will, aus deutschen Gegenden adoptirt ist.

Das Zusammentreffen kann aber auch dadurch entstehen, daß die beiden Sprachen, um die es sich handelt, gemeinsame Wortstamme haben. Diese Gemeinsamkeit der Stftmme kann, da das Altproiiln<ilio als Zweig de.^ Indogennaiiischeu dem Slavischen nud ( i emmnischen courdinirt ist. auf do])i>eltem Wege entMtaii'k'u sein; entweder ist der gemeiiisamo Stamm indo- germanisch — und dann wird er sich auch in andern indo-*

1) Zn derartigeii Umnemrangen, die nicht etymologisch sra eridlnn sind, gehört vielleicht aaeh der von Bender Ztecbr. f. d. n. A. d. Enal. T.

'272 crwähoto Köslin (Bravneb«r{^, entstanden aus KaseUn oder Koselio.

Das pommem.'lie Kopslin knT»iiTit zuorst 12M als Dori' nnti-r »h in Nanif-u ('o>«pali7 vor (Dreger, Co<i. Pom. dipl. I, 81) im Jahre Uli; heiÜt es Uu» salin und wirtl Stadt mit lUbischera Recht (ib. S. 1389 findet

aich die Form Koesselyn Scr. Fr. m, 615«

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Von Hugo Book.

603

gerraanischeu Sprachen finden oder es findet nur eine zufällige Klangäliulichkeit statt und diese Fälle werden natm^mäß in sonst so verschiedenen Sprachen selten sein.

Aus diesen allgemeinen Er^irterungen lassen sich fflr die Erklärung der f^leic hlautendeu Namen in und außer Altpreußeu folgende üegeln ableiten:

1. Sieh* bei jedem zu erkl&renden Namen zunächst zn, ob derselbe sich nicht auch in andern, außerpreuBischen Gegenden findet.

2. Wenn das der Fall ist, ho untersuche zunächst, worin dies Zusammentreffen seinen Grund hat. Dies geschieht durch die Erforschung der nrsprünglichen Form des Namens sowohl des altprenBischen sowie des aufierpreuBischen und zwar ist diese nzsprüngliche Form, so weit es geht, von sftmmtlichen gleichlautenden Namen festzustellen.

3. Bleiben die Namen unch dann noch gleich, so muß die Feststellung des Verbreitungsgebietes hüben und drüben und die Erforschung eijies gemeinsamen Einflusses das Uebrige thnn. 1)

4. Deutsch klingende Namen, die sich auch in

Ueutstliland linden, sind deutsch gleichviel ob sie auf einen klangähulichen altpreußischeu Namen zui'ücktuhrbar sind oder nicht.

Nach diesen Gbrundsätzen, die von den bisher befolgten zum Theil abweichen, will ich es versuchen, eine Beihe von

Ortsnamen zu erklären, wobei icli denjenigen, die sich auch auBorlialb ProuUens finden, den Vorzug gebe, im Uebrigeu aber mich an keine systematische iieihenfolge bmdeu will.

1) Die vergleichende Onomatologie ist für «Ue Namenforschung ebenso wichtig, wie die ve^leicliende Grammatik für die Sprachforschung. Der bisher vorherrschenden eprachlichen NamensunteFsttobuDg gegenüber erscheint es angebracht, die zu sehr vernacLiläääigte vergleichende bietorisch-geographische Methode asu betonen.

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I

()04 OrtraftniMi in Altpnwten.

I. KnuMen.

Die diesen BesUndtheil enthaltenden Namen sind von den Pruaaiologeu aas dem altpreaßischen crausy (Hokwft8eher> = Birne erklärt worden. So A. M. XVIII, 42: Ness^-lmanu (Tlies. Img. Pniss.) 80 zieht indessen nur die Kamou Krauseu und Krausaoii hierher.

Es handelt sich um folgende Namen:

J. Krausen (4 mal): lO Abbau von Willkamm bei Moltainen (Kr. Gerdauen), b) Dorf bei Seeburg (Kr. Bösael) und Gut bei Bi8oho£abnrg (Kr. Bössei), c) Abbau von Sonntagkebmen (Kr. Stallapönen). B, Krausmäorfj Dorf bei Bastenbni^.

3, Krainenhofj Oberförsterei Kleinkrug (Kr. Marienwerder).

4, KrauaenHein, Dorf im Kr. Bossel. 6, Kratuenwäldey^) Gut im Kr. Gumbinnen. 6. Orattssen, Dorf bei Nenendorf, Landkr. Königsberg. CraU88€5nhof ebendaselbst, findet sich in Gold- becks To])n(Tr;i])hio noch nicht und ist somit erst in diesem Jahrhundert abp:e?:woigt (Semb.V

Davon kommen außerhalb Preußens %^or:

^. Krausendorf, a) li.-B. Liegnitz, b) im R.-B. Oppeln, Kraussendorf R.-B. Breslau, Krusendorf Landdr. Lüne- burg. 3, Krausenhof, a) B.-B. Gdslin, b) im Jaxtkreis, Krusenhof, B.-B. Dflsseldorf. 4, Krausensteinhofj B.-B. Dflsseldorf.

Historisoh nachweisbar sind: Krusendorf , 1379: Mon. bist Warm. V, 60; 1374: II, bOO- 1389: V, 202. Cntscmöfe (bei Gut- Stadt): nm 1260 M. h. W. m, 49 (vgl. Krausemühle in

Bohmuu und im li.-B. Magdehurg. Kr. Jerichow.)

Wenn wir diesf^s Material liotrachten, so werden wir nicht umhin IvinK-n. di»> sänimtlichon Namen Krausen und KrausseQ vorlaufig ausgenommen für deutsch zu erklären:

1. weil ilure Grundform Kruse lautet. An ein Mundgereoht- machen des altpr. crausy ist dabei nicht zu denken, dann wäre zwar ebeu&lls kmse herausgekommeni aber

1) Bei Goldbttok Kraiiseiihöfdien oder Kliein Orihnimn (Semb.).

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"Von Hugo Bonk.

605

2. der 9. Theil (Dorf, Hof, Stein, Wald, Muhle) ist ja ebenfalls deutsch. Ich glaube, daß man in solchen Fällen, wo rler eino Theil deutscli ist, der andere deutsch sein kann, eine deutscht' Herkunft aimehmen muß, wenn sich

3. die Namen auch in rein deutschen Gegenden finden. Wenn aber K r ans endo rf atui diesen Gründen deutsch

ist, so ist es auch Krausen, da dieses, wie urkundlich be- glaubigt ist,') aus Krusendorf entstanden ist.

Was die Bedeutung dieser Namen anlangt, so liegt es wohl am nftohsten, an den Personennamen Krause^ (alt: Cruse, Tgl. B. B. Scr. rer. Pruss. II, 603: T<»ppen, Qesch. Mas, 112) zu denken.

2. Rud.

I. Hoppe') führt die hierher gehörigen Namen auf das litt, rudasi roth, braunioth (von der Beschaffenheit des Bodens zurück); denn öfter ständen den mit ru.d- componirten Namen andere mit jud- in der Nachbarschaft gegenüber: Budupp, Baudohnen und Jodupp; Bndupönen und Judtsohen (mit schwarzem Acker), Rudionen (Heydekrug) und ßuddiu seien von rudynas, Sumpl, abzuleiten, das wahrscheiulich eine Ab- leitung von rudas sei und vielleicht die lothgelbe Farbun^r des Wassf^rs anzeige. Kudlaucken und Rudlacken seien eben- taiis auf die BesohaÖenheit d«^ - Bodens zurückzuführen; dem Rudlauken entspreche im Kirchspiel Aulowölmen Laukgallen, „Feldende'^, es stoße nämlich die Forst daran. Budbardssen sei gleich Bothbart u. s. w.

Diese AnsftUirungen von Hoppe sind so gründlich und überzeugend, daB darüber weiter kein Wort su verlieren ist. Damit ist aber keineswegs gesagt, daß alle Namen mit rud-

1) M. h. W. II No. 5<» Anm. 1: vi^l. V No. 311. m.

2) Dieser Name hängt uacli Qhmm's Wörterbuch V, 2069 mit kraus zusammen.

^ A. M. Xm, 688.

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606

Oiisimmen in AltpcenBen.

littaniBch sind. Vielmehr bleiben naob Absng der von Hoppe behandelten Gruppe noch die folgenden flbrig:

U. Gtoldbeok führt in seiner Topographie des Königreichs Preußen, Theil I (1785) „folgende Orte Namens Bada^) (Bndda) in OstprenBen auf:

/. i?., Vorstadt von Willonberj?. 2. R., ein anderer Name für Malga. .V. Hammernidua im Kreise Ort- lsburg. Dieser Xame ist halb dentJ^r^h, halb polnisch, wie unten g^Z'-iLi. werden wird. 4. Ii. = Hanimergehsen, Kr. Joliannisbnrg. R. (ieschkoweHi i. e. Jaschkowen, Kr. Johanniaburg.

Fragen wir nun was dieses y,Kada^ bedeutet, so ist die Antwort darauf: suerst Eisenerz, sodann Übertragen Eisen- 8 c hm eise, Bisenhammer. Es ist nftmlich der Sttden nnserer Provinz reich an Eisenerz, wortlber man bei Bock, „Wirth- schaltHche Katuigeschichte" etc. Bd. II, ])g. 606 518 aosfCQirliche Nachrichten findet. Für Polen Tgl. Holsche, Statistik von Neu-Ostpreußen, pg. 404 in Band T. Die Orte im sfldlichen ngt]neuüen wurden von den umwulnionden Polen ruda genai.u;. weil dort Eisenhammer liosi aiuleu. Beweis für Malga: l'ook pg. 514 1. ('.; für .laschkowtm ibid. ]»g. 512;-) liei Hammer- gehsen und Hammer-Euda liegt der Beweis schon im Namen selbst.

6*. 7, Das heutige Dorf EuJukn Rndn im Kr. Johaimia- burg hieß dagegen frtther Kisiny (Kischein) und wurde erst im 16. Jahrhundert von dem damals dort wohnenden Bad nik') so genannt,^) and das Dorf Ruhden » Bada im Kreise Lotzen hat seinen Namen wahrscheinlich von einem Badz ki, der 1630 dort wohnte, oder dessen Vorfiihren.^) 8, ßitdowken im Kreise

1) Schon 1422 in dieser Form Srr. rer. Pr. IV, 883. Anm. d. Verf.

2i Vgl. ftuch Goldbeok, Topogr. I, 2, 8. 41.

'V) Entweder £ig«iuutmti uder zu überb«Uen mit ,,£i»enschmelzer' iSenibr.)

4) K^trsTtisM, O lodn. polsk. pg. 436. (S.X

6) ibid. pg. 496 (S.) Daß daneben auoh einen zweifell<'-< deutschen Natnen Rnden gi«b(i, werden wir weiter untoi sehen. Der Verl.

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Yoa Hugo Book.

607

Sdtisburg hat seinen Namen aller Wahisoheinlichkeit naoh von einem lit^i linder BndowBki.

In Westpreußen giebt es uacli Goldbeck Theil IL 1789 und (lern Posthandbucb für Ofst- und Westpreul^u (Berlin 1887) folgende Orte Ruda (liudda, Kuhden):

1. E., Kr. Kulm, heute Adlioh-R. und Ob r-R. i*. It., Kr, Stargard. 3. B., per Gorzno. 4, R., per Radomno. Ä., per Bumiany. 6* M,j heute Bndamühle und Bndabrück. E,, Kr. Marienwerder, ebenda Bnhdensche Mühle. 8. Pdn. B.f Kr. Flatow" (Sembrzycki).

Anflerhalb Preußens kommen vor ich setze die ent- sprechenden ])reußischeu (hie voran Ixudmnühh' aucli im R.-B. Oppeln, f< rner: Ru/hm (2), Kr. Marieiiweider u\\<\ Flatow, 6 mal in Böhmen. Kärnthen, Krain, Salzburg, K.-B. Stralsund und Posen. Ruhden (2), Kr. Johannisbnrg und Liitzen, 3 mal B^-B. Frankfdrt, Posen, Bromberg, femer als Insel bei Usedom. Buämrweiäe^ Kr. Stnhm, Budner Jftgerhaus in Böhmen. Rudmk (2), Kr. Schloohau und Graudens, 8 mal in Mähren, Schlesien, Krain, Steyermark, O-alissien. Rudno, Kr. SchwetZi Rndno und Ivudnopolje , 12 mal in Steyermark, Krain, « Taiizieu, Ungarn und R.-B. Oppeln. Ruäou ken (4:), Kr. Sons- burg, Rudowko, R.-B. Oppeln.

Bas zuerst genannte Buda tindet ^ich 3 mal in Böhmen, und in Znsammensetzungen mit anderen slavisohen Bestand- theilen (Budaszczutkowsken, Budabrodzka u. a.); 26 mal in Galizien, femer in Dalmatien, Siebenbürgen, Oesterreich-Ungarn, Posen (6) und Schlesien (4).

Aus dieser Zusammenstellung erpebt sich, daß die.se zweite U nippe der den Bestandtheil rud enthaltenden Namen sich nur in sla vischen und solclien (legendeu iiudel, die unter ölavi- schem Einfluß stehen oder gestanden haben. Das (Tebiet der- selben bildet einen Gürtel, der sich über das südliche Ostpreußen, Weetprenfien, Posen, Oberschlesien,^) Böhmen, Mfthren, Qalisien,

1) Der R. B. Liegnits ist ansgesclilosseu. Dasselbe wird uns auch bei den slavisohen Fomen des Namens Damerau begegnen.

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606

Ortonamen in Altpreufteii.

das weflfcliohd Ungarn (mit einzelnen Aiulftnfem bis Siebenbfirgett hinein), Stoyermark, Eftmfclien, Eyrain, Kroatien, Dalmatieia er- streckt.^) Wir haben also hier ein Gebiet, welches scharf abge- grenzt erscheint im Osten von OstpreuBen^ Bofiland nnd der

Türkei, im Süden vom Adriatischen Meer, im Westen von Itiilion, Tirol, Oestorreich, Bayern, Sachsen, lii.mdenbnrg, im Norde n PoinniHru uii*l dem norillicheu Weit pfnußen.

TIT. Aulieni>nu iindet sich h'tiddti im Kr. Fischhausoii. aber auch in Oesterreich ob d. E. und Rudow 2 mal in Branden- burg,") also außerhalb des oben bezeichneten slavischen Ge- biets, während es sich innerhalb desselben nicht findet. Das preußische Bndan findet sich schon 1264 (Bndovia) Scr. rer. Pr. 1 91, seitdem öfter als Bndawe, Bndow, Badowe, Baden etc.*} Die beiden brandenburgischen Bndow finden sich, wie wir sahen, 1375; über das österreichische habe ich nichts finden können. Das Vorkommen in Brandenburg schließt eine Ab- leitung von rudas aus (vgl. ob. S. (>03, 4i; andererseits macht die Lage außerhalb des obigen slavischen (4(>biots eine slavische Abkunft unwahrscheinlich. Somit sind wir auf das Detitsclie auge^v^esen. Denn auch hier giebt es einen Bestandtheil Rud in Ortsnamen; Rudenberg (Baden), Rudenhaus (Bheinprovina), Rudenweiler (WOrttemberg) u. a.; noch hAufiger in der Form -rod, -rode, -roden, vgl. ahd* riutjan, reuten.^) Scr. rer. Pr. I, 686 findet sich unser Name auch in der Form Buido* viensis. Nehmen wir das alles susammen, so ist es wahr* scheinlich, daß Budau deutsch ist und Bodeland bedeutete

Das deutsche Buden scheint vielfftoh durch Verstttmmelnng entstanden zu sein. Scr. rer. Pruss. findet es sich für Rudow, im Braunschweigischen kommt es neben Riudiun für das

1) Polen, »las natürlich auch dazu gehört, habe ich ans Mangel an genaueren (^uHlpn ausp;p.<*clilA8!?en. Auch in Serbien nnrl Bosnien kommen die iSameu vor: Kudgluwa (Öerbien), Kudo ^Bosnien) u. a. w.

2] 1376. Brandenburg. Landb. 21 f. 2G.

8) Scr. r. P. in, 12. 48; 8»-9I; 474. 479. 480 u. a. w.

4) Fdratemann, Altdeotsehea Namenbacb n, 1199—1209.

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Von fingo Bonk.

609

heutige Rueden vor;M im Westphäl ischen heißt ein Dorf im Kr. Lippatadt 1168 und 1184 Rudino, .1446 Rüden, heute Ruethen. Demnach dürfte Rüden auch deutsch sein Rudan, fiaeden, Bnethen fiodeland, und wir haben es hier mit einem zuüUIigen Zusammentreten der dentsehen mit der slavischen Wurzel sn thun. (VgL ob. S. 602 f.)

Das Itesnltat dieser üntersnchang ist also folgendes: Die in Pituüen vorkommenden Namen mit dem Bestandtheil Rud- zert'allen in drei Klassen:

L littauisck-altpreuBische, im nordöstlichen Theii Oat- prenBens ;

2. slavische, ansschlieBlioh in WestpreuBen und dem sadliohen Theil von Ostpreußen;

3. deutsch: Badau.

3. Braontberg.

In der Friedensnrkunde von 1249*) kommt der Name Brusebergxr vor. Dieser wurde im Jahre 1827 von Voigt (Gesch. Pr. II, 630) mit Braunsberg indentifizirt, allerdings ohne jeden Omnd; er sagt nur: „Brneebergue ist Braunsberg" und setzt diese Identität II, 406 Anm. 1 als selbstyerstftndlich vo»- ans. Aus der XJrkimde ist aber nichts zu sohliefien: hier steht nur, welche Kirchen die Warmier zu bauen yerspraohen, und als sechste ist die in Brn^bergiie genannt. Mülverstedt opponirte gegen die Identität; „Was ?Ierr Geh. liatli Voigt a. a. O. II, 4f)8 Anm. 1 über die Gründung der Stadt und Burg Brauns- berg angiebt, scheint entschieden die Möglichkeit auszuschliei^eu, dafl den PreuBen noch im Jahre 1249 aufgegeben werden konnte, dort eine Kirche zu erbauen, und deshalb kann unter dem Brusebeigne der Friedensurkunde nicht Brannsberg ver-

1) Prad. Corb. Wig. No. 351.

2) MhW. I No. 19; Dreger, Cod. Pom. dipl. I No. 191 steht aber Bransberga, was natürlich nur durch spätere Coiyoctur oder Copistea» gelehrsamkeit entstanden sein kann.

Altpr. M oaatMoluiA Bd. XXVII. Httft 7 n. & 39

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Ortaaamcn in Ali|iren8eD.

standen sein."^) Dagegen hielt Töppen an Brusebergue fest (Comp. Gdogr. 17 und Scr. rer. Fr. 119, Anm. 2), aber ohne Beweis, und Nesaelmaim (Thea. 1. P. 23) aohlo£ aiidi TOppen an. Eine Erklftrung yon Brasebergae Tennochte Niemand en gehen: Töppen a. a. O. vermnthet „Preufienburg", Nesselmann denkt an birge. wahncheinHch Viehlager (litt, brigia).

Zunächst ist der Znsammenhanpf mit Bnisebergne noch keineswegs nachgewiesen, vielmehr von Proi. Bender in der Zeitachrilt für die (irescbiclit«» und Altei-thumskuiKle des Erm- landes Y. 274 zurückgewiesen und ebenda 538 mit scklagendeu (iruudeu widerlegt.^)

Nun hat man bei der Erklärung des Namens an Brano von Olmüts gedacht,^) der aber gar nicht in Betracht kommen kann, weil er erst 1254 nach PrenBen kam, Brannsbei^ aber aohon 1241 gegründet ist und 1261 schon Bmnesberch oder Bronsbergk heiBt.^) Pertz wollte den Namen mit Bruno von Merseburg in Yerbindung bringen,^) was indeß Bender a. a. O. 273 zurückgewiesen hat, da von der fniohtiosen Thfttigkeit jenes Biuno keiue Spuren zu finden seien keine Kirelie. keine Kapolle, kein Altar. Daß man circa 250 Jalno s])iit« r aiit ihn zuniekgegriüen , um eine Stadt nach ilun 5^n bent uneu, ?^ti daher undenkbar. Bender nimmt an, die Stadt habe ihren Namen von dem „einst angesehenen, in den Khein- und Lahn- gegenden weit ausgebreiteten Geschle< lit der Brunen en von B.raunsberg (alt Brunsberg), einer Linie der Grafen von Isenburg-Wied, von welchem Geschleohte in der Zeit von 1182 1278 namentlich Bruno L IL HE von Braun sberg häufig vorkommen." Der erste Bruno habe die rheinische Burg

1) N. F. F. Bl. n Folge XI, 181 Anm. 4; vgL Bender in der Zeit- schr. f. Erml. AlteHh. V, 271.

2 Dio falschen Seitenzahlen an dieser Stelle sind aas dem Register

8U bcri''litii^en.

3) ilenneberger, Erclerimg dur IVeüaeischeu gt'öseeni Landtaiiei, Königsberg 1d95, S. 36.

4) Ser. ter. Fr. 1, 66; IC. H. W. I, No. 36. 27. 6) M. H. G. Sor. lY, 660.

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Von Bngo Bonk.

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Braunsbeig erbaut Bender weist dann nahe Beziehtmgen dieser Bninonen zum dentschen Orden nach (a. a. O. 274).

Fragen ivir einmal snr Entseheidtmg der Frage zunächst

die deutsche Geschichte an. Da üudeu wir unsern Nameu iiir deutsche Orte:

Brnnshcr;/ Uei Höxter i^Westph.) als Brnnesberg: Ann. liauriss. U. H. G. Sur. I, 154; Einh. ib. I, 155; Enh. ib. 349; JJrunesberg, Ann. Quedlinb. M. H. U. Scr. III, 37, 19 (Schlacht 77Ö), ferner als Brunesboirli. Bruinesberch, Bninsbarch. FrunS" berg, um 1195 im Cod. trad. Formbac. Ürk.-Buch ob d. Ena 1, 694 f.

Daraus folgt, daß der Name zur Zeit der Gründung unseres Brannsberg in Deutschland schon längst gel&ofig war. In Preußen hat er ganz Ähnliche Stadien durchgemacht, wie dort: Brunesberch, Brunsbergk (Cod. dipl. Warm. I, 26. 27); Brunsberg, Bmnesberg, Brounesburgh, Bronesburg, auch schon früh Brauusbergk (1273: Auii, tcrr. Pruss. 701, 17).

Heute findet sich noch ein Ort Brunsberg in Hannover, l^U Meilen nördlich von TTohtt^ iiiid Bnumshog in Mecklnnburg- 8chM'eriii, Pommern, Brandenburg, Mähren, Oesterreich (3), Bayern (4), Bheinprovinz (3) im Ganzen 14 mal. In Ost- prenflen kommt der Name au^er als Stadtname noch vor bei Fauenbnrg (Weideabfindung) und Meilen südlich von Goldap (Abbau).

Ans diesem Material ergeben sich folgende Möglichkeiten:

1. Entweder hieß der Ort nrsprüng^oh Brnsebergue und wurde in Anlehnung an diese Form bei der Nengrttndnng Brunsberg genannt.

2. Oder der Xame hat mir Brnsebergue nichts zn tlmn. sondern hängt mit Bruno zusammen, dem Xanun eines zur Gründung in irgend welcher Beziehnuf^ stehomlen Mannes,

3. Oder der Name ist ohne Anlehnung an Brnsebergue, und ohne Anlehnung an einen bestimmten Bruno aus Deutsch- land importirt.

Wenn der Name ursprünglich Brnsebergue lautete was seit Benders Widerlegung kaum noch annehmbar ist

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Ortsnamen in Aitpreußeu.

so konnte er zn der Form Brunsberg unter keinen ümstÄndeTi auf dem sprachlich -etymolofi:isehen Wege koininen sonilern nur auf dem Wege der Umiionnung, veranlaßt durch Klani^- assoziation (vgl. ob. S. 602\ T>pr Beweis liir diese Behauptung liegt eben darin, daß dem Ordou zur Zeit der Gründung der Stadt der Name Braunsberf^ oder Brunsberg völlig geläufig war, wie Bender a. a. 0. S. 274 nachgewiesen hat.

Also ist auch in dem Fall 1 der Name rein deutscb, was im 2. und 3. FaU selbsWerstfindlich ist.

Daraus ergiebt sieh Folgendes:

1. Es ist far die Erklärung des Namens vollkommen gleicli-

giltig, ob der Ort ursprünglich Brusebergne Meß oder nicht.

2. Das AVort kann nur deutsch sein und muß auf Bruno zurückgeführt werden,

Braunsberg bedeut«'t also Brunosberf^, gleiclivicl ob Bru»e- berguo Viehstall oder Preußenburg oder nach Rt^gf^e 's Methode vielleicht gar „Eberburg*' (Stamm br), oder etwas anderes be- 'l''!itet. Da aber fla?? Terrain von Braunsberg keineswegs bergig ist,^) so scheint mir der ad 3 angenommene Fall der wahr- soheinlicbste, daB der Name ohne Anlehnung an Brnse- bergue und ohne Anlehnung an einen besthnmteii Brnno ans Deutschland importirt ist.

4. Wangus and Oanwrin.

a) Wangus.

Die Frage nach der B* deutung dos in 25 Eigennamen in der Provinz vorkommenden Bestandtheils Wangen- oder *wangen hat zuerst Nesselmann angeregt.*)

„Wanga oder Banga bedeutete im Preußischen wahr- scheinlich soviel als Welle, Woge; wenigstens finden wir das Wort in dieser Bedeutung im Littauischen, Lettischen und Sanskrit, und der Uebersetzer des Katechismus giebt vermöge

1) Bendf^r n. a. 0. 274.

2) N. r. P. Bl. 1848 (V), 11 f.

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Von Hugu Bouk.

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eines merkwürdigen Uu Verstandes das deutsche Participium be- wogen flurch pobanginons wieder, indem er es allom Anschein nach diieet von Wogo ablüitete. Auch dieses ELjui^nt finden wir in vielen preußischen Namen wieder. Demnach wäre Powangen synonym mit PowandeUf ein Ort» der an den Wogen, am Wawer, liegt, Uderwangen wfire zu ttbersetsen durch Ott er wo gen (vom litt, ndra Fischotter, vgl. XJderballen, Otterbrach), Kaiwangen vielleicht Hflgelwogen (Ealwwangen vom Litt. Ealwa Hügel , AVangnicken und Wangeninken (bei'le Namen koninien oft vor) bintl Leute die an den Wogen wohnen. Anßerdom gehören hierher «lie Namen Wange. Wangen, Wangittt, Wangotten, Wangritteu, die Oomposita Abschwangen, Alexwangen, Derwangen, Kinw u^^'en, Poswangen, Porwangen, Thurwangen und die halbdeutschen Wangenhosen und Wangen- kmg. Ich moB gestehen, daß die Deutung dieses Elements, Wanga, als Woge unsicher ist; es kommt, wie ich bereits an- deutete, direct weder im Eatechismns, noch bei Grünau vor; dagegen findet sich im Katechismus wangan {iwc.j das Eudu, w angint endigen. * i Vielleicht also, daß in der eben angeführten Namensreihe beide ähnlich lautenden Elemente nebeneinander herlaufen."

Noch in demselben Jahr behandelte der Stadtrath Keu- mann in Elbing unabhängig von Nesselmann dasselbe Thema,'} Neamann hatte inzwischen das deutsch-preuBisohe Vocabularium von Holzwäscher (aus dem 16. Jahrhundert) aulgefunden, von dem bisher Niemand etwas gewußt hatte, und das Neumann sorgfaltig geheim hitdt. Hier fand er nun als preußische Ueber- öetzung von Dam*-VRn. da.s er sein» i ^eits als Heide, Wald erklärte, das Wort wangus, und benutzte diesen Fund in der vorliegenden Abhandlung, aber ohne seine Quelle zu nennen. Er rechnete auch Twangste, den Wald, an dessen Stelle Königsberg gegründet ist, hierher und meint, daß damit über-

1) Daran hat vor Nesselmanu schon Graff gedacht (Ahd. Sprach- schätz I B94; imS).

2) N. P. P. Bl l&lb (V.) 245 ff.

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Ortsnameu in Aitpreußen.

einstimmend „noch heute ein Dorf in der Kfthe von Seeburg den Namen Wang st" fthr©.*)

Neumann bringt nun mit wangus in Verbin-iiiug das ags. vanp;, altnord. vaii^jp", alul. wang, ;uigar. die alle Feld be- dt'uton. Durch diese UeltMreiustiininuug werde in;in nach dem Skandinavischen Norden, als der Heimath des Worts verwiesen, Daza stimme genau der Umstand, daß die in Frage kommenden Ortsnamen auf Samland, Natangen und einen Theil von Barten beschrankt seien und darflber hinaus sich in Altpreu£en keine Spur von ihnen finde. Gerade in diesen Gauen seien aber die D&nen gewesen und hätten sich darin ein Jahrhundert hin- durch behauptet. Katürlich hfttten sie auch auf die Sprache der Besiegten einen groBen Einfluß ausgeübt, und „za den Wörtern germanischer Abkunft, welche diesem Einfluß wahr- scheinlich Eingang in dio preußische Sprache verdankten**, habe auch das Wort waugus gehört.-)

Dioses Resultat von Neumanns Foiischung bewog dann Nesselmann, in einer Nachschrift zu Neumanns Arbeit die Erklärung Heide, Wald, anzunehmen unter der Bedingung, daB die ihm unbekannte Quelle, aus der Neumann sein wangus habe^ suverlAssig sei. Letzteren ersucht er dann, diese Quelle sobald als möglich heraussugeben.') Dann bemerkt Nesselmann noch:

1) Diese Ansicht hat auch Hoppe angeuommuu: „Küiiigäberg iat aal' einem bewaldeten Hügel, Twangsie, gegründet worden; denselben NasMn Mögt Wsngst, ein Dorf bei Bdseel» in dessen NAbe Porwangen liegt;

also Wangus = twangns?« Vgl übrigena M. h. W. 6, No. 146; H, Seite 469, 488; V, S. 91, 50.

2) T)iS der Einfluß der Skaiiilina\ ier im Anscliluß an Lucas Davifl. der hier auf äimou Grünau und dessen bcruchtigtcu Bischof Christian baairt, damals bedentend übertrieben wurde, haben TCppena Forec^nngen ergeben. Vgl, anoh Lohmeyer, Oeaeh. y. Ost- n. Weetpr. 15—17.

3) Xenmann bewachte seinen Codex mit Argusaugen; Neesehnaan mußte jtMlosinal, wenn er denselben einsehen wollte, nach Elbing fahren. Alles Drangtu war lange umsonst (vgl. die rührende Keujahrsepistel JS. P. P. Bl. 1&52 (1) 1 f.), bis es Neumann sclüießUch doch zuviel wurde und er den Codex, deaaen Herauagabe ihm ao achwer wnrde, 1868 unter der Bedingong der Elbinger Stadtbibliothek übergab, daft er nicht

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Von Hugo Buuk. (jX5

*

^So gut wie das Wort im Gennanisolien existiit, so gat wie es, wenn ancb in etwas weicherer Form (vana, WaM) im Sanskrit

vorhanden ist, ©benso gut kann os aiidi «»rganiscli i^d. L. nicht blos als mechanisclies Einschiebsel von auÜeu her) in der prenßi- Bchen Sprache f;ewinzelt haben."

Dieses letztere nachzuweisen machte sich Dr. Kolberg, Subregens in Braousberg zur Aufgabe, welcher 23 Jahre später (1871) die Frage aufs Neue behandelt eJ)

Naohdem Kolberg Neumanns Uebersetenng Eiohenheide fftr Bamerau zurückgewiesen und dafür Bergthal, Schlucht, gesetat hat, kommt er xa dem Besultat, daß Damerau und Wangus preußische Synonyma seien. Die sonst sehr ver- dienstvolle und gründliche Arbeit, welche Nesselmann leider igiiorirt hat,-) muß nicht nach den Etymologien benrtheilt werden, die ebenso geistreich wie haarsträubend sind, ') sich gerad(< in dem Absclniitt über Wangus unangenehm bemerkbar maclitiu und den Zweck voriol : u. wangus und Damerau auf z"wei Ailer- weltssitännne ang und dub = hohl, enge zurückzutuliron. Da nun das litt* wangus leider nicht die Bedeutung ,,hokl'^ jener

veracliickt werden dfirfSa. Nock in demsdben Jahr wurde er dann yon Neaseknaim herausgegeben: A. M. V, 465—520, auch separat: „Ein Deatack»

preußisches Vocabulurium aus dem Anfang des 15. JalnlumdertS. Na<^ einer Elbinger Handschrift herausgegeben. Königsberg 1ÖU8." 1) Zeitsclir f. G. u. A. d. Eml. V, 234 ff.

S) Das ist am 80 bedaueroawerUier, aUi Kolberg in seiner sehr gründ- lichen Unterenchung Uber Damerau Neumann'a Ansidit, die Nessehnami annahm, in vielen Punkten schlagend widerlegt hat.

3) Einen Begriff davon gieht nns folgende Leistung: ,,Nach dem Holzwäsrhprschen Vocabularium hieß im Altpr. a;\\e die Eichel, demselben entsprechen das litt, gile, das lett, sihle und da« polnische zols^di. Der Consonant g mit folgendem Yooal erweicht sich nicht selten an einem dem französischen g ähnlichen Laote: das prenß. ansonis die Eiche, litt, aniolae oder azolas. lettisch osohla sind offenbar des- selben Stammes wie gile. die Eichel u. s. w., nur ist die erste Silbe gi durcli einen Zisrhlaut erweicht, wie schon im polu. iol^di, die EiHiel, Denn das* Aulangs-a oder o ist nur ein eme sj'nonyme Wortbedeiitung hervorbringender bloßer Vorschlag, der nicht selten auch fortfällt, z. 13. preoüisch awilkis der Fad^, litt, wtlke der Strick** n. s. w.

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Ortsnaineii In Altprenfimi.

Stämme hat, sondern Yerbal-Acyeotivam (yon wengin) ist und i^y er d rossen" bedeutet, so preBt er diese letastere Bedeutong so lange, bis „Soblucht" herauskommt. Sohon Nesselmann hatte

an wa 11^^171, Ende und wangint, endigen, erinnert, und Gerß an (lorsellten Stelle gpsr-hwankt, ol> i-v dies Wort nicht dem -wan^(*n zu (irunde legen sollte. ^) Koiberg rindet hier dm aliereintachsten Ausweg, der sich denken läßt: „Auch die im preußischen Katechismus aufbewalirten Worte wangen. das Ende, wangint enden, vollenden und wingnskan die List, lassen sich auf den Stamm agh, ang imd dessen Bedeutung von Enge, Windung zurückführen. Die Begriffe List (wingnskan!) nnd Windung gehören offenbar zusammen, indem der Listige auf krummen Wegen wandelt, um andere zu Überlisten, ebento Ende (platt Eng gesprochen) und Enge, da diu gänzluhe Einengung eines Gegenstandrs audi dessen Ende bildet, wi- z. B. im Lateinischen tinire niüht blos beendigen, vollendeü, sondern auch beengen, einschließen, beschränken bedeutet, Euis das Ende und die Grenze, die Schranken/^ Damit b&nge denn auch das litt wangus begreiflich zusammen, das ursprftnglicb nicht verdrossen bedeute, sondern „WinkelzOge machend", eine Bedeutung, die dem Stamm ang ebenfalls xnne wohne (angulus der Winkel). Daran soblieBe sich offenbar erst die abstracte Bedeutung von träge, verdrossen.*) Mit solchen .,Wiukel- zügen" kann man schließlich jedem Worte jede beliebige Be- deutung abgewinnen.

Nesselmann hat in seinen „Forschungen" und im „Thesaurus" Keumanns üebersetzung von Domeiau und wangus

1) Dagegen vgl. Isuumaun a. a. O. 245 Anra. 3.

2) S. 250, €/\ Auch in Elwangeu, Feuclit wa u gou . Wangen. Wauguuheim diu Bedeutung Thal, Grund stecken: Khvaugeu (el. al = Wasser, Flüsaigkeiii s=s Elbin g v^^hving) (Hjelledoiupno, Potsdam (pi, po in der Bedeutung von Wasser, FloB, nora/iof I) Vgl. dagegen Förste- mann, deatache Ortsnamen, wonacb El wangen im 8. Jahrhnndeii Elehenwang hieß (von ahd. «lab ^ Eloh, Elann, vgl. Elichpaeh, heole Elbach).

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Vuu Hugo Boak.

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mit „schlecht bestandener Eiohwald^ angenommen, h&It Aber an der preußischen Herknnft von wangns fest.

Zur Entscheidung der Frage scheint es mir von Wichtig- keit, ziiiidclist -Ibs Verbreitungsgebiet der hierher gehörigen Namen in uud autJer Preußen festzustellen, dann jeden unserer Namen einzeln zu untersuchen und schließlieh di« möglichen Gründe des Zusammentreffens derselben mit den deutschen 2su erOrteni und dann Sohlüsse auf Abetammung nnd Bedeutung dea Wortes wangns zu sieben.

ZnnAchst moB bemerkt werden, daB Lesgwangm innen mit wangns nichts zu thun bat, sondern seinen Namen von dem alten Oeecbleobt der von Lesgewang bat.*)

Im Uebrigen finde ich folgende Kamen:

1. Abschwangen {'2 Jvr. Pr. E\ lau (2), 2 Meilen NON von Pr. Eylau. i^. Alexti un;ii n, Kr. Fischliausen, BV* M. KXO von Fisehhausen. 3. Derwanyan, Kr. Rössel, iVs M. S von Kossol. 4, Kaltuangen^ Kr. Eastenburg, SVa M. NWW von Kasten- burg. Ö. Kintvangen (2), Kr. Friedlaud, 1 M. SOS von Schippenbeil; Kr. Bastenburg. 6'. F&rwangen, Kr. Rössel, 2V4 M. W8W von Bössei. 7, Fosewangen, Kr. Bastenburg, J M. von Bastenbnrg. Powangen^ Kr, Labiau, V/t M. SOO Ton Labiau. 9, JRudwangenf Er. Sensburg, iVs M. N von Sensburg. 20. Thurwangen (2), Kr. Bastenburg (2), n* IV« ^* von Rastenburg. 11. Udertvemgeny Kr. Pr. Eylau, 2V2 M. NNO von Pr. E \ lau. i^. Wangen (2), Kr. Königsberg, IV^ M. NNO von Königsborg; Kr. Labiau, 2\/ti M. SWW von Labiau.

13. Wangenkrug, Kr. Fischhausen, V"» M. von Neukuhren.

14. Wangerau (2), Kr. Graudenz (2;, M. 08U von Graudeuz; l'A M. OSO von öraudenz. 15, Wangerin. Kr. Thom, IV/« M. ONO von Oulmsee. 10. Wati;fln(>'pn, Kr. Labiau, 2V4 M. SWW von Labiau. 17. WangiU, Kr. Königsberg, 2 M. SW von Königsberg. 18, Wangej Kr. Fiscfahausen, BV4 M. NNO von

i) Vgl. Mülverstedt, N. P. P, Bl. lööl (XI) S. 176; Hoppe, Ortsnamea S. 6; Siebmecher, Wappetnkaiide TI, 4, 41.

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OrtsiiBmeii in Altpreoten.

Fischhausen. 19. Wuntfnick (8), Kr. Friedla&d, 2 M. SW von Friedland; Kr. Pr. Ejlau, ^< SWW von Eylan; Kr. Bastenbnrg, 8 M. NNW von Bastenbttrg. 20. Wanffnideen (5),

Kr. Kölligsberg (2), V/s M. ONO von Königsberg; Kr. Heiligen- beil, 7« M. NO von Heiligenbeil; Kr. Fischliauseu, '2"/4 M. NW von FischauiSüu; Kr. Pr. Eylaii, '/» M. NWW von Kreuz bürg. ^1. Wangeni nk> n . Kr. \\ nlilau, 27« M. NOO vuii Weh lau. Wangnu-skeim, Kr. Heüigeubeil, IV» M. NNO

von Heiligeubeil. Wanyotten, Kr. Rastenburg, 1 M. SW von Rastenburg. :^4. Wangrittcn^ Kr. Friedland. 4'/s M. SW von Friodland. ^ö. Wangat, Kr. Bössei, 27« M. WSW von Bössei.

Das Verbreitungsgebiet des deutschen -wangen hat FörstemannO bestimmt. Es ist anf Sttddentsohland be- schränkt und hat seine beiden Gentraipunkte südlich von der Donau. Cranz ähnlich verhält es sich mit den Wangen-. Diesen stehen eben so vitd«' Wengen- gegenüber, die von demselben Gnmdstamm gebiltlet sind.^) So entsprechen sich:

Wnu;/: Bayom 7, OesteiTeich 3, Salzburg 1. Kirt lieWang bei Hirsch berg."*) Weng: Bayern 9, (Oesterreich 4, Salzburg 3, Tirol 2, Wangg: Tirol 1. Wengg: Tirol 1. Wangen: Bayern 4, Baden 5, Württemberg 5, Tirol 1 , Sachsen 2. W&ngm: Bayern 13» Württembeig 4, Tirol 1. Wanghausen: Oesterreich. Wengen- hausen: Bayern 2. Wmghf^: Oesterreich. Wenghof: BayaniT Salsbnrg (2). Wange: Ostpreußen (bei Pobetheu). Wenge: B.-B. Künster. Wengi, Kanton Bern.

Gams ebenso entsprechen sich Wanger und Wenger. Synonym und vielleicht auch stammverwandt damit ist Anger (ahd. Angai', ^) pratum).

1) Deatoche Ortsnamen 280.

2) FdTBtemaon A. N. II, 1477; vgl. bei tutt Wengoten. 1869

Wangoicn.

3) itvl4 von Friedricli Wilhelm IV. ans Valders in Norwegen thäil- weiäti hiurber übertrafen. VgL Bädeker, Nordost-Deutschland S. 904.

4) FSTStemaan A. N. 71; ZeaB, die Deatachen und die Nachbar- Stämme, 106; N. P. P. BL 1848 (V) 346.

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Ton Hugo Book.

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Wang^r: Oesierreioh ob d. E. Wenger: Oberbayern. Anger:

Bayern i27\ ÖHsteiTeich ob d. E. (7), Salzburg, Steyermark (4), Tirol, Bölimcu. Württemberg, Rheinproviiiz, Provinz Sachsen. Wanfjem: Meckleubnr^-Scbweriu und R.-B, Breslau. Wentjern: Westpreußen (bei Stuhm), R.-B. Oppeln, E.-B. Arnsberg (2). Angern: Bayern (2). OesteiTeich (7), Kiimthen (2), Salzburg, Tirol, BObmen, Magdebnig, It.-B. Düsseldori Wangerin:

Kr, Thorn (WexigorzylL), B.-B. Stettin (3). Wengerin: Er. Insierbnrg. Wangering : lilidderbajeinL Wengering: Ohevimd Niederbayom. WangerMusk: Baden* Angershäuechen: B.*B. Dttsseldorf. Wangerau: Kr. Grand enz (2). Ängeran bei Bar- ke hm en. Außerdom finden sich diese Namen rnassonliaiL in allen german. Ländern; 7.. B. Vang und Vangen öfter in Norwegen; Wanga-Bazar Ceugl.) im brit. Ostindien in der Gegend von Heyderabad; Wangen öfter in der Schweiz; Wangenies in Belgien (Hennegan); Wangford in England (Ghn&ohBit Snffolk) n. s. w.

Ana diesen 4 Znsanunenstellnngen geht Folgendes hervor:

1. Wir haben in Dentschland zwei abgeschlossene Wangen- Gebiete, eins in Süddentsohland, das andere in PrenBen.

2. Beide Gebiete werden verbunden durch die Wang er- Namen, die den Zwischenraum gleichsiini id)ei'brücken. Diese Brücke f^eht tiber Westpreu ßo ii (Wangerau, Wangerin», Pommern (Wangerin (3), Wangeritz), Mecklenburg (Wangem), Kannover (Wangersen), Oldenburg (W^angerlang, Wangerog), Westphalen (WeDgermüble), Hessen (Wangershausen), nach Baden (Wangershftnsle, Wangersthai), Bayern (Wangering), Oesterreich (Wanger), Salzburg (Wengerberg), Tirol (Wengerhof).

8. Die historische Entwickelung der einzelnen Namen zeigt, daß Wangen und AVengen. Waiij^er und Wenger gleich worthig sind, weil die ^.ainen bei einem und Hemselhen Ort viellach in einander übergegangen sind. Dazu stimmt der Umstand, daij sich noch heute beide Formen in denselben Gegenden gegen- überstehen.

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OrtsoMDeii in Altpreußen.

4. Aber auch die Formen "Wanger und Wang gehen viel- &ch in einander über CWangerland aus Wangia,') wie ebenftdls die hisiorieohe Entwiokelnng zeigt Da beide Formen von demselben Stamm vorkommen, so mtlssen wir sie för gleich- werthig ansehen ; so daß also die Formen "Wang, Wanger, Weng, Wengur gleichwertliig sind,

5. Außerbalb Deutschlands finden sich die Namen in ailen germanischen Ländern.

üm diese Thatsachen für uns^^re Zwecke verwerthen können, wird es nöthig sein, sunüchst unsere Namen einaebi SU befaraohten.

Da maB es aunftchst au£fallen^ d&fi mit swei Ausnahmen die 26 Wangen auf Samland, Nataogen und einen Thei] von Barten beschränkt sind, worauf schon Neumann aufmerksam gemacht hat. Die beiden Ausnahmen sind Wangerau und

Waugerin; denn daß Wengorzyn nur eine Polonisirung ist, da ja der Ort in Westpreußen liegt, bedarf keines Btnveises. Es ist nun die Frage, ob dieselben überhaupt hierher gehör*»Ti: Neumann, Nesselmann, Kelberg und Schade, Jüiihen .sie nicht hierher, wenigstens haben sie dieselben völlig unerwähnt gelassen. Die Frage ist meiner Ansicht nach daraui znritck- zuftthren, ob unser einheimisches wangus nicht ebenfaJls Bildungen mit einem stammhaften r hervorgebracht hat.

Zunflohst ist zu constatiren, daß dem Waugerin ein Wenger in bei Insterburg, also auf altpreufiischem Gebiet^ entspricht. Doch ist dieses erst spät entetanden und daher littanischen Ursprungs (wengras der Ungar); für seine spätere Entsteiiuug spricht der deutsche Xanie „Ritter- Neusäss". (S.). Ferner läßt schon Herr Geheiiuratk »Schade a. a. 0., olmo es ausdrücklich hervorznbeben, durchblicken, daß unsere Namen, sich im Samland häufen (9 Urte). Wir haben hier eine Art von Wangerland, das durch die Wangerspitze gewissennafien

1) 787, Chron. Hoisuac. H. H. G. Scr. IV, 298, 1; Auch Wauga, 788 If. H. G. Vn, 989, 24

S) Sehad«, A. W. II, 109a

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Von Hugo Bonk.

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abgeschlosaen wird. Wenn aber in letzterem Wort das alt*

preußische Wangns steckt, so haben wir hier schon eine Weiter- bildunc: desselben zu Wanger, die ganz auf einer Stufe steht mit der deutschen Wt'itei])ildung von Waugia zu Wangerland. Auch in Wangritten Kr. Friedland, das einem Wangifct Kr, Königsberg gegenübersteht, scheint ein Wanger zu stecken, und schlieBlich kann iok nicht umliin, auch Wangrappe^) hierher zn rechnen. Die älteste Überlieferte Form für nnaere Angerapp ist Wangrapia') (1262). Die Ableitung vom altpreuBisohen angurgis, Aal, (Voc. 666) will mir trotz Nesselmanns Conjectur angurys und trotz des litt, trngnrd und tingurupe nicht ein- leuchten. Es kommt zwar vor, daß ein W am Anfang ausfallt, ivie ja das Beispiel Wangrappe— Angera])]) selbst zeigt., aber dab es zugesetzt wird, müsste doch erst bewiesen werdeii. Der litt, l^ame des Flusses kann aber erst dann ins Gewicht lallen, wenn nachgewieson wird, da£ derselbe alter ist, als der nun einmal als Wangrapia überlieferte altprenßisohe. So lange dieser Nachweis nicht geführt wird, sind wir genothigt, an dem letzteren Namen festzuhalten, da wir keinen älteren kennen.

Da wir demnach innerhalb des altprenßischen Gebiets die Xameu Wanger spitze, Waugritten und Wangrappo haben, so ist die Möglichkeit gegeben, den Namen Wangerin nnsern Wang-Namen anzuschließen, doch bleibt die Sache wegen der Lage der Orte immerhin zweifelhaft.

Mit Wangerau liegt die Sache anders. „Der Ort hieB im 16. Jahrhundert Weygir, Weyger, Weger (Froelich, Gesch. d. Kr. Graudenz L pg. 364)» was wohl eine Germanisimng aus Wogrow ist.** (S.)

ünserm Wangst^} = Wangeste, Wangsten*) entsprechen

1) Henneberi^er IT, 25.

2) Peter von Dusburg, Scr. r, Pr. 1. 110.

8) H. H. W. No. 146; II, Seite 408 (1866); 469. 483 (als Fenoneii' naine: 1872. 73; ebenso V, 60; 1879).

4) Voigt erw&bnt in der Gesch. Pr. 99 ein Ton den skandischen

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62S

Orlaiuuiiea in Altpraokii.

die beiden Wangsien im Kreise Liegnits, WangB in Sanct Gallen.

Thnrwangen lieBe sich beirefib des ersten Bestandtheils

vielleicht mit Thür, Thurhof (Oest ob d. E.), Thnrland (Anhalt).

Tburmülile (R,-B. Bromberg), den 6 Thurow in Mecklenburg und Pommern*) u. a. zusammenstellen. Förstemann (A. N. II, 446) nimmt ciiieii keltischen Stamm an. irisch dur arx; danach wäre also Thurwangen Burgwange.

Kinwangen, dessen erster Theil aus dem Aitprenßischen nicht zn erklären ist^ läBt sich vielleicht mit den deutschen fthnlioh gebildeten Namen Kinheim (1120 Chinheim^ Kinbnrg (Steyerm., 1265 Chinbnrg) n. a. enflammenstellen. Förstemann (A. N. n, 876) yermnthet einen Stamm Kin, identisch mit Kien, Fichte;*) Grimm (Gesch. 586), denkt an die Oanine- fates, die Nachbarn der Batavi.')

Derwangen^ ebenfalls altpreußisch nicht zu erklftren^ könnte vielleicht aus dem Shiviseheii abgeleitet werden: ..k.slav. drönti, caespes, russ. dem, polu. darii, Jbtasen, Torf," vgl. Derne, Derueu bei J\i »nigHbnr£2-.

Mit mehr oder nimder Sicherheit lassen sich folgende ZusammensetKungen aus dem AltpreuUischen resp. Littanischen erkiftren:

Gothen gegründete« Wangast, „welcher Name anf die Beuennimg des Bttges TwangBte hindeatan aoU, auf welelwn in spiteran JahrlnmdeiteD Königsbelg gegründet sein soll.*' Die Nachricht stützt sich auf Laeae T>avi<l I, 15; IV, 2 (wo Nangast steht, was viclkirlit dn Versehen sein kann) und Lon, 2 nnrl geht auf <\on Bisohof Christ in n stnrtick. «les^i^c ExiBt«uz Xuppeu bezweifelt (N. P. P. Bl. 1847 (IV), 362 Ii.). Wenn die Skandtnavier hier wirklich eine Bnrg Wangaet gagrOndet hätten, waa Toppen a. a. 0. beatreitet, dann wäte nicht nur der Name Waogrttti end- gütig erklärt, sondern auch der ZiieainmenbaD|f der altprentieehea "Wang- Namen mit den germanischen bewiesen.

1 inr»2 Tiirowe. Betmar, Chron. Graat. L 859. A. N. il, 874.

8) Föratemann, A. N. H, SS2.

4) Neaaelmann, Thea» 29; Yf^ Scr. ler. Pr. I, 389 (1267) » C. P. d. No. 289; Scr. rer. Pr. U, 188 (1260).

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Abschwangen (Espen wangen) , Alexwangen (Erlen- wange)/) RudwRiigeii itothwaiige , Kaltwangen (Bergwange), Po\v:\ngen, Porwangen, Poaowangen^) (an der Wange), Uderwangen <Utterwange\ "Wangnickon ("Wangenleute), Wangnieskeim (Wangendorlj, Wangitt, Wangritt, Wan- gott en. Dazu kämen dann noch einige unnoher zu erklären- den: Kinwangen (Fiohtenwange), Derwangen (Torfwange), Thnrwangen (Burgwange).

Ordnen wir die Namen anf Seite 617. 618 nach Kreisen (wobei wir zunächst von den mit Wanger zosammengesetsten absehen), so ergiebt sieh folgendes Verzeichniß:

Kast^nburg «>, Eylau 5^ K<»nig.sberg 4, Fischhausen 4, Labiau 4, Ix'oss» ! 3, Friedland '6, Heiligenbeil 2, Wehlau 1, Öeiisbarg 1, zusammen 33.

Die 6 Kreise Rastenburg, E3'lau, Kr)nigsberg, Fischhausen, Labiän bilden den Kern des Gebiets mit 23 (zwei Drittel) von 33 Orten; 10 davon liegen auf der samländischen Halbinsel, 17, also die Hfilffee, weniger als 10 Meilen von der Küste. Das dritte Drittel mit 10 Orten ist auf die andern 5 Kreise: Wehlau, Friedland, Bössei, Sensburg, Heiligenbeil vertheilt, und ein Blick auf die Karte zeigt, daß diese so spärlich besetzten Kreise sämmtlich an der Grenze des Gebiets liegen.

Mit Hilfe dieses Materials wären nun die beiden schwierigsten Fragen zu erledigen:

1. Aus welcher Sprache stammt das Wort);' 2. Welches ist seine Bedeutung?

1. Die erste Frage ist durch die Auffindung des Wortes wangns im AltpteuBischen Vocabularium noch nicht erledigt. Es muß nämlich auffallen, dafi im Litt, sich kein entsprechendes Wort findet.*) Dazu stimmt auch der Umstand, daß im Litt, die Wangutf-Namen gänzlicii fehiuu. Ks liegt also der Gedanke

1) Hoppe, A. M. XV, 401.

1t) po, pod, unter, b«, vg^. Hoppe, A. H. XVm, 865; Nessel- mann Tb. 188.

8) Nenmann a. o. O. 247.

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Ortonamen in Altpreußen.

nahe, ein Eindringen von aoBen -her anzunehmen. Diese Yer-

inuthung, die schon Nenmann a. a. O. 247 an^esteUt, Nesselmann

ebeiid. 2.50 bestritten hat. wird durch Folgendes gestützt:

a) Es ist unl-'ugbar, daß die Gothen als Vorgänger der alten PrenI3en im '2. und H. Jahrliundeit hier seßhaft gewesen und sicher von den Preußen nicht bis auf den letzten Mann verdrftngt o<ler getödtet, sondern zum grofien Theil unter- worfen sind.^)

h) Ebenso imleugbar sind die Einfiele der Skandinayier in Freufien an der Samlftndisohen Küste. Nun hatten aber die Gothen ein Wort wang, wanga, die Skandinavier vaogr, as. wangf altengl. wang, wong, alle in der Bedeutung An, dftn. nooh heute vang Au und schwedisch vang, Plural vangar = eingefriedigtes Grasfeld am Hause. Daß die Skandinavier auf ihren Einfftllen hier Burgen gegründet haben, i^t sehr wahr- scheiulich. möglich auch, daß die Ueberlieleruug über die Gründung von Wangast richtig ist. Jedenfalls scheint ea mir kein Zufall zu Rein, daß die äußerste Spitze des Samlands die Wanger-Sp itzo heißt, vielmehr wird" man dadurch um so mehr auf überseeische Einflüsse hingewiesen, ab die Namen in Skandinavien massenhaft auftreten.

c) Wenn unter diesen Umstftnden die Wang^Namen sich auBer in Aitj^ i euBen zwar im ganzen Deutschland und in allen germanischen Lftndern, die doch von dem preuBischen gaus stamm fremden Völkern bewohnt wurden, in dem stammver- wandten Littauen al>or nicht finden und wenn wir nooh das unter a) und b"* Gesagte berücksichtigen und dazu die Tabolieu auf S. 618. 619 vergleichen: dann erhält die germanisclie Herkunft des Wort», den für eine Hypothese höchsten Grad von Wahrscheinlichkeit.

2. Was bedeutet das Wort? Die Gothen brachten ihr wang in der Bedeutung ^Feld*^ mit. Das mnB also die Grundbedeutung des Worts im AltpreufiiBehen gewesen sein.

1) Lohineyer, Gesch. vchi Ost» und Wesfcpr. 8. 7. B.

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Dem Fremdwort ei-<j:in^ es abor. wiß »>s allfTi Fi-fMi^lwrirtcm ergeht, die sich in oiTier Sprache einbürgern: Die Bedeutaug wurde im Laufe der Zeit modifizirt, dal] lank«? and wangas nicht mehr gleichbedeatend waren. Aehnliehe Vorgänge weisen alle Sprachen in grofier Menge auf, sie sind der Grund, weshalb wir die „leidigen" FremdwOrtor nicht entbehren können. Mit diesem wangus, das eine bestimmte Art von Feld xor* f^oxi]y bedeutete, bildeten nnn die PrenBen ihre Namen: Espenwango, Erlenwange, Rothwauge, Borgwange, an der Wanste, Otterwange, Wangenlente, "Wangetidorf. l)aß wir es liior nicht mehr mit einem Feld im allgemeinen Sinn zu thun haben, ist klar. Was sollte denn da z. B. ,,am Felde'' bedeuten als Name für eine Niederlassung, oder „Felddorf*', da doch alle Dörfer aus Feldern bestanden? Worin bestand also der Unterschied swischen wangus mid lauhs? Das gemeinsame Merkmal jener Wangen igt meiner Ansicht nach lediglich das TJnbebantsein, wobei es im ITebrigen gleichgiltig ist, ob das Feld eine Heide, einen Sumpf, Berg, Wald u. s. w. bezeichnete. Dazu würden auch die hypothetischen Urkliiruiigen Fichtenwange, Torl'wange, Burgwange (Thurwangen unweit Rastei^hiii^i stimmen.

Somit dürfte wangus unbebautes Feld, terra inculta oder cnm grano salis WildnisB bedeuten.

b) Damerau.

Die Untersuchung dieses Wortes ist von der des Wortes wangus untrennbar, seit Neumann das letztere im Vocab. als prenfiische Uebersetzung von damerow gefunden hat.

Neumann geht in seiner Untersuchung dos Worts (a. a. 0.) davon aus, daß der Name identisch sei mit dem polnischen dabrowa (Eichwald, von dab, Eiche), welches als Ortsname theils unverändert, theils in den Diminutivformen Dombrowka, Dombxowken u. s. w* in der Provinz etwa ebenso hän% ver- breitet ist, als der Name Damer au imd zwar in der Weise, daB es in den Kreisen, wo es sich vorfindet, letzteren fftst voll-

Altpr. IbuAtNOhriA Bd. XXVIL HfL 7 n. 8. 40

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Oitsiuunen tn Altprenfien,

standig aussdiließt.^) Das polnische dt|browa sei also von der deutschen oder preußischen Sprache herübergenommen. Da aher beide schon AusdrOoke fftr Eichwald gehabt haben müßten, so

habe das Wort ursprünglich nothwendig eine etwas andere Bedeutung gehallt. Diese ergebe sieh aus den Statuten von "Wislicn in dem 11^47 von Kasimir III. prumulgirton iiltt'.stei? l)oiniscliHn Landrecht. Hier werde nach Art. .133 eine dreifache Art des Holzdiebstalds unterschieden, je nachdem derselbe in einem gajum (Hain, Gehege), oiuor sy Iva (Hochwald von Lanb- holz überhaupt) oder eine merica begangen ist. In den beiden ersten F&Uen bel&uft sieh die Strafe für das Aushauen aufge- wachsener Stämme auf 6 Mark und auBerdem för jedem Stamm 6 Scot Schadenersatz, für das Abhauen junger Aeste auf 4 Seot Entschädigung. Dann heißt es weiter: .,de quercnbus verc mericarum, vulgariter dabrowB, duos scottos, quilibet i])sam incidens, persolvat*' etc.: ..Betreffend aher die Eichen in einer merica, insgemein d^browa genannt, so soll Jeder, der solche abhaut. 2 Scot zahlen." Sowohl aus dieser V'crtiigung al:* auch aus der Bedeutung, die merica liabe, gehe nuu herv or, „datt d^browa den Begriff einer wüsten, unbebauten, mit wenig nutsborem Holz, mindestens dem größereu Theil nach mit unausgewaohsenen Eichen schwach bestandenen Heide- fläche" habe. „So ging denn das in dem umgebenden Nach- barlande gebrftuohliche, sicher auch in angienBende Landestheile Preußens eingedrungene slavische di|browa in die Sprache der Deutschen, welche von dort aus in das Land einsogen und erlangte liier iu der germanisirten Form „die Damerau'* früh- zeitig als Hnttungsname Bürgerrecht."-)

Nun heiße es in d^m Privilegium Meinhards von Quer- furt an die Stadt Meve 1297; ,,Ceterum quid de sylva aut inculta terra, (piae damrow dicitur" etc. In der Flcoa quasimodogenita erwähne Helwing p. 42 einen Angerbuzgischen

1) N. P. P, Bl. 184« (V ) 245, 3) A. O. 248 f.

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Von Hugo Bonk.

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Eichwald (quercetum) „Damerau". „Aehnliche iüi oder wider (die "Wesentlifhkeifc einer Eichenhol/un^) beweisende Angaben, in topographischer oder sprachlicher Hiusicht nicht uninteressant, würden sich sicher auch jetzt noch zahlreich sammeln lassen." In einer Anmerknng auf S. 244 bemerkt Neumann dann noch: „Möglich auch, daß die Deutschen diesen Anmiruck aohon anBer^ halb Preußens sich angeeignet hatten nnd ihn schon hierher mitbrachten, denn auch in andern benachbarten Provinsen kommt derselbe vor. So giebt es z. B. in Brandenburg im Soldiner Kreise ein Dorf Damerau und in Schlesien ist der Name nicht selten. Zum Theil findet er sich hier in der Form Dammer. wie ihn u. a. zwei Dörfer unweit Dels tiihren.'*

Kolberg macht zunächst daiaut aufmerksam, daB Damerau nicht nur Ortsname ist (im engem Sinne des Worts), sondern auch W&lder, Wiesen, Pl&tae u. s. w. beseichnet. Da Hola- wfiaoher Damerau mit wangus übersetze, so könne man sehen, dafi „das Wort Damerau im 16. Jahrhundert su Holzwftsoher« Zeiten bei der deutsch sprechenden Bevölkerung gang und gebe war, eben weil er dasselbe fOr ein deutsches Wort anaah und darum unter die deutschen Vocabeln rangirte."

Im Weiteren weist dann Kolberg die Uebersetzung Kicheuheide zurück. Die teile im polnischen Landrecht, wo d%browa mit merica übersetzt wird, beweise nichts. Vielmehr gehe aus derselben hervor, daß, da ja auch Eiohb&ume und deren Aeste erwilhnt werden, nicht blos an unau^ewaobsene Eichen zu denken ist, und das niedrige Strafmaß för die in einer d%browa begangenen Eiohendiebstfthle kann seinen Ghrund audi in etwas anderem, als in dem unausgewachsenen Zustande der Eichen haben, nämlich darin, dai.^ der Diebstahl eben in einer Heide, in einem uÜenen, ungehegten Terrain, das hin und wieder Eichen aufwies, begangen wurde, während die beiden anderen Arten von Diebstählen besonders gehegte (gajum) oder wenigstens geschlossene Wähler (silva) betrafen und darum ein höheres StrafmaiS bedingten.'' Für den Begriff einer „Eichen- heide" in Keumanns Sinn habe weder die deutsche noch die

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Ortsnamen in Altpreulbu.

polnische Sprache ein Wert, weil es ttberhanpt keine Eichen heide gebe, sondern nur Eiohw&lder und iimge Eichungen, die binuen einiger Zeit aber dock zu. Kichw nldern iieranwachsen.

Aber auch in der Bedeutung Eichwald könne das Wort nicht gut aus Poleu importirt sein, da doch nicht anzunehmen sei, daß die Deutschen oder Preußen einen so einfachen Begriff wie Eiohwald aus dem Polnischen entlehnt haben sollten, zumal da von einem Cultoreinflaß Polens auf Prenüen vor dem 16. Jahrhundert keine Bede sein könne. Somit bleibe nichts übrig, als das Wort für einheimisch pren0isch mit einer eigenen Bedeutung anzusehen. Nun hfttten die slten Preußen aber eigene Bezeichnungen fttr Eiche, Eicbwald gehabt, nftmlioh ausonis, die Eiche, das, wie wir oben sahrn. nach Kolberg denselben btu mm Imt, wie gile, die Eichel. Zudem bezeichneten Tiaoh (\f*n Urkiiiuli u Damerauen nicht nur Eichwälder, sourlern Wälder überhaupt, es gebe auch Tannen -Damerauen; nach einigen dieser Urkunden stände Dameiau in Verbindung mit Heide, nach andern wtoden die Damerauen selbst Heiden ge- nannt.') Das stimme auch zu der Identification Ton Damenni mit merica und terra inonlta.

In der Verscbreibung £üt BirkmannshOfen von 1390 werde die große dortige Bamerau des Bisthums bezeichnet als bona ipeius Ecdesiae Damerowa vulgariter nuncupata. Yulgariter bedeute aber meistens preußisch, seltener deutsch, niemals poliiisrh. Da nun Daiuer;m offenbar ein deutsches Wort nicht sei, .»^i) müßte es danach altpreuliitich sein.

Demiunh sci<*n Damerau und wangus prenliisehe .Syno- nyma m der Bedeutung des lateinischen salius, waldiges oder nicht bewaldetes Gebirge, Schluchten, Berggründe n. s. w. Die folgende ^rachliche Untersuchung und die Zurtlckfillirttng auf einen Stamm dub, dob, aushöhlen, der sich in einer ganzen Beihe von Sprachen nachweisen lasse (Kolberg bringt auch

1) S. 2i7 Anm.

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Von Hugo Bonk. 629

unser Damm imd das Thal Ttu7r^ {— Aue, Waldwiese) damit in V< il)iii(lLing\ mag man bei Kolberg selbst luiclilesen.

So schlieUe sicli also* Daml>rowa oder Damerau in PrtJiilJeu an das l*'xicalisch erhaltene preußische Wort dambo an und bedeutet Thal, Sehlucht, Grund, wie das slavische Dam- browa, aber nicht zugleich, wie dieses letziiere, Aichwald. Der Beweis dafiftr sei die üeberaetziing wangtts. Auch hier liege ein indogermanischer Stamm agh, naaalirt ang, eng su Gbrunde* Die weitere Aosfflhrung habe ich oben bei wangas angedeutet.

In demselben Jahr schloß sieh Kesselmann der Ansicht Neu ma uns aii,V) hielt es alter für unwahrscheinlich, ilaß das Wort erst sollte von den Deurschon eingeführt sein, zumal es für diese ja doch ©in Fremdwort war. Kolberg's Gegengründe werden weder hier noch in dem beinahe unveränderten Abdruck im Thesaurus (1873) erwähnt.

Auch Frisch hier hat sich in seinem „Wörterbuch preuBischer Provinzialismen" die üebersetsung |,8ohlecht- bestandener Eichwald'' angeeignet, obgleich er gleich dahinter Henneberger 8 citirt: „Damerawen sind Wftlder, so alleiiey Holtz durcheinander haben.'"")

Schon dieses Citat steht im Widerspruch zu der Ueber- setzuijg mit schlecht bestandener Eichwald". Noch mehr thut dies die von Kolberg urkundlich bewiesene Thaisache, daß die Damerauen schon in frühen Zeiten, als das Wort noch Appellativum war neben Heiden auch £ich- und Tannen- wälder, Wiesen, Plätze, Steinklippen (1436: Steindamerau am Mauersee}"} bezeichnet. Das wäre unmöglich, wenn das noch in der Sprache lebende Appellativum einen „schlecht be- standenen Eichwald'' bedeutet hätte. Also schon aus diesem

I i A. M. Vm, 676; Forschungen auf dem Gebiete der preußischen Sprache TTI.

2i Da-. Citut ist nbriVi iis hilsch; bei lleniiuherger al^iit: .... „das a^m Waide, äo alkiicy huitz durch eiunuder liabuu, wülcU&r otzliche anch damerawen genennet werden.**

8) TOppen, Geseh, Haenrene, Dansig 1870. S. III.

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Ortsnameu ia Altpreußea.

Grande wir werden deren noch mehr finden mfissen wir

uns nach einer andern üebersotznng umsehen.

Stollen wir zuerst das Verbreitungsgebiet der ver- schiedenen Formen des Namens fe.nt.

Da muß ich zunächst dagegen protestiren, daß Dammer- mit Dameran identisch sei, wie Neumann a.a.O. S. 244 Anm. meint. Denn abgesehen davon, daß Neumann dies durch nichts bewiefien hai, mu£ man sich vor dieser Identification dorch einige urkundlich feststellbare Ableitungen warnen lassen. So ist B. Dammersbach in Hessen ans Dagamaresbach (9. Jahr- hundert), Dammerk irch im Elsaß ans Domarkücfaen (1310), Dammersfelden am Hais ans Thanomarsfelden (970), Dammers- hausou iu Hannover aus Daemareahusüii euistandeu. Die Namen sind entweder aus Personennamen gebildet, oder sie gehören znm Stamm dag, der viellei. lu niiserm Tag entspn(?hr oder nach Förstemann vielleicht Helle, Grlanz, Schönheit, bedeutet.

Formen wie Dambiteen, Damber, Dambor, Dombrowits o. a. lasse ich hier weg, sie mögen mit d§b znsammenhingen oder nicht; denn es handelt sich hier nicht um alle von d§b ge- bildeten Formen, sondern lediglich um die deatsohen und slavisohen Formen des Namens Damer au, und diese hoffe ich, soweit sie innerhalb Deutschlands und Oesterreichs mit Ein- scliluü der abhängigen polnischen Länder vorkommen, ziemlich vollständig zu geben. Daß der Name sieh auch über das russische Polen hinein verbreitet, ist seibatverstandüch ich erwähne nur Dombrova im Gouv. Grodno.

/. IJamerau. L Kr. Goldapp, 37« Meilen NNO von Gol- dapp. 2. Kr. Stallupönen, 2 M* 8 von Stallupönen. 3. Kr. Insterburg, 37s M. WSW von Insterburg. 4, Kr. Qerdanen, 17« U. ONO von Gerdauen. ö. Kr. Qerdauen, ^* NNO von Gerdauen. 6, Kr. Bastenbuig, 7a M. von Barten. 7. Kr. Bdssel. 2 M. WSW von BdsseL 8. Kr. Friedland, Vs M. N von Barten- stein. 9, Kr. Wehlau, IV» M. NNO von Wehlau. 10. Kr. Wehlau, '^OS von Wohlau. 11. Kr. Wehlau, IV4 M.

W8W von Wehlau. lä, Trimmausche D., Kr, Wehlau,

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You Hugo Bonk. 631

iVs U, WSW von Wehlau. 13. Eiser wageusoh D., Kr. WeUau, l'A M. S ▼on WeblaQ. 14, Kr« W^ehlatiy Va M. S von Wehlaa. lo. Kr. Labiao, 1 M. SWS von Labian. 16, Kr.

Fischhausen, IV4 M. N von Fiscliliauseu ifraffkeu). 17. Kr. Fiäclihauseu, IV* M. NOO von Fischhausen iForkenl 18. Kr. Königsberf^, 2^4 M. NO von Köniö^sberg. 19. Kr. Heiligenbeil, 1 M. S von H<iiiigenbei]. :^u. Schön-D., Kr. l^leiligenbeii, IV* M. S von Heiligenbeil. 21. Neu-Damerau, Kr, Heiligen- ])ei], l\'s M. S von Heiligenbeü. 2^, Kr. Bratmsberg, 1 M. NAVW von WormdiU. SS, Sohdn- Damer au, Kr. Braunsberg, iVs M. SOS von Braunsberg. 24, Kr. AUenstein, 1*/* M. NON von Allenatoin (Dombrowka). 25. Klein-Damerau, Kr. Alienstein, iVs M. NOO von Alienstein. 26, Kr. Ortelsburg, l*/8 M. NNW von Orteisburg (Wolka). 27, Kr. Oitelsbuig, 1*/« M. NNW von Orteisburg. 28. Finsterdamerau, Kr. Onelsbiirg, l'/ü M. S von Orteisburg. 'JiK Von! i-r- Dauierau, Kr. < )rtelsbiirg. % M. XW von Ortolsbnrg. Vt/. Schön- D^Tiierau, Kr. ÜrtoL^burg, M. N von OrteLsluirfr. 31. Kr. Klbiug, 7* M. ONN von Elbing. 32. Kr. Marienburg, 1% M. NW von Marienburg (Niederung). 33. Deutsoh-Damerau ( Dorabrowken), Kr. Stuhm, IV4 M. NNO von Stuhm. 34. Krug-Dameran, Kr. Stuhm, Vi M. NWW von Ohrist- burg. 36, PreuBisch-Damerau, Kr. Stuhm, Pfr. fiadau. 36. Kr. Bosenberg, IV« M. ONO von Deutsch-Eylau. BT, Kr. Gulm, 2Vs M. O von Gulm (Dombrowken). 38, Kr. Flatow, iVs M. NO von Gammin. 39. Kr. Sohloohau (Dommerau).

40. Kr. Schloohan, 2^4 M. NWW von Schloohau (Dombrowa).

41. Kr. Schlociiau. V'2 M. NWW von Schlochau. 42. Kr. Schloohau bei SeLlocliau (Lobianka). 43. Kr. Stargard, 2'/* M. NNO von Stargard \,Höhe).

II, Danmow in Mecklenburg [b), Brandenburg (6), Pommern (16), Ostpreoilen (Haus, V* NW von Anger- burg), HL Domhroua, Kr. Oletzko, Osterode, Conitz; B.-B. Breslau, Oppeln (6), Brombeig (2), Posen (7); Dambrowa^ B.'R Breslau. IV, DmbrowkOf Kr. Oonits, Guhn; B.-B.

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OrtBoamen in Altpreafieo.

Oppeln (9), Bromberg (4), Posen (12). F. Domhrowkeny Kr. Angerbnrgi Darkehmen, Johannisbarg, Ortelsboig, Osterode, StraOburg, Culm, Oraudenzi Stuhm, Marienwerder, Pr. Stargaid.

VI. Dombrowsken, Kr. Darkehmen, Oletzko, Lyck, Johannisburg.

VII. Dombruwo, R.-B. Duiizig {0}, Maiieiiwerder (2), Biulq- berg (8). Posen (10) alle westlich vuii der Weichsel.

VIII. Dcnthroti ko (3), Kr. Schweiz und ii.-B. Posen. IX. iJmn- bromka, K-B. Oppeln. X. Domhrow, B.-B. Cösiin, 3V2 M. SSW von Schlawe etwa 4 M. von der westpr. Grenze. A2, Dom- hromy IL-B. Breslau (2), £r. Stolp (4), 2 4 M. von der westpr. Grenze. XU, Dambrau^ B.-B. Oppeln.

Ans diesen Znsammenstellnngen eigeben sich folgende Namensgebiete :

I. a) Gebiet von Damerau (43): Ostseogürtel vom Pregel bis zur pommerschen Grenze, im Süden begrenzt von Masuren, Polen und Posen,

h) Gebi'^t von Daiiitn-ow (27): Fortfsoty.uii«; dea Ostjäee- gürtels in derselben Breite bis zur Elbe durch Pommern, Nord- Brandenburg (Kr. Soldin, Prenzlau, Havelberg) und Me<^klenburg.

n. a) Gebiet von Dombrowa«Dombro wka (42): Gttrtel Iftngs der polnischen Grenze von Oesterr.-Sohlesien bis zur Netze nnd Weiohsel, durch Obersohlesien, Prov. Posen, mit 6 Ana- Iftnfem nach PreoBen (Sr. Conitz (2), Gtüm, Osterode, Oletzko, sftmmüich an der polnischen Grenze.)

b) Gebiet von Dombrowken-Dombrowsken (15V Fortsetzung des polnischen Gürtels, von der Netze und AVeicUsol hin zum Pregel, den ßeat Preußens nach Abzug von la ent- haltend.

c) Gebiet von Dombrowo (25J): Posen und Pommerelien. Zu diesen Gebieten gehören auch die weniger häufigen Namen: Dombrowko (8) zu Dombrowo; Dombrowska zu Dombrowka; Dombrow zn Dombrowo; Dombrowe (6) zu Dombrowa; Dam- brau zu Dombrowa.

I. (70) umfaßt alle deutschen Ortsnamen unseres Namens: Ostseegürfcel vom Pregel bis zur Elbe von ca. 16—20 Hoflen Breite.

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Vüu Hugo Buuk.

II. (87 12 = 98) enthält die polnischen Nameu inner- halb des deutschen Reichs und umfaßt:

a) ein Centralg»'l)iet, in dem sich die Gebiete IIa und IIc durchdringen: Posen und Oberschlesion.)^

b) einen Ausläufer nach Masuren(IIb) bis zum Pregel.

c) einen Ansl&ufer nach Pommerellen (Kest von IIo) bis ZOT Ostsee.

Die Damerauen auf diesem Gebiet haben &st sammtlich polnische Doppelnamen: Dombrowa, Dombrowken, Dommeran, Lobianka. Als Begel kann gelten, daB die deutschen und polnischen Gebiete einander attssohließen.

Es bleiben iiuu ikk Ii die beiden Cardmuüragen zu erledigen: 1. Was bedeutet Damerau? 2. Aus welcher Sprache stammt das "Wort?

Daran könnte sich noch eine dritte sehr interessante f'rage schließen :

B. Wie erkl&rt sich das massenhafte Vorkommen der Namen Damerau und Wang- -wang auf preußischem Gebiet?

1. Was bedeutet Damerau? Für die Beantwortung dieser Frage wäre eine genaue topographische Kenntnifl sämmtlicber Damerauen nützlich, aber sie könnte nicht viel mehr orgeben, als wir schon wissen, nämlich daß die Damerauen Dtiifer. Wälilf;r, Heiden, Plätze. Wiesen bezeichnen. Viel wichtiger als eiuo Heise in das jtitzige Land (Preußen, i*ommern, Brandenburg, Mecklenburg) ist eine solche in dtis alte ein Blick auf die historische Ueberlieferung; nicht was der heutige Eigenname bezeichnet, sondern was das Apellativum nach den Urkunden bedeutet hat, das ist hier die Frage. Folglich liegt die Entscheidung der letateren in erstw Linie nicht dem vergleichenden Sprachforscher, sondern dem vergleichenden Historiker ob. Dabei wird aber

1} Der B.-B. Liegnits ist von dem slav. Gebiet des Nameu» ganz ausgeschlossen. Dasselbe wurde auch oben betreff» des alavischeu Bad- Gebiets conetatirt (s. ob. S. 607 Aum. I).

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OrUaameu iu Aiijireuiüeu.

die leider zu wenig beachtete Arbeit von Kolberg su einer

wichtigen Untersuchung.

Der Name Dameruw findet sieh soweit ich sehen kann zuerst im Jahre 1262 in Poinmeru im Cod. Pom. dipl. I 339 in dt r Forin JJumerowe. seitdem öfter a. a. O. I 314. 420. 529. 538. 555 u. 8. w. (einmal, 1268 Co.], pom. dipl. 1 529 in der Form diimbrowe), auch in Braudeuburg sohon 1337;>) in Preaüen 1297.

Als Appellativnm lernen wir das Wort znerst auf preußi- sohem Q^biet kennen. ELier bezeichnet es Eichwfllder (1306, Dipl. Warm. 1, 256); Tannenwälder (Dipl. Warm. I, 62; vgL Kolberg a. a. O. 247 Anm. 1);^) offenes Terrain, im (}ege&- «atz zum Wald (Str. rer. Pr. II, litt. Wegeb. No. 26): „wen man us dem walde kumpt, .so liat mau I myle wegis gute damerow bis in das lant."') Die Dameraneii Averden von Heiden unterschieden (merica et damerowj andrerseits aber auoii Heiden genannt (Kolberg 247 nebst Anm. 4). Selbst eine Steindamerau^) kommt vor im Jahre 1436.

Mit dem Begriff Dameran beeeichnete man also in froherer Zeit, aU das Wort noch Appellativnm war das war es noch zu den Zeiten Holzw&schers und Hennebergers, wie ihre TTebersetzungen zeigen Wald, Feld, Heide und „Stein* klippen'* (Kolberg). Das ist doch nnr dann möglich, wenn Dameruw Ga ttun gsbegritT, die andern Bezeiebuungen ArL- begriffe sind. Dann ist es aber falsch, eine einzelne jen*:'r Beseiohnuugeu tur die Arten herauszugreifen und dieselbe mit

1) Neumtirk. J^ndb. 17; Brandeab. Laadb. 14B (1S76).

2) Nuch Heiiuebergcr 8 „Wälder, so allerley Holt« durcheinander haben.*^

8) Hier ist also damerow dem ..lant^' entgegengesetzt. Durch die unten zu gebende UebereetsUDg des Worte hoffe ich diese Stelle aufzukläroi. 4) „Eine Yenchreibung über Steindamerau (etwa Camiouken zwischen

Deyguhnen und Mnuer-Sei ?) höll im Jahre IA'X> von dem Pfleger zu Rapteti- burg ausgest. Ut sein. " v^V'eruer, Poleographia patriae, Lyck 8; Toppen, Gesell. Masuruuä Iii, Kulberg 247 f.)

Vun Hugo Bouk.

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dem Ghittongsbegriff zu identtfiBÜren* DieMii Fehler eoheint

mir aber Neamann^) und mit ihm Nesselmami gemacht zu haben. Die von Xeurnaiiu heran gezoo^eiie SivWc von dorn Eichen- diebstabl in einer morica, vnlgariter »iabrowa Ijoweist nicht. <laB zu einer Damerau Eichenstamme not h wendig gehören, souderu nur, daB es Dameraueu mit Eichen giebt: daneben aber giebt es, wie wir sahen, auch Bameraoen ohue Eichen. Daraus folgt, daß die Eiohoi kein wesentliches, sondern nur ein snfUliges Moment der Damerau sind, die UeberaetaEiing ,,£iohenheide'' also falsch ist. Ans demselben Gmnde ist aber aach die Ueberseteung Heide ausgeschlossen.

Was muß also der Gattungsbegril t' Damorau bedeuten? Ich glaube, für du.- Umgriffe Wald, otfones Terrain. Ileido, Stein- klippe giebt es nur ein gemeinsames Merkmal, dasselbe, welches wir bei den Wangen fanden: das Unbebautsein. Von einer bebauten Damerau als Appellativbegriff gefaßt ist nirgends die Bede. Nun wird uns auch die obige Stelle im litt. Wege- beiicht 26 klar (S. 684): der Wald ist durch gutes unangebautes 'Feld von dem eigentlichen, d. h. dem angebauten Lande getrennt.

Daß dem Begriff Damerau in d*»r That die Beziohuup; auf die Anliaufähigkf^it innegewohnt haben muß, beweist der an der oitirton Stelle und auch sonst öfter vorkommende Ausdruck „gute damerow.'*

Eine zweite Stütze dieser Uebersetzung ist jene Stelle aus dem Privilegium der Stadt Mewe von 1297, die schon Neu- mann oitirt hat: „inculta terra, quae damrow dioitur**,

eine Stelle, die Neumann, wie mir scheint, zu einseitig nur auf Eichenheideu gedeutet hat

1) Neumann hat tsine Uebeieetstmg „mit Qnau8gewach«6nen Eichen

schlecht bestandene Heidefläche gftnz Und gar ans jener einen Stelle im

polnischen Lamlrecht aTtstrahii't ans der sie gar nicht mit Noth- wendigkeit folgt, wie wir seliun werden die von Kulberp; lierau gezogeneu Stellen aber nicht beachtet

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Ortonameu in Altprefoflen.

Demnach dürfte auch DameraOf wie wangoB, als Appell»- tivnm unprüngUoh unbebaates Land oder wieder cmn grano salis „Wlldnlfls'* bedeuten*

2) Aus welcher Sprache atammt das Wort? Znnfichst

iät die deutsche auBgeschlosseu :

a) 'lnrcb das Verbreitungsgebiet rlos Nauieiis über weire slavisrlie Länderst rocken, wäbreud er ^ich auf deutscliem Gebiet anssclilielilich in dem Ostseegürte] findet und in der slavieoken Form nur in den slaviifchen Tlieilon dns Keicha;

b) durch d^^n T'^^mstand, daß sich das "Wort im Deutecken bis in die gothiscbe Zeit hinauf nicht nachweiaen Iftßt*^)

Aber auch daa AltpreuBieche ist auageaehloaeen durch das Verbreitungsgebiet des Namens einerseits und durch das gleichzeitige Vorkommen desselben in Pommern andreraeits: Die Ausfähmng Kolbergs über den Allerweltsstamm Dnb beweist im besten Fall nur, daß dieser .Stamm auch im AltpreuiJischen hätte vurgükoiinneii sein kömien, aber nicht, daß dixs Wort Damerau altprouüisich ist. Außer« lom ist es Horb undenkbar, daß in zwei geographisch und sprachlich so getrennten Gegenden wie das alte Preußen und daa alte Pommern, Brandenbarg und Mecklenburg, selbst wenn wir ver8< liifdene Stämme zugaben, diese Stftmme die buchstäblich übereinstimmende Form damerow entwickeln konnten.

Eine polnische Ableitung ist deswegen unmöglich, weil sich im 13. Jahrhundert der polnische Einfluß weder über Pommern, noch ttber Ostpreußen, am wenigsten aber Ober Brandenburg und Mecklenburg erstreckt hat. Vielmehr ist der- selbe in dem Verbreitungsgebiet der Fcim Damerow niemals herrschend gewesen, wie auüer der Geschichte der

1) TfiUig ans der Luft gegriffen ist die ErUämng von Bogge, A. M. XIV, 250 ans dem „gotliischen" damor als einer „Waldbezeichnung". Ein Holohes Wort ist al)<>r nii lit nacbweisliar, mul Roixcje weiß seine Be- hauptiini; nur durch den Hinweis nut (»ine Stfllc aus (^eijers Gesch. Scliweilens 1, Ü7 zu atuLzeu; dort »k'iiL aber weiter uicht«, al» daß mor iu

d«r nalten Sprache** Wald bedeute. Daft danit damor im Qoth. nkht nadigewieeen ist, bedarf keines Beweises*

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Umstand lehrt, daß sich in diesem Gebiet keine polnischen Namen finden. Schließlich läßt sich noch geltend machen, daß für Daraerau die Gnm<ll)odeutU2ig Eichwald des poluischeu djtbrowa ausgeschlossen ist.

Wo haben wir also die Heiiuath des Worts zu suchen? Die fast buchstäbliche Uebereinstimmnng der Formen Dombrowa, Dambrove und Damerow bei sprachlich so ▼erschiedenen Völkern wie den alten Bewohnern von Polen, Pommern, Brandenburg, Meoklenbnrg und Altpreufien weist mit Nothwendigkeit auf einen gemeinsamen Einflufi hin. Dieser ist der slayische. Benselben fOr Pommern und Brandenburg nachweisen ku wollen, hieiJt» Eulen nach Athen tragen: im Cod. Pom. di})!. zeigt sich der wendisf'lio EinfiuC auf jeder Seite. So ist das slavische Wort iu der Hedeiuung „Wildniü" i terra inculta) von den Wenden dunh die Deutschen übernommen, so daß es im 13. Jahrhundert als Appellati vum in dem wendischen Nord- deutachland allgemein gel&ufig war. Von hier nicht von Polen aus kam es dann mit der deutschen Sprache nach AltpreuBen.

Auf diese Weise beantwortet sich die dritte Frage beinahe von selbst:

3. Wie erklärt sich das massenhafte Vorkommen der Damerauoii nml Wangen in Altpreußou? Als die alten Preußen di'^ (Jotlien unterwarfen, fanden sie da« Land noch wenig angebaut. Sie brauchten also oino gemeinsame Be- zeichnung alles unangebauten Landes im Gegensatz zu dem angebauten. Diese bildeten sie aus dem Gothischen wang, Feld, ftir ihre Sprache heraus. Als dann 1000 Jahre später die Deutschen in das Land kamen, und dasselbe von Neuem cultivirten sie hatten es durch den 68jfthrigen Baubkrieg zu einer Wüste gemacht da brauchten auch sie ein Wort für terra inculta, und da sie nicht Sprachforscher genug waren um das iu der Sprache längst vei*schollene Wang^) in dem alt-

1) Kam ."^chon im ahd. nur noch in holawanga und in Eigennamen vor. Vgl. Sclxade A. W.

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Ortsnamen in Altprenßen.

prenlUsöhen wangus -wiedenofinden,^) so nahmen sie daftr die ihnen gelflnüge slavisohe Beseichnung Damerati wahrsoheinlieh

mit äbnliclier Modificatiou der Bedeutung, wio wir es bei wangus fanden. Da nun iet?:t sowohl, als vor iüOO Jahren, sehr viele Dörfer in der Wüduiß angelegt werden muBten, so ist das massenhafte Vorkommen der beiden Namen leicht zu erklärdiL^y

1) Damit wi^lerlegt sich KolbergB Einwand gegtn die EinfUitiDig dea Wort« dorch die BautaoheBi.

2) Zwei Fragen wäre ri zur lUnsfcmtioo imd, wie ich ^abe, tarn weiteren Beweis dif^ser Ausführungen noch von Intorossc:

1. KnintiK'ii die polnisch* n Formen als Eigennamen ebenikllä zur Bezeichnung von Wäldern, Wiet*ön Plätzen u. s. w. vor?

2. In welcher Weise sind die Wang-Namen über die außerdeatacb«n germaiiiMhen Länder verbreitet?

Die Beentwortnng dieser interessante Fragen moft ich mit fitr tpitere Zeit vorbehaltMi.

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*

Nachtrag zu dem Aufsatze

GeiKshiclite der Befestigunseii KSnigsbergs^^

(Altpranflisehe Honatssohrift XXVII, 886.)

Von

C Becl&liemi.

(Mit einer Planskine»)

Der Absohnitt der Bastionärbefestigtmg auf der großen Insel zwisclien den beiden Pregelarznen (vergl. S. 459, im Sep,- Abdmck S. 76) konnte wegen su anklarer Darstellung in der zaverUaaigsten Quelle, der ^geograplusohen Beise von Job. Gottfr. Kalau** v. J. 1723, nicht besobrieben werden; dieses noch nachträglicli zu thun, ist der Verfasser in die Lage versetzt durch einen ihm vorliogeuden seltenen Plan von Kouigsberg im Maßstäbe von 1 : 800().*) Er n^eluh t zu der. mit Benntzun^^ einer von dem jüngeren Suchodoletz 1732 gezeichneten, von der Akademie der Wissenschaften zu Berlin i. J. 1763 heraus- gogebenen Kaito unter dorn Titel REG X CM BOKÜSSL^E, EPISGOPATUä WABMIENSIS, PALATINATUS MABIAE- BTXBGEKSIS ET CÜLMENSIS CÜM TEBBITOBIO DAN« TISOANO ET ICHNOGRAPHIA UBBI8 BEGI0M0NTI8

*) Durch fierm Direetor Dr. Babacke mir gtttaget anr Benntaiing

fiberlasscn.

Aut diesem Plane ist die figeutüclie Stadt, welche viel Ungfiiaues und manches Unrichtige aufweist, offenbar von einem älteren Plane ahge- seiclmet worden, nnd vom Autor eind nur die Festungswerke nadi neueren Quellen oder eigenen An&ahmen hinaugefiigt. Diese sind ganz richtig ge- zeichnet, denn sie atinamen mit Kalan's Beiclireibnng und dem vortrefflichen Miiller'schen Plane überein. Eine Ausnahme maclit die Citailelle. welche auf ilem in Rede stehenden Plane reicher mit Werken ausgestattet ist als auf dem von Müder. Auch im Gegensätze zu den anderen Tlieilen der

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640 Nachtrag z. d. Auisatze „Geschichte der Befestigungen Königsbergs'^.

Auf diesem Plane ist der gedachte BefeBtiguDgs&beclmitt gesseiclmet, ttnd zwar richtig, denn er stimmt mit des gut nnteP'

richteten Kalau's Beschreibung, welche durch ihn auch ver- ständlich wird, üliert'in. Es lap: nahe, anzunehmen, daJJ dieser Abschnitt oinc flirecte Verl:»iiuhmg der lioiden an den nordlich-^u luid den südlichen Pregelarm anschließenden Werke der Euge- liörigen Bofestigungsabschnitte auf dem kürzesten Wege gebildet haben müßte, wie eine solclie auch auf dem Plane bei Pofen- dorf dargestellt ist; das ist jedooh nicht der Fall gewesen, denn die Werke dieses in eigenthümlicher Weise traoirten Abschnittes bildeten einen einspringenden rechten Winkel, dessen nngefthr gleich lange Schenkel einerseits 160 Buthen unterhalb des Anschlußbastions des nordöstiiiohen Abschnittes, andererseits 60 Ruthen unterhalb des Anschlußbastions des südlichen Ab- schnittes sich an die betreffenden Progclnrme anschlössen und engo an die altstadtisclK.'n Ilolzgärton. die Plantage, die Lomse und den Weidendamm anschmiegten. Der Abschnitt bestand ans drei gesonderten l'heilen, dessen nördlicher am Pregel an dem angegebenen Punkte mit einer langen in westsüdwestlicher Bichtang laufenden Oonrtine begann, an welche sich bei den ftüBersten Hftnsem der jetzigen Plantage, diese mniaaaend, ein Bastion anschloß. Dann setzte sich die Oonrtine bis zum süd- lichen Ausgange der Vorderen Lomse fort, nachdem sie durch Brechung der geraden Linie in ihrer Mitte eine Flanke gebildet hatte. Der weiter bis zum Pregel fortgeführte Graben schied diesen Theil von dem zw 'iien. Dieser sieb nugefähr im recliten Winkel an den erwähnten Graben ansetzend, war einem. Hom- werke ähnlich. Bein nördliches Halbbastion, dem der linke

Bf'ff.sligtirii; ist rliV- fitadelle in der Darstellung Ijcvorzugt, namentHch ist der gtjdeokte Weg mit dorn Glacis hier ausgeführt, während er sonst überall fortgelassen ist Die Citadelle war ee hauptsächlich, welcher die Russen während d«r Occapation von 1766 bis 17G2 ihre Sorg&It snwendeten, indem sie den Haaptwall Teistftrkten und nene Aoßenwerke anlegten. Dieser Umstand leg^ die Vermuthung nahe, daß die Fertuogswarke dieses Plaues rifich einem se^r puP' ii, von den Rnsst-n nufi^enonunenen gezeichnet worden seien, welchen (Uese bei ihrem Abzage dem Magistrat schenkten.

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Von C. Beckhenm.

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Flflgel fehlte, hatte einen sehr stumpfen ausspringenden Winkel Der dem rechten Flügel entlang geführte Graben, welcher wohl

ebenfalls den Pregel erreicht liat, trennte diesen Theil wieder von flem dritten. Dieser bestand zunächst aus einem kurzen den eben rredachten (iral)en begleitenden und die Spitze des gegenüberliegenden Halbbastious des Horuwerkes nicht erreichen- den "Wallstücke, an das sich im reeliten Winkel eine Gourtine anschloü. Biese ging in ein Halbbastion über, welche« mit seiner Spitze nngefthr 16 Rathen Östlich der hohen Brücke den Pregel berührte. Der Lauf des Grabens dieser schon vor 1809 eingegangenen Befestigung lä0t sich noch ziemlich genan an einigen schmalen Grftben verfolgen, welche noch jetzt als einziger Ueberrest der ehemaligen Werk»' liint^r den Gebäuden des Weidendamnies und der Plantage vuniberzielien.

Die Citadello betrettend ist noch anzulühren, daß auf dem besprochenen Plane nicht nur das nordöstliche sondern auch das südwestliche Bastion mit einem Kavalier versehen und nicht allein das Thor durch ein Bavelin gedeckt ist, sondern solche AnOenwerke sich auch vor der Süd- und Ostfront befinden.*) Auch der gedeckte Weg, ziemlich breit und mit Waffenplfttsen ausgestattet, den Kalan nicht erwähnt, ist hier gesseichnet, femer eine Poterne in der am Pregel gelegeneu Court ine, welche nach Kalau's confuser Beschreibung nur vermuthet werden konnte.

*) Daß letztere beide Baveline von rlen "Russen angele-;! worden, deiit*^*- nnrh Job. Geo. Bock, Wer Vertasser einen wftlirend der russischen Occnpation getuhrten Tagebuches an. (Vrgl. N. Pr. Prov. Bl. 3. F. I, 212.)

Altpr. MoutaMlitilt Bd. XXVII. Ha 7 n. &

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Handwerks - Ansprachen.

Von

Trelcli«!.

Dnrcli ümfroge bei den auf dein Lande am meisten tct' kommenden Beprftsentanten der verscbiedenen Handwerke aber ihr Wesen und Gebaliren während ihrer Wandenseit habe ich

eine gröi3ere Anzahl ihrer Gebräuche bei den sogenannten Aiisju arlieii mir auigeschrieben und gebe ich dieselben in loser I{i'ili»'ii1ol<T;.. nachstehend wieder, da mir deren Fixiruiig im Interesse des Volkloro von Wichtigkeit erscheint. Ich ^reiß nicht, ob in dieser Hinsicht schon anderweitig gleiche Satnraliing^en bestehen, und vermag in Folge dessen anch diirch verhinderte Einsicht darin nicht zu unterscheiden, welcherlei, besondere Eigenthümlichkeiten gerade für die Provinz Preaßen gütig sein möchten.

Müller. Beim Einwandern (Mühle, Stube) sagt der Geselle:

(Guten Tag!) GHück an! Der Meister (zum Theil unter Hand- reichung): Willkomm, Gesellschaft! Der Geselle: Xäolist^n Gruß von Meister und ♦^seilen! Der Meister: Wo zulet;^t <^i';irb. itet ? Was für Landsmann? Wohin des Willens? Daun die gewöhn- liche l'nterhaltung.

Der Geselle crRclioint in der Mühle mit zugeknöpftem Bocke, den Stock in der Hand (oder zum Kttnzel), legt sein Bftnzel unter die Treppe und bleibt dabei stehen, bis er begrüBt und ihm Weiteres erlaubt wird.

Ein Geselle in der Mühle begrüßt den Fremden mit: Willkomm, Bruder! Der Geselle antwortet: Nächsten Gruß von Meister und Gesellen! In der Herborge nimmt der Vater sein lüiuzel in Verwahrung. Die Müller haben Gesellen- (5 Pf.) un»i

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Ton A. TreichoL

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Meister- (10 Pf.) Geschenk. Es wird gegeben nach Schhiß der Unterhaltnnpf. da dor Geselle sagt: Mit Gunst und Erlauhniß!

ri.'.sell n auf der Wandersr-lmft erkcnueu sich ge<]:;ens<Mt ig und begrülien sieh durch: "Willkomm, Gesellschaft! Zum Ab- schiede sagen sie: Ade, Meister! Ade, Brüder! In der Mühle wird der Geselle mit Du angeredet.

Ihr Wappen sind ein Paar LOwen, die ein Kammrad halten, worin ein Winkeleisen und ein Zirkel (wegen der Holzarbeiten, die sie verstehen müssen)*

Verwandt sind sie mit den Bftckem, mit denen sie sich auch f^egenseitig Sohwap:©r nennen.

Im 8i herze wurde luir aiit meine Frage na*jh der Ver- w^andtsehafr n;osagt: Am meisten mit den Spitzbuben!

Nach einer anderen Aussaf^e lioißt es fthnlich: Der Müller geht, wenn er das Handwerk anspricht, mit zugeknöpftem Bocke (er darf nicht mit offenem Rocke wandern und erkennt sich daran!) auf die Mühle los, steckt seinen Wanderstock durch die Stnfen der Treppe, stellt sich vier Schritte davon auf, legt die linke Hand an den Hnt, während die ßechte anm Geben der Hand oder zum Nehmen der Gabe bereit gehalten wird und bietet: Guten Tug! Der erste Anspruch eines solchen Beisenden wird für glückbringend angesehen. Kommt der Meister hervor, so sagt er: Willkomiut n, raeine ( iescllschaft ! Beim Müller hat der Meister das KuchL, den Gesollün mit Du anzuieden. Dw reisende Geselle antwortet: Danke! Schönen Gruß vom nächsten Meister und Gesellen! Die Müller haben ein Geschenk nach ihren Statuten. Dies erfolgt jetzt und beträgt meist 10 Pf. oder je nach der Kleidung („Kluft") bei einem Laps die H&lfte, bei guter Kluft, sowie zumeist beim Wassermüller, der sich im Allgemeinen für besser hält, aber 26 Pf.

Kommt aber der Geselle heraus, so erwidert er: Will' kommen, Bruder! und giebt das Gesellengesehonk. In ganz rrroße Mühlen wird kein reisender Geselle hineingelassen. Aut der Wanderschaft, wenn der JJoi k nicht <^Mn/. zugeknöpft ist, vei'gewisaert mau sich beim gegeuseitigeu Treffen mit der

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Handwerks- Ansprachen.

Frage: Hnischfltz? und der betreffenden Antwort: MüUerachfitB! (wenn Windmüller) oder Elapperschütz! (wenn WassermüDer).

In der Kheinprovinz soll auch beim Müller ein längerer Spruch in Gehrandi sein.

MüUerssulin kann lieini Gewi-rke trei<^esproch©n werden.

Maurer und ^lullor haben ihr Gewerk zusammen, wunder- barer Weise, da ihre Handtierung so überaus grundversobiedeo.

Bäoker. Ancb der Bäcker wandert, indem er seinfiB Bock entweder ganz öder nur drei EnOpfe davon zugeknöpft bält. Bei sflnfkiger Einwanderung legt der G^eeelle sein Pack neben dem Enüppel bin> Beim Eintritt in die Werkstnbe bietet er die Tageszeit: Guten Tag, ein fremder Bäcker spricht dem Meister zu! Sonst ist's fast ähnlich, wie beim Müller.

In der giuÜeron Stadt geht dor reisende Geselle zum Aii- meister. läßt seine Pajiierr« dort und empfangt, dafür einen eisernen Kringel, mit welehem or bei den anderen Meistern zum Empfange dos Geaohenkes umhergeht und den er beim Verlassen der Sta lt gegen seine Papiere wiederum beim Alt- meister tauschweise abgiebt. Selbstverstftndüoh muß dieser von solchen Beglaubigungszeichen mehrere bei der Hand haben. Der Gruß ist also: A. HuiBohfltB? B. LOwenschfitc. Diese Antwort bezieht sich auf ihr Wappen, worin ein Paar Löwen.

Zimmerleute. Kommt der QeseUe auf einen Bau und spricht or da^ Handwerk au. so darf er keinen Stock mit sieb führen. Er tritt zu dein ältesten (^esclb'u mit den Worten: „Mit (iuust und Erlaubniß, ein fremder Zimmermann!'^ "Wie er will, bokommt er Geschenk oder Arbeit. Ist keine Arbeit da, so schickt er ihn zum Meister, wenn der Fremde nicht sogleich zu diesem ging. In StAdten muß er zum Meister gehen, um das Meiiitergesohenk (60 Pf.) zu bekommen. Wo richtige Zunft ist (Holstein, Mecklenburg), geht er zum Altmeister, der die Auslagen aufschreibt und in der Heistersprache vertheilt. Wo keine Zunft ist, geht er zu jedem Meister, kommt also brssor Nv«\g. Nach dem Spruche beschenkt Um der Meister oder giebi ihm Arbeit. Des Abends wiedenim schenken ihn die

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Vou A. Treich<3l.

Gesellen anf der HerKerge aus. In Städten, wo Verband isit,

midJ der Altgeselle deshalb zwei Male wöelieiitlicli auf die Herbr-iw- koinineii. Er Unit es oliuehiu öfters. Niiliui der ¥reu]de hier aber ein Geschenk, so tlarf er dann nicht auf den Bau kommen.

Treffen sieh zwei Zimmergesellen auf der Wanderschaft, so begrüfien sie sich mit Guten Morgen. Sie kennen sich ein- ander an der Tracht. In die Herberge kann er mit dem Stocke kommen. Aber er muß sonst richtig einwandern, d. h. er maß den Berliner (Beisebündel) auf der linken Schulter tragen, aber lose und nicht mit durchgestecktem Arme. So ist's in Stiitlteu mit Zunft (ganz Holstein, Haiiibuii,^ ]jremen, Lübeck, Cüstrin). Sonst klopft er dri'i Mal«-- au die Tliüre uud kommt rein mit den "Worten: Mit Guu&t, ein fremder Zimmermann! Er muß die obersten drei Knöpfe zugeknöpft haben und darf keine Pfeife oder Gigarre rauchen. £r setzt sich an den Tisch, wo die Krone des Gewerks hängt, angethan mit den hängenden BOndem der freigesprochenen Junggesellen. Dort muB er sitzen, wenn die Gesellen von der Arbeit kommen. Nach dem Sprache folgen die Fragtai, wo er zuletzt gearbeitet und ob er einen Schein hat? d. h. eine Karte, von vei^schiedener Farbe, welche bestätigt, da/j er. wo er zuletzt in Arbeit stand, in's Gewtuk- buch eingeschnebeu ist, auch richtig seine Verbindlichkeiten erfüllt, namentlich aber die Krankonkiisse bezaldt hat. Diese Karte gilt nur für 6 Monate und ist für die Winterszeit berechnet. Nach 6 Monaten aber soll man schon wieder arbeiten. Hat er solche Karte, so bringen ihn beim Auswandern sämmtliche Mit- gesellen bis vor's Thor. Dann schenken ihn die Gesellen auch aus. Solch Institut besteht aber nicht überall, z. B. nicht in Preuß. Stargard. Wo aber nicht, muß jetzt dennoch zur Kraukeu- kasse entrichtet werden.

Autlage ist all'' vier Woclien (jeden Sonntag nach dem Ersten), wo das Krankengeld ('in2:«zogen wird. Verbandka:5aeu giebt es überall. Doch ist das Gework mit niemanden verwandt. Es ist also ein Gewerk mit Geschenk.

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Handwerks-Asupracben.

Die Krono in der Herberge ist bei jedem Gewerk das Wappen. Nur die Weber baben eine wiridiohe Krone im Wappen. Das Wappen der Zimmerlente ist eine Ziebsftjce

ganz unten, oiu lireitbeil und eine Axt kreuzweise darüber, wüz wischen ein Winkeleisen steckt. Aolinlich hängt es auch vor der H**rherge am Arme.

Die Zimmorleute binden durch Vorhalten der Schnor nebst Spruch.

Die Maurer banden früher dnroh Vorhalten des Lothes, jetzt aber der Waaserwage. Uire Bindesprttche vergl. Treichd in dieser Monatesohr. Bd. XXVI. S. 332 n. S. 608.

Nioht ttberall bekannt ist das Mitnehmen der Bftnder der Biohtkrone auf die Wanderschaft durch die Zimmergesellen, indem sie davon Glück erlioffen.

Auch nach Fi ischbier Pr. W. P>. T. 271. haben die wandernden Gesellen eines gescli«nkten Haiidwürks (Mtillor. Schmied, Fleischer) das Recht, von den Meistern ihres Gewerbes ein be- stimmtes Keisegold, zur Zeit einer Mahlzeit diese selbst und Abends noch ein Nachtlager zu fordern. Frischbier führt in Spr. W. nnd B. A. I. 1. für die Gegend um Zinten die Bedens- art an: das Hntm ach erges oben k kriegen, d. h. Prägel be- kommen, wobei der Hut eingetrieben wird. Es muß fin^ch erscheinen, was darunter gedacht wird, ob die Hutmacher sich in der That so begrüßen oder ob das Eintreiben des Hutes an und für sich als ein Gescheuk t ur den llutmacher zu denken sei.

Sattler. Bei ihnen ist G «'.•schenk: es muß also dem reisenden Gesellen, selbst vuni (lest llen. wenigstens 10 Ft., ge- geben werden. Der Geselle kommt und spricht: Gruß wegen's Handwerk! Der Moisfor: Sind Sie Sattler? Geselle: Ja, ich visir' mich! und zeigt das Arbeitsbuch.

In der Herberge setzt er sich unter sein Wappen (Sattel) oder an den Tisch, wo dieses hängt, wenn mehrere Gewerke im selben Zimmer.

Vom Schuhmacher ist nicht viel zu vermelden. Da nur die Gewerke mit Geschenk ihre Sprüche und Formalitäten haben.

Vou A. Treichel.

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Der Scbnhmacher neimt sich also nur den ^Collegen mit". Sein Gewcrk hat er meist rait d^-m Sattler zusiumncu.

"Während die AViilirzeicheu meist nur in dem Zeichen be- stehen, welche das betrelieude Handwerk hauptsächlich in An- wendung hat, ist es bei wenigen Gewerken anders. Schon beim Bäcker sahen wir den Löwen. Der Sohoster hat einen doppelten Adler, der allerdings schon ans ftltorer Zeit her entstammen umBj als ans der des Alten Fritz, wie mein Beferent meinte, der ibn flberdieß mit Kapoleon gleichzeitig machte. Die Schnster sollen durch ihr Hervorthnn Krieg oder (besser) Sohlaoht ge- wonnen gemacht haben.

Auch der Scliueider ist ohne Geschenk.

Üeim Fleischer heißt's: Ein fremder Schlachter spricht den Meister an. Das Schwein hat Finnen, es muß begossen werden I sagt der Rchliichter, wenn er geschlachtet hat.

Tischler, Böttcher und Itademacher haben ihr Gtowerk zusammen, wie natflriicb, da* sie „anf Holz arbeiten'*.

Bei den Böttchern klopft der Geselle drei Male von anBen an die Thüre, nimmt den Hat ab nnd tritt ein, den Bock bis zum obersten Knopfe zugeknöpft, das Känzel auf der linken Schulter, stellt sich zur linken Seite der Thüre und spricht: ,,Gott grüße das Haudwerk, ^feister und (TPs^Uen!" Nach em- pfangener Begrüßung kann er sich wieder bedecken, auf Ein- ladung auch niedersetzen und bekommt eine Flasche Bier und ein Geldgeschenk, letzteres aber nicht, wenn er um Arbeit an- spricht.

Der Tischler, wenn Geselle, begrüßt sich auf der Her- berge, indem er mit dem Ellenbogen der rechten Hand hervor- fthrt nnd mit Gelenk nnd Faust auf den Tisch schlägt.

Bei den Töpfern tritt der Geselle nach Anklopfen zum Meister in die Stube. Sein Gruß ist: „Ich soll grüßen von Meister und Gesellen aus x." lledet ihn der Meister mit Du an, so hat der Geselle dasselbe Kecht. Die Anrede unter sich heißt „Vetter". Das Geschenk von 3Ioister oder Gesellen ist 10 Pf. Selten haben sie eigene Herberge, aber stets eigenen

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llaudwerkä-Auspraclieu.

Tiflch in der Herberge. Ihr Wappen, das anoh darüber hftngt, ist die Drehscheibe. Er nimmt dort den Hat in die linke Hand

imd klopft einmal auf den Tisch. Aut die Frage: Frein Ur Töpfer? komiiit alsdann die i\ut\vort: Fremder Töpfer. Suust fulirt er tür sich auch die stolze Hezeichnung: Kunst- und Ele- monten-DrechsIer. Donnoch ist er mit diesem nicht verwandt.

Beim Meister. Geselle: Schonen Gruß von Meister und Gesellen. Meister: Sollst bedankt sein; sete' dich. Geselle: Dankt für das GeBokenk. Meister: Hast nicht za danken, moBt mit 'ner Wenigkeit vorlieb nehmen.

In der Werk st übe. Geselle: Schdnen GmB von Meister und Gesellen! Meister und Gesellen: Sollst bedankt sein wegen des Handwerks.

Xu der Herberge. Der Geselle setzt sich unter'n Schild, steht nnf. wenn ein Arbeitsgeselle! herein oder ein schon da- sitzendi r Geselle auf ihn zukommt, drei Male nnf den Tisch kloptt und fragt: Fremder Töpfer? und antwortet; Hui Töpferi S Mi lien Gruß von Meister und Gesellen! Der Ansprechende er- widert: Sollst bedankt seinl Setz' dir, Vetter! nnd spendirt eine Flasche Bier nnd ein halbes Quartier Schnaps.

Wenn Auflage ist, muß der fremde Geselle nochmals „zugereist** kommen, d. h. hinausgehen, anklopfen, um Einlafl bitten, knrz, so thun, als wenn er soeben angekommen ist. Das Ergebnib isL die erneute Hergäbe von Bier u. s. w. Tn ^Ani ürds- bruniien" VL 7., S. 24 ist erwähnt, wie ••hedt^ni ,im SoUinger Waide) ein Töpferlehrling zum Gesellen goinacht wurde.

Schornsteinfei^er. Wahraeichen der Herberge: Leine in Ringform, Besen durchgezogen, Kratzeisen darüber gelegt. (Danzig aufm SchOsseldamm.) Ebenso der Schild in Mitten der Herberge.

Der zugereiste Geselle mufi sieb auf den Stuhl unter den Schild setzen; kommt nun der Arbeits-Geselle hinein und siekt ihn, so fragt er sogleich: Ein Pfund (Quartder Schnaps) oder ein

groß Glas Bier (Weißbier)?

Der Schornsteinfegor-Gesülle muÜ iuimer den Hut aut haben

VüU A. Treichel.

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und auch aufbehalten, wenn er das Handwerk anspricht, was im Zunttwesen nur bei richtigen Papieren riskiit werden kann. Auch muß er mit drei Fingoru an den Hut gel«3gt gerade stehen vor angesprochenem Meister oder Mitgesellen.

Ansprache beim Meistor, nachdem er angeklopft hat und hineingetzeten i«t:

Geselle: Verseh's mir, bin ich hier recht heim Schorn- steinfegeimeister?

Meister: Verseh's mir.

Geselle: Ein Fremder.

Meister: Was Landsmann? Geselle: So und so. MeiBter: Wo zuletzt gearl)ei<,ety

Geselle: Da und da. Ich sollte grüßen von Meister und Gesellen. Meistor: In der Zunft, wenn Du umkehrst, dann erwidere dasselbe.

Geselle: Ob's nicht gestattet ist, sbu den Gesellen runter za gehen?

Meistor: Ja wohl!

Worauf (!er Meister das Übliche Geschenk (50 Pf.) über-

giebt. Ist'8 iii einer großen Stadt, so wird der Geselle noc h , zum Obermeister geschit kt, wo's Marken giebt, das 11 au p t- geschenk, wofür man zum Meister gehen kann oder bei der Zunft auf die HerbergCf wo's Nachtquartier giebt und auf zwei Tage freies £ssen.

Ansprache beim Mitgesellen, den man triiit: Geselle: Hui, Schornsteinfeger?

Meister, Geselle: Hui, Schornsteinfeger. Meister oder Geselle? Geselle: Geselle, ein Fremder.

Weiter geht's ähnlich, wie oben.

Aberglauben: Wenn dem reisenden Gesellen vor der Stadt der Stock aus der Pfand fällt, so flieht's Arbeit. Aelmlich heißi's vom Juden, er darf nicht weiter essen, wenn ihm bei Tische Gabel oder Messer aus der Hand tUllt. Aehnlich ferner beim ländlichen Arbeiter, er habe das Mittag (Abendbrod) verspielt, wenn ihm die Forke oder Harke aus der Hand f^t.

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Haad werkb-A lieipracheu.

Den in Form und Inhalt ziemlich fthnlichen Loh- und Bothgerber-Gesellensprnch (ans der Zeit des Zanfitzwangeä)

iii PreiLÜen hat Gust.. Liek mitgotheilt in Altjir. M.-ScLr. Bd. XVII. S. 479 80. in welchem selben Bande auch Eiiiig-'s (S. 74 ff.) von den Zünften der König.sbt;r|^^Lr Junker und Bürger im Kneiphof, besonders ihr Lebt n in Hof und Garten und ihre Morgenspraclie, nach den Protokollen der letzteren durch H. f lischbier bearbeitet ist. Ueberoll gilt als VorstoB: „Ich sage mit Qnnst: Bruder. , Die Thflre muB zu und die Lade geöffiiet sein. A. Die Lade ist geöfihet (geschlossen). B. Wir haben es gesehen. Unter den markanteren Fragen kommen vor: Was bist Du fiAr ein Landsmann? Bist Du Meisten Bohn oder ein Gelernter? Wie lange lernt bei Dir ein Bruder? Wird da Hiioli nach Handwerksgebrauch gehandelt? Wieviel haben Dich zum Gesell gemacht? Wie heißen die (drei)? (Alt- gesell, Compan und Junggesell). Was haben Dir Meister (Alt- gesell) auf den Weg mitgegeben? (Meister ]äüt grüßen. Der Altgesell: Einen Hut auf meinen Kopf und einen Stock in meine linke Hand, Daß ioh kann reisen zu Wasser und zu Land, Und kommt ein Bruder, Der hat einen Bart Tom £opf bis auf den Sohuh, So heißt es immer Bruder Du und Da). Was hat der Altgesell für einen Mantel gehabt? Womit war die Stube ausgeputzt? (Mit lauter rechtschaffenen Loh- und Both* gerborgesolleiil Mit was war dio Stube ausgestreut? (Mit Saud und Tabacksascli'.) Wieviel Lichter branutcu auf dem Tisch? (Soviel wie iirithifj: war znm Tabackanstecken.) Womit war der Tisch gedeckt? (Mit Bier und Öcbuaps). Wozu steht die Kanne auf dem Tisch? (Daß man sehen kann, daß eine zünftige Brüder- schaft ist.) Wozu hängt das Schild über dem Tisch? (Den Meistern zu Ehren und den Gesellen zum VeignOgen.) Wozu trftgst Du die gelbe Schtkrze? Worauf hast Du gelernt? (Auf Leder und Holz.) Wieviel Todtenköpfe standen auf dem Tisch? (Es hat Seinem sein Leben gekost) Hast Du auch Stahl und Eisen zum Yertheidii^en bei Dir gehabt? (Einen rechtschaffenen, eiirlicLüii Namen.) Ich iiago vom AelLesLeu bis zum Jungäteu und

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Vou A. TraioheL

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vom Jüngstcu \ns zum Aeltesteii: ist Kiueiii oder ilem Aiukrii Etwas bewußt, ilal.! d'w Lade niclit kann güscliloüsen werden, so sproche er jf tzt und «uliweige uaehhor? (Mir ist nichts bewußt.) Ist es Euer Wille, ... so wollen wir die Lade schlieÜen. (Mein Wille ist dabei.)

Schmied und ätellmacher sind Verwandte im Geschäfte und nennen sich Schwager. Das Wahrzeichen der Schmiede ist Hammer nnd Zange, krenzweise über ein Hufeisen gelegt. Bei ihnen ist Geschenk. Kommt ein fremder Geselle zagereist, so geht er, wenn er wo „auf Feuei^' tritffc, in die Schmiede hin- ein, stellt sich stramm hin, liehält den Hut auf dem Kopfe, legt die rechte Hand daran, geht an den rechten Ambos und sagt als Sjirucli; Mit rtunst. daß ich hureiutretc nach Handwerks- gebrauch; gegrüßt Kunst, Handwerk, Meister und Gesellen! Der Meister bietet: AVillkommen, Schmied! Nach dem Danke schön! des Gesellen fragt der Meister nach der Landsmannschaft nnd vielem Persönlichen, sowie ob der Geselle arbeiten wolle? "Wenn der Geselle nicht will oder der Meister nicht Arbeit fttr ihn hat, so bekommt er sein Geschenk (meist 10 Pf.) Darnach hebt er die Hand in die Hohe: Dank ftlr's Geschenk, nach Hand- WOTksgehranch! Beim Bansgehen: Glück auf? Meister: Glück üu!

In der Herborge läßt der Geselle seiu Gepäck \ovn in der Schankstulic und geht in die Gesellenstube. Ist's eine Schmiede- herberge (nach den Wahrzeielieri), so ist sein Recht dazu weiter durch einen Leuchter mit Krone darüber angedeutet. Der Ge^ seile muB zum Tische hingehen, mit der Hand aufklopfen und fragen, ob fremde Schmiede da sind. Wenn sich jemand meldet, 80 muß er ihm die Hand reichen und irgend etwas zu trinken geben. Alles Gesprochene wird mit den Worten: Mit Gunst! eingeleitet* £s existirt auch Auflage und Blaumontag. Es giebt eine Gesellen- und eine Meisterlade.

Schmied nach anderer Version. Geschieht das Einwandern bei der Schmiede in einem Dorie, so muiJ der Geselle den Känzel und Stock vor der Thüre lassen, rechts vor den Ambos treten, die üaud an die Mütze legen und in den Bart brummend sagen:

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UandwerkB-Auspracbeu.

Meister und Geselle. Darauf spricht der Meister: Sei wülkommen.

Darauf dankt der Gesell und dann kann er auch sprechen. In der Stadt aber lüäsi man den ßäuzel (Berliuei) auf der Herberge liegen.

Nach einer dritten Version stellt sich der Geselle zur Hechten am Ambos hin und fragt: Hab* ich die Ehre, deu Moi^tf^r 211 sprechen? Meister* Jawohl! Dann nimmt der Gre- selle einen Hammer und tbut damit drei Söhlige auf den Ambos. So war es frtther.

In Fritz Benter^s Hanne Nüte (Volka-Ansgabe 1878) ist von den Gebrftucben der Schmiede in Meklenbnrg Manches sa finden, das ich noch hersetssen möchte. So s. B. (S. 38. 29\ wie der Gesell zur Schiniedo eintritt, den Hut auf dem Kojil»':

„Mit Gunst, daß ich rein schreiten mög'? Gott ehr" das Handwerk, Meister und rreselL"

Kommt der Geselle zur Herberge (S. 54 ff.), so stellt er sich mit dem Hute auf dem Kopfe zureoht und fragt:

f,Mit Gunst, ist Sohmiede-Herberg*' hier? Mit Gunst, ist der Herr Vater nicht su Hanse? Mit Gunst, ist die Frau Mutter nicht zn Hanse? Mit Gunst, ist der Herr Bruder nicht za Hause? Mit Gunst, iit Jungfer Schwester nicht zu Hause?"

Und wenn ihm Keiner Antwort giebt, so weiter:

„Mit Gunst, dann sprech ich Tisch und Bänke an, Daß sie mir selbst heut Abend neben Dem Bündel hier die Herberg' mögen geben, I)alj ich mit Gott und Ehren weiter kommen kann.'* Dabei schmeiüt er sein Bündel unter die Ikxnk mit einem Wurle und doch so geschickt, daß kein Tragriemen und kein Gehänge EUÜLlliff hcrausguckt. Dann fragt der Geselle weiter:

„Mit Gunst, sind fremde Schmiede hier?" Findet sich ein solcher, so geht das Fragen los, wo man herkomme, wo er in Arbeit stand, wann er von Hause ging, was er f&r'n T<and«manTi ist, überall in der Frage und in der Antwort unter Einsohiebung des: Mit Gunst!

Kommt es zu Hieben zwischen Zweien, so schließt sich um die Kämpfenden ein Kreis, aus welchem die Mahnung töne:

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Von A. TreiclieU

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„Mit Gunst, ihr Schmiede, regulär!" Nach beendeter Schlacht heißt es:

,.Mit Gunst, mein Schmied, liegt dir daran, Mit mir dich wieder zu vertragen?"

„Mit Qnnst, mein Schmied, .... wenn Alles zugeht regulär!'^

„Mit Gnnst^ Hur, meine lieben Brflder, Baß ich mag Jeden darnach fragen, Hat einer hier etwas dawider, Wenn ich mich wieder will vertragen?'*

„Kein, Keiner hat etwas dawider, Vertrag muß sein!"

„Mit Gnnst, mein Bmder, treffen wir einander Heut' oder morgen auf 'ner andern Stellen, Daß wir uns keine Vorwürf machen!"

„Mit Gunsten, nein! Ein Hundsfott thut es!

„Mit Gunst, hast du nocli etwas gegen mich?"

„Mit Gunsten, nichts als Lieb' und Gut^s."

Av£ Seite 184 ft. wird nns die Abhaltung eines blauen Montags und einer Auflage nach Handwerksbrauch (aber wie es scheint, im Bheinlande) geschildert. Da sitzen zwei Meister, vier Gesellen und der Altgesell an einer eigenen Tafel mitten auf ihrem großen iierbergssaal. Als die Brüderschaft zur Stelle, klopft der Alt- geselle dreimal mit seinem Hammer auf den Tisch und sagt:

,,Mit Gunst, ihr Gesellt n, soid sfill! Es sind hmite vier Wochen, daß wir zuletzt Autlage gehalten haben. Mag es länger oder kürzer sein, so ist hier Handwerksgebrauoh, daß wir nach Tier Wochen auf der Herberge zusammen kommen, um Auflage und Umfrage zu halten. Der Knappmeister wird die Lade auf- tragen nach Handwerksgebrauch und Gewohnheit."

Dieser Enappmeister stellt die Lade auf den Tisch hin und redet zu Meister und Gesellen:

,.Mit Gunst, daß ich mag von meinem Sitze abschreiten, fortsclireiten, über des Herrn VatfM s und der Frau Mutter Stube gehn und vor günstiger Meister und Gesellen Tisch treten."

Der Altgeselle antwortet ihm: ,^Das sei Dir wohl vergönnt!"

Der Junggeselle läBt nun die Lade los und sagt:

„Hit Gunst, dafi ich mag die Gesellenlade anf günstiger

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Haud Werks- Ansprachen.

Meister und Q-eeellen Tisch eetcen. Hit Gunst hab' ieli ange- faBt, niit Gunst laß ich ab."

Dor Altgeselle erwidert iLm: ..Dn hast Deinen Abtritt!"', schließt den Deckel auf, holt die zur Autlage nöthigen Papiere hermis und schreibt mit Kreide zwf^i Kreise, deren äußersten er aber an einer Stelle offen läßt. Au dieser Steile fiberspannt er den Baum mit Baumen imd Mittelfinger, zum Zeichen, daß seine Hand soU als Vorband über alle anderen gelten nnd daß ihm ein jeder folgen soU. Dann spricht er:

..Mit Giiiiüt, so liiibe ich den Oesellenkreis ge7:oiolmet, er bei groß oder klein, ich überspanne ihn und schreibe die Gesollen hinein, die hier in Arbr-it stehen. Schreib ich zu viel

«

oder zu wenig, so kommt wohl ein reicher Kaufmann und zahlt Strafe und Buße für mich.'* Nach dreimaligem Klopfen auf den Tisch spricht er weiter:

„Mit Gunst, so habe ich Macht und Kraft und ziehe den Gesellenkreis zu." Damit schreibt er auf den Tisch und zieht

den Kreis mit der Kreide zusammen, sprechend:

,,Mit Gunst, ihr Gesellen seid still! Ich habe Euch einge- zeichnet; ist Einer oder der Andere vergessen worden, der melde sich. Macht Euch bereit zum Auflegen!" Und die Gesellen treten hinter einander mit ihrer Beisteuer an den Tisch heran und legen das Geld darauf. Als sich keiner weiter meldet, kommen die Fremden an die Reihe. Zu ihnen spricht der Alt- gesell, es sei nicht bloB günstiger Meister und Gtesellen Begehr, sondern alter Handwerksbrauch, daß, wenn ein Schmied in dieser Stadt vierzehn Ta^jo lang gearbeitet habe, er aieli dann auch einschreiben lassen müsse. Fritz Reuter läßt einen fremden Ge- sellen sich melden uud folgendes Zwiegespräch zu Staude kommen.

Altgeselle. Ist das Dein Wille, so gelobe an,

Und tliu' hier diesen Haniiiier fassen!

(Es geschieht.)

Grüii Dich Gott, mein Schmied!

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Von A. Treichel.

655

J*T0IIICI6r.

Dank Dir Gott, mein Schmied!

Altgeselle. Mein Hchmied, wo streichst Du her, Daü Deine Schuhe ao staubig, Dein Haar so krausig,

Da0 Dein Bart gleich einem Schlachtsohwert Auf beiden Seiten lieraiissKlxi? Hast einen feinen meisterlichen Bart Und eine feine meisterliche Art. Mein Schmied, bist Da schon Meister gewesen Oder gedenkst Du's noch zu werden?

Fremder.

Mein Sclimi» fl, ich streich über's Land,

Wie der Ivrebs über'n Sand,

Wie der Fisch über's Meer,

Daß ich mich ehrlich emAhr';

Bin noch nicht Meister geweflen«

Gedenk' es aber noch zu werden,

Ist's nicht hier, ist's anderswo.

Eine Meile vom Hinge,

Wo die Hunde über die Zäune springe.

Da iüt gut Meister pein.

Altgesell.

Mein Schmied, wie ist der Naine Dein, Wenn Du zur Herberg trittst hinein, Wenn die Gesellenlade geöffnet ist, Und Du Meister und Oesellen, jung und

alt, darum sitzen siehst? Fremder. Silbemagel, das edle Blut, Dem Essen und Trinken wohl thnt. Essen und Trinkfn hat mich eriiiilirh Worüber ich manchen Pfennig verzehrt. Ich habe verzehrt meineij Vaters Gut

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656

HaadwerloKAnspraclieiL

Bis ftiif einen alton Hut,

Der liegt» anter dee Herrn Viiief» Daohd|

Wenn ich daran denke, mnB loh laohei

Sei er gut oder böse,

Fern sei, daU ich ihn lose. Willst Du ihn lösen, sollst Du drei Heller

Beisteuer haben.

Altgesell.

Mein Schmied, ich danke für Deinen alten Hat, Aber Silbemagel ist ein Name gai» Den volPn wir in Ehren hier behalten. Mein Schmied, wo hast du ihn errang0n? Hast da ihn errangen oder ersprangen?

Fremder.

Mein Schmied, ich konnte wohl singen, Ich konnte wolil ^4])ringen, Ks wollte mir aber nicht ^[elingen. luh mußte rennen und lauten, Um für's Wochenlohn ihn zu erkaufen. Das Wochenlolui wollte auch nicht recken, Ich mofit' das Trinkgeld noch dran stecken.

AltgeselL

In welchem- Lande, in welcher Stadt Ist Dir widerfahren diese Wohlthat?

Fremder.

Zu lirttinborg (Brandt 'ubni-gl, wo iimn mehr

Gerste zn liier mälzt, Als man hier Gold nnd Silber schmelzt.

AltgeselL

Mein Schmied, kannst Du mir nicht drei

Qlaubwflrdige nennen, Damit ich Deinen Namen kann recht erkennen?

Fremder.

Ich will sie Dir nennen, wenn Dn sie Dir

willst merken:

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Von A. Treichol.

657

Peter triff'« Eisen.

Fix von dem SiMck,

Kasch mit dem Balg.

Hast nicht genug an den dreien Du,

Bin icb, Conrad Silbernagel, der yierte dazu! Man sieht, daß auch poetischer Witz in den Antworten vorhanden sein kann, wogegen die Verse mehr Knüppeb^ime sind. Der Altgeselle fragt noch dies and das, worauf stracks die Antwort in Ähnlicher Manier erfolgen mag. Der Fremde giebt seine Beisteuer ebenfalls und wird in das Buch eingetragen luid somit in die BrüderscLart ein£^*»Rchri< beü.

Schließlich kommt die Um trage. Es wird Gericht ge- lialten, ob Streitigkeiten vorgefallen sind, oh jemand wegen Handwerkssachen und gegen Handwerksbrauch etwas verbrochen hat* Dazu ladet hier der Altgeselle also ein:

„Mit Gunst, still, Ihr Gesellen! Es sind heut gewesen vier Wochen, daß wir nicht beisammen gewesen. Hat sich während dem etwas zugetragen, was Einem oder dem Andern niclii zu leiden stellt, so wolle er aufstehen vor Meister und Gesellen und thun eine Umfrage,

Es soll ihm wohl vergönnet sein

Und sobütte Jeder s^ine Sache aus;

Weil wir sind in des Vaters Hans,

So hat man Macht zu sprechen drans,

Daß man's nicht spare bei Bier und Wein,

Wo gute Gesellen beisammen sein.

Anf freien Straßen und Gassen

Soll Einer den Andern zuirieden lassen.

Zu Wasser und zu Landon

Wird Keinem t4was zugestanden.

Eiede Keiner viel von Hiindwerksges'diichten,

Was Meister und Gesellen auf der Herberge

verrichten;

Schweige Einer jetzt, so schweig er aach hernach. Was aber Einer mit Wahrheit bezeugen kann,

▲Itfr. MoMteMhrlft Bd. ZXVn. Bit. 7 u. 8l 42

658

Handwerlu-Aiwpitelieii.

Das stallt mir und merneii Gesellen wohl an. Bas sei gesagt zum ersten Male, Das sei ^esaj^ znm andern Male^

Das sei pef^a'^r zum dritten Male

Bei der P.nli.\ mit rJunst!" Gewiß A\i iili'u jetzr all- rlfi Klagen kommen, « riifitf» und spaliige, gerade un<l höhnische, um so mehr, als die Strafe, wie es scheint, stets eino Beisteuer zum Bi* re, eine Auflage, also eine Vergröüerang dea Stoffes, somit der Lust, y.n der man sich versammelte, sein wird. In dem Beuterschen Falle wird zum Beispiel gefragt, ob Holzhauen und Wassertragen auch za den handwerksgebräuchlichen Arbeiten zu rechnen sei, sowie ob das ein richtiger Schmied sei, der, anstatt in lustiger Gesellschaft sein Lied zu singen, bei alten Judenweibem sitze. Natdrlicb eut^scheidot das Gericlit also:

^Mit Gunst, das .steht nicht zu leiilon;

Zeifr' es uns nn, wer dies gethan ;

Er soll ein doppelt Strafmaß iian.'* Ks heiüt, trotz aller Einprache und bei neuen, auch in guter Laune gemeinten Beschwerden, immer nur bezahlen und gute Miene zum bösen Spiele machen. Ist alles beendet, sn steht der Altgeselle auf:

„Mit Gunsten,

Wenn niemand mehr etwas weiB, so welfi ich was : Wir wollen Geld z&hlen und Bier za]>pen, Wo srliöno Msidelien mit den Krügen klappen." T"^nd er zählt das iiteld und schließt die Lade mit den

Schlußworten :

„Sowie ich unserer Gesellenlade Schloß schließe, soll ein jeder seinen Mund schließen. Älit Gunst, aus Kraft und Macht schließe ich zu. Mit Gunst stecke ich mein Schwert in die Scheide. Mit Gunst, dafi ich mein Haupt bedecke. Mit Gunst» Ihr Bursche, bedeckt Euch !^ Damit ist die.Auf läge geschlossen. Ein Jeder kriegt sein Glas zu fassen und ein lustiges Leben geht nun an.

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Von A. Treichel.

Der l'irklurer zn Router's plattdeutschen Worten iukI für tlie sarhlirli'Mi Frftgf^ütiiilu ii emiUint {9>. 29. Anm. n^i uli. r dio Art des Reiseus, daß jeder zünftige Schmiedeg<'seil in Dentsfh- land entweder „auf Hufschinidtsrh" oder „anf Cumpansch^ odor „auf Seehahnsch*^ reiyt. In diesen drei Art«n Bind Modtficaiionen der fdr fUle sQnftigen Schmiede geltenden Formen. Die Preußen reisen meietens alle auf Hufsohmidtsch, die Mecklen- bnrger anf Cumpansch und die SchmiedegeseUen aus den Hanse- städten auf Seehahnsch.

Ein Tausch wird eines Meisters Sohn genannt. Es ist die Annahme, »lall ihm maiu h-'^inal an der Lelirzeif geschenkt wird. Feierhnrsche ist der, welelier feiert, also ki ino Arheit hat. Geseilachaft heillt der Mitwaudernde, wcnn'a auch nur einer ist.

Nach II. Frischbier: Prenß. Volksr. und Yolksspiele (S. 83) sind bei Neck und Schimpf unter Beschäftigungen die Grüße des Leinwebers und des Hutmachers su bemerken. Dann steht natürlich nicht fest, ob sie mehr Keck und Schimpf sind oder aber in Wirklichkeit vorkommen.

(339.) Wie der Leinweber das Handwerk grüßt.

Geselle.

Eck greet jü, Spoohnd o Schlechfcfatt ! ISIeister.

D' Hund schett wat, Wo' gefällt ihr'

Geselle.

Eck bedank mi fa de Schenkoorsch, Leckt mi tiemal em Moorsoh.

(.Terrent<»wita.)

(340.) Der Hutmacher frn^t d«^n anreisenden Gesellen:

Hni, Hntmneher,

Wo kommst Du her im staubigt'n Wetter? Auch mögAYi die woitoi fMi Neckreime von dort (322 !)is 344), in<t>l'crn sie sich auf BH.selinttigungon (Miiller, Nadler, Schneider, Schuster, Seiler, Kesseltlicker, Scliomsteinfeger, Sehifl'er) beziehen,

42»

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liaiiilwerkii'Aospracheu.

zar weiteren Illustration vom Begebrenden eingesehen werden.

Ebonso map: fiii' «He ejnscliläpjigeu Handwerke bezüglich der vrni iluit 11 (j l- r über sie gebrauchlichen Redensarten und Sprüch- W(»rLor in Preußen (»bentalls auf H. Frisächbier: Preuü. Sprüch- wörter und üedensarten hingewiesen sein.

Uebrigeus gehört dann scliließlich hierher ein<^ Zusammen' Bteilung dessen, wie sich die Handwerksgesellen nennen.

Töpfer: Kunst- und Element^ndrechsler.

Seiler: Galgen-Posamentöri weil sie die Stricke machen.

Böttcher: Rumtreiber, weil sie die Reifen auf oder nm die Danben treiben. Aehnlich im Rftthsel: er hat jedes seiner l'iililiciitMi Werke reiflich ül>crlejs;t.

Bäcker: Löweiwchütz. weil sie auf der Fahne oder ^»nst im Walirzeiclien uobeu Semmel oilor Kuchen stet» ein Paar Löwen haben.

Klempner: Bleohrath.

Barbier: Verschönerungsrath.

Sattler: Kobbelschnster, weil er die Sielen für die Pferde (Eobbel » Stute) macht.

Schmied: Flammer (Ekelnamen).

Vom >riiuicr Ii*- ißt's: Das grobe Maurervieh und <?ie Herren Tlainllane^er! Das soll von einem Mädchen herstammen, zu welchem nur die letzteren sehr artig waren.

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krilikeu und Referate.

HaaMreceoHe. Drifte Abtheilnng. Herausgegeben vom Verein iVir liaiisische Geschinlite. Bmul IV. n. d. T} TT nnserecesse vor» 1477—1530, bearbeitet von Dietrich öchäler. Band IV. Leipzig. Verlag von Dancker * Humblot, IWO. XIV, 686 in 4t_o. Mk. 2*2,50. Der vorliegende Band <1< r ]raT)f»ereee.«;se nmtaßt den Zeitraum von 14^7 (Juni 24) bis 1504 (April 20). al>o nur sieben Jalae, iu 490 Nummern, od<,r die Verhandlungen von 35 Städtetagen (^darunter sind nur zwei west- preoBische Ton 1497 nnd 1503), tod denen nur einer ein allgemeiner Hanse- tag war, 1498 Ifai 28, 8. 66-166, nr. 64— 1S5. Nach vier Seiten hin war der Bnnd der norddentechen Städte in diesen Jahren in Streitigkeiten ver- wickelt: mit Rnftland, in Folge der Schliefinng des Hofes zu Nowgorod U494), in denen aber die Kansisehe Politik, aus Besorgnis, den russischen Handel Über Finnland oder Ifittoldeutsohland (WaTschan-Breslaa-Leipasig^Fninkfnrt- Venedig, nr. 89) absnlenken, zu entHcheidenden Srlivitton sich nicht ent- schließen konnte: was erreicht \v\irde, verdankten die Stildte allein dem nmeichtigcn Verfahren -1'^ livliindischen Landnieist<'rs \Valt*?r von Pletten- berg. Im Westen wurde dtxrch die Thätigkeit des Hamburger Domherrn AlTjfrt Krantz endlidi der alte Strfit mif <\on Florentiner Kauf!outf»n Portnii.iri horgnlp^jt, inilern TirÖLr^i- die Knts 1iü;ung derselben übeniahm, datur über die Wiederaufrirhtuiig des Stapels von I4S7 zntirestanden erhielt, freilich widersetzten sich die Holländer nnd Friesen der Durchführung desselben mit Erfolg. „An den beiden Endpunkten der Hauptlinie alt- „hsLOsiachen Verkehrs, in Brügge und Nowgorod, hatten die IKoge einge- „lenkt in nene Bahnen. Hansische Handelspolitik war eben keineswegs „allein die starre flQterin dee Alten, als die man sie so häufig geschildert „hat. Sie vertheidigte zwar hartnäckig Überkommene Rechte, gab die „Formen, in denen sie emporgewachsen war, nicht leichthin preis. Aber „sie wttflte sich auch neuen Lagen anzubequemen nnd rannte mit nichten „den Kopf gegen die Wand. Auch (dme Nowgoroder Hof und Brflgger „Kontor ist die Hanse zuniifhst H«'rrin des norde iropai.sclicu und xumal ..des Ostsoehandels geblieben.'' 'S. IX.) Das dritte (j»;bit t. ouf deiu sich die Verhandlungen der Hanse in dieser Zeit bewegen, sind die Beziehungen

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G62

Kiitikeu uud Rcleratt;.

za England« in W(;leh«n eine wusenlliclie Aanderanjc nicht «iutrat. „Die „Stellong des Hansiflclien Kanfioanna in England blieb eine b6d»>hte^ doch ^stand sie durchaus noch auf (hm nlton rechtliolien Gnindlageii nnd eine ,,thatsächliche Schmälemnf; des liansisrlien rkehrs iat in nennenswerthrat

..Umiange niclit rinp tr -r« ti'* S. X). Verwickelungen mit DänetHtirk wuidtm dtirch den Aulstand der S. uwedüii gej^t^n den Uuionsköai^ Johann iin Sommer lieihoiget'ühri; Lülork \vp(frert<> sich, auf W-rhoigen des

DanPnk'MHL;^ dt-n Verkehr mit Srhwedtui abzuhrerhen, es kam anf hei'lfn Sriicu zu ruindsoH^keiten in der ^»stsee. die erst Ostern 1503 dnrrl» dir Verniittelung d<fl phpfttliclieu Legaten Kardinals Baimuud Peraudi, Bischols von Gurk, beigelegt wurden.

Von den 490 Nnnunem, die der gegenwärtige Band entbftU, stammen allein 191 aua dem Stadtardiiv an Danaig, die anderen preuAiBclien Aincfaire haben dagegen nur geringe Beiträge geliefert, Tbom 1, Königsberg 2 Kuinmeni. Dem entapreehend iat Danxig mit 128^ Thom mit 4, Königaberg mit 1 Nnmmer Yortreten, w&brend sich fünf auf Pren&en im Oanaen bexiehen, darunter die durch ihren Aussteller auffallende Nr. Hi, in weloher während der Er- ledigung des Hochnieisteramts nach dem Tode Johanns von Tiefen, Tor der Wahl Friedrichs von Sarlisen, der Hochmeister ein Srlireiben an den Landmei»t«r in Livland richtet ; es handelt sich \ur di» !fibis.'5:p Gesanät- Hchaft nach Rußland im Januar 1198 Voigt, (teschichte Preußens IX, 2^2. 213 erwähnt aus derselben Quelle, Kegistrant T im Königsherger Staats- archiv toi. 5<i7— :")<;8 u. 571, drei Schreiben des Statthalters Wilhelm von Ei^uberg iu der nämlichen Angelegenheit uud autt der gleiclien Zeit {am Antoni 1496), daher dttrfte auch hier, S. 48, Statthalter atalt Hochmeister IU lesen sein, was wohl auch mit der Berichtigung Schafen S. 6B4 Z. 7 gemeint iat.

Halle a. S. M. Perlbacb.

HaaMreoease* Zweite Abthulnng. Heraw^geben vom Verein fiir hansiadie Gesclnohte. VL Band. la. «, d. T.) llanserecesse von 14:31 1476 bearbeitet von Goswin Frhr. von derKoi)|>. VI. Band. Leipzig. Verlag von Duncker & llumblot ib\K). 4«. Xill, ti34 S. Mk. 22.o0. Der sechste Band der zweiten AKfheilung der in diesen Blättern sclion öiters besprochenen Sammlung der Ifaubt ix-cepse reicht vom 15. Februar I4(i7 }ns zum ^•. Ajnil 147)^ und bringt für diesen kurzen Zeitraum von wenig über sechs Jahren die Acten v«.n 52 Ilansetagen innrer denen sich jedocli kein preiilsisfher beündetj uud 10 auL^crhalb der Tage gelührte Verhandlungiäu in 6(j4 (eigentilich 710; Nummern, von denen 4<$9 (515) im Regeat, 329 ia vollem Wortlaut mitgetheilt worden. Von preufiiflchen Städten iat in her* voiragender Weiae, wie schon lange, nur Danaig (mit tl4 Nununern) be- theiligt, neben ihm tritt- der Antheil der Übrigen prenfiiachen Hanaeatfidte

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Huuserecosse.

663

(die S. X64 in ihrer alten Zahl, Bechs^ aufg^tthrt werden) fast gaua aurUck, wenn auch Elbing, Thom und Königsberg noch mitonter an den Verband« liukgen tbetlnehmen. Demgemftfi hat von prenUaehen Archiven anch nur das Dnnziger wesentliche Bettrftge geliefert: ihm eatstammen 25 Kf^cesse und 181 Urkunden, wogegen aus Thorn nur 4, aus Elbing und dem Königs- ber<rer Staatsarchive nur jo zwei Nummern entnommen sind. Dem Abdruck der Actenstiicke geht, wie in den übrigen Bänden, eine kurze Einleitung vr>nui. die über den lalialt des Bandes nrientirt. Ts'arh zwei Ric)itnn(;en hin howegtcii sich in joii>-ii Jahren die Verhandlungen rles hansisfhen Bundee : das Veriiiiltiiiß zu Knglanl. welnlies durcli diPi Thronstreitigkeiten zwischen Eduard IV, uuU Heinrich VI. iimiur von Neuem nnsiclier wurde, blieb ein schwankendes, zumal es den Souderbostrebungeti der Stadt Köln gelang, in dar Gunst der englischen Machthaber den übrigen hansischen Genossen den Bang abaulanfen. Aach in dem Streite awischen Köln und dem Contor des deutschen Kaufmanns an Brügge vor dem Gericht des Herzogs von Burgund erhiidt Köln ein obsiegendes Urtheil, wurde aber von den ftbrigen Stttdten •eines Drittels^ welche einen innerhannsdien Rechtsstreit (es handelte sieh wax die Erhebung des Schosses außerhalb Flanderns) nidit vor ein fremdes J'omm sieben wollten, im Stich gelassen. Wie Köln im Wasten, so sthlug im Osten vielfach Dansig selbständige Wege ein, es hatte ein größeres Inter« esse an einem energischen Auftreten gegen England, an dem zeitweiligen Verliote der englischen Tuche, als der Hauptort der Hanse. Lübeck. Dte Bei-irhte der Danziger Sendeboten «.^ehnreii zu den interessa?ito«!tcn Partien dieses Bandes, zumal die dreiPii? Sclireiben de» iJerndt Pawi^t vom (»rfoht-r 1471 bis August 147'2 aus LullHiidischcu Häfen, von denen einifre sclioii 1^)3 von Th. Hirsch in der Beilage zu Caspar Weiureichs JJaujtigor Clamak abgedruckt siud. Für PreuBen ist noch von Interesse der Streit awischen Königsberg und Dansig auf den Tagen vom 28. April 1469 nnd 24. August 1470 an Lübeck um den Sita der Königsberger Abgeordneten neben denen der übrigen prenfiischen Städte: da Königsberg jetat einen anderen Herrn habe, als Danaig und Thom, sollten seine Sendeboten auch nicht mehr unter jenen sitzen. Vorlftufig wurden die Königsbergwr neben die Lübecker an die Stelle von Nymwegen und Deventer gesetzt: eine Sitzordnung war be- reits in der Vei'sanunlung vom 2;{. April 1469 (S. 104) festgestellt worden, in welclier 67 Htiidte anfgeföhrt sind, von denen natürlicli niemals alle auf den Tagen vertreten waren. Bern vorliegenden Bande dürfte noch ein siebenter (1478 147*! > f'>lu:eii, mit dem der H* ransgeber, Frofees »r v<;n der Kopp, jet^ft in Breslau, eiiif zwei funien liiln inle Arbeit be»fhUel^'^ii wird. Wie viel Dank ihm die jireut^ische lit.-^t iiicni.siorst iiung schuldet, \Naa ciöt ein einijehenderes Studium des reichen, in seinen Btiuden niedergelegten (^ueiieuiuatenals ergeben. }d. V.

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Kritiken und Referate.

Lir«, Est« nnd Cnrl&ndiMhee Urkondeiibvch. BegrOndet von F. O. t. Bnng^,

im Auftrage der Vnltisehen Ritterschaften niul Städto fortgo^^tzt ▼Ott Hermann Hildebraml. Band 9, 1436-1443. 18811. Rig», Moskau Verlag von J. Uenbaer. Leipsig. £. F. St^nacker. XXV. 1>2. |0. Mk. -2<i M?t dorn (iL-luhU- dt'v Wehmutii iiiiiiml liri- mit den l>alti«»'})en Zu- stüniicu uuU Peiaoueu vetlraute Leser den iiu v iigen Jaiiiv i-rsrhiericuen dritten Band der neuen Reilie der großen livlan li^'^hen Us kiuidi nsanimhjiig iu die Hand, deuu derjenige, deui die Wissenscliai t und seine Heiniath di»^ wertlLYolle Gabe verdanken, - weilt nicht mehr unter den Lebenden. Am 17. Januar 1890 machte ein pldtalicher Tod dem arbeitsameD und frucht- baren Leben Hermann Bildebrands ein Ende: nur drei Bändet dee auf brdteeter Grundlage angelegten Urkundenbuehee warrai ihm su ▼ollendni vergönnt, in dessen Dienst er seit awei Jahnehnten sein ganaes wisseu- schaftliclies Streben gestellt hatte. Frenndeshand') hat soeben in der hiato* risohen Zeitschrift seiner Heimatli, in den Mittlieiinngen aus der livlSodisrben Gesrhichle, ein UbensvoUes Bild des Entscldafenen geaeichnet: an dieser Stelle möge wenigstens der Hinweis auf den schweren, unter den jetzigen Zeitvorhaltnissen Jüinni or<«<'t/h«rpn Verlust, den die Ofttseeprovinaeo durch dou Tod ilildebrands erlitten imlen. einen Platz finden.

Der neue Band nuiütül nur eition Zeitraum von aiebeit Jalueu iu 1()28 Nummern, von denen 512 uuvi rkurzt, ölt» iui Regöst zum Abdruck gelangten: bekannt waren davon bisher nur 244, noch ungedruckt 784. Fast drei Fünftel des gesanunten Materials (598) entstammen dem Bathsarcbir au Beval, ihm folgt als aweite Fundstätte das Staatsarchiv an Königsberg mit 194: sehr erfreulich lautet' früheren Klagen gegenüber die Bemerkuag des Herausgebers, daß, „während früher" dort manches l&ngat bekannte Stück nidit mehr auffindbar, Anderes mit wenig triftigen Gründen verweigert worden, Gewißheit über den Umfang ilei- König.sherger Livonioa überhaupt nicht zu ( riangcn gewesen, sich die dortigen Verhältnisse inswiacben in «o erfreulicher Weise umgestaltet haben, daß alle Klagen verstummen müCen. Die übrigen 23tJ Nummern fanden .sich in '37 baltischen und außerbalti.schea SanimlniJL'en. dnvnri 54 in Danzig und 4 iti Thnrti. Detn Abrlr ck (Itr Ürkuudeii geht, uit» in den frülH^ren Biintleu ein»; au.sfüliriiche, h iiler 'liuoh den Tod de.s Herausgebers unvollendet gebliebene Einleitung voraji, iu welcher die Fragen, um die es sich wahrend des betroffenden Zeitraumes gehandelt hat, erörtert werden. Das Verh&ltuiß zu Litauen und die Aus- lösung der Gelangenen aus der Schlacht an der Swienta, die Steliung des

1) Vgl. Allprenflische Monatsschrift 19 (1882) 6. 180 n. 22 (1865) S. 64a

2) Karl Koppmann in Rostock.

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lAvt Est- vnd Kurliadisches Urkandenbadi.

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livländiecbeu Heisters xnm Entbischof and zum Baseler Gancil, die aach füx Preußen hochwichtige An^olegenheit iler angeblichen Statuten Wernors von Orseln, die auch der Hemiwigeb^r für untcrgtischolitii hält, den Streit der Rheinländer und Westphalen und endlich das Bündniß dos livländischen Mei8t<>rs mit (lf m Dcnts« hmeister. Die Jahif 1430 40 sind bekanntlicli die der inneren Zwietrai^lit im Orden, in denen der Dentsolimeiiter Rherhard von fcauusLeiiu Jen Frieden von Brzesc mit Polen iiiclit iinerkennon wollte und gestützt auf die erst von ihm an rlris Tag<isliclii gezogenen Statuten von 1329 mit dem Landmeister von J.ivianil zusammen ein Oberauiisiclits- recht über den Hochmeister beanspruchte. Für diesen Streit enthält der vorliegende Band nicheSt bisher nor xnm Theil ans Voigts Geschiolite Frenttens, Band TII, be^caantes MatoriaL Ffir die innere Gesehiehta das Ordens sind einige noeb ODgedniokte livlftndisehe Statoteo von Interesse, M, B, nr. 275 (von IddO), 716 (lül), eine Tiatationsordnong 794, und Yisi- tationen £01, 811, 883, 884, 886, von 1441, die der Befbrmafcion Conrads von Erliehshansen vorangingen.

Dia Onmdsfttze der Ausgabe und die Anordnung der Register sind dieselben geblieben wie in -Bd. 7 und 8. Die Fortführung des großen Unter« nehmens ist nach einer am Scliluü der Vorrede befindliclien F.rklärung des Directoriums der Cresellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ost- seeprovinzen dieser Gesensrbaft übertragen. Möge ea ihr creliiigpn. eine ähnli' he Kraft, wie sie der Verstorbene war, für das Urkundenbuch zu gewiuxieu. M. P.

Maf Ip. €4<itl(iib«vf« htx bcut|d)e ftaifer^erolb. 3etn CeOen unb feine Sebcutint^ 8on ümll ftnaotc. Itlfit 1890. «Ketifdiiber A (49 B. 8.) -65.

Aus der Feder des Tilaiter (Hierishrers E. Knaske liegt die Sebrift vor: „MtOL von Sebenkmdorf, der deiits<Ae Kaaaerherold. Sein Leben nnd seine Bedentang.^ Es ist die Festsehrift för die Enthflllung des Schenken» dorf^Denkmals, die am 21. September d. J. in Tilsit, der Oebnrtastadt dee Dichters, vor sieh ging. In der Eigenschaft als Sehdftfahrer des Aus- schusses sur Erriehtang eines Denkmals Air Max von Sohenkendorf hatte diese« außerordentlich rührige Mitglied, dem ohne Zweifel das Hauptrer« dienst nnd die Hauptarbeit am Zustandekommen des schönen Werkes ge- hiihrf. Gelegenheit mancherlei schwerzngängliehe Quellen, wie Grimd- Ihk liarten u. Ä. einzusehen, die neues Licht über das Leben des Dichters und über seine Familie verhreiten. I*er Verfasser i'Jt ja atirh der Altpr Monatsschr. nirht unbekannt, denn in Bd. 'Jti ö. 3-10 if. liat er s* }ic»n Forschungen zum J^''ben des M. v. 8rh. veröffentlicht. Dan kl«>inf Werk (48 Seiten) briiif^l manehorlei Neue», einmal in B^zug auf die Zeit verhalt uisso und trägt somit zum besseren Verständnis ujancher Gedichte wesentlich Lei, dann aber auch

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GG6

£ritiken tmd Beferate.

iubeireff «ler Eltern Maxens. Gerade in diesem Punkte brachte Ilagen in dem flößen Werke ii)>er M. v. Seh. vielfach irrtümliche Nachrichlen. Ganz Verkeljrtes berichtet darüber aber E. Heinrich in f?einer Schrift ,.M. V. Sfh.^. der Hagen teil« falsch ausschreibt (so spricht er z. B. immfr von Nesselrode statt Neaselliei k teils fnls^^h verstrlit. Hagens Bf ri- bt über die Zwietraclit der Eltern Mummis ist durch niohu» erwiei>en. tleun daß sie getrennt lebten (er in Lenkunischken, sie in Nesselbeck) lag in den wirtschaftlichen Vorhalfuisseu jener traurigen Zeit nn i an der Gebrechlicli- der betagten Mutter der Frau von Schenkendorf (\ gl. Knaake S. 12 nnten). Es wild diea andi YoUattodig durch daa von Knaake aafjgafnndene ond in den Mitteilungen der litaniach-literäriachen GesellachafI Heft 18 abgadmekte Testament der Kriegsritin widerlegt^ das innige Liebe aam Gatten attaet Aua Knaakes Schrift erfahren wir aooh, daß dar Kriegsrat nicht sn Lenko- nischken starb (Hagen S. 20), aondem in Kteigsborg und iwar in seiner Wohnnng auf dem Sackheim. So erklärt sich Sehenkendorfs GMicht: ^Bn seines Vaters Tode" auch anders ala es Hagen deutet>e. Etwas zu vorsichtig drückt »ich wohl Knaake S, 2(> aus, wo er schreibt, „daß Sch. dem Königs- berirrr Tnprendbunde nicht fern ^pstnnrlen habe". Hagen weist dies fS. Hö) zwiir sciiroff zurück; dem steht aber ent<;ewn, daß Boj'en ausdrücklich eiu«a iächenkendorf ans Nesselbeck al« Teilnehmer nennt (den im Heer? stehenden jüngeren Biudur kunute B. doch nicht so bezeichnen!}, dium unterhält M. v. Sch. nahe Beziehungen zu Bardeleben und Baczko, die beide dne ftUirende RoUe im Bunde nrimi Boyen einnahmen; anleid«n beweist es deutlich das auf dem Umschlage von Knaake S. 49 ganz veraffhnUichts Gedicht an seinen Freund Zobel von Zabelttts (Str. 1. tJmsohHngen uns nicht heiige Bande? Str. 4. Da hast den heOgen Bond beschworen! und besonders die ganae Strophe 5). Man kann also wohl dreiat Sehenkendorf zu dem Tngendbunde rechnen. Auch über Sch 's Bedeutung als Freimaurer bringt Kn. Neues (S. 4.^). Sehr wichtig über die Bedeutung und das An- sehen, dessen M. v. Sch. sich in Königsberg erfreute, erscheint auch ilie Erinneninsr, «iie iinger nltf^r Kaiser Wilhelm I. ans seiner iündheit aicb über ihn bewahrt hatte (.Ku. S. 21i.

Wir konimen also nach dem Angelührten zu dorn Ergebnis, daß Kn. mit sniiiLM Schritt einen sehr erfreulichen Beitrag zur Schenkendorf'For&cbong geliefert hat. Sehn.

bcio i>« iBU^. Stoäi 18!K>. {l&b S. flr. 8). Karton. 2.— 0. Witts Name hat in der pXdagi^iBchen Welt einen guten Klang; seine „Griechischen Gdtter^ und Heldengaoohiehten*', „dsr Trojanische Krieg und die Heimkehr des Odysseus** und „die tapferen Zehntauaend** nehmen

GescbtcLteu aus der Geschichte.

607

unter den Jug^ndachtifteu eine bervomgmde Stelle ein, darum werden wir nn sein jängetes Werk, die „Oesehi<diten aas div Oeschiebte** berecbtigter-

maßen mit dem günstigsten Vorurteil hemngeben

Was an W/a frühereu Schritten gerühmt wird, sein meisterlinftes Ersäblertalent, seine Hingabe an den Stoff und die besonnene Ati9wn>il rles- selben, finden wir auch liier wieder. Er hat auch dies ^Hncldein der Jugend gewidmet, nach seiner Angalic zwar nur der inännliflieri. <\nch \nn ich über- zeugt, daß auch dii' wi ihlichc Jugend mit dem gleichen Eiler und Interesse seinen Erzfthhmgeu iolj^pn wird.

Es ist kein Lehr-, sonJurn ein Lesebuch, welches hier geboten wird; so ist der Verfasser in der glücklicheu Lage, sich durcli kein lieglenient, durch keinen ZaUenkaimn in der Wehl und fiebandlung seines Toffee beschrankt su sehen, er wählt aus und erzählt je nach dem Orade setnes eigene Interesses, zuweilen bei verhältnismäßig geriugfügigen Ereignissen mit behaglicher Breite verweilend ich denke hier besonders an die viel- leicht SU ausflihrHche Schilderang von der Belagemng GasQinums 8. 61 bald aber wichtige Staatsaktionen rasch hinwegeil^Ad.

Das Ältertnm föUt 81 Seiten. Beginnend mit der Schilderung Aegyptens und setner Bewohner geht der Verfasser su den Medern und Pei-Keru Uber, aus deren Geschichte die Zeit des Kyros ausgewählt ist. In das Leben der Hellenen werden wir ein^'^'^^iihrt durch Bilder von den Kampfspielen und der spartanischen Erziehung, dnnn folgen eine Sohildornnp; Ath*ni<? unter den TvTannen, die wirhtifrften Ereignisse au« d«-M IN.Tserkrie^t'ii und der Alexanderzug. iVus dt^ni roniischpu Altcituni wi-rden die scliduät^u Sagen der Kunit^szeit. vcn Curiolan liiid \ um (lalliert-intull i rzuljlt. die Geschichte ibt vcrtiutcu durcii den Krieg luit Pvi ihus, die puuiäciitu ivrioge, die beiden Bürgerkriege. Nach dner Schilderang von Leben und Sitten der Germanen und der Eraählung der Tentobnrgw Schlacht fährt uns der Verfasser ins Mittelalter, dessen Hauptepochen durch die Lebensbeschreibungen von Karl dem Grotten, Heinrich IV. und Friedrich Barbarossa anschaulich gemacht werden. Ein Bild von den Sitten der alten Preufien und dem deutschen Bitterorden beschließt diesen Teil, aufweichen im gansen 97 Seiten ent&Uen. Die Erzählungen aus der Neuzeit (72 Seiten) sind im wesent- lichen dein rioMete der preußi.schen Geschichte entnommen; von Golumbus, Luther und Andreas Hofer abgesehen, sind es lauter Gestalten aus der Vaterländiscljen Geschichte, die uns vor Augen geführt werden: der Große Kurfürst, Friedri' h I.. FricdnV h dpv Große, Friedrich Wilhelm IIL und die Königin Luise. Blut iici und Wilhelm I.

Was dius Ijiuli vor anderen ukiilichcn auszei<-buet. ist der iudividutjllo Zug, \\>n dvui OS durchweg getragen ist, das itiubuiii alles Schabloncii- halteu und Schematischen. Hier spricht der Mann der Praxis, der den

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GÖ8

Kritflcen nnd Beferate.

Odst des Kindes versteht und von ihm verstonde«! wird* Durdi anschsnlicbe Bilder nnd Yec|(1eiche sowie durch gelegentlich eingesteeote Fabeb und Anekdoten weift er das Interne stets rcj;«^ y.u rrlmlt^n and dnrch ein, wenn ich so sagen darf, vaterländisches Kolorit seines Vortotges die Liebe rar Heimat und Begeistciung für die Vorfahren zu wecken. Die Geschichte unserer Pro\nnz wird mit Vorliebe herangezogen und aus derseH»<'n 'lie- jenigen Momente hervorgehoben, welche t^lr das Gedeihen nn.I Ent- w'ickoliing nn-^eres Staates und unseri r Dyna^stie von besonderer Bciloutiuig sind, so die Kicbentng Preußens durch den Orden, die Krönung Friedrichs L und der Aulenthalt der Königin Luise in Königeberg.

Möge dem Buche, welches flbrigens auch infterlidi in Drack, Einband und Preis durchaus angemessen ist» von Seiten der Fsdigenossen die ge- bährende Beachtung geschenkt ufid dadurch der Weg in Schul- und Haas* hibliotheken ihm ge9£het werden!

Kdnigaherg in Pr. Fischer.

Worin b^^iteht die Haoptgefahr für das liumanlstisclie <<}mnasiam. wud

wie lülit sich derselben uiiksani bf^cgncn? Von Dr. Max llrcht, (iytiinasiallobrer. Guiubiuneu. 8terzers üuchbdig. 1890. ^VII, 50 Ö. gr. 8.)

T)ie Augen der gebildeten W^lt richten sieh gegenwärtig inif SpHiinnii:; auf die Enquete-Commission, die du.'^ preußische Unt<>rri<]it<iintiisteriu-.a im Herbst dieses Jahres zur Beratung über die Reformbewegung des Gymnasial- und Kealschulwesens berui:*en wird. Es giebt bekanntlich zwei große Ström- nngen. mit denen sich diese Oommission ra besdiiftigen hat, diejenige der Unitarier zu günsten der Realschule und die der Altphilologen zn gnnsten des Oymnssiums* Nach den Traditionen der prenftisohen Verwaltung kann wohl kein Zweifel darüber herrschen, daft die Frage im humantstisebea Sinne entschieden wird, da man d«n historischsn Weg der dentscheo Oeistes- entwiekelnng nicht sprungweise yerlassen wird. Aber es ist doch wichtig, einerseits auf die Gefahr hinzuweisen, welche im Lager der Philologen selbst der Sache bereitet wird, und andererseits auf die un abweislichen F ord eiun L;en der Zeit, denen die Staataverwaltnnp Kedmnng tragen muti Wir dürfen von der foTOn-sission keinen fertigen Leb rp I a ii erwarten, nach vvelclioni in Znkunlt uiiterri« btot werden soll, doch wohl eine Ein iptiing über die (irundlinien für die leriitri' <Jvmna«ialentwirk('hing. Die Haupt- bestrebungen der Uni tarier zeig^^n deutlich, dal\ die küiittigen Generationen ähnlich den romanischen Völkern realistisch erzogen werden sollen. Wir sind aber davon überseugt, daß dem deutschen Geist dor idealistische Zag des Humanismus benser tauge.

In dieeem Sinne spricht sich der Verfasser vorliegender Schrift

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Wohn besteht die Hauptgetabr für das hnmanistische Gymnasium etc. 669

jugendlicher Fnncbe und Begeisterung, mit Y^istftndDie nnd Toleranz gegen- äber den gegneriaehen Bestrebangen aus.

£r stellt die Hwiptgefahr in der Stellung des Griechischen, in dem er mit Weifienfels das oharsoter^tische Iferkmal des Qymnaaiams erblickt. Die Bedeutung desselben weist Verfasser an den in der Prima gelesenen Sehriftstellexn nach: Homers Epen, das Urbild aller Poesie, sind ihrer dramatischen Lebendigk<nt. Ii in reißenden Kraft und unvergleichlichen Klar- heit der Darstellung, in ilirer verendeten Treue und Naturwahrheit, in der Feinheit psychologischer Motivimng und plastischer Charakteristik noch von keinem Genius fib^rtroffen. Sop ho kies steht ihm nls Tragiker durch seinen hohen Seclenarlcl, sein tiei'religiöses Gemüt x\n<\ die leine '.'liaraktei istik elien- bürtig zur Seit«-: weichu lULlö vou tratllicheii CharakWrtiii iu Oudipus, Aii- tigone, Ajax, Pliiloktetf Der Philosoph Pinto beherrsrlit mit seinen Idoeu dns Geistesleben der ganzen gtibildutHU Welt durc ganze \litteialter. Das rhetorische Element wird dcreh Demos thenes in hervorra4,endor Woiso vertreten, einen Hann von politischem Sebarfblidr, idealem Sinn» gltthmdem Patriotismus und Begeisterang för Treiheit und Wahrheit Nicht minder wertvoll ist der Dienst, den der Geschichtsschreiber Thucydides dem Yaterlande geleistet hat, denn seine gediegene, sittliche Natur verbindet mit hellem, durchdringenden Yerstsnde und feinster Beobaohtung^be eine un- bedingte Wshrheitsliebe und Objektivität, somit die besten Eigenschaften ttines Historikers.

Diesen Griechen stehen folgende Kömer gegenüber, deren Bedeutung Verfasser nicht unterschätzt. Es iht Ciceros großartiges Form- und Sprachtalent, der Ernst und die (kdit^enlu it eines Tacitus und der liebens- würdige Sänger und bedeutende Satiriker Horaz. Tim wie viel hOher aber stehen jene Griechen an rrspnin>j;lirhkeit, Tiefe und Groiie!

Müssen diese Eigensi hutten nicht auch in sittliclitjr, geistiajor tmd ästhetisrlier Beziehung fruchtbarer wirken und geeignetere Bildungsfaktoreu für die Jugend suin!

Wohl hält Tacitus dem Thucydides die Wage, doch welch* ein Kon- trast swisehen Cicero und Plate oder Demostbenee, swischen Horas und Hom«r oder Sophokles! Darf ein Cicero mit seiner maBlosen Eitel- keit, seinem Mangel an Selbstbeherrschung, seiner leeren Phra- seologie Mittelpunkt der deutsch-humanistischen Bildung seini Dem deutschen YolksbewuBtsein bleibe sein Wesen fremd.

Damm erheben sich heute ftlr die Prftvalens des Griediiscfaen immer gewichtigere Stimmen.

Die lateinische Sprache hat sich im Mittelalt. r geschichtlich zur Weltsprache entwickelt und wurde mit Recht Träger der Kultur. Heate aber schreibt jeder Gelehrte in sein« Muttersprache, beute verlangt man

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Kritiken nnd Referate.

nicht mehr lateiniimhe DitMrtatioiien, nnä txuih die Tage des aUerwehw«ehen Uteiniscfaen AufsRtzes sind gesftblt. Von 16 wöchentlichen Standen, die noch Lesaing in MeiBen hatte, sind wir in der Prima bis aaf 8 Stunden

snrQckgT'gA n^pn.

Das Griechische aber, das im Mittelftltor garkcin Ausehen genoß vitiil erwt dnrrh Reuohlin nud Mola n^'lit Imn aufkommt, st<^ht hf^nto mit, (i Stumit'n !tut' il^m T-flirpIf^n nml t^rwann ani ii im Jalirt» lSci'2 trotz der Vorlegung dos Ant'ani^sunterrichtes \ "ii (^narfa ijacli Tortia ilnrch die Bevor- zugung der l^ektiiif, in deren Dienst die Grammatik tritt. Öomit befindet sich das Griechische in aufsteigender Bewegung, ein Wink der Zeit, auf den man um so mehr aditen maft| als die Ueberaemgung sieb immer weiter verbreitet, daft das Helienentnm dem Oermanentam dnreb- ans verwandt nnd sympathisch ist. Davon sengen nlphigsnie, Hermann und Dorothea, Brant von Messina, Sobillers Gedieht«**, ebenso Lessing nnd Winckelmann.

Wenn Rethwisch nach seinem Lehrplane fftr die Kinhmtssohnle dse Griechische aus Uebersetzungen lehren will, so streitet das gogen den Grundxug der humanistisclien Bildung, die deraaf ausgeht, durch Eindringen in den Vnlk'jrlinnikter der Alten das eigen*» Sprarhcreftthl XU vertiefen, die Denkkrait zu Hfärken nnd (Inn Gf>«jf*hmnck /n niui;:<'n.

Dazu tritt der Ihubtand, dal» durcli ilt.-n Hinweis aut die griechi5*''h« Naiiuiichkeit, Wahrheit und schlichte tiniL».- «las (iemüt des deutsciieu Ji'inglingH beständig erbaut und veredelt wird, und kein Volk steht dem deutsclieu Natonialgcfiihl uud dem Christentum so nahe als das griechische.

Aber das Grieohisohe soll nnr im altklassiscben Untaniebt die erste Stelle einnehmen, das Hauptfach soll fortan das Dentsehe sein. Das Alterinm soll Lehrmeister der neuen Zeit bleibeo, doch nnr, nm es in nnsere Knltnr anfsunebmen und sa vMiirbeaten: man vergesse nicht, daft dem Altertum die volle Einsicht in Gottes Wesen nnd des Menschen sündige Natur fehlt. L'm soviel höher ilas Christentum als das Heidentum steht, um soviel höher steht das Menschenideal unserer Dichter und Donker. Die Gestalten pinrs tJ lotlie und Schiller strhrn dem Rrsten, WdH Hfnnnr uud Sojdioklc«; liietcn. uiinilcMlcns i^K'icli und iib»'rtretT<'u ps. Kein (trieclu» vermag tidtz aller Vorzüge so unmittelbar auf das Gemüt der deutäclien Jugend zu wirken als unsere deutschen Meistor.

Um diese Reform des Unterrichts darckzufUUren, entwirft Verfi&sser schließlich eine Stundentafel, nach welcher Latein in Prima S Studeii verliert, Griechisch and Deutsch je eine Stunde gewinnen j auch soll in Sexta mit Fransösisch statt Latein begonnen werden. Somit bereitet das Fransösisebe dem Lateinischen den Weg, und dies übergiebt.

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Worin besteht die Hauptgefehr fllr <Iu fi«man^iie1ie Oynmaeinm etc. 071

naohdem ee die grammatische und logisehe S^ohalang des Geistes in der Hauptsache vollfflhrt hat, dem Oriechisehen das Scepter zur Vorherrschaft in den oberen Klassen, wo dieses mit dem Deutschen vereint zum Tr&ger des hamanistischeu Bil- dang^prinzips sirli t iliol f.

Möge die (Ulli- Tx» Seiten ulnt'.^s<t»llf1o^ Sclnitt des \'c'rf"a«;^r'rs wohl beachtet werden uini dazu beitrau;t>n. den bcrechiigteu Wuiist-htf« und Forderungen der Ztit auch in den leitenden Kreisen Raum zu schaffen.

Gumbinncn. Dr. Rademacher.

Ulf« Dr. Willi., Die TiefeaverUÜtniese der Masnrischen Seen. HabilitationB» Schrift der philos. Factdt. d. Univecsit. Halle. (Jahrboeh d. kgl. preoA. geolog. Landesanstalt f. 1889.) Berlin 1890. (54 S. gr. 8., m. 5 Tafeln.)

Noch wenige Monde vor seinem Tode empfahl Oskar Peschel dem Referenten die Frage der roasarischen Seen zum Studium; denn Schumann» Hypothese sei gar niclit annehmbar. Seitdem ist ein Iialiies Menschenalter vorgangen; aber noch bis heute liat keine der zalilreich aufgestellten neuen Hvpothp«r'n sich allp^Pin«M'ii<' Anerkennunp^ zu erringen vermoolit Die so wi' l.ti^t^ Fra<_-r» bietet eben Schwierigkeiten ganz ungewöhnlicher Art. Um so ijötliit^pr ist die Feststellung aller einsrhlna;igon Thataachen. lieber die Tiefen waren bi.sher nur einige Wessungtu das Fischereivereins (darunter hervorzuheben die Tiel'enkart« des Lycker Seo's), sowie wenige ältere An- gaben veröffentlicht, Ule bringt nun, nach Bescbreibung der Beobacbtongs- methode, ein reiches eigenes Material, über 35 Seen, veranschaulicht durch farbige Tiefenkarten in 1 : 100000 mit Tiefenstnfen von 10 su 10 m und mit Hühenstnfen des angrenaenden Landes von 9,4 an 94 m. Die Karten am- fassen nebet kleineren benachbarten Ssen den Manersee, Löwentlnsee, den Rheinischen tmd Baidahnsee mit dem Taltergewässer und den Spirding^eo. Eine Profiltafel ergänzt die Kartenbilder. Verlasser i'an<l als größte Tiefe 51 m im Taltergewässor. Indem derselbe das VerliiiltniP «1 r Tiefe zum Areal bereebix t, findet or nis Krffibrmig^^siitzp. dnP nm tiefsten die schmalen fl'ißartis;<»n Sron soii-ü. >i,\\ u' die hoch un«l in Btarkwelligem Gelünde ge- legenen, uni1 «Ii«' vdii Mrion ii nmsrebenen Seen.

Die Obertlächengestait unttjrliall) iles Seespiegels entspreche vollsstuudig derjenigen oberhalb desselben. Zur Erklärung werden mehrere der von verschiedenen Seiten bisher aofgestellten Hypothesen vereinigt: Die großen orographischen ZOge des Landes seien wahrscheinlich durch die jüngst seitlichen tektonischen Vorgänge in der Erdkruste hervorgebracht; nnab> hangig davon haben dann die von N. vordrftngenden Gletscher dareh Änf- schattnng nnd AnsrAnmung die großen Bodensenken geschaffen, erweitert

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Kritiken und Heferate.

and vertieft; vorwi^nd aber habe die erodirende Kraft der Sehmelswiaeer. -welche in yerhältnifimilftig geringen Haesen, doch wfthrmd langer Zeit in hiofig weehselnden Strombetten zur Wirkung kamen, dent Boden die jetiige

Gestalt gegeben, wobei die liegeugebliebenen Eisschollen und das walir- ftcbeinlirh noch in dem Ciletscher eingegrabene 0e.stein8material zur Verviel- fältigung der Oberflächen formen ^ritniiz, und auP«^rdem iwrh einige dur«"h gröliei-e Neigung des Rodens entstehende Waasertallo in dio sonst ebene Thaluag tiefere Löcher eiugrubim. Jentzsch.

^anl MlfclM kk^ U$ |ii«i«itl|tif4ir •^«müiimi. SSeti Dr. Q>. £ei<une ^irirfifet, erb. Se^ttr am jtttfipl^Sf. (Stabtntimnafhnn fionijt^bcig f. f r.

tbg. fim. üod». im (38 6.) -sa

(legen dn^ Ofißfeldt'schc Rucli ..Die Ersiehnng der deutschen Jngend^ ist seit seinem Hi srheinen sclum soviel geschrieben worden, daß sich na*"li- gerade niemand mehr, der auch nur einigermaßen An.spruch auf Sochkeuntuifi in diest'ji J>ingen erhebt wie viele frpüich dürfen dies? ~ tur .«»eine Refortnvorsoldat^f» wird lM'^t-ist»'i n koniKM». hat* uit»er hnmani«ti=5rb#»s Gym- nasium norli in vieieni sehr hcsstiruugbbedurüio; ist, wor wollte das leugnen? rJ;iU !iK< r die Mittel, din I'aul Giißfeldt zur Erreichung dieses Ziels vorschlagt, nirht nur unntUz und unverstaudig sind, sondern geradezu ver- derblich sein können, davon kann eieh jeder, d«r da« angezeigte Werkchea durchliest, überaengen. Man merkt es demsdbea an, hier aprieht ein Hann der Prazia mit offeottn Sinn und Yerstftndnift für die einaehligigen Fragen, der daa Wahre vom Falschen wohl an scheiden weiß nnd sich von schönen Bildern and Schlagwörtern nicht blenden UM. Daft D. in setner Polemik gegen Ottftfeldt im Tone vielleicht etwas zu hart und sarimstisdii wird, thnt der streng begründeten Sachlichkeit seiner Ein Wendlingen keinen Kintrag. Und davon abf^sehen, enthält das Büchelcltun das meiste, was sich in wenigen, aber prä( Isen Worten für die Vertheidigiing der alt-klas.sischen Bildung p^olfi-nd machen läßt. Denn viflor Worte bedarf es fürwahr nicht, um ftwas t rctri'ndfp zu siif^cii. f^aher vfi fs j^i'r;uie nicht luiuder weg**!» dieisfH si iiies /«'itgtsmaJ^eu^ aiaegeudeu luhaiis, als wegen seiner klaitu, treffendea Ik lat hoilung des üüßfeldt'scdien Werkes allen Freuudpii uni.eres alten Gymnasiums sowie denen einer gesunden, unbefangenen Kritik bestens empfohlen. £.

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Mittlieiluiigen und Anhang.

Urkundenflind und Urkundliches

▼on

S^Muamm SMMl^walLl,

Propst nnd Dekan in Königsberg.

Dnreh die Gnade Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm IL und die Oüto der Hohen Kttniglicben Regierong wird in diesem Jahre die katholiscbe Kirche su Königsberg, welche Königlichen Patronats ist und als Hof kirche j^ilt, restaarirt. Bei dieser Gelegenheit wnrde aach der Thumücnopf geöffnet durch Klempnenneister Wilhelm Kopp im Beisdn des Königlichen Re- giernngsbanmeister Ernst Lettner nnd Kaplan Theodor Bnsan, nachdem der Kirchenvorstand vorstehende Persoiie» laut Verliandlung vom 18. Sep- tember c. hierzu autorisirt hattü. Es hat sicli dabei gezeigt, daß die Kugel von 2 Millimeter starkem Kupfer gelortigt ist, 1,95 Meter Durchmesser in vertikaler und 1.18 Meter in horizontnlrr Rirlitunp:. stark vergoldet In dickes Papier eiiif^Lnvirkelt, mit Schnüreu verbuijili.n und vci*r*ti'>;<:'lt, was aber alles gaiulich vcr^vittert war, fanden sich in der Kugel drei Kupter- platten vor:

1. Eine Kupferplatte vom 8. Mai 1G17, Größe 12 cm im Quadrat. Sauber eingravirt ist darauf sa lesen: „Haec turricohh Anno reparatae salntis 1617 die 8 Maji regente hunc dacatam Pmaiiae illustrisstmo principe Johanne Sigtsmnndo Marchione et Electore Bandenburgico etc.

et constliarüs sapremls electorali nomine regentibus Friderieo Libero Barone a Dohna Praefeeto provinciali. Johanne Truchsess a Wetahausen Bnrggrabio sopremo. Ghristophoro Rappe Cancellario supremo.

Johanne Alberto a Borek Marschallo snpremo est extructa per Nioolaum Ranibas arrlu'tecturae praefoctum aidicum.

■J. Die zweite Kupierplatte 19 cm hoch, Ii» cm breit mit folgender Inst liriti : ..Ilaec turricula | Anno reparatae salutis MLU'Xr" | die (,steht kein Tag angegeben) | sub auspicio .«on'iiissimi nc potentissimi principis | Friderici tertii MarchionLs Brandenburgi<-i dncis Prnssiae. | Sub Regimine

Alt|ir. MonatMohrift Bd. ZXYIL HfL 7 v. & 4'1

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Mitth«iliiDgen and Anhang.

r ^nsiliariornm supreincium | Joaniiia Eroesti a Wallenrodt 1 Mugistri Pn>- vincialis. | Goorgii Chiistophori Finken | Saprami Burggrabii. | Georo^i Friderici a Kreyzen 1 Cancellarii et praesidis supremi | Tribimalis 1 Cliristo- phori n Scliliebeu 8ni>romi ! Maresr>nlli i Denuo est extraota per Johaonem Meikstock 1 nrrlntr-* tm ae priielectum."

3. Difc tirittc TatVI. % cm hoch, 25 cm breit, in den Ecken schön ver- ziert im Stile der Kir< he mit lolgüitder Inschrift : „Annu duuiini MDCCLXXI südento in throno Apostolico demente XIV Pontif. Max. ] Caropanile hoc aedificatnin est | feliciter regente j Sereniasimo et potenlissimo Bonusonun rege Fridrico II conatittitis ad regimen BorosBiae conaüiairiis

statoB et belli miniatris exoeUeatiasimiB Domimsj | Jacobo Friderioo a Bobd finrggrabio | Friderieo Alezaodro a Korff cancdlario | Friderico Oodefiido a Oroeben Harescballo | et Leopolde Comite a Schlieben nec non | Jobanne Friderico a Dombardt Camevae regjae prae»idente.

Praeside hujns ecclesiae celsiaaimo principe Ignatio de Krassjm Kra- stcki Episoopo Warmiensi et Sambiensi loci Ordinario.

Paroclio autetu loci Francisco Zahn una cum provieoribiu eoelenae dominis Friderico SaturETiia consiliario regio a commercüp

et A(\'>\i\t Saturgiis fratribus germatiis fiira et inspectione Doinint Johannis .Samuelis Lilienthal consiliarii et architccti .regii.

Darunter in kleiner Scbrifb: Tabiilae dnae minores adjacentes inventae sunt in globnlo tarrieolae paryae, quae in medio tecti ecclesiae extracta faerat et campanam parvnlam yalgo aignataram pendalam conUnebat poatquam baec tnrricala post totalem incinerationem ecclesiae anno MDGGLXIV factam dilapaa faerat. Martin. CernlU ac. Regiomonti.

Die Schrift iet auf allen drei Tafeln in aanberan lateiniscben Ma«

joskeln gefertigt,

4. Zu diesen ist neu hinzugekommen eine vierte Knpfertafe), 90 cm hoch, 17 cm breit, •vvplrlic in eben solcher Schrift Nach^iteluMuli s /u les» ii giebt.

Ecclesia s'ili tituio Sfi Joannis Bapt. a iniiilainonf is ail liiiiu- £;lol'iilnra cnace coronauim denuo est restaiirata impuuft'is Inditi K<»>^iinini!< ('»uileluii II. Imp. Germauiae Bor. Ktgia | anno 1890. | Kt tres tabulae inventae ex anno 1617, 1690 et 1771 iteram bic incltiaae ona cum dooumento ex anno 1890 in Charta pcrgameua. i Joannes Nep. SEadowski, pracpoaitns. | Emestna Lottner, arcbitectume magister r^us.

6. In einem luftdicht verecblossenen und veraiegelten Glase sind die jetat gangbaren Münaen yom Zwansigmarlutück ab bis mm EinpHannigsttck hineingelegt worden; femer die hiesigen Zdtnngen: Ostprenüsche Zeitang,

Urkandenfand imd Urkundliches von Johaniifis Szadowaki.

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Könlf^sbergtr Ihuiungsche Zeitung. Künigsberger Allgemeine Zeitung. (Die fiedaktionen waren so feundlich, die Kümmern vom 1. Octobcr zu diesem ZwedE auf Schreibpapier «a diueken). Aladaim das Pastoralblatt für die Diözese Ermlaad, die Ermlftndische Zeitnng und Germania, und dann eine Uricunde auf Pergament, welehe folgenden Inhalt hat:

In Nomine | Sancttssimae et Individoae Trinitatis | Patris et Filii et Spiritus Sancti! | Eccleeia sub titalo Sti Joannis Bapt. anno 1616 aedificata, anno 1764 incendio fnnditns deleta, Hberalitate vero Borussorum Prindpum et iidelis populi indnstria anno 1770 reaedificata, anno 1822 renovata, quam iraportanitate tempomin per tredccim annos ab anno 1876 nd annum 1889 seetae cnidam „▼eterocatholicorum'^ nomine qui contra infallibile ma- gisterium Romain Pontificis furabant, esset addicta et per id tempus prorsiis npglpcta flprentis flomus Dpi nspertnm amplins non praeberet. r?to 7ma Aprilis anDO ls8!> r;itli(iliris, papalem agiii.si UMt tj lViUiliilitalem al< Iiif lito Hegi- mine Suac' Rt,»giae Muje.siatis restituta, e tutidameatis ud suuimuia fastigiura in pristinnm statum est restanrata jnssu et impensis Incliti Regirainis Suae Regiae Alajestatis | anno MDCCCXC I sub auspicüs Serenissimi et Poten- tissimi Imperatoris Oermaniae ot Borussorum 1 Regi& Guilelmi II. | sedente in aede Apostolica Romae ; Leone XIII Summo Pontifice, | quam Provinciae Borussiae orientalis praeesset 1 Praefectue Albrecht a Schlieckmann, | et Dioecesi Warmiensi cni Sambiensis est unita | Ordinarius Andreas Thiel 88. iheoL doctor, | Praesidente Inclito Regio Regimini Regiomonti Onilelmo a Heydebrandt et de Lasa, Ifagistratui vero Regiomontano Carolo Selke, fabricam moderantibns Carolo Hinekeldeyn Consiliario bicliti Begiminis et Eduardo Ihiu- r> tisiliario Regio a re arcbitectonica per magistnim archi- tecttirae regtum Emestom Lottner.

Curam aniraarum Regiomonti eo tempore habebant Joannes Nepomur eentis Szadowski praepositus et decanus.

Theodonis Mattbef, Theodonis Bn5!nn. Joannes Koiberg capellani, in regio exercitu Henriens ^'ollInar. Numerus comninnicantinm B757.

Pro instruenda juventnte in schola catholica ei*ant trea ludimagistri et tres luilimagistrae.

Vitrici erant Josephus Grünau, Ludovicus Müther, GustavusFlakowski, Joannes Semraa, Carolas Tidick, Franciscus Bomahn.

Pro «xtmenda fabrica adhibiti sunt: Theodoms Gntseit et Onilelmus Seherres fabri mnrarii per opifioem caementarinm Otiilelmum Kiehle, Emestos Weift faber tignarius per opificem tignarium Hermannnm Qandeck, Onilelmus Kopp braetearins, Eduardns Demos pictor.

Liter pluvias m«3se Augusto opus eoeptam est, inter plavlas et tempestutes menae Octobri finitum.

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MittheilungeD und Anhang.

Dens OptimuB MaximoB, qui gnberiMt omnia, diri^t Ecdeaiam, oonaarvet tmh pablicam, dflt nobis omnibns suam paeem et benedictioneiiL

Die Kirche zn Or. Bosinske, eine Berichtigung.

In dem tiiniiicii ersrhieueuen Jalnf.<lielte der Alteriiiiunsgeisellischaft „Prussia'* pru löö8/89 (45, Vereinsjahr' l eiimlen .«»ich in den Aufsätzen über die Kirche zu Gr. Rosinsko uiul den Tatarem iiilall (pg. 94 102i einige Irr- thtlmer, die ich im Interesse der historischen Wahrheit zu berichtigen mir erlaube.

Die Kircbe au BobümIio ynx keine Kirobe im Walde; das Dorf wiude bereits 1475 auf 60 Hofen angelegt. Die Orflndong der Kirche ist nicht etwa erst 1690, sondern jedenfoUs noch in katholischer SSeit erfolgt, wie aneh im „Lycker Unterhaltongsblatt** (1847» nr. 83) von dnem aagenachein" lieh glanbwfirdigen Oorrespondenten berichtet wird. Hfttle sie erst so spit stattgefuDden, so heaAEen wir darttber w<d dokumentarische Nachrichten. Der Irrthum scheint daraus entstanden so sein, daß die Amoldt'sche Presby- terologie den ersten Pfarrer zu R., „Paul Rosnitzki", im genannten Jahre

crwähni; die AriKldt'schen Nachrichten sind aber lezüjiUch des IG. Jnhrh. sehr lückcnliuit und ungenau. Einen nmimstößlirlion Beweis da- für, d;iU diV Kirclie in katholischor Z'^'t vom lürmlanilo aus gegründet sei, JiesitztMi wir in dem (1. c. pg. OG^ be>i In iebenen Fenster mit Glasmalerei Diesf'lbc sftllt nämlich nach der Beschreibung einen alten burtigen Mauu mii i'ilgerhut, Pilgorstab im l eiuem Buche in der rechten Hand dar. Ant' diese Weise wird der Heibgu Rochus dargestellt, der im Ermlaade emer sehr großen Verehrung von Alters her genießt, so daß mau dort sein BOd fast in jeder Kirche findet, z. B. in den Bochnskapellen m Brannsherg und beebarg ond in den Kirchen an Klaukendorf, Bamsan, Jonkendorf, wo ihm SU Ehren besondere Feste gefeiert werden. Die Beseichnung „WnnderbUd** ist also irrig; denn es war gerade kein Wunder, wenn die Feinde die Kirche wegen dieses Heiligenbildes fiftr eine katholische hielten und verschonten. Auch die Wallfahrten am 6. August finden niclit sum Andenken an diese Begebenlieit statt und nicht) weil, wie der Verfasser sagt, Rosinsko „ein lieiliger Ort" geworden sei; diese Feier des 6. August (Christi Verklärung^ ist nämlich in p^anz Masuren üblich (cf. Toeppcn, Aberglauben an? Mn« , pg. 10; Hiutz, Die gute alte Sitte in Altpreufien, pg. 56—67), und zwar

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Die Kirche an Gr. Bosuisko^ eine Bericlitigang. G77

gerade bei den protestantischen llfeeui^n, die denn anch nach R. in großer Anzahl wallfaLvten, niclit aher, wie der Verf. behauptet, die Katholiken, die gerade in jener Gegend sehr gering an Zahl ^\nt\. Ueber dem Haupte des Kochns befindet siel» nicht, wie Verf. vermiithet. ein „Sonnenschirm"; das ist vielmehr der Hfiliq^onsrhoin. Was den Arfikf l über den Tataren- eiulall betriflr, so ist Tuieiiindlic h. weshalb der Titol «los Pisanski'sclion Werkchenss, das dorli nirlit so gar helten. vielmehr in jetler groi^eren Biblio- thek gefunden wird, liior in der Weise reproducirt ist, als handele es sich um eine wer weil» wie große Rarität dabei aber nicht, wie das Original, mit deutschen, sondern mit lateinischen Lettern; femer, was die nicht ein« inal wort|;etFea copirten Citata ans Pisandd sollen (von § JO die 8Vi ersten Zeilen, von § 11 die erste Zeile, § 17 ganz). Statt des Abdrucks dieser aus Fopelken eingesandten Citate wftre die nmsichtige Benotsong eines der in den hiesigen Kdni^berger BibliotHeken Torhandenen Exmplare des Sehriftohens wol ersprieltlicher gewesen. Der Abschnitt „Ans der Kirohen<Chronik von Gr. Koeinsko'* ist schon lingst wörtlidi gedruckt im „Evangel. Gemeande* V>latt'' 1B58, nr. 37, wo sich überhaupt sehr inter^sante Nachrichten Uber den Tatai'encinfall aus Kirchenchroniken finden. Die Excerpte aus Adler- hold's Höchstgepriesenem Preußen und Goldbeck's Topographie haben mit dem Tatareneinfall nichts zu .«i Ijaffon. Der Titel des letztern Werkes lantet nicht „Topo<!;raphie des Littliauischen Cammer- Dcpnrtemr'nfs", srindorn ,,Voljitaiidige Topograi'hie des Königreichs Pretißen. Erster Theil w«'lolier die Tupogrnjjliie von Ostpreußen enthält'* Erschienen ist dieser Theil ni^^ht 1788, son.lom iltib (Pisanski, Literärgesi !i. isöli, pg. G76). Das Dorf bei Drygallea lieißt nicht „Wargulen''', sondern „Worgullen". Die polnisch sein sollenden Citate in beiden Auisätzen sind thcilweisu uuentratltselbar; was heifit s. B. „owiste mi<^«ce" 95)? J. Sembriyeki.

Ueber die Figuren auf dem Burgkirchenplatzthor

In Königsberg (Ostpr.)«

Mitfiieteilt von

Oeoi'ii Conrad.

Wer in Königsberg vom R^Pt^ärter Markt aus das Burgkircliouj.latz- thor betrachtet, bemerkt über dem Huuptoiugange dessellion lin i Figuren, die Gerechtigkeit, umgeben von der Barmhers',i;^keit imd dt-r JJebe. Der Stifter dieser Figuren ist der KgL Preußische Kuiumerziuiirat Charles (Jabrit iu Königsberg, welcher in seiueiu. beim obei'burggräf liehen Amte

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MittheiluDgen und Anhang.

zu Künigsberg am G. Febnmr 1727 pr&seiitiei-ten und am 15. Mirs 1727 publizierten Testamente*) folgendes verordnete:

T,*^. Sollen meine Erben df\<^ pm^ Th'tr des refArmirten Dftutsohen Kirclion-Platzes Tuicli dem C: cut/.-Tlii i liiu, au tV ihre Kosten ik u anfertü^n laßen, und zwar unten mit. Sttiiu, daruutf mit Ziegele genaeur^t. tin l Jas Thor und die zwey kleine Thüren, von Holte gutt gearbeitet und mit guten ScIUößerru versehen; obon aufl dem Thor ansehnliche Zierathen und drey groAe Statuen von Bild<Fan«r«Arbetty als die Oeraohtigkeit in der nittoiT die Bamhertsigkeit an der einen, und die Liebe an der andern Setten* alles wohl gearbeitet und nachgehendt gemift König!. Verordnung gelb und weiß abgeputset, daft es ein gatee Ansehen habe.**

Schon dem alten Paber**) ist es aufgefidlen, daft die Fignr der Gerechtigkeit aus Versehen des Steinmetzen dns Schwert in der linken und die Wngsohftle in der n hlon Hand hält. Dieselbe Eigentümlichkeit zeigte die aus Stein gehauene Oerorhti'-kc't über dem Eingänge der 17f>4 mit dem Lübenichtschen Rath;inso abgel um unten Markt wage,***) sie ist also nach dem Vorstehenden ein ..Duplikat von irleicher Verkehrtheit*', und niclit etwa mit der zuvnr Icachriebenen Figur identisch, wie Faber vermutet. Auch auf der Eini.iliit zum Geftlngnishole hinter dem untteu aul dem Alarkt stehenden Kailiauso iu Sold au habeu wir eine ebenso verkehrt dar- gestellte Jastitia bemerkt.

Die Kant-Blbllographle des Jahres 1889

susammengestellt von Rndoir Rcicke.

Kuur», Immanuel. Kritik der rein< u VernuiiU. Mii Einleitung u. Anmerkgu.

hrsg. V. Dr. Eridi .\ dickes. Berlin. Mayer Ä Müller. (XXVII.

7'j;{ S. gr. H.) Ani/i-z. u. trc. yi. Bell. z. Milmh, AUg. Ziij.

LSS'.'. 2m, Mind. Xo. 07. Vol. i.3 iJ. U^-ldo. ji. HicM 1/LZ ISißO.

4. Sdbstanz. Vierteijsehr, f, wiw. Fkü. 14, Jg, S, Critique of practica! reason, and other works on the theory of ethics;

translat. by T. K. Abbott. 4tb ed., revieed. London Longmana. 8^.

12 sh. 6 4,

*) No. Oiki. [lÖe>*J beim Konigl. Uberlandesgericht Königsberg aul- bewahrt.|

**} Faber: Die Haupt* nnd Beatdenzstadt Königsberg in Prenfien. Königsberg, 1810. 8. 94.

***) Erleut. PreuOen IV, 21.

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Die Kant-Bibliographie des Jahres 188D.

Ktkhif Immaniiel, Zwei Brief« Kaots aus d. NacM. Borowskis mitgeih. v. B. Erdm ann in Breslau. [Atch. t GeaclL d. Philo«. IL Bd. S. 349—266.]

Die Bostocker Kanthandschriften. Herrn Prof. Schirrmaoher sags«

eignet. I. Acht Briefe Kants an Jacob Sigism. Beck. [Ebd. S. or>2— G.50.]

Aus den Rostocker Kanthandschrift^n. IL Ein ungedruckter Aufsatz

Kants üb. Abhandlungen Kästners. [Ebd. III. Bd. l. Hft. 8. 79—90; hericht'igrnäf Exjänzunfi «. 2. Hft. (1890) S. ? 75 - .'?/,( Abendroth, I)r Hub . il.is Problem der Materie; e. I^eitrajj; z. Kikenutnisskritik n. Naturfiliilosophie. (In 2 Bdii. I. Bd. Leipzig. Engelmann. (XVI, S. gr. 8.) 14.— cf. Grenzboten 1890. 5. Abhandlangen der Moskauer psychoIog. Gesellsch. (üb. Kuut, Schopeuliaaer n. die Freiheit des meuschl. AVi Ileus).

Unier den zur Ree. neu eingegangenen Schriften em&mt in: FfiUos. MmatOufie 2$. Bd, 8. 245. ««elif, Iii., ßüx »efom (St^it fUnfcre 3(it ^d^vd. 1888. II. 6. 394-409.] AdftiRSOa> Prof. R.} Hiebl on pphilosophical Criticism** [Mind. No. 63. Vol. 18. p. 66-^96.]

A|»ostlcigin. (Mit Bez. auf: Agnostictsm>Frazer Prize Essays. By Yeritas

Tli.cit and Beta. 8«.) [The Westminster-Review. Vul. 132. p. 148-166.] AleXMider^ S., Fellow of Lincoln College, Oxford, Moral Order and Progress:

an Analysis of Ethical Conceptions. London. Tiül»tii'r & Co. (XXVI,

113 S. H.) rec. r. Andr. Srfh in: ^frnfl 'ß. Vol 1f ->.'i f -- 'Hi. Arnoldt, Emil, Zur Benrtheilung von Kant s Krit. d. r. \it. ii. Kant's Pro-

legomena. [Altpr. Mon. Bd. 25. 1888. Hft. 1/2. 8 1-02. Hft. :V4.

S. lO.S-226. Bd. 26. 1889. Hft. 1/2. S. 59—147. Hft. ö'G. S. 385 -4tiO.] Bain, Prof. A., the empiiici«t position (read bciore the Axistoteliaa Society

21. Jan. 1889). (Mind. 55. Vol. 14. p. 369 -392.J Barlne^ Arvede, im juif polonais (Salomon Maimon) [Revae des detix mondes.

69. ann. T. 96. p. 771—802.] Bellernaniiy Dr. Onst, Beweis ans der neueren Bantntheorie für die BeaUt&t

von Zeit n. Baom u. für d. Das. Gottes. Uit 1 Pigurentafel. Berlin.

Gaertner. (Beil. s. Progr. d. Königstftdt Bealgymn.) (SO S. gr. 4.) 1.— BeiVSOBy Henri, Essai sur les donn^ tmm^diatss de la consdencs. Paris,

Alcan. (VIII, 182 S. 8) rec. in: JRctme philos. T. 29. p, 519-538. Beyrlchy Rob., Vergleichende Darstellg. u. Beurteilg. d. sitfcL Prinüpien bei

Plato u. Kant. Leipz. I.-D. Görlitz. (54 S. 8.) Binso, la lilosofia della causa. Cat.tni.u Bnrbni^alli.

Blencke^ Fritz, die Trennung dus Schonen vom Augenehmpii in Jvants Krit. d. äBihet. Urteilskraft ; zup::kMr^b c. Verteidigung Kants geg. d. Vorwurf, daß er Icdigl. Forra-Atsili- tik» r im heutig. Sinne sei. Straasb. L-D. J^euwied. (Leipzig. Fück.i t.2 BL, 58 S. gr. 8.; 1.2U.

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Mittheüuiigtu und AuLaug.

BobtsoheWy NikolAf di« GefÜhlalehre in ihren faftuptsMchlicliat. OMUltgn voo

Kant bis auf uns. Zeit X.-D. Leipzig Osw. Mutse. (90 8. 8.) Mffil, 9tub., 3ur iKaumefieDiie |icnn. £p^«. CI»i«if#tDa(b. (2 OL. 62 a Boen» W. M. H., het rationalistisch idealiame. Delft. J. Waltmaon jun. 8». - 1 fl. 25 c.

BoMAleUiy F., Un nouveau livre de oo^aphysiqae. Vorlesungen üb. Meta- physik m. besoiul. Beziehg. auf Kant, ilo G. Bpr^irmim [RivisU ita- liana di filosofia. Settembre.] ef. Revue philo». T, kB, p. 442— U.

BorbeiOy Joannes, flb. d. Wert des monotheist. u. pantheist 6ottesbegrif<» fttr d. sittl.-religiöse Bewuastsein. Diss. inaug. Hai. Saxon. (87 a)

%WIL» Dr. ^f)., tlebev bk ^te^otum u. e. iiabnenb. (Siitfi^iftKtg. bed @o^6 nmt Sibct^ fpruc^e. Shi 9citr. ^ritif b. nicnf^f. Grlenntni^vcrmdgeiiö. S«|)tis*

(2 5^1. 91 n». 8.) 2.- SlKcntdtto, r'Vrou^, '^>pm Uripviiiu^ fitUUtjer (^cfetintiiiB. ^'etfi.v 'Wunder & (tumlMot.

(XU, 122 3. jU- 8.) 2.8(). nc. r. D(örlng) in: Lit, CmtraibL 1890. 3.

Cr. Bfhf- Herne philos T. H". /». 42s-:i^. Brix, Wall( T-. ilio orkpnntnistlieoret. u logisclie Bedeurg. dos inathmal.

Zaldbtfgrilis. l.-D. Leipzig. [Stsp.-Abdr. aus Wundt'Ä phil. Stud.

VI. Htr. 1,2.1 (120 S. 8.) Sur(|er, Stiwoa, UcL>. b. (^UK^clUi^l] ^ll '^juDiuu'i^'! .sjaiiu«. ^>tn. Cluiiidjliv; i.

i)ticö. Ccftcvv. 3elbitucil.) (feit Cct. 1890 im »diöbL u. b. I.; juitcmat. mit^^

bcr ^^ä^a()ü^vf kam vu trhit b. bi«^. t>ci1u(^t. Qllicberg. ben'clb. (ItR 9citr. Qkfc^. b. $äbagogif. Scipjifl 1890. >^iKf (40 @. gc. 8.) baar 1.—

Calrd, Edward, The Critic&l Philosoph; of Immanuel Kant. By Edward Caird, LL. D., Prof. of Moral Pbilosophy in tbe üniversity ot' Glafigow Aa 2 Vols. Glasgow: I. Uaclehose A Sons. (XXIV, 664; XTX, «60 a gr. 8.) 32 sb.

cf* Jtftnd. Vol. IS. p. 130. nc. v. Wm. Wallaet in: fkeAvi' demy No. 934. Andr. Seth, in: Mind. 58. VoL 15. p. 2^6^279.

Cbrns, Panl, Fnndamenfal Problems. The Metbod of Pbiloeophy as a sjtte- matic arraogement of Knowledge. Chicago. (267 S. 12.)

Era^ien xuent in mdweren Ariihdn in: Ute Cpen Comi. Bte. r. Lueim Arriat in: Sevue philo». 2\ 28. p. 551—52. CM9f Thomas, On the philosophic term, pbenomencm. (Uind. bL Vol. 14 p. 8o;»-3io.l

Catechisulf lni(]iic ou los grandes indactions de la morale. Unters.: \'o\ iii deeerto. [T>a Critique philosophique Kout. sör. ann. Ho. U.

p. 821-333.]

CescR, prof, Cinv.. La religione della filosofia scientifica. Padova. Drucier e ^euigaglia edit. (43 S. 8.) L. 1.5U.

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Die X«iit>Bibliograp]ue des Jabres 1889.

68X

ColMB» Prof. Henn.t Kanta Begrandnog der Aesthetik. Berlin. Dammler. (Xnr488 S. gr. 8.) 9.-

rec V, (A>) D(öring) in: Li f. Centralhl. 4fh W. Preobragenaki/ in: Yoproft/ fifosofii i psichologuii. Moacau 1. Jahrg. No. l. (cf. Hcmf philo ft. T. 29 p. 331.) Curd Laßwitz, Mtur, SitUichk. u. Kunst in: Die Nution 7. Jg. No. 4'h Critiqne; La, philosophique (Nc-iivelle st rioi jiulil. son«? la dirertion de M. Re- nouvier. V. ann^e. I. Paris. (48:5 S. s^r. 8.) IL S ) Erscheint nicht weiter, cf. Jienoticier. Dauriac, Lionel, Croyance et realittj. Paris. Alcan. 12"'. 3 fr. 50 c.

rec. V. Benouvier in: La Cntique phHos. V. ann. No. 9. IL p. 196 big 816, Viet. Brodiarä m: Sev. pAU. T. g9. p. 200—JS12, IleoMm, Paul, Anhang zum Bericht ttb. Hegel o. Schopenhan«: (beepr. e. EinwendoDg Foaeber de Careirs gg. Kant*e u. Schopeobavers Lehre. [ArehiT f. Geecb. d. Pbüoa. Bd. IIL S. 164- 16a] IMIttej» Wüh.y Archive der Litteratnr in ihrer Bedeatnng für d. Stadiom der Oeech. d. Pbitoe. [Archiv f. Geecb. d. Philoe. II. Bd. S, 848 bis 867, enth. S. 3r,6-61 interessante mithig». üb» d. Nadttaai KatU» tn Kimigsb., Dorpat, Üostock, Hamhirg ete\ Jahresber, von der 1887, 1888 erst liienenen Litt. üb. d dtsche. Philos.

s*>;t Kant. [Ebd. B.l. TfL S. 1B4-1401 Ooruer, Dr. A.. üb. il. Verhaltni.sa d. PrHj;m;ifik u Ethik in d. Theologie.

fJnhrbüfher f. piotest. Tbpnl, 15. ,S. LSI— 552.] DreWHy Arth., die Ltihr»' von Rnuni u. Ztnt iu iIit nachkantiscli. Pliilos : l-. Beitr. 7,. Geach. d. Erkenntnistheorie u. Apologetik der Metaphysik. L-D. Halle. (76 S. 8.) 3«u6o(, Dr. ^uiibctt Z^¥^ C^citflctf* ««i Xeiil)djlaiib. öicirf). u. .Üritit. i*cip<i. Sliganb. (Vm, 824 6. 8.) 5.— SL 8-~97: Die metaphys. Feriode da Zritgtkfea,

Ebrenbeiver, Dr. A., Bec üb.: A. Dorn er, d. menechl. Eritenn^. Gmnd- linien d. Erkenntnistheorie n. Metaphysik. Berl. 1887. [Ztschr. f. exakte Phflos. Bd. 17. 8. 71-81.]

•Ifeti|sii9« Wiftt Dr. 2^., bat» Sefcit bc« @(^0nen; c. 9eTtro0. @tuttft. 1888.

«tetler'ö Soit. (3Ö 3. 8.) baor -60. Baglert geh. Hofr., ord. Prof. Dr. C, Der Stein der Weisen. Festrtxle. An- hang: Bemerkungen zu Kant's Ansichten üb. die Chemie als Wissen-

scliflft. Karlsruhe. Braun. (26 S, gr. 8.) 1.— Enocli, l>i: Willi.. Der Bes^iff <^pr Wahrnehmung; e. Studie z. Psychol. u, Erkenntni^Mieoi i.'. 1 lamburg 18W (89). H. Carly. (1(>*2 S. «^t. H.) 2. - cf. Mind. Jr. Vul. hj. p. 145—40. rec. v. Henri MuUcr in: JUcvite phUos. T. 29. p. 431-36.

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G82

Mittheiluiigcn nnd Anbang.

ErduUUiB» Beono, Ber. üb. d. neaera Philo«, bis auf Kant für 1887. lÄicliiv f. Gesch. <]. PliUos. Bd. II. Eft. 9. S. 800-380. Bd. UI. Hit 1.

S. 113-133.]

mW' (^iiK- ntiK. (Titbx. ^aulfcn'« @t»ftcin. b. ^tl^it.) \m aken$b0t(ii 13.

1, r,f»7-ooi.j

Evellin» la pensee et le reel. [Hevne philos. XIV. anu. T. 27. p. 225— 50.J

Falkenhottii, Hugo, die Entstehnni; il. linntis'li. Aesfhffik. ITeidelb. L-D.

Berlin 1890 (89). Speyer & Peiers. (3 Bl., «i4 S. gr. b.) 2.— Favre; Cliarles, Essai sur la m**tn])liy?ifjnc et la morale d*« Maine de Birtn.

Thräo do l'univerH. de Leipzig. Aiitibes. (96 S. gr. S t Fink, Eliab, Kaut als Matltematiker. Erlauger L-D. Frankl. a. M. (Leipx.

Fock ^ (51 S. gr. 8.1 baar L— ^iff^er, Muno. 3'"'"fl"ucl Mant u. i'ciiic i?ct)ie. 3. neu btaxb. ?(ufl. 1. Itjl. <inrücl)iv

U. Q^rblc^uitg. b. Mt. ^cibdb. (1882.) fBtnttr. (XX, 576 @. gr. a)

2. X^L ^nd Sentunftfvftem auf b. Q^runbrogc hn Smiutfrfdrir. (XyHI, 616 3.) 94.— b. neuem $^t(of. 5ffeue ®efainmtau<)g. m. IV.1

^if^cv, ^ubltt., Olrunbrift b. @l)ftemft ber i^^iloiD^l^ie M Oefthnmuiifl^Mci)rc. iSKit m^fiQ. a)tttfitcir0R.) SSie^bab. 1890 (89). 9crf|mann. <123 @. ftr. a) aOO.

3m bem ». €eDbc(f<bcit «uf)a(j: „.«ont^ iDiit^ctijc^c UttlKile a priori . . '

[3tf(^r. f. $^t(of. u. ))^ili>f. tfriHf. 95. 8b. 6. 42-66. (gmibeniiig ».

9tub. eel^bef. S. 66— 57.J Fiflgely 0., Bec flb. K. Kromann, aoswe Naturerkenntnia. Prejsabhrifl.

Kopenhag. 1888. [Ztocbr. f. exakte Philo«. Bd. 17. S. 202—913.]

FoailMe^ Allr , L*avenir de la ll^taphysiqne fbnd4e aar rezp^rience. Paris.

Ancienne librairie Qermer BailU^ et C<« F41ix Aleaa, iditeor. (XYI,

804 S. gr. a) 6 Ir. [BiUiotb^que de philoa. oentMnpor.] rec. V. Jam. Seth in: Mind. 59, F<rf. 15. p. 401 404. Snr la primante de la raison pratiqne aelon Kant. [Bevae phflos. 14.

anu. T. 27. p. 374-384.] Fraiichi, A.. »ine critique du critioisme [Annale« de philos. chretieime. Sept.] Frank, D. Gust., Kant u. die Dogmatik. Decanatsrede, geh. an d. k. k.

evang.-theol. Facalt. in Wien. [Ztachr. f. wiasensch. Thecd. 32. Jg.

S. 257 -280 ]

üneifiic, Oberl. Dr. Karl, Untersuchungen zu Schiiier» Aufsätzen „Ueber den Grund des VergnügeuH an tragisch. Gegenständen." „üeiier die trag, Kunst" und „Vom Erhabenen" („lieber das Patlietische" . Ein Beifnii: aar Kenntnis von SchiUecs 3%eorie dw Tkagddie. (Progi. -Beilage) Weissenbnrg i. E. (Vni, 37 a 4.)

Oottiefctck, J., Bec. ttb. Paulsen Sjstein der Ethik . . . Barl. 1889 (88) in: Theol. Lit-Ztg. 15. Jg. No. 8. 8p. 207-217.

^ j . by Google

Die KaQt-BtbliugrapIxie des Jhhxw 1889« 1^83

Groeaeiregeiii H. Y., Pauli» van Hemert als godgeleei'de en als wijsgeer. Disa. Leiden. (Vm, 220 S. 8.)

GniB4ltfc0y Otto. Kant's Entwickelung vom Realismus rus nach dem subje- ctiven Idealisra. [haupts&ohl. nach d. erst. Aafl. d. Krit d. r. V.] I.-D. nreslaii. Koebner. (G2 S. 8 ) bnnr 1.— UAllicr, Ernst, KiilturgeHchicbtp d. i'J. Jolirli. in ihr. Beziehpn. zu d. Entwifklg. der Naturwissenschaften geschildert. Mit 18(3 in d. 'IV-xt }4»'»lr. AblnMi^n. Stuttjr. Enke. (VIII. 847 S. gr. 8.) 21.— //. Buch: Imm. Kant u. seine ^yeltansch(^um^^J. 8. 74 90. Haruitiy weil. Prof. Dr. Frdr., Ethik. Aus d. hdsclir. Nacldasse d. Verf. hrsg. Dr. Heinr. Wiese. Lups. Grieben. ^XI, 283 S. gr. 8.) G.-- ree. v. Eug. Ekrkarit m; TheoL L.'Z. 1890. 5. ' Begriff, Formen xl Orandlegnng der Beehtephilos. Ans d. hds. Naebl. . . . hrsg. V. Dr. H. Wiese. Ebd. (Yin, 161 S. gr. 8.) 8^— fte. V. dm*. eM.

HartniMn, Ed. v.« Das Grandproblem der Erkenntnistheorie. Eine phttno*

monologische Durchwanderung der möglichen erkennt nißtlieoret, Stand" ' punkte. Leipoig. Wilb. Friedrich. (VIIL 12? S. gr. 8.) [Ed. v. Hart- mann's aasgow. Werke. 2. woldf. Attög Bd. I. 2. Abtlj.J 1.—

cf. Mhul 57. Vol. 15. p. 146. rec. v. Melrer (B'mni in: Bhilos.

Monatshfte. 2'k /?ff. s*. r,üO—^H. M. Ctn-riere, zur Erkenntniß-

fhftwie in: Miinch. Alig. Ztg. r. 24. Ort. I^S't. Jini Nr. ^95. D.

in: Lit. Ctralbl. 1890. ^'i. Jiwl Lrh„i<iun in: J>LZ. 46.

Kritische Wanderungen durch die Philos. der Gegenwart. Ebd. 1890 (^89).

(Vlll, yil S. gr. 8.) G.—

re<: r. ,ss in: Lit. Ctralbl. 1890. L*8. tlie Speaker TL

ileilieiuann, Iimn. Kants pitdagog. ördanschftuuni;*>n u. VorscUlage zur moralisch. Ei/i»jhg. [Rheinische Blätter f. Eiziflniii;;. IKs;». Hft. l.J

Heusel, Privatdoe. Dr. Paul. Elhifsrlie^ Wissuii u. et Iiis« hes Handeln. Ein Beitr. zur Methodenlehre der Ethik, i'i t ib. i. B. Mohr. (III, 48 S. gr. 8.) 1.50. rec. I». G. V. Gizi/cki iv Vjahrschr. f. iv. Philos. 13. Jg. S. J,^(il~06. Mind. 57. Vol. in. p. 147. Lit Ctralbl. 1890. 14.

Heuiislei'y Prüf. Dr. JIhus, litc. üb. Gins. Tarantino, Saggio sul criticismo e sull* assooiaziouisroo di Davide Humo. NapoÜ 1887. Morano (75 S. 8.) [Philo«. Mooatshfte. S5. Bd. 8. 4S0-91.]

HejmanSj G. beiden), Einige Bemerkgn. üb. d. sogen, empiristische Periode Kant's. [Archiv f. Gesch. d. Philoa. Bd. IL S. 572-691.]

92ocf| cinmd: WMhjtijd), iyiitljcttid). lUi^l. meinen VlrtiM : „?(nrtU)tijd), jijntljctijcl)*'

8ierte(if(^r. f. iv. 1886.) I3t)d}i. j. %\)\\. u. pt^il. «rtt. 96. 8b. €. 161 bfö 173. Gnlgcgminfl t). Sck^bd. €. 173->78.J

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684

Mittheflungen und Anhang.

Hoppe, Ree. üb.: Ferd. Aug. Malier, d. Problem der C^onUnuität in Mattem. XL Mechanik. Marbuig 1886. [Archiv d. Mathem. n. Phjnk. 8. Reihe. Vn. Teil. Litt. Ber. S. 27-29.J ^ilKbeii, ord. Lohr. Gust., die menschl. Freiheit u. ihre Beziehg. a. chriaU.

Olanbcn. (Progr. d. k. Fricdr.-Oynin.^ Cassel. U)2 S. 1.) Intorno all' ongine della nozioue di spazio. [Eivista di filosotia scientific«.

Bd. VIII. Hft. 6/7.1 Judl, Pror. Dr. Frdr., Gesch. d. Ethik in d. neueren Philosphie. (L Bd. Bis aum Ei\de d. 18. Jahrb. Stuttg. 1882. Cotta. (XL 446 S. gr. 8.) &— n. Bd. Kant il die Ethik im 19. Jahrh. 1889. (XUI, 806 S.) 10.- Bd. //. fte. V. Th€ob. Ziegler tn: MünOu Aüg. Ztg. BeO. m Nr. 140. - (hwald KUtpeUt: Bmt f. tit ünOt. 23, TT. B. Sorley in: Jftfid. Vol. 14, p. 584-89, IM. CtrdOiL 1890. 12,^ Wilh. BoUn in: Gegenwart. 37, Bd, Nr, 11. ftillt im ITomt^fe tpiber W Minn £6cr^^enf1tr««e^ötbe. [Wtf«^« Miitifi^ ^

Kaat*H Portr. (nach d. Bilde in d. Todtenkopf löge zn Kgsbg.). [Allgm. histor.

Portraitwerk. Nach Auswahl v. Woldemar r. Seidlitz. Mit biogr. Daten

V, H. k. Lier. 4. Abth. München. Verlagaanstalt t. Kunst n. Wissonsch.] KaUcr, Dr., Past. primär, zu Löhau i. S., Kants Lehre von der Kircite.

(Foits.> II. 2. (Jahrbuch, t. protest. Tlieol 15. Jg. 2. Hft. S. 195 -225.]

11, 3. Ebd. 3. II lt. S. 3% -429.1 II, 4. [Ebd. 4. Hft. S. 553— 577.J Kerry, B., Ueb. Anschauung u. ihre psychische Verarbeitung. 6. ArtikeL

[Viertljechr. £ w. Phttoa. XIU. Jg. 1. Hft. & 71-124.] 6. Axt. (Ebd.

4. Hft. S. 892-419.] KttAver^ Dr. Onst, Reo. flh. A. Dorner» d. menschl. Erkennen. Grdliniea

der Erkenntniatheorie n. Metaphysik. Berl. 1887. [Phil. Monatabfte.

2&. Bd. S. 685-97.] KSitlln, Prof. D. Karl, Ein Hymnna auf Imm. Kant. [Areh. f. Geaeh. d.

Philos. Bd. II. S. 246-248.1 9tUM\t. %<i\\i''\ Dr. (i. ^l., iliortrnfl im uatunuifi- herein ^it Ciiunbuiiii, Sieiuig u.

9, 3oii. 1H89 üb. bic in b. nad)rtclrt?i, ,(?nnt^I»?fltuMciiviie entl)ült. 3i)ftcmatif

bei 'Jtaturfväfte. Ti^cujfion bnriibci i>. Dr. Ümil 'iiiolUioiU u. Xti. Dr. ^.^ollcr.

'.^lombuiflcv Ufiidiriditcii "Ta. 14 u. 16. ^an. 9lbcnt» ^^iu^fl. (?(uonU)rI. ^^^cfcvat.)l ftraufc, "i^- ^ . tii^ ihiiU .^)cibai1jd)c ^tl)il. iliuijd)c ^tubic. ÖJot^. Itjiencmoiuu

(IV, 159 ^. rtv. 8.) 1.80.

ree. v. Th. Ziegler in: Phü. Monatshfte, 26. Bd. & 109-111. KraiMy Karl. Chm. Frdr., Zur Geschichte der neneren phües. Systeme. Ana

d. hdschr. Nachlasse d. Verf.'s hrsg. Dr. Fanl Hoblfeld n. Dr. Aog.

Wttnscbe. Leips. 0. Schulae. (VIII, 8i3 S. gr. a) 8.— ree. lAi. Ctram, 1890, Nr, 16.

^ j . -Li by Googl

Bte Sai&t'fiibliog;raphie des Jahra^ 1889. 685

Ärottfiibrrft, Dr. ■ilioviu, .{untn'-? ']^i]\\oi. luirti CSntiuidclung^öaug u. it^r. Ijijtin-. ^tcUi^. .v>cibclb. äiUniei. »XI, 116 3. fli. 8.) 3,60.

rec. iTonr. Hermann in: BläH. f. Hier. UmÜL SM, & SSnger ttt: afm,nt.-B»Lg.yom»A. Ztg. 35, im IM. CtnOU* 43. S. Foldben- hrrg in: Zteekr. f. Fhil. u. phU. ErUik. 97. Bd. 8. 303-306. - L. Serr m: Betme criüque 1890. 25. "KthmtwoMf Eugen, Die Komposition des „WallAnstein" in iluem Zosauimenh. mit d. Ximtisclie» Studien SchiUers. Mfincb. I.-D. Marburg. ^ S. &) Ist d. Anfang des 2. Theile einet 3 theil. Schrift u. d. T. Die Kantisehen Studit n Schillois uinl die Komposition des „Wallen' stein^. Marburg. Ehrhardt, [l. Die Gedankenbildung Schillers unt. d. Einflüsse Kanta. (82 S. gr. 8.) II. Entstelig. u. Komposition des nWallen- stcin'* fÄS S.) III. Die Persönlichkeit Srhillors (M S )] 5 Lnnge, Dir. Dr. Kurl, über Apperceptiou. Eine psychol.-p;i<Ia^. Monographie. 3., voll, umgearb. u. verm. Aufl. Plauen. Neupert's Voori. (IV, 223 S. gr. 8.) 2.80.

rec. V. O.Flügel in: '/Aachr. f exahte Fhilos. Bd. 17. S. 189-301. ^ Ä'. Bruchmann in: /Mehr. f. Völkerpsychol. 19. Bd. S. 318—23. Th. Zkghr vni Fhilos. Monat shftc. 26. Bd. 8. 111—13. Lnsson, A., Vorbemerkungen snr Erkenntnißtheotie. [PMloe. Monatshfte.

26, Bd. S. 518—666.] (Itaarle» S. S.) Metaphysica Nova et Vetnata: a Betnm to Doalism. By Scotos Koviuitacas. 2 ed., revised and extended. I«ond<»i A Edinburgh. Williams & Norgate. 8. 6 sb.

reo.* V. A. Debon in: Reeue phUoa. T. 29. p. 219—21. Lelunanu, Emst, Die versdiiedenartigen Elemente der Schopeuhaaer^schen Willenslelne. I.-D. Stras<l..irg. Triibner. (IX, 140 S. gr. 8.) 3.-

rec. V. DCönuq) in: Lit. Chdlh!. 48. Rudolf Lehmann in: DLZ. 50. Sicbcciiit, Dr. e , ?rt)illci-J ^In-rhiütiuK ;,u .fliint<j ctljijffKt 'i^cltonfid)!. (3ü S. 8.) ; Sammlung ctcmciituftM. uniuunt). ÜHnUäj^c. . . tir^v o. 8i. ^it(t|otD. 9i. 70. .t^ff. .C^oiiilMtrtvi ^riibjcr. ^;m. -50. Crin.^clpv. -80. LIpsIuSj K. A.. iMe Hauptpunkte d. christl. Glaubenslehre im Umrisse dar- gestellt. [.Tahrlüclier t. protest. Theol. Ul. Jg. S. 1-41.]

„Die Doratellung ruht auf d. KanVaeh. Mt'kenntnisstheorie in dem Sinne^ wie dies in „Fhiloee^ie u. Bdhfim'' (1885) ausgeführt ist.** Literatvre, Becent philosopbical (Kantus critical phili .suphy for Englisb readers by Jobn P. Mahafi^. Vol. I.) [The Saturday Beview. Td. 68. p. 28-24.] Lvdwteh« Arth., Znr Kantfeier der Albertina. Oratinncala die XXIII. m. Aprilis . . . habita. Begimontü ex offidna Hartnngiana. (9 S. 4) Entk S. 5-0: Bnhnken'e Brief an Kant d. d. Letfden 10. Märt 1771 in dettfteh. Vehereefjtting.

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686

Mittheiluogen und Anhang.

MtCwhf Jani., First and fundamental Tnitbs: bdng a treattse on Ifeta^ physica by Jamea HcCosh, DD., LLD., Litt D. £x>PrBaidcnt of Prin- ceton College^ author of „method of dtvine goverament**, «tLftwa discnraive thooght*', „Paycholopy of the cognitive powers'*, „Psycho- logy of the motive powere" „Rt>ali!<tic philoaopby". New York Charles Scribner'a sons. (X, 8G0 & 8.) Doli 2.

rf. MinJ. 54. Vol. 14. p. 315-^10, ree, v, Carve^ Baad in: Mind. 57. VoL 15, p. 100-103,

MüMtJf John P., DD., Fellow an«! Tutor of Trinity Collog* . Dnl l.n. «fec and John Bernnrd, B. D., Fellow of Trinity College, Dublin, *c., Kant's Critical Philoaophy for English Readei-s. A new and completed edition. Vol. I. The Kritik of the pure reasun explained and de- fended. London. Marmilinn * Co. (XIX. 380 S. s.) 7 sh. G .j. Vol. IL The Prolegomena Iranslated, with uotes and appendices. (XI, 239 S. 8.) 6 sh.

c/V Mind. .'}6. Vol. Ii. p. 5!)4. rec. v. J. S. Mann in : the Acadtmtf No. 908. p. 206—207.

^alnjer, Dr. 3-. liiii'ii>criinfl auf Dr. .3. ^i.Macc 'JUtifvl'. „bic umulunc

^IpVrcljcniiott bei ftant". («b. M. Jpjt. 2.) M^x. f. "i^^il. u. pljiloi. MritlL 95. «b. 6. 279-283.1

Maldidier^ Julea (prof. de phüos. au lycie de Beims), du libre arbitre. Une noavelle preave rat une aneienne d^finitiott. [La Gritiqne philoao' phiqne. V. ann. No, 4. p. 371—288.]

m<x\)<t. Dr. QiUxiK i. 9)(C. üb. ^bf. )Bi)^ linder, ^onf» eifernitmM^orrtifd). 3bealt»nm». ^eib. i. 9, 1888. fStft^r. f. i^tiil. it. p^i(. tril. 98. ttb. a 261-2n.]

Hirart, St George, The Origin of human Reeeon being an ezanunatioii o< recent hypotheaea conceroing it. London. Kegpn Paul, Trmch Co. (4 Bl., 827 8. gr. 8.) 10 sh. 6 4.

On Tratht a systematic Inquiry. Ebd. 16 ah.

WtWtt» Dr. ;^u[., ^MiuHinuicI .UaiU. 3oin l'cbcii u. SSirfeii. bargeftellt für bod Solf, 2Uitfi(^tt jiu .MönirtC'licrfl'f iöiivi]ci1d)iiit bei Welegen^dt bet (Sintoci^ung be« JÜant^^^cntmal». [Ijnr. VI »Her, $o)>uläTe 9}pTtril0c u. «ufffi^ ^bucg 1890 (89) €. l-28.j

Unfcr 9ovtfd)vitt \\m civtgcit j^rieben. {Rebe, gel), in b. f^ant«Qefcttid^ }tt

ftantg«6. am 22. flpr. I87L ((£bb. @. 382-29«.] Moeltsner, Aug., Salomen Maimons «rkenniniafcheoret. VerheeserangSTermdie

der Eantisehen Philosophie. I.-D. Greilbwald. (62 S. 8.) Montgoiiier}, Dr. Edm., mental activity. [Mind. 66. Vol. 14. p. 488—610.]

^ j . -Li by Googl

Die Eant-BibliograpLie des Jalires ISiÜK QQJ MlBsterkerf, Hugo, der Ursprung 4er SiUlichlioit Frelb. i. B. Hohr. (III,

lao a gr. a) a-

ef. Mind. 94. Fol. 14, p. !m, rtc, v. B. in: Jtente philo$, T, S8. p, 107-108, Tkeob. Ziegler in: DLZ. 33, FtHgd in: Ztschr, f, exdkit PkU, Bd, 17. 8, 376-399, F. Standingar in: FhU, Mwtattkfte.

Se. S. 7.7'; ///, n. Lipps in: Göff.,i,f. An:. .V.r //. }'13-Hl.

MakftShfma, Rikizo, A. B. (West lieft. Coli.), B. D, (Tale Univ.» Kant'« Doctrine of tho „Thing- In- itself". Thesis presentod to tlio pliiln- sophirnl Fa-'nUy nf Ynlr- l'niv('i >it \ in connt'xinn witli his application Ibr the dtigree ot Doct^jr ot Philosophy. New Häven, Ooun.: Priiice, Lee * Adkins Co. ^104 S.)

cf. MinJ. 56. Vol. 11. p. rt!*6.

Nic;o1al} Wüh., Ist der Begriff des Srliönon bei Kant consequont tntwickolt? L-D. Kid. (Lipsiue Fiaeher.) (VI, 102 S. gr. 8.) baar 3.—

HoMf Lndw., t 26. Mftn 1889.

Obitnary. {The Aeademy. No. 884 p.

^omftccflcr, ^tnr., (^foiti^). Sut Stiimeri). an S6to. 9{oM. [Sie 9?fttton.

6. 3g. iRr. 30. 6. 456-69.J 9 Ober, I>r. 3., SJhd. ^oirö. [mnä^. 9(0q. Bt^. o. 1 ^uli 1889. füeU.

9?r. 183.1

Norolins, Gust., Om Kants sedelRra med eärekild httoeyn tili dess reforma» toriska betydelse. Akad. afhandling . . . fönrinnande af tilos. doktora-

grad- T'|isalu. (95 S. .s.) NoTanticu.H, .scotus. Ps* udon. i. Pi\>i. S, Laurie.

Obse^ Jak., Untersu- Imtif^en über den Substanzbegrifi bei Leibniz. I.-D.

Dorpat 1888. (Kaiuw., (70 S. gr. 4.) 2.— Origlo^ the, of Intellect. (Art. Hl 1. Mental Evolution in Man. By

G. J. Romases. Lond. ISSa 2. On Truth: a aystematic Inijuiry.

By Si. Oeo. Mivart Lond. 1889.) [The Edinburgh Beview No. 84a

Yol. 17a p. 869-S88.] %wnUfm, ®el|. ffriegdrat^ a. 3). fK„ bie @d)iMifuii0 ii. ba4 Okiftiflc ht bctfelbcn.

(tinc nalunoiffcnf^ Stubic. JTgS^ i^mn^ (VIII, 142 S. jjr. 8.) a -

8, 8^12: Die Laplaeetthe Supoikete u, die Kan fache Theorie S. 12 jf.

Neiie Entirickeluntj auf Cnin'J der Kantsdun Hypotheae. Pllelderrr;, Otto, Die RitschlVhe Theologie nach ihrer erkcnntniß-tlieoret.

Grundlage kritisch beleachtet. [JahrbOcher f. proteetant Theoi. 15. Jg.

Pillen, F., la chose en dans la pliilosophie alleinainl«. (Mit Bez. anf Louis Durros. Si hupfculiaiu"!', los origines de .sa lut-taph. ou tnins- fbrmations do la chose en soi de Kant k Schoponhaucr. Paris 1883.) [La Critique philosophiquc V. ann. No. 7. II, p. ö-j 71.J

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088 Mittboilongen und Anbaog.

R., A., 3ur Vl)iIpjopf)i|d). l'ilcialuv (bctv. «. 3)ürinfl, p^iloj. ©ütcrfc^ic. »cri. 1888.) \mnäi. ^tci. «elf. s. 9Ir. 99.]

Reicke^ Rudolf, Lose Blätter aus Kants NachlaB. 1. Hft. Königsb. Beyer's Bchh. (III, 302 S. gr. 8.) baar 6.—

r»r. JItml S4, Yd, 14. 299— SOO. Komf. Btmmm m: Blatt, f. liier, Unih. 22. LaßwiU tu; DLZ, 22 «. m: IßkuA. Neueste NadurieJtte» 284, H, SMteds {Giesten) in: 05it gel. Änx, 13. 8. 533 bie SM. Kmr, Sdmiät^ Kwut ah Kora/|iftt<oK9iA, m; iSofwit.* Beil. 22 mr Voemteh. Zig. D, tn: lAt arüM 30. H. roOM^er, - MitMlgn, am d, JTaitlMeA. NaditoMe^ m: ZUehr. f. IhU. «. pkU, Krit. 96. Bd. S, 1-37. Wallace in: fhe Acntlemy Jib. 911. S. 256. Scrm. Cohen, zur Orientirumf in d. los. BUitt. an» Kants Xachl. i«; Philos. Monatuhfte. 20. Bd. S. 2S7—.323. Bityistn di filoHofia scimH- fica VI IL Bd. S. Hft. 11'. Preobiagentky in: Vofroty filo»<^ i p$i- chologuii Moskau 1. Jahrg. No. 1.

Drei Briefe Schopenbauers au Karl Rosenkranz betr. d. 0(«?amnit-

a"s<;!Uj.' V..I) Knills Werken. '.Altpr. Mon. Bd. 26. S HlO-Bol.,' Die Kaut-Bibliograpbie d, J. imi. [Aus „Altpr. Mon." Bd. 2G. Htl, 7/B.j

(12 S. gr. 8.)

Äeifdjic, Lic. theol. %\\>\. SWojr, bic IVioijc mid) bem äi^cicu bei :)kltgtcn. Ciniitb^ legung .^u c. SJJct^abologie 6er Sieligiou^fptjilPiP^Jbic. Svcib. i. 39. "äKo^r. (III, 124 @. gr. 8.) 8.—

ree. v. Lmim Htrr in: Bernte eriHque 50. 3f. in: lÄt. Ctnübt, 49.

R«MHTler Pott prendre cong^ de no6 lecteuis. \l* Critique phtlot, iMKir. sir. V. annte No. 12. p. 401'-40a]

ef. Buloe. BHonatehfte. 26. Bd. 8. 384. „F. PiUon pr^pare penr 1890 la publieaH&n d^une AnuSe phUoBopMque (crite dam he prineipee du criücieme.'" Rlekl (Freib. i. B.] Ree. ül>. : A d i c k e s , Kanta Systomalik als ^tembildender Factor. Berl. 1887. (DLZ. No. 8.]

BolMffiy, £. de, rinooonauaable sa metapbysique aa payohologia. Paris. Alcan. (192 S. 8.) 2 fr. 50 c.

ree. v, Ahx, Wemieke (Brvumchw.) im DLZ. 5L

Roslnakt, Dr. Adolf, das Urteil u. die Lehre vom ejnitbetischen Obaiakter desselben. Eine krit.4ogi8che Untersuclmng. Leips. Fook. (YUI,

m S. gr. 8.) 2.—

Bahlmann, Hob., stud. theoLt Pbiiusopbiscbe Arbeit Ueber die Zahl. I.-D.

Kiel. [40 S. 8.)

ei^mibt, '^ifiuici Dr. 7<\i Uiciuiiicii. iJcipi. 4)inn(<|v\ (VI, 37« 5. ßv. 8.) 7.20. 6. 30r~316: Kant.

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Die Kant-Bibliographie des Jahres 1889.

689

Hcltopeiihaner» A., Critiqui* de la philos. Kantienne; tradnite en frau^ais par

J. A. Caniacns^e. (Bnoarest.) Perrin. 8. 4 fr. Hclittppey Wilh., Ree. Ab.: Riehl, der philos. Kritidsmns n. seine Bedeatg. fOr die poBitav« Wissenecb. II. Bd. Tbeü 1. 3. 1879. 1887. [Pbflos. Mooatshfte. SS. Bd. a a07-840.j Ztm, Dr. «Tt^., 3ur OMdiit^te be« Ch^aben^U^bcgriffe« fdt SianU Seip}. (^cbridi. <XI, 168 S. gr. 8.) 8 -

rec. V. Thtob, Zieijler in DDL. 41. StcintJMl in: Ztschr. f. Völker- p»ychol. 19. lid. S. 41S~5.H. Portig in: Blätf. f. Iii. Unth. 51. Torote in: Gegmuart 41. Grfn:hr>ten 4S. Die Gcftelhrhaft S. 737. Hnvnnrk in: B: Jnhrfh. Bd. H4. S. 7:^7. D.in: Lit. Ctrlhl. 1890. 1. Seth, Prot. Andrew, »Hf^ul and bis receut critios^ [Miud. 58. VoL 14. ].. llfi-llO.]

Seih, Flui. James, the evolution of morality. [Mind. 6ß. VoL 11. p. 27—^.] 2e))bcl, Siubolf, ber Schlund ^um obieriiDcn erftiiucn. ^Jtit^t. f. ^^jHol u. p^U.JWt. 96. 9b. 6. 1-41.1

$er 6^&^ef jutn objeltii». (frtciuien. OHegcii Stant u. ^. % Sange. [Kud

«Seitfdrr. f. u. p^il. fttitit."! ^Dc $fcffet. (Vn, 116 @. (jr. &) 2.26.

MlhoMtteH, eines rigaachen Fatriciergesohlechts. HL Ans der Hamann- n. Herder-Periode. 4, Johann Cliriatoph Berens, Raths- n. Oberwetthorr, *' geb. 7. Oct. 1729, jgest. 10. Nov. 1792. (Baltisehe Monafiechr. 86. Bd.

1888. S. 1-1!).)

Cpencrr. .t>cit>cii, Siiwn'^ iiwül übanM \\ iivof. SJ. bettet in Jiredben. li]H\^x, f.

*l}fii[. !t, iMiif Mrit. 95. 5. n7-S?2.' Staehlin, Leonh.. Kant, Lot/»» ;md Kitsehl; ii riiti<;il t xamination, Ti-aiis-

latod by D. W. Simon Clark (Edinburgh). Hamilton. (XXXII,

.^27 S. 8.) !> 8h.

cf. Minil .'>7. VoJ: ir,. jK m. 8taBdinger, F. (Woi-m» a. R.), Llentiiät nnd Apriori. Eine logiscb-erkenntnift-

kritische Untersnchnng. [Vierteljahrsschr. f. wies. PhiL 18. Jg. 1. Hfb.

S. 51-70. 2. Hft. 8, 221-260.] Der Widerapracli in theorefe. n. praktisch. Bedeatg. 1. II. [Philos.

Monatshite. 25. Bd. 8. 257-288. 385-408.1 TMnmrjf Paul, Philosophie math^matiqne et psychophjrsiqae. (Hiohaelis,

tlb. Kants ZahlbegriflT. Berl. 1884. u. Stoart Mills Zahlbegr. Eb. 1888.

L. Ar: la Rive SUr Ja compositü)n des sen.sations et la formation

do la notion d'espace. Gen^ve 1888. Arwid Grotenfelt, das

Webersclie Gesetz n. die psycliische Relativität. Helsingfors ISäd.)

fRp%nio philoj4, T. 27. p. 73~82.J Theory, „The psyr liologieal. of «»xtonsion" I. By Prof, William James. Ii. By

James Ward. [Mind. 53. Vol. 13. p. 107-115.]

Allpr. MenataMlirm Bd. XX.YXL EA. 7 o. 8. 44

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Mittbeütmgen and Anluuii^

ThilOt 1^0. üb. Otto Cnspary, drei Essays uh. Grund- n. Lebensfragen ler pliilos. Wisscnschaa. Heibelb. 1886. (Zteohr. f. exakte Philo«. B<L 17.

S. 103—108.]

> Rqc. üb. Nikol. Hadakowit scii, zur Erkenntnia d. Idee d^ Menacheu.

(M.tting. 1887. [Ebd. S. mo lU.] TliOiiiaü) Jiile«, Priiicipti.> de plulosophie raorale. Paris. Al< an. lUii 8. 8.)

rec. «. F. Pillon in: La Critique philo». Y.anH. No. U. 11^439— O. Hamelin in: Hei^ue philöi. T. 29. p. 425—29.

Cpbnes, PrivaMoo. Goswin K.. lieber die ErinnernnK. Untersuchungen mr empirisch. Psj'chologie. Leipz. Duncker & Humblot. (XU, 100 S. gr. a) 9.00.

fto. «. Tkmat WMHaker in: Mini. 89, Sek», Spitta in: BLZ, 1890. 24.

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ZltflCber, Dr. Ferd., Der JSu))stimzbpp;ritV. Ein Beitrag zur üesch, u. Kritik d. philos. GruodvoT^tf'lliini;en. Zum Gedächtnis der Boj^mml^.

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Der Sttbstansbegriff. Ein Beiteag ... 1. Hft. Der Snbstanabegriff bei

Locke. Leipa. Fock. (71 S. gr. 8.) 1.—

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1. Cct. ^^il. 3.-2». ». Älfrcb JOcIjJff (au«? itriiiobittcn in Cftpi.): '^u Taitnf)Ou{a\> 2mtn II. 3H(fttei». tJrwd ». W. (5. öniid) in 9Rof)vunncn Cirpv. (2 ^l., 75 S. 8.)

21. Oct. Phil. T -D. V. Alb. Looirentnal (aus Posenj: T)ominiri;s (Jundisalvi u. sein ji^ychologiaches Compendium. Ein Beitrag zur Gesch. d. pbüos. Litt, bei Arabern, Jnden n. Christen. Teil I. Berlin. Dmck r. H. It«- kowski. (1 ni. S. s

Phil. I.-D. V. Fanlus Uhode (ans Köuigsb.): Thynnoroca raptura quanti fnerit apud roteres momenti. Lipsiae trpi» B. 0. Tenbneri. (44 S. 8.^

32. Ocf Li ' tiones cui-sorias (juas venia et consensu onl. phil. . . . Emil

Wiechert phil. Dr. Anwendung der Spectralanalyse zur Erforschung der Gonetitntion der Körper ad dooendi facult. rite impotrandam . . . habebit indicit Guntherus Thiele phil. Dr. P. P. O. ord. phiL h. t. De- canus. Begiin. Bor. ex offic. Hartungiana. (2 fi). 4.)

092

Mittheilungen und Ankaug.

m. Ort. Thool. I.-D V. Mftxtmilimnas Loehr Dr. phil. (aus Stettin): Intro-

(liK'tionis ad coinrnentariara de threnU Jeromiae CApiUt nonntitUu lUg^m.

ex offic. Ilartungiana. (32 S. 8.)

1. Kov. . . . I.ectioues cursori»* qnas venia et consensti ord. tbeo]c>g. . . .

Mn\!ni. Loehr Dr. et Lic. s. ». tlieol. dir Th^odi^f^ der Psalmen 87. 4y u. 73 ad dofendi lacult. rite impetr. . . . Iialu'l'it in ii« ir Riid. Frid. Grau tlieol. et pliil. Dr.. theol. Prof. P. 0. fid. tlie< ]. Ii t. decaniia. 8. Nov. Mrd. T.-D. von Max Lauer pm^'t. An-.t, in S. li -riie •k-\V.'st[.r. Eiu Beitrag zur Operation der Tricliiasis bei dem Eutiupium tr.irli imato- 8um. Kgsb. in Pr. Druck v. M. I.iedtke. {Sii S. 8.) 9Jro. 123. Stmtl. ^l\^cicl)nin. *l?ciional-j u. 3tubiici!bcit . . f. ^. is?iiit. rem. 189(» 91. .Uflob. ."önrtumvdic "^dibv. (!}2 3. 8.) ;»9 (12 uml. H juv.. 26 md>., 50 locciii., 5 3inndi u. (ircvciticnmciftci : 682 3^ll^. (178 XffieL,

135 3iir.. 28.'> iDkr> , i:m 1' u "l u. 32 \um syöwn ^ol tvoil. bcvcd)t.|

2. Dec. Med. I.-D. v. Hugo VV ilko prak. Arzt (aus Willnau Kr. Mohrungen} ;

Ueber o. Fall von Nabelschnurhernie. Kgab. Behdr. B. Schenk ^ Srhadlofflky. ^20 S. s. 1 Taf. In 4.^ 23, Dec. Phil. I.-D. v. Georg .Stern i^aus Kgsbg): Ueber mikrophoui'^che Tüq- Bt&rkemessang. Leipasig. Joh. Ambro«. Barth. (32 S. 8 )

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.Ttfdic. Moloniül,^tn. 1. ort- "^^'i- 1^.] Ta: ^t?^{l^. ci>. .^of|>itAf in @fiteiiinito»

jel>b. 20. 1 i>(jd)e. cu. <^oipita( in 6anfibai. [ebb. 4ö.J Gohn, Jac. (Könitz i. Wpr.), üb. Dennoideysten an d. groB. Fontanelle. I.-D.

Erlang. i25 S. 8 ) (SIcrictt«, ^'Mu., bic (yauiilo^ic im Öürflcrtl). («oaui. 5icit. ^. ^ojj. 4. ll.J GoHilirDcli, Maxim. (Elbm^): de Hepbaestioneis qu circamferontnr atpi

.inti'iitKTo^ Cfiinini'iilaniH. DLss. inaug. Wratisl. Koebner. (50 S. 8.) Holz, Max (Dom Fruueuburg Ostpr.l: experiment. Untsuchgn. üb. d. Nach-

tvei« der Typhtubaeillen. Erlang I.-D. Berl. (69 S. 8.) ^atoM, A {TUniti, b. 3ri)irfialc bcr äVinicnlMiiiv [Tic diicn,^boteii 41.) Kalckfiteln, Dr. v., Verein. Staat, u. Bht. N.-Amer. I88G— 87. [ Jahresberiolite

d. Genchichtsw. X. Jg. III. 297—822.] "R^r. fMitthlgn. a. d. bist. Litt.

IT ,1-. S. 307. 387 - .^.1 Äalcnbcr. Oft II. luciipi., auf b. i^^^- ^JiV^l^ .Vavtuiuv ^24 11. «8 S. 12.) -25. Kalma, Max, zu den quellen n. dem bdscliriften-verhältniss des Onrsor

Mundi. [Englische Studien, 12. bd. e. 451—58.] zur texterklärung des

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432-39. 13. bd. s. 482-93.] fiainmer, '^^rof. Dr. (SD., m^mn. Tn: in l'ud, ein ättOctijdi. liommeniar j|U 0oin«f«

^Iiav\ iJabcibim». iSc^öltiiial). tVlI, 844 e. flr. 8.J 4.— Kant. Immanuel.'^)

Kanteog, G.-L. Dr. Job., d. Stelig. d. altgerman. Götterglaubens im Unter- richt n. die Verwertnnt: der Edda. (Progr.) Memel. f8. 3—28. 4.)

Aau^, iKti). ^lifcfi. Dr. jur. Wco. i^^QH^ig), b. pvcuft. 3m't. b. birch. 3tcuc«t. ^cil i^eDmonn'd SerL (IT, 68 6. ffc. 8.) 1.20.

Die Iva Qt betieüeude Litt, in besonderer ZaMmmenstellang obfnl

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imrM. Vn, -m 2. <\r^ H.) l.- K<;lrxjrn8ki; W., Biskujjstwa i klasztoiT w Polsce w X i XV w. (dok.)

[Przegltul iK>wszec]iny. pod redakcy^ ks. M. Ifomwtldego. Str. 15— S7.]

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1 literacki. »tr. 400- 419.]

Eenslen, Ferd., Herbart n. A. Diesterweg; o. Vgleich ihr. Erziehgs.- v.

Untrichtsgrdstze lu. Rücks. auf. »l. Voran sst-t/.gn. au.s Psychol u. Ethik.

Kgsb^r. I.-D. Gumbinnen. (Kgal*. Koch Antii(.) '54 S. 8.) Laar n. 1. Killiiig, WjUi, ^ Braunsberg 1, die Zusammstzg. der stetig, ondlioli. Trans«

Im nmtionsgruppen. |.Mathem. Arinaloii Bd. .31. S. 252— IX). Bd. 33.

8. 1--48. Bd. M. S. 57-1-22. Bd. :^<i. S, IGl -80.] Krweiterg. d. Begrifies

der Invarianten von Transt'ormatiousgmppeu. [Ebd. 35. Bd. S. 423 32.J Kiraehstefii, Oberl. II., Katalog der Lehrer- Btbliotbek. (Gymm-Progr.)

Marienburg. (126 S. 8.) All), 5Bicl., iiin i)k(ib. ^\\(\{)\mu\. Un)cie Jcit. -Vft.

KlelM» Prof. Dr. Edw., die allg. Pathol. od. d. Lt-^hro von den l>8acben u.

dem Wt'Sen der Krankheit«proze''S!>: e. Hdbch f. Stndirt^nde u. Aerzte

(:} Tlilf.l II. TId. Störungen d. Hiuh > u. der ZusHUUutriijetzg, (^allgem.

patholojr. Morph. .logie t jlir 7'.' larb. Abbildg. im Text u. 47 Farbentaf.

Tena. Fisch* r. XX. «Hfi S. L('X.-8.^ 80 - ll u. Tl.: 11 klel)8^ £Uiniar. Da.s Consulatsjabr des Geschiriitsclireibers Tacitus. [Bhein.

Husenin. N F. Bd. 44. 8. 273 -7f*.] Zxur Composition ▼on Petronias*

Satirae. (Phiiob>t,ni^ N. F. 1. Bd. S. r,-2r^ 85.] Tnc buiinft. (Clement in

Weid)id)tj<ircib9. t. xm\. Siv^äl. [3J)bclx^ Ijijt. 3t)tljv. Tv. 25. ii^b. 8.213-45.] Vlebs, (Geoi^% xur Phvsiolugiu der Fortpflaoiiung. [Biuh^g. Oentralblatt.

'■\ Bd. No. 20. Nachtrag No 24.| KlobSf Dr HricUard, Auüstelluug u. Katalog des Berustein-Museum» v. Stautiuu

A Becker. Kgeb. i. Pr. Nebst e. kons. Gesch. d. Bemetana. Kbg.

TTartiniL:. (1<)3 S. gr. 8.) Klelii> Louiä (aus StaUaponen L Oatur.), ub. ^ Brombuttersauro auä Crgtou-

Bänre tt. ÜMcrotornftnre. I.-D. Leipz. (19 S. 8.) KllXy Ant., Zur Casuistik u. Aetiologie d(>r Spontanai i| ii itionen. I.-D. Kgeb.

(\V. Koch.) 1,50 S. gr. 8. m. 1 Tsä.) baar n. l.Jt». KlSpper, Prof. Alb., der 2. Brief an die Theasalonicher erläut. n. krit.

untsucht. [Theo!. Stud. u Skizzen aus <^)atpr. II. Bd. Kgeb. Härtung.

S. 73-140.1 auch scp. (08 S. gr. 8.) 1.8<). Klopstock, Martin [aus l*r. Stargard], üb. Albuminurie bei incarcerirten

Hernien. I.-D. Wiu-zbg. 40 S. 8.) ««aafr. CIhtI. ^imii. Wefrii ^. f:il, ^Kcnlqinnu. .yi lih'it V. lÖ3a— 1889. gtfifdjvift

50]. ^ubi'Ift'icv ^Jliuinli. lü\ü. ill2 3. i\x. 8.i Kniep, Walt, (aus KrvHzuUen), üb. Trennungsniethodon des Barinme, Stron»

tinnis u. Calcium«. Jenenser I.-D. Berlin. (32 S. 8.) Kobiliuüki, G. v., Eec. [Ztschr. f. Gymn.-Wes. 43. Jg. S. 444—50.)

Köhler, <ien.-Maj. z. D. G., d. Entwickig. d. Kriegawes. u. d. Kriegfiihrg. in d. RittiTzcit . . . 3. Bd. 3. Abth. l)ie Entwickig. d. Kriegfiihrg. in d. Kitterzt. Broslan. K'H-bmn-. (X. 560 S t^r « ! 14. (1— III. 3.: Sl. )

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Mni0, >Koi>., btidu. Vittiicid). . . 20 91. Stcirfdb. $rl()a<tcit J^fafini). (VIII, HtS 3. ilo»-. 8.) M.- i^ib. 18.-

XiUjcim . . . 2ü. CvsJ- ... 52 ^»tiii. j— 3 ijv. 4.; ijcipj. t-mkli 2.—

Digitizcü by ^(j^j-j.l'^

Hitthoüuugen und Auh&ng.

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Kunst. Jff. a No. 11.1 Kraffert, Ree. [N. philol. Ruinls. Lau 12.)

Krab, E., Ree. jP&dag. Archiv. Ul. Jg. 1. 8. 10. üme jiUirbb. i. philol, a.

pädag. 140. bd. 12. hü.] ftMMfe, Cbal. Dr. Winil., ra^v ii. (Htidiidjtcu. (Wrbvin f. b. W<id)uiUr. b. @«|ta U.

Cuintrt i.'cl)vanffült. iÖicvMaii. .^itt. (VI, 68 S. «v. 8.^ —80. Ärelifeifl'*. J^v., S<in(. üb. Wi>cJl)cc >Vnin't. 2. neu hiejv i». ^v,v .^Icni. 'öcd. 1890(89)

•?acülaifd)i' ^Öcii.'«d)l). (271 S. 8.) 4.- ("»^cfrf!. b. fvai^öf. !i)?ationaIIitt. ... (5. um. "^l. tu 2 iöbii. iv^I. uuun-^irl' v.

Dr. ^l. Mieftner u. %voi Dr. >i. ^ann.vu. 1. ^b. (ibb.' (VIIJ, 221 3-

flf. 8.) 2. 5»b. (VIII, 402 S.) 12.— Jtll6g) Reg.-Rath Prof. Heiur., Currespoinlenzbl. d. k. stcnogr. Instit. ?n

Dresden . . . 36. Jg. 12 Nrn. in Lst Lit.-Bl. »i Nrn. 4. Dresd. Dietze.

haar 4.

Echo. Uebungsblatt . . . J^. 1B89. 12 Nrn. gi-. 8. Khd. Laar 2.—

Lesebibliothek - . . Jg. lbH9. 12 Nm. gr. 8. Ebd. baar 2.—

Lehrb. d. stenogr. KorrMp.- u. DebattcoMtirift ... 18. A. Ebd. (VIU,

80 S. IG.) 1.50.

Arofta, Sibtjdiulv. Dr. .i-»iüobud) f. b. Umcvv. m b. l!)ci(t). au t)o\). Xodjtcrjc^ul.

2. 7(. b. SRittelalt. 7. ?(. jg»dbcib. 'i^ä^. (IV, 64 €. 8. m. 2 l»ifh Jhirt.) —8a Krifer» Oberl. Aug , üb. b. j(fiiuncl)c ^nuilfcii;. ciuij). #eocttbcit 9I«Tbblfd^[. tt. beten

lUiac^ii. (^üiogL^^cU.) ijtdUau. (öl S. 8.) Krlgor, Fror, (pract. Arat aus Amoldsdorf Wpr.) d. Behdlg. d. Martdarm-

krebses im Kiiiseriii-.Aup;nsta-TT'.s|>it. I.-D. 'Berlifi o2 S. 8.) KraubholU) Rob. (Ötettiii), äamait^n u. d. Deutsche Ord. bis sum Fried, am

Melno-See. Beriin. L-D. Kgsbg. iäO S. 8 m. 1 Karte.) (AMr. d. Ätalei///., die vollst. AHteit in d. Altjo-. .U»h.)

Km.sie, Carl (Dauzig) Ree. [Ztschr. f. d. Gynina-.ial\vesen 43. Jg. A|uil-Octob.i

HÜ^ttC, ü., .*i>bbud). b. (^rbbtejituö. bvr '.(Jcdu. CfHu- ^uf (^rb. v. anttt. u. cuib. ;iui:il(i^

Ükblog, mit. ftbg. «o^. (IV, 169 ©. flr. 8.) 6.- fl<6. 7.— . . . bet froo. »cftpr tSbb. .-öaaicnitcm * Ü<ofllcv, '»(. OK (III, 172 2.) 4.—

Jli»|l»cr, ^fr., ^l-'vebii^t Ab. ^hm. t>, 27-:w b. iriöffuiv b. (Sonflr. f. tmi. tRift. . ,

Äbil. (^lafc A llu;,ev. (18 3. (\\: 8.) bnrti u. n. —30.

KiuuiUt Paul (aus Dauzig) Zur Auat. einig. Keimblatt.; e. Boitr. z. vgL Anat

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TL d. Roman de BenaTi in ihr. BMaebj^. sq einand. (2. Teil.) (Prog.-

Beil I Neumark. (H2 S. 4.) Langendorff, O. (K^i-^Li?). Beitr. ss. Kenntii. d. Schilddrüse. (,Aiis d. phvsiolog.

Institut in Kj^sb^.) Hieran Tftf. V. fArch. f. Anat. n. Plij-siol. Abtli.

Suupl. Bd. S. -J 19-242.1 iMst, Wilh., svntnkt. Stud. Üb. Balzac L-D. Kgsbg. (Gräfe & Unzer.)

(99 S. gr. 8.) n. n. 2 Lthnanb's, C. Verkelirskai-te d. Provinaeu Ost- n. Westpr., Pomm. u. Posen.

Nach aintl. Quell, bis ;»nf d. Crrr^v. horicht. 1 : 1 DOOOm. Litli. ti. rolor.

«ür. Fol, Nebst f. Verzeiclm., tutli. ijainintl. Postortc . . . Berlin. Lith.

Inst it. '_M S. gr. 8.; 2.r*0. T.Phnerdf, M.. Ree. j Woohenschr. i\ klass. Philol. VI. Jg. X... S. Ml ]

tftl)rcc>^(imn0 i. £\t u. ^Jcftpr. nb. . . u. ^. iMidcl. 20. 52 Üixn. (^.i jji. 4.

$ffl*b. (Hrfife Ä Un,^er Goiinn. 3Jiertd}. door n. n. 1.60. LeHke, Frl. K.. üb. prähist. Bogräbnißplätze in Kerpen, Oablanken n. kl.

Karnitten, Oatpr. IVerbdlgn. d. Berl. Ges. f. Anthrop,. Ethuol. u.

Urgesch. Stzg. v. 16. Febr. S. 110—112. ni. Zinkogr.] Burgberg von

Qr. Gardinen. Ostpr. [Ebd. 8. 112—113 m. Ziiikr.;,a-.J Pfenlekopft u.

and. Giebelveraierungen in Rußld. [Ebd. S. HB.] üb. Knochen- u.

Horn-Geräthe in Ostpr. [Ebd. Stzg. v, 19. Oct. S. 601-6)2 m. 5 Zinkogr.

Querena Bomoveana n. (Sonforten. [$a9 9litU, G2. ^g. 9h'. 22.]

LCTJ» llt'inr., üb. d. VerhalttMi riiiiL;. Tliioj»hcn<leriviifö. insbes. der /^-Thiophen- säure, im thierisch. Stoffwecbsel. I.-D. Kgsbg. (W. Koch.) (22 S. gr.8.) baar n. —80.

ÜcMAlb, jN-fluni), ISinc ISndiciiunuv .Oink'vlnfi. (^vviljliv K^avtciil. "i^ir. 49—52.;

^ccrolosK u. ^mbvtfiiuo'. jltcb. i^anb u. Weer. 62. ^b. 'ilt. 47. (^otticbaU. mt 'l^ortroit. 9Iinrb u. eüb. ^b. fiO. €. 81—45. jrar|>ele«. l^ie Qkgeiu loavt. '.Uj >^b ^1,1. a->.| (Jt atitnbfd}. 15. Sn. 12. Saiowon. OICuftr.

98. i)ir. 2407.)

^ewalb, Dr. Wciidjteaij. i. (ilbiusv 5i>ürid)läac ^. c. Sicfüim bco SJcrinl)i. im fd)dffengffri(||t(. StraffatNn. f^tfi^. f. Qcf. (Stvafre(^t«io. 10. 166. 6. 84—110.)

IfCyilen« Geh. Mfd.-R, Dir. Prof. Dr. E., Arbeiten ans d. ersten medir. Klinik 2U Berlin. Hrsg. . .1. Oct. 1888 bis Oct. 1889. Berlin 189U (89). Hirochwald. <Vf 273 S. gr. 8.) baar n. 8.-

Verhandliiii. «1. ^. Coii^irssts für iim. ^Mt-iltr. geb. z. Wiesbaden v.

15.-~18. Apr. . . . Wiesbaden. Bergmann. i^XXXVII, 481 8. m. Ab- bildnngen.) 10.

Zeitacliv 1 kHn Medicin .... Bd. XV. XVI (A 6 Hefte gr. 8.)

Berlin. Uii-schwaUl. ä 16.

lieber den Morbus Brightii bei Schwangeren u. Gebftrenden. [Charit^-

Annalen red. v. Mehlhansen. 14. Jg. S. 129—150.] e. Fall von ange- borener Enge des Anrtensystem.s. fEbd. S. 151 157.] üb. e. Fall von retroperitonealem Abscess nebst Bemerk gn. z. Therapie d. Pleura- empyeme. I Berl. klin. Woehenschr. No. 29.] ttb. e. Fall v. Perityphlitis durch Perforation des Processus vermiformis. Operation; Heilung. (Ebd. Nr. ;U.] Beitr. z. Lehre der Fremdkörper i. d. Luftwegen. (Vortr.) [Dt. medic. Wochenachr. .W. Jg. No. 5. S. 81-82.] üb. d. Prognose der Herzkrankheiten, [ebd. Nr. 15. 20. 21. auch ak Sep.-Abdr.J Leipz. Thieme. (50 S. gr 8.) 1 Llebreidlf Prof. Dr. Oscar, Electuarium e Senna inspissatum. [Therapeut. Monat.shefte. Hft. 5 | Weitere Untsufhgn. üb. d. todten Ranm 1 ei chemisch. Reactioiten. [Sitzgsber. d. k. pr. Akad. d. W. z. Berlin. XIV. XV. 8. 169-197.)

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696

Miitheiliuigeii and Anhang.

XtlpBCliitZy K., S':r nn tln'<ni nie nrithtiü'ti jne. [Comptcs reu<lu8 hcbtloiuadaires des seances» de i'acad. des sciences. T. CVIIJ. p. 489—492.) Uateuclii^. d. Eigensoliafben e. Gattung v. nnendl. B«ihen. [Joorn. f. d. reine n. angew. Math. Bd. 105. S. 127-150 ]

Orb. . . . \Stii^lh\. C»art. Stfl. V. 4. ^oit «r. 4. »eUj Loewensteln, .Tul.. die- InipituVtcrritlose d. PMepntinins. L-D. S^gsb. (W. Kocb.)

v22 Ö. gr. B.) baar n. 80. LoblB«]rer, Prof. Xh-. Karl, GrundriB zu Vorleeangen db. latein. Palaeo^pbie

II. ürkuntl< nl» lii e von «i.ii'e Paoli. I. Lateinische Palaeog:rapLio. '2. stark erweit. u. umgearb. AuE. Aas d. Ital. übersetzt. luoäbr. Waguer. (X, 04 S. gr. 8.) 2.-

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[AUpr. }don. 20. Bd. 8. 571— 5S2J^ ^teton. «Ott). mu\. M\d]c. ^Öiüflv. fl9. @. 811-12.] ^öuI t). 9iiiütorf.

icbb. ab. 30. IV, 1. 3. 11-13.1

i'cvfdiicb. Vhtifd in: Tcutjdic Cinciiflolvibie . . . 27 u. 36.1

•icit)d)riftcnjd)au (b. i^uu». Cft u. "isJcfipr x. betr.) ISoifdiiuiqcn ,jnr ^wuibenb.

u. <|>icii?5ifd). Wcid). n. ^^b. 1. .vvilttc. 8. 273-70. 284.j ^Hcc. |C£bb. 2. 292-205. i'it. CScntialbl. 8. 35. 39. 42. 47. 48. cfjbd o hn'L

;Jtjd)r. "n. «b. 25. @. B26-80. 532-3(^. iöb. 27. ^. 854-59. MittheiJ«n.

d. Litau. htt.Ge8. 14.Hft. S. 180—184. .vartumiid)c -^ti^. Sonnt.-»!. «r.«).|

Lossen, W. . Formein zur Berechnung der MuIi < ularMihimina organisch.

Vbindn. lLiebig'.s Annal. d. Chemie. 254. Bd. 8. 42-83.1 Ssffsts, füopfa V., .t>ptm., (Hefd). b. (Mrenobier^djciVincnti» mm ^riebridi I. (4. Gftpr.>

ra. 5. I. ^erl. l'Jilllev u. Sofjn, (XVI, 234 ». 55 S. nv. H.) 8- Lowiimkl, Prot. A.. Zur Kritik der Horazisch«>in Satiren, (^fl^ivcöbct. üb. b. Ä. fot^. IHgmn. N. F. No. XXXIV.) 3;cuti(^ Aivonc. (S. 3-18. i«)

Iiiiwldi) Prof. Arth., Homeri Oarmuia reesnsoit et seleota leetionis varietste

instruxit. Pnrs nlteta: Odvssea. Volumen prios. Lipsiae in aedibos B. Ö. TeubnerL ^XXVIII, "315 S. gr. 8.) 8.-

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Königsb. iAkad. Behh. v. Schabert A Seidel.) (84 S. gr. 4.) baar n. —fß.

scholia in TToinr-ri 0(U sscae ^ 154—337 aoctiora et emendation edita.

Ebd. (23 S. gr. 4.) baar n. -20.

Zn den TliasBchoUen [Neue jahrbb. f. phil. u. paedag. 139. bd. 8. 129

bis l?)2.] Oi'leus xmd Ileus, [ebd. s. 2r>2— 25 1.] Zimi Homerischen Hennetf- hymuos. [Ebd. s. 413— 416.J Zur Eiresione. (ebd. s. ii40.] Wie ver- standen die alten das Homerische r^f^outfoiTn: ? [ebd. s. 657—667.1 Zn ApoUonios Sopliistes. (s. 81. 18 Bk.) I< bd. s. 865.] Joliamus von Gaza. iKhein. Mus. L Pbüol. N. F. 44 Bd. 8. li)4-206.i Zum Homenscltea HeTOes*H7ninoe. febd. S. 466—469. u. Berl. phüol. Wochensohr. 9. J^. K. 5. (J. 8. 0. 10.1 ThessaliecHe Ephebeninschrift [ebd. 44.] die Lyn des Hannes, [ebd. 52.]

Lldfke, Franz, arm Conit:;, Beiträge x. Kenntniß der Alenxonkörper. Erl. I.-D. Berlin. (Sep. Abdr. aus Pringheim's Jahrbb. f. winenscheiH. Botanik. Bd. XXI, Jlft \.) (07 S. S^. m. 3 Tat".)

Luerssen, Prof. Dr. Christ. \KKi'''g ) I^'ß FarnpHanzen od. (Jefäßbündelknp- to-amen (Pteridophvla). Mit 226 Abbildgn. I^ipzig. (XII. 000 S. gr. 8.) 53.60. IRabeiihorst's Krvptogumcn-Flora von Dtechld., Oesterr. o. d. Schweiz. III. Bd. Lfg. 1^14. 18Hi-1889.]

Bibliothe< a 1 lanica. Abhdlgn. aus d. (Jesammtgebiete d. Botanik.

Hrsg. V. F. H. Ilaenlein u. Prof. Dr. Loerssen. Hil. 1&. Iii. Cuaöcl. Fischer gr. 4. ü, 10.

AltpreußiscLti Bibliugi-Hphie 18dlK 097

Laeiwu, l'iuL Dr. Chr. kKbg.) Ree. (i»it. UciilvnllU. 17. 20. -31. U-s-lö. 47- V.K] I««now, Alax, Beitrag z. Diagnose u. Therapie d. Äctinomykose. Kgsbg.

(Koch) (29 S. gr. 8.) haar n, -5<). MftflTIlMy Rieh., üb. tl. anat. Verlialt. 1. .X- l - nuuHuii, lei Thyreoidea u. Thymus

II. (l. Sviii]athicua hei Hemioepbaian. 1.>D. Ebd. {97 8. gr. ä, mit

8 Taf./b«ar n. 1.20. Maunlkowsk}', k. Reg -Baum, v., Neubau d. evang. Kirclie in Pr. Friedlaod.

* 'i iit 1 allil. <\. niUivcrwaUtini; Nr. 20 ni. TIolz.s< Im ^autcgaisa, iUoj. 'ijaul, Die ipiiaicuc bei ücteiioaliti. Müniav^Ocva üitvv. "SWoli.

(124 S. 8) 1.-.

Wtattt, iJvof. Dr. W , lli'tv w\a'.. Tiinacnn'rth ^or t'fii'"l^ti"il'' Hill bcHMibcvcr 'Vilui- (ic^ttia^iuc auf ltjouiaö)(^la(fc, .Uuod)ciimc^l. '4-'C>'UiU>^^it>'^ <>• Mopio(itl)cnuict)l. (4«rr. ^temdf». SB for6. STurnntof. u. 2 (it^oflr. 9(bbtlbfin. Treiben.

Mitthoilgu. aua d. laudwirthsch.-ph^'sioi. LabonitoriuiQ u. landwirthsch.-

botan. Garten des landwirth. Instituts d. ünivers. Königsberg. 2. Hft. Kgsbg. Bey, rs Brhhdlg. in Comm. (VI, 222 8. gr. 8.) 6.- (l u 2 n,:,n)

MftrtenHf Dr. Willi., Hegens a. D. in Oliva l>t.i Dfin/ig. Die falsche (ieueral- Konzession Koustantius d. Gr. München. Stahl seu, , VI, 130S.gr. 8.) 3.20. Ben. [DLZ. Sa 4i.1

Martini, KnMi '%\ ii«:iil<m (W< st])r.)]: Untench. ttb.d.PaIswelleuge0chwindigk.

1. -D. Beiliu. (32 JS. gr. 8.)

Hartiti, Prof. T. die Vertri^» d. Kgr. Württemberg ttb. internationale

Rechtshilf, ^\us: „FestgÄe d. Univ. Töb. «. 85. Jani 1880."] Tftbing. Laapp. (30 S. gr. 4.) 2,—. HafBAt, Dir. Heinr.. Römiscbe Zeitrechntin« für d. Jahre 219 bis 1 v. Chr.

Berlin. Weilniann'sclie Bchh. iVIlH oOO S. gr. -i.) IG.—.

^'ie UcbcifiiUuiu^ b. qclcl)vt. t^d)ci: u. b. odjiih'cjürmtcaci« )öciiiii.

f&bh. (VIII. 80 S. in. 8.1 1,20. der römische Kalender von l^f ' Ms 108 v. Chr. [Hermes 24. Bd. S. 670

bis 579.] Ree. [Gött. gel. Auz. lÜ. 2i. 25. ÜLZ. 13. 37.] Hajen» Georg, (Dtsch. Krone) De partiool^ ^nod atiia quoniam ^uomodo

i]t pro Acc. cum Infinitivo yost verba sentiendi et.aedarandi poeitis.

Diss. inaug. Kiliae. (64 S. H''.) SIeirr, Cberveiv I()cob., Tic iioli.-^ciiU'ictie n. 3Jorbiuvi. b. ^Hciv 'iV-v .«oniqoba.v

2. Vlufl." .^Ki>?biv >■ i'i- (XII, 7HS 3. (IV. 8.' 12.-

Mendthal, Mart.. Üntsuchgii. üb. die Mollusken u. Anneliden d. frischen Haffs. L-D. Kgsb 1888 (Koch.i (1(J S. gr. 4. m. 1 Taf.) haar n. l.rMj.

HergMt, H., Lenkon xn den Schriften Gieero?« . . . S. Tl. Lex. s. d. pliilos. Schriften. (In ca. GO Lfgn.i Hit. 4 G (Lfg, 13—84.] Jena. Fischer.

^S. 481-938.) 23.-- (1-6=^1. Bd.) 47.—

Heuer, CMb$<)eri(fit4r. in SRaricmv., Urb. b. Unjufäfüflf. b. 9eirfäunnri^iu{fd)emiirtM(« c^C}! c itn 3duiMtvfcrinino ,\u>rtv ovid)cincnbcn nb. nidit id)uiincnbon Sdiuuiv |)fUd)tiiicn. (SöciU. iSiläutenmg b. btjd). 3{ed}l<^. L 3. S. 553— 562. i Ueb. d. Berflckaiefati^. der Angrifib» n. Vertbeidigungsmittel d. eäumig. BerufnngsbrUngten im Fall« .•. Antragt« auf "VosauniiiiLMirtln jl. [Zeit- schrift f. deutsch. CivilprozeU. XIII. Bd. S. 251— 257 .J Die Kosten der Bemfung zu 92 C.-P.-O. [Ebd. S, 331—887.]

MejrerowitK, Louis (au^ Kgsbg. i. Pr.). üeb. einige ;t-KetoaIde1iyde. I.-D. München. (42 8. 8.j.

MicfeelsoVj Priyatdoc Dr. P. Ist Liehen syphiliticus das Prodnct einer Misch in fection zwischen Syphilis und Tnberciilose? (Virchow's \i. !i. t\ path. Auat u. Pbysiol. Bd. 118. S. ööti— 5t>9] üb. Trichofulliculitiü bactertca. fDt. med. Wochensohr. Nr.

HlkvlicZ) Prof. Dr. J. Mi di' inah at i, Kgsbg. Zur operat. Uchdlg. des Pro- lapsus recti et colli invagiuati. [Arch. f. kiin. Chir. 38. Bd. i. Hlt.J.

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G08 Mitfcheüaiig«! tmd Anhang.

Weitere ErlWlir^^ii iili. d. operat. Behdlg. der Pei-toratioMperitonitis.

(Vortr.) [Ebd. Bd. 8. 756-784.1 Ertahrgn. nb. d. Danfirverbaud

u. d. Wundheilung ohne Drainage. [Klin. Jabrb. hrsg. v. A. Guttatadt.

I. Bd. Berlin. 8. 167-174.] MUtatt. Dr. Ter nm'.f ^rntib bei 3toM .«önii]<fbcv<^ nm 11. »3ioü. 1764 U. vmi

Jutftii. [Sünntaj^H'l. 'Ju. 45 b. Airt^bg. 4>ailunn. ^tg- "Mr. 264.] Hlltlmlar, ^TqIm üb. d. Vertadlielüt. d. apadf. Wftrme d. Qoeclcmlb. m. d.

Temjieratur. [Annahm d. Phyaik tt. Chemie. X. F. Bd. S. 897—91 l.J Xirbachy Graf v., (Sorijuitten). der russische Wahl. Die Jagd auf Federwild

in rn.ssiftrhen Wäldern. [Der Weidmann. 20. Bd. Nr. 25] Die G«-

weihbildg. der Rothhirsr-he in Ostpr. [ebd. Nr. 32.] die moiieriiö Wald-

wirthschaft (iti8lii .%. in den Staatsforüteu) mit Besnag; auf d. Erhaltoqg

dw Wildes [obd. 21. Bd. Nr. 10?). MiMbiMiwr« Dr. E., Beohachtgn. d. Station z. Messung ]. Temperatur d. Erde

in vei-sch. Tiefen im botan. Gart, zu Kgsbg. i. Pr. Jan. 1885 b. Dez. 1886.

[Aus „.Schriften d. phys.-Ökou. Ges. zu K<»nis»sberg."J Kgsbg. Koch.

i2»j S. gr. 4.) baar n. .90. Xltlowitxer, Emil, (aus Zippnow i. Westpr.i, üb. d. Perforattonea dea ICagen-

carcinoms nach außen. L-B. Berlin. (32 S. 8.) Mtttllelliuifan der lit. littet. OeMllicli. 14. Hft. (IIT, 3.) Heid«lberg. Winter.

(S. 101- 200) 2.80.

Möllery Haus, (aus Blumen in Ostpr.) Die Hypertrophie der Zuugenbaig- drUaen, ihre klin. Bedentg. u. Therapie." I.-D. Oraifswald. $1 fil £)

iiiict. :^u(. i^opulfire ^ortiäni* u. ^iifjä^r. IVit bm SMIbittft bcd 'tieif. ^mbitnt

^iUrtoanit. (uoriti. ?f. JHid)tcv) 181)0 (8l)i. (VIII. 295 S. nv. 8.) 4.- Möllmann^ Oberl. Dr. Emst, Herodots Darstellung der Gesch. v. C\Tene.

(Gvmn.-Progr.) Kgsbg. Hartg. iS. 3- 24. 4«) Monatsschrift, altprenß. 20 Bd Der pr. Prov.-Bl. 91. Bd.] Kgsbg. Beyer.

( IV, 700 S. gr. 8.) baar n. 10.— ■•■atsschrlft ftir Elektro- Homöopathie red. von Dr. med. Fewsoii. . . 8. J|i^

12 Nrn. 0\ 1-1"^. B. ur. 8.) Dnnzip: Thend. Bertling, bftnr .t.

Mai^enstern, Georg (aus Daozi^. Cyprian, Bischof von Corthago, als Philo-

§oph. I.-D. Jena. Herrn. Pohle. (60 S. 8.) Mllller) Prof. Dr. An^^. orientAlische 1 1 _:r<iphie unt. Mitwirkg. v. Prof.

Dr. Bezsenberger hrsg. 3. Bd. [f. 1809^ 8 Hfte. (1. Hft. 32 S. gr. 8.)

Bttlin. Beather. Subecr.-Pr. baar n. 8.—, Ladenpraw 10.—

Heinrich Leberecht Fleischer (Nekrolog.) [Beiträge zurkvmde d. indogeira.

sprarhen 15. bd. s. 319^:^7.1 On the Werks of t-l-Qifti. [Trübner's

Kecord, 3. Ser. VoL I. No. 247, S. 147.] Ree. [Gotting, gel. Anzeigen.

No. 19. DLZ. 9. Trabners Beooid, VoL L No. 246 p. 88—91.] ■mHat^ Onst.. zur Behandig. d. (pieren Kniescheibanbrftdie mittelB Naht.

T.-D. Kgsbg. iKocli.) (64 8. gr. 8.) baar n. 1.— SNülHetftrM, t^i. ?l. i»., Inffcntcl& ii. icinc ^iQdjfomnicn. f22. ^^«i>«r. b. ^dtntatt.

'i^. f. i»tvl. Olei'di. . . . ^iu cii^iucbcl. ."oft. 2. S. 1—73.) Aiis d. Leb. e.

Sachs. Edelmanns im Wj. Kriege [Neue Mitthlgn. aus d. Gebiet hist

.«intiqu. Forschgn. B<1. 17. S. 514- .%.] ,'>uv (^•jflb. C£t)iiMiol. einiger oli.

Jbüdnnc i'. i^omcinn. ii. 0"ulm ncbft c. ^WadUcjc bicfiib betr. \hft>. \^^.

tiiit. ti. f b ^fu; ^>?t^. "iiiüricnu'. 23. iMt. 5. ^-76. | e, fcU. 9Mmc Ä.

3tabt iuoui .tii.ll. itial(i) V. 3- l(iH2. ebb. 3. 76—80.. mtlrtch, Prot*. Dr. A.. .Jahresbc'r. iib. d. Beobachtnime-Ergebaisse d. . . .

foi-gtl.-met*'' rnl. Sfatimipn. 14 Tp. Berlin. Springer. (III, ll8 S." 2

fib. phänologische Beobachten. (Ana d. Ztachr. £. Forst- u. Jagdwe?'.

a. Hf>. 18R8^ (Gaea. 26. Jahrg. 8. 93— 107J^1Sb. phlnoloft BeobMrhtgn., ihre Vwertg. u. <l Art thi . \n.M:«lIg. (Hamboldt. & Jahrg. 4 Hit Ö. 129—132. 5. Hft. S. 173-178.j

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Altpreufiifiche Bibliographie 1Ö89. 099

SI«d!MMif«1l| b. Stiftn"- II- i'cqntc b. 3tabt(ti-uiciiibc ßüiU(V?berA \, i^r. (iii Uiucvv.^, J28 ^, gl-. 8.)

lt««(t|Mii#fl| In 3ttfler6itrg. IRec. i^fiba^tofl. «tifiiv. 81. ^f^. fit. 1.]

VmuTB» IXr. Prof. Dr. B.. kimer Leitf. t\ d. Piuiktion der Pleum- u. Peri-

tonpalerpjü^sp. Straßbnr^r. TifUmer. (4 Bl. 2<J S. ^r. 8.) 1.—

Die (liätet. Behdlg. d. Diabetes mellttus (40 S Lex. 8 m. 1 Tab.) fSamrolpr. klin. Vortrttge hxeg. t. Volkmann. No. 849/60. Leiwi. (IniMre

>ff"Hciu Xo. 116.) ^eui)au0, iHiiii, J'ic baltiidje t^iagv. [Xic ÖJcaciiuHut. !iJb. 35, "Ta. Ö.J

Neananii, (' , Orandzttee der anatyt. Mechanik, inabes. d. Mechanik starr.

Köi-per. 2. Artikel (Mit 5 Fig.) IBerichte üb. ä. Ylullgn. der k. sächs. Ges. d. W. zu Leipzig. Math.-phvs. Cl. 1888, 1. 11. 8^ 22-88.1 üb. d. Stetigk. mehrdent. Funktionen, [ebd. S. 120— 12B.] üb. das Vhalten. der Greeu'schen Funktion an d. Grenze ihr. Gebiet« s. \rh(\. S. I<i3— »i7,| üb. das Malfatti'sche Pr..V.lcrn. (m. e. Tlolzsclm.l [elni. 1S85V J S. 22— 80.J

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Arch. f. pathol. Anat. Bd. IK.'. 8. ni8-32G.] üb. d. Ent2U]ldang|ilMgriJE

[Beitr. z. pathoL Anat. u. allg. Physiol. ö. Bd. 3. Hft.) H€«mB»yFriedr. Jid., Orimdlagen d.VolkewiHMhaftilehTe. I.Abt. TObingen.

Lanpp. (IX, 258 S. <^t. s. . Mietcki» E.. u. II. Rosemann, üb. d. Oxime der Leukon^ure u. ihre Ke-

dnctiouKpiodukte. | Ber. d. deutsdi. ekett. GeaeHtcli. 33. Jg. 8.916—931]

n. LJw. Schmidt, üb. das benachb. Tetramidobeuzol. [Ebd. S, 1648 —53.]

u. Frd. Schmidt, üb. DioxvchinoB u. einige Derivate desselben. [Ebd.

S, 1653-62.]

Hitschmann, Heinr., Gesch. d, {k^Ih. Litt. 2. A. Mit Portr. u, Facs. des Verf. Lei(>zig. Verl. Friedrieb. [Gesch. d. Weltlitt in Einseldarstdüm. Bd. IL] (Vm, 535 S. gr. 8.) 9.-.

9ttMt» flUf., ^lattbeutfdie 6dfnumn ht oftfnr, ^iitibart. 2. 9b. M«H^b«v .ivuiuiiiv (100 S. 8.)

OppeftheiiUy Ida. Euheuraukeu. Erzähigu. aua d. jüd. Leben, ^^'oveileu, NoTdletra, Plaudereien n. Sktzsen. Thom. Schwarte in Comm. (240 S. gl-, 8 ) 2.50.

OrUil) FehXf kal. Bank-Gass., Kgsbg. i. Fr. Wifisensweithes für d. dtsch. Ex- porteur üb. Bomänien it. a. dtsch.-romln. Hdlsbesiehgu. Berlin. Walter & Apolant. (2 Bl , 128 S. gr. 8.) 8.50.

OrtniaiUl, Assistenzarzt Dr. P. Casuistiscber Beitr, d. operativ. Behdig. der narbig, Pyilorium-Stenose. i Aus d. chirurg, Universitäteklin. i. K^bg.) [Dtsche. med. Wochenschr. Nr. ]

C#lPOib, 'i'iof. Dr. '^üi). }Q. y^u\mi^b<Vi}.) '^UuidAoiiw ^. i. ^. fictjrc i». bcn i]iit. n b'öi. ixw\ein im Sinuc b. fat^I. Jilivct)c bargeft. 2. ucib. ^ufl. ^aberboiii. 6d)üniiuil). (Vni, 21S 6. «r. 8.) 8.—.

titoAtmanit. ®cl). Älviei]M. a. T. , Tic 3rfu^i'nttu^ u. bao Wcifiifle Iii beirfd6«n:

c. luificnidv Stiibic. .w<ivi';,. .'öavumj}. vVlil, 142 3. \\\: 8. i 3, —.

Panzer, kgl. .Archivar Dr. Kuur. ^Kg:»b^.), das Wahldecret Papst Nikolaus' II. u. sein Handschreiben „YigUantia uniTersalis". (Zeitwbr. f. Kirchenr.

•22. Bd. S. 400-431.] H^aflatfit, i?., Scipio (Sicalo. ^Kornau wn ^s. u. 5Hc^|ucc>, Oioy. u. tiiiflckit. 2 «be. (515 IL 522 3- «)r. 1^.) I UniucvfaU^iMiotM. 9Ir. 3681-88. Seip^ift-

.'Ki'clam iiin. baar :i ii. 20. geb. 2.25.] ciu Hiai-ikjiu^ in ^{oiueiiciiro. 'MU]. ;{t(i. (9)üiiid)cii) ^ikil. A'i. KH IfiOu. ITU.J

Vaft«ralHatt f, b. XüH-ejc liiiulb. v. ^f. ^iplcv, 21. ^j]- 'i^taiuiil'- "•'^vii.

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700

Mittlit'ilungen und Anhanj;.

I'asxotlu, Mieczyslaw Karl Willi, i ReleiLiular aus KuuiU): il. rcibtl. lit-- liamllg. il. Zufalls hei d. Werkveulinffuii^. .Iiir. I.-D. (»reifKwaM. i3 Hl., Iii S. 8J

PawlowHki, J. N. FreiiKUiiführ. durch d. Provinz.-HauptstHdt Dnnzig il Uinf^egend; lu. Besrhreihg. d. Sehenswürdigkeiten n e. Uehei-s. d. Geseh. Dauzigs. Danzijr. Axt. i4(> S. 12. in. 1 Plan.) Fi<>-

Tie Wuttci nl<s ciftc i.'cl)vcnn ihr. .Vliiibcv ob. ptaft. ^Vütjvcr bnxd) bc^ .Slintvv

.Öciinai u. "ii^eU. ... L 9ll't(). (Skmibcn.v Wacbd. VI. W2. ^ tLl

n. - -.!K3: lavl. il Liil PellowMki, .Toh. (ans Bereut. Westpr. : Zur Casuistik der Bauchdeckeu-

(ieschwülste. I -T) Gn-ifswald. (31 S. 8_i Pprlbach, M.. De snnoto Adalberto, Epiücopo Prägens! eil. [Mouum. Germ.

hist. Script. .r. T. XV. P. II. 1888. S. 1177-84.^ Kec. jCLMitrlhl. f. Bil.liotheksw. iL Jg. S. 820-21. Lit. Ctrlhl. L Hans.

Geschirlitshlätt. XVI. S. 15.S-.-)7. Kwnrtalnik histor. III. Dl^. LL 4y t^clere, ')>vot. Dr. iS. tiS., itl>. .Womcten ii. 3tcvniclinui)pcii. '^oxii. L b. plujuf.

öroiioni. Oici. L Sli\x-b(\- [SU}b<\. .'Dortq. :\u-\. 3oniit. ^1. *i{v. k 2. lOj ^on

irtiiittc in bcv '?lftvonomic. (Micfcvat.^ l\Mmil»olbt. a ^n^^ 22«>-223.J Mic.

|cbb. 81-82. •181.1 Petruschky, Joh.. bafteno-chemische rntsuchgn. (Centralbl. f. Barteriologie

u. Para.sitenkunde [•», Bd. No. 2^ ff.] d. Kinwirkgn. d. lebenden Fros^ch-

körpers auf den MilzTiraudbacillus. (Hierzu Taf. I^ (Zeitschr. f. TIvgiene

L Bd. S. i5-H5.1

Pfal/j^raf, Job., pract. Arzt, aus Westpr. (Breitentbal b Pensau.] Ein von <1. HaxU unabhängiges Cancroid am Vorderami. I -D. Oreifswald. (28 S. ^

PHtzer, Hofr. Prof. Dr. Ernst, üb. die verschied. Bcziehgn. äußer. Kräfte z.

Gestaltg. der Ptlanze. Rede . . . Heidelberg (28 S. Pivper, Dr. Bich., lib. das Vorkommen von Spaltöffnungen auf BlunuTi-

blätteru. (G vmn.-Progr. i Gumbinnen. (S. 1-22. 4*^.) Uifrfon. prciifi. (^Kidj. ö. «l. 2 i}^bc. . . . $lcviiit. Wcbr. iMictd. (Vni.

u. IV. äli 3. i.'cj-. a} 10 -

ifcitfab. b. incitf;. @cn1i. ncbft rtivonol. ti. ftntift. labcll. iL ^lufl. ^trlin.

18V»0 (ML 3imion. (VI. 204 S. üi. ÖJ iL flcb. Liil Pietruflk}'« Paul, pract. Arzt aus Ostpr.: üb. e. Fall von Carcinoma sano-

niatodes des Hodens. T -D Greilswald. (80 S. 8.) ^Irfitor. ^)^C(ll Wiimn. CbovI. ^Hub., Tic l5lninftu?ciiüliiunqcn b. cvftcn S oiidvhunb

2. ^^nliii. mm< & l'od)nci. i53 3. i\x. '8J "ua l'lew, Dr. .T., Quellen untsuchgn. z. Gesch. d. Kaisers Hadrian nebst e. Auh

lib. d. Monnmentum Ancvranuni u. die kaiserl. Autobiograpliien.

Straßburtx. Trübnt-r. 1890 (2 Bl . 122 S. gr. a)

Kec. [DLZ. .\o. 38. Wochenschnl^ f. klass. Philol. tL Jg. No. '£L 2-l.|

PrätoriOK; Prof. Dr. Fgnaz, Zur Flora von Conitz. Phanerogamen u. Gela£- kryi>togHmen. ((^ymn.-Progr. Conitz. Gebauer. (^S. 3—62. 4".)

Prels.s, Dr. H^ üb. d. Vorgesch. d. neutestamentl. Kanons. [Progr. d. Löbe- ni' ht.srii. hidi. Bürgersrh.] Königsbg. Leupold. (S. 8—32. 4J Zum Buche Hiob. [Theolog. Studien u. Skizzen aus Ostpr. 2. Bd. Kijcsbg. .S. M;{-72.1 auch sep. AO S. gr. S^ 1 - ^Vaturimidjtv u. ccftulf- '.iMiit)iiuioi contra '^ivcncv. 3otuünt^<>l'l. b. .WiMii(i<*b. .»Oartg. ^\U}. *Vv. IV

Prellwitz, Walter, die argivischen Infchriften. iTO S. gr. 8J | Sammig. d. griei h. Dialekt- Inschriften. II Bd. 3. Hft. Güttingen. Vandenltoeck Hnprechr.] '2 .40.

die Telchinen. [Beitrge. zur kiuide d. indogerm. sprachen. Lö. Ixl. s. 148 -151.1 7.>*/»'(», ->r«,ro.', äol. >f>; und venvandtes. [ebd. s. J 54— 158-! Einige verwandte der wurzel pH und d. präposition lat. ad. osk. az im (iricchischen f bd. s. 1 :>«,-!(; ». | Register zu Bd. XV. (ebd. s. 338 -350.] Ree. iDLZ. 2.

Altpreußisrbe Bibliographie 1B8!). 701

Preii98, Prof. Theo<l., die Franken iL iltr VfrliiiUnis zn Rotn im letzf. .Tabrli.

(los Reiche«». |Gvmn.-ProKr.| Tilsit. (In S. 40.) I^ttufit IL Tcutirf)c, Ti'i- rcMidK. ^lia Vlaicub. auf ^. 18R0. 59, ,""v(v \>liivn.

9Jr. 1— n. 'iD?o[iruiiflCH. ^HiuiteitlHnn- l'n»iv L —75. 50. l^rnffiasSWufrnm, Ta<?. im 'i)?or^?^lü^lcl i). Siim\(\l. 3d)lPiiC'j ?,u .Mt^ob. L ^

2. Teil lic* ,Untalon\>. ^l. in. '{iiinUcii. l)r<*(V i>. Dr. SSujarf. tivciö "1^1. .^»ortuiuv lIII 3. iir. iLi 19rii$, ,t)oiK% afabcm. 3luDium il rtllq. ^iltmiuv :){o^c . . . |Tic Wrcj^luncn. ^»<r. IE

II. 2. 212-228.! Tic SicUxn n. ;\ranfrcictK^ ,'Nricbcnvlmtd) 108H.

löiftor. Infdictibud) . . . Gfc JyoUic. iL 5Bb. ^ 163— 204.; Frnn/ös -poln.

Umtriebe in Preußen U»;). [Dt. Zeitüchr. f. GeacHTrhtsw. Jg. I88t).

S. 428-442.1 JKcc. i^Blatt. f. lit. Untbaltg. *J{r. IJ

,"v. •äJictncrff. löianbcnbuii^ II. Avanfrcid) 1688. "lc»btiH> t}\\tox. ;^citfdu-. 9t. Ts-

26, 93b. ^ 197-241.1 9uttlt(r, üüfc. Dr. ^vobnnniv Sdiliditciicn. iToii.y ;?tiv ?iv. 11661.1 PnHchinaniiy Otto, die Lieder Nei<lbart"< von Reuenthal: e. krit. Untsnchg.

d. Textes. [Gvmn.-Progr.j Strasburg W -Pr. ^ S. 4". m. 1 Taf.) ^ 3af. «riv>fint. [Taiii^. ^UtV ^«'v. löm IS 010. | Radaa. Sur la Variation de la temperature ave«' l'altitude. [Bull, astron.

Marn.] la Photographie au Service de l'astron. [Revue des duux mondes.

52. ann. T. 22. 0. liyr.J Radde^ G, \l A. Walter, die Säu^etliiere Transkaspiens. (Mit Taf.) [Zoolog.

Jahrbb. Abtb. f. .S^-stematik, Gcogr. u. Biologie der Thierc. 4^ Bd.

5- Hfl.] Sendsrhreib. an Prof. Dr. Liebe. [Mouatsschr. d. deutseh. V.

z. Schutze d. Vogel weit. LL Jg. No. LJ Aus dem Kaukasus. [Der

Weidmann. 2LL Bd.J

Der Scl^lul•^^ kann wegon RiiDminiingnl <:rst im iiiiohsfon Dopiiclholi iVilfjoii.

Berichtigung zu Seite 227.

Zu meinem Bedauern muß ich de« Dank, wehdum mir dort Herr Dr. Krumbholtz ausspricht, nunmehr ablehnen, da die Veranlassung dazu auf einem von mir begangenen Irrthxim beruht. Mein Vorschlag .statt eygen vielleicht eyger zu lesen entstand lediglich dalier, daß ich die be- treffende Urkunde .selbst nicht eing<'sehen hatte, und tluß mir im Augen- blicke in den Znsammenhang mit Honig. Pferden und Vieh, um deren Kauf und Verkauf es sich da handelt. Eier besser hinzugehören schienen als ^Eigen", d, h. eigene Leute, Sklaven. In den» S. 2n7 des vorigen Jahr- gangs angeführten Verkaufsverboto des Ordensvogts von Samaiten steht in der That vollkommen deutlich: pherd. fve. eygen. vnd. honig. Dagegen liest man in einem mir erst jetzt bekannt gewordenen Schreiben des Groß- fiiraten Witowt. welches Prochaska in seinem Codo.x epistolaria Witoldi unter No. 3äi abdruckt, auf den ersten Blick: honig pferde cyge vnd vye. Erwägt man aber, daß, worauf Herr Archivar Dr. Panzer mich aufmerksam macht, in diesem Schreiben ausdrücklich auf jenes Verbot Bezug genommen wird, und daß dort sehr häufig das c dem e so gut wie gleicii aussieht, so bleibt natürlich nichts übrig als sowohl Eier wie Ziegen fahren zu lassen und, so wenig es vielleicht auch unserer Auffassung zusagen möchte, das ej'gen als das an beideja Stellen allein richtige Wort festzuhalten.

Lohmoyer.

Autoren -Register.

Arnoldt, Dr. Emil, in Königsberg. Znr Beurt heilang von Kant'e Kntik der reinen Vernunft und Kant's Prolegomena. Annang No. 3. 97—110. 228-314.

Beckherrn, Carl. Major a. D. in Köni^berg. Geschichte der Befeati^:xing«n Königshei <;9. (Mit einer Planskizze.) 386—475. Nachtrag (mit einer Planskizze) G39-641.

Bolle, Dr. Johannes, Gymnasiallehrer in Berlin. Drei Königsherger Zwischen- spiele aus dem Jahre 1644. 111—140.

Zu den Königsber^er Zwischenspielen von 1644. 849—351.

Bonk. Hugo, stud. hist. in Königsberg. Ortsnamen in Altprenßen. 5äd— 638. Buchlio)r.y Robert, Gymnasial-Director in Rössel. Erklärungen und Emen-

dationcu zu den drei Königsberger Zwischenspielen aus dem .Tsbre lf»44.

585-598.

Conrad) Georg, GerichtÄ-Assessor in Neidenburg. Die Konstitntion des e)ie- maligen Königl. Kommerz -Kollegs zu Königsberg lOstpr.) vom IL August 1718. 172-178.

Ueber die Figuren axit" dem Burgkirchenplatzthor in Königsberg.

n77-r^7R.

Flsclierjr Dr. Richard. Gvmnasial-Oberlehrer in Königsberg. Reeensionen.

Frischbier, TT., Reotor a, D. in Königsberg. Ostprcnßisrhe Sagen. 336—34^. Frjdrjchowlcz^ Dr. Romuald. Lehrer am bis<'hu9. CoUogium Mariannm in

Pelplin. Der Ritterorden von Calatrava in Tymau bei Mewe. 315—320. Jentx^ch, Dr. Alfred, Universitütsprofessor in Königsberg. Reeensionen.

Iö7-l(n. «71-672. Jnng, Dr. Arthur, Gymnasialoberlehrer in Meseritz f. Recension. 352— 3Ö0. KrambholtZy Dr. Robert, Privatlehrer in Pimitz. Samaiten und der Dont«rhe

Orden bis zum Frieden am Melno-See. (Fortsetzung und Sebluß.j

1-84. 193-227.

T-ohmeyer, Dr. Karl, Universitätsprofessor in Königsberg. Der Geburtstag lies Herzogs Albreoht von Preußen. 170—172.

Recension. 154—155.

Nenbnnr, Dr. L., Realgymnasial-Oberlehrer und Stadtbibliothekar in Elbing.

Georg Greflinger. Eine Nachlese. 426—603. Perlbach, Dr. Max, Bibliothekar in Halle. Reeensionen. 149—150. 661-665. Radcniacher, Dr., Gymnasiallehrer in Gumbinnen. Recension. 668— 671. Relcke, Dr. Rudolf, Bibliothekar in Königsberg. Die Kant-Bibliographie

des .Jahres 1889. 678-fi9L Sembrzycki, Johannes, Apotheker in Königsberg. Die Marienburg unter

polnischer Herrschaft. 141—148.

- Sprachliche Bemerkungen zu den Drei Königsberger Zwischenspielen

von 1644. 321-325.

Autoren-Begister.

703

BuiSbinjAlf JohraiiM, Apotheker in Königsberg. Die Reise des Vergerias nach P'il'Ti 1550! ir)57. sein Frtnincleskrois und seine Könipsberger Flogachriiten aus dieser Zeit. £in Beitrag znr polnischen und ost- praOHMliMi Beforroationfl- tmd LitenitargMbhidita. 616—684.

~ Die Kirche zu Or. Rosinsko, eine Berichtigong. 67$ 677. Beceiuioneo. 153. 150—157. 860—861.

SaMowskly Johuine«, Propst tmd D«lnui in Königsberg. TTrlrandenfTind und

Urkundliches. 673-670 Trelcliel* A., Bittergutabeutd^r auf Hocb>Paleschken bei Alt-Kiscbau. Piper odar C^paionm? Histontdi-botantKli« LSsonf^. 86<-96.

Dialectischc Räthsel, Reimf nnd ^filrchcn aus dem Erralande. 826— 2)92. Sprachliche üeberbleibsel aus der Franzoeenseit. 3.S3— 335.

Handwerks-Ansprachen. 642—660.

Sach- Register.

Albracbt Der Geburtstag des Herzogs A. von Preuften. 170—172. Altortbamsfesellsekaft Prasaia 1889/90. 162—169. 2^-880. Altpreusen Ortsnamen in A. 599—638.

AltpreasBiache Bibliographie 1888 (Nachtrag) 1889. 180—192. 082 -m.

506-512. 692- 701. Befefitigangen 0«Bebichte der B. Königsbergs. S86— 476. Nachtrag.

l^'l 041.

Bemerkungen Sprachliche B. zu den tlrei Königsberger Zwischenspielen

von 1644. 321—826. Berichti^g. 701.

Bibliographie Altoreußische B. 1B()-1!)2. 382-.38'l. 5<>i— 512. 692 -701.

Die Kant-B. de« J. 1889. 67s fiyi. Branasberg T,vr-eum Hosiarumi in h. 1890. 180. 505. Bargkirchenplat/thor Die Figuren auf dem B. in Königsberg. 677-678. OatalimTa Der Bitterorden von C. in Tymau bei Mewa 816—880. Capslcnm Piper oder C? 85—%.

Chro&Ui Universitäts-C. 178—180. 88L 504-505. 691-692. BewteehanlMi Samaiten und der D. bis smn Frieden am Melno^See.

1-84. 193-227.

Ermlaad Dialectische Bäths^, Beime und Märchen aus dem K. 326—832. Ffgvrea Die F. auf dem Biunekirehenplatirfhor in Königsberg. 677—678.

Fluuschrirt* n des Verjj;erins Königsbertjcr F. HlH 584. Franzosenxeit Sprachhcho Üeberbleibsel aus der F. 333— 88ö. eeseM^te der BefeeHgungen Königsbergs. 886—476. 688—641. (irofHnK'r He m O. 476—508. HandwerlLS-Ansprachcn. 642—060.

Kant Die K.-Bibliographie des J. 1889. 678-691. Zar Beurtheiliiiig von K. Kritik der reinen Vernunft nnd Kants Pmlegomena. Anbimg

No. 2. 3. 97-110. 228-314. Kirche zu Gr. Rosinsko. 676-677.

X8aigsb«irg AiterthumsgeseUschaft Pmssia. 162-169. 36.S-380. Ge- schichte der Befestii^nngen K— V. 38") 175. 639—641. Ueber die Figuren auf dem Burgkirchenplat/.thur z\x K. 077—678. Urkunden- fnnd n. ürknndlichee betr. die Katholische Kirche za K. 678-676.

704

Die Constitution des ehemaligen Kommerz-Kollegs zw K. xom 17. Aua:. 1718. m-l7a - Univereitäte-Chrooik. 178-180. 381. 504-005. 691 692. Drei K— er Zwisohenspiele aus dem Jahre 1644. III

bis 140, - Sprachliche Bemerkungen zu •If'nsel^t n. 321 325, Za denselben. 351. Erklärougen und EmondatioDen zu deoselben.

sm-698.

I yi tMiiti Il ^sianum in Braunsberg. 180. 505.

Jlärcheu Dialectische Bäthsel, Reime ii. M. aas dem Bnnlwide. 32(j-S32. Harienborg anter polnischer Herrschait. 141—148.

Or4en Samait^n nnd der Deutsche O. bis sam Frieden am ICelno-Sce.

1-84. 193-227, <Msnamen in A]tpreui>en. 599—688. Ostprcugälsclie Sagen. 336—8^. Piper oder Capsicum? 85—%.

Polen " Die Keis<' des Vergerius nach P, 513—584.

Polnisch I>ie Marienbiirg unter p'-er HerrschaM. 141-148.

Prnssia Die Alterthumsgesellsrhnft P. 162— -ISO.

R&thsel Dialectische R., Reime u. Märchen aus liem Ei mlande. 326—332.

Reeensloncn Bezsenberger. die Knrische Nehmng und ihre BewoLnt r. 157 IGl. Bystron. Kafechizni Ledr«m\ w przekladzie wschodni j- litewskim. 3«!0— 3<J1. Colichowski. rrz\ c/ynek do zyci«jryisu Marrina Kwiatkowskicgo z R<i/yr. 1.55 -157. Dirichlet, PatÜ HiiPfoldt und das hiuiiani.stisrlie f I vinnasium. G72. - Ilanserecesse.

Al.fh. Bd. IV. <;<;i-(i<^2. 2. .Abtb. iUl. VI. i.;G2-GG:3. ^ Heyht. Worin bostebt die Hrtuj^tgetHhr fttr das humanistische Gymnasium? <;()8-(i7l. TTii sch. \ nsuntensnng und Schwerterklang. 1'/)— 152. Knauko. Max v. Sr-henkeiidorf. GG5— <560. Lohmeyer, Herzog Albreoht von rreuLWn. Kino biographische Skiz/.e. 361—363. Herrlich, ,T*;iii Paul. .'<oin Leiten und n>-\u<- Werke. :J52— 360. Rece.ssc und audciv Akten der Hansetage von 125(5— M3«\ 149 bis 15Ö. Stankiewic /.. W sprawie groinadzenia materyaloAv d » dzie- jow Pismiennictwa Litewskiego. 361. T'le, die 'J'iet'eiix orhältnisse der Masurisclien Seen. 671 672. U rk uadenbuc Ii . Liv-, Est- und Curländis. Ii. Fi i, IX. 064—666. - Am L'r-Quell. Monatsschrift l'ür Vi Ikvk'ui le. Her.MTisi;f ri^eben von F. S. Krauss in Wien. 153. Aus Tilsit.s Vergangt iiliLit. Tilsit 188S. 90. 154-155. Witt, Geschichten .tus der Ge.schichtc. 666 668.

RefonMatlonsgeschicIito Die K. tse des Vergerins nach Polen . . . ein Beitrag z»m- ijolni.scheu und ostpi-eußischen R. 513—584.

Reine Dtalectische B&thsel. R. nnd Mürchen ans dem Emilande. 326 382.

Itelse des Vergerin*' rtnrb Pnloii. .'1" -1381,

Kitterorden von Calatravu in Tvmau bei Mewe. 315—320.

Bestnske ^ Die Ktrehe ztr Gr.-K. 676—677.

Sagen, OstprcuPische. 336— 3-48.

hamaiten und der Deutsche Orden bis zum Frieden am Melno-See. 1—84. 198-227.

TyitiUTi I», r Ritterord. n von CahitiMva in T. bei Mewe, 315 —320.

Ueberbleib»el äprachlicbe U. ans der Frauzoseozeit. 333— 385.

VnlTeralt«tBchi«nlk. 178-180. 881. S04-506. 691-692.

rrkondonfnnd und Urkundliche?;. nV:'. 676.

Vergeriitö Die Reise des V. nach Polen. 518—584.

Zwischenspiele Drei Ednigsberger Z. at» dem Jahre 1644. 111—140. Sprachliche Bemerkungen zu dt'ii-JcnHMi "21—325, Zu densellien 349 bis 361. Erlilänuigen und Emendationcn zu denselben. 585 -588.

Druck voa IL ij«apoIü, Königsberg ia Pr,

. kj .i^Lo uy GoOgl

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*^ Neul

Tilemau vom Wege.

Boman

aus der Geschichte des Deutschen Ordens

TOD

Ernst Wiehert

3 Bände in eleganter Ausstattung. Gekettet 12 Hk. In reich verzierten Originaleinbänden 15 Mk.

Ebenbürtig reibt sich dieser historiscbe Roman dem frilberen Werke Wieberts aus der niittelalteriichen Geschichte der preußiscben Laurlsoliaften ^Heinrich von Plauen^ an. Nfttlonal-Zeitoiig.

In nTUemaii vom Wege'' weht gesehichtUeher Geist, der grolle, rnr r :iscbe, abet VOn Härte nicht freie Zug, der in der Oescbiclitf' Alt-

preuliens lebt Jeder denkende Leser wird den Wichert'soheu Hornau

in ernstem Sinnen aus der Ibnd legen. Fetersbarvtr Zettanf .

Die ^Schleslsche Zeitung** giebt eine Inbaltsübersiclit des Werkes

nnd PiLlirt dann forf: Dies das Gerüst de-» großartig angelegten Romans. .Icm- dim it seine ilerü^euäcunäicte den Leser mit sieb fortreißt, ihn in iiatiicr steigende .Spannung versetzt und endlich mit einem majestätischen Accorde, der wio OrL^eltöiif feiorlich und sanft 'lahfrrauscbt. abschließt . . . WiVliert dürfte feich mit »einem neuesten Werke « inen der ersten Plätze unter den Romanschriftstellern der Gegenwart erkumy tt bsben. Was sein Bucli in politischer Beziehung nützen lujd zur Stärkung des Na(i inalp;ertilils I>ei- tragen kauu;, sei hierbei guiz uuberuiirt. Und üo wünschen wir ihm von Hanmi Glück auf seinem Wef^e durch die dentsche Welt.

Yerkg von Carl Rei^sner in Leipzig.

Verlag von F. A. Perthes iu Uotha:

Erinnerungen

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Vwiag von 8. Hinel ta Liipiig.

.Sf»ffl>eii erschien:

IrkudeikiMh zir Itefornatioi^esehiehte des Hei'zo^tliuiDS Prenssei.

Heraluigegeben

vou

Paul Tschackert,

Doktor der Theologie un<i der Philosophie, ordentl. Professor ,1< i Kircbengeschicht« an «1. UniversitÄt Göttingeiir

Erster Band. Zweiter Band.

Eliileitun-. Urkund.'n 1. Theil. 152::— 15dl.

Koyal 8*^. Preis 9 Mark. Preis lO Mark*

Verlag von MaX Mlemeyer in Halle a. S.

Die Statuten des deutschen Ordens

nach den ältesten Handschriften heransgegeben

von

jnax Perlbach«

70 Bogen gr. 4^, Subscriptionapreis 20 Mark.

H. Benther'S Verla^buchhaudluQg in Berlin SW. (H. BeatW u. 0. Beidari.)

Das Leben des Freiherrn vom Stein

von

Wilhelm Baur.

Dritte durchgesehene billige Ausgabe. Mit dem BiMnis Stein'e in Liichtdivck. 20 Bog. 8^ Mk. 2.-, geb. Mk. 2.40.

Dhh vorlic^oudo mit patriolischom Kener und in tiefreligiusein Pftvimirf Bin sahriobeno Buch iwt wähl gmixu^t, weiteren Kroisten <lie Bedeutung de« Freihorrn vom St«in liir die Uofreiuii^ DeatMoIiIandM von fremdem J>>che and lür nie Entwickolung dM deutfichon EiabeitMUatoa, ««ine Persönliobkeit und n<>in Schiitfpn klar xn machea. Mlb« l«t kl« h8«litt MMtlMitwtrI fir d«a ••efe«r««h«tx dei d(>uUeli«B llautea driBffMi M •■^fahlen. (OivisioQspfairer Dr. UenuttUh,)

Soeben erschien nnd wiril auf Verinngeu grati» nnd franco versandt:

Katalog 80.

Geschichte und deren HfilDswissenschaften.

PraBBlea. Gedanensia. Dan/lg. Theodor BertUag, Antiquariat

IUP Heft 1 u. 2 des neuen Jahrgangs erscheinen als Doppelheft Ende Mte

Die Herauäyeber.

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