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Srundriß Raturlehre

von

Fried rich Albrecht Carl Gren, Profeſſor zu Halle.

BIBL.D,PHARM.GESEL Mit funfzehn Rupfertafeln. Deitte gauz umgearbeitete Auflage.

alle, bey Hemmerde und Schwetſchke. ‚1797-

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—— 6 * J

—8

Grundriß

der

Raturlehre

von

Friedrich Albrecht Carl Gren, Profeſſor zu Halle.

BIBL.D,PHARM.GESELS. Mit funfzehn Kupfertafeln.

Dritte gaus umgearbeitete Auflage. ö— —— —— Halle, bey Hemmerde und Schwetſchke. ..,. 1797.

widmet dieſes Lehrbuch

FR: einen oͤffenthlichen Bemeis

A &

fein e'r \

Hochachtung und Freundfchaft

der Verfaffer.

**

Borrede.

D. Fortfchritte, welche die Erperimentalnas turlehre feit der erften , und felbft feit der zwey⸗ ten, Ausgabe dieſes Buchs gemacht hat; die Entdeckung vieler neuen Thatſachen in dieſem Zeitraume; die Berichtigung mehrerer Lehren, und die Menge neuer Anſichten, zu welchen in dem Gebiete dieſer Wiſſenſchaft der vereinigte Fleiß fo vieler Naturforfcher ded in: und Aus⸗ landes Gelegenheit gegeben: hat, 5 machte es mir zur Pflicht, dieſe Ausgabe ganz umzuarbeiten, ° Die Beränderungen, die ſie dadurch erlitten hat, - find pon der Befchaffenheit, daB ſie als ein ganz neues Werk angefehen werden kann. Es wäre keines weges genug gemefen, neue Entdeckungen bloß in Anmerkungen hier und da einzuſchalten;

es

vs | Dorrede,

es mußten Altere, nicht weiter Haltbare, Theo⸗ rien ganz aufgeopfert, viele Lehrmeinungen ganz umgearbeiter werden, wodurch, Denn Form "und Materie des Buchs durchaus eine Veraͤnde⸗ tung erhtt. Ich habe feinen Fleiß geipart, um das Werk in Hinficht der Materien fo vollitäns

dig ald möglich zu machen, und eine Leberficht alles Wiffenswürdigen in dem Gebiete der Na⸗ turlehre zu geben; und ic) darf mir fchmeicheln, darin feinem meiner Borgänger nachzuftehen. | Die neue Ordnung, in welcher ich die einzelnen Lehren geftellt Habe, gewährt nicht nur eine nas türliche Berfnüpfung derfeiben, fondern erleiche tert auch die Ueberſicht des Ganzen, welches bey der Menge von Thatſachen gewiß ein nothwendi⸗ ges Erforderniß if. Kenner werden übrigens bald finden, daß ich nicht Bloß das Alte und Neue gefammelt Habe, fondern daß viele Säbe mir ei genthuͤmlich zugehören.

Der erfte Theil, melcher die allgemeine Naturlehre enthält, Hat fehr beträchtliche Abs änderungen und Zufäge. Im erften Haupt ſtuͤcke deſſelben trage ich die metaphyſiſche Nas turlehre vor, die mit Recht den übrigen Theilen

| der

DBorrede, vii

der Phyſik vorangehen muß. Es iſt in der That unverzeihlich, die Aufklaͤrungen, welche die kri⸗ tiſche Philoſophie hier verſchafft hat, zu ignori⸗ ren. Die Gruͤnde derſelben fuͤr das dynamiſche und gegen das atomiſtiſche Syſtem beſtimmten meine Ueberzeugung fuͤr das erſtere; doch trage ich auch das letztere zugleich vor. Ich habe in dieſem Abſchnitte ganz auf Kants metaphyfi—⸗ ſche Anfangsgruͤnde der Naturwiſſenſchaft gebauet; ich brauchte aber nicht die Ordnung zu befolgen, wie er bey der erſten Begruͤndung ſei⸗ nes Syſtems thun mußte, naͤmlich den Begriff der Materie nach den Momenten der Kategorien durchzufuͤhren. Die ganze reine Bewegungs⸗ lehre gehoͤrt mit Recht zu dieſem Abſchnitte, da ſie die Materie bloß als beweglich, ohne andere empiriſche Eigenſchaften derſelben, zum Grunde legt. Die Behauptungen, welche der ſel. Geh⸗ ler gegen die Saͤtze von Traͤgheit, Maſſe und Widerſtand gemacht Hat, gründen ſich auf ei⸗ nen bloßen Mißverftand, der freylich fehr allges mein if. Ich Habe ed für unnöthig gehalten, mich auf eine detaillirte Widerlegung derſel⸗ ben, die mir fehr leicht geworden ſeyn wuͤrde,

ein:

vHI Vorrede.

einzulaſſen. Unbefangene Kenner werden ſehr leicht ſelbſt entſcheiden koͤnnen; und fuͤr dieſe iſt Das, mas ich beym $. 62. geſagt habe, hinlaͤng⸗ lich, ihr Urtheil zu beitimmen, Im zweyten Hauptſtuͤcke handle ich von den Grundſtoffen der Koͤrper, die wir durch die neuere Chemie kennen, freylich nur vorerſt im Allgemeinen;

und dann von den Formen, worin ung Die Mas serien unierer Welt ericheinen. Ich leite diefe Formen von: den verichiedenen wechſelſeitigen Verhaͤltniſſen der beyden Grundkräfte der Mater rie bey dem fpecifiich verfchiedenen Arten derfel: benab. Die £ehre von der Kryſtalliſation fand bier ihren Platz. Die mannigfaltigen Phänos mene der Cohaͤrenz ftehen ebenfalls damit im Zuſammenhange, die wied rum auf die Lehr zen von den chemifchen DBerwandtfchaften führen. Die chemitche Auflöfung ift fein gerin- ger Beweis für das dynamiſche Syſtem. Um eines neuern Sophiſten in der phnfifchen Chemie willen, haͤtte ich wohl näher darauf hinzeigen fols - len, (ob es gleich von felbft aus dem Gefagten fließt,) daß die Kraft, welche das Anhängen li⸗ quider Materien an feite bewirkt, von der, wel:

che

DVorrede 1X

he die Aufloͤſung fefter in liquiden hervorbringt, nur dem Grade nach verichieden if. Im eritern Falle namlich ift die Anziehung zwifchen den Theilen des feften-und liquiden Stoffes nur groͤ⸗ ßer, als zwiſchen den Theilen des letztern allein; im andern Falle iſt ſie hingegen groͤßer, als die Summe der refpectiven Anziehungen zwiſchen den Theilen des liquiden Stoffes unter fich, ; und zwiſchen den Theilen des feſten Stoffes un: ter ſich. Im dritten Hauprftücke Handle ich Die Phänomene der Schwere im Allaemei: nen ad, die alle Körper, in fo fern fie ſchwer find, und ohne Ruͤckſicht auf ihre Form, ob fie naͤmlich feft, liquid oder erpanfibel find, jeigen. Dahin gehört die Lehre vom freyen Falle, vom Falle auf der fchiefen Ebene, von den Penvel: fchmwingungen, von der Wurfbewegung, von der. Centralbewegung ſchwerer Körper. Das vierte Hauptftüc enthält die Phänomene ſchwerer fefter Körper, und begreift die Lehre vom Schwerpuncte fefter Körper, vom Gieich- gemwichte derfelben, und von ihrem Stoße. Im fünften Hauptftücke find die Phänomene schwerer linuider Körper vorgetragen; oder

es

x Borrede.

es enthaͤlt den hydroſtatiſchen Theil der Natur⸗ lehre. Die Tabelle uͤber die eigenthuͤmlichen Gewichte (S. 242.) habe ich fo vollſtaͤndig als möglich zu machen geſucht. Das fechste - Hauptſtuͤck, von den Phänomenen fehwerer erpanfibeler Flüffigfeiten, ift ganz neu hinzuges kommen. In den vorigen Ausgaben waren Die ehren vom Drucke der Luft, der von ihrer Schwere und ihrer Elafticität abhängt, in der befondern Naturlehre, unter dem Abfchnitte von der Luft, abgehandelt worden; allein die Gelege des Druckes und Gleichgewichts der atmofphäris fchen Luft kommen allen ſchweren erpanfibelen Flüfigkeiten, allen Gasarten und Dämpfen, zu. Sie gehören alfo in die allgemeine Naturlehre, indem man das Wort: Luft, bier im generis ſchen Sinne nehmen fann, Der Abfchnitt von der Luft fällt in der befondern Naturlehre nun weg; denn die Lehre von der Gasbildung im All⸗ gemeinen, und von dem Einfluffe der Wärme auf Elafticität der Luft, ift beym Märmeftoffe abges handelt; die Unterſuchungen über die fpecififche Natur der einzelnen Gasarten aber find zerſtreuet Dep | der Betrachtung der ponderabelen einfachen Stoffe,

Borrede. x1

Stoffe, die ihre refpeetiven Grundlagen ausma⸗ chen, im zweyten Theile angeitellt worden. Ein Syſtem der Naturlehre foll ja fein Wörterbuch Derfelben feyn. Die £ehren vom Schalfe und Zone, die fonft auch in der befondern Naturlehre, und zwar bey dem Artikel: Luft, ftanden, ma⸗ chen jest in der allgemeinen Naturlehre das fie; bente Hauptſtuͤck, das die Schwingungsbes wegungen fchallender und klingender Körper begreift. Die Euft ift nicht der einzige, urs fprünglich fchallende Körper, ob fie gleich ein gemeines Fortpflanzungsmictel des Schalles iſt. Die eigenthümlichen Schwingungsbewegungen beym Schalle und Klange kommen allen contracs tilen und elaftifchen Körpern zu; fie gehören folg- lich für die allgemeine Naturlehre, Ich habe‘ Diefem Abfchnitte das Wichtigfte aus den vor: trefflichen Chladni ſchen Erfahrungen uͤber die Schwingungsknoten und Klangfiguren ein: verleibt.

Der zweyte Theil oder die beſondere Na⸗ turlehre hat im Ganzen noch betraͤchtlichere Um⸗ aͤnderungen erlitten, als der erſtere. Er iſt bloß der Unterſuchung der ſperifiſch verſchiedenen ein⸗

fachen

xii Vorrede.

fachen Stoffe und ihrer Verhaͤltniſſe unter eins ander, gewidmet. Der erfte Abſchnitt Handelt vom Wärmettoffe. Er hat durchaus beträchtlis che Zufäße und nähere Beftimmungen erhalten. Sch habe es nicht fir nöthig geachtet, auf das, was Herr Scherer neuertich gegen das Daſeyn eines materiellen Waͤrmeſtoffes vorgebracht hat, Nückficht zu nehmen. Ein gemiffer Grad von Stepticismus iſt zwar der Miffenfchaft vortheils haitz aber der Pyrrhonismus ift der Tod aller’ wahren Naturforfehung. Das zweyte Haupt ftück begreift das Licht. Die photomerriichen Unterfuchungen ded Herrn Grafen von Rum— ford, die neuen Entdecfungen in der Anatomie des Auges, find gehörigen Orts eingefchaltet, und die Gründe, worauf die Einrichtung achro⸗ matifchet Fernroͤhre beruhet, mehr entwickelt worden. Ganz neu find die nähern Unterſu⸗ chungen über die Mifchung und Entwicelung des Lichts und feine Verbindung mit Wärme: ftoff. Bey unparteyifchen und mahrheitslieben» den Forfchern, die auf die Sache und nicht auf Namen fehen, brauche ich mich wohl nicht zu entſchuldigen, Daß ich nach Herrn Richter hier | | noch

Vorrede. XII

noch den Namen: Brennftoff, brauche... Diejes nigen aber, welche Namen und Sache als alte fränfifch und deshalb verwerfen, weil es neu fraͤnkiſche Chemiſten von Anfehen thun, werden ſich vielleicht beruhigen, wenn ich ihnen fage, daß das Syſtem, welches ich befolge, noch neuer iſt, als das neufränfifhe. Im dritten. Hauprftüce find die ſchweren einfachen Stof fe, ihre Verbindungen und wechſelſeitigen Ber: hältniffe abgehandelt. Diefer Adfchnitt enthält die ganze phyſiſche Chemie. Ich eröffne die Un— terfuchungen darüber mit der. Eehre vom Wer: Brennen, und fege dadurch, diefen Abfchnitt mit den vorigen in genauen Zufammenhang. Das vorige Spftem der Chemie habe ich ganz aufge: geben; man wird jest alle Thatjachen des anti- phlogiftuchen Syſtems zum Grunde gelegt fin- . den, dejjen Luͤcken aber durch die neue Cehre vom DBrennftoffe ergänzt find. Das vierte Haupte ſtuͤck, von der electrifchen Materie, iſt ganz umgearbeitet., Die Gründe, welche ich $ 1315. angeruhrt habe, haben mich für das Franklini⸗ ſche Syſtem beſtimmt, das ich in den vorigen Ausgaben nur kurz berührt hatte, Judeſſen ha: | be

XV. Borrede,

be ich die Erflärungen aller Hauptfächlichen Phaͤ⸗ nomene der Electricität auch nach dem dualiſti⸗ fehen Spfteme vollitändig mitgerheilt. Die Er: fheinungen der fo genannten rhierifchen Electricis tät habe ich jest jo umitändlich vorgetragen, als es der Zweck ded Buche erlaubte. Sie find nuns mehr durch die fcharffinnigen Linterfuchungen des Herrn Dolta, mie ich glaube, völlig aufges Part, und für die Lehre von der Electricität kein geringer Zuwachs. Meine Theorie über die Natur und das Weſen der electrifchen Materie empfehle ich den Kennern vorzüglich zur Prüs fung und nähern Beurtheilung; ich bitte aber Daben auf den Zufammenhang derfelben mit der Theorie von der Natur des Lichts im zweyten Abichnitte die nöthige MNückficht zu nehmen. Im fünften Hauptftücfe, von der magnetifchen Materie, find die feit der legtern Ausgabe mie bekannt gewordenen neuen Entdecfungen nachges tragen; dagegen ift feine Theorie des Magnes tismus beygefuͤgt worden, weil jede befannte unzulaͤnglich ift, und jede neue hinzugefommene Thatfache jede vorige Theorie bisher umgeftos . Ben bat.

| Han

Vorrede. xXꝛv

Man wird den letzten Abſchnitt der vorigen Ausgaben in dieſer ganz vermiſſen; allein ich ha⸗ be mir vorgenommen, in einem beſondern Ban⸗ de die ſpecielle Betrachtung unſeres Erdkoͤrpers in aſtronomiſcher, geologiſcher und meteorologi⸗ ſcher Beziehung naͤher abzuhandeln. Bey den Fortſchritten, welche die Experimentalwiſſen⸗ ſchaften gluͤcklicher Weiſe machen, wird ihr Um⸗ fang immer groͤßer; aber es darf der Wiſſen⸗ ſchaft wohl vicht zum Vorwurfe gereichen, daß zu ihrem, einiger Maßen vollſtaͤndigen, Lehrvor⸗ trage der halbjährige Eurfus nun nicht mehr hin⸗ reichend bleibt. |

Uebrigens habe ich mich bemühet, in meis nem Buche die Mittelftraße zwiſchen einem kur⸗ zen aphoriftikhen Bortrage und einem ausfuͤhr⸗ Jichen Discours zu halten, die nöthigen Verſuche mit Deutlicjfeit zu befchreiben, die Erklärungen mit Beſtimmtheit zu geben, und befonderd die Geſetze, wornac die Wirkungen gefchehen, her⸗ auszuheben. Da, wo ber compendiarifrhe Zweck des Buchs feine nähere Befchreibung der Werkzeuge und Werfuche verftattete, habe ich Die nöthigen litteraͤriſchen Nochweiſungen gege⸗

ben.

xvi Vorrede.

ben. Ueberall wird man mein Beſtreben, dem Werke mehrere Vollkommenheit zu verſchaffen, bey Vergleichung mit der letztern Ausgabe wahr⸗ nehmen. koͤnnen. Halle, den gten May 1797.

F. A. G. Gren.

Druck—⸗ und Schreibfehler.

Beite: 241 ). 3, Zeile 3 und 4 ftatt einander lies gegen einander | ©. 44 3.17 ft. Zeiten 1. Geſchwindigkeiten. S..49, $.80, 3.8 fl. Qualität I. Quantität. | Ä j S. 64, 3.4 ft. AB-I. Ab.. > 3

S. 78, 4. 122, 8.9 ft. torpfbar I, troplöäe

©: 267, .3.8.f. längern I. kuͤrzern

S. 232, 3. 8 ſt. CB 3u CE I, CE gu CB.

.&.531, 3.ı ft. aus der Luft I. aus dem Blafe in die Luft

&.656, $.1033, 3.2 fl. antiphlogiftifchen- l. phlogiftifchen

Grundriß

ber

Naturlehre.

Einleitung.

. 1 MT arır heißt der Inbegriff der Kräfte eines Dinges,

Rob. Boyle tr. de ipfa natura, five libe‘a in receptam natarae notionem disquilitio. Genev. 1688. 4. und in der lateimifchen leberfegung feiner Operum, eb. |

Eontt verftebt man auch. unter dem Worte, Natur, die erfte Grunduriab der Erfheinungen in der Welt, oder die hers »rbringende Urfah der Dinge uud ihrer Wirfunaen, und darauf beiiehen fich die Ausdrüde: die Natur bringt

bervor, die Natur thut dies und jenes, m. ſ. w. Dies war die ‚Vatura naturans der Scholatifer gerner braucht man dus Wort, Yıatur, auc für den Inbegriff aler mates riellen Dinge , oder gleichbedeutend mit dem Worte, Welt; und darauf beziehen fich die Redensarten: Man trifft in der ganzen Yıatur dies und das nicht an, u. d. m. m dıefen SEinne iſt ed dıe Natura naturata der Scholaſtiker.

natuͤtlich, Fünftlıch, unnatuͤrlich (praeter naturam ), wider narürlıch (contra naturam ), und wunderbar. Bedeutung | und Unterfhieb diefer Worte,

6. 2. Zersft nennen wir jede Urfach der Veräns krung des Zuftandes eines Dinges oder der Dinge, 3. Für uns ift feine andere Veränderung des Yuftandes der Dinge gedenfbar, als die ihr raͤum—⸗

| Ihes Verhaͤltniß betrifft; folglich find Kräfte Urs ſichen der Aenderung des räumlichen Verhäftniffes dr Dinge, entweder unter einander oder in ihren

4 | Theilenz

* 3 + !

a. Einleitung, | J

Theilen; oder mit andern Worten, Kraft iſt, Bewegung hervorbringt, oder hemmt.

6. 4. Naturwiſſenſchaft oder Naturlehre (Phy fica), im weitlaͤufigſten Sinne des Worts, iſt dem nach die Wiffenfchaft von. den Urfachen der Berän derung des Zuftandes der Dinge. Wir fchränfer

fie indeſſen nur auf Gegenftände der äußern Sinng

oder auf materielle Dinge ein,

‚85. .MWir nennen die Veränderungen, die fid in Anſehung des Zuftandes,der Dinge der Sinner

welt zutragen, Naturbegebenheiten oder Erfeheh

nungen (Phaenomena). Die Urfachen derfelben auf, zuſuchen und anzugeben, ift eben der Zweck der Natur

lehre ($. 4.).

$. 6. Dieſe rationelle Naturlehre ſetzt die hiſto

riſche voraus, welche die Aufzaͤhlung der Gegenſtaͤnd

der Sinnenwelt zum Zweck hat, die weſentlichen Kenn |

zeichen, durch welche ſich die natürlichen Körper von

einander unterfcheiden, angiebt, und ſich mit ihrer |

fuftematifchen Kfaffification beſchaͤftigt. Man nen die Ichtere, Lrarurgefchichte (Hiftoria naturalis),

und unterfcheidet fie noch von der GBefchichte der -

Natur, welche die Veränderungen, die unfere Sin—

nenwelt erlitten hat, erzählt, wovon wir aber nur

Bruchſtüuͤcke beſitzen.

Man ſchraͤnkt, * des wytlaͤufigen Umkanges, die Nas turichre nur auf die fogenannte todte Natur ein, mit

‚Ausichluß der Phänomene des Lebens organiſcher Körpers

die man ın der Phyſiolegie abhandelt.

$. 7. Die Naturlehre erkläre die Naturbege? benheicen (5. 5.), wenn fie die ° Urfachen derſelben

le

$. 8.

*

Einleitung. 3

$. 8. Beh dieſen Entwickelungen der Urſachen von den Naturbegebenheiten kommt fie endlich auf ſolche zurück, die: nicht mehr Ein Gegenſtand unferer ſinnlichen Wahrnehmung ſind, und die daher außer den Graͤnzen unſerer Erkenntniß liegen. Sie muß bey dieſen Urſachen, als Grundkraͤfren, ſtehen bleiben, wo; fie Die Schranfen unſerer Erfahrungserkennt⸗ niß berechtigen. Von diefen feßten -Urfachen kennen wir nur die Wirkungen, nicht die wirkende Urſach am fi. Alle Speculationen. und alles Dogmatiſiren über diefe feßten Grundurfachen hat die Wiſſenſchaft nicht im mindeften gefördert; und wenn es auch.gleich möglich, und ſogar auch wahrscheinlich feyn möchte, daß die, welche wir für Grundurfachen halten, noch iammengefeßt ſeyn fönnen, fo müffen wir uns doch bey ihnen beruhigen, fo fange ung zu ihrer Serglieder rung alle Erfahrung verläßt.

Dos Auffteigen des Waſſers in dem Etiefel ber —— it eine. Naturbegebenheit (nach f. 5.). Sie wird erklaͤrt dur den Druck der Luft; denn in dieſem fieat der zus reibende Grund diefer Veränderung. Die Luft ſelbſt aber druͤkt durch die Schwere ihrer Theile, und die Felge dies fer Schwere, oder die Schwerkraft, liegt außer den Graͤn⸗ zen! unferer finnlihen Wabrmebmung. Mir bleiben dar ber bey ihr, als einer Grundurſach, oder einer Grundkraft fteben , deren Wirkung wir nur erfahreny-die wir aber an * ſelbſt nicht erkennen koͤnnen.

Alle Naturbegebenheiten nach ge⸗

vu nabaͤnderlichen Regeln in der Koͤrperwelt, und die Wirkungen erfolgen immer auf einerley Art, wenn fih die Körper in einerley Umftänden befinden. Die Beſtimmungen dieſes beftandigerf Erfolge, der Wirkungen bey Körpern unter einerfen Umftänden nennt man Naturgeſetze (Leges naturae). Sie ſind A2 freylich

——

4 Einleitung:

feeplich nur Folgerungen, welche wie ans den Wire kungen der Körper. ziehen, oder Geſetze, welche mir in die Körperwele eintragen. Nur die Wirfungen find- in dee Natur, die Geſetze dazu fegt unfer Vers fand hinein. Die Kenntniß diefer Naturgefege. ift indeſſen für uns von der größeften Wichtigkeit und vom größeften Nußen. Sie verfchaffen uns eine all gemeinere Ueberficht der Phänomene, bringen Einheit im unfere Vorftellungen, und befehren ung von dem, was gefchehen Fann und wird, oder nicht wird, wenn dieſe oder jene Umftände eintreten. Indeſſen muß man zugeben, daß, wenn man die Ntaturbegebenhei: ten auf allgemeinere Maturgefege zurücdführt, dies noch nicht diefelben erklären ($. 7. ) heißt; oder daß Kenntniß der Maturgefege noch nicht Kenntniß aus Urfachen ift.. Beide thun aber auch einander feinen Eintrag, und es bleibt dem ohngeadhtet wahr, daß die Kenntniß der Gefeße der Natur mehr werth ift, als Erflärungen aus Hppothefen, und daß wir in fehr ‚vielen Fällen beffer hun, uns erft um diefe Ge- ſetze zu befümmern, ehe wir es wagen dürfen, nad) den Urfachen zu forfchen. Der Nugen der Kenntniß der Naturgeſetze fließt aus ihrer Allgemeinheit und Beftändigfeit. Als Benfpiele zur Erläuterung dienen hier: die Zeit des Traͤch⸗ »$igfenns der Thierez; das Geſetz der Brechung des Lichts; das Verbältnifi, das hierbey zwiſchen dem Sinne des Eins fallswintels, und dem des gebrochenen Winfels Statt findet das Gefeh des Falies der ſchweren Korper im leeren Mits tel; das hydroſtatiſche Geſetz; das Reflexionsgeſetz; das

Gefetz des Anziehens ungleichnamıger Pole des Magnets 3 des Abftopens gleihmamiger Polc.deffelben, u. d. m.

Bepfpiele des. Nutzens für die Ausübung geben: die Anwens dung des Geſetzes der Leitung der electrifchen Materie zu

Einleitune 5 Gewitterableitern; die Anwendung der Kenntni wandtchaftsgeiene in der Chemie, u. a. s . er

$. 10. Ben den Erflärungen der Naturbegebens beiten erforfcht die Naturlehre die Urfachen derfelben, welche den Grund von jenen in fich enthalten, auf eine doppelte Weile, teils durch Erfahruntggen (Ex- perientiä), theils durch Jolgerungen und Oernunfe: Kblüffe (Ratiocinio), die fie aus den ee jieht. | 6. 11. Erfahrungen ($. 10.) heifen bie Wehe⸗ nehmungen der Veränderungen an ven Materien un: ferer Welt durch unfere Sinne. Mir laffen hiebey bie Dinge entweder in dem Zuftande, morin fie fich ohne unfer Zuthun befinden, und dann heißt die Er: fahrung eine Beobachtung oder Bemerkung (Obfer- yatio); oder wir verändern dabey worſetzlich ihren Zu: ſtand, und laſſen fie bey veränderten Umſtaͤnden an⸗ dere Wirfungen äußern, die fie für fich felbft nicht hervorgebracht haben wuͤrden; in biefem Fall nennt man die Erfahrung einen Verſuch ( Experimentum).

4. 12. Durch Verſuche lernen wir. AWirfungen ımd Kräfte der Dinge fennen, die wir durch bloße Beobachtungen wielleicht nie würden wahrgenommen haben, und dringen durd) fie tiefer in die Natur der Körper ein. Sie verleiten aber auch, zumal wenn fie fehr verwickelt find, viel leichter zu Irrthuͤmern als bloße Beobachtungen. Mangel an Beobachtungen macht Berfuche nothwendig; aber die Verſuche müffen auch auf Beobachtungen zuräcführen, wenn fie alle Phänomene unter einander verbinden, und die allge:

| Ä meinften

j

6. Einleitung -

meinſten Urſachen entwiceln follen. Ben manchen Dingen ift die Erfahrung durch Verſuche unmöglich.

6. 13. Die Mittel, dutch welche wir Erfah⸗ zungen anftellen, und die Veränderungen mit den Sinnen wahrnehmen, oder der Unvollfommenheit unferer Sinne zu Hülfe fommen, heißen Werkzeuge, Inſtrumente. Man begreift fie zufammen unter dem Damen des pbyfifchen Apparate (Suppellex phyfica). Einfachheit, Genauigkeit und Reinlichkeit ſind nothwendige Erforderniſſe derſelben.

$: 14. Zur Anſtellung der Erfahrung wird eine gute DBefchaffenheit der Sinnorgane, die Anwendung ‚mehrerer Sinne (wenn fie Statt haben kann), Auf: merkfamfeit auf alle Umftände, um nichts zu überfes ben, die firengfte Genanigfeit, Vorſicht, Mangel an Vorurtheil, Unpartenlichkeit, und endlich Vollfom; menheit der Merfzeuge erfordert. Die Abänderung ber Berfuche.ift von dem groͤßten Nutzen, und a uns defio ficherer vor Serthümern.

$. 15. Bloße Erfahrungen fönnen feinen Nutzen haben, wenn nicht Folgerungen und Schlüfle au“ die Natur des unterfuchten oder mahrgenommenen Ges genftandes daraus hergeleitet werden können. . Der Naturforſcher muß daher auch aus den Erfahrun⸗ gen, die über die Dinge angeftellt worden find, durch sichtige Schlüffe die Natur der Körper beftinnmen und die Urfachen der Raturbegebenheiten entwickeln; dann uber auch feine Folgerungen durch Verſuche und de auch unter abgeanderten Umftänden,

T zu

I)

Einleitung Si 7

zu Beftätigen fuchen. Er muß zuerft die Kräfte ver Stoffe analytiſch erforfchen, und dann aus ihrer Verbindung unter einander ſynthetiſch die Folgerun: gen machen, die zur Erklärung der Veränderungen und der Naturbegebenheiten dienen, - Er verdient den Namen eines Naturphiloſophen, wenn er ben den Erflärungen der mannigfaltigen Naturbegebenheiten fie bis auf die letzten Grundurſachen zurückfuͤhren

kann.

Franc. Bac. de de interpretatione naturae; in ſei⸗ nen Operibus. Lipſ. 1694. fol. ©. 264 ff. Torb. Berg- mann deindagando vero; in feinen Opusc. phy/.-chemic. Vol.1. Holm. et Lipl. 1779. 8. im Inzroitu. »!. Sennebier

X Vart d’obferver. à Geneve 1775. T. I. u Die Kunft zu beobabten, von J. Sennebier, a. d. Fr. von Gmelin, feip;. 1776. T. 1.11, 8. Carrard art @’ oblerver. a Am-

fterdam 1777: :

$. 16. Die Erflärungen, die weder auf Er- fahtungen, noch auf richtigen Vernunftfchlüffen bes ruben, dürfen fchlechterdings nicht Statt finden. Da wir aber ben den Erflärungen der Naturbegebenheiten nicht immer die wirfenden Urfachen finnlich mahrneh: men und unterfichen fönnen, fo höthigt ung in die: fem Zalle die Befriedigung des-Bedürfniffes unferes Geiſies, eine Urſache im Voraus anzımehmen, aus der wir die beobachteten Wirkungen folgern, Dieſe Frflärungsart heißt Die byporbetifche, und iſt der

%

caregorifchen entgegengejeßt, wo-man auf ſiunlich zu

erweiſende Urſachen zuruͤckgeht.

4. 17. Nur der Mißbrauch der Eike iſt

verwerflich; der gehörige und kluge Gebrauch derſel⸗

ber iſt oft nuͤtzlich. Sie geben nicht ſelten Gelegen-

beit. zu neuen und abgeanderten Verſuchen, und bies ten

8 Einleitung.

ten alfo Stoff zur Erweiterung unferer Kenntniß und zur Erforſchung der Eigenfchaften der Körper dar; und es ift nicht zu leugnen, daß fie felbft zur Erfin⸗ dung der Wahrheit, und zur Vervollfommnung dee Naturlehre beygetragen haben. Nur muf man bey der hydothetiſchen Erflärungsart zugeftehen, daß fie nichts weiter, als hypothetiſch iſt.

$. 18. Eine Hypotheſe muß, wenn fie zur, Er⸗ Härung zugelaffen werden fol, auf Verfuchen oder Beobachtungen beruhen, zur vollftändigen und uns gezwungenen Erflärung der Naturbegebenheiten hin⸗ reichen, und keinem andern ausgemachten und allges Meinen Naturgeſetze mwiderfprechen. Dieſe Eigen- ſchaften beftimmen ıhre Wahrfcheinlichfeit, und diefe fleigt bis zur hoͤchſten Stufe, wenn alle und jede Sof: gerungen daraus hergeleitet und die Unmöglichkeit einer jeden andern Vorausfeßung dargethan werden kann. Die analogifhen Erflärungen find oft nuͤtz⸗ lich, aber fehr leicht trügerifch, und alfo nur mit der größten Vorficht anzumenden.

6. 19. Bey den Erflärungen find folgende Regeln (Regulae Newtonianae ) zu beobachten: 1) Reine andere Urſachen find für wahr zu balten, ale welche zur ungeswungenften, einfachften und verftändlichfter Erklaͤrung einer Naturbegebenheit nothwenditz und binreichend find. Die Urfachen aber find wahr, a) wenn fie finnlich in der Natur ju ermweifen find, und es ausgemacht ift, daß fie bey der beobachteten Maturbegebenheit zugegen waren,

| alle

Einleitung. 9

alle andere Urſachen aber dabey offenbar ausgeſchloſſen werden; b) wenn das Phänomen nicht bloß möglicher Weile, fondern offenbar daraus fließt; c) wenn _ unter abgeänderten Lmftänden eben diefelbige Urfach auch diefelbigen Phänomene hervorbringt; und d)ends lich, wenn bey der Wegnahme der Urfach das Phaͤ⸗ nomen wegfällt.

Erlänterung ver& das Benfpiel vom Auffeigen des MWaffers

vermittelt des Druds der Luft in Ganpumpen. Petr. —7 ——— introd. ad philoſ. nat. L. B. 1761. 4. . XXX

$. 20. 23 Wirkungen von einerley Art müf ſen auch einerlev Urſach zugefchrieben wenden, Hierben muß man fich aber hüten, von der Aehnlich⸗ feit und der Uebereinflimmung gewiſſer Umftände ver: ſchiedener Phänomene auf die Identitaͤt ihrer Urſach zu ſchließen, und oft hält es.fchwer, das Zufällige, mas die Aehnlichfeit macht, von dem Meinufchen zu unterfcheiden.

Mujchenbroek a. a. D. |. XXXIV.

$. 21. 3) Die Eigenſchaften der Zörper,

welche Feine Abänderung fähig find, und die man bey allen Zoͤrpern, mit Denen man Verſuche an- ftelln Eann, antrifft, find für: allgemeine Eigen⸗ ſchaften der Koͤrper zu halten.

Mufchenbrork a. a, D. $. XXXV.

$. 22. 4) Die aus den Phänomenen durch

Jnduction gefammelcen Säge muͤſſen wir, ohnge⸗ achtet der entgeggenftehenden Hypotheſen, für völlig wahr, oder ſehr nahe für wahr halten, bie wir auf andere Phänomene treffen, durch N

10 Einleitung.

noch genauer gemacht, oder Auonahmen

unterworfen werden.

AMuſechenbrock a. a. D. f. XXXVI. Ifaac Newton Philofoph. natural. prineip. mathem. L. III.

$. 23. Zur philo ſophiſchen Erklaͤrung der natuͤr⸗ lichen Begebenheiten und Wirkungen der Materie, wird außer der noͤthigen hiſtoriſchen Kenntniß der Körper erfordert, daß man die ungleichartigen De: ftandrheife'der Körper, und die einfachen Stoffe über: haupt, die Art und Weiſe ihrer Vereinigung, und ihre DVerhältniffe unter einander Fennt; und dann endlich, dag man die Größe ihrer Kraft gehörig . ermeffen kann. Die Kraturgefchichte, die Chemie, und die Mathematik werden aljo die Grundlage, auf welche man das Gebaͤude der philoſophiſchen Na⸗ turlehre errichten muß. $. 24. Auf diefe Art wird dann die Naturlehre, fo unvollfommen fie auch nod) ift, zu der nuͤtzlichſten -MWiffenfchaft erheben, die unſerm Verſtande Nah— - zung, und unferm phyfifchen Zuftande Vorgheil ver: fchaffen fann, Sie giebt die unverfennbarften Fin: gerzeige von dem Dafenn eines allmaͤchtieen, weifen und guͤtigen Weſens, reife uns unmwiderftehlich zur Bewunderung deſſelben hin, und. erhöhet. unfern Glauben an daffelbe; fie macht uns näher mit uns felbft befannt; fie lehrt uns die Körper kennen, deren. wir uns täglich zu unferm Unterhalte bedienen; fie jeigt ung den Nutzen mehrerer für unfere Geſuͤndheit, und lehrt. uns den Nachtheil anderer für ung gehörig RER: fie giebt Mittdl an die Hand, bie natürlichen Dinge

Einleitung. | 11

Dinge zur Nothdurft und Bequemlichkeit des Sebens anzumenden; fie unterhält uns auf die angenehmfte Weite, und fchafft Vergnügen; fie zerftört am fräf: tigften die Feſſeln des Aberglaubens, ſchuͤtzt uns vor tbörichten Folgen veffelben; und endlich, (was fein unbeträchrlicher Mugen it!) fie führt uns chen fo zur Demuth und Beicheidenheit, und zeigt.uns, Daß unfer Wiſſen hoͤchſt eingefcyränke ift, als fie ung zur weitern Anſtrengung unferer Verſtandeskraͤfte immer mehr und mehr ermuntert, und Gelegenheit darbietet.

6. 25. Da bie Naturlehre eine gemiſchte Wiſ—⸗ ſenſchaft iſt, ſo darf ihr Lehrvortrag ſich nicht bloß auf ſpeculative Betrachtungen einſchraͤnken, ſondern et muß intuitive Kenntniſſe ertheilen, die lehrſaͤtze aus Erfahrungen herleiten und durch Verſuche bewei⸗— fen. Die richtige Verbindung der_empirifchen mit der ſpeculativen oder theoretifcben Phyſik macht erſt das Lehrgebaͤude vollſtaͤndig. Am nuͤtzlichſten ſcheint mir die Methode, nach welcher man bey dem Vor: trage die Theorie mit den Verfuchen verwebt.

G. 26.

Geſchichte der Naturwiſſenſchaft.

Spuren phyſikaliſcher Wiſſenſchaften bey den Voͤlkern des hoͤchſten Alterthums, den Hindus, den Babyloniern oder Chaldaͤern, Perſern, und Aegyp⸗ tern. Data, als Beweiſe der wiſſenſchaftlichen phyſikaliſchen Kenntniſſe eines Volkes der Urwelt. Ver⸗ fall dieſer Kenntniſſe bey den vorgenannten Voͤlkern.

Wenige

12 Einleitung

Wenige Fortfchritte der Naturlehre bey den Griechen, und Hinderniffe derfelben durd) übertrie= bene Erflärungsfucht und Speculation, und Mangel an Erperimentalunterfuchungen. Thales (um das 3: d. W. 3400), Pythagoras (3475), Demo eritus (3500), Plato (363), Ariftoreles (3664), und die Periparetifer; Zpifur (3900). Stiftung ber Schule zu Alerandrien. Große Bervollfomms nung der Mathematik und Aftroncmie ben den Griechen in dieſer Schule: Euklides (300 3. vor €. G.), Sipparchus (160 3. vor C. G.), Utolo⸗ maͤus (im 2. Jahrh. nach C. G.); Archimedes zu Syracus (250 J. vor C. G.).

Geringer Fortgang der wiſſenſchaftlichen Natur⸗ lehre ben ven Römern. Lucres (im 1. Jahrhundert vor C. G.), Seneca und Plinius der ältere (im 1. Jahrh. nad) E. ©. ).

Verfall der Maturlehre und der Weltweisheit überhaupt beym machfenden Verfall des römifchen Reiche. Zabbaliftifche und gnoſtiſche Philoſophie. Neuplatoniſche Philoſophie. Myſtik. Alchemie.

Erhaltung und Bearbeitung mathematiſcher, aſtro⸗ nomifcher und chemifcher Kenntniſſe bey den Atabern (vom 9.5. nah C. ©. an).

Traurige Befchaffenheit der Maturmwiffenfchaft in den abendländifchen Reichen, vom Einfall der kriege⸗ rifhen nördlichen Völfer ins römifche Reich im stem Jahrh. nad E. ©. bis zur allmäligen Wiederherftel: lung der Wiffenfchaften im 15. Jahrh. Scholaftifche

Philo⸗

Einleitung. 13

Philoſophie. Einige wichtige practifche Entdeckungen biefes Zeitraums, des Compaſſes, der Brillen, des Schießpulvers. Fortichritte einzelner mechanifchen Künfte und Operationen. Albrecht der Große (im 13. Jahrh.), Slavio Giojas (im 14. Jahrh.).

Urfprung der Zrperimental: Phyfif. Schleu⸗ nige Fortſchritte der wiſſenſchaftl. Kenntniß ver Na— turfehre: Nicol. Copernicus (geb. 1472, geſt. 1543) Tycho de Brahe (geb. 1546, geſt. 1601); Franz Baco von Verulam (geb. 1560, geſt. 1626)3 Galileo Galilei (geb. 1564, geſt. 1641); Job. Repler (geb. 1571, geft. 1630); Peter Gaffendi (geb, 1592, gefl. 1655); Willebrord Snellius (ab. 1591, geſt. 1626); Renat des Cartes (geb. 1596, geft. 1650); Evangeliſta Torricelli (geb. 1618, geſt. 1647); Otto von Guerike (geb. 1602, geft. 1686); Rob. Boyie (geb. 1626, geſt. 1691); Gottfr. Wilb. Leibnig (geb. 1646, geft. 1716); Waac Newton (geb. 1642, 'geft. 1727).

Meuerer Zeitraum. Ermeiterung ber fehre von der Blectriciuche. Sortfchritte der Naturlehre durch Bervollfiommnung der Chemie. Entdeckungen in ver fehre von der Luft und den erpanfibeln Slüfjigkeiten. Berdienfte der Neuern; herrfchende Mängel; Hin; derniffe,. Die ihren Fortſchritten entgegen find.

Es fehlt uns noch eine ausführliche und zuſam⸗ menhängende Geſchichte der Naturwiſſenſchaft. Das Werk des Hrn. de Loys: Abregd chronologi- que pour fervir à | hiftoire de Phyfique, à Strasbourg,

® #

14 Einleitung.

T. I— IV. 1786 89. 8. fangt erſt mit Galiler vom 9. 1589 an; die Ordnung deſſelben iſt nicht mufterhaft, und die noͤthige Ericif wird. oft vermiße. -

27. Verzeichni ih einiaer phyſikaliſchen Schriften. ‚ı) Syſteme und Lehrbücher.

x) Iuac Neutoni philoſophiae naturalis ‘principia mathe- matica. Lond. 1687. 4. 1726. 4. J Eaden: perpetuis commentariis illuftrata, .[tudio P. P. Mo- mge le Sueur et Franc. Jacquier. Generae. T. I— IV. 1739. 4. 1750. 4 Eadem commentationibos illuftrata potifimum Tef- fanek et quibusdam in locis veterioribus Th. /e Sueur er

- Fr. Jacquier aliter propolitis. T. I. Pragae 1730. 4.

a) Phyfices elementa mathematica, experimentis confirmata, auet. Guild. Jac. S’Gravefande, Leidae 1719. 4. 1744. T.1. 11. g. ed. 3a.

3) Chriſt. Wolfs Verfuh zu genauerer Kenntniß der Natur und’ Kuaft. Halle 1721 1723. B. I— IN, 8.

4) Petr. van Mufchenbroek introductio ad philofopbiam natu- ralem. Lugd. Bat. 1762. T. 1. Il. gr. 4

$) Lesons de Phylique experimentale, par Mr. 1’ Abbe Nollet. a Paris 1743: u, f. T. 1— VI. $.

Des Herrn Adts J. A. Nollet Vorlefungen über die Erperis mentalnaturlebre,. Aus d. Franz. Erf. 1749 1764. ‚ae. 1— 6.8.

6) Job. Andre, Segners Finfeitung in die Naturlehre. Böttins gen 1746. $. 1754. 8. 1770. 8. 7) Praelectiones in Phyhiecam theoreticam, confcriptae a Geo,

Walg. Krafft. Tubiug. 175%. 8. in Phylicae partes mecha- nicas. P. Il. 1751. 8. in Pbyfhica» partes opticas et his

cognatas. P. Ill, 1754. 8. 8) Job. Ped Eb⸗rhards erſte Gründe der Naturlehre. Halle 1752. 8. 5te Auflage 1787. 8. ' 9) Com

Einleitung. i5 $) Compendiaria phyhcae inftitutio, quam in ulum auditorum elucubrarus eft P. Mako. Vindobonae. P. I. Il. 1762. 8. 10) Inftitutionum phyficae pars I. ſeu phylica generalis, con- feripta in ufum tironum a Carolo Scherffer. Vindobonae. 1763. P. Il. feu phyfica partieularis. ib. eod. 8.

11) Lesons de Phyfique experimentale, par M. de la Fond. à Paris 1767. T, 1. 11. 12,

In veiiung zur Erperimentals Phyfif, a. d. Er. ded Hrn. Sis

gaud de la Sond. Dresden 1774. Th. J. 1. gr. 8,

Ebendeſſelben Elemens de phylique theorique et Er tale. a Paris 1777. T.1— IV. $.

12) Anfangearinde der Naturlehre, von Joh. Chriſt. Polyk. Erxleben. Göttingen 1772. 8. 1777. 8. mit Zufäßen von 6. €. Lichtenberg. 1784. 8. 1787. 8. 1791. 8. 1794. 8.

13) Wenzesi. “job. Guftav Ratften Anfangsgrinde der Naturs Ichre. Halle 1789. 8. Zweyte Auflage von $. A. €, Gren. Halle 1790. 8.

14) Ebendefielben Anleitung zur gemeinniglichen Pe ber Natur, Halle 1783. 8.

15) Ebendeflelben kurzen Entrourf der PROERTRIBENIWAIT: Halle 1785. 8.

16) T. G. Kratzenfteins Vorlelungen über die Experimental- phzlük. 6. Auflage.‘ Kopenhagen 1787. 8.

17) Elemens de Phylique en forme de Tables, par M. Schu« rer. a Strasbourg 1786. 8. T. 1.

18) I. H. ven Swinden politiones pbyhicae. Harderovici T. J.

1786. -T. Il. 1787. gr. 8.

19) Grundlage zu meinen PVorlefungen über die Erperimentals phyſik, von Marcus Zerz. Berlin 1787. 8.

20) Metaphyſiſche Anfangsgrinde der Naturwiffenfhaft, von Immanuel Bant. ate Auflage. Riga 1787. 8.

:1) William Nicholſon's Einleitung in die Naturlchre. Aus dem Engl. mit Zufäßen u. Anm, von U. 5. Lüdife. B. 1. II. Leipzig 1787. 8.

3) Brundrig des marhematifchen u. chem, s mineral. Theils der. Naturlehre, von Joh. Phil, Zobert. Berlin 1789. 8.

23) Geo.

16 Einleitung. 23) Ged. Sim. Blögels Anfangtgründe der Naturlehr; in Ver⸗ - bindung mit der Ebemie und Mineralogie. Berlin und

Stettin 1792. 8. und in deflen Encyklopaͤdie, ate Auflage, Th. 11. Berlin und Stettin 1792. 8.

a4) Bo. lefungen über die Erperimentalphufif, von F. C. Achard. Th.l IV. Berlin 1791. 8. i

a5) Vollſtaͤndiger und faßlicher Unterricht in der Naturlehre. In einer Meihe von Briefen an einen jungen Herrn vom Stande, von Michael Zube, Leipzig. ©. 1. 1. 1793. B. IN. 1794. 8.

96) Compendium inftitutionum phyhicarum in ufuın audito= rum confcripfit Maschaeus Pankl. Pofonii. P. 1. 11. 11]. 1793. 8.

57) Srundriß der Öffentlichen Vorlefungen über bie Erperimens talnaturlehre, von B. Wiarimus Imhoff. Münden. Th. I. 1794. Th. II. 1795. 8. i

38) Ad. wilh. Hauchs Anfangsgründe der Naturlehre, a. d. Dänifhen überfegt von Joh, Clem. Tode. Kopenbagen und Leipzig. Th. I. II. 1795. 8.

a9) R. Sullivans Ueberfiht der Natur, in Priefen an einem _ Keıfenden. Aus dem Engl. mit einigen Anmerkungen. Leipzig. 3.1. 1759, B. 1. 1796. 8.

0) Lehrbuch der Naturlehre, von Jul. Conr. Yelin. B. L. Ansbach 1796. 8.

2) Wörterbäder.

Phoſitaliſches Wörterbuch, oder Verſuch einer Erklaͤrung der vors nebmften Begriffe und Kunftwörter der Naturlebre in alpha⸗ berifcher Ordnung , von Job. Sam. Traugott Gehler. Th. 1. Leipzig 1787. Zb. 1. 1789. To. IIL 1790. Th. IV. 1791. Ch. V. 1795. Th. VI. 1796. 8.

x

3) Vermiſchte Séqriften.

ı) Franc. Bacon. de Verulamio opera omnia, opera Simon, loh. Arnoldi. Lipf. 1694. fol.

a) Robert. Boyle opera varia, Genevae 1680.4 cum appendic, 1682 1688. 3) Chrif.

Einleitung. 12

3) iſt. Hugenii opera varia, cura Guil. Inc. $’Gravefunde, T. L II. Lugd. Bat. 1724. 4 _

Eiusd. opera reliqua. T. I. II. Anıftelod. 1728. 4.

6) Pecri var Mujchenbroek phylicae experimentalis et geome- tricae disfertationes, Lugd. Bat. 1729. 4

$) Tentamina experimentorum naturalium captorum in aca- demia del Cimento, edit. a Petr. van Mufchenbrocks Lugd. Bar. 1731. 4.

6) Leon. Euleri opuscula varii argumenti. T. I Il. Berol; 1746. 1750. 1751. 4

( Ebendeſſelben) Lettres & une princelle d’Allemagne fur

divers Jujets de phyhique et de philofophie. T. I- ıır,

-& Mitau 1770 1774. 8. Nouv. Edit. par M. de Condor eet et dela Croix. & Paris. T. 1. 1787. T. II. 1788. or. 8.

Briefe an eine deutſche Prinzeffin über verfchiedene Gegenftände aus der Phyſik und Philofophie. I— II. Th Leipzig 1769 1774. ar. 8. Meue Ausgabe von Sr. Kries. BL - Gotha 1792. gr. 8, ——— |

7) Abe. Gorth. Kaefiner disfertationes mathematicae et phy- fieae. Altenb. 1771. 4. i

2) Recherches fur les medifications de P atmofphere, par Jean Andre de Luc. T. 1. II. & Göntve 1772. gr. 2.

J. 4. de Luc Unterfuchungen über die Atmofphäre, und die zu Abmeflung ihrer Veränderungen dienlichen Werkzeuge, 0. d. Stanz. Th. 1. II. Leipzig 1776. 1778. 8.

9) Ebendeffelben Iddes fur la meteorologie. T. 1. II. A Lon- dres 1786. 8. . ; Fine Ideen über die Meteorologie, von J. A. de Luc, a, d.

dr. Th. J. II. Berlin und Stettin 1787. 1788. 8,

10) Voyages dans les Alpes, par Horace Bened, de Sauflure, T.1— IV. & Gentve 1780 1786. gr. 8. |

Horat. Bened. von Sauffure Reifen durch die Alpen, a, d. Sranz. Leipzig 17817 1788. B.I-IV. 8.

11) Se. Earl Achards chpmifchs phyſiſche Schriften. Berlin 1780. $, | 3 22) Eben⸗

19: Da Einleitung.’

ra} Ebendeſſelben Sammlung phyſikaliſcher und ehymiſcher Az. handlungen. B. J. Berlin 1784. 8.

13) Torb. Bergmann opuseula phyſiea et chemiea. Vol. I. VU Holm. Upfal. et Aboae 1779 1780. 8. Vol. III. ebenda 1783 und Lipf. 1786. gr. 8. Vol, IV— VI. edid. Erre- ° Beni. Gottl. Hebenftreit. Lipf. 1787. 1788. 1790. gr. 3.

14) Carol. Guil. Scheele opuscula chemica et phyhca, ed. * Erz. Beni. Gott}. Hebenftreit. Vol. 1. II. Lipl. 1788. 1789-

15) Experiments and obfervations on different kinds of air, by .Jof. Prieftley. Lond. 1774: 9 Sec. edit. 1775. 8. Vol. II. 1775. Vol. Ill. 1776. 8.

„Dr. Joſ. Prieſtleys Verſuche und Beobachtungen über verſchie⸗ dene Gattungen der Luft. a. d. Engl. Th. l. Wien und Leipzig 1778. 8. Th. IL. 1779. Th. IIL. 1780,

16) i£bendeffelben Experiments and oblervations relating to various branches-of natural Philofophy; with a coutinug- tion ofthe obfervations on air. Lond, 1779. Vol4ll. Birmingh,

‚1781. 8. Vol. Ill. Birmingh. 3786. 8. (Der Herr Verf. führt dies Werk als eine Fortſetzung des vorigen an, . Eine neue Ausgabe beyder zufammen in 3 B. ift zu London 1790. vom Verf. herausgeachen ). n

Dr. Jof. Prieftleys Verſuche und Beobachtungen über verfchies

dene Theile der Naturlehre. a. d. Engl. Leipzig 1780. 8.11. Wien und Leipzig 1782. 8. |

17). Opuscules phyliques et chymiques, par M. Lavoifier, T.1. 11. “a Paris 177% 8. |

Herrn Lavoifier. phoſikaliſch⸗ chemifhe Schriften. a. d. Sram. von Chr. Ehreufr. Weigel. ©. I. Greifewalde 1783. 8. 3. 11. 1785. 8. aus dem Branzöfiichen gefammelt und. iberf. mit Anmerf. von ebendenifelben. B. UI. Greifswalde 1785, 8. von 4. 5. Link. Bi IV. Greifswalde 1792. B. V. 1793. 8,

18) Job. Ingenhouß vermifhte Schriften, phofiihs medicinis ſchen Inhalts; uͤberſetzt und herausgegeben von Nikl. Barl Molitor. Wien 1782. 8. Meue, fehr vermehrte Auflage.

B 1.1. Wien 1784. 8.

19) Sammlungen zur Phufit und Naturgeihichte, von einigen

Liebhabern diefer Wiſſenſchaften. BT. Leipzig 1779. 8. B. II.

‚782, B. Ill. 1787. 8, IV. 1791. 8, 20) Opus-

Einleitung. 19

36) Opuscoli fifico - chimici del Cavaliere Marfi lio Landriani. Milano ı781. 8.

21) Eammlung phyſiſch⸗ ———— Abhandlungen, von G Se Schmidt B. J. Gieien 1793. 8.

23) Feyträge zur Phyhik und Chemie; von H. F. Link, Roftoek und Leipzig. St. I. 1795. St. 11.1796. 8.

4) Magazine und Journale,

ı) Hamburgiſches Magazin, oder geſammelte Schriften zum Unterricht und Beramigen aus der Naturforfbiung und dem angenehmen Wiflenfchaften überhaupt. B. I XXVI. Hamburg 1747 1763. 8. |

Neues Hamburgiihes Magazin. Hamburg 1767.12. f. 8.

&) Obfervations fur la Phyfique, fur I’Hiftoire naturelle et fur les Arts, par M. Abb£ Rozier, M Mongez' et de la Metherie. T. 1. ä Paris 1773. T XLIII. 179 4 ·

3) Journal de Phyſiquo, de Chimie. et dꝰ Hiſtoire naturelle, par Jean Claude Lametherie. T. I. à Paris. An. ze. 4.

4) an fhca di Europa, di L, Brugnatelli. Pavie. T.1— XX $.

$) Giornale fihico - medieo di- Ls= a Pavia, T. 1.411794. 8. (wird fortgef.).

6) Magazin für das Neuefte aus der Phyſik und Naturgefchichte, herausgegeben von Lichtenberg. B. 1 III. Gotha 1781 36. Fortgefegt von Voigt. B. IV. 1786, B. X. 1796. 8, (wird fortgeiegt).

7) Lor. Erell chemiihes Tournal, Th. I. Lemgo 1778. Th. VI. 1781. 8.

3) Sendeſſelben neuefte Entdefungen in der Chemie. Th. 1. Leipzig 1781. Th. XII. 1784. 8.

9) Ebendeſſelben chemiſche Annalen. Helmſt. und Leipzig 1784. 8. (Wird fortgefekt, und es erfcheinen jährlich zwey Bände.)

10) Ebendeſſelben Benträge zu den chemifhen Annalen. B. 1. Helmft. und Leipzig 1786. 8. B.V.1792. (wird fortgef.).

ı1) Annales de Chymie, ou Recueil de M&moires concernant la Chimie et les Arts, par M. de Morveuu, Lavoifier, Monge, Berthollet, de Fourcroy, de Baron de Dieterich, „2 Haj}en-

20 Einleitung: : Hafjenfratz et Adet. Tome l. ü Paris 1789. T. XVII.

‚1793. 8

13) Journal der Phyfik, De von D. Fr. Albr. Carl Gren. B.1. Halle u. Leipz. 1790. B. VIII. 1794. ®.

13) Journal der Phyſik, herausgegeben von D. F. A. c. . Leipzig. BL 1795. 3. III. 1796. (w. f. ).

$. 28. Ich theile die Naturlehre in die allge⸗ meine (Phyſica generalis), und in die beſondere (Phyfica fpecialis) ein. Jene beſchaͤftigt ſich theils mit dem, was dem Begriffe ver Materie nad) Prin- eipien a priori zum Grunde liegt, theils mit Phänos menen, die von allgemeinen Grundfräften abhängen, Diefe hingegen unterfucht wie Natur einzelner Stoffe, und erflärt die Veränderungen, die fie herborbringen ober erleiden, |

Erſter

Erftter Theil. Allgemeine Raturlehre

.

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Erfter Abſchnitt. Metaphyſiſche Naturlehre.

D $. 29. |

er gefammten Naturlehre liegt ber Begriff ber- Marerie zum Grunde. Diefe ift zwar nur ein Ge— genftand der Empfindung in der äußern Anfchayung; oder das eigentlich Empirische der finnfichen und Au: fern Anschauung, melches gar nicht a priori gegebew werden kann; in fo fern indeffen die Naturlehre zur- - vollſtaͤndigen Zergliederung des Begriffes von Materie ſich feiner befondern Erfahrungen, ſondern uf deſſen, was fie im abgefonderten, obgleich at fich empirifchen, Begriffe felbft antrifft, nad) Principien a priori, oder in Beziehungen auf die reinen Anfhauungen im Raume und in der Zeit, bedient, heißt fie mera pbyfiiche Naturlehre, die mit Recht den übrigen Theilen der Naturlehre voran gehen muß.

Naterie. Grundkraͤfte derſelben.

$. 30. Wir koͤnnen uns nichts Koͤrperliches an- ders denken, als daß es ausgedehnt iſt, oder daß es in einem Raͤume enthalten iſt, den man nach dreyer⸗ len auf einander fenfrecht ftehenden Richtungen abmef- fen, oder, worin man fänge, Breite und Höhe un— terſcheiden kann.

24 1. Theil. 1. Hauptftüd.

$.:31. ‘Die Ausdehnung eines jeden Körpers nach der Richtung der fange, Breite und Höhe i durch Flächen begränzt, deren Sage und Stellingein- ander die Jigur des Körpers en Jeder Koͤr⸗ per hat alſo eine Sigur.

$. 32. Das, mas ben Raum des Körvers erfüllt, heiße Materie Einen Raum errüllen heiße aber, dem Beweglichen widerſtehen, das durch feine Bewegung in diefen Raum einzubringen ftrebt. Dies Phänomen der Materie nennt man Undurchdring⸗ Uucht eit

$. 33. Die Vorſtellung des Raumes kann zwar nicht von der Vorſtellung des Koͤrpers getrennt wer⸗ den, daraus folgt aber nicht, daß der Raum eine Eigenſchaft der Materie an ſich ſey; Raum iſt viel⸗ mehr die Form der aͤußern ſinnlichen Anſchauung, oder die Regel, unter welcher die Sinnlichkeit von aͤußern Objecten afficirt wird.

$. 34. Materie iſt das Bewegliche im Raume, und in ſo fern die Vorſtellung des Raumes von der Vorſtellung des Körperlichen unzertrennlich iſt, kann man die Materie den beweglichen oder empitiſchen Raͤum nennen. Der Raum, in welchen alle Bewe⸗ gung zuleßt gedacht werben muß, (der mithin felbft fchlechterdings unbemeglich ift, ) heißt der reine, oder abſolute Raum, im Gegenfaß des vorigen, den man auch den relariven Raum nennt. Der abfolute Raum ift an ſich nichts, "fondern ift- eine bloße Idee, die felbft fein Object hat. Ein nicht mit Materie erfüll-

tee

Metaphfifche Naturlehre. 85

ter Reli, oder einleerer Raum (Vacuum‘, hat als fol: cher nur fubjective Gründe, und kann nicht als für fich ge: geben oder als ein m.cfliches Ding angefehen werben,

In aller Erfahrung muß etwas-empfunden werden , und das ift das Meale der ſinnlichen Auſchauung; folglih muß auch der Raum, in weldem wir über die Bewegungen Erfahs runaen anftellen ſollen, empfindbar; d. i. durch das, was empfunden werden kann, bezeichnet ſeyn, und diefer, ale der Inbegriff aller Gegenftände der Erfahrung, und ſelbſt eın Dbject derfelben, beißt derrempirifihe Raum. Dicfer aber, als matexiell, iſt ſelbſt beweglich. Ein beweglicher

Kaum aber, ı feine Beweaung wahrgenommen werden fol, ſetzt um einen andern erweiterten materiellen Kaum dv ‚, in welchem er beweglich ift, diefer eben fowobl 3 andern, und fo foribin ins Unendliche,

(Bants metaphyſ. Unf. der Yıanırw. ©.2.f.). Durch den Beariff ven einem abfolnten oder reinen, und unbes wegliben Raume erhält indeflen der Erfahrungsgebrauch des Berftandes in der Beziehung eineg beweglichen Raus mes auf einen andern weitern beweglichen Raum Einheit. 6. 35. Die Erfahrung lehrt, daß wir, wenn wir den Raum irgend eines Körpers verengen toollen, Widerſtand finden, fo groß oder Flein er auch ſeyn mag. Was aber Widerftand feiftet, oder was Be: megungen hemmt, muß felbft eine beiwegende Kraft fenn ($. 3.). Alto erfüllt die Materie ihren Raum _ nicht durch ihre bloße Exiſtenz, fondern durch eine beiondere bewegende Kraft.

$. 36. Eine Kraft, die dem Eindringen einer andern oder der Annäherung widerftcht, heißt eine surücftoßende, oder erpanfive Araft (Vis repul- fiva, expanfiva). Die Materie erfüllt alfo ihre Raͤume durch repulfive Kräfte aller ihrer Theile, d. i. durh eine ihr eigene Ausdehnungsfraft, die einen ketimmten Grad hat, über ben Fleinere oder größere

Grade ins Unendliche gedacht werden fönner. $ 97.

26 J. Theil: ı Haupeftücf.

9. 37. Weil für gegebene ausdehnen Kraft ber Materie eine größere zufammendrüdende ange= nommen werden fann, die jene in einen engern Raum jwingt, und fo ins Unendliche, fo folgt, daß die Materie ins Unendliche zufammengedrüct werden kann. Sie mürde durchdrungen werden, wenn durch ihre Zufammendräcfung der Naum ihrer Aus: dehnung völlig aufgehoben würde. Dazu würde eine unendlich zufammendrücende Kraft erfordert werden, welche unmöglich iſt; alſo Fann eine Materie von einer andern niemals in diefem Sinne duchdrungen

werben.

Diefe Durbdrinsung der Materie vermittelt äußerer zufams mendrüdender Kräfte fünnte die mechanijche heißen, im Gegenfaß der chemiſchen, vermittelt der Anziehung, von der unten gehandelt werden wird.

$. 38. Die Undurcdoringlichfeit der Materie ($. 32.) beruhet alfo auf einem phnfifchen Grunde, nämlich auf dem Widerſtande, der mit den Graden der Zuſammendruͤckung proportionirlic) wächft; denn die ausdehnende Kraft macht die Materie felbft, als ein Ausgedehntes, das feinen Raum erfüllt, erft möglih. Da aber diefe Kraft einen Grad hat, der überwältigt werden kann, doc) fo, dafj die gänzliche Durchdringung unmoͤglich ift ($. 37. ), fo fölgt, daß die Undurchoringlichkeit der Materie nur velativ, nicht abfolur iſt.

Bey der Borausfegung der abföluten Undurchdringlichkeit- nimmt man any, daß die Materie als Materie fchlechters dings uud mit abfoluter Norhwendigfeit dem Eindringen widerstedt, und daß fic Ferner Zufammendrifung fähig ift, als in fo fern ſie leere Raume enthält,

$. 39.

Metaphofifche Naturlehie. 27

$. 39. Die Möglichkeit der Materie erfordert außer der Erpanfivfraft eine Anziebungefraft (Vis attractiva), die der Ausdehriungsfraft entgegenwirkt, als die zweyte mwejentliche Grundkraft derfelben. Die Erpanfivfraft, als wejentliche bewegende Kraft, kann nämlich nicht durch ſich feldft eingefchranfe werden, auch Farın die damit begabte Materie nicht durch den Raum allein auf eine gewilfe Gränze ver Ausdeh— nung geſetzt werden; aljo würde die Materie durc) bloße repulfive Kräfte fich ins Unendliche zerftreuen, und der Grad einer in alle Räume fich verbreitenden Erpanfivfräft unendlich Fein, d. i. gleich Null ſeyn; es würde aljo nirgendwo ein endliches Quantum Ma: ‚terre da ſeyn, oder jeder angegebene Raum mürde vollkommen leer fenn. Alto erfordert Die reafe Mög: lichkeit der Materie nocd) eine urfprüngfiche ‚innere Anziehunasfraft, wodurch die Verbreitung eines jeden beftimmten Quantum Materie auf einen beftimmten Raum begranzt wird. $. 40. Durch bloße Anziehungsfraft, ohne Er- ranfivfraft, ift feine Materie möglih. Denn, wenn eine Materie durch bloße Anziehungsfraft eriftirte, fo würde der Raum ihrer Verbreitung ins Unendliche verringert werden, oder ihre Theile würden in einen mathematifhen Punct zufammenfließen, und der Raum mürde feer, folglich ohne Materie fenn. $. 41. Die Materie erfüllt ihren Naum nur dann mit Beharrlichfeit, wenn die Erpanfivfraft und die Anziehungskraft ihrer Theile fich einander das Steichgewicht halten. | 6, 42.

-

28 | L Shell. 1. Hauptftüc.

$. 42. Der Raum, den die Materie erfüllt, muß als eine fterige Groͤße ( Continuum) angefehen ‚werden. Er ift ins Unendliche mathematifch theilbar, d. h. Feiner feiner- Theile kann der Fleinfte genannt werben, oder er befteht, fo Flein er auch ift, immer

wieder aus Räumen, wie fich erweifen läßt.

Man ziehe ( Fig. 1.) die Parallelinien AB und CD; . auf beube errichte man eg und fh ſenkrecht, und beicreibe fo das ' Parallelogramm efgh. Wird nun aus g die Linie gkaaezo⸗ gen fo wird das Parallelogramm dadurdh in die beyden renede gef und ghf getbeilt. Wenn aus eben diefem Puncte g die Linien gk, gl, gm aegogen werden, fo wird das Dreved ghf dadurch immer in kleinere Theile aerbeilt. Da es nun ausgemadht ift, daß fih die Linie AB ohne Ende verlängern läßt, und da man ferner aus dem Puncte g wegen alle Puncte der unendli verlängerten Linie AB eine Linie ziehen kann, obne daß fie endlich mit CD zufams menfiele, weil diefe font mit AB nicht parallel wäre, welches der Vorausſetzung zuwider ift; fo folgt, dab das Dreyeck ghbf dadurch in unendlich viele Theile netheilt, und daß diefe Theilung ohne Ende fortgejegt werden fönne. Oder (Fig. 2.) man ziehe genen AB die Finie IC ſenk⸗ recht, und befichreibe nun mit dem Halbmeffer DC den Bogen CK , und mir dem Halbmefler FC den Bogen CL. Der Augenſchein lehrt es, daß der Bogen LC der geraden Linie AB näber fomme, als der Bogen CK. Der mit dem Hälbmefler, GC befchriebene Bogen CM fommt ihr noch näher, und der mit dem Halbmefler CH befchriebene noh mehr, und fo inımer fort, je größer der Radius ift, mit welchem der Bogen befchrieben wird, Der Raum KCB wird dadurch immer mehr getbeilt. Weil fih num die Linie CI nah I zu ohne Ende verlängert annehmen läßt, fo laſſen ſich auch mit dem obne Ende wachſenden Hadi 6 CI dur den Punet C unendlich viele immer grö⸗ fer werdende Bogen ziehen , bie der Linie AB immer näber kommen, obne daß endlich ein folder Bogen mit AB zus fammenfalen könne, indem er fonft nicht von feiner Bans ente, und bie frumme Linie nicht von der geraden unters hieden wäre. Der zwiſchen KCB befindlihe Raum wird folhergeftalt ohne Ende getheilt werden koͤnnen.

$. 43. Aber auch vie Materie erfüllt ihren Raum

als ftetige Größe, und ift ins Unendliche theilbar,

| und zwar in Theile, deren jeder wiederum Materie if In einem mie Materie erfüllten Raume mr nämlich

Netaphofifche Noturlehre. 29

naͤmlich jeder Theil deſſelben repulſive Kraft, allen uͤbtigen nach allen Seiten entgegenzuwirken; folglich iſt auch jeder Theil eines Durch Materie erfüllten Rau: mes für fich felbft beweglich, und alfo trennbar von den übrigen durch Theilung. So weit ſich alfo die mathematifche Theilung des Naumes, den die Mar terie erfüllt, erſtreckt, fo weit erſtreckt fich auch die mögliche phyſiſche Theilung der Subftanz, die ihn erfülle, das iſt, ins Unendliche.

$. 44. Im der Wirklichkeit finder die Theilung dr Materie frenlic ihre Gränzen; hier ift aber von der möglichen Theilung derfelben die Rede, die feine Sränzen hat. Sonſt kann die wirkliche Theilung deh bis zum Erſtaunen meit getrieben werden, und die Kunft vermag Theilungen vorzunehmen, die nach ben Begriffen minder Unterrichteter unglaublich fchei: nen fönnen.

Benfpieie folcher bewundernswuͤrdig großen Theilungen der Vaterie geben: .

ı) Die Materie des Lichts. Durch ein Meines Loc in einem Kartenblatt, dicht vors Auge gehalten, überfehen wir eine beträdtlihe Menge irdiicher Gegenftände. Die

olge aber wird lehren, daf vom jedem fihtbaren Buncte

ichtfegel ins Auge fommen, deren Grundfläche das Loch if, durch welches wir ſehen, und deren Spize ſich am ſichtbaren Punete findet. Dieſe Lichtkegel müffen unzäbls bar ſeyn / weil wir eine unzählbare Menge fihtbarer Puncte wahrnehmen fünnen; und dieſe Lichtkegel müffen bey ihrem Durchgange ſich auch nicht unter einander verwirren und

aufbalten. 2) Riechende Ausfluͤſſe. Eine Cubiklinie Lavendeloͤhl kanu die Luft eines Zimmers mit feinem ganzen Geruch ausfüllen, wenn es durch Erwärmung. zur Verduͤuſtun bracht wird. Wenn dies Zimmer aa Fuß lang, 13 Zus eit und 10 I hoch wäre, und nun angenommen wuͤrde, deß in jeder iflinie Luft diefes Zimmers nur vier riechs eine: Zeitung der Gubifiinie Des DeBld In mon eburc eiıcı g der &u nie. IN 472397,986 Theilhen bewirkt. Ä S.

39

I Theil. 1. Hauptftück.

&. Sigaud de la Fond a. a. D,$. 35. Bon anbern Berechnungen der außerordentlich aroßer Thrtfung der Materie ben riecbenden Ausflüffen |. Rob. Bo yle de mira effluviorum [ubtilitate c. 2.

3) Die Dehnbarkeit des Goldes. Ein Gran Gold Fanır

von aeichidten Golvfhlägern nah KReaumur zu 364 Quds dratzoll (Cpariſ. M.) und darıber ausgedehnt werden.

Rechnen wir für jeden Zoll Länge 200 mit den Augen

erfennbare Theile, fo. wird jeder Quadratjoll 200.200 40000 Quadrate befommen, deren -jedes eines Zolles gur Seite hat, und mit den Augen zu unterfcheiden if.

an baben wir aber 365 Nuadratzoll, folglich 1,460000 dergleiben Quadrate, Das Blattgoſd aber ıft auf beyden Seiten fihtbar, und fo erhalten wir 2,920000 mit den Augen erkennbare Theile an einem Brane Gold.

Noch weiter acht die Sichtbarmachung der Theile des

Boldes bey der Vergoldung in der Verfertigung des Draths zu den goldenen Treffen. Nach Keaumur mwırd dazu eine

cylindriſche Stange Silber von 22 Zoll Länge und ı5 Linie

im Durchmeſſer mit einer Unge Gold vergoldet. Beym Durchziehen durch immer engere Drathzuͤge und bey dent Glätten wird diefelbe endlich iu einer Fänge von rıo frans zoͤſiſchen Meilen und darüber ausgedehnt, woben daß Gold. die, ganze Dberfläche bedeckt. Die Unze Gold bilder alfo hier einen Eplinder von 110 2000 = 220000 Klafs tern X 6 = 1,320000 Fuß X 12 = 14,840200 Zoll 12 = 190,080000 Linien. Nimmt mau an, daß im der; Fänge einer Linie ı2 erkennbare Theile, und auf dem Dratbe wenigftens 2 Flächen zu unterfcheiden find, fo wärs ren bierbey von einer Une Gold 12 X 2 > 190,080000 4561,920000 Theile fihtbar gemacht ‚worden; weldes für a. Oran 733 Unze 9,295666 erfennbare Theile auss macht,

Reaumur, in ben Min. de l’acad. roy. des Sc. de

Paris, 1713. ©. 203. ff. _

4) Die metallifchen Niederſchlaͤge. Man Töfe 4 ran Erfenvitriol in 2 Kannen Regenwaller auf; - und troͤpfele

dazu vom der geiftigen Gallaͤpfeltinetur, fo wird nach dem

Umruͤhren die Fluͤſſigkeit durchaus eine fchwarze Farbe ans: nehmen. Die Kanne Waffer ift zu 36 Umen gerechnet,

amd die Unze zu 480 Tropfen; wir baden alfo 2 = 36 X

430 = 34,560 Tropfen, die alle ſchwarz gefaͤrbt find, und den Eiſenniederſchlag entbalten. Das Eifen in 4 Gran Eiienvitriol beträgt kaum ı Gran. Wenn wir nun in jedem Tropfen nur 40 erkennbare Theile annehmen, fo wäre bierben ı Gran Eifen in 40 x 34560 = 1,382400 erkennbare Theile zerrifien ivorden.

5) Die Pigmente. Ein Gran Rupfer in Salmiakgeiſt Autgelöfer , färbt 392 Eubifzoll ( rbeint.) deftillirtes oder Regenwaſſer ſchoͤn blau, umd leidet bierben nac wWiufchen» broets Berechnung eine Vertheilung in 392,508000 erfenns bare Theile. Sie

Metaphufifche Naturlehre, 31

Die Ausziebung von ı Sram Cochenille mit etwas Lauge com Gewähsalkali färbt die vorige Menge deftillirteg Waſſer roth; und erleidet eben fo ſtarke Vertheilung.

Mufchenbroek introd. ad philof, natur. .72. n. 4. 5. 6) Das Gefpinfte der Spinnen, Seidenwürmer. ©. Rob. Boyle a. a. D. und Reaumur a. a. D.

$. 45. Das aromiftifche Spftem, welches man auch die mechanifche Naturphiloſophie im Gegen: faß der dynamiſchen, die wir hier zum Grunde legen, nennen kann, nimmt ‚die Undurchdringlichfeit der Materie als abfolut an, und läßt die Materie durd) isre Eriftenz ihre Räume erfüllen, aber nicht als Eontinuum, fondern als Snterruptum, mit leeren Swifchenräumen, (Vacuum disfeminatum ). &s be: hauptet daher auch eine Gränze der Theilbarfeit der Materie, und nennt die leßten, nicht weiter theilba— ren, Theilchen, denen es frenlich doch Ausdehnung und Figur zugeftehen muß, Atome. |

$. 46. Wir finden. in der Erfahrung ben den berfchiedenen, Körpern unzählige Derfchiedenheiten ihrer Wirffamfeit, und unendliche Mannichfaltigfeit ihrer Eigenichaften. Das atomiftifhe Syſtem, das eine völlige Sleichartigfeit der primiriven Materie be; haupter, iſt genöthigt, die fpecififche Werfchiedenheit der Materie, wovon.uns die Erfahrung belehrt, aus der verjchiedenen Größe, der verfchiedenen Stellung und Sıgur der Atome und der leeren Räume zu erflä- ven. Nach dem dynamiſchen Syſtem ift eine urſpruͤng⸗ liche Verſchiedenheit des Verhäftniffes und der In: tenſitaͤt der reſpectiven Grundfräfte, die das Weſen kr Matetie ausmachen (59. 39.), moͤglich, und es | | laͤßt

32 E Theil. i Hauptſtuͤck.

laͤßt ſich folglich in dieſer Hinſicht eine weſentliche Un⸗ gleichartigkeit der Materie behaupten, und daraus die empiriſche ſpecifiſche Verſchiedenheit ver förper- lichen Dinge ableiten.

$. 47. Mach der atomiftifchen Erffärungsart in ber Phyſik heißt ein Körper volllomme oder abſo⸗ lut dicht, wenn er keine leere Zwiſchenraͤume hat, ſondern ſeine Atome den Raum des Körpets als ſteti⸗ ge Größe erfüllen. Die Wirflichfeit eines ſolchen Koͤr⸗ pers muß aber zu Folge dieſes Syſtems geläugnet wer⸗ den, meil die Erfahrung uns feinen Körper zeigt, der nicht in einem gemwiffen Grade Arfammengedrüct werden fünnte. Nach jenem Begriff von Erfüllung des Raumes ftelle man Bergleichungen an, und nennt eine Materie Dichter als eine andere, die weniger $eeres in fich enthält, und dünner wenn fie mehr fees ses enthält, als eine andere; und es giebt aljo ein Marimum und Minimum der Dichtigfeit. |

$. 48. Da nad) pem dynamifchen Syſtem die‘ Materie ftets als Eontinuum ihren Raum erfüllt, fo kann es fein Marimum und Minimum der Dichtig: feit geben, - Dichtigkeit heißt hier der Grad der Er: füllung eines beftimmten Raumes durch urfprüngliche Grundkraͤfte. Hiernach ift eine Materie dichte: . ale eine andere, wenn ber Grad ihrer Erfüllung oder die Intenſitaͤt ihrer Grundkraͤfte größer, als der andern ift. Jede noch fo duͤnne Materie kann gleichwohl völlig dicht heißen, und fie ift mit einer andern verglis chen weniger dicht, wenn fie ihren Raum zwar ganz,

aber nicht in gleichem Grade erfüllt, =

Metaphyſiſche Naturlehre. 33 Ss veriteht ſich, daß bier von derjenigen Porofität der Körver, die von ıhrer Konfiguration und ihrem Befüge abhängig ıf, auch wenn fie nicht finnlih wahrgenommen werden fann, gar nicht die Rede if. | $. 49. Die Menge der materiellen Theife, : die in einem beftimmten Raume eines Körpers enthalten find, nennt man die Maſſe deffelben, und die Größe diefes Raums den Inbegriff oder den Raumrem: halt { Volumen) des Körpers. Er iſt Dichter, wenn er mehr Maſſe ben gleichem Naumesinhalt hat, als ein anderer. $. 50. Mac) dem atomiſtiſchen Syſtem hat ein Körper dann mehr Maſſe als ein anderer, menn er ben gleichem Naumesinhalt mehr Atome und weni⸗ ger leere Zwifchenräume enthält, als ein anderer; nach dem dynamischen Syſtem ift die Maffe eines beftimm- sen Bolums defto größer, je größer der Grad der Er⸗ füllung diefes Raumes ($. 48.) iſt. $. 51. Die Dichtigfeit der Materie ift demnach ein Verhältnifbegriff, und es läßt fich. Diefelbe nicht an ſich bey Einem Körper, fondern es laffen fich nur die Verhältniffe der Dichtigfeit mehrerer Körper an- geben. Man muß alfo die Dichtigfeit eines beftimm- ten Körpers zur Einheit nehmen, und damit die Dich: tigfeit anderer Körper. vergleihen, ob fie größer eder geringer ift, als die zur Einheit angenommene Dichtigkeit. $. 52. Da die Dichtigkeit der Körper beſtimmt wird aus dem Verhaͤltniſſe des Raumesinhalts zu der Maſſe des Körpers ($.49.), fo fließen hieraus fol- | C gende

x

34 1. Theil. x. Hauptſtuͤck. gende Regeln zur Beſtimmung der Dichtigkeiten der Koͤrrerc

1) Boͤrper von gleichem Volumen verhalten ſich

An ihren Dichtigkeiten, wie ihre Maͤſſen.

a) Aörper von gleichen Maſſen verhalten fich in ihren Dichtigkeiten umgekehrt, wie ihre Volumina.

3) Die Dichtigkeiten der Koͤrper uͤberhaupt ver⸗ halten fich wie die Quotienten der Maſſen dee Aörper durch die Volumina.

Es find demnad die Dichtigkeiten im geraden Ver⸗ haͤltniſſe der Maſſen und im umgekehrten der Inbe— griffe; die Volumina find im geraden Verhaͤltniſſe ver Maffen und im.umgefehrten der Dichtigkeiten; und die Maffen im zuſammengeſetzten Verhältniffe der Dichtigfeiten und Volumina. .

Es ſeyen nämlich die Volumina zweyer Körper V, v, ihre Mafs fen M, m, und das Verhältuif ihrer Dichtigkeiten fer D, d; fo iſt nahı), wenn Vz==ev, D:d=M :m; und nach 2), wenn Mm, D:Azer:Y. Nehmen wir nun neh einen dritten Körper, deſſen Maffe der des erſten M, und defs fen Bolum dem des zweyten —v fen, und deſſen Dichriafeig * u denen der beyden erficru verhalte, wie a D und did,

ij Mr den erften und - driften nah 2), Drdmv:V -

für den dritten und zwepten nah 1), ö:d=M!m

folalich für den rue ften und zweyten, D:d=Mv ; ph - 7

Es folgt alfo hieraus, daß V:ev= 2 3 und 0 daß

M:m=DV ; dr ſey.

er Wenn aber nun diefe Regeln die Uns wendung ir der Wirklichkeit finden follen, fo ift es nöthia, daß wir die Maſſen der Körper ermeflen, | oder

Metaphyſiſche Naturlehre. 35

ober die Quantitaͤten ihrer Materie angeben koͤnnen. Da die Maffe der Körper eine intenfive Größe ift, fo kann fie auch nur durch das Maaf der Mirffamfeit ibrer urſpruͤnglichen Grundfräfte ermeffen werden; und dazu fehlt es ums an einem Maafitabe. Der: ' geblic) behauptet man, daß das Gewicht diefer Maaf: ftab fen, meil man daben ohne Beweis annimmt, daß alle jpecififch verfchiedene Materie gravitire umd zwar ben gleicher Erfüllung ihres Raumesinhalts gleich) ftarf gravitire. Die atomiftifche Naturlehre geiteht aud) ein, daß es ihr unmöglich) ift, durch Zaͤh— fung der Atome eines Körpers feine Maffe zu be: ſtimmen. |

Ju der Mechanik verfteht man immer nur Gewichte, wenn von Maſſen die Rede ift, |

*

Reine Bewegungslehre.

$. 54. Wir betrachten hier das Bewegliche, in fo fern es als ein ſolches bewegende Araft hat. Wir legen hierben die Materie (of beweglich zum Grunde, ohne auf andere e Eigenfchaften ei: ner bejtimmten Materie, di in der Wirklichkeit antreffen, Rüdficht zu nehmen, und laffen die bewe— gende Kraft nach millführlichen Nichtungen wirken. Wir abftrahiren alfo von den bewegenden Kraͤften der wirklichen Materien unſerer sen wodurd) fie. nad) beftimmten Rihtungentfollicitict werden. Wir. find folchergeftalt im Stande, die Geſetze der Bewer gung in ven einfachiten Faͤllen zu entwiceln, die ung in der Folge bey den ——— der mit beſtimm— | C 2 ten

36 1. heil. 1. Hauptſtuͤck.

ten Kräften begabten Materien zur Erklärung und An: wendung dienen fönnen.

$. 55. Jeder Körper, in der Welt muf einen Raum irgendwo in derfelben einnehmen. Denft man fi) von einem gewiffen Körper den ganzen Weltraum in Gedanfen weg, fo ift ‚ver Theil diefes abfoluten Raums ($. 34.), den er vinnimmt, der abſolute Ort des Körpers (Locus abfolutus); fieht man aber da-- ben zugleich auf andere Körper, welche eine beftimm- te Sage gegen ıhn haben, fo nennt man es den relati⸗ ven Ott, oder feine Lage, (Locus relativus , Situs). Da aber der abſolute Raum felbft feine Nealität, fon:

. dern nur fubjectiv ift; da ferner feine Ortsbeftimmung

darin möglic) ift, fo Fönnen wir auch nur den velati- ven Drt der Körper angeben.

$. 56. Die flerige Veränderung“ des Drts heißt Bewegung (Motus)... Diefe, ohne Beziehung auf andere Körper, oder die Veränderung des abjoluten Drts ($, 55.), heißt abfolute Bewegung (Motus ab- folutus); die Veränderung des relativen Orts, oder der Lage gegen andere Körper, heißt relative Dewe: gung (Motus relativus). |

$. 57. Benbehaltung des Orts ıft Ruhe eines Körpers (Quies), die man aud) zwiefach, als abfos lute (Ouies abfoluta) und als reiatıve Ruhe (Quies relativa) betrachtet. Beyde unterjcheiden ſich mie ab; folute und relative Bewegungen ($. 55.).

$. 58. Da aber ben der abfoluten Bewegung

C$ 56.) und ben der abfoluten Ruhe ($. 57.) nur | der

Metaphyſiſche Naturlehre. 37

der abſolute Ort des Koͤrvers in Betracht kommt; hierzu aber fein anderer Körper erfordert wird, als der, welcher den Dre erfüllt; im abfoluten Raume aber feine Stelie, fofalich feine Ortsveraͤnderung oder feine Beharrung in dem Orte beflimmt werden fann: fo kann auch fchlechterdings feine abfolute Bewegung und feine abfolute Ruhe beftimme werden. Wir fön- nen daher auch nur die relative Bewegung und Ruhe der Körper in der Natur bemerfen. $, 59. Die relative Bewegung eines Aörvers ift in Nücficht auf die Veränderung der Sage anderer Körper, entweder eine eigene (Motus proprius), oder eine germeinjchaftliche (Motus communis). Ben jener verändert ein einziger Körper gegen alle übrigen feine Lage; ben diefer bemegen ſich ein oder mehrere andere Körper zugleich mit, verändern aber ihre fage gegen jenen nicht, oder die bewegten Körper bfeiben in relativer Ruhe .($. 57.) gegen einander. Man muß hierben nicht abfolure und gemeinfchaftliche Be- megung mit einander vermechfeln. $. 60. Da mir die Bewegung überhaupt nur aus der veränderten fage der Körper gegen einander beurtheifen, mehrere Körper aber gegen einander in ihrer tage beharren, oder in relativer Ruhe fenn, und Doch eine gemeinfchaftliche Bewegung haben fünnen; fo fiche man feicht ein, daf man die Bewegung nicht wahrnehmen fann, wenn mir bloß auf die Sage derje- nigen Körper gegen einander Nückficht nehmen‘, die ‚eine gemeinfchaftliche Bewegung haben. ' Uber ben Wahrnehmungen der veränderten Sagen ber Körper geacn

38 I. Dheil. 1. Hauptſtuͤck.

geqgen einander muß auch beſtimmt werden, welcher Koͤrder in Ruhe geblieben und welcher wirklich bewegt worden iſt. Dies erhellet nicht immer ſo geradezu, und es koͤnnen daher ebenfalls wieder leicht Taͤuſchun⸗ gen entſtehen. |

Von \er mirflichen (Motus realis) und fcheinbaren Bewegung | (Motus apparens).

$. 61. Die Materie, die als folche Feine innern Beftimmungen und Beltimmungsgründe hat, fon: bern die bloß als beweglich, ohne alles Vermoͤgen, fich felbft zu beftimmen, gedacht wird, mie wir hier thun, heißt eräge (iners). Die Trägheit (Inertia) der Materie bedeutet alio nichts anders, als das Unvermoͤ⸗ gen derfelben, ihren Zuftand von felbft zu ändern. Gie ift alfo etwas Negatives; und der Ausdruck: Traͤg⸗ heitoetraft (Vis inertiae), ift daher ganz ohne Sinn.

$. 62. Die Trägheit der Materie ift aljo auch fein Hinderniß ihrer Beweglichfeit, und die Mate- rie fann dadurch, daf fie träge ift, der bewegenden Kraft nicht Widerſtand Jleiften, wenn fie aus Ruhe in Bewegung geſetzt werden fol. Der Satz: daß die Trägheit der Maffe proportionaf fen, ift alfo eben. falls ohne Sinn, und aus dem mißverftandenen Be: griffe von Trägheit abgeleitet, nach welchem man fie mie dem MWiderftande der wirklichen, durch eine fteti: ge Kraft folleitirten, Materie verwechfelt hat, wenn diefe aus Ruhe in Bewegung nad) einer andern Rich: tung, als die ihr ſchon beywohnende ftetige bewegende Kraft hat, geſetzt werden foll.

Huf dem mifverkandenen Begriffe von Traͤgheit beruhen auch die Einmürfe, die der fel. Gehler im Gupplementbande feiner phyſikaliſch en Woͤrterbuches gegen verfchiedene "or

Metaphyſiſche Naturlehre. 39

Saͤtze gemacht hat. Dieſer vortreffliche Gelehrte uͤberſah, dk bier von einer in Abſtracto genommenen Materie die Mede ſey, die bloß als beweglich, und ohne daß die in der Wirklichkeit damit verbundene ftetiae Kraft der Schwere ais auf fie wirkend gedacht wird. Eine ſchwere Kugel, die anf einer boriiontalen Tafel rubet , widerſteht allerdinas in - berizontafer Ricbtung , aber nicht deswegen, weil fie träge iſt, Sondern weil fie fchwer if. Die Tafel träat zwar ihr Gewicht, hebt ja’ aber ihre Gchwere find den Drud nicht auf, den fie dur ihre Echwere verurfadt. ie wider: ſteht, wenn wir hierbey auch von aller Friction, vom Wis derflande der Luft, u. dergl. abftrabiren, vermoͤge der Kraft der Schwere, weil fie von der verticalen Richtung, in mwels- cber die Echmwere fie treibt, und in welcher fie auch ihren Drud ausübt, abgelenft werden fol. Man bedenfe doch nur, daß die Beweaung der fchiweren Kırael auf det horis zontalen Zafel eine wirkliche Centralbewegung ift. Der Wis verstand der ſchweren Kugel in jeder andern Richtung, ale die Richtung der Schwere, bebt die andere bewegende Kraft proportionirlich auf, fo wie hinwiederum durch dieſe die Schwere verbältnigmäßig aufgchoben wird; kurz, es find. bier nun zwey Kräfte wirffam, die einander entgegenge⸗ fest find; und, (was man in der That nicht beherzigt hat,) es würte die ſchwere Kugel ben ihrer Bewegung auf der bos rizontafen Tafel diefe gar nicht mehr driden, wenn fie daranf mit einer Gefchwindiafeit bewegt wurde, die der Endaeihwindiafeit ihres Falles durch den halben Halbmefler der Erde gleich wäre, weil alsdann, wie in der Folge ges, zeiet werden wird, ihre Kliebfraft der Echwere unter dem

eonator aleih wäre. Den Widerſtand, welcen die wirflidyen Materien ın der Welt vermöge einer wirfenden ftetigen Kraft, wie fie follicitirt, leiften, fann man alfo niet alg Einwurf benutzen, um den Gaß zu widerlenen, daß die Traͤgheit der Materie, im metapbofifchen Sinne, feinen Mıivderftand derfelben im Zuftande der Ruhe begruͤn— de. So verfabren heift, den Satz der Träaheit (Lex in- ertiae) durch dem Guß der Gegenwirkung (Lex reactionis) umftofen wolkn,

4. 63. Die Materie, als bloßer Gegenſtand aͤu—

ferer Sinne, hat feine andern Beſtimmungen, als die der aͤußern DVerhältniffe im Raume, und erleidet alſo auch feine Veränderungen, als die ihr raͤumliches Verhaͤltniß betreffen. In Anſehung diefer, als Wech— ſels der Ruhe mit des Bewegung, oder der Bewegung . mit Ruhe, oder der einen Bewegung mit einer au:

dern, muß eine Urfach Statt finden, Dieſe Urſach | | aber

2 L.Ddeil. r. Hauptftüch

aber kann nicht innerlich fenn, denn die Materie hat Feine fchlechthin innerm Beftimmungen. Folglich ift alle Veränderung einer Materie auf Aufere Urſach gegründet.

$. 64. Hieraus folgt alfo das Geſetz der Träg- heit: Ein jeder Koͤrper bebarrt in feinem Zuftande der. Ruhe oder Bewegung, in derfelben Richtung und ınıe derſelben Geſchwindigkeit, wenn er nicht durch eine Außere U ſach Be wird, õunand zu verlaſſen.

$. 65. Geber Körper, ſich bewegt, muß nothwendig an einander graͤnzende Theile des Raumes durchgehen, da er nicht zugleich in allen Theilen des Raumes auf einmal ſeyn kann. Die haͤnge dieſes Raums, worin ſich der BE bemegt, heißt feine Bahn, oder fein Weg.

$. 66. Wenn fich ben einem Körper alle Theile durchaus auf einerleh Weiſe bewegen, fo braucht man auch nur die Bewegung eines einzigen Punctes zu be— trachten; und jede Bewegung eines Körpers läßt ſich aljo auch als Bewegung eines einzigen Punctes, folg: lid) die Bahn des bewegten Körpers ($. 65. ) als eine finte anfehen. Die gerade linie nach der Gegend, nad) welcher ein bewegter Punct entweder feinen ganz zen Weg hindurch, oder nur an einer einzelnen Stelle deffelben, fortgeht, heißt die Richtung (Directio) feiner: Bewegung.

$. 67. Da ein bloß träger beweglicher Körper, eben weil er träge ift, feinen Zuftand nicht von felbft ändern fann, fo muß auch bey feiner Bewegung die Bahn,

._

Metaphufifche Naturlehre. 41 Bahn, in der er vermöge feiner Trägheit beharet, immer geradlinig fenn, und feine Richtung muß un. verändert fern. Die Aenderung der Nichtung iſt Aenderung des Zuftandes der Bewegung, morein der Körper nicht von felbft kommen kann; und fo oft fie erfolgt, muß eine Urfach wirffam fenn, die fie hervor- Bringt. Aendert fi) nun durch irgend eine Kraft vie Richtung des bewegten Körpers alle Augenblice und an jeder Stelle des Weges, fo ift die Bewegung Frummmlinig (Motus curvilineus), und. die Rich: tung wird. an jeder Stelle der Frummlinigen Bahr dutch die Tangente der krummen linie an diefer Stel: le beſtimmt. $. 68. Der Raum, pucch ſich die Koͤr⸗ per. bewegen, heißt auch das Mittel, das Mittel⸗ ding (Medium). Hier nehmen wir ein folches ar, das der Bewegung fein Hinderniß entgegenfegt und feinen Widerftand zu feiften vermag. Er heift als: dann ein freyes oder leeres Mittel (Medium vacuum, liberum); ſonſt aber ein widerſtandleiſtendes (Me- dium reßiltens ). $. 69. Gede Bewegung ſetzt nicht allein einen Raum voraus, worin fie geſchiehet ($. 65.), ſon⸗ dern auch eine Zei. Wenn (Fig. 3.) die Puncte A und B aus einander liegen, und die finie AB die Bahn eines Punctes ‚vorftellt, fo Fann der Punct, ber fich von A nad) B bewegt, nicht in A und B zu: gleich fenn. Der Augenbfif, da er in iſt, iſt ver fhieden von dem, da er in B if. Dies findet Statt, fo klein auch die Entfernung des Punctes A von B "De ie

4 1. Shell. "r. Hauptſtuͤck.

Die Dauer zwifchen dem Uebergange des. bewegten Punctes ben feiner ftetigen Ortsperänderung aus einer Stelle feiner Bahn in die andere ift diedeit. Auch die Fleinfte Bewegung erfordert Zeit.

| F. 70. Die gleichen Räume nun, die ben einer gleichfoͤrmigen Bewegung eines Koͤrpers beſchrieben

werden, dienen, die Dauer irgend einer andern Dez

Wegung, oder die Zeir zu meflen.

So bedienen wir uns im vor Leben der Bewegung der Sonne, ſowohl ıbrer jährlichen, als ihrer täalichen, oder vielmehr der Bewegung. der Erde um die Sonne und. um ibre Achfe, zum Maaf der Zeit: und ein Jahr ift die Zeit, worin’ die. Erde thren Umdaufskreis um pie Sonne bes Tchreibt; ein Tag it die Zeit, worin die Erdfugel eine aanze Umdrehung um ihre Achfe vollendet. Eine Sruns

de it die Zeit, worin der Zeiger einer richtig aebenden Mis nutenuhr ven nanzen Raum eines Kreiſes durchlaͤuft; eine Wiinnte if die Zeit, worin eben diefer den Goften Theil des Kreiſes beſchreibt, u. f. w. | | LE

, Bey den Aſtronomen heift wahre Somnenzeit.( Tempus folare yrerum) die, welche vom wirklichen jährlichen Laufe der Sonne zemeffen wird; mittlere Sonnenzeit ( Tempus fol, medinm, aequale ) die, bey welcher eine mittlere oder ers dichtete Sonne annenemmen wırd, die ihre Bewegung im Kreife gleichförmig vollendet, und zwar im eben der Zeit,

in der die wabre Sonne ihren unaleihformigen Wen zus ‚rödlest. Der Sternentag @empus primi mobilis )y der durch die immer aleichformige Umdrebuna der Erde um ihre Achfe gemefien wird, gewaͤhrt uns .ein beſtaͤndiges, inımer gleihformiges, Zeitmaaf. Ä

$. 71. Die Vergleichung des Raumes und ber Zeit bey der Bewegung eines Koͤrpets giebt den Ber griff von der Geſchwindigkeit (Celeritas, Velocitas) deffelden. Er ift ein relativer Begriff, und Geſchwin— digfeit laͤßt fich nur angeben, wenn man eine gewiſſe Zeit oder einen gewiffen Naum, worin die Bemegung eines Körpers gleichförmig gefchieht, zur.Einheit an: nimmt, und damit eine andere Bewegung vergleicht. J Sie

Metaphyſiſche Naturlehre. 43

Sie ift alfo der Raum, welchen ein Körper in einer zur Einheit angenommenen Zeit durchläuft, oder die Zeit, welche ein Körper braucht, um einen jur Ein⸗ beit angenommenen Raum zu durchlaufen.

$. 72. Menn ein Körper in gleichen Zeiten glei: he Räume durchläuft, oder wenn feine Geſchwindig⸗ keit gleich bleibt, fo nennt man feine Bewegung eine gleichtöꝛ mige BSeweclung (Motus aegnabilis, uni- formis). Iſt aber die Gefchmindigfeit des Körperg während der Bewegung nicht immer gleich, oder durchläuft er in gleichen Zeiten ungleiche Räume, fo heit die Bewegung eine veränderte oder ungleichförz nmgr (Motus variatus, inaequabilis). Dabey neh men die ın gleichen Zeiten durchlaufenen Räume ent⸗ weder ab, oder fie nehmen zu. Im erftern Kalle heißt vie veränderte Bewegung eine verminderte (Mo- tus retardatus); im leßtern eine befchleunigte ( Mo- tus aeceleratus). Beyde koͤnnen fo ſeyn, daf die Geſchwindigkeit in jedem gleich großen Zeittheife gleich ſtatk oder ungleich ftarf wächft oder abnimmt, und daß alſo eine gleichfoͤrmig beſchleunigte (Motus uni- formiter acceleratus), oder gleichfoͤrmig vermins derte (Motus uniformiter retardatus); oder daf eine ungleichförmig befchleunigte (Motus inaequabiliter acceleratus), oder ungleichförmig verminderte (Mo- tus inaequabiliter retardatus ) Statt findet.

$. 73. Aus der Vergleichung des Raumes und

ber Zeit bey der gleichförmigen. Bewegung der Körper fießen dann folgende Gäße: | | | L.

44 11. Theil. 1. Hauptſtuͤck. 1. Die Geſchwindigkeiten zweyer bewegten Koͤr per verhalten ſich wie die durchlaufenen Raͤu⸗ me, wenn die Zeiten gleich find.

3. Die Befchwindigkeiten zweyer bewegten Koͤr⸗

per. verhalten ſich verkehrte wie die Zeiten,

: wenn die zurückgelegten Räume gleich find. -

3. Die Befchwindigkeiten zweyer Aörper über:

haupt verhalten fich wie die Producte der Räume in Die verkehrt gefegten Zeiten; oder wie die Quorienten der Räume durch die Zeiten.

Es folge hieraus weiter, daß die zurücdgelegten Raͤume zweyer bewegten Körper im zufammengefeß; ten geraden Verhältniffe der Zeiten und Gefchwindig- Feiten find; und daß endlich die, Zeiten in einem Ver;

Hältnifje find, das aus dem geraden der Räume u bem ıtmgefehrten der Zeiten: befteht. ——

Wenn wir zweyer gleichfoͤrmig bewegten Körner Geſchwindig⸗ keiten C, c, ihre zuruͤckgelegten Raͤume S, ſ, und die daju verwandten Zeiten T, t, nennen, ſo iſt nach 1), wenn T=t,C:c=S:h nach 2), wenn S=[, C:c=t:T. Nehmen wır mım noch einen dritten Körper an, deſſen Ges Ihwindigfeit K heißt, und deflen bey feiner Bewegung zus ridgelegter Raum dem des erften Körpers S, und die bar su verwandte Zeit der des pe =rfen, fo if für den erften und dritten,

(weil $S=S), :K=t-+T, und fir den dritten und jwenten, (welt=t),K:c=S:f, folaͤlich für den erken und” zweyten ıc=S&: =7T s ex

Es folgt Bierand daß 5: F CT: et ſey; ferner, daß T:t= 5: fen. £ 74. Jede veränderte Bewegung c6. 72.)

ſeht nad) dem Geſetz der Trägheit eine Urſach der ver: aͤnder⸗

f

Metaphyſiſche Naturlehre. 45

änderten Geſchwindigkeit voraus, die im Augenblicke der Veraͤnderung wirkſam iſt. Da nun jede veraͤn— derte Bewegung für jeden untheilbaren Augenblick, oder jeden unendlich kleinen Zeittheil, als eine gleich— foͤrmige angeſehen werden kann, fo koͤnnen auch für dieſen Augenblick Raͤume, Zeiten und Geſchwindig⸗ keiten durch die Geſetze der gleichfoͤrmigen Bewegung ausgedruͤckt werden. Oder man kann ſich jede un: gleichfoͤmige Bewegung ſo vorſtellen, als wenn ſie i unendlich kleinen Zeiten gleichfoͤrmig waͤre, und - jedem unendlich kleinen Zeittheile ein unendlich kleiner Theil des Raumes mit der unveränderten Geſchwin⸗ digfeit zurückgelegt würde, welche der bewegte Punct im Anfange diefes Zeittheilhens hatte. Wenn nun eine unveränderliche und ftetige Kraft auf den Körper wirft, und während feiner ganzen Bewegung zu wir: fen fortfährt, fo muß er in eine gleishförmig bes ſchleunigte Bewegung fommen ($.72.). Die Ge: ſchwindigkeit, mit der er ſchon bey feiner Trägheit durch den erften Impuls der Kraft fortgehen würde, muß durch die ununterbrochen fortdauernde Einwir: fung der Kraft ſtetig zunehmen und wachen, und die Zunahme dieſer Gejchwinpigfeiten muß alfo im gleichen Zeiten gleich: ſeyn. Hier wächft zwar nun in jevem noch jo kleinen Zeittheilchen die Geſchwindigkeit nach dem Gefeß der Stetigkeit, und die Gefchwindigs keit iſt im jedem folgenden Zeitpunete ſchon größer, als ım vorhergehenden; man tann aber annehmen, daß die Geſchwindigkeit durch das ganze Zeitcherichen jo groß bliebe, als fie im. Anfang deffelben war, und. daß

46 I. Theil. x. Hauptſtuͤck.

daß erft nach Endigung des Zeittheilchens der Zufag der Geſchwindigkeit urploͤtzlich hinzukaͤme, der eigent— lich waͤhrend des Zeittheilchens allmaͤhlig hinzukam. Dieſe am Ende des Zeittheilchens vom Anfang def: felben an erlangte Geihmindigfeit kann man die Eno⸗ geſchwuidigte Velocitas ſoalis) nennen.

. & 75. Die Endgeſchwindigkeiten ($. 74.) muͤſ⸗ fen ſich ben der glei bfoͤrmig beicbl.unige.n Bewe⸗ gung, tie die unendlich Fleinen Zeiccheile, oder, wie die Zeit vom Anfange der Bewegung an, verhalten, weil der bewegte Körper in einem jeden unendlich Flei= nen Zeittbeile einen neuen Eindruck erhält, der fich

mit den bereitS empfangenen vereinigt.

Wenn wir die Endaeibwindiafeit v und das Bann e Nenneny pivzeuvmv:Vıe T

676. Man fann daher: Diefe erlangten Grade der Endgefchwindigfeiten durch die Reihe der natuͤrli— chen Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, u. |. w. vorftellen,; weil fie wie die Zeittheile felbft wachen.

$. 77. Wenn der Körper mit der Gefchmindig: feit, die er ben der gleichförmig befchleunigten Bewe— gung in einem endlichen und beflimmten Zeiccheile ers langt hat, hernach gfeichförmig fortginge, fo würde diefe Sefchwindigfeit ihn in dem zwenten dem erjten ähnlichen Zeittheile durch einen doppelt fo großen Raum führen, als die in einem und demfelben Zeit: theife erhaltene zunehmende Geſchwindigkeit. Der Raum wird fich alfo ben diefer gleihförmig beichleu: nigten Bewegung verhalten, wie die Zeit mit der Hälf- te der Endgefchwindigfeit multiplicirt; und der gleich: ‚Pemig bejchleunigte Körper wird ineiner gegebenen Zeit nur

Metaphofifche Naturlehre, i 9

nur halb fo weit gehen, als ihn in eben ber Zeit ſeine dar⸗ in erlangte Endgefchwindigfeit geführt haben würde.

Bene der Kaum S heift, fo wid [= Kt ud I:S= *

—VVI. 2

Wenn die Zeiten gleich find, fo verhalten ſich die Räume der Bewegung, wie die Sefchwindigfeiten ($.73.). Im sesenwärtigen Falle aber find die Zeittbeile aleih, folglich werden ſich auch die Räume wie die Beichwindisfeiter »rbalten. Weil aber nun eıne gleichfoͤrmige keit doppelt fo groß iſt, ats eine zunehmende, wenn fie im einerley Auaenblid erhalten werden, fo wird auch der vers möse einer galeihförmiaen Geſchwindigkeit durdlaufene Kaum doppelt fo groß ſeyn, als der Raum, der in ebem —— durch die wachſende Geſchwindigkeit zuruͤckgelegt wird.

Dieſe Geſetze ſucht man auch durch Huͤlfe eines rechtwink⸗ Tgen Triaugels anſchaulich zu machen. Es zeige (Fig. 4.) ir dem rechtwinkligen Triangel AB die Zeit, und C die in dieſer Bert erlanate Endgefdywindigfeit au. Die Höhe BA fen in Theile getbeilt, die wir als unendlich Fein und eınander aleıh annehmen, AD, DE, EF, u. ſ. f. Da BA die ends lie und beffimmte Zeit ausdruͤckt, fo wird jeder in diefer

- Hibe BA genommene Theil die unendlich Kleinen Rugen⸗— biide vorftellen. Wenn wir nun ans den Theilungspuncs ten D, E, F, u. ſ. f. die Drdinaren Dd, Ee, Ffı m. |. jieben, fo wird jede Drdinate die in jedem mmendlich Eleis nen Augenblife erhaltene Geſchwindigkeit vorftellen; und fo wie eine durch eine ftetige Kraft zumehmende Geihwins diakeit aleichformig waͤchſt, fo wäh auch jede Ordinate gleihtörmia, nach eben der PBrogreifion, ©, Ir 27 3r n.|. f. Wenn Dad den im erften Augenblide AD erbaltes nen Brad der Beichwindigfeit ausdrüft, fo wird Ee den Grad der Geſchwindigkeit ausdräfen, der im zweyten Aus aenblide DE erhalten worden. Weil aber Did: Ee= AD: AE=ı:2,w ſ. f., fo werden fib alfo dieſe Endgeſchwin⸗ drafeiten wie die Zeirtheile verhalten ($. 75.), und die Endgeibmwindigfeiten Da, Ee, Fi, u. f. f. durch die Reihe der mtürlihen Zahlen 1, 2, 3, u. ſ. f. vorftellen laſſen 4. 76.)._ Da der Raum "m Producte der Zeit in die Ges cdwindiskeit gleich it (9. 73.) , fo fann der Flächeninbalt des Drevefs ABC den Raum vorftellen, der tu der Zeit AB mit der ftetia wachſenden Gefchwindigfeit, die am Ens de ver Zeit durch BC ausgedruͤckt wird, beſchrieben worden iR. Wenn nun die Aeichiwindigfeit, die am Ende der end» lichen Zeit AB durch die Grandlinie BC des Trianaels ABC ausgeörudt wird, nicht weiter zunäbme, fonderu nun der Körper in der zwenten, der erſten AB Ähnlichen, Zeit das mit gleihformig fortginge, . fe würde die Geſchwindigkeit diefes zweyten Zeitraums durch die Drdinaten eines

*

48 1. Theil. 1. Hauptſtuͤck.

ecks BCKL von eben der Grundflaͤche und Höhe, als ber Triangel ABC ift, vorgeftellt werden. Da aber diefer Triau⸗ gel nur die Hälfte des Rechtecks von eben der Grundfläche und Höbe ift, fo ift auch die in einem endlıhen und bes ſtimmten Zeitraume erlangte Geſchwindigkeit, die ſich aleichs förmig bleibt, doppelt fo groß, als eine ın demſelben Zeits raume erlangte zunehmende Geſchwindigkeit. a Se

$. 78. Es folgt hieraus ferner, daß die Raͤu— me, welche ein Körper bey diefer gleichförmig befchleu: nigten Bewegung, in verfchiedenen gleich großen Zeitz theilen hinter einander zurüclegt, wie die ungeraden Zahlen 1, 3, 5, 7, 9, u. ff. wachſen; oder er wird. im zweyten Zeittheile 3mal, im dritten smal u.f. mw. fo vielen Raum zuruͤcklegen, als im erften Zeittheile. | |

Der im zwenten Zeittbeile DE (ia. 4.) zuriüdgeleate Raum dem Zrapezio DdEe ift 3mal fo arof, als das Dreyeck ADd, und der im dritten Zeittheile EF befriebene Raum des Trapezii EeFf .ıft smal fo groß, als ADd, m f. f.

Am erften Zeittheile AD naͤmlich befchrieb der Körper durch die wachſende Geichywindigfeit den Raum =ADd5 die am Ende dieſes Zeitrheils erhaltene Endgeſchwindigkeit Da würde den Körper in dem folgenden gleichgroßen eits tbeile DE durch einen noch einmal fo grofen Raum DdEx

. führen ($. 77.), oder der Körper würde ben feiner Trägbeit gleichfoͤrmig fortgeben ; aber die ftetige Kraft wirft wah⸗ rend dieſes zweyten Zeittheils auf ib. fort, und bringe ibm wiederum fo viel.ueue Geſchwindiakeit während diefes awepten- Zeittbeils hinzu, als im erften, fo daß er audy noch außer dem Raume DdEx, den er bey feiner Trägbeit allein durchlaufen würde, den Raum dxe durchlaufen muß. _Er legt alfo in dem zweyten Zeittbeile einen zmal fo großen Raum zurüd, als im erften, Am Ende des zwey⸗ ten Zeıttbeils wird der Korper die Endgeſchwindigkeit Ee baben, und bey feiner Srägbeit darin beharren. Er wurs de ım dritten Zeittbeile den Goa EeFo zurüdlegen , aber während diefes dritten Zeittheils wirkt die fietige Kraft auf ibn fort, und brinat ihm einen Zufag von Geſchwin⸗ digfeit bey, fo daß er noch außerdem durd den Kaum eof == ADd geht, und alfo im dritten Zeittbeile einen Raum beſchreibt, der dur das Trapezium Eerf=smal ADd

ausgedrüdt wird, u. ſ. f.

$. 79. Es verhalten ſich diefemnad) die Räume, ‚welche vom Anfange der gleichförmig befchleunigten " Be:

/

Metaphoſiſche Naturlehre | 49

Bewegung an zurhchgelegt werden, wie die Quadrate der Zeiten vom Anfang der Bewegung an, oder wie die Quadrate ber erlangten Endgeſchwindigkeiten

($.75-). | | Es iſt alſo [= v’= tr”, und 5: ſ- Vꝛ: vꝛ Tre,

VWenn naͤmlich der Raum im erſten Zeittheile = ı geſetzt wird, fo wird er ben diefer beichleuniaten Bewegung im zweyten Zeirrbeile allein = 3, int dritten Zeittheile allein = 5, u. 1. f. ſeyn ($.78.)5 folalic wird er ın den zwen eritcn Zeirrbeilen zuſammen ı + 3 = 4, in den drey erften Zeits tbeilen zufammen ı +3 + 5 = 9 ausmaden. 4 umdy find aber die Quadratzablen von 2 und 3, oder von den Zeiten vom Anfang der Bewegung an. |

Wenn der nab dem eriten Zeittbeile AD (Fig. 4; bes fchriebene Raum = ADd = A ill, ſo wird der durch feıhförmia beichleunigte Beweguna mach zwey Zeittheilcũu AD + DE beichriebene Raum = Ake = 4mal ADd, und der nach drey Zeittheilen AD DE + EF junds geleate Raum = AFf = ginal Add lıpa, u. 1. "Dover es verhält ſich das DrevedAEe zum Dreyef ADd, wie AE?: AD? = ke® ; Dd®,

. 80. Die fterige Kraft, welche die befchleu- nigte Bewegung der Maſſe hervsrbringt, heißt, in fo fern fie auf alle Theile der Maſſe zuſammen gfeiche förmig wirft, die bewegende Kraft (Vis motıix j5 die beſchleunigende Kraft (Vis acceleratrix) hinge: gen, in fo fern fie auf jeden einzelnen Theil der Maffe witkt. Jene iſt alfo das Product der befchleunigenden Kraft in die Odatttaͤt der Maffe, die davon afficire wird, s Te

Wenn wir alfo die bewegende Braft P, die beſchleunigende Braft f, und die Maſſe M nennen, ſo iſt P=t.M,

andP:p=fM : fin; und cben fo iſt auch f= n . Gerner folat hieraus, daß das Product der bewegenden Kraft in dıe Zeit aleih fen dem Produc'e der Rufe in die Geſcth windigkeit; oder PT= MV, uud Plipe= MViımvj

daß dur bewegenden Krärre'durc dir Quadate ver Zeiten multiplicırt ſich verhalten wie die Maften durch die durchs laufenen Räume multiplicıre, oder PL? = M3, und PT?2: pe?—= MS: ml; und daß Die bewegenden Kraite duch die Raume multiplicıre ih verhalten wie die Maſſen multipiis

-

50 IL. heil, 1. Hauptftüd. ——s Eden ſo iſt auhf=v, fiel, del v2. $. 81. Eine oder mehrere Kräfte, die nur nach einerlen Richtung wirken, Fönnen Sen Körper auch nur nad) der geraden finie bewegen. Die Bewegung, wo ein Körper durch eine Kraft nur nach einerley Richtung getrieben wird, heißt eine einfache Bewer gung (Motus ſimplex), und man fieht leicht ein, daß jede einfache Bewegung ſtets geradlinig ſeyn müffe.

$. 82. Kräfte, die auf verſchiedene bewegliche Puncte wirken, heißen. gleiche Kraͤfte, wenn fie

ihnen gleiche Geſchwindigkeit ertheilen. | Hier , wo nur von beweglichen Puncten die Mede ift, wird die Größe der Bewegung nur ans der Befchwindigfeit ermeflen.

Bey Körpern, die durch eine ftetige Kraft zum Widerftande follieitirt werden, muß die Maſſe allerdinge mit zum Maaß

der Größe der Bewegung genommen werden.

$. 83. Zwey gleiche Ziräfte (82.), die zu gleicher Seit auf einen beweglichen Punct nach ent: gegengefessten Richtungen wirken, beben fich eins

ander auf, und verurfschen Feine Bewegung. Anwendung auf Segners bydranlifhe Mafchine, die in der goige weiter angezeigt werden wird. Bringt man je jwey effnungen der vier Geitenarme diefer Mafchine gegen einander über, fo wird fie durch das ausftrömende Waſſer

nicht bewegt.

6. 84. Wenn zwey ungleiche Kraͤfte zu gleis cher Zeit nach entgegengefester Richtung auf einen beweglichen Punct wirfen, fo erfolgt die Bewes gung nach der Richtung der größeren Arafe, und zwar mit der Differenz beyder Aräfte, Hier ift die Bewegung ebenfalls nur einfach, denn fig erfolge

nur nach der Richtung einer einzigen Kraft. Anwon⸗

Metaphufifche Naturlehre: 51

* Anwendung anf die vorige Maſchine, an ber bie Oeffnungen von drey Geitenarmen nad einerlep, die Oeffnung des viers ten Armes nad der entgegengefegten Richtung geftellt ift.

£. 85. Wenn die Richtung der bewegenden Kräfte eimander- nicht entgegengeſetzt ift, fo muͤſſen fie einen Winkel einfchließen. Da nun ein Körper, der von beyden zugleich getrieben wird, weder nach benden zugleich gehen, noch ruhen kann; fo muß er ſich nad) einer dritten Richtung bewegen. Man fieht leicht ein, daß dies die Diagonallinie des Parallelo- gramms feyn werde, von welchem beyde Richtungen einen Winfel einfchheßen, und daß er jene in eben der Zeit durchlaufen würde, welche er gebraucht hätte, wenn er durch jede einzelne Kraft die einzelnen finien durchlaufen wäre, die den Winkel einfchließen.

Beieat, ein bewegliher Punct werde durch eine Kraft AB Fia. 5.) nah der Direction AB, und durd eine andere

raft AC, die mit der vorigen einem Minfel einfchlicht,- °

nach der Richtung AC zu gleicher Zeit fich zu beivegen ges trieben, fo kann er nicht mach AB und AC zu gleicher Zeit gehen. Er kann aber auch nicht ruhen; denn dies fönnte er nur, wenn AB und AC ſich einander directe entgegens geiegt und gleih wären, Es bleibt fein anderer Wen für ibn, als der mittlere übrig, und dies ift die Diagonallinie AD des PVarallelogramıng, das auf die Finten AB und AC aufgelegt werden kann. Geſetzt, die beyden Kräfte wirk⸗ ten nicht zu gleicher Zeit, fondern nach einander, fo wird zer bemealibe Punct erſt nah B, und von da durch bie Kraft AC= BD nad D aeführt werden, und er wird alfo eben da feyn, wo er auf dem Wege durch die Diagonallinie angelangt ſeyn würde. Da bier die Bewegungen aleichförs mig angenommen werden, fo wırd er, falls die Kräfte einzeln nach einander wirfen, in der Hälfte der Zeit durch

Ab = # AB, und hernach durh bd = Ac=#AC ge fübrt werden, und in d, auf der Mitte der Diagonale AD, anlangen. Kurz, er wird am Ende jedes Zeittheils bene, wenn die Kräfte ihm einzeln führen, auf irgend einen Punct der Diagonale fenn, und alfo am Ende der ganzen Zeit die gerade Linie AD befchrieben haben.

4. 86. Die Bewegung des Körpers heift in diefem Galle eine zuſammengeſetzte Bewegung (Mo- D 2 tus

52 I Shell, 1. Hauptſtuͤck.

tus compofitus), und man berfteht unter derſelben überhaupt eine jede Bewegung eines Körpers, der von zwey oder mehrern Kräften: zugfeic) -getrieben wird, deren Richtungen nicht in einerlen gerade Linien fallen. Die beyden Kräfte, deren Richtungen einen Winkel einfchließen, heißen die äußern Kraͤfte; die

Bewegung durch die Diagonallinie fieht man als

durch eine mittlere Kraft hervorgebracht an.

$. 87. Das Gefeß der zufammengefekten Be: wegung heißt diefemnah: Wenn ein bewiglicher Punct von zwey Ziräften zugleich nach der Lage der Seiten eines Parallelogramme getrieben wird, fo durchläuft er Die Diagonallinie Dejjelben in eben der Zeit, worin er die einzelnen Seiten durchlaufen wäre, welche die Richtungen der beyden Kraͤfte vorftellen.

Beftätigung durch Verſuche mit der Eberhardſchen Diagomalmas fine; Anwendung auf ein an beyden Ufern eines Fluſſes gezogenes Schiff; Anwendung auf den Fall eines Korpers von dem Maftbaum eınes Schiffes, das in vollem Segeln

iftz u. dergl. Anwendung zur Widerlegung eines Einwurfs gegen die Umdrehung und Bewegung der Erde.

$. 88. Wenn die Sänge der beyden Geitenlinien AB, AC ($ig. 5.) die Groͤße der Kräfte, die zu

‚gleicher Zeit auf den beweglichen Punct wirfen, ober ihre Gefchwindigfeit, und die Meigung derfelben ger

gen einander ihre Richtung ausprüdt, jo druͤckt die Diagonale AD des Parallelogramms, das auf diefe finien errichter ift, die Groͤße der Kraft oder die Ge: ſchwindigkeit aus, welche aus den fie zufammenfeßen: den Kräften und aus ihrer gleichzeitigen Wirkung

$. 89.

entſpringt. |

Wetaphyfiſche Naturlehte. 159

$. 89. Da die Diagonale eines Parallelogramms nie fo groß ſeyn kann, als die Summe.feiner benden Seiten, fo muß auch die durch diefe Zufammenfeßung entjtandene mittlere Kraft (K. 86. ) oder Geſchwin⸗ digkeit Heiner ſeyn, als die Kraft oder. Geſchwindig⸗ keit, welche aus den beyden aufern Kräften entftanden wäre, wenn fie unmitielbar hinter einander gewirft hätten. Der Raum, welchen der Körper ben Diefer Art der zufammengefegten Bewegung durchläuft, ift alfo nie fo groß, als die Summe der beyden Räume der einzelnen Bewegung geweſen ſehn wuͤrde.

$. 90. Der ben. der zufammengefeßten Bere gung durchlaufene Raum ift defio großer, je Fleiner der Winkel wird; welchen die Richtungen der einzek nen Kräfte einfchließen, oder je mehr fie confpiriren; defto Heiner, je größer diefer Winkel wird, oder je mehr ſie dwergren.

Je kleiner nämlich der Winkel. CAB (Fig. 5.) der Seitenkraͤfte wird, deſto weniger find ſich Diele entgegengefent, »und deito mehr wird alfo auch ihre Wirfang confpirtren; und je arößer der Winkel wirds defte mehr werden die Geitens kraͤfte ſich einander entgegengefeht , defto größer wird der Werluft derfelden feyn. . Ä

Wenn wir GF und GH ( Fig. 6.) eben fo groß nehmen, als vorher AR und AC (Sig. 5.)r aber fie unter einem Meinern Winfel zufammen auf den beweglichen Punct witken faffen, fo wird die Diagonale GD größer werden, als vorher AD (Fin. 5.) war; und wenn eben biefe Kraͤfte HG und HD = GfF (fig. 6.) unter einem größern Wins kel zuſammen auf den beweglichen Punct wirken, fo wicd die Wiasennie HF, die er durchläuft, Fleiner werden, als AD (Fig. 5.).

$. 91. Jede einfache Bewegung (5. 81.) laͤßt ſich anſehen, als ob fie aus zwey Kräften zuſammen⸗ geſetzt waͤre, deren Richtungen einen Winkel einſchlie⸗ u Ä fen,

54 Rh. x. Haupeftück,

Fen, und von deren gemeinfehaftlihen Wirkungen die durch die.einfache Kraft herworgebrachte Richtung‘ die mittlere wäre, da es erlaubt ift, jede gerade linie als die Diagonale eines Parallelogramms ſich vorzu⸗ ftellen. Es laͤßt ſich alfo eine jede Kraft in zwey am dere gleichwirfende zerlegen. |

. 92. Menn ein beweglicher Punct durch drey oder mehrete Kräfte getrieben wird, die nach verſchie— denen, nicht entgegengefegten, Richtungen auf ihn wirfen, fo kann man ben Weg finden, den er bey feiner Bewegung nimmt, wenn man erft zwey davon zuſammenſetzt, die daraus entftandene zufaınmenge- feßte Bewegung als eine einfache befrachtet,. und mir der dritten wieder zufammenfeßt, u. |. m. |

SBGefhjetzt, ein bewealicher Bunct wird (Fig. 7.) durch die Kräfte, AB, AC, AD ımb AE zu gleicher Zeit follicitirt, fo fan man erft AB und AC zufammenfeßen, und die gefundene mittlere Kraft Af als eine aleichwirfende einfache anfchenz diefe wieder mit der auß AD und AE zuſammengeſetzten Ag zufammenfegen, und aus diefen beyden Kräften Af und 4 Ag bie Rictung und Größe der Kraft beftimmen, welche alle vorige einfache Kräfte zufammennenommen 'hervors braten, indem man die Diagonale AK des Parallelos gramms AfgK zieht, wovon die benden gefundenen fräfte

Af und Ag die Seitenlinien ausmachen,

$. 93. Ein beweglicher Punct bemegt fich gegen eine Släche gerade, menn feine Directionslinie auf der Fläche ſenkrecht ſteht; wenn hingegen dieſe mit der Fläche einen fchiefen Winkel macht, fo heit man die Bewegung eine fehiefe. Der Stoß an eine Kugel geht alſo gerade (directe), wenn die Directionglinie deffelben verlängert durch den Mittelpunct der Kugel geht; in übrigen Fällen geht er ſchief (oblique).

$. 94.

®

Metaphyſiſche Naturlehre. 5 94. Die Kraft, welche in einer ſchiefen Di⸗

rection auf eine Flaͤche wirkt, kann, wie eine jede einfache Kraft überhaupt ($. 91.), als eine aus zwey andern zufammengefeßte Kraft betrachtet wer: den, wovon eine auf der Släche fenfrecht fteht, die andere aber mit der Släche parallel fortläuft.

Benn eine Kraft in der fchiefen Direction CD (Fig. 8.) auf die Flähe AB wirft, fo wird fie nicht mit der Intenſitaͤt darauf mwirfen, als wenn fie fenfrecht auf AB ſtuͤnde. Nah dem Gase von der Zerlegung der Kräfte ($. 91.) beftebt CD aus der fraft CE und CA=ED. CE acht parallel mit AB, bat alio darauf feine Wirfung, folglich wirft nur die Kraft ED nah der Direction ED; und die Große diefes wirkenden Cheils verhält fich zur unver⸗ minderten- Kraft, wie ED: CD. Je kleiner der Winkel CDA wird, welchen CD mit ABij madt,i defto Fleiner wird die Größe der Wirkung von CD werden ; denn defto Heiner wird ED, und umgefehrt.

$. 95. Jede Wirkung der bewergenden Kraft geſchiehet nur nach der Perpendikellinie, die von ibe auf Die Släche des Beweglichen gezotgen wer⸗ den kann, und bey einer fchiefen Richtung wirkt nur ein Theil der Kraft. |

Anwendung hiervon auf das Billard, auf die Bewegung eines Schiffes, dem der Wind nicht aanz günftig ift, auf die Bemweaung der Alügel einer Windmühle, die fchief gegen den Wind ftchen. jev (Fig. 9.) eine Kugel AFG im Durchfchnitt durch ihren Mittelpunct c vorgeftellt. Sie erleide auf ihrer Perivpherie in A einen Etof nady der Direction AB, fo daß AB auch die Gröfe und Sefhwindigfeit der Kraft ausdrüde. Die Kusel wird ſich keinesweges in diefer Richtung bewegen, indem AB ſchief auf der Fläche derfelben ſteht, wie alle finien, weiche nicht nab dem Mittelpunct der Kugel zu gerichtet find. Nach dem Gate von der Zerlegung der Kräfte ($. 91.) fünnen wir AB zerlegen in AM und 4D; die (er*ere läuft nah der Nichtuna der Tangente von Ar tAD, fie kann alfo die Kugel nicht in Bewegung feRen und nicht darauf wirken, welches nur von AM geſchehen kann, die auf der Kugel ſenkrecht ift, weil fie nah eo, dem Mittelpunet der Kugel, zu gerichtet if. Die Bewes gung der Kugel gefchieber alfo nah M, und immer nad einer Richtung, die auf dem Puncte des = Kraft

6. L Theil. 1. Hauptſtuͤck Kraft ſenkrecht if. Die Kraft AB feibet ben biefer ſchiefen Richtung ebenfalls einen Verluſt, d. h. ihre Wırfıma ift nıcht fo aroß, als ben der ſenkrechten, und die Groͤße, mir der fie wirkt, verhält ſich zu ihrer unvermindertem ‚Große wie AM : AB. Sie wirft nur mit dem Theile der Krafp, der in ihrer Genfrechtbeit enthalten ift.

$. 96. Mad) den bisher betrachteten Arten der Bewegung, fowohl der einfachen, als der zuſammen⸗ geſetzten, muß ber bewegte Punct einen Weg zuruͤck⸗ legen, der eine gerade finie iſt, und dieſe geradli: hige‘ Dewegung (Motus rectilineus) bey feiner Trägheit fo Tange behalten, bis eine andere Urfach ihn daraus verfeßt. Wenn alfo ein Körper eine krummlinige Bewegung (Motus curyilineus) hat, fo muß menisftens noch eine Kraft wirffam feyn, die ihn von feiner geradlinigen Bahn abfenft, und diefe Kraft muß ftets und in jedem Augenbfide wirffam ſeyn, fonft würde der Körper nach der Tangente fei> ner Dahn geradlinig fortgehen. | $. 97. Jede krummlinige Bewegung iſt alfo eine zujammengefeßte Bewegung, und fie erfolgt, wenn ein nach geradfiniger Bahn durch eine Kraft . getriebenes Bewegliches durch eine andere ftetige Kraft nach einem ynveränderlichen Puncte abgelenft wird, - der außerhalb der Nichtung feiner Bewegung liege. Da die Richtungen beyder Kräfte einen Winkel eins ßen, fo fann man fich vorftellen, daß die Be— wegung nad) der Diagonallinie eines Parallelogramms erfolge; daß diefe-Diagonallinie aber unendlich Fein fen, und daß dieferhalb das Bewegliche in jedem Au: genblicde eine andere unendlich Fleine Diagonallinie beichreiben muͤſſe, indem die Kraft, die es nad) einem u Puncte

Metaphufifche- Naturlehre. 57

Puncte treibt, ftetig ſeyn fol, folglich es. in allen Augenbliden von der gerablinigen Bahn ablenft, die es fich felbft überlaffen fortgehen würde,

Bevſpiel an einer Schleuder. | Es befinde fib ein beweglicher Punct in A (Fig. 10.) und werde durch irgend eine Kraft in der Rıchtung Aa aetries ben, fo daß Aa auch die Geſchwindigkeit, oder den Raum in der Zeiteinbeit angiebt ; zu gleicher Zeit werde A durch eine andere Kraft nah C zu folltcitirt, und dieſe Kraft fev fo arof, dafı fie A allein, in eben der Zeit, da er Aa zurüdieat, durch Ax führen würde. Es it aus dem Bors bergebenden. Flar, daß der Körper A bier die Diagonale, AB des auf die finien Aa und Ax aefepten Varallelos gramms durchlaufen werde, Wenn er in B angelangt tft, und nun Feine andere Kraft weiter auf ihn wirfte, fo mürde er in einer gleichfürmiaen Bewegung fortgeben, und in der Zerteinbeit Bb AB zurüdlegen; aber bey feiner Ankunft in B foU die Kraft, die ihn nach GC zu follicitirt, abermals wirffam merden, und ihn eben fo ſtark nah C u beſchleunigen, als da er in A war, fo wird er wieder E diefer awenten Zeiteinheit die Diagonale ED des Warafe leloaramms befchreiben, das auf die Geiteulinien BZ und Bb aufgefent ift. In der dritten Zeiteinheit würde er ſich ſelbſt iberiaffen durch Dd== BD gleichfoörmig fortgehen; aber in D treibt ibm eine Kraft wieder nah GC mıt einer Brife DY = Au, und er durchläuft fo in diefer dritten Zeit die Diagonale DE des Varallelogramme DiyE , u. ſ.f.

Der wahre Weg des Punctes A ift alfo ABDE und weil die Ablenfungen deflelben von der gerablinigen Bahn aur in den Stellen A, R,.D angenommen worden findy fo wird jener ein Tbeil des Umfanges von einem Vielecke fen, mwıe man finden wird, wenn man fi die Mübe nimmt, den Weg ferner durch genaue Zeichnung aufzu— ſuchen, wobey es fich zugleich ergiebt, daß die anfänglich wachfenden Diagonalen bernach wıeder abnehmen, danız wieder wachen, und zuleßt wieder abnehmen,

Wenn nun die Fraft Ax nicht unterbrochen und bloß in A, Bund PD, fondern fterig wirft, und alfo A in jedem smendlich Ffeinen Zeittbeilhen von der geraden Linie Aa ableukt, fo beichreibt er. alle Augenblide eine andere unends lich Heine Diagonale AB, oder er hat alle Augenblide eine andere Richtung; folglich beichreibt er eine gegen C hohle frumme Linie,

$. 98, Am Ende, jedes einzelnen Augenblicks befindet fich bey diefer Frummlinigen Bewegung das Beregliche in der. Richtung der Tangente, die durch den

58 1. Theil. 1. Hauptftüc. den’ Punet gezogen werden kann ‚in welchem es am Ende dieſes Augenblickes iſt, und nach der Richtung

dieſer Tangente ſucht es jeden Augenblick zu entfliehen. Wenn der bewegliche Punct A (Fig. 10.) durch eine Kraft R nah der Richtung Aa getrieben, nnd durh eine andere Kraft Ax von diefer Rıchtung flerig abaelenft wird, fo wird AB eine frumme Linie, wie ın Sir. ız. Ab es iſt, die durch die ftetige Wirkung der Kraft Aa auf den Körper, der nach AB fich zu bewegen getrieben wird, nah C zu bers vorgebracht wird. Befindet fib nun der Körper in B, fo fucht er in der Nichtung der Tangente Bb, die auf dem Punct B ( Fig. 10.) gezogen werden kann, nach b zu ents fliehen; eben fo auch, wenu er in D angelangt ift, nach

der Richtung der Tangente Dd, u. f. f.

$. 99. Die Kraft, welche das Bewegliche ftetig von der Nichtung der Tangente zu der durchlaufenen frummen Sinie zuruͤckbringt, heift die Centripetal; Eraft (Vis centripeta); die Bewegung felbft heißt auch Centralbewegung (Motus centralis), und der Punct, nad) welchem das Bewegliche ftets abgelenkt oder gezogen wird, der Mittelpunct der Zräfte

(Centrum virium). $. 100. MWeil die zufammengefeßte Bewegung eines Puncts durch den Bogen Ab (Fig. 11.) zerlegt werden Fann in die Kraft, die den Körper in der Direction AB follicitirt, welche die Tangente des krummen Efements Ab oder des Puncts A ifl, und in die Kraft, die ihn nach der Richtung AC follicitirt, welche auf.dem Elemente Ab oder der Tangente AB perpendiculär iſt; fo nennt man jene Kraft die Tangentialkraft (Vis tangentialis)', dicke, die mit der Gentripetalfraft einerley it, die Nor— mal£raft (Vis normalis‘,. Die Tanaentialfraft AB laͤßt fich, wie jede einfache Kraft, als zufammenge: fett annehmen, als ob fie aus bA und bB beftunde, Der

Metaphyſiſche Naturlehre. 59

Der Theil bB der Tangentialfraft AB, der in der Richtung des Radii BC ift, heißt die Centrifugals Eraft (Vis centrifuga). Diefer Theil ift der Centri⸗ petalfraft Aa gleich) und entgegengefeßt, und ber . übrige Theil Ad ift es, welcher macht, daß der Kör: per in der Bewegung beharrt. Die Wirfung der Gentripetalfraft wird durch die finie Bb ausgedräct, durch welche der Körper von der Tangente AB wegge⸗ jogen wird; und diefe finie Bb tft der Kaum, welchen der Körper in der gegebenen Zeit, da er den Bogen Ab zurüclegt,' durch die Wirfung der Centripetal- fraft allein durchlaufen würde, und heift das Maaß der Centripetalftaft (Menfura vis centripetae). _ Dieſe Eentripetaffraft und Eentrifugalfraft zufammen nennt man die Centralkräfte (Vires centrales).,.

$. ı01. Es ift alfo eine doppelte Kraft nöthig, wenn ein Körper in einer Frummen linie bewegt wer⸗ den fol, eine Normal- und eine Tangentialfraft, wovon jede, wenn die andere aufhörte, ihre ganze MWirfung verrichten würde. Wenn die Tangential kraft ploͤtzlih nachließe, fo wuͤrde der Körper durch die Mormalfraft nad) dem Mittelpunet der Kräfte C (Fig. 11.) geführt werden; und wenn die Mor: malfraft auf einmal aufhörte, fo würde der Körper in feiner Richtung nad) der Tangente fortgehen.

Wegen ber fo wichtigen Anwendung, die man von der Lehre von: den Centralbeweaungen und Eentralfräften in der Ponfif machen kann, und ohne welche fi die Lehre von der Bewegung der Himmelsförper fchlechterdings nicht gründlich vortragen und erlernen läßt, halte id es für ‚möthig , hier erwas miehr davon beyzubringen. Man fan es nach Sefallen beym Vortrag uberihlagen, oder weıter

erläutern. ı) Die

60 I. Theil. - 1. Hauptftück.

1) Die. bey den —— aus dem Mittelpunete der Kräfte C (Fia. 10) in den bewealichen Nunct auf der krumm⸗ linigen Bahn gezogenen Linien CA, CB, CD u. ſ. w. beißen die Radu vretores; der Raum AUCB, BOD, u. ſ. w. zwi⸗ ſchen zweyen Radii vecrores AC und CB, CB’ und CDy u. f. w. und dem Boaen AB, BD, u. f. w., den fie einichlies gen, und den dag Mobile in der gegebenen Zeit durchläuft, der Slächenraum (Area), welchen der bewegliche Punct mie dem Radius vector durchläuft. Diefe bey einer Lentralbes wegung in der Frummlmigen Bahn vom beweglichen Puncte mu feinen Radıi pectoris beichriebenen Slächenräume verhal⸗ ten fich wie die Zeiten, m denen fie durchlaufen worden find,

Wenn dıe Kraft ( fig. 10.), die den Korper A vom der gaeradlinigen Richtuug feiner Tangentialfraft Aa abs lenft, ſtetig nab C wirft, fo wird die Babnı ABDE

Prummlinig. Mebmen wir nun zualeıb AB, BD und DE

unendlich Hein, ſo ſiud es unendlich kleine Bogen, die

wir wieder für gerade Linten balten fünnen, Der Körper in A babe eime determinirte Geſchwindigkeit um in dem een durch Aa zu gehen, er werde aber in cben dies em Zeittheilchen aegen den Mittelpunct durch Ax gezogen; er wird dann die Diaaonale -AB des Paralleloaramms

AaBx ın diefem Zeittheilchen befchreiben, und in Beine ®es

fhrwindigfeit baben, die ibn im folgenden Zeirelemente

nach der geraden Linie durch Bb = AB führen würde,

Die Eentriperalfraft wirft aber von neuem, und zieht ihn

aus B ın ß durch Bß, er durchläuft alfo eine neue Diaaos

nale BD vom: Paralleloaramm BbDß, n.f.w. Der Ras dius vcctor CA, CB, CD, CE beſchreibt in der einfachen eit den’ Fläcenraum ACB, in der doppelten Zeit den

Flaͤchenraum ACB + BCD. Esift aber der Fläbenraum

BCD = ACB, denn die Drevefe ACB und BCb baten

aleihe Srundlınien AB = Bb, und das gemeinſchaftliche

Pervendifel CB zur Höbe; es ift alfo ACB = BChb. Da * nun ferner dıe Dreyecke BCb und BCD jwilchen einerley

Parallelen BC und bD liegen, und eine acgpeinihaftlihe @rundlinıe BC haben, fo ift aub BCD = BCv, und folglich BCD = ACB, Es ıftalfo der vom Radius nes eto:ı in der einfachen Zeit beichriebene Flaͤchenraum zu dem in der Doppelren Zeit befchriebenen = ACB: ACB + BCD == ACB: 3ACB = 1: 3.-

2) Die Geſchwindigkeit eines Rörpers im jedem Puucte der Frummen Bahn iſt ım uümgekehrten Verhaͤltniſſe der Perpendi⸗ Fellinie aus dem Wirttelpuncte der Rrafte auf die Tangente der Frummen Linie ati dieſem Puncte gezogen.

Wenn. die Zeiten gleich find, fo verhält fich die Ges

fcb'windigfeit wie die Mäume AB, BD, DE, u. f. w. ( Fia. 10.), oder wie die Grundlinie der Dreyecke ACB, FCD, u. f.w; ba num diefe Dreyecke gleichen Inhalts find (1), fo verbalten fih die Grundlinien umgefehrt wie die Hoben, oder wie die Perpenditel, aus dem Mittels punct der Kräfte C auf. fie gezogen; folglich verhält ſich auch die Gefchwindigkeir fo. Den

e

*

Metaphpfifche Naturlehre. 6

Weil ferner die Grundlinien derſelbigen Dreyecke ſich derdalten wie die doppelten Flächenräume derſelbigen durch jeue Merpendifel getbeilt,, fo verbalten fib auch die Ges fbwindigfeiten gerade wie die Flähenräume , die ım leiben Zeiten durhlaufen find, und umgefebrt, wie jene Serpenpitellinie: oder wenn die Geſchwindigkeit c, der

Flaͤchenraum a, das Perpendikel p heißt, jo iſt d =

Wenn die Centralkraft ſtetig angenommen wird, ſo verwandelt ſich ABDE (Fig. 10) in eine gegen den Mit⸗ telpunct der fträfte C hoble frumme Linie, und ABb wird die Tangente des Bogens BD ın B, Nehmen wir nun die pet unendlich Flein, fo wird das Element des Bogens Ab

Fig. 17.) mit der geraden Linie AB jelbft für einerley

balten werden können. Der Zlächenraum ACb wird der Beiten der Bewegung proportional feyn Cr), und fo wers den fich auch die Gefhwindigfeiten in verichiedenen Puncteiz der frummen fine umgefehrt, wie die Perpendikel aus dem Mittelpunct der Kräfte auf die Tangente, verbalten, oder fie werden fich verhalten directe, wie die in gleichen

eiten durchlaufenen Flähenräume, und umgekehrte wie jene Perpendikellinie.

3) Bey der Preisbewegung ift die Gefchwindigfeit in allen Puncten gleich, oder die Bewegung eines im Rreife bewegten, und durch eine nach dem Uutelpunct des Kreiſes ſtrebende Ientriperalfraft getriebenuen Börpers, ut gleichförmg.

Die vom Radius vector befchriebenen Flaͤcheuraͤume find In aleihen Zeiten gleıh grog (1). Dieſer Gap gilt tür ale Eentralbeweguingen. Ben der Bewegung im reife find dieſe Flächenräume Gectoren des Kreiſes, denen, wenn fie gleich find, gleiche Bonen des Kreifes jugehören. Da bev dem Kreife die Perpendifellinje auf die Tangente aus dem Centro dem Halbmefler oder dem Radius vector gleich ifty die Radii aber in dem Streife fich alle gleich find / fo wird auch die Seſchwindigkeit allenthalben gleich, folglich die Bewegung aleıbförmig feyn.

mebr fich die Frummlinige Bahn dem Rreife naͤhert,⸗ 33. mehr kommt die der Gleichfoͤrmigkeit nahe.

5) In allen krummlinigen Bahnen iſt die Geſchwindigkeit in denen dem Mittelpunct der Rröfte naͤher legenden Stellen groͤßer, als in den mehr davon entfernt liegenden Stellen,

Diefer Sag folgt unmittelbar aus 2. F

6). Die ————— (Tempora periodica) bey der Centralbewegung Mind die, welce die Körper brauchen, um die ganze Bahn, worin fie beweat werden, zu vollenden, Sıe a m einem zuſammengeſetzten Verhaltuiſſe aus dem birecten dee Circumferenz, und den verfegrten der Geſchwin⸗ digkeiten. Dieſer Satz folgt aus dem oben ($. 73.) angehihrten allgemeinen Be. der gleihförmigen BB... © nifrer

62 I. Theil. 1. Hauptftück.

Umfreife K, k die Näume find, welche die Körper zurüds legen , jo werden aud bier. die Umlaufgzeiten T:r = .- feyn, wo C, c die Geſchwindigkeit bedeuten. 7) Eben fo folgt auch aus diefem Sage und (1), daß fi die “ganze Umlaufszeit zu der Zeit, die zum Durclaufen in einem Bogen verwendet wird, verhält, wie der Flächenraum der Bahn zum Flähenraum des Gectors, den der Bogen mit den radiis vectoribus auf ihn gezogen bildet.

8) Wenn um den Mittelpunct der Kräfte ein Kreis befchrieben wird, deflen Fläcbenraum dem der Bahn gleich ift, welche der Körper mit ungleihformiger Bewegung beichreibt, und nun angenommen wird, daß der Korper in diefem Sreife mit einer ®efchwindigfeit beivegt werde, die zwifchen der größeften und Fleinften Gefhmwindigkeit feiner wirklichen Bes wegung die mittlere ift, fo wird er diefen Kreis in eben der Zeit beichreiben, worin er feine wirkliche Bahn durchläuft.

Auch diefer Satz folgt aus (1).

3) Die Bewegung in jeder frummen Linie kann folglich auf die Bewegung im Kreiſe zurüdgebract werden, und die Radii diefes Kreiſes heifen die mittleren Diftanzen ( Diftan- tiac mediae) ded Körpers. Die Limlaufszcıren find im gera⸗ den Verhaͤltniſſe der mittlern Diftanzen vom wiırtelpunct der Bräfte, und ım umgefehrten der Gejchwindigkeiten.

Wenn wir die mittlern Diftanzen D, d, und die Ges fhwindigfeiten V, v nennen, fo find alfo die Umlaufgzeis ten Tır= I: = Denn da die Umlaufszeiten im geraden Verhaͤltniſſe der Umfreife find (6), die Umfreife aber, wie aus der Geometrie befannt ift, fi wie die Radii der Zirfel, oder wie die Diftanzen. vom Mittelpunct des Kreifes verbalten, fo werden fib auch die Umlaufszeiten wie digje verhalten muͤſſen. Die Zeiten aber verhalten ſich verfebrt wie die Befchwindigfeiten, wenn die Räume gleich find.

10) Die Gefchwindigfeiten ftehen im geraden Verhältmifie der mırtlern Diftanzen vom Wiirrelpunct der Rräfte, und im ums gefehrten der Almlaufszeiten.

Es ift dieſemnach Viov= 2 * Der Satz iſt eine Folge des vorigen, verglichen mit $. 73.

ar) Wenn zwifcdhen der Tentriperal» und Tangentialfraft einer, ley Derbälmis ſtets Start finder, fo wird der Körper, der Durch Diele Krafte gerrieben wırd, m einem Rreife bewegt werden, deſſen wIiıttelpunct mi dem Wirtrelpunct der Kraͤfte übereinfommt, und umgekehrt. In jedem andern Fall wird die Dabn vom Kreiſe verschieden ſeyn.

Wenn (Fig. 12.) der Korper A um das Centrum der

Kräfte C getrieben wird, und zwar mit einer Geſchwin⸗ Ju digkeit,

Metaphyſiſche Naturlehre. 63

digkeit, daß er in der Zeiteinheit, da er nach der Richtung der Tangentialkraft den Kaum AB durchlaufen würde, durch die gemeinſchaftliche Wirkung der Eentripetalfraft den Bogen Ab befchreibt, fo wird die Schwungfruft Bb aub das Maaf der Eentripetalfraft feyn, falls wir den Bogen Ab unendlih Flein nehmen. Er wird alfo in b wies der eben fo weit von C abfteben. In der folgenden Zeits einheit würde die Tangentialfraft allein ihn bis D geführt haben; er ift aber unterdeflen wieder durch die Eentripes talfraft durh Dd = Bb abaelenft worden, und alfo ebem. fo weit wieder vom Mittelpunct der Kräfte C eırtfernt. Da nun, wenn wir die Bogen Ab, bd unendlich klein nebmen , die Eentrifugalfraft Bb und Dd au das Maaf der Eentripetaifraft ift, fo wird dieſe auch immer mit der Ehwungfraft im Gleichgewicht feyn, und esı wird alfo der Körver in allen Puncten feiner Bahn aleich weit vom Mittelpunct der Kräfte entternt bleiben, folglib im Kreife beweat werdenz deſſen Mittelpunct auch der Mittelpunch der Kräfte ift. |

13) Die Centralfraft eines Rörpers bey der Bewegung im Kreiſe ift gleidy dem Quadrate des in der Zeitemheit durchs Iaufenen Bogens durch die doppelte Diftanz deſſelben vom Mutelpunct der Kräfte dividirt; oder fie ift gleich dem Quadrate der Gefchwindigfeir dividire durch diege doppelte Diſtanz vom Mittelpunct der Kräfte,

Mennen mir die Eentralfraft P, den in der Zeiteinheit durhlaufenen Bogen «, die Entfernung vom Mittelpunct

der Kraͤfte D n und die Gefchwindigfeit V; fo iſt pe,

V aD ever P= ‚D° | €s fen nämlih (Fig. 13.) Ab der in der Seiteinheit durchlaufene Bogen, und er werde flein genug angenoms men, fo daß er für eine gerade Linie = AB angeſehen werden fönne, die feine Tangente if; dann wird aber aub EB parallel feyn mit EA. Bb ift die Lentrifugals fraft. Aus b ziehe man die Verpendifellinie ba auf AE, fo wird Aa = Bb, und Bb alfo auch das Maaf der Eens tripetalfraft abgeben. Es ift aber, EA: AB = AB:Bbs denn die Dreyecke EAB und ABb find einander Abnlich, weil der Winfel EAB = AbE, und daber auch AbB ein rechter Mintel, die beyde den gemeinfchaftliben Winfel ABb baben ; es ift alfo der dritte Winfel AEB —= BAb, und bende Dreyecke EAB und AbB find äbulih. Eben fo find aub die Dreyecke EAb und Aba ähnlihz denn der Wins kel EbA ift ein rechter, und gleich Aab, der Winfel EAb it für beyde Drevede gemeinſchaftlich, daber ift der dritte Winkel AEb = Aba, und zwey gleichwinklige Drenede find äbnlıh. Es verhält fih alfo au EA:Ab = Ab: Aa;

2 alfo Aa = Zr Aa drüdt aber die Eentripetalfraft =

?, und Ab den in der Zeiteinheit durchlaufenen Bogen « Z aus /

64 I. Thell. 1. Hauptſtuͤck.

aus; folglich RP = %. EA if der Durdmeſſer des

Kreiſes = 3AC oder der doppelten Entfernung (D) des 2

Beweglichen A vom Mittelpunct C; alfo it P= 5: Da AZ = x den Raum awsdrüdt, die Räume aber den

Beihwindisfeiten proportional find, wenn die Beiten gleich find; fo kann für & auch die Geſchwindigkeit V fubftitwire

werden ‚, und alfo wird auch P 5 ſeyn. Aus dieſen Formeln folgt denn nun auch für die Kreis⸗ bewegung, da V= vVP(2D), und daß D= X.

13) Wenn zwey bewegliche Puncte in Kreiſen von verſchie⸗ denen Durchmeſſern gleiche Umtaufezeiten haben, ſo verhal⸗ > ten fich ihre Centripetalkrafte wie ihre Diſtanzen vom Mit⸗

telpunct der Rräfte.

Dıiefer Sag folgt unmittelbar aus dem vorigen. Es werde ein Körper A (Fia. 14.) in einer Sreisbewegung um den Mitrelpunct CE geführt, und befchreibe den Kreis AGFE in eben der Zeit, da a den Fleinern Kreis agfe zus ruͤcklegt. Es it Har, daß A in D fepn wird, wenn a 8 in d der Peripherie .befinder. Aus dem Vorhergehenden ift befannt, daß der Theil BD und bd der auf die Tan—

enten AB und ab von C aezogenen Linie dıe Gentripetals

raft ausdrüdt. Da nun befanntiih vie Bogen AD und ad fib verbalten wie die Halbmeſſer CA und ca, diefe aber die Diflanzen des A und a vom Mittelpuncte der Kräfte oder des Kreifes ausdrüdfen, fo werden fich auch diefe Bos gen verhalten wie die Diſtanzen des A und a vom Mittels puncte. Die Eentralfräfre berhalten fi aber ( wie die Quadrate der Bogen dividirt durch die doppelte Diſtauz

vom Mittelpunct. Es verhält fi alfo BD:bd = *

* . Setzen wir nun den Halbmeſſer AC = 2, und den -

aC = 1, fo find auch die Bogen AD und ad wie 2:1,

2 - 2 und wir erhalten folgih BD: bd = a: 4: jr = 2:1, folglih gleih den Diftanzen des A und a von C *

14) Wenn zwey bewegliche Puncte in gleicher Entfernung vom mittelpunet dev Kraſte mit ungleicher Geſchwindigkeit. gt werden, 10 verbalten fich ihre Centripetalfräfte wıe die Quas drate der Geichwindigfeiten.

Diefer Gap fließt wiederum aus (12). Wenn ( Zia. 15.) wen Körper Q und q eine Kreisbtiwegunga haben, derges pad daf in der Zeiteinheit Q den Bogen Ab, und q den

ogen Ad, bepbe im gleicher Enfernung AC vom Mittel⸗

punet ihrer Kräfte, beſchreiben; fo werden ſich nad ( > „ihre

Metaphufifche Naturlehre. _ 65

| ; „Ab? Adı

ihre Eentripetalfräfte embelten wie au’ ac Abe:

Adz. Wenn fib nun die Bogen Ab : Ad verhalten wie

1:2, und die Diſtanz AC= ı gefeßt wird, fo ift die \ : .

Eentripetalfraft von Q zu dr vong=

. =

ı+-ı ı-+ı 12:22. Da fi. num die. Mäume verhalten wie die Ges ſchwindigkeiten, wenn die Zeiten gleich find, fo werden

fib auch die Eentripetalfräfte verhalten mie Se : ve

=V2:v2,d.i., wie die Quadrate der Geſchwndiagkeiten. 15) wenn zwey bewegliche Puncte in ungleicy großen Kre

* leicher Geſchwindigkeit bewegt werden, folglich ie dhe Umlaufs iten haben, jo verhalren ſich ihre Centripetal⸗

Fräfte umgekehrt, wie ihre Entfernungen vom Wiittelpuncte, Geſetzt / der Körper A ( Fig. 14.) laufe ben der Entfers nung AC = 2 vom Mittelpuncte der Kräfte C im der Zeits einbeit durch den Bogen AD, waͤhrend der Körper a bep der Entternung aC = ı vom Mittelpuncte der Kräfte den Bogen af = AD durdläuft, ‘fo wird nach (12) die Gens

tripetalfraft des A zu der von a fich verhalten wie an

af? 1 1 < . P 240 = = 722 folglich verkehrt wie die Diſtanz von C.

Aus diefem Satze folgt dann auch | Ä

16) daß, wenn die Diftanzen zweyer in einer Rrefsbewegung befmöldyer Puncte vom Mitelpuncte, fo wie ihre Umlaufss zeıren ungleich find, ihre Centripetalfräfte fidy verhalten wie ıbre ernungen vom Mutelpuncte dividirt durch das Qua⸗ drat ihrer Umlaufszeit.

Wenn z. B. (Fig. 14.) 4 ſeine doppelt ſo große Bahn AGFE in der Zeit T == 2 vollendet, da a feinem Kreis aefg im der Zeit t = ı vollendet, fo wird die Centripetals

AC ,aC a2 2 kraft von Azu dervon a fepne .. : = 5: 5** = * sr 1:33 kolglich, wie vorher (15.).

17) Wenn fidy die Quadrate der Umlaufszeiten verhalten wie die Würfel der Entfernungen vom Yirrtelpuncte der Rräfte, fo find die Centralfräfte verkehrt wie die Quadrate der

anzen. :

Wenn wir in der vorigen Formel ftatt Ta, t*, bier nah der Borausfegung die prorortionalen Quantitäten AC3, ac3, fubftituiren, fo erhalten wir für die Gentrals -

fräfte des A und a das Berhältnif von A ; * = mania. a a8

- E Die

66

J. Theil. 1. Hauptſtuͤck. u

Die Beſtimmung der Eentripetalfräfte für andere Arten der

Ceutralbewegung fegt nun freplich fchon etwas mehr, als die gewöhnlicen Elementarfenntnifie der, Geometrie voraus; ins deſſen will ich doch hier einige Reſultate diefer Beftimmmungsars

“ten acben, um dadurd eben die Nothwendigkeit eines tiefer Etudiums der Mathematik in der Naturlehre zu zeigen.

18) Winn ein beweglicher Punct durch, Eentralfräfte getrieben

irgend eine frumme Linie ABC (Fig. 16.) befchreibt, fo nimmt man Rüdfiht auf den Bogen Br, der in dem Zeits elemente befchrieben werden ift, auf deflen Tangente TBH aus dem Mittelpuncte der Be F das Perpendifel FT, das die Yıormallinie heißt, gefaͤllt wird, und durch welchen Bogen man einen Kreis DBC achend annimmt, der eben

die Krümmung als diefer Bogen hat, und der Rrümmungs«

freis Ceirenlus ofenlator), fo wie fein Halbmefler der Krümmungshalbmefier, genannt wird. Er laßt fib nun ers weiſen, daß, wenn ein beweglicher Punct irgend eine frums me Line ABC befchreibt , die in B die Krümmung des Kruͤm⸗ munasfreifes DBC hat, und der Mittelpunct‘ der, Kräfte außerhalb des Mittelpunctes des Krümmundsfreifes. liegt, die Centralfraft P in einem umgefebrten zufammengefegten Verhaͤltniſſe des Quadrats der Yiormallinie und des einfachen der Sehne des Rrümmimgsbogens-fey , die Durch den Anfang diefes Bogens und den Yiittelpunct der Rräfte gebt; oder aub, dab die Centriperafraft in jeder gegebenen krummen Linie ſich verhalte wie der Kadius vecror dwidirt durch he der Yiormallinie und dem doppelten Rruͤmmungs⸗ meſſer.

Es ſey (Fig. 16.) in B ein beweglicher Punet, der im dem Zeitelemente den unendlich Fleinen Bogen Br durchlaus fe, indem .ibn die Centriperalfraft von der Zangente BE um das Raumtbeilben Hr == Bi ablenft, das er, wenn die Eentripetalfraft allein wirfte, in cben der Zeit mit bes fchleunigter Geſchwindigkeit durchlaufen wärde. Da Bi = P eine ftetige Kraft ift, fo ſteht fie im geraden Verhaͤlt⸗ niffe des Raums, umgekehrten des Quadrats der zeit, folglich iſt P= Fr Die Zeit t wird aber vorgeftellt durch den Flächenraum zwifhen den beyden Nadiis vectos ribus FB un® Fr, und dem Bogen Br, oder durch das Dreved BFr; da Pr mit der Tangente einerlen genommen ‚wird, fo iſt die Hobe des Dreyecks aubFT und die Grunds linie Br. Man erhält deu Flähenraum des Dreyecks, wenn man EN mit der halben Hohe multiplis

r x FF eirt, oder . Subſtituiten wir dafuͤr den doppeks ten Flaͤchenraum, damit dag Merbältnif eiuerlev bleibt, fo it e='Br x FT, Da fib nun P verbält wie

=, fe wird auch, weile = Br = ET il, P=

Bi 812. FTr Es verhält fich Bo: Br=#r:BE, nnd daher

Metaphyſiſche Naturlehre. 67

daher iſt auch BEX Bo Bra; ferner iſt Ro: Bi BS : BE, uud daher Bo x BE =,Bi > BS= Br?, Setzt man aljo.in der vorigen Formel flätt Br? vıefen zn [4 Bi x ma fo erbält man em P 5 x "FT: = ES 5Z Fr; oder bie Eentripetalfraft ift'im umgefehrt zus

fammenacjegten Werhältniffe der Sehne des. Krümmungss bogens uud des Duadrats der Wormallinie, - T

Da FB: FT=-BE; BS, fo.ift auch Bs —— FT und daher auh P= BE SHTY oder gleich dem Radius

pector FR dividirt durch BE = 2BN oder den doppelten Krümmungshalbmefler undden Wurfel der Normatiınir FT

19) Wenn die Lontralbewegung einen Regelfchnitt befchreibe, P ıft die Centralkraft im umgekehrten Verhaltniſſe des Une drats der Eutfernung vom. Brempuncte, als. dem yinicl puncte Der Kraͤfte. .

Der es ift (nad Fig. 16.) P =

Es fen nämlich CBA ein Keaelichnitt, BK der Semipa⸗ rameter, und EN der Kruͤmmungshalbmeſſer, fo iſt dies \ 3 . fr = Er r Folalih der Durchmeſſer des Krümmungss

3 RE Ireiieg BE = aBM : Wenn wir’ dies in der vorigen Fors . FB >, Fk?

BK:, mel (18.) für BE fubffituiren, fo it P= MS ET

Ueber dies it BM : BK = FB : FT; daher ıjt auch FT; { B . " are x EEE, foleliih IBn- wenn Dieß auf Die vorige

F3 x BR» in? pP - en 2SEM3 Formel angewendet wird, P= _,,,, „S.EK3 x 1837

1 > = SER HB: ' ober, megen des unperäuderlichen 2BK,

*— FR2 hr .

So läßt fih num auch umgefehrt bemeifen, daß, wenn ein Rörper durch eine ſolche Kraft nach dem Mittelpuncte der Kräfte F getrieben wird, feine Bahn ein Kegel⸗ ſchnitt if. 7 e u

.20) Wenn ein Rörper in der Ellipſe bewegt wird, und der

Mictelpunct der Kräfte der eine Örennpunet der Ellıpje iſt, P ſteht die Centralkraft im geraden Verhälnnfie der halben Zwerg achſe, und im umgekehrten zujammengeferzien des dop⸗ peiten Quadrats der halben zugeordneten Achſe und des une drats des Nadius vector. ‘Der Körper, der in der Ell pſe CFia. 77.) beweat wird, bat die arößefte Geichwindigkeir in ber Apfide Ay die dem Mittelpuncte der firäfte S näher iſt; die kleinſte in der eutgegengefetzten B. Es iwichit alſo die Beihiwindigkeit durch die eine Halfte der Elipie, CAD ‚rund | nimmt ab,durd ‚die andere, DBC. Die Zeıt, welche der

E 2 Korper

a 63

Kai. 1. Hauptſtuͤck

Körper braucht, um von der einen Apfide A zur entgenens aeiegten B zu kommen in Ste Hälfte der Umlaufszeit ; die Zeit aber, welche der Körver

einer Bahn,

audit, um von einem Puncte B. von E, nad dem .entaegenaeichten e zu

ommen, ift füner, wenn’ die dem Mittelpuncte det Kräfte

näbere Apfide in diefer Bahn liegt; länger, wenn der Körs per durch die obere —* geht, z. B. wenn er den Theil

der Bahn G bis g zur

dlegt.

31) Wenn aus dem Brennpuncte der Ellipfe, welcher der Mit⸗

telpunct der Sr ; dalben großen Achſe der Ellipfe aleich ift, ein Kreis beichries

äfte ift, mit einem Haibmeſſer, welcher der

ben wird, und der bewegliche Puncr in diefem Kreiſe mit

der Gefchwindigfeit beweat wird, die er an dem Enden der Heinen Achſe der ellintifhen Babn bat, fo find dir Umlaufss zeiten in diefem Kreife und der Ellipfe gleich.

) Wenn aus dem Brennpuncte der Ellipfe, welcher der Mits ielpunet der Kräfte ift, mit einem Halbmeſſer, weicher die mittlere Proportionalgroße zwiſchen benden halben Achien der Euipfe hat, ein Kreis beichrieben wird, deſſen Flächenraum alfo dem der Ellipfe aleih ift, und der Körper dicfen Kreis in eben der Zeit zurüdleat, als die elliptiſche Bahn, fo ift die

mittlere Bejchwindigfeit in. der. Ellipfe der wirklichen Ges ſchwindigkeit im Kreife gleich. (8.) j

Der Zwed verbietet, bier mehrere Refultate berjubrins an. Das Bengebracte ift hinreichend, um davon in der gölge bey der Lehre von der Bewegung fchiwerer Körper im

rummen Bahnen und der Himmelsförper fo vier Anıpens dung zu machen, als es in einem Lehrbuche der Naturs

- jehre erlaubt ift.

Für das weitere Studium diefer Pehre von der Gentrals bewequng und ihrer Anwendung find au empfeblen: Chrifi, Hugenius de vi centrifuga, in feinen opuscul. polt!um. T. 1. Amftelod. 1728 4. S. 107. ff. Newtons eben ans aef. Princip. philof. natur.; Jo Bernoulli over. Law fannae 1742. IV. Vol. £;5 5’ Gravefande oben _anaef. elementa phy/fices T.I.; Io. Kerlii introductio ad veram Phyficam et ad :veram aftronemıam, Lond. 1719. $. Ioh. Bofevsich de inaequalitatibus, quas Saturnus.et Lu- piter fibi mutuo videntur inducere, Romae. 1756. 8. Leon. Euleri Mecbanica, Petropol. 1736. 11. Vol. 4; Maclaurin expohtion des decouvertes de Newton. 4 Pa- rıs 1756. 4.3 La Caille Legons d’ altronomia, A Paris 1761. 8., und befonders Räftners Anfangegründe dir hör bern Wiechanif , oder der marhematiichen Anfangsgrände iv. Th. ı. Abth. 2 |

$. 102. Wenn die Materie von einer fetig wir⸗

fenden bewegenden Kraft getrieben wird, fo wird fie dadurch in jeder Richtung, die nicht mit der urfprühg:

lichen

Metaphyſiſche Naturlehre; 6

lichen Richtung diefer Kraft zuſammenfaͤllt, widerſte⸗ hen, und folglich die zu ihrer angewandte Kraft vermindern.

$. 103. Wenn alſo eine Keaft in eine Materie nach einer Richtung wirkt, die nicht mit der Rich: tung der der Materie beywohnenden ftetigen Kraft übereinfogimt, fo wird fie nothmendig eine Verände- fung erleiden, bie nach der Größe des Widerftandes in einer völligen Aufhebung ihrer Bewegung (nad) 6. 83.) oder in einer Verminderung ihrer Befchleuni: gung (nad) $. 84.) beftchen wird. Hinwiederum muß aber auch die Befchleunigung der Kraft, welche der Materie inhärirt, dur) die Anwendung der Kraft, die fie nah) einer andern Nichtung in Bewegung zu . ſetzen firebt, ebenfalls fo viel verlieren, als diefe letz— tere beträgt. Ben gleichem Widerſtande und gleicher tirfenden Kraft wird diefe mechfelfeitige Verminde— rung nad) Maafgabe der Größe des MWinfels Statr finden, melche die Richtung der Kraft, die die Bewe— gung bervorzubringen ftrebt, und diejenige mit ein- ander machen, die der Materie urſprunglich (nad). $. 89.).

Erläuterung durch Gewichte, die an einem Seit über eine Rolle gezogen find.

6. 104. Diefe wechſelſeitige une der Kraft und Gegenfraft nennt man Gegenwirkung (Reactio), und es ift aus dem Geſagten Flar, daß Araft und Gegenkraft fid) immer gleich feyn müf: fm. Die.jur Bewegung der widerſtehenden Materie angewandte Kraft kann nämlich ‚nur in fo fern wer

min:

70 I. Theil. 1. Hauptftüd.

mindert werden, "in fo fern fie Widerſtand findet, und fie kann diefe mit feiner größern Geſchwindigkeit bewegen, als welche nach Leberwindung des Wider⸗ ſtandes uͤbrig bleibt, nicht mit ihrer urſpruͤnglichen. Es fließt von ſelbſt aus dem Geſetze der Gegenwir⸗ kung, daß die Anwendung der Kraft auf einen Ger genftand am größeften ift, wenn diefer vollfommen widerſteht; daß ohne Widerftand Feine Anwendung, d. h., Feine Verminderung der Kraft möglich ift, und daß fein Körper in Bewegung. gefegt, werden kann, mern die bewegende Kraft und der Widerfland urs fprungfich in ihm felbft find.

Wenn ein Pferd eine Kraft hat, die 10 Ceutner Laſt zu übers. wältigen vermoͤgend wärc, und cs fol einen Etein, der durch eine ihm inbärirente Kraft, nämlich die der Gravis tation , nad dem Mittelpnncre der Erde zu follicitirt wirds

und. deſſen bewegende Kraft einen Drud von 8 Eentnerm heivorbringt, nah einer auf ver Richtung der Gravitas tion fenfrecten, .alfo borigontalen Richtung aus Ruhe im Bewegung verſetzen; fo wird ee dazu weniger als ı0 Cent⸗ ner Mraft ve wenden fonnen, nicbt mehr: feine actio in corpus wird unter ıc Centnern feyn, wenn gleich die actio corporis 10 Centner wäre,

4. 105. Wenn nun die Materie ſelbſt durch eine ſtetige Kraft ſollicitirt wird, die ſie urſpruͤnglich in Bewegung zu verſetzen ſtrebt, und die ihr folglich Widerſtand ertheilt, ſo wird bey Betrachtung der Groͤße der Bewegung ſolcher Materie nicht bloß die Geſchwindigkeit, ſondern auch die Maſſe in An: fchlag gebrächt werden muͤſſen, auf deren Theile die fietige Kraft gleihförmig wirft. Wenn naͤmlich je "der Theil der Materie von der ftetigen Kraft afficirt wird, jo wird ben gleicher Befchleunigung diefer Kraft der Widerſtand um defto ſeyn, je groͤßer die

Quan⸗

Metaphyſiſche Naturlehre. 71

Duanticat der Subſtanz, d. h., je groͤßer die Maſſe ift, Die von diefer Kraft afficire wird. Denn doppelt fo viel widerftehende Materie enthält doppelt fo viel Kraft zum MWiderftande, und wird alſo auch. zur gleichen Veränderung ihres Zuftandes eine doppelt fo große Kraft erfordern, als die einfache Maffe.

$. 106. Widerftehende Maſſe ift alfo die Duan- tität des Beweglichen eines beftimmten Raums, das ducch eine ihm benmwohnende ftetige Kraft zu einer Be- wegung follcitirt wird, und daher in jeder andern Richtung, die ihm mitgetheift werden fol, und wel⸗ de von der Richtung der ihm beywohnenden Kraft verschieden ift, widerſteht. Das Product aus der inbärirenden befehleunigenden Kraft in die Quantitär des Bemweglichen heift die bewegende Araft, wie ſchon eben ($. 80. ) angeführt worden ift. |

$. 107. Wenn zwey Körper von gleicher wider ftebender Maife nach einerlen Richtung *) bewegt werden follen, fo erfordern fie natürlicher Weiſe einer: len Maaß der Kraft, um fi) mit einerfen Geſchwin— digkeit zu bewegen; ungleiche widerftehende Maſſen erfordern ohne Zweifel ein ungleiches Maaf der Kraft, um gleiche Gefchwindigfeit dadurch zu erhalten; fo feßt auch wohl ungfeiche Sefchwindigfeit gleicher wi— derfichenden Maflen ein ungfeihes Maaß der Kraft voraus. Eben fo leiften auch beivegte Korper von gleichen miderfichenden Maffen und ungleidyer Ger Ihreindigfeit, oder auch von gleicher Geſchwindigkeit und ungleichen Maften, unoleichen Widerſtand.

2) Ich fage, wenn die Bewegung nach einerley Richtung ges ſchehen fol. Denn eine verfhiedene Richtung wırd oe er⸗

F 2 1% u Haupeft. Metaph. Naturlehre

‚berjenigen Richtung, in welcer Pie ber twiderftebenden Maſſe beywohnende urfprüngliche Kraft dieſe ſollicitirt einen verſchiedenen Winfel machen, und daher wird, wie aus der Lehre von der Zufummenfehung der Kräfte : h. un ‚befannt ıft, die Anwendung der Kraft verſchiedentlich gro ſeyn müflen, wenn bey gleichen. Maſſen die Gefhwindigkeit gleich feyn fol.

*. 9.108. Die Groͤße der Bewerung ( Quanti- tas motus) der Körper von widerſtehender Maffe hängt folchergeftalt von ihrer Maffe und ihrer Ge- ſchwindigkeit ab, und fie muß aus beyden ermeffen werden. Es folgt aus dem Vorigen:

1) Die Größe ver Bewegung zweyer Körper ver- hält ſich wie die Maffen derfelben, wenn die Ges ſchwindigkeit gleich iſt. | -

2) Die Größe der Bewegung verhält fich wie die Geſchwindigkeiten, wenn die Maffen gleich find,

3) Ueberhaupt verhält ſich die Größe der Bewer gung nie die Producte, der Maffe in die Ge: ſchwindigkeit. |

4) Die Größen zweyer Bewegungen find einander gleih), wenn die Maffen fi) umgefehrt verhals

0 ten wie ihre Gefchmwindigfeiten.

Wenn wir die Größen der Bewegung zwener Körper Q, q, ihre refpectiven Geibwindigkeiten C, o, und ihre widers ftebenden Maflen M, m nennen, fo ift

nad 1), wenn C=c,Q:q=N:m,

nah 2), werınM = m Q:aq=E&:o, Nehmen wir nun noch einen dritten Körper, deflen Ga fhwindigfeit = C, deſſen Mafle = m, und deſſen Ords Be der Bewegung 2 beißr ‚fo ift

für den erften und dritten mach I), Q:tz= Mm

für den dritten u. jwepten nah 2), z:q=C: oo

folglich für den erften und zwenten J q=NC; mo. Ferner tQ=qg,wannl:m=c:MN.

——

Zmwepy:

nn nn nm benennen men —— manner |

Zweytes Hauptſtuͤck. Von | den Brundfioffen und Formen der Körper, und ihrer Cohaͤrenz. Srundftoffe der Körper, i 109.

| Wir nennen die Maſſe eines Körpers gleichartig,

wenn alfe durch Zerſtuͤckung oder durch phnfifche Theil: .

lung deflelben darzuftellende Theile einerlen Natur mit

dem Ganzen haben; movon fie genommen find, und.

fich alſo nur in der Größe von ihm unterfcheiden; wie‘

drigen Falls heißt fie ungleichartig Beofpiel von gleichartiger Maſſe am Wafler, von ungleichat» tiger am Granit.

$. 110. Aber die Erfahrung, lehrt, daß auch ſolche Körper, deren Maffe fi durchaus gleichartig zeigt, aus allerlen ungfeichartigen Theilen ın man:

nichfaltigen WVerhälmiffen zufammengefeßt find, die

fir durch Hälfe der Kunft von einander trennen fönnen. $. 111. Diefe Trennung einer gleichartig erfchei- nenden Maſſe in ungleichartige Theile (Partes dis- fimilares ) heißt die chemifche Theilung, und wir un- terfcheiden fie von der phyſiſchen oder mechanifchen, die uns gleichartige .. (Partes fimilares) liefert. 6. 112.

%

74 J. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den

4. 112. Die gleichartigen Theile der Maſſe hei- fen auch Grundmaſſen; fie find dem Ganzen aͤhn— fih, wovon fie herrühren, und nur in der Größe, nicht in ihrer Natur, von demfelben verfchieden; die ungleichartigen Theile hingegen, die man auch Grundſtofſe, Beftandtheile (Partes conftituentes) nennt, find weder dem Ganzen, wovon fie herrüften, noch unter einander felbft in ihrer Natur ähnlich; fie machen aber in der gehdriaen Verbindung und im ge— hörigen Verhäftniffe zufammen das uns gleichartig

ericheinende Ganze aus.

Erläuterung durb PBerfriele an atmofphärifcher Luft, am Glaſe, am Zinnober, am Waffer.

‚$. 113. Wenn ungfeichartige Theile fo verbun- den find, daß die Mafle, die fie zufammen ausma- chen, in ihren Fleinften Theilen fich den Sinnen gleich- artig zeigt, fo heißt die Materie, die fie bilden, ges muicbe, widrigen Falls ıft fie nur daraus gemengt;

ein Unterfchied, der wohl zu merfen iſt. Bepſpiele gemengter Körper geben Granit, Porphyr.

$. 114. Den der bloßen Dermengung ungleich: artiger Stoffe behalten diefe ihre vorige Natur; bey der Vermiſchung derjelben hingegen entipringt dar: aus eine Materie von ganz anderer Natur und an: .

dern Eigenschaften, als die ihrer Beftandtheife waren.

Beyſpiele geben ein innig zufammengeriebenes Gentenge von Mineralaltali und Hiefelfande, das dur Zufammenthmels zen zum Gemiſche, zum Glaſe, wird,

6. 115. Die, Verbindung ungfeichartiger Theile ju einem gleichartigen Ganzen heiße Miſchung oder öuf..mmenferung (Mixtio, Synthefis); die Tren: nung derjelben daraus Scheidung, Zerlegung, Ser:

zung

Srundftof u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohär. 75

feruntg C Analylıs). "Die Verbindung: gleichartiger Theile wird Zufammenhäufung (Aggregatio), und ihre Trennung ſchlechtweg Theilung, Sertheilung, Zers ftükung des Körpers genannt. Die beyden leßtern Operationen geben feine neue, fordern nur eine der Maſſe nach vergrößerte oder verfleinerte Materie. ı

$. 116. Wenn die aus einem’gemifchten oder ger mengren Körper erhaltenen Beſtandtheile felbft moch weiter gemifcht find, und als Gemifche darin fo prä- eriftiren , wie wir fie durch Scheidung daraus darftel- len, ſo heißen fie die nähern Beſtandtheile (Partes proximae), und ihre weitern ungfeichartigen Grund: . fioffe die entferntern Beſtandtheile (Partes remotae)- des Körpers. | Benfpiele: | ——— 1) Atmoſphaͤriſche Luft. Lebensluft. Stickgas. Kohlenſaures Gas. uerſtoff. Waͤrme⸗ Stickſtoff. Waͤrme⸗ Kohlenſaͤure. Waͤrme⸗ ſtoff. | ſtoff. | ſtoff. | Koblenftoff. Sauerftoff. 2) Eifenvitriol. Schmwefeliäure. Eifenfalf. Schwefel. Sauerſtoff. Eifen. Sauerftol,

$. 117. Die letzten, ‚nicht weiter aus ungleich- artigen Theilen zufammengefeßten, Grundftoffe ver Körper nennt mar Elemente, Urftoffe. Diele Ma: terien fönnen wir zwar bis jeßt nicht weiter ‚zerlegen; man ift aber deshalb nod) nicht berechtigt, fie für Ur: anfange zu halten; und daraus, daß fie bis jetzt un⸗ zerlegt find, folge nicht, daß fie an fid) unzerlegbar wären,

76. L Bhell. ⸗. Hauptſtuͤck. Von den waͤren, denn vielleicht erreichen weder unſere Sinne, noch unſere Werkzeuge je die an ſich oder wahren Elemente.

6. 118: Die bey den mannichfaltigen Zergliebe: tungen der -verfchiedentlichen Körper und Materien, mit welchen man Erfahrungen hat anftellen fönnen, - angetroffenen, fpecififch verfchiedenen, unzerlegten, alfo für uns einfachen, Stoffe, deren mechfelfeitige Berhältniffe und Eigenfchaften der Gegenftand unfe; zer Unterfuchungen in der befondern Naturlehre ſeyn werben, find folgende: |

. 7) Kichtiioff ( Srennftoff).

2) Wärmeftoff (Calorique). 3) Sauerftoff (Oxygene). 4) Waflerftoff (Hydrogene). 5) Stidftoff (Azote). 6) Aoblenftoff (Carbone). 7) Schwefel (Soufre). 8) Pbospbor (Phosphore). | 9) Aadicalder Salsfäure (Radical muriatique). 10) . der Flußſaͤure (Radical Auorique). 11) der er Borarfäure (Radicgl boracique),

12) Bold (C (Or).

13) Platin (Platine). | ' 14) Silber (Argent). | { 15) Q&uedfilber ( Mercure).

16) Bley (Plomb).

17) Aupfer (Cuivre)),

ı3) Kifen (Fer).

19) dinn (Etain). Ä 5 2 20

%

Srundfloff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Eohär. 77

20) Fine (Zinc). 21) Wismutb (Bismuth). 22) Spiesglanz (Antimoine). 23) Tüdel (Nickel). 24) Kobalt (Cobalt). 25) Arfenif (Arlenic). . 26) Magneſtum (Mangandfe), 27) Molybdin (Molybdene). 28) Wolftam (Tungftene).. 29) Uran. 30) Titan. | 31) Zıefilerde (Silice). 32) Ralferde (Chaux). 33) Talkerde (Magnefhe). 34) Schwererde (Baryte). 35) Strontionerde. 36) Thonerde (Alumine). 37) 3irfonerde (Circonie). 38) Auſtralerde. Bon RK, zn der Peripatetifer: w. Ps Erde

$. 119. Einige diefer Grundftoffe find für ſich nicht, fondern nur in ihren Zufammenfeßungen mit andern, darſtellbar. Der Grund davon liegt wohl

obne Zweifel in ihrem großen Beftreben zur Vereini-

gung mit andern Stoffen, und in der Gelegenheit, diefe immer bey ihrer Scheidung anzutreffen.

$. 120. Nicht immer beruht die fpecififche Ver: ſchiedenheit ver Körper und Materien, die wir bis

jet fennen, auf der Verſchiedenheit ihrer Beſtand⸗ theile,

78 L. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den

theile, ſondern ſehr oft auf dem verſchiedenen Verhaͤlt⸗ niſſe, in welchem dieſe unter einander verbunden find. $. 121. Der Grund der mejentlichen und: fpeci- fifchen Verfchiedenheit der Grundftoffe unferer Sin: nenwelt muß wohl in der. Berfchiedenheit der Intenſi⸗ tät der urfprünglichen Grundfräfte, die das Weſen der Materie ausmachen (9. 46.), geſucht werden, vermoͤge welcher der Grad der Wirffamfeit und der Wechſelwirkung der ſpecifiſch verſchiedenen Materien ungleich iſt.

Formen der Materien. $. 122. Von dem wechſelſeitigen Einfluſſe die— ſer urſpruͤnglichen Grundkraͤfte der Anziehung und der Repulſion, und ihrer reſpectiven Intenſitaͤt in den verſchiedentlichen einfachen und zuſammengeſetzten Stoffen hängt beſonders die Form der Aggregation ab, die wir an den mannichfaltigen und -verjchiedes nen Materien wahrnehmen, und weshalb wir drey Arten von Körpern unterfheiden: 1) feite Koͤrper (Corpora folida); 2) liquide oder torpfoar: flüfjige ARörpst (Corpora liquida); "und 3) egpanfible oder elaftifch = flüfjige Koͤrper (‚Corpora expanfibilia,: Fluida elaftica). Die beyden Ießtern begreift man. unter dem Nahmen flüfjige Koͤrper pn Anida) jufammen, $. 123. Feſte Aörper ($. 122.) find folche, welche vermöge ‚der größern Intenſitaͤt der in ihren Grundmaſſen wirffamen Anziehungs: oder Cohäfiong- fraft einen merflichen und beträchtlichen Widerſtand ben

Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohaͤr. 79

ben der Berfchiebung ihrer Theile an einander leiften. Aber die Stärfe des Zufammenhanges der Theile und der Flächen der Grundmaſſen ıft von mannichfaltigen Abftufungen ben den verichiedenen feften Körpern, und es gründen fich darauf befondere Unterabtheilun: gen derfelben, die aber jo wenig durch beftimmte Srinzlinien von einander abgejondert find, daß bie verihiedenen Arten, die dadurch unterfchieden werden follen, vielmehr ganz unmerflich in einander übergehen. $. 124. So unterfcheiden wir harte oder ſtarre Aörper (Corpora dura, rigida) bon weichen (Cor- pora mollia) durch die Verfchiedenheit der Größe des Widerſtandes bey der Verfchtebung und Trennung der Theile. Wir finden hier unzählige Abftufungen, und es lat fich feine beftimmte Gränzlinie zwiſchen beyden ziehen. $. 125. Solche feſte Körper, deren Theile ſich Durch eine aͤußere Gewalt merklich verjchieben laffen, ohne ihren Zufammenhang dadurch ganz zu verlieren, heißen zäbe, debnbare, ftreckbare (ductilia); fie find Hingegen fpröde (fragilia), wenn die Theile nicht an einander verfchoben werden fönnen, ohne zu reißen, oder ihren Zufammenhang zu verlieren. Auch von dieſen Arten des Zufammenhanges laufen die Öränzen derfelben wieder fehr in einander. $. 126. Bon dieler Kraft der Anziehung. oder Eohäfion ruͤhrt auch die Federkraft oder Spring: kraft, Die man befjer Contractilitaͤt nennen follte, her, vermoͤge melcher die Theile fefter Körper ben ih: ser mehrern Entfernung von einander durch cine an— I dere

80 I. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den

dere Kraft mir Nachlaffung verfelben ihre vorige Nah⸗ heit wieder anzunehmen trachten. Ich unterfcheide fie von der Elaſticitaͤt, die ihr gerade entgegengefeßt, und deren Urfach weſentlich davon verfchieden iſt. Das Unzureichende in ver bisherigen Erflärung beyder Phänomene rührt eben daher, daß man fo verfchiede: ne Wirfungen einerley Grundurfachen zufchrieb. Da, wo man bisher ben federharten Kerpern eine Wieder⸗ ‚ausdehnung nach einer vorherigen Zufammendrüfung annahm, finder wirklich nichts anders als Zufammen- ztehung nach einer vorhergegangenen Dehnung Statt.

Beyſpiele neben efaftiiches Harz, eine gefpaunte Eaite, Stahls federn, u. dergl.

Eine Stahifeder bat Federfraft, weil fie ſich, wenn fie gebos en, und foldergeitalt bey ihrer Krümmung in einen groͤ⸗ ern Raum aedehut wird, wieder zufammenzieht, wenn die fpannende Kraft nahläft. Ein ſtaͤhlerner Ring bat aus gleichen Urfachen Federfraft, und er Aufiert fie nicht durch Erpanfion, fondern durch Eontraction. Wird er nämlich von benden Seiten zuſammengedruͤckt, und da⸗ durch an feinen Kruͤmmungen gedehnt , jo ziehen ſich dieſe wieder zufammen, fo bald die dehnende Kraft nachlaͤßt, die freyiih, um die Krümmungen zu dehnen, den Rına am antern Stellen zufammendrüden mufte. Hiervon läßt ſich nun auf die Federfraft einer Bugel von Elfenbein u. dergl; der Schluß leiht machen, ben deren es feichter ſcheinen fonnte-.als ob fie eine erpanfive Elafticität befäßen, da der Grund der Erſcheinung doch auch nur, wie ben der Stapifeder, in der Wiederzufammenziehbung gebehnter Theile liegt. Laͤßt man eine elfenbeinerne Kugel an einem . Faden auf eine mit Fett dinn beftrichene polirte Steims platte fällen, fo ſchuellt fie ſich frenlich zurück, fie drüdt anf dem Fette einen fichtbaren Flef ‘ein, und zeigt alfo dadurch eine wahre Zufammendrüduna, die fie durch die Gewalt des Falles an der berührten &telle erlitt. Aber man erinnere fih nur an den Ning, und man wird eines ben, daß die Theile der elfenbeinernen Kugel am Kane der plattaedrüdten Stelle geipannt wurden, folglich ſich wieder zufammenzogen , wie der Druck nachließ, und daß fie dadurch die eingedrüuc n heile erhoben. . Durch dieſe Reaction mw.rd es alfo mönlih, daß die Kraft der Eobärenz Bemesun: berporbringen, oder zu einer beivegenden Kraft werden kana.

$. 127.

Grumdftoff. u. Form. d. Körp. m. ihrer Eohär. gr?

$. 127. Die Gederfraft oder Contractilität zeige ſich, fo wie die übrigen Arten der Cohäfion,; ben den mancherlen Körpern, in einem fehr verſchiedenen Grade. Aber es ift wohl Fein fefter Körper, dem bie Sederfraft gänzlich mangelte. Uebrigens lehrt die Art und Weiſe, wie ſich diefes Vermoͤgen zeigt ($.126.), daß zu der Aeußerung deſſelben Dehn: barfeit im gewiflen Grade ‘gehöre, ohne welche fonft die gefpannten Theile in ihrem Zuſammenhange ganz aufgehoben werden umd reifen würden, Daher läßt es fich erflären, warum die Federkraft verſchiedener Körper durch) lange anhaltende Spannung oder Deh- nung merflich ſchwaͤcher wird, und warum fie zu⸗ nimmt, menn die Stärfe des Zufammenhanges durch Vermehrung der Dichtigfeit wächft. Beyſpiele vom Wachsthume der Federfraft dur Zunahme der

Dibtigfeit geben die aehämmerten Metalle, dae Zaͤrten des Stahls, die Bolognejerflaichen ‚die Glastropfen.

$. 128. Die ©rade der Feftigfeit der verfchieder nen feften Körper ſtehen nicht im Verhältniffe mit der Dichtigkeit derſelben, fo weit mir dieſe durchs Ge wicht ermeffen fönnen. - Go ift 3. B. Gold-und Bley dichter als Eifen und Kupfer, aber doch lange nicht fo feft, als diefe. Um dieſe Grade der Seftigfeit bey verfchiedenen feften Körpern zu meffen, hat man ſich ter Gerichte bedient, welche zum Zerreißen derielben, ben einer beftimmten Dicke und länge, nothmendig find. Muſchenbroek hat insbefondere jehr viele Ber: fuche über die Kraft, angeſgellt, welche zum Zerreißen mehrerer Körper erfordirt ‚wird. Er hat aber dabey keine beſondere Ruͤckſicht auf vie $änge ber Körper ger JR: 5 nom⸗

82 . I. Theil. =. Hauptſtuͤck. Von den

nommen, und daher geben auch Sickingens Berfuche andere Nefultate. Ueber . die Stärfe verfchiedener Holzarten haben wir auch von Buͤffon, und über Die der metallifchen Gemifche von Hrn. Achard zahlreiche Vetſuche erhalten. So nuͤtzlich aber auch alle diefe Verſuche fürs ‚gemeine Seben fenn können, fo wenig läßt fich doch daraus auf die Größe der Wirfung der Cohärenz fchliefen, weil hierben, mie fchon Hr. Rant *) erinnert hat, die Verſchiebbarkeit der Theile gar nicht in Anfchlag gebracht worden iſt, die Doch einen fo beträchtlichen Einfluß hat. So wird 5. B— ein Stab von weichem Wachſe ſich durch eın ange: hängtes Gewicht erft dünner ziehen laflen, ehe er reift, und alsdann. in einer weit Fleinern Fläche reis fen, als man anfänglid) annahm. So ift es mit allen dehnbaren Körpern, und diefe größere Dehn— barfeic ift vielleicht der Grund, warum z. B. das dich- tere Bley ben gleicher Dice eher reift, als Kupfer, u. ſ. w. Hierzu kommt denn noch Verfchiedenheit des Gefüges, das dicht, blätterig, Förnig, u. ſ. 1% feyn fann. |

Petr. v. Mufchenbroek introductio ad.cohaerentiam eorpo- sum firmorum; in feinen Disfertat. phyfic. experimental. L. B. 1729. 4 ©. 423. ff.5 und noch werrläuftiner, De eohaerentia et firmitate, in feiner äntroduct. ad phalo- Soph. naturalem, Vol. 1. ©. 390. f. |

Er ftellte Verſuche an mit reinen Metallen, mit legirtem Metallen, mir Striden, mit-Hölzern, mit Tuͤchern, mie een, mit Saiten, mit Knochen uid mit Gläfern. & will aus der arofen Zahl feiner Verfuhe nur die Res ultate der mit reinen Metallen angeftelten bier mittbeis len. Er lieg davon Parallelepipeda, oder. vieredige Gtans 8: gießen, deren Querichuitte 435 rheinlaͤndiſche Zoll ins evierte betrugen dieſe mit dem einen, Dazu eingerichtes ten, Ende ſenkrecht aufhängen und befeftigen, und an das audere Ende eine mir Ketten verjehene Waagſchaale mit Gewichten aufhängen, die er fo lange vermehrte, u. ie

x -

Grundftoff. u. Form d. Körp. u. ihrer Cohär. 93

die Stange zerriß. Er bat hierbey zugleich das eigenthuͤm⸗ Iıbe Gewicht der angewandten Weralle bemerfr.

Gold jerrig von 578 Pf. eigenthüml, Gew. 19,238 Repellenfilbr 1156 11,091 Kupfer 638 v, 181 Javbaniſches Rupfer 573 8,726 Deutſches Een 1930 7,807 Engliſches Zun 150 7,295 Eine andere Sorte 188

Bancazinn 104 7216 Malaccazun 9 6,125 Engl. Bier 2 25 11,333 Epießglarmeral 30 _ 44500 Zınf von Goslar 76.83 7,215 Wismuth 55 92 9,850

Wenn hierbey nur auf gleiche Dicke Ruͤckſicht genommen wird, fo wurde ſich die Feſtigkeit der angeführten refpectis pen Metalle verbalten, wie die zw ihrem Zerreifen ange mwandren Gewichte, und das Eifen 5. B. wäre 2332 oder 774 mal fefter als Blev, u. f. w.

Narh dem Guſſe gefchlagene Metalle wurden fefter; doch batte das ferne Gränzen, und fie wurden bey zu lange forts geiegtem Hämmern wieder weniger feſt. .

Solgendes find die Nefultate einiger feiner Merfuche mit Holj, wovon er auch PVarallelepipeda machen ließ, deren QDueerichnitte „35 ins Gevierte betrugen:

-Büchenholz ;erriß von 1250 Pf.

sEichenholz 11150 Eichenholz 1150 LEindenholz 100 Erlenholʒ 100 Ulmenholz 900 Tannenholz 600 Fichtenholz 550

Mehr ins Große geben Buͤffons Verſuche mit Holz (Ex- p£riences [ur la force des bois; in den Mem. de !’ acad, roy. des fe. 1740. ©. 153, und 1741. ©. 292.)

Des Hru. Grafen von Sidingen Berfuhe mit Metals Ien (Verſuche über die Platina. Mannheim 1782. 8.) aes ben andere Neinltate, als die Muſchenbroekſchen, indem er auch auf gleiche Längen Rüdfiht nahm. Er lief aus einigen Metallen Dräthe mahen 0,3 Lin, (parif.) im Durchmefler , und 2 Fuß Länge, und es zerriß

Gold von ı6 Pf. 6 Un. 434 Ör. (franz, Gew.) Silber 0 11 10. 44

Dlatina 3 7 3 Kupfer 33 7 4

Eiſen 60 ia 8 |

Hiernach folgt alfo die Feftinfeit der anneführten Mer talle fo. auf einander, \wie fie felbit hier nad einander fies ben; da binaegen nach YIiufchenbrock fie fo jolgen würden; Kupfer, Gold, Silber, Eiſen.

F 2 Traitẽᷣ

34 1. heil. 2. Hauptſtuͤck. Bon den

Trait& fur les proprietts' des anlage metalliques par

Mr. Achard. à Berlin 1788. 4. Kurze Abbandluna über die Theorie der Feftigfeit der

Materialien von Gottl. Ludwig von Poͤllnitz, feipz. 1795. 8. *j metaphyſiſche Anfangegruͤnde der Naturwiſſenſchaft. S. 91.

| $. 129. Slüffige Rörper ($. 122.) find fol- "he, deren Theile von jeder noch fo Fleinen bewegen: den Kraft an einander verfchoben merden fönnen. ir müffen zwey mefentlich verfchiedene Gattungen flüffiger Körper unterfcheiden nämlich liquide und erpanfible.

6.130. Kiquide oder tropfbar:flüffige Rörper ($. 121.) zeigen fid) unfern Sinnen afs ein zuſam⸗ menhängendes Aggregat, und nehmen der Erfahrung zu Solge in Heinen Waffen eine fphärifche Geſtalt an, oder bilden Tropfen, fo bald die mwechfelfeitige Anzie; hung ihrer Theile nicht durch andere Körper geftört wird. Sie befißen allerdings einen gewiſſen Grad von Compreffibilität, , und äußern ben der Zufam: mendruͤckung erpanfive Efafticität, wir Dies Verſuche

am Waſſer gelehrt haben. Ueber die Elaſticitaͤt des Waſſers, theoretiſch uͤnd hiſtoriſch ent⸗ worfen von F. U. W. Zimmermann. Leipzig 1779. 8.

4. 131. Expanſible oder eigentlich-elaſtiſche Störfigkeiten (9. 122.) zeigen ganz und gar feinen den Sinnen bemerfbaren Zufammenhang ihrer Theile, und die anziehende Kraft ihrer Theile ift durch die ftärfer wirkende abſtoßende Kraft. derſelben ganz auf: gehoben. Sie müßten vermöge diefer überwiegenden erpanfiben Kraft nach allen Seiten hin ohne Grän: zen fich ausbreiten, wenn nicht Schwerfraft eigener

Theile oder BR eRalegaNDe Anziehungskraft fremder Stoffe

Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Eohär. 85

Stoffe dagegen dies verhinderte und fo ihrer Expan— fin Gränzen feßte.

$. 132. Die elaftiihen Flüffigfeiten ($. 131.) find entweder an fich erpanfible oder durch Mitthei⸗ lung oder Ableitung erpanfible. Die erftern, wie der Würmeftoff, befißen ihre erpanfive Elafticirät ur⸗ frrünglich, menigftens fennen wir bey dem Waͤrme⸗ ſteffe feine Subſtanz, und unfere Sinne zeigen uns keine, von der wir feine überwiegende Erpanfivfraft ableiten fönnten. Die $uftarten und Dämpfe hinge> gen befißen eine abgeleitete Erpanfibilität, und ver: danfen diefelbe dem Waͤrmeſtoffe.

6. 133. Berner unterfcheide ich rein» erpanfible und ſchwere erpanfible Slüffigkeiten. Ben den er: fern, wie bey dem Waͤrmeſtoffe und Sichte, folgen die Theile in ihrer Bewegung außer der Erpanfiv: Fraft, fie fen urfprünglich oder abgeleitet, Feiner an- dern Grundkraft, und fie verbreiten fichigon dem Orte aus, wo die abftoßende Kraft ihrer Matörie thaͤtig zu werden anfängt, nach allen Richtungen zu mit glei: cher Seichtiafeit, und nur die ihrer Erpanfivfraft ent- gegen wirkende Anziehung anderer Grundftoffe kann der Berbr:itung derfelben ins Unendliche Gränzen ſetzen. Dieſe rein = elaftifchen Fluͤſſigkeiten heißen auch ftrabiende. |

6. 134. - Zur feichtern. geometrifchen Conſtruction der Begriffe ben der Erffärung der Erfiheinungen der rein: erpanfibeln Fluͤfſigkeiten ıfb es zwar erlaubt, ſich die Berbreitung derfelben in Strahlen, und als die; eretes Teilchen in geraden finien, vorjuftellen; aber

in /

86 » 1 Shell. 2. Hauptſtuͤck. Von den

in der Wirklichkeit iſt diefe atomiftische Vorftellungs: art durch nichts zu erweifen. Sie erfüllen vielmehr, wie alle Materien, auch ben der groͤßeſten Dünne, ihren Raum mit Continuität.

4. 135. Die ſchweren ervanfibeln Fluͤſſigkei⸗— ten ($. 133.), wie die $uftarten und Dämpfe, be: fißen alle eine abgeleitete erpanfive Elaftisität. Die Erfahrungen in der Solge werden lehren, daß fie alle aus einer ponderabein, an fich nicht erpanfibeln, Bafis, die für fich durch die wechfelfeitige Wirkung ihrer urfprünglich anziehenden und abftoßenden Kraft die Aggregation der Feſtigkeit haben wuͤrde, und aus einem an ſich erpanfibiln Etoffe, dem Wärme: ftoffe, beftehen, durch deffen überwiegende Expanſib⸗ kraft die urſpruͤnglichen Attractionskraͤfte der Baſis derſelben verſchwinden müffen. Eben die Schwere ihrer Theile hindert, daß fie fich nicht fo, wie die rein - elaftiichen Slüffigfeiten ($. 133. ) verbreiten Fönnen.

$. 136. Bon diefen ſchweren elaftifchen Fluͤſſig— feiten ($. 135.) unterfcheiden wir zweyerley Arten: 1) luftformige Gasarten, oder Luftarten (Fluida aeriformia), und 2) Dampftörmige oder Dämpfe (Vapores). Gene behalten ihre elaftifche Form bey jedem Grade der Zufammendrüdung, den wir anzu: wenden im Stande find, und ben jedem ung befanns ten Grade der Kälte; fie befißen alfo in diefen Um: fanden Permaneität der mitgetheiften Elafticität, und ihre Zufammenfeßung ($. 135.) wird durch mechas nifche Zuſammendruͤckung nicht aufgehoben. Dieſe hingegen, Bann A gkeiten verlieren

| durchs

Gerundſtoff. u. Form. d. Körp- u. ihrer Cohaͤr. 37

Buchs Zufammenpreffen, fo wie durch Kälte, ihre Form der elaftifchen Aggregation; Die eigenen Anzie— bungsfräfte der Theile ihrer Bafıs werden nun wieder veritärft, und dieſe treten zum feften oder liauiden Körper zufammen, indem fie fi von einem Antheile des Waͤrmeſtoffs trennen. $. 137. Alle tropfbar » lüffıge Körper, die wir fennen, haben diefe Form ihrer Aggregation nicht ihren urfpränglichen Grundfräften zu danfen, fon: . dern würden durch dieſe vielmehr ſaͤmmtlich fefte Kör- per ſeyn. Ihre liquiditaͤt iſt mitgetheift, ift Solge des Einfluffes des erpanfibeln Waͤrmeſtoffs, mie dies Erfahrungen in der [Solge näher, beweifen mer-. ven. So hat alfo der Wärmeftoff durch feine erpane five Kraft Antheil an der Hervorbringung der Form

aller ſchweren erpanfibefn und aller liquiden Körper.

So iſt J. B. das Waſſer unter noch Reaum. ein feſter Koͤr⸗ per (Eis); ber bis 80° bey dem gewoͤhnlichen Drude der Atmoſphaͤre mopfbar » fluͤſſig (eigeutliches Waſſer); bey 80° und daruͤber bey dem gewoͤhnlichen Drucke der Ars moſphaͤre elaſtiſch⸗ſuͤſſig (waſſerdampf).

$. 138. Ohne den Druck der Atmwoſphaͤre, der die urfprüngfichen Attractionskraͤfte der Theile ver— fiärfe, wuͤrden fehr viefe tropfbar » Aufjige Koͤrper bey dem gemoöhnlichen Grade der Wärme, moben mir leben, gar nicht einmal als tropfbar - Aüffige erfcheis nen; wir wuͤrden fie als folhe gar nicht Fennen, fon: dern fie würden durch die nun Überwiegend werdenden erpanfiven Kräfte des mit ihnen verbundenen Waͤrme— ftofs zu erpantiein Slüuffigfeiten werden. Done den Drudf der Atmofphäre würde das Waſſer ſchon bey dem Schmelzpuucte die Form der elaftifhen Flaͤſſigkeit ans

nehmen und ven ———— des Tropfbar⸗fluͤſſigen gar wicht erhalten, , Der:

88 L.Theil. 2. Haupiſtuͤck. Von den

Verſuche zur Beſtaͤtiaung mit warmen Waſſer, oder mit Aether unter der Glocke der Luftpumpe.

$. 139. Ein merfmärdiges Phänomen der den Theilen der Materie benwohnenden Anziehungsfraft ift die beftimmte Geſtalt, melche die Theile annehmen, wenn jene ungehindert und fren darauf mwirfen fann. Bey den liquiden Körpern ift 28 die Bildung der Tropfen. ben den feften die Arpftallıfirung und dag Gefüge (Textura), das in diefer Ruͤckſicht unfere nähere Betrachtung verdient.

$. 140. Ale liquide Körper nehmen der Erfah: rung zu Folge in kleinen Maſſen eine fphärifche Ger ftalt an und bilden Tropfen, fo bald fie nicht mit eiz nem andern Körper fo ſtark zufammenhängen, daß, fie darauf oder daran zerfließen. So bildet fein zer⸗ theiltes Quedfilber auf Holz, auf Glas, auf Stein, und mehrern dergleichen Materien, lauter fleine Kuͤ— gelchen;. eben fo auch Waſſer und Wein, auf Holz, Papier u. dergl., das mit Bärlappfamen beftreut ift; Dehl auf einer mit Waſſer feucht gemachten Tafel; und alle dergleichen fläffige Körper uͤberhaupt nehmen die Kugelgeftalt an, wenn fie in Heinen Maffen durch die £uft fallen. ine bloß träge flüffige Maſſe würde auf jeden Kall die Figur behalten, die fie einmal hätte, und feine Tropfen bilden. Hat fie diefe Fi— gur noch nicht, fo kann fie nicht ohne Bewegung ihs ser Theile zu einer runden Kugel werden. Schon die Bildung der Tropfen beweiſet alfo, daß eine Urfach da fenn muß, welche diefe Wirfung hervorbringt. Die Schwere Fann nicht die Urſach feyn, da fie viel, mehr

Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohar. 89

mehr der Bildung der Tropfen wirklich hinderlich ift, wie die Erfahrnng lehrt, und das Plattdruͤcken der auf feften Körpern ruhenden Tropfen oder Kügelchen bewirkt, die um defto mehr eine vollflommene Sphäre Eilden, je Feiner fie find, und je geringer ihr Ges wicht if. Es bfeibt nur die Kraft der Anziehung zwiſchen den Theilchen des tropfbar » fläffigen Körpers allein übrig, aus der man auf eine genugthuenbe Weiſe diefes Phänomen erklären fann. Wenn man nämlich vorausfegt, daß alle Theilhen einer Materie mit gleicher Stärfe ſich anziehen, und die Verfchieb; barfeit derfelben groß genug ift, um ihrer Bervegung fein Hinderniß entgegen zu feßen, fo folgt aus richti- gen mechanifchen Gründen, daß das Gleichgewicht dann erft entftehen koͤnne, wenn die Maffe eine Ku:

gelgeftalt angenommen hat. Hierher gebört auch das Rörnen der Metalle, und die Werfers

tigung des Schrotes aus Bley.

$. 141. Auch fefte Körper nehmen eine beftimm: te Sorm an, und ihre Theile bilden Gruppen von eis genen Geftalten, fo bald fie ungehindert der Bewe— gung folgen Fönnen, welche die Anziehungskraft in beftimmten Richtungen unter ihmen hervorbringt. Hier ift nun der merkwürdige Umſtand, daß die Theilhen ſich nicht nad) allen. Richtungen mit gleicher Störfe anziehen, und daß die ſchon gebildeten Flei- nern Gruppen und Grundgeftalten ſich in gewiſſen Flächen ftärfer anziehen, als in andern, und folchers geftalt polyedrifche Solida bilden, die wir Aryitalle

(Cryitalli) nennen. $. 142,

90 5 1. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Don den

G. 142. Damit num felte Körper Kroftalle von beftimmten und regelmäßigen Formen bilden, oder ſich gehörig Erpftallifiren, iſt noͤthig, 1) daf fie erft in den Zuftand der Flüffigfeit gebracht werden, um Derfchiebbarfeit der Theile im hohen Grade zu erhal: ten, und 2) daf fie allmahlıg und chne Störung wieder erftarren oder aus Flüffigfeit in Feſtigkeit über: gehen, mährend melches Ueberganges aus Flüffigfeit in Seftigfeit fich die Theile in beſtimmten Richtungen an einander fügen, und fo Körper von beftimmten Umriffen, wenigftens von beſtimmtem Gefüge bilden. $. 143. Unter diefer Bedingung kann man wohl von allen feften Körpern behaupten, daß fie eine ge— wiffe beſtimmte Geftalt annehmen, und Dadurch ent: weder beftimmte Formen im Umriffe, oder wenigſtens ein beftimmtes Gefüge erhalten. Die Natur zeige uns diefe regelmäfiige Geftalt und Fuͤgung an unzaͤh— ligen -feften Körpern in unzähligen Verfchiedenheiten, an Erden und Steinen, Salzen, Dietallen, und Schwefel; und wenn zahlreiche Arten nicht in diefer regelmäßigen Geftalt oder Fuͤgung erfcheinen, fo läßt doch das, daf eben diefe Arten fonft auch fo angetrof- fen werden, fchließen, daß ben ihrem Geſtehen die Bedingungen fehlten, unter welchen nur jenes Phä- nomen Statt finden kann. Ben einigen zäben Kör- pern, wie bey den dehnbaren Metallen, wird auch das regelmoͤßige Gefuͤge ihrer Theile ben der Trennung ſelbſt gefiöre, und loͤßt fich eben deßwegen nicht wahr: nehmen. Die Kunſt kann frenlich die Natur in der Configuration nicht immer nachabmen, da es ihr an Mir

-Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohär, 91

Mitteln fehle, viele Dinge in den dazu nöthigen au: fand der Slüffigfeit zu verfeßen.

Bepfriele an Kroßallifitung des Salpeters, Glauberfalzes, und anderer Galje.

Kryſtalliſit ung verfhiedener Salze in einzelnen Tropfen ihrer Quflöfung, die nachher mifroflopiih betrachtet werden.

Der Sılberbaum oder Dianenbaum.

Der Bleybaum,

Der Zinnbaum.

de Rome Delisie Ellay de Cryftallograpbie. ü Paris.

1772 ar.8 Verſuch einer Kryftalloarapbıe von Herrn de

Kome Delisle, aus dem Franz. von Chr. Ehrenfr. Weigel.

Grcıfsmwald 1777. gr.8. Cryltallographie, ou defcription

des formes proöpres à tous les corps du regne mineral, par

Mr. Ron Delisle. Sec. edit. a Paris. T. 1 IV. 1784.

$. Torb. Bergmann de formis eryltallorum , praelertim

e [patho ortis ; In ſenen opusc. phyfico »chemicis. Vol.II,

©. ı.#. Bon den Aauferlihen Kennzeichen der an

abaefaft von A. G. Werner. Leipz. 1774. 8.

6. 144. Die zur Bildung der Kryſtalle, oder menigftens eines beſtimmten Gefüges, nöthige erfte Bedingung, die leichte Verfchiebbarfeit der Grund: maflen durchs Slüffigmwerden, wird ben feften Koͤr⸗ pern entweder durchs Schmelzen, oder durchs Auf: löfen ın andern liquiden Körpern, oder durch Ver— wandfung in Dampf, oder auch durch hoͤchſt feine Zertbeilung. in einem flüffigen Mittel, ertheilt; und die andere Bedingung, die Wiedermegnahme deſſen, was fie Aiffig machte, wird entweder durch Erfäßs tung und Gefrieren, oder durch Derdunftung des Auflöfungsmittels, oder durch Niederſchlaͤge, oder durch Ruhe und Bodenfüße erhalten, wobey nun frenlih überhaupt Feine andere Art der Bewegung, wie Schuͤtteln, Umrühren, die Ziehung ber feftwer: denden Theile hindern und ftören muß, Ben einem zu plöglichen Uebergange zur Feſtigkeit die

Theil⸗

92 I. Theil. 2. Hauptftüch Bon den

Theilchen nicht Zeit genug, fich regelmäßig an einans der anzulegen, und die Bildung wird unförmlich.

Benipiele von der Bildung der Kryitalle oder wenigftens eines

regelmäßiaen Gefüges unter den angeführten Bedingungen

1) des Scomelzens und Erfältens find: das Eis, befonderg

ben dem Gefrieren der Fenfter, der Schwefel, der Spieß»

glastönig , der Wismuth ac.; 2) des Auflöiens in tropfbas

rer Fleſſiakeit: a) des Abdunftens oder Abfühlens: die

mannichfaltigen Salzfroftalle, der Schwefelrubin, b) des

Niederſchlagens: die Metallbaͤumchen ıc.; 3)der Verwand⸗

Luna im Dampf und Abfüblung : der Schnee, die Fryftallis

niiben Sublimare , und fo genannten chemifhen Blumen ;

4) tes feinen Zertbeilens in Wafler oder in andern Mer diis; dıe Bildung der Palfigen Stalactite und Topbe.

Ben der Bildung organiſcher Köcper müflen wir endlich

auch bey diefer Brundkrart der Eohärenz als letzter Urſach

ſtehen bler.en, und felbit der Bıldungstrieb des Hrn. Blu⸗

menbach loͤſt ſich zulekt darin aut.

6. 145. Sehr viele größere Kenftalle laſſen fich mechanisch in andere Fleinere zertrennen, Die entweder den größern in der Geftalt ähnlich find, oder nicht. Das erftere findet Statt, wenn die Theilungen des größern Kroftalles mit allen feinen Slächen parallel geführt werden fönnen; midrigen Falls find fie ihm unähnlih. Herr Hauͤy hat diefen Gegenftand mit fehr vieler Genauigkeit ben den Koflilien unterfucht, und aus der Anhäufung von gemiffen Fleinern primi⸗ tiven Grundgeſtalten nach gewiſſen Geſetzen die Ent

frehungsart größerer Kryſtalle von fecundären Geftal:

ten fehr glüdlich entwidelt,

Nub Hrn. Hauͤy laſſen fi alle bis jeßt gefundene primitive - Kormen der Fofftlien auf feche zurädbringen, nämlich: das Parallclepıpedum, wohın der Würfel, die Rhomboide—⸗ und alle Solida gebören, die von ſechs Flächen eingeſchraͤnkt werden, wovon je zwey parallel find;. das regelmäßige Terrasdrum; das regelmäßige Octasdrum; die jecbsreitige Saͤule; das Dodecasdrum mit gleichen und aͤhnlichen Raus tenfiachen; und das Doderaedrum mit dreyfeitigen gleich» ſchenkligen Flaͤchen. | Des Hrn, Hauüy Abrif der Theorie von der Structur der Krys „.. Rales in Grens neucm Journ. d. Phyſ. B. 11. ©. 418. f.

Phaͤno—

Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohaͤr. 93

Phänomene der Cohärenz der Körper, $. 146. Nicht allein die Theile eines und eben deſſelben Körpers hängen unter einander zufammen, fondern auch die Körper von einerlen Art unter ein: ander felbft, wenn fie ſich berühren, und zwar um deſto ftärfer, je genauer und in je mehr Püuncten fie

fih berubren.

Bepfpiele des Zufammenbängens 1) flüffiger Körper giebt das er ießen der Warlertropfen, deg Quedfilberfünels den, der Debltropfen, bey ibrer Berührung; 2 fefter Rörper, das Zufammenbängen zwey geſchliffener Meſſing⸗ platten und ®lasplatten, .

$. 147. Auch Körper von ungfeicher Art hän- gen unter einander zufammen, wenn fie fic) genau genug berühren. Diefe Stärfe des Zufammenhanges iſt zwiſchen verfchiedenen ungleichartigen Körpern bey gleicher Berührungsfläche fehr verfchieden.

Berinhe: 1) Zwen Metallplatten, Glaeplatten , oder Mars morplatten, die mit Wafler oder Fett beftrichen find, Dängen ftarf zuſammen.

„2) E6 werde eine runde dide Meffingplatte vermittelft

es in der Mitte derfelben befindlichen Hafens durch einem

aden an dem Arm eines Waagebalfens fo aufgehängtz - daß fie genan horizontal hänge; fie werde an der Waage ins Gleihgewicht gebracht, und dann auf die Fläche vom untergefegtem Wafler, Weingeift und Quedfiiber fo gelegtz daß feine Luffblafen darunter bleiben, Die Waage wird aus dem Gleichgewicht gebracht ſeyn, und es werden Ges mwichte erfordert werden, um die Platte loszureißen. Diefe Gewichte werden bey dem verfchiedenen Flüffigfeiten vers ſchieden ſeyn müflen.

Der Drud der Luft kann von diefer Erfheinung nicht die alleinige Urſach ſeyn, ba fle auch umter dem leeren Recipienten der Luftpumpe Statt hat, obgleich Bier die

tärfe des_Zufammeuhanges vermindert it. Wäre der

ruf ber Luft die alleinige Urſach, fo müßte die Gtärfe bes Zufammenhanges fih blog nad der Flaͤche richten, was do. nicht iſt. |

Muſchenbroet᷑ (intrad. ad philof. natural. T.I. f, 1096.) lieg Cylinder aus verfhiedenen Materien verfertigen, derem Durchmeſſer 1,916 rheinl. Zou betrug, und die Gruudflaͤchen derſelben ſeht genau ſchleifen und poliren, Er Denia *

rund⸗

*

74

Zufammenhanges zwiſchen ungleichartigen Stoffen

L Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den

Srundflaͤchen je zweyer Cylinder von einerlen Art, nach der Erwärmung mit Rindstalg, befeſtigte den obern, und riß nun den untern durch angebängte Gewichte, nach dem völligen Etfalten des Talges, jenfreht ab. Er vımmt an, daf der Druck der Luft hierbey 41 Pr. berraaen habe ‚und diefen bringt er mit in’ Anfchlag , und da fand er denn fols oende Refultare: es hingen zufammen :

Eylinder von Glas ° mit 130 Pf.| =|mit 89 Pf.

wiefing 3 .150s:, 2. 109 5 Rupfer 1— 200 $ 459 Silber + ED ze Per | ur Er Tr gebartetem Stahl s 225 s |F |.» 184 $ weichem Eileen s 300 u „29 6 Zinn J 100 9,9 wi 4 9 9 Bley s 275 Ta, 1 21 0 Zink 100 + jr 09% Wismuth + 150 5 eI 2 19 5 weißem \liarmor s 225 s |" 5] 5 184 5 ſchwarzem Wiar: a

mor 230 51 „Lt #199: 8 Elfenbein s ios⸗1 1 DE u 9.2

Hr. v. Morveau lief von veribiedenen Metallen unde Matten von aleiher Große und Geſtalt mochen, vie 1 ol iin Durchmeſſer harten, und beftimmte die Kraft, mit der fie auf Quedfilber hingen. Es hing daran

das Gold mit einer Kraft von 446 Branen

das Silber s + 49 das Zinn 5 ⸗418 das Bey —— ⸗397 der Wismuth⸗ 372 #8 der Zinf s 20 # das Fupfer s 12 # der Spießglasfönig 5 3 126 9 das Eiſen s 115 der. Kobold

. 8

(Man ſehe Anfangsgründe der theoretifchen und. practis fchen Chemie von Zr, de Wiorveau, Maret und Durande, a. d. Franz. von Chrift, Ehrenfr Weigel, Th. 1. Leipz. 1779. 8. S. 49. ingle bew; Experiences faıtes en prefence de VAcad. de Dijon, le _ı2. Fevr. . 1773. par Mr. de Morwear ; in Obf! de Phyfigue de Mr. ?’ Abb. Rozier. T. 1. ©. 172. und 460.).

Nachricht von: den Refultaten einer großen Anzabl von Verſuchen diefer Art findet man bey Hrn. Achard: Ver» ſuche über die Rraft, mir welcher die feften und flüfjigen Körper zufammenbangen, nebft der Beitimmung der Ges fege, denen dieſe Kraft in Abficht ihrer Vermehrung oder Verminderung nach der Natur einer jeden Fluͤſſigkeit uns terworfen iff; in feinen chymiſch Phyf. Si riften ©. 354. f.

$. 148. Es gründen ſich auf diefe Kraft des

Das

- Grundftoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohaͤr. 95

das Zufammenleimen, die Kütte, der Mörtel, das CLoͤthen, das ED: das Derfilbern, das Dergoiden.

$. 149. Aug verfchiedenen angeſtellten Verſuchen ſcheint das Geſetz zu folgen: daß die Staͤrke der Cohaͤſion bey verſchiedenen Paaren von einerley Koͤrpern, ſo wohl von gleichartigen als ungleichartigen, mit der Menge der Beruͤh⸗ rungepuncte im Verhaͤltniſſe ſtehe.

Serſuche: Runde geſchliffene Glasſcheiben, deren Durchmeſſer fib wie 1, 2, 3 gegen einander verhalten, bängen mit Waſſer, mit verfchiedenen Kräften sufammen y die fich ges gen einander fehr nahe verhalten, wie 12, 2°, 37, oder wie ihre Brundflähen Man fehe auch Achard a. a. D. Zab. 4. und 5.

6. 150. Es ift noch kein Geſeh befannt, nad) welchem fich die Größe der Kräfte des Zuſammen⸗ hanges ben Körpern von ungfeicher Art richtete. Die Dichtigkeit der Körper ſteht damit in gar feinem Ver: bältniffe; und es ift feinesweges allgemein wahr, mas SZamberger behauptete, daß eine flüffige Materie von geringerm eigenthümlichen Gewichte mit einem Körper von einem größern eigenthämlichen Gewichte färfer zufammenhänge, als unter fich ſelbſt; oder daß fluͤſſſge Materien von größerm eigenthämlichen Ge: wichte ftärfer unter ſich zuſammenhaͤngen, als mit Körpern von geringerm zigenthümlichen Semihtr.

Hamberger elem. Phyfices $. 157. 158.

$. 151. Auf den Zufammenhang fluͤſſiger Ma: ferien mit feften, ber größer oder kleiner ift, als der _

wilden den Theilen der lüffigen Materie ſelbſt, gruͤnden

2

96 L. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Bon den gruͤnden ſich verſchiedene merkwuͤrdige Phaͤnomene. Wenn ein feſter Körper mit einem fluͤſſigen ſtaͤrket zufammenhängt, als der fluͤſſige unter ſich, fo hoͤn⸗ gen ſich die Theile des letztern an den erſtern bey der Beruͤhrung an ihn an, und machen ihn naß, oder fie zerfließen auf ihm; wenn hingegen die Cohoͤſions⸗ kraft zwifchen den Theilen des flüffigen Körpers ftär; fer ift, als zwiſchen diefen und bem ‚feften Körper, fo bleibt der Teßtere bey dem’ Hineintauchen in jenen trocen, und der flüffige Körper zerfließt nicht darauf, ſondern bildet Kügelchen oder Tropfen ($. 140.). - Da nun fehwerere Fluͤſſigkeiten auf leichtern feften Körpern allerdings zerfließen koͤnnen, fo iſt dies zus ‚gleich eine Beftätigung des vorigen Saßes (9. 149. ). Benfplele: Queckſiber zerfließt auf Gold, Gilber, Bley, - Binn, und man kann allerdings fagen, «6 mache diefe Foͤrper naß; es zerfließt hingegen nicht auf Eifen, Gläs, Ds Stein. Wafler zerfließt, auf Glas, Holz, munferer aut, und macht daher dieſe maß; es zerflieht hingegen nicht auf einer mit Fett beftrihenen oder beifer mit Bärs Iappfaamen beftribenen Tafel; man kann ſolchergeſtalt, wenn man auf die Fläche des Waſſers Bärlappfinmen ftreuet , durch denfelben bindurc ins Wafler greifen, ohne daß die Finger naß werden. Fließende Metalle zerflie nicht auf Steinen’und erdigen Maflen, und bılden darauf in Eleinen Maflen Kügelchen oder Tropfen. j 6. 152. Serner, wenn fluͤſſige Materien in ihren Theilen ftärfer zufammenhängen, als mit den Theilen eines feften Körpers, fo nehmen fie.in den aus dem letztern gemachten Gefäßen eine convere Oberfläche an, die dem Abfchnitte einer Kugel um defto näher fommt, je Eleiner der Durchmeſſer des Gefäßes ift. Taucht man den feften Körper in den flüffigen diefer Art hinein, fo bilder die Fluͤſſigkeit rund um ihn

herum eine Vertiefung, Benipiele:

Grundſtoff. u. Form. d. Koͤrp. u. ihrer Cohaͤr. 97

Beyſoiele: Queckſilber ſteht im aldiernen Röhren mit einer eonveren Flaͤche; fliegende Me alle Reben in dem irdenen Gchmelzgeräßen mir einer conseren’ Fläches Waſſer fiche ia einem mit Fett ausgeftrihnen und mit Bäriappfanmen beftreueten Glaſe mir couverer Fläche. Eıne Glaßröbre) Holz, der Finger in QDueditiber getaucht verurfacht rund amber eine Bertiefung im Queckſilber. Ä

Nah pydrauliſchen Geſetzen ſollte die Fluͤſſigkeit in Gas fäßen diefer Art eıne vollfommen horizontale Dberfläche babem, ımd fie würde es hun, wenn die Theilhen unge⸗ bindert , obne Cohaͤſion, der Eawere folgten. Wenn fie . binmwiederum bloß der Echärenz aleich’örmig folgten, und nicht zug eich ſchwer wären, fo würden fie auch in dem mweiteften Gefaͤhe eine voßfommene convere Tuaelfläche bitden. Sind fie aber num zu gleicher Zeit ſchwet and cos. bärirend, ſo werden die mıttlern Säulen finfen müffen, wenn fie um fo viel höher ſtehen, als die Äußere, daf ıhr fenfredter Drud dur die Schwere mehr beträgt, als die Kraft der Eobärenz zu erhalten, vermögend ift. Nur an den Geiten wird dann dıe Conperität wahrzuuehmen feyn.

$. 153. MWertn hingegen flüffige Körper in ihren Theilen ſchwaͤcher zufammenhängen, als mit den Thei- fen eines feften Körpers, fo ftehen fie in den aus letz— tern gemachten Gefäßen mit einer concaven Släche, oder fie ſtehen am Rande. höher, als in der Mitte. Und eben fo bildet auch) die Slüffigfeit um einen folchen feften Körper rings herum eine Erhöhung.

Bepipieles Queckſilber ſteht in zinnernen oder .bleyernen Ges

| fäten mit einer concaven Flache; eben fo aub Waffer im

giäfernen Gefäßen.‘ Um eine ıns Waſſer yerauchte Blass

RRaınge_ ftebt daſſelbe rund herum erhoͤhet; fo auch das QDucdfilber um eine Zinnitange. zer

Die Fluͤſſigkeit würde nach hydraulifhen Geſetzen, wenn

ihre Theile bloß der Schwere, obne Eohärenz, folgten, ..

eine vollfommene horizontale Fläbe annenmen. Wenn fie aber nun mıt den Theilen der feften Körper cobärıren, fo werden die Theilchen derſelben, die die Wand des Gefähes berühren, daduch in ihrem ſenkrechten Drude nah unten u vermindert werden, (gewiſſer Maapen durch das Ans leben au die Wand des Geräßes), und fie werden an der MWand umber um fo viel höher Neben muͤſſen, als ihr vers minderter Druf mit den Drude der davon entfernten Säu—⸗ len das Sleichgewicht halten kann.

$. 154. Hierauf gruͤndet ſich nun einzig und allein Das Phänomen der Haarroͤhrchen ( Tubi capil- 8 lares),

-

58 I. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den

lares) Man verſteht darunter hohle glaͤſerne Roͤh⸗ ten, deren Hoͤhlung etwa den Durchmeſſer eines Pferdehaares und etwas darüber hat, und die an beyden Enden offen find. Stellt man die untere Deffnung in. eine Fluͤſſigkeit, die auf Glas zerfließt, fo fteigt in Ffurzer Zeit die FSlüffigfeie darin in die Höhe und erhebt fich über. die Oberfläche der äußern Fluͤſſigkeit, und zwar zu einer. größern. oder geringern Höhe, nad) der Enge des Haarröhrchens und der verfchiedenen Natur der Fluͤſſigkeii. ri %

Verſuche mit gläfernen Haarroͤhrchen in Wafler, Milch, Ladı mustincetur ; Tintez n. dergl. ua

} Das Haarröbrhen muß oben offen ſeyn, fonft wird die . eingeichloffene Luft durch ihren Gegendruck beym Zufams miendpreſſen das Auffteigen hindern, - -

Wenn die ‚gefärbten —— durchſichtig find, ſo laſſen fie ſich in dem Haarroͤhrchen nicht gut unterfcheis den, weil ſich wegen der Dünne der Säule die Farbe vers wicht . Um diefe befler wahrzunehmen, flebt man das

aarroͤhrchen auf einen Papierftreifen. Undurchfichtige luͤſſigkeiten, als Milch, laſſen ſich darin leicht. wahr⸗ hebmen. | 6. 155. Sn diefen Haarröhrchen fteht die Fluͤſ— fiofeit an den Seiten ebenfalls höher, als in der

Mitte ($. 153.); aber wegen der geringen Entfer-

nung fließt der Ring, welchen die Slüffigfeit an den

Seiten bildet, zufammen; wegen der fortwirfenden

Urfach der Cohäfion fteigt das Waſſer an den Seiten

nun abermals höher, fließt wieder zufammen, u. f. f.,

bis endlich das Gewicht der Säule der in dem Haar⸗

röhrchen aufgeftiegenen Släffigfeit im Gleichgewichte ſteht mit der Cohäfton, die zwifchen dem Glaſe und der Fluͤſſigkeit obwaltet. Denn nun hat das Auffleis gen natuͤrlicher Weiſe feine Graͤnzen.

Grundſtoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Eohär. 99 i 30 ' daß die Fluͤſſigkeit keine merkliche Bifrofrät $. 156. Da ber Grund des Auffteigen? der Fluͤſſgkeiten in Haarroͤhrchen einzig und- allein in der Kraft des Zuſammenhanges derfelben mir dem Glaſe u fuchen «ft, ſo laͤßt fich auch feicht einfehen, daß diefes Aufſteigen und die Höhe deſſelben ben den ver: ſchiedenen Fluͤſſigkeiten ſich fo wenig nach ein’nı bez fannten Geſetze richte, als die Cohäfion der Körper überhaupt ($.’150.); fondern daß fie vielmehr erſt jedesmal durch Erfahrung gefunden werden müffe. | $. 157. Es läßt fich hieraus erklären, warum bie Höher des Aufiteigens der Flüffigfeiten mir ihrem fpecififchen Gewichte in feinem Verhäftniffe fteht; und æarum auch ſelbſt, nad) Muſchenbroekb Verfuchen, Die Beſchaffenheit des Glaſes auf die Höhe, zu welcher eineriey Flüffigfeit in Haarröhren von einerley Durchs weiter feigt, Einfluß haben .fann. Rab Muſchenbroek (introductio in philofophiam natura-

lem T. 1. 9. 373.) ftiegen in Haarröhrden von gleihem Durchmeſſer aus hollaͤndiſchem Flaſchenglafe:

Deſt Uirtes Waſſer 3/30 Zoll rheinl. Liquor anodynus 1,40 # | Alcohol s 150 6

Salmiafaeift + 3,600 #

Zuftiaurer Salmiafgid 4136 8

Galpetergeift 2,079

©aljgelt + 5 2,07 8

Vitriolgeiſt A 3,25 8

Vitrioloͤhl 5 1,30 8

Zerpentinöhl J 2,58

In Haarroͤhrchen, von eben dem Durchmeſſer, aber aus andern Glasſorten, waren die refpectiven Höhen eben Dieter Fluͤſſigkeiten größer und kleiner,

E# wäre überhaupt der Mühe werth, zu unterfacheny ob nicht diejenigen Fluͤſſigkeiren, die mit einer Glorplatte färfer cobäriren, ın den aus eben dem Glaie derfcloem ‚perfertigten Haarroͤhren hoͤher ſtehen würden, als andere minder ftarf damit cohärirende,.

6a $. 158.

100 I Theil 2. Hauptſtuͤck. Non den

$. 158. Fluͤſſigkeiten, welche auf dem Glaſe nicht zerfliefen, ſteigen auch in gläfernen Haarröhren ‚sicht in die Höhe. Es iſt alfo bloß die Kraft der Anziehung zwiſchen dem Glaſe und der Slüffigfeit, welche das Auffteigen derfelben in Haarröhren bewirkt (%. 155.), nicht der Druck der Luft, oder eines eins gebildeten Aethers. |

» Petr. van Mufchenbroek de tubis capillaribus vitreis, in feis nen dis!. phyf.- experim,. ©. 271. Tentamen theoriae, qna 56 aquae in tubis 'capillaribus explicatur, anctore lof. Weitbrecht, iin den Comment. acad. petropolit, T. vilI. S. 262 C.B. Funceii Disl. de afeenfa Auido- rum in tubis capillaribus, Commentat. I. Il. Lipf

1773: %

$. 159. Die Höhen, zu welchen einerley Fluͤſ⸗ figfeit in Haarroͤhrchen von verſchiedenem Durdje meſſer und vor’ einerlen Glaſe aufjteigt, verhalten fh umgefehrt wie die Durchmeffer der Haarröhren. Denn in einem Haarröhrchen, daß noch einmal fo weit ift, als ein anderes, müßte die Fluͤſſigkeit vier⸗ mal niedriger ftehen, weil fie viermal fo viel Gewicht bat ($. 155.); da aber das noch einmal fo: weite Haarröhrchen auch noch einmal fo viel Berührungss puncte hat, die Cohäfiom von einerlen Körper aber - den Berührungspuncten proportionirt ift (9. 149. ), fo müßte die Slüffigfeit: deswegen in diefem noch ein= mal fo meiten Haarröhrchen auch noch einmal fo hoch fteigen, als in dem engern. Die Höhen einer flüffi- gen Materie in den Haarröhrchen find folchergeftalt in einem zufammengefegten Vert ältniffe aus dem ge: raden der Diameter und dem migefehrten der Qua: drate der Diameter; fie verhalten ſich folglich verfehrt

wie Die Diameter. Geſetzt,

Grundſtoff u. Form d Körp- u. ihrer Cohaͤr. 107.

Geſetzt, ed fen ein Haarroͤhrchen A, deſſen Durchmefler = 1, und ein anderes B, deflen Durchmeſſer = 2 ift, fo fellte, weil das Gewicht die Urſach des verbinderren weitern Aufs

-fleigens der Flüffigfeit in Haarröhren it, und der Aus balt der Eolinder ſich verhält. wie das Product ans dem Quadrate der Durchmefler der Grundflächen in die Höhen, um afeıhes Gewicht der aufgeftiegenen Eäule zu die Hoͤbe 1) in A zu der in B fenn == 22:1? = 431 | Werl aber die Peripherie von A zu der von B fih verbäft wie die Durchmeſſer; auch ferner die aröfere Peripherie mebr Berührunaspuncte darbietet, und die Eohäfion zwi⸗ ſchen einerlev Körpern ſich verhält wie die Menge der Be rührungöpuncre : fo follte die Höhe

2) in A zu der inBfenn = ıta. Wir haben alfo ein zufammengefehtes Berhäftniß, wovon wir die Blieder multipliciren müflen , um ein einfaches iu galten. - iſt pl die. Höhe *

: 4.: 1 un

AIEEERURRLTE * fall nA: B = Z=2:135 dies ft umge

Teer wie die Durdmeher.

6. 160. Wenn man jmen reine Glas⸗ ſtreifen unter einem ſpitzigen Winkel uͤber einander ſetzt, und einen Tropfen duͤnnes Oehl, Waſſer oder Weingeiſt, kurz, eine Fluͤſſigkeit, die mit dem Glaſe zuſammenhaͤngt, und feine merkliche Viſcoſitaͤt hat, fo dazwiſchen bringt, daß der Tropfen beyde Glasplat⸗ ten beruͤhrt, ſo wird er ſich mit beſchleunigter Ge— ſchwindigkeit nach dem Winkel beyder Glasplatten hin bewegen. Eben dies widerfährt auch einem Queckſil— bertropfen zwiſchen zwey reguliniſchen Zinnplatten.

Wird der Tropfen k( Fig. 18.) ziwifchen die beyden Platten AC. und BC gebracht, die unter dem fpißen Winkel ACB über

„einander geßellt find, und mit denen er zufanımenbängt, —* wird er die Figur defg aunehmen muͤſſen. Weil nun der Zropfen k anegen die beyden Platten AC und BC die

Kraft der Cobaͤrenz äußert , die Wirkung einer jeden Kraft aber nab der endiculärlinte geſchieht (ſ. 95.) fo muß auch der MWaflertropfen mit der Kraft km ın die obere, und mit der Kraft kn in die untere wırfen. Da

num bepbe Kräfte einen Winfel,mkn einfchliefen, fo wird

der Zropfen durch die Diagonallinie KC getrieben werden.

Ge

03 1 Theil. 2. Hauptſtuͤck. Bon den

Je näher er aber nah C fommt deſto platter und breiter wird er; folglid defto mehr wırd die Menge der Beruͤh⸗ rungspuncte vermehrt werben. Die Kraft der Cohaͤrenz wird alfo um fo färfer wirken, und daber die Bewegung nach der Direction kC beftä ndig vermehren.

. 161. Wenn man jwen reine Glastafeln un⸗ ter einem fpißigen Winfel an einander feßt, und beyde vertical in Waſſer oder eine andere Flüſſigkeit ftellt, Die auf dem Glaſe zerfließt, fo wird diefe zwifchen dem Winfe! bender Platten in die Höhe ſteigen, und ber Rand der aufgeftiegenen Slüffigfeit wird eine Hy: perbel bilden.

Wenn man zwen Glarplatten ANG (Fig. 19.) und ECB mit der einen Kante A und B fo an einander fügt, dag fie mit der vordern DG und EC von einander abftehen, und den ſpitzen Winfel GBC bilden, fo wird, wenn man fic vers tical in Waſſer hält, dies in dem Winkel in die Hoͤhe Be und die Figur imfg annehmen. Denn weil man

ch zwiſchen beyden Matten lauter Haarröhrchen denken kann, die deſto enger find, je naͤher fie nach AB zu ſte⸗ hen, fo wird, nach dem Geſetze ver Haarroöhren, daß Waſſer um deſto hoͤher ſtetgen, je kleiner der Abſtand bey⸗ der Platten wird. Darch richtige Ausmeſſung hat man gefunden, ——— eine Hyperbel ſey, deren Aſympto⸗ ten AB und BC find. Denn Bp verhaͤlt ſich zu Bn, wie ber Abftaud der Glasplatten qp zu on; ed ıft aber die 2. mn zu der fp in umgefebrtem Verhältniſſe der Abs

ände der Marten an dreien Orten, oder wie Bp zu Ba, Solalich wird auch Bp X fp= Ba X nın feyu, und alfo die Eigenfchafr einer Hppirbel haben,

Mufchenbroek introd. ad philof. nat, f, 1062.

6. 162. Wenn man eine Feine hohle Glaskugel auf das Waſſer in einem Trinfglafe fest, fo wird fie in. der Mitte der Waflerfläche ruhig bleiben. So wie fie aber der Wand des Gefäßes nahe fommt, fo wird fie fich mic befchleunigter Geſchwindigkeit nad) berfelden hin bewegen. Eben fo bewegt fie ſich auch von der Mitte des Waffers gegen’den Finger, oder: einen andern Körper, den man ins Waſſer ſteckt,

und

*

Erundftoff. u. Form d. Koͤrp. u. ihre Eohär. 103

und der davon naf wird; und zwey Glaskuͤgelchen bewegen fich mit befchleumigter Geſchwindigkeit gegen einander, wenn fie auf der Mitte des Waſſers ſchwim⸗ men, und einander nahe gehug fommen. Auch diefe Phänomene folgen aus der Cohäfion: bey der unmite telbaren Berührung, umd mir brauchen auch dazu ‚Kine anziehende Kraft, die in der Entfernung fehon wirkſam waͤre.

Es befinde ſich ein hohles Glaskuͤgelchen G ( Fig. 20.) auf der Mitte der Waflerfläche ef des Gefaͤbes ABCD. Es wird/ ob es gleich darauf ſchwimmt, ſich doch nach byproftatiichen Geſetzen darein bis zu einer gewiſſen Diefe einfenten. Das Waſſer, das damit cobaͤrirt, wırd daran, wie in g und hr und fo rund berum , fidy erheben, mund einen fleinen Wafs ferberg um das Kügelchen bilden. Da nun das MWafler im

und h, und fo um das Ganze herum, aleich hoc ſteht

A wird es auch daflelbe nah allen Puncten gleich far sieben, und die entgegengefekten gleich großen Kräfte werden ſich wechſelſeitig aufheben, folglich keine Bewer aung berporbringen. u So wie aber das Kuͤgelchen der Wand tes Gefaͤßes näher Iommt, 3. B. der Wand A, und ſich num in H befindet, fo wird der an der Wand A in e aufgeftiegene Waſſerberg mit den am Kuͤgelchen auf der Geite in’k befindlichen zus fammenflichen, umd das Waſſer wird folglich auf diefer Seite au dem Kuͤgelchen und zwiſchen ter Wand wieder Höher feinen. Da,mah dem Puncte des Kuͤgelcheus zu; der der Wand A am nächiten ift, das aufgeftiegene MWafler anf beyden Seiten um deſto höber treten muß, weil dee Abſtand von der Mund da am fleinften ift, (mie vorber C$ 161.) bev den Blasplatten ) , fo wird, wegen des Zus ———— dieſer Waſſerberge auf beyden Seiten des nagelchens zunaͤchſt der Wand, und des Auhaͤugens des Waſſers an das leicht bewegliche Kuͤgelchen, dieſes von “OO amen Kraͤften getrieben werden, die einen Winkel ein⸗ fblıegen , und fih nah der Diagonale bender Richtungen, Das if, nah der Wand zu, beiveaen, “Ge näher das His gelchen der Wand, fommt, deito höher wird das Waſſer an ihm and der Wind in die Höhe ſteigen, weil der Abs fand bepder nun immer fleiner, wird. Je böber aber daß SDoaſer an der Kugel binaufiteigt, deſto aröfer wird die Anzahl der Berährungspuncte zwiſchen ihr und dem Waſſer. Da nun ſolchergeſtalt die Cohaͤrenz des Waſſers von der Seite k ftärker wirft, als auf der Geite I, fo wird das Küaeldbem. ſich nah, der Geite k beivcaen, umd zwar um |

deſto fchmeller, je näher es nah A-fommt,.

Eben

os

104 1. heil. 2. Hauptftüc. Bon den

Eben diefe Mewandtnif bat es nun aud, wenn mani der Nähe dee Kuͤgelchens den Finger ins Maffer ſteckt ; -. denn das Waller wird an diefem auch in dıe Hobe ſteigen, wie an der Wand des Gefäßen, und diefelbige Urfah Bes mweguna-des Kugelchens hervorbringen, die es gegen bie Wand zu bewegt. |

Weit ferner das Waſſer Härter mit dem Glaſe und dem Finaer infammenpänat, als unter fich, to wird das Kü⸗— gelben Dem Zuae des Fingers tolaen, an dem.das Wafler gewiſſer Maaßen, ſo wie an den Kügelben , Flebt.

Aus dem Angefuͤhrten wırd man nun leicht einfeben, warum wen Kıitaeld.en, dıe vom Naude des Betäfes entfernt in die Mitte des Muflers gelegt werden, fich genen einander bewegen, wenn fie einander nahe genug gefommen find.

4. 163. Wenn ein Gefäß mit einer Flüffigfeit, bie fonft damit. cohärirt, uͤbervoll angefüllt wird, fo wird fie aus derfelben Urſach, warum. eine Slüffig- keit für ſich allein Tropfen bilder ($. 140. ), eine con⸗ dere Oberfläche erhalten, die defto mehr der ſphaͤri⸗ ſchen Geftalt nahe fommt, je Heiner der Durchmeffer des Gefäßes if. Es iſt Bier ganz fo wie mit den Oberflächen der Fluͤſſigkeiten in Gefäßen, die damit nicht cohäriren ($. 152.). Legt man nun ein hohles Glaskuͤgelchen auf ein mit Waſſer uͤbervoll gefülltes Glas, fo wird es fi) von dem converen Rande weg nach der Mitte zu bewegen.

Geſetzt, es befinde fib ein hohles Glaskuͤgelchen G (Fa. 31.) auf der converen Fläche AC des aaa im dem damit uͤbervoll annefüllten Gefaͤße ABCD, wird ib, wenn es am Rande A ftebt, aur Seite 1 weniger Maffer erheben, als in k, weil der Winkel in k zwiſchen dem Mıfler und dem Kuͤgelchen fpiger iſt, als inl. Es wird ſich alio weaen der ſtätkern Eobären, in k nıdb k au vom Runde abwärts bewesen, bis fib in der Mırte Flaͤche um das Kuͤgelchen herum das Waſſer gleich hoch

efiadet.

$. 164. Wenn eine Fluͤſſigkeit aus einem Ge⸗ faͤße, womit ſie ſtaͤrker cohaͤrirt, als unter ſich, und welches keinen nach außen umgelegten Rand hat, in W der

Srundftoff. u. Form. d.Rärp. u. ihrer Cohaͤr. 105

der geneigten Lage deſſelben ausgegoſſen wird, fo: läuft fie üngs der Wand des Gefäfes auswendig hinab,

ohngeachtet fie Durch Die Schwere nach der fenfrechten.

Richtung berabgetrieben werden follte. Sie wird nämlich jeßt durch zwey Kräfte zu gleicher Zeit affi⸗

tirt, die ber. Cohaͤrenz und der Schwere, und muß

eine mittlere Bewegung. dadurch erhalten, Tfäffige feiten hingeger, die mit dem Gefäße nicht cohätiren, laufen auch, beym Ausgießen in der geneigten fage des Gefaͤßes nicht fange der Wand’ deffelben ausivendig berab. Im gemeinen leben giebt mar, des erftern Zufalles wegen, den zum Ausgießen der Fluͤſſigkeiten beftimmten Gefäßen‘ entweder einer umgebogenen Rand, oder Einfchnirte und Ausgüffe, um bavdıff) die Richtung oder Menge der Berährungspuncte, und jo die Stärfe ber Cohoͤrenz, zu vermindern.

Beofpice: Waſſer Hieft an der Wand eines vollen Trinkaloſes beum-Meigen deſſelben herab; Quedütber an der Wand eines zinnernen Gefaͤßes.

Waſſer fließt an der mit Fett beftrichenen. mit Bar⸗ larpſaamen beſtreuten eines Glaſes nicht herab. Queckſilber fließt an der Wand einer Reinernen Schaale beum Ausgießen nicht berab.

€s ſey AB (Fig. 22.) ein mit Waſſer gefülltes Stat, das in die geneigte Lage gebracht worden ift, fo wird bee Tropfen a zwar dur die Schwere in der Dirscrion ac gerrieben werden, aber die Eobäreny deflelben mit dem Blafe wird nach der auf der Wand fenfrecht ſtehenden MWirfuna ihn nach der Direstion ab zu ziehbenz er wird alfo nach der Richtung der Diagonallinie ae getrieben werz den; dies wird vom allen nachfolgenden Tropfen gelten, und fie werden, wenn fie unmitrelbar hinter einander folgeng einen Waſſerſtrahl länge der Wand des Gefaͤßes ae machen. Wenn zu viet Wafler auf einmal anusgegoſſen wird, fo il Das Gewicht Weflrkrabie ı viel ärößer, als die Summe der Cobaͤſtonskraͤfte in den berübrenden Teilen, und dann faͤlt der enkrecht herab. Dies. erfolgt andy, wenn das Gefäß horizontal gehalten wird. Alsdaun wird die Richtung , nach der die Cohaͤrenz auf das Gefaͤß wirft,

der der Schwere gerade entgegengeieht, und das

*

#86 1. Shell. 2. Hauptſtuͤck. Von den

muß der Wirfung der größern Kraft folgen, Eben dies i auch der Fall, wenn der Tropfen in dem Purncre e ift. wird nun nach der Direction ed durch die Eobärenz gegen das Geläh, und nach ef dur die Schwere getrieben; beyde Kräfte find fich entgegengeſetzt; und es fommt nun darauf an, welche Kraft die gentene ift, die bewegende Kraft der Schwere, d. b., das Gewicht des Maflertropfens, oder bie Cebäreag dejielben mit dem Blafe, In das erftere, fo fällt er herab; iſt das letztere, fo "bleibt er hängen. Wenn der Waſſerſtrahl fehr gefchwind am Glaſe herunter läuft, fo erbält er durch, den Fall eine Gefchwindigfeit und die Kraft, nach der Dircetion aei ſich fortzubemegen; Da.er aber. durch die Schwere zu gleicher Zeit, während er nach ei zu geben fortfahren will, nad ef herabgetrieben wird, fo durdlänft er ek, und die gelse wird lehren/ daß dies eine parabolifche Linie ſeyn muͤſſe. -

8 165. Wenn aus dee Mündung einer engen Möhre, die etwa eine halbe finie im Durchmeffer hat, ein Waſſerſtrahl ſenkrecht hervorſpringt, und es wird derfelbe zue Seite mit einem cylindriſchen Körper berührt, ‚ber: von der Natur ift, daß das Waſſer auf ihm zerfließt; fo wird er ſich um den cy⸗ Iindrifchen Körper herum ‚bewegen, und herabfallen. Dies gift von jeder Flüſſigkeit, die mit dem eylindri⸗ fchen Körper ftärfer zufammenhängt, als unter fi), Eben fo wird aud) das Waffer aus einer fenfrechten Möhre, die nicht fehr meit, und von der Natur ift, daß das Wafler darauf zerflieft, wenn die Müns dung der Röhre fchief abgefchnitten ift, nicht in der fenfrechten, fondern in einer, geneigten Richtung herz porfpringen. Dieſe Wirfung wird weder im erften, noch im andern alle erfolgen, wenn die Mündung ber Röhre fehr meit iſt. Flüffigfeiten, die im erften Kalle nicht mit dem cylindrifchen Körper, und im zweyten nicht mit der Materie der Möhre ftärfer zu⸗ fammenhängen, als unter. ſich, werden jene Erfcheis

J nungen

\

Gtundſtoff. u. Form. d. Körp. u. ihrer Cohaͤr. 107

nungen nicht zeigen, wenn auch die Mündung der Röhre fehr enge ift.

Es ſpringe ( Fig. 23.) das Waſſer aus der engen Mündung b der Nöhre ab in der fenfrechten Rıchtung bek bervory wud es werde der Waſſerſtrahl in e mit einem vanden glär fernen, metallenen, oder hoͤlzernen Stabe berußdst, fo. wird der Strahl gleich ſeine Richtung am Beruͤdrungs— puncte ändern, um den Stab berum nach d, und veiter nab unten zu gehen, umd von e berab im der Richtung ef fallen. Jeder ven Erab berübhrende Tropfen ſtrebt dur die Kraft des Druds, die ibn nah oben zu treibe

Fra..24.), nach gk zu gehen; die GCobären; mit dem

tabe aber macht, daß -er jenfrecht darauf angezogen wird, alſo mach der Richtung ge wirft; er wırd daber von zwey Kräften getrieben, zk und ge, und die Diagonale ze durchlaufen. » Da aber die Kraft der Cohaͤrenz ge fterig ‚wirft, fo wird er: alle Augenblicke von der Richtang der Zangente sk abgelenkt werden, folglich eine krumme Linie um den Stab berum befchreiben, wo die Cohärenz nad der Richtung ge die Gentripetalfraft, und der Sprung in der Linie gk die Tangentialkraft it. Durch die Wırfung der Schwere wird zwar diefe Tangentialkraft beym Dinabs ſteigen des Strahls anf dem linten Halbkreiſe befördert, aber auch. wieder unten dadurch geſchwaͤcht; die Tropfen werden alfp nuten langfamer bewegt werden, wenn fie wieder der Richtung der Echwere entgegen in die Höhe Reigen follen , fi folglich wegen des fchnelern Nachfol⸗

en$ der folacnden anhäufen, und durc das vergrößerte .

wicht die Stärke der Eohärenz genen den Stab zu übers‘ winden , und folchergeftalt berabfallen. F

Es ſey ad (Fig. 25.) eine enge glaͤſerne Raͤhre, die in de eine ſchiefe Muͤndung hat, und es werde daraus dag Waſſer nab der Richtung cf zu fpringen genoͤthigt. Go wie das Waller die fhiefe Muͤndung erreicht, fo wird es nun nob auf der einen Geite die Kraft der Cohärenz im der Richtung cz äußern fünnen, aber aub nun von zwen Kräften aetrieben werden, die einen Winfel gef einfchließen, Es muß ſich folglih nach der Diagonale dk bewegen.

Iſt der Waſſerſtrahl zu ſtark, fo ift die bewegende Kraft deflelben zu areß, fo daß die Kraft der Eohärenz des Waflers und des Gefaͤßes in beyden Fallen ganz dagegen verſchwindet.

Hamberger elem. phyſ. $. 168.

$. 166. Aus den bisher vorgetragenen Saͤtzen von der Kraft der Cohaͤrenz zwiſchen feſten und fluͤſſi⸗ gen Körpern, und der Erfcheinung der Haarröhrchen, laͤßt

iog 1.8heil. 3. Hauptſtuͤck. Bon den

aͤßt fich num auch erffären, warum das Waſſer und andere Stüffigfeiten in Materien, deren Gewebe jarte Zwiſchenraͤume und Nöhrchen bildet, und die damit ftärfer zufammenhängen, als Die Theile der Flüffig: feit unter ſich thun, z. B. in Söfchparier, Schwamm, feinmwand, Zucker, geballrer Aſche, Dochten u. dergl., aufſteigt. Ingleichen läßt ſich auch daraus das Durchfließen ſolcher Fluͤſſigkeiten durch allerley Seihe⸗ werkzeuge, als oͤſchvapier, feinwand, Zwillig, Filz, u. dergl., erklaͤren. Alles, was eine Fluͤſſigkeit hindert, in einer Haarroͤhre einer Materie aufzuſteigen, verz hindert auch das Durchfließen durch dergleichen Körs per. So fließt Oehl nicht durch Köfchpapier, das mit Waffır befeuchter iſt; Duedfilber nicht durch Flor und Leinwand, wenn fein Drucd nicht zu groß iſt. Endlich jo läßt fi) auch daraus erflären, warum Salz oder Galzfolutionen in nicht ganz damit vollges fuͤllten glafernen Enlindern beym unmerflihen Abduns fen über den Rand des Glaſes fteigen koͤnnen.

$. 167. Fluͤſſigkeiten, die mit einem feften Koͤr⸗ per nicht fo ſtark zufammenhängen, als es ihre Theile unter ſich thun, fleigen in den aus dem feften Körper gemachten Haatröhren nicht in die Höhe, fondern ſtehen, wenn man diefe letztern darein eintaucht, im dem Haarröhrchen tiefer als auswendig. |

Bepfpiele: Qucdfilber, geichmolzenes Bley, Zinn u. deral. | ſteht im eınem aldiernen Haarroͤhrchen, das hineingetaucht wırd , tiefer, als auswendig uinber. y

1) Da das. Quedfilber mit dem Slaſe nicht zufammenbännk fo fann ed auch in dem daraus verfertisten Haarröhrchen nicht aufſtergen. Aber warum ſteht es darin tiefer, ala auswendig, wenn das Haarröhrchen ins Quedfilber

wir

Grurdſtoff· u. Form, d-Rdep-u ihrer Cohar 209

BIN 26 .) das Haarröhrchen ab in das Queck⸗ . „wie, defien Dberfläbe in gf des Ges

fo ſellte das Queditiber, nach bys ee darin ‚fo hoch fieben als ausmwens

nicht eher ins Haarroͤhrchen bineindrinaen, + ie getrennt ſind. Da die Theilchen des Ruedi nicht zerfließen, ‚fo,fann die Cor d Queckſilber dieſe Trennung nıcht E ein Druck des amgebenden Queck⸗ kan En diefen..Zufammenbang der Theile ubeben. Es muß alio der Drud des 3 8 kg oder IF um das Haarroͤhrchen zen I“ werden, tm die in das Haarrbhrcheun aben Theilh n. des Quedfilbers von einander zu nicht nich noch die Wirkung verrich⸗ iber im Haarröhrchen bis zur Hübe f zu und es bleibt alfo nur däffelbe bis zur Höhe kl im dbrcben ftchen. Es folgt hieraus, dag immer gleicy der Hoͤhe des Quedlilbers im Haarıöbrcen eblea

si Ber ee man (6 tiefsuntergeraucht werden, als. es will.

2 a, a. D.in den Disf. phyſ. - experim. S. 303, 3— Haarroͤhrchen iſt, deſto tiefer ſteht * tan —5* wird , darin,

—— un die Hoͤhe des Quedfilbers außer dens die in —— umgekehrt, wie die

Haarroͤhrche

daß de Erklaͤrung, welche Hamber⸗ ſcheinung aufuͤhrt, (Ca. a. D. ©. 131.)

4J ir befriedigt Ich will daber eine andere verfirchen. ch vorftellen, daß das Quedfilber rund um

ac herum aus lauter Säulen beſtehe, die r des Haarröhrchens baben, und die alfo ber Höhe mit einander im Gleichgewichte find, Me. ver vorigen Anmerkung Angefuͤhrten num iſt J nnung der Quecſilbertheilchen, die in das Haar⸗

„kl £5 —F 6.) liegende Schicht bewirkt wırdy

die icbt nennen wollen, und die wir Grundfäde mit der im Haarroͤhrchen

eo Je Meiner aun der Durchmefler des

chens ift, deito Fleiner wird die Gıundfläde der erenen Duedfilberfäule ſeyn; folglich defto höher

24 es m Die äußere benachbarte Drud: Schicht von aleiher n müfen, um durch einen gleichen Druck

ein dem Zuſammenhange zu jertbeilen, der FE en beflelben in das Haarrobr hindert. ft ee er des Haarrohrs noch einmal so fein, fo dflaͤche viermal fleiner, folglich müßte die

ee auswendiaen Drud : Schicht IF, fg, von gleicher 5 che , viermal hoͤher feun, um ein gleiches Gewicht m Sehen: Aber bey dem halb fo großen Durchmefler

ie

1

s auffteigen ir ein Drud nöthig, der dur

aber darin nur bis, jur Hohe kl, Das Queds _

yıo I. heil, 2. Hauptſtuͤck. Bon den. die Peripherie nur halb fo groß, folglich auch die Menge der zu trennenden Ducdffilbertheile halb fo groß fenn; die Trennung des Zuſammenhauges der legtern ift aber das tage des Aufſteigens, folglich müßte bier der Wider⸗ nd nur halb fo groß ſeyn, und das Duedfitter müßte durch gleihen Druck noch einmal fo bob bineindringen. Es wären diefemnad) die Hoͤhen des Queckſilbers auswens dig in einem zuſammengeſetzten Verhaͤltniſſe, nämlich des unigefebrten des Duadrats der Diameter und des ges raden der Diameter der Haarröhrdben > folglich erhielten fie ſich umgekehrt, wie die Diameter der Haarröhren- 3) Hieraus folgt denn nun, daß, fo wie das Waſſer zwifchen wey unter einem fpißen Winfel ee Blastas ein, die vertical ins Waſſer geftellt werden, auffteigt, und eine Hoperbel bildet ($. 161.), dag Queckſilber zwifchen diefen im daſſelbe getauchten Glastafeln in der umgekehrten Etelluna eine Hnperbel bilden müffe, . Mufchenbroek intr. in philof. natural. f, 1062, Tab. XXVI. Fig. 13. $. 1608. Wenn ein leicht beweglicher Koͤrper auf einer Fluͤſſigkeit ſchwimmt, die daran nicht zerflieft, und die Slirffigfeit in einem Gefäße enthalten ift, das Davon naf wird, fo wird der Körper vom Rande des Gefäßes mit einer defto größern Geſchwindigkeit zur ruͤckgehen, je näher er dem Rande gebracht worden ift. Hält ınan, wenn der Körper in der Mitte ruhig liegt, einen andern Körper, der von ber Slüffigfeit naß wird, in der Mähe des fhwimmenden Körpers.hinein,

fo wird der letztere fid) davon abwärts bewegen.

Beyſpiel: Eine mit Fett beftrichene und mit Bärlappfaamen beitreute hohle gl ferne Kugel geht auf Waſſer in einem Blafe von der Wand zuruͤck, gegen die man fie geführt hat. Liegt fie im der Mitte ruhig, und taucht man dem Finger in der Nähe derfelben hinein, fo bewegt fie ſich vom Finger abwärts. Die Bewegung eines ſchweren Körs pers auf der fhiefen Ebene erklärt hier alles, wenn man zugleih ermwäat , daß das Wafler an der Wand des Blafes und am Finger höher ſteht, als weıter abwärts,

6. 169. So wie die verfchiedenen ungleicharti: gen Körper nicht mit gleicher Kraft unter einander zufammenhängen ($. 147.), ſo zeigen auch die ver:

| ſchie⸗

Geundſtoff. u Form d Koͤrp. u. ihrer Eohär. 111

fhiedenen ungleichartigen Beſtandtheile der Körper felbft nicht eine gleich flarfe Anziehung unter einan⸗ der; und die Erfahrung fehrt, daß zwey verbundene und, zu ‚einem ſich gleichartigen Ganzen - vereinigte ungkeähartige Stoffe dadurch) getrennt "werden koͤn⸗ dien, wenn ein dritter: Stoff; dazu gefeßt wird, mit welchem einer von den beyden verbundenen ftärker Bet: als fie unter. fi ch. ſelbſt mſenmen

6. 170. Man: birfemnad an, daß zu einem aus zwey ungleichartigen Beſtandtheilen a und b zufammengefeßten Körper .C ein anderer Stoff d geſetzt werde, mit welchem a färfer zuſammenhoͤngt als mit b, fo wird ſich natürlicher. Weiſe a mit d ver⸗ einigen, und wenn dieſe Verbindung nun keine An⸗

gZiehung mehr mit b hat, fo wird b abgefchieden. a 5,9 man zu einer es (EC) aus Weingeifte (a) Cd, w Waſſer (d), fo wırd das Harz abs u AR et man zu einer Auflöfung des arabis in Waſſer, Weingeiſt, fo wird das Gummi ieden. Bermufcht man die ung der Ralferde in mıt_feuerbeftändigem Alfali, fo wird die - erfere getrennt. Durch Kupfer trennt. man das in Scheis bewafler aufgelöf’te Queckſilber, durch Kifen das in Schein

Sewafler aufgelöf’te Kupfer.

6. 171. Es mird alfo hier durch die ftärfer oben - fhtoächer wirfende Anziehung eine Trennung ungleich» artiger Theile ($; 111.) bewirkt, die vorher ein home; genes Ganzes ausmachten, und durch äußere Ges malt nicht getrennt werben fonnten, durch die man

nur gleichartige Theile von einander abfondern Fann. K 172. Die Wirfung dieſer den Stoffen in-

de Natur beywohnenden Kraft ver Anziehung, vers möge

112 °° L Shell. 2. Hauptſtuck. Bon den

möge welcher fich ungleichartige unter einander frärfer oder fchnächer anziehen, nennt man die chemifche Verwandiſchaft (Affınitas chemica), und mat Schreibt demjenigen Stoffe eine nähere oder jtäı fere Verwandtſchaft mit einem andern zw, ald mit einem dritten, der von jenem ſtaͤrker angezogen wird als von dieſem. en | X

| $. 173. Man hat mehrere Arten ſchaften unterſchieden, ohngeachtet es immer eine und eben diefelbe Kraft ft, die fie bewirkt, und vie fich

hur nach der verfchiedenen individuellen Natur der Materie ftarfer oder ſchwaͤcher, und nad) Verſchie

| denheit der Umftände in gewiſſen Abänderungen zeigen Sie laffen fich aber fammtlich auf drey Arten zuräg fe bringen. 2

$. 174. Die erfte ift Verwandtſchaft der Zu⸗ fammenfegung oder die mifchende Verwandtſchaft (Affinitas mixtionis, compoßitionis, fynthetica), wenn zwey oder mehrere ungleichartige Stoffe fich zu einem neuen völlıg gleichartigen Ganzen vereinigen.

Beyſpiele: Gummi und Wafler,

Zuder und Wafler, Salz und Wafler, Maler und Weingeift, Debl und Wade, Geſchmolzenes Bley und Zinn,

- Eitber und Scheidewaſſer,

Kreide und Eifig, Silber und Schwefel, Silber nnd Gold, r ®ilber, Gold und Kupfer ıc.

$. 175. Hierher gehört auch die Aneignung | ( Appropriatio ), wenn zwey ungleicharsige Stoffe, Die keine

100

Grundſtoff. u. Form. d, Körp. u. ihrer Cohaͤr. 113

Feine zufanımenfeßende Verwandtſchaft gegen einander äußern, durch Hülfe einer dritten Subſtanz, ımd mit diefer zufammen, in Verbindung treten, und, ſch zu einem homogenen Ganzen vereinigen.

Beyſpiele: Fettes DE + Waffen, Alkati. Schwefel, Waſſer, Alfch. Eben fo wenig, als diefe ineigmende Verwandtſchaft, iſt die ſo genannte vorbereitende als eine eigne Art der Verwandt⸗ ſchaft zu untericheiden.

6. 176. 2) Die einfache Wahlverwandtfhaft (Afünitas electiva ſimplex) findet Statt, wenn zwey mit einander zu einem gleichartigen Ganzen vereinigte » ungleihartige Stoffe dur einen hinzukommenden dritten getrennt werden, der einen von den beyden verbundenen flärfer anzieht, als fie fich unter einandes enieheft, und wobey der andere abgejchieven wird

Beyfpiele: Beride Zuſammenſetzung.

Aatz. | were nu Neue Zutanmenftung

Borige Zufammenfegumg: (Asun.) -

Thonerde. Schwefelfäte, } Neue Zuſammenſetzung.

ı

Gewachsalkali. Vorige Zuſammenſetzung. ( Bleyglanz.)

Bley. —— Neue Zuſammenſetzung. | $. 177. Bis feßt kennt man noch) fein allgemei- nes Geſetz, wornach dieſe Wahlverwandtſchaften

geſchehen; dazu haben wir noch nicht Data genug geſam⸗

114 1. Theil. 2. Hauptſtuͤck. Von den

geſammelt. Die Temperatur kat ſehr viel Ein⸗ fluß auf die Grade der Verwandtſchaft. Von den Stufenleitern der einfachen Wahlverwandtſchaft.

K. 178. 3) Die dritte Art der Verwandtſchaft ift die mebrfache Wahlverwandtſchaft (Affınitas duplex, multiplex), moben mehr als Eine neue Ber: | bindung ungfeichartiger Stoffe Statt findet, oder wenn zwey mit einander vereinigte Stoffe durch Hinzufunft zweyer andern, (die unter fid) verbunden, oder auch einzeln fenn fünnen ), vermdge der refpectiven Anzie— hung zu denfelben, getrennt werden, und wobey zwey neue Verbindungen entſtehen.

eyſpiele: Beyſp Vorige

(Glauberſalz)

en | Mineralalkali. Rene Bufany u enfeRum (Syps.) en Salzige Säure. f Rocjfalz. )

=—

a —— Noriae Zuſammenchung. (Salzigſaure Ralferde.) Vorige Zuſammenſetzung.

Pottaſche. )

Grwäcsalfali. R on 4 a (Glas, ) Riefelerde. aͤrmeſtoff. J 179. Wenn eine Materie fih mit einer an—

vn ſpecifiſch verfchiedenen oder ungleichartigen der-

geftalt vereinigt, daß fie zufammen eine völlig gleich- artige Maſſe ausmachen, in der wir die Theile der einen von den Theilen der andern nicht mehr zu unter: ſcheiden vermögend find, fo nennt man Dies eine Aufis: fing (Solutio), $. 180. Hierben nennt man gemöhnlich denjent:

ei von benden Stoffen, melcher durch feine Fluͤſſia— keit,

Grundſtoff. u. Form. d. Koͤrp. u. ihrer Cohaͤr. 115

keit, oder durch ſeine Schaͤrfe, oder durch ſeine Menge vorzuͤglich wirkſam zu ſeyn, und den andern in feine vermeinten Zwiſchenraͤume aufzunehmen ſcheint, das Ziunöfinsem''tel (Solvens, Menſtruum); den andern aber, der ſich mehr leidend zu verhalten ſcheint, den aufzuloͤſenden Koͤrper. Dieſer Unter— ſchied iſt aber in der Wirklichkeit nicht gegründet, fon- dern beyde Mlaterien verhalten ſich thaͤtig. Um des Sotachgebrauchs willen fann man ihn indeffen bey:

bebalten. | | 2:

$. 181. Bey jeder Auflöfung wird nicht bloß der Zufammenhang der Theile des aufzulöfenden Kor— pers aufgehoben, ſondern diefer wird jo mit dem Auf: löjungsmittel vereinigt, daß fie nun beyde zufammen eine Maſſe ausmachen, die fich völlig gleichartig ift, und in welcher man auch mit dem beften Vergroͤße— rungsglafe nicht mehr die ungleichartigen Theile, die fich aufgelöfer haben, von einander unterfcheiden Fann, Es muß alfo nothwendig eine wechfelfeitige Anziehung zwiſchen den Theilen des Auflöfungsmittels und des aufzuloͤſenden Körpers Statt finden, welche ſtaͤrker iſt, als die zwiſchen ihren reſpectiven gleichartigen Theilen ſelbſt; oder die Verwandtſchaft der ſich aufloͤſenden Körner muß größer ſeyn, als der Zuſamenhang ihrer gleichartigen Theile.

$. 182. Zur vollffommenen Auflöfung fpecifiich verſchiedener Materien durch einander gehört, daß darın fein Theil der einen angetroffen wird, der nicht mit einem Theile der andern von ihr fpecififch unter:

H 2 ſchiede⸗

116 7 Theil. 2 Hauptſtuͤck Won den

ſchiedenen in derſelben Prodortion wie die Ganzen vereinigt wäre. Nun iſt offenbar, daß, fo lange die Theife einer. aufgelöf’ten Materie noch Kluͤmpchen find, nicht minder eine Auflöfung derfelben moͤglich fen," als die der groͤßern, ja daß diefe wirklich ſo fange fortz gehen muͤſſe, wenn die auflöfende Kraft bleibt, bis fein Theil mehr da ift, der nicht aus dem Auflöfungss mittel und der aufzulöfenden Materie in der ‘Propers tion, worin bende zu einander im Ganzen ſtehen, zu: fammengefegt wäre. Weil alſo in ſolchem Falle kein Theil von dem Volumen der Aufloͤſung ſeyn kann, der nicht einen Theil des aufloͤſenden Mittels enthielte, ſo muß dies als ein Continuum das Volumen ganz erfuͤllen; eben ſo, weil kein Theil eben deſſelben Vo— lums der Solution ſeyn kann, der nicht einen propors tionirlichen Theil der aufgelöf’ten Materie enthielte, fo muß auch diefer als ein Gontinuum den ganzen Kaum, den das Volumen der Miihung ausmacht, erfüllen. Wenn aber zwey Materien, und zwar jede derjelben ganz, einen und denfelben Raum erfüllen, fo durchdringen fie einander, und alfo ift eine vollfom; mene chemifche Auflöfung eine Durchdringung der Materie, die allerdinge eine vollendete Theilung ins Unendliche enthaͤlt. Ihre Unbegreiflichkeit iſt auf Rechnung der Unbegreiflichkeit der unendlichen Theil:

barkeit eines jeden Continuums zu ſchreiben. $. 183. Nach den Principien der atomiſtiſchen Naturwiſſenſchaft würde es gar feine wahre Aufld: fung geben, fündern diefe wäre doch nur immer Trebeneinanderftellung der Heinften ; ungleichartigen Theile,

Srundftoff. u. Form: d.Körp. u. ihrer Cohaͤr. 117

Theile. Mach derfelben würden uͤberhaupt nur ge: mengte, nicht gemischte Körper ($. 113.) in der MWirflichfeit Statt finden.

$. 184. Das Volumen zivener Körper, die ſich aufgefdf’t Haben, iſt gewoͤhnlich fleiner, als die Sum: me ıhrer Voluminum vor der Auflöfung. Geltencr erfüllt das neu entſtandene Gemiſch ein größeres Vo⸗ lum, als feine Beftandtheile vor der Auflöfung hatten. Bendes giebt, einen Beweis von der Abänderung, welche die amziehenden und abfioßenden Kräfte der Materien durch die wechſelſeitige Auflöfung erlitten haben. Bepmiel: 1) Vor der Auflöfung erfüllen, ben 60° Fahrenh.: 100 Br. Alfohol, vom eigenthuͤml. Gewichte = 0,825 , ein Bolumen = 100. |

100 ®r. Wafler, vom eigenthuͤml. Gewichte = 1,000, ein Bolamen = 92,5.

3) Nach der Auflbſung erfüllen, bey gleicher Temperatur :

r

200 Br. aus se = N vom eigenthümilichen Gewichte = 0,93002 , ein Bolumen = 177141.

Alfo Verminderung des Volums = 5,09.

Io. Dacv, Hahn disſ de efhcacia mixtionis in mntandis cor- porum volaminibrs. L. B. 1751. 4. De denfitäte mixto- rum e metallis et’femimetallis facternm, auct, Chrift. Ehreg. Gellere, in den comwment. acad. petrop. T. XIII.

. 382.7, tiber. in Crelfs neuem chem. Archiv B. VI. S. 318, e denhtate metallorum fecum permixtoruın, 'auct. Geo. Wolfg. Kraft, ebendafelbft T. XIV. p. 252., überf. ebendaf. ©. 323. Verſuche und Beobahtungen uber die ſpeciſiſche Echwere und die Anziehungsfraft verſchiedener Ealijarten, von Rich. Rirwan, a. d. Engl. von C. Crell. Berlin und Stettin 1783. fl. 8. Anmerfungen ber die Bufprobe auf Zinn und Bley, von Arel Bergenftierna ; is den neuen ſchwed. AbbandlL 3.1. 1750, ©. 156. , überf. in Crells neueften iEurdedungen, Th. VIH. S. 162. Ders ſuche über die Aenderungen der Dichtigfeiten bey Vermi— ſchung don Alkohol und Wafler, von Hra.Gilpın, in Grens neuem Journ. der Phyſ. B. 11. ©. 365. fi. Verſuche über die

118 I. Theil: 2. Hauptftüd. Bon den

_ bie Nenderung des Volums und ber die Ferfprengung ber Gefäße, die ben der Krofkallifation der Salze Statt hat von Hrn. Dauquelin, ebendaf. B. III. ©. 8ı. ff.

$. 185. Die durch Auflöfung entſtandene Subſtanz befißt andere Eigenfchaften und zeigt eine andere Natur, als die einzelnen Stoffe, woraus fie befteht, und ift num als eine neue, fpecififh davon verſchiedene, Materie arizufchen.

$. 186. Zwen fefte Körper fönnen fich einander nicht auflöfen. Die Summe der Cohäfiensfräfte ihrer gleichartigen Theile ift größer als die Summe ihrer Verwandtſchaften. Schon in der ältern Chemie hatte man daher den Grundfaß? corpora non agunt, nih Auid.. Es muß alfo erft immer, menigftens bey Einem Körper, die Eohäfion feiner gleichartigen Theile in einem hohen Grade vermindert, d. h., er muß flüffig gemacht. werben, ehe eine Auflöfung vor ſich gehen fann. $. 187. Man unterfcheidet hiernach Aufloͤſun⸗ gen auf naſſem Wege (Solutiones humidae) und Auf oͤſungen auf troctenem (Solutiones ficcae). Den jenen iſt von den fich auflöfenden Subſtanzen wenigſtens Eine ſchon an und für ſich im tropfbar- fluͤſſigen Zuftande; ben ‚diefen hingegen find fie an und für ſich feft, und fie müffen erft durch) Schmelzen in den Zuftand der Fluͤſſigkeit verfegt werden, che fie ſich auflöfen koͤnnen. $. 188. Wenn ein fluͤſſiges Aufloͤſungsmittel von einem feſten aufzulöjenden Körper fo viel in fich ge- nommen hat, als es nur dabon auflöfen kann, fo fagt

Grundſtoff. u. Form, d. Körp. u. ihrer Cohaͤr. 119

faat man: es fen mefärtiat (faturatum). Die Vers wandtſchaft Des erfiern gegen die Theile des. letztern hat alsdann ihre Graͤnzen. Sehr oft ift diefe Sätti- gung nach Der verſchiedenen Temperatur auferordent; lich verſchieden.

. 189. Wir merken hier noch den Unterſchied wiſchen par tieller und totaler Auf oͤimg Bey der, irſtern wird nicht die ganze Materie, ſondern nur der eine oder andere Beſtandtheil derfelben vom flüffigen Auflöfungsmittel in fi) genommen, mit Zurädlaf; fung der. uͤbrigen, gegen die das letztere Feine Ver— wandeihaft hat. So kann alſo auch) die Auflöfung zur Scheidung dienen.

Ein Benfriel giebt die Scheidung des Soldes vom Silber durch die Mart. |

6. 190. Wenn hierben der abgefhiedene Stoff, er fen einfach oder zuſammengeſetzt, bey der Tems peratur, wobey wir leben, die Aggregation der elaftı- ſchen Fluͤſſigkeit annimmt, oder luftförmig wird, fo: geht dann die Auflöfung mit Geraͤuſch und Aufichäus men vor fih, das man das Aufbraufen (Effer: vefcentia) nennt.

$. 191. Weann der abgefchiedene Körper aus der Aufloͤſung als ein fefter Körper zum Vorſcheine fommt, fo nennt man es Niederſchlagungt, oder Fallung (Praecipitatio); der auf diefe Art abgefchie- dene Stoff heißt ein Niederſchlag f Praecipitatum)y und der Körper, der wegen feiner nähern Verwandt—⸗ Ihafr dem Niederſchlag bewirkt, das Faͤllungs nder Niedetſchiaguugemittel (Praecipitans).

$. 192.

no. Th. 2. Hrft Don den Grundſtoff. je

$. 192. Die Niederfchlagungen gefchehen bald durch einfache Wahlverwandrfchaft, entweder for daß das Auflöfungsmirtel mit dem Foͤllungsmittel na? het verwandt ift,„als mit dem aufgelöf’ten Körper, und deshalb mit. jenem zuſammentritt und dieſen fah⸗ ren laͤßt; oder fo, daß der aufgeloͤſ'te Körper gegen das Fällungsmittel mehr Verwandtſchaft hat, als gegen fein voriges Aufldſungsmittel, und damit ein im letztern unaufloͤsliches Product bildet: bald durch eine Doppelte Wahlverwandtfhaft. |

$. 193. Dieſemnach find die erhaltenen Nie⸗ derſchlaͤge aus einer und derſelbigen Aufloͤſung vers ſchieden, und man kann daher nach der Wahl des Faͤllungsmittels einen Körper ans einerley Aufloͤſungs⸗ mittel unter ſehr mannichfaltigen Geſtalten nieder⸗ ſchlagen. er

& 194 Die Niederſchlagungen unterſcheidet man uͤbrigens auch, wie die Aufloͤſungen ($. 187.), in Niederſchlagungen auf naſſem Wege, und Nieder⸗ ſchlagungen auf troctenem Wege.

4. 195. Alle Niederſchlagungen geſchehen durch Wahlverwandtſchaften, und es giebt im eigentlichen Sinne feine fo genannte freywillige Niederſchla⸗ gungen (Praecipitationes ſpontaneae, fpuriae). Das waͤren Wirkungen ohne Urſach. |

Torb. Bergmann de PR in feinen opuæc.

phyf. ehemitis. Vol. 111. ©. 391. f. Des Herrn Guyton

-ayjorveau’s allacmıeme theorertibe und practiſche Srund⸗

fäße der ebemiſchen Affiniär oder Wahlanziehung. A. dem

Franz. von Dad. of. Veit, hera: saegeben von Sig. St.

Hermbitädt. Berl 1794. 8: Greus yſtematiſches Handb. der Chemie. Th. IV. S. 144. fſ. Drits

| 121 a Er in . |

Drittes Hauptflüd.

Phaͤnomene der Schwere im Allgemeinen. q. 196.

Jeder Koͤrper, welcher unterſtuͤtzt iſt, druͤckt auf die Unterfage, welche ihm unterſtuͤtzt, und fälle oder bes wegt fich, wenn die Unterſtuͤtzung weggenommen wird, in einer geraden finie nad) der Erde zu, ohne daß * eine aͤußere Urſach dabey ee ‚, melche diefe Bewegung hervorbraͤchte. 4. 197. Dieſe Richtung zeigt einen Faden an, rostan ein Körper fren herabhaͤngt. _ Eine finie in die⸗ fer Richtung heißt eine lorhrechte, fenkrechte over verticale Linie. (‚Linea verticalis). Eine Ebene, worauf fie jenfrecht iſt, heißt eine wafjerrechte oder Syortzontalebene ( Planum horizontale); und eine gerade linie in dieſer Ebene gezogen, eine waſſerrech⸗ te oder Horizontallinie (Linea horizontalis). $. 198. Dieſes Beſtreben der Körper, in ſenk— | rechter kinte gegen den. Horizont fich von, felbft zu be: megen, menn fie nicht unterftüßt find, oder nach eben der finie die Unterlage, worauf fie ruhen, zu druͤ— den, heiße die Schwere (Gravitas). er $. 199. Daaufder Oberfläche einer Kugel feine andere Linie fenfrecht ficht, als diejenige, welche ver: laͤngert durch den Mittelpunct der Kugel gebt, jo müße wauch, wenn die Erde eine Fugelrunde Geſtalt hätte, N . bie

*

122 J. Theil. 3. Hauptftüc. bie Directionslinie der fallenden Körper verlängert

gegen den Mittelpunct der Erde gehen. Da aber

die Erde eigentlich Feine Kugel, fondern ein Sphaͤ⸗ roid it, fo geben zwar nicht alle Michtungen der Schwere durd) ihr Centrum, in der Praxis aber Föne nen wir ohne merflichen Sehfer hier die Erde als eine vollfommene Kugel, und wegen der großen Entfere nung des Centrums derſelben von der Oberfläche die Directionslinien „ver Schwere. benachbarter Körper auch als parallel anfehen.

$. 200. Die Schmere ıft eine fletitg wirkende Kraft; denn wir nehmen ihre Wirfung, Druck und Fall der Körper, in jedem Augenblice der Beob⸗ achtung und ununterbrochen wahr . ; ı

$. 201. Die Schwere ift eine Eigenfchaft aller irdifchen Körper, und durch fie wird erft die Der: bindung derfelben unter einander zu unſerm Erdballe möglich. Durch fie find aber auch große Weleförper felbft zu einem Syſteme verbinden. 202. Die Erfahrung lehrt, daß die Schwe: re an einem und demfelbigen Orte in einem Körper immer viefelbige, und eben fo, daß ıhre Richtung an einem und demfelbigen Orte unveraͤnderlich iſt.

$. 203. Die Wirfungen der Schwere erfolgen fo, mie fie durch die Wirfungen einer anziebenden ZA «ft des Erdkoͤrpers gegen die. einzelnen irdifchen Korper erfolgen würden. Auch lehren die Beobach— tungen der Aftronomie, daß die Wirkung der allge:

| meinen Gravitation ſich umgekehrt verhaͤlt wie das

Duas

a *

m.

4

4

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 123

Duadrat der Entfernung der Mittelpuncte ber gegen einander gräbitirenden Weltförper. ' $. 204. In fo fern'die bisher betrachteten Wir⸗ fungen der Eohafion und der Wahlverwandtfchaften von der anziehenden Kraft abhängen, die urfprüng> lich Die Materie conſtituiren hilft, fcheint es doch, dag wir die Echwerfraft, da fie nach ganz andern Geſetzen wirft, nicht für identifch mic diefer urfprüng> lihen Grundiraft der Materie halten Fönnen. Die in ber Entfernung wirkende Kraft der Schwere iſt keine nothwendige, mit dem Begriffe der Materie unzertrennlich verfnüpfte, Eigenſchaft; ja, die Erſchei⸗— nungen einiger Materien berechtigen uns, fie für voͤl⸗ tig fhwerlos zu halten. 6. 205. In Anfehung der Urſach dieſer Kraft ha: ‚ben fidy die Weltweiſen von je her fehr viel geftritten, und haben gar nichts gewonnen. Alle diejenigen, wel—⸗ che Die Schwere von den Wirkungen einer andern ſub⸗ tilen Materie ableiten, mie. Cartes, Huygens, Balfinger, Aragenftein, le Sage, fünnen bey als fen mechanischen Erffärungsarten, von der Urt und Seile der Bewegung diefer Materie, uns nicht be> friedigen; und immer bfeibt, außer andern Schwie— rigfeiten, dabey noch die Frage übrig: woher hat diefe ſchwermachende Materie ihre Kraft? Wir müffen eingeftehen, daß mir von der Schwere an fih, als Urſach des Phänomens der Gravitation, gar nichts wiſſen. Wir fehen hier nur das Phänomen, und die Urfach davon Tiegt außer unferer Erfahrung.

Carteffi princip. pbilof. L. IV. prop. 19, 20. ff. Chriſt. Hu- genii disl. de caulla gravitâtis; in feinen operidus en

24 I. Theil. 3. Hauptftück,

T.L €. 9. #. De eauſſa gravitatis phvfica general disqnißtio ei.perimentalis, auet. (eo. Bernh. Bulfinger, Parif. 1728. 4. Rragenfteins Bo: fefungen ber dee Frpes rimentalpnfit. ©. 60. Lurrece newtonien, par Mr. /e Sage, in ben M&m. de I" acad. roy. des fc, de Berlin, annde 1782. ©. 404. fi. »

8, 206. Die Erfahrumg lehrt uns, daß ver: ſchiedene ungleichartige Körper von einerlen Umfang nicht gleich ftarf nad) der Dichtung der Schwere dr: fen. Die Größe diefes Drucks, den ein Körper Aufiert, Heißt fein Gewichte (Pondus), Gewicht und Schwere müflen nicht mit einander verwechielt werden. Schwere iſt die beſchleunigende Kraft ($. 80.), in fo fern fie auf jeden Theil der ſchweren Maſſe wirft; Gewicht aber ift die bewegende Kraft diefer fchweren Maffe, oder das Product aus der be: fehjleunigenden Kraft der Schwere durch die Quanti— tät der Davon afficirten Materie, oder durch die fehwere Maſſe ($. 80.). Hieraus folgt denn, daß bie befchleunigende Kraft der Schwere einer Maffe gleich fen dem Gewichte verfelben dividirt durch die ſchwere Maſſe.

Wenn wir die beſchleunigende Kraft ber Schwere f und die Quantitaͤt der davon afficirten Materie M nennen, fo ift daß Gewicht der feßtern, oder P=f.M, wP:p=f;:M

:f.m. fFeneiftf= Mm‘

An fo fern die Schwere eine ftefige Kraft it, und eine gleichfoͤrmig beichleunigte Bewegung hervorbringt und in fo fern alle Theile einer Mafle von der Schwere afflcire . werden, laſſen fich auch für die Befchleunigung ſchwerer M fen folgende Saͤtze annehmen:

1) Das Probuct aus dem Gewichte (P, p) durch die Zeit (T, ce) iſt glei dem Producte der Maſſe (Mı m) au der Geſchwindigkeit (C, ©), oder PT = MC; und P :pe= MC: mo,

2) Die Gewichte mit den Quadraten ber Zeiten multiplicirt find gleich den Maſſen mit den durchlaufenen Räumen ($, s,) mulnplicist, oder PI? = NS, und PT?:pt? = Möims.

3)

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 125

Die 'e mir den Räumen mulriplicirt ſind gleich den Waffen mir der Quadraten dee Geibwindigfeiren multiplis cıt, oder PS = MC, und PS : ps = MC: : me*,

$. 207. Da die Schwere allen gleichartigen Theilen eines ſchweren Körpers eingepflanzt ift, fo kann die befchleumigende Kraft an und für fich weder vermehrt, Noch vermindert werden, die Theile mögen Bereinigt oder von einander getrennt fenn; das Ges wicht hingegen Ändert fich nach dem Unterfchiede. der Duantität ver ſchweren Materie, woraus der Körper

beſteht. Bi - Wenn wir die Quantität aller von der befchleunigenden Kraft der Schwere (£) afficirten Theile eines Körpers M nenneny und annehmen; daf ein Autbeil m von diefer Mafle wegr mmen wird, fo wird das übrige Gewihtp=Ff.IM m) Heiner fepn ‚ale vorher P oder F. M war; die bes Kraft ne. ** immer dieſelbige bleiben /

-n)

m u "WE; a. $. 208. Wenn alle Materie ſchwer wäre, fo wären wir Berechtigt, anzunehmen, daß die Körper, welche mehr. Gewicht haben, auc mehr Materie ente _

hielten, oder dichter wären ($. 53.), und umgekehrt; und Maſſe ($. 49.) und Gewicht wären daher gleiche bedeutend. Wenn es aber nicht ſchwere Materie giebt, jo koͤnnen dichtere Körper nur in fo fern Loͤr⸗ per fehwererer Art, ſchwerartigere Koͤrper (Cor- pora fpecihce graviora), und lockere, Rörper leich⸗ terer Art, leichtartigere Rörpet ( Corpora fpecifice leviora) genannt werden, in mie fern jene bey einere len Bolum mehr, diefe aber- weniger fehwere Materie enthalten. Das Gericht zeigt alfo nicht die Quan— titär der Materie, jendern nur die Quantität der

von der Schwere afficirten Materie an (9. 53- )-

$. 209.

126 1. Theil. 3. Haupiſtuͤck

$. 200. Das Gewicht eines Körpers an. ſich, oder die Ponderofität deflelben, (wenn ich fo fagen darf), laͤßt fich nicht beftimmen, fondern nur Die . Verhälmiffe des Gewichts der Körper; und man muß daher, um anzugeben, welcher Körper ſchwere⸗ rer und welcher leichterer Art ſey, das Gewicht eines andern Koͤrpers zur Einheit machen. Im buͤrgerli— chen Seben nennt man die zur Einheit angenommene Größe des Druds eines Körpers felbft Gewichte, z. B. ein Gentner, eın Pfund, ein forh, u. deral, Der Druck eines ſchweren Körpers: gegen das, was ihn unterftüßt, überhaupt betrachtet, ohne Ruͤckſicht auf das Volum des’ Körpers, heißt fein abſolutes (Pondus abſolutum).

6. 210. Wenn man zwey Koͤrper in Anſehung ihres abſoluten Gewichts gegen: einander. vergleicht, und ein gewiſſes beftimmtes Volum zum Grunde ber Bergleihung feßt, oder ihre Volumina bey gleichem abfoluten Gewichte mir einander vergleicht; fo erhält man den Begriff von dem eigenehümlichen Gewichte (Pondus fpecificum), oder ber eitgentbümlichen Schwere (Gravitas fpeciica). Das eigenthümfiche Gewicht eines Körpers bezeichnet alfo das Verhältmf der Quantitaͤt der ſchweren Materie eines Körpers u einem andern, die in gleich großen Inbegriffen ent: halten find,

-$.2ı1. Es fließen hieraus die Regeln:

1) Zörper von einerley Oolum verhalten fich in ihrem eigenchümlichen Gewichte wie ib re abfoluten Gewichte.

Den

/

Phänomehe der Schwere im Allgemeinen. 127

Nennen ir die Volumina ziweneriPörper V, v, ihre abfos (uten Gewichte P, p, und das fpecifiiche a 2, 2 . und nehmen wir V=vj, ſo iſt 232 = P

2) Roͤrper von einerley abſolu em verhalten ſici· in ihr mſpecfiſchen Gewichte um kehrt wie ihre Volumina.

BennP=p, fitZ;iz=v:V.

3) Körper von ungleihem Bolum und ungfeichen abfoluten Gewichte verhalten ſich in ihrem ſpe⸗ cifiſchen Gewichte wie die Quotienten des abſo⸗ luten Gewichts durch die Volumina.

Es iſt uͤberhaupt Ziz = Pr: pV = ; m Sreyer Fall ſchwerer Körper.

6. 212. Da die Schwere ununterbrochen und ftetig auf die Körper wirkt, fo viel wir aus Erfah: rung wahrnehmen fünnen ($. 200.), fo fann auch Die Bewegung , welche ein Körper durch die Schwere ben dem Salle erlangt, feine gleichförmige Bewegung fenn ($.72.), fondern der fallende Körper muß zu der erhaltenen Gefchmwindigfeit in jedem unendlich Heinen Zeittheile einen.Zufaß erhalten, und folglich mit einer in unendlich Fleinen Zeittheilen gleichförmig beichleunigren Bervegung ($. 72.) fallen.

$. 213. Es faffen ſich alfo die oben (74 9.) angeführten Säße von der gleichfoͤrmig befchleue nigten Bewegung der Körper auf den Fall der ſchwe⸗ ten Körper anwenden. Es folgt aus diefer Anwen: dung: 1) daß Die Räume, weiche ein ſchwerer bey feinem freyen Falle in gleichen auf ein:

ander folgenden Zeitelementen zuructlegt, ſich vers bauen

428 > Theil. 3. Hauptſtuͤck. balten wie die ungeraden öablen vr, 3, 5, 7, u.f.f. (4. 78.)5 2) daß ſich die Räume, welche ‚ein ſchwerer Aörper wom Anfange feiner Bewe⸗ Hung an, durch den freyen Fall surüclege, wie die Quadrate dit Zeiten, oder-der am Ende Des Salls erlangten Geſchwindigkeiten ($.’79.), und 3) daß die Geſchwindigkeiten am Ende des Sal lens fich wie Die Quadratwurzeln det Räume ver: “Denn weil S% Fo Te: Cnach a) mb Tir= Orc, fo “muß auch C? ic? = S:l, und folglib Cie=yS: YT ieon. "Galılei bat dıefe Geſetze des freyen Anlıes (mes

rer; Körper zuerit eutdeckt, die Theorie biervon entworfen, und durch Verſuche mit dem Falle auf der fchiefen Ebene zu betätigen geſucht. M. ſ. deſſen Dielogus'uie motu lo- cali, L. B. 1699, 4. I

Niccioli ſuchte die Wahrheit der galileiſchen Edge mit feinem Gebülfen Grimalbdi dur unmittelbare Verſuche beitätigen. (M. f. Ricciofi almageftum novuam, L. M. Cap. ar. Pr. 24.)- Er lich Kugeln aus Kreide, die 3 Un⸗ zen wogen, durch genau gemeflene Höhen bey einem ges nauen Zeirmaafe: durch ein Pendul fallen, und er fand

in o Sec. so Zertien 10 Zuß Crom.) Fallhoͤhe. 3 5 .

1 3 40 40 2 8 -30 „3 907% 3 ss 2a '"s 16 ; 4 s 10 8 20 $ Berner n ı&ec. :s ss 15 # 2 s co # 3 9 s g 135 » 4 $ . s 240 48

Aber diefe Reſultate treffen ohngeachtet des Wiberftandes der Luft, auf welchen doch in der Theorie ſelbſt kelne Ruͤck⸗ fiht genommen worden it, fo genau mit. diefer pie m fammen, daß ſchon deshalb mir Recht Mißtrauen in bie Buverläfftafeit der Beobachtung geſetzt werden fann,

Die vollfommenfte Heberjeugung gewähren die, mittels barer Weife durchs Pendul angeftellten , Verſuche, bie in der Zolge vorfommen werden. m.

6. 214. Da die Directionslinie der fallenden

Körper auf die Erdfugel, fenfrecht fteht ($. 199. ), ſo

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 129

fo kann aud) der Raum, den ein Körper ben dem Fal⸗ len durchläuft, durch die Perpendiculärlinie gemeffen werden, welche Dusch den. Mittelpunct der Erdfugel : gebt." - Diele: Perpendisulärlinie nennt man auch die Soͤhe der ‚fallenden Körper: Cie iſt daher der Raum, welchen ‚ein fallender „Körper. durchläuft. Da ſich ben dem Fallen, der Körper die Räume ver: halten wie Die Quadrate, der. Zeiten oder der Ger Ihmindigfeiten ($. 213.), fo werten fi ch auch die Hoͤhen fo verhalten muͤſſen. Wenn daher ein Koͤr⸗ per in der erſten Secunde durch eine gewiſſe Höhe ger fallen-ift, ſo wird er in zwey Secunden viermal, in

drey Secunden neunmal ſo tief gefallen ſeyn. $e215, Die Erfahrung lehrt, daß ein. ſchwerer Körper bey feinem Falle in unfern Gegenden in der eriten Zeisfeeunde eine Höhe von 13,094662: parif, Suß ode 2173,63 pariſ. finien, oder 13,625 rhein⸗ ländifchen Zug = 15625 Tauſendtheilchen eines rhein⸗

aͤndiſchen Fußes durchlaufe.

Dieſe Fallhoͤbe im der zur Beitelabeit genommenen Zeitfes rin bat mittelbarer Weiſe durchs Pendul bes #inmt, oſeillatorium. Paril. 1673. Bol.

Pr. IV. De von 15625 iſt ı2

$. 216. An einerley Ort find die beſchleunigen⸗

den Kräfte bey dem. frenen Falle der. ſchweren Koͤrs per einerlen, ihre ſchwere Maſſe mag ſeyn wie fie will. - Die Maſſe der fallenden Körper kann hier gar nichts zu ihrer Gefchwindigfeit ben dem freyen alle bentragen, wie es wohl fonft fheinen möchte. Nur

bey dem Falle in einem widerſtandleiſtenden Mittel, „B. in luft, Waſſer, u. dergl., wird freylich der g Koͤr⸗

130 | 1. Theil. 3. Haupiſtuck.

Koͤrver, der bey gleichet Geſchwindigkeit weniger Maſſe, und alſo weniger Gewalt hat, einerley Wi—⸗ derſtand mit der geringen Kraft nicht uͤberwinden, den ein anderer mit groͤßerer Kraft uͤberwindet. Ein jeder wird hingegen zugeben, daß in einem freyen Mittel mehrere gleichartige Theile eines Körpers mit gleicher Geſchwindigkeit fallen. Warum follten fie

es aber nicht thun, wenn fie einzeln, und nicht zu: fammen verbunden wären? Alle Kbrper, große und Heine, feichte und ſchwere, fallen alfo, ohne Einfluß ihrer Maffe, im freyen Mittel, gleich geſchwind.

Diefer Gag folgt aus dem oben ($. 206.) ———

£f.m

er } F m BE eier, wie oder M

Aber nur fuͤr einerley Ort ſindet dieſer Satz Statt, weil £ oder die beſchleunigende Kraft ſelbſt nach dem Acquatot u abs, und nach den Polen hin zunimmt, wie nachher

| bemerkt werden wird.

6. 217. Da fid) die Sehre von ber gleichförmig befchleunigten Bervegung auf den frenen Ball der Koͤr⸗ per anmenden läßt, fo folgt auch, daß eim ſchweret Körper, der durch Ben Fall einen gewiſſen Raum von feiner Ruhe an durchläuft, nach Verlauf eines Zeittheils Tr erlangt, mit der er, wenn die here nicht weiter auf ihn wirfte, in > er eben fo großen Zeit den doppelt fo großen Raum

gleichförmig zurüclegen würde. |

$. 218. Da fid) die Endgefchmwindigfeiten ſchwe⸗ rer fallender Körper verhalten wie die Quadratwur⸗ zeln der Räume ($. 213. 3.) oder der Höhen, fo werden die Räume, welche die fallenden Körper vers mitcelft ver Endgefchwindigfeiten in ber Zeiteinheit . für

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 131

für fich ſelbſt ohne Schwere zuruͤcklegen würden , die man aud) die zuc Fallhoͤhe gehörigen Geſchwindig⸗ kerren nennt, fih wie das Duplum der Quadrat;

wurzeln der Kalthöhen verhalten, Zr

Benn ein Körper im einer Beitfecunde 14,625 $. durchläuft, fo wird er am Enpe diefer Zeit eine Geſchwindigkeit haben, daß er in eben diefer Zeiteinheit einen Raum von 2.15 , 62€ = 31,259 Fuß fuͤr ſich felbit, ohne Echwere zuruͤciegen würde, ober die zu ſeiner Zallböbe aebörine Geſchwindig⸗ keit wird 31,350 Fuß ſeyu. Wenn nun ein anderer Khrs

er 3 Eecunden fang fälr, fo wırd, (nach $.213. 1.), feine Uboͤhe 9. 15,625 == 1401625 Fuß fenn; amı Ende diefer dristen Secunde wird die zu feiner Fallboͤbe für die Zeit⸗

einbeit gehörige Geſchwiudigkeit ——— zu 93,750

Faß ſeyn, oder er wuͤrde in:der Seiteinbeit, in Einer Se— cunde, wenn die Schwere nicht weiter auf ibn: wirkte, den Raum von 93,75 Fuß, und ın 3 Seennden den. Kaum von 3.947500 = 2.140,60 = ayı,25 Fuß Aleichfoͤrmig aus södiesen. ‚Es. virbält ſich aber 31,250 : 93,750 = 2 625: VE 2.2 375 2575 * 1 sp 131450; . 31,250 = 31,250 ! 93,750, alſo wie a

das Duplum der Quadratwurzeln der Fallböhen.

$. 219. Man findet alſo die, zur Fallhoͤhe ger

hoͤrige Geſchwindigkeit, wenn man das Duplum deg

Raumes, den der Körper nach der Zeiteinheit zuruͤck⸗

gelegt hat, mit der Anzahl der verfloſſenen Zeitein⸗ heiten muftiplicirt, |

Benn ein Körper ın der Zeiteinheit, in Einer Gecunde, 15,625

i Fun faͤllt, ſo iſt die zu ferner Fallhöhe aebörige Gefchwins

Diafeız 31,250 Fuß, und wenn er dren Zeiteinheiten, oder

drey Eecunden fällt, fo iR diefe 93,75 = 3 . 31,250 Fuß.

$. 220. Hieraus fließt ferner die kurze Regel zur Beſtimmung der zur Fallhoͤhe gehörigen Ge: ſchwindigkeiten, d. h., der Räume, welche die Körper nach dem Falle aus einer gewiſſen Höhe in der Zeite einheit gleichförmig zurüclegen würden, wenn Die Schwere nicht weiter auf fie wirfte: Man multipli- eire die gegebene Höhe des Falles mit dem in der Zeit: 4a einheit

J

1323 1. Theil. 3. Hauptſtuͤck.

einheit beſchriebenen Raume, und aus dem Producte ziehe man die Duadratwurzel; dieſe doppelt genome men, ift die zur Fallhoͤhe gehörige Geſchwindigkeit. Wenn wir die zur Fallpohe gehörige Geſchwindigkeit V und die Höhe 5 nennen, und ee Secunde zur Zeiteinheit nehmen, jo iſt V 25C015,625. 5) - 250. VS. Wenn eintftörper 1000 heinlaͤndiſche Fuß hoch herabfiele, fo würde bie: dazu gebörige Geſchwindigkeit am Eure des Sales in der Zeiteinbeit, oder Einer Secunde, ſeyn 2 V (19,625 . 1000) = 2. 125 = 250 Fuß. Wenn alfo ein Körper eine Secunde lang, oder 15,625 Fuß bob, und eim anderer 1009 Fuß hoch herabfällt, fo verhalten fib die zu dieſen Fallhoͤhen gehörigen Geſchwin⸗ digkeiten, Vi:v= 2 y (15,625 » 15.625) : 2 V (19,625. 1000) = 2. 19,628 : 2. Vi56a5 = 2. 161626 : 2.125 = 31,250: 250 = ı 28; oder es iHV:v—= 250. V 15,625 : 250. Y 1000 == 250.125 : a50. 1000 == 1:8, z

6.221. Da die Größe ver Bewegung eines durch eine ftetige Kraft getriebenen Körpers wählt, fo wie die Gefchwindigfeit zunimmt, und. die Gewalt oder die Größe des Widerftandes aus Maffe und Ger ſchwindigkeit zuſammen ermeffen werben muß; fo iſt peiht einzufehen, daß die Gewalt fallender Körper ‚während des Sallens beftandig zunehmen, und fid) überhaupt ben gleichen Maflen wie die Endgeſchwin— digkeit oder die Quadratwurzeln der Höhe verhalten muß. Ein Körper, der viermal fo hoch herabfällt, wird alfo noch einmal fo viel Gewalt haben, als ein ‚anderer von eben dem Gewichte, und wenn er neun mal fo hoch herabfälle, dreymal fo viel Gewalt. Geſetzt, ein Körper fälr 19,625 Fuß boch herab, und ein au⸗

verer von eben dem Gewichte fällt 62,5 Fuß, fo verbalten ſich ihre Hoͤhen wie ı 24, und ihre Endaefbwindigfeiten wie rs. 625 : 62,5 ey 15625 : 1 62500 = 1257 250 1:2, folalıh wie die FI: Y'45 oder wie Die Quadratwurzeln der Höhen. Da fit nun die Gewalt pers

haͤlt wie die Endgefchwindigkeit, fo wird fie fich auch mie Die

Phänomene der Schwere im Allsemeinen 133

bie Quadratwurzel der Höbe verhalten muͤſſen, wenn die Gewichte oder die ſchweren Maflen aleich find.

| $. 222. Wenn zmen Körper von verfchiedenen Hoͤhen fallen, deren Endgefchwindigfeiten fich umge— kehtt verhalten rote die, ſchweren Maffen, fo haben

fie gleiche Gewalt. '

Em Bewicht von 3 Pf., das aus einer Höhe von 14,62% Fuß fälle, bar nıdt mehr Gewalt als ein Bewicht von ı W., das aus der Höhe von 140,625 Fuß fallt. Denn es find: bier Seſchwindigkeit und Maſſen einander umgekehrt pros vortional, oder die Producre daraus find aleich. Es iſt nämlich die Endaeichwintiafeit von 3 Pf, = Yıssız = 125, amd bie von 1 W.—= tia40625 375. Sie vers daiten fih alfo mie 125 : 375 1:3. Da nun die Brös ten der Bewequng aleich ſind, wenn die Producte aus den Seſchwindigkeiten in die Maſſen-gleich find, fo iſt auch hier gleiche Größe der Bewegung, weil 3. 1 =.1.3.

$. 223. Aus den allgemeinen Gefegen ber Ber Ahleunigung ſchwerer fallender Körper ($. 213.) und dem Erfahrungsfaße im $. 215. läßt fich leicht

finden: Nwie groß der Raum ift, den ein Körper. in einer jeden gegebenen Secunde feines Falles durch-

füllt; 2) wie groß die Höhe ift, von der er herabge⸗ fallen ift,. wenn bie Zeit feines Falles beftimmt wor: ben ift; und endlich 3) tie viel Zeit er gebraucht ha

be, wenn die Höhe, gegeben ift.

Wenn wir die Zeit des Falles T, die zur Fallböhe nebörine Ge⸗ ſchwindigkeit V, und die Fallhoͤhe S nennen, fo dienen fols gende Formeln beauem zur Aufloͤſung der Aufgabe, wobey der Werth der zer in Kaufendtbeilchen des rhemt. Fur Ges, die Zeit im Secunden genommen oder gefunden wird:

Au Bi ——

ae 1 v 15625 '

2) V=4o.yS=2,.Yv(ıg0ag.$) = 2.(ı25)? ,T ($. 218. 220.). ü

N Wenn durch die Erde hindurch ein Loch ginge, das ger rade durch den Mittelpunct der Erde träte, und die bes ſchleunigende Kraft der Schwere⸗ bliebe gleihiötmig und es wäre fein Widerftand der Zunft u. dergi. da; fe würde ein

J

134° 1. Dheil.g. Hauptſtuͤck.

ein ſchwerer Körner, der durch biefes Loch durchſiele, wenn wir den Halbmeſſer der Erde 196158c0 parif. Fuß anneb⸗ 196° 5800 | j men, in oder nahe 1140 Secunden oder 19 Mi⸗

unten den Mittelpunct der Erde erreichen; aber er würde, na f. 226. , hier nicht ſtehen bleiben, fondern durch die im biefer Falboͤhe erlangte Geſchwindigkeit auf der andern Seite eben fo hoch in die Höhe ſteigen, und von da wieder bie ganz herauf zurücachen, und dies beftändig fo fort.

6.224. Se länger der Fall eines Körpers dauert,je mehr nähert ſich feine Bewegung der Gleichfoͤrmigkeit. $. 225. Wenn ein Körper durch irgend eine. Kraft in loihrechter Richtung in.die Höhe getrieben wird, ſo wirft bie Schwere, feiner Bewegung entge- gen. Zwey einander entgegengefeßte Kräfte aber ver⸗ nichten fih; und wenn daher die Kraft, welche den Körper in die Höhe treibt, fo groß ift, als die bewe- gende Kraft der Schwere, fo kann gar feine Bewer gung erfolgen. Wird er aber durch eine größere Kraft mit einer gewiſſen Geſchwindigkeit in die Höhe getrieben, fo nimmt, weil die Schwere als eine fletie ge Kraft fortdauernd wirft, feine Geſchwindigkeit eben ſo ruͤckwaͤrts ab, wie ſie von der zu der Ge⸗ ſchwindigkeit des Wurfs gehörigen Höhe würde zuge⸗ nommen haben. Der Koͤrper ſteigt alſo mit einer gleichfoͤrmig verminderten Bewegung ($. 72.) in die Hoͤhe, und feine Geſchwindigkeit oder die Raͤume, welche er in gleichen Zeiten zuruͤcklegt, verhalten ſich wie die ungeraben Zahlen 17, 15 , 13,.11, 9 5, 3,71. ° PB, | 5. 226. Ein Körper alfo, ber durch eine Kraft lot&recht in die Höhe getrieben wird, ſteigt wegen der Schwere nur zu derjenigen Höhe hinauf, aus mel:

cher

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 135

cher er ben dem Herabfallen die Gefchmindigfeit er: langen fönnte, mit welcher er anfangs geroorfen murde. | $. 227. Ben der aleichförmig verminderten Be: wegung gelten diefelbigen Gefeße, mie ben der gleich: fürmig befchleunigten. Wenn daher der Raum be: kannt ift, den ein’ Körper in der erften Secunde feines fenfrechten Auffteigens der Schwere entgegen zuruͤck⸗ legt, fo laͤßt fich beftimmen: 1) die Gefchmindigfeit, mit der er geworfen wird; 2) die Zeit, die er braucht, um feine ganze Wurfsgeſchwindigkeit zu verlieren; und 3) die Höhe, zu ber er auffteigt, che er feine ganze Geſchwindigkeit verliert. Geſetzt, ein Körper ſteigt in der erften Zeitfecnnde feines loth⸗ rechten Wurfs 9 . 15/6a5) Fuß = 1401625 Fuß hoch auf / fo wird er überhaupt 5 Secunden lang, und 52. 15,625 == 390,625 Fuß hoch fleiaen,. Denn

in der ıften Secunde fteigt er gmal 19,625 8. 1401615 $. aten ı 27 19,625 s == 109,375.9

zten s 358 162 = 78,125 sren s L 349 19,625 ı = 46,875 8 sten —V— 15,625 4 folgl. in s Secunden s esmal 19,625 » == 390,625 9

Fall auf der ſchiefen Ebene.

6. 228. Auf einer feſten wagerechten Ebene liegt ein ſchwerer Körper völlig ruhig, wenn dieſe Ebene die Directionglinie des Zalles feiner Maſſe lothrecht unterftüßt. Eine Ebene aber, welche mit einer Ho⸗ rizontalebene einen fchiefen Winkel macht, und eine fyiefe , geneigte oder inclinirte Ebene (Plauum in- elinatum ) genannt wird, häfe nur einen Theil diefes Druckes auf, ein anderer Theil treibt den Kürper

lüngs dee Ebene herab. > | Eine

136: 1 Theil. 3. Hauptſtuͤck.

Eilne Kugel rollt auf einem fchlefen Brete herab; ein Würfel | al-fcht darauf herab. Möthige Erinnerung wegen der

Eriction, J J Es ſey CB (Fig. 29.) eine geneiate Ebene im Durch⸗ fKnitte,. die unter dem Winfel ÜBA gegen den Horizont‘ AB genagt if. CA ıft ihre „öhe, umd CB. ibre Länge. Auf dieſer ‚aeneiaten Ebene beftude ſich eine ſcwere Kunefı M, in deren Mittelpunete-E wir uns ihre Schwere vereis nat denfen fünnen. Die Directionslinie des Falles if nun fo, und weil dleſe nicht von .der Ebene CR unterftüßt wird, fo muß die Kugel berabfalleng aber nicht mit der ganzen bewegenden Kraft, fondern nur mit einem Theile derſelben / wic aus der Zerleauma der Kräfte (f. 91.) folgt. Die Kraft der Schwere, die in der Direction fe wirft, laͤßt ſich zerlegen: in die Kräfte fg: und £b 5: md fe ift die Diaacnale des Parallelogramms, das auf die Geitenfräfte -£b- und fg aufgeſetzt iſt. fg ſteht fenfrebt auf CB, -und kann alfo, wert CB vollkommen widerftchend angenommen wird, feine Bewegung der Kpael:M bervorbringen ; es bleibt folalich nut, der Theil Fb übria,, der, weil er parallel mit der Ebene CB Iäuft „vor ber’ Ebene feinen Miberftand erleidet ,. und folglich die Kugel laͤnge der Ebene herabzu— gehen nöfbigt. | |

6. 229. Je größer die Meinung ber fdjiefen Ebene ‘gegen die Horizontalebene wird, um deſto mehr wird der Körper von ihr unterſtuͤtzt, mit defto geringerer Gewalt faͤllt folglich ver Körper. auf ihr herab. Je Feiner. aber ihre Dleigung negen den Ho: rizont wird, mit defto größerer Gewalt wird der Kör: per von ihr herabgetrieben.

Te Fleines der Neinungswin'cl CBA (Fig. 29.) wird, um des fto mehr mäner: fih Fe der ſenkrehten Richtuna auf CB, oder um deſto mehr Foınmt fg der Richtung fe näber, folgs lich defto Kleiner wird Fb, oder die Kraft, mit der der Abb⸗ per atif der Eben« herabfällt.

Je größer CBA wird, defto größer witd fb. -

6. 230. Die Kraft fp (Fig. 29.), melche dem ſchweren Körper M länas der geneigten Ebene CB herabjugehen noͤthigt, heißt das relative oder refpes ctive Gewicht des Körpers. Denn das abfolute Gewicht ($. 209.) deflelben wird nur durch den lothrechten Druck fc. beftimmt;

er | 6. 231.

\ !

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 137

6. 231. Die Kraft, welche erforberfih ift, um bie Bewegung eines Körpers auf einer fehiefen Flaͤche aufzuhalten, braucht natürlicher Weiſe nicht fo groß zu fenn, als fein abfolutes Gericht. Eie ift um des ſto Feiner, je mehr die Ebene acneigt iſtz um deſto

groͤßer, je weniger dieſe geneigt iſt.

Die Kraft, weiche nörhia iſt, um das Herabrollen vom M ( Fig. 29.) duf der fchiefen Ebene CB zur verhüren , braucht nur-der Kraft fir, die kleiner iſt ais fc, Wideritand zu lei⸗ fen, weıl fg an der Ebene * Widerſtand finder.

4. 232. Ueberhaupt verhält ſich das relative

, Gewicht eines Aörpers ($. 230.), dag den Roͤr⸗

per länge Der ſchiefen Ebene herabtreibt, zu feinem

abfoluten Bewichte, wie die .. der Ebe⸗ ne zu ihrer Länge.

Verſuche mit dem Plano inelinato.

Benn wir das relative Gewicht eines Körpers Pr daß abſolate P‘, die Länge ver fchiefem Ebene L und ihre Höhe

Amvennen, foitp:P=A:L, folglich p= P xy

and überhaupt für verſchledene Etenen p! m = a. **

Es iſt naͤmlich das Dreyeck feb dem Dreyecke CRa ahn⸗ ſich, weil der Winkel fcb dem Winfel CBA, und der Wins kel cfb dem Winfel ACB gleich ift. Es verhäft ſich dems nab fb : fe=CA:CB, oder das relative Gewicht Fb zum abſoluten —F Kr wie bie Höhe der fchiefen Eber ne CA zu ıbier Länge C

Heil ferner in jedem Deep die Seiten ben Sinus der Winfel proportional find, fo ift auch das relative Gewicht

gleich dem abfoluten Gaming P mit dem Neigungsjinus

multiplicirt , ‚oder: |

=PxX fin. I, 4. 233. Ein. here Körper fälle auf der * fen Ebene nach denſelbigen Geſetzen, wie bey dem fteyen Falle; feine Bewegung iſt ebenfalls eine gleich.

förmig befchleunigte, und die längs der fchiefen Ebene zuruͤck⸗

138». Shell 3. Hauptftüd.

zurüdgelegten Wege verhalten fich ebenfalls wie die Duadratzahlen der verfloflenen Zeiten. Die befchleus- nigende Kraft der. Schwere ift aber daben vermindert, und fie verhäfe ſich zur unverminderten. Kraft der Schwere wie bie Höhe der fchiefen Ebene zu ih—

ter Laͤnge. »Menn wir bie befchleuniaende Kraft der relativen Schwere © und die der abfoluten E nennen, fo iſt &: F— A: L, und

en berhanpt =. Ehen darin, daf die beihlenuis

gende Kraft der Schwere auf der fhiefen Ebene nermins dert ift, if der Grund zu fuchen, daf das relative Gewicht Meiner it, als das abfolute, Denn wenn gleich die Summe der von der Schwere afficırten Theile oder M dies felbıqe —— fo muß doch das Product aus dieſen Thei⸗ len durch die beſchleunigende Kraft kleiner werben, * dieie es wird. Be naͤmlich @< E£, fo muß @.

< f.M ode pP <.P fen. j

6. 234. Weil alfo die befchleunigende Kraft der Schwere bey dem Falle auf der fchiefen Ebene vermin⸗ dert wird, fo wird auch der Raum, ben ein Körper in der Zeiteinheit auf- der fehiefen Ebene zuruͤcklegt, Kleiner ſeyn, als die fenfrechte Sallhöhe in dieſer Zeit- einheit; und es wird fich der Raum, den ein Körper auf der fchiefen Ebene in einer gemwiffen Zeit zuruͤck⸗ legt, zu dem Raume bes freyen Falles in eben dieſer Zeit verhalten wie die Höhe der ſchiefen Ebene zu

ihrer fänge.

Wegen ber *8* Bet, die alfo ein Körper braucht, um aleiche Räume aut der ſchiefen Ebene, als bey dem freuen Sale zurückzulegen, laflen Ab auch bie Zeiten des’ Falles auf der aeneiaten Ebene bequemer beobadten; und fo be⸗ diente fib Galilei dieſes Bertabrens, um die von ibm ents Dedren Se des Falles Schwerer Körper zu beftärigen (} 213.) deſſen Dialogi de moru locali 111. ©. 53.

Geie daß die Ebene CB eine Länge ‚von 25 guf beo einer 9 be CA von a! Fuß bätte, fo wuͤrde die von der relativen Schwere berrübrende en Kraft zur abfoluten ſich berhalten wıe 25:2 Die des ſchleunigende Kraft ber relativen Bann 6 würde a

Phänomene der Schtwere im Allgemeinen. 139

nad den Körper u Fuß = 119625 in der Secunde berabtreiben; und es. würden, (nad f. 223. 3.) Y Y 16 Secunden, oder 4 Secunden Zeit verfließen ? > ber Körper den ganzen Weg auf der fchiefen Ebene zurüds gelegt hätte. i -

6. 235. Da die fenfrechte Fallhöhe eines ſchwe⸗ ten Körpers in. einer gegebenen Zeiteinheit beftimme iſt (5. 215.), fo läßt fich auch der Raum beſtim⸗ men, den ein Körper in eben derſelben Zeit, die er ben dem lothrechten Falle verwendet, auf einer geges benen fchiefen Fläche durchlaufen wird.

fen CR ( Fig. 30.) eine fchiefe Ebeme, deren Höhe durch CA vorge ſtellt it. Wenn man nun’ aus dem’ rechten Wins Bet A, ver durch die Höhe CA und die Horizontailinie AB gebildet wird, das Perpendifel AF auf die ſchlefe Ebes ne CB fällt, fo wird der Körper, wenn er freu von C nad, der Berticallinie CA herabftele, diefe ganze Hohe CA bey dam freven Falle in eben der Zeit durchlaufen, in der er ben dem Falle auf der fhicfen Ebene vom Scheitel C nad E aelangt. Denn es verhält ſich (9. 23) der Raum, den der Körper in einerley Zeit auf der ſchiefen Ebene zuruͤck⸗ leat, ‚zur freven verticalen Fallböhe, wie, die Höhe der. fhiefen Ebene CA zu ihrer Länge CB. Es if aber CF: CA=CA: CD, weil bie Berpenditellinie AF wen dbns liche Drevede CAF und CBA giebt, woraus man die Pros

-

portion CA : CB== CF + CA befoimint.

Wird der Neiaungswintel”der Ebene größer md =. CGA, fo würde der Körper den Theil CH > CF in eben ber Zeit auf der fchiefen Ebene LG zurädlegen, da er bey dem, yerticalen Falle im freven CA durchlaufen würde,

Wenn alfo drey Körper zu gleicher Zeit von einem und demfelben Puncte C dusgingen, der eine nach der Rich⸗ tuna CA,. ber ‚andere nad der Richtung CG, und der dritte nach der Richtung CB, fo mürden fie zu. einerlen X der erſte in A, der zweyte in H, unb ber dritte im

anlangen. + ; |

4. 236. Man befchreibe auf der gemeinſchaftli⸗ hen Höhe der benden fhiefen Tlächen CB und CG (Sig. 31.) einen Kreis, ver die Höhe CA dieſer Flächen zum Durchmeſſer hat, fo werden CF und CH

J Sehnen

0 I Rheib 3. Baur,

Sehnen diefes Kreifes fern, und nad) dem vorherge- henden $. wird. Der ſchwere Zörper dieſe Sehnen in ben: der Zeit durchlaufen, da er den verticalen VPurchmeſſer CA durchläuft, Es läßt ſich dies von jever andern Sehne dieſes Kreifes beweiſen, und folgs lich. der Sa annehmen: daß ein fehwerer Koͤrper, Der ich nach irgend einer Sehne eines, Halbkreiſes bewegte, Die Sehnen im HalbEreife in. eben der Zeit durchlauft, in der er den ſenkrechten Durchmef: fer des Kreiſes bey. dem. freyen Falle durchlau⸗ fen wäre u | = Sigaud 0.0. D.1. $. 213.

$. 237. Ein Körper, der ſich lange der fchiefen Flaͤche CB (Fig. 30, ) bewegt, hat am Ende feines alles in diefer geneigten Richtung eben die Geſchwin— digkeit, die er erhalten würde, men er von der loth⸗ gechten Höhe CA diefer Fläche heradgefallen wäre. Wenn 3. B. CB gmal länger wäre, als CA, fo würde die bes

ſchleunigende Kraft der relativen Schwere, (nad f. 233.) 4 der abſoluten oder lothredhten feyn, und der Korper

. würde in ber erften Gecunde 191629 = 3,125 Fuß darauf

herabfallen, und in derfelben eine Gefhmwindiafeit von a . 3,125 = 6,250 Fuß erlangen. Wenn nun CB 28,125 Fuß "fang wäre, fo würde die Zeit, um biefe gang zu durchlau⸗ fen, F 3 Secunden betragen (J. 223. Anm.); und die zu diefer Fallhoͤhe gehoͤrige Beichwindigkeit wuͤrde, (nach J. 219.), 3 . 6,250 = 18,750 Fuß feun. es Da wir CA ’+ der fänge CB angenommen. haben, fo wird die Höhe CA 5,625 Buß, und die Zeit, dieſe lothrechte

Höhe zu durchfallen, "wird F = 0,6 Gecunden

fern. Binnen 0,6 Secunden wächft aber die Geſchwindig⸗ eit bey dem lothrechten Falle auf 0,6 31,250 = 18,750 Buß, alfo eben fo viel, als vorhin, an.

Karſtens Lehrbegriff der gef. Machen. .1. 8.0: $. so. der Mechauik. | Z— * 4. 238.

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 243

$.:238. Wenn ein ſchwerer Koͤrper auf- meh; rern an einander haͤngenden ſchiefen Ebenen hinunter fälle, ſo daß er bey dem Uebergange von der einen zur andern nichts won feiner erlangten Geſchwindigkeit durch eine andere Urſach verliert, ſo hat er am Ende pines Falles eben die Geſchwindigkeit, als er erlangt haben wurde‘): wenn er nach der lothrechten Richtung in der Höhe von dem Scheitel der erſten ſchiefen Ebenf bis zur Grundlinie der letzten herabgefallen waͤre; oder als ob er auf einer ſchiefen Ebene; die von dem Scheie tel der erſten bis zum unterſten ARME der legten ges

legt it, herabgefunfen wäre.

Es beinege fich -eim fchiwerer Körper durch die an einander gräns senden fchiefen Ebenen en ) AB, BC uud C cd * |

een eben fo guoß, als ob er Vertical durch A el hi 237.) Wenn er die Euene'BC durchlauft/ ſo 17

- feine windigfrit fo Rh, als ob er dıe fet Var Höhe RN bene BF = EH durdfalieh: wäre, und

bey * Fallen auf der ee ſchiefen Ebene wırd er

de ee erhalten, ald ob durch die Höhe ders

== BI gegangen wäre, Seine ‚erlangten Ges

—* auf dieſen ſchiefſen Ebenen find alio > den Bar die Höhen-AE + EH + HI bey dem fen

ten alle erlangten Geſchwindigkeiten. Diefe Höben mas

aber zufammen die lothrechte Linie Al vom Scheiref

A der. erften fchiefen Flaͤche bis zur Brundlinie der unters

fen aus. Eben diefe Gefchwindigfeit wurde, (nad |. 237.)

der Körper au srhalten ı, wenn er längs AD. hera fiele, _

Sigaud a.a. D. 1. $. 217.

$. 239. Hieraus folge denn auch, daß ein ſchwa ser Körper, der in einer krummen linie hinabfälle, am Ende feines Falles eben die Geſchwindigkeit er⸗ langt, als wenn. er von dem Puncte an, von dem er fich zus bewegen anfängt, lothreeht auf die Horizon⸗ talfinie, die durch den unterften Punct der krummen finie gezogen werden kann, hevabfiele, oder aud) als

wenn er darch v die Chorde des Bogens niederginge. Jede

. 2

\

Jede Prime‘ Linie laͤßt ſich naͤmlich fo anſehen, als ob fie auß unendlich Fleinen, einen Winfel einfhliefenden, geraden Finien beftünde, und alio als die Durchichnittslinien an einander arängender ſchiefer Ebenen. Folglich wird fich aub der vrrine Satz ($. 238.) darauf anwenden laflen. Gefent, der Körper fällt in der frummen Linie ABCD bes ‚ab, fo wırd er dieſemnach in D die Gefchwindiafeit erlangt ".'. “haben, dierer durch den lotbrechten Fall von Al = aD ober auch dur die Ehorde AD des Bogens ABCD erhalten wuͤrde. (Fig. za.. n * 6,246. Wenn ein ſchwerer Koͤrper durch irgend eine Kraft in Bewegung geſetzt worden iſt, und eine ſchiefe Ebene hinaufwaͤrts zu gehen genoͤthigt wird, fo wird er mit einer gleichfdrmig verminberteni Bewe⸗ gung hinauffteigen, -und es wird nad) dem bisher Vorgetragenen alles das, was oben von dem fenfredhz ten Auffteigen ſchwerer Körper ($$. 225 227) gefagt worden: ift, fich in Beziehung auf die fchiefe Ebene anwenden laflen. Baritens Anfangsgr. d. Natur. f. 77. 78.

Pendelfhwingungen.

6. 241. Ein fbwerer Körper, der an irgend einer Stelle, die nicht mit feinem Schwerpuncte über: einfommt, an einem feften Puncte jo aufgehängt wird, daß er fih um diefe Stelle frey drehen fann, heißt ein Dendel (Pendulum).

Eine Kugel, die an einem zarten Faden hängt; eine Stange, die oben um einen Stift beweglich if, oder an eınem bie Metallplaͤttchen befeſtigt iſt, konnen Beyſpiele abs

en.

4. 242, Wir können uns vorftellen, daf zwar der Punct B ( Fig. 33.) von der befchleunigenden Kraft der Schwere getrieben werde, daß aber die fi: nie CB, durch die er an dem Puncte C aufgehängt

iſt,

Phanoniene der Schwere im Allnemeinen. 143

iR, ſelbſt nicht ſchwer und doc) unbiegfam fen. Ein folches eingebildetes Pendel heißt dann ein einfaches oder mathematiſches Pendel (Pendulum fimplex), Ein sufammengelestes Dendel (Pendulum compo- ftum) hingegen ift ein folches, wenn mehrere ſchwere Punete an der nicht ſchweren Unie über einander aufe gehängt angenommen werden, oder wenn diefe Linie

ſelbſt ſchwer iſt. 6. 243. Wenn das Durch die Schwere aficire Pendel: ruhen ſoll, fo fann es nur in der Sage fenn, worin Die Nichtung des Fadens auf: dem Horizonte fenfrecht iſt; oder ſich ſelbſt überlaflen fann es nur dann ruhen, wenn fich fein Schmerpimer gerade une ter dem Aufhängungspuncte in der linie

durch dieſen Punct befindet.

$. 244. Wird das Pendel aus der forferdheen Sage gebracht, und fich felbft überlaffen, fo fällt es in ‚einem Kreisbogen wieder hinab. Iſt es nun wieder ben diefem Hinabfallen zur fenfrechten Richtung ges fommen, fo hat es durch diefen Fall eine Geſchwin⸗ Digfeit erhalten, als ob es von dem Puncte an, von dem es zu fallen anfing, lothrecht auf die Horizontal. linie, die durch den unterften Punct der Frummen fiz nie gezogen werden fann, herabgefallen wäre ($.239.)5 es muß aljo mit der erlangten Geſchwindigkeit auf der andern Seite wieder im Bogen eben fo: hoc) fleigen, mo es fi). dann endlich "wie vorher in eben ‚denfelbigen Umftänden befinder, und daher wie das erſte Mal den Bogen in umgekehrter Richtung durchlaufen, und ſich alſo beſtaͤndig hin und her be⸗ wegen

144 I. Theil: 3. Hauptſtuͤck.

wegen muß. Diefe abwechfelnde Bewegung nennt man eine Schwingung oder Vibration bes Pens duls (Ofeillatio, Vibratio penduli).

Es fen CR (Fia. 33.) ein einfaches Pendul, und der Vanet B werde von der Schwere afficirt. Gefecht, es wird das Pendul aus der verticalen Lage im die geneigte Ch gebradht, und ſich felbft überlaffen, fo —— ja von ſelbſt in Mewe⸗ gung fommen, weil der ſchwere Punct nicht mehr lothrecht unterftüßt if. Der ſchwere Punct gravitirt in der Nichs tung bq , und der Faden widerficht in der Richtung Ch, Man verlängere Cb nah r, fee Fb auf Ch fenfredt , Kies be.qr mit fb, und fq mit br paralfek, fo wirft die Braois tatıon eben fo, ald wenn fie der Erfolg zweyer anderer Kräfte bf und br wäre, die-fich gegen die Kraft der &chmes re des Punctes, wie die Geitenlinien bf und br des Parals Ielogramınd , das darauf errichtet iſt, zur Diagonallimie bq uirhalten. Die Kraft br kann feine Gewegung hervor⸗ bringen da ihr der Faden bC vollfommen widerfiebt, und fie kann nur den Faden dehnen; es kann alfo nur die Kraft bf wırfen, und Bewegung bervorbringen. Da aber ber Saden den fchweren Punct immer in gleicher Entfernung von C erhält, fo wird ter bewegte Punet von der Re tung der Tangente bE beftändig abgelenft und ggendtbigk, einen Kreisbogen zu befchreiben, u

Geſetzt, der ſchwere Punct ift bey biefer Kreisbewegumg Bis m fortgerüdt, fo wird, weil die Gravitation fi nice bleibt, und alfo mg = bq angenommen werden muß, Heiner werden , ale hf war, und diefe Geitenlinie mf wird immer um defto- kleiner werden muͤſſen, je näher der ſchwe⸗

re Punct der miedrigften Etelle B.fommt, Der Drud uach ift alfo eine veränderliche Größe, und verjchiwindet:gamg, wenn der ſchwere Punct in B anlangt. Diefer wird alfe durch eine veränderliche Kraft befchleunigt, umd weil fie in der Richtung der Tangente immer mehr und mehr abnimmt, fo wird and die in aleıchen Zeittheilden binzu Fommende Vermehrung der Geſchwindigkeit immer gefinger, bis fie endlich wegfällt, wenn der ſchwere Punct in B anges langt ift. Sn diefem Uugenblife aber hat er dur dem Sal in ber frummen Linie bB im Ganzen eine Seſchwin⸗ digkeit erlangt, als er durch den Fall von A in lothrechtet Richtung nah B erhalten haben würde ($. 239.), und der ſchwere Punct ftrebt folhergeftalt, mac der Tangente von B weiter im der horizontalen Richtung mit der erlangs ten Geſchwindigkeit fortzugehen. Da aber der Faden diefe gerablinige Richtung hindert, und ihn nötbigt, alle Aus genblide feine Richtung, die-er nad der Tangente babeu würde, zu ändern, fo muß er wieder im Kreisbonen BS eigen. Da er aber bier eine fchiefe Flaͤche hinaufſteigt⸗ fo wird feine Geſchwindigkeit eben fo rüdıwarıs abnebmen als fie bey dem Falle von b na B zunahm. Gefekt, * ſey bis m gelangt, jo wird bier die Kraft vorRellen, | ie

Phanomene der Schwere im Algemeinen. 145

bie der Bewegung des B nach B entgegen wirkt; dieſe Kraft wird an jeder Stelle der Bewegung von 6 nad

immer aröfer werden, je näber n nah ß fommt, und

8 fo aroß.feun,2waß die durch dem Fall von b nad B erbaltene Geſchwindiakeit endlib ganz derſchwunden ift, weil der ſchwere Körper nur zu derjenigen Höbe hinauffteis gen Paum, aug.dber er bey dem Herabrall: :n die Gefchwins diafeit erlangen fönnte, mit der er anfane geworfen wurs de Ch. 226,). Auth iſt Leicht einzuſehen, daß die fteigende Berweaung von BE nah A eben fo vicle Feit erfordern werde, als uÖdtbig war, von b nah B zu fallen.

Rarfiens ‚Anf, der Naturw. f.81 83. f. 245. Der Gall des Penduls (Fig. 33.) durch dgen bB, und das Anffteigen durch BB, heißt m halber pder auch ein einfacher Schwung (Ofcil- ltio.dimidiata, Gmplex); der Gang durch den gan- zu Bogen bE.und der Ruͤckgang von @ bie b, over bis zum vorigen Puncte, von dem es ausging, ift ein ganzer oder zufaınmengefegter Schwung ‚Ofcil- datio compofita), Schwingungen, die in gleichen Reiten vollendet werden, heißen iſochroniſch (Ofcil- lationesiifochronae). $. 246. Die Dauer des Schwunges, ober die Schwinaungszeit, hängt: von dreyerley Umftänden ab, namlih 1) von der Grdfe des Kiongations winteis bCB; 2) von der Länge des Penduls, die ben dem einfachen Pendul von der Entfernung des Aufhängungspunets C vom ſchweren Puncte B gerechnet wird; und 3.) won der befchleunigenden ARrafı der Schwere, die nicht an allen Stellen der Erdkugel gleich groß iſt. $. 247. Bey zwey Penduln, die gleichen an⸗ faͤnglichen Elongationswinkel ($. 246.) und gleiche Schwere, aber ungleiche fange haben, verhalten ſich ‚Die Schwingungszeiten wie Die Quadratwurzeln der

146 Theil 3. Hauptftüch

der Längen, und folglich die Laͤngen der Pendul wie die Quadratzahlen der Schwingungsszeiten. Wenn bir die Schwingungszeiten Ty e, und bie Längen be

Pendul L, 1, nennen, fo ift

Tır= fL:y1, folglich

Ta: =L:lz; alfoL:1l=Tt!, ‚Man fee nämlich zwey einfache Pendul (Fig. 34.), bed ren Längen BC und AC find, und die bey gleibem ams fänglıben Eiongationuswinfel BCB = «CA in Bewearng

efegt werden,, Die refpectiven Bogen BB und «A, jbie fie * ihrem Schwunge beſchreiben, find die Raume, die fie durchlaufen. Da dies nun eben ſo eine beſchleunigte Be⸗ wegung hervorbringt, als ob fie laͤnge der Chorde des Bo⸗ gens niederſtelen ($. 236.), in dieſem Falle aber ſich Die zuruͤckgelegten Raͤume wie die Duadratzablen der ver floſſe⸗ nen Zeiten verbaltek (6. 233. ſo werden ſich auch die Raͤume SR und «A fo verbalten müflen. Es ift aber nach aeometrifhen Sägen BB: aA=PC:xC. Da fih num BB zu «A wie die Quadrate der Zeiten verbälr, fo wird aub BC YHaC = T?; 1 fen; BC und «C aber fiellem die Laͤngen der Pendul sor, alfo ML:1l= Tr:ı?, umb ao T:e= YL:Y1l= vBßC:YaC. Ju der dops pelten Zeit wird alfo der vierfache, im der drepfachen Zeit der neunfache Raum beferieben werden. Nun ift der Naum

B viermal jo groß, wenn der Radius BC viermal fo lag ft, und diefer wterfache Naum wird alfo in der doppelt Zeit beichricben werben; der ang wird alfo doppelt {6 lange dauern, wenn bie Fänge des Penduls vierm dreymal fo lange, weun die Länge neuumal größer iR, a die eines andern; alfo ‚verhält ſich die Länge der Pendel, wie die Quadratzahlen der Zeiten, worin fir fbiwıngen> und folglich die Dauer der Schwingung ‚, oder die Schwin⸗— gungsjeit, wie die Quadratwurzel der Länge.

‚Ein Vendul alfo, das zu Paris, um einen Schwung Dirmen 3 Secunde zu vollenden, 9 Zoll 2; Lin. parif lang fepn müßte, muß, um eine Gecunde zum Schwusne brauchen, 3 Fuß 85 Lin. 440,57 Linien, uns un Ebnigle gungen zu machen, die 2 Secunden dauern, ia Fuß ıo Lig

nien lang feyn. f

$. 248. Die Anzahl der Schwingungen eines

Penvduls find im umgekehrten Verhaͤltniſſe der

Schwingungszeit, oder der Dauer der Schmwingune

gen, und alfo auch im umgefehrten Verhältniffe der Quadratwurzeln der ange des Penduls.

Es it nämlich die Zahl der Schwingungen (N, n) deflo arb⸗

er, je fleiner die Dauer des Schwunges, oder die wine gaungss

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 147

Seit CT, x); folglich verhält fie f ge J * lg haͤlt ſie ſich verkehrt wie ı,ı

N Zee, 2

Da ſich nun die Shwinaungsjeiten verhalten mie die Quadratmwurzeln der Länge (f.247.), fo werden fich auch die Zablen der Schwingungen umgekehrt verhalten muͤſſen, wie dıe Duadratwurzeln der Längen; dieſemnach ift N:n = sr’ und Pine: dıN= 7, fo wird auch Ap S 7 und daher T= YL ſeyn, wie es f. 247. giebt. (. 249. Da ein durd) die Schwere getriebener Krper die Chorde eines Halbfreifes in eben der Zeit * durchläuft, in Der er den fenfreihten Durchmeſſer des Kreiſes beym freyen Falle durchlaufen wäre (5. 236.); fo teürde der ſchwere Punct, in der Zeit, ba er durch die Chorde FB (Fig. 35.) geht, die doppelte fänge des Penduls 2BC DB durchlaufen, und in der eben jo großen Zeit, da er bey dem Hinauffteigen durch Bb geht, abermals durch 2BC fallen, folglich in der Zeit eines ganzen Schwunges die achtfache loaͤn⸗ ge des in Chorden ſchwingenden Penduls durchlau⸗ fen. Wenn ferner ein Pendul fich nicht durch) Kreis: bogen, fondern durd ihre Chorden bewegte, fo seärden alle feine. Schwingungen iſochroniſch feyn - ($. 236.)- us | $. 250. Wenn ein Pendul durch Kreisbogen unter verfchiedenen Elongationswinfeln ſchwingt, fo find die Geſchwindigkeiten, die es erlangt, wenn es ben dem niedrigften Puncte angelangt iſt, mie bie

Sehnen der durdjlaufenen Bogen. _ in Benduf CB ( Fig, 36.) durchlaufe den Boaen AB, deſſen ag die ae Br BB dit; man ziebe BE fentrecht fen CB, fo if die Geſchwindigkeit bey dem Falle aus Bin B

K 2 gleich

148 | I. Theil. 3. Hauprftäch.

leich ber aus E in B (f. 237.). Die @efchmintiafeit dei olfe? aus E rad B tt gu der aus D ın B wie d’e Duas dratwurzel von EB zu der von DB ($ ar3 3.), das il, nach. geomerrifhen Gruͤnden, wie zu DB ferner zies be mar «F fenfreht auf CR, fo ift die Beihmwindigkeit aus a in B fo groß, als bey dem lothrechten Falle durch FB, Die Heihiwind:akeit des Falles ans FB aber ift zu der aus DB wıe die Duadratwurzel von FR. zu der von DR, vas in wie «B zu DB, Folalich iſt die eſchwindigkeit aut x in B zu’ ber aus ß in B wie die Ehorde «B zu der Ehors

te BB, |

$. 251. Die Beftimmung der Zeiten und ihrer Berhäftniffe ju den Roͤumen bey dem Falle auf vor. geichriebenen frummen Linien würde hier zu weitlaͤu⸗ fig werden und mehr vorausfegen, als es hier thun⸗ lich ift; daher genügt es, nur die Reſultate der Un⸗ terſuchungen der Mathematif über die Pendul anzu⸗ führen. Diefe lehten nämlich, daf, wenn ein Kör- per (Fig. 36.) durd) den Bogen PB eines Kreifes fällt, welcher DB = S zum Durchmeffer hat, umd, Cnad) 3. 223. Anm. ), die Zeit des Falles in der ver:

ticalen Richtung durd) den Durchmeffer dur) =

ausgedrüct twird, (Mo g den in der Zeiteinheit zu⸗ ruͤckgelegten Raum bedeutet,) dazu eine Zeit etfor- dert werde, welche durch das Producer der unendlichen BE BE? 8 Ries Hi tag mie angegeben wird, mo m bie $ubolphifchen Zahlen 3,141592 .... für die Peripherie des Kreifes vom Durchmeffer ı bedeute. Durch den Quadranten . GB wird die Hoͤhe BE zußC S8; folglich ver. wandelt fid) Die Zeit des Fallens durch diefen Qua dranten ın Gi

-

Phänomene der Säweei im. gemeinen 149

(1+3.3 +%- ER Hier.

jr 0,785398... mit jener Heiße multipli⸗ art noch nicht völlig ı giebt, fo ſieht man leicht, daß die eic Des Fallens a; den Quadranten des Bo-

gens Feiner ift als oder als die Zeit durch

den Durchmeſſer DB. Da ein ſchwerer Körper die Sehne eines Halbfreifes in eben der Zeit durchläuft, als er durch den rung Durchmeſſer des Kreiſes fälle (5. 236.), fo iſt auch Die Zeit des Fallens ducch den Quadranten GB kleiner, als durch. die Sehne GB, Wird nun der Bogen unendlich Ele, und 4B Dafür angenommen, fo verwandelt fich jene Reihe in I, Em Die Zeit des Fallens durch denfelben in 47

und daraus folgt denn der Satz; Die Zeit des

Sallene in unendlich kleinen Bogen Des YalbEreifes verbäle fid zur Zeit des lorhrechten Sallens Durch den Durchmefjer des Areifes, wie der vierte Cheil des Umkreiſes zu deſſelben Durchmeſſer.

Pennen wir alfo die Zeit des Faͤllens durch eine: Halbfreif: 8 unendiih Fleinen Bogen, t, und die dur den vi breche

ten Durmeffer , T, pite: TeimYT I. v7

= & 7: 1, oder nabe wie 2525 113, oder wie 0784; 1,800,

$. 252. Da alle Sehnen eines‘ Halbfreifes in * eben der Zeit von einem ſchweren Körper durchlaufen werden, fo wird auch Die Bewegung durch die un—

mdlich Heine Sehne YB fo lange dauern, als der lorh: rechte

150 I. Theil. 3. Hauptſtuͤck.

rechte Fall durch DB; folglich fällt der Körper Durch den unendlich Eleinen Bogen y8 in Fürzerer Zeit, als durch die verſchwindende Sehne deffelben: und es verhält fich die Zeit des Sallens Durch den ver: ſchwindenden Bogen zur Zeit des Sallens Durch die verschwindende Sehne ebenfalls wie der vierte Theil des Umkreiſes zum Durchmeſſer. Die Schwingungen durch Keisbegen find alſo ſchneller, als durch Sehnen.

$. 253. Wenn mir nun den Satz des $. 251: von der Zeit des Fallens in einem unendlich kleinen Bogen eines Halbfreifes auf den ganzen Schwung eines Penduls anwenden, fo wird die Doppelte tänge bes Penduls CB zu dem Durchmeffer des Kreifes ges nommen werden müflen, indem der unendlich Heine Bogen yB einem Kreife vom Halbmeffer CB zus gehört. Da num ein ganzer Schwung aus dem Falle in den Bogen 78, dem Hinauffteigen in einen eben fo großen Bogen auf der andern Seite, und dem Ruͤckgange von da bis y befteht, alfo aus vier folchen Gängen, als der Bogen beträgt; fo wird fid) dies femnad) die Seit eines unendlich Eleinen ganzen Schwunges zur Zeit des freyen Salles durch die Ooppelte.Länge Des Denduls wie der Umkreis zum Durchmeſſer verhalten.

Es iſt alſo : T v2 21 Veetie J,181992. .+? 1,000000.

$. 254. Wenn die Schwingungabogen von eis

ner merklichen Größe werden, fo wird auch die Zeit des.

=

Phänomene der Schwere im Algemeinen. 131

dis Schwunges größer werben, und alſo nicht mehr in demielbigen Verhältniffe bleiben. Wenn indeffen die Bogen ſehr Flein find, ſo bleiben Die Unterfchiede ſehr Elein, und die Schwingungen des Penduls find merklich ifochronifch. | | Ä

Solaende Tabelle zeigt die Fögerung, die aus der. Zunahme ber . Schwingungsbonen bey einem und beimfelben Gecimdens peudel an einerley Drt für einen Zag, im Vergleichung mit dem wahren Secundenpendul, das mathematiſch ner nommen unendlich Fleine Bogen befchreibt , entftebt. Die Zunahme der. Bogen ift mach der Breite eine einfachen Schwunges beftimmt, und die Länge des Penduls zu 3 Fuß

3 Ein. (Barif.)

einfacher Schwung. Tägliche Derzsgerung.

Zoll, Linien. Secunden,

Oo. 44 et Os

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3. 0. m. 9,0. u. f. w. wie man leicht weiter finden Fan, wenn man bie Zahl der Zolle mit fich ſelbſt multiplicire, da dem bag Product die Seeundenzabl angiebt, welche die täglihe Verzögerung ausdruͤkt. Wenn alfo ein. Pendul, nar in der Breite von 3 finien, oder auf jeder Geite 4.Lınien ſchwingt, ſo ift es fein wahres Secundenpendul, da es tagfih z Gecunde zurudbleibt. Wenn aber die Bogen nur all ober „3, finie befibrieben, fo würde die tänliche Verzögerung nur ein Mils lionentbeilhen einer Secunde, oder in 21500 Jahren eine

Secunde betragen. ' De ia Lande Calcul aftronomique. 4 Paris 1762.

. 253. i j j R 6. 255. Wenn die Schwuͤnge des Penduls, auch bey verſchiedenem Elongationswinkel, von voͤl⸗ lig gleicher Dauer, oder iſochroniſch ſeyn ſollen, ſo muß es nicht in Kreisbogen, ſondern in der Cykloide ſchwingen. Es laͤßt fi) naͤmlich aus der Anwendung der angeführten Säße vom Falle in frummen Sinten mf die Cykloide erweilen, daß ber Fall dur) ven endli⸗

J

152 1. Theil. 3. Hauptftüd.‘

endlichen Bogen verfelben eben fo lange daure, afs durch den unendlich Eleinen, - weswegen fie eben Die. taz vtochroniſche Kinie Heißt. Daraus folgt denn Der - Satz: Die Zeit des ganzen Schwunges in der Cy⸗ kloide, auch bey ungleihen Bogen, verhält ſich zur Seit des freyen Sallens Durch die Doppelte Länge Des Penduls wie der Umkreis sum Durch⸗ metjer. —— —* ah, "M Han —* —E 4.256. Die bisher vorgetragenen Beſtimmun⸗ gen der Geſchwindigkeit und Dauer der Pendulſchwin⸗ gungen gelten nur vom einfachen Pendul ( $. 242.) im leercn Mittel, - Ein zufammengefeßtes Penduf ift jedes phyſiſche Pendel, das daher erft auf ein ein: faches reducirt werden muß. Wird naͤmlich ein ſchwe⸗ rer Körper an tinem ebenfalls fchweren Saden oder. einer metallenen - Stange ſo aufgehängt, daß das Ganze Schwingungen machen-fann, fo fann man die laͤnge deſſelben nicht für die fänge eines einfachen Pen: duls haften. Ein folches Pendul ift. vielmehr aus vielen materiellen Puncten zufammengefeßt, die ine: gefamme fchwer find, und eine verfchiedene Eutfer: nung vom Aufhängungspuncte haben. Und eben des⸗ wegen nennt man es ein zuſammengeſetztes Pendul. Selbſt eine Fleine metallene Kugel, Die aneinem zarten Faden aufgehängt it, tft als ein zufammengeichtes Pendul anzufehen, meil, wenn auch das Gewicht des Fadens nicht in Anfchlag fame, doc, die-Kugel

nicht als ein Punct ohne Ausdehuung angenommen werben

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 133

werben fan. Wenn daher die Geſete des einfachen Pendels. auf wirkliche Pendel. angewendet werden

follen, fo muß. erft beflimmt werden, mie die fänge - _

eines einfachen Penduls ſey, deſſen Schwingungszeit eben fo groß fenn würde, als die Schwingungszeit eines zufammengefeßten Penduls von gegebener Ge⸗ ſtalt und Laͤnge.

..$ 257 Es fen CRDE ( $ig. 37.) ein wiengefeßtes Pendul; C fen der Aufhängungspunet, um welchen fich das Pendul ben feiner Schwingungs⸗ bewegung drehet, und A fen der Schwerpungt des _ nduls, Mat nehme die gerade tinie C@ fo fang an, als ein einfaches Pendul fenn muͤßte, wenn def ° fen Schwingungen mit jenem iſochroniſch feyn follten. In diefem Falle muͤßte der Punct O allein ſchwer feyn, wenn das zufammengefeßte Penduf in ein ein- faches iſechroniſches verwandelt werden follte; oder - bie Entfernung. zwiſchen diefem Puncte O und dem Aufbängungspüncte C ift die Sänge des einfachen Penduls, das mit dem zufammengefeßten ifochrenifch oder gleichzeitig ſchwingt. Dieſen Punct O nennt man den Mittelpunct der Schwingung oder den Schwingungopunct (Centrum olfeillationis); und die laͤnge jedes zuſammengeſetzten Penduls ift aus der Entfernung. CO des Schtwingungspunctes O vom Aufgängungspunete C zu ſchoͤtzen.

4. 258. Um alſo die vorgetragenen Saͤtze des einfachen »Penduts auf ein zujammengejeßtes anzu cn äft es ndthig, 8 dieſem den Schwingungs—

punct

754 Ihe 3 Hauptftüd.

punct beftimmen ($. 257.). Diele Beltimmung wuͤrde uns hier zu weit führen; wir entlehnen alfo nur einige Reſultate der Unterſuchungen, welche die Mechanik darüber angefteilt hat.

. r) In einer ſchweren, gleichartigen, und gera⸗ den Linie, z. B. in einer cylindriſchen oder parallele— pipedaliſchen Stange von Metall, einem Metalldrah⸗ te, einem Blechftreifen, u. dergl., ift der Schwin⸗ gungspunct vom Aufhängungspuncte um 3 der länge der linie entfernt.

2) In einer foliden Kugel, die an einem nicht bemerkbar fehweren Faden an ihrem Scheitel aufs gehängt ift, liege der Schwingungspunct unter dem Echwerpuncte der Kugel um 2 des Quotienten, den man findet, wenn man das Duabrat des Radius der Kugel mit der Entfernung ihres Schwerpuncts vom Aufbängungspuncte dividirt. So iſt 5. D. ben einer Kugel von ı Fuß (parif. ) Durchmeſſer, deren Schwerpunct „440 Jinien vom Aufhaͤngungspuncte entfernt it, der Schwingungspunct 4,712 finien unter dem Schwerpuncte derfelben; bey einer Kugel von 2 Zell Durchmeſſer ift er 0,13 linien, und bey einer Kugel von einem Zolle 0,033 fin. darunter.

3) Wenn der Faden, an welchem die folide Ku- gel hängt, ein merktiches Gewicht bat, fo findet man den Schwingungspunct durd) folgende Formel: Es fen u das Gewicht des Fadens oder des Drahtes, P das Gewicht der Kugel, b der Durchmeffer der Ku: gel, a die Entfernung des ‚Mittelpuncts der Kugel

vom

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 159

vom Aufhängungspuncte; fo liegt der Schmingungss punct unter dem Mittelpuncte der Kugel um (Zu+:P)b— Zu(lab+ a) (Zu+rP)a— bu j

Eine fleine metallene Kugel von etwa zwey Linien im Durch⸗ meſſer, die an einem fehr zarten ungefvonnenen Hanffas den aufgebängt ift, iſt immer noch ein zuſammenge⸗ ſetztes Pendul ; indeſſen Fällt doch der Mittelpunct der Ku⸗ gel mit dem Schwingungspimcte fehr nahe zuſammen.

Hugenii horologium olfeillatoriam. Parif, 1673. Fol. P. IV. prop. 7— 23. Jacob Bernoulli, in den Mm, de l’acad. roy. des [c. 1703. ©. 78. ff. und S. ası. ff. Joh. Bernouili, cbendaf. 1714 ©. 208. Mairen, ebendaf. 1735 ©. 183. Mu/chenbroek introductio in philofoph. naturalem. I. $. 670. 671. De /a lande expolition dw ealeul altronomilwe S. 199. Le Pause traité d’horlo- gerie. üParis 1755. 4. ©.291. Räftners Anfanasar. der böbern Mechanik, Böttinaen 17646 8. ©. 194. u. f. ©. 243. Barfteus Lehrbeariff der Marbematit, Th.1. B. 2. Abihn, VI. der Mechanik; ingl. Th. IV. Abſchn. VIII. und XI.

der Mechanik. 2 6. 259. Wenn ein zufammengefeßtes Pendul Ehmünge von beftiimmter Zeitdauer verrichten fol, fo muß die fänge des gleichgeftenden einfachen Pen duls eine beftimmte Größe haben. Wenn die Zeit. eines einfachen oder halben Schwunges gerade eine - Secunde dauert, fo heißt die dazu gehörige Jünge das Secundenpendul, oder auch die Länge Dre einfa⸗

chen Dendule. Ä

$. 260. Man kann die fänge des GSecunden- penduls ($. 259.) durch Beobachtung beſtimmen. Man hänge zu dem Ende eine folide Kugel an einem dünnen ungezwirnten Saden auf, und beflimme die Entfernung des Schwingungspuncres vom Aufhän: gungspunete aufs genanefte ($. 258.) Man wähle einen Ort zur Beobachtung, der eine gleichförmige Tempes

136 UdTheil 3. Hauptſtuck

Semperatur vom etwa ro? Reaum. hat, und feinem fuftguge unterworfen if. Man laſſe hierauf das Pendul frey ſchwingen, zähle die einfachen Schwin⸗ gungen deſſelben eine Zeit lang fort, und beobachte nach einer richtig gehenden und gut geordneten Se⸗ cundenuhr die während der Schwingungen verfloſſene Zeit. Man drüde diefo beobachtete Zeit in Secun⸗ den aus, umd dividire fie mit der beobachteten Anzahl der Schwingungen, fo hat man die Schwingungs- zeit für ein einfaches Pendul von befannter Sänge, nämlich von einer fänge, die der Entfernung des Auf: hängungspuncts vom Schwingungspuncte glei) ift. Aus der tänge diefes Probependuls und der Dauer feiner einfachen Schwingungen läßt fi) nun nad) einer leichten Rechnung ($. 247.) die fänge eines einfachen Penduls beftimmen, das in einer Gecunde einen einfachen Schwung macht: Man wiederhohle diefen Verſuch oft mit Probependuln von verfchiedes - ner länge, und nehme das Mittel von allen Ver: fuchen, um deſto ficherer die fänge des einfachen Se— cundenpenduls zu erhalten. |

Mairan 4.0. D. ©. 153 200, Van Swinden pohtiones _ pbyhicae. I. ©. 98.

Einen bequemen und fehr genauen Apparat, die Länge des Seeundenpenduls zu befimmen, bat Hr. von Zach anges acben und. beichrieben: Befchreibung einer neuen Vorrich⸗ tung, womit die Verſuche und Immungen der wahren“ Länge des einfachen Secundenpenduls genau und behend angeitellt und gemacht werden Fönmen; ın Bodens Samml. aftronomı er Abbandl. ı Supplement. ©. 175. ff. und in Voigts Magazin, B.1X. St. ı. ©. 142. ff.

$. 261. Um indeſſen die wahre Sänge. des ein. fachen Secundenpenduls, das in einem freyen Mitrel = - fchlägt,

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 157 fhlägt, und wobey die Erde als ruhend angenommen wird, zu finden, find noch einige Verichtigungen zu den vorhergehenden Verſuchen nöthig, und zwar

1) Wegen bes Widerftandes der Luft. Die Pendul erleiden nämlich von der fuft, die fie: beym Schwingen aus der Stelle drängen müffen, einen

Widerftand, der um defto größer ift, je dichter die -

fuft, und. je größer das Volum des Penduls ift. Pendul von groͤßerm Gewichte ſchwingen daher bey gleicher tänge und gleichem Volum allerdings ſchnel⸗ fer, als die von leichterm Gewichte, obgleich die Groͤße des Gewichts auf die Schwungbemegung an fic) fo wenig Einfluß hat, als auf den Fall der Körper (3.216.). Durch diefen Wiverftand der uff kommt

es hauptlächlich, daß die Schwingungsbogen immer

Feiner werden, und das Pendul endlich zur Ruhe

fommt, da fonft die Schmungbewegung an fich ohne

Ende fortvauern müßte. Ob nun aber glei) durch

diefen Widerſtand der $ufr die Dauer des Nieder⸗ ganges etwas langer wird, fo wird doch die des Auffteis gens dadurch wieder etwas kuͤrzer, und durch dieſe Com⸗ penſation kommt es, daß die Schwuͤnge ziemlich iſo⸗ chtoniſch bleiben, und daher keine merkliche Veraͤnde⸗ fung Statt findet, die eıner Sorrection beduͤrfe. Eine ganz andere Bewandtniß aber hat es mit der hydro⸗ ſtatiſchen Wirkung der fuft, wodurch, wie die Feige beym Waſſerwaͤgen lehren wird, ein Theil der Gras pitation des Penduls aufgehoben wird; hierauf muß fih ‚die Berichtigung wegen des Widerftandes der suft

17 L. Theil; 3. Hauptſtuͤck.

$uft beziehen. Dadurch, daß das Pendul fuftfans ber Stelle drängt, verliert es einen Theil feines Ge: wichts, und bewege ſich mit einem Verluſte feiner Gravitation. Daher ift zu der beobachteten $änge des einfachen Secundenpenduls noch etwas hinzuzus fegen,. um die Länge deffen zu finden, das im leeren Raume Secunden ſchwingt. Dieſer hin zuzuſetzende

Theil verhaͤlt ſich zur Länge des einfachen Penduls in

der luft, mie das, ſpecifiſche Gewicht der Luft zum ſpecifiſchen Gewichte ver Materie, woraus das Pen: dul beſteht.

Bouguer traité de la henre de la terre. ü Paris 1749. 4. ©. 399. ff. Han Swinden pol. phyf. I. ©, 93. }. 236,

2) Wegen der Wirkung der Centrifugalkrafte

auf der 'Zı de, die von der Umdrehung der Erde um j

ihre Achfe herrührt, wodurch die Schwere des Pens

duls, und alfo die fänge des einfachen Secundenpens

duls vermindert wird. Diefe Verminderung ift defto größer, je näher der. Ort der Beobachtung dem Aes quator liegt, oder je größer die Kreiſe find, die er

bey der täglichen Bewegung der Erde durchläuft.

Ein und daffelbige Pendul wird alfo unter dem Ae—

quator langfamer ſchwingen, als gegen die Pole zu,

und es wird dort verfürze werden muͤſſen, wenn es iſochroniſch ſchwingen fol. Richer beobachtete Dies ben feiner Reiſe nach Cayenne im Jahre 1672, ı Grad 56 Min. vom Yequatorz fein Pendul, das zu Paris Secunden fchlug, mußte bier um 1! finie verfürze merden, um die nämliche Geſchwindigkeit zu behalten,

Um aljo die wahre Sänge des einfachen Secundenpen⸗ duls

Phänomene der Schwere i im Nogemeinen, 153

duls zu beftimmen, welche Start finden müßte, wenn die Erde ruhete, iſt zu der beobachteten fünge noch . etwas hinzuzuſetzen. Um dies zu finden, darf man nur den Bruch) ;t;, (als das Verhaͤltniß der Schwung⸗ fraft zur Schwere unter dem Yequator.( $. 271. 12.), mit dem Duadrate des Cofinug der geographiſchen Breite des Orts multipliciren, und die gefundene Quantitoͤt zu der beobachteten laͤnge des Penduls zu⸗ ſetzen. Geſetzt alſo, daß der Ort der Beobachtung unter einer Breite von 60 Graden laͤge, ſo iſt der Coſinus = Z, und die Rechnung giebt I, ZI, oder sr Wenn nun die beobachtete Sänge des einfachen Penduls dafelbfi 439,28 Linien wäre, fo müßten nach z = 938 !inien zu dieſer beobachteten Länge zugefeßt werden, um die wahre laͤnge des Se: eundenpenduls zu finden, das durch die Schwung, Fraft feine Berminderung erleidet.

Dr. de la Lande giebt hiernach folgende Zafel an: unter dem Xequator 5 o Br. o Min, # ns3 kim

zu Vortobelo + 99 ZI: 18 5 zu Kleins Goade s 3 18 0 279 5 1,38 8 am Vorgeb. 8.9. ss 33 Ir 8 LO zu Varis 3 s 48 85 go 8 9 0,673 u Xondon + » 51% 3 s 3 059 5

n Schweden de ss 60% ss 93 038 $ zu Pello in Lappland » '&6 + * v0 Q 6

Phoronomia, five de viribus ek motibus corperunr Solidorum er Auidornm libr. Il. aut. Jao. Hermanno, Amftelaed, 1714. 4 ©, 368. fi. De la Lande calcul

altronom. ©. 203,

3) Wegen ber Größe der Schwingungeboten. Hierher gehört das, was $. 254. angefuͤhrt wor⸗ den iſt. |

| r

"160 1 Theil. 3. Hauptſtuͤck.

4) Wegen der Wärme. Die Temperatur kann nämlich die fünge des Maafſtabes ändern, und daher iſt es nöthig, bey der Meſſung des Probependuls ſi ch eitweder ſtets einer gleichfoͤrmigen Temperatur zu bes dienen, oder den Unterfchied der Sänge bey andern Temperaturen an dem Maaßſtabe erforkht zu has ben. Wenn die Pendul ſelbſt von der Waͤrme und Kälte in ihrer fänge verändert werden, fo würe den fie natuͤrlicher Weiſe ifren Sfochronismus nicht behalten. An genauer Uhren hat man deswegen Pendul aus verſchiedenen Materien anzubringen ges ſucht, die fi ch wechſelſeitig durch Verkürzung und Berlängerung bey verfchiedenen Temperaturen coms penſiren; dahin gehört Grahams und Romains roftförmiges Pendul aus eifernen und fupfetrien Stä- den. Noch vollfömmener hat man die Verbindung

von Stäben aus Eifen und Zinf gefunden.

Müfchenbroek introd. ad philol, natural. I. $. 67%. * Berthoud eſſai d’horlogerie. à Paris. T. Il. 1763, T. 2. & 118 143. 181 188. 299 306.

6. 262. Ungeachtet aller‘ diefer Berichtigungen fehrt die Erfahrung, daf an den verfchiedenen Orten auf der Erde unter verfchiedenen Breiten die $änge des einfachen Secundenpenduls nicht gleich fen; wor: aus denn folgt, daf die Befchleunigung der Schwere in den verfchiedenen Breiten nicht gleich ſeyn koͤnne. Man hat diefe fänge gefunden:

ı ) unter dem Acquator, an ber Meeresfläche, 439,21 fin. parif. = 454,48 rheinl.; 2) zu Paris, unter der Breite von 48° 50°, 4409,57 fin. patif. = 455,89 rhein!.; , | 3

Phänomene der Schtwere im Allgemeinen. 161

3) zu Leiden, unter ber Breite von 52° 9°, 449,71 parif. = 456,04 rheinl. ;

4) zu Dello in Sappland, unter der Breite von 66° 48°, 441,27 fin. parif. 456,61 rheinl.

Die Beftimmuna der Vendullänge von andern Orten fehe man ben Mu/chenbroek introd. in philof, nat. T. I. ©, 99. und in Bodens Feuntniß der Eroͤkugel, S. 85,

Nach den neueſten und genaueſten Verſuchen in Paris hat man

"Die wahre Fädge des Secundenpenduls daſelbſt 440,6 fin. parif. gefunden,

$. 263. Die lehren vom einfachen Pendul harte ſchon Galilet mit den Geſetzen der Schwere erfunden; Suygene aber erweiterte diefe Erfindung, machte vom Sabre 1656 an davon überaus wichtige Anwendungen zur Verbefferung der Uhren, und wurde der Erfinder der Denvulubr. -Er ſchlug auch die Sänge des ein: fachen Serundenpenduls zu einem allgemeinen Fuß⸗ maaße vor, und nach feinem Borfchlage follte der dritte Theil diefer Sänge ber allgemeine Fuß ſeyn. Er mußte aber damals noch nicht, daß die länge des Secun⸗ denpenduls unter verfchiedenen Breiten verfchieden wäre, und daf fie zwar ein natürliches, aber fein allgemeines $ängenmaaf gewaͤhre. Fur einerlen Ort bleibt indeffen dieſe fcharffinnige Beftimmung immer anwendbar. Chrift. Hugenii hörologium oleillatoriom.. Paril. 1673. Fol. durbBeitmeflungen unveränderliche Längen :, Körpers Sewichtmaahe zu erhalten, von Wbirehurft.

a. Er Engl. überf. mit Anm. von 7J. 4. man, Mürab, 1790. 4-

6. 264. Eine andere fehr wichtige Anwendung der Geſetze vom Pendul machte Huygens dadurch, daß er - vermittelft derſelben die Beſchleunigung der

N Schere

162 " 1 pet: 3. Haupeftüd,

Schwere EN Weiß man nämlich die Sänge des einfachen Penduls, fo läßt ſich nach) $. 253. leicht beftimmen, mie viel Fuß der Körper in der eeften Secunde feines Fallens durchlaufe. Weil naͤmlich die Quadratzahl der Schmwingungszeit des - fich zur Quadratzahl vond;$ oder von 3,1418926.. ‘(als dem Verhäftniffe der Peripherie des Kreifes in Durchmeffer,) verhält wie die halbe fänge des Pen duls zur Beſchleunigung der Schwere, fo darf man nur die halbe fünge des einfachen Secundenpenduls für einen gemiflen Ort mit der Quabratzahl von 3,1415926.. tmultipfieiren, um den Fallraum ſchwe⸗ rer. Rörper in der erſten Zeitfecunde, oder die Be⸗ fchleunigung der Schwere, für den Ort der Beobach⸗ tung zu finden. : Die länge des einfachen Secunden: penduls ift nach Mairan zu Parts 440,57 linien (5. 262.), folglich die halbe fänge 220,28 linien _Cparif.), und biefe mit der Quadratzahl von ,1415926 == 9,869604 wmultiplieirt, giebt,für bie Sallhöhe der. erfien. Secunde 2174,07 Linien oder ſehr nahe, wie oben ($. 215.).

Warſtens Anfangsgr.d. Naturl. $. 94.

$. 265. Da die Beobachtungen lehren, daß die fange des einfachen Penduls, wenn es ifochronifch bleiben foll; ‚unter dem Aeguator fürzer fenn muß, als gegen die Polarländer zu ($. 261. 2.), fo folgt, daf die Schwere ımter dem Aequator geringer fenn müffe, als gegen die Pofe zu. Zufolge diefer Beob⸗ achtungen waͤchſt die Sänge des einfachen Secunden⸗ penduls,

-

Phänomene der Schwere im Algemeinen. ‚163

pendufs, je mehr man’ ſich vom Aequator gegen die Dofe zu entfernt. Es ift zwar nicht das Ganze der Berminderung dieſer fünge gegen den Aequator zu auf Rechnung der Verminderung der Gravitation zu ſchreiben, jondern ein Theil kommt auf Rechnung der größeres, Centrifugalkraft unter dem Aequator; da aber die ſer Theil beftimme werden kann ($. 261. 2.), fo laͤßt ch auch nad) angeftellter gehoͤriger Berichti- gung die Verminderung der Schwere gegen den Ae: quator zu angeben. Die Scyweren an den verfchie- denen Orten verfchiedener Breiten verhalten ſich wie die laͤngen des einfachen Secundehpenduls, die man - nach den gehörigen Berichtigungen gefunden hat.

\

. Newton: princip. philof. natur. III. pr. 20,

4. 266. Eben fo lehrt auch die Erfahrung, daß Pendul, vie ifochronifch.fehmwingen, auf hohen Ge: genden kürzer, als in niedrigern fenn muͤſſen; wor- aus denn folge, daß die Schwere vom Mittelpimere der Erde weiter abmärts geringer iſt, als ben mehre: ser Mähe, und daf diefe mehrere Erhöhung wahr: ſcheinlich der Grund ift, warum gegen den Aequator zu iſochtoniſche Pendul, auch nach der Correction wegen der Eentrifugalfraft ($. 261.), fürzer feyn müflen, als gegen die Pole hin.

Bouguer trait& de la fgure de terre. à Paris 1749. 4. ©. 335

37. Nach ihm war die Länge des einfachen Secundenpenbuls unter dem Arquator u ber Höhe von 2434 Toifen 363. 6,70 8, 1466 Ä ; * der Meeresfläce Nach der gebörigen Berichtigung der dife —2 36 3. 6,69 5 36 3. 688 8.5 363. 7,21 8*. 3 2 Don

164 1. Theil. 5. Hauptſtuͤck. Bon den erbichteten Verſuchen einiger Franzoier, dte

das * —— zn * man: Ie Sage im de P 49.5: de Luc lettres

h et ie * il ©. > Beoflae Säriften, e, 107. 358.5 und Achard

| Wurfbewegung.

= 6, 26%. "Wenn ein ſchwerer Körper in einer Ho⸗ sisontälfinie, oder in einer andern, die nicht auf dem Horizonte ſenkrecht ift, in einem frenen Mittel durch irgertd wine Kraft fortgeworfen wird, fo würde er, wenn die Schwere nicht auf ihn wirkte, in gleichen Theilen der Zeit gleihe Näume nad) der Richtung des Wurfes durchlaufen; die Schwere treibt ihn aber fenfrecht, nach der Flaͤche ver Erde herab, und der Kdoͤrper wird alfo von zwey Kräften zugleich getrieben, deren Nichtungen einen Winfel einſchließen. Folg⸗ rich ift die Bewegung des Körpers zufammengejeßt, und feine Bahn wuͤrde ſich nach dem, was hiervon ($. 87.) gefagt worden ift, leicht finden laſſen. Die Kraft der Schwere aber wirft nicht bloß im Anz fange, fondern, als eine ftetige Kraft, ununterbrochen, und befchleunigt folglic) den Fall des Körpers gleich⸗ foͤtmig. Wenn dieſer alfo bey der durch den Wurf erhaltenen Geſchwindigkeit als bloß träge im erſten Augenblicke ein Raumtheilchen der geradlinigen, z3. B. horizontalen, Bahn fortgeht, fo. wird er auch während diefer Zeit durch die Schwere herabgetrieben, folglich nad) Endigung deffelben fo tief ſeyn, als er beym lothrechten Falle fenn wuͤrde; nad) dem zweyten Augenblide wird er aber viermal tiefer gefunfen ſeyn J. 214.), wenn er in der Bewegung nach der Kraft des

|

\

Phänomene dee Schwere im Allgemeinen. x6s

des Wurfes, oder nad) der Projectionslinie nur zwey folhe Raumtheilhen, als im erften Augenblicke, fort- geruct ift; nach dem dritten Augenblicke ıft er neun- mal tiefer gefallen, da er vermöge feiner Gefchwin- digfeit Durch die erftere Kraft wieder nur einen drey⸗ füh jo großen Raum, als im erften Augenblicke, vor⸗ geradt ii; u. ſ. w. Kurz, der geworfene Körper wird eine Frumme tinie befchreiben, worin fich die Abſciſſen verhalten wie Die Quadrate der Drdinaten, und folglich eine Parabel. Auch diejes Geſetz hat Ga⸗ bilei zuerſt entdedt.

Ei werde ein ſchwerer Punet A(Fig. 38.) in der horizontalen Rich⸗

AH geworfen. Man theile AH im dren gleiche Theile

AB, BG, GH, die von dem bloß träaen Körper in gleichen

Zeiten zurücgeleat werden würden. Allein jo wic die freye

Wurfbewegung des ſchweren Körpers anfängt, finft er

Burh die Schwere binab. Wir mollen feßen, daß er in

dem Zeittbeilben, da er AB ohne Schwere zuruͤcklegen

wñrde / dutch dieſe AK himabfalle; er wird alio die Dingonas

teAE durchlaufen muͤſſen, folglich fib nach Endigung des ers

fen Zeirtheils in E befinden. Im folgenden Zeirtheile würde

er nad der Richtung bes Wurles, wenn er micht ſchwer

wäre, um BG = EM fortgerüdt ſeyn; die Echwere würde

ibır aber in dieſem zwenten Zeittheile allein 3mal tiefer

binabtreiben, als im erften, folaib um MT=KP=

3 AK; er durdläuft alfo die Diayonale des Parallelo⸗

gramms ENSF, und befinder fib nah Endigung des _

sen Beittbeild in F, alfo nah der ſenkrechteu Höhe

AP = 4 AK hinabaetrieben.. Im dritten Zeirtbeile würde

ihm die Kraft des Wurfes um FO = GH fortrüden laflen ;

er durchfaͤllt aber vermöae der Schwere in diefem Zeittbeile

den fünffahen Raum FR = 5 AK, und durdläuft alfo

Die Diagonale FL, fo daß er nab Endiaung der drey

Zeittheile 9 AK im der ſeukrechten Hohe AN = HL hinab: gefunfen if. -

Da die Schwere auf den beweaten Punet nicht bloß im

A, E und F, fonbdern in jedem Puncte feiner Bahn fletig wirft, fo machen aud die Dianonalen AE, EF und FL Peine geraden , fondern frumme Linien aus, und die ganze Babn ift eine frumme Linie, bie die Eigenibaften einer Darabel hat: denn wenn man AN für die Achſe diefer frummen Linie nimmt, fo find AK, AP umd AN vie Abr

f lerſſea/ und KL, PR und NL Me OMdinaten. u. | vermoͤge

166 - 1. TDheil. 3. Hauprftüd. vermöge der Gonftruetion AK: AP = KE?:PF? = AB?: AG?; und AK:AN = KE?:NL’ = AB’:AH?®, dialog. de motu locali. L. B. 1699. 4 IV.

6. 268. Nicht nur in der horizontalen Richtung, fondern auch in jeder andern, wofern fie nur nicht auf den Horizont fenfrecht ift, muͤſſen nach diefer Theorie die geworfenen ſchweren Körper eine paraboli> ſche Bahn haben, und zwar 'meht nur ben dem Hin» abfinfen, fondern auch bey dem Hmänffteigen, und es laͤßt fich folchergeftalt der Weg, den fie nehmen, und der Drt, wo fie fich in einer gewiſſen Zeit befin⸗ . ben, beſtimmen, wenn man die anfänauche Ge— febwindigkeit, mit der fie geworfen wurden, oder die Gewalt des Wurfee (Impetus jactns), fo tie den Winkel kenut, den die Richtungslinie mit dem Hori⸗ zonte macht. In der luft macht freylic) der ABiders fland derfelben bey: großen Wurfsweiten, daß die Bahn des geworfenen Körpers nicht genau parabolifch feyn kann. Auch find zwar die Richtungsfinien der - Echmerfraft im eigentlichen Sinne nicht parallel; ins deſſen ift bey Fleinen Weiten der Unterfihied fo gering, daß er nicht in Anſchlag kommen kann.

Beyſpiele geben: geworfene Steine, Geſchuͤtzkugeln, und bes ſonders ein ſpringender Waſſerſtrahl, wenn die Spring roͤhre nicht lothrecht, fondern ſchief oder horizontal ſteht

Eigene Maſchinen, nm durch Verſuche dieſe Theorie zu beftäris

gen ,.beichreiben: ’s Gravefande elem. phyhc, $. 543

46. 4. 1624 29.; Mufchenbroek introd. ad pbilof. nat.

. 704. ; Nollet legons de phyhque. VI. &, 212. ff. Exp. s.; Bernoulli in ben nouw. meni. de l’ acad, de Berlin 17%0.

Die Theorie aeworfener Körper fche man ben: Torricelli de motu proiectorum, in feinen operibus. Florent. 1664. 4.5 Blondel art de jetter les Bombes. à Paris 1683. 4.; Mau« pertuis,. in den Mimoires de U’ Acad. roy. des fe. 1731. ©. 297.5 :Tempelhoff-le boiibardier prufien, ou du

L Mon-

2

Phänomenerder Schwere im Allgemeinen 167

monvement des-projettiles. ä Berlin ı781. 8.; Raͤſtners Yinfanasarände der höbern Mechanik $. 173: u. F. Kar⸗ ſtens Lehrbegriff der gefammten Mathemat, Th. IVe e— banif, Aſchu XX.; und Anfangsar, der matbem. Wiffen⸗ ſchaften / Th. II. 9.33. ff.

6. 269. Ein ſchwerer Körper, beider fofcher! geftaft in einer krummen finie niederwärts ‘geht, iſt am Ende feines Niederfallens in eben der Zeit, als. menn er von der Höhe feiner Wurfbewegung an ſenk⸗ recht auf die Ebene herabfaͤllt, die er am Ende feines. | ——

Centralbewegung

6. 270. Wenn aber die Richtungslinien der Schwere nicht unter einander parallel, ſondern nach einem Mirtelpuncte zu gerichtet find, fo wird die Schwere als ‚Centripesalfraft, und. die Kraft des‘ Wurfes, die den fchweren Körper von der Nichtunge der Eentripetalfraft abzulenfenftrebt, zur Tangentiaf:' Fraft, folglich die Wurfbewegung ‚zu, einer wahren - Gentralbewwegung werden ($.99.).. Den ven Flei-

- nen Weiten, in der wir auf der Erde die Koͤrber wer⸗ fen fönnen, fallen-fie freylich bey ihrer krummlinigen Bahn auf die Erde zuruͤck; die von ihnen beſchriebe⸗ nen Bogen find fo klein, daß alle von denjelben gegen! den Mittelpunct der Erbe gezogene Linien fir parallel gehalten werden fünnen, und daß alſo die Bahn von’ einer parabolifhen Krümmung, die freylich nichr:wies - der im fich felbft zuruͤcklaͤuft, dem Anfehen nad) ent⸗ ſteht. Es ift-aber doc) denkbar, daß «in: ſchweter Alıyer i in einer folchen Erhöhung vonder Erde hori⸗ FR zon-

iss U Theil. 3. Hauptſtuͤck. zontal geworfen werde, daß die Weite der Bogen ſo wachſe, daß die aus ihnen nach dem Mittelpuncte der Erde gezogenen linien nicht mehr fuͤr parallel, ſondern für convergirend zu halten find; - dann wird die Bahn nicht parabofifch-fenn koͤnnen, fie wirb- in ſich ſelbſt zuruͤklaufend werden, und der ſchwere K dr⸗ der wird um die Erde herum eine Centralbewegung haben. Wirklich ift auch Die Bewegung welche ber Mond um die Erde, und alle Trabanten um ihre Hauptplaneten fo wie diefe um ihre Sonne, haben, eine wahre Gentralbemegung, und eine Folge derſel⸗ bigen ſtetigen Kraft, welche die krummlinige Bahn Der geworfenen ſchweren Körper. auf unferer Erde herr worbringt, nämlich der Gravitation... Die Schwere iſt Die ftetig wirfende Eentripetaffraft; und die Kraft des Wurfs, welche Die ſchweren Welten von det Rich⸗ tung dieſer Centripetalkraft nach der Tangente abzu⸗ lenken ſtrebte, die Tangentialkraft ober Schwung⸗ kraft. Dieſe letztere iſt alſo nicht Folge der Trägheit; denn teil Traͤgheit Feine Kraft: iſt, fe wird ſie auch Fein Vermögen haben, die ſchwere Welt ‚von ber Richtung ber ihr inhärirenden Kraft der Schwere abzulenfen. Um alſo die Centralbewegung der Hims melsförper zu erflären, dürfen wir annehmen, daß fie entweder nach. dee Richtung der Tangente zuerft durch irgend eine Kraft in Bewegung gefeßt worden wären, und daf Die nachher binzugefommene Schwere fie von jener Richtung num ſtetig ablenfe; oder daß die gravititenden Himmelskoͤrper durch eine projectile Kraft nach der. Tangente ihrer Bahn mit einer deter⸗ minirten

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. xSg minieten Geſchwindigkeit in Bewegung gefegt würden; So läßt fi) denn auch die Frage leicht: loſen, ob die Schwungfraft Folge der Trägheit, oder ob fie eine: Deß es denkhar fen, daß die Bahn geworfener Körper zu

einer ſelbſt zurüdlaufenden Linie, und. nicht erwa "Tuner e werde, die dem Mittelpuncte immer

. - fomme, ſich leicht beweifen, jede Geſchwin⸗ xr eit ei Fe der Murffraft kann durch die * Tangente ausgedruͤckt werden, wie 5.3. (Fia. 39.)

Ab, und die Schwerkraft, die nah einem Mittel⸗ tz "wie nad C, wirft, durd Ac = bi. Wenn alfo Ichiwere Körper ads A gegen T zu geworfen wird, fo

er im eben der Zeit, da er Ab durchläuft, zu dleicher * ‚von der Dangente durch die Echwere um bi oder Ae ogen, und alfo in eben der Zeit, als er nad der rn Mrafe: des Wurfs allein Abs durchlaufen würde, vermoͤge r engefeßten Bewegung den Bogen Ai beichreis 27 Ben; ' von da wiirde er in der folgenden gleich aroßen Zeitz

De die Schwere, nab der Zangente bı8 rt fortgeben s aber die Schwere ununterbrochen gegen C, und

2 *

Breite ‚während daß er ini iſt, durch tn = ie an t, fo wird er vermoͤge diefer zuſammengeſetzten > im eben biefer Zeit den Boaen im befchreiben ; ee

de in der dritten Zeit von m aleichfürmig nad q forts wenn die Schwere nicht wäre, wenn nämlid ng feßt + da aber die Schwere in n ihn zu gleis dur np = qr führt,” fo wird er im eben diefer dur nr geführt, und fo weiter. Weil die Eentripes aft immer wählt, fo wie die Diftangen Ci, Cn, Cr 25 mi; fo Wird auch der geworfene Körper immer när bder gegen C ju fommen, bis er an ben unterften Punct E: iM; aber von da an wird er. fi wicht mehr C näs r fondern davon abs und wieder nach A zurüdgeheir, ' der Lehre von der Eentralbemeaung (f. or. 1.) iſt annt, daß die Dreyeke AiC, inC, nrC gleihen Ins: : bafts find, und eben fo auch tEC, deflen Bogen der ges . Körper an der unterfien Stelle durchläuft, Ar ** Stelle der krummlinigen Bahn iſt die Centripetal⸗ amı eften, und fen durch Em ausaedrüft, und gegen Ae umgefehrt wie die Quadrate der vom Mittelpuncte der Gravitation, oder wie A0’ : CE®, Der Körper wuͤrde aus E nach o gleich⸗ r in eben der Seit, da er tE beichrieben., r5 ie Schwere in E zu wirfen aufbörte; fie zieht aber un Em = oh nah C zu, daher legt er in ebem _ den Bogen Eh zurüf; von b würde er in der —5 gleich großen Zeit durch hr weggehen, wenn ihn J während diefer Zeit die Schiwere nach C ablenfte, und Abe am Ende diefer Zeit bis s zurüdigebrache hätte; u. f & us

*

170 0. 1 Dheil. 3. Dauptſuͤck.

Aus den Richtungen Eo, hr erhellet, dab, wenn der ges worfene Körper in E angelangt ift, er von da an keines⸗ weges gegen C zu immer mehr näher fomme, ſondern Daß er vielmehr, weil.er in den Yuncten E, h,s, G eben dies felbige Eentriperaffraft- bat, ale in ben correipondirenben Puncten der gegen über ſtehenden Hälfte, eben,fonob A zurädfehrt, als er fih von da aus entfernte r ,

.. Man nehme nun,an, daß die Kraft des Wurfes Ab dies felbiae bleibe, das Werhältniß der Tentripetalfraft oder der Schwere aber aröher ald Ac, und durch Ad be aus⸗

edruͤckt werde, fo wird der Koͤrper durch dıe vereiniate irkung bender Ae durchlaufen. Wird die Schwerkraft “noch arößer, nämlih == Ag, fo wird er in eben der Zert / da er ohne Schwere Ab durch die Kraft bes Wurfev zurüds Ierea würde, den Bogen AF dur die. gemrinichaitlichen MWirfunarn durchlaufen. Eogivie er durch Ab vud ÄAc die Eentralbewerung AFEG hat, fo. wird er durch Ab und Ad, oder durch Ab und Ag, die von AHDI oder AKBL.y. f. w. baben. | TREE: en inftifwziones phyhicae,..P. II. Vindob, 1763. 8. . 35. I. - W

6.271. : Wir koͤnnen nun von ben bieher vorge: gragenen Gefeßen der: Schwere Anwendung machen auf Centralbewegungen ($. 101.), ben welchen die Schwere aid Centripetalfraft wirft, und fo auch auf Die wichtige fehre von der Bewegung der Himmels: förper. | Ba . 1) Wenn. ein fehwerer ruhender Körper von der Nichtung ber Schwere, bie auch zur Zeit der Mube eben fo autiin ibm wirffam ift, als zur Beic der Beweguna, und feinen Druck bera vorbringt, abgelenft und 3. B. na einer horizontalen Richtung

eworfen oder geftoßen werden foll, fo wird dazu Kraft erforbers Ti feyn, und der ruhende fchivere Körper wird Widerſtand leis fen:(}. 102.) Es if leicht begreiflih , daß, wenn der ſchwere Körper noch einmal fo viel fchwere Malle hat, als ein anderer, ‘noch einmal fo viel erforderlich ſeyn werde, um ihn mit eben der Geſchwindigkeit in’ eben der Richtung zu werfen; nicht, weil diefe doppelt fo fchivere Maſſe doppelt fo viel Träabeit babe, and durch.dieielbe doppelt fo viel Widerſtand leifte, fondern weil ihre bewegende Kraft oder ihr Gewicht, mit dem fie nah der Richtung der Schwere drüdt, doppeit fo aroß if. Wenn num zwey ſchwere Körver vom ungleicher ſchwerer Mafle in eine Cen⸗ tralbeweaung geſetzt, und ihre Beichwindigfeit, fo wie ihr Abs Hand vom Mittelpunete der Kräfte, glei angenpinmen werden, fo mird die Sentrifugaltraft in dem Körper von größerer ſchwe⸗ rer Mafle gröüer ſeyn, als im dem von Fleinerer fchwerer Maſſe; und es wird folglich eine größere Centripetalfraftserfordern, um \ . die

Phänomene ber Schwere im Allgemeinen. zyw

die 'sröfere Maſſe in: gleicher Bahn Mit gleicher Beſchwindigkeit und ben gleichem Abftande vom Centro zu erhalten. Wenn wir die fhweren Maffen P, p, und die Eentripefalfraft' G:ı 8 ift , alles gleich geſetzt, 3

LEET Te, |

Es babe naͤmlich der Körper A von doppelt fo viel ſchwe⸗ rer Maife, ale B, mit diefem bey gleichem Abitande vom ı Eentro und bey gleicher Umlaufszeit eine Centralbewegung. Der Körper A iſt 2B; in jedem von diefen angenom⸗ menen B aber ift die Eentrifwaalfraft glei der ın dem eigentlichen B, folglich ift Die, Centrifugalfraft von, A zu der in B wie das Gewicht oder die fchwere Maffe von A

zu dem von B. . ni aber Waller und Quedfilber im einer gegen dem ont geneigten Röhre eingeſchloſſen find, und im Krei⸗ berum bewegt werden, fo wird dabey das Duedfilber' ıflchen, und weiter vom Eentro entfernt feyn, als

das Wafler.

Eben hieraus laͤßt nd auch erflären, warum bey dem KRornfiebe die fchwerern Körner nach der Peripherie zu, die leichtere Spreu näher nah dem Mittelpuncte des Siebes gelammelt werden.

Müfchenbroek $ 730. Kraft praelect. phyf..I. j. 198.

=) Aus der Verbindung dieſes Satzes mit dem oben bey der Gentralbewegung ©.65. n. 16. angeführten folgt der allgemeinere für die ralbetoenumg ſchwerer Körper: Die Centralfräfre find in einem amengeke n Verhälsnufe aus dem geraden der ſchweren Maſſen un Entfernungen vom Mittelppuncte, und dem umgelehtten des Quadrats der Umlaufszeiten.

Bean bie Centraffräfte Gy, gr. die ſchwere Maſſe P, p, die Abſtaͤnde vom Mittelpuncte D, d, und die Umlaufszeiten Ti vr, heißen, f-ift - - ‚,

ar n * > PD, d

6: 38 *E. Wenn ale P=p, pitG:g= —X wie oben (S. 65.

n. 16.), und ferner D+d = GT?:gt?; und wenn G und P=p, fo ift die Geihwindiafeit oder V: v vB eyd=T:t, und V”?:v’—=D:d. ferner wenh P= p / und T=t, fit G:g = D:d (f, oben ©.64 n. 13.)5 und wenn T=t, ſo iſt G;:g=PD;pd.

Menn num Gig= 5:17 fit T:e=ND:d mb Vz v; ferner, wenn T = 6, und Pip= 7:4 | lo iſt ⸗. |

Endlich wenn P = pr nd D=d, fit G:g = 2 1 E | . a 77 ’- R

Yan Swinden 1, S. 135. 4 365% 7 eu un ,

, ... J ?

Es fen ferner DB? : BE? —=C

72 1 Dheil. 3. Hauptſtuͤck.

3) Wemt. bie Quadrate der Umlaufs zeiten ſich verhalten wie die Würfel der. Entfernungen vom Uitte der Rräfte, und die ſchweren Wiaflen gleidy find, fo find Die Centralkraͤfte un ums gefehrren Verhaͤltniſſe des Quadrats der Köntfernungen,

‚Ben alſo T:r=D:0,plMGig=n,:,; =

' d?:D2. Nach dem oben (S. 65 m. 16.) Ungeführten war G:g

ni er fubfituiren wir nun bier, nach der Vorausſe⸗ Auna, für T? umd £:, D’ und d’, fo iſt Gig= pn > zu I: I = d? :D?®, z

4) Wenn die ſchweren Wiaffen ungleich find, fo'find, in dem eben angrfuberen Sale 13), die Cemralkraͤfte ım geraden Verhaͤlt⸗ miſſe der Wiafjen und im.umgefehrten des Quadrats der lEnıfers nungen vom Uuttelpuncte der Kräfte.

: Dies folgt aus ‚der Verbindung des zwepten und britten Gas —zzes umnd iſt dieſemnach k

3) Werm ein ſoᷣwerer Rörper in -einem Rreife mir eben fo gros ge eit bewegt wırd , als er Durch den freyen Sall aus

er Hoͤhe bes vierten Theils des Durchmeſſers, oder der Hälfte des Kadius des KAreies erhalten würde, ſo iſt feine Centritugals Eraft der Schwere gleich. Ware der Körper an einem Faden ges fpannt, und würde er im horizontalen Kreife bewegt, jo würde er jenen chen fo fpannen, als wenn er frey daran berabbinge.

‚Der füdrper werde in einem horizontalen Kreife ( Fig. 40.) bes wegt. Die Tangente BD fev gleih dem Radius AB. Je—⸗ ner bewegt fib,nach der Borausfegung, in der Circumferenz des Kreifes mıt einer Geſchwindigkeit, melde er dutch dem fentrehten Fall CB = 4 AB erlangen würde. Die durch dieſen Fall erlangte Geſchwindigkeit würde ibn in eben der ‚Zeit dur den doppelten Raum von CB, oder durh BD

feihförmig führen ($. 217.) Wenn er alfo in B lösgelafs

; ‚würde, fo würde, er in eben diefer Zeit den Raum BD

' gleihförmig aurüdlegen, Man nehme von BD irgend eis nen fleinen Theil BE, und ziehe dur das Gentrum des Kreifes die gerade Linie EAH , die den Kreis in F fhneider.

?=CB:CG. Wenn wir alfo

dic Zeit, in welcher der Körper mit befchleunigter Geſchwin⸗ digkeit durch CB fällt, durch die Linie BD ausdrüden koͤn⸗ ger, fo wird BE die Zeit der beichleurigten Benegung

ı dur CC ausdruͤcken, weil bie Räume, weiche ſchwere Körs per ben dem Falle durchlaufen , den Duadraten der Zeiten nal ſind. In der Zeit naͤmlich, in welcher der

were Köeper- mit eunigter Geſchwindigkeit aus C in B fält, kann er mit der in B erhaltenen Endaes Bean ben der gleihförmigen Bewegung a das ſt, BD, durdlaufen: Die Zeitz im her er BD_gl Yarda

Phänomene der Schwere im Allgemeinen. 173

tr iR gu der dur BE, wie BDyu BE, Weil

sun die Quadrate diefer Zeiten verhalten wie die Raͤu⸗

me, welche ſchwere Körper berabfallen, fo it BDe <BE*

= CB + CG. Es würde alſo der Raum CG mit der bey

Salle beichleunigten, und BE mit der gleihfünmigen

—* die der Körper in der Kreisbewegung bat, eit befhrieben werden. Wenn ferner der Körs *°ı

8 losgelaſſen, wiirde, ſo

oͤrmiger Geſchwindigkeit in eben

denn aleich iſt, wenn durch dieſe in gleichen Zeiten Räume zuruͤckgelegt werden. Daß aber CG = FE . auf folnende Art bewieſen: Es iR HE: EB =

BE,-oder HF: FB = FB: FE und BF = EB, weil „BE ‚genug- angenommen wird. Alſo it HE? : EB® N‘ s.oder HE? : HE =EB?:EP. Da wir den Plein genug annchmen , jo fünnen wir auch HE 1. Nehmen wir nun dem vierten Theil der ers er'der Proportion, wodurch das Verhaͤltuiß nicht

2 wird, fo ift i Zr =EB?;EF, oder

wars, * ur ober ur == BC; es iſt alfo AF? : BE? =BC:EF; ba nun AT: = BD?, ſo iſt BD? : BE? = BC;:EF, Es war aber irach der Eonftruction BD? »BE? = BC:CG; es ikalfoBC:CG = BC; EF, und alfe EF=CG. - Huygens de vi centrifuga, in feiner operib. th, @e. F Mufchenbrock |, 736. * Es laͤßt ſich hieraus erklaͤren, warum aus einem mit Wafſfer gefuͤllten offenen Gefaͤße, wenn es vermittelſt eines Stricks im verticalen Kreife mit einer gerifien Geſchwin⸗ digkeit umhergeſchwungen wird, nichts herauslaufe, wenn gleich das wenn es in das Zenith ſeines Kreislaufs gekommen iſt, mit feiner Oeffnung ſenkrecht auf dem Ho⸗ rizonte ſteht. Ferner laͤßt ſich hleraus beweiſen, daß ein Koͤrper auf

dem Aequator der Erde :ızmal geſchwinder bewegt ae muſſe,

ur Eu I She: 3. Haupiſtuͤck.

müfle, als die Erde um. ihre Achfe, wenn er eine Flichs kraft erhalten fol, die ver Schwere gleich if. Denn nah dem eben vorgetragenen Gage müßte die Geſchwindigkeit der Umdrehung der Erde fo groß fenn, Als die zu der Falls

höhe aus dem halben Erdhalbmeſſer ( —) der Erde gebös

rige Geſchwindigkeit, wenn die Fliehkraft der Schwere "gleich ſeyn ſollte. Die zu diefer Höhe gehörige Geſchwin⸗

digkeit aber ift (j. 223.) 250 Y = 12: Ya R. Nah

iccards Meſſung iſt der Erdhalbmefler 19614791. parif.

= 20302343 ıheinl. Fuß. Da wir für R Taufends theilden des rbeinl. Fußes nehmen muͤſſen, fo finden wir für 125 y 2 R = 25183250, oder die zu der Falldoͤhe aus dem halben Erbbalbmeiler aebörine Geſchwindigkeit it fo groß, daß der darin beariffene Körper 25188250 Taufends theilchen des rheinlaͤndiſchen 5 in jeder Secunde gleich⸗ foͤrmig durchlaufen wuͤrde. Bey der Umdrehung der Erde um ihre Achſe hingegen durchläuft jeder Punct auf. dem Dequator in einer Secunde 1425 parit. Fuß = 1476,427 rheint. Fuß, oder 1076437 Taufendtheilben _des_rbeini, Fußes; folglich if die Geichwindigfeit , die zur Fallböhe aus dem halben Radius der Erde gehört, zur Geſchwin⸗ digfeit der Umdrehung der Erde wie 25188250 : 14764277 oder faft wie 17:1.

6) Die fchönfte und erhabenfte Anwendung der Lehre von ber Eentralbewegung und Schwere ift die auf unfer Planetenfrftem. Die Uebereinftimmung derfelben mit den Phänomenen des letztern

ewährte die vblligfte Ueberzeugung von der Nichtigkeit und

ahrheit der Eopernicanifchen Weltordnung. Die Some ftebt im Eentro unferes Planerenioftems ; um fie bewegen fich die Haupt⸗ Planeten, mit ihren Trabanten oder Wionden. Repler entdefte nun, was die nachfolgenden Beobachtungen ſtets beftärigt haben = 1) daß die Planeten nıchtfin Kreifen, fondern in Ellipſen um die Sonne laufen, ım deren einem Brennpuncte die Sonne ſteht; 3) daß die Planeten mir dem aus der Sonne nach ihnen gezoge» nen Radius vectör Slachenrdume durchlaufen, die den Zeiten pros u find, (f. oben &. 60. n. 1.) *); und 3, dafh die Quadrate Umlaufszeiten der Planeten fi) verhalten wie die Würfel der wen lg reg: Bra Sonne **) Die Beobachtungen —— ferner, daß die Nebenplaneten oder Monde um ihre Haupt⸗ aneten diefelbigen Geſetze befolgen , als die fegtern um die Gens ne; und endlib, daß fogar die Kometen in ihren febr laͤnalichen eliptifhen Bahnen diefen Gefeßen unterworfen find. Newton ‚machte die erhabene Anwendung der Geſetze der Echwere auf die . *) ‘Io. Kepleri Altronomia nova «Krioloynt&, [. phyfica | caeleltis eradita commentarlis de motibus [tellae Martis. Prag. 1609. $ol. . : »°) lo. Kepleri epitome aftronomiae Copernicanae, Linecii 1618. 89 Harmonicae mundi libri V. Line. 1619. Fol.

\ J

Phaͤnomene der Schwere ini Allgemeinen. 175

ng der Dimmelsförpen Er bewies, mas die Verglei

der Beobachtungen mit der Theorie voͤllig beftätigt: 1) daß

Jr in- ihren Bahnen durch eine Kraft zumckgehalten

+ die bep —— Pas —— bey * na Dauptplaneten gerichtet iſt, um den ſie fi

=) daß dieſe Eentripetaffraft, welche die Planeten in

ihren ®. ‚im umgekehrten Verbältniffe des Quadrate der

Entfernu der Sonne ſey, oder von dem Hauptplaneten,

eenn. von Nebenplaneten die Rede iſt; 3) daß auc dies von dem

Kometen. —— lichen Ellipfen fi um die Sonne

J J J

= u. >} TDeE DZ

die Kraft, die,alle und jede Planeten und Ometen um die Sonne, und bie, melde die Trabanten um ihre uptplaneter —66 eine und dieſelbige ſey. Er bewies, 5) daß je Kraft, di die Dianefeit in ihren Bahnen erbält, wie die Ehiwes + eine _aleichförmi; —5 eunigende Kraft fen, und zeigte zuerſt

Kraft, die ihn ih feiner Bahn um die Er⸗ „der um. die

gegen die Erde fey: Es fen (Fig. 14.) ‚Erde C getrieben wird, und der um wegung bat. Die Centrifugaltraft ſucht n feiner Bahn AGFE abzulenfen, und die Cen⸗

en C hält ihm ftetig darım zurüd. Der mittlere

-

nd» CA, de Aalbaffiet der Mondsbahn, beträgt etwa dhalbm oe: on wir jeden nad Piccard auf 19615791 pas sup feßen pollen. Die Umlanfezeit des Montes um die Erde N e 27 Tage 7 Ötunden 43 Minuten, Oder 39343 Minuten,

uft alfo in einer Minute einen Bogen Ab (Sig. ı1.), der ade, oder mabe 33’ beträgt. Dan weiß das Verbälts Zentripetalfraft Aa zum Radius AC, wenn man daß baltmiß des Duerfinus Aa der Bogens Ab von 33% zum Nar ie tere it = 12798 ? 1006006000000. Dies iſt 3 baltniß der Eentripetalfraft, die den Mond binnen innte von der geradlin gen Bahn feiner Tangente ablenkt, Dalbmeiter feiner Babn. Da num der Mond etwa 60 Erdr eier, ober 1176947460 pariſ. Fuß von dem Mittelpuncte Erbe abftebt, fo ift Aa,’ oder die Kraft, mit welcder der omd gegen den Mittelpuner der Erde binnen eıner Minute zu

Ärebt, = 26 15,052 pariſ. Fuß; und folg⸗ ib viel, ala öb ein fchwerer Körper in A binnen einer Mis ee \ ne AR von 15,052 Fuß file. Wenn ficy um a ee etebrr verhält wie das Quadrat der Entfernungen fo muß die Schwerkraft des Mondes gegen die Erde, da er 60 Erdhalbmeſſer vom Centro der Erde abitcht, co: mal atringer, oder „455 der Beichlennigung der Schwere an der Mäce ſeyn; und weil fich die vom Ichweren Körpern bey 5* durchlaufenen Raͤnme verhalten wie die Quadrate der

Year : 60° = 19,052 : x die Wirfung der Schwere auf der Häche der Erde binnen einer Minute ſeyn. x oder 602.

air

19,052 $- fomint auch mir der aus andern Erfabrungen actundes | ung der Schwere an der Erdflaͤche fo ziemlich und via s fo überein, als man es in folden Fällen nur erwars, ‚ten # era da das angeführte Manf des Halbmeſſers der

lich größer ift, als wir‘es hier anaeneumnen has 2 en/

176 1. Theil. 3. Hauptſtͤckk.

ben, und ber Mond nicht mit feiner Eentripetaffraftges gen bie Erde wirkt, fondern ein davon durch die Wirkung gesen die Sonne aufgehoben wird. Es if alfo die Gravitation unferer ſchweren Körper zu der Gravitation des Mondes gegen die Erde, mie 60% : 1, oder wie das Quadrat der mittiern fernung des Mondes vom Mittelpuncte der Erde zum Müadrate der Entfernung der Körper auf der Flaͤche der Erde von ihrem Mittelpunete. —— Hieraus Fz num Newton der Schluß: 1) daß die Centripe⸗ talfraft des Mondes eben fo argen die Erde wirke, als die irdi⸗ ſche Schwerfrafts 2) daß fie mit diefer einerley fen; und 3) da die Schwere im umgekehrten Derbälmifie des Quadrars der Ent⸗ fernungen ftebe. Er machte weitere Anwendungen für die Planes ten und ibre Trabanten, umb flüßte darauf das Enftem der au meinen Schwere oder Grapitarion, das feinen Namen unfterb li aemacht bat. 4) Daß die Iraft, die alle Planeten , fo wobl die Hanptplaneten als die Nebenplaneten, und dann auch die Kometen in ihren Bahnen erhält, einerlen fen mit der Schw und nach denſelbigen Gefchen twirfe, als diefe auf der Erde; u daß Kai reine gegen * Sonne die Anger neten aber gegen prplaneren und gegen die Sonne, ı eben denjelbigen Gefegen grapitirten, oder ſchwer ———— würden, als die irdiſchen Koͤrper rde.

Hanac Newton philofophiae naturalis prineipia mathematice, Londini 1687. 4. ig La Lande aftronomie, f. 999.

7) Newton blieb bierbep nicht ſtehen, fondern machte vom feinen ſchoͤnen Entdedungen noch weitere ,. ſehr finnreiche Anwen» dungen zur Beltimmung der beichleunigenden Krait dır Schwert auf der Dberflähe der Planeten, des Berhältnifles der ſchweren Mafle derfelben, und der Dichtigfeit diefer Mafle; wovon ich bier nur kurz die Refultate anführen will, j - Die Schwere-( 8 auf: der Dberfläche eines Hauptplanetem verhält fich wie die Schwere (G) feines Lrabanten gegen ihn⸗ multiplicirt durch das Quadrat des mittlern Abftandes ( D ) dies fe6 Trabanten, und dipidirt durch das Duadrat des Halbım ( R) des Hauptplaneten; oder wie der Mütfel des mittlern Abe ſtandes des Zrabanten dioidirt durch dad Quadrat feiner Umlaufss it an das Quadrat bes Halbmeflers des Hauptplaneten,

a GD? De 6* 1m oder ng Die Sonne kann hierbey für einen Hauptplaneten; bie Haupt⸗ vlaneten aber fönnen für ihre Trabanten gebaften werben. Mufchenbroek j. 743. Van Swinden L. ©. 154. f. 420,

8) Die fdyweren Wiaffen der Planeten ( P verhalten fi

ie die, Würfel der mittlern —— (8 von ihren

Krabonten, dioib \ Mi aaue den bin Qoadeate der Wininufegeiten -

Phänomene der: Schwere im Allgemeinen. 177

P:p= nr ine

9) Aus der Anwendi dieſes Satzes (8) ahf den vorigen (7) ehr dann auch, daß die Schwere auf der Oberfläche Hr ‚Planeten. fib verhalte wie die Ihwere: Maſſe deffelben ‚- dividirk

Auch das Quadtat ſeines Halbmeſſers, ober a u re NE Mi u Br an, tu

10) Endlich die Dichrigfeit (A )-der ſchweren Maffe eines Haupt laneten ver haͤlt ſich wie der Wuͤrfel der mittlern Entfers zung feines Trabanten dividitt durch das Quadrat der. Umlaufs⸗ geit dieſes Trabanren, und dem Würfel des Halbmeſſers des Planeten CR); oder fürzer, ſie verbält fich wie die Schwere je der Dberflähe des Planeten/ dividirt durch feinen Halbs me. "te Kzur ‚-

aD et _ sd 75* oder Am u

La Lande aftronomie, f. 1018. 1022.

11) Außer den angeführten Bewegungen der Planeten und Kometen um ihre Sonne, und der Trabanten um ihren Haupts dlaneten, find noch als Folaen der allgemeinen Gravitation ans ertaunt umd erwieſen: 1) die Ebbe und Sluth, wovon, als einem irdiſchen Phaͤnomene, die weirere Ertlärung noch vorfoms men wird, 2) die Ungleichheit des Mondslaufes, 3) das Vors rüden der Nachtgleichen, 4 ) Das Wanken der Erdachſe, S )-die

turbatıonen des Laufes der Planeten, 6) der ungleiche Lauf der

ometen, 7) da* Abnehmen der Schiefe der Ecliptik, 8) die Bewer gung der Apfidenlimien aller Planeten, 9) die Bewegung aller Ans tenlınien , ı9) die Ungleichheiren des Laufes der Jupitersmonden, und 11) die. Rotation des Kınges vom Saturn; deren nähere Beſtimmung und Erkläsung für die Aftronomie gehört. So iſt alfo der Nußen der Kenutniß des allgemeinen Geſetzes der Gras pitation von dem ausurbreitetfien Umfange, und im Grunde die Bafıs der neuern Aſtronomie. 7 |

La Lande altronomie f..99.

ı2 ) Durd die er der Planeten um ihre Achfe erhal⸗

ten die Theile ıbrei Mafle eine Stiehfraft, deren Richtung auf

der Achie ‚ber. Hmberoana- Wahre: ıft, die dbaber unter dem Ae⸗

quater am ardgeften fehn, agegen die Pole zu abnehmen, und im

dıefen endlih ganz verfhwinden muß. Diefe Fliehkraft verhält

fib unter dem Aequator der Erde zur Echwere dafelbit, wie 13 239.

Es fen (ia. 41.) Bb ein Bogen, der unter dem Aequator

' binnen einer Zeitfecunde durchlaufen wird, und welcher

15 Secunden beträgt. Der Halbmefler des Aequators TB,

der nah Bouguer 19681717,3 parif. Fuß beträat, verbätt

fib zu Cb, oder der Flrebfraft, wie der Radius vom

1000000000000 jum Querſinus des Bonens von 15 Secun⸗

den, der binnen einer Zeitſecunde durchlaufen wird, .. je

| 264%

7 Rh 3. Dept

I J 1968171773.2844 2644. Cb beträgt alſo Juß = 0,052038 ..

Buß oder 7,496 Linien. Der Raum bd hingegen; der durch die Schwere binnen einer Secunde unter dem Aeguator durchs laufen wird, ift nad der Berehnung von 4. 264. aus der Vendullänge unter dem NAequator (9. 262), 2167414 Li⸗ nien. Folglich verbält ſich die Fliehkraft zur Schwere unter dem Aequator wie 7,496 Linien : 2167,414 Lin., oder wie 1: 289. | Nach einer allgemeinen Megel beſtimmt man die Flieh⸗ Praft unter dem Aequator eines Planeten nach folgen Formel. Die Fliehkraft (2) verhält fi zur Echmwere (g) Dafelbit, wie der Eubus des Halbmeflers (R) des Planes ten mıt dem Quadrate der Umlaufszeit ( T) feınes Zrabans ten multiplicirt au dem Cubus der mirtlern Entfernung des Trabanten (D) mit dem Quadrate der Umdrebumgszeit = des Planeten um feine Achfe, oderz:g= R’,T:; .r2. Van Swinden 1. ©. 157. . 431.

13) Diefe Fliehfraft vermindert die Schwerfraft, und zwar am mehreften unter dem Aequator, weil fie hier der Richtung der Schwere gerade entgegengefegt ift; weniger in Breis ten _wad den Polen zu, weil fie bier ſchief der Echwerfraft ents gegen wirft, und aljo nur ein Theil von ihr der letztern direct —— iſt. Dieſer Theil iſt deſto kleiner, je mehr der Sinus des Complements der Breite kleiner iſt, als der Sinus totus. Ueberbaupt iſt die Verminderuug, welche die Schwerkraft am verſchiedenen Orten von der Fliehkraft erleidet, zu der, die fie ‚unter dem Dequater erfährt, wie das Quadrat des Eofinus der Breite des Drts zum Quadrate des Halbmeſſers der Erde.

Ea Lands aſtron. $, 459. Vergl. mit $. 261. 2.

24) Weil die Erde eine fphäroidifche Geſtalt bat, und an ben Polen abgeplattet ift, fo wird ein fhiwerer Körper unter dem Lequator, auch noch aus diefer Urſach, unabhängig von der Busen: wegen der —— Entferuung vom Mittelpuncte der

rdbe, eine geringere Beſchleunigung baben , als gegen die Pole zu (6). Die Länge des einfachen Secundenpenduls wird daberz auh nach ber wegen der Fliebkraft, unfer dem Weauator Fleiner ſeyn, als In ven größern Breiten nad den Pos len zu (ſ. 262.). Dennoch koͤnnen au nod andere Urſachen dazu beyiragen, |

Pier:

u . 179 msn nm nn ———————— } Viertes Hauptſtuͤck.

Phaͤnomene ſchwerer feſter Körper

Säwerpune feſter Können

9 272. Man nehme einen dünnen platten Körper von regel mäßiger Geſtalt und fchiebe ihm auf einer Spiße hin und her, fo wird man endlid) einen Punct finden, in welchem ver Körper auf der Spiße ruhet, und durch deffen Unterftüßung der Körper vor dem Sallen auf jeder Seite bewahrt wird.

$. 273. Diefer Punct heißt der Shwerpuner oder der Mittelpunct der Schwere { Centrum gra- yitatis). Wenn -drey ſchwere Puncre in gerader linie neben einander, durch Cohäfion mit einander verbuns den find, fo fieht man leicht ein, daß die fenfrechte Unterftügung des mittleren fie alle vor dem Falle fichern wird, wenn die Cohäfion der Puncte zur Seite des unterftüßten durch ihr Gewicht nicht getrennt werden fann. Der ſchwere Punct diesſeits und jenſeits des unterſtuͤtzten druͤckt gleich ſtark nach unten, es kann baber feiner eher ſinken, als der andere, und durch die Eohäfion wird er verhindert, fich loszureißen vom unterftügten, Es bleibt daher das ganze Syſtem un: age Gerner sine bie. Unterſtuͤtzung eben fo viel M 2 Drug,

180 1. Thell. 4. Hauptftüc, Drud, als mern auf fie ein Gewicht druͤckte, das der Summe des Gewichts. aller ſchweren Theile gleich wäre. Es ift alfo eben fo gut, als ob die Schwere alles einzenen Theile, "oder ob dag ganze Gewicht des Spftems im unterflüßten. Puncte vereinigt wäre. Eben deswegen nennt man ihn den Schwerpunct. Es ift leicht einzufehen, daß das,’ was ich von drey in einer geraden linie verbundenen ſchweren Puncten angeführt habe, auch von zweyen gelte, wenn fie in der Mitte der geraden finie, die fie bilden, ſenkrecht unterfiäßt werden; und daß, wenn eine gewifle Air: zahl ſchwerer Puncte des feiten Körpers einen gemein: ſchaftlichen Schwerpunet haben, auch die um Eins größere Anzahl einen gemeinfchaftlichen Schwerpunct haben werde, folglih auch bey vier, fünf, ſechs, u. f. w. fehweren Puncten derjelbe angenommen ner: ven koͤnne. Kurz, in jedem feften Körper laͤßt fich ein Punct annehmen, um welchen herum alle Körpers theilhen auf der einen Seite fo viel Gewicht haben, als die auf der entgegengefeßten Seite, und diefer gemeinfchaftliche Schwerpunct liegt fo, daß, wenn alle GKörpertheilchen, die auf der einen Seite liegen, durch ihre Entfernungen davon multipficiet werden, die Summe diefer Producte gleich ift der Summe aͤhn⸗ licher Producte für die Theilchen auf der andern Seite deſſelben. $. 274. Wenn die ſchwere Maſſe eines Körpers durch ſeinen ganzen Raum gleichfoͤrmig verbreitet iſt, ſo haben gleich große Theile deſſelben auch gleiches Gewicht, und der Mittelpunet der Groͤße oder der Figur

Phänsmene ſchwerer feſter Körper: agı

Figur” des Körpers wird dann auch ſein Schwerpunct fenn. Der Mittelpunct einer ſolchen Kugel wird alfo ihr Schwerpunet ſeyn; bey einem Cylinder und bey einem geraden Prisma wird er in der. Mitte der. Achfe liegen. Sehr dünne Scheiben kann man als ſchwere Ebenen betrachten, die es freylich im geometrifchen Sinne nicht. geben kann. In diefem Sinne fann man von dem Schwerpuncte eines Dreyecks, eincy Sreifes, und. dergl. reden. Wenn man aus zwey Winkeln eines Dreyecks auf die Mitte der gegen über ſtehenden Seitenlinien gerade Sinien zieht, fo} ift der Durchfchnittspunct diefer Sinien dee Schwerpunet des Dreyels; und wenn man aus irgend einem Winkel eines Dreyecks eine gerade Linie auf die Mitte der gegen ‚über ftehenden Seitenlinie. zieht, fo liegt ber Schwetpunct in dieſer finie 3 von dem Winfel ent- fernt, aus dem man die Sinie 309 (Fig. 27.). In einer Pyramide und in einem Kegel liege der Schwer: punct in der Achfe, und zwar in der Entfernung von 3 derfelben von der Spiße; in einer Halbfugel 3 in der Höhe der fenfrechten Linie aus dem M iitclpune der Grundfläche gezogen.

| Jurpene JI der geſammten 18. u

6. 275, Wenn ein gerader Cylinder ‚ein gera- bes Prisma, eine gerade Ppramide, oder ein gerader Kegel, oder eine Halbfugel lothrecht ftehen, fo wird jeder Punct der Grundfläche von dem Gewichte aller Theilchen gedruͤckt, die fid) lothrecht Darüber befinden; es iſt alle eben fo viel, alg wenn die Grundfläche jelbft

fchwer,

182 = LU ——

ſchwer, und das Gewicht derſelben durch den Raum dieſer Flaͤche gleichfoͤrmig vertheilt wäre. Mithin merden auch dieſe Körper. unterſtuͤtzt ſeyn, wenn dee Mittelpunct ihrer Grundflaͤche lothrecht unterftügt iſt. Zatſtens Anfangsgr..der Naturl. $. 35. $. 276. Wenn der Schwerpunct eines feſten Körpers lothrecht unterſtuͤtzt iſt, ſo kann der Koͤrper ſelbſt nicht herabſinken, und der ganze Koͤrper wird vor dem Falle geſchuͤtzt. Wenn hingegen die Vertical⸗ linie vom Schwerpuncte gezogen außerhalb der Unter⸗ fügung liegt, fo fällt det Körper, und zwar nach ber Seite hin, wo der Schwerpunct liegt. Es ift im. erften Falle gar nicht noͤthig, daß der Schmwerpunct felbft unmittelbar gehalten werde, was in vielen Foͤllen gar nicht einmal anginge; fo fann 5. B. ben einer feften Kugel ihr Mittelpunct, wenn er ihr Schwers dunct iſt, nicht unmittelbar unterſtuͤtzt werden, weil die ihm allenthalben umgebende Maſſe derſelben es hindert. Es braucht nur ein Punct A oder B ( Fig. 28.) unterftüßt zu ſeyn, der in der Verticallinie AB liegt, melde durch den Schwerpunct C in der Rich: tung der Schwere geht. In diefer Richtung wird der Schwerpunct durch die Schwere gegen den Hori⸗ zont zu ſollicitirt, und eine Kraft, Die dem Gewichte bes Körpers in dieſer Richtung vollfommen twiderfteht, wird das Fallen des Schwerpunctes, folglich des ganzen Körpers, verhuͤten. Diefe Richtung ACB heißt die Divectionslinie des Schwerpunctes, oder bie mittlere Nichtung der Gewichte aller ſchweren Theile des Körpers, 4. 277.

Phaͤnomene ſchwerer feſter Koͤrpber. 183 6.277. Wenn ein ſchwerer Körper fo aufge:

hoͤngt wird (Fig. 28.), daß der Mittefpunet der.

Bewegung mit dem Mittelpuncte der EihiwereC. über- einfommt, und der Körper fi zwar um denſelben drehen, fonft aber nicht weichen könnte, fo wird es in jeder fage ruhen, und es ift eben fo gut, als ob alle übrige Theile außerhalb des Aufgängungepune: tes feine Schwere hätten. x

6. 278. Wenn der unterftüßte Puner‘ , an wel⸗ chem der Körper haͤngt, höher liegt als der Schwer: punct, und z. DB. der. Körper (Fig. 28.) in dem Puncte A unterftügt wird, fo ift der Körper nur dann

in Ruhe, wenn-der Aufhaͤngungspunct A in einer geraden Linie mit, der Directionslinie CB des Schwer⸗ punctes C liegt. Der Körper kann in dieſem Zu: ſtande des Gleichgewichts. fich nicht um A drehen, ohne daß fein Schwerpunct nicht ftiege. . Bey einer, Abweichung, auch ben der geringfien,. der geraden finie AC von der verticalen Richtung wird ſich der Kür: per bewegen, und von ſelbſt in die Sage zu verſetzen fireben, in welcher AC vertical, oder, in der, Dircc- tionslinie-des Schwerpunctes CB ift. Der Schwer; punct eines aufgehaͤngten oder ſonſt beweglichen Roͤrpers ſinkt alſo immer herab, und zwar ſo Kief als er kann. Er nimmt alſo unter allen moͤglichen Stellen jederzeit ‚Die niedrigſte ein, die ex erhoſten hann, ehne vorher zu ſteigen. | Ä

Hierauf gründet ſich aud) die Merhode, den Shwerpunct mecha⸗ | aiſch zu finden · |

2 . a ee A Er, Be Eee 5 279.

184 1. Theil. 4. Hauptftüd. $. 279. MWennB der unterftüßte Punct ift ( Fig. 28.), und niedriger liegt, als dee Schwerpunct C, fo fann fein bdarrfiches Gleihgewicht Statt finden, fonderit' e8 verurſacht die geringfte Abweichung der geraden’ Sinie-BC von der Directionslinie des Schwer⸗ punctes, daß der Körper umfallen, und fich in eine andere Lage verſetzen muß, worin die Directionslinie ſeines Schwerpunctes entweder ſenkrecht unterſtuͤtzt iſt, oder andere Urſachen ſein Fallen verhindern. "Eine Kugel kann auf einer waaserechten Ebene in jeder Lage rubig liegen, weil dieje die Direcriousline des Schwer⸗ punctes ſenkrecht unterftüßt‘; die geringfte Abweichung der

Ebene von der horizontalen Lage macht, daß dıe Kugel ‚darauf herabrollt.

.

Es: tft zwar an fih möglih, daß ein Kegel auf feiner Spitze ruben fünn, wenn; feine Achſe vollfommen lothrecht ſteht; aber die allerkleinfte Abweichung von diefer lothrechs

' ten Richtung wükde ihn zum Umfauen bringen.

Barftens Anfangegr. der Natur, 1042 |

"6. 280. Wenn die Dirertionglinie des Schwer punctes innerhalb der unterftüßten Grundfläche eines Körpers fällt, fo kann der Körper nicht durch fein eigenes Gewicht umfallen. Wenn aber die Direc- tionslinie außerhalb ber unterſtuͤtzten Grundfläche fälle, ſo fällt ver Körper um, und zwar nach der Seite hin, wohin der Schwerpunct liegt. Es ift im erſten Salle nicht nöthig, daß alle Yuncte der Grund: flaͤche unterftüßt find, ſondern die unterftüßten Puncte, brauchen nur die Winkelpunste, einer ebenen geradli⸗ nigen Sigur auszumachen, wenn man fie mit geras den Sinien zufammenzieht, und die Verticallinie Durch ben Schmerpunct oder die Directionslinie deſſelben muß eine Stelle der waagerechten Ebene treffen, die innerhalb der Gränzen jener Figur liegt.

Phänomene ſchwerer feſter Körper. 185

Ein Tiſch auf. drey Süßen ftebt feft, und fefter als. auf nieren, weil jene allemal in einerley Ebene fallen, welches bey vieren nicht der Fat it, wenn der Boden nicht völlig waagerecht iſt, und alle Fuͤße genau gleich lang find,

6. 281. Aus der Anwendung der Theorie vom Schmerpuncte laffen fi) verfchiedene Phänomene und Derfuche erflären. Dahin gehören:

ı) Die Erfdeinungen bes ſchen Purzel mannes. Mufchenbroek introd. ad philoſ. nat. f. 508.

2) Die Einrichtung und Wirkung eines Weg⸗ mejlecs, oder Hodometers.

Sigaud de la Fond &l&emens de Phyfique T. 11. $. 277; deſſen Anweifung zur Erperimentalphyf. }. 122; a

3) Die Lampe des Cardanue. Sigaud a.0.D, f. 76.

4) Die Stellung einiger Gebäude, bie zu Fallen ſcheinen, und doc) ficher ftehen, wie 5. B. be Thörme zu Pi und Bologna. |

Cafatus mechanica. L. B.. 1684. 4. I. 6, 9.

5) Der Mechanismus des Stehens, Gehens, Aufftehens und der verſchiedenen Beugungen bey Menſchen und Thieren.

Petrus Borellus de motu animalium. Hagae 1743. 41 5 a Desaguliers courfe uf experimental uilofopby> 44

Beym Menſchen geht bie Directiondlinie feines Schwer⸗ =

puncts, wenn er auf zwey Füßen ſteht, durch das Des rinaͤum. 5 |

6) Das Hinauffteigen eines Cylinders auf einer fchiefen Ebene.

Desaguliers a.a.D. U. $, 38. 4.6. Räfners Unterfubung des Colinders, der fich eine fchiefe Fläche hinauf zu neu

fheint; im 1.3. der deutichen Schr der Föni Sa. 9 W. zu Göttingen S. y Arte - * ) 7

186 L Thal. 4. Hauptfküd. .

7). Ein doppelter Regel, ber über zwey ſchiefen Flaͤchen hinaufwaͤrts zu rollen ſcheint.

Oeo. Wolfg: Khafı explicatio expörimenti paradoxi de ad- feenfu coni duplieis in altum en is den com- ment. Polrop. T. VI. ©. 389,

8) Die Kaͤnſte der ET und Aeguilibch ften. GScehilers phnflfat. Wörterbub, Th. III. G. 933. 9) Das Aufhängen eines Eimers vol Waffer an die Klinge eines Mefiers ‚, das frey auf einem Tische liegt.

' Sigaud Er en D. fh. —8 deffen Aaweiſuns zur erderimental⸗ phv

10) Allerley andere Spielwerfe, wie ber Eleine Seiltänzer von Holz, die Fleinen Männchen von Kork unten mit Dep; bie. bon tel auffie: ben, u..dergl.

mathematiſche enuetns, © ur 9. Aufg.

Gieichgewicht ſetet Eorver.

4. 282. Eine gerade unbiegſame linie AB (Fig. 43.), oder eB (Fig. 44.), ohne Schwere, und in einem gewiſſen Puncte fo. unterftüßt, daß fie fi zwat um denfelben drehen, fonft aber nicht in Bervegung zu foınmen vermag, und an der man fi ch zwey wir⸗ kende Kräfte vorſtellen kann, heißt ein Hebel (Ve- etis), und zwar ein mathematiſcher geradliniger Hebel; fonft aber, wenn die Linie ſelbſt ſchwer iſt, ein pbyfifcher Hebel. Der untetſtuͤtzte Punet c teißt der Ruhepunct, oder Bewegungepunct (Cen-

trum

Phänomene ſchwerer fefter Körper. 187

trum motus); bas, mas ihn unterflüße, wie £ (Big. 43.), die Unterlage (Fulcrum, Hypomoch.- liam), die auch manchmal zur Weberlage wird (Big. 44), ‚oder au als Zapten anzufehen if. Die Zräfte ( Posentiae), die den Hebel in der entgegen: . gefeten Richtung zu drehen ftreben, heißen nad} ih; zer verfchiedenen Beftimmung die Kraft (Vis) und die Laſt (Onns), die man ſich auch als ziehende Ge: wichte vorftellen kann. a £

9. 283. Wenn der Ruhepunct (Fig. 43.) am Hebel zwiſchen den benden Puncten A und B, an welchen die Gewichte angebracht find, oder zwiſchen der Kraft und der laſt liegt, jo heißt er ein Hebel der erfien Art, oder ein Doppelarmiger Hebel (Vectis heterodromus); wenn aber die Stellen, woran die entgegengefeßten Kräfte angebracht find, bende an Einer Seite des Ruhepuncts liegen, (mie Sig. 44. und 45.), fo iſt er ein Hebel der andern Art, oder ein einarmiger Hebel (Vectis homodro- mus). Ben dem erftern gehen bie benden Kräfte nach verfchiedenen Seiten, wenn er fich bewegt; bey dieſem geben fie bende nad) einerley Seite. Es find vom Hebel der andern Art zmoenerlen Gattungen: eine, wo die faft in der Mitte iſt, zwiſchen dem Ru— bepuncte und der Kraft; und eine, mo die Kraft

zwiſchen dem Ruhepuncte und der Saft lieat,

Bevfpiele von phufiihen Hebeln der eriten Art geben die gemeis

nen Hebebaͤnme, der Geisfuß der Maurer, die Kramers mwaager die Schnellwaage/ Scheren, Zanaen, |

Beyteieke von Hebeln der zweyten Art; der erften Barrung: die

uder eines Schiftes, ein Schiebkarren; der zweyten

Gattung: eine Schaufel, eine Senie, ein Arm des meuſch⸗

lichen Körpers, wenn er eine Kaft hebt. $. 284.

188 : I. Theil. 4. Hauptſtuͤck.

5 284. Gleiche Gewichte F und D ( Big. 43.) bie am, doppelarmigen Hebel AB in gleichen Entfer⸗ nungen vom Ruhepuncte e frey hängen, erhalten ein⸗ ander im Gleichgewichte ($. 83.). Ungleiche Ge⸗ wichte hingegen in gleichen Entfernungen erhalten ein⸗ ander nicht im Gleichgewichte; das größere zieht dag Heinere in die Höhe (6. 84.). 7

$. 285. Die Unterlage £ ( Sig. 43.) trägt bey: dem doppelarmigen Hebel AB die. Summe der Ge⸗ wichte D und F, bie an benden Seiten ziehen ‚und im Gleichgewichte ftehen. Wenn daher flatt der Un⸗ terlage eine Kraft der Richtung der Schwere des Rus: hepunctes entgegen zöge, fo würde der Hebel ebenfalls unterſtuͤtzt ſeyn, und: e8 würde alles ruhen.

$. 286. Dimmt man in diefem feßtern Falle ($. 285.) das Gewicht D an dem einen Arme des; Hebeld Ac weg, und befeſtigt dagegen dieſen Punct A, oder giebt ihm eine unbemegliche Leberlage (Big. 44.), fo wird er eim einarmiger. Hebel; aber er bleibt doch in Ruhe, obgleich: Die Kraft F an dem

andern Ende B nur halb fo groß ift, als die Kraft P, die ihn in der Mitte in der entgegengefeßten Rich— tung AK zieht. Die einfache Kraft F hält alfo ben det doppelten Entfernung Be 2 Ac ber doppelten Kraft P ben der einfachen Entfernung Ac das Gleich- gewicht. Auf eine ähnliche Are laͤßt ſich diefes auch am boppelarmigen Hebel beweifen. Denn man koͤnnte diefen einarmigen Hebel cAB jenfeitö der Ueberlage £ um die Hälfte cA verlängern, die Ueber:

fage wieder zur Unterlage machen, nie ‚519. 46., und Das

Phaͤnomene ſchwerer fefter Koͤrper. 189

das’ doppelte Gewicht P an das Ende G dis verlän: gerten Arms aufhängen, das num mir dem vorigen, nach der engegengefeßten Richtung in A ziehenden, doppelten Gewichte im Gleichgewichte ſtehen wuͤrde. Da dieſes aber mit dem einfachen F vorher (Fig. 44.) im Gleichgewichte war, fo muß auch nun bey dem 'boppelarmigen Hebel (Fig: 46.) das. einfache Ges wicht F bey der doppelten Entfernung cB==2 dem doppelten Gewichte P bey der einfachen Entfernung

eG ı das Gleichgewicht halten.

Das Seſetz des Gleichgewichts der Kraͤfte am Hebel [eitete Lars tefins aus dem im folgenden f. 292. angeführten Gase herz Variguon aus der Fehre non der Zufammenfekung der Kräfte (Nouvelle mecanique ou-ftatique. a Paris. 3 Vol. 4.). Ich babe bier den von Hrn. Räftner gegebenen, weit evidentern , Beweis kurz mitgetheilt. Die weitere Aus⸗ führung ſehe man In deſſen Vectis et ei Tree virium

.%heoriatevidentius expohita.. Lipl. 1753. Die Anwendung des Grundfaßes des Archimedes auf Zn Seren von Hebel, den boppelarmigeu fo wohl als den einirmigen, ſehe * in: Oblervations of the funda- nental‘“ Pepe of the lever, with a proof of the iple aslumed by Archimedes in his demonftration, by3s, TRRCe ; ın den phil. Transact. 1794- P.1. S. 33. ff.

"287. Das Gefeß ‚des Gleichgewichts ‚der Kräfte am mathematifchen Hebel jeder Art heifit dies

ſemnach: Die ſenkrecht am Hebel wirkenden Aräfte

find m Gleichgewichte/ wenn ihr Verhaͤltniß in Otdnung einerley iſt mit dem Verbaͤlt⸗

niſſe ibter Eutfernungen vom Ruhepuncte; oder: Die Kraft iſt vermoͤgend, die Laſt zu erhalten, wenn ſie ſich dazu verhaͤlt, wie die Entfernung der Saft vom Nuhepuncte zu der Entfernung ber Kraft von dem⸗

felben.

So ift alfo Sig. 46. B-im Gleichgewichte mit-Pj wenn F:P == Ge:Be, und Sig, 44. F im Öleichgewichte mit-P, wenn F: P = Ac; . Bc.

g. 288.

RA $.. 288. Das Produet, welches gefunden wird, wenn man die laſt oder Kraft, oder überhaupt bie Gewichte, mit ihrer Entfernung vom Ruhepunete mul⸗ tiplicirt, heißt das Moment Der Laſt oder Kraft. AKraft und Laſt erhalten einander im Gleichgewich⸗ se am Hebel, wenn ihre Momente gleich find.

Wenn (Fig. 46.) Fa Df, und P 4 Pf. beträat, fo mußr Bleihgemicht Statt finden —* (nad 4. 286.), Bo ® Go == 4:2 ſeyn. Wenn wir nun diefe Entfernungen vom Kubepuncte Be == 4 und Ge = 3 mit den in B und G “appficırten Gewichten F und P multiplieirem, "fo. erhalten

wir 2.424.292, alfo gleihe Momente. Weil im Zufande des Gleichgewichts F:P = Ge; * ſo iſt

$. 289. Wenn die Richtungen ver Kräfte am Hebel nicht fenfrecht darauf wirfen, wie. wir bisher ‘angenommen haben, fondern unter einem fchiefen Winkel, fo ift die aus dem Ruhepuncte auf die Rich⸗ tungslinie gezogene Perpendiculfinie für ‚vie Entfer: nung der Kräfte vom Ruhepuncte zu halten, und es iſt Gleichgewicht da, wenn die Producte der Kräfte in diefe Entfernungen, oder wenn die Momente gleich find. ü Es fen AcB (Fig. 47.) ein doppelarmiger Hebel, eu den die Kräfte R und P in den fchiefen Kichtungen AR und BP wirken. Hier find die auf diefe Nichtungen auf dem Rus‘ hepuncte gezogenen Perpendicul eD und cE für die Ent me. dieier Kräfte vom Nubepuncte Arnd - und es ift Gleichgewicht day wenn R:P = wenn R x De== PX Ec,, Rau faun fib n porftellen , daß das rechtwinflige Dreyed cDA um c breht ne; in dieſem Falle wird die Kraft R, D au die Linie AD angebracht, mit dem Momente De wirten. Da fie nun das aanze-Dievel cAD eben en mitdrebt, wenz fie cD dreht, fo muß fie es auch nfehung eA t 5* folglich iſt das Moment, womie _—. EX eD: EBstaon ah ai, Hit a n eB

| $. 290.

Phaͤnomene fchtverer Fefter Körper. a91

5. 290. Einerley Potenzen, die an einerley Puncte des geradlinigen Hebels applicirt find, aber unter verſchiedenen Richtungen darauf wirken, müf- fen ſich, wenn fie gleich ſtark darauf mirfen’follen, umgekehrt wie die Sinus der Winkel verhalten, den ihre Richtungen mit dem Hebel machen.

Ben alſo an dem einarmigen Hebe ca (Fig. 48.) Araͤfte R und P an einerlen Puncte A angebracht u und unter den fchiefen Richtungen AR und AP wirken, fo

fann nür darin Oreitgerdicn erfolgen, wenn R;P eP.: eR, oder wenn R >< cR=P X ob.

Wenn * Kraft S (Se 47.) fenfrecht auf den Hebelds arm cB wirft, und mit R.im Geichgewichte ift, ſo ift $S:P=cE:cB, d. i,y mie der Sinus des Wintele cBP oder zum Sinus totus.

$. 291. "Eine Kraft am Hebel vermag alfo, bey übrigens gleichen Umftänden, mehr, wenn ſie ſenkrecht, als wenn ſie ſchief darauf wirkt.

$. 292. Die Bogen, durch welche die Aufh an⸗ gungspuncte der am Hebel im Gleichgewichte ſtehen⸗ den Gewichte bewegt werden können, verhalten ſich wie ihre Entfernungen vom Ruhepuncte; und es ift alfo einerlen Kraft nöthig, ein einfaches Gewicht durch einen doppelten, drenfachen, u. f. m. Raum zu führen, als ein doppeltes, drenfaches u. f. w. Ge wicht durch den einfachen Raum; oder die Geſchwin⸗ digfeit des einfachen Gewichts iſt zweymal, dreymal u. ſ. w. größer, als die Gefchtwindigfeit des. doppel- ten, drenfachen u. |. w. Gewichte. So viel man aljo Durch weitere Entfernung der Rraft vom Rus bepuncte dee Gebels an der Kraft erfpart,; fo viel verliert man an der Geſchwindigkeit dev Laft.

. am dem doppelarmigen Hebel -AcB: (Fig. 49.) fen in eine Kraft applicirt, die viermal weiter vom Rubepuncs te

92. Lee 4 Hauptſtuck.

te © entfernt iſt, als die Lat in A von ce, fo wird ‚fie zwar, viermal fieiner zu feyn braucden, als die Laftin Ar 5 gm.ibe das Gleichgewicht zu halten ; aber fie wirb die Far . 4A nur durch den einfaben Raum Aa heben, während ſie den dierfachen Raum Bb durdläuft. Denn Bb : Aa ‚.eB:cA. Wenn in- dem Puncte B pad einfache Bemicht, und in dem Puncte A das vierfahe Gewicht angebracht wäre, fo wuͤrden ſie im Gleichnewichte fenn, weil 4. cA == ı.cB. Über ben der Bewegung des Hebels wiirde der Kaum, den A durdläuft, zu dem, melden B in eben ber Zeit beichreibt , fi verhalten wie 1:4. Es wären alſo die Producte aus den Gewichten in ihre refpectiven ‚Ges la een proportional; folglıch wäre gleihe Groͤße er Bewegung da, und alſo Gleichgewicht. Hierauf eben ‚berudt der Gartefianifhe Sag vom Gleichgewichte der Kraͤf⸗

te am Hebel (9. 286. Anm.) |

2... 293. Den dem pbyfifchen: Hebel, welches jeder wirkliche Hebel ift, kommt das. Gewicht feiner Arme ſelbſt in Betracht. Man kann ihn aber ‚leicht auf einen mathematiſchen zurüdbringen, nenn. dag Gewicht feiner Arme ‚bekannt ift, ‚das man nur im Schwerpuncte berfelben vereinigt annehmen, und aus der Entfernung biefes Schtogrpunctes vom Ruhepunc: te leicht berechnen kann, tie viel Gewicht am fürzern Arme nörhig fen, um das Gleichgewicht des Schwer: punctes vom längern Arme zu erhalten. Beftätigung durch Verſuche mit Leupolds Univerfalmange.

Auch läßt fich Hieraus leicht erflären, warum bey einem auf einem fharffantigen Tiihe frenliegenden Stode eine

‚ziemliche Laft an das Furze hetoorragende Ende des Stocks gehängt werden kann. 63

Anwendung der Lehre vom Hebel auf die Bewegungen

| i Ghedmaßen , und der durch fie zu Kberwältigenden

aften vermittelt der Muskeln. (Peer Borel/i oben

Ch agı..< ) angeführtes Werf; Parene Recherches de

Mathemätique et-Phyfque. à Paris, ı713. T. Il. ©. 631.

f.,- ©. 662. #., und 694. ff., T. 111. S. 335.3 ingleichem Gehblers phyſik. Wörterb. Th. III. S. 295. ff.)

$. 294... Die Geſetze des geradlinigen Hebels laſſen fich leicht auf den Winkelhebel oder gebroche: nen Hebel (Vectis angularis), die Rolle oder Schei: | er be

Phänomene: fehmerer feſter "Körper. 193:

be ( Trochlea), den Slafchensug (Polyipaftus), bag. Rad an der Welle (Axis in peritrochio ) anmenden. Die nähere Beftimmung und weitere Ausführung der iehre von denſelben gehören aber eigentlich für ein * buch der angewandten Mathematik.

Stoß feſter Körper. |

$. 295. Wenn ein fchmerer Körper anf einer. horizontalen Tafel liegt, und darauf ben feiner Ber wegung die Friction nicht in Anfchlag gebracht wird, ; oder, wenn er an einem Faden aufgehängt ift, fo witd Kraft nöthig fenn, ihn in. Bewegung zu feßen; : das heißt, die zu feiner Bewegung angewandte Kraft wird eine Verminderung erleiden, und er wird Wi: berfiand feiften, um aus Ruhe in Bewegung zu kom⸗ men, nicht wegen feiner Trägheit, wie man ſich ge⸗ wöhnlic die Sache vorftellt, fondern, weil er von der Richtungslinie der Schwere fletig abgelenkt wer⸗ den fol, wie ben ber MWurfbewegung. Wir muͤſſen hier nun noch die Geſetze, welche die ſolcher Geſtalt durch den. Stoß bewegten Körper. befolgen, naͤher be⸗ trachten. Dieſe Geſetze werden durch befondere Eis genihaften der Körper, je nachdem fie entweder ri⸗ ge, oder feder;art, oder weich find, modificirt. Nun giebt es zwar in der Natur feine bloß rigiden » Körper , die nicht zugleich auch Federkraft ($. 127.) hätten, und die Geſetze des Stoßes der erftern fön- nen daher nur unvollfommen durch Erfahrung beftä- tige werden; mir können uns aber doch hier ben der . Betrachtung der Körper jene Eigenfchaf: N ten

.

194 „ai 4 Hauptfihl,

ten als abaefondert vorftellen, um 16 allaemein mog⸗· liche Faͤlle zu erhalten, nad) denen die wirflichen bas ffimme werden.

6. 296. Der Stof finder Statt auf eine deep fache Art: 1.) zwifchen einem ſich bewegenden und eis nem ruhenden Körper; 2) zwifchen zwey Körpern, die ſich nach) einerley Richrung bewegen, der nachfol⸗ gende aber mit größerer Geſchwindigkeit, als der ers ſtere vorangehende; und 3) zwifchen zwey Körpern, die fi) mac) entgegengefegter Richtung bewegen.

"6, 299. Da die Eröfe der Bewegung eines mia - derftehenden Körpers nicht allein von der Maffe, ſon⸗ dein’ auch von der Geſchwindigkeit deſſelben abhängt

(5. 105.)5 fo muß auch bey der Mittheilung der Bes

wegung dinſch den Stoß auf beyde Rückficht genom⸗ men werden, und ferner auch darauf, ob der Stoß gerabe oder fehief ($. 39.) gefchieht. Mir bes hier nur den erſtern. $. 298. Den dem geraden Stoße volltommen:

rigider Körper finden folgende Gefeße Statt, bie fich aus dem Vorhergehenden feicht erflären laſſen:

1) Wenn ein vollfommen harter unelaftifchee Körper auf einen andern vollfommen harten unelaftis ſchen, welcher feft und unbeweglich ift, ftößt, fo ru— ben bende nach dem Stofe.

2) Iſt der ruhende auch beweglich, fo vertheift fich die Geſchwindigkeit des beivegten unter bende nach dem Verhältniffe ihrer fchmeren Maffen oder Ge: wichte, oder: die Gefchmwindigfeit beyber nad) dem Stoße ift gleich der Größe der Bewegung des ſtoßen⸗

ben

Phänomene ſchwerer feſter Körper. 195

den Körpers durch bie Summe der ſchweren Maſſen oder der Gewichte dividirt. We wir die Gewichte oder di weren m P "Berbnoindigfeiten vor dem Große * c, und ar

z nennen wollen, fo iR z =

3) Wenn ſich beyde Koͤrper nach einerley Rich⸗ tung bewegen, ſo koͤnnen fie nur dann auf einander wirfen, wenn fid) der vorangehende mit geringerer Geſchwindigkeit bewegt. Dann wird nad) dem Sto: fie die Geſchwindigkeit des anftoßenden fleiner, und die des gefloßenen größer werden müffen, ımd die Geſchwindigkeit beyder wird gleich fenn der Summe der Grdfen der Bewegungen, dividiet durch die Sume me der ſchweren Maſſen oder Gewichte, J

CP + ep siſt d = Es ift dieſemnach z P+p

4) Wenn ſich beyde Körper in gerader Rich⸗ tung gegen einander bewegen, ſo muͤſſen ſie nach dem Stoße ruhen, wenn die Groͤßen ihrer Bewegung gleich waren; d. h., wenn entweder die Geſchwindig— keit bey gleich ſchweren Maſſen gleich war, oder die Producte der ſchweren Maſſen durch die Ge— ſchwindigkeiten bey beyden gleich waren.

5) Sind aber ben dieſer entgegengeſetzten Rich— tung die Groͤßen der Bewegung in beyden ungleich, ſo gehen beyde Körper nach dem Stoße in der Rich⸗ tung desjenigen Koͤrpers fort, der die groͤßere Bewe⸗ gung hatte, und zwar muß die Geſchwindigkeit bey— der dann gleich ſeyn der Differenz der Groͤßen der Bewegung beyder Körper, dividirt Durch Die Summe . ber ſchweren Meſſen oder Gewichte.

Joa N 7

‘196

Ee in alio =

L Theil. 4. Hauptſtuͤck.

P—cp

*

+ 6 #

Beſtaͤtigung durch Berfnce mit Thonkugeln, die au der Luft mäßig getrodner worden find.

Um diefe Werfuhe mit Sicherheit und Bequemlichkeit onftellen zu können, hat man eigne Vorrichtungen, bie unter dem Namen der Percuffionsmafchine ober der Sroßs majchine des Mariotte befannt find. (De la percuſſion ou choo des corps, in den Oewres de Mariotie, à la Haye 1740. T. 15 ’'s Gravefande (Phyfices elem. ma- themat. L. I. c. 23.) und Yioliet ( Lecons de phyique T. I. Leg. 4. Sect. 3.) haben ſolche Maſchinen umftänds

"Tich befchrieben.

Wenn man bie fi foßenden Kugeln in Bogen, wie Pendul, fallen läßt, fo verhalten fih die Geſchwindigkeiten an der unterften Stelle nur dann nahe wie die Bogen ſelbſt, wenn dieſe fehr klein find; bey groͤßern Bogen bingegem Bann man die Geſchwindigkeiten feinesweges durch die Bos gen ſelbſt meflen, fondern jene verhalten fib wie die Quas dratiwurzeln aus den fenfrechten Fallhoͤhen (4. 213. 3.)

Zur Entwidelung der Theorie diefer Gefege des centras Yen Stoßes harter oder rigider Rörper muͤſſen wir auf die Geſetze der reinen Bewegungsichre zuruͤckgehen.

1) Geſetzt, der geftoßene Körper ift nach dem ziventen Falle ru⸗

bend und bemealich, fo wird der ftoßende auf den ruhenden als auf einen Widerftand wirfen, und von feiner Größe der Bewegung fo viel verlieren müffen, als der Wipderftand des rubenden beträgt. Er wird alfo genau den Theil feiner Kraft verlieren, der erforderlih iſf, den rubenden nad dem Stoße mit ber Geſchwindigkeit zu bewegen, mit dem er felbft nach dem le no feine Beweaung fortfegt. Es it naͤmlich Bar, daß diefelbige Kraft, die die einfache widerſtehende Mafle mit der einfadhen Geſchwindigkeit bes roegt , die Maſſe mit der halben Geſchwindigkeit, die dreyfache Maſſe mit dem dritten Theile diefer einfachen Geſchwindigkeit bewegen werde, und überhaupt mit einer Geſchwindigkeit, die der zu bewegenden Mafle umgekehrt proportional ift. Ben dem Zufammentreffen der ſtoßenden Mafle und der geſtoßenen machen nun beyde zuſammen eine vergroͤßerte widerſtehende Maſſe aus, die nicht mehr von der vorigen Kraft mit derſelbigen Gefchwins Dinfeit bewegt werden fann. Nun ift beym Zufammens treffen feine andere Kraft da, als die der ſtoßenden Maffe inbärirt, folglih wırd die Geſchwindigkeit der ſtoßenden Mafle vor dem Stoße zur gemeinfchaftlihen Geſchwindig—⸗ Bert beyder Maflen nach dem Stoße ſich verhalten, umaes kehrt, wie die Summe der Maflen zu der ſtoßenden Maſſe. Wenn alfo die ſtoßende Waffe P, die rubende p, und die Geſchwindigkeit der ftoßenden C heißt, fo it z:;C =

P:P+p, folglich z = FT wie nad (2).

WPa=p, fowirda2=jC, we Wenn

Phänomene ſchwerer fefter Körper. 5%

Wenn man die einzelnen beweglichen Maflen mit der _ gemeinſchaftlichen Geſchwindigkeit nach dem Stoße, oder mit z, multiplicirt, fo wird die Größe der Bewegung beys der zufanımen foifenn, wie die Groͤße der Bewegung vor dem Stoße war, alfo ungeändert, Dennz.P+z.p

PC -——,P u I, PC;

31) Iſt die rubende Mafle unbeweglich, fo ift fie als unendlich roß aegen die ſtoßende anzufehen, und die gemeinicafts fie Geſchwindigkeit mach dem Stoße wird als uendlich Flein ————— fie werden alſo beyde nach dem Stoße ruhen (1). F

= (eze/tt tete _ BC—Pe-+ Pc+-pe p +

+} SER ı wie angegeben ift (3). Die Geſchwindigkeit, welche p gewinnt, iſt £P + e c s

FE um LE J Er diakeit, welche: P verliert, = C Pr, a Bart > | |

Die Größe der Bewegung beyder nach dem Gtoge ift wie

die Summe der einzelnen Größen der Bewegung vor dem

Stofe. Denn zp+ zp= tr p, Fitp; ——— 7 P-rp _" = PC + pe. |

IV) Wenn beyde bewegliche Körper in entgegengefegrer Rich⸗ tung mit gleichen Kräften, db. t., mut gleicher Groͤhe der Beweaung, an einander ftoßen, wenn naͤmlich PC = pc, oder P:p = e:C; fo fann feine Bewegung: erfolgen, fondern beyde Beiweguigen- müflen nach dem Geſetze tes J. 83. ſich wechfelfeitig aufheben (4). -

V) Wenn aber bey dieſer entgegengeſetzten Richtung PC und pc ungleich find, fo muß das Gehen des f. 84. elutiefen. Es

fey nämlıb PC > pc, fo wird es einen acmıllaı Thal x ber Beihwindiafär C geben, der mis P multiplicirt eine

‚198. vH Theil: 4. Hauptftüd.

eine Größe der Beiveaung Px= pc macht. Bende wuͤrden ſich aeaen einander aufheben, und alfo Ruhe bervorbrins gen, wenn die Körper mit den Kräften Px und pc gegen einander dırect ftießen. Es ift nun noch ein Theil d von der Gefchwindiafeit übrig, oder d C x; der bıe Gröfe der Bewegung Pd berrorbringt , die fib dann urter die bewealichen Maſſen P und p vertbeilt und fie in Ber weaurig nah der Richtung von C verfeht. Die gemeins ſchaftliche Geſchwindigkeit nah dem Stoße, oder ift alſo

Fr Weil nun Pr= pe, ſo in aus Pıpmeim und alfo x = In, Da nınd=C—x, fo ift au d=C _ = et Wenn wir nun diefen Werth von d in der erſten Formel dafür ſubſtituiren, fo i z = PPC Ppc PC—po (9

Pr P+p | Die Größe der Bewegung nah dem Stoße it = PC pc, wie man leicht finden wird, und alfo gleich der Diffes ren; der Größen der Bewegung vor dem Stoße. Wenn man aber die Größen der Bewegung mac einerley Rich⸗ tung, nämlih nab ber Richtung der größern Kraft, nimmt; fo ge ie vangung diefer ſtaͤrkern tiv, und dann i e Größe der Bewegung vor und

28 dem Stoße für glei zu achten.

54. 299. Beym geraden Stoße federharter ($. 126.) oder fo genannter elaſtiſcher Körper kommt noch in Betracht, daß von einer Aufern auf fie wir: enden Kraft ihre Theile zufammengedrüdt werben, aber auch mit eben der Kraft zugleich zuruͤckwirken, und alfo dadurch Veränderungen in ber Bewegung bervorbringen. Aus den Kräften des Stofes und der Zuruͤckwitkung federharter Körper, (deren Feder⸗ kraft wir hier gleich fkarf annehmen, ) entfpringen fok gende Gefege: 1) Wenn ein elaftifcher Körper an einen andern gleich elaftifchen ruhenden und unbeweglichen anftößt, fo fpringt er mit feiner ganzen Geſchwindigkeit zurüd. 2)

Phaͤnomene ſchwerer ſeſter Körper. 199 2) Wenn der ruhende Körper beweglich und von geichem Gewichte iſt, fo bekommt er die ganze Ge⸗ ſchwindigkeit des ſtoßenden, und dieſer ruhet dagegen. 3) Wenn hingegen der ruhende bewegliche Koͤr⸗ per von ungleichem Gewichte iſt mit bem.bewegten, fo ift die nene Geſchwindigkeit des anftößenden zur vorigen wie die Differenz ‚der Gewichte zu ihrer Summe, unb die Gefchwindigfeit des angeftoßenen wie das doppelte Gewicht des anftoßenden zu beyden Gewichtten. 5 4) Wenn fid) zen elaftifche Körper von glei: dem Gewichte nach einerfey Richtung bewegen, und zwar wie $. 298. Mr 3., fo werden fie beyde nad) dem Stoße zwar nach einerley Michtung zu gehen fortfahren,. aber mit verwechfelten Geſchwindigkeiten. 5) Wennfich beyde Koͤrper in gerader Richtung gegen einander bewegen und‘ die Größe ihrer Bewe⸗ gung gleich groß ift, ſo werden fie mit eben ber Ge: Ihwindigfeit von einander zuruͤckſpringen, mit ber fie gegen einander liefen.

J

6) Iſt aber bey dieſem Falle die Geſchwindigkeit

ungleich, Bas Gewicht aber gleich), fo. verwechſeln fie nad} dem Stoße ihre Geſchwindigkeiten beym Zuruͤck⸗

Beſtaͤtigung durch Verſuche mit elfenbeinernen Kugeln.

1) Zar „Entridelung der Theorie wollen wir erſt den Fall L 2) fegen. Der ftogende Körper wuͤrde dem rahenden die ifte feiner Geihwindiateit eriheilen, wenn fle bevde bloß hart and von gleichem Gewichte wären, tvie vorhin erwieſen il. Da fie beyde elaftifh find, fo erleiden fie einen €indrud, Yer im dem geftoßenen demjenigen Theile der Größe der Berneaung oder der Gewalt des ſtoßenden proportional wary dem biejer zut Webermältigung des ruhenden anivens den mmfte. Dies war die Hälfte der Größe feiner 2

gun

a U. Bheil 4. Hauptſtuuͤf.

; sung ober. feiner Geſchwindigkeit, teil wir gieime Ges wichte oder ſchwere Maflen annehmen. Nab Vollendung des Stoßes ſtellt Ach hun diefer Eindruck wieder ber, und war mit eben-ter Kraft, mit derer veranlaßt wurde. Da, aber der ftofßende in der Richtung widerfiebt, in wel⸗ her fih der Einprud der aeftoßenen wieder heritellen will, ſo verliert dadurch der floßende noch die: andere Hälfte der Geſchwindigkeit die er übrig behalten würde, wenn beyde Körper bloß hart wären, und wird allo ruhend; oder der

ſtoßende verliert’ doppelt ſo viel Größe der Bewegun els er verloren babeu würde, wenn beyde Körper DIR bart gewefen wären Der ftofende erleidet auch eınen Eiu⸗ drud, der dem Widerftande des aeftoßenen und alfo dem: Eindrude proportional wars welchen dieler erlitt, alfo auch gleich der Hälfte der Gewalt, mit der er den rubens den- bewegte. it eben dieſe Gewalt fiellt fi der Ei druck wieder ber, und ertberlt dadurch dem rubenten n einmal fo. viel Gefchmindiafeit. Der rubende erlangt u doppelt fo viel Größe der Bewegung, als.er erlaugt haben würde, wenn beyde Körper bloß hart, aber nicht elaftııch gewefen wären. | *

11) Hieraus koͤnnen wir nun allaemeinere Beſtimmungen feſt ſetzen. Es heiße das Gewicht des ſtoßenden elaftiichen Toͤr⸗ pers P, feine Gefchmwindiafeit C, das Gewicht dis elaftis fen ruhenden p. Die Geſchwindigkeit des ſtoßenden nah

dem Stoße, oder Z, würde > fen, wein beyde Koͤr⸗ per nicht federhart wären.( 1. 298. 2.); die Größ: feiner ‚Bewegung märe dann Wenn wir nun dieje von der DB ber Bewegung vor dem Stoße, oder son PC = Bj 7 (Ch s38. Ham.), abiichen,. fo bleibe ale die Größe der Bewegung, die er durch den MWideritand bes ruhenden verlor. Da er aber, wei er und der ruhende elaftifch find, durch die Neaction, w vorhin gezeigt wurde ** doppelt fo viel Groͤße der Be⸗ wegung verliert, fo if die verlörme Orbfe der Bewegung zPpc ; Wenn wir nun dieſe von der Groͤße der Bewe⸗

gung vor dem Stoße PC = SLR En Fr abziehen, fo bleibt IIZAPE als die Große der Bewegung des ſtoßenden elaftifchen Körpers nach dem Etofe, und es ift feine Geſchwindigkeit, oder Z, = a pc = —— —. Es verhaͤlt ib al 2:C = :P+-p; m. die Geſchwindiskeit des ſtoßenden nach dem Gtofe if

Phaͤnomene ſchwerer feſter Körper. Doz

Khwindiakeit deſſelben vor dem * e wie die der Mailen zu ihrer Summe (3) Di

Die Geicroindigfeit des ruhenden p nad dem Stoße waͤre auch 57 sr‘ wenn beyde Körper unelaſtiſch and bloß hart waͤren, und feine Größe der Bewegung

I Chi 298. Aum.)3. da er Aber elaftifch ifts fo Wird durch die Reaction die Größe. ber Bewegung deſſelben nach

dem Stofe= z= * J und folglich die Geſchwindigkeit z = P

—— Es iſt ale 2: C=aPtP+p; oder die Ges

ſchwindigkeit des geftofenen ift zur Yerereinbigeit des

ftoßenden wie das doppelte Bericht. des ſtoßenden zur

Summe der Gewichte bepder (3).

a) ger= Pr fo ik Z oder Fr = 0, undz ober = oder der ſtoßende ruͤhet mad dem Stoße/ ‚und der öeftoßene: defomms bie ganze Geſchwindigkeit des ſtoß enden (2)

WW) Wenn P > fo itzZ= —— eine poſitive Groͤ⸗ P+Pp aPC fe; wenn aber P< p, fo wird Z negativ: z oder; P+P

it aber immier -pofitiv.. Wenn alfo der floßende weniger Gewiht bat als der rubende, fo fpringt er nah dem St opın. legtern mit der Geſchwindigkeit Z zuruͤck; der eftoßene aber wird‘ nad der Richtung des: ſtoßenden ewegt. V) Wenn die Maſſe des ruhenden p feit und unbeweglich ift, fo ift fie gegen den floßenden P als unendlich groß anzufes ben; in diefem Falle verwandelt ſich die Berhwindigfeit

> des ftoßenden nach dem Stoße, ober- ha * rin

IS e Cy,: oder ‚der Rgende wird mit ders ſelben · Oeſchwindigkeit reflectirt, mit der e er anftieß (1% Die Geihwindigkeit der unendlich großen geftoßenen Maſſe

nach dem Stoße waͤre oder unendlich Flein, oder

P+ 00 für nichts zu nehmen,

VI) Wenn p mit‘ der Fleinern Geſchwindigkeit c vorangeht, und P folgt mit der größern Gefchwindigkeit C nach / ſo wird der Stop sur «mit C o geſchehen n konnen (4. 298.

Anm. 111.). Wenn die Körper * t elaftifch, wären Du" würde p den Stoß allein zur Größe der wegung Er wegen der Reation durch

Elaſti⸗

*

202

LH 4. Hauptſtuͤck.

Elaſtieltaͤt erhält p aber Up Lee); bie * ſeiner

P+ eianen Bröße der Beiveguna pe Ri binzufommt. Daber if die ganze Größe ver Bewegung ron p nah dem Stoße

arplCe) . pe m PC sPpettpetrpe „m e a; epO PEEPPE, und feine Geſchwindiskeit 2

p = EP, Der elaftifhe Körper P verliert

P+p | von der Größe feiner Bewegung an 2 (Ch. und 11.);5 wenn mir dies don feiner Bedke der Bewegung vor dem Stohe BC = abziehen, fo bleibt zur Größe

p der Bewegung mach dem Stofe et! Zee sEpe

= a Diefes Roßenden P Geſchwin⸗

digfeit Z aber ift * ere a Wenn nun P= 4 ift (4), fo wird in den angeführten Sormeln, die den Werth von Z und z ausdıiden, P+-p == 2Pı P— p= 05 baber wird die erste Formel von z verwandelt in GC, umb die von Z inc; das beißt, die

gieichen Gerichte verwechſeln nach dem Stoße ihre refpectis

ven Geſchwindigkeiten (4)

vil) Wenn P und p in entgegennefekter Kichtung mit bem

‘bie vorigen Formeln (VI) auch hier ihre

Geihwindigfeiren C und c an einander Pofın, fo werben nwendung fins

den, nur daß c dem C entgegengeieht / und. alſo ın Kids —*8 deffelben Hegdtiv genpnimen werden muß. Die Se⸗ windigfeit von p mach deau Stoße oder z, verivandelt ſich

alſo in FREE TUR = m, und zwar nad der Richtung / In welcher P vor dem Brofe bes

weat wurde; und bieomP, ober Z, im = Fer ? FR p and zwar in der Richtung von C. | | Wenn nun hierbey PC = pc, foil z= ce in der Rich⸗ tung von C, und Z= Cy ober die Körver fpringen = Tr der Seſfchwindigkeit zuruͤck, ‚mit. der fie anftier gs) . Wenn Pe p, fo if === C in der Richtung von C, und. Z= c; fie verwechſeln folglıh nad dem &toße ihre Geſcwindigkeiten in entgegengefegter Richtung (6).

Wenn sr p)C spcy fo wirds wie die. Formel Veit giebt, Ze 05 folglich bleibe ? nach dem Orcke * u

Phänomene ſchwerer ſeſter Körper. ⸗03

Bude, md e wird Oo, in der Richtun von C, oder foringt mit der Geihwindigkeit C+ ezurid, 4

Wenn endih (P— p)C > 2pc, fo bleibt, wie man leiht fiebt, Z pofltiv, oder der Körper. P gebt mit der Seſchwindigkeit Z in der Richtung feiner vorigen Geſchwin⸗

In_allen Fällen bey dem Gtoße elaſtiſcher Körper bleiben Summen der reipectiven Größen der Bervegung vor uud nad dem Stoße gleich. —— Dan ſehe Car. Scherffer inltitutiones phyficae, P.T.. . Vindeb. 1763..8. ©. 136 f., dem ich Hierbey in den Er⸗ klaͤrungen ganz gefolgt bin.

$. 300. Bey weichen Körpern finden dieſelben Seſetze des Stoßes Statt, als bey harten Körpern, nur daß fie zugleich ihre Figur ändern, melches: bey harten Körpern der ‚Ball niche ift und: daß die Ver; änderung ber Bewegung in, eine andere, ober im Ruhe, nicht plößlich, fondern erft nach und nad) ge ſchieht. ea en $. 301. Wenn ein Körper einen andern nicht ummittelbar anftößt, fondern. durch einen oder meh⸗ zere andete dazwiſchen liegende Körper von einerley Beſchaffenheit, fo fann man jeden dazwiſchen liegen: ben als einen floßenden und gefloßenen Körper anfe- a, und hieraus Die erfolgte Wirkung feicht beur⸗ theilen. So pflanzt ſich der Stoß dutch eine Reihe gleich elaftifher Kugeln bis zu det Außerfien fort: und läßt man. an mehrere dergleichen elaftiiche Kugeln bon einerlen Gewicht eine andere bon gleichen Ges wichte anſtoßen, ſo wird bie letzte von allen nach $. 299. Nr. 2. mit der Geſchwindigkeit abſpringen, welche die erſtere hatte, und dieſe wird ruhen; laͤßt man zwey anſtoßen, ſo werden die zwey letzten ab⸗ ſpringen, u. ſw. et 4. 302.

24° IR Ball 4 Hauptſtuck. $." 302. Wenn die Meihe der elaſtiſchen fo iſt, daß bie folgende Kugel immer-halb fo ſchwer ift, als die zunächit vorhergehende, und die erſte mit einer Geſchwindigkeit = C anftöft, fo erhäft, wie ſich nah $. 299. Me. 3. leicht berechnen läßt, die zweyte die Gefchwindigkeit = 7 C, die dritte die Ger ſchwindigbeit von gmal.$C. == (4)"C, w fort, . fo daß z. B. die hundertſte eine Geſchwindigkeit von (4)”.C erhaltenwürde, die alſo mehr als 2 Billio⸗ nenmal' größer ſeyn würde, als die Geſchwindigkeit C der erftemftoßenden Kügel: Es verfteht fih, daß hierben in deimganzen Syſteme der ſtoßenden Kugeln der Stoß immer als gerade angenommeh wird, "sin ton. J —99. * 4. Han nehme alſo Log == 04602059991 8 = 404721254 ‚Loge, gr == 0,124938737.

Nimmt man num (100 1). Yog. 4, fo erhält man 99. 200. 3 3; namlıh! 124938737 f u. 01249387 Lin. (4,” = 123689350.

"Die Zahl, welcher dieſer Logaritbme sugebört, faͤllt

wiſchen 2338500000000 und 2338600000000,

» Grundlehren der angew. Mathem. von Job, Keim. Voigt. Jena 1794. $- 190,

6. 303. Wenn ein edaftifcher Körper auf einen andern harten unbeweglichen ſenkrecht ſtoͤßt, ſo wird er mit eben der Geſchwindigkeit reflectirt, mit welcher er anſtieß, und zwar, mie Teicht einzufehen ift, in der entgegengefeßten Richtung. Eben dies erfolgt, wenn ber ruhende unbewegliche Körper elaftifch iſt und ein barter unelaſtiſcher auf ihn ſtoͤßt. Der letztere wird natürlicher Weiſe ebenfalls mit ‚gleicher Geſchwin⸗

digkeit

Phänomene ſchwerer fefter Körper. 205

digkeit nach der entgegengefeßten a worfen werden.

Ein Ball ſprinat von der Mauer ab; eine elfenbeinerne Kugel von dem Steine; aber auch eine nichts elaſtiſche Kugel vom einer geſpannten Saite.

F. 304. Wenn ein efofifcer Körper * einen hatten ruhenden unbeweglichen, oder auch umgekehrt, ein harter auf einen ruhenden unbeweglichen elaftie fen Körper in ſchiefer Richtung aufſtoͤßt, fo wird er wieder im der entgegengefeßten Ichiefen Nichtung zuruͤckgeworfen, und der iſt dem Zinfallewinkel gleich. ..

€s fen AB fi Fig. 42.) eine harte unbewegliche laͤche, gegen welche ein elaſtiſcher Körper im der ſchiefen Direction CD in D anftögr. Die Bewegung des anftofenden Körpers kann angefeben werden, ‘als ob fie aus der Bufammens fegung der Kräfte CA und CE entfpränge. Da num jede Wırkung nur nach der Perpendiculärfinte erfol gt ($ 95.» 5*8 wenn C iu D angelangt iſt, nur die Kraft CA = D wirkfom feyn " fönnen, und nach der entgegengeſetzten Aichtung diefer Kraft wird der rlaftifche. Körper durch dee volfommenen Widerftand der Fläche in D.einen Eindruck erleiden. Diefer Eindruck Kelli-fih mit chen der Gewalt wieder ber, womit er veranlaßt wurde, fo bald ter Eich geſchehen iſt; folalich würde der Körper von D nah E wieder zuruͤckgeſchnellt werden; aber die Kraft CE = DB it noch ungeſchwaͤcht, iſt noch nicht verwender, weil fie Beinen Miderftand fand, da fie parallel mit der. Flaͤche g. Der Körper wird alfo, wenn die Wirfung des Etos 3. in Devollendet it, wieder durch zwey Kraͤfte getrieben, zämlıch durch DE und DB, und durchläuft alfo die Dias, gonale DF des Parallelogramris DEFB,

Der Winkel CDE heißt der Emfallswinkel (Angulus äncidentiae) , der Winkel EDF der Zurücdprallungs s oder Reflerionswinfel (Angulas reßexionis. Bepde W nfel find ſich gleich, weil ın beyden Dreyeden CED und EDF die Eeiten CE und ED ven Seiten FE und ED aleich findy und der rebte Winkel CED = FED; folal'ch find die. Dreyecke aleih, uud aljo der Winkel CDE = EDF.

Beyſpiele liefert das uofpringen ber auf das Wafler fehr ſchief geworfenen Stein

W | $. 305.

4. 308. Bon den ‚bisher vörgetragenen Gefeßen des Stoßes zwifchen elaftiihen Körpern und zwi⸗ ſchen harten und elaftiichen Körpern lafen fid) Anwen dungen auf das Billard machen. Die effenbeinernen Kugeln find gegen das Polfter der Banden der Tafel als volltommen hart, und dieſes allein: iſt als elaſtiſch anzuſehen; daher wird auch beym Anſtoße der Kugel an die Bande der Erfolg fo ſeyn, wie er nach $. 303. und 304. fern muß; und die Kugel, die z. B. in dee ſcchhiefen Direetion von F nad) D ( Fig. 42.) anftöße, - wird von Dina C zurücklaufen, fo daß der Winkel FDB dem Winfel CDA gleich if. Ben dem Stoße der Bälle unter fh gelten die Geſetze des Stoßes elaſtiſcher Körper ($. 299.). Wenn beyde Bälle gleiches Gericht haben, und der ftoßende den ruhen: den gerade trifft (der volle Stoß), fo gebt der letz⸗ tere in der Direction des ftoßenden fort, und zwar mit der Geſchwindigkeit des ſtoßenden, der ſtoßende bleibt aber an der Stelle des geftoßenen ruhig liegen, (nad) $. 299. Wr. 2.); er bewegt fich hingegen felbft mic minderer Geſchwindigkeit nöch fort, wenn fein Ge: wicht größer ift, als das des geftoßenen Balles, nad) ($. 299. Mr. 3.). Die ungleichartige Elaſticitaͤt des Elfenbeins und die Reibung auf der Tafel machen, daß der Erfolg nicht ganz der Theorie gemaͤß geſchieht. Auch findet niemals zwiſchen Baͤllen von ungleicher Groͤße ein centraler Stoß Statt, und eben daher wird das Sprengen der Baͤlle moͤglich, wenn die Schnelligkeit der ſtoßenden Kugel groß iſt. Wenn die ſtoßende Kugel P ( Fig. 9. b) in der ſchiefen Rich—

Zu: fung

Phaͤnomene ſchwerer fefter Körper. 20%

tung Pe an die ruhende p anftößt, fo ziehe man durch den Berührungspunct c die Tangente eg und durch eben den Berihrungspunct und den Mittelpunet von p die linie fd. Die Kraft Pc läßt ſich zerlegen in Pg und Pf, welche mit-fd und ge parallel find. Wenn nun P in c anftößt, fo wird p, (nad) $. 95. ), in der Richtung cd fortgehen, oder nad) cd geſchnitten werden. Es iſt aber, um fich nicht zu verlaufen, noͤthig, zu wiffen, ‚welche Richtung der Ball P nach. vollendetem Stoße haben werde. Er hat naͤmlich noch Die Kraft Pf übrig, mit der er dem Stoße von (7) * e fortgeht.

366. Wenn ein harter Körper auf einen wei⸗ hen unbeweglichen ſtoͤßt, fo drängt der ftoßende nad) feiner vorigen Richtung in den weichen ein, feine Kraft wird aber immer mehr und mehr durch den Wider: fland der zu verichiebenden Theile des weichen Körper vermindert, und der eindringende verliert fo nad) und nad) feine Kraft, Uebrigens find die Erfolge des Stoßes weicher Körper unter einander, wie bie der

® Y „@

I Funf⸗

208. L.Dieil. 5. Hauptſtück.

ei Ä Fuͤnftes Hauptſtuͤck.

Phänomene fhwerer liquider Körper.

$. 307.

Di flüffigen Körper find zwar den allgemeinen Ge⸗ feßen der Schwere unterworfen, allein der eigenthuͤm⸗ fihe Zuftand ihrer Aggregation ($. 273.) macht bei fondere Beftimmungen noͤthig. Wir handeln hier

die Erfcheinungen ab, welche tropfbare Stüffkge Feiten oder. liquide. Koͤrper vermdge ihrer Schwere hervorbringen, ohne uns ‚auf die no ratur derjelben einzulaflen.

. 308. Bey den feften Körpern laͤßt fich wegen der Stärke ihrer Cdhaͤſion ein gemeinfchaftlicher Schmerpunct ($. 273.) annehmen und beweifen; ben einem fläffigen Körper Fann ınan [dies wegen des fo aͤußerſt geringen Zufammenhanges feiner Theile niche thun, und man muf ihn vielmehr als eine Menge von Fleinen Theilchen anfehen, die wegen ih: zes geringen Zufammenhanges unabhängig von ein: ander ihre Schwere äußern, ober mo jedes noch fo Feine Theilchen feinen eignen Schwerpunct hat.

$. 309. Alle tropfbar - fluͤſſige Körper fenfen ſich daher jederzeit an den niedern Ort, und nehmen, wenn fie ruhig ftehen, jedesmal eine folche fage an, daß ihre Oberfläche horizontal if. WM | $. 310.

J

Phänomene ſchwerer liquider Koͤrper. 209

$. 310. Ein jeder Theil einer tropfbaren gleich: artigen Fluͤſſigkeit wird durch fein eigenes Gewicht und durch den Drud aller übrigen Theile an feinem Orte erhalten, wenn die hoͤchſte Flaͤche eben uͤnd waagerecht iſt, und es iſt alſo jedes ſchwere Element deſſelben in Ruhe und im Gleichgewichte. | $. 311. jeder Theil in einer gleichartigen tropf⸗ baren Fluͤſſigkeit wird von dem daruͤber und datımmter ſiehenden Theile eben ſo ſtark gedruͤckt, als er ſelbſt dieſen daruͤber oder darunter ſtehenden Theil druͤckt. $. 312. Aus dieſen beyden Saͤtzen (9. zio. u. 311.) folge denn auch, daß irgend ein willtuͤhrlich angenommener Theil in einer waagerecht ſtehenden gleichattigen Fluͤſſigkeit, wie z. B. der im der Ötenze afgd und bec (Fig. 50.) enthaltene Theil derſelben, bon der darüber und darunter ſtehenden Fluͤſſigkekt eben jo flarf gedrückt werde, als er ſelbſt Diefe dar: über und darunter fichende Fluͤſſigkeit drückt, Man ftelle ſich nun an die Stelle dieſer willkuͤhrlich ange⸗ nommenen Grenze eine fefte unbiegfame Nöhre vor, die die Fluͤſſigkelt zwiſchen afgd und bec einſchließt, und dieſe Roͤhre druͤcke nicht ftärfer und nicht ſchwaͤ— cher auf die darin enthaltene Fluͤſſigkeit, als vorher die umgebende Fluͤſſigkeit that, in deren Stelle ſie geſetzt wurde. Die aͤußere Fluͤſſigkeit kann nun weg⸗ fallen, ohne daß der Stand der Fluͤſſigkeit in der Roͤhre dadurch geaͤndert wird. Dies gilt natuͤrlicher Weiſe von allen communicirenden Roͤhren, ſie moͤgen gleich oder ungleich weit, gerade oder krumm, und mannigfaltig gegen einander geneigt ſeyn. O * 313,

1. Seil, 5. Hauptſtuck.

$. 313. Es folgt hieraus der allgemeine Satz: Gleichartige Stüfjigkeiten ftchen in zufammenhän: genden Röhren von jeder Geſtalt, Lage und Weite der Schenkel, in diefen Schenkeln gleich hoch, und

fie find nur dann in diefen Schenfeln ım Gleichge—⸗

wichte und in Ruhe, wenn die Oberflächen der Fluͤſ⸗ figfeit in den Schenfeln in einerley maagerechter Ebene fiehen. !

N

Dieſen Sag, derfich aus dem im $. 312. angeführten Erfahrungs

. faße- fo leicht herleiten läßt, fann man aud durch das

Carteſiſche Maaß der Kraͤfte nab Martiotte auf die tm folgenden $. angeführte Weiſe darthun.

Erinnerung wegen des Falled, wenn der eine Schenkel der eommunicirenden Röhre cın Haarröhrcen ift.

$. 314. Wenn ın gfeich meiten verbimdenen Röhren vie Fluͤſſigkeit auf der einen Seite fteigen mollte, fo müßte fie auf der andern Geite in eben der Zeit_cben fo tief fallen, und die flüfjige Materie wuͤrde alfo in beyven Röhren eine. gleiche Größe der Bewegung haben, weil Geſchwindigkeit und Maſſe einerleg waͤren. Gleiche entgegengefeßte Größen der Bewegung heben ſich aber auf, und man fieht alfo leicht, daß die Tlüffigfeit den maagerechten Stand annehmen müffe, wenn die Nöhren gleich weit find. Aber eben jo leicht laͤßt es fic) auch ben zufammenhän: genden Röhren von ungleicher Weite beweifen, daß Fluͤſſigkeiten von einerley Arc darin nicht eher in Ruhe fommen, bis- fie gleich hod) darin jichen.. Denn ge:

jet, die eine Röhre hätte zehnmal fo viel Grund:

fläche ald Die andere, fo wird in jener die zehnfache Mafle in eben der Zeit in den einfachen Raum fallen muͤſſen,

Phänomene ſchwerer liquider Korper. | 271

müſſen, in melcher in diefer die einfache Maſſe ven zehnfachen Raum in die Höhe fleigt; denn menn es 3 B. in der weitern um einen Zoll fallen follte, fo müßte es ın der engern um zehn Zoll fleigen, und zwar in einerley Zeitz es find alfo hier, und in jedem andern Falle, Maffen und Geſchwindigkeiten einan: der umgefehrt proportional, fölglich_ haben fie gleiche. Größe der Bewegung, und die gleichen entgegenge: ' festen Rräfte heben fich auf. Die Slüffigfeiten einerley Art muͤſſen alfo auch in ungleichen Röhren gleic) hoch ſtehen und ſich einander das Gleichgewicht halten.

$. 315. Da alfo mweniges Waffer in einem engern Schenkel der Röhre das Gleichgewicht haͤlt mit vielem Waſſer in dem andern weitern Schenfel, fo iſt leicht einzuſehen, daß es auch das Gleichgewicht halten wird mit einem jeden andern Koͤrper, der eben ſo viel Gewicht hat, als das in dem weitern Schenkel enthaltene Waſſer. -

Wenn in die communicirende Röhre ABCD (Fig. gr.) Waſſer geiullt wird, jo wird diefes Waſſer nur vann darin rubig fiehen, wenn ed in beyden Schenfeln gleich body ıft, obs gleich diefe Schenfel ungleich weit find ( $. 313.). Geſetzt, daf es in dem engern Schenkel AB bis ab ftebe, fo wırb es auch in dem weitern Schenkel CD bis cd in einerley

ortzontalebene mit ab ſtehen müflen: fonft ift kein feihaewicht und feine Ruhe da. Die Waſſerſaͤnle ab hält aifo der, uugleich mehr wiegenden, WBaflerfaule cd das Gleichgewicht, wenn ihre Oberflächen nur in einerley Hos rızontalebene liegen. Wenn nun in dem cylindriſchen Ecentel CD, ftatt des Waflers von der Höbe ce und der Grundfläche ef, ein fefter Körper läge, der an den Waͤn⸗ den des Scheufels eben fo leicht aufs und abglitſchte, als Wafler, und doch genau an die Wände anſchloͤſſe; fo iſt leicht einzuſehen, daß, wenn dieſer feſte Koͤrper eben ſo viel woͤge, als das. Waſſer ın dem Raume cdef, er das unterhalb ef liegende Waſſer nicht tärter und nicht ſchwaͤ⸗ ber drüden würde, als vorher das Waſſer in cdef rhat. Da nun das Wafler in dem engern Gchenfel Ab vorher das Gleichgewicht hielt mir dem Waſſer im dem weiters O2 Sa

212 I. Theil. 5. Hauptſtuͤck.

Schenfel CD, und alfo auch mit dem in cdef enthaltenen,’ d wird es auch das Gleichgewicht halten mit dem an die

telle des Waſſers in cdef gefegten, und gleich wiegenden, feften Körper. .

Man fiebt leicht, daß dies von jeder. Weite des Echens feld CD aelte, und daß alfo fchr weniges Waſſer in AB mit fehr vielem in CD, und folglid mit jedem an die Stelle des Waſſera augenommenen und’ mit demfelben gleich wiegenden Körper, das Gleichgewicht halten koͤnne.

6. 316. Wenn der eine Schenfel der Röhre tiefer abgeſchnitten ift, als der. andere, fo wird das Waſſer aus dem fürzern beftändig ausfliegen, wenn der andere damit höher gefüllt ift, fo lange bis die Waſſerflaͤchen in beyden gleich hoch ſtehen. Werfieht- man aber den fürzern Schenfel mit einer engen Oeff⸗ nung, fo fpringe das Waſſer mit Gewalt daraus in die Höhe, wenn die Waflerfläche in dem längern Schenkel höher ftehe. Wenn das hervorfpringende Waſſer fich nicht in Tropfen zertheilte, fo müßte der ‚bervorfpringende Waſſerſtrahl eben fo hoc, fleigen, als die Wafferfläche in der weitern Roͤhre liegt.

Verſuche mit allerley hiernach angelegten kleinen Epringbruns nen; und Anwendung auf größere Fontainen.

$. 317.. Wenn communicirende Röhren von gleicher oder ungfeicher Weite mit einer Slüffigfeit gefüllt find, und e8 wird der eine Schenfel abgefchnit: ten, und die Mündung mit einem Dedel verſchloſſen, fo erleidet diefer Deckel von unten her von dem dar: unter fiehenden Waſſer einen Drud, der gleich iſt dem Drucke einer Wafferfünfe, welche diefen Deckel zur Gtundflaͤche und die Höhe des Waffers in dem längern Schenfel über dem im kuͤrzern Schenkel zur Höhe hätte Weniges Wafler fann folcher Geſtalt

auch einen fehr großen Druck nach oben zu ausüben. Es

"Phänomene ſchwerer liquider Körper. 213

s ‚Es | 9 municirenden Röhre von unaleich weiten m

ein ( 6. 52. ) der weitere Gchenfel ED in CD abs gr und mit einem genau fchliefenden feften Des ‚Mündung CD verfehen. Der enaere Schenkel ‘ab mit Wafler gefüllt. Dieſes Mafler wurde, ae ergebenden Säken, das Gleichgewicht balten fer, * Ge Schenkel ED bis 4 eichte, wenn er bis dahin verlängert und im CD mit F geſchloſſen waͤre. Dann wuͤrde die Waſſer⸗ Deeinen Druck erleiden, der dem Gewichte einer u a Räte: die CD zur Grundflaͤche und ' Höbe hätte, So ftarf aber, ald die CD” über der Flaͤche CD abwärts druͤckt, | muß das Waſſer unterhalb der Flaͤche CD aufs A: drücken; denn fonft wäre fein Gleichgewicht des ers in diefem weiten Schenkel mit dem im engen r ben gleicher Horizontalfläche-abed, Wird nun ' CD ein” fefter Dedel angenormnyn , umd reicht das Er fer im engern‘ Schenkel’ bis ab, fo wird der Dedel auch von unten ber einen Drud erleiden, der gleich ift dem Weiche einer Waflerfäule, die CD zur Grundfläche und zutr Höhe hat. Deieſer Schluß Ad fo weit auch CD in Vernleichung ’engern Schenfel AB anaenommen wird, ımd man - d, daß fehr weniges Waſſer in AB einen fehr gro⸗ * c in CD nad oben zu ausüben kann.

et auch wach eben diefen Schluͤſſen der obere Theil d ef ber commimnicirenden Nöhre (Fin. 52.), die mit Wafler gefült it, «einen Druck nad oben, der it dem. Drude einer *—— welche ef zur 'und eb ober fc zur Hoͤhe hat. F uch der all von jedem andern unregelmaͤßig Sefäfe. 8 fen. ( Fig. 53.) ABCdck ein ſolches im * eoten Durchfchnitte, und es fen big A mit dt t und ganz vetichlofien. Der Theil cd-des Ge⸗ wird einen Druf nach oben erleiden, der dem Ber der Waflerfäule gleich ift, die cd zur Grundflähe i b zum bat; denn wenn cd offen wäre, und 'fbed dardiber ftünde , fo wuͤrde in derfelben das in Dis be Neben, wenn es in A fo hoch ftünde, und cd würde dadurd fo ſtark gern ft werden, als ——8 ame wuͤrde, folglich auch eben ſo muß einen Druck nach oben zu rleide ee * * einer ——— bie ke zur nd e un oder gf zur Hobe hat. Ends Aich ‚ir Brum Wand Ak leidet ei Drud nah oben, u ur: iſt dem Gewichte einer Maflerfäule, die lık zur che und $ kl zur Höhe hat.

2 ——— ſich auch 1)⸗ä —— hydroftaticus (Elem. phyf. matlıe- “2. Exp. 5 d. 729, Mufchenbroek introd. me pbilof, —* R F 1283.)

2)

2124 1I. Thell. 5. Hauptſtuͤck.

2) wolfs anato Per Heber (Nuͤtzliche Verſuche Th. 1.

Kap. 3. $. 58 j

6. 318. Es leider wohl feinen Zweifel, daf der Druck einer tropfbaren Tlüffigfeit gegen den Boden zunehmen müffe, wenn die Höhe derfelben in einem Gefäße zunimmt; . und eben fo ift aud) Flar, daß, wenn die Grundfläche des Gefaͤßes vergrößert wird, bey derfelbigen Höhe um fo mehr Waſſer in das Ges faͤß geht, als die Vergrößerung der Grundflaͤche be: trägt, folglich der Druck gegen den Boden ebenfalls auch zunimmt, tie die Grundfläche. Aus beydem folgt alſo: daß der fenkrechte Druct der tropfbaren flüfjigen Koͤrper in einem zulammengefesten Ders haͤltniſſe ihrer ſenkrechten Hoͤhen und Grundflaͤ⸗

chen ſey.

4. 319. Auch in einem unregelmaͤßig gebildeten Gefäße druͤckt eine tropfbare Fluͤſſigkeit gegen den Bo- den fo ſtark, als das Gewicht einer fenfrechten ABaf- ſerſaͤule druͤcken würde, die den Boden zur Grund: fläche und die perpendiculäre Höhe der Fluͤſſigkeit im Gefäße zur Höhe hätte. | |

Wenn das Gefaͤß ABCdcgk (Fig. 43.) mit Wafler bis A ger fällt it, fo leidet F Boden BC einen Drud, der dem Gewichte einer Waflerfäule gleib if, die BC zur Gruud⸗

äbe und AB oder bC zur Höhe hat. Der heil deffels en Cm zum Beyſpiele, leidet einen Drud, als wenn eine Waſſerſaͤule fbmC über ihm ftünde. Denn cd wird nad oben au fo ſtark gedruͤckt, als das Gewicht der. Waſſer⸗ fäule fbed beträgt, wie aus dem vorigen f. 317. befannt if. Da aber der Theil der Wand ed fet genug angemoms men wird, um diefem aufwärts gerichteren Drudfe vollig u widerfichen, fo .muß er auf das uuter ihm befindliche RW eben fo ſtark zurüdwirfen, und zu dem Drude der Waſſerſaͤnle edmC gegen mC zu muf'alfo noch ein Drud kommen, der dem Widerftande von der Wand cd, oder dem Drude einer Waflerfäule gleich ift, die ed zur Grund⸗ flaͤche und db zur Höhe hatz folglich muß mC überhaupt ernen

Phaͤnomene ſchwerer liquider Körper. 213

einen Druck erleiden, ter dem Gewichte der Waflerfünle fbed + edmC aleih it. ©o ſaͤßt es fib nun weiter für jeden andern Theil des Bodens BC beweiſen. ze

Man darf aber hieraus micht erivarten, daß bag mit Haflr annz gefüllte Gefaͤß ABCdezk auf die Waaaſchaale acient, fie fo ſtark drüden werde , ats ob eine Waſſerſaͤule darın wäre, die BC zur Hruntflähe und AB oder bC jur Höhe härte, ‚Denn wenn gleich Das Waſſer gegen den Boden des Hefaͤßes eben fo ſtark ſenkrecht Drift, fo druͤckt ed doch auch iugleich nah oben au, gegem cds kz,' und kA fenfreht; daber geht von der gefammeen bewenenden Kraft des Gefaͤßes nah unten zu fo viel ab, als die enitgegengelsgte nach oben zu beträgt. ya |

$. 320. Der Drud des Waffers anf den Bo— den eines Gefaͤßes richtet ſich alſo nicht nach der Waſ⸗ ſermenge im Gefaͤße, ſondern bloß nach der fenfrech- ten Höhe des Waffers über dem Boden und ber Grundfläche deſſelben; und jeder Theil des Bodens leidet den Druck einer Wafferfäufe, Deren Grund— flaͤche diefer Theil und deren Höhe die fenfrechte Tiefe diefes Theis unter Der Oberfläche des Waſſers ıft.

$. 321. Wenn man in ein Gefäß, das mit Waſſer gefüllt und oben offen iſt, zur Seite mehrere Heine Deffnungen uber einander macht, fo fpringt das Waſſer mit mehr oder weniger Gewalt zur Seite heraus, und zwar um defto ftarfer, je näher bie Oeffnung nad) dem Boden zu legt, der je höher die darüber ſtehende Waſſerſaͤule iſt. 2

$. 322. Mir muͤſſen aus dieſem Verſuche ſchlie⸗ fen, daß der Druck des Waſſers fich nicht allein un⸗ terwoärts nad) dem Boden des Gefaͤßes zu aufere, fondern auch) zur Seite anf die Wände des Gefaͤßes; und dag diefer Drud abnehme, wie die Höhe des Woſſers abnimmt. Jever Punct der Zeitenfläche ne eines

216 1. Theil. 5. Hauprlüd. P

eines mit Waſſer gefuͤllten Gefäßes leidet einen Druck, der gleich ift dem Gewichte einer. Wafferfäule, deren Grundfläche dieſem Puncte und deren Höhe der Entfernung dieſes Punctes der Seitenmand. in loth- rechter Linie won der Dberfläche: des Waſſers gleich ft: ‚oder jeder ‚Theil der Seitenwand leidet einen Dtuck, wie eine ihm gleiche Fläche, wenn diefe in Derfelben Tiefe Horizontal gehalten würde; nur muß biefer Theil Elein genug genommen werden.

Es fen ein cubiſches Gefaͤß ABCD 34 ,) mit MWaffer big AC gefüllt, fo kann man ſich dieſes Waffer in lauter aleich hobe, mit dem horizontalen Boden BRD parallel laufende, Schichten getheut vorftelen Die bober liegenden Schich— ten preſſen auf die-unterm mit einer Kraft, die der Guns

. . meibrer Gewichte glei it. So hat die Schicht abed das

Gewicht der Schicht ACab zu trauen; die Schicht cdef bat das Gewicht der Schicht abed, uber auch zugleich dadur das Gewicht der Schicht ACab zu tragen; m. f.f, Ei nun klar, daß 4. B. die Waflerichicht cdef von den darüber liegenden Schichten eben fo gepreßt wird, als ob ein fefter ſchwerer Körper von dem Gewichte der Waflerfäule ACcd darüber läge und allenthalben gleichförmig anf die Fläche ed drückte. Da das Wafler fo große Verfchiebbarkeit ‚feiner Theile bat, und der Boden des Gefähes widerſtehend auges nommen wird, fo. muß fi feine Preiiuna, die es von oben - her erleidet, mach den &eitemwänten fortpflangen. Da - num der Druck don obem ber zunimmf, je niedriger die Schichten genen den Boden zu liegen, fo maß aud dieſer Geitendrud des Waflers zunehmen. Wenn ih km ine communicirende Röhre kmpq angefekt wäre, und das Stud km der Seitenwand wäre weggensınmen, fo würde bie Röhre bis-an die Horizomtallläbe AC.auch. mit Waſſer ans 5* ſeyn müffen , damit daſſelbe dem in AC uber Im das leichgewicht hielte. Würde nun das Grid km der Ser tenwand wieder eingefeßt, fo würde es von dem umacbens den Wafler unftreitia einen Drir erleiden, der dem Drude einer Waiferfäule gleich wäre, die km zur Grundfläche nnd die Hoͤhe von der Mitte ziwifchen k und m bis C hätte, Denn da k höher lieat, ale m, fo muh km entweder um endlich Fein, oder es muf die Mitte zivifchen k und m ale der umterfte Punct der Höhe genommen werden.

$. 323. Diefer Drud des Waſſers auf die Sei: tenflächen eines Gefaͤßes nimmt von oben in arithme-

tiicher

Phänomene ſchwerer Tiquider Körper. 217

tiſhher Progrefiion zu. Sit ein eubifches Gefäß mie

Waſſer ganz erfüllt, fo beträgt der Drud des Waf-

ers gegen eine ganze Seitenflähe des Gefaͤßes halb

fo viel, als gegen den Boden; und gegen alle vier

Flächen noch einmal fo viel als gegen den Boden.

Es fen Das cubifche Gefaͤß ACBND (Fig. 54.) mit Waffer ange⸗ füllt, fo it der Drud geoen den Boden gleich dein Drude einer Waflerfäule, die BD zur Örundflähe und BA zur Höhe bat G. 320.)3 der Druck geaen die Seitenwand AB aber iſt gleich gem Drude einer Wailerfäule, die AR zur

—— und 3 AB zur Hoͤhe hat (j. 322. Anm.): folg⸗

Kb iR diefer Druck gegen AB halb fo groß, als gegeu BD.

4. 324. Auf dieſen Seitendruck der tropfbaren Füffigfeiten und Die Zunahme deſſelben, fo mie die Tiefe gegen den Boben ju zunimmt, gründen fich eben; die im €. 32T. engefäßtte‘ Erfahrung und an⸗ dere Phänomene:

1) Segnero hydrauliſche Maſchine, die durch den Seitendruck des Waſſersi in Bewegung ge⸗ ſetzt wird. |

5% In eine oben offene Glasroͤhre, an deren un: tere Oeffnung eine mit einer Sluffigfeit gefuͤllte Dlafe gebunden it, ſteigt dieſe Fluͤſſigkeit in die

‚Höhe, wenn die Blaſe und Roͤhre in Waſſer

getaucht werden, und ſteigt deſto hoher je tie⸗

fer ſie getaucht werden. 3) Eine leere verſtopfte, duͤnne, gläferne Flaſche, mit platten Seitenflaͤchen, zerbricht durch ben

Seitendruf des Waſſers, wenn man fie ie Bi

in daſſelbe taucht. 6. 325. Aus allen bisher Saͤtzen folgt Ba) daß eine tropfbare Flüffigfeit unterhalb ihrer

218° 1 Theil. 5. Haupiſtuͤck. ihrer Oberfläche nach allen andglichen Richtungen druͤ⸗ de, nach oben ($. 317.), nach unten ($. 318.) und zur Seite ($. 322.).

$. 326: Wenn eine Fluͤſſigkeit ſchwereret Art auf eine andere Slüffigfeit leichterer Art, (mit der fie fih nicht chemifch verbindet, oder von der fie niche aufgeloͤſ't wird,) gegoffen-wird, fo ift, der Erfahrung zu Folge, fein Ziveifel, daß fie die untere nicht aus ih— rer Stelle verdrängen wird, oder daß dieſe, ehe alles in Ruhe gefommen if, ‚nicht. in den obern Theil des Gefäßes von der fchwerern- hinaufgedruͤckt wuͤrde. ‚Allein wenn man eine ſchwerere fluͤſſige Materie, auf eine andere leichtere ſo gießen koͤnnte, daß beyder Oberflaͤchen vollfommen waagerecht bfieben, - fo. if Fein Grund :vorhanden, warum bie ſchwerere nad) unten zu gehen ſollte. Denn fie würde in allen Punc⸗ ten gleich ftarf drücken, umd die untere leichtere Fluͤſ⸗ figßeit fünnte alfo in feinem Puncte nad) oben zu aus⸗ weichen, und auch nicht nad) den uͤbtigen Seiten zu wegen des Gefaͤßes.

. 327. Wenn man aber. den ſchwerern fluͤſſi⸗ gen Körper zu dem. leichteren ſchuͤttet, ſo kann dies nie in der Art geichehen, daß die Oberflächen horizontal bleiben, und wegen des ftärkern Drucks ber ſchwe⸗ rern Säulen der ſchwerern Fluͤſſigkeit muß der leich⸗ tere zur Seite empor gehoben werden und fich über den fchwerern ergiefien, und es fommt nicht eher Mu: he und Gleichgewicht der Theile, bis der leichtere nach oben ju ſteht und jede Sliftigfein eine u. Fläche en bat.

$. 328.

' Phänomene ſchwerer liquider Körper. <arg

$..328. So fteigen alſo leichtere Fluͤſſigkeiten durch ſchwerere, (von denen fie nicht, ‚oder nicht gleich aufgelöf’r werden, ) in die Höhe, und ftellen fich end- (ich nad) ihrem verfchiedenien-eigenthümlichen Gewichte fo über einander, daß jede eine horizontale Oberflä-

che bat.

Beyſpiele: an der fo aenannten KElchtenrarwelt aus Queckſiſber, der Auflojung, des Gemähsatlahı im MWafler, Weinneift and Sreinchl; an dem Paifevin, oder der fheinbaren Ders wandlung des Waſſers in Wein. -

6. 329. Wenn zuſammenhaͤngende Röhren mit Stüffigfeiten von verfchiedener Art und verfchiedenem eigenthimlichen Gewichte ängefüllt werden, fo wird die ſchwetere Säule, die bey gleichen Raumesinhalte mehr Gewicht hat, ſtaͤrker druͤcken, als die andere. Wenn fie aber im Gleichgewichte gegen einander ſeyn follen, fo muͤſſen ihre Gewichte gleich groß ſeyn. Es wird affo die Hüffige Materie leichterer Art fo biel- mal höher ſtehen, als bie won ſchwererer Art, fo viele mal die feßtere die erftere an fpecififhem Gewichte übertrifft; oder: Der fenkrechte Druck der Fluͤſſig⸗ Feiten von verfchiedenem eigenehümlichen Gewich⸗ te gegen einander ift im Vechaͤltniſſe ihrer fpecifs fchen Gewichte, und fie fteben in zuſammenhaͤngen⸗ den Röhren im Gleichgewichte, wenn ihre Hoͤhen ſich umgekehrt wie ihre fpecififchen Gewichte ver: balten.

en zufanmenhängenben Röhren mit

$. 330. Eben dies erfolgt, wenn auch die Roͤh⸗ sen nicht gleich weit find. Man fann aljo leicht

| die

220 . I. Theil. 3. Hauptftück,

die Höhen: zweyer flüffigen Körper von verfchiedenem eigenthämlichen Gewichte, die fie in -zufammenbän- genden Möhren haben, beftlimmen, wenn man nur das Verhaͤltniß ihrer eigenthümlichen Gewichte weiß; und fo fann man auch aus der Höhe einer Slüffigfeit gegen das Waſſer den Unterfchien des eigenthämli- ‚hen Gewichts oder der Dichtigfeit zwifchen benden finden. Wegen des verfchiedenen Eohärirens der Fluͤſſigkeiten mit ven Gefäßen iſt indeflen diefe Be: -fimmungsart nicht'genau und fcharf genug. 4. 331. Ein fefter Körper fchwererer Art ſinkt ‚in winem flhffigen feichterer Art unter. Denn wir -Fönnen uns vorftellen, daß die Flüſſigkeit aus lauter ‚neben einander befindlichen Waſſerſaͤulen befiche, die dann im Gleichgewichte gegen einander find, wenn ihre Dberflächen in einerfen Horizontalebene liegen. Wird nun ein ſchwerer feſter Körper darauf gelegt, fo nimmt natürlicher Weiſe ver Druck der unter ihm befindlichen Wafferfäufe durch fein eigenes Gewicht zu, und die Wafferfäulen zur Seite müffen in die Höhe fteigen, um das Gleichgewicht hervorzubringen, und fie müfjen höher fteigen, als die Horizontalebene in ber Oberfläche des feften ſchweren Körpers beträgt, (nad) $.329.). Da aber der Drud des Waſſers auch feitwärts Statt findet, fo fließen diefe Höher geftieges nen Waſſerſaͤulen zur Seite über den tiefer liegenden - feften Körper ber: dadurch wird das Gleichgewicht na⸗ tuͤrlicher Weiſe immer wieder aufgehoben, und der fefte jchwerere Körper finfe bis auf den Boden des Ge: faßes hinab, und dann feßt fich erft das Waſſer ins Gleich⸗

Phänomene ſchwerer liquider Körper. Zar.

Gleichgewicht oder nimmt eine horizontale Oberflä

he an. Wie die Kreife anf der Wafferfläche von einem bineimgeworfer nen Steine entſtehen. 1.

$. 332. Wenn der ſchierere feſte Körner i in den

leichtern fluͤſſigen eingefaucht wird, fo finft-er darin niche mit feiner ganzen Kraft der Schwere; Denn an dem: Orte, worein er jeßt eingetaucht ift, war vor⸗ ber jo viel Waffer, als in: den Raum des feften Kor: " pers’geht, und dag ganze Gewicht diefes Waſſers wurde von der übrigen Flüffigkeit getragen ($. 310.). Es wird alfo auch durch den Gegendruck der Fluffig- keit von dem abſoluten Gewichte oder von der Groͤße des Druckes des ſchwerern feſten Koͤrpers ſo viel auf⸗ gehoben und gewiſſer Maßen vernichtet, als das abſo⸗ lute Gewicht oder die Größe bes Drudes eines eben. fo großen Wafferffumpens beträgt, und er ſinkt da⸗ Der nicht mit feiner ganzen Kraft oder feinem ganzen Gewichte, fondern nur mit dem Theile, welcher übrig bleibe, wenn man von ſeinem abfoluren Gewichte das abfolırte Gewicht: eines eben. fo großen: Waſſerklum— pens abzieht. Diefen übrig bleibenden Theil feines. Drudes nennt man fein reſpectiwes BEN (Pon- dus refpectivum)..

Som Sage der Alten: Liquid non gravitant- in propriis °

ocis.

Barum ein Fimer vol Waffer, den man aus einem Brunnen ' zieht , ſich leicht heben läßt, wenn er noc unter dem Wafler ift, und erſt dann Ye volliges Gewicht zeigt, wenn er aus fer dem Wafler ift

$. 333. Ein fefter Rörper ſchwererer Arc ſinkt

daher in einem fläflgen leichteree Art mit feinem reſpec⸗

222 I. Theil. 5. Hauptſtuͤck.

refpeetiven Gewichte. ($. 332.) zu Boden, und verliert, wenn er darein verſenkt wird, ſo viel von feinem abfoluten Gewichte, als der flüffige Koͤrper wiegt, der feinen Raum crfüllen würde, und Den ec aus der Stelle treibt, "

Beſtaͤtigung durch Verſuche: Ein metallener Würfel, der an eis nem Perdehaare au: einer Waage hänat, voird im Waſſer gewogen, und .er Braucht fo viel weniger ‚Gegengewicht, als vorher in der Luft, um im Gleichgewichte erhalten zu werden , als dag Waſſer wiegt, welches mit dem Mürfel von gleihem Umfange,iit, oder weldes. in einen Eimer geht, worein der Würfel genau paßt. |

$. 334- Schwere feſte Körner von g’eihem Vo: lum verlieren in einerlen leichterm fluͤſſigen Körper gleiche Summen von ıhrem abfoluten Gemichte, ihr eigenthümliches Gericht ınag verfchieden oder einerfen fenn. Ihr refpeetives Gewicht, welches übrig bleibt, ift aber frenfich nad) Verhäftnif ihrer eigenthümlichen Gewichte verfchieden. Ä Ä

Beſtaͤtigung duch Verſuche mit einem zinnernen und einem blevernen Würfel, deren jeder einen rbein!. Decimal⸗Cubik⸗ zoll groß ift und die gleich viel in einerien Flätftafeit verlies ren, aber ungleiches refpectives Gewicht übrig bebalten, mıt dem fie zu finfen ftreben.

$. 335. Ben fchweren feften Körpern von un: gleichem Raumesinhalte und einerlen abfolutem Ge: wichte verliert der größere Körper mehr, als der Flei> nere; oder, welches einerley ift, der, welcher Das größere eigenthämliche Gewicht bat, verlicst weniger, als der, welcher das geringere befißt.

Beftätigung durch Verſuche mit einer elfenbeinernen Kugel amd einer Blenfuael, die beyde gleich viel wiegen, aber ume gleich viel beym Waſſerwaͤgen verlieren. Die größere elfens beinerne Kugel verliert rhehr, als die Pleinere Blevfugel.

$. 336. Einerley fefter Körper verliert in leich- tern Slüfligfeiten von verſchiedenem eigenthumlichen Ä Gewichte

Phänomene ſchwerer liquider Körper. 223

Gewichte ungleich viel von feinem abfoluten Gewich⸗ te; im den dichtern oder fchwerern mehr, als in den dünnern oder leichtern, Die Gemwichtöverlufte ver⸗ halten ſich wie die ie —“ der bag figfeiten.

Verſuche mit Salzfoole, Wafler, Wein, Weinaeift, u. worin einerley feſter Körper. ungleich viel verliert.

Anwendung hiervon anf Seiff gkeiten einerley Art, die eine verfchicdene. Wärme babe J |

6. 339° eberhaupt verhalten fich die Gewichts: verlufte fefter!Körper in Fluͤſſigkeiten, worein fie.fic) eintauchen, wie die Producte aus ihrem Volum mit dem eigenthuͤmlichen Gewichte der Flüffigkeit. |

5. 338. Ein feſter Körper, welcher mit einer Stüffigfeit gleiches eigenthämliches Gewicht har, muß im derfelben nothwendig fein ganzes Gewicht vers: fieren, und fein refpectives Gewicht ($. 332.) wird. alſo = o ſeyn. Er wird alfo, in die Slüffigfeit vers fenft, weder finfen noch fteigen, fondern ruhis ſchweben.

Verſuche mit einem Eye, das in reinem Waſſer ſinkt, in Eat foole ſchwimmt, in der Vermiſchung von beyden nach ei⸗ nem richtigen Verhaͤltniſſe aber ſchwebt.

4. 339. Die fluͤſſige Materie, worein ein Koͤrper gehaͤngt wird, nimmt in ihrem Drucke nach unten nm fo viel zu, als der feſte Körper davon ver: fiert, oder als die fluͤſſige Materie wiegt, die in den Raum geht, welchen der Körper einnimmt.

Verſuch: Ein metallener MWuͤrfel von der Größe eines Eubiks zolles wird an einem Faden bängend in MWafler aebalteny das in einem Zrinfalafe auf einer Waaafhante fiebt und an der Wange ind Gleichgewicht aeiept war, - Das Mleichs gewicht wird geſtoͤrt, und das Waſſer druͤckt nuu die Waag⸗ ſchaale genau um ſo viel ſtarker/ als es druͤcken wirde,

wenn

224 L.Lheil. 3. Haupiſtͤck.

wenn noch ein Cubitzol Waſſer hucranie Der Faden bat nur noch das reſpeetive Gewicht: des Wuͤrfels zu tragen,

$. 340: Das Gewicht, welches der ſchwere fefte Körper im Waſſer verliert ($. 332.), geht alfo nicht verforen, fondern wird vom Waſſer gewonnen. Es: iſt nämlich jegt eben fo gut, als ob noch fo viel Waſ⸗ fer hinzufäme, als in das Volum des feften Körpers geht; und die Höhe der Slüffigfeit nimmt um fo viel in. dem Gefäße zu, als fie zunehmen würde, wenn eben fo viel Waſſer dem Naume nad) hinzufäme Mit der Zunahme der Höhe bey gleicher Grundfläche des Fluͤſſigkeit wächft aber auch der Drud gegen den Boden. | | .$..341. Ein fefter Körper leichterer Art wiegt weniger, als die flüffige Materie ſchwererer Art, vie, mit ihm gleichen Raum erfülle ($. 211.). Es iſt daher fehlechterdings unmöglich , daß er darin unters, finfen ſollte, weil der Klumpen der fluͤſſigen Matekie, den er aus der Stelle treiben müßte, ftärker druͤckt, als er ſelbſt, und er muß alfo darauf ſchwimmen. Wird ce der leichtere fefte Körper auf, die Oberfläche der flüffigen Materie gelegt, fo muß er ſich Darein fo tief eintsuchen, bie die Menge der von ihm verdraͤng⸗ cen Stüffigkeie ihm am Gewichte gleicy if. Denn wenn man ihn auf die Flüffigfeit ſetzt, fo druͤckt er

doch vermöge feines eigenen Gewichts auf die unter:

ihm ftehende Säule der Sluffigfeit, und das Gewicht diefer Säule wird Dadurch vermehrt; fie fenft fih al- fo fo tief ein, big fie die Höhe hat, daf fie mit Dem darauf liegenden feften Körper das Gleichgewicht mit

den

Phänomene ſchwerer liquider Körper. 225 den benachbarten Säulen der Fluͤſſigkeit hält. : Wer

ſieht alfo nicht, daß der feſte Körper eintauchen mürfe, und! zwar fo tief, ‚bis das aus der Stelle getriebenen

Waſſer eben fo viel wiegt, "als der ganze Körper ?

$. 342. Der.eingetauchte Theil des ſchwimmen— den Körpers verhält fi zum Ganzen mie bag ei: genthämliche Gewicht des ſchwimmenden Körpers iu dem der Slufligfeit. oe

$. 343. Wenn zwey ſchwimmende Körper |

- gleichem oder verfchiedenem eigenthuͤmlichen Gewichte

einerlen abſolutes Gewicht haben, fo werden fie fich bende gleich tief in einerlen Fluͤſſigkeit eintauchen. _ Diefer Sag folgt unmittelbar aus. 341. |

$. 344: Ein feſter Körper von groͤßerm eigen⸗

thuͤmlichen Gewichte muß ſich bey dieſem Schwim⸗

men in einerley Fluͤſſigkeit tiefer eintauchen, als ein anderer leichterer. Die Groͤßen der eingetauchten Thei⸗ le werden ſich verhalten wie die eigenthuͤmlichen Ge— wichte der feſten Korper, wenn dieſe gleiche Volu— mina haben. Ferner einerley feſter Körper muß ſich deſto tiefer eintauchen; je leichter Die Fluͤſſigkeit if, worin er ſchwimmt, und die eingetauchten Theile muͤſ⸗

fen ſich umgefehre verhalten wie die eigenthuͤmlichen

Gewichte der Fluͤſſigkeit. Ä

Befätiguna durch Verfuche mit aleichen Waͤrkeln yon verſchie⸗

denen Holzarten, die alle ſpeeifiſch leichter find, als Mafs fer , aber von verichiedenem fpec fifhen Gewichte, die fich in sen Waller. ungleih tier beym Schwimmen eins tauchen. .

Berfuce mit einem und bemfelben Mürfel von Holz, der fich in Weingeift tiefer eintaucht, als in Waſſer, in dieſes tiefer als in Salzſoole. I

Ver⸗

*

1. Theil. 5. Haupiſtuͤck.

Verſuche mit hohlen Glaskugeln, die mit Bley beſchwert ſind und in Salzſoole ſchwimmen, aber in Waſſer ſinken, oder ın Waſſer fchtwimmen, und In Salzſoole finfen. '

Anwendung davon auf das Schwimmen eines Schiffes in ſuͤßen Waſſer uud im Seewaſſer.

$. 345. Man kann aus dieſem Grunde die ei— genthüumlichen Gewichte verfchiedener Hüuffiger Körper, (freylich nicht mit der größten Genauigkeit,) gegen. ein= ander vergleichen, wenn man einerley feichtern feſten Körper von einer bequemen Geſtalt darin fchwimmen - läßt, und ven Unterſchied der Tiefe bemerkt, um wels che er fich eintaucht. Wie fic) verhalten die Umfärrge des eingetauchten Theils, fo verhalten fich die eigen—

thümlichen Gewichte der Sluffigfeiten umgekehrt.

$. 346. Wenn das abfolute Gewicht eines be: flimmten cubifchen Inhalts, 3. B. eines Eubifzolies, Eubiffußes, u. dergl., der Fluͤſſigkeit, und der cubiſche Inhalt des eingetauchten Theils des ſchwimmenden Körpers befannt iſt; fo läßt fi) das abfolute Gewicht des ganzen ſchwimmenden Körpers daraus beftimmen. Es iſt nämlich das abfolute Gewicht des ſchwimmenden Körpers (P) gleich der Größe des eingetauchten Theis fes (I) mir dem abfoluten Gewichte (R) des ber fiimmten cubifchen Inhalts der Fluͤſſigkeit multi plicirt. |

Es it alffoPp = IR,

Es ſey z. B. die Größe des eingetauchten Theiles des in Was fer ſchwimmenden Körpers 1o Eubifzoll (parif.), und das Gewicht eınes Eubifzjolles Wafler 368,17 Gr. (paril.), fo ift das abfolute Gewicht des f[diwınnmenden Körpers 36811 Br. Der ganze Sag ıft eine natürliche Folge von f. 341.

6. 347. Wenn ferner 'das abſolute Gewicht. eie ne3 beitimmten cubilchen Inhalts der Stüffigfeit und das

f

Phänomene ſchwerer liquider Körper, 227

das abfolute Gewicht des ſchwimmenden Körpers ‘be:

fannt it, ſo laͤßt fich die Größe des eingetauchten

Theils des letztern finden. Diefe ift nämlich gleich dem

abjoluten Gewichte des ſchwimmenden Körpers, Durch

das abfolure Gewicht des beftimmten cubifchen In— halts der Fluͤſſigkeit dividirt. | Der ditIe nn.

Es ſey das Gewicht eined Schiffes mit der Ladung, oder die Laſt mebrerer verbundener Pontons, 1000 Centner ( parif. )+ To ift das Bolum Wafler, das dadurch beym Schwimmen ayß der Stelle gedrängt wird, oder, weiches einerlen ift, das Volum, um welches ſich der fchwimmende Körper eins taucht, fo aroß als das Volum, welches 1000 Centner

Wafler einnehmen. Wenn nun ı Cubikfuß (pariſ.) Wafs fer 70 Dfund (parif ) wiegt, fo ift die Große des einges

tauchten Theils = = = 1571,428 Eubiffuß,

$. 348. Wenn ein fefter Körper auf einer Fluͤſ⸗ figfeit ſchwimmen fell, fo ift gerade nicht nörhig, daß alle ſeine Theile ein geringeres eigenthümliches Ge: wicht haben, als die Slüffigfeit; fondern es ift nur nöthig, daß die Materie in,dem ganzen Volum des Körpers nicht fo viel wiegt, als ein gleich großes Vo— lum der Slüffigfeit. Es fönnen daher fehr wohl khmerere fefte Körper in feichtern Sfüffigfeiten zum Schwimmen gebracht werden, menn fie mit andern ungfeichartigen verbunden werden, die fpecififch leich— ter find, als die Fläfligfeit, in dem Maafe, daß das Volum diefer Verbindung nicht fo viel wiegt, als ein eben fo großes Bolum, das mit der Slüffigfeir ers füllt ift. 2 "Hierauf berubet das Schwimmen beladener Schiffe, der Menr fhen auf Blafen, auf Shwimmgürteln, Binfen, u. beral.; der Mebanısmus dee Auffteinens und Niederfinfens der

Fiſche im Waſſer; die Art, Schiffe in feichte Häfen zu bus | 5 92 Firen;

-

28 LZheil 5. Hate

xiren das Emporfommen der Leichname Ertrunfener ; Schwimmen metallener und galäferner Kugeln, der Bo teillen , der Pontons, m. dergl.

Die Carteſianiſchen Teufelchen, |

Bon diefem bisher erwähnten Schwimmen der feften Körper auf fpecifiich fchıiverern Fläffinferten, dem Innazare fläi- do, oder dein franzöfifchen Flotter, ıft das Natare und Na- ger, oder das Schwimmen, wie der Menihen und Thiere auf Wafler, durch Hulfe eigener Bewegungen, zu unterfcbeis den. Dieſe lektere Art des Schwimmens beruht auf rem Widerſtande, welchen die Therle der Fluͤſſigkeit bep ihrem Vers rucken aus der Stelle entgegen feßen; wumd fo fchioimmen die Dögelın der fpecifiic leichtern Luft, dadurch, dag fie mit ihren Fluͤgeln die kufttheilchen ſchneller fhlagen, als dieſe auszuweichen im Stande find. Fben darauf beruht der Mes chanismus des Schwimmens der Menſchen und. vierfüfiigen Thiere im Waller. Da die letztern leichter fchwimmen; als Menfchen » hat vorzüglich in der Stellung ihres Kopfes und dem Ligamento nuchae feinen Grund, wodurch fie nicht gendtbigt werden, einen Theil ihrer Muscularfraft dabin zu verwenden, wohin ihn der Menfch verwenden muß, nämlıh den Kopf aus dem MWafler bey der horizontalen Lage des Körpers hervorragend zu machen. Uebrigens laͤht fich leicht beweiien, daß der flärffte Mann in rrınen Armen nicht die Muskelkraft befige, die nötbig wäre, um Zlügel von der binreihenden Geſchwindigkeit zu ſchwingen, um damit im der Duft Negen zu fünnen.

Der Körper der Menſchen it gewöhnlich Fpecifiich ſchwe⸗ rer , als Waſſer. Nach Muſchenbroek (introd.. ad philof. nat. T. 1. f. 1399.) if fein eigenthuͤmliches Bewicht ger zen das des Waflers wie 1,111 zu 1,000; oder ein gleiches Bolum Waſſer wiegt % weniger, als der Körper des Mens er. Beym Mechanismus des Schwimmens num bat der

enſch nicht fein games abfolutes Gewicht im Wafler ems porzubalten, fondern nur. ſein refpectives Gewicht, oder dieſen Heberfchuß feines abfoluren Gewichts ber das abfos Iute Gewicht eines fo. großen Waflervolums, als er auf der Stelle dringt, addirt zu dem Gewichte des Theils vom ihm, der noch beroorragt.

Da fih beym Hineintreten ins Waſſer die Lage des Gchwerpumcts des Körpers nach oben in den Theil des Körs pers erhebt, der noch bervorragt, jo wird dadurch die Ger fahr des Umfchlagens im Wafler gar fehr nermebrt, wenn man nur bie an den Leib oder bie an die Bruſt im Waſſer

eht. Auf diefen Umftand müßte beym Baden in der That ehr Rüdficht genommen werden ; uud Per fonen, die nicht fhwimmen fönnen, müßten fib nur an feichten Stellen ſitzend oder liegend baden. Man lefe bierüber einen Aufs

- faß des Hrn. Hofr. Ebell im Neuen hannoveriſchen Maga⸗ zın 1792. Gt. 82.

Bepvipieie von Menſchen, die meift eben fo fchwer, als Wafler,

und meiſt noch leichter, ale dgffelbe waren, febe man bey

n (in den Philufoph. Transast, Vol, L, ©, 30.).

as

%

Phanomene ſchwerer liquider Koͤrber. 2d

Das Bepſoiel yon Paolo Moccia, ber war 300. nenpolis tanifhe Pfund wor, aber doh Huch 30 Pf. leichter war, als ein eben fo arofes Volum Wafler, erıäblt Rarftch en der geſammten Mathematik. ‚Kbeil 11, Hy droftatif $. 31.)

6. 349. Die Kräfte, mit welchen gleich große

feſte Körper von ſchwererer Art in einer fpecifiich leich- tern Fluͤſſigkeit zu Boden finfen, verhalten fich wie ihre reipectiven Gewichte ($. 334.); und die Kräfte, mit welchen verfchiedene fpecifiich leichtere fefte Körz per von gleichem Umfange in einer fpecififch ſchwerern

Stüffigfeit emporſteigen, verhalten ſich wie die Diffe-⸗

renzen bes Gewichts der feſten Körper und der fluͤſſi— gen Materie, die aus der Stelle getrieben wird. Das Auffteigen und das Miederſinken geſchieht mit gleich- förmig beſchleunigter Geſchwindigkeit.

$. 350. Die ſchoͤnſte Anwendung finden die bie: her vorgetragerren Säße von dem Drucke ber tropf: bar: fluͤſſigen Körper auf fefte in fie eingefauchte ($. 332. ff.) an dem darauf ſich gründenden Verfah⸗

ren, das eigenthümliche Gewicht fefter und flüffiger -

Körper unter einander zu vergleihen. Das vorzuͤg⸗ lichſte Werkzeug hierzu ift die bydroftatifche Wange, die fich eigentlich von einer gewöhnlichen Waage nur durch ihre größere Empfindlichfeit auszeichner, fonft aber zu der Abficht, feſte oder flüffige Körper damit in flüffiger Materie abzumägen, eine eigenthuͤmliche bequemere Einrichtung haben muß.

$. 351. Zur Vergleichung des eigenthuͤmlichen Gewichts mehrerer Körper unter einander muß man das eigenthuͤmliche Gewicht irgend eines Koͤrpers zur

\ Ein

—ñ

230 1. 3heil 5. Hauptſtͤck.

Einheit annehmen. Man mählt dazu am bequem: ſten reines deftillirtes Negen oder Schneewaffer, def fen Temperatur man aber nothwendig, ſo wie der an: dern zu unterfuchenden Körper, beftimmen muß, meil fi) Die Dichtigfeit der Körper, wie im Folgenden mei ter dargethan werden wird, nad) der verfchiedenen

Temperatur fehr verändert.

Noͤthige Erinnerungen wegen des Aufhaͤngens der feften Körs per an die bydrofiatiihe Waage. Man wahlt dazu Pier debaar , deſſen eigenthuͤmliches Gewicht von dem des Wals fers nicht fehr derſchieden ıf.

$. 352. Um das Verhälmif des eigenthuͤmli⸗ hen Gewichts verfchiedener fluͤſiger Aödrper gegen reines Waffer zu finden, bringe man einen feften Körs per, (einen folchen, der von den Slüffigfeiten nicht ans gegriffen oder aufgeldf’t wird, am beften eine maffive Ölasfugel,.) erft an der hydroftatifchen Waage han: gend ins genauefte Gleichgewicht, verfenft ihn dann in das Waffer, merkt genau den Verluft, welchen er an feinem abfoluten Gewichte erleidet, trocknet ihn dann wieder gehörig ab, und befiimmt mit glei— her Sorgfalt ven Verluſt, welchen er in den andern zu unferfuchenden Fluͤſſigkeiten erleidet. Das Gewicht, das ein und eben derjelbe fefte Kärper in einer jeden andern flüffigen Materie verliert, durch das dividirt, das er im Waſſer verliert, giebt das eigenthumliche Ge: wicht der flüffigen Diaterie gegen das zur Einheit ange— nommene eigenthümliche Gewicht des reinen Waſſers.

Man findet nämlich durch diefes Verfahren das abfolure Gewicht ber verfchredenen Fluͤſſigkeiten und des reinen Waflers, bev gleihem Volum , nämlich ben dem Volum des eingetauds ten feften Körpers; oder der Verluſt deileiben an feinem abfoluten Gewichte in den Fluͤſſigkeiten iſt das Gewicht dies fer Fluͤſſigkeiten bey feinem Volum (f. 333.). Die fpecifis fhen Gewichte diefer Flüffigkeiten verhalten ſich a Se

- title

Phänomene fehrwerer liquider Körper. 231

diefe.abfoluten Gewichte, oder wie der Verluſt des feften Körpers in denſelben.

$. 353. So fann man auch dadurch) finden, wie groß das abfolute Gewicht eines gewiſſen gegebenen Volums einer Slüffigfeit fen, mern man einen ſchwe— ren feſten Körper von diefem gegebenen Volum in der Flüffigfeit abmiegt. und den Werluft deffelben darın merft. ‘Denn der fefte Körper verliert fo viel von fei- nem abſoluten Gewichte, als die Slüffigfeit wiegt, bie mit ihm einerley Raum erfüllt ($. 33 3.).

Nach wiederhohlten Verſuchen, die ich mit dem ſel. Hrn. Hofr. Rarften angeſtellt babe, wiegt ein rheinlaͤndiſcher Decımals cubifzolf reines deſtillirtes Wafler bey 65 Braden Fahrenh. so2!% Gran cölln. nder 4923! Gran im Medicinalgewicte: ein rheinl. Lubiffuß Waſſer von der genannten Tempera—

; tur wiegt alfo im coͤlln. Gewichte $026874 Gran, oder 65 Diund, 14 8, 20.753 Gr.; im-deutfhen Medicinalgewichs . te aber, (das Pfund zu 16 Unzen,) 64 Pfund, ı Unze, 3: Drahmen, 2 Scrupel, 95 Gran. (Raritens Anleitung zur semeinnügf. Kenntniß der Natur $. 42.) |

Die Angaben verfchiedener Naturforfcher ber das Gewicht eis ned gegebenen Volums des reinen Waſſers von einer bes flimmten Temperatur find abweihend. Ein Hanpterfors derniß hierbey iſt, daß der Cubus, defien man fich dazır bedient, auf das genanefte gearbeitet fen; denn aefeht, daß man fih dazu eines Würfels von ı oder 2 Decimalcubifs- zollen bedient , fo wird ein geringer "Fehler bey der Beſtim⸗ mung des Gewichts des Cubikfußes Wafler durch denfelben, 1000 oder soe mal wiederhohlt fhon groß ausfallen müffen. fulofs (Grondbeginzelen der Wynroey en Peilkunde. Leiden 1764. 8.) der nah van Swindens Zeuanifle hierauf ſehr große Sorgfalt, verwandte, und fih auch eines groͤßern,

- mit vorzüglicher Genauigkeit gearbeiteten, Wuͤrfels bediens te, fand das Gewicht eines rhein!. Eubiffußes Regenwaſſer von 64° Fabrenh., 62 Pfund, 9 Unzen, 5 Drachm., 36 Gr.. im Troygewichte. Dies auf cölnifches Gewicht reducirt, weicht von der Rarftenfchen Angabe nur um weniges ab, Ein zweyter Umftand ift hierbey die Genauigkeit und Kichs tigkeit der Gewichte, deren man fih bedient.

Herr Schmidt Cphuf. » mathematifche Abhandl. B. I. ©. 98.) bat die Beftimmungen mehrerer Beobachter auf gleiche Maabe und Gewichte reducirt, und darnad wiegt ein _ parijer | 3

\ Duodes

332° I Theil. 5. Hauptſtuͤck. | Duoderimals Eubiffug

cubifzoll - Brunnenwaſſer Br nab Wolf 371,85 Br. 69,724 Pf. (parif) Negenwafer nr . nach Rarften 36811 9 69015 nach Wiufchenbroef 37579 9 7046 nacb 's Graveſande 377133 9 70748 $ nach Eiſenſchmidt 369,6 ⸗— 69,300 9 . nab KRirmwan 375,5 ⸗— 7a 9 nab Briſſon, Lavoiſier 373,33 ⸗— 70,000 nach Schmidt 370,27 ⸗— 69426 $

$. 354. Um das eigenthümliche Gewicht ſchwe⸗ rer feſter Zörper gegen das Waſſer zu vergleichen, fo bringe man den Körper zuerft in der fuft ins Gleich⸗ gewicht, und beftimme dann genau den Verluft, den er ins Waſſer verfenft leidet. ein abfolutes Ge⸗ wicht, durch das dividirt, das er im Waſſer verliert, . giebt das Verhältnif feines eigenthuͤmlichen Gewichts gegen das zur Einheit angenommene des Waſſers.

6. 355. Körper, welche ſich im Waſſer aufloͤ⸗ fen laſſen, wiegt man entweder im ſtaͤrkſten Weingei— ſte oder in Terpentinoͤhle ab, auf eben die Art, wie im Waſſer. Weiß man nun das Verhoͤltniß des ei— genthuͤmlichen Gewichts dieſer Fluͤſſigkeiten gegen das eigenthuͤmliche Gewicht des Waſſers, (das man nach 4. 352. ſuchen kann,) .fo kann man auch leicht das eigenthuͤmliche Gewicht des feſten Körpers gegen das zur Einheit angenommene des Waſſers durch Red; numg-finden. y

$. 356. Um fleine Stüde oder ein grobes Pul- ver von einem Körper, deſſen eigenthümliches Ges wicht größer ift, als das des Aaffers, in Nücficht des Verhoͤltniſſes dieſer eigenthuͤmlichen Gewichte zu unter⸗

Phänomene ſchwerer liquider Körper. 233

unterfuchen, fo Fann man fo verfahren: Man bringe eine Heine gläferne Flaſche, -Die recht troden ift, an der hydroſtatiſchen Waage ins Gleichgewicht, thue den feften Stoff hinein, merfe fein abfolutes Gewicht, fülle das Gefäß mit-deftillirtem Waſſer voll, bemerke das Gewicht von beyvden zufammen, ziehe von der Summe das Gewicht der feften Maffe ab; der Reſt giebt das Gewicht des Waſſers an. Man leere die glaͤerne Flaſche ans, reinige fie, fülle fie wieder mit deftillirtem Waller eben fo Hoch an Als vorher, und beflimme das Gewicht des Waſſers. Dieſes Ge- wicht des Waflers von dem Gewichte des Waſſers ben der erften Operation abgezogen, giebt im Reſte - das Gewicht des Waſſers an, das vorher mit dem feiten Körper einerlen Raum einnahm. Das abſolu⸗ te Gericht des feften Körpers, durch das dividirt, Das ein eben fo großer Waflerflumpen wiegt, giebt das Verhaͤltniß des eigenthümlichen Gewichts des fe- fien Körpers gegen das zur Einheit angenommene des _ Waſſers. Oder man beftimme erſt den Verfuft eines gläfernen Eimers im Aßafler, wiege darauf den feften Körper darin ab, merfe fein abfolutes Gericht, verfenfe den Eimer ins Wafler, merfe feinen Verluſt, und ziehe hiervon den Verluſt des Gewichts des Ei⸗ mers ab, ſo giebt der Reſt den Verluſt des feſten Koͤr⸗ pers allein an; und alſo, nad) dem Vorhergehenden, leicht das Verhaͤltniß ſeines eigenthuͤmlichen Gewichts gegen das Waſſer.

Auf diefe Weite laͤßt ſich auch dat eigenthümliche nn. des Quecdfilbers finden.

$. 357.

234 L. Theil. 5 Hauptſtuͤck.

—. 357. Aus dem, was ein feſter Körper von feinem abfoluten Gewichte in einer Aüffigen Materie . verliert, Fann man auch fehr leicht die Größe des fer fien Körpers im Cubikmaaße finden, wenn man das abſolute Gewicht der Slüfligkeit, das in einem gege— benen Eubifmaafe enthalten ift, weiß. Wenn id) z3. B. weiß, was ein Cubikzoll reines Waſſer wiegt, fo ift der fefte Körper fo viel Eubifzoll groß, als das Gewicht eines Eubifzolles Waſſer in dem Verlufte fei- nes abfoluten Gewichts in dieſem Waſſer Bun ten ift.

6. 358. Um fefte Körper, wär: heeifiſch leich⸗ ter find, als Waſſer, ihrem eigenthuͤmlichen Gewich— te nach gegen das Waſſer zu vergleichen, ſo kann man einen ſpecifiſch ſchwerern damit verbinden, den Ver— luſt beyder im Waſſer bemerken, und den Verluſt des ſchwerern allein hernach von dem Verluſte des Ganzen zuſammen abziehen, ſo wird der Reſt angeben, wie viel das Waſſer wiegt, das mit dem leichtern einer: fey Raum erfüllt. Das abfolute Gewicht. des leich- tern, durch das Gewicht diefes gleich großen Volums vom Waſſer dividirt, giebt alsdann das Verhäftniß des eigenthümlichen Gewichts des Teichtern feiten. Körpers gegen das. zur Einheit ARgeROnEnIEINE des Waſſers.

. 359. Wenn der Koͤrper —— mit einander verbundenen Materien von ungleichem eigen⸗ thuͤmlichen Gewichte beſteht, fo erfährt man durch das Wafferwägen nur das mittlere fpecifiiche Ge: wicht, oder dasjenige, welchessaus der gleichförmigen

Der:

Phänomene ſchwerer liquider Körper. 235

Vertheilung der aggregirten Stoffe in dem Inbegriffe des Körpers entfpringen würde. So kann auch ein Körper feinem ganzen Volum nad) ein geringeres eis genthümlihes Gewicht haben, als Wafler, und in feinen eigentlichen Theilen doc) ein größeres, mie es z. D. bey Holz, Holzfohlen, wegen der $uft, -die fie eingefchloffen enthalten , der Fall ft |

$. 360. Eine andere Methode, die ſpecifiſchen Gewichte tropfbar- flüffigee Dinge zur beſtimmen, giebt der Gebrauch der hydroſtatiſchen Senkwaagen oder Areometer (Areometra, Hygrometra), bie man auch für befondere Fälle Salzwaagen, Bierwaa⸗ gen, Branntweinwagen, u. f. w. nennt. Man hat , Davon zweyerley Gattungen: mit beftändigem und mit verdnderlichem Gewichte. Sene nennt man aud) Areometer mie Scalen.

6. 361. Areometer mit unveränderlihem Ges wichte ( $. 360.) beftehen aus einer Röhre CD (Fig. 127. Taf. XIII.), die unten mit einem hohlen Gefäße AJB zufammenhängt, worin fo viel Gewicht oder beſſer Duecfilber fich befindet, daß das Werkzeug fit) in der einen oder der andern Art von liquiden Flüͤſſigkeiten bis auf eine gewiſſe Tiefe fenfe. Das ganze Gewicht diefer Senfwaage darf nicht fo groß ſeyn, als das Gewicht eines eben fo großen Raumes⸗ inhaltes der feichteften unter den tropfbar » flüffigen Materien, deren eigenthumliches Gewicht dadurch noch erforfcht werden foll, damit fie darın nicht ganz unterfinfe, Der Hals der Senkwaage wird in Grade

CH,

230 1. Theil. 5. Hauptfück..

CH, HN, NP, PO abgetheilt; die beym Schwim⸗ men bes Areometers in den zu pruͤfenden Fluͤſſigkeiten darein eingetauchten Theile, z. B. BC und BH, vers balten ſich umgefehrt wie die eigenthiumlichen Ger wichte diefer Fluͤſſigkeiten ($. 344.), auf. welchen Satz fich der Gebrauch diefer Senkwaagen gründet,

6. 362. Um vermittelft diefer Areometer ($. 361.) die Berhäftniffe der eigenthämlichen Gewichte der Flüſſigkeiten genau zu beftimmen, ift es nöthig: daß der Hals des Werfzjeuges vollfommen cnlindrifch fen; daß es völlig fenfrecht in den Fluͤſſigkeiten ſchwimme; daß das Gavicht des Areometers bekannt fen; und endlich, daß die Abtheilungen oder Grade CH, HN, NP, PQ am Halfe defjelben befannte Theile dieſes Gewichts find. Am bequemften ift es, wenn die Senfwaage die Einrichtung hat, daß fie anzeigt, ' tie wielmal das. fpecifiiche Gewicht des reinen Waſ— fers im fpecifiichen Gewichte der zu prüfenden fuͤſſi— gen Materie enthalten iſt. Die hierzu erforderliche Eintheilung der Nöhre muß durc) Verſuche und Rech— nung gefundeh merden. Damit die Areometer defto empfindlicher find und die Fleinften Unterſchiede der eigenthümlichen Gewichte der Fluͤſſigkeiten anzeigen, ſo muß der Hals derfelben in Vergleichung mit dem

untern Gefäße fehr dünn ſeyn.

Tiller, in den Mdmoires de l’ academie roy. des feienceh vom

Ä J. 1768. ©. 450; Le Roy, ebendat. vom J. 1770. ©. 438. De Luc, in den philo/oph. Transacı. Vol LXVIIIl.

©. 500, und ım ‚fourn, de T. XVIII. S 480.

van Swinden politiones phyficae, T. H. P. I. ©, 47. ff. Rarſtens Anfangsar. der marhem, Wülenfhaften H g 2

®. 198 $. 363.

Phänomene ſchwerer liquider Körper. 237

$. 363. Der leßtern Bedingung wegen müßte eine. Senkwaage mit einer fehr langen Roͤhre verſehen fenn, menn fie zur Beſtimmung des Unterfchiedes det eigenthuͤmlichen Gerichte aller der Fluͤſſigkeiten dienen follte, deren eigenchümliches Gewicht roifchen ein ' Paar Grenzen fällt, deren Verhältnif gegen einan- :P der wien zu 2 oder nur zu zTift, womit mehr als Eine " Unbeguemlühfeit verbunden feyn würde, zumal wenn die Abrheilungen an der Möhre das eigenrhümliche Gewicht der Fluͤſſigkeiten nad) allen zwifchen diefe - Grenzen ‘fallenden Stufen bis auf Taufendtheilchen vom Gewichte einer eben fo großen Menge reinen MWaflers anzeigen follten. Deshalb ift es nöthig, mehrere dergleichen. Senkwaagen zu haben, wovon der Gebrauch einer jeden für folche Fluͤſſigkeiten einge: fchränft ift, deren eigenchümliches. Gewicht zwifchen ein. Paar engere Grenzen fällt, "deren Berhältnif etwa nur mie 1 zu 1,100 if: Die Senfwaagen müf: fen übrigens aus folchen Materien verfertigt fenn, die von den Slüffigfeiten, zu ‚deren Prüfung fie be: ſtimmt find, nicht angegriffen werden; am heften find fie von Glas. Uebrigens ift ben dem Gebrauche aller Senfwaagen zu bemetfen: daß fie ganz rein find; daß man genau die Stelle, bis an welche fie fich ein: tauchen, beobachte; und dann, daf die zu pruͤfende

Fluͤſſigkeit eine beſtimmte Temperatur habe. $. 364. Sonſt richtet man die Abtheilungen der Scale diefer Areometer mit unveränderlichem Gerichte auch fo ein, daß fie, "wie 5. B. Die Branntweinwaa⸗ gen oder nn bey einer Mifchung bon Slüfe fig:

238 J. Theil. 5. Hauptſtuͤck.

ſigkeiten gleich angeben, wie viel fie von der einen oder der andern Slüffigfeit enthalte; oder, ‘wie z. B. die Soolwaagen oder Zalsfpindein, bey Auflöfungen, "wie groß der Gehalt des aufgeldf’ten Körpers in der Auflöfung fey, Auf diefe Weiſe wird aber der Ge: brauch des Areometers fehr eingefchränft.

Beſſer iſt es daher, bey gemiſchten Flüffiafeiten die fir die& perfchtedenen Miſchungsverhaͤltniſſe gehbrigen fpecıfiichen Gewichte durch genaue Verſuche zu beſtimmen und im Zabellen zu bringen, um fo im erforderlichen Falle aus

dem ergentbimlichen Gewichte der Fluͤſſigkeit das corres fpondirende Miſchungsverhaltniß zur erfahren. Wir haben dergleichen ſchon für Salzjauflüfaungen und Mifcbunaen von Alcobol und Waffer, und fo bedarf es dann Feiner

beiondern Soolwaagen ud Branutwernwaagen. Ich werde folhe Tabellen in ver Folge mittheilen.

Schmidt, in Grens neuem Journ. d. Phyf. B. I. ©. 117. ff.

$. 365. Weil überhaupt aber die Verfertigung der Areometer mit Scalen, wenn fie die eigenthuͤm— lichen Gewichte von Slüffigkeiten genau anzeigen, und überhaupt die nad) $: 362. erforderlichen Kigenichaf: ten haben follen, mit fehr großen Schwierigteiren verfnüpft if; fo kann man nicht anftehen, der zwey— ten Art der Genfwaagen ($. 360.), ben Areomte: tern mic veranderlichem Gewichte, die man auch Fahrenheitiſche Areometer nennt, den Vorzug ein- zuräumen.. Das Einfache in ihrer Conftruction macht fie eben fo empfehlenswerth, als die Allgemein: beit ihres Gebrauchs. Cie lafjen ſich auch) fo einrich: ten, daß fie ohne Rechnung gleich die eigenthuͤmlichen Gerichte der Dadurch zu prüfenden Fluͤſſigkeiten im Verhäleniffe zum Waffer angeben. Von diefer Art ift das von Hrn. Schmidt befchriebene und von Hrn, Ciarcy verfertigte Areometer, das mir Recht den Namen

Wanomene ſchwerer liquider Koͤrper. 239 Namen eines allgemeinen Areometers verdient. A(Fig. 128. Taf. XIII.) iſt ein hohles birnfoͤrmiges Gefaͤß von Glas in feiner natuͤrlichen Größe, welches nf mi eines maſſiven Glasſtaͤngelchens, die Gchaale B- trägt, unten aber durch einen etwas fuͤrkecn maſſiven Glasſtiel D mit einem kleinern um— gihehrten birnfoͤrmigen Gefäße C verbunden ift. Die— fs untere_Gefaß wird durch eine bey C angebrachte anfänglich offene Spitze mit Quedfilber gefüllt, daß das ganze Werkzeug 700 befannte Gewichtstheile, (halbe Gtane des cöllnifchen Marfgewichts ,) wiegt, und es find ned) genau 300 Gemwichtstheile oben in die Schüffel zu legen, wenn fid) das Werfzeug in Regen: oder deftillirtes Waſſer (ben 15° R.) bis an die mit einem Zeichen verfehene. Stelle E des Halſes einſenken ſoll. Es wiegt folglich das Volumen des Waſſers, das es dann aus der Stelle drängt, 1000 Gewichtstheile. Wenn man nun bey der Pruͤ⸗ fung jeder andern Slüffigfeit ducch die Veränderung des Auflegegemwichts in der Schaale es dahin bringt, daß es ſich darein bey eben der Temperatur eben fo tief bis E einfenfe, fo giebt das aus der Schaale her: ausgenommene oder hinzugelegte Gewicht den Um: tetſchied zwiſchen dem fpecifiichen Gewichte der Fluͤſ— ſigkeit und des Waſſers von gleicher Temperatur an, Serner drüfe die Summe der Auflegegewichte und des Gewichts des Areometers jedesmal das fpecifiiche Gericht der Stüffigfeit aus, wenn das fpecifiiche Ge: wicht des Waflers = 1000 gefeßt if. Wenn z. B. nur 132 Gewichtstheile in die Schaale zu legen nöthig wären,

20: 1, Shell 5. Haupiſtück. F

waͤren, damit die Senkwaage ſich bie E in bie zu prüfende Slüffigfeit eintauche, ſo märe das eigen: thümliche Gewicht derfelben zu dem deg Waſſers wie 700 + 132:1000, daß ift, wie 0,732 : 1,000. Weil die größte Menge der Auflegegemichte, nicht gut, über soo Gewichtstheile gehen darf, damit der Schwerpunct des fo belafteren Werkzeuges nicht zu Hoch zu ftehen fomme; fo wird noch ein zweytes nad), ‚ganz Ähnlichen Grundfägen verfertigt, das 1200 Ge⸗ teichtstheile, und mit den größten Auflegegewichten . über 2000 Gewichtstheile wiegt, um auch). für die ſchwerſten Flüffigfeiten zu dienen.

"Befchreibung eines fehr bequem eingerichteten allgemeinen Aräometers, von Herrn.G. G. Schmidt ; in Grens Jour-

‘“ nal der Phyfik., B. VII. S. 186. ff. wilke, in den ſchwed. Abhandl. 3. XXXII. ©. 279. ff.

6. 366; Die Areometer mit veränderlichem Ge: wichte laffen fic) auch zur Beftimmung des eigenthäm- lichen, Gewichts fefter Körper einrichten. Hierher ge- hört das Nicholſonſche Areometer, das: dazu- fehr bequem eingerichtet ift, und auch den Vortheil ‚bat, daß dadurch jedesmal mehrere Stüde eines‘ feften Körpers gewogen werden fönnen , die einzeln zu Flein ſeyn würden, um mit Genauigfeit ihr fpeciftiches Gewicht zu beflimmen. Fig. 129. (Taf. XIII.) zeigt das Inftrument, das aus weißem Bleche verfertigt werden fann. Es ift fo eingerichtet, daf es im Waſ—⸗ fer vertical fhwimme, und dabey noch ein Theil Des Körpers OT hervorrage. Unten ift ein fegelfürmiger Eimer E befeftigt, im welhem, um den Schwer: punct herabzubringen, ein paffendes conifches Stuͤck

Bley

Phänomene ſchwerer liquider Körper. 241

- Bley liegt. Es find alfo Auflegegewichte auf- die Schaale F nöthig, damit es fi) bis an das Zeichen b

- des dünnen Drahfes, der die Schaale F trägt, eins fenfe. Dieſe Gewichte merft man eine für allemal, Wenn man nun einen feften Körper, (deſſen Gewicht aber jene nicht übertreffen darf,) unterfuchen will, fo legt man ihn auf die Mitte der Teeven Schaale F deg im Waſſer ſchwimmenden Inſtruments, und nod) fo viel Gewichte zu, daß die Senfwaage ſich bis b eins tauche. Die zuzulegenden Gewichte abgescgen von den vorigen, ein= für allemal beftimmten, Auflegege- mwichten giebt im Nefte, mas ber fefte Körper in der $uft wiegt. - Man legt hierauf den Körper in den Eimer E, und läßt das Werkzeug wiederum im Waſ— fer ſchwimmen. Weil num der Körper im Waſſer von feinem Gewichte verliert, fo wird man zu den Gewichten in der Schaafe noch hinzulegen müffen, damit das Areometer fi wiederum bis b eintauche, Dieſe zujufeßenden Gewichte werden anzeigen, ‚wie viel der fefte Körper im Waſſer verliert; und das ab; fofute Gewicht deffelben in der fuft, dividirt durch) dies fen Berluft im Waſſer, wird folglich angeben, wie groß fein eigentiyumliches Gewicht gegen das zur Eins beit angenommene des Waſſers fey.

Befchreibung eines fehr bequemen Inftruments zur Beftim- mung des [pecihfchen Gewichts der Mineralien, vom Hrn. Hauy, in Grens Journ. d. Phyf. B. V. ©. 502. fl.

$. 367. Das Abwaͤgen der Flüfjigfeiten in einem Gefäße, das genau bis zu einerley Höhe damit gefüllt wird, giebt noch eine Merhode zur Beftimmung des Q eigen⸗

‚242 I. Sheil. 5. Hauptftüc.

eigenthuͤmlichen Gewichts derfelben, meil ſich dieſes verhält, wie die abfoluten Gewichte ben gleichem Vo— um. Indeſſen gewährt diefe Methede doc) Feine große Genauigfeit und ift leicht Jrrthuͤmern unter⸗ worfen.

$. 368. Folgende Tabelle giebt bas eigenthums fiche Gewicht mehrerer Materien gegen das zur Eins heit angenommene des reinen Waſſers an:

ı) Meralle.

Platin, geſchmiedet - 21,061 (Sidingen) geſchmolzen 19,500 (Briſſon)

geſchmiedet - 20,336 —— - zu Draht gezogen - 21,041 - - in u - - 22,069 Gold, (muſchenbrock) gegoſſen 19258 (Sriſfon) gehaͤmmert 0. 19,361 Silber, - 0.04 a (muſchenbroek) gegoſſen - - 10,474 (Sriſſon) gehaͤmmert - = 10,510 - Kupfer, gegoflen .. Ak - . zu Draht gezogen - 8,87 japanifhes, gegoffen - 17:6 (Mufcpenbroef ) geſchmiedet - 9,000 Eiſen, Roheiſen W dpi Seiſon) GStangmeiien - - 97,78 ſawed. 6— Gr muſchenbroer > Stahl - 7,833 (Brilon) gefömiche, nicht gehärtet - 7,840 und gehärtet 7,810

sinn, von Cornwall, ne 7,291 gehoaͤmmert 71299

von Malacca gegoien 7,296

7,331 (muſchenbroek)

gehaͤmmert 7,306 (Briſſon)

von Dancad - - 7,216 (Miufchenbroef) Bley, gegoſſen - - 13 53 (Brilon)

Bley,

Phänomene ſchwerer Tiquider Körper. 243

11,445 (Muſchenbroek) 7,190 (Briſſon) - 7,215 (Muſchenbroek) 9,822 (Briſſon) 9,670 ( Bergmann) 7,822 (Brilon) 7,700 ( Bergmann) 6,702 (Briſſon) 6,860 ( Beramann) 6,852 (Muſchenbroek)

Bley, gegofien - Zink, gegoſſen -

Goslarfher BR, gegofien

Ketalt, gegoflen -

Cpieholanı z gegoflen

Xrfenit .. 8,308 (Bergmann)

Nickel, gegofien - 9,000 R

Maanefium - 6,850

Quedfilber - 13,550 ( maſchenbrock) - - 14, 110 *

13,568 ( Briffon) der Mittelzahf aller

Verſuche von Muſchenbroek 13,674 n 2) Erden und Steine Kreide . - “0... 2,315 | Birwan) 2 ———

Dichter Kalkſtiiein—

bis . (Rinwan) Körniger Kalkftein - ‚ze

is

Sarrarifher Marmor - - os CBeiffon) Darifcher 2,837 Islaͤndiſcher Kalkſpath - ..23715. - - Ditteripatb - - - . - 2,480 (Birwan) Mergelerde - - = = 1,600

bis 2,400 —W Verhaͤrteter Mergel 2300

bis 2,700 - - Bitumindfer Mergelfhiefeer - 2, 361

bis 2,442: - . Schieferipath - . - 2,647 A Braunfpath 2000 3,837 (Brifjon) Dolomit .’. 2,850

bis 2,862 (Birwan) GSyps, dichter “00.00. 1,872

: bis 2,288 - -

2,300 =

faferiger 2 Gyps,

244 Gyps, blaͤttrige·—

Fraueneis

Flußſpah Apatit Tungſtein -

Witherit | Shmerfpan, dichter . blaͤttriger - faſeriger— bologneſer - Leberſteen - Meerſchau Venetianiſcher aa = Speditein . Zopfftein, von "Eomo : ſchweizeriſcher - von Dauphiné ſchwedlſcher

Serpentin, von Zoͤblitz - Asbeſt, von Zoblitz Amiant Bergkork ...0.

Asbeftartiger. Strahiftein Bemeiner >

Glasartiger Neppeit Bitterſtein

Baikalith - Boracit —— J

Toͤpferthun - -

% k 6

a a

©, La

bis

1. Sheil. 3. Hauptftüc. .

2,274 2,310 (Kirwan)

2,311 . . 3,155.

3,191 (Briſſon) 2,824

3,218 (Birwan) 6,066 ( Brifion).

4,338 (Birwan) 4,300

4,499 -

4,300 4,800 4,440 4440 2,666

0,336 (Groß)

2,780 (Muſchenbroek)

3,727 ( Briffon)

3,872 (Rirwan)

3,023 (Sauffüre)

2,768 (Briſſon)

2,853 (Rirwan) 2,5 2; cmuſchendroek ) 0,680 0,993 (Briſſon) 2,584 ( Birwan) 2,806 3,356 - - 2,950 |

3,493 . - 2,966 (Briſſon) 3,041 (Sauffüre) 3,320

3,380 (Hoͤpfner) 2,200 (Kowig) 2,565 (Wefteumb )

1,800 2,000 (Kirwan) Schiefer

Phänomene ſchwerer liquider Körper. 245

Schieferthon Wetzſchieſer · Steinmarf, verhaͤrtetes Bol, armeniſcher Zeichenſchiefer Gründe - -

Lepidolith

Kyanit Slimmer, rufiſhe ſchwarzer

Micarell Hornblende baſaltiſche labradoriſche

Hornblendeſchiefer - Made - = .

Trapp =. im Soft - »- = Thonſchiefer

Sergerpflall - - Quarz >

Amt - - Smaragd - Beryll, Reicifcher -.

Braftantiiper Praſer

Orientaliſcher Rubin Orientaliſcher Topas Orientaliſcher an Su -

*

.- ei u

Er ne Ge Eu ze 1

2,600 2 ‚680 (Birwan) ° 2,876 3,131 (Briſſon) 2,815 ( Birwan)

2,727 (Muſchenbroek) 3,186 (Briffon)

2,637 (Birwan )

2,816 A

3,517 (Saufföre) 2,791 ( Briffon) 2,938 ." - -

2,980 Birom) 3,410 . 3,333 . » 3,3590 3,434 - ·· 2,909

3,153 2,535

2,893 ..@ 2,780

3,022.

- 2,864 ( Briſſon) 3,000 ( Bergmann) 2,670

2,880 (Birwan)

2,653 (Beiffon)

2,647

2,654 . 2,651 ( Kirwan) 2,775 Eriſſon) 2,721 ß 2,7282 - 2,580 - 4,283 4,010 3,994 3,760

31570 ( Blapesi,

u 8 a

246

Braſilianiſcher Topas Saͤchſiſcher Tepas , - Drientalifher Aquamarin Brafilianifcher Dapıiie Kyarinıh - - Keylonifcher Zirkon Böhmifcher Boanas Leucit Chryſoberyll -

Chryſolith · Olivin ei Dbjiiian - - .

Schoͤrlartiger Berpil .

Schwarzer Stangenfhört Braſilianiſcher Turmalin

Thumerſtein - = } Prenit Zeolith .. - . s

von Abdelfors - Sreuflen - -

Laſurſtein Ehryfopras - . Edler Opal - » Halbopal

Gemeiner Opal

Pechſtein - *

Hyalith Chalcedon - Carneol— Katzenauge -

Geuerften - . 0 -

Sornflin - +. -

IM Dr

bis

2,468

IJ. Theil. 5. Hauptſtuͤek.

3,536 (Sriſſon) 3,564 3,548 3,130 3,687 4,416 4,188

3,698 3, Ar (Birwen)

33

34 * * Werner) 2,960 3,225 (Kirwan)

- 2,348 (Briffon) - 3,530 (Klaproth)

3,363 (Briſſon)

3,130

3,155 3,295 (Riemen) 2,943 - - - 2,083

2,093 . Selten)

2,35

(Kirwan)

-»ı 2,896 2 -

2,479. 2,144 ( Blumenbach)

1,700

2,118 ( Kirwan) 1,958 2,075 (Klaproth)

2,049 2,319 Griſſon) 2,110 ( Rirwan)

2,664 ( Briffon) er - - 2,

560 2, = (Biewan)

2,58 cn (Briffon) 2,53 32 ) 2,653 (Birwan * Kieſel⸗

Phänomene ſchwerer liquider Koͤrper. 247

Kieſelſchiefer - Porphyrſchiefer Gemeiner Jaspis Aegyptiſcher Saspis Sinopel Porzellanjaspis Heliotrop Holzſtein

Elaſtiſcher Quarz Feldſpath

Mondflein - - Bimftein - Labradorftein -

Demantſpath

Strontionit .

Granit - - Porphyr - Sandſtein

Bergnaphtha Petroleum

Aephalt - -GSteinfohle. - Bernſtein

Brauntohle

1

/

‘bis

2,600 - -

2,559 0,914 (Briſſon)

2,596 2,641 (Kirwan)

2,512 -2,700 - - 2,580

2,700 2,564 (Beiffon) 2,691 . 2,330 (Ruwan) 2,620

2,700 - 2,045

2,675 E . 2,624. - -

2,437

2 ‚670

j 2,692 ( Rirwan) 3,710 (Blaprotb)

R 3,400 - 3,644 (Birwan)

2,538. 2,956 ( Briffon)

2,765 2,793 hu J 2,113 2,561 .

Erdhar ze.

0,708 Muſchenbroek )

0,854 *

1,203 1,744 j Io 5

1,270

SE dr -

1,06 I, die ( muſchenbrock) 1,019 \ 1,292 (Gren) 4)

248 I. Theil. 5. Hauptſtuͤck.

Ä 4) Schwefel. Natärliher Shmefl - - 3,033 ( Beiffon) Grangenfäwefe! .. - 1,800 (Muſchenbroek)

bis 1,990 ( Briffon ) 5) Bohlige Subftanzen des Mincı

ralreiche. Graphit - . - 1,860 (Muſchenbroek) Kohlenblende . W 1,468 (Groß) Diamant 22 *

3,5 His 3 2 54 ( Mufchenbrock )

69) metaukalke und Erze. Weiſſer Arſenik

| te 2,694 ————— ) Mother Arfenit - - - 3,223 Dperment “000 0. 3313 Selber Afnt. - -- 352 °- . Salmey W 2,560 is 4,409 . - Autia - - - - 4,615 . . Schwefelkies —44789

Kupferlie ·3360

GStaues Spießglanzerz - - 4,700, bis 4,858 Glas vom Spießglane - - 4,760

b von Io. Georgen, ftad 5,354 . Bisusber; natarlicher ——68 bis 7,710 2 Bu Fünftlicher * - 7,838 bis 9,002 - -

Bleyglaͤtte Pe” Bleyglanz - u 7 Molybdͤͤ - - Ar (Beiffon) zu

y) Künftlice Verglisfungen. Bouteillengfas, grünes - - „2,642 Deifen) Weißes Kryſtallglas - 2,893 * bis 2,488 j Eng»

Phänomene ſchwerer liquider Körper.

Engliſches Flintalas - 3,329 m Porzellän von Sees - - 2,145 . R von limoges - .. 2,341 . . von China - 2,384 . . 2) Salze. Bitrioloͤl

Rauchende Salpeterfäure

Kochſalzſaͤure Boraxſoͤure Arſenikſaͤure Roher Eſſig Deſtillirter Eſſig Roher Weinſtein

Aetzend er Satmiatgeift Zerfloffenes Meinfteinfalz

Vitriolifirter Weinftein Glauberſalz Salpeter NHombeidalfatpeter Reines Kochſalz - Steinſalz Digeſtivſalz Reiner fnblimeter Salm Borax Alaun F Bleyzucker— Enaliſcher Vltriol -

» ı 1 2 9 5

Zinteitriol 7 - Weißer Zucker

9) Spiritudfe

Schwefelnaphtha - Alcohol, (der reinfte) Burgunderwein .

Maderamein - Weißer Franzwein Frontignac .

*

iak

- - - - -

Slüffigkeiten.. 0,716 (Kowig)

0,791 e . 0,991 ( Briffon)

- - . - - -

- 1,869 - 2,143

- 1,420

- 31,900

1,877 1 1709 (Wufchenkroet )

1,583

1,194 (Brilon)

1,479 (Muſchenbroek) 3,391 (Bergmann) Sriſſon)

3 moſchenbrock)

1,900 =

... 0,890

0,897 ( Briffon? 1,550 —— )

2,298. 2,246 1,900

1,918 1,836 1,720 1,71% -

2,395 1,880

ik 1 2 2 a Tr ah

e— % % % J Ei 4 s

1,606

1,038 . . 1,020 ( Nfufchenbroef ) 1,008 v Mallaga⸗

250 J. Theil. 5. Hauptſtuͤck.

Mallagawein - 1,015 (Muſchenbroek)

Rother Tapwein - - - 1,018 - 5 Weißer .- - - - 1,039 R Pontac * - 0,993 - = Champagnermwein - - - 0,962 - ; Moſeler ee = 0,916 . a Rheinwein - . - 099 - a

10) Aetheriſche Oehle. gavendelöhl - 0,893 ( Briffon)

Meltendht - - - 1,034 ( Mufchenbroef ) Pommeranzendhfl - - 0,888 Zimmtoͤhl 15,035 ie” Saſſafrasoͤhl 1,094 Rosmarindhl er 0,934 - - Fencheloͤhhß 09997 Wacholderoͤhl— - 0,911 - . Krauſemuͤnzenoͤhl - - - 0,975 - - Terpentinoͤhl 0,792

11) Fette Oehle und thieriſche Fette.

Rindertalg - - - - - 0,955 ( Mufchenbroef) Kammeltalg - - - - 0,943 - - Schweinefhmal - 00. 070,954 - - Selbes Babe + - 70,960 i j Weißes Wachs - - - 0,966 Baumoͤhl— - + 0,913 - . kein - - - - . 0,932 . - Ruͤbſaamenoͤhl - + 0,853 - 5 Gacaobutter - - - - - 0,891 (Brandis) Süßes Mandeldhl - - - - 0,928 ( Mufchenbroef ) Butter * - + 0,942 (Briſſon) Wallrath 6— - 110,943 °- .* 12) Gummi’s, Harze, Gummihartze zc, Arabiihes Summi - - - 1,452 (Brifjon.) Traganth =, 1936 - . Weißes Pech - - _ 1,072 . - Sandarıc -, - - 1,092 . . Maftir - - - 1,074 - - Storar ı - 2 . - 1,109 5 - Eopal

Phänomene (ner lande Körper. 251 Eopal 0.0.

1,045 bis 1,139 ( Briffon ) Elemi . - - . 1,018 - Anime - - - 1,028 = - Labdanum - =... 1186 - . Suayac er . - _ 1,122 . e Salapendlar3 0 - -.. 1218 n - Drachenblut . - „1,204 = er Summilad * ... 1,139 - - TZacamabac - - en. ,1,046 . . Benzoe e - e - 1,092 5 e Caranna - . ..2 .212$ . - Ammoniafgummi - _ - „1,207 - - Kederagummi - . 2298 - - Galdangummi - - 2214 Sarcocella 1268 Opoponax - - - „1,622 . - Gummigutt - - . . „1231 . - Euphorbium - - - A - . Diidbanuım _- - - .: 2,173 - . Myrrhe - .1,360 - - Scammoneum . - „21,335 - - Stinkender Afand - . . „1,337 a - Bdellium 4 .

Federhazz7004533

Kampher— - _ 0,988

Aloe ·6— - _ 1,358 ie Dpium ..... . . - 1,336 * Indigo 07769

13) Einige thieriſche Subſtanzen.

Elfenbein = 1,825 (Muſchenbrock)

Wallroszahn - 1,933

Drientalifher Bezoar - - 1,530 | bis 1,640 - -

J Harnblaſenſtein - 3,664 bis 1,700 - Kryſtalliniſcher Gallenſtein - 0,803 (Sen) Rothe Eoraln - - 2,689 muſchenbroek)

Orien,

252 I. Theil. 3. Hauptflüd.

Drientalifhe Perlen 27750 ———— J Krebsaugen 021,890 Huͤnereyre 7 7 = 1,090 . .

14) Bolzarten,

Indianiſches Eedernhol) - - 1,315 (muſchenbroek) Burbaumbolz 0. 00. 1328 0.099 - Braſilienholz J 1,031 Ebenholz J = 1,209 R ö Fernambucholz . 1,014 a A Franzoſenholz —W - 1,333 - = Mahagonyholz - - - 1,063 R Griecholz = 00.0 = 1200 - = Altes Eihenhol - - - 1,666 eh Eichenholz vom Stamme - -- 0,929 u z Eichenholz von grünem - 0,870 ; R Rhodiſerholz u125 Weißes Sandethouu - 1041 * Rothes - 1,128 . m Campecheholz - - 0913 A Buͤchenholz - . -. 0853 e * Gelbes Sandetheig - = 0,809 . R ErlenbolE > +. 0.709800 R A Ahornholz - . - = 0,75$ r R Eidendpcy - - - - 0734 s N Arco —- - - 0793 . Pflaumenholz 040785 Haſelnholz— - 0,600 : 5 Birnenholz - . . » or66ı ; - Ulmenhelz - - - . 0,600 e 5 Lindendo - —- 00. 060 ., . Weidenhozzz064585 Wachdiderhzzzz6556 Saſſafras holz 060482 * Zannenholz . . - 0,550 r e Pappelnholz - 0,383 5 i Kortholz - 0,2409 * 15) | Phosphorus - . - 1,714 (Muſchenbroek) 16)

Holzkohle bie (BSielm)

17)

Phänomene fehwerer liquider Körper. 253

17)

Eis : . 0,916 (muſchenbrock) Reines Waſſer - 1,000 .

- Mufchenbroek ad philoſ. nat. T. II. 1417. Pifan- teur des corps par Mr. FR a Paris 1787. 4

Gen verfchiedenen Luftarten giebt Hr. Lavoifier folgende Beſtimmung: Ein parij Duodecimal⸗ Lubitzolt atmoinhärifche Luft wiegt s 046005 Graͤn Cfranı. I. Stickluft Or44444

Rebensluft s$ 0,50694 y brennbare Luft s 5 0103539 Luftſaͤure N) s 0168985 Salpeterluft ⸗05 4690 flüchtig s etafinifge Suft #* 0127488 Schwefelluft 5 s 1403820

$. 369. Man kann von diefer Tabelle allerley nüßliche Anwendungen machen. Denn außerdem, daß fich durch Vergleichung des gefundenen eigen: thuͤmlichen Gewichts einer gegebenen Subftanz mit dem in dem Berzeichniffe angegebenen auf die Reinheit oder Acchtheit derfelben in vielen Fällen fchließen läßt, kann man aud) dadurch das Gewicht des Eubifzolles oder des Eubiffufes der darin angegebenen Materien finden, wenn man bie Zahl, die ihr jpecififches Ge: wicht angiebt, mit dem Gewichte des Eubifzolles oder- Cubiffußes Waffer ($. 357.) multiplicirt. So z. B. wiegt ein Eubiffuß (pariſ.) Waſſer 69,015 Pf. (parif.); folglich wiegt ein (parif.) Cubikfuß Queckſil⸗ ber 13,674% 69,015 Pf. 943,711 Pf. (parif.), oder 989,682 Pf. (cölln. ) Gem.

1) —— gehoͤrt auch das fo genannte Archimedeiſche Pros lem. Rab Vitruvs 3 (de architectura Lib. 9.

Cap. 3.) hatte ſich der König Ziero zu Syraeus eine gols dene Krone machen laflen, und fam auf den Verdacht, dag ibm der Boldarbeiter dabey einen Theil Gold eutwen—

det und dagegen eben fo viel Silber dem Golde abe.

252

I. Shell. 5. Hauptſtuͤck

babe. Archimedes follte prüfen ob der Verdacht gegruͤn⸗ det ſey, und er habe durch Waſſerwaͤgen den Betrug ber fimmt, und das Verhältnis des Goldes zum Gilber in

der Krone angegeben. Archimedes Bicher repı Tav 10xau-

pevov bandeln nur now fhwimmenden Körpern, und ents balten nichts von jenem Probleme. Man bält daher au die Erzählung nah Vitruv für Fabel. Geſetzt aber, daf die Metalle bey ihrem wechfelieirigen Zuſammenſchmelzen ihre Woluming nicht änderten, fo würde ſich allerdings das Verhaͤltniß ıhrer abfolucen Gewichte in dem Gemiſche aus dem eigenthümlichen Gewichte deflelben erkennen laflen, wenn die eigentbumlicben Gewichte der einzelnen Metalle befannt find. Deun wenn die eigenthümlichen Gewichte der Metalle vor der Vermiſchung D, d, die Volumina V, v, die abfoluten Gewichte P, p beißen, fo it das eigens thümliche Gewicht nah der Vermiihung, oder A, =

udP:p=D(A4—d):4a(D-A)

Wenn nun die Krone des Ziero 20 Pf. ſchwer gewefen ift und benm Abwägen im Waſſer 14 Pf. werldren|bätte, fo wäre ihr _einenthiimliches Gewicht, pder Ar = 160 gegen das Waſſer gewefen. Das eigenthuͤmliche Gewicht des reinen Goldes, oder D, hätte = 19,64 ſeyn mürffen. Segen wir nun, daß der Zuſatz Silber gewefen wäre, fo wäre d = 10,55. Es war alfo nah obiger Formel das Gewicht des Goldes, oder P, zu dem Gewichte des Sils bers, oder p, im der Krone = 19.64 ( 160 10,55): 10155 (19164 16,00) = 107,038 1381402. Es beftanten alfe 145,440 Theile des gemiſchten Soldes auf 107,038 Thbei⸗ len feınem Golde und 38,402 Theilen Silber. Wenn wir nun nach der Regel de tri fo anfegen:

1451440 Pf. fchlechtes Bold enthalten 107,238 Pf. feines Gold, was 20 Pf.? fo erhalten wir 14,719 Pf. fein Gold, die mit 9281 Pf. Silber vermischt die 20 Pf. der Krone ausge— macht babeıt.

Da aber die Metalle bey ihrem Zufammenfhmeljen mehr oder weniger im einander greifen und micht mehr die Dichtigkeit behalten „\die fie der Berechnung zu Folge bas ben foltten ($. 184. ),_fo ſieht man leicht, daß jene Fors mel nicht die Verhaͤltniſſe der Quantitäten in ver Mifchung angeben fann, wenn man nicht weiß, wie ſich die Dichs tigkeit ändert. Auch läßt fie ſich nicht ben der Zuſammen⸗ fhmelzung von mehr als zwey Metallen anwenden,

2) Wenn man Bochſalz in Wafler auflöf’t, fo iſt der Maums,

welchen die Auflofung einnimmt, nicht mehr aleich » &umme der Räume des Kochſalzes und des Waſſers. Es find alfo einene Beobachtungen und darauf gegründete Rebuungen nötbig, um aus dem fpecifiiben Gemichte der Satifolution die Menge des Salzes zu finden, die in einem egebenen Gewichte der Salzſoole entbalten in, Lambert Hiftoire de l’acad. de Pruſſe 1762. T. XVII. ©. 27.f.)

bar eine folche Tabelle berechnet. Gewicht

Phänomene ſchwerer liquider Körper. 255°

Gewicht des Salzes Eigenthuͤml. Gewicht der Coole. o

1,000 10 1,007 20 1,014 30 1,021 49 1,027 5o 1,034 er 60 1,041 79 = 1,047 80 1,054 90 1,060 - 100 1,067 110 1,073 120 1,080 130 1,086 140° , 1,093 150 1,099 160 1,105 170 1,111 130 1,117 so 1,123 200 1,129 210 1,135 220 1,141 230 1,146 240 1,152 250 1,158 260 1,163 270 1,169 280 0 , 1,175 270 1,180 e 300 1,185 310 1,191 320 1,196 330 _— 1,208 336,8 1,2047

Geſetzt, die Soole ift in ihrem eigenthuͤml. Gewichte 1,175, So füllen 1175 Gr. derfelben fo viel Naum, als 1000 Gr. Wafler, und es find in biefen 1175 Br. 280 Gran Salz, oder das im ihr befindliche Salz beträat z5°2 ihres Gewichtes. Nah der Regel de tri fann man num leicht finden, wie viel Salz in einem Pfunde folder Goole fen; denn wenn 1175 Br. Goole ago Gr. Sal; entbalten, fo find in ı Pf. oder 7680 Br. Eoole 1830 Gr, Salz. |

3.)

256 3)

I. Theil. 5. Hauptftüd.

Wenn Alcohol und Wafler mit einander vermifcht werden, fo ift das eigeuthämliche Gewicht nad ber Vermiſchung nicht fo, als es der Berednung zu Folge nach ihrem refi ecs tiven eigenthuͤmlichen Gewichte feyn ſollte. Um alf’ aus dem eigenthümlichen Gewichte der Mifhung bar Berbälts nif beyder Ingredienzien zu erfahren; find vor äufige Vers fube und nähere Beftinnmungen nöthig. Herr Gılpın in England hat dergleiben Verſuche über die Aenderungen der Dichtigkeit des Alcohols und Waflers, wenn fie im nerfchiedenen Verhaͤltniſſen mit einander vermifchr werden, in zahlreiher Menge, und ‚mar für verfhiedene Grade von Wärme von 30 bis 30° $., angeftelit, und Tabellen entworfen, nad welchen man aus dem eigentdumiwen Gewichte des Oemiſches den Gehalt an Alcohol oder Mailer finden fann. ch habe eine ſolche Tabelle defielben für vie Zemperatur von 60° F. mitgetheilt (Verſuche über die Nenderung der Dichtiafeiten bey Werm:ichuna von Alee hol und Waſſer, von Herrn Gilpin; in Grens neuem Journ. der Phyf. B. U. ©. 365. fi.) Kerr Gilpin nımmt tarin das eigenthuͤmliche Beiwicht des Alcvbols 0,835 an. Indeſſen bat Herr Lowitz gereiatı daß Aleohol von diefen eigens thümlihen Gewichte felbit noch nicht waſſerfrey fen , und daß er durch die ftärffte Entwäflerung bis e,791 (bey 68° $.) berabgebracht werden fonne. Er-ielbit bat-darnah eine Tabelle der eigenthümlichen Gewichte fiir die Gemifche von folhem Alcobol und Wafler aus Verfuchen entworfen, die ich hier mittheile: .

Eigenthuͤml. Gewicht des Gemifches aus 0,791 100 Th. Alcohel © Th. Wafler. 0,794 99 9 u 0,797 98 4 29 0,800 97 9 .. 6 0,803 i 96 4 9 0,805 95 9 59 0,808: 94 69 o,81L 93 8 - 79 0,813 92.0 8 0,816 g9L 94 0,818 go 1048 0,821 DE Ze 11⸗ 0,823 88 + 123 0,826 1 u 130 0 u 0,828 ‚86 14 0,831 35 #8 15 04 834 16 7 0,836 31 1 0,839 32 9 a8 ®. = 0,54% ss.” 9 2—2 x Eigen,

ns

Phänomene. fhtwerer liquider Körper. 237 -

Eigenthuͤml. Gewicht bed Gemiſches aus 0,844 go Ip. Alcohol 20 Th, Waſſer. 0,847 79.9 21 4 0,849 0“ . 124 o,851 77.0 23⸗ 0,853 76,» 1243 0856 75 51 —_ 0,859 4 ı 264 0,861 ::ı 73% 170 0,863 720 128% 0,866 TER = 299 088 70% = 3101 0,870 69% 314 0,872 68% 32— 0375.71 33 0,877 66 + 34 0,880 65⸗ 3035 0,882 64 + 364 0885 s6 37— 0887, 6. 38⸗ —_ 0,889 GL 39⸗ 0,892 60 s 140% 0,894 SI u - 0,896 58» = 419% 0,899 57 o,01 56—⸗ 44 0,903 SER, —49— 0,905 54435— 460 0,907 53 9 47% 0,909 32 40 0,912 SI» 19% 0,914 os 50 +

01917 499 jSLı 0,919 48 + 3239 0,921 47 9 53 * 0,923 46 3541 0,925 .45 9 1. 0,927 4 56 0,930 43 5957⸗ 0,932 42 9 59 0,934 41⸗ ——9 Zu 0,936 40 5 601

61

0,938 39

3 2 2 ®

258 I. Theil. 5. Haupiſtuͤck. Eigenthuͤml. Gewicht

des Gemifches aus

0,949 38 TH. Alcohol 62 Th. Wa fer. 2,942 37 9 639 0,944 36 » HD 0,945 359% 654 0,948 34 0 66 9 0,950 330 674% _ 0,952 32» 68 1 0,954 31 # erg 0,956 30⸗ 703 0,957 29 9 er © ZW 0,959 28 0 72— 0,961 27 3 734 0,963 26 4 741 0,965 25 0 759 0,966 24 4 76 ER 0,968 a3 ® 0,970 28 7519 0,971 a1 0 799 0,973 20 4 —————— 0,974 19 9 518 0,976 18⸗ 38 0 0,977 17 9 83 0,978 16 9 84 0,980 15 9 85 0,981 14 86 9 0,983 13 #6 .897 0 8,985 3 881 _— 0,986 ı0 »# 994 0,937 10⸗ 090 4 0,988 9 4 —W 0,989 go. 934% 0,99K 79 93 8 0,992 94 * 0994 ar 3 09,995 4 956 9 0,997 340 97 0,998 2 98 4 0,499 0 9 1,000 0% 10%

Crells chem. Annalen, 1796. B. J. ©. 202. ff.

$ & Qu

ze

| 259 —— —— —⸗ Sechstes Hauptſtuͤck.

Phaͤnomene ſchwerer expanſibeler Fluͤſſigkeiten.

$. 370.

Wir betrachten hier die Phänomene, welche ſchwere elaſtiſche Fluͤſſigkeiten ($. 135.) durch ihr Gewicht und durch ihre Elaſticitaͤt hervorbringen. Wir fen. nen zweyerley Arten vieler Slüffigfeiten: Gasarten oder Luftarten und Dämpfe ($$. 135. 136.). Bey jenen ift die Efafticität dauernd, in jedem ung befann- ten Grade der Zufammenprüdung fo wohl, als der Kälte; diefe hingegen behalten ihre elaftiiche Form nur ben einem gewiffen Grade der Wärme unter einem beftimmten Drucke. So fange indeffen die leßtern im mwirflichen erpanfibeln Zuftande find, befolgen fie auch mit den erftern diefelbigen allgemeinen Gefeße der ſchweren elaftifchen Stüffigfeiten. Da diefe Gefeße unabhängig von der individuellen Natut der Bafıs der erpanfibeln Flüffigfeiten find, fo gehören die das von abhängenden Erfcheinungen in die allgemeine Na: turlehre. Der Kuͤrze wegen bediene ich mich des Aus: drucks: Luft, zur Bezeichnung aller erpanfibeln Fluͤſſig—⸗ keiten. An der atmoſphaͤriſchen Luft, die wir allent: ‚halben antreffen, fönnen wir am beften die Phänomene, die allen erpanfibeln Stüffigfeiten gemeinfam find, beob⸗ achten, und wir fönnen ung daher ihrer am bequemften zur Anftellung der hierher gehörigen Erfahrungen und Ra Der:

260 T. Theil. 6. Hauptſtuͤck.

Verſuche bedienen. Das, mas wir von ihr als efa- ſtiſcher Slüffigfeit fagen, gilt von allen andern elafti- fchen FSlüffigfeiten, die auch eben fo durch ihr Ger wicht und ihre Expanfibilität wirfen würden, wenn fie an der Stelle der $uft die Atmofphäre um die Erde bildeten. | W

4. 371. Ein expanſibeles Fluidum hat als fol: ches ein Beftreben, einen größern Naum zu erfüllen ($. 131.), und übt folcher Geftalt Druck gegen jedes Hindernif feiner Erpanfion aus. Ferner widerſteht es ben der Derengerung feines Raumes vermdge fei- ner Erpanfivfraft.

$. 372. Die fuft iſt erpanfibel und dehnt fich, wenn fein Hindernif ihrer Erpanfion da ift, zu einem Raume aus, deffen Grenzen man nicht Fennt. So wie aber der Raum wählt, zu welchem eine Maffe fuft fi) ausdehnt, fo nimme auch ihre Erpanfivfraft ab, weil fie nun nicht mehr mit demfelbigen Grade von Kraft ihren Naum erfüllt ($. 50.).

$ 373. Den der Ausdehnung einer Maffe luft

in einen größern Raum nimmt ihre Dicjtigfeit ab; und die Dichtigfeit, die fie übrig behält, verhält fich zur vorigen Dichrigfeie, wie der Raum, den fie vorher einnahm, zu dem Raume, in welchen fie ſich ausgedehnt bat.

$. 374. Die fufe iſt compreflibel. Ueber bie Kraft, mir weicher die fufe fich auszudehnen firebt, iſt eine größere möglich, und durch diefe läßt fid) die fuft auch wirklich in einen engern Raum preffen. Se mehr

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Phänomene ſchwerer erpanfibeler Slüffigkeiten. 261

mehr'die Luft aber zufammengeprefit wird, um befto mehr wächft ihre Dichtigfeit und der Grad der Kraft, womit fie ihren Raum erfüllt; folglich defto mehr widerficht fie der fie zufammendrücfenden Kraft. Der , Grad der Zuſammendruͤckung Hat folgtie für unjere - endlichen Kräfte feine Grenzen.

6. 375. Wenn eine Maffe Luft im Gfeichge: wichte ihrer Theile ift, fo iſt die Erpanfivfraft jedes Punctes derfelben dem Drucke derſelben auf dieſen Punct gleich.

4. 376. Ein elaſtiſches Fluidum wirkt auf das Hinderniß ſeiner Expanſion mit derſelbigen Kraft, mit der es zuſammengedruͤckt worden iſt. Die luft in einem Gefaͤße uͤbt alſo gegen die Waͤnde deſſelben eben denſelbigen Druck aus, als die Kraft aueüuben . würde, mit der fie bis zu ihrem dermaligen Grade der Dichtigkeit zufammengepreft worden ift.

$. 377. Diefuft it eine ſchwere erpanfibele Fluͤſ⸗ figfeit, und muß alfo durch ihr Gewicht Druck aus: üben. Höher liegende Luftſchichten müffen alfo auf die darunter liegenden durch ihr Gewicht preſſen.

$. 378. Wenn demnach die ganze Maſſe guft fi ſelbſt überlaffen im Gleichgewichte ift, fo kann ihre Dichtigfeit niche durchaus gleichförmig fern; die untern Schichten muͤſſen, wegen der Compreffibilität der $uft ($. 374.) und des Gewichts der darüber

liegenden Schichten, in einen engern Raum gepreft,

folglich dichter fenn; es muß alſo die Dichtigfeit der Schichten hinabwärts wachfen. Mir der Zunahme | te:

\

252 I Theil. 6. Hauptftück.

der Dichtigfeit der tiefer liegenden Luftfchichten muß aber auch die Erpanfivfraft derfelben zunehmen, und die abfolute Elafticität jedes Theiles. derfelben muß bem Gewichte der "ganzen darüber ftehenden Säule proportional ſeyn ($. 376.).

$. 379. Die Erfahrung betätigt dies an der atmofphärischen $uft. . Wenn man eine gläferne recht trocene Röhre, die an einem Ende gefchloffen und länger ift, als 28 parif. Zoll, mit reinem gefochten Duedfilber ganz anfüllt, das offene Ende mir vem Singer zuhält, hierauf umfehrt, und, nachdem man es in ein Gefäß mit Quecfilber getaucht hat, dic Roͤh⸗ re vertical hält und den Finger von der Deffnung weg— zieht; fo bleibt das Quedfilber darin etwa 23 parif. Zoll über der Fläche des Duedfilbers im Gefäße zu ruͤck, durch den Druck der fuft, der auf die Fläche des, Quecfilbers im Gefäße einſeitig iſt. Loangeli⸗ fta Torricelli ftellce diefen an Folgerungen fo frucht- bar gemwefenen Verſuch zuerft im J. 1643 an, und bewies dadurch die Schwere der tuft. Die Röhre mit dem Queckſilber darin heißt daher aud) die tor- ricellifche Röhre (Tubus torricellianus), und der Raum über dem Quedfilber in der Röhre die torti⸗ cellifhe Leere (Vacuum torricellianum). Cafp. Schotti Technica curiofa. Herbipol, 1664. 4. 1. IL ©. 192.ff.e.

Daß aber der Druck der Luft von dem angeführten Phaͤ⸗ nomene die Urfach fey, das folgt nicht nur. unmittelbarer MWeife aus ihm felbft , fondern wird auch dadurch beftätigt: 1) daß durch MWegnahme der Luft uͤber der Fläche des Queck⸗ ſilbers im Gefaͤße unter der Luftpumpe, nach einem im ber Folge anzuftellenden Verfuche, das Quedfilber in der

torriceliihen Rohre berabfinft; 2) daß das Queckſilber ganz berausfällt, fo bald die Roͤhre oben geöffnet wird, >

Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 263

alfo der Drud der Luft nicht mehr einfeitig ift 5 3) daf das Queckſilber nach hydroſtatiſchen Geſetzen in der Möhre um eben. fo vıel höher teigt, als das Niveau ded Quedfilberg außerhalb höher wird; 4) daß, wenn die Möbre enge ges nur it, begm fenfrechren Herausziehen derfeilben aus dem

SGeeaͤtße das Queckſilber in derfelben in die Höhe getrieben wird und oben bangen bleibt. '

$. 380. Da der Druck der $uft fo groß fenn muß, als der Gegendruck des Quedfilbers in der tor- ricelliſchen Nöhre, fo können wir hieraus mit Necht fließen, daß der Druck der Atmofphäre gegen jede gegebene Fläche fo groß fey, als das Gewicht einer - Duedfilberfäule von eben diefer Grundfläche und der Höhe in der torricelliichen Roͤhre. | Ein parif. Cubikfuß Duedfilber wiegt nahe 950 Pfund parif.z ein Eubikzoll, 17 Carb, 24 Quentchen. Wenn alfo der Druck der Luft das Gleichgewicht halt mit einer Queckſilberſaͤule von 28 Zoll oder 24 Fuß, fo beträgt

er gegen eine Fläche von einem Quadratfuße 22163 Pfund, und von einem Quadratzolle 15 Pfumd, 12355 Loth parit.

‚Um jede Linie, um welde das Quedfilber höher oder niedriger , als 28 Zoll ift, beträgt der Drud der Yuft auf eine Fläche von einem Quadrarfufe 635 Pfund mehr ober weniger, Ä

6. 381. So large die luft nicht in Gefäßen ein; gefchloffen iſt, fondern fren bleibt und auf ihre ganze Maffe Nricfiht genommen wird, fo muß fie nur durch ihr (Hemwicht twirfen, und daher dieſelbigen Gefeße des Gleid)gemwichts befolgen, als nicht= elaſtiſche Fluͤſ⸗ figfeiten. | |

$. 382. Es müflen daher auch die fuftfaufen unter einander bey gleichen Höhen und Dichtigfeiten im Gleichgewichte fichen; jede fuftfäule muß aud) faͤhich ſeyn, ftatt ihrer benachbarten einen Körper von gleichem Gewichte zu tragen, und ihr Druck muß fi)

!

*

264 1. Theil. 6. Hauptfü

zu Sofge ber bydroſtatiſchen Geſetze nach allen Sich

u tungen zu aͤußern.

Wenn der —5* der atmoſphaͤriſchen Luft das Gleichgewicht haͤlt mit &iner Queckſilberſaͤule von 28 Zoll, fo muß er auch das Bleichaewicht. halten mit einer Waſſerſaͤule von 14 . 28 Boll,oder von 325 Fuß (parif.), wenn das Wafler ein 14mal ‚geringeres eigenthuͤmliches Gewicht hat.

$. 383. Hierans erklaͤrt fich auch die Erſchei— nungf daß aus einem Gefäße mit enger Oeffnung beym Lmfehren nichts herausfäuft, und daß der Hahn eines vollen Faſſes, deſſen Spundloch geſchloſſen iſt, nichts bey der Oeffnung herauslaͤßt, u. dergl. m.

4. 384. Es fofat ferner, aus der Schwere der £uft nach hydroſtatiſchen Geſetzen, daß der Drusk der Luftſaͤulen abnehmen müffe, wenn ihre Höhe, bey übrigens gleichen Umständen, abnimmt, und umges fehrt; daß folglic) das Quedfilber in. der torricellis fhen Röhre in Hohen Regionen der Atmofphäre nicht fo hoc) ſtehen fönne, als in niedrigern, mie auch die Erfahrung lehrt.

$. 382. Ferner muß die wuft im Freyen nach Verhaͤltniß ihrer Dichtigkeit druͤcken; und eben hier— aus iſt es abzuleiten, daß das Fallen des Queckſilbers in der torricelliſchen Roͤhre, wenn es nach hoͤhern Regionen der $uft gebracht wird, nicht den Höhen pro: portional, fondern immer verhaͤltnißmaͤßig Fleiner iſt. In höhern Gegenden ift nämlich die $uft dünner, in niedrigern dichter ($. 378.). | de —————— über die Atmoſphaͤre, Th. 11. ©.

K. 386. Der Druck der $uft kann feine Bere: gung hervorbringen, fo lange er von allen Seiten ‚gleich

Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 265

gleich bleibt; er Außert ſich aber ſogleich, fo bald er einfeitig wird, oder auch auf der innern und aͤußern Fläche eines Körpers ungleich Statt findet,

Hierber aebören die nachher ben der Luftpumpe anzuftellenden Berfuhe: ı) mit den magqdeburgifchen Halbkugeln; 2) das Zerbrechen einer Glasfchribe, die auf einen merallenen Ens linder geküttet ift, aus welchem man die Luft anszieht; 3* Zerreißen einer über eben denſelben, geſpannten

$. 387. Wenn alfo die Luft nur von Einer Seite ber auf einen Körper drückt, und diefer beweglich iſt, fo fann er dadurd) in Bewegung gefegt werden. Hierber gehört: ı) AobervalPs Derfüch, oder Pascals Rammer. '

Tentamina experimentor. natur. capt. -in academia def Cimento. ©. 29. ff.

2) Otto von Gutifes Windbüchfe mit verdünnter Luft.

C. Schorti technica ceuriofa. L. Xt. ©, 881. Otron. da Ouerike experimenta de vacuo /[patio. ©. 112.

6. 388. Endlich folgt auch) aus $. 386., daß, wenn die fuft auf einerlen tropfbar : fluffige Materie ungleich drückt, dieſe leßtere nad) der Gegend hin, wo jie weniger Druck von der fuft erleidet, bewegt mer: den müfle. Hierauf gründer fich die Wirkung des Hebers (Sypho).

6. 389. Der. gemeine Geber befteht aus einer gefrummten Nöhre abe (Fig. 130.), wovon der eine Schenkel be länger ft, als der andere ab. Der He: ber fen mit einem fiquidum gefüllt, und fein offner Schenkel ab in ein offenes Gefäß AB, das auch dies fes liquidum enthält, bis g eingetaucht. Es iſt aus

Ä e dem

*

Er

266 4 Ahr. 6. Haupt.

dem Vorhergehenden ($.3 13.) Far, daf bie Fluſſigkeit in ag durch den Druck der dieſen Schenkel umgebenden gleichartigen Fluͤſſigkeit erhalten werde. Der Druck der Luft findet auf die Fläche fh der Fluͤſſigkeit im Ge- faͤße Statt: er finder aber auch Statt gegen die Fläche der Fluͤſſigkeit an der Mündung c des längern Schen: Fels des Hebers. , Jenem Drude der fuft auf Die Slä- che fh druͤckt die Sluffigfeit in dem Schenkel ba ent: gegen, aber nur der Theil bg; dem Drucke der fuft gegen c drückt die Shäffigfeit in dem Schenfel be ent: gegen. Da Diefer leßtere Gegendrucf wegen der [ans gern Säufe der Fluͤſſigkeit bc größer ift, als der Ger gendruc von bg, fo erfolgt die Bewegung des fiqui- dums nach der Richtung der größern Kraft: es fließt aus dem längern Schenkel in c aus, und fteigt in a in dem fürzern empor; oder es ift eben fo gut, als db die Luft auf fgh ftärfer drückte, als gegen die Muͤn— dung c. Zwar ift die fuftfäule, die gegen c drüdt, um de länger, aber das fiquidum innerhalb de ift auch um vieles Dichter, als die fuft, und daher fein abſolutes Gemicht um vieles größer, als das abfolute ‚Gewicht der luftſaͤule von gleichem Durchmeſſer und ber Höhe cd. | 9. 390. Wenn der Schenfel ba bes Hebers (Fig. 130.) mit einer ſpecifiſch ſchwerern Fluͤſſig⸗ feit, L, der Schenkel be hingegen mit einer ſpeci⸗ fiſch leichtern Fluͤſſigkeit 1 gefüllt, und das Verhäfts niß des eigenthämlichen Gewichts von -L zu dem von 1 größer. ift, als das Verhältnif der fenfrech- ten Höhe von c bis b zu der von a bis b; fo wird, wenn

Yhänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 267

wenn die Mündungen a und c geöffnet werden, nad) budroftatifchen Gefeßen, der Ausfluß aus a, und nicht aus c, Statt finden. Wenn ferner das Gefäß AB mit, einer fpecifiich ſchwerern Flüffigfeit, der Heber feloft aber mit einer fpecififch Teichtern angefülle ift, fo kann es aus den angeführten Gründen fommen, daß der Heber in’ c zu fließen aufhört, nämlich dann, wenn die in dem chenfel bg geftiegenen und darin noch befindlichen Sluffigfeiten zufammen eben fo ſtark in der fenfrechten Nichtung druͤcken, als die feich: tere in dem längern Schenfel be thut.

$. 391. Wenn der fürzere Schenkel bg des He- bers (Fig. 130.) länger ift, als die Höhe, bey welcher das liquidum, das durch den Heber fließen fell, in der torricelliſchen Nöhre durch den Drud der luft erhalten werden Fönnte, fo Fann der Heber nicht wirfen,

$. 392. Es fann fein Ausfluß aus dem Aufern Schenfel des Hebers geichehen, wenn biefer äußere Schenfel kuͤrzer ift, als der innere bg (Fig. 130.)5 dann gefchieht vielmehr der Ausfluß aus a. Dies ıft auch der Fall, wenn der längere Schenfel be in einer Fluͤſſigkeit derſelbigen Art ficht, als ba, aber un .B. bis k. |

$. 393. Wenn bende Schenfel ba und be des Hebers (Fig, 131.) gleich lang find, fo fann aus dem mit einerley Slüffigfeit gefüllten und fenfrecht ge: haltenen Heber nichts ausfliefen, indem der Gegen: druck der Luft gegen a und o gleich groß iſt. Taucht | man

1

2668. 1. Theil. 6. Hauptſtuͤck.

man aber den einen Schenkel, z. B. ap, in eine Sluͤſ— finfeit dieſer Art, 5. B. bis fgh, fo fließt der Heber ben c, und zwar defto ftärfer, je tiefer der Schenkel ab eingetaucht wird. Seht. ift nämlich die Fluͤſſigkeit, die in. dem .Schenfel-ab gegen die Luft druͤckt, nur in der fenfrechten Höhe bg zu nehmen. in Heber diefer Art heit ein wivtembergifiher Heber.

\. 394. , Außer dem Gebrauche, zu welchen die Heber un gemeinen seben nußen, dienen fie auch, zut Erklaͤrung mancher Phänomene der Natur und Kunſt. Dahin gehört:

1) Die Wirkung einiger natürlichen Brunnen, die fih von Waſſer ausleeren, wenn es darın bie zu

einer gewiſſen Höhe aeftiegen ift.

Mufchenbroek introd. ad philof, nat. T. U. f. 2100. Jour- . nal des Scavr A..1688. ©. 455. Plinius hiſt. nat. L. I. C. 103. Oliver, in uhilof. transact. No. 204. Vol. XVII,

©. 908. Atwell, ebeud. No. 424 Vol.XXXVII. S. 301.-

2) Die Einrichtung des Fünftlichen Tantalus, des Derirbechers oder Diabetes ver Alten.

Mufchenbroek a. a. D. $. 2100, - Heronis, Alexandrini, [piritalium liber. Amftelod. 1716. 4 Prop. 12.

3) Die Wirkung des Rircherfchen Hebers. wolfs nuͤtzl. Verſuche. Th. TIL. ©. 576. 4. 116. Die Wirkung der ſo genannten Fraterna Cari⸗ tas, eines drey- und mehrſchenkligen wirtem⸗ bergiſchen Hebers.

5) Rirchers Brunnen. Karſtens Anfangsgr. der Naturl. 6. 282.

Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigfeiten. 269

$. 395. Die Erfahrung lehrt, daß an einem und demſelbigen Orte die Hoͤhe des Queckſilbers in der torricelliſchen Roͤhre ($. 379.) nicht dieſelbige bleibt, ſondern zu verſchiedenen Zeiten bis auf eine gez wiffe Grenze größer oder Fleiner if. Es folgt bier: aus, daß in der Atmofphäre Urfachen wirkſam feyn muͤſſen, die ben Druck der tuft auf die Queckſilber— faufe veränderlich machen. Weil alfo die torricellis fche Möhre.den Druck der $uft durch die damit cor: reipondirende Duecfilberfaule anzeigt, fo hat man ihr den Namen des Barometers oder Baroſcobs gegeben; und meil mit der Veränderung des Drucks der $uft gewoͤhnlich eine Aenderung der Witterung verfnäpft ift, fo nannte man es auch ein Wetter⸗

glas. $. 396. Man hat dem Barometer‘ mancherley Einrichtungen au geben geſucht, theils um es zu vers ſchiedenen Anmendungen bequemer, theild die Ders änderungen auffallender zu machen und genauer zu meſſen. So wie die Einrichtung $. 379. angege: ben ift, und wie fie zuerft ben der Erfindung war, - ers . fordert das Inſtrument viel Queckſilber und ift nicht bequem zu transportiren. Man Frümmte zu dem En⸗ de die Roͤhre wieder nach aufwärts, und maaf die Höhe der Quedfilderfüule von der horizontalen Dbers fläche des Duedfilbers in dem fürzern Schenfel, Da aber das Queekſilber, wenn es in der laͤngern Röhre durch den verminderten Drud der Atmoſphaͤre, z. B. um einen Zoll, finfen follte, in dieſem Fürzern Schen: kel ſteigt, und nun hier wieder um fo viel durch feine eigene

270 : I. 2heil. 6. Hauptftück.

eigene Schtvere zuruͤckwirkt, folglich madht, daß das in der längern Röhre enthaltene nur um einen halben Zoll finfen kann; fo gab man dieſe Einrichtung bald wieder auf, die man doc) nachher für die vollfommen; fte gefunden hat. Man gab alſo diefem fürzern Schen⸗ kel ein weites fugelförmiges Behältnif, damit das in der längern Nöhre herabfallende Queckſilber ſich in einen defto weitern Raum ausbreiten und bier in der Kugel die Höhe veflelben nur unmerklich vermehren, auf das Ballen oder Steigen in der engern Röhre aber feinen merflichen Einfluß haben möchte, da Fluͤſ— figfeiten von einerlen Art auch in Röhren von ungleis cher Weite gleich hoch ftehen ($. 314.). Je weiter die Kugel des fürzern Schenfels in Vergleichung der torricellifchen Nöhre ıft, um defto weniger mird das Niveau der Queckfülberfläche in diefer Kugel durch das Steigen und Fallen des Quedfilbers in der torricellis

ſchen Röhre erniedrigt oder erhöhet. $. 397. Zu ganz genauen Beobachtungen aber, und zu folchen Verfuchen, wo das Fallen des Qued; filbers fehr beträchtlich) ift, Fann diefes Barometer aus den angeführten Gründen nicht ficher angewendet wer: den, wenn man die Scale nicht beweglich macht. Herr de Luc ging daher zu der erftern einfachen Ein: richtung diefes Inftruments wieder zurücd, und zeig: te, daß das Barometer mit dem nach oben zu ges frummten, gleich weiten Schenfel, oder das fo genann⸗ te heberfoͤrmige oder Heberbaromerer, alle Vorzüge befüße, und durch die gehörige Einrichtung deffelben der vorhin genannte Fehler, daß es die Höhe des | Qucd:

Phänomene ſchwerer expanſibeler Slüffigfeiten. 271

Duedfilbers beym Sallen zu. groß und: beym Steigen zu Fein angiebt, völlig gehoben werden Fönnte. Wenn man nämlich von dem, ‚um welches das Quedfilber in der längern Roͤhre gefallen ift, das abzieht, um welches es in dem Fürgern Schenfel flieg, oder zu dem, um welches es in dem längern Schenkel flieg, das, um welches es in dem fürzern fiel, addirt; fo hat man je= desmal die wahre Höhe des Fallens und Steigens. Pur die Quedfilberfäule in der forricellifchen Roͤhre, die aber dem Niveau des Queckſilbers im Fürzern fteht, iſt es, die dem Drucke der $uft correſpondirt. Durch) ihre Meffung findet man daher auch immer die Höhe einer Quedfilderfäule, die mit dem Drude ber $uft im Gleichgemwichte ifts de Luc über die Atmofphäre, $. 381. ff.

$. 398. Zu der genauen Einrichtung des Baro⸗ meters gehört: 1) daß es bloß und allein durch Ver⸗ änderungen im Drucke der Luft afficirt werde und diefe Veränderung auch wahrhaft anzeige. Dazu ift noͤthig, daß die torricelliiche Seere vollfommen von $uft rein ſey; denn wenn fie luft enthält, fo wird die Queckſilberſaͤule fürzer feyn, als fie follte, und die Wärme wird darauf Einfluß haben. Durch Erhi— gung der torricellifchen feere muß alfo Das Queckſilber in der Möhre nicht herabgedruͤckt werden oder finfen. Um diefe torricellifche Röhre rein zu erhalten, iſt es nöchig, ben Verfertigung des Barometers das Queck⸗

filber in der Nöhre ſtark auszufochen.

Aus der allgemeınen Wırfung der Wärme auf alle, Körper wırd man leicht euriehen, daß die Barometcrhöhe bey größerer Wärme größer, und bey geringerer Wärme Fleis ner ſeyn muſſe, wenn auch der Deuck der Luft derſelbige

bleibt. Herr de Luc fand bey genauer Unteriuhung, daß ine

972 be L. Zhell. 6. Hauptſtuͤck.

eine a7 erg lange Duedfilberfäufe vom ‚natürlichen Gefriers puncte bie zum Giedepuncte des Waſſers um 6 Linien oder z ihrer Länge zumehme, Nimmt man dieſe Beſtimmung für die richtige, fo muß die Quedfilberfäule im Paromes ter , das benm natürlichen Froftpuncte auf 27 Zoll fand, ben unverändertem Drude der Armofphäre z. B. um eine Yis wie reinen, folglih 325 Linien hoch ſtehen, wenn die Tems peratur um den fecheten Theil des Fundimentalabftandes vom Thermometer zunimmt und 62° Fahr. oder 135° Reaum. wird. Die Aenderung der Wärme um30° Fahr. bringt alio das Barometer jedesmal um eine £'nie höber, und jede Acnderung um um „g einer Linie. Herr de Luc bar zu dem Ende um mebrerer Bequemlichkeit willen deu Zundas "mentalabftand vom natuͤrlichen Frofpuncte bis um Sıedes puncte am Thermometer in 96 gleiche Theile getbeilt,, und fo fommt auf jeden ı6ten Grad Zunahme der Wärme dieſes Thermometers eine Linie Zunahme der Hoͤhe des Barometer, und auf jede Xenderung der Wärme um einen Brad, zz Linie

- Yenderung des Barometerftandes.

de Luc Unterf über die Atmoſph. ſ. 352 365.

Dhne durch neue Ecalen die Thermometerfprabe unnos thiger Weife noch mehr zu erweitern, findet man die Bes richtigung des Barometerftandes wegen der Wärme, wenn der am Thermometer beobachtete Grad k, der, auf wel⸗ chen man die Beobachtung reduciren will, i, und die Zahl der. Grade des Sundamentalabftandes vom Eiepuucte bis zum Giedepuncte F heißt, wenn man zur beobachteten

Barometerhöhe B noch ra B hinzufeßt, oder, wenn i—k

negatin ift, a B davon abzieht. (S. Gehlers phyfical.

MWörterb. Art. Barometer.)

Noch it bier zu erinnern, daß der Fundamentalabland an der Fahrenheitiihen Scale vom natürlihen Gefriers puncte bis zum Giedepuncte bey der-Beitimmung des Hrn. de Luc von 27 3. Barometerhöbe eigentlih nur gleich 178 Gr. gelegt werden fann, nicht 180 Or

5 vun Swinden' poſit. pbyf. II. ©. 107. f.

Nah Roy ( Philof. eransact. Vol. LXVU. ©. 635. ff.) beträat die verlängerte Ausdehnung einer 37 Zoll laugen Queckſilberſaͤule durh die Wärme vom ngtürlichen Froſt⸗ puncte bis zum Giedepuncte 0,5117 enal, Zoll, oder 5,7617 parıf. Linien; auch ift die Zunahme durd gleiche u. von Graden in den verfciedenen Temperaturen nicht gleich groß; nah Aofenthal (Bepträge zur Verfertigung, Kenntr nif und Gebruuch meteorologiiher Werkzeuge. Gotba. B. 1. 1782., ®. Il. 1784. 8.) iſt die Ausdehnung der Queck ſil⸗ berfäule 5,56 pariſ. Lin, und nach Luz (Beſchreib. von Bar rometern, ſ. unten $. 492. Ann.) 5,64 pariſiſche Linien.

Sinureiche Vorſchlaͤge sur Berichtigung des Barometers ftandes wegen des Einfluffes der Wärme, ohne Thermomer ter⸗

*

MPhaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Slüffigfeiten. 273 _

** haben La Grange (Mifcellänea Taurinenfia,. 1759,

T.1.©. 15. ff.), LQamonon (Journal de Phyſique T. XIX, ©. 7. ff.), und Rofenchal (Anleitung » das de Lueſche Bas

rometer zu einem böbern Grade der Volltommenhcit zu bringen, Gotha 1779. 8.), gethau. Es gehoͤrt hierzu ein beberförmiges Barometer, deſſen Schenkel ganz genau gleich weit find,

warn Swinden poht. phyf. T; 11. &, 194. f.

$. 399. .2) Ein zweyter Umftand beym Bard— meter ift die Scale, Zu dem Ende wird bie mir Queckſilber gefüllte, gehörig ausgefochte,. und gleich weite Röhre auf eim Bret unbeweglich befeftigr, und darauf die Scale nach einem fehr genauen Fuß—⸗ maafe in Zollen und finien aufgetragen. Bey ung ift es gewöhnlich, ſich dazu des Parifer Fußmaa— fes zu bedienen. Beym heberförmigen Barometer zieht man gemeiniglich in der Mitte der Queckſilber⸗ fäufe in der torricellifchen Möhre einen horizontalen Strich, trägt die Abtheilungen inZollen, Linien und Zehntheilchen ver linien oberhalb und unterhalb ders felben auf, und um die jedesmalige wahre Höhe der Duecfilberfänfe, die durch den Drud der Luft erhal⸗ ten wied, zu finden, addirt man den Stand des QDuedfilbers oberhalb jener Wiittellinie und unter: halb verfelben bis zum Niveau des Queckſilbers im fürzern Schenfel zu einander, Wenn man das Barometer bloß zur Beobachtung der Veränderungen des Drucks der luft für einerfey Dre braucht, fo iſt es hinreichend, die Unterabtheilungen der Zolle in fis nien und Zehntheilchen der finien, nur einige Zolle oberhalb und unterhalb des Standes des Quedfilbers in beyven Schenfeln anzubringen. Zu den Beobach⸗ © tungen

374. I Theil. 6. Hauptſtuͤck.

tungen kleinerer Theile des Maaßſtabes dient ein No—⸗ nius oder Verne, Da man fich auch des engl., rbeinl. und ſchwediſchen Maaßes u den Beobachtungen bier und. da bedient, fo theile ich Bier nab van Swinden (poht. phyſ. T. 11. ©, 107.) die Vergleichung derjelben mit: engl. rbeint. parif. ſchwed. 313. 30 3. 13% 29 3. most, 46,52 Dec 3. 30⸗ 2945 14484 2845 1797 0 29,66 8 29 285 1,83 $ 2735 53 85 at 8 28 $ 2735 2118 $ 264 3,27% 23,95

$. 400. 3) Ben der Beobachtung des Standes des Duecfilbers im Barometer und der Meflung der fange der Queckſilberſaͤule iff es nöthig: daf die Möhre des Barometers vollfommen vertical hänge; daß bey der Beobachtung das Auge in einerley.horis zontaler Ebene mit der Fläche Des Queckſilbers gehal; ten werde; und daß man den Stand des Queckſil⸗ bers bey dem höchften Puncte feiner Converität er: meſſe. 4) Sonft gehört es noch zur Verfertigung genauer und vergleichender Barometer, als mefent: fih: daß das Queckſilber von der gröfeften Reinig⸗ feit fen, und daher einerlen eigenthämliches Gewiche in den verfchiedenen Barometern habe, welches aller» dings ein Hauptumftand iftz daß die Möhre allente halben gleich weit und ohne Rauhigkeit fen; daß bey dem heberfürmigen Barometer der Fürzere Schenkel genau parallel mit dem längern und mit. ihm vor gleich weitem Durchmeſſer; und endlich), daß die Roͤh⸗ te von gehörigem Durchmeffer fey. var Swinden polit. phyf. T. II. S. 94 rı= $ 401. Um Heine Veränderungen des Druckg der $uft am Barometer recht bemerkbar zu mache r Kar

Phaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Stäfigfeiten. 275

hat man allerley Compficationen nnd-Künftefeneit dar an ausgedacht. Dahin gehoͤren: J

1) Das Auygenfbe Doppelbarometer.

Journ. des Scav. 1672. Dec. S. 139. Oper.) phyſ. T. 276. Mufchenbroek introd. j. 2080. * a

2) Das Hookſche oder de la Hire ſche Doppel⸗

barometer.

Hook, in den philof. transaet. No. 185. Vol. XVI. S. 241. De laHire, in den Mem. de l’acad, roy. des fü. 1708. €. 157. ff. Mufchenbroek introd, f, 2081. _

3) Books Radbarometer. | Hook mierographia. London 1665. Fol. T. XXXVII. Fig. . Mufchenbroek |. 2089.

4) Morlande ſchief liegendes Barometer. Mufchenbroek introd. |, 2078. } ee ) Bernoulli’s vechtwinkliges Barometer. ' | Mufchenbroek |. 2083, N —F Alle dieſe Abaͤnderungen des Barometers ſelbſt aber leiſten zu genauen Beobachtungen des Drucks der duft die gehofften Vortheile nicht, bringen Wer: mehrung der Sriction zumege, und der Einfluß dee Wärme und Kälte darauf laͤßt fich nicht leicht und genau berechnen. u ——

de Luc Unterſ. uͤber die Atmoſph. Th. J. Von Reiſebarometern ſehe man: de Luc a. a. O. Ch. 11. 4. 459. fl. GT. ©. v. Wiagellans Beichreibung neuer Baromerer, a. d. Franz. Leipz. 1782. 8. Lichtenbergs Dias gazin fiir das Neueſte aus der Phnf. B. LU. St. 3. © 98, D£fcription d’un barometre portatif par Mr. J..G. Sul zer, in den act. helvet. T. III. S, 259. ff. Beicreibung eines neuen Reiſebarometers, von Hra, Hurter, in£ichtenb,

Yiagaz. B. V. St. 4. ©. 84. ff. |

$. 402. Wenn eine Portion $uft von ber uͤbri⸗ gen freyen luft abgeſchnitten, z. B. in ent Gefaͤß ein⸗

geſchloſſen wird, ſo muß dieſer eingeſchloſſene Theil, S 2 weil

-

276. LShel 6. Hauptſtuck

weil er vorher mit der umgebenden fuft im Gleichge, wichte, und durch ihren Gegendrud bis auf einen ge wiſſen Grad zufammengedrüdt war, eine Elafticicät oder eine Erpanfiofraft befißen, die jenem Drucke der fuft im Sreyen proportiönal ift ($. 376.).

$. 403. Der Drud, ven ein eingefchloffenes elaftifches Fluidum durch feine Expanſivkraft ausübt, oder feine abjolute Blafticicät, läßt fich durch die Hoͤ⸗ he der Queckſilberſaͤule meſſen, die es in einer in die⸗ ſem eingeſchloſſenen Raume befindlichen torricelliſchen Roͤhre zu erhalten fähig iſt.

“6 404. Es muß demnach) auch diein einem Ge- faͤße eingefchloffene $uft, die mit der äußern nicht im Gemeinſchaft ift, (bey derſelbigen Waͤrme,) das Duedfilber in der torricelliihen Nöhre.eben fo hoch erhalten, als fie es zur Zeit der Einfchließung im Freyen erhielt. So wird dann das Barometer zu einem Ziaterometer der fuft. Feder eingefchloffene . Theil der atmofphärifchen $uft wirft das durch feine Efafticität, was das Gewicht der $uft im Freyen bes wirft, eben weil diefe Elafticität dem vorigen Drude der Suft durch) das Gewicht proportional ift ($. 378.).

$. 405. Es fen in eine Glaskugel b (Kig. 132.), von welcher unten die wieder nach oben zu gefrummte Nöhre fga ausläuft, ein elaftifhes Flui— dum durch Queckſilber gefperrt, und das Queckſilber reiche in der oben bey a offenen Röhre bis g. Es iſt Har, daf die in der Kugel b eingefchloffene elaftifche sr nicht nur, wegen ber bey a offenen Röhre, bern

Phänomene ſchwerer erpanfiheler Fluͤſſigkeiten 277

ben Druck der atmofphärifchen $uft, fondern auch noch den Drud der Duedfilberfäule gf zu tragen has be, und damit im Gleichgewichte fen, und daß folg- lich ihre abfolure Efafticität durch die dermalige Höhe der Queckfilberfäufe eines daneben hängenden Baro⸗ meters, addirt zu der Höhe det Quedfilberfäufe ef gemeſſen weerde.

$. 406. Dun läßt fi & auch leicht erklären, war⸗ um durch die Efafticität der eingefchloffenen stuft diefel- bigen Erfcheinungen des Drucdes und biefelbigen Wirkungen hervorgebracht werden fünnen, als durch den Druck vermittelt ihres Gewichts im Freyen ($. 379 394.). |

$. 407. Die in einem Gefäße eingeichlofiene $uft drücke durch ihre Efafticitäf gegen die Waͤnde des Gefäßes von innen fo ftark, als die Luft von außen ges gen diefelbige durch ihr Gewicht druͤckt ($. 376.), ſo lange fie im Innern des Gefoͤßes von der gleichen Be⸗ ſchaffenheit bleibt, als die äußere. . Wird aber ber Druck der äußern $uft größer oder Fleiner, fo kann fein Gleichgewicht mehr mit dem Drucke der innern $uft Statt finden.

Hierher gehört das Anfchwellen einer mit wenig PN gefüllten Blafe unter der. Blode der Luftpumpe; das Springen des Waſfers aus dem Deronsballe dafelbft.

6. 408. Wenn auf eine tropfbare Fluͤſſigkeit die fuff an zwey Stellen druͤckt, an der einen durch) ihr Gewicht, an der andern aber, in einem Gefäße ein gefchloffen, durch ihre Efafticität, und es wird nun in diefem Gefäße die $uft verdünnt: fo wird das

278 1. Theil. 6. Hauptſtuͤck.

Gleichgewicht gehoben; die tropfbare Fluͤſſigkeit wird durch den Druck der aͤußern luft in das Gefäß getrie⸗ ben und ſteigt ſo hoch, bis der ſenkrechte Druck der aufgeſtiegenen Saͤule und die Elaſticitaͤt der daruͤber ſtehenden luft das Gleichgewicht mit dem Drucke der äußern luft halten.

Es werde eine Flaſche von elaftifhem Harze, die zufammenges drüdet iſt, mit ihrer offenen Mündung in ‚Wafler gehalten. So wie fie ſich weder ausdehnt, wird dıe Luft darin vera dünnt, und das Waſſer ſteigt darın empor,

$. 409. Hierauf gründet ſich auch) die Wirfung ber Sauagpumpen (Antliae alpirantes, fuctoriae), in melchen durch den einfeitigen Druck der fuft auf die Släche des liquidums dieſes in den. Stiefel der Pumpe emporgehoben wird. Die gröfiefte Höhe, zu welcher das liquidum darin durch den ganzen Druck der Luft erhoben werden Fann, ift die, in melcher eben dieſes liquidum in einer torricelliichen Roͤhre ſtehen wuͤrde. Daraus folgt denn, daß eine und dieſelbige Fluͤſſigkeit an hoͤhern Orten durch die Saugpumpe nicht fo hoc) erhoben werden koͤnne, als in niedrigern ($. 384.), und daß bey unverändertem Drucke der $uft die fpecififch ſchwerere Fluͤſſ igfeit darin nicht fo hoch ges teieben werde, als die fpecififeh leichtere, fondern daß die Höhen, zu welchen Stüffigfeiten ungleicher Art ducch gleichen Druc der fuft darin empor gehoben werden können, ſich umgefehrt verhalten wie ihre eigenthümlichen Gewichte ($. 329.) Dieter aebört auch eine ſchon von Muſchenbroek vorgefchlanes e Methode , die eigentbiümlichen Gewichte der —— ten aus den Hohen zu beftimmeny zu welchen fie durch eis

erled Drud der Luft erhoben Buben. Das von ibm bes ſchrie⸗

Phaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Flüfigkeiten. 279

fehriebene Werkzeug kommt mit dem überein, welches fpär » terhin Scanegarty, tarer dem Namen Hygroclimaz, und danu auch Achard ur neu ausgeben, Mujfchenbroek introd, ad philof. natural. T. 11. $. 1395. T. KXIX. Fig. 14. T. XXXII. Fig. ii. Scanegxty im Journ. de phyf. T. XVIl. ©. 82, Achards Borlefungen uber die Experimentalphyſik. Ch. l. ©, 164. * 4. 410. Ferner gründet ſich auf dieſes gehobene Gleichgewicht und den daher entſtehenden einſeitigen Druck der luft ($. 407- 408.) die Witfung des Saugens der Kinder, benm Tobafrauchen, u. f. w.; der Mechanismus benm Trinken, beym Achmen; bie MWirfung der Schröpftöpfe (Cucurbitulae fcarifica- toriae); das Fuͤllen der Diafebälge mit luft; die Wirfung des Stechbebers (Antlia oinopolarum); Sturme intermittivender Brunnen.

Muſchenbroek a. a. D. J. 2114.

411. Wenn die $uft in einem Gefäße zuſam— mengedruͤckt oder auch mehr luft in das Gefaͤß ge— zwaͤngt wird, fo waͤchſt ihre Dichtigkeit, und zwar im umgefehrten Berhaltniffe ihres Raumes (N. 52.); es waͤchſt aber auch ihre Elaſticitaͤt ($. 374), und der Druck, den fie im mehr verdichteten Zuftande durch ihre Erpanfivfraft ausübt, ift eden fo groß, als den fie ben derfelbigen Dichtigfeit im Steyen ausuͤben wuͤrde ($. 404.).

$. 412. Der Drud der in einem Gefäße einge: . ſchloſſenen und comprimirten luft gegen die Wände des Gefaͤßes, und überhaupt gegen das Hinderniß ihrer Erpanfion, verhält fich demnach) (ben gleicher Wärme)

jum Drucke ver äußern. $uft, wie.die Dichtigkeit. von j jener

290° Lei 6. Hauptſtuck

jener zur Dichtigfeit von diefer, oder wie Die Anzahl der Verdicdytungen zur Einheit. Wenn alſo die fuft in einem Gefäße doppelt fo. dicht ift, als die äußere, bey übrigens gleicher Wärme, ) fo ift es eben fo gut, als ob die Luft im Gefäße die Dichtigfeit der aͤußern $uft hätte, auswendig -aber alle $uft weggenommen wäre. war Swinden pohtiones phyl. T. II. f. 254, ff.

$6. 413: Zur bequemen Zufammenpteflung ber Suft dient die Drucdpumpe oder Lompreflions: pumpe Die Winklerfebe Drudpumpe vereinigt Einfachheit mit Bequemlichfeit, und ich bediene mich ihrer mit einigen Abänderungen.

winklers Anfangsar. der Phyſ. Leipz. 1744. 8. ©. 130. ff.' En, —— Waſchine beſchreibt Wolf (Nuͤtzl. Verf. Ch. If. 4. *

$. 414. Auf ven vermehrten Druck der einge ſchloſſenen comprimirten $uft gründet fih die Wir⸗ fung und Einrichtung

ı) des Heronsballes (Pila Heronis) und des Fonticulus compre/fonis. Mufchenbroek a.a. O. j. 2110. 2) Des Seronsbrunnene an Hivaslı): Mufchenbroek a.a. D. j. 2110. 3) Der Windbüchfe ( Sclopeta AMu/chenbroekx a, a, D. ff. aııı. 2113. 4) Der magifchen Tonne. Barftens Anfangsgr. der Naturwiſſenſch. $. 288.

$. 415. Die Erfahrung lehrt, daß die Räume, zu welchen einerley Maſſe von Luft bey fich gleich blei⸗

\

Phänomene ſchwerer erpanfibeler Fluͤſſigkeiten. 28x

bleibender Temperatur durchs Zufammenpreffen ges bracht werden kann, fich umgekehrt verhalten, wie die drückenden Kräfte oder Gewichte; und zwar erges ben die Verfuche diefes Geſetz, welches das Boyle'ſche oder Mariottiſche Geſetz heifit, fo wohl ben der vers dichteten als bey der verbünnten „atmofphärifchen luft.

Rob. Boyle defence againlt the objections of Linus, Lond. 1662. 4. (cap. V .)

Mariotte eſſay de logique. à Paris 1678: ©. er.

59. 416. Um diefes Gefeß für duͤnnere fuft, als die gewoͤhnliche atmefphärifche ift, zu beflätigen, läßt fich die Erfahrung auf folgende Arc anftellen. Es ſey AB (Sig. 133. ) eine mit Quedfilber gehörig ‚gefüllte, gleich weite, torricellifche Röhre, die in dem Gefäße B in Queckſilber vertical fteht. Das Queds filber reiche darin durch den Druck der äußern luft bis C, und CB fey alfo die dermalige Barometerhöhe, AC die torricellifche feer.. Man laffe nun eine Pors tion dieſer fuft, die für fi) unter dem dermaligen ganzen Druce der $uft den Raum AD meffen würde, in die Roͤhre hinauftreten. Der Erfolg wird feyn, daß das QDuedfilber in der Möhre nicht ‚bis D, fondern tiefer herabfinfen wird, 3. B. bis E, und daß folglich die $uft fih von dem Raume AD zu dem Raume AE ausdehnen wird. Die Efafticität diefer dünnern $uft zufammen mit dem Gerichte der Queck⸗ ſilberſaͤule EB fichen im Gleichgewichte mit dem Drude der Atmofphäre oder der gleich geltenden Queckſilber⸗ faule CB; folglich ſteht auch der eingefchloffene Luft⸗

V raum

* w

282 1. Theil. 6. Hauptſtuͤck.

raum AE allein im Gleichgewichte mit einer Onedfil: berfäule von der Höhe CB weniger der Höhe Kb, oder von der Höhe CE. Es fann demnad) das Gewicht ber äußern fuft, das die verdünnte fuft in AR zu: fammendrüdt, durch das Gewicht der Queckſilber⸗ faule CE ausgedrüdt werden. Wird der Verſuch mit der gehörigen Genauigkeit angeftellt, fo verhalten fid) die Räume der $uft AD und AE, tie Cu zu QE,

oder umgefehrt wie die refpectiven auf fi ie brügfenden Gewichte.

a. O. J. 2104. 's Graveſande hat zur Auſtellung des Verſuchs einen genauen RE befoprieben (elam. - phyf. $. 2102. ff.).

Sonſt läßt ſich der Verſuch auf eine leichtere Weiſe auch fo anstellen, daß man die Glasrohre zum torricelliſchen Verſuche (9. 379) nur zum Theile mit Queckſilber füllt, und darüber Luft ſtehen laͤht, dann ihre Oeffnung mit dem Finger: zuhaͤlt ‚die Röhre umkehrt, die Luft in. das an⸗ dere Ende der Roͤhre treten laͤßt, und die Laͤnge des Rau⸗ mes mißt , den fie einnimmt; hierauf die mit dem Finger geiclofiene Deffnung in das Gefäß mit Quedfilber bringt, den Finger wegzieht und vie Höhe merkt, in der das

Quec ſilber durch den Drud der änfern Luft darin zuruͤck⸗ bleibt. Es verftebt fih, daß man bierbey allen Einfluß der Wärme auf die eingefchlofiene Luft vermeiden muß.

£ 417. Für die verdichtere fuft läßt fih das Geſetz auf folgende Art leichter durch Verſuche bewei— fen. Es fen PONM (Sig. 134.) eine gekruͤmmte, allenthalberr gleich, weite gläferne, Nöhre, deren Schen⸗ fl MN und PO genau parallel laufen; fie fen im IM geichlofien, in P aber offen, Es fey etwas Queckſilber in diefelbige geſchüttet und fülle ven Theil NO der- felben an, wodurch nun die $uft in NM dadurch ges ſperrt iſt. Wenn das Duedfilber in N in gleicher Höhe ſteht mit dem in O, ſo hat die fuft in NM Das der Queckſilberſaͤule zu tragen, welche der dermo⸗

Phaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 283

bermaligen Barometerhöhe = a correfpondirt. Man . gieße nun mehr Quedfilber in die Röhre PO, z. B.

bis zur Höhe X, fo wird die fuft im Schenfel MN dadurch ftärfer zufammengepreft und z. B. den Eleinern Raum MZ einnehmen. Man ziehe die Horizontale linie ZF, fo ift klar, daf die in MZ eingefchloffene luft jeßt das Gewicht der Queckſilberſaͤule von der dermaligen Barometerhöhe a und der Quedfil- berfäule XF zufammen zu fragen habe. Ben genau angeftelltem Verſuche aber, und gleich bleibender Tem: peratur, wird der Raum MZ, den die ftärfer zus kmmengedrücte $uft jegt einnimmt, zudem Naume MN, ven fie vorher einnahm, fic) verhalten, wie a ju XF + a; folglich umgefehre wie die refpectiven auf fie drückenden Gewichte.

Mufchenbroek a. a. D. j. 2105.

$. 418. Die Abweichungen, die einige bey ihren Erfahrungen hierüber gefunden haben wollen, fom= _ men auf Nechnung von Sehlern, die bey Anitellung diefer Verſuche leicht. möglich find, fo wohl in Anfe: bung der Meffung, als beſonders des Einfluffes der Wärme und Seuchtigfeit. | var Swinden pohtiones phyſ. T. II.-$. 263.

$. 419. Muſchenbroek fand das Mariottifche Geſetz bey einer vierfachen, und Winkler ben einer ahtfachen Verdichtung der geröhnlichen luft noch) zutreffend. Wie weit es aber überhaupt ben den. möglichen Graden der Verdichtung oder Verbünz nung der $uft noch zutreffe, das willen wir nicht. ' Mufchen»

284 I. Sheil. 6. Hauptftäd. 7 a a. O. . a2107. Gehlers phyſ. Woͤrterb. Th. IL. . 15.

Wenn Luft ganz ine Innere der Erde dringt und mit der äußern Luft in Communication ift; und wenn das Mariots tifhe Geſetz dafür noch immer geltend bleibt: fo müßte dieſe Luft weiter hinab immer dichter nub dichter werden, und endlih das fpecifilhe Bewicht des Goldes erlangen und darüber, und bey einer Tiefe, die noch nicht den achtzigſten Theil des Radius der Erde betrüge.

$. 420. Es ift nach der Natur der erpanfibeln Fluͤſſigkeiten wahrſcheinlich, daß das Mariortifche Ge: feß auch bey andern Gasarten Statt finde; wenig⸗ ftens fcheinen einige ſchon angeftellte Verſuche dies zw beftätigen. |

ı Felix Fontana opuscules phyfigues et chymiques. à Paris 1784. 4. ©. 126. Herbert disf. de aöre Auidisque ad aöris genus pertinentibus. Vienn. 1773. 8. ©. 96. ff.

$. 421. Da fich die Dichtigfeit einer Materie umgefehrt verhält, wie die Räume, die fie einnimmt ($. 52.), fo folgt aus dem Mariottifchen Gefege, daß die Dichtigfeie einer elaftifchen Fluͤſſigkeit, bey fbrigens gleichen Umftänden, fich verbalte, wie Die auf fie druͤckenden Kräfte oder Gewichte,

$. 422. Weil ferner die Erpanfivfraft oder Elaſticitaͤt einer elaftifchen Stüffigfeie der fie zufam= mendruͤckenden Kraft proportional ift ($. 376.), fo muß fie fich auch, bey übrigens gleicher NBärme, ver⸗ haften, gerade wie die Dichtigfeit, und umgefehrt wie die Räume, die fie einnimmt.

$. 423. Ein efaftifches Fluidum, welches blog feiner Erpanfivfraft in der Verbreitung folgte, müßte fi) ins Unendliche verbreiten, weil die Auspan- nungsfraft fich nicht dutch fich felbft befchränfen farın

Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 285.

(6. 39.)3 es würbe alfo feine dauernde Atmofphäre um unfere Erde bilden koͤnnen. Wenn aber das elaftifche Fluidum zu gleicher Zeit auch ſchwer ift, fo wird durch Die Schwerkraft deſſelben feine Be: fhränfung möglich, indem die Schwerfraft feiner Theile mit der Entfernung von der Erde in einem weit geringern Verhältniffe als die Erpanfivfraft bey fei- ner Verbreitung abnimmt. Gene nimmt nämlid) im Verhältniffe des Duadrats der Entfernung vom Mit⸗ telpuncte der Erde ab, dDiefe hingegen nimmt ab ım Berhäftniffe des Cubus diefer Entfernung; und fo muß endlich die Erpanfiofraft mit der Schwerkraft ins Gleichgewicht kommen und durch dieſe befchränft werden.

Es bilde ein ſchweres elaſtiſches Fluidum eine Sphäre ABDE ( $ia. 135.) 5 ıbr Radius fen AC, und C der Punctz genen welben die Schwerkraft aerıchret if. Drefe Gphäre breite fih zu der arößern FGHI aus, deren Radius FC= :AC. it. Das elaftıfbe Flutdum wird num einen Raum ertüls len, der gmal aröger ıft, als der vorige; denn dei Maus mesinbalt der Kıraeln iſt den Eub's ıbrer Halbweſſer gleich. Es iſt alfo der Naumestubalt der Sphäre FGHI zu dem der Sphaͤre ABDE, wie FO: AU = 2:1 = 3:1. Wer fih nun die Erpanfinfraft des elajtiichen Flais dums umgekehrt verhält, wie der Raum, zu welchem es fib ausbreitet (f. 422.), fo muß die Erranftofroft eines Antbeils deſſelben an der Grenze der Ephäre F small Heiner fenn, als am der Grenze der vorigen Sphate A, Die Schwerfraft nimmt hingegen nur ab, wie das Duas drat der Entfernungen von C, und es mnf daber dieſelbe in einem Antherle des Flutdumt an der $rermic der Erbäre F aeaen die Schwerkraft deffelben an rer Grenze dere Erhäre A nur vermindert ſeyn in dem Berhältn.fje von FCa2: AC’=2?: 1! 41.

Die Unterſuchung und naͤhere Beſtimmung uͤber die Ab⸗ nabme der Dichtigkeit der Schichten der Atmoſphaͤre unſe⸗ rer Erde mit der Zunahme der Hoͤhen nach dem Mariottis ſchen Gefere, und die darauf gegründete Merbode, die Hoͤben der Derter durchs Baromerer zu meflen, fünnen bier noch nicht vorgetragen werden, fondern finden am beften den Plaß in der Folge bey der fpecrellen Betrachtung der Atmofphäre unferer Erde,

$. 424.

36 Lil 6. Haupiſtͤck.

$. 424. Die Wirkungen des Druckes der luft

durch ihr Gewicht und ihre Efafticität hat man bes fonders erjt durch die Luftpumpe (Antlia pneu- matica) fennen gelernt. Sie tft die Erfindung eis nes Deutfchen, des Magdeburgifchen Burgemeifters Otto von Guerike. Er ftellte feine, nach der dar maligen Zeit fehr merkwuͤrdige, Verſuche zuerft int Jahre 1654 Öffentlich zu Negensburg, in Gegenwart des Kaifers. Ferdinands des Dritten und mehrerer deutſchen Meichsfürften an. Cafpar Schott machte diefe Verſuche zuerft bekannt. Aus‘ feiner Schrife fernte fie Robert Boyle, der nachher dieſe Erfindung mit einigen Veränderungen noch mehr verbreitete.

Cafp. Schotti ars mechanico - hydranlico - pnenmatica. " Herbip. 1657. 4. Otton. de Guerike experimenta nova, ut vocantar, magdeburgica, de vacno ſpatio. Amfte- laed. 1672. Fol. Rob. nova experimenta phyſico - mechanica de- vi aeris elaltica et eiusdem effectibus;

ex angl. transl, Genev. 1680. ; im feinen operübus. 6. 425. , Das Wefentliche der fuftpunipe befteht aus einem hinlänglic) ftarfen metallenen Eylinder oder dem Stiefel, der inwendig fo genau als möglich von gleich weitem Durchmeſſer ift, und in welchen ein genau paffender Stempel (Embolus) bequem auf: und niedergefchoben werden fann. In den Boden des Stiefels tritt eine Nöhre, welche durch einen Tel: lee geht, auf welchen man ven Recipienten oder Das Gefäß aufſetzt, aus welchem die $uft ausgepumpr

werden joll. |

$. 426. Wenn der Stempel von dem Boden des Stiefels in die Höhe gezogen wird, fo triee die Ä | tuft

*

Phänomene ſchwerer expanſibeler Fluͤſſigkeiten. 287

$ufr unter dem Recipienten, der auf den Teller der fufepumpe genau anschließen muß, wegen ihr®® Ela;

ſticitaͤt durch Die Röhre in den Stiefel, und die $uft

wird. aflo unter dem Mecipienten verdünnt. Beym Zurücftoßen des Stempels in den Stiefel darf num die buft nicht wieder unter den Necipienten treten,

fondern es muß die Einrichtung getroffen feym, daß.

die tuft einen andern Ausgang finden fann. Iſt dies geichehen und wird der ‚Stempel vom neuem: in die Höhe gezogen, fo wird die Luft unter dem Mecipienz ten abermals wieder in den Stiefel treten, und fol cher Geftalt ben wiederholter Arbeit immer mehr und meh! verduͤnnt werden. Ge größer der Raum des Eylinders in DVergleihung mit dem Recivienten ift, defto ftärfer und ‚fchneller gefchieht auch die Verduͤn⸗ nung. | j 4. 427.- Um beym Zurüdftoßen des Stempelg die in den Stiefel gerretene $uft zu nöthigen, einen andern Ausweg zu finden, und zu verhindern, daß fie nicht wieder in den Necipienten zurücktreten Fann,

. dient entweder ein Hahn in der den Stiefel mit dem _

Teller verbindenden Möhre, der auf eine doppelte Art durchbohrt ift, und hiernach behm Heraufzichen und Herunterftoßen des Stempels jedesmal gedrehet werden muß, oder es.find Ventile angebracht, eines im Boden des Stiefels, und eines in dem Stempel, die fich bende aufwaͤrts Öffnen, . Ben den Luftpumpen mit einem Hahne ift der Stiefel gewöhnlich und wegen der mehrern Beauemlichkeit liegend, entweder ganz horizontal, Mer ſchief gegen ven Horizont; ben denen

I mit

\ L

38 I Theil. 6. Haupiſtͤck.

mit Ventilen ift er ſtehend, und fie heißen deswegen auch wöhl verticale Luftpumpen. Dan hat diefe au) mit zwey Eylindern, die fich in der gemeinfchaftlichen Möhre des Tellers endigen und zum fchnellern Auss pumpen fehr bequem find. Sonſt find bey allen die⸗ fen Suftpumpen mancherlen Vorrichtungen angebradjt goorden, den Stempel in dem Cylinder bequemer aufs

und niederzubemegen. Um übrigens in den Raum unter dem Necipienten auf dem Teller wieder bequem Uuft laffen ‚zu Eönnen, muß die Verbindungsröhre ztoifchen dem Stiefel und dem Teller mit einem Hahne oder Wirtel verfehen feyn.

6. 428. Seit der Erfindung ber $uftpumpe durch Otto von Guerike und ihrer erfien Verbefle- zung durch Rob. Boyle ift man häufig bemüht ger wefen, dem Werkzeuge theils mehrere Vollkommen⸗ heit, theils mehrere Bequemlichkeit zu geben. Diefe Bemühungen haben aber auch zum Theile das Inſtru⸗ ment complicirt gemacht. Auf die Verſchiedenheit der Einrichtung des dabey angemwendeten Mechanis: mus gründen ſich verfchiedene Arten der $uftpumpen, wovon ich bier nur die gemwöhnlichern und die neu⸗ ern nenne:

1) Senguerds Luftpumpe. Sie ift mit einem Hahne und fchief liegend oder horizontal, und die ges zahnte Stempelftange wird vermittelft eines Kreuze hafpels aus: und eingewunden.

wolfs nüglihe Verf. Sp, 1. S. zıa, ff. # 2)

Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 289

2) SawFeber's Luftpumpe. Cie ift mit dop- pelten, ftehenden, Stiefeln und mit Ventil. Die bezahnten Kolbenftangen werden durch ein Stirnrad . bermittelft einer Kurbel auf = und niedergewunden.

Acta eruditorum, Supplem. V. S. 93, Er | Hawksbee experiences phyfico - m&caniques, trad, de I’ Angl.

a Paris 1754. a Vol, 8.

3) Leupolds Luftpumpe. Sie iſt von ber vos rigen dadurch unterfchieden, daß die Kolbenftangen an einer Art Waagebalken durch einen voppelarmigen

Hebel auf- und niedergedrückt werden.

Acta eruditor. 1713. ©. 95. Leupolds deutliche Beſchreibung der fo genannten Luftpumpe. Leipz · 1707. 4. Erſte Forts feßung. 1711. 4.

) J

4) Nollets einfache und doppelte Luftpumpe,

Sie haben die Einrichtung, daß einerlen Mechanis: mus, welcher die Kolben zu bewegen dient, auch ven Hahn jedesmal in die rechte Stellung verſetzt.

Nolle: „in 'ven Min. de P ucad. roy. des ſe. 1740. ©, 385. und 567.5 1741. ©. 338.; ungl, in. den Legons de Phyf. experim. T. III. Leo. X.' Rarftens Lehrbegriff der gef. Mathematik, Tb. VI. ©. 432. t1.

s Gravefande’s einfache und derpelte £nftpumpe find im Weienrlihen den Nolletſchen aͤhnlich, nur mehr zufams mengelcht. J

Joh. von Wiufchenbroef Beſchreibung der doppelten und einrachen Yıfıpampe, m.d. Franz. uͤberſ. von M. Job,

Chriitoph Thenn. Aussb, 1765. 8. Rarſtens Lehrdegr. Tu. vi. ©. 439. ff. \ a

53) Smeatons Luftpumpe, mit Bentifen, und fo eingerichtet, daß fie auch zum Zuſammendruͤcken der Luft angewendet werden kann.

A Letter from M. J. Smeaton, concerning ſomo improve-

ments made in the air- pump; in den philaf-

transact. Vol. XLVIl. © 415 ff. Rarſtens Yehrbeariff der

Maͤthem. Th. VI. ©. 443. ff. Ebendeſſelben Aufangsgr. der Naturlı$, 232. ff. er | : -& Einige

*

290 1. Theil. 6. Hauptftüc.

Einige Berkeierungen diefer Luftpumpe hat Hr. Leiſte angegeben. ( Gefchreibung einer neuen Luftpumpe. Wol—⸗ fenbuüttel 1772. 4.) .

Die Emeatonfhe Luftpumpe, mit den von Nairne und 8 Blunt angebrachten Verbeſſerungen, befchreibt Hr. Lich» tenberg. (Erxrlebens Aufangsgr. der Naturfehre, gte und ste Aufl. nad der Vorrede.) 6) Cutbberſons Luftpumpe ohne Hähne und Ventile, mit Stöpfeln und Dehlladen. Beſchreibung einer verbeflerten Luftpumpe, von Joh Cuth⸗ berfon, a.d. Engl. Mannheim 1788. 8. 7) Schraders Luftpumpe, mit metallenen Re: gelventilen. Beichreibung einer neuen und vollkommenen Finrichtuna der

Journ. d. Phyf, 8. III. ©. 357. ff.

As eigenthämliche Arten der fuftpumpen find fol- gende anzufehen: 8) Baaders Luftpumpen mit Quedfilber. a) BpoRcatifches Tagebuh, von Zübner. I. Jahrg. 1784. . 650. u :b) Grens Journ, d. Phyſ. B. Ih. ©. 346. ff.

9) Sindenburgs Luftpumpe mit Queckſilber. Antliae novae hydraulico - pneumatieae mechanilmus et defcriptio, auct. C. F. Hindenburg. Lipf, 1787. 4 6. 429. Zu den Erforderniffen einer guten $uft- yumpe gehört: daß fie die $uft fo viel als möglich verdünne; daß dies fchnell genug gefchehe; daf fie jur Anftellung der ;nöthigen Anzahl von Verfuchen geſchickt und von einfacher Conftruction fey; und daß fie feinen zu großen Aufwand von Kräften ben der Be: wegung der Stempel erfordere. Eine Vergleihung der mebreften der (4. 428.) angeführten Luftpumpen nach diefen Erforderniffen, ſehe man bey Ze" war Swinden poät. phyl. T. 11. ©. 143. ff. 17 | G. 430.

uftpumpe. Flensb. und Leipz. 1791. 8. und in Grens . ı

Phaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 291

$. 430. Zu den Recipienten bey der Luftpumpe bedient man ſich in den mehreſten Faͤllen glaͤſerner Glocken von hinlaͤnglicher Staͤrke, deren Gewoͤlbe der aͤußern $uft widerſteht, wenn der Druck derſelben durch die Verdünnung der luft unter der Glocke ein⸗ feitig wird. Um das Eindringen der äußern $uft zroifchen dem Nande der Ölode und dem Teller zu verhüten, dient ein naß gemachtes Leder, ın deffen Mitte ein loch für die Deffnung im Teller if. Der Rand der Glocke muß recht eben und glatt-gefchliffen ſeyn. Man drüdt fie anfangs. etyas auf den Teller

auf, bis fie hernach bey meiterm Fortpumpen durch

den Drucd der Atmofphäre feft genug anſchließt. Wo aber. die Zeuchtigfeit des Leders ſchaͤdlich ſeyn koͤnnte, bedient man fich eines guten Küttes. Sonſt verbine det man auch andere Gefähe, aus denen man bie fuft auspumpen will, durch Zapfen mit Schrauben: muttern, die in den Schraubengang der Verbin; dungsröhre des Tellers genau paflen, und bringt

auch noch mit Dehl getränftes leder dazwiſchen. Um

diefe Gefäße. mit der verduͤnnten $uft von ber luft—⸗ pumpe abzunehmen, dient ein genau fihließender Hahn in dem Zapfen. :

Bon der nöthigen Einrichtung des Necipienten, um verfchies dene Berweaungen darunter vornehmen zu koͤnnen, ſ.

* Gravefande elem. phyl. J. 2476 2484. $. 431. Durch die $uftpumpe kann man kei⸗— nen vollfommen iuftkeeren. oder torricelliihen Raum ($. 379.) hervorbringen, fondern eigentlich nur eine farfe Verdünnung der fuft. Die Dichtigkeis der luft | T 2 unter

292 1 Theil 6. Hauptſtuͤck.

unter dem Metipienten nimmt in geometriſcher Pro: greſſion benm aleichförmigen Auspumpen ab. Ben gleich arofen Zügen verhält fih ihre Dichtigfeit vor jedem. Zuge zur Dichtigfeit nad) jedem Zuge wie der Raum, in den fie fih nach dem Zuge ausbreiter, zu dem Raume, an dem fie vor dem Zuge ‚eingefchloffen war.

$. 432. Die Verduͤnnung der luft unter dem Recipienten der Inftpumpe, oder eigentlich die Elaſti— eität der darunter befindlichen erpanfibeln Slüffigkeit, _

was oft Wafferdampf ift, beurtheilt man durch Kiate: . tometer. Dahin gehört: Tr) eine Barometerröhre, die mit ihrem obern offenen Ende durch den Teller der luft⸗ pumpe luftdicht tritt und folcher Geftalt mit dem Raume des darauf ftehenden Necipienten in Gemein: ſchaft iſt, deren unteres offenes Ende aber in einem hinlänglich weiten Gefäße mit Queckſilber fteht, von defien Oberfläche an eine genau eingetheilte Scale an- gebracht, und woran die Barometerrdhre felbft befe- fige if. Wenn nun die-$uft unter dem Recipienten verduͤnnt wird, ſo wird fie es auch in dieſer Baro- meterröhre, und der Drud der aͤußern $uft treibt das Duedfilber darin in die Höhe. - Aus der Höhe des Queckſilbers darin, abgezogen von der dermaligen Ba⸗ rometerhöhe, ergiebt fich das Verhaͤltniß der Elafticirät des elaftifchen Sluidums unter dem Recipienten. Dieſer Eiafticirätszeiger fcheint vor andern deshalb Worzige zu haben, weil dadurch gleich vom Anfange an die Grade der Berdünnungder Luft beurtheilt werden fünz nen, und die Luft, Die fich etwa aus dem Queckſilber ent⸗

Phänomene ſchwerer erpanfibeler Friffiafeiten. 293

entwickelt, hierbey nicht nachtheilig wird. "Wenn das obere Ende der Barometerröhre zur Seite gekruͤmmt nicht ın den Teller, Sondern in deifen Communica— tionsröhre tritt, fo ift es noch vortheilhafter, und auch) da zu brauchen, wo man auf die Röhre die Ge— füße, worin ‚die $uft verdünnt werden fol, aufs

ſchraubt. Graveſande a. a. D. 6.i51.

$. 433. 2) Die gewöhnliche Barometer⸗ probe, eine furze, mit Queckſilber gefüllte, oben gefchloffene, unten offene, Glasroͤhre, die mit ihrem untern Ende in einem Ölafe mit. Quccffilber ftcht und mit einer Scale verfehen tft. Das Quedfilber fängt erft an, darin zu fallen, wenn die $yft unter dem Mecipienten bis zu einem gewiſſen Grade der Berdünnung gekommen ift. Die Höhe des darin zut+ ruͤckbleibenden Ducdfilbers wird als Maafftab für die Elaſticitaͤt angeſehen. Wenn aber auch das Queck⸗ ſuber in dieſer Röhre ausgekocht worden iſt, fo ver— miſcht es ſich doch bey ſeinem Fallen nachher mit dem Queckſilber des Gefaͤßes, wodurch beym folgenden Gebrauche das Queckſilber darin wieder lufthaltig iſt, und fo die Probe unrichtig macht. |

$. 434. Beſſer ift daher 3) die beberförmige Baromererprobe, oder ein abgefürztes heberförmi: ges Barometer, welches ausgefochtes Queckſilber enthaͤlt. Man beurtheilt hier ebenfalls die Elaſticitaͤt des Fluidums unter dem Recipienten aus der Hoͤhe der Queckſilberſaͤule in dem geſchloſſenen Schenkel uber dem Niveau des ne in dem offenen Sc): el. | $. 435.

-

24 1. Theil. 6. Hauptftüc.

. 435. 4) Smeatons Klafticitäteseiger. In einer heberförmigen, gläfernen, gleich weiten Nöhre CBAG (Sig. 136.), deren kuͤrzerer Schenfel ge: ſchloſſen, und deren längerer bey G offen ift, befindet fih Queckſilber, z. B. von J bis D, und ber Theil CD enthält fuft. Wird nun die $uft im Raume des Re⸗— cipienten, worin fi) der Elafticitätszeiger befindet, verduͤnnt, fo dehnt ſich die fuft in CD durch ihre Flafticität aus, und das Quedfilber fteigt im längern

Schenkel, bis Gleihgewicht da ift. |

l tif Geſetzes läßt ſich die Verduͤ

3 ein She en in A Elafice tätszeiger nah van Swinden auf folgende Weife beurtbeis

len. &s ſey dan Queckſilber im fürzern Schenkel von D

bis B herabgedrüdt; es fey CD = a; b fen die dermas lige Barometerböhe; IE = c fen die Höhe des Queckil⸗

ber6 über dem vorigen Nioeau, oderrüber dem Anfange der Scale, und gleich DB; x zeige an, wie die Luft

at 0 im Recipienten dünner ſey: fo iſt x = ——— van Swinden poſ. phyſ. T. 11. ©. 153.

$. 436. Alle diefe Proben zeigen eigentlich an, wie vielmal minder 'elaftifch die erpanfibele Fluͤſſigkeit untet dem Mecipienten fen, als die $uft, die vor dem Auspumpen darunter war; aber fie geben keinesweges die Verduͤnnung der noch übrigen atmofphärifchen fuft an, außer wenn man annehmen dürfte, daß fich gar Fein anderes elaftifches Fluidum darunter gebildet hätte. Dies ift aber nicht der Fall, fondern es erzeuge fih) Dampf aus der Feuchtigkeit, dem Dehle, u. dergl., der als elaftifches Fluidum die Elafticitätsmeffer affi⸗ eirt und. macht, daß fie einen geringern Grad der Verdünnung der $uft angeben, als diefe wirflich erlice

ten

Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 295

ten hat, und als fie angeben wurden, wenn fich Feim Dunft gebildet hätte. 7 $. 437. Um die wirkliche Verduͤnnung der luft unter dem Recipienten zu erfahren, braucht man die Smeatoniſche, fo genannte, Bitnprobe, ein glaͤ⸗ ſernes, birnfoͤrmiges Gefäß, das unten offen iſt und fich oben in eine genau cylindriſche Röhre endigt, deren Inhalt einen genau beftimmten aliquoten Theil des ganzen Snhaltes des Gefaͤßes ausmachr und wiederum in Fleinere Abtheilungen getheilt if. Man hängt die leere Probe an einen beweglichen Stift, der duch eine federbüchfe in dem Gewölbe des Recipienten geht und dadurch herauf - und herabbewegt werden kann, unter den Mecipienten über einem Gefäße mit Duedfilber duf, pumpt die luft fo ftarf als möglich; aus dem Necipienten aus, druͤckt dann die Birnprobe mit ihrer offenen Mündung in das Queckſilber tief genug hinab, und läft num wieder die Aufere fuft unter den Mecipienten treten. Jetzt drückt diefe das Queckſilber in den Raum der Birnprobe hinauf, zu⸗ gleich mird der Dunft, der den Elaſticitaͤtsmeſſer ($. 436.) affteiste, hierben durch diefen Druck jer- ſetzt, und es bleibt bloß die $uft uͤbrig. Der Raum diefer oben in der Röhre der Birnprobe übrig bleiben- den buft, verglichen mit vem Raume des ganzen Ger füßes, zeigt an, mie vielmal die Luft unter dem Neck pienten wirflich dünner gemwefen fey. Aber es ift bier: ben wohl zu erinnern: daß, wenn die Birnprobe den wirflichen Grad der Verdünnung der Luft anzeigen foll, es unumgänglich nothwendig iſt, daß das Duck- ſilber

*

296 I. Sheil. 6. Hauptftüc. ——

ſilber außerhalb der Birnprobe in dem Gefäße, worein man fie taucht, nicht niedriger‘ ftehe, als inmendig, fondern in gleihem Niveau damit fen, fonft wird die Auft in der Birnprabe nicht die Dichtigfeit haben . ($.

416.), die fie der Borausfeßung au Folge haben müßs te; daß ferner die zuruͤckbleibende buft in der Birn⸗ probe einerlen Temperatur habe mit der vor der Vers duͤnnung; und endlich, daß aus dem Quedfilber felbft fic) Feine $uft während des Anfullens der Birnprobe entwicele. Um das feßtere zu verhüten, muß man fich ſolches Quedfilbers bedienen, das man fur; vor> her ausgefocht hat. Unter Beobachtung diefer Re— geln laffen fich denn auc), wie Herr Schmidt gezeige hat, die Einwärfe heben, die Drook gegen die Rich figfeit diefer Probe gemacht hat.

Wenn man die Birnprobe nicht ganz fo tief in, Duedfilber « eins taucen fann, als es inwendig ftcht, fo müßte man durd Rechnung mach dem Mariodttifhen Geſetze zu beftimmen fus hen, wıe groß der Raum x der darin befindlichen Luft uns ter dem ganzen Drude der Atmofpbäre oder der dermaligen Barometerhobe b ſeyn würde gegen den Kaum a, den fie jest in der Probe einnimmt, da von dem aanzen Drude der Armofphäre auf fie noch der Gegendruck abaeht, den die perpendiculäre Höhe c des Duedfilbers darin uber dem . Niveau des Ducdfilbers im Gefaͤhe verurfaht, Es iR näms lich / (nad $. 416.)

x’a—=b—e:b; daher it

„lb Ze) :

job. Broofs vermifhte Erfabrunaen tiber bie die Luftpumpe und das Barometer, a. d. Engl. mit Zus fägen und Anmerfungen von D. Rübn. Leipzia 1790. 8. Ueber die von Hrn. Broof entdedte Triiglichfeit der Smeas tonifhen Birnprobe und die Mittel, fie zu vermeiden, vom

Herrn Prof. Schmidt; in Grens neuem Journ, der ir 8. 111. ©. 150, ff. j a

6. 438. Der elaſtiſche Dunſt von Feuchtigkeit, der fich im Raume des Mecipienten bey der Verdüns nung

Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 297

nung der fuft zeigt, iſt übrigens allerdings ein Mit: tel, die $uft noch mehr zu verduͤnnen, als ohne den: felben gefchehen würde, meil mit feiner fortdauernden - Ausziehung auch immer zugleich noch ruͤckſtaͤndige Luft ausgezogen wird; woraus fich. denn auch leicht der Unterfchied der Angaben der Bienprobe von denen der Barometerprobe erklären läßt. =

| | $. 439. Mit den wohleingerichteten $ufipums pen laffen fih nun durch Verſuche die vorher anges führten Säße von der Elaſticitaͤt und dem Drucke

. der $uftleicht beweifen und anſchaulich machen, und ‚andere Berfuche anftellen, “die zum Beweiſe verſchie⸗ dener noch vorzutragender Süße dienen,

Verſuche hierzu:

Das Duekfilser finft im Barometer bey der Verdünnung ber Luft, die auf das Duedjilber druͤckt, und ſteigt wieder durh Hinzulaſſang der atmofphärishen Luft.

Das Duedfilber fteigt im einer Rohre, die oben offen und mit dem Raume des Recipienten in Verbindung it, und fallt wieder bey Hinzulaffung der atmoiphärifchen Kuft.

Eine Blasplatte wird fonleich vom Drude der Luft zerfprengt.

Eine Blafe, die tiber einen metallenen Enlinder geſpannt if wird durch den Drud der äͤußern Luft mit einem ffarfem. Knalle zerfprengt und auch Waller durch dieſelbe getrieben.

Zwey magdeburgiſche Halbkugeln von 4 Zol Durchmeſſer häns gen durch einen Druck der Armofphäre ftar? zufammen,

Eine fchlaffe, fett gebundene Blafe mit atmofphäriicher Lufty fhwelle im Guerikſchen Raume ftarf auf und fallt, wies der durchs Hınzulaflen der äußern Luft zufammen,

Der Heronsball fpringt durch die Elaficität der eingeſchloſſenen atımofphärifchen Luft.

Aus einem Gefäße mit enger Mündung, die im Waſſer fteht, tritt die Luft beym Auspumpen bervor und die Äufere . BAER: Luft treibt nachher das Waſſer in das. Gefäß

inein. |

Ein Heber hört in der verdünnten Luft zu laufen auf.

Taͤucherchen, die im Waſſer an offener Luft finken, ſchwimmen bey verdünnter Luft.

Unter

298 1L.Thell. 6. Haupttüͤck

nter dem Kecipienten fiedet bey ftarfer Verdünnung der Zu t nur mäßig erwärmtes Waſſer. Bach Kıltes Wafler wird im Guerifihen Raume zum efaftifchen,

vollfommen durchfichtigen Dampfe, der fih bey Hinzulais fung der atmofphärifchen Luft niederichlägt. Ben der Bils dung diefes Dampfes erzeugt ſich Kälte, bey Dem Nieder⸗ fhlagen Wärme, wie ein empfiudliches Luftthermometer beweifet. | + * *t

J

Bier, Milch, Seifenwaſſer, Sauerteig, geben unter der Luft⸗ pumpe eine große Menge von Luftblaſen von ſich.

Holz, das durch etwas Angebängtes Bley im Waſſer zum Sinken gebracht in, giebt beym Berdiinnen der Lufr eine große Menge Luftblafen von fihb und kommt im Wafler zum Schwimmen. _

Holz, das von Luft leer gemacht ift, finft im Wafler unter.

WBarmblätige Thiere fterbeu ſchuell in der verdünnten Luft ums ter der Glocke der Luftpumpe. Ä

Eine brennende Kerze verlifcht in der verbinnten Luft.

Bey der Verdünnung der Luft vermindert fi der Schall eines Schlagwerkes darin und verfchwindet beynahe ganz.

$. 440. Man pumpe atıs einem ſchicklichen Ge: fäße die darin enthaltene Luft fo rein als möglich aus, und hänge daffelbe, nachdem es vor dem Abnehmen von der $uftpumpe durch einen Hahn genau verfchlof- fen worden ift, an eine empfindliche Waage. Wan bringe es ins genaue Gleichgewicht, Öffne den Hahn und laffe die äußere $uft hineintreten, fo wird es num einen Ausfchlag geben, und die zur ABiederherftellung des Gleichgewichts nöthigen Gegengewichte werden ungefähr angeben, mie viel die fuft wiegt, die in den Raum der Kugel geht. Da aber die Dichtigfeit der Luft durch Die Wärme vermindert und durch die Kälte vermehrt wird; da fie ferner nicht ſtets in einer: fen zuſammengepreßtem Zuftande in, der Armofphäre it, mie das Barometer lehrt; und da der in der Laft | be

v*

Phaͤnomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigfeiten. 299

befindliche Waſſerdunſt nicht immer ſich gleich bleibt: fo fieht man leicht, daß man ben Beftimmung des Ge⸗ twichts von einem beftimmten Raume von luft hierauf Ruͤckſicht nehmen muß. Die Angaben über das fpe- eififche Gewicht der fuft gegen das Waſſer find aus «ben diefem Grunde auch fehr verfchieden.

Die Kugel, deren ich mich zu meinen Weriuchen bediene, ift aus der Berlaflenfchaft des fel. Hofraths Rartten. Gie faßt nabe 1195 rhein!. Decimalcubifgoll, und die Luft wieaty

' wenn fie nicht fehr feucht ift und die Temperatur von 65* Fahr. hat, ben der Barometerböhe von 27 Zul 8 Linien parif., 734 Gran Medicinalgewichtz folafich wiegt ein rheini. Decimalcırbitjoll Luft 455 oder 0,515 Gran. Da nun ein Decimalcubifjou Wafler ben dtefer Temperatur 493,229 Öran wiegt (j. 353.), fo verbält fich das eigenthuͤm⸗ lide Gewicht des Waflerd zu dem der Luft wie 492229 2 6ı5 oder nabe 800 : 1. Wenu man das eigenthuͤmliche Ges wicht des Waſſers zur Einbeit annimmt, fo int das der Luft 0,0012. Ein rheinl. Eubikfug Luft wiegt folder Ger Kalt 615,062 Gran im Medicinalgewichte.

Rah Schufburgh (philaf. eransace. Vol. LXVII. &. 547.) ift

das eigenthuͤmliche Gewicht der Luft bey 29,27 Zoll engl. (27 3. 5,6 8. varif.) und 10° R. 840 mal Meiner, als das des reinen Waflers von eben diefer Temperatur,

Herr Schmidt fand nach einer Mitteliahl von mehrern: Verfus hen die Luft von 15° 165° R. und 28 174 8. 27

nn nk an ee 0

$. 441. Weil aber bey diefen Verfuchen die $uft nie ganz aus der Kugel ausgepumpt werden fann, fo erfährt man eigentlich nur, wie viel die $uft wiegt, die in die Kugel dringt, nicht das Gewicht des gan: jen innern $uftraums der Kugel, und man muf, um genau zu verfahren, beflimmen, mie viel luft noch in der Kugel geblieben if. Man kann zu,dem Ende erft die luftvolle Kugel an der Waage genau wiegen, hier⸗ auf die fuft daraus fo ftarf als möglich auspumpen, ben verjchloffenem Hahne wieder wiegen, und fo dag Ge

*

300 1. Theil. 6. Hauptftüd.

Gewicht der ausgezoaenen $uft finden,’ worauf man unter ausgefochtem Waſſer den Hahn öffnet, das Waſſer hineintreten laßt und durch Umkehrung der Kugel die darin noch übrige fuft in ein Gefäß! mit Waſſer leitet, worin man fie genau bey beflimmter Zeinperatur meffen fan. Der Raum diefer $uft, ab gezogen vom innern Naumesinhalte der Kugel, giebt im Reſte ven Raum der fuft am, die man gewogen hat. Dieſes Verfahren iſt ficherer, als aus der Bere gleihung der Gewichte der ausgepumpten fuft und des nachher in die Kugel getretenen ABaffers unmit: telbar das Verhaͤltniß ihrer ſpecifiſchen Gewichte zu finden, j ; |

Noch bleibt allerdings ein Fehler wegen bes Gewichts des in

der auggepumpten Kugel befindlihden Dunſtes; er fann aber nur unbeträchtiich ſeyn.

$. 442. Auf eine ähnliche Weiſe laͤßt ſich auch das Gewicht anderer Luftarten ben einem beſtimmten Volum erfahren, und fo das Verhäftnif ihrer eigens thuͤmlichen Gewichte unter einander fo wohl, als ge: gen das Waſſer beſtimmen. |

S. oben ©. 253. |

4. 443. Da bie fuft,- wie jeder fluͤſſige Kör- per, nad) allen Seiten zu drüct, fo muß jeder darin befindliche Körper, mie beym Abmwägen im Waſſer, nicht nit feinem abfoluten Gewichte finfen, ſondern fo viel davon verlieren, als die Luft wiegt, die mit ihm einerfen Kaum erfüllt, und ein und eben derfelbe Körper muf aus eben diefem Grunde in der Luft ſchwerer werden, oder eigentlich, fein refpectives Ges wicht (9. 332.) muß zunehmen, wenn er in einen

engern

P4

Phänomene ſchwerer erpanfibeler Flüffigkeiten. 3ox

engern Raum zufammerxgedrängt wird „wie auch die . Erfahrung lehrt. Eben fo muß auch die Fallhoͤhe der fchmeren Körper in der Suft anders ſeyn, als im leeren Mittel (5. 216. ).

Ein ausnedehuter und aufaeloderter Federſack ift als wenn er enge zuſammengeſchmuͤrt iſt.

Hierher gehören auch die Erfcheinungen des Pulshammers. -

$. 444. Da ferner ein und eben derfelbige fefte Körper, in einer Fluͤſſigkeit abgewogen, um defto meni- ger von feinem abſoluten Getwichte verliert, oder ein defto größeres refpectives Gewicht behält, je geringer das ſpecifiſche Gewicht der Siäffigkeit wird, ($. 336.), fo müffen einerfen Körper, in fuft'von verschiedener Dichtigkeit gewogen, ungleich viel wiegen,

$. 445. Hierauf gründet fich das Gueriffche Manometer (Manometrum, Dafymetrum , Es wird nämlich an einen empfindlichen Waagebalken eine hinfänglich große, hohle, aber luftdicht verfchloffe: ne, metallene, oder beffer, ‚gläferne Kugel aufge: hängt, und durd) ein maflives Gewicht von ‚Bien, das gegen die Kugel einen viel kleinern Naum ein: nimmt, ing Gleichgewicht gebracht, Wenn fih nun die Dichtigkeit der $uft ändere, fe müffen beyde un: gleid) viel von ihrem abſoluten Gewichte verlieren : und zwar, wenn die füft dichter wird, fo giebt das Ge: gengewicht den Ausſchlag; mird fie aber dünner, fo ſinkt die Kugel, Herr Souchy und Gerſtner haben eine Derbefferung dieſes fehr brauchbaren Werks zeugs ängegeben, und letzterer hat zugleich die An: wens

302 1. Theil. 6. Hauptftüch,

wendung deffelben bey Höhenmeffungen mit dem Ba⸗

rometer gezeigt.

Octon. de Guerike exper. nov. ©. 114. Belchreibung eines Daſymeters, oder eines Werkzeuge, um die Dichtigkeit jeder Laftſchicht zu meflen, » en. de Souchy; uͤberſetzt in Lichrenbergs Wiagaz. fi das Yleuefte aus der Phyfif, B. 111. Sr. 4. ©. 93. ff: Getſtners Beobachtungen, über den Gebrauch des Barometers bey Höhenmeilangen ; in den Beob. auf einer Reife nady dem Rieſengebirge. Dresd. 2. 8. ©. 271.5 und in Grens Journ. der Phyſik. B.

278

$. 446. Diefes Werkzeug läßt fich auch gebraus hen, um das abfolute Gewicht eines beftimmten Naumesinhalts der kuft, "und alſo ihr eigenthuͤmli— ches Gewicht, unter verfchiedenen Umftänden derfel: ben, auf eine fehr einfache Weiſe zu erfahren.

Es fen eine binlänglih große Kugel von diinnem Glafe, die luftdicht verſchloſſen, am beiten zugefchmolzen ift, und bes ren aanzer Raumesinhalt.V heiße, an einer dazu einges ribreten, empfindfihen Waage, bey einer beftimmten Tems peratur und einem beftimmten Barometerftande der Luft, mit einem mafliven metallenen Gegengewicte von Bley, deflen

ganzer Raumesinhalt,v ift, ins genane Gleichgewicht gefeßt. Der Luſtraum, welcher manometriih das Werkzeug affıs cirt, iR V— va, was man durch aenaue Ausmeffung der benden Körper, am beften durch Waſſerwaͤgen 1,337.) beftimmt, und in befannten Maafen, 3. B. parıf. Cubik⸗ zollen, ausaedrüdt, eins. für allemal merft. Man ſucht fers ner das abfolute Gewicht P eines Luftvolums a in befanns ten Gewictstheilen, bey eben derjelbigen Teinperatur und bemfelbigen Barometerftande, nad der vorber (}. 441.) ans gebenen Methode, und merft diefes Gewicht ein s für alles

mal, fo bat man ı, oder das eigenthämliche Gewicht

fiir atmofphärifche Luft von beftimmter Temperatur und Zufammendrüdung. Wenn fi nun die Befchaffenbeit der Zuft Ändert und ihr eigenthimliches Gewicht zus oder abs nimmt, fo wird das Gleichgewicht geftürt, und man muß im erftern Falle Bewichtstheile zur Kugel, im andern Falle um Begengewichte legen, um das @leichgewicht herzuftellen.

ie Summe diefer Gewichtstheile heiße p, und es it dem⸗ nach das abfolute Bericht des Luftvolums a ben vermebrs Ar Dichtigkett P + p, ben verminderter Dichtigfeit aber P p geworden, und man findet das jegt veränderte eis

gentpümliche Bewicht durch TE oder —, wa

Phänomene ſchwerer erpanfibeler Stüffigkeiten, 303

a ſich immer gleich bleibt , ($. 437). Wenn die Luft noch einmal fo dicht würde, als fie ben Beſtimmung des P und bey Regulirung des Werfjeuges war, fo würde p—= P oder P «+ p würde 2 P werden, im leeren Ralıme aber wieP—- p=o, "'. |

‚„ Man hängt die Kugel und das maflive Gegengewicht nicht unmittelbar an den Waagebalfen, fondern an kleine,

leich große und aleich fhwere Waagſchaalen, die an Hafen

ängen , wie ben der gewöhnlichen buproftatiichen Waage; diefe Waagſchaͤlchen dienen zur Aufnahme der Gewichte p. Diees Gewichte nebmen übrigens zwar felbt Raum ein; er ift aber , als fehr umbeträchtlich genen a, wohl ohne merfs lihen Febler aus der Acht zu laflen: fonft fann man ihn aud aus dem einmal bekannten eigenthümlichen Gewichte ihrer Materie leicht berechnen,

Sie;

304 1. Theil. 7. Hauptſt. Schwingungsbewegungen —— ———

Siebentes Hauptſtuͤck.

Schwingungsbewegungen ſchallen— der und klingender Koͤrper.

5. 447.

Das Anſchlagen an feſte, geſpannte, mit Schnellkraft oder Federkraft begabte Körper, das Streichen ges ſpannter Saiten, das fihrrelle und plögliche Hervor: brechen elaſtiſcher Fläfigfeiten aus engen Muͤndun⸗ gen fefter Körper, wie z. B. ben der Entzündung des Schiefpulvers in Schießgewehren, ben der Entzuͤn⸗ dung der Knallluft in der electrifchen Piftole, find für ung mit einer Wirfung begleitet, die wir nad) einem generischen Ausdrude Schall nennen.

$. 448. Wenn die Veränderung des Zuftandes bes ſchallenden Körpers in unferm Gehdrorgane die Em: pfindung bewirken foll, fo muß es nothwendig ein Medium geben, durch welches diefe Veränderung die Gehoͤrwerkzeuge afficirt, und dies iſt gemeinhin die $uft, ohne welche um den fchallenden Körper her: um für uns fein Schall da ſeyn würde, vorausge— ſetzt, daß fein anderes dazu fühiges Medium den Schall zu unfern Gehörwerfzeugen fortpflant.

$. 449. Wir müflen alfo ben der Darftellung der Sehre vom Schälle Nücdficht nehmen: 1) auf den

urfprünglic) den Schall erregenben Körper (Corpus ſono-

ſchallender und Elingender Koͤrper. 305

ſonorum) und 2) auf das den bis zu unferm - Gehoͤre fortpflangende Mittel.

F. 450. Um den Zuftand, morin die urſpring⸗ lich ſchallenden Körper waͤhrend des Schallens ſich be- finden, gehörig beurtheilen zu koͤnnen, wollen wir ei— ne geſpannte Saite als Beyſpiel waͤhlen. Soll ſie faͤhig ſeyn, Schall (Klang) zu erregen, fo muß fie. einen gewiffen Grad der Spannung haben. Wird die gefpannte Saite, wie z. B. am der Harfe, aus der geraden finie,. in der fie im Zuftande der Ruhe ift, durch Druck daran gebogen, fo fommt fie offen= - bar in Bewegung, wenn der Druc des Fingers, der fie bog, wieder wegfaͤllt, und zugleich entfieht nun auf unfer Gehdrorgan die Wirkung, die wir Klang nennen. Der Grund der Bewegung der flingenden Saite ift ihre Contractilität oder Schnellfraft. Wird : nämlid) die gefpannte Saite aus der geraden Sinie ger drückt, fo wird fie. ja dadurch gedehnt; ‚Ihre gedehnten Theile ſuchen fich wieder fo viel als möglich zu nähern, und fie ftrebt alfo, fich wieder in die Öeftalt ihrer fürze: . fien Länge, d. i., in die gerade Linie, zu verfeßen. Da fie aber, wenn fie in diefe Sage gekommen ift, eine der terminirte Öefchwindigfeit erlangt hat, (indem die Contractilität als fterige Kraft, obmohl als veran- derliche Größe, wirkſam ift,) fo bleibt. fie in der gera⸗ den Nichtung nicht ruhen, fondern beugt fich auf die entgegengejeßte Seite, von da wieder zuruͤck, u. ſ. f., bis endlich diefe Beugungen durch den Widerftand der $uft immer fleiner und fleiner Werden, und fo. die Saite wieder in Ruhe kommt. |

u. 5. 451.

306 1. heil 7. Hauptſt. |

6. 451. Die zum Schalle oder lange erforder:

liche Bewegung der Saite ift alfo offenbar ein pendul⸗ artiges Schwingen derfelben; fein bloßes Erzittern ihrer Fleinften Theile. |

$. 452. Da demnach) das Weſen des Schalles in pendulartigen Schwingungen der fchallenden Koͤr⸗ per oder ihrer Theile befteht, fo folgt, daß alle Koͤr⸗ per, welche, oder deren Theile, einer ſolchen fchmwin- genden Bewegung fähig find, urſpruͤnglich fchallende Körper werden fönnen: und dahin gehören alle fefte contractile, und alle erpanfibele, oder überhaupt alle fo genannte efaftifche; ihre Elafticität fey entweder eis ne attractive oder expanſive.

6. 453. Wenn aber der Schall fchallender oder ° flingender Körper für uns hörbar fenn foll, fo müffen die Schwingungen derjelben oder ihrer Theile eine be: . ſtimmte Gefchwindigfeit haben. Deshalb mäffen die contractilen Körper, wenn fie fchallend fenn follen, ei⸗ ne gewiſſe Spannung haben, damit ihre Schwinguns gen den nöthigen Grad dee Gefchwinvdigfeit erlangen. Eine zu ſchlaffe Saite Flingt nicht, weil fie nicht gem ia genug ſchwingt.

6. 454 Don der Menge der ſchwingenden Thei- le und von der Größe der Schwingungsbogen haͤngt die Groͤße oder Staͤrke des Schalles ab; von der Dauer derſelben die Dauer des letztern.

. 455. Wenn dieſe Schwingungen regelmaͤßig,

d. i., gleichzeitig ae, fo heißt die Empfindung, die

ſchallender und klingender Körper, 307 die ſie in n unferm Gehörorgane bewirken, ein lang; fonft aber, wenn das Gegentheil Statt finder, ein Geraͤuſch, Getoͤſe, Dumpfer Schall. Ein augen: blicklich vorübergehender, heftiger ne = ein Zumal. |

$. 456. Wenn man zwey Saiten, bie * ei⸗ nerley Materie beſtehen und gleich dick, aber ungleich lang find, gleich ftarf fpannt, fo ſie nicht ei⸗ nerlen Empfindung auf unfer Gehoͤr, wenn fie ers fchüättert werden. ' Wir jagen, daß die fürzere Saite böber, die längere aber tiefer Flinge, und das Werz häfenif der Höhe oder Tiefe des Fe ju einem - andern nennen wir Ton.

$. 457. Die Schtwingungen der Saite bey ih⸗ rem Klingen find pendulartig ($. 451.). Da nun ein Pendul defto langſamer ſchwingt, je länger es | ift, fo muß auch bey dem tiefen Tone der längern Saite die Anzahl der Schwingungen in einerlen Zeit nicht fo groß ſeyn, als ben dem hoͤhern Tone der kuͤr⸗ zern Saite. Tiefe Toͤne find alfo ſolche, woben in einerlen Zeit weniger Schwingungen find, als bey an⸗ dern, mit denen man fie vergleicht, und hohe Töne, ben welchen mehr Schwingungen in eben diefer Zeit Statt finden. Es giebt aber für das menfchliche Ohr eine gewiſſe Höhe und Tiefe, über und unter welche der Ton nicht weiter verglichen werden Fann.

6. 458. Die Contractilität der gefpannten Sai⸗ ten ift der Örund ihrer Schwingungen beym Klingen,

ober * die bewegende Saft baben; ihre Thaͤtigkeit Ti nimmt

308 L. Theil. 7. Haupiſt Sckwingungsbewegungen

nimmt Daher zu, je mehr die Saiten geſpannt werben. Was alfo bey den Penduln die verfchiedenen Schwe— ren find, das find ben den Eaiten die frannenden Ge- twichte, wodurd wir die Gräfe ter Epannung aus: druͤcken fünnen. Und fo mie ein Pendul geichwinder ſchwingt, wenn die Schwere ftärfer darauf wirft, fo ſchwingt auch eine Eaite bey gleicher fange ſchneller,

wenn ſie ſtaͤrker geſpant iſt. Da nun von der Geſchwin⸗ | digfeit ihrer Schteingungen die Höhe ihres Tones ab- hängt, fo fieht man leicht ein, daß man ben Beftim- mung der Tonhöhe der Saiten auch außer der Loͤnge auf ihre Spannungen Rüdficht nehmen muͤſſe. Bey fehr fangen und diden Saiten läßt ſich diefe Unafeich: heit ihree Schwingungen, wenn fie verfchtedentlich ge- ſpannt find, aud) fhon durchs Auge wahrnehmen,

$. 459. Endlich fommt in Anſehung der Anzahl der Schwingungen, welche eine Saite in einer gege: Genen Zeit macht, auch die Dice derjelben in Be: tracht, und fie widerjteht der Bewegung um defto mehr, je mehr Maffe fie ben gleicher fange und Span- nung hat; fie muß alſo defto langſamer fchwingen, und alfo einen tiefern Ton geben, je dicker fie ift, und umgefehrt, wenn die fangen und Spannungen gleich find. Man hat folglich bey Beſtimmung der Ton: höhe einer Saite: 1) auf ihre Länge, 2) auf ihre Spannung, und 3) auf ihre Dicke zu fehen.

$. 460. Die Erfahrung beftätigt folgende aus dem Vorhergehenden fließende Süße bey Saiten von einerlen Materie:

1)

ſchallender und Elingenber Körper. 309

1) Bey gleich fangen und, gleich dicken aber un: gleich geſpannten Saiten verhaͤlt ſich die Anzahl ihrer Schwingungen, folglich ihre Tonhoͤhe, wie die Qua; dratwurzeln der fpannenden Kräfte oder Gerichte.

- Wenn wir die Anzubl der Schwingungen oder die Tonhoͤhe der

Saiten von gleihurtiaer Materie N, n, die fpannenden

Gewichte oder Kräfte P, p, die Längen derfelben Ly 1, und

F Durchmeſſer derſelben D, d uennen/ und L=1 und D=dift,fpitN;n = pP: Vp.

2) Ben gleich geſpannten und gleich dicken, ungleich fangen Saiten verhält ſich die Anzahl ihrer Schwingungen umgekehrt wie ihre fängen,

BennrP=pmdD=d,fpitfN:n=1;:L,

3) Ben glei) fangen und gleich gefpannten Sai— ten, die ungleich dief find, verhält fic) die Anzahl ih: rer Schwingungen umgefehrt, wie ihre Durchmefler, (Eine Saite von ungleicher Diche giebt falſche oder

vermiſchte Toͤne an. Wenn LI und P=p fiftN:n=d;D,

$. 461. Es it alfo ben Saiten von einerley Mas

terie und gleicher Dicke die Anzahl ihrer Schwingun— gen oder ihre Tonhoͤhe in einem zufammengefeßten erhältniffe aus dem geraden des Duadrats der fpan: nenden Gewichte und dem umgefehtten der fangen derfelben.

EiNin=M: MR i

Das Monochord und Tetrachord,

$. 462, Ein Paar Saiten haben ven Einklang, wenn ſie gleich viel Schwingungen in einerley Zeit

miachen. Wenn aber die eine Saite bey gleicher Dir | de‘

. zro0 IL. Theil. 7. Hauptft. Schwingungsbewegungen

de und Spannung nur halb fo lang iſt, als die an⸗ dere, oder nod) einmal fo viel Schwingungen mad, ſo giebt fie der Erfahrung zufolge die Oberoctave des Grundtons an, den die andere Saite angiebt. Wenn ihre Sängen fich verhalten wie 2 : 3, oder ‘wenn die Fürzere 3 der fänge der andern hat, und fie alfo drey Schwingungen in einerley Zeit gegen zwey Schwin⸗ gungen derfelben macht, fo giebt diefe Fürzere die Quinte der fangern an; fie it Die Quarte des Grund: tons, wenn fie 3 der Sänge derjenigen Saite hat, wel che diefen angiebt; die große Terze, wenn ıhre fän- ge z; bie Eicine Terze, wenn fie 3; die große Sexte, wenn fie 3; die Fleine Sexte, wenn fie $; die Öbers Duodecime, oder die Oberoctave der Quinte, wenn fie 35 die Oberduodecime : Septime, oder die Doppel te Octave der großen Terze, wenn fie F von der fäns ge derjenigen Saite iſt, welche den Grundton angiebt. Es laͤßt fich nach dem Angeführten leicht angeben, mie die Spannungen der Saiten feyn müffen, wenn fie gleich) lang und dick find und die angeführten Töne angeben follen; oder auch, wenn fie gleich gefpannt und gleich lang find, wie ihre Dicke fenn müffe, wenn fie diefe Tone angeben follen.

Die Lehre von der Tonleiter und ber Temperatur gehört nicht in ein Lehrbuch der Phoſik, fo wenig als die Lehre von den Conſonanzen und Disfonanzen der Zone. ch übergehe fie des wegen hier.

$. 463. Es ſey eine gefpannte Saite AB (Fig. 137.) des Monochords in irgend eine Anzahl gleicher Theile, z. B. in viere, Aa, ab, be und cB, abgetheift. Dian ftelle ven Sieg in c. Mari hänge ſchmale und leichte

ſchallender und Elingender Körper. 311

leichte Streifchen Papier neben einander auf die Sai—

te von A bis c und ſtreiche mit einem Violinbogen ben Theil cB der Gatte an. Es wird nun der Ton gehört, der vermöge des abgefürzten Theils cB der Saite Statt finden muß, und der fic) zum Grundto⸗ ne der Saite verhäft, wie AB zu cB, oder wie 4 zu 1. Zu gleicher Zeit werden num alle Papierftreif: hen längs dem Theile AC herabgeworfen, er. nommen bie in a und b hängenden.

6. 464. Dieſer Verſuch lehrt offenbar: daß es in dem Theile Ac der Saite jenſeits des Stegs ebenfalls Schwingung giebt, währendcB flingt; daß aber nicht bloß der Punct c der Saite, wo der Steg ſteht, fon:

dern auch jenfeits deffelben a und bin Ruhe find; daß _

ganze Stellen der Saite zwiſchen dieſen Puncten fhwingen, während cB ſchwingt; und daß die Stel⸗ len jwifchen den ruhenden Puncten wechfelfeitig in entgegengefeßten Nichtungen fchwingen, wie $ig. 138. e3 anzeigt. Die rubenden Puncte a, b_ und c ber

Saite heißen Schwingungefnoren. Der Punct

der Saite, welchen der beivegliche Steg berührt, if nämlich allemal ein Schwingungsfnoten.

$. 465. Man nehme, wie Sig. 139, durch Ber: rückung des Stegs unter der Saite bis c, cB 2 der fänge AB, ftreiche cB an und luffe es Flingen ; fo wird die Höhe des Tons fich zum Grundtone verhals ten, wie 5:2, oder wie AB zu cB, und es werben drey Schwingungsfnoten, naͤmlich a, b-und c, da ſeyn. Man verrüde ferner den Steg und nehme den an:

| J zu⸗

312 1. Shit. 7. Hauptſt. Schwinaungsbewegungen

zuſtreichenden Theil der Saite (Fig. 140.) dB —=2 -pon der ganzen laͤnge AB, fo wird man nach dem vo: rigen Verfahren zwey Schwirgungsfnoten, nämlich b und «, haben, wobey die Tonhöhe des Klanges von ‘dB zum Grundtone der Saite ſich verhält, mie 3 zu 1. Man ftelle ven Steg (ia. 137.) ın b, oder in die Micte der Saite, und ftreiche DB oder Ab an, fo wird. es, außer an der Stelle, wo der Steg ift, fei> nen Schwingungsfnoten weiter geben. Wlan made endlich durch des ar den flingenden Theil der Saite *, 3, &, ihrer fänge, fo wird man auc) außer der Stelle des Steps feinen Schwin⸗ gungsknoten in der Saite weiter antreffen.

4. 466. Um die Anzahl der Schwingungsknoten ben einer durch einen Steg oder ſonſt durch Beräh? rung abgetheilten Saite zu beitimmen, feße man die ‚ganze fänge der Saite in eine Anzahl gleich großer Theile gerheife, welche heit, wovon das urſpruͤng⸗ lich Flingende Stuͤck der Saite die Anzahl 1 enthält; man fehe 1 als den Zähler, und L als den Nenner

eines Bruches an; man bringe diefen Bruch - auf

die Fleinfte Benennung und ziehe dann 1 von L ab: fo giebt der Neft die Anzahl der Schwingungsfnoten. Daratıs folge denn auch, daß ben verfchiedenen Tonhoͤhen doch einerfen Anzahl von Schwingungsfno: ten da. fenn fönne, indem die Glieder zweyer Brüche "son verſchiedenem Werthe einerlen Differenz haben koͤnnen; und daf alfo nicht jeder Ton, feine beftimmte

8 Schwingungsknoten habe. Wenn

ſchallender und Blingender Körper. 313

Wenn 1 aegen L fehe flein und die Saite mur kurz ift, fo darf man das Reſultat der anaeführten Verfuhe (f. 463. 465.) nıcht erwarten, teil dann die Schwingungen tbeils zu theils die Echmpingungsfnoten einander zu na—

e find

Einige Bemerfungen tiber dıe Schwinanngsknoten ben Hinaens den Saiten von J. G. Voigt; in Grens neuem Journ. der Phyfif. B. IL. ©, 352 ff.

» 8467. Nicht bloß ben Flingenden Saiten find in ihren anfcheinend ruhenden Theilen fchwingende Stellen und ruhende Puncte; fondern auch ben andern klingenden Körpern, tie bey Flingenden Staͤben, Rin⸗ gen, Cylindern, Glocken, Scheiben, find während ihres Klingens ganze Stellen in entgegengeſetzten - Schwingungen begriffen, während die Grenzen der— felben in Ruhe find. Das Weſen des Schalles ber ſteht alfo auch bey ihnen nicht in einem Zittern ihrer Fleinften Theile, fondern in Schwingungsbewegungern ganzer Stellen, die durch ihre Gontractilität veran- laßt werden. Herr Chladni hat das Verdienft, diefe Wahrheit zuerft außer allen Zweifel gefeßt, und ein Mittel erfunden zu haben, diefe Schwingungsbemes gungen ben Flingenden Flächen auch fihtbar zu ma⸗ chen und die .ruhenden Stellen un Klangfiguren darzuſtellen.

Entdeckungen uͤber die Theorie des Klanges von Ernſt Flo⸗ rens Friedrich Chladni. Leipzig 1787. 4.

$. 468. Man nehme zu dem Ende eine kreisrun⸗

de Scheibe (Fig. 141.) von Fenfterglafe, die ohne Knoten und Blafen und gleichförmig dick if, und etwa vier bis acht Zoll im Durchmeffer hat; man beftreue ſie mit feinfdrnigem Sande; man lege fie in ihrem -Mittelpuncte auf einen etwas zugefpißten Korf, druͤ⸗ de fie von oben her mit dem Singer an. den n Kork an, | £ unter⸗

= * 2

um a; d * 4 - Le...- 3

314 1LTheil. =. Hauptſt. Schwingungsbewegungen

unterſtuͤtze ſie auch noch am Rande in g, oder q, ober t, oder r, und ftreiche den Rand ın n, oder p, oder f, oder m, überhaupt 45 Gr. von der berührten Stelle, mit einem mit Colophonium befteichenen Violinbo⸗ gen in ſenkrechter Richtung unter maͤßigem Drucke. Die Scheibe wird einen Klang geben, zugleich aber wird der Sand auf der Scheibe von ihren ſchwingen⸗ den Stellen bewegt werden und ſich bey dem anhaf:- tenden Streichen und Klingen der Scheibe an den ruhenden Stellen anhäufeh, und fo tie Figur der Zeichnung erhalten. |

$. 469. Man halte ferner die Scheibe ın ihrem Mittelpuncte feft und ſtreiche fie etwa 30 Gr. von der gedämpften Stelle des Randes in p, oder r, oder gu.f. m. (Fig. 142.) an; fo bilder der Sand die SKlangfigur der Zeichuung. Man fafte die Schei: _ be (Fig. 143.) bey n in einiger Entfernung vom ° Rande zwifchen den Daumen und Zeigefinger und flreiche fie in m; fo bilder der Sand den Kreis n. Man faſſe die Scheibe wie vorher und ftreiche fie in p, (90 Br. von der gehaltenen Stelle) (Fig. 144.); und es entfteht noch die gerade linie im der gezeichne: ten Klangfigur. Man faffe die Scheibe ferner wie vorher, ftemme fie ben g oder p‘ (Fig. 145.) an einen eigen und nicht allzu harten Körper an und ftreiche in m, (45 Grad von der Stelle, we man fie halt; ) und es entftehen aufer dem Kreife noch zwey gerade fich durchkreuzende Sinien. Man halte die Scheibe nicht in der Mitte, fondern bey p (Big. 146.), und fireiche ben £ oder n, oder bey r oder s;

und

ſchallender und Elingender Körper. 315 und es bildet der Sand die gerade linie Durch Die Mitte ber Scheibe und drey Bogen. Man flemme die Scheibe (Fig. 147.) bey e an eine Kante, indem man die Singer in c und d an den Rand verfelben ſetzt, und ftreiche in f; es bilden fich dann Die beyden gera- Den gegen einander. geneigten finien e und d. Man brüde eine elliptiſche Scheibe (Fig. 148.) in der Mitte c auf den Korf an, dämpfe die beyden Puncs te bes Randes p und q mit den Fingern und ftreide inr, wo fich dann die Klangfigur der Zeichnung bil: dit. Wenn man die &usdratfcheibe (Fig. 149.) in ihree Mitte auf den Korf druͤckt und an einer ihrer Eden ftreicht, fo bildet der Sand zwey fih rechtwinklig durchfreugende gerade finien, die von der Mitte des Randes der Scheibe ausgehen; wenn man aber in der Mitte des Randes flreicht, fo laufen bie finien (Fig. 150.) von den Eden der Scheibe aus. Man faſſe die Duadratfcheibe bey a zwi⸗ fhen den Daumen und Zeigefinger und unterflüße fie auch noch in b, und flreiche an, der Ecke der Schei- be in c; fo entſteht die gezeichnete Klangfigur. Man halte die Quadratſcheibe (Fig. 151.) in o oder q und ftreiche in p oder n, um die gezeichnete Klang: figur zu erhalten. Wird die Stelle, wo man die Scheibe hält ‚etwas verändert, oder ſtreicht man an einet der Ecken in c.oder o (Fig. 152.), fo fann fid) der vorige Klang auch durch drey, gefrummt durch bie Scheibe gehende, Sinien darftellen. |

$. 470. So fann man alfo dadurch, daß man die Scheide an andern Stellen hält, und unterftüßt, und

I

316 I. Theil. 7. Haupeft. Schwingungsbewegungen

und an andern Stellen des Randes flreicht, fie jedes: mal nöthigen, fich anders abzutheilen, und man kann ‚folcher Geftalt mit veränderten Tönen derfelben andes re Klangfiguren zumege bringen und eine ungemein große Mannichfaltigfeit derfelben erhalten. Nicht immer ift aber jede Abänderung der Klanafigur mit einer bemerfbaren Abänderung des Tons verfnüpft.

$. 471. Um eine Klangfigur hervorzubringen, it es nöthig, die finien der Tläche, welche als ruhend verlangt werden, durch Unterftüßung oder Dämpfung in Ruhe zu bringen und die in Schwingung zu . ſetzenden Stellen in Bewegung zu feßen. Indeſſen ift es, wie wir gefehen haben ($.469.), nicht nöthig, . ‚jeden Punct der zur Ruhe zu bringenden linie befon; ders zu dämpfen und jeden fehwingenden Theil be fonders in Schwingung zu feßen, fondern man braucht nur einen Punct der finie, welche ruhen foll, zu dam: pfen und eine Stelle am Rande der Scheibe durch) Streihen in Schwingung zu feßen, da ſich dann dieſe Bewegung den Übrigen zu bewegenden Theilen der Scheibe mittheilt. Durch einige Uebimg kann man es leicht dahin bringen, die verlangten Figuren ſehr rein und ſchnell zu erhalten. Die noͤthige Daͤm— pfung der Stellen laͤßt ſich bequem durch zugeſpitzte Korkſtoͤpſel, worauf man die Scheibe legt, anbringen.

Beytrag zu den Verſuchen über die Klanafiguren ſchwinagender Släcen, von Job. Gortfr. Voigt; in Grens neuem Journ, d. Phyſ. B. I. ©. 391. ff.

$. 472. Den den meiften Klanafiguren nehmen geroiffe feſte $inien mehrencheils jchlangenförmige Krüm:

ſchallender und Elingender Körper. 517 |

Kruͤmmungen an, deren Anzahl ben jeder Figur bes ftimmt if. An folchen neben einander gehenden linien ift die fage der Krümmungen faft allemal fo befchaf: fen, daß entweder zwey unmittelbar neben einander befindliche finien, oder in wenigen Fällen zwey durch eine gerade Linie getrennte fchlangenfürmige linien

egenfeitig fich einander nähern und von einander ents In jedem Mäherungspuncte koͤnnen fie ſich fo verbinden, daß fie einander burchfreuzen; es nehmen alfo in diefem Falle zwey fich nähernde Krümz - ' mungen (Fig. 154. und 155.) die Geftalt von Fig. 153. an. Eben fo fönnen zwey einander durchfchneiz dende Sinien (Fig. 153.) fich in der Mitte fo trennen, daß zwey gegen einander ftiehende Bogen frummer linien (Fig. 154. und 155.) daraus werden. Manche Figuren werben dadurch fo verändert, daß man ohne Lie: bung ihre eigenthümliche Seftalt daraus nicht würde bez urtheilen fönnen. Der Ton ift bey einer abgeänderten Si: gur derfelbige, als wenn diefe Figur regelmäßig erfcheint. Diefe Abänderungen der Figuren Fann man oft durch wenige Verruͤckung der Unterftißungspuncteder Schei⸗ be oder der zu ftreichenden Stelle des Randes erhalten.

Chladni a. a. O. ©. 19. ff.

$..473. Bey dem Klingen der Scheiben ſchwin⸗ gen allezeit zwey Stellen, die durch eine rubende Uinie von einander abgefondert find, wie z. B. (Fig. 153.) anb und bod, oder (Fig. 149.) ebg und mbg, nac) entgegengefeßten Nichtungen; oder die Kruͤm— mung der einen Stelle, befinder ſich über ihrer natuͤr— lichen fage, während die andere Stelle unter. diefelbe

ge⸗

318 1. Theil 7. Hauptſt. Schwingungsbewegungen

gefrümmt ift, und umgefehrt. Zwey Stellen, bie in entgegengefeßten Winfeln der ſich durchfreuzenden finien ſtehen, 3. B. anb und cnd (Fig. 153.), oder ebg und fcn (Sig. 149. ), oder bcm und nhg ( Fig. . 150.), ſchwingen allemal nad) der nämlichen Richtung. Chladni a. a. O. ©. m. $. 474. Bey den Arten bes Klauges der Schei⸗ ben, mo fich fternförmige Figuren zeigen, machen nicht die Stellen am Rande die weiteften Schwin⸗ gungen; fondern der Punct, wo die Schwingungen am weiteften find, oder der Ylittelpunet der Schwin: gung, ift in jedem ſchwingenden Theile in einiger Ents fernung vom Rande, wie in Fig. 141., 144. und 145. dieſe Stellen durch Puncte bezeichner find, Wenn unter dem Rande, deſſen man fi) zum Beftreuen bedient, ganz feine Staubtheilchen befindlich find und die Scheibe ganz genau horizontal gehalten wird, fo werden diefe Puncte fihtbar, indem fich der keinſte

Staub hier anhoaͤuft. Chladni a. a. O. S. 30, f. $. 475. Den dem Klingen der Glocken ſchwin—

gen ebenfalls ganze Stellen, während finien zwiſchen denfelben in Ruhe find. Man Fann dies leicht an einem zum Theile mit Waſſer gefüllten, dünnen, Trink glafe,. porzellänenen Spülnapfe, einer Taffe, u. dergl. jeigen. Man halte das Glas etwas über dem Boden mit dem Daumen und einem andern Finger, und frreiche den Rand des Glaſes 45 Grad von der gehals tenen Stelle mit dem Biolinbogen, fo geräch das Waſſer im Glaſe in eine Bewegung von vier fchwins genden Theilen des Glaſes, und diefe Bewegung zeige

ſich

fehallender und Elingender Körper. 319

fich fehr auffallend fo, daß das Waſſer als. feiner Staub umberfprigt. Wenn man das Glas hingegen bey 6o Grad von der berührten Stelle ftreicht, ſo merden fich ben verändertem und höherm Tone fechs ſchwingende Stellen der Wand zeigen und das Waſ⸗ fer bewegen. .

$. 476. Die Gefchmwinbigfeit, mit der fi die fchmingenden Bewegungen in den angrenzenden Theilen der zuerft und urfprüngfic) in Bewegung geſetz⸗ ten Stelle ducch die Maſſe eines contractilen Körpers fortpflanzen, ift bewundernswuͤrdig groß, und übers haupt ift diefe Geſchwindigkeit der Sortpflanzung der zum Schalle erforderfichen Bewegung durch fich genau berührende oder zufammenhängende contractile Koͤ⸗ per noch richt ermeflen. Die Sortpflanzung fcheint zwar durch eine fehr lange Reihe folcher Körper für uns momentan zu ſeyn, daraus folgt aber noch nicht, daß die Geſchwindigkeit daben fo groß ſey, als Die des lichts.

Hieraus erflärt ſich auch die Refonanz. u - Aus diefer, zwar am fich fucccjfiven, fir uns aber mos mentanerfcheinenden, Fortpflanzung läßt fih erflären, wars um die maflıven Wände eines boben Gebäudes bis zum hoͤchſten Stocke erfchättert zu werden feinen, wenn ein Wangen auf dem Pflafter der Gtraße vor dem Gebäude raflelt. Hier Scheint in der That die Wirkung größer, als die Urſach; fie würde es wirklich ſeyn, wenn die Erfbüts terung durch die ganze Mafle momentan, und nicht fuccefs fin erfolgte. *

Chr. Ernft Wünfeh Nachricht von einem Verfuche, wel- cher lehret, dafs der Schall durch fefte elaltifche Kör- per unendlich gefchwind, oder doch eben fo gelchwind als das Licht, Ach bewegt; in der Sammlung der deut- Sehen Abhandl., welche in der k. Akad. d. W. zu Berlin

" worgelefen worden. Berl. 1793. 4. ©. 137. If.

- 5 477. Zur Erklärung der Fortpflanzung des Schalles von einem ſchallenden Koͤrper durch die Luft, als

320 1. Theil. 7. Hauptſt. Schwingungsbewegungen

als dem gewoͤhnlichſten Kortpflanzungsmittel, muf man auch annehmen, daf durch die Schwingungen des erftern Die umgebenden fufttheilhen, und durch Diefe die benachbarten lhufttheilchen abwechſelnd zu> fammengedrüct werden und fich wieder ausdehnen. Dieſemnach ift die zur Fortpflanzung des Schalles dienende Bewegung der $uft eine wellenfoͤrmige, und keinesweges eine fürtichreitende. Der Schall pflanzt fich von dem klingenden oder fchallenden Koͤr— per, wie von dem Mirtelpuncte einer Kugel nach der Siäche derfelben, im der tuft fort, und zwar nach der Stärfe und Befchaffenheit veifelbigen zu einer grö: fern oder geringern Weite, die bey der gehörigen Stärke des Schalles, nach der Sage des Orts, fehr beträchtlich fenn fann. Die mweitefte Entfernung def felben fann man aber wegen der Menge der nicht zu beftimmenden Umftände nicht angeben. Man kann fi) die Fortpflanzung des Schalles in der fuft ale. Schallftrablen (Radıi fonori ) vorftellen, wenn man nur daben nicht glaubt, daß wirkliche Ausflüffe einer fchall: machenden Materie Stutt fänden.

$. 478. Der Schall pflanzt fich in der $uft eben fo feiht nah) oben, als nach unten und nach der Seite zu fort, vorausgefeßt, daß die Dichtigfeit der $uft, nach den verfchiedenen Richtungen zu, fich nicht merflich ändert. In verdünnter $uft nimmt nicht nur die Stärfe des Schalles ab, ſondern auch die Geſchwindigkeit.

$. 479. Aus der angeführten Ausbreitung des Schalles ın der Luft folge, dag die Staͤrke deffelben

abneh⸗

ſchallender und Flingender Körper. 321

abnehmen müffe, wie das Quadrat der Entfernung junimmt.

$. 480. Die Fortpflanzung des Schalles durch die Luft gefchieht ben weitem nicht mit der Geſchwin⸗ digkeit, als durch contractile fefte Körper ($. 476.), und es verfließt eine merfliche Zeit, ehe der Schall durch eine lange Strede von luft fi) fortgepflanze hat. Da die Gejchmwindigfeit der Bewegung des fichtes fo außerordentlich groß -tt, daß die Zeit, die e8 zum Durchlaufen eines Raumes auf der Erde braucht, fir nichts zu rechnen ift, fo hat man fich des mit einem Schalle ausbrechenden Feuers, wie deg Abfeuerns der Gewehre und des Gefchüßes zur Nacht— zeit, bedient, um darans die Gefchmwindigfeit der Fortpflanzung des Schalles in der $uft, in beftimm- ter Entfernung zu meſſen. Die Nefultate der Erfah: sungen hierüber weichen freylich fehr von einander ab, tie ſich aud) aus der veränderlichen Beichaffenheit der $uft kaum anders erwarten läßt. Die von Lajjmi, Maraldi und de la Laille angeftellten fcheinen doch die genaueften und ficherften zu feyn, und zu Folge derfelben durchläuft der Schall in Einer Secunde

einen Raum von 173 Toifen oder 1038 pariſ. Fuß.

Memoires de Pacad. roy. des fe. de Paris, 1738. u. 1739. Gehlers phyſ. Wörterb. Th. III. ©. 809.

Diefe Geichwindigfeit des Schalles kann auch dazu dienens um die Entfernung eined Orts, eines Gewitterd, eines Schiffes, u. dergi., Wweniaftens einiger Maßen, aus der Zeitz die zwischen dem Wahrnehmen des Schalles und des gleichs

» zeitig ausbrechenden Lichtes verfließt, zu beurtheilen.

$. 481. Die Bewegung des Schalles ift anfcheiz nend gleichförmig, oder er durchläuft.in gleichen Zei: ten gleihe Räume, Die Stärfe des Schalles mag | x beſchaf⸗

322-1. Theil. 7. Hauptſt. Schwingungsbewegungen

beſchaffen fenn, wie fie will, fo ift die Geſchwindigkeit deffelben einerley; und alle Öattungen des Schalles haben einerlen Gefchwindigfeit. 5

Experimenta et oblervationes de [oni motu aliisque ad id attinentibus, factae a D. W. Derhamo, in den philof.

transact. No. 313°. © 3. ff.

$. 482. Alles, was die Elafticität der fuft ans dert, bringt auch Veränderungen in der Gefchmwin: digfeit des Schalles zumege, als: Wärme und Kälte, Verdichtung und Verduͤnnung der Luft. Wenn ver Wind nad) einer Nichtung blafr, die auf der Rich: „tung des Schalles fenfrecht ift, fo andert er nichts in der Gefchwindigfeit des Schalles. Sonft aber ver: mehrt oder vermindert er diefelbe, je nachdem er mit dein Schalle in einerley oder in entgegengefeßter Rich— tung geht, und zwar um feine eigene Geſchwindigkeit. 6. 483. Der Schall wird von harten Körpern nach den Geſetzen der Reflexion elaftifcher Körper zu⸗ ruͤckgeworfen. Darauf beruhet die Einrichtung der Sprachgewölbe. Wenn durc) dieje Steflerion die. Zerftreuung des Schalles in die Runde verhindert und die Divergenz der Schallftrahlen dadurch ın eine parallele Richtung verandert wird, fo muß auch der Schall feine Srärfe behalten, die er fonft verlieren würde. Darauf gründet fic) das Sprachrohr Man ift haufig bemüht gemefen, ihm die fchiclichite Figur zu geben; Hr. Lambert aber hat bewieſen, daß die Sigur eines abgekürzten Kegels, mo nicht die befte, doc) eben fo gut fen, als jede andere. Gehr Hu gende Materien, oder folche, die eine ſtarke Reſonanz, ‚bewirken, fönnen zwar bey der Anwendung zu Sprach⸗ roͤhren

ſchallender und Elingender Körper. 323

ebhren die Stärfe des Schalles vermehren, aber fie vermindern auch wieder auf der andern Seite die

Deutfichfeit articulirter Töne,

Athanafii Kircheri neue Halls und Tonfunft, a. d. 2, Nörds Iingen ı684 Fol.

Sur quelques inftrumens acoultiques, par Mr. Lambert; in den M£m. de l’ac, roy, des fc. de Prufle. 1763, ©, g7,

I. 2. Lamberıs Abhandlung tiber einige afuftiiche Inftrus mente. A. d. Franz. nebit Zufägen über das fo aenaunte Horn Merauders ded Großen, über Erfahrungen mit einem elliptiiben Eprachrobre und über die Anwendun der Errachröhre zur Zelegrapbie, von Gotrfr, Huth. erlin 1796. 8.

$. 484. Wenn der Schallſtrahl ben feinem Fort⸗ gange in der fuft ſenkrecht auf einen harten Körpeg ftöße, fo wird er auf dieſen Körper mit feiner ganzen Gewalt wirken und nad) den Gefeßen der Neflerion von demfelben wieder in eben der Nichtung und mie eben der Geichtwindigfeit zuruͤckgeworſen werden. Ein Ohr aljo, das ganz nahe ben dem Drte des entſtehen⸗ den Schalles iſt, hört nicht allein dieſen Urſchall, ſondern auch den Wiederſchall oder das Echo. Wenn aber dieſer reflectirte Schall zu geſchwind auf den erſtern folgt, ſo wird er undeutlich und kann von jenem nicht unterſchieden werden. Die Erfahrung lehrt, daß zwey Schalle noch deutlich find und unters fehieven werden fünnen, wenn fie in dem neunten Theile einer Secunde auf einander folgen. Wenn daher ein Echo eines Schalles deutlich gehört werden fell, fo muß die den Schall reflectirende Ebene fo weit vom Urfchalle entfernt feyn, daß wenigftens der neunte Theil einer Secunde vergeht, ehe der Schall bin: und juräcgeht, oder, welches einerlen it, daß F einer Secunde vergeht, ehe der Schall an die reflectirende Ä 2 Ebene

324 1. Shell. 7. Hptſt. Schwingungsbewegungen x.

Ebene anſtoͤßt. Wenn wie annehmen, daß ber Schall in einer Seceunde 10638 parififhe Fuß durch: läuft ($. 480.), fo muß die Ebene wenigftens 5 oder 57? Fuß vom Urfchalle entfernt feyn, wenn das Echo deutlich gehört werden fol. In diefer Entfers nung’ Fann es aber nur einen einzelnen Schall oder eine einzelne Sylbe deutlich wiederhallen, und heißt daher ein einfplbiges Echo. Es kommt bey dem: Ausfprechen eines mehrfyldigen Wortes ſchon der Schall der erften Sylben zuruͤck, ehe das ganze Wort ausgeſprochen iſt, und man hoͤrt daher nur die letzte Sylbe allein deutlich nachhallen.

$. 485. Wenn die den Schall reflectirende Ebes ne 519 patififche Fuß vom Urfchalle entfernt ift, fo vergeht eine Secunde Zeit, ehe das Echo wieder an den Ort des Urjchalles zuruͤckkommt, ımd im diefer Entfernung Fann es fchon vielfplbige Norte wieder hofen. Das Echo heigt alsdann ein vielſylbiges. Wenn mehrere zuruͤckwerfende Körper in Entfernung neben einander liegen, fo daß der Schall von einem zum andern, und von jedem wieder an ben Ort des Urfchalles reflectire wird, fo entſteht ein vielfuches Echo, das eine Sylbe mehreremal wiederholt, weil der Schall von der fernern reflectirenden Ebene fpäter ins Ohr zuruͤckkommt, als von der nähern, wenn anders nur der urfprüngliche Schall ftarf ges

nug war.

Nachrichten von verfebiedenen merfwürdigen Arten des Edie ſehe man in Rirchers oben (. 483. anget. Echrifty usd in Gehlers phyſ. Wörterb. Thel. Urt, Echo. s

Zwey⸗

Zweyter Theil. Befondere Naturlehre.

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9. 486. We unterſuchen in der beſondern Naturlehre (6. 28.) die Natur der einzelnen einfachern Stoffe ($. 118.), die einen Gegenftand unferer finnlighen WBahrs nehmungen ausmachen, indem wis die Wirfungen, welche fie auf einander ausüben, und die Zufammens ſetzungen, welche fie bilden, erforſchen.

Erſtes Hauptſtuͤck. Waärmeſto ff.

6. 487. Die objective Urſach der Empfindung, die jedermann unter dem Damen der Wärme oder Zige \Calor) fennt, nennen wir Waͤrmeſtoff (Ca-

loricum, Calorigue).

6.488. Mur dem Gemeingefühle, und feinem ar: dern Sinne, koͤnnen wir dieſe Subftan; darftelfen. Aber es berechtigt dies eben fo gut zu dem Schluſſe auf die objective Nealität eines Wärmeftoffes, als die Dass ſtellbarkeit für andere Sinne bey andern Subflanzen.

6. 489. Wenn mir auf die Körper Acht geben, die wir in dem Zuftand bringen, daß fie in uns dee Empfindung ber Erwärmung oder Erhitzung zuwege bringen, fo finden wir, daß fie in einen größern Raum ausgedehnte werden, und dief? Zunahme bes _ | Inbe—

328 IL Theil. 1. Hauptſtuͤck.

Inbegriffs der Körper, fo wohl der flüffigen als’ der feften, in der Wärme oder Hiße (Rarefactio), ifE eine ganz allgemeine Wirfung des Stoffes. der: Wärme.

Beftätigunga durch Werfuche: Eine mit Luft zum Theile gefüllte fhlaffe Blaſe fchwellt uber einem Soblfeuer anf; boble Blasfugeln, die im falten Branntweine ſchwimmen, finten im erwaͤrmten; Weingeift, Queckſilber, fteigt in glaͤſernen Möbren höber , wenn dreie erwärmr werden; Machstıaelr finfen im beißen Wafler unter, da fie im kalten Wafler ſchwimmen; eine eiferne Stange acht nab dem Glirhends werden nicht mebr durch einen Ring, durch den fie in! der

Kälte geht; ein Eifendraht verlängert fih beym Glübends

6. 490. Man bedient fich daher diefer Veraͤn— derung des Volums gemiffer Subſtanzen felbft als Maaßſtab zur Beftimmung der Ab = und Zunahme der Quantität oder Intenfität der die Wärme hervor- bringenven Urſach.

Thermometer, $. 491. Ein Werkzeug, melches uns Aende- rungen der Waͤrme bemerflih macht und uns vers ſichert, daf ein gewiffer- Grad der Wärme, dem das Werkzeug jegt ausgefeßt iſt, derjelbige fen, oder nicht fen, dem es ein andermal ausgefeßt war, heißt ein Tyermomerer , Thermoſkop oder Waͤrmemeſſer.

$. 492. Den Maafftab zur Beflimmung der Yen: derung der Waͤrme giebt ben den Thermometern die Aenderung des Bolums der Subftanzen, naͤmlich die Vermehrung oder Verminderung defjelben bey ber Zus nahme oder Abnahme der freyen Waͤrmetheilchen. Man wählt dazu folche Stoffe, die von den Verände: rungen

J

Bärmefof.e 329

rungen des Wärmezuftandes leicht afficirt, und bemerk⸗ bar!genug durch geringe Zunahmen der Wärme augges dehnt werden; dergleichen find tropfbare und elaftifchz flüffige Körper. Um die Aenderungen des Bolums des fto beſſer bemerfbar zu. machen, ſchließt man vergletz chen Slüffigfeiten in enge gläferne Röhren mit Kugeln ein, damit man dur) den Stand in der Röhre die Xen: derungen des Volums, die auf die Aenderungen der

Wärme fchliegen laffen, wahrnehmen fünne. $. 493. Die gemöhnlichiten Slüffigfeiten, deren man fic) zum Fuͤllen der Thermometer bedient, oder ei= gentlicher, durch) deren Ausdehnung und Zufamnienzie: hung man auf die verhäftnigmäßige Zunahme und Ab- nahme des Waͤrmeſtoffes fchließt, find Luft, Weingeift und Quecfilber. Die Thermometer erhalten danach den Namen der Luftchermometer, Weingeijichermo: meter, &uecfilberebermometer. Die uftthermome: ter find die empfindlichiten, und die $uft wird Durch glei⸗ he Quantitäten des Waͤrmeſtoffes ftärfer erpandier, als ein gleiches Volum einer tropfbaren Slüffigkeir, Das Duedfilber hat entſchiedene Vorzüge vor andern tropfbaren Sluffigfeiten, dadurch: daß es leicht vom er ner gleichförmigen Neinigfeit erhalten werden kann; daß es gegen Aenderungen der Waͤrme fehr empfindlich ift; daß es flarfe Grade der Hitze verträgt, ehe es kocht; und eine beträchtlich große Verminderung der Wärme dazu gehört, che es gefriert. Diefe Eigens Ihaften hat der Weingeiſt nicht alle; denn wenn er gleidy noch fpäter gefriert, als Quedfilber, und fi noch ftärfer ausdehnt, fo Focht er doch weit früher, als

330 I. Theil. 1. Hauptſtück.

als Waller, und verwandelt ſich leicht in Dunſt. Se bald fich aber tropfbare Fluͤſſigkeiten durch Hiße in Dämpfe, oder durch Gefrieren in fefte Subftan- zen verwandeln, fo meilen fie ganz andere Grabe der Ausdehnung, als vorher, und die vorige Scale fort: gefeßt dient dann Feinesweges mehr für diefelben. de Luc oben (©. 17. No. 8.) angef, Werk 410. a. m. ff. f. 422. a. ff. Luz voltändige Anweifung, die Thermometer zu verfertigen, Nürnb. 1781. gr. 8. Ebendeſſelben vollftäns dige Beichreibung von allen Barometern , nebft einem Ans bange, feine Thermometer betreffend, Nürnberg und Leipt j jig 1784. gr. 8.

4. 494. Alle unfere Thermometer zeigen indeffen Feinesweges die abfoluten Quantitäten des frenen Waͤr⸗ mefioffes an, fondern nur, ob die Quantität größer oder gerinaer fen, als zu einer andern Zeit ver Beobach⸗ tung. Deſſen ungeachtet ift das Thermometer, fo wie es iſt, doc) ein überaus wichtiges Werkzeug für dem Naturforſcher.

$. 495. Cornelius Drebbel von Alkmar in Nordholland wird gewoͤhnlich fuͤr den Erfinder des Thermometers, beym Anfange des vorigen Jahrhun— derts, angegeben. Sein Thermometer war ein Luft: tbermometer und beftand aus einer gläfernen Röhre, bie oben mit einer Kugel gefchloffen, bis zu einer gewiſſen Höhe mit einer gefärbten Fluͤſſigkeit gefülle und mit ihrer untern Deffnung in ein Behältnif, das eben dieſe Fluͤſſigkeit enthielt, geftellt war. Die Luft trieb num bey ihrer Ausdehnung durch Waͤrme die Fluͤſſigkeit in der Nöhre herunter, oder dieſe flieg hinauf, wenn fich die $uft durch Kälte zuſammenzeg. | Im

Warmeſto ff. | 33%

Um das Werkzeug tragbarer zu machen ‚, Fann bie Möhre Afg (Big. 125.) unten bey g wieder gekruͤmmt werden und in die offene Kugel G auslaufen. es feßt, die Fluͤſſigkeit ftehe in der Röhre bis f und in der Kugel zur Seite bis G, fo wird die $uft zwiſchen £ bis A durch die Ausdehnung bey der Erwärmung die Stüffigfeit herabdrüden; ben der Verminderung der Wärme wird die fuft zwiſchen k und A fich zu: fammenziehen und der Druck der Atmofphäre auf die Zläche der Fluͤſſigkeit in G diefe hinauftreiben. Dover es Fann noch bequemer die oben bey g offene Glasroͤhre (Fig. 126.), die unten in die Höhe ger frümmt und hier mit einer Kugel A gefchlofien iſt, mit der gefärbten Flüffigfeit fo gefüllt werden, daß ein Theil der Kugel A noch luft enchält. Durch die Zunahme der Wärme wird die fuft in der Kugel A ſich ausdehnen und die Flüffigfeit über F in die Höhe treiben; durch die Verminderung der Wärme wird die fuft in A ſich zufammenziehen und die Slüffigfeit wird von f herabgedrückt werden. Dieſes Drebbelifche Luftthermometer hat aber den beträchtz fichen Sehler, daß die aufßere Suft zugfeih darauf wirft und daß nad) Verſchiedenheit des Druckes ders felbigen die Tlüffigfeit in der Röhre verfchiedentlic) hoc) fiehen kann, bey einerlen Grad ber Wärme, Regen der großen Empfindfichfeit iſt diefe Einrich- tung indeffen doch immer fehr vortheilhaft zu nüßen, um momentane und fihnell vorübergehende Aende— zungen der Wärme dadurch zu erforfihen.

$. 496.

332% II. Theil: 1. Hauptftüd.

$. 496. Wenn man an dem lLuftthermometer die Wirkungen des Druckes der aͤußern $uft von der, nen des MWärmeftoffes gehörig zu unterfcheiden, oder, auch jene ganz auszuſchließen, im Stande iſt, fo, kann es die Erforderniffe eines Thermometers: (9. 491.) erfüllen und zu einem fehr vollfommenen. Werkzeuge werden. Die erftere Einrichtung bat Amontons, die zweyte Bernoullis Luftthermometer, bey welchen der Fehler des drebbeliſchen Thermometers völlig gehoben iſt. $. 497. Das amontonfche Luftthermometer ($,496.) befteht aus einer fangen, engen, gleich wei⸗ ten, gläfernen Röhre (Fig. 132.), die ben a offen und unten gekruͤmmt ift und fich bier in eine Kugel bendigt, die einen fehr großen Durchmeffer gegen die Röhre haben muß, damit durch das Steigen und Ballen des Quecfilbers in der Roͤhre das Niveau des Quedfilbers in der Kugel ſich nicht merflich An: dere. In der Kugel ift $uft über dem Queckſilber ein; gefchloffen, umd diefes ſteht auch noch in der Roͤhre über dem Niveau des Quecfilbers in der Kugel, und zwar auch beym niedrigften Grade der Wärme, die man durchs Werkzeug mißt. Es tft aus ber fehre von dem Drucke und der Elafticität der erpanfibelen Slüffigfeiten ($. 405.) befannt, daß die fuft in der Kugel b nicht nur den Druck der Quedfilberfäule gf, fondern auch den Druck der Atmofphäre, den der jedes; malige Barometerfiand anzeigt, zu tragen habe, Nenn man alſo zu der Höhe der Queckſilberſaͤule uͤber dem Niveau ok die jedesmalige Barometerhöhe addirt,

—Warmeſt off. 333 addirt, ſo hat man bie Höhe einer Queckſilberſaͤule, wie fie ben der jedesmaligen Wärme der luft in det

Kugel von derfelben getragen werden kann.

Amontons, in den Mem. de l’ac, roy. des fe. a ®. 160, ff. Zamberts Pyrometrie. Th. II. Hauptft, 3

$: 498. Es ift übrigens ein, ohne allen Grund, bon mehrern Phnfifern, feit Sernoulli, angenom⸗ mener Satz: daß die Ausdehnungen der fuft, bey gleichem Drude, in der Wärme, oder ihre abfolute Elafticität bey unveränderter Dichtigfeit derfelben, den Duantitäten des Wärmeftoffes proportional wären, und daß z. B. doppelt fo ſtarke Efafticität der einge: ſchloſſenen Luft, ben gleich bleibender Dichtigfeit, dops pelt fo viel Quantität der fie afficirenden Waͤrmetheil— chen vorausfeße. Das amontonfche $uftthermomerer giebt fo wenig, wie irgend ein anderes Thermometer ($. 494. ), die wirklichen Verhältniffe des Wärmeftoffee an. Jede fufts oder Gasart dehnt fich, ben gleichem Grade. der Zufammendrüdfung, durch) gleiche Zunah⸗ me der Intenſitaͤt des Waͤrmeſtoffes anders aus; warum ſollte num gerade allein die atmoſphoaͤriſche Luft in ihren Zunahmen der Ausdehnung proportional ges hen mit den Quantitäten der Waͤrmetheilchen, die fie affıeiren ? 5. 499. Das bernoulifche Luftthermometer (4. 496;) erhält man, wenn man die Kugel eines Sapjelbarometers (5. 396.) zufchmeljt. Es ift num das Quedfilber in der Kugel nicht mehr dem Wechſel des Drudes der äußern $uft ausgefeßt. Sonſt hat Werkzeug die Unbequemlichteit, daß die Roͤhte davon

334 IL Theil. 1. Hauptſtuͤck.

davon ſehr lang, und weit laͤnger, als bey einem ge⸗ woͤhnlichen Barometer ſeyn muß, weil ſonſt das Auf⸗ ſteigen des Queckſilbers bey verſtaͤrkten Graden der Waͤrme die ganze Roͤhre ausfuͤllen wuͤrde. Uebri⸗ gens muß die Roͤhre gegen die Kugel enge genug ſeyn, damit durch das Steigen und Fallen des Queckſilbers in der erſtern ſich das Niveau in der . ‚nicht merflic) ändere,

$. 500. Die florentiner Afademie bediente fich zuerft einer tropfbaren Fluͤſſigkeit zur thermoſtopiſchen Subſtanz. Ihr Thermometer beftehr in einer oben verfchloffenen gläfernen Röhre mit einer unten befind: lichen Kugel, worin gefärbter Weingeift eingefchloffen iſt. Man bemerkte an der Nöhre einen Punct, wo— bey die Sfüffigfeit im einer gemäßigten Temperatur ſteht, 3. B. in einem tiefen Keller, und brachte nun an der Nöhre über und unter diefem Puncte eine will⸗ führliche Eintheifung in Grade an, fo daß man jenen Punct mit © bezeichnete umd' die Grade des Thermo⸗ meters auf: und abwärts zählte. Da aber ben dieſem florentiuſ ven Thermometer jener Punct nicht mit Sicherheit beftimme werden fann, und die Grade über and unter demſelben nur willführlichi aufgetragen mer: den fünnen, fo fieht man leicht die Unbrauchbarfeit def: felben, um beftimmte Grabe der Wärme und Kälte Darnad) zu meffen, und die Untauglichkeit der. Mes ode, um vdarnach vergleichbare Thermometer zu machen,

Tentamina experimentorum naturalium captorum in’acad, del Cimento, edit, a Mufchenörgek, ©, 2: ff.

4 501.

Bärmefofl. 333

$. 301. Fahrenheit machte ſich daher um die Verbefferung der Thermometer dadurch fehr verdient, daf er zmen ziemlich fefte Puncte daran beftimmte und den Abftand dverfelben von einander in eine bes fimmte Anzahl Theile oder Grade eintheilte; fo wie auch dadurch, daß er fih, nad) Halley's Mathe, nachher des Duedfilbers zum Füllen der Thermometers röhren bediente. Die Entfernung zweyer folcher feſten Puncte an dem Thermometer nennt man den Funda⸗ mentslabitand. Bahrenheit nahm zum untern Puncte die Temperatur, welche ein Gemifch aus ‚gleichen Theilen Schnee und Galmiaf hat, oder den kuͤnſtlichen Sroftpunet (Punctum congelationis ar- tihcialis ), und zum obern Puncte die Hiße des fies denden Waſſers, den Siedepunct (Punctum ebulli« tionis). Er feßte bey jenem © und theilte dieſen Sundamentalabftand in 212 gleiche Theile, fo daß alſo dieie Zahl für den Grad des Fochenden Waſſers war. Auch unter. o trug er noch eben fo große Grade, als oberhalb waren. Fuͤr die Hiße des fochenden Queck⸗ filbers fommen 600 feiner Grade. Gemöhnlid) mat man aber die Scale diefer Thermomerer nur bis an ben Siedepunct des Waſſers. |

Herm. Boerhaave elemtenta chemiae. Lipf. 1732. 3. T. I. ©. 146. ff.

. 502. Herr von Reaumur nahm dagegen zum untern Puncte an der Scale des Thermometers ben: bequemern natürlichen Jroſtpunct (Punctum rege- lationis ), oder die Temperatur des fchmelzenden Schnees und Eifes an, füllte das Thermometer mit

ein:

336 1. Theil. 1. Hauptſtuck. Weingelſt, Ber, um bie Hiße des Fochenden Wäffers auszuhalten, mit Waſſer verdünnt mar, und theifte den Fundamentafäbftand von jenem Puncte bis zum Siedepuncte it achtzig gleiche Theile, (weil er gefun⸗ den hatte, daf fein Weingeift fich um-o,08o feines No: lums, das er beym natürlichen Froſtpuncte hatte, ausdehnte,) und feßte aljo o ben'diefem Sroftpuncte, 80 beym Siedepuncte. Unter o wurden ebenfalls fo große ‘Grade an der Scale aufgetragen, als nach oben zu. Der marhrliche Srofipunet, eder das Reau⸗ muriſche 0, iſt bey Fahrenheit 32, Grad +: 7 Kèôégle pour eohſtruine des thermomätres, dont les deprös foient comparables, per M. Reaumur, in den Mrmnoires

de U’ acall. ro yale des je. 1736. ©2452. ff. m&-

a are 1731. S. 250, # ;

$. 503. Man hat in der So! ge Reanmurs Stufe auch für die Queckſilberthermometer angewendet.- Sie trifft aber nicht mit der Graduirung des wahren Reau⸗ murifchen . Thermometers überein, „und dieſes zeige daher mit einem Queckſilberthermometer, das die Reau— murische Scale hat, im einerley Waͤrme nicht einer fen Grade; und wenn man ſich der Reaumuriſchen Scale bedient, jo müßte man auch immer beſtimmen, ob man bey derfelben ein Duesffilber - oder ein Wein gebraucht habe.

de Luc a. a. O. f. 440. a ff.

. 504. Man hat nachher noch Ein⸗ des Fundamentalabſtandes oder Scalen eingeführt, aber wirklich ohne Noch die Thermome⸗ terſprache dadurch unbequemer gemacht. de Kisle ſetzte beym Siedepuncte des Waſſers o, und beym

natuͤr⸗

Waͤrmeſtoff. 337 natuͤrlichen Gefrierpuncte 150, weil das Volumen des Queckſilbers in der Temperatur des letztern um 0,01 50 geringer ſey, als in der des erſtern. Celſius hingegen theilte den Fundamentalabſtand vom natürz lichen Froſtbuncte bis zum Siedepuncte in hundert gleiche Theile, und ſetzte bey jenem o, bey dieſem 100. Diele Sale heißt auch die ſchwediſche.

6.505. Die Hauptfache ben der Graduirung der Scale der Thermometer iſt die Beſtimmung zweyer, hinlaͤnglich unterſchiedener, unveraͤnderlicher Puncte, oder des Fundamentalabſtandes, die, wenn ſie immer wiedergefunden werden koͤnnen und ihr Abſtand her⸗ nad) in gleic große Theile eingerheilt wırd, uns in den Stand feßen, harmonirende Thermometer zu machen. Man ift jest allgemein übereingefommen, die Temperatur des fchmelzenden Schnees, oder den natürlichen Oeftierpunct, und die Temperatur des fiedenden Waffers fir die beyden feften Puncte der TShermometerjcale anzunehmen, beren Abftand man in 180 Theile, wenn man Fahrenheits Scale, oder in go Theile, wenn man Reaumurs Scale, oder in 100 Theile theilt, wenn man Gelfius Scale haben mil. Um Delisle's Scale zu erhalten, theilt man dieſen Fundamentalabſtand i in 150 Theile, und zaͤhlt von oben herab. Dies alles gilt nur vom Queckſilber⸗ thermometer. |

Die Bäbrenbeitiäbe, Reaumurifhe und Celſiuſſiſche Scale laſſen fi leicht unter einander vergleihen, wenn man weiß, daß 180 F., z0 N. und ıon C. Brave einander gleich find, nur muß es bev der Keaumurifchen Scale dann ein

Quedfilbertvermometer feyn. Es ind demnach 18° 5. = NR 10° 6; 9 FF. 4 Rs; und alſo:

Y ı Gt

338 11. Theil. 1. Hauptſtück. nn | mh =ut. | se

ı Gr. F. EN i Gr. C.⸗ 143 F. = +8.

Wenn man aber Reaumuriſche und Celſiuſſiſche Grade auf Fahrenbeitiſche, oder umgekehrt dieſe auf jene, reduciren wild, fo muß mal nicht vergeſſen, daft Fahrenheit noch 32 feiner Grade unter denw Reaumuriſchen oder Celſiuſſi⸗ fhen o zäblt. Um Delisliſche Brade ın Fubrenbeitiiche zu verwandeln, zieht man die aeaebene Anzahl von 150 aby weil Delisle von oben herunter zahlt, multiplicirt den Reſt mit 6, dividirt das Product durch $, weil 180° $. mit 150 des Delisie, oder 6 mit 5 übereinfommen;) zu dem QDuotienten addirt man noch 32, weil Fahreuheit diefe noch unter dem natuͤrlichen Froſtpuncte bat. Um Deliss liſche Grade ıu Reaumuriſche zu verwanceln, fo zieht man die gegebene Anzahl Grade von ıso ab, multiplicirt dem z Reſt mir 8 umd dividirt das Product dur 15, weil 80° N. mıt 150° Delisl./ oder 8 mit 15 übereinfommen; und um die Delisiiihen Grade auf Eellinifiiche zu bringen, fo verfährt man kben fo, multipheirt den Reſt mıt 2 und dividirt das Product durch 3, weil 100° C. mit 150° Delist.

oder 2 mit 3 übereinfommen.

Umgekehrt, um Fahreuheitiſche, Reaumuriſche . oder Celſiuſſiſche Grade in Delisliihe zu verwandeln ,. fo ziehe man dıe gegebene Anzahl der eritern von 212, der andern von 80, der. dritten von 150 ab; multiplicirt den Kent der erftern mit $, der andern mit ı5, der dritten mit 3; und dioidirt day Product der erftern mit 6, der andern mit 8, der dritten mir 2, fo giebt der Quotient die Delislifchen ®rade an.

Algemeine Formeln zur Vergleichuug der Thermoneters

ade verfhiedener Scalen bat Hr Zindenburg aea.ben,

Carol. Frider. Hindenburg Pr. formulae comparandis gradibus tberinometricis idoneae. Lipf. 1791. 4.).

Bequem find die Vergleichungsthermomerer ( Thermo- meötres de eomparaifon ), wo man die augefuͤhrten verr fbiedenen Sealen zugleich aufträgt.

van Swinden Disl;, fur la comparailon des thermome-

tres. a Amlierd. 1778. 8.

$. 506. Da die Hiße des fochenden Waſſers nur bey einerlen Druck der Atmofphäre unveränderlic) ift, und das Waſſer bey größerm Drucke der Atmos fohäre eine größere, bey geringerm eine geringere Hiße zum Sieden erfordert, fo fieht man leicht, daß der Siedepunct nicht unveranderlich iſt. Daher ift

es zur genauen Beflimmung des Fundamentalabſtan— ne des

Waͤrmeſto ff. 339 des noͤthig, den Siedepunct entweder nur bey einer beſtimmten Normal: Barometerhöhe zu ſuchen oder ihn bey einer andern Barometethoͤhe darnach zu bes fihtigen. Die von der koͤniglichen Sotierät zu Lon⸗ don zur Berichtigung vieles Gegenftandes niederge: feßten Commiffarien, Cavendiſh, de Luc, Maske— Ipne und Hotoley, rathen an, den Siedepunct am - Thermometer entweder bloß im Dampfe des fiedenden Waſſers zu beftimmen, das in einem verichloffenen Gefäße Focht, in melchem die Dämpfe fich felbft den Ausgang verfchaffen Fünnen, doch fo, daf das fiedende Waſſer felbft die Thermomererfugel nicht berührt; oder die Kugel. des Thermometers in das Fochende Waſſer ſelbſt zwey Bis drey Zoll tief einzufenfen. Zur Normalhoͤhe des Barometers beftimmen fie für die erjtere Methode 29,8 engl. Zoll, die 27 3. 11,538 1. = 335,538 !in. parif. gleich find; für die zweyte aber 29,5 engl. Zell, die mit 27 3. 8,16 $. öder 332,16 linien parif. übereinfommen. Da nun genaue Ver: fuche lehren, daß eine Aenderung des Barometerftan- des von 29% bis 30% Zoll engl. (332,16 fin. bie 343,42 $. pariſ.) eine Aenderung des Siedepunctes von 80,54 Gr. auf 81,25 Gr. Neaum. machte, oder, daß um Einen Zoll (engl.) Zunahme des Barome: terftandes der Siedepunct um 0,71 Gr. Reaum. 1,59 Gr. Sahrenh. höher zu liegen kommt; da folg- lich jede Aenderung des Baroıneterftandes um 0,114 3. engl. = 1,283 Linien parif. eine Aenderung des. Giedepunctes von 0,114 . 1,59 = 0,181 Ör. Fahr., d. i., eine Aenderung um zIz5 des ganzen Abftandes

N) 2- zwiſchen

340 II. Theil. 1. Hauptſtuͤck.

zwilchen dem Giedepuncte und natürlichen Gefrier⸗ puncte zuwege bringt: fo hat man daraus folgende Regel zur Berichtigung des Siedepunctes feftgefeßt : Man beobachte zu der Zeit, da man den Siedepunct am Thermometer beftimmt, die Barometerhöhe, und - wenn fie um n.0,114 3. engl. (oder n.1,28 li⸗ nien parif. ) höher oder niedriger ift, als die Normals höhe des Barometers feyn muß, fo muf man den

gefundenen Siedepunct um ſeines Abſtandes

vom Gefrierpuncte tiefer herab oder hoͤher hinauf ſetzen. Das Waſſer, worin man den Siede⸗

punct beſtimmt, muß reines deſtillirtes oder Regen⸗ waſſer ſeyn, indem ie fonft den Sievepunct erhöhen fönnen.

Bericht einer von der koͤnigl. Soc. ber Wiſſenſch. zu London niederaeiegten Commiſſion, über die befte Methode, die ferten Pancte des Thermometers zu beſtimmen, a. db. philof. transact. Vol. LXVII. P. 1. er 37 übel. in * Samml. zur Phyſ. und Naturgeſch. B

Aus Beihr. von —— "And 32 Gehlers vhuf. Wörterb. Th. IV. ©, 336. f

$. 507. Zur Beflimmung des untern Punctes am Sundamentalabftande wählt man die Temperatur des zergehenden reinen. Schnees oder reinen Eifes, worein man das Thermometer ſenkt und binlängliche Zeit darin ftehen läßt. : Diefe Methode ift ficherer, als wenn man das Thermometer in» eben gefrierendes Waſſer ſetzt. Der künftliche Froftpunet aus Schnee und Salmtaf ift ſehr unzuverläffie.

de Luc a. a. O. Th. 1.$. 438. c. Luz Anweiſ., Thermometer zu verfertigen, ud 122,-— 129. | $. 508.

Warmeſtoff. 341

$. 508. Thermometer, welche mit der noͤthigen Genauigfeit verfertigt und mit einerlen Fluͤſſigkeit gefülle find, barınoniren mit einander oder zeigen ben gleichen Aenderungen der Wärme oder Kälte einerlen Grade an. Wenn man aber aud) noch fo genau bey ihrer Verfertigung verfährt, fo bleiben fie doch noch einigen Heinen, ſchwerlich abzuhelfenden, Mängeln ausgefegt, die befonders darin beftehen, daß die Wärme oder Kälte nicht allein die Fluͤſſigkeit des Thermometers ausdehnt oder zuſammenzieht, fondern daß andy das las der Kugel und Röhre jo wie die Scale felbft dieſe Veränderungen erleiden.

Noch iſt bier zu bemerken, daß die Roͤhre geboͤris cahbrirg und don einem. hinlänglım Beinen Durchmeſſer des ns wendinen der Nöhre und einer ſchicklien Kanye ſey, das Queckſilber gehörig von Luft gercintat uud ubeıoaupı in der möglichfien Reinigkeit angemwender werde. 7Chermometer mit fleinern Kugeln find empfindticher, - als die mit arößern. Die Kugel des Thermomercıs muß zu genauen Beobachtungen das Bret nıcht berühren.

Zu den Schriften über die Veifeitigung der Thermome⸗ ‘ter gehört noch außer den oben ($. 493.) angefubrten: ' Strohmeyers Anleitung, übereinftimmende Thermometer

zu verfertigen. Botting. 1775. 9. 4. $. 509: Größere Grade der Hiße, die uͤber den Siedepunct des Onedfilbers gehen, und die wir folg- lich nicht mehr durch unfere damit gefühlte Thermomes ter meflen fönnen, weil das Queckſilber dann feinen. Aggregatzuſtand der tropfbaren Fluͤſſigkeit ändert ‚und in Dampf verwandelt wird, hat man durch Dys rometer zu meften geſucht. Die metallenen find ſehr unsollfommene und unzulängliche Werkzeuge. Es

gehören hierher: Ä

ı ) Mortimere Metslltbermometer.

3422 I. Theil. 1. Hauptſtuͤk.

A A discour[e concerning the ufefulnefs of thermometers in chemical experiments with de defcription and ules of a metalline thermometer, newly invented by Cromw) Mortimer; in den philo/.- transact. Vol. XLIV. 1735. No. 434: Append, &, 672» Gehlers phyſ. Woͤrterb. Th. IV,

. 359

2) Des Grafen von Löfer Metallthermometer.

Thermometri metailici ab inventione Comitis Loeferi de- feriptio, auet, lo, Dan, Titio, Lipl, 1765. 4. Eber⸗ hards Naturlehre 6. 364.

3) Zeihers Metallthermometer.

Thermometri metallici defcriptio, auet. I. Ern. Zeihero; in den nov. comment. petrop, T. IX. ©, 3085, ff, $. 510, Wedgwoods Pprometer macht allen andern den Vorzug ſtreitig. Es gründet fich auf dag Vermögen des Thons, im der Hiße zu ſchwinden, ohne fih durch plögfiche Erfältung wieder auszudeh- nen. Auf eine meflingene Platte find meffingene Stäbe geföther, die etwas fchräg gegen einander fau- fen und fo eine allmählig enger werdende Nute bil- den, in welche die zum Gebrauche dienenden thöner- nen Wuͤrfel hinein gefchoben werden. Um nun den Grad der Hitze eines Dfens zu meffen, legt man einen thönernen Würfel hinein und wirft ihn fo- glei, nachdem er die Hiße des Dfens angenommen hat, in faltes Waſſer. Der Würfel geht defto tiefer in die Nute des Ppromerers hinein, je ſchmaͤler feine Seite durch die Hiße geworden ift, An der Stelle,‘ wo der Würfel ftecfen bleibe, fieht auf den Stäben eine Zahl, die den Grad der Hiße angiebt. Es ver- fieht fih, daß .man immer einerfen Art Thonwür: fel zu dieſem Pyrometer brauchen müffe, Philofophical transactions, Vol. LXXI. und LXXIV. Freyer

Biärmefof. 343 Freyer Wäarmeftoff und deffen Berbreitung.

6. sır. Um jeden erhißten Körper herum ber: breiter fich, der Erfahrung zu Folge, die Kraftäufe: rung auf unfer Gefühl und aufs Thermometer, wo: durch wir eben auf das Dafenn des Wärmeftoffes fchließen, nach allen Richtungen zu, und zwar mit abnehmender ntenfität. Der Wärmeftoff iſt affo eine erpanfibrle Fluͤſſigkeit ($. 131. ), und um jeden erhißten Körper herum kann man fich alfo eine Sphäre des Wärmeftoffes von unbeſtimmter Groͤße vorftellen, in welcher bey der weitern Verbreitung des Wärme: ftoifes feine Erpanfivfraft abnehmen muß, wie feine Dichtigkeit abnimmt,

4. 512. Der Wärmeftoff ift ferner eine rein: erpanjivele Slüffigkeit ($. 133), und feine Theil: chen folgen ihrer abftoßenden Kraft ungehindert, ohne zugleich von der Schwerfraft afficıre zu werden. Go ftrömen die freyen Waͤrmeſtoffstheilchen mit dem fichte von der Sonne nad) allen Richtungen aus, ohne durch Schwere an die Sonne gefeffelt zu fenn, und fo ge: hen fie von der Erde da, wo fie fren und in ihrer Ex— panfivfraft thätig zu werden anfangen, nach allen Richtungen, ohne gegen den Mittefpunct der Erde zu gravitiren. Sie fönnen daher nicht, wie die ſchwere fuft ($.423.), um die Erde herum eine bleibende At: mofphäre bilden. Da der Wärmeftoff alfo nicht ſchwer ift, fo koͤnnen auch feine Quantitäten gar-nicht

durchs Gewicht beſtimmt werden, und feine Vermeh— | | rung

344 1. Theil. 1. Haupiſtuck.

rung und DBerminderung in den Körpern Fann, mie auch die Erfahrung lehrt, das Gewicht des Körpers

weder vermehren noch vermindern. Der Wärme

ſtoff it demnach als inponderabele Subftanz zu bei trachten. | $. 513. Der Wärmeftoff ift urfpränglich er: panfibel ($. 132... Wir fennen nämlid) feine Sub» flanz, und feine einzige Erfahrung heist uns eine folhe, von der wir die Erpanfibilität des Wärmeftof-

fes ableiten fünnten. |

$. 514. Diefen Umftänden zu Folge müßte der Wärmeftoff fich von dem Orte aus, wo er fren wird, ins Unendliche verbreiten, und feine Dichtigfeit, folge lich feine Erpanfivfraft oder feine Kraftäußerung, müßte daher endlic Null werden, weil er feiner Vers breitung durch fich ſelbſt und durch feine eigene Aus: fpannungsfraft nicht Grenzen feßen kann. Dies wuͤrde auch gefchehen, wenn nicht, wie die Folge lehren wird, dem freyen Waͤrmeſtoffe durch Anzies hungsfräfte anderer Materien dagegen in feiner Aus» fpannungsfraft Grenzen gefeßt, und er alfo dahin gebracht werden könnte, feinen Raum mit Beharr: lichkeit zu erfüllen.

$. 515. Zur anfchaulichern Erflärung gemiffer Phänomene kann man fich zwar die Verbreitung des MWärmeftoffes in. Strahlen (ırablender Wärme: floff ), oder fo vorſtellen, daß die Theilchen deffelben von dem Drte aus, wo fie fren werden, fich gerads king divergirend verbreiten, wie Radii einer Kugel vom

Warme ſt o ff. 345

vom Mittelpunete derſelben nach der Flaͤche derſelben gehen; allein in der Wirklichkeit iſt dieſe atomiſtiſche Vorſtellungsart nicht gegründet. Der Waͤrmeſtoff muß vielmehr als elaſtiſch⸗ fluͤſſiges Weſen auch bey der groͤßeſten Duͤnne feinen Raum mit Continuitaͤt erfüllen. $. 516. Es folgt aus der Verbreitung des Waͤr⸗ meſtoffes, daß die Staͤrke dieſes Ausfluſſes aus einem Puncte, oder die Quantität der Waͤrmetheilchen, die davon zu einer gegebenen Flaͤche gehen, im umge: fehrten Verhältniffe der Quadrate der Entfernungen abnehme. Erfahrungen hierüber mit dem Thermo meter koͤnnen den Satz nicht beweifen, da. daſſelbe sicht die Quantitäten des Waͤrmeſtoffes anzugeben

vermag ($. 494.). Lamberts Pyrometrie, oder vom Maaße des Feuers und dee Wärme. Berlin 1779. 4. ©. 201. ff. Marc. Aug. Ver⸗ ſuch über das Feuer. A. d. Franzoͤſ. Tuͤbingen 1790. 8. 9. 38.

4. 517. Die Beſchleunigung der Expanſivkraft, die die Theilchen des Waͤrmeſtoffes in Bewegung ſetzt, iſt, wie die Wirkung auf den lichtſtoff lehrt, fo groß, daß die Bewegung der frenen Waͤrmetheilchen für Verſetzungen aus einem Orte in den andern ben un⸗ fern Verfuchen auf der Erde inftantan zu ſeyn fcheint. Fuͤr fehr große Räume würde bie ei allerdings meßbar ſeyn.

Picters Verf. }. 64 67.

$. 518. Die Intenfität ber Hiße oder Warme hängt von der Quantitoͤt der freyen Waͤrmetheilchen in einerley Raume oder ihrer Dichtigfeit ab, mit wels her ihre Erpanfivfraft im Verhaͤltniſſe ſeyn muß. Die

durch

346: II. Theil. 1. Hauptfiäek.

durch ihre Wirkung aufs Thermometer beſtimmten Intenſitaͤten der Hitze nennen wir auch die en turen (Teimperies) der Körper.

$. 519. Wenn man einem Körper, deffen Tem: geratur über Die des umgebenden Mediums und des darin befindlichen Thermometers merklich erhöhet ıfl,- ein empfindliches Thermometer nähert, aufmelcher Sei: te man will, fo zeigt das Thermometer eine höhere Tem» peratur. Dieſe erhoͤhete Temperatur bleibt aber nicht beftändig, fondern fie kommt nachher allmählig mie: der zu der Temperatur des umgebenden Mediums zu: ruf. Dies folgt aus der Verbreitung des Wärme: ftoffes. Jeder erhißte Körper, (wenn er nicht einer dauernden Duelle neuer Wärme ausgefegt ift,) ver: liert fo nad) und nach feinen Ueberfchuß der Tempera: tur über die umgebenden, und es:ift fein Körper der Erde befannt, der vermögend wäre, die höhere Tempe: ratur zuruͤckzuhalten, und feiner, melcher vermögend wäre, einen in ihn eingefchloffenen erhißten Körper in der höhern Temperatur über die des umgebenden Mit: tels zu erhalten und die Zerftreuung des von ihm aus: tretenden Wärmeftoffes zu verhindern. Es giebt aljo für den Wärmeftoff feine undurchdringliche Hülle.

$. 520, Mach der atomiftifchen Vorftellungsart erklärt man das Warmwerden der Körper und die Zu⸗ nahme ihrer Temperatur aus dem in ihte leeren Zwi⸗ ſchenraͤume tretenden und Durch fie ſtroͤmenden Waͤr⸗ meftoffe und deſſen zunehmender. Dichtigfeit: aber biernach würden nur die vermeinten leeren Zwiſchen⸗

räume der Körper warm ſeyn; die materiellen. Theile müßten

Waͤrm . gar

müßten abfolut kalt ſeyn. Es geht hier vielmehr eine wahre chemifche Durchdringung vor, wie bey den

Auflöfungen ($. 182.). | Eigentlich wird aller Wärmeftoff, der andern Materien zuges fübrt wird, durch ihre Anziehung dugenen aufgesommen,

. und er,durcbdrinat fte nur zu Folge diefer Anziehung , mie

das Licht die durchfichtiaen Korper, was in der Folaa benm Lichte näher aus einander gefeßt werden wird. Eine mechas nifche Durchdringung ift nicht moglich (j. 37.).

6. 521. Dur derjenige Wärmeftoff in Körpern ft warm : machend, deffen Erpanfiofraft thaͤtig ift oder thaͤtig wird; nur diefer wirkt aufs Gefühl und aufs Thermometer und heißt freyer Wärmeftoff. Er er: füllt, fo fange er frey ift, eben megen feiner Repul⸗ fionsfraft, feinen Raum nicht mit Beharrlichkeit; dies fann er nur, wenn feine urfprünglich bewegende Kraft duch die Anziehungskraft anderer Materien gegen ihn ins Gleichgewicht gebracht wird, fo daf er nun mit ihnen zufammenhängt oder chemifch damit verbunden iſt. Man nennt ihn dann unmerkbaren, verborgenen, fixirten Waͤrmeſtoff (Caloricum fixum ). |

$. 522. Die Temperatur eines Körpers ($. 818.) hängt alfo nicht von der Quantität des darin befindfichen Wärmeftoffes überhaupt, fondern von der. des frenen Waͤrmeſtoffes ab, der durch) ihn dringt: oder aus ihm. trift,

$. 523. Wenn ein Körper eine höhere Tempe: ratur hat, als ein anderer, der mit ihm zufammen- gebracht wird, fo pflanzt ſich die Wärme aus jenem in diefen fort, und der fältere entzieht den Ueberſchuß der

a

348 II. Theil x. Hauptſtuͤck. der Wärme dem wärmern. Der eine verliert affe; und der andere uͤberkommt; und dies dauert fo lange, bis das Ihermometer in bepden eine gleichförmige . Temperatur anzeigt. |

5. 524. Da aus einem warmen oder erhißten Körper nur in fo fern Wärmerheilchen meggeführt werden, in fo fern die umgebenden Körper weniger warn find, fo fagt man, daf die Wärme eines Kör: pers, oder eines umgebenden Mittels, allemal einen gleich großen Grade von Wärme in dem andern Koͤr⸗ per das Gleichgewicht halte. s

$. 525. Bey diefem Öleichgewichte des Wärme: fioffes in Körpern von einerlen Temperatur muß man aber nicht die Vorftellung haben, daß derfelbe durch ſich ſelbſt zuruͤckzuhalten fen, oder daß er fi) durch. den Gegendruck des eben fo elaftiichen Wärmeftoffes in einer gleichförmigen Spannung oder Dehnung bes finde, mie etwa zwey mit Sederfraft begabte Stahlfe: dern, oder Polfter, oder zwey Portionen eingefchloffe: ner Luft im Gleichgewichte find. Diefe Idee ftreitet fhlechterdings mit der Natur des freyen Waͤrmeſtof⸗ fes, der, mie das ficht, nie mit Beharrlichfeit feinen Raum erfüllt und für den es feine unducchdringlt- he Hülle giebt. | | | Die Borftellung von Spannungen und darauf —— abſoluten und fpecififchen Slaſticitaͤten des Waͤrmeſtoffes

legt Hr. Mayer in feiner fonft ſehr fhägbaren Abhandlung

—9 um Grunde: Ueber die Geſetze und Modificationen des 14 J ärmenofis, von Joh. Tob. Mayer. Erlangeır 1791. 8. _

$. 526. Das Gleichgewicht der Wärme befteht

vielmehr in der Gleichheit der ducch die Verbreitung | des

bit; Armeſtoff. *

des freyen Waͤrmeſtoffes hervorgebrachten Wechſel. Wenn ſich nämlich zwey benachbarte Körper wechſel⸗ ſeitig eine gleiche Anzahl Waͤrmetheilchen in einer ge⸗ gebenen Zeit zuſchicken, oder, mit andern Worten, wenn in einerley Zeit in den einen Koͤrper ſo viel freye Waͤrmetheilchen aus dem andern ſtroͤmen, als von ihm zu demſelben treten; ſo aͤndert ſich natuͤrlicher Weiſe die Temperatur nicht, da die Quantitaͤt der freyen Waͤrmetheilchen in den Koͤrpern gleich bleibt und von derſelben die Temperatur abhängt. Geſetzt aber, es verlöre in dem einen Körper die Wärme: materie ihre beiwegende Kraft zur Berbreitung, fo würde ihm von dem andern Körper mehr davon zu: firömen, als er jenem wieder zufender, und fo mür: de die Temperatur in jenem abnehmen; und dies würz de fo lange dauern, bis die ABechfel ihrer Wärme: theilchen wieder gleich mären.

Recherches phyhco-'m&caniques fur la chaleur, par Pierra Prevofi. ä Geneve et Paris 1792. 8. ©. ı0, ff.

6. 527. Wenn alfo ein Körper in einerley Zeit eben fo viel freye Waͤrmetheilchen ausftrömr, als er empfängt, und umgekehrt, fo ift feine Temperatur dauernd. Wenn er mehr empfängt, ale er aus⸗ ſtroͤmt, ohne diefe empfangenen Waͤrmetheilchen zu bin: den oder ihnen durd) feine Anziehungskraft Schranfen zu feßen, fo wird feine Temperatur zunehmen, d. h., er wird erbige werden. Wenn er hingegen mehr aus; fendet, als er empfängt, fo wird feine Temperatur vermindert werben, d. h., er wird erbälter,

No 6. 528.

350 IE. Theil. 1. Haupeftück.

$. 528. Wenn fid) eine Quelle von Wärme df: net und die ihr ausgefeßten Körper die davon aus: fliegenden Wärmetheilhen in größerer Menge ems pfangen, als fie dahin ausſtroͤmen, fo werden fie er: hist werden. Da fie aber in einer gegebenen Zeit nur eine beflimmte Quantität davon empfangen füne nen, fo muß auch eine gewiſſe Zeit für fie noͤthig ſeyn, um einen gegebehen Grad von’ Temperatur zu errei⸗ chen oder bis zu einem gewiſſen Grade erhitzt zu mer: den. Wenn wir nun hierbey nicht nur Maſſen und Volumina, fondern auch die Natur der Körper, folg: fich ihre Seitunggfraft für die freye Woaͤrmematerie, gleich feßen, fo folgt, daf ihre durch die Mittheilung erhaltene Temperatur von der Zeit und der Intenfität des Waͤrmeſtoffes abhängen muf.

Wenn alſo ein Körper aleihfürmig eine Zeit hindurch Wärme ansftromr und als eine ununterbrochene Quelle des Wor— meitoffes anzuſehen ift, fo wırd ein Thermometer, in einer gewiſſen Entfernung davon eıne kurze Zeit gehalten, nicht fo hoch feinen, als in einer laugern Zeit. Und wenn eben daflelbıge Thermometer zweyen Wärmcauellen , deren Jutenſitaͤten verfhieden find, aleich ſtark genahert wird, ſo wird es in einerley Zeit nicht von einerley Temperatur zu gleichen Graden ſteſgen, ſondern durch den heißern Koͤr⸗ per hoͤher, als durch den minder heißen.

$. 529. Es iſt alſo die Zunahme der Tempera: tur eines und deffelbigen Körpers, (fo lange feine Na⸗ tur unverändert bleibt,) in einer gegebenen Zeit der Sntenfität der Wärme des wärme : verbreitenden Körs pers proportional. Eben fo ift aud) klar, daß fie fi) wie die Zeit verhalten muß, menn die Intenſitaͤt der Quelle der Waͤrme beſtaͤndig und unveraͤnderlich iſt und aus dem erwaͤrmten Körper kein Wärme:

ſtoff

Bärmefof. 351

off wieder ausftsömen oder fonft verſchluckt werden fann.

$. 530. Aus benden Saͤtzen zufammen folgt demnach): daf die Anhäufung der frenen Waͤrmema⸗ 'terie in einem Raume, aus dem fie nicht wieder herz austritt, in einem zufammengefeßten Berhäftniffe der Zeit und der Intenſitaͤt der Wärme des die Waͤrme zuführenden Körpers fen, oder ſich verhafte, wie die Intenſitaͤt der die Wärme a Ur:

fach multiplicire mit der Zeit. Prevo/t recherches, f. 12 15.

$. 531. Wenn die Temperatur eines Körpers gleich bleibt, fo wird die aus ihm ausftrömende Wär: mematerie ebenfalls in einem sufammengefeßten Ders hältniffe der Intenſitaͤt feiner Wärme und der Zeit ſeyn. Wenn alfo die Zeit gleid) ift, fo wird ein und derfelbige Raum oder Körper, der noch einmal fo hei, oder worin die Dichtigfeit des fragen Wärme: ftoffes noch einmal fo groß ift, doppelt fo viel Wärmes materie ausfchifen. Und.wenn die Intenſitaͤt feines frenen Waͤrmeſtoffes gleich bleibt, (immer mieder gleichfoͤrmig erfeßt wird, ) fo wird er in der doppelten Zeit noch einmal fo viel Wärmeftoff ausftrömen.

Prevoft recherches, $. 16. $. 532. Seder Körper, der MWärmeftoff mitges thalt erhält, firömt zu gleicher Zeit auch Waͤrmeſtoff a; und die Erhitzung deffelben ift daher nur die Dfferenz der Quantitäten diefer ein- und ausftrd-

nenden Waͤrmetheilchen.

$. 533.

352 U. Shell. 1. Hauptſtͤck. $. 533. Die Erhißung oder Erfältung eines der fuft ausgefegten Körpers. ift, wenn die Temperatur der fuft gleich bleibt, in. gleichen Zeittheilchen der Differenz der anfänglichen Temperaturen gleich. Die: fes Geſetz folgt aus dem vorhergehenden ungezwungen, und Richmann hat es ducch eine Reihe finnreicher

Verſuche zu beftätigen gefucht. | Inquißitio in;legem, fecundum quam calor Aluidi in’ vale contenti certo temporis intervallo in temperie a@ris con- ftanter eodem decrefeit, vel’crefeit, et detectio eius, auct, Geo. Wilh. Richmanno ; in den nov, comment. pe-

trop. T. 1. ©. 191. Lambert a. a. O. $. 255. ff. Prevöft recherches, $. 18. PET 7?

$. 534 Wenn ein erhißter ‚Körper in seinem Falten Mittel fich befinder, deſſen Temperatiir - fich gleich bleibt, fo führt die Erpanfion des Waͤrmeſtoffes in jedem Augenblice einen Theil der, Wärme des Kör: pers weg, welcher der in ihm zurücbleißenden Wär: memenge proportional ıft. | A

Wenn z. B. der Körper „3 feiner innern Wärmein einem Au⸗

genblicte verliert, fo werden nadı dem erſten Yugenpfide ncch

2 feiner primiriven Wärmemenge übrig bleiben er wird

m jwenten Augenblide wieder „A von. biefen „3 verlieren,

und es werden „3 von den „3 der primitiven Wärmemenge übrig bleiben, u. 1. f. Ä

Newton opusc. T. II. &. 423. und Princip. philof. nat. L. III. Prop. VIII, Cor, IV. Kichmann a. a D. ©. 195. Lambert a. a. O. f. 258. Prevofi a.a.D. f. 1%

$. 535. Dieſem Gefeße gemäß gefchieht die Fr: | waͤrmung oder Erfältung eines Körpers in einem Mir: tel, defien Temperatur conftant ift, dergeftalt, daß die Unterfchiede feiner Wärme von der des Mittils in einer geometrifchen Progreflion find, während tie Zeiten der Erhigung oder Erkältung in arithmetifche r oo Pre⸗

Waͤrm eſt off. 353 Progreſſion fortgehen. Die Fortſchritte der Veraͤn⸗ derungen der Temperatur des Koͤrpers werden deshalb auch in gleicher Zeit immer kleiner. Anwendung von diefem allgemeinen Geſehe der Erkaͤltung ober

Erhitzung in Fällen, wenn die ſich die Wärme mirtbeilenden beyde die Temperatur ändern, hat Prevofe a. a. O. . 20. 2

$. 536. Die Erkaͤltungen erhitzter Koͤrver in ei⸗ nem Mittel, deſſen Temperatur ſich gleich bleibt, ſind nach Wichmann im ‚geraden Verhaͤltniſſe ihrer Ober Aächen und im umgefebrten ihrer Maffen. 2 Aichmann a. a. D.

6.537. Unſer Körper enthält felbft eine Quelle zur Waͤrme in ſich, fo lange wir leben, mie der Kör: per aller waͤrmbluͤtigen Thiere, d..h.,. es wird in un: ferm -Körper während feines Lebens beftändig firirter Waͤrmeſtoff zum freyen gemacht, ver fic dem Kör: per mittheilt und den Antheif erfegr, welchen wir nach den Geſetzen der Verbreitung des Wärmeftoffes ohne Unterlaß on die uns umgebenden Mittel abſetzen. . Wenn nun ein anderet ung” berührender Körper ung in einerlen Zeit mehr frenen Wärmeftoff mittheilt, als er von uns einpfängr, ſo nennen wir ihn warm oder heiß. wenn er hinaegen in eimerlen Zeit mehr Waͤr⸗ meftoff von uns empfängt, als er ung mictheilt, fo heißt er kalt. Zelte ıft nichts Poſitives, fondern et= was Megatives. Abfolure Adlte, oder das wahre Null am Thermometer, kennen wir nicht.

$. 538. Wenn es für den freyen Waͤrmeſtoff eine undurchdringliche Hülle gäbe, fo wuͤrde der dar⸗ | in

Eu er

3

354 II, Theil. 1. Hauptſtuͤck.

in eingeſchloſſene Körper ſtets die Temperatur behal ten, die er einmal hat, da die Intenſitaͤt feines Wär: meftoffes durch Verbreitung nicht geichwächt ‚märde, Es eriftirt aber Feine Materie in ver Natur, die für die Waͤrmetheilchen unduchdringlih wäre ($. 518.).

$.. 539. Die Erfahrung lehrt aber, daß die ver⸗ fchiedenen Körper den Wärmeftoff nicht, gleich ſchnell durchlaſſen und, ben gleicher Temperatur einen und eben denfelben in ihnen eingefchloffenen Körper von der höhern Temperatur, ben übrigens gfeicyen Um— ftänden, nicht in gleichen Zeiten um gleich viel Gra— de abfühlen laſſen. So lehren fchon alltägliche und gemeine Erfahrungen: daß wir durch wollene Kfeider und Bedeckungen ung mehr vor der Kälte ſchuͤtzen koͤnnen, als ohne diefe; daß wir uns in Federbetten auch in Zimmern, die unter dem Gefrierpuncte kalt find, in der zum feben nöthigen Temperatur unſers Körpers erhalten fünnen, wenn wir dafelbit in einer Hülle von Metall unfehloar erftarren müßten; daß ein erhißter Körper fchneller im Waffer abgefühle wird, als in Luft von eben der Temperatur; daß Bäume mit Stroh ummunden vor dem Winterfrofte beſſer gefchüßt werden, als ohne dieſe Bedeckung; daß es unter Strohdächern im Sommer Fühler und _ im Winter wärmer it, als unter Ziegelvächern;

daß Eisgruben mit hölzernen Bekleidungen den Eins

drang der äußern Waͤrme ungleich länger abhalten, als mit fteinernen Wänden ; daß eine Eifenftange mit einem hölzernen Tanbgeifle fihh an diefem ohne Merle:

tzung

Waͤrmeſtoff. 355

Burig der Hand anfaſſen läßt, wenn fie an ihrem, Enz

' de glühend gemacht wird, da fie hingegen mit dem mæetallenen Handgriffe bald eine verletzende Wärme er- dangen wuͤrde; daß unter ber Hülle des Schnees bie Temperatur des Bodens meit länger warm bleibt, alg ‚wenn er von der Luft allein berührt wird; daß wir unter Afche erwoͤrmte Fluͤſſigkeiten länger warm er: halten fönnen, als in der Luft; u. dergf. m, '

$. 540. Wir fchreiben diefemnad demjenigen Körper ,. der die Wärmetheilhen fchnellee durch fich durchlaͤßt, als ein anderer, oder der in Fürzerer Zeit bey gleicher Dberfläche durch einerfen Wärmeftrom vor einerlen Temperatur zu einer gleichen Anzahl von Gra⸗ den erhißt wird, eine größere wärıne- leitende Kraft zu, als einem andern, und gründen hierauf den Un— terfchied zwiſchen guten und fchlechten Keitern für die Wärmeın:terie. Einen vollfommenen | fire die Wärme giebt es nicht. Ä

$. 541. Indeſſen herrſchen bey den Phyſikern zum Theile noch widerſprechende Vorſtellungen von dem, was fie unter waͤrme⸗leitender Kraft der Körper verftehen, und fie haben ſich noch nicht gehörig über den Begriff Davon vereinigt. Wenn 3. DB: ein big zum Siedepuncte erhißtes Thermometer in eine Maffe fhmelzenden Schnee geftellt wird, fo wird. es darin weit fchneller zu der Temperatur des fchmelzenden Schnees herabfommen, als in $uft von eben diefer. Temperatur. Ich muß alfo dem fchmelzenden Schnee eine ftärfere wärme: leitende Kraft zufchreiben, als der

32 - stuft,

356 I. Theil, 1. Hauptftüc.

$uft. Wenn ich aber dieſe darnach beftimme, ob ein Körper fehneller oder langſamer, folglich in Fleinerer oder in größerer Zeit, ben gleichem Volum zu einers fen Anzahl von Graden duch) einerley Waͤrmeſtrom erhoben werden kann; ſo muß ich der $uft eine ſtaͤrke⸗ re wärme leitende Kraft zufchreiben, als dem Waſſer, weil ih-finde, daß fie. weit fchneller vom Gefrier- puncte an zu einer gewiſſen kommt, als

das Waſſer.

6. 542. Man muß ſich alfo erft Aber die Ber ftimmung der wärmesleitenden Kraft einverftehen. Sch beſtimme fie daher, mit Hrn. Thompfon, von dem

wir die zahlreichften Verſuche über diejen Oegenftand -

"haben , für das Dermögen der - Körper, bey übris gene gleichen Umftänden, die Abkühlung eines dar: in eingefchloffenen erhitzten Koͤrpers fehneller oder langſamer zuzulaflen. Der Körper, der diefe Ab: kuͤhlung fchneller zufäßt, ift ein beſſerer Seiter, als der, welcher fie langfamer oder in längerer Zeit zu- laͤßt. Im gemeinen feben nennen wir ſchlechte leiter für die Wärme, z. B. Wolle, Federn, Haare, Pelzwerk, warme, auch warm⸗haltende Koͤrper.

$. 543. Erſt in neuern Zeiten hat man dieſen Gegenſtand, der in Anſehung des Nutzens, welcher ſich von ſeiner Bearbeitung fuͤr Kuͤnſte und Gewerbe und fuͤr die Geſellſchaft uͤberhaupt, ſo wie ſelbſt fuͤr die Erklärung mehrerer Naturphaͤnomene daraus Zie⸗ hen laͤßt, fo überausswichtig ift, zu bearbeiten ange: ‚fangen. DasBerfahren, defjen fich «Herr Thompfon

in

Bäarmefnof. 357

in feinen neuern Verſuchen bedient hat, befteht dar⸗ in, ein: empfindfiches Queckſilberthermometer mit hinreichend breiter Scale in einen Glaskolben mit eis ner Kugel fo aufjuhängen,, daß die Kugel des Therz, mometers in der Mitte der Kugel diejes Gefäßes ſteht; den Zmifchenraum mit der Subſtanz, deren reipecti- ve wärmesleitende Kraft. man beftimmen will, zu gleis cher. Höhe auszufüllen, den Apparat in kochendem Waſſer bis zu einerley Temperatur zu erhigen, hernad) in einer kalt⸗ machenden Mifhung aus Eis und Waf- fer von’ hinlänglicher Maffe wieder abzufühlen, und nach einer. Secundenuhr genau die Zeit zu merfen, welche verflieft, ehe das Thermometer von 70 Gr. R. bis 10 Grab herabfinft, und zwar von 10 Gr. | iu 1o Gr. Man fieht leicht, daß die feitungsfraft der Subftanz für die Wärme im umgefehrten Vers hältniffe der gefundenen Zeit der Abkühlung ftehen muß. Verſuche über‘ die märme: leitende Kraft der Körper haben Richmann, Thompfon, ngenbouß, Pictet und Mayer angeftell. Die Nefultate, die

fie daraus ziehen, weichen oft von einander ab.

--New Experiments upon Heat, by Colon. Sir Benjam. Thompfon, Lond. 1786. 4. Experiments upon Heat, by Major - General Sir Benjam. mpfon ; in den phälof. transact. 1792. P. 1. ©. 48. ff. Verſuche über die Würney vom General Major a j. Thompfon, ın Grens Journ. der Phyſik, B. VII. ©. 246. ff. Wiayer vom Wärneftvte ©. 228. ff. Ueber das Gefeß, welches die Leitnnaskraͤfte der Körper fir die Märme befolgen, vom Hrn. Hefr. Mayer; in Grens Journ. der Phyſik, B. IV. ©. 22. In⸗ geuhoufz über die Keitungsfraft der. Metalle für Wärmes I, ©, 154. Pictet Verſ. über das Feuer, ap. 4— 5. 6.

4. 544. Die waͤrme⸗-leitende Kraft der Körper hängt hauptfächlich von dem Vermögen derſelben ab, n. * die

a IE Shell x. Haupiſtück.

die freye Wärmematerie durch ihre Anziehring dage⸗ gen zur unmerkbaren zu machen. Iſt nämlich ein ers hißter Körper mit einem Fältern umgeben, der den freyen Wärmeftoff jchnell bindet, fo wird der aus ihm auf den leßtern ftrömende Wärmeftoff ſchnell und leicht zur latenten Wärme gemacht, die nicht wieder zuruͤckſtrahlt, und der erhißte Körper verliert fo defto leichter feinen Ueberſchuß der Temperatur oder feiner freyen Wärme,

Die wärme sfeitende Kraft des leeren Raums, wovon Herr Thompfon fpricht, ift nichts anderes, als die warme > leitende Kraft der Hülle, die den leeren Raum begrenit, und nabs mentlih in den Verfuchen der Herren Thompſon und Picteg die wärme s leitende Kraft des Glaſes.

Auch die Erfcheinung, daß in Zimmern, worin z. B. durch Verbrennen von Oehl u. dergl. ſich rußhaltiger Dampf bildet, an der Dede derfelben mit der Zeit die Stellen, wo die Balfen laufeny durch ihre weißere Farbe erfennbae werden, gründet fih auf die fchlechter leitende Beichaffens beit des Holzes für Wärme,

Aus der verichiedenen waͤrme- leitenden Kraft t fih nun auch leicht erflären, warım ein Stud Metall und ein Stuͤck Holz beyde von gleicher, aber. niedrigerer Temperatur als unfer Körper, fib nicht gleihformig kalt beym Anfübs

len zeigen. | Ä

$..545. "Der Wärmeftoff, der bey feiner Ders breitung auf die Tläche eines andern Körpers trifft und davon nicht angezogen wird oder fie nicht durch- dringt, wird nach den Gefeßen der Meflerion elafti- jeher Körper (F. 303.) davon wieder zuruͤckgeworfen, und ftrömt unter eben dem Winkel von der reflectiren- den Fläche zurück, unter. dem er darauf ſtieß. Die Erjcheinungen des Wärmeftoffes, der fich in Vereini- gung mit dem Lichte verbreitet, betätigen dies am be: fien, wie die Folge lehren wird, 2

Hier

Waͤrmeſtoff. 359 Hierher gehören Picrets Werfuche über die Zuruͤckſtrahlung der

dunfeln Wärme dur Hohlſpiegel und über die fo genanns . te Zurüditrablung der Kälte.

Pictet » a. D. Kap. 3. $. 546. So lange zwey Körper gleichartig bfei- ben, fo fann es gar feinem Zweifel unterworfen feyn, daf, menn die Temperaturen derfelben gleich find, Die abfofuten Quantitäten des freyen Waͤrmeſtoffes fih darin verhalten wie bie Maſſen oder Volumina. . Der Wärmefioff mag darin Abänderungen feiner Et: panfivfraft erleiden oder nicht, fo wird im erſtern

Falle dies immer auf gleiche Art gefchehen.

$. 547. Es folgt hieraus, daß, wenn zwey gleichartige Körper von ungleichen Temperaturen mit einander gleichförmig vermengt werden, fich die Wär: memenge beyder zufammen gleichförmig durch das ganz je Gemenge ausbreiten, und die Vertheilung des Ue⸗ berfchuffes des freyen Waͤrmeſtoffes den Voluminibus oder Maffen derſelben proportionaf fern muͤſſe. Die Erfahrung beftätigt diefe von Richmann angegebene Megel vollfommen, wenn man das zugleich) in Anschlag bringt, was von der Wärme während des Zufam- menmifchens an die umgebende $uft oder :das Gefäß, worin man die Miſchung macht, tritt. u

Wenn alfo T, t die Herfchiedenen Grade der Temper / tur der zu vermengenden aleichartigen Körper, My m ıhfe Maflen oder Volumina anzeigen, fo ift die Temperatur nad der

Vermengung, oder, = > * —. Ben M=m

iR, lo in x THE, Beſettt, es werde 1 Pf. beißer

Sand von 180 Gr. F. mit 1 Pf. Sand von 40 Br, vers menat, fo wird die Bemperatur nah der Vermengung

wre == 110.Ör, werbeu, oder der Weberfchuß , 149 Gr.

360 II. Theil. 1. Hauptftüc.

Gr., in rem einen Pfunde wird fi umter bevde Munde gleihförmia vertberten, io daß das wärmere Pfund 132 oder 70 Brad verliert, und das tältere dagenen >42 oder 70 Sr. erlangt. “der, wenn 10 Pf. Wafler von ı80 Br. mit 6». Waſſer von 40 Br. vermifcht, werden, fo wird die

180.10 + 40.6

Temperatur nah der Vermiſchung —— == 1375 Gr. werden. j Aus der Fa mil: x= ER a, folgt, daß M :

m=x—t::T—x; und man fann daraus find:n, wie groß die Maflen oder Gewichte zwever aleibartiger Kör 17) Deren verichiedene Temperaturen gegeben find, ſeyn muͤſſen, um aus ıbrer VBermengung die verlangte Temperatur bers ausjubringen. Man babe 3. 3. Waller von 60 Br. und von 130 Gr.; wie ift das Berbältuik von jedem, um eine Temperatur von 96 Br des Semiſchten hervorzubringen ? BAutw.:96 60: 10 96 = 6:84 = 317,2... man wird von dem Wafler von 130 Gr 3 Theile, und vom dem von Ko Pr. 7 Theile mit einander vermifhen muͤſſen,

am 96 Pr. warmes zu erbalten,

De quantitate caloris, quae polt mifcelam Auidorum eerto gradu calidorum oriri debet, cogitätiones, auctore Geo. Wilh. Richmann ; in den now, :fomment. petrop- T. l. S. 152. ff. |

6. 548. Diefe Regel findet aber gar nicht mehr Statt, fo bald man ungleichartige Körper von verſchie⸗ denen Temperaturen mit einander vermengt. Hier vertheilt fich der Ueberfchuß des waͤrmern nicht nach Verhaͤltniß der Gewichte diefer Körper, und es find vielmehr ungleiche Quantitäten des freyen Wärmefof: fes nörhig, um in gleichen Gewichten gleiche Werändes rungen der Temperatur jumege zu bringen. Wenn z. B.19f. Quedfilber und ı Pf. Waſſer, welches leßtere eine högere Temperatur hat, als jenes, mit einander zufammengerührt werden, fo wird die Waͤrme des Ge⸗ menges allezeit größer fenn, als das arithmerifche Mittel der vorigen Temperaturen; wenn aber bas Queckſilber heißer ift, als das Waſſer, fo wird die ‚Temperatur Feiner feyn, als das arichmerifche Mittel. " Wenn

Waͤrmeſtoff. 961 Menn 5.2. ı Pf. Qued ſilber von r10 Or. F. und ı Bf. Waſſer von 44 Gr. mit einander vermengt werden, ſo ſollte nach der vorigen Richmannifchen Regel die Temperatur des Gemenges 97 Br. werden, fie wırd aber nur 47 ®r.; und wenn das Queckſilber 44 Gr. und das Wafler 110 Gr. bat, fo wird fie 107 Br. Wenn alfo das Pf. Queckſilber 63 Gr. durc Vers theilung verliert, ſo newinnt das Wafler nur 3 Bir.; und wenn binwiederum das Waſſer 3 Gr. verliert, fo gewinnt das Queckſilber 63 Gr.

$. 549. Wenn alfo die Temperatur eines Körs pers A um n Grade waͤchſt oder vermindert wird, während die Temperatur des damit vermengten Kör: pers B von gleichem Gewichte um m Grade vermin⸗ dert wird oder wächft: fo fünnen wir fchließen: daß fo viel Waͤrmetheilchen, als den Körper A um n Grade wärmer machen fünnen, ein eben fo großes Gewicht von B um m Grade erwärmen; und daf, wenn A und B bey gleichem Gewichte gleiche Tempe: ratur haben, die Duantitäten der frenen Waͤrme⸗

theilchen darin fich verhalten wie mn.

Weil in dem vorhergehenden Erempel die Wärme des’ Waflers bey der Vermengung mit nleich viel Quedfiiber um ı Br. wächft oder vermindert wird, während die des Duedfilbers am 31 Gr. vermindert wird’ oder waͤchſt; fo fchließt man, daß fo viel Wärmetheilhen, als das Wafler um ı Gr. wärmer macen fonnen, ein eben fo großes Gewicht Dueds um Gr. erwärmen. Wenn alſo Waſſer und Queck⸗ Iber Gen aleihen Gewichten gleiche Temperatur haben, fo muͤſſen die freyen Waͤrmetheilchen in jenem fich zu des nen in diefem verhalten wıe ar: 1.

$. 550. Diefes Verhaͤltniß der Ouantitäten frener Wärmetheilchen in ungleichartigen Körpern bey gleicher Temperatur und gleichem Gerichte nennt mar die fpecififche Wärme (Calor fpeeificus) nad Hrn. Wilke, over die compararive Wärme, auch die Capacität der Rörper für Wärme, nad) Herrn Eravoford. Beſtimmt man das Verhältniß bey gleis chem

367 U. Theil. 1. Hauptftück. chem Volum, fo nennt es ‚Her Wilke die relative Wärme.

$. 551. Man beftunmt diefe fpecifiiche Wärme der Körper aus den Veränderungen der Temperatu- ren, die fie zeigen, wenn fie in verfchiedenen Tempe: raturen vermengt worden und hernad) auf eine ge- meinfchaftliche gebracht worden find. Wenn die -Ge- wichte der Körper A und B gleich find, fo verhalten fich die fpecififchen Waͤrmen m, n umgefehrt wie die Peränderungen x, y der Temperaturen, nachdem fie auf eine gemeinfcyaftliche gebracdyt worden find; oder eiftem:n=— y:x, folglih m = 7. Wenn die Gewichte P, p der zu vermengenden Materien ungleich find, fo verhalten ſich die ſpecifiſchen Waͤr— men m, n umgefehrt wie die Producte aus den Ver: änderungen x, y der Temperaturen in die Gewichte;

oder es iftemin=yp:xP, folglich m = —. Der

Erfinder diefer Forinel ift Herr Irvine.

- Dfund Qucdfilber von 110 Br. mit ı Pf. Waſſer von 44 Gr. vermengt giebt eine Zemperatur von 47 Gr. Die Veränderung der Tempiratur des Queckſilbers, oder x, ift

110 47 = 6335 die des Waſſers, oder y, iſt 44 47 =}! folglich verhält ſich die ſpeciſtſche Wärme ded Queck m; zu der des Waſſers, oder n, wie y: x 3:9 =

213 und ed it alio a us}, wenn n = 1. "Reim 14 Hr. QDuediilber, oder P, von 100 Br. mit ı Pf. Wafler, ode

r von so Ör. vermengt werden, fo wird vermöge der E % brung die gleichförmige Temperatur nach der geboͤrigen Vertheilung der Wärme 70 Gr. Hier ift alſo x = ım 7o = 30, y bingesen = 70 50 = 20, folglich min = py:Px=1.20:14. 97 =20;/Q20= 1:21; das ift, wie vorber,

$. 552. Der Erfte, der hierüber Erfahrungen engeftellt hat, war Herr Wille. Here Black und == ' Te:

MWBirmeftof. 63 Irvine hatten fi zwar auch fhon mit diefem Gegen: ftande beſchaͤftigt; die Reſultate ihrer Unterfuchun: gen wurden aber erft nachher Durch Herrn Krswrord ' befannt gemacht, der felbft mit vieler Sorgfalt die . foecififche Wärme verfchiedener Körper zu beftimmen gefucht Hat. Man hat fo die Mefultate diefer Verſu— he ın Tabellen gebracht und die fpecifiihe Abärme des Waſſers daben zur Einheit gefeßt. Diefe Verſu— de erfordern aber außerordentlich viel Genauigkeit, wenn die Mefultate nicht zu fehr von der Wahrheit abweichen follen. Eine Hauptregel dabey iit, Feine folche Subftanzen mit einander zu vermengen, die ei ne chemische Wirfung auf einander außern, ſich wech» felfeitig auflöfen, oder ihre Form ändern, oder ein zufammengefeßtes neues Product geben, weil dabey, wie die Folge Ichren wird, aus den Korpern felbit Wärmerheilchen fren oder verſchluckt werden fünnen, die die berechnete Temperatur erhöhen oder vermindern. Herr Cıawford hat diefe Negel nicht immer beobad)- tet, und eben deswegen find viele feiner Reſultate un: zulaͤſſig. Diele Naturforſcher verwechfeln übrigens noch die latente Wärme mit diefer fpecififchen; was ganz irrig iſt. Die legtere ift nur Verhaͤltniß der freyen Wärmerheilchen in Körpern bey gleichen Tem: . peraturen und Gewichten,

Sonſt ift ben Anftellung der Verſuche über die fpecifiihe Waͤr⸗ me der Körper zu merken: 1) daß dazu Quedfilberthermor meter geboren, die nicht nur febr genau, fondern auch ſehr empfindlich find ; 2) dafi vie Märme, die während der Vers menyung an die uıngebende Atmoſphaͤre abgeſetzt wird, ges hoͤrig berechnet wird ; 3) daß die kaͤltere Subſtanz die Tem⸗ peratur der Luft im Imimer babe; 4) daß die fpecifiiche Wärme des Gefaͤßes, worin die Vermenaung voraenemmen wird, ſelbſt gehörig beſtimmt und der Einfluß

n⸗

364 I. Sheil: 1. Hauptſtuͤck.

Aufchlag gebracht fen; 5) daß die Unterſchiede der fehr niedri⸗ 'oen Temperatur fo wehl als der ſebr aroßen vermieden werden; und 6) daß die Volumina fo viel als möglich gleich genommen werden.

Wegen der Nichtbeobachtung der im #. angeführten Hauptregel ben diefen Verſuchen find daber von Herru Crawfords Erfahrungen die Nefultate zu verwerfen, die er ben der Beltimmung der comparativen Wärme der Me— tallfalfe, der Aſche, des Holzes, der brennbaren Luft, des Weizens, ver Hafergruͤtze, der Bohnen, der Gerite, des Flei⸗ fcbes, Blutes, u a., berausbringt. Eben foauch die Reſul⸗ tate, welche andere bev der Mermiichuna mit Weller und Salzen, Säuren, Alcohol, Eis, erhalten baben.

Verſuche über die eigenthümliche Nenge des Feuͤers in feſten Rörpern und deren Meſſung, vau Job. Carl wilfe; in den neuen ſchwediſchen Abhandi. Leipz. B. I. ©: 8, und in Crells neuelten Entd. der Chemie, B.X. ©. 163, Experiments and oblervatious on animal heat, and the inlammation of combuftible bodies, being an attempa to relolve thofe phaenomena into a general law of na- ture, by Adair Crawford. Lond. 1779. 8. 178%. 8. Adeir Eramwfords Verſuche und Beobachtungen über die thierifche Wärme, a. d. Enal., herausgegeben von L. Crell, 1789. 8. Prüfung der neuen Theorien über Feuer, Wärme, Brenns ſtoff und Zuft, von Grenz in deifen Journ, der Phyfif, B. 1.6.3. ff. ©. 189. fi. |

$. 553. Mit Recht ft in die Zahlen in den Tabel- len über die, fpeciftiche Wärme der Körper, die wir in neuern Zeiten erhalten haben, ein Mißtrauen zu fer gen, da man fi) durchaus zu den Verſuchen, wor⸗ auf fie fich gründen, folcher Materien, z. B. des Waf- fers, bedient hat, die ihre Form durch Abänderung der Temperatur ändern oder fonft chemifch auf ein: ander wirfen. Ich glaube daher immer noch, daß die fpecifiiche Wärme der Körper ſich umgefehrt ver: halte, mie die eigenthümlichen Gewichte der Körper, und halte alfo Boerhaaven nod) nicht für miderlcgt, welcher annahm, daß fich die abſoluten Duantitäten des freyen Wärmeftoffes in ungleichartigen Körpern bey gleichen Temperaturen verfelben verhielten, mie | Die

/

-,Biärmefofl. 365

die Volumina der Körper ;-melcher Satz gleich bedeu⸗ Bey dem ſchon dfter gebrauchten Benfpiele von Auedfilber und Waſſer ($. 548. $51.) durfte die gemeinſchaftliche Tempe⸗ raiur nab der. Vermengung, des 1: Pr. QDuedfilber von 110° 3. und deb ı Pf. Wafler von 44° F. ftatt 47 Br. nur 485 Br. werden, (mie es in der oirfiihteit aucb wohl ſcon kann, wenn der entweichende Waſſerdampf feine Würs metbeifchen fForffübrte oder die fich zerftreuenden Warme— tbeiie ſonſt beffer in Auſchlag gebracht werden fünuten,) und dann wuͤrde die Rechnung nach der $ormel St.

die fpecifiiche Wärme des QDuedfilbers zu der des t geben, wie 48,5 44 110 48/5 = 416 : 6115 == 1,000 113,677 , oder umgekehrt, wie ihre eizenthuͤmlichen Gewichte.

Herm. Boerhaave elem. chemiae. Lipf. 1732. T. I. ©. 166. 232.

Wirkungen des Wäarmeftoffes auf die Körper, '

Erpanfion der Körper durch Wärme,

6. 554. Die erfte Wirfung, die wir an ben der Hitze auagefeßten Körpern wahrnehmen, ift die ſchon oben ($. 489.) angeführte Ausdehnung in eis nen größern Raum. Dieſe Ausdehnung ift Solge der thätigen Erpanfivfraft der Wärmetheilhen, durch welche die urſpruͤnglichen Nepulfionsfraft der Mater sie der Körper in Beziehung auf Die Anziehungskraft berfelben vermehrt wird, fo daß bende nur dann erſt wieder im Öleichgemichte ſind, wenn die Materie des Körpers einen groͤßern Raum als vorher erfuͤllt, folglich expandirt worden iſt.

$. 555. Die Groͤße der Ausdehnung der Koͤr⸗

per in der Hiße, bey gleichem Volum derjelben und gleicher Intenſitaͤt der mitgerheilten Hitze, zichter ſich | nicht

366 II. Theil. 1. Hauptſtůck.

nicht nach einem bekannten Geſetze. Allgemein aber dehnen ſich elaſtiſche Fluͤſſigkeiten ſtaͤrker und ſchneller aus, als tronfbar: luffige; dieſe ſtaͤrker und ſchneller, als feſte Körper. Werkzeuge, um die Zunahmen der Ausdehnung fefter Aörper in der Hitze zu meffen, hat man auch Pyrometer genannt. Muſchenbroek, Douruer, Smeaton haben dergleichen angegeben.

Mufchenbroek introd. ad philaf. nat. T. IT. #. 1527. Expé- riences l[aites à Quito, fur la dilatation et la contraetion, qui fouffrent les métaux par le chaud et le froid, par

- Mr. Bouguer ; in den -Memoires de !’ acad. roy. des\fe. 1745. ©. 230. Smeaton delerıption of a new pyrometer; in den philof. transact. Vol. XLVIll. 1754. No. 79. Lamberts Py:ometrie, ©. 119.

Eotsendes find Die Nefultate verſchiedeger Verſuche dier fer Art. Das Dolum der Körper, das beym Eispuncte = 1,00000 angenonımen worden ift, wurde durch die Zunahme der Wärme bis zum Giedepuncte

bey Glas 1500083 Smeaton Gold 1,00094 Bouguer Bley 1,002$6 Smeaton Zinn 1,0280 Silber 1,001%9 Herbert n Meſſing 1,00193 Smeaton Kupfer 1,00170 Stahl 100122 Eiſen ls -

in der Hiße ift es herzufeiten, daß fich der Gang der Pendul, die Federkraft, Sprödigfeit und Faͤhigkeit der feften Körper durch die Temperatur ändern fann.

4. 557. Die Ausdehnung der feften Körper als folcher in der Hiße hat ihre Grenzen, über welche hin; aus fie aufhören, fefte zu fenn, und durch den fort: dauernden und ftärfern Einfluß des AWärmeftoffes fie entweder flüffig werden und fchmelzen, oder fonft Ber; Anderung ihrer Miſchung erleiden. und -nicht mehr

die

RE Warmeſtoff. 367 die vorige Natur behalten. Wenn feſte Koͤrper durch die Hitze fluͤchtige Beſtandtheile verlieren, ſo koͤnnen fie dadurch auch wohl ſich mehr zufammenziehen ; eben dies Fann.auch erfolgen, wenn fie durd) die Hiße in einen Grad der Zufammenfinterung oder anfangenden Schimeljung fommen und ihre förnige und mit Hoͤh— fungen verfehene Textur verändern und Dicht werden. Ein Beyipiel giebt das Schwinden des Thons in der Hitze. $. 558. Ueber die Ausdehnungen tropfbar⸗ fluͤſſiger Körper in der Hitze haben wir nur erft wenig zuverlaͤſſige Beobachtungen, welche uns indeflen doch) lehren, daß die Erpanfion verſchiedener tropfbarer Stüffigfeiten fehr verfchieden durch gleiche Grade von Wärme ausfalle, und daß alle Angaben über die -Duantität diefer Ausdehnung durch eine gewiſſe An- zahl von Graden fehr unzuverläffig find, wenn nicht genau beftimmt ift, bey welchem Grade von Waͤrme fie gefunden worden find.

Quedjilber nimmt von der Temperatur bes natürlichen Ges frierpunctes an bis zum Giedepuncte des Waſſers in feinem forperlichen Inhalte zu, um 0,0185 nad) deLuc, um 0,0168 nab Roy.

Wafler erhält in diefem Intervalle eine Zunahme feines Vo⸗ lums um 0,045176 nab de Luc. .

- Hm. Schmidts Verſuche über diefen Gegenſtand Ichren, daf der förperlihe Inhalt, wenn man ihn ben 15° R. =

ı ſetzt, d die Zunahme der von 30 Gr. Rs ober von 15° bis 45° R., zunehme bey

Waſſer um 0,01328 —— eigenth. Gew. 87) 0403973 Terpentin 003708 Baumoͤhl 0403019

Aralifche Lauge (486.9 Mafler, ı Th. Salj) 01512 Salzwaſſer (4 Th WM, 1 Th. Salz) vaoısız Doppelres Scheidewafler (eig. ©. 1,170) 0,02460 Dirriolöhl (eig. Gew,1,893) 0402340, Ders

368 IL Theil. 1. Hauptftüd. Werfuche über das Gefeh der Ausdehnungen” einiaer Fläf⸗ ner

Reiten dur die Wärme, ; fiafeiten dur = rme, von Hrn Schmidt; in

neuem 3.1.8. 216. ff.

6. 559. Uebrigens erhellet aus der Dilatation der tropfbaren Flüflıgfeiten in der Wärme die Noth⸗ wendigfeit, ben der Beſtimmung der eigenthuͤmlichen Gewichte derfelben eine gemwiffe Normal: Temperatur durchaus zu beobachten ( $. 351.). |

6. 5360. Die Grenze der Ausdehnung der liquis den Stoffe, als folcher, durch) die Hiße ift da, mo fie anfangen, ſich in elaſtiſche Slüffigkeiten, in Däm: pfe oder Gas zu verwandeln, meil fie dann ganz andere Grade der Ausdehnung befolgen.

$. 561. Die elaftifcben Stüfjigfeiten dehnen ſich durch die Wärme am fchnelleften und durch gleiche Grade derfelben am ftärffien aus. In Anfehung des Maafes der Ausdehnung der fuft durch eine be: ftimmte Anzahl von Graden der Wärme weichen die Refultate der Beobachter fehr von einander ab. Hr. de Lu: nimmt an, daß ſich die $uft vom Öefrierpumcre bis zum Siedepuncte um 27?, folglich für jeden Grad Aenderung des Quedfilbertyermometers mit Reaum. Scale fih um 34; ihres Volums ausdehne; und feinen Berfuchen Zu Folge nimmt man an, daf die $ufe von der mittlern Temperatur, (56 bis 60 Br. FSahrenh.,) bis zur Siedhiße des Waſſers um F in ihrem Volum wachſe. Mad) den Verfuchen des Hrn. Roy hingegen zeigt bey 15° Gr. Reaum. jeder Grad Zunahme der Wärme an, daß der Umfang der fuft um 755 äugenommen habe. Hr. von Sauſſure giebt

Ä ein

Waͤrmeſtoff. 369

ein anderes Verhaͤltniß an, und nach ihm bringe zwi- fchen dem Sten Grade R. bis zum 2aften ein Grad Aen- derung des Ehermometerflurtbes eine Aenderung des Bolums der fuft um 3'7 zumege. Mach ven Erfah: rungen ber Herren Dandermonde, Berthollet und Monge dehnt ſich die atmoſphaͤriſche $uft, ben unver:

ändertem Drude, um ihres Volums durch 184,8

jeden, Grad Reaum. aus. Indeſſen lehren die ge: nauen Verfuche der Hrn. Morveau und du Dernois, daß die Zunahme ber $uft durch die Wärme progreffiv ift, oder daß die Luft durch -gleiche Duantiräten der Wärme nad) dem Thermometermaaße um fo viel mehr | ausdehnbar ift, je mehr fie fehon ausgedehnt iſt. Nach den Verſuchen derſelben betraͤgt die Vermehrung des

primitiven Volums der trockenen atmoſphaͤriſchen | luft, beym Barometerſtande von 26 Zoll 9,5 linien,

son o ‚dis, 20 Br, Meaum. .0,0789-

}

rt 0,2570 24 698.8 > 006574 os, 0,9368. Es beträgt dieſemnach die Vermehrung bed Volums 1 yon 9 * 20 Br. 6,0789 = 1 a0 eo A 91781 = 46: 1 s.60 4 40 2,4094 = 1.5 Due Zur 7. Br *

de Luc über die Atmoſph. 9. 607. Schukburgh in den philof: transact. Vol. LXVII. ©. 363. ff. Le Roy, ebendaf. S. 689. ff. Sauffüre Hpgrometrig, f. 113. Vandermonde, Berthollee et Monge mem. Sur le fer, in den Mem. de

V’ ac. roy. des Je. 1786. ©. 36. ff. Berfuche über die Ausdennbarfeit der Luft nnd der Bass arten durch die Wärme,’ zur genauen Beflimmung der Ya Umfaͤnge

370 1. Theil: x. Hauptftüc.

Umfänge berfelbigen ben einer gegebenen Temperatur, vom Hrn. von Morveau, in Grens Journ. d. Phyf. B. J. &.293. ff.

Nach Robins wird die Luft von der mittlern Temperatur bis zur Hige des glühenden Eiſens um das Vierfache ıhres Volums ausgedehnt.

$. 562. Andere Gasarten befolgen nach den angeführten Erfahrungen der Hrn. Morveau und du Vernois andere Geſetze der Ausdehnung durch die Wärme, als die atmofphärifche $uft. Nach diefen Verfuchen war das Volum 1) des Stickgas, ‚unterm Barometerftande von 27 B.r

Hey 00 R. 1,0000 20° - . 1,0340 . 40° - - 1,2186 - 60°» - 1,7664 - 80° - - 6,9412 2) des Sauerftoffgas, unterm Baromft. vond26 3. 10,75 2 bey 0 R. 1,0000 - 20° » . 1,0452 40° - . 1,2483 - 60° - 1,9018 - 80° - . 5,4767 3) des Wafferftoffgas, beym Barometerft. von 27,66 34 bey 0 R. 1,0000 - 20° - - 1,0839 * £, g 1,2283 .- 60° - . 1,3742 , . 80° - - 1,3912 4) des Salpetergas, beym Barometerft. von 27 3., 3,51, bey 00 R. 1,0000 - 20° » - 1,0652 - 40° - - 1,1763 - 60° » . 1,4437 - 80° - - 1,6029 5) des Fohlemauren Gas, bey gleihem Barometerftandey bey o’R. - 1,0000 - 20° »- - 1,1105 .- 40°. ij. 1,3066 0 . 1,7385 ..80° » - 2,0054

6)

Warmeſtoff. 371

6) des Ammoniakgas, unterm Barometerftande von 28 3.,

bey OR. - 1,0000 - 20° » . 1,2791 - 40°» - 1,8437 .- 60° - 3,5878 - 80° - = 6,8009

$. 363. Durch Zunahme der Temperatur ber £uft wird ihre Erpanfivfraft vermehrt, mie ihre Auss breitung in einen größern Raum offenbar lehrt. Iſt nun die $uft in einem. Gefäße eingefchloffen, fo nehmen duch Vermehrung der Wärme ihre Eflafticität und ihr Drud auf das Hinderniß ihrer Erpanfion zu.

Eine mit wenig Luft erfüllte Blafe fchwillt in der Hitze auf.

Am Luftehermometer drüdt die durch die Wärme ausges debnte und im ihrer Elafticıtät vermehrte Luft die Flüffigs keit in die Hoͤhe.

Im Herousballe wird das Wafler durch erwärmte Luft zum Springen gebracht, 7

Die Seuerfontaine,

6 564. Die Zunahme der Elafticität der ein- geichloffenen fuft durch die Wärme macht, daß fie nun einer höhern Duedfilberfaule in der torricelli⸗ fchen Röhre das Gleichgewicht halten Fann als in der Kälte; „und der Ueberfhuß diefer Höhe über die, welche fie zur Zeit ihrer Einſchließung im Freyen ers hielt, giebt das Maaf ihrer vermehrten abſoluten Elafticisät durch die Waͤrme an.

$. 565. Es fehlt uns noch an genauen Verfü: chen über die Zunahme der abfoluten Elafticität der eingefchloffenen atmofphärifchen Luft und der Sasarten durch eine beftimmte Anzahl von Waͤrmegraden. Es ift wahrfcheinlich, daß die Elafticität einer und der⸗ Aa 2 ſelben

% J

3722 Shell. x. Hauptſtuͤck.

ſelben Luftmaſſe, deren Dichtigkeit ſich gleich bleibt, durch die Waͤrme nach eben dem Verhaͤltniſſe wachſe, als fie durch dieſelbe unterm Drucke der Atmofphäre ſich in einen groͤßern Raum ausdehnen würde ($. 561. 562.).

Amontons, in den Mem. de P acad. voy. des fc, ız02. ©, 160. ff. Le Roy 0.0.10. .

$. 566. Die Gewalt, welche eingefchloffene und erhißte Luft gegen das Hindernif ihrer Erpanfion aus: übt, muß durch die Zunahme der Hiße immer mehr und mehr wachſen. Es ift denfbar, daß ihre Aus: fpannungsfraft endlich fo groß werden fönne, daß fie der Zuſammendruͤckung eben fo ehr wiberfteht, als ein Stein. Das Wahsthum ihrer Elafticirär in den Graden bes Glühens ift bemundernswärdig groß, und groß genug, um alle Bande der Cohäfion und Schwere zu überwältigen, wie die Kraft des entzuns deten Schiefpulvers in Schießgewehren, beym Spren: gen der Minen und des Gefteins in Bergwerfen beweiſet.

Verſuch einer Theorie der Sprengarbeit, nebſt einem Vor⸗ ſchlage zur Verbeflerung der Kunftfäge, von Franz Baader. Frepberg und Annaberg 1792. 8.

$. 567. Da alfo die Elafticität der $uft durch die Wärme wächft, ‚fo kann auch eine duͤnnere tuft, melche erwärmt ift, einer dichtern, aber Fältern, $uft das Gleihgewicht halten. Die erwärmte luft breitet ſich daher in der fältern aus, fteigt im derfelben em⸗ por, oder ergießt fich über diefe hin.

Hierauf gründen ſich 1) Die Wirkung der Werterfibädhte und die Wetterwechſel a in Gruben,

\ Lomo-

BWBiärmieflof.- 3735

Lomonofow, in den nov. petrop. T. I. ©, in den Mm. Wr acad. roy. des fc. 1768. 218.

2) Der Zug der Luft in den wWindsfen. 3) Das Emporfleigen ber Wiontgolfieren.

van Swinden poht. phyf. T. Il. ©. 220. ff. Faujas de St. Fond d£leription de la machine de Monl. de Montgolfier. à Paris 1784. T. L II.

4) Die entgegengefenren Ströme: der Luft durch die gebffuete Thür eines geheigten Zimmers.

6. 568. Hierauf gründet fi ferner die! Me; thode, Gefäße mit fehr enger Mündung mit Waſſer oder andern tropfbaren Flüffigfeiten leicht zu füllen. Bird nämlich durch Erwärmung des offenen Gefäßes die darin enthaltene luft fo viel als möglich ausgetrie: ben, und dann die offene Mündung bes heißen Gefä-

ges in die Slüffigfeit geftellt, fo Fann die darin zuräd: bleibende fuft beym Abfühlen nicht mehr dem Drucke der äufern fuft das Gleichgewicht halten, und dieſe treibt nun das Waſſer in dafjelbe hinein. Aus der Vergleichung des übrig bleibenden Raums, den jet die abgefühlte Suft im Gefäße noch einnimmt, mit dem Inhalte des Gefaͤßes, Täft fi der Grad der Verdünnung, den die fuft erlitten hatte, beftimmen.

Schmelzen und Gefrieren.

$. 569. Die Wirfung des Wärmeftoffes auf fefte Körper, wodurch fie in den Zuftand der tropfba= ren Slüffigfeit übergehen, heißt Schmelzen (Fußo ), und man fagt von einem durch die Hiße tropfbar s flüf fig gemachten Körper: er fey im Fluſſe, er ſchmelze er fließe.- $. 570.

274° TU Theil. 1. Hauptſtuͤck.

$. 570. Aus dem, was oben ($. 123. 130.) son dem Unterfchiede zwiſchen feften und tropfbar⸗fluͤſ⸗ figen Materien angeführt worden ift, folgt, daß die “Erpanfiofraft des MWärmeftoffes den Grund der Schmelzung enthalte und durch feinen Bentritt zur feften Subftanz das Verhaͤltniß der urfprünglichen Grundfräfte derfelben abändere und die Repulſions— fraft in Beziehung auf die Anziehungsfraft der Theile vermehre.

4. 571. Die Fluͤſſigkeit aller liquiden Materien, die wir jetzt kennen, iſt abgeleitet und Folge des Ein— fluſſes des Waͤrmeſtoffes ($. 137.).

$. 572. Den der Verſchiedenheit der Größe der

. Anziehungsfraft der Theilchen der fpecifijch verfchies denen Materien unter einander und zum Waͤrmeſtoffe, Darf es ung nicht wundern, daf einige Materien eine größere, andere eine geringere Intenfität des Wär: meftoffes zum Schmelzen erfordern, ja, daß es Mates rien geben kann, die bey allen ung jeßt befannten Graden der nmiedrigften Temperatur unferer Atmos fphäre noch liquide find.

Streng » lüflıge und leicht » flüffige Materien,

$. 573. Manche Gemifche fchmelzen leichter, als die einzelnen Materien, woraus fie beftehen. Das Schnelloth der Klempner.

Das Rofe'fche Metallgemiſch, aus 2 Th. Wiemuth, ı Th. Bley und ı Th. Zinn, das ſchon im kochenden Waſſer Hüffig wird.

$. 5374. Einige Körper fönnen durch Feine Hiße,

die wir jeßt hervorzubringen im Stande find, in Fluß gebracht oder gefchmolzen werden. Man nennt fie feuer:

Biärmeftoff. 375 feuerfeft. Sie find aber deswegen mohl nicht abfolut unfchmelzbar zu nennen; denn alle fünnen doc) we nigfteng durch Hülfe anderer, mit denen fie ſich che— miſch vereinigen, im Teuer zum Schmelzen gebradt werden, Die letztern nennt man deswegen Fluͤſſe, Schmelzungeimittel,

Beyſpiele: Kalkerde und Thonerbe find für ſich unſchmelzbar; —— aber, wenn fie vermengt find, in der Gluͤ⸗ ehitze.

Vermittelſt eines angezuͤndeten Gemenges aus drey Theilen

gereinigtem trocknen Galpeter, zwey Theilen Schwefelblu⸗

men und zwey Theilen feinen Saͤgeſpaͤnen, kann mar

cine kleine Silbermuͤnze in einer Nußſchaale fchmelzen, ("Baumes fehneller Stuß. )

. 375. Don dem wahren Schmelzen iſt dasFluͤſ⸗ fig: werden mancher Salzkryſtalle, 3.3. des Alauns, Vitriols, in der Hiße zu unterfiheiden, das feinen Grund in den wäfferigen Theilen derfelden Kat, bie in größerer Hiße das Salz; auflöfen, ungeachtet fie es in geringerer nicht Fönnen, und nad) deren Der: lufte das Salz in der Hiße auch wieder feft wird.

$. 576. Wenn die geſchmolzenen Körper einer niedrigern Temperatur ausgefeßt werden, als bie ift, wobey fie zu ſchmelzen anfingen, fo werden fie wieder fett. Man nennt dies das Gefteben oder Gefrieren (Congelatio). Es ift Folge des Austrittes Des ihren _

Theilen adhärirenden Waͤrmeſtoffes, und es geſchieht fehnelier oder fangfamer, eheils nach der Verfchteden- “heit der Differenz der Temperatur des gefehmolzenen Körpers und des umgebenden Mediums, theils nad) der Seitungsfraft des feßtern für die Wärmetheilchen. Bon der Kryſtalliſirung der Theile der Körper 2 dieſem

346 IL Shell. 1. Haupflük. diefem Geftehen oder Gefrieren ift oben ($. 142.)

.. gehandelt worden.

$. 577. Nach der gegebenen Erflärung (6. 570.) vom Schmelzen müffen alle Körper im Sluffe ein größeres Volum haben, als im Zuftande ver Seftigfeit. Die Erfahrung beftätigt dies auch aller: Dinge. Die Ausnahme, welche einige Materien, wie Eis, Roheiſen, Wismuth, Spiesglanz, Schwefel, zu machen fcheinen, läßt fic) aus der Kenftallifirung ihrer Theile beym Geftehen feicht erflären.

Dampfbildpung. $. 578. Eine, andere und höchft merkwuͤrdige Veränderung der Form, welche fehr viele, fo wohl fefte, als flüffige, Körper erfahren, wenn fie der Wir: fung des Wörmeftoffes unterworfen werden, ift die Verwandlung derfelben in elaftifche oder erpanfibele Sluffigfeit, nämlich in Dampf ( Vapor ).

$. 579. Wenn z. B. Waffer in einem gläfer: nen Gefäße der Hiße ausgefeßt wird und feine Tem⸗ peratur endlich einen gemiffen Grad erreicht hat, ſo ſehen mir, daß fih eine Menge Bläschen tallent- halben an der Wand des Gefaͤßes anfeßt, die fich nad) und nad) ablöfen, emporfteigen und an ber Dberfläche des Waſſers zerplaßen. Ben zunehmen: der Hiße des Waſſers nehmen diefe Bläschen an Menge und Größe zu, fo daß fie bey ihrem Empor> ftetgen die Durchfichtigfeit des Waſſers endlich hin: dern. Zuletzt geräch die ganze Maffe des Waſſers in

Warmeſtoff. 377

in Bewegung, wegen ber Groͤße und Menge der Blaſen, und das Waſſer wallt nun auf, kocht oder fiedee. Bis zu diefem Sieden feige die Temperatur des Waſſers, wieein hineingeftelltes Thermometer zeigt. So wie e8 aber zum Sieden in einem offenen Gefäße gefommten ift, bleibt das ng, - wofern es nur den Boden oder die Wände des Gefäßes nicht berührt, in dem Wafler auf dem erhaltenen Puncte unveränderlih, Die Blaſen, die im fochenden ABaf- ſer aufſteigen, find der Dampf des Waſſers. Die: fer Dampf ift vollfommen durchfichtig, wie die Luft, und bleibt auc) beym Heraustreten aus dem Waſſer unfihtbar und elaftiich, fo lange er die dazu nöthige Wärme bat oder nicht durch Zufammendrüfung vernichtet wird. So verwandelt fich nun bey fort: dauernder Hige das Waſſer nach und nad) ganz in Dampf, und wird als folcher fortgeführt.

$. 580. So find nun mehrere fefte und liquibe Materien fähig, bey einem angemeffenen Seuersgrade in eine elaftifch) : flüffige Materie, in Dampf, verwan: delt zu werden. Der dazu nöthige Grad der Hiße ift bey den verjchiedenen Stoffen gar fehr verfchieden. Naphtha und Weingeift fieden bey aeringerer Hige, als Waffer, djefes bey geringerer, als Quedfilber. Schwefel vervampft früher als Wismuth, Zinf, Spiefiglanz , Arfenif. Aber

duch das fonit jo feuerbeftändige Bold und Silber koͤnnen zur Verdampfung gebracht werden.

$. 581. Uber die Erfahrung lehrt auch: daß der Druck der atmofphärifchen Luft, die über der Fläche der fochenden Fluͤſſigkeit fich befindet, ven Grad der Hiße, ben dem eine und diefelbe Fluͤſſigkeit | i | fiedet,

378 II. Shell. 1. Hauptftüd.

fiedet, ſehr abandert; daß eine defto größere Hiße dazu erfordert werde, je größer dieſer Drud der luft

fen; und daß einerlen Sluffigfeit um fo eher und bey deſto geringerer Hitze fiede, je geringer der Druck der fuft darauf fen. Hierauf gründet fich eben die oben ($. 506.) angeführte Berichtigung des Stedepuncts am-Thermometer. In hohen Gegenden der; Atmos fphäre Foche daher das Waſſer ben einer niedrigern Temperatur, als in niedrigern Gegenden, und im leeren Raume der $uftpumpe bey fehr mäßiger Tem: peratur.

Hr. de Luc beobachtete dies auf einer Reife über den Wiontcenis im I. 1762 in verſchiedenen Höhen und wiederhoblte diefe Unterfuhbungen im %. 1765 auf den G®ebirgen in Saur cıgny. Ich tbeile bier Refultate dicfer letztern Beobach⸗ tungen mit, woben ich die Grade des bey 27 3. Barome⸗ terftand gradmirten Tbermometers auf ein ſolches gebracht babe, das bey 28 3. beitimmt worden wäre.

ärmegrade Barometeritand. des Waſſers. 28 3. 5% 2 Sedhehntel —— 28h5c· 80,39 - 28- 2-14 . 80,14 - 28- I1- 3 - 80,03 ir Be 3; 79,9% * 27-00. 79,90 - 27 . 9 - 7 79,34 * ı7- 6- 7 . 79,51 - 27° 5 - 3 2 79,53 = 27 5 * 79,22 26- 8-14 - 73,93 264 4 - 15 78,83 F 26 - 3 x 15 78,73 * 235- IIL- 7 = 78,42" sa.» 9 . 7744 24° 5-15 77,04 24 · I1- 1 a 76,70 2 233- 8- 2 . 76,43” 233-466 - 33 - 11 14° 780 5 Baros

Biärmefofl. 379

Barometerſtand. | Märmesrad

rade des fochenden Waflers 213.108, 7 bis 2 Sechz. 74,74 R. 20- 4 - 15 Sechzehntel 73,21 - 29 Ze 9, e 72,590 -

de Luc Unterf. über die Atmofph. Th. II. $. 857. ff.

Bey meinen unter dem Recipienten der Luftpumpe am? geftellren Verſuchen fand ich folgende Refultate:

Barometerſtand. Giedegrade des Waſſers. NR.

143. 65 8. 67 $- -.. 56 bis 57 R. 7- 85- 55,58. 54 - 6- I - 51,5

=, 59,5 - 373.3 49 - 3+ 32 » 48,5 -

„4-10 - 47 bis 47,5 R.

4- 4 - 45,5% 3-1 - 4 - 3-9 - 4 - 3, $°- 4 - 3.3“ at,25 R. ee Br 40 . 2-11 - 39 bis 39,5 R. 2-9.» 38 N. 2-3° 35 - »- . 33,75 R. 2 ·11 322 -»- > SE SEE SE. 31 1-6-«- 29,5

Grens unten ($. 588.) angel, Abh.

$. 582. Der Grund von dieſem veraͤnderlichen Siedegrade des Waſſers und anderer tropfbarer Stüffigfeiten ift folgender. Die Dämpfe haben feine Permanenz ihrer elaftifchen Fluͤſſigkeit, als ben einem beftimmten Grade der Wärme unter einem beftimm: ten Drude ($.136.). Sollen fie alfo als efaftifches Fluidum in der fuft oder unter ihrem Drucke beſtehen, fo

380 | II. Sheil. 1. Hauptſtuͤck.

fo müßten fie einen ihr gleichen Grad der Elafticität befigen, und diefen erlangen fie nur durch einen be- ftimmten Grad der Wärme. Cie fönnen ſich alfo auch ım Innern des Waſſers, auf deſſen Tfäche die _

Luft druͤckt, nicht eher bilden, oder das Waſſer fahn

nicht eher fieden, bis fie durch) die gehörige Hiße den: jenigen Grad der Elafticität erreichen, welcher ver Elafti: eität der $uft das Gleichgewicht hält. Je weniger die $uft darauf druͤckt, defto geringer braucht die Efafti: eitäat der Dämpfe zu feyn, um dem Drucfe der $uft das Gleichgewicht zu halten, folglich bevürfen fie auch eines defto geringern Grades der Wärme, um fich bilden zu Fönnen. Ohne den Drud einer, Atıno: fphäre würden mir gar fein liquides Waſſer, Fein Traphıha und feinen Alcohol kennen; denn fie würden

dann bey den Temperaturen, wobey wir leben, elafti-

ſche Slüffigfeiten feyn (138.). -

$. 583. So lange die Dämpfe als elaftifches Fluidum beftehen, befolgen fie auc) diefelbigen Ge— feße des Drucks und des Gleichgewichts ſchwerer erpanfibeler Slüffigfeiten ; und es gilt daher in dieſem Zuftande alles das von ihnen, was hiervon oben von der $uft ($. 370.) angeführt worden if. |

$. 584. Die abfolute Elaſticitaͤt der Dämpfe Ä läßt fich eben fo, mie die der luft, durch die Höhe einer Duedfilberfäule meſſen, die in einer Barometer:

roͤhre damit im Gleichgewichte ift.

Die Beihreibung eines Elaterometers für Dämpfe habe ich im der unten (ſ. 588.) angef, Abhandl. mitgetheilt.

$. 585.

Biärmefof. 381

$. 585. Die abfolute Elafticität der in Gefäßen eingefchloffenen Dämpfe nimmt, wie die der einge fchloffenen $uft, durch Die Wärme zu. Beobachtungen Über das Wachsthum der abfoluten Elafticität der eingefchloffenen Dämpfe des Waſſers durch eine be: flimmte Anzahl von Wörmegraden haben wir vom Hrn. von Betancourt erhalten.

Wärmegrade Abfolute Elaſticitaͤt der Dämpfe des Waflers, der Waflerdämpfe. 10° R. 0,15 3. Barometerft.

20. - 0,65 - - > 1 A 1,52 - = 40 2,92 - : 30 * 5,35 * 5 6o - 9,95 - 2 67. - 14,50 - e zo - 16,90 - ® 80 - 28,00 - - 90 - 46,40 - > 57,80 - 5 100 - 71,80 - ® 104 »- 84,00 - x 110 - 98,00 - -

Me&moire fur la force expanlive de la vapeur de l’eau, par Mr. de Berancour:. à Paris 1792. 4.

Fruͤhere, obgleich nicht fo volltändige, Verſuche hiers über bat Hr. D. Ziegler angeftellt. (Specimen phyfico- chemicum de Digeltore Papini, eius ftructura, elfectu et ufu,. primitias experimentorum novorum circa fui- dorum a calore rarefactionem et vaporum elafticitatem exhibens. Aut. lo. Henr. Ziegler. Ball. 1769. 4 ).

$. 586. Die Gewalt, welche eingefchloffene Dämpfe durch die Erhißung gegen die Hinderniffe ihrer Erpanfion auszuüben im Stande find, ift be- wundernsmwürdig groß, und die Kraft des im einge: ſchloſſenen Raume bis zum Glühen erhißten Waſſers und feiner Dämpfe Fann gar Feiner Berechnung un⸗ terwor⸗

6

382 | I. Shell. 1. Hauptſtuͤck.

terworfen werden, meil e8 uns an Mitteln mangelt, den überaus großen Grad der Elafticität diefer Däms pfe zu meffen, der mohl hinreichend ift, den bewun— dernswärdig großen Effect der Bulfane und der Erd— > erfchlieterungen daraus abzuleiten. Geſetzt, es ift Wafler in einem Gefäße eingeſchloſſen, und es würde darin mit ſeinen Daͤmpfen bi: 110? R., alfo nur 20 Grad über den gewöhnlichen Giedepunct, erhitzt, ſo iſt nah der vorigen Tabelle die Elafticitär diefer Dämpfe ſchon fe groß, um einer Quedſilberſaule von 98 3. Höbe das Bleichaewicht zu halten; oder gegen jeden Quadratfuß (parif.) Fläche der Waude des Beräßes mit einer Kraft zu drüden, die dom fenfrechren Drude eines Gewichtes von 77584 Pf. (parıf.) gleich if. | $. 587. Weil die Elafticität der eingefchloffenen $uft ($. 563.) und Dämpfe durch die Hiße zunimmt, fo mäffen fie auch in genau verichloffenen Gefäßen auf das Waſſer, das mit eingeichloffen ift, immer mehr reagiren und druͤcken, je ftärfer fie erhißt mer; den; und folglich wird auch die Hiße dieſes Waſſers, ehe es fiedet, den gemöhnlichen Siedepunct überftei- gen ($. 581.) und wachen, und fie würde, wenn - die Gefäße es aushielten, felbft bis zum Gluͤhegrade zunehmen fünnen.

6. 588. Beyſpiele von der Elafticität der Daͤm⸗ pfe und ihren Wirkungen geben: ı) Die Windfugel oder Dampffugel ( Aco- lipila ).

wolfs nügl. Verf. zu genauer Erfenntn. der Nat. und Kunf, Th. I. Kup 7.

2') Die Analllügelchen, | 3) Der papinianifche Topf ( Digeltor Papini). | La

»

Weaͤrmeſtoff. | 383

La maniere d’ amolir les os, ou de faire cnire toutes for- tes de viandes en fort peu de tems, par Mr. Papin. a Amfterd. 1681. 8. Verſuch einer neuen Vorrichtung von Papins Digeftor, von Wilfe; iniden fchwed. Abhandl, B. XXXV. 6, 3.7 und in Erells neueften Entd. Ch. 1. ©. 33. ff. 4) Watts Dampf: oder Seuermafchine.

Beſchreibung der weſentlichen Finrichtung der neuern Dampfs oder Feuermafhinen, nebſt einer Gefchichte diefer Erfins dung und Bemerkungen über die abfolute Elafticität der Maflerdämpfe, von F. U. €. Grenz; im neuen Journ. d. Phyſ. B. 1. ©. 6 ff, u. ©. 144 ff.

$. 589. Die abjolute Efafticität der Dämpfe einer kochenden Slüffigfeit in irgend einem Siedegrade ift, fo lange die Dämpfe diefen Grad der Hiße behal- ten, der abioluten Elafticität der Luft gleich, die auf die Fläche der fiedenden Flüffigfeit drückt. Die: fer Saf folgt aus $. 582. und Die Erfahrung beftä- tigt ihn.

Gren a. a. O. ©. 183. 197.

$. 590. Aus dem gleichzeitig beobachteten Ba⸗ rometerftande fönnen wir alfo die abfolute Elaſticitaͤt der Dämpfe einer in offenen Gefäßen fiedenden Fluͤſ⸗ figfeit finden.

Meiner Alcohol Eocht bey 64° R. unter einem Barometerkande von 28 Zoll; alfo haben die Dämpfe des ftedenden Alco⸗ hols bey 64° eine eben fo große abſolute Elafticität, als die des Wallers bey 80°: und wenn ferner die Dämpfe des Alcohols und die des Wailers eine gleiche Temperatur haben, fo haben fie eine ungleihe Elafticitätz die vom Alcohol haben eine größere, als die vom Waſſer.

$. 591. Wir müffen in ben Dämpfen, als zufammengefeßten Körperarten, die Baſis, oder den Stoff, der an fich nicht erpanfibel ift, wie im Waſ—⸗ ferdampfe das Wafler, unterfcheiben, und das ur: fprüng«

384 IE Shell, 1. Hauptſtuck.

fpränglich erpanfive Weſen, nämlich ven Wärme: ftoff, oder nach Hrn. de Luc das fortleitende Fluͤſſige (Fluidum deferens), durch welches jene Baſis zur erpanfibelen Slüffigfeit ‘wird ($. 135.), und durch deſſen Entziehung fie aufhört, elaſtiſch⸗fluͤſſig zu ſeyn. Durch die Cohaͤrenz des Waͤrmeſtoffes mit der Baſis des Dampfes verliert jener ſeine waͤrme- erzeugende Kraft, oder wird latent ($. 125.), mie die nähere Betrachtung dieſes Umſtandes in der Folge lehren wird; und eben hieraus iſt die Fixitaͤt des Siede— punctes beym bleibenden Drude der Atmofphäre zu

erklären. | Ä $. 592. Wenn die Dampfblafen, die aus dem kochenden Waſſer hervortreten ($. 579.), bie kuͤh⸗ lere atmoſphaͤriſche $uft berühren, fo werden fie durch die Erniedrigung ihrer Temperatur zum Theile zerfeßt, ein größerer oder geringerer Antheil ihrer Bafıs ſchei⸗ det fid) ab und bilder einen fichtbaren Nebel oder Rauch, Mit Unrecht nenne man denfelben noch einen Dampf, da er gar nichts mit des Natur des Dampfes gemein hat. Er befißt Feine Elafticicht mehr und tft nichts, als die Bafis des Dampfes, die ihres erpanfiven Stoffes beraubt ift. Sie ſchwimmt vermoͤge ihrer höchft feinen Zertheilung und ihrer Adhäfion in der Armofphäre und folgt ihrem Zuge, bis fie Durch mehrere Aneinandernäherung ihrer Theil: hen zum concreten tropfbarsfläffigen oder feften Stoffe zufammentrite und ſich niederſchlaͤgt, oder fich Durch neues Dinzufommen von Wärmeftoff wiederum in ela- ſtiſche und unfichtbare Slüffigfeit verwandelt. Wolken find

Warmeſto ff. 385

ſind daher nicht Waſſerduͤnſte, die in der luft ſchwim⸗ men, ſondern das hoͤchſt fein zertheilte Waſſer, welches aus dem Elaſtiſch-Fluͤſſigen, das es vorher bildete, ben der Zerfeßung deſſelben niedergefchlagen worden und noch nicht. zum zufammenhängenden Tropfbar = Fluͤſſigen zuſammengetreten iſt. Hr. von Sauſſure ſchreibt dieſem Nebel eine Blaͤschengeſtalt zu. $. 593:' Ze niedriger die Temperatur des Damz pfes wird, um defto mehr wird von demjelben zerſetzt; und umgefehrt. Durch Subftanzen von einer niedri- gern Temperatur wird nämlich) der Bafis des Dampfes fo lange Wärmeftoff entzogen, bis in jenen eine gleiche Temperatur eingetreten ift: es Fann alfo nicht mehr die ganze vorige Quantität der Bafıs in dem Naume des Dampfes dampfförmig bleiben; es ſcheidet fich alfo ein Antheil ver Bafis als Nebel ab. Es ändert ſich folglich mit der Temperatur’ das Verhäftnif der Baſis des Dampfes zum Naume defielben, und Dies ift es, ‚worauf man eigentlich den Ausdrud: Maximum Dee Verdampfung, beziehen follte. Im eingefchloffenen Raume muß diefemnach die Dichtigfeit des Dam⸗ pfes defto größer werden, je höher die Temperatur | . wird, vorausgefeßt, daß verdampfende Subſtanz genug ba ift. | 4. 594. . Hieraus ift num begreiflich, wie in allen bekannten Temperaturen der $uft Waſſerdampf beſte⸗ hen koͤnne. Mur ift ben gleichem Drude der guft das Verhältnig der Baſis zum Naume des Dampfes, | BB. oder

386. IL. Theil. 1. Hauptſtuck.

oder das Marimum der Berdampfung ($.593.), um deſto Eleimer, je niedriger die Temperatur der luft ift. $. 595. Mlerdings Fönnen Dämpfe aud) das durch zerfeßt werden, daß fie mit Materien in Be⸗ rührung fommen, welche die Bafis des Dampfes ſtaͤrker anziehen, als ſie vom Waͤrmeſtoffe angezogen wird. $. 596. Ein drittes Mittel zur Zerſetzung des Dampfes ift feine Zufammendrüdfung. Seine Maffe fann nicht, wie die der $uft, ben bleibenvder Tempera⸗ tuc in einen engern Raum gebracht werden, ohne daf nicht ein Antheil des Dampfes zerfeßt würde, um bey bleibender Temperatur das Marimum der Vers dampfung ($. 593.) zu erhalten. Dieſes Maximum der Verdampfung wuͤrde uͤberſchritten werden muͤſſen, wenn bey bleibender Temperatur fein Raum verengert werden follte. Ben gleicher Temperatur kann affo die Dichtigfeit des Dampfes - nicht vermehrt werden. Den größerm Drucke dee Armofphäre iſt deshalb eine größere Menge des latenten Wärmeftoffes zur Bil: dung des Dampfes aus einerlen Quantität der Baſis deſſelben nöthig, als ben einem geringern Drucke. Bas hier von dem Drucke der Atmoſphaͤre gefagt ift, gilt auch von dem Drude des Dampfes durch feine Elafticität in verfchloffenen Gefäßen gegen fich felbft. Aus dem Anaefübrten erklärt fih die Entftehung des Nebels unter dem Recıpienten der Luftpumpe, wenn man wicder Luft binzuläße, nachdem vorber in der verdünnten Luft Berdampfung vorgegangen war. | $. 597. Diesuft trägt zur Erzeugung der Dims pfe nichts bey. Sie iſt vielmehr durch ihren Druck der

Waͤrm eſto ff. 387

der Dampfbildung hinderlich, und es bedarf deshalb, ohne den Druck der Atmoſphaͤre, weit weniger abfos futer Quantität von Wärmeftoff, um eine und diefel-. bige Quantität von Bafis dampfförmig zu als bey ihrem Drucke ($. 581. ): |

$. 598. Ueberhaupt bedarf es gar nicht = Aufs loͤſung des Waſſers in der Luft, um fic die Phä- nomene der Verdampfung des Waſſers zu erklären, und darauf einen Unterfchied zwiſchen wirklicher Ver⸗ dampfung (Evaporatio) und Ausduͤnſtung (Exha- Iatio) zu begründen, Jede Ausduͤnſtung iſt vielmehr eine wahre Verdampfung, die bey einer niedrigern Temperatur der Luft nur deswegen langſamer und in ‚geringerer Menge Statt findet, weil dann eine ges ringere Quantität. des Wärmeftoffes zugegen iſt, ber durch feine Cohärenz mit der Baſis diefe dampfförs mig machen muß. Bey ber Ausdünftung gefchiehr die Verdampfung nur an der Oberfläche, beym Sie⸗ den auch im Innern der Slüffigfeit. Die Gründe für , die Auflöfung des Waſſers in der luft und die dadurch bewirkte Ausduͤnſtung hat Hr. de Luc umftändlich und gründlich widerlegt. Sch werde in der Solge beym Waſ— fer auf diefen Gegenftand wieder zurüdfommen.

de Luc nouvelles id&es [ur la meteorologie, T. 1.11. à Lon- dres 1786. 8. F U. de Luc neue Ideen über die Mereos a. d. Franz Th. 1. Il. Berlin u, Stettin 1737. 2788. 8. Zweyter Brief des Hrn. de Luc an Hrn.ide la Wietherie , über die Wärme, das Schmelzen und die Verdunftung; in Grens Journ. d. Phy j8 3.11. ©. 402. Dritter Brief des Hım. de Luc, über die Dämpfe, die lufts förmigen Fiufligfeiten und die atmofpnärifche Luft; eben⸗ dafelbft Th. 111. ©. 132. Ebendeſſelben Prüfung einer Abs andiung des Hrn. Wionge über dıe Urſach ter hauptſaͤch⸗ ihften Phänomene der Meteorologie; in Grens Journ. d.

Phyf. 8. VL, ı21. Bb 2 3u

388 UL. Theil. 1. Hauptflüd.

a; x

Zu den hauptſaͤchlichſten Vertheidigern der Auflbſung des Waſſers im der Luft, als Urſach der Ausdünftung, gehbren: Hr.Le Roi (Memoire [ur Pélévation et la fus- penhion de l’ eau dans l’air; in den Memaires de P acad. yoy. des ‚fe. de! Paris, 1751. ©. 481.), und Hr. Zube (über die Ausdunftung und ihre Wirfungen in der Amo⸗ fphäre, Leipz. 1790. 8. ).

4. 599. Auf die Zerſetzung der Daͤmpfe durch

Abkuͤhlung oder Erniedrigung ihrer Temperatur gruͤn⸗

det ſich uͤbrigens: | \ 1) Die Operation des Deftillirens (Deſtillatio) und des Sublimirens in der Chemie; | 2) Wilkens und Berretray’s Luftpumpen durch

Waſſerdaͤmpfe.

wilke, in den ſchwediſchen Abhandl. 1769. B. XXXI. ©. zi. ff. Beſchreibung von des Hrn. Abbé Cajet. Berretray Lufts pumpe; in Grens: Journ. d. Phyſ. B. VI. S. 36. ff.

$. 600. Eine Subftanz dem Einfluffe des Wärs meftoffes ausfeßen, um fie in erpanfibele Fluͤſſigkeit überhaupt, es ſey in Dampf oder in as, zu verwans deln, heißt fie verflüchtigen. Materien, vie fich durch die Hibe in erpanfibele Slüffigfeiten verwandeln laffen, nennt man flüchtig. (Corpora volatilia ),

und fest ihnen die fenerbeftändigen (Corpora fixa)

I

entgegen, welche der Verfluchtigung im Seuer wider: fiehen. Diefe Ausprüdfe find indeffen nur relativ, und vielleicht ift Feine, Materie abſolut fenerbeftändig _ zu nennen, Diele Stoffe, die in unferer ftärfften Hitze feuerbeftandig erfcheinen, koͤnnen durch Hülfe anderer flüchtiger GSubftanzen, mit denen fie ſich cher mifch verbinden, flüchtig werden, Man nennt dies eine Mirverflüchtigung. e

. Benfpiele der Mitverflüchtigung giebt die Riefelerde mit Fluß fäure ; des Eiſens dur ſalzichte Säure; des Rupfers durch eben diejelbige; der Kohle durch Saueritoff. J Gas—

Waͤrmeſt o ff.— 389

G a 8 bild un g.

4. 601. Mehrere Materien werden durch den Waͤrmeſtoff in elaſtiſche Fluͤſſigkeiten, die nicht, wie die Dämpfe, durch Erniedrigung der Temperatur oder durch Zufammenpreffung ihre elaftifche Form verlieren, alfo in Luft oder GHas ($. 136.) ‚verwanz delt, wovon in ber Folge mehrere oegipiele vorfom: men werden.

$. 602. Dieſe Sasarten beftehen wie bie Dämpfe, aus einer Baſis, die ihren ponderabeln Antheil ausmacht, und aus dem Wärmeftoffe, det jene elaftifch - Aüfftg mat. Die Urſach ihres Unter: fchiedes von den Dämpfen liegt in der Art und Weiſe der Verbindung beyder Beftandrheile, die bey den Gasarten ſich wechfelfeitig aufgeföft haben, ben ben Daͤmpfen hingegen nur zufammenhängen.

$. 603. Daf der Wärmeftoff die Urſach von der Bildung der Gasarten und ihrer efaftifchen Ferm fen, "erhellet daraus: daß zur Bildung eines jeden Gas Waͤrmeſtoff nöthig iſt; daß durch die Zerfeßung eines Gas Waͤrmeſtoff entwickelt wird; und daß die Ba: * des zerſetzten Gas fo viel wiegt, als das Gas ſelbſt.

. 604. Ale Materien, welche laftfoͤrmig mer: ‚den fönnen, werden es fchon im jeder Temperatur, ' die wir Fennen, jo bald fie von andern Materien ger . ‘trennt werden, mit denen fie vorher verbunden waren. Deshalb fönnem wir eigentlich die Grundlage Feiner einzigen Gasart fuͤr fich, darftellen, fondern wir fen- nen fie nur entweder in Verbindung mit dem Waͤr⸗

weſtoffe als Gas oder in Reg mit andern | Mate-

858 U. Theil. 1. Haupiſtück.

Materien, mit denen ſie im liquiden oder feſten Zu⸗ ſtande ſind.

$. 605. Alle Gasarten werden nur dadurch jer- feßt, daß andere Materien ihre Grundfage ftärfer anziehen, ‘als diefe vom Wärmeftoffe angezogen wird; nicht umgekehrt, durch Entziehung ıhres Waͤrmeſtoffes verrhittelft anderer Materten, fonft würde die Grund: lage der Gasarten für ſich darftellbar fenn.

-$. 606. Man erhält: diefe luftförmigen Stoffe auf eine mannigfaltige Weiſe aus fehr verfchiedenen Subftanzen, theils bey Auflöfungen, und das Aufs bramen (Effervefcentia), das man bey manchen Auflöflingen gewahr wird ($. 190.), rührt eben von der ſchnellen Entwidelung luftförmiger Stoffe her; theils ben der Zerfegung derfelben durch Feuer, Gähe rung oder Faͤulniß.

$. 607. Alle dieſe Gasarten find in den feſten ‚ober liquiden Körpern, aus denen man fie erhält, vorher nicht als elaftifhe, aber comprimirte, Fluͤſſig⸗ feit zugegen geweſen; fondern ihre Grundlage war nur darin, die aber bey ihrer Trennung fogleich durch DBerbindung mit dem Wärmeftoffe gasförmig wird,

$. 608. Die fo wichtigen und intereffanten Entdefungen dieſer $uftarten haben eigene Werkzeuge noͤthig gemacht, um fie ben der Zerlegung der Körper durch Auflöfung oder Feuer, wobey fie zum Vor⸗ ſcheine kommen, bequem aufzufangen und ohne Ver- miſchung mit armofphärifcher $uft zu erhalten. Man begreift diefe Werkzeuge unter dem Namen bes peu: matiſch⸗

Waͤrmeſto ff. 391 matiſch chemiſchen Apparats (Apparatus prieu-

mato - chemicus).

TE 609. Jede luftförmige Fluͤſſigkeit ift ſtets

#,

ſpecifiſch feichter, als irgend eine tropfbare Fluͤſſigkeit, und feige in diefer aufrwarts. Hierauf gründet ſich das ABefentlichfte beym pneumatifch = chemifchen Ap⸗ patate. Das erſte Stuͤck iſt eine ovale Wanne von Holz oder verzinntem Kupfer, worin einige Zoll un: ter dem Rande ein Gefimfe waagerecht angebradht iſt. In dieſem Geſimſe befinden ſich einige Furzhäffige Trichter neben einander, fo daß ihre weitere Müns> dung dent Boden der Wanne" zugefehrt if. Die anne witd fo weit mit Waſſer angefüllt, daß daſ⸗ felbe das Geſimſe ungefähr einige Zoll hoch bedeckt. Das Gefimfe felbft diene nun dazu, daß die mit Waſſer gefüllten umgekehrten Glaͤſer und Vorlagen mit ihren Muͤndungen auf die Söcher geſtellt werden fönnen, durch welche vermittelt der Trichter die fuft- blaſen in diefe Vorlagen geleitet werden follen.

$. 610. Da aber einige fuftarten ben ber Bes ruͤhtung des Waſſers davon zerfegt werden, ihren fuftförmigen Zuftand verlieren und damit zur tropfs baren Fläffigfeit werden; fo ift diefe Vorrichtung ($. 609.) nicht anwendbar, und man muß daher das Duedfilber zum Sperren anwenden. Der Preis und die Schwere des Quedfilbers machen freylich, daß man dieſen Quectſuberapparat kleiner machen muß, deſſen Einrichtung aber im Grunde dem vorigen, aͤhnlich iſt. Zur Wanne dient entweder recht dicht

zjuſammengefugtes Holz oder Eiſenblech. > Grens

' EN h 8 J

392 WM. Thell. x. Hauptſtuck.

Srens Velchreibung eines Quedfilberapparats; im Journ. deu Phyſ. B. 1. &, 201.

6. 611. Zur Entbindung. der Gasarten felbft, die man durch Deftillation oder Auflöfung gewiſſer Stoffe erhält, dienen allerfen Metorten, gläferne oder irdene,. die man mit den zu zerlegenden Stoffen ins Sandbad, oder befchlagen in frenes Feuer⸗ legt. An: die Mündung der Netorte kuͤttet man nad) Beſchaf⸗ | fengeit der Umftände eine blecherne oder 'gläferne Roͤhre, deren untere Deffnung unter den Trichter der mit Waſſer oder Quecfilber gefüllten Wanne geſteckt wird. Wenn ſich dabey zugleich ſolche Dämpfe erhe— ben, die das Metall angreifen wuͤrden, ſo dienen gläferne Tubulatretoren mit einem am untern Ende nad) oben gefrümmten langen Halfe. Um die dabey zu gleicher Zeit in Dampfgeftalt übergehenden Sub⸗ flanzen als tropfbare Flüffigkeit durch Abfühlung be: fonders aufzufarigen, dient eine fo. genannte Wiittele flaſche und der finnreihe Deftillirapparat des Hru. Cavoiſier. "Zur Entwidelung luftförmiger Stoffe ben den Auflöfungen, die Feine aͤußere Hiße erfordern, wird befonders die Entbindungeflafche gebraucht. Zu Vorlagen, in melche die durch das Waſſer oder Queckſilber gehenden Gasarten treten, dienen gläferne Cylinder mit eingeriebenen Stöpfeln oder ohne derglei⸗

chen, oder Glasflaſchen. Um einige Gasarten, die

fih nur fanafam in dem Waſſer auflöfen laſſen, bequem damit in Verbindung zu bringen, ift vorzuͤg⸗ lich die Darterfche Glasgeräthfchaft anwendbar.

Die ben der Entbindung und Anffammiung diefer Zuftarten nothiwendigen Handgriffe werden in den Vorleſungen ſelbſt

gezeigt. Grens .

Warmeſtoff. | 89%

Grens ſyſtem. Handb. der Chemie, zweyte Ausg. Th. I. 4.157. ff. Beihreibung eines Glasgeräthee von J. .117as gellan, a. d. Engl. von G. T. Wenzel. Dresden 1780. $.

voifier Traite el&mentaire de, chimie, T. 11. &, 451. ff.

Figirter MWärmeftoff.

6. 612. Es fen eine Maffe geftoßenes Eis oder Schnee in einem Gefäße fo weit erfaltet, daß ein hineingeftelltes Thermometer 10 Gr. Tahrenh. zeige, Man bringe das Gefäß in ein geheißtes Zimmer, fo daß die Falte Maffe nun einem beftändigen gleichförs migen Wärmeftrome ausgefeßt fen. Das Thermome- ter darin wird nun bis 32 Gr. fteigen, aber hier ftilf fiehen, wenn auch gleid) der Wärmeftrom, der dem Eiſe zufließe, der nämfiche bleibt. Die Temperatur des Eifes fteigt nun nicht höher, fo viel Waͤrmetheil⸗ chen ihm auch zugeführt werden; aber es fchmilze

nach und nach, und erft dann, wenn dies gefchehen

ift, ſteigt das Thermometer allmählig höher. Erhitzt man bas nunmehr tropfbar: flüffige ABafler- in dem Gefäße über dem Teuer noch ftärfer, fo gelangt das _ ‚Thermometer endlich’ an den Stedepunet, wenn; das Waſſer zum Kochen gefommen iſt; aber nun tritt wieder der Stillftand deſſelhen ein, und es feige nicht höher, der dem Waſſer zugeführee Wärmefttom ‚mag noch fo groß feyn, fo lange nur das Waſſer das Thermo: meter umgiebt. Oder man vermifche ein Pfund Schnee, deſſen Temperatur 32 Gr. 5. iſt, mit einem Pfunde Waſſer von 120 Gr. Mach der Richmann⸗ fchen Regel ($. 547.) follte die Temperatur des Ge: mifches 76 Gr. werden; fie bleibt aber 32 Gr. und ein-Theil Schnee wird gefchmolzen. Man vermenge - JE ferner

|

394 . dheil. 1: Hauptſtück.

ferner 8 Theile Eiſenfeil von 309° F. mit einem 1 26. Waſſer von 212°; die Temperatur des Gemenges wird nicht 29039 werden, fondern 212” bleiben, und ein Theil Waſſer wird ploͤtzlich verdampfen.

$. 613. Der auf das Eis wirfende Woͤrmeſtrom erhoͤhet alſo die Temperatur des Eiſes eben ſo wenig über den Gefrierpunct, als der auf das tropfbar⸗ flüffige Waſſer wirfende es über den Siedepunkt er⸗ bigen fann. Die Wirfung der Waͤrmetheilchen auf das Eis fchränft ſich alfo darauf ein, die Form oder

den Aggregatzuftand des Eiſes zu verändern und

m

daſſelbe in tropfoar⸗ fluͤſſiges Waſſer zu verwandeln, fo. wie die Wirfung derſelben auf das tropfbar⸗ flüf- fige Waſſer bey der Siedhitze ebenfalls fid) Darauf einfchränft, es in Dampf zu verwandeln. So lange diefe Verwandlung dauert, bleibt das Thermometer im erſtern Falle auf dem Öefrierpuncte, im andern

auf dem Siedepuncte unverändert ſtehen. $. 614. Da die dem ſchmelzenden Eiſe oder dem fiedenden Waſſer mitgetheilte Waͤrmematerie alſo keine hoͤhere Temperatur, keine vermehrte Wirkung auf unſer Gefühl oder aufs Thermometer darin her⸗ vorbringt, ſondern ihre thermometrifche und ermärs mende Kraft dadurch ganz verliert, daß ſie das feſte Waſſer in tropfbar⸗ fluͤſſiges, oder dieſes in Dampf verwandelt; fo nennt manifie deswegen unmerkbaten, verborgenen, figieten Wärmeftoff ($. 521.). Die Duantitätder Wärmetheilhen nämlich, die zur Aende⸗ rung des Uggregatzuftandes des feften Waſſers in liqui⸗ ‘8, Oder des liquiden in dampffoͤrmiges verwendet wer⸗ n den

Waͤrmenhtoff. 395 den muß, muß fuͤr das Thermometer und das Gefuͤhl

verloren gehen, und in der That kommt ſie auch

wieder als freye Waͤrmematerie zum Vorſcheine, wenn der Dampf des Waſſers zum tropfbar⸗fluͤſſigen Waſ—⸗

fer durch Zuſammendruͤckung, oder das flüſſige Wa

fer plöglich zum Gefrieren gebracht wird, wie dies die Folge lehrer wırd. Jene Beränderungen der Form der Materie fönnen nicht erfolgen, ohne daß nicht durch Die Anziehungsfräfte zwiſchen dem Waͤrmeſtoffe und andern Materien das Verhaͤltniß der mechfelfei- ‚tigen Mepulfions ; und Anziehungsfräfte abgeändere würde und der Märmeftoff feine fo genannte Strah:

fung verliert und getoiffer Maßen gefeflelt wird. $. 615. Man muß aber den figirten Wärme: ſtoff in doppelter Hinficht unterfcheiden: als adhaͤri⸗ renden und als chemifch: gebundenen. Die erftere Art der Figirung findet bey der Schmelzung fefter Materien, und dann bey der Berwandlung in Dampf Statt; die leßtere hingegen bey der Sasbildung, Den erfteen ift jeder Körper von einer niedrigern Temperatur zu entziehen vermögend ; den leßtern-hingegen nicht. $. 616. Iſt auch der Wärmefloff, der bloß die Dilatation der theimofkopifchen* Subftanz bewirkt, unmerfbar oder figirt ju nennen, und noch vom freyen MWärmeftoffe zu.unterfcheiden ? Oder ift zwiſchen dem fo genannten ftrahlenden Waͤrmeſtoffe und: dem durch andere Materien fortgepflanzten (Feu propag? des Picrter, oder Feu gene des Prevoſt) noch zu unter: fcheiden? Mir fcheint diefer Unterfchied nicht zuläffig, eben weil wir den Wärmeftoff nur frey nennen, der | auf

396 II. Shell. 1. Hauptſtuͤck.

auf die thermoffopifhe Subſtanz durch Difatation wirkt. Wenn fic ferner der Wärmeftoff nur durch bie Anziehungsfräfte anderer Materien gegen ihn, nicht durch eigenthuͤmliche Repulſionskraft, fortpflanzte und verbreitete; fo wuͤrde die torricelliſche leere wär: meleer oder. abfolut Falt fenn muͤſſen, und durch fie hindurch würde ein Körper nicht erhißt- werden fon: nen, mogegen doch die Erfahrungen ftreiten. Auch die torricelliiche feere ift Fein eigentliches Vacuum, fondern flets mit dichterm oder duͤnnerm WBärmeftoffe erfüllt, nad) Verhältniß der Temperatur der umges benden Mittel. | $. 617. Der Wärmeftoff, der bey der Bildung liquider und elaftifch- Auffiger Materien figirt wird, muß natürlicher Weiſe wieder als freyer oder fenfibeler Waͤrmeſtoff zum Vorfcheine kommen und Tempera: turerhöhung hervorbringen, menn elaftifch : flüffige Körper wieder zu tropfbar⸗fluͤſſigen oder feften,. ober tropfbar⸗ fliffige nieder zu feften werden; fo wie hin- wiederum Temperaturerniedrigung oder Kälte entſte⸗ ben muß, menn fefte Körper bey ihrem Schmelsen, oder fefte und liquide ben ihrem Uebergange zu ela- ſtiſch- fluͤſſigen Materien den berührenden Stoffen den dazu nörhigen MWärmeftoff entziehen. Es laflen fi hierüber folgende Geſetze feftfeßen. Grens Heberficht der Geſetze, wach welchen fih die Eapacität der Körper gegen den Waͤrmeſtoff bey Veränderung der Form ihrer Nagregation richtet, und welche zur Erklärung vieler

bierber gehörigen Phänomene dienen fünnen; im Journ. der Phyſit, B. 11. ©. 24. ff.

6. 618. I. Der freye Wärmeftoff wird zum unmerkbaren in Aörpern, Die aus dem Suftande Ver

Waͤrmeſtoff. 397

der Feſtigkeit in den der tropfbaren Fluͤſſigkeit uͤber⸗ gehen. 4. 619. Hieraus erklaͤrt ſich: 1) Die Fixitaͤt des Gefrierpunctes im ſchmelzenden Schnee oder Eiſe (5. 612.)

de Luc Unterſ. uͤber die Atmoſph. Th. I: 9. 438 e g; deflelben neue Ideen über die een 4. 179.

2) Der Verſuch des Hrn. Wilke mit Schnee und - warmen Waſſer ($. 612.) Ein Pf. Schnee von 32 Gr. F. mit 1. Pf. heißen Waſſers von 162 Gr. F. giebt eine Temperatur von 32 Gr. Der Schnee wird völlig gefhmolzen. Nenn das Waſſer über 162 Gr. heiß ift, fo vertheile fid) bloß der Ueberſchuß uͤber 162 Gr. gleichför- mig unter das entftandene Waſſer. Die Mens ge der vom Schnee verſchluckten Wärme ift alfo

130 Gr.; nach Hrn. Black 140 Gr.

wilfe, in den ſchwed. Abhandl. J. 17724B. XXXIV. ©. 93. jund in den neuen Abh. J. 1782. Th. II. Arawford. Verſ. und Beob. ©. 56. ff. de Luc neue ideen über die Met. $. 211.

6. 620. 3) Die Erfältung bey der Auflöfung kryſtalliniſcher Salze in Waſſer oder andern tropfbas ren Flüffigfeiten. Dran bringe ein $uftthermometer ohne Geftell in ein Glas mit Waſſer, ertheile ihm die Temperatur des Waffers und merfe den Stand deſſelben. Man fchütte dann von fein gepulvertem Salmiak "oder Salpeter hinzu und rühre alles mit "einer Glasroͤhre wohl um. Go mie die Auflöfung des Salzes anhebt, fängt auch gleich das Thermome— ser zu finfen an, und finft um defto ſchneller, je ſchnel— j Ä | ler

*r

398 II. Theil. 1. Hauptſtͤck.

ler das Salz aufgelöf't wird. Noch ſtaͤrker wird die Erkaͤltung, wenn man fein gepulvertes Frnftallis

nifches Glauberſalz in Salpeterfäure auflöft.

Nach den neuern Verfuchen von Walfer zeigten ſich folgende Miſchungen ſehr wirfiam zur Dervorbringung fünftlicher Kälte. Die Temperatur der Materialien war 5o* Fahr,

Salze, Fluͤſſigkeiten. Hervorgebrachte

er Temperatur. "Salmiat 5 . —— Waſſer 16 Th. 4 100 Fahr.

fSatmiat s Th. | Salpeter 5 Th } Gasen 8 Th. ) Salpeterfaureds Am⸗ o moniaf ı Th. Waſſer ı Th. > 4°’ » Salpeterſ. Ammo |] niat ı Th. Waſſer ı Th. Sodeſalz ı Th.

Glauberſalz 3 Th. Verduͤnnte Salve terfäure 2 &h. -

Waſſer 6% +4 -

6 Th. —— a Verbünnte Salpes

Salpeter 2 Th. terfäure 4 Th. 10°

Glauberſalz 6 Th E SGalpeterfaures Am \ Salpe; . moniat 5 Th. | terfäure 4 Ch. 14

Phosphorlaures Mi⸗ Verduͤnnte Salpe

neralaltali 9 Th. terfüaure 4 Sb. —ı2° 5 Phosphoriaures Mi:

neralalfali 9 Th. L. Verduͤnnte Salpe⸗ Salpeterfaures Ams terfäure 4 Th. —aı -

moniat 6 Th,

Glauberſalz 8 TH. Salzfäure 5 Th. Slauberfalz 5 Th. Verdinnte Schwer Ä felfäure Th. + - Die

| Bärmerof. 399 Die gerbiung Sciperergiune befand aus » 25, rauchender

Salpeterſaͤure und ı Tb. deſtillirten Waſſers; die verdünnte Schwefelſaͤure aus gleihen Theilen VBitriolöhl und Wailer.

Beobachtungen über die befte Metbode, kuͤnſtlicher Weis fe Kälte hervorzubringen, von Richard Walker; in Grens neuem Journ. der Phyſ. B. 111. S. 458, ff.

Herr Lowitz fand befonders, das froftalliniiche aͤtzende Ger wädsalfali und die falzıchtfaure Kalkerde zur Hervorbrin⸗ aung von Kälte bey der Auflöfung in Wafler ſehr wirkſam. Jenes bewirkte mit aleihen Theilen Wafler von +.13° R. eine Rälte von Ra, und 4 Theile deflelben mit ı Th. Mailer von R. erregten eine Kälte von R. Dies fes zu 3 Theilen gegen a Theile Wafler von + R. gab - eine Kälte von 15°.

Verſuche über die Hervorbringung fünftlier Kälte, von Hrn. ac in Erells chem, Annalen 1796. B. 1. &, 5239. u j

$. 621. 4) Die noch) ftärfere Erfältung beym Schmelzen des Schnees oder geftoßenen Eifes mir kryſtalliniſchen Salzen und mit Salpeterfäure. Beil im erftern Salle zwey fefte Subftanzen zugleich in die Form der tropfbaren Slüffigfeit übergehen, fo muß auch ihre vereinigte Wirkung ftärfer ausfallen, als jeder einzelmen. Uebrigens hat Herr Blagden fehr ſchoͤn gezeigt, daß die gröfefte Kälte, die durch jedes Salz mit Schnee oder ‚Eis beym Schmelzen hervor: gebracht werden kann, diejenige ift, bey welcher eine gefättigte Aufldfung eben dieſes Salzes gefriert ;_ denn nun fällt die Urfach der Erfältung weg. Durch der: gleichen kalt⸗ machende Mifchungen ift es möglich, ſelbſt im Sommer den Öefrierpunct des Quedfilbers zu er:

reichen.

Blagden Verſuche über das Vermögen verfchiedener Subſtanzen,

en Gefrierpunct des Waflers tiefer berabzubringen; im Grens Zjouen. d. Phyf. B. 1. ©. 389.

Verfuche tiber die Hervorbringung einer kuͤnſtlichen Käls

te, von Rich Walfer; in Grens om. der Phyf. 2. I.

©. 419. Ebendeſſelben Verf. über dar Gefrieren des Queck⸗

filbers „„ ebendaf. B. 11. ©. 358. Ebendeſſelben vorher (j.

620.) angef. Abh. Lowitzens ($. 620.) angef. Abh. z

/ .

Pr II. Shell, 1. Hauptſtuͤckk.

Herr walker (a. a. O) fand, daß eine Miſchuna von 12 Theilen Schnee‘ oder geftoßenen Eiſes, 5 Theilen Koch "x und.s Theilen von einem Pulver aus gleihen Theilen Sal⸗ miaf und Galpeter, eine Kälte von 18? Fahr. zumwege bractt. | £

Zwoͤlf Theile Schnee oder geftoßenes Eis, fünf Theile Kochſalz und fünf Theile falpeterfaures Ammoniak, bewirks ten eine Kälte von 25° $.

Schnee oder geftoßtnes Eis drey Theile, und verdinnte Salpeteriäure zwey Theile, bende bey. F. vermifcht, ers zeugten eine Kälte von 46° F.

nee dren Theite, verdinnte Schwefelfäure ziwen Their fe, beyde bey + 30° F. , brachten das Thermometer bis > 24°.

Gleiche Theile Schnee und verdünnte Echwefelfäure, bens de bey 20° F. vermifcht, brachten eine Kälte von 56° F. hervor.

Um das Quedfilber zum Gefrieren zu bringen, (unter 40° $.,) fann man alfo Schnee und Galpererjäure, erft jedes befonders, in einer der alt» macheuden Mifhungen vom Schnee und Guljen erfälten, dann mit einander vermis fhen und das. Queckſilber in einer Thermometerfugel fi diefes Gemisch bineinftellen.

Herr Lowit (a. a. D.) hat über diefen Gegenſtand mebs rere Verſuche angeftellt

Gleiche Theile Schnee und kryſtalliniſches aͤzendes &es wädhsalfali, beyde von 64° R., braten 34° N. Kälte. Quedfilber unmittelbar in die Mifhung gegofien, erftarrte darin fehr bald zu einem feiten Körper.

Eine aͤhnliche Mifhung bey 11? R. yab 40°.

Bey der Temperatur der Materialien von ı? R. brach⸗ te mit Schnee trodenes aͤtzendes Gewaͤchsalkali eine Kälte von 21°, Aetzlauge 27° , kryſtalliſirtes aͤtzendes Mis neralalfali 21°, äkender Salmiakgeiſt 5°, Foblens faures Ammoniat 17°, gewoͤhnliches Scheidewaſſer 19°, rauchende Salpeterfäure 245, concentrirte Schwe⸗ felfäure 19° , rauchende ſalzichte Säure 275° , concens trirte Eſſigſaͤure 22°, Rüffiger Eiseflig 22°.

Ben einer Temperatur von 25° R. beiwirfte mit dem Schnee trodnes Weinfteinalfali 22°, falpeterfaure Kalks erde 22°, fein geriebene Epiedalanzbutter 22°, ſalricht⸗ faure Zalterde 24? , efligfaures Gewächkalfall 26°; falzichtiaures Eiſen 28} , ſalzichtſaure Kalferbe 38°. Die letere gab bey der Temperatur der Materialien vom 13° gar 40° R. mit dem Schnee.

Das vortbeilbaftefte von Schnee und faljihte faurer Kalferde zur Hervorbringung der groͤßeſten Kälte find zwey Theile des erftern gegen drey Theile der letztern. Beo . der Materialien fommt das Gemiſch auf 39°, und geht aljo unter den Gefrierpunct des Queckſilbers.

$. 622.

’Biarmefoff. | 401

$.: 622. II. Der unmerkbar gewordene Waͤt⸗ meftoff. wird. wieder zum freyen: und fenfibeln im Aörpern, Die sus dem Zuftande Der tropfbaren Stäfiigkeir in den der Feſtigkeit übergeben, oder die uͤberhaupt ſich mehr verdicken. . 623. Diefes Geſetz iſt das umgekehrte des vo⸗ rigen und eine ganz natuͤrliche Folge davon. Die Körper, die Waͤrmeſtoff verſchluckt haben, um ge ſchmolzen zu ſeyn, muͤſſen beym Geſtehen benfelben wieder entlaſſen und ſolcher Geſtalt eine Tempera⸗ turerhoͤhung erleiden. Wenn das Waſſer gefriert, fo: ſetzt es alſo die Schmelzungswuͤrme wieder ab: Behy dem allmuͤhligen Gefrieren laͤßt ſich freylich we⸗ gen der in jedem Augenblicke nur unmerklich entwi⸗ ckelten Waͤrme dieſe nicht durchs Gefuͤhl und Ther⸗ mometer wahrnehmen; allein eben in dieſer frey wer⸗ denden Waͤrmematerie liegt der Grund, warum das Woaſſer beym Gefrierpuncte der luft nicht ploͤtzlich und durchaus gefriert, und warum das bey einer ſtoͤrkern Kaͤlte gefrierende Waſſer * 32° fo lange behaͤtt, bis es durchaus gofroren iſt. 6. 624. Es erklaͤrt ſich ferner aus bieſem Geſe⸗ te: 1) Warum Waſſer, das durch Bedeckung mit Oehl und Ruhigſtehen, ohne zu gefrieren, bis unter den Gefrierpunct erkaltet war,: mwennwes nun durch Schuͤtteln oder Erſchuͤttern, oder Umrühren, 'zum Gefrieren gebracht wird, ein darein geftelltes Thermo⸗ meter bis 322 erhebt. -2) Warum z. B. von ı Pfi . Waffer von 32° mit 1 Pf. Schnee. von vermifcht, faft 3 1Pf. Waſſer geftiert und das ganze. Gemiſch Cc auf

402 1. Shell. : 2: Hauptſtuͤck.

auf 32° fommt. 3) Warum Salzfolutienen, die nach dem Abrauchen in der Hiße Fryftallifirungsfähig geworden find, meit fpäter erfalten, als eben fo ftarf erhißtes Waſſer von eben dem Gewichte oder eben dem Umfange, wenn fie beyde unter gleichen Umſtaͤn⸗ den in ein Fälteres Medium gefeßt werden. 4) War⸗ um eine gefättigte Yufldfung bes Glauberſalzes, bie bey der vollfommenen Ruhe in einem verftopften Ola: fe erfaltete, ‚ohne fich zu kryſtalliſiren, im Augenbli- de des Kryſtalliſirens beym Schütteln fich erhitzt. 5) Warum zerfallnes Glauberfalz, Bitterſalz, Mis nneralalfafi, gebrannter Alaun, gebrannter Borar, u. bergl., bey der Vermiſchung mit Waſſer von eben der Temperatur, Erhißung zuwege bringen, da eben die Salze im Fenftallinifchen Zuftande Erfältung bes wirfen. Es wird nämlich im erftern Falle das Wafs fer zum feften oder- Krnftallifationswafler. 6) Wars um ſich gebrannter Gyps, und noch mehr-der gebranns te. ungeldfchte Kalk, mir Waſſer erhitzen. Das flüffige Waſſer wird nämlicdy damit zum feften Kryſtalliſa⸗ tionswaſſer. 7) Woher die ftarfe Erhißung der ger brannten Talferde mit Vitrioldgl rührt. 8) Woher die Erhißung der gebrannten Kalferbe, der äßenden Alkalien, der Metalle bey der Auflöfung in. concens trirten Saͤuren fommt. 9) Warum fic) Vitriolöhl, Salpeterfäure, mit. Dehlen vermengt, erhigen. Sie werden nämlid). dadurch zu Harzen verdickt. 10) War⸗ um gefchmolzener Talg, Fett, Harz, Wachs, fo fpät erfalten. 11) Warum BVitrioföhl und Waſſer, Weingeift und Wafler, Ejfig und Waſſer, Mehl

und

Barmen

und Waſſer, mit einander bey gleicher Temperatur vermiſcht, eine erhoͤhete Temperatur erhalten.

9625. 111, Der freye Wärmeltcff wird zum unmerib.ren ın Rörpern, Die aus dem Zuftande der ropfbaren ——— in den des Kaupkp

. 626. Diefes Geſet eeffäre Eifer Hungen: 1) Die Sırität'des Siedepunctes des an freyer vuft bey unveroͤndertem Drucke der Atmoſphaͤre ko⸗ chenden Waſſers ($: 579.). 2) Die Erfiheinung, daß Waſſer, welches im verſchloſſenen papinianiſchen Topfe bis uͤber den Siedepunct erhitzt iſt, ſogleich zum Siedepunete zuruͤckkehrt, ſo wie der Dampf durch eine Oeffnung feiner Ausgang nehmen kann. 3) War⸗ sim 8 Pf. Eifenfeil von 300° F. mit ı Pf. Waſſer won 2123”: vermengt nur eine Temperatur von 212% des Gemenges hervorbringen. 4) Watum offene Gefaͤße, worin Waſſer kocht, durch das Feuer nicht merklich über den Giedepunet erhißt werden koͤnnen.

5) Warum ein Zwirnsfaden, der um ein mit Waſſer gefülltes, verftopftes Medicinglas dicht gebunden tft, über der Flamme eines sichres nicht verbrennt. 6) Die! Abfählung der Zimmer im. Sommer durch Beſpren⸗ gen mit Waſſer, und ‘die Methode zu Benares in Ins’ dien, Eis zu machen:. 7) Das Sinfen eines: empftnds lichen $uftchermometers. unter ber Ölode der fuftpums' pe beym Verduͤnnen ber feuchten Luft darunter, 3) Die flarfe Erkältung Bon des Aethers, Meblem.)

Cc 2 | Beſchrei⸗

494 u heil. I Hauptſtuͤck. ar Dr Lore ame I um journal der Phyſik, B. VIIL ©. 409, ff. S .412: ff.

Veber die bequemfte Art, Waſſer durch —— * Vitriol⸗ aͤthers gefrieren —— vom Hrn. Hofr. Mayer; im neuen Journ. der Phyfif, 8.11. €. 394. f. $. 637. Endlich —— dieſes Geſetz 9) die fo genannte fäftererzeugende Kraft des lebenden Menſchen in einem Medium, das uͤber die Temperatur der Blut⸗ waͤrme erhoͤhet iſt. Da naͤmlich der lebende Koͤrper eine Quelle zur Entwickelung des Waͤrmeſtoffes in ſich ſelbſt hat, fo würde, wenn die umgebenden Mit⸗ tel.von niedrigerer Temperatur den Wärmeftoff nicht abführten,. dieſer ſehr bald in dem Maaße angehäuft werden muͤſſen, daß er.nachtheiligen und tödtenden Reitz für den Körper wirkte. In einem Mittel aber, das über die Blutwaͤrme in der Temperatur erhöher iſt, dann dieſe Abführung der Wärme durch dieſes Mittel; nicht gefchehen; aber nun.öffnet ſich auch eine Quelle zur Abfühlung. in deſto reichlicherm Maafe,. nämlich: die Ausdünftung.

Chr. Henr. Guil. Roch disf. da tranfpiratione ae⸗- quilibrii caloris humani eonfervationi

Hal. 1793. 3.

. 628. IV. Der unmerkbat gewordene Waͤr⸗ meſtoff wird wieder zum freyen und ſenſibeln in: Zörpern,. Die aus dem äuftande Des Dampfes zu tropf bar⸗ flüfjigen oder feften werden.

—. 629. Dieſes Gefeß ift wieder das —— des vorigen. Als Beyſpiele zur Erklaͤrung dienen: 1) Warum eine Heine Quantitaͤt Waſſer in Dampf⸗ geſtalt, z. B. bey Deſtillationen, weit mehr Waͤr⸗ me a feinem Niederſchlagen abſetzt, als eine gleiche

ED Duan-

| W rem e ft o f.'7 . 405,

Duantirät Waſſer, wenn auch die Temperatur in bey⸗ den gleich iſt. 2) Warum der Waflerdampf ben ſei⸗ ner Zufammendrädfung und daher entſtehender Ver⸗ nichtung Temperaturerhoͤhung bemirft; und warum unter der Glocke der fuftpumpe ein empfindliches luft⸗ thermometer fleigt, mwenn man zu dem’im Öuerif fhen Raume enthaltenen Dunfte Luft läßt. Nach Hrn. Warte Erfahrung ift die Quantität des Wär: meftoffes, der als latenter im Waſſerdampfe ben glei⸗ cher Temperatur mehr enthalten ift, als im kochenden Waſſer von eben dem Gewichte, fo groß, daß, wenn “er in einer nicht verbunftbaren Subſtanz von einer⸗ len Capacität und. Gewicht mit dem Waſſer frey und fenfibef würde, die Temperatur diefer Mafle um 943°. erhöhen würde. De Luc neue Ideen/ ©, 249 258. " | $. 630. V. Der freye Wärmeftoff wird ver: ſchluckt und zum unmerkbaren, wenn Subftanzen die Gasgeſtalt annehmen. | $. 631. VI. Der unmerkbar gewordene Wär meftoff wird wieder frey, wenn Gasarten ihren Iuftförmigen Zuftand verlieren und zum flüfigen oder feften Stoffe niedergefchlagen werden. | Die Erfahrungen über die Gasarten , die in der Folge erſt vors

getragen werden fünnen, werden diefe beyden letztern Ge⸗ ſetze beſtaͤtigen. | "

$. 632. Da das Eis von 32 Gr. F. bey feinem Vebergange zitm tropfbar : fläffigen Waſſer yon eben dieſer Temperatur nur eine beftimmte Quantität freyen Waͤrmeſtoffes verſchluckt, und diefe ſolcher Geſtalt der Menge des geſchmolzenen Eiſes proportional iſt; u Fa | haben

\

406 II. Theil. x. Hauptſtück.

haben Hr. Lavoiſier und de la Place hierauf einen Apparat gegruͤndet, theils die ſpecifiſche Waͤrme der Körper zu beſtimmen, theils die verhoͤltnißmaͤßige Quantitaͤt des Waͤrmeſtoffes zu meſſen, die bey der Zerſetzung der Körper und der Aenderung ihrer Form oder fonft benm Verbrennen frey wird. Sie nennem ihn ein CLalorimeter, das freylich beffer ein Thermo⸗ meter heißen ſollte. Sonft nennt man ihn aud) den Eisappatrat Mit Unrecht fieht man alle die bey der Anftellung der Berfuche damit von den Erfindern an⸗ gegebenen Zahlen als Ausdräde für die fpecififche Wärme der Körper an, da die mehreften die ben der Formänderung fren gewordene latente Waͤrme anzei⸗ gen. Erinnerungen gegen den Apparat felbft hat Hr. Wedgwood gemacht.

Lavoifier traitéâde chimie, T.II. à Paris ya9. ©. * Wedg-

wood, in den philof. transacı. Vol. LXXIV. 371. Mittel, die Temperatur der Körper zu erhöben,

8. 633. Mad) den angeführten Gefegen der Fi: - girung und Entbindung des Waͤrmeſtoffes kann alfo Erhißung oder Temperaturerhöhung in fehr vielen Fällen dadurch hervorgebracht werden, daß Materien durch ihre Einmwirfung auf einander oder durch Vers änderung ihrer Mifchung ihre Form ändern, wobey vorher latent geweſener oder chemifch gebundener Waͤr⸗ meftoff frey wird.

$. 634. Es ift aber wahrfcheinlih, daß Wär:

meftoff nicht bloß von Materien in ihrem gasförmigen j Zu:

Biarme ſt o ff. 407

Zuſtande chemiſch gebunden werde, ſondern daß ſie ihn auch in andern Zuſtaͤnden der Aggregation oder der Form wirklich chemiſch gebunden enthalten koͤnnen, oder ohne daß er vermoͤgend ſey, ſie zu expanſibeln Fluͤſſigkeiten zu machen; und zwar, daß ſie bey gleicher Maſſe nach ihrer verſchiedenen Anziehung dazu mit verſchiedenen Quantitaͤten deſſelben vereinigt ſind, und daß durch die Veränderung der Miſchung dieſer Mas terien diefer gebundene Waͤrmeſtoff in größerer oder ge: ringerer Menge daraus fren werde. Und dies wäre ein zweytes Mittel, wie Temperaturerhöhung un: abhängig von der Sormänderung entftehen Fann.

G. 635. Eine dritte Quelle zur Entftehung ber Wärme, und die vorzäglichfte und hauptfächlichfte für unfern Erdförper, ift das Sonnenfeuer; über feine Wirfungsart fann aber erft in der Folge bey der Lehre vom fichte Die Unterfnchung angeftellt werden.

8. 636. Das, Verbrennen entzündlicher Mar terien, ober das Züchenfeuer, ift ein viertes Mittel, Hiße jumege zu bringen. Die Folge wird lehren, daß es hauptſaͤchlich dadurch wirft, daß dabey eine gasförmige Subftanz zerfeßt wird, und alfo eigentlich das oben ($. 631.) angeführte Gefeß Statt findet. $. 637. Ein fünftes Mittel, Wärme zu erregen, ift endlich, das Reiben fefter Körper unter einander, das man ehemals gar für die einzige Duelle aller Tem: peraturerhöhung 'anfah. Obgleich noch niche alle Umftände_bey diefer fo gewöhnlichen Erfcheinung ins an gefeßt find, - ſcheint doch fo viel ausgemacht zu ſeyn,

408 IT. Theil. x Haupiſtick.

fenn, daß eine plößliche,und ftarfe Zufammendrädımg ber Theile der fic) reibenden Körper Start finden muß, wenn dadurch Hiße erregt, werben foll, mie auch das; Geraͤuſch, das beym Reiben immer zugegen ift, be⸗ ſtaͤtigt. Vielleicht wird nun durch diefe plößliche Zus . nahme der Dichfigfeit der Theile ihre Capacitaͤt oder’ ihre fpecififche Wärme ($. 553.) vermindert, und fo Anhäufung von freyem WBärmeftoffe oder Tempera⸗ turerhöhung zumege gebraht. Hieraus ließe fich: erklaͤren, wie bey übrigens gleichen Umſtaͤnden und gleichen Körpern die Entſtehung der Waͤrme um defto größer fen, je heftiger: das Reiben gefchieht oder je ſchneller und ftärfer die fucceffiven Zufammendrädun: gen und Schwingungen der Theile erfolgen. Ferner lehren die Erfahrungen, daß die feitungsfraft der Koͤr⸗ per für die Wärme auf die Erregung der Hiße vielen Einfluß habe, und daß diefe bey gleicher Stärfe der Meibung um defto größer fen, je fchlechtere Seiter für die Waͤrme die reibenden Subftanzen find. Die luft, welche die reibenden Subftanzen berührt, kann daber auch Wärmerheilchen fchnell genug ableiten, daß ihre MWirfung nicht bemerfbar wird, wenn die Wirfung des Reibens nur ſchwach ift; und mirflich fand Pic tet auch im fuftleeren Raume deshalb die Wirfung des Reibens größer, als im Iuftvollen, was zu gleicher Zeit bemweifer, daß die $uft felbft die beym Reiben fes ſter Körper erregte Wärme nicht hergiebt. Freylich kann aber beym Reiben entzündlicher Subſtanzen die Temperatur derfelben bis zu ihrer Entzändungshiße er⸗ höher und dadurch Verbrennen hervorgebracht mer:

ben,

Birma fiof.: 49

den, wobey dann die luft allerdings zur Erzeugung der Hiße wirkſam if. Flüffige Körper fönnen ſich wegen der Verſchiebbarkeit ihrer Theile ein⸗ ander reiben, wie man ſonſt annahm. In ihnen ſelbſt iſt daher dieſe Art der Erregung der Wärme nicht moͤglich. Ben elaftiichen Fluͤſſigkeiten kann jedoch durch plößfiche Zuſammendruͤckung. derfelben auf eine ähnliche Art, wie beym Reiben, Waͤrmeſtoff angehäuft werden, tie die Temperaturerhöhung der Luft benm fehnellen Comprimiren verfelben offenbar bemeifer. Pictets Berfuh über die Wärme, die dur das Reiben bervors gebracht wird; in feinem über das Feuer/ S. auf N | RE Um fi zu belehren, ‚wie man es anfangen müffe, dies jenigen , welche eine materielle Urfache der Wärme fo wohl

als des Leuchtens annehmen, der aröbften Inconfequen zu befcbuldigen, lefe man Herrn ler, Nicol. Scherer Yia u den augen der

ne neuen Thee⸗ rie. Jena er 8.

——

Zwey⸗

410 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

ab · vn⸗ Br u Eu u Fe

| * 638. Bo * und bey der Erhellung durch Feuer oder durch leuchtende Materien bringen die Gegenſtaͤnde in unſern geſunden Augen eine Empfindung jutvege, welche jedermann ünter dem Namen bes Sehens fentit, wodurch wir in den Stand, gefeßt werden, von der Sage, Figur, Groͤße und Bewegung der ſichtba⸗ ren Gegenftände urtheilen zu Fönnen.

$. 639. Die objective Urſach diefer Empfindung nenne man Lichte oder Lichtmaterie (Materia lu- eis). "Außer dem Sinne des Gefichts kann dieſes Weſen frenlih von feinem andern Sinne empfunden werden: da es aber das Organ des Gefichts rührt, ihm ſogar beſchwerlich und ſchmerzhaft werden kann; da wir es vermehren, vermindern, abſondern, meſſen, figiren und verſetzen koͤnnen; kurz, da es im Raume und in der Zeit enthalten iſt: ſo iſt gar tein Bedenken, ſein materielles Daſeyn anzunehmen und ihm objec⸗ tive Realitaͤt zuzuſchreiben.

$. 640. Der Zuftand'der Körper, bie in unſern Augen die Empfindung des Sehens herborbringen, heißt Erleuchtung oder Helligkeit (Claritas ), wel⸗ diem. bie Dunkelhelt oder Sinfterniß ( Obfcuritas ) 9, zendeſcht iſt, die, wie niemand zweifelt, kein eige⸗

ae 2 3: Same 41: eigenes bunfel-machendes Weſen vorausfeßt, fonbern bloße Abweſenheit des Fichte oder auch Verminde⸗ rung deſſelben bis auf einen Grad iſt, der von uns nicht mehr empfunden werden kann.

6. 641: Diejenigen Körper, die aus ſich das Licht entwickeln, und alfo für fich allein die Empfin⸗ Dung des Sehens verurfachen, heißen ‚leuchtende Zörper (‚Corpora lucentia ), und dahin gehören die Sonne, die Firfterne, alle brennende Körper; alle andere Körper aber, die ung nur durch Hülfe jener fihtbar werden, heißen, menn fie die Empfindung bes Sehens. bewirken, erleuchtete oder erbelice Koͤrper.

Schwach leuchtende Körper können durch ſtark leuchtende aber auch ganz unſichtbar oder zu bloß erleuchteten gemacht ‚werden, weil die gleichzeitige ſtaͤrkere Empfindung in eis nem und demfelben Organe die ungleich ſchwaͤchere vermiſcht. So fieht man Phosphor beym Tageslichte nicht leuchten, -

nur erleuchtet, und die Geſtirne find unferm bloßen Gefichs

te dann ganz unſichtbar.

6. 642. Wenn wir durch gewiſſe Körper bie ge⸗ rade Sinie unterbrechen, die von unferm Auge zu den leuchtenden oder erleuchteten Gegenfländen gezogen werden kann, fo fönnen wir biefe nicht mehr fehen; verfchiedene andere Körper hingegen verhindern es in diefem Zalle nicht, fondern wir fönnen durch fie die leuchtenden Sder erleuchteten Gegenflände wahrneh⸗ men. Jene heißen opake oder undurchfichtige Koͤr⸗ per (Cofpora opaca ); diefe durchſichtige (Corpo- ra transparentia, diaphana, pellucida), Die Durch: fichtigfeit derfelben leidet übrigens verfchiedene Stufen. Sie hängt nicht von der Menge der Zwifchenräume,

fon:

412 II. Theil. :2. Haupiſtũc.

ſondern von der geradlinigen Richtung des lichts in der Maſſe ab, wie weiter unten naͤher erlaͤutert wer⸗

den wird. Noͤthige, Erinnermig wegen des Sehens vermietet ber durch Spiegel. refleetirten Strahlen.

5. 643. Wenn das ficht der Sonne dutch eine - Heine Deffnung in ein verfinftertes Zimmer fällt, fo’ finder man, daß die. Erleuchtung der hinter einander liegenden $ufetheilchen eine gerade finie macht. Da. aber auch erleuchtete Gegenftände nicht wahrgenom⸗ men werden fönnen, wenn die gerade. finie zwiſchen ihnen und unfern Augen durch undurchfichtige Körper unterbrochen wird, fo muß ſich Das Licht fo wohl von den leuchtenden als erleuchteten Aörpern in geraden Kinien fortpflansen.

$. 644. : Die Theilchen des lichts, die in Einer geraden $inie fich hinter, einander bewegen, nennt man einen Lichtſtrahl (Radius lucis). Die durchfichtis gen Körper ($. 642.) müffen diefe lichtſtrahlen durch fid) nach unferm Auge hindurchgehen laflen, ſonſt würden wir durch fie hindurch die fichtbaren Gegen: fände nicht wahrnehmen fönnen. Ä

$. 645. Ein ifolieter Teuchtender oder erleuchtes ‚ter Punct ift von allen Seiten her ſichtbar; folglich verbreitet ſich auch das licht von jedem fichtbaren Puncte nach allen Richtungen zu.

$. 646. Das licht ift alfo eine erpanfibele Stüf ſigkeit, deren Theilchen durch überwiegende Repul⸗ fionsfraftin Bewegung geſetzt werden; und dieſe bewe⸗ gen

gen ſich von der Quelle aus); wo ſie thuͤtig werden, nach allen Richtungen zu, wie die Radii einer Kugel vom Mittelpuncte nach der Flaͤche. Wir koͤnnen ung alſo die Verbreitung des lichts von jedem leuchtenden oder ‚erleuchteren Puncte als eine Sphäre. von unbe— ftimmter Größe voritellen ,, deren Centrum der ftrah- lende Punct ‚einnimmt, und deren Kadü die Sicht: ſtrablen find. ‚Ben ſichtbaren Puncten auf Flaͤchen | undurchfichtiger Körper, kann diefer Ausfluf des lichts als eine Hemifphäre, gedacht, werben,

6. 647. Das Licht ift ferner eine reins erpanfibe: le. Fluͤſgkeit. Kein einziger Verſuch kann die Schwer: kraft beffelben beweifen,,,oder darthun, daß feine Der wegung, durch die Schwere in der Richtung abgeaͤn⸗ dert werde. Gs zeigt ſch Rn als OR Subitanz . l: Te, ur ur 3

$. 648. POWER UEOR daß licht ſich ins Un? endliche verbreiten, weil feine Repulſionskraft ſich nicht durch ſich ſelbſt beſchraͤnken kann, und tirflich erfüllt auch das licht nie mit Beharrlichfeit feinen Raum.

6. 649 Die ‚Unterfuchungen i in der Folge aber wahrſcheinlich machen: daß die Elaſticitaͤt oder Expanſibilitaͤt des lichts nicht urſpruͤnglich, ſondern mitgetheilt iſt, und daß es aus einer an ſich nicht erpanz" beln Subſtanz und dem Waͤrmeſtoffe beſteht, durch wel⸗ chen jene ihre elaſtiſche Fluͤſſigkeit erhält; daß es durch“ Anziehung anderer Materien, entweder gegen feine Ba⸗ ſis oder gegen feinen Waͤrmeſtoff, zerſetzt werden, und

| | fo

414 IL Shell: 2. Hauptftüc,

fo babin gebracht werden kann, in einem begrenzten Raume, freylich nicht eo als elaftifches zu werden.

. 650. Aus der‘ Erpanfibilität des lichte folge kon: daß es als Eontinuum feinen Raum erfüllen muͤſſe; daß es alfo feine ſo genannte discrete Flaͤſſi ig⸗ keit bilden koͤnne, deren Theilchen durch große Zwi⸗ ſchenraͤume in Beziehung auf ihren Durchmeſſer von einander abgeſondert waͤren; und daß es ſich nicht in abgefonverten, u. ver⸗ breite. RT

. —* Indeſſen Siem Die Borfitting; daß | fig das licht in discreten Strahlen verbreite, zur an? fehaulichern Erflärung der folgenden Erſcheinungen; die Optik laͤßt fich fo: gewiſſer Maaßen auf eine Geome⸗ trie des lichtes zuruͤckbringen. Ich werde: deshalb’ dieſe Vorftellungsart im Folgenden zum Orunde legen, obgleich in der Wirklichkeit das Sicht in einem conti⸗ guirlichen Strome ausfließt und auch ben der groͤ⸗ Beften Duͤnne ein Continuum im Raume bilder, z In der Wirklichkeit kann man ja auch nie einen Lichtſtrahl darſtellen; dazu mußte man dar kicht durch ein unendlich * Heines Loch in eim finfteres Zimmer treten laflen, deſſen unmoͤglicht eit jedermann ein bt.

8. 632. Die Geſchwindigkeit der Ausbreitung der Theilchen des lichts vom ſtrahlenden Puncte iſt ſo groß, daß die Zeit, die es braucht, um einen auf der Erde zu uͤberſehenden Raum zu durchlaufen, für ung nicht mehr meßbar ift. Indeſſen ift diefe Bewe⸗ gung doch nicht ınflantan, oder N Zeit, wie man

ehemals

BA aTE 5; 415

ehemals glaubte, fondern für ſeht große Räume al- lerdings meßbar. und nicht außer aller Vergleichung groß, ‚mie die Afttonomie lehrt. Den ficherften Ber obachtungen derfelben zufolge Durchläuft das licht den Weg von der Sonne zur Erde, oder den Raum, der dem mittlern Halbmefler der Erdbahn oder 23430 Halbmeffern der Erde gleich if, in 8 Minuten 7% Secunde. Diefe Geſchwindigkeit verhält fich zu der, mit weicher die Erde um die Sonne läuft, wie 10313: 135 zu der Geſchwindigkeit, mit welcher ein Punce des Aequators der Erde’ ben ihrer Umdrehung um die Achfe geführt wird ; "wie 653539 : 1; und zu der Geſchwindigkeit “des Schalles in der luft beynahe wie 976000: 1. Dieſe Geſchwindigkeit des lichts giebt alſo binnen Einer Secunde einen Weg von mehr als 40000 geographifchen Meilen, Außer diefer großen Gefchwindigfeit des: fichts‘ und aus. ber Dauer ber Empfindung in unferm Organe nach empfangener Im⸗ preffion läßt es ſich denn auch erflären, warum ein nicht eontinuielicher Strom bes Sichts, ber in ſehr klei⸗ nen Zwifchenzeiten von einem Orte her erfolgt, uns als ein continuirlicher erfcheinen Fann.

Aödmer, ein dänifher Aſtronom, beobachtete mit Laffini in den Jahren 1674 bis 1675 bie Berfinfterungen der Jupi⸗ terdmonde Reißig ı und fand, daß bey den verichiedenen Gtrellungen der Erde in ihrem Kreislaufe um die Sonne die Beit des Austritts des erftien Mondes aus dem Schatten des Jupiters nicht fo erfolgte, als es der Berechnung

aab bätte feyn müflen. Es fey 3.8. (Fig. 55.) S bie Soune, T die Erde, TOM ihre Babn um die Sonne, ‚te der Halbmefler diefer Bahn, I,der Jupiter und BA

ein Theil feiner Babn im die Sonne, L der erfte Mond des Jupiters, und Labe die Bahn diefes Mondes um den Jupiter. Wenn die Erde fih im T befindet, und der Ber obachter auf derielben nimmt den Austritt des Jupiters⸗ mondes L aus dem Schatten des Jupiters in 1 wahr, in

| BER u

0

416

I. Theil! 2. Hauptſtuͤck.

wird er diefem Austritt etwa nad 42 St und 30 Minuten abermals wahrnehmen, und wenn bıe Erte in T bliebe; in 30 mal 42 St. 30 Minuten den Austritt des Inditers⸗ mondes aus dem Schatten des Jupiters z0 mal beobasten Pounen. Die-Erde legt aber in diefer Zeit einen Theil ihrer Bahn zurud, und langt in c al, Wenn nun das Lıör Zeit braucht / um ſich Fortjupflanzen, fo wird der Beobachter auf der Erde in t biefen Austritt fpäter beob⸗ achten, als da die Erde in T war, und es muß folalıd zu der Zeit vom 30 mal 42 Et. 30 Dim, no fo viel Zeit bınjutommen , als das Licht braucht, um die Differenz bee Raums IT umd Ic zu durchlaufen. Römer las um aaiten Noybr. 1675 in der Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris eine Abbandluna über diefe allmäßlige , Fortpflans- zung des Licts vor,” die er aus feinen Beobactungem efoigert hatte. Caſſini und Marald widerſprachen ıbm

Mim. de !’ acad. roy. des fe. 1707. ©. 36. und 102.)4

‚Auygens bingegen. (er. de lumine ©. 6.) und Newton

(princ. philof: nat. ®, 207.) pflichteten ıbm bev. Bradley

‚endlih ſetzte durch die. von ibm gemachte Entdefung der,

Aberration der Firfterne die almählige Fortpflanzung außer allen Zweifel, und feine genanern Beftimmungen babem’ gelehrt, dah, wenn die Differenz des Raums IT und Ile dem Haibmeffer der Erdbahn te gieich ſey, das ihr And Beit, von 8 Min, 7; Gecunde braude, um ihn zu durchs aufen, oder dab das Licht, um vou der Sonne bis iur Erde zu fommen,s Min, 75 Sec. Zeit verwende. (Bailly hiftoire d’ altronomie moderne, T.11. &. 674.). Römer felbſt bat nichts von feinen Beobachtungen ſchriftlich bins terlaflen, And. dieier großen windigkeit des Lichts und aus

| 14 der Dauer des 288 eſſelben auf die 384 unfers

ae laͤht es fich denn leicht erflären ,. uns Der Audsı u

des Lichts als ein unumterbrodener Strom vortoms men. fönne, dies in der Wirklichkeit nicht im⸗ mer ſo iſt. nu man eine glübende Kohle ſchuell im Kreife ſowingt / fo ſcheint fie einen ununterbrochentn

| —* Kreis zu bilden, obgleich die Koble an den vers

tedenen Stellen deſſelben einander, nicht zualehdy, Hr. von Segner ( Progr. de raritate luminis, Goer fing. ı7 #0 ‚olgert bıeraus, daß der Eindruck des 25 auf die Netzdaut des Auges J Secunde daure. Mır wolen annebmen, daß er nur „4 Secunde daure, fo wırd day Fichte biunen diefer Zeit einen Weg von etwag Halbs mcfern der Erde durkblauten. Es könnten alfo fucceffive Fihtausfläffe um g Halbmefler der Erde von einander ** und une doch als ein eontinwirliher Gtrom aunen, :

Gerab—

Licht. en "Arm

Serablinige Verbreitung bes

| Lichts. | 78 653: Aus dem Satze der Trägheit folgt, daß die sichetheifchen, die durch ihre Repulſionskraft in Thätigfeit gefeht worden find, wenn fie nicht durch Anziehung anderer Materien dagegen afficirt werben, -in ber Richtung, die fie einmal.haben, beharten, folglich ſich geradlinig verbreiten. muffen

$. 654. Die lichtſtrahlen alfo, die von einem -fichtbaren Puncte ausfahren und auf die Hornhaut oder Pupille unfers. Auges, doder fonft auf eine Kreiss „fläche fallen, muͤſſen einen Strahlenkegel ‘bilden, deſſen Grundfläche an unferm Auge oder an der an: :dern Flaͤche, und beffen |. an dem EIER ‚Pun.«te:ift,

6. 655. Weil die Stärke des Lichte (Inten- ‚fitas lucis) von der Dichtigkeit defjelben, und die "Stärke der Erleuchtung von der Menge der auf eine Flaͤche fallenden Lichtſtrahlen abhängt, fo fieht man auch aus der Verbreitung bes fichts ($. 654. ) leicht ‘ein: dag fich die Zrleuchtung einer Släche umge kehrt verhalten müffe, wie das Quadrat der Ent⸗ fernung der erleuchteten Släche von dem ftrablens

‘den Duncte; ferner: daß von einerley ftrahlendem Puncte ben gleicher Entfernung weniger lichtſtrahlen auf einerley Kreisflaͤche fallen muͤſſen, wenn die Achſe des lichtkegels ſchief, als wenn ſie ſenkrecht darauf

iſt; daß immer deſto weniger Strahlen auf die Flaͤche

* muͤſſen, je ſchiefer der Auffallswinkel dor Achſe Od bes

418 I. Shell 2. Hauptſtuck

des Sichtfegele ift; und daß die Erleuchtung der Flaͤche ſich verkehrt verhalten muͤſſe, wie der Sinus des Meigungswinfels der Strahlen gegen bie erleuchtete Fläche. | |

Es fey ce (Fig. 56.) eim ſtrahlender Punct, aus welchem rund erum Lichtſtrahlen ausfließen. Wenn ein Theil dieſes ichts vom der Kreidfläche ACB aufgefangen wird, deren Zurchmeſſer AB ift, fo it cAB ein Strablenfegel, deflen Be c und deſſen Grundflaͤche ACB if. Die dem ftrabs Ienden Puncte co zugekehrte Seite der Kreisflähe ACB wird von demfelben Erleuchtung erbalten und alles Licht empfangen, das zwifchen den äußern Strahlen cA und cB an der Peripherie des Kegels enthalten in. Wird nun dieſe Kreishähe nur balb fo weit vom ftrablenden Puncte © in ab geftellt, fo daß, wie porher, die Achſe deſſeibigen Strablenkegels cC fenfrecht auf ihrem Mittelpuncte ſteht, fo wird nur der vierte Theil diefer Kreisfläbe von oben den Gtrablen erhellt gen die vorber die aunze Fläche erhellten denn die Kreisflächen verbalten Mh wie die Quadrate der Durchmefler. Der Durchmefler der Duas fhnittsflähe des Kegels, die bey dem Auf die Achſe fenfs recht geführten Schnitte in der halben Entfernung derfelben von der Spitze entitebt, if alfo halb fo groß. ABC ems pfängt alfo bey der noch einmal fo weiten Entfernung von c auf ihrer ganzen Flaͤche nicht mehr Fichtftrablen von c, als der vierte Theil derfelben Flaͤche, wenn fie in ab oder in der halben Eurfernung von c * Der Theil der Flaͤche, der in ab alle Strahlen eben dieſes Strablenfedels auffängt, wird alfo bey der doppelten Entfernung von e in AB nur den vierten Theil der Etrablen dieſes Etrabs lenkegels empfangen, folglid bey der doppelten Eutfers nung viermal weniger vom ftrablenden Puncte c erfeuchret werben; und die Intenſitaͤt der Erleuchtung wird fich alfo umgekehrt verhalten, wie das Quadrat der Entfernung vom firablenden Pungte. Wenn feruer die Achſe cC des Lichtkegels CAR nicht ſenk⸗ recht auf der Flaͤche ACB ſteht, ſondern dieſe fcbief dage⸗ sen, wie dB, geftelit wird, fo lehrt der Augenſchein, daß alsdvann nicht mehr alle zwiſchen cA und cB enthaltene Strahlen die Fläche treffen fünnen, fondern ein Theil vorbengeht, und alfo weniger Lichtfirahlen ſie exheüen muͤſſen, als vorher. Denn alſo ben der Entfernung ı. B. von 10 Fuf ven der Slamme einer brennenden Wacsterze kleine Echrift mit einer gewiſſen Deutlichfeit gelefen werden Fan, fo werben bey der Entfernung von 20 Fuß vier folcher Flamıs men der Wachskerze noͤthig feyn, um die Schrift in eben ber Grärfe der Erleuchtung wahrzunehmen. Doc if dieſes ; Erempel'nicht ganz paffend. | $. 635.

5. 656. Verſuche, welche bie Schwächung des Sichts bey feinem Fortgange im Verhältniffe des Qua; brats ber Entfernung vom ftrahlenden Puncte bewei: fen, hat Hr. Graf Rumrord angeftellt und dazu ein finnreiches Photcmeter befchrieben. | —J

des Lichts leuchtender Korper zu meſſen, vom Hrn. Genes "rallieutenant Benj. Thompfon, Grafen von Rumford; in Grens neuem Journ. d. Phyfif, B. II. ©, ı5. ff,

$. 657. Es folgt aus dem angeführten Gefeße der Schwaͤchung des lichts bey feiner Verbreitung ($. 655.), daß, wenn auf einer gegebenen Sfäche die Stärke der Erleuchtung oder die Dichtigfeit des lichts zweyer verfchiedener Sichtquellen, (unter gleichem Auf: fallswinfel der Strahlen) gleich ift, die Intenfitäten oder Dichtigfeiten der refpectiven lichtmaſſen bey ihrem Ausfluffe ſich verhalten müflen, wie die Quadrate der Entfernungen diejer Lichtquellen von der Fläche,

Wenn fo 3. B. ein ſchwaͤcheres Yicht bey 4 Fuß Entfernung, und eim ftärferes Licht ben 8 Fuß Entfernung von einericy Fläche dieie gleich ſtark erleuchten, fo wird in dieſem Falle die Intenſitaͤt des ſtarkern Lichts zu der des ſchwaͤchern beym Ausflufle ih verbalen; wie 8°:4? = 16 = 431.

Menn' ferner die Erleubtung einer gegebenen Fläche durch ein Kerzenlicht eben fo ſtark ift, ald dur das Minds licht, fo muy die Intenfität des Mondlichts bey feinen Ausflufle zu der Intenfirät des Lichts in der Flamme der Kerze fich verhalten, wie das. Quadrat der Gutfernung des Mondes von der Fläche zum Quadrat der Entfernung des Kerzenlihts von derfelben. N

6. 658. Die fichrftrahfen, welche ben ihrer Ent: wicelung aus dem ftrahlenden Puncte ausfahren, entfernen fich natürlicher NBeife immer weiter von eins ander und heißen Otvergirend, dus einander fahrend (Radii divergenteg,); und ihre Divergenz muß defto

Dd 2 groͤßer

420 II. Theil.” 2. Hauptſtuͤck.

groͤßer fenn, fe größer der Winkel an der Spiße des

Strahfenfegeld iſt. Sonft Fünnen aber auch Ficht:

ſtrahlen, (vie dies in der Folge ethellen wird,) von

einer Flaͤche nach einem Puncte hin zuſammenlaufen oder convergiren (Radiiconvergentes); und es muß ebenfalls die Convergenz derfelben defto größer wer⸗ den, je näherdie Spiße des Strahlenfegels nad) der

Grundfläche defjelben zu: tritt.

Es fen (Fig. 97.) AB eine Kreisflaͤche, die vom Arabfenden Puncte c Erleuchtung erhält, fo ift cAB ein Gtrablens kegel, und der Winfel, welchen die zwey aͤußern Etrubs len an entgegengefegten Puncten der Weripherie A uud B mit einander in c-maden, AcB. Wird dielelbige Bruuds flaͤche dem ſtrahleuden Puncte c näber gefiellt, wie in aby fo wird der Winfel ach, den nun die Aufern Strahlen an den entgegengeſetzten Puncten a und b der Peripherie bils

den, größer; ‚die Größe der Divergenz der Strahlen wird fo aus der Größe des Winfels in c beurtheilt. |

Es Taufe ferner ein Strahl (Fig. 58.) von A nach cz und ein anderer von B nad c, fo beißen fie num convers irend, * die Groͤße ihrer Convergenz wird durch den intel AcB ausgedruͤckt. Wenn nun eben dieſe Strahlen ae zufammentreffen, wie Af und Bf, fo wird der infel AEB größer ſeyn, und man fagt, ihre Convergenz fey größer.

6. 659. Wenn die Släche, welche die divergi- renden Strahlen von einem firahlenden Puncte auf: fängt, ſich weiter vom letztern entfernt, fo wird auch der Winfel der aͤußerſten an entgegengefegten Puncten der Peripherie der Flache auffallenden divergirenden Strahlen Kleiner, und ben einer fehr großen Entfer: nung endlich fo Fein, daß der Winfel für ung ganz verſchwinden, und daß man die auffallenden Strah: len als ‚parallel anfehen kann, die alfo dann einen Sirableniylinder zu bilden ſcheinen.

: . *

$. 660, -

Licht. 421

. 660. In einem freyen Mittel würde bie Stärfe des lichts varallelee Strahlen ben ihrem Fort— gange nicht vermindert werden; fie wird cs aber im durchfichtigen Körpern, weil dieſe nicht völlig und nie fo durchfichtig find, daß fie gar Feine Strahlen aufhal- ten follten. Ueberhaupt aber nimmt die ‚Stärfe des lichts darın nach einer geometriſchen Progreffion ab,

%

wenn das Medium homogen und gleichformig dicht ift.

fey ein durchfichtiges Medium, von bomogener Natur, deſ⸗

fen Dichtigfeit in allen Theilen gleihformig fey, und wors in alfo dad Verhaͤltniß der Theile, die das Licht intercipis ren, zu denen, die es durchlaflen, cinerley fey in dem Gans zen, wie in einzelnen Schichten des Ganzen. Man denke ſich num das ganze Medium in aleike Schichten abgetheilt, fo iR flar, daß, wenn das Verhältniß der Theilchen des Raums, die das Licht intercipiren, zu denen, die es durchs laſſen, wie x: 1, nnd die Lichtmenge, die als parallel in die erfte Schichtitritt, durch ı ausgedrücdt wird, der bas -

von qufgehaltene Theil = ſeyn wird. Die durd die erfte

Schicht durchgehende Lichtmenge wird alſo 1 in ſeyn; in der zweyten Schicht des Mediums wird davon der Theil = en aufgefangen werden, folglich wird durch dieſe

zweyte Schicht nur die Menge des Lichts geben, die

1 1 2 1 a ee re Sr

( =) ausgedrüdt wird, In der dritten Schicht

ie a | wird davon ber Theil —— + * wieder aufge⸗ halten werden, folglich wird durch diefe dritte Schicht nur

- 2* 2 1 en 2 die Lichtmenge 1 5F * xx x F xx NXX 3 1 i —⸗ = 1 + * = bin

durchgehen und: zur vierten gelangen; u. ſ. w. Wenn als fo die Stärke des Lichts, d. 1. die Menge des Lichts, das in parallelen Strabien auf die erfte Schicht trifft, _durb ı ausgedrückt wird, fo ift fie auf der zweyten gleihen Schicht =

I ı N\2 1 = 7 auf der dritten (i ee auf ber vlerten (4

422

| II. Theil. 2. Hauptftüc.

e— -" ). Sie nimmt folglich in einer geometrifchen

Brogreflion ab. Gind die Gtrablen divergirend, fo nimmt

es auch noch uber dıes in der Progreflion: 1, kr hr zE2cr in den aut einander folgenden homogenen, gleichen, Schichten ab; und aus beyden Progrefitonen folgt, daf das

ı \3 Licht dann in der Progreflion: 1 Em =) J

4

——z

9

Scherffer inftitutiones pbyhicae, P. II. ©. 416. ff. 306. ff.

$. 661. Um die Schwächung des lichts beym

Durchgange durch durchſichtige Mittel zu meffen, dient ebenfalls das vorhin erwähnte Rumforoſche Dootomec ($. 656.). Minder genau und juver= läflig find die von Bouguer und Lamoert angeftellten Verſuche. | Herr Graf von Aumford fand, daß das Licht einer Argands

ſchen Lampe beym Durchgange dur eine Tafel von hellem, durchfichtiaen, gut. polirten Spiegelglafe ın dem Berhälts nıfle von 2,1864 zu 1,0000 geichwächt wurde, oder daß nur 0,8136 der aanzen Fichtmenge, die auf die Glasflaͤche fiel, dur das Glas bindurh gina. Nach einem Mitrel mchs rerer Verſuche fand er den Zıchtverluft 0,1973 5 bey einer ans dern Glastafel von derfelbigen Glacart im Mittel 0,1869: durch bende Glastafeln zuſammen war der Lichtverluft nach einer Wırtelsabl 0,3184. Ben einer fehr dünnen reinem Tafel von belem weißen Fenfterglafe war der Lichtverlufk nach einer Mıttelzabl 9,1263. Die Durdfichtigkeit ‚der Luft fand Hr. Br. von R. fo groß, daß die Berminderung, welche daß Licht beym Dushganne durch einige Fuße ders felben erleidet, unbemerfbar war. Beym Durchgange dur febr große Räume der Luft wird das Licht aber allerdings merklich geſchwaͤcht, die Berehnungen- aber, welche Bous

er und Lambert angeſtellt haben, beruhen auf gar keinen

ern Dates.

Aumfords o. a. Abb. S. 43. ff.

Bouguer traitt d’optique [ur la gradation de la lumiere. à

aris 1729. 12. 1760. ar. 4. ]. Henr. /.ambert photome- tria, five de menfura et gradibus luminis, colorum et umbrae, Aug. Vind 1760. 8.

Saufiure's Diaphonomerer. ©. Grens neues Journ, der Phys

it. B. IV. E. 101 ff. 6. 662.

Licht. 423

$. 662. Durch unducchfichtige Körper wird das licht in feinem Fortgange unterbrochen. Diefe Un: terbrechung des tichts nennt man Schatten (Umbra)), deffen Dunkelheit von der geringern oder größern Er: feuchtung durch benachbarte erleuchtete Gegenftände herruͤhrt. Schatten ift daher Abmwefenheit des fichts oder Verminderung deffelben, und jeder opafe Kör- ‚per hat fo viele Schatten, als ihn leuchtende Körper erhellen. Der Schatten ift eigentlich feiner Bewe: gung fahig; und vollfommener Schatten ift nur er ine Grenzen erfennbar.

$. 663. Aus der gleichen Stärke zweyer Schat: ten, die ein und derfelbige dunkle Körper von zwey feuchtenden Körpern auf einerlen Släche wirft, und wovon alfo der dem .einen lichte zugehörige Schatten durch das andere licht, und umgefehrt, erhellt wird, folgt die Gleichheit der Intenſitaͤt der Erleuchtung durch beyde leuchtende Körper; und daraus läßt ſich dann nad) $. 657. weiter die Intenfität des tichts bey feinem Ausfluffe finden. Hierauf gründet ſich das Rumfordiſche Photometer.

4. 664. Nicht allein die Seite bes dunkeln Koͤr⸗ pers, auf welche keine lichtſtrahlen von einem ſtrahlen⸗ den Puncte fallen, ſteht im Schatten, ſondern jener wirft auch einen Schatten auf andere hinter ihm ſte⸗ hende Körper, da die Sichtftrahlen in gerader linie fort: sehen (9. 653.). Diefe leßtere Art des Schattene heißt. gerader Scharten (Umbra recta), wenn et anf eine x Herizontaledene fällt, auf melcher der dunk⸗

le

4 1 Theil. 2. Hauptſtuͤck.

le Körper vertikal fteht; und umgekehrter Schärten (Umbra verfa), wenn er auf eine gegen den Horizont vertical fichende Ebene durd) einen Horizontal ſtehen⸗ den dunfeln Körper, mie 3. B. durch einen Stab, der in einer Mauer fiedt, gemacht wird, n

6. 665. Aus der geradlinigen Ausbreitung des fihts folgt: daß die Figur des Schattens von den aͤußern Sichtftrahlen, die an der. Grenze des dunfelg- Körpers zunächft vorbenftreichen, beftimmt werde; daf der Schatten des Körpers ben feinem Fortgange brei- ter werde, wenn ber leuchtende Körper. fleiner ift, als der dunkle; daß der Schatten des Körpers abnehme, wenn der Durchmeffer des leuchtenden Körpers bey derfelbigen Entfernung vom dunfeln Körper größer wird; daß der Schatten einer dunfeln Kugel eylin⸗ driſch ſey, wenn ſie gleichen Durchmeſſer mit der leuchtenden hat; coniſch, wenn fie bende ungleichen Durchmeſſer haben; daß im Ieftern Falle der Schatz ten die Figur eines umgefehrren abgefürzten Kegelg habe, und bey feinem Fortgange unbegrenzt fey und immer breiter werde, wenn der Durchmeffer der dunfeln Kugel größer ift, als ver leuchtenden; und endlich, daß der Schatten in eine Spiße aus⸗ laufe, wenn der Durchmeſſer der leuchtenden Ku— gel groͤßer iſt, als der dunkeln. Ferner iſt die haͤnge des geraden Schattens auf einer horizontalen Ebe— ne ohne Grenzen, wenn der leuchtende Koͤrper Heiner iſt, als der dunkle, und nicht hößer ſteht, als der dunkle; ſteht er aber hoͤher, als der dunkle, und iſt et als ein Punet zu betrachten, ſo iſt die $änge Dies | | ſes

zn 50.52 | Ä 425

fes geraden Schattens begrenzt und verhäft ſich zur Perpendicularhöhe des dunfeln Körpers, wie der Eos finus der Höhe des leuchtenden Körpers zum Sinus dieſer Höhe.

Es fen (is. 59.) AB’ein dumkler Körper, der auf der Horis ontalebene BD vertical fteht. In S fen ein leuchtender bunet, der nun gegen die ihm zugekehrte Seite des Kör— pers AB Lıchtfirablen fendet. Die abgewendete Geite von AB fieht aber dagegen im Schatten, und der flörper AB verhindert auch, daß in der Länge BC Licht auf die Horis zontalebene BD fale. SAC ift der erfte Lichtſtrahl der von S auf die Ebene fallen fanır , und begrenzt fo die Läns ‚ge des Schattens BC. Die Hohe des leuchtenden Punctes $ über AB wird. dur den Winkel SCH gemeſſen, deffen Sinus As iſt. Da BC. dem Eofinus AF glei iſt, fo ſieht man leicht , daß CB: AB == AF: AB, oder daß ſich die Laͤnge des Schattens zur Hohe des DOpjects verbält, wie er ee der Höhe des leuchtenden Körpers zum Ginus dieſer Höbe. Es folgt hieraus, daß, wenn die Höhe bes leuchtenden Zuneies über der Horizontalebene, auf welcher der dunfle örper fenfrecht ift, «45° beträgt, die Lünge des geraden Schattens gleich der perpendiculären Hohe des Objects ift.

$. 666. Don diefem wahren Schatten ober Rernfchatten - ($. 662. 665.) ift noch der Salb- fcharten (Penumbra) zu unterfheiden, der zwiſchen Schatten und licht liegt, wohin erleuchtende Strah⸗ len nur von einigen Puncten des leuchtenden Koͤrpers, nicht aber von allen fallen koͤnnen. Er findet daher Statt, ſo oft der leuchtende Körper einen merklichen Durchmeſſer hat, und iſt um defto größer, je größer der fcheinbare Durchmeffer des leuchtenden Körpers gegen den des dunfeln Körpers ift,

Die Grenzen des Kernfhattens find da, wo, wenn fich dad Au⸗ ge daſelbſt befaͤnde, der leuchtende Körper von demfelben ganz geſehen zus werden aufhören würde; und die Grenze des Halbſchattens ift da, wo cin Theil des leuchtenden Körs pers verdeft zu werden aufünat. Es fen (Fia. 60.) SI die Sonne, AB der Ducrchſchnitt einer auf der Horizontalebene BE fenfrecht ſtehenden Mauer, Go lange ſich dag Auge in ED befindet, fann es die Sonne ganz fehen; fo wie es nach D Fommt, wird der untere Rande[der vn *

ren;

4:6

II. Theil. 2. Hauptftüc.

Grenje von A zw beruͤhren fcheinen, und hier fängt ber zn hatten an, der bis nah C reiht. Innerhalb CD ann zwar Licht von einigen, aber nicht von allen Puneten der Sonnenfcheibe fallen, und zwar immer von deito we⸗ nigern, je näher der Raum gegen C zu liest. In C it die Grenze des Kernſchattens, und ein Auge in C empfängt den Außerftien Strabl von dem obern Rande 8 der Sonnen⸗ fheibe, und zwiſchen C und B fann es gar nichts mehr davon fehen. Der Halbfchatten wird daher auch um deſto dunkler, je näber er der Grenze des Kernfchattens liegt, und verwifcht fi um defto mehr, je näber er der Brenze der volfommenen Erleuhtung fommt. Wird nun aud noch von andern Puncten zurädftrablendes ficht auf die im Halbs fchatten liegende Fläche geworten, fo ift er auch wohl gar nicht mehr gehörig in feiner Grenze zu unterfcheiden.

Aus dıefem Halbfchatten ift es berzuleiten, warum bey Mondfinfterniffen vor der mwirfliben Werfinfterung der Mond ſchwaͤcher erleuchtet zu werden anfänat. Es fep (Fig. 61.) S die Sonne, T dıe Erde, Eder Mond, AB ein The feiner Bahn um die Erde. Da der Durchmeſſer def Sonneukugel arößer ift, als der der Erdfugel, fo ift der conifche Kernſchatten der leßtern bearemit (f. 665.) und läuft in eine Spiße anf, wieVPp. Er wird bearenzt durch die Strahlen os und mqV. Man ziebe nPA und NpB, fo beitimmen dieſe die Brenze der anfanacnden Halbſchat⸗ ten AD und BC. Wäre ein Auge in A, fo wiirde es noch die ganze Sonnenfcheibe zuleßt ſehen, ınnerhbaib AD und BC aber nur einen Theil derfelben. &o wie alfo der Mond in. den Raum AD tritt, fo empfängt er nicht mehr vom der nanzen Eonnenfcheibe,, fondern nur von einem Theile derſelben, Licht; er erfheint alfo minder erleuchtet, wird biäfler oder dunkler , und dies um defto mehr, je näher er nah D kommt, wo der wahre Schatten anfängt. Eben fo ift es bey feinem Austritte aus dem wahren Schatten bey C, wo er immer heller zu werden anfängt, je näber er nah B fommt.

Die Länge der Kernichattens TV läßt fich beftimmen, wenn die Entfernung der Erde von der der Sonne TS = por und der Halbmefler Tp der Erde und Sın der Sonne bes fannt find. Die üuberhen Strahlen MP und mp berühren bende Kuaeln und laufen in V zufammen. enn daber Sm ımd Tp auf der Tangente mpV ſenkrecht fin®, und qo mit TS parallel ift, fo find die Dreyecke moq und pTYV Annlih, und es ift mo : oP (oder ST) = Tp : TV. mo aber if = Sm Tp. Bolglih iR TV Oder auch, weil die Dreyecke SMV und TPV ähnlich find, foiRSM : TP= SV: TV, oderSM:TP=ST + TV : TV, folglib SM TP: TP = ST: TV, und daher IV = ar 2 TE; oder bie Länge des Kernfchattens der Erbe ift gleich dem Tiroducte aus dem Halbmeiler der Erde

ım

Licht. 427 in die Entfernung des Mittelpunets der Sonne vom Mit⸗

telpuncte der Erde, dividirt durch die Differenz des Halb⸗ meflers der Sonne und der Erde.

Zuruͤckſtrahlung des Lichts.

6. 6567. Die fihtffrahlen, welche durch einen Körper in ihrem Fortgange aufgehalten, fonft aber davon nicht angezogen werden, werden wieder zurüd- geworfen. Dieſe Veränderung der Richtung des $ichts, wodurd) es wieder in das Mittel, aus welchem es fommt, zurüuͤckgeſchickt wird, heißt die Zurück ftrablung oder Aeflerion des Lichts (Rellexio lucis); und das allgemeine Gefeß derſelben ift: daß der SEinfallowinkel dem Reflexions winkel gleich iſt.

$. 668. Die phyſiſche Urſach der Zurädftrah: lung des lichts von Flächen ift die eigene Erpanfivfraft des lichts felbft, beym Mangel der Anziehung zwifchen der reflectirenden Fläche und der ganzen darauf fals lenden lichtmaſſe oder eines Theils derfelben. Die chief auffallenden lichtſtrahlen werden nicht eigentlich unter einem fcharfen Winfel zurücgeworfen, fondern vor der Berührung erft gefrummt und in die Geftalt ei⸗ ner Curve gebracht, deren erhabene Seite gegen die Släche gekehrt ift. |

Man hut diefe Zuruͤckſtrahlung des Lichts nach den Geſetzen des Stoßes federhatter Körper an harte Flächen (. 299.) zu erklären gefucht, aber dabey offenbar die Erpanfiofraft oder eigentliche Elafticität mit der Federhaͤrte (f. 126.) vers wechfelt. Newton (Opt. L, Il. P. 3. prop. 9.) leitet weit natürlicher die Zurüdwerfung des Lichts von eben bderfelbis gen Urfach.ber, von der auch die Brebung abhängt, nur daß fie unter verichiedenen Umftänden ſich anders äußert. Dasjenige Licht nämlich, das durch ten Körper nicht bins durch geht oder von ihm nicht angezogen wird, wird

428

11. Theil. 2. Hauptftüc.

die reflectirende-Fläche fo abaeftogen, als ob eine Repulſions⸗ kraft in diefer Fläche felbft wäre. Er zeigte auch, daß die ſchief auffallenden Lichtſtrahlen nicht eigentlich unter einem fpisen Winfel zurüdgemworfen, fondern vor der Berührung erft gekrümmt nnd in die Geftalt einer Curve gebracht wers den, deren erhabene.Geite gegen die Flaͤche zu geehrt ift. AR diefe Krümmung fo ftarf geworden, daß die Lichttheils en parallef gegen die Zurdftrablungefiahe gehen, ſo kann es fich derfelben nit weiter nähern, fondern weicht nad dem Gage vom der Zerlegung der Kräfte in eben der Bahn zurüd, als es ankam‘, bie es, wenn es aus dem Wirkungskreife der Fläche getreten it, mad der Tangente der Curve geradlinig, und, wie leicht einzufeben ift, unter eben dem Winfel gegen die reflectirende Flache, als es ans

Fam, zurüdftrablt. Der Strahl dringt defto tiefer im den

Wirfungsfreis der Mepyliion ein, je gerader er auf der zus rüdjtrablenden Fläche feht, Y

Alles dieſes läßt fih nun eben fo erflären, wenn man annimmt, daß eine Ervanfiofraft die Lichtmaterie felbft aficirt, der, wenn fie nicht duch Bindung oder Einfaus gung des Lichts von der Materie des Körpers ganz! aufge ne wird, defto mehr widerftanden wird, je näber das

ichttheilhen der Materie kommt, die nicht damit cobäs rire. Ben dem fchief einfallenden Strable laßt fib nad der Lehre von der Zufammenfeßung der Kräfte feine bewes gende Kraft in eine perpendicnläre und parallele, in Anfes bung der Släche, auf welche er fällt, jeriesen, Es fm LMNO (Fia. 62.) ein folder reflectirender Körper, LM feine reflew- tirende Fläche, Ai ein ſchief darauf fallender Yichtitrabf, Der Bewegung des Lichttheilhens werde fhon in CD ven der Fläche LM zu widerjtehen angefangen, Die Bewegung deflelben in der Richtung Ai fann zerleat werden in die Kräfte nah den Richtungen APund Pi, Nur die Derpendir eulärkraft Pi fann Widerftand erleiden, nicht die Parallels fraft AP. Je mehr nun das Lichttheilchen umterbalb CD fih der Fläche LM nähert, defto mehr wird feine Etpanfios fraft thättg, die es von LM zu entfernen firebt. Die Pers pendiculärgeihmwindiafert Pi leidet defto mehr Verminde⸗ rung, je näber das Lichttheilchen F LM kommt. Die parallele AP Fann feine erleiden. Der Lichtſtrahl befchreibet alſo eine Curve io. Iſt das Lichttheilchen in o gefommen und feine vorige Perpendicnlärgeichtwiudigfeit Pi num ganz aufgehoben , fo würde es nach der mit der Slähe LM pas valiel laufenden Richtung fortgehen; die genen LM aber thätig gewordene Erpanfiofraft treibt es wieder nach) der

" RıdtunghE==iP; und da fie immer um defto fleiner wird,

je weiter ſich das Lichttheilchen von LM entfernt, fo bes ſchreibt e8 von o an die andere Hälfte der Curve oh eben ſo, als es bey feiner Ankunft io befchrieb, und geht ben h, wo die Thätigkeit der Erpanfiofraft nicht weiter zunimmt, nach der Tangente hB gerablinig fort. Ai uud Bh find Tangenten der von dem Scheitel a der Curve gleich weit sutternten Punste , und ai und oh ſind gleich ; daher . R au

\

Licht. 4429 auch bie Winkel, welche die Tangenten Ai und Bh mit LM zu machen fcheinen , ‚oder AFL und BFM, aleih. Obgleich alfo das Licht nit eigentlich unter fharfen Winfeln zus rüdgeworfen wird, fo koͤnnen wir doch in der Kolae die Sache ſo betrachten, weil die Lichtftrablen eben fo juris gewerfen werden, daß, wenn fie bis zur Berührung der reflectirenden Fläche verlängert würden, fie dafelbft einen fharfen Winkel bilden würden.

Carol. Benvenuti-Disl. de lumine. Rom. 1754. Vienn. 1761. 4.

$. 669. Wenn man daher einen Sonnenſtrahl in einem finftern Zimmer mit einem gemeinen Spies gel auffängt, fo finder man, daf der Strahl von dem Spiegel in gerader linie unter eben dem Winfef wieder zurücdgeht, welchen der auffallende Strahl mit dem Spiegel machte. Es fen AB (Fig. 63.) ber Planfpiegel. Der Strahl DC, welcher von dem leuchtenden Körper nach) dem Spiegel hingeht, heifit der einfallende Strahl (Radius incidens); die gera: be finie, welche auf den Einfallspunct C fenfrecht ge- gen den Spiegel gezogen werben kann, oder FC,.heifit das Kınfalleloch (Cathetus incidentiae); der Wins fel DCF, toelchen der einfallende Strahl mit diefem Einfallsiothe macht, der Einfallowinkel (Angulus incidentiae); der Strahl CG, der vom Spiegel zu: rücgeht, der zurüctgeworfene Strabl (Radius re- flexus); und ber MWinfel GCF, welchen er mit dem Einfallslothe bilder, der Surüdftrahlungewin- tel (Angulus reflexionis,).,

$. 670. 1) Der reflectirte Strahl liegt mic dem einfallenden und dem Einfallslothe in einerley Ebene, 2) Jeder perpendiculäe auffallende Strahl | | wird

430 IT. Theil: a. Hauptftäd.

wird von einer refleetivenden Ebene in fich felbft zurückgeworfen. 3) "Jeder Dunet einer veflectivens den Ebene veflectirt, das Kicht von’allen Puncten des leuchtenden oder erleuchteten Objecte. |

$. 671. Aus dem allgemeinen Neflerionsgefee ($. 667.) folgt ferner, daß, wenn der reflectirende Korper eine ebene Släche ift, die darauf fallenden pa: tallefen, Divergirenden ober convergirenden Strahlen bey der Meflerion venfelben Parallelisnum, die: felbe Divergenz oder Convergenz behalten, die fie vor dem Einfallen hatten.

1) Es fen AB (Fig. 64.) eine reflectirende ebene Fläche, auf welche die parallelen Strahlen EC , ec auffallen. Da fie parallel find, fo find aud ihre Einfallswinfel ECD und ecd gleich; unter eben folhen Winfeln aber werden fie zus rüfgeworten. ‘Da aljo die reflectirren Strahlen CF und cf eben die Winfel mit deu Einfallslothen DC und de mas chen , fo find fie auch noch, wie vorher, parallel.

2) Es fen C (ig. 65.) ein ftrahlender Bunct, von weis chem die divergirenden Lıchtftrahlen CD und CF nad der ebenen Burüditrahlungsfläce AB geben. Da fie unter ebeu dem Minfel reflectirt werden ,. unter weichem: ſie auffallen, fo wird der Strahl CD von D. nad E, und der Strahl CF von Fnah G jurädgeworfen. Wenn wir nun dieſe res Aectirten Strahlen ridwärts hinter der Ebene AB, verläns

ern, fo laufen fie in c zafammen, und der Winkel DeF iſt gleich dem Winkel DEF. Sie fahren alſo nah der Res flerion nicht früher und nicht fpäter aus einander, als fe es gethan baben’würden , wenn fie von c ausargangen wärs ren, und der Winkel ihrer Divergenz ift derfelbige.

3) €s fahren die Strahlen ED und GF (Fig. 66.) 16 gegen die reflectirende. Ebene AB, daß, wenn dieſe nicht du wäre, fie zufammenlaufen würden. Sie werden davon aber unter dem Winfel reflectirt, unter welchem fie aufs fielen, und der Strahl ED geht nad f, der Gtrabl GE auch nah f. Wenn wir die einfallenden Strahlen in Ges danfen hinter der Zläche AB verlängern, fo lauten lie ım C zufammen und bilden den Winkel der Eonvergen, D gleih drm Winkel DEF. ie fahren alfo nad der Refles

‚ion nicht früher und fpäter zufammen., als ohne die Re⸗ NHerion. Ihre Eonvergenz bleibt alfd diefelbige.

$. 672.

Lcht. 431

5. 672. Wenn aber auch die reflectirende Flaͤche nicht eben, ſondern krumm, z. B. ſphaͤriſch iſt, ſo laͤßt ſich aus dieſem allgemeinen Geſetze der Reflexion ‚der Meg der reflectirten Strahlen ‚ebenfalls: beſtimmen, da man die Elemente dieſer Flaͤche als aus unendlich kleinen einen Winkel einſchließenden geraden Flaͤchen beſtehend anſehen kann, und ein lichtſtrahl nur auf einen Punct fällt.

$. 673. 1) De lichtſtrahl, welcher auf eine concave ſphaͤriſche reflectirende Flaͤche faͤllt und durch den Mittelpunet der Kugel geht, wovon die Flaͤche einen Theil begrenzt, wird in ſich ſelbſt zuruͤckge⸗ worfen, da er ſenkrecht darauf ſteht. 2) lichtſtrah⸗ fen, welche parallel mit einander auf eine concave ſphaͤriſche reflectirende Fläche fallen und der Achie der Floͤche unendlich nahe find, nähern fich nad) der Ne: flerion und vereinigen fich in einem Puncte, welchen man ben Örennpunct oder Dereinigungepunct pas ralleler Strahlen, oder auch fchlechtiveg den Brenn: punct (Focus) nennt. Diefe Strahlen treffen in der Entfernung des halben Halbmeffers der Kugel: fläche zufammen. . Dieje Entfernung heißt die Brenn: weite (Diftantia focalis). 3) Wenn aus dem Brennpuncte divergirende Strahlen nach der concaven ſphaͤriſchen Släche zu gehen, fo werden fie alle parallel zurücdgemworfen werden; folglich wird das licht da: durch auf eine große Weite ungefchmwächt fortgepflanst. 4) Ueberhaupt werden divergirende Strahlen von diefer Släche als weniger divergirend, oder als paral- lel, oder als sonvergirend zuruͤckgeworfen, je nach: dem

432 | | II. Sheik 3: Häuptftüc.

dem die Entfernung des ſtrahlenden Punctes von der Flaͤche Fleiner oder größer it. Convergirende Strahe fen aber werben als mehr convergirend zuruͤckgeworfen. 5) Wenn endlich die auffallenden Strahlen bei) Diefer concaven fphärifchen Sfäche ausdem Mittelpuncre ver Kugelflaͤche Fommen, fo werden. fie. alle zin: füch felbft zuruͤckgeworfen, da fie ale anf der Fläche fenfrecht ‚ftehen. Wenn mir die Diſtanz des. firahlenden Punctes von der reflectirenden hohlen -fphärtichen Flaͤche d, den Radius der Krümmung dieſer Flaͤche r nennen, fo it in allen Sälten die Entfernung: des Ver⸗ einigungspunetes der darauf fallenden Strahlen nah ver Meflerion von der Släche, oder die Brennweite,

2d—r "ae klei

1) Alle diefe Saͤtze laſſen fi Teicht and dem allgemeinen Re⸗

ihnung und Rechnung der Wea der Lichtftrablen bey der Es ſey 3. B. DBd (Fig. 67.) eine

ingleıhen CdF = CdA, fo find DFiund dE die reflectirs ten Strahlen, die fi in F'vereinigen, und F iſt alfo der Brennpuner oder Focus, diefer Strablen. Um nun des Brennpunctes F Mbftand BF = x von der concaven fpbäs rifchen Flaͤche durch Rechnung zu beftinnmen und eine Formel dazu zu finden: fo wollen wir feßen, daß der Strahl AD der Achſe AB unendlich nabe fonıme, oder daß dee Bogen BD unendlih Hein fev; und, FB wird für FD und AB für AD genonimen werden fünnen: Da die Win el CDA und CDF gleidh find, fo it AD:DF= AC:CF, Da wir nun AD= AB =d, und DF= BF x neh men, und BC geſetzt wird; htä=dern EC mr—x, Wenn wir nun dies in der vorigen * ubſti⸗

a Er j \

eide 433

fubftituiren, fo haben wir das Berbältnif: dx = d—r: r x, woraus wir dr Ux dx—rx, oder dr = adx rx/ und = xXı als die geſuchte Größe, erhalten; oder die Entfernung des Brennpunctee FB =

AB x, BC AB BC . was allgemein die Diſtanz des Focus von den hohlen Kugelflaͤchen ausdruͤckt.

4) Wenn AB oder d, d. i., die Entfernung des leuchtenden

3)

Punctes, fo groß ift, daß der Radius BC der reflectirens den Kugelfläbe, als unendlich Flein, dagegen verfchiwins det, fo wırd AB= AC gefert werden fünnen; dan vers wandelt fich die vorige Formel: x= en nt! =

.. . AB BC :BC ir, dr FB BR == —, oder der Brenn—

punct it um die Hälfte des Halbmeſſers der Kugelflaͤche von derfelben entfernt. Wenn alio J Strahlen A pas rallel anzufeben find, fo ift die Entfernung des ftrablens den Punctes in Vergleichung mit dem Racıud der Hugels fläche für unendlich roß au halten, uud der DVereinigungss punct diefer parallel ‚einfallenden Strahlen nach der Res Herion ift 4 r. Es ſeyen alfo GK, DE, dg ( Sig. 68.) parallel auf die hohle Kugelflaͤche AB einfallende Straͤhlen, fo wırd der Strabi DE in fi felbit jurädgeworfen, da er

duch das Eentrism C der Kugelfläche gebt; der Strahl GK

wird na £, und der Strahl dg auch nad £ aurüdgeworfen, und ihr Bereinigungspumet. oder Focus it k, deilen Abs ftand von der Kugelfläbe E= 53CE= ir it, wor den Nadiug der Kriimmung ausdruͤckt. Eigentlih foms men nur diejenigen Strahlen in einem Puncte hier zufams men, die der Achſe DE unendlich nahe find; . die weite davon entfernten vereinigen fich immer um deito früber mit der Ace, weil fie defto ſchiefer auf der Flaͤche ſtehen und alfo unter einem defto Fleinern Winkel zurüdgeworfen werden, So lange die Diftanz des ftrahlenden Punctes von der refleetirenden boblen 'ngelfläche oder AB ( Fin. 67.) arößer it, als der Radius der letzter« , oder als BC, ſo lange bleibt der Wereingungspunet-F der Strahlen innerhalb des Mittelruncteg C und der reflectirenden Fläche enthals ten. Denn wenn AB > BC (oder d > r), fol »sAB BC > AB (wer d—r > d), weil aAAB BR x.BC

AB= AB (oder ad— d=d); da nun FB= u T;c

fo it auh FB < BC oder x r, oder die Diſtanz des Prreinigungspunctes der veflectirten Strabien in Kleiner, "als der Radius. |

Ee 4)

434 11. Theil, 2. Hauptftüc.

4) Wenn AB = PC ober d == r wird, fo wird die Formel:

ABXxBO BC: 2 in = r verwandelt. Dies heißt: Die Strahlen,

die aus, dem Mittefpuncte der Kugelfläce gegen diefelbe fahren , werden im fib felbft zuruͤckgeworfen ‚und ihr Vers einigungspunct ift das Gentrum der Kugelfläche ſelbſt.

s) Wenn der ftrableude Punct im Brennpuncte paralleler Strahlen (2), oder wenn AB= oder d Ir iſt,/

fo wird in der vorigen Formel (1) 2AR— BC = 0 oder ed—r= 0, und dann if der Focus, oder FB, =

es er, oder x =. er Es verhält ſich aber o:EC= AB:», odero:r=d:oe, folglid ift FB oder x «, Das beißt: Die Strahlen laufen gar nicht oder in der uns endlichen Entfernung nad der Reflexion zufammen, oder fie werden parallel Seiten, u Wenn alfo ( Fta. 68.)

BA ein fphärifcher Hohlſpiegel, und deſſen Kadıus CE if, und es befindet ſich in E in der Entfernung von + Ec von der CR86 als dem Brennpunete paralleler Etrabs fen, eis Arablender Nunct, fo werden die Strahlen fK und fg durch Meflerion KG und gd parallel mit der Achſe ED.

6) Wenn AB oder d (1) Fleiner ift als $ BC oder $ r, oder ad < r, d b., wenn die Entfernung des ftrablenden Yunctes von der hohlen fphärifchen Fläche kleiner ift ale der halbe Radius, oder als die Brennweite paralleler ®trablen, fo wird FB oder x in der Formel zu einer nenas tiven Größe, und die reflectirten Strablen werden divers

irend, und wieder rüdwärts in Gedanken verlängert Pinter der reflectirenden Fläche zufammenfabren. &o ift es nah Fig. 69. Es fen AP eine fphärifche reflectirende concaye Flaͤche der ftrablende Punct fey in d, und feine . Entfernung von der Fläche fen Kleiner, ale 3 CB, oder Yeiner ale FB. Es gehen von ihm die divergirenden Strabs len dg und dh nad der Flähe bin; man aiche die Eins fallstotbe Cg und Ch, und nehme die Winfel Ogk und Chl fo groß_als dgC und dhC, fo find gK und hl die reflectirten Strahlen, die divergirend find) und fo and einander fahren, als ob fie von dem Puncte D binter der läche berfämen. Da der: Winfel gDh < gah, fo ift auch die wergenz der reflectirten Gtrablen Feiner, als die der einfallenden.

Divergirende Strahlen werben alfo bey diefer Nefleriom nah ver verfchiedenen größern oder Bleinern Entfernung des ftrablenden Punctes von der concaven fpbärifchen

entweder convergirend (Fig. 67.), oder paralel

9. 68, ), oder in ihrer Divergenz vermindert ( Fig. 69. ».

Wenn

Wenn (ia. 69 ) die convergirenden St Ih auf N Fläche fallen, fo —— ſie a Ar in d zufammenlaufen. Ohne Neflefion würden ſie cs in D gerhan haben. Da nun der Winfel gdh > gDh, fo ift ihre Eonvergenz vermehrt. $. 674. Wenn die concave reflectivende Fläche die Krümmung einer Ellipſe hat, und der ftrahlende Punct fteht in dem einen Brennpuncte diefer ellipti⸗ fehen Krümmung, fo werden die divergirenden Strah: fen durch die Neflerion alle nad) dem andern Brenn: puncte ber Ellipfe hingeworfen.

$. 675. Wenn die concave reflectirende Flaͤche die Krümmung einer Parabel hat, fo werden alle Strahlen, welche mit der Achſe parailel auf diefe Flaͤche fallen, durch die Meflerion genau in dem DBrennpuncte der Parabel gefammelt; und die aus dieſem Brennpüncte auf die Fläche gehenden divergi- renden Strahlen werden durch Neflerion zu parallelen.

$. 676. Ben converen reflectivenden fpbärt: fehen Flaͤchen verhält es fich mit’ den nicht fenfrecht auffallenden reflectirren Strahlen umgefehrt mie ben den hohlen Kugelflächen ($. 673.). 1) Parallel auffallende laufen nad) der Meflerion aus einander, und werden folcher Geſtalt zerftreuet und divergirend. Die reflectirten Strahlen ruͤckwaͤrts, in Gedanken ver⸗ fängert, treffen in einem eingebilderen Breunpuncte jufammen, der auch um die Hälfte des Halbmeffers der Kugelfläche hinter derfelben fiegt. 2) Convers girende lichtſtrahlen, welche verlängert in diefem eins gebildeten Brennpuncte zufammentreffen würden,

werben natürlicher Weiſe von der Kugelfläche als parals Era lel

436. IE Theil. 2. Hauptſtuͤck.

fel reflectirt. 3) Heberhaupt wird die Convergenz der. darauf fallenden conbergirenden Strahlen nach

der Neflerion vermindert; und 4.) die Divergenz der

-Divergirend darauf fallenden nach der Neflerion ver: mehrt. Wenn wir den Abftand des ftrahlenden Puncteg von der reflectirenden converen fphärifchen Fläche d, den Radius ihrer Krümmung x nennen, fo ift die Diftanz des eingebildeten Brennpunctes hin⸗

Pe dr ie der Kugelfläche x =

Es fen naͤmlich (Fig. 70.) ba eine convere ſphaͤriſche Fläche, ihr Eentrum C, der Radius ihrer Krümmung AC= r. Der ftrablende Punct befinde fib in O. Der Strahl OA fteht fenfrecht auf der Fläche ab; denn verlängert würde er C oder den Mittelpunct der Kugelflähe trefien: er

wird alfo in ſich felbit zuruͤckgeworfen. Dieſer Achie OA '

der Kugelfläche unendlich nahe falle der Strahl OL auf die Flaͤche. Man ziebe das Einfallsloth CIQ, fo beftimmet dies den Winkel OIQ; man made damit den Winfel QIR

leih, fo it der Reflerionswinfel gleich dem Einfallswinz« el, und IR ift der Weg des reflectirten Strabls. Ders längert man dielen ruͤckwaͤrts von I nah F, fo wird er mit dem ebenfalls verlängerten OA in E zufammentreffen, und E if alfo ‚der eingebildete Brennpunct hinter der reflectirenden Fläche.

Um nun eine allgemeine Formel für die Entfernung dies fes imaginären Brennpunctes zu finden,” verfähit many wie bey den concaven fphärifchen Flaͤchen (ſ. 673. Anm. ) geſchehen ift. Die gegen über ſtehenden Winfel RIQ und CIF find gleich und da RIQ = OIQ iſt, fo it auch OIQ == CIF; und die Winfel OLQ und CIO haben einerley Einus. Da wir den Strahl IO der Achfe AO unendlich nahe nebmen, fo Fünnen wir auch IO = AO uud FI = FA

. feßen; AO aber ift der Abſtand des leuchtenden Punetes . von der Fläche ab und = d. Es fen ferner AC=r, und die Entfernung des Brennpunctes FA=x; ſo iſt OC

! d-+r, F=eAF=x,CF=r—x dem Dievede ICO it 1O : CO = fin. ICF: An. CIO (oder in, 0IO =

fin. CIF ). ferner ift in. dem Dreyecke CIF, IF: CF = fin. ICE! fin. CIF. Es ift demnach IO.: CO = IF: CH, Gubftituiren wir dafür den angenomnienen Werth diefer Ausdrüde, fo haben wird: dFr=x;r—x. Hieraus

erhalten wir dr dx = dx rx, und x = 2

RI 5... u Tr 2 4 AO x_caA * | ober FA = AO HC CA

Man fieht leicht, daß der Brennpunet immer innerhalb des Centrums C und der Flaͤche ab fallen muüfle, der Werrh von d oder AO mag werden, wie er will. Die converen

ſphaͤriſchen Epiegel haben alfo nur einen einaebilveten Brennpunct für divergirende und parallele Strahlen, vie Strahlen mögen fommen, wie fie wollen. Wird AO oder d unendlih aroß in Vergleihung mit r, oder werden die einfallenden Strahlen mit der Achſe parallet, fo ik x

I = zr, und die reflectirten Strahlen rüds

2 u 2 . wärts in Gedanfen verlängert, treffen in der Hälfte des Halbmeſſers der Kugelllahe hinter bderfelben zufammen (Fig. 71.). Gehen die Strahlen umaefehrt, als conver⸗ irende fo, daß fie. nach diefem Brennpuncte zu gerichtet And, wie ti und RI ( Fig. 71.), fo werden fie durch Kes flexion zu parallelen.“ _

ft die Convergenz der Strahlen noch größer, fo daß “fie noch vor dem rennpuncte der parallelen Strahler zus fammentreffen würden, mie (Sig. 70.) RI und OA, fo werben fie wenigftens in der Konvergenz vermindert; denn 10A< RFO, | 8677. Eine jede Fläche, welche recht glatt oder polirt ift und das licht ordentlich) reflectirt, heißt ein Spiegel (Speculum). Jeder fichtbare Körper reffectirt zwar das licht, weil er fonft nicht ſichtbar wäre; aber weil die Theilchen gegen einander eine fehr mannigfaltige Sage haben’, fo refleetiren fie das Sicht nicht ohne Dermirrung, und eg thut es nicht eın Punct, wie der andere, wie ein eigentlicher Spiegel ' thun muß,

.$ 678. Indeſſen giebt es feinen vollfommenen ‚oder mathematifchen Spiegel, deffen Dberfläche gar feine Unebenheiten oder Vertiefungen hätte. Ein fol: her Spiegel würde nicht fichtbar feyn,. fondern an feiner Stelle die Bilder der Körper, von welchen er Erleuchtung erbäft. | . 679.

48 TE Dhell. 2. Hauptſtuck.

6. 679. Die Materien, woraus die Spiegel zum optiſchen Gebrauch verfertigt werden, koͤnnen malt: cherley ſeyn. Man waͤhlt aber gewoͤhnlich dazu ſolche Stoffe, denen man nicht allein eine bequeme Geſtalt leicht geben, ſondern deren Oberflaͤche durch Schleifen und Poliren glatt genug gemacht werden kann. Das Glas laͤßt ſich zwar fein und glatt poliren und durch Delegung auf der andern Seite völlig undurchſichtig machen, aber e8 wird auch wegen der dadurch entſte⸗ benden doppelten Abbildung der Sachen wieder un: tauglich. Eigentlich find alle gläferne Spiegel Me: tallfpiegel, denn die Metallfläche ver Belegung fpiegelt eigentlih. Die metallenen Spiegel würden daher Vorzüge haben, wenn man fie nicht aus unedeln Mes tallen zu machen durch die Umftände gendthigt wäre, wo fie aber dem Anlaufen an ber fuft und durch Duͤn⸗ fie ausgefeßt find. Die reine Platina würde in diefer Ruͤckſicht alle Vorzüge im fich vereinigen, da fie hart genug iſt, um eine feine Politur anzunehmen, ohne | dem Anlaufen ar der $uft unterworfen zu fenn. Sil: ber und Gold nehmen wegen ihrer Weiche nicht Polis tur genug an. Indeſſen überzieht man doc) auch an: dere harte und polirte Körper mit Blattgold oder Dlatefilber und giebt ihm durch Policen die Spies gelfläche. |

Anweiſung, die befte Compoſition zu den metallenen Spie geln der Zeleffope zu maben, von 7. Wiudge, a. d.

philof. transact. Vol. LXVU. P.1. ©. 296,, über, in den Samml. zur Phyf. und Naturgeſch. B. I. S. 584.

Das Blas, das zu Spiegeln genommen wird, muß auf der hintern Fläche eben fo aut, als auf der vordern, und zwar noch genauer geichliffen und polirt ſeyn, weil die dintere Flaͤche eben wegen der Zurüdftrahlung -

etalle

Licht. | 439

Metalle der Belegung das Bild hervorbringen hilft. Iſt diefe hintere Fläche raub und mneben, fo Ift es auch das darauf liegende Metall, und dann wird die Regelmäfigs keit der Zurudftrablung geftört. Wenn gleich das Glas fehr durchſichtig ift, fo iſt es doch nicht in allen Puncten durchfichtiaz; es wirft allerdings einen Theit des darauf fallenden Lichts von feiner-vordern Fläche und von feiner Innern Mafle zuräd. Daher fpiegelt auch die vordere Flaͤche der gläfernen Spiegel und macht Bilder; obaleich weit fchivächere, als die binrere belegte Fläche. Diele Bil: der beden ſich zwar eimander, Doch nicht vollfomnıen ; ımd der weit ftärfere gleichzeitige Findrud des weit lebbafterk Bildes von der hintern Fläche verwifcht dem des weit ſchwaͤchern von der vordern Fläche; immer aber entftebt doch dadurch einige Undentlichkeit, die beionders an den . Rändern und Saͤumen der Bilder wahrzunehmen if. Dis " dere gläferne Spiegel find aus der angeführten Urſach, bey übrigens gleichen Umftänden, nicht fo gut, als duͤn⸗ nere. Diefes doppelte Bild vom aläfernen Spiegeln läßt ih am beften an einer Leichtflamme wahrnehmen , die das vor ift, wenn man von der Geite gegen den Spiegel flieht.

$. 680. Eben weil fein Spiegel ein vollfomme- ner Spiegel ift, fo wird auch bey der Neflerion von demfelben immer ein Theil des Lichts zerfireuet und ‚geht jolcher Geſtalt für die regelmäßige Zurückftrahlung verloren. Diefer Theil ift: vefto größer, je unvoll-

fommener der Spiegel ift. Hr. Graf von Rumford fand durch feine photometrifhen Vers fuche den Lichtverluſt bey der Meflerion vom beften Names denfhen aläfernen Planfpiegel 0,3494 der ganzen darauf fallenden Lichtmafle; bey einem ganz gemeinen Blasipies

gel gar 94816. (a. a. O. ©, 47.)

$. 681. Sonſt find die Spiegel in Ruͤckſicht ih: ter Figur entweder ebene Spiegel (Specula'plana ) oder Erumme Spiegel (Specula curva ); die leßtern entweder convere (Specula convexa) ober con- cave (Specula concava), und jmar nach der Verſchie⸗ benheit ihrer Krümmung entweder fpbärifche oder elliptifche, parabolifche, byperbolifche, cylindri⸗ ſche, coniſche. Von der Zuruͤckſtrahlung der licht— ſtrahlen

II. Shell, 2. Hauptſtuc.

ſtrahlen von dieſen Spiegeln gilt alles das, mas wir oben von den reflectivenden Slächen gefagt haben.

8. 682. Wenn vor einen vertical fiehenden Plan⸗ fpiegel ($. 681.) ein erleuchtetes oder leuchtendes Object geftellt wird, To fieht das Auge das Bild diefes Gegenftandes (Imago obiecti ) hinter dem Spiegel; und zwar fehen wir das Bild eines Punctes in die- fen Planfpiegeln da, wo der ruͤckwaͤrts verlängerte reflectirte Strahl die Perpendikellinie vom Puncte auf und Durch Den Spiegel gezogen Ducchfhneider; oder eigentlicher: wir feben jeden Punct des Ob⸗ jectes hinter dein Spiegel da, wo die reflectirten Strahlen von zwey einfallenden divergirenden des Punctes rücdwärts verlängert fich durchſchnei⸗ den, Denn hier fommt die Spiße des verlängerten tichtfegels zu ftehen, welcher feine Grundfläche auf der Pupille unfers Auges hat.

Es] ſey (Fig. 72.) C ein ftrablender Punet vor dem Planfpies gel AB. Er ſendet Lichtftrablen nah allen Richtungen um fih her; es fällt alfo auch unter andern ein Strahl Cb auf den Planfpiegel in b, und ein Strahl CE in fauf, die wir als die Aufern des Strahlenkegels bCE anſehen wollen. Bende Strahlen werden unter eben den Winfeln reflectirt, unter denen fie auffielen, und der Strahl Cb wird nah g, der Gtrahl CF nad h geworfen. gh fey bie Pupille des Auges, die die Grundfläche des abgeftumpfs ten Strahlenkegels bfgh emipfänat. Werlängern wir die reflectirten Strahlen bg und, fh rüdwärts hinter dem Epieael, fo fchmeiden fie fib in Fz und bier ift der Ort des Bildes. Es empfängt nämlich das Auge den Strah⸗ Ienfegel, der von dem Spiegel zurüdaeworfen wird, ebem fo, als ob feine Spige in F wäre, und er affıcirt das Organ eben fo, und nicht anders; folglich erzeuat fich im uns das Urtbeil, als ob der ftrablende Punct in F wäre, oder wir chen den ftrahlenden Punct nah F bin. Da die Divergenz; der Strahlen von ebenen reflectirenden Flächen nicht neändert wird ($. 671.), fo werden auch die binter dem Gpirgel verlängerten reflectirten Strahlen nicht früher oder fpäter fich fohneiden, ald bC und EC rüdwärts ges

. aoms

Licht. 44ı

nommens ober bie Eonvergen; berfelben in F wird dieſel⸗ bige ſeyn, als die Divergenz der, einfallenden in C war: folglih liegt F fo weit hinter dem Spiegel, als C davor. ift, und der Orr des Bildes iſt da, wo die rüdwärrs vers längerten reflectirten Strahlen von zwey divergirend eins eg eines ftrablenden Punctes ſich durchſchneiden wurden, s Dover man ziehe vom ftrablenden Puncte C die Vers pendiculärlinie Ca auf-den Planfpiegel AB, und verläns gere fie hinter dem Spiegel. Die reflectirten Strahlen gb und hf, ebenfalls hinter dem Spiegel verlängert „' durchs fchneiden jene Perpendifellinie in F. Da die bey a rechts winfligen Dreyecke Cab, Fab die Seite ab mit einana der gemein haben, und der Winfel abF = Bhg == Chbaz- fo ift auch aF = aC, oder der reflectirte Strahl bg fhneıs det bey feiner Verlängerung das Perpendikel CaF in einem Puncte F, der fo weit hinter dem Spiegel ift, als der ftrablende Punct C davor liegt. Eben dies gilt von jedem andern von C fommenden reflectirten Ötrahle,. wie fh, Hier in F ift alfo der Dre des Bildes vom Puncte C; folgs Ih fann man auch fagen: Der Orr des Bildes hinter dem Planfpiegel ift da, wo die difellinie von ſtrahlen⸗ den Puñcte auf den Spiegel gezogen und dahinter perläns gert, vom rüd'wärts verlängerten reflectirten Strahle durchs

J

ſchnitten wird,

Dieſe letztere Regel kannten die aͤltern Optiker ſchon. Sie zeigt uns indeſſen keinen phyſiſchen Grund an, wars nm das Auge das Bild des Punctes C in F fieht; und ift alfo im Grunde nur eine Formel, den Ort des Bildes im Planfpiegel dur Zeichnung . beftimmen. Die erftere - Hegel binaegen enthält zugleich einen phyſiſchen Grund. Barrow (Lectiones opticae. Lond. 1674. 4.) hat’ fie uern deirtlich entwidelt. Sie laͤßt fih auch anf Frumme

piegel anwenden, da die Kegel der Alten nur für Plans fpiegel allein gilt.

. Da wir Planfpiegel auch fir ſolche fphärifhe Hohlfpies gel anfehen Fünnen, deren Radius unendlich groß iſt, fo läßt ſich auch die oben ($. 673. Anın.) angeführte allgemeine Formel für den Vereinigungspunct der reflectirten Strabs len anwenden. Da nämlih r = w gefeßt werden muß 4 00 ſo werwandelt ſich die Formel x m * d. aF GFig. 72.)/ iſt alſo aleih aC nnd ſteht wegen des negativen Zeichens binter dem Spiegel; oder die reflectirs ten Strahlen werden, ruͤckwaͤrts verlängert, in eben Ider Diſtanz binter dem Gpiegel zufammenlaufen, als der Punct der Divergenz vor dem Spiegel fleht.

$. 683. Es laͤßt ſich Hieraus leicht darthun: 1) Warum das Bild im Planfpiegel eben jo weit das | | hinter

442 TI. Sheil: 2. Hauptſtuͤck.

hinter ıft, al das Object davor fleht, und warum jenes fich dieſem nähert, fo. wie diejes dem Spiegel näher. ruft; 2) daß das Bild dem Objecte gleich und ähnlich fenn muͤſſe; 3) daß die rechte Geite der Ob— jecte im Bilde links, die linfe rechts erfcheinen muͤſſe; 4) warum alle Perfonen das Bild des Objects Hinter dem Spiegel an einem und eben demjelben Drte fehen; 5) warım die Bilder nicht die Deutlichfeit oder Staͤrke des Lichts haben, als die Objecte felbft; und 6) warum ein Spiegel, worin ein Menſch fid) ganz ſehen joll, nur halb fo groß und breit zu ſeyn brauche, als der Menfch. |

- 1) Der erſte Sag erhellet aus der Anm. zum vorigen f. ' 4) Der zweyte Satz wird aus f. 671. klar: denn weil der Planfpiegel die Divergenz der darauf fallenden Strablen nicht ändert, fo fender er die von den verſchiedenen ſtrah⸗ lenden Puncten, deren Stellung gegen einander die Figur des Dbijects beſtimmt, auf ihn fallenden Lichtfegel eben fo bey der Reflerion zum Auge, ale wie fie dies vondem Ob⸗ jecte felbft empfangen würde, wenn das Dbject ohne dem Spiegel eben fo weit vom Augeientfernt wäre, als die Spitze des ‚verlängerten Lichtfegels jedes Punctes vom Ange ift. 2 Der dritte Sag folgt natürlich daraus, daß z. B. das ıld unferer Perfon, wenn wir uns darin betrachten, uns direct entgegen ftebt, daher umfere rechte Hand im Bilde zur finfen werden muß, nämlih nur in fo fern, als wir das Bild auf unfer Object bezieben. 4) Der vierte Sat tft eine Folge der Negeln bes $.682., und wenn das Dbject an feinem Orte bleibt, fo bleibt fiir alle die eins zelnen Lichtſtrahlen, die vom Objecte auf den Spiegel, und von da zu den einzelnen Augen fommen, bey der Verlänges rung der reflectirten Strahlen binter dem Spiegel derfels bige Durbfchnittspunct der Perpendifellinie, die vom Dbjecte auf den Epicgel gezogen und dahinter verlängert - werden fanırz oder der Drt des Bildes bleibt unverändert. s) Der fünfte Gap folgt aus der Unvollfommenbeit aller unferer Spieael ($. 680.), woburd verurfacht wird, dag wegen der vielfachen, obgleich unmerfliben, Vertiefungen und Erhöhungen nicht alles auf den Spiegel vom Dbiecte fallende Licht genau eben fo wieder ins Auge reflectirt werden fann, als es das Auge vom Dbiecte felbft erhalten würde, fondern ein Theil anber# wohin zerftreuet wird, Auch wird wohl nad ber verihiedenen Natur der Spiegebs materie mehr oder weniger Licht verichludt, oder ... eine

[4

feine Erpanfiofraft und Strahlung. 6) * fehtte Satz laͤßt ſich durch Zeichnung leicht beweiſen. Es fen ( Fia.73.) AB ein vertical ftehender Danfpiegel, vor welchem tin Ob⸗ ject vertical ſteht. Die Linie CD ftellt die ſenkredte Höhe einer Perfon vor, deren Auge in O fey. Wir brauchen bier nur die Laae der Bilder des oberften und unterften uncteg von CD zu beftimmen. Es aebt von C ein trahl Og nah dem Spiegel, der ımter eben dei Wins kel zurücdgeworfen wird und nah O ins. Auge gelangt. Dieſer Strahl Og rüdfwärts verlängert, durchichneider das Einfallsiotd Ce in co; und bier ift alſo der Drt des Bils _ des von C. Vom unterſten Puncte D geht ein Strahl ‚son D nah i auf den Spiegel, und gelangt durch Re— flerion von i nah O ins Auge; und diefer verlängerte reflectirte Strahl durchſchneidet das Einfallsloth Did in d, wo aljo dag Auge das Bild. von D fiebt. Was von biefen beyden aͤußerſten Buncten des Objeets gilt, ailt auch von allen —**6 liegenden, und das Auge ſieht das ganze Doject im Bilde ca. Der Augenſchein lehrt, daß nur der Theil des Spiegels ABy der zwiſchen grund i liegt jur Reflexion der Strahlen, die von CD nad dem Spieael . ommen, und ins Auge O gelanaen follen, diene, ig iſt aber nur 23 CD, weil cd = CD, und Ca = oa, Kies ib Ca= 3Cc md gg—=äcd=%CD. Was von der 256: des Dbjects gilt, gilt auch von der Breite; und berbaupt bey jeder Entfernung,

$. 684. Kerner läßt fich daraus beweiſen, warum in einem Planfpiegel, der unter einem halben rechten Winkel gegen den Horizont geneigt ift, die Bilder von horizontal daruntet liegenden Objecten aufrechts und perpenbiculär, die von perpendiculären aber hori⸗ zontal erfcheinen. |

Der Perfpectivfaften. \ Es fen CD (Fig. 74.) ein Panfpiegel, der unter ein halben rechten CDA gegen den Horijont AB = ftellt ift;: DE fen ein horizontal liegendes Object, vor den Epiegel geftellt. Bon dem Puncte E acht ein Lichts ſtrahl nah dem Spiegel tn F, umd wird reflectirt nach g. Man ziehe von E die Perpendifellinie auf dem Spiegel ' und verlängere fie hinter dem Spiegel, Ee; man verläns aere auch den reflectirten Strahl fg rüdwärts hinter dem Epiegel, fo fchneidet er die Perpembdifellinie Ee in & und bier iR der Dre des Bildes vom Puncte E. Eben fo fällt von D des Objects ein Strahl Dh nad dem Spiegel und wird von h mad i reflectirt. Man ziehe auch von D die Perpendikellinie Dd hinter den Spiegel, und vertäns gere den reflcetirten Strahl bi rüdwärts, fo fchneibet er

die

444 ı IE Zheil. 2. Hauptſtuͤck.

die: Linie Da. in.d; und bier ift der Ort des Bildes vom Puncte D. Was von den beyden Außerften Puncten D und E gilt, gilt von allen dazwiſchen liegenden; es entftebe alfo ein vertical -ftehendes Bild de vom horizontal liegens en DObjecte DE. J Umgekehrt, wenn de das Dbject iſt, fo iſt DE das Blid davon; und vertical Nebende Objecte bilden ſich alfo horizontal Tiegend ab. Me in einem folhen Spiegel eine Kugel auf einer ges Ebene darunter ſenkrecht in die Hoͤhe zu ſteigen cheint? * Mufchenbroek introd. T. II. j. 1989.

. 685. Ingleichen, warum in einem horizon tal liegenden Planſpiegel die Objecte daruͤber oder darunter verkehrt, das Obere unten und das Untere derſelben oben fich abbilder. - u."

Beyſpiele hierzu: Es fey AB (Pia. 75.) ein horizontal liegens °; der Planfpiegel, anf welchem das Object DE vertical “steht. Dis Auge befinde ih in i, fo wird der Strahl,

“u der von D Mach h anf den Gpiegel fällt und von da unter

eben dem Wınfel refectirt wird, nach i ins Uuge gelangen, Man verlängere dieſen reflectirten Strahl hinter dem Spies el, und verlängere auch die Berticallinie von D auf dem Epiegel, bıs ste fih bende in d ſchneiden, fo ift d das , Bıld des Duncres von D. „Der niedriger liegende Punct F des Obiects wird, wie man auf eine ähnliche Art finden kann, fein Bıld in F mahen. So eutitchen von alien Puncten des Objects DE die Bilder derfelben zwis {hen d und e, und es ſtellt fich alfo im Ganzen ein umger tehrt ſtehendes Bild de des Gegenftandes DE dar,

$. 686. In Planfpiegeln, die fchief gegen ein: ander gefeßt werden, erfcheinen die Objecte dazwiſchen pervielfältigt, wegen der vervielfältigten Neflerion ; und zwar erfeheinen fie fo oft, weniger eins, als der Winkel, den die Spiegel mit einander machen, in 360 Graden enthalten iſt. In parallel gegen einan- der fiber ſtehenden Spiegeln erfcheint das Object, das gerade zwiſchen beyde geſtellt wird, unzählige mal. Hierher gehören die Winfelfpiegel, die nah Urt eines Bus

= bes geöffnet werden fünnen. Das Bild eines dazwiſchen nu . geRells

eftellten Gegenftandes erfcheint bey einem Winkel ver

piegel

von 120 Graden 2 mal

yo 9 3 5 . 72 $ 4 1

60 er Zn sı$ 2 6 6 45 0 st —* 36: 3 „1 uf. w.

Es feven zwey PManfpiegel_AC: und BC (Fig. 76.) unter einem Winfel ACB == 45 Gr. an einander gefügt. Dis Auge O ſey felbft der ſtraählende Punct und befinde fih zwifhen den Spiegeln, fo licht es fih an den Stellen 1y 2, 37 4 5, 6, 7 binter den beyden Spiegeln, und zwar in einem Sreife, deſſen Radius OCT und deſſen Mits telpunck C if. Das Yurye O bilder fich hinter dem Epies ge BC in ı ab, eben fo weit dahinter, als es davor ift, fo auch hinter dem Spiegel AC in 2. Jedes diefer Bilder Ponnen wir Wieder als ein Object in Nücficht des gegen über ſſehenden Spiegels betrachten, hinter dem es ſich fo weit wieder abbilder, ale es davor if. Go bildet fih alfo - 1 binter dem Spiegel AC in 3, 2 hinter den: Gpiegel BC in 4, 3 binter dem (bis b verlängerten) Spiegel BC in .5r 4 binter dem (bis a verlängerten) Spiegel AC in &%

5 binter AC in 7 ab; das Bild von 6 ift mit dem von 7 eins, oder fällt damit’ zufammen, und 7 liegt in der es raden Linie, bie von O durch den Mittelpunct dee Kreiſes C oder den Winkel der Spiegel gezogen werden Fanny und kann fi alfo auf feinem Spiegel werter abbilden.

Die Bilder des einen Spiegels find freylich Feine Ob⸗ jecte für den andern Spiegel in der That, und die im Gedanken verlängerten Spiegel Ca und Cb fonnen feine Bilder wirflib macen, wie mwir uns bier der mehrer Leichtigkeit wegen die Sache vorgeftelli haben... Der wahre Grund der Vieliachheit der. Bilder Tiegt in der vervielläls tigen Reflerion des Lichts zwiſchen diefen Spiegeln, und darin, daß wir da ein Bild des Punctes binfehen , wohin die Epiße des verlängerten Lichtfegele Femmen muß, deis fen Grundflähe die Pupille unferes Auaes 1. Hm dies näber zu erläutern, mollen wie ung zwey Spiegel AC und BC ı $ia. 77.) vorftellen, die unter dem Wınfel von 72 . ®r., BCA, an einander gefuͤgt find, und worm fi alſo

das Dbject viermal abbilden wırd. Das Object fer ın F, die Pupille des Auges ın f, das nun das Bild von Fin 24 24 3, 4. ſieht. Es acht naͤmlich ein Lichtkegel Fih nah dem Spiegel BC, der durch Keflerion von ih nad der Pupille des-Auges in F gelanat und das Urtheil ergeuatyz daß er von ı berfomme, wohin alſo die Seele das Bild von F jest. Es fällt ferner;ein Yichtfegel Fab auf den Epvies gel AC umd gebt durch Reflerion von ab nach Fzur Pu⸗ pille des Auges, das nun das Bild des Punctes F nach a fiht, wohin die Spige des le a

_ ommt.

\

446 II. Theile 2. Hauptftüc,

kommt. a macht ein Bild in 3, nicht dedmenen, weil es fib ben fo weit wieder hinter dem verlängerten Spiegel BCD abbildete, als es davor ift; fondern weil in ung dag Urtheil von dem Daſeyn des Punctes F in 3 entfteht, da der Lichtkegel, der von F nah cd auf den Epreael AC fälle, von da durd Reflexion auf den Spiegel BC in ge eworfen wird, und bier wieder von ge nad der Pupille in £ zuruͤckſtrablt uno fo ins Auge fommt, daß er ben der Verlängerung feine Spitze in 3 .baben muß, over als ob er von 3 herruͤhrte. Das Bild im 4 entfleht auc nicht desivegen, weil ſich das Bild: ı binter dem verlängerten Spiegel ACE fo weit abbildete, als es davor iftz fondern weil ein Strabienfesel von F nad no, von da durch Zus ruͤckſtrahlung nab Im, und von da durch Zurüdfirablung nad der Pupille in f gelangt, und nun fo ins Auge fommt, als ob er von 4 berrübste oder bier feine Spitze hätte. Alle andere Strahfenfegel, die von dem unbeweaten F nach beydeu Spiegeln geben, treffen nach den Zurückſtrah⸗ lungen das Auge nicht , fo lange es in Fi. Go ift es nun in allen andern Fällen diefer Sriegel. Kaefiner de multiplieatione imaginum ope duorum fpeculorum planorum ; in ‚den disfertationib. mathem. er phyf. U. ©. 8. Mujchenbroek introd. ud philof. nat. Il. 1993 1996. | f Hierauf beruhet auch die Einrichtung der Spiegelzims mer, Spiegelcabinette und Spiegelfäften. Gehlers phyſikal. Wörterbuh, Th. IV, ©. 132.4 ff. Bon Abbildungen in Spiegeln, die einen aͤußern Wins kel mit einander bilden, ſ. Mufchenbroek a. a. O. f.. 1992,

$. 687. Vermittelſt der durch Planſpiegel reflec- tirten lichtſtrahlen koͤnnen daher auch Gegenſtaͤnde betrachtet, werden, wenn auch die gerade linie zwi⸗ fchen diefen und dem Auge von undurchfichtigen Koͤr⸗

pern unterbrochen wuͤrde. Hierber gehört: 1) dag Peripectiv, durch ein dickes Brer zu eben, oder das Zauberperjpecriv ( Tubus ws) Gehe

5 phyſ. Wörterbuch, Th. IV. ©. 544.

2) Das A„evelfche Polemoffop, der Wallgucker, Opern Pu ee Mujchenbrock rg 8 J. 1997. Gchler a. a. O. Th. III. ©. 539. |

$. 688. Aus der Meflerion der lichtſtrahlen von den Kugelflächen ($. 672 676.), und aus dem Sage, der auch auf frumme Spiegel anzuwenden

iſt:

iſt: daß das Bild eines ftrahfenden Punctes in einem Spiegel da liegt, .wo von zwey unendlich. nahe eins fallenden divergirenden Strahlen die reflectirten fich durchſchneiden ($. 682.), läßt fich nun auch beftims men, wie die fphärifchen Spiegel Bilder machen.

$. 689. Man fann hieraus leicht finden:

ı) Warum ein Gegenftand in einem hohlen Ku⸗ gelfpiegel gar fein Bild macht, wenn er fich im Brennpuncte der parallelen des gels befindet;

2) Warum das Bild aufrechts Eier dem pie gel und größer als der Gegenftand erfcheint, wenn diefer zwiſchen dem Brennpuncte und dem Spiegel fich befinder;

3) Warum das Bild um defto weiter hinter dem Spiegel, und defto größer erfcheint, je näher der Segenftand nach dem Brennpuncte des Spie⸗ gels zurücktritt; |

4) Warum die Bilder verfehrt und vergrößert

werxrden und ein Luftbild darftellen, das weiter

vom Spiegel fällt, als der Gegenftand davor iſt,

wenn der Brennpunct des Spiegels zwiſchen dem Gegenftande und dem Spiegel fteht;

5) Warum dasumgefehrt ftehende Luftbild Größe und Entfernung des Öegenftandes erlangt, wenn der Segenftand im Mittelpuncte der Kugelfläche ſteht; u

6) Warum diefe umgekehrten $uftbilder" Fleiner werden und dem Gpiegel näher liegen, als der

Gegen:

448 I. Theil 2. Hauptſtuͤck.

Gegenſtand, wenn der Mittelpunct der Kugel: flaͤche zwiſchen den Gegenſtand und den Spie⸗ gel faͤllt; 7) Warum endlich das Object, welches Feine dem Spiegel eoncentrifche Oberfläche hat, darin ver⸗ zerrt dargeftelle wird; weil nämlich dann der Abftand der ſich abbildenden Puncte des Objects vom Spiegel ungleich ift. |

| Mufchenbrocek a. a. D. $f. aout 2023.

1) Es ſey ab (Fig. 78.) ein fphärifcher Hoblipiegel, fein Cen⸗ trum C, fein Breunpunct paralleler Strablen F, und ie dieſem Brennpuncte ſtehe ein frablender Punct; fo wird der Strahlenfeael Fgh bey der Keflerion zum Strablench« linder, und alle von F divergirend sauffallende Strahlen werden zu parallelen ($. C73). Das Auge in Q oder fonft

wo, das einen folhen Strahlenchlinder empfängt, kann kein Wild des Punctes von F empfinden, weil der Strabs lencylinder feine Spige hat. 2) Es ſey der Gegeuſtand DE ( Fig. 79.) zwiſchen dem Brennpuncte F und dem Spiegel ab, Velen Mittelpunct C if. Der obertte Punct D des Obiects wirft einen Etrablenfegel Deh nad dem Spiegel, der unter eben dem Winfel seen wird und nal Q ins Auge gelangt. Er fommt fo ins Auge, als ob er ferne Spiße in d hätte; und hierher fert das Auge das Bild d des Punctes D. Dom nnterften. Puncte E geht ein Strahlenfegel Eik nad dem Spiegel, und durch Reflerios nab Q fo, als ob er von e hinter dem Spiegel berfäme , wohin alfy unfer Auge das Bild e vom Puncte E feßt. Da die Puncte d und e im Bılde weiter ans einander liegen, ale im Objecte D und E, fo feben wir das Bild größer, als den Gegens '- Rand, Der Grund davon liegt in der Abnahme der Divers gen; der Strahlen bey der Reflerion ($. 673. 4-).

3) Je näher der Gegenftand DE ( Fia. 79. ) dem Brenns« puncte Fatritt: um defto mehr nimmt die Divergenz der reflectirten Strahlen ab; deſto fpäter laufen fie bey ter

" Berlängerung binter dem Spiegel zuſammen; deſto weiter ift alfo die. Spige der Strahlenfegel, die das Auge eıns pföngt, von der Grundfläche entfernt ;':defto weiter fälle alio das Bild hinter den Spiegel; uud defto weiter liegen die aͤußerſten Puncte d und e aus einander: folglich defto mehr wird es vergrößert, bie es endlich.unendlich aroß im einer unendlihen Entfernung wird, d. d., gan verſchwin⸗ det , wenn die ftrablenden Puncte um die Brennweite ents fernt find (1). " 2 ,

4

Licht. 449

4) €6 fen der mit der Gpienelfläche concentrifche Ger genftaud DE ( Fig. 80.) fo weit davon entfernt, daß er zwischen dem Breunpuncte F un» dem Gentro C des Spies geld ab ſtehe. Der oberfte Punct D wirft einen Straps lenfeael Dgh auf den Spiegel, drfien Strablen unter eben. dem Winfel refleefirt werden, unter welchem fie auffallen. Sie metden dadurd in ihrer Divergenz vermindert und laufen in d sufammen. Go werden auch die Strablen des Lichtkegels Eik durch Meflerion wieder zufammenlaufend ine. Wäre nun ein Auge in e oder d, fo würde es frey⸗ lich fein Bild von dew Puncten D und E feben, da die ©trablen, die es bier empfängt, ctomvergirend find, und folalich ben der Verlängerung rüdwärts noch weniger zus fammenlaufen, ale die parallelen.(ı). Wan flieht leicht, . daß dies auch der Fall feyn müfle, wenn fih dag Auge näber nah dem Gpieael zu befindet, wo es alle die von dem Spiegel zuruͤckfahrenden Strahlen als convergirend empfängt. Wenn man dies aehörig erwäat, fo wird man gar keinen Einwurf gegen Barrows Theorie ($. 682.) von der Entftebung der Bilder in den Spiegeln bey diefen

ällen finden. Wenn aber in ed eine reflectirende

laͤche ift, auf welche die Strablenfegel ike und ghd aufs allen und davon wieder als diverairende nach allen Geis ten zurüdftrablen, fo wird das Auge, das dieler Tläche zu gerichtet ıft, das ganze Bild ed auf derfelben feben, porausgeiegt, daß diefe reflectirende Fläche keim Kicht anders wober erbält, das die Empfindunacn des Bildes ed verwiſchen koͤnnte. Da die vom Epiegel reflectırten Sträbs lIenteael ghd und ikd fi durchkreuzen, fo wird das Bild ed gegen das Dbject DE verkehrt fteben , und die Puncte d und e werden weiter aus einander licgen , ald D und E.

5) Wenn DE (Fig. 90.) nab C vom Spiegel zurüds trirt und endlich ın ds anlanat, fo tritt dag umgekehrte Luftbild ed dem Spiegel näber, wird Fleiner, und würde endlich dem Geaenftande gleich und aͤhnlich, obaleıch ums getehrt, fenn, wenn alle feine ftrablenden Puncte fo weit vom Spiegel entfernt wären, als C, in welchem Falle DE nur ein Punet fenn müßte.

6) Wenn das Dpject DE (Fig. 81.) fo weit vom Spies . gel ab abftebt, daß das Centrum des Spiegels C zwiſchen demielben und dem Spiegel iſt, fo werden die divergirens den Strahlen der ÖStrablenfegel Dgh und Eik, die von dem öberften und unterften Puncte D und E gegen den Spiegel fabren, durch die Reflexion auch zu convergirenden, die ın e und d zufammenfahren. Da ſich die Strahlen⸗ Pegel nach der Reflerion durchkreuzen, fo machen fie ein umgefehrtes Bild ed des Genenftandes DE, und zwar lies gen die aͤußerſten Puncte e und d ım Bılde einander nÄäber, als D und E im Hbfecte; das Bild ift alfo verkleinert. Nebrigens bat es mir diefem Bilde wieder eben die Bes wandiniß in Anfebung feiner Wahrnehmung, als ım voris en Falle (4). Ein Auge in e oder d eınpfängt nur die pigen der‘ Strahlenfegel, gie ihre Grundflaͤche. a.

450 U. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

Bild ed wird alfo nur dann fihtbar, wenn da, wo die Mereinigungspuncte der reilectirten convergirenden Yichts ftrabten binfallen, eine reflectirend Fläche ift, die diefe Lichtftrablen wieder als divergirende zurüdftrabilen fann. Da ein ftrahleuder Punct des Objects nicht bloß einem Lichtfeael zum Epiegel feuder, fondern auf jeden Punct des Spiegels Lichtſtrahlen vom leuchtenden Dbjecte fallen, fo ftrablt aub 4 B. vom E (Fig. 81.) nicht bloß der Keael Eik auf den Epiegel, fondern auch der Kegel Emn, ft nun das Auge in Q, fo empfängt es uicht allein von dem Wereintannaspuncte der reflecfirten Strahlen ghd, fons dern much von dem der reflectirten Strahlen mne einen Strahlenkegel, deren Grundfläche die Pupille des Auges, und deren Spitze in e ımd d if. Eo liefie fi erklären, wie das Ange in ed ein Bild von DE fehen fönne.

Defien ungeachtet if der Umftand allerdings wahr, daf ein Auge die Bilder der Gegenftände, die weiter pom Spiegel abfteben, als der Radius deſſelben betränt, und die dem Spiegel Lichtfegel zufenden, auf dem Epiegel felbft gewifier Maßen ſchweben ficht ; ein Phänomen, das aus dem bisher Vorgetragenen nicht zu erflären ift, viels leicht einen Gefichtsbetrug zum Grunde hat, und es von neuem beftätigt, daß wir aus mehrern Umftänden, ale aus dem Scheitel der Strahlenkegel, die fcheinbare Stelle der Gegenſtaͤnde beurtheilen.

Kaeftner de obiecti in [pecnlo [phaerico viß magnitudine apparente; in den comment.nov. Goeeting. T. VIII. 1777.

$. 690. Ingleichen Kıft ſich davon die Anwen: dung auf erhadene Augelfpiegel machen, und Dat: aus finden: |

ı) Warum das Bild eines Gegenftandes aufrechte und Fleiner als derfelbe, Hinter dem Spiegel erfcheint; | |

2) Warım das Bild um defto mehr verkleinert wird, je Fleiner der Halbmeffer der Kugelfld: heil;

3) Warum das Bild nie weiter hinter feiner Flaͤ— che erfcheint, als um den vierten Theil des Durchmeffers des Spiegels,

4)

. | L icht. | 451 4) Warum endlich auch das Bild des Gegenſtan⸗

des verzerrt iſt, wenn der Gegenftand nicht cons centrifch ift mir der Spiegelfläche,

Mufchenbroek a. a. D. $j. 1998 1206,

1) Da der imaginäre Vereinigungspunet der, von den Spiegeln diefer Art, reflecrirten divergirenden Strabs len, oder der Strablenfegel, deren Grundflache die Pur pille des Auges ift, allemal binter den, Spiegel fällt ($. 676.), fo muß auch das Bıld der Segenitände hinter dem Spiegel eriheınen, Es ien (Fig. 82.) ab ein conprer SKugelfpiegelr ED das Dbject, das mit dem Spiegel gleihe Krummung bat, C der Mittelpunct des Spiegels, F fein imaginärer Brennpunct paralleler Strablen. Das Auge befinde fib in Q. Es empfängt durch Reflexion die Lichtkegel »Egh und Dik von ven Auferften Puncten B und D des Dbjects, und Nicht das Bild deflelben in ed, Da die Divergenz der Strahlen ben der Neflerion von dies fen Flaͤchen vermehrt wird, fo faufen fie auch rüfmwärts binter dem Spiegel verlängert früber zuſammen, over die Winkel ın e und d find’großer, als die ın E und D; die Puucte e und d liegen alfo näder bey einander, und dag Bild iſt Fleiner, als der Gegenttand, Wenn das Doject auf der dem Spiegel zugekehrten Seite nicht gleihe Kruͤm— mung mit dem Spiegel felbft hat, fo erfcheint es notbwens diger Weife verzerrt. £

2) Ge Meiner der Halbmefler der Spiegelfläche wird, deſto kuͤrzer iſt der Abſtand des Vereinigungspuncts der ruͤckwaͤrts verlängerten reflectirten Strahlen; oder, wenn r Eleiner wird, fo wird in der Formel: —— en ($. 676.), auch diefee x ald Quotient abnehmen, Die rüds wärts verläugerten reflectirten Strahlen werden alio,. bey gleihem Abſtande des Dbjectd vom Spiegel, deſto früher azufammentreffen; die Vereinigungspunete werden deſto näher bey eittander diegen, und das Bild wird alſo deſto kleiner erſcheinen. 3) Je weiter der Gegenſtand vom Spiegel abruͤckt, oder je größer d in der Formel: x = = * wird, deſto groͤßer wird x, oder der Abſtand des Vereinigungspunetes der ruͤckwaͤrts verlängerten reflectirten Etrablen vom Spiegel; aber er fann nie größer werdeny alsyry wenn aub d in Vergleichung mit r wird, oder der Gegen— ftand fo weit vom Spiegel entfernt ift, daß die Diverdenz der von feinen ftrablenden Puncten ausfabrenden Strablen verfhwinder, oder fie zu parallelen werden,

Sa $. 691.

452 U. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

$. 691. Endlich laſſen ſich auch daraus die Er- fcheinungen der cylindrifchen und coniſchen erhabe⸗ nen Spiegel beftimmen. Beyde Arten der Spiegel wirken der Sänge nach als ebene Spiegel, und bilden aljo in fo fern die Gegenftände, deren Fläche mit der Släche diefer Spiegel concentrifch ift, in der ordent- fihen Größe ab. Die cylindrifchen aber find der Duere nad) erhabene Kugelipiegel, und müffen alfo in fo fern verfleinern, und folglich die Gegenftände der Duere nad) fehmäler vorftellen. Die conifchen find der Quere nad) ebenfalls als erhabene Kugelfpiegel anzufehen; da aber die Eirfelflachen nach der Spiße zu immer Ffeiner werden, fo verkleinern fie auch oben mehr, als unten. Beftätigung durch Verſuche und Zeichnungen, die zwar vers

jerrt gemablt find, aber in dicfen Gpiegeln ordentlich erfcheinen ( catoperifhe Anamorphofen ).

Cap. Schorti Magia univerlalis. Herbip. 1657. 4 Ein Inftrument, um Biefe anamorphotiſchen Beichnums

gen zu entwerfen, bat Lenpold beichrieben ( Jac, Leupold Anamorpholis mechanica nova. feipz. 1714. 4.).

Bon Pyramidalfpiegeln. Mufchenbroek a. a. O. ff. 2029. 2030.

Von prismarifchen Spiegeln, Mufchenbroek a, a. D. j. 8032,

Brehung des Lichts,

$. 692. Wenn Sichtftrahlen aus einem Mittel

in ein anderes von verfchiedener Dichtigfeit in einer ſchiefen Richtung übergehen, fo behalten fie, wenn fie die Fläche treffen, die beyde Mittel von einander ſcheidet, nicht mehr die vorige Richtung, fondern werden

Ride 2.00.43 werben von derfelben abgelenft. Man nennt dies die

Brechung der Lichtſtrahlen (Refractio lucis ). Beſtaͤtigung an Glas und Waſſer.

$. 693. Wenn der fchief einfallende Lichtſtrahi (Radius incidens ) SC (Fig. 83.) aus einem dün- nern Mittel, z. DB. aus der luft, im ein Dichteres, z. D. in Waffer, übergeht, fo wird er an der Ober: fläche AB des leßtern in dem Zinfallepuncte (Pun- etum incidentiae ) C von feinem vorigen Wege abge: Ienft, und der geraden finie, die man fenfrecht auf und durch das dichtere Mittel im Einfallspuncte zie: het, dem Einfallslothe oder Neigungslothe ( Cathe- tus incidentiae ) DE näher gebracht, und gebt in der Direction CR. Der Winfel SCD, welchen der ein: fallende Strahl 80 mit dem Einfallslothe DE madıt, heißt der Einfallswinkel (Angulus incidentiae ); der Winfel RCE, telchen der gebrochene Strahl CR, der vox feiner vorigen Nichtung abweicht, mit dem Einfallsfothe DE macht, der Brechungowinkel ( Angulus refractionis,); und der Winfel aCR, wel: cher aus dem verlängerten einfallenden Strahle Ca und dem gebrochenen CR fich bildet, der gebrochene Winkel (Angulus refractus ).

$. 694. Die Erfahrung lehrt allgemein folgen: des Gefes: Wenn das Licht aus einem Dünnern Mittel in ein dichteres ſchief übergeht, fo wird es Dem Perpenditel zu gebrochen, und der re: chungewinkel ift Eleiner, als der Einfallswinkel;

wenn es aber aus dem dichtern Mittel in dao duͤn⸗ nere

44 IL. Sheil. 2. Hauprfüd.

nere ſchief uͤbergeht, ſo wird es vom Perpendikel

ab gebrochen, und der Brechungswinkel iſt größer,

als der Einfallswinkel. . Der gebrochene und eins

fallende Strahl bleiben aber immer mit dem Einfalls⸗

lothe in einerley Ebene. | |

ı) Wenn 3. B. oberhalb AR (Fig. 83.) Luft, unterbalß

Waller ıft, fo wird der fchief einfallende Lichtftrahl SC beym Eintritte ind Wafler nicht nach a tortgehen, fondern

der Pervendifellinne DE jugelenft;. und der Brechungs— winfel RCE ıft kleiner, als der Einfallswintel SCD.

2) Wenn hingegen’ ein Lichtftrahl BC aus dem Wafler uunterbalb AB ſchief in die Luft uͤbergeht, fo wird er von dem Verpendifel DE abaelenft, der Rrehungswintel SCD ift größer , als der Einfallswinfel RCE.

$. 695. Diefe Brechung fteht zwar nicht im genauen Verhältniffe mit dem eigenthuͤmlichen Gewich⸗ te der durchfichtigen Mittel; dagegen aber mag die Größe des Einfallswinkels befchaffen feyn, wie fie will, fo findet immer ein bejtändiges und un- abaͤnderliches Derbältniß zwifchen dem Sinus des Kinfallewinkele fi = ba, und dem Sinus des Srechungewinkels oder dem Brechungefinus FR für einerley Paar von durchfichtigen Mitteln Statt.

$. 696. Jeder Lichtftrahl, der auf die durch⸗ ſichtigen Koͤrper von verſchiedener Dichtigkeit ſenk⸗ recht auffaͤllt, geht ungebrochen durch.

$. 697. Um nun von dieſen Geſetzen der Bre— Hung Anwendung machen zu fönnen auf die davon abhängenden Phänomene, ift es nöthig, das Bre— chungsverhaͤltniß, das ift, das Verhältnif des Bre- Aungsfinus FR zum Einfallsfinus (i= ba, (oder, wenn

td‘. 455 wenn wir den Strahl umgefehrt gehen laffen tollen, das VBerhältnif des Einfallsfinus FR zum Brechungs- ſinus fi oder ha,) der durchfichtigen Mittel zu wiſſen, die der Gegenftand unferer Betrachtung find. Hier genügt es, nur das zwiſchen Luft und gewöhnlichen Glaſe, und zwischen fuft und Waſſer zu wiflen. Das erftere ift nahe wie 3:2, das andere fa wie 4:3. Demnad) ift ( Fig. 83.) ba oder fi: FR=4:3.

Der Brehungefinus verhäft fich zum Einfallsfinus, den man

gleich 2,000 annimmt, wenn das Licht aus der durchſichti⸗ gen Mafle in die Luft gebt,

sah Rochon bey gemeinem Blafe wie s s 1,543

Slıntalafe s $ 14613

a Diamant .@ s 2,755

DBergtroftall s 11875

F islaͤndiſchem Kryſtall— 4 1,625

1, deitill. Wafler von 14° R. s. 14333

rectificırtem MWeingerite : 14378

aefättigter -Kochfalzuuflöfung s 1,375

= Ealmiafauflöfung s 1,382 nach Newton beym Frauenglafe + « s” 1487 _

Steinjalze s 1,545

Alaun 2 1,458

Birriolöhle + ⸗1,428

Kampher ⸗1/500

Baumoͤhle ⸗14466

E Leinoͤhle J 14481

Terpentinoͤhle⸗ % 1,470

6. 698. Sp viele Erklärungen’ auch über die wirfende Urfach des Phänomens der Brechung gege- ben worden find, fo ift doch Feine befriedigender, als die, welche uns Newton felbft davon gegeben hat. Sie redueirt ſich auf die Kraft der Cohärenz, oder, wenn man lieber will, der Anziehung der durchſichti— gen Materie mit dem Stoffe des Lichts, fo mie die Reflexion im Gegentheile ven Mangel diefer Cohaͤrenz

oder Anziehung anzeigt ($ 668. Anın. ). Wir

456°. Theil 2. Haupt.

Wir wollen zur Erläuterung annehmen, daß ebene Flächen bie Mittel von einander trennen, dur welche das Licht auf feinem Wege gebt, und daß diefe Flächen gegen einander

arallel find. Es fen alfo zwiſchen den parallelen Flächen (Bin 84.) NSr nf Wafler oder Glas entbalten, und dars ber und darunter Luft. Mair ziebe mit ihnen ML und ml Mr in gleichen Entfernungen davon parallel. Cie follen den Abſtand daritellen, ben welchem die Wirffamkeit des Koͤr⸗ pers NSnl auf das Licht thätig zu werden anfängt, der war an fib Flein ift, aber: um der Deutfichkeit der Beihnung willen bier verhältnigmäßig fo aroß vorgeftellt wird. Es fomme ein Lichttheilchen in der perpendiculären Richtung Ac aegen die Fläche NS. Go wie es in ce in die Sphäre der Wirffamkeir NS gelangt it, und von dem Theithen des Körpers NS ftärfer Aezogen wird, als vom ‘dem dünnern Medio, aus dem es fommt, fo nimmt feine Beihwindigkeit in dem Raume von e bis rt zu; aber es fann dadurch nicht von feinem Wege abaelenft werden. Es geht bloß mir zunehmender ph a fort und ers langt das Marimum derfelben innerbal .. Sowie es aus q heraustritt, if die Anziehung des Körpers NSnf dagegen feiner Richtung entgegen und der Wirkung auf der obern Fläche gleich; es verliert alfo das Lichttheilhen in dem Raume qt wiederum rüdwärts fo feine Vermeh⸗ rüng der Gefchwindigfeit, als es fie von e gegen t zu wachs fend erhielt. Der ſeukrecht auffallende Strahl erleidet alfo nach diefer Hypotheſe feine Brehung, wie die Erfahrum auch lehrt; und die Gefchwindigkeit des Lichts außerhal ML und ml bleibt fich gleich, Ä

Menn nun das Lichttheilchen in der fchiefen Direction

gegen ML anfommt, fo kann diefe Beivegung in zwev

andere, DF und Fd, zerlegt werden. Da die Wirkung des

| Körpers NS auf das Lichttheilchen nad der Perpendiculärs . linie geſchieht, fo ann die parallele Bewegung DF feine Aenderung erleiden; die Bewegung oder Geſchwindigkeit

Fd hingegen muß, wie vorber gezeigt ift, wachſend zuneh⸗

men, und daher muß das fichttbeilhen von dem Puncte d

an gegen die Fläche NS zu die krumme Linie dI befchreiben,

die ihre hohle Seite gegen NT zu gefehrt hat. Die Tangens

. te li, die die Richtung des Lichttheilchens beym Eintritte

in die Fläche des Körpers NS anzeigt, muß folglih dem

Derpendifel Bb näber fommen und es unter dem kleinern Winfel ilb fehneiden, als die erftere Richtung Dd mit dem Perpendifel Bb bey der Verlängerung machen würde. Da in dem Raume li die Anziehungsfräfte der Materie des Körpers NSnl gegen das fichttheilden' gleich bleiben, fo bleibt es ın der Richtuna Ti unverändert, bie es nad i Hier wird die Anziehung des Koͤrpers gegen das icht, die auf nf perpendiculär ift, feiner Perpendiculärges ſchwindigkeit wiederum hinderlich; fie nimmt daher bey dem Fortgange des Lichts gegen ml zu ftufenmweife wiederum ab, und es wird feine Bahn chen fo von i mad e zu auf die enfgegengejegte Seite gebogen, als es von d na er ab.

eicht. 457

ſchah. Ss verliert Hier allmaͤhlig die Zunahme der Vers pendiculärgeihwindigkeit wieder, die ed in dI erlangte, und bat in e wieder die vorige Geſchwindigkeit, die es beym Einaange in d beiaß. Da die entgegengeſetzten Kruͤm⸗ mungen ie und dI glei find, fo muß auch die Richtung des Lichts in Eeo parallel fenm mit der in Dd, mie die Ers fahrung lehrt, und es muß wieder vom Perpendifel abges lenft werden,

I Endlich it auch die Vermaneität des Verbältniffes zwi⸗ fchen dem Sinus des Einfallswinfeld und des gebrochenen Winkels nach diefer Hypotheſe zu erflären. Es falle näms lich ein Lichtſtrahl Al (Fig. 85.) aus der Luft in ®las, fo wird er im leßtern dem Perpendikel PD zugelenft werden: und der Winfel PIA = DIE mag ieun, tie er will, fo wird der Sinus diefes Einfallswinfeld, oder EF, immer im einem beftändigen aleihen Verbältnifle mit dem Brechungss finus BC feyn; umd zwar wird EF : BC immer nahe wie 3: 2 feyn, wenn der Lıichtitrahl aus der Luft in Glas, und nahe wie £ : 3, wenn er aus der Luft in Wafler tibergebt. Weil nämlich die Sräfte der Anziehung im ®lafe an der brechenden Flaͤche GH die parallele Gefhwindigfeit AP des Lichtpartikelchens nicht Ändern, fondern nur die perpendis euläre PI, und diefe vermehren, wie vorhin gezeigt worden ift; fo wird das Licht in eben der Zeit nach der Drehung von dem Einfallslotbe PD um den gleichen Raum CB ab ges ben, in welcher es fib ihm um den Raum AP näherte. Die Directiom des Lichts gegen die Flaͤche GH mag Henn, welche fie will, fo wird, weil die Anziehungsfräfte diefer Fläche gleich bleiben, die Zunahme der Perpendiculärger ſchwindigkeit PI des Lichts immer diefelbige bleiben, (oder auch die Abnahme derfelben, wenn das Licht aus dem dich⸗ ten in das dünnere Medium übergeht, oder vom Verpen⸗ difel ab gebrochen wird;) oder PI- wird mit IC ein immer gleiches Verbältniß daben, indem PI die Verpendiculärges ſchwindigkeit des Lichts vor der Brehung, IC fie durch die

zrechung vermehrt vorftellt. Hieraus iſt Kar, daß, weil die Geſchwindigkeit des Lichts vor der Brechung aus AP und PI, und nah der Drehung aus CB und IC zufams menaciest ift, es im eimerley Zeit vor der Bredung Aly und nach der Brechung IB durchlaufen muͤſſe. Wenn nun AP = CB genommen wird , und PI und IC einerley Ber: haͤltniß beftändig behalten, fo iſt auch die ganze Geſchwindig⸗ feit des Lichte vor dem Brecben zu der nach dem Brechen in einem unveränderlihen Verhältniffe. Es ift aber

AI: AP (= BC) = fin. tot. Einfallsſinus BC : Bl ) => Brechungsſinus : fin. tot.

——

foistie Al: BI wieder Brechungsfinus zum Einfallsſinus

$. 699. Wenn die Strahlen bey dem Ueber» gange aus dem dichtern Mittel in das Dünnere ſo —— | ſchief

4

x

458 UI. Theil, e. Hauptftüd,

fehief übergehen, daß der Brechungsfinus größer

werden müßte, ale der Sinus totus ift, (welches

unmoͤglich ift,) ſo verwandele fich Die Brechung in Zurücdftrablung.

Es falle ein Strablencvlinder E (Fig. 86.) von der Sonne im finftern Zimmer auf ein aläfernes drenfeitiaes, gleichwinks liges, Prisma in der Direction Ee, fo daß er auf der Fläs che FV faft fenfrecht fen, fo wird er faft ungebrochen durchs geben, aber in dem Glaſe felbft fehr chief auf die. Fläche EV gehen; er follte ‚hier nun ben dem Uebergange ın die Luft vom Verpendifel abaelenft werden; da aber der ‘Dres &ungsfinus dann größer werden müßte, als der Sinus to- tus, fo erfolgt Zurudfirablung von G nah der Flaͤche SF,

und bier geht er, weil er nahe fenfrecht darauf ftebt, auch far ungebrocen in die Luft zuruͤck und bringt bier-Ers

leuchtung zuwege. Auch diefe Erfcheinung folgt aus der vorber angeführten Urfach der Brehung. Die Anziehung der Theilchen des Glaſes zu denen des Lichts macht näms lich jetzt ben der Kleinheit des Einfallswinkels in C die Derpendicnlärgeichwindiafeit defielben beym Uebergange in die Luft ganz verfchwinden , und die Refraction verwandelt fih in Reflerion.

Mufchenhbrock a a. O. 1732. Car. Scherffer inftitut. phyſie. 11. ©. 174 ff.

| $. 700. Den der Brechung des lichts in feinem Uebergange aus einem durchfichtigen Mittel in ein an: deres hängt alfo der Brechungsmwinfel ab: theils von der Natur des brechenden Mittels, theils von der Neigung des einfallenden Strahlee, Gemeinhin find zwar die brechenden Kräfte der durchfichtigen Mittel im Verhäftniffe mit ihrer Dichtigkeit; man kann indeffen nicht fagen, daß diefe Regel ganz genau und daß fie allgemein zutreffe; denn einige durchfich- tige Mittel brechen ftärfer, andere ſchwaͤcher, als es nach Verhaͤltniß ihres eigenthümlichen Gewichts ges fchehen follte, So fann -daher manchmal das Sicht beym Uebergange aus einem Mittel in ein anderes merf-

eiqht. 459

merklich gebrochen werben, obgleich bie fpecififchen Gewichte dieſer Mittel nicht merklich verſchieden find, z. B. Alaun und grüner Vitriol; fo kann es ferner aus einem Mittel in ein anderes ohne Brechung übers - gehen, obgleich die Dichtigfeiten derfelben verfchieden find, wie z. B. bey Baumoͤhl und Borar; ja es fan endlich fogar beym Lebergange aus dem dichtern ing bünnere Mittel dem Perpendifel zu ——— werden, wie bey Waſſer und Terpentinoͤhl. a. a. O. $. 1720 1724

6. 701, Ben dem Brechen in durchſichtigen ebenen Flaͤchen bleiben ſchief einfallende parallele Strahlen auch nach dem Brechen parallel, ſie moͤgen aus dem duͤnnern in das dichtere Mittel, oder umge— kehrt, gehen. Bey dem Uebergange aus einem düns nern Mittel in ein dichteres von ebener Fläche werden einfallende Divergirende in ihrer Divergenz, und einfallende comvergirende Strahlen in ihrer Convers genz yermindert; beym Uebergange aus einem dich⸗ tern in ein duͤnneres Mittel von ebener Flaͤche wer⸗ den divergirende oder convergirende Strahlen mehr Divergirend oder convergirend. Dies folgt aus dem allgemeinen Geſetze der Brechung (5. 694.).

$. 702. Aus dieſem Brechen der lichtſtrahlen in Mitteln von verſchiedener Dichtigkeit und ebenen Fläs chen laͤßt ſich erflären, warum ein Öegenftand unter oder hinter einem ebenen Glaſe dem Ange faſt um ̃.

näher nad) der Oberflaͤche des Glaſes zu erſcheint, als er wirklich liegt; warum eine Muͤnze in einem undurche

IL heil. 2. Hauptſtuͤck.

unduchfichtigen Gefäße, die ben einer gewiſſen Stel: fung des Auges nicht zu fehen ift, fichtbar werden fann, wenn das Gefäß mit Waffer gefüllt wird; warum der Boden eines Gefaͤßes mit Waſſer hohl zu fenn und höher zu liegen jcheint; warum ein Stod im Waffer gebrochen erfcheint; warum ein Zifch im MWaffer nicht an feinem wahren Orte, jondern unge. fähr um ! näher nad) der Oberfläche zu gefehen wird; ‘warum Sterne fhon vor ihrem wirklichen Aufgange und noch nad) ihrem wirklichen Untergange wahrgez nommen, und eine Monofinfterniß gefehen werden fann, wenn die Sonne noch über unferm Horizonte erſcheintz warum die Geſtirne höher nad) dem Zenich zu beobachtet werden, als fie wirklich ftehen;. und worin endlich überhaupt die aſtronomiſche Strahlen⸗ brechung ( Refractio aftronomica ) befteht.

Mufchenbroek a. a. D. |. 1928 1931.

Einierrung ın die aſtronomiſchen Wiflenfchaften, verf. von Lam» pert Hint. Roͤhl. Th. I. Greifswalde 1768. 8. S. 96 140.

$. 703. Noch gehoͤren hierher:

1) Die vervielfältigte Erſcheinung eines Gegen: ſtandes durch ein Rautenglas (Poly&drum).

Es fen ABCD (ie. 87. } ein vielflächig geichliffenes Glas. \ Die drep.vordern Flaͤchen BC, CD und DA feven dem Gegenſtande F zu gerichtet, und hinter der Fläche BA bes finde fib das Auge in O. Dies fiebt nun den Punct F drevfach, in F, in L, und in M. Denn von dem Gtrabs lenfegel, der auf die Flähe CD von demıftrablenden Puncte fält, und wovon wır hier nur die Achie Fg ges Kiaen baben, acht diefe Achfe, da fte fenfrecht auf den lähen CD und BA ſteht, ungebrochen ın das Glas und beraus, und gelangt zum Auae in O. Der Strablenkegel Fb, der auf die Flaͤche CP fällt, wird im Glaſe dem Pers pendifel zugeleukt und beym Austritte aus dem Slaſe vom Perpendikel abgelenft, und,arlanat auch zum Auae ta O, das nun den Gegeuſtand nah L. jegen muß. * v

fo ift es endlich mit dem Strahlenkegel Fh, ber auch nad den erlittenen Brechungen zum Auae in O fommt und die Vorſtellung des Gehen in M erzeugt,

Mufchenbroek 4, a. O. f. 1933.

2) Die dioptrifchen Anamorpbofen, ober Zeich: nungen einzelner Theile, die durch ein polnedris fches Glas betrachtet als ein ordentliches Gans zes ericheinen.

30. Geo. Leutmanns Anmerfungen vom Glatfchleifen. Wits tenberg 1728 8. ©. 96 ff.

3) Die fcheinbare Ortsveränderung der Körper, die durch ein gläfernes Prisma betrachtet werden.

4) Die befondern Erfcheinungen der Strahlen: brechung in der fuft, die an verfchiedenen Stel⸗ fen ungleich erwärmt, und alfo ungleich dicht ift, nach Hrn. Büfch und Gruber. |

Buſeh tractatus duo optici argumenti, Hamb. 1783. Tob, Gruber phoficalifbe Abhandlung über die Strablenbres chuna und Abprallung von erwärmten Flähen, Dresden 1737. 4

$. 704. Merfwürdig und noch immer probles matifch ift die feheinbare Verdoppelung eines Gegen: ftandes durch den durchfichtigen RKalkſpath oder isländifchen Aryıtall,

Neber bie doppelte Bre ung des burchfichtigen Kalkſpaths, von Hrn. Hauyz; in Grens neuem Journ. d. Phyſ. B. 11.

©. 403. j $. 705: Aus den allgemeinen Gefeßen der Strah⸗ fenbrechung ($. 694. 695.), und der Kenntnif Des Verhältniffes der Nefraction der Durchfichtigen Mittel ($. 697.) läßt ſich durch Zeichnungen oder durch Mechnung leicht beftimmen, wie die Brechung der | | Strah- -

262 Well 2. Hauptftüch,

Strahfen in gekruͤmmten Sfächen gefchieht. Wir betrachten nur hier die Brechung der Strahlen in Gläfern, wovon eine oder bende Tlächen eine erha— bene oder hohle Kugelgeftalt haben, die man Kinfen oder Lupen (Lentes ) nennt. Sie find entweder auf einer Seite eben uno auf der andern erhaben (plans conver) (ig. 88.); oder auf beyden Seiten erha= ben (convercomver ) (Fig. 89.); oder auf einer Seite erhaben, auf der andern hohl, fo daß ver Halbmefter der erhabenen Seite Fleiner ift, als der hohlen (Meniſcus) (Fig. 90.). Diefe drey Arten heißen auch zufammen erhabene Kinfen ( Lentes con- vexa® ), denen die hohlen Kinfen oder Hohlglaͤſer (Lentes concavae ) entgegengefeßt find, mo entwe— der die eine Seite eben, die andere hohl iſt Cplancons cav) (Fig. 91.); oder beyde Seiten hohl find (con: cavroncav) (Fig. 92. ); oder eine Seite hohl, die andere erhaben iſt, jo daf der Halbmeſſer der erhabe: nen Seite größer ift, als der hohlen (concaveonver ) (ig. 93.). Ein Glas, das auf einer Seite erhaben und auf der andern hohl it, aber mit einerlen Halb⸗ meſſer, z. B. ein Uhrglas, bricht die Strahlen wie ein planes Glas. $. 706. Die gerade linie DE (Fig. wel⸗ che durch die Mitte der Linſe AB geht und auf ben: den Flächen derſelben perpendiculär fieht, heißt die Are der Kinfe. Die Größe der linſe beftimmt man nad) der Krümmung ihrer Convericät oder Concavi: tät, und fie heißt einzollig, zweyzollig, zehnfuͤßig, jwanzigfüßig, u. ſ. w., wenn der Durchmeſſer der Kugel

Licht. 463 Kugel eE, oder dD, wovon die linſe ein Abſchnitt iſt, ı Zoll, 2 Zoll, 10 Fuß, 20 Fuß, u. ſ. w., betraͤgt.

6. 707. Wenn parallele Strahlen auf erhabene Glaslinſen nahe ben der Achſe des Glaſes fallen, Ho werden fie fo gebrochen, dafs fie hinter der finfe nach der Achfe des Glaſes zufammengehen und fich in einem Puncte vereinigen, welcher der Brennpunct (Focus ) ‚der finfe heißt. Hinter diefem Puncte durchfreuzen fih die Strahlen wieder und werden divergirend. Wenn ftatt paralleler Strahlen divergirende Strah⸗ fen eines leuchtenden Punctes auf die erhabene linſe fallen, fo werden fie nad) dem Brechen 1) weniger Divergirend, wenn die Entfernung des leuchtenden Punctes Fleiner ift, als die Brennweite der linſe; 2) parallel, wenn der leuchtende Punct felbft im Brennpuncte iſt; 3) convergirend, wenn die Ent: fernung des leuchtenden Punctes größer ift, als die Brennweite. - Eonvergivend auffallende Strahlen werden durch diefe Linſen nach dem Brechen natür- licher Weiſe noch mehr convergirend. Man nennt die erhabenen tihfen wegen der angeführten Wirfun: gen auch Sammlungsglaͤſer.

ı) €s füllen (Fig. 95.) auf die biconvere Linfe ab mit der Achfe derfelben, hK, die parallelen Strahlen g und b nahe bev der Achſe des Glafes ein. Ste werden auf der vordern Fläche des Blafes erſt dem Eınfallsiorhe zuaelenft, und beym Ausgange aus der hintern ‚Flache vom Eınfallslorhe abgelenft ; fie werden convergirend und vereinigen ſich mit der Achſe des Glaſes in F, von wo fie wicder als

| el aus eınander fahren, wenn fie fih durchkreuzt aben,

2) Wenn die Strahlen als divernirende auf diefe Linfe fallen, fo werden fie durchs Brechen entweder weniger divergirend, oder parallel, oder convergirend, nach def

verfchiedenen Entfernung des ftrahlenden Junstes . n inſe.

464° 11. Theil. 2. Hauptftüd.

Linfe. Steht nämlich a)ıber Araßlende Yunct im Brenns puncte der Linfe, 3. B. in F (Fig. 25.), fo werben die Strahlen zu parallelen; 2) ftebt er näber, als der Brenns punct, fo werden fie weniger divergirend, wie Fig. 96. wo der flrablende Punct g näber an der Linfe ftebt, als der Brennpumet F, und wo die Strablen gl und gm durch die Brehung beym Einaange in die Linfe und beym Auss

ange aus derielden die Richtung von dn und eo erhalten. Der mittlere Strahl gk geht ungebrochen durch, da er fenfreht auf den Flächen der Liuſe ſteht. Werden die Gtrablen nd und oe rüdwärts verlängert , ſo treffen fie in p zufammen. Da nun der Winfel Ipm Fleiner if,

[8 Igm, fo ift auch die Divergenz der Strablen durd die Breduna vermindert worden, und die Gtrablen fahren fo aus der Linſe, als ob fie von einem weiter entfernten Duncte berfämen, als g if. 3) Wenn der keuchtende Punet weiter entfernt ift, als die Brennweite, fo werden die davon auf die Linie fahrenden divergirenden &trablen u convergirenden, wie ig. 97., wo der firablende Punct A weiter von der Linſe ab abftebt, ale ihr Brennpuncr F3 die- Gtrablen Ao und Aq vereinigen fib nad den erlittes nen Brecbunaen binter der Zinfe mitt der verlängerten Achſe AG inG. Iſt G der ftrablende Punct, fo ift A der Bers einigungspunct der gebrochenen Strahlen.

3) Eonvergirende Strahlen werden noch färfer convers girend durch ‚die Brechung in diefen Linien. Es fen (Fi. 96.) ab eine biconvere Linfe, gegen welche die cunvers

irenden Gtrablen nd und oe fahren, die ohne die Linſe n p jufammenlaufen würden. Gie werden durch Brebung beym Fintrirte in die Linfe und beym Austritte aus deriels ben nah g zu gebrochen, und vereinigen fich dafelbit mit der Achſe. Da nun der Winfel Igm aroͤßer ift, als lpın, fo ift auch die Eonvergenz der Strahlen größer (}. 658.).

$. 708. Die Entfernung des Brennpunctes pa: ralleler Strahlen von der vordern Krümmung des Glaſes, (wenn man auf die Dice des Glaſes nicht Rüuͤckſicht nimmt,) heift die Brennweite (Diftantia focalis). Man findet diefelbe, wenn man die länge des einen Halbmeflers der Krümmung des Glaſes mit der fänge des andern multiplicirt und das Product mit der halben Summe diefer Halbmeffer, (beym Menifeus aber das Product der Halbmeſſer mit ihrer halben Differenz,) dividirt. Ben dem gleichförmig convex⸗

ein 465 - gonbereonveren Glaſe ift folglich die Brennweite dem gemeinfchaftlihen Halbmefler der beyden Flächen des Glaſes gleich; beym planconveren aber dem Durchs meſſer der Kugel, wovon das Glas ein Segment ift, Bey einer Kugel von Glas liegt er um den vierten Theil ihres Durchmeſſers hinter derfelben. .

Wegen der bäufigen Anwendung, die man von dem eönderen Blaslinfen zu madhen bat, ift es nötbig, den Abftand des Wereinigungspunctes der durch bie Linſe gebenden Etrablen mit der Achie der Kinfe, von der Linfe, beredhs

nen zu koͤnnen, wenn der Radius der Kruͤmmungen der Rinfe, der Abftand des leuchtenden Punctes, und das

Brechungsverbältniß zwiſchen Luft und Glas gegeben find,

Die allgemeine Formel dazu läßt fich aus Folgendem her— leiten. Es fey ab (Fig. 98.) eine biconvere Lınfe mıt uns gleiben Krümmungen; der Halbmefler AK der Krümmung Al fey r, der Halbmefler BC der Kruͤmmung BT ſey Rz der leuchtende Punct O fen im der verlängerten Achie der Linſe. Wir wollen bier annehmen , daß der einfallende

Strahl der Achſe ſehr nahe kinfalle, fo daf wir Ol für OA,

PT für PB, und Al und BT für gerade Linien halten füns zen. Man ziehe Ki, als das Einfalsloth, und verläns gere OF geradlinig, fo it KIG der Einfallswinfel, und KG der Sinus daven. Da der Strahl beym Eintritte im Das Glas dem Einfallslorhe zugelenft wird, jo würde er nah der erften Brechung auf der Fläche Al in I die Rich⸗ tung IP erhalten. Man ziehe alfo IP,. und fälewon K Das Perpendikel KH auf IP, fo it KH der ala Diefer Brebungsfinns verbalte fib zum Einfallsfinusz, wenn das Licht aus der Luft in die Lınfe tritt, wie p zu gr und wenn es, aus der. Lınfe in die Luft tritt, wieq zu p Man ziehe noh aus C das Einfallsloth CT auf T, wo der Strahl I in der Richtung nach P zu ans dem Glafe tritt, und bey diefem Austritte vom Einfallslorbe ab ges brodhen wird und in die Richtuna TF gebt. Man vers längere PT nah D zu, und FT nab E zu, und ziehe CD auf DP und CE auf EF perpendiculär, fo it CTD ver @infalswinfel, CD deflen Ginus, und CTE der Bre— &ungswinfel, CE deflen Sinus für den in T aus der Kinfe in die Luft übergebenden Straß! TF. Es fm CD = m, KG = n. Es erbellet aus der Figur, daß piq =

KG (oder n): KH; folglih it KH = -"1; ferner iſt Har, dbafgq:p= CD (ober m): CE; folglih it CE = Sr, & fev ferner OA, oder bie Entfernung des Teuchr

tenden Punctes von der Zinfe, = d; die Dicke ber-Zinfe, 6 g oder

456

ten Werte, wez Heiz pe r= 7, :7. Bticher

II. Theil. * 2. Hauptſtuͤck.

oder AB, 65 PB 23 und der gefuchte Abfland de Vereinigungspunctes des Strahls nach. den Rrechunge mit der Achſe in F, oder FB, = x. Da die rechtwinklia gen Drenefe OAI und OKG ähnlich find, fo it OK:0A— ' KG : Al, das ift, ‚nach dem vorher dafür fubftituirtem

Werthe, dprid=n:Al; es if folglich Al m

Da ferner die Dreyede PAl und PKH ähnlich find, ſo ifl PA:PH = AI:KH, das ift, nad dem dafür fubftituirg | Pr

DEREN > Multipfieite man sun die mittlern’und aͤußerſten z + doe dar

dieſes Verhältniſſes, fo erbält,man FT = 8 tn , woraus man den Werth von =

pP Ze hr Fr ER findet. Da weiter die Drey⸗ ede PCD und PBT ähnlich find, fo it PD:PB= CD:BT, di, ztR:z=m:BT. BTift af = ir Weil endlich auch die Dreyecke FCE und FBT abnlich find, . : m fo it FC: FB= CE:BT,d.i, x+R:x= ni :

xmp. max- me,R Hieraus entſteht die Gleichung wor⸗

aus man einen andern Werth für z = CH

erhält. Aus der Vergleichung diefer bepden Werthe, um x zu erhalten, und nach den gehörigen Reductionens‘ findet man x = „_ _dpgßr 4 dom dppR dpqR-— pgRr deqa dpqr +

dcpgR + cgaBr Bean wie adepa depp + dppr —'eggr + epar | nun die Dice der Linſe AB= e für nichts oder= 0 rechnen⸗ wie wir in der Praris thun fünnen, fo wird in der vorigen Formel x = —— ER —— dppR paRe dpqr »idppr

ae, eelstn nn Ast un Se TEEN ne USERBE Li dp mn dqa(R+r) qRr nn IN nn, DE IR 8 ie all ITB-4ITR Fr) ae Dies ift meine Formel für die Geſtimmung des Abſtandes des Vers einigungspunctes der Strahlen vonder Linfe, ‘oder für FB, wo die Dide der Linfe nicht in Betracht fommt; und zivar dient fie micht nur für Glas, fondern für jeden ans dern durchſichtigen Korper, wenn nur das Brechungevers bälfnif (p äy) befannt iſt, und die Halbmeſſer der

Krümmungen der brechenden Flaͤchen CR,.x), fo wie der | Ad ſtand

id J

uAb ſtand (A) des ſeuchtenden Vuiactes, in Foßen, Zollen oder Linien gegeben iſt. Beym Glaſe iſt p— 30, genauer aber = 33, q = 20 zu nehmen. 0 .

Wenn paraliele Strablen auf die Blaslinfe fallen, fo wird dee oo zu ———— und es wird in der vorigen Back 4 „ER: ö ve ——— SR nun ı) bie Glass linfe biconder, und zwar mit gleichen Halbmeflern der Krümmung, fo it R * *⸗ und fir parallele Strahlen

r wird dann x= 5.7, . Wenn wirgq=z, p=3

nehmen, ſo iſt x = ır, oder aleib dem Halbmeffer der Krümmung, wie ed im f. angegeben if. 3) Iſt die Blaslinfe planconver, fo wird für die ebene Flaͤche derjelben R= , und für parallele Strahlen if x

r & r 17 . Wenn tir das

ve 0,0 7r r u —— —— im Glaſe p:yq=3!:a nebmen, fo wird x = ar, folglich gleih dem Durchmeſſer der erbabes nen Seite, tie im f. amgeneben it. 3) Iſt dıe Glaslinſe endlih ein Meniſcus, fo wird der eine. Halbmeſſern der Krümmimng, oder R, negativ, und für parallele Strahien vers wandelt fich die obige Formel in x Nehmen wir dat Brechungsverhaͤltniß im Giaſe 3:24

2Rr 3* r Producte der Halbmefler, dividirt durch ihre halbe Diffes renz, wie es: im f. angegeben worden ift. ' Er

__

de la. Caille lectiones elementares opticae, Vindob, 1757. 4. Rob. Smiths vollitäydiger Kebrbeariff der Optik, a. d. Engl. mit Aender. und IM. von Abr. Gotth. Kaͤſtner, Altenb 1755. 4. ©. 8ı. ff. Kaͤſtners Antangsar. der Diops trif, Börtina. 1780. ©. 345. ff. Rarfteis Anfangsarlınde der ma’hematifben Wiſſenſchaften, 8. II ©. 316. ff, Scherffer inftitutiones phyhic. P. II. S. 235. ff. ©. 320, ff.

$. 709. Eigentlich fommen nur diejenigen pas ‚‚zallelen Strahlen nad) ven Brechen in einen Punet zufammen, die der Achſe des Glaſes unendlich nahe find. Se weiter die parallelen Strahlen von der Achfe einfallen, deſto Fürzer ift der Abſtand ihres Vereini⸗ gungspunctes vom Glaſe. Die Entfernung dieſes vom erftern Punste. heißt die Abweichung der Strah⸗

Ä 92 len

*

468 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck. j len wegen der Beftalt des Glafes ( Aberratio ex figura). x | $. 710. Sonft kann man die Entfernung des Brennpunctes parallelee Strahlen der erhabenen fin: fen, (obgleich nicht mit aller Schärfe,) auch practifh finden. 1) Man laſſe die Sonnenftrahlen auf die finfe, und die darin gebrochenen auf einen andern Körper fallen, und bemege die linſe fo fange gegen diefen, bis der Punct am heilleuchtendften und Flein: ften wird. Seine Entfernung von der finfe ift die Brennweite. 2) Man bevede die eine Fläche der finfe mit einem genau darauf anfchließenden Papiere, worein ‚viele Fleine runde föcher gefchnitten find, und laſſe Sieht der Sonne hindurch auf eine parallel dar⸗ unter gehaltene Fläche fallen. Iſt diefe Flaͤche weiter oder näher von ber finfe, als die Brennweite, fo ent: ftehen fo viel leuchtende Kreife, als Löcher im Papiere - find; im Brennpuncte hingegen vereinigen fie fich alle in einen Kreis. 3) Man halte die finfe gegen eine weiße Wand ober Tafel, und laffe nun ei⸗ nen Gegenftand, deſſen Diſtanz die Brennweite des Glaſes aber menigftens taufendmal übertreffen muß, darauf durch die linſe fi abbilden. Wenn das Bild am deutlichiten Ift, fo fteht die Wand in der Brenn; weite der fine. 4.) Am beften findet man dieje auch in einem dunkeln Zimmer, in welches durch die Linſe das Sonnenlicht hineinfält. Die Entfernung der Spiße des fid) hier bildenden Strahlenfegels von der linſe ıjt die Brennweite. Die Gründe von allem dies fen werden aus dem Folgenden erhellen, | or $. 7II.

2 i ch t. —7 469

. 711. Jetzt laͤßt ſich auch beſtimmen, wie dieſe erhabenen linſen Bilder von den vor ihnen befindlichen Objecten machen, wenn man zugleich das erwägt, was ($. 682.) gefagt worden ifl. 1) Wenn die von Einem: Punete des Gegenftandes ausfahrenden und auf die Sinfe fallenden Strahlen als parallel anzufehen find, fo ift der Brennpunet das Bild des Gegenftandes, und man fann ihn überhaupt als das Bild eines unendlich) entfernten Gegenftandes anſehen. 2) Kein Bild kann dem Glaſe näher liegen, als der Brennpunet. 3) Wenn der Gegenftand im Brennpuncte fid) befin- det, fo macht er gar Fein Bild, oder er macht ein unendlich großes Bild, in einer unendlichen Entfer- nung, weil die divergirenden Strahlen dann nad) dem Brechen zu parallelen werben, die nicht, oder in einer unendlichen Entfernung, zufommenlaufen. 4) Wenn aber die Strahlen von einem Objeete kom⸗ men, das noch weiter vom Glaſe liegt als der Brenn: punct, und deffen Strahlen, die von feinen einzelnen Yuncten auf die Sinfe fallen, als divergirende darauf kommen, fo vereinigen fi die Strahlen eineg jeden Punctes des Objects, wieder hinter ber finfe und machen ein Bild des ganzen Gegenftandes, das aber verkehrt liegt, und weiter vom Glaſe entfernt ift, ala Die Brennweite, 5) Würde in diefem Galle an dem Drte bes Bildes der Gegenftand ſeyn, fo würde das Bild deffelben da zu flehen Fommen, mo der Det des Gegenftandes felbft war. 6) Ze näher das Obieet dem Glaſe fommt, defto weiter rüdt das Bild vom | ehr weg und wird zugleich deſto größer; und es wird

470. II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

wird endlich ganz verfchwinden, wenn das Dbjert in den DBrennpunct des Glaſes fommt. 7) Endlich, wenn der Gegenſtand näher nad) dem Glaſe liegt, als der Brennpunct, ſo fanı gar Fein Bild entſtehen, da die Strahlen, nicht zufammenfahren, fondern diver- girend bleiben.

Berfuhe: 1) Das Bild-der Flamme eines Lichts ſtellt ih hinter einer converen Yinfe klein und verfehrt vor, went die Flamme weit vom Breunpunete der Linfe entfernt iſt; wird arofier und entfernter, wenn bie Plamme dem Brenu⸗ puncte näher kommt; verſchwindet endlich gaͤnzlich wen die Flamme in den Brenupunct kommt.

2) Man laſſe im finftern Zimmer die parallelen. Strahlen der Sonne auf eine erhabene Linſe Faller, wo man dei durch Brechuug in der Linſe hinter derfeiben ſich bildenden Strabe Tenfedel, und den umgekehrten nach der Durchkreuzung der Strahlen wahrmehmen fann.

Die Strahlen der Sonne find wegen ber weiten Entfernung derfelben von der Erde als parallel unter einander anzufes ben; daher zeigt, fich binter-der Ölaslınje im Brennpuncte derfelben das Freisrunde Bild der Sonne, der wegen der Erhitzung / die er.bemwirft, au der allaemeinen Benenuung des Brennpunctes für den Vereinigungspunct der parallel einfalenden Strahlen Aulaß gegebem hat.

Serner balte man eine erhabene Linſe von mebrern Zollem Brennweite erft dicht vore Auge, und febe dadurd nad einem gebürig erfeuchteten Begenflande, der viel weitet vom Glaſe abſteht, als die Brennweite; fo wird man dem Gegenftand dadurch-erfennen: man entferne mun die Liufe vom Auge, fo wird der Gegenſtand allmählig dem Auge verichwinden; ben noch weiterer Entfernung der Linfe vom Auge aber eudlich verfebrt und verfleinert wahrgenommen werden, und defto Fleiner erfcheinen, je weiter man die Linfe vom Auge entfernt hat.

Es fen ( Fia, 99. ), OCB ein Obiect, das von ber bicons veren Slaslinfe ab weiter abftebe, ais derfelben Brenns punct #7 Bon dem mittlech Mirncte C des Dbiecte acht ein Strahlenfegel nah der Linie, und die divergirenden Strahlen deffetben "werben, zu Converairenden, vereinigen fi aber fpäter zufammen als in der Brennweite der Yinfe f, wie die Berechnung im . 708. lehrtz fie kommen im © zufammen und fahren bier wieder als divergirende aus einander, hr Vereinianngspunet in eo ift das Bild vom zus C. Eben fo werfen die Puncte O und B jeder einem .

trablenkege! mac der Linie, und die Strahlen jedes Kes geld erden. durch die Brechung zw eonvergirenden und machen ein Bild in o und b von den Puncten O und 2

o

tige 2 io. 471 So enfſſteht nun ein Bild des des ganzen Objeets OCB, das aber gegen das Obiect verkehrt ſteht und der Liuſe näber ift, als das Dbject auf der andern Scite. Wenn a. = beo das Obiect waͤre, fo wärde OCB das Bild dayın —— feyn. Wenn in bco eine zjurädftrablende Fläche if, die fonft nar wenig Erleuchtung erhält, fo wird das Bild

bco des Gegenftandes OCB darauf wahrzunehmen feyn. "6,9712. Die Entfernung des Bildes hinter dem Glaſe findet man, wenn man das Product aus der Brennweite des Glaſes in die Entfernung des Ob: jetr8 vom Glaſe durch die. Differenz der Entfernung des Objeets von der Brennweite bes Glaſes dividirt. Der Quotient giebt die Entfernung bes Bildes. : Die Entfernung des Objects vom Glaſe verhält fich zur Entfernung des Bildes von demſelben, wie der Halb:

meffer des Objects zum, Halbmeffer des Bildes,

6. 713. - Zur Erläuterung ber bisher vorgetra⸗ denen Süße von der geradlinigen Ausbreitung bes Lichts, der Zuroͤckſtrahlung, und befonders ber Bre⸗ chung in erhabenen Glaͤſern, und auch ſonſt zur Be⸗ lehrung und Beluſtigung, dienen:

2) Die Camera obſcura des Baptiſta Porta, wovon man die opeifche und Dioptrifche unter: ſcheidet. Zu det letztern gehhrt auch die fo ge:

nannte belle Zammer (Camera clara J I. B. Portae Mike vatnralis, iive de miraculis rerum

naturalium, libr. IV. . Neap. 1558.,$01. Antverp: 1376. 12. Gebr verm. in libr. XX. Neap. 189. Fol. Amftelod.

1. 2664 12. | | 2) Rirchers Zauberlaterne (Laterna magica ).

‘Achanaf. Kircheri ars magna Ineis et umbrae. Amſtelaed. t671. 801. ’s Gravefande Phiyl elem. mathem. T. 11.

Sa 373. ff. | | 1) ta » 3)

472 1. Theil. 2. Hauptftüd.. 3) Lieberkuͤhns Sonnenmitroffop (Microfco-

pium folare).

Befchreibung eines verbefferten Sonnenmikroſkops, von Ernſt Bafıl. Wiedeburg. Nuͤrnb. 1758. 4.

4) Adame Kampenmikrofkop.

Elfay on the micerolcope, by Adams, Lond. 1787. gr. 4. 8 65. Theorie und Beſchreibung des von dem juͤngern Herrn Adams verbeflerten Lampenmifroffops, von Herri nn ‘in Grens ueuem Journal der Phyſik, B 1. ©. 297. Is —F

5) Martins Sonnenmikroſkop für undurchſich⸗ tige Gegenſtaͤnde, wozu auch Aepinus eine Einrichtung des gewoͤhnlichen Sonnenmikroſkops nach Lieberkuͤhns Vorſchlage beſchrieben hat.

Deſeription and ule of an opake ſolar mierofcope. Lond. 1774. 3. Adams a.a.D. ©.92. Emendatio microlcopii folaris, auct. F. V. T. Aepino, in den'nov. Comment, petrop. T. IX. ©. 316. ff. i

3) Die optiſche Camera obkura macht man gewöhnfich daraus begreiflich, daß man annimmt, es fahre (Fig. 100) durch die enge Deffnung £ der Wand ab, die das finftere Zimmer von ben erleuchteten Gegenftänden trennt, von jedem Puncte: diefer Geaenftände, welcher der Oeffnung zugefebrt ift, ein Lichtſtrahl durch das Loch, (wie von den Buncten C, E unb D des Gegenftandes der Strahl Cc, Ee und Dd,) unb falle auf die Wand: ım finftern Zimmer, obne daf zualeich von den benachbarten Puncten des Gegenftandes ein Licht⸗ ſtrahl auf denſelben Puuct diefee Wand fallen kann. AL iron diefer Wand gehen nun die Fichtftraßlen wieder zurüd im das Nuge des Zuſchauers, der alfo auf derfelben das ums gekehrte Bild deo des Gegenftandes CED fiebt. Denn da die Strablen fih in der Deffnung durchfrenzen, fo muß das Bild verkehrt werden, Es wird defto fleiner on nrüfs fen , je näher die Wand, worauf es fih abbildet, an der Definnna ſteht; defto größer, je weiter fie davon entfernt iR. Judeſſen ift diefe VBorkellung von einzelnen Lichtſtrah⸗ len, die von den Puncten des Gegenſtandes nach der Defts nung zu geben follen, nicht der Natur gemäß, fondern fahren vielmehr von den efleachteten Pıracten Gtradlentes

nach der engen Deffnung f, die ihre Spike am firabs enden Vuncte haben, und deren Grimdfläche die Deffnan Kif. Die Strahlen diefer einzelnen Lichtkegel breiten fi bey ihrem Fortgange durch die Deffunng im Bimmer mer weiter aus, und bilden auf der Wand, von der fie aufgefangen werden, erleuchtete Kreisflächen oder: elliptifche Flaͤchen, je nachdem fie ſenkrecht oder fchief darauf 33

Bere #73

Diefe Flähen, die von den Kegeln benachbarter ſtrahlen⸗ der Puncte des Objects herruͤhren / deden fich größten Theils; von jeder Fläche bleibt aber doh ein Punct, nämlich um des Lichtfegels Achſe, der das empfangene Licht reiner und minder vermiſcht ins Auge diverairend zuruͤckſtrahlt, als die iibrigen , von andern benachbarten Flächen mehrraededs ten, Duncte diefer Flähe. So entftebt nun durch dic Zus rüdftrablung von diefen Buncten der Wand aba de eines Bildes des Seaenftandes; Da die Strahlenkehel fi ducchkreuzen, fo it das Bild verfehrt. Je weiter von der Definung im finftern Zimmer das Bild aufgefangen wird: um defto geringer ift wegen der Divergenz der Strahlen die Erleuchtung der zurüdftrablenden Puncte der Wand; um defto minder lebhaft IR alfo das Bild, und auh um befto mehr vergrößert. Da die weiße Wand das Licht fo uruͤckſtrahlt, wie fie es empfängt, fo behalten auch die Duncte bes Bildes die Farbe, welche die Strahlen des trablenfegels hatten, von dem das Licht des Punetes bers rührt; das Auge ficht alfo das Bıld mit den natürlichen ing des Objects. Te größer die Deffnung £ wird, des o umdeutlicher wird das Bild, weil fich dann deſto mehr Strahlenfegel verfchiedener Puncte decken, folglich jene zus rüdftrablenden Puncte der Wand defto mehr das Licht vers miſcht mit dem Lichte anderer benachbarter firablender Puncs te dem Auge zufenden , und alfo das Bild des ganzen Ger 5 weniger rein erhalten werden kann. Indeſſen arf auch die Oeffnung nicht gar zu fein ſeyn, weil ſonſt wieder nicht Erleuchtung genug Statt findet, um die Netz⸗ baut im Auge gehörig zu afficiren. Hierin ift auch der Grund zu fuchen, warum man bey verengerter Pupille, wenn man aus dem ftarfen Tageslichte plöglic ing finftere Zimmer tritt, das Bild der Wand nicht gleich ſieht, fons ern erft 3 ug nachher, wenn durch die erfolgende Erwelterung der Pupille mehr Licht ins Auge kommen kaun. Lebrigens erhellet aus dem Angeführten leicht, wars um die Bilder im finftern Zimmer nie ſcharfe und genaue Umeifle und nie die Dentlichkeit des Gegenftandes haben, und warum fie, bey übrigens gleicher Oeffnung und gleıs her Entfernuna der Wand davon, defto lebbafter find, je mehr die ſich abbildenden Gegenftände erleuchtet find.

In jeden Zimmer, vor welchem erleuchtete Gegehftände fteben , deren Puncte durch die Fenfter des Zimmers Strab⸗ lenfeae! auf die Wände des Zimmers werfen, würden Bils der dreier Gegenſtaͤnde entfteben müflen. Da aber bier je—⸗ ‚der Punct der Wand nicht bloß von einem Puncte der Ges genftände, fondern auch von unzähligen andern zugleich Licht empfängt, das er wieder zuruͤckſtrablt, fo kann Bein reines und unvermifchtes Bild der Gegenftände erzeugt vers den; wir koͤnnen alfo Feine Bilder empfinden , fondern fes ben bloß die zurüdftrahtenden Puncte der Wand ſelbſt.

Mens in die Oeffnung F der Wand des finftern Zimmers ab (Fig. 101.) eıne tleine erbabene Glaslinfe geieht wird, deren Brennweite mehrere Fuß beträgt, fo werden die ee

verg

474

weit von ber

IL Theil: 2. Hauptſtuͤck. verairenden Gtrablen der Strablenfeael, die von den leuch⸗ tenden Duneten der Gegenftände nach der Linſe zu aeben, durch die Brebuma zu consergirendenz; wird nun die Wand⸗

auf der ſich das Bıld abmablen fol, aenau in den Bereis nigungspumct der Etrablen der einzelnen Strahlenfegel ge⸗

ſtellt, fo entftebr ein reimeres Bild des ſtrahlenden Punctes,

und fo des aanzen Gegenſtandes auf der Wand ın diefer dioptrifdyen Camera obſcura, als in der vorigen optifchen. Da aber ben der verichiebenen Entfernung mehrerer frabs lenber -Puncte der Objeete, umd eines und deſſelben Ob⸗ jects, von der Linfe, der Vereinigungspunct der einzelnen ©trahlen, die de einerien Strablenkegel gebören , ungleich

infe entfernt if; fo fiebt man leicht, daß man von dem verfchiedentlich weit entfernten Begenfländen,

oder Duncten der Gegenftände, nicht gleich deutliche Bils

der erhält.

Hierher aebört nun auch die tragbare Camera obfura Camera obfcura portatilis), der im Ganzen die Einrichs

tung des einentlih ‚finftern Zimmers ahnlich if. CM. f.

Muj/chenbrock introd, ad philof. nat. f. 2333.)

Die Rheinthaleriſche Camera clara ift im Grunde nichts weiter, als eine folcbe tranbare Camera obfeura, übertrifft aber au Nettigkeit der Abbildung und an Klarbeit des Bils des die letztere fehr; ihr Unterfchied ift, daß das Bild dars in nochmals durch ein erhabenes Glas betrachtet wird, und dafı wegen der großen Definung der Gläfer die Darflelluna darin sehr licht und heil wird. Es fen (Fig. 102.) DFGH ein bölserner Kaften, der zur Verhütung des falfi Lichts inwendig ſchwarz gefärbt if. Im der vordern Wand DG ift ein erbäben gefchliffenes Glas; in der ed che Im ftebt ein Vlanfpiegel, und in der obern Wand DF iſt wieder ein erbaben geſchliffenes Glas. Wenn nun die pordete Wand DG einem erleuchteten a zuge⸗ Febrt iſt, der weiter davon abſteht, als die Brennweite der Linfe in DG beträgt; fo würde er in dem Kajten binter der Linſe ein antachehrted Bild von fib machen, das um

deſto mehr verkleinert ift und defto näher aegen die Linie

au ſteht, je weiter der Gegenftand vom Glaſe entfernt if, wie aus dem Vorigen befaunt ift. Ebe aber die Strablen der einzelnen Strahlenkegel zu einem Puncte, oder zu eis nem Bilde des Vunetes, zufammentreffen fonnen, fahren fie auf den Planfpiegel Im, werden von diefem unterl eben dem Winkel reflectırt, unter dem fie auffallen, und mas chen ein borizontales Bild des ganzen Gegenftandes in der Verkleinerung, die der Meite des Gegenſtandes und der Krümmung der Linſe zugehörig ift. Da diefes Bild der obern Linſe näber liegt, ale Brennweite beträgt, fo werden die davon ausfahrenden Strahlen bloß als minder divergi⸗ vende ind Auge fommen, und alſo nur verutfachen, daß das Bild tiefer vom Auge binabgefegt ann unter einem aröfern Sehewinkel wahrgenemmien wird. Je weiter der Segenſtand von der Linfe ın DG abrüdtz; deflo weiter lieat das Bild ab vom der Linfe in DF hinab entfernt; deſto wer

niger

*

ee al 25

niger divergirend erden die Strablen, die von dem Puncs ten, welche das Bild machen und nach der Linſe in DF zu geben, nah der Bredung in derfelben folglich defto weiter fcheint das Bild entfernt. Daber bilden fir Lands fhaften- u. dergl, Gegenftäude in diefer Camera clara pers fpectinifch-ab. Gewöhnlich ift die Einrichtung fo gemacht, dak die Wand DG vom Spiegel ml mehr oder weniger ents ferut werden kann, wodurch das Bild eines naben Gegens ſtaudes, welches dur das Glas im DF betrachtet wird, mehr oder weniger vergrößert erfcheint. Um das Bild im diefer Camera clara zu feben, muß man das Auge über das Glas in FD halten, Es ift aber zu merfen, daß auf diefes Glas wenig oder fein fehr ftarfes Licht von audern Gegenftänden Fallen muß, wenn man das Bild, darunter geborig deutlich fehen wills daher it es am beften, auf DF noch einen oben offenen vieredigen, immendig geichwärzs ten Kaften von Pappe oder Holz zu feßen, in den man binab

: #) Das Weſentliche der Zauberlaterne wird au? Folgendem ers heilen.” Im Brennpuncte F eines Hohlipiegeld ab (Fig. 103.) ftebe die Flamme einer Lampe. Die divergirenden Strahlen Fg, Fe, Fh werden von demfelben als parallele aurüdgemworfen ; fie treffen bev ihrem Kortgange auf d erbabene Glas kl und werden durch daflelbe zur conver renden Strahlen gemacht. Ebe fie aber noch in dem Brenns puncte der Linfe kl zufammenlaufen, treffen fie auf die durhfbeinend gemahlte Abbildung auf Glas, das in ADB ſteht. (Die übrigen Stellen des Glaſes find undurchfichtig ag Die Strahlen gewähren ſolcher Geſtalt der Abs dung eine ftarfe Erleuchtung. Sie fabren convergirend auf die zwente Blaslinfe mn und werden dadurch noch ſtaͤrker comvergirend; fie treffen in E mit der Achſe zufams - men; durchkreuzen fich dafelbft , und geben als diverdirende auf die dritte Glaslinfe op , wo fie, weil FE näber liegt, als die Brennweite paralleler Strahlen ift, ald minder divers irende ausfahren. "Steht num die Lampe: in ein Ges Häufe eingeichloffen , das bloß nach der Geite der Linien zu offen ift ‚, fo wird in einem dunfeln Zimmer auf der weifen Wand bda ein hell erleuchterer Kreis gebildet, wenn das Gemaͤhlde AB nicht da iſt, der defto größer if, je meiter di Wand bda non der Zanberlaterne entfernt fteht, der aber auch deſto meht in der Intenfität feiner Erleuchtung ges ſchwaͤcht if. Daß letzte Glas op muß von mn mehr ent? - fernt oder ihm mehr genäbert werden fünnen, damit die durch daffelbe hindurch fahrenden Strahlen weniger oder mehr divergirend nemacht werden fünnen., Wird das Ges maͤhlde an feinen Drt ADB geftellt, fo mahlt fi das Bild auf der Wand bda ab, und zwar umgefchrt, wegen der Durchfreuzung der Strahlen in f. Da aber eiaentlich von den Puncten des erleuchteten Gemaͤhldes in AB nicht einzelne Lichtſtrahlen, fondern Strablenfegel ausfahren, Deren Gtrablen durch die Brechung in op wieder au convergirens den werden , fo wird das Bıld auf der Wand bda nur beo einer gewiſſen Entfernung derfelben von der Linſe op gebos

»

476

IL Theil: 3 Hauptſtuͤck. —J Deutlichkeit haben, naͤmlich nur alsbatin;: wenn te Vereinigungspuncie der Strahlen einzelner Sirahien⸗ kegel genau auf die Wand treffen. Iſt dies nicht der Fall, fo muf man die Linſe op, oderdie ganze Beräthichaft, fo lange verichieben , bis das -Bild die gehörige Dentlichfeit hat. Damit das Bild werde, ſtellt man das Gemaͤhlde in AB verkehrt. Laͤßt man das Bild in einen auffteigenden Rauch fallen, fo fcheint es einen körperlichen Ranm einzus nebmen und Fann täufchende Erfcheinungen bervorbringen.

Das deſſen Erfinder ber. ſel. Lieberfühn if, iſt von der Zauberlaterne dadurch unterſchieden, daf die Erleuhtung daben durch das ungleich ftärtere Sonnens licht erhalten wird. Es werden nämlich die Strahlen der Sonne durch einen Planfpiegel auf eine in der Deffnung des finftern Zimmers ftehende Glaslinfe fenfrecht reflectirt und durh Brechung zu "convergirenden gemacht; ebe fie aber noch in den Brennpunct der Yinfe zufammenlaufen, treffen fie in dem Rohre, worein man fie geben läßt, auf einen kleinen durchfcheinenden Gegenftand, der in einem Dbjectenträger gehalten wird, und gewähren. ihm ſo eine Sehr ftarfe Erleuchtung. Die davon ausfahrenden: Lichts

rablen gehen dann. wieder auf eine Feine mifroffopifche

infe, die. der erftern Linfe etwas näher fteht, als die Sums me ihrer Brennweiten befrägt, damit die Ötrdblen ale ftarf divergirende aus ihr. berausfahren. Stellt man nun eine weiße Wand gegen über, fo bi'det ſich das Feine Dbr ject darauf ungemein ftarf vergrößert aby und zwar um deſto mehr, je weiter man die Wand davon entferut, oder je Eleiner die Brennweite der mitroftopifchen Linfe if. Eis gast ift es doch nur der Schatten des Objects, der feine

mriffe beftimmt, obgleich auch die durchfcheinenden Gtels len defielben Licht durchlafien , und. daher au im Bilde die Zarbe zeigen, die fie felbft Gaben.

Die nähere Befchaffenheit diefer ſchaͤtzbaren Vorrichtun laͤßt ſich am beften durd die Zerlegung derſelben und dur ihren Gebrauch zeigen. J—

$. 714. Hohlglaͤſer ($. 705.), namentlich das Planconcanglas, das concavconcave, und conver: eoncabe, zerfireuen die Strahlen, welche von den

erhabenen Öfäfern gefammelt werden ($. 707.), und

heißen besiegen auch Zerftreuungegläfer. ı) Pa: wallel mit der Achfe darauf fallende Strahlen werden

nach tung

der auf der andern Seite des Glaſes liege und der

dem Brechen divergivend, und haben eine Rich: ‚, als wenn fie alle aus einem Puncte kaͤmen,

Zer⸗

us De 477° Serftreuungepunet (Punctum difperßonis) ober der eingebildere Brennpunct heißt; 2) divergirend dars auf fallende Strahlen werben nad) dem Brechen noch mehr divergirend; und 3) convergirend auffallende werben entweder weniger condergirend, ober parallel, oder gar divergirend, je nachdem ihre Convergenz größer oder geringer ift. - |

1) Es falle (Fig. 104.) auf die biconcane Glaslinfe ab der

Strahl op, fo wird er, weil er fenfrecht auf den Flähen - der Line fteht, ungebrochen nah k hindurdgeben. Mit biefem falen die Strahler nd und me parallel. Sie wer⸗ den auf dem Einfallspuncte der erfiern Krümmung der Linfe dem Einfallslothe zugelenft, und beym Austritte aus der andern Krümmung vom Einfallsiothe daſelbſt abgelenkt, und erhalten, die Richtung nah t und ſ. Sie fahren alfo divergirend aus, fo, ald wenn fie, ohne die Lınfe, vor F berfämen. Diefen Punct F nennt man daber auch den eingebildeten Brennpunct der parallelen auf die Linfe fallehs den Strahlen.

=) Es fallen (Fig. 105.) von dem Puncte d die divergirend aus⸗

. gebenden Strahlen df, de und dg auf die biconvere Linfe

ab. Der Strahl de geht ungebrochen durch nad) 1, da er

ſenkrecht darauf fteht; die Strahlen df und dg hingegen

werden durch die doppelten Brechungen auf beyden Flächen

der Linſe in die Richtungen nah k und. m gebracht und fahs

ren fo auß dem Glaſe, als ob ſie von o herfämen. Da der

Winfel kom größer ift, als fdg, fo if die Divergenz der ©trahlen vermehrt. *

3) Es fallen (Fig. 105.) die convergirenden Strahlen k, 1, and m auf die Zinfe ab; fie werden durch die Brechung nah d zu gehen und dafelbft zufammentrefften. Da nun £dg £teiner ıft, ald kom, fo ift die Convergenz vermindert,

Wenn die convergirenden Etrahlen t, k, L (Fig. 1 nach dem imaginären Brennpuncte F der-biconveren fin ab zu gerichtet find, fo werden fie durch die Brechung zu den parallelen dn, po,em,

Wenn endlich die convergirenden Strahlen t, k, und £ (Fig. 106.) nad o, als der doppelten Brennweite der Linfe ab, zu gerichtet find, fo werden fie nach der Brechung fo divergiren, als ob fie-von der doppelten Brennweite der Rinfe auf der andern Seite herrüßrten,

* * *

Um den Ahftand ‚des imaginären Vereinigungẽspunctes der von einem Gegenftande auf die Hohlglaͤſer * vergi⸗

278 II. Theil? 2 Hauptftüd.

. ‚sergirenden oder parallelen Strahlen Hinter der "Tinfe, oder x, zu finden, dient die oben 4 708. Anm.) bergeleis ° tete Formel ebenfalls, wenn der Abftand des ftrablenden Yunctes (d), die Halbmefler der Krimmungen der Line R, r), und das Brechungsverbältnig (p : q) gegeben ins nur mit dem Unterfchiede , daß der Fäbter-des. Bruchs das Zeichen: —, erhält, und der Vereinigungspunct aljo ruͤck⸗ waͤrte binter der kinſe liegt. 1

Es iſt dieſemnach im Allgemeinen x = 2 Fuͤr parallele Strahlen

ws d= »,pidx= en) ı) IAdie Blaslinfe biconcav, und zwar mit gleichen. Halbmeflern der

e 5 e r? > Krümmung, fo ift für parallele Strahlen x = ãA—

und wenn beym Glafep :q = 3 : 2 angenommen wird, \ fo if in diefem Falle x = r. 2) Wenn die @taslinie | planconcav ift, fo ift, weil dann R .s zu ſetzen if, für parallele Strahlen x = und wenn wir p!igq= 3:2 nehmen, x ar. ») In das Glas comverconcay; fo ift für paraßele Strahlen x = —— I zund

q)ir— R) für das angeführte ————— des Glaſes iſt x r

"say $. 715. Da die Hohlgläfer die Strahlen, - wel: che bivergirend von einem Gegenftande ausfahren ($. 714:), jerfteeuen, und der Punct des Bildes eines Gegenftandes nur da gefehen werden kann, wo zwey unendlich nahe einfallende Strahlen ſich durchſchnei⸗ den ($. 682.), diefes aber in Hohlgläfern nicht ge: fehieht; fo fieht man, daß fie auch kein Bild von den Gegenftanden machen fönnen. Da fie aber aus dem. Glaſe in einer folhen fage aus einander fahren, daß fie ruͤckkwaͤrts verlängert hinter dem Glaſe in einer ley Vereinigungspunct zufammenlaufen wuͤrden, fo ' Dimnmt man dieſen eingebildeten Vereinigungspunct * Strahlen von einem. Object: als das, Bild Des ——— | | Objects

Hide. 479

Objetts an. Diefes Bild iſt aber nur «in mathemati⸗ ſches, und fein phnfifches Bild. - Auch. jedes erhabe⸗ ne Glas hat die Natur des Hohlglafes, wenn der Ge- genftand demfelben näher liegt, als ver Brennpunet

‚G. 711.0 7.).

Verſchiedene Brehbarteit des farbi⸗ gen Lichts. | Newtons Farbentheorie,

$. 716. , Mit der Brehung des fichts in durch

fi tigen Mitteln von verfchiedener Dichtigfeit ift noch ein anderer merkwuͤrdiger Erfolg verbunden, nämlich die Trennung des weißen $ichtftrahls in mehrere. de- faͤrbte. Wenn man diefemnad) ein dünnes Bündel weißer Somenftrahlen FG (Sig. 107.) durch eine Kleine runde Deffnung von ungefähr ! Zoll im Durchs mefjer in ein dunfles verfinftertes Zimmer ‚fo fallen läßt, daß es von einem gläfernen horizontal gefiellten brepfeitigen Prisma P aufgefangen wird, fo wird der Strahl nad) dem Durchgange durchs Prisma auf der vertica! ftehenden Wand in I fein rundes und weis ßes Bild der Sonne machen, mie er thun müßte, da bey der Brechung in ebenen Flächen parallele Strahs len parallel bleiben ($.701.);. fondern man fieht auf der Wand ein längliches Sarbenbild (Spectrum) BC, das an den beyden Seiten durch. gerade parallele oben und unten aber durch Cirkelbogen begtenzt ft, und aus folgenden über. einander liegenden, in einander fließenden, und verſchiedentlich gefärbten beſteht; naͤmlich von unten nach oben zu: roth,

480 IL Shell: 2. Hauptftüd. |

vorh, orange, hellgelb, geün, hellblau, indigo⸗ blau, violett.

$. 717. ‚Ehe wir zur Erflärung dieſes an frucht⸗ baren Folgerungen ſo uͤberaus reichen Phaͤnomens übergehen, das ſeit Newton ben Namen der ver⸗ ſchiedenen Brechbarkeit des Lichts (Diverfa refran- gibilitas ftaminum. BHeis) erhalten hat, wollen wie erft noc) mehrere Limftände des Phänomens näher bes trachten,, ‚die zur Erläuterung der Theorie des uns fterblichen Erfinders und feiner Darauf gebaueten fehre yon den Sarben abzwecken.

Optice, five de reflexionibus, refractionibus, inflexioni- bus et coloribus lucis, libri IIF, auet, If. Newtone , lat. redd. Sam. Clarke, Lond. 1706. 4.

$. 718. Die Breite des auf.der Wand in BC Sig. 107.) bervorgebrachten Farbenbildes ift die des mweißen Kreifes, der ohne das Prisma von dem Strahle Fg in I wuͤrde gebildet werden; die fänge des Bildes übertrifft die Breite etwa fünfmal. Wenn man die fänge des Farbenbildes ı feßt, fo beträgt die Höhe des rothen farbigen 2, des oran⸗ gefarbenen z&, des hellgelben z?, des grünen %, des hellblauen X, des indigoolauen Z, des violblauen #. Theilt man die Peripherie eines Kreifes nach Verhäft: niß diefer Räume ein, fo fommen für das Rothe 45, für das DOrangegelbe 27, für das Helfgelbe 48, für das Gruͤne 60, für das Hellblaue Ko, fir das Ins Digoblane 40, und für das Violblaue go Grade dies fer Peripherie, |

J $. 719.

.

Licht. 481

$. 719. Wenn man die durch das erſtere Pris: ma P hindurch gehenden gefärbten Strahlen (Big. 108.) etwa in der Entfernung von einem Fuße durch ein zweytes drenfeitiges Prisma AB, deffen Achfe vers tical geftelle ift, gehen läßt, fo erfcheine das Farben⸗ bild auf der Wand mit denſelben Dimenſionen und in feiner Farbenreihe dem erſtern aͤhnlich, aber in ei— ner geneigten Stellung MN, | |

$. 720. Wenn man in dem Verfuche (Big, 107.) durchfichtige Glaͤſer, die gleichförmig roch, oder geün, oder blau gefärbt, und auf benden Slächen eben find, hinter das Prisma in der Entfernung von einem Fuße in die aus demfelben fahrenden gefärbten Strahlen hält, fo läßt jedes Glas nur diejenigen ges färbten Strahlen durch, die es im gebrochenen Sichte zeigt und die Durchgehenden Strahlen bilden auf der Wand einen einzigen, gleichförmig gefärbten Kreis, deſſen Durchmeffer die Breite des Farbenbildes har.

$. 721. Man laffe einzelne gefärbte Strahfen, bie aus dem erften Prisma SVT ($ig. 109.) heraus: fommen, in einer hinlänglicyen Entfernung Durch ei⸗ ne Feine Deffnung X eines vertical geftellten Bretes PO gehen, und, um bie darüber oder darunter be; findlichen anders gefärbten Strahlen defto beffer abzu⸗ ſondern, ſie noch einmal durch die eben ſo große Oeff⸗ nung eines andern Bretes pq treten, das mit dem erftern parallel, und etiva 10 bis 12 Fuß davon ges ſtellt iſ. Die durchgehenden Strahlen fange man mit einem zweyten Prisma stv auf, fo wird der ein:

Dh fach

482 IL Theil. 2. Hauptftück.

fach gefärbte Strahl auf der Wand Yy nach diefem zweyten Brechen in der Farbe ungeändert erfcheinen und ein freisrundes Bild auf der Wand machen.

Durch) fanfte Umdrehung des erftern Prisma SVT fann man nach und nad) alle einfach gefärbte Strah: fen des fiebenfachen Farbenbildes durch das Soc) in X „bringen, Wenn ſie nun fo alle einzeln nach und nach unter-einerlen Einfallswinfel auf das zweyte Prisma stv gebracht worden find, fo wird man wahrnehmen, das der rothe Strahl auf ver Wand Yy am niedrig: fien nach Z zu, der orangefarbene etwas höher, der gelbe nod) etwas höher, und fo immer fort, nach) der Reihe der Farben im Sarbenbilde von unten auf zu lie: gen fommen. Der rothe Strahl wird alfo weniger ge: brochen, als der grüne; diefer weniger, als der blaue; und der violette am ftärfften. - Die verſchiedenen Strahlen des fiebenfachen farbigen Lichts in dem Sarbenbilde des Prisma baben alfo ein verfihiedes nes Srechungeverhaͤltniß in einerley drechenden Mitteln.

Wenn wir den gemeinſchaftlichen Einfallsſinus ben den verſchie⸗ bentlih gefärbten Gtrablen des Farbenbildes = ı feßen, fo it ver Brechungsſinus, wenn dag Licht aus einem und demfelben Glafe ın die Luft tritt, in dem Lichte des Fars benbildes:

. für die roren Gtrablen, von ber unterften Grenze des Fars benbildes bis zur Grenze des Drangegelb = 1,54 ws 1154255

für die orangefarbenen bie zur Grenze des Hellgelb F 1,5425 bis 1,5445 für die beilgelben bis zur Grenze ded Grün = 17/544 bie 1,5 4667 ; für gruͤnen bis zur Grenze des Hellblau = 1154667 1,55 5 für die hellblauen bis zur Brenje des Indigohlon = 1,55 bis 14553335

y für

Licht. 483

für die indigoblauen bis jur Grenze des Violett 1,55333 bie 1155555 3

für die violerten bis zur oberften Brenze bee arbenbildes + 1155555 bis 1,56.

Die größte Brechbarkeit des violblauen und die Fleinfte des

rothen Strahls in alſo gegen einander wie 1456 ; 1,54 = 78:77, . $. 722. Man laffe auf ei ein rechtwinkliges Pris- ma IKL (Sig. 110.) im finftern Zimmer ein Bi del Sonnenftrahlen fo fallen, daß es auf die Fläche IK des Prisma faft perpendiculär zu ftehen Fommt, fo wird es durch diefe Fläche: ungebrochen durchgehen, aber beym Austritte aus dieſer Fläche IL in M gebro: hen werden und ein Farbenbild ORS auf der ver ticalen Wand NN machen. Man drehe nun das Prisma IKL von I nach) K allmählig um feine Ach— fe, während man noch ein anderes Prisma ın VTX geftellt hat, deſſen zwey breitere Flächen einen Win: fel von etwa 35 Grad mit einander machen. Go mie jeßt durch die Umdrehung des Prisma IKL der Strahl gegen die Fläche IL unter einem Winfel von 50 Gr. zu fallen anfängt, jo wird, mie fchon oben ($. 699.) bemerft worden ift, ein Theil des lichts durch M nicht mehr hindurchgehen, fondern die Brechung wird ſich in Zurüdftrahlung verwandeln, und es wird endlich alles Sicht reflectirt werden, fo wie der Winkel Feiner wird. Ben diefer allmähligen Abnahme des Winkels durch die Umdrehung des Prisma fängt nun ein Theil licht an, nad) O zu reflectire zu werden; wird es. nun hier von einem andern Prisma gebrochen, fo bildet fi) auf ver Wand PO ein Sarbenbild, und zwar zu: erſt ein violblaues in q, hernach auch noch das andere 22 Blau

484 II. Theil. 2. Hauptftüc.

Plau daneben, dann ein grünes inr,u.f.mw., fort, bis zulegt auch das Roth in s dazu kommt, ſo, wie man fortfährt, das Prisma IKL allmählig von I nad) K umzudrehen. So wie aber die blau gefärbten Strahlen in. q zum VBorfcheine kommen, fo fangen fie an, dem erfien Bilde in Q zu mangeln; und die Gar: be, die in Q zuerft verſchwindet, erfcheint zuerft in griff. ‚Ein Beweis, daß unter den angeführten Umftänden die blauen Strahlen eher reflectirt werden, als die grünen; dieſe eher, als die rothen; oder daß die brechbarften Strahlen auch am leichteften in M re> flectirt werden.

$. 723. Man laffe einen Strahlencylinder durch einerunde Deffnung in das finftere Zimmer in horizontas fer Richtung treten; man laffe ihn ın der Entfernung von 10 bis 12 Fuß von der Deffnung auf eine vertical ftehen- de erhabene Glaslinſe LL (Fig. ııı.), deren Brenn: weite 4 bis 5 Fuß beträgt, fallen, und die durchge— henden Strahlen nun durd) das.nahe dahinter gejtells te Prisma CD brechen. Wenn man nun das Far: benbild ef in der Brennweite der finfe auffängt, fo fieht man es länglich und fchmal, und die Farben viel deutlicher, als ohne die Linſe LL gefchehen würde. Der Strahlencnlinder würde ohne die Linſe und ohne. das Prisma auf der Wand den weiß leuchtenden Kreis abed bilden; durch die finfe allein, ohne das Prisma, würden die Strahlen zu convergirenden werden, und alfo einen Fleinen Kreis machen, deffen Centrum mit dem des vorigen einerley bliebe. Durd) das Prisma

wird der convergirende Strahlenfegel des weißen lichts in

Licht. 485 in fo viele Fleinere aefpalten, als verfchiedene Arten des fichts von verfchiedener Brechbarfeit, (das find ei- gentlich unzaͤhlige,) in dem weißen lichte enthalten find; und es zeigen fi) auf der Wand die Durchfchnitte . diefer einzelnen Kegel des verfchiedentlich gefärbten lichts, worin folglich nun jede Art der Sarbe in einen kleinern Kreis verengert iſt. Weil ferner die Mittel: puncte diefer Fleinen Kreife verhältnigmäßig eben fo weit von einander abftehen‘, als die der größern in einander fließenden des Sarbenbildes EF, das ohne die tinfe LL erhalten werden fann, fo erfcheint die Farbe lebhafter und reiner, als die Barbe der einzelnen Stret- fen im gewöhnlichen Sarbenbilde EF. Indeſſen muß man nicht erwarten, daß in diefem Falle die Kreife wirklich von einander getrennt und abgefondert gefehen werden.

6. 724. Wenn man im finſtern Zimmer die aus dem Prisma fahrenden gefärbten Strahlen alle durch), eine convere finfe auffangt, fo hat man im Brenn: puncte derfelben wieder das weiße, belle und runde Bild der Sonne, das man mit einem weißen Pa- piere auffangen Fann. Hält man diefes näher nad) der Sinfe zu, fo erfcheint das vorige gefärbte Bild mieder, nur mehr verengert, und in der vorigen Drbnung der . Farben. Faͤngt man aber die Strahlen in einer groͤ⸗ fern Entfernung, als die Brennmeite beträgt, das durch auf, fo ift auch das gefärbte Bild wieder da; aber die Farben fiegen in umgekehrter Ordnung, te: gen der Durchfreuzung der Strahlen im Brennpuncte,

und

486 IT. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

und das Bild iſt deſto groͤßer, je weiter man das Pa⸗ pier entfernt. |

$. 725. Wenn man einzelne Bindel der ſieben gefärbten Lichtftrahfen nach $. 721. durch eine convere linſe auffaͤngt, fo ift das Bild davon im Brennpuncte der finfe zirfefrund, und hat diefelbe als das darauf fallende gefaͤrbte licht. Die Brennweite der rothen Strahlen ift aber länger, als die der uͤbrigen; die der blauen Strahlen am fürzeften, nad) Verhaoaͤlt— niß ihrer verfchiedenen Brechbarfeit ($. 721. Anm.).

$. 726. Wenn man den durch eine runde Deff- nung ın ein finfteres Zimmer fallenden Strablencylin: der in horizontaler Richtung mit einem gläfernen Ke: gel auffängt, dergeftalt, daß die Spitze des Kegels den Strahlen zugefehre ift; fo zeigt fich auf der da— hinter ftehenden verticalen Wand ein fehöner Kreis von den ficben Karben des Prisma, deſſen Durch: meffer immer größer wird, je weiter -man die Wand vom Kegel entfernt, fo wie dann auch die Breite der farbigen Flächen zunimmt. Die rothe Farbe liegt nach innen, die violette nach aufen. Hält man die Grundfläche des Kegels gegen den einfallenden Strahl, fo zeigt fich diefe Erfcheinung nicht.

Es fen (Fig. 112.) ABC ein gläferner Kegel im Durchfchnitte, auf welchen der Strahlenchlinder DaEe fällt, Der Strahl SA, der auf des Kegels Spite A trifft, gebt ungebrochen durch nach [, da er des Kegels Ace if. Die Strahlen, die oberhalb SA fiegen , werden nach unten zu, und die unterbalb SA fommen , nach oben zu durch den Kegel ges brochen. &s wird nämlich der Strahl Dd erft ın d dem Eintallslothe ih zugelenft, und beym Ausgange auf der Grundflaͤche BC vom Einfallstorhe mn abarlenft. Da nun die violetten Strahlen ftärfer brechbar find, ale die ros tben , fo wird auch dieſemnach das violette Licht mehr ale das rothe nach anten zu unter die Achfe des Kegels *

| en

tidte 487

Ienft werben. Der Strahl Ee, der unterhalb der Achte SA des Kegels auffällt) wird in e erft dem Finfallsloibe fp zugelen?t, und beym Ausgange aus des Kegels Grundfläche BC vom Einfallslothe kl abgelenft; und weil die pioletten, Strahlen brechbarer find , als die rotheu, fo Fommen die eritern weiter von der Achſe des Kegels Al hinaufwaͤrts, als die leßtern. Go liegen alfo in dem ganzen bunten Kreife, der ficb bildet, die violetten nach außen, die ros then nach innen, . und die andern verhaͤltnißmaͤßig das ‚zwifchen. Wenn bingegen (Fig. 113.) der Strablencylinder DSE egen des Kegels Grundflähe BC fällt, fo entitcht fein arbiger Kreis. Der mittlere Strahl S acht ungebrochen durch die Spitze des Kegels, da er deſſen Achfe ift. Der ; Strahl D fteht auch auf der Grundflaͤche BC ſenkrecht; er geht alfo ungebrochen ins Glas; da er aber auf der Fläche BA fo ſchief fteyt, daß beym Ausgange auf diefer Fläche in E in die Luft der Brehungsfinus größer werden wurde, als der Sinus totug, fo verwandelt jich die Brechung in Zus rüfftrablung (- 699.) ; er gebt alfo nach der Flähe CA zur wo er ungebrochen durchgehen muß, da er fenfrecht oder nahe fenfrecht darauf iſt. Ge ift es mit allen über und unter der. Achfe SA auf die Fläche BC ſenkrecht fallenden - Strahlen.

6. 727. Aus der verſchiedenen Brechbarfeit der einfachen Sichtftrahlen (K. 721.) folgt auch, daß in den verfchiedentlichen Linſen die einfachen Strahlen des weißen lichts, die von einerlen Punct fommen, nach den Brechungen nicht in einerley Vereinigungs— punct zufammenlaufen, fondern daf e8 vielmehr für jedes einfache ficht einen eignen Vereinigungspunct gebe; daß fie folglic) auc) fo viele Bilder machen, . “als einfache Arten des fichts in dem weißen enthalten find. Es deden ſich zwar Diefe verfchiedenen Bilder größten Theil, doc) nicht vollfommen, und daher fieht man einen violetten und blauen Rand um die Bil: ‘der, die durch erhabene linſen in dioptrifchen Werk—⸗ zeugen gebildet werden. Es folgt hieraus eine andere Art von Unvollfommenheit ($. 709.) der dioptrifchen - Werkzeuge, welche man die Abweichung der Strab,

Be ——— u #. len

488 IT. Theil’ 2. Hauptftüd,

len wegen der Sarben (Aberratio ob diverſam re- frangibilitatem) nennt. |

$. 728. Die Darftellung der gefärbten Straß: len aus weißem fichte gefchieht nicht allein durch Glas, fondern durch jeden durchfichtigen Körper deſſen Slä- hen brechende Winkel bilden. Nicht allein das Son— nenlicht, ſondern jedes andere licht brennender Koͤr— per erleidet im Prisma die erwähnte Brechbarkeit und Abfonderung in einfache Farben.

$. 729. Aus diefen bisher vorgetragenen Erfah: rungsſaͤtzen ($. 716 728.) folgt num nach New⸗ ton, daß das weiße ficht aus verfchiedenen Gattun: gen des einfachen Lichts vermifcht beftehe, die eine verfchiedene Brechbarfeit (Refrangibilitss) befißen, deren Verhaͤltniß im $. 721. angegeben worden iſt; und die eben aus dieſer Urſache, wenn ſie in der Ver— miſchung, als weißes ficht, gleichen Einfallswinkel in der brechenden Flaͤche hatten, nicht gleichen Bres chungswinkel haben koͤnnen, folglich nun von einan— der abgeſondert werden muͤſſen und die ihnen eigen⸗ thuͤmliche Farbe zeigen. Won dieſer Verſchiedenheit der Brechbarkeit der verſchiedenen Gattungen des far⸗ bigen Lichts, die zuſammen das Weiße ausmachen, ruͤhrt es nun ber, daß das Sarbenbild ($. 718.) längs lich) wird. Denn wenn man gleich gewöhnlich nur bie erwähnten fieben Gattungen des. farbigen Lichts annimmt, fo giebt es doch eigentlich in jeder Art un- zählige Berfcjiedenheiten der Drechbarfeit, die zwiſchen der größten und Fleinften Drechbarfeit inne fiegen. Wenn

Licht. 489

Wenn wir alſo erſt auf diejenigen der ſieben Gattun⸗ gen des farbigen Lichts Ruͤckſicht nehmen, die die größ: te Brechbarfeit befißeh, namlich die Außerften violetten, fo würden fie ih der angeführten Erfahrung für fich al- lein ein freisrundes Bild der Sonne auf der weißen Wand machen müffen, wenn das Prisma die ge: hörige Stellung hat. Kommen nun hierzu noch die zunächft darauf folgenden minder brechbaren violetten, fo würden aud) diefe einen violetten Kreis bilden, der Das Bild der Sonne ift, deffen Mittelpunct aber mit dem des vorigen nahe zufammenfällt. So geht eg. nun fort, duch. alle unzählige Gattungen des. violet- ten lichts bis zu den am mehrften brechbaren Gattuns gen der indigoblauen Strahlen, und fo weiter bis herab zu den am wenigften brechbaren rothen. Es entftehen alfo lauter in einander fließende Kreife der unzähfig verfchiedenen Arten: des farbigen lichts, wovon wir frenlich nur fieben verfchiedene Gattungen des lichts, mac der Beſchraͤnktheit unfrer fubjectiz ven Einrichtung, unterfcheiden koͤnnen, bey denen wir aber doch wahrnehmen, daß Feine ſcharfe Grenzlinie dieſe fieben verfchiedenen Gattungen von einander abs fondert. So wird es nun einleuchtend, warum das Sarbenbild zur Seite durch parallele gerade finien, oben und unten aber durch Zirfelbogen begrenzt ift. Die längliche Geftalt des Farbenbildes ift alfo bloß Folge der verfchiedenen Brechbarfeit, und die Erfahrung im $. 719. beftätigt es vollfommen. Denn wenn fie nur von der bloßen Distraction des fichts-herrührte, fo müßte die zweyte Brechung (Fig. 108.) es nachher auch

490 II. Shell. 2. Hauptftüc.

auch in der Breite ausdehnen, und dann müßte das neue Sarbenbild die Figur des Quadrats MmNn has ben, was nicht ifl. Die Erfahrungen des $. 720. 723., 725. und 726. feßen es endlich außer allen Zweifel, daß aus dem weißen fichte verfchiedene Cat: tungen farbigen lichts entfpringen koͤnnen, die eine verfchiedene Brechbarkeit befißen; umd der Verſuch im $. 721. beweiſet nun noch insbefondere‘, daß Die verfchiedenen einzelnen Gattungen bes farbigen lichts die ihm zufommende Brechbarfeit eigemhüumlich haben, und daß ihre Farbe unveränderlich und von ihnen unzertrennlich if: Die Entdefungen biefer Thatfachen durch die angefuͤhrten analntifchen Unterfu: chungen beſtaͤtigte Newton dutch funthetifche Verſuche, dergleichen der-$. 724. enthält; und verſchaffte fo feiner unfterblichen Theorie denjenigen Grad von Evidenz, der ben Gegenftänden der Erfahrung nur zu rs möglich ift.

Naewtons oben "ch 717.) angefübrted Werf; ingl. deffelben Lectiones opticae, in feinen opuscul. mathematia. , phile-

ee et T. II. Eaufannae et Genev, 1746. 4 «7.

$. 730. Ungeachtet alfo zwar eigentlich unzählige Gattungen bes verfchiedentlich brechbaren gefärbten lichts in dem weißen lichte enthalten find, fo fünnen witr doch, meil wir fieben Gattungen —— unter⸗ ſcheiden, nämlich Roth, Orangegelb, Hellgelb, Grün, „Hellblau, Indigoblau und Violett, dieſe mit Hecht als fieben verfchtedene Gattungen des ein-

fachen Uchts anfeßen- wobey mir aber in jeder Gat⸗ ‚tung

Licht. 491

tung allmaͤhlige Abſtufungen von den am mehreſten bis zu den am wenigſten brechbaren Gattung annehmen muͤſſen.

$. 731. Da die einzelnen Strahlen dieſer fi * Gattungen des lichts durch wiederholte Brechungen oder Zuruͤckſtrahlungen ($. 721.) nicht in der Farbe geaͤndert, und in Uicht von andern Farben zerſtreuet oder zertheilt werden, ſo muͤſſen wir ſie fuͤr einfach anerkennen. Solches licht, deſſen Farbe durchs Brechen nicht weiter veraͤnderlich iſt, heißt homoge⸗ nes Licht; und ſolches, das durchs Brechen verſchie⸗ dentlich gefärbte Strahlen zeigt, heterogenes Licht. Dieſes heterogene licht kann dem homogenen lichte in der Farbe aͤhnlich ſeyn, aber die damit veranſtaltete Brechung durch ein Prisma zeigt die Zufammens feßung im erftern, und die Einfachheit im Teßtern bald. Solche Taufhungen haben mehrere vergebliche Ai: derfprüche gegen Newtons Theorie veranlaft.: Die DBerfuche, welche Hr. Wünfch neufid) mitgetheilt hat, | verdienen indeffen Die Aufmerffamfeit. der Phnfifer und die genaue Wiederholung um fo mehr, da fie Newtons Zarbenfehre nur einfacher machen, nicht . aber feiner Theorie von der verjchiedenen Brechbarfeit des Lichts widerfprehen. Nach Hrn. Wünfch find nämlic) nur drey Gattungen des farbigen lichts im Farbenbilde einfach, naͤmlich Roth, Grün und Dio« let, hingegen das Orangegelb, Gelb, Hellblau und Indigoblau zufammengefeßt: das Orange: gelb aus dem lebhafteſten rothen und dem ſchwachen gruͤnen lichte; das Gelb aus dem lebhafteſten rothen

und

492 II. heil. 2. Hauptſtuͤck.

amd dem febhafteften grünen; dag Hellblau aus dem ‚gefättigten grünen und dem gefättigten violetten; und Das Indigoblau aus dem ſchwachen grünen und dem

‚gefättigten violetten Lichte.

Derfuche und Beobachtungen über die Sarben des Lichts, ans

ge und befchrieben von Chrift. Ernft wuͤnſch. eip}. 1792. 8.

Dan bat insbefondere gezweifelt, ob die grüne Farbe des Barbenbildes von hoinogenem Lichte berrühre, oder einfach fey, da man auch dur Vermifchung des blauen und gels ben Lichte ein grünes Farbenbild erhalten fünne, Es fals Ien 3. B. (Fig. 114.) in ein finfteres Zimmer auf fie beyden ber einander lebenden Prismen G und g 4wey verichtedene Strahlencnlinder des weißen Lichts S und I, und zwar ſey bey dem einen Prisma G der brechende Wins fel oben, bey dem andern g unten. * den aus dem Pris⸗ ma G fahrenden abgelonderten farbigen Strahlen liegt

aus leicht zu erachtenden Urſachen der rotbe Strabl oben, der vıolette unten; im untern Prisma gift ed umgekehrt. Man lafle einzelne gefärbte Strahlen diefer beyden Priss men durch dıe beyden Deffnungen C und D von etwa % Zoll Durchmefler in dem verticalen Brete AB, das in bins länglicher Entfernung von den Prismen geftellt wird, ges ben, und bey ihrer Vereinigung auf die beiweglihe Wand EE in F auffallen. Durch fanfte Umdrebung der Prismen um ihre Achſe kann man fo nah und nach alle Arten des homogenen Lichte mit einander zufammenfallen laſſen. Man wird wahrnehmen, daß aus dem gelben Lichte des einen, und dem blauen des andern Prisma ein grünes Farbenbild hervorgebracht wird. Allein wenn man diefes beterogene Grün mit einem andern Prisma betrachtet, fo findet man es in feine Grundfarben wieder aufgelöft, ne bey dem homogenen Farbenbilde diefer Art nicht geſchieht.

So behaupteten auch Mariotte und Bizetti, durch aͤhn⸗ liche Tänfchungen verleitet, daß das homogene grüne Licht des Prisma durch wiederholtes Brechen geändert werde. Es find nämlich bey der Anftellung diefer Verſuche genaue Vorfichtsregeln nötbig, deren Vernachlaͤſſigung leicht eine Duelle zu Fehlſchluͤſen und Irrthümern werden kann,

‚Wenn nämlıh das Zimmer nit durchaus verfinftert if,

and don irgend wo her zuſammengeſetztes Licht mit durchs

Prisma geben kann, fo kaun es freulich geichehen, daß

ee. des einfachen Lichts noch anders gefärbte nder bat,

$. 732. Die Urfache der MVerfchiedenheit der Brechbarkeit der unterfihiedenen Gattungen des ein:

fachen

ide 493.

fachen fichts Tiegt nun wohl ohne Zweifel in ber ungleichen Anziehung des brechenden Körpers gegen diefe Gattungen des einfachen lichts, und laͤßt fich aus dem, was oben ($. 698. Anm.) von der Urfach ver Brechbarfeit überhaupt angeführt iſt, erflären. Die Urſach aber, warum dieſe oder jene Gattung des fichts im Auge diejenige Empfindung bewirft, mit der die Vorftellung diefer oder jener lichtfarbe verfnüpft ift, macht feinen Gegenftand unferer Erfahrungs: kenntniß aus, und aljo läßt fi) auch davon nichts meiter fagen. Mufehenbroek a. a. O. J. 1813. |

$. 733. Die Fähigkeit eines brechenden Mittels, die verfchiedenen Gattungen des farbigen fichts bey der Brechung von einander abzufondern, fteht übri- gens nicht im Verhältniffe mit feiner Brechfraft. So kann alfo die farben: zerftreuende Kraft eines Mittels geringer fenn, obgleich die Brechkraft deſſelben grö- fer ift, als in einem andern; und fo fann auch die Verkuͤrzung des Brechungsfinus z. B. ben rothen Strahlen zu der Verfürzung deffelben ben violetten Strahlen in verfchiedenen brechenden Mitteln in vers fchiedenem Verhältniffe fiehen. -

Auf diefen Gag, den Newton noch nicht Fannıte, gründet fi die Möglichfeit der achromatifchen Fernroͤhre.

$. 734. Wir fönnen nun aus dem bisher Vor:

getragenen Anwendungen zur Erflärung der Sarben

(Colores ) machen, welche die Körper zeigen. Wenn

das Sonnenlicht nur aus einerlen Gattung des homo:

genen lichts beftünde, fo wuͤrde nur einerley Farbe in

2. IT. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

in der Welt feyn. Die Verfchievenheit der Farben, welche die leuchtenden oder erleuchteten Körper zeigen, rührt folglich daher, daf fie Strahlen einer oder meh: rerer Gattungen ausftrömen oder zuruͤckwerfen, die in unfern Augen befondere Empfindungen hervorbrin: gen, mit welchen die Vorftellung der verfchiedenen Sarben verknüpft ift.

$. 735. Die weiße Sarbe entfteht alfo, wenn ein Körper die weißen tichtftrahlen unzerfeßt oder auch Sicht von allen Gattungen in gehörigem Verhältniffe, in unfer Auge ſchickt, und fie tft alfo eine Vermi— hung aller Srundfarben im gehörigen Verhaͤltniſſe; ein Körper erfcheint roch, orange, grün, u. f. w., wenn er nur rothes, vnrangefarbenes, grünes Sicht auf unfer Auge fendet. Schwarz ift die Abmwefen- heit alles lichts und aller Farben, und das abfolute Schwarz entfteht, wenn ein Körper gar fein Sicht in unſer Auge jender.

Verſuch: Eine Scheibe, die nach dem oben (f. 718.) anges führten Verhältnifle der Groͤße der einfachen Farbenbilder des Prisma im fieben Gectoren getheilt iſt, die mit den in der Farbe correfpondirenden Pigmenten bemahlt worden find, erſcheint bey einem ſchnellen Umlaufe weiß.

Ein anderes Verhaͤltniß der Farben gegen einander giebt beym ſchnellen Umdrehen der Scheibe eigene Farben.

$. 736. Körper von allerley Farben, durch ge:

faͤrbte durchſichtige Gläfer allerley Arc betrachtet,

ericheinen dem Auge nur von derjenigen Sarbe, mel: he das Sicht hat, das das Glas durchläßt, oder melde das Glas im gebrochenen Fichte zeigt. Die

Fehlſchluͤſſe, zu melchen fich gegen diefen Saß Hr.

Monge

gibt. 495°

Monge duch optifche verleiten eh hat Hr. Le Gentil gut gezeigt.

Monge uͤber einige Phänomene des Sehens, in Grens Journ.

der D B. 1. ©. 142. Ueber die Farbe, weiche roth

und gelb gefärbte Gegenftände zeigen, wenn man fit durch

rotbe und gelbe Glaͤſer betrachtet, von Hru. Le Gentil,

in Grens Journ, der Phyſ. B. VI. ©, 165. |

$. 737. Erleuchtete Körper durchs Prisma be

trachtet, zeigen an ihren Roͤndern, wo Helligkeit und

Dunfelheit, Licht und Schatten, mehrere oder fchwäs

chere Erleuchtung, an einander grenzen, farbige Säume. Hr. von Böthe hat die mannigfaltigen Abwechfelungen der Phähomene, die hierbey Statt finden, gefammelt und befchrieben; hier genügt eg, nur einige der hauptſaͤchlichſten Erfcheinungen diefer Art anzuführen, da fi die übrigen be⸗ ziehen.

1) Weiße, einfaͤrhige, und ſchwarze Flaͤchen, wenn fie durchaus gleichfoͤrmig und einfaͤrbig find, zei— gen durchs Prisma feine Farben; aber dieſe zei- gen ſich an allen Nändern.

2) Ein weißer Streifen auf fbwarzem Grunde erſcheint wenn der brechende Winkel des Pris⸗ ma nach unten zugefehrt, und der Streifen‘ der fänge nach vor dem Auge ift, oben mit einem

rothen und gelben, und unten mit einem hell: blauen und violetten Saume; die beyden letz⸗ tern ftrahlen ins Schwarz hinein.

3) Wenn der meiße Streifen nicht zu breit iſt, und der Duere nach vor dem. Prisma, -oder parallel mit der Achfe deffelben fteht, fo erſcheint

er

496

II Theil. 2. Hauptſtuͤck.

er mit einem rothen, gelben, hellblauen und

violetten Streifen ganz bedeft; und wenn er weit genug vom Prisma entferne ift, fo ift auch noch ein grüner Streifen in der Mitte zwifchen dem gelben und hellblauen, oder der gelbe Strei- fen wird ganz zu einem grünen.

4) Wenn ein ſchwarzer Streifen auf einem wei⸗

Gen Grunde durch ein Prisma fo betrachtet wird, daß der brechende Winkel des Prisma nach un: ten zu gerichtet iſt, fo zeigen fich Die vorigen Erfcheinungen umgekehrt. Es iſt nämlich der Ihmwarze Streifen oben mit einem hellblauen

und violerten, und uhten mit einem gelben und

rothen Saume umgeben. Die legtern ftrahlen in die weiße Grenze hinein.

5) Wird diefer ſchwarze Streifen auf weißem

Grunde parallel mit der Achje des Prisma ge: fegt, fo erfcheint er, durchs Prisma berrachter, mit farbigen Streifen ganz bedeckt, nämlich mir einem hellblauen, violetten, rothen, und gelben. Iſt er hinlänglich weit vom Prisma entfernt, fo wird die hochroche Farbe pfirfichblüchrorh.

6) Wenn der brechende Winkel des Prisma,

durch den man fieht, nach oben zu gerichter ift, jo werden fich alle vorgenannte Phänomene (1 5) umgekehrt zeigen, fo daß z. DB. ım erftern Salle der weiße Streifen auf ſchwarzem

Grunde oben mit einem violerten und hellblauen,

und unten mit einem gelben und rothen Saume umgeben ıft, u. |. m. Die

Die Erflärung diefer und ähnlicher Phaͤno⸗

mene folgt aus ben bisherigen Säßen der New:

tonifchen Theorie dessichts und der Farben leicht, sie ich anderswo gezeigt habe. . 3. w. von Böthe Beytraͤge ge Sprit. Weimar, Fi, 8. Erftes Stuck 1791. Zweyteẽ In der ——— Erklaͤrung dieſer Phaͤ⸗ nomene, die an ſich leicht iſt, wobey man aber viel Worte machen muß, wenn man fie Anfängern deutlich genug gertragtn wiil BET er Ara nr: ige Bemerkungen über Hrn t jur Optik; im Journal der Phyf. B. VIL: ©, 3. * Ye $. 738. Sonft beweiſen diefe Erfahrungen über die farbigen Ränder, mit denen die Körper umgeben erſcheinen, wenn man fie durchs Prisma betrachtet, daß nicht nur das Sicht leuchtender Körper, fondern auch das, durch welches uns die erleuchteten ſichtbar find, aus verfchiedenen Arten des homogenen lichts

zufammengefeßt fen, und daß auch diejenigen Körper,

die dem bloßen Auge von einer beftimmten Barbe

erfcheinen, doch nöd, außer dem Lichte von diefer be: ſtimmten Sarbe mehr oder weniger weißes Sicht dus gleich ausftrömen. $. 739: Die unzählige Verſchiedenheit ber Far⸗ ben, die wir an den mannigfaltigen Koͤrpern der Na⸗ tur wahrnehmen, ruͤhrt daher, daß dieſelben nicht bloß eine Art von einfachem lichte, ſondern mehrere Arten, die in unzähligen Verhäfeniffen mit einander verbunden ſeyn fönnen, in das Auge ſchicken. So entftehen alsdanıt die vermifchten oder zuſammen⸗ gefeten Sarben, und vielleicht ift fein Körper in der Natur, der nur homogenes ticht einer einzigen Are zuruͤckſtrahlte. Ji $. 740.

498 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

‚$. 740. ‚Um zu erflären, wie es zugeht, daß ein Körper eine gewiſſe Farbe zeigt, müffen wir freylich annehmen, daß die verfchiedentlichen Materien in der Natur eine Kraft haben, gewiffe Gattungen des ho- mogenen Sicht3 mehr zu binden, zu figiren, und ihre Erpanfivfraft untbärig zu machen, als andere Gar: tungen, wodurch dann diefe letztern nur allein wieder zurüdzuftrablen vermögend find, und Durch die man-

nigfaltigen Verhältniffe, in denen fie vermifcht ſeyn tönnen, die Mannigfaltigfeit der Farben und ihre Muͤancen bervorbrigen. So mwürde-alfo z. DB. ein Körper grün ausfehen, wenn er enttveder nur das grüne ficht, das im weißen enthalten ift, zuruͤck⸗ ſtrahlte, alle andere Gattungen aber, moraus das leßtere befteht, einfaugte und figirte; oder auch, wenn er gelbes und violettes Licht zugleich reflectirte, die übrigen Gattungen des homogenen fichts hingegen baͤnde. Schwarz wäre der Körper, der alle Gattun— gen bes lichts einfaugte; weiß, der alle Gattungen im weißen fichte reflectirte. Sch werde auf diefen Gegenftand nachher wieder zurücfommen.

5. 741. Wenn ein Körper durch die Theilchen auf feiner Oberfläche das von ihm zurücitraßlende heterogene licht zu gleicher Zeit auch bricht,‘ fo erfcheint er in verichiedenen Stellungen gegen das Auge von verfchiedenen Farben. u . Hierher gehören der Schillertaffent, die ſchillernden Papillong,

Die Federn am Halfe der Tauben, die Pfauens md Papas geyenfevern. Alle Körper zeigen überhaupt, wenn man

ihre Fläche im Sonnenfheine genam betrachtet, bunte Fars ben, felbit die polirten Metalle nicht ausgenommen,

$. 742.

side 499

P

$. 742. Wenn ein durchfichtiger Körper andere

Strahlen reflectirt, als er durchläßt, fo-erfcheint er auch beym- reflectirten Lichte anders, - als beym gebro⸗

chenen.

Die frifhe Tinctur des Griesholzes ( Tinctura ligni nephri-

tiei ) flieht hinter dem Lichte blaugelb, vor dem Lichte gelbs roth aus. Die Lufr der Atmofpbäre laͤßt zwar dag - mebrefte weiße Licht hindurch, reflectirt aber doch auch zugleih blaues Licht, und fieht eben deswegen in diefem reflectirten Lıchte blau aus. |

$. 743. Wenn mit der Veränderung der Mi:

ſchung eines Körpers auch die Anziehung feiner Theil- chen gegen gewiffe Gattungen des lichts geändert wird, jo muß aud) wo! feine Farbe geändert werden.

Hierauf gruͤnden fib unzählige a weldhe

die Chemie hervorbringen kann.

-, Die Mare und ungefärbte Auflöfung des Eifenvitrio!s im Wafs

..# .

fer wird durch wenig Galläpfeltincrur wiolert, dur mehrere davon fehwarz. Die Farbe verihwindet durd zus gefegte Säure.

Eben diefe Auflbfung wird durch Blutlauge fogleich ſchoͤn blau. Die Auflöfung des Kupfervitriols im Wafler wird durh Am⸗ moniaf fogleich fbou blau, durch feuerbeftändiges grum. Blaue Lackmustinetur wird durch Säure fogleih rubnroth; durch Laugeuſalze wieder blau. Violenſprup durch die

erftere carmoifin, durch legtere grün.

Rothe Alfannarıncrur wird durch Alkalien blau.

. Die Hare und undefärbte Aurlöfung der Goldſolution im Wafs

fer wırd durch ungetärbte Zinuſolution ſchoͤn purpur.

Die ungefärbre Auilöfung des Abenden Queckſilber ſublimats

wird durch Kalfwafler orangefarbem.

Rauchender Salpetergeiſt von einer dunfelgelben Farbe wird

durch Wafler erſt grün, dann blau, dann ungefärbt Rothe Fernambuctinctur wird durch Langenfalze ſogleich vio⸗

lett, durch Säure hochrorh. Selbe Eureumatinctur wird durch Langenfal;e ſogleich braun, Gerner gehören hierher die verfchiedenen ſympathetiſchen Tinten,

$. 744. Ein fehr merkwuͤrdiges Phänomen find.

die gefärbten Scharen. Wenn man des Morgens

512 beyin

500 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

beym Anbruche des Tages in einem Zimmer duch) irgend einen Körper, z. B. den Finger, den Schatten einer brennenden Kerze auf ein weißes Papier fo fallen fäßt, daß zu gleicher Zeit aud) von demſelben ein Schatten von dem Tageslichte auf das Papier gemor; fen wird, fo wird man den erftern Schatten, welcher dem Kerzenlichte zugehdrt und vom Tageslichte erleuch⸗ tet wird, bey genauerer Aufmerffamfeit darauf hellblau finden, während der Schatten des Tages: fichts, der vom Kerzenlichte Erleuchtung erhält, ein gelblihes Teint hat. In einem finftern Zimmer, in welches das Licht des Tages durch eine Deffnung tritt, laͤßt fich die Erfcheinung noch) lebhafter machen. Es zeigen fich ferner Abänderungen des blauen Schar: tens, wenn man ben gelben durch gelb gefärbte Glaͤ⸗ fer heller oder dunkler macht, ober ihm verfchiedene Muͤancirungen giebt. Im finftern Zimmer find die Schatten, die von einem und demfelbigen Körper auf eine weiße Släche durch zwey lichtflammen gewors fen werden, ungefärbt; wenn man aber den einen dadurch gelb färbt, daß man das auf ihn fallende Sicht durch ein dunfelgelb gefärbtes Glas gehen läßt, jo wird der andere blau. Man kann fo mannigfal- tige Abänderungen der Farbe in dem einen Schatten hervorbringen, während man bloß den andern durch gefärbte Glaͤſer fich- anders färben läßt; und man “erhält dieſe Abänderungen auch ohne Glaͤſer im fin- ſtern Zimmer, in welches Tageslicht fallt, durch das Kerzenlicht, wenn vorüberziehende Wolken Abwech> jelungen bes Tageslichts zumege bringen. Entſteht

hier⸗

Licht. 501

hierbey die Farbe des einen Schattens, naͤmlich des blauen, nicht bloß durch Contraſt? Wenigſtens kann man wohl daraus ſchließen, daß den Augen in Hin⸗ fiht auf Gegenwart oder Abmwefenheit von Farben nicht immer zu glauben ift.

Nachricht von einigen Verſuchen über die Schatten, vom, Heren Generallieutenant Benjam. Chompſon, —— von Aumford; in Grens neuem Journ. der Phyſ. 3 ©. 58. ff. $. 745. Die Durchfi chtigfeit eines Körpers nicht allein davon ab, daß er licht in der gehoͤrigen Menge, ſondern daß er es auch merklich in gerader linie durchlaͤßt. So koͤnnen zwey ſehr durchſichtige Subſtanzen, die beyde das licht ſehr verſchieden bre⸗ chen, undurchſichtig werden, wenn man ſie mit ein⸗ ander vermengt. Waſſer in Schaum verwandelt, wird undurchſichtig. Geſchmolzenes Wachs und geſchmolzener Talg werden durchſichtig. Viele Glastafeln uͤber einander gelegt, ſind wenis durch ſich⸗

tig, werden aber durch dazwi chen gegoſſenes Waſſer durch⸗ ſichtig.

ia Ar Glas wird durche Zerftoßen zu einem Pulver undurch⸗

Papier: J Oehl getraͤnkt wird durchſichtiger.

uUndurchſichtige metalliſche Kalke und Erden werden * Schmelzen durchſichtiger.

Der Hydrophan und Pyrophan.

4. 746. Weil nun hierbey heterogenes licht von einander durch Brechung abgeſondert, und einige Arten des gefärbten lichts eher teflectirt werden koͤn⸗ nen, als andere, fo koͤnnen dadurch auch Farben- erfcheinungen entftehen, mie z. B. menn man zwey biconvere Glaslinſen von fangen Brennweiten auf einander Iegt, Wenn aber bey den Brechungen in

Zr verſchie⸗

507 . I. Sheil. 2: Hauptſtuͤck. verſchiedenen Mitteln das Sicht ben dern Austritte eben: diefelbe Nichtung wieder befommt, die es bey dem Eintritte in das brechende Mittel hatte, fo wird es nicht in farbige Strahlen zertheilt.

Mufchenbroek a. a. D. $. 1831. ff.

—Beugung bes Lichts. $. 747. Außer der Meflerion, Mefraction und derfchiedenen Vrechbarkeit des lichts hat man noch eine andere Eigenſchaft deſſelben wahrgenommen, die man die Beugung (Inflexio, Diffractio lucis ) nennt: Grimaldi hat zuerft davon geredet, New⸗ ton aber hat das Phänomen näher beftimmt, doch aber auch. die Unterfuchung darüber nicht vollendet, Als er einem dünnen Sonnenftrahle, der im finftern Zimmer durch die feine Deffnung ging, deren Durch⸗ meffer etwa „2 eines Zolles betrug, einen dünnen opaten Körper, z. B. ein Haar öder einen feinen Draht, entgegen hielt, fo fand .er den auf ein weißes Pa⸗ pier davon geworfenen Schatten breiter, als er bey dem geraden Fortgange des Fichts hätte ſeyn fönnen, „und zu gleicher Zeit an jeder Seite des Schattens dren gefärbte parallele Saͤume, wovon der, welcher den Schatten zunächfi begrenzte, breiter war, als Der zweyte, und von dieſem wieder Durch einen Schat⸗ ten getrenrit wurde; bey der gehötigen Entfernung des Papiers war der zweyte Saum von einem dritten durch einen dazwiſchen liegenden Schatten zu unter: ſcheiden; bey zu großer Mähe des Papiers floffen die beyden Außerften Saͤume auf jeder Seite in einander. J Noch

. Licht. | 503

Noch deutlicher wurden diefe Säume, wenn er ven lichtſtrahl zwiſchen zwey, nur 225 eines Zolles von. . einander äbftehenden, Mefjerfchneiden durchgehen lief. Das licht, das in gerader finie hätte durchgehen fol: len, ward zu beyden Geiten abgelenft und in zwey Theile getheilt, und ließ zwiſchen fich einen Schatten, der defto breiter war, je näher er die Schneiden zu: fammenrädte. Er bemerfte dabey auch auf jeder Seite des Schattens in der Mitte drey farbige Saͤu⸗ me, bie wieder durch Zmifchenfchatten von einander getrerint waren. Der Rand bes erftern Saums an der Grenze des Schattens mar violett, dann bemerfte man eine hellblaue, eine grüne, -eine gelbe und eine rothe Farbe, die diefen erften Saum auf der andern Seite begrenzte Am zweyten, von dem erſtern durch einen ſchmalen und dünnen Schatten getrenn- ten, Saume war der innere Nand blau, die Mitte gelb, der außere Rand roth; und fo war es aud) im dritten ‚fhmälften Saume. Uebrigens ift.das Phänomen felbft noch nicht fo unterfucht, daß fich davon eine befriedigende Erflärung geben ließe. Bon der Reflexion kann es gewiß nicht herrühren.

Phyhico- mathefis de lumine, coloribus et iride, aliisque adnexis, auct. P. Franc. Mar. Grimaldo. Bonon. 1665. 4 Newson Optice, 1. 11l. &, 272. ff. Mu/chenbrock 4.4. D. $. 1826 1829. R

Dos Auge. Das natürliche und durch optifche Merkzeuge verftärkte Sehen. $, 748. Um zu mwiffen, was es mit dem Gehen

der Gegenſtaͤnde für eine Bewandtniß habe, muß Re —F man

-

4 , 1 Theil, 2. Haupiſthck. le

man nothmendig einige Kenntnif vom Baue des Au: ges und derjenigen Theile deffelben haben, die zum Haren und deutlichen Sehen erfordert werden,

$, 749. Die Geftalt des Augapfels (Bulhus oculi) fomme der Kugelgeftalt fehr nahe, nur daß porne der durchlichtige Theil weiter hervorragend ift, Sein Sängendurchmeffer beträgt beym Auge des er: wachfenen Menfchen etwa 11? Parifer linie. Er ift in der, mit Fett häufig verfehenen, Augenböblung (Orbita ) nad) allen Seiten durch ſechs Augenmus⸗ feln beweglich, und kann durch die Angenlieder (Palpebrae) und durd) die Augenwimpern (Cilia ) bedeckt und vor einfallenden Lnreinigfeiten und zu

ſtarkem lichte geſchuͤtzt werden.

$, 750, Der Augapfel beſteht aus verſchiedenen &äuten (Membranae), welche zum Theil zufam: menhängend find, zum Theil Höhlnngen zwiſchen fich laſſen, die mit den durchfichtigen brechenden Mitteln, die man gewöhnlich die Seuchrtigkeiten (Humores ) nennt, ausgefüllt find, Die Auferfte diefer Häute iſt feft, sähe, did, aus mehrern Blättern beftehend, größten Theils undurchfichtig, und umgiebt den ganzen Augapfel. ie heißt die felte oder harte Haut ( Tu- nica felerotica), Je mehr fie fich dem Vordettheile des Augapfels nähert, defto dünner mwird fie, und endlich ganz durchſichtig. Diefer durchfichtige Theil ber feſten Haut, durch die das ficht zum Innern deg . Auges dringt, heißt die Hornhaut (Cornea trans-

parens, Tunica cornea ), und ift das Segment . einer

i _ E L i ch t. | 505

einer Kugel, deren Halbmeſſer kleiner iſt, als der des uͤbrigen Augapfels. Er iſt daher hervorragend (9. 749). Seine Achſe iſt aber mit der Achfe des Aug⸗ sprels gemeinfchaftlih. Die Hornhaut ift auf ihrer innern Fläche noch mit einer andern, mit: vieler Schnellkraft verfehenen, Haut, die man die Deomour⸗ ſche Membran nennt, bekleidet.

$. 751. In dem Hintertheile der feſten ober harten Haut, zur Seite der Achfe des Augapfels, etwas nach der Mafe zu, begiebt fich der Augennerve (Nervus opticus ) in den Augapfel. Das innere Blatt feiner feften Hirnhaut (dura Mater ), womit er befleivet aus der Augenhöhle tritt, hilft entweder die fefte Haut des Augapfels bilden, oder hängt we nigfteng damit zufammen, Die Gefaͤßhaut (pia Mater ) des Nerven Überzieht inwendig bie fefte Haut des Augapfels, ift durchaus ſchwarzbraun und bünne, Der übrige, marfige innere Theil des Nerven, ge: wiſſer Maßen die fortgefeßte Subſtanz des Gehirns ſelbſt, geht in eine weiße, niedergedruͤckte, coniſche Warze aus, und die Subſtanz des Merven zur Seite diefer Warjze breiter fich felbft zu der innerjten Haut des Auges aus, bie nachher angeführt erden wird

4. 182, Unter der Haut liegt an derſelben die Gefaͤßhaut oder Aderhaut (Tunica choroidea). Sie nimmt ihren Anfang von einem weißen, aus Zellgewebe beſtehenden Zirkel, der die Subſtanz des Sehnerven begrenzt, Sie hängt bier

ger ER mit‘

506 II. Theil. 2. Hauptfüc. .

mit der feften Haut und dieſem weißen Zirfel zufam- men, und wird von da an concentrifch innerhalb der feften Haut ausgefpannt, mit der fie durch etwas: Zellgewebe und durch Gefäße verbunden if. Sie ift auswendig braun, inmendig faft ſchwarz. Wenn fie bis an dem Urfprung ber durchſichtigen Hornhaut gelangt ift, fo wird fie dafelbft Durch vieles Zellgewe⸗ be mit der feften Haut vereinigt, in Geftalt eines weißen Kreifes, des Ciliarkreifes (Orbiculus cilia- yis), worin noch Sontana’s Strablencanal ( Cana- lis ciliaris) zu merfen ift. Bon diefem Zirfel, durch) den die Gefaͤßhaut mit der feften Haut zufammen« hängt, wendet ſich ihre innere Samelle nad) dem In⸗ nern des Augapfels, und bildet die Strahlenbaͤnd⸗ chen (Ligamenta ciliaria), dicke, fchön gefaltete, vasculdfe Streifen, die mit einem ſchwarzen feime fıberzogen find und die Kapſel der Kryſtalllinſe um: geben.

| $. 753. Zmifchen ber Hornhaut und den Strah: Ienfafern fteigt Die Regenbogenbaut (Iris) aus dem Ciliarkreiſe als eine Fortfeßung der Aderhaut ebenfalls herab. Sie zeigt auf ihrer vordern Seite bunte ge- fchlängelte Streifen, die vom Umkreiſe herabfteigen, und diefe vordere Fläche nennt man insbefondere bie Regenbogenhaut (Iris). Auf ihrer hintern Geite befteht fie aus geraden Streifen, die mit einem ſchwar— zen leime überzogen find. Diefe hintere lache nennt man auch die Traubenhaut (Uvea)., In der Mitte Diefer unducchfichtigen Haut, die Herr Sömmering fehr paflend die Blendung beißt ‚, befindet ſich eine kreis⸗

gie ;„ 57 Freiscunde Deffnung, ‚die Pupille, die Sehe, das Kichtloch, durch welche allein das ficht nach dem In⸗ nern des Auges tritt und welche auf eine bewunderns⸗ wuͤrdige Art fih unmillführlich bey ſchwachem fichte erweitert, ben ftarfem fichtg verengert. Der zarte Rand diefer Deffnung wird von den Streifen der hins tern Seite der Regenbogenhaut gebildet. |

$. 754. Wenn der Augennerve ($. 751.) durch die harte Haut und Aderhaut getreten ift, fo breitet fi) fein Marf zu einer feinen, zarten, in jüngern Jahren mehr durchfihtigen, im Alter mehr undurch: fihtigen Haut, der Netzhaut, Nervenhaut ober Markyaut (Retina) aus, und legt ſich allenthalben an die Aderhaut bis zum größern Kreife der Strahs lenfaſern an. Auf diefer Nervenhaut befindet fih, nad) Herrn Sömmeringe Entdefung, neben dem Eintritte des Sehnerven, nad) aufen zu, gerade in der Achfe des Auges, ein eyrunder, gelblicher, in der Mitte ftärfer, nach dem Umkreiſe zu fehmächer, gefärbter Fleck, und die Mervenhaut bildet hier eine gefchlans gelte Falte. Diefe ganze Stelle zeigt fich viel dünner, marfartiger, mie die übrige Mervenhaut, befonderg nad) ihrem Mittelpuncte zu, mo fich fogar ein Fleines, ‚rundes Soc) darin befindet, mit zwar fehr dünnen, aber rein abgefchnittenen Nänden, durch welches dag ‚braune Pigment der Aderhaut bemerkbar wird, Yeber einen gelben Fleck und ein Loch in der Nervenhaut des

menfchlihen Auges, vom Herrn D. Michaelis; im Jours

nal der Erfindungen, Theorien und Widerjprüche in der Na⸗ kur und Arzneyw, Et, XV. ©. 3, ff.

$. 755.

508 IT. Theil 2. Hauptſtuͤck. $: 755. Die fo genannten Beuchtigfeiten. des Augapfels (6. 750.), welche zum Brechen der Strah- ken beftimmt find, find: 1) in der Mitte die Eryftalle- ne Seuchtigkeit oder die Kryſtalllinſe (Humor ory- Stallious, Lens eryftallina), die eigentlich nicht fo wohl eine Flüffigfeit, als vielmehr ein fefter, runder, boͤchſt durchfichtiger, biconverer Körper if, deffen hin⸗ tere Fläche mehr erhaben ift, als die vordere, eigentlich aus mehrern mit feinen Gefäßen verfehenen, und durch ein fehr feines Zellgewebe verbundenen, mit einer fehr durchſichtigen waͤſſerigen Feuchtigkeit ausge- füllten Samellen befteht, die eine faferige Structur haben, und bey menichlichen Augen durch fechs Scheiz dewaͤnde, von benen je drey vom Scheitel jeder Halb: Fugel der linſe gehen, getrennt find, wie fich nad) Hrn. Reils Entdefung am beften durch Macerirung der finfe in fhwacher Safpeterfäure oder- Schmwefelfäure finden | laͤßt. Die linſe iſt in eine fehr durchſichtige Kapſel (Capſula lentis cryſtallinae) eingeſchloſſen, doch ſo, daß der enge Raum zwiſchen beyden mit einer Feuch⸗ tigkeit ausgefuͤllt iſt. Sie iſt mit dem Strahlenkoͤr⸗ per eingefaßt. Die mittlere Brechung der Linſe ver: hält ſich nach Jurin gegen die der Luft, wie 1,46: 1. Nach ebendemfelhen beträgt nach einer Mittelzahl der Halbmeffer ihrer vordern Krümmung 3,3081 engli: ſche Decimallinien, der hintere aber 2,5056; und

ihre größte Dicke 1,8525 ſolcher linien.

Don der faſerigen Structur der Kryſtalllinſe, vom Herrn Brof, Aeil; in Grens Journal der Phyfit, 8, VIII, 6, 325. ff,

$. 756,

Licht. 509 4. 756. Den vordern Theil des Auges zwiſchen der Hornhaut und der Kapſel der Kryſtalllinſe erfuͤllt 2) die waͤſſerige Feuchtigkeit (Humor aqueus). Der ganze Raum wird durch die Iris in die vordere (Ca+ mera anterior) und hintere Aammer (Camera po- fterior) eingetheilt, welche durch die Pupille Gemein; fchaft haben. Die mwäflerige Geuchtigfeit füllt beyde aus und treibt die Hornhaut in die Höhe. Der Halb: meffer diefer Krümmung der Hornhaut beträgt nach Turin 3,3294 Decimallinien engl. Die mäfferige Feuchtigkeit ift dünn » lüffig, durchfichtig und ſchwach⸗ ſalzig. Ihre mittlere Brechfraft gegen die Suft ıfl wie 1,29 : I. |

$. 757. Den groͤßern Theil des Auges hinter der Kryſtalllinſe fuͤllt 3) die Glasfeuchtigkeit ( Hu- mor vitreus) aus. ie ftellt eine fehr Flare und durchfichtige Gallerte vor und befteht aus fehr feis nen Zellen, in welche die gallertartige Fluͤſſigkeit ein gefhloffen iſt. Sie hat vorne eine Concavität, mo fie die Kryſtalllinſe berührt, und ift mit einer feinen, durchſichtigen, eigenen Membran eingefchloffen. Ihre mittlere Brechfraft verhält fich gegen die Luft nad) Rochon wie 1,33 : 1.

Zinn defcriptio anatomica oculi humani. Goett. 1755. 4-, recud. couravit Menr. Aug. Wrisberg. ibid. 1780. 4. Alb. von Hallers Grundriß der Phyfiologie , a. dem Lat. mit Anm. von Sömmering und Meckel. Berlin 1788. 8. Kap, XV. An ellay on vihon, briefly explaiming the fabric of the eye and the nature of vilion. byGeorg Adanıs. Lond. 1792. 8. wen Kaya Anweiſung jur Erhaltung des Ges. fiht6 und zur Kenntnif der Natur des Sehens, a. d. Engl., von Sr. Kries. Gotha 1794 8

4. 7588.

570. I. Theil. 2. Hauptftüch

$. 758. Vermittelſt diefes fo bewundernswuͤrdig eingerichteten Werkzeugs erhälten wir nun diejenige Empfindung, die wir das Sehen nennen. Die rich: tige Erflärungsart von der Hervorbringung diefer Em⸗ pfindung blieb aber fange Zeit unbefannt-und wurde erſt von Zepleen entdeckt. Die Alten glaubten, daß die Strahlen von dem Auge nach den Gegenftänden zu ausgingen, wie Empedokles, Plato Euklides, und von da wieder nach den Augen zuruͤckgeworfen wuͤrden, tie dieStoiker annahmen. Porta entdeck⸗ te zuerft die Hehnlichfeit des Auges mit dem verfinfter: ten Zimmer; er zeigte dadurch einen beſſern Weg zur Erklärung des Sehens, ob er fich gleich die Sache, ſelbſt noch unrichtig vorftellte, da er die Kryſtalllinſe für die Wand hielt, auf welcher fich das Bild des Gegenftandes abbilde, und’ von jedem fichtbaren Puncte des Gegenftandes nur einen Strahl ins Au: ge fommen ließ. Erſt Aepler gab richtige Begriffe über die Art und XBeife der Entftehung des Bildes.

$. 759. Von jedem Puncte einesfichtbaren leuch: tenden oder erleuchteten Körpers fahren nach geraden linien Strahlenfegel aus ($. 654.), deren Grund- fläche die vordere Släche der Hornhaut, und deren

> Spiße der fichtbare Punct if. Don diefem Strah— lenkegel kann nur derjenige Theil die Empfindung des Sehens des ſichtbaren Punctes bewirken, welcher auf

die Pupille trifft. Beym Durchgange diefes Strah: Ienfegels durch die Hornhaut und ‚wäflerige Feuchtig⸗ “Seit vor und hinter der Pupille leidet. er die erften Brechungen; auf der vordern Flaͤche der Kry⸗ ſtall

\

ide + 511

ſtalllinſe, Die wie ein erhabenes Glas wirft ($. 707.),

die dritte und färfere; und in der gläfernen Feuchtig- Feit die vierte Brechung. Die divergirenden Strah⸗ fen diefes Strahlenfegels. werden dadurch convergi- rend und treffen endlich in einem Puncte zufammen, Diefer Punct der Wiedervereinigung der Strahlen. ift der Ort des Bildes vom Puncte.

Es fen alfo (Fig. 119.) DE das Auge nad; einem Durchichnitte in der Fänge feiner Ace. Bon dem Puncte A gebe ein divergirender Strahlenkegel aus, der auf die Hornhaut des Auges fällt. Da die Strablen auf dem dünnern Mes dio, der Luft, in das dichtere übergeben, fo werden fie dem Perpenvifel zu gebrochen, und dadurch, wie aus dem Borigemvon der Brechung in frummen Flächen befannt ift, eonvergirend, wenn der ftrahlende Punct nicht zu nahe, d. h., die Divergenz der Strablen nicht zu groß if. Man fieht , daß dadurh au Strahlen dur die Bupille fommen Ponnen , die durch den geraden Fortgang auf die Blendung getommen feyn würden. Dur die Brechung in der Krys ftalllinfe C und der Gladfeuchtigfeit werden die Strahlen noch ftärfer converairend und vereinigen ſich in einem Yuncte in a, der das Bild von A ift,

$. 760. Die Strahlen jedes Strahlenfegels al- fo, welcher aus jedem Puncte des Körpers ausfähre und auf die Pupille trifft, vereinigen fich alfo hinter der finfe, mie im finftern Zimmer, deſſen Deffnung mit einem erhabenen Glaſe verfehen ift; und wenn Das Auge die gemöhnliche Einrichtung hat, und das Object nicht zu entfernt oder dem Auge nicht zu nahe ift, fo liegt das Bild des Punctes auf der Netzhaut. Don jedem fihrbaren Puncte eines Gegenſtandes ent⸗ fteht natürlicher Weife ein Bild auf der Netzhaut, welche alle zufammen, wie im verfinfterten Zimmer, ein verkehrt ftehendes vom ganzen Dbjecte machen.

fen (Fig. 116.) CAB ein Dbject, das vor dem Auge ſteht. Bon den Puncten C, A und B geben divergirende Strah⸗

lenfegel nah dem Auge, deren Strahlen durch bie un

—3

512 u Theil: 2. Hauptftüd. \

ungen gu eonvergirenden werben ‚und ſich wieber in einem Punet vereinigen. Sie machen alfo das verfleinerte und verkehrt ſtehende Bild. bao.

. 761. Diefe Wiedervereinigung der Strahlen

“eines Strahfenfegels von einem fihtbaren Puncte auf

der Netzhaut, oder die Abbildung des Gegenftandes auf derfelben, ift nun mit der Empfindung des Ge; bens begleitet. Wie die Vorftellungen aber mit die: fem Zufammentreffen der lichtſtrahlen zu einem: Bilde des Gegenftandes zufammenhängen, dies zu erflären, reichen unfere Erfahrungen nicht hin. Das Bild und die Empfindung des Sehens find Wirfungen einer einzigen Urfache. Wir fönnen nicht annehmen, daß das Bild als Bild die Empfindung bewirfe. Denn dies fann es ja nicht, da es nur Phantom iſt; eben fo wenig fönnen alfo auc) die Karben, die am Bilde find, die Empfindung der Farben hervorbringen. Noch weniger wird man glauben, daf die Seele das Bild des Gegenftandes auf der Netzhaut befchaue, und da: durch Vorftellung davon erhalte, fo wie wir etwa in der finftern Kammer das Bild eines abgebildeten Ge⸗ genftandes wahrnehmen.

$. 762. Dur die NWiebervereinigung ber zu ei- nem Strahlenfegel gehörigen Strahlen in einem Punc⸗ te auf der Netzhaut erzeugt das deutliche Sehen die: fes Punctes, undfin fo fern hierdurch fonft ein Bild des Punctes entftehr, fünnen wir annehmen, daf das Bild die Empfindung mache. Dur die Netzhaut ift für. dieſe Miedervereinigungspuncte fühlbar und pflanzt die Empfindung durch den Gefichtsnerven bis | zum

Licht. 513 zum Gehirne fort. Weiter koͤnnen wir nun eben ſo we⸗ nig erklaͤren, tie mit dieſer Empfindung die Vorftel: lung des Sehens verfnüpft ift, als wir es erflären koͤn⸗ nen, tie der Eindruc auf die Nerven der Zunge und des Gaums den Gefchmadf, auf die Iterven der Nas . fe den Geruch, oder auf ben Öehörnerven das Hören, und die davon abhängenden Urtheile unferer Seele er. jeuge. Die BVorftellung der, Farben endlich möchte wohl aus der verfchiedenen Empfindung berrühren, mel: che die verfchiedenen Gattungen der tichtftrahlen auf der Meshaut bewirken, und melche fie eben fo vers . ſchiedentlich ruͤhren, als es verſchiedene riechende Aus⸗ fluͤſſe bey den Geruchsnerven thun.

$. 763. Die Frage, warum wir die Gegenſtaͤn⸗ de nicht verfehrt wahrnehmen, da doc) das Bild vers felben auf der Netzhaut verfehrt Tiegt, hat in der That. feinen vernünftigen Sinn, In der Zeichnung - des Bildes (Big. 116.) beziehen wir freplich dieſes . auf den Gegenftand, und da ficht das Bild gegen dies fen allerdings verfehrt. Aber bey der Empfindung des Sehens mehrerer Gegenftände zufammen beziehen wir die Bilder zu den Bildern, und die haben ja ae gen einander daffelbige räumliche Verhaͤltniß, ale die Objecte; folglich) find fie nicht gegen einander ver- ehrt. Wenn wir alfo einen Menſchen auf dem uf: boden eines Zimmers ftehend wahrnehmen, jo bildet er fic) fo auf der Netzhaut ab, daß jene Füße gegen den zugleich mit abgebildeten Fußboden dieſelbige Bezie⸗ hung haben, als im Objecte. Er wird ja nicht mit dem Kopfe auf dem Fußboden fiehend abgebildet; Kt | folg.

}

314 I. Theil. 2. Hauptftüc

folglich fteht er auch im Bilde nicht verfehrt gegen den Fußboden und gegen die Dede des Zimmers, fon- dern das Bild hat diefelbige raͤumliche Beziehung ge: gen die Bilder diefer, als die Objecte. Wenn fic) alfo alles in ver Welt in derfelbigen räumlichen Ver: bindung auf der Netzhaut abbildet, worin es natürs lich ift, fo fehen wir nichts verkehrt.

Das aftronomische Fernrohr kann hier gar nichts dagegen, fons dern wohl dafuͤr beweilen; weil das dadurch erbaltene Bild .. das durchs bloße Auge erzeugte eine verkehrte Las ge bat.

6. 764. Eben fo menig hat es auch mir der Schwierigfeit zu bedeuten, die einige darin zu finden glaubten, daß wir mit zwey Augen die Gegenftände nur einfach fehen. Denn wenn gleich) von einerlen Punct zwey verichiedene Strahlenfegel nach den bey- den Augen gehen, jo feßen wir doch den Punct nur da: bin, wohin die Spike des verlängerten lichtkegels treffen muß, uhd dieſe Spiße iſt ja benden Strahlenfegeln gemeinfchaftlich; daher muß der Punct, auch dur) beyde Augen gejehen, nur einfach erfcheinen. Das Gegentheil geſchieht, wenn man den einen Augapfel mit den Fingern zur Seite drückt, wodurd die Op gen der fichtfegel von einander gebracht werden, und alfo das Object ziviefach empfunden wird.

$. 765. Ueberhaupt kommt es bey dem Urtheile der Seele über das Gejchene auf weit mehrere Um: ftande an, als bey den Empfindungen durch andere Einne Wir verbinden von Jugend auf unvermerft mit dem Gefichte das Getaſt, und üben uns dadurch, aus dem, was uns das Auge darſtellt, Urtheile über

* die

»

En Lu Bra 515

die wahren, und eigentlichen- fagen,... Entfernungen, Größe und Seftalten der Körper zu fällen. Wir ers langen eine Fertigfeit, aus der Verbindung beyder Sinne, bey Gegenftänden, die mwenigftens nahe um uns herum find, richtig zu urtheilen; aber weil auch diefes Urtheil mit dem Sehen felbft ohne unfer Ber wußtfeyn fo innig verbunden ift, fo kommt es auch) oft, daß mir etwas zu eben glauben, mas wir bloß aus dem Gejehenen ſchließen; und wir feyleßen manchmal falſch, ob wir gleich richtig ſehen.

Die Befchichte einiger Blindgebehrnen und am Staar gluͤcklich

3J operirter Perſonen⸗ (f. Cheſelden ın pbhilof. transact. no. 402.

und in Smith's Lebrbegriff der Dprit;_ingleihen Lchten⸗

bergs Magazın für die Phyſik, B. 4 St. ı. ©. 21.), km

es beweifen, daß wir von den Entfernungen, Zagen, Groͤ—

. ‚Ken und Figuren der Begenftände nıcht anders, als erſt

durch Benhülfe des Getaſtz urtbeilen fernen, oder daft wir

die Empfindungen des Gefichts mit denen des Getaſtes vers

feichen muͤſſen, um durch fortaeiehte Erfahrungen ın dem

tand gefet zu werden, aus dem Sefebenen auf ihre Eut⸗ fernungen, Lage, Figur, m. ſ. w. zu fchließen.

$. 766. Wenn man von den Auferiten Enden eines fichtbaren Gegenftandes gerade Sinien nad) dem Mittelpuncte der Pupille des Auges zu zieht, fo heiße der Winfel, den fie bier machen, der Sebewintel oder die feheinbare Größe des Gegenftandes (Angu- lus opticus, viforius; Magnitudo, Diameter obie- cti apparens). Diefer Schewinfel wird bey einerley Object natuͤrlicher Weiſe größer, je naͤher dieſes dem Auge kommt, und deſto kleiner, je weiter es ſich da⸗ von entfernt.

6. 767. Unſer Urtheil uͤber die Groͤße der Ge⸗

genſtaͤnde haͤngt nicht allein von ihrer wahren Groͤße, Kk 2 ſon⸗

zi6 1. Theil, 2. Hauptſtuͤck.

föndertt auch don diefem Sehewinkel mit ab, unter welchem mie die Objecte wahrnehmen, und von wel: ehem auch die Größe des Bildes auf der Netzhaut abe hängt. Gegenftände von verfchiedenen wahren Groͤ⸗ fen fönnen daher dem Auge unter einerlen fcheinbater Groͤße erfcheinen, wenn fie unter einerley Sehewin⸗ kel wahrgenommen werden; und umgekehrt koͤnnen Gegenſtaͤnde von einerley wahrer Größe unter einer berfchiedenen fcheinbaren mahrgenommen merben) wenn der Sehewinkel verfchiedenelich groß if:

Sonne ımd Mond koͤnnen uns gleich groß erfcheinen, ungeachs tet ihre Große ſehr verfchieden if, wenn der Sehewinkel, unter bem wir beyde feben, aleich groß ift.

- Der Stundenzeiger einer Taſchenuhr fheint und zu ruhen, weil fih der Schemwinfel in kurzer Zeit nur unmerflich ändert,

Auf einem Kornfelde fcheinen ung die Kornähren, welche weis ter entfernt find, dichter zu fteben, ale die nähern.

Eine lange Allee fcheigt ung am Ende fpitig zuzulaufen.

$. 768. Ein bloß erleuchteter Gegenftand kaun daher endlid. dem Auge unfichtbar werden, wenn der Sehewinfel fo Flein wird, daß er nicht empfun: den werden kann, oder wenn der Bogen deffelben bis zu einer Größe von etwa einer Minute abnimmt. leuchtende Gegenftände koͤnnen uns hingegen in eine noch viel weitern Entfernung fichtbar bleiben, wobey fie uns aber dann auch ohne bemerfbären Durchmeffer erfcheinen müffen, wie die Sirfterne.

$. 769. Sonſt beurtheilen wir auch noch die wah— re Größe des gefehenen Gegenftandes aus feinen ung fonft befannten Entfernungen, aus der ftärfern oder ſchwaͤchern Etleuchtung, worin er ung erfcheint, und

dann auch aus dem Verhaͤltniſſe feines Bildes zu dem

Bil:

er FIT" we 517

- Bildern naher: Sampinne r deren wahre Größe wir

kennen.

Der hinter Bergen oder hinter Baͤumnen anfgehende Mond

ſcheint uns groͤßer, als wenn er hoͤher am horiente ftebt.

$. 770. Die Urtheile unferer Seele über Ent⸗ feenungen ber Dinge von ung hängen feinesmeges von den Empfindungen des Gefichts allein ab, fons bern wir erlangen die Fertigkeit von dem, was mir

‚fehen, auf die Entfernungen, Größen, oder Stel:

fen zu fchliegen, oder das Augenmaaß . ebenfalls

durch Vergleichung der Empfindungen des Geſichts

mit denen des Gelaſtes und durch Erfahrungen, die

‚wir, obgleich unvermerft, von Jugend auf hierüber ‚anftellen; und wir nd ung der Umftände, dus denen die Vorftellung einer wirflichen Entfernung in ung entſteht, felten deutlich bewußt. Ohne Erfahrungen durchs Getaſt über die Entfernung der Dinge würden wir glauben, daf die Gegenftände dicht vor dem Aus ge ſtuͤnden. +$. 771. Bey nahen Gegenſtaͤnden ſchaͤtzen wir ie ‚Entfernung derſelben aus der zum genauen Se— den nöthigen Veränderung des Auges, welche mir ‚vornehmen muͤſſen, um auf verfchiebene Entfernun- gen deutlich zu fehen; und wir ‚urtheilen dann, daß der Gegenftand da fen, wo die Spißen der Lichtfegel zu ſtehen kommen, ‚deren Grundfläche die Pupille des Auges if. Bey entferntern Gegenftänden ſchaͤtzen wir die Entfernungen aus dem Winfel, den ‚die ben: ‚den Augenachfen mit einander machen; dus der Ver:

‚gleihung der. uns bekannten wahren Größe berfelben | mit

’‚»

38 II. Theil: 2. Hauptftück.

mit der fheinbarem; in welcher wir fie wahrnehmen; aus der größern oder geringern Helligfeit und Klar- “heit, worin wir fie ſehen; aus der Deutlichfeit der Heinen Theile eines Gegenftandes; und endlich aus der Menge anderer zwiſchen dem Segenſtande und dem Auge befindlichen Dinge. Sieraus erhellet leicht, warum uns das Meer vom Ufer aus eſehen, wenn’ wir ſonſt feine Gegenſtaͤnde, wie Schiffe, * u. bergl., .darau’ wahrnehmen, bey weitem nicht

o weit ausgedehnt erfcheint, als diejenigen d es nicht geſehen haben.

$. 772: "Mir konnen mit geſunden Augen Ge⸗ genftänbe in verfchiedenen Entfernungen vom Auge noch deutlich wahruehmen. Da nun das Bild eines entfernten Gegenſtandes nicht fo weit hinter die Kry⸗ ſtalllinſe, die wie ein erhabenes Glas wirft ($. 711.), fält, als das Bild eines nähern, und das Auge doch nur dann deutlich fieht, wenn die Spißen der Strah: Ienfegel oder das Bild des Gegenſtandes die Netzhaut treffen; fo muß das Auge ein Vermoͤgen befigen, ſeine Einrihtung zu Ändern, und dadurch auf- größere oder Fleinere Weiten dentfich zu fehen. Aus der fafrigen Structur der Krnftalllinfe läßt fih) nach) Hrn. Poung allerdings fchließen, daß wir das Vermögen befißen, fie erhabener zu machen, oder aus der biconveren Form mehr der Rugefgeftalt zu nähern, fo daß bie Halbmeffer ihrer Kruͤmmungen Feiner werden, wo⸗ durch alfo auch ihre Brennweite Fleiner wird. Dies müßte ben nahen Gegenftänden ſtatt finden, da fie Bingegen ben entferntern Gegenftänden wieder in den ie Zufland zuruͤckkaͤme. Mit dieſer ndes

Liſcht. 59

aͤnderung kann eine andere recht wohl beſtehen, wor⸗ aus man auch die Deutlichkeit des Sehens in verſchie⸗ denen Weiten erklaͤrt, naͤmlich eine mehrere oder min⸗ dere Zuſammendruͤckung der harten Haut durch die Augenmuskeln, wodurch zugleich die es conz verer werden kann. \

uͤber das Fa von vo Thom. Noung; n Grens Journ. der P vi. ©: 415. ff. Henr. wilh. Math. Olbers d N ort mutationibus internis Goett. 1780. 4. 6. 773. Diefe Veränderungen finden natürlicher Weiſe ihre Grenzen, und es giebt daher für jedes Auge eine geroiffe Weite, in der es ben feinem natüır: lichen Zuftande deutlich ſieht. Dieſe Weite, bey der es Fleinere Gegenftände noch deutlich wahrnehmen fann (Diftantia vihonis diftinctae ), feßt man zwar gewöhnlich auf 12 bis 16 Zoll, allein fie ift bey vielen

Perfonen größer oder geringer,

$. 774. Wenn die Hornhaut eines Auges zu fehr erhaben, die Krnftalllinfe zu conver oder ihr Ab: fand von der Netzhaut zu groß ift, fo treffen bie Strahlen ver Strahlenfegel von Gegenftänden, bie ı2 bis 16 Zoll und darüber entfernt find, nach dem Brechen zu früh zuſammen, ehe fie die Netzhaut er- reichen, oder die Divergenz der Strahlen von den Strahlenfegeln diefer Gegenftände ift für ein folches Auge zu geringe, als daf der Vereinigungspunet die Netzhaut treffen follte. . Ein folches Auge ſieht daher nur nahe Gegenftande deutlich, entfernte undeutlich. Perſonen, welche dieſen Fehler haben, heißen Zurz ſichtige

520 1. Theil. 2. Hauptftüd.

firbtite (Myopes ), und die Weite, bey ber fie kleine Gegenftände deutlich wahrnehmen, erftredt fih un—

. gefahr nur auf 4 bis 6 Zoll. Hohlgläfer vermehren

die Divergenz divergirender Strahlen ($. 714.),

and durch Hülfe derjelben fehen alfo Kurzfichtige auch

mehr entfernte Gegenftände deutlich.

6. 775. Wenn hingegen das Auge fo beichaffen iſt, daß die Hornhaut und die Kryſtalllinſe flach, und in der Convexitaͤt vermindert iſt, oder dem Boden des Auges zu nahe liegt, ſo treffen die Strahlen der Strahlenkegel won nahen Gegenſtaͤnden zu ſpaͤt zu: fammen, und das Bild würde erft hinter die Netz⸗ haut fallen. Ein folches Auge kann nur entfernte Gegenftände deutlich wahrnehmen, nicht aber nahe. Diejenigen, welche diefen Fehler der Augen haben, heißen Weitſichtige (Prefbytae), und jener entfteht gervöhnlich im Alter. Die nächfte Weite, wobey ein folches Auge noch deutlich) fieht, ift größer ala 16 Zoll; ben manchen 2 bis 3 Fuß. Da erhabene Gläfer das Vermögen haben, die Divergenz der divergiren- den Strahlen der Strahlenfegel zu vermindern ($ 707.) und die Strahlen aus nahen Puncten fo zu brechen, als ob fie aus entfernten Puncten ber: Famen, fo können Weirfichtige durch Huͤlfe derfelben auch nahe Gegenftände deutlich fehen, und fie bebie- nen fic) daher zu diefem Zwecke der Brillen.

6. 776. Gegenftände, welche fehr Fein find, ſehen mir auch in der gewöhnlichen, zum deutlichen Sehen erforderlichen XBeite ($. 773. ) nicht deutlich. | Das

gie. * 521 Dadurch, daß wir fie dem Auge näher bringen, toi: ben mir zwar den GSehemwinfel, unter dem wir fie wahrnehmen, vergrößern; aber dann trifft das Bild , die Netzhaut nicht mehr, und wir fehen den Gegenz , fand verwirrt und undeutlich. Ein Werfzeug, mel; ches dazu dient, ganz Feine Gegenftände größer, als in der gewöhnlichen Entfernung vom Auge, und doch deutlich zu fehen, heißt ein Mikroſkop oder Der: größerungsglas (Microfcopium, Engyfcopium ) $. 777. Jedes erhabene Glas und jede Glas: Ffugel, vergrößern der. Erfahrung zufolge die Objecte, wenn wir fie dadurch betrachten. Man bedient fich aber vorzuglih, um ganz Fleine Sachen dadurch zu betrachten, Kleiner, ſehr erhabener finfen, oder klei⸗ ner Glaskuͤgelchen, und beyde heifen daher auch ein⸗ fache Mitroſkope (Microfcopia fimplicia). Die Gtrahlen, , welche von dieſen Fleinen Gegenftänden, wenn fie nahe ans Auge gehalten werden, divergirend in daffelbe. treten würden, werden. durch diefe Vers _ größerungsgläfer, wenn fie in dem Brennpuncte der- felben liegen, nach dem Brechen parallel ($. 707. ), und das Auge fieht dadurch ven fehr genäherten Ge⸗ genftand deutlich. Das Auge fieht nun den Gegen: ftand unter einem defto größern Sehewinkel, und alfo auch um deſto größer ($. 767.). Weberhaupt ver: hält fi) die Größe, unter welcher man Gegenftände durch, eine Vergrößerungsfinfe in dem. Brennpuncte derfelben erblict, zu der Größe, in der man fie ohne Glas deutlich erkennen kann, wie die Fleinfte Entfer⸗ nung, bey ver man ohne Glas deutlich fehen fann, Ä zur

522 | IL Theil. 2. Hauptftüd.

zur Brennweite der Vergroͤßerungsglaͤſer. Da nun der Brennpunct defto näher an das Glas fommt, je Feiner der Durchmeffer der Linſe wird, fo fieht man auch leicht ein, daß die Linſen um defto mehr vergrö: fern, je Fleiner. der Durchmeſſer der Kugel iſt, wo— von die Flaͤche der lLinſe ein Abfchnitt if. Zu den ftärfften Vergrößerungen gebraucht man daher ganz Heine Glaskuͤgelchen.

Es fen LM ( Fig. 117.) eine Glaslinfe von fehr kurzer Brenns weite, in deren Brennraume ein kleiner Gegenftand ab befindlich fey. Es ift aus dem Vorigen ($. 707.) klar, daß die divergirenden Strahlen, die von den erleuchteten Puncten des Dbjects ab gegen die Linfe zw geben, durch das Brechen zu parallelen werden. Die Strablen des Punctes a geben alfo als parallele nah O, und die des Punctes b als parallele nah Q. Die letztern fchneiden die erftern unter dem Winkel, QCO = aCb. Das ter Linie febr genäberte Auge ſieht nun die Puncte a und b deutlich, wenn es nicht kurzſichtig iſt, und fo das ganze Feine Ob⸗ ject ab. Da wir nicht gewohnt find, Dbjecte fo nabe am Auge wahrzunehmen, und überhaupt fo Feine fonkt nicht deutlich fehen, fo beziehen wir das Dbject auf die Diftanz AC, ben der wir fonft die Objecte deutlich zu feben ges wohnt find. Da nun das Object AB in. der Entfernung CA dem bloßen Auge unter eben dem Gebewinfel erfcheis nen würde, fo ſchreiben wir dem Dbjecte ab die Größe AB zu. Es ift alfo die Größe des fcheinbaren Durchmeflers des Objects durchs Mitroffop zu der Größe deſſelben ohne Mifroffop, wie die Weite, bey der jemand deutlich fieht, zur Brennweite der Linfe. Weil nämlich die Dreyecke aCh und ACB ähnlich find, fo if AB:ab=AC :aC.

"Man findet nah dem hier Ermähnten bie Stärke der

Vergroͤßerungen, wenn man bie —— bey der man kleine Gegenſtaͤnde deutlich wahrnehmen fann, durch die Brennweite des Vergroͤßerungsglaſes dividirt. Wenn . B. ein Auge in ber. —— 10 Zoll dentlich hebt, fo ift die Vergrößerung des ſ eines Dbjectd, das man duch ein Wergröferungsalas von ı Linte Brennweite betrachtet, 120 mal, folglid die Vers größerung des Flähenraums 14400 mal.

| $. 78. Um die Gegenftände in den erforderli-

chen Entfernungen an ein ſolches Vergroͤßerungs⸗ £ | glas

inbaren Durchmeſſers

DT

eidt: 783

glas bequem zu bringen und dadurch zu betrachten, und fie auch gehörig zu erleuchten, hat man mehrer: len Vorrichtungen ausgedaht. Wir bemerfen hier nur befonders das einfache Wilfonfche) oder Kieber- kuͤhnſche Mikroſkop, und das Mikrtoſkop mit dem Erleuchtungoſpiegel ’).

1) Gehlers phufif. Wörterb. Th, II. S. 221.

3) Mujchenbroek introd. ad philol. nat. T. II. Tab. XLV; gig. 30°.

$. 779. Sonft hat man audy sufammengefeste Mikroſkope (Microfcopia compofita), die aus mehrern linſen beftehen, »durch welche man nicht den Gegenftand felbft, fondern das Bild deffelben umge: fehrt und vergrößert fieht. Der Gegenftand erhäft entweder durch einen Hohlipiegel oder durch ein con- vexes Glas Erleuchtung. Wir merfen hier das Eufs fifche Mikroſkop. Ä

Es fen (Fig. 118.) ein Feines Dbject ach etwas weiter, als die Brennweite der mifroffopifchen Linfe LM beträgt, von derfeiben in der gehörigen Erleuchtung geftellt. In diefem Salle werden die divergirenden Strablen der Puncte a, & b durch die Brechung zu convergirenden (4. 707.), und zwar werden fie defto fpäter zuiammenlaufen , je näher fie dem Brennpuncte der Linfe LM find. BCA iſt biernady _ das Bild des Objeets, und ſteht aegen daffelbe verkehrt. Wenn nun noch in FE eine ardfiere convere Linſe ift, deren Brennraum mit dem Bilde BCA zufammenfällt, fo werden die von B, C, und A ausfahrenden divergirenden Strablen durch das Brechen zu parallelen ($. 707.) , und fchneiden fib in O. ft bier in O das Auge, fo fiebt es das umges kehrte Bild RCA des DObiects ach deutlich, unter dem Wins kel BDA. Diefer. verhält fi zu dem Gebewinfel, unter dem das Obieet ohne Mifroffop gefeben werden würde, wie die Diftanz des Bildes BA von der Linſe LM zue Brennweite CD der Linfe FE,

Damit aber die Länge dieſes Mikroſkops fürzer und zus gleih das Gefichtsfeld arößer werde, wird zwifchen LM und FE noch eine convere Linſe angebracht , und das Mi⸗ Ixoffop wird alfo aus drey Linfen zufammengefegt, & Ai

%

!

524 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

,. Cäie. —— kleines Dbject AB, de3 von ber klei . mifroffopifben Linfe KEC weiter abſteht, als die Breu weite derfelben beträgt. Die divergirenden Strahlen der Puncte B und A werden folder Beftalt durch das Brechen in die Zinfe KEC zu convergtrenden. Ebe aber die cons - pergirenden Strahlen s, r, tund Z, K, V der Buncte B und A fi fchneiden und das Bild machen, treffen fie auf die größere comvere finfe GH (das Lollectivglas) und werden dadarch friiher convergirend (f. 707.) ind und f, wo fie das umgekehrte Bild Fd- des Dbjects,BA machen, von da als divergirende fkq und dpn auf die finfe nk ‘(das Ocular) fallen, bie um die Brennweite von dem ilde fd eutfernt fteht. Dirrch das Brechen in diefer Linie werden Nie nun zu paralleien, und das Auge in O fiebt dadurch das Bild fd des Objects BA deutlich umd vergrös fert unter dem Wınfel aOp.

Um die Linſen dieſes zufammengefegten Mikroſkops ges hoͤrig zu ftelen, den Gegenſtand gegen dis nftrument richtig zu ordnen, zu behandeln, und gehörig zu erleuch⸗ ten, ſehe man Baker Employment for the miero[cope. Lond. 1752. 8. Bepträge zum Gebrauch und V des Mikroſtops/ a. d. Engl. Augsburg 1754. 8. Bran⸗ Ders Beireibung zweyer zufammengejegten Wiifroffopg ‚Augsb. 1769. 8.

6. 780, Werkzeuge aus zufammen verbundenen finfen, oder auch Spiegeln mit linſen, melche dazu dienen, entfernte Cegenftände, die man durchs bloße Geſicht nicht deutlich fehen Fann, klar und deutlich) wahrzunehmen, heißen Sernröhre, Teleffope (Tele- fcopia, Tubi optici), Man fann fie überhaupt in zwey Sattungen: ı ) in dioperifche, und 2) in catas dioptriſche eintheilen.

6.781. Die dioptrifchen Sernröhre beftehen aus verfchiedenen Slaslinfen, welche in einem Rohre ein- ander näher gebracht oder von einander mehr entfernt ‚werden fönnen. Dieſe Sinfen felbft führen verſchie⸗ dene Namen. 1) Das Öbjectivglas oder Dorder- glas iſt dasjenige, das ſich an dem Aufßerften Ende bes Rohrs befinder und dem zu betrachtenden Ge:

ee genftande

eicht. 825 genftande zumächft zu gerichtet ift. Es ift allemal con: ber und hat auch eine größere Brennweite, als die übrigen finfen. 2) Die Augeneläfee oder Oeular⸗ glaͤſer, deren Stelle an dem andern Ende des Roh: tes ift und die dem Auge zu gerichtet find. Ihre wahre oder eingebildete Brennweite ift immer fürzer, als die des Objectivglafes. Das Mohr, worin man.diefe Glaͤſer befeftigt, überzieht man inmwendig mit einer ſchwarzen Barbe, und giebt dem Objectivglafe Be- deckungen, um dadurd) die Undeutlichkeit des Bildes, melche von der Abweichung der Strahlen wegen der Geftalt des Glaſes ($. 709.) entfteht, zu verhuͤten; zu eben diefer Abficht dienen auch für die Augengläfer die Dlendungen in den Möhren.

$. 782. Die erftere und ältefte Art diefer diop⸗ teifchen Sernröhre ift das Holländifche oder Gaulei⸗ ſche Sernrobre. Es befteht aus einem converen Obs jectiv = und einem concaven Ocularglaſe, die auf einerlen Achje fo geftellt find, daß der eingebildete Brennpuncr des leßtern mit dem wahren Brennpuncte des erftern zufammentrifft. Die Entfernung der fins fen von einander ift folglic) der Differenz ihrer Brenn: weiten gleich. Gegenftände durch diefes Fernrohr bes trachtet, erfcheinen gerade und unter einem größern Sehewinkel; eigentlich jo vielmal vergrößert, als. die Brennweite des Deulars in der Brennweite des Ob: jectivglafes enthalten ift. Wegen des geringen Ger fihrsfeldes, oder Des geringen Raumes, den man durch dieſes Fernrohr überfehen fann, und wegen der Unbequemlichkeit, daß man das Auge dicht an das Ocular

s26 II. Theil, 2. Haupiſtͤck.

Ocular legen muß, gebraucht man es jetzt nur noch zu Tafchenperfpectiven.

Es fen (Fig. 120.) das convere Objectivglas MN mit dem biconcaven Oculare PQ auf einerley Ace fo geftellt, daß der Focus des eritern Do mit dem Focus des leßtern Ko

ufammenialle, Es jey das Dbjectivglas einem ſedr ents ernten Dbjecte zu gerichtet, fo daß die von den äußerten Puncten O und B des letztern auf das Objectiv fahrenden divergirenden Strahlen als parallele anzufehen find, und fi daher in Gtraplenchlinder verwandeln. ' Die Achſe A des Strablencenlinders O ſtehe fenfreht auf MN und PQ, fo gebt der Strabl, der diefe Achfe vorftellt, ungebrochen durch beyde Släfer, und it ADo Die damit parallelen Strahlen diefes Strahlencylinders O erden dur die Brebung in MN zu convergirenden, und würden obne -PQ in o zufammentreffen, durch die Brechung in PQ aber werden fie zu parallefen (j. 714.). Bon dem unterm Punete B des Dbsects gebt eben jo ein Strablencplinder BD nah dem Dbiectivalafe MN ,. und die dur die Bre— Kung in demielben convergirend gemachten Strahlen deflels ben werden durch die Brechung in PQ zu parallelen. Was von diefen Strablencplindern O und B gilt, gilt von allen, den Strahlencylindern der uͤbrigen zwiichen O und B bes findlıhen Puncte des Dbjects, die auf das Objectioglas fallen. Wenn daher das Auge dicht hinter dem Dculare PQ ift, fo wird es die Puncte A und B,-und fo die übris gen dazwifchen , deutlich fehen; denn die parallelen Strah⸗ len Cb und Ko werden durd die Brehung im Auge ein - Bild der Puncte b und o auf der Netzhaut machen, das eben fo gegen das Object verkenrt ſteht, als ed ohne die Glaͤſer durh die Brehung im Auge allein ftehen würde. Das Auge fieht alfo den Gegenftand aufrecht, wie natürs ih, und flieht ihn uuter dem Winfel bKo, unter dem die Acfen der durch die Brehung im Auge gebildeten GStrablenfegel geneigt find. Wenn das Auge in D wäre, fo würde es den Gegenſtaud OB ohne das Teleſkop unter dem Winfel ADB = bDo wahrnehmen, Wegen Kleinbeit der Winfel bKo, bDo fonnen wır annehmen, daf ihre Sinus von dem Bogen, dıe fie meifen, felbft nıcht merks lich verfhieden find; wir fünnen alfo bo als einen Bogen anfeben, ber den Winfel bKo, beilen Sinus totus oK ifl, und zugleih den Winfel bDo mißt, deflen Sinus totus oD if. Da die MWinfel fi verhalten wie die ihnen zuges börigen Bogen, und umgekehrt wie der Sinus totus ders felben, fo it bKo : bDo = oD :cK, oK oD

Da nun oD, oK die refpectiven Brennmweiten des Dbs

jectivalafes und des Dculars voritellen, fo verhält fich

demnad der Winfel bKo, oder die fcheinbare Größe, unter der das Dbject durchs Telefftop wahrgenommen wırd, zu dem Winfel bBDo == ADB, oder zu der fheinbaren Größe,

unter

Licht. 527

‚unter der dad Dbiect ohne das Teleffop wahrgenommen wird, wie die Brennweite oD des Dbiectivglafes zur ‚Brennweite oK des Oculars; oder das Dbject erſcheint im Durchmefier fo vielmal vergrößert, als oK in oD enthalten ift.

Scherfferi inftitut. 'phyf. P. 1. ©. 245.

6. 783. Eine zweyte Art ift das Keplerſche Sternrobr (Tubus aftronomicus ), in welchem ein converes Augenglas mit einem converen Objective von einer längern Brennmeite fo zufammengefeßt ift, daß ihre Entfernung von einander der Summe ihrer Brennweiten gleich ifl. Der Gegenftand erfcheint Dadurch verkehrt, und man fieht eigentlich durch das Deular nicht den Gegenftand felbft, fondern das Bild davon in. dem Mohre vor dem Deulare. Diefes Fern: rohr hat ein weit größeres Öefichtsfeld, als das vorige, und man bedient ſich deflelben zum aftronomifchen Gebrauche. Man fieht die Gegenftände dadurch fo oft vergrößert, als die Brennweite des Dculars in der Brennweite des Objectivglafes enthalten ift.

Es fenen (Fig. 121.) MN ein biconvered Dbjectivglas, und PQ ein biconveres Ocular von einer fürzern Brennweite, auf einerley Achſe fo geftellt ‚daß fie um die Summe ihrer refpectiven Brennweiten Do + Ko von einander entfernt find. Es fen bier ebenfalls das Dbiect fo weit entfernt, daß die von feinen fihtbaren Puncten fommenden divergis renden Strahlen als parallele anzufeben find. O und B fenen der oberfte und unterfte Punct des Objects, und AD’ und BD die Achſen der davon auf das Dbjectivglas MN fallenden Strablencylinder. Die refpectiven Strahlen dies fer Strablencylinder werden durch die Brechung in MN zu convergirenden, laufen im Brennpuncte des Blafes MN zufammen, und macen alfo in bo das umgekehrte Bild des Gegenftandes AB, Da oK zu gleicher Zeit die Brenns weıte der Linſe PO ift, fo werden die in b und o wieder divergirend auslaufenden Strahlen durch die Drehung in der Linſe zu parallelen, die fi nachher wieder unter dem Wintel PFK = bKo fhneiden. Das in F befindliche Auge fiebe num nicht den Gegenftand felbft, fondern das Bild des Gegenftandes, und zwar unter dem Winkel bKo. Wenn wir nun wieder wie vorher (f. 732. Anm, ).bo für

den

528 TI. Sheil. 2. Hauptſtuͤck.

den Bogen nehmen, fo folgt, dab ſich der Winkel bKo, unter dem das Bild des Gegenſtandes vermittelt des Pers fpectios geſehen wird, au bDo (== ADB), unter den das Dbject AB von dem bloßen Auge in geiebeh werden würde, verbalte wie Do : Ko, d. i., mie die Brenns weite des. Dbiectivs zur Brennweite des Oculars; oder daß der Gegenftand fo vielmal vergrößert erfcheint, als die Brennmeite des Oculars in der Brennweite des Dbs jectivglafes enthalten if.

Da das Bild, welches das Auge durch diefes Fernrohr wahrnimmt, gegen den Gegenftand, mit dem bloßen Ange gefeben, eine umgekehrte Lage bat, fo fiebt man leiht, daß man die Gegenitände durch diefes Fernrohr vers kehrt wahrnehmen müfle, °

$. 784. Die. dritte und gewoͤhnlichſte Art ift das . Erdrobr (Tubus terreftris), defien Erfindung dem Pater Rheita / zugefchrieben wird, Es befteht ge: woͤhnlich aus drey convexen Dculargläfern von furzer Brennweite, und einem converen Objective von länge: rer Brennweite. Die Entfernung des Objectivglafes vom nächften Deulare ift der Summe ihrer Brenn: meiten gleih, und auch fo die Entfernung der Deu: lare von einander. Man fieht den Gegenftand durch diejes Erdrohr aufrechts, und eigentlich wird das ver- fehrte Bild des Segenftandes, das man beym Stern rohte fieht ($. 783.), durd) das zweyte Ocular wie: der aufrechts gebracht. Die Vergrößerung ift wie ben dem Sternrobre, und fann größer'werden, wenn man dem zweyten Deularglafe eine größere Brenn: weite giebt, als dem erften. Man hat auch Erbröhre mit fünf Augengläfern.

Wenn zu den Gläfern MN und PQ des Sterurohres ( Fig. 121.) noch zwey andere biconvefe RS und TV ( Fia. 122.) fo ges fügt werden, daf dieje letztern um die Summe ihrer Brenns weıten von einander abſtehen, fo werden die parallelen Strahlen, die aus PQ berausfahren und ſich ın F fchneis den,- durch die Brechung in RS wieder zu convergirenden,

und in der Brennweite von RS das Bild ȧ bervorbringen,

das gegen has im bo verehrt, und alfo wiederum fo, on er

Licht. 39

der Segenſtand, ſteht. Da die von « und S divergitend auf TV fallenden Strahlen aus dem Brennraume diefer Linie fommeny fr werden fie wieder zu parallelen, und das Auge ficht dadurch das Bild »ß des Gegenftandes OB deutlih, und zwar im derfeiben Stellung, als den Ges

genftand,

6. 785. Kurzſichtige muͤſſen bey allen vieler Sernröhren die Ocularglaͤſer dem Objective näher bringen, um die fonft parallel auslaufenden Strah⸗ fen als divergirend auf das Auge zu empfangen.

$. 786. Außer der Unvollfommenheit, welche dies fe Werkzeuge durch Die Abweichungen der Strahlen we⸗ gen der Geſtalt des Ölafes ($. 709. 781.) erhalten, be: ſitzen fie eine noch weit erhebfichere, die von der verſchie⸗ denen Brechbarfeit der farbigen Strahlen herrührt ($. 727.), und welche zur Folge hat, daf das Bild des Dpjectes mit farbigen Nändern und überhaupt un: - deutlich erfcheint.. Man fuchte fonft diefen Sehler da— durch zu vermindern, daß man Objective von fehr langen Brennmeiten anwendete, und mußte Deswegen die Zernröhre fehr lang machen; allein die Unveut: fichfeit wird deffen ungeachtet dadurch nicht gänzlich gehoben. |

$. 787. Im Sabre 1747 Fam Zuler auf den Gedanfen, den Fehler der dioptrifhen Fernröhre, der von der Abweichung der Strahlen wegen ihrer verschiedenen Brechbarkeit herrührt, dadurch zu bes ben, daf man das Objectiv aus zweyerley durchfich- tigen Materien zufammenfege, melche das Licht nicht auf einerley Art brächen, fo daf die eine die farbie gen Strahlen wieder vereinigte, welche die andere st trennte,

530 1. Shell. 2. Hauptftüd.

trennte. Newton hatte diefen Fehler für underbef- ferlich gehalten, und deshalb die nachher anzuführen: den reflectirenden Teleffope angegeben. "Tohann Dol-

lond behauptete zwar erfi den Newtoniſchen Satz gegen Zulern; allein er. fand nachher doch, nachdem . befonders Alingenftierna Newtons Saß näher ge- prüft hatte, daß er geirrt habe, und war der Erſte, der ein farbenlofes oder achromatifches Fernrohr zu Stande brachte. Die Einrichtungen diefer Fern⸗ röhre hat nachher theils er felbft, theils fein Sohn anfehnlich verbeffert, und fie führen auch noch nad) ihm den Namen der Dollondiſchen, Fernroͤhre.

If. Newton optice, L. 1. PJIL pr. 83. &. 106. Sur la perfe- ction des verres objectifs des lunettes, par Mr. Euler; ind. Men. de P acud. roy. des iciences de Pruſſe. 1747. &. 274. Unmerfung über das Geſetz der Brecbung der Lichtſtrahlen von verfchiedener Art, wenn fie durch ein durchfichriaes Mittel in verfchiedene andere tberaeben, von Sam. Rlins genftierna; in den fdhwed. Abhandl. vom J. 1754. ©. 300, An account of [öme experimenits concerning the diffe- rent refrangibility of light, by John Dollond ; in den philofophic. transaet. Vol. L. ©. 733.

$. 788. Die Möglichfeit achromatifcher Fern: röhre, oder vielmehr die Möglichfeit, den Fehler ber Glaslinfen, der von der verfchiedenen Brechbarfeit der verfchiedenen Gattungen des lichts entipringt ($. 727. ), zu heben, beruhet auf dem oben angeführs ten Saße ($. 733.): daf die Sarbenzerftreuung bey der Brechung in werfchiedenen durchfichtigen Mitteln nicht im VBerhältniffe der brechenden Kraft derselben ift. Dollond-fand bey feinen Berfuchen ‚da zwey Sor⸗ ten in England gemachten Glaſes, Crownglae und Flintglas, zwar ziemlich gleiche Brechkraft befaßen, indem

Lid. 331. = —— indem ben erſterm der Brechunasfinus für die aus $uft einfallenden Strahlen ſich zum Einfallsfinus verhielt, wie 134 zu 100, im leßtern wie 153 zu 1005 daß aber dagegen die Farbenzerftreuung im Crownglaſe fic) zu der im Slintglafe verhielt, wie 2 zu 3. : Er erfah hieraus, daß, wenn diefe Glasarten gehörig mit einander verbunden mürden, man fo mohl in. Kugelflächen als dreyſeitigen Prismen eine Strah⸗ fenbrehung zumege bringen koͤnnte, ohne daß fich das heterogene ficht von einander abfonderte, und mithin, wider Newtons Meinung, fo mohl rothe als violette Strahlen in einer gemeinichaftlichen Richs tung ohne alle Spaltung aus dem Glaſe herausgchen fönnten; und daß alfo zwey aus: jenen verfchiedenen Slasarten gemachte kinfen ein zufammengefeßtes Ob: jectivglas geben könnten, weiches den aus dem Bre> chungsunterfchiede. des farbigen Lichts —— Fehler gaͤnzlich verbeſſerte.

$. 789. Um dies noch mehr zu erklaͤren, ſetze man, daß zwey drenfeitige Prismen, eines aus ge: meinem Glaſe, das andere aus Flintglaſe ($. 783.) - gemacht fenen, und daß jenes ben jedem Grade, um welchen es die rothen Strahlen bricht, die violetten um 2 Minuten mehr, diefes aber bey jedem Grade, um welchen es die vorben bricht, die violetten um 3 Minuten mehr breche. Ferner ſey der brechende Winkel des Prisma aus gemeinem Ölafe etwas grös fer, als deſſen aus Slintglaje, fo Daß, wenn das rothe licht durch jenen um 6 Grade abwärts gebrochen wird, es durch dieſen, Der ſich in entgegengefegter Stellung ia befinden

532 II. Theis 2. Hauptſtuͤck.

befinden, muß, um 4 Grade aufwärts »gebrocheh werde. Man wird nun-feicht einfehen, daß die vio⸗ letten Strahlen im erftern Prisma um 6 Br. r2 Win. herab, im zweyten um 4 Gr. ı2 Minuten hinauf gebrochen werden muͤſſen, und daß fie alfo bey dem Austritte aus dem fegtern noch um 2 ©r. abwärts gebrochen bleiben, alfo gerade um fo viel, als es bey den rothen Strahlen der Fall iftz daß folglic) fo wohl rothe als violette Strahlen unter einem gleichen Nei⸗ gungswinfel von 2 Graden ausfahren,, ohne fich folg: fich zu zerfpalten; und daß mithin zwar die Farben: zerſtreuung, aber nicht die Tocyans ſelbſt, ben werde.

$. 790. Wenn nun zwey Glaslinſen, eine er⸗ habene aus Crownglaſe, und eine hohle aus Flint: glafe, zufammen ein Dbjectivglas ausmachen, fo kann man fie füglich als zwey im entgegengefeßter Stellung der brechenden Winkel auf einander liegende Prismen’betrachten, und es mird ſich in denfelben die Strahlenbrehung auf gleiche Weiſe verhalten, oder pie Sarbenzerftreuung wird aufgehoben werden, uns geachtet die Brechung des Fichte beym Ausgange noch verbleibt, falls nur der Krümmungshalbmefler des Hohlglafes zu dem des erhabenen Glaſes das. dazu noͤthige Verhältniß har. Es wird der aus der vers fihiedenen Brechbarfeit des farbigen lichts herrührende Zebler der Objectivgläfer gehoben, wenn die Farben⸗ zerfireuung (Discrimen refractionis ) in dem erhabe: nen Glaſe fi) zur Sarbenzerftrenung in dem hohlen.

verhält, wie bie Brennweite paralleler Strahlen im F erſtern

ae, 8 erftern zu ber im leßtern, ober wie die Halbmeſſer ihrer Kruͤmmungen ($. 708. 714. ), wenn ein gleich- förmig biconcaves Glas mit einem gleichförmig bi- converen verbunden wird. | |

Roger Joſ. Boscovich Abhandlung von den verbefierten diop⸗

*

trifhen Fernröhren. Wien 1765. 8.

$.'791. Die mwefentliche Einrichtung dieſer achro- matifchen Fernröhre ift alfo, daß das Objectiv aus zwey ganz nahe zufammengeftellten Sinfen von fo ge: nanntem Crownglaſe und Slintglafe zufammengefeßt wird. Hinter die biconvere finfe nämlich aus Crown⸗ glafe wird eine biconcave finfe aus Flintglafe gefeßt, deren Krümmungshalbmeffer fich gegen einander vers halten, wie die refpectiven Farbenzerſtreuungen die fer Glasarten. Man macht das Objectiv auch no vollfommener dreyfach, aus zwey converen finfen aus Crownglaſe und einer dazwiſchen befinnlichen bi: concaven aus Slintglafe: Diefe Objective vertragen eine weit flärfere Vergrößerung, : als die einfachen; ' und brauchen eine viel fürzere Brennweite zu haben. Das Slintglas hat feine flarfe zerſtreuende Kraft wohl vom bengemifchten Bleykalke; nur hält es ſchwer, die⸗ fes Glas vollkommen Far und ohne Streifen und Wellen zu erhalten. | Bon der Theorie der achromatiſchen Pernröhre fehe man: Memoire [ur les mo de perfectionner les lunettes @’ approche pär 1’ ulage d’ objectifs oompoſés de plu- hieurs matieres differemment refringantes, par Mr. Clai- raut, in ben Mem. de l’ acad. roy. des fe. 1756. ©. 380. Second memoire, ebendaſ. 1757. ©. 524. Sam. Klin- genftierna tentamina de definiendis et corrigendis aber- rationibus luminis in lentibus (phaerieis reiracti, et de perficiendo telelcopie dioptrico. Petrop. 1762. gt. 4 ruf. Bu umſtaͤndliche Unmeifung, wie alle Arten von Sernröhren in der größten moͤglichen ERRRENEN verfer⸗

534 II. Sheil: 2. Hauptftück. verfertinen find a. Franz. von Geo, Sim. Rlügel,

Leipz. 1778. 4. —8 nova conltructio lentis obiecti- vae duplicatae ab aberratione radiorum prorfus libe- ‚rae; ın den Goͤtting. gel Anzeigen 1796. ©t. 47. S. 465.

$. 792. Da das von Spiegelflächen zuruͤckſtrah⸗

lende weiße licht nicht in Farben zerſtreuet wird, und

alſo dadurch nicht die erwähnte Undeutlichkeit des Bil-

bes» entiteht,. fo weranlafte dies Llewion, den Ges

danfen, den ſchon Jacob Gregory, und vielleicht

noch fruͤher Merſenne, gehabt hatte, anftatt des Ob:

s jectivglafes im Fernrohre einen Hohflfpiegel zu gebraus

chen, befonders zu benugen. Diefe Arc der Fernröh-

re ($. 780,)- führt den Itamen der —— (Tubi reflectentes,).

'$& 793. Die erfte Art, das Newioniſche Spies gelteleffop (Tubus Newtonianus), befteht aus einem Hohffpiegel, der in.ein Rohr fo eingefeßt ift, daß das andere Ende veffelben ver Spiegelfläche gegen über ‚offen ift, welches nach dem Gegenftande zu gerichtet wird. Die Achfe des Spiegels fällt mit der Achſe des Mohrs zufammen. Dievom Hohlfpiegel convergirend zuruͤckprallenden Strahlen werden von einem Fleinen P anfpiegel, der unter einem halben rechten Winkel gegen die Achſe des Rohrs befeftige ift, noch ehe fie in dem Brennpuncte zufammentreffen, aufgefangen, und von vemfelben nun nach, einer auf der Achfe des Rohrs fenkrechten Richtung nach dem zur Seite in dem Rohre befitidlichen Oculare zuruͤckgeworfen, in deſſen Brennpuncte ſie ſich vereinigen und ein Bild machen. Weil man dieſerhalb zur Seite in das Fern—⸗

u ge hineinfieht, fo ift RS mit der Achje deffel: ben

Licht. 535 ben parallel ein kleines Fernrohr, der Finder, durch welches man erſt den zu betrachtenden Gegenſtand ſucht. Durch dieſes Newtoniſche Spiegelteleffon ſieht man den Gegenſtand verkehrt, und fo vielmal vergrös ßert, als die Brennweite des Deulars in der Brenn- weite des Hohlſpiegels enthalten ift. B

An dem Rohre GHIN (Fia. 123.), das bey GN offen und bey

HI verfchloffen iſt, ſteht der fpbärıfhe Hohlipieael DC.

Es fen dıe Mündung GN des Rohrs einem Gegenftande zu gerichtet, der fo wert entrermt in, daß dıe von einzelnen Puneten fommenden diverairenden Strablen als parall’le ans

ufehen find. So kommen nun von des Dbjects oberftent uncte der Strablencniinder OO, und von dem unterften

- „der ÖStrablencylinder BB. Die auf den Spiegel fallenden Etrablen OD, OC würden dur Neflerion das Bild des unctes O in o in des Epiegels Achfe machen , und die trablen BD und BC das Bild des PunctesB in b. Allein ebe fie zw einem Bilde zufammentreffen, werden fie von dem unter einem Winfel von 45° gegen die Achſe des Spies geld geneigten Fleinen Planfpiegel TV aufacfangen, und nach dem Geitenrobre SR zu aeworfen. Da hierbey die Convergenz der Strablen nicht vermehrt und vermindert wird, fo fommt die Spige b des Strablenfegels DbC nadı ß, und die Spitze des Strahlenkegels DoC nach w, und vB iſt alfo das Bild des entfernten Gegenſtandes OB, Dievon w, ß ausfahrenden divergirenden Gtrablen treffentauf dıe cons vere Linfe e, und werden durch die Brechung darın zu pas rallefen , und fchneiden ſich als ſolche in K. Das Auge ı8 K ficht alfo das Bild des Gegenſtandes deutlich ‚und war unter dem Geheminfel Rto = bto, a Wenu nun das Auge in D wäre, fo würbe es den Ges genftand für fib unter dem Winkel ODB = bDo mwahrs nehmen. Wenn wir, wie bey den vorigen Arten der Ferns

röbre, bo für einen Bogen nehmen , der die Winfel bDo

und bto mift, fo iſt bto : bDa = - rd == Do : to = Do : ta, Der Sehewinkel vom Bilde »ß verhält fich demnad) zum Sehewinkel des Gegenftandes OB mit bloßen Augen betrachtet, wie die Brennweite DO de# Hohlipies gels zur Brennweite tw des Oculars; oder der Begenftand wird fo vielmal_vergrößert wahrgenommen, als bie des Oeulaͤrs in der des Hohlſpiegels enthal⸗

en iſt.

Da nähere Gegenftaͤnde einen laͤngern, weitere einen fürs zern Focum baben, fo muüflen der Fleine Planfpiegel TV und das Dcular einander mehr genäbert oder von einander mehr entfernt werden koͤnnen.

Uebri⸗

c.

36 I Theil.“ 2. Hauptftüd.

Vebriaens fiebt man leicht, warum man in biefem Les feftope den Gegenſtand verfehrt wahrnehmen muͤſſe. Newton optice, p. 90,

$. 794. Bequemer für irdiſche Gegenftände ift bie zweyte Art, das Gregory'iche Spiegelte eſ kop (Tubus Gregoryanus), dem Dr. Hoot beſonders dieſe Einrichtung gegeben hat. Es iſt naͤmlich, wie bey dem vorigen ($. 793.), ein Hohlſpiegel in dem Rohre befeſtigt, der in der Mitte eine runde Oeff⸗ nung bat. Die von demſelben convergirend zurüd- prallenden Strahlen werden von einem viel Fleinern Hohlfpiegel, der in einer der Summe ber Brennwei⸗ ten bender Spiegel gleichen Entfernung in der Achfe des Rohres befeftigt ft, aufgefangen, und als paralle> le durch die Deffnung des größern Spiegels nach dem erften Dculare zu geworfen, durch welches das umge: kehrte Bild des Gegenflandes wieder aufrecht gebracht, und dur) das zweyte Ocular in dieſer Stellung ge: fehen wird. Dieſes Teleffop hat alfo Aehnlichkeit mit dem dioptrifhen Erdrohre ($. 784.).

In dem Rohre GHNI 93 124.) ſey der in der Mitte mit eis ner freisrunden Deffnung verfehene Hohlipiegel DC bes findlih. Er reflecrirt die Strahlen OD, OCT, die von eis nem obern Puncte des fehr entfernten Dbijects fommen, und die Strablen BD, BC, die von des Objects unterftem Puncte kommen, dergeftalt, daß das umgekehrte Bild ob des Obiects OB bervorgebraht wird. In dem Rohre iſt ein anderer Kleiner Hohlſpiegel TV. ft diefer vom Bilde bo nicht fo weit entfernt, als die Brennweite defielben bes trägt , fo werden die von bo ausgehenden divergirenden Gtrablen von ibm als _comvergirend zuruͤckgeworfen, und maden wiederum ein Bild in »ß, das einerley Stellung mir dem Objecte hat. Die von wBpinergirend ausfahrenden Strahlen werden durch die Brechung in der conoeren Linfe LM zu parallelen und durchkreuzen fich "als ſolche in K, wo fie das Auge empfängt und dadurch das Bild deutlich ſieht.

Wenn der Eleine Hoblipiegel TV um feine Brennweite von bo abfteht, fo werden die bavon zuruͤckgeworfenen Strahlen zu parallelen, und durch die rechung- in- ber Linſe LM zu convergirenden. - Sie machen bier «in =

Ä e

Licht. 337

des Segenſtandes, bar mit ihm einerley Stellung hät. Creffen nun die divergirenden Strahlen dieſes Bildes wies der auf eine zweyte erhabene Linſe, die von der vorigen um die Summe der Brennweiten abſteht, ſo werden ſie dadurch zu parallelen, und das Auge ſieht dadurch, wie beym Erdrohre, das Bild deutlich.

lac. Gregorii optica promota. Lond. 1663. 4.

4. 795. Die dritte Art dieſer catoptrico = dioptei- ſchen Fernrohre iſt das Caſſegrainiſche Spiegeltele⸗ ftop, das dem Gregory ſchen (K 794.) ganz aͤhn⸗ lich iſt, nur daß die vom groͤßern Spiegel convetgis rend reflectirten Strahlen ftatt eines Hohlfpiegels von einem Fleinen erhabenen Spiegel reflectirt erden, noch ehe fie in ihrem Brennpuncte zufammenfommen, und zroifchen beyden ein verfehrt liegendes Bild durch das - convexe Dcularglas gefehen wird.

5796. Die Spiegelteleffope waren vorzüglich) beliebt, ehe die achromatifchen Sernröhre erfunden wa: ren. ie fünnen weit fürzer fen, als ein gemeines Dioptrifches von gleicher Güte. Aber ihre Spiegel müffen auch mit außerordentlicher Genauigkeit gear: beitet werden, und laufen an der luft leicht an und werden unfcheinbar. Gläferne Spiegel Fann man wer gen der doppelten Bilder, die fie machen, nicht gut dazu brauchen. ‚Die Platina würde auch hier wieder die entfchiedenften Vorzüge haben. Herr Herfchel hat die Spiegelteleffope zu einem ganz außerordentlichen Grade der Vollfommenheit gebracht und fie von un- gemeiner Größe ausgeführt. Herr Schrader in Kiel bat ihm darin mit gluͤcklichem Erfolge nachgeeifert. Bey diefen gröfern Teleffopen ift der Zangfpiegel, der ſich im Newtoniſchen ($. 793.) findet, mweggelaflen, und des Beobachter fieht von vorne in das Rohr.

538 II. Shell. 2. Hauptſtuͤck.

Nachrichten von dem großen Herſchelſchen Sviegelteleſtope ſebe man? in Magazin für das Neueſte aus der Dhyfif, 9. V. &t. ı ©. 108.5 Bodens 1790; Gehlers phyſ. Woͤrterb. Th. IV. ©. ı

un. von Hrn. Seren a Teutene in Grens

em Journ. der Phyſik, B. 11. ©. 468. ff.

$. 797. Rod) find hier einige Fragen zu beantworten, die in dem Vorhergehenden keinen ſchicklichen Platz finden konnten.

1) Was iſt die Urſach der Strahlungen, bie wie an einer lichtflamme wahrnehmen, wenn wir fie

mit blinzenden Augen betrachten? Da bie be: merfbarften Strahlungen diejenigen find, wel: che von unten Divergiren, und movon jede mit einer Derticallinie einen Winfel von etmwa- 7 Grad bildet; und da diefer Winkel dem gleich ift, melchen die Ränder der Augenfieder beym Schließen mit einer Horizontalfinie machen: fo ift es nach Hrn. Young offenbar, daß diefe Strahlungen durch Reflexion des lichts von diefen flahen Nändern der Augenlieder hervorgebracht werden. Die Seitenftrahlungen werden durd) dasjenige Sicht bewirft, welches von den Seiten: theilen des Pupillenrandes reflectirt wird, wäh: rend dee obere umd untere Theil der Pupille durch die Augenlieder bedeckt find.

2) Wodurch jcheinen Sunken zu entftehen, wenn das Auge im Dunkeln gedruͤckt oder gerieben wird? Ein breiter Druck, tie der vom Finger, auf den opafen Theil des Auges im Finftern, verurfacht ein Freisfdrmiges Spectrum an ver Stell, welche der a gegen | über if; das

Sehe

\ : gie 539

ficht des Discus ift ſchwach, das des Umkreiſes ftärfer. Wird hingegen eine ſchmale Släche zum Drucke angewendet, wie ber Knopf einer Steck⸗ nadel oder der Nagel, fo ıft das Bild fchmal

und heil. Offenbar rührt dies, nach Hrm. Noung, von der Reibung der Netzhaut am ges drückten Theile her, und das Gemuͤth bezieht fie auf die Stelle, von welcher licht, das durch die Pupille Fame, auf diefen Fleck fallen würde. Weil die Reifung am Umkreiſe der niederges drücten Stelle, wegen der größern Dehnung, am größeften ift, fo ift auch hier die Erfcheinung am lebhafteften. Wenn das Auge zu gleicher-Zeit wirkliches Licht empfängt, fo ift nur der LImfreis leuchtend, der Discus aber dunfel; und wenn das Auge an dem Theile, wo das Bild erfcheint, ein Dbject fehen würde, fo wird dies gan; un: fihtbat und verſchwindet. Es verwifcht alſo die ftärfere Reitzung durch Druck die fchtwächere durch wirkliches licht. Wenn der vordere Theif des Auges zu wiederhohlten Malen gedrückt wird, fo daß dadurch eine Art von fchmerzhafter Em: pfindung veranlaßt wird und ein fortdauernder Druck auf dieSclerotica Statt finder, waͤhrend ein ununterbrochener Drud auf die Hornhaut ge: macht wird; fo nehmen mir gemeiniglich leuchten: de, äftige, linien wahr, die einiger Maßen unter ‚einander verbunden find, und von jedem Theile des Gefichtsfeldes gegen ein Centrum, das etz was mehr nad) außen und ‚höher als die Au:

genachfe

540° H. Theil. 2. Hauptftück. genachſe liegt, zu ſchießen. Wahrſcheinlich wird hier eine ungleiche Bewegung der verfchie- benen Stellen der Netzhaut, und mithin Mei: Kung derfelben, hervorgebracht, die das Urtheil erzeugt, das fonft mit der Meißung von wirkli⸗ chem Fichte verknüpft iſt. n Thom. Noung oben (4. 773.) amgef. Abbandi.

Nähere Unterfuhungen über die Mis fhung und Entwidelung des Lichts, und feine Verbindung mit Wäre

: meftoff, ald Feuer 6. 798. Die fehre, nach welcher das licht als eine eigenehümliche Materie, die von den leuchtenden oder erfeuchteten Körpern ausgeht und in wirklich pro: greſſiver Bewegung fortgepflanzt, vorgeftellt wird, heißt das Zmanationefpftem, dem man die lehre entge: genfeßt, nach welcher das ficht zwar auch von einer eigenthümlichen Materie herrühren fol, die man Aether nennt, doch aber fo, baf das ficht nur von einem gewiſſen Zuftande biefes allenthalben berbreite: ten Aethers, nämlich von einer ſchwingenden Bewe- gung defielben, herrühre. Die Gründe, melche fich gegen die Erflärungen der Phänomene des fichts nad) letzterm Syſteme, machen laffen, find von der Art, daß jich darauf feine befriedigende Antwort geben läßt. Das Emanationsfpftem hat. erft, feitdem es Newton zum Brunde legte und feine herrlichen Entdedungen in der Lehre vom Lichte darauf bauete, fein arofes Wufehen erbalten, Schon bey den Alten war die Meinung berrfcend, daß das Yıcht ein Ansfluß eines materiellen Weſens fen ; -Epifur,

Empedokles und die Corpusculariften überhaupt. |% te

eig 54

fie an, unb machten daraus Erflärungen des Sehens, die aber frentich das Gepräge der gänzlihen Unbefunntichaft mit den Phänomenen des Lichts, die uns die Erperimens talunterinhungen fpäterer Zeiten gelehrt haben, an ſich tragen. Aus einer falich verſtandenen Stelle des Ariftoteles De mense U. 7.) nabmen die Scholaftiter Anlaß, das Licht ie unforperlih, für eine, bloße Qualitaͤt zu erklären. ‘hs re Gründe waren: ı) weil man fonft einen Ieeren Raum in der Natur annehmen müffe; 2) weil die Luft von Fins ſterniß zum Lichte komme, ohne bemerkbare Theilung / ohne irgend eine Beweguug; 3) weil das Licht vom haͤrte⸗ ſten Kroſtalle, vom Waſſer, u. dergl. durchſichtigen Körpern aufgenommen werde, und alſo an einem und eben demſel⸗ ben Orte mut diefen Körpern fev: Eſt ergo Accidens re- ceptum in torpore, in quo aliud omnino corpus admitr ti nom poteft: 4)weil, wenn das Licht Subſtanz wäre, feine augenblidlihe Verbreitung nicht begriffen werden könnte. Anpere Gründe waren von der bey der Materias lität des Lichts entitchenden Hemmung und Hinderung der leuchtenden Ströme ın ihrer Bewegung , von der daraus folgenden Verminderung ver Sonnenmafle, von der Uner⸗ meßlichfeit der Ausflüfle, die davon Statt finden müßten, bergenommen. Einige dieſer Begengründe müflen von felbft wegfallen, andere werden nachber mäber beantwortet wers den. Tartefius (Princip. philof; P. II. $, 55. 63. 64. Dioptrica ſ. 3. 4. fl.) bieit das Licht für ven Impulfus der Diaterie feines zweyten Elements, der von der ſchnellen Bewegung eines leuchtenden Körpers herrübre. Durch die fehnelle uad beftige Bewegung der Theilchen des erften und feiniten Elements würden die barten Kuͤgelchen des zweys ten Elements von allen Seiten gedrädt und neftoßen, und es pflanze ich diefer Stoß im Moment, obne Zeit, durch alle geradlınige Reihen dıefer Kügelben fort. Diefem Eps ſteme ſteht —** daß die Fortpflanzung des Lichts nicht inſtantan iſt; daß ſich daraus nicht einſehen läßt, warum 3.8. das dichtere Glas durchſichtig, daß loderere Papier es nicht iſt; daß nach diefer Hppothefe folgen würde, daß nirgends Finſterniß feyn könne, indem fich der Impulfus der Kuͤgelchen des zweyten Elements nad allen Rıktungen fortpflangen müßte; und endlih daß das Dafepn dieſes Elements vom nur fingirt, nicht ermiefen if. Zuygens fuchte dieſes Eartelianiihe Syſtem dadurch zu verbeffern (Trait de la lumitre. a Leide 1690. 4.), daß er der Mar terıe, von deren Jmpulfus die Empfindung des Lichts abs hänge, und der er ven Namen Aether giebt, Elafticität zus fchreibt, und die Fortpflanzung des Lichts in derfelben durch wellenformige Bewegung , oder Wirbel, melde jedes von dem leuchteuden Körper bewegte Theilchen um fich ber er: rege, ertlärt. Diefe Hungenfhe Meinung bat Euler (nova theoria lucis et colorum ; in feinen opusc. varii argument. Berol. 17.6. ©. 169. ff., und Lettres d une Princej]e d’Allemagne, T. 1. L. 17 31.) in feiner fo bes ruͤhmt gewordenen Theorie zum Orunde gelegt * tbaus⸗

*

542

IT. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

Gebaͤude durch ſeine ſcharfſinnigen Berechnungen und ſeine fruchtbare Auwendung ſehr viele Liebhaber erweckt. Er nimmt an, daß eine böchft ſubtile und elaſtiſche Materie, oder der Aether, im Weltraume ausgebreitet fey. Dieser Aether ift, feıner Berechnung zu Folge, 38736100 mal dünner, als die Luft, feine Elafticität if aber 1287 mal größer, als die der Luft. Leuchtende Körper find ſolche, des ren; Dberflähe in einem fchnellen Zittern ihrer Theilchen ift, die dadurch den berührenden Aether eben fo beivegen, wie die fchallenden Körper durch ihre Schwingungen die Luft. Die Pulfus des Aethers pflaugen fih nach allen Seis ten zu fort, wie die Radii einer Sphäre von ihrem Mits telpuncte. Die Eucceflion diefer Schläge in einer und ders felben geraden Yinie macht den Lichtftrahl aus. Durchſich⸗ tige Körper find foldye, deren Subſtanz diefe Schläge jelbft fortpflanzt; fpienelnde Körper find folhe, deren Theilchen dur die Schwingungen des Aethers nicht felbft in Bewer gung gefeßt werden, fondern die Pulfus defielben unter dem Reflexionswinkel zuruͤckſenden. Euler beftreitert zur Bearindung feiner eigenen Hppotbefe das Newtoniſche Emanationsfytem mit folgenden Gründen: 1) Wenn fich die Natur nur bey geringen Diftanzen der Ausflüfle bedient, . B. beym Geruche, um die Empfindungen zu erregen, = weitern Diftanzen bingegen, wie zur foripflanzung des Schalles, feine ſolche Ausfluffe braucht, fo muß lie aud, um noch entferntere Dinge dem Gefihte empfindbar zu machen, diefe andere Fortpflanzungsart gewählt haben. Ich muß geftehen , daß ich die Buͤndigkeit des Schluſſes von dem Warum auf das Wie nicht geborig einfebes auch dürfen ın der Naturiehre feine Erklärungen aus Zwe⸗ den geführt werden. 2) Beym Emanationsipfteme müßs ten die Hımmelsräume mit der Materie des Lichts fo ans gefüllt fenn, und diefe müßte mit einer fo großen Geſchwin⸗ digfeit bewegt werden, daß dadurch die Plaueten in ihrem Yaufe getört werden wurden. Allein nicht zu gedenfen, daß ein Theil diefes Einwurfs auf das Eulerifche Spftem felbft zurüidfält, und daß er ganz verfchwindet, wenn man erwägt, daß in einer erpanftbelen, nicht ſchweren Fluͤſſigkeit, wie das Licht ift, die Verſchiebung feiner Theile fein Hinder⸗ nif der Bewegung eines Körpers darin feyn koͤnne. 3) Die unzäbibaren Lichtftrablen müßten ſich nad fo vielen Rich⸗ tungen durchkreuzen, daß fie dur ihren Anſtoß an eins ander fib in ihren Bewegungen nothwendig hemmen und ftören würden. Der Einwurf fällt weg, fo bald man das atomiſtiſche oder mechaniſche Syſtem nicht zum Örunde des Emanationsivftems zu legen braudt. 4) Die Sonne müßte durch den beftändigen Ausflug der Lichiftrablen von _ derfelben einen Abgang ıbrer Mafle erleiden, und wenn diefe Verminderung der Sonne noch 5000 Jahre unmerk⸗ lich ſeyn follte, fo müßte die Dichtigfeit der fihtftrablen an der Erde eine Zrillion mal gerınger fenu, als die Dichtiafeit

der Gounz, weldes unbegreiflin fey. „Hierauf aber laͤßt fich doch wohl antworten, daß durch einen 1 | anns

eicht. 543

w . kannten Kreislauf dası Ficht wieber zur Sonne, ale feiner Delle, gebundeh oder frey.zurüdfehren fann, um als frenes Licht von’ da wieder ausgefendet zu werden. Die Dinne des Lichts, ‚die Euler berechnet, fann auch noch

erınaer fenn, obne daß fie deswegen einen Widerfprud In ſich felbft enthielte. Eine gleihe Bewandtniß bat e# 5) mit der unbeareiflihen Geſchwindigkeit, die, nach dem Emanationsipfteme , das Licht im feiner Bewegung baben müßte, Endlib 6) der Einwurf, daß die durchſichtigen Körper ale nah geradlinigen Gängen fo durchbohrt ſeyn müßten , daß für die undurchdringliche Materie derfelber fein Raum übrig bleibe, ift ebenfalls wieder von einer bloß atomiftifhen Vorſtellungsart beraenommen, und kann bev der Aunabme einer hemifhen Durchdrinaung aan und gar nit Statt, finden. Dagegen läft ſich auf der andern Geite gegen. die Eulerifche Theorie vom Aether ſelbſt aufuͤhren: 1) Daß daben ein Weſen angenommen wird, deſſen Daſeyn ganz nur ſingirt, micht erwieſen iſt, und deſſen Exiſtenz fo gar nicht einmal möglich if. Denn wenn er ein elaftiihes oder erpanfibeles Fluidum bildete, das nicht ſchwer fit und auch von feiner andern Materie angezogen wird, fo müßte er fi durch feine Repulſtons⸗ Fraft ins Unendliche zerfireuen, d. h., es wiirde niraends ein endliches Quantum .defielben angetroffen werden, weil nichts ift, was feiner Ausfpannungefraft Grenzen fegen Fönnte, &olite er aber ein fchweres elaftiiches Ziuis

bum bilden, wie die Luft, fo würde freylich feine Beſchraͤu⸗ Pung möglih feyn: dann würden wir aber fein Dafenn durchs Gewicht entdecken müflen; und davon lehren ung die Erfahrungen nihtd. 2) Das Licht breifet ſich ganz andere aus als die Schallwellen; denn das Sonnenlicht, das durch eine Deffnung in ein finftered Zimmer fällt, muͤßte nicht bloß im der Zaeraden Pinie, die fich won yder Eonne durb die Deffnuma zieben läßt, fonderr an. allen Orten im Zimmer gefehen werden, fo wie man den Schall vor der Deffnung außer dem: Zimmer im demfelben an allen (Stellen. hört. |

F. 799. Der Zuſtand der Koͤrver, worin ſie

leuchten, iſt ſehr haͤufig mit dem verbunden, worin ſie erwaͤrmen; oder Licht und Waͤrmeſtoff ſind ſehr haͤufig mit einander vereinigt. Dieſe Verbindung des lichts mit Waͤrmeſtoff heißt Feuer; wie z. B. Sonnenfeuer, Kuͤchenfeuer.

$. 800, Aus der fehr oft Statt findenden Eo- eriftenz des fichts mie Waͤrmeſtoff folgt aber nicht ihre | ER den:

544 II. Theil. ! 2 Hauptſtuͤck.

Identitaͤt; folgt nicht, daß auch der Waͤrmeſtoff die alleinige, objeetive Urſach des Leuchtens ſey. Der Waͤrmeſtoff afficirt nur unſer Gemeingefuͤhl, das licht nur unſer Geſicht; beyde muͤſſen alſo weſentlich verſchieden ſeyn, wie es auch ihre übrigen Erſchei— nungen und die Geſetze ſind, die ſie befolgen. Waͤre das licht ſehr verdichteter Waͤrmeſtoff, fo müßte nach einer ganz natuͤrlichen Folge bey jedem ‘Leuchten eine hohe Temperatur zugegen ſeyn, mogegen doch die Er⸗ fahrung ſpricht. Das licht aber ſonſt für eine Mo: dification des Waͤrmeſtoffs erflären, ohne eine modi— ficirende Urfach dazu anzunehmen, heiße Wirfungen

ohne Urſach behaupten. $. 801. Mir fehen, daf bie Erleuchtung eines, auch von undurchfichtigen Materien eingefchloffenen, Raumes aufhört, wenn die Lichtquelle darin verliſcht, was nicht gefchehen würde, wenn das licht, das darin einmal verbreitet ift, diefen Raum fortvauernd als erpanfibeles Fluidum erfüllte; ferner lehren dıe im Vorhergehenden ſchon erwähnten Erfahrungen, daß von den verfchiedenen: Körpern nicht alle Arten des farbigen lichts, die zufammen das weiße ficht machen, zuruͤckgeworfen werden, und daß eben deshalb Kör- per Sarbe zeigen koͤnnen; endlich wiffen wir, daß wir im Stande find, Körper, die an fich nicht Teuchtend find, inden Zuftand zu verfeßen‘, licht zu entmideln, ‚wie 3. B. alle Brennmaterialien, wenn wir fie an: junden, Aus allem diefen folgt nun, daß das Sicht und ‚Die verfchiedenen Arten deffelben auch in einem Zuftande ſeyn fönnen, worin fie nicht mehr eine ers panfibele

LI 7545

panfibele Stäffigfeit, und nicht mehr fähig find, das Organ des Geſichts zu rühren.

$. 802, Aus dem Lmftande nun, ber durch die in der Folge näher anzuführenden Erfahrungen beftä: tigt wird, daß in allen den Fällen,- wenn aus Körpern licht entwickelt werden fol, durchaus ein gemiffer Grad von Wärme nörhig ift, fchließe ich, daf das - sicht Feine urfprunglich erpanfibele Fluͤſſigkeit, fondern daß feine Erpanfibilität eine vom Wärmeftoffe abge: leitete oder mitgetheilte, oder Daß das Kicht aus einer, an fidy nicht expanſibe en, eigentbumlichen Bafle und Dem Waͤrmeſtofſe zufammengefest fey.

$. 803. Diefe eigenthümfiche Baſis des lichts, die in chemifcher Vereinigung mit dem Wärmeftoffe erft das ticht macht und mit ihm eine fpecififch verſchie⸗ dene Materie conſtituirt, welche vermoͤgend iſt, das Organ des Geſichts ſo zu afficiren, wie es der Waͤr⸗ meſtoff allein nicht zu thun im Stande iſt, muß durch einen eigenen Nahmen unterſchieden werden, und ich nenne fie Brennſtoff oder Phlogiſton. FVFreylich ſollte ich mich fuͤrchten, dieſen Nahmen zu brauchen, da er für gewiſſe Leute ſchon allein ein hinreichender Grund ſeyn Founte, über mein ganzes Buch das Urtheil der Vers werfung ausjufpreben. Aber day Urtheil ſolcher Leute,

die ſich durch bloße Autoriräten beſtimmen laffen, wie ein Keßergericht , das fümmert mıc nicht.

$. 804. Aus diefem Sage run, daß das: licht eine aus Brennſtoff und Waͤrmeſtoff zuſammenge⸗ ſetzte Fluͤſſigkeit ſey, läßt ſich eine Menge von Ere ſcheinungen des lichts und Feuers erflären, die ſonſt ganz unerklaͤrt bleiben müßten.

Mm $, 805.

546 IT. Theil. "2. Hauptftüc.

6. 805. Wenn aus der Zufammenfegung bes Brennftoffes mit Wärmeftoff ein für unfer Gefichts- organ bemerfbares leuchtendes Product entſpringen fol, fo muß ein gewiſſes quantitatives Verhältnig ‚des erftern zum leßtern in der Zufammenfegung State ‚finden. | Es if gleichwohl moͤglich/ daß Waͤrmeſtoff, der nicht genug Brennftoff enthält, um vom menſchlichen Ochichteorgane

noch als Licht empfunden zu werden, für andere Thiergass tungen doch noch Licht if.

$ 806 Die verfchiedenen Arten des. farbigen lichts, vom weißen bis zum violetten lichte, rühren von dem verfchiedenen Werhältniffe des Brennftoffes zum MWärmefioffe, nach unzähligen Abjtufungen def felben, in der Zufammenfeßung zum Lichte, her. Verſuche, um diefes Mifchungsverhäftniß in dem far- bigen fichte des Prisma auszumitteln , hat Hr.

Voigt angeftellt. | Beobachtuugen und Verſuche über farbiges gibt, Karben und

thre Miſchuna, von oh. Gottfr. Voigt; in Grens neuer ‚der Phyf. B. Il. ©. 235. ff.

6. 807. Das Sicht hört auf, vom Organe des Geſichts empfunden zu werden, nicht allein, wenn feine Intenfitär bis auf einen geroijfen Grad abnimmt, fondern au), wenn das Verhältniß des Brennftoffes zum Waͤrmeſtoffe darin. bie auf eine gewiſſe Grenze vermindert worden iff, 100 es fi ung dann bloß 106) als reiner Waͤrmeſtoff offenbaren kann.

$. 808. Das ficht kann aunz zerſetzt und kann wieder zuſammengeſetzt werten; es Fann ferner ver aͤndert werden oder in ein andere Art des farbigen i > Sichts

{

lichts Übergehen, wenn das Berkätenig feiner Be, ſtandtheile geändert wird.

$. 809. Das ficht wird wenn ſeine Ba⸗ ſis durch Anziehung anderer Subſtanzen dagegen vom Waͤrmeſtoffe getrennt wird, und dieſer folglich allein als reiner, freyer SB irmeftoff übrig bleibe, der nicht mehr leuchtend iſt.

$. 810. Das Sicht kann aber auch dadurch aufs hören, feuchtend zu feyn, wenn es, ohne zerſetzt zu werden, ſeiner ganzen Zuſammenſetzung nach durch Anziehung anderer Materien dazu, aufhört, erpans ſibele Stüfligfeit zu ſeyn, oder figirt wird.

. 811. Wenn das licht andere Matetien, durch | bie Anziehung derjelben dagegen, durchdringt, ohne

in feiner Zufammenfeßung aufgehoben oder verändert zu werben, fo find diefe Materien ae odet durchſi chtig und farbenlos.

6. 812. Da aber dieſe farbenloſen burchſicheinen WMacterien gegen bie ſpecifiſch verſchiedenen Arten des farbigen Lichts wicht gleiche Anziehung befißen, fo Berurfachen ‚fie auch eine Abfonderung des farbigen lichts aus weißem Lichte bey der Brechung. ($. 732.). $. 813. Die Körper werfen das ficht zuruͤck, bas fie weder durch ihre Anziehung zur Baſis deffels ben, zerfeßen ($. 809.), noch fonft figiren (5. 810.)

noch fonft unzerfeßt, aus Mangel ber Anziehung J

dagegen, durchlaſſen ($. 811. Mum2 $. 814

£8 IL Theil. 2. Haͤuptſtuͤck.

$. 814. Nun laͤßt ſich auch näher beftininten, wie die Körper, der eben ($$.802. 813.) angeführten Theorie gemaͤß, Sarben zeigen. ine jede Art des farbigen lichts ſetzt ein anderes Mifhungsverhäftniß feiner Ingredienzien ober Grundftoffe voraus ($, 806.). Ein Körper erſcheint daher gefärbt, unges achret er durch weißes Ficht erleuchter wird, wenn er die Zuſammenſetzung des lichts, durch Anziehung eines Antheils der Baſis deſſelben, nur zum Theil, nicht ganz aufhebt, oder dadurch das Miſchungsver⸗ hoͤltniß der Beſtandtheile des lichts abaͤndert, und dieſes fo.abgeänderte licht reflectirt. Er erſcheint z. B. roth, wenn er aus dem auf ihn fallenden weißen lichte

gauz zerſetzt und alle Lichtbaſis vom Waͤrmeſtoffe trennt, fo daß dieſer nur allein übrig bleibe.

$. 815. Hiermit ſteht denn num auch eine That⸗ fache in unmittelbarem Zufammenhange, daß naͤmlich die verfchieventlid) gefärbten Körper bey gleichem Ein!

fie des Eonnenfeuers darauf nicht gleich ftark und _

ahıh ſchnell erwaͤrmt werden... So iſt es befännt, daß ſchwarze und dunkel gefärbte Körper von den Sonnenftrahlen ftärker erhißt werden, als weiße und hell "gefärbte derſelbigen Art. Zwey harmonirende Thermometer, wovon die Kugel des einen durch De nr Rauch

|

Lit. OT 5

Rauch geſchwaͤrzt worden, Die des andern aber rein; gelaſſen iſt, den Sonnenſtrahlen unter einerley Um⸗ ſtaͤnden ausgeſetzt, werden nicht gleichfoͤrmig erhitzt werden; das geſchwaͤtzte wird eine hoͤhere Temperatur anzeigen, als das reine. Berfuche über diefe ungleiche Erwärmung verſchiedentlich gefaͤrbter/ und ſchwarzer und weißer Koͤrper bey gleicher Intenſi taͤt des darauf fallenden Sonnenfeners’'haben Muſchenbroek, Frank⸗ im, Sauſſure und Pictet angeftelll. Je mehr nämlich die Körper durch ihre Anziehung zum Brenits ſtoffe das Sicht zerfeßen, je meht fohdern fie reinen Waͤrmeſtoff aus dem lichte ab, je mehr verändern fie ſeine Action, zu erleuchten, im die zu erwärmen. Kür- per, welche das Sicht: ganz, ohne zerſetzt zu werben, durchdringt, und. die, welche es unzerfeßt reflectiren, können daher nur in. fo fern erwärmt werden, als beym fichte freyer Waͤrmeſtoff if. Die verfchies dentliche Seitungsfraft der verfchiedenen Körper. vou einerlen Farbe für den Waͤrmeſtoff kann übrigens dis

Reſultate, von, welchen bier die Mede iſt, abandern. - —— ctets Verf. tiber das Feuer, 9433. ff. a

Reiſe durch die Alpen, Th. IV. $. 932. ©. 19.

816. Das Feuer, es fey Sonnenfeuer ‚ober ee; erhißt demnach die feinem Einfluffe aus- gefeßteni Körper nicht allein nach Maaßgabe des freyen Waͤrmeſtoffes, der dabey ift,- fondern auch nach Maafigabe der. ftärfern oder ſchwoaͤchern Zerſet ung ſeines lichts, die es von dieſen Koͤtvern erleidet; und man J eht leicht, daß die Erhitzung auf letztere Weiſe von

550 II. Sheil. 2. Haurtftüd. Bon der Natur der Koͤrber oder von ihrer Anzichung ‚zur Baſis des Lichts abhängig iſt.

—. 817. - Zeßt erhellet nun auch, mie durch Ber: dichtung des Sonnenlichts die Fähigfeit deffelben ver; mehrt wird,. Hiße zuwege zu bringen, die Anwendbar⸗ feit der Hohlſpiegel zu Brennſpiegeln ( Specula cau- ftica, uſtoria, ardentis), und der erhabenen linſen au Srenngläfeen (Vitra cauſtica, uſtoria), und bie Urſach von der Benennung:des. Srennpunctes (Fo- eus ) ben Hohlipiegelu ($. 673. J und erhabenen Lin, fengläfern ($. 707. ).

$. 818. Wie durch die Meflerion des Fichte der Sonne von Hohlfpiegeln im Brennpuncte derfelben Verdichtung des Sonnenlichts entftehen müffe, iſt aus dem Vorigen ($. 673.) befannt. Ein fphäris scher Hohlfpiegel kann nie alle Sonnenftahlen, die auf ihn fallen, in einen Punet, fondern fie nur in einen engern Raum vereinigen ($. 673.), fo daß der fphärifche Sertor, der von ben reflectirten Strahs len gebildet wird, fich nicht in eine Spiße, fondern in eine Kreisflaͤche endigt, und alſo der Brennpunct eigentlich eine Kreisflaͤche iſt, deſſen Abſtand vom Spiegel von der Größe und Kruͤmmung der Sphoaͤre abhängt, von welcher die Spiegelfläche ein Theil ifk. Da die reflectirten Strahlen defto früher die Achfe des Spiegels fchneiden, je weiter fie von der Achfe bes Spiegels auf ihn treffen, fo ift es überfläffig, - einem Brennfpiegel eine große Sehne zu geben, und | gemeinigfic mißt ſi ſie nur 60 Grade. Wenn nun der Brenn⸗

vo title 551

Brennfpiegel, deſſen Ace genau gegen‘ den Mittels punet der Sonnenfcheibe gerichtet iſt, alles Sonnen feuer reflectirte, das auf ihm fällt, fo würde bie In⸗ tenfität des Sonnenfeuers in feinem Brennraume ſich

zur Intenſitaͤt des Sonnenfeuers auf feiner Floaͤche

voie das Quadrat des Durchmeſſers des Spiegels zum Duadrate des Durchmeffers des Freisfdrmigen Brenn⸗ gaumes.verhalten. Da indefjen fein Spiegel ein voll-

Fommener Spiegel ift ($.678.), fo muß die Intenſitaͤt

des Feuers im Brennraume immer Fleiner feyn, als - nach dieſer Berechnung. Gleichwohl iſt die Hitze, die große Brennſpiegel in ihrem Brennraume hervorbringen Fönnen, bie groͤßeſte, die wir zu erreichen im Stande find. Beyſpiele großer Brennfpiegef find der Villetti⸗ ſche und Tfchienbaufenfche. Die Materie dazu fan mannigfoltig feyn, falls fie nur die gehörige Form und. Politur annimmt und bie Sonnenftrahfen gut zuruͤckwirft. Gemeiniglich macht man ſie von Me— tal. Auch ein convexes linſenglas auf der erhabenen Seite belegt giebt einen Brennſpiegel. Wenn der Brennſpiegel die gehoͤrige Wirkung thun ſoll, ſo muß ſeine Achſe genau gegen den Mittelpunct der Sonne gekehrt ſeyn, und dies iſt der Fall, wenn ſich das Bild der Sonne auf einer Ebene, bie bie Achſe des

Spoiegels lothrecht ſchneidet, völlig kreisrund abbildet.

Dieſe Sage des Brennraumes macht daher manche Verſuche mit dem Brennſpiegel unbequem. Wegen des Sonnenlaufes und der daher entſtehenden Verruͤ⸗ cdung des Brennraumes muß man dem Spiegel außer der noͤthigen verticalen Bewegung auch die horizon⸗

tale

552 II. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

tale leicht geben koͤnnen. Auch mehrere Planfpiegef fönnen als Brennipiegel dienen, wenn man fie fo richtet, daß fie Die aufgefangenen Sonnenftrahlen: alle auf Eine Stelle werfen. Buͤffon hat dieſen Ge⸗ danken fehr glücklich ausgeführte. Paraboliſche Hohlſpiegel find übrigens bie vollkommenſten Brenn⸗ ſpiegel.

Mufchenbroek a. a. D. f. 1623. ff. ». of. Prieftley’s Ges ſchichte und gegenwärtiger Zuſtan der Optik. a. d. überf. mıt Anm. von Ge. Sim. Rlügel. Keinj. 1776. S. ı71. 1734. 101. ff. gr in dın Mem. de Pac. * des fc. de Paris, 1747. 82. ff. 1748. ©, 305. Courti- wron, er 7 m won ee EDEN $. 819. Bequemer als die Brennfpiegel($. 818.) . find die Srenngläfer, wozu man die biconveren Glas⸗ linfen ($. 705.) anwendet. Ihre Wirfung, bie Sonnenftrahlen zu verdichten, läßt fih aus dem, was oben ($. 707.) vorgetragen worden iſt, erklären. Beil aber nicht. alles Sonnenfeuer, das auf fie fällt, auch durch fie geht, fo ift auch) ihre AWirfung bey gleicher Breite mit den Brennfpiegeln Fleiner. Wegen der Abweichung der Strahlen‘, die bey der Brechung von der Geftalt des Glaſes herrührt ($. 709. ), ift es auch unnüß, den Brenngläfern eine Breite über 6o Gr. zugeben. Man ficht leicht, daß fie in diefer Hinſicht um defto größer oder von deſto größerm Durchmeffer feyn fünnen, je größer der Radius ihrer Krümmung ift. Da ihr Brennraum, mie aus der Strahfenbrehung in dieſen Glaͤſern befannt ift ($. 769. ), fein Punct ift, fondern noch eine merffiche Breite hat, fo ſucht man diefen ben großen Brenn: glaͤſern

-., gti.“ : 553. . gläfeen noch durch ein zwehtes Glas, das Collectiv⸗

glas, das mit dem erſtern genau auf einerley Achſe ſteht, in einen kleinern Brennraum zu verdichten. Man ſtellt das Brennglas ſo, daß ſeine Achſe immer genau gegen den Mittelpunct der Sonne gekehrt iſt,

zu welchem Ende man ihm fo wohl eine horizontale als verticale Bewegung muß geben koͤnnen. Die

Gluth in dem Brenncaume großer Brenngläfer fann

ben heftigften Grad erreichen. Beyſpiele großer, ehr,

wirkſamer Brenngkäfer ſind die Tfehienbaufgnfsen, wovon dag ardfiere 33 Zoll (parif. ) im Durchmeffer, und 12%. Brennweite hatte. Auch durch Ver: bindung zweyer Hohfgläfer, deren Zwiſchenraum mit einer durchfichtigen Floͤſſigkeit, wie z. B. Waſſer, Terpenthinoͤl, ausgefuͤllt iſt, laſſen ſich Btennglaͤſer darſtellen, wovon dag fo genannte Troudainiſche ein Beyſpiel iſt. Erfahrungen uͤber die große Hitze in dem Brennraume fo wohl eines großen Tſchirnhauſen⸗ fehen als des Troudainifchen Brennglafes erzählt Macquer —. Aud) Glaskugeln mit Waſſer gefüllt fönnen Brenngläfer abgeben.

Der. of. Wacquers chymiſches Wörterbuch, überf. von Leom

bardi, Th. 1. S. 454.

6. 820. Der frene MWärmeftoff, ber beym Son. nenlichte ift, Fan, wie das licht, durch Brennfpie: gel convergirend zuruͤckgeworfen werben ($. 545.) ob er aber auch mit dem fichte in den Brenngläfern gebrochen erde, das ift noch nicht genau ausges madıt. So viel ift gewiß, daf das Glas im Stande J den feeyen Waͤrmeſtoff beym lichte, durch ſeine

Anzie⸗

554 IT. Theil. 2. Hauptſtuͤck.

Anziehung dazu, zum Theil abzuſondern. Weil beym Kuͤchenfeuer das Verhaͤltniß des lichts zum Waͤrme⸗ ſtoffe weit geringer iſt, als im Sonnenfeuer, fo erhel⸗ let: auch der. Grund, warum man fic durch eine vor. Das Geficht gehaltene Glastafel eine Zeit fang vor der Gluth des Kaminfeuers, nicht aber dys

ers, ſchützen koͤnne.

5. 821. Vielleicht iſt das Verhaͤltniß des freyen Waͤrmeſtoffes zum lichte im Sonnenfeuer nur ſehr ge⸗ ringe; und daraus ließe ſich erklaͤren, warum die Sonnenſtrahlen bey ihrem Durchgange durch die luft, die nur wenig licht zerſetzt, die Luft ſelbſt nur wenig erwärmen koͤnne. In der Zerſetzung des Sonnen⸗ lichts durch den Erdboden und die Koͤrper darauf, iſt auch wohl der vorzuͤglichſte Grund zu ſuchen, war: um die niedrigern Gegenden der Atmofphäte an der Erpfläche eine höhere Temperatur, als bie höhern Res gionen derſelben haben.

$. 822. Billig kann man nun fragen: Was mird aus der Bafis des lichts, wenn diefes durch andere Körper zerfeßt und der Waͤrmeſtoff davon gefchieden wird? Die Erfahrung lehrt, daß wir Licht aus un; zahfigen Körpern, die an fich nicht leuchtend find, auf mannigfaltige Weiſe entwickeln und fie fo zu urfprünglich leuchtenden Körpern machen koͤnnen; und zwar koͤnnen wir drey Arten biefer lichtentwicke⸗ lung aus Körpern unterfcheiden, nämlich): 1) das Verbrennen verbrennlicher Subftanzen ; 2) das Kruchten unverbsennlicher Stoffe, oder auch verbrenn: Ticher,

et 555

licher, ohne Verbrennen; und 3) die Electricitat. In allen dieſen Faͤllen wird das licht, das dabey zum Vorſcheine kommt, erſt zuſammengeſetzt und er- zeugt, aus ſeiner Baſis, oder dem Brennſtoffe, und dem Waͤrmeſtoffe; und es ergiebt ſich daraus die Ant⸗ wort auf die vorſtehende Frage: daß das licht bey ſeiner Zerſetzung oder ſo genaunten Einſaugung theils durch chemiſche Verbindung ſeiner Baſis mit gewiſſen andern Stoffen ſie zu verbrennlichen mache; theils durch bloße Adhoaͤſion dieſer Baſis an andere Sub⸗ ſtanzen ſie in den Stand ſetze, durch bloße Erhitzung, ohne eigentliches Verbrennen, sticht zu entwickeln;

theils endlich zur electrifcher Materie werde. $. 823. Das Verbrennen (Combuftio) ent: zuͤndlicher Körper (9. 822.) ift Erzeugung von Feuer durch Zerfeßung des Sauerftoffgas, oder allge> Meiner , durch Aufnahme des Sauerftoffes von der verbrennlihen Subſtanz. Diefe Art der Erzeugung bes fichts und der Entwicelung des Wärmeftoffes wird - im folgenden Abfchnitte näher unterfucht werden. Die Erregung des lichts durch Electricitaͤt ($. 822.) kann auc) erft in der Folge betrachter werben. Es bfeibt alfo hier nur die Erzeugung des lichts durch blos fie Erhitzung unverbrennlicher Körper, oder auch ver⸗ brennlicher, doch ohne Verbrennen derfelben, übrig. Hierher gehbren als Benfpiele die Funken, welche Glas, Feuerſtein, u. a., durch Erhißung ben hefti- gem Reiben, z. B. an einem umlaufenden Mühfftei: ne, geben; das Sicht, welches Feuerſteine, zwey Ga: cholonge, felbft unter gerieben, nach Herrn Lichten⸗

556 II. Theil. 2. Hauptftüc.

Kichtenbertge Erfahrung, zeigen;: das feuchten des mit wenigem Waſſer frifch geloͤſchten Kalls im Dun⸗ keln; das feuchten des Hombergiſchen Phoophorus aus ſalzigtſaurer Kalkerde beym Reiben; die Erſchei⸗ nung der fo genannten Lichtmagnete, oder ſolcher Leuchtſteine die erit dem Tageslichte ausgefeßt werben müffen, wenn fie im Dunkeln leuchten follen; das $euchten ſehr vieler Körper nad) Weagwood's Er⸗ fahrungen,: wenn fie bis auf einen gewiſſen Grad er; wärmt worden find;- das: Seuchten ‚eines Gemenges von Schwefel und Kupferfeil beym Zufammenfchmels zen mit Ausfchluß der fuft nach van Troſtwyk, Dei⸗ man u. U Das feuchten der Körper, das ein ſchwaches Verbrennen derjelben ift, gehört nicht hier: ber. Das ficht, das die- Körper durch bloße Erhi⸗ Kung oder Erwärmung, ohne eigentliches Verbren⸗ nen, jeigen, rührt von dem Brennftoffe her, den fie durch die Zerjeßung des Lichts aufgenommen hatten, der aber nicht hemifch damit verbunden zu fenn, ſon⸗ dern ihnen nur zu adhäriren ſcheint, und daher durch «ine höhere Temperatur ihnen wieder -entjogen werben fann, indem- er fi dann wieder mit dem Wärme: ftoffe zum lichte verbindet und als ſolches austritt; Doch kann auch chemiſch gebundene Brennſtoff Durch Veraͤnderung der Miſchung, (wie z. B. beym Zuſam⸗ menſchmelzen des Schwefels mit Kupfer, beym loͤſchen des Kalks mit Waſſer,) und daher entſtehender Ver; minderung der Capacität der Materie zu demfelben, duch den Waͤrmeſtoff als Sicht ausgefchieden werden.

Ueber das Leuchten verfhiedener Körper beym Erhigen ober Antinanderreiben, von Jeſ. Wedgwood; in Grens ——— er

Licht. \ 557

der Dhyfik, 3. VI. ©. 45. Berfuhe über die Entzindung des Schwefels mit Metallen, obne Gegenwart der Febenss - fufr, von Hrn. Deiman, Teoftwpf ıc.; im Crells chem. Annalen , 1793. ®. 11. S. 383. If. Jac. Bart. Beccarii de qnam plurimis pbosphoris nunce primum detectis com» mentarius; in den comment. bononien/. T. Il. P. Il. &, 136. ff. P. 111. ©. 498. ff.; überfeß: ım allgem. Yragaz. der Yıatur, Runft und wifenfebaften , Th. VI. ©, tısu ff. Th. vII. ©. 163. ff. $. 824. Hierher gehört auch die leuchtende Hiße unverbrennlicher Subftanzen durch mitgetheiltes Gluͤ⸗ ben. Wenn es, mie Einige annehmen, bloß daher rühr: te, daß diefe Körper durch Ermeiterung ihrer, Poren in der Hiße das Licht frey durchließen, fo müßte durch Entfernung derfelben aus dem Feuer ihr Gluͤhen auch fogleich aufhören; fie behalten aber ihre leuchtende Hi- Ge eine merkliche Zeit fort, und zwar mit veränderter Art des ausftrömenden tits, mie man am beften wahrnehmen fann, wenn man ihr feuchten an einem hunfeln Orte beobachtet. Sie gehen beym allmaͤhli⸗ gen Erkalten vom Weisgluͤhen bis zum dunkeln Roth- glühen verſchiedene Nuͤancen des lichts durch. Es iſt mir wahrſcheinlich: daß hierbey das licht ſeiner gan⸗ zen Subſtanz nach, alſo ohne zerſetzt zu werden, von den Körpern angezogen werde und ihnen adhärire; daß die Gapacität der Körper dazu in der höhern Tem: peratur zunehme; und daß fie nun beym Erkalten es nad) und mad) wieder, wegen Abnahme ihrer Capa— cität dagegen, entlaffen. Bielleicht findet bey den vorher erwähnten fo genannten ln ii, (%

823.) etwas Aehnliches Statt.

$. 825. Nach der bisher vorgetragenen Theorie bon ber Zufammenfeßung des. lichts muß man alfo dafjelbe

558 IL Theil. 2. Hauptftüd.

daffelbe als ein vorzügliches Agens in der Natur bes trachten. Sein Bentritt zu gewiflen Stoffen verichafft uns verbrennliche Subftanzen, ändert die Mifchung unzähliger Materien, erzeugt bie electrifhe Ma: terie der Körper. ' Wenn wir auch’ nur einige Auf: merffamfeit auf die dem Einfluffe des lichts ausge⸗ geſetzten Koͤrper werfen, ſo zeigt ſich ſehr bald, daß die Einwirkung deſſelben im Stande iſt, beträchtliche Veränderungen der Miſchung zumege zu bringen.. Die Morhwendigfeit des Lichts z. B. zum Gedeihen der Gewaͤchſe ift unläugbar. Pflanzen, die benm Ausſchluſſe von allem Sichte wachfen, werden bleich, verlieren ihre Farbe, und erhalten diefe nach und nad) wieder beym Einfluffe des Sichts darauf. Alle Feis mende Pflanzen, wenn fie erft aus der Erde hervor an das Tageslicht treten, find meif und ungefärbt, und werden erft grün beym Einfluffe des Lichts dars auf; die innern Blätter der Kohl : und Sattigarten, die von den Aufern gegen den Einfluß des fichts ger deckt find, find wäfferig, weiß und ungefärbt, und fie erlangen erft Sarbe, wenn fie fich entfaltet haben. Die Erfahrungen des Hrn. von Humboldt fönnen jene allgemeine Tharfache nicht umftoßen, fondern nur bemeifen, daß die Pflanzen ihren Brennſtoff aud) außer dem tichte aus andern Stoffen, befonders aus gewiffen Gasarten, zu ziehen im Stande find. Andere Benfpiele von diefem Einfluſſe des Sichts werden in der Folge hier und da noch näher im Bertacht kommen.

$. A. von Zumboldr Aphorismen aus der chemiſchen Phyſio⸗ logie der Pilanzen, Kerpzig 704 8. Grens Handd.

der Chemie, Fh. l. fu 1384 fe» a 1 Deit:

559

. Dritt e8 Haup ei ck.

Schwere einfache Stoffe und ihre Verbindungen.

Erſcheinungen des Verbrennens in ————— Luft.

9. 826. Die merkwuͤrdigſte Art der Erzeugung des fh u und des Feuers ift das Derbrennen ($. 823.), movon wir die begleitenden Umftände hier noch näher „su un terfuchen haben, 5

$. 827. Man nehme einen offenen Glascylin⸗ der, der mit einem eingeriebenen Stöpfel luftdicht verjchloffen werden fann, ftelle ihn offen in eine Schau: le mit Quecfilber, fo daß er tief genug darim ſteht, etwa zur Hälfte feiner Höhe; man verftopfe ihn ges nau, und merfe fich die Höhe des Quedfilbers in ihm genau durch ein angebrachtes Zeichen. Man lafle hierauf ein Stüdchen Phosphor unter den Eylinber treten, (auf 9 Eubifzoll eingefchloffener buft wenig: ſtens 1 Gran,) und zünde ihn vermittelft eines Breun⸗ glafes durch Sonnenfeuer an. Er verbrennt, wit Flamme und vielem weißen Rauche. Anfangs wird die Luft durch die entftehende Hiße atısgedehnt, und deshalb muß der Eylinder tief:genug im Queckſilber | ftchen,

so ° I: Theil. 3. Hauptftüc.

ſtehen, damit nichts von derfelben entroifchen kann; ihr Volum nimmt aber bald ab, und das Queckſilber fteigt aber das gemachte Zeichen in dem Cylinder durch den Drud der äußern $uft empor. , Nachdem alles erfaltet und auf. die vorige Temperatur zuruͤckge⸗ bracht iſt, ſo findet man die ruͤckſtaͤndige Luft um ein Merkliches in ihrem Volum vermindert, fo daß bey genau angeftellter Meflung etwa 25 bis 0,27 ihres vorigen Volums fehlen. Wenn die luft und das Queckſilber recht trocken waren, ſo findet man die Flaͤche des Queckſilbers und des Cylinders mit einem weißen Salze bedeckt, das ſauer ſchmeckt, ſich leicht im Waſſer aufloͤſ't und an der freyen $uft zu einer ſauern Fluͤſſigkeit zerfließt. Es iſt Phosphorfäure, und ſie wiegt, noch ehe ſie zerfließt, mehr als der Antheil Phosphor, der dabey verbrannt iſt, dergeſtalt, daß jedet Gran Phosphor beym gaͤnzlichen Verbrennen etwa 23 Gran dieſer trockenen Säure liefert. In 12 Cubikzoll (patif.) atmoſphaͤriſcher Luft kann man etwa ı Gr. (ftanz.) Phosphor verbrennen; die tuft nimmt da⸗ bey etwa um 3 Eubifzoll oder 14 Gran ab, und diefe Abnahme correfpondirt der Zunahme des Gewichts der erzeugten Phosphorfäure. Die bey diefem Pro: zeſſe übrig bleibende -tufe ift zum fernern Verbrennen des Phosphors ‚fo wohl ala jedes andern verbrennlis chen Körpers unfaͤhig; ‚auch erſticken Thiere darin,

Lavvifier trait& &l&inentaire de Chimie, T.1. pi 98 66.

$ 828. Diefe Erfiheinungen ($. 827;) finden bey ee und BR Verbrennen Statt, und jo laſſen

ſich

Schwere einfache. Stoffe u. ihre Verbindungen. 561

fi) folgende Umſtaͤnde als ganz allgemein . feft- feßen: | 1) Zur Entzändung jedes verbrennlichen Körpers ift ein gemwiffer Grad von Erhißung deſſelben noͤ⸗ thig, der nad) der Natur deſſelben größer oder geringer if. ge = |

Wenn F B. Dhosphor entzündet werden und verbrennen fol, fo muß er wenigftens erſt 30° R. erhitzt fenn; Schwefel fängt erft an zu brenren, wenn er über feinen Echmelzpunct erhitzt ift; Rohle muß bis zum Gluͤhen erhitzt fepn.

2) ·Beym Ausſchluſſe der atmofphärifchen lLuft ge fhieht Fein Verbrennen; und es gefchieht um defto febhafter, je mehr ihr Zutrict befoͤrdert wird. Ä

Wir vermehren daher bas Verbrennen und verftärfen die Gluth, je mehr wir den Luftzugang zum brens nenden Körper befördern. Dies bemwerfet die Wirkung des Lörhrohres, der Dlafebälge und anderer Arten des Gebläfes , des beichlcuntuten Luftzugs der Wınds Sfen, und endlich die Argandfche Lampe.

3) In einer gegebenen Menge von atmofphärifcher £uft kann nur eine geriffe Menge des verbrenn- lichen Körpers verbrennen.

So fann z. 3. in ı2 Enbifz. (parif.) atmofphärifher Luft etiva nur ı Gr. (parif.) Phosphor verbrennen; der übrige bleibt unverbrannt uͤbrig.

4) Die atmofphärifche buft, worin ein Körper ge: hörig verbrannt worden ift, ift, bey gleichem Drucke und gleicher Temperatur, im Gewichte und Umfange vermindert, und hat die Sähigfeit verloren, zum fernern Verbrennen und zur: Ne;

ſpiration für Thiere zu dienen.

5) Der verbrannte Ruͤckſtand des Körpers, (er fey num feft, oder tropfbar-fluͤſſig, oder bilde

Mn ein

s62 11. Theil. 3. Haupiſtuͤck.

ein elaftifches Fluidum,) wiegt um ſo viel mehr, als das Gewicht des verſchwundenen Antheils der atmoſphaͤriſchen Luft beträgt.

Zuſammenſetzung der atmoſphaͤriſchen Luft. J

$. 829. Offenbar iſt alſo unſere atmoſphaͤriſche Luft, (die wir hier von der Atmoſphaͤre ſelbſt unter⸗ ſcheiden,) aus zwey verſchiedenen Luftarten zuſammen⸗ geſetzt: aus einer, die allein das Verbrennen zu un: terhalten fähig ift, die beym Acte des Verbrennen ſelbſt zerfeßt wird, die allein zu den Sunctionen der Reſpiration für Thiere fähig it, die höchftens etwa 0,27 der atmofphärifchen $uft ausmacht, und die wir durch den Namen der Lebensluft (Acr vitalis), oder des Sauerſtoffgas (Gas oxicum), (aus Gründen, die ſogleich erhellen werbden,) unterfcheiden; und dann aus einer andern $uftart, die nicht zur Unterhaltung des Verbrennens geſchickt iſt, worin Thiere erfticen, die wenigftens etiva 0,73 Theile darin beträgt, und die den Namen des Stickgas (Gas azotum‘) erhal: ten hat. u

$. 830. Dieſe beyden Gasarten finden fich aber in der atmofpharifchen Luft nicht an allen Drten und nicht immer um gleichem Verhaͤltniſſe, indem in und an.der Atmoſphaͤre bejtandig foldye Prozeffe vorgehen, woben die febensluft ($. 829.) zerftört und zerfeßt; andere, wobey fie erzeugt und hervorgebracht wird.

Carl Wilhelm Scheele chemiſche Abbandluna von Luft und Seuer, Leipzig 1782. 8, Kavoiſier a. a. O. ©. 33: fh

Sauer:

Schwere einfache Stoffe u, ihre Verbindungen. 563 Sauerſtoffgas. Sauerſtoff.

6. 831. Einige Subſtanzen, welche das Sauer:

ſtoffgas der atmofphärifchen luft in der. Hitze zerſetzen

und bie Grundlage derſelben in ſich neffmen, entlaſſen dieſe letztere wieder in einer ſtaͤrkern Hitze des Gluͤhens,

wie z. DB. das Queckſilber, ſo daß man dadurch im

Stande iſt, dieſen Beſtandtheil der atmoſphaͤriſchen Luft vom Stickgas -abgefondert für ſich darzuftel- len. Sonſt kann man noch) aus vielen andern Kör- pern in der Gluͤhehitze das‘ Sauetftoffgad reichlich ges innen, wie z. DB. aus Salpeter und dem Braun— feine (dem natürlichen Magnefiumfalfe), Wir wols len hier den letztern dazu wählen.

$. 832. Man fulle eine Fleine irdene Retorte mit reinem gepulverten Braunfteine, kuͤtte an die Mündung. ihres Haljes eine blecherne Röhre luftdicht an, lege die Netorte in einen Windofen, bringe die "Mündung der Röhre unter den Trichter der mie Waf; fer gefüllten Wanne des pneumatifhen Apparats ($. 609.), und erhiße die Retorte almählig und ſtu— fenmweife bis zum Gluͤhen. Erft geht die atmofphäri- fche $uft der Gefäße über, beym Gluͤhendwerden des Braunfteins aber entwickelt fic) die $ebensluft oder das Sauerftoffgas, das fic) Dadurch zu erfennen giebt, daß ein- glimmender Holzfpan darin von felbft zur Flamme ausbricht. Wenn Feine {uft mehr fommt, “nimmt man die Mündung der Nöhre aus dem Waſ— fer, und läßt die Netorte erfalten.

J

v2 u 1. Thel. 3. Hauptftüd. 98 te

$. 833. Diefes Gas unterfcheider fich nun auf- fallend von der atmofphärifchen tuft, ob es. gleich in einigen Eigenfchaften mit ihr überein fommt. Es iſt geſchmack,/ und geruchles; wird vom Waſſer nicht. zerſetzt; iſt etwas fpecififch fehwerer, als atmoiphä- riſche Luft (K. 308. ©. 253.); und. ift zur Nefpira- tion für Thiere und zur Unterhaltung des Verbren⸗ nens weit fahiger, alg die letztere. Ein Thier erſtickt im eingefchloffenen Raume diefer Luft viel fpäter, als. in einem gleich‘ großen eingefchloflenen Raume von atmofphärifcher fuft. Ein verbrennlicher Körper, wenn. er 4 Eubiffuß atmofphärifcher Luft zu feinem gänzli- chen Verbrennen erfordern würde, hat nur Einen Cu⸗ bikfuß Sauerftoffgas dazu noͤthig. Die’ Intenfität des Verbrennens, oder die Entwidelung des Feuers daben,. ift weit ftärfer,; als in atmofphärifcher luft. Eine Waͤchskerze brennt darin mit hellerer-und gtoͤ— ferer Flamme und fnifterndem Geräufche. Das glim⸗ mende Docht derfelben wird darin mieder zur Flam— me erweckt. Zunderſchwamm, der font nur glimmt, brennt darin mit Flamme. Glühende Kohlen verjeh- sen ſich darin weit ſchneller und brennen mit ftär- Ferm Scheine. Eine zugefpißte ftählerne Uhrfeder, die vorher an der Spiße glühend gemacht ift, oder an wel: che man ein Stuͤckchen angezünderen Zunderſchwamm geftecft hat, verbrennt darin mit vielem Funkenſpruͤ-⸗ hen. Beſonders ftarf und ungemein feuchtend aber ift die Slamme des darin verbrennenden Phosphors. Durch ein öthrohr auf die Flamme einer Kerze gelet- tet, kann man damit sine Die hervorbringen, welche ber

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 565

der Hitze großer Brennglaͤſer und Brennſpiegel gleich kommt.

Dugenhouſz vermiſchte Schriften, But. S. =01. ff. 6. 365. ff. Des Hrn. von Humboldt Apparat, vermittelft des Sauerſtoff⸗

gas im unterirdiſchen Gruben bey böfen Wettern und

Schwaden derfelben zu refpiriren und eine Lampe Kane ju erxhalten. F Crells chemiſche Annalen: 1796. B.

‚99: ft. 195. | E 6. 834. Man unternehme nun ben Progefi des Verbrennens des Phosphors im eingefchloffenen Rau: me dieſes Sauerſtoffgas auf diefelbige Art, als in atmofpbärifcher $uft-C$. 827.). Man fülle zu dem Ende ‚einen Cylinder mit Quedfilber in einer Schau; le, und laſſe etwa die Hälfte feines Inhalts Sauer: ftoffgas hinauftreten. Man bringe dann.ein Stüd: hen Phosphor unter den Eylinder, das in dem Dued: filber eimporfteigt und darauf ſchwimmt, man zuͤnde es unter dem Cylinder vermittelſt eines Brennglaſes an. Wenn der Phosphor verbrannt ift, bringe man wieder friſchen darunter, wiederhohle das Verbren— nen, uff. Man findet nun, daß hierben alles eben fo vorgeht, Wwie beym Verbrennen in atmofphä: riſcher Luft: nur mie dem Unterſchiede, daß die Stär: ke des Feuers dabey groͤßer iſt; daß mehr Phosphor in gleichem Raume dieſes Gas verbrennen kann; und daß, wenn Phosphor zum Verbrennen genug da und das Sauerſtoffgas ganz rein iſt, Die fuft ganz und total verſchwindet. Gewoͤhnlich findet man indeffen einen geringen Ruͤckſtand von Stickgas, das damit vermiſcht war. Die gebildete Phosphorfaͤure iſt hier: bey von eben der Art, als beym Verbtennen in atmo⸗ ſphoͤriſcher tuft, und wiegt ebenfalls, auch noch ehe Meuune a) fie

566 II.Theil. 3. Haupftüd. fie zerfließt, "und ſelbſt nach dem Ausgluͤhen, mehr, als der dazu verwendete Phosphor. Dieſe Zunahme

des Gewichts cotreſpondirt dem Gewichte des dabed vetſchwundenen Sauerſtoffgas. |

$. 833. Rach Lavoiſiers genauer Beſtimmung

verſchwinden bey--diefer Operation durch das totale ' Verbrennen bon ds Gr. (franz) Phosphor 1385 Cubikʒ. ‚franz. ) oder 69,375 Gr. Sauerftoffgas, und es bilden ſich 114,373 Gr. fefte Phosshorfäure; oder 100 Theile Phosphor . verzehren: beym Verbrennen 154 Theile Sauerftoffgas dem Gewichte nach, und geben dann 254 Theife fefte Prospkopfäute ER

Lavoiſier a. a. O. S. 55. ff.- wen

$. 836. So wohl das Veiſchwinden des Sauer⸗ ſtoffgas beym Verbrennen des Phosphors im einge⸗ ſchloſſenen Raume des erſtern, als ſeine Darſtellung aus dem Braunſteine durchs Gluͤhen, beweiſen fhon, daß es fein urſpruͤnglich Elaſtiſch⸗ fluͤſiges ($. 132. Ir fondern daß feine Form. der Erpanfi ibificät vom Wär: meftoffe abgeleitet ſeyn müffe. Es beſteht demnach das Sauerſtoffgas, wie jede Luftart ($. 602.) aus einer eigenthuͤmlichen, ponderabelen, an ſich nicht elaſtiſchen, Baſi s, und dem inponderabelen Waͤrme⸗ ſtoffe, der mit dieſer Baſis chemiſch verbunden iſt und ſie in eine elaſtiſche Fluͤſſigkeit verwandelt.

& 837. Dieſer eigenthuͤmlichen Baſis der febenss Inf: hat. man den Namen Sauerſtoff (Oxicum, Oxygenium, Oxygene) gegeben ,. weil mehrere vers BE Körper durchs Verbrennen in lebensluft zu

Säuren

Schere einfache Stoffen. ihre Verbindungen. 367

Säuren werden, und weil fie ein Beſtandtheil aller Saͤuren iſt. Das Sauerſtoffgas ‚oder die Sebensluft befteht alfo aus Sauerſtoff und Wärmeftoff.

"€ 838. Im Braunſteine und ander feften oder liquiden Körpern, aus denen wir das Sauerſtoffgas erhalten koͤnnen, ift nicht das Sauerfioffgas felbft, fondern nur fein ponderabeler Beftandtheil, der Sau⸗ erftoff, enthalten (K 607. ), aus deffen chemifcher Verbindung mit dem Waͤrmeſtoffe erſt Säuerftoffgas erzeugt wird: - Durch bloßes Gluͤhen allein entlaͤßt indeffen der Braunſtein nicht allen Sauerſtoff. |

$.. ‚839. Der Sauerſtoff iſt fuͤr uns eine ein: |

fache Subſtanz, das heißt, wir koͤnnen ihn nicht wei⸗ ter in andere ungleichartige Stoffe zerlegen. Er iſt ferner für ſich nicht darſtellbar; denn fo wie er auch) frey würde, wuͤrde er ſich fogfeich mit dem zu jeber Zeit anwefenden freyen Wärmeftoffe zum Sauerftoff: gas verbinden. Wir kennen ihn alfa nur aus feinen

Zufanmenfeßungen mit andern 'ungleichartigen Ma

terien. Er iſt uͤbrigens fehr-ausgebreitet in der Nas

tie vorhanden, und macht einen Beſtandtheil der "

atmöfphärifchen $ufr, des‘ Waſſers, . aller Säuren, aller Metallfalfe und aller Gemengtheile der des Pflanzen⸗ und Thierreichs aus.

Den Satz, daß der Sauerſtoff nie frey in irgend einem Körper zugegen feyn kann ‚sondern immer im chemifcher Zufams : rg * andern Materien ſeyn muͤſſe, beherzigen vielr Phy rt und Aerzte 5— noch nicht gehoͤrig / die ihn eine olhe Kolle in den Körpern der Pflanzen uns MDhiere ſpielen laſſen, als ob er frau in Ibmen en enthalten fen und aus einem Stoffe in den andern frcy übertrete, ohne ee Aufagtmenfehung oder Zerſe tung dieſer Stoſſe. 4

a een ae ————

\

568 Dheil. 3. Hauptſtuͤck. Theorie des Verbrennens.

$ 849. Stahl nahm zuerft, auf Veranfaffung von Becher, in den verbrennlichen Körpern das Das ſeyn eines eigenthämlichen Weſens an, das er Polo⸗ giton oder Srennftoff nannte und das er als bie Duelle des Feuers beym Verbrennen betrachtete. Den Einfluß ‚der tuft beym Verbrennen, ihre Zer— ſetzung dabey, fannte Stahl gar niht. Ben den weitern Fortſchritten in der Kenntniß diefes Einfluffes blieb man, deffen ungeachtet von ber Nothwendigteit der aber nach der fage der Kenntniffe von den dag Ver: brennen begleitenden Umftänden die Vorftellungen,

foie der Brennftoff Feuer erzeuge, verſchiedentlich ab. lo. loach. Beccheri phyfica fübterranea. Lipf. 170. Spsoimen Beecherianum;,; exhib. Geo. Ern. Stahl. Lip. 1703. 8. Geo. i£ru Stable, zufällige Gedanken und nußs liche Bedenken über den Streit vom X genannten Sul phur; Halle 1747..8. ı 9 8412. Die Entdeckung des Sauerſtoffgas, des Verſchwindens deſſelben beym Verbrennen aller Körper überhaupt, beſonders bey dem Verkalken ver Metalle, und die Wiedererzeugung deflelben aus dem Queckſilberkalke durch bloßes Gluͤhen, ließ zuerſt au der Exiſtenz eines Brennſtoffes in verbrennlichen Koͤr⸗ pern und Metallen, als Duelle des Feuers, zweifeln, und Hr.Lavoijier hielt ſich fo wohl durch diefen, . ſchon dor ihm von Scheele und Prieftley gemachten , als durch andere von ihm angeftelkte, ‚Beobachtungen und Verſuche berechtigt, die Annahme eines eigenen ent: zündlichen Grundftoffes aufzugeben, die darduf ge: gründeten Vorftellungsarten in der Chemie ganz zu verwer

l

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. $69

bermerfen, und ein neues Syſtem zu errichten‘, wel⸗ ches deshalb den Nahmen des antiphlogiftifchen Sy⸗ fteme erhalten hat. :

' M&moire far la combuftion, par Mr. Lavoifier; in den

Mem. de Pac. roy. des fü. 1777. ©, 592. ff., überfeßt im

\ Crells neueften Enideck. Th. V. ©. 188. Laveifiers Betrach⸗

tungen über das brennibare Welen zur Entwidelung feinet

Theorie vom Verbrennen und Verfalfen; aus den Mim.

de Pac. roy. des fe. 1783. ©. 605. ff., uͤberſ in drell

chem. Annalen, 1798: 3 11. S. 145. ff. Lavoifier traitä

elömentäite de chimie. T.Il. ä Paris 1789. 8. Synthehs

oXxygenii, experimentis conhrmata, edidit Fr, Lud, Schu»

rer. Ärgentor. 1789. 4. Philofophie chimique par

A: F.'Poiircroy. à Paris 1792. 8. 1794. 8. Chemilchö

Philofopbie, oder Grundwahrheiten der neuern Che-

' mie, von A: Fi Fourcroy. A. d. Franz. über[. von Sam, Traug. Gehler. Leipz. 1796. 8.

$. 842. Mach diefem Syſteme ift ein verbrenn⸗ ficher Körper ein folher, det bei) einer gemiffen Tem⸗ peratur das Vermoͤgen beſitzt, den Sauerſtoff der lebensluft ſtaͤrker anzuziehen, als derſelbe vom Waͤr— meſtoffe darin angezogen wird, Die Lbensluft beſteht aber dieſem Syſteme zu Folge nicht bloß aus Sauer: ftoff und Waͤrmeſtoff ſondern enthält auch noch das licht ale Beftandrheil. Wenn nun ein entzündlicher Körper, 3. B. Phosphor, bey der zu feiner Entzün: dung höthigen Temperatur in Sauerftoffgas gebracht wird: ſo zicht er den Sauerſtoff daraus an und vers einigt fi) damit zu einem neuen Producte; fo wird der Phosphot damit zur Phosphorfäure; das Sauer: ſtoffgas wird folglich zerſetzt und fein gebundenes licht und fein gebundener Waͤrmeſtoff werben frey und Bilden das Beuer, welches entweicht. Weil nun in vielen Fällen ben dem Verbrennen des verbrennlichen Körpers aus demfelben und dem Sauerſtoffe eine | | Säure

570 AI. Deeil. 3. Hauptſtuͤck.

Saͤure gebildet wird, ſo iſt dies Veranlaſſung geme- fen, die Baſis der Lebensluft ſaͤureerzeugenden Stoff oder Sauerſtoff (Oxygène) zu nennen; nicht deshalb, weil ſie an ſich ſauer ſey, ſondern weil ſie mit der ſaurefahitggen Grundlage (Baſe acidifiable ), wie in unferm Falle mit dem Phosphor, erfi Säure erzeuge. In dem Falle aber, (der fehr haufig ift, ) wenn die verbrennliche Subftanz zwar Sauerftoff auf: nimmt, aber dadurch noc) feine Säure wird, wie 3. B. die mehreftien Metalle, nennt man das Product ride, das man durch Halbſaͤure überjeßt hat. Das Verbrennen heißt nach diefem Syſteme deshalb au eine Oxigenirung oder Bridirung. _ Aus der Verbindung der verbrennlichen Subftanz . mit. Dem ponderabelen Sauerftoffe- folgt die Zunahme des Ge: wichts des verbrannten Ruͤckſtandes, und wegen der Smponderabilität des lichts und des Waͤrmeſtoffes die Uebereinſtimmung dieſer Zunahme mit dem Ge— wichte des verſchwundenen Antheils des Sauerſtoff—

gas. Das Verbrennen kann ferner nur fo lange dau⸗ ern, bis die Subſtanz mit Sauerſtoff geſaͤttigt iſt. In der atmofphärifchen Luft hindert das Stickgas, womit das Sauerſtoffgas darin vermengt oder vermiſcht iſt, daß die Erſcheinungen des Ver: brennens darin nicht mit der lebhaftigkeit vor ſich ge hen, können, als im reinen Sauerſtoffgas. Da end: lich das Stickgas vom verbrennlichen Körper nicht affieier wird, fo bleibt es als Ruͤckſtand der atmofphä- riſchen fuft übrig. Der Sauerftoff befißt übrigens gegen die verfchiedentlich gearteten Materien eine vers

ſchie⸗

x

Schwere einfache Stoffe u-ihre Verbindungen. 371

fehiebentliche. Berwandtichaft,. und Fann daher auch aus einem .Körper an dem andern uͤbertreten, gegen den er eine ſtoͤrkere Verwandtſchaft beſi tzt; undıies kann ſolcher Geſtalt der verbrannte Körper wieder zum Koͤrper gemacht oder Boogie werden. nu tn... $. 843. Nach alſo das Verbrennen verbrenulicher Subftanzen in Sauer⸗ ſtoffgas durch eine einfache Wahlverwandtſchaft, und bie Quelle des Feuers iſt einzig und allein das Sauer⸗ ſtoffgas; der, verbrenuliche Körper giebt dazu nichts ber. Wenn man ganz unparteyiſch fern will, fo muß man geſtehen, daß nach dieſem Syſteme das licht eine ganz uͤberfluͤſſige Rolle fpielt; daß es ganz wegfallen koͤrnte, ohne daß das Syſtem dabey Ein⸗ trag litte; daß die Phänomene y wo licht ohne allen Beytritt des Sauerſtoffgas aus verbrennlichen Koͤr⸗ pern zum Vorſcheine kommt ($. 823.), "damit im MWiderforucheffeben; daß daruach das Sauerftoffgas ber einzige und⸗alleinige Bebalter des Lichts ift; ‚und folglich. von der Einfaugung des Lichts von andern Körpern ‚won der Entſtehung ver Farben der Koͤr⸗ ger, von der ‚Erzeugung der electriſchen Materie in den. Koͤrpern, die doch auch licht ohne Beyhülfe ‚des Sauerſtoffgas giebt, und von andern oben (86. 814. 823.) angeführten Umſtaͤuden feine Rechenſchaft gege⸗ ben werden kann. ‚Um dieſe Luͤcken, welche das anti: phlogiſtiſche Syſtem in Anſehung ſo vieler und wichti⸗ ger Erſcheinungen des lichts laͤßt, zu ergaͤnzen, muͤſ— ee wir nach der im Vorhergehenden vorgetragenen lehre

572 1... 10, Theil. 3. Hauptſtuck.

lehre von det Zuſammenſetzung des. lichts ($$. 802. 813.), die Annahme eines eigenen Brennſtoffes in den verbtennlichen Körpern: felbft zu Huͤlfe nehnten; und alſo bende Syſteme gewiſſer Mafen wieder verei⸗ nigen. Nach diefem neuen Syſteme ift nun zwat die Baſis des lichts oder der Brennſtoff ein Beſtandtheil aller entzuͤndlichen Körper; wenn fir aber auf den⸗ ſelben, wegen feiner Imponderabilitaͤt, in chemiſcher Hinſicht ſo wenig achten wollen, als auf die electri⸗ ſche Materie der Koͤrper, ſo koͤnnen wir auch die von der antiphlogiſtiſchen Chemie als chemiſch einfach an⸗ geſehenen ſent zuͤndlichen Stoffe im dieſer Ruͤckſicht als ſolche gelten laſſen, und koͤnnen mithin: die Sprade der Aneiphlogiftifer, reden.

Das neue Syſtem näbert fi in diefet Htuficht alfe‘; wie Kens xer leicht einichen swerbeny-nocd mehr dem antipblagifis ſchen, als in der Geftalt, wie es Hr. une gelie a ‚bat. - Man fehe: Lieber die neuern Ge nde der J. B. Aichter. Breslau und —— St. Ill. 1793. $,

6: 844: Nach dieſem neuen Shfteme ift alfo ein —58 Koͤrper ein. ſolcher, der nicht nur die Baſis des lichts enthoͤlt, ſondern auch Anziehung ge: nug zum Sauerſtoffe beſitzt, um ihn dem. Wärme; ſtoffe in Sauerſtoffgas entziehen zu koͤnnen. Sch will zur Erlaͤuterung bey dem Phosphor als verbrenn⸗ licher Subſtanz ſtehen bleiben. Wird derſelbe im Sauerſtoffgas erhitzt, fo wird dadurch feine Anzie— hung zum Brennſtoffe vermindert, ſo daß ſeine An— ziehung zum Sauerſtoffe uͤberwiegend werden kann. Mun geht alſo der Act feines Verbrennens an: der | Phoerhor zieht den Sauerſtoff des Sauerſtoffgas an und

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 573

und bildet damit Phosphorfähre, während der Brenn: floff des Phosphors mit dem Wärmeftoffe des Sauer⸗ fioffgas pas Sicht und Feuer conftituirt. Alles Llebrige erklärt fich nun nad) diefem Syſteme, mie nad) dem Vorigen (6. 843.). Die Desoridirung eines vers brannten Körpers durch einen andern entzündlichen gefchieht durch eine doppelte: Wahlverwandtichaft, toben der leßtere dem erftern den Sauerftoff ea Dagegen aber Brennſtoff uͤberlaͤßt.

4. 845. Der Erfahrung zu Folge verbrennen die entzündlichen Körper entweder mit Flamme, ober mit bloßem Gluͤhen. Die chemifche Zergliederung | zeigt, daß alle Körper, welche mit Flamme verbren: nen, entweder felbft flüchtig find, oder flüchtige Be— ſtandtheile haben, die durch die Hitze in Gas oder Dampf verwandelt werden, Die Slamme brennenz der Körper iſt demnach brennendes Gas oder bren- nender Dampf aus ihnen. Sonſt fann aber aud) eine geringere Hitze machen, daß Koͤrper bloß ver: glimmen, die fonft in flärferer Hige mit Flamme ver? brennen würden, eben weil jene Hige nicht zur Ver⸗ flüchtigung der verbrennlichen flüchtigen Subftanz hinreicht. Aus dem verfchiedenen quantitativen . Berhältniffe des Brennftoffes zum Waͤrmeſtoffe bey ihrer Verbindung durchs Verbrennen ($. 844.) läßt

ſich auch) die verjchiedene Farbe der Slamme erflären. Alcohol und Schwefel geben beym ſchwachen Verbrennen eine blaue Slamme; die Auflöfung der Borariäure ın Alcohol

brennt mıt einer gruͤnen; die Auflbſung der ſalzigtſauten Strontionerde in Alcohol mit eingr rothen Slamme.

$. 846.

' !

574°. Thell. 3. Haupiſtͤuck. $. 846. Das Verbrennen verbrennlicher Sub⸗ ſtanzen kann wegen ermangelnder noͤthiger Tempera

tur manchmal ſo ſchwach ſeyn und ſo langſam erfol⸗ gen, daß ſich dabey nur bloßes Leuchten, und zwar

niur im Dunkeln, und auch da nicht. einmaf, zeigt.

Sn, diefem Falle gefchieht die Zerſetzung des: Sauer: ftoffgas fo langſam, daß die Erzeugung des Feuers‘ dabey für jedes Moment der Beobachtung gar nicht, oder nur beym Ausschluffe des Tageslichts als feuchten wahrgenommen mwerden kann. Hierher gehört dag Leuchten des faulen Holzes, des SHolognefer Phos⸗ phorus aus Schwerſpath, des Cantonſchen Phos⸗ pborus aus calcinirten Auſterſchaalen und Schwefel. Das Derkalken der Metalle in ſchwaͤcherer Hiße it ein fo ſchwaches Verbrennen, daß daben auch nicht einmal im Dunfeln ficht wahrgenommen wird, ob eg gleich in flärferer Hige in ſehr bemerfbares Verbren⸗ nen uͤbergehen kann. $. 847. Auch der gemeine Phosphor erleider in einer Temperatur, die nicht bis zu feiner wirklichen Entzündung hinreichend ift ($. 828.), in der atmo⸗ ſphaͤriſchen Luft ein allmähliges und langfames Ber: brennen, toben das erzeugte licht fo ſchwach ift, daß es bloß im Dunkeln wahrgenommen werben fann, Er zerfließt hierbey zu einer Säure, verzehrt das Sauer: ftoffgas, und es geht hierbey alles eben fo vor, wie ben feinem wirklichen Verbrennen. In ganz reinem Saouerſtoffgas Iguchtet er „nicht, mie Herr Görtling | gefunden hat, wohl aber in dem mit Stickgas ver⸗ miſchten. Wenn er indeſſen in Stickgas leuchtet, fo iſt

- Schwere einfache Stoffeu. ihre Verbindungen. 375

ift dies ein Zeichen, daß es nod) etwas Sauerſtoff enthalte, ober noch nicht reines Stickgas ſey. Uebris gens ift das Phänomen, in Anfehung feiner Urſach des nen aͤhnlich, mo eine einfache entzündliche Subftanz für ſich allein in einer hiedrigen Temperatur das Sauerftoffgas nicht zerießt, es aber in Verbindung mit einer andern entzündlichen Subſtanz thut, wo: durch feine Anziehung zum Sauerſtoffe vermehrt und die zum Brennftoffe vermindert wird. Dies ift hier der Sall ben der Verbindung des Phosphors mir Stick⸗ 908. Der Phosphor Fann fogar nad) des Hrn. van Marum Entdeckung noch in einer fehr ftarf verduͤnn⸗ ten atmofphärifchen fuft leuchten, worin ſonſt kein ei⸗ gentliches Verbrennen mehr vorgehen Fann. »

Beytrag zur Berichtigung der: antiphlogiftifchen Chemie, aut Verfuche gegründet, von J. F. A. Göteling. Wei- mar 1794. 8. Ueber das Leuchten des Phosphors im atmolphärilchen Stickgas, von Scherer, Jäger und Pfaff. Weimar 1795. 8. ÖGrens neues journal der Phyſ. 3. Ill. ©. 325. ff. 329. ff. 330. ff. | Wahrnehmung, über das Verbrennen des Phosphors in dem fo genannten leeren Raume der Luftpumpe, von D. vÄn Marum; in Grens neuem Journ. d. Phyſ. B.111.&.96. ff.

$. 848. Wenn: Materien zufammen vermifcht werden, die bey ihrer Einwirfung auf einander Wär: meftoff in der nöthigen Menge entwideln, und ent: zuͤndliche Subftanzen daben find, fo kann dadurch beym Zugange der atmofphärifchen £uft Selbſtentzuͤn⸗ dung entftehen. Denn nun find die Bedingungen zum Verbrennen vorhanden. Ein Benfpiel giebt die Entzündung der Deble durch rauchenden Salpetergeiſt. Man fchütte eın Korb Terpenthinoͤhl in ein Feaelförmiges Gefäß, iniſche dazu ein halbes Loth ftarkes Vitrioloͤhl, rühre es fchnell mit einer Glasröhre um, und

fhütte vann fogleich von ſtarker Galpeterfäure hinzu. Es entitcht

576 II. Theil. 3. Hauptſtuck. entfeht L ib eine lebhafte Selbſtent zůndung mit einer $. 849. Wenn aber auch in Gemifchen durch Verbindung und Zufammentritt entzündlicher Be: ftandtheile die Anziehung derjelben zum Sauerſtoffe verftärft, und. fonft noch Wärmeftoff darin frey ge- macht wird, fo koͤnnen fie dadurch ebenfalls in Selbft:

entzündung gerathen. Beyſpiele geben:

ı) Hombergs Pyropbor oder Luftzünder, aus gebranntem Alaun und Kohlenftaub zufammen gehörig caleinirt.

gt Handb. der Chemie. Halle 1794. Theil I.

2) Die Selbftentzündung des angefeuchteten ‚Ge: menges aus Eiſenfeil und Schwefelblumen. Experimentalchemie, Theil II. ©.

3) Die Selbſtentzuͤndung ſtark geröfteter noch hei zufammengepadter Rockenkleye, Cichorienwur: zeln, u, dergl.; des Hanfes mit leinoͤhl und Kien⸗ ruß, u.a.m.

Neue nordifche Beyträge, B. III. ©, 37. ff. Bentrag zur Gefchichte der Selbftentzündungen und der fo aes nannten Luftzünder, von Buchholz; im Crells chem. Annalen, 1784. B. 1. S. 411. ff. ©. 483. ff. Bac⸗ quer, ebendaj. 1791. B. I. ©. 303. |

Eudiometer. $. 850. Da die Sähigfeit der atmofphärifchen fuft, zur Erhaltung des thierifchen febens beym Ach: men zu dienen, lediglich und allein von dem darin be: findlichen Antheile -Sauerftoffgas abhängt, und da mannigfaltige Prozeffe, wodurch das Sauerftoffgas | zerſetzt

uch

..

einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 577:

zerſetzt oder gebildet wird, in und an der Atmoſphaͤ⸗ | re vorgehen, und folglich) der Gehalt derfelben an lebensluft nicht an allen Orten und zu allen Zeiten gleich fenn kann, fo muß es natürlicher Weiſe ine tereffant fenn, den verhaͤltnißmaͤßigen Antheil an Sauerftoffgas in atmofphärifcher Luft ermeflen und - Die davon abhängende Güte der luft fürs Athmen er: fahren zu koͤnnen. Man fann darauf, ein Verfah⸗ ren anzuwenden, wodurch man diefen Zweck erreichen fönnte, fo bald man Mittel fennen gelernt hatte, das Sauerftoffgas ‚zu zerfeßen. Das Werkzeug, worin man die Zerfeßung des Sauerſtoffgas in einer darin befindlichen Menge von einer zu prüfenden $uft vor⸗ nehmen, und fo ihre Duantirät meffen fann, heißt ein Eudiometer oder Cuftguͤtemeſſer. Prieſtley ift der erfte Erfinder diefes Inftruments. Er ſchlug als Zerfeßungsmittel des Sauerftoffgas dazu das in ber Folge noch anzuführende Salpetergas vor. Fontana und Jugenboufz haben das Werkzeug. und die Ver fahrungsart damit fehr vervolfommnet. Scheele be: diente fich dazu des allmähligen und langſamen Vers brennens eines feuchten Gemenges von Eifenfeil. und Schwefel, aud) des Schmwefelalfali (der Schwefel: feber). Mit legterer hat LIiorveau (Gyuton) das Verfahren fehr abgekürzt. Lavoiſier, Seguin, Re beu empfehlen dazu das Verbrennen des Phosphors.

s Verſuche und —— en uͤber verſchiedene Theile. der Naturlehre, B. J. ©. 6. Fontana delcrizioni ed di alcuni [tromenti per mifurare la fatubritä dell’ aria. in Firenza 177%. 4.

n Verſuche mit Pflanzen, S. 164. Ebend ſelben alte me 164 ff: ienbefenen O

378° I. hell. 3. Hauptftück. Gefchichte der Zuftgüteprüäfungsiehre, B. 1. IL. . Wien 1785. 8.

sihelm Scheelens Erfahrungen über die Menge der reis uft, * in unſerer Atmoſphaͤre befindet; in feis ner Abhandlung von Luft und Feuer. ©. 269. ff. Bes fchreibung eines neuen Eudiometerd, von Gupton Mor⸗ veau * Grens neuem Journal der Phyſik, B. 11. ©, 138. ff. Abhandlung über die Eudiometrie von Hrn. Seguin; in Grens Zournal der Phyfif, B. VI. ©. 48. ff. Beſchreibung eis nes atmofphärifhen @udbiometerd von Heinrich Reboul; im

neuen Journal der Phyfit, ©. 1. ©. 374. ff.

6. 851. Mad) allen meinen bisherigen Verſuchen muß ich das allmählige und langfame Verbrennen des Phosphors oder fein Zerfließen in atmofphärifcher $uft ($. 847.) als das vollfommenfte eudiometri- fche Mittel anfehen, auch den Fleinften Reſt des darin befindlichen Sauerfioffgas zu zerfeßen. Es wirkt zwar langfam, gewährt aber aud) defto ficherere Reſultate. Das Eudiometer damit läßt fih auf fol⸗ gende Art vorrihten. Man nimmt eine genau cn: lindriſche Glasroͤhre, die an dem einen, Ende geichlof- fen, und von diefem Ende an durd) eine Scale in gleiche, hinlaͤnglich Heine Theile ihres Inhalts abge: theilt iſt. Man füllt fie mit deftillirtem oder Regen⸗ waffer voll, läßt in einer Wanne mit Waffer eine Duantität der zu prüfenden $uft hinauftreten, und merft die Menge diefer Luft bey beftimmtem Barome: ter: und Thermometerftande. Man ftedt einige Na⸗ bein durch einen Korfftöpfel, der einen Fleinern Durch? meſſer hat, als die Röhre, befeftigt auf den hervor: ragenden Nadelſpitzen reinen und Flaren Phosphor, und bringt unten an den Kork einen Zwirnsfaden an. Man bringe diefen Kork unter die Mündung des

| | Glas:

Shhwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 579

Glascylinders, wo er dann im Waſſer deffelben auf: fteigt, und der Phosphor auf demfelben mit der fuft des Enlinders in Berührung fomme. Man: bringt "den Apparat inein ſchickliches Gefäß mit Waſſer, wor⸗ in er ftehen bleibt. Der Phosphor zerfließt nun alls mählig unter feuchten; und man fann von Zeit zu Zeit vermittelft des Fadens den Korf unters Waſſer ziehen, um die dem Phosphor anhängende Säure abzufpülen, und ihn fo wieder deſto wirkſamer zu machen. Wenn endlich alles Sauerſtoffgas verzehrt und an dem noch rücdftändigen Phosphor Fein feuch- ten ‚weiter im Dunfeln wahrzunehmen ift, dann jieht man den Korf heraus, und beobachtet ben corz refpondirendem Barometerdrucke und Waͤrmegrade die Menge des rücftändigen Stickgas und des ver⸗ zehrten Sauerftoffgas. $. 852. Ob man aber gleich durch diefe eudio- metrifchen Mittel die Menge der refpirabelen $uft in einer $uftart mit Genauigkeit finden kann, fo kann man doch die abfolute Güte und Heilfamteit einer ſol⸗ chen $ufr fürs Athemhohlen dadurch nicht beflimmen, Noch viel näßlicher würde es feyn, wenn wir Mittel hätten, die auf unfere Gefundheit und auf die Func⸗ tionen des $ebens nachtheiligen Einfluß habenden Ber ftandtheife der Luft, die wir athmen und womit wie umgeben find, mit Sicherheit und Öenauigfeit der fiimmen, und fo ein Rakometer mit dem Eudioweter verbinden zu fönnen. $: 853.° Das Brennen eines Körpers, wie 5. B. einer Serie , ift ein ficherer Beweis von dem Daſeyn 8023 der

580 ILI. Theil.” 3. Hauptſtuͤck.

der nöthigen Menge der lebensluft in einer zu prüfens den armofphäriichen fuft, und man kann ſich deſſelben allerdings nüßlich bedienen, um wenigſtens zu erfab- zen, ob die fuft, 3. B. unterirdifcher Gruben, Hoͤh⸗ fen und Bergwerke, noch athembar ift.

Salze.

6. 854. Ehe wir zur Unterfuchung der mannig- faltigen Verbindungen der verbrennlihen Subftanzen mit dem Sauerftoffe, fchreiten, ift.es noͤthig, ung mit dem Chhrafter der Salze im Allgemeinen und ih: rer Gattungen befannt zus machen.

$. 855. Die Eigenfchaften , welche unfer Rüs chenfalz befißt, fich im Waſſer auflöfen zu laſſen und auf der Zunge Geſchmack zu errregen, fonmen - noch mehrern andern Körpern zu, die wir deswegen auch Salse (Salia, Sales) nennen. Um fie indeffen don andern Körperarten, z. B. von einigen Erden, zu unterjcheiden, bie wir nicht zu den Salzen rech⸗ nen, müffen wir ven Charafter ver Salje näher da= bin beftimmen, daß es Materien find, die fi in sveniger als zwey hundert mal fo vielem kochenden Waſſer ganz auflöfen laffen und Geſchmack erregen.

$. 856. Einige Salze erfordern mehr, andere weniger zu ihrer Auflöfung. Die mebreften löfen fich in fiedendem und heißem Waſſer in größerer Menge auf, als in Faltem. - Einige find feuerbeftändig, an— dere find fluͤchtig. Manche der feßtern laſſen fich für ſich allen gar nicht vom Waſſer trennen.

$. 857.

Schere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 581

6. 857. Die feften Salze fcheiden fi) aus dem Waſſer durch Verminderung feines Saͤttigungsgra⸗ des bey der Abkuͤhlung oder bey ſeinem Verdunſten in kryſtalliniſcher Geſtalt (K. 141.) ab, und dieſe Salzkryſtalle zeigen ſehr große: Mannigfaltigkeit ihrer Figur.

5. 858. Die Kryſtalle der Salze verlieren in bie Hiße, und mehrere fhon im trocdener und warmer tuft, ihre Figur und ihre Durchfichtigfeit, und 3er: fallen oder verwittern in ein Pulver, welches im Ge: wichte merklich vermindert iſt.

Benfpiefe, geben das Glauberfalz, das Foblenfaure mireral⸗

$. 859. Da die verwitterten Salzkryſtalle durch Auflöfen in Waffer und Kryſtalliſiren ihr voriges Ge: wicht und ihre Geftalt nieder erhalten; da man fer: ner durch) Deftillation diefer Salzkryſtalle Waſſer aus: treiben und fammeln Fann: fo muß das Waſſer einen Beftandtheil der Salzkryſtalle felbft ausmachen und ſich darin im Zuftande der Feftigfeit befinden. Man ‚nennt es das Rıyftallifationswaffer. Es ift in den verfchiedenen Salzfruftallen in größerer und geringer Menge vorhanden und darin mehr oder weniger feft vereinigk

'$. 860. Einige Salze haben fo ſtarke Anziehung zum MWafler, daß fie als fefte Salze durch Aufnah— me der Seuchtigfeit der Atmofphäre darin zerfließen.

6. 861. Die Anzahl der Arten von Salzen, wel- che die Natur und Kunft darſtellen fönnen, ift be- traͤcht⸗

\

588 IT. Theil. 3. Hauptftüd.

trächtlih groß, und es finden fich bemerfensmwerthe Unterfchiede ihrer Eigenfchaften und ihres Verhaltens gegen andere Materien, fo daß man ver beflern Leber: fiht wegen gendthigt wird, diefe Claſſe von Körpern in Ordnungen und Gattungen abzutheilen. Ich theife fie in Hinficht auf ihre nähern Beftandtheife in zwey Ordnungen: I) in nfacbere, und II) in zufam: mengefestere. Die Gattungen der erftern Ordnung find: ı) Säuren und 2) Alkalien; die Gattungen der andern Drbnung find: 1) Neutralſalze, 2) Mit: telſalze, 3) merallifche Saize,

w Zucker koͤunte noch als eine Gattung der erftern Drdn werden, da er ein Opid if | r

Säuren. $. 862. Säuren (Acida) find Salze von ei:

nem fauern Geſchmacke, welche die blaue Farbe ver: ſchiedener Panzenpigmente in eine rothe verwandeln.

$. 863. Nicht alle blaue Pflanzenpigmente mer; ben von Säuren roth. Man bedient ſich als gegen: toirfender Mittel zur Erkennung der Säuren haupt: fählih der Lackmustinctur oder des damit gefärb: ten Papiers. Jene ift fehr empfindlich gegen Säure, zumal wenn man fie fo weit mit reinem Waſſer vers dünnt hat, daß fie himmelblau wird.

$. 864. Es giebt von den Säuren mehrere Arten, die ſich durch ihr Verhalten gegen andere Körper we: fentlich von einander unterfcheiden. Man theilt fie ge- woͤhnlich ein: in mineraliſche, vegerabilifche und bie:

| rifche

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 583

riſche Säuren; allein manche Säuren find!den: Koͤr⸗ pern mehrerer Meiche der Natur gemeinſchaftlich eigen.

Als identisch verichiedene Arten der Säuren. find anzufeben :

1) Die (Acidum earbonicum, Atide carbo- nique

3) Die Schwefelfäure (Acidum fulphuricum, A. fulfu- rique).

3) Die Salpeterfäure (A. nitricum, A. nitrique).

4) Die Salzfäure (A. muriaticum, A. muriatique oxigend).

5) Die Slußfäure (A. Auoricum, A. Auorique).

6) Die Borarfäure (A. boracicum, A. boracigue).

7) Die Phosphortäure (A. phosphoricum, A. phosphorique).

$) Die Arfeniffäure‘ (A. arfeniicum, A. Arfenique).

9) Die (A. molybdaenicum, 4. moly«

ique

10) Die Wolframfäure (A. wolframicum, A. zunſtique).

11) Die Bernfteinfäure (A. [uceinicum, A. fuccinique)i ;

12) Die Weinfteinfäure (A. tartaricum, A. tartareux).

13) Die itronenfäure (A. eitricum, A. citrique).

14) Die Sauerfleefäure (A.toxalicum, A. oraliqgue).

15) Die Aepfelfäure (A. malieum, A. maligye).

16) Die Gallusfäure (A. gallaceum, A, gallique).

17) Die Benzoefäure (A. benzoicam, A. benzoigue).

18) Die Eſſigſaͤure (A. aceticum, A. acetigue).

19) Dice EALRONOERNUNE (A. galacticum, “A. faccho » la-

ctique 20) Die Blaufäure (A. borulficum, A. pruffigue). $. 865. Alle Säuren find zufammengefeßte Sub: ftanzen und beftehen aus einem fäurefähigen Sub: firate oder einem eigenen Radical (Bafe acidifiable, Radisal) und dem Sauerſtoffe, den man, als das fiurebildende Subſtrat (Bafe acidiſiant) anſieht. (5. 842.) Beyſpiele an Phosphorſaͤure und Schwefelſaͤure. Die erſtere

deſteht aus Phosphor und Sauerſtoff, die andere aus Schwefel und Saucritoff.

‘6. 866. Man fann alfo Säuren’ zerlegen und

| zuſammenſetzen. Das letztere geſchieht, wenn ein ſuaͤure⸗

584 TE. Shaiı. 3. Hauptſtuͤck. füurefähiges Subftrat verbrennt und ben Sauerftoff ber lebensluft in fi nimmt, tie ben dem Verbrennen des Phosphors im Worhergehenden; das erftere er: folgt, wenn der Säure durch eine andere fäurefähige Subſtanz, die eine flärfere Verwandtfchaft zum Sauerftoffe beſitzt, derſelbe wieder entzogen, und folg: lich dadurch die füurefähige Baſis oder das Radical . jener Säure dargeftelle wird, | 5. 867. Einige wenige ber bis jeßt befannten

Säuren hat man inbeß bie jeßt noch nicht zerlegen und zufammenfegen fönnen, und kennt daher ihr Ra: Dical noch nicht.

Pieber ‚sehixen Nr. 5. und 6. des borigen Berzeichnifieg

5 868. Verſchiedene Säuren kann bie Kunſt zwar zerlegen, aber nicht zuſammenſetzen.

$. 869. Die verſchiedenen Säuren unterfcheiden ſich von einander nach der Natur und Verſchiedenheit ihres ſaͤurefaͤhigen Subſtrats (5. 865...

$. 870. Die fäurefähige Grundlage der Säuren iſt entweder einfach oder zufammengefegr.

3) Zu den Säuren mit einfachem Aadical gehören: « Rohi 5 ical it: R . 1. Roh Ihr Radical it: Roblenftoff

2. * e 3. Salpeterjäure. « 9 8 4. Dhosphorfäure. * _ _s PDbospbor. $ —— s Arfenf. . fAure. a L - Wolfram. 7. Wiolybdänfäure. + P) » Wiolybode. 3) Pauren mit zufammen Radical find: alle oben

+ 864. Anm.) verzeichnete Gäuren von Pr, i1. bie

fr. 19 hr ical ift aufammengefcgt aus Roblenftoff

a rd Bäure ck vierfacb zus naefehte Grundlage aus Ro

Phosphor und Stidtof, :

3

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 585

| eh mit unbef Radical ä

52 —ãE fir ats: vr 2

$. 871. - Säuren, deren Radical aus

Grundftoffen jufammengefeßt ift ($. 870.), unter:

feheiden ſich von einander bloß durch das Verhaͤltniß

ihrer Beſtandtheile gegen einander, und fönnen daher

auch durch Abänderung diefes Verhältniffes in einer: ley Säure verwandelt werden. Ä

6. 872. : Die fünrefähigen Grundlagen fint nd eines verſchiedenen Grades der Sättigung mit Sauer⸗ ſtoff faͤhig. Wenn ſie ganz mit letzterm geſaͤttigt find, fo heißen fie vollkommene Säuven. In der wiſſen⸗ ſchaftlichen Nomenclatur endigen ſich die Mamen der letztern im lateiniſchen auf icum, im Franzoͤſiſchen auf ique. Wenn die faurefähigen. Grundlagen hin: gegen noch nicht mit fo viel Sauerftoff gefättigt find, als fie aufnehmen fönnen, fo erſcheinen fi fie gewöhnlich von minderer Aciditaͤt und heißen unvollfommene ober unvollftändige Säuren. Ihre Namen find im Sateinifchen auf öfum, im Sranzöfifchen auf’ eur flectirt; im Deutfchen habe ich es durch die Sferion auf igt auszudrucken gefucht.

ifommene Säuren. Unvollfommene Säuren. En Schweretfäure ı) Schwefeligte Säure (Acidem felphuricunm;, (Acidum fulphurofam, ' . Acide ) Acide fulfureux ). 2) Salpererfäu 2) Salperrigte Säure -' (Acidum mitricnm, . . »(Aeidum nitzelum, Acide niträque )* Actde nitreu& ). 3) Salziäure 3 (Acidum mwriaticum,. "(Acıdum muriatefum. Atide muriutiquue) - :; Avide —— * *

4) Dhospherfäure " 2 PR ( Acidum ;phorienm, Acidum‘ Acide phosphorique ). Acide phosphoreuxr *

586. IL Theil 3. Hauptſtuͤck.

Vollfommene Säuren. Unvolltommene Säuren, 5) Vollfommene Arfeniffäure 5) Unveilfommene Arfeniffäure (Acidum arfenicum, (Acidum arlenicofum ). Acide arfenique ).

9 Nas meiner Nomenclatur. Sonſt heißt fie Acide muria- ue oxigent. M. f. f. 873. Anm. X ic beißt bey andern Acidum muriaticum , Acide, mus riatique.

$. 873. Man. glaubt zwar auch), daß manche ſaͤurefaͤhige Grundlage mit Sauerſtoff uͤberſaͤttigt wer:

den koͤnne, und nennt dergleichen Säure oxygenirte

Säure ( Acide oxigen?, ſuroxigéné); ‚aber fie find in der That nur als vollfiommene Säuren ($. 872.)

anzufehen; denn eine Ueberſaͤttigung mit Sauerftoff ift ſchon deshalb unmöglich, weiler nicht frey exiſtirt. - &o nennt man in der metbodifchen Nomenclatur bie fonft fo ges nannte dephlogiftifiete Salzjäure Acide —— ori« gene, aber fie ift nur die vollfonmmene Salzfäure, und

bie gememe Galzfäure, - man als vollfommene Galzs

—— anſah, iſt als unvolllommene Salzſaͤure zu etrachten.

Alkalien.

. 374. Die Alkalien (Alcalia) oder Kann false ſchmecken ſcharf und urinoͤs, machen die blaue ‚Sarbe verfchiedener Pflanzenpigmente geün, die rothe violett oder blau, und die gelbe braun; fie ftellen die durch Säuren roth gemachten blauen Pigmente wieder in ihrer vorigen Farbe dar, fo wie die Säuren hin: wiederum die Wirkungen der Altalien darauf auf?

heben. $. 875. Nicht alle blaue Planzenpigmente werden von Alfalien grün, fo wie 3. B. nicht das lackmus. Man bedient fi) als Neagentien für die Altalien des blauen Violenſyrups, des mit Fernam⸗ buc

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 587

buc roch gefärbten, des mit Curcuma gelb gefaͤrb⸗ ten Papiers, der durch eine ganz ſchwache Säure roth gefärbten Lackmustinctut, und auch ber rothen Alkannatinctur.

6. 876. Sn der Natur treffen wir dieſe Salze nicht rein an, fondern immer in Verbindung mit an? _ dern Subftanzen, 3. B. mit Kohlenfäure und an: dern Säuren. Die Kunft muß fie davon erft ſcheiden. Hier ift nur die Mede von den reinen Alfalien, die man wegen ihrer auflöferiden Kraft auf das Zellge webe und die thierifche Safer auch aͤtzende Alkalien (Acalia cauftica) nennt.

6. 877. Wir fennen drey Arten der Alfalien ı) das Bewächsalfali, 2) das Mineralalkali, 3) das Ammoniak. Wegen ihrer Eigenfchaft be> greift man die erftern auch unter dem gemeinfchaft: lichen Namen der feuerbeftändigen Alkalien (Alcalia ſxa), und nennt das letztere fluͤchtiges Alkali (Alcali volatile).

6. 878. 1) Das Gewaͤchsalkali (Potaſſinum, Potafje) *) ift ein weißes feſtes Salz, das ſich in ſtark abgeſtumpften vierſeitigen Pyramiden kryſtalliſirt. Es loͤſ't ſich im kryſtalliniſchen Zuſtande im Waſſer mit betraͤchtlicher Kaͤlte auf; nach dem Austrocknen im Feuer aber, oder nach dem Verluſte ſeines Kry⸗ ſtalliſationswaſſers, mit Erwaͤrmung. Das ausge: trocknete Salz zieht ſchnell euchtigfeit aus der Amos ſphaͤre am und zerfließe; ſchmelzt aber fonft im nn

leicht,

Fl H. Theil. 3. Hauptſtuͤck. Teicht, ſchon bey 236° Fahrenh. Die Auflöfimg in Waſſer hat den Geruch der frifch getunchten Zimmer Sm Feuet laͤßt es fich nicht verflüchtigen. Es loͤſ't im Schmelzen die Kiefelerde leicht auf. . *) Synonyma: Pottaſche der Neuern (Potalle ); vegetabilis (Aal vegane, ——— alca- linus ıxıvium aponarıorum $. 879. Man: hält zwar das Gewaͤchsalkali fuͤr eine einfache Subſtanz, allein feine Zerlegbarkeit und Zufammenfeßung find doc) fehr wahrſcheinlich. Man gewinnt es. aus der Afche der Pflanzen. , In einigen . vulfanifchen Producten, worin. man es entdeckt hat, ift es ohne Zweifel auch vegetabilichen Urfprunges, und zwar aus Brennmaterialien der Flößgebirge, die den Feuerherd der Vulkane bilden.

$. 880. 2) Das WMineralaltali ( Natrum, Soude ) * ) ift dem vorigen ($. 878.) in den ange: führten Eigenfchaften fo ahnlich, daß man feinen we⸗ fentfichen Unterfchied nur durch die verfchiedenen Ver- bindungen mit Säuren und Wahlverwanrdtfchaften darthun Fann, die ihn aber auch ſehr auffalend be be⸗ weiſen.

$. 881. Die Einfachheit des Mineralalkali iſt ebenfalls bis jeßt problematisch. Man’ gewinnt es theils aus der Afche verfchiedener am gefalzenen Mtee: resufer wachfenden Kräuter, oder der Soda, theils Neutralſalzen, worin es, wie z. B. im. Koch⸗ ſalze,

J

Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. 589

ſalze, mit einer Säure, vereinigt im Mineralteiche vorkommt.

$. 882. 3) Das Ammoniak (Ammoniacum, Ammoniaque) *) unterfcheidet fid) von den beyden vorhergehenden Alkalien durch einen ſehr lebhaften, reitzenden und ſtechenden Geruch, und durch ſeine große Fluͤchtigkeit. Wir koͤnnen es nicht in feſter Geſtalt darſtellen, ſondern es erſcheint immer entwe⸗ der in Verbindung mit Waſſer in tropfbar⸗ fluͤſſiger Form (liquides Ammoniak), wo es auch unter dem Namen des aͤtzenden Salmiakgeiſtes bekannt iſt; oder in Gasgeſtalt, wo es Ammoniakgas (Gas am- moniacale, Gaz ammoniacal) heißt. Nur ben der Berbindung mit Säuren liefert es fefte Producte. *) Synonyma: Fluͤchtiges Alfali, urinöfes Salz (Aleali vola-

tle, Sal urinofum ).

$. 883. Wenn man recht ftarfen äßenden Sal⸗ miakgeiſt in einer gläfernen Retorte, die mit bern pneu⸗ matifchen Duecfilberapparate ($.610. ) in Communi⸗ cation ift, durch Sampenfeuer gelinde erhißt, fo tritt das Ammoniak des Salmiafgeiftes mit dem Wärme: ftoffe in fuftform aus dem Wafler, und man erhält. fo das Ammoniafgas ($. 882.), das ſich als eine eigene fuftart zeigt. | | ur

$. 884. Das Ammoniafgas befißt einen lebhaf⸗ ten, ſtechenden, faſt erſtickenden Geruch; reagirt auf Pflanzenfarben, wie ein Alkali (5. 874.); wird vom, Waſſer unter Erwaͤrmung augenblicklich zerſetztz das Waſſer nimmt die Baſis deſſelben, das Ammoniak, daraus

590 MM. Dheil. 3. Hauptſtuck.

daraus im ſich, und wird damit zum aͤtzenden Sal: miakſpiritus; es ift irrefpirabel; dient nicht zur Un⸗ terbaltung des Verbrennens; ift leichter, als atmo: ſphaͤriſche Luft. Es loͤſ't fih im Sauerftoffgas, in der atmofphärifchen fuft und im Stiefgas auf.

. 885. Das Ammoniaf ift eine entzündliche Subſtanz. Hat man Ammoniafgas mit Sauerftoff: gas vermifcht, ſo kann man das Gemiſch anzänden, auch durch den electrifchen Sunfen. Beyde Gasarten erden zerfeßt, und das Product des Verbrennens iſt Waſſer und Stidgas. Das Ammoniaf ift alfo zufammengefeßt, und zwar aus dem in der Folge an: zuführenden Wafferftoffe und Stickſtoffe. Das Am: moniaf, das aus thierifchen Körpern durch trocdene Defttllation derfelben oder durch Faͤulniß zum Vor: fcheine kommt, präeriftiet nicht in ihnen, fondern wird erft aus dem Waſſerſtoffe und Stidftoffe diefer Subftanzen neu erzeugt und zufammengejeßt.

= Neutralſalze.

. 886. Säuren und Alkalien zeigen gegen ein: ander fehr farfe Verwandtſchaft, und fie verbinden fid) zufammen zu neuen Körperarten, die nicht mehr die Eigenfchaften ihrer Beftandtheile äußern, oder worin die Säuren und die Alfalien nicht mehr als ‚folche reagiren.. Das aus einer Säure und einem Alkali entipringende Product, worin. weder das eine noch das andere das Uebergewicht hat, nennt man _ ein Neutralſalz (Sal neutrnm ), *

Verſuch durch Sättigung der Salpeterſaͤure mit Gewaͤchsalkali.

$. 887.

#

Schwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 591

76.887. Jede Säure giebt mit jedem der drey Alkalien ein eigenes Neutralſalz. Die Anzahl der feßtern läßt fich alfo beſtimmen, wenn man die An: zahl der befannten Säuren mit den drey Alfalien multiplicirt.

6.888. Die verfchiedenen Meutralfalze unter: fcheiden fi von einander durch Geſchmack, Geftalt, Auflösbarfeit, Seuerbeftändigfeit, Slüchtigfeit.

$. 889. Durchgehends find die Säuren ben benden feuerbeftändigen Alfalien näher verwandt, als dem Ammoniaf. Sn vielen Fällen haben fie auch ge: gen das Gewächsalfali eine nähere Verwandtſchaft, als gegen das Mineralalfali,

Erden und WMittelfalze,

$. 890. Erden (Terrae) find unentzündfiche, | feuerbeftändige Körper, die fich ohne Zwiſchenmittel in 200 Theilen Fochenden WBaffers nicht auflöfen laffen.

6. 891. Einfache Erden (Terrae fimplices ) nennt man folche, die in. feine ungleichartige Beſtand⸗ theile weiter zerlegt werden koͤnnen. In der Natur fommen fie immer in Verbindung unter einander oder mit andern Stoffen vor. |

$. 892. - Wir fennen gegenwärtig acht verfchie- dene einfache Erden: 1) Ziefelerde, 2) Aalferde, 3) Talkerde, 4) Tbonerde, 5) Schwererde, 6) Sırontionerde, 7) Swbonerde and 8) Au⸗ ftralerde,

p $. 893.

z92 Then. 3. Oauptſtch.

4. 893. Die mehreſten dieſer Erden verbinden ſich mit Säuren auf-eine aͤhnliche Art, als. die Alka⸗ fien; fie-benehmen ihnen die Aciditaͤt und die Far higfeit, als Säure zu wirken. Es gehören hierher : Kalferde, Talterde, Thonerde, Schmwererde, Strons tionerde. Man nennt fie deshalb aud) alkalıfche oder abfsrbirende Erden, und das Product, das aus ihnen und einer Säure entfpringt, ein Mittelſalz (Sal medium).

$. 894. Die Mittelfalze fommen in Abſicht ihr rer äußern Befchaffenheit fehr mit den Neutralfalzen ($. 886.) überein. Sie unterfcheiden fich unter em- ander fo wohl nach Verſchiedenheit ihrer erdigten Ba: fis, als ihrer Gäure, und jede alfaliiche Erde giebt mit jeder, eigenthuͤmlichen Säure. ein eigenes Mittel: falz. "Einige diefer Verbindungen find indeffen jo ſchwer⸗ aufloͤslich, daß mir fie nicht mehr zu den Sal; jen ($. 855.) zählen fönnen, ſondern ja ben m Steinen oder Erden rechnen müffen.

$. 895. Gede Säure nimmt von einer alfali- fhen Erde nur eine beftimmte Menge in fih, und in einem vollfommenen Mittelfalje muß weder die Säure noch die Erde überfchäffig fern. Es giebt indeffen Mitteljalze, die nur bey einem Ueberſchuſſe von Säure gebräuchlich find, z. B, der Alaun.

$. 896. Die affalischen Erden beißen nicht gleich ſtatke Verwandtſchaft zu den Säuren. Einige gehen auch in dieſer Verwandtſchaft den Alfalien u andere nach.

$ 897.

u

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 593

65897. 1) Die Rieſelerde (Silicea, Silice) macht den vorwaltenden Grundtheil in den kieſelarti⸗ gen Erden oder Steinen aus; am reinſten findet man fie im Quarze, Kieſelſande und Bergkryſtalle. Sie iſt für fich unauflöstich im Waſſer, geichmadlos, un: aufloͤslich in allen Säuren, - außer in der Be unſchmelzbar.

%

$. 898. So unfchmelzbar die Kiefelerde für ſich im Seuer ift, fo feichtfläffig wird fie durch Beyhuͤlfe der feuerbeftändigen Alfalien. Dieſe "Töfen fie im Schmelzfeuer auf und verbinden fich mit ihr zu ei- nem neuen Producte, dem Glaſe.

$. 899. Das Glas (Vitrum) ift alfo eine Zu⸗ fammenfeßung aus. feuerbeftändigem Alfali und Kie- felerde. Die leßtere erlangt durch erfteres Schmel;- barfeit, und das Alkali verliert dagegen feine Aufldg- lichfeit in Waſſer und Saͤuren. Je mehr matı Al kalien zum Ölafe nimmt, deſto weicher und ſchmel zba⸗ zer wird das Glas, deſto weniger miderfteht es aber der Einwirkung bes Waſſers und der Saͤuren. Die Güte des Glaſes hängt von der Reinigkeit der Ingre— dienzien, von dem gehörigen Berhältniffe derfelben ge: gen einander, und von dem duͤnnen und anhaltenden Fluſſe beym Schmelzen ab.

$. 900. 2) Die Ralkerde (Calx, Ckauæ) wird

in der Natur nicht rein, ſondern immer in Verbin⸗ dung mit Säuren angetroffen, und es iſt gewoͤhnlich die Kallerde rohe Kalkerde zu nennen, Pp derglei⸗

594 U. Theil. 3. Haupiſtuͤck. I dergleichen die Kreide, der gemeine Kalkſtein, ber Marmor, der Kalkſpath if. Da die Kohlenfäuse fich aus der rohen Kalkerde durchs Brennen im Seuer ſcheiden läßt, ſo iſt dies ein Mittel, die Kalkerde sein darzuftellet. Sie wird durch diefes Brennen be- trächtlich verändert; Idf’e fich nicht mehr mit Aufbrau- fen in Säuren auf, wie vorher, und hat einen fehr fcharfen und brennenden, alfalifhen Geſchmack, da fie vorher geſchmacklos war. _ Sie heißt jegt gebrann⸗ ter oder lebendiger Ralk (Calx ı viva, ufta).

$. 901. Diefer gebrannte Kalk if als die reine Kalkerde anzufehen, die durchs Brennen von der Kohlenfäure und dem Waſſer, womit fie in ‚ver Na- tur verbumbden war, befrenet worden ift. Der ge- brannte Kalf erhißt fich ftarf mit dem Waller, womit er gelöfche wird, er fangt das Waſſer ein, und firiet es fehr flarf, und föft fich bey mehrerm jugefeßten Waſſer endlich völlig darin auf, wozu er aber 680 Theile davon braucht. Dieſe Auflöfung heißt Kalk⸗ waſſer (Aqua caleis vivae); fie ſchmeckt ſcharf und alkaliſch, und reagirt gegen Pflanzenpigmente als ein Altali (59. 874).

. 902. In genau verſchloſſenen Gefäßen bleibt das Kalkwaſſer unverändert; an der freyen $uft wird es aber mit einem Häutchen bedeckt, (AstErahm,) das endlich zu Boden finft und einem neuen Häut: chen: Plag macht, bis endlich) aller Kalk fich gefchieden bat. Diefer auf dem Kalfwafler fich bildende Kalt:

rahm iſt wieder sohe, d, i., foplenfaure,. Kalferde, die | F geſchmack⸗

‚Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen, 595

geſchmacklos und unaufldslic im Waſſer ift, und wie⸗ der mit Säure brauf’t; und der Grund aller Veraͤn⸗ derungen, melde das Kalkwaſſer an der luft erfährt, rührt von der Kohlenſaͤure der Atmofphäre her, wel; che die im Kalkwaſſer befindliche reine Kalferde mit vieler .Stärfe darans in fich zieht, und wodurch fie wieder die Natur des rohen: Kalfs erlangt.: Eben diefe Umaͤnderung widerfährt auch dem gebrannten Kalke felbft, wenn er am der $uft liegt, aus derer _ nicht nur nad) und nad) wieder Kohlenſaͤure, fondern auch Wafler anzieht, und wodurch er fich allmählig und nach) und nach löfcht, zerfällt, und feine Schärs fe verliert. Die Kalkerde iſt für fih im ſtaͤrkſten Feuer unfchmeljbar, . |

6. 903. 3) Die Talferde (Magnefia, Ma« gnöfe) *) macht einen Beſtandtheil des Talks, Speck⸗ ſteins, Serpentins, Meerſchaums, Asbeſts aus, und wird auch in der Natur niemals rein angetroffen. Sie findet fic ferner im ſo genannten Bitterfalze und in der Mutterlauge der mehreften Salzfoolen und des Meerwaflers, im mittelſalzigen Zuſtande.

*) Syno Bittererde, T ) ee ie Bitterfalzerde (Terra muriatica,

$. 904. Die reine Talferde ift nicht aͤtzend und ſcharf, wie die reine Kalferde, loͤſ't fich nicht im Waſ⸗ fer auf, und erhitzt fi) nicht damit. Die Alfalien köfen fie auf naffem Wege nicht auf. Sie fihmeljt für fich im gewöhnlichen Feuer nicht.

Pr 2 8.905.

5966 IL Deil. 3. Haupiſtück.

$. 905. 4) Die Thonerde (Argilla, Alumi- ne) N macht einen Beftandrheil des Thones und der Thonarten, muß aber nicht mit dem Thone felbft ver: wechſelt werden, worin fie immer mit Kiefelerbe ver: bunden if. Bis jet hat man fie nur erft Hier zu Halle'im Garten des Pädagogiums rein’ gefunden. Die Thonerde läßt fich mie Waſſer ungemein fein zer: heilen, aber nicht darin auflöfen ; giebt mit wenigem Waſſer einen zähen Teig; zieht fi) beym Austrod: nen fehr zufammen; und vor dem völligen Austrod: nen fehnell in ftarfes Feuer gebracht, befommt fie Rif- fe und fpringt umher. Nach dem Austrocfnen im Feuer gebrannt, ſchwindet fie fehr ftarf und brennt ſich bart, fo daß fie mir dem Stahle Sunfen giebt. Die gebrannte Thonerbe laßt fich nicht wieder mit Waffer zu einem zähen Teige bilden. Gegen die Kohlenfäure hat die Thonerde feine Verwandtſchaft. Won den Als Falien wird fie auf naffem Wege aufgelöf’r, was ein sehr charafteriftifches Merkmal derfelben if. Sie ift im ftärfften Dfenfeuer für fih unfchmeljbar, mit der Kalferde aber ift fie ſchmelzbar. ”) Synonyma: Alaunerde (Terra aluminie)⸗ reine Thonerde

(Argilla pura),

$. 906. 5) DieSchwererde (Baryta, Baryte) *) wird in der Natur immer in Verbindung mit Säuren, “wie mit Schwefelfäure, (Schwerſpath,) oder mit Kohlenfäure, (Witherit,) angetroffen. Die Kunſt muß fie affo erft rein darftellen. Dieſe reine Schwer: erde ift unfchmelzbar für ſich; ſie loͤſ't fich in geringer Menge in See auf, indem fie davon wohl 900 Theile jur

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 597

zur Aufloͤſung erfordert;- die Auflöfung ſchmeckt ſcharß und reagirt als alfalifche Subftanz auf Pflanzenfarben‘;: an: der: tuft wird fie geträbt, indem Die Schwererde Kohlenſaͤure anzieht und nun unauflöslich wird.

*) Terra. ponderola off.

$. 907. 6) Die Strontionerde (Strontiona) findet fich in einem Foſſil, das von feinem Geburtsorte Strontion in Schottland den Namen Strontionit erhalten hat, und worin diefe Erde mit Kohlenfäure verbunden ift. Sonſt aber. macht fie auch einen Be: ſtandtheil des Schwerfathe aus,

$. 908. Die reine, von KRohlenfänre befreyete, Strontionerde hat einen aͤtzenden Geſchmack, loͤſ't ſich in vielem kochenden Waſſer, nämlich in 250 Thei⸗ len, auf; vom Falten Waſſer aber braucht fie mehr zu ihrer Auflöfung. - Die Auflöfung hat den Ge: ſchmack eines flarfen Kalkwaſſers und wird durch Anziehung der Kohlenfäure an der Luft getrübt: Die mit Fochendem Waſſer gemachte und gefättigte Aufloͤ⸗ fung der Strontionerde in Waffer, wenn fie nad dem Filteiren fogleich in einer gläfernen Flaſche genau verwahrt wird, ſchießt zu klaren, durchſichtigen Kry⸗ ſtallen an, von xhomboidaliſcher Geſtalt, von einem äßenden Geſchmacke, welche an der $uft ihre Durch⸗ ſichtigkeit verlieren. Die Strontionerde iſt im hef— tigſten Feuer für ſich unſchmelzbar. $. 909. 7) Die Zirkonerde (Circonia) iſt zu⸗ erſt vom Herrn Klaproth in den Zirkonen, nachher

auch in dem Ks als vorwaltender Beſtandtheil und

598 I. Theil. 3. Hauptftüd.

und als eigenthümliche Erde entdeckt worden. Gie tft unauflöslich im Waſſer; in Säuren auflösbar, aber nicht mit. Kohlenfäure verwandt; in äßenden Alkalien auf naſſem Wege nicht auflösbar; unſchmelzbar für ſich und mit feuerbeftändigen ee; nur mit Borar fließt fie zu Glaſe.

6. gıo. 8) Die Auſtralerde ( Cambria )"ift von Herrn Wedgwood in einer Erdart von Neu⸗ Sid: Wales entdeckt worden: Sie ift unauflöslich im Waffer, in Ueblauge und Säuren, auggenom> men in der congenteirten falzigten Säure durch Huͤlfe der Hitze, woraus fie aber doch Durch bloßes Waſſer wieder gefällt wird. Im ſtarken Feuer ift fie für ſich ſchmelzbar.

Einfache verbrennliche Subſtanzen.

$. 911. Alle verbrennliche Subſtanzen find zwar zuſammengeſetzt aus der Baſis des lichts oder dem Brennſtoffe (5. 803.) und ihrem eigenen Subſtrate. Wenn dieſes leßtere aber felbft nicht weiter zerlegt wer: den fann, fo nenne ich auch die entzündliche Subftanz, Die es mit-dem Brennftoffe bildet, einfach, indem wir auf letztern in chemifcher Hinfiht nicht Ruͤckſicht zu nehmen brauchen (5. 843. )

$. 912. Einfache entzündliche Subſtanzen (4. 911.) find: 1) Waſſerſtoff, 2) Aoblenftoff, 3) Schwefel, 4) Stickſtoff, 5) Phoephor, 6) Aa dical der Salsfäure, 7) Radical der Flußſaͤure, 8) Radical der Boraxſaͤure, 9) 27) bie „=

Ä ta

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 599

tälle. Wir betrachten fie nach ihren Eigenfthaften: und. nach ihren merkwuͤrdigſten Berbindungen, sonmohl mit andern einfachen Stoffen als unter fih. u Zur | anti» on W affe r ſt 0 fi. Ba | fe ar om 6.913. Das Waſſer iſt Feine einfache Sub⸗ ſtanz, wie man fonft glaubte, ſondern kann in un⸗ gleichartige Beſtandtheile zerlegt und wieder daraus zuſammengeſetzt werden

$. 914. Man ſchuͤtte Waſſer in eine Heine glaͤ⸗ ſerne Retorte, lege ſie in ein Sandbad, kuͤtte ihren Hals in einen eiſernen Flintenlauf, in deſſen Mitte man noch ſpiralfoͤrmig gewundenen Eiſendraht und eiſerne Nägel gebracht hat; man bringe das untere, ebenfalls offene, Ende des faufs unter den Trichter der mit Waſſer gefüllten pneumatiſchen Wanne, mache feinen mittlern Theil durch Kohlen glühend, und, erhiße das Waſſer in der. Retorte bis zum Kochen. So wie nun die Dämpfe des kochenden Waſſers durch den gluͤhenden Theil des eiſernen Rohres ſtrei⸗ chen, verwandeln fie ſich in eine Gasart, melche ent- zuͤndlich ift und fich charakteriſtiſch von andern zuft— arten unterſcheidet.

$. 915. Um aber die Veränderungen, die. das Maffer ben der Erzeugung. diefer Gasart erleidet, | beſſer beſtimmen und. Schlüffe-daraus auf die Mi— ſchung des Waſſers ziehen zu koͤnnen, ſtelle man den vorigen Verſuch auf folgende Weiſe an Mannebme eine beſchlagene Roͤhre aus hartem, Glaſe, bringe | | | in

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wo .- EUa: 5 Hanstkädl. im die Mistz ̊cer Hählung 274 &. (franz) eizak- fürmig gewundensn Eirienbraft, kütte in die obere Mündung derieiben am Hals tiner fieinern aläfernem Reteete, in die man jmen Unzen defüilirtes Water geichärter bat, ud lese fie in cm Sundbat. Dem mittiern Theil der Rökre, mo das Erlen lieat, Saite mas duch ein Kohlenbeden etwas geneigt treten, un füste ihr umtezes Ende ın eine Mirtellaihe, Die im kaltem Waſſer fieht, und aus der eine feitunasrähre unter den Trichter der pneumatiihen Wanne tritt. Man mahe die Hasröhre in der Mitte nach umd nad) alühend, bringe dann das Waſſer in der Reterte zum Kochen, und noͤthige fo feine Dämpfe, durch das glühende Eiſen zu fireichen, mo ſich dann auch das er- mwähnte Gas erzeugt. Man erhäft, wenn alles gut ae- fingt, nach Abzug der atmofphärifchen $uft der Gefäße, etwa 416 Eubifjolf (parif.) von diefer brennbaren fuft, die 15 Gr. (franz) wiegen. Das Eifen in ber Metorte ift verändert und mie verbrannt; es iſt brüchig und fpröde geworden, und wiegt nun 85 Gran mehr, als vor der Dperation. Das in der Mittel: flafche gefammelte Waffer beträgt, wenin alles über: deſtillitt ift, 100 Br. weniger, als das zur angewendete.

Lavoifier traitéâ mentaire/ T. I. ©, ↄ2. ff.

6. 916. Das erhaltene Gas heißt aus Gruͤnden, die ſogleich erhellen werden, Waſſerſtoffgas (Gas hydrogenium, Gaz hydrogene), fonft brennbare, entsündbare Luft ( Adr inflammabilis). Es ift das feichtefte von allen Gasarten a oben ©. 253.); es

befißt

Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. 601

beſitzt einen eigenthuͤmlichen unangenehmen Geruch, iſt irreſpirabel, und loͤſcht ein hineingebrachtes licht aus; ſonſt aber iſt es ſelbſt breunbar, und laͤßt ſich entzuͤnden, wenn Sauerſtoffgas oder atmoſphaͤriſche luft Zugang hat. ‚So brennt es an der Mündung einer Slafche, worin es enthalten tft, nachdem. Anz zünden mit einer. Slamme, die deſto fehnellen in das Gefäß hinabſteigt, je weiter die Mündung der Fla⸗ fehe iſt. Wenn man eine mit: Diefem Gas: gefüllte Glasglocke aus dem Sperrwaſſer hebt, fo fann man von unten her das Gas darin ebenfalls anzuͤnden. Vermiſcht man bas Gas in einem Gefäße mit etwa dreymal fo viel, (dem Volum nad, ) atmofphärifcher Uuft, fo verbreitet fich Die durch eine brennende Kerze an der Mündung der. Slafche verurfachte Entzündung im Moment durch den ganzen Raum, und es ent—⸗ fteht eine ftarfe Erpfofion, die noch) ftärfer ift, wenn . man einen Theil reines Sauerſtoffgas mit zwey Thei. len Waſſerſtoffgas, (dem Volum nach,) vermiſcht hat. Man unternimmt dieſe Exploſion am ſicherſten in einer Flaſche aus elaſtiſchem Harze. Auch dutch den electri⸗ ſchen Funken laſſen ſich dieſe Vermiſchungen anzun; den. Sonſt wird das Wafferftoffgas weder vom Waſſer, noch von Alfalien ‚oder ee einge: fogen over geändert.

$. 937 - Da bey dem gengeffe der Erzeiigung diefes Gas ($, 915.) die Gewichtszunahme des ruͤck⸗ ftändigen Eifens zu dem Gewichte des erhaltenen Gas addirt, dem Gewichte bes dabey verſchwundenen Waf: ſers correfponbit; ſo folgt ganz natuͤrlich, daß dieleg

Waſſer

602 IL. Deil. 3. Hauptſtuck.

Waſſer theils zur Veränderung jenes Eifens, theifs zur Bildung des Gas verwendet worben feyn muͤſſe. Die Veränderungen, die das Eifen durch die Waſſer— dämpfe beym Gluͤhen erlitten hat, find ganz diefelbi- gen, als wenn es in Sauerftoffgas verbrennt ($.8 3 3.), folglih muß Sauerftoff an ihn getreten jeyn, und dieſer muß einen Beſtandtheil des Waſſers aus- machen. Da die Gewichtszunahme des Eifens Bier: bey zu dem Gewichte des erhaltenen brennbaren Gas addirt, dem Gewichte des verſchwundenen Waffers correſpondirt, fo muß die ponderabele Bafis diefes Gas den andern Beſtandtheil des Waſſers ausmachen.

Weil alfo das Waſſer aus Sauerftoff und diefer pon-

derabelen Baſis des brennbaren Gas zuſammengeſetzt

ift, fo hat man eben beshalb der leßtern den Nahmen

Waſſerſtoff (Hydrogenium, Hydrogene) gegeben.

Laoifier traite el&m.' ©, 9 ff.

$. ‚918. Das Waſſer befteht demnach aus Sau⸗

erſtoff und Waſſerſtoff, und zwar, dem angefuͤhrten

und andern Experimenten zu Folge, aus 0,85 des erſtern und 0,15 des letztern.

. 919. Die. Theorie bes angeführten Prozeſſes ($. 914. ff.) ift nun folgende. In der Gluͤhehitze ent zieht das Eiſen wegen feiner nähern Verwandtſchaft zum Gauerftoffe diefen dem Mafferftoffe im Waſſer, und der Waſſerſtoff nimme den Brennſtoff des Ei: fens auf, und tritt durch den Wärmeftoff als erpan:

fibeles aaa aus; das Eifen bleibt folcher Geſtalt verfalft

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 607

verkalkt ober oxidirt zuruͤck. Die Bafis des Waſſer⸗ ſtoffgas iſt ale Waſſerſtoff und Brennſtoff.

6. 920. Die völlige Ueberzeugung von dieſer ays analyeifhen Verſuchen gezogenen Schlußfolge gewährt die Syntheſis des Waflers, oder die Wie⸗ dererzeugung vefjelben aus der ponderabelen Bafis des Waſſerſtoffgas und Sauerfioffgas. Laͤßt man nam: lich bende Gasarten in dem Verhältniffe von 15 Thei- fen des Maflerfioffgas zu 85 Theilen des Sauerſtoff- gas, (dem Gewichte nad), ) in einem eingeſchloſſenen Raume verbrennen, fo werben beyde luftarten zer⸗ ſtoͤrt, und es bildet ſich wieder Waſſer, das dem Ge⸗ | wichte nad) 100 Theile-beträgt.

Memoire fur la combuftion du gaz hydrogsne dans des vaiſ- feaux clos, par M. Fourcroy, Vauquelin et ri in den de chimie, TJI. VIII. ©. 230 ff.

. 30.

$. 921. Um diefes Verbrennen mit gehöriger Bez quemlichfeit und mit genauer Schäßung der dabey verzehrten Gasarten vornehmen zu fönnen, hat man eigene Vorrichtungen eingeführt, die den Damen der Bazometer führen. Der vom Hrn. van Marum dazu vorgefchlagene Apparat iſt der einfachſte und be⸗ quemſte.

Lavoifier traitk &löm, T. II. © 3943. ff. Weber die Apparate zue Waflers und Gänreerzengung , und ibre vortheilhaf⸗ tern Einribtungen, vom Hra. Succow; in Crells chem. Annalen, 1791. ®.1. ©. 453. ff. Belchreibung eines ſeht einfachen ——— vom Hrn. van ur in Grens

urn. ne 1154. ff. B.VI. ©. 3. ff. Bes tee Ray —— 8 oder ae . einiger

damit angeftellten Berſuche, vom Hrn. von Hauch; Grens neuem Journ, d, Dhsf Bi. ©. uff

$. 922.

604 . 1. Theil. 3. Hauptſtuͤck

6. 922. Wenn Wafferfioffgas und Sauerſtoff⸗ 908 mit einander vermifcht werden, fo ift in der Tem- peratur unter dem Gluͤhen die Anziehung ihrer reſpec⸗ tiven Grundlagen zum Waͤrmeſtoffe größer, als ge: gen einander, und fie zerſetzen fich Daher nicht. Hin⸗ gegen in der Temperatur des Gluͤhens ziehen ſich Sau: erftoff und Waſſerſtoff mechfelfeitig wieder ftärfer an, und fie vereinigen fich wieder zufammen zum Waſſer, während der Brennftoff des Wafferftioffgas mit dem fren werdenden Waͤrmeſtoffe beyder Gasatten das it bildet.

$. 923. Wenn wir einen parifer Cubikfuß Waſſer zu 70 Pf. (franz.) rechnen, und einen Cubikfuß Waſſerſtoffgas zu ©r., fo folge, aus dem obigen Berhältniffe des Waſſerſtoffes zum Sauerftoffe im MWafler, daß in einem Eubiffuße Waſſer 103 Pf. Waſſerſtoff enthalten find, die über 1569 Eubiffuf brennbare tuft bilden

$. 924. Das MWafferftoffgas kann aus dem Waſſer noh auf mehrere andere Arten dargeftellt werden, ala auf die ($. 914.) angezeigte Weiſe. Wenn. man nämlich mit Waſſer verduͤnnte Schwe⸗ felfäure oder falzigte Säure auf Eifenfeil oder Zink gießt, ſo wird durch dieſe Metalle unter Einwirkung der Saͤure das Waſſer ebenfalls zerlegt; ſie nehmen den Sauerſtoff daraus in ſich, treten ihren Brenn⸗ ſtoff an den Waſſerſtoff ab, verkalken ſich und werden von der Säure aufgeloͤſ't, während der Waſſerſtoff mit dem Brennftoffe verbunden als Gas austritt. Man fchütte

Schwere eeinfache Stoffe u. ihre Verbindungen, 605

ſchuͤtte zu dem Ende gekoͤrnten oder in Stuͤcke gebro: chenen Zink in eine Entbindungsflaſche (9. 611.), und gieße darauf ein Gemiſch aus 1 Theile Vitrioldhl und 6 Theilen Waſſer. Die Aufloͤſung geſchieht mit maͤßiger Lebhaftigkeit und Aufbrauſen. Das ſich entwickelnde Gas fange man vermittelſt des uͤbrigen pneumatiſchen Apparats durch Waſſer hindurch auf.

$. 925. Wenn man die Erzeugung des Waſ⸗ ferftoffgas nach der eben angezeigten Weiſe (5. 924.) in einer Kleinen Slafche aus flarfem Glafe vornimmt, die man mit einem Korkftöpfel verfchloffen hat, durch welche eine enge zulaufende Glasroͤhre vertical geſteckt ift, aus der das Gas hervarfreten kann; darin diefen bervortretenden Strom des Gas anzuͤndet, nachdem man ficher ift, daf feine atmofphärifche Luft mehr im Glaſe eingefchloffen iſt; und über die Flamme des brennenden Gas die Mündung eines Glaskolbens oder ‚eines oben gefchloffenen Glascylinders hält: fo entftehr ein fehneidender Harmonicaton. Die tuft, wel⸗ che hierben in das Gefäß ſtromt, im melchem das Sauerftoffgas zerfeßt wird, bewirkt hierben die klin⸗ gende Erſchuͤttetuns.

$. 926. Das Waſſer kann nur *

werden, wenn es mit einer Materie in Beruͤhrung kommt, die Anziehung zu ſeinem Sauerſtoffe hat, und zwar eine ſtaͤrkere, als die iſt, welche der Waſ⸗ ſerſtoff gegen den Sauerſtoff beſitzt. Deshalb wird das Waſſer beym Durchgange durch gluͤhendes Glas, Sol, Silber, Porzellaͤn, und Überhaupt durch uns

verbrenne

606 U Re. 3. Haupt

berbreimliche Körper nicht zetlegt, nn bleibe

. Waffer.

en Verfuche ber bie und die Zerlegung F ee a r n Jauch; in Grens Journ, $. 927. Man fenut bis jeßt noch feinen Körper, ber das Waſſer Dadurch zerlegte, daß er den Waffers ſtoff deffelben flärfer anzdge, als er vom Sauerftoffe angezogen wird. Die Natur fcheint aber diefen Weg bey der Vegetation der Pflanzen einzufchlagen, vie im Sonnenlichte das Waffer zerſetzen, den Waſſer⸗ ſtoff daraus in ſich nehmen und fi als Beftandrheil zueignen, und den Sauerfioff frey machen, der als:

Sanerftoffgas ſich aus den Blättern entwickelt.

$. 928. Man bringe zu dem Ende in einen . räumigen Glascylinder oder Glaskolben eine im Adaf- fer eine hinlängliche Zeit ausdauernde gefunde und faftreiche Pflanze, fuͤlle das Gefäß mit reinem Waſ⸗ ſer ganz voll, decke es mit einer Taffe oder Schuͤſſel

zu, fehre es in einer Wanne mit ABaffer fo um, daf feine $uft von außen bineinfomme. Wenn man nun hierauf den Apparat an die. Sonne ftelle, fo nimmt man wahr, daß aus der Fläche der Blätter $uftbläg: shen zum Vorfcheine kommen, die fid) davon ablöfen, nad) oben in das Gefäß auffteigen und ſich fammeln, und fo das Waſſer heraustreiben. So lange die Pflanze friſch und gefund bleibt, Dauert die Entwidelung des Sauerfioffgas im Sonnenlichte fort. Die faftigen Pflanzen, die Wafferpflangen, die eryptogamiſchen wie beſonders Conferva rivularis, Die: Ä Prieft:

Schwere einfache Stoffe u. ihre Birbindungen. 607

Prieſtleyiſche gruͤne Materie, geben das Sauerſtoff⸗ gas hierbey in vorzuͤglicher Menge.

$. 929. Die zahlreichen Verſuche des Seren Ingenhouſz über diefen Gegenftand, ‚fo wie Die des ‚Heren Sennebier, beftätigen die Tharfache ganz all: gemein, daß zur Entwidelung des Sauerftoffgas aus den Pflanzen das Sicht Bedingung ift, und daf fie das Gas defto reichlicher ausftrömen, . je heller der Tag ift und je mehr die Stellung der Pflanze fie.dem Einfluffe des Lichts ausfeßt. Die Pflanzen entwideln ferner _ das Sauerfioffgas nur fo lange, als fie gefund und in dem Xcte der Vegetation begriffen find, und fie hd- ven auf, es zu thun, fo bald fie abfterben. Bey ih: rem Wachschume im Freyen geben fie auch unftreitig mehr Sauerftoffgas, als unter WBaffer, obgleich dann der Prozeß felbft nicht wahrgenommen werden kann; denn die meiften Pflanzen, wenn fie unter. Waſſer gefeßt werden, befinden fih in einem untauglichen Medium, um lange ihre volle Kraft zu behalten. Herr Sennebiet behauptet, daß bie Blätter des Nachts und im Dunkeln gar feine $uft entwickeln; die zahlreichen Verfuche des Hrn. Ingenhouſz zeigen aber doch, daß fie dann eine irrefpirabele Gasart, Stickgas und fohlenfaures Gas, obgleich in geringer Menge, ausftrömen; welches nach ihm aud) die Blu: men, die Wurzeln und die reifen Früchte, in den mehreften Fällen, fo wohl im als im Dunfeln thun.

. Ingenhoufz Verſuche mit Pfamen, worden s daß ie die Kraft beſitzen, die atmoſphaͤriſche Luft beym Gonnenfheine zu a und im Schatten m.

e

GB: IL TEE 3. Haupiſtuck ded Nachts über zu verderben, a, d. End. Beipg 1780. 8, Wien, Th. 1— III. 1785 1790. 8. Einige Bemerkun⸗ gen über die DPSSRIER der Pfamen; in ea verm. Schr. B. 1. ©. 341. ff, Memoires p 1co - chimi

ues Sur Wi afluence de la lumiere Par pour nıodi-

er les etres des trois regnes de la nature, et furtout eeux du regne vegetal, par Senriebier., a Geneve 1782. T. 1. 111. 8. ob. Sennebiers pbofifaliich » bemi» he Abhandlungen tiber den Einfluß ves Sonuenlidhts auf alle drey Reihe der Natur, a. d. Franz. Th. I IV. Leipz. 1785. 8. Ebendeſſelben Experiences fur 1’ action de la lumiere [olaire pour la vegetation. a Geneve 1788. 8.

$. 930. Der Wafferftoff ift einfach und bis jeßt unzerlegt. Er ift ferner für ſich nicht darftellbar, und wir Fennen ihn nur in feinen Zufammenfeßungen. Er macht nicht nur einen Beſtandtheil des Waſſers und des Wafferftoffgas aus, fondern geht in die Mifchung der Erbharze, des Alcohols, und aller und jeder naͤ— hern Beftandtheile der Körper des Gewächsreiches und Thierreiches ein.

6. 931. Das Wafler in der Natur in einer dreyfachen Form vor: als feſtes Waſſer, oder Eis; als liquides, oder eigentliches Waſſer; und als elaſtiſch⸗ flüffiges, ‚oder Waſſerdampf. . 932. Das liquide Waſſer iſt im Zuſtande feiner Reinigkeit eine farbenlofe, durchſichtige, un: ſchmackhafte, geruchlofe, unentzimdfiche Flüffigfeit, Die allerdings etwas Elaſticitaͤt befigt und compreffi: bei ift, wie Zimmermanns und Abiche MWerfuche, die Kortpflanzung des Schalles durch das Waſſer, und das Abfpringen harter Körper von demfelben be: toeijen, Berzl, $. 130. $. 933-

Eönnesnfahe Cnfe zer Beben. 605

. 933. Das Waſſer har feine Fluſſigkei nur vom Stoffe ver Wärme ($. 137. 571.), und es ge⸗ bört zu den ſehr fehmel;baren Subftanzen. Ben Ver: minberung der freyen Wärme unter 32° Sahr. wird es feft oder zu Eis, wobey es dann wieder den vorher latent gemachten Waͤrmeſtoff entlaͤßt. Die Entſte⸗ Kung des Eiſes iſt im Grunde eine Art von Kryſtalli⸗ ſation ($. 144.). Es nimmt dabey unter den gehoͤ⸗ rigen Umſtaͤnden eine regelmoͤßige Geſtait an, und bildet ſich gewoͤhnlich in Nadeln, die unter einem Win⸗ kel von 60° ſich durchkreuzen. Daher bie ſechezacige digur des Schnees.

4. 934 Bey dieſem Gefrieren des Waſſers ent⸗ wickein ſich die Luftarten, die im Waſſer aufgeloͤſ't waren, als kleinere oder groͤßere Blaſen, die in der Maſſe des Eiſes zerſtreut ſind. Diele bringen da⸗ durch manchmal ſehrt beſondere Erſcheinungen bervor, und von der Menge derſelben haͤngt auch die groͤßere oder geringere Undurchſichtigkeit des Eiſes ab. Merk⸗ wuͤrdig iſt es, daß auch gekochtes und von luft be⸗ freyetes Waſſer beym Gefrieren doch dergleichen Bla⸗ ſen zeigt. Sollte hier wohl nicht, nach Herrn Lichten⸗ berge Meinung, die Entwickelung ber im Waſſer las tent gemwefenen Wärme durch Verwandlung einiger Theile deſſelben in elaftifchen Dampf an der Entſte⸗ hung diefer Blafen Antheil haben fönnen ?

4. 935. Das Waffer dehnt fi beym Gefrieren in einen groͤßern Raum aus. Dies rührt theils und hauptſachlich von ber m feiner Theile her, -

Qq moͤge

GR A 3

möge welcher ſie beym Kryſtalliſiren eine la⸗ ge anzunehmen ſtreben; theils von den entwickeltenn luft⸗oder Dampfblaſen. Bon. diefer Ausdehnun des Eiſes ben: ‚feiner, Entftehung. aus. dem Waſſer i

e8 herzuleiten, daß glaͤſerge Fiaſchen, die mis, Waſſer gefuͤht und; verſchloſſen ſind, beym Gefrieren des Waſſers erfpsingen, , und. daß dadurch ſelbſt eiſetne Bomben mit großer Gewalt zerfprengt ‚Bäume, und Felſen von einander geriſſen, das, Pfiaſter auf, den, Straßen gehoben werben kann. Davon rührt es auch her, daß das Eis ein geringeres ſpecifiſches Gewicht, hat als das Waſſer und auf dem Waſſer ſchwimmt.

Verſuche über die ausbehnehde Kraft des gefrierenden Wafers, a ERhE vo amer. En nr der

n i£rbm, Phyſik, —* Vu. e. ‚a1, N.

$. 936. Merkwuͤrdig i eg, * das Weſſer ei⸗ ne etwas ſtaͤrkere Kaͤlte ertragen kann, ohne zu ge⸗ frieren, wenn es in genau zugeſtopften Gefäßen ver Kälte ausgeſetzt wird, als beym Zugange der freyen fuft. Eine mäßige Erſchuͤtterung bringt aber dieſes Waſſer augenblicklich zum Gefrieren, und gewoͤhnlich zu einer ſchaͤumigen, mit vielen luftblaſen angefuͤllten Maſſe. Auch wenn die Oberflaͤche des Waſſers mit Oehl bedeckt iſt, ſo kann es, ohne zu gefrieren, eine ſtaͤrkere Kaͤlte ertragen als das Waſſer, das der fteyen luft ausgeſetzt iſt, und wird ebenfalls durch Umruͤhren oder Schuͤtteln hernach ſchnell zu Eiſe⸗ Sollte hierbey wohl nicht die noͤthige Entwickelung der verborgen geweſenen Wärme länger, zuruͤckgahalten, werden als, bey Beruͤhrung der freyen Suft?, Diellı-. 2 Fan ſache,

*

Schwere einfache Stoffe u. ihre Berbindungen. 2:

fache, warum fefte Salze das Gefrieren des Waſſers hindern, worin fie’aufgelöf’t find, und ſchwache Salz⸗ laugen durch den Froſt concentrirt werden koͤnnen, in⸗ dem nur das Waͤſſerige gefriert, erhellet aus dem oben ($ 618:— 621.) Angefuͤhrten. Sie verſchlucken nämlich eine größere Menge von Waͤrmeſtoff, und balten ihn ftärfer zurüc als bloßes Waſſer, das oh- ne Ausfceidung dieſet geößern Menge der unmerfba- zen Wärme nicht gefrieren fann. Die Rüdfehr des Eifes zum tropfbaren Waſſer oder das Aufthauen deſſelben geichiht durd) die Aufnahme des frenen Wärmeftoffes, der dadurch, daß er dem feiten Waſſer Fluͤſſigkeit ertheile,; wieder unmerfbar wird. $. 937. Auch ohne zu gefrieren iſt das Waſſer vermögend, durch innige Verbindung mit feſten Koͤr⸗ pern in den Zuſtand der Feſtigkeit und der mehrern Feuerbeſtaͤndigkeit uͤberzugehen, mie das Kryſtalliſa⸗ tionswaſſer der Salze ($. 859.) der Erde und Stei⸗ ne beweiſht. $.. 938. Das. Waffer ift ein Auflöfungsmittek für 'eine große Anzahl von Körpern. Beſonders iſt es das eigentliche Auflöfungsmittel für die Salze, und; durch deren Hülfe fann es dann auch wieder andere . Körper auflöfen, auf die es fonft nicht wirft. Daher kommt es auch, daß in der Natur nur wenig Waſſer angetroffen wird, das völlig rein fern follte. Zu den reinften: Waſſern gehören die. atmoſphariſchen. be: ſonders S:onee und: Regenwaſſer. Um fich fonft reines Waſſer zu verfchaffen, bleibt die Deftillation aus. Gefäßen von hartem Glaſe das einzige Mittel. 2.42 "$. 939.

612 IL Shell. 3. Hauptftüd.

6.939. Das Waffer ift in der Hiße flüchtig und verwandelt fich beym Sieden In Dämpfe. Es geht nun durch Verbindung mit mehrerm Wärmeftoffe in den Zuftand der eigentlichen grpanfibelen Fluͤſſigkeit, in Waſſerdampf über. Die beym Sieden des Waf- fers vorfommenben Umpänbe er fchon oben: ($. 579. ff. ) ‚angeführt worden. nat Te

$. 940. Die fo RER

ftung des Waſſers iſt ebenfalld "nichts anderes als die Verwandlung beffelben in eläftifchen Dampf durch Beptritt wid Verſchluckung des Wärmeftoffes. Sie gefchieht nur an der Oberfläche des Waffers in der geringen Temperatur, und eben wegen der mindern Intenfirät des dem Waſſer zugeführten Waͤtmeſtoffes,

in geringerer Menge und- unmerflih. Daf aber bey dieſer unmerflichen Verdunſtung des Waſſers eben⸗ falls Waͤrmeſtoff zum verborgenen gemacht werde, be⸗ weiſet die Abkuͤhlung des Thermometers durch Waſſer, das von feiner Oberfläche unmerklich verdunſtet, und Die beträchtliche feitungsfraft des Waſſers für Wär; me. Hrn. Warte Erfahringen bemweifen auch, daß das Waſſer bey der unmerflichen Verdunſtung ver: hoaͤltnißmaͤßig mehr en als beym Sieden.

de Luc; in Grens Journ. der pyſe 8. VI. ©. 125. ff.

4. 941. Das Morimun.der Berbampfung des Waſſers (5. 593.), oder das groͤßte Verhaͤltniß der Baſis des Dampfes zum Raume deſſelben, hängt bey gleicher Zuſammendruͤdung von der Temperatur des

Schwere einfache Stoffe u. chre Verbindungen. 613

Dampfes ab ($$. 393. 594.). Wenn alſo Waſſer⸗ Dampf in der fuft enthalten ift, und es mindert fich die Temperatur der fuft, fo kann das vorige Mari- mum der Verdampfung nicht beſtehen, ſondern ein Theil Baſis des Dampfes, alſo Waſſer, ſchlaͤgt ſich nieder, der nun Nebel, und bey naͤherm Zuſam⸗ mentritte deſſelben, Waſſertropfen bildet. Wenn aber auch bey bleibender Temperatur der Drud der 1Uuft zunimmt, ſo wird ein Theil des Waſſerdampfes ebenfalls zerſetzt, indem, wenn er in einen engern Raum gebracht werden ſollte, das Maximum der Verdamofung uͤberſchritten werden müßte. |

$. 942. Mar fieht alfo, wie Wafferdampf in allen Temperaturen bet Luft gegenwärtig feyn koͤnne; durch den Wechſel ihrer Temperaturen und ihres Drucks aber bald in größerer Menge erzeugt, bald wieder zerſetzt werden muß.

$. 943. So lange der Woſſerdamof unzerſetzt und ein expanſibeles Fluidum iſt, ſo lange iſt er auch völlig durchſichtig und unſichtbar, wie Die atmofphä- riſche Luft; er truͤbt alſo ihre Klarheit nicht, wenn er als ſolcher mit ihr vermiſcht iſt. Wenn er aber, durch die vorher (5. 941.) angeführten Urſachen darin zer: feßt zu werden anfängt, fo bildet er den Nebel, der, wie ich fchon oben ($. 592.) angeführt habe, Fein Dampf mehr ift und mit Unrecht fo genannt wird; er ift Höchft Fein zertheiltes liquides Waſſer. Durd) Zunahme der Temperatur der $uft und abnehmenden Druck derfelben kann der Mebel wieder verſchwin⸗ den,

*

614°. AU TDheil.3. Hauptſtͤck.

den, indem er ſich von neuem wieder in wahren Dampf verwandelt.

g. 944. Auf Diefe swechfeffeitige Zerfeßung und Bildung des Waflerdampfs in der fuft gründen fich die befannten Phänomene vom Sichtbarwerden un: fers Hauchs in Falter Luft und der Linfichtbarfeie deffelben in warmer; das fo genannte Schmwißen oder Anlaufen Falter, Körper in feuchten und heißen Zim- mern; das Schmwißen der. Senfter in Diefen Zimmern, . wenn die aͤußere luft merflich fälter ift als die innere; - das Befchlagen der Gebäude beym Thaumerter nach an⸗ haltendem Srofte; das Befchlagen der Glocke der fuft- pumpe bey Wiederhinzulaffung der Luft nach vorher: gegangener Verdünnung; die Entftehung des Mebels, der Wolfen, bes Thaues, des Reifs, des Negens, des Schnees, des Hagels.

$. 945. Andere Maturforfcher erflären die un- merfliche Ausdimſtung, mie ich fchon oben ($. 598.) angeführt habe, lediglich aus der Auflöfung des YBaf- fers in der $uft. Sie nehmen an, daf die fuft nur eine beftimmte-Menge Waſſer auflöfen koͤnne, wo fie dann damit gefättigt fey.. Ihr Sättigungsgrad ſey aber, mie ben mehreren andern Aufldfungsmitteln, nad) der Temperatur verfchieden; eine warme $uft loͤſe mehr Waſſer auf als eine falte. Wenn daher die fuft in der Wärme mit Waſſer gefättigt fen, fo fchlage ſich diefes beym Erfalten daraus nieder und werde bey zunehmender Waͤrme der uft wieder aufgeldf’t; und hieraus erflären fie die vorher (5. 944.) angeführten Erjchei:

Schwere einfache Stoffe u. ihre Wabindungen. 615

Erſcheinungen. Allein es laͤßt ſich die Verdunſtung nicht allein leichter und ungezwungener ohne dieſe Auf: fung des Waſſers in der $uft‘ erffärcn ; wie Herr de Luc grimdlichdargethan hat; foribern es ſteht der: felben and) entgegen, daß die Berbünftung ohne alfe $ufe Statt finden kann, ja dann noch defto beſſer Stärt finder, und daß die mit Waſſerdunſt beladene lüft bey gleicher Waͤrme und abſoluter Elaſticitaͤt, nach Sauſſfure's Beobachtungen, ein geringeres ei- genthuͤmliches Gewicht hat als die trockene , welches nicht ſeyn koͤnnte, wenn das Waſſer fo in der luft aufgelbſt waͤre, als ein Salz im Waſſer aufgeloͤſ't iſt. Es kann folglich das Waſſer nur als der ſpe— ciftſch leichtere elaſtiſche Dampf I in der luft enthal⸗ ten ſeyn.

R 946. Ein erfjeug, beſtimmt iſt, die in der luft befindliche Feuchtigkeit anzuzeigen oder zu meſſen, heißt ein Hygroſkop oder Hygrometer. Die Subſtanz, welche durch ihre Veränderungen die: in der Luft befindliche: Feuchtigkeit beit ber bygroſkopiſche Koͤrper. u:

5. 947. Man hat, eine, große Menge Körper zu der hygroſtopiſchen Subftanz der. Hngromerer vor: geſchlagen, und iſt befonders auch in der Beitimmung der feften Puncte der Kngrometrifchen Scale fehr ſchwankend gewefen. Die Herren Sauffüre und de Luc haben viele Bemͤhungen angewandt , und viele Ünterfüchnngen angeftellt, um fefte Srundfäße in die Hygrom̃etrie eihjnführen. Das Syalonieter Des

Serrn

B

66 UL. Theil. 3. Haupiſtuck.

Serrn Sauſſure beſteht aus einem Menfchenhaare, Das durch Kochen in einer lauge bes kohlenſauren Mi⸗ neralalkali von feiner Fettigkeit befreyet worden, am einen feſten Punct angehaͤngt, und am andern En⸗ de mit einer duͤnnen Welle in Verbindung iſt, die ei⸗ nen Zeiger auf einer Scheibe drehet. Durch die Feuchtigkeit wird: das. Haar ſchlaff, es verlängert ſich, und das Fleine Gegengewicht an.der Welle drehet dieſe. Durch Trockniß verfürzt.es ſich, und überwindet das Gegengewicht: der Welle: Den Punct ber gröften- Zeuchtigkeit beitimme der Erfinder unter einer gläfer nen Glocke, die mit: Waſſer geſpertt und inwendig mit Waſſer befeuchtet worden iſt; bei Punct der groͤß⸗ ten Trockniß aber unter einer glaͤſernen Glocke, die auf einem bis zum Gluͤhen erhitzten, mit ausgeglü- hetem Gemächsalfali bedeckten, Bleche. fteht. Den Abs fand der, Punete des Zeigers auf der Scheibe in der größten Feuchtigkeit und Trockniß theiftzer in 100 gleiche Theile. Herr de Luc hat.theils gegen die An⸗ wendbarkeit des Haares ſelbſt und. aller, Baden über haupt, sheils, gegen die, Beftimmung. ber. feften Pun⸗ «te bes Herrn. von Sauſſure, viele Bemerfungen ges macht, und die Vorzüge des von ihm —— Sifhbeinhygromerers, zu zeigen. ſich bewuͤhet. Es beſteht aus einem ſeht duͤnuen Streifen Fiſchbein, der r niche in der.fänge, fondern in ber Quere der Fibern Des Fikhbeins gefchnitten, unten an einen feften Punct angehängt, und oben auch mit einer feinen Welle in Verbindung it, die auf einer Scheibe einen Zeiget drehet. Als Gegengewicht an ber Welle dient ein

Sähtoere einfache. Stoffe u. Ihre Werbindungen. 617 ein’ fpicalfbynig gersunbener: feiner Gotbbrakt, dee

an dem einen Ende befeftigt und an dem andern mit Der Welle verbunden ift. Den Punct der-aröften Seuchtigfeit beſtimmt er durch ammittelbares- Eintau⸗ chen der hygroſtopiſchen Subſtanz in Waſſer, und den Punct- ver, größten Trockniß in einem genau. verz . ſchloſſenen und mit. feifch ausgegluͤhetem ungelöfchten Kalke zum Theil dingefüllten zinnernen Gefäße, worin er dad Hygrometer aufhaͤngt. Den Abftand. bender Punete, den der Zeiger auf der Scheibe angiebt, theilt er in 100 gleiche Theile. | Sau nes oben x: HoF angeführte Schrift. Gehlers pbof. die Dreteorblogie, f SH. I. ee: 1 _ 4 "* Bhendefeiben Abs —⸗ uͤber die Duscomsitie 6, * philof. transactions

Vol. LXXXI. q ens Journ. der Phyſit rer ©. 279. ——

5. 948. Ungeachtet der fo muͤhſamen und viel⸗ fachen Unterſuchungen, welche die genannten Natur⸗ forſcher in Ruͤckſicht des Hygrometers angeſtellt haben, muß man bed) geſtehhen, daß die: Grundlage der Hy⸗ grometrie, bie fie errichtet haben, ſchwankend ift, und bie Folgerungen, die fie aus den Beobachtungen mit dem! Hyigrometer ziehen, ganz unftatthaft find. Zu: vörderfimuß ich benierken, daß nur das liquide Waſſer feuchtmachend ift, nicht das fefie oder das Eis, und nicht das dampffoͤrmige. Feuchtigkeit bezieht ſich al- fo nur auf das Anhängen des liquiden Waſſers an _ einen Körper, und das Waſſer hoͤrt auf, feuchtma⸗ hend oder Feuchtigkeit zu feyn, wenn es zum feften Waſſer oder zum Dampfewird. Es irren alfo dies | jenigen ſehr; welche glauben, daß das Hygrometer

die

gi Mn SE . Haupiſtutk bie Anweſenheit oder Abtweſenheit aller waͤſſerigen Baſis in ber Atmoſphoaͤre anzeigen ſolle, und alſo auch den elaſtiſchen Waſſerdampf. Die Erfahrungen der Herren de Luc und Watt lehren ja ſelbſt, da eine empfindliche hygroſtopiſche Subſtanz iin Waller: dampfe, der durch die nothige Wärme durchaus in elaſtiſchem Zuftande erhalten wird, auf Trockniß jeine. Nur dann, mern eim Theil des Dampfes durch Ab- Ffühlung oder Iufammendrüdfung zerſetzt wird, ente ſteht Seuchrigfeit im Dampfe durch Lie jeßt abgeſchie dene wäflerige Bafis. Das Hygromerer des Hrm Sauffine ſo wohl, als das de Lucſche wird affo in der $üft nur von dem Waffer afficirt, das als höchft fein zertheiltes liquides Waſſer darin ſchwebt, und durch Zerſetzung des Dampfes daraus niedetgeſchlagen wordeitn iſtWenn von zwey mit einander harmo⸗ nirenden Hygrometern das eine in einem ſtark geheiß: ten Zimmer. ehr, deſſen Luft mit elaſtiſchem Waſſer⸗ dunſte vermiſcht iſt, und ſeine hygroſtopiſche Subſtanz die Temperatur des Zimmers hat, ſo kann es einen ziemlichen Grad von Trockniß anzeigen, während das andere, deffen hygroſtopiſche Subſtanz Fate iſt, beym Hereinbringen ins Zimmer ſogleich große Feuchtigkeit angiebt, eben weil. es, bloß als Falter Körper, den Waſſerdampf zerfeßt (. 593.) Die Wirkung des Werkzeugs iſt dieſemnach fehr eingeſchraͤnkt, und es iſt für die Meteorologie bey weitem nicht. fo wichtig, als es Hr. de Luc darſtellte Hr. de Luc muß erſt beweiſen, daß die hygroſtopiſche Subſtanz feines Hp: ——— auch Waſſerduͤmpfe, bey gleicher Tempera:

tur

einſache us ihre 27

MWafferbampfes eine e Rrfere Anziehung habe, als der MWärmeftoff; fonft braucht man fich mit Hrn. de Luc nicht zu wundern, mie das Hygrometer in hohen Ser genden der Atmofphäre auf. große Trockniß zeigen, und doc) in diefen Gegenden ofr:plößlich ungemein viel Regen entſtehen koͤnne, und man Fam ihm‘ nicht die Solgerung zulaffen, daß dieſes Waſſer nicht ‚als Dampf, fondern als. $uft in der Atme ſpbaͤre zu⸗ gegen geweſen ſeyn muͤßte.

Prüfung der neuen Theorie des Hrn. de Luc vom Regen, und feiner daraus abgeleiteten Einwürfe’gegen die Auf löfungstheorie, (von Hrn, Zylius). Berlin 1795. 9.

$. 949. Die uralte Meinung, daß ſich dad Waſſer in Erde verwandeln laſſe, die ſchon Chales behauptete, Helmont, Boyle und Ellet durch Bes ſuche mit dem Wachſen der Pflanzen durch bloßes Waſſer, Borricke, Boyle, Wallerius, Eller, Marggraf durch Deſtillation des Waſſers aus glä- ſernen Gefaͤßen, oder durch Reiben deſſelben beweiſen wollten, hat ſich bey genauerer Unterſuchung von La⸗ voiſier und Scheele nicht beſtaͤtigt.

Lavoiſiers gb s hemifche —— uͤberſ. von Weigel, B. II. 1785. S. 29. ff. in den Anm. der Ueberſ., wo man die biers ber gehörigen Schriften angezeigt findet.

Kohlenſtoff. Kohlenſaͤure. $. 950, Die reine Roble oder der Kohlenſtoff (Carböneum, Carbone) ift eine einfache, entzuͤnd⸗ liche Subftanz. Sie ıft feuerbeftändig, geſchmacklos, anaufldelie in. Waſſer, Dehlen und Alcohol; un: ſchmelz⸗

620 U. Theil. 3. Hauptſtuͤck.

ſchmelzbar, unzerſtoͤrbar im heftigſten Feuer, wenn die Luft davon ausgeſchloſſen iſt. Die gemeine Holzkohle iſt freylich nicht durchaus reiner Kohlenſtoff, ſondern enthaͤlt außer etwas Waſſerſtoff noch erdige und ſalzige Theile, die ihre Aſche beym Verbrennen bilden. Man erhält einen reinern Kohlenſtoff aus lampen⸗ fhwarz und Kienruß, wenn man diefe in bedeckten

Gefäßen heftig ausglühet. ,_

$. 951. Der Kohlenſtoff exiſtirt in Men⸗ ge in der Natur; et macht den groͤßten Antheil aller thieriſchen und vegetabiliſchen Stoffe und der Erdharze aus; er findet ſich in verſchiedenen Steinarten, im Roheiſen und Stahle; bildet hauptſaͤchlich das Reiß⸗ bley, und iſt, wie wir gleich ſehen werden, das Ra⸗ dical der fo häufig verbreiteten Kohlenſaͤure.

6 952. Der Kohlenftoff erfordert zu feiner Ent: zuͤndung in atmofphärifcher fuft und Sauerſtoffgas eine hohe Temperatur des Glühens, und verbrennt ohne Flamme. Unternimmt man diefes Verbrennen mit einer vorher wohl ausgeglüheten Holzkohle unter einer mit Sauerftoffgas gefüllten und mit Queckſilber ge: fperrten Glasglode, fo daß man etwas Zunder: ſchwamm und Phosphor an die Kohle geffebe hat, und diefe durch ein Brennglas von außen vermittelt des Sonnenfeuerd anzündet; jo findet man, daß die elaftifche Fluͤſſigkeit unter der Glocke dabey nicht ver: ſchwindet, wie beym Verbrennen des Phosphors, fondern daß vielmehr eine eigene Gasart fich bilder, die nicht zum Achemhohlen und zur Unterhaltung des

Ver⸗

Schwere einfache Stoffe. u. ihre Verbindungen. 6ar

MVerbrennens dient, die vom Ealten Waſſer langfam, fehneller von der Sauge aͤtzender Alkalien und vom Kalkwaſſer verſchluckt wird, das legtere trübt, das seine Waſſer ſaͤuerlich macht, fo daß es die fadmus- tinctur roͤthet. Laͤßt man alſo nad) Beendigung des Verſuchs Aeblauge über. Das, Quedfilber. treten, fo: nimmt das-tuftwolum ab und was zurück bleibt, iſt der Antheil Sauerftoffgas, ber, dem —— der Kohle beym Verbrennen entging.

$. 953. Es verzehren: bey dieſem Verſuche nach Cavoiſiers genauer Beſtimmung 28 Theile Kobtenftoff 72 Theile Sauerfloffgas, (dem Gewicht nach,) und es bilden fid) daraus, zufammen 100 Theile diefer ei- genthämlichen Gasart, die von ——— oder Ab fauge abſorhirt wird. |

Lavoiſier über die Bildung Ber feften der

oder beſſer der Kohlen * in Crells chem Annalen, 1788. - I ar ff. B. U. S. 55. Deſſelden urait⸗ e„loment. .67.

4.954. Diefe ben dem DBerbrennen er Kople aus dem Sauerftoffe und. dem Kohlenftoffe offenbar erzeugte Suft- heißt Fohlenfauree Bas (Gas carboni- cum, Gaz acide carbonique). *) Es unterſcheidet fi) durch fein größeres eigenthuͤmliches Gewicht (S. 253.); durch feine Unfähigkeit zum Achemhohlen.und zur Unterhaltung des Verbrennens; durch feine Aci⸗

ditaͤt; dadurch, daß es vom Waſſer er wird und das Kalfwaffer truͤbt.

*) Synonyma: fire Luft ( Adr 'fixus), Quftfäure (Gas acidum aöreum), Kxreidenſaure (Gas aeidum

$. 955-

2 MR Theil. au

6.955. Die ponberabele Baſis dieſes Gas ift die Verbindung. deö feines Brennftoffs beraubten Koh⸗ lenſtoffes min dem: Sauerſtoffe, oder die Rohlenfäure (€ Acidum: carbonicum 'Acitle (carbonique). Dieſe Kohlenfäure:ift: bey dem Drucke ver: bLuft und der Tem: deratur, wobey wir leben, gasfoͤrmig; bey ihrer Er⸗ zeugung und: ihrem. Freywerden nimmt ſie alſo gleich Gasgeſtalt an. Die Abſorption des Gas duch Waf⸗ fer, Kalkwaſſer, Aetzlauge iſt eine Zerſetzung deſſel⸗ ben, indem ihre Baſis nn vom Wärmeftoffe ge: trennt wird.

$. 956, Kaltes Waſſer kann etwa ein gleiches WVolum des kohlenſauren Gas einſaugen. Dieſes boh⸗ lenſaure Waſſer (luftſaure Waſſer) hat einen ſchwach⸗ faͤuerlichen Geſchmack, färbt die, lackmustine⸗ tur roh, und wirft Blafen, wenn man es ſchuͤttelt. Es kommt diefes Waſſer hierin mit den. natürlichen Sauerbrunnen, vergleichen das Pyrmonter⸗, Sel- ter=, Eger: Waffer u. a. m. find, überein, die fich freylich ſo wohl von eiriander ſelbſt, als von reinem kohlenſauren Waſſer durch andere aufgeföf’te- Bes ftandtheile unterfcheiden. Durch Erhitzung und Ko— hen: wird alle Kohlenfäure. aus dem Waſſer wieder als elaftifche Luft ausgerrieben, eben fo auch Burch die Suftpumpe, Vermoͤge dieſer Kohlenfäure - iſt das Waſſer faͤhig, auch andere Subſtanzen, z. Bi Etr⸗ den und Eiſen, aufzuloͤſen, die es fuͤr ſich nicht auf⸗ loͤſen kann. Beyſpiele geben die kohlenſauren Stahl⸗ brunnen, wie das Pyrmonter⸗ und Eger⸗Waſſer. Um die —— des Waſſers mit der Kohlenſaͤure

bequem

Schwere einfache Stoffe u. ibeg Berbipdungen. 623. bequenn ‚au. verrichten, dient ai PT AT catbſchat. (. 6an. = 1

———— kun. VAR EN de seide aöreo;. in | "feinen Opusc, 4

6. 957. Mit den reinen Alfalien und der reinen’ Ralferde verbindet ſich die Baſis des. fohlenfauren Gas ober die Kohlenſaure ſehr leicht und gern, und beyde verlieren dadurch ihre Aetzbarkeit (9. 876. 902.) Und kommen in einen neutral; und mitteifalzigen Zuſtand. Miſcht man Foßlenfaures Gas zum Kalkwaſſer ($. 901.), fo wird diefes fogleich getruͤbt, weil die darin aufgelöf’t? reine Kalkerde die Kohlenfäure in ſich nimmt, ſich dadurch in. kohlen ſaure Kalkerde verwan⸗ belt, die als ſolche im Wa ſfer nicht aufldsbar iſt ein Ueberſchuß bon Kohlenſtute macht indeſſen die kohlenſaure Kalkerde wieder im Waſſer auflöstich, oder, welches einerley ift, Fohlenfaures Waſſer loͤf't die kohlen ſaure Kalterde auf. Dieſe Aufldſung wird Durch Kochen zerſetzt. Die Kalkerde hat gegen die Kohlenſaͤure naͤhere Verwandtſchaft als die Alkalien dagegen haben; und jene entzieht daher dieſelbe den fohlenſauren Alkalien und macht fie.ägend. Kalkwaſ⸗ fer wird eben deswegen vom kohlenſauren Alkali ſo⸗ gleich gettubt. Ammoniafgas ($. 882.) und kohlen⸗ faures Gas’ geben ſogleich e eine fete Materie, tohlen, vr Ammoniat.

. 968. Die Kohlenſaͤure macht einen Beſtand⸗ theil ſehr vieler Körper aus. Sie macht nicht nur in den Sauerbrunnen (59. 956.), ſondern auch in den

mouſſirenden Weinen und ip Boureillenbiere Das Schaͤu⸗

*

64 L.. Theil. 3. Hauptſtͤck. Schaͤumende, und bildet ſich ben jeder Weinzaͤhrung, wo fie in dem fo genannten Gaͤſch enthalten iſt. Sie erzeugt ſich beym Athemhohlen, und die ausgehauchte Uuft enthält immer kohlenſaures Gas; fie erzeugt fich ferner beym Verbrennen und der trodenen Deftil: Tation aller vegetabiliſchen und thieriſchen Subftanzen, Sie befindet ſich in mehrern Foſſilien wie in den ſo genannten rohen Kalferden ($. 900.), die alle koh⸗ lenfaure Kalkerde find, 3. B. Kreide, Kaltſpath, ger meiner Kalfftein, Marmor; fie fann durch jebe ans dere Säure daraus ausgetrieben werden, und fie erzeugt eben das Aufbraufen ($.ı 90.) ‚berfelben mit andern färfern Säuren. Sie läßt fi auch burd) Gluͤhen im Feuer daraus austreiben, und darauf be⸗ ruhet das Brennen des Kalkes (5. 900.). Von dem in der Atmofphäre befindlichen kohlenſauren Gas ruͤh⸗ ren die Veränderungen her, welche Kalkwaſſer und gebrannter Kalf mit der Zeit an ber suft erfahren ($. 902.) |

$. 959. Man hat daher mehrere Mireel, fich das Fohlenfaure Gas zu verfhaffen. Man giefe in eine, Entbindungsflafche auf gepulverte ‚Kreide verduͤnnte Schwefelſaͤure, fo entfteht ein ftarfes Aubrauſen, das von der entwickelten Kohlenſaͤure herruͤhrt. Man bringe die Muͤndung der Seitenroͤhre der Flaſche un⸗ ter den Trichter der mit Waſſer gefuͤllten Wanne und laſſe die aufſteigenden $uftblafen in die Vorlage treten. Oder man fülle eine Fleine irdene beichlas gene Netorte mit rohem Kalffteine, Kreide, Marmor, u. dersl. Kalkarten an, kuͤtte eine Roͤhre an die Muͤn⸗ dung

Schwere einfache. Stoffe us Ihre Berbindungen. 625

dung der" Retorte, lege Das untere Ende der Roͤhre unter den Trichter der Wanne:des pneumafifchen. An: parats, und erhiße dann die Retotte bis zum Glühen, fo geht während des Slüpens as tohlenfaure Gas in die Vorlage uͤber. F |

. 960. Bey dem Verbrennen ver Kohle in * mofphärifcher kuft bleibt alſo nicht. bloß Stickgas übrig; ſondern zu gleicher Zeit das neu erzeugte foh- lenſaure Gas, und es läßt ſich hieraus die Schoaͤdlich⸗ keit des fo genannten. KHohlendampfes, eigentlich des Brennens der Kohlen, audyderzeinften, in,verfchlofe fenen Zimmern für. die Geſundheit und das seben der —— leicht * Ei

TAAHTT

dann oder desoribirt fie. So zerfeßt ‚er ‘Daher auch das Waſſer, und wenn man in dem oben (5. 915.) angefuͤhrten Erpetimente ſich ſtatt des Eiſens der Kohle bedient und die Waſſerdaͤinpfe Im Gluͤhen durch fie ſtreichen laͤft, ſo erhaͤlt man Waſſerſtoffgas und kohlenſaures Gas. Die Kohle entzieht namlich ig Gluͤhen dem Waſſer feinen Sauerſtoff, wird damit zur: Kohlenſaͤure, die fih als Fohlenfaures Gas entwickelt, der Waflerfioff nimmt dagegen den Brennftoff. der Kohle auf, und geht als Waſſerſtoff⸗ gas über.

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Kr Son

626 © I Deil. 3. Hauptſtück. Schwefel Schwefelſaͤure. $. 962. Der Schwefel (Sulphur, Soufre) ift eine einfache, entzündfiche, fäuerbare Subftang von einer gelben Barbe; unaufldsfic im Waſſer; geruch⸗

los, außer wenn er gerieben oder erhißt wird, von einem eigenthümfichen; aber ſchwachen, Geſchmacke.

$. 963. Der Schwefel wird in der Waͤrme erſt weich, ehe er ſchmilzt, und diefes Schmelzen gefchieht ben 224° Fahrenh. ·Bey diefer Hise und etwas dar: über fängt er an, zu Därmpfen aufgelöf’t zu werden, an denen man im Dunfeln fchon ein feuchten wahr- nimmt. Wenn der geſchmolzene Schwefel: in nicht zu Fleinen Maſſen ruhig erfaltet, fo kryſtalliſirt er fich leicht in zarten Nadeln. _ Der natürliche fommt ge: mwöhnlic) in oetaedrifchen Kroftallen, doch mit ver- fchiedenen Abänderungen kryſtalliſirt vor.

4. 904. Im Anfange des Schmelzens iſt der Schwefel ſehr fluͤſſig; er wird aber bey weiterm Er⸗ hitzen zaͤher und rothbraun von Farbe, in welchem Zuſtande er ſchon einen Antheil Sauerſtoff aufgenom; men hat und damit in den Anfang einer Saͤurewer⸗ dung tritt (Oxide de oufre). Wenn man ihn jetzt ips Waſſer gießt, fo bleibt er weich, wie Wachs, und nimmt leicht allerlen Eindrücke an: - Mit der Zeit erhärtet er und erhält vorige Ferbe und Conſi ſtenz wieder.

5. 965. Wenn man don dem geſchmolzenen zur mn des Entzündung den Zur:

gang

!

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 627.

gang ber freyen luft abhaͤlt, ſo ſteigt er als Dampf, in die Höhe und fegt fich bey ‚der Sublimation. als, Fleine zarte Nadeln an, welche man Schwefelbius men, Schwegeiblütben (Flores fulphuris.) nenn. _

. 8 966. Erhißt man den geſchmolzenen fel beym Zutritte der luft ſtaͤrker, ſo entzuͤndet er ſich

und brennt, ohne einen Ruͤckſtand zu hinterlaſſen, mit Flamme und einem ſauern und erſtickenden Dunſte. Der Schwefel wird ben dieſem Verbrennen _ zu einee Säure, Iſt die Hiße wobey der Sthivefel

verbrennt, nur ſchwach, fo ift die Flamme des Schwefels bfau, und die. Säure, die fich. erzeugt, - ift unvolllommen (5. 872.), ſehr flüchtig und gas⸗ foͤrmig; ift aber die Hitze ſtaͤrker, fo wird. die Flamme des Schwefels weißer und. lebhafter, ſich volllommene Schwefelſaurei in Dunſtgeſtalt.

$. 967. Man. nehme Schwefelfaden lege ſie

in eine blecherne Kapfel, die in, einer. Schaale auf. Waſſer ſchwimmt, zuͤnde fie an, und ſtuͤrze nun eine Glocke mit Sauerſtoffgas gefüllt darüber. Es ber⸗ brennt nur ein Antheil Schwefel, das Sauerſtoffgas wird zerſetzt, und. es. fteigt das Waſſer in der Glocke empor. Es wird hierbey nicht alles Sauerftoffgas, verzehrt, wenn es aud) ganz rein it, weil der Scyiver fel früher verliſcht, vermoͤge des Dünftes von der Säure und dem jchroefligtiauren Gas, das ſich bilder, Das in die Glocke aufgejtiegene Waſſer ift num fauer und röther die fadmustinctur fogleih. Es enthält freylich nicht bloß volllommene, fondern auch unvoil⸗ Rra kom⸗

a u Sei; 3. Hauptftüc

Föinmee Schwefelſaure (6. 966: die ſich aber mit ber ‚Zeit an der luft in die erftere verwandelt.

5. 968. Nah Herrn Berthollet nehmen 69 Theile Schwefel beym Verbrennen 31 Theile Sauer: ſtoff auf, und- bilden damit 100 Theile wafferfrene Schwefelſaͤure; indeffen ift nr Beſtimmung noch nicht ganz genau genug.

Lavoifier traité element. ©, 66. 72. 240. Berthollet über bie,

ae; in Crells bem. Annalen. 1789. B.1.©.

EWendeſſelben Mine ne Verſuche über die

* ——— ebendaſelbſt 1790 ©. 457. ff. $.:969. Die Schwefelfäure “(Acidum fulphu-. ricum, . Acide fulfurique), die man, fonft auch Ok: triolfäure (. Acidum vitrioli, vitriolicum ) nennt, iſt alſo das: gefättigte Product aus der Verbindung des ſeines Brennſtoffes beraubten Schwefels mit dem Sauerſtoffe. Man gewinnt fie im Großen eben- falls durchs Verbrennen des Schmefels. Die con: centrirte Schwefelfäure führt im Handel‘ auch den Namen des PVitriolöhle (Oleum vitrioli), Mar’ bereitet. dieſe concentrirte Schmefelfäure auch durch Deitillation aus dem grünen Vittiole, der die Ver- bindung derfelben mit Eifen ift, nachdem man ihr duch Brennen big zur rothen Farbe von feinem vielen: Kryſtallenwaſſer 859.) befreyet hat. 9. 970. Das Vitrioldhl ift eine ſehr ſtarke Saͤu⸗ re; es brennt und aͤtzt in die Haut ein. m reinen Zuftande iſt e8 farbenlos und geruchlos; es wird aber durch leicht verbrennliche Dinge des Thier⸗ und Plan: zenteichs ‚mehr oder weniger braun und ſchwefligt tie⸗ * wie das verkaͤufliche gewoͤhnlich iſt. Sein ei—⸗

gen⸗

Schere einfache Stoffe u. ihre Berbindungen. 629

genehlimliches Gewicht geht von 1,800 bis 2,000. Es ift ziemlich) feuerbeftändig und erfordert zum Sie- den eine ftarfe Hiße. Eben deshalb läßt fich ſchwaͤ— cheres Vitrioloͤhl durch Abdunſten des Wäfferigen ftär- “fer machen. Das ftärffte Vitrioloͤhl enthält indeſſen immer noch Wafler. Mit Waſſer vermiſcht, erhißt es fich fehr ſtark. |

$. 971. Die Schwefelfaure liefert mit den Alfa- lien und alfalifchen Erben eigenthümliche Neutral: und Mittelſalze. Wir merfen hier das fehwefelfaure Ge: wächsal£ali (vieriolifirter Weinftein), das ſchwefel⸗ faure Mineralalkali (GBlauberfals), die ſchwefelſau⸗ re Kalkerde (Gyps oder Selenit), die fchwefelfaure Scwererde (Schwerfpath), die fehwefelfaure Talkerde (Bitterſalz) und die fchwefelfaure Thon: erde (Alaun).

$. 972. Der Schmefel ift eines verjchiedenen

Grades der Säurung (Oxygenarion) fähig ($. 872.). In der Schwefelfäure ift er mit Sauerftoff gefärtigt oder faft gefättigt, und fie wird daher als vollfomme: ne Säure angefehen; ben einem mindern Gehalte an Sauerftoff liefert der Schwefel eine Säure von an- derer Natur und andern Eigenfchaften, die als un: vollfommene Schmwefelfäure anzufehen ift, und [bie ih Khwefligee Säure (Acidum fulphurofum, Acide Julfureux) *) nenne. |

*) Synonyma: phlogiftifirte Vitriolfäure ( Acidum witrioli phlogifticatum), flüchtige Schwefelfäure (Acidum [ulphu-

fluchtige Vitxxiolſaͤure (Acidum vitrioli ve-

$. 973. Man erhält viefe fchmefligte Säure

beym ſchwachen Verbrennen des Schwefels, mobe) RR,

/

630 IE Thell. 3. Hauptſtuͤck. er mit einer blauen Flamme verbrennt. Die Säure, die ſich hierbey bilder, iſt weit ſchwaͤcher an Aciditaͤt und ſehr flüchtig, wie ſchon der erſtickende Geruch zeigt, der ſich bey dieſem Verbrennen aͤußert, ſo daß ſie bey dem Ausſchluſſe der Seuchtigfeit fogar in Gas: form erfcheint. ° °- |

$. 974. Man gewinnt diefe fchwefligte Säure auch, wenn man zu der Schwefelfäure einen Körper feßt, der durch feine Anziehung zum Sauerftoffe dem Schwefel einen Antheil davon entzieht. Bringt man etwas Baumoͤhl mit dem Vitriolöhle zufammen, fo erzeugt fich fogleich ſchwefligte Säure, und es verbreitet fich ein Geruch, wie dom brennenden Schwefel. Eben Dies gefchieht, wenn man eine gluͤhende Kohle in Bi: trioloͤhl ablöfcht. In beyden Fällen entzieht der Koh⸗

lenſtoff der Schmwefelfäure einen Antheil Sauerftoff, wWwobey fich dann zugleich kohlenſaures Gas erzeugt.

6. 975. Am reinſten erhaͤlt man die ſchwefligte Säure durch Aufloͤſen verſchiedener Metalle im Vi— triolöhle vermittelſt der Siedhitze. Man ſchuͤtte zu dem Ende gleiche Theile Queckſilber und Vitrioloͤhl in eine glaͤſerne Retorte, die mit der pneumatiſchen Queck⸗ ſilberwanne in Verbindung iſt, und erhitze das Ge⸗ menge im Sandbade bis zum Sieden. Das Queck— filder entzieht in diefer Hitze der Schmwefelfäure von ihrem Sauerftoffe und wird dadurch verfalft; bie Schroefelfäure hingegen verwandelt fich in ſchwefligte Säure und geht in Gasform in die Vorlagen über.

$. 976. Dieſes Gas heißt ſchwefligtſaures Bas (Ges fulphurolum, Gaz acide fulfureux),*) Es

iſt

1

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 631

iſt ſpecifiſch ſchwerer, als atmoſphoͤriſche $uft CI. oben ©. 253.). Es hat einen erftidenden Geruch) und ſchwach⸗ ſaͤuerlichen Geſchmack, iſt irreſpirabel, und unfaͤhig, das Verbrennen zu unterhalten. Es laͤßt ſich nicht vom Waſſer ſperren, ſondern dies ſaugt es ein, oder eigentlicher, es zerſetzt es, und entzieht bie ſchwefligte Säure dem Wärmeftoffe. |

) Synonvma: vitriolſaure Suft (Asr acidus vitrioliens )y Schwefelluft, Schwefelgas (Aör fulphureus, Gas [ul« phureum). u

6. 977. Das Mafler, welches die ſchwefligte

Säure aufgeldf’t Hat, iſt nun als liquide ſchwefligte Saͤure anzuſehen. Es beſitzt den ſchwefligten Ge⸗ ruch und einen fäuerlichen Geſchmack. Es roͤthet zwar den Violenſyhrup, zerſtoͤrt aber doch ſeine Farbe endlich ganz. Die Tinctur der Roſenblaͤtter und meh⸗ rere Pigmente verlieten dadurch ihre Farbe gaͤnzlich. Hierauf gründet ſich auch das Schwefeln der Seide, um ſie weiß zu machen.

4. 978. An der $uft nimmt die ſchwefligte Saͤu⸗ ze nach und nach wieder mehr Sauerſtoff aus der Le⸗ bensluft an, verliert ſo ihre charakteriſtiſchen Merk— male und wird wieder zur Schwefelſaͤure.

5. 979. Waſſer und Schwefel haben keine wech⸗ ſelſeitige Wirkung auf einander, und es ſcheint nicht, daß der Schwefel für ſich, auch in höhern Tempera: turen, das Waſſer zerlegen konne. Der Sauerftofl iſt alſo dem Waſſerſtoffe näher wertvandt; als dem Schwefel. |

Kar. | 6. 980.

632 A. Theil. 3. Hauptſtuͤck. F

. 980. Stickſtoff und Kohlenſtoff Haben auch keine bemerkbare Verwandtſchaft zum Schwefel; der

Waſſerſtoff aber kann damit Vereinigung eingehen, wie wir gleich weiter anfuͤhren werden. |

$. 981. Ein vorzügliches Aufloͤſungsmittel für den Schwefel ſind die Alfalien, fo wohl auf naffem, als auf trocknem Wege. Wenn man gleiche Theile äßendes Gemwächsalfali oder Mineralalfali und Schwefel in einem bedeckten Tiegel ben mäßigem Feuer ſchmelzt, jo erhält man ein Gemiſch, das nach dem Erkalten eine leberbraune Farbe hat, und fo lange es trocken bleibe, geruchlos ift, beym Anfeuchten aber fogleich einen Geruch wie nad) faulen Eyern entwidelt, an der Luft zerfließt, und fich völlig im Waſſer mit gold⸗ gelber Farbe aufloͤſ't. Dieſe Verbindung heißt Schwe⸗ felleber (Hepar ſulphuris). Ich nenne ſie in der methodiſchen Nomenclatur Schwefelalkali (Alcali fulphuratum, Sulfure d’alcali).

$. 982. Wenn man zur Auflöfung des Schwefel:

alfali in Waſſer eine Säure fchätter, fo wird wegen der nähern Verwandtſchaft bes Afalt zur Säure ber Schwefel gefchieden, und zwar in Geſtalt eines zarten weißen Pulvers, das man Schwetelmilcy (Lac fulphuris, Magifterium fulphuris ) nennt. Beym Zufaße der Säure zum Schwefelalkali wird der ‚übele Geruch, den bie Auflöfung des leßtern ſchon ‚bat, noch viel unerträglicher und ftärfer. Xenver man trodenes Schwefelalfali an, fo entfteht ein Auf- Sbrrauſen das bey der Vermiſchung der Saͤure mit der we. waͤſſe⸗

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 633

wäfferigen Auflöfung des reinen Schwefelalkali in der Kälte nicht wahrzunehmen ift. Jener Gerud) rührt von der Entwidelung und Verbreitung eines eigenen Gas her, das eine nähere Betrachtung verdient.

$. 983. Man nehme friich bereitetes, gepulver⸗ tes Schwefelalfali, ſchuͤtte es in eine gläferne Tubu: latretorte, die im erwärmten Sandbade liegt, und deren Hals mit dem prneumatifchen Apparate in Ber: bindung ift; man gieße darauf verbünnte Schwefel- fäure, und bringe alles nad) und nad) zum Kochen. Bedient man fich hierben der mit Wafler gefüllten Wanne, fo ift,es sur, wenn das Wafler darin warm ift. |

$. 984. Diefes fo eshaltene Gas heit fchwefels baltiges Waſſerſtoffgas (Gas hydrogenium fulphu- ratum, Gaz hydrog£ne fulfure). “) Es unterfchei- det fich durch einen fehr unangenehmen Geruch, iſt ierefpirabel, loͤſcht ein hineingebrachtes Licht aus, iſt aber felbft entzändlih, und brennt in Vermiſchung oder Berührung des Sauerftoffgas nad) der Entzüns dung; auch durch den electrifchen Funken läßt es ſich ‚anzünden, wenn es mit Sauerſtoffgas vermifcht if. Wenn man das Gas mit lebensluft zufammen in ei- nem Glaſe genau verfchließt und ftehen läßt, fo fin- det man nach .einiger Zeit Das fchmwefelhaltige Waſſer⸗ ſtoffgas zerfeßt, und einen dünnen Ueberzug von Schwefel an den Wänden des Gefäßes.

*) Synonyma: tifches on Schwefelleberluft (Gas he- paticum, Aör ee

5. 985.

634 ° TE. Shell. 3. Hauptſtuͤck.

$. 985. Kaltes Waſſer faugt das fchwefelhaltige Waſſerſtoffgas nach und nad) ein und erlangt davon den Geruch und Gefchmad des leftern. Das damit geſaͤttigte Waſſer fommt mit den fo genannten Schwe: fe waſſern oder Schwifelbädern (Thermae hepati- cae) überein, dergleichen das Aachner ift,' und man fann vermittelft ver Parferfchen Glasgeraͤthſchaft ($. 611.) diefe Waſſer Fünftlih nachahmen. An. der $uft werden diefe Waſſer trübe, und eg fcheidet ſich Schwefel daraus ab; fie machen den Veilchenſaft grünlich; fie trüben das Kalfwaffer nicht, außer wenn fie zugleich Kohlenfäure enthalten; fie verlieren durchs Kochen ihren Geruch und Geſchmack und ihren

Schwefelgehalt.

| $. 986. Die Baſis des jeßt befchriebenen Gas ift brennbarhaftiger Wafferftoff und Schwefel. Dur) die Verbindung des Schmwefels mit Alfalien und alfa> lifhen Erden erhäft nämlich derfelbe das Vermögen, das Waffer durch Anziehung des Sauerffoffes zu zer: feßen, was er für ſich allein nicht vermag ($. 979.) So mie alfo Schmwefelalfali mit dem Waffer in Be- ruͤhrung fommt, fo entzieht es ihm Sauerftoff, ber ‚mit einem Theile des Schmwefels zur Schwefelfäure ‚wird, die mir der alfalifchen Subftanz in Verbindung ‚geht, während der Brennftoff diefes zur Schwefel: ſaͤure werdenden Schwefels an den Warfferftoff tritt. Dieſer fren merdende Wafferftoff des Waſſers nimmt einen Antheil Schwefel auf, und bildet Damit die Ba- ſis unferes Gas, bie aber von dem fren, gewordenen Antheile des Alfali zuruͤckgehalten und erſt beym

Sufaße

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 635

Zufaße einer Säure und durch Huͤlfe der Wärme daraus frey wird und ale Gas entweicht. Wenn auf das trockene Schwefelaffali eine verduͤnnte Säure gegoffen wird, fo ift es nur das Waſſer der Säure, was unfer Gas bilden Hilft, und die Säure trägt wei: ter nichts ben, als daf fie die Bafis des Gas vom Al- fali, wovon fie aufgelöf’t wird, entbindet. Die Zerfeßung des fehwefelhaltigen Waſſerſtoffgas durch) Sauerſtoffgas läßt fih daraus erflären, daß ver Waſſerſtoff und der Sauerftoff fid) dabey anziehen und Waſſer bilden, wobey der Schwefel nieberge- fchlagen wird. Eben dies ift der Grund, warum das Waſſer, welches fhmefelhaltiges Wafferftoffgas auf- geloͤſ't enthält, an der freyen $uft Schwefel fallen läßt. 2

$. 987. Das im Waſſer aufgelöf’te Schwefel alkali erfährt beym Zuteitte der freuen luft eine ganzs liche Zerfeßung; die vorher Flare Auflöfung wird truͤ⸗ be, es fchlägt ſich Schwefel nieder, und die übrige auge enthält endlich nocdbloß ſchwefelſaures Alfalt mit mehr oder weniger fohlenfaurem verbunden. Auch das trockene Schwefelalkali verwittert an der freyen $uft und verliert alle feine eigenthuͤmlichen Eigen⸗ ſchaften, ſo daß endlich bloß ſchwefelſaures Alkali mit mehr oder weniger kohlenſaurem Alkali und Schwefel vermengt, uͤbrig bleibt.

4. 988. oͤßt man Schwefelalkali in einer Schaa⸗

- fe unter einer mit Sauerſtoffgas gefüllten und mit

Waſſer geſperrten Glasglocke fiehen, jo finder | da

656 TE Theil. 3. Hauptſtuͤck.

Daß das Sauerfloffgas nach und nad) verſchwindet, waͤhrend das Schwefelalfali Die vorhin angezeigten Veraͤnderungen erfährt. Eben; wegen diefer Wirkung des Schwefelalfali auf die lebensluft bediente fich Scheele verfelben auch als eubiometrifches Mittel ($. :850.). Hr. Guyton (Morveau) hat neuerlid) die Anwendung des Schmefelalfali. dazu von neuem em: pfohlen und die WVerfahrungsart dabey. vortheilhaft

abgeändert. ea); In Grens neuem Journ. d-Phpf. 8. Br f.

5. 989. Der Grund ber wechſelſeitigen Einwir⸗ fung des Schwefelalkali und des Sauerſtoffgas liegt in der Anziehung des Schwefels zum Sauerſtoffe, und des WWafferftoffes zu eben demfelben, und es ift hier- aus leicht zu erflären, warum das Schwefelalfali mic der Zeit zum fchmwefelfauren Alfali werden fan. Ein ‘anderer Grund von der Zerftörung der Schwefelleber in der atmofphärifchen fuft ift in der Kohlenfäure zu ſuchen, die ſich in feßterer findet, vom Alkali nad) "und nad) angezogen wird, und es Fohlenfauer macht, wodurch es nun unfähig wird, den Schwefel aufge: "Töf’e zu erhalten, der ſich alfo niederfchlagen muf.

...$ 990. Die Verwandlung der Schwefelfäure in ſchwefligte Säure durch die oben ($. 974. f.) an: gegebenen Mittel ift fchon eine Zerfegung derſelben, aber nur eine unvollfommene. Soll derfelben aller "Sauerftoff entzogen und folglich der Schwefel daraus - wieder dargeftellt werden, fo ift erforderlich, daß der ——— durch deſſen ſtaͤrkere Anziehung zum

Sauer⸗

|

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 637

Sauerftoffe diefe Zerlegung. vorzüglich bewerfftellige iverden kann, im der Temperatur der Glühehige dar⸗ auf wirken koͤnne, und daf folglich die Schwefelfäure ſo fixirt fey, um diefen Grad der Hiße ertragen zu koͤnnen. Das legtere ift der Fall, wenn fie an ein feuerbeftändiges Altali oder an eine Etde ‚gebunden ift.

$. 991. Wenn man demnad) gleiche Theile feuer- beftändiges Alkali und ſchwefelſaures Gewaͤchsalkali mit dem vierten Theile des Gewichts des Ganzen Koh- fenftaub innigft vermengt, und in einem bedeckten Schmelztiegel ſchmelzen läßt; fo erhäft man wirklich Schwefelalkali, aus dem man nad) dem Auflöfen im Waſſer und Durchfeihen, ven Schwefel durch eine Säure fällen kann.

$. 992; In diefem Progeffe nimmt die e Rofle bey | der Temperatur des Gluͤhens, kraft ihrer ftärfern Ver; wandtfchaft, den Sauerftoff. der Schwefelſaͤure in fich, und entweicht als fohlenfaures Gas, während ihr Brennftoff wieder zum Schwefel gehts, der wiederher⸗ geſtellte Schwefel geht mit dem Alkali in Verbindung, wodurch er nachher durch eine Säure nieder geſchie⸗ den werben fanın.

» 6.993. Auf diefen Uebergang der Schwefel: faure in Schmefel durch glühende Kohle gruͤndet ſich auch: die Entſtehung des bononiſchen Leuchtſteins (Phosphorus bononienfis) aus Schwerſpath, an welchem Vincenzo Eafciarolo die leuchtende Eigen: ſchaft zuerft beobachtete. Man macht Schwerfpath in einem Schmelztiegel erſt rothigluͤhend, reibt ihn

dann

638 II. Theil. 3. Hauptftüd.

dann in einem fleinernen oder gläfernen Mörfer zu einem feinen Pulver, vermengt dies mit etwas. Tra⸗ ganthfchleim, bildet daraus dünne Scheiben-und aller: len Figuren, die man trodfnet, und dann zwiſchen Kohlen in einem gut ziehenden Windofen ftarf glühet und fie nach verzehren Kohlen herausnimmt. Sie leuchten im Dunfeln, wenn man fie vorher eine Zeit lang am Tageslichte liegen läßt. Ihre leuchtende Kraft

"verliert fich, mit der Zeit. Beym Befeuchten mit

%

Waſſer äußern fie einen Geruch nach ſchwefelhaltigem

Waſſerſtoffgas. Es iſt mir hoͤchſt wahrſcheinlich,

daß dieſes feuchten ein ſchwaches Verbrennen des Schwefels fen, der in diefem Prozeſſe aus der Schwer felfäure gebildet wird und mit der Schwererde in Bereinigung ift, in welcher Bereinigung er weit geneig- ter ift, als für fich allein das Sauerfloffgas zu jer- feßen. Die Entwickelung des Wärmeftoffes ift hierbey für die einzelnen Augenblicke der Beobachtung zu unbe- trächtlich, als daß fie wahrgenommen werben fönnte.

$. 994. Eine gleihe Bewandtniß hat es auch mit Cantons Kichtmagnet oder Phosphorus, den man am ficherften fo verfertigt, daß man gleiche Theile Aufterfchaalen und Schwefel aufs innigfte und feinfte vermengt, und in einem bedeckten Schmelztiegel einige Stunden lang in der AWeißglühehiße erhält. Die zufammengebadene weiße Maſſe zerbricht man im Heine Stuͤcke und ſchuͤttet ſie in eine trorfene Glas: zöhre, die man gut verftopft. Man findet die Maffe im Dunfeln leuchtend, wenn man fie vorher dem Ta- geslichte eine kurze Zeit ausgefeßt hat. $. 995.

=

Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. 639

6.995. Endlich gehört hierher noch Hombergs Pyrophor oder Luftzunder, der fid) an der freyen $uft, zumal, wenn. diefe feucht ift, von ſelbſt entzun: det und- mie einem Schmwefelgeruche abbrennt. Man nimmt fünf Theile gebrannten Alaun und einen Theil feines Kohlenpulver, vermengt es aufs genauefte, ſchuͤttet/ es in eine Heine.irdene Slafche mit einer engen Muͤndung, fo daf fie etwa bis zu zwey Drittel ange: fülle wird, umfchüttet fie bis an den Hals in einem Tiegel mit Sande und ftellt diefen ins Feuer. Man erhißt alles ftufenweife pis zum Gluͤhen der Slafche. Es bilder ſich nun Schwefel, der ſich fublimirt und an der Mündung der Flaſche mit einer,blauen Slam: me brennt. Wenn man die. Slamme an der Muͤn⸗ dung nicht weiter wahrnimmt, ſo iſt der Pyrophor fertig. Man verſtopft die Flaſche erſt mit einem gut paſſenden Thonſtdpſel nimmt den Tiegel aus dem Seuer, und wenn die Flaſche mehr erfaltet we ver: ſchließt man fie. mit einem. Korkftöpfel recht feft.

$. 996. Wenn man von dem gut Pyrophorus etwas auf Papier ſchuͤttet, ſo erhitzt er fi), zumal beym Anhauchen, und fängt dann ganz von felbft Feuer. Er verbrennt unter einem ftarten fchwefligten Geruche. In nicht - gut verwahrten Gefäßen verliert er ‚feine ‚Gespennzbebiitiei mit der Zeit.

$. 997. Es iſt durch Berfuche daß der Alaun nur in ſo fern Pyrophorus gebe, als er Gewaͤchsalkali enthaͤlt, und daß die Thonerde nichts dazu

640 UII. Theil. 3. Hauptiſtuͤck.

dazu beytrage. In der Gluͤhehitze zerſeßt nun die Kohle die Schwefelſaͤure des Alauns und wird zum kohlenſauren Gas, welches austritt; die Schwefel⸗ ſaͤure wird zum Schwefel, der ſich verfluͤchtigt und verbrennt. Das Gewoͤchsalkali, das bey allem ver- Fäuflichen Alaun if, fixirt indeffen einen Antheif _ Schwefel und hält ihn zuruͤck, zumal da die Caleina⸗ tionshiße nicht‘ bie zum gänzlichen Verfliegen alles Schwefels hinreiht; ferner bleibt die uͤberfluͤſſig zu: gefeßte Kohle ebenfalls übrig. Die Theile des Pyro⸗ phors ſind demnach hoͤchſt trockenes, aͤtzendes Ge⸗ waͤchsalkali, Schwefel, Kohle und Thonerde. An der feuchten fuft zieht das erſtere ſchnell Feuchtigkeit an, erhitzt ſich damit, und dieſe Hitze iſt hinteichend, den Schwefel zur Entzuͤndung zu bringen, da er ohne dies ben ſeiner Verbindung mit alkaliſchen Subſtan⸗ zen zur Zerfeßung des Sauerftoffgas meit mehr ge- neigt iſt; diefe Entzündung des Schwefels im Ppro- phor pflanzt fich zu den Damit vermengten · Kohlenthei⸗ len fort. | | | |

Stickſtoff und deffen Verbindung mit Sauerflofe

$. 998. ‚Die. ponderabele Bafis des Stickgas, deſſen wir fchon in dem Vorhergehenden ($. 829.), als Ruͤckſtand der atmofphärifchen luft, deren Sauer: ftoffgas durchs Verbrennen einer verbrennlichen Sub— ſtanz zerſetzt worden ift, erwähnt haben, heißt Stick: Hoff (Azotum, Azoce), *). Erift: für fich nicht Yasftellbar, und bis jeßt unzerlagt. Ben der Tempe⸗ ratur

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 641°

ratur und dem Drucke der fuft, moben wir leben, . erfcheint er in Verbindung mit dem Wärmeftoffe gas; förmig, als Stickgas. I

. *) Spnonyma: Salpeterftoff, Salpeterfäurefofl

$. 999. Das Stidigas ſelbſt unterfcheiber ſich von andern Gasarten ſehr charakteriſtiſch. Es dient weder zur Reſpiration für Thiere, noch zur Unterhal: tung des Verbrennens. Es iſt unentzuͤndlich; ge— such: und geſchmacklos; wird weder vom Waſſer noch von alfalifhen Slüffigfeiten eingefogen; und ift etwas weniges ‚fpecififch leichter, als atmofphärifche tuft (S. 253.). In der Armofphäre macht es bey weitem den gröfeften Antheil aus. Es finder fich auch i in der Schwimmblaſe der Fiſche.

$. 1000. Der Stickſtoff macht einen Grundſtoff ſehr vieler Koͤrper des Pflanzenreichs, und beſonders des Thierreichs aus. Mit dem brennbarhaltigen Waſſerſtoffe bilder er zuſammen das Ammoniak (9. 885.), das nad) Berthollet aus beynahe 0,4 Theis len Stidftoff und o,ı Theile XBafferftoff zufammen- | gefeßt ift. Das bey der trockenen Deftillation und bey der Faͤulniß thierifcher und vegetabilifcher Dinge zum Vorſcheine fommende Ammoniak ift erft ein Product aus diefen genannten Grundftoffen. Beym Berbren: nen des Ammoniafgas mir Sauerftoffgas ($. 885. ) erhält man daher auch Waſſer und Stickgas.

$. 1001. Der Stidftoff ift eine fauerbare Sub: ftanz; er ift der Verbindung mit Sauerftoff fähig und liefert Damit * den verſchiedenen Graden der Ss Auf⸗

2 TE Dheil. 3. Hauptflüd.

Aufnahme des‘ Sauerſtoffes verfchiebene Produete, Die gefättigte Verbindung des Sticftoffes mit dem

Sauerſtoffe giebt die Zalpeterfäure; die minder gefätz

tigte conflituirt die‘ unvollfommene Galpeterfäure, die ich falperrigte Säure nenne; ein noch minderer ‚Grad der Dridirung macht die. Bafis des Salpeter: gas, und. der mindefte die fe Bf 8 des ſauerſtoffhal⸗ tigen Stickgas.

Lavoiſier traitò lm. T. 1. ©, 78. ff.

6. 1002. Die Salpeterfiure '(‚Acidum nitri- cum, de. nierique ) macht einen Beftandtheil des Sal- peters aus, worin fie mit dem Gemwächsalfali zum Neutralſalze verbunden ift, und man Fann fie vermit- telft der Schwefelfäure, die eine nähere Verwandtſchaft zum Sewächsalfali hat, daraus austreiben. Nenn man nämlich Vitriolöhl auf Salpeter gießt, fo ent: ſteht ein Aufbraufen und Erhißung, und es wird fo: gleich eine Menge eines rothgelben fcharfen Rauchs entbunden, der ſich durch Deftillation zu einer fropf: baren Släffigfeit verdichten läßt. Die hierben geſam⸗ melte Säure heißt auch rauchender Sa perergeift (Spi- ritus nitri fumans Glauberi). Ihr eigenthümlicheg Gericht ift bis 1,593; fie ſtoͤßt ben Berührung der $ufe rörhlichgelbe Nebel aus, womit aud) der übrige Raum in den Standflafchen, worin man fie aufbe; wahre, erfüllt if. Sie zieht Feuchtigkeit ftarf an;

erhitzt fi) bey der Vermiſchung mit Waſſer, wobey ‚die Entmwidelung der röthlichen Nebel noch weit Haus figer wird, Bey dieſer Verduͤnnung mir Waſſer wird

R fi

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. "643

ſie erft grün, ben noch mehrerm 'zugefeßten Waſſer blau, und zuleßt verſchwindet alle Farbe.

. 1003. Die gelbe oder rörhliche Farbe, und die Eigenfchaft, vröthlichgelbe Nebel auszuftoßen, fommen der vollfommenen Salpeterfäure, als folcher, nicht zu, fondern feßt ſchon eine Modification derfels ben voraus und rührt von minder vollfommener Salpeterfäure ber, : Wenn man daher die rauchende ‚Salpeterfäure aus einer gläfernen Netorte im Sands bade ben ganz gelindem eure nochmals deflillirt, fo erhebt fich der rauchende Theil zuerſt, und der Ruͤck— ftand verliert endlich alle feine Sarbe und feine raus - chende Beichaffenheit. Eben jo wird. diefe flüchtigere sauchende Säure bey der Verwuſchung mit Waſſer von der uͤbrigen volllommenen Saͤure geſchieden, und die farbenloſe verduͤnnte Saͤure iſt nun als die reine volllommene Salpeterſaͤure anzuſehen. Die ver— duͤnnte Salpeterſaͤure heißt auch Scheidewaſſer (Aqua fortis ):

$. 1004. Die Safsererfiute unterfcheibet ſich von der Schwefelſaͤure durch einen eigenen Geruch, durch ihre Fluͤchtigkeit, durch ihre große Schärfe ges gen organische Theile. - Sie faͤrbt Haut, Haare, Seide, u. dergl., dauerhaft gelb. Die mir der voll fommenen Salpeterfäure bervorgebrachten Neutral⸗ und Mittelfalje zeigen am beiten, ihren Unterſchied von andern Säuren. Sch nenne von diejen nur das ſalpeterſaure Gewachsalkali (gemeiner Salpeter)

und die ſalpeterſaure Ralkerde ( Mauirſalpeter). Ss 2 $. 1005,

64 TE Theil. 3. Hauptſtuͤk.

6. 1005. In der Natur erzeugt ſich die Salpe⸗ terſaͤure bey der Verweſung organiſcher, beſonders thieriſcher Subſtanzen, aus dem Stickſtoffe derſelben und dem Sauerſtoffe, und die erzeugte Salpeterſaͤure tritt mit der Kalkerde der Dammerde, worin die Ver⸗ weſung geſchieht, zuſammen, und bildet fo den Mauerſalpeter (9. 1004.).

$. 1006. Der rauchende, roͤthlich gefärbte, An: theil, der fi) aus dem rauchenden GSalpetergeifte durch Erhißung abfondern läßt ($. 1003.), fi nur ſchwer zur liquiden Fluͤſſigkeit verdichtet, fehr flüchtig iſt, fchon in der gewöhnlichen Temperatur roͤthlichen Dampf und Nebel bildet, und nicht die Acidität hat, als die vollfommene Salpeterfäure, ift als unvollfom: mene Salpeterfäure anzujehen, die ich falpetrigte Säure (Acidum nitrofum, Acide nitreux') nenne ($. 1001.). Sie ift in defto größerer Menge im zauchenden Salpetergeifte enthalten, ‚je rauchender das Vitrioloͤhl war, deſſen man fich zur Rn def- felben bediente.

$. 1007. Daf in ber fapeteigten Stüre die Taurefähige Grundlage mit weniger Sauerftoff verbun: den fen, als in der Galpeterfäure, erhellet aus meh: rern Erfahrungen. Wenn man nämlich Salpeter in einer gläfernen befchlagenen Retorte, die mit dem pneumatiſchen Apparate in Verbindung ift, glühen laͤßt, fo geht eine große Menge Sauerftoffgas über, und zulegt entwickeln ſich auch Dämpfe von falpetrig- ter Säure, wenn die Retorte dem Schmelzen gehoͤrig wider⸗

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 645

widerſteht. Die zuruͤckbleibende Salzmaſſe ſchmeckt altaliſch, läßt aber beym Aufgießen, ſelbſt von ſchwaͤ⸗ chern Säuren, wie von Eſſigſaͤure, die ſonſt die Sal⸗ peterſaͤure nicht austreiben, rothe Dämpfe fahren und: giebt falpetrigte Säure. Dffenbar wird hier der vol‘ fommenen Salpeterfäure durch das Keuer ein Ancheif Sauerftoff entzogen, der Damit als, Sauerftoffgas austritt, und die faurefähige Grundlage der Salpe: terfäure bleibt, mit weniger Sauerftoff und mit aufge: nommener Bafıs des Lichte oder Brennftoff verbunden, als falpetrigte Säure beym Alkali zurüd, bis auch, durch die anhaltende Hiße ein größerer oder geringerer Antheil derfelben ausgetrieben wird. Wenn vollkom⸗ mene Salpeterfäure ‚durch eine glühende gläferne Nöhre getrieben wird, fo liefert fie auch Sauerftoff- gas und falperrigte Säure. Endlich, wenn man un: gefärbte, concentrirte Salpeterſaͤure im einer recht durchſichtigen Retorte, die in Verbindung mit der pneumatiſchen Geräthfchaft ift, den Sonnenftrahlen ausfeßt, ſo entwickelt fih Gauerftoffgas und die rucftändige Salpeterfäure wird wieder gefärbt. Dunfle Wärme, ohne Sicht, bewirft biefe Veraͤnde⸗ sungen nicht, | $. 1008. Alle Körper des Thier⸗ und Gewaͤchs⸗ reichs zerſetzen die Salpeterſaͤure und entziehen ihr durch ihren Kohlenſtoff den groͤßeſten Antheil Sauer⸗ ſtoff, ſo daß ſie dadurch nun von anderet Natur und anderm Verhalten erſcheint. Ein gleiches thun auch ſehr viele Metalle, wie z. B. Kupfer, Queckſilber, Eiſen. Wird Selva inne darauf gefchürtet, fo | entſteht

646: 11: Thell. 3.Hauptftäck..

entſteht Erhitzung und Entwickelung von luftblaſen, die bey Beruͤhrung der atmofphärifchen $uft ſogleich : einen gelbrothen Nebel genen. Um dte hierben Statt findenden Veränderungen beffer beurtheilen zu können, wählen wir den folgenden Verfuch.

$. 1009. Man fülle eine Feine Entbindungsfla= ſche ganz mit Kuprer- oder Meffingdraht an, gieße verduͤnnte Salpererfäure, die aus einem Theile con centrirter Salpeterfäure und drey Theilen Waſſer ges macht ift, hinein, fo daß Feine atmofphärtiche Luft im Glaſe zuruͤckbleibt, und verbinde die Slafche gehörig mit der prreumätiichen Gerächihafl. Das Merall Iöf’e fih unter Aufbranfen in der Säure auf, und es tritt eine große Menge von luft durch die Seitenröhre der Slafche aus, die man auffängt, nachdem man die erften Portionen hat weggehen laffen.

6. 1010. Die erhaltene fuftart heißt Salpeter⸗ 38 (Gas nitrofum, Gaz nitreux). Es iſt farben: Ios, hat feine Spur einer Säure an fi, und roͤthet an fich die lackmustinctur nicht, loͤſ't ſich nicht in Waſſer auf, truͤbt das Kalfwaffer nicht, iſt hoͤchſt irrefpirabel, und verloͤſcht ein hineingebrachtes licht. Es verliert ſogleich ſeine Gasform, wenn es die atmo— ſohaͤriſche luft berührt, und verwandelt ſich in röch- lichgelbe ſaure Nebel, mie fie rauchender Salpeter⸗ geiſt ausſtoͤßt, und in Salpeterſaͤure, die vom Waſſer nach) und nad) eingefogen wird.

$. 1o1r. Wenn man umter einen Glacchlinder, der das Galpenegas ı mit Waſſer geſperrt enthält,

atmo⸗

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 647

atmofphärifche. Luft treten läßt, ſo entſtehen ſogleich xoͤthlichgelbe Nebel unter Erwärmung und eine Ver⸗ minderung des Volums beyder tuftarten; das Waſſer ſteigt in. dem Cyhlinder höher und wird nun zur ver⸗ Binnen Salpeterſaure. Wenn man beude luftarten ſolcher Geftalt An gehörigem Verhoͤltniſſe vermiſcht hat, fo bleibt endlich, bloß noch Das. Stickgas der at⸗ moſphaͤriſchen zuft uͤbtig. Man braucht gewoͤhnlich 16 Maafe atmoſphaͤriſche Luft, um 71 Di. Salpe; tergas völlig zu zerftören,

$. 1012. Wenn man flatt der atmofpharifhen fuft im vorigen Verfuche ($. 1011.) reines Sauer— ſtoffgas anwendet, fo. ift die Nöthung und Erhitzung weit beträchtficher; ‘und wenn beyde luftarten völlig rein waren, fo erfolgt, bey der Vetmiſchung derſelben im gehoͤrigen Verhoͤltniſſe, ein ganzliches Verſchwin⸗ den derſelben. Indeſſen ſind das Salpetergas und das Sauerſtoffgas ſchwerlich ganz von allem Stickgas rein zu erhalten, welches dann übrig bleibt. Man braucht etwa 4 M. Lebensluft zu 75 M. Salpetergas.

$. 1013. Die rothen Nebel, die in benden Er: fahrungen ($.. 1012.) entfiehen, find .falpetrigte Säure, die nah) und nad) in Salpeterfäure überacht und vom Waffer eingefogen soird. Aus Sauerftoff: gas und Safvetergas wird alſo Salpeterſaͤure, und jene benden $uftarten hören auf, zu feyn. |

. 1014. Es folgt aus allen diefen Erfahrun:

gen, daß das Galpetergas die Grundlage der Sal⸗ * | peter:

648 TI. Theil. 3. Hauptſtuͤck.

peterfaͤure enthalte, die durch Aufnahme des Sauer: ftoffes wieder zur Salpeterfäure wird; und daß alſo das Metall ben der Aufldfung in Salpeterfäure (€. ‚1009. ) einen Antheil diefer legtern zerfeße, ihr Sau- erftoff entziehe, dagegen Brennftoff abtrete, und fie dadurch in einen veränderten Zuftand bringe, wobey fie in der Temperatur unferer Armofphäre luftförmig ericheint, nicht mehr als Säure wirft, und andere Eigenfchaften zeigt. Bey Berührung des GSalpeter: gas mit Sauerftoffgas ziehen: fi) aber die Grundfagen beyder fuftarten an und bilden unter Entlaffung ih: es Wärmefloffes wieder Salpeterfäure.

$. 1015. Die Bafis des Galpetergas enthält alfo außer Brennftoff das Radical der Galpeterfäure; indeffen werden die folgenden Erfahrungen zeigen, daß fie daſſelbe noch nicht rein enthält, fondern noch felbft in Verbindung mit einem Antheile Sauerftoff, der aber nicht hinreichend ift, das Radical in den Zu- fland einer Säure zu bringen. Es wird alfo der Salpeterfäure durch das Metall ($. 12009.) nicht aller, fondern nur der größte Theil des Sauerftoffes entzogen, und die Bafis des Salpetergas befteht dem: nach aus Brennftoff, dem Radical der Salpeterfäure und etwas Gauerftoff.

$. 1016. Die Bildung der Baſis des Salpeter: gas ıft aber noch nicht der erfte Grad der Dridirung bes Radicals der Salpeterfäure, fondern es giebt noch einen niedrigern. Wenn man naͤmlich Salpe- tergas uͤber angefeuchtetem Eiſenfeil oder angefeuch—⸗ tetem

nn.

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 649

tetem Schwefelalkali ftehen laͤßt, fo erleidet es eine Verminderung feines Volums von etwa $ und er- langt ganz andere Eigenfchaften, als es vorher beſaß. Naͤmlich das nun noch ruͤckſtaͤndige Gas wird vom Waſſer eingeſogen; es wird durch Sauerſtoffgas nicht zerſetzt, und zerſetzt dieſes nicht; es bringt damit kei⸗ nen rothen Nebel zuwege; es brennt eine Kerze Darin mit vermehrtem Glanze, und ihr glimmendes Docht wird darin wieder von felbft zur flammenden Entzünz bung gebracht; brennender Phosphor, Schwefel und Kohle verföfchen aber, und Thiere erſticken darin,

Vom Salpetergas ſelbſt wird es nicht afficirt.

$. 1017. Man hat dieſes Gas, welches Prieft; ley ſchon unter dem Damen der depblogiftifircen Salpeterluft erwähnte, gasfoͤrmige azorifche Halb: fäure (Oxide d’azote gazeux) genannt. Ich nenne es fauerftoffbaltiges Stidgas (Gas azoto[um ), Bey feiner Enrftehung ($. 1016.) wird der Baſis des Salpetergas noch Sauerftoff entzogen, indeffen doch noch nicht aller, den fie enthält, und Dagegen noch mehr Brennftoff mitgetheilt ; und es bildet nun das Radical der Salpeterfäure, mit noch weniger Sauerftoff verbunden, die Bafis einer andern. vom Salpetergas verfchiedenen Gasart. Sonft. erhält man diefes Gas noch, auf verfchiedene andere Weiſe, wie z. B. dadurch, daß man ſalpeterſaures Ammo⸗ niak mit etwa dreymal ſo viel Sand vermengt, aus einer kleinen Retorte in Verbindung mit der pneuma⸗ tiſchen Geroͤthſchaft deſtillirt; gegen das Ende, der Operation kommt aber viel Stickgas. of

650 1... II Theil. 3. Hauptſtuͤck

BP Drieeps Verſ. u. Beob. über verſch. Gatt. der Luft, ©. 208, zo. "In. &, 16. 22. 126. 128. 133. Eben» Verſ. u. Beob. über verſch. Theile der Narurf Tb 1. &. go so Tb. 11. ©, 156. 165. 306. Ueber die Natur des von Hru Prieſtley fo genannten dephlogiftifirtem Ealpe eraas oder der „adförmtaen azotiſchen Halbiäure,

von J R. Deimanı, Trooſtwyk, Nieuwland, un Konmetnbusgh; in Grens neuem Journ. d. Phyſ B. .

. 243

% 1618. Das Radical der Salpeterfäure iſt alſo mehrerer Grade der Oxigenirung fähig (F. 1001.). Der erſte over niedrigfte Grad ift die Bafis des fauer: ftoffpaltigen Stidgas; der zweyte die Bafis des Sal— peiergas; der dritte die falpetrigte Säure; und der vierte und legte Die Salpeterfäure. |

9. 1019. Das Stidgas hat feinen Einfluß auf das Salpetergas, und bende Gasarten wirken nicht auf einarder. Eben jo wenig wirft Fohlenfaures Gas, Mafferitoffgas, fchmwefligtfaures und Ammoniafgas darauf. Weil alfo die gewöhnlichen irrefpirabeln $uftarten das Salpetergas nicht zerfeßen, und es nur Das Sauerftoffgas thut, und diefes dadurch auch feibft jerfeßt wird; fo hat matı eben das Salpetergas als ein unomerrif.bes Mittel zur Prüfung des Gehalts der atnrofphärifchen fuft an lebensluft vorgefchlagen und angewendet ($. 850.). Indeſſen gewährt dieſe Prüfungsart doch feine ftetigen und zuverlaͤſſigen Reſul⸗ tate, obgleich übrigens das Verfahren und die Werk— jeuge Dazu von Fontana und Ingenhouß gar ſehr bervollfommnet worden find.

| $. 1020. Meder die Kohlen noch der Schwefel jerfegen in der Kälte die Salpeterfäure, wohl aber in der Hihe und wenn die letztere recht concentrirt iſt,

obgleich

Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. 651

obgleich nur ſchwer und langſam. In Verbindung mit Waſſerſtoff zerſetzt aber ſo wohl die Kohle als der Schwefel die Salpeterfäure weit leichter: das eiftere beweiſen vegetabillſche und thieriſche Stoffe, wie 3. DB. Zucker, Dehle, u.a. m., die fhon im mäßiger Märme die Salpeterfäure in Salpetergas

verwandeln; das letztere wird durch ſchwefelhaltigeg

Waſſerſtoffgas dargethan, welches von concentrirter Salpeterfüure zerſetzt wird und dieſe fetbft jerfeht. =

- Ktr02R Die vbllige Zaſthang der Sahpeter⸗ |

inte und die Scheidung ihres Radicals kann durch Kohle in der Temperatur der Gluͤhehitze bewitkt wer⸗ den, indem die: Kohle in dieſet Hiße, wegen’ "ihrer nähern Verwandtſchaft zum Sauerſtoffe, dehfelben der Salpeterſaͤure ganz entzieht. Wenn aber die Salpeterfäure jur Temperatur der Gluͤhehitze gebracht werden ſoll, fo muß fie fixirt ſeyn, wie fi fie e es im Sk peter Gewaͤchsalfali iſt. -

6, 1022. Der Salpeter, der für fich allen: in der Hiße ruhig fließt, ; bringt ſogleich eine Ent zuͤn⸗ dung mit einem Geraͤuſche zuwege, wenn man ihn mit gluͤhender Kohle in Beruͤhrung bringt, oder ihn in gluͤhenden Fluß ſetzt und dann Kohle darauf traͤgt. Dieſe Entzuͤndung und Zerſetzung des Salpeters in der Hiße mit entzändfichen Dingen nennt t man bag Derpuffen ( Detoniatio 5 derſelben.

5. 1023. Nicht bloß die Kohle, ſondern der Schwefel, der ——— die mehreſten Metalle, und

62... IE Theil. 3. Hauptſtuck. und überhaupt alle entzündliche Körper bringen mit Auͤhendem Salpeter Verpuffen hervor.

£ 1024. Das Verbrennen der entzuͤndlichen Körper beym Berpuffen gefchicht weit febhafter und fehneller und mit weit ftärferm lichte, als forft in at⸗ mofphärifcherfuft, und ganz fo als in reinem Sauer: ftoffgas. Der Salpeter wird daben jerftört, und es bleibt nur das Gewaͤchsalkali deffelben übrig, das aber freylich durch die erzeugte neue Säure, zu wel cher der verbrennliche Körper- das Radical und Die Salpeterfaure den Sauerftoff hergaben, mehr oder mes niger verändert fen fan. . Wenn man daher auf Galpeter ,. der. in einem glühenden Tiegel im: Feuer fließt, Rohlenpulver fo lange -aufträgt, bis fein Verpuf⸗ fen mehr erfolge, fo bleibt das Gemächsaffali nur zum: Theil Eohlenfauer übrig, weil durch das Gluͤhen def feiben felbfi ein Antheil der, gebildeten Kohlenfäure wieder ausgetrieben wird. Wenn man fich ben die: fem Verſuche ftatt der Kohle des Schwefels be: dient, fo hat man ebenfalls eine lebhafte Verpuffung, and das ruͤckſtoͤndige Alfali iſt ſchwefelſauer. Der Schwefel iſt alſo auch in der Gluͤhehitze dem Sauer⸗ ſtoffe naͤher verwandt, als das Radical der Salpeter:

Rure.

6. 1025. Die Entzündung des Schiefpulvers ift ebenfalls eine wahre Verpuffung des Galpeters vermi:telft der dabey befindlichen Kohlen: und Schw : feltheile.. Die Güte deſſelben hänge von der Meinigs beit ber dazu erforderlichen Materialien, von der ges

nauen

Schwere einfache Stofeu. ihre Verbindungen. 653

nauen und innigen Vermenaung berfelben, und dem gehöriaen Verhältniffe derſelben gegen einander ab. Diefes Berhältnif der Ingredienzien deſſelben ift frey⸗ Sich nad) dem befondern Gebrauche, wozu das Pul- ver beſtunmt ift, verſchieden. Gewoͤhnlich befteht es aus 0,75 Salpeter, 0,16 Kohlen und 0,09 bis 0,10 Schwefel. Der Schwefel ıft.nöthig, damit das Pul, ver defto leichter Feuer fange.

$. 1026. Ein anderes hierher merk⸗ wuͤrdiges Gemenge iſt das Anallpulver (Pulvis ful- minans), welches das Beſondere hat, daß es, ohne eingeſchloſſen zu ſeyn, auch ſchon in geringer Menge, bey einer allmaͤhligen, bis zur Entzuͤndung des Schwefels gehenden Erhitzung, in einem Löffel über glühenden Kohlen, mit einem heftigen Schlage, ab: brennt. Man macht es aus dren Theilen Salpeter; zwey Theilen trockenen Weinſteinſalzes und einem Thei⸗ le Schwefel, die man recht fein zuſammenreibt.

$. 1027. Um nun beurtheilen zu koͤnnen, mas aus der beym Verpuffen des Salpeters zerfeßten Sal: . peterfäure wird, muß man daffelbe nochwendig in verfchloffenen Gefäßen in Verbindung mit der pneus matifchen Geräthfchaft unternehmen. Es dient dazu am beften ein Gemiſch aus einem Theile Kohlenpul⸗ ver und drey Theilen Salpeter. Den Zulaß von Schwefel muß man, wegen der fonft entftiehenden Heftigkeit der Erplofion, ganz vermeiden, Dan bringt von dem mäßig angefeuchteten Gemenge in das genau gefchloffene Ende eines Flintenlaufs, ſtampft

64 I. Dheil. 3.Haupiſtuck.

es feſt, legt diefes Ende zwiſchen Kohlen, und ben Flintenlauf ftarf geneigt mir feiner Mündung "unter den Trichter ver mir heißem Waſſer gefüllten Wanne bes pneumatifchen Apparats. So wie die Stelle, wo ſich das zu verpuffende Gemenge endigt, glühend wird, hebt die Verpuffung an, und verbreitet ſich nach und nad) durch die ganze Mafje mit heftiger und Häufiger Entwidelung von Gas. Nah Endigung. des Der: ſuchs findet man den Salveter im Flintenlaufe völlig zerfiört, und an feiner Stelle Fohlenfaures Gemäds: alfali mit mehr oder weniger unverbrannter Kohle; die übergegangene fuft beiteht aus fohlenfaurem Gas

und Stickgas. | | | $. 1028. Da die Kohfenfäure, die ſich hierbey bildet, nicht anders erzeugt werden fann, als daf die Kohle der Salpeterfäure den Sauerjtoff entzieht; da . ferner alle Salpeterfäure, hierbey verſchwindet und auch das Sperrwaſſer beym Verſuche nichts davon enthält; da ferner eine fo große Menge von Stickgas hierben zum Vorſcheine fommt: fo folgt, daß ver Stickſtoff das Radical der Salpererfänre oder ihr ſaͤurefaͤhiges Subſtrat ausmache. Da ſich dieQuan. titaͤt der bey dieſem Prozeſſe erzeugten Kohlenſaͤure und der dabey verzehrten Kohle beſtimmen läßt ‚% fann man aud) aus dem fchon befannten Verhältniffe bes Kohlenitoffes zum Sauerftoffe in der Kohlenjäure, und der Quantität des gefammelten Stickgas fehlies Ben, mie das Verhältniß des Sauerftoffes zum Stid: ftoffe in der im Salpeter befindlichen, hoͤchſt concen: trirten, Salpeterfäure ſey. Herr Lavoiſter beſtimm⸗ te

. Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbihdungen. 65 5

te bie Zuſammen ſetzung dieſer Salpeterfäure ſehr na⸗ | he aus 0,205 Stickſtoff und 0,795 Sauerftoff.- Lævoiſ ter traité éle mentaire, Ta II. S. 524. ff,

$. 1029. Der Stickſtoff iſt alſo das titteſthige Subſtrat der Salpeterſaͤure, und erſcheint nach Maaß⸗ gabe des Verhaͤltniſſes des damit verbundenen Sauer: ſtoffes in verfchiedener Form und Matur. Mit etiva vier Theifen Sauerftoff und ohne Brennftoff macht er Die Salpeterfäure, mit etwa drey Theilen deſſelben und etwas Brennſtoff die ſalpetrigte Säure, mit nahe ziven Theilen deffelben und mehr Brennftoff die Baſis des Salpetergas, und mit wenig mehr als. gleichen heilen Sauerftoff und.noch mehrerm Brennftoffe die Baſis des fauerftoffhaltigen Stickgas. Alles Sauer: ftoffes beraubt und mit Brennftoff gefättige, giebt das Radical der Salpeterfäure das Stiefgas,

$. 1030. Eine Beftätigung diefer Theorie. giebt ‚die Erfahrung, daß Salpetergas, durch einen glühens ben Flintenlauf getrieben, ſich ganz in Stickgas ver: wandelt, indem das glühende Metall hierbey den noch im Salpetergas befindlichen Antheil Sauerftoff ganz: lich in ſich nimmt und ‚dagegen Brenuftoff abtritt. Ferner erklärt ſich daraus die gänzliche Zerftörung des falpeterfauren Ammoniafs für ſich im Glühefeuer, und feine Verwandlung in Wafler und Stickgas; in: gleichen die Verwandlung des fluͤſſigen Ammoniafe in Salperergas, wenn es durch glühenden Braunftein in einet Röhre deſtillirt. |

Yeber

66 IL Theil. 3. Hauptſtuͤck. Te ES ie 4. 1031. Einen: fontHetifchen Beweis für die Miſchung ver Salpeterfäurg fann die Erfahrung von Cavendiſh geben, welcher zu Folge ein Gemiſch von fieben Theilen Sauerftoffgas und drey Teilen Stick⸗ gas in einer mit alfalifcher Sauge gefperrten Glasroͤhre durch häufig wiederholte electrifche Funken im Volum vermindert und die lauge falpeterfauer wurde. Frey: lich bleibt es hierben noch unentſchieden, was die elec- trifche Materie hierben ſelbſt bengetragen habe.

Ueber die Bermanblung eines Gemiſches der depbloaiftifirten Luft in Galpeterfäure dur Hülfe des ee u. * Grenbiins. in Grens Journale der I.

832. II. *

6. 1032. So viel ſcheint indeſſen als Thatſache ausgemacht zu ſeyn, daß die Natur bey der Verwe⸗ fung organiſcher Körper Stickſtoff, der ein Beftand: theil derfelben ift, mit Sauerftoff des Waſſers oder der Atmofphäre zur Salpeterfäure vereinigt, und diefe in fo fern ein Product der Verweſung genannt werden Fan. Daß aber Sauerftoffgas und Stickgas durd ihre Vermiſchung feine. Safpeterfäure geben, das hin⸗ dert die Verwandtſchaft ihrer refpectiven Grundlagen zu dem ABärmeftoffe, womit fie in ii Sasarten

/ vereinigt find.

$. 1033. Jetzt läßt fi) nun die Theorie des Ver: puffens nad) Dem aucivhlogiſtiſchen Syſteme leicht geben. Der Salpeter entwicelt ın der Glühehige Sauerſtoff⸗ gas ($. 1007.), welches das lebhafte Verbrennen ver ver:

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 657 verbrennlichen Subſtanzen verurfacht. In der dabey Statt findenden Temperatur bemächtigt fich die ver brennliche Subftanz des Sauerftoffes der Safpeterfäu- re gänzlich, ihr Radical, der Stickſtoff mit Brennftoff ° gefärtigt, wird frey und entmweicht als Stidgas und. fo wird die Salpeterfäure gänzlic) zerftört. Die gro⸗ Be Menge des Waͤrmeſtoffes, welche die Salpeterſaͤure auch im Salpeter noch gebunden enthält, und die nicht gänzlich zur Bildung der entſtehenden Sasarten ver endet wird, und der Brennſtoff der verbrennli⸗

chen Subſtanz, der vom Radical der Galveterfäure nicht alle aufgenommen werden kann, ift Urfach des Beym Verpuffen entftehenden ftarfen Feuers. Ei: gentlic) fann man aber die Erſcheinungen des Ver⸗

puffens nicht von der aus dem Salpeter entwidelten

gebensluft ableiten; und es ift nicht dieſe, fondern die

Salpeterfäure felbft, die, ehe noch ihr Sauerftoff

luftfoͤrmig entwickelt wird, durch denfelben die vers

brennliche Subſtanz in der Gluͤhehitze zum Verbren⸗

nen bringt. Uebtigens läßt ſich leicht Daraus erflären,

warum das Verbrennen derſelben vermittelft des Sal⸗

peters auch beym Ausfchluffe aller Luft in verſchloſſe⸗

nen Gefäßen Starthaben kann. In der überaus

fehnellen Verbreitung des Verbrennens durch Die Maffe

des Schiefpufvers im verfchloffenen Raume; in der -

Menge von Stickgas und kohlenfaurem Gas, die bar

ben fo plöglich erzeugt wird; in der über alle Be

rechnung großen Elafticität, welche dieſes Gas durch

die überaus große Menge des frey werdenden Feuers

erhalten muß; und in der Erpanfivfraft des legtern

E Tt im

658: 1. he 3. Hauptſtuͤk. | im Augenblicke feines Freywerdens, ift der Grunb ber fürchterlich großen Kraft zu fuchen, welche das Schief- pulver ausübt, -wenn es im verjchloffenen Raume entzündet wird ($. 566.).

Ben: I feinen ven Schelen, ©h © m il. 9 $ 1034. Beym Abbrennen des Knallpulvers ($. .1026.) ift es wohl gewiß, daß durchs allmaͤhlige Schmel⸗ zen deffelben aus dem Schmefelalfali, (zu Solge des im Salpeter und Alfali ‘befindlichen Waſſers,) ſchwefel⸗ haltiges Wafferftoffgas gebildet wird, oder vielmehr im erften Anfange feiner Entftehung begriffen ift und mit der aus dem Salpeter entbundenen febensluft ei- ne Knallluft macht.

Phosphor. Phosphorſaͤure. $. 1035. Der Phosphor (Phosphorus), den man, zum Unterfchiede von andern im Dunkeln (euch: tend erfcheinenden Körpern, auch Kunkelſchen oder Urin : Pbospbor nennt, ift eine einfache entzündli- he Subftanz, durchfcheinend,. weißlich von Farbe, etwas zähe von Conſiſtenz, und in einer Hiße, die noch nicht die Siedhiße des Waſſers erreicht, ſchmelz⸗ bar. Er ift beym Ausfchluffe der Luft in der Hiße - flüchtig und laͤßt fich überdeftilliren. Er madır ei- nen weit verbreiteten Grundſtoff in den organiſchen Körpern, befonders im Thierreiche aus, findet fich aber auc) im Wineralreiche, wie z. B. im Eifen aus

Sumpferzen, |

| $. 10306.

Schwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 659

6. 2036. Der Phosphor entzündet. fich beym Zutritte der atmofphärifchen luft oder des Sauerftoff: 98 bey einer. Wärme von 30 bis 32° R., und wird - darin zue Phosphorfäure (Acidum ‚phosphoricum, 4. phosphorique). Die Umftände, melde diefes Ber: brennen des Phosphor begleiten, find ſchon oben ($$. 827. 834.) befchrieben worden. Der Phosphor laͤßt ſich auch durch Reiben feicht in den zu feiner Entzuͤn⸗ dung nöthigen Grad der Wärme bringen. Auf die leichte Entzündlichfeit des Phosphors gründen fich übrigens die Turiner Zetzen, das Feu portatif und andere Spielwerfe. Zur Verhütung feiner Entzuͤn⸗ dung bewahrt man ihn in Waſſer auf.

6. 1037. Die Phosphorſaͤure (5. 1036.) un: terſcheidet ſich weſentlich von andern Saͤuren. Sie iſt feuerbeſtaͤndig; fie kann das Gluͤhefeuer verttagen, ohne ſich zu verfluͤchtigen, und ſchmilzt dabey zu einem durchſichtigen, an der luft wieder zerfließlichen, Glaſe. Sie bildet mit den Alkalien und Erden eigenthuͤmliche Neutral⸗- und Mittelfalze, von denen mir hier nur das phoephorfaure Ammoniak, das fi) auch im menfhlichen Harne findet, und die phospborjaure Zalkerde merken. Letztere ft im Waſſer unauflöslich und geſchmacklos und: bildet den größeften Theil der Rnochenaſche.

(. 1038. Durch bloßes Släßen für fich läßt die Phosphorfäure fi ſich nicht zerlegen und ihren Sauer: ftoff nicht fahren. Aber durch Hülfe des Kohlenſtoffes läßt fie ſch im Gluͤhen vr. indem der Kohlen:

zt2 ftoff

.

6 Ha 3. Haupiſtuͤck.

ftoff init dem Sauerſtoffe der Phosbhorſaͤure zur Koh: fenfäure wird, die in Gasgeftalt entweicht, und das Radical der Phosphorfäure mie dem Brennftöffe der Kohle gefättigt wieder Phosphor giebt. So beteitet man auch den Phosphor aus Phosphorfäure. und Kohlenſtaub durch Deſtillation.

$. 1039.° An der atmofphärifchen Luft entwickelt der Phosphor bey einer Temperatur, die nicht bis zu feiner Entzündung, reicht, auf feiner ganzen Ober: fläche einen fanften weißen Rauch, von einem knob⸗ [auchsartigen Geruche, der im Finſtern leuchtet. ‘Der Phosphor zerfließt dabey zu. einer fauern Fluͤſſigkeit. Die daben Statt findenden Umftände, die Erflärung des Phänomens, und die darauf gegrundere Aniven- dung des Phosphors zu einem eudiomerrifchen Mirtel find ſchon oben ($$. 847. 851.) angeführt worden.

$. 1040. Die faure Slüffigfeir, die fih ben die: fem Seuchten des Phosphors in atmofphärifcher fuft ‚bilder, ift unvollfommene Phosphorfäure, die ich durch den Itamen der phoephorigten Säure ( Aci- dum phosphorofum, A. phosphoreux ) ünterfcheide. Sie befigt einen Fnoblauchsartigen Geruch, ftößt in der Hitze einen weißen ftechenden Rauch aus und verwandelt ſich daben in vollfommene oder Phosphor: fäure, moben fi im Sinftern auch leuchten zeigt.

| $. 1041. Der Phosphor entzieht der Schwe- felſaͤure in der Hitze, der Salpeterfäure auch ſchon in te Ba den Sauerſtoff, und. wird Phosphorfänre,

Por | $. 1042.

Schwere einfache Stoffe ur ihre Verbihdungen. 661 $. 1642. Die Oehle, ſo wohl die fetten als die

ärherifchen, löfen den Phosphor auf und die Auf: lhoſung leuchtet im: Dunfeln. Ä

$. 1043. Mit Benhüfe der äßenden feuerbe- ftändigen Alfalien und der gebrannten Kalferde zer: feßt der Phosphor das Waſſer fehr leicht. Wenn man daher Phosphor mit einer Aßenden fauge des feuerbeftändigen Alfali Eocht, fo nimmt er ven Sau: erftoff des Waſſers auf und wird zur Phosphorfäure, die fich mit dem Alfalt verbindet, während der ABaf ferftoff des Waſſers den Brennftoff des Phosphors aufnimmt und in Verbindung mit einem Antheile Phosphor als eine eigene Gasart austritt, die man phoophorhaltiges Waſſerſtoffgas (Gas hydroge- nium phosphoratum, Gaz hydrogöne phosphore ) *) nennt.

) Synonyma: Phosphorgas, Phosphorluft.

Gen über eine, neue Luft, weiche man durch die Wir⸗

una von Lougenfalzen auf Kunfels Phosphor erhält; in Crelis em. Annalen, 178 8.1. ©. sı4: ff.

$. 1044. Um biefe Gasart bequem und ohne Gefahr zu entbinden, muß man fo wenig atmofphä: rifche fuft, als möglich, im die Gefäße einfchließen. Man nehme zu dem Ende eine Heine zinnerne oder irdene Flaſche von etwa zwey Unzen Inhalt, ſchuͤtte auf einen Theil Phosphor in derfelben etwa zwoͤlf Theile einer ftarfen äßenden Lauge des: Gewaͤchsalkali, ſo Daß nur wenſß luft eingeſchloſſen bleibt; man ſtecke einen Kork feſt auf,- durch welchen eine gekruͤmmte Glasroͤhre geht, die hoͤchſtens FE sinie im Durd)

X meſſer

662 II. Theil. 3. Hauptſtuck.

meffer hat, und’ deren anderes Enbe unter ben Trich⸗ ter der mit Waſſer gefüllten Wanne des pneumati- fen Apparate tritt; und erhiße die Flafche allınähe lig im Sandbade durch Sampenfeuer bis zum Kochen der fauge.

6. 1045. Die Blafen des Gas, welche hierbey übergehen, haben einen fehr unangenehmen, gleicy- fam faufigen Geruch. Säft man fie an die atmo- fobärifche $uft treten, fo entzünden fie ſich von felbft mit einem Knalle, und der weiße Rauch, den fie zu: ruͤcklaſſen, fteigt. bey ruhiger $uft als ein horizontaler ing, der ſich immer mehr und mehr erweitert, em: por; er iſt miedererzengte Phosphorfäaure.. Zum Sauerftoffgas gelaflen, . entzunden fich diefe Blaſen mir Heftigkeit. Dom Waſſer wird diefes Gas nidht aufgelöf’e, und an für, ſich trübt es weder das Kalk: waſſer, noch röthet es die lackmustinctur.

$. 1046. . Die Bafig dieſes Gas iſt brennbarhal⸗ tiger Waſſerſtoff und Phosphor. Zn diefer Vereini⸗ gung ziehen fie ven Sauerftoff ftärfer an, als fie eins zeln für fich thun; fie zerfeßen alfo das Sauerftoffgas plöglich, verbrennen; und das Product dieſes Vers brennens ift Feuer, Waſſer und Phosphorfäure,

Säure des Kochſalzes, Flußſpathes und Borarxes. |

$. 1047. Die drey verfchiedenen"Säuren, bie

im Zochfalze, im Flußſpathe und im Boraxe als

eigenthümliche Säuren einen Beſtandtheil ausmachen,

find

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 663

find bis jeßt noch nicht zerlegt, oder man Fennt ihr- Radical noch nicht ($. 867.). Der Analogie nach ‚mit andern Säuren müffen wir aber freylich ſchließen, daß auch fie aus Sauerſtoff und einem eigenen Sub: ftrate beftehen.

$. 1048. 1) Wenn man auf gemöhnliches RKochſalz Vitriolöhl gießt, fo entſteht ſogleich eine be⸗ trächtliche Erhißung und ein Aufbraufen, und es ent: wiceln fi) häufige weißliche Nebel von einem eigen⸗ thuͤmlichen fauern und fcharfen Geruche und Ge: fhmade. Wenn man diefe Mebel vermittelft einer Deftillatien auffänge, und durch fo wenig Waſſer als möglich verdichtet hat, fo erhält man eine faure Stöffigfeit, die man in Dfficinen rauchenden Salz: geift (Spiritus falis fumans Glauberi ) nennt.

$. 1049. Diefe faure Fluͤſſigkeit ift eine Säure eigener Art, die man nach dem Salze, woraus mat fie gewinnt, im Syſteme Aochfalsfäaure, Salzſaune “(Acidum muriaticum, Acide muriatique ) genannt hat. :Da aber die fo erhaltene Säure, wie die Folge lehren wird, eigentlich nur eine unvolllommene Säure, oder da ihr Radical noch eines höhern Grades der . Sättigung mit Sauerſtoff fähig ift, fo nenne ich fie falsigte Säure ( Acidum muriatafum) ($. 872.), und brauche den Namen Salsfäure für jenen hoͤhern Grad ihrer Drigenirung.

$. 1050. Eigentlich, entweicht dieſe Säure bey ihrer Austreibung aus Kochſalz durch concentrirte URN in Gasſorm, und wird durch das vor- geſchla⸗

6 U. Theil. 3. Hauptſtuͤck. geſchlagene Waſſer wieder daraus verſetzt, indem es die Baſis dieſes Gas in ſich nimmt. Man erhält da⸗ her dieſes Gas, wenn man die Muͤndung der Retorte ſogleich unter den Trichter der Queckſilberwanne treten laßt und die aufſteigenden Blaſen gehoͤrig auffängt; Diefes Gas nenne ic) falzigtfaures Gas (Gas muria- toſam) ”). Es ift fehr fauer; denn feine Bafıs if die ſalzigte Säure. - Es ift erftidend, unfähig zur Unterhaltung des Verbrennens; wird vom Waſſer augenblicklich verſchluckt, und dag Waffer wird liquide ſalzigte Säure. Die Alkalien, Kalkwaſſer, u. dergl., faugen es fchnell ein und verlieren dadurd) ihre alfa- liche Beichaffenheit. Mit atmofphärifcher und Se: bensluft bildet es mweißliche Nebel. Wenn man Am: moniafgas damit vermifcht, fo verlieren beyde Gag: arten fogleih ihre Luftform unter Erwärmung und werden zu einem feſten Salze (Salmiaf). Kohlen: faures Gas, Stickgas, reines und ſchwefelhaltiges MWafferftoffgas, ſchwefligtſaures Gas und Salpeter⸗ gas haben Feine Wirfung darauf, wenn fie niche feucht find. |

) Epnonyma: Galzfaures Bas (Gas acidum muriaticum,

Gaz acide muriatigue ).

1 $. 1051. Bon’ den eigenthümlichen Neutral⸗

und Mittelfalzen mit der falzigten Säure merfe ich: das faligefaure Mineralalkali, (das Aochfals, Steinfals, Meerſalz); das falsigefaure Ammoniak (Salmiak ); die ſalzigtſaure Kalkerde; die ſalzigtſ. Talkerde; die ſalzigtſaure Schwererde; und falsigef. Strontionerde.

. 1052,

Schwere einfache Stoffe: ihre Verbindungen. 6635 $. 7052: Das Radical der falzigten Säure

läßt ſich mit noch mehrerm Sauerfloffe verbinden, und erfcheint. dann in einem andern Zuſtande, von andern BVerhältniffen und Eigenfchaften;. es wird: nun: zus vollfommnern Säure, die ich, zum: Unterſchiede der vorigen, Salzſaͤure ( Acidum muriaticum )* ) nenng ($.:872.), die man aber fälfhlich ala mir Sauer⸗ ftoff uͤberſaͤttigt anſieht (HG 873.) und. beshalb origenicte Salsfäure ( Acidum nwriaticum oxige- natum, Acide muriatique origéêné) genannt hat. Spnonnma: Denhiogifiifiete Salz ſaͤure (Acidum falis‘ 'de- phlogifticarum ). -$ 1053. Zur Bereitung der Salzfäure bedient han ſich des Braunfteins, der, wie wir wiſſen ($. 832.), fehr vielen Sauerftoff enthält und ihn an die falzigte Säure leicht abtritt: "Man ſchuͤttet davon gepulvert einen Theil in eine Retorte, gießt drey Theile concentritte falzigte Säure darauf, legt fie in ein Sandbad, bringt fie mit der pneumatiſchen Wanne, die mit heißem Waſſer gefuͤllt ıft, ‘in Verbindung, und erhißt fie gelinde. Es entfteht eine Art von Auf⸗ braufen, und es entwickelt ſich nach der atmofphäris ſchen luft eine elaftifche Flüfligfeit von einer blaßgelben

Sarbe, die man in Gläfer mit Stoͤp⸗ ſeln auffänge. Pr

$. 1054. Die elaſtiſche Fluͤſſigkeit iſt fein Gas, ſondern ein Dampf, der bey einer Vers minderung der Temperatur, die faum an den Gefrier⸗ vunet reicht, zu einer feften ſpießigten Subſtanz ge⸗ rinnt, die durch Wärme wieder zur elaſtiſchen Fluͤß⸗ figfeic

66 TE Thell 3. Haupkftüeh, figteie wird. Die elaſtiſche Salzſaͤure befißt einen

ungemein ftechenden und erſtickenden Geruch, toͤdtet

Bineingebrachte Thiere ſehr ſchnell und ift ganz und gar irrefpiräbel, wird vom Waffer nach und nach ein:

defogen, und bildet nun damit liquide Salzſaͤure.

Man fann fie auch nicht durch Quedfifber fperren, weil fie dieſes auflöf’e, fondern nur in Glaͤſern mit eingeriebenem Stöpfel aufbewahren.

6. 1055. Die Salzſaͤure roͤthet nicht nur erſt

blaue Pflanzenfäfte, ſondern zerſtoͤrt ihre Farbe ganz,

ſo wie alle Pflanzenfarben. Alle bunte Blumen und gruͤne Bloͤtter werden darin mit der Zeit weiß und ungefaͤrbt. Die verlotne Farbe laͤßt ſich durch kein Alkali wiederherſtellen. Hierauf gruͤndet ſich die An⸗

wendung der Salzſaͤure zum DR von leinwand

und Baumwolle.

5. 1056. Eine brennende Wachskerze brennt in

der elaſtiſchen Salzſaͤure fort, obgleich mit vermin⸗ derter und dunklerer Flamme. Phosphorus, Kohle, Zinnober, graues Spießglanzerz, Spießglanz, Wis⸗ muth, Zink, u. a. verbrennliche Körper mehr, fein gepulvert in die erwaͤrmte elaftifche Salifhure geſchuͤt⸗ tet, entzänden fich darin ſogar von ſelbſt. Es ent:

ziehen dieſe verbrennlichen Subftanzen der Salzſaͤure

einen Andgeil" iuerſtoff und verwandeln ſi ſie in ſal⸗ zigte Säure,

4. 1057. Waſſexſtoffgas giebt mit elaſtiſcher Salzſaͤure ein Gemiſch, das ſich anzuͤnden läßt; das Product des Verbrennens iſt waͤſſerigte falzigte Säure.

J Der

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 667

Der Schtvefel zerlegt die Salzſaͤure auch, verwandelt fie in falzigte Säure. und wirb felbft zue Schwefel: - ſaͤure. Gefchwefeltes Waſſerſtoffgas wirb davon auf eine ähnliche Art affieirt, als von Sebensluft; es fchei- bet fi) Schwefel ab, und die Salzfäure wird zur ſal⸗ sigten Säure. Galpetergas bringt mit elaftifcher Salzſaͤure ſogleich roͤthliche Nebel zuwege, und es bilden ſich ſalpetrigte Säure und ſalzigte Säure. Stickgas fheint feine Wirfung auf Salzfaure zu ha: ben; aber Ammoniafgas bringt mit der erwärmten elaftifhen Salzfäure eine Art von Verbrennungl zu- wege; das Ammoniaf wird ganz zerfeßt; es erzeugt fi) Stidgas, Waſſer und falzigte Säure.

6. 1058. Die Meutrals und Mittelfalze, ( Mu- riates oxygenes), bie aus der Verbindung der Salz: fäure mit Alfalien und Erden entipringen, unterfchei: den ſich von den falzigtfauren weſentlich. Ich nenne hier nur das falsfaure Gewaͤchsalkali (Muriace de Pota/je oxigen?), das aud) die zerftörenden Wirkun⸗ gen der Salzfäure auf Pflanzenfarben befißt, in der Hiße fehr reine Sebensluft entwicelt und dann zu falzigtfaurem Gemwächsalfali wird. Mit Kohlenftaub vermengt und -in einen glühenden Schmelztiegel ge: tragen, bewirkt daB Salz eine heftige Verpuffung; - eben fo auch mit Schwefel. Mit Phosphor zuſam⸗ mengerieben macht es eine gefährliche Erplofion.

$. 1059. Wenn man liquide Salzfäure in einer weißen gläfernen Retorte, bie mit ber pneumatifchen —— in Verbindung iſt, ben Sonnenſtrahlen ang;

—⸗

668 | IL Theil. 3. Hauptftüd.

ausfeßt, fo entwickelt ſich Daraus Sauerftoffgas, und der Ruͤckſtand ift falzigte Säure. Man hat hieraus Anlaß genommen, die Salzfäure als ein Photometet zu braucheny.aber es gewährt ganz und gat feine Zu: verlöffigfeit.

$. 1060. Auch der Salpeterfäure entzieht die falzigte Säure von ihrem Sauerfioffe und verwan⸗ delt fi) dadurch in Salzfüure. Wenn man daher einen oder zwey Theile flarfe und farbenfreye Salpe: terfäure mit vier Theilen concentrirter falzigter Säure zufammenmifcht,, fo entfteht Erhißung und ein Auf; -braufen, und es entwidelt ſich daraus elaftifche Salz fäure, fo wie auch das Gemiſch den Geruch derfelben geigt und eine gelbe Barbe annimmt. Das rüdftän: dige Gemifch enthält nun unvolliommnere Salpeter: fäure mit der Salzfäure gemifcht. Es hat von den uͤltern Chemiften. ven Namen Roͤnigswaſſer ( Aqua regis, regia), auch Goldſcheidewaſſer, erhalten, und ift als fälperrigefaure Salsfaure ( Acidum ni- trofo- muriaticum, Acide nitro- müuriatique ) anzu: ſehen. Durch feinen Gehalt an Salzſaͤure ıft es wirffam , und zeigt deshalb andere auflöfende Kräfte, als falzigte Säure allein oder Salpeterſaͤure allein; dadurd hat «8 er auflöfende Kräfte aufs Solp.

$. 1061. 2) Wenn man auf fein ER PER Flußſpath Vitrioldhl gießt, ſo tritt fogleich eine Menge weißliche Nebel von einem ſauern Geruche und Ge⸗ hervor. Haͤlt man eine —“ uͤber dieſe Nebel,

*

Schwere einfache Stoffeh. ihre Verbindungen. 669

Mebel, fo wird die Floͤche derſelben ſehr ſchnell ange: griffen, fie verliert ihre Politur, wird undurchſichtig, und das Glas wird wirflich angefreffen.: Diefe Wir: fung auf Glas und Kiefelerde befißt Feine andere bis jetzt bekannte Säure, und deshalb ift die aus dem Flußſpathe durch Vitrioloͤhl ausgetriebene Säure: als eine eigenthuͤmliche zu betrachten. Ich nenne fie fluſ⸗ ſigte Säure (Acidum fluoroſum) *). |

> Spnonpma: Stußwarhfäure, Spathfäure ( Acidum Auoris

mineralis), Acidam fluoricum. (Acide fluorigie) der Dreuern, |

$. 1062. Die fluffigte Säure hat fehr viel Aehn⸗ lichkeit mit der ſalzigten Säure im Geruche, Gefchma: fe und inihrer Stüchtigfeit. Man Fann fie nicht in fe- ſter Geſtalt darftellen und ohne vorgeſchlagenes Waſſer ben der Deſtillation nicht erhalten. Eigentlich ift fie - im waſſerfreyen Zuſtande gasfürmig, und mird in dieſer Form aus dem Flußſpathe durchs Vitrioloͤhl ge⸗ trieben, das Gas wird aber bey der Deſtillation von dem vorgeſchlagenen Waſſer zerſetzt, und ſeine Baſis davon eingeſogen, die nun damit die liquide fluſſigte Säure bildet. Wenn an demnach ben der Deſtilla⸗ tion des Flußſpathes mit Vitrioloͤhl die Muͤndung der Retorte unter den Trichter der Queckſilberwanne der pneumatiſchen Geraͤthſchaft btingt, fo geht die fluſſigte Säure als eine dermanente elaſtiſche Luft uͤber und acht das fluſſigtſaure Gas (Gas fluoroſum) *). Dieſes Gas verwandelt fich bey Berührung der atmo⸗ fohärifchen Suft in mweißliche Nebel, wird vom Waſſer fogleich verſchluckt oder vielmehr zerfeßt, und “bilder W | damit

\

679 I. Shell, 3. Hauptftäd.

damit liquide fluffigte Säure. Es ift ſchwerer als atmofphärifche $uft, iſt irreſpirabel, verlöfcht ein hin⸗ eingebrachtes Sicht, ift fehr fauer, itruͤbt das Kalk⸗ waffer ‚gleih, und wird davon zerfegt, fo wie aud) von Alfalien, und tritt mie Ammoniafgas sum feften

Körper zuſammen. °) —— RER Gas (Gas weidum Auoricum, $. 1063. Hat man diefes Gas aus einer gläfer: nen Metorte deftillirt, fo feßt es bey feiner Zerfegung duch hinzugelaſſenes Waſſer fogleich eine Fiefeligte Rinde ab, zum Beweiſe, daf die fluffigte Säure die Kiefelerde fogar in fuftgeftale bringen und verflüchtigen kann. | $. 1064. Mit der Kalferbe liefert die fluffigte Säure eine im Waſſer völlig unauflösliche Verbin⸗ dung, und tröpfelt man die Säure zum Kalfwaffer, fo entfteht fogleich ein Niederſchlag, der fluffigefaure Kalkerde ift. Dergleichen ift auch der natürliche Fluß⸗ fpach oder Fluß (Fluor mineralis), der wegen feiner Unauflödslichfeit im Waſſer allerdings nicht zu den Salzen, fondern zu den-Steinen. oder Erden gehört. Er kommt in fchönen wuͤrfligen Kryſtallen, mehr oder weniger ducchfichtig, und von den fchönften und mannigfaltigften Sarben vor. Er ift im Seuer ſchmelz⸗ bar, läßt aber feine Säure dabey nicht fahren. Er löf’e im Sluffe andere Erdarten auf, und wird des⸗ wegen im Hüttenmwefen als Zufchlag beym Schmelzen gebraucht, wovon er auch feinen Namen erhalten hat. Beym Erhißen feuchter er im Dunfeln. $. 1065.

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 67

$. 1065. 3) Aus dem Boraxe (Borax) ſchei⸗ den die mineralifchen Säuren auf naffem Wege ein faures Salz ab, das fi ch in allen Verhaͤltniſſen als eine eigenchümliche Säure harafterifirt und den Na: men der Zorarfiure (Acidum boracicum, Acide boracique) *) führt. Sie bilder ein glänzendes, weich . anzufühlendes, ſchuppiges Salz, das faum einen fäuerlihen Geſchmack hat, aber die lackmustinctur sörhet, im falten Waſſer ſich ſchwer auflöfen läßt, und davon bey 50° Sahrenh. 20 Theile erfordert, da es hingegen im kochenden Waſſer leicht auflöslich ift. Un der luft ift das Sal; beftändig; im Feuer ift es nicht flüchtig, es läßt ſich aber Durch Waſſerdaͤmpfe mechanıfch in die Höhe reißen. Es ſchmelzt in der Gluͤ⸗ hehitze zu einer durchſichtigen, glasähnlichen Maſſe, loͤſſt aber leicht von der Thonerde des Tiegels auf, Durch diefes Schmelzen wird es meiter nicht verän- dert, als daß es fein Kepftallifationsmwaffer verliert, Die Borarfäure unterfcheider fich alfo durch ihre Feuers beftändigfeit von andern bisher abgehandelten Mine ralfäuren gar fehr. | *) Sononvma: Sedativfalz (Sal ledativum Hombergi).

$. 1066. Bon den Verbindungen der Borar- fäure mit Alfalien und Erden nenne ich hier das bos zoarfaure Yimeralaltalı, dergleichen ver Borax felbft äft, der aber doch noch einen Ueberfhuß an Mineral: alfali enthält; und die boraxſaure Zaikerde und Taiterde, (Boraeit). |

Metalle.

&3 IE Shell) Hauptſtuͤck. Mektalle.

4. 1067. Auch die Metalle ſind einfache * brennliche Subſtanzen. Wir kennen gegenwaͤrtig neunzehn weſentlich verſchiedene metalliſche Subſtan— zen: Gold, Platin, Silber, Queckſilber, Biey, Rupfer, Eiſen, Zinn, Zink, Wismuth, Spieß-⸗ glanz, Arſenik, Robald, Nickel, Magnefium, Molybdaͤn, Wolfram, Uran und Titan.

6. 1068. Die Metalle übertreffen‘ an ‚fpeeifi ſchem Gewichte alle übrige Foſſilien, doch ift darin unter ihnen ſelbſt ein betraͤchtlicher Unterſchied. Sie find vollfommen undurchſichtig. Sie befißen einen ei: genthuͤmlichen Spiegelganz, ‚der ein charafteriftiiches Kennzeichen derfelben ausmacht, und ftehen beym Fluſſe in ver Schmelzhiße mit convexer in irdenen Schmeljgefäßen: : :

$. 1069. Mehrere Metalle find befindet , und ihre Theile laſſen ſich durch Druckwerk oder Hämmern an einander merklich verfchieben, ohne ihren Zufam: menhang zu verlieren, und fie laffen fic) fo zu dün: nen Blättern und Fäden ftreden, tie z. B. Gold, Silber, Platin, Kupfer, . Bley, : Zinn, Eifen. Andere hingegen find fpröde und laſſen ſich nicht fire den und dehnen, z. B. Spiefglanz, Arfenif, Kos bald, Wismuth ıc. Man hat deshalb. die Metalle singetheilt in Bansmetalle (Metalla perfecta ) und Halbmetalle (Semimetalla). Allein bieje Eintheis lung iſt nicht gut ſtatthaft und die Benennung nicht gut gewaͤhlt. Denn es laͤßt ſich keine Grenzlinie zwi⸗ | | ſchen

.

Schwere einfache Stoffe u. ihre Zerbindungen. 673

ſchen ihnen ziehen, fondern es gehen vielmehr Die ger fehmeidigen Metalle ganz RER in ‚die. fpröden über.

$. 1070. Die Metalle find: alle aber in verſchiedenen Graden. So ſchmelzt Queckſilber ſchon in der gewoͤhnlichen Temperatur unſrer Atmoſphaͤre; einige Metalle ſchmelzen noch vor dem Gluͤhen, z. B. Zinn, Bley; andere nach dem Gluͤhen, z. B. Sil⸗ ber, Gold, Kupfer, Eiſen. Alle Metalle, nur Eiſen und Platin ausgenommen, ſchmelzen, wenn ſie den gehoͤrigen Grad der Hitze erreicht haben, ploͤtzlich; die letztern hingegen werden erſt erweicht, und darauf beruhet ihre ſo nuͤtzliche Eigenſchaft, ſich ſchweißen zu laſſen.

$. 1071. Die Metalle find kryſtalliſirbar, wenn die dazu erforderlichen Bedingungen Statt finden ($.142.). Bey den fo genannten Halbmetallen ift das innere kryſtalliniſche Gefüge leicht wahrzunehmen; ben den zähen fällt es darum nicht in die Augen, weil eben wegen ihrer Dehnbarkeit fich - Zerſtuͤcken bie Sage ihrer Theile ändert.

$. 1072. Die, mehrften Metalle find in Schmelzhitze feuerbeſtaͤndig, wie Gold, Silber, Kupfer, Platin, Eiſen, Bley, Zinn, Nickel, Ko: balt, Magneſium, Wolfram; einige hingegen ſind flüchtig. und’ laffen ſich in verſchloſſenen Gefäßen in die Höhe treiben, wie Duedfilber, Wismuth, Zinf, Arſenik und Spiefglanz. Die Seuerbeftändigfeit der zu. ift freylich..nur.zelatip, und: man hat in ber: R Uu | groͤß⸗

6 1. Sheil. 3. Haupiſtuͤck größten Hiße großer Brennaläfer * das Gold. ſich verfluͤchtigen gefehen. |

6. 1073. Die mehrfien Metalle laffen fich unter einander zufammenfchmelzen, und es entipringen daraus mannigfaltige Metallgemiſche, Metallver⸗ ſetzungen, oder Kegirungen, die wegen ihrer beſon⸗ dern Eigenfchaften oft von fehr großem Mugen find. Diefe Metallgemifche find oft dichter, als fie der Be— rechnung zu. Solge fern follten, oft meniger dicht. Merkwuͤrdig ift es, daß einige Metalle gar nicht mit einander zufammengefchmolzen werden fönnen.

Wir merken bier von diefen Metallgemifhen: vie. Legirung des Boldes mit Kupfer oder Silber; die des Sib bers mit Kupfer; beyde zu Münjen ud a die Bronze (Aes), das Glockengut, Stuͤck aus Kupfer und Zinn; das gelbe Rupfer, YWiefling, Tombad, Simi⸗ lor, aus Kupfer und Zinf; das Zinnamalgama, aus Queds filber uud Ziun zur ieaun⸗ der Spiegel ; das Schneillorh, aus Zinn, Bley und Wismuth; das weiße Rupfer , aus Kupfer und Arſenik.

$. 1074. Ale Metalle, nur Gold, Silber und Platin ausgenommen, erfahren eine höchft merf- wuͤrdige Veränderung, wenn fie beym Zutritte der $uft der Schmelzhiße ausgefeßt werden. Um bie bier- bey Statt findenden Umftände beffer wahrnehmen zu fonnen, ftelle man folgenden Verſuch an. Man nehme eine genau abgerogene Menge von gleichen Theilen Bley und Zinn, und Taffe fie in einem flachen ‚Raleinirfcherben fchmelzen. Das Metall verliert fehr bald feine glänzende, fpiegelnde Oberfläche, und wird mit einer grauen, erdigen Haut überzogen. Man ftreihe dieſe mit einem eifernen Spatel zuruͤck, ſo fommt zwar wieder eine neue: metalliſch⸗ glänzende

Fläche

Schwere einfache Stoffe u: ihre Verbindungen. 875

Flaͤche zum Vorſcheine; fie wird: aber bald wieder von. neuem mit der grauen, erdigen Haut bederft, und man fann endlich fo ben fortgefeßter Arbeit alles Me—⸗ tall in einen folchen grauen Staub verwandeln. Wenn man das Metall bis zum Gluͤhen erhigt, fo geht diefe Veränderung fchneller vor, und man fieht endlich das Metall ganz deutlich urſpruͤnglich Teuchtend werden, oder verbrennen, und es iſt jeßt der Unterſchied, daß der entftandene Staub eine gelbliche Sarbe erlangt. Durch Umrühren defjelben muß man fuchen, die noch nicht veränderten Theile des Metalles mit der $uft in Berührung zu bringen, wo fie dann jene Veränderung ebenfalls feicht erfahren. Wenn man ben dieſer Arz beit Sorge trägt, daf von dem Metalle nichts verfor ren geht, fo findet man nad) Endigung des Prozeffes und dem Erfalten, daß der pulverige, dem Anſehen nad) erdige, Ruͤckſtand etwa 12 Procent mehr .. als das dazu angetvandte Metall, $. 1075. Es geht alfo bey dieſem Verſuche der metalliſche Glanz, der Zuſammenhang, die Geſchmei⸗ digkeit, und eine große Anzahl ſinnlicher Eigenſchaften des Bleyes und Zinnes verloren, und dieſe Metalle verwandeln ſich dem Anſehen nach in eine Erde: Eine ähnliche Veränderung widerfaͤhrt auch bey gleicher Behandlung jedem diefer Metalle befonders. Metall, das auf irgend eine Weiſe diefe Veränderung erfahren hat, heißt ein Metallkalk Calx metallica); Metall hingegen, das mit,allen den vorher befihriebenen Eis genfchaften verſehen iſt, regmimupi;es Liietall oder Romig (Kegulus); und bie Operation, Uu a durch

676 11. Theil. 3. Hauptſtuͤck. | durch welche ein regulinifches Metall in Kalf verwan: delt wird, das Derfaiten (Calcinatio ).

‘6. 1076. Alle Metalle, nur Gold, Eilber oder Platin ausgenommen, werden im Seuer beym Zutricte der Luft verkallt. Man unterfcheider daher jene, welche durchs Feuer nicht verfalft werden koͤnnen, durch den Namen der edeln Metalle (Metalla nobi- lia ), von den übrigen, melde unedle me jgno- bilia.) genannt werden.

$. 1077. Die Metallkalke haben nach dem Un- terfchiede der Metalle fo wohl, woraus fie entftanden find, als nach dem Grade der bey der Verfalfung an- gewandten Hiße, verfchiedene Farben und verjchie- dene Natur. Einige zeigen offenbar eine fauerjalzigte Beichaffenheit. Die Kalfe der uneveln Metalle, nur der des Quedfilbers ausgenommen, geben alle, wo nicht für fich allein, doch in Verbindung mit an- dern, beym Schmeljen ın ein Glas, oder wenigſtens in eine glafichte Schlade über, von anfehnlicher Dich: tigkeit. Die Schmeljhiße, die dazu erforderlich ift, iſt größer, als die, wobey die Metalle diefer Kalte x fließen. $. 1678. Diefe mrtallifchen Gläfer ( Vitra me- tallica ) befißen andere Eigenfchaften, als ihre regulis nifchen Metalle. Sie fließen im Feuer in den irde: nen Schmeljgefäßen nicht mehr mit converer Ober: fläche, löfen Erben und Alkalien im Fluſſe auf, mas die regulinifchen Metalle nicht thun, und laſſen fich

mit teguliniſchen Metallen durchaus nicht vereinigen. oo 144 Ben

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 677

Bey dem Verglaſen behalten die feuerbeſtaͤndigen Me⸗

tallkalke die Zunahme ‚des. Gewichts, die fie ben ihrer -

Entftehung über das Gewicht des angewandten Mes -

talles erhalten haben. Die metallifchen Glaͤſer befigen verfchiedene Farben, und die metalliichen Kalfe ertheiz len auch den erdigten und folzigten Glöfern, womit fie ſich verglafen,. ihrer unterfchiedenen Natur nach) verfchiedene Farben, oft fhon, wenn fie ihnen nur im geringer Menge zugefeßt werben., Metalltalte,. dig für fich Fein ducchficheiges Glas geben, koͤnnen anderm Glaſe, mit dem fie sufammengefhmolzen werden, auch die Durchſichtigkeit rauben. Auf die Verbin: dung anderer Glaͤſer mit dert“ metalliſchen, und die Faͤrbung durch dieſelbigen, gruͤndet ſich die Bereitung der kuͤnſtlichen Edelgeſteine und Gravfluſſe, der Pigmente zum Porzellaͤn⸗ und Emaumahlen, ber Schmelsgläfer und de3 Emaille, und ber Glaſuren.

6. 1079. Wenn man den Kalt von Bley, 18 | Bleyglaͤtte oder Mennige, mit Kohlenftaub verniengt, in einem bedecften Schmelzgefäße der Schmehzhige ausfegt, fo verwandelt er fich wieder in regulinifches Bley. Diefe Operation, durch) welche inan die mer tallifchen Glaͤſer und Kalfe wieder in reguliniſches Metall verwandelt, heißt das oder Reduciren (Reductio).

$. 1080. "Die Wiederherſtellung der Metalle aus ihren Kalken und Glaͤſern erfordert aller mal den Zufaß einer verbrennlichen Subſtanz, wie .. 3. B. der Kohle, oder folcher Dinge, die Pe. enthal⸗

678 IL. Theil. 3. Hanptftüd.

enthalten, als: Seife, Pech, Harz, Fett, Oehl Ben ſchwer⸗ fluͤſſigen Metallkalken kann man ſich aber nur der feuerbeſtaͤndigern Reducirmittel bedienen. Im Hüttenmwefen dient gewoͤhnlich das Brennmate: rial, die Kohle, zwifchen denen man die Erze ſchmelzt, feloft zum Neducirmittel. Um übrigens ben ſtreng⸗ flüffigen Kalten ihren Fluß und die beffere Schei- dung des reducirten Metalles von der Schlade zu be- fördern, oder diefe duͤnn⸗ lüffiger zu machen, braucht man noch Zufäße, die als Flüffe ($. 5774.) dienen.

$. 1081. Ob man gleic) die edeln Metalle nicht durch Feuer und luft verfalten kann ($. 1076. ), jo fann es doch auf andern Wegen gejchehen, wie die Folge lehren wird. Ihre Kalfe unterſcheiden fich aber von denen der unedeln Metalle darin, daf fie zu ihrer MWiederherftelung feines Zufaßes einer verbrennlichen Subftan; bedürfen, fondern beym Schmelzfeuer in der Gluͤhehitze für fich wieder zu regulinifchen Metal: len werden. Und hierin ift ihnen auch der Kalf des Queckſilbers ahnlich.

$. 1082. Alle Umftände ben dem Verfalfen ver Metalle durch Feuer und $uft lehren, daß diefer Pro: zeß ein wirffihes Verbrennen ıft, und daf die regu: liniſchen Metalle verbrennliche Subftanzen find. Auch finden dabey durchaus eben biejelbigen Phänomene Start, als beym Verbrennen anderer. Subftanzen (5. 828.). Denn 1) beym Ausfchluffe des Sauer: ſtoffgas ift keine Verkalkung der Metalle durchs Feuer allein zu bewerkſtelligen. In genau verſchloſſenen Gefaͤ⸗

| Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 679

Gefäßen, oder unter einer Decke von Glas, Schla: den, Koblenftoub u. dergl. geſchmolzen, bfeibt das

teguliniſche Metall reguliniſch. Auch ‚gefchieht Die

Bettalfung des Metalles nur an der Dberfläche beffel: ben, to die $uft Zutritt hat. 2) Beym Verkalken ber. Metalle durch die Hiße wird das Sauerftoffgas verzehrt, und im einer beflimmeen Menge veffelben fann nur eine gewiffe Menge des Metalles verfalkt werden. 3.) Der Ueberfhuß des Gerichts des Me: tallkalkes uͤber das des dazu angewandten regulini, ſchen Metalles correfpondire dem Gewichte bes daben verfchtwindenden Antheils des Sauerftoffgas. .. ** —S— Th. 11. $, 2178, ff. Lavai- $. 1083. Die Theorie bes Verkalkens der Me:

talle kommt alfo ganz mit der Theorie. des Verbren⸗ nens uͤberhaupt (5. 844.) überein. Die unedeln Metalle find nämlich verbrennliche , oder folche brenn⸗ ftoffhaltige Subftanzen, die bey einem gewiſſen Grade der Teinperatur das Vermögen befißen ‚den Sauer: ſtoff ſtaͤrker anzuziehen, als er vom Waͤrmeſtoffe im Sauerſtoffgas angezogen wird. Wenn fie alſo beym Zutritte der atmofphärifchen $ufe im Schmelzen den dazu noͤthigen Grad der Hiße erreiche Haben , ſo zer⸗ feßen fie das Sauerftoffigas dadurch, daß fie fich mit dem Sauerfloffe deſſelben verbinden, ' mährend ihr

Brennfteff mit vem Waͤrmeſtoffe austritt. Die Me

talle werden durch vie Verbindung. mit dem Sauer

*

ſtoffe natuͤrlicher Weiſe in ihrer Natur und. in ihren Ei· u geaͤndert; fie werden Merallfalfe, und durch

680 II Theil. 3. Hauptſtuͤck. durch Schmelzen derfelben metallifche Glaͤſer. Die _ Gewichtszunahme und die Uebereinftimmung biefer mit dem Gewichte des verfchmwundenen Sauerftoffgas erklaͤrt fih nun leicht; fo mie der Umftand, warum beym Ausfchluffe alter Luft die Verfalfung der Metalle durchs Feuer nicht Statt hat, und warum ın einer beftimmten Menge von fuft nur eine gewiſſe Quanti- tät des Metalles fich verkalken Fann.

$. 1084. Einige Metalle werben bey ihrer Ber: . wenn fie volllommen iſt, auch zu wirklichen Saͤuren, wie das Arſenik und das Molybdaͤn; an: dere hingegen zeigen noch keine ſaute Beſchaffenheit, es fen nun, daß ihre Grundlage dazu nicht fähig iſt, oder daß fie nicht fo viel Sauerftoff aufnehmen fönnen, als zu ihrer Saͤurebildung erforderlich wäre. Man hat deshalb die Metalfalfe in der neuern Nomencla⸗ tur Oxiden (Oxides) genannt. Die Berfalfung ſelbſt iſt eine Oxidirung (Oxidation ).

$. 1085. Die Wiederherftellung ber. Metalle aus ihten Kalken und. Gläfern ift demnach eine Des- orfdirung (Deccæidation), oder eine Scheidung des Sauerſtoffes von dem damit verbundenen Metalle und zugleich eine Wiedererſtattung feines verlornen Brennſtoffes. Dies kann ben dem unedeln Metallen nicht: durchs bloße Feuer gefchehen , wenigftens nicht auf eine vollfiändige Weiſe, fondern es ift nöthig, daß noch eine verbrennliche Subftanz zugefeßt werde, die in der. gehörigen Temperatur näher mit dem Sau: erfioffe verwandt ift, als bas Metall, Dies iſt der Koblens

!

Schwere einfache Stoffe u, ihre Verbindungen. 681

Kohlenftoff, der in ‚der Temperatur des. Glühens den Sauerſtoff ftärfer anzieht, als er vom Metalle-ange: zogen wird, bamit als Fohlenfaures Gas entweicht, dem Metalle aber feinen Brennftoff überläßt, und fo durch beydes das Metall’ wieder regulinifch macht, wenn er in binreichender Menge jugegen iſt. |

$. 1086. Um dies zu beftätigen, reibe man 1 Unze Bleyglätte mit 2 Quentchen Kohlenftaub ge- nau zufammen, fchütte das Gemenge in eine kleine irbene Netorte, fee diefe mit dem pneumatifchen Ap⸗ parate in Verbindung, und erhiße fie flufenmeife bis zum Gluͤhen. Anfangs tritt die atmoſphaͤriſche luft aus, aber nachher folgt kohlenſaures Gas. Nah. Endigung der Operation findet man den Bleykalk in der Metorte zum regufinifchen Bien hergeſtellt. 1087. Man nehme ferner ı Unze rothen Queckſilberkalk, reibe ihn mit ı Quentchen Kohlen: ſtaub innig zufammen, und ;werfahre wie vorher (8. 1086.), Man wird hierbey ähnliche Producte erhalten, naͤmlich kohlenſaures Gas und laufendes Queckſilber, das, weil es in der Hiße flüchtig iſt, überdeftillire und fich in der Mittelflafche fammelt. Hr. Kavoifier fand hierbey, daß ı Unze (franz. ) rother Duedfilberfalf 7 Quentchen 34,3 Gr. lau⸗ fendes Queckſilber gab; daß dabey 75,5 Cubikzoll C(oariſ.) kohlenſautes Gas entwickelt wurden, deren Gewicht 52,45 Gr. betraͤgt; und daß von der ange⸗ wandten Kohle 14,75 Gr. verzehrt worden waren. Dieſe 14,75 Gr. Kohle hatten alſo 37,7 Gr. Sau⸗ erſtoff ans dem Queckſilber in ſich genommen, waͤh⸗ rend

63. U. Theil 5. Hauptftüd.

send fie diefen zum regulinifchen Queckſilber rebucırt hatten. oo. Lavoiſiers oben (j. 953.) angef. Abhandl.

4. 1088. Die edeln Metalle befißen eine zu ges ringe Verwandtſchaft zum Sauerſtoffe, als daß fie ihn dem Sauerſtoffgas entziehen könnten. . Dies iſt der Grund ihrer Unverfalfbarfeit im Feuer; aber auch der Grund von der AWiederherftelung ihrer, dur andere Mittel erzeugten, Kalfe, vermirtelit des glühen: den Fluſſes für fih, ohne Reducirmittel ($. 1081. ). Im fegtern Falle ift ihnen der Kali des Queckſilbers ähnlich, das zwar ben einem Grade ver Hitze vor dem Gluͤhen durch das Sauerftoffgas verfaltt werden fann, aber durch die Glühehiße feinen Sauerſtoff wieber entläßt. So wird das Duedfilber ein ſeht gutes Mittel, die armofphärifche buft zu zerlegen und ihre Zufammenfeßung zu zeigen. Man nehme eine Unze rohen Duedfilberfalf, ſchuͤtte ihn in eine Kleine gläferne Netorte, die durch eine Mittelflaſche mit dem pneumatifchen Apparate in Verbindung if, Man erhike die Metorte vorfichrig bis zum Gluͤhen. Anfänglich tritt die atmofphärifche fuft der Geraͤth⸗ aft aus, nachher aber geht reines Sauerftoffgas über, wobey ſich das Queckſilber reducirt und in die Mittelflafche überdeftillirt. Das Gewicht alles erhalte: nen Queckſilbers beträgt etwa 32 Gran (nürnb,) weniger, als der dazu angewandte Queckſilberkalk.

5. 1089. Bey der MWiederherftellung der Kalfe ver edeln Metalle und des Queckſilbers verbinder fich alfo

Schwere einfalhe Stoffe w.ihre Verbindungen. 683

alſo in der dazu erſotderlichen Glauͤhehitze die Baſis des lichts oder der Brennftoff des Feuers wieder mir dem Metalle, und der NBärmeftoff wieder mit dem Sauerſtoffe, und diefer mitt als Sauerftoffgas aus; und das Metall fommt _— wieder in den vegut liniſchen Zuſtand.

$. 1090. "Die Metalle befißen nach ihrer fpecis fifchen Natur nicht. gleich ſtarke Verwandtſchaft zum Sauerftoffe. Auch ift die Quantität Sauerftoff, den

gleiche Quantitaͤten ſpecifiſch verfchiedener Metalle bie

u ihrer Sättigung aufnehmen, nicht gleich groß.

$. 1091. Micht nur die Kaffe der verfchiedenen Metalle unterſcheiden fih von. einander durch einen verſchiedenen Gehalt von Sauerſtoff; ſondern es iſt auch ein und daſſelbige Metall eines verſchiedenen Grades der Oxidirung fähig, und feine, ſolcher Ge: Kalt mit verfchiedener Quantitoaͤt von Sauerftoff ver: bundene, Kalte unterſcheiden fich in ihren: Eigenfchaf: ten, ihrer Sarbe, und ihrem Verhalten gegensandere Körper, : So: verwandelt ſich z. B. das. Bley beym flärfern oder ſchwaͤchern Verfalfen, nad) Maafgabe ber Hige, in einen grauen, oder gelben, ‚ober roͤth⸗ | lichen Kalt; das Queckſilber durch Schütteln in der, gewöhnlichen Temperarur der luft in einen lchwarzen, durch flärfere Hitze in einen rothen Kalk. |

$. 1092. Einen Metallfaff, der fo viel Sauer⸗ ftoff aufgenommen Hat, daf er die Grenze der Gätti- gung damit oder ihr nahe iſt, nenne ich voll⸗

684 II. Theil, 3. Hauptftüd.

vollkommenen Metallkalk, im Gegenfaße pen einem unvollEommıenen (Oxide metallique du premier degre d’oxidation‘), der noch nicht mit Sauerſtoff gefättigt oder noch einer ſtaͤrkern Oxidirung fähig iſt, und aljo auch noch Brennftoff enthält.

$. 1093. Die vollfommenen Kalfe einiger um: edeln Metalle entlaffen in ver Gluͤhehitze für fich einen _ Antheil ihres Sauerftoffes. und verwandeln fich jo in unvollfontmnere Kalfe, wie 5. B. die rothe Mennige, der ſchwarze Kalf des Magnefiums, der rothe Eifen- falf, die Arfeniffäure. Hierauf gründet fich die Ans wendbarfeit des Braunfteines zur Gewinnung des Sauerftoffgas ($. 832. ).

6. 1094. Die unedeln Metalle entziehen nicht nur dem Sauerftoffgas in der Hiße und beym Schmel⸗ zen den Sauerſtoff, fondern auch verfchiedenen andern Maäterien, womit er. vereinigt ift, fo daß es alſo außer der Verkalkung ver Metalle durch Feuer und $uft noch mehrere Mittel giebt f Wiesälitnife bervor: subringen.

$. 1695. Ein * wirkſames Mittel iſt ber Selveter, mit welchem alle Metalle, deren Kalke durch bloßes Gluͤhen nicht wiederhergeftelle werden ($:1081.), in der Gfühehige unter den ſchon befann: ten Erfheinungen ($. 1022. ff) verpuffen und in vollfommene Kaffe verwandelt werden, die mit dem

Gewaͤchsalkali des Salpeters zurücbleiben. $. 1096. . Diefenigen'Metalle, deren Anziehung zum Sauerftoffe ſehr ftark iſt, wie z. B. Eifen, Mags neſium

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 685

neſium und Zinf, entziehen ihn auch) in der Gluͤhe— hiße dem Warfferftoffe, “und zerſetzen folcher Geftalt das Waſſer, wovon ſchon oben ($. 914. ff.) ein Bey: ſpiel vorgefommen iſt. Sie werden daben aber nur in unvollfiommene Kalfe verwandelt. Auch fchon in der gewöhnlichen Temperatur, aber freylich nur ſehr langfam, fönnen die erwähnten Metalle das Waſſer jerfeßen und ſich durch Aufnahme feines Sauerftoffes in unvollfommene Kalfe verwandeln.

$. 1097. Metalle, deren VBerwandtichaft zum Sauerftoffe nicht ſehr ſtark iſt, laſſen fi aus ihren Kalten durch Waſſerſtoffgas auch wiederherftellen, "wenn man fie darin unter einem Ölascplinder durch Hülfe eines Brennglafes hinlänglich bis zum Schmel- zen erhitzt, wobey fich aus dem Sauerftoffe des Me— tallfalfes und dem Waflerftoffe nieder Waſſer ergeugr, und folglich das Waflerftoffgas zerfeßt wird. Der Verſuch läßt fih mit Bleykalken und noch leichter mit Duedfilberfalf anftellen. Metalle, die den Sauer: ftoff fehr ftarf anziehen, werden auf dieſe Weiſe zwar aus vollfommnern Kalfen zu unvollfommnern ges bracht, aber doc) nicht völlig Hergeftellt, 3. B. Eifen.

Prieftley, in Crells chem, Annal 3. 1786. B. 1. ©, 23.

. 1098. Alle uneble Metalle verlieren mit der Zeit an der bloßen Luft, und zwar ‚einige früher, andere fpäter, ihren metallifhen Glanz, werden un: fcheinbar oder laufen an, und einige Davon werden in Roft verwandelt. Dieſes Roften iſt ein wahres Ber: tallen der Metalle, woran aber die Feuchtigkeit der

Atmo⸗

685 11. Theil. 3. Hauptftüd.

Atmoſphaͤre fo viel Antheil haben möchte, als das Sauerftoffgas derfelben. Dieſer Roft ift oft ein voll fommener Metallfalf, und gewoͤhnlich aud) mit Koh⸗ lenſaͤure aus der Atmojphäre verbunden.

. 1099. Die Metalle find in den Säuren auf: lösbar; doc) greift nicht jede Säure jedes reguliniſche Metall an. Die Auflöfung aller reguliniichen Me talle in Säuren gefchieht mit Entwidelung von, Gas; nur die einzige Salzſaͤure macht eine Ausnahme. Die Gasarten, die fi) dabey erzeugen, find: mit concentrir: ter Schwefelſaͤure ſchwefugtſaures Bas ($. 975.), mit Salpeterfäure Salpetergas ($. 1009.), mit verduͤnnter Schwefelfäure und mit falzigter Säure Waſſerſtoffgas ($. 924).

F. 1100. Schon die Theorie diefer Gasarten ergiebt, daß die regulinifchen Metalle bey ihter Auf⸗ loͤſung in Säuren Sauerſtoff aufnehmen und Brenn: ſtoff entlaffen, ober ſich verfalfen, und daß fie m ihren fauern Auflöfungsmitteln nicht als reguliniſche Metalle, fondern als Metallfalfe enthalten find, Da auch die edeln Metalle von Säuren aufgelöf’t werden fönnen, fo folgt, daß aud) fie Dabey verfalft werben; und dies ift auch das Mittel, die edeln Metalle in

den kalkfoͤrmigen Zuftand zu verfegen.

$.. 1101. Die metallischen Aufldfungen in Säw

zen fönnen die Metalle entweder als unvollkommenen eder als vollfommenen Kalk enthalten, nach Maaß⸗ gabe der dabey angewandten Hitze oder der Zerieg: : barkeit

N

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 68%

barfeie der Säuren. Ein und daſſelbe Metall kann alfo mit. einer und derfelbigen Säure verſchiedentlich geartete Verbindungen geben. Dieſe Verbindungen der verfalften Metalle mit den Säuren machen. eine wichtige Elaffe von Salzen, die merallifchen Salze (Salia metallica), aus, die fich unter. einander fo wohl nad) der Natur der metallischen Baſis, als der Säure, die fie enthalten, mannigfaltig von einander unterſcheiden.

$. 1102. Die feuerbeſtaͤndigen Alkalien ſelage das in Säute aufgeldf’te Metall, wegen der nähern Verwandtſchaft der Säuren zu ihnen, nieder, und der Niederſchlag iſt kalkfoͤrmig. 4. 1103. Die verſchiedenen Metalle ſich wechſelſeitig aus ihren Aufloͤſungen in Saͤuren nieder. Man hänge z.B. in die Auflöfung des Kup⸗ fers in Schwefelfäure (des. Kupfervitriols) ein polirtes Stahlblech fo wird viefes auf feiner Oberfläche bald mit regulinifchem Kupfer überzogen werden, und mit der Zeit wird bey hinreichender Menge von Eifen alles Kupfer niederfallen und die: Kupferauflöfung in genau verſchloſſenen Gefäßen in Eifenauflöfung ver: wandelt werden. Man bemerkt bei diefen Nieder; ſchlaͤgen eines Metalles durch ein anderes Feine Spur von Gasentwickelung, wenn die Solutionen Feine ‚frene Säure enthalten. Da aber doch das fällende Metall nicht anders aufgeldf’t werden Fann, als daß es verkalkt werde, ſo folgt, daß es ſich auf Koſten des gefaͤllten Metalles verkalfe und dieſes eben das durch wiederherſtelle. u | EN $. 1104.

⸗*

688 L. Theil. 3. Hauptftüd.

6. 1104. Die Miederfchlagung eines aufge⸗ loͤſ'ten Metalles aus einer Säure durch ein anderes regulinifches gefchiebt alfo durch die Anziehung des fallenden Metalles zum Sauerftoffe, welche ftärker ift, als diejenige, welche das aufgelöf’re Metall da- gegen befißt. Die Ordnung, in welcher fid) die Me: talle aus den Säuren einander niederfchlagen, giebt aljo die Berwandtichaftsfolge verfelben gegen ven Sau: erftoff, und es läßt fic) Daraus auch erflären, warum fie bey allen Säuren einerley ift.

A 3Ziunuk. Magueſium, Kobalt, Nidel.) Eiſen. Bley. Zinn, Kupfer. Wismuth. Spießglanz. Arfenif. QDuedfilber. Eilber. Sol. Platin.

$. 1105. Mehrere Metalle bilden bey ihrer Nie⸗ berfchlagung aus den Säuren durd) andere regulinis fhe Metalle Fryftallinifhe Gruppen, und geben fo Gelegenheit zur Entftehung der fo genannten Eünftli chen Degetationen und Metallbaͤumchen ( Vegeta- tiones metallicae).

HDierber gehört insbefondere: 1) der Silberbaum (Arber Die- nae). Man nimmt drey Theile aefättigte Auflöfung des Silbers in Salpeterfäure, zwey Theile gefättigte Auftös fung des Quedfilbers in Galpeterfäure, und zwangis an

deſtillit⸗

Schwere einfache Stoffe u. Ihre Berbindungen. 689

deſtillirtes Waſſer, vermiſcht es ‚mit einander, ſeihet Har durch, und gießt es in ein enges cylindriſches Gla mit flachem Boden auf drey Theile vom einem Amalgama, das aud einem Theile Silber und fieben Theilen Duedfils ber gemacht und völlig reguliniſch if. Es fehläat fib nun durch die: Zeit und Ruhe das Eilber reanlinich nieder, amalgamirt fih mit dem uͤberfluͤſſigen Queckſilber, und bildet kryſtalliniſche Anichüfle, deren Gruppirung die Des getation ausmacht. 3) Der Blepybaum (Arbor Saturni!), Man löfet BI der in deftillirtem Wafler auf, ſeihet die Aufloͤſung um Durch ,. ſchuͤttet fie im einen ichmalen Mlaschliuder, und hängt an_einem Faden ein Stuͤck oder eine Stange Zink binein. Es fchlägt fi das Bley durch die Ruhe Fryftallis nifch nieder und hängt fich an den Zinf an. - 3) Der Zinnbaum (Arbor Iovis). Wan erbält.ibn, wie den vorigen, wenn man im die Auflöfung des Zinnes im Eifigfäure reguliniſchen Zink hängt. '

$. 1106. Der Schwefel verbindet fidy im Sluffe mit allen Metallen und loͤſ't fie auf, ausgenommen Gold, Platin und Zinf. Die Gemifche, welche dar: aus entfpringen, die Schwefelmmeraile (Metalla ſul- phurata, Sulfures matalliques), find verichieden, nicht bloß nach Verſchiedenheit der Metalle felbit, ſon⸗ dern auch ben einem und demfelbigen Metalle, je nach: dem es regulinifch oder ald-unvolffommener Kalfimit dem Schwefel vereinigt if. Die Natur liefert uns dergleichen Verbindungen von Schwefel und Metallen: häufig, als äize |

. 1107. ‚Einige Schtwefelmetalle verwi:tern in feuchter Suft. Durch die Verbindung des Metalles und des Schwefels wird die Anziehung. derfelben zum ‚Sauerftoffe verftänft; fie entziehen ihn fo mohl der Feuchtigkeit, als dem Sauerftoffgag, und es erzeugt ſich nun fo fchwefelfaures Metal. Beym Verwittern

des Schwefeloiſens (Schwefelfiefes), Fann auch wohl | Xx Selbſt⸗

696 U. Shell. 3. Hauptftück

Selbftentzundung entftehen CH 849.) - Daß an diefem Verwittern der Schwefelmetalle auch die Feuch- tigkeit der Atmofphäre Antheil habe, erhellet aus dem ſchwefelhaltigen Waſſerſtoffgas, welches ſich ben ver Einwirkung von Eiſenfeil, und, Waſſer er: zeugt. $. 1108. Merkwuͤrdig ift eg, of, wenn Schme: ‚fel und regulinifhe Metalle - zufammengefchmolzen werden, bey der erften Einmwirfung des Schmefels darauf, ſich Gluͤhen des entftehenden Gemiſches zeigt, obgleich die Schmelzhiße nicht das Gluͤhen erreicht, und obgleich alles Sauerftoffgas hierben ausgefchloffen if. Der Verſuch laͤßt ſich leiche mit einem Gemenge von einem Theile Schwefel und dren Theilen Rupferfeil in einer Glasroͤhre über Koh: Venfeuer anftellen. Die Erklärung des Phänomens ift fhon oben ($. 823.) gegeben worden.

$. 1109. . Das Schwefelalkali iſt chenfalls ein fräftiges Auflöfungsmittel für die Metalle auf trode: nem Wege. Dieſe Verbindung, löf’t ſich auch im Waſſer auf. Wenn man zu der Auflöfung der mit Schwefelalkali vereinigten Metalle im Waſſer eine Säure feßt, fo wird das Schwefelalkali natuͤrlicher Weiſe zerftört, und es fallen der Schwefel und das Metall zufammen nieder. Aber diefer Niederſchlag ift Feinesmweges als reines Schwefelmetall zu betrach— ten, wie man bisher geglaubt hat, ſondern iſt eine Verbindung des Metalles mit der Bafis des ſchwefel— haltigen ABafferftoffgas G 986,),- bie man waſſer⸗ ſtoff⸗

Schwere einfache "Stoffe u. ihre Werbindungen. 691 ſtoff haltiges Schwefelmetall (Metallum hydroge-

nio-ſulphuratum) nennen koͤnnte. Herr Berthollet nennt ſie Hyäro-Julfures.

$. 1110. 9m fhmefefßafcigen MWafferftoffgas laufen. die regulinifchen Metalle an, nur Gofd und Platin ausgenommen, indem fie baraus wafferftoff: haltigen Schwefel anziehen. Vollkommene Metall: Falfe werden hierbey zu gleicher Zeit mehr in den regu: liniſchen Zuftand: gebracht.

$. ıııı. Der Phosphor geht mit den a nifchen Metallen Vereinigung ein, wie der Schwefel, und macht fie, leicht⸗ flüffig.

$. 1112. Mit dem Rohlenſtoffe gehen nur we⸗ nige Metalle Verbindungen ein. Das Reißbley iſt ein Beyſpiel dieſer Zuſammenſetzung. Von dieſen kohlenſtoffhaltigen Metallen (Metalla carboneata, | Carbures metalliques ) kennt man jeßt, außer dem aus Eifen, noch das aus Kupfer nach Herrn vÄn Marums Verfuchen. Mir fheint es doch, daß die Metalle, wenn fie mit Kohlenſtoff i in Vereinigung tre⸗ ten, es als unvollkommene Kalke thun.

$. 1113. Wir betrachten nun noch die Metalle einzeln nach ihren vorzuͤglichſten Unterſcheidungsmerk⸗ malen und Producten. 1) Gold (Aurum). Ein edles Metall von einer gelben Farbe. Hat nach dem Platin das groͤßeſte eigenthuͤmliche Gewicht unter allen Befaninten Materien, eine mäfige- Harte, geringe Xx 4 Feder⸗

692. 1: Theil. 3. Hauptflüc , > =.’ Federkraft und. wenig Klang, eine fehr große Zähig- keit und Ductilitaͤt, feinen Geruch, und feinen Ger ſchmack; ift unwandelbar in der Luft und im Waſſer in feinem metalliichen Glanze; fehmelzt erft in der Weißgluͤhehitze; fließt mit einer Aquamarinfarbe; ift ſehr feuerbeftändig, und wird im regulinifchen Zuftande nur von der Salzfäure, und durch fie vom fo genann- ; ten Koͤnigswaſſer oder Goldſcheidewaſſer, fonft aber von feiner Säure aufgelöf’t, die es nur im kalkfoͤrmi⸗ gen Zuftande auflöfen koͤnnen. Der-Kalf des Goldes färbt das Glas roth. j Bu den merkwuͤrdigſten Producten des Goldes nebören: seien b * eu y re ee a

e a), Das „Analigotd „(Aurum falminere), das aus ber ‚Quflöfung des des du iede ung mit Ammenia und —*88 mit Waller erhalten * u |.

3) Der Goldpurpur des Cafjius (Purpura minerali aus der verdunnten Auflöfung des Goldes in Koniasmwaher durch Auflöfung des Zinues ın Königswafler niederaeichlas gen. Er ift Golds und Zinnfalf, und jhönspurpurroth von Farbe,

$. 1114. 2), Dlatin, Platine (Platinum ), Es ift ein edles Metall von einer ſilberweißen Farbe, Es fommt aus Peru in America ih Geſtalt Heiner, rundlichet gefletichter Körner zu ung, die faft das Anz feben des Eifenfeils haben und fic) wegen des anffe: benden Eifengehalts vom Magnet: ziehen laſſen, was das reine Platin nicht thut. Das eigenthümfiche Ge wicht des reinen Platins ift größer, als das irgend ei ner bekannten Materie. Es läßt ich dehnen und, haämmern, oder. if ftrecfbar, und übertrifft an Feſtig⸗ keit dag Gold, Seine Haͤtte iſt geringer als die vom N geſchmei⸗

Schwere einfadje Stoffe u: Ihre&Bktbinbungen. 9% geſchineidigen Eiſen, über größer, als die vom Kup: fer. Es iſt ſeht ſtreng⸗ fläffig, laͤt ſich aber im Gift: hen ſchweißen; hat keinen Geſchmack und keinen Ge⸗ ruch, und verliert an der luft feinen Glanz nicht. Es wird von Feiner bekannten Shure aufgeloſ't, außer von der Salzſaͤure, und durch dieſelbe vom Koͤnigs⸗ waſſer. Dieſe Auflöfung faͤrbt die Hand ſchwarz⸗ braun. J 6. 1115. - 3) Silber (Argentum). Es iſt ein edles Metall yon einer weißen Farbe und einem ſeht ftarfen Glanze, ſehr dehnbar, von einer größern Härte und Federkraft als das Gold, “aber von einer: geringern, als das Kupfer, und ohme Geruch und Geſchmack. Es ſchmilzt ben ‚einer Hiße, die. etwas geringer ift, als die, mprin das Gold fließt. und. bie: anfangende Weißgluͤhehitze if An der luft iſt es feinem Roſten und Beſchlagen ausgeſetzt, nur durch ſchweflige Duͤnſte laͤuft es ſchwarz, auch wohl bunt, an. Das wirkſamſte Aufloͤſungsmittel fuͤt das Sil- ber ift die Salpeterfäure; die Auflöfung ift-ungefärbt und Mar, aͤtzend und scharf, und färbt die Haut Se lang hc ei ats mit ſalzigtet Saure; 4) Bnalifilder (Argentum ful- zninans), Oder den Niederichläg: des Silbers aus der Sal⸗ peterfäure. durch Katkwwafler, der nach dem Ausſuͤßen mit Ammoniaf am Zageslichte digerirt worden ift. - &ırıd M Düedfilbee (Hydrargyrum, Ar- gentum vivum; Mercurius), Es hat den Glanz

694, „.. 11: Theil. 3. Dauptftüd.

und die Farbe des Silbers, iſt in der ben uns gewoͤhn⸗ lihen Temperatur der Armofphäre ſtets fluͤſſig, oder. gefchmolzen, und alfo das leicht + fluͤſſigſte aller Metalle.

Es wird erft feſt hey einer Verminderung der Waͤrme bis 40 Gr. unter o nach Fahrenheit. . Im Feuer ift es. Hüchtig, es kocht hen 6000 nadı Sahrenheit, und laͤßt fich in Dunft oder in erpanfibele Fluͤſſigkeit ver⸗ wandeln. Durch Schütteln und Reiben unter Zus tritt der $uft verwandelt es fich in einen unvollfommen

ſchwaͤrzgrauen; und durch anhaftendes Erhigen in

einen volllommenen, dunfelrochen Kalt, der fcharf und metalliſch ſchmeckt. Diefe und alle Kalfe des

Duedfilbers laffen ſich durch die Gluͤhehitze wieder zu

regufinifchem Queckſilber herftellen, auch ohne Zuſatz

von’ brennlihen Dingen ($. 1081.) Die Safpeter: ſaͤure loͤſſt das Queckſilbet leicht auf, und die Aufld—

ſung iſt ungefaͤrbt und klar, ſcharf und aͤhend von &e:

ſchmack, faͤrbt die Haut ſchwarz und laͤßt ſich kryſtal⸗

liſiren. Er

Mir merken von den Producten des Qued ſilbers:

1) Den durch Schuͤtteln und Reiben des laufenden Queck⸗ 4: Plber# zu gewinnenden ſchwarzgrauen Kalf, oder dem Aethiops per fe (Oxide de 'mercure noirätre); 2) den Durchs Feuer zu verfertigenden dunkelrothen volfommenen Quedfi'berfalf, oder den Mercurius praecipitatus per ſo

Ce s(Oxide de mereute rouge pär le feu); u.'.3) der durchs Abrauchen der Auflöfung des Queckſilbers in u.. ‚&alveterfäure und Calciniren des Rüdftandes zu erhalten⸗ de Quedilberfatf , oder ber Mercurius praedipitatus ru- . ber. .(Oxide de mercure par Pacide nierique) übereins fommt ; 4) den Auedfilberpitriol, oder die Verbindung des Queckſtiberkalls mit Schwefelfäure , die mach dem Ab⸗ roaichen mit: heifem Waſſer p das ſchoͤnaelbe mineralifcbe Turpeth, Turpethum minerale, (Oxide de we er „+ par Tacide fulfurique) giebt; $) das falpeterfaure Queck⸗ filber; 6) den ätende Queckſilberſublimat (Mereurins fub- limatus corrofivus); 7) den weißen Präcipitat (Mercu- rius praecipitatus albus), und 8) das verfüßte erou ·

Schwere einfache:&toffe u ihre Verbindungen. 695;

\(Mörcurius dulcis)s dieralle drey ſalzigtſaures Queckſilber

find, und ſich dadurch unterſcheiden, daß in dem erſtern der Queckſilberkalk vollkommen verkalkt, im. dem dritten amvolltommen verkalkt iſt, uud in dem zweyten ſich mehr oder weniger dem erſten oder dritten nähert.

Die Auflöfung anderer Metalle in Queckſilber heißt Amalgam. ©. ; 6.11 17. 5) Bley (Plumbum;, Saturmus). Seine Farbe ift bläulich weiß; fein Glanz auf dem frifchen. Bruche zwar: ziemlich ſtark, es verliert ihn aber bald an der luft und wird unfcheinbar ; mit ber Zeit toſtet es an der füft und wird mit einem grau: lich : weißen Beſchlage überzogen, ber,fohlenfaurer Bley⸗ Falf iſt. Die Ductilitaͤt des Bleyes iſt ziemlich . groß; aber ſeine Zaͤhigkeit und Haͤtte ſehr geringe. Es hat einen eigenen Geruch, wenn es gerieben oder ge⸗ brannt ‚wird. Im Feuer ſchmilzt es ſehr leicht, vor dem Glühen, ben 540 Gr. Fahrenh. Beym Gluͤ⸗ hen und in ſtarker Gluͤth iſt es fluͤchtig und verwan⸗ delt ſich in einen! weißlichen Rauch. Es wird beym Schmelzen leicht verkalkt und in einen grauen Kalk GBleyaſche) verwandelt/ der bey ſtaͤrkerer Hitze gelblich wird (Maſticot), dann in eine Artı von Zuſammen⸗ ſinterung kommt, und eine blaß⸗ roͤthliche Farbe an⸗ nimmt (Silbergloͤtte, Bleyglaͤtte), und: zuletzt zum einem wirklichen Glaſe fließt (Bleyglas), das ſchoͤn⸗ ducchfichtig, honiggelb/ und. anſehnlich dicht iſt· Die Aufloͤſung des Bleyes im Saͤuren iſt ungefaͤrbt. Vom Bleye ift zu merken: m) ie Biepäfibe (Cinis la: ir Qalk’.

„plumbi grylea),,der unvollfommene Kalk des Bleves, der haben der Hitze bildet, die noch nicht. das Bilfihen! erreicht 50 2)der Maſticot (Gerulla citrina, Oride de plamb jaune)r, ein vbollkommener Blevfalt, der bevm anfangenden Gluͤhen des. vorigen Kalks entſteht 3die Bleyglätte (kichargyrum,

uide de plamb,,demi- «itreux) 98x „der, vollkommie Kaltı der einsuamfongenke Zufammenfinterung, beym 9*— |

» “....+

!

696 TI. hell. 3. Hauptflüd. | t3 4) di rtenaipe Minium, Os; * der ————— —— er mir Waflei aͤngefeuchteten Maftieot dur Ealcinirem erbals ‘ten wird; 5), das Bleyxweiß (Cerufla alba), der dur bie Dämpfe des Eſſias gebildete Fobleniaure Bleykalk; 6) das DBleyglas (Vitrum ſaturni)/ das. durchs völlige aller vorbergenannten Blenfalfe entftebt. umd die Grımds han gt ale da era er vie Blepfaits in ae; "die vur® = dunſten gu 8) dem Bleyzuder (Saccharum faturni), eis nem füß ſchmedenden Ealze anſchießt, deſſen füßer Ges ſchmack eben zu der aottlofen Verfaͤlſchung des Weins mit Ble yalaͤtte Anlaf gegeben hat.

—6. 1118. 6) Rupfer (Cuprum, Venus). Es hat eine roͤthliche Farbe, iſt ſehr duetil und geſchmei⸗ dig, von einer großen Zaͤhigkeit, einer betroͤchtlichen Härte sind ziemlichen Federkraft; es iſt daher ſehr klingend. Beym Reiben und Ethitzen zeigt es einen merklichen und widrigen Geruch. Zum Schmeljen erfordert es eine ſtarke und Weißgluͤhehitze, die man auf r450° Fahrend. ſchaͤtzt. Beym allmaͤhligen Er: hitzen unter dem Zutritte der luft läuft e8 mit bunten Megenbogenfarben.an, und wird endlich mit einem fihuppichten Kalfe, dem Gluͤheſpan, uͤberzogen. In der Gfühehiße brennt das Kupfer, wenn die fuft Zus gang haben kann, mit einer fhönen grünen und blauen Flamme, und einem. Rauche,. der. einen grün - grauen Kalk abſetzt. An der fuft verliert das Kupfer. bald feinen. vegulinifchen Glanz, und wird, wenn Diele feucht ift, auf der Oberfläche mit.einem grünen Mofte

überzogen, der ein fohlenfaurer Kupferkalk iſt. Saft alle Säuren greifen das regufinifche Kupfer geradezu an, und geben damit blaue oder grüne Auflöfungen.

Bu den merfwirdiaften Producken des Kupfers gebbren? d ı) Der Aupferpittiot ( Vitriolum) de e\pro ) ober das

Bupfer in blauen Kröfallen; 2) ar

Schwere einfache Stoffeh. ihre Verbindungen. 697 faure Kupfer, das bey der. Verdünnung mit Waffer eine fomvarbetiihe Tinte giebt, wovon die GSchtiftzüge beym Anstrofnen unfihtbar werden und dur Ermärmen wieder “gelb zum Vorſcheine fonimen; 3) das Spangrün, ber Grünfpan (Viride 'seris); ein Fohlenfaurer, mit. etwas Efitgiaure perbundener Kupferfalk, dur Hülfe der Eſſia⸗ fäure mebildet; 4) der kryſtalliſirte Gruͤnſpan (Viride aeris oryltallifatum),. oder das froftallifirte effiafaure Kupfer ; 5) die Fbon et en a in Ammos

he "(Cu rum ammonlaca .e); arme igiſe a P ein durch die ſalzigte Säure des Salmſaks Gebilde - ter Kupferkalf.

$. 1719.57) Eiſen (Ferrum, Mars). Kein einziges Metall ift einer ‚solchen Abwechſelung feiner Eigenſchaften fähig, als das Eifen, dergeſtalt, daß man ·mit Hecht eigene Arten deſſelben zw: unterſcheiden genoͤthigt wird· Dahin’gehdren: gefchmeidiges Ei⸗ fen, Roheiſen oder Gußeiſen, und ‚Stahl. 3) Ges ſchmeidiges Eiſen ( Ferrüm euſum, dastile); Es Hat eine graulich⸗ weiße Farbe, einen lichtgrauen, glaͤn⸗ zenden, fafericht «hadigen Bruch; feine Härte iſt nicht viel größer; als die vom: Kupfer; es läßt fich. kalt und warm ſtrecken und fihmieben, und hat eine große Zoͤ⸗ tzigkeit/ eine betraͤchtliche Dehnbarkeit, eine mäßige Federkraft; es iſt höchft fehmer <flüffig, und für ſich allein unſchmelzbar, außer beym Zutritte der buft oder zwiſchen Kohlen, wo es in der anhaltenden Weißgluͤ⸗ hehitze ſchmilzt, doch mit Veränderung feiner Eigen⸗ ſchaften. Schon in geringerer Hitze wird das Eiſen beym Zutritte der luft verkallt. Es laͤuft erſt mit bunten Regenbogenfarben auf der Oberflaͤche an, ver⸗ wandelt ſich dann in Gluͤheſpan oder Hammerſchlag, was der unvollkommene Ralf des Eiſens iſt, und die⸗ ſer wird zuletzt beym anhaltenden Gluͤhen unter dem Zutritte der buft zu einem roͤthlich⸗ braunen vollfomme: F nen

ai

698 .... IL Theil. 3. Hauptſtuͤck.

nen Kalke, der auch ohne zu ſchmelzen durch Calcini⸗ ren mit brennlichen Dingen wieder zum unvollkomme⸗ nen Kalke herzuſtellen iſt; auch an der Luft verwandelt es ſich leicht in Roſt: endlich gehoͤrt es noch zu den chatakteriſtiſchen Merfmalen des geſchmeidigen Eiſens, daß es ſich ſchweißen läßt. b) Gußeißen, Roheiſen (Ferrum crudum). Es laͤßt ſich weder kalt noch warm ſchmieden oder ſtrecken; wohl aber bey einer anhaltenden; Weißgluͤhehitze, die man auf 1600 Grad Fahrenh. ſchaͤtzt, für ſich allein fchmelzenz feine Farbe ift mehr oder weniger lichtgrau, fein Bruch nicht fas fericht , ſondern mehr oder weniger feinförnig; feine

Härte und Soroͤdigkeit ausnehmend großz'es hat da-

her auch ‘einen weit ſtaͤrkern Klang, als geſchmeidiges Eifen ;r es roftet. nicht fo leicht, als diefes, und ſetzt nicht fo feicht Gluͤheſpan ab. : Durch oͤfteres Gluͤhen und Schmieden wird es in .erfletes verwandelt. c) Stahl (Chalybs).: Erift Eiſen, das, wenn es rothwarm glüher, nach dem plößlichen Ablöfchen im Falten Waſſer, härter, fpröder und unbiegfarmer wird, . vor dem Härten aber falt und warm gefchmeidig iſt, und auch mac) dem Härter burch neues Gfühen feine Gefchmeidigfeit wieder erlangt. Er hat einen weißen lichtgrauen Glanz, einen feinkoͤrnigen Bruch; und iſt einer ungemein großen Haͤrte, aber auch auf der andern Seite wieder der Geſchmeidigkeit und Dehn⸗ barkeit des geſchmeidigen Eiſens faͤhig. Er iſt für ſich allein ſchmelzbar, roſtet fpäter als geſchmeidiges Ei⸗ fen, früher als Roheiſen, und ſetzt ſtaͤter Glüheipan ab, als. erjteres; er lauft mit lebhaftern Farben des

Regen⸗

Schwere einfache Stoffe us ihre Verbindungen. 699

Regenbogens beym Erwoaͤrmen an, ald das gefchmei: dige. Eifen.. Der: Unterfchied"biefer drey Eijenforten ruͤhrt daher, daß das Roheiſen noch nicht den voll: fommen regulinifchen Zuftand hat, ſondern noch in einem, geringen Grade der Oxidirung ift, über dies aber nuch-Kohlenftoff, oft bis zur Sättigung , aufs gelöf’t enthaͤltz daß der Stahl zwar völlig regulinifch iſt, aber auch Kohlenſtoff aufgeloͤſ't enthält; das ge⸗ ſchmeidige Eiſen aber vollkomnien reguliniſch /iſt und feinen Kohlenſtoff anfgelöf’t hat. "Allen drey Ei⸗ fenforten iſt es eigenthuͤmlich, nicht nur vom Magnete gezogen zu werden, d. hi retractoriſch zu ſeyn, ſon⸗ dern auch ſelbſt zum Magnete d. h. attractoriſch zu werden. Das Eiſen iſt in allen Saͤuren aufloͤs⸗ lich. Den vollkommenen Eiſenkalk loͤſen die Säuren in geringerer Menge auf; daher truͤben ſich mehrere Eifenfolutionen, an der: $uft, laſſen Eiſenocher fallen, und berändgen ihre gruͤne Sat in eine. selbe *

braune.

„es ift. vom Eiſen zu 1) der 1eifenmohe: (Akkbiaps tialis, Oride”de fer noir)y ober der unvolfdinme —* i des Efen wohin auch der Hammerſchlag Sluͤhe⸗ 2 fpan gehört; 2) der vollföniinene ir (Croeus mar- + is, dæide de fer jaune) ı wie z. B. der ausgeglühete Eifenroſtz 3) der grüne —ES oder da# ſchwefelſaure Eiſen CVitriokum- martis‘) 5 '4) das Berlinerblau ( Caeru« leum berolinenfe), oder das blaufaure iifen, '

4.351120.) ‚Binm- (Starietiin ‚> Iupiter ). .? Es hot eine. glänzend» weiße Farbe, die. etwas bläulicher iſt, als die. vom Silber; es iſt ſehr weich, ziemlich Behnbar, : wenig zoͤhe, und von einer ſehr geringen Federkraft, Es hat daher auch wenig Klang. - Es wenn man es biegt oder a den Zähnen

brüdt,

wo .: . .D. Theil. 3: Hauptſtück.

druͤckt, eim beſonderes Geräufch; und Kat, wenn es gerieben oder erhitzt wird, einen eigenthuͤmlichen, et⸗ was widrigen Geruch. Es ſchmilzt vor dem Gluͤhen, bey 420 Gt. Fahren, und verwandelt ſich dann beym Zugange der fuft in ein graues Pulver, das unvollkommener Zinnkalk ift, der beym anhaltenden Gluͤhen endlich weißlih wird. Diefer vollfontmene Zinntalt iſt hoͤchſt ſtreng⸗ fhüffig,. und giebt auch mir verglaſungsfaͤhigen Subſtanzen kein durchſichtiges, ſondern ein matt: weißes opafes Glas, und macht die Bafis des weißen. Emails aus. Wenn das fließende Zinn ‚unter. den Zutritte der luft bis zum Glühen ſchnell erhitzt wird, fo. brennt es endlich mic einer Fleis nen hellweißen Flamme, und giebt einen weißen

Dampf. An der fuft verliert das Zinn feinen regulis nischen Glanz erft fpät, und wird auch niche mit einem eigentlichen. Nofte überzogen. - Alle. Säuven greifen dad Zinn anz die Aufldfungen find, wenigſtens bey einiger Verdünnung, ungefärbt.

Wir merken: 1) die Zinnajche (Cinis ftanni, Oxide d’ dran), der den volkommenen Zinnkalk. 2) Libavs rauchenden piritus und die Zinnburter ( Liquor funians Libavüi ; Bu-

tyrum [tänni ), eigentlih die concentrirte Verbindung der falzigten Säure mit dem vollfornmenen Zinnfalte. 3) Die re Särber , oder die Auflöfung des Binns im

$. 1121. 9) me (Zincum). Ein weißes Me tall, das zwiſchen dem Sproͤden und Dehnbaren dad Mittel haft, oder halbgefchmeidig iſt, und auf dem Bruche eine Fenftallinifche Fuͤgung nicht undeutlich zeigt. Es ſchmilzt kurz vor dem Gluͤhen, und brennt endlich. beym Gluͤhen unter. dem Zutritte der Luft mit eu einer

Söwere einfache Stofft u Ihre Verbindungen. Tor

einer auferorbentfich hellen und blendenden Flamme, aus der ſich ein ſehr lockerer und ungemein weißer Kalk erhebt, der im Feuer ſehr beſtaͤndig iſt. An der luft leidet das Zink nur wenig Veraͤnderung; es ver⸗

liert ſeinen metalliſchen Glanz nur langſam, ohne

eigentlich zu roſten. Beym Ausſchluſſe der tufe iſt es in der Gluͤhehitze flüchtig und läßt ſich unverändert

f

auftreiben. Es loͤſ't fih in allen Säuren auf und

giebt damit ungefärbte Auflöfungen.

Don feinen Producten nehne ib nur 1) die Zinfblumen ( Flo- zes zinei ), Oder den volltommenen Kalk des Zinkse, un 2) den weißen Zinkvitriol (Vitriolum zinei ) oder das

. deine .“ |

$. 1122. 10) Wiemuth (Bismuthum). Ein roͤthlich⸗ weißes fehr ſproͤdes Metall, das ein blaͤtterich—

‚tes Gefüge hat, ziemlich hart iſt, noch vor dem Gluͤ⸗

hen bey 460 Gr. Sahrenh. ſchmilzt, beym Gluͤhen unter dem Zutritte der $uft dampft und brennt, und fich beym Ausfchluffe der uft in der Hige unzerſetzt in die Höhe treiben laͤßt. Beym Schmeljen vor dem

Gluͤhen verwandelt es fich unter dem Zutritte der tuft feiche in einen gelb:bräunlichen Kalf, der beym Schmelz’ zen in ein gelbes durchfichtiges Glas übergeht. Das’ wirkſamſte Aufföfungsmittel für daffelbe ift die Salper: terfäure. - Die Auflöfungen deffelben find ungefärbt,

und die Niederſchlaͤge daraus weiß.

Ich Ari den Wismuthkalk, das Schmintweif (Calx.

s Oxide de, bismuth. blanc), oder den Mieders

flag defisiven aus der Aufloͤſung in Salpeterſaͤure durch

bloßes Vaſſer. $. 4123. 11) Nickel (Niccolum). Es hat eine. lichtgrau⸗ weiße darbe; iſt etwas ſtreckbar und | | ſehr

”o2 1. hell. 3: Hauptſtuͤck.

ſehr feſt; iſt fehr ſtreug⸗ fluͤſſig und ſchmilzt erft bey einer Hiße, wobey Eifen fließt; es iſt ſehr feuerber ftändig, und verwandelt fi ſchwer in einen fhönen hellgruͤnen Kalf, der mit dem Botaxe zu einem hya⸗ einthfarbenen Glaſe ſchmilzt. Die Aufloͤſungen des Mickelmetalls in Säuren ſehen grün aus, mie Die des Kupfer, und das Ammoniaf liefert mit dem Nickel⸗ kalke auch eine blaue Aufloͤſung.

$. 1124. - 12) Arſenik, Arſenikmetall (Arſeni- cum). Ein fehr fprödes Metall, von einer weißen Far⸗ be auf dem frifchen Bruche, und von einer beträdhtli= chen Härte. An dertuft verliert es ſehr bald feinen metallifchen Glanz und wird unfcheinbar und ſchwarz. Im TFeuer iſt es fluͤchtig und läßt ſich beym Aus= ſchluſſe der Luft unverändert in die Hoͤhe treiben. Unter dem Zutritte der $uft verfalft es fich leicht und ent: zündet fid mit einer weißlich- bläulichen Slamme, Die einen fehr weißen diden Rauch von einem eigenen £noblauchsartigen Geruche. verbreitet, ber fi) als ein weißlicher Kalk anfest und felbft noch, flüchtig iſt (weißer Arfenif). Schon diefer unvollfommene Ar: fenikkalk zeigt eine ſalzigte fäuerliche Natur und wird zu einer völligen Säure, der Arjenikfäure (Acidum, arfenicicum ), wenn er durch Huͤlfe der Salpeter⸗ ſaͤure ganz mit Sauerſtoff geſaͤttigt worden iſt. Die Verbindungen des Arſenikmetalles mit Säuren find ungefärbt. ee a Bad

der unvollfoınmene, oder no phlogiftifirte-Kalf des Arſe⸗ uifmetalled der dur eine Sublimation gewonnen wird } Ä a

Schwere einfache Stoffen. Ihre Verbindungen. 703

RR); ure (Acidum.-arfenicicum ;’ Acide “arfeni- que), der vollfommene Kalk des Arfenifmetalles,

$. 1125, 13) Robalt ( Cobaltum ), Seine Sarbe ift grau: weiß; esift fpröde und zerfällt unter dem Hammer; doc) zeigt es im Zuftande der größe: ften Reinigfeit Ducilität. Es ift fehr ftreng- flüffig, und braucht zum Schmelzen eine Hiße, woben Kup: fer fließt; nach dem fangfamen Erkalten zeige es auf feiner Oberfläche eine neßförmige Bildung. Es ift feuerbeftändig. Es verliert feinen regulinifchen Zu: fand ſchon vor dem Schmelzen durch anhaltendes Gluͤhen und Nöften, wie das Eifen, beym Zugange der fuft. Der Kalf des Kobaltmetalles ift fhmwär;- fih; bengemifchter Arfenif macht ihm röthlich oder braun. Diefer Kalk ift für fich fehr ſchwer zu ſchmel⸗ zen, durch das Schmelzen aber geht er in ein Glas über, das fo dunkelblau iff, daß man es ſchwarz nen- nen fönnte; mit anderm Glaſe verduͤnnt, wird es aber fhön: blau. Die Aufldöfungen des Kobalts in Säuren fehen röthlih aus. Das Kobaltmetall zeigt Magnetismus. |

Ich nenne von den Producten dieſes Metalled: 1) die Zaffer oder den Saflor, der gerdftete Kobaltkalk, der mit zart. gepulvertem Sande oder Kieſel vermengt ift; 2) die Smalte oder blaue Stärke, das durch Kobaltfalf blau kingirte und fein gemablene Glas RL der Robaltvitriol ( Vitriolum co- balti) oder das fehwefelfaure / Kobalt in ſchoͤnen rotben Kryſtallen; 4) AZellots ſympathetiſche Tinte, die man fo verfertigt, daß man einen Theil Kobaltmetall, oder“ auch den geröfteten Kalk davon im drey Theilen Scheider wafler durch Digeſtion auflöf’t, die Auflöfung mit 24 Thei⸗ len Wafler verdünnt, durchfeihet, ‚einen Theil Kochlalz

ufegt, und nad dem Aufloͤſen wieder durchſeihet. Die

Scriftzüge damit verfhwinden.in der mäßigen. Tempera⸗

tur und in der Kälte auf dem Papiere; kommen aber.beym

Eriwärmen des Papiers jchön s grün wieder zum Borfcheine,

verſchwinden wieder beym Erkalten, und-fo, fort. : Das

Weſentliche der Rinte ift ſalzigtſaures Kobalt. - 5 sr er j a

04 U. Theil, 3. Hauptſtuͤck.

/

man ns blaue he Tinte. Dan kocht einen Theil reinen Kobaltfalf in 16 Theilen deſtilirten Weineflias in einem Blasfolben im Sandbade , bis etwa vier Theile Eſſig übrig bleiben ; ſeihet die Aufloͤſuna durch, die roſenroth ausfehen muß; dann läft man fie noch um die Hälfte ver—⸗ dampfen, ſetzt den vierten Theil des angewaudten Kotalts on Kücenfa zu, und läßt es zufammen in der Wärme, aufldien. e damit gemachten Schriftzuͤge verichwinden in der Kälte, kommen aber in der Wärme ſchoͤn⸗ blau zum Vorſcheine, und verfchwinden wieder in der Kälte,

6. 1126. 14) Spießglans (Stibium , Regulus antimonii ). Es hat eine weiße Farbe, ift mäßig hart, und fo fpröde, daß es fich leicht pulvern laͤßt. Es hat ein grobftrahlichtes Gefüge, und nimmt nach dem Schmelzen und ruhigen Erfalten auf der Ober: fläche eine fternfdrmige Bildung an, An der $uft ver: liert e8 nur wenig von feinem Glanze und rofter nicht eigentlich. Es befigt weder Geruch noch Geſchmack. Es ſchmilzt bey dem Gluͤhen in einer Hitze, die man auf 810 Gr. Fahrenh. ſchaͤtzt. Ir der Weißglu⸗ hehitze laͤßt es ſich in verſchloſſenen Gefaͤßen in die Hoͤhe treiben; beym Zutritte der luft hingegen verwan⸗

delt es ſich in einen weißen Rauch, der ſich in Geſtalt

weißer glaͤnzender Nadeln anlegt, die einen unvoll⸗ kommenen Kalk des Spießglanzmetalles vorſtellen und daher auch noch flüchtig find. Der vollkommene Kalk, der auch weiß ausfieht, iſt fcuerbeftändig, und höchft ftreng : flüffig. Die Auflöfungen des Spießglanzme- talles in Säuren find ungefärbt.

Bon den zahlreichen Zubereitungen des Gpießalanzmeralles merfe ih nur: 1) das Glas vom Spicßglanze ( Vitrum antimonii )y den gefchmolzenen und mit etwäs sochel verbundenen unvollkommenen &prefalangtalt;3 2) das

j ibende Spießglanz (Antimonium- diapboreti- cum ), oder den vollfommenen Kalk des Epiefglanzımes talles; 3) die Spiefglanzburter (Butyrum antimonii ) oder: die concentrirte Berbindung des Gpiefglanztatfes nit falzigter Saͤurez 4) den Brechweinftein (Tartarus en eme-

Schwere einfache Stofjen..ihre Verbindungen. vos Be 700 2 al 6 1127.15), Magnefüm, Braunfteinmeral

( Magneßum), Es iſt weiß von Farbe, hart und

fpröde, von einem koͤrnigen Bruche, fehr fireng: Aüflig und ſchmilzt ſpaͤter, als Roheiſen. Auch, ohne zu - Schmelzen wird es im ‚Seuer, leicht verfalft und in ein ſchwarzes Pulver, verwandelt; dies geſchieht auch in der Luft. Dieſer Kalk ift Außerft feuerbeftämdig. Die

Auflöfungen des ‚reinen Magneſiums in Säuren find

farbenlos, WM |

Ga zeige von dem Magnefium an: 1) den rohen Braunftein- - , »(Magnehia nigra Der ber natürliche und vollfommene Kalk des Örannfleinmetalles ft, und eine. beträchtirche Menge Sauer ſtoff enthalt , ben er zum Theil beym: Glühen als Yes, vbeusluft fahren laͤßtz weswegen man ihn auch jur Bereitung der letztern vorzüglich anwendet. 2): Was mineralıche Char mäleon, Man nimmt dazu drey Theile Galpeter und eıne Theil Braunftein, reibt beyde ſehr fein’ zuſammen, an erhält das Gemenge ın einem Ziegel fo lange glübend, big die Mafle nicht mehr ſchmilzt, fondern ein- trodenes erdiche? tes Auſehen erhält; werauf man fie-in einem gut verftopfe ten Glaſe aufbewahren muß. Wenn man enwas von dem: Yulver in ein Glas mit Brunnenwafler wırft,.fo wird dag Waſer grün, dan violett, hierauf rörblih, und zuleht entfätbt ed fi gang; und-der Braunfteis faͤllt in feiner - gatärlien Farbe zu Boden. rer Ale ee

"ng

J $. 1128. 16) Molybdaͤnmetall (Molybdae- num). Es iſt in dem Waſſerbleye (Molybdaena) mit etwas Schwefel bereinigt. Sein Kalk zeigt eine ſaure Natur und bildet eine eigenthumliche Säure, die Molybdaͤnſaure ( Acidum molybdaenicum, Ac.

Von den Producken aus MAlybbänmetall erwaͤhne ich bloß des blauen Carmins. (J. B. Richter uͤber die neuern Gegens * Chemie, ‚St, Il, Bresl. uad Hirſchberg 1792, 8.

ı 97; ö

99 $. 1129.

*

06 IL. Theil. 3. Hauptſtuͤck.

4. 1129. 17) Wolframmetall (Wolframium) iſt die metalliſche Subſtanz, die einen Beſtandtheil des Tungſteins oder Schwerſteins und des Wol⸗ frame ausmacht. Der vollkommene Kalf dieſes Me⸗ talles iſt gelb von Farbe, und hat Eigenſchaften einer Säure, die als eine eigenthuͤmliche Säure oben ($. 864.) unter dem Namen der Wolframfäure erwähnt ‚worden. Die Reduction des reinen Kalfes zu einem maffiven Regulus ift bis jeßt noch zweifelhaft, ob: gleich andere Eigenfchaften deſſelben feine metalfifche Natur außer Zweifel fegen.

$. 1130. 18) Uranium. Diejes Metall ift erft von Hrn. Klaproth endeckt worden, und fein Kalf macht einen Beftandtheil in der fo genannten Pech- blende und dem grünen Glimmer. Dieſer Kalt hat eine gelbe Farbe und liefert mit ber Salpeterfäure geifiggrüne Kryſtalle.

*5* * Br —* nen ent a A vie Drof. —— F Crells ge 1789. Ey 4 ME, *

Richter über die neuern Gegen das neu entdeckte —— Uranium. yet u

irföberg. 1791. ©. ı. S. 1131, 19) Titanium bie neuefte metallis ſche Subftanz, die Hr. Klaproth in dem fo genannten rothen Schörl entdeckt hat.

Mart. Heinr. Klaproths —— des hasgsrilchen ro», then Schörls; in feinen Beiträgen zur chentfchen Kennt- af der Mineralkarper. Bel, For und Berlin, ı7u5. 8.

233. 11»

Zufam;

Schwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 707

Bufanmengefeste Subftanzen organi» | ſcher Körper.

. 1132. Die organifchen Körper beſtehen aus _ einer nur geringen Anzahf von Grundſtoffen; und die große Verſchiedenheit, die wir in den fo mannigfal- tigen Producten derfelben in Anfehung ihrer finnlichen Eigenfchaften antreffen, rührt nicht immer von dem - Unterfchiede in der Qualität, als vielmehr von dem derfchiedenen quantitativen Verhältniffe in der Ver: bindung der Grundftoffe her.

6. 1133. So. weit die chemifche Zergliederung der Körper der Pflanzen und Thiere jegt reicht, hat man folgende einfachere Grundfloffe-in ihnen ange: troffen. Außer dem Brennſtoffe, der in allen und jedem dieſer Koͤrper und ihrer Producte zugegen iſt: Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Stictſtoff, Phosphor, Sauerſtoff; dann auch Schwefel, —— Alkalien, Ralkerde und Eiſen.

$. 1134. Aus dieſen Grundſtoffen ſi nd die eigenthuͤmlichen Zuſammenſetzungen gebildet, die man als naͤhere oder unmittelbare Zeftandtbeile der orga⸗ nifchen Körper anfehen kann, und durch deren Aggre⸗ gation der Bau der letztern aufgeführt ift. Dieſe Zufammenfeßungen find bloß das Werk lebender Or⸗ gane, und die Aunft vermag fie zwar in ihre Grund;

ftoffe zu zerlegen, Fann fie aber nicht hervorbringen.

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3

708 U. Shell, 3. Haupiſtück.

Beftandtheile der Körper des Pflan⸗ zenreichs.

$. 1135. Die Körper des Gewaͤchsreiches zei⸗ gen folgende weſentliche, nähere Beftandtheile. ($. 1134.): 1) Schleim; 2) öudter; 3) Stärke; 4) Zleber; 5) Eyweißftoff; 6) Weinftein; 7) Weinfteinfäure; 8) Sauerfleefal;; 9) Sauerklee⸗ fäure; 10) Citronenfäure; 11) Aepfelure; 12) Bensoefäure; 13) Ballusfäure; 14) Sarz; ı5) Gummiharz; 16) Sederbars; 17) fettes Oehlz 18) Aetherifches Oehl; 19) Aampber; 20) ſchar⸗ fer Stoff; 21) re Stoff; 22) fadiges Gewebe.

$. 1136. Menn frifhe Pflanzen einer Hiße ausgefeßt werben, die nicht über den Giedepunct des Waſſers geht, fo werden fie auegetrotnet oder ge: doͤrrt. Sie entlaffen hierben ihr wefentliches Waſſer, das ohne Zweifel als folches einen Beftandtheil in ihnen vorher ausmachte; aber fie fönnen auch andere wejentliche oder nähere Beftandtheile in diefer Tempe: ratur verlieren und dadurch beträchtliche Aenderun: gen ihrer Kräfte und Eigenfchaften erleiden, wie 3. B. das ätherifche Dehl den ſcharfen und den nar- kotiſchen Grundſtoff.

$. 1137. In einer Hitze, die den Siedepunet des Waſiſers uͤberſteigt, erfahren die vegetabiliſchen Körper eine noch weit merklichere Veraͤnderung. Sie werden geröfter; ihre Mifchung wird augenjcheinlich verändert und ihre —— treten durch Einfluß des

Schwere einfache Stoffe u: ihre Verbindungen. 709

des Waͤrmeſtoffes in andere Verhaͤltniſſe und zu neuen Producten zuſammen, wie ſchon daraus abzunehmen iſt, daß ſie durch dieſes Roͤſten ſaͤmmtlich einen eignen Geruch und Geſchmack erhalten, ven man den btenz⸗ lichen ee meint, und ber vorher nicht war.

GA38. Beneiner. ftattern Hihze und dem Zutritte der Luft entzuͤnden ſich endlich die vegetabiliſchen Körper, brennen ſaͤmmtlich mit Flamme, und laſſen nach dem völligen Einaͤſchern einen feuerbeſtaͤndigen Reſt, der gegen das Ganze immer nur ſehr wenig betraͤgt. |

$. 1139. Der Ruß (Fuligo), der fid) aus der Flamme der brennenden Vegetabilien anfeßt, ft Koh⸗ lenſtoff, der wegen des nicht vollſtaͤndigen Zutritts der: Luft zum Innern der Flamme nicht verbrennen Fonnte, und. theils mit dem Rauche mechaniſch fort: getiffen,; theils daraus niedergefchlagen wurde. Es koͤnnen ihm freylich mehr oder weniger fremdartige Theile Anhängen, und er fann Deshalb von ner Beſchaffenheit ſeyn. ABLE We Iran

„. Glanzruß. Slarterruß, Gehlruß. Kienruß. 1140: Alle dieſe Theile, welche: ‚ben, dem Roͤ⸗ ſten und Verbrennen der vegetabiliſchen Koͤrper ſich

zerſtreuen, kann man auffangen und ſolcher Geftalt

näher unterſuchen, wenn man die Erhitzung derſelben bis; zu eben dem Gtade in seiner. Retorte vornimmt, die mit dem noͤthigen Unparate: verbunden iſt. Man nehme z. B. Spaͤne von Büchenhakzsrfülle damit eine beſchlagene irdene Retorte bis zu zwey Drittel an,

23112 kuͤtte

"0° TE Theil. 3. Hauptſtuͤck. fütte eine gläferne gekruͤmmte Nöhre mit einer ober mehrern Mittelflaſchen fuftdicht an ihren Hals, und faffe die Mündung der leßtern feitungsröhre unter dem Trichter der mit: heifem Waſſer oder mit Queckſilber ' gefüllten pneumatifchen Wanne: treten. Man gebe gelindes Teuer, und verftärfe es allmählig bis zuletzt zum’ Gluͤhen der. Metorte. Anfangs entmweicht die atmofphärifche $uft der Gerächfchaft; dann geben eigene Gasarten und Nebel über; die erftern treten unter die Necipienten bee Wanne, die leßtern verdich⸗ ten fich durch Abkuͤhlung in den Mittelflafchen.

$. 1141. Man erhält hierbey eine außerordent⸗ fich große Menge von Gas. Ein großer Theil deifel: ben ift Eoblenfaures Bas, und läßt ſich durch Kalf- waſſer, Kalfmilch, oder äßende fauge fcheiden. Das zurücbleibende Gas ift entzündbar, hat einen unan« genehmen, brenjfichen Geruch, und befißt Eigen: fchaften des MWaflerftoffgas; umterfcheidet fich aber von dem reinen Waſſerſtoffgas durch ein größeres eigenthümliches Gewicht, durch eine confiftentere Flamme, mit der es brennt,. und dadurch, daß eg, bey feinem Abbrennen mit febensluft in verfchlofferren Gefäßen, nicht nur Waffer, fündern auch. Kohlen: fäure liefert, auch nachdem es aufs forafältigfte von allem anhängenven fohlenfauren Gas ‚vorher befreyet worden if. Es conftituirt alfo. eine eigene Gasart, die. man Lohlenftoff haltiges Waſſerſtoffgas (Gas hydrogenium carboneatum, Gaz hydrogene car- bone) * ) nennt. |

*) Sononymas Gchwseres brennbaren Bas. 6. 1142.

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen.

3.1142. Die Erfcheinungen diefes Gas jeigen alfo , daß Wafferftoff und Kohlenſtoff zufammen feine Bafıs ausmachen, und folglich Beſtandtheile des Holzes geweſen ſeyn muͤſſen, moraus man es erhält. _ Das fohlenfaure®as, Das man zugleich mit gewinnt, feßt voraus, daß außer dem Kohlenftoffe auch noch Sauerſtoff darin. zugegen feyn muͤſſe. Uebrigens aber ift die. Koblenfäure nicht präeriftirend als ſolche im Holze zugegen geweſen, fondern es maren ihre Grundſtoffe vorher. in andern Verhäftniffen und mit den andern Beflandtheilen zu andern Zufammenfegun- gen vereinigt. Erſt bey der Erhißung bis zu einem gewifien Grade tritt ein Antheil Kohlenſtoff mit einem Antheile Sauerftoff zur Kohlenfäure zufammen und bilder mit dem Waͤrmeſtoffe kohlenſaures Gas, zugleich aber vereinigt fich ein Antheil Brennftoff und Waſſer⸗ ſtoff nes Holzes in Verbindung mic etwas Kohlenftoff mic dem Waͤrmeſtoffe und tritt als Fohlenftoffhaltiges Waſſerſtoffgas aus. Dieſes entzändbare Gas iſt es, welches beym Erhitzen des Holzes im Freyen die Slams me bildet, womit das Holz verbrennt.

5. 1143. Die übrigen Aüchtigen Theile, die außer den Gasarten ben der trocdenen Deftillation bes Holzes Eß. 1140.) atısgetrieben werden, verdich⸗ ten fih in den Mittelflaſchen durch Abkühlung. zit teopfbaren Fluͤſſigkeiten. Sie bilden theils eine maß ferige Fluͤſſigkeit, die gefbroch von Farbe, brenzlich von Geruch, und. offenbar ſauer ift, und die man ſonſt ‚einen Spiritus nannte; theils ein Oehl, von xinem Starken brenzlichen Geruche und. einem: rn

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712 0. Äh 3. Hu...

Geſchmacke, welches auf der waͤſſerigen ſauern Fluͤf⸗ ſigkeit ſchwimmt, anfangs duͤnner und Heller iſt, zus letzt aber bey zunehmender Hitze dunkler von Farbe, dicker von Conſiſtenz, und-zäher und’ pechartiger wird. Die erhaltene ſaure Fluͤſſigkeit iſt bey ihrer gehoͤrigen Reinigung nicht von der Efſigſaͤure verſchieben. Sie bat eine zuſammengeſetzte Grundlage aus Kohfenftoff und Waſſerſtoff; fie praͤexiſtirte vorher, als ſolche, nicht im Holze, ſondern ihre Beſtandtheile waren in andern Verhoͤltniſſen unter einander verbunden, und ſelbſt ihr - wäfferiger Antheil iſt erſt ein Product des Feuers, aus dem Waſſerſtoffe und Sauerſtoffe des Holzes neu erzeugt. Auch das brenzligte Oehl (Oleum empyreumaticum) iſt ein Product, und fein Educt, und proͤexiſtirte vorher nicht. als ſolches im Holze.“ Ben feinem Verbrennen mit Sebensluft- bifvet ſich Waſſer und Kohfenfäure, und feine Beftandtheile find auch Brennſtoff, Waſſerſtoff, Kohlenſtoff und etwas Sauerſtofft Das Verhaͤltniß des Kohlenſtoffes darin iſt deſto groͤßer, je ſpaͤter es an und je die an babey iſt.

ag 1144 Einige lanzeni trocke⸗ nen Deſtillation keine ſaure Fluͤſſigkeit, wie das Holz, ſondern vielmehr Ammoniak. Dieſes Ammoniaf konnte nicht vorher, als ſolches, in den Pflanzenges genwaͤrtig ſeyn/ wo es ſich auch durch nichts Darin darthun läßes fordern es wird ebenfalls erſt aus ſei⸗ - Beſtandtheilen in ftärferer Hige zuſammengeſetzt, m zit daß auch der Stickſtoff in vie Mifchung ſehr

Schwere einfaͤche Stoffe ur ihre Verbindungen. 713

ſehr vieler und: Me and nd

. 1198, Ser EIER nad der Befilafion.

des Holzes ($ 1140.), iſt nun Die Kohle. Sie iſt nur ber Antheil des Kohlenſtoffes Des Holzes, der nicht mehr. Sauerſtoff. genug antraf, um als Kohlen⸗ ſaͤure auszutreten, noch Waferfiof, um als’ fohlens ſtoffhaltiges Waſſerſtoffgas oder beydes zuſammen, um als emohteumatiſche Säure ‚oder als. emppreumas tiſches Dehl überzugehen, | ‚Sie würde reiner. Kohlens artige, feuerbeftändige, falzige und erdige Seife waͤren, die damit innigſt wrdungt zuruͤchbleiben.

4. 1146. Bey, dem. Verbrennen bes Holzes fo wohl, als. aller vegetabiliſchen Körper, unter. dem” vollfommenen, Zutritte der. frenen fuft, wird der ‚Anz theil Kohlenſtoff, der bey trockener Deſtillation zuruͤck⸗ bleibt, durch Aufnahme des Sauerſtoffes zur Kohlen ſaͤure, die als Gas entweicht, und es bleibt ‚dann bloß die Aſche (Cinis) zuruͤck, ein zur Underhaltung bes Feuers nicht: weitet) geſchicktes Pulver, das die feuerbeſtaͤndigen Theile des Koͤrpers ohne weitern Zu⸗ ſammenhang in ſich enthält. Außer den erdigen Theis len enthoͤlt die Aſche der Gewaͤchſe noch ſalzige Teile, die ſich dürch Auslaugen mit Waſſer von jenen treite nen laͤſſen. Dies meiften Pflanzen liefern fo aus ih⸗ ver Aſche durch Auslaugen, und duch Eindicken und

Abrauchen der ſauge bis zut Trockniß, Gewaͤchsal⸗

kali (9. 879) das eben daher den Namen erhalten 9— bat.

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Sei 3 Haupeftäcl

= Es iſt immer mit etwas Kohlenſaͤure die wohl von der Zerſetzung der Kohle beym Verbren⸗ nen an das Alkali getreten iſt; ſonſt enthaͤlt es aber auch noch verſchiedene andere Salze, die es verunrei⸗ nigen, wie z. B. ſchwefelſaures Gewaͤchsalkali. Die ſo genannte Pottaſche (Cineres clavellati) iſt ein ſolches, wiewohl unreines, Gewaͤchsalkali, aus ber Afche der Holzarten gewonnen. Die Alche verfchie bener am gefalznen Meerufer wachfenden Kräuter un:

terſcheidet fi) von andern dadurch, daß fie mineralk

ſches Altalı enthaͤlt. Dergleichen Afche ift die Soda (5881).

$. 1147. Die nad) dem Auslaugen der Aſche der Pflanzen zurüd bleibenden erdigen Theile find nach Defchaffenheit des Bodens, worauf die Pflanze wuchs, verſchieden, und mehrentheils Kalf:, Thon = und SKiefelerde; manchmal auch phosphorfaure Kalferde, Pft enthält diefe Pflanzenerde auch Eifenfalf.

6. 1148. Mod find Hier die Unterfchiede der ein: zelnen nähern Beftandeheile' der Körper des Pflanzen: reich⸗ ($. 1135.) und ihre Grundfloffe anzuzeigen.

$. 1149. 1) Der Schleim (Mucillago), das Bummi, loͤſ't fi im Falten und heißen Waſſer, aber nicht im Alcohol und in ätherifchen Dehlen auf; er ercheilt dem Waſſer Vifcofitäe, ohne erheblichen Geſchmack; ift im reinen Zuftande, nach dem Aus; trockenen durdyfichtig, geruchlos,. in.der Waͤrme nicht

zergehend, ſoroͤde und zerreiblich, Etr if ein worzügs licher

m Er Zu - =

|

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. *

licher Beſtandtheil aller und jeder Pflanzen und ihrer Theile; nur laͤßt er ſich nicht aus allen, wegen der zu gleicher Zeit darin befindlichen und auch in dem Waſ⸗ fer auflösbaren, andern Beſtandtheile, gleich rein darftellen, : Aus einigen: Gewaͤchſen quillt dieſer Schleim auch von felbft aus, wie das arabifche Gummi das ZRiefhgummi beweiſet.

$. 1150. Die Grundſtoffe des Gummi ober Schleimes find: Brennſtoff, Kohlenſtoff, Waſſer⸗ ſtoff und Gau. EB

4. ris1. 2) Das Sars (Refina) Ri im Alco⸗

hof und ächerifchen Oehle, aber nicht im Waſſer aufs lösbar, zergeht in der Wärme und wird flüffig, laͤßt

fi) an der Slamme leicht entzünden, brennt mit einee \

rußigen Flamme, und hinterläßt eine Kohle nach dem Abbrennen. Verſchiedene Gewaͤchſe laffen das Harz entweder durch gemachte Einfchnitte, oder auch, zu» mal-im Alter, von felbft hervorquellen. Gewoͤhnlich find diefe narürfichen Harze mit ärherifchem Oehle ver⸗ bunden und dadurch verdünnt; fie haben davon Ge: ruch und fluͤſſige Eonfiftenz, und heißen natürliche Balſame. Erſt nad). dem völligen Verdunſten bb Dehls bleibt das reine Harz zurüd.

$. 11 52. Auch das Harz beſteht aus Brennſtoff, Kohlenſtoff Waſſetſtoff und Sauerſtoff.

6. 1153." 9) Das Bummibar; (Gummi ı re- fina) iſt nicht als ein Gemenge aus Gummi und Harz,

ie als ein eigenthuͤmliches Gemiſch anzufehen, das

716.2: 7 L. Theil. 3.Hauvtſtück.

Bas ſich weder ganz: im Waſſer noch in Alcohol klar aufloͤſen läßt... Es bilder in den Pflanzen haufig einen milchichten Saft, der durchs Austrodnen feft wird, iſt in der Wärme zaͤhe, laͤßt fich aber nicht wie ein Harz ſchmelzen. Seine Örundftoffe find: Brennftoff, Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff.

$. 1154. Eine Materie eigener Art macht 4) das Sederbatz (Gummi elafticnm, Caoutehouc) aus. Es loͤſ't ſich weder im Maſſer noch im Weingeiſte auf, wohl aber durch Huͤlfe der Waͤrme in fetten und aͤtheriſchen Oehlen, und auch im Aether. In der Hi- ge läßt es fich, mie die Hatze, erweichen, "und fließt endlich zu einer jchwärzlihen Maſſe, nimmt aber nad) dem Erfalten die Federfraft nicht wieder an. Es brennt auch in der Flamme eines lichte. Es beftcht aus, Brennftoff, Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Stick⸗ ſtoff und Sauerſtoff.

2. 1155.Die der sin Durchs Zermalmen und Durchbeuteln das bekannte Mebl, das fi) auch aus einigen andern Theilen der Pflanzen, mie aus einigen Wurzeln und Geüchten, obwohl nicht in ‚gleicher Reinigkeit, darftellen läßt. Wenn man Mehl, vorzüglich Weitzenmehl, mit fal tem Waſſer erft zu einem, feften Breye knetet, und biefen zwifchen den Händen durch darauf fliefendes Faltes Waſſer fo. lange waͤſcht, bis das Spülmaffer sicht mehr milchicht und trübe, ſondern klar und helle abflieft; fo bleibt eine graue, zaͤhe, contractile, gläns a ‚weiche Mafle.ubrig, die fih im, Weiler, im ein;

Pi

Schwere einfache Stoffe u: ihre Verbindungen. 717 Weingeiſte und in Oehlen nicht aufldfen” Kıft, in ber Wärme zu einer halbdurchſichtigen, hornartigen Ma⸗ terie anstrodnet, am Feuer unter einem «hornartigen Geruche verbrennt, und: mie Waſſer angefeuchter. in Faͤulniß übergeht. Concenitrirte Säuren und aͤtzende Alfalien loͤſen ſie auf;. ‚doch letztere nur in der Hiße, Dieſe Materie heißt 5) der Aleber (Colla, :Gluten); Sm Weißenmehle ift diefer Kleber am häufigften; und andere Mehlarten find deſto weniger nährend, je ge- ringer das Verhaͤltniß deffelben darin zu den Beſtandtheilen iſt.

6. 1156. Der Kleber iſt zuſammengeſetzt * Brennſtoff, Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Phosphor, Stickſtoff und Sauerſtoff.

6. 1157. Der andere und vorwaltende Grund⸗ theil des Mehls iſt 6) die Stärke (Amylum), Sie ſondert fi aus dem zur Darftellung des Klebers ($. 1155.) gebrauchten Spülmwaffer durch die Ruhe, als ein weißer locerer Bodenfaß, ab, der nach dem

Trockenen unſchmackhaft und ker ift, fi im Fals ten Waſſer, im XBeingeifte und in Dehlen nicht auf: loͤſſt, wohl aber im heißen Waſſer. Sie ift fein Schleim, ob fie ſich gleich demfelben in der Mifhung nähert. Sie läßt ſich auch aus mehrern frifchen Wur— zelm und mehligen Srüchten durch Zerreiben derſelben ‚mit faltem Waſſer fcheiden. Die Beftandtheile der Stärfe find: Brennfoff, afierhoff, Kohlen⸗ ſtoff und Sauerſtoff.

$. 1158.

118. Hell 3: Hauptſtuͤck.

$. 1158: Aus dem. frifh ausgeprefiten klaren

Safte verſchiedener Gewaͤchſe, z. B. der Kreſſe, des

Weißkohls, laͤßt ſich durch Kochen 7) eine Materie ſcheiden, die ſich als Schaum oder auch in Flocken ab⸗ ſondert, und die alle Aehnlichkeit mit dem in der Fol⸗ ge anzuführenden Eyweßftoffe(Materia alluntnsie) des beſitzt.

$. ır 59. 8) Der Zuder (Saccharum) macht ein eigenes, wefentliches Salz der Pflanzen aus. Unſer gemöhnficher Zuder wird aus dem Safte des Zucker— rohrs durchs Abrauchen erhalten, und ftellt nach der Hölligen Neinigung von andern Theilen ein feftes, wei⸗ fies Salz dar, von einem füßen Geſchmacke, das fich im Waſſer leicht, und aud) im Weingeiſte auflöf”e, und ſich aud) in regelmäßiger Geſtalt kryſtalliſiren laͤßt, wie der Candiszucer beweiſet. Er mache die lackmus— finctur nicht roch, das Curcumapapier nicht braun, Auf glühenden Kohlen verbrannt, ſtoͤßt er einen fte end : fauerlichen Dampf aus, verpufft mit Salpeter, und geht nach der Verduͤnnung mit Waffer in die weinichte und endlich in die Effiggährung über. Der Zuder ift in dem Pflanzenreiche ziemlich häufig ver: breitet, und ein und derfelbe Beftandtheil in allen füß ſchmeckenden Früchten und Pflanzen; nur läßt er fich freylich wegen der übrigen ſchleimigen und auszugar: tigen Theile nicht aus allen gleich rein, und noch me: niger vortheilhaft darftellen. Der Zuder befteht aus Brenuftofl, Waſſerſtoff, Kohlenſtoff und Sauerftoff.

ı $. 1160.

* Schwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 71 4. 1160. 9) Die Weinſteinſaure (Acidum tartaricum) iſt ein Beſtandtheil des 10) Weinſteins ( Tartarus), eines weſentlichen Pflanzenſalzes, das ſich aus dem Moſte, zumal aus herbem, bey der Weingaͤhrung fcheidet; und. worin fie mit dem Ge⸗ wächsalfali verbunden, aber noch nicht geſaͤttigt ift, fo daß auch der Weinſtein deswegen als ein fäuerliches Salz erfcheint. Sonſt ift fie. aber auch ned) in eini- gen fauern Früchten, wie 5. B. in den Tamarinden, in den Beeren des Gerberbaums, enthalten. Die reine Weinſteinſaͤure fchieft in blätterförmigen Kry⸗ fallen an, die an der Luft beftändig find, in der His Ge zerfeßt werden und im Feuer verbrennen. Die Weinſteinſaͤure befteht aus denfelbigen Beftandtheilen, als der Zucker; aber der Sauerftoff ift darin in einem äröfern , und die übrigen Grundſtoffe find in einen geringern Verhältniffe als in jenem. $. 1161. 11) Die Sauetkleeſaͤure oder Zucker; fäure (Acidum oxalicum) ift im 12) Sauerkleeſalze (Sal acetofellae) mit einem Theile Gemächsalfali vers bunden aber nicht damit gefärtigr, fo daf diefes auch als ein weientliches faures Salz erfcheint. Sie laͤßt ſich auch durch, Kunft aus dem Zucer, der Stärke, . dem Schleime, ber Weinfteinfäure und andern Pflane zenftoffen, daducch darftellen, daß man Diele vermits telſt der Salpeterfäure bis auf einen gewiſſen Grab mir mehrerm Sauerftoffe verbindet. Sie ſchießt in fpießichten, oder duͤnnen vierfeitigen prismatifchen Krys ftallen an, die feht fauer ſchmecken, an der tuft in dee Waͤrme verwittern, in der Hitze zerſetzt weiden, und ſich

729. I Lheil. 3. Hauptſtjcc

ſch —— zeigen. Die Sauerflefiure bat mic ver Weinſteinſaͤure einerley Grundſtoffe gemein, aber in.einem andern quantitativen. Verhoaͤltniſſe. $.1162. 13) DieZitronenfäure ÜAcidum ci- | tricum) iſt in dem Zitronenſafte (Succus citri) in Berbindung mit ſchleimigen Theilen, und ſonſt noch in andern ſauern Saͤften, z. B. der Johannisbeeten, der ſauern Kirſchen, der Moosbeeren, der Preußel⸗ beeren, der unreifen Weintrauben, u. a., enthalten. Dieſe Säure iſt im reinen Zuſtande kryſtalliſirbar, und hat einerley Radical ($: 871. ) mit der Wein⸗ fteinfäure und Sauerkleeſaͤure, nur in einem andern Berhäleniffe der Grundftoffe deſſelben. |

6. 116%... 14) Die, Kepfelf: zure (Acidum ma- licum).. findet ſich in den Säften faurer Aepfel, ſonſt aber auch i in andern ſauern Fruͤchten, wie in den Ber⸗ beritzen, Hollunderbeeren, Schlehen, Pflaumen, u.a. Sie läßt ſich nicht zu feſten Kryſtallen bringen, und unterſcheidet ſich von der Weinſteinſaͤure Zitros nenfaure und Sauerkleeſaͤure durch ein anderes Ver— hoͤltniß der Grundbeſtandtheile.

$. 1164. 15) Die Benzoefäure ben- zoicum) madht i in dem Benzoeharze (Benr.o&) einem nähern: Beſtandtheil, und kann Daraus entweder durch gelinde Sublimation, oder durch; Ausfochen mit alfalischen faugen oder: Kalkwaſſer geſchieden wer⸗ den. Sie iſt eine fluͤchtige Saͤure, und erſcheint in weißen, glaͤnzelnden Nadeln ( Benzoeblumen). Ihr Geſchmack iſt nicht hervorſtechend ſauer. Sie loͤſſt ſich

Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. Jar

Sich: im kalten Waſſert ſchwer, leichter im kochenden ‚auf. An der $uft find: die Kenftalle beftändig, Im MWeingeifte find fie aufldsbar, md auf gluͤhenden Kohlen brennbar,. Auch das Rabical yon diefer Saͤu⸗ ze ift aus Koblenſtoff und Waſſerſtoff zuſammen⸗ gefeht $. 1165. : 16) Der sufammenzichende. Stoff (Principium adftringens). Außert fih in den Gewoͤch⸗ fen durch den zufammenziebenden Geſchmack, ben fie gerurfachen, und dadurch, daß die wäfferige oder geiftige Ausziehung berfelbenmit..der Auflöfung des Eiſens in Säuren einen ſchwarzen Niederſchlag ‚ber wirkt. Beyſpiele geben: die Galläpfel, die Rinde Der Eiche, der Oranatäpfel, der Schmad, u. a, Unfere gemeine Tinte ift ein folcher Niederſchlag des Eiſens durch den zufammenziehenden Stoff. Wenn dieſer zufammenziehende Stoff von den ihm. anhätr genden färbenden, gummigen und ‚harzigen Theilen befreyet worden ift, fo zeigt er fich als ein weißes, na⸗ delfoͤrmiges, faures Salz, das man Ballusfaure ger nannt hat. Es ift in der Hiße flüchtig; auf gluͤhenden Kohlen iſt es entzuͤndlich. Mit Salpeterfäure behans delt, giebt e8 Sauerfleefäure. Der ſchwarze Nieder fchlag, den der zuſammenziehende Stoff mit dem Ei⸗ ſen macht, iſt in einem Ueberſchuſſe von andern Soͤu⸗ ren aufloͤslich, wodurch die ſchwarze Farbe wieder verſchwindet, die ſich aber dann wieder durch Alkali zum Vorſcheine bringen laͤßt. Kohllenſtoff und Waſſerſtoff machen auch das Radical dieſer Saͤu⸗

re aus. | 23 §. 1 166.

722 Dheil. 3. Hanpeftälh, $. 1166. 17) Aus mehrern Saamen und Ker- nen, 5. B. dem feinfaamen, dem Mohnfaamen, den Mandeln, fo wie auch aus einigen Fruͤchten der Pflan: zen, z. B. den Oliven, laßt ſich eine Affige Materie auspreffen, welche durch Huͤlfe eines Dochtes die Flamme ernährt, und fid) nicht in Waſſer auflöfen läßt, alſo ein Oehl, und zwar eın ſolches, "das fich nicht im Weingeiſte auflöf’t, auf Päpier getroͤpfelt einen Fleck macht, der durchs Erwaͤrmen nfcht wieder vergeht, und wenn es rein ift, Feinen erheblichen Ge: ruch und- einen milden Geſchmack befißt. Man nennt es ein ſettes Debl (Oleum unguinofum). Zum Sie⸗ den erfordern dieſe Oehle eine ftarfe Hitze, die mar auf 600 Grad nad; Fahrenheit rechnet. Sie find ſaͤmmtlich fpecififch leichter als Waller. © Einige trock⸗ ‚nen an der $uft aus, andere bleiben ſtets ſchmierig. Einige find in der gewöhnlichen Temperatur unferer Atmoſphaͤre fluͤſſig, andere hart und ſproͤde; jene nennt man au) Pflanzenbutter. Das Wache fanıt man gewiffer Maßen zu den fetten Oehlen rechnen, Die fetten Dehle find außer dem Brennftoffe faft bloß aus Kohlenftoff und Waſſerſtoff, und nur aus vo. gem Sauerftoffe zufammengefeßt. . 1167. Mit den äßenden Alfalien fi) die fetten Oehle vollfommen und innigſt, und wer: den damit zu einer neuen Materie, die ſich in Waſſer und Alcohol aufföfen läßt, zur Seife (Sapo). Die Seifen werden durch alle Säuren wieder zerfeßt, und das Dehl daraus abgefchieden, wiewohl in veränders ter Natur. Auch alle Verbindungen der Sänren mit | Stoffen,

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 723

Stoffen, mit denen fie nicht fo nahe verwandt find, ‘als mit den feuerbeftändigen Alfalien, zerſetzen die ‚aus feßtern bereiteten Seifen. . Berfchiedene Waͤſſer, befonders aus Brunnen, loͤſen aus eben dieſer Urfe: che die Seifen nur unvollfommen auf und zerfeßen fie. Man nennt diefe Wäfler bare (Aquae durae), Die weichen Waſſer hingegen (Aquae molles), tie die atmofphärifchen und das deftillirte Waſſer, loͤſen die "Seifen vollfommen auf,

.$ 1168. 18) Verfchiedene ſtark riechende und ſchinedend⸗ Pflanzen, oder ihre Theile, ertheilen nicht nur dem daruͤber abgezogenen oder deſtillirten Waſſer ihren Geruch, ſondern es geht auch zugleich mit dem Waſſer ein Oehl über, das von den fetten Oehlen mes ſentlich verfchieden ift, wie ſchon daraus zu fehen ift, Daß es fich mit Waſſer deftilliren läßt. Es erfordert alfo eine geringere Hiße zum Sieden, als die fetten Dehle, binterläßt auf dem Papiere feinen Fleck, wenn man diefes anwärmt, ift in der Waͤrme leicht ver: dunftbar, hat einen Durchdringenden Geruch, der in allem mit dem Geruche der Pflanze übereinfommt, woraus es deſtillirt worden ift; es löf’e ſich in Wein⸗ geiſt auf, und laͤßt ſich durch die Flamme eines lichts anzuͤnden. Man nennt dieſe Oehle atheriſche, rie⸗ chende oder denillirte Oehle (Olea aetherea, deſtilla- ta), auch wohl weſentliche O hle; doc) kommt der letz⸗ tere Name mit allem Rechte auch den fetten Oehlen zu.

‚Die mehreſten aͤtheriſchen Oehle find leichter, als das Waſſer, und ſchwimmen oben auf; nur einige, be— ſonders aus Gewuͤrzpflanzen heißer fänder, ſinken im

33 2 Waſſer

vi U. Theil. 3. Hauptſtuck.

Waſſer zu Boden. “Ferner unterfcheiden fie fih in der Eonfiftenz, und befonders auch in der Farbe, Im Waſſer löfen fie fich giniger Maßen auf und ertheilen ihm ihren Geruc und Geſchmack. Die Grundftoffe des ätherischen Dehles find außer dem Brennitoffe, Waſſerſtoff und Kohlenftoff.

$. 1169. 19) Eine andere eigenthämliche Ma: terie der Pflanzen, die aber feltener in ihnen anzu= treffen ift, ift der Kampher (Camphora), eine weiße, nicht fertig und auch nicht fcharf anzufühlenve, fefte, durchſcheinende, glänzende Materie, von eis nem ftarfen und durchdringenden Geruche und Ge: fhmade, die fehr flüchtig ift, im gelinder Wärme ſchmilzt, fich fehr leicht anzunden läßt, und ohne Ruͤckſtand zu Kinterlaffen, mit ftarfem Nauche und Muß verbrennt. Der Kanıpher ift im Waſſer nicht auflösbar, aber im Weingeifte-und in Dehlen. Er bes fteht aus Kohlenfioff und Waſſerſtoff.

$. 1170. 20) Der ſcharfe Pflanzenftoff (Materia acris pl.) muß als ein eigener näherer Beftandtheil im Pflanzenreiche unterfchieden werden. Mehrere Pflan- zen naͤmlich, die übrigens geruchlos find, haben einen fehr brennenden und fcharfen Geſchmack, fie erregen, wenn fie frifch auf die Haut applicıet werden, Roͤthe, örtliche Entzündungen, ziehen Blafen. Durchs Trocknen verliert ſich dieſe Schärfe ganz oder größten Theild. Das Waller, das man über diefe Pflanzen abzieht, erhält dagegen alle Schärfe und alles Rei— bende. Beyſpiele geben: die frischen ABurzeln vom | Arum,

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 725

Arm von der Meerzwiebel, von der Zeitlofe, der friſche Hahnenfuß, u. a. In verfchiedenen Gemäd): fen ift diefer ſcharfe und fluͤchtige Stoff mit aͤtheriſchem Oehle verbunden, und dadurch auch einiger Maßen gemifdert ; wie z. B. im Merrettig, im loͤffelkraute, in der Brunnenfteffe, im Senfe, u. a. Sonſt iſt uns die. Mifchung diefes eigenen Stoffe noch fehr un⸗ bekannt. Irriger Weiſe haben ihn einige für Ammo: niak gehalten. BR $. 1171. Das Narcotiſche oder Betaͤubende mehreter Pflanzen, z. B. des Opiums,rber Kirſch⸗ lorberblaͤtter, iſt gewiß feine Qualitaͤt anderer nähe: ser Beftandtheile, fondern hängt vielmehr von einem eigenen Subftrate ab,. das felbft einen nähern Ber ſtandtheil des Pflanzenreichs ausmacht, und das ic) 21.) den narcotifchen Pflanʒenſtoff ( Materia nar-, cotica.pl.) nenne, Bis jet hat man freylich diefes Princip noch) nicht abgeſondert und. alfein darſtellen Fönnen, daraus laͤßt ſich aber fein Schluß gegen die Eriftenz eines folhen eigenen Weſens machen. Es ift flüchtig in der Siedhitze deß Waffers, kann aber doch durch andere fixere Beſtandtheile ſo figirt werden, daß es die Siedhitze des Waſſers verträgt. Immer aber verlieren die narcotiſchen Subſtanzen des Ge— waͤchsreichs durchs Trocknen, Auskochen, von der Staͤrke ihrer Kraft. Sn mandeit; wie in Kirſchlor⸗ berblaͤttern, iſt der narcotiſche Stoff an ein ätheri- ſches Oehl gebunden. Fa 2 Fe . 1172. Endlich iſt noch der nach Abſonderung aller bisher erwaͤhnten nähern Beſtandtheile ver Plan: ——— zen

26 TE Theil. 3. Hauptſtück.

zen uͤbrig bleibende Ruͤckſtand, der gewiffer Maßen das Skelett der Pflanze vorſtellt, unter dem Nahmen des 22) fadigen oder holzitgen Theiles (Materia fihro- fa pi.), als eine eigenthuͤmliche Zuſammenſetzung zu unterfcheiden. eine Unauflöslichfeit in Waſſer, Alcohol, Dehlen und Alkalien charafterifiren ihn genugfam. Er ift brennbar, und Kohlenſtoff, Waſ⸗ ferftoff und: Sauerſtoff bilden feine Zufammenfeßung; un aud) noch Sueftoft und Phosphor.

Sutammenfiguugen in thierifchen Körpern.

$. 1173. Die Grundſtoffe, welche die Zuſam⸗ menfeßungen oder die nähern Beſtandtheile thieriſcher Aörper bilden, find diefelbigen, als ben ven Körpern bes Pflanzenreichs. Es find, außer dem Srennftoffe, (der in jedem Producte derfelben enthalten ift, ) Stidftoff, Roblenitoff, Wafferftoff, Phoephor, Sauerjtoff, und dann noch Kalkerde. Sm Allges meinen unterfcheiden fich die allermeßreften thierifchen Subſtanzen dadurch von den vegetabilifhen, daß fie mehr Stidftoff und Phosphor lad ent: halten.

$. 1174. Als eigene nähere Beftandtheile Der thierifchen Körper aus den vorgenannten Grundſtoffen ($. 1173.) find anzufehen: 1) Galkrte, 2) Sett, 3) Eyweißſtoff, 4) Faſerſtoff, 5) Knochenma⸗ teris, 6) Milchzucter, 7) Ameifenfäure, 8) koh⸗ lenaure —— de Schaalthiere, u. a.

$. 1175.

Schwere einfache Stoffen. ihre Werbindungen, 7a7

eg 1275. Den: den trockenen Deftillation geben Die thierifchen Körper alle tohlenftoffhaltiges Waſſer⸗ ſtoffgas ($. 1141.) und fohlenfaures Gas, und-die mehreſten außer einem: brenzlichen Oehle kohlenſaures Ammoniak; nur wenige geben eine brenzliche Säure. Die Entſtehung dieſer Producte läßt ſich aus den an⸗ gefuͤhrten (5. 1173.) Grundſtoffen leicht erklaͤren. DE 176. Die Kohle ſolcher thieriſchen Subſtan⸗ - zen, welche bey der trockenen Deftillation Ammoniaf geben ($. 1175.), z. B. von Gallerte, Eyweiß, Blut, Knochen, iſt beſonders noch dadurch merkwuͤr⸗ dig, daß ſie, mit aͤtzenden feuerbeſtaͤndigen Altalien in bedeckten Gefäßen gegluͤhet, der nachher mit Waͤſſet auszuziehenden fauge derſelben das Vermogen ertheilt, das Eiſen aus feinen Aufloͤſungen in Saͤuren als Ser: linerblau niederzuſchlagen. Es bildet ſich naͤmlich aus dem jener Kohle noch anhaͤngenden Stickſtoffe, Waſſer⸗ ſtoffe, Kohlenſtoffe, Phosphor und etwas Sauerſtoffé eine eigenthuͤmliche Saͤure, die man jetzt duicch den Na⸗ men der Blauſaure (Acidum boruffeum,“ A. pruffe que) unterfcheibet, welche mit dem Alkali in Verbin⸗ dung tritt, es neutraliſirt, von demſelben aber durch eine doppelte Wahlverwandtſchaft an das Elſen uͤbet⸗ geht, das in einer Säure aufgeldf ik Das Ber: linerblau ift affo blauſaures Eiſen. Die Blaufsire‘ felbft iſt eine ſchwache Säure, für ſich allein in der’ Hitze fluͤchtig und gasfoͤrmig. Sie tritt von dem Berlinerblau an Alkalien und Kalkwaſſer, wenn man dieſe damit kocht. ER

M

*

1

rei,

FRE TEL 3. Hauptſtuͤck.

90 1177. So wie der’ Kohlenfioff durchs Wer> brennen zur Kohlenſaͤure wird, ſo wird der Phosphor in der thieriſchen Kohle durchs "Einäfchern der letztern zur Phosphorſalire die, wenn zugleich Kalkerde zugegen iſt, damit phosphorſaure Kalterde bilden ‚Tann: Dergleichen i die Znochenache

$. 1178: 1) Die Gallerte (Gelatina) macht einen ‚nähern. Beſtandtheil der frifchen Musfelfafer, des Zellgewebes, her, Knorpel, ber Klauen, ber

Hörner, der Knochen, u. ar aus. Sie loͤſ't fich im Waſſer auf, das man mit dieſen Theilen focht, er: theilt demſelben einen milden Geſchmack, ohne erheb⸗

lichen Geruch, und einige Viſcoſitaͤt. Die Fleiſch⸗ bi uben find ſolche Auflöfungen des galfertartigen Thei-

les’ des Fleiſches im Waſſer. Nach | dem Verdunſten

Aufloͤ ſung begin Abtüpfen, zu einer duccdjfichtigen,

mit etwas Schnellkraft begabten, Materie die man

im. ‚gemeinen Leben auch eine SGallerte oder Sulze

nennt; und wird endlich bey fortgeſetztem Austrocknen

zu einer harten, feiten, durchſcheinenden, ‚hornartigen

Materie bie fi im Waſſer und im Weingeiſte voll

fommen toieber auflöfen laͤßt, und auch ein Leim

(Gluten), ‚genannt. ‚wird. In der Hiße läßt fich diefer

leim nicht eigentlich ſchmelzen; auf gluͤhenden Kobfen

verbrennt er unter dem Geruche des angebrannten.

Horns. Mit Waſſer verdünnt, geht er in der Wärme

ſchnell in, Faͤulniß über. Die Gallerte iſt aus Brenns

fioff, Stickſtoff, Kohlenſtoff, Waſſerſtoff Phos⸗ phor und Sauerftoff zufammengefeßt. U. $. 1179

Schwere einfache Stoffe m. hreſVerbindungen 125

TE 25) Das Fett (Pinguedol;’Adeps,' Axüngia) der Thiere iſt den! fetten Pflanzenöhlerr im: allem ahnlich; und unterfcheidet ſich bey den verfchieri benen Thieren ind: nad): Dem: verfchiedenen Stellen⸗ wo es abgefondert wird, in der Conſiſtenz, wie der Talg oder Unſchlitt (Sebum), der Wallrath, das Schmalz; und der Thran beweiſen. Auch die Butter gehört.hierherir: Alles, was oben ($. 1166. ffi) von den fetten. Pilanzenöhlen. angeführt worden ift , gilt auch vom. thieriſchen Fette. "Seine dieſelbigen. rn ar) et

9. 1180. 3) Der EWeihßſoff (Materia albu- —** macht den hauptſachlichſten Beſtandtheil des Blutwaſſers (Seruin ſanguims) und der lymphati⸗ ſchen Fluͤſſigkeit aus; bildet den Kaͤſe der Milch das | Eyweis. Er iſt vor-dem Gerinnen mit kaltem Waſſer miſchbar, und darin ſo fein zertheilt, daß er aufge⸗ loͤſſt zu ſeyn ſcheint. Durch die Hitze gerinnt er aber darin; und auch Alles, was das Waſſer ftärker:an:: zieht, wie concentrirte Saͤure, Weingeiſt, bringe: ihn zum Gerinnen, und er fuͤllt als ein weißer jiges' ruch⸗ und geſchmackloſer Koͤrper nieder, der nach wem! voͤlligen Auscrocknen durchſcheinend, hart und ſproͤde iſt/ in der Waͤrme nicht ſchmilzt, im. Waſſet und Weingeiſte nicht aufloͤsbar iſt, fich:aber in Ammoniak: und Alkalien aufloͤſen laͤßt. Seine Beftandtheile fommen mit denen der Gallarte überein; nur find fie; im Berhäftniffe gegen einander verfchieben. pl

59. 1281.) Won dem Enweißitoffe unterſcheidet ns eine feſtete Conſiſteng And eine groͤßere BR

RR N N. hät: 3. Hauptſtuͤck.

Gerinnbarkeit 4) der Haſerſtoff, oder der fadenar⸗ tine: Theil des Bluts (Pars fibrofa), der ans: dem friſch geronnenen Blutkuchen duch Waſchen . mit Waſſer getrennt werden kann, und ſich auch beym bloßen Schlagen und Rütteln des friſch gelaſſenen Bluts abfondern laͤßt. Er iſt im frifchen :Zurftande weiß, fehe zaͤhe, trocknet in der Wärme zu einer fpröden Materie aus, loͤſ't fich weder im kalten, noch beißen Waſſer auf, audy nicht im Weingeiſte, wohl aber in. concentritten Säuren, wie im Birrioföhle, aus dem er aber doc) wieder durch Verduͤnnung mit Waſſer gefällt wird, In der Hitze läßt er fich nicht fhmeljen; auf glühenden Kohlen verbrennt, er. unter. dem Geruche angebrannter Haare. Mit dieſem fabenartigen Theile des Bluts fommt- die von allem Auszugartigen oder ‚Sallertartigen befrenete Musfel- fafer überein, .und die Miembranen, die Knorpel, Die figamente, die Nägel.und Klauen, die durch⸗ fcheinenden Hörner, die Haare, die Wolle, die Fe— bern, nehmen alle aus biefem fadenartigen Theile ihren Urfprung, und find im. Stunde in ihrer Mis. fhung davon nicht verfchieden, wenn man ihren gal⸗ lertartigen Theil ausgezogen hat. In Anfehung fei- nee Mifchung fomme er mit dem Kleber des Mehls ($. 1155.) überein.

$. 1182. Die Knochen per Tiere und ihre un⸗ burchfichtiger Hörner fo wie die Gerippe der Amphi⸗ bien und Fiſche, laſſen, wenn fie von allen nicht dazu: gehörigen Theilen gereinigt und. von ihrem gallert⸗ artigen Stoffe durch Auskochen mit reinem Waſſer völlig

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 731

völlig beftenet worden find , eine weißliche unſchmack⸗ hafte Subftanz zuruͤck, die nod) die organiſche Struc⸗ | tur wegen ihres Zufammenhanges zeigt, fich in den Säuren aufldöfen, in der Hiße in verfchloffenen Ge: fäßen fi zur Kohle brennen läßt, im offenen Feuer den Geruch der angebrannten Haare zeigt, und eine große Menge weißer Erde zurücläßt. Ich nenne diefe Subftanz der ausgefochten Knochen 5) Auöchenmar terie, und unterfcheide fie dadurch von der Knochen⸗ erde ($. 1177.) die nad) dem völligen Einäfchern oder Ausbrennen derfelben zurüicfbleibt. Die Knochen: materie kommt in der Beſchaffenheit ihrer Grundtheile mit dem fadenartigen Theile des Bluts uͤberein, und iſt nur hauptſaͤchlich in dem BVerhältniffe des Phosphors und ber Kalkerde verfchieden, die darin in einem grd- fern Verhältniffe zu den,übrigen Grundſtoffen find. $. 1183. In der Milch der Kühe, und wahr:

ſcheinlich auch in der Milch anderer kräuter: freſſenden Thiere, findet ſich noch ein weſentliches Salz, 6) der Miilchzucter (Saccharum lactis), von einem ſchwach⸗ zuckerartigen Geſchmacke, das ſich auch in luftbeſtoͤn⸗ dige Kryſtalle bringen laͤßt, ſich weder als Säure noch als Saugenfalz zeigt, und vielmehr zu ber ur nung der zuderartigen Salze ($. 861. ‚) gehört, . Er iſt offenbar vegetabiliſchen Urfprungs. 4. 1184. Die Säure der Ameifen formicarum.), unterfheidet fich, mac) gehdriger Rei⸗ nigung, nicht von der Eſſigſaͤure des Pflanzenreichs, und hat auch ohne Zweifel einen bloß vegetabiliſchen Urſprung.

un. ge Von

732 TH Ha Bon ſelbſt erfolgende Weränderung ‚der Mifhung organifher Kötper.

6. 1185. In den lebenden organischen Körpern erfolgen zwar durch die Functionen des Lebens beftän: dige Mifchungsveränderungen der verfchiedenen Stoffe, welche zu den: nahern Beftandtheilen der organifchen Körper gehören, und bie Abfonderungen beruhen Hauptfächlih hierauf. Wir haben es indefjen hier nur mit den von ſelbſt erfolgenden Veränderungen der Miſchung zu thun, die in der todten organifchen Subſtanz Statt, finden. Alle todte organifche Sub: ftanzen find diefer von felbft erfolgenden Veränderung ihrer Miſchung unterworfen, tern fie bey einem bins länglichen Grade der Wäfferigfeit und Wärme von dem Zugange der luft nicht ganz ausgefchloffen find. Man nennt dieſe von ſelbſt erfolgende Zerftörung ihrer Mifchung Gaͤhrung (F ermentatio).

"6.1186. Mad; der Befchaffenheit der Subftanz, "welche in Gährung begriffen’ ift, auch wohl nach ver Dauer der Gährung felbft, find die Producte verſchie⸗ den, bie fich dabey bilden; und man hat hiernach | dreyerley Arten von Gaͤhrung unterſchieden: die wei⸗ nigte Gaͤhrung (Fermentatio vinofa); bie ſaute oder Eſſiggaͤhrung (Fermentatio acida); und bie fauligte Gährung oder SAulniß (Fermentatio. pu- trida, Pütrefactio ). Indeſſen ließen: fich allerdings noch mehrere Arten feftfeßen, |

2 | Mein:

Schwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 733.

Weingahrung,. - |

6. 1187. Die fehleimig- zucerartigen Stoffe

des Planzenreichs erfahren fehr bald eine auffallende . Veränderung ihrer Mifchung, wenn fie bey dem ger hörigen Grade der Verbindung mie Waſſer und ben der Wärme (vor 60 bis 70 Gr.) vom Zutritte der buft

nicht ganz ausgefchloffen find. | |

$. 1188. Um die Erfcheinungen, die dabey Statt finden, wahrnehmen zu fünnen, mähle ich den Mioft, oder den ausgepreften Saft der Weintrauben, ols Benfpiel. Wenn man denfelben in’einer enghalfis gen Slafche in eine Temperatur von etwa 70° F. ruhig hinftellt, fo geräth er ſehr bald in eine innere Bewe- gung; die Durchfichtigfeit und Klarheit verlieren ſich; die Maffe wird trübe; eg reift ſich eine große Menge von $uftbläschen aus dem Innern derfelben los, die auch wohl mit einem merflichen Geraͤuſche hervorbre— chen, und wegen der Zähigfeit der Materie, worin fie eingefchloffen find, eine Schicht auf der Oberfläche der Slüffigfeit, den Gaͤſche, bilden. Sie find durch⸗ aus kohlenſaures Gas, das nad) Befchaffenheit der gährenden Materie und der daben Statt findenden Temperatur oft in ungemeiner Menge hervorbricht, und benm verhinderten Austritte auch wohl die Gefäße fprengen kann. Mac) einer laͤngern oder Fürzern Zeit laffen diefe Erfcheinungen der Gaͤhrung nach, der Schaum verliert ſich, die gegohrne Materie wird wieder flar.und hell, und es entbinder fich Fein foh- Ienfaures Gas weiter. Gebt ſcheint die Natur gleich⸗ ſam

734, 1 heil. 3. Haupeftüc.

fam einzuladen, diefen Zeitpunet zu nüßen, und bie Bedingungen zu entfernen, unter welchen die Gaͤh—⸗ zung anhob, und unter welchen eine neue Mifchungse veraͤnderung eintreten moürde. Die geaohrne Materie zeigt jeßt eine veränderte Natur; ber füge Geſchmack des Moftes und feine Klebrigkeit haben fich verloren, und er hat den weinartigen Geruch und Geſchmack, und beraufchende Kräfte erhalten, die man vorher nicht an ihm wahrnahm. Es hat ſich ein dider Satz gefchieden, der die fo genannten Sefen (Faeces, Ma- ter vinj ) ausmacht.

$. 1189. Das Beduͤrfniß hat den Menfchen vielerley weinartige Getraͤnke aus mancherlen Plan: zenftoffen zu bereiten gelehrt. Aber in allen ift nur die zuderartig : fehleimige Materie die Grundlage der: felben, und der weinartigen Gährung fähig; und es giebt daher außer dem eigentlichen Weine aus Trau: benfaft noch eine große, Menge anderer weinartiger Getränke. Hierher gehört unter andern: der Tider oder Aepfelwein, der Meth aus Honig, das Dier aus Mal;.

6. 1190. Den fofchen die nicht ſeht geneigt zut Gaͤhrung ſind, oder worin der Zuckerſtoff mit zu vielen andern Theilen verbunden iſt, befoͤrdert man die Gaͤhrung durch den Zuſatz gewiſſer Sub: ſtanzen, die man Gaͤhrungsmittel (Fermenta) nennt. Dahin gehoͤren Materien, die entweder ſchon ſelbſt in Weingaͤhrung begriffen oder ſehr geneigt dazu find.

\

$. 1191.

vini seetikcatiffiimus.),

Schwere einfachẽ Stoffe u. ihre Verbindungen. 733 . . 1151. Wenn man guten, geiſtreichen Wein Aus einer glaͤſernen Retorte mit einer Vorlage im Sandbade ’bey wohl verklebten Fugen und gelinder Hitze deſtillirt, ſo geht eine Fluͤſſigkeit, in eigenen, fett ausſehenden, Streifen in die Vorlage uͤber, die einen ſtarken erwaͤrmenden Geſchmack, einen durch: dringenden Geruch, und berauſchende Kraft beſitzt, ſich anzuͤnden laͤßt, und mit einer Flamme ohne Rauch und Ruß verbrennt. Der üuͤberdeſtillirte fluͤchtige Theil des Weines heißt Weingeiſt ( Spiritus vini J

brennbater Geiſt (Spiritus ardens, inflammabilis),

Sranntwein (Vinum aduſtum). Er enthaͤlt immer

. noch mäfferige Theile beygemiſcht, die zu gleicher Zeit

mit übergingen. Alle gegohrne meinartige Getränfe geben bey der Deftillation dieſen brennbaren Geift, und zwar immer um deſto mehr, je beſſer fie find. Die im Handel vorfoımmenden oder zum Bedürfniffe verwendeten Branntweine werden auch aus ander, oft in diefer Abficht bloß zur Weingährung Betrachten, weinartigen Slüffigfeiten gezogen.

$. 1192. Der von feinem überfläffigen Waſſer giemlich genau gereinigte’ Branntwein heißt rer tifi⸗ cirte Weingeiſt (Spiritus vini rectificatus), mens er auch fchon eben nicht vom Weine, fondern, wie in aunfern Gegenden, vom Kornbranntweine verfertigt morden ift. Den allerreinften, und von allen außer⸗ weſentlichen Waſſertheilen durch gehörig angeftellte Rectification befreyeren, nennt man Alcohot oder hoͤchſtrectificirten Weingeiſt ae) Spiritus

6.1193,

736 .; AI. Dheil. 3. Hauptſtuck.

6. 1193. Der Alcohol iſt als das Product der weinigten Gaͤhrung, und als ein eigen⸗ thuͤmliches, durch die Natur erzeugtes, Gemiſch an⸗ zuſehen. Er iſt im reinen Zuſtande voͤllig farbenlos, hell und, klar, durchdringend -und ſtark von Geruch und Geſchmack, läßt fi ohne Docht leicht anzuͤnden, and brennt, ohne Ruͤckſtand zu hinterlaſſen, mit Flamme ohne Rauch und Ruß; Er iſt ſpecifiſch / leich⸗ ter als Waſſer, und ſein eigenthuͤmliches Gewicht wird gewoͤhnlich zu 0,815 geſetzt; Herr Lowız aber hat gezeigt, Daß dieſes bey der ſtaͤrkſten Entwoͤſſerung des Alcohols auf 0,791 herunter gebracht werden fönne. Er ift flüchtig, leicht verdunſtbar, und fieder ſchon bey 165° F. Eben. diefes ift der Grund, mar am er ſich Durch, Nectifisirung entwäflern, laͤßt. Mir dem Waſſer läßt fich der Alcohol in allen Verhaͤltniſſen vermifchen, und beyde nehmen nach der Vermiſchung einen geringern Raum ein, als fie nad) der Summe ihrer einzelnen Räume einnehmen follten. : Der Alco- Hol gefriert nicht in den bey uns befannten Graden ber Kälte. |

$. 1194. Wenn man die Dawofe des 6 Alcoteie aus einer gläfernen Netorte durch ein glühendes glä- fernes Mohr, das mit einer Mittelflaſche und dem pneumatiichen Apparate connectirt, treten laͤßt, ſo wird ein Antheil Alcohol zerlegt, und man erhält kob: Ienftoffgaltiges Waſſerſtoffgas und kohlenſaures Gas.

F. 1195. Die Beftandrheile des Alcohols laſſen fi aus den Proͤducten ſeines Verbrennens beurthei⸗ ——— len

| |

Schwere einfache Stoffe u ihre Verbindungen. 737

den und beſtimmen. Unternimmt man naͤmlich das Abbrennen des Alcohols in einer. metallenen Schaale, die auf der Sperrfluͤſſigkeit ſchwimmt, and ſtuͤrzt dann eine Glocke mit atmoſphaͤtiſcher Luft daruͤber, ſo findet man;, daß er, wie alle verbrennliche Subſtanzen, Sauerſtoffgas verzehrt. Braucht man hierbey Queck⸗ ſilber zum Sperren; fo enthaͤlt die ruͤckſtaͤndige fuft nicht allein Stickgas, ſondern auch kohlenſaures Gas, und das Inwendige der Glocke iſt ſo wie das Queck⸗ filber mit einer merklichen Menge Waſſer bedeckt, auch wenn man den aufs hoͤchſte entwaͤſſerten Alcohol ange⸗ wendet hat, Braucht man Kalkwaſſer zum Sperren, ſo wird diefes getruͤbt und kohlenſaure Kalkerde nieder⸗ geſchlagen. Es folgtzalfo hieraus, daß Waſſer und Kohlenſaͤure die einzigen Producte des Verbrennens Des. waſſerfreyen Alcohols ſind.Herr Lavoiſier fin: det durch Berechnung aus ſeinen Verſuchen, daß 100 Theile Alcohol. beym Verbrennen in. Sauerſtoffgas 316,0816 Theile Waſſer geben, und daß 100, Theile des höchft entwaͤſſerten Alcohols aus nahe 28,53 Kohr Ienftoff, 7,873. Waſſerſtoff, und, 63,597 ſchon ‚ge- bildetem Waſſer beſtehen. Wenn man das-legtere nicht als nähern. Beftandrheil bes Alcohols anfehen will, fo befießt der: Alcohol etwa aus 0,285 Theilen Kohlenftoff, 0,175 Theilen Wafterhoff und 9,549 Theilen Sauerfoff,

Kapoifier über die Berbinbung des fäurg s Brundfiofs fes mit Weingeifte, Oehlen und andern verbrennlichen J Kecöͤrpern; in Creils chem. Annalen, 1790. B. 1. S. 518. jf.

Be: 1196. Yus der innigen und. genauen Vereini⸗

sung des Alcohols mit der concengrirten Schwefelſaͤur⸗ Aaa erzeugt

738° 1. hek- 3. Hauptſtuͤck. | erzeugt ſich ein neues merkwuͤrdiges Product: die Vi⸗ triolnaphtha, ‚oder der Vitriolaͤthet: eine Fluͤſſig⸗ keit von einem eigenen, angenehmen, aber durchdrin⸗ genden, Geruche und Geſchmacke, die noch leichter iſt, als Weingeiſt, ſich im Weingeiſte leicht aufloͤſ't, und auch einiger Maßen im Waſſer, da zehn Theile des letztern einen Theil davon in ſich nehmen ;- fehr leicht und fchnell verbunfter, und dabey eine anſehnli⸗ che Kaͤlte erzeugt; ſich Teiche anzuͤnden läßt, auch ſchon in der Entfernung von der Flamme eines lichtes; und mit einer: ftarfen und hellen Flamme verbrennt, Auch einige andere Säuren bringen mit dem Aßein- geifte befondere Arten von Aether hervor, wovon bie Salpeternaphtha, die Eilignaphrha 1J Beyſpiele geben. $. 1197. Die Beftandefeile des zur Weinguůh⸗ rung fähigen ſchleimig⸗ zuckerartigen Stoffes in Ber: bindung mit dem Waſſer find: Kohfenftoff, Waſſer⸗ ſtoff und Sauerfloff; dies find aber auch, die Ber ftandtheife des Products der Weingährung, nämlich des Alcohols ($. 1195.), nur in einem andern Der: hältniffe, befonders in einem geringern des Kohlen: ftoffes zu den übrigen. Folglich befteht diefe Mi— fihungsveränderung darin, daf in der gährenden Sub: ſtanz der Kohlenftöff vermindert wird, Dieſes ges fhieht aud) bey dem Acte ver Gährung, mie das aug- sretende Eohlenfaure Gas offenbar lehrt. Es verbindet fih) alfo unter dem Einfluffe der Waͤrme ein Antheil Kohlenſtoff mit Satierftoff zur Kohlenſaͤure, die als as austrict en Suerſtoff dazu liefert wohl nicht allein

Sqhwere einfache Stoffe u. Ihre Verbindungen. 739

allein der ſchleimig⸗ zuckerartige Stoff, fondern wahr: fcheinlicher Weiſe auch das Waſſer, wovon alfo ein Ans theil hierbey zerfegt, und wodurch aljo das Verhaͤlt⸗ niß des Waſſerſtoffes zu den uͤbrigen Grundſtoffen noch groͤßer wird, und ſich ſo das Product, das Spirituöfe, bildet. Durch die Entſtehung des Alco— hols in der weinartigen Fluͤſſigkeit aͤndert ſich nun natuͤrlicher Weiſe auch die Aufloͤſungskraft auf die fremdartigen Subftanzen , die fonft in dem Waͤſſeri— gen vor der Gährung aufgelöf’t feyn Fonnten. Daher truͤbt fich die Fluͤſſigkeit, und es fondern fich fchleis mige Theile, und, wie aus dem Moſte, ABeinftein ab. Ze geringer die Menge des Zucerftoffes in ver gährenden Fluͤſſigkeit ift, defto Heiner wird auch die Menge des Spiritußfen oder des Alcohols, und um— gefehrt. Eine zu große Menge des zuderartigen Etoffes kann aber doch machen, daß der entftandene ein füß bleibt und unzerfeßten Zucerftoff behäft, weil, wenn erſt eine gewifle Menge Spiritudfes er: zeugt ift, die Gaͤhrung dadurch ſelbſt gehemmt wird,

Effigsgahrung

$. 1198. Wenn die vorhin befchriebene Gaͤh⸗ zung des Weines oder der weinartigen Getränfe zu lange unterhalten oder der fchon entftandene Wein in einer Wärme von 75 bis g5° 5. unter dem Zugange der Luft erhalten wird, fo geht abermals eine Mis fhungsveränderung vor, die feine vorige Natur ganz aufhebt und zerftört. Er verliert alle beraufchende Kraft und wird offenbar fauer, oder zu Kfiig, Dax Aaa 2 he

749 IL Theil, 3.

her heißt dieſe zweyte Miſchungsveraͤnderung bie Eſiggahrung ($. 1186.).

$. 1199. Der Wein wird bey dieſer Veroͤnde⸗ rung erſt truͤbe, und fängt auch wohl wieder an, merf-- fi) zu braufen, wenn er noch ungerfegten Zucerftoff enchält. Er wird auf der Oberfläche nad) und nad) mit einer Fahnigen Haut bedecft, und eine gewiſſe Menge fadenartiger Materie trennt ſich von ihm los, die fih nach und nad) zu Boden fegt und eine Art Hefen bilder, die fo genannte Eſigmutter. Ein Hauptumftand hierben iſt nun, daß das Sauerftoff: gas der atmofphärifchen fuft, die hierben über der Släche des in Effiggährung begriffenen Weines fteht, eingefogen wird, Die Sküfligfeit wird nad) und nach wieder hell und Far, und ijt num fauer., Die Pe: tiode der Efjiggährung Pauert um defto länger, je Fühler der, Nein gehalten wird und fe geringer der Zutritt der luft iſt.

5. 1200. Jedes gegohrne weinartige Getraͤnk iſt fuͤr ſich ſelbſt zur Eſſiggaͤhrung geſchickt. Alle Saͤfte der Pflanzen, welche den Zuckerſtoff in ſich haben und alſo in Weingaͤhrung gehen koͤnnen, werden daher zu Eſſig, nachdem ſie die Weingaͤhrung uͤberſtanden haben; und dieſe geht auch in ſolchen Saͤften allemal vorher, che die eigentliche Eſſiggaͤh⸗ rung oder das Sauerwerden anhebt. Die Wein: gährung ift in verfelben freylich um deſto ſchneller vor⸗ übergehend r und um deſto weniger bemerkbar, je ge= tinger der Gehalt des Zuderſtoffes darin, oder je

mehr

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen: Jar

mehr ef durch Waſſer verduͤnnt if, oder je mehr die $uft Zugang hat und bie Temperatur erhöhet ift.

6. 1201. Der Zuckerſtoff iſt zwar die eigentliche Grundlage der weinigten Gaͤhrung; aber zur Eſſig— gaͤhrung ſind auch andere Subſtanzen faͤhig, wie der reine Schleim, die Staͤrke, die weſentlichen ſauern Pflanzenfalze, die Gallerte, wenn fie bey der Ver: duͤnnung mit Wafler den Bedingungen zu dieſer Gaͤh— rung unterworfen werden. Die Effiggährung ſetzt alſo nicht immer die Weingaͤhrung voraus, und iſt . nicht überhaupt als eine Fölge der letztern anzufehen.

$. 1202. Den folhen Dingen, die nicht-fehr zur Effiggährung geneigt find, befördert man diefelbe durch Eſſigfermente. Dahin gehören alle Subſtan⸗ zen, die entweder fchon ſelbſt darin begriffen find, oder fehr leicht darein gerathen, mit oder ohne vorher: gehende Weingährung; z. B. Hefen von- fauerm Weine, faurer Wein mit ſeinen Hefen Sauer⸗ teig, u. dergl.

$. 1203. Die Effiggährung des Weines beſteht nicht in einem Verdunſten ſeines Alcohols, wie bey einer zu großen Einwirkung der Waͤrme darauf frey- lich wohl geichehen kaͤnn; ſondern er geht ſelbſt in Eſſig uͤber, und hilft ſolcher Geſtalt die Eſſigſaͤure

vermehren. $. 1204. Der Eſſig iſt noch nicht reine Eſſig⸗ ſaͤure, ſondern jeder Eſſig enthält immer noch außer dem mehr oder weniger fremdartige Theile Die Ei figfaure

742° 1. heil. 3. Hauptfä.

figfaure laͤßt ſich, da fie flüchtig ift, Durch Deftilfas tion des Effigs aus demſelben darftellen. Dieſer de. ſtillirte Zfjig (Acetum vini deftillatum ) ift erft als reine Eſſigſaure ( Acidum aceticum ) anzufehen. Er iſt farbenlos, völlig Far und durchfichtig, angenehm ſaͤuerlich von Geruch und Gefhmad.

$. 1205. Die Eifigfüure ift im deftillieten Effig Hutch fehr viele wäfferige. Theile verdünnt, die man durd) allerley Mittel davon zu feheiden gefucht bat. Da die Eſſigſaͤure durch ihre Verbindung mit Alka- lien, Erden und Metallfalfen mehr figirt wird, und folglich nun zuläßt, daß das damit verbundene Waͤſ⸗ ferige durch Verdunſten davon gefchieden werden kann, fo giebt dies ein Mittel, die Effigfäure con⸗ ‚centrirt Darzuftellen, wenn man fie davon durch Schwefelſaͤure austreibt.

Die concentrirte Efjigfäure heißt auch radicaler Eſſig (Acetum radicale. )

$. 1206. . Die fehr flarf concentrirte Effigfäure iſt in der Kälte kryſtalliſirbar. Sie ſchießt ſchon bey 38° 5. zu fihönen, federattigen Kryſtallen an die ben 59° 5. flüffig werden und einen ftarfen, hoͤchſt durchdringenden Effiggerud in der Wärme zeigen, Dieſe Effigfäure ift nach dem Erwärmen entzuͤndlich, und verbrennt mit leichter, blaͤulicher Flamme.

$. 1207. Die Grundlage der Eſſigſaͤure ift, wie

die aller Pflanzenfänren, aus Koblenftoff und Waſ⸗ ſerſtoff zuſammengeſetzt, und die Eſſigſaͤure iſt alſo als eine Modification anderer Pflanzenſaͤuren anzu⸗ ſehen.

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 743

Sehen. Ihre Zufammenfeßung läßt ſich am beften. dadurch darthun, daß man fie durch ein glühendes irdenes oder gläfernes Mohr treibt, wobey fie Waſſer⸗ ſtoffgas und Fohlenfaures Gas liefert; mas auch die Daraus mit einem firen Alkali bereiteten Neutralſalze bey ihrer trocknen Deſtillation thun. $. 1208. Die Grundlage der Eſſigſaͤure unter⸗ fcheider ſich nicht i in der Qualität ihrer Grundftoffe vom Alcohol; benbe beftehen aus Kohlenftoff und Waſſerſtoff; und dag Hauptgefhäft der Eſſiggaͤh⸗ zung muß alfo darin beftehen, diefe Grundſtoffe noch mit Sauerftoff in Verbindung zu feßen und dadurd) in eine Säure umzumandeln. Die Erfahrung lehrt, daß Sauerftoffgas zur Effiggährung Bedingung iſt, und daß es daben verſchwindet oder zerfeßt wird, und daß folglich feine Bafis eingefogen werde. Der Alco- hol des Meines und der weinartigen Getränke naͤm⸗ lich ſaugt allmälig diefen Sauerſtoff ein, und mird dadurch zur Effigfäure. Dazu träge nun die Vers Breitung des Alcohols unter vieles Waͤſſerige des Weines und bie Verbindung mit andern fehleimigen und fauern Theilen bey. Denn reiner Alcohol wird an der $uft freylich nicht zu Eſſig; er wird es aber wirk⸗ lich, wenn er mit vielem Waffer verdünnt in der Wär: me nicht vom Zutritte ber luft ausgefchloflen iſt. Auch) laͤßt fi aus Alcohol und’ concentrirter Schmwefelfäure Effigfäure Fünftlicher. Weiſe erzeugen. Diefemnad) iſt alfo die Eſſigſaͤure aus dem Beine bey der Effiggäh: zung nicht ausgefchieden, fondern erzeugt; und die letz⸗ tere beſteht nicht im Verdunſten des Alcohols, fondern ER un

144° Thell. 3. Haupttuck.

‚im Uebetgange deſſelben in Säure. Es erklaͤrt ſich hier⸗ aus, warum der Eſſig um fo beſſer werde, je geiſti— ger der Wein war, woraus er entſtand.

4. 1209. Gleichwohl macht der Alcohol nicht allein die. Bafis der Effiggährung aus; fordern an- dere im Meine befindliche Subftanzen, wie Wein: fein, NWeinfteinfäure und Schleim, können ebenfalls darein verwandelt werden, und werben es auch, indem fie Sauerftoff aus der Armofphäre in ſich nehmen, modurc denn nun die Menge des Sauern im Eſſig noch mehr vermehrt wird. Eben deshalb kann auch Eſſiggaͤhrung Statt finden ohne vorhergehende Wein⸗ gährung, weil Subftanzen, die der erftern fähig find, nicht zur letztern geſchickt ſeyn koͤnnen, wie Schleim und Pflanzenfäuren, Die Natur bewirkt bey ver Eſſiggaͤhrung durch Sauerftoffgas langfam und all: maͤlig, was die Kunſt ſchneller und gewaltſamer, aber auch mit mehrerm Verluſte, durch Feuer, oder Schwefelſaͤure, oder Salpeterſaͤure, ausrichtet, wenn ſie jene Subſtanzen in Eſſigſaͤure umaͤndert. Uebri— gens muͤſſen auch dieſe Stoffe, wenn fie Eſſiggaͤh— rung erleiden ſollen, durch genugſames Waſſer ver: duͤnnt ſeyn. | |

Einige andere Arten der Gährung $..1210. Wenn man unter Gährung jede nas türlihe und von felbft erfolgende Veränderung der Miſchung organifcher Körper verſteht, fo muß mar behaupten: daß fie ſo wohl bey der Ernährung und F | . dem

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 743

dem Wachsthume der: Pflanzen als der thieriſchen Körper hoͤchſt mannigfaltig Statt findetz daß alle Abſonderungen darin beftehen und darauf beruhen; und daß das ganze vegetabiliſche und animaliſche Seberte im Grunde ein gaͤhrungsartiger Prozeß ſind. Wis uͤberlaſſen dies indeſſen der Phyſiologie zur Unterſu⸗ chung, und bleiben hier bey den Miſchungsveraͤnde⸗ rungen der todten phyſiſchen Subſtanz, zu denen wir dann freylich weder das Malzen des Getreides, noch das Reifen des Obſtes rechnen Fonnen, weil hier die ſich veraͤndernde Fun noch, als lebend anguſe |

hen iſt. :

$. 1211. Das Rantigereheden der Oel und des thierifchen Fettes iſt aber als eine Art von Eſſiggaͤhrung anzuſehen, weil daben ſich eine anfan⸗ gende Säure bildet, und der Kohlenſtoff und Waſſer⸗ ſtoff des Oehls Sauerſtoff aus der luft in ſich nehmen: Vorzuͤglich gehöre: aber die * eG des ges hierher.

5 Faulende Gaͤhrung. 4. 1212. Die letzte Periode der von ſelbſt erfol⸗ genden Miſchungsveraͤnderung organiſcher Subſtan⸗ zen heißt die faulende Gaͤhrung, oder Faͤulniß (Fermentatio putrida, Putrefactio ). Da indeſſen die Erſcheinungen, die ſich dabey zeigen, und die Producte, die ſich dadurch bilden, nach Beſchaffenheit der Miſchung organiſcher Stoffe fo wohl, als nad) ud m gugelaffenen Beringungen ſehr verfchieden find ; ſo

745 TE Be: Be

fo muß man in ber That mehrere Arten ber Bier: ber gerechneten Mifchungsveränderung unterfcheiden ; fonft läßt fih von der Faͤulniß nicht einmal eine bes Friedigende Definition geben, und auch feine Theorie entwerfen. Die Folge wird lehren, daß die Verwe⸗

fang fefter organifcher Körper wirklich auch von der eigentlichen Faͤulniß bderfelben ihren Urfachen ; und MWirfungen. nad) verfchieden ift.

$. 1213. Man farm bie Faͤulniß nicht als eine Sortfegung der Weingährung und Effiggährung ans fihen; denn nicht alle Subftanzen, welche zu dieſen fähig find, erleiden jene. Mur. bey ſolchen foͤulniß⸗ fähigen Dingen, welche zugleich Beftandtheile enthal- ten, die zur Weingährung oder Effiggährung gefchict find, erfolgt die Faͤulniß nach dieſen. Andere Stoffe geben in Säulnif, ohne alle Spur der erftern Arten der Mijchungsveränderung.

$. 1214. 1) Xigentliche SAulnig, oder bieje- nige Mifchungsveränderung organifcher Subftanzen, wodurch fih Ammoniak und ein befonderes Efflu⸗ vium von einem Höchft widerwaͤrtigen Geruche, den man. den fauligen. Geruch nennt, bildet, findet nur ben ſolchen Subftanzen Statt, die neben dem Koh: Ienftoffe und Wafferftoffe noch Stidftoff und Phosphor enthalten. Dahin gehört: Eyweißftoff, Saferftoff, Gallerte, Knochenmaterie und alle bie feſten und flüf-

figen Theile thierifcher Körper, die fie enthalten. $. 1215. . Die Bedingungen, unter welchen diefe eigentliche Faͤulniß Statt hat, find: ein geböriger Grad

®

Ss Htwere einfache Stoffen. ihre Verbindungen. YPr

Grad von Feuchtigkeit und Wärme, und Zutritt ver Luft, nach deren Maafigabe die Periode dieſer Mi: fchungsveränderung fehneller ober ame⸗ erfolgt, oder früher oder fpäter beendigt wird.

$. 1216. Die Stoffe, welche unter den genann- ten Bedingungen zu diefer Fäulnif fähig find, erhal: ten zuerft 'einen faden oder dummligen Geruch, der bald einem unangenehmen ftinfenden Platz macht; ver Geſchmack wird efelhaft und mwidrig; und wenn es fefte Körper waren, fo vermindert fih der Zufams menbang, der beym Sortgange diefer Periode immer mehr abnimmt, fo wie der Geruch immer ftinfender und widriger wird, Zu gleicher Zeit zeigt er fich auch urinds, und es entwicelt fic) ganz offenbar Ammo⸗ niaf. Die Materie wird breyartig, verliert ihr orga⸗ niſches Gewebe, wenn fie vergleichen befaß, immer ' mehr und mehr; der Geruch ift nicht mehr mit dem nad) Ammeniaf vermifcht, fondern hoͤchſt widerwaͤrtig. Manchmal zeigt fich dabey in dem Ruͤckſtande auch ein feuchten. Zuletzt bleibt, wenn nicht durch voͤlliges Austrocknen dieſer Faͤulniß früher Grenzen geſetzt wer: den, ein geringer erdiger Ruͤckſtand, der nichts mehr von der organiſchen Structur an ſich hat.

$. 1217. Das Ammoniak, welches ſich hierbey entwickelt und dem urindfen Geruc) bildet, und das Effiuvium, welches den eigentlich fauligen, höchft wis derwärtigen, Geruch erzeugt, find als die Producte die⸗ fer Faͤuiniß anzufehen. Jenes bilder fi) aus dem Stick⸗ Koffe und. dem Waſſerſtoffe des faulenden Stoffes; letzteres

A. : "IE Theil 3. Hauptſtuͤck.

. keßteres liefert zum Theil auch wohl das Waſſer, das dabey zerſetzt wird. Dieſes, das eigentlich faulige Effliwium, wird ohne Zweifel vom Phosphor der faufenden Subftanz gebilder, der in Verbindung mit Waſſerſtoff, zum Theil auch in Verbindung mit Stid: foff und Kohlenftoff, austritt.

$. 1218. Die Oasarten, bie fich in der luft, worin Körper faulen, zeigen, find anfänglich Stick⸗ gas, hermach das Ammoniakgas, das den urindfen Geruch bildet, und phosphorhaltiges und kohlenſtoff⸗ haltiges Waſſerſtoffgas, mit fohlenfaurem Gas ver: mischt. Auch fchmefelhaltiges Waſſerſtoffgas hat man in der aus faulenden thieriſchen Körpern aufs fteigenden fuft angetroffen.

Lavoiſier über die Natur der Iuftartigen Flüffigkeiten , welche von einigen thierifhen Stoffen in der Gäbrung auffleigen; in Crells em. Anal: 1789. B.1. S. 172. ff.

$. 1219. &o entweichen alfd in und während diefer Faͤulniß alle Grundftoffe, bis auf die erdigen, welche die Mifchung der dazu geeigneten Subſtanz ‚ausmachten, und treten theils in andern Verhäftnif: fen, theils mit dem Waͤrmeſtoffe, zufammen; und fo wird dadurch der vorige Körper ganz zerftört. Das Waſſer und die $uft, die hierbey Bedingung find, _ werden ohne Zweifel hierbey mit zerfeßt, und ihr Sauerftoff ift daben zugleich mit wirffam,

$. 1220. Abgehalten wird die Faͤulniß durch alles das, mas die zu ihrer Entſtehung und ihrem Fortgange nöthigen Bedingungen ($. 1215.) ent: fernt. Die ſo genannten fAulnißwideigen. Stoffe ee (Anti-

Sähroere einfache Croft u hre Verbindungen. de C Anitifeptiea) wirken auch nur. auf, Dipfe Ürrt, “nicht Durch eine eigene antifeptiihe Kraft, die eine vis oc- eulta. wäre: ', Zu den Mitteln, ‚die Faͤulniß abzuhal⸗ ten, gebdrens das Austrocknen, der Sroft, Das Ue⸗ berziehen mit Harzen, Balfom, Wachs, Oehl, und - dergl. das Aufbewahren in Weingeiſt, das Einfal« sen und Mäuchern,. deren Wirkung fich leicht erfläs zen läßt.

, John Pringle fome experiments on fubltances refilting pu- trefaction; im den philof. transacı. n. 495. 496. Einige Verfuche niit Materien, welche der Faͤulniß widerfichen,

von 3. Pringle; im neuen bamb. Wiagaz. B. X. ©. 300 ff. .. Experimental Eflays by Dav. Machride. Lond. 1764. 8- Dav. Wiacbride. durch Erfahrungen erläuterte Verſuche über verfchiedene Vorwürfe, a; d. Engl. von Conr. Rahn. Zürich 1766. 8. u

$. 1221. 2) Wenn bie vorhin ($. 1214.) genannten Subftangen, die der eigentlichen Faͤulniß fähig find,. unter Waſſer, alfo vom Zugange ber $uft ausgefchloffen, fiegen, fo fangen die Erſcheinungen der Faͤulniß ($. 1216.) auch ebenfalls an, aber fie endigen ſich anders, Es entwiceln ſich Gasarten, die, wenn ſie in Hoͤhlungen und im Zellgewebe einge⸗ ſchloſſen bleiben, den Körper,. wie z. B. leichname, ana Schwellen, fo. daß er fpecififch leichter als Waſſer wer⸗ den und: darin zum Schwimmen gebracht werden kann, bis nad) Zerftörung und allmäliger Auflöfung deſſelben an. der fuft das eingefchlofiene Gas einen Ausweg findet, und ber Seihnam dann finft,. ohne, wieder empor :zu fommen. Die Gasarten, bie fid), bierbey entwickeln, find. Stickgas, und nachher koh⸗ lenſtoffhaltiges und phosphorhaltiges Waſſerſtoffgas, nebft Ammoniak. Wird nun das Waſſer, in wel-

EA Ä dem

750° Shell ar Hauptſtuck

chem! die darin aufgelöf’ten ausjugsartigen Theile in Die eigentliche Faͤulniß bis zu ihrer. Vollendung geben wuͤrden und wirklich gehen, öfters gewechſelt, fo hört endlich die Faͤulniß der ruͤckſtaͤndigen Subftanz auf, und diefe zeigt nun bie Natur eines Fettes, oder iſt zu einer wellrathähnlichen Materie geworden. Herr

Gibbes hat hierüber mehrere Verſuche mit, dem Sleis

fche von Thieren angeftellt,

Ueber die ——— des Fleiſches in eine dem Walrath ſehr ähnliche Subftanz, von Geo, Smith Gibbes; in Grens neuem Journ. der Phyl: B.1. ©. 126. ff. Weber die Vers wandlung tbierifcher ubftauzen in eine fettige, dem Walls rath Abnlihe, Materie, von ebendaſ. B. III. ©. 436 ff. $. 1222. Es wird hierben alſo der Stickſtoff

und Phosphor der faulenden Subſtanz geſchieden, nebſt etwas Waſſerſtoff und Kohlenſtoff; aber der groͤßeſte Antheil der letztern beyden bleibe zuruͤck und bildet die fettige Subſtanz, die auch noch die organi⸗ ſche Structur derjenigen zeigt, aus der fie entiprang. Diefe Art der Faͤulniß ift aljo von ber vorigen zu uns gerfcheiden, wenn gleich. beyde im Anfange mit einans der übereinzufommen fcheinen. Da man durch Mar ceriren des Fleifhes in ſchwacher Salpeterfäure eine ähnfiche fertige Subftanz daraus erzeugen fann, fo ſcheint die ‚eben angeführte Mifchungsveränderung Dadurch noch mehr beftärige zır werben. Uebrigens ift das Waſſer Hierben nicht weſentlich nothwendig, als in fofern es die refpirabele $uft ausfchliekt; und fo Hat man auch ben eingefcharrten leichnamen jene Berändes zung ihrer weichen Theile in eine wallrathaͤhnliche Ma⸗ terie wahrgenommen, wo bie Umflände und ber

Mangel

Sqhwere einfache Stoffe u. ihre Werbindungen. y81

Mangel: mit eingefchloffener GERA: bies ſelbe verſtatteten.

Aemoire fur les differeus dtars des cadatres DRAN *

les fouilles du Cimetiere des:Innocens en 1786 et 1787. ar M. de Fourcroy ; in den Annales de c himie. T. Va

® et. ff. "Deukiima Mänols e; ebendaſ. T. viu. +17

$. 1223. 3) flanzenfbeper, welche Eweiß⸗ ſtoff und Kleber enthalten, koͤnnen deshalb aͤhnliche Erſcheinungen, als die oben ($. 1214.) erwähnten thierifchen. Stoffe; in ihrer. Faͤulniß, geben. ı- Dee Schleim, der Zucderfioff, vie wefentlichen. fauern Salje, ber flärfeartige Theil der Pflanzenkoͤrper, ans dern indefien das Phänomen ihrer Faͤulniß gar fehe ab, da dieſelben felbft der vorhin. erwähnten eigentlis hen Faͤulniß nicht fähig ſind. Die Producte, die ſich hierbey bilden, ſind von denen der letztern weſent⸗ lic) verſchieden, wenn die Pflanzenkoͤrper feinen nähern Beſtandtheil enthalten, worin Stickſtoff und Phos- ‚phor find. . Es. erzeugt fich, dann nicht der Höchfk wi⸗ bermwärtige Geruch der Fäulnif thierifcher Dinge, und fein, Ammpniaf; das brennbare Gas, das ſich dabey entwickelt, hat zwar einen. unangenehmen Geruch, ber aber vom fauligen ($. 1216.) verfchieden iftz es iſt kohlenſtoffhaltiges Wafferftoffgas, wie die Sumprtluft beweiſet. Webrigens find zu der Faͤulung der Pflanzenftoffe.diefelben Bedingungen nothis, as be thierifchen Körpern ($. 1215.) Aleff. Volta lettere al P.G. (ar aria infammıabile

nativa della paludi. Como 6. 8. Brier. uber die \

—— entftebeude —Sſ von ande Aler ler a. d. Stal, Winterthur 77h 8.

re 1335:

73a... A u... ..$ 3324 . 4) Das:Schimmeln vegetabiliicher Stoffe muß als eine eigene Art von Faͤulniß derfelben unterkhieden werden. . Dazu find :befonders ber Schleim, der Ertractivftoff der Pflanzen, der ſtaͤtke artige Theil, und die fügen und fauern Salze deriel- ben geeignet, wenn fie im Waſſer aufgelöf’t oder d«- mit verdünnt dem Einfluſſe der reipirabelen Inft aus: gefeßt werden. Es verhert ver im Waller aufaelöf'te Schleim hierben feine Aufläslichfeit, und verwandelt ſich in eine Art von Haut, die micht meßr im Waſſet auflösbär iſt. Mir ift es wahrfcheinlich, daß ver Sauerftoff det $uft an diefer Erſcheinung vorzüglich Antheil babe und durch feinen Benrrift zum Kobfen und Waſſerſtoffe diefe neue Materie bilden beife. - - -$. 1225. 5) Endlich iſt die Verweſung noch von der eigentlichen Faͤulniß fe wohl tKierifcher ald degetabififcheer Körper. wohl zu unterfcheiden, was man bisher nicht gehörig gethan bat. Sie erfolat, wenn die zur Faͤulniß nothwendigen Bedingungen, Seuchtigfeie, Waͤrme und Luft, nur im geringem Grade zugelaffen werden; und die Erfcheinungen f6 wohl, die ſich daben zeigen, als die Producre, die fid) bilden, find weſentlich von denen der wahren Faͤul⸗ niß verfchieden. Die Mifchungsveränderung erfolgt weit unmerflicher und langſamer. Dies ıft 5. B. der Fall bey Seichnamen , die in die Erde gefcharrt find; bey feuchten Pflanzen, die in großen Maſſen zufam: mengedrüct liegen, oder auch in die Erde gefcharrt werden. Wenn hierbey viel atmofphäarijche duft mit iſt, wie = teihnamen in Särgen, oder E noch

Schwere einfache Stoffe u. ihre Verbindungen. 753 noch viel Feuchtigkeit da iſt, ſo kann anfaͤnglich die

Periode der wahren Faͤulniß eintreten, bis endlich

dieſe wegen verminderter ruͤckſtaͤndiger Feuchtigkeit und mangelnden Sauerſtoffgas aufhoͤrt, und die bloße Verweſung Statt hat. Feuchtigkeit und Luft, beſon⸗ ders die erſtere, dürfen indeſſen auch bey der Verwe⸗ fung, wenn fie vor ſich gehen fol, nicht ganz mangeln, und die Temperatur der Subſtanz felbft darf nicht un: ter den Gefrierpunct gehen. .. 9 1226. Bey dieſer Verweſung treten wegen veraͤnderter Urfachen auch andere Wirfungen ein, als bey der eigentlichen Faͤulniß. Die Grundſtoffe der darin begriffenen Körper verbinden fich in andern Verhältniffen, als unter mehr verftattetem Einfluffe von Wafler, Wärme und $uft, woben Säulnif, ger wiſſer Mafen mit Ungeftüim, eintreten würde. ‘Der Stickſtoff, der bey der Fäulnif mit dem Waſſerſtoffe zufammen das Ammoniaf bilder, tritt bey der Ver⸗ weſung mit dem Sauerftoffe zur Salpeterfäure zus fammen, die als das Hauptproduct der Verweſung, befonders thierifcher Stoffe, anzufehen ift, und bey der eigentlichen Foaͤulniß derſelben ($. 1214.) fih nicht erzeugt. Diefe Salpeterfäure muß ſich aber bey der überhaupt nur allmälig forefchreitenden Verwe⸗ fung auch allmaͤlig, und eben deshalb unmerflich, wier der zerſtreuen und verflüdhtigen, wenn fie nicht eine Bafis antrifft, durch die fie figirt und bis zur Wahr⸗ nehmung angehäuft werden kann, und fo manchmal als Mauerſalpeter oder erdiger Salperer in zarten Slofen ausſchlaͤgt. Ich will zwar nicht in Abrede | Dbb - jeyn,

-

754 11. Theil. 3. Hauptſtuck.

| ſeyn daß der Sauerſtoff der zugleich mit- einwirken⸗ den atmofphärifchen $uft zur Bildung diefer Salpeter: fanre beytragen koͤnne; hauptfächlich aber fcheint mir doch der Sanerftoff der verweſenden Subſtanz und ihrer Seuchtigfeit felbft dazu benzutragen. Ein Antheil des Waflerftoffes und der Phosphor werden zwar ebenfalls bey der Verweſung in Gasgeftalt ge- fchieden, aber aud nur allmalig; und es ift daher zwar ein mobderiger, aber doc) fein eigentlich faufiger Geruch der verwefenden Subftanzen wahrzunchmen, obgleich übrigens die leuchtenden Erfrheinungen der $uft in Gegenden, wo Verweſung häufig Statt finder, davon herzuleiten ſeyn möchten. .

$. 1227. Ein großer Antheil des Waſſerſtoffes, und derjenige Kohlenftoff, der nicht als fohlenfaures Gas mit dem Sauerftoffe austreten fonnte, bleibt bey der Verweſung mit andern feuerbeftändigen Grund; Hoffen verbunden zuruͤck, und bildet nun das zweyte Hauptproduct diefer eigenthümlichen Mifchungsverz änderung, nämlic die Dammerde (Humus). -

$. 1228. Diefe Dammerde ift Feinesmeges als eine eigenthümliche Erde, mie man font wohl glaubte, fondern als waſſerſtoffhaltiger Kohfenftoff anzufehen, ber frenlich noch mit mehr oder weniger andern erdi— gen und falzigen Theilen verbunden feyn Fann, nach Beichaffenheit der Mifchung und Vermengung der verweſenden Subftanz. Eben diefes Waffer - und Kohlenſtoffes wegen ,. den fie enthält, macht fie einen Nabrungsftoff der darin wachfenden Pflanzen aus, | und

Sätvere einfache Stofe u, Ihre Verbindungen. 755

und die fruchtbar machende Kraft des Düngere-fürg Erdreich befteht hauptfählih darin, daß derfelbe durch Verweſung darın zur Darhmerde wird, und alſo die Beſtandtheile erſetzt, welche die Pflanzen bey ihrem Wachsthume daraus in ſich nehmen. Uebrigens kann die Dammerde auch nach Beſchaffenheit der mehrern oder mindern Vollendung der Verweſung verſchieden ſeyn; fo wie die Verweſung einer Sub— ſtanz durch voͤllige Austrocknung aufgehalten werden kann.

BbbVier—

736 1. Theil. 4. Hauptſtück.

WViertes Hauptſtuͤck. Electriſche Materie

Einige vorlaͤufige Thatſachen und Bemerkungen.

4. 1229. —* Wenn man eine trockene Glasröhre, oder ein Stuͤck Stangenfchwefel, oder Bernftein, oder eine Stange Siegellad mit einem Stüde trodenen Flanell reibt, fo findet man, daß leichte und Fleine Stuͤckchen Pas pier, Eifenfeil, Goloblätechen, Fleine Korkkuͤgelchen,

ur. dergl., von diefen geriebenen Körpern erft angezogen,

hernach aber wieder zurücgeftoßen werden. Iſt die Glasroͤhre von hinlänglicher Größe, und lange und ftarf genug gerieben worden, z. B. Dadurch, daß fie duch eine Mafchine fchnell zum Umdrehen gebracht “wird und fich daben an einem ledernen Küffen reiben muß; fo macht fie, wenn man das Geſicht etwas nahe daran hält, Die Empfindung, als wenn Spinn⸗ weben übers Geficht gezogen würden. Man fpürt einen füßlichen Geruch, faft. wie nach Harnphospho- rus; und nähere man ihr den Knoͤchel eines Singers, fo bricht ein leuchtender Funke nit einem Geräufche bervor, der zu gleicher Zeit in dem Finger ein Ste hen verurfacht,

2 w $, 1230.

Eleetriſche Materie: :' 1 $ 1230. Dieſe Wirfungen «einer noch nihe

zecht befannten Urfach nennt man electrifche Er⸗ feheinungen (Phaenomena electrica ), und den Zu: ſtand der Körper, worin ſich diefe Erfcheinungen zei: gen, Wlecericität (Electricitas ), womit man aber‘ auch manchmal die Urfach felbft, die wir unterdeffen electrijche Materie oder electrifches Fluidum nennen soollen, bezeichnet.’ Electriſirt heißt ein Körper, der in den Zuftand gebracht worden ift, daß er die an? geführten Erſcheinungen ‚zeigt; aber derje⸗ nige, welcher dieſes Zuſtandes faͤhig iſt.

5. 1231. Wenn man ben Ginfängfig ten Glascylindet oder die Siegellackſtange einem ſtar⸗ fen metallenen, gehörig abgerundeten und ohne ftarfe Spißen und Ränder fenenden Drahte, der au feide: nen Schnuͤren aufgehängt ift oder, auf gläfernen Fuͤ⸗ fen ruher, nähert, fo bricht auch ein. Funken hervor, “wenn beyde nahe genug Fommen, und der, Metall. Draht zeigt nun electrifche Erfcheinungen,- oder ifb elec⸗ triſirt. Eben jo wird auch der Metalldrath electriſirt, wenn er jonft in unmittelbarer Berührung mit der geriebenen Glasroͤhre, und den geriebenen Stellen. nahe genug iſt.

$. 1232. Nimmt man ftatt des ‚Metalldraths. dazu eine andere Glasröhre, eine Siegellackſtange, oder ein feidenes Band, fo erfolgt Fein Funken bey der Annäherung, und diefe werden nicht electrifict > fo wird aber auch der; Metallorath nicht zur Electris cität gebracht wenn er mit ben geriebenen Stellen der

arg II. Dell. 4. Haudtſtück. der Glaͤsroͤhre durch. eine ——— lange feidene Schnur verbunden iſt.

. 123 3. Fernet zeigt auch der Metalldrath nach dem Ausbxuche des Funkens von ber geriebenen electriſi rten Glasroͤhre keine Electricitaͤt wenn denſelben eine Perſon in der Hand hält, die auf der Erde ſteht, "oder wenn er fonft mit der Erde in Berührung ift, ober. in einer Mauer fledt.

8. 1234 Wenn eine nietaltene größte auf eine Art, wie eine Glasroͤhre (9. 1229.) gerie⸗ ben wird, waͤhrend daß man ſie in der andern Hand haͤlt, ſo giebt ſie keine Spur von den electriſchen Er⸗ ſcheinungen.

$. 1235. Diefe Erfahrungen @ 1231— 1234.) führen auf die Schlußfolge: daß das Metall, die Erde, der Menſch die electrifche Materie, von wel: cher die electrifchen Erſcheinungen abhängen, leiten, oder fogleic) auf ihrer Oberfläche oder durch ihre Sub: flanzen weiter verbreiten; die Seide, das Glas, das Siegellaf aber diefelbe nicht leiten, oder nicht forts führen, oder nicht. durch ſich fogleich durchlaſſen.

$. 1236. Man hat hiernac) alle befannte Kör: per in Leiter (Condactores) und Nichtleitet (non eonductores) eingetheilt. Und weil die erftern durchs Reiben nach der gewöhnlichen Arc nicht electrifirt wer⸗ den fönnen, fondern wegen ihrer feitung die durchs Meiben erregte Efectricität fogleich abführen, fo hat man * auch unelectrifche (Corpora anelectrica ), die

Electriſche Materie. 759

die feßtern aber, welche Durchs Reiben ftarf und merk⸗ lich electrifiet werden‘, eigentlich: elecerifche, an fich electrifche Koͤrper (Corpora eleetrica.) genannt.

4. 1237. Allein diefe Eintheifung in electrifche und unelectrifche Körper ift nicht ganz genau und rich: tig; denn es Fönnen allerdings auch Metalle für ſich durch Reiben electrifirt werden, wenn man nur die _ Ableitung der erregten Eflectricität verhütet. Es lau: fen auch die Örenzen der fo genannten electrifchen und unelectrifchen Körper fo in einander, daf wir weder einen volltommen electriſchen Korper, der die elec: triſche Materie gar nicht durch feine Subſtanz verbrei- tete, noch einen volllommenen Keiter, ın welchem die Electricität auf feine Art erregt werden Fünnte, kennen. eder efectrifche Körper ift vielmehr ein mehr oder weniger unvollffändiger feiter, und jeder leiter ein mehr oder weniger unvollftändiger electrifcher Koͤr— per. - Diele electrifche Körper werden unter gemiffen, oft zufälligen Umftäspen zu feitern; und manche Körper find eben fo unvollftändige feiter als Nichtlei- ter. Man nennt diefe Halbleiter, z. B. trodeng

Marmorplatten, trockenes, nicht gewärmtes Hol;.

$. 1238. Um indeffen doch diejenigen Körper, in welchen, mie 5. B. in dem Glaſe, die Electricität leicht und merklich durch Reiben an andern fchiclichen Körpern erregt werden kann, und welche die erregte Efeetricität nicht fogleich fortführen und, es fey durch ihre Subſtanz oder auf ihrer Oberfläche, nur - mit Sthwierigfeit verbreiten, von den andern zu ums terſchei⸗

760. I. Theil. 4. Haupt,

terſcheiden, in denen das egentheil gefchieht; fe moͤgen Die Benennungen der Lrichtleiter für die ers fterm, und der Beiter für die leßtern dienen, und wir werden diefelben auch in diefem Sinne brauchen.

$. 1239. Zu diefen Nichtleitern, oder electri⸗ ſchen Aörpern, gehören befonders; das Glas und ‚die meiften Verglafungen, DBergfenftall, alle Edel fteine, der Turmalin, ruffiiches Glas; alle Harze, befonvders Copal, Colophonium, Pech, Gummilack; Federharz; die Erdharze: Bernſtein, Asphalt, Stein⸗ kohlen; der Schwefel; Wachs; die Seide; trockene Baumwolle; Federn; Wolle; Haare; trockenes El⸗ fenbein; die fetten und aͤtheriſchen Oehle; gedoͤrrtes und ſehr trockenes Holz; die vollfommenen Metall⸗ kalke; und endlich die Luft, wenn fie nicht feucht ift.

$. 1240. ‚Zu den Keitern muͤſſen befonders ges rechnet werden: alle regufinifche Metalle; das Waſ— fer, der Nebel; ver Rauch; alle waͤſſerige Säfte der Pflanzen und Thiere und ihm weichen Theile; thie: rifche And vegetabilifche Kohlen; alle Salzauflöfun: gen; Meingeiftz Naphtha; feuchtes Holz; feuchte $uft; und vorzüglich unfere Erde. Glühendes Glas iſt evenfalls ein feiter, fo wie auch geſchmolzenes Harz, heiße Luft, ſehr erhißtes gebörrtes Holz, da dieje Körper fonft unter andern Umftänden Nichtleiter find. Auch die Feuerflamme ift ein feiter, $. 1241. Um die Tichtleiter zu electrifiren, d. h., fie in ven Zuftand zu verfeßen, daß fie die electrifchen Erfheinungen zeigen, dient vorzüglich daB Reiben mit

Electriſche Materie 76: mie verfchiebenen Materien, von denen wir gleich reden werden; und da ſich Die electriſche Materie auf dieſen Nichtleitern nicht ſogleich vertheilt, wie auf den leitern, fo zeigen fie jetzt Electricität. Sie heißen daher auch urſpruͤnglich⸗ electriſche Koͤrper (Cor:

pora idioelectrica ),

$. 1242. Wenn man aber einen feiter durch arts dere Nichtleiter bon andern leitenden Materien abfons dert, oder, wie man fagt, ifolirt, 5. DB. dadurch, daß man ihn an feidenen Schnüren aufhängt, oder auf Glas, oder auf Harz u. dergl. ſtuͤtzt, (wie in dem Verfuche $. 1231.), und dann fo dem hinläng- lich electtiſirten Michtleiter nähert oder damit in Ber rührung bringt, fo wird er dadurd) ebenfalls electri- firt. Man fagt in diefem Falle, die Electricität des Nichtleiters gehe an den feiter über, oder theile fich ihm mit; man nennt diefe Efectricität des Leiters eine mitgetheilte (Electricitas communicata, derivativa), und zunterſcheidet fie von jener urſpruͤnglichen der Michtleiter (EI. originaria ). Die leiter heißen bes: wegen auch fyinperielectrifche Ziörper.

$. 1243. Da die Nichtleiter die mitgetheilte Electricität des mit ihnen verbundenen, oder durch fie ifolirten, Leiters nicht fogleich abführen, fo zeigt er jetzt die electriſchen Erfcheinungen. Da die trodene gufe ein Nichtleiter ift, fo Fann der zu electrifirende feiter darin ifolirt werden; und mie würden, wenn fie es nicht wäre, gar feine mitgetheilte Electricitär darin herverbeingen, überhaupt nichts von Electricität wiſſen.

762 II. Theil. 4. Hauptftüd.

wiſſen. Feuchte und erwärmte $uft aber Teitet, und Daher gehen ben feuchtem Better die .electrifchen Der: fuche nicht fo gut von Statten, als bey trockenem; und in Zimmern, worin viele. Perfonen find, ſchlecht oder gar nicht. Ueberhaupt ift die atmofphärifche, Luft, weil fie nie von’leitenden Stoffen frey ift ‚ein unvollkommener leiter.

4. 1244. Wenn man einen iſolirten electriſirten feiter mit einem andern, nicht-⸗iſolirten, $eiter berührt, fo verliert jener feine Efectrieität ganz und auf eins mal; ein urfprünglich = electrifirter Nichtleiter verliert feine Efectricität nur durd) mwiederholtes Berühren; und der allmälige Verluft feiner Efectricität trifft jedesmal nur die berührte Stelle.

$. 1245. Ein Nichtleiter entzieht dem ifolirten eleetrifircen Seiter wenig ober nichts; und um ihn durch, Mittheilung zu electrifiren, muß man ihn an mehrern Stellen berühren, und doch nimmt er die Electricicät nur mit Schwierigfeit an.

$. 1246. : Die Quantität der mitgetheilten Efec: tricität unter tfolirte feiter von einerley Materie richtet fi) der Erfahrung zufolge nicht nad) ihren Maffen, fondern nad) ihren Oberflächen und der Ausdehnung in die fänge. G. €, Bohnenbergere Dept Segtröge zur tbeoretifhen und practiichen ectricitätslchre, Stuttg. 1793. 8. ©. 46. ff. 6, 1247. Das electrifche Fluidum, das einem leitenden Körper mitgetheilt wird, wird lediglich nur auf

Electriſche Materie 763

auf der Oberfläche deffelben verbreitet, in Inneres einzudtingen. N Abhaudl. Aber die im neuen der Phyſik, B. III. ©. 5 4. 1248. In Anſehung der Quantitaͤt des elec⸗ triſchen Fluidums, welche $eiter von verſchiedener Art aufzunehmen faͤhig ſind, hat Herr Coulomb das merkwuͤrdige Geſetz entdeckt: daß die Vertheilung des electriſchen Fluidums unter leiter ven verſchiedener Art, und uͤbrigens gleicher und aͤhnlicher Geſtalt, ganz einerley iſt, die Natur dieſer Körper mag ſeyn, wie fie will, So z. B. tritt eine iſolirte Fupferne Kugel genau bie Hälfte ihrer Efectricität an eine ifo: firte Kugel von Hollundermarf ab, wenn diefe von gleichem Durchmeffer ift. Coulomb a. a. D. ©. 57. ff.

$. 1249. Durch die Mittheilung werden bie ifofirten Seiter efecteifirt, nicht nur wenn fie mit elecs trifirten Körpern in unmittelbarer Berührung fi ind, fondern auch dann, wenn fie ihnen auf eine gewifle Weite genähert werden, Iſt das genäherte Ende des leiters ſtumpf, oder abgerundet, ſo entſteht ein Fun⸗ ken, wenn er dem electriſirten Körper nahe genug fommt, der nach der verfchiedenen Stärfe der Elec— tricität mit einem größern oder geringern Geroͤuſche

oder Knalle ſichtbar hervorbricht. Die Weite, in |

welcher dies gefchieht, heißt die Schlagweite. und fie ift, alles Uebrige gleich gefeßt, deſto größer, je ftär- fer die Electricität des electrifircen Körpers iſt. Wenn der electrifirte ein Nichtleiter iſt, ſo iſt der

Funken

*

764 II. Theil. 4. Hauptſtuͤck.

Funken nur ſchwach, und die Schlagweite nicht ſo groß, als bey einem electriſirten, iſolirten Leiter. Iſt in’diefem Falle der Leiter, mit welchem nfän den Sunfen herauslockt, iſolirt, fo vertheift ſich die Elec- tricität nad) Maafgabe der Oberfläche der Seiter; ift er aber nicht ifolirt, fo zeigen bende nad) dem Aus: bruche des Funkens feine Efectrieität weiter.

$. 1250. Menn das genäherte Ende des feiters zugeſpitzt iſt, fo gefchieht der Liebergang der Electrici- tät durch ein Ueberſtroͤmen, das bey ſchwachen Elec⸗ tricitäten wenigftens im Dunfeln entweder in Geftalt eines Lichtpunctes oder eines Seuerbüfchels erfcheint. Die Weite, in welcher hier der Uebergang der Elec: tricität gefchieht, ift weit beträchtlicher, als ben der Mittheilung durch Funken, und kann fich bey ftarfen Efectricitäten auf eine fehr beträchtliche Weite erftre- den. Ben nicht zu fhwachen Electricitaͤten ift diefes Ueberftrömen durch Spitzen mit einem merflichen Ge: raͤuſche begleitet. |

$. 1251. Eben fo leicht, als die electrifhe Ma: terie in Leiter durch Spitzen derfelben Üüberftröme, jo _ leicht ftröme fie durch diefelben auc) wieder aus den - tfolieten Seitern aus; und ein electrifirter iſolirter feiter, der mit Spißen verfehen ift, verliert feine Electricitaͤt fehr bald, und viel früher, als ein abgerundeter.

* 6. 1232. Bey dem Ansftrömen der Electricität ans den Spitzen eines ifolirten feiters nimmt man auch zugleich durchs Gefühl eine Bewegung wahr, wie ein Blaſen, das aber allezeit von der Spitze ausgeht.

| $. 1253.

*

ns ...Electeifche "Materie. - 765 "6, 1253. So verhindert auch eine. feitende un: ifolirte Spitze, die man in der Naͤhe eines ifolirten $eiters hält, die Anhäufung der dem leßtern zugeführ- ten Efectricität, und führt diefe fchnell und ſtark ab.

$. 1254. Menn man einen ifolirten feiter elec⸗ triſirt, fo wird die Efectricität fid) darauf verbreiten, bis fie das Marimum ihrer Elafticität oder Dichtig: keit/ oder Intenſitaͤt erhalten hat, das ber feiter vers möge feiner- Eapacität erhalten fann. Was nun dent $eiter noch weiter von electrifcher Materie. zugeführt wird, theilt.fih nach) und nad) der ihn umgebenden Luft mit. Die $uft ift zwar ein Nichtleiter ($. 1239.), aber ein ziemlich unvollfommener. . Die umgebende $uft wird alfo auch nad) und nad) electrifirt, obgleich um defto Tangfamer, je trodener fie iſt, oder je weni⸗ ger. fie leitet. Dies. ift e8 aber nicht, was man mit Stanklin electrifche Armofphäre nennt, und was Yepinus und Mile mit dem Nahmen der electrifchen Wirfungekeeife bezeichnen. Dieſe find der Raum um den electrifieten Körper herum, in welchem ſich das electeifche Anziehen und Abftoßen äußert.

nenbergers Beytraͤge zur theor. und praft. Electricitätsl, DIE 1. Stuttg. 1793. ©. 82. ff. Et. 11. ©. 135. ff.

Die electriihen Atmofphären entftehen auf andere Art, ale durch Mitrheilung, nämlich durch Wertheilung der nas türlichen electriihen Materie, der Luft, wovon erft in der Folge das Weitere vorfommen wird.

6.1255. Wäre die fuft ein vollfommener Nicht; leiter, und wären es auch die andern Subſtanzen, die man zum Iſoliren braucht, fo wuͤrde ein electriſir⸗

ter

76 I. Theil. 4. Haupifäd.

ter ifofieter "Seiter fein Marimum der Efectrieität uns gefchwäche erhalten. Da jenes aber nicht ift, fo ver: fiert er feine. Efectrieität allmälig. Herr Coulomb bot durch feine. Verjuche gefunden, daß, wenn ber Zuftand der fuft derfelbige bleibt, das Verhoͤltniß der durch fie verloren gehenden Electricität eines geiters zur mittlern Intenſitaͤt eine beftändige Groͤße bleibt. Er hat ferner in Beziehung auf die Verbreis tung der Efectricität-über die ifolirenden Subftanzen entdeckt, daß zur vollfommnern Sfolirung des feiters die Sängen der ifolirten Träger fich wie die Quadrate der Intenfität ber ‚Electricität des Leiters verhalten muͤſſen. Coulomb a. a. D. ©. 53. ff. ©. 57.

Die Electrifirmafhine,

£. 1256. Set fünnen wir nun von den bisher angeführten Thatfachen Gebrauch) machen, um dar: aus die Erforderniffe und Einrichtung der Blectrifir: maſchinen zu beurtheilen. Die weſentlichen Theile derfelben find: 1) der eleetrifche Koͤrper, der Reiber, aus einer nicht: leitenden Materie, der durch eine ber queme Vorrihtung zu einer fehnellen Bewegung ge: bracht, und vermittelft deffen durchs Reiben vie Electricitaͤt leicht erregt wird; 2) das Reibzeug felbit ; und 3) der ifolirte Keicer, den man auch wohl den Hauptleiter, ven erften Leiter, oder fchlechtiweg den Conductor nennt, und dem die durchs Reiben entwi— defte Electricitaͤt zugeführt wird, Er iſt deswegen nötig, daß man aus ihm ſtarke Funken oder ftarfe Ueber:

4

Electriſche Materie. 767 Uebergaͤnge der Electricitaͤt erhalte, weil dieſe aus

dem geriebenen Nichtleiter nur allemal tan find ($. 1249.) |

$. 1257. Da es ——— RR die zur Erregung der Efeetvicität gefchict find ($. 1239.), fo hat man auch mehrere ‚davon zu den Reibern ver Electrifirmafchinen vorgefchlagen und angewendet. Nach der Verſchiedenheit diefer electrifchen Körper hat man daher Glasmaſchinen, Zeugmafchinen, von wollenem Zeuge, gefirnißtem Taffent, Harzmaſchi⸗ nen, u. a. Das ift aber wohl ausgemacht, daß die Glasmaſchinen in Anfehung der Bequemlichfeit und MWirffamfeit vor allen andern den Vorzug verdienen. Gruͤnes und hartes Glas hat Vorzüge vor weißem _ und weichem Glaſe. In Anfehung der Sorm, in

welcher man das Glas als Neiber anwendet, hat man

Zugelmafchinen, Sphaͤroidmaſchinen, Eyunders maſchinen und Scheibenmafchinen. Die erftern bey: den Arten find jetzt mit Recht obfolet geworden, da man dem Reibzeuge die dazu nöthige Krümmung

nicht gehörig geben fan; und man ift ben den benden

feßtern Arten, als den vortheilhafteften und bequem: ſten, ftehen geblieben. Wenn man die Zerbrechlichfeie der Blaefiheiben , die Unbequemlichkeit ben der Be⸗ handlung ihrer Reibzeuge, die Unvollfommenpeif der Iſolirung der Neibzeuge daben, und ihren höhern Preis bedenkt; fo kann man wohl nicht anftehen, den Glascylindern den Vorzug vor den Scheiben einzu: räumen,

3,

768 II. Theil. 4. Hauptſtuͤck.

kann mich, bier nicht in eine Beichreibung des Details der

der verſchiedenen Electrifirmafchinen. und * dazu gehörigen Apparates einlaſſen fondern ich verweiſe in diejer Hinficht auf folgende Schriften :

Bollſtaͤndige Abhandlung der theoretifhen und praftifcen. Lehre von der Blectricitär, nebft eigenen Perfuchen vor Tiberius Tavallo, aus dem Engl., zte Auflage, Leipzig 1785. 8

John Luthbertfons Abhandlung von der Efectricität, nebſt

einer genauen Befhreibung der dahin gebörigen Werks

uge und Verſuche, aus dem Holländ, Leipz. 1786. 8. Dritte Sortfegung , ebend. -1796. 8.

SBerfuch über die Electricität, worin Theorie und Ausübung diefer Wiſſenſchaft durch eine Menge methodiſch geordne⸗ ter Erperimente erläutert wird, son Geo. Adams, aus dem Engl. Leipz. 1785. 8. '

©: €. Bohnenbergers Beſchreibung einiger Electrifirmafhis nen und electrifcher Verſuche. Stuttg. 1783. 8. L— VL. Fortfegung, ebendaf. 1791. 8. Beſchreibung einer ungemein Pa. Electriftfmaibine, und der damit im Teplerihen Mufenm zu Harlem anges ftellten Verſuche durch Wiartinus van Marum, aus dem zn Leibz. 1786. 4. Erſte Fortfegung, a. dem Hol, eipg. 1788. 4. Die weyte erichienene bolländiihe und franzoͤſiſche Fortſetzung: Seconde Continuation des Ex- periences faites par le moyen de la Machine eleetri- que Teylerienne, par Mare, van Marum, à Hirlem 1795. 4.1 iſt noch nicht ins Deutfche uͤberſetzt.

Beſchreibung einer neuen einfachen und vortheilbaften Elee⸗ trifirmafchine, vom Hrn. van Marum; in Grens Journ, der Phyſik, B. IV. ©. 3. ff.

Beichreibung einer fehr vortheilhaft eingerichteten Electrifirs mafcine, von Reiler ; in Voigts fuͤr das Neue⸗ ſte aus der Phyſik, B. VII. &t. 3. ©. 73. ff. Weitere a derfelben von M. 5. Wild; cbendaf. St.

$: ni. 77: °

Verſuche und Beobachtungen über die Electricität, von Hrm. ar in Grens Journ. der Phyfif, B. IH. . 49.

Befhreibung einer neuen fehr wirffamen Flectrifirmafchis ne, vonıL. C. Kichtenberg; im Magaz. für das Neueſte aus der Phyſik, B. 1. St. 1. ©, 33. ff.

Beihreibung einer neuen Electrifirmafchine, von Herrn ©. w. Mundt; im Journ, der Phyfif, B. VII. ©. 319. ff.

Beſchreibung .einex fehr wirffamen Electrifirmafhine, von Geo. Heine, Seiferheld, Nürnberg 1797. 8. _

| $. 1258.

J

Elertriſche Materie. 209

5. 1258. ‚Damit; die, in dem Glascylindet der Eleetriſirmaſchine eingeſchloſſene buft durch ihre Any; dehnung beym Warmwerden des Cylinders nicht: zum Zerſpringen deſſelben Gelegenheit gehe, iſt es noͤthig, durch ein. Loch in einer der Hauben feiner Haͤlſe den freyen Aus⸗ und Eintritt der luft zu verſtatten. Die innere, Seite: der Cylinder uͤherzieht man auch. vor⸗ theilhaft, zur Verhuͤtung des Aqhoͤngens der Feuch⸗ tigkeit an Die innere Glasflaͤche, nit einem harzigen Urberzuge, 1 Die eiſerna Achſe mufſ. micht Durch, den Colin der gehen, um dadurch nicht Electrieitaͤt zu binden; und aus / eben dem Grunde fiade ich daher eg auch ‚nicht: tquglich Cylinder mie; innen verduͤnnter Kuft anzumenden. sig mil lisa Sir

. Man’ bebaudtet zwar jetzt / daß es, beſſer ſey⸗ 4* der innern Fläche des Chlinders eine leitende Subitan; anzubri naeny weil dann defto mehr Elertriectaͤt auf der kußern Fıaal angehäuft werden fönnte, wovon die Gründe fich erit poor dem weıter unten Folgenden ergeben werden. Allein minn

, glei dadusch Die Gapacität der. Anfern Flache für Elcesris itär wächft,. 1 Iinmink Dadurc ach die Tutenfirät Der

Eleetricitaͤt ab," Allerdings aber Würde €8. vorfheilbaft

2ı.., jenn, der Jache des. Neibzenges gerade gegen über, und aitgends anders), der innern eh laiteude Sub⸗ ſan; ——

* $.-1259. „um Ku bey) in Slasmafhi- nen nahm. man fonft lederne Küffen, die man mit Haaren. flopfte. "D. Ylooth | bat. ben; den glaͤſernen Cylindermaſchinen hie mehterm Vortheile ein dünnes mit Pferdehaaren ausgeſtopftes ſeidenes KHaͤſſen vor⸗ gefchlagen,-t das mit der einen Seite an ein, nach den Krümmung des Enlinders eingerichteteg«, Hölzernes, Geſtell befeſtigt, und mit einem ‚bieran,, befeftigtem und mit einem: Zinfamalgama ı und, etwas Fett beſtri⸗ Ece chenen

770 m. a. 4. Hauptſtuͤck. chenen leder nur bedeckt iſt, an deſſen anderm ‚Ende ſich ein Stuͤck Wachstaffent befindet, der einen Theil des Enlinders umgiebt. ‘Um das Küffen bequem an ben Cylinder zu druͤcken, dienen Stahlfevern, oder hoch beffer ſeidene Schnüre, die an Dem andern freyen Ende des Küffens befeftige, über den Cylinder gezo⸗ - gen, und an einem bequemen Orte des Tiſches, tor: auf die Mafchine ſteht, hinlänglich angefpannt wer⸗ den. Bequem iſt es, wenn man das Reibzeug auch tfoliren Fannz und dies geſchieht am beften,dadurch, daf man das Bret, worauf: das Kuͤſſen ruhet, auf = hinlänglich ftarfe gläferne Säule ſetzt, die man wich wohl noch mie: Pech oder Siegellack ausgieft und überzieht. Um diefe Holirung aufzuheben, hängt man an das Geftell des ea einen Metallraßt, ber bis auf die Erde reicht.

Ccavallo a. a. 9. S. nos. f. „O8, Zinfamalgama befteht aus5 helle Sinf, und 1 Tbeil

Quec ſilber Der fhmelzt das erftere, und gieft dann das Duedfilb dazu, das Gefaͤß vom Feuer, und ruͤhrt Alle wohl. Von diefem Amalgama reibt “man etwas in han fteinertten Mörfer recht fein, und mit etwas Unfchlitt zufammen, und flreicht e6 auf das Leder auf. Go oft, das Amalgama „auf dem Leder feſt und tros den wird) muß man «6 entweder auffragen , oder. nen auftragen. "Eine vortheilhaftere Einriötung ir Reibjeuse für Scheiben, nt. mafch befchreidt Hr. van -Wiarum; in * Phpf, Beil ©. 167: ff. 3. Vi. ©. 70 ff.

361260, Der erfte Reiter oder Conductor ber Mafchine CH. 1256.) iff’ein blecherner Enkinder, der an dem einen, ‘dein electrifchen Neiber zugefeheten, Ende mif mehrern Spitzen, dem Suleiter, verſehen,

fen aber, mi das Ausftrömen der Elestricität ans Be | ihm

*

Eleetriſche Materie. 7

ihm zu allenthalben abger sundet und ohne ſchatfe Eden ‚und Kanten. feyn muf. Man befeftigt an dem hintern und aͤußerſten Ende deffelben auch wohl noch eine meflingene Kugel, und überzieht Das. Uebrige, den Zufeiter ausgenommen, mit. Zieniß oder Siegellad. Dieſer erſte leiter mag nothwendig iſolirt ſeyn, wenn er electrifirt werden ſoll, und man ſtellt ihn deswegen mit den unten an ihm befeftigten metallenen Hauben,, die wohl abgerun; ber fenn muͤſſen, auf hinfänglich. lange und ftarfe- Glasfüße, die man aud) noch mit, einem Firniß übers zieht und mit Pech ausgießt. . Nicht fo ficher. und feft hängen ihn Manche an feidenen Schnüren auf, Große Seiter macht man auch wohl von Holz oder Pappe, die man mit Zinnfolie uͤbet ziehc. .%r1261. Außer dieſem erſten Conductor ift es gut, wenn man noch mit. einem zweyten verfehen ift, den man von der Dede des Zimmers herab an feide- nen Schnuͤren aufhaͤngt, und den man durch eine Kette mit dem leitenden Geſtelle des iſolirten Reib⸗ zeuges in Verbindung ſetzen fann. t;

$. 1262. Damit die Verſuche mit der Electri⸗ ſirmaſchine gut von Statten gehen, muͤſſen alle Theile derſelben von Staub und Feuchtigkeit befreyet ſeyn; ſie ſelbſt muß nicht in zu großer Naͤhe von ableitenden Gegenſtaͤnden, und die Luft muß nicht zu feucht ſeyn.

$. 1263. Wegen der Mittheilung der Efectris eität an die umgebende fuft ($. 1254. ), zumal wenn un feucht ift, wird bey einer ſchwachen Wirkſamkeit Cec a der

j 4

773 11. Theil. 4. Hauptſuck.

der Maſchine die Anhaͤufing auf dem Leiter weit ges finger ſeyn muͤſſen, als es bey einer wirffamern Ma: ſchine auf einem gleich großen Leiter ben Übrigens gfei- hen Umſtaͤnden der luft und Ffofirung der Fall ſeyn wird. Ben einer'fihnellen und ftarfen Wirkſamteit de Maſchine kann die im lleberfkuß dem leiter zuge⸗ fuͤhrte electriſche Materie entweder nach dem Reib⸗ zenge zuruͤckgehen, oder nach andern leitenden Theilen der Maſchine ſichtbar abſtroͤnen. ¶Uebrigens erhellet aus den vorher‘ angefuͤhrten Thatſachen, daß es für die Wirkſamkeit jeder Maſchine ein gewiſſes Maaß der Größe des leiters MO: welches das vers

theilhafteſte iſt.

Electriſche ——— mit der Elec⸗ —— ohne flaſche.

6. 1264. Man hebe die Iſolirung des Reib⸗ zeuges auf, man nehme den Conductor von der Ma; ſchine ab, und bringe den Cplinder in Lmlauf, Man wird jeht ſchon im beträchtlicher Entfernung vom leßtern die Empfindung erhalten, als wenn Spinnweben übers Geficht gezogen würden, und der befondere Geruch wird fich weit ftärfer verbreiten, als wenn der Conductor der Mafthine daran appliciet ift. Hält man die Knöchel des Fingers in die Nähe des umlaufenden Cylinders, ſo brechen ohne Unterlaß Fnifternde Sunfen aus ihm rn.) die, aber nur Fur, und klein find. ET J $. 1265.

EGlectriſche Materie 1: 773 ı: 6.7265. Man. feße den Gonbuctor auf ſeine Träger und electriſire, wie vorher. Mähert man jegr dem efectrifirten Conductor den Knoͤchel des Fingers, Oder. einen. ‚andern, gehörig abgerundeten leiter, fo bricht en weit. ‚ftörferer Sunfe mit einem ſtaͤrkern Schalle und lehhaftern Lichte hervor. Die Geſchwindigkeit des Ueberganges des Funkens iſt ſo groß daß / man nicht unterſcheiden fonn, ob er aus dem Conductor, oder dem ihm ‚genäherten feiter, oder aus beyden zugleich fomme. Der Sunfen iſt gerade, wenn er nur kurz iſt; bey einer ordßern tänge bingegen ge— ſchlangelt. nn 4. 1266. Die fänge und Stärfe der gejogenen Zunfen hängt allerdings, von der Wirkſamkeit der Mafchine ab; indeffen hat doch die electriſche Atmo⸗ ſphaͤre und die Geſtalt des genäherten leiters Dana Einfluf. Um durch Hülfe einer Nadelſpitze, die man unten dem Dans men und dem Zeigefinger gehörig faßt, redt lange: Funken aus dem Conductor zu —— lehrt Hr.

Beptraͤge zur theor. und pract. Electricitatsl. St. IV Stuͤtts. 1795: ©. ‚92. ft, |

4. 1267. Man hänge einen ———

an ſeidenen Schnuͤten auf, und nähere ihn iſolirt dem hg electriſitten Conductor, fo bricht auch zwiſchen beyden ein Funken hervor, und der zwente Konductor ift nun. electriſi | 2 6. 1268. Eben ſo wird der zweyte iſolirte Com⸗ ductor auch electriſirt, wenn er mit dem erſten electri⸗ ſirten Eonductor durch eine metallene Kette in leiten:

der —— iſt. 26 12 9.

774 II. Shell. 4. Hauptftüd. $ 1269. Er wird hingegen nicht electrifiet, wenn

ee durch ein hinlänglich langes ſeidenes Band damit in Verbindung iſt.

$. 1270. Es trete eine Perfon auf einen trodes

nen Harzfuhen, und faffe eine Kette in die Hand, die mit dem Conductor der Maſchine conneckirt.

Wird nun electrifiet, fo zeigt die Perfon die Erfheis

ungen eines electrifirten Conductors.

$. 1271.. Man laffe in der Nachbarſchaft des Conductors ein Korkkuͤgelchen an einem feuchten Zwirnsfaden herabhaͤngen, und electriſire dann. Das Korkkuͤgelchen mit dem Faden wird ſogleich aus der verticalen fage gebracht und gegen den Conductor bingezogen, auch too in ——— Entfer⸗ nungen.

$. 1272. Man befeftige. den feuchten Gaben, woran das Korffügelchen hängt, unmittelbar an den Eonductor, und electrifire. Jetzt wird das Korffüs gelchen fich gegen jeden ihm genäherten feiter zu bewe⸗

‚gen, oder von ihm fchon in Entfernung angezogen werden.

$. 1273. Man hänge zwey Korkkuͤgelchen an einem feuchten Zwirnsfaden unmittelbar an den Con: buctor, fo daß fie parallel herabhängen,. fo werden fie beym Electrifiren divergirend aus einander gehen. Eben fo ftränben ſich auch die Haare eines Haarbu⸗ ſches, feine haarfoͤrmige Glasfaͤden, die an dem

Conductor der Mafchine. hängen, aus einander.

$. 1274

denen Faden hängt, allo iſolirt ift, dem electrifirten

Conductor genähert, wird davon erft bis zur Beruͤh⸗

rung angezogen, dann aber ſogleich abgeſtoßen, und bleibt abgeſtoßen. |

$..1275. Man lege ganz Fleine Papierſchnitzel⸗ chen oder Saͤgeſpaͤne in eine metallene Schaale, die auf dem Conductor ſteht, und electriſire, ſo werden jene ganz weggeſtreuet.

4. 1276. Ein Korkkuͤgelchen, das, an einem ſei⸗ denen Faden hängend, von dem electrifirten Condue⸗ tor der Maſchine ſtetig abgeftoßen bleibt ($. 1274-)r wird von einem ihm genäherten nicht iſolirten feiter ‚angezogen, und nad) der Berührung damit wieder vom Conductor, und ſo wechſelſeitig fort; oder es ſpielt zwiſchen beyden bis zur Berührung beſtaͤndi hin und her. |

Hierher gehört: | Die electrifche Spinne. | Der Tanz der papiernen Puppen, Das electrifche Glockenſpiel.

6, 1277. Wenn man eine oder-mehrere leitende Spigen auf den Conductor befeftigt, fo wird die In⸗ tenſitaͤt der ihm mitzutheilenden Eleetricitaͤt dadurch geſchwaͤcht. Man fühle eine Art von Wind aus den Spigen, und man fiehr im Dunfeln ben nicht zu ſchwacher Wirkſamkeit der Mafchine an ber Spiße einen leuchtenden Feuerbüfchel, deſſen Strahlen von

der Spike ausgehen ($. 1250.) _

$. 1278.

6. 1274. Ein Korktuͤgelchen, das an einem feis

vr: 1. Theil. 4. Hauptſtuck.

6. 128.Wenn man eine leitende Spitze ih die Nachbarſchaft des Conductors hält, fo wird die In⸗ tenfität ſeiner Electricitaͤt dadurch ebenfalls ſehr ge⸗ ſchwaͤcht, und man ſieht im Dunkeln an dieſer Spige einen leuchtenden Punct ($. 1250. x

$. 1279.. "Menn man ein dünnes metallenes Kreuz, deſſen Arme zugeſpitzt und mit ihren Enden nach) einerley Nichtung umgebogen find, mit feinem ausgehöhlten Mittelpuncte auf eine metallene Spiße Iegt, die auf dem Conductor ſteht, jo kommt es bey dem Electriſiren des Conductors in Umlauf, und

zwar nach der entgegenseſehten Richtung ſeiner gebo⸗ genen Enden,

$. 1280. Mai bringe einen iſolirten zweyten feiter an den 'eleetrifirten Conductor der Mafchine, ertheile ihm Electrieitoͤt, entferne ihn dann wieder iſo⸗ lirt davon, und beruͤhre ihn mit einem nicht- iſolirten leiter, fo verliert er feine Efectricität ganz und auf einmal. Er verliert fie hingegen nicht bey Berührung mit einer Siegellackſtange oder einem Nichtleiter.

$. 1281. : Der durch einen nicht: iſolirten feiter berührte geriebene Glascylinder ver Mafchine verliert dadurch feine Electricität nicht auf einmal, fondern zeigt auch nach.vielfältigem Berühren noch das Anzie: ‚hen des Korffügefchens an einem Zwirnsfaden.

5 . 1282. Man ſtelle eine kleine metallene Schaa: le, mit gehörig abgerundeten Raͤndern, worein man etwas Vitriolnaphtha gegoffen har, auf den Conduc⸗

tor, /

| Electriſche Materie.) 7 tot, und electrifüre. So wie man nun aus dee Naph⸗ thadurch den Finger einen Funken zieht, entzuͤndet ſich diefelbige. Der Verſuch laͤßt fich auch mit er⸗ waͤrmten Alcohol anſtellen.

$. 1283. Auch das Waſſerſtoffgas läßt 16 durch den electrifchen Funken leicht anzunden, wenn es mit Sauerftoffgas oder. atmoſphaͤriſcher Luft ver; miſcht iſt. Hierher geboͤrt die electriſche Piſtole.

Entgegengefetzte Electricitaͤten.

6. 1284. Man hoͤnge einen leiter an ſeidenen ——— auf, , Wolire das Reibzeug der Electriſirma⸗ fine, verbinde es durch eine Kette mit dem iſolirten Leiter, hebe die Iſolirung des erſten Conductors der Maſchine auf, oder laſſe von ihm einen Metalldraht ‚zur Erde geben, und electriſire. Jetzt zeigt das Reib⸗ zeug und der damit verbundene iſolirte Leiter Electri⸗ citaͤt; der erſte Conductox ‚der, Maſchine kann aber keine zeigen, da er nicht mehr iſolirt iſt. |

$. 1285. Alle vorhin (66. 1265 1283.) ber Schriebene electrifche Verſuche kann: man nun an dem Seiter anftellen, der mit dem Reibjenge in leitender Berbindung iſt.

$. 1286. Wenn mm hierben den Endud. tor der Mafchine. auch iſolirt, for ift die Efectricität des Neibzeuges fo wohl, als die des Conductors nur ſchwach.

. 128% An ſich betrachtet zeige fi ſ 4 die Electri⸗

ritaͤt des Reibzeuges oder des damit verbundenen iſo⸗ e lirten

778 SI. Theil” 4: Hauptftüd. firten Leiters von ber bisher betrachteten bes erſten Conductors der Mafchine nicht verfchieden; allein benm Gegeneinanderhalten bender Electricitäten offen baren fich wefentlihe und bemerfenswerthe Linter: ſchiede, die wir. jeßt näher betrachten wollen.

$. 1288. 1) Man verbinde einen Seiter, an fei: denen Schnüren hängend, durch eine Kette mit dem erften ifolirten Conductor dee Mafchine, während das Reibzeug nicht ifolirt ift, fo wird jener Leiter beym Electrifiren die Electricität des Conductors der Mas fhine erhalten, und menn man beyde einander nähert, werden feine Funken überfchlagen. 2) Man verbinde den ifolirten feiter, flatt mit dem Conduc— tor der Mafchine, mit dem feiter des ifolirten Meib- zeuges, hebe die Sfolirung des erften Conductors der Machine wieder auf, und electrifire. Jetzt wird ber zweyte feiter die Electricität des Meibzeu- ges erhalten, und dem erften feiter des Meibzeuges genähert, daraus feinen Funken ziehen. 3) Man tfolire den erften Conductor der Mafchine und auch⸗ bas Meibzeug; man verbinde mit leßterm durch - eine metallene Kette einen an feidenen Schnuͤren hängenden. Seiter, und electriſire. Naͤhert man nun ben, Conducor des Meibzeuges dem erften Conduc⸗ tor der Mafchine, fo fchlagen zwifchen beyden ftarfe Sunfen.

$. 1289. Zmey ifolirte Seiter alfo, die beyde gleich) ftarf mit der Electricität des erſten Conductors ber Maſchine verfehen find, geben fich bey ihrer An- näberung

Elettriſche Materle.. 779

naͤherung Feine Funken. Eben dies iſt der Fall, wenn beyde ‚gleich ſtark die Electricituͤt des Reibzeuges bes ſitzen. In beyden Faͤllen behalten ſie auch ihre Electri⸗ eitaͤten. Abet ein durch das iſolirte Reibzeug eleetris ſirter iſolirter feiter und ein durch den Reiber ver Mas ſchine eleereifirter tfolirter feiter geben fi) ftarfe Guns fen, und beyder Electricitäten hören dann verhäftnißs mäßig auf. ER Ge Ar :

$. 1290: 2) Wenn man auf dem mit der Efees tricität des Meibzeuges berfehenen $eiter ‚eine leitende Spiße augebracht hat, fo fieht man an derfelben im Dunfeln feinen divergirenden Feuerbuͤſchel, fondern bloß einen leuchtenden Punet over Stern. Wenn man aber- diefem fo electrifieten Leiter eine leitende Spife nähert, fo zeigt fih an diefer ein leuchtender Feuerbuͤſchel. Alſo ift das Phänomen umgefehrt als das oben ($. 1277. f.),ermähnte. Man kann ſich davon noch mehr Überzeugen, wenn man einen an bey: den Enden zugeſpitzten Metalldraht vermittelft eines gläfernen Handgriffes in gehöriger Entfernung zwi⸗ fhen'bem electrifirten Conductor der Mafchine und dem electrifirten Conductor des Reibzeuges hält.

$. 1291. 3) Man verbinde einen Metallbraht, ber an dem einen Ende abgerundet und mit einem gläs fernen Handgriffe in der Mitte verfehen ift, mit dem andern Ende durch eine Kette mit dem erften Con⸗ ductor der Maſchine, führe das abgerundere Ende, waͤhrend des Electriſirens, auf einem recht glatten, trodenen, Harzkuchen umher, und ertheile fo den

| | berührten

80 II. Theil.’ 24: Hauptſuͤck. beruͤhrten Stellen deſſelben die Electricitaͤt des Con⸗ ductors. Man .beftreue, dann den Harzkuchen duͤnn mit Baͤrlappſaamen, ſo bildet dieſer an den electri- ſirten Stellen. ſtrahlige Figuren. Man ertheile dem nachher: wieder rein abgewiſchten Harzkuchen an den berührten Stellen die Electricität des Reibzeuges, "und es zeigen ſich nach dem Beftäuben mit Bärlappjaamen runde Flecke ohne Strahlen.

"1Lc. Lichtenberg. de nova methodo, naturam ae momm " fluidi electrici inveltigandi ; in den nav..comment. fociet.

Goetting. T. VIII. 1777. &. 168.

6. 1292. 4) Ein iſolirter, leicht beweglicher, lei⸗ tender Koͤrper, z. B. ein Korkkuͤgelchen, das an einem ſeidenen Faden haͤngt, wird in der Nachbarſchaft des electriſirten Conductors der Maſchine von demſelben angezogen, dann aber wieder abgeſtoßen und bleibt abgeſtoßen ($. 1274.). Uber in dieſem Zuſtande des Abſtoßens wird es von dem electriſirten Conductor des Reibzeuges angezogen. Das von dieſem angezo⸗ gene Korkkuͤgelchen wird dann wieder abgeſtoßen, und bleibt abgeſtoßen; aber: es. wird in dieſem Zu: ftande des Abftoßens von dem erften Conductor der Maſchine angezogen. Alfo, was die Electricität des Conductors und des Meibers der Mafchine abſtoͤßt, das zieht die Electricität des 5 Neibzeuged an, und um. gefehrt. |

6: 1293. Zwey ifofirte wovon dem einen die Electricitaͤt des Conductors der Ma— —— dem andern die Electricitaͤt bee Reibzeuges mit:

getheilt

Elettriſche Materie. | Fer

getheilt worden iſt, ziehen einander an Electricitaͤten hoͤren auf.

2294. Zwiſchen einem durch den Condsictor der —— und einem durch das iſolirte Reibzeug electriſirten iſolirten Leiter ſpringen leichte iſolirte lei⸗ tende "Körperchen beſtaͤndig hin und her „und werden wechſelſeitig von dem einen und dem andern ange zogen und, .n. ne die Edecrititat beide: teiter ers ſhboft it. „den

6. 1295. Ben 'män eine Sisciatange d ER Reiben mit-einem Kagenfelle‘ electeifirt, und ein klei⸗ nes leichtes Korkkuͤgelchen vermittelſt eines feinen Zwiensfabentz darüber hängt, fo wird dieſes von einer andern getiebenen Siegellackſtange abgeſtoßen, von einer geriebenen Glasroͤhre "aber angezogen werden. Eben ſo ſtoͤßt auch 5) das iſolirte electriſttte Reibzeug unjerer Mafchine das Korffügelchen der’ electrifirten Siegellackſtange ab, der eledtriſirte Conductor und er geriebene Eoliner siehtiesran.: RT RN,

. 1296. Es hat alfo ganz, das Anfehen, als ob es zweyerley Arten der Electticitaͤt giebt, die ſich ein⸗ ander. entgegerigefeße find‘, wie poſitive und negative Groͤßen, die fi) einander. aufheben , "oder vernichten, wenn fie gleich groß oder ſtatkoſind. Es mag num eine Bewandtniß damit haben, welche es will; ſo muͤſſen wir hier wenigſtens den Zuſtand ver durchs’ ifolirte Reibzeug oder durch den Reiber efectrifieten Körper „d.h, ihre Electritaͤten, als entgegengeſetzt GEiectsichnies contrariae ) anfehen, und, ohne ung

u | | noch

"32 TI. Theil. 4 Hauprftüd.

noch um Die Urfach zu befümmern, die Geſetze dieſes verichiedenen Zuftandes zu erforfchen ung bemuͤhen.

6. 1297. - Schon du Say bemerfte dem Linter: ſchied der Electricität des geriebenen Glafes und des- Harzes, und unterfchied fie Durch den Namen Glas electricität und Sarzelectricitär: eine Bezeichnung, Die nicht gut gewählt ift, weil, mie die Folge lehren wird, das Glas und das-Harz bald. die eine, bald Die andere Art der Electricität erhalten fann. . Sram: lin führte aus Gründen, die nachher angeführt wer: ben, die Namen: Plus: und Minus⸗ Klectricität, jenen für die Efectricität des Reibers, diefen für die Electricität des Neibzeuges der Glasmaſchine, ein, die er auch pofitive und. negative Zlectricitär nannte. Sr. Lichtenberg fie auf eine bequeme Art. vurch E und

. Serplebens von Hru, Lichtenberg, 5. Aufl. &.soı. u $. 1298. Allemal findet man, daß das ifolirte Meibzeug die entgegengefeßte Electricität des Reibers und Conductors erlangt: E, wenn diefe + E haben; +E, wenn dieſe E erhalten,

$. 1299. Gewoͤhnlich erhält bey dem Aneinan: Derreiben zweyer Subſtanzen diejenige, Welche am wenigſten leitet oder am meiften electrifch ift, + E, die mehr leitende E. Groͤßere oder geringere Glätte oder Feuchtigfeit ändern aber die Reſultate diefer- Verſuche fehr ab; und die Werfuche dieſer Art erfordern. überhaupt, fehr große Behutſamkeit und

$. 1300.

| Electriſche Materie. 783 . 1300. Durch Verſuche hat man gefunden: 1) Sliattes Glas erhält + E, wenn es mit leitenden oder ifolirenden Subftanzen ‚gerieben wird, nur mit Katzenbalge gerieben wird ed E. 2) Raubes,und matt gefchlifienee Glas wird + E, wenn: es mif | Schwefel, Seide, Wagstaffent, und Metallbläre tern; E, wenn es mit wollenen Tuͤchern, mit polirtem Glaſe, mit Siegellack, mit Papier, oder mit der Hand gerieben wird. 3) Harz und Siegel⸗ lack befommt durchs Neiben mit Metall, Schwefel und matt gefchliffenen Ölafe +E; mit polirtem Glaſe, wollenen Tüchern, meichen Sellen, Papier, E. 2) Haſenfell erhält mic Metallblaͤttern, Tuch, Seide, Papier, oder mit der Hand gerieben, + E.

5) Weiße Seide wird..+ E durch, Metallblärter, Zus, ſchwarze Seide; E durd) Papier, duch die Hand, und durch weiche, Felle. 6) Schwarze Seide + E an Siegellaf, E an weißer Seide, weichem Felle, Papier, oder an der Hand gerieben. 7) Schwefel wird + E mit Metall; E mit polir⸗ tem und mattem ‚Ölafe, Siegellack, Holz, Papier, Tuch, und mit der Hand gerieben. - 8) Wieraile werden + E mit Harz; E mit polirtem Glaſe. Des Unterfchied und die Benennung: Glas» und Harzelectricitat, für + und E iſt eben deswe⸗ gen nicht genau und richtig, weil dieſe Körper bald + bald erhalten koͤnnen.

Eigene Verſuche hieruͤber haben angeſtellt: * transactions, 1760. Vol. LI.); Symmer, (ebendaſ. © ge) 2 (Mifcellanea fociet. Taurinenſis, 1768. ©. Beccaria (G. Beccaria dell’ Ellettricismo artißei in Turiao 1753. 4); Wille (de

tibus

*

s

—v*3 784 UI. Dhell. 4. Hauptſück. tibus contrarüs , Roftoch.’1797. 4.)3 Aepinus ( Eenta- men theoriae electricitatis et magnetilmi, auct. F. V. "Aepino ‚ı Petrop. 1759. 4.);5 Bergmann ( Experinientz electrica cum tabulıs vicreis fibi mutuo affrıctis infti- tata; im feinen opusc phyf-» chem. Vol. N... 370. ; Ex» perimenta electrica cum taeniis Sericis initituca ; ebemdaf, E ai Lichtenberg (Erxlebens Naturl. 6. Aufl. S. 475“: I. u. ae.

| Gefege der Electricität.

- 8.1501. Ohne uns hier ſchon um die Urfad der DVerfchiedenheit der Electricitaͤten zu befümmern, toͤnnen wir doch Die Geſetze, die fie befolgen, näher entwickeln. ‚Diefe Gefege ſind einfach, aber, frucht⸗ bar an Sofgerurigen, ‚und gewähren eine leichte Lieber:

ficht der bis jeßt vorgetragenen und noch gnzufuͤh—

renden Phänomene. ° ., | | . 1302. I) Gleichättige Zlectricitäten ſtoßen ſich ab. Ein Körper + E ftößt einen andern leichten tind beweglichen + E ab, und beyde zeigen, gegen einander genäßert; feine Funken, wenn fie verhältnif maͤßig gfeich viel + E haben, fondern behalten ihre Efecrrieitätr. Ein Körper —E ftöft einen andern, deir fen Efectricität auch E, und mit jener verhaͤltniß⸗ mäßig gleich groß iſt, von fi, unter ‘eben den Ex

„4,

nung. Hr. Coulomb hat dies durch directe Erfah: tungen bewiefen. | | Conlomb a. a. D., im neuen TJournal’der Phyſ. B. TIL © sı. ff. | = $. 1304.

| |

Electriſche Materie 578 $: 1304. Aus biefem Abftofen gleichnamiger Elec- trieitäten hat man auch Anlaß zu den Electrometern genommen. "Die meiften dienen hoͤchſtens nur, um daraus ungefähr zu beurtheilen, ob eine Electriritaͤt ſtaͤrker oder ſchwaͤchet ſey, als eine andere; ; aber⸗ wie groß ſie eigentlich ſey·

1) Cantons Korkkugeltlectrometer. ee Er t ' 4 Philaf. transact. Vok XLVIII. P. ker a. + Fe

a) Zenly’s QDuadrantenelectrometer. .n Philoſ. transact. hl LAIL ©. 359.

J

» Cavalld's Electrometer. op | 2: —— vollgaͤndige aAbbandlau⸗ vom der Electrieitãt,

» £bendeifelben Tafeenelecttameter, a. a. O. S. 2.

5) en Abänderung deffelben, von Adams beichrieben.

117’, Berfuch über die Electricität, worin Theorie und Aus⸗ übung diefer Wiſſenſchaft durch eine Menge methodisch N rdneter Experimente) erläutert werdensiinon Geo.

dams, aus dem Engl. Leipz. 1788. 8, ®.: 164 = Achards Electrometer,

‚Abhandlung von der Kraft der Flectricität vo J Ar im 8 de Beh der: une

3. der re N A Bean Eleetrometer, beſonders für bie atmiofphäriige | no. erg Reifen durch bie Alpen, Cheil IM. EICHE 2) de Lucs Sundamentafelectrometer. neue Idéen über die —— 5 I 397, 5 Pan ſeht empfindlichen Electrometer aus Blartgoibt Grens Journ, ber Dot, 8. I. © 380. n Volfars St (mel ter, das er vergleiche * bar gemacht * —* Is dem wet ehe Esiromes ters eutſpricht.

Aler. Volta meteorofogifche Briefe aus dem Italiin. 8. I. Leipz. 1793. 3. Ddd 1)

⸗*

786 11. Theil. 4. Haupiſtüͤck. 11) Coulombs elertriihe Wange , die auf. eine fehr_finnreiche

Art die‘ Stärke der unterfuchten Electricität vergleichbar darſtellt, und ein wahres Electrometer iR

e Coulomb a. a. O. S. sı.

$. 1305. 1) Ungleichartige Electricitaten zie⸗ ben ſich an, Ein Koͤrper, der EKhat, zieht einen andern, leicht beweglichen, BE an, und umgekehrt, und beyde zeigen nach dem Zufammentreffen. feine Electricirät mehr; ‚wenn viel + E ‚ober E hatten. Kr

$. 1306. Dies giebt ein Mittel an die Hand, ünr die entgegengeſetzten Electricitaͤten ſelbſt zu finden. Haͤngt man „namlich Korffügelchen an einem Zwirnsfaden über eine mit, einem wollenen Tü- che geriebene Siegellackſtange, und ertheilt. ihnen da: durdy E, jo werben fie von einem + E haltenden Körper sangejogen, von. einem. mir 'E verſehenen zuruͤckgeſtoßen werden. J

S. 1307. Ein mit p Ei oder E Weefehene Körper sieht nicht nur denjenigen. an, der bie de ſei⸗ nigen entgegengeſetzte Electricitaͤt hat ($. 1305.), fon- dern auch einen jeden andern⸗nicht electriſirten, oder deflen Electricität o iſt. Dieſe Wirfung der elec⸗ triſirten Koͤrper auf andere.o. ‚E ‚oder. Die entgegenge⸗ | ſetzte Electricitaͤt enthaltende geſchieht nach der Staͤr⸗ fe ihrer Electricitaͤt in einer groͤßern oder geringern Ent: fernung, und der Raumz durch welchen ſich dieſe Wirkung erſtreckt, nennt min eben den, Wirtungs⸗ Freie, oder die electriſche Aimeipbäce des: eleserif ir: sen Körpers ($. 1254.). n

Electriſche Materie. 787

$. 1308. Wenn man. diefemnadh einen unifo: firten feiter, z. B. eine-Metallftänge, dem electrifir- ten Eonductor der Mafchine nahe bringt, fo erhält je: ner andem dem Conductor zugefehrten Ende die entge- gengefegte Efectricirät des. Conductors: + E, wenn diefeer E hatte, und E,. wenn diefer E befaß; ben der größern Annäherung erhält der feiter einen Sunfen, und die. Efectricität hört ganz auf. Wenn aber der Seiter iſolirt ift, fo erhält dag von dem eleckrifirenden Körper abgewendete Ende bie gleichnamige Efeetricität von jenem, und alfo bie ent: gegengefegte an dem dem Conductor fugefehrten En: de. Bey der Annäherung nehmen beyde Electricitä- ten zu, bis der Seiter endlich einen Funken erhält, worauf feine Efectricität die gleichnamige des electti- firenden Körpers wir. $. 1309. Wenn man aber dieſen ifolirten feiter wieder von der Majchine iſolirt entfernt, ehe er fo na⸗ he fommt, daß er einen: Sunfen erhält, fo hört die Electricitaͤt, die ſich an feinen enrgegengefegten Enden als entgegengefeßt zeigte, fogleich auf, und es ift als les wieder im natürlichen Zuftände. Berührt man ihm aber, mährend daf er in dem Wirfungskreife bes electrifirenden Körpers ift, ah dem von dieſem abge: wandten Ende mir dem Finger, oder fonft mit einem leitenden Körper, fo entfteht ein Funken, und feine Electricität hört auf. Entferne ich ihn jeßt zugleich ifolirt von dem electrifirenden Körper, fo hat er die entgegengefeßte Electricität des electrificenden Körpers, Oder die gleichnamige des diefem zugefehrten Enbes, | DODdd 2 & 1310,

738 I. Theil. 4. Hauptſtuck.

$. 1310. In diefem-Falle entfteht alfo Electri- cität, ohne daß fie der efectrifirende Körper verlöre, alfo nicht durch Mittheilung ($. 1242.), fendern durch Vertbeilung der Electricitär. Sie gründer fich ei⸗ gentlic) auf die vorher angeführten Geſetze der Electris citaͤt: daß ungleichartige Efectricitäten ſich anziehen, gleichartige ſich abſtoßen ($$. 1302. 1305.), und. macht das dritte Geſetz: II) Jeder electrifirte A dr: per erregt in denjenigen Aörpern. die in feinen Wir: Eungefreis Fommen, in dieſem Wirkungskreiſe ei- ne der feinigen entgegengefesste Electricitaͤt

$. 1311. Wenn der in den Wirfungsfreis eines electriſirten Körpers gebrachte ein Michtleiter iſt, fo erhält er zwar auch an dem Ende, welches dem elec— teifirten Körper zugefehrt ift, die entgegengefeßte Elec⸗ tricität ; allein eben wegen feiner nicht-feitenden Eigen: ſchaft iſt die erregte Efectricität nicht ftarf, umd er: ſtreckt fi nicht weit, und man findet an ihm viel- mehr ſchwache abwechfelnde Zonen von entgegengefeß- ten Electricitäten,

$. 1312. Dünne Nichtleiter halten diefe Wir- ungen der Vertheilung der Electricität oder der efec: triſchen Atmosphäre nicht auf, wohl aber die der Mit: theilung,

2 Theo—

Electriſche Materie. 789

Theorie der entgegengefeßten Eleetri⸗ citaͤten.

Franklins Syſtem. Dualiſtiſches Syſtem.

$. 1313. Der Erſte, welcher eine Theorie der befannten electrifchen Erfcheinungen entwarf, bie den bisher vorgetragenen Gefeßen entfprach, und aus der fie ohne Ausnahme auf eine genugthuende Weiſe ab: geleitet werden konnten, war Franklin. Die Grund: fäße diefes Sranklinifchen Spftems, die wir nachher auf die vorzüglichften Phänomene der Electricität an- wenden wollen, find folgende: 1) Es ift durch alle Körper eine fubtile Materie verbreitet, von welcher die electrifchen Erfcheinungen abhängen. 2) Diefe electrifche Materie ift ein erpanfibeles Fluidum, oder eine folche, deren Theile gegen einander Repulſions— fraft ausüben: 3) Das electrifche Fluidum wird von den Theilen anderer Körper angezogen, und kann da— Durch in den Zuftand gebracht werden, daß es auf: hört, erpanfibel zu fenn. 4) Jeder Körper kann aber durch feine Anziehungskraft zur electrifchen Materie nur eine gewiffe Menge davon enthalten, wenn ihre Erpanfivfraft derfelben darin im Zuftande des Gleich: gewichts ſeyn, und wenn er Feine electrifchen Erſchei— nungen äußern oder feine Electricität o fenn foll. Die: fen Zuftand kann man die Sättigung des Körpers mit electriſcher Materie nennen; man nennt ihn auch den nsrürlichen Zuftend der Eieciricitaͤt eines Koͤrpers. | 5)

790 U. Theil. 4. Hauptſtuͤck.

5) Wenn ein Kösper. eine größere „Quantität bes efectrifchen Fluidums erhält, als fein natürlicher Zu: ftand (4) erfordert, fo wird er poſitiv elecerifter, oder erlangt Pius : Blecrrieität. '6)- Wenn ihm Hin: gegen von der Quantität der electrifchen Flüffigfeit, - die feinem natärlichen Zuftande angemeffen ift, entzo; gen wird, fo wird er negativ -electrifirt, „oder erlangt Minus: lecrricirät. 7) Ale nicht = ifolirte leiten: de Körper find im natürlichen Zuftande der Electre cität. 8) Der pofitive oder negative Zuftand der Efectricität fann nur ifolirten Körpern zukommen. 9) Das electrifche Fluidum kann aus einem Körper in den andern nur dann übergehen, wenn dag elec⸗ trifche Gleichgewicht gehoben ift und Fein Widerftand eines Vichtleiters den Uebergang hindert. 10) Ein Körper, aus welchem das efectrifche Fluidum an. ei: "nen andern übergehen fol, muß in Beziehung auf diefen Plus » Efectricität haben. 11) Aller pofitiv - oder negativ.:electrifche Zuftand der Körper entſteht entweder durch Uebergang, oder Vertheilung ($. 1310.) des electrifchen Fluidums. 12) Die electris fehe Armofpbäre der Aörper oder ihr -WMWirfungs- Preis ift £uft durch Vertheilung electrifirt. New experiments and obfervations on electricity, by Benj. Franklin. Lond. ı751. 4. verm. 1769. 4. Des. Hru Ben).

gm Rrıefe von der Electricität, aus den Engl. mit m, von J. €. wilfe. Leipz. 1758.

4 1314. Diefer Sranklinifchen Theorie. fteht eine andere entgegen, deren erfter Urheber Rob. Symmer iſt. derſelben giebt es zwey verſchiedene elec⸗

| erifche

criſche Materien wobon, wenn ſie einzeln thaͤtig find, die eine den Frankliniſchen pofi tiven Zuſtand, die an⸗ dere aber den negativen zuwege brinat. Der letztere ruͤhtt alſo auch von einem poſitiven Weſen her, Jede dieſer teſpectiven electriſchen Materien, (+ E und H ft eine expanſibele Fluͤſſigkeit, deren reſpec⸗ tive Theile Repulſionsktaft gegen einander aus: üben. Sie ſelbſt, die ungleichartigen electriſchen Materien, ziehen ſich unter einander an, und durch ih⸗ re Vereinigung in einem Koͤrper heben ſie ſich in ihren Wirkungen gegen einander auf, ſo daß alle ſenſibele Electricitaͤt vernichtet iſ. Man ſieht alſo, daß nach dieſer Theorie, die man auch das dualiſtiſche Syſtem nennt, jede der entgegengeſetzten electriſchen Materien nur einzeln für ſich ein expanſibeles Fluidum iſt, daß ſie es aber in ihrer Verbindung nicht mehr ſind, Ein jeder Koͤrper hat im natuͤrlichen Zuſtande, wo er kein Zeichen der Electricitaͤt von ſich giebt, beyde electri⸗ ſche Materien, + E und E, in ſich vereinigt, und zwar in dem Maafe, daß fie fi gegen einander auf- beben, und alfo 6.E machen. Wenn das Gleichge—⸗ wicht beyder electrifhen Materien Durch irgend einen Prozeß aufgehoben- wird, fo wird der Körper electri⸗ fiet. Er wird pofitiv electeifirt, wenn ihm frenes + E mitgetheift oder wenn ihm von feinem natürlichen E entzogen wird. Er erhält die negative. Efectri- eitat, wenn ihm freyes E mitgetheilt, oder wenn ihm von jeinem natürlichen + E entzogen wird, Das frene + E oder E eines: efectrifirten Kötpers kann aber auch das gebundene gleichnamige eines Koͤr—

pers

-

92 nl. Theil. 4. Dauptftüd.

pers abftoßen, und das ungleichnamige - anziehen, fe

daß Electricitaͤt durch Vertheilung entfteht.

Symmers oben ($. 1300.) angeführte Abhandlung. $. 1315. Diefes dualiftifhe Syftem hat zwar viel Anhänger und Liebhaber gefunden, aber es er: klaͤrt nicht mehr und nicht leichter, als das Franklini⸗ fhe, das fo wenig ein befanntes Phänomen unerflärt läßt, als das Symmerſche. In Beziehung auf die . oben ($. 19.) gegebene Regel kann man nicht umhin, „der Sranflinifchen Theorie den Vorzug zuzugefteben. Man braucht nach Sranklin nur Eine Materie, um den dreyfachen Zuftand der Körper in Anfehung ver Electricität zu erflären; nach dem Bualiftifchen Sp: fieme braucht man dazu, nicht zwey, fondern drey Materien: nämlich ein +E, ein —E und einoE: denn diefes © E ift ja eine, aus den beuden an- dern Materien durch Zufammenfeßung entfprungene, neue Materie. - Was mic) aber noch vorzüglich bes ſtimmt, mich für die Sranflinifche Theorie zu erflären, ift der Umſtand, daß die vermeinten entgegengefeßten electrifchen Materien einzeln betrachtet, fich den Sin; nen in ihren Wirkungen gar nicht verfchteden zeigen; (denn die oben ($$. 1290. f.) angeführten Erfcheinun: gen fönnen doch wohl nicht als finnliche Berfchiedenhei: ten zweyer Materien, fondern nur als Verſchiedenhei⸗ ten der Richtung des Stromes Einer Materie gelten, und daß feine Analogie in der ganzen Maturlehre we— der eine folche Uebereinftimmung für alle finnliche Wahrnehmung ben zwey fpecififch verſchiedenen Mas terien darthut, noch einen Fall hat, mo durch die Ver:

Elerteifche Materie * 793 |

Verbindung zweyer die Sinne afficirenden Materien ei- ne dritte Materie, (das oE der Dualiften, ) entipringt, welche fhlechterdings nicht mehr ſinnlich wahrzuneh⸗ men iſt. Dergeblich beruft man fi), um analoge Rälle zu erhalten, auf Phlogifton und Wärmeftoff, oder auf Wafjerftoff und Sauerftoff,. u. vergl. Diefe Beyſpiele widerlegen geradezu das, was man dadurch beweifen will. Ich will indeffen hier die Anwendung beyder Syfteme zur Erflärung. der vorzüuglichften, bis jeßt angeführten, eleetriichen Erfcheinungen geben. -

$. 1316. Durch das Reiben des Glafes an dem Meibzeuge der Mafchine entfteht pofitive Efectricität auf dem Glaſe und negative Electricität. im ifolirten Reibzeuge. (Die Unterfuhung über das Wie ge- Hört noch nicht hierher.) Mach dem Sranklinifchen Syſteme wird alfo dem Meibzeuge durch das Glas beym Meiben electrifche Materie entzogen und auf der Flaͤche des Glaſes, wegen der nicht = leitenden Ei: genfchaft deffelben, angehäuft. Wenn das Neibzeug num ifolire ift, fo fann es feinen Mangel der efectri- fchen Materie nicht erjeßen; es ift alſo negativ elec— triſirt. In andern Fällen, wo ‘der reibende elec- trifche Körper negativ electrifirt wird ($. 1300.), iſt es diefer, der von feiner electrifchen Materie hergiebt, und Das Reibzeug empfängt; das alfo in diefem Fal— fe, wenn es ifolre iſt, pofitive Electricität zeigt, waͤh— rend jener die negative hat. Mad) dem duali⸗ ftifhen Syſteme wird durch) das Meiben des Glaſes

an dem Meibzeuge der Mafchine das + E des letz— tern

79% II. Theil, 4. Hauptſtuͤck.

‚tern fren; das Glas führt wegen feiner nicht⸗leitenden Eigenfchaft diefes+E nicht gleich durch feine Subftan- ‚gen weiter, umd zeigt nun. die Electricität das + E; das E des Meibzetiges bindet diefes+ E nicht mehr ganz, und wenn es ifolirt ift, fo kann diefes F E in ihm nicht erfeßt werden, und fein E ift alfo ebenfalls freo. Daher zeigt das Neibzeug nun negative Electricirät, während das Glas pofitive hat. Und fo ift es aud) in den andern Zällen, wenn der reibende electrifche Körper E aus dem Reibzeuge los macht, dann hat dieſes + E.

- Der Wachstaffent, der den Glascylinder zum Theile umgiebt, bat feinen Nuten bauptfählih darin, daß er durch die entgegenaefegte Fleetricität die Intenfität des E tes Glaschlinders ſchwaͤcht; dadurch wählt die Eapacität des legtern, und er kann ſolcher ®eftalt mebr + E aus dem Reibzeuge aufnehmen. Bepde entgeaengefeßte Electrictäs ten..des Wuchstaffents und des Glaſes bınden ſich zur wechfelfeitia, obne ‚fich zu fättinen, welches bey glatten, nicht s leitenden Flächen nicht Statt finden fann. So wie nun.der Reiber dru Wachstuffent verläft, fo wird fein +E jetzt wieder frey und wird vom Zuleiter eingefoaen. Man ficht hieraus auch leicht den Grund ein, warum der

Wachstaffent feine Falten und Unebenheiten haben müfle, wenn feine Wirfung ſtark feyn fol,

6. 1317. Wenn aber das Reibzeug unferer Electrifirmafchine durch leitende Materie mit der Er: de verbunden ift, fo erfeßt es nad) Sranflin aus die; fer unerfchöpflihen Duelle feine abgeführte electrifche Materie fterig wieder; es bleibt alfo immer im na: tuͤrlichen Zuftande, und kann demnad) immer wieder electriſche Materie an das Glas abgeben, wenn bie: . fe abgeleitet wird. Mach dem dualiftifchen Syſte— ne zieht ed aus den leitenden Gubftanzen immer wie: der fo viel + E an, daß fein E nicht fenfibel oder

e fren

Eleetriſche Diaterie.. 7 795

‚Frey bleibt, und es kann daher immer neues F E ai das reibende Glas abgeben, wenn dieſes weiter führt wird.

‚$. 1318. Jeder eleetrifirte Körper hat eine —* geringere, electriſche Atmofphäre, in welcher ſich das electrifche Anziehen und Abſtoßen äußert. Der nega: tiv⸗ electriſirte Körper hat fie fo gut, als der pofitive electrifirte. Dieſer electrifhe Wirfungsfreis entſteht nach dem Franklinifchen Syſteme lediglich durch Ver: theilung ber nathrlichen electrifchen Materie der $uft, Wird naͤmlich ein Körper pofitiv electrifiec, fo wird bie abftoßende Kraft der auf ihm angehäuften efectri- fhen Materie auch auf die natürliche electrifche Ma: terie der fuft thätig, und bringt diefe aus ihrem Zus ftande des Gleichgewichts, fo daß fie num felbft Repul⸗ fionsfraft in ihren Theilen und Anziehungsfraft gegen andere Materien um den electrifirten Körper herum äufert, und zwar mit einer abnehmenden Intenfität, Die dem oben ($. 1303.) angeführten Gefeße gemäß ift. Die $uft empfängt hierbey als ein Michtleiter Fein eleetriiches Fluidum duch Mittheilung von dem elec: trifirten Körper, als in fo fern fie leitende Gub: ftanz enthält. Wird hingegen der Körper negativ electriſirt, jo wird auch der natuͤrliche Zuftand der Efectricität der $uft gehoßen, ihre natürliche efectri- fche Materie ſtrebt in ven Körper einzudringen, oder wird von dem Körper gezogen, ohne ſich doch, me: gen der nicht = leitenden Eigenfchaft der fuft, von ders felben ihm mitzutheilen zu fönnen. Wegen diefer ge: gen den negativ⸗ ——— Bean electri⸗

ſchen

796 II hell. 4. Hauptftüd. ſchen Materie ver $uft fucht diefe-fieans andern Ma- terien anzuziehen, "ebenfalls mit einer Intenſitaͤt, die fi) umgefehrt verhält wie das Quadrat der Ent: ferhung von dem electrifirten Körper. Nach dem dualiſtiſchen Syſteme ift die’ Erflärung folgende. Ir dem pofitiv -elecerifieren Körper ift + E thätig; es aͤußert feine abſtoßende Kraft auf das natürliche + E ber $uft, und feine anziehende auf das natürliche Eerjelben. Es befchäftigt das letztere, ohne ſich doc) damit zu fättigen, welches die nicht = leitende Eis ‚genfchaft der $uft hindert. Das natürliche, nun fen fibel gewordene, + E der fuft äußert num feine Thaͤ⸗ cigfeit, d. i. Repulfionsfraft in feinen Theilen, und anziehende Kraft gegen das E anderer Körper. Wenn der Körper negativ electrifiee ift, fo ift alles umgekehrt. | $. 1319. Wenn ein ifolietee leitender Körper dem pofitiv: electriſirten Körper genähert wird, fo daß er in feinen Wirfungsfreis fommt, fo äußert nad) Sranklins Syſteme die chätig gewordene electri: ſche Materie der fuft in diefem MWirfungsfreife ($. 1318.) ihre abftoßende Kraft auf das natürliche elec- triſche Fluidum dieſes feiters, und ſucht ſich gleichfoͤr⸗ mig zu verbreiten, ohne doch, wegen der nicht = leiten; den Eigenschaft der $uft, in den Seiter übergeben zu fönnen. Die natürliche electrifche Materie des fei- ters wird alfo auch aus. dem Gleichgewichte gebracht, oder thaͤtig; fie häuft ſich alfo in dem entferntern En- de des Seiter8 mehr an, waͤhrend fie in dem genoͤher⸗ ten Ende unter ihre natuͤrliche Menge vermindert if.

Iſt

EElectriſche Materie. 2 797

Iſt Hingegen ber Körper nenativ.electrifirt, fo frebt, die natürliche electrifhe Materie des ifolirten Leiters die der $uft, welche gegen den electrificten Körper hin⸗ ſtrebt ($. 1318.), zu erfeßen; feine natürliche electriz ſche Materie wird alfo ebenfalls aus dem Gleichgewich⸗ te gebracht und thätig, und das entferntere Ende des feiters wird negativ, das gemäherte pofitiv electrifirt. In beyden Fällen entfteht alfo Eferkricität durch Vers theilung, nicht durch Mitteilung ; und es erklaͤrt ſich hieraus ungezwungen das oben ($. 1310.) ange führte dritte Geſetz ber entgegengeſetzten Electricitaͤten. Nach dem dualiftifchen Syſteme ſtrebt in: dem einer: oder andern Falle das thätig gewordene natuͤrliche +E oder E der fuft in dem Wirfungsfreife des elecz » trifirten Körpers das natürliche E oder ++ E des ifofieren Seiters anzuziehen, und das natuͤrliche FE: oder E beffelben abzuſtoßen. Es entfteht alfo in diefem leiter Efectricität durch Vertheilung, nicht durch Mittheilung, und es erfläct ſich darnach der Erfolg des angeführten dritten Gefeßes der Electricitäten.

$. 1320, : Wenn man den ifolirten feiter, ‚ohne ihn mit einem. andern feiter beruͤhrt ju haben, wie⸗ der aus dem Mirfungsfreife des electrifirten Körpers entfernt, fo hört feine Electricität wieder auf. Seine auf ihm ungleichfbrmig vertheilt geweſene natürliche : electrifche Materie verbreitet fid wieder gleichförmig, : und;da er nichts davon verlohren, nichts dazu empfanz : gen hat, fo. ift er wieder im natürlichen Zuftande ber Electricität. Oder bey dem Wiederentfernen des feiters binden und järrigen fich fein. natuͤrliches + E

und

98 11. Thal: 4. Hauprftüd und E wieder von neuem, und es wird daraus gieder-o E. ER Beer 6. 1321. Wenn ber in den Wirkungskreis des electrifirten Körpers gebrachte Leiter nicht. ifolirt iſt, ſo entfteht zwar auch in dem genäherten Ende aus. den vorhin angeführten Gründen Die entgegengeleßte Electricität; aber in dem entferntern Ende feßt ſich alles, wegen ber. Nichtiſolirung, ins natürliche Gleich? gewicht. | 6.1322. Se näher. ber leitende, iſolirte oder nicht⸗ iſolirte, Koͤrver dem electtiſitten kommt, deſto meht werden, aus feicht einzuſehenden Gründen, die entgegengejegten Electrieitaͤten auf einander wirken Finnen, ſo daß endlich Die auf dem poſitiv⸗ electeifir- ten Körper angehaͤufte efectrifche Materie die $uft- ſchicht durchbricht, und ſich auf beyde Körper nach den Regeln des Gleichgewichts vertheift. Es entfteht in diefem Falle ein Sunkin, und wenn der leitende Kör- per ifolirt iſt, Electricität durch Mitteilung, durch. Abgabe pder Annahnie von efectrifcher Materie: $. 1323. Wenn man in ben’ vorher (5. 1319.) angeführten Fällen das entferntere' Ende bes’ feiters mit dem Finger. oder einem andern leitenden Körper berührt, . waͤhrend das andere Ende in dem Wirkungs⸗ kreiſe des electrifirten Körpers iſt, fo entſteht ein Sum fen, und die Eleetricitaͤt an diefem Ende hört auf. Sf naͤmlich das berührte Ende pofitiv efectrifirt, ſo tritt das electrifche Fluidum von demfeloen am ben Finger über und ſetzt ſich ins Gleichgewicht. Iſt es hinge⸗

> Electriſche Materie. 799 hingegen negativ, ſo ergießt ſich aus dem beruͤhrenden

Finger oder Leiter electriſche Materie in daſſelbe, und

das Gleichgewicht wird ebenfalls hergeſtellt. Das, dem electriſirten Körper. genaͤherte Ende des leiters be⸗ haͤlt deſſen ungeachtet die entgegengefeßte' Electricitaͤt, weil die Urſachen dazu fortdauern. Entfernt man

nun den beruͤhrten leiter aus dem Wirkungskreiſe des electriſirten Körpers, und zwar fo, daß er iſolirt bleibt,

fo hat.er jegt durchaus die ungleichnamige Eleetricitaͤt

des electrifirten Körpers, indem ſich im .erftern. Falle , die an dem entfernten. ‚Ende. nur. in der natürlichen: Dofis. deffelben zuruͤckgebliebene electriſche Fluͤſſigkeit auch wieder in das vorher negativ geweſene Eude ver⸗ breiten muß, folglich nun im, ganzen Seiter Die electri⸗

ſche Materie ‚unter den Gättigungspunct vermindert - ift, alſo Minus⸗-Electricitaͤt macht; im andern Falle Hingegen, die an dem genäherten Ende über. den natür- .

lichen Zuſtand defielben angehäufte electriſche Materie ſich jeßt aͤhex das andere Ende verbreitet; das feine

natürliche Quantität ſchon hat, und folglich ver Koͤr⸗

per im Ganzen PlussEkertricität erlangen muß.

Nach dem dualiftifchen Syſteme zieht im erftern Falle

Das frey gewordene-+ E an dem entferntern, Ende des

feiters aus dem berührenden Singer E an, fättigt '

ſich damit, es entſteht ein Funken, und es hört alle fenfibele. Electricitaͤt an dieſem Ende auf. Entfernt man nun den beruͤhrten Leiter iſolirt aus dem Wir⸗

kungskreiſe des poſitiv⸗electriſirten Körpers, fo hat pr

(wegen des E in dem'genäherten Ende,). jetzt E-—E, iſt alſo negativ electriſirt. So iſt es nun

auch

800 II. Theil. 4. Hauptſtuͤck.

auch im andern Falle, wo ber electrifirende Körner freges E hatte; dann fättigt- fih das’ fren gemor- dene. E’ des entferntern Endes des. feiters- mit + E aus dem ihn berührenden Ringer, und nach der Ent: fernung aus dem’ WBirfungsfreife hat der ifolirte $eiter nun FE>2-E-+E, oder ift pofitiv electrifirt.

$. 1324. Jetzt läßt fih nun auch leicht nad beyden Syſtemen einjehen: warum die pofitive Efec- tricität des Glascylinders nicht fo ſtark iſt, wenn der Eonductor det Mafchine ihm genähert ift, als wenn diefer entfernt ft} warum der- Eonductor der Ma: ſchine die ſtaͤrkſte Efectricität erhäft wenn das Meib- zeug nicht ifofirt iſt; warum bie‘ negative Electricität bes ifolirten Meibzeuges am größeften iſt, wenn ber Eonduckor dee Mafchine nicht ifolire iſt; und mar: um ben übrigens gleichen Umftänden die Sunfen-ftär- fer find, zwiſchen einem pofitiv = electrifirten Conductot und einem negativ = electrifirten, als zwiſchen einem electriſirten Conductor aberhaupt, und einem nicht⸗ rten leiter.

- $.:1325. Wenn man erwägt, daß jeher electri- ſirce Körper einen electrifchen Wirfungsfreis hat, ($. 1318.); wenn man jich ferner eine richtige Worftel: lung. von der Entftehung diefer electrifchen Wirfungs: freife und der Art. und Weiſe ihrer Wirkſamkeit ($. 1319.) macht, und hiermit den Erfolg des drit: ten Öefeßes der Electricität verbindet: fo wird man die Erfheinungen des Anziehens leicht: beiveglicher leiten⸗

der, ifolieter oder nicht ifolirter, Körper, und das REN der on nach der Mirtheilung der Electri: cirät,

Electriſche Materie. Boı eitäf, dieſe mag poſitiv oder negativ fenn, dem Frank:

Iinifchen Syſteme gemäß fo leicht erflären FoRaen , als nad) der bualiftifchen Theorie.

$. 1326. Eben fo leicht folgt daraus die Erklaͤ⸗ zung des erften und zweyten Geſetzes der entgegenge⸗ ſetzten Efectrieitäten ($$. 1302. 1305.). Es fenen

3. B. zwey Korkfügelchen pofitiv electrifirt, fo fliehen

fie von einander, weil fie ihren Ueberfluß der electric

ſchen Materie an die umgebende luft abzuſetzen ſtre⸗ |

ben, Ein einzelnes fo electrifirtes Korffügelchen wuͤtde dies nach allen Seiten hin gleichförmig thun; es muß alfo in Ruhe bleiben. Ben zweyen oder mehrern fich Berührenden hingegen muß jene Tendenz nach ber aͤu— fern Seite hin ftärfer fenn, als nad) der andern, und fie fcheinen alfo einander abzuftoßen. Die Erklärung iſt nicht ſchwieriger, wenn die Korffügelchen auch ne: gativ electrifirt find. ie ftreben dann ihren Mangel der Electricität aus der umgebenden luft zu erſetzen, und fcheinen fich alfo abzuſtoßen, ba doch eigenrlih auch hier die electrifche Armofphäre auf ihrer äußern Seite ihre Entfernung bewirkt. Man brauche alſo feine Zuflucht gat nicht zu ber luft zwiſchen ihnen zu nehmen, was in dem Falle, da fie fich erft berühr: ten, nicht einmal anginge. Ben zwey ungleichnamig electrifieten, iſolitten, leicht beweglichen, leitenden Körperchen, bie einander genähert werden, muß, wie man nun leicht einfieht, das Streben nach ver ik: nern Seite zu ftärker, als nach. der aͤußern Seite der Wirkungskreiſe ſeyn, und fie müffen: fich alſo einans Eee der

802 II. Theil. 4. Hauptſtuͤck. der naͤhern, oder den des zweyten Geſetzes zeigen.

$. 1327. Das wechſelſeitige Schwingen eines feicht bemeglichen ifolirten $eiters zwiſchen einem elec- trifirten und nicht» electriſitten Körper, oder zwifchen zwey ungleichnamig electrifirten Seitern, wie der Tan; papierner Puppen, das electrifche Glockenſpiel, be: duͤrfen num feiner weitern Auseinanderſetzung, fon dern fließen aus dem Angeführten vom ſelbſt.

Die verftärfte Electricität.

$. 1328. Wenn man in ein Zuderglas, das auswendig und inwendig, bis einige Zoll unter feinem Rande, mit Stanniol überzogen ift, und das uf einem leitenden Tifche fteht, von dem Conductor de Mafchine einen Metallvraht bis auf den Boden de Glaſes herabhängt, und dann electrifirt, Hierauf aber

den Aufern Ueberzug des Glaſes mit der einen Hant,

den Draht, oder den Conductor der Maſchine, mit welchem ber innere Ueberzug noch in leitender Verbin: dung ift, mit der andern Hand anfaßt, fo. entjtcht nicht allein ein ſehr Tebhafter, mit einem Gepraſſel ker: vorbrechender Funken, fondert man empfindet aud) eine Erfchürterung in den Gelenfen beyder Arme. Ei nen ganz ähnlichen Erfolg hat es, wenn man das Glas nah) dem Electrifiren von der Maſchine ab:

nimmt, und dann bende Ueberzüge zugleich berührt. $. 1329. Diefer merkwürdige Verfuch beißt der KAleiſtiſche le) , weil ihn. Hr. von Aleiſt zuerjt . | (1745-)

Electriſche Materie. 803

(1745.) anftellte; Cunaͤus, Allemand und Muſchen⸗

broek machten ihn ebenfalls (1746.), und daher heißt er auch der Leidenſche, oder der Muſchenbroekſcho Verſuch. Sonft wird er megen feiner Wirfung aud) der Erſchuͤtterungsverſuch genannt... ‚Die dazır vors gerichtete Flaſche heißt die Keidner, oder die Kleiſti⸗ fehe, oder die Zrfchütterungeflafche; und die Elec⸗ tricität, welche fie hat, die verftärkte Electricitaͤt.

$. 1330. Anfangs nahm man dazu eine gläferne Slafche, die man etwa bis zur Hälfte mit Waffer füllte, und. mit einem Korfe verftopfte ducch welchen ein Metalloraht bis ins Waſſer der Flaſche ging. Man efectrificte diefen Draht durch Mittheilung, - während daß man die Slafche in der Hand hielt, oder in anderes Waſſer etwa zur Hälfte einfeßte, in wel⸗ ches die Perfon, welche den Verſuch anftellen wollte, , einen Draht ftedte. Man fand nachher, daß jede an⸗ dere gut leitende Subſtanz die Stelle des Waſſers in der Slafche vertreten koͤnne, als: Quedfilber, Ei— fenfeil, u. dergl., und endlich fah man ein, daß dazu ein feitender Weberzug der äußern und inner. Släche des Glaſes bis einige Zoll unter dem Rande befjelbigen hinreichend fen, und alles leiſte, und daß es auf die Figur des Glafes nicht anfomme, fondern daß auch eine Glaotafel felbft dazu vorgerichtet wer⸗

den fünne.

Die electrifirte Weinflafche. Das electrifirte Trinkwaſſer.

$. 1331. Dieſer Ueberzug bes Glaſes heißt die Belegung (Armatura) ‚, und das damit verſehene Eee 2 Glas

.n

804 IL. Thell. 4. Hauptſtuck. Glas die belegte Flaſche oder die beletite Glastafel.

Man waͤhlt zu dieſen Belegungen duͤnne Metallblaͤt⸗

ter, die aber nicht durchloͤchert ſeyn muͤſſen; gewoͤhn⸗ lich Stanniol, den man mit Hauſenblaſe oder Gum⸗ miwaſſer aufflebt. Man muß hervorragende Ränder fo viel als moͤglich verhäten, und alles recht ebenen und glatt machen. Der Rand der Slafche oder ver Slastafel muß allemal auf beyden Seiten, ben grö- fern menigftens mehrere Zolle, frey und unbelegt

bleiben. | " Eine. vortbeilhafte Methode, bie Flaſchen zu belegen, lebrt r. Bohnenberger; (Beytraͤge zur theor, u. pract, Electri⸗

citätel. St. IV. ©. 151. ff. $. 1332. Statt des Glaſes kann jeder andere nicht = leitende Körper dienen, wenn er nur nicht zu dick ift, feine beyden gegen einander über liegenden ii;

chen mit leitender Materie belegt, und die Mänder

dieſer Belegung einander nicht zu nahe find.

Wenn ein Leiter fih in dem Wirfungstreife eines andern Leis ters befindet, fo ift dies allerdings als eine Belegung der Luftſchicht dazwiſchen anzufehen.

4. 1333. Die eine Belegung der Flaſche oder der Glastafel wird am beſten durch Mittheilung elec— triſirt; die andere Belegung muß aber nicht iſolirt, fondern mit andern leitenden Materien in Verbin: dung feyn, menigftens muß fie im erftern Salle zu wiederholten Malen mit einer Subftanz berührt wer: den, wenn die von ihr aufzunehmende Electricität ſtark werden foll; ift diefe andere Belegung ganz ifo- lirt, fo wird die Flaſche oder die Glastafel gar nicht geladen werden. Am ſchnellſten gefchieht Die Electri:

| ſirung

Electrifche Materie, 808,

firung ber. Kleiftifchen Flaſche dadurch, daß man die eine Belegung mit dem ifolirten Meibzeuge, die an: Dere mit dem Eonductor der Mafchine in leitende Ber: bindung feßt, $. 1334 Die Kleiſtiſche Slafche die Glas⸗

tafel heißt in dem Zuſtande, daß ſie den Erſchuͤtte⸗ rungsfunken giebt, geladen (Vitrum oneratum), und ihre Entladung (exoneratur) geſchieht, wenn man die innere und aͤußere Belegung durch leitende Materie in Verbindung ſetzt. Wenn ſich mehrere Perſonen zuſammen anfaffen, und die erſte die aͤu— ßere Belegung, oder eine daran befeſtigte Kette häft, die letzte aber die innere Belegung oder den damit verbundenen feiter beruͤhrt, fo bekommen fie alle die, Erfchätterung, Ben einer ſchwachen fadung der Fla⸗ fche, und wenn der Perfonen, die fich anfaflen, fehe viele find, (oder der Erſchuͤtterungskreis fehr aroß ift,) und zumal auf feuchten Boden fliehen, empfin- dert aber auch oft mur wenige, die an den beyden En⸗ den ſtehen, die Erſchuͤtterung.

Das Srantlinifche Batıbergemälbe, der und die

Beribwörung

Die electtifche Thüte,

6. 1335. Die Geſchwindigkeit ber Electriitͤt bey dem Entladen der Flaſche iſt erſſaunend groß. Wenn die feitende Subſtanz, durch welche der Erz ſchuͤtterungsfunken gehen fol, nicht ganz zufammen: hängen ift, fondern aus mehrern an einander fliehen: den, fich nicht berührenden, leitenden, Körpern be: ſteht, fo entftehen zwiſchen biefer Unterbrechung, un;

fen.

{

$. 1336.

)

806 1. Shell: 4. Hauprftäd.

$. 1336. Wird die Flafche überladen, fo ent: ladet ſie ſich auch von felbft über den unbelegten Rand, und manchmal wird dadurch auch das Slas zerſchmettert.

$. 1337. Die Staͤrke der ladung hängt bey übrigens gleichen Umftänden von der Größe der Be: legung ab. Die Dide des Belegs träge zur Stärke ber fadung nichts bey. Sonſt ändern aber auch zu- fällige Umftände die Stärfe der fadung fehr ab; mie 3. B. die mehr oder weniger ifolirende Eigenfchaft des Glaſes, die von feiner größern oder geringern Dice, von feiner Reinigfeit, und auch von feiner Temperatur abhängt; mehrere oder mindere Trodenheit der Luft, Die ‚Continuität der re und ihre verfchiedene glatte Oberfläche.

$. 1338. Es giebt zwar allerbings für eine Elec⸗ trifirmafchine von beftimmter Wirkſamkeit ein gewiſſes Marimum ber Dice des Glaſes, wenn es nach der Belegung der electrifchen Sadung fähig fenn foll; es iſt aber auch gewiß, daß zu, dünnes Glas nicht dieje: nige Stärfe der fadung, ohne zerfchmettert zu wer: den, aushält, die ein dickeres Glas bey übrigens gleihen Umftänden aushalten fann. Hr. Bohnen; berger hat fehr ſchaͤtzbare Erfahrungen über die vor: theilhaftefte Die der Gläfer und Höhe des unbe: legten Randes verfelben mitgerheilt. I. €. nei. über die Ladung des sun Glaſes; in ſei⸗

nen Beytraͤ ſchen Electrici⸗ taͤtslehre. Erhes Gt, Stuttg. * 6, 1. ff. Zweytes St. 1793. ©. 11. ff.

$. 1339.

Eleetriſche Materie -1 307

6. 1339. Bey gleicher Seitungsfrafe nimmt uͤbri⸗ gens der Erfchürterungsfunfen in alle⸗ mal den kuͤrzeſten Weg. |

Der Auslader. i 220 Cavallo a. a. O. €. 129.

—— har

. 1340. Der leitende Körper, durch welchen der Erſchuͤtterungsfunken oder der Schlag geht, wird electriſi irt, wenn er auch ifolirt fl.

$. 1341. Nach der etſten Entladung jeigt die Flaſche noch einen geringen Erfchütterungsfunfen, wenn man bende Belegungen zůſammen beruͤhtt.

$. 1342. Wenn die geladene Flaſche oder baegt⸗ Tafel vollkommen iſolirt iſt, fo zeigt feine Belegung einzeln einen Funken / wenn man' ſie beruͤhrt. Bey einer trockenen fuft verliert ſie auch in langer Zeit ihre Electricitaͤt nicht. Sie behält ſogar ihre Ladung, wenn man die dazu eingerichteten beweglichen Bele⸗ gungen einzeln durch iſolitte Koͤrper trennt; und zeigt ſie wieder, wenn man dieſe oder andere wieder an⸗ bringt, und gebdrig durch leitende Miteeki in Vereiniz gung feßt. Zſt die Aufere Belegung nicht ifofiet, fe kann man zu wiederholten Malen aus der innern Bele: gung ber geladenen Flaſche Sunfen jiehen.

1343. Wenn man einen gekruͤmmten und an benden Enden zugeſpitzten Draht der innern und Aus Fern Belegung zugleich entgegen hält, ſo wird bie geladene Flaſche, oder die belegte Glasta⸗ fel,

308 I. Theil, 4. Hauptſtuͤck.

fel, ohne den Erfchütterungsfunfen entladen, und vielmehr mit einem zifchenden Ueberſtroͤnen. Hat man die Flache durch ven Conductor der Glasma⸗ ſchine geladen, fo zeigt fih) an der Spiße des Drah⸗ tes, die der innern Belegung zugefehrt ift, ein leuch⸗ tender Stern, wie bey der pofitiven Electricitäc ($.

1278.),. an ber der äußern Belegung zugefehrten " Epiße aber ein Feuerbuͤſchel wie bey der negativen Electricität,

$. 1344. Man, findet allemal daß bie aͤußere Belegung der geladenen Kleiſtiſchen Flaſche die entgegengeſetzte Eſectricitaͤt der innern Belegunz oder daß fie die negative hat, wenn die innere die po: ſitive befißt, und umgefehrt. Zwiſchen einem mit der aͤußern Belegung in Jeitende Verbindung gebrachte feitenden Korper und einem mit der Innern Belegung verbundenen... fairer ſpielt ein feicht beweglicher iſolu⸗ ter. leitender Körper hin und ber, und entladen da

durch die Flaſche allmälig. Ä Auf diefe Art u ein electrifches Stodenfpiel eine beträdts

liche Zeit I

.$. 1345. man eine Kleiſtiſche Flaſche iſolirt, und ihre aͤußere Belegung mit der innern Be legung einer andern, die nicht ifolirt iſt, in leitende Verbindung feht, und dann ihre innere Belegung electrifiet, fo werden beyde Flaſchen geladen, und zwar mit ähnlichen Electricitäten. Auf diefe Art kann man auch mehrere Flaſchen durch einander laden. Allein man findet, daß jede folgende eine immer ſchwaͤ⸗ chere Sadung hat, als Die vorhergehende,

$. 13486.

Electriſche Materle. 9

g 1346 Man Fanit endlich auch mehrere Fla⸗ ſchen, deren innere Belegungen unter einander in leitender Berbindung find, fo wie ihre äußern, durch den Conductor der Mafchine laden, da danır natuͤr⸗ licher Weiſe ben der Entladung aller diefer Flaſchen auf einmal auch der Funken, das Geraͤuſch und der Knall, mit welchem er hervorbricht, und die Kraft, die er äußert, um fo beträchtlich größer werben, als die Groͤ⸗ ße der Belegung. bey übrigens gleichen Umſtaͤnden zu: nimmt. - Die auf biefe Art verbundenen Slafchen-mas chen die fo genannte electrifche Batterie aus,

a vortheilhafte Einrichtung, die Flafchen einer ‚electrifchen tterie fo mit einander zu verbinden, daß nicht nur ihre Behandlung ſehr beauem , fondern auch dem Ausſtroͤmen der

electriſchen Waterie ‚möglihft begegnet iſt, befchreibt in, Semager, hreibt Here

Bohnenbergers Beytr. zur theor. u. pr. Electr. St. J. | ©. 9. ff, X 6. 1347: Zu ben auffetlenbften Wirkungen dee verſtaͤrkten Electricität belegter Flaſchen gehört: „I Die Entzündung einiger entzuͤndlicher Sub— ftanzen; wie des Wafferftoffgas, des Alcohols, des Aethers, des Colophoniums, der Baum: wolle, des Schiefpufvers.

2) Das Shhwelzen duͤnner Metalldraͤhte.

3) Die Toͤdtung kleiner Thiere, und die Vernich⸗ tung aller Reitzfoͤhigkeit in den Theilen, durch welche der hinlanglich ſtarke Funke geht,

4) Die Durhbohrung mehrerer Kartenblätter,

‚mehrerer Bogen Papier, der Eyer, der Glas: fheiben, -

»]l.:

Er:

\ $ 1348,

gıö II. Theil. 4. Hauptftäd 76, 1348. Alle diefe bisher vorgetragenen Wir: ungen und Erſcheinungen der Kleiftifchen Flaſche, it: re fadung und Entladung, laffen ſich aus den oben an: geführten Gefegen der Efectricität ($..1302. 1305. 1310.), und aus dem Saße: daß dünne Michtleiter die Bertheilung der Electricität'nicht, wohl aberj ihre Mit: theilung und ihren Mebergang, aufhalten ($. 1312.), leicht erklaͤren. Wird naͤmlich die innere Belegung durd Mittheilung poſitiv electrifirt, ſo bewitkt Die darin an gehäufte electriihe Materie, vermittelft ihrer Repul⸗ fionsfraft, eine electrifche Atmofphäre im Glaſe das des halb nicht zu dick fenn darf, und die natuͤrliche electriſche Materie ver äußern Belegung wird.abgeftoßen. Iſt diek äußere Belegung ifolirt, fo Fann das daraus abgeſte gene eleetriſche Fluidum nicht abgeführt werben; « wirft alfo durch feine eigene Nepulfionsfraft auf dasde inner Belegung: zugeführte electtiſche Fluidum zuräd, verhindert deſſen Anhäufung dafelbft, und die Flaſche kann alfo nicht geladen werden ($. 1333.). Jetzt er: hellet auch, warum man während bes. ladens der io: lirten Slafche einen Funken erhält, wenn man bie aͤu⸗ fiere Belegung mit einem feiter beruͤhrt * und warum ſo durch oͤfteres Beruͤhren berſelben die Flaſche gela⸗ den werden kann. Iſt die aͤußere Belegung nicht ifo lirt, fo fann ihre abgeftoßene natürliche electrifche Ma: terie abgeführt, es kann folglich) die det innern Bele— gung zugeführte dafelbft angehäuft, und die Flaſche fann geladen werden. So viel electriihe Materie der innern Belegung zugeführt wird, fo viel wird da: durch aus der äußern Belegung abgeftoßen. - So viel alſo

Electriſche Materle. 814

alſo Bie innere Belegung einen Ueberſchuß an electri⸗ fcher Materie empfängt, fo viel erleidet die Aufere dar: an Verluſt. Es folgt hieraus: daß die äufere Bele⸗ gung negativ electriſirt ſeyn muß, waͤhrend die innere es poſitiv iſt, wie auch die Erfahrung lehrt ($. 1344.) 3 daß man eine Flaſche durch die andere zugleich laden fönne ($,. 1345.); und daß nad) der Ladung die Quan⸗ tität Des electrifchen Fluidums in beyden Belegungen nicht größer oder kleiner iſt, als vor der Sadung, wenn anders die Delegungen gleichen leitenden Slächenraum haben, welches Feinesweges der Fall ift, wenn die ge: ladenei Flaſche mit ihrer innern Belegung noch mit dem Conductor der mn in leitender Verbin: dung iſt. §. ı 340. Wird die innere Belegung der Flaſche negativ electrifirt, fo wird ihr von ihrer natürlichen electrifchen- Materie entzogen. Die natürliche electri- fche Materie der äußern Belegung firebt dann diefen Mangel zu erfeßen, und. die Aufere Belegung zieht alfo von den berührenden Seitern fo viel eleeteifche Ma: terie an, 'als die innere Belegung davon verliert Die äußere Belegung wird alfo in dieſem Falle po: fitiv electriſirt, und die abſtoßende Kraft diefer dar felbft angehäuften efeetrifchen Materie verftattet die Entziehung derfelben von der innern Belegung. Iſt die äußere Belegung ifolirt, fo kann die Slafche nicht geladen werden, weil die jeßt verftärfte Anziehung der Materie der Aufern Belegung zum electrifchen

Fluidum die Entziehung deffelben von der innern Be: legung hindert.

$ I 350.

N

812 IL. Theil. 4. Hauptftück

$. 1350. Man ſieht alſo, daß nach dem Frank liniſchen Syſteme in der Erklaͤrung der Ladung der Flaſche alles, wie ben der Erklaͤrung der electtiſchen Wirkungskreiſe und ihres Geſetzes (ßx. 1318. f.), auf | abftoßende und anziehende Kraft zuruͤckgebracht we: den fann,

$. 1351. Die auf die eine ober andere Art ar: fadene Zlafche zeigt nun, menn fie völlig ifolirt if, bey der Berührung ihrer einzelnen Belegungen Fein: Efectricität, meil die anziehende Kraft der negativen Belegung zu der auf der pofitiven Belegung angehäuf: ten electrifhen Materie fchon durch dieſe ins Gleich gewicht gebracht ift, und deshalb aus dem berüßren: ben Seiter. feine electrifche Materie weiter anzkkr; bie electrifche Materie auf der pofitinen Bee gung durch diefe Anziehung der negativen Belegunz in ihrer abftoßenden Kraft ebenfalls ins Gleichge wicht gebracht ift, und fich alſo feinem berübrenden feiter weiter mittheilen fann.. Bringt man aber bev: de Belegungen in leitende Verbindung, fo geht der Ueberſchuß der electriſchen Materie der pofitiven Seite auf die negative Seite gänzlich über, und der natuͤt Tiche efectrifche Zuftand beyder Welegungen wird mie: derhergeſtellt. Muß der electriihe Strom hierber diie luft durchbrechen oder durch einen Michtleiter ae | Ken, der ihm niche Widerftand genug entgegenfegen fann, oder kann der feiter den ganzen Strom nic | faffen, fo enrfteht Exploſion. Zugleich erheller hier aus, warum der Durchgang des electrifchen Stroms durd)

Electriſche Materie. 813

Durch den ifplirten auslabenden feiter dieſen nicht elec⸗ teifiee (5. 1 340

9. 1352. Nach dem puafififien Spfteme läßt ſich die Erflärung der Sadung und Entladung der be: legten Flaſche und der begleitenden Phänomene eben: falls leicht geben. Wird naͤmlich die innere Belegung durch Mittheilung electrifire, 3. B. + E, fo ftößt die dem Glaſe zugeführte Electricität die gleichnamige der Außern Belegung ab und bindet die ungleichna- mige oder das E. Iſt die aͤußere Belegung ifolirt, fo fann fie ihr abgeftoßenes + E nicht fahren laſſen, und ihe E wird nicht.frey, folglic) kann auch die innere Belegung fein + E erhalten, und die Slafche fann alfo..nicht geladen werden ($. 1333.). Bes rührt man aber die äußere iſolirte Belegung, waͤh⸗ rend daß der innern + E zugeführt wird, mit dem Singer, fo erhält man einen Zunfen, indem num das abgeftoßene + E fi) mit E aus dem Tin: . ger färtigen Fann. Iſt die Aufere Belegung. nicht ifoliee, ſo kann diefes + E ſtets abgeführt und die Slafche völlig geladen werden. Die geladene. Sa: fche zeige nun, wenn fie völlig ifolirt ift, ben der Ber ruͤhrung ihrer einzelnen Belegung keine Sunfen, meil das -+ E der einen Seite durch das Glas hindurd) hin⸗ dert, daß das E ber andern Seite ſich nicht mit neuem + E aus dem berührenden feiter fättigen kann, und auch das E der einen Seite nicht zulaͤßt, daß das + E der andern Seite frifches E fättige, Bringt man aber beyde Belegungen in leitende Ders |

bindung,

Bı4 11. Theil. 4. Hauptfüd.

bindung, fo fällt Diefe Urfacd) weg, und bende entge⸗ gengefeßte Electricitäten fättigen ſich nun Durch wirf: lichen Uebergang, da fie fi) vorher nur Banden, und es entfteht der Erfchätterungsfunfen. Zugleich erhel let aber auch hieraus, warum diefer dem ifolirten la: ter, ‚durch welchen er geht, ‚Feine Electricität ertbeilt ($. 1340.). Eben fo läßt ſich auch daraus einjeben, warum man nach $. 1345. eine Slafche durch die Be legung einer andern electrificen kann.

$. 1353. Die. Electricitäten haften eben fo aut in der Fläche des Glaſes felbft, fo wie auf- der Bels gung, und daher zeigt auch das Glas, von der ifofir ten Belegung durch ifolirende Körper getrennt, um mit neuer Belegung verfehen, noch fadung ($. 1342) und giebt. aus eben. diefem Grunde nach der erften Ext: ladung noch einen zweyten ſchwaͤchern Erſchuͤtterungs⸗ funfen ($. 1341.). |

Der Eleetrophor.

$. 1354. Wenn man einen dünnen, glatten und trodenen Harzkuchen, der in einer metallenen Schüffel liegt, mit einem Kaßenfelle reibt, und dann ein rundes Bret, das mit Stanniol überzogen, und im Durchmeffer Fleiner ift, als der Kuchen, vermit; telft ſeidener Schnüre auf den geriebenen Kuchen fest, und daffelbe mit dem Singer berührt, fo entſteht ein

Heiner Sunfen; und hebt man dann den Kuchen an den feidenen wieder iſolirt in die Höhe, und be:

rührt

l

Electriſche Materie. 815

ruͤhrt ihn hier wieder, ſo erhaͤlt man wieder einen Funken: und dies kann man ſehr lange Zeit immer wiederholen.

$. 1355. Dieſe Vorrichtung heißt ein Electro⸗ phor oder beſtaͤndiger Electricitatstraͤger (Electro- phorus perpetuus), den Hr. Volta zuerſt 1775 be⸗ kannt machte, Herr Wilke aber ſchon 1762 unter einer etwas andern Geſtalt erfunden hat. Die weſent⸗ lichen Theile des Electrophors find: 1) der Kuchen; 2) die Form, oder der Teller, oder die Schuͤſſel; 3) der Dectel. Die beyden erſtern BARON heißen - auch die Baſis.

‚Volta, in den Scelta di opuscoli interefJanti: T. IX. ©. 91, und T. X. 37. Lettre de Mr. Alex. Volta [ur l’electro- ° phore perpetuelle de fon invention, in Rozier obferva- tions fur Fa phyf. T. VII. ©. 21 ff.

* sagefenten Electricitäten, in den ſchwed. 271

3 Anfangtgrinde der.Electricität, hauptſaͤchlich in Beziehüng auf den Electrophor, im feinen vermiſchten Schriften, 8.1. ©. 1. ff.

. 1356. ‘Der Auchen des Electrophors kann

eine jede nicht = leitende Platte feyn, z. B. Glas, -

Pech, Siegellad, in welchen die Efectricität durch Reiben mit fhiflichen Materien urfprünglich erregt werden Fann, nur muß fie nicht zu dick ſeyn. Am ges wöhnlichften nimmt man dazu harzige Materien, und Das gemeine weiße ober ſchwarze Pech oder Eolopho: nium dient recht gut, wenn man es Durch) etwas zuge: ſetzten Terpenthin inder Sprödigfeit vermindert hat.

!

$. 1357.

816 II. Theil. 4. Hauptſtuͤck.

$. 1357. Man gieft das gleihförmig gefloſſene Harz in die Form, die aus einer leitenden Mafle be fiehen muß, und aus einer runden entweder metale nen, 3. B. meflingenen, oder auch hölzernen mit Stanniol auf beyden Seiten gehörig belegten Scheibe mit einem aufwärts gebogenen, inwendig 2E linie fe: hen, Rande gemacht wird. Der Rand und die Eden des Tellers muͤſſen wohl abgerundet ſeyn. Man gießt fo viel geſchmolzenes Harz hinein, daf es mit dem Rande gleich hoch ſteht; dieſer aber doch unbededt bleibt. Die Oberfläche des Kuchens muß Yollfommen Hlatt, ohne Blafen und Riſſe, und ohne Wermen: gung mit leitenden Materien feyn, und feine untere Fläche muß die obere leitende Fläche der Form oder des Tellers allenthalben genau berühren.

$. 1358. Der Dedel, den man auch wohl we gen der Geſtalt, die ihm einige gaben, die Trommel, fonft aber aud) den Eonductor nennt, muß 1) aus einer ftarf leitenden Subftanz beftehen. Man nimmt dazu entweder eine zinnerne, oder auch eine hoͤlzerne, gehdrig abgerundete, und mit Stanniol ganz glatt überlegte, runde Scheibe, deren Durchmeffer nad der Größe des Kuchens mehrere Zolle kleiner ift, als ber des Kuchens.. Um ihn 2) ifolirt auf den Kuchen zu ſetzen oder Davon abnehmen zu fönnen, dienen fei- dene Schnüre von hinreichender fänge, die man an feinem Rande oder in der Fläche felbft befeftige hat; oder auch ein in deffelben se angefütteter glaͤ ſernet Sengei

$. 1359.

LG

Eleteißhe Mateie· 817

- 6.1359. Man erregt die Electricität des Kur am beſten, wenn man ihn erſt etwas weniges erwaͤrmt, und dann mit einem trockenen warmen Kar tzenfelle oder Fuchsſchwanze peitſcht, und zwar wird die ſe Electricitaͤt am groͤßeſten, wenn die Form nicht iſolirt iſt. Wenn ſie alſo auf einem mit Wachstuche beſchlagenen, oder ſonſt nicht gut leitenden Tiſche ſteht, ſo muß man noch eine metallene Kette vom Rande der Sorm herab Ringen laſſen.

$. 1360. 1) Wenn man ben Dedel auf den geriebenen Harzkuchen vermittelt ber feidenen Schnüs re auffeßt,. und dann mit dem Finger berührt, ſo e er⸗ hält man einen kleinen Funken. 2

G. 1361. 2) Ein mit dem Deckel in feitender Verbindung ftehendes Efectrometer zeigt Electricität, wenn man den Dedel ifolirt auf den Kuchen feßt, und hat negative Electricität, wenn der Kuchen ner gative-hatte; immer bie gleichnamige des Kuchens.

$. 1362. 3) Nach dem Berühren des ifofirt aufgefeßten Dedels mit dem Singer zeigt das Electro: meter feine Electricitaͤt an, und es iſt nach dem Aus⸗ bruche des Funkens keine Electricitaͤt im Deckel wei⸗ ter zu ſpuͤren.

6. 1363. 4) Hebt man den Deckel unberuͤhrt und iſolirt wieder in die Höhe, fo zeigt Das Electro: meter Feine Electricität darin weiter an, wenn ber

Deckel gehörig weit vom Kuchen entfernt, wird, und 3 giebt

818 It. Thal. 4. Hauptſtuͤck. giebt feinen Sunfen bey der Berührung mit dem Sin: ger, den er auf. dem Kuchen liegend fogleich giebt.

$. 1364. 5) Berühre man mit einem Finger die nicht⸗ iſolirte Form des Kuchens, und mit dem an- dern den ifolirt darauf gelegten Dedel, fo erhält man einen Erfchätterungsfunfen, und dann ift alles wie der tobt. | 5

$. 1365. 9 Wenn man aber den Deckel,

nach dem Beruͤhren auf dem Kuchen keine iat weiter zeigt, an den ſeidenen Schnüren in die H% be sieht, fo zeigt das Electrometer gleich wieder Eier: tricitaͤt. Man erhält beym aberinäligen Berühren in der Höhe einen ftechenden Sunfen, und zwar ftäcker, wenn man den Dedel vorher nad) $. ı 364 als nach 6, 1360. berührt hat. a

$. 1366. 7) Das Electrometer jeigt in dem be: zührten und ifolirt aufgehobenen Dedel pofitive Elec⸗ - trieität, wenn der Kuchen negative hatte; immer die entgegengefeßte Electricität des Kuchens.

$. 1367. 3) Wenn der Dedel nach dem Be- rühren auf dem Kuchen ifolirt in die Höhe gehoben, und ohne in der Höhe berührt worden zu ſeyn, tie der auf den Kuchen gelegt wird, fo bleibt Fein Zeichen der Electricität, während daß der Dedel auf dem Kuchen liegt; fie zeigt ſich aber ſogleich, wenn der Deckel wieder iſolirt in die Hoͤhe gehoben wird. |

$. 1368. 9) Wenn die Bafis iſolirt ift, ſo er:

galt man einen Euren ; Wenn man ben auf

Electriſche Materie, g19 auf den Kuchen ifoliet gelegten Deckel berührt, ver aber nicht fo ftarf ift, als wenn die Bafıs nicht ifolire ift ($. 1360.), fonft aber ebenfalls einen Erſchuͤtte⸗ rungsfunfen, ‚wenn man die Form und den n Kuchen zugleich berührt.

$. 1369. 10) Wenn man in diefen Fällen den Deckel ifolirt in die Höhe hebt, fo ift er electriſirt, zugleich ift es aber auch die Form, und zwar ift fie gleichartig mit der Electricitoͤt des Kuchens. |

6. 1370. 11) säßt man den in ber Höhe be⸗ ruͤhrten Deckel zum andern Male auf die iſolirte Baſis, nachdem man das erſtere Mal Form und Deckel zu⸗ gleich berührt hatte, fo ift bey der zweyten ähnlichen Berührung der —— nur ſchwach, oder gar nicht da.

6. 1371. 12) Wenn man Ne Bafe ‚noch * man den Kuchen durch Reiben electriſirt hat, iſolirt, den Deckel auflegt, ihn mit dem Finger oder einem andern nicht⸗ iſolitten Seiter berührt, während mar die Schäffel durch eine Electrifirmafchine poſitiv efer- trifirt, fo wird der Electrophor zu allen bis jegt anger führten Erfcheinungen tüchtig gemacht, als wenn man‘ den Kuchen mit dem Fuchsſchwanze gefihlagen hätte. Dan fieht leicht, daß bey dieſem Werfuche der Elec⸗ tröphor als eine e geladene Harztafel angefehen werden ° kann.

$. 1372. Man kann den Electrophot als eine. | Electriſirmaſchine brauchen, und bie nöthigften electri⸗ Sffa | ſchen

P

820 II. Theil 4. Hauptflüd.

ſchen Verſuche mit ihm anftellen, da die Efectricitit feines Kuchens eine lange Zeit dauert, wenn man ihn vor Feuchtigkeit. bewahrt. Man fann mit dem De del, wenn man ihn nach dem Berühren und Aufjie: ben dem Knopfe einer feiner Flaſche nähert, dick nach und nad) faben, indem man ihre äußere Bela gung mit leitender Materie verbindet, oder aud in der Hand hält; auch auf die entgegengefegte Art la: den, indem man fie an dem Auopfe faßt, und vi Zunfen aus dem Deckel in ihre Belegung

ſchlagen laͤßt.

$. 1373. Durch eine geladene Flaſche kann man num auch die Electricitaͤt des Electrophors ſelbſt wer: flärfen; wenn er naͤmlich mehr negative Electrickit haben foll, fo ftellt man die auf der inneren Seite 1 fitio geladene Flaſche auf den, Kuchen, und führt ie, indem man. fie bey dem faßt, auf dem Kuchen bin und her.

, & 1374. Die des Electronker laſſen fich ſaͤmmtlich fehr gluͤcklich aus den electriſchen Wirkungskreiſen erklären und. dienen auch zuglead, um die angeführten. Gefeße der Electticitaͤt ins ct ju feßen. Jeder geriebene. Electropher ift mit feinem darauf liegenden Deckel als eine geladene und belegte $eidner Flaſche oder Glastafel anzufehen, und verhält fih) auch wie dieſe. Wird nämlich der Harzkuchen mit dem Fuchsſchwanze gerieben, fo wird er megatid electrifirt, d. h., es wird ihm von feiner natuͤrlichen electeiſchen Waaterie entzogen; und weil duͤnne Nicht⸗

leitet

Eleetriſche Materie. : Ser

Veiter der Vertheilung der Efectricität nicht mwiberfie- Ken C$.1312.), fo ſtrebt die electrifche Miarerie der _ En die als| die untere Belegung der Harztafel anzufehen iſt, dieſen Mangel zu erjeßen, und zieht - Daher aus den berührenden feitern verhältnifmäfig fo viel eleetrifche Materie an, als die obere Släche ver; liert; und es ift hier alles fo, wie, bey der Ladung einer Slafche, bie auf ihrer innern Seite mit negatiber Electricitaͤt verfehen wird ($. 1349.). Mean fieht Zugleich hieraus, warum die Bafis nicht ifolirt und der Harzfuchen nicht zu did, feyn muß. Der gerie⸗ bene Harzfuchen hat aljo nun auf feiner obern Släche negative Electricität, während die Form die pofitive hat; beyde Electricitäten binden fich aber wechfelfeitig. Wenn der leitende Dedel ifolirt auf ven Kuchen gelegt wird, ſo ftrebt die natürliche electrifche Materie deſſel⸗ ben, fich in den negativ: electrifirten Kuchen zu ergie⸗ Ken, und es entfteht in dem Deckel Electricität durch Vertheilung; die obere Fläche wird negativ, während die untere pofitiv ift. Iſt die Bafis ifolire, fo wird durch die pofitive Efectricität der Form die negative der obern Fläche des Kuchens in ihrer Thätigfeit ges bemmt, und daher ift die negative Efectricität der obern Fläche des Deckels nur ſchwach. Beruͤhrt mar ‚aber die ifolirte Form und den aufliegenden Deckel -jugleich, fo Fann die Form ihre angehäufte electriſche Materie entlaffen, die ſich in die obere Fläche des Dedels gleichförmig ergießt; die Anziehung der nega⸗ tiven Fläche des Kuchens kann num freyer auf die natürliche efeetsifche Materie des Deckels wirken, und fie

823 U. Theil, 4. Hauptſtuͤck. fie nach feiner untern Fläche ziehen. Man ſieht num leicht, warum man in dem angeführten Falle einen Erfchätterungsfunfen erhält; man ſieht aber auch, warum man diefen erhält, wenn bie. Bafis nicht iſo⸗ fire ift, und diefe und der Dedel zugleich berührt werden. Wenn man den Dedel auf den geriebenen Kuchen, deſſen Bafis nicht ifofirt ift, iſolirt gelegt hat, und ih mit dem Finger berührt, fo entſteht ein Funken, teil fid) aus dem berühtenden Singer electrifche Materie in die negative obere Fläche des Deckels ergießt. Nun ift alle Electricität wieder vor: bey. Hebt man aber jeßt den Deckel ifolire in bie Höhe, fo ift er poſitiv electrifire, weil fi) die auf der untern Fläche vorher angehäufte. electrifhe Materie über den ganzen Deckel verbreitet, und feine obere Släche ihren Mangel durch Berührung mit dem Fins gern fchon erfeßt hat. Bey dem Wiederauflegen des in der Höhe ifolirt gebliebenen (unberührten) Des eis auf dem Kuchen, muß nothwendig alle pofitive Electricität deffelben mieder verfchwinden, fo mie gleicher Maaßen ben dem Aufheben des Deckels von bem Kuchen, der während feinem Daraufliegen nit berührt worden ıft, fich Feine negative Elecrricität darin äußern Fann. MWenn man den Deckel ife: lire auf den Kuchen gelegt hat, deſſen Schuͤſſel iſolitt ift, fo geht ben gleichzeitiger Berührung des Deckels und der Schüuffel, wie ſchon gefagt ift, die jet thaͤ⸗ tige natürliche electrifche Materie der Schüffel in den Dedel über, um den Mangel deffelben auf der Dber: fläche zu erfeßen; und daraus erhellee nun, warum

r Tal nad) A ;

Eleetriſche Materie. 825

nach. dem Abheben des Deckels auch die Form negativ electrifirt ift ($. 1369.), und warum ber Erfolg des $. 1370. nachher eintritt. Die Ladung des Elec⸗ trophors auf.die $. 1371. angeführte Weiſe bedarf keiner Erklärung, da fie atıs der fadung der belegten Flaſche und dem (5. 1312.) angeführten Satze folgt. So laſſen ſich alſo alle Erſcheinungen des Electrophors Dem Frankliniſchen Syſteme gemäß genugthuend, und aus bloß anztehenden und abſtoßenden Kräften er: Hären.. | | | $. 1375. Nach dem dualiftifhen Syſteme iſt die Erklaͤrung folgende. Wird der Harzkuchen gerie⸗ ben, fo wird ſein natuͤrliches E auf ber obern Seite frey, und da duͤnne Michtleiter der Bertheilung der Electricitaͤt nicht widerſtehen, fo bindet dieſes —E gleich viel + E auf der andern Fläche des Kuchens, und ſtoͤßt das E diefer Seite aus. ft die Bafıs nicht iſolirt, fo geht dieſes —E frey aus, oder färtigt ſich dus den leitenden Körpern mit andern E. Setzt man den iſolirten Deckel auf den Kuchen, ſo bindet Das E der obern Seite des letztern das + E des Didels, fo bald er in-feinen Wirfungsfreis kommt, und das E des Dedels wird frey und nach der obern Seite zu ausgeftoßen. Daher zeigt nun ver Dedel, während daf er auf dem Kuchen liegt, auf der obern Seite Ex. Beruͤhrt man ihn hier mit dem Singer, fo füttige ſich diefes freye E mit 4E aus demfelbigen und es entſteht ein Funken; nun ſcheint aber alles wieder todt. Hebt man aber den Deckel nad) diefem Berühren an feinen Schnuren in ee die

824 11. Theil. 4. Hauptſtuͤck.

bie Höhe, fo wird das +E der untern Seite befkt ben, das vorher durch das E des Kuchens gebun, . ben war, wieder frey, wenn es aufer den Wirfunge kreis des Kuchens fommt, und der Deckel hat jek: eigentih FZE—E FTE= +E, iſt alfo. pofitis electrifirt, und giebt beym Berühren mit dem Finse einen Funken, ober ‚fein freyes + E fättigt fich mit E aus dem Finger. Segt man den Deckel, ohne ihn in der Höhe berührt. zu haben, ‚wieder auf des Kuchen, fo bindet das E des letztern das + E des ‚erftern, und es ift feine Eleetricität weiter zu fpuren. Wenn die Baſis iſolirt if, fo fann das + E du Form nicht abgeführt werden. Denn wenn Die ober Seite des Ruchens E hat, fo bindet die ſes gleich viel + E der untern Seite; dieſes 4 wirft aber auch zugleich auf die innene Seite der Form und ſtoͤßt das -+ derfelbigen ab, und zieht dag E an. Wir ber Dedel auf den Kuchen gelegt, fo fann das nicht ganz frene E des Kuchens nicht fo viel + E des Dedels binden, folglich nicht fo viel —E frey machen, und daher ift bey der Berührung des Deckels det Funken nur ſchwach. Wenn aber Form und Dedel augleich berührt werden‘, fo ift der Sall anders, denn nun fann die Sorm ihr + E fogleich entiaffen, und alſo fann das E des Kuchens num freyer voirfen, und es entfieht der Erfchütterungsfunfen, indem fich das aus der Form abgeführte + E mit dem freven E ber obern Seite des Dedels ſaͤttigt. Wenn aber auch die Bafıs nicht iſolirt ift, fo entſteht doc ber Erfchütterungsfunfen, wenn-man Dedel und Form

zugleich

/

en Eleetriſche Materie i 5

zugleich berührt, eben weil die Form ihr FE exieläßt, indem bie obere Seite des Kuchens . bas J7 E des u befchäftigt wird.

Der Eondenfater, der Eollector und Der Duplicator der Electricität.

$. 1376. Auf die lehre von den electrifchen Wir⸗ Fungsfreifen: gruͤndet fich auch noch der Condenſator der SElectricitaͤt, eine Erfindung des: Hrn. Volta, und ein fehr wichtiger Beytrag zum electrifchen Ap⸗ parate. Er ift dem Electrophor ähnlich, nur daß er nicht wie diejer aus einer ifolirenden, fondern aus einer halbleitenden oder fehlechtleitenden Platte befteht, auf welche der wohl abgerundere Deckel von Metall vermittelft feidener Schnüre gelegt wird. Volta, in den philof. eransact. Vol. LXXIIA P. I.

. 1377. Man madıt diefe Platte aus trocknem und reinem Marmor oder Alabafter, oder auch aus Holz; mit Siegellack oder Firniß ganz dünne uͤberzo⸗ gen, u. dergl. Kalbleitender Materie. - Der, Dedel muß ganz genau an. die Platte anfchliefen. Man kann aud) eine Metallplatte mit Taffent auf ihrer un⸗ tern. Seite überziehen feidene Schnüre daran befeftl- gen, und fie dann fo ohne untere Platte brauchen, wenn man fie auf einen Tifh, Stuhl, Buch, und vergl. legt.

$. 1378. Vermittelſt diefes Condenfators kann man Auferft ſchwache Efectricitären, die fonft nicht ' bemerkbar feyn, oder, welche fchnell und feicht ver:

ſchwin⸗

8326 u Theil. 4. Hauptſtuͤck. ſchwinden würden, merklich machen und fanmeln, und er verdient daher auch den Namen eines Mikro electroffope oder YiTifroelectrometers.

‚$. 1379. Die Wirkung des Condenfators beru: het darauf, daß in einem electrifirten Körper, men ein anderer mit feiner natürlichen Electricitaͤt verſehe ner Körper in feinem Wirkungskteiſe iſt, die Intenſtt ‚feiner Electricitaͤt vermindert, und er folglich füge ‚wird, mehr Electricität anzunehmen, oder feine Ca pacität vermehrt wird. Dieſe Capacität wird bey der Berührung am gröfeften, wenn nur. daben die wirt diche- Mittheilung oder der Uebergang der Efectriciit verhuͤtet wird, welches man erhält, wenn nian den ‚Körper ohne alle ſcharfe Ecken und ‚Spißen fo gar als möglich) mad.

$. 1380. Wird alfo dem Deckel des Condenſa⸗ tors Electricitaͤt zugeführt, z. DB: pofitive, fo Binde ‚die Baſis das eleeteifche Fluidum mehr, Die Fntenie tät deffelbigen mwird vermindert, und die Capacität des Dedels wählt, und jo fann fic) immer mehr und ‚mehr von der zugeführten Electricität fammeln, die unbemerfdar ift, fo lange der Deckel auf der Baſis ruht, aber fich fogleich zeigt, wen man ihn an den feidenen Schnüren hinlanglich davon entfernt.

'$. 1381. Um Bierbey den wirffichen Uebergang ber dem Dedel zugeführten' Efectricität in die Baſis zu verhüten, wählt man «ben zur Teßtern einen un vollfommenen oder. Halbleiter, der dieſem Ueber— ‚gange der Electricität flarf genug widerſteht. ine

Electriſche Materie. 827

voͤllig ifolirende oder nicht = leitende Baſis wuͤrde nicht dienen, weil ſie der Vertheilung der electrifchen At⸗ mofphäre iu fehr mwiderfteht, und folglich die Capaci⸗ tät des darauf liegenden Dedels nicht vermehrt wird, Ein dünner iſolirter Condenſator ift daher ebenfalls auch unwirkfam.

$. 1382. Durch den Condenfator hat man ent= det, daf bey verfchiedenen Zerftörungen oder neuen Zufammenfegungen von Körperarten, wobey Waͤr⸗ meftoff wirffam ift, fich Electricität entwidele, als ben der Ausduͤnſtung des Waſſers, beym Verbrennen der Kohlen, bey der Erzeugung von ABafferftoffgas und Salpetergas, bey der Erhigung des menſchlichen Körpers durch Bewegung, u. dergl. m. Iſt die Efectricität eines Körpers, den man unterfucht, fo ſchwach, daß der Condenfator nur ſchwache Spuren Davon zeigt; fo fann man fie nad) Hrn. Cavallo das Durch merflicher machen, daß man fie von dem grö- fern Deckel an einen zwenten kleinern Condenjator verfeßt, und fie folher Geftalt noch mehr condenfirt.

$. 1383. Gegen diefen Volta'ſchen Condenſator hat Hr. Cavallo den freplic gegründeten Entwurf gemacht, daß durch die Operation mit demfelben Elecz tricität urfprünglich erregt, oder die Bafis electrophor rifch werden kann, wodurch dann allerdings die damit erhaltenen Reſultate trügerifh ausfallen muͤſſen. Allein Hr. HR. Kichtenberg hat diefen Fehler durch folgende finnreiche Einrichtung deffelben vollig gehe: ben. Auf eine Metallplatte, wozu die äußere Seite jedes

IL Theil. 4. Hauptſtuͤck.

jedes flachen zinnernen Tellers gebraucht werden Tann, werden 3 Stüdchen Scheibenglas, fo Flein als man fie nur erhalten fann, etwa in der Größe des Bud ftabens o, in einen ungefähr gleichfeitigen Triangel gelegt. Auf diefe 3 Glaspunete wird nun der Teller des Condenfators gefeßt, der fonft die metallene Un-

terlage nicht weiter berühren muß. Auf Diefe Art

wird bloß eine dünne tuftichicht zwiſchen ziven Seiten erhalten, und dadurch der Zwed der Einrichtung dei

Condenſators völlig erreicht, dabey aber der Fehlet der gewöhnlichen Einrichtung vermieden. Es ift aut, bie Platten vor jevesmaligem Gebrauch zu erwärmen.

* rrledens Naturiehre, von Hru. Lichtenberg. 6. Aufl. &.sog.f.

- 1384. Hiermit fommt aud) der vom Hrn. Ca⸗ vallo vorgefchlagene Kiecr-icıtätsfammiler oder Col: Jector überein, der im Grunde der lichtenbetgiſche Eonvdenfator mit doppelter $uftfchicht iſt. Er beſteht aus einer Zinnpfatte, 13 Zoll fang und 8 Zoll breit, an deren fürzere Seitenränder zivey zinnerne Röhren,

die an benden Enden offen find, angelöthet find. In - ein hölzernes Fußgeſtelle find zwey gläferne, mit Sie⸗

gellack uͤberzogene, Glasfuͤße eingefüttet; ihre obern Enden find in die untern Deffnungen ber zinnernen Möhren eingekuͤttet, ſo daß die Zinnplatte durch die Glasroͤhren vertical getragen wird, und völlig ifolırt if. An AMs hölzerne Bodenſtuͤck, das die Zinnplarre trägt, ift auf beyden Seiten ein höfgerner Rahmen mit Huͤlfe eines Charniers befeftigt, fo daf diefe Rahmen entweder mit der Platte parallel geftelle, oder bort

zonta!

> Electrifehe Materie,» *

zontal niedergelegt werden koͤnnen. Lieber die innere Seite dieſer Rahmen iſt von der Mitte ihrer Hoͤhe Goldpapier ausgeſpannt, ‚das noch wirkſamer mit Dännem: Stanniol uͤberzogen werden kann. Wenn die Rahmen vertical ſtehen, fo berühren fie die Zinn⸗ platte nicht, fondern find etwa 2 Zoll davon ab... Sie find auch etwas fehmäler, als die Zinnplarte, um die zinnernen Nöhren nicht: zu berühren. Vermittelſt eines oben angebrachten. Fleinen Brets mit einer Siammer fünnen die Rahmen im vertisalen Stande: feft erhalten werben. |

Weichreibung eines neuen electrifen Inftruments, un eine: zerfireute und wenig verdichtete Quantirät der Electricıtäf. zu fammeln, von Hrn. Tiberus Lavallo; aus den philof.‘ J zransuct. Vol. LXXVIII. ©, 255. uͤberſ. im Journal der; Phyſ. B. 1. S. 275. ff.

F. 1385. Wenn das Inſtrument gebraucht wer⸗ ven ſoll, fo ſtellt man es auf einen Tiſch, in ein Sen:

ſter, oder an einen andern bequemen Ort. - Man-

fielle ein Slafchenelectrometer daneben, welches durch einen Eijendraht mie einer von den zinnernen Röhren in leitender Verbindung if. Man veranftaltet eine andere leitende Verbindung zroifchen der Zinnplatte- und der electrifirten Subftanz, deren Flectricität man

in der Zinnplatte fammeln will, Um z. B. die Elec- tricitaͤt des Regens oder der fuft zu fammeln, ſtellt man das Inſtrument nahe an ein Senfter, und-ftecie das eine Ende eines langen Drahts in die Oeffnung der zinnernen Röhre, und läft das andere Ende aus dem Tenfter in die Luft hervortragen. Durch die. nahe Nachbarichaft der leitenden Subftanz der Rah⸗ | me

\

330 I Shell. 4. Hauptſtuͤck.

men wird die Intenſitaͤt der der Zinnplatte zugeflte ten Electricitaͤt geſchwaͤcht, Folglich die Eapacität de Zinnplatte dadurch vermehrt ‚ohne daß ein wirkliche Hebergang der Electrieitäe aus ber Zinnplatte in de feitende Fläche der Rahmen erfolgen fönnte: Wan nun die Rahmen horizontal niedergelegt, und fo we der Zinnplatte entfernt, fo wird die in der letztern ver er infenfibel gemachte: Electricitaͤt jetzt fren, m Die Kügelchen des Flaſchenelectrometers Diveram. Durch-eine an das feßtere genäherte geriebene Sier lackſtange kann dann die Natur der gefammelten Ex tricitaͤt leicht: erforſcht werden. Eine zu jchwate Electricitaͤt kann man dadurch bemerriich made, daß man fie aus dem’größern Collector an einen ir nern verfeßt. | .

$. 1386. Der Zweck des Duplicatore der Eic fricität, den Bennet erfunden, Lavallo verbeiiert, und dem Nicholſon eine ſehr finnreiche, vortheildef tere Einrichtung gegeben hat, befteht Darin, eine ww ringe, jonft ‚nicht benserfdare, Quantität der Elecri

eität fo lange zu vervielfältigen, bis fie hinreichend

wird, ‚ein Electrometer zu afficiren, um fo ihre Be ſchaffenheit zu erforichen. In Anfehung der Einrid- tung, des, Werkzeuges verweife ich auf die unten angt zeigten Abhandlungen. „Bey dem Gebrauche defid ben ift aber dahin zu fehen, daß das Werkzeug nicht noc) Nefte voriger Elestricität enthalte, die fonft ju falihen Nefultaten Anlaß geben koͤnnten. |

Bon den Methoden, die, Gegenwart Fleiner Onantitäten zus / tuͤtlicher oder kuͤnſtlicher Electricität zu entdeden, 2*

Electriſche Materie: i Bar,

‚ihre Be —— u ertennen 1: - Tiber. Cavallo; in &rens Journ. der phrl. ©. . ©. 9. ff. Beichreibung eines neuen uns Inſtruments, wels:

ches den doppelten Zuftaud der ri hervorbrin von Nicholſon; ebendaf. 8.1. 1. ff. er

Finige-Erfheinungen ber Eleetriei⸗ | tät im Iuftleeren Raume, |

$. 1387. Die Efectrieität Täßt ſich auch im luft—⸗ leeren Raume erregen, und eine Feine Electriſirma⸗ fchine unter der Glocke der $uftpumpe angebracht, lies fert electriſche Erſcheinungen.

$.. 1388. Die verduͤnnte luft iſolirt aber nicht mehr, ſondern leitet ſehr ſtark, und das eleetrifche icht breitet ſich darin ungemein weit aus, und giebt. im Dunkeln einen ſehr hellen Glanz. Wenn man daher eine glaͤſerne Kugel, die von Luft leer gepumpt ift, zum Reiber der Mafchine nimmt, fo erfcheint fie, im Dunfeln ganz mit ficht ‚erfüllt. Das Leuchten

der Barometer iſt ebenfalls daher zu leiten. |

Die electriſche Schlange.

$. 1389. Wenn man eine glaͤſerne Glocke, ‚bie oben mit einem metallenen Knopfe verfehen ift,; der mit mehrern Spißen in die Glocke hinabfteigt, auf einem beweglichen Teller der $uftpumpe luftdicht aufs kuͤttet, dann die fuft darin verdünnt, und im-Duns fein einen Funken in den Knopf der Glocke fhlagen laͤßt, fo breitet ſich das electrifche Licht in den ganzen Raum der Klocke aus. Dieſes electrifche Licht zeige ſich aud), wenn man die Wand der Glocke an den Kopf des electriſirten Conductors der Maſchine hält, und iwar

832 II. Theil. 4. Hauptſtuc. |

zwar entftehen anfangs helle Blige, bis zuletzet dlki mit Sicht erfälle if. Adams Verf. über die Electricität, ©. 182, ff.

. Einige befondere Arten ber | Electrieitaͤt.

. 1390. ‚An dem Turmalin, einer Schoͤtlch bat man ſchon ſeit geraumer Zeit die Eigenſchaft ut deckt, daß er, wenn er erwärmt oder auch abgekift wird, Electricität erhält, und zwar entgegengeſcht Electricitaͤten an entgegengeſetzten Enden. Die Ei tricitaͤt aͤußert ſich nach der Richtung feiner Achſe, de durch die beyden Enden des Kryſtalles geht, ſo de dieſe die entgegengeſetzte Electricitaͤt haben. Dad

Reiben mit ſchicklichen Materien erhoͤlt er die El citaͤt, wie andere Nichtleiter. Sonſt Hat iman de Eigenſchaft, durch bloße Erwärmung, ohne Neter, eleetrifirt zu werden, noch an dem brafilianghn -Topas, am Eryftallifieten Galmey, - und am db Facıt wahrgenommen. u: Ich theile hier die Eigenſchaften des Turmalins im Apfict dl

die Electricität nach Hrn. Cavallo ( voliftandige

der Lehre vonder Klectricitär, ©. 26. ff.) mıt: #4) So lange der Turmalin in einerley Grade der Wärnt ı “halten wird, zeigt er keine Merkmale der Eleckricirät. &

wird aber electrifirt,- wenn mau ibn erwärmt oder erfältd,

und zwar in dem letztern Falle noch flärker, als in x= erften. |

#) Die Electrieität zeigt ſich nicht auf feiner ganzen Die flaͤche, fondern nur in der Gegend zweher eritgegengektte Puncte, die man feine Pole nennen fans, ale;“ in gerader Linie mit dem Mittelpuncte des Steines un

aach der Richtung feiner Blaͤtter liegen ; mad meld“ Richtung er. vollfommen undurchſichtig iſt, ob er gleid nach der andern Richtung halbdurchſichtig erfcheint.

). Während der Zeit, da der Turmälin erwärmt wird; der eine Pol A von ibm + _E, der andere Pal B—

Electriſche Materie. 5 833

Bin er aber erfältet, fo bat während der Zeit bes Ers tens A E, und B > E. Wird der eine Pol mehr erpärmt, indem der andere mehr eıtaltet, fo Bann «6 Fommen , daß bende Pole + E oder E haben. Ä 4) Wird er erwärmt, und nachher wieder abgekühlt, obne bag eine feiner Seiten berührt wird, fo bat A+ E, B— - die ganze Bett. der Erwärmung: und Abfühlung hindurch, Wenn der Turmalin auf einem iſolirten Körper erwärmt » oder erfältet wırd, fo wird diefer Körper eben fo wohl, alg der Stein, dlectrifirr , und erhält die entgegengefeßte Elecs tricität von derjenigen, bie fih im der darauf rubenden Seite des Steins befindet. - 6) Die Electricitäti einer. jeden oder beyder Seiten Fann fi in die enrgegengefehte verwandeln, wenn der Turmalin i. dee Erwärmen.oder Erkälten verſchiedene Subftanzen bes r t. ) Wird der Turmalim in verſchiedene Stuͤcke zericnitten, fo “hat jedes Stud feinen pofitiven und megativen Pol, einer jeden nach der politiven oder negativen Seite des Gteing zur) aus welchem man das Stud geihnitten hat. Ä 8) Diele Eigenſchaften des Turmalins zeigen fib aub im Tufte eeren Raume, aber nicht fo ftarf, als an der Luft.

9) Canton hat an einem im Dunfeln erwärmten Turmalin während der Erwärmung ein fehr lebhaftes Licht twahrger sommen,

-- _ Experiments onthe Turmalin, by Mr. Benj. Wil« Jon ; in den philof. eransact. Vol. LI, P.1. S. 308. Re- cneil de differens m&moires [ur la Tourmaline, nub- lie par Mr. Franc. Ulr. Theod. Aepinus, a Petersbourg

1762. 8. Wilfe Hefchichte des Turmalinsz in den ſchwed. Abhandl. B. XXVIII. S. 9% ff. B. XXX. ©. ı. ff. und 205. ff. Torb. Bergman de vi electrica Turmaliniz;

+ in feinen opusc. pkyfie. - chem. Vol.V. S. 402. ff,

Die Electricität des Boracits har Herr Hauͤy entdeckt. Er hat ſeine Verſuche mit foihen Würfeln gemaht, tvovon $ ‚Eden fo abgeſtumpft find, daß jede Abſtumpfungsflaͤche ' ‚einer nicht abgeſtumpften Ecke gegen über ftebt, und wovon auch die zwoͤlf Kanten des Würfels abgefumpft find. Man kann is dieſen Kryſtallen des Borgeits vier verſchiedene Achſen annehmen, die eine Äbnliche Lage haben , und wor von jede durch eine nicht s abgeſtumpfte Ede des Wuͤrfeis und durch die Mitte der Abſtumpfungsflaͤche der gegen über ſtehenden abaeftumpften Ede geht. Die electrifchen Kräfte‘ Außern fich in den Richtungen diefer 4 Achien fo, daf dies J —0 von den beyden einerley Achſe zugehoͤrigen Eden welche abgeſtumpft iſt, + E hat, während die gegen uͤber febende nicht s abaetumpfte Ede E zeigt, Neber die Electricität des Boracits, oder Boraripathegz vom Bu ade Hauͤy; im Journal der Phyſik, ©. VI —XE 7. fr vs F B r

ar | ©ga $. 1391.

% P

834 II. Theil. 4. Hauptflüc. 6. 13912: Mocdy merkwuͤrdiger ift die Eiketric Earl einiger Sifcharten. Am fätfften entdeckte mar i jan dem Zitreraale,; oder electrifchen Aale (Gymaa: electricus), der, wenn er geteißt wird, bey der % ruͤhrung mit der Hand, oder auch mit einem leit und ſelbſt bey der Entfernung im Waſſer , eine fit Erſchuͤtterung und einen heftigen Stoß in den = ten der Singer, ja jogar big zum Ellenbogen, tere ſacht, als wenn man eine geladene feidner Flaſche © den Händen entladet. Bey Berührung und Keisıoı des Fiſches durch Nichtleiter empfindet man fen Stop. Aehnliche, wiewohl ſchwaͤchere, Wirkung ‘hat man an dem ditterrochen (Raia Torpedo) me ‚genommen, am dem Hetr Walſh wirkliche eleck Funken fihtbar gemacht hat, als er den aus dem We ‚fer genommenen Fiſch reißte. Endlich gehört nohir „ber der Zitterwelo (Silurus electricus), Der elech ſche Stachelbauch (Tetrodon electricus ) un dx T richinrus indicus.

—— On ol ah

ten dariiber forgfältig gefammelt.

Vom Zitterrochen febe man: John Walfh of the electric pr erty of the Torpedo; in dem philo/. eransacı. vel xıll. © 461.

Bom Zittertwels: Broufonet, in den M£m. de Pacad. voy. de

8 Paris, 1782. FRE

om electriſchen Stachelbau eterfon, philof. var act. Vol. LXXVL P, Il, ©. 382.

Die fo genannte thieriſche Eleckricität

$. 1392. Wenn man ben einem lebenden Fr

ſche einen Nerven, z. B. den Ctutalnerven, entbldft und

Electrifche Materie. 835

und biefen Nerven mit zwey verfchiedenen Metallen, 3. DB. mit Silber und Zinn, mit Silber und Zinf, zugleich berührt, während auch diefe Metalle mit ein: ander in Berührung find, fo entftehr fogleich eine frampfhafte Zufammenziehung der Musfeln, zu wel: chen der Nerve geht. Die Erfcheinung zeige fich ‚fo fange die Theile noch Vitalität haben. Sie zeige fich auch ben abgetrennren Öfiedmaßen, wenn fie nur noch Reitzfaͤhigkeit befißen.: Wenn man das Ende der Nerven auf ein Metall legt, z. B. auf Stanniof, auf das entblößte Muskelfleiſch, zu welchem der Mer: ve geht, ein anderes Metall anbringt, z. B. einen Streifen Blatrfilber, und nun beyde Metalle durch einen nicht = leitenden Bogen: berührt, fo ift die Er. fheinung nicht da; fie zeige fi) aber, wenn man jene Durch einen electrifchen feiter in Verbindung feßt, -3. B. durch einen Metalloraht, durch eine Kohle. Die Erſcheinung zeigt fich ferner, wenn zwey Stellen eines und beffelbigen Nerven mit zwey verfchiedenen Merallen befegt und durch einen guten Seiter-in Ver⸗ Bindung gebracht werden; fie zeigt fich in dieſem Falle nicht, wenn man die Verbindung durch einen.guten

Nichtleiter macht. , = $. 1393. Die Berfuchelaffen fie) auf eine inter: -effante Weiſe auch fo anftellen, daß man dem leben: den Srofche die Haut ganz abzieht, die Eingeweide herausnimmt, und ihn fo präparirt, daß feine Schenkel bloß durch die Erurafnerven mit dem Rumpfe zufam: menhängen. Man ftellt hierauf zwey Trinfgläfer mit Waſſer gefüllt Dicht neben einander, und hängt den gg 2 KGroſch

836 IT. Shell. 4. Hauptftück.

Froſch fo uͤber bene, daß der Rumpf in das Waller des einen, die Schenfel in das Waſſer des andern | Glaſes tauchen. Taucht man nun ein Metall in das Waſſer deseinen, und ein anderes verfchiedenes Metal in das Waffer des andern Ölafes, fo find die Zudun gen im dem Srofche ſogleich da, fo bald auch die Me talleloben mit einander in Berührung geſetzt werden. $. 1394. Braucht man in diefem Falle oder in dem vorigen nur Metalle von einerley Art, ti - durchaus nicht verſchieden find, fo ift ben ihrer Br ruͤhrung unter einander und mit dem Froſche feine Zuckung deſſelben da; fie ift aber da, freylich nur ſchwach und nur ben einem Froſche von flarfer Wircl tät, wenn die Metalle zwar von berfelbigen Art, ar doch in der Härte, in der fegirung, in der Aufen Politur, in der Aufern reguliniſchen Beichaffenket, perfchieden find. Go iſt 3. B. feine Zuckung bes Str ſches in-dem zuleßt angeführten Verfuche da, menn man die Verbindung des Waſſers in den Ghfäfern z. B. durch einen Bogen von Silberdraht macht, de durchaus gleichfoͤrmig in ſeiner Natur iſt. $. 1395. Allein in dem angeführten Falle ($ 3393.) find die Zudfungen gleich) wieder da, wenn man das Eine Ende des leitenden Bogens mir eine feitenden Slüffigkeit anderer Art, als bloßes Waſſer iſt, z. B. mit einer Aufldfung von Alfali, mit Sche: dewaffer, mit einer Auflöfung von Schtwefelalfalt beftreicht; oder wenn man im das eine Glas bloßes Waſſer, in das andere Effig, oder eine alfalifch rſung, oder eine Auflöfung von Schwefelleber

oder

Eleetrifche Materie, - | 837

oder eine Salzauflöfung gießt , und die‘ Verbindung jeßt auch nur durch ein einziges Metall macht.

$. 1396. Die angeführten Erſcheinungen von Zuckungen hat man nicht nur bey Sröfchen und bey Thieren mit faltem Blute, fondern auch bey warm: bluͤtigen Thieren, und felbft bey menfchlichen Glied— maßen wahrgenommen, fo fange fie noch Neisfähig- keit befaßen. Nur zeigen fie fich defto ſchwaͤcher, je geringer, bey übrigens gleichen Umſtaͤnden, die Reitz— fähigfeie ift, und dauern defto Fürzere Zeit, je früher | dieſe erlifcht.

$. 1397. Man applicire einen Streifen Stan: , niol unter die Spiße der Zunge und die Unterlippe, fo daß er hervorſteht; man berühre hierauf die obere’ Flaͤche der Zungenfpiße mit Silber, und mit bem- felben zugleich das Stanniol: fo empfindet man in dem Augenblicke, da ſich beyde Metalle unter fic und zugleich die Zunge berühren, einen fehr auffallenden, gleichſam cauftifchen, Geſchmack.

$. 1398. Man fuͤlle einen zinnernen Becher mit

Kalfmilch, oder mit alfalifcher, mäßig farfer Lauge, faſſe den Becher mit einer oder beiden Händen, bie man mit bloßem Waſſer feucht gemacht hat, und brin- ge die Spiße der Zunge auf die Flüffigkeit im Becher. Sogleich wird man die Empfindung von einem ſauern Geſchmacke auf der Zunge erhalten, welche die alfa: liche Fluͤſſigkeit beruͤhrt. Diefer Geſchmack if, im Anfange wenigſtens, fehr entfcheipend, bis er endlich

Dem

833 IL Theil 4. Hauptſtũck. dem eigenthfimlichen allaliſchen der Ftüffigkeir Ps macht.

6. 1399. Man nehme einen Becher von Zimm, (nod) befler von Zinf,) ſtelle ihn auf eimen jülbermen | Fuf, und fülle ipn mit reinem Waſſet. Steckt man die Spiße der Zunge ins; Waſſer, fo finder man es, wie natärlih, unſchmackhaft; fo bald man aber ;= gleich den filbernen Fuß mit den recht benegten Hän- ben preft, fo empfindet die Zunge einen fehr eutſchie denen fauern Geſchmack.

$. 1400. Man bringe endlich zwiichen die finfe obere Kinnfade und die finfe Wange eine Stang Zinf, und jmifchen die untere rechte Kinnlade und die rechte Wange eine Stange Silber, fo, daf dr Metallftücfe aus dem Munde hervorragen, und ni here hierauf diefe hervorragenden Euden einander; fo wird man im Dunfeln bey dem Contacte beuder Metalle sicht empfinden.

$. 1401. Wenn in allen den angeführten Faͤllen Musfelbewegung oder Empfindung erzegt werden fol, fo müffen Seiter von verfchiedener Art, fo wohl unter einander, als mit den reißbaren ober empfindenden Theilen in Berührung feyn.

$. 1402. Bey gleicher Meißfähigfeit der chieris fchen Theile bringen: die verfchiedenen feiter in Be- tührung unter einander und mit reißfähigen Theilen nicht gleich ſtarke. Wirkungen hervor. Diefe find um defto lebhafter, je mehr die angewandten Metalle von einan:

Electriſche Materie 839-

einamder, in ber hier genannten Ordnung von einans der abſtehen: inf, ne @tanniol, Dfundzinn, Bley / Eiſen, Selbfupfer / „Kupfer, Platin, Soelde Silber, Ducdülber, Reißbley (Holzkohle).

F. 1403. Der Erſte, welgher bie bey der Berührung, von zwey verfchiedenen Metallen entftehenden Muskel⸗ bemegungen beobachtete, war GBalvani zu Bologna; und maıt hat daher nach ihm bie Erſcheinungen dieſer Ast unter dem Namen des Galvaniomus begriffen. Die Verfuche darüber befhäftigten bald nachher eine große Menge von Maturforfhern und Phnfiologen in mehrern ändern; man änderte ſie auf mannigfal- tige Weiſe ab und entdeckte eine Menge neuer That: fachen, So wie es aber gemeiniglich mit neuen Ent defungen phyſicaliſcher Thatſachen zu geichshen pflegt, daß man ſogleich Erklärungen ihrer Urfachen wagt, ehe warn noch- die Tharfachen felbft gehörig vervielfältigt und abgeändert hat, fo geſchah es auch) hier, Man ging gleich anfangs von einer eigenthümlichen, den leben⸗ den Organen beywohnenden, und die Muskelbewe⸗ gungen erregenden, chieriſchen Electricitaͤt aus, und ließ die Muskeln ſich ordentlich damit laden und wie⸗

der

840 II. Theil. 4. Hauptftüd.

der entladen. Andere erflärten die Erfcheinungen vei hemifche Mifchungsveränderungen, die ben der & mwirfung der Metalle unter einander und mit den" rübrenden lebenden Theilen in diefen vorgehen fol und brachten zum Theile davon mwunderfiche Men gen bey. Keiner von allen Naturforſchern, di ir mit diefem Gegenſtande befchäftigt haben, hat ihn « fo vielfahe Art unterſucht, als Herr Volta { verdanfen wir die meiften hierher gehörigen En ungen und die nähere Beſtimmung der dabey of tenden Umftände. Er ift es aber-auch, der die der wirkende Urſach zuerft aufgeklärt und ing $icht ar und der bis zur Äberzeugendften Evidenz Dargethan t: daß diefe Urfach, welche in den anaeführten Fl - Musfelbewegungen erregt und ben GSefchmads : ! Hefichtsfinn afficirt, das gewöhnliche elertrifche dum iſt, welches nicht durch einen thierifchen Sehen” zeß, fondern durch die Berührung heterogener Im unter einander in Action gefeßt wird; daß dieſes int: culation gefeßte .electriihe Fluidum reißfähige Tv reiße, und fo Musfelbewegungen und Empfindie« veranlaffe. Es ift ihm endlich gelungen, "die hm ® Berührung der heterogenen feiter im Action ak electrifche Materie durch Hülfe des Duplicators he? Wahrnehmung an einem KElectrometer datjufı So find alfo diefe Unterfirchungen zwar nicht fir Phyſiologie aufklärend und fruchtbar gemefen, de mehr aber für die Maturlehre im Gebiete der dit [hen Erſcheinungen.

Ar,

Electriſche Materie. 841

AloyJfii Galvani de viribus electricitatis in motu muscularz "commentarius. Bonon. 1791. 4. Aloyf. Galvani Abhands lung über die Kräfte der tbierifchen Electricıtät auf die Bewegung der Muskeln, nebft einigen Schriften der Herren Dalli, Carminati und Ddlta über eben diefen Gegenftandys herausgegeben von D. Joh. YIiayer. Prag 1793. 8. Nach⸗ richt von den Verſuchen des Hrn. Galvani über die Wırs Fung der Eleetricität auf die Mustularbewegungen; im Grens journal der Phyfif, B. VI. S. 371. ff. Briefe des rn. Euſeb. Valli über die thierifche Electrieität; 'ebendaf. 5.382. ff. ©. 392. ff. Grens uͤber die ſo ge⸗ naunnte thieriſche Electricitaͤtz ebendaſ. ©. 402. ff. Schrei⸗ ben des Hrn. Prof. Keil au Gren über die fo geremte tbies riſche Electricität; ebendaf. ©. gıu ff. chriften uͤber Die thieriſche Eleetricitaͤt von Alex. Volta, aus dem tal, von D. oh. Mayer. Prag 1793. 8. Carl Caſpar Creve Benträge zu Galvani's Verſuchen über die Kräfte der thies riſchen Electricität auf die Bewegung der Muskeln. Franks Furt und Leipzig 3793. 8.5 inal. in Grens “Journal der Dhyfif, 3. VI. ©. 323, ff. Chriftoph. Henr. Pfaff disl, de electrieitate animali. Stuttg. 1793. 8.7, uͤberſ. im ' Journ. der Phyfif, DB. VIII. S. 196. ff Fortgeſetzte Ber - merfungen über die thierifche Zlectricität , von’ Hrn. Pfaff; ebendaf. ©. 270. ff. &. 377 ff. Nachrichten von einigen Eutdefungen ded Herrn Galvani, nebſt Verſuchen und Beobachtungen darüber, von Aler. Volta; ebendaf. ©. 303. fi. ©. 389. ff. €. 4. Pfaff über thieriſche Electricis tät und Neißbarkeit. Göttingen 1794. 8. Weber die ges reiste Muskelfaſer, vom Hrn. von Zumboldr; im neuen “journal der Phrfif. B. 11. ©. 115. #f. Brief des Herrn von Zumboldt an Hrn. Blumenbach; ebendaf. ©. yrı. Ebendeſſelben neue Verſuche uber den Metalireis; ebend. B. 111.©. 169. ff. Beobachtungen über den Muskelteitz ben Thieren in den Galvani’ihen Beriuhen, von Herrn wells in London; ebendaf. &. 441. ff. Weber die aereikte TRuräeiaiez , 000 Hın. D. Pb. Michaelis; ebendaf. .&. ı

- Des Herrn Alex. Volta neue Abhandlung über die thierifche Electricität; ebendaf. 3. 11. ©. 141. ff, Schrei⸗

- ben des Hrn. Dolta an Gren; ebendaf. B. III. S. 479.” Zweytes Schreiben des, Hrn. Volta an Gren über die fo ges nannte thierifche Electrichtätz cbendaf. B. IV. ©, 107. ff.

"1404. Die” freye und bewegte electrifche Miäterie ift ein Reitzungsmittel Für die belebte Faſer, und die Folge ihres Reitzes bey ihrer unmittelbaren Dutchſtroͤmung durch Diefelbe iſt Empfindung oder Bewwegung derfelben. . Die entblößte -Musfelfafer ober ihre Nerven find ſolcher Geſtalt das empfindlich⸗ a Ze fte

\

942, ° 1 Deil. 4. Hauptſtuͤck.

fie Electroſkop, und zeigen fo das Dafeyn eines ek: erifchen Stromes an, der fonft das feinfte Electrome: ter nicht in Bewegung feßen würde. Bey der De rührung heterogener Seiter wird electrifhes Fluidum in Bewegung gefeßt, es ſey nun, daß alle feiter im natürlichen Zuftande davon eine geringe ben Saͤtti gungsgrad derfelben in unmerfliher Menge überftei: gende Dofis enthalten, und Dagegen felbft eine ver: fchiedene Anziehungskraft. befißen; oder daß die Be rührung derfelben unter einander felbft e8 frey macht und fie es ftärfer oder ſchwaͤcher anziehen. Bilden nun

die feiter einen Kreis, fo wird das Fluidum dadurch ſelbſt in Kreislauf gefegt, mas aber durch unfere bis:

berigen Werkzeuge nicht zu. entdedden war. Wenn fo 5: DB. die entblößten Cruralnerven eines Froſches von diefem Kreife heterogener feiter felbft ein leitendes Stuͤck ausmachen, fo daß die ganze oder faft Die gan: ze firömende electrifche Materie durch fie allein geben

muß, und die Nerven noch einen Reſt von Vitali: |

tät haben; fo werden die den Nerven zugehoͤrigen Muskeln in Zuckungen gefeßt, fo bald die Herftellung des Kreifes der feitung einen ſolchen electrifchen Strom veranlaft, und fo oft man nad) gehöriger Unterbre: hung deſſelben ihn gehörig wiederherſtellt. Wenn ſich anftatt der zur Bewegung dienenden Nerven die an der Spiße oder am Rande der Zunge, welche zum Geſchmacke dienen, oder die aͤußern Theile des Aug⸗ apfels, in dem leitenden. Kreiſe befinden, ſo wird ‚auch durch diefen electrifchen Strom Empfindung pon Ges

und von Licht errez. Er | s 1405.

Electriſche Materie 843

5. 1405. So kann man auf folgende Weiſe h einen ſehr frappanten Verſuch Muskelbewegung Afficirung des Sinnes des Geſchmacks und des lehts zugleich durch den electriſchen Strom bewir⸗ Es treten vier Perſonen auf einen nicht ſehr nden Fußboden, und werden mit einander folgen- Maßen in leitende Verbindung gefeßt. Die erfte der Weihe faßt in die rechte Hand, die aber mit affer beneßt feyn muß, eine Zinfflange, und be jet mit dem. Singer der linfen Hand die Spike der: inge der zweyten Perfon, die wiederum mit einem ger den bloßen Auganfel der dritten Perfon ber hrt; Diefe dritte Perfon hält mit naßgemachter- and die hintern Ertremitäten eines nad) der oben . 1393.) angeführten Weiſe präparirten Froſches, fen entblößten Rumpf die vierte und leßte Perfon . der Reihe mit der naflen rechten Hand anfaft, hrend fie in ber naſſen linken eine Silberſtange alt. So mie nun der Erſte und feßte in der Reihe ie Zinf : und Silberftange in; Berührung bringen, md folher Geſtalt den Kreis vollenden, empfindec- te Perfon, deren Zungenfpiße berührt wird, einen auern Geſchmack, das berührte Auge des Dritten nimmt einen Schein von licht wahr, und die Shen: hel des Ftoſches, der vom Dritten und Bierten gehal⸗ ten wird, gerathen in heftige Zuckungen. 6 1406. Die verſchiedenen electriſchen leiter jeigen das Verindgen, bey ihrer Beruͤhrung unter ein⸗ ander, einen electriſchen Strom zu veranlaſſen, nicht mit gleicher Thaͤtigkeit ($. 1402.). Herr Volta theilt | fie

844 N. Shell. 4. Hauptftück.

fie in dieſer Hinſicht in zwey Claffen: in troaͤm welche die erſte ausmachen, und wohin borzhalih ix Metalle, die Kieße und die Holzfohle gehören; = in feuchte Leiter, welche die zweyte Claſſe ann chen. Jedesmal nun, daf in einem vollftändigen du von Seitern entweder einer bon der zweyten Claſſe ſchen zwey unter einander verfchiedene von der ia Claſſe, oder umgekehrt einer. von der erftern Ü zroifchen zwey unter ſich verfchiedene von der im“ Claſſe gebracht wird, wird durch die bvormal Kraft zur Rechten oder zur Sinfen ein elecinir Strom veranlaßt, ber bey Unterbrechung des Au wieder aufhört, bey Wiederherftellung deſſelben m ber von neuem veranlaft wird, und fo in ben" - fähigen Theilen, die einen Theil des leitenden A ausmachen, Empfindung und Bewegung hervorbm Herr Dolta hat durch feine. Unterfuchungen vr’ than, daß die electrifche Action hHauptfächlich durd | Berührung weyer verjchiedenen Metaile mit fen“ Seitern veranlaßt wird, obgleich diejelbe auch bey S rührung der trockenen heterogenen Seiter unter einan“

und felbft der feuchten heterogenen feiter unter cms der Statt findet.

"551407. Die verfchiedenen Arten dung der leiter unter einander zur Veranlaſſung ec: electrifchen Stromes Taffen fi) Durch Zeichnun deutlich) machen, die. ich deshalb nach Herrn auf der. XV. Kupfertafel hier benfüge. Sie dien zugleich, die darauf Bezug habenden Grundfäße e raue zu Bas Die hierher gehdrigen Seiter d

erie

Electriſche Materie. Er

en Elaſſe, wie die Metalle, find durch große Buch- Ben, bie feiter der zweyten Elaffe oder die feuchten eer durch Heine Buchftaben in den Figuren, anger

at. A Pe 46 17°; Sr . . Fig. 156. Fann'den' Fall vorſtellen two der Froſchnerve dem feñnchten Leiter a macht, der ati zwey verfdiedenen Stellen von zwey verfchiedenen Metallen oder Leitern der erftern Kiäffe A (Silber) und Z (Zinf) berübrt wird, die fih unter - einander wieder felbft berühren, wie nach |. 1392; oder aift - die Spitze der Zunge zwiſchen Silber und Stannlol, die fi unter einander berihren, oder der Fall des $. 1397.

Fig. 157. ftelt den Fall vor, wo fih Ein Leiter der ers ern Claffe zivifchen zwey ſich berührenden heterogenen eitern der zweyten Claſſe in Berührung befindetz wohin

die Derfuche j. 1395. und f. 1398. gerechnet werden koͤnnen.

Wenn der Kreis: bloß von zwey Arten der Leiter, o vers’ fibieden fie aub find und fo vieltah auch die Anzahl ver Stüde ift, woraus jeder befteht , zufammen gefeßt ift, wie Big. 158., 159. , 160. und 1601., fo kann Fein Kreislauf des electrifhen Finidums veranlaßt werden; denn die Kräfte

» find ſich einander gleih, die nach entgegen gefegten Rich⸗ tungen wirfeı. |

Eben dies ift auch der Fall, und es wird fein electrifcher Strom veranlaft, der vermögend wäre, auf die zarteſten Nerven Eindrud zu machen,. wenn von zwey oder mehs rern verfciedenen Metallen ſich jedes zwiſchen Leitern der

wenten Elafle von einerley Art oder nahe von einerley Art

Vendet, welchen Fall Fig. 162. vorftellt, ober wenn im dem Kreife zwey trodene Leiter von einerley Art, die mit einem feuchten Leiter zwiſchen fich verbunden find, durch einen trodeuen Leiter von verfibiedener Art an ihrem ans dern Ende ‚verbunden werden, wie Fig. 163.

‚Wenn aber in dem legtern Falle A und das eine Z nicht unmittelbar ſich berühren, fondern ein feuchter Leiter my der aber von g verfchieden ift, fich dazwiſchen ‚befindet, wie Fig. 164.5 dann iſt die efectrifhe Action nit mehr “u beyden Seiten im Gleichgewichte, und es entfteht num ein electriiher Strom. Wenn alfo g ein präparirter —— 2, 2, Stuͤcke von Zink, A Silber, und m ein Waflers tropfen, ein Stuͤckchen feuchte Morchel, Seife, Kiebers Eyweißz u. dergl. ift, fo wird ber in in Zudungen ges brat , fo bald man den Kreis vollſtaͤndig macht.

In dem Falle, den Fig. 165. vorftellt, fann wieder Fein electrifcher Strom veranlaßt werden, wegen des Gleichges wichts anf beyden Seiten; dies findet auch in dem Falle Fig. 166. und 167. Statt,

Aber in den Combinationen, die durch Fig. 168.7 169. 170.) 171, 0nd 172. vorgeftelt find, find fich die Retibnen, -

| ur

346

\ I. Theil. 4: Hauptſtuͤck.

durch die metalliſchen Beruͤhrungen entfpringen, ichh einander entgegen geſetzt, folglich enkſteht eim dleci Strom. In diefen Figuren fann g den präparirten

vorttellen , der von Perfonen R; mit feuchten Händen halten wird, A und Zaber &: de von Silber und Fu.

Menn in Fig. 169. a zwifhen A und Z feblte, k ® de die Combination mit der in Fig. 167. vorgeftellten Ör einfommen und fein electriiher Strom veranlaft vun Man Fann daber den Verfuh auf eine frappante In» ändern. p im Kreiſe zur Linfen in Fig. 169. fep din v fon , die ın der linken feuchten einen —— fel, worin etwas Waſſer a iit, bey dem Gtiele hält, der rechten auch ein Gilberfiüd A bat. p oben im fl zur Rechten balte in der rechten Hand ein Gtüd Zul, der linfen die untern Ertremitäten des Präparirten fr fhes g, deſſen Rumpf von der dritten Ober mittlen " fon p mit der rechten Hand gehalteniwird,, mäbren # der linken mit einer Stange Zinf das Silberftäd Atcr ften Perfon berübrt. Wenn nun die beuden Außerku iv fonen ihr Silber und Zink fib troden berübren lan, | tritt der Full Fin. 167. ein, und der Frofch bleibe nis er wird aber lebbaft erfcüttert, wenn die eine Derien ii mit dem trodenen Zink eine. trofene Gtelle des ihm Loͤffels zu berühren, das Waller a darin berührt, mim der Fall Fig. 169. bergeftelle wird,

In dem Falle Fig. 173. wird, wie man nun lade fiebt, dadurch, dafı proifhen jedes A und Z eim fear Leiter a von einerley Art angebracht wird, die Met" benden Seiten ber wieder ins Gleichgewicht gebratt, = alfo die Entſtehung des electrifhen Stroms gebimden.

Fia. 174. ftellt den Typus des oben (f. 1395, ) beſchr— nen Verfuchs dar, wo g der präparirte Fröſch if, ı,' die beyden Gläfer mit Wafler, A den Bogen eines eine Metalles, und m den Tropfen oder die dünne Et von: Schwefelleberauflöfung, Salzwaſſer, Scheidemfr

u. dergl. vorftellt. Er ift dem Falle der Fig. 15 7. any

Es giebt noch eine dritte Art, das electrifche Flade zu erregen ,, obgleıh auf eine weit ſchwaͤchere Mai, " aum vermögend ift, einen volftändig praparirten Fri ider noch ftarfe Vitalität bat, in Zudfungen zu werite (Sie befteht darin, daß drey verfciedene Leiter, die ya cius der ziochten Elafle find, den Kreis bilden, oda Ü: zwifchenfunft eines Metalles oder eines Leiters der eri" G’lafle. Diefer Fall, weit entfernt, den Grumbiägen !v Lrerrn Dolta, mie man meint, au twiderfprechen, m fi? nur noch allgemeiner. Fig. 175. ſtellt diefen Falır wi'ben £ der Schenkel des nach J. 1393. präparirten Froe odı’r eigentlih der tendinofe Theil des musculus galtte en mius iſt, der den Rumpf m,oder die Ridenmustfeln, ede

and die Iſchiadnerven betuͤhrt, indem an die von

9— Eleciriſche Materie 847

a oder. zrep⸗ iöder ſeifenartige , oder ſalzige tigkeit gebracht iſt

Volta, im MenEn —* der bhyſt, B.iv. e. 107. ff.

inige Beinerfüngen über die Natur und Zufammenfeßung der electris fhen Materie.

$. 1408. Ungeachtet der überaus großen Men:

> eleetrifcher Verſuche, die bis jeßt angeftellt wor⸗ en find, hat man daraus bis jegt noch wenig Folge ungen über die Natur und dag eigentliche Weſen des lectriſchen Fluiduins gezogen. Vielleicht hat man ich bey der Erklaͤrung mehr Schwierigkeiten gemacht, ils wirklich da ſind, indem man das Zufällige von yem Weſentlichen nicht gehörig abfonderte; vielleicht ft die vorgefaßte Meinung des dualiftifchen Syſtems Jon zweh ſpecifiſch verſchiedenen electriſchen Materien ſelbſt eine nicht zu uͤberwindende Schwierigkeit in der Erklaͤrung der Natur und Zuſammenſetzung des elec— triſchen Fluidums geweſen. Ich wage es hier, meine Gedanken uͤber dieſen Gegenſtand vorzulegen. Waͤre meine Erklaͤrung auch nur hypothetiſch, ſo hat ſie viel⸗ leicht doch das Verdienſtliche, neue Unterſuchungen zu veranlaſſen, die etwa auf einem andern Wege die Wahrheit finden laſſen. Meine Behauptungen ent: halten indeſſen mwenigftens nichts, was nicht finnfiche Thatſachen Tehrten, und was nicht auf Beobachtung gegründer wäre. Auch verdienen fie vielleicht Dadurch

einige Nücficht, daß fie die electrifche Materie mit

ſehr allgemeinen Erfcheinungen der Natur in Caufal-

zufam?

2

848 IL Theil. 4 Hauptftüd.

zufammenhang feßen. Ich lege baben be ſche Syſtem zum Grunde, ſchicke ge allgemeine Thatſachen voraus, Ich brauche mich nur kurz zu faſſen, * Anwendung ſich leicht machen läßt. 2

Man veroleibe mit meiner Theorie die vom de £

neuen Tjdeen über die !ieteorologie , TE. L un? tie pon Gardınr ( SE

Seuers; uberjegt von ©. ein 1793. 8.) A

$. 1409. Da die poſi ts eectrfirten SR ſchwerer, die negativ⸗ electriſttten “zz als in ihrem unelectrifirten Zuſtande, a fuchungen mit den feinften Waagen; fo fol electriihe Materie eine inponderabele S muͤſſe, in deren Sufammenfegung ein Stoff eingeht.

$. 1410. Die electrifche Materie m wirffam und thatig in und auf Nichtleite electriſche Anzichen oder Abftofen, was eim ger Leiter zeigt, zeigt er nur vermöge k Armofphäre ($. 1318.), d.i, berimiml einem Michtleiter, thaͤtigen electrifchen Maters re die $uft eın feicer, jo würden wir ja nichts triſchen Eriheinungen wiffen. , Das electri zeigt fih nur ben dem Uebergange oder Fintri oder in einen Leitet durch einen Nichtle Torricelliiche feere natürlicher Weiſe * | wenig als ein Michrleiter, jo muß auch Die: Materie darın am freyefien werben und Da $icht zeigen. Bey dem Uebergange des

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-. Electriſche Materie. 849 ectrifchen Funkens durch einen duͤnnen Draht; "der avon gfühend und gefhmolzen wird, wird das efec: ifche Fluidum nür in fo fern frei ,. ald die wenige Raſſe die ganze Menge des firdmenden luidums nicht auf Einmal faſſen farm. In den lei⸗ en, ohne Verbindung mir Nichtleitern, wird alſo ie. electeifche Materie nie fo frey, daß fie fich unfern Sinnen bemerfbät jeigte.“ Es folgt hieraus, daß die Nichtleiter weit weniger Anziehungskraft zur electri: hen Materie haben muͤſſen, als die leiter.

$. 1411. "Die thätige electrifche Materie zeigt ich als ein erpanfibeles Stuidum, deſſen Theile übers viegende Repulſi onskraft beſihen, welche nur durch Anziehung anderer Materien dagegen ins Gleichge⸗ vicht, und ſo zur Unthaͤtigkeit gebracht werden kann.

G. 1412. Die Anhaͤufung der electriſchen Mate⸗ ie auf einem leiter geſchieht nicht durch chemiſche Ver⸗ bindung: damit, Jondern nur durch Adhaͤſion. Der Beweis dafür ift: daß bie electrifirten fetter nur auf der Oberfläche, nicht im Innern, electrifirt find ($. 1247.), und daß die Vertheilung der Electricität unter: ifolirte Seiter ſich nicht nad) ihren Maſſen, fon: dern nach ihren Oberflächen richtet ($. 1246.).

$. 1413. : Die aus den feitern bey dem Leber: gange durch Michtfeiter, wegen mangelnder Anziehung der Teßtern Dagegen, ganz frey werdende eleci-:jcje Materie zeigt fich als Licht, bey dem wir an ſich feine Verſchiedenheit von dem fichte wahrnehmen, das durchs Verbrennen verbrennficher Subftanzen und auf

Zah andere

850. Theil Hauptſtuͤck.

andere Welſe entſteht. Soll indeffen. unfer Geſun organ diefes Licht, empfinden, : fo muß -es natürkhe Weiſe, wie alles. Sicht, eine, beftimmte Zaren quoad minimam. befißen. Daher. jeigt es fihm ben Funken, bey dem Ausftrömen aus leitenden E Ken, oder bey dem Einftrömen, in ‚diefelben. as der unvollfommenen nichtleitenden Eigenfchaft der und anderer Nichtleiter wird indeffen nicht alles dei fie brechende oder firömende .electrifche Sluidum f- und zum Sichtez ;und deswegen kann Durch Fur Mittheilung der, Electricitaͤt entſtehen.

$.. 1414. Ich mache aus allen dieſen That: den Schluß, daß die electriſche Materie nichts ande: it, als Lichtmaterie, oder die Zufammenfegung: der eigenthümlichen Bafis des lichts (. 802. $o: und dem Wärmeftoffe, die ihrer ganzen Zulamms feßung nach durch Adhaͤſion mit andern tent gemacht, doch nicht chemiſch gebunden, if. $ Beſtreben, fich ins Gleichgewicht zu ſetzen, ng allein ‚von der Nepulfionsfraft ihrer Theile unter ander, fondern auch von der Anziehungskraft ande“ Stoffe dagegen ab. Sie zeigt diefes Beſtreben m wird chätig, wenn fie auf einem Körper uͤber kin Sättigungsgrad .angehäuft worden ift. Durch mi ſtaͤrkere AUnhäufung bey nicht genugfamer Anziew anderer Stoffe, wie die Nichtleiter find, Fann fie a | fich ganz frey werden, wo fie ſich dann als licht oft

bärt und als folches zerſtreuet. Die Anhäufun der electrijchen Materie. auf ifolirten.Seitern würde!" deſſen Durch die. Anziehung derfelben dagegen alen = nie!

Electriſche Materie. : 851

icht gefchehen koͤnnen; oder diefe märde.nicht Hinrei- yend fenn, der Repulſionskraft ihrer Theife unter ein- nder hinlänglich das Gleichgewicht zu halten, fo daß e fih als Sicht entwickeln und entweichen müßte, »enn nicht die Nepuffionsfraft der efectrifchen Atmo— häre die Anziehungsfraft des feiters Dagegen unter⸗ uͤtzte. Die Erſcheinungen des electriſchen Lichts im Zacuum beweiſen dies. Die Wirkungen der Erpfo- lon ſind Folgen des ploͤtzlich frey werdenden lichts der Feuers, als expanſives Fluidum. $. 1415. Es, erheller, aus dem Sefagten, daß ‚a8 freye Sicht nicht mehr Die electrifche. Materie iſt, ‚aß aber auch die Baſis des lichts allein fie nicht aus: nacht, fondern daß das,andern Körpern adhärirende icht nur diefen Namen führen fann.

$. 1416. Da die fichtmaterie aus ihrer. eigen: hümlichen Bafis, (Brennftoff,) und dem Aärmeftof: e zufammengefegt ift, ſo muß e8 auch die.elcctrijche Materie ſeyn. Das Dafenn des Wärmeftoffes in der Tectrifhen Materie, durch den fie eben ein erpanfiber es Fluidum ift, folge alio fchon hieraus; Herr van Marum hat aber den Wärmeftoff als Beſtandtheil der efectriichen Materie auch direct erwielen. Das Schmelzen der ‘Drähte durch den verſtaͤrkten electri-

hen Sunfen gehört auch zu dieſen Beweiſen. ——— um Erweiſe, daß in dem electe ſchen Fluidum Wärs * zugegen ülty vom Herrn Dan Yrarum; im neuen Iðurna

I der Dopfit, 3.11. ©. 1. tf. $. 1417., Der Wärmeftoff allein macht aber nicht das electriſche Fluidum aus; dagegen ſpricht der Augenſchein. Das Daſeyn der eigenthuͤmlichen Baſis

Sa des

832 IL Shell. 4. Hauptftüd.

bes lichts in der electriichen Materie folar dt = aus dem lichte ſelbſt, zu weichem die eletriite © terie ben ihtem Freywerden wırd; fondbıra au = andern Berfuchen, wie z. B. aus der Zerietum = Waſſers durch den electriichen Sunfen, ven © ferfioff, wenn er Waſſerſtoffgas bilden fol, moto Dig die Baſis des fichts enthalten muß, Die er m” nirgends anders woher, als aus dem efectriichen F= dum empfangen fann.

$. 1418. Die Afficirung des Geruchsfinnes vet electrifirte tuft, des Geſchmacks durch den electtiicee Strom, der die Merven der Zunge reißt, beme! nicht das Dafenn eines Niechftoffes, einer Ein u. dergl., in der efectrifchen Materie; bemweif't nz daß unfere Nerven durch Strömung der elecrrikhn Materie’ gereißt werben.

6. 1419. Es folgt aus meiner Theorie: daf dr electrifche Materie, in den Körpern zufammenackt‘ und zerfeßt werden koͤnne. Die urfprüngliche Er tegung der Flectricität ben fo manniafaltigen Pre zeflen des Schmeljens, Verbrennens, Verdampfens, der Gas: und Dampfbildung, Gas: und Damrf: zerſetzung, Tiefe fich daraus erflären. Ben dem Rei— ben ift es ohne Zmeifel der dabey entwicelte Wärme ftoff, melcher der durch Anziehung der Körper untho— tig gemachten und ins Gleichgewicht gebrachten elecırı fhen Materie die nöthige Erpanfivfraft ertheilt; vie. feiche auch fich mit der in den Körpern befindlichen tichtbafis erft zur electrifchen Materie vereinigt. Die

verſchiedenen Farben, welche das electrifche Sicht ben feinem

& E

Electriſche Materie: 853

inem Ausftrömen aus verichiebenen feitern zeigt, bes eiſ't die Verfchiedenheit in dem quantitativen Ver: ıleniffe feiner Beftandtheife, die aus Ber ungleichen nziehung der Körper sum Wärmeftoffe encipringt. die Hauptquelle für die electrijche Materie unferes :roballes ift das Sonnenlicht, das wir alfo in diefer inſicht wiederum zu etwas mehr, als Tag zu ma? ven, dienen fehen, und das wir jo als den Grund ieler anderer fehr großer und mirffamer Kraft: ufßerungen in der Matur su veranlaßt yerden.

Fuͤnf⸗

854 11. Theil. 5. Hauptftüc.

Fünftes Hauptftüd. Magnetiſche Materie.

| $. 1420.

Ein befonderes Eifenerz, das unter dem Marten ii Magnets ı Magnetes), des magn tifchen Tiſcuße nes, bekannt ift, hat die Eigenichaft, Das Eifen a fich zu ziehen und mit ziemlicher Kraft an ſich zu kt ten. Die Wirkung diefer Anziehung aͤußert füch ſchee in der Entfernung, und wenn das Eiien feicht m beweglich genug ift, fo bewegt es fih in der Maͤbe de Magnets gegen venjelbigen zu, und auch untaefet: der Magnet gegen das Eifen, wenn er Beweglichtet genug hat. |

BVerfuhe: An einen rohen Magnet hängt fi Eiſenftil ein Bart an.

Eine Nadel, die an einem Faden hängt, wird im der Entin nung nach dem Magnete gezogen. Eifenfeil, das auf Duedfilber oder auf einem Papiere auf Ds

fer ſchwimmt, bewegt ſich ſchon in der Entfernung gu einen Magnet.

Ein Magnet, der auf einem Brete auf Wafler oder auf Dur fiber ſchwimmt, wird ſchon in der Entfernung vom Eiks angezogen.

$. 1421. Der Magnet, ber fich fren genua be wegen kann, bleibt nicht in jeder Sage, die man ie giebt, fondern wendet ſich ungefähr mit einem Er de aegen Morden, und dem entgegengefeßten nat Süden zu. An diefen ſich einander entgegengeſetzten Enden hängt fich auch das Eiſenfeil in der aröftın Menge an den Magnet an, und Eleine Städchen

ſendraht ftellen fich hier fenfrecht auf dem Magnete. Verfuk::

Magnetiſche Materie! 855 Werfüche: Ein Magnet, der an feinem Schwerpunete durch

einen Faden aufgehänat ift, drebt fi mit einer Geite nach Norden , mit der andern nah Güden.

Eben dies geſchieht, wenn er auf Quedfilber ſchwimmt.

Din dieſen entgegengeſetzten Enden haͤngt ſich das Eiſenfeil am Rärkften any und ſielit ſich ein Stuͤcchen feiner Eiſendraht ſenkrecht. *

$. 1422. Dieſe ſich einander entgegengeſetzten zunete des Magnets nennt man die Pole deſſelben, nd zwar wegen ihrer Richtung den einen ben Nord⸗

ol (Polus boreus), den andern den Südpol (Po-

us auſtralis). Es giebt auch Magnete mit drey

nd mehrern Polen, welche sufammengefeiste ‚oder momalıfche Magnete genannt werden, und aus

mehreren verwachſenen Magneten zu befichen fcheinen.

$. 1423.- Die Richtung des Magnets oder die : Sage feiner Achfe, d. h., der geraden finie, die man son einem Pole deffeiben zum ‚andern ziehen kann, kommt nur ungefähr mit der Mirtagsfinie überein, und läßt ſich am beften durch die Fünftliche Magnet: nadel (‚Acus magnetica, Verforium) jeigen, von deren Einrichtung weiterhin geredet wird.

$. 1424. Der Magnet zieht das Eifen am ftärf- ſten, wenn es im vollfommenften regufinifhen Zu> ſtande iſt. Die Anziehung deffelben dagegen wird ſchwaͤcher, wenn das Eifen vererzt, oder in Säuren aufgelöf’t, oder mit andern Metallen, bejonders mit Hrfenif, verbunden wird; doch ift fie unter Den gehd> rigen Umftänden nad) Hrn. Brugman allerdings noch bemerfbar. 15 | |

Berfube: Einige Tropfen frifcher Eiſenvitriolauflbſung auf es u. EM auf dem MWafler ſchwimmenden Papiere werden vom AMagnete angezogen. LIT En *

61425,

856 IL Theil. * 5. Hauptftüd.

$. 1425. Ueberhaupt lehrt die Erfakruna,, ti das Eifen immer um defto Ihwächer angezogen mer je volffommener es verfalft wird, und ganz yolke mener Eijenfalf wird nicht gezogen. Wir willen + gewiß, daß das Eifen nicht das einzige Merall 3 welches vom Magnete angezogen wird. Das Kebe auch das reinite, iſt nicht nur fähig, vom Masnz gezogen, fendern auch fogar jelbft zum Masım zu werben, und wirklich hat-man jeßt auch ide Magnetnadeln von reinem Kobalte. | Erweis , daß das Eifen nicht das einzige Metall fen, midi der Maanet in feiner Reinigkeit anziebt, fondern Kir auch diefe anjiehende Kraft gegen das Metall bes allem ‚Ren blaufärbenden Aa —— pon Arm. > pr Keen und —— miſchem Woͤrterbuche, B. 1. Leipzis 1792. S. 896. Bar $. 1426. Mod) auffallender iſt die Enden des Magnetismus in einer bloßen Steinart, ders chen neuerlicy Hr. von Sumboldt gemacht Hat. & fand in tem DOberpfälzifchen und:angrenzenden Ge birge eine Gebirgsfuppe von Serpentinftein, die « nen fehr ftarfen Magnetismus zeigte. Sie beit aus reinem Serpentinſtein, meiſt von lancharim: Sarbe, ber hier und da in Lhloritfchiefer überack Die Kuppe ift, dergeflalt gegen bie Erdachfe gerichtet, daß das Geftein am nördlichen Abhange bloß Sir pole, am füdlichen Abhange bloß Nordpole zeigt Das Gebirge hat nicht Eine. Achſe, ſondern ich, die aber nicht in einerley Ebene liegen. Zwiſche zwey wirffamen Nordpolen liegt völlig untoirffame Geftein, welches aber weder Durch feine äußern. Ken: zeichen durch ſeine Miſchung von dem mir! ſamen

Magnetifche. Materie. - ‚857

men zu unterfcheiben ift. Jedes noch fo flein ab: efchlagere Stüd des feßtern zeigt den Magnetismus nd Hat feine Pole. Was aber einen fehr wefentliz yen Umftand daben ausmacht, und zugleich beweiſ't, der Magnetismus des Gefteing nicht von fein ingefprengtem Magneteifenfteine herrähren fönne, ift a8? daß diefe Steinart, fo lebhaft auch ihre Po— arität und fo ftarf ihre Anziehung zum Magnete ift, eine Spur von Anziehung gegen unmagnetifches Ei: en zeigt, woraus denn auch folgen würde, daß fie dem Eifen nicht den Magnetismus mittheilen fann. Denn es ergiebt fich aus dem folgenden, daß der Magner das Eifen nur in fo fern anzieht, als er ihm den Magnetismur ertheilt. Das eigenthämliche Ge— reicht Diefer Steinart geht von 1,901 bis 2,04, und ift alfo geringe. _ |

Ueber die merkwuͤrdige MORRIS Polarität einer Bebirgsfups

pe von Serpentinftein, vom Hrn. von Zumboldtz im neuen Journal der Dhpfit, 8 81V. ©. En *

F. 1427: Die Kraft des Magnets, das Eifen zu ziehen, wird verftärft, wenn man die Pole def: felben fehr glatt abfchleift und dünne eiferne Platten, die ſich unten in einen dickern hervorftehenden Faß endigen, daran befeſtigt. Diefe angelegten Platten ziehen nun weit mehr, als der Magnet felbft.

H. 1428. Der auf diefe Art vorgerichtete Mag: net heißt gewaffner oder armirt (armatus ), und die Stüce Eifen feine Armaturen oder Panzer. Um die Srärfe der Anziehung des Eifens durch Gewichte bequem auszufinden, dient ein eiſerner Stab, der mit platten Seite an. die Fuͤße oder kuͤnſtlichen

ze Dole

858 IT: Theil. 5. Haupefitet

Dole des Magnets anſchließt, und in der Mitte mit

einem Hafen zum! Anhängen ber Gewichte verſehe⸗

ift, Man nennt diefen Stab ven Anker.

| $. 1429. Die Wirfung des Magners auf but Eifen nimmt mit ber Entfernung ab, und zwar 2

Verhoͤltniß des Quadtats dieſer Entfernung. Han

90.1 55 .fJure hat durch feine Magnetometet gefun:

den, daß die Kraft des. Magnetg gegen das, Eijen a

verſchiedenen Orten veränderlich iſt.

Sauſſure Beſchreibung eines neuen Magnetometers; ia P ven Reiſen durch die Alpen, Th. 11. ©. 126. ff.

. 1430. Die Erfahrung lehrt, daß ben de cher Eutfernung die Intenſitoͤt der Anziehung zwiſche Eiſen und Magnet dieſelbige bfeibt, es mag zwiſche benden ein Mittel ſeyn, welches es will, nur mid ein folches, das ſelbſt der Mittheilung des Magnet tismus fähig ift, als Eifen. Auch im luftleeren Raw me bleibt die Anztehung diefelbige. |

Hierauf gründen ſich allerlen Epielereven und Taſchen kuͤnſte

Verſuche: Die Magnetnadel wird vom Eiſen an wenn ſie hinter Meſſing ı —*— Baden

u.dergl. ſteht. Eine unter der Blode der Luftpumpe im leeren Raume derh bigen bängende Magnetnadel wird durch das aͤußerich as

die Glode gehaltene Eiſen angezogen.

$. 1431. Der Magnet zieht nicht allein bes Eifen an, fondern auch einen andern Magnet. 3 fein die Pole des Magnets ziehen ſich wicht ohne Un terfchied an, fondern nur die ungleichnamigen; 08° der Nordpol des einen Magnets sieht nur den Gil pol des andern, und umgefehrt, und beyde hängen ben der Berührung ftarf.zufammen. :.. | (. 145:

Magnetiſche Materie 859

S. 1432. Die gleichnamigen Pole bes Mag: 3 Hingegen, als der Nordpol des .einen und der ordpol des andern, der Suͤdpol des einen undider adpol des andern, ziehen fi) nicht nur nicht an, - ‚dern ftoßen fich fogar zurüd.

8. 1433. Hieraus: folgt alfo das allgemeine Ges- : - Ungleichnamige Pole der Magnete ziehen ſich ‚, gleichnamige Pole derfelben ftoßen fich ab.

Berfuche: Der Nordpol des einen Magnete hängt mit dem Suͤdpole eines andern zuſammen.

Zwiſchen dem Nordpole oder Suͤdpole des einen nnd dem gleich⸗ namigen des andern ift Feine Spur von Zufammenbang zu merfen, wenn fie fi berühren.

Ein Magnet, der an einer Waage ins Bleichgewicht gebracht tft, wird bey der Aumäherung der ungleichnamigen Pole eines andern Magnets herabgezogen, (Io wie vom Eifen ‚) ‚bed Annäherung der gleihnamigen Pole aber in die Höhe geſtoͤßen.

Der Nordpol einer Magnetnadel flieht vor dem Nordpole des Magnete» und geht nach dem Suͤdpole deſſelbigen au, der bingegen wieder den Güdpol der Magnetnadel abftößt.

$. 1434. Wegen .diefer Wirfungen heißen die ingleichnamigen Pole zivener Magnete auch freund: haftliche (D. amici); die gleichnamigen, feindſchaft⸗ iche (P. inimici). | |

$. 1435. Die anziehenden und abftogenden Kräfte der magnetifhen Materie verhalten ſich gera⸗ ye, wie die. magnetifche Intenfität, und umgekehrt, vie das Quadrat. ihrer Entfernungen. . Herr Cou⸗ lomb hat dieſes Gefeß durch feine finnreiche magnes tische Waage bewiefen. '

Abhandlung tiber den Magnetismus, von Hen. Coulomb; im neuen Journal der Phyſik, B. II. S. 298. ff.

$. 1436. Das Eifen, befonders der Stahl, tft dir Mittheilung des Magnetismus fähig, und kann die

360 I. Theil. 5. Hauptſtuͤck.

die Eigenfchaften des Magnets, anderes Eifen zu x hen, und die Polarität erlangen. Das magnerit gemachte Eifen oder ſolcher Stahl heißt überhaur: «= kuͤnſtucher Magnet, und übertrifft an Wirfunsr den natürlichen. -

§. 1437. Der Magnetismus kann dem Str und Eifen auf verfchiedene Art durch einen nararlice Magnet mitgetheilt werden. Schon dadurch, dv eine eiferne oder ftählerne Madel an der Armatur: nes natürlichen Magnets eine furze Zeit hängt, e hält fie das Vermögen, leichtes Eifenfeil zu ziehe, und zeigt an der Spitze, womit fie den Pol » Magnets berührte, den entgegengefeßten Pol ix Magnets, oder die Spiße der Nadel wird 5. B. je Suͤdpole, wenn fie an dem Ttordpole des Maaner hing. In diefer Mitrheilung des Macnetismus ix | auch zum Theil der Grund, daß fich an den ame mirten Magnete hängenden Bart vom Eifenfeil nt mehreres anlegt, und daß man auf -diefe Art c große Menge Eiſenfeil ſchwebend erhalten Fann.

$. 1438. Stärfer und dauerhafter ertheilt mır dem Stahle oder gutem Eifen den Magnetismus durch das Streichen mit dem Magnete. Man bz eine doppelte Art: die eine heißt der einfache Strich dieiandere, der Doppelftrich, Um fo etwa in einen eifernen oder ftählernen Stabe den Magnetismus erregen, fo feßt man benm einfachen Striche auf ie > gehörig feft liegenden Stab, einen Pol des armicter Magneten i in der Mirte des Stabes auf, und fütr ıba

RK

‚Magnete Materie 5; 861

n nach. dem Ende zu ab, fetzt ihn in der Mitte des tabes wieder auf, und ihre jo mit einem gelinden seriche mehrere Male fort. Das Ende der gerie- nen. Hälfte des Stabes mird der entgegengefchte, ‚er Der ungleichnamige, oder der freundfchaftliche ‚of des nördlichen. Magnets, alfo zum Stöpofe, enn man mit dem Nordpole diefes Stretchen verrich- te. So verfähtt man nun auch mie der andern zalfte des Stabes, ſetzt den andern Pol des armir⸗ nn Maanets. auf, und ftreicht damit, Man muß ierben überhaupt aber nicht die Pole der ruͤckwaͤrts ſtreichen. |

F. 1439. Durch den Doppelftrich ($. nagnetifirt man den Stahl oder das Eiſen, wenn nan den armirten Magnet mit feinen. benden Polen ver fange nach auf den Stab auffeßt, und fo der länge nach mehrere Male von dem einen Ende bis um andern reibt, und zuleßt dert Magnet wieder von der Mitte des Stabes abführt, Das Ende des. Stabes, ‚welchem ben diefem Meiben der Nordpol des armirten Magnets zunächit tar, wird zum Suͤd⸗ pole, und das andere zum Nordpole.

$. 1440. Weiches Eifen nimmt hierben den Magnetismus leichter an, als hartes, oder. als Stahl, verliert ihn aber auch leichter als diefeg. Und um ihn in den magnetifirten Stäben zu erhalten, iſt es gut, zwey davon fo neben einander aufjubewahten, daß ihre freundfchaftlichen Pole ben einander liegen und mir einem Anker gefchloffen find. |

$. 1441.

862 I. Theil. 5. Hauptftüd.

$. 1441. Auf eine ähnliche Art mache mzz =’ bie magnetiſchen Auferfen, an denen man die © fe der Anziehung gegen das Eifen ebenfalls durt: nen Anfer und durd) angehängte Gewichte, wir. dem armirten Magneten .($. 1428.), befiimae' fann. |

$. 1442. Auch den Magnetnadeln ($. 14: wird auf diefe Art der Magnetismus entroeder dr ben einfachen Strich oder den Doppelftrich erthe Sie werden aus duͤnnem Stahle bereiter, und ie in der Mitte mit einem weht glatt ausgehößlten fe von Meffing oder Achat verfehen, mit welchen r auf einer feinen Spiße horizontal fchweben, unt« fren darauf bewegen fönnen._ Ihre Vollkommende beruht auf ihrer gehörigen und ſymmetriſchen Fie | auf der Stätfe des ihr mitgerheilten Diagnetisms,| und auf der Freyheit ihrer Bewegung.

Vom Compaß oder der Bouffole, feinem Bebrauche und Nıta |

Eine neue febr emipfindlihe Art der Aufhängung der Mas | nabein vermittelt der ſtarken Fäden der Kreuzipinne ji Hr. Benner angegeben. '

„Be are Br; Me Beunebaht safyrhäugen

$. 1443. Jede Magnetnadel ift, wie das Ei fen und der Stahl Überhaupt, nur eines gemilen Grades des Magnetismus fähig, der nicht uͤberſchte ten werden Fann, fo ftarf auch die Magnete fint, womit man fie magnetifirt.

$. 1444. Eben fo hat Herr Coulomb acfunden, daß ben einer Magnernadel die Summe der Kräfk, welche die Nadel oder einen Theil davon gegen Mer den

Magnetiſche Materie. 868

m follicirt, genau gleich) if der Summe ber Kräfte, elche die Nabel * ihren Theil ‚gegen Süden bt |

itirt. Toulomb a. a. O. ©. 300

§. 1445. Er hat ferner daß bey Mag⸗ tnadeln von verſchiedenen homologen Dimenſionen, 3er. von: einerley Natur, wenn ſie bis zur Sättigung ‚agnetifirt worden find, fic die Momente der diri⸗ ivenden Kräfte wie die Wuͤrfel der homologen Di: tenfionen verhalten. Coulomb a. a. O., S. 309.

§. 1446. Eine Magrietnabel Re buch das Magnetifiren nicht ſchwerer und leichter als fie vor em Magnetifiren war.

$. 1447. Die Magnetwadel⸗ und der Magnet ichten fich aber in den wenigſten Faͤllen genau nach Norden, und die Polaritaͤt derſelbigen gilt nur mit Einſchraͤnkung. Wir finden vielmehr, daß die Mag⸗ netnadel an den meiſten Orten auf der Erde ſich von der wahren Richtung der Mittagslinie entweder nach Weſten oder nach Oſten zu mehr oder weniger abwendet, und daher der magnetiſche Meridian nicht mit dem wahren Meridiane immer überein: fimmt: Der Winkel, welchen fie auf diefe Art mit der wahren Mittagslinie macht, heißt die Howe chung oder Declination der YWMagnernadel (Decli- natio f. Variatio acus magneticae ). $. 1448. Die Abweichung der Magnetnadel ift an den verſchiedenen Stellen der, Erbe verſchieden. Es

854 IL Tue 5. Hung.

Es zit einize Sarlm, wo te Mimerkum: ze ee Etat finder, eder we Te Rıeumz Ser Ei er del mit der Mittagstinie tes Ders aense am fi andere, we die Madel meh; amder, et

tich abweicht. Aus meitern Becbadscungen jur Karten entwerfen, morauf die brmeiteumnchen der Nadel gezeichnet ind ( Decimszrionsfarze),

$. 1445. Eine ſelche linie auf der Erte, welcher vie Magnetnadel nicht abmeiche, akt ante fürfichen Theile des großen indikhen Werrei, = Neuholland, durch die phifipsinichen Ile, = fadliche China und vinch Aſien, vermucküd fe: Bas Eismeer zwiſchen Nova Zembla und Seittte Eine andere ſolche linie, auf der feine Abmmeichem: Tadel Statt finder, geht durch das ärbiopikhe Be und einen Theil des atlantiihen Meeres, ba m Gap St. Auguftiin in Brafilien vorben, und nie ven Bermudifchen Inſeln, endlidy in die nordems caniſchen laͤnder. Don diefer letztern finie an ik der Erde nach Oſten zu Die Abweichung der Mage nadel weſtlich. Diefe ift alfo in gaiiz Europa, Africa, in dem öftlichen Theile der nordamericandide Sähder, und in dem. fünlichen Theile des weſtlice Afiens mweftlih. Die. Abweichung nimme von ju« $inie an immer mehr und mehr zu, bis im Decam weſtwaͤrts von Grofbrittannien, und, oftwärts bw Vorgebirge der guten Hoffnung, wo fie 1770 um größeften war, nämlid 25°. Bon hier an nimm die Abweichung der Madel immer mehr und mehr ob,

je weiter man nad) Oſten zu kommt und wird im met

Magnetiſche Materie.: : 865

er kleiner, bis fie ſich an der erſten erwaͤhnten Linie ne Abweichung ganz wieder verliert. Von dieſer nie an oſtwaͤrts faͤngt die Abweichung an, oͤſtlich zu erden, und nimmt immer mehr. und mehr zu. Die oßte Öftliche Abweichung von 25° iſt unterhalb der Dlichen Spiße, von America. Bon hier‘ an nimmt e⸗ dftliche Abmeichung wieder ab und verliert fich adlich auf der angezeigten zweyten finie ganz. Berliner aftronomifches Jahrbuch für 1779

$. 1450. Selbſt ift.aber auch aneinerley Orten ie Abweichung nicht zu allen Zeiten diefelbige, fon- ‚ern beider Veränderungen, (Variatio deolinationis). Nach ange fortgefeßten Beobachtungen zu Paris hat nan gefunden, daß die Nadel vor dem Jahre 1666 ſtlich abwich; im Jahre 1666 hatte fie feine Abwei⸗ hung. Seit diefer Zeit fing fie an, immer mehr und mehr weftlich abzuweichen, undim Jahre 1783 betrug dieſe weftliche Declination 219 4% Jetzt ſcheint die weftliche Abweichung dafelbft wieder abzus nehmen. Man ficht hieraus leicht, daß die Decli⸗ nationstarten nicht für immer dienen koͤnnen.

Or 2

; $ 1451. Uber die Zunahme. ber Abweichung

der Radel an einem und demſelbigen Orte iſt eigentlich

oſcillirend, wie Hert Caſſini durch ſeine genauern Be⸗

obachtungen gefunden, und hat keinen conſtanten

progteſſiven Gang, fo daß es ein tägliches, monat⸗

liches, und jährliches Marimum und Minimum = | 0 Zii |

* TE |

*

866 11. Theil. 5: Hauptftücdh. | fer Abweichung giebt, melches zu bwerfchieten

ten gar fehr verfchieden fenn fann, und merasi gleich erheller, wie unzuverfäffig es üft, durd & Beobachtung die mittlere Declination der Na | einen Ort beftimmen zu mollen.

Abweichung und Variation der Maanetnadel auf dem f Dpfervatorium zn Paris ſeit 1667 bis 1791 be: Bon Herrn Caſſini; im Journal der Phyſtt u ©. 418. ff.; 8. VIII. S. 433. ff.

$. 1452. Wenn aud) die Magnetnadel = beitet war, daß fie vor dem Streichen mit dem; nete völlig rmaagerecht auf der Spitze ſchwebte, kr det man doc), nachdem fie. magnetifirt more daß fie ihr Gleichgewicht in etwas verfiert un‘ anit der einen Spitze unter den Horizont neigt. MWinfel, welchen die dazu eingerichrere Nade ver Horizontallinie macht, heißt die Neigung Inclination der Magnetnadel \Inclinatio acus, gneticae. ) |

$. 1453. Um die Magnetnabel fo aufjukirr daf fie die Inclination ungehindert zeige, dir! gewöhnliche Einrichtung mit dem Hute nicht, dern fie wird vielmehr mir Zapfen werfen, 2 welchen fie in der Mitte eines Ringes hängt. (Mi Qungenadel, Neigungscompaß) Um de; gung gehörig zu bemerfen, muf die Nadel aut! gleich im magnetifchen Metidiane ftehen. Dr wenn ihre Achfe nicht im magnetifchen Meridian‘ jo find die Neigungen größer,” und wenn fie dn® pi

Magnetiſche Matetie. 367

etiſchen Meridian. rechtwinklig durchſchneidet, ſo bt fie gar voͤllig lothrecht, wenn fie anders gut und n genug gearbeitet iſt.

Volfs nuͤtzliche Verſuche, Tb. III. Kap. 4. 4. 61. Recueil des pieces [dr les 'baufloles d’ inclinaifon, à Paris 1748. 4. Branders und Hoͤſchels Beicreibung des magnetifeen Des elinatorii und RN N 1779. 8. .

6. 1454. io dem groͤßten Theile der nöröfihen albkugel unfrer Erde ift es ver Nordpol der Magnete adel, der ſich gegen die Horizontalebene neigt. Dies

Neigung ift nicht an allen Orten gleich ftarf, und.

immt zu, je weiter der Ort dom Aequator abſteht, der je groͤßer ſeine Breite iſt. In der ſuͤdlichen Haͤlf⸗ e unſerer Erde macht die Spitze des Suͤdrols der Magnetnadel die Neigung, und diefe nimmt ebenfalls ach DVerhäftnif der Breite des Drts zu. Sonſt ift die Inclination der Nadel, fo wie ihre Dechnation, mancherlen zufälligen Veränderungen unterworfen. Beobachtungen neuerer Zeiten uͤber die Groͤße der Neigung der Nadel hat Herr Cavallo-in einer Tabelle zufammengeftelle

Theoretifche und practiſche Abhandlung der Lehre vom Yiagnete, mit eigenen Derfuchen, | von ER Capalio, aus

dem Engl. Leipj. ızu. —.

108

$. 1455. In Eiſen und Staff fann der ———

temus auch urſpruͤnglich hervorgebracht werden, oh⸗ ne Beyhuͤlfe eines natürlichen oder kuͤnſtlichen Ma: gnets, und alſo vhne Mittheilung des Magnetismus; Man hat gefunden, "daß eiſerne Stangen und: Stife te, wenn ſie einen Zeit lang. in lothrechter Stellung

Jii2 aufge⸗

‚868 11: Theil - 5. Hauptſtuͤck.

aufgeftellt wurden, wenigftens Polarität zeigten, nz mehr, wenn fie im magnetiihen Meridiane ımter nem Winkel gegen ben Horizont geneigt ftanden, r es Die. Suchinationsnadel angiebt. Das untere Er eines ſolchen Stabes ftößt den Morbpol der Mass nadel, und zieht den Südpol. Es ift alfo felr x Mordpol. Die Polarität ift aber nur von gar fur Dauer und: verliert fich ben einer horizontalen ©: [ung bald wieder. Sp fann man auch augenbiidir Polaritaͤt in einer eifernen Stange jumege brinzı j wenn man fie lotbrecht in der Hand,hält, und me: wem. Hammer oder Schlüffel von. einem Ende x Stange bis zum andern Ende fanft klopft. Das— tere Ende wird der Ttorbpol, das obere der Ei: Durd) Umfehren der Stange und neues Anſchlen fann.man die Pole leicht wieder vermechfeln. Ei: ſerne Werkzeuge, ‚womit man faltgs Eifen bohrt «= fchneivet, werden an der Spitze oft magnerifch; v gleichen zeigt das Eifen Polarität, wenn es; glühe im falten Waſſer abgeldfht ift oder. gemwaltfam ;r brochen wird. Durch die eleeteifchen. Funken Hat m magnetifche Kraft in dem Eifen entſtehen, durch fir fere fie aber auch wieder verfchwinden fehen. 1 Mulhede 6 ee v.. 6.1456. (Außer mehrern bon Herrn. Ania Mitchell, Eanton, TIngenhoufs, ausgefundenen thoden, ‚den Magnetismus im Eiſen urſpruͤnglich erregen, hat befonders dere Antbeaulme eine Mate de bekannt gemacht, nach welther- man; leicht und ix ru rblie ler quen

Magnerifche Materie. ' 869)

em Den Magnetismus im Eifen ——— erwe⸗

m und ſehr ſtark machen kann.

Kröghe, In den'philof; eransace. Vol. LXIX. ©; cr. Hl. A Treatile of artificial magnets, by .J. Mitchell, Lond;' 1750. 8. TCanton,,in den philof. eransacı. Vol. XLVII. €. 31. ff., und überfegt im Hamburg. Mag. B. VII. S. 339. Ingenhouſz vermifchte Schriften, 3.1. ©. 49. ff. Mömoire fur les aimants artihiciels, qui a remport& le: prix de l’acad. de Petersb,, par Mr. Ancheaulme, aP: ‚1760. Barftens Entw. der Naturwiſſenſchaft/ ſ. 1583. ff. .

$. 1457. Der natürliche Magnet fo wohl ale ex Fünftliche verliert feinen Magnetismus gänzlich‘ urch Bas Gluͤhen im Teuer und durch das Calcini— ti So wird audy dem Stahle oder Eifen der Ma-' netismus durch ftarfes Werfen, Krummbiegen, oder urch Nüchwärtsftreichen bald wieder geraubt. Wie an in den magnetifirten Stäben, den. Magnetismus auerhaft erhalte, das habe ic) oben ($. 1440. ſchon geführt. Eben fo bewahrt man auch dm beften rmirte Magnete oder magnetifche Hufeifen auf, in? em man fie paarweiſe mit ihren freundſchafelichen Po⸗ man einander legt.

8 1458. Noch ift hier von Herrn zrugmans entdeckte, Phaͤnomen beym Streichen ines Stabes von Eiſen oder Stahl mit dem Magnete, u erwähnen. In jedem Stabe, er fen von Eiſen wer Stahl, AC' (Big. 176.) giebt es zwey Puncte M und N, bie'fo beichaffen find, daß, wenn mar ven Wien mit dem Streichen —* Magnets,

womit

370 II. Theil 3. Heuptſtũc.

momit man an einem Ende, mie in A, anzu hat, aufhört, baldın A, bald ın C femme magr fche Kraft pervergebraht wird. Wenn mans nue bis M geftrichen hat, fo mırd ın A fen Dir tismus erfcheinen; fireiht man bis N, femme: andern Ende C mangeln, ob man gleich, man = Dies : oder jenfeits der Puncte M und N mit Sir aufhört, einen bemerfbaren Magnetismus an be" Enven hervorbringt. Herr Drugmane nen: N Puncte M und N 7 difftrenzpunete, meil die & der Stäbe, die bis dabin geftrichen werden, auf de [e einer Magnetnadel ohne Unterfchied, (indifee mwirfen, und bende mit gfeicher teichtigfeir anjer Philoſophiſche Berfuche über die maanetiibe Materie m ren Wirkung in Eiien und Masnet, aus um li

Herrn Anton Brugmans überſetzt berausarsen Chrift. Goith. Eſchenbach. Leipzig 1734: 8. S. x.*

$. 1459. Herr van Smwinden, der die

vie der Indifferenzpuncte des Her Brugmin fehr vielem Scharffinne unterfucht hat, feßte aa fen Snoifferenzpuncten noch einen culimmire Punct, mit dem es folgende Bewandtnif hat. man das eiferne Stäbchen AC mit dem Per Magnets, 4. B. mit dem Nordpole,; won And fireicht, fo erſcheint im Anfange in A der Ei und in C der Nordpol, deſſen Kraft immer junm“ indem man den Magnet durch einen beftimmten X von A fortführe. Es ift aber ein Punct in dem hen AC von der. Eigenfchaft, daß, wenn der Nur I)

Magnetifche Materie... Bm

wm Ende A bis dahin geführt worden, alsdann das arımum der nördlichen Kraft an dem Ende C beob: ‚tet werde. Diefen Punct nennt Herr van Swin⸗ x den eulminirenden Dunct (Punctum culminans), il, wenn man biesfeits oder jenfeits diefes Punctes et Streichen aufhört, die Polarfraft am Ende C ‚emal fchwächer iſt. Herr van Swinden zeigt durch ne Verſuche, daß die drey Puncte, naͤmlich der Aminirende Punct und die beyden Indifferenzpunc⸗ , nicht nur von der fange und Dicke des eifernen Yrabtes oder Stabes, fondern aud) von der Härte es Eifens und der Stärfe des Magnets abhängen. Brugmans a. a. D. ©. 81. f. Tentamina theoriae mathe maticae de phaenomenis magneticis. Specimen 1. ſiſtens

principia generalia ad novam punctorum indifferentiae et puncti culminantis tbeoriam. Franequ. 4, mai.

Leber die magnetifche Intenfität jedes Punctes einer Magnets nadel hat Herr Coulomb fehr Ichrreihe Erfahrungen ans geitellt. |

Coulombs oben (f. 1435.) angef. Abhandl.

$. 1460. Jede Theorie über den Magnetismus it bis feßt unzureichend gewelen. Noch find unfere Kenntniffe über die Erfcheinungen felbft nicht weit ge: nug vorgerüct, und die Thatfachen felbft noch nicht genugfam vervielfältigt, um darauf ein Sehrgebäude errichten zu dürfen. a j *

*

Petri van Mufchenbroek disſert. pheſica experimentalis de magnete ; im feinen disf. phy/. et geom. ©. u ff.

| Leon.

872 IL Sheil. 5. Hauptſtuͤck.

Leon. Euleri opusculor. T. III. continens novam. ren magnetis. Berol. 1751. 4.

Tentamen ıtheoriae electricitatis et magnetilmi, az F.V. T. Aepino. Petropol, (1759.) 4-

Herrn. Anton Brugmans Beobahtungen über die Vere— fchaften des Magnet, aus dem Lat. von C. & Ex bach. Zeipz. 1781. 8.

Cheoretiſche und practiihe Abhandlung der Lehre vom Mus te, mit eignen Verſuchen, von Tibetius Cavallo, uni a Engl. Leipzig 1788. 8

Dom Urfprunge der magnetifhen Kräfte, von Hrn. PD. vol, aus dem Srany. von Day. Lud, Bourguer. & 1794 8.

Reait

| |

. A a .

Regiſter.

Zahlen bedeuten die Paragraphen, N. bedeutet bie Note.

A. al, electriſcher 1391 füßen : 26 fidenlinten aller Planeten u. ihre Deweg. 271. N. Fa weidhung der Magnetnar def 1447 f. Abweihungs Linien derfelben 1448 ff. eetum Iythargyri. Ace-

tite de plomb. 1117. N.

cıda. Acides. 864. Aci- dum oxalicum 1161. ho- rufßcum 1176 et}o corporis, actio in

corpus | 104. N. berhaut des Auges eolipila 588 epfeliäure 864. 1135. 1163. epfelwein - 1189 equilibriſtenkuͤnſte 281 ‚es Ä 1073. N. ether, unter der Luftpumpe

138.

Eutlers 798 u. N. \ethiops, per fe 1116. N.

martiahis ı1119.M. \fAnitas [ynthetica 174.

electiva- implex 176. \ggregatio 115 Uaun 895. 971 Klaunerbe 905

Alkali, Alcalien 874 ff. Cha⸗ rakter derfelb. 874 f. aͤtzen⸗ he 976. Arten derjelb. 877.

flüchtiges 382. als Auflo-

N. beym Lichte, und,

Amylum

fungsmittel für Schwefel 981. alcalia cauftica, vo- latilia 376ff.

Alcannatinctur 743. N. ros

the, als Reagens für Als calien ®

875 Alcohol, Auffteigen deſſelben

in Haarroͤhrchen 157. N. eigenthämt. Gewicht deffels ben 368. Gewicht deffelben b. Vermiſch. m. Waſſer 369. M. 3. 1192. Charakter u.

Phaͤnom. deffelb. 1193 ff. Alcoholometer 364 Alumine . 118. 905

Amalgama 1116. N. Ameiſenſaͤure 1174. 1184

Ammontaf 882-885. kohlens faures 957. phosphorſaures 1037. falzigtfaures 1051. bey Pflanzen 1144. bey ®. Fäulniß _ 1214. 1217

Ammoniatgas 882 - 385.957.

1000, Ausdehnung defiels ben durch Wärme 562. N.

| ı157 Analyis 7 115

Anamorphoſen, catoptrifche ... 691. dioptrifche 03 Anatom Heber, Wolf 317 N.

Anker des Magnets 1428 Angulus incidentiae, re- flexionis 304. N. 669. re- fractionis, refractus 693. ‚opticus, vilorius 766 Anti-

874

diaphoreti- 1126 M.

Aarıcplogififch. Spitem 841

Antlia, alpirans factoria 409. vinopolarum 410, pneumatica 414

Aysiehungstraft 39 f.

‚Apparat, phyſiſcher 13. zur Beſtimmung der Länge des Secundenpenduls 260. N.

pneumatiſch⸗chemiſcher 608 f. zur Waſſer⸗ und Saͤu⸗ reerzeuuang 921 mM.

Aqua regis 1060

Archimedeiſch. Probl. 369. N.

Arbor Dianae, A. Saturni,

A: Tovis 1105. N. Area 101 M. Areometer 360. mit Sca—

len 360. Fahrenheitiſches, Eiarcy’fches, Nicholſonſches

365 f.

Argent., fulminans 1115.

N. vivum —— Argilla Arm des Menſchen als De bei 283. N.

Armatura 1331. 1428. Ar matur des Magnets 1428 Arſenik 118. 1067. Verdam— pfung deſſelben. 580. N. Charakter deſſelben 1124.

weißer 1124. N. Arſenikkalk, Arſenikmetall 1124 u. N.

Arſenikſaͤure 364. 870. 872.

1124

Aſche, und EN. *

ſelben 46

Athmen, Mechanismus ſelben

nn 829. eleetrifge

1254. 1307. 1313

Regiker.

Atome Atomiſtiſches Syſten Attraction 3 Aufbrauſen —* Aufhaͤngunge punct Aufoͤſung 179 ff. auf nal - und trodenem Best partielle, totale 10 Sasarten Aufidfunasmirtel ‚Auge, Beſchaffenh. ».% deflelben 2 Augapfiel, Augenböst, ! i. genlieder, Augenmimr 76

Augenglas Augenmaaß Augennerve * Aurum fulminans ımt) Ausdennung r

Ausdänftung 598 dei (hen 627. unmerkiid* Waflers

Auslader, electriſcher, Iy’6 allgemeiner 135%)

Auslaugen der Ale ie

Auſtralerde 118. gg:

Austrocknen d. Pflany,

‚Axis in peritrochio

Axungia In Azote J B. Bärlappfaamen , Vi defleiben 15316* Bahn der Körper 65. M bolifhe gemworfener Id"

rer Körper J

Balancierkuͤnſte J

Balſam, natürlicher i Barometer 395 ff. d förmiges 397. genaue richtung deffeiben 3

Kegifer,

Norlands ſchief liegendes Sı. Vernouilli's rechts pinfliges 401. Leuchten eſſelben 1388 rometerprobe, gewöhnlis he 433. heberförmige 434. woftop

ryte

fe acidifable, hant 865 aſis, ponbderabele 135. Dämpfen syıf. bey Gas⸗ arten, ſ. jede unter ihrem Buchſtaben

atterie, electriſche 1346 Phaͤnomen —7

—E des Object

906 acıdi-

ſes zelegung, bey ber citaͤt 1331 f. Benzoeblumen 1164. Bens zoeharz 1164 denzoeſaͤure 864. 1135.1164. Beobachtung 11 Berlinerblau 1119. N. 1176.

Phaͤnomen deſſel⸗

1229 8 Befchlagen der Gebäude 944 BDeitandeheile 112. nähere,

entferntere 116. nähere, . unmittelbare der organis (hen Körper: 1134. - der - Pflangenkörper 1135 ff. d. thieriſch. Körp. 1173 ff. Deugung des Lichts, |. Licht. Bewegung, abjolute, relas tive 56. eigne, gemeins (haftlihe 59. wirkliche, ſcheinbare 60. N. frumms linige 67. gleihförmige, veränderte oder. ungleiche

395 °

875

förmige ; verminderte, ber fhleunigte ; gleichfoͤrmig⸗, ungleichfärmig, befchleunig» te; gleihförmig + , ungleiche förmig » verminderte 7z. einfache 81. zufammenge ſetzte 86. Geſetz der zu fammengefesten 37. geras de, Ichiefe 93. geradlini⸗ ge, trummlinige 96f. Toms ‚reals 99 Kreis, 101. M. ‚Größe derfeiben 105. 108 zeit derfelben . 69 Bemwegungspunct 282

- —— reine 54 ff.

1138 Bierwaage Bild des Gegenſtandes bey Spiegeln, (‚Spiegel 682 ff. bey erhabenen Glaͤſern zıı f. mathematiſches, phyſiſches 715 Bildung der Kryſtalle, orga⸗ niſcher Körper 144 u. N. Bildungstrieb, Blumenbachs

144 N.

Billard 95. 305 Birnprobe, Smeatons 437

64 Bittererde, Bitterſalzerde | | 903. N. Bitterſalz 971 Blaſe, Zerreißen derſelben

bey der Luftpumpe 3836. N. 439. Aufſchwellen derſelb. durch Hitze 563. N. Blaſebalg, Fällen deſſelb. mit Luft 410. Wirkung deſ—⸗ ſelben 328 Blauſaͤure 364. 370. 1176 Blaue Staͤrke 1125. N. Bleichen der Leinwand und Baumwolle 1055

Blen⸗

876 Biendund, im Auge 753. ' in Fernröhren 2731

Bley 119. 1067. Charakter deſſelben 1117 Bleyaſche 1117 u. M.

Bleybaum 143. N. 1105. M.

Bleyeſſig, Bleyglaͤtte, Bley⸗ glas, Bleykalk, Bleyzu⸗

cker 1117. N. Blumen, chemiſche 143. M. Bologneſerflaſchen 127. N. Boracit 1066. zeigt Elec⸗

tricitaͤt 1390 u. N. Borax 1065 Borarfäure 364. Radical derſelben 912. 1065 f. Bouſſole 1442. N.

Bouteillen, Schwimmen ders

felben 348. N. Branntwein 1191 Branntweinwaage 364

Braunſchw. Grün 1118. N. Braunſtein, als Beſtandtheil des Sauerſtoffgas 831 f. roher, Braunſteinmetall 1127 u. N.

Brechbarkeit, Brechung des Lichts; ſ. Licht, Lichtſtrahlen.

Brechungsſinus 697

Brechungsverhaͤltniß 697

Brechungswinkel 693

Brechweinſtein 1126. N.

Breite 31

Brennbares Weſen; ſiehe Brennſtoff.

Brennglaͤſer 317. Tſchirn⸗ hauſ., Troudainifhe 819

Brennpunct 673. eingebil⸗ deter 676. bey Linſen 707. 714. Entfernung

deſſelben practiſch zu fins den 710. Urſach der Bes nennung deſſelben 817f.

Kegifter.

Brennfpienel sıri W tiſche, Tſchitrnhed Breunſtoff 118. mW Btrennweite 673. t.liein- Brenzlider Gerndw" ſchmack bey Pfage 2 Brillen Bronze . Brunnen, Wirkan te türlihen 344. &9 394. Gturms = render Bulbus ocnli N Butyrum ftanni nu antimonii nl Butter ir €.

Cacholonge, zeigen dt! Calcinatio x Caloricum. Calori-

Calx, viva, ul» plumbi gryfea *

Calorimeter

Campbria

Camera clara, Ru - deriihe Camera a n Porta, optifcye, disp* tragbare Caoutchounc 1 Carbone rıki Carbures metalliqus Carmin, blauer u? Eartefian. Teufelchen 34" Cathetus incidentiae " Eentraibewegung, Ider Körper 270 ff. der iv melstörper a Centralkraͤfte roo. dar

petalkraft 99. 70 Qu⸗

derſelben 100. Cem galkraft zoo. . Wire

derſelben Beyım pem

Kegifter.

trumm‘, 'vırıam 9) "eillationis 257. gra- tatis 272 f.ınotus 282

ullz, alba, citrma A 11 17. N. aılybs 21819. M. mäleon,mineral. 11270, zux 2 218. 909 ——— entzuͤndet u: En. 849 er ‚97 „5,2889 arfreis "u 75 2 ıeres clävellati : 1146 rconite 118. 909 rculus olcunlat, 301,N.18 ronenfäure ;' -1135 Khenille. 44. M. haͤrenz ..146 ff. . * 146 ff. Geſetz ders 149

a 1155 Mestinglas 819

oAlector, Aectriſcher 1384f.

om buſtio ‚. 823 ompaß ur 42. M. ompoſit. d. Faͤrber ompreſſionspumpe 413

ondenfator;relectr. 11376 ff, \onduetor,." nom, cöndu-

‚etor ı. II, 1236 söngelatio ı 576 konfp' riren 90 ontinuum 1. 42 Tontractilitaͤt126 Tonvergenz ;..f. Lichtſtrahlen. Eopernicanifche Weltordnung

271M.

Corpora, folida, liquida, Auida, expanfihilia 122. rigida 124. ductilia, fra- »gilja 125. lucentia 641 .'OPaca , transparentia,

“tliapnhana, pelliteida 642. In

877

velatilia, ixa 600. ſono⸗ ra449. anelectrica,idio-

electrica 1236. 1248 Eorpuscularifien 798.0. Crocus Martis⸗- 1119. 0% Erownalas 788 f.

Cucurbitula fcarificat. 410 Euiminirender Punct, beym

Magnetismus 1459 Curcumatinctur 743 M. Cuprum ammon. nn Epkloide:.

Cylinder, Muſchenbrͤcin 147.,N. Schwerpuncrders ſelben 274, Hinaurfteigem - deffelben auf einer fchiefem Ebene 2g:. Bingende 467 —— bey der Eectricitaͤt 1257

D. aa

Dammerde #227 f.

Dampf, Dämpfe 136: 370 fr 578. Uriprung und Theo

sie deflelben 579 f, abſo⸗

Iute Elaſticitaͤt deſſelben

524f. Gewalt des einge⸗

138 586. Zerſetzung

derſelben 599 Dampfbildung s6 ff. Dampfblaſen 3 Dampfkugel - 588 Danpmaldine, Watts und

Grens I . 588) 445 Declinatio acus magneti- ' cae 1447) Drelinationsfarten 1448

DesoxidarionyDesoridirung

: 842. bey Metallen . >

Deftilliven -

Deftiliftapparat des ad für »- 64u1

Deto-

878

Detonatio = Diabetes

Diagonalmafhine, - Sn

bards 87.N. Dianenbaum 143. | Diaphonometer 661 M.

Dicht, vollkommen, abfol. 47 Dichtigkeit 48. Regeln dev feiben 53 Diffractio lucis 47 Digeftor Papini 598 Directe 93. directio 66 Diſtantia focalis 673 Diftanzen, mittlere 101 M. Divergenz ; f. Lichtſtrahlen.

Divergiren 90 Dörren der Pflamen 1136 Doppelbarometer, Huygen⸗ ſches, Hookſches, de

Hireſches Dreved, Schwerpunct Def feiben 274 Dradpumpe 413 Dünger 1228 Dunkelheit 640 Dunft; f. Dampf.

Duplicator, electeifcher 1386

Dura mater 751

Durdfihtigkeit 75

Dynamifches Syſtem 46f. E.

Ebbe und Fluth 271. M.

Ebene, horizont. 197. ſchiefe,

geneigte, inclinirte 228 f. Echo, einſylb., vielf. 484 f- Eeliptiß, Abnehmen. Schiefe

derjelben 271. M. Edelgeſteine, kuͤnſtliche 1078 Efferveſcentia 190. 606

Eimer voll Waſſer, Verſuch damit

"ln

Regifter.

Einfalisiseh 44, in falltpanct &9;. du

deſſelben ringeres Gew als des Mafferi;;: | thauen deffeibn Eisapparat ! Eifen 144. N. 10%7. & deſſelben 1119

Eiſenvitriol 11 116." Eifenftein, magnenkt" | Elaſticitoͤt abe Fluidi 403. fenen Luft rt

vermehrt

—— Elaſtiſches Harı Elaterometer, fir gu

404 433. 54 Electricitaͤt 2330 5 "

—— urſpruͤnglid uantitaͤt der

Megif er.

, 2246. Intenſitaͤt der⸗ ver 2254. entaegenge te 1284 ff. Geſetze der sen 1301 ff. gleichartige, ge Abitoßen 1302 ff. uns ichartige, jeigt Anziehen os$ ff. Mittheilung, Ber

il. Derf. 1310f. Theorie _

entgegengeſetzten 1313 ff. anttins, dualiftifches oder

ymmers Syſtem derſelb.

13ff. natuͤrlicher, poſi—⸗ o u. negativ electriſcher uſtand derſelben 1313 f. erſtaärkte 1328 ff. Phaͤno⸗ ene der verſtaͤrkten 1347. Fridgeinungen derſelben im aftleeren Raume 1387 6. 389. einige befondere Arı en derfelben 1390 ff. Gals ani's thierifhe 1403 ff. errichtätsiammier 13894 ‚ctricitätsträger, beſtaͤn iger 1354 ectriſch, electriſirt 1230. electriſiren 1241. negativ⸗, poſitiv · electr. 1313.1348 f. Electriſche Materie 1229 ff. Demerkungen über d. Na:

tur. und Zufammenfegung.

derfelben 1408 ff. iſt im⸗ ponderabele Subſt. 1409 f.

it expanſibel. Ztuid. 1411 f.

iſt Lichtmaterie 1414f. —— Fluid. 1230. 1407. Duantität, "und Coulombs Geſetze deſſelben 1248 tlectriſirmaſchine 1256 ff. weientlihe Theile derſel⸗

ben 1256, verſchiedene Ar⸗ 1257 N.

ten berfelben lectrometer, verfchiedene Ar, ten deſſelben 1304

879

Electrophor 1354 ff. Theile deſſelben: Kuchen, Form, Teller, Schäffel, Dedel, Trommel, Eonductor, Bar ſis 1355 ff. Verſuche und Phänomene defl. - 1360 ff. Elemente 116.M. der Peris

patetiker 118. N. Elementarweſt 328N. Ellipſe 101,N. 674 Eiongationswinfel 246

Email 1078. 1120, mahlen Emanationsſyſt d. Lies * 3 Em holus = Empyreuma “!: 113 Endaeihwindigfeity4 f.217 44 Engylcopium 776 Enrbindungsflafge bey Site arten 611 Entfernungen der : Gegen» * Hände beym Sehen 70 ff. Entzändliher Grundſtoff; f. Brennftuff. Entzündung ; f. Verbrennen, Erdachſe, Wanken derſelben

271. N.

Erden 890ff. einfache u. des ren acht Arten 891.992. als kaliſche, abforbirende 893. Erden und Steine, eigens thuͤmliches Gewicht derjels «ben | 368 Erverfhütterungen, Urſach derſelben find Dämpfe 586 Erdharze, eigenthuͤmlich Ges

“wicht derſelben 368 Erdrohr 784 Erfahrungen 10 ff.

Erhitzung und Errältung der Körper 527. Richmanniſche Verſuche darüber 533

Er klaͤ⸗

880 16 f. analogiſche

Stegeln derfelden 19 f. ——— hypothetiſche, 6

categoriſche Erleuchtung 640. Staͤrke

derſelben 655 Erſcheinungen 5—10

Erſchuͤtterungs verſuch, electr. Erſchuͤtterungsflaſche, Leid⸗ ner, Kleiſtiſche 1329. Er⸗

ſchuͤtterungskreis 1334 Erze 1106. eigenthuͤmliches Gewicht derſelben 368

Eſſig 1198. deftillirter 1204.

radicaler 1205 N. Effigfermente 1202 Effiggährung 1136. Theorie

derfelben 1198 ff. Eſſigmutter 1199. Eſſig—⸗ naphtha 1196

Eſſigſaäure 864. 1143. 1203 ff. reine, concentrirte 1204 f. Eudiometer 850 fr. Guyton⸗

ſches 988 Evaporatio 598 Exhalatio 598 Expanſibilitaͤt Exvanſ okraft⸗ ß Körper. | Experi jmentum * Exploſion, electriſche 1351

Ey, ſinkt im Waſſer, ſchwimmt in Salzſoole, ſchwebt in der Vermiſchung von bey⸗ dem’ 338. IR) Eyweißflöff 1135. 1158. bey Thieren 1174. ‚Charakter, : dejlelben ı . 1180

F. 9 Faͤllung, Faͤllungsmittel 191 f.

Faͤulniß 1186. 1212 ff. ei⸗ gentliche 1214 +

Negifter.

Gall, der Körpır Yan, . der ſchweren Kim fen Geſetze z12fi. m) fhiefen Ebene sul

- frummer Linie

Fallhoͤhe 214 f. Selm derfelben durd dad}

z4 in

Sarben, beym Prim!

Theorie u. Phännen ſelb. 716 ff. vermik fammen gefegte 735 }

Anderung derf, bull änderung d. Milde! Charakter derſelb. bad pern 814. unalidı wärmung rn gefätbter. .Köre 5 Sonnenſeuer

Farbenbild

ER

Faſerſtoff, bey Tier h Beſchaffenheit dei. ?

Federharz 1135. Ge deſſelben m

Federkraft vl

Fenfter, Gefrieren I

744. N. Odmiga" ben 4

Fermentatio, vinol,®

: da,. putrida 3

mentum

Fernambuctinctur 3—

Bernröhre, 787 f. Dioptriigt dioptriſche Zi has diſches, Galileiſht Kepleriſches 783. er "784. Dolondifge

Ferrum, culum, duch ‚erudum .

Gefiigkeit A :

m

NRNegifter,

e thieriſche, eigenthuͤm⸗ ches Gewicht derſelben 68. Beſchaffenheit ders iben 1174. 1179 propage, gene 615. ortatif 1036 chtigkeitenides Auges 750.

755 f. er 739 f 816 erfonfaine 563. M. ermaſchine, Watts und zrens 588 ur 31 der, beym Newtonſchen Zpiegelteleſtop 793 ſterniß 640

h, Aufſteigen und Mieder⸗ inken deſſelben im Waſſer | 348. N. hbeinhygrometer 947 he, eines reflectirenden Körpers, ebene, krumme, :oncave fphärifche refleetis sense 671 f. convere re—⸗ Tectirende ſphaͤriſche 676 f. ichenraum 101. N. imme, und ‘ihre verichies denen Farben 845 und N. bey Pflanzen 1138 iſche, von elaftiihem Har⸗ je 408. N. belegte eleca

triſche 1331 aſchenzug 294 ıtterruß 1139 iehtraft 271. N. 13 intglas, bey Fernröhren

788 f. eigenthämliches Ges wicht deffelben 368. Bre⸗ Hungsverhältniß deſſelben

| 697 ‚otter und nager, Unter⸗ ſchied dabey 348 N. Iuor ,mineralis 3064

881 Sluß 1064. ‚Stöfe * ——

574

Släffigkeiten, ſtrahlende 133. tropfbare, Ausdehnung ders felden durch Wärme sg f. elaftiiche. Ausdehnung derſ. durh Wärme 561. conves ze und conca@e Fläche ders. ſelben ı52. MN. 153. N. 163. Herabfließen u. Nichts herabfließen derieiben von der "and. eines Gefoͤßes 164 u. N. Auffteigen derf. in Ldihpapier, Schwamm

. u. andern K. 166. Durchs fließen derſ. durch Loͤſchpa⸗

| pier, Filz u. dergl 166.

Hinderniß daran 166. ften hen in den Haarröhrchen tiefer als auswendig 167 u. M. aleihartige, allgem. Satz derſ 313. fpirirudfe, eigenthuͤml. Gewicht derf. 368. ſchwere erpanfibele od. ' or 370 ff. faure, bevm

olze 1143 Fluß ſaͤure 864. Radical ders jelben 912 Sluffigtfaures Gas 1062

Flußſpath rosı. narärlihes Leuchten deffelben 1064 Elußfparhiäure 1061 f. FElußipathfaures Gas 1063 Focus 673 Folgerungen 1090

Follis hydroſtaticus 317 N. Fontainen 316 M.

Fonticulus compreſſionis

414

Form, der Materien 122 if der Aggregation 122 Foſſilien, primitive Formen derſelben 145 u. N. get Fra-

Ir Froſch,

Funken, ſchelnbare

Gaͤhrung 1185.

882 Fraterna caritas riction

394 MM

damit 1392 ff. Froſtpunct, beym Thermomes ter, kuͤnſtlicher zo1. na⸗ türlicher 502 Fulcrum '282 Fuligo ! Sundamentalabftand, Thermometer $undamentalelectrometer 1304. M. beym Aus ge 797. Beuerfunten 823. electriſche 1249. 1322

Fuſio 569

11 beym 501

ſaure, fauligte 1186. des Brotteiges 1211. faulen⸗ de, Theorie und Phaͤno⸗ mene derfelben. 1212 ff.

Gaͤhrungsmittel 1190 Si

958. 1188

Gallerte 1174. 1178 Sallusfäure » 864. 1178 Galmey, Eryftallifictes, zeige Electricität 1390 Ganzmetalle 1069

Gas, Sasarten, Inftförmis ge 136. 370\f. 601. Aus⸗ dehnung derfelben dur Wärme 562. Beftandtheir le derfelben find Bafis und Wärmeftoff 602. Verſchie⸗ dene Arten, f. jede unter dem Buchſtaben ihrer Stof⸗ fe, ſchweres brennbares 141. bey der Faͤulniß . 221% 2222 f.

228 . electrifhe Werfuhe '

mweinigte,

Geſchichte der Nam“ haft |

Regiſter.

. Gas, oxicum, ım 829 f. hydrogenimr carbonicum 95% ! phurofum gr6. = [um 1010, muriue⸗ muriatolum 105% ' ' drogenium care tum u Gas bilbung be: Gazomtter i Gebäude, Stelum ir ald wenn es faln ®

|

GSefaͤßhaut des Augri Gefrieren Sefüge Gegentraft.

. b

Gelatina: J Seißfuß der Maum, Hebel oo Geiſt, brennbare " SGeräufh. Serie 7 Geruch, Brenzliger 7 fauliger, dummlign

noͤſer und Efflunien) ſelben ragt

135 1

* | Sefpägtugee :ft‘

Geſchwindigkeit 11"

gefolgerte Säge daran Geſetz, das Bonleiht, ? riottiſche Geſpinnſt der Gpinnm ! Seidenwuͤrmer m

Geftale, beſtimmte

** 7— choaltali grg k felfaures 971. ſatpeun

res 1004. falzfautd —n fadiges, im m Je

CT

Regiſter.

e wicht bes Rörners 206. üſt bewegende Kraft 206. abdfolutes 209. eigenchüms _ Liches 210. Regeln deffels Ben 211. relatives reipecs zives 230 f. Verhaͤltniß Des relativen gegen das abſolute 232. Vergleihung

und Beſtimmung ded eis,

genthuͤmlichen Gem, fefter u, rfliger Körper 350 ff. ‘360 ff. 368.

Stanzruß. - 1139 Has 112. M. Ausdehnung deſſelb in Wärme 555. N. 899. ufattes, rauhes, matt,

geichliffenes, bey electris

Then ®. 1300..1338 Slascylinder, bey electriichen

Verſuchen 1257 Slaselectricitaͤt, iſt unſchicki.

Benennung 1297. S lasfluß

Slasgeraͤthſchaft; —* 61

.9566— Slaskugel, hohle, Sinten und Schwimmen derieiben

344 N. 489. N. mit Wafı

fer geſfuͤllt als Brenwglas,

819. Glaskuͤgelchen, Ders ſuche damit 162 u. N. Staslinien , Strahlenbre⸗ ung hey bdenielben 705. biconvexe geben - Brenas aidıer | 819 Giaemaſchinen, electr. 1257 Slasroͤhre electrifche 1229 f. Glasſcheibe, Zerbrechen der, ſelben bey der Luftpumpe 386. N. 43,. electr 1257 Glastafel, Verſuche damit 161. N, bey der Electri⸗ citaͤt 1330 f.

883 Slastropfer 127. N. Glaſur 1078

Slauberfalg 143. M. Vers wittern deſſelben 858. M.

971

Gleichaewicht, fefter Körper 2R2 ff, beym Hebel 284 f. Geſetz deffelben am mathes

mariihen Hebel 187 Gliedmaßen, menſchliche electriſche Verſuche damit u 1396 ff. Glimmer, aräner 1130 Glocken, Klingen. derfelben 467. 475

Glockengut 1073. N. Glockenſpiel, electr. ı 276.

| 1344 Gluͤhen, mitgetheiltes 324.

beym Verbrennen 845 Gluͤheſpan 1119. N. Gluten 1155. 1178

Gold 118. große Dehnbar⸗ keit deſſelben 44. N. Aus⸗ dehnung deſſelben durch Hitze 555.M. ſpecifiſches Gewicht deſſelben 368. Les girung deſſelben mit Kup⸗ fer oder Silber 1073. M. Verdampfung deſſ 580 M. Scheidung deſſelben vom Silber durch die Quart. 189. N. 1067. Charakter deſſelben 1113. Aufloͤſung deſſelben in Konigswo ſſer

1113. N.

Goldkalk 1113 Goldpurpur des Caſſius | 1113 N, Goldſcheidewaſſer 1060 Goldſolution N.

43: Graduirung der Thermomes terfcale sos f. Kttz Sranit,

F

334

Granit, von ungleiher Mais ſe 169. N. gemengt 113. N. Gravitas 198. ſpecifica 210 Gravitation, ſ. Schwere. Newtons Syſtem derſelben 271. N. Griesholztinktur 742 Groͤße, ſtetige 42. ſcheinbare ‚und wahre des Gegenſtan⸗ des beym Sehen 766 f. Grünfpan, kryſtall. 1118. = Grundkraͤfte Grundmaſſen Grundſtoffe 109 ff. einfas here der organifhen Koͤrp. 1133. der Pflanzen 1113 ff. der Thiere 1174 ff. Gunmi. Gummiharze, eis genthäml. Gewicht derfeh ben 368. Gummi relina 1153. elafticum 1154, Charakt. derſ. 1135. 1149. arab., Kirfhgummi 1149 Gußeifen 1119 Gymnotus electricus 1391 Sys 368. 971.

H. Haarroͤhrchen, Phaͤnomene und Theorie derſ. 154. ff.

WVerſuche damit 157. N.

Haͤute des Auges 2,

Hagel

Haibkugeln, mageburside 6. N. 439.

Halbleiter, 1237

Halbmetalle 1069

Halbſaͤure 342. gaëfoͤrmige,

azotiſche 1017 Halbſchatten 666 Hanmerſchlag 1119N.

Hanf, entzuͤndet ſich 849 Harze, eigenthuͤml. Gewicht derſ. 368. b. Pflanz. 2135.

Hauptleiter, electr. = Hebel 282 ff. marhematiic

Regiſter.

Charakter deſſ. 115146. *

der Electricirät 1 Sarzelectricität, ik unit

Benennung 1297.17 Harzmaſchinen, electr. ı Hafenfell, 6.d. Electrir. ı Haud) des Menihn u

Hebebaum, als Hebel ti:

re rbgl. Phän., Theorie u.Eh defielb. 282f. einarmir doppelarmiger 283. gem hener, Winkelhebel Kraft und Laft bey dem ben 282f. Moment ui 288. Potenzen und ini der Winkel deſſ. 3 Heber 388 ff. gemeiner : Wirtembergifcher 393.* heriher 394. Wollt ® tomifcher 31:3 Heberbarometer * Helligkeit ä Hepar ſulphuris m Hepatiſches Gas sth Heronsball 414.439. 5633

KHeronsbrunnen 4u Hirnhaut des Auges mi Hige; f. Wärme, KHodometer sa Höhe der Körper n Hoͤllenſtein 1115. Hohlglaͤſer 705. u Hohlſpiegel, paraboliiche as die beften Örennfpiegel ni

Holz, Leuchten d. faulen tu Holzarten, Verſuche mit m fhiedenen 128. N. em thuͤml. Gewicht derſ. 250. eigenchän Gewicht Verftben zu Hon

Regiſter.

izortalebene, Horizoptal⸗ inie 197 en, Alexanders 483. N. rnbhaut des Auges 750 rnfttber feiſen, magnetifches 1441

mores 750 f. drargyrum 1116 drauliſche Maſchine, Seg⸗ rers 83. N. f. 324. N. drogène 113.917 drophan 745 dro? fulphures 1109 grometer. Hygroſkop von Sauffure u, de Luc 946 f. ‚grometra 360° ‚perbel 161 ‚pomochlium 282 I. | ihr 70N. 1ago obiecti 682 apetus iactus 268 abegriff 49

aclination der Magnetna⸗

del 1452 ndifferenzpunct 5. Magne⸗ tismus 1458 ıflexio Jucis 747

ınatare fluido u. natäre;.

Unterfchied dabey 348. N.

en 13. akuſtiſche 483. N. ntenfitas lucis - 655

ntenſitaͤt der Seundträfte, 46. 121 f. eis 753

upiter 1120

zupiters -Monde, Ungleich⸗

heit de⸗ u derfelben 27ı N. 11.

| K. Kaͤlte, iſt etwas

1115. N.

885

437 kaͤnſtliche, Hervor⸗ bringung derſ. 620. N. Ge Kakomeier . Kalt, ungelöfchter, Urſach . ner Erhitzung 624 Kalkerde 118. iſt für ſich uns ſchmelzbar 574. N. 892. ‚goo f. rohe, gebrannte, lebendige, reine, geloͤſchte 900 f. ſchwefelſaure 971. ſalpeterſaure 1004. phos⸗ phorfanre 1037. ſalzigt⸗ ſaure 1051. borayfaure 1066. kohlenſaure bey Schaalthieren 11

Kaltrahm 902 Kalkſpath, Phänomen beym durchſichtigen 704. 958 Kalkwaſſer 901 Kammer, Pascals 387. N. 6

beym Auge 756 Kampher 1135. Charakter

deſſelben 1169 Kegel, Schwerpunct deffels

ben 274. doppelter, der über zwey fchiefe Flächen hinaufzu rollen ſcheint 281

Kegelſchnitt 101. Kernſchatten 666 Kienruß | 1139 Kiefelerde 118. 892.897 Klang 455 Klangfiguren des Chladni u.

Voigt 467 f. Kleber 1135. us Knall

Knallgold 1113. N. Knall fügelhen 538. Knallſil⸗ ber 1115.09. Knallpul⸗ vr - 10:26. 1034

Knochenaſche 1037. 1177

Knochenerde 1132, Knochens

materie 1174. 1188 Knoten.

886 Rnotenlinien, Bewegung al ler 71,

Kobalt : 18. 1067. \ Charak⸗ ter deffeiben 1125. ſchwe⸗ felfaures 1124. M. zeigt mannetifhe Kraft 1425

Kobaltkalk, geräfteter. Ko⸗ baltmetall, zeigt Magne⸗ tism. Kobaltvitr. 1125. M.

Kochſalz, Gewicht des aufge

loͤſten 369. N. Saͤure deſſelben 1048. 1060 Koͤnigswaſſer 1060 Körper zo f. Ausdehnung derſelben 31. feſte 122.

123ff. harte, ſtarte, wei— che 124. zaͤhe, dehnbare, ſtreckbare, ſproͤde 125. fluͤſ⸗ ſige 122. 129 ff. liquide,

tropfbar⸗fluͤſſge 122.130 f.

expanſibele, eigentlich » elas ſtiſch fläffige 122. 131 espanfibele an ſich, erpans ſidele durch Mitcheilung 132 f. rein, erpanfibele, fhmere erpanfibele flüffige 133 f. dichte, lockere 208. ſchwerartigere, leichtartis gere 208. fallende, Hoͤhe derfelben 214 f. feuerfeite 374. organiſche, Bildung derfelben 144 N. fluͤchti⸗ ge, feuerbeftändige 600. leuchtende, erteuchtete 64 1. opafe, undurchſicht., durch⸗ ſichtige 642. warme, hei⸗ Se, kalte 5337. warm⸗ halı tende 542. Capacitoͤt ders ſelben für Wärme 550. ſchwere liquide, Phaͤnome⸗ ne derſelden 307 ff. Eis neriey fefte verlieren uns gleich am Gewichte in ver

N.

Regiſter.

ſchied. Shüffigkrites ri‘ rigide, tederdbam, mei (be, weiche 255 J der menſchache fpecif, ich weret au 38 348. | 945 f. orgamuidt ı f&allende

7

aentlich - eiectr. * Kobie, reine 950 114)

thieriſch Subftanin Kohlendampf, Sebi

deilelben % KRoblenfäure 364 87a re

x ee dieit Dr

Konienfaures Gas, Yun nung defleiben durd ® me 562. M. 954 "

Planen 2141. 8

Kohlenfioff 113. 912. reiner 950. erilirtm® fer Menge in d. Nam": Theorie u. ſelben 95 2 ff. Birtan” felben bey Metalea

Kometenlauf, ungie

ar.

Korkkuͤgelchen, ber —* tricitaͤt

Sertingeielsctrumee

Korkmaͤnnchen Kraͤmerwaage, als 2 Kraft, Kräfte 2. 3. am ſche Erforfchung en thetiſche Foigerunzn⸗ ſelden bey Stoffen i. 4 wegende 35. 54 ſtoßende, expanſive F

wegende, beſchieun⸗

PIE ur

| | |

Regifter.

to. 106. gleiche gaf. um leiche 34. Außere, mittle⸗ e 86. Wirkung der bewe⸗ enden, nah Perpandifeh linien 95. Kraft und Ges zenkraft 104. Mittelpunct Jerfelben 99. Wärmes leis tende 540 f. Beſtimmung berfelben nah Thompfon

und andern 542 f. eide 958 f. 'eidenfäure 954...

eis, Schwerpunck deſſelb.

274. im Waſſer 331. N. Acnmungsbogen, Kruͤm⸗ mungshalbmeſſer, Kruͤm⸗ mungs kreis 101.

ryſtall 141. Phaͤnomen bey dem Jsländifchen 704 ryſtalllinſe und Kapfel ders felben 755 ryſtalliſtrung 139 4 üchenfeuer 636 uͤnſtlich I. = ‚ütte 48

ugel, Schwerpunct derfeib,

274. elfenbeinerne, Ver fud damit 299. N. elfens beinerne u. bleyerne, gleich am Gewichte, verlieren uns gleih beym Waſſerwaͤgen 335. N. metallene und glaͤ⸗ ferne, Schwimmen derſel⸗ ben 348. N, Rugelmafchinen, electr. 1257 Rugelfpiegel, Phänomene des erbabenen 690 Kupfer 118. 1067. gelbes, weißes 1073. Charakter deffelben 1118. fchmefel faures,falzigtfaureg,Eryitals liſirt effigfaures 1118, N Kupferlalt 1118 u.N. Kup

—— | Laden und entladen, bey der an, des Cardanus

Laterna magica Laugenfalze 274 fe; ſ. Aikali

B87 fervitriol 743... .uuı8

ae un. 774

Electricität 1334 ff *

laden . 133 Länge der, Körper 31 Lage des Körpers 55

Lackmustinctur 743. N. als

Pruͤfungemittel der Saͤu⸗ ren 86 ag1.

Archand'ſche 828

Lampenmikroſkop, Adams 713 Lapis infernalis lunaris

1115. N. 713

Lavendeloͤhl 44. N. Lebensluft 829 Leere, Torricelliſche 379

Legirung 1073 u. N.

Leichname, Emporkommen d.

ertrunkenen x 348

Leim 1178 | Reiter, electriſche 1235 ff, ‚die

x vorzüglichften 1240. iſolir⸗ ter, nicht.» ifolieter 1244 f. 1256.1308f. d.erfte 1260. trocdene, feuchte 1406

Reiter für, die ‚Wärmemates

rie 540

Leuchten, ohne Verbrennen

822f. leuchtende Hitze uns verbrennlicher Subſtanzen 324. verbrennlicher Sub⸗ ſtanzen 846

Leuchtſteine 823. Sonnen

Licht, Lichimaterie, Bikes 44. N. 118. 639 ff. pflanzt ſich in geraden Linien fort 643.

888

643. Hadhredeffeisen 444.

verbreitet fib nah allen

° Richtungen 645. ift erpanı ſibele, rein; erpanfibele Fluͤſ⸗ ſigkeit und imponderabeie Subſtanzt 647. beſteht aus einker an ſich nicht expan⸗

fivein Subſtanz und Wärs

meſtoff 649. verbreitet ſich in discreten Strahlen 651.

BGeſchwindigkeit deſſ. 652.

Staͤrke und Schwaͤche deſſ.

T

655f. Abweſenheit deff. ift

Schatten 663f. Öredhung defieib. 692 f. Gefeß dabey

694 Theorie u. Phänomes

ne dabey 695 f. Zurück

firablung deff 699. Phänos ment dabey 702, Bredbars keit des farbigen 716 ff. fie benfadyfarbiges beym Prise marzıf. homogenes, hetes

rogenes 731. Beugung deſ⸗ ſelb.747. Miſchung, Ent wickelung und Verbindung

deſſ mie Waͤrmeſtoff 798 f,

| gen der darben

beſteht aus Brenn⸗ und

Waͤrmeſtoff 802 f. Urſach der verſchiedenen Arten des farbigen 806. Zerſetzung, Zuſammenſetzung, Figirung deſſelb. gog f. iſt Agens in der Natur 325

Lichtmagn 823. Cantons 994 Lichtſtrahlen 644 divergiren⸗

de, converairende 658 f. 701. parallele 659. 701. Brechung derſelben 692. einfallende 663. Abwei⸗ chung derſelben wegen der Geſtalt des Glaſee 709. Abweichung derfeiben! mes

727

Luftbild "1

Regiſter.

Lgamentum nache NM. ciliare 1 Linie, lothrechte, ſcbt verticale ʒ waſſerren⸗

rlzontale 197. tale

niſche Linſen (Lentes), mi" planconvere, cenen⸗ re Meentscue, hehu concave, Conan concavcon vexe 79. ® berfelben 706. Crmmt derſelben 707. Dem“ derielben Liquor anodynus, u gen deſſelden in 7 den 157. N. Lie Libavii 1) Loͤthen 148. Lärhreht © Luft, atmoſphaͤriſche 1" 116. M. 370. 37% '| fanmenfegung Mt e | ſphaͤriſchen 329 f. ſtand derfelben ben’ dul 261. erpaniibeii compreffibele 374. re, entzündbare 91° 7 954. N. vitriollaut" aimoſphaͤriſche, RW" volltommener electu ter und Micheleitt U 1254. . Das Uebrit® unter: Sasarten. Luftarten 136. 370-f 4 rie und Phaͤnoment eigenchämt. Gewich felben set Luftgätemeffer Luftpumpe 424 ff * | von Guerike, bel” macht v. Schott u de 424. Haupttheile er

Regiſter—

25 f. horizontal⸗ liegen⸗ e, ſchief⸗liegende, ? 427. verſchledene Arten erfelb. 428. , Erforderniffe iner guten 429 f. Wirkung erſelben 431 f. Verſuche amit 439 f. Willens

ınd Berretray’sfuftpumpe

ur Waſſerdaͤmpfe 599 tfäure 954 M. tichichten - 377% tthermometer 493. 563. N. Drebbeliſches, Amonton⸗ ches, Bernouilli'ſches 497 f. tzund. 849. Hombergs 995 na cornua

ven; f. Linfen.

M.

aaß d. Eentripetalfraft 100 igiſterium (Lac) ſulphu-

ris 982 ıgnefia 903. nigra 1127

—J— u. N ıgnehie 118. 903

ıgnelium 118. 1067. has rakter und Kalt deſſelben

1127 u. N. agnet 1420 ff. Phaͤnome⸗ ne deſſelben 1420f. Pole deſſelben 1422. zuſammen⸗ geſetzter, anomaliſcher 142 2.

Richtung oder Lage der

Achſe deſſelben 1423. zieht Kobalt an ſich 1425. ar⸗ mirter 1428. kuͤnſtl. 1436f. Verluſt ſeines en mus

tagnetifhe Materie BR K dagnetismus kann dem Eis fen und Stable mitgetheilt werden 1437. ferner durch den einfachen und Doppels

verticas:

1115. N.

839

firih 1438 f. urfpränglie cher bey Eiſen und Stahl 1455 f. Brugmans Phäs nomen beym Streichen m. Magnet 1458 f. Magnetnadel 1423. von Kos balt 1425. Phänomene ders feiben 1430. 1433. Theos rie und Phänomene des Magnetism. derf. 1442 ff. Abweichung derf. 1447 fs Neigung oder Inclination

derfetden 1452 Drägnetometer \ 142 > Manganele

Manom., Gueritfhe N

Markhaut 754 Marmor 958 f. Mars 1119

Maſſe des Körpers 49f. 105. widerfiehende 106. gleicye artige, ungleichartige 109.

gemengte, gemifhte 113 Mafticot 1117. N. Mater vini 1188

Materia, albuminofa 1158. 1180. acris, narcotica, fibrofa plantarum 1170

1173

Materie 30.ff.. mechaniſche

und dhemifhe Durchdrins gung derſelben 37. N. große Theilungen derſel⸗ ben 44. N. 1— 6, ſchwer⸗ loſe, ſchwer⸗ machende 204f. ftrena fluͤſſige, leicht⸗fluͤſſige 572 N. electriſche 1229 ff. magnetiſche 1420 ff. Das Uebrige ſ. unter: Stoffe. Mauerſalpeter 1004 f. 1226 Mechanismus des Stehens, Gehens u. ſ. w. bey Mens ſchen und Thieren 281 Meerſalz

Bleriez 2*3 Dies 2175 MHeonurizie so Deaıscoas 705 Shrmmız 27. R. Menlır am 12

Mercnrins 1115. prascipiaes pe Se, praer. raber, press.

alsnı; [obliaatzs

kisea 3. der⸗ ſelbea ım 352* 455. 212. Ghäncomene berieiben 375. als einfahe serbrenalite Sab⸗ langen , Zbrorie ©. mene berieiten 1067 #f. ge Idmeljen vofr, andere sad tem Blöben 1970. einis ne lafien ib Ichwrıfen 1070. find fronallıfirbar ı071. feus erbefändige, 1072. Verkalken derfelben 1074. ff. reguliniihe 1075. edle, uns edle 1076. einige werden beum Verkalken ju @äuren oter Driden 1994. Dermandtichaft und Berbäaltnig derfeiben zum Sauerſtoffe 150 ff. Koblens ſtoffhaltige 1112. Phänomene derfelben bey der nen 1240. 1300 Metalla, Sulphnrata 1106. he drogenio - [ulpbaratum 1109 carboneata 1112 Metallbaͤumchen 144. N. ıı Metalldraht 1231 Metalgemif 1073. Rereiach

Metallfalfe 1075.ff. ner, unvolkommener 1092. eigentbüml, Gew, derfelb. 368

Metallthermometer, Meortis mers, Loͤſers, Zeihers $09

Metallverfehungen 1073 Metalliſche Glaͤſer 1078. mes tallifher König 1075. mer. Salze 1251 Merh 1189

ben Bi Mittel, Rittefkims &2. m. Rendes 68. ————

Molybdaena Til Moſlvbdaͤn. Molpbeänmetal; Molybdaenum zıg mer.

Charafıer und Kalt iefchen zı28

Mondslauf, Ungleichheit ts

271 R —— t Montgolſieren PN Moft

o u Motns 56. aequabilis, uniler- mis, variatus, retardasss 73. centralis c Macillago 114 Vorruͤcken den el azı. Naphtha, Berbampfung deriels ben

Natrum Ä is

Repyifer

ur zu.M. todte 6

ura naturans, naturata ı. N.

ürlich , unnatürlich, wider⸗ atuͤr lich 1. N. urbegebenheit. Naturer⸗ beinung 5 10 turforſcher, Naturphiloſoph 15; turgeichihte 6. Naturge⸗ Be 9 turlebre, Naturwiſſenſchaft - biftorifhe, rationelle 6. mpirifche, fpeculatide a5. Ges

hıcate derjelben 26. allges neıme 28 485

iſche | 29 ff. iturphiloſophie, mechanifche, wnamifche - 45 bei 92. 596. N. 941 f. tgung der Magnetuadel 1452 rigungsloth 93) taungsnadel, Neigungscom⸗

pa 1453 ervenhaut. Netzhaut 754 srvus Options / gl eutralfalje 886 889, tosı f.

ichtleiter, electrifche 1236. ff.

die vorzüglihften 1239 iederfchlag 191. f. Metallifcher, arofe Theilung deflelb. 44N. iederfchlagung 191 f. 144. N. bey Metallen u104 f. Nieder⸗ ſchlagungsmittel 191 del. Niecolum . 118. 1067. Charakter deilelben 1103 ‚ordpol des Magnets -1422 tormalfraft >. 190 tormallinie 10 N. 18 tußfhaale, Schmelzen einer feinen Silbermünze in ders felben 574 N. O.

blique | 93 Ibjeetivalad, Deularala® 781 dehl eigenthuͤml. Gewicht der aͤtheriſchen u. fetten 368. loͤſet d. Phosphor auf 1042. fettes, aͤtberiſches bey Pflanzen 1135. brenzligtes 1143. Charafter

Organiſche Subſtanzen, lebens

beſondere bis zu Eude. Metaphy⸗ if

89: er 9 4 deflelben 1166, -riechenbe , bes

fillirte, weſentliche 1168 Dehlruß 1139 ‘Oleum empyreumaticum 1143

unguinofum | 1166 Dpernauder 687. N. Orbiculus eiliaris 752 Orbita 749

de 1134. todte 118$ Dre, .abfoluter, relativer 35 Ofcillatio pendali 244 Oxicum, oxygenium, 6xyge-

ne 837 Drid, Oxide 842. Dridirungr . Drigenirung, Oxidation 842, beym Berkalfen der Metalle ) 108% Oxide de Mercure 1116. N. Ox. de plomb. 1117. N. Ox. de ‘fer. 1119. NR. Ox. detain 14120. N. Ox. debismnth ıı21. N. Ox. d’arlenie. 1120. Wa Ox. metallique du premier

degr& d’oxidation 1092, , P.

See des Magnete 1428

apier, gefaͤrbtes, ald Rear . gens für Alkalien u75 Parabel 675 Partes, fimilares, disfimilares ‚ill. conftituentes . 113 Paſſevin 328. N. Pechblende 1130

Pendul, einfaches, mathemati⸗ ſches, zuſammengeſ. 242. 256. Schwingung, Schwung deſſel⸗ ben, halber, einfacher, ganzer, sulammıengefeßter, iſochroni— ſcher 244f. Schwingungszeit deſſelben 246f. Schwingungs⸗ punet deſſelben 257f. Aufhaͤn⸗ gungspunct deſſelb. 258. Laͤn⸗ ge deſs eiufachen 259 f. roſtfoͤr⸗ miges, Graham's u, Romain’s a61. Lehren des einfacben vom, Galilei 263. Schwingungsbo⸗ nen del. 261. Anmendung.der Gefetze deſſ. oon Huygens 264 Vendulſchwugungen agı ff. Dendulubr, von Huygens :63 Penumbra 666 > Dercuf

252 Zesißex

or. Re ° —— Immer.

A ⏑. —— a

ent ser ae 7. Di Yanzıer, Bene mi Ye Femme = zu eh gr Crofaz Penn. Esrsfer wrieles 20 *_ De = - YMesertarr 6 Fame ei Missert :—= Yaere,ımı Kress, oem

Wanrtenlauf. Berturbationen del, Dianeteufohdem 271. N. Panum inelinatum 2:18 Batin, Platina, Platinum sı$. 368. 1067. 111%

Matten, Morseau’6 metallene,

Aufammenhang berfelben mit Qued ſilber 147. N. Yıurelectricität 1397. 1313

Pole d. Magnetd 422. fünftliche 1428. unglelchnamige, gleich⸗ mamiae 1431 f, Befrk derf. u. Verſuche 1433. freundfchaftlis

che, feindſchaft liche 1434 Molemoffop, Hevelſches 687.7. Polyädrum 703 Polyſpoſtau⸗ 294 Vonperpfltät 209

Vom =

L_

AT

es * Quedfilberapparat da ds en

arten - Quedfilbertalf ıneı® QDuedfiülberpräcipitat, mei. QDuedfilberfublimat ms ®. Duedfilbertbermometer QDuedfilbereitriof nais. R

N. Mad an ber Welle

2 Radbarometer, Doofs zei Radı-

Regiflen 83

lical muriatique, Auori- Rolle Ä 294 ue, boracique 118 Roſt, Moften _ 1098 lii vectores 101. N. fonori Ruhe, abfolgte, relative 47 77. Radius incidens, re- Ruhepunet 282 exus ! 699 Ruß ‘1139 a Torpedo 1391 6

azigtwerden ift eine Art von :

Mignabrung gi Sacebarum Saturni 1119. M. a 429 Sättigung 18. bey der Elec⸗

uch 593 am .30. 33. abfolster, relatis er f beweglicher, empirifcher, serer, reiner 34. Raumesin⸗

alt 49 stenglas 793 tctio 104

uciren der Metalle. Re-

uctio j 1079 lexion; fiehe Licht. ractio lucis692. Refrangi- ilitas ftaminum lucis 717 zen 944. Negenbogenbaut 53. Regenwaſſer , reines des ıllirtes, als Einheit bev 3ergleihung des eigenthuͤm⸗ hen Gewichts mebrerer Koͤr⸗ er 351. 368. 938 sulae Newtonianae 19 sulus 1075. antimonii 1136 ben, feiter Körper unter inander 637. bev der Elecs

ricitaͤt 1241 ber, Reibzeug ben der Elec: ricität 1256, 1259 f 944 fen des Obſtes 1210 febarometer 401 Kbley 1112 Ina 1151 ouanz 476. N.

na i 75% btuna 66. einerley , entats engefegte _107. 298. N. ‚chende Ausfluͤſſe, große Theis ung derfelben 44 N. ın des Saturns, Rotation eſſelben 271. N. ſtaͤhlerner 26. N. Ringe, klingende 467 ckenfleye, entzuͤndet ſich 849 hre, Torricelliſche 379 f. mes allene ben der Electric, 1234 iten der Pflanzen 1137 heiſen | 1119

Safer * Saite, gefpannte 450f. Langer

Mittel beym

Galpeterluft ,

tricität 1313

Gäuren ‘863 ff. Arten und Eins

theilung derfelben 864. beftcs ben aus eigenem Radical und Sauerftoff 865. Zerlegen: und

"Bufammenfegen derſelb. 866 f.

einfaches nnd zufammengefeßs

tes Radical derf. 870. u. M.

vollfommene, unvolltommene 872. u. N. fchwefligte 972 f. falpetrigte zoo ff. phospho⸗ rigte 1040, des Kochlalges Flußſpaths u. Borares 1007 ff falzigte 2049 f. fluſſigte nchı f. 1125. N.

Dicke und Spannung derſel⸗ ben 459 f. Einflang, Octave/, Quinte u.f.w, derjelben 463

al acetofellae 1161

almiaf 1osof. Salmiafgeiftz äßender , luftſaurer, QAuffteis gen bdeflelben in Haarröhrs chen 157. N. Aßender 893

Sulpeter 143. N. als Beſtand⸗

theil des Sauerſtoffgas 831. 1001 ff. 1004. ale

erpuffen und Berfalfen der Metalle 1095,. erdiger 1226

Salperergas, Ausdehnung deflels

ben durch Wärme 562, N. 1001 ff. als eudiometriicher Mittel 1019. Entwidelung defielben bey Metallen 1099

Salpetergeift, Auffteigen deffelb.

in 157. N. rau⸗ chender, Bärb,deil. 743.1. 1002 dephlogiſtiſirte

1017

Salpeternaphtha 1196 Salpeterſaͤure 864. 870. 372.

1001 ff, Miſchung derf. nach Gavens

894 Carendiih 1031. iR Haupts product d. 1226

Salze, eigenthucual. Gewicht dert. 6%. Irpftallıniide, Erfältung ep Aufiöfung derfelb. in Wal⸗

fer620. Character deri. 354f. Krovitallifirung derf. 857. Zer⸗ fallen oder Bermittern derfeib. 859. Berfließen derfelben 850. E:arbeil. derielben 861. urınds fes 882.0. metalliihe 1101 Bolzacıft, Aufſteigen deſſelben im Haarroͤhrchen 157. N. raus

&ender 1048 Salzigtſaures Gas eo Eatjfrufalle 7? ®aljläure 864. 872. veoblaikhni

te, vollfommene, gemeine 873.

N. Madical derfelben gra. Bes

ſchaffenbeit u. Phänomene ders

felben 1049#f. orıgenirte, des re ah 1062. falpetriats 050

364. Salzwaage 360 ®ammlungsgläfer 77 Saturnus 1117 Sauerbrunnen, natürlide 956 Sauerkleeſalz 1135. Sauerklee⸗ ſaͤure 864. 1135. Charakter derſelben 1161 Sauerſtoff. 113. 831 ff. Sauer⸗ ftoffaas, Ausdehnung deſſelben durch Wärme 562.7. ift Theil der atmofpbärıichen Luft 829.

—— und Phänomene def:

felbe 831 ff. * der Kinder 410 @ augpumpen

49 Scale 399. Kahrenbeitifche sog. NM. 393.N. Schwediſche 504. Reaumuͤrſche, Celſiusſche, Deslis leſche 505. N. Schall 447 ff. Koͤrver, dic ihn ers reaen, u. Mittel, die ihn forts pRanyen 449. Stärke u. Dauer deifelben 454. dumpfer 458. Geſchwindigkeit deſſelben als Mittel, d. Entfernungen eines Dres, Gewitters u. f. w. zu beurtbeilen 480. Schallſtrahlen 477 f. Schatten 662 f. gerader, umges kehrter 664. wahrer, Kerne⸗

Regiſter.

Sal chatte SE ir Shaufel, als Heid m’ & Hirt

‚, als 23 "| Ehbeibe 294. Nmaratı dr o Qaerrer⸗ u.

„Deamrdinen, EEE = E tedemafer Eıbeidung Eıbicbfarren, old etc

Shirefpulser, Eraftmi " Eutzäntung ur? defieiben

—— als *

Schillern ter Lörpır Cemmuein, veartabiliih ? e— e neneue bey ter —*

———— —— 1135. Eparafter »

ne‘ Shleuder g Schmal; g* ame und Sefrierez ge Echmeljgiäfer Echmeljungsmittel 7

Schnee 144. NR. 972. ts Siritärt des Gerne! beym fchnıeljenden 6 er fub mit warmen Bit: Schnee

Schneewaſſer; ſ. Rear

Schnellwaage, ale scan

Schoͤrl, rotber *

Schroͤpfkoͤpfe *

Schrot, bleyernes rm

Schwefel 118. 144. MR. ni Verdampfung defickh, sie T - Beibaffendeir und Pie ne deſſelben 962 fi. life @r talle auf 1106. bep der &x fricitär ımt

Schwefelalkali 981. if Sr% fungsmittel für Metalle 177

Schnellloth

Schwefelbaͤder ER Echwefelbinmen. Schcfe then Hei

Shwefeleifen. Schwefelen Selbſtentzuͤndung derieike

Ir

GhRrid

Regiſter.

cancluauan· 6. 1099 hit 976. Ehmerelles erluft 984. wefelluft 976 „oefelmetalle 1106. Verwit⸗ ern derſelben 1127. waſſer⸗

offhaltiges 1109 wefeſmilch 982 nwefelrubin 4. N.

wefelſaͤure 864 f. 872. 3efchaffenheit und Phänomes e derfelben 962. ff. vollfoms aene 966. giebt Neutrals nd Mittelfaize 971. flüchtige 973. ywefelwafler 2x5 yivere, im allgemeinen 196 f ſt ftetig s wirfende Kraft 290. Irfach ihrer Kralt liegt außer mferer Erfahrung 205. iſt sefchleuninende Kraft 206. igenthuͤmliche 210 hbwererde 118. 892. ihwefelfaure 971. falzigtfaure mg biwerpunct , : fefter Kbrver ı72 ff. Directionslinie deflels yen 276.:f. mechaniſches Fins yen deſſelben 273.N. bwerfputb 906.971. Schwers dein 1129 hwimmen, der Körper 341 f. ver Schiffe 344. N: der Mens hen, der vdgei in der Luft

N,

343. bwimmblafe der Siihe wor; _

m Stickgas it 999

Heingung, Schwung u. ſ. w.3 Pendul.

einge 36bewegungen, ſchal⸗

ender und Flingender Körper

447 ff. Mittelpuncr derjelben

474. Geſchwindigkeit derfels

ben 476 f. bivingunasfnoten 464 f. lopeta pneumatica 414 ecundenpendufl 259

eben 638. Theorie und Phäs nomene defielben 748. 758 ff.

ebenerve 751 f. -Seheminfel j R 76

J e

Senſe, als Hebel

895 Seide, weiße ar e ‚se der „ieife, * > er Seispentyindung 248 f. Eelenit 978 S$Semimetalla

1069 Senkwaage, budroftatifche, mit fländigem und veränderlis chem Gewichte 360 f. 283. N. Serpentinſteln, zeigt tiemus Giedegrade des Fochenden —8 ſers unter der Luftyumge

581. an. beym Ciermime

er Siegellack, telectrifche Yoänos

mene deflelben 1229. f. 1306 Eilder 115. Verdampfung deis felben 580. N. Legirung des felben mıt Kupfer 1073. N. Charakter deſſelben zızz. fals

peterſaures 1115. N. Silberbaum 143. N. 1105. N. Silberglaͤtte a Silice 118 Silurus electricus 1391 E ımilor. 1073. N. Situs 55 Smaͤlte 1125. M. Eoda. Soude 880. N. 1146 Solutio 179. Solvens 180 Sonnenteuer 635. Wirkung

deff. auf farbige Körper Yıg Sonnenmifroffop, Lieberkuͤhns, Martins 713 Sonnenzeit, wahre, mittlere 70. R

Soolwaage 36

Spangruͤn ttis. N. Epatbidure 1061 Spectrum 716

Specula 'cauftica, ultoria, = dentia Sphäroidmafchinen , et

1257

Epieael 677. Es giebt feinen - vollfommenen 678. Materien - zur Zubereitung derſelben 679. ebene, plane, frumme, convere , concave, ſphaͤriſche, gl o⸗

prismarıiche Spiegeltañen. 646 R.

N Caſſegrain, Ders

ſchel, ader 72 726

Epirfglasfonig 144 NR. Eprefalan; 118. 1067. Berdams pfung deſſelben sgc.N. Cda⸗ —— 1126. ſaweiß⸗ en cal anıbat er asian er. eBalan Epiefglanjmet. Erich ea 1126 u. N. Spinnen, electriſche 1276 Spiritus, Libans rauchender 1120. N. Spiritus vini, ardens, inflan- mabilis 1198 f. Sprachgewoͤlbe. Gpracprobr

sun. Sprinabruunen 316 M. Eovringfraft 126 f. Stachelbauch, electrifcher 1391 Staͤbe, klingende 467 St aͤt ke 1135. 1157 Stahl 1119 Gtahibrunnen, kohlen er

95

©tablfeder m N. Stalactite 4. N.

Stangenſchwefel, Phänomene deflelben

Gtechbeber, Wirk. deffelb, ‚us

E:rteinjals ©tern, bey der * trieität 1290 Gternentag on. &ternro * Keplerifchen 2 126

Stibium Stickgas, Ausdehnung deffels ben durh Wärme 562. N.

als Beltandtbeil der atmos fobäriihen Luft 829 Theorie u, Phänomene deilelb. 998. ff. : _ fauerftoffbaltiges 1001. 1016 f, Stickſtoff 118. 912. Theorie m. Vbänomene deffeiben in Ver; bindung mit Sauerſtoff 998 ff. Stoffe, unzerlegte, unzerlegs

Er Brmr Strablen 134. eimfelinie,» rũd geworfene 669 £ gi dene _

Strabienbändcben —* Strablencylinder Gtrabiencanal, Fonts ©trablenfeael vi Etrablender Yunct Bi Etrablunaen des Auges 7 Strobhalmeleetromerse my % Eee 218. 39: gr! g au runde krv * gi ublimate Raliaiike ı N Eablinıtrem 3*

Sabſtrat laureiaͤdises, er bildendes Subſtanzen, fobliae, ——*

eigenthuͤmliches Gewicht dm feiben 368. ulammenarie“ organıfber Körper ja

Uebrigens fiecbe Stofft. Eidpol des Maarers 1m Sulfures metalliques mi

—— Soufre m ulze ni u Haft un

Snppeliex phylica Gompatbetifcbe Tınten rR 1118. Dellots, IJliemazzi blaue a R 5y*-

Regiſter.

thelis 115 'ho 388 tem , Franklins, bualiıtis hes 1313 ff.

seller uͤber die einfachen Stoffe 118. über die Zerreiß⸗ arfeit der Körper 128. N. ber ten Zufammenbang der lörper 147. N. über das Aufs eigen der Flüſſigkeiten in >aarröhrhen 157. uber bie Berwandtihaft der Zufams nenfeßung ı74 178. über en Schwung und Berzöges ung Des Gecumdenpenduls 144. über das Gewicht der Flüffigkeiten 353. N. über as eigent huͤmliche Gewicht mehrerer Körper in Bergleis chung mit Waſſer 368. uber bas Gewicht des Sulzed, der Soole, des Gemiſches aus Alkohol und Wafler 36. über die identifch s verfchietes nen Arten der Säuren, nebft ibren latein. und franzöfifc. Benennungen 354. über volls

fommene und unvollfommene .

&äuren 872. über die Ders waudtſchaftsfolge der Metalle zum Gauerftoffe 1104, N uber die Peftandtbeile der Körper d. Pflanzenreichs 1135 ag 70. N. al | 1179 alterde 118. 892. 903 f. ſchwe⸗ felfaure 971. borarfaure 1066

angentialfraft 106 antalus, fünftlicher 394 artarus 1160. emeticus

1126. N. aſcheneleetrometer 1304. N.

eleſtop 790f. ‚emperatur der Körper 177. 18. Mittel, diefelbe zu ers hohen 633 637 'empus, folare, verum, ſ. me- dium, aequale, primi mobilis 70. N. periodicum 101. R.6, Serpentindbl, Auffteigen deflels ben in Haarröhrchen 137 N. erra muriatica . 903

897 Tetrachord 461 TYetrodon electricus 1391 Textura 139

Thun ö . 944

Theile, gleichartige, ungleichars tige ııı ff. fadige, holzige bey Pflanzen

1172 Theilung, chemifche, phufifche,

mechaniſche ı1i. 115 Thermae hepaticae 98% Thermometer, Thermoſkop 398.

N. 49i ff. Florentinifcheg,

Fahrenheitiſches, Keanmüris

ſches sonf. Frofts und Gier

depunct defielben soı.. Sca⸗ le deſſelben sog Thon, Schwinden deffelben in

Hitze 557

Thonerde 118. 892. iſt für ſich

unſchmelzbar 574. N. reine 05. ſchwefelfaure 21 Thonkugeln 298. N. Thran 1179 Thür, eleetriſche 1334 N.

Tinet. ligni nephritiei 742. N. Tinte, gemeine 1165. ſympa⸗—⸗ thetiſche; ſiehe ſympathetiſch.

itan ı18. 1067. 1137, Tobakrauchen 410 Kombad , 1073. N. Ton , bober,, tiefer 456 f. Tonne, magiihe 416 Topas, brafllianifder, zeiat

Eleetricitaͤt 1390

Topf, Papinianiſcher 582 Zap e | 144. N. Traͤgheit 61 f. Geſetz derf. 64

Traubenhaut 753 Trichiurus indicus 1391 Trinken 410 Zrinfwafler, elestrifirte® 1330 Trochlea 29% Tropfenbildung '139 Tubi, capillares 154. optici

780. 783 ff. Tungftene 118 Zunaftein 1129

Tunica felerotica, cornea 750 echoroidea 52 Zuriner Kerzen 1036 Zurmalin, eleetrifhe Eigens ſchaften deflelben nah Ca⸗ vallo 1390 u. N. zu Zur

898 urpeth, u ag 1116. N.

Uebergang, bey der Electri⸗ citaͤt 1313

ucbtcibae, beym Hebel 282

Ueberſtroͤmen der Electricitaͤt,

erſcheint in Geftalt eines Lichtpunctes od. eines Bene buͤſchels 250 Uhrglas, Strahlenbrechung bey demſelben 705 Umbra recta, verſa 664 umiautszeuen . M. Undurchdringlichkeit * iR nur relatıp 38 Undurcfichtigfeit der

745

Ungleichartigkeit 46 Univerſalwaage, Leupolds

293 M.

Unſchlitt 179

Unterlage, beym Hebel 282

m. 118. 1067. Charakter deis

felben 11120 Ur ſchall 484 Urftoff 117 Uvea 753 Vacuum 34, disfeminatam 45 Vapores 136

Vectis 282. heterodromus, ho- modromus 283. angnlarig

294

Vegetationen, kuͤnſtliche, me⸗ talliiche 1108 Venus 118 Verbrennen, entzündlicher Mas terien 636.822 f. Erfcheinuns geu und Theorie deflelben in aumoſphaͤriſcher Luft 826 ff, Beſchaffenheit deſſelben 840 f. bey Metallen 1082-f. BVerdampfung, Marimum ders

felben 595 f. wirkliche 6598 Vereinigungspunct paralleler

Strahlen 673 Beaflichtiaen

600 Beralafungen , cigenthimliches

Gewicht der kuͤnſtlichen 3468 Vergleichungsthermometer

505. N. Vergolden, verfilbern , vers zinnen 148

Kesifter

Vergroͤßerungsglas m" Derkalten der Metal mi 1075 ff.- it wirflibis %o brennen 1032. Theorie vi ben 1083. iſt Dridirung u Vermengung. Vermifhana 1 Berunuftichluffe Verpuffen Verforium Berfubinf. Robersalki! Kleiftiiche , Leidenſche, F ſchenbroekſche bey

citaͤt ———* bey der Ei

un

Merticallinie Berwandribaft, ne mifchende 173. BER vorbereitende Verweſung, Mt von *8* aͤulniß verichteden 1m beorie derfeib. 124 -ı= Vexirbecher

Ih Vibratio penduli _ Vinum adufeum mi

Bivleufyrup, als Reagai Alkalien

Viride aeris - iD

Vis, attractiva 39. re expanhıva 36. —— widerlegt 64. morris, & leratrix 80. centripeti 2 centrifuga, nmormalis, i gentialis, centrals

Vitrioh, grüner 969. har 1118.N. weißer me?

Vitriolaͤther. Bitrielan

Vitriolgeiſt, Auffteigen * ben in Haarroͤhrchen 13%." Bitriolöh 157.0. m! BVitriolfäure, 969 f. pblost” te, flüchtige ya". Vitriolam de cypro mit Vitrum oneratum 13348. r tra caultica, uftoria . I" Volumen v

Vulcane, entfichen aus Tor pfen 8

Waage, bodroneuich 39. dr lombs electtiſche um

Regiſter.

Wachẽtaffent bey |

v96 1166. x Efectricirät 1316 rme 487. ſpeeifiſche, coms ırative, relative sso, beym endul 261 rmegrade des ern zaſſers

rmematerie; .Waratke rmemeſſer 491 rmeſtoff 118. 487 ff. —— nd deſſen Verbreitung 51uff. t erpanfibele Flüffinf. , rein s rpanfibele Fluͤſſigkeit und ims onderabele Subſtanz / ift ur⸗ yrünglich expauſibel 5115513. rablender 515. freyer, uns ierkbarer, verborgener, firirs er 521. 614. Gleichgewicht effeiben 524 f. Wirkungen eſſelben auf die Korper ssg ff. ?rpanfion der Körper durch ‚enfelben 554 f. bey Gasarten o2 f. finirter 612 ff. adbäris ender, chemifch s gebundener 15. Beſetze deiielben 618 ff.

'eirer für denſelben 540 ihlverwandtſchaft, einfache 76. mehrfache 178 ıllauder he ıllrath

iſſer, von aleichartiger —8 09 M. als fetter Körper, 8 tropfbar s Aluffig, als Bifferdampf 137 N. warmes 38 Na deſtillirtes, Aufiteis ven befielben i in Haarroͤhrchen 57N. Fieden deflelben 579. at deſſelben 759. Einfluß ser Luft auf die Siedhitze deis elben und überhaupt auf deis en Exiſtenz sgı 583. Auss zuͤnſtung defielben ift Feine Auflöfung in der Luft 398. Springen deflelben aus dem

Heronsballe 407 N. Ver⸗

vandlung des tropfbar s flüls igen in Dampf * 913 ff. ſt ne einfabe Subſtanz yı3 f. befteht aus Sauerſtoff nd Waſſerſtoff Hı8 f. dreys abe Form deflelben . 931 ff. iquides, einentlihe® 9331 f. Befrieren deilelben 933 f. ans

Waſſerbley

899

dere Feſtiakeit deſſelben 937. iſt Aufloſungsmittel verfchier dener Körper 938. atmoſphaͤ⸗ riſches iſt das reinſte 938. ums merkliche Ausduͤnſtung deſſel⸗ ben 940 f. liquides nur iſt feucht s machend 948. läßt ſich nicht in Erde verwandeln 949. foblenfaures , luftfaures 956, mwefentliches bey den Pflanzen 1136. hartes, weiches 1167 1128 Waflerdampf 931.939 f. citaͤt deffelben

Waſſerſtoff 118. 912. 913 * 9

einfach

Waſſer ſtoffgas, Ausdehnung * ſelben durch Wärme 562 N. 916 ff. Baſis deſſelben in Wafs fertof und Brenuftoff 919% fchwefelhaltiget 984. phos⸗ phorhaltiges 1043. Entwides lung deſſelben bey Metallen 1099. foblenftoffhaltiges *

Waſſerſtrahl, Springen deſſel⸗

ben aus einer Roͤhre 165. u. N. 268 N.

Meg, des Körpers 68 Wegmeſſer 281 Wen 1189. Weinflaſche, electrifirte 1330. N. ‚MWeingährung, Theorie und

Phänomene derfelben 1187 ff. Weingeiſt, Verdampfung deflel« ben 580. N. Beſchafenheit deſſelben 1191. rectificirrer,

hoͤchſt⸗ rectiſicirter 1 > Beinfein ı35.1100 493 Weinftein 1135. 1160. vitriolis

firter 978 Meinfteinfänre 864. 1135. 1160 Meitfichtigkeit 75 MWert;eu J Wetterglas

Wetterſchaͤchte, Wetternehhel in Gruben

97 Wiederberftellung ber Dreralle

1079 f. Theorie und Phaͤno⸗

mene derfelben 1085 ff. MWiederichall 484 Winkel, gebrochener 693 Winkelhebel 294 Winkelſpiegel 686. N.

-

9 Bindbichfe 337. R.- Windofen, Laftzug deileiben 67 N. 828 Wirkungsfreis,ckectriicer 1252 1307. 1313 Wismuth 118. 144. M. 1067

Nerdampfunag deſſelb. 580. N. Eharufrer deffilben 1123 Mismiurbfalt 1122. N. Witherit 906 Wolfram 113. 1067. Wolfram⸗ metal, Eharafıer und Kalf deſſelben 1129 Wolframſaͤute 864. * Wolken 944 Würfel, metallener * —* ſer gewogen 333. N. ziunerner und bleyerner, abgewogen in einerley Flüͤſſigkeit 334. N. böljerne, Eintauchen derſel⸗ en in Fluͤſſigkeiten 344. N. Wunderbar 1i. N. Warfbewegung 267 Ff. Balilei s Geſetz derfelben 267. anfängs liche Seſchwindigkeit, Gewalt derfelben 268

B.

affer 1125. N. ange, als Hebrl 283. N. apfen, beym Hebel 282 Baubergemäblde, Baar nat

1334 auberlaterne, Kirchers 71 3 auberperipectiv 637. N. Zeichnungen, anamorphotiſche, und Juſtrument dazu 691. N. eit, bey jeder Bewegung 69 ff. erfließen und Nichrzerfließen der aufandere 1591. N. Zerlegung. Zerſetzung. Zer ſtuͤ⸗ ung. Zertheilung 119. Zer⸗ feßung der Gasarten durch

Regiſter.

sn; Gähruns ae; Zerreißen der Körger, Bes

ce dbapen 128.1 Berftreunngsgläfer. der⸗ unaspunct ri

Zeugmaſchinen, efectride ıx Zınf 118. 1067. Baar. dDeiieiben 5290. M. Cbealr —— zı2ı. fdedeio tiri

Binfamataama, ber —— *

Binfstamen. Zintfalt 5

triol 1321." Zinn 118, 1067. Ehre deflelben IE innamalgama ur innaſche innbaum 143. M. ug innbutter. Zimnfalf, " fommener, unneilsm-

12 ant“

Zinnpletten, ua innober

irtonerde 218, en 2 Zitronenfäure 854. nie.” tronenfaft rat

Sitteraal. Zitterrocken. -

weils Zuder, it ein Drib * 1135. Charakter uckerſaͤure uleiter, eleetriſcher uruͤckſtrahl. d. Lichte z 1.0%

Zuruͤckſtrahblungs winkel Zuſammenhaͤngen, der fr u:

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