Centralblatt für das gesamte Forstwesen

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Ceutralblatt

für das

geſammte Forſtweſen.

Organ der k. k. forſtlichen Verſuchsanſtalt.

Heraudgegeben bon

Joſef Lriedricd,

k. k. Oberforfrath, Director der forſtlichen Verſuchsanſtalt in Mariabrnnn, Ritter des Ordens der eifernen Mrome III. Claſſe.

Sinundzwanzigfier Jabrgang 1895.

Wien.

Berlag der k. und k. Hofbuhhandlung Wilhelm Frid. N 1895.

Enhalts-Werzeihniß Gentralblaft für das gefammte Forſtweſen.

Jahrgang 1895.

Saupfarfikel. =

Botanik.

Ueber bie Erblichkeit bes Zuwachsber⸗

* bei den Waldbäumen. Bon ießlar

ur Neetria ditissima. Von %. Baus

ch Korkliefernde Holzarten. Von H. Bein Ueber den Eſchenkrebs. Bon R. Heb-

Boologie. Der heutige Stand der Rehbrunftfrage. IE TE 60 —— Bmittel gegen bie Beſchädi— * Lasius flavus Latr. Bon a Raturheiltrieb gr Wilde. Bon W. R. 257 Einfluß bes TERRNGEEREBEH En DES auf den Zuwachs. Von F. Baudifd . . Gommentar zu den Arbeiten bon gartig und eg über Raupenfliegen u uf Grund einer Revi- on ber Hartig' ſchen —— lung gegeben von 3. Mil und F. A. DB 341, 415

Forſtliche Saukunde.

Prügelwege. Bon C. .. 161

Einiges über den Wa dftraßenbau, ins⸗ —— über den Straßenbau in

forftliher Eigenregie. Bon E. Koller 300

Phyſik (Meteorologie). Unterfuhungen über den Einfluß der Bes ftandesbichte auf die Wodenfeuchtigkeit. Von Bobs. , „nn 9

Geographie. Geſchichte. Statiftik.

Die Wildbahverbauung in Defterreih . 245

Die Anfänge der öſterreichiſchen Forſt⸗ geſchichte nach Urkunden des achten bis

vierzehnten Jahrhunderts. = C. Fein in 428, 473

Se ite Waldbau.

Ueber die Erblichkeit des Zuwachsver⸗ mögens bei den Waldbäumen. Von A. Cieslar

Bar Standraumausnüßg.

tion im Mifchbeftande. Bon u

EEE EEE IE 105, 147 PN * die principielle Aufforſtung gas aldblößen. Bon R. Jantowstly .252 Zablenangaben über den Ertrag bon Miſchbeſtänden. Bon v. Fiſchbach .290 Zur Praxis der natürlichen Verjüngung. Von R. Karbaſch 470

Forſtſchutz. Forſtpolizei. Geſehgebung.

Ueber Neetria ditissima. Von F. Bau—

BER Die mit Hade, Hammer und Zange com: binirte odehaue im Dienfte ber Forſt⸗

erg Forſtwirthſchaft. Von A. * Ueber m die Bi Befteuerung der Wälder. Bon 7 Die "Wildbahverbauung in DOefterreih . 215 Vorbeugungsmittel gegen Die Beichär a durch Lasius flavus Latr. LMANN: 00 02000. 249 Ueber ben Gihentrebs. Don R. Heß Zur Frage der Beſteuerung der Wälder. Bon 2 Hufnagl .. 22... Einfluß des —————— auf den Zuwachs. Von F. Baubiid. . . . 295 Commentar zu den Arbeiten von Hart und Rageburg über Raupenfliegen (Zadiniden). Auf Grund einer Nevis fion der Hartig'ſchen Tahiniden-Samms lung gegeben von 3. Mit und %. 4. UT 10 Re 341, 415

Forfibenugung. Technologie. Handel.

Korkliefernde Holzarten. Bon H. Mayr 55 Die —— ie Bon H. Bern: 7 WER ——— 05, 147

Seite

Prügelmege. Bon 6.9... ...- 161

Die Wilbbahverbauung in Defterreih . 245 Einiges über den Waldftraßenbau, ins« beiondere über den Straßenbau in

forftliher Eigenregie. Bon E. Koller 300

Holzmeßkunde. Waldertragsregelung. Waldwerthberechnung.

Holzartenmengung, Standraumausntzg. und Taxation im Miſchbeſtande. Von H. v. Lorenz 5

Ueber die Beſteuerung der Wälder. Von

RNiebel

Ueber vergleichende Zuwachsunterſuchun⸗ gen. Bon K. Böhmerle...... 241

Gegen die principielle Aufforftung der

albblößen. Bon R. Janfomsly .252

Zahlenangaben über ben Ertrag von Miſchbeſtänden. Von v. Fiſchbach . 290

Zur Frage der eig der Wälder. Bon 2 Sufnagl - . x... 22%

Einfluß bes auf den Zuwachs. Bon F. Baudiſch.

Zwei Dendrometer von Friedrich und Starke. Bon G. Kammerer...

Ueber bie Do Benicthfchaftung der Karſtwälder. Bon Buberl .351

Entwurf einer nee For⸗ melſchreibung im Gebiete der Holzmeß⸗ kunde. Bon 8. Böhmerle, M. Kunze, K. Schuberg

Ueber Beftanbeömaffenaufnahmen im Ur: walde. Bon R. Kopezky

Verſuchsweſen.

Die Photographie im Dienſte des Ver— ſuchsweſens. Von J. Friedbrid . 3 Ueber die Erblichleit bes Yuwadsber: mögend bei den Waldbäumen. Won N. Eiedlar Unterfuhungen über den Einfluß der Bes . ſtandesdichte 7 die Bodenfeuchtigkeit. VonE. Soppee...... Ueber —— Zuwachsunterſuchun⸗ gen. Von K. Böhmerle 241 Zwei Dendrometer von Friedrich und Starke. Bon G. Kammerer . . . 836 Entwurf einer übereinftimmenben Formel⸗ ſchreibung im Gebiete der Holzmeß— kunde. Bon K. Böhmerle, MKunze, K. Schuberg 463

Forktwirthfchaft im Allgemeinen. Die Auwaldwirthſchaft. Won H. Bern: 1 IE 105, 147 Ueber die a a der Wälder, Bon 5.BRlebel. »- ac nen 00. « 195 Die Wildbahverbauung in Defterreih . 245 Gegen die principielle Aufforftung der Saipblöen. Don R. Jankowsky . 252 Zur frage der ENDEN der Wälder, Bon L. Hufnagl Ueber bie aufänftige er ber Karftwälder. Von M. Buberl . . . 351 |

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Inhalts- Berzeihniß.

Seite Fiſcherei und Fiſchzucht. Ueber den Unterricht der Fiſchereiwirth⸗ fchaftslehre. Von E. Schroeder . . 209

Jagd. Der heutige Stand der Rehbrunftfrage. Don W. N. 60

—* BO I BR Naturbeiltrieb beim Wilde. Von W. N. BT

Siterarifche Derichte.

Kotanik.

Karſch, Vademecum botanieum. Hands huch zum Beftimmen ber in Deutich- land mwildwadjenden, fowie in Feld und Garten, im Part, Zimmer und Gewächshaus cultivirten Pflanzen. .

Tubeuf, Pflanzenfrantheiten durch kryp⸗ togame arafiten verurfaht. Eine Ein⸗ führun Y in dad Studium der parali- tären Pilze, Schleimpilze, Spaltpilze und Algen. Bugleih eine Anleitung Bekämpfung von Krankheiten ber

. oo 1 n RT Te

Fiſchbach Katechismus der Forſt⸗ botanit. ünfte vermehrte und, ver= befiette Auflage. " . o.o.0 0...

Boologie.

Schenkläng, Nomenelator coleoptero- logieus, Eine etymologifche Erklärung jämmtliher Gattung» und Artnamen ber Käfer des beutfchen fFaunengebietes. 123

Wild und Hund. Sluftrirte Wochenschrift für Jagd und Hunbezucht, einfchließlich berlurushunde, Jagdthierkunde, Schieß⸗ funde, Jagdreitſport und Fiſcherei.. 125

Henſchel, Die jhädlihen Forft: und Oofbeuminfekien 2 * un ä ng. Praktifches Handbu für —— und Fr Dritte, neubearbeitete Auflage . .. . 805

Staffel, Goedde's —ES Dritte Auflage RR ——— 485

a aus dem forftlihen Ber: ſuchsweſen Oeſterreichs. gegeben von der k. k. forſtlichen Verſuchsanſtalt in Mariabrunn. Der ganzen Folge XIX, Heft, Die Erummzühntgen euros päifhen Borkenkäfer. Bon F. Wacht! 527

Judeich-Nitſche, Lehrbuch der mittele europäifchen —— Als achte Auflage von Dr. J. T. €, Ratze⸗ burg: ie Waldverberber und, ihre Feinde“, IV, Abtheilung

Geodäfie.

Zajidel, Vorlagen für das Situationd- zeichnen. Für land» und forftwirth- ichaftliche, ſowie technische Zehranftalten

Inhalts-Berzeihnif. V

Seite und für die Bebürfniffe der land⸗ . ————— aid .. Laska, Vehrbud der a RER Be a (Geodäfie). Mit einer Sammlung von 153 gelöften Aufgaben und angewandten Beifpielen, zahlreihen Erklärungen und 481 in ben Tert gedrudten Figuren. Unter Berüdfihtigung des Selbftunter- richtes für Geometer, Eleven, Studi: rende bed Baus, Berg- und Ingenieur- faches, jowie zum praftiihen Gebrauch für Feldmefjer, Gulturtechniter, Katas ſterbeamte ꝛc.. ee ae 261 Baur, Lehrbuch ber niederen Geodäſie, üglid für die praltifchen Bedürfs e. der Forſtmänner und Landwirthe, ———— und Geometer, ſowie zum Gebrauche an militäriſchen und ſech— niſchen Bildungsanftalten. Fünfte, vers mebrte und verbefjerte Auflage . . . 445 Tapla, Geodätiſche Conftructionen und Berechnungen. Directiven für die Her: ftellung kleinerer geodätifcher Elaborate aus Felddbaten und für die Berechnung 408

einfacher Dreiedöiyfteme . » ... » Chemie. Phyfik. Meteorologie. Bodenkunde.

Ney, Der Wald und die Duellen. . - 215

Mittheilungen aus dem forftlihen Ber: ſuchſsweſen Defterreichd. Herausgegeben von dert. k. foritlichen Verfuhsanftalt in Mariabrunn. Der ganzen Folge XX. Heft. Einfluß ber Freilandvege⸗ tation und Bodenbedeckung auf die Temperatur und Feuchtigkeit der Luft. Bu E. Dopye » con. 0. 528

Waldbau.

MWeife, Leitfaden für den Waldbau. vermehrte und verbeſſerte Auf⸗ FR RR EP Er er ER BE TE ER BET 6 ® e J er, Die Bodenwirthſchaft im Vogels⸗ berg und ihre Förderung insbeſondere durch Wiederbewaldung und Verbeſſe— rung der Gemeindegüter at Der Wald, jeine Berjüngung, soriege e umd Benugung. Bearbeitet für das Schweigervolf. Herausgegeben vom Schweizeriihen Forftverein. Wierte durchgefehene und verbefierte Auflage 169 Ney, Der Wald und die Quellen. . . 215 Gaher, Ueber den Femelſchlagbetrieb und feine ya ee in Bayern . 529 Fiſchbach H. SKatehismus der Forit- botanik. Fünfte vermehrte und ver— beſſerte Auflage . - . Be my wc 534 Forſtſchuß. Forfipolizei. Gefeb- gebung. Bolkswirthfchaftslehre. Wirfhinger, Die Unfallverhütung in ber Land» und Forſtwirthſchaft - . . 169

Ney, Der Wald und die Quellen. . . 216 Der Preid der Arbeit im Staatsforft- BIER: 3 un a ne a 264

| Smidel, Die jhädlihen Forſt- un

se

Opftbauminfekten, ihre Lebensweiſe ir Bekämpfung. Praktiſches Handbuch für Forſtwirthe und Gärtner. Dritte, neus bearbeitete Auflage Die Wildbahverbauung in den Jahren 1883 bis 189%. Heraudgegeben vom f. k. Aderbauminifterium -. - » » » 377 Tubeuf, Pflanzentrankheiten durch kryp⸗ togame Barafiten verurfacht, Eine Eins führung in das Studium der parafi- tären Pilze, ——— Spaltpilze und Algen. Zugleid eine Anleitung = Belämpfung bon Strankheiten der Sulturpflangen Mittheilungen aus dem forftlihen er: ſuchsweſen Defterreihd. Herausgegeben bon der t. t. forſtlichen Verſuchsanſtalt in Mariabrunn. Der ganzen Folge XIX. Heft. Die krummzaͤhnigen er päifchen Borkenkäfer. Bon F. Wachtl 527 Judeich-Nitſche, Lehrbuch der itkele europäifhen Forſtinſektenkunde. ALS adıte Auflage von Dr. J. T. E. Ratze⸗ burg: „Die Waldverberber und ihre Feinde“, IV. Abtheilung

Forfibenubßung. Technologie. In— duftrie. Handel.

Mittheilungen des Ef. £. techrologifchen Gewerbemuſeums in Wien. Neue Folge IV, Zahrgang 1894 . ... 2 2.. 124 Pliwa, Fahlalender mit Vormerkblät— tern für Holzverarbeitung und Holz: handel. Jahrgang 1895 ...... 220 Die Wildbachverbauung in den Jahren 1883 bis 1894. Herausgegeben vom k. k. Aderbauminijterium . . » . 877 Alten, Verſuche und Erfahrungen mit Rotbbuhennußhol » » » . 2... 481 Mittheilungen des k. & technologischen Gewerbemufeums in Wien. Neue Folge. V. Jahrgang 1895, Heft 7 und 8. „484

Holzmefikunde. Waldertragsregelung. Waldwerthberechnung.

Martin, Die Folgerungen der Boden— reinertragätheorie für die Erziehung und die Umtriebszeit der wichtigſten deutſchen Holzarten. 1. Band, enthal: tend:- 1. Nationalöfonomiihe Grund— lagen; 2. Unterjuhungen über Um— triebögeit, Boben= und Waldrenten in reinen Buchenhochwaldungen vom Her- BERGE 5 u u een 29

Shwappad, Wahsthum und Ertrag normaler Rothbuchenbeftände. Nach den Aufnahmen der preußiihen Haupt» ftation des forftlihen Verſuchsweſens 118

Hamann, lleber die Nothiwendigleit der Neform deö Verfahrens bei Inventur,

Neoifion und Schägung von Fidei— commißforften - «2222000. 121

VI Seite

Puton, Die Forfteinrihtung im Nieder:

und Hocdhmalbbetriebe, Nach der britten

gti pen Auflage bearbeitet von

tebeueinet » «oo 00 0. 165 Endres, Lehrbud der Waldwerthrech— nung und Korftitatil. . ...... 212

Judeich, Die Forfteinrihtung. Fünfte, vermehrte und verbefjerte Auflage . . 259

Vorichriften für die Verwaltung und Be: wirthihaftung der Waldungen der Ges meinden und öffentlihen Anftalten

Hundt, Tabellen neueiten Syſtemes, ohne Kreuzungsrubriken, zur Eubirung bon Rundholz aller Art. In Längen bon 0b bis 34 Metern mit Abftufungen in halben Metern und geraden Decis metern. Durchmeſſer von 10 bis 100 Geutimeter

Fifcherei und Fiſchzucht.

Wild und Hund, Illuſtrirte Wochenſchrift für Jagd und Hundezucht, einſchließlich ber£urushunde, Jagdthierfunde, Schieß⸗ kunde, Jagdreitſport und Filcherei . . 125

Jagd.

Train, Weidmanns Praktika zu Holz, Feld und Waffer. Ein Lehrbuch für ans gehende, ein Handbud für geübte Jäger und Jagdfreunde, Sechſte Auflage, bear- beitet von Ernft Ritter von Dom- DESWRLL . . 2 0.0. 0 no

Schneider, Die Pürſche auf den Reh: bod. Zweite Auflage»... 2...

Wild und Hund. Suftrirte Wochenſchrift für Jagd und Hundezucht, einſchließlich derLuxushunde, Jagdthierkunde, Schieß⸗ funde, Jagdreitſport und Fiſcherei .. 125

Oberländer, Die Dreſſur und Führung des Gebrauhdhunde® . ..... 171

Dombromsti, R. v. Dad MWildern, befjen Arten und Bekämpfung . - .

Krichler, Der Jagdhund. Seine Züch— tung, Erziehung, Wartung, Dreffur und Führung. Siebente Auflage des alten C. %. ©. Thon’shen Wertes . 265

Hilfreich, Der kranke Hund. Ein gemein: verftändliher Rathgeber für Hunde: befiger, in&befondere für Jäger . . . 266

Kochtizky, Die Erziehung ded Hundes. Aufzucht, Pflege und Dreffur, unter Berüdfihtigung der zur Jagd geeig: neten Racen, nebft des Hundes in Krankheitsfällen. Dritte, neubearbeitete Auflage. ». » .. - 3

Das Weidwerk in Wort und Bild, yet: nummer zum 80. Geburtätage des Fürften Biamard -. » 22 > 2 20.

Nach der Jagd. Luftige Erzählungen und Anekdoten aus dem Jägerleben . . . 447

Staffel, Goedde's Fafanenzudt. Dritte Auflage

308

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221

derſuchsweſen.

Schwappach, Wahsthum und Ertrag normaler Rothbuchenbeſtände. Nach den

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Inhalts-Verzeichniß.

Seite Aufnahmen der preußiſchen Haupt⸗ ſtation des forſtlichen Verſuchsweſens 118 Mittheilungen aus dem forſtlichen Ber: ſuchsweſen Defterreich®. Heraußgegeben von ber k. k. forftlihen Verſuchsanſtalt in Mariabrunn. Der ganzen Folge XIX, Heft. Die frummzähnigen euro» päifchen Borkenkäfer. Bon F. Wachtl 527 Mittheilungen aus dem forftlihen Ver— fuchöwejen Defterreichd. Herausgegeben von ber k. k. forſtlichen Verfuhsanftalt in Mariabrunn. Der ganzen folge XX. Heft. Einfluß ber rg tation und Bodenbedeckung auf bie Temperatur und Feuchtigkeit der Luft. Von E. Hoppe Arganifation. Bermwaltung. Vorſchriften für die Verwaltung und Be: wirtbihaftung der Waldungen ber Ge: meinden und öffentlihen Anftalten . 308 Wegzeiger, Die dreißig Jahre derZand» wirthſchaft Unterricht. Prüfungsmwefen. Hampel, Ueber die Berfaffung bes Tagebuches für die forftlihe Staats:

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prüfung Forftwirthfchaft im Allgemeinen. Weber, DieBodenwirthichaft im Vogels⸗ berg und ihre Förderung in&befondere durch Wiederbewaldung und Verbeſſe—⸗ rung der Gemeindegüter . . ...» Zandolt, Der Wald, jeine VBerjüngung, Pilege und Benügung. Bearbeitet für das Schweizervolf, Herauögegeben vom Schweizeriſchen Forſtverein. Vierte, ie hie und verbefjerte Auflage 169 Vorichriften für die Verwaltung und Be- wirtbichaftung der Waldungen der Ger meinden und öffentlihen Anftalten . 308 Die Wildbahverbauung in den Jahren 1883 bis 1894. SHeraußgegeben vom f. £. Aderbauminifterium . ». ».. » { Wegzeiger, Die dreißig Jahre der Land⸗ wirthſchaft 440

Vereins ſchriſten. Kalender. Bahr: bücher. ferika. Encyklopädien.

Zand» und forftwirthichaftlicher Verwal⸗ tungdfalender 1895. Herausgegeben

vom Bereine für Güterbeamte in Wien 34 Leuthner, Förfterlalender für das Ges

meinjabr 1895... . 220000 35 Mittheilungen des k. k. technologiſchen

Gewerbemuſeums in Wien. Neue Folge.

IV. Jahrgang 184 ....: 220% 124 Schirmader,

Jahrbuch des Schlefis

ſchen FForftvereines für 1893 .. . .17C

Beriht über die 38. Verfammlung des Sächſiſchen Forftvereind, gehalten zu Annaberg am 16. bis 19, Juli 1893 . 220

70

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Iuhalts-Berzeihniß.

Seite Bericht über die 39. Verſammlung bes Sächſiſchen FForfivereind, gehalten zu Goldig am 17. bis 20. Juni 189% .220 Pliwa, Fachkalender mit Vormerkblät— tern für Holzverarbeitung und Holze handel, Salsans 18985. 4.2 %.% 220 Böhmerle, E., Fromme's forftliche Ka— lendertafche für das Jahr 1896 . . Mittheilungen des k. f. technolo, ifchen ERDE in Wien. Neue Folge. V. Jahrgang 1895, Heft 7 und 8. .4 Sand und forftwirthichaftlicher Vverwal⸗ tungskalender 1896. I. Jahrgang. Heraußgegeben vom Vereine für Güter beamte in Bien .-.».2.2...D

Berfchiedenes.

Wirfhinger, Die Unfallverhütung in der Land» und Foritwirtbihaft - . . 169 e Preis der Arbeit im Stantsforfe Anded, Das Gonferpiren bon bälgen (Ausſtopfen von Thieren aller Art), von Pflanzen und allen Natur: und Kunſtproducten mit Ausjchluß der Nahrungs und Genußmittel. Prafs tiſche Anleitung zum Ausftopfen, Prä⸗ pariren, Gonferviren, Steletifiren von Thieren aller Arten, Präpariren und Eonjerviren bon Pflanzen und zur Gonfervirungaller wie immerbenannten Gebrauhögegenftände

Derfammlungen und Ausflellungen.

Das Forſtweſen auf der galiziichen Lan— desausſtellung in Lember . 85, 67, 126 Generalverjammlung des De terreichifchen ReichSforftvereins in Wien am 1, und 2, September 1894 17. Generalverfammlung des Strainiich- füjtenländijchen Foritbereind am 5, 6. und 7. Auguft 1894 in Landitraß . 178 19. Generalverfammlung des Forſtver— eined für Tirol nnd Morarlberg zu a

Bozen XXI, Hauptverfjammlung des Kärtne— riihen fForftvereine® am 8., 9. und 10. September 1894 in Hermagor .225 Vom internationalen Verbande forſtlicher Verſuchsanſtalten. Erhebungen über die Verbreitung der forftlich oder pflanzen- geographiih wichtigen Holzarten . 267 Internationale Hundeausitellung in Wien bom 4. bis 7. Mai 1895. ....- XXIII. Generalverfammtung des Nieder: öſterreichiſchen Forftvereind in Maria: brunn am 16., 17. und 18. Juni 1895 312 XII. Generalverfammlung des Steier- märfifchen Forftvereind am 22, 28. und 24. Juni 1895 zu Leoben

d . nn 0 1.1 [ee

. 391

Seite Die 49. Generalverfammlung des Mähr.: ichlef. FForftvereind . » . 2.2... 447 Die Ercurlion des Oeſterreichiſchen Reichs— forjtvereind nah) Bosnien, verbunden mit ber 41. Generalverfammlung zu Sarajewo in der Zeit vom 11. bis 26, Auguft 1895 486 18. Hauptverfjammlung des Krainiſch— füftenländifchen Forſtvereins 535 Verſammlung des Ungariſchen Landes: Fe in Neufohl am 27. bis XIX. des ſlavoniſchen Forſtvereins

Alittkheilungen.

Aus Defterreih-Ungarn Aus Ungarn. Inſektenſchäden in Un— Ben. U 0 AusTirol. Ueber Verwendung ber Kohl⸗ reſte (Geftifbbe oder Löſche) von ben Wald- oder ſtändigen Kohlſtätten. Bon ET —— Aus Niederöſterreich. Ueber die ſpät— blühende Eiche (Quereus pedunculata var. tardissima bimonkai), Von A Gieslar Eine intereffante, auf dad um Wien gelegene Jagdgebiet Kaiſers Ma— rimilian 11. bezugnehmende Urkunde (Stift8ardiv Altenburg). Bon. Endl 502 Aus dem Küftenlande. Die Thätig- keit ber ee

.....

86

im Jahre 1894 . 0... 0.00... 276 Aus Wien. Forſttechniſches Perſonale der politifhen Verwaltung . . » . - 539 Aus Rußland. RE BE. re 46 Auffiihe Erfahrungen in ber Steppen- aufforitung. Bon Guje ». ..... 226

Aus Amerika.

Die winterfahlen Laubwälder bes Mif- ſiſſippi⸗Alluviums

Notizen. Kotanik.

Ueber den morphologiihen Aufbau der Abietineens Zapfen 2 Ernährung der Pflanzen durch Humus und organiihe Stoffe 9 Ueber den Einfluß der geographiſchen Länge auf die Aufblühzeit von Holz— pflanzen in Mitteleuropa..... 233 Gine neue Pilzkrankheit der Lärche . 407 Ueber das Vorkommen der Nokkaftanie und der Rothbuche in Nordgriechen—⸗ EN EEE EEE EN 408 lleber das Vorkommen von Thonerbe in den Pflanzen

vn Juhalts-Verzeichniß. Seite 3 Seite Die Trauerbuhe . .... . . 505 | der Grunbeigenthümer nicht borbe=

Weitere Beobadhtungen über Bitztäffe. der Bäume

. 0 2: Tee

Zoologie. Pflanzenfreffende Laufläfer .. ... . 93 Die Nahbrunft der Nebe. . ». - - 93 Unterfuhungen über die Hirne verſchie—

bener Hunderacen - 2 2 2 22020» 94 Luchſe in Oeſterreichiſch-Schleſien . . . 9 Ueber die Zragezeit de Dachſes . . 239 Der Bild; (Myoxus Glis) im Winterfchlafe 282 Wie halten die Naubvögel die Ständer

beim fFliegen? - » 222220020 409 Der Maulwurf -. -.. ..».- 466 Die Landfauna in Teneriffa..... 542 Magdalis rufa Germ. ald Schädling in

Schwarzföhrenpflanzungen Dad Braunmwerden der Blätter er durch freilebende Gall« 2.2.5 ee

Chemie. Phyfik. Sleteorologie. Bodenkunde,

Ueber den Einfluß der geographiichen Länge auf die Aufblühzeit von Holz pflanzen in Mitteleuropa . {

Einfluß der Trodenheit auf die Wald: begetation 233

allgeſchwindigkeit der Regentropfen ber Hagelkörne 234 ee tel nn und Zufttenperatur . 408 nn bas Vorkommen von Thonerde in SORATBEN u:.4.72 4:46 0 ar ic 458 Nom Morfer Wetterburcan wen 458 Waldban. Salicetum der k. k. forſtlichen Verſuchs— anftalt in Mariabrunn.. .. .»..». 91 Waldjamenernte 1894/95 . » 2... 95 Einfluß der Trodenheit auf die Wald» vegetalion . oo «eo 00 0a 0 a

Anbau der Wellingtonia ald Waldbaum 332

Forſtſchutz. Forftpolizei. Geſetzkunde.

Pflangenfreffende Laufkäfer . . - - » 93 Die Belämpfungsarbeiten der Mailäfer- plage in Niederöfterreich im Jahre 1894 93

Waldverwüjtung in Rußland... . » 235

Forft: und jagdrechtliche Entſchei—

dungen:

Dejterreih: Zur Einbringung eines Geſuches um Rückſtellung einer für verfallen erklärten Waffe iſt nicht der Eigenthümer der Waffe, fondern nur der Verurtheilte berufen . . . 23

Dem beeideten Foritperfonale gebührt der Schutz des $ 68 St. ©. aud für Amtshandlungen, welche ed außer: halb des feiner Obhut anvertrauten

orstes vornimmt. » » 22... 410

Unbefugtes Einfammeln wildwachſender

Erdbeeren, deren Verwerthung fi

hielt, kann ſich ala Forſt- oder Feld⸗ frevel bdaritellen; einen Diebftahl begründet ea niht. . » 22». 507 Incompetenz ber Gerichte bei Erſatz— anfprühen anläßlich der durd ben Wirthihaftöplan gebotenen Redu— Br ber regulirten Forſtproducten⸗

Reichsgericht: Jagdaus— übung in einem Bezirke durch höch— —— drei Perſonen nach preußiſchem

. 0 Tr Tr Tr Tee

t | Preußen: Polizeiliches Einfchreiten wi:

der ein zunächſt jagbwirthichaftlichen Zweden dienendes, andererſeits aber den Verkehr auf einem öffentlichen Wege beichräntendes Gatterthor . . 237 a Diebjtahl eines Serhbeiehe Selheafen bei TForftfreveln jugend» licher Perſonen oritfrevel dur Entwendung treuberechtigun a rer | einer Handeläfirma we⸗ gen Forftfrevel bei Ausübung eines Streu: I. RE Eine nene Pilzkrankheit der Lärde Der Maulwurf - -. 2222000 *3 —— bed Hüttenrauches auf die Vögel - - 2 m 220. Weitere über der BRum.. Magdalis rufa Germ. als Schädling Schwarzföhrenpflanzungen 543 Das Braunmwerden der Blätter unferer Laubhölzer durch freilebende Gall:

. oo 1 . Te Tr te

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nn 0.0.0.

ÜBEN: 24:25, Do ao ee 543 a A N 544 Achtung bei Lagerfeuern im Walde . . 545 Der Nevolver keine zuläffige Dienit-

waffe für das Forſtſchutz- und Jagd— bienftperfonale 545

Forfibenugung. Technologie. In+ duftrie. Handel. MWaldfamenernte 1894/95... .... Wellblechnagel für Holzverbindungen Erſatz für Naubfutterftoffe durch Säge

10

11 TE 458 Wendevorrihtung bei Gatterjägen.. . . 459 Dachziegel auß Papier.» . 2... 506 Holzmefikunde. Waldertragsregelung.

Waldwerthberechnung. Be ER Er 282 Geographie. Geſchichte. Statiſtik. Wildausbeute in Böhmen. 145 Eine hiſtoriſche Ume 235 Die Landfauna in Teneriffa . . - . » 542 Naubthiere in Schweden...» : » - »- 546

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j Inhalts-Berzeichniß. IX Seite ' Seite Berfuchswefen. ad Julius Lehr + BR: S . imig:Stifung - - - ! 22.0. Enten DL frtinen Beruhee , | Bamieriean 203. Blend ji maringge Or anifation. Berwaltun Negierungdratb Carl Bauer . 140 9 3 Dreifahes 5Ojährines —— .142

and» und forſtwirthſchaftlich gebildete Sadıverftändige bei den diplomatischen Miffionen des Deutichen Reiches 91

Aenderung in der Leitung des Aderbaus winifterium® . . 831

Biberankauf der ——— . 331 At dem Aderbauminifterium . 504 Unterricht. Prüfungsmefen.

dimig-Stiftung - - - «22220. Interribhtöcurje Für praktiiche Land» und Fotſtwirthe an der k. k. Hochſchule für Bodencultur in ar en

...—.. m... „en ne u

anftalt Lande und forftwirthichaftlihe Unter— 1 EEE NE: 233 - s ——— für Bodencultur in Wien 333 ae für Holzinduftrie in

und Fiſchzucht.

———n pn Bar . .459

lieber die Ernährung ber Fiſchbrut . + 507 Jagd.

Die Kachbrunft der Rebe. . - - . . 93

Zudie in Deiterreihiih-Schlefien . . . 94 Kürftliche Schädel für Hirichgeweihe. . 95 Rildansbeute in Böhmen . .».... 145 Forft- und jagdrechtliche Entfcheidungen (hehe unter Gejegkunde) . . 236, 410, 507 Srandeis! Nactziellorn . .. 2... - 238 ag die Tragezeit des Dachſes . . . 239 der Weinbau und die Nebhühner . Der Revolver feine zuläffige Dienftwaffe für a. Forſtſchuß- uud Jagddienſt⸗—

a 545 Raubibiere in Shweben . 2. ... 546 Redactionelles, Preisausfhreibung - » > 2220. 47 Vereine. Perfammlungen.

XXI, Generalverfammlung des Nieder- —— Forſtvereins in Maria⸗ XIII. J des Steier⸗ mãrliſchen Forftvereind . .. ...284 21, Berfammlung des Heffiihen Forſt— vereins 285

. 448 8 ee 8 re

Ausftellungen. Internationale Hundeausſtellung in Wien 191 Geweih⸗ und Hundeausſtellung . . : „410

Perfonalien.

Sectionschef Dr. Ferdinand erg von Blumfeld (ammt Porträt) .

Minifterialrath Johann Salzerr (jammt BEE) 2 1 ee a ne a 185 Die Enthüllungsfeier der Büſte des Pro- feſſors Dr. Joſef Böhm in der 1 Brilon, Guſtav Henfdhel + RA an Fürſt Jofef Colloredo-Mannsfeld F 280 Uenderung in der Leitung des Aderbau: minifterium® Aus dem Aderbauminifterium Dienjtjubiläum Biographien berühmter Forſtmänner. Dr. Anton Freiherr v. Banhans. Friedrich Judeich

...— |) er . 8 8 8.»

. ner 8 BT Tr he

Berfchiedenes.

Land⸗ und forſtwirthſchaftlich gebildete Sachverſtändige bei den diplomatiſchen

Miſſionen des Deutſchen Reiches 91 Künſtliche Schädel für Hirſchaeweihe 95 Wellblechnägel für Holzverbindungen . 142 Eine hiftorifche DI a 235 News Porter Wetterbureau . . .»... 458 Erjag für Raubfutterftoffe durch Säge:

HRMRBBBE- 25 u eis ei ae er ah 458 Dachziegel aus Papier.. area 506 Schadlicher ——— des Hüttenrauches

anf eoeee 96 Der Weinbau und die Rebhühner . . . 509 Achtung bei Zagerfeuern im Walde . .545

Sandelsberichte. Vom deutfhen Holamarlt » ..... Holzhandelsbericht aus den nordbeutfchen

EEOBERSEN: 2 0000 en , 546 Aus Fiume... 97, 460 Holz-Ein» und «Ausfuhr Oefterreich⸗ Un⸗

garns im Jahre 184 ....... 145 m, u: 145 Vom Holzmarlie . » 2 2 2 2220 191 Faßdaubenerport 2 2 2 2 2 22.2. 239 Aus Oberfärnten - - - 2 2 .. 239, 460 Aus Budapeli - - > 2 een en en 285 Daubenerport aus Trieft. - »... . 285 Aus Komorn...3383 Aus dem Fleimsthale....... 334 Aus Bukareſt... ..... 334 Aus Preußen.. ar 411

Der Eichen und Fichtenrindenerport aus

Defterreih-lingam . » » 2 22 .. 509 ER RE 509 Aus Win . . :.- 2000. e..547

X Inhalts:Berzeihniß.

Neueſte Eſcheinungen der Siterafur.

35, 67, 125, 173, 223, 267, 312, 390, 486, 535

Spxechſaal. Fingefendet.

—— Hochſchule für Bodencultur Eberswalde . . . . 192,412 —— Sächſiſche Den

iſenach —* Vorleſungen an der Univerfität BEBE: 3.u4 0. a ee arte 8, Vorlefungen für Studirende ber ray en haft an der Univerfität Mün—

Seite

Briefkaſten.

49, 98, 146, 194, 240, 286, 334, Er 462,

Bexichtigungen.

194, 240, 510, 548

Abbildungen.

Porträt Sr. Ercellenz bed Herrn Sec» tionschef8 Dr. Ferdinand Edler von Blumfeld im Januarhefte, 17 Holz ſchnitte im Januarhefte, 3 Holzicnitte im fFebruarhefte, 12 im

EURER 193, 413 Märzbefte, Porträt des Minifterial- —— Münden. 198, 413 rathes Johann Sa —— im Aprilhefte, Univerſität Tübingen . .... - 198, 413 2 Holzfhnitte im Aprilhefte, Porträt Techniſche aue Karlsruhe .... 412 des Profeſſors Guftan Henſchel im

Maihefte, 1 Holzſchnitt im Maihefte, XR 4 Hol 2 zſchnitte * Junihefte, 8 Holz⸗ c erſ onalnachrichten. ſchnitte im Julihefte, 7 a im 49, 97, 146, 194, 240, 286, 384, 413, 461, Auguft:Septemberhefte und 5 Holz⸗ 510, Schnitte im Octoberhefte.

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Ventralblatt für das nelammfe Forſtweſen.

Organ der R. k. forfliichen Berfuchsanftalt in Mariabrunn.

Einundzwanzigfter Jahrgang. Wien, Januar 1895. Erftes Heft.

Pr. Ferdinand Edler von Blumfelv.

Der große Auffchwung, den die Forſtwirthſchaft Oefterreichs, insbefondere jene in feinen Staatsforften genommen hat, datirt ungefähr feit der Gründung eines felbftftändigen Aderbauminifteriums. ®b nun diefer Aufihwung mit Natur: nothwendigfeit erfolgte und die Errichtung eines Aderbauminifteriums bereits als eine Solge diefer glüdlichen Entwidelung betrachtet werden müfje oder ob die genannte Centralftelle bei der agriculturellen Bewegung wegweifend und fchöpferifch mit thätig war, foll hier nicht weiter erörtert werden. Allein wir fonnten uns diefen Rückblick nicht verfagen in dem Augenblide, wo wir uns anjchiden, das Bild eines Mannes zu bringen, der berufen war, an der Grün- dung und erften Einrichtung des Aderbauminifteriums mitzuwirken und feither ununterbrochen in der Lage war, einen mafgebenden Einfluß auf die Wirk: famteit diefer Centralſtelle auszuüben und der denn auch dort durch mehr als ein Dierteljahrhundert ein von hoher Auffafjung und Humanität getragenes MWirfen bethätigt. Es ift dies Se. Ercellenz Geheimer. Rath und k. k. Sections- chef Dr. Serdinand Edler v. Blumfeld.

Derjelbe wurde am 3. November 1856 zu Marburg in Steiermarf ge: boren, trat im Jahre 1845 als Sögling in die f. k. Cherefianifche Akademie, abfolvirte dafelbit das Gymnaſium und die juridifchen‘Studien und legte dann die drei juridifchen Staatsprüfungen ab. Sum Doctor der Rechte wurde v. Blum: feld im Jahre 1862 promopirt. Im Herbft 1858 trat er als Auscultant beim £andesgerichte in Wien ein, übertrat im Jahre 1861 als Eonceptspraftifant zur niederöfterreichifchen $inanzprocuratur, wurde 1864 zum Conceptsadjuncten im Bandelsminifterium und im Jahre 1866 zum Minifterialconcipiften daſelbſt ernannt. In diefer Dienfteseigenfchaft ftand v. Blumfeld zuerft im Departement für Eijenbahnangelegenheiten, ſodann im Präfidialbureau in Derwendung. Bei Errichtung eines felbftftändigen Aderbauminifteriums zu Beginn des Jahres 1868 übertrat v. Blumfeld in diefes Minifterium als Präfidialfecretär und wirfte bei der Organifirung und Einrichtung des Dienftes thätig mit. Nach der im Jahre 1872 ftattgehabten Uebertragung der oberften Derwaltung der Staatsdbomänen und Montanwerfe von dem Sinanzminifterium an das Aderbauminifterium und nah Ernennung zum Sectionsrathe übernahm v. Blumfeld das juridifch-admi- niftrative Neferat über die Staats: und Sondsforfte und Domänen.

Don nun an trat derfelbe in innige Beziehung zur Staatsforftverwaltung,

zur Sorflwirthfchaft überhaupt. Zunächſt nahm er großen Einfluß auf die im

Jahre 1873 erfolgte Reorganifation der Staatsforftverwaltung. Heute, wo dieje

Organifation nach einundzwanzigjährigem Beftande fich vollftändig und Eentrafblatt für das gef. Forſtweſen

2 Dr. Ferdinand v. Blumfeld. (XXI. Jahrgang.

bereits die fegensreichften Srüchte gezeitigt hat, wird man nicht mehr oder doch nicht fo leicht die Schwierigfeiten begreifen, welche damals überwunden werden mußten. . Wenn auch der Name des Oberlandforftmeifters Robert Midlig als der des eigentlichen Begründers der 1875er Organifation jederzeit mit Anerfennung und Danf genannt werden wird, ſo gebührt neben dem damaligen Sectionschef Baron Schrödinger unzweifelhaft auch Sr. Ercellenz dem nunmehrigen Herrn Sectionschef Edlen v. Blumfeld nicht geringeres Derdienft um das Zuſtande— fommen diefer Organifation. Diefelde wird in der Gefchichte der öfterreichifchen Staatsforftverwaltung ftets den Ehrenpla einnehmen. Sie ermöglichte der MWirthfchaft die längft erfehnte Sortentwicelung, zerbrach die Bevormundung der Forftwirthichaft durch Nichtfachleute und gab innerhalb der gejammten Staatsperwaltung auch den Staatsforftbeamten den ihnen gebührenden Rang, die fociale Stellung und die Aufbefjerung der Gehaltsbezüge. Daß den afa- demifch gebildeten Staatsforftbeamten die ihnen gebührende NRangftellung zu— erfannt wurde, ift mit ein mwejentliches Derdienft des Sectionschefs v, Blum: feld. Er hat an den der Einführung diejfes Organismus vorangegangenen, umfangreichen und fchwierigen Dorarbeiten mitgewirft und viele der damals gelieferten Elaborate, ſowie die in diejer Angelegenheit Sr. Majeftät erftatteten Anträge ftammen aus feiner Feder. Desgleichen hat er auch feither die Func— tionirung der unter feiner Mitwirfung gefchaffenen Inftitution mit aufmerf: famen Blicken verfolgt und ift an der enticheidenden Stelle dafür eingetreten, daß die in einer jet jchon zwanzigjährigen Erfahrung als nothwendig oder zweckmäßig erfannten Ergänzungen und Derbefjerungen derjelben praftifche Geltung erlangten, wie die zahlreichen Anordnungen zeigen, welche, auf der im Jahre 1873 gejchaffenen Grundlage fortbauend, im Swede der Ausbildung und Dervolllommmung des forftlichen Derwaltungs: und Wirthichaftsapparates feither getroffen wurden. Dieje Einflußnahme zu bethätigen hatte v. Blume feld insbefondere jeit dem Jahre 1879 Gelegenheit, wo er in eine nod engere Beziehung zu der Staatsforftverwaltung und Sorftwirthichaft dadurch trat, daß er nach dem Hebertritte des Sectionschefs Baron Schrödinger in den ARuheftand mit der Leitung der Section für Staatsdomänen und Montanwerke betraut wurde.

Im Jahre 1882 wurde v. Blumfeld mit dem Titel und Charafter eines Sectionschefs befleidet, und als der Neichsrath nach längerer Unter: brechung die Mittel für eine zweite Sectionschefsitelle wieder bewilligt hatte, im Jabre 1886 zum wirklichen Sectionschef ernannt. Bei dem im frühjahr 1888 ftattgehabten Hebertritte des Sectionschefs Baron Weber in den Ruhe ftand übernahm v. Blumfeld zu den bisherigen Sectionsgefchäften auch noch die Revifion der Angelegenheiten des Präfidialbureaus, dann jene der directen und indirecten förderung der Kandescultur (Subventionen, Ausitellungen, lands» und forftwirthfchaftliches Unterrichts: und Derfuchswefen) und der Agrar-Statiftif. Für feine vielfachen Derdienfte wurde Sectionschef v. Blum feld im Juni 1889 mit dem Orden der eifernen Krone II. Llaffe und im April 1893 durch Derleihung der Würde eines Geheimen Rathes ausgezeichnet. Der eiferne Kronenorden III, Claſſe war ihm bereits im Jänner 1870 verliehen worden. Blumfeld ift feit dem Jahre 1887 auch Großofficier des toscanifchen Civilverdienftordens.

Obgleich Sectionschef d. Blumfeld durch die mehr als zwanzigjährige innige Berührung mit der Forftwirthichaft einen vollftändigen Einblid in alle Sweige der forftlichen Technit gewann und 3. B. Enqueten mit völliger Beherrichung des Derhandlungsthemas leitet, jo will.er doch niemals felbft als Technifer gelten, bethätigt dagegen bei jeder Gelegenheit feine aufrichtige Werthichägung

Januar 1895.) Die Photographie x. 3

der Sorfttechnifer. Es ift dies um jo höher zu fchäßen in einer Seitperiode, wo leider noch immer vielfach geglaubt wird, der Techniker könne nur erfinden und erjeugen, aber nicht verwalten,

Mit den Dorzügen des Geiftes verbindet Sectionschef v. Blumfeld auch echte Humanität, und jo wie Alle, die mit und unter ihm zu arbeiten in der Lage waren, die Sicherheit und Schärfe feines Urtheils in den vermwicelteften Sragen fennen lernten, jo darf auch Jeder, der in perfönlichen Angelegen: heiten an ihn herantritt, ficherlicd; der wohlwollendften Anfnahme gemwärtig fein.

AABEDS

Die Photographie im Dienfle des Verſuchsweſens.“

Von allen befannten Reproductionsmethoden und Apparaten liefert bie photographiihe Kamera die verläßlichiten Abbildungen und es ijt natürlich, daß die Photographie aud im forftlihen Verſuchsweſen bereits Anwendung gefunden hat. Handelt es fih doch zumeijt nicht um fchöne, fondern um möglidit natur» getreue Abbildungen von unterfuchten Gegenjtänden. Diefen Zweden follte aud) das von mir früher empfohlene Verfahren zum Selbftabdrude von Stammſcheiben, Stammausjhnitten,” dann das Fichtpaufeverfahren zum Abdrude von Wurzeln, Blättern u. dgl.’ dienen.

As eine meines Wiffend neue Verwendung der Photographie bringe id, heute in Vorſchlag, das Verhältniß der gejhlofjenen Baumfrone zur Kronenlüde mit Zuhilfenahme der Photographie bildlih und ziffer- mäßig barzujtellen.

Ich habe diesbezüglih in erſter Neihe die verſchiedenen Grade der Licht. jtellungen bei Durdforjtunge- und Lichtungszuwahsverjuhen im Auge. Stamm: zahl, Stammgrundflächenfumme, tertlihe Erläuterungen vermögen allerdings big zu einer gewiſſen Grenze ben Lichtungsgrad darzuftellen, allein diefe Angaben genügen uns in den wenigiten Fällen, aud ift ja befannt, daß gleihe Stamm- zahlen nicht immer gleihen Lichtungsgraden entjprechen, auch bei gleihem Alter der Beftände nicht. Wir wollen die Verfuhsflähen in Wirklichkeit jehen, wir wollen, den Blid nad oben gerichtet, den Beitand kreuz und quer durch— mandern; wir beginnen im der Megel diefe Wanderung aufs Neue, weil das vorher gejehene Bild durd das fpätere etwas verwiſcht worden ift, kurz wir wollen im Gedädtnifje einen Gejammtüberblid erhalten. Und erjt nad) diejer mehrfahen Durdquerung der Verjuhsflähe geben wir unfer Urtheil über bie Nichtigkeit des Lichtungsgrades ab.

In dem Gewoge der heute noch wibderftreitenden Meinungen über die Zweck⸗ mäßigfeit jchwächerer oder jtärferer Durchforſtungen oder Lichtungen überhaupt, fehlt e8 meines Erachtens vor Allem an einem leicht verftändlihen Maße des Lihtungsgrades. Wären die einzelnen Bilder des Kronendahes, wie fie ſich ung beim Durchſchreiten eines Beſtandes darbieten, materiell feitzuhalten, jo wäre das Mittel zur Verftändigung ebenjo gegeben, wie das bildliche und ziffermäßige Maß des Tichtungsgrades.

ı Mittheilung aus dem forftlichen Verſuchsweſen Oefterreidjs.

2 ee „Gentrafblatt f. d. gej. Forſtweſen“ 1890, ©. 121.

3 Siehe „Centralblatt f. d. gej. Forſtweſen“ 1890, ©. 583. 1*

[XXl. Fahrgang.

Die Photographie ꝛc.

Big. 1.

2.

Fig

Januar 1895.) Die Photographic x. 5

Daß dies möglich ift, joll in den nachfolgenden Zeilen mitgetheift werben.

Es jtehen uns zur bildlihen Darftellung der Kronenverhältniffe zwei Wege offen: die geometriihe und die photographiiche Aufnahme. Die erjtere, welcher hier nur furz Erwähnung gethan werden foll, ließe ſich jo durchführen, daß man, mit einem gebrochenen und mit einem ſchweren Senfel verjehenen Fernrohre ausgerüjtet, zahlreihe Ablothungen von den Rändern der Baumfronen auf die Erbdoberflähe vornimmt und durch Pflöcke marfirt, diefe Punkte geodätiih aufnimmt und entiprehend zu Figuren verbindet. Anftatt des Fernrohres fann auch der jogenannte Sucher einer Reflercamera benügt werden. Abgejehen von dem bedeutenden Aufwand an Zeit und Mühe, den dieſe Aufnahmen verurjahen werden, bleibt immer

Fig. >. Fig. 6.

noch der Umftand beadhtenswerth, daß man ein geometrifhes Bild mur von den größeren Lücken erhalten würde, bie vielen fleinen Lücken und die größere oder geringere Dichte der Krone jedod nicht zur Darjtellung gelangen würden.

Es ſcheint mir deshalb zwedmäßiger zu fein, die Baumkronen mittelft Photographie aufzunehmen. In der Hauptjadhe werden e8 zwei Methoden fein, die hierbei zur Anwendung gelangen können:

I. Die nur theilweije Aufnahme des Kronendaches mitteljt einer Anzahl Brobeflähen.

I. Die zufammenhängende Aufnahme des Kronendaches eines ganzen Beftandes.

Die Methode I ift überaus einfah. Dan bedarf zu deren Ausführung nur einer Camera, die auf einem Detaillirbretthen oder einem ähnlichen Apparate fo geftellt werden fann, daß die lichtempfindlihe Platte horizontal zu liegen fommt.

6 Die Photographie ꝛc. [XXT. Jahrgang.

Mittelft einer Auftragboufjole werben die Längsſeiten der lihtempfindlichen Blatten ftet8 in eine beftimmte Richtung gebradht. Ich benütte bisger zweierlei Cameras, und zwar eine fogenannte Meflercamera von Lechner mit einer Plattengröße von IX 12m und einen Photo-Jumelle mit einer Plattengröße von 4'/, X 6m. Legteres Inſtrument hat eine fire Focustiefe, erjtere8 eine veränderlihe. Die Fig. 1 und 2 wurden mit der Neflercamera, die Fig. 3 bis 6 mit dem Qumelle aufgenommen. Beide Inſtrumente haben ihre Vor- und Nachtheile. Die Mefler- camera mit ihrer beweglihen TFocustiefe Liefert perfpectivijch beſſere Bilder, das Beobaditen der Krone im Sucher ift bequemer; dagegen erſcheinen bei langgeitredter und tief angejegter Krone nicht alle Partien derjelben gleich ſcharf. Die mit dem Photo-Jumelle erzeugten Bilder find weniger plaftifch und nur für Heinere Formate anwendbar, fie müflen ſtark abgeblendet werden und erfordern daher auch eine gute Beleuchtung des Objectes, was innerhalb des Beſtandes felten anzutreffen ift. Dagegen ſcheiden fid bei diefen Bildern die Kromenlüden ziemlich grell von der Kronendichte. Die Aufnahme der Fig. 1 und 3 erfolgte von einem und demfelben Standpunkte aus, doc ift der Vergleich der beiden Abbildungen etwas fchwierig, weil die legtgenannte linear nur halb fo groß ift wie die erjtere. Mit Rückſicht

Fig. 7.

auf die Erforderniffe bei Anwendung der Methode II Habe ih mid für eine beftimmte Conftruction der Camera und deren Unterlage nod nicht entſchieden. Es bedarf auch nod umfafjender Verfuche und des Einvernehmens mit Berufs— photographen, um für dem gegebenen Zweck die geeignetite Conjtruction des photographiichen Apparates feitzuftellen. Ueber das Photographiren felbft glaube ih feine Nathichläge ertheilen zu dürfen, die nöthige Belehrung kann ja aus den vorhandenen Lehrbüchern gejhöpft werden.

Soll nun das Kronendah eines Beſtandes photographiih aufgenommen werden, jo mwird man zunächſt zu entjheiden haben, welde Anzahl von Probe- flähen und in welcher Bertheilung diefelben aufgenommen werden follen. Liegt der Kronenbeginn nicht zu niedrig, etwa 12 bis 15, jo werden auf den mit dem genannten Inſtrumenten aufgenommenen Bildern ungefähr 30 bis 50 mt des Kronendahes zur Abbildung gelangen. Die Bertheilung der Probeflädhen im Beftande wird zwedmäßig in einem regelmäßigen Verbande erfolgen, wovon in Fig 7. eine Andeutung gegeben ift. Da die Verfuchseinzelflähen in der Regel nur 025 Aa groß find, jo wird man durch 13 Probeflächen, wenn diejelben etwa auh nur 500m 20 Procent der Gejammtflähe umfaſſen, dod ein ziemlih genaues Bild von dem Lichtungsgrade des Bejtandes erhalten. Nachdem eine photographifche Aufnahme faum fünf Minuten Zeit beanfprudt, fo läßt fich eine Verfjuhshauptflähe ganz bequem an einem Qage aufnehmen,

Januar 1895.] Erblichfeit des Zuwachsvermögens ıc. 7

Es ift der Gedanke naheliegend, die Standpunkte bei der Aufnahme dauernd zu firiren, um die Sronenentwidelung beziehungsmweife Kronenausdehnung alljähr- ih oder in gewiffen Zeitabjchnitten beobachten und vergleichen zu fünnen 3. B. den Stand des Kronenſchluſſes vor und nad einer Lichtung.

Wie aus den beigegebenen Abbildungen zu erjehen ift, find die Begrenzungs— linien der Kronenlüden ziemlich deutlih trogdem die Conturen dur die Repro— duction ſehr an Schärfe verloren haben. Sind diejelben auch nur perjpectivifche Anſichten, fo Lafjen ſich diefelben doc dazu benügen, um mittelft eines Planimeters die Flächen der Kronenlüden und der Kronendichte zu ermitteln. Nachdem es ſich nicht um die abjolute Größe diefer beiderfeitigen Flächen, fondern nur um das Verhältniß, in weldem beide zu einander jtehen, handelt, fo ift es nicht nothwendig, aus diefen perfpectiviihen Anfichten die richtigen geometrijchen Figuren abzuleiten und auch das Maß der jeweiligen Verjüngung zu ermitteln. Das Letztere ift nämlich auch bei einem and demjelben Inſtrumente variabel, je nachdem der Kronenbeginn höher oder niedriger liegt. Aus den Reſultaten ſämmtlicher Probeflähen wird fi dann auch eine Durhfchnittszahl ableiten laffen für das Berhältnig der Kronenlüden zur Kronendichte im ganzen unterfuhten Bejtande. Diefe Zahl wird felbftver- jtändlich der Wahrheit um fo näher fommen, je mehr Probeflähen aufgenommen wurden.

Werden die Probeflähen in jo großer Anzahl und in folder Anordnung ausgewählt, daß die Ränder der Kronenbilder ſich mindeftens berühren oder fi mehr oder weniger überbeden, d. h. daß die zwiſchen zwei GStationspunften liegenden Kronenpartien theilweife auf beiden Bildern erfcheinen, jo läßt fi ein zujammenhängendes Bild des Kronendaches des ganzen Bejtandes anfertigen, wie ih es als Methode II angedeutet habe. Auf die Bejchreibung des hierbei an- gewendeten Verfahrens fann heute noch nicht eingegangen werden, und zwar zunächſt ihon aus dem Grunde, weil der hier zur Verfügung ftehende Raum nicht aus- reichen würde, dann aber aud deshalb, weil id; von weiteren Verſuchen und Studien ein einfacheres als das mir gegenwärtig befannte Verfahren aufzufinden erhoffe, um dieſes ſchöne und eminent praftiihe Ziel zu erreichen.

Joſef Friedrid.

Aeber die Erblichkeit des Zuwachsvermögens bei den Waldbäumen.!

Bon Pr. Adolf Eieslar, t. #. Adjunct der forftlichen Verſuchsanſtalt in Mariabrunn bei Wien.

Wer im höheren Gebirge eine bewaldete Lehne anfteigend dem Gipfel zu: firebt, der wird, fofern er nur einigermaßen mit offenem Auge wandert, im Baum: wuchſe von der Thaljohle bis zur Höhe einen eigenartigen Wandel bemerlen: In den tieferen Lagen gewaltige, in mehr oder weniger normaler BVertheilung und im Beftandesihluffe erwachſene Bäume mit hohem Kronenanfage, die Fichte und Tanne oft über 30m hoch, mit walzenförmigem, glattrindigem Stamme. "Die Beitandesindividuen haben fi verhältnißmäßig frühzeitig in beiondere Claſſen geſchieden, jo daß die kräftigeren unangefochten herrſchen, die ſchwächeren eine tie- fere Etage im Kronendache bilden. Diejes freudige Bild des Fichtenwaldes und von ihm hauptjächlich wollen wir heute fprehen begleitet ung bei ſonſt zufagendem Standorte ziemlich weit hinauf. Bei ftetigem Beobachten der Um—

ı Mitteilung der k. k. forftlichen Verſuchsanſtalt in Mariabrumn.

8 . Erblichleit des Zuwachsvermögens xc. [XXI. Jahrgang. a fann es ung vielleicht entgehen, wie die Stammhöhe mit der Erhebung über dem Meere geringer wird, wie die Kronen am Stamme immer tiefer rüden und mie der Wald fich lichtet oder doch lüdig wird, ift ja des Menjhen Auge kaum im Stande, bie Meineren, aber fteten Veränderungen in der organijhen Welt zu bemerfen, biß fie ihm in größerer Summe entgegentreten; fo aud in unjerem Falle. Nähern wir uns der localen oberen Grenze des natürlihen Fichtenvor- fommens, wird die Erſcheinung des geringeren Wuchſes immer klarer, bis wir endlih jene Region betreten haben, in welder eine vollends ungleicalterige, lückige Beitandesform mit niederen, bis auf den Boden herab dicht beajteten, breit fegelförmig befronten, abholzigen Bäumen uns allenthalben umgibt. Die Sahrestriebe find kürzer, gedrungener, die Nadeln ftehen dicht und find furz, von den Aeſten hängen Bartflehten herab, der Stamm ift mit Kruftenfledten dicht belegt. Weiter hinauf werden die baumförmigen Individuen immer jchütterer, fie find mit niedrigen Bäumen durchftellt und an der oberjten VBegetationsgrenze jinft die Fichte zu einem zwerghaften Kolferbufche herab, der aud ohne Verbiß durch Weidevieh oder Ziegen niemals zu einem Baume herangewadjjen wäre. Die jedenfalls gejegmäßige Abnahme des Baumwuchſes im Gebirge von der Tiefe gegen die Höhe zu ift bis heute leider nur felten und nie in planmäßiger Weife zum Gegenftande der Forfchung gemadt worden, fo wichtig für die praf- tische Forftwirthfhaft und für den Ausbau unferer Wiffenfhaft e8 auch wäre; Daten hierüber find in der Literatur außerordentlich mangelhaft. Das gewiß um— fangreihe und koſtbare Material, weldes die Betriebseinrichtungsoperate don Hochgebirgsforften, fo 3. B. jene unferer alpinen Staatswaldungen über bdiejen Gegenstand enthalten, ift dem forftlihen Publicum nicht zugänglih, müßte auch erst durch Fritiihe Sichtung und ergänzende Studien in jene Form gegofjen werden, welche eine wiſſenſchaftliche Verwerthung geftattet. Weſſely! gibt in feinem monumentalen Werfe über die öſterreichiſchen Alpenländer und ihre Forſte einige Daten, die uns willflommen find, An einem gewöhnliden Fichtenurwalde in Oberfteiermarf beträgt die durch— ihnittlihe Stammlänge: in der Region der Feldwirthſchaft 30", die Stammftärke in Brufthöhe 37 cm » n Waldrggion . . ....» 23m, 32 cm an der oberen Hohmwaldgrenze. . 10m, ei n 26 cm Nach demjelben Gewährsmanne beträgt der durchſchnittliche Maſſenzuwachs pro Flächeneinheit im Aviſiothale in Südtirol im Fichtenplänterwalde bei einer Seehöhe von 2000 m und darüber, aljo an der Waldgrenze, faum den vierten Theil jenes Zuwachſes, der in einer Seehöhe von 1200 biß 1500." probducirt wird. Ferner gibt Wefjely ? für Nordtirol nachfolgenden mittleren Stärlezuwachs einzelner Fichtenftämme an: Bei einer Seehöhe von 800 bis 1000m . . 35 mm

" " " 1000 1300m .„ „. 30 mm 77 " " " 1300 " 1 600 m * 25 mın 1600 2000m . 2°0 nm

Nähere und eractere Daten Ffonnten wir bei Pfeifer v. Forſtheim ihöpfen.? v. Pfeifer fagt: „Umübertroffen ift der Wuchs der Fichte (fc. im Schleſiſchen Sudetengebiete auf der Herrihaft Freudenthal) in der Region von 475 bis 800m Seehöhe in geſchützter Yage; außerordentlih langer Wuchs, ausge zeihnete Schaftform, vorzüglihe Weiße und Spaltbarfeit des Holzes find diejen Beitänden eigen. Eine Stammlänge von 38 m ift bei vollendetem Höhenwuchſe in

ı Weffely, Die öſterreichiſchen Alpenländer und ihre Forfte. I. S. 285.

2%. a. O. ©. 286.

3% Pfeifer v. Forftheim, Forfigefhichte der Deutſchen Ritter-Ordens-Domäne in Freudenthal. Brünn 1891, ©. 254 ff.

Januar 1895.] Erblidhleit des Zuwachsvermögens ꝛe. 9

dergleichen vorzüglihen Beftänden allgemein. Bis zur Höhe von 950m wird eine Abnahme des Längenwuchſes als Folge der verticalen Erhebung nur in geringem Maße bemerkbar, ausgenommen an den erponirten oberen Hängen und Kämmen mit gewöhnlich feichterem Boden. Bon 950m Seehöhe aufwärts (alio in einer Erhebung, welde circa 400 m tiefer liegt, als die obere Grenze des natürlichen baumförmigen Fichtenvorlommens im Altvatergebirgsftode. Der Verf.) wird dann das Zurüdgehen des Längenwuchſes allgemein, die ganze Stammform erſcheint dabei allmählich gedrüdter, die Beaftung mehr gedrängt, ftärfer und tiefer herab» reihend. An der oberen Grenze dieſer Waldungen fteigt die Stammlänge nur ausnahmsweiſe unter befonders günftigen Verhältniffen über 22m. Hier hört der Kronenſchluß auf. Die Bewurzelung erſcheint im Verhältniffe zur übrigen Baum— maſſe allgemein fräftig entwidelt, die Byramidalform der nad) und nad) ifolirten Stämme mehr und mehr ausgeprägt. In den oberjten nod zufammenhängenden Baummaldpartien finft die Baumhöhe auf 12m und nod weiter aufwärts bis 10. herab. Ueber der Baummaldgrenze erjcheint die Fichte nur noch in Zwerg— form.“

Nähere Daten über den Holzzuwachs der Fichte in verſchiedenen Höhen des Altvatergebiete8 enthält die nachfolgende kleine Tabelle, welde v. Pfeifer's Unterjuhungen entnommen: ijt.

olsgehalt u: -

Beflandes: —— Durt ſchnittlicher Erehöte alter en * J Maſſenzuwachs m’ m’ von | bie 97482 2172 | 326 8:86 1016°12 32:6 | 398 10:81 950°55 278 | 367 9:32 900"30 31°0 | 341 10:00 99017 300 | 361 8:25 | 1022-39 246 | 360 8:89 445'80 234 | 297 5°57 | | 356°56 107 | 142 2:85

Die Abnahme des Holzzuwachſes der Fichte mit der Höhe über dem Meere entſpricht alfo einer in den oberften Lagen des natürlichen Borfommens ſehr raſch fallenden Curve. Dort, wo die Fichte eine natürlihe untere Grenze des Vor— fommens befitt, findet fih ihr Optimum nicht in diefem tiefften Gürtel, fondern dasſelbe fcheint höher zu liegen und zieht fi innerhalb des natürlichen Ver— breitungsgebietes in einem mehr oder weniger breiten Bande als DOptimalgürtel in verjhiedenen Höhen hin, die von der geographifchen Breite abhängen dürften. Diefen Optimalgürtel zu erheben ift übrigens noch der Forſchung vorbehalten, und es wird dies ein gewaltiges Stück jchwieriger, aber nit undankbarer Ar» beit fein,

Die Urfahen des geringeren Holzwuchſes in den Hochlagen find allbe— fannt, doch will ich diefelben, da mir ihre Erwähnung zur voulftändigen Schliegung der Kette der Prämiſſen nothwendig jcheint, hier furz ftreifen.

Abgefehen davon, daß in manden Fällen in den oberen Fichtenlagen bie Bodengüte mitfpielt, find es klimatiſche Kactoren, welche hier das erfte Wort mit- iprehen: die Abnahme der Temperatur mit der Höhe und die Verkürzung ber Begetationsperiode mit der fteigenden Erhebung des Standortes über dem Meeres: niveau; die Rauhheit des Klimas ift ausjchlaggebend. Wie weit die zahlreihen und ausgiebigen Regen, die höhere Yuftfeuchtigfeit und die größere chemiſche Intenſität des Lichtes in den Bergeshöhen auf den Wuchs unſerer Waldbäume in diejen Regionen Einfluß nehmen, vermögen wir heute nicht zu fagen.

10 Erblichleit des Zuwachsvermögens ac. [XXT. Jahrgang.

Bon befonderer Wichtigkeit ift, daß die Abnahme der Temperatur mit der Höhe gerade bei Beginn der Vegetationeperiode ihr Marimum erreiht und auch während des Sommers jehr bedeutend bleibt. Um nur einige Durdichnittszahlen zu geben, beträgt die Temperaturabnahme pro 100m Erhebung auf der Nord- feite der Dftalpen während der Monate Mai, Juni und Juli 0:63 Grad, auf der Süpdfeite in Tirol 0°66, in Kärnten 0:60 Grad. Die8 würde bei 1000 m Bodenerhebung 6°3, 6°6 und 60 Grad ausmahen. Während in den Alpenthälern von 600 biß 700m Höhe ! die mittlere FJahrestemperatur nur drei Monate unter dem Gefrierpunfte bleibt, dauert die FFroftperiode in den Höhen von 1200 big 1300» normal 4'/, Monate, in den Hodthälern von 1800m 5!/, bi 6 Mo- nate; bei 2000 m Seehöhe endlich beträgt die Zahl der Frofttage ungefähr ein halbes Jahr.

Während z. B. die mittlere Jahrestemperatur in einer Meereshöhe von 500m auf der Nordſeite der Tiroler Alpen 82, auf der Südſeite 103 Grad, in Kärnten auf der Norbdjeite 7°6, auf der Südſeite 7'8 Grad beträgt, fällt fie in einer Höhe von 2000m, welche Iſohypſe ungefähr die obere Fichtengrenze wenigſtens in den mweft-öfterreihifchen Alpen bezeidinet, in den oben genannten rejpectiven Gebieten auf 0°3, 14, 04 und 12 Grad. Bedenken wir, daß bie Yahrestemperatur von 82 Grad ungefähr jener von Mariabrunn entfpricht,? jene von 0°3 Grad aber bedeutend geringer ift, al die von Hammerfejt in Nor- wegen, ? jo wird uns klar, weld enormen Einfluß auf die Vegetation wir aus der Elevation über dem Meere deduciren dürfen.

Ueber die Verlürzung der VBegetationsperiode durch die Elevation über dem Meere belehrt ung die nachfolgende Tabelle:

——————————————

ö Eintritt des . Sal Erwachen der Winters bei all- Dauer der von bis Begetation u Begetationsperiode

10. December | 268 Tage

500— 650 650 1000 0 30. November 24 1000—1300 20. 2 1300 - 1600 | 31. , 10. , 202 1600— 2000 | 12. Mai 28. October 167

Es liegt in der Natur der Organismen, daß fie fi den fie beeinfluffenden flimatifchen Verhältnifien anpafjen. „Wohin wir im Weiche der organiihen Schö— pfung unjere Blicke wenden,“ jagt Kernert,! „überall derjelbe Einklang der Ge— ftalt mit den äußeren Verhältniffen, ein ftetes Anjchmiegen der Formen an die Eigenheiten der Umgebung." Wir haben eine darakteriftiihe Begetation in den heißen, trodenen Steppen, ein anderer Typus tritt uns im fchattigen Laubmwalde entgegen, ein anderer an der Meeresküſte und wieder ein anderer hart an der Schneegrenze; jede für ſich ift durch gewifje gemeinjame Charaktere, welche allen diefe Localitäten bewohnenden Pflanzen eigenthümlih find, ausgezeichnet.

Welchen Einfluß die Hochlage auf die Form und Geftalt der Fichte nimmt, iſt bereits kurz beſprochen worden. In wenigen Worten ſei noch erörtert, in welcher Weiſe die Lebensfunctionen der in bedeutenden Meereshöhen wachſenden Wald—

J. Hann, die Temperaturverhältniſſe der öſterreichiſchen Alpenländer, III. Th. (XCII. Bd. d. Sitzber. d. k. Alad. d. Wiſſenſch. in Wien, 2. Abth., 1885, ©. 28.) ? Die Jahrestemperatur von Mariabrunn beträgt 8:3 Grad. Nah Schübeler, die Pflanzenwelt Norwegens, S. 12, beträgt die Jahrestemperatur von dammerfeft 1-8 Grad, 4 Kerner, die Abhängigkeit der Pflanzengeftalt von Klima und Boden (Fe MIR, zu Ehren der 43. Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte zu Innsbruck 1869, ©.

Januar 1895.) Erblihfeit des Zuwachsvermögens ꝛe. 11

bäume durd die Eigenthümlichkeiten de8 Standortes berührt werden. Vor allem muß der Baum ji fo einrichten, daß er mit einer außerordentlich geringen Tem: peraturfjumme während der Vegetation zu Recht fommt. Das Erwaden der Vege— tation erfolgt im Hochgebirge ſehr jpät; in den Yagen um 1500, alſo im Hin- blid auf die Alpen in nicht jehr bedeutenden Erhebungen, ift die Vegetation etwa zwei Monate fürzer ald in 600m Seehöhe; alle Functionen des Lebens müfjen raſch abgewickelt werden und die vegetativen zum mindeften halten fi in en- geren Schranken als im Thale, doch aud die Fructification kehrt in den Berges» höhen bedeutend jeltener wieder. Da der Beginn der Vegetation im Hochgebirge in die Periode jehr langer Tage Mai, Juni fällt, ift e8_dem Baume. ng engeren nachzuholen, was der Baum des.

ales ın langjamerer Arbeit des April und Mai vollendet. In diefen That- jadyen liegt die Erklärung dafür, daß in den Hocgebirgen das Verhältnig der annuellen Pflanzen zu den perennirenden fid) wie 4:96 gejftaltet, während das- felbe in unjerem mediterranen Florengebiete 42:58 lautet, mit anderen Worten: im Hochgebirge fünnen jene Pflanzen nur ſchwer fortlommen, welche alljährlich ihr Yeben ab ovo, d. h. aus dem Samenleime beginnen müffen. Die VBegetations- zeit ijt für die umfangreiche Thätigfeit zu kurz, und ein zwingendes Naturgejek fommt darin zum Ausdruck, daß wir in den Höhen beinahe nur perennivende Pflanzen, d. i. folde finden, deren Wurzeljtod (Knollen, Zwiebel) überwintert, aus welchem fodann im Frühjahre die vorhandenen Meferveitoffe in kürzerer Ar: beit zum Aufbau der neuen Pflanze verwendet werden Fünnen.

Alle diefe Verhältnifje vor Augen hat fih mir ſchon vor Jahren der Ge- danfe aufgedrängt, ob und in weldem Grade die mit der hohen Lage des Standortes in der typijh abnehmenden Wahsthumsleiftung und aud in der Form zum Ausdrud kommenden Einflüfje, in welder Weije ferner der eigenthümlihe Verlauf der vegetativen Arbeit des Hodgebirgsbaumes erblich jei, und wie weit diejer ganze Compler von Fragen für die praftijbe Forjtwirthihaft, bejonders aber für die Fünjtlihe Beftandesbegründung im Thale und in den höditen Lagen von Bedeutung fein fönnte Daß die Angelegenheit, von rein wiffen- ichaftlihem Gefidtspunfte betrachtet, nicht bedeutungslos fei, ift wohl jelbjtver- ftändlih, zumal mit Hinblid auf die Stellung, welche bedeutende Botaniker diefer Sade gegenüber einnehmen, worauf ich ſpäter noch zu ſprechen fomme.

Ohne mir die Priorität im der Angelegenheit auch nur im Entfernteiten anmaßen zu wollen, glaubte id die Zudhtwahl in der Forſtwirthſchaft und in diefem Gebiete bewegen wir ung mit unferem Thema immerhin für wichtig genug halten zu follen, um fie ald Verhandlungsthema für den 1890er inter: nationalen land» und forjtwirthihaftlihen Congreß einzureihen. Mir wurde die Ehre zu Theil, das Referat zu führen, ! während Yorftmeifter Reuß das Cor- referat übernommen hatte. Damals habe ih die Ziele und Zwecke der fortlichen Zudtwahl dargelegt, und es wurde in der Sade eine Rejolution gefaßt, deren zwei nachfolgende Punkte für meine eigentlihen Ausführungen von Belang find:

„4 Die Zuchtwahl foll in erfter Linie dahin ſtreben, daß für jedes Wuchs— gebiet und jede Holzart ein im richtigen Standorte geerntetes Saatgut verwendet werde, um Bäume zu erziehen, welche dur die Vererbung jeit vielen Generationen für die concreten Standorte in jeder Hinfiht wirthichaftlih die geeignetjten find.

5. Die Forjhung hätte weiter zu unterjuchen, welden Einfluß das Alter des Mutterbaumes, jein Gefundheitszuftand, jeine Wüchfigkeit, fein Habitus und evehtuelle tiefere Eingriffe, weldhe der Mutterbaum im Yaufe des Lebens zu er- leiden hatte, auf die Nachkommenſchaft üben.“

ı Dr. Cieslar, die Zuchtwahl in der Forſtwirthſchaft. Scp.-Abdr. aus dem „Centralbl. f. d. gef. Forſtweſen“, Jahrg. 1890,

- (N

12 Erblichkeit des Zuwachsvermögens ꝛe. XXI. Jahrgang.

Punkt 4 iſt für die gegenſtändlichen Ausführungen der wichtigere.

Die Fälle, welche die Literatur an Erfahrungen und eracten Berjudeer- gebnifjen über die Einflüffe der Samenqualität und des Standortes der Mutter: bäume bisher verzeichnet, find in meiner oben citirten Abhandlung! aufgezählt.

Bevor ich vor mehreren Yahren in meiner Eigenfchaft als Mitglied der öfterreichiichen forftlihen Verſuchsanſtalt an die Bearbeitung der hier einſchlägigen Fragen, bejonder8 aber an jenes Programm fchritt, welche8 im oben citirten vierten Nefolutionspunfte enthalten ift, ſuchte ich nach Verhältniffen, welde den Erfolg der Forfhungsarbeit von vornherein bis zu einem gewiffen Grade zu fihern geeignet waren. In erfter Yinie handelte e8 fid darum, die Erblichkeit gewiſſer Lebensfunctionen bei unjeren Waldbäumen nachzuweiſen; mit diefem erſten ſchwie— rigen Schritte war die Sache eigentlid zum größten Theile gelöft.

In der „Holzart der Holzarten,” wie Weſſely die Fichte nennt, glaubte ich ein geeignetes Unterfuhungsobject erwählt zu haben. Umfaßt dod die Fichte mit ihrem natürlichen Verbreitungsgebiete vom Süpdabfalle der franzöfihen See- alpen, wo fie mit ihren Wipfeln die gottgejegnete Niviera grüßt, und von den Bergen der Pyrenäen bis hinauf zum 68. Grade nördlicher Breite eine colofjale Yandflähe mit außerordentlich wechſelnden klimatiſchen Berhältniffen; in ihrer verticalen Verbreitung wiederum reicht fie abgejehen von ihren jelbftverftänd- (ih tiefen Lagen im nördlihen Norwegen und in Yappland in den Alpen von circa 300m Seehöhe (Umgebung von Laibach) bis hinauf in die rauhen Höhen von 2100 m und felbjt darüber. Wo die Fichte in natürlihem Vorkommen jeit ungezählten Geſchlechtern und jeit vielen Jahrtauſenden ſich eines milden Klimas und üppigen Wuchjes im tiefften Standorte erfreute, hat fie fih da nicht unter dem jteten Einflufje diefer Verhältniſſe gewijje Eigenjhaften erblich angeeignet, die fie von jener SHochgebirgsfichte unterjcheiden, welche diefelbe unendlih lange Zeit im rauheften Standorte unweit der Vegetations— grenze oder im hohen Norden Yapplands verlebte? Eyftematijch werden alle dieje Formen einer Species fubjumirt, auch die lange Zeit als eigene Art ange— jehene fibirifche Picea obovata, die heute richtiger Weife zu einer bloßen Varietät unjerer einheimijhen Rothtanne gejtempelt wurde, Wir wollen uns heute um die

morphologijhen Verhältniſſe jubtilerer Urt, wie fie ſich bei der Fichte milder

Tage und bei der Hodalpenfihte entwidelt haben mögen, nicht in erjter Linie fümmern, fie find für den Forſtmann weniger wichtig, es ſei denn, daß fie als Ausdruck verſchieden geftalterer Lebensfunctionen in die Erfcheinung treten. Uns intereffirt heute vornehmlich die Frage, ob nicht eine phyjiologifhe Um: jtimmung unter dem Einflujje Jahrtaujende langen Vegetirens auf einem und demjelben Flede eingetreten ijt, welde die Tieflandsficte von jener des Hocdgebirges oder des Nordens unterjceidet.

Die Vorausſetzungen für folh eine Annahme find in ihrem ganzen Um— fange vorhanden, zumal die natürliche Anfamung der Fichte in den verjchiedenen Standorten immer nur im engiten Kreije erfolgt fein konnte und Uebertragungen von Fichtenfamen aus weiten Entfernungen dod nicht anzunehmen find.

Eine Arbeit, welhe Brofeffor Kienig vor anderthalb Jahrzehnten im La— boratorium der fönigl. preußiihen Forjtafademie Hannöverſch-Münden ausgeführt hat? fcheint mir in diefer Richtung als erfte nicht unwichtige Spurfinderin. Kie- nit ift auf Grund feiner Argumentation und auf Grund mander Beobachtungen der Ueberzeugung, daß die Waldbäume mit ihren jo großen Verbreitungegebieten jih in hervorragender Weife den einzelnen Slimaten angepaßt und deutlich er—

1 A. a. O.

? Dr. M. Kienitz, Vergleichende Keimverfuhe mit Waldbaumſamen aus klimatiſch ver— ſchieden gelegenen Orten Mittel-Europas. Unterſuchungen, herausgegeben von Dr. N. J. C. Müller, Band II, Heft 1, 1879 ©. 1 bis 54.)

Januar 1895.) Erblichleit des Zuwachsvermögens :c. 13

fennbare Variationen gebildet haben, auf welche bisher nur nicht genügend geachtet wurde. Der genannte Forſcher jagt auf Seite 21 feiner Abhandlung: „...troß- dem bin ich zur Ueberzeugung gelangt, daß die durh das Klima bewirkten Ab» | änderungen unjerer Waldbaumfamen jo große find, daß ſelbſt auß dem vorliegenden verhältnigmäßig wenigen Zahlen Gefege ohne Zwang ſich ergeben." Für die Fichte fand Kienig, daß die Samen bei der Durdfcdnittstemperatur von 18°85 Grad C. umſo langjamer feimten, je näher der Standort ihrer Provenienz der oderen Ver— breitungsgrenze Liegt, daß aber das Verhalten derjelben Samen bei einer Durch— ſchnittstemperatur von 733 Grad ©. genau und ausnahmslos das umgekehrte ift. „Diefe Thatfachen laſſen fi leicht erklären durd die Annahme, daß die Samen in ben einzelnen Regionen ihre Keimgefhwindigfeit nad) den verjchiedenen, dort herrjhenden Temperaturen eingerichtet haben, derart, daß für die aus tieferen, wärmeren Schihten ftammenden ‘das Minimum, Optimum und Marimum höher liegen, als für die aus fälteren Gegenden.“ '

Nach diefen interefjanten Ergebnifjen der Kienig’ihen Forjhungen, welche eine phyfiologishe Umftimmung durd Vererbung im Samenkorn dargethan haben, war es jehr verlodend, einen Schritt weiter zu machen und zu fehen, ob denn aud das Berhalten der Sämlinge und mehrjähriger aus Samen ver: ihiedener Provenienz erzogener Fichtenpflanzen eine Vererbung ge wiffer Lebensfunctionen erkennen lafjen. Wenn wir daran fefthalten, daf die Trägheit im Wuchfe, die eigenthümliche Ausformung der Kronen und Schäfte die Hauptmerfmale find, an welchen wir die Fichten aus dem Hochgebirge und aus hohem Norden von den üppig gedbeihenden Fichten der tieferen und mittleren Optimallagen des natürlihen Fichtengebiete8 unterjheiden, jo fonnte es ſich bei meinen Unterfuhungen in erfter Linie auch nur darum handeln, die Wuchsleiſtungen von Fichtenpflanzen zu erforjhen, welde, aus Samen verjhiedener Provenienz ftammend, auf einem und demjelben Standorte nebeneinander erzogen wurden. Bei der Werbung der Fichten» zapfen ward natürlich im erfter Linie darauf Nüdfiht genommen, daß diejelben thunlichſt aus vericiedenen, in der Höhenlage von einander jehr abweichenden Standorten derſelben Dertlichkeit, ferner aus verſchiedenen Elevationen in Ges birgsländern überhaupt gewonnen werben.

Es wäre wohl jehr erwünscht gewejen, die jo geernteten Samen thunlichſt unter verjchiedenen Berhältniffen des Standortes dem Verſuche zuzuführen und die Studien in tiefen, mittleren und hohen Lagen einzuleiten; infolge Mangels hochgelegener in jegliher Richtung entiprehender Verſuchsgärten und Verſuchs— felder mußte zur Stunde von diefem Plane Abjtand genommen werden und ver— liefen die bisherigen Verſuchsreihen lediglih im Mariabrunner Garten unter ver» bältnigmäßig milden Klima. Die feitens einiger Herren aus der Praris über Erſuchen der forjtlihen Verſuchsanſtalt in liebenswürdigſter Weiſe in dem alpinen Gebiete und in Schleſien durchgeführten Anjaaten find noch zu jungen Datums, um fie in den Rahmen der heutigen Erörterungen ziehen zu können. Wenn einmal der jhon einige Jahre alte Plan der Verſuchsanſtalt, im Hod;- gebirge an geeigneter Stelle eine fleinere aber gut eingerichtete Verſuchsſtation zu errichten, verwirklicht fein wird, ſoll an die Arbeit in vollem Umfange der wiſſen— ſchaftlichen Nothwendigkeit heraugetreten werden. Die Erridtung eines hod- alpinen forftliden Verſuchsgartens aber läßt ſich im Intereſſe des gedeih— lihen Ausbaues all jener widtigen Fragen, weldhe die Forftwirthichaft in jenen Regionen beherrihen, auf lange hinaus nicht mehr verſchieben! die Schweiz ift uns in diefer Richtung mit nahahmenswerthem Beijpiele vorangegangen, ganz abgejehen von den heute jchon ziemlich zahlreihen erfprieflid wirkenden land» wirthſchaftlichen Verjuchsfeldern in der Hochgebirgsregion.

mKienitz, aa. O. ©, 25,

14 Erblichkeit des Zuwachsvermögens ıc. [XXI. Jahrgang.

ALS der 1892er Jahrgang eine gute Fichtenfamenernte im gefammten Alpen» gebiete, in Schweden und einigen Orten Mitteleuropas erwarten ließ, jdien die Zeit für die geplanten Verſuche gekommen. Es ift zu bedauern, daß Bapfenernten, welche das gefammte natürliche Verbreitungsgebiet der Fichte umfaffen, nur felten, vielleicht gar nicht zutreffen.

Am Herbjte 1892 wurden von allen jenen Orten, melde in Tabelle A unter Nr. 1 bi® inclufive 28 verzeichnet find, dur die Rocalforftverwaltungen Fichtenzapfen aus tiefen, mittleren und hohen Lagen erbeten und der Klengung bei natürliher Zimmerwärme unterzogen. Jede Samenpartie ftammte von einem einzigen Mutterbaume, defjen Nationale, ſoweit es uns befannt geworden, in der Tabelle Aufnahme fand; ebenjo find Daten über den Standort und den Mutter- beftand wenn auch lüdenhaft beigefügt. Einzelne Zapfenfendungen ergaben vollends unbraudbaren Samen; diefe Nummern’ mußten ausgejhieden werden.

Die Samenjorten wurden im Frühjahre 1893 auf einer ganz gleidhartigen Parzelle des Mariabrunner Gartens nebeneinander in breiten Willen mit der Rotter'ihen Maſchine dünn angebaut, fo daß fi die Sämlinge im erften Jahre abfolut nicht drängen fonnten. Bei den fubtiljten Anfaaten in Vegetationskäſten, welche als PBarallelverfuche dienten, wurden die tauben Samen durd Quellung im Waſſer entfernt und erfolgte dann die Punftjaat der nur guten Körner mit der Hand in regelmätigem Verbande von 1:3 m,

Im herzyniſchen Gebirgéſyſteme, ſowie in den Karpathen trat eine Fichten» jamenernte im Herbſte 1893 eın, welche zur Fortjekung der Verſuche im Früh— jahre 1894 benüßt wurde. Diefe Samenjorten betreffen die Nummern 33 bis 45 in der genannten tabellarijhen Ueberſicht. Im gegenwärtigen Winter endlich werden Fichtenzapfen aus verſchieden hohen Standorten des Altvater-Gebirgs- jtodes ift Defterreihiih-Schlefien geflengt.

An diefer Stelle jei es mir geftattet, allen jenen Herren, welche die forſt— liche Verjuhsanftalt bei der Beihaffung des Verſuchsmaterials in jo überaus ltebenswürdiger Weiſe unterftügt haben, den verbindlihjten und wärmften Dank zu jagen.

Bei jeder Zapfenpartie wurde die Gewichtsmenge des gewonnenen Samens, die durdhfchnittlihe Zapfenlänge und das Zapfengewicht bejtimmt; jodann wurde eine Heine Mittelprobe de8 Samens 20 Stunden in deſtillirtem Wafjer gequellt, die gefunfenen Samen wurden abgejondert, Iufttroden gemadht und aus der Bafis von 500 Körnern das Tauſendkorngewicht thatfählih guter Samen berechnet.

Im Herbite 1893 wurden nad vollendeter erjter Vegetationsperiode die Sümlinge umfaffenden Erhebungen unterworfen. Das Friſchvolumen beftimmte ih mit dem fleinften Friedrich'ſchen Präcifionsrylometer auf 001 cm genau. Wiewohl die Volumina der einjährigen Sämlinge ſich im großen Ganzen nad) dem Gewichte des Samens richteten (ſ. betrff. Eolonne in Tabelle A), jo treten doch ihon da und dort ganz beſcheiden die Umriffe eines Naturgejetes hervor, welches jagt, daß die Wahsthumsleiftungen auch der einjährigen Saatpflanzen nad) dem Volumen beurtheilt von der Höhe des Standortes, in welchem das be- treffende Saatgut geerntet wurde, abhängig find.

Schon früher einmal bejchäftigte ich mich mit dem Studium der Trage über den Einfluß der Samengröße auf die Entwidelung der Pflänzlinge und fand,! daß bejonders im erjten Xebensjahre ein folder Einfluß deutlich vorhanden jei. Aus weiteren bis heute in Mariabrunn und im Gabliger Staatsforjte fortge- führten Eulturverfuchen zu fließen, verwiſchen fich die Unterihiede in den Wachs— thumsfleiftungen im Laufe weniger Jahre; im zweiten Jahre find fie bereits be-

! Dr. Cieslar, Ueber den Einfluß der Größe der FFichtenfamen auf die Entwidelung der Pflanzen nebft einigen Bemerkungen über ſchwediſche Fichten» und Weißföhrenfamen (Centralbl. f. d. gef. Forſtw. 1887. Heft 4).

15

Erblichteit des Zuwachsvermögens ac.

Januar 1895.)

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16 Erblichteit des Zuwachsvermögens ꝛc. [XXI. Jahrgang.

deutend geringer als beim einjährigen Sämling. Wir erjehen dies aus dem nad- jtehenden Verſuche.

Im Jahre 1887 wurde eine Fichtenſamenprobe mit der Hand in der Weife fortirt, daß eine großförnige Partie von 110 5 Taufendforngewiht und eine andere Heinförnige vom Zaufendforngewihte 541, refultirten. Das Volumen einer zweijährigen Saatpflanze aus dem grobförnigen Samen betrug 2'74 m, aus dem Fleinförnigen Samen nur 143 m; die Pflanzen wurden ſodann ver- ſchult und im Ajährigen Alter betrug das Volumen einer aus großförnigem Samen hervorgegangenen Pflanze 50°6em, einer folden aus Heinförnigem Samen erzogenen 375 em. Heute nach weiteren 4 Jahren ift ein Unterſchied in der Entwidelung beider Pflanzenpartien nicht mehr zu erkennen. Für die Eultur- praris dürften jedoch die Volumunterſchiede in dem erften Lebensjahren nicht ganz ohne Belang fein. Zu bemerken ift hier noch bejonders, daß die Volumina der zweijährigen Saatpflanzen fi ebenfo zu einander verhalten, wie die Taufend- forngewichte der zugehörigen Samen nämlih rund wie 2:1.

In jenem Falle, wo zur Kleinkörnigfeit de8 Samens aud die Provenienz dejelben aus einem ſehr hohen Gebirgsftandorte oder aus hoher nördlicher Breite hinzutritt, wird das Typifhe in dem Maße der Wahsthumsleiftung ftändiger, wie wir aus den nadhfolgenden Ausführungen erjehen werden.

Schwediſcher Same aus der Nähe von Stodholm, deffen Taufendforn- gewidt circa 5°9 5 betrug, im Samengewidte aljo dem eben erwähnten klein— förnigen Samen mitteleuropäifher Provenienz entſprach, ergab 2jährige Saat- pflanzen von nur O0 18 m Volumen (gegen 143 cm beim mitteleuropäifhen Samen gleiden Korngewidhtes), die 5Sjährige verfhulte ſchwediſche Pflanze hatte eine Höhe von 28cm gegenüber 47cm bei der mitteleuropätfhen, und heute im Sjährigen Alter find die ſchwediſchen Fichten durchſchnittlich 36 m, die mitteleuropäiſchen 93 cm hoch, die ſchwediſche Fichte ift jomit im Durchſchnitt jährlih um 4°5, die mittel europäifhe um 11’6cm in die Höhe gewachſen. Der Unterjhied in der Entwide- lung der Pflanzen ift heute ein ganz auferordentliher; geht man mit der Aus» wahl des Saatgutes nocd weiter nordwärt3 über Stodholm in die Breiten bis 63'/, Grad nad) Medelpad, fo fällt das Samengewicht bis ungefähr 3°5 s, ebenfo wird das Volumen der Pflänzchen ein geringeres. Wenn wir aljo groß- und Hein- förnigen Samen vom ſelben Mutterbaume oder aus demjelben Standorte zum Anbau bringen, fo äußert fi) der Einfluß auf die Größe der Pflanzen am deut- lichſten in der erften Lebenszeit und verwifcht fi) ſchon nad) wenigen (4 bis 5) Fahren, während der Einfluß des Standortes viel nadhaltiger wirkt und ſich nad den bisher vorhandenen Beobachtungen nod im achten Lebensjahre deutlich conftatiren läßt.

Das erfte entjcheidende Wort in Betreff der Erblichkeit des Zuwachsvermögens beziehungsweije in Hinficht der Abnahme der Wahsthumspotenz der Fichtenpflanzen mit der Erhebung des Standortes des Mutterbaumes über dem Meeresſpiegel ſprechen jene Zahlen, welde in der drittlegten Colonne der Tabelle A enthalten find; diejelben drüden die durchſchnittlichen Längen der benadelten Triebe des erften Lebensjahres aus, Hier ift beinahe vollendete Gefegmäßigfeit zu conftatiren.

Faſſen wir die aus verjchiedenen Meereshöhen einer und bderjelden Dert- lichkeit ftammenden Pflanzenpartien jeweils zufammen und vergleichen wir die Längen der SYahrestriebe, jo werden wir gewahr, daß diejelben mit der Meeres- höhe des Standortes des Mutterbaumes ziemlich regelmäßig abnehmen; ebenfo wachſen wie jhon oben des Näheren ausgeführt die Pflanzen aus hohem Norden jehr langjam in die Höhe. Bei den Pflanzen aus Kappel in Kärnten (Nr. 1, 2, 3) betragen die Längentriebe des erjten Jahres, mit den Tiefpflanzen beginnend, 7'2, 6°8 und 5°9 "m, bei den Fichtenjährlingen aus Predazzo (Nr. 9, 8, 7) 4°0, 3°6 und 2°6 mm; der Höhenunterjhied im Standorte der Mutterbäume

Januar 1895.) Erblichleit des Zuwachsvermögens ꝛe. 17

betrug hier überhaupt nur 250m und gehörten alle 3 Samenbäume der hod- alpinen Baumregion an, woraus fi der träge Längenzuwachs erflärt. Die Pflanzen von ber Herrjchaft Griffen aus dem Gebiete der Karawanken (Nr. 12, 13, 14) hatten Jahrestriebe von 93, 4°2 und 45mm Länge gemadt. Weniger deutlich tritt dies Verhältnig bei den Nummern 15, 16, 17 hervor, wo bie Triebe 64, 8°3 und 62mm lang find; es dürften hier locale Standortseinflüffe, als geſchützte Tage, befonders guter Boden, mitipielen, die nicht befannt geworden find ; im zweiten Jahre folgen übrigens auch diefe Pflänzchen vollends den von uns gehegten Erwartungen. Um jo deutlicher lefen wir das Geſetz bei den Pflanzen aus Schwaz (Nr. 25, 24, 23), welde im erjten Lebensjahre 9-1, 8:3 und 28 mm lange Höhentriebe gemadt haben, trogdem das Tauſendkorngewicht der Samen aus der Hochlage (Nr. 23) bedeutender ijt als jenes der Samen aus der Mittel- lage (Nr. 24), und wiewohl das Saatgut aus dem Thale nur um Weniges jhwerer war als die Samen aus der hohen Lage.

Die erft im Herbfte 1893 geworbenen und im Frühjahre 1894 angebaute Samen des Plödenfteingebietes im Böhmerwalde (Nr. 33, 32, 31), welde außerordentlich großförmig find, machten Triebe von 12°0, 7°0 und 60 mm Länge, entijprehen aljo den Erwartungen auch ſchon im erften Lebensjahre, trogdem die Samen vom hohen Standorte größeres Korngewicht befigen, als jene in der Mittellage geernteten. Die Pflanzen aus Yafien in den oftgaliziihen Karpathen lafjen wohl im Allgemeinen die Abnahme des Höhenwuchſes mit der Erhebung des Erntejtandortes über dem Meeresniveau durhbliden (Nr. 44, 42, 41 mit den entſprechenden Trieblängen von 9°0,8°0, 70 m), doch drängt fich hier ein Samen- baum Nr. 43 ein, deſſen Samen bei außerordentlicher Kleinkörnigkeit jehr Kleine Pflänzden lieferte; die legteren verhielten fih aud in der Weiſe merfwürdig, daf fie gar feine Sommertriebe mehr aufbauten.

Die Erhebungen über die Wuchsleiftungen der einzelnen Pflanzenpartien im zweiten Lebensjahre find in der legten Eolonne der Tabelle A enthalten und durch die Länge der Höhentriebe in Millimetern ausgedrüdt. Mit Ausnahme der Nummern 1, 2, 3 aus Kappel, bei welchen eine Abnahme des Höhenwuchſes mit der Zunahme der Standortserhebung des Mutterbaumes nicht zu Tage tritt, jehen wir bei allen übrigen Nummern, die bis zur Stunde zwei Jahre in Beobachtung gejtanden haben,‘ mwomöglid eine Steigerung der Unterjhiede in der Wahsthums- leiftung zum Nachtheile der hochalpinen Fichtenpflanzen; Predazzo mit den nur geringfügigen Höhenunterjchieden in den Standorten der drei Samenbäume weift jehr furze Triebe auf, in deren Länge fi eine nur unbedeutende Differenz zeigt. Diefe geringen Höhentriebe find jedoch für die Hocgebirgslage aller drei Mutter: bäume prägnant. Sodann folgen die jeh8 Pflanzenpartien von der Herrſchaft Griffen und jene aus dem k. k. Forftwirthichaftsbezirte Schwaz, welde alle deutlich zeigen, daß eine Abnahme des Zuwachsvermögens der jungen Pflanzen mit der Höhe des Standortes der Samenernte auch im zweiten Jahre jtatthat, daß dieje Abnahme gegenüber dem erjten Jahre fogar eine Steigerung erfahren bat; d. 5. die Fihtenpflanzen aus den hödften Lagen bleiben im Längenwuchſe gegenüber jenen aus den ZTieflagen im zweiten lebens jahre nod mehr zurüd als im erjten.

Um den Leſern ein Bild von der Entwidelung einzelner typiſcher Fichten— pflanzen verjchiedener Provenienz zu geben, find die fig. 8 bis 16 der Abhand- lung beigefügt worden. Diefelben ftellen in '/, matürliher Größe Durchſchnitts— pflanzen dar, und zwar:

1. Eine Fichtenpflanze der Kategorie 25 aus Schwaz; Standort des Mutter: baumes 580m über dem Meere.

2. Eine Pflanze der Kategorie 24 aus Schwaz; Standort des Mutter: baumes 1180 m ü. d. M.

Eentralblatt f. d. gef. Jorſtweſen. 2

18 Erblichteit bes Zuwachsvermögens ıc.

[XXI. Jahrgang.

3. Eine Pflanze der Kategorie 23 aus Schwaz; Standort des Mutter- baumes 1630 m ü. d. M.

4. Eine Pflanze der Kategorie 12 aus Griffen; Standort de Mutter- baumes 630m ü. d. M.

5. Pflanze von ebendort der Kategorie 14; Standort des Mutterbaumes 1520" ü. d. M.

6. Pflange aus Hammerftiel der Kategorie 10; Standort des Mutterbaumes 325m ü. d.

7. Pflanze aus Predazzo der Kategorie 9; Standort des Samenbaumes 1500" ü. d. M.

8. Pflanze von ebendort der Kategorie 7; Standort des Samenbaumes 1750" ü. d. M.

9. Pflanze aus Schweden der Kategorie 22.

Die Pflanzen 1, 4 und 6 find Tieflandspflanzen, 3, 5, 7 und 8 Hod- gebirgspflangen; 2 ftammt aus mittlerer Hochlage.

Tabelle B.

| = mu 2 | Des 3 | 8855 35 7 3. Standortee 5.2 —52353 |E3 8: Ex ze| Herkunft IE ER SBE 52 |EeE 255 * JJ— E83 der er PEc|Emne 25» 8532| 50% >=: Pr: 5-2 ES u: E&: en Br3s& |23 32 Es Samenprobe ze iEse ls} SS See, 8 |E2=]72% | ar a MER EE |: |de |88” | | | wars |SE Ss= 8 a) Hohe Standorte der Samenbäume (250-550 m unter ber localen oberen Fichtengrenze). 22 || Solleftek in Schweden . „|| 300| 350|| 90| 3407 | 52 | 1:6 [120 |] 10 23 || Schwaz in Tirol 1630 | 270|| 159 | 816/197 |142 | 28 1250 | 66 6 | Radbmannsdorf m Kran .|1506| 400) 17°0| 766 1117 |13°3 | 38 |360 | 144 3 || Kappel in Kärnten . . . „[1500| 400) 31"2 [1045 |23°7 |22:5 | 5'9 |42°0 |190 4 & 5 > ..11600 | 400|| 26°0 110°66 | 212 | 19:6 39 7Predazzo in Tirol . . . .[ 1750| 300|| 194 746 21.7 137 26 26892 8| R 1650 | 400 222 665/287 142 | 36 |27°7 | 107 9| * * SE .1'1500 | 550|| 267 | T:92|22°9 |14°7 | 4°0 |297 | 107 17 | Griffen, Kärnten (Saualpe) | 1570| 360 364| 236 288 | 62 410 164 14 4 „GWMarawanken) 1820 | 400 || 19°9 | 6211261 2000 45 | 34:0 | 134 18 | Südfrantreih (Secalpen) . 1550| 350 181 | 704 155 | 41 1319 20 - „1860 | 420 || 368 1103| |erı | 68 |440 Mittelwerte . . | 232 787 |216 b) Tiefe Standorte der Samenbäume (700 bis 1500 m unter der localen oberen Fihtengrenze). 24 | Schwaz in Tirol . | 1180 | 720|| 22:1 | 7'97 18 | Griffen in Kärnten (Karam.) 1060 | 670 291 | 753 |: 2 || Kappel in Kärnten . . . | 1000 | 900] 27-8 | 877 5 | Winklern in Kärnten . . .|1100| 900 297| 16 || Griffen inKärnten (Saualpe) | 1020| 900 36:3 1126 12 || Griffen (Karamwanlen). . „|| 630 | 1300| 276 | 893 25 | Schwaz in Tirol 680 | 1320 | 38:6 | 9:39 1 || Kappel in Kärnten . . . . || 570) 1330| 30°6 | 8:74 15 || Griffen (Saualpe) . . . . |) 520 1400| 464 | 825 10 || Hammerftiel in Krain. . . || 325 | 1500| 252 |12°68

Mittelwerthe .

313 8:34

225

| 54:0 Eu

Januar 1895.] Erblikeit des Zuwachsvermögens zc, 19

Einen vollftändig Haren Einblid in die Verhäftniffe erhält man beim Stu- dium der Tabelle B. In diefer find alle jene Pflanzenpartien alpiner Provenienz aufgenommen, über welde zweijährige Beobadhtungsdaten vorliegen. An die Spike it, der Volljtändigkeit wegen, die Pflanzenjorte aus Sollefteä in Schweden ge: jtellt. Die Pflanzen wurden nad dem Standorte der Samenbäume in zwei Kate⸗ gorien gejhieden: a) in folhe, melde aus Samen hodalpinen Ernteftandortes erwadjen waren und b) in ſolche, deren Mutterbäume in tieferen Lagen geftanden haben. Um diefe Sonderung treffen zu können, wurde für jede Localität die freilich nit immer mit voller Sicherheit feftjtehende obere Fichtenvegetationg-

ig. 8 big 10,

grenze nachgeichlagen und unter a, d. h. in die Kategorie hoher Standorte habe ih alle jene Samenbäume rangirt, welde in der Zone von 250 bis 550m unter: halb der localen Fichtengrenze erwachſen waren, in die Kategorie der tiefen Stand» orte (b) hingegen wurden alle übrigen Mutterbäume eingereiht, die 700 und mehr Meter unterhalb der oberen Fichtengrenze vegetirt hatten. Die tiefen Standorte umfaffen eine Zone, welche ſich zwiihen 325 und 1200» Geehöhe hinzieht, die hohen Standorte find von den Scidtenlinien 1480 und 1750 m begrenzt. Den ſchwediſchen Standort (22) rangirte ich trog geringer Meereshöhe unter die Ka— tegorie a, weil er im Hinblid auf die in diefer Breite tiefziehende Fichten— vegetationsgrenze dahin gehört. Ganz bejonders fei betont, daß wir uns jelbft in den bedeutendjten in den Rahmen der Verſuche einbezogenen Meereshöhen noch in ziemlih gejhloijenem Walde bewegen und daß

2%

20 Erblichkeit des Zuwachsvermögens zc. [XXI. Jahrgang.

die Unterſuchungen, wären fie auf den oberſten Fichtengürtel ausgedehnt worden, zweifellos noch draftifhere Ergebnijje gezeitigt hätten.

fig. 11 bis 16.

Ich greife aus der Tabelle B die berechneten Mittelmerthe heraus und ftelle diefelben, wie fte ſich für die beiden Standortsfategorien ergeben haben, einander gegenüber:

Januar 1895.) Erblichleit des Zuwachsvermögens zc. 21

Sum = @ * = & Bar | 33323 IBös | 8r 22 gms um Un E22, | a5 22 ea 2858 | =gE ae Bm. 22 zn“ 2322 5,5% 2 2* AH UFER —53 . zuo =. DB * „un 5580 ——755 8:5 ice sus =s5 |NE .suun5 7.9 „emo zero —— = en Ss <= ss” 25 eo Eu 2 oe [= 13} == en >

| 8317 | ır7 | 54:0 | 296 |

232 | 787 313 | 834 | 281 )

a) Hohe Standorte der Samenbäume b) ie u u

Es prägt ſich deutlih aus, daß mit der Höhe des Standortes bes Sa— menbaumes das Zapfen» ımd Samengewicht, der durchſchnittlich jährliche Höhen» zuwachs des Mutterbaumes, das Friſchvolumen der einjährigen Saatpflanzen und die Längen der erjt- und zweitjährigen Höhentriebe gejegmäßig abnehmen. Dieje Abnahme des Zuwachsvermögens der jungen Pflanzen tritt aud) dann in die Er- jheinung, wenn der Same aus der rauhen Hodlage in ein mildes Klima des Mittelgebirge (Mariabrunn) gebradht und hier angebaut wird.

Wären die Samen aus den alpinen Lagen wiederum im foldhen -angefäet worden, jo wäre der langjame Wuchs der dort erzogenen Pflänzchen nicht nur niht auffallend, jondern ganz felbjtverftändlich, man hätte ihn einfah auf Klima und Boden der Localität zurüdgeführt, in welder die Anſaat erfolgt war, jo aber erjcheint die Thatſache der Erblichleit des Zuwachsvermögens bei der Fichte, jofern diefe Potenz von äußeren Jactoren des Stanb- ortes des Murterbaumes beeinflußt wird, mit ziemlider Sicherheit nadgemwiejen. Wir können jedesmal beim Anbau eines Fidhtenfamens aus den höheren Yagen des natürlichen VBerbreitungsbezirfes erwarten, daß die aus dem— jelben gezogenen Pflänzchen zum mindejten in den erften Lebensjahren im Al- gemeinen träger wachſen werden als folde, die man aus einem in den tiefen Fichtenlagen geernteten Samen gewonnen hat.

Die analogen Berhältniffe im hercyniſchen Gebirgsiyitem, in ben Sudeten und den galiziihen Karpathen find im weiteren Studium begriffen; die Daten find bis heute noch zu wenig zahlreih, al8 daß man fie in den Kreis der Be— trachtungen ziehen künnte. Die eben erjt ausgejprodene und nachgewieſene Anficht über die Erblidfeit de8 Zuwachsvermögens findet übrigens aucd für dieſes Ge— biet Beftätigung und muß es finden, da es ſich ja hier um ein Naturgejek handelt nur die Samennummer 43 aus Iafieh in Galizien läßt fih nicht einreihen; es wird fich in diefem Falle um ganz eigenartige Verhältniffe, id) ver- muthe um einen jpät austreibenden Mutterbaum handeln.

Bevor ich weiter gehe, möchte ich noch die Frage etwas näher beleuchten, ob und wie weit die Maffenproduction der jungen Pflänzchen von dem Samengewichte beeinflußt wird, joferne diefes eine Folge der geringeren oder größeren Elevation des Standortes de Mutterbaumes über dem Meere ift. Ich ſtellte jeweils die Trieb- längen L aus dem zweiten Lebensjahre der Pflanzen ins Verhältnig zum Taufend- forngewichte T der betreffenden Camenforte und erhielt im Quotienten = eine Größe, die mir jagt, in weldem Grade die Taufendforngewihte der Samen aus hohen Standorten und jener aus den tiefen Lagen die Wüchfigkeit der aus ihnen gezogenen Pflänzchen beherrſchen.

Die kleine Tabelle lehrt, daß jene Pflanzen, deren Mutterbäume in hohen Standorten erwachſen waren, im Höhenwuchſe, ſoferne derſelbe auf das Samen» gewicht bezogen wird, nicht einmal die Hälfte deſſen leiſten, was die Tiefpflanzen produciren. Die Pflänzchen haben fi ſomit im zweiten Jahre vom Samen- gewichte bereits emancipirt und folgen im Wuchje lediglich jenen ererbten Eigen—

22 Erblichkleit des Zuwachsvermögens x. [XXI. Jahrgang.

ihaften, welde fi ihre Mutterbäume im Laufe von Aeonen an einem concreten Standorte, von stetigen klimatiſchen Verhältniffen beherricht, angeeignet haben.

Mr Hohe Standorte j der Mutterbäume

Nr Tiefe Standorte j | der Mutterbäume 22 Sollefteä in Schweden . Schwaz in Tirol . . . .| 348 23 Schwaz in Tirol .. Griffen in Kärnten. . - „|| 300 6 Radmannsborf in Krain Kappel P 412*82 3 Kappel in Käürnten .... | Griffen R ee Bil 7 Predazzo in Tirol . . . » | = $ 0.0.1 466 8 n " one | Schwaz in Tirol .. . .) 454 9 on. Kappel in Kärnten . . . . || 212 | 14 || Griffen in Kärnten. . . .| Griffen "ee. 388 | | 18 Seealpen in Sübdfranfreid) Hammerftiel in Krain . J 20 " | | Mittelwerth: Mittelwerth: || 333 |

Füglich will ih nod erwähnen, daß ich bei genauer Beobadtung der Kei- mung der einzelnen Samenproben in den DVegetationskäften im Allgemeinen ein raſcheres Abwerfen der Samenkapfeln bei jenen Pflanzen bemerken konnte, welde aus hohen Standorten herrührten, während die ZTiefpflanzen in dieſer Beziehung ziemlich regelmäßig zurüdblieben. Die Keimpflanzen aus Hammerftiel hatten z. B. am 31. Mai 1893 nod 77 Procent Sämlinge mit Hauben, während die Keim- pflanzen aus Radmannsdorf deren nur mehr 4 Procent nachwieſen; bei den Pflanzen aus Schwaz hatten nad Eintritt der allgemeinen Reimung am oben genannten Tage von den Pflanzen aus der Hoclage nur 20 Procent, von jenen aus der Tieflage nod 65 Procent die Samenjhalen auf; die mittlere Lage hielt mit 43 Procent genau die Mitte. Diefe Erjheinung läßt fi verfchieden deuten; einmal auf die Weije, daß der Sämling aus hohen Lagen im milden Klima von Maria- brunn raſcher da® genügende Maß von vegetativer Energie zu entfalten vermag, welche zum Abwerfen der Samenfhalen genügt, während die Tiefpflanze, feit jeher an eine höhere Temperatur zur Durdführung jeglicher Lebensthätigfeit gewohnt, die Kapſeln nur langſam abwirft; die Pflanze aus rauhem Klima hat in Maria— brunn ein Plus über die gewohnten Verhältniſſe gefunden und auf dasjelbe re— agirt, während die Tieflandspflanze bier jo ziemlich normale Berhältniffe vor- fand. Eine andere Deutung fann aud dahin gehen, daß man auf den befanntlich ziemlich plöglihen Eintritt der Vegetationsperiode im Hochgebirge zurüdgreift, bei welhem die 2ebensprocefje in den längeren Tagen der zweiten Hälfte des Mai und des Monates Yuni fi raſch abwideln, um in der furzen Vegetationsperiode bis in den Herbſt fertig zu werden; die rajche Keimung wäre fodann direct eine vererbte Erſcheinung.

Eine Ausnahme madhten hier die Schweden, melde vermuthlid infolge des außerordentlich geringen Samengewidhtes ſehr träge feimten und die Samenjhalen nur langfam abwarfen.

Damit verlaffe ih die Fichte, um noch einige mit der Lärche verſchie— dener PBrovenienz angeftellten Studien zu berühren. Ueber die Weißföhre liegen mir ebenfalls einige nicht unintereffante Daten vor, doch ſcheint mir das Material noh zu wenig umfangreih, um dem Gegenftande der heutigen Ab- handlung dienftbar gemadt zu werden.

Es ijt befannt, daß die Lärche in Defterreich zwei Hauptgebiete autochthonen Vorkommens aufweist, daS ausgedehnte Gebiet der Alpen und ein zweites Feines in ben Oeſterreichiſch-ſchleſiſchen Sudeten. Ueber das natürlihe Vorlommen der Lärche in den galizifhen Karpathen finden fi zur Stunde in der Literatur noch vielfach

Januar 1895.) Erblikeit des Zuwachsvermögens zc. 23

faljche Angaben, die ich jedoch Heute nicht zum Gegenftande weiterer Grörterungen machen möchte.

Schon vor Sfahren konnte ich mic der Ueberzeugung nicht verſchließen, daß es überaus erwünjcht wäre, nachzuforſchen, ob die Lärchen aus fo weit entfernten natürlichen Verbreitungsgebieten, die überdies in klimatiſchet Beziehung jo außer- ordentlich bifferiren, im Wuchſe jowie im allgemeinen Verhalten nicht Eigen- ihaften aufweifen, welche waldbaulih bemerfenswerth wären. Sin meinem Be: ftreben wurde ich vom verftorbenen Forſtrathe v. Pfeifer aufs wärmſte unter- ftügt und zum Beginne der Unterfuchungen angeeifert.

Der Schleſiſche Lärchenſame, welder der Berjudsanftalt im Winter 1886/87 zufam, jtammte aus dem erzherzoglichen Reviere Thiergarten bei Freuden— thal aus einer Seehöhe von circa 600" aus n. d. Erpofition; die Samenbäume waren 100 Jahre alt, 30 bis 32m hoch, in Bruſthöhe 35 bis 45cm ftark, zeigten ein rothes, feinjähriges Hol; von hoher Güte. Der Tiroler Same wurde dur den Herrn k. f. Oberförfter, gegenwärtigen Forftmeifter v. Zötl aus dem k. k. Forfiwirthichaftsbezirke Telfs in Nordtirol geliefert. Das Nationale des Standortes und Mutterbaumes ift leider nicht befannt geworden, doch darf man mit Sicherheit annehmen, daß der Same aus einer Meereshöhe von über 1000» ftammte, da die Lärche im Bezirke Telfs unter 1000 beinahe gar nicht vorfommt. Der Schlefiihe Same bejaß eine Keimfähigfeit von 52, der Tiroler von 55 Procent. Das Tauſendkorngewicht des Schleſiſchen Saatgutes betrug 4:19, jenes bes Tiroler 5°44 0, der Xiroler Same mar johin etwas großförniger; Quellungsverjude zeigten überdies, daß das Tiroler Lärchenſamenkorn eine didere Schale befitt, was als Folge des rauheren Klimas angejehen werden dürfte.

Die Tiroler Lärche hat ihren Standort in rauherem Klima al8 die Schlefische, welhe in der höchſten Erhebung des natürlichen Vorkommens nicht weit über 800 m geht und ihr Entwidelungsoptimum in diefem Gebiete circa bei 600m und etwas darüber finden dürfte. Ueber die einjchlägigen Verhältniſſe der alpinen Lärde find die Studien womöglid noch lüdenhafter, gewiß aber liegt das Opti: mum bes natürlihen Lärdenvorfommens in den Alpen ziemlich weit über 1000” Seehöhe; in den füdlihen Strihen Tirols, jo im Fleimsthale, ift z. B. das autochthone Vorkommen in den Staatsforften von Cavaleſe und Predazzo (Pa- neveggio) in der Region unterhalb 1500= ganz minimal, jo dag man hier ohne Bedenken die Optimalzone über 1500 fegen darf; in folhen Lagen ift das Klima bereit von bedeutender Rauhheit.

Ein Vergleich der Entwidelung der Tiroler und Schlefifhen Lärche beim An— bau zu Mariabrunn und Gablig im Wiener Walde dürfte nicht ohne Intereſſe jein. Die Anbauverfuhe datiren feit 1887, find aljo acht Jahre alt.

Tiroler Lärche | Schleſiſche Lärche Einjährige Saatpflanze . » »... 075 cm? Friſchvolum 118 cm? Friihvolum weijährige Saatpflanze . » » » » 29°5 cm’ riihvolum 237 cm? Friſchvolum ——— verſchulte Pflanze. . . . 25°9 cm hoc) 337 cm hoch rejährige berſchulte Pflanze. . . . | 63°0 cm? Friihvolum 718 cm’ Friſchvolum Adhtjährige Pflanze aus einer Frei— landscultun 2 2 20000 nen | 156 hoch 201 cm hoch

Aus diefer Meinen Tabelle ergibt fih ohne Zwang der Schluß, daß die Tiroler Lärdhe in dem milden Klima von Mariabrunn und Gablig gegenüber der Schleſiſchen zum mindeften in den erften acht Lebensjahren, auf welche ſich die bis— berige Beobachtung erftredte, im Wuchſe und in der Entwidelung nicht unbedeu- tend zurüdbleibt. In der erjten Jugend tritt das Verhältniß nicht fo deutlich

24 Erblichfeit des Zuwachsvermögens ıc. [XXI. Jahrgang.

u Tage, es mag das größere Korngewicht des Tiroler Samens eine größere roduction der Tiroler Pflanzen bedingen, vom dritten Lebensjahre an ift aber die Schleſiſche Lärche ber Tiroler in Mafjenerzeugung und im Höhenwuchſe voran. yn achten Lebensjahre macht der Höhenunterfhied zu Ungunften der Xiroler ärche 45 cm oder 23 Procent der Höhe aus. Man wird nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß die betreffenden Mutterbäume in Tirol und Schleſien ver- ſchieden vafch erwacjen waren: Der aus Norbdtirol ftammende Samenbaum dürfte langjamer zugewachſen jein als der Schlefiihe, der in 100 Fahren eine Höhe von circa 31m erreicht hatte. Wäre der Tiroler Same von einem Mutterbaume aus Südtirol und da etwa aus den tieferen Zonen vom circa 1200 m der in räumlider Stellung gezogenen Weidebejtände geholt worden, welche ein ftaunend raſches Wahsthum aufweifen, hätten vorausfihtlih die aus folhem Samen erzogenen Pflänzchen andere Zumwadsverhältniffe gezeigt. Wenn wir erjt die Ge- jtalt der jungen Ziroler und Sclefifhen Lärden in Betracht ziehen, können wir uns der Anfiht faum verſchließen, daß die durch unendlich lange Zeit auf einem und demjelben Standorte gewonnenen Wahsthumseigenichaften von den Eitern auf die Slinder vererbt werden. Schon im zweiten Xebensjahre bemerfte man näm— lid, daß die Tiroler Yärdenpflanze ihre Seitenzweige fäbelförmig ausformt und daß bdiefelben beinahe wagredt von der Hauptachſe mwegitehen, dabei find fie von ziemlich derber Conftitution; bei der Sclefiichen Lärchenpflanze hingegen’ find die Aeſte dem Hauptjtamme angejchmiegt, aufwärtsjtrebend, dünner und verleihen dem Bäumden ein mehr jchlanfes Ausjehen, während jenes der Tiroler Pflanzen einen mehr jperrigen Eindrud madt. Dieje Charafteriftit prägt ſich gegenwärtig im achten Lebensjahre womöglich noch deutliher aus, als beim zweijährigen Pflänzchen. Wir dürften es hier mit einer analogen Erjcheinung zu ıhun haben, wie bei den hbinfriehenden Aeften und Stämmen der Latſche; aud da find es Standortsfactoren der Schneereihthum des Hochgebirges geweſen, melde dem Baume die typijche äufere Form gegeben, die fih von Geſchlecht zu Ge— ihleht vererbt. Ein weiteres Analogon findet fih in der breit fegelförmigen Krone der Hochgebirgsfichte.

Mit der Erblidhleit der äußeren Geftalt, welde unter ben verjhiedenften klimatiſchen Verhältniſſen fejtgehalten wird, ift nad botanijhen Begriffen die VBarietätenbildung eingeleitet.

Als weitere Folge des Einfluffes von klimatiſchen Factoren ift aud ber Umftand anzujehen, daß die Tiroler Lärche im milden Klima des Wiener Waldes die Nadeln etwas früher auetreibt al8 die jchlefifche, diefelben auch länger behält als legtere Barietät. Die Tiroler Lärche hatte 3. B. auf einer Eulturflähe zu Gablig am 10. December 1894 ihre freilich gelb gewordenen Nadeln an den tieferen Aeſten beinahe vollzählig erhalten; es ijt auch dies eine Vererbungs- erſcheinung, zurüdzuführen auf eine „innere Umjtimmung“ des Individuums ins folge äußerer Standortseinflüffe, ähnlich wie die rajhere und energijhere Keim- thätigleit des Fichtenfamens aus hohen Lagen. Die Tiroler Hochgebirgslärche jheint zum Beginne gewiffer vegetativer Functionen eine geringere Wärmejumme zu benöthigen, und diefe findet fie in der milden Page früher als eine Pflanze aus tiefgelegenem Standorte.

Wie fi die beiden Lärdenvarietäten beim Anbau in den Hodalpen gegen» jeitig verhalten würden, wie dieſes Verhältniß auch bei der Fichte verſchiedener Provenienz ſich bei der Cultur in hohen Lagen geftalten würde, ift heute mit Beftimmtheit nicht vorauszufehen. Dieſes Raiſonnement hätte zwei Seiten, eine rein botaniſch-wiſſenſchaftliche und eine praktiſch-wirthſchaftliche. Man darf er- warten, daß die Tiroler Lärhe beim Anbau in den hohen Alpen manden Vorzug gegenüber der Schleſiſchen aufweijen würde, ebenjo wie dies die Schlefifche bei der Eultur im Mittelgebirge zu thun fcheint; andererjeitS dürfte auch die Fichte hoch—

Januar 1895.) Erblichleit des Zuwachsvermögens zc. 25

alpiner Provenienz, in bedeutenden Höhen neben ZTiefpflanzen cultivirt, ſowohl in Ausformung als aud in Wahsıhumsgeihwindigfeit und im forjtlihen Verhalten al8 mit mandem Vorzug ausgeftattet fi darjtellen. Der berühmte Botanifer €. Nägeli hat in der Wiederbewaldungsfrage im Hochgebirge ſchon vor zwei Jahrzehnten ein Wort geſprochen, welches unſere Fachgenoſſen zum Ausgangs— punfte weiterer Studien machen ſollten. Nägeli ſagt wörtlich:! „Man hört oft den Ausſpruch, es ſei ſchwer oder ſelbſt unmöglich, auf einem entwaldeten Hoch⸗ gebirge wieder Wald zu pflanzen, weil die jungen Bäume des Schutzes der älteren gegen Sturm und Unwetter bedürfen. Dieſe Anſicht kann wohl als un— richtig bezeichnet werden, denn wir treffen da und dort auf den exponirteſten und am wenigſten geſchützten Lagen einen jungen aufwachſenden Baum. Nur bedarf er bier für ſein Wachsthum einer längeren Zeit; er bleibt Hein und buſchig, oft von gedrängter, pyramidenförmiger Geitalt, biß er einen hinreihenden Vorrath an plaftiihen Stoffen angenommen hat.... Um des Erfolges jidher zu jein, muß der Same von Gebirgsbäumen gefammelt und es müſſen die jungen Bäumden im Gebirge bis zum. Anpflanzen aufgezogen werden. Die Bäume der Ebene haben jeit zahllofen Generationen unter einem milden Klima gelebt, fie befigen, wenn fie im Uebrigen aud feine bemerfbaren Unterfhiede von denen des Gebirges zeigen, doch jehr wahrjdeinlid eine etwas andere, weniger harte Natur und bilden gleihfam eine andere Varie— tät. Sie dürften daher im Gebirge weniger gut, vielleiht aud gar nicht fort- fommen..... Ich glaube, daß junge Baumpflanzen, aus Alpenjamen in den Alpen erzogen, unter allen Umftänden in der nämlihen Höhe gedeihen.“ Mag nun Nägeli da und dort etwas zu weit gegangen fein, jo enthalten jeine Säge jo mande goldene Wahrheit, die beadytet werben jollte.

Dies alles find Fragen, welhe auf Grund der bisher durchgeführten Stu- dien mit größerer Ausſicht auf praftifchen Erfolg in Angriff genommen werden fönnen, und welchen Berjuhen die heute befprodenen Reſultate vielleiht eine willfommene Bafis bilden werden. Wie weit die heute erörterten Wahrheiten für die Praris der Forftwirthichaft von Belang fein können, werben weitere Eultur: verfuche unter verjchiedenen, voneinander jehr divergirenden Standorts: und bejonders klimatiſchen Verhältniffen, vorzüglih aucd in der zu begründenden Hodgebirgsstation lehren. Neben der Majjenproduction während des ganzen Umtriebes, neben dem Berhalten der Beitände verſchiedener Provenienz gegen äußere Eingriffe, als Schnee- und Windbrud, wird die Qualität des Holzes ein wichtiges Wort bei jener Concluſion mitzufprehen haben, welche freilich erſt nah Jahrzehnte langer eiferner Arbeit wird gezogen werden können.

Am Schluſſe der vorjtehenden Erörterungen möchte id) nod einige Streif- lihter aud die botanifhe Seite der Frage werfen.

Die Botaniker huldigen in der Frage des Einfluffes äußerer Verhältniſſe des Standortes auf die Form der Pflanze verjchiedenen Anfhauungen. Kerner? iit vollends von dem indirecten Einfluffe folder äußerer Factoren überzeugt, ja er zweifelt felbjt nicht daran, daß diejer indirecte Einfluß, dieje Abhängigkeit der Pflanze von Klima und Boden in ganz beftimmten Gejegen feinen Ausdrud findet, daß Klima, Subftrat und Pflanzengeftalt infoferne in einer gefeßlichen Harmonie ftehen, al® die Träger gewiffer, aus inneren Urfahen entjtandenen Eigenſchaften und Merkmale gerade durch diefe Eigenſchaften und Merkmale unter beſtimmten äußeren Verhältniffen eine größere Concurrenzfähigfeit erlangen als andere Individuen, weldhen diefe Eigenfhaften abgehen, daß fie aljo befähigt

ı G. Nägeli, Ueber Pflanzencultur im pogaetir e. (Zeitfchrift des Deutſchen und Defter- reichiſchen Alpenvereines, Jahrg. 1875, Bd. VI 8)

2 Kerner, Die Abhängigkeit der ——— von Klima und Boden. (Feſtſchrift zu

Ehren der 43. Generalverſammlung Deutſcher Naturforſcher und Aerzte zu Junsbruck 1869, ©. 31.)

26 Erblichkeit des Zuwachsvermögens ꝛec. [XXI. Jahrgang.

werden, in jenem Gebiete, in welhem jene äußeren Berhältniffe die maßgeben- den find, jich beffer zu vermehren und durd Wanderung rajcher auszubreiten. In einer Fußnote auf S. 46 der eben citirten Schrift fagt aber Kerner, daß die dur die äußeren Einflüffe bedingten Merkmale nicht erblich feien und aud nie— mals Bejtändigfeit erlangen. Als Beleg für diefe lettere Anfiht führt Kerner die Fälle an, in welchen bleihjühtige oder auf armem Standorte erwadjene ihwadhe Pflanzen wieder kräftig werden, wenn fie auf guten Boden verjeßt werden.

Wenn ich aber darauf zurüdgreife, was ich über die Vererbung des fperrigen Wuchſes bei der Lärche Tiroler Provenienz gefagt habe, jo könnte ih Kerner nicht beiftimmen, ebenjo wenig läßt fi der langfame Wuchs der aus einem Hod- gebirgsftandorte ftammenden Fichtenpflanze aud wenn diejelbe in die gün— jtigften Verhältniffe eines milderen Klimas gebradt wird mit Kerner's An- jihten in Einklang bringen.

Nägeli! Hat gefunden, daß die Bildung der mehr oder weniger conftanten Barietäten oder Raſſen nicht die Folge und der Ausdrud der äußeren Agentien ift, fondern dur innere Urſachen bedingt wird. Das alpine Hocgebirgsflima bewirft wohl, daß eine Pflanze ihre Theile in geringerer Zahl und Größe aus- bildet, diefe Merkmale bedingen aber noch nicht für ſich conftante Varietäten. Uebrigens hält Nägeli Quereus pedunculata und sessiliflora für zwei Varietäten einer Species, und da beide oft auf einem Standorte nebeneinander wachſen, könne nad Nägeli der Standort nie die Urfahe von VBarietätenbildung jein.? Diefe äußeren Einflüffe, welche z. B. eine Steigerung oder Schwächung einzelner Lebensproceſſe mit ſich bringen, feien lediglich die Urſache; höre diefe auf, dann müſſen aud die Wirkungen ihr Ende finden. Diefe Säge weidhen in ihrem Inhalte von deu Er» gebniffen meiner Unterfjubungen vollends ab. Nägeli argumentirt nun, da er fih der Beeinflufjung der Pflanzenform durch äußere Verhältniſſe doc nicht vollends verjhliegen kann, in folgender Weife: Es wäre wohl möglid, daß die Pflanzen durch die dauernde Einwirkung ungleiher Ernährung fo weit in der Gonftitution umgejtimmt werden, daß fie auf zwei verfchiedenen Standorten ſich zu zwei ver- ihiedenen Raſſen umbilden. Diefe theoretifhe Möglichkeit, daß fi durd den Einfluß der klimatiſchen und Bodenverhältniffe auf indirectem Wege eine Raſſe bilde, laffe ſich nicht beftreiten; mit diefer Theorie ftehen jedoch nad) Nägeli die Beobachtungen und Erfahrungen im Widerfprud. Die Erfahrungen vermögen den Beweis heute noch nicht zu leiften, daß eine Pflanzenart, die während eines langen Zeitraumes einer bejtimmten Temperatur ausgejegt ift, eine dauernde innere Um- ſtimmung erfährt, während fie im Uebrigen die nämliche bleibt; doc fei aud da8 Gegentheil noch nicht erwiefen. Diefe Umftimmung, wenn fie wirklid vorfäme, wäre übrigens der Varietätenbildung volllommen analog; fie fönnte wie diefe erklärt werden und würde durchaus nicht zum Schluffe be- rechtigen, daß die äußeren Einflüffe die beftimmte Wirkung hervorgebradt haben. Nägeli nimmt vielmehr an, daß die Umbildung auf natürliche Zuchtwahl zurüd- zuführen jei.

Mag man die Sadhe fo oder fo deuten, man wird fi der Anſicht faum verjchließen können, daß die äußeren Berhältniffe doch den Anſtoß zu einer beftimmten Umbildung geben können, weil ohne die Standortsfactoren bie beobachtete Umbildung nicht eingetreten wäre. Ich möchte aber vollends dem bei- jtimmen, was Nägeli? bezüglid der Bildung von phyfiologifchen Varietäten ver- muthet. Ich möchte anzunehmen geneigt fein, daß unfere Waldbäume, welde in

ı Nägeli, Ueber den Einfluß äußerer VBerhältniffe auf die VBarietätenbildung im Pflanzen- reiche. —— * fönigl. bayr. Alad. d. Wiſſ. Jahrg. 1865, Bd. II, ©. 231 ff.) 0.

2 A. a. O, S. 274 fi.

Januar 1895.) Erblichleit des Zuwachsvermögens ꝛe. 27

jehr großen Berbreitungsbezirfen autodhthon jeit Jahrtauſenden vorfommen und infolge deſſen an jehr weit voneinander liegenden Localitäten des VBerbreitungsgebietes oder unter jehr abweichenden Meereshöhen jehr divergirenden Himatifchen Berhältnifjen ausgejet find, durch dbiejelegteren einephyfiologifhe Umitimmung erfahren, welde an den Standorten mit am meiften auseinandergehenden flimatifchen Berhältniffen auch unferem finnlihen Auge injofern wahrnehmbar werden, al8 mit den hochgradigen phyfiologifhen Umftimmungen aud mehr oder weniger deutlihe Umformungen der äußeren Geftalt und mander vegetativer Functionen der Bäume parallel laufen. Freilich find diefe Veränderungen der Form nicht jo weitgehend, daß die Spftematifer auf Grund derjelben Varietätenbildungen anerfannt hätten. Dies gälte nur von der Picea obovata, die füglich nichts anderes ift als das Endglied einer ganzen Weihe geringerer, weniger merfbarer Veränderungen, in welden bie ſchwediſche und norwegifche Fichte ebenfo nur ein Mittelglied bilden bürfte wie die Tichtenform unferer Hochalpen. Veränderungen der hemifch-phyfiologifhen Eon» jtitution der Pflanzen nimmt Nägeli für die Bildung gewöhnlicher Raſſen und Varietäten als feftftehend an, er läßt aber die Frage offen, ob eine ſolche innere Umftimmung aud ohne einen Wedel im Habitus vorfommen lönne. Nägeli meint, daß die StandortSmodificationen, wie fie ja thatfählih vorkommen, feine eigentlihen Varietäten oder Raſſen darjtellen, weil fie feine Conſtanz haben und zwei Gewächſe, welde bloß in Standortsmerkmalen voneinander differiren, müffen nebeneinander in den Garten gepflanzt, volltommen gleich werden, was aber bei den von mir angeftellten Unterfuhungen wenigſtens bezüglich der Wahsthums: leiftungen bei der Fichte und Yärche, bei der legteren überdies in Betreff der Ajtbildung, des Zeitpunftes des Austreibens und des Abfalles der Nadeln in typiſcher Weiſe nicht der Fall ift. In allen im Vorftehenden von mir näher befprochenen Fällen drückt fih die Vererbung vom Mutterbaum auf die Nahfommenjhaft unzweideutig aus und die Verſpätung des Nadelabfalles bei der Tiroler Lärchenform deutet befonders flar auf die Möglichkeit einer inneren phyſiologiſchen Umftimmung der Pflanzen durch lange währende klimatiſche Einflüffe hin. Wiejner! hat feftgeftellt, daß durch die Herabjegung der Temperatur die Gewächſe mit rajhem Blattfalle und dahin ge- hört die Lärche eine verhältnißmäßig jehr ftarfe Verminderung der Berdampfung erfahren, die Herabfegung oder gänzliche Hemmung der Trangipiration im Herbjte bat aber nah Wiefner’s Unterfuhungen den herbftlihen Blattabfall zur Folge. Bei der Tiroler Lärchenform ſcheinen niedrigere Temperaturen nothwendig zu fein, um die Trangfpirationsgröße jo weit herabzudrüden, daß ein Nadelabfall erfolgt, mit anderen Worten: die Ziroler Lärdenform Hat ſich im Hochgebirgsftandorte der Alpen, in weldhem fie lange Zeit rauherem und feuchterem —* ausgeſetzt war, an eine niedrigere Jahrestemperatur angepaßt und ſie hat die aus dieſer Anpaſſung reſultirenden Eigenſchaften auch in das milde Klima des Wiener Waldes mitgebracht. Wenn Nägeli in einer im Jahre 1875, alſo 10 Jahre ſpäter als die vorher citirte Arbeit desfelben Forſchers gejchriebenen Abhandlung? fagt: „alle Barietäten ſowie Species entjpreden einem beftimmten Klima”, jo differirt er faum wejentlih mehr von jenem Standpunfte, den ich in der vorliegenden Abhand⸗ fung dargelegt habe. An diefer Stelle erwähnt auch Nägeli, daf die feinen fran- zöfiihen Obftforten nicht in Deutſchland und die befjeren deutihen Obitarten nicht im nördlihen Rußland gezogen werden können; Rußland wie Deutjchland habe gute, feinem Klima angepaßte Sorten. Wie mit den Obftjorten verhalte es jih aud mit den übrigen Pflanzen.

Bis zu welchem Lebensalter der Nachtommen fi die von den Mutter- bäumen im Wege der Bererbung überfommenen ftandörtlichen Eigenfchaften des

ı 3. Wiefner, Unterfuchungen iiber die herbftliche Entlaubung der Holzgewächſe. 2 6. Nägeli, Ueber Pflanzencultur im Hochgebirge. (Zeitfchrift des Deutichen und Defters reichiſchen Alpenvereines, Jahrg. 1875, Bd. VI, ©. 25.)

28 Erblichleit des Zuwachsvermögens zc. [XXI Sahrgang.

geringeren Zuwachsvermögens der Fichte, der typifchen äußeren Geftalt und ber Wudsgefhwindigkeit der Lärche bemerkbar erweijen, vermag ich heute, nad) erjt ahtjähriger Beobachtungszeit, auch nicht annähernd zu fagen; felbft für den Fall, als fie über das jugendliche Alter nicht weit hinausreichten, hätten fie für die Praris der Forjtwirthichaft infoferne eine nicht zu unterjhägende Bedeutung, als bei der künftlihen Bejtandesbegründung die Eulturen gerade in der erjten Jugend— zeit mit einer Reihe von Widermärtigkeiten zu kämpfen haben, gegen welde z. B. ein rajherer Wuchs im hohen Graſe einer milden Zieflage oder ein fräftigerer, mehr gedrungener Aufbau der Pflanze im rauhen Klima des Hochgebirges, in Schneebruch und Schneedrud-Lagen die beften Palliativmittel werden fünnten; diefe Eigenſchaften aber ließen fich durch richtige Auswahl des Ernteftandortes des Samens erreihen. Macht doch 3. B. Stötzer! ganz befonders darauf auf- merffam, daß Schneebrud in gewifjen Negionen um jo leiter auftritt, je rafcher die Pflanzen gewachſen find und je mehr fie infolge defjen ein mweitringiges, weniger zähes Holz in den Gipfeltrieben aufweifen; langjam erwadjene Pflanzen, die engringiges Holz und kurze Höhentriebe haben, unterliegen der Gefahr des Sipfelbruches nicht in demfelben Maße. Dies würde jomit auf Verwendung von Hochgebirgsſamen in folhen Lagen hinweijen.

Es wäre mein jehnlihfter Wunſch, daß die Praxis ſich diejer von mir angeregten Trage annehmen möchte; im VBorftehenden ift faum der Anfang gemadt. Die vielleicht etwas vorzeitige Publication jollte anregend wirfen, um einen für die Hochgebirgsforſtwirthſchaft vielleicht nicht ganz bedeutungslojen Segenftand zu fördern, gilt doch auch hier Seneca's Wort: „Multum adhuc restat operis, multumque restabit.”

Die hauptſächlichſten Reſultate der Unterfuhungen lajfen ji in den nadhfolgenden Sägen fur; zujammenfaffen:

1. Das Gewidt der Zapfen und des Samenfornes nimmt bei der Fichte im Allgemeinen mit der Seehöhe des Standortes des Mutterbaumes ab. Diefe Abnahme ift in den mittleren Seehöhen der Berbreitungszone eine nur geringe und fteigert ſich bei der An- näbherung an die locale obere Fichtengrenze; diefelbe Erjdheinung ijt auch bei den Fichtenzapfen und dem Fihtenjamen aus hohem Norden zu verzeichnen. Locale Standortsverhältnifje und Einflüfje vermögen das Gejek zu modificiren.

2. Hihtenpflanzen, au8 Samen von hohen Standorten ber Mutterbäume gezogen, wachſen in der Jugend aud in den milderen, tieferen Yagen bedeutend langjamer als folde, die aus einem Saat- gute hervorgegangen find, weldes in tiefer, milderer Yage geerntet wurde. Dieje Erjheinung läßt fih auf eine Vererbung des Zuwachs— vermögens der Samenbäume zurüdführen, welch legtere ſich die Eigenschaft des trägen Wuchſes durd ein viele Generationen hindurd währendes Begetiren im rauhen Klima des Hocdgebirges angeeignet haben. Diefelbe Erjheinung tritt auch bei den aus nordiſchem Samen gezogenen Fichtenpflanzen bei der Eultur in unferen Breiten auf. Ob diejer ererbte trägere Wuchs den betreffenden Pflanzen aud in fpäteren Lebensjahren eigenthümlich bleibt, ift heute eine offene Frage.

3. Lärdenpflanzen aus Tiroler Samen hohen Ernteftandortes wachſen, in milden Lagen gezogen, in der Jugend die Beobadhtungen umfaffen erjt eine ahtjährige Periode langſamer als Lärchen Oeſterreichiſch— jhlejifher Provenienz. Die Tiroler Lärche zeigt überdies deutlich

ı9. Stößer, Zur Frage der Nüthlichkeit des Fichtenanbaues durch Pflanzung. (Baur's forftwiff. Centralbl. 1887, ©. 404 ff.)

Januar 1895.) Literariſche Beridte. 29

bie von ihrem Mutterbaum ererbte fperrige Kronengeftalt und ver- hält fih, was die Zeit des Austreibens und des Abfalles der Nadeln betrifft, aud in milder Lage fo wie der Mutterbaum im Hodgebirgs- ftandorte.

4. Die sub 1, 2 und 3 angeführten Thatjahen laſſen auf eine innere (phyfiologijche) Umftimmung der Bäume durd) die Jahrtaufende fang währenden Einjlüffe der Standortsfactoren ſchließen.

j Literariſche Berichte.

Die —— der Bodenreinertragätheorie für die Er- ziehung und die Umtriebözeit der wichtigften deutſchen Holzarten, bearbeitet in Verbindung mit mehreren Fachgenoſſen und herausgegeben von Dr. H. Martin, lönigl. preußifchem Forſtmeiſter. 1.Band, enthaltend: 1. National« öfonomifhe Grundlagen; 2. Unterfuhungen über Umtriebszeit, Boden- und Waldrenten in reinen Buchenhochwaldungen vom Herausgeber. Leipzig, Drud und Berlag von B. &. Teubner. 1394. (Zu beziehen von der f. u. k. Hofbuchhand- lung Wilhelm Frid, Wien, Graben 27.) Preis fl. 3.72.

Wir haben in der vorliegenden Schrift das Reſultat fleißiger und tüchtiger Arbeit eines warmen Anhänger der forjtlihen Weinertragsiehre zu begrüßen, deſſen redlihem Beftreben, Klarheit über die praltiſchen Eonjequenzen diejer Theorie zu erlangen, alle Anerlennung zu zollen ift.

Wie dem Titel zu entnehmen, ſoll diefe Aufgabe nicht vom Verfaſſer allein, fondern mit Hilfe mehrerer Fachgenoſſen gelöjt werden, al8 welde uns in der Borrede die Forſtmeiſte Borgmann in Oberaula und Martin in Großen- [über genannt werben.

Der gegenwärtige erfte Band enthält zunädft eine ausgedehnte Darlegung allgemeiner, insbefondere national-öfonomijcher Erörterungen, an welde ſich jodann die fpeciellen Unterjuhungen über die Buchenhochwaldungen anſchließen. Diejer allgemeine Theil bringt einiges Gefchicdhtlihe über die Bodenreinertragstheorie und würdigt hierbei befonders die Verdienite von Pfeil, Hundeshagen, König, fowie diejenigen de Nationalöfonomen v. Thünen, der in feinem berühmten, allerdings in forftlichen Kreifen wenig befannten Werfe „Der ifolirte Staat in Beziehung auf Landwirthihaft und Nationalökonomie“ auch der Forftwirthihaft einen Abjchnitt gewidmet und hier namentlich die ſtatiſche Seite der Kiefernwirth- ſchaft erörtert hat.

Bezeichnend für die ganze Richtung des Verfaffers ift es, daß er die Er- wartung ausjpricht, e8 werde für die Forſtwirthſchaft ſich fünftig der Einfluß v. Thünen’s in höherem Grade geltend machen, als es feither der Fall war. Wir werden in unferer Beiprehung auf diefen Punkt noch zurückkommen.

Was der Verfafjer in diefem erjten Abjchnitte über die Zunahme der In— tenfität des forftlihen Betriebes mit dem Fortſchreiten der volkswirthſchaftlichen Eultur, über den forftlihen Zinsfuß, der aus bekannten Gründen in mäßiger Höhe und mit der größeren Yänge der Umtriebszeit fallend angenommen werden joll, desgleihen über das Verhältniß des Gebrauhs- und Taufchwerthes beim Holze mittheilt, ift alles ganz interefjant und lefenswerth. Wenn als Motiv für die Abnahme des Zinsfußes mit Zunahme der Umtriebszeit die Behauptung an— geführt wird, daß die ftärferen Sortimente in höherem Grade als die jhwächeren an Werth zunehmen werden, fo iſt dies doc wohl nur bis zu einer gewiſſen Grenze rihtig, indem die Technik mehr und mehr die ganz ftarfen Hölzer ent: behren gelernt hat.

30 Literariſche Berichte. [XXI. Jahrgaug.

Die folgenden Abſchnitte handeln von dem Einfluß forſtwirthſchaftlicher Principien auf das Bolkseintommen, fowie von den Beziehungen des Staates zur Bodenreinertragstheorie. Es wird hier der gegen die Anwendung der legteren in der Praxis gemadhten Einwendung gedacht, nad welcher ihr vom volfswirth- ihaftlihen Standpunkte aus eine allgemeine Berechtigung nicht zugeftanden werden fünne. Dem gegenüber weift der Berfaffer darauf hin, daß auch ſchon Thünen für alle Zweige der Bodencultur das Princip des höchſten Bodenrein- ertrage8 beftimmt ausgefproden habe; weiter macht er geltend, daß die gewöhn— liche, jener Berurtheilung zu Grunde liegende Auffaffung, nad) welder die finanzielle Umtriebszeit der wichtigſten Holzarten mit dem 60. oder 70. Yahre eintrete, eine irrthümliche fei, injoferne bei derartigen Refultaten der Einfluß von Durdforftungen und Lihtungen nit genügend zum Ausdrude komme.

Was die jogenannte Waldreinertragstheorie anlangt, jo macht der Verfaſſer auf die übrigens auch ſchon von anderer Seite hervorgehobene Thatjahe aufmerfjam, daß diejelbe in vielen Fällen für ftandortsgemäße Holzarten, die feinen aufßer- gewöhnlihen „Calamitäten unterliegen, zu weit höheren Umtriebsaltern führe, als man feither angenommen habe; praftifche pofitive Unterfuhungen, wie fi) der Waldreinertrag für die Flächeneinheit bei der Verſchiedenheit der Umtriebözeiten, der Erziehungsmethoden und der Bejtandesdichte ftelle, feien überhaupt bis zur Zeit faft nirgends angeftellt.

Was nun die Beziehungen bes Etaates zur Reinertragstheorie betrifft, jo con- jtatirt der Verfaffer, daß ein allgemeiner principieller Gegenſatz zwiſchen dem gemein- wirthſchaftlichen Principe, welches die dauernde Befriedigung des Volkes mit Forft- producten erftrebt und dem privatöfonomijchen, welches die Erzeugung der hödjten Bodenrente und die befte Verzinfung der forftwirthichaftlihen Capitalien zu er- zielen fucht, in der That nicht befteht. Wenn ſich mande Privatwaldungen in einem herabgefommenen Zuftande befinden, während die auf gleihem Standorte jtodenden Waldungen des Staates häufig einen weit befjeren Charafter zeigen, jo liegt diejes am ſchlechter Wirthſchaft, feineswegs an dem privatöfonomijchen Wirthihaftsprincip. Gerade dem Principe des höchſten Bodenreinertrages entipricht e8, die Ertragsfähigkeit eines Bodens und die dauernde Höhe feiner Rente nit herabzubrüden.

Zum Schluß des allgemeinen Theile gelangt der Verfafjer num zu einer Beiprehung der von ihm anzumendenden Methode der Unterfuhungen und fpeciell des Verfahrens, nad weldhem die Berechnung der ftehenden SHolzvorräthe bewirkt werden joll.

Der Berfafjer verwirft die von Heyer und Preßler vorgeichlagenen Methoden der RHentabilitätsberehnung. Bezüglich des Heyer’ihen Unternehmergewinnes, als des Unterſchiedes zwiihen Bodenkoſtenwerth und Bodenerwartungswerth, ſowie desfelben Verfaſſers Berehnung der Verzinfung des Productionsaufmandes macht der Verfaſſer die Bemerkung, daß eriteres Verfahren fi nicht für Unterfuhungen eigne, die fi auf große zufammenhängende Waldungen erjtreden jollen; aud kenne man meijt die Höhe des Bodenkoftenwerthes nicht. Mit der Methode der Ver— zinfung des Productionsaufwandes joll man fih nad dem Verfaſſer in einem Zirkel bewegen und zu feinen pofitiven Refultaten gelangen, weil man zu demjelben Procent der Berzinfung des Productionsaufwandes gelange, mit welchem der Bodenwerth berechnet jei.

Das Verfahren des Weiferprocentes nah Preßler verwirft der Berfaffer, weil es lediglich der ausjegenden Wirthichaft entiprehe, wogegen für feine Unter» fuhungen ein continuirlicher Betrieb vorausgejegt ſei.

Der Berfaffer will daher feine Rentabilitätsberehnungen auf eine andere Grundlage ftellen; er will die unbelannte Bodenrente dadurd ermitteln, daß er von den jährlihen Haupt- und Zwijhennugungserträgen eines Betriebes zunächſt

Januar 1895.) Literarifche Berichte. 31

die Zinfen des Normalvorrathes, außerdem aber die jährlihen Eultur- und Ber: waltungsfoften in Abzug bringt.

Begreiflicherweife ift bei diefer Art zu rechnen die Ermittelung des Werthes vom normalen Vorrath ein dunkler Punkt. Der Verfaſſer will die Berechnung lediglich nad; dem Verbrauchswerthe vornehmen und weiß jehr wohl, daß er damit „einer ftrengeren theoretifhen Auffaffung“ nicht genügen wird, und daf dieſe Be- rehnungsmweife mit manden praftiihen Aufgaben ſich in einem fehr auffallenden Gegenfage befindet.

Er bezieht fi bei Begründung des von ihm gewählten Verfahrens auf den Vorgang v. Thünen’s und König’s, die den Normalvorrath in gleicher Weife berechneten. Er hätte fhon auf Hundeshagen zurüdgreifen fünnen, der es ebenjo machte. Ich kann mid den Bedenken, die der Berfaffer gegen den Boden— erwartungswerth, ald den Maßſtab des Nugeffectes einer Wirthſchaft, geltend macht, nit anſchließen, fondern bin der Anficht, daß, wenn einmal die Bodenrente für verſchiedene Wirthſchaften den Ausdrud des finanziellen Ergebniffes derjelben bilden ſoll, Hierzu die Bodenerwartungswerthsmethode die einfachſte und ausreichend fihere Hilfe an die Hand gibt, einerlei, ob man es mit dem ausfegenden oder dem continuirlihen (jährlihen) Betriebe zu thun hat.

Es ift richtig, daß der Unternehmergewinn, al8 Unterfchied zwiſchen Boden— fojtenwerth und Bodenerwartungswerth gedacht, wie dies zuerft König und erft nad ihm Heyer wollte, als Maßſtab für die Beurtheilung der Zwedmäßigfeit eines forftlihen Betriebes ungeeignet ift, da wir den Bodenkoſtenwerth meijt nicht fennen. Aud das Heyer’iche Verfahren einer Berehnung der VBerzinjung des Pro: ductionsaufwandes ijt nur ein Ummeg und bejagt nichts anderes, als daß bie Wirthihaft des hödften Bodenerwartungswerthes immer die vortheilhaftefte ift.

Es fann fein, daß wir die Bodenerwartungswerthe wegen Unficherheit der Einſchätzung der Erträge, fowie mit Rüdfiht auf die Möglichkeit, nach verſchie— denen Zinsfüßen zu rechnen, niemal® mit abjoluter Sicherheit finden werden, wenn es fi aber darum handelt, die Einträglichfeit verſchiedener Wirthſchafts— verfahren Ar beurtheilen, jo ſprechen fih ja die Unterſchiede in der Verſchieden— beit der Reſultate jo deutlich aus, daß wir ohne Zweifel genügende Anhaltspunkte erhalten, um beurtheilen zu können, bis zu welhem Grade das eine Verfahren vortheilhafter iſt als das andere.

Ich kann nur lebhaft bedauern, daß der Berfaffer die feit Jahren im Vor— dergrunde jtehende Methode der Bodenerwartungsmwerthösberehnung, welche ſich durch ein hohes Maß von Einfachheit auszeichnet, verlaffen und durd ein anderes Rehnungsverfahren erfegen will.

In meiner Schrift „Waldwerthrechnung und Statik“ habe ih mid bemüht, den Nachmeis zu erbringen, daß auch für den jährlichen, in gleicher Weife wie für den ausjegenden Betrieb da8 Marimum des Bodenerwartungsmwerthes uns die vortheilhaftefte Wirthſchaft angibt.

Den Beweis für diefen Sat ergibt die VBergleihung der Werthe des Nor- malvorrathes einer Wirthjchaft berechnet nad dem Koſten- und Erwartungswerth einerjeits, nad) dem Rentirungswerthe andererjeitt. Alle drei Werthe jtimmen überein, wenn das Bodencapital nah dem Bodenerwartungswerthe berechnet ift und der Wirthſchaft (Betriebsart, Umtriebszeit), um deren Beurtheilung es fid handelt, entfpricht. Mit diefem Refultate entfällt die Nothwendigkeit, den Normal: vorrath überhaupt in Geld auszudrüden. Wir wiffen, daß eine Wirthichaft, der ein höherer Bodenwerth zu Grunde gelegt wird als derjenige Erwartungswerth, welcher fi für den fraglichen Betrieb ergibt, nicht mehr voll rentiren kann; zu welchen Procent fie no rentirt, ift wohl kaum von praftifcher Bedeutung.

Hiernach kann ih eine Nothwendigkeit, den Normalvorrath für fpecielle Bor: ausfegungen zu beziffern, um abjtract oder theoretijch die Rentabilitätsfrage

32 Fiterarifhe Berichte. [XXI Jahr gang.

zu erörtern, nicht anerkennen. Will man für concrete Wirthſchaften die Ver— zinfung der im bdenjelben niedergelegten Eapitalien ausfindig machen, fo mag man das fogenannte Waldcapital in derjenigen Weiſe fetjegen, wie dies im Königreiche Sachſen üblich ift, wobei man jedod nad) Koften- und Erwartungswerthen rechnet und den Gapitalwerth der Beftände nicht nad ihrem Verfaufswerthe beftimmt. Dieje letztere Methode ift von großen Willfürlichkeiten nicht frei, da man für den Werth der jüngeren Beftände immer nur geringfügige Anhaltspunkte hat und der Werth der gefammten Vorräthe derjelben ſich ohnehin nie’nah den Verkaufs: preifen fejtftellen läßt, die man bei der Verwerthung einzelner fleinerer Quanti- täten folder Hölzer erzielt. Selbft die älteren Claſſen lafjen fih nur in ganz kleinen Wirthichaften nah dem Verkaufswerthe bemejien, der beim wirklichen Ein« ichlag erzielt wird. Wir müffen uns doc immer fagen, daß größere Diengen nur zu einem gebrüdten Preife verfäuflic fein würden.

In jedem Falle kann ich der Normalvorrathsberehnung bes Verfafjers nicht beipflichten. Ich halte diefelbe für unrichtig, aber aud vor allem für umnöthig. Die Berufung auf die Autorität dv. Thünen’s fällt für mich nicht ins Gewicht. Es fragt fi fehr, ob diefer Autor, wenn ihm die Methode der Bodenrenten- berehnung nad) dem Bodenerwartungswerthe befannt geweſen wäre, ſich berjelben nit angeſchloſſen haben würde.

Gehen wir nunmehr zum zweiten Theile unjeres Werkes über, welcher Unterfuhungen über Umtriebezeit, Boden- und Waldrenten in reinen Bucen- hochwaldungen enthält. Vor allem ift hier hervorzuheben, daß eine Reihe von Betrahtungen, 3. DB. über die Theorie der Durcdhforftungen, fowie über den Lichtungszuwachs allgemeinerer Natur find und fi nicht ausſchließlich auf die Buche beziehen. Es ift feine Kleinigkeit, über den vorliegenden Gegenjtand mahezu 180 Seiten zu fchreiben, ohne in ausgetretenen Geleiſen fi zu bewegen und ohne Belanntes zu wiederholen. Dem Verfaſſer ift dies volljtändig gelungen!

Geftügt auf die Nefultate einiger Beſtandesabtriebe der Oberförfterei Jes— berg, ftellt er eine Ertragstafel für Bude nah Maſſe und Geld auf, wobei eine Steigerung der Durchſchnittspreiſe pro Feſtmeter mit zunehmendem Durchmeſſer bis in ein fehr hohes Beftandesalter angenommen ift. Ein ſolches wird nicht für alle Gegenden zutreffen, da es nad anderen Erfahrungen Verwendungsmweijen des Buchennutzholzes gibt, welche einen Rückgang des Preiſes über eine gewifje Stärke desjelben hinaus bedingen.

Weiter conftruirt nun der VBerfaffer neben den Erträgen der Haubarfeit der Beftände auh Reihen von Ertragszahlen für Durdforftungen nad gewiſſen von ihm in Vorſchlag gebrachten Regeln, wobei vom 40. bis 80. Jahre in jedem Der cennium 40 Feſtmeſter, vom 90. bis 130. Jahre Hingegen alle 10 Jahre je 60 fm pro Hektar gewonnen werben follen. Dieje Zahlen find rein hypothetiſcher Natur; ob fich diefelben irgendwo thatjählih erzielen lafjen, mag dahingeftellt bleiben. Der Verfaffer geht von der Annahme aus, daß in regelmäßigen Buchen— hochwaldungen von der Zeit der Verwerthbarfeit des Material ab zwei Drittel des jährlichen Zuwachſes im Wege der Durdforftung zu nugen find, während ein Drittel desjelben in den bleibenden Beltand übergehen fol.

Aus den Berehnungen der Bodenrenten nad) dem bereits geſchilderten Ver— fahren geht nun hervor, daß ohne Unterftellung von Durdforjtungen die Bodenrente bei 3 Procent Zinjen im 80. Jahre culminirt, bei 2 Procent hin- gegen im 90. und bei einem Zinsfuß, der im 30. Jahre mit 3 Procent beginnt und mit jedem weiteren Jahrzehnt um ein Zehntel Brocent abnimmt, ebenfalls im 90. Jahre.

Die vom DVerfaffer angenommenen Durchforjtungen verändern das Mefultat der Rechnung bei 3 Procent infofern nicht, als für diefen Zinsfuß ebenfalls die Gulmination der Bodenrente ins 80jährige Alter fällt, wogegen bei einem im

Yanıar 1895.) Literariſche Beridte. 33

40. Jahre mit 3 Procent beginnenden und bei fteigender Umtriebszeit um ein Zehntel Procent mit jedem Jahrzehnt abnebmenden Zinsfuß das Marimum der Bodenrente erft mit 140 Jahren erreicht wird. Für die niedrigen Zinsfüße ſpricht bei der Buche nad dem Verfaffer vor allem der hohe Grad von Sicherheit, welcher diefer Betriebsform innewohnt, jowie die Hoffnung auf eine mit der Zeit ein- tretende befjere Geftaltung der Rentabilität des Buchenwaldes.

Intereſſant ift e8 nun, zu erfahren, wie hoch ſich die Umtriebszeit des größten Waldreinertrages ftellt. Nah einer vom Verfaſſer durchgeführten Med: nung findet fih ein Steigen der durchſchnittlichen Waldreinerträge nod big zu einem fehr hohen, die üblihen Umtriebszeiten weit überjteigenden Alter, als welches nad einer hypothetiſchen Unterjtellung des Verfaſſers ſich 190 Jahre ergeben.

Hieraus zieht der DVerfaffer den Schluß, daß die Folgerungen der Boden- reinertragstheorie keineswegs im Widerjprud mit den Anforderungen ftehen, die in volf3wirthichaftliher Beziehung an die Staatsforjtwirthichaft geitellt werden müſſen, wogegen die Vertreter der Waldreinertragstheorie für ihre Stellung keineswegs geltend machen können, daß fie in dem bejtehenden Zujtande der deutſchen Forft- wirthichaft eine fejte Grundlage fänden.

Der legteren Auffafjung kann ich mid unbedenklich anſchließen, da ih ſchon in meiner Schrift über Waldwerthrehnung und Statif Seite 173 darauf auf- merfjam gemadt habe, daß man an manden Orten in der Umtriebszeit des höchſten Durchſchnittsertrages zu wirthichajten glaubt, während dies in Wirklichkeit gar nicht der Fall ift, jo daß man der finanziellen Umtriebszeit näher fteht, al8 man glaubt.

Bezüglich der vom Verjafjer ermittelten Zahlen der vortheilhaftejten Um- triebszeiten für Buche ift zu bemerken, daß hierbei außerordentlih viel auf die Wahl des Zinsfußes ankommt, mag man nun nad dem von ihm gewählten Ber: fahren der Berzinfung des Normalvorrathes, oder nad) dem Bodenerwartungs- werthe rechnen. Ebenjo ift von ausfchlaggebender Bedeutung die Frage, in weldem Berhältniß der Preis der älteren Hölzer zu demjenigen der mittleren und ftär- feren jteht, was jedenfalls ſich local jehr verjdieden gejtaltet und, wie bereits angedeutet, nicht immer in einem für die Bucenftarfholzerziehung fo günjtigen Gange fih ausſprechen wird, wie der Verfaſſer für feine Berechnungen ange: nommen hat.

In einem Schlußabſchnitte gelangt der Verfaſſer nunmehr zu der Beſprechung des Einfluffes von Lichtungen auf den Reinertrag des Bodens in gejchloffen er- zogenen Buchenhochwaldungen. Er beſpricht das Eintreten des Lichtungszuwachſes im Allgemeinen und feine Erjheinung und Bedeutung bei der Buche im Bejon- deren. Eine Anzahl eigener in der Oberförfterei Jesberg vorgenommener Unter— juhungen bildet die Grundlage der angejtellten Betrachtungen, welche zu einer Neihe von Folgerungen für die Praxis führen, die ohne Bedenken angenommen werden fünnen und fi mit den an vielen Orten jhon jeither betreffs der Einle- nung von Lichtungshieben in Buchenbeſtände angewandten Grundſätzen in Ueber- einftimmung befinden.

Hierzu gehört die Megel, daß die Lichtungen erſt dann zu beginnen haben, wenn der Bejtand im Schlußſtand eine gemügende Verzinſung durch feinen Zu: wachs nicht zu gewähren vermag, ſowie daß für regelmäßige Bejtände feine Ver— anlaffung zu plöglihen ſtarken Lichtungen vorliegt.

Bei den eigentlihen BVerjüngungshauungen wird eine gewijfe Stetigfeit in der Stammzahlverminderung und Schirmabnahme empfohlen. Der gleihmwüchfigen Berjüngung, im Gegenjage zur horjtweijen, gebührt in reinen Beftänden der Vor— zug. (Da man in Wirkfiteit mehr und mehr auf Einmifdung von Nutzholz— arten verſchiedener Gattung in die Buchenhodhmwaldverjüngungen Bedacht nimmt, jo hat die horjtweife VBerjüngung praftiih immerhin eine große Bedeutung!)

Grntralblatt für das gef. Forſtweſen. 3

(XXI. Jahrgang.

34 Literariſche Berichte.

Durch lange Verjüngungszeiträume ift der Lichtungszuwachs gebührend aus- zunugen. Diefe Art des Buchenhochwaldbetriebes wird mit einigen anderen Formen, insbejondere dem Seebach'ſchen modificierten, fowie dem doppelwüchſigen Buchen: hochwalde verglichen.

In beiden Fällen wird dem regelmäßigen Hochwalde bei gehöriger Durd)- forftung und allmähliher Lichtung vom Standpunkte der Bodenreinertragstheorie der Vorzug eingeräumt.

Die zahlenmäßigen Berehnungen, durch welde die abgegebenen Urtheile begründet werden, beruhen auf gemwijien Annahmen des Verfaſſers, welche an- greifbar jein dürften, jo daß der Werth derjelben zurüdjteht gegenüber den jehr beachtenswerthen und durchaus einleuchtenden allgemeinen Betradhtungen, welche berjelbe anitellt.

In ihnen finden wir eine Fülle hägbarer Winke und Anregungen, die von denfenden Lejern gerne entgegengenommen werden dürften.

Wir heben dies hervor, da wir die Nehnungsmethode des Berfafjers nit billigen fonnten. Gerade diejenigen Bejtandesformen, welche die natürliche Verjüngung der Althölzer erheiihen, erfhweren die Auffindung der vortheilhafteiten Umtriebözeit und der zwedmäßigften Verjüngungsmethode ungemein, fo daß hier jtetS die Rechnung nur einen fehr ungefähren Maßftab gewähren wird und der vernünftigen Speculation ein weiter Spielraum verbleibt. Was aber jodann die Bemeffurg der Leitungen einzelner Beſtände anlangt, jo hat die Reinertrags- lehre ein ſehr beadhtenswerthes Hilfsmittel in der Anwendung des Weijerprocentes, welches Zielpunfte eröffnet, welde, insbejondere hinfichtlid der Ausmügung des Lichtungszuwachſes, zu Folgerungen führen, die von denjenigen des Herrn Ber: fajjers nicht wejentlid abweichen werden.

Jedenfalls ift c8 von bejonderem Werthe, dag die Folgerungen der Rein« ertragslehre, im Gegenjag zu denjenigen der Theorie des höchſten Waldreiner- trages, in der vorliegenden Schrift, die wir der Beadtung der Fachgenoſſen beftens empfehlen können, von einem Forſtmanne Har gelegt worden find, der die Anregungen zu feinen Forihungen aus dem Walde heraus empfangen hat und nicht zu den bloßen Theoretifern gehört.

H. Stöger.

Land: und forftwirthichaftlicher Berwaltungs-KRalender 1895. Herausgegeben vom Verein für Güterbeamte in Wien, I. Minoritenplag 4. (Zu beziehen von Wilhelm Frid, k. u. k. Hofbuchhandlung, Wien) Preis fl. 1.80.

Der Verein für Güterbeamte in Wien hat es unternommen, den Lands» und Forftwirthen ein gründliches und umfafjendes Nachſchlagebuch in Form eines gediegen ausgeftatteten und voluminöfen Verwaltungsfalenders auf den Neujahrs- tifch zu legen. Diefer Gedanfe und jeine Verwirklihung find um jo wärmer zu begrüßen, als das Neinerträgnig zu humanitären Gründungen des Vereines fließt. Die Nedaction, an deren Spike Gentraldirector Dr. Anton Gafjauer jteht, zählt in ihrer Mitte eine Reihe tüchtiger Yahmänner auf dem Gebiete land» und forftwirthicaftlicher Verwaltung. Wie gründlich dies Comité zu Werke gegangen ijt, kann man ſchon daraus erjehen, daß der allgemeine Theil Kalen darium, Hoffalender, Kirchen-, Staats-, Militär-, Poſt-, Telegraphen-, Geſchäfts-, Börjen-, Verkehrs: und Markikalender, füglic die Wäbhlerliften 350 Seiten umfaßt, während der fachliche Theil meitere 250 Seiten des Bandes füllt. Be- ſonders diefer Theil ift geeignet, den Werth des Buches weit über das Niveau derartiger Erfcheinungen zu heben. In diefem Theile werden ftatiftifche Tabellen über für die Befiger von Landgütern und deren Beamten wichtige Verhältniſſe der Monarchie gebradjt und in bejonderen Capiteln das land» und forftwirthichaft- liche Unterrichts- und Verſuchs-, Verwaltungs: und Rechts- fowie Vereinsweſen behandelt, auf die Land»: und Forſtwirthſchaft Bezug Habende actuelle Themata

Januar 1895.) Neueſte Erfheinungen der Fiteratur. 35

in ebenjo gediegener als eingehender Weife von Praftifern wie Theoretifern, unter denen fih nur Namen mit gutem lange finden, bearbeitet. Den forialen Ber- hältnifjen des Güterbeamtenftandes trägt ein bejonderer Abjchnitt Rechnung, in welhem die Frage der Organijation der Güterbeamten und die Thätigfeit des Vereines für Güterbeamte in Wien eingehend beſprochen werden. Ein umfafjendes Berzeihniß der neueren land» und forjtwirthicaftlihen Literatur ſowie der Fach— blätter und ein reihhaltiger Inſeratentheil bejchliegen den Inhalt des Kalenders, welcher allen intereffirten Kreiien auf das Wärmfte empfohlen werden fann.

Förfter-Kalender für da8 Gemeinjahr 1895. V. Jahrgang. Herausgegeben von Auguft Leuthner, k. k. Forjtmeifter. Klagenfurt. %. Leon sen. (Zu beziehen von W. Frid, k. u. k. Hofbuhhandlung, Wien, Graben 27.) Preis fl. 1.—.

Diejer beliebte Tajchenkalender für Föriter liegt uns im befannten, ge- fälligen Gewande als fünfter Jahrgang vor. Der Herausgeber hat, dem richtigen Grundjage folgend, daß am Bewährten möglichſt wenig gerüttelt werde, den her: tömmlihen Inhalt des Büchleins aud für das Jahr 1895 beibehalten. Einige Zugaben, als Mittheilungen über die Einrihtung der forſtlichen Unterrichts- anftalten in der bſterreichiſch-ungariſchen Monardie, Formeln, Daten aus dem Baufahe u. m. a. find neu aufgenommen und gewiß geeignet, den Werth bes Förfter-Ralenders zu erhöhen. Der mäßige Preis ift bei gediegenem Inhalte und gefälligem Aeufern ein Moment mehr, Leuthner’s Förfter-Ralender einen großen Kreis von Käufern zu fichern.

Neueſte Erſcheinungen der Siteratur.

(Borräthig in der f. u, f. Hofbuchhandlung Wilhelm Frid in Wien.)

Vöhmerle, Emil, die Hauptlebensmomente des Haar- und Federwildes, dann defjen Schon- und Schußzeit in Oeſterreich-Ungarn. Eine jagdzoologiiche Studie. Wien. fl. —.60.

Bierl, die Blattjagdb mit bejonderer Berücfichtigung des Angftichreies. Yeitfaden zur Erlernung naturgetreuen Blattens, nebft einem Anhang über Haſenſchrei, Habichtsruf, Vogelſchrei und Mäufeln. Zweite Auflage. Cöthen. fl. —.93.

Dombromsti, Raoul Ritter v., das Wildern, deffen verichiedene Arten und wirffame Ber fümpfung.- Eöthen. fl. 1.86.

Mücke, der preußiiche Forft- und Jagdſchutzbeamte. Die Beftellung der Forftihugbeamten zu Hilfsbeamten der Staatsanwaltichaft. Das Geſetz über den Waffengebraud der Forft- und Fagdbeamten vom 31. März 1837. Die gefetlichen Beftimmungen: über die Be ftrafung der Fagdvergehen und über die MWiderfetslichkeit bei Forſt- und Fagdvergehen. Dritte Auflage, Neudamm. fl. 1.08.

Oberländer, die Dreffur und Führung des Gebrauchshundes. Neudamm. fl. 2.48.

Vorſchriften für die Verwaltung und Bewirthidaftung der Waldungen der Gememden und öffentlichen Anftalten. Straßburg. fl. —.40.

Derfammlungen und Ausfellungen.

Das Forſtweſen auf der galiziihen Landesausſtellung in Lemberg 1894. I. Wer die weite Reſſe aus dem hodcultivirten Herzen Defterreiche nad dem Nordoften der Monarchie nicht fcheute, um der galizifchen Yandesaugftellung .einen Beſuch abzuftatten, der mußte, nahdem er, die eleftrifche Bahn vor dem Portale des Ausjtellungsplages im reizenden Stryjer Parke ver.

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36 Berjammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

(affend, die Arena des friedlihen Wettſtreites betreten, jeme Begeijterung des ganzen Landes wohl begreifen, unter welher Ce. k.u.f. Hoheit Erherzog Earl Yudwig in Vertretung Sr. Majeſtät des Kaijers die Erpofition am 5. Juni 1894 eröffnete. Schon die wundervolle Lage des Plages, wie fie eine andere Ausjtellung faum aufzumeijen hatte, mit einem freien Ausblid auf die nördlich gelegene Landes— hauptjtadt und ihre nächte Umgebung, auf den dahinter liegenden Sandberg, umrahmt von dem jaftiggrünen Stryjer Parke, wirkte mit voller Kraft ihrer Naturſchönheit, während die zahlreichen, geihmadvollen Ausjtellungspavillons mitten in den ſchönen Sartenanlagen einen wundervollen Eindruck boten. Und wer nun zur erjten Drientirung eine Wanderung durd die Ausjtellung unternahm, dem mußten die Worte des Erzherzogs, die er bei der Eröffnung jprad, als goldene Wahrheit nach— fingen:

„Alles, was in bdiefem Lande wirft umd jchafft, hat fich hier zu edlem Wettftreit eingefunden, um für die Strebjamkeit des Landes, für feinen Eifer und jein Bemühen, die materiellen und geijtigen Güter zu pflegen und zu mehren, ein beredtes Zeugniß abzugeben. Und fürwahr! es wird ein ehrenvolle® Zeugniß jein, e8 wird, idy bin defjen fejt verjichert, große Erfolge des culturellen Schaffens zu verzeichnen haben. Auf allen Gebieten individuellen und collectiven Fleißes und erjprießlicher Productivität bis zu dem ideellen Höhen der Kunft hat diejes Land wahrhaft erfreuliche Yeiftungen aufzuweijen. Möge der Blick dieſes Landes mit gerechter Genugthuung auf dem ruhen, was fein Fleiß und fein Scaffens- drang bereit8 geleitet und errungen, möge er muthig und hoffnungspoll jenen Zielen entgegeneilen, die noch zu erfämpfen find, und mögen dieje Ziele mit Gottes Hilfe voll erreicht werden!“

Der großen Mühe und den vielen Opfern entiprad der reiche Erfolg, welcher in dem Gejammtbilde der Ausstellung den culturellen Stand des Yandes jo klar darjtellte. Das Forſtweſen, über weldes im Nachfolgenden ein gedrängter Bericht erjtattet werden ſoll, hatte auf der Erpofition in reicher Dannigfaltigfeit “und alljeitiger Gründlichkeit Pla gefunden. Es darf freilihd Niemanden Wunder nehmen, dag aus unjerem Fade Vieles geboten werden fonnte, ijt ja Galizien ein Agriculturland im eminenteften Sinne des Wortes, und wenn es aud mit jeinem Bewaldungsprocent von 24°9 allen öfterreichiichen Kronländern nachſteht, jo nehmen jeine Waldjhäte vermöge der Größe des Landes doc circa '/, der Waldungen ganz Defterreihs ein. Von den 1,954.570 ra Waldungen beherbergen colofjale Flächen, vornehmlid) in den Karpathen und bier bejonders in den dftlihen Zügen geradezu unermeßlihe Holzvorräthe, deren Ernte die Yorjtausnugung in allen ihren Zweigen, bejonders aber die Holzbringung und Holzinduftrie, ferner, eine Folge davon, den commerciellen Theil der Wirthihaft, auf eine fehr hohe Stufe der Entwidelung bradte. Auf dieſem Gebiete vornehmlid fonnte am Ausftellungs- plage jeder Fachmann reihlid und mit Erfolg Studien maden. Dod aud) in den anderen Wirthichaftszweigen des grünen Faches hat das Quale dem Quantum würdig die Wage zu halten getradhtet.

Die Zahl der Ausitellungspavillons belief fi auf weit mehr denn hundert; 13 berjelben waren vollends oder doch zum großen Theile dem Forſtweſen gewidmet; viele in unſer Fach gehörende Objecte, bejonder8 die umfangreichen Stämme, Klöge, Blöche, Maftbäume und lebende Forſtgewächſe hatten unter freiem Himmel Plag gefunden.

Die Forjtwirthihaft, im Bejondern Einrihtung, Bejtandesbegründung, Ver— werthung der Forftproducte, Forſtbauten, Forſtſchutz, Holzinduftrie und Holzhandel, das forjtliche Unterrichtswefen, Horftftatiftit und die Fadıliteratur waren in Gruppe V eingereiht, Gruppe VI umfaßte die Jagd, Gruppe VII die Fifcherei, in Gruppe XV endlih gehörte Alles das, was ſich auf die Verwerthung der Holzabfälle als: Rinde, Holzipäne, bezog.

Januar 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 37

Die heute allgemein übliche Ausftellungspraris bradte es mit fi, daß aud; auf der Yemberger Ausftellung die Objecte der einzelnen Specialgebiete der Forſtwirthſchaft, in zahlreihen Pavillons zerjtreut, ein Gejammtbild der Ent- widelungsftufe der Materie nicht zu bieten vermodten. So unbequem dies auch dem Bericterjtatter, oder Mandem, der in der Expofition gerade nad; diefer Richtung hin Studien maden wollte, geweſen fein mag, fo ift dieſe Uebung vom Gefihtspunfte des Ausftellers ſehr wohl begreiflih, will doch der Waldbefiter in erjter Linie eine Ueberfiht der Entwidelung feiner Forftwirthidhaft geben. So jehr verlodend es nun geweſen wäre, in dem folgenden Berichte die einzelnen Specialgebiete zu homogenen Bildern zufammengefaßt den geehrten Leſern vorzu- führen, jo glaubten wir doch von diefer Dispofition abfehen zu müffen, und werden jede einzelne Austellung, wie fie in den verjchiedenen Pavillons oder zu Gruppen im Freien vereint fih dem Beſuchern bdarbot, bejonders behandeln, Wir thun

ia. 17.

dies, um dem Ausftellern gerecht zu werben und aud in der Ueberzeugung, daß nur eine möglichjt vollftändig von allen Waldbefigern des Landes beſchickte Aus- jtellung ein unzweideutiges Bild des Standes der einzelnen Disciplinen in Galizien zu geben vermödhte.

Bei der Schilderung wird die allergrößte Kürze noth thun, und nur jelten wird es geftattet jein, in das ftatiftiiche Zahlenmaterial, wie man es beim Rund» gange reichlich ſchöpfen konnte, tiefer zu greifen.

Die Pavillons, welche forftlihe Erpofitionen enthielten, waren nadhfolgende: Der Pavillon des f. f. Aderbauminifteriums, jener der Güterverwaltung des Erzherzogs Albredt in Saybufd, der Pavillon für Forſt- und Jagdweſen, bie Banvillons der Grafen Andreas und Roman Potodi, des Fürften Sanguszfo, der Stadt Lemberg, der Pavillon der Freiherrn B. und A. v. Popper, jener der Firma Grödl und Schmidt in Skole, die Pavillons der gräflih. Skarbek— ihen Stiftung und der Gräfin Mier. Hierher gehören noch das fogenannte Rondeau für das Forftwejen, eine in jehr großem Maßſtabe naturgetreu

38 Berfammlungen und Ausftellungen.

(XXI. Jahrgang.

ausgeführte Wildbahverbauung, welche einer im Ausjtellungsrayon fih hin— ziehenden tiefen Schlucht in höchſt inftructiver Weiſe eingefügt worden war, die Sügemühlen und zahlreihe im Freien erponirte Forſtobjecte.

Wir beginnen den Rundgang im Bavillondest.f, Aderbaumirifteriums, von weldhem Fig. 17 die Innenanſicht mit der rüdwärtigen Hauptwand darjtellt. Der nad den Plänen des f. k. Bauingenieurs A. Holzmüller in Renaifjance- ftile geſchmackvoll ausgeführte Pavillon präfentirte fi in fehr günftiger Weife. Für den der polniſchen Sprade fundigen Bejuher war durch einen trefflich gearbeiteten Katalog, aus der Feder des f. f. Forft- und Domänenverwalters K. Acht jehr gut geforgt. Diefer Katalog war im Auftrage der k. k. Forft- und Domänendirection in Lemberg verfaßt worden und enthielt neben der Aufzählung alfer Objecte vor jedem Abſchnitte jehr concis gefaßte Einleitungen, welche dem allgemeinen Berftändnig nicht nur der Austellung, jondern der Wirthihaftsführung in den galiziijhen Staatd- und Fondsforften außerordentlih Vorſchub leifteten. Die ne folder Kataloge vermag den bildenden Zwed von Ausjtellungen in hohem Grade zu fördern.

Der Pavillon des Aderbauminifteriums beherbergte die Ausjtellungen der Staatd- und Fondeforftverwaltung, der k. f. Landeeforſtinſpection, der k. k. forft- tehnifhen Abtheilung für Wildbachverbauung in Przemysl, der k. k. Berghaupt- mannjhaft in Krakau, der FE. f. Verwaltung des Bades Krynica und der Eifen- hütte in Paſiecznie.

Den größten Theil des Pavillons nahm die Ausftellung der Staats: und Fondsgüterverwaltung ein. Der gejammte Staats» und Fonbsbefik Galiziens umfaßt 817.735 40 oder 405 Procent der Territoriums des Kronlandes; 294.947 ra entfallen auf die Forſte. Diejer coloffale Waldbefig, zum allergrößten Theile im gebirgigen Südrande des Landes gelegen, bildet in der feiten Hand des Staates einen volfsmwirthihaftlihen Machtfactor der gewiß ftets zum Wohle des Landes, ja des ganzen Staates gereihen wird. In jüngjter Zeit hat das Aerar durch Ankauf der Herrihaft Nadwörna feinen Waldbejig bedeutend ver- größert. Preifen wir die neuefte Richtung der Forftpolitit unferer Regierung, welche auf Erweiterung des ftaatlihen Forftbefiges abzielt und hoffen wir, daß auf dem nun glücdlich eingefhlagenen Wege noch mander heilbringende Schritt nad vorwärts gethan werde!

Dod nun zur Erpofiton felbft! Die Anordnung- der Objecte war trog ihrer außerordentlihen Deannigfaltigfeit und großen Zahl eine ſyſtematiſch durd- fihtige, fodaß fih der Beſucher nad furzem Umblicke leicht zurecht finden fonnte, Auh dem Schönheitsfinne war vollends Genüge gethan durh eine einfache aber würdige Ausihmüdung des Innern des Pavillone. Das im Yond des Pavillons aufgeitellte, durch feine vorzügliche Perfpective und flotte Zeichnung außerordentlich plaftiich wirkende Gemälde der Klauſe PBerlatab am Czeremosz im k. k. Wirthichaftsbezirke Hryniawa von AU. Mroszkowski gemalt, war gleichſam der Mittelpunkt, um welchen ſich die ſchön angeordnete Erpofition gruppirte. Flankirt war dies Kolofjalbild beiderfeit8 von einer großen Zahl ſehr gut colo- rirter Bilder, die Forft- und Domänenverwalter %. Schwarz in trefflider Aus- leſe aus dem reihen Schage von Naturſchönheiten der farpathifchen Staatsforfie auf photographiihem Wege dargeftellt hatte. Wir jahen da Anfihten von Wäldern, Waldthälern und Gebirgspartien, von Klaujen, Riefen, Waldſtraßen, Brüden, Ländplägen, Brettfägen, von Wirthihafts: und Vermwaltungsgebäuden. An den Wänden vervollftändigten gewaltige Geweihe des Karpathenhiriches, Rehkrickeln, Wildſcheinköpfe, ausgeftopfte Lucie und Wildfagen und Manches aus der Nüft- fammer des Jägers den becorativen Theil des Pavillons.

Die Betriebseinrihtung der galiziihen Staats- und Fondaforjte ſammt allen jenen umfafjenden Arbeiten der Bermeffung, Begrenzung, Rartirung und Tara»

Januar 1895.] Berfammlungen und Ausftellungen. 39

tion, melde ihr vorausgehen müffen, ift in gründlicher Weije im Pavillon zur Darftellung gelangt. Es hat da jelbjtverftändlich Feines der vielen mehr oder weniger gebräudlichen Geräthe und Inſtrumente gefehlt und vom Wepetitions- theodolith und Friedrich's Dcular-Filar-Diftanzmeffer bis zum fimplen Abjted- ftabe, vom Pantographen und Planimeter bis zur Beichenfeder fanden wir alles vertreten. Die mit peinliher Sorgfalt ausgeführten Kartenwerfe, die ebenfo verfaßten Operate als foftbare Objecte der Erpofition hier noch des Breiteren hervorzuheben, jei dem Referenten erlaffen; daß auc die heute mit Mecht jehr beliebten plaftiijhen Darftellungen mit eingezeichneter räumlicher Eintheilung und mit dem Wegnege nicht fehlten, bedarf wohl aud nicht weiterer Erwähnung.

Bon Hiftorifhem Jutereſſe war es, eine Sammlung von Forjtlarten aus dem 18. und dem Anfange des laufenden Jahrhundert betrachten zu können, welde uns die nachweisbar ältejten Betriebseinrihtungen galiziſcher Forfte vor Augen führen; fie ftammen aus der Zeitperiode von 1781 bis 1821. Thunlichſt geometriſch regelmäßige Eintheilung der glei großen Jahresſchläge war hier, wie damals übrigens aud im Weiten Europas zumeijt, die Prar des Forſtein— richterd. Dies nur nebenbei.

Ueberrafhen wird es übrigens jo manden Fachmann, zu erfahren, daß jelbit für die entlegenjten Karpathenforfte Bermejjungen und Betriebsregulirungen zu einer Zeit ſchon ftattgefunden haben, wo man in Ländern mit viel höherer Cultur und weit mehr emtwideltem Handel an derlei nod nicht dachte. Dieſe alten Karten müffen auch deshalb fchon jeden mit Bewunderung erfüllen, weil die Bermefjung und Kartirung der jämmtlihen damals im Befige des Staates befindlihen galiziſchen Wälder völlig einheitlich durdgeführt wurde, eine aud für die heutigen Begriffe großartige Leiſtung.

Der Einrichtung dient heute das combinirte Fachwerk als Bafis; im erjten Umtriebe wird vor allem das normale Altersclafjenverhältnig nah Maßgabe der Zhunlichfeit angejtrebt, in weiterer Yinie die Nugung möglichft gleicher Holzmaffen in den zwei nächſten Perioden des Umtriebes. Beſtandeswirihſchaft und finanziell» wirthſchaftliche Abkürzung der Umtriebszeiten find das gejtedte Ziel. Im Bereihe der galizifhen Staats- und Fondsgüterverwaltung unterjheiden wir heute zwei Arten von Betriebseinrichtungen: proviforifche und definitive. Bei dem colofjalen Umfange der galizifhen Staatsforfte war es nothwendig, um einerjeits den Ver— waltungs=, beziehungsweiſe Einrihtungsaufmand nicht allzu hoch anwachſen zu lafjen und um andererjeit8 nicht zahlreihe ausgedehnte Waldjtreden Jahre oder jelbjt Jahrzehnte lang ohne jeglihe Syftemifirung zu laffen, daß für einen Theil der Wirthſchaftsbezirke proviſoriſche Operate unter Zugrundelegung lediglich der Kataftervermeffung und Kartirung eingeräumt werden. Nah Maßgabe der Thun- lichkeit werden die proviforifchen Operate allmählig für alle Wirthſchaftsbezirke durch definitive erjeßt werden; heute ift ungefähr '/, des Beſitzes definitiv ſyſte— mifirt. Ein Typus der proviforifhen Einrihtung war in jener des k. f. Forft- wirthichaftsbezirtes Oslamy, ein folder der definitiven in jener des Bezirkes Kniaz- dwör zur Anjhauung gebradt. Bon den Bezirken Oslamy nnd Leszcezyny fanden ſich auch p’aftiihe Darftellungen vor; das Modell von Delawy fehen wir auf unferem Bilde (Fig. 17) im Vordergrunde pojftirt. Ein Revifionsoperat war in jenem des Bezirkes Leszezyny aufgelegt gemejen.

Bei Durchführung der räumlichen Eintheilung befolgt die Staatsforftoer- waltung bie rationellften Grundjäge: Anpaffung an das Terrain im Gebirge, regelmäßigere Eintheilung in der Ebene, Rückſichten nad beiden Richtungen im Dügellande. Die räumlihe Eintheilung, wie fie in der Ebene durchgeführt wird, zeigten die Karten der Staatsherrichaft Niepolomice, die Verhältniffe im Hügel- ande waren dur die räumliche Eintheilung des Wirthſchaftsbezirkes Bolechoöw

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verſinnlicht; al8 Beiſpiel endlich, wie im Hochgebirge vorgegangen wird, diente der Wirthſchafsbezirk Suhodöl.

Eine natürlide Folge der immer intenfiver ſich geftaltenden Wirthſchaft in den galizifhen Staatsforjten ift die Entwidelung des Wegeneges in den einzelnen Bezirken; Folge und Bedingung zugleid. Die Pläne der Forſt— wirthſchaftsbezirke Utoropy und Leézczyny waren vollends geeignet, dem Beſucher zu zeigen, wie in diefer Richtung eine rationell-fortfchrittliche Tendenz vorherrſcht.

Das Studium und die Erforihung des Zuwachsganges der einzelnen Haupt- holzarten in den verjchiedenen Standörtlichkeiten bleibt eine unumgängliche Vor— bedingung der Betriebseinrihtung. Das Streben der Gegenwart ift mit Nedt darauf gerichtet, bei der Taxation concrete Wuchsgebiete in Rückſicht zu ziehen; man neigt immer mehr den Xocalertragstafeln zu. Für Galizien hat ſchon vor Jahren Director v. Strzelecki adht mehr oder weniger deutlich hervortretende Wuchsgebiete aufgejtellt, worüber jpäter beim Berichte über das „forſtliche Rondeau“ Näheres gefagt werden joll. Unter Zugrundelegung diejer Wuchögebiete hat die k. k. Forft- und Domänendirection in Lemberg von der Fichte, Tanne, Weihföhre, von der Eihe und Rothbuche aus verjhiedenen Wirthichaftsbezirken je einen dominirenden Stamm aus einem haubaren, normal gefchlofjenen Beſtande mittlerer Standorts: bonität der Analyje unterzogen. Der Vergleih der Wuchsleiftungen iſt in mander Beziehung ein interefjanter; jo 3. B. erreiht die Weißföhre auf der Herrſchaft Niepolomice in der weſtlichen Ziefebene in 130 Jahren einen Brufthöhendurd- mefjer von 48°8cm bei einer Höhe von 30°6 m, hingegen aber im Wirthihafts- bezirte Jaſien in den öftlihen Karpathen in demjelben Zeitraume nur einen Durdmejjer von 38°8 m und eine Höhe von nur 197m. Bon der in den öft- lichen Rarpathen autochthon vorfommenden Zirbe lag eine Stammanalyje aus Jaſieü vor, welde uns jagt, daß dort die Arve im 180, Lebensjahre einen Bruft- höhendurdmefjer von 40 cm und eine Stammhöhe von 202m erreicht.

Mit einer großen Neichhaltigfeit von gut ausgewählten Objecten traten die umfangreihen und wichtigen Gebiete der Beitandesbegründung, des Forjt- ſchutzes und der Forjtbenugung auf den Plan.

Die Geſchichte des Waldbaues in den galizifhen Forften reicht nicht weit zurüd und ein entjchiedener Fortſchritt auf diefem Gebiete iſt den jüngften De- cennien vorbehalten geblieben; heute wird rüjtig vorwärts gegangen und die immer größere Zugänglichkeit zumal aud der Gebirgsforfte, eine im teten Steigen begriffene Rentabilität hat auch da colofjale Wandlung gejhaffen. Der Forit- gartenbetrieb wird immer intenfiver, die fünftlihe Waldbegründung entſpricht immer mehr der modernen Höhe der Erfahrung und des Wiſſens, der Erziehung und Pflege der Beitände wird volljte Aufmerkjamfeit gefhentt., Diefem Stande der Dinge entſprach die Exrpofition, in welder faum Ein wichtigere Geräth fehlte von den einfachen landesüblihen Werkzeugen für Bodenbearbeitung bis zur Hacker'ſchen Verſchulmaſchine. Als bei uns weniger befannt wäre die Ver— ihulungegarnitur Patent Storch bejonder8 zu erwähnen; mit derfelben vermögen vier Arbeiterinnen im Tage 15.000 bis 20.000 ein» bis zweijährige Pflanzen zu ver— ihulen. Dieſer Verfhulungsapparat wird im k. k. Wirihſchaftsbezirle Taniawa mit großem Vortheile angewendet; er ift um den Kaufpreis von fl. 12 beim Erfinder 8. Stord in Schwihau in Böhmen erhältlich.

Nicht weniger volljtändig war die Sammlung jener Geräthe und Werkzeuge, welde der Holzarbeiter bei der Yällung, Aufarbeitung und Bringung der Forjt- producte benügt. Neben den allgemein bräudlihen und befannten fonnte man viele landesübliche ftudiren, und gerade diefe mögen das Intereſſe der Beſucher erwedt haben. Aus den Forftwirthihaftsbezirfen Mikuliczyn, Zielona, Worodta und Kuty, dem Gebiete des Gebirgsvolfes der Huculen, waren Werte, Haden, Floßhaden, Krempen, Wendehafen und Sapinen erponirt. Ueberall begegnet man

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hier der Hobringung zu Waffer, Verhältnifje, wie fie durd die Natur geſchaffen wurden, bedingt und hervorgerufen durd die große Zahl der wajjerreihen Kar— pathenflüffe. Mit dem immer mehr ſich verdichtenden Bahnnege werden die Bedingungen freilich von Jahr zu Jahr andere, und wie lange wird es währen, daß die großen Triftwerke nur mehr hiftorifches Intereſſe befiten werden. Heute freiliib muß vielfah nod mit dem Wafjertransporte gerechnet werden und bie zahlreihen Objecte, welche diefem Zwecke dienlih find, fie ftanden mit vollfter Berechtigung in der Erpofition, fie waren auch vermöge ihrer oft ganz ungewöhn— lihen Größe und Mächtigkeit viel bewundert von den Fachgenoſſen.

Die galiziſche Forſt- und Domänendirection war in der Yage, aus der großen Zahl von Klausbauten, ZTrift- und Rechenanlagen eine injtructive Aus- wahl zu treffen und dieſelbe in Deodellen und Plänen zur Ausftellung zu bringen. Dbenan fteht die große im Jahre 1882 am weißen Czeremosz im Wirthicdafts- bezirfe Hryniama erbaute Klaufe Perkalab. Der Wafferfaffungsraum derjelben beträgt 250.000 m’; der durchſchnittliche Waſſerzufluß pro Secunde beläuft ſich auf 23m, der Ausflug bei vollends geöffnetem Klausthore in derjelben Zeit- einheit 174m. Die Füllung des Klaushofes erfolgt in 30 Stunden, die Ent: leerung in vier Stunden. Die Baufojten beliefen fi auf rund fl. 31.000. Die laufe beherrſcht eine Waldflähe von 18.000 Aa; jährlich werden im Durchſchnitte «6.000 m Nughol; abgetriftet. Zu erwähnen wären nod die Modelle der Klaujen Probina im Wirthihaftsbezirte Hryniama und jener im Thale Satatruf im Wirthihaftsbezirfe Nafailowa auf der Herrihaft Nadworna.. Bon Trift- und Schleußenanlagen waren in Modellen erponirt jene in Pniöw auf der Herrſchaft Nadwörna, die Nehenanlagen am Yändplage in Zafamien im Wirthidhaftebezirke Bolechöw. Daran reihten fih in großer Zahl adrett gearbeitete Modelle von Uferverfiherungen und -Verbauungen von Zriftbähen und Flüffen, von Rieſen, Flößen, Brüden, Stegen, Ziehjdhlitten u. m. a.

Nicht unerwähnt dürfen fhlieflich bleiben die Baupläne der 31%m langen Walditrafe Mizun-Seneczöw im f. k. Forftwirthihaftbezirte Mizun, welde die vielen Tauſende von Heftaren umfafjenden Staatsforfte jenes Gebietes zugänglich gemadt und aufgejhlofjen hatte. Ihr Bau hat fl. 66.000 erfordert.

Zum Gapitel der Forftbenugung gehört auch die Verwendung des Holzes in der Hauswirthichaft, weldhe in Galizien immerhin eine Rolle jpielt ſchon mit Hinblick auf die Hausinduftrie. Intereſſant war die Collection des Etablifjements in Wygoda, weldes aus Abfällen des Fichten und Buchenholzes Heinere Gegen: jtände, als Yaloufiebretthen, Holzdraht, Buchenſtäbe, Fourniere u. dgl. erzeugt.

Aus dem Gebiete der forftlihen Baufunde, jo weit diefe nidht direct der Holzbringung dient, war eine große Zahl von Modelltypen und Plänen ausgeitellt. Wir fahen da Pläne von Brüden, von gemauerten und hölzernen Forſtver— waltungsgebäuben, von Förfterwohnungen, von Wohnungen der Waldaufjeher, von Wirthihaftsgebäuden, Unterkunftshütten, Samendarren und Hausbrunnen. Es find die8 Typen, welche, den localen Bedürfniffen der verfchiedenen Gebiete des Landes angepaßt, von der Staatsforftverwaltung als entjprehend befunden und accep- tirt wurden. Als mittlerer Koftenpreis eines gemauerten ebenerdigen Forjtver- waltungsgebäudes werden fl. 7000 angegeben, für ein ebenſolches hölzernes fl. 5000; wird das VBerwaltungsgebäude einen Stod hoch gemauert, dann fteigen die Kojten auf fl. 12.000. Eine gemauerte Förſterwohnung foftet im Durdichnitte fl. 3000, eine hölzerne fl. 2000, die Wohnung eines Waldaufjehers fl. 800. Die Preije find überalf ohne Wirthichaftsgebäude verftanden. Bei dem geringen Preiſe der Baumaterialien zumal im ditlihen Galizien und den verhältnigmäßig niedrigen Zaglöhnen Laffen fih für die oben angeführten Beträge vollends entiprechende Baulichkeiten herftellen.

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Die k. k. Forft- und Domänendirection in Lemberg hat es nicht unterlaffen, den Beſucher durd einige beſcheidene Wandtafeln mit intereffantem ſtatiſtiſchen Zahlenmateriale aus ihrem Verwaltungsgebiete befannt zu machen. Wir lajen da 3. B., daß der NReingewinn aus der Bewirthſchaftung der galiziihen Staatsforite, welder 1874 bis 1877 ftetig fiel, feit iemer Zeit bis 1888 bedeutend ftieg; die Auslagen für die Verwaltung und für die Steuern ftellen fi in einer anjteigen- den Curve dar, ebenjo die Auslagen für Schuß und Pflege der Forfte und für die baulihen Maßnahmen; hingegen zeigen die jährlichen Koften für Vermeffung, Abgrenzung und Betriebseinrihtung der Forte jeit 1884 bis zum heutigen Tage eine ftetig fallende Tendenz; ein großer Theil der Syitemifirungsarbeiten ıft jomit vollendet. Ein anderes Tableau belehrte ung, daß der Holzverfauf im Be— reihe der galiziſchen Staatsforfte in ununterbrocdener Zunahme begriffen iſt; Rückſchläge waren 1889 und 1891 zu verzeichnen; auf 1877 fällt das Minimum mit rund 300.000 m°, 1892 iſt die Holzabgabe auf 675.000 m? gewadjen. Was die Steigerung der Holzpreife anbelangt, jo ijt diefelbe aus den Preijen pro 1 in den Jahren 1874 und 1891 zu erjehen; im erjteren Jahre betrug der Preis im Durchſchnitte ı fl. 20 fr, im Jahre 1891 1 fl. 56 Er.

Im Bereiche Galiziens bejteht zur Heranbildung von Förſtern eine f. k. Förſterſchule zu Bolehöm; ihre Organifation ijt mit jener der anderen Yörfter- ihulen des Staates vollends identifh; die Unterrichtsſprache ift polniſch. Die Ziele und Zwecke der Eule, fowie die Wege, auf welden man jelbe zu erreichen tradhtet, waren aus der würdig und ſehr inftructiv angeordneten Expoſition deutlich zu erjehen. Die Lehrmittelausftelung, der Plan des Anftaltsgebäudes, des botanischen, jowie des Forjtgartens, eine Collection von Schülerheften und von zeigneriihen Scülerarbeiten belehrien uns bdeutlih über das, was man in Bolehöw den Zöglingen aneignen will, und in welchem Maße e8 der jtrebjamen, umfihtigen Scyulleitung im Laufe der Jahre gelungen ift. Die Anforderungen find ziemlich weitgehende, fie bewegen fi im jenem Rahmen, welcher für den ausübenden Dienft im Walde der geeignetfte ſchien. Das Richtige zu treffen, war gewiß jchwierig; leicht verfällt man in dem Fehler, zu große Anjprühe an den Schüler zu jtellen und faum in einer anderen Stufe von Bildungsanftalten ift eine „Zuviel“ gefährlicher als in Yahjhulen niederen Nanges. Die Erfahrungen, welde die Staatsforftverwaltung mit ihren Förfterfhulen gemadt, find jehr be» friedigende; nicht wenig hat dazu beigetragen, daß neben der fachlichen Bildung * ſittliche an dieſen Stätten eine ſo hervorragende Beachtung und Pflege indet.

Bevor wir die Ausſtellung der Staatsforſtverwaltung verlaſſen, wollen wir nochmals der zahlreihen oft herrlichen Yagdtrophäen gedenken, welche die Wände des Baues ſchmückten. Die zahlreihen fiſchreichen Wäffer, welche die galizischen Staatsforfte durdfließen, wenn auh in Folge redhtliher Verhältniffe nicht allzu häufig mit einer regelrechten rationellen Fifchereiwirthichaft belegt, gaben der k. k. Forſt- und Domänenbdirection günftige Gelegenheit, aud) aus dem Gebiete der Fiſcherei manch' ſchönes und intereffantes Object zur Schau zu ftellen. Es waren da Weingeiftpräparate, Bruttröge, Fifhereigeräthe und eine Karte der Verbreitung der Fiſche im Gebiete der galiziihen Staatd- und Fondsgüter zu ſehen; legtere war nad) der befannten Berbreitungsfarte des Prof. M. Nomwidi angefertigt worden.

Rühmlid zu erwähnen wären nod einige Erpofitionen privater Herkunft, welde im Minifterialpavilion Plag gefunden haben, fo 3. B. ein VBademecum für den Taxator nad f. k. Forjt- und Domänenverwalter V. Heyn, alle jene Inſtrumente und Geräthe enthaltend, welche bei der Waldabjhägung nothmendig find. Der f. f. Forft- und Domänenverwalter J. Skupniewicz in Mlodiatyn jtellte einen von ihm conftruirten Waldhammer und ein Häckchen zum Eicheln—

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jegen eigener Erfindung aus, der f. k. Förfter Rylski endlich eine Eubirungs- fluppe auf Mittenftärfen der Blöche bafirt.

Wir wenden uns der Erpofition der f. f. Zandesforjtinjpection für Galizien zu.

Wenn auch die Ausstellung diefer Behörde nur wenige Nummern zählte, jo gehörte fie nah dem Schwergewidhte und der Bedeutung der einzelnen Objecte und nah der umfafjenden Arbeit, welde einzelne derjelben zur Vollendung bedurften, gewiß zu den intereffanteften im Pavillon. Ungweifelhaft das hervor- ragendfte Object biefer Erpofition war die vom Forftinfpectionscommifjär 8 Scheuring in Lemberg unter Mithilfe der Organe des forſttechniſchen

ienſtes der politiſchen Verwaltung und vieler Privaiforſtbeamten zujammen- geſtellte und gezeichnete Waldkarte Galiziens; fie iſt im Maßſtabe 1: 115. 200 ausgeführt. Kein anderes Kronland Oeſterreichs beſitzt ſolch' eine Karte. Wäre für die galiziſchen Verhältniſſe ſchon die Herſtellung einer bloßen Bewaldungs— karte, wie wir ſie z. B. in tadelloſer Ausführung für Mähren und Schleſien kennen, ein verdienſtvolles Werk geweſen, ſo muß man der Scheuring'ſchen Karte umſomehr vollſtes Lob zollen, bringt fie ja auch die geographiſche Ver— breitung der einzelnen Holzarten im Lande, ſowohl in reinen, als auch in ge— miſchten Beſtänden deutlich zur Anſchauung. Aber nicht genug an dem, es ſind nah Thunlichkeit auch die Miſchungsverhältniſſe zum Ausdrucke gebradt; jede Holzart iſt mit einer eigenen Farbe dargeſtellt, während die Miſchungen durch ſtreifenweiſe Zuſammenlegung der verſchiedenen Farben ausgedrückt worden ſind. Damit iſt der reiche Inhalt der Karte nicht erſchöpft; es finden ſich noch ver— zeichnet die bewilligten Rodungen, durchgeführte oder im Zuge befindliche Anf— forſtungen und Bindungen ‚von Sandſchollen, Ausſcheidungen der Schutzwälder, Brettſägen, Holzwollmaſchinen, Holzverkohlungen, Zerpentin- und Holztheer—⸗ fabrifen, die Waſſerläufe, je nachdem fie zur Brennholz⸗- oder Langholztrift und zur Flößerei dienen, Klauſen. Die Karte hat jene ungetheilte Anerkennung und Bewunderung vollends verdient, welche ihr jeitens der Fachkreiſe zu Theil ge- worben iſt.

Ein Gegenjtüd zu der eben beiprodenen Karte Scheurings ift jene Wandkarte Galiziens, weldhe neben der Eintheilung des Yandes in die adt Anjpectionsbezirte die Bewaldung des Landes eingezeichnet enthält. Die Wälder find nah den verſchiedenen Befigfategorien gejondert bezeichnet. Die Zahl der Bezirksforftinfpectionen ift mit Hinblid auf die Größe des Landes eine viel zu geringe, jo daß eine erfprießliche Arbeit der forftpolitiihen Organe heute noch im Yande faum möglich erfcheint. Eine mit der Vermehrung der Forftorgane parallel: gehende Berkleinerung der Ynjpectionsbezirfe wird im Intereſſe der galizischen Forſtwirthſchaft hoffentlih nit gar zu lange mehr auf ji warten Laffen.

Die geradezu zahllofen Kartenblätter des Waldfatafterd der einzelnen Bezirke des Landes, in gewaltigen Folianten angeordnet, feien al3 weitere her: vorragende Nummer der Erpofition der Landesforftinjpection erwähnt.

Die Wichtigkeit des ftatiftifchen Dienftes ift heutzutage für alle Gebiete unſeres culturellen Lebens anerfannt; aud im unferem Face ift man bereits an der Arbeit. Wenn fi Galizien in diefer Richtung augenblidlich einer zielbewußten umfaffenden Thätigfeit niht rühmen kann, fo find doch jene Ueberſichtstabellen, welche ſeitens der galizifhen Landesfortinfpection, der in dieſer Sache compe- tenteften Stelle, zur Auaftellung gelangten, ein jehr verdienjtvolles Beginnen, welches auf die intereffirten und aud auf die mahgebenden Kreiſe hoffentlich ſowohl belehrend al8 warnend einwirken werden. Aus den ftatiftifhen Tabellen jei hervorgehoben, daß die Niederwälder den verhältnigmäßig hohen Procentjak von 21 der gefammten Waldungen einnehmen. Rodungen wurden in der Periode von 1881 biß 1893 im Ganzen für 17.866 ra bewilligt, welche anſehnliche Fläche

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beinahe ganz auf die Privatwälder fällt. Der Bezirk Brody fteht in der Größe der gerodeten Waldflähe oben an, daran reihen jih die Bezirke Kamionta, Zoltiew, Rawa, Sofal und Yawordw, fämmtlide im Nordojten des Landes, vielfah im Sandgebiete gelegen. Behördlih anbefohlene Aufforftungen wurden in Gemeindewäldern auf 7175 a, in PBrivatwaldungen auf 24.694 a ausgeführt. ' Sehr traurige Zuftände offenbaren ung die außerordentlih häufig nothwendigen Maßnahmen der Behörden gegen die Devaftirung der Wälder. Während des legten Jahrzehntes betrafen dieſe Amtshandiungen gegen die Waldvevaftation 11.891 ra Gemeindewaldungen und 111.409 Aa!) Privatwaldungen. Wieviel Unfug mag aber infolge der allzu weitmaſchigen ftaatlihen Korftauffiht im Lande Galizien durhichlüpfen! Aehnliche traurige Ziffern enthielt die Forftfreveljtatijtik des Landes. Ein letzter tabellarifher Nachweis beſchäftigte fid) mit dem Forſt— perfonale Galiziens nah Zahl und Bildungsgrad; auch da vermag man nicht viel Frendiges zu jhöpfen, jagen dodh die Zahlen, dag Galizien an geprüften Forſtwirthen aller Kategorien empfindlichen Mangel leidet.

Ein ferneres jehr intereffantes Object der in Frage ftehenden Erpofition die Bindung der Sandjhollen wird Jeder wohl zu würdigen wıffen, der je Gelegenheit gehabt hatte, in ausgedehnteren Gebieten ausgejproden lojen Sand: bodens zu verweilen. Ungarn, das nördlihe Deutſchland, Frankreich, mande Stride Inneröſterreichs find uns allbefannte claffische Beijpiele der Wohltyat einer gründlihen Bindung und Aufforftung von Flugfand. Galizien hat in jeinen nördliden an Rußland grenzenden Gebieten weite Streden mit ſolchem Boden: zuftande, bi8 an die Landeshauptſtadt reichend. Auch da ift in den legten Jahren Manches gejhehen; die gelungenen Weißföhrenculturen haben die viele Mühe vollends gelohnt. Bei uns iſt vom diejen Bejtrebungen nur wenig befannt geworden; mögen dieje Arbeiten, da auf der Lemberger Ausjtellung einige ihrer Erfolge in bildliher Darjtelung aufgelegt waren, hier kurz Erwähnung finden. Bon diejen in den Bezirken Tarnobrzeg, Nisto, Yaroslam, Cieszanow, Lancut, Moscista und Jawordow ausgeführten Arbeiten find ſehr ſchöne photographijche Anfihten gelungener Aufforjtungen, ſowie Kartenwerke erponirt gewejen.

Die k. k. forfttehnifhe Abtheilung für Wildbahverbauung in Przemyosl hat ihre auf Galizien und die Bulowina fidy erftredende Thätigfeit in einer nicht allzu großen aber jehr treffenden Auswahl von Objecten vorgeführt.

Wenn aud die Maßnahmen einer geregelten Wildbachverbauung in Galizien erft neueren Datums find, und eine gefteigerte Thätigkeit erſt der allerjüngften Zeit angehört, jo vermodten wir aus einer größeren Wandkarte des Landes zu erjehen, daß bereit3 an zahlreihen Punkten die Arbeiten entweder vollendet, begonnen oder dod zum Mindeften projectirt find. Die Thätigkeit erjtredte ſich bis jegt auf 12 Arbeitsfelder und im laufenden Jahre gehen vier VBerbauungen ihrer Bollendung entgegen; 600 gewöhnliche Arbeiter und 100 Sträflinge jtanden heuer in Verwendung. Die Arbeiten find in den Flußgebieten bei Jordanoͤw und Sidzina im Wejten des Landes, dann bei Gryböw zur ungarifgen Grenze hin, ferner im Gebiete des oberen Stryi bei Komarnifi und Xibohora im Zuge; projectirt erjheinen fie für das ausgedehnte Bach- und Flußgebiet des Dnjeftr füdlid von Staremiafto.

Die Ausftellungsobjecte der Przemysler Wildbachverbauungsabtheilung zer- falfen in vollends logiſcher Gliederung in vier Gruppen:

1. Das Nüftzeug und die Inſtrumente des Forfttechnifers.

2. Die Berbauungsprojecte.

3. Modelle, und endlich

4. außerhalb des Pavillons die natürliche Darjtellung einer typifchen Wildbahverbauung, eingefügt einer im Ausftellungsrayon ſich hinziehenden engen Schlucht. Den glüdlihen Gedanken, den Beſuchern der Ausftellung die Verbauung

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eines Miniaturwildbahes in natürliher Ausführung zu bieten, hat der Leiter der Przemysler Abtheilung Forſtinſpectionscommiſſär Martyniec gefaßt und die Idee im ſehr inftructiv lehrreicher Weife verwirklicht. Es famen hier beinahe alle wichtigeren Objecttypen vom Flechtzaun bis zur Steinfperre, ebenſo aud die Manier der Bindung der Böſchungen mit Flechtwerf, Berafung und Aufforftung zur einfahen Darftellung. Unter den Modellen jahen wir hölzerne Schwellen, Staujperren in Staffelform, Staus und Conſolidirungsſperren, Pflafterungen, einen vollftändig verbauten Wildbad, Cünetten, Arbeiterbaraden, Feldichmieden.

Wenn aud in Galizien die Wildbachgefahr feine fo eminente it, und wenn auh die Wirkungen von Hochwaſſerkataſtrophen Danf der Configuration des Gebirges, Dank der geologiihen Bodenbeſchaffenheit und vielleicht auch infolge der heute noch befjeren Bewaldung nicht fo fhrediih find, wie etwa in vielen hartgeprüften Alpengeländen, fo ijt die Thätigfeit der Wildbachverbauer auch in diefem Lande bereits zur Nothwendigfeit geworden und, wenn alle Zeichen nicht trügen, wird fie zum Segen des Yandes.

Damit haben wir die forjtlihe Ausftelung der dem Aderbauminijterium unterftchenden Landesculturbehörden und Verwaltungszweige in großen Zügen geihildert. Alles zeugt von Fortſchritt, Entwidelung und von glüdlihem Gedeihen; möge es auch fernerhin fo bleiben!

Ein Object, an welchem gleihjam die Forftwirthe des ganzen Landes Theil haben, weil der galizische Forftverein Ausjteller war, ift das jogenannte forjt- lihe Randeau, eine fhematifhe Darftellung der natürlihen Verbreitung und Bertheilung der Hauptholzarten im Kronlande auf Grundlage der ſchon einmal erwähnten Straeledi’jhen Eintheilung Galiziens in adt Wuchsgebiete. Straeledi hat bereits im Jahrgange 1885 diejer Blätter auf ©. 256 ff. über die Verbreitungsbezirfe der Holzarten in Galizien gejhrieben, jo daß wir uns heute, auf diefe Abhandlung Hinmweijend, wohl kurz fajjen dürfen. Die Wuchs— gebiete find nachfolgende:

1. Die norweftlihe und nördlihe Sandniederung mit der Weifföhre als Hauptholzart, weldher oft die Fichte untergeordnet beigemiſcht erjcheint.

2. Die nordöftlide Sandebene mit der Weihföhre, untergeordnet Eiche.

3. Die podoliihe und pofutifbe Sandebene, mit der Eiche.

4. Das podolifhe Borland (Opole) mit der Rothbude, und

5. das fublarpathiihe Hügel und Tiefland mit einer großen Reihe neben- einander herrjchender Holzarten.

6. Das Gebiet der djtlihen Karpathen,

7. jenes des Tatragebirges, in weldy’ beiden die Fichte dominirt und

8. die weftlichen Karpathen mit der Weißtanne als herrihende Holzart.

Der Gedanke, die Holzartenvertheilung im Lande in leicht faßlicher, ſche— matifcher Weije zu verfinnlichen, it vom f. k. Oberforſtrath Hirſch ausgegangen und wurde vom Forſtvereinsausſchuſſe freudig begrüßt.

Ein achtjeitiger, Heiner Pavillon bildete den Mittelpunkt der Anlage; die aht Seiten entiprahen ebenjovielen Wuchsgebieten. Yeder einzelnen Pavillon— Seite gegenüber war ein Block aus jenem Gejftein in möglichſt natürlicher Lage oder Schichtung aufgeitellt, weldes für das betreffende Gebiet harafteriftiih ift; auf diefen Blöden war in feinen Slasfäften die Bodenart, ebenfalls dem wirk— lihen Profile entiprehend, aufbewahrt. Nun folgten, abermal® vor jeder Seite des Baues gleich angeordnet, fünf concentriihe Beete, bejtimmt, alle jene Holz- arten, in ein= bis fünfjährigem Alter aufzunehmen, welche in den einzelnen Wuchsgebieten heimisch find. Die Holzarten waren auf den Beeten in jener pro- centifchen Menge vertreten, in welder fie an der Bewaldung des betreffenden Wuchsgebietes Antheil haben; hiebei entſprach da8 äußerste, längite Beet 30 Pro— cent und jedes weitere, gegen das Centrum fortjchreitend, bedeutete 5 Procent weniger,

46 Mittheilungen. [XXI Jahrgang.

jo daß das innerfte, fürzefte Beet einen Bewaldungsantheil von 10 Procent darjtelite.

Den äußerften Kreis bildeten 1m lange, in die Erde eingerammte Stamm« abjhnitte, welde, in jedem Wuchögebiete den autochthon vorfommenden Holz: arten entnommen, in ihren in einem beftimmten Alter erreihten Stärfendimen- fionen die normale Wadhsthumsleiftung der verjchiedenen Holzarten in den ein: zelnen Gebieten darftellen jollten. Gerade der legte Theil des intereffanten En- jemble8 hatte hohen praftiihen Werth, da jeder Forſtmann jtudiren konnte, wie fi die einzelnen Holzarten in den verjdiedenen Gebieten in Bezug auf Holz- zuwachs, alſo direct als Geldwerber verhalten. Hoffentlich wird die interejjante und aparte Anlage ihren tieferen Zweck bei den Fachgenoſſen, al8 auch den all- gemein bildenden bei dem großen Publicum erfüllt haben; wir verließen mit großer Befriedigung den Pavillon, huldigen wir dod vollends der Anichauung, ja der Ueberzeugung, daß gerade auf dem Gebiete unferer forſtlichen Pflanzen: geographie bisher nur Geringes geleiftet worden, umd daß mit einem zielbewußten, von forjtli gebildeten Arbeitern durdgeführten Studium des ganzen großen Gebietes unendlid viel für die Waldwirthichaft errungen werden müßte.

Dr. Eieslar. (Fortſetzung folgt.)

Miktheilungen.

Ans Batum.

Aus Rufland.

Ein Eorrefpondent der St. Petersburger „Wjedom.” fchreibt: Seit dem 1. Ja» nuar 1893 ift in Batum das Gefeg vom 12. Yuli 1891 im Kraft getreten, wo: nad vom ausländifchen Holz ein Zoll von 6 Kopeken Gold pro Pud (16'38 Ks) erhoben wird. Diefe Maßregel macht e8 dringend nmothwendig, eine befjere Aus— nugung ber ausgedehnten Wälder an der Oftfüfte des Schwarzen Meeres herbeizu- führen. Die Nachfrage nad Holz in Batum zu den Bedürfniffen der Naphta-Inbduftrie ift ungeheuer und Cherfon beiweitem nicht im Stande, das nöthige Material an Kiefern und Fichten zu den Transportgefäßen zu liefern. Daher fann man die aus: ländiſche Holzeinfuhr bis jegt nicht entbehren. Außerdem ift das ausländiihe Holz unter fonft gleichen Berhältnifjen der befferen YAusnugung und Bearbeitung wegen ungleich gefuchter. Gute Waffer- und Bahnverbindungen, ein geregelter Handel maden e8, obwohl die Preife im Walde dafür theurer find, dennod in Batum wohlfeiler als das Cherjonfche. Die ausländifhen Händler kennen ihren Markt, fie richten fid nad) den Forderungen und genügen jeder Beftellung mit anerfennenswerther Accuratefle.

Der durh den Zoll ſich erhöhende Preis des ausländifhen Holzes wird empfindlih auf die ruffiihe Naphta-Induſtrie drüden, die auf den ausländifchen Märkten, wohin meift Cerofin in Holzgefäßen geht, ſchon fo wie fo durch die ameri- taniſche Concurrenz bedrängt wird. Der Erport von Photogen ift bis jegt von Yahr zu Jahr geftiegen.

Es wurden an Nadelholz nad Batum gebradt, in Pud (1 Pub 16'38 %): 1886 aus Cherfon 253.010, aus Odeſſa 200.659, vom Yuslande 191.742

1887 5 m 585479, m 355.575, . 321.309 18858 „u 658.400, „u. 1,188.657, i 756.000 1889 5 nu 678400, on 350.453, : 1,712.084

1890 5 mn 877.800, 2 352.552, 3 2,000.063

Januar 1898.) Preisausfhreibung. 47

Hierbei darf nicht überfehen werden, daß das Odeſſaer Holz größentheils auf der Eifenbahn aus Defterreih fommt. 1890 gingen ins Ausland 7,874.628 Photogenbehälter. Rechnet man hierzu den inländifhen Verſand, den Abgang durch Zerbrechen bei der Berladung :c., fo fann man den jährlichen Bedarf auf rund 8 Millionen veranfchlagen, was bei einem Preife von 20 Kopeken pro Gtüd RS. 1,600.000 ausmadt. Rechnet man dazu den Berbraud der Fabriken an fon- ftigem Werk: und an Brennholz, fo ergibt dies über 2 Millionen eine Summe, die fih von Yahr zu Yahr fteigert. Der Staat darf daher feine Ausgabe fcheuen, um Floßſtraßen und Waldwege in ben Wäldern um Batum, Artwin, und nament- ih in Suhum und im Diftricte des Schwarzen Meeres herzuftellen. Der ganze Gebirgegürtel, 50 bis 60 Werft von der Küfte, 4000 bis 5000 Fuß hoch, ift auf beiden Seiten von Batum, von der Grenze bis nahe an Nomoroffiist, mit ſchönen Nadelwäldern bededt, die nicht nur dem ganzen Bedarfe von Batum genügen, jon- dern fi) auch andere Häfen am Schwarzen und Mittelländifchen Meere erobern fönnten, wohin jest Unmaſſen ausländifchen Holzes über Odeſſa gehen.

Lesnoje djelo, 1893, 13.

Vreisausſchreibung.

Die forſtlichen Verhältniſſe der öſterreichiſchen Alpenländer weiſen gegenüber jenen der in den Voralpen, im Mittelgebirge und im Flachlande gelegenen Forſte bedeutende Unterſchiede auf und bedingen in der geſammten Wirthſchaft Abweichungen von jenen wirthſchaftlichen Regeln, welche für die Forſte der letztgenannten Kate- gorie zur Geltung gelangt find. Inebefondere gilt dies von der Betriebseinrichtung. Die Schwierigfeiten, die bei der Holzerzeugung und beim Holztransporte im Hoch— gebirge zu überwinden find, dann die Holzferpituten fordern dringend volle Berüd- fihtigung bei der Schlaganlage, daher auch bei Formirung der Hiebszüge, bei der räumlichen Eintheilung u. f. w.

Ich Habe immer gehofft, daß die werthvollen Erfahrungen, welche die in den Alpenländern wirkenden Fachgenoſſen unzweifelhaft bejigen, fich bei irgend Jemanden zu einer Anleitung zur Betriebseinrihtung der Alpenforfte verdichten werben. Leider bat ſich diefe Erwartung bisher nicht erfüllt. Als Grund vermuthe ih den Umftand, daß diefes Thema in der Fachliteratur wenig behandelt wurde.

Um nun die verehrten Fachgenoſſen, welche in Alpenforften wirthichaften oder derlei Forſte eingerichtet haben, zur Mittheilung ihrer bezüglichen Erfahrungen an— zuregen, jest die Redaction des „Centralblatt für das gefommte Forſtweſen“ einen

Preis von 300 Kronen

aus für die von einem Preisgerichte erkannte befte Abhandlung über die Grund— züge bei der Vermeſſung und Betriebseinridhtung der Alpenforfte, mit befonderer Rüdiihtnahme auf die Berhältnifje in den öfterreihifhen Alpenländern. Die angeregte Arbeit fol kein Lehrbuch und auch feine Detail: inftruction, vielmehr möglichjt kurz gehalten fein und nicht mehr ald 50 Drudfeiten Octavformat umfafen. Die Beigabe von Karten wäre auf das Nothwendigfte zu beſchränken. Der Concurs wird am 31. Yuli 1895 geichlofjen. Leber die prä- mürte Schrift verfügt iediglidh die Redaction des „Centralblatt“. Bei allenfallfiger Aufnahme in das „Gentralblatt“ wird außer dem Preife von 300 Kronen nod ein Sähriftftellerhonorar von 60 Kronen pro Drudbogen gezahlt. Bon den nicht prä- miürten Schriften werden nur jene zur Verfügung der Verfaſſer geftellt, welche die Redaction des „Centralblatt” in ihrem Organe zu publiciren nicht beabfichtigt. Für

48 Handels beridte.

SSL. Jabıgang

den Fall der Publication einer nicht prämiirten Abhandlung wird das höhere Schrift ftellerhonorar von 80 Kronen pro Drudbogen gezahlt.

Die bezüglihen Abhandlungen find mit einem Motto zu verfehen, weldes aud auf der Außenfeite eines verfiegelten Couverts, das die genaue Adrefje enthält, angebradht fein muß. Die Eröffnung diefer Couverts erfolgt im Beifein von min« beftens zwei Preisrichtern und zwei unbetheiligten Perfonen.

Das Preisgericht foll gebildet werden aus je einem Bertreter der Hochſchule für Bodencultur, der Staatsforftverwaltung und der Nedaction, dann aus zwei Privatforfttehnifern.

Mariabrunn, Pot Weidlingau b. Wien, am 15. December 1894.

Die Rebaction des „Centralblatt f. d. gef. Forſtweſen“

I. Friedrid, f. £ Oberforftrath.

Handelsberichte.

Vom deutſchen Solzmarkt. Das diesjährige Geſammtreſultat im Holzhandelsverkehre innerhalb der norddeutſchen Provinzen iſt hinter den gleichfalls ungünſtigen Vorjahren noch weit zurück geblieben. Die Urſachen liegen deutlich genug zutage und lafjen fi) mit wenig Worten fennzeichnen.

Die freihändlerifchen Beftrebungen haben gerade im jenem Zeitpunfte eine Inundation des norddeutschen Marktes mit polnischen, ruſſiſchen und galizischen Hölzern herbeigeführt, als der befannte Februarorfan über zwei Millionen Feſtmeter Holz niederlegte, wozu nod das wichtige Moment zu rechnen ift, daß die norddeutſchen Producenten im vergangenen Winter, aljo zu eimer get, in welcher das ESchidial des deutich-ruffiichen Handelsvertrages noch in undurddringliches

unfel gehüllt war, den Jahresbedarf an Nohmaterialien bereits reichlich in den heimischen —— zum Theile ſogar unter beträchtlichen Taxaufſchlägen —— hatten. Wir brauchen nur inzuzufügen, daß das Yahmliegen der holzverarbeitenden Gewerbe und Induſtrien in den deutſchen Handelsplägen heuer fogar in verftärktem Maße hartnädig angehalten hat.

Dagegen ift die Mittheilung von Wichtigkeit, daß letsthin zum erjten Male zwifchen den Bertretern der deutichen Forftverwaltung und den Holzhändlerdeputationen perſönlich behufs Reform der ftaatlichen Nohbolzvertaufs-Modalitäten ın Berlin unterhandelt wurde Es it zweifellos, daß, wenn diefe Beftrebungen von praftiichem Erfolg gefrönt fein jollten, der gün— jtigen Entwidelung des deutichen Holzhandels hiermit der größte Dienft geleiftet würde. Nur it —— zu wünſchen, daß die Holzhändler durch ſtraffere Organiſation auch eine Regelung der Kleinverlaufsuſancen herbeiführen; denn gerade die Zerfahrenheit in den Preisnotirungen der Zwifchenhändler ift die Haupturfache der Preisftürze umd der geichäftlihen Mißerfolge.

Wir laſſen nachſtehend ein Berzeihniß von Preifen der marktgängigen Brettmaterialien

folgen. Es wird notirt: Berlin: 40 mm ftarfe Stammbretter, Kiefer I. El. M. 535, II. Cl. M. 450, III. Cl. M. 360 33mm n J. a AR IE 0 26mm, en „HL u 20, 2 10, U0L 180 zen u er TE re BEE 0 8 26mm , Bopfbretter II. „ru: 388: BE; 2300 20mm II 130, IL, 65

Alles pro Schod & 450 laufende Meter loco Berlin. 52 bis 80 mm Stammbohlen, preuß. Provenienz I. Cl. M. 80, II. El. M. 60, III. Cl. M. 45 52 80 mm befäumte kieferne Bohlen je nad) Breiten M. 40. bis 52.—

20 26 mm tannene Schaalbretter 27. - 9.— 20 „m fieferne " 28.50 31.— 26 mm „3.- D-

Balten, Kiefer gebeilt M. 33 bis 34, geichnitten M. 37 bis 39

Kanthölzer _26, 27 3. Alles pro FFeftmeter. Dresden: Gefchnittene Kranzhölzer und Ballen pro Feſtmeter: 11/14 cm ftart 50 bis 754 lang M. 30 bis 34 76 „5 125m nm Au 38 126 1!5m 37.82

Januar 1895.) Perſonalnachrichten. Brieffaften. 49

18/20 cm ftart 50 bis T5m lang M. 34 bis 38 16 125m „4 n 37 542 126 , 175m 5 „4 „46 Am 50 5 Tim 4 m 37 u 42 176, 1254, „4.46 126 175m u „44 50 30/35 cm " 50 Tim „4. 46 76 , 125m „4 ,„ 50 126 , 1!öm 47T, 54.

Rundhölzer: 12 cm Zopf ſtarl, TOm lg. M. 3 910 Ilg. M. 3868 4 10m1g.M. 45 10m, „5 bis 56, 120m , 55 6 rar 1. 12m Tobi 75 9

5, 58,1l0m u 65 5 145m. 105 10m. 92 „ih 1m „105 „120 145, 146m 150 16. Alles pro Stüd, Breslau: 20 mm fichtene und tannene ordinäre gefäumte Bretter 10 bis 18 m breit M. 26.— 1

135m un 18m u " 100m u m 13°5 nn " 1

7)

20mm u n Einjchneidebretter 0 Bm nm 2450

20 mm fieferne Einfchneidebretter 10 „u Bm un 28

20mm Schaalbretter 10 5 Em m un 2

26mm gefäumte Fußbodenbretter 16 aufm. . 30— bis 40.—

Yun , 8 5) HH nn BE Pro Feftmeter frei Breslau. Kd.

»erfonalnadiridten.

Ausgezeichnet: Der penfionirte X berförfter und Gutsadminiftrator Johann Bernard in Wſetin in Anerkennung feines verdienftlihen und erfolgreichen Wirkens auf dem Gebiete der Forfteultur überhaupt und bei den Aufforftungsarbeiten im Beeva-Flußgebiete insbefondere, tar- frei mit den Titel eines f. £, Forſtrathes. Der k. k. Forſt- und Domänenverwalter Gottfried Edler v. Worlitzky mit dem Nitterfreuze des großherzogl. Toscana'ſchen Civilverdienftordens. Der penftonirte Förfter Bincenz Bartoſch in Nemei in Anerfennung feiner vieljährigen, treuen, eifrigen und erjprießlihen Dienftleiftung mit dem filbernen Verdienſtkreuze mit der Krone. Der Gemeinde-Waldaufjcher Anton Gecele in Bieve-Tefino in Anerkennung feiner vieljährigen, treuen, belobten Dienftleiftung mit dem filbernen Berdienftlreuze, Der Waldmeifter der Stadt Beraun ım Böhmen, 3. B. Cerny, in Anerkennung feiner Berdienfte mit dem Titel „Forftmeifter“,

Ernannt, beziehungdweife befördert: Der mit dem Titel und Charakter eines Oberforft- rathes beffeidete Forftrath Otto v. Salvadori zum Oberforftrathe im Aderbauminifterium, Der t. f. Oberforftcommifjär Julius de zum Forftrathe im Stande der Forſttechniker der politiichen Berwaltung. Der Graf B. Thurn-Valſaſſina'ſche Forftmeifter Julius Wiehl ın Waltſch zum fürſtlich Liechtenſtein'ſchen Forftrathe. Der Oberförfter Theodor Motry, Leiter der Forft- und Teichwirthichaft der Domäne Schlüffelburg ın Böhmen, zum Forftmeifter,

Der Minifter des Innern hat den Minifterialrath im Aderbauminifterium Ludwig Dimitz zum Mitgliede des Berficherungsbeirathes (Gruppe der land- und forftwirthichaftlichen Betriebe) ernannt.

Geftorben: Karl Bauer, k. u. k. Regierungsrath im Oberftjägermeifteramte am 7. De— cember 1894 im 69. Lebensjahre. Karl Fercher, Forſtinſpector a. 3 der Alpinen Montan- gejellfchaft im 59. Lebensjahre zu Klagenfurt. Hugo v. Biſchoff, k. k. Oberförfter a. D., am 6. December im 70, Lebensjahre. Der erzherzogl. Forftverwalter Joſef Zeller auf Schloß Starhemberg am 28. November 1894. Moriz Scheyer, Forftmeifter in Ratſchach, aın 29. No- vember 1894 im 58. Lebensjahre. Georg A. Heimbach, Forſt- und Domäneninfvector der öfter- reihifh-ungarifchen Staatseifenbahngejellichaft, am 16. December 1894 ım 68. Lebensjahre.

Sriefkaften.

Herrn Dr. W. R. in 9 H. v. L. in W.; K. H. in S.; R. Sp. in Cz.; Dr. A. C. in M.; Dr. C. v. F. in S.; EB in Bp.; H. B. in W.; L. W. ‚m G.: Berbindlichften Dant.

Adreſſe der Redaetion: Mariabrunn per Weidlingau bei Wien. Adreſſe der Adminiftration: Wien, I. Graben 27. Berantw. Mebacteur: Buus, A we - R. Borbunhandtung Milhelm Lrid.

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Ventralblatt für das nelammee PJorſtweſen.

Brgan der R. k. forſtlichen Berfuchsanftalt in Mariabrunn.

Einundzwanzigfter Jahrgang. Wien, Februar 1895. Zweites Heft.

Ueber Neetria ditissima.

Es ift eine bereits feit längerer Zeit befannte Thatfache, daß die Nectria ditissima durd Erzeugung frebsartiger Verunftaltungen den Laubhölzern, nament- lid den Hain- und Rothbuchen, Eichen ꝛc. fhädlih zu werden vermag; es könnte daher überfläffig erfcheinen, fich über diefen Gegenftand verbreiten zu wollen.

Wenn wir und aber dennod erlauben, dem gedachten Parafiten in ben nachſtehenden Zeilen unfere Aufmerkfamfeit zu jchenfen, jo möge ung dieß unter Hinweis auf die Thatfache geftattet fein, daß wir Gelegenheit Hatten, in einem Revier des norbdöftlihen Dlährens das Auftreten dieſes Pilzes in einem fo hor- renden Maße zu conftatiren, wie jelbes wohl nur äußerft felten vorfommen bürfte.

Die betreffenden der Infeetion burd die Nectria ditissima in außergewöhn- ih hohem Grade unterworfenen Beftände find aus circa 04 Buchen (Hain- und Rothbuchen), 01 Eichen, 03 Birken und 02 Weichhölzern (Linden und Eſpen) zufammengejegt, ftehen dermalen in einem Alter von 30 bis 40 Jahren, find nahezu vollfommen gejchloffen und entiprehen in ihrem Productionsvermögen etwa der VII. Bonitätsclafje nad den Feitmantel’ihen Ertragstafeln.

Diefelben werden als Niederwald bewirthicaftet, follen jedoch, da die Standortsverhältniffe für den Niederwaldbetrieb nichts weniger al8 geeignet find, bei ihrer in Kürze erfolgenden Abnügung in Nadelholz überführt werden.

Die Höhenlage diejer Beſtände beträgt durdhichnittlid 550m, wobei das Klima ein rauhes ift und Duftanhang und Schneedrud keineswegs zu den jeltenen Erjheinungen zählen.

Wird noch beigefügt, daß die Abdahung hauptſächlich eine fteil gegen Norden gerichtete und daß der aus der Vermwitterung von Grauwacke hervorgegangene Boden ziemlich flachgründig, mineralifh wenig fräftig und dabei reidhlid mit Steinen gemengt ift, dann dürfte die bereits vorhin ausgeſprochene Behauptung, daß der Standort dem Niederwaldbetriebe nicht günftig ift, wohl zur Genüge erwiejen fein.

Obſchon die ftandörtlihen Verhältniffe auf das Auftreten der Nectria ditissima faum eine Ingerenz zu üben imftande fein dürften, fo glaubten wir dennoch dieje furze Charakteriſtik vorausichiden zu follen, um ein möglihft flares Bild jener Beftände zu entwerfen, die der im Rede ftehende Parafjit zum Herde feiner verderblichen Thätigfeit erwählt hat.

Dem Beſucher diefer Beftände fallen ſchon von weiten bie vielen Krebs. ftellen und Berunftaltungen, mit denen namentlih bie Hainbuchen bebedt, ja in manden Fällen überfäet find, auf, jo daß er bei nur einiger Aufmerkſamkeit dieje Krankheitserſcheinung unmöglich ignoriren kann.

Krebsjtellen von großer Ausdehnung, die fich nahezu auf den ganzen Um— fang des inficirten Stammes erftreden und mitunter die bizarrfien Formen aufs weiſen, wechſeln mit Eleineren folhen Stellen ab und verleihen dem ganzen Be-

Gentralblatt für das gef. Forſtweſen. Ö

52 lleber Neetria ditissima. (XXI. Sahrgang.

ftande ein widerwärtiges, abftoßendes Ausſehen, zumal aud die befallenen Stämme an den Krebsftellen eine abnormale Entwidelung zeigen, indem die Krebsitellen vertieft find, während die gejunde Umgebung infolge reichlicher Ernährung eine Zuwachsſteigerung erleidet, wodurd die Stämme eine breitgedrüdte, nach ben Seiten mehr oder weniger ausgebauchte Form annehmen, weld) letztere das Vor— handenjein einer Krebsſtelle auh in dem Falle verräth, wenn man fi auf der diefer Stelle abgekehrten Baumfeite befindet.

Hierbei lehrt die Beobachtung, daß ſich ziemlih Häufig zwei Krebsitellen auf den gegenüber liegenden Baumſeiten herausbilden, welche dann entweder gänzlich ineinander übergehen oder, wenn dieß nicht der Fall ift, durch eine ftarfe Wulft getrennt find, desgleihen treten mitunter Krebsjtellen aud unmittelbar übereinander auf, wodurd die an dem betreffenden Baume hervorgerufene Ver— unjtaltung eine ganz außergewöhnlide Länge erreicht.

Welch mannigfahe Formen und Dimenfionen die Krebsjtellen anzunehmen imftande find, dürfte am beften durch das nachſtehende Tableau illuftrirt werden, das die genau gemefjenen Längen und Breiten von zehn an verjhiedenen Bäumen vorhandenen Krebsftellen unter Angabe der verglichenen Stärke diefer Bäume zur Anſchauung bringt.

Verglichene Baumftärke

Nr. Länge der Krebsitelle Breite der Krebsftelle (Mittel der unter- und oberhalb in cm in cm ber Krebsftelle gemefjenen Durchmeſſer) in cm 1 28 13 8 2 40 16 9 3 27 17 7 4 19 14 5 5 50 9 5 6 70 28 12 ea nimmt den ganzen Umfang ein Ne 9 49 23 10 10 17 20 7

Wie aus diefer Ueberfiht hervorleudtet, bezüglich deren noch die Bemer— fung beizufügen fein dürfte, daß die in derjelben enthaltenen Maße der Krebs— ftellen zehn unmittelbar nebeneinander ftehenden Hainbuchen entlehnt worden find, daher eine befondere Auswahl in diejer Beziehung nicht ftattgefunden hat, weiſen die Krebsſtellen thatfählic fehr abweichende Formen auf, wobei aber im Allge- meinen zu conjtatiren wäre, daß wie dieß ja auc leicht begreiflid im Durdihnitte die Längendimenfion die Breitendimenfion erheblich überwiegt,

Die unter Nr. 7 und 8 angeführten Bäume find in ihren oberhalb der Krebgitellen gelegenen Partien bereitS gänzlich abgeftorben, da eine jede Safteir- ceulation dahin unmöglich ift.

Um den Grad der Intenſität, mit welcher die Hain- und Rothbuden, vor: nehmlich aber die erjteren, in den oberwähnten Beftänden von der Nectria di- tissima befallen find, näher zu clarificiren, mödten wir uns erlauben, die That- ſache hervorzuheben, daß wir an einzelnen bejonder8 heftig von diejer Krankheit ergriffenen Hainbuchen von 10 bis 12cm Brufthöhenftärfe bis 30 Krebsjtellen am Schafte und an den Aeſten und an einem 2m langen Scaftftüde einer Hain» buche zehn folder Stellen vorgefunden haben, welhe Mittheilung geeignet fein dürfte, das Mäglihe Ausjehen folder Bäume auch dem Auge jenes Forjtwirthes vorzuführen, welcher derlei Verheerungen dur Autopfie kennen zu lernen bis num feine Gelegenheit hatte.

Februar 1895.) Ueber Nectria ditissima. 53

Auch ift ung bei der aufmerffamen Durdmwanderung diefer verſeuchten Be- ftände die weitere Wahrnehmung aufgeftoßen, daß der PBarafit die im Innern ber Beftände befindlihen Bäume im gleihen Maße, wie jene an den Süäumen, Schneißen ꝛc. mit feinen Angriffen heimſucht und daß die Krebsftellen fih an den verjchiedenften Baumpartien zu entwideln vermögen, denn während beijpielsmeife mande Bäume unmittelbar über dem Wurzelanlaufe mit einer Krebsftelle behaftet find, fonft aber feine derlei Stellen aufweijen, treten jelbe an anderen Bäumen wieder nur vereinzelt in der Kronenetage auf, und find endlich mande Bäume wieder ſowohl am Scafte als an den Aeſten nad allen Seiten hin mit Krebs— ftellen überfäet.

Daß fich der Pilz ſchon vor einer langen Reihe von SYahren in diefen Beftänden eingeniftet haben muß, ift nicht zu bezweifeln, wenn man berüdfichtigt, dag mande Krebsjtellen bereits eine Länge von 70cm umd eine Breite von 30 cm erreicht haben, welches Factum umfomehr einen eclatanten Beweis für die Richtig— feit der fo eben ausgefprodenen Anſchauung bilden dürfte, al8 das Mycel etwa nur 1 bi8 3m pro Jahr in einer Richtung fortwandern ſoll.

An einzelnen Hainbuchen wurde weiters, wie dies auch ſchon gejagt worden, die Wahrnehmung gemacht, daß felbe bereit abgeftorben find, indem fich bie Krebsftellen auf den ganzen Umfang erftreden, während andere Baumindividuen, bei denen noch ein ſchmaler Rindenftreifen zwifhen den Enden der Rrebsitellen vorhanden, fo eben erft im Wbfterben begriffen find; desgleihen werden aud) ſchon Aeſte in großer Zahl angetroffen, die durch den Pilz getödtet worden find.

In weld furdtbarem Maße die Nectria ditissima in den erwähnten Be— ftänden ihr verderbliches Treiben entfaltet und wel colofjale Verbreitung biefer Pilz bereits gefunden, bürfte fi in marfanter Weife durd die Thatfahe mani- feftiren, daß faum 40 Procent der Hain» und Rothbuchen noch feine Krebsftellen an fi tragen, während mindeftens 60 Procent derſelben jhon im höheren oder geringeren Grade inficirt find; fürwahr eine Erjheinung, weldhe ein jo mafjen- haftes Auftreten des in Rede ftehenden Pilzkrebſes erweift, wie felbes faum mit Rüdfiht auf einen anderen Parafiten zu beobadten fein dürftel Dieſe äußerft intenfive Anftedung mag mwahrjcheinlid ihre Begründung in dem Umftande finden, dag die Hain- und Rothbuchen weniger im Einzelnftande, al8 vielmehr gruppen» weife den übrigen Holzarten beigemijcht find, wobei aber die Wahrnehmung um« ſomehr gerechtes Befremden erregen muß, daß fich doch wieder hie und da inmitten einer total erkrankten Baumgruppe einzelne Eremplare gefunder Hain- und Roth— buchen vorfinden.

Eine nähere Erklärung diefer auffallenden Erſcheinung zu geben, fehlt ung leider das hinreichende Verſtändniß, da doch nicht wohl die Annahme jupponirt werden kann, daß gerade diefe einzelnen Individuen von jenen jhädlihen Wir- kungen, welche die dem Pilze als willkommene Eingangspforten dienenden Wund- ftellen zu erzeugen vermögen, verſchont geblieben find, während die Umgebung dem Eintritte des Pilzes erfchloffen wurde.

Der rühmlichſt bekannte Mycologe Dr. Robert Hartig, der dieſe Er- iheinung gleichfalls beobadıtet hat, jucht diefelbe im feinem Lehrbudhe der Baum— franfheiten dadurd zu erläutern, daß das Pilzmycel unter gewiffen, nod näher Har zu ftellenden Umftänden im Holzjtamme aufwärts zu wandern und auf dieje Weiſe aud) ohne vorausgegangene Verwundung Krebsftellen zu erzeugen im Stande ift; allein wenn diefe Annahme auch vollfommen richtig, woran gewiß nicht zu zweifeln, und wenn ſich aus derfelben aud eine plaufible Erklärung für die Ent- ftehung zahlreicher Krebsftellen an manchem Baume, der vielleicht nur eine, oder nur einige wenige VBerwundungen erlitten, deduciren läßt, fo fcheint ung hiermit denn doc nicht genügend das Dunfel erhellt, in welches das Vorkommen einzelner gejunder Buchen inmitten erkrankter Nachbaren gehülft ift.

5*

64 Ueber Neetria ditissima. IXXl. Jahrgang.

Wir würden daher eine nähere bdießbezüglihe Aufllärung mit aufrihtigem Danke entgegennehmen, zumal wir wegen Mangel® ausreihender mycologiſcher Kenntniffe nit im der Lage find, uns felbft ein ftichhältige8 Urtheil in diejer Hinſicht zu bilden.

Nebft den Hain» und Rothbuchen ift in weiterer Linie die Eiche dem ver- derblihen Angriffen der Nectria ditissima in den mehr erwähnten Beftänden ausgejegt, und wenn hierbei auch hervorgehoben werden muß, daß die Verheerun— gen an diefer Holzart nicht jene großartigen Dimenfionen, wie bei der Buche, erreichen, fo dürfte dementgegen jedoch wieder zu conftatiren fein, daß der Pilz die Eiche im weiten Umfreife der kranken Beftände und aud fogar mandmal in folden Oertlichkeiten aufzufinden imftande ift, wo felbe nur vereinzelt zwijchen Nadelholz oder Birken vorlommt.

Daß der betreffende Parafit an diefer Holzart unter Umftänden noch ſchäd— fiher al8 an der Bude zu werden vermag, ift einleuchtend, wenn man ermägt, daß jelbft jo Shwahe Eichen, wie fie der Niederwald im 30- bis 40jährigen Umtriebe zu produciren pflegt, bereits als Nugholz zu Wagnereizweden zc. gut verwerthet werben, welde Verwerthung aber vermöge der vorfommenden Krebs— ftellen und der hierburd bedingten Deformation des Scaftes in einer ganz er- heblihen Weife beeinträchtigt wird.

Bezüglich diefer Holzart wäre noch die weitere Bemerkung beizufügen, daß jelbe nad unjeren Wahrnehmungen niemals mit jo zahlreihen Krebsftellen, wie die Hain- oder Rothbuche behaftet erjcheint, denn während letztere, wie ſchon gejagt, oft ganz mit Krebsftellen bededt find, vermodten wir an ber Eiche etwa nur 5 biß 10 folder Stellen am Schafte und an den Aejten aufzufinden, wobei uns aber aufgefallen, daß die meiften Krebsftellen in geringer Entfernung vom Wurzel- halfe vorfommen, daher gerade den werthuolliten Theil des Baumes zu Nuß- zweden ungeeignet machen.

Den geringften durch die Nectria ditissima hervorgerufenen Schaden endlich weist in den berührten Beftänden die Linde auf, indem an biefer Holzart nur jehr vereinzelt Krebsſtellen anzutreffen find, die auch miemals jene bedeutende Ausdehnung, wie bei der Bude erreichen.

Legt ſonach mit Rüdficht auf diefe Beobachtung jhon die Linde eine geringere Empfindlichkeit gegen die Angriffe dieſes Parafiten an den Tag, jo müffen die Birke und Ejpe in diefer Beziehung als gänzlich indifferent bezeichnet werden, da man an diefen beiden Holzarten trog forgfältigfter Nachforſchung ſelbſt auch in dem Falle niemals Spuren von Krebsitellen zu entdeden vermochte, wenn ſich diefelben in der unmittelbaren Nachbarſchaft anderer an dem Pilzkrebſe erfrantter Laubholzbäume befinden.

Wie aus den voranjtehenden Ausführungen hervorgeht, nehmen daher die eg und Rothbuche, was Empfindlichkeit gegen die Infection durd die

ectris ditissima anbelangt, die erite Stufe ein, und ift namentlih die Hain- bude in diefer Beziehung als äußerft fenfibel zu harakterifiren, worauf in weiterer Linie die Eiche folgt, der ſich ald legte und nur in geringem Grade empfängliche Holzart die Linde anſchließt, während, wie ſchon bemerkt, die Birke und Eſpe den Angriffen des gedachten Parafiten völlig unzugänglid find.

Welches Verhalten andere Laubhölzer, wie Eichen, Ahorn, Erle, dem Pilze gegenüber an den Tag legen, vermodten wir wegen Mangel8 an Gelegenheit nit zu beobachten, jedoch follen auch dieje Holzarten von der Krebskrankheit er- griffen werden.

Was nun die Urſachen anbelangt, weldhe das ungewöhnlich intenfive Auf- treten der Nectria ditissima in den Eingangs näher bejchriebenen Beftänden nad ſich gezogen haben, fo find wir wohl nicht in der Lage, hierüber pofitiven Aufſchluß zu ertheilen, jedoh glauben wir die Vermuthung ausfprehen zu follen,

Februar 1895.) Korkliefernde Holzarten. 55

daß die Wirkungen von Rauhreif- und Schneedrud, deren dieſe Beſtände bei

ihrer erponirten Lage im hohen Grade unterworfen find und die häufig ein

Herabbeugen und Einreiffen der Aefte ꝛc. zur Folge haben, wohl den haupfſäch—

lichten Anlaß zur maffenhaften Infection durch den Pilz gegeben haben mögen,

wobei aber auch noch weiter8 die in bdiefer Gegend hie und da vorkommenden

—— durch die Erzeugung von Wunden die Anſteckung gefördert haben rften.

Daß der in Rede ſtehende Paraſit von ſehr großer Schädlichkeit iſt, bedarf wohl erſt keiner weiteren Argumentation, denn wenn auch der Tod der befallenen Bäume nicht gar ſo häufig eintritt, ſo läßt doch der arg verunſtaltete Schaft zumeiſt feine Verwerthung als Nutzholz zu, ſondern muß vielmehr in das gering— werthige Brennholz geſchlagen werden, was ſelbſtredend nicht unbeträchtliche pecuniäre Verluſte im Gefolge führt.

Leider gibt es bis nun noch feine Maßregeln, die gegen die Nectria ditis- sima angewendet werden könnten, jedoch dürfte es immerhin zu empfehlen fein, die von der Krebskrankheit befallenen Bäume, injoweit hiedurch nicht der Kronen: ihluß leidet, zum Aushiebe zu bringen.

Zum Schluffe möge ung noch die Bemerkung geftattet fein, daß wir ung bei Veröffentlihung dieſer Heinen Abhandlung vornehmlih von der Tendenz leiten ließen, die Aufmerkfamfeit der Praktiter auf den betreffenden Barafiten zu lenken, damit demjelben bei jeiner großen Schädlichkeit eine erhöhte Beachtung

geichentt werde. Friedrich Baudiſch

Forſt- und Domänendirector.

Korkliefernde Holzarten.

Bon Profeffor Dr. H. Mayr in Münden,

Nah Verluſt der Epidermisoberflähe bilden alle Holzarten Kork durch eine Zellfhichte, welche Korkcambium genannt wird; bei der weitaus größten Mehrzahl der Holzarten fijtirt aber die Korkbildung von Seite der Korkmutterfhichte (Kork: cambium) ſchon nad) kurzer Zeit und tiefer im Gewebe der Rinde entjteht eine neue Korkmutterfhichte, welhe wiederum nur beſchränkte Zeit functionirt und beſchränkte Mengen von Kork erzeugt, worauf abermals eine tiefere Korkmutterſchicht auftritt.

Diefe intermittirenden Korkſchichten umfaffen bei den meiften Holzarten nicht den ganzen Stammumfang, jondern nur Stüde deſſelben, jo daß durch die Korfihihten auh nur Stüde der Rinde zum Vertrodnen gebradt werden; jo entjteht befanntlih die Borle bei fait ſämmtlichen Holzarten der nördlichen

emifphäre; nur wenige von biefen zeigen eine fräftige und länger andauernde orkwucherung an einzelnen Bartieen des Triebes oder Stammes.

Hierher zählen die Korkleijten an Ulmus suberosa, Acer campestre, Evonymus europaeus, Fraxinus anomala, die Rorfzapfen am Stamme von Xanthoxylon Clava Herculis u. 4.

An einigen wenigen Bäumen endlich erhält jid die den ganzen Stamm umfafjende Korkcambiumſchichte längere Zeit lebend und activ in der Erzeugung größerer Mengen von Korkzellen, die rafch ihren Inhalt verlieren, bloß Luft führen und als ein ſolides Gewebe den befannten fäulnigwidrigen, weichen, ichlecht leitenden und für Waffer impermeablen Körper, den Kork, darjtellen.

Unter den Bäumen, welche tehnifh verwendbaren Korf an Stelle von Borke liefern, ftehen an der Spite zwei immergrüne Eichen, Quercus Suber

56 Korkliefernde Holzarten. [XXI. Jahrgang.

und Qu. occidentalis, welche beide Holzarten bisher faft ſämmtliches Korkmaterial, das in ber Welt verwendet wird, liefern.

Da die beiden immergrünen Eichen nur in dem wärmften Gebieten Europas cultivirbar find, jo habe ich feit Jahren mein Augenmerk darauf gerichtet, eine Holzart aufzufinden, welde, wenigftens annähernd die Eigenſchaft der Korkbildung wie die beiden immergrünen Eichen bejäße und dabei in fühlerem Klima ihre Heimat hätte.

Auffallend war mir ſchon feit längerer Zeit, insbeſondere durch meine Meilen in ben Norden Japans in dem Jahren 1886, 1889 und 1890, ein Baum, Phellodendron Amurense, der vom oftafiatifhen Kontinente aus fi über Eſo bi8 nah Japan erjtredt und durch eine reiche, kräftige Korkſchichte an Stelle einer Borke ausgezeichnet ift. Auf meine Anregung hin ift der Anbau des Baumes in Deutſchland, insbefonders von Seite der königl. preußifchen forftlihen Verjuds- anftalt begonnen worden. An den noch jungen Pflanzen hat Prof. Shwappad beobachten können, daß fie nur in den wärmften Lagen und im vollen Lichte gedeihen; wenn nur dort nicht die Feuchtigkeit der Quft zu gering ift, die ganz wefentlih die Höhenentwidlung beeinflußt, indem bei gleichbleibender Temperatur in dem trodenen Gebiete die Bäume niedriger bleiben, was, da bie Krone unter gleihen Aufwuchsbedingungen annähernd gleihgroß ausgeformt wird, auf Koften der Schaftbildung geſchieht.

Was ih bis jegt an japanifhen Laubbäumen in Deutſchland gejehen habe, verräth die Tendenz, feinen aftreinen Schaft zu formiren, eine Eigenthümlichkeit, die, wenn fie fi überall zeigen würde, den Anbau der japanischen Laubbäume in Deutfhland vom forftlihen Standpunfte aus ungeredhtfertigt erſcheinen ließe.

Auch von dem Korfbaume des Amurlandes berichtet Graebener in den Mit: theilungen der deutſchen dendrologifhen Gejellichaft, daß er in 15 Yahren zwar 9 bis 10m Höhe erreiche, aber ſelbſt im Schluße ein jperriges Ausjehen bejäße; die Rinde war in diefem Alter no völlig glatt.

Mit dem 30. Lebensjahre wird fiher die Korkbildung beginnen, denn jüngere Eremplare find aud in Japan noch glattrindig.

Ueber die Braudbarfeit des Baumes für den beabfidhtigten Zwed kann erft die Zukunft enticheiden.

Ob ber von Marimovics al eigene Species abgetrennte japanische Korf- baum, Kiwada, wirflid; genügend von dem Baume des Amurlandes verſchieden ift, wage ih nicht zu entjcheiden, da mir typifche Exemplare des continentalen Baumes fehlen.

Hier möchte ih nur auf einen weiteren Baum hinmweijen, ber durch eine ftarfe weiche Korkbildung, ſchon im Alter von 20 bis 30 Jahren ausgezeichnet ift, nämlich:

Quercus variabilis, eine japaniſche Zerreiche, die in Europa faum ihrem Na» men nad) befannt ift; mit jeiner zweijährigen Samenreife, dem Kaftanienblatte, der borftigen Cupula jteht der Baum der Qu. serrata ſehr nahe, iſt aber von dieſer gut unterſchieden durch die weißliche, kurzfilzige Unterfeite der Blätter und vor Allem durch die die, weiche Korfichichte, während serrata ftatt Kork eine Borke rei; an Steinzellen nad) dem Typus der übrigen Eichen befigt.

Den Japanern ift die Qu. variabilis unter dem Namen Abemaki befannt; trog der großen Wehnlichkeit mit Kunugi (Qu. serrata) wird die Abemaki dennoch nicht mit erfterer verwechjelt, da fie ein geringerwerthiges Brennholz, insbe- fondere eine geringerwerthige Kohle liefert al8 bie serrata; es wird daher in Japan die variabilis ängſtlich aus allen serrata-Pflanzungen zum Zwecke ber KohlHolggewinnung entfernt.

Februar 1895.) Holzartenmengung im Mifchbeftanbe. 67

Das Klima, das den beiden japanischen Zerreihen am bejten behagt, ift das Klima der europäifchen erreiche, das die wärmjten Thäler und Hügelletten Sübdofteuropa’s kennzeichnet; das ift auch das Optimalgebiet der Eichen in Europa überhaupt, indem dort nit nur faft jämmtliche mitteleuropäifhe Eichen ihre Heimat finden, fondern aud anerkannter und durch die technifche Verwendung bewiejener Maßen das Marimum an Wuchskraft und Qualität des erzeugten Holzes leiten.

Während fomit Qu. variabilis für den Anbau in Deutihland nit in Trage kommen fann, weil ihr das Klima nicht genügend warm jein würde, erjcheinen große Landftriche unſerer öftlihen und weftlihen Nachbarn, insbeſonders Dejterreih-Ungarn flimatifch geeignet, um diefen Baum auf feinen Werth zu prüfen und vor allem um fejtzuftellen, ob fein Korfcambium dur eine Behand- fung, wie fie für die Korleichen bekannt ift, zur Bildung einer techniſch ver- werthbaren Korkicichte gezwungen werben könne.

Solzartenmengung, Standraumansnüßung und Taxation im

WMiſchbeſtande.

Bon Seinrich Aitter Lorenz von Lidurnan.

Jede gründlihere Methode der TForftbetriebseinrihtung weist als einen Hauptbeftandtheil de8 Operates, das jene Methode für den einzelnen Fall zur praftiihen Durdführung bringt, eine fpeciele Standorts- und Bejtandes- bejhreibung! auf, melde fih im Weſentlichen als eine vervollftändigte Ab- ihrift des im Walde draußen geführten Tarationsmanuales darjtellt. Diejes gibt nun in der Regel die in jedem Beftande vorhandenen Holzarten und deren Miihungsverhältnig, das Alter, die Standortsbonität und die Beftodung an, um an der Hand einer Ertragstafel daraus unter anderem auch für nicht ausgezählte Beitände die Mafje möglichjt correct ermitteln zu können. Bon den erwähnten Factoren der Mafje möchte ich jpeciell die Holzartenmifhung herausheben, bezüglich deren Judeich fchreibt, es empfehle ſich, felbe durch ſchätzungsweiſe An— gabe des Flächenantheils der Holzarten in Zehnteln zu kennzeichnen; analog ſagt die in der Anmerkung angeführte Betriebseinrichtungs-Inſtruction: „Bezüglich des in Zehntelantheilen auszudrückenden Mengungsverhältniffes ſolcher Beſtände, die aus mehreren Holzarten beſtehen, ijt zu beachten, daß jenes ...... nad dem Antheile des Standraumes, welcher jeder der geſellſchaftlich wachſenden Baum- arten für die Gejammtheit ihrer Stämme und im Mittel pro Hektar der Be: ftandesfläche zukommt, anzujhägen ift“. Diefe Darjtellungen find offenbar darin begründet, daß die Mafjen nad dem Mengungsverhältnig aus einer Ertrags« tafel in die Beftandesbejchreibung eingejegt werden, weldhe Tafeln für reine Be— ftände gelten und ihre Daten gleihfalls pro Hektar der Beſtandesfläche an- geben.

Aus dem Gejagten ergibt fi, daß das Mifhungsverhältnig auch für unjere Beftandesauszählungen nur im Walde draußen angejhägt werden fann und, etwa auf Grund der Refultate der Mafjenberehnung diefer Auszählungen daheim niemals mehr eine Correctur erfahren darf, da für dieſe Ziffern das Mafjenverhältnig der gemiſchten Holzarten im Beſtande ganz unmaßgeblic ift, wir aber über den hier entjheidenden Standraum durd die Rechnung nichts er»

ı Yudeich, die Forfteinrichtung, Dresden 1885 $ 100. Jnftruction für die Bermeffung, Bermarfung und Betriebseinrichtung der öfterreihiichen Staats- und Fondsforſte, 1893, 5 33 und $ 34.

58 Holzartenmengung im Mifchbeftanbe. (XXI. Jahrgang.

fahren. Die Anfhägung des Mengungsverhältnifjes der Holzarten im Mifchbeftande hat num auch im Walde draußen ihre Schwierigkeiten, wenn nämlih nit Baum: arten von ähnlicher Kronenentwidelung gemiſcht find, die Stammzahlen jeder Holzart daher feinen Anhalt bieten. Wo 3. B. Buchen und Lärden im nicht zu bedeutender Höhenlage einen Mijchbeftand bilden, kommt es auf guten Bonitäten vor, daß unter den mäßig dichten Kronen der Lärche eine zweite, faft gejchlofjene Etage der in folh guten Lagen fehr fchattenertragenden Buche nod ganz gut gedeiht; der Standraum ft alfo in dieſem Falle wenn ſchon nicht doppelt, fo doch jiher 1’2mal ausgenügt und wir follten dann nidt fhreiben z. B.: 0°6 Lärde, O4 Bude, fondern etwa 0°6 Lärde, 0°6 Bude; eben darin liegt ja ein großer Vortheil gut gewählter Holzartenmifhungen, daß infolge befjerer Standraumausnügung die Maffenproduction mwejentlid erhöht werden fann.

Die im Borigen enthaltene Behauptung, daf, da wir feine Ertragstafeln für Miſchbeſtände haben, rechnerifh eine Standraumflähe gemifchter Holzarten von zujammen mehr al8 10 Zehnteln einzuführen fein fann, möge durd ein Beifpiel erläutert werden: Habe id auf einer gegebenen, gleihartigen Fläche von Zra das erjtemal 1 Aa mit reiner Buche und 1a mit reiner Lärche voll beftodt (Fig. 18), jo werden auf beiden Flächen zu— jammen 3. B. 600m: Lärchen und 500 m Buchen, in Summa 1100 m ftehen. Habe ich aber über die ganzen 2 aa einen Lärhen-Buchen- Mifchbeftand (all II, Fig. 19), jo wird ſich die Maffenproduction erhöhen (bis zu circa 20 Procent) und id kann auf derjelben Flähe etwa 600m Lärche und700 m’ Buche, zufammen 1300 im», ftehen haben. Die Claffe der Stand» ortSgüte in Bezug auf die ftodenden Holzarten hat fi dabei gewiß nicht ing und die Beftodungsziffer ann vermöge ihrer Definition auch nicht größer al8 1 angefchrieben werben.

Bei ungeänderter Standortsclaffe und Beitodungsziffer kann nun in diefem Beifpiel, die Rechnung des Falles I nad einer Ertragstafel als richtig voraus- geſetzt, aus derfelben Tafel niemals das richtige Refultat für den Fall II heraus» gerechnet werden, wern man den Standraum an die gemengten Holzarten nur nah 10 Zehnteln auftheilt.

Aber auch für nicht voll beftodte Flächen gilt, daß der Standraum mehr al8 einmal ausgenutt fein fann, befonders wenn das für die niedrige Beftodungs- ziffer maßgebende Maffenmanco durch ftellenweife Beſtandeslücken verurfadt ift; dann würde 3. B. bei einer Beftodung von 0:9 im Falle I eine Maſſe von 540 m Lärde und 450m Bude, zufammen 990 m: ftehen; dagegen würden im alle II (wieder im Mifchwald eine Maffenerhöhung von circa 20 Procent angenommen) 540/m Lärde und 650m Bude, alfo zufammen 1190 /m ftoden können, d. h., nachdem die Standortögüte offenbar unverändert geblieben ift, teren auf diejer lüdigen Mifchbeftandsflähe um 90m mehr al8 wenn fie in zwei Theile halbirt mit getrennten Holzarten voll bejtodt wäre. Es dürfte num ſchwer fallen, dieje Berhältniffe im Mifchbeftande bei Mangel einer Ertragstafel für ſolche Beftände in der fpeciellen Beſchreibung zu charakterifiren, außer mit Hilfe der anfangs befremdlichen, in Wirklichkeit aber der Natur entipredenden Einſetzung eines Mengungsverhältniffes, das durch mehr als 10 Zehntelantheile des Standraumes bezeichnet wird.

Buchen

1 Aa

Lärchen

1 ha

Big. 18. fig. 19.

Februar 1895.) Holzartenmengung im Mifchbeftanbe, 59

Andererfeits ift e8 denkbar, daß im Falle einer fehr ungünftigen Holzarten- miſchung eine der gemengten Holzarten im Wahsthume gefhädigt wird, ohne daß die andere diefen Entgang durch erhöhten Zuwachs aufwiegen würde; hier hätte alfo die Beſtandesmiſchung eine Verminderung der Mafjenproduction zur Folge, welche bei Darftellung des Meengungsverhältniffes dadurch ausgedrüdt werden müßte, daß man weniger als 10 BZehntelantheile des hier nicht ganz ausgenugten Standraumes anjdreibt.

Auf die im vorigen dargelegte Idee fam ich num gelegentlih der Beſtim— mung der Standortsgüteclafje auf Grund der Maffenberehnungen in Beftandesauszählungen; dabei ergab ſich nämlich, conjequent in allen, insbejondere aber in den aus Yärde und Bude zujfammengefegten Mifchbeftänden, daß die mehr jchattenertragende Holzart in unverhältnigmäßig gute Bonitäten hätte eingereiht werden müffen, ja, daß nad der gemeiniglih üblihen Berechnungs— weije die Buche oft jo bedeutende Maffen zu probuciren fchien, wie fie ſich bei gegebenem Alter nicht einmal in der erjten Standortsclaffe nah Feiftmantel finden. Die Gründe diefer Erfheinung find ſchon im VBorhergehenden enthalten. Je mehr Zehntel man nämlid einer Holzart im Mifchbeftande als Standraum- antheil (zur Charafterifirung des DMiengungsverhältniffes) zutheilt, defto niedriger wird, da die Maffe constant bleibt, der Maffenanfall pro Flächeneinheit ſich be- rechnen und defto minder wird natürlich zugleih die Bonität ausfallen. Die Ichattenertragende Bude nügt nun den Standraum zwijchen der mit ihr gemengten Lärche vorzüglich aus, ohne deshalb in den Zwifchenbeftand überzugehen; wo 05 Lärche ftehen, gedeihen unter und zwifchen deren Kronen nicht nur 0°5 Buche, jondern joviel, al8 wenn ein mit etwa 07 der Fläche beftodter reiner Buchen- wald unter dem lichten Lärchenſchirm ſich angefiedelt hätte. Die in einem be- jtimmten Alter auf der ausgenugten Fläche jtodende Mafje ift aber mit Hinblid auf die Anwendung unferer für reine Beftände aufgeftellten Ertragstafeln für die Bonitätsbeftimmung allein maßgebend; die im Mifchbeftande gegenüber dem reinen Beitand meift weitergehende Ausnüßung der Fläche könnte nun dadurd gefennzeichnet werden, baf man gegebenenfalls die Mengungsantheile nit durd zufammen !%/,,, fondern eventuell durd ''/,, (3.8.05 Lärche, 0.6 Bude) bis '%/,, (0°5 Lärche, 07 Bude) ausdrüdt. Dies ijt aud) weder nad der Darftellung Judeich's nod nad dem Wortlaute der erwähnten Betriebseinrichtungs-Inſtruction ausgejhlofjen, jedoch zeigen alle dort angeführten Beifpiele, dag daran kaum gedacht wurde. Unterläßt man dieje meines Wiffens noch nirgends vorgejchlagene Darftellung des Mengungsverhältniffes, fo erhält man durch die üblihe Rechnungsweiſe ganz abſurd gute Bonitäten für die mehr fchatten- ertragende Holzart, aljo Mefultate, die für die Beurtheilung nachbarlicher Be— ftände fowie für die Ertragsregelung der Zukunft völlig werthlos find,

Dies hat nun, befonders wo nicht einmal die erfte Bonitätsclaffe mehr aus: reichte, dahin geführt, daß man daheim die gegenwärtige Beitodungsziffer erhöhte, die Zahlen des Mifhungsverhältniffes aber gleich ließ; dadurd hatte ſich aud die Lärchenbonität (ohne Grund) erniedrigt, aber die Bude fonnte doch wenig- ftend in irgend eine Claſſe eingereiht werden; diefer Vorgang ift unrichtig und ihlägt bei der Beftodung 1 überhaupt fehl; oder man hat daheim das Mifhungsverhältnig geändert, was, wie eingangs dargelegt wurde, ganz unſtatt— haft ift. Beide Auskunftsmittel führen fiher zu einer unrichtigen Standorts» bonitirung. Noch unzuläffiger wäre e8 aber, das Beftandesalter zu erhöhen, um wenigitens mögliche Ziffern zu erhalten oder gar von der Mafje der Buchen in unjeren Auszählungen foviel und ſolang abazuftreihen, bis ſich endlich eine glaubwürdige Standortsgüteclaffe ergibt.

Wo die Ausführung der Kluppirung etwa dur Forſtſchutzorgane geſchieht, werden dieſe allerdings, zumal in wenig durchforfteten Waldorten, aud Stämme

60 Der heutige Stand ‚ber Rebbrunftfrage. [XXT. Jahrgang.

des Zwiſchenbeſtandes mitkluppiren, während die Ertragstafeln nur für den je weiligen Hauptbeſtand gelten; ſo erhalten wir eventuell zunächſt auch zu viel Maſſe und daher zu hohe Bonitäten. Doch wird diefem Uebeljtande dadurd ab— geholfen, daß man beobadıtet, biß zu weldher Stärke die Stämme durchſchnittlich dem Zwifchenbeftand angehören, und was unterhalb diefe Grenze fällt, wird dann beim Maffenanfag zweds Standortsbonitirung aufer Betracht ge- lajjen; jo erhält man zwar nicht in Beziehung auf jeden einzelnen Stamm, aber doch im Durchſchnitt und für die Praris genügend richtige Nefultate. Läßt man dies aber außer Acht, jo kann man ſelbſt für reine Beftände zu hohe Mafjen und zu gute Standortsgüteclaffen erhalten. Obwohl nun jo auf Ausfcheidung des Zwifchenbeftands Bedacht genommen worden war, wäre bei vielen der von mir bearbeiteten Probeflähen befonders in Lärdhen-Buhenmifhbeftänden ein Mafjen- abftrih an Buche von 20 Procent und darüber nöthig geworden, um wenigitens glaubwürdige Bonitäten rechneriſch einführen zu fönnen, was gewiß ein ganz unberedhtigter Vorgang gewejen wäre.

Vielmehr dürfte es logiſch richtig und den waldbaulichen Verhältniffen im Mifchbeftande conform fein, daß der Tarator die Ausnugung des Stand» raumes bei jeder Holzartenmifhung und auf jedem Standorte beurtheile. Bei für die Maffenproduction günftigen Mifchungen, die den Standraum des reinen Beftandes thatjählih 11 bis 1’2mal fructificiren, muß er dann aud bie daraus abzuleitenden Mengungsantheile mit zufammen ''/,, bis 12/,, einjegen. Nur dann ift eine rihtige Ermittlung der Ertragsfähigfeitsclaffe auf Grund der Beitandesauszählungen möglih und nur dann find gleichzeitig unfere Ertragstafeln ohne weiters auf den Mifhbeitand anwendbar, der andernfall8 umfo unrichtiger tarirt würde, je beffer gewählt feine Holzarten» mengungen find und je erfolgreicher die Beitandeserziehung durchgeführt wird.

Der heutige Stand der Aehbrunfffrage.

Seit Dr. Ziegler’3 denfwürdigen Unterjuhungen in den Bierziger- jahren hat] ſich ziemlid allgemein und widerſpruchefrei die Anſchauung Bahn gebrochen, daß die echte und fruchtbare Brunft der Rehe in den Juli und Auguſt fällt, das befruchtete Ei aber bis in den December hinein unverändert lagert und ſich erſt nad 4'/, Monaten äußerſt raſch weiterentwickelt. Die beinahe blinde Schwärmerei der alten Jäger für die Echtheit der Decemberbrunft hat ſich nad Dr. Ziegler’s Publicationen ebenſo raſch für die Zweifellofigkeit und Selbſtver— ftändlichfeit der Sommerbrunft erwärmt und haben hieran nit einmal die fpäteren Unterjuhungen des Profeffor Biſchoff in Gießen, welche die Rehbrunft- frage neuerdings aufroliten, etwas ändern fünnen. Die neueren Jagdſchriftſteller nahmen die Sommerbrunft im Bertrauen auf Dr. Ziegler’s Unterfuhungen für erwiejen an und ließen aud feinen Zweifel mehr auflommen. Oscar Horn beſpielsweiſe, ein durchaus erfahrener Waidmann, ſchreibt in ſeinem „Jagd—⸗ Sport“ S. 240:

„Die alte Jägerei nahm bekanntlich zwei ſolche Brunftzeiten an, eine falſche (die heutige Sommer-) und eine wahre (Winterbrunft). Die lettere ift längft ind Reich der Fabel verwiefen worden, dankt den eingehenden Unterfuhungen erjter medicinifcher Größen. Man weiß heutzutage, daß ein Hirih, dem das Geweih unter der Roſe abgefägt wurde, zur Brunftzeit feinen Beſchlag ausübte, gar nicht deryleihen that, als tangirte ihn das brunftige Thier. Im nächſten Jahre wurden ihm nur die Enden der Stangen abgenommen, und er bejchlug

Februar 1895.) Der heutige Stand der Rehbrunftfrage. 61

fruhtbar. Der rothe Sommerbod mit dem ftattlihen Gehörn fieht doc ganz Anderem glei, als im grauen Winterrod, wenn er eben feine beiden Stangen abgeworfen oder furz erjt die mwulftigen Kolben geſchoben hat. Es ift geradezu räthfelhaft, wie man gerade bei dieſem einzigen Thier eine doppelte Brunft annehmen, die Zeit, in der alle Welt die Böcke jpringen fieht, für die faliche, die BWintermonate, in denen der gehörnlofe Bock an nichts weniger, denn ans Treiben der NRiden denkt, in der faft noch nie jemand ihn den Begattungsact vollziehen ſah, für die wahre Brunft erklären konnte“.

Nun, der Schlußſatz ift nit fo unbedingt richtig! Da Profeffor Biſchoff im Jahre 1854 erklärte, daß ſowohl in früherer als in jegiger Zeit Augenzeugen die Spätbrunft der Mehe beobachteten, mangelte e8 nit an Beweiſen dafür, Schon im Yahre 1719 bat Flemming des thatſächlich erfolgten Beſchlages der Niden im November und December erwähnt und Wildungen erklärt im Jahre 1794: „Daß Rehe auch im December fichtlicd gebrumftet haben, ift ſchon von vielen Jägern gefehen worden, auch fpringen die Böde, wie ih aus Er- fahrung weiß, um Weihnachten ebenjo hitzig aufs Blatt als im Auguft“. Nad) dem Journal für Forſt- und Jagdweſen beichlug ein Bod am 27. December 1790 eine Ride eine yalbe Minute lang, was der Förſter auf 32 Schritte Entfernung genau beobachten konnte, und Profefjor Bechſtein endlih erklärt: „Ich kann die Männer zu Dugenden anführen, welde den Beſchlag im December angejehen haben.“

Auch aus der neueren und jüngften Zeit erijtiren ähnlihe Angaben. Der alademijhe Forſtmeiſte Wagner in Greifswald ſah am 2. December 1892 bei hoher Schneelage einen Rehbock, welcher bereit abgeworfen hatte, eine Nide beſchlagen. Herr Kammerherr v. Guftedt auf Deersheim im Kreife Halber- ftadt hat über briefliche Anfrage des Herrn Forſtmeiſters Bredher in Grün- walde bei Magdeburg erklärt, daß er das Beilagen von Niden im Winter mit Beftimmtheit wiederholt gejehen hat, ftetS aber ehe der Bod geworfen hatte. Herr TFeldjägerlieutenant Joachim dv. d. Borne, ein vortreffliher Waid- mann, hat am 21. October 1892 im väterlichen Forſte zu Berneuchen in ber Mark das Beilagen eines Bockes unzweifelhaft beobachtet, desgleihen am 28. December 1892 in Bärfeld den Beichlag eines Bodes, der abgemorfen hatte. Auch Herr U. Wallſtab in Schönebed an der Elbe beobadtete Ende Dctober 1893, Nachmittags 4 Uhr, den Beichlag, und find über alle dieje Fälle ausführliche fhriftlihe Darftellungen gegeben worden.

So zahlreihe Fälle find wohl nicht ganz zu ignoriren. Man fieht, es handelt fi theil8 um gehörnte, theil8 um gehörnloſe Böde und ift der mwinter- liche Beſchlag durchaus nicht dur den Hauptihmud des Bockes bedingt. Wenn man berüdjihtigt, daß unzweifelhaft wiederholt gehörnte Niden mit Riten beob» achtet wurden und die ärgiten Gehörnkümmerer den Beſchlag regelreht ausüben, wird man geneigt fein, die Bedeutung des Gehörns für Fruchtbarkeit und Ge— jchledtsaction etwas geringer zu veranfchlagen. Trägt doch aud beim Renthier, ie der nädjten Verwandten des Rehwildes, ſowohl Hirſch als Thier das

eweih.

Angefihts des zweifellofen Vorfommensd des Winterbefhlages fpielt felbjt- verftändlich auch der Umftand feine Rolle, daß der Bod im Winter grau und im Sommer roth ift, weil fi ja beim Edelwilde die Brunft in der Färbezeit abipielt und bisher nicht befannt ift, daß das Nichtverfärben oder zu frühes Ver— färben ein Hinderniß für normalen Brunftverlauf jet. Was für die Klärung der Trage wohl allein in Betraht kommt, ift weil ein Beſchlag ohne inneren Geſchlechtstrieb nicht anzunehmen ift einzig der Umftand, ob der Bod im Winter überhaupt zeugungsfähig, alſo im Befige von Samen ift.

Man jollte glauben, daß diefe wichtigſte Nebenfrage der MRehbrunftfrage ſchon längft entſchieden ift. Seit fi die von Oscar Horn angedeuteten „medi—

‚62 Der heutige Stand ber Rebbrunftfrage. XXI. Jahrgang.

ciniſchen Größen“ theils mit ſich ſelbſt, theils untereinander in Widerſpruch ſetzten, indem ſie bald keine, bald ſich nur träge bewegende Samenthierchen in Winterböcen conſtatirten, iſt in der Sache nicht mehr viel geſchehen. Erſt in allerneueſter Zeit wurde die Frage wieder aufgenommen.

Zwei hervorragende Specialiſten in Halle a. d. Saale, die Gynäkologen Dr. med. Sigismund und Profeffor Schwarz, von denen der legtere ein jehr hirſchgerechter Jäger und zugleih Befiger großer Jagdreviere ift, haben über Erſuchen des Herrn Forſtmeiſters Brecher in Grünmalde bei Magdeburg im December 1893 zahlreihe Unterfuhungen an Rehböden vorgenommen und in allen Fällen, foweit nicht die Objecte durd Kälte bereit@ verdorben einlangten, zahllofe gejhwänzte, aljo fortpflanzungsfähige Samenthierden im den gefüllten Samenfträngen und Nebenhoden gefunden.

Dieſer Befund gab zu denken. Herr Forſtmeiſter Breher, welchem das Berdienft, dieſe Unterfuhungen angeregt zu haben, zufällt, madte denn aud das Ergebniß derjelben zum Gegenftande eines Vortrages in der Winterverfammlung des Märkifchen Forftvereines zu Berlin und fonnte der VBerfammlung ein Prä- parat vom 11. December 1893 mit zahlreihen voll entwidelten Samenthierchen bei 500maliger Vergrößerung vorzeigen.

Dur das Ergebniß diefer Unterfuhungen find fowohl die Anſchauungen und Schlüffe Dr. Biegler’s al8 aud diejenigen Biſchoff's gründlich über den Haufen gerannt. Der Fundamentalfag Beider, daß die Rehböcke im November und December wegen Mangel an Samenthierhen zeugungsunfähig feien, ift jedenfalls falſch.

Nachdem alfo einerfeits die Negelmäßigkeit und Präponderanz der Sommer brunft, andererfeitS das zweifellofe Auch-Vorkommen einer Winterbrunft erwiejen ift, hat Herr Forftmeifter Brecher den naheliegenden Schluß gezogen und in feinem Bortrage vom 22. Februar 1894 ausgeführt, das die Winterbrunft der Rehe höchſt wahrjheinfih nur eine Nahbrunft gelte gebliebener Gaiſen darftellt.

Nah der Analogie bei halbwild Lebenden Hausthieren ſchließt Forftmeifter Breder, daß ſich die Brunftigfeit und das Beſchlagen bei allen Thieren nad den fejten und gleihen Naturgejegen bis zum Erfolge wiederholt, daß aber der Rehgais erjt im November und December, da fi der Embryo eines vorausgegangenen fruchtbaren Beſchlages entwideln jollte, der Mangel eines ſolchen fühlbar wird und ſich darüber neue Brunftigfeit einftellt. Der Bod ift dann wohl immer willig und fähig, wenn die Gais feiner bedarf. Es läßt ſich nicht leugnen, daß diefe Anſchauung viel für fih hat. Herr Forft- meijter Brecher ift aber ein Mann, welder feine Hypotheſe wiſſenſchaftlich er- ledigt wiffen will nnd daher ſelbſt weitere Beobadhtungen für nothwendig hält. Derjelbe fordert alfo zu Mittheilungen auf:

1. Ueber fpäten Befhlag von Rehböden im Dctober bis April;

2. über verfpätetes Segen der Gaijen;

3. über Zulafjung von Rehböden vom Dctober bis Neujahr zu bis dahin fiher unbejhlagenen Gaijen und Beobadtungen über eventuelles Segen von Kitzen;

4. Unterfuhungen von Rehböden auf Samenthierden in den verfhiedenen Monaten, namentlih vom October bis April.

Was diefen legten Punkt anlangt, fo unterlich es Forftmeifter Brecher nicht, auf die großen Schwierigkeiten der mifroffopiihen Unterfuhung binzumeijen. Durch Erkalten des Wildes unter Blutwärme trübt fi jofort die Flüſſigkeit in Hoden und Samenfträngen und wird die Prüfung felbjt bei 500maliger Ber» größerung ausfihtslos. Die Unterfuhung muß fofort nad) dem Erlegen des Dodes, womdglid im Walde oder doch ohne langen Transport in einem nahen

Februar 1895.) Fiterarifhe Berichte, 63

geheizten Zimmer erfolgen. Bei etwaigem Transporte jollen die Samenftränge nad) jofortiger Auslöfung unterbunden werben, damit ein Auslaufen berjelben ver- hindert wird.

Die Prüfung felbft, wenn man aud nur über ein Mikroſkop mit etwa 300maliger Vergrößerung verfügt, ift feine ſchwierige. Erwünſcht ift es jedenfalls, wenn auch über den Grad der Beweglichkeit der Samenthierdhen, an welde ja deren Zeugungsfähigfeit mitgeknüpft ift, recht eingehend berichtet wird.

Wir zweifeln nicht daran, daß es die deutſche Jägerſchaft nad ſolchen be- beutenden Berjtögen in der Nehbrunftfrage nunmehr als Ehrenſache auffaffen wird, diefelbe einer endlichen Löfung zuzuführen. Die vom Forſtmeiſter Breder geftellten Fragen können, wenn man nur will und fid nicht Einer auf die Thätig- feit des Anderen verläßt, in fürzefter Zeit beantwortet werden. Auch in Defter- reih-Ungarn ftehen in den Wintermonaten Tauſende von Rehböcken vor den Forfthäufern und die Zahl der gebildeten Forſtbeamten, welche aud mit dem Mikroftope umzugehen und fi in ihrer Einſamkeit mit ernften Fragen zu be- ihäftigen wiffen, ift gewiß feine geringe. Aber auch an alle Forſtämter und Forft- directionen jei unfer Appell gerichtet, und was endlich die höchſte Eulturinftanz des Neiches betrifft, jo brauchen wir wohl faum zu betonen, daß die Jagd in Defter- reih mehr als in jedem anderen Lande der Welt ernft genommen zu werden verdient. Dr. W. NR.

FSiterarifhe Verichte.

Leitfaden für den Waldban, Bon W. Weije, königl preuß. Ober: forftmeifter und Director der Forftafademie zu Hannov.-Münden. Zweite ver- mebrte und verbefferte Auflage. Berlin 1894. Springer. (Zu beziehen von ber k. u. k. Hofbuchhandlung W. Frid in Wien, Graben 27.) Preis fl. 1.86,

Nahdem vor fieben Jahren Weiſe's „Leitfaden für den Waldbau“ zum erftenmale erfchienen war, ijt jhon zu Anfang 1894 eine Neuauflage des Büchleins nothiwendig geworden. Es ijt dies ein fehr gutes Zeugniß dafür, daß das Bud ſich raſch eine große Zahl von Freunden erworben hat, weit über jene Kreije hinaus, für welche es der Verfaſſer beim Niederfchreiben beftimmt gedacht hatte; jollte doc der Leitfaden das Nachſchreiben der Studirenden im Colleg, wie es ohne jolhen Lehr- und Lernbehelf geübt wird, befeitigen. Das Bud, hat fid unftreitig den Weg in die Praris gebahnt.

Beim erften Erjcheinen wurde Weije’s Leitfaden in den Spalten dieſer Blätter im Yahrgange 1888 auf ©. 406 bis 409 einer eingehenden Beiprehung gewürdigt; nachdem Dispofition und Behandlung des Stoffes in der zweiten Auflage 618 auf wenige Neuerungen unverändert geblieben, darf der Referent mit Hinweis auf diefen erften Bericht davon abjehen, heute über die vorliegende literariſche Erſcheinung ein längeres Referat zu erjtatten. Manches, was damals hervorgehoben worden, müßte heute wiederholt werden.

Der Umfang des Büchleins ift nur um zwanzig Seiten vergrößert worden; biefe Weiterungen beziehen ſich größtentheil® auf die Lehre von dem reinen und gemiſchten Beftänden und auf die Bejtandespflege, aljo durchgehends auf heute actuelle wirthfhaftlihe Eapitel. Beſonders die Lehre von den Durdforftungen erſcheint intenfiver, dem neueren Standpunkte vernünftig-wirthichftliher Grund» ſätze entjprehend behanbelt.

Unter den erotiihen Holzarten finden fi Fraxinus americana und pubescens nicht mehr angeführt.

64 Literariſche Berichte. [XXI. Jahrgang.

Den zweiten Hauptabjhnitt früher „Standortslehre” betitelt hat Weife mit der Ueberſchrift „Standort und Waldbau” verfehen und in brei gefondert behandelte Gapitel getrennt. Dod find tiefgreifende Abänderungen aud) bier nicht zu verzeichnen.

So ijt denn Weiſe's Leitfaden vollends als alter guter Belannter neuer- dings ausgezogen; er wird von ben Fachgenoſſen überall als jolder freundlich empfangen und gerne gefehen werden. Wir wünſchen dies dem empfehlenswerthen Büchlein vom Herzen!

Vademecum botanicum. Handbud zum Beftimmen der in Deutſchland wildwachjenden, fowie in Feld und Garten, im Bart, Zimmer und Gewähshaus cultivirten Pflanzen. Bon Dr. U Karſch, weil. Profeffor der bejchreibenden Naturwiffenfhaften an der Afademie zu Münfter. Mit 2437 Ylluftrationen. Leipzig 1894. Dtto Lenz. (Zu beziehen von ber k. m. k. Hofbuchhandlung W. Trid, Wien, Graben 27.) Preis fl. 16.12.

Ein voluminöjer Band von 1144 Seiten, das Product emfigen TFleißes eine ganzen Menjchenlebens, und als der Autor fein Manufcript vollendet hatte, da rief ein fanfter Tod den Greis ins Jenſeits; Dr. Ferdinand Kari, Euftos am naturbiftorifhen Muſeum zu Berlin, und W. Karſch in Münfter beforgten die Drudlegung und Herausgabe des Wertes.

Das Bud ſoll auch dem Nichtfachmanne die felbftftändige Beftimmung niht nur einer jeden in Deutichland wildwadfenden, fondern aud der in Feld und Garten, im Park, Zimmer und Gewächshauſe cultivirten und ihm daher öfter begegnenden fremden Pflanzen ermöglichen. Diefer weite Umfang des Stoffes macht es erflärlih, dak wir im Bude die gewaltige Zahl von 9755 Arten (bei 2293 Gattungen) behandelt finden. Außer den Phanerogamen find von den Gefäßfryptogamen die Farne, Schadtelhalme, Bärlappgewädje und die Wurzelfarne aufgenommen.

Dem Autor mußte daran gelegen fein, um dem Werfe bei der enormen Mafje des Stoffes einen doch zum mindeften verhältnißmäßig compendidfen Umfang zu geben, fid) möglichjt kurz zu fajjen; dabei durfte aber der Gebrauds- werth des Buches unter feiner Bedingung leiden. Aus dieſen Gründen mußten die Diagnofen furz und bündig gefaßt fein; es war nothwendig, vor Allem ſolche Merkmale der Pflanzen herauszugreifen, welche leicht entdedt werden können. Allein aus diefem Grunde hat Karjc als grundlegendes Syitem zur Beftimmung der Pflangenfamilien das Linné'ſche angenommen, weil es fiher und raſch zum Ziele führt. Zur Beſtimmung der Gattungen findet fih an der Spike jeder Familie ein eigener Schlüffel in der üblihen dichotomiſchen Form gehalten. Vielen Arten hat der Berfaffer Heine, jehr mett und wahrheitsgetreu ausgeführte Ab- bildungen beigegeben, welde den Gebrauch des Buches jehr erleichtern werden. Die Zahl folder Einzelfiguren beträgt 2437, fie betreffen 1722 Pflanzenfpecies. Bei manden jchwieriger zu determinirenden Pflanzenfamilien, wie den Gräſern, Doldengewähien, Korbblüthlern, Kreuzblüthlern und Farnen, wird diefe Unter- ftügung des Zertes jehr willlommene Dienfte leiften.

Bei den Nadelhölzern ift leider die neue, nun allgemein anerkannte Nomen- clatur nah den „Dresdner Beihlüffen" nicht in Anwendung gebradt; aud hätte Karſch in diefer Familie viel mehr erotiihe Species aufnehmen ſollen, als es der Fall ift.

Da in Karſch's Buche die Flora der weftöfterreihiichen Kronländer bis Krain und Kärnten hinab Berüdfihtigung gefunden, befigt da8 Vademecum botanicum aud) für uns Defterreicher volljtes Intereſſe.

Dem Bude iſt eine umfangreiche alphabetijc geordnete Erklärung der Kunft- ausdrüde beigegeben. Ein Inhaltsverzeichniß, die lateinifhen und deutſchen Gattungsnamen enthaltend, beſchließt das Wert.

Februar 1895.) Literarifhe Beridte. 65

Wenn wir unfer Urtheil über da8 Vademecum zufammenfaffen jollen, jo fann dies nur fehr günftig lauten; wir empfehlen johin das Wert unummwunden Jedem, der ein Beftimmungsbud von diefem Umfange braudt, aufs

Weidmanns Praktika zu Hol, Feld und Waſſer. Von v. Train. Ein Lehrbuch für angehende, ein Handbud für geübte Jäger und Yagdfreunde, Sehste Auflage, bearbeitet von Ernjt Ritter v. Dombrowski. Leipzig, Her— furtd & Eo. (Wien, Wilhelm Frid.) Geb. fl. 6.20.

v. Train’ „Weidmanns Praktika“ war ein gutes, aber unjcheinbares und wohl nur darum weniger gefanntes Büchlein, das erſt in der nunmehr er» jhienenen und von Ernjt Ritter v. Dombrowski neubearbeiteten und wejent- lich erweiterten jehften Auflage alle Ausficht hat, den ihm gebührenden Rang in der Jagdliteratur einzunehmen. Die Modernifirung und Erweiterung desjelben war zugleich eine weſentliche Vervolllommnung des Buches unter Benügung der beften Quellen und bilden die dem zweiten Bande des Werkes neu eingereihten Abjchnitte über „Jagdhunde“, „Jagdwaffen“ und „Fangapparate“ eine erwünſchte Bereiherung desjelben. Im verhältnigmäßig engftem Rahmen bieten v. Train’s „Praktika“ ein erſchöpfendes Bild des heimatlihen Weidwerfes in Bezug auf die hohe und niedere Jagd und bilden dadurd eines der beiten Jagdhandbücher der Gegenwart. Nicht der geringfte Vorzug des Werkes ift die Eintheilung des Stoffes, und gelang e8 gerade dem Verfafjer diejes Werkes ausnahmsweiſe gut, die Jagdthiere unter Beibehaltung der Begriffe „hoher” und „niederer" Yagd in eine halbwegs zufagende Reihe zu ordnen. Daß c8 ums dabei unendlich freute, das zierlihe Mehwild bei der hohen Jagd abgehandelt zu finden, fei um jo weniger verfchwiegen, als wir dejjen Pofition in der Diätenclaffe der Hafen und Nebhühner niemals recht begriffen haben.

Ein bejonderer Vorzug des Buches liegt auch darin, daß die Jagdzoologie mit dem nöthigen Ernjte, vollfonmen correct und dem Stande unferes Wiſſens angemefjen durchgeführt it. Jagdfachleute find nur zu häufig ſchlechte Zoologen und es ift nicht allzulange her, daß ein an fi ganz gutes, für DBerufsjäger be- jtimmtes Jagdhandbuch von Deutichland her eine mehr als fhlimme Kritik er- fahren mußte, weil demjelben einige arge zoologiſche „Schniger” unterlaufen waren.

Bejonders ausführlich finden wir im Buche aud den Fang des Fuchſes im Eifen nad v. Winkell's unübertroffenen Mittheilungen abgehandelt, und ift es entjchieden des Guten zu viel, wenn eine ſolche Anzahl von Kirrungen und Schleppen geboten werden. Nur wenige alte Jäger haben heute noch das Zeug in fich, die Zeit und die Geduld, um ihr ohnehin nicht unbedeutendes Jagd- und Geräthe- inventar um eine jo reihe Sammlung problematijcher Witterungsmirturen zu bereihern, die wir jammt und ſonders am beten durh Strydnin erjegen. v. Dombromwsfi, auf den eine gewifje Vorliebe für die Familie Reinecke mit jeinem Namen überfommen ift, findet „im Principe die Giftmifcherei im Weid- werte abjolut verwerflih”, und thut das Strychnin im ablehnenden Sinne mit wenig Worten ab. Die Frage ift ja längft zu Gunften des Strychnins aus- getragen! Sie ift jhon darum ausgetragen, weil es unter Umftänden einfach fein anderes Mittel gibt, um der in angrenzenden Bauernrevieren oder Feljenbauen hauſenden Füchſe Herr zu werden. Es ift gewiß wahr, daß unter zehn ſonſt ganz tüchtigen Berufsjägern heute höchſtens noch Einer mit dem Schwanenhalje um- zugehen weiß und ijt die Ausrottung der Füchſe mit der Flinte eine nod viel problematiihere Sache. Bei einer allfälligen Neuauflage des Werkes wäre aljo auf die bewährtejten Berwendungsmethoden des Strychnins einzugehen, das ja in erjter Linie jene herrlichen Niederjagdreviere mitjchaffen geholfen hat, um welde uns andere Continente mit Recht beneiden.

66 Literarifhe Beridte. [XXI. Jahrgang.

Das elegant ausgeftattete Buch ift mit circa 150 guten Abbildungen im Texte, unter welchen die Schädel der Raubthiere durch correcte Zahnzeihnung hervorragen und mit einem gefälligen Zon-Zitelbilde geſchmückt. Es fällt aber Angefihts der fonft guten Zeichnungen aud hier wieder auf, daß man gerade Fährten und Spuren faft niemals cdarakteriftiih und richtig gezeichnet findet. Ganz abgefehen von der häufig aus Raumerſparniß vorgenommenen finnwidrigen Verkürzungen der Geſammtſpur, ift die heutige gemeiniglih geübte Darftellung der Fährten und Spuren eine typographifh unzulängliche, häufig durch Undeut— lichkeit gerade irreführende. Früher oder fpäter einmal dürften wir wohl zu plaftifh geprägten Fährtentafeln fommen, welche wenn man jhon Abgüſſe in Gyps u. ſ. w. nicht befist halbwegs richtige Begriffe beibringen können. Sollte e8 jemald zur Herausgabe derartiger plaftifher Xehrtafeln für den Unter- riht in der Spuren» und Fährtenkunde fommen, dann ijt die befte Unterftügung des Unternehmens dur die maßgebenden Kreife jedenfalls am Plage. Nur durch folhe Tafeln liegen fi jene Heinlihen Unterjdiede wiedergeben, deren Kenntniß den gerehten Jäger macht und welde vom Wißbegierigen unbedingt plaftiich gejhaut werden müſſen, wenn fie begriffen werden und fi dem Gedächtniß ein- prägen follen. Bis wir einmal fomweit fein werden, werden Train’ „Praktika“ allerdings noch mande Auflage erleben, denn fie find, Alles in Alleın, ein gutes Bud, bei deffen Lectüre wir aufrichtige Freude empfanden und weldes dem Er- fahrenen viel des Neuen, dem Jünger im Weidwerfe aber viel des bietet. r.

Die Pürſche auf den Rehbock, aus der Praxis dargeſtellt von Earl Schneider. Zweite Auflage. Blajewig-Dresden 1894. Berlag von Paul Wolff. (Zu beziehen von der k. u. k. Hofbuchhandlung W. Frid, Wien, Graben 27.) Preis fl. —.93.

Das vorliegende im zweiter Auflage erjhienene Werkchen behandelt auf 67 Blattjeiten „eigene Erfahrungen eines alten Jägers“ über die „Pürſche auf den Rehbock“, eines Wildes, welches auf vielen Jagdböden den ftolzen Hirſch oder die Gemſe zu erjegen berufen ift, und welcdes leider in den meijten Ländern nur eine ausnehmend furze, geſetzliche Schonzeit genießt. Mit aufrichtiger Freude begrüßen wir daher die fernigen Worte dieſes Werkchens, welche ung jelbft Erlebtes, jelbjt Gefehenes eines gediegenen Waidmannes vorführen und berart eine an« genehme Lectüre für den erfahrenen Jäger, fowie einen reichen Wiffensihag für den Anfänger bieten.

In ſechs größeren Abjchnitten führt uns der Autor die einzelnen Phafen des Wiffenswerthen vor, hie und da übergreifend, oder im Drange ber Mit- theilung wohl aud vorauseilend, ganz fo, wie e8 aud in der Praris vorkommt, reihlih mit jagdlichen Erlebniffen gewürzt, und erläutert, welde Methode des Vortrages gegenüber der ſonſt geübten trodenen Aneinanderreihung doctrinärer Glaubensfäge unbedingt anregend wirft.

Die Bemerkung auf Seite 10, daß die Pürfhjagd in Bezug auf den Reh— bod die bisher geringste der Hochwildjagd fei, dürfte auf einem Verſehen beruhen und ift augenfcheinlid damit die hohe Jagd gemeint. Auffallend ift uns auch bei der Beiprehung der Jagdausrüſtung der auf Seite 12 der Rundkugel ein- geräumte Vorzug, dann auf Seite 16 die ald Refervefleidung empfohlenen Gummis tuch⸗Gamaſchen, mit deuen e8 wohl dem wetterharten Autor nicht Ernft fein mag.

Die treffende Bemerkung über allfällige Begleiter auf der Pürſche möchten wir mit dem ergänzen, daß „fich felbft der Jäger auf der Pürfche zu viel ift.“

Die Erfennungszeihen der Ride werden auf Seite 18 ganz furz mit einer Negation jener des Bockes abgethan, was den Anfänger recht nachdenklich ftimmen mag.

Februar 1895.) Neueſte Erſcheinungen der Literatur, 67 Die auf Seite 20 aufgeftellte Behauptung, dag das Rehwild Salzleden und Fütterungen nicht gerne annimmt, beruht wohl auf einer ganz localen Beob- adhtung; anderwärts liegen andere Erfahrungen vor.

Mit der Erörterung über die furze Schonzeit des Nehbodes (S. 22 u. 23) hat der verehrte Autor gewiß jedem Waidmanne aus der Seele geiproden und fönnen wir aud in anderen Yändern diejen Uebelſtand nur bedauern.

Die Schilderung des Pürſchganges ſelbſt (S. 23 bis 32) ift in allen feinen Phaſen trefflih und mit einer Weberzeugungstreue gejchrieben, die eben nur dem alten Grünrod eigen iſt.

Das Eapitel „Blatten" mag wohl manchen erfahrenen Jäger an jelbjt erlebte Erfolge und aud an manche vergebliche Mühe erinnern! Ich möchte jedem Jagdherrn Vorſicht empfehlen und das DBlatten überhaupt nur ausnahmsweiſe gestatten, da ich wiederholt gejehen, wie hierbei oftmal8 nur der Schießwuth gefröhnt wurde.

Der Anftand und das ſtille Antreiben, dann die folgenden Abjchnitte über das Verhalten nah dem Schuſſe und bei der Nachſuche, endlid die Anleitung zu waidgerechtem Aufbredhen und Zerwirken des Wildes find meifterhaft gegeben, und ift e8 dem Autor jedenfall® gelungen, den hohen Werth der Pürfche im Nagdbetriebe ins rechte Licht zu jtellen und zur Uebung guten alten Waidmanns- brauches die Jäger und die e8 jein wollen, anzuregen. Sp.

Neuefle Srideinungen der Literatur.

(Rorräthig in der f. u. f. Hofbuchhandlung Wilhelm Frid in Wien.)

Cieslar, Adolf, die Erblichkeit de3 Zuwachsvermögens bei den Waldbäumen. Wien 1805, Breis fl. 40.

Endres, Lehrbuch der Waldwerthrechnung und Forſtſtatik. Berlin, fl. 4.34.

Henschel, die ſchädlichen Forſt- und Objtbauminfekten; ihre Yebensweife und ihre Belämpfung, Für Forftwirthe und Gärtner. Dritte Auflage. Berlin. Gebunden fl. 7.44.

sridhler, der Jagdhund. Seine Züchtung, Erziehung, Wartung, Dreffur und Führung, Siebente Auflage des alten Thon’ihen Werkes, Yeipzig. Geb. fl. 4.66.

Philippi, drei Hiriche der Anden, Abdrud aus den „Anales del Museo nacional de Chile”. Mit vier Tafeln in Quart. fl. 3.72,

Schematismus des Iandtäflihen und Großgrundbefizes von Nicder-Defterreih. Nad) amt: lihen Quellen und directen Angaben bearbeitet. Wien. fl. 1.80.

Zafchenberg, welde Thiere aus der Inſeltenwelt find dem Schutze der Forſtleute, der Yand- wirthe und Gärtner zu empfehlen und warum? Berlin, fl. —.3T.

Derfammlungen und Ausfellungen.

Das Forftweien auf der galiziichen Landesausftellung in Lemberg 1894. II. Der Pavillon der Güterverwaltung Sr. f. u. k. Hoheit des Erzherzogs Albrecht in Saybujd bildete mit feiner forftlichen Abtheilung eine der fojtbarften Perlen der Lemberger Ausjtellung. Indem wir ung anſchicken, unferer Referentenpfliht nahzufommen, können wir unfer Bedauern nicht unterdrüden, den Bericht nicht jo weitläufig gejtalten zu Fönnen, als uns angenehm wäre; in gedrängter Kürze mögen daher die geehrten Lejer erfahren, was uns die forftlihe Erpofition diejes Pavillons in ihrer Neichhaltigkeit und ſyſtematiſchen Gliederung geboten.

Gentralblatt für das gef. Forftweien. 6

68 Beriammlungen und Ausftellungen. [XX1. Zahrgang

Bom Pavillon felbft bringen wir in Fig. 20 ein Bildchen, welches uns deſſen enthebt, in längerer und vielleicht Laienhafter Schilderung das wohlgelun- gene Werk des bekannten Architekten, erzherzogl. Baurathes A. Prokop in Zeichen zu loben. Der Bapillon gehörte unftreitig zu den ſchönſten der Ausitellung und war in feiner Bauanordnnung für die Aufnahme der Erpofition in jeder Richtung vortrefflic ausgeftattet. Die Kreuzform des Grundriffes geftattete eine vorzüglihe Beleuchtung der Objecte, ein wichtiges Moment, welches uns nicht überall auf der galizifchen Landesausftellung in fo volltommenem Grade begegnete.

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Bevor mir zur Schilderung der Ausjtellung ſelbſt fchreiten, wolfen wir einige Generalien über die erzherzogliche Herrihaft Saybuſch vorausichiden.

Die Saybufcher Forite liegen als äußerjter mejtliher Vorpoften des Landes an den Grenzen gegen Schlefien und Ungarn zum allergrößten Theile in jenen farpathifhen Gebirgszügen, welche den ſüdweſtlichen Zipfel Galiziens füllen. Die Wälder nehmen vom Gejammtareale der Herrihaft 85°05 Procent oder 38.509°47 Aa ein. Die oberfte Localverwaltungsftelle ift die erzherzoglihe Güterdirection zu Saybuſch, welcher das Forſtamt unterftellt it. Die Forfte find in drei Wald— bereitungen und 15 Mevierverwaltungen eingetheilt. Drei Dampfjägen, 13 Waffer- jägen und eine Fournierfabrif, eine größere Samenklenganitalt und fünf Heinere Darren vervollitändigen den Betrieb, welcher, wie wir fpäter jehen werden, big in die feinfte Sortimentirung und Zurichtung des Holzes greift.

Februar 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 69

Die Mafnahmen zur Hebung der Waldwirthihaft find erjt jüngeren Datums und für die verhältnigmäßige Kürze der Zeit außerordentliche Yeiftungen; die Er- ichliefung der Wälder durh die Bahnftrede Bielig-Saybufdh-Ejacfa iſt erſt in neuerer Zeit erfolg. Der räumlichen Eintheilung mußten die Forſte lange ent» behren, heute erjt ift fie in der Durdführung begriffen. Daraus darf man aber nicht ſchließen wollen, daß die Betriebseinrihtung eine micht genügende jei. Sehen wir einmal, was die Abtheilung „Betriebseinrihtung“”, welder, wie jedem der anderen Hauptgebiete der Wirthihaft, im Pavillon, eine eigene Wand zuge- wieſen war, dem Beſucher bot. Der Grundzug der Operate ift: Kürze, Klarheit, Bermeidung alles Ueberflüffigen, genaue Feitftellung aller ziffermäßigen Prämiffen für die Einihägung durd eigens conftruirte Rocalertragstafeln. Als Baſis dient ein combinirtes Fachwerk, bei welhem auf den Bezug mehr oder weniger gleicher Maffen in den näcjten Perioden des Umtriebes mehr Gewicht gelegt wird, als auf den raſchen Ausgleich der Abtriebsflähen; diefer Vorgang findet feine Er- Härung in budgetären Rückſichten möglichft gleiher baarer Jahreseinnahmen aus der Domäne. Die Etatsberehnung erfolgt nad der modificirten Kameraltarformel; die Normalvorräthe werden an der Hand von Localertragstafeln erhoben; aus denjelben Tabellen berechnet man aud den Zuwachs im Abtriebsalter. Der wirkliche Vorrath ergibt ſich aus den Tabellen der Beſtandesbeſchreibung. Die Abtriebserträge werben für drei Perioden berechnet und ausgeglichen. Der jpecielle Hauungsplan für das nächſte Decennium enthält nicht nur die Bejtände nah Fläche und an— zuboffenden Erträgen, jondern zerlegt die Ernten auch in die Nugholzfortimente und in jene des Bauholzes. Im Streben nah Gewinnung möglichſt zahlreicher Anhiebe und Heiner Schlagflähen wird die fortjchrittlihe Wirthihaft der Domäne Say. buſch ebenjo offenbar, wie in den Grundjägen für den Durcforjtungsbetrieb: alle Beitände vom 3ojährigen Alter an mit Ausnahme jener des älteften Decenniums find der Durdforftung unterworfen, für deren Anjchägung eigene von der Forſt— verwaltung conjtrmirte Yocalzwijchenertragstafeln dienen.

Wo die räumlihe Cintheilung bereits eingelegt iſt, da jchmiegt fie ſich vollends an die Zerraingeftaltung, wie dies aud an dem exponirten plajtijchen Modelle des Revier Parabla zu jehen war.

Wie wichtig und einzig richtig es ift, die taxatoriſchen Arbeiten auf locale Erhebungen zu bafiren, mag aus einigen Zahlen gefolgert werden, die im Nach— folgenden aus den in ſchön gezeichneten Eurventafeln erponirten Rocalertragstafeln geihöpft worden find. Die Fichte erzeugt auf der Herrichaft Saybuſch in 100 Jahren pro Heltar auf I. Bonität 973", auf der V. Bonität 209 =; die Culmination des Durchſchnittszuwachſes fällt auf der bejten Bonität in das 51. Yahr und beträgt 1188", auf der geringften Bonität in das 78. Yebensjahr mit 2’4 m. Der laufende Zuwachs der Fichte culminirt auf I. Bonität im 35. Jahre mit 209m! Die Weifföhre, welche bejonders im Flachlandsreviere Beitwin zu Haufe ift, producirt in 100 Jahren pro Hektar auf bejter Bonität 608", auf ärmſtem Standorte nur 122; die Culmination des Durchſchnittszuwachſes fällt auf der I. Bonität in das 50. Jahr mit 776", auf der V. Bonität in das 51. Yahr bei 2:08, Bei der Rothbuche beträgt die Holzmaffe eines Hektar im 120. Jahre auf I. Bonität 782", auf geringfter Bonität 149m, der Durchſchnittszuwachs culminirt auf befter Bonität im 87. Jahre mit 7, auf legter Bonität im 80. Jahre mit 144m. Diefe Zahlen jtimmen mit den Baur'ſchen für Fichte und Bude und mit jenen Weije’s für die Weißföhre nicht vollends überein.

An diejer Stelle find aud die Darftellungen der Stammanalyjen von Fichte, Tanne, Buche, Weißkiefer und Lärde zu erwähnen, welde uns den Zuwachs von normalen Stämmen aus verfhiedenen Bonitäten und Meereshöhen jowohl in graphiicher Darftellung als aud in den Analyienjheiben der einzelnen Probejtämme vorführten. Ganz überrafchend erſcheint der Zuwachs einer Yärche aus

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70 Berfammlungen und Ausstellungen. XXI. Zahrgana. 400m Seehöhe auf II. Bonität; im 76. Jahre hatte diefer Stamm eine Höhe von etwas über 30 m erreiht; noch mehr leiftete eine Fichte aus 830m Seehöhe, weldhe im 88. Jahre eine Höhe von 37m (!) und eine Weißtanne aus 700 = Seehöhe, welche im 90. Jahre eine Höhe von nahezu 35 erreicht Hatte.

Einen gewiſſen Einblid in die Wirthſchaft der legten Jahrzehnte gewährt auch jene graphiiche Darftellung, welche uns das Altersclaffenverhältniß der Be- ftände auf der Herrihaft vorführte. ES jpringt das Ueberwiegen der mehr als 80 Jahre alten Beitände in die Augen, ebenjo jener der jüngjten Altersclaffe (1: bis 20jährige), Hingegen find die Altersclaffen 21 bis 40 umd 41 bis 60 nur untergeordnet vertreten; ar Bejtänden aus den Jahren 1830 bis 1870 mangelt es aljo außerordentlih. Ob dies auf ſparſame Hiebführung in jener Zeit oder auf Eulturrüdjtände zurüdzuführen ſei, verjchliegt fih dem Referenten zu entſcheiden. Während unter normalen Verhältniſſen jede Altersclaffe eine Fläche von 7559 ra umfaffen müßte, finden ſich thatſächlich vor:

Bon der I. Altersclaffe (über sojährig) 10.814 a „= ae . (61: bi8 850 ) 6221 MM I EP R (41er 60 ) 4.029 Au . SIR, e (21, 40.) 2.491 ha " " £ 1 ( 1: " 10 " | 11,240 % Für jeden Fall deutet diejer Ausweis auf eine außerordentlihe Gulturthätigfeit der Forftverwaltung in den zwei legten Jahrzehnten hin.

Bevor wir das Gebiet der Betriebseinrihtung verlaffen, wollen wir nod furz bemerfen, daß in der Exrpofition ji ältere Beitandes- und Wirthichaftsfarten aus dem Anfange diejes Yahrhundertes fanden, aus einer Zeit, im welcher die Herrihaft Saybufh aus dem Beſitze der Familie Wielopolsfi in jenen des Öfterreihifchen Erzhauſes gelangte, worauf jofort mit der Syitemifirung der Wirthſchaft begonnen worden zu jein jcheint.

Wenden wir uns nun zu jener Abtheilung, welche die Collection aus dem Bereihe des Waldbaues enthielt. Ein Blick auf die Wand jagte uns, daß es jich in den FForften der Saybujdher Herrſchaft beinahe ausnahmslos um fünftliche Berjüngung handelt. Die Domäne hat in diefer Nichtung vermöge der vielfachen, höchſt anerfennenswerthen Beitrebungen, die vom leitenden Forjtbeamten Herrn Forftmeifter Kozesnit auf dem Gebiete der fünftlihen Waldesverjüngung aus— gegangen, in der fachlichen Welt mit Recht einen wohlverdienten, ausgezeichneten Auf. Die Pflanzung ift Negel, die Saat tritt weit zurüd; pro Hektar werden 4000 biß 5500 Pflanzen verwendet, davon 400 überjhulte Tannen, 220 Buchen: heifter, 40 Ahorne; der Reſt ift Fichten, welche als Saatpflanzen ins Freie gebracht werden. Bei der Tanne geht man am geeigneten Standorten auch weit über 400, jelbft bis 1200 hinauf. Es wird bei Verwendung einer verhältnif: mäßig geringen Pflanzenzahl auf der Flächeneinheit dahin getrachtet, durch ſorg— fältige Eultur möglichjt guten in feinem Wurzelſyſteme unverfehrten Materials, welches eben ein raſcheres Anſchlagen und ein befjeres Wahsthum der Tugenden mit fich bringt, daS zu erreichen, was jonft mit höheren Pflanzenzahlen erzielt wird. Die Erziehung gemifchter Beftände ift, wie wir aus Obigem fehen, ein eminente® Biel der Korftverwaltung. Die often der Neuculturen find im Laufe der legten Zeit bei immer eracterer Handhabung des Gejhäftes von 30 Lohntagen auf 40 pro Heftar geftiegen, hingegen find aber die Nachbefjerungs- fojten ganz außerordentlich zurüdgegangen, nämlih von 57 Yohntagen pro Hektar im Sabre 1881 auf nur 9 Lohntage im Jahre 1893! Dieſe ſchlichten Zahlen jollte jeder Fachgenoſſe vollends beherzigen; fie mögen uns eben fo lehrreich fein, al8 fie Herrn Forjtmeifter Kozesnik zum vollften Lobe gereihen. Ausgeftellte Staudelornbüfchel deuten auf Waldfeldbaubetrieb hin, wie er in den nachbarlichen ſchleſiſchen Beskiden auch daheim ilt.

Februar 1895.] Berjammlungen und Ausftellungen. 71

Der Erziehung der Pflanzen wird große Sorgfalt zugewendet, dies Fonnte man aus dem umfangreichen, jehr ſchönen Materiele erjehen, welches zur Aus» jtellung gelangt war. Da ſah man ein-, zwei» und dreijährige Saatpflanzen, drei-, vier und fünfjährige Schulpflanzen von Tanne, Fichte, Weiß: und Weymouths« fiefer, von Douglasfichte, Eiche, Eiche, Bergahorn und Rothbuche exrponirt, welche in ganz vorzüglicher Zurihtung ihre Wurzeliyfteme bis zur legten Faſer im unverfehrten Zuftande demonjtrirten; dies ift aud mit da$ punctum saliens bei Kozesnik’sCulturverfahren. Dreijährige Eichen von 2.7 m Höhe, 12jährige Rothbuchen (davon fünf Yahre im Garten) von 3'/, m Höhe und 38 mm unterm Stammdurdmejfer, zahlreihe andere Pflanzen und Bäumchen aus Forfteulturen als 5. B.: Fichten (14jährig wohl 10” hoch), Kiefern, Douglasfichten (adhtjährig circa 3m, zwölfs jährig 6= hoch) mußten jeden Forjtmann erfreuen. Die Bodenverbefferung in den Forſtgärten erfolgt mit Compojterde, deren Erzeugung ein inſtructiv gehaltenes feines Modell lehrte, die Schichtung des Compofthaufens war in einem großen Standglafe dargeftellt. Es fommen zur Verwendung 10 Brocent gejhmodete Rajen- erde, 6 Procent Buchenaſche, 8 Procent Waldhumus, 8 Procent kohlenſaurer Kalt, 1 Procent Gyps, 67 Procent gute Walderde. Um bei den fpäten Cul— turen im höheren Gebirge nicht angetriebene Pflanzen aus den tiefer gelegenen Gärten gebrauhen zu fünnen, hat Forjtmeijter Kozesnif eine in etwas anderer Form ſchon üblihe Methode des Einjchlagens von Waldpflanzen auf Schnee erdaht und diejes Verfahren den Beiuchern durch ein gelungenes Modell ver- jfinnlicht (ſiehe Centralblatt f. d. gej. Yoritwejen, Jahrg. 1894).

Die gleiche Sorgfalt, welche der Beitandesbegründung zugewendet wird, läßt man den Beſtänden aud in jpäteren Lebensperioden angedeihen. Thunlichſt intenfive Durchforjtungen find heute ein Grundjag der Wirthihafteregeln und die außerordentlihe Zunahme der Zwiſchenerträge fpriht für die fortichrittliche Tendenz auf diejerm Gebiete. Freilich hat hierin die Erbauung der einen großen Theil des Beſitzes durchziehenden Bahn ein mächtiges Wort gejprochen; Aehnliches erlebte man ja aud) in den Forjten der nachbarlich gelegenen erherzogliden Kammer Zeichen. Der Durdforftungsbetrieb hat fih während der legten 20 Jahre ver- zehnfaht und umfaßt gegenwärtig jährlih ungefähr 6 Procent der Gejammt- waldflähe. Dieje Verhältniffe waren durch ſprechende graphiſche Darftellungen verdeutlicht.

Die Forjibenugung auf der Herrihaft Saybuſch ijt, wie die Ausjtellung zeigt, dort ein ebenſo weiter als tiefer Begriff; die Holzverfeinerung ift da ein eigener Zweig der forftlihen Eigenregie geworden. Wir beginnen bei der Brin- gung der Forjtproducte; dieſelbe jpielt fich in einer der Gebirgslage der Forſte vollends entiprechenden Weiſe ab. Die Erpofition gab ein klares Bild des Trans portwejens. Wir fahen da Handidlitten für den Brennholztransport, Schlitten für die Langholzrüdung; ein Brennholzrüdungswagen mit Pferdebetrieb wies befonders einfahe und praftiihe Konftruction auf. Die weitere Beförderung gejhicht zum allergrößten Theile auf dem Wafferwege; die vielen Zriftbäche, welche nebſt den Zriftanlagen auf einer Ueberfichtstarte der Herrſchaft ver- zeichnet waren, lajjen ein gutes Syftem der Trift und Flößerei zu. Nette Modelle, wie auch photographiihe Anſichten befehrten, daß die Bautechnik vielfah und in glüdtiher Weile in den Dienft des Holztransportes geftellt wird. Von Klaus» bauten war jener im Walde Glina im Modelle erponirt, während von anderen Kaufen trefflihe photographiiche Anfichten vorhanden waren. Bejonders hervorzu« heben wäre hier das große Modell der Triftanlagen und des Yändplages an der Sola bei Weg. Görka; dem Modelle waren auh die Pläne beigegeben. Am Ländplage find die Kohlenmeiler placirt, von welchen ebenfalls Diodelle ausge: jtellt waren. Die Köhlerei wird auf der Domäne in Shwunghafter Weije betrieben. Die Tabellen über die in den legten Jahren getrifteten Brennholzmafjen im

72 Berfammiungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

Bereihe der Herrihaft Saybufh zeigen, daß dic Mengen des zu Waſſer gebrachten Brennholzes nicht in Zunahme begriffen find. Sollte dies auf ein allmähliges Aufgeben des Waffertransportes hindeuten, wie vielen Orts, oder hängt diefe Erſcheinung mit dem Steigen des Nugholzprocentes zufammen?

Das Nugholzprocent ift in ftetem Wachen begriffen; 1851 nur 40 Pro— cent des Gejammtholzeinjchlage® betragend, ift e8 1875 auf 46 und 1885 auf circa 60 Procent gejtiegen. Im Jahre 1892 entfielen vom Geſammteinſchlage per 191.266 /m beim harten Holze 22 Procent auf Nugholz, beim weihen Holze 73 Procent. Bom harten Brennholze wird ein großer Theil 70 Procent in Netorten und Meilern verfohlt, von weichem Holze dienen etwa 46 Procent diefem felben Zwecke.

Wahrhaft mannigfad ift die Verarbeitung und Verwendung des Nutzholzes; die verjchiedenen Etabliſſements Dampf und Wafferfägen, Fournierfabrit gehen in der Faconirung bis zu feineren Sortimenten. Wir jahen da Radipeichen aus Eihe und Ahorn, Felgen aus Bude, Radtöpfe aus Eiche und Ahorn, Bucenfriefen, Dad: und Taverſchindeln aus Bude und Fichte, Dadlatten, Meöbelftäbe, Fourniere, Eifigipäne, Schubfäften für Kinderjpielmaaren, Kiftchen für Surrogate aus Pappelholz, Kifthen für Fett, Fenſter und Fenfterftöde aus Lärchenholz, Sejfelleiften, Ski, Cigarrenkäſtchen, Faßdauben aus Buchen. Letztere zeigte in der Collection überhaupt eine ziemlich mannigfache Verwendung.

ußerhalb des Pavillons befand ſich ebenfalls eine Sammlung von zumeiſt größeren Sortimenten; in der Hauptſache waren es Nutzholzſtämme und Blöche, gewöhnliche und mit Theer geſtrichene Schindeln. Die Tannen- und Fichtenbretter, wie überhaupt ſämmtliche Saybuſcher Schnittwaren, zeichnen ſich durch eine wunderbare Glätte und Reinheit des Schnittes aus, ein Erfolg verſtändiger Be— handlung der Sägeblätter. Hinter dem Pavillon ſahen wir auch die Art und Weiſe der Aufbewahrung der Fichtenrinde demonſtrirt: Die gerollten Rindenſtücke werden in Kreuzftößen aufgeftappelt, vertical durch den Stoß läujt eine bis in den Boden reihende Stange, an welder Inapp über dem Stoße ein Querholz befejtigt ift, welches ein über die Spige der verticalen Stange gelegtes Rindendad trägt.

In der Abtheilung „Forſtſchutz“ fiel uns eine Handſammlung forſtſchädlicher und ⸗nützlicher Inſekten, von Oberförſter K. Greger in ſorgfältigſter Weiſe zu— ſammengeſtellt, auf; es fehlte da nicht ein Kaſten, „die Nonne und ihre Begleiter”. Wir fahen da weiter Fangknüppel mit Yarven des Rüſſelkäfers und des Baft- fäfers, Weymoutbstieferäfte mit Chermes Strobi, Gallen, Krebswuderungen der Zanne, Herenbejen, Beihädigungen an Fichtenzapfen durch Eihhörnden, Fraß der Kiefernblattweipe u. m, a. Außerhalb des Pavillons waren typiſche Wuchs— formen der Tanne und Buche aus der Schneebrudregion exponirt, Beihädigungen durh Knoten der Gipfel an jehr ſtarken Exemplaren vorgeführt; ein folder, etlihe Decimeter ftarfer, einftens zum Knoten gejhlungener Stamm zeigte eine colofjale Ausbauchung. Es fehlten da jelbjtverftändlid auch durd Hochwild ver- urſachte Schälfhäden nicht, wie Schäden, verurſacht durch Holzfällung und Rüdung.

Erhöhtes Intereſſe verdiente ein Wandtableau, welches lehrte, daß, feit dem die Tarife für die Forſtfrevel herabgejegt wurden (1889), die leeren in hohem Maße und ziemlich regelmäßig zunehmen.

Das forjtlihe Baumefen wurde ſchon gelegentlih der Klaus- und Trift- bauten geftreift. Hier jei noch der Modelltypus eines Hegerhaufes ſammt Wirth. ihaftsgebäuden erwähnt, welder von praftifher Bequemlileit und maßvoller Sparjamfeit zeugt. Bilder und Pläne von Forfthäufern, der Dampf: und Waffer- fäge in Uyſol, jene der Dampfiäge in Sidzina vervollftändigen diejen Theil der Erpofition, welder aud das Modell einer herrſchaftlichen Klenganſtalt enthält. Die Domäne Saybujh gewinnt nit nur jür dem eigenen Bedarf fämmtliche

Februar 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 73

Nadelholzjamen, jondern producirt auch zum Verkaufe größere Quantitäten in allen ergiebigeren Samenjahren.

Die Ausstellung der Herrihaft Saybujd bewies uns deutlich, daß dortjelbft jeitens der leitenden Kreije ftet8 auf eine engere Berührung der Forftverwaltungs:- beamten mit der Wiffenfchaft geachtet werde. Konnte dies ſchon aus dem bisher Gefagten erjehen werben, fo fei doc noch zum Beweiſe deffen auf einige mehr naturwiſſenſchaftliche, aber mit der Praris der Forftwirthihaft eng im Zufammen- bang ftehende Dbjecte hingemiejen.

Hierher gehört die Erpofition der typifhen Waldböden der Domäne nebft den entiprechenden chemiſchen Analyjen, ferner ein vom erzherzogl. Forſtadjunkten Zygmond fehr forgfältig gearbeitetes Herbarium, die wichtigſten im Walde vor- fommenden Unfräuter und Gefäßfryptogamen enthaltend. Daran reihten fi Ver— bänderungen an der Fichte, interefjante Wuchsabnormitäten, Maferbildung infolge abnormer Anhäufung von Adventivfnojpen, Rindenwucherungen an der Tanne, Verwachſungen von Fichte, Tanne und Buche. Seitens der Forftverwaltung werden auh die Beobadtungen an der Saybufcher meteorologijhen Etation gemacht, deren Daten in einem größeren Zableau zur Anjhauung gebradt waren.

Damit verlajfen wir die reichhaltige, jo überaus lehrreihe Ausftellung der erzberzoglihen Herrihaft Saybujh, die unummunden zu den beiten im Stryer Parke gezählt werden muß.

Der Pavillon des Landmarſchalls Fürften Euftahius Sanguszfo beherbergte auf Eleinem Raum eine große Mannigfaltigkeit von Ausstellungs: objecten. Der Bau trug den anjpredhenden Stil eine® mit natürlider Rinden- und Zmweig-Ornamentif ausgeftatteten anheimelnden Jagdhauſes. Neben den forft- lien Objecten hatte der Hausherr folde aus dem Gebiete der Landwirthſchaft, des Bergweſens (Steintohle) und der Fiſcherei erponirt.

Die Wände erjchienen mit einer reihen Auswahl jhönfter und ojt feltener Jagdtrophäen gefhmüdt; im Fonde des Pavillons waren die Gegenftände der forjtlihen Ausſtellung gruppirt. Hier fielen bejonder8 die jehr jhön und nett gearbeiteten Bejtandes- und Wirthichaftstarten in die Augen. Die Betriebsein- rihtung fteht auf den Gütern des Fürjten Sanguszfo auf einer hohen Stufe. Seit 1875 ift die ſächſiſche Methode adoptirt. Beſonders intereffant waren die Karten des Reviers Wierzchoslamwice, welche, mit dem Jahre 1865 beginnend, den Stand der Bewaldungsverhältniffe von 10 zu 10 SYahren bis 1894/95 hinauf darftellen; zum Vergleiche liegt eine Karte derjelben Forfte aus dem Yahre 1828 auf. Außerdem waren Beftandes- und Wirthicaftsfarten erponirt von den Revieren Trzemesna, ZdZary, Niedomek und Bodhorce, vom legteren aud eine plaftijche Darftellung, welche die jehr regelmäßige räumlihe Eintheilung zur Anſchauung bradte.

Nahdem im Jahre 1875 die neue Betriebseinrihtung nad ſächſiſcher Methode eingeführt worden war, ſchritt man 1885 zur erjten Revifion, bei welcher die während des legten Decenniums gejhöpften Erfahrungen für die fernere Wirthſchaftsführung gründlih und allfeitig ausgenügt wurden, Der Umtrieb ift 100jährig.. Die räumlihe Eintheilung ift, wie im Forſten mit ziemlich eben geftalteten Zerrainformen, eine regelmäßige. Das Streben und die Anbahnung möglichſt vieler Hiebszüge tritt in den Vordergrund, es ift ja dies das befte Mittel zur endlihen Erreihung einer normalen Altersclaffenfolge.

In den Kiefernforiten ift Kahlhieb mit folgender Beftandesjaat jhftemifirt. Der Boden wird dur '/,m breite, 15 biß 20cm tiefe ftreifenweie Bearbeitung im Herbfte für die Saat vorbereitet. Im Frühjahre werden die Streifen mit Rechen leicht gelodert und jodann pro Hektar Kahlflähe eine Miihung von 47% Weiß führen, 1°3%5 Fichten» und 07 Lärdenfamen angebaut. Das Saatgut wird zum Schuge vor Vogelfraß mit Minium gefärbt. Der Fichte ift nebenbei aud) die

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Rolle des Bodenſchutzes zugedaht. Beſſere Standorte werden mit der ide, Eiche und Ulme in Beftand gebradt. Die Weymouthsfiefer hat in den Forſten des Fürften Sanguszfo vielfahe Verbreitung gefunden und feiftet alfenthalben jehr gute Dienfte. Die Nahbefferungen geſchehen mit aus den benadbarten Beitandesjanten gewonnenen Ballenpflanzen. DOertlichfeiten, welche ſich nicht ent- wäfjern laffen, werden mit Erlen ausgepflanzt. Die Beftandesjaat von 1ra Fläche foftet im Durchſchnitte fl. 20.

Der Waldfamen wird in einer eigenen herrſchaftlichen Klenganftalt gewonnen, deren Modell in der Austellung zu fehen war. Dieſe Samendarre iſt einfad aber gewiß zulänglih und praftiicher Conftruction. Die in einem Meißner-Ofen erwärmte Luft paſſirt ein Röhrenſyſtem, gelangt dann durd zahlreihe Deffnungen in den Hürdenraum, um endlich durd) oben angebradhte Kamine zu entweihen.

Jedem Beſucher des Pavillons des Fürften Sanguszko mußte die große Zahl jehr nett und inftructiv ausgeführter Stammanalyjen in die Augen fallen. Dieje Analyjen gaben Anhaltspunfte über die Leiftungsfähigfeit einiger Haupt- bolzarten in den fandigen Ebenen der fürjtlihen Herrſchaften bei Tarnow.

Die Analyjen waren in der Weife ausgeführt, daß von jeder Stammijdeibe ein etliche Centimeter breiter Streifen aus der Mitte ausgejchnitten wurde; dieje Stammſcheibenausſchnitte find nun mit ihren tangentialen Schnittflähen der Ordnung nad übereinander gelegt, ſodaß fie dem Beſchauer die Querſchnittflächen mit den Sahresringen zuwenden. Wenn nun die gleichalterigen Yahresringe etwa jeder 10. oder 20. mit Tuſche bezeichnet werden, erhält man durch dieje Yahresringlinien ein jehr anjhauliches, freilich gedrüctes Bild über den Wachthums— gang des Baumindividuums.

Wir ſahen da die Analyje einer Yärche aus dem Reviere Trzemesna füdlih von Tarnow in den Farphathifchen Vorbergen welche in 55 Jahren die impojante Höhe von 29m bei einem Feſtgehalte von 2286 m’ und einer Form— zahl von 0-37 erreicht Hatte; eine Weißtanne aus der fandigen Ziefebene war in 88 Jahren 33" hoch geworden und ergab eine Holzmafje von 2'966 w; die Formzahl war 0°51; eine Fichte von demſelben Standorte hatte in 86 Jahren er Stammhöhe von 37m erreicht, ihre Holzmafje betrug 4047 m, ihre Forms zahl 0°49,

Zur eigentlihen Wirthihaftsführung zurüdkehrend, jei hernorgehoben, daß der Durdforftungsbetrieb ein ſehr namhafter zu nennen iſt. Die Erträge defjelben belaufen fih auf ungefähr 10 Procent des Gejammterträgnijjes der Holzuugungen. Im Durchſchnitte werden pro Heltar 16 biß 26m Zwiſchenerträge genugt. Wie jehr dem Wirthihafter die Beftandespflege am Herzen liegt, ift aus den jorgfältig gefaßten Durcforftungsplänen zu erjehen, in welden von den 25jährigen Beftänden an alle Altersclaffen mit Ausnahme jener aufgenommen erſcheinen, welche im nächſten Jahrzehnte zum Hiebe gelangen. Jeder Beftand joll planmäßig ungefähr alle zehn Jahre einmal durdforftet werden. Die Details des Durdforftungsbetriebes, zumal die jährlihe Wahl der heranzuziehenden Beſtände innerhalb der Altersclafjen, find dem Localverwalter anheimgegeben. Bei den Durdforftungen werden die Stammclaffen bis inclufive 4a (nad. Kraft) entnommen.

Die Ausnügung der Beftände ift eine fehr intenfive, auf einer ziemlich weit- gehenden Sortimentirung der Holzernte bafirt. Die Fällung geſchieht mit dem Stode, it alfo eine Stammrodung.

Das Sägewerk in Budy, wohin ein großer Theil des Holzes zum Ver: Ihneiden abgegeben wird eine übrigens gut rentirende Unternehmung bezahlte das Schnittmaterial im Durchſchnitte des legten Jahrzehntes wie folgt: Eichens holz mit fl. 5.70, Kiefernholz mit fl. 3 pro Kubifmeter. Sehr ventabel ijt die Ver: arbeitung des minderen Holzes zu Eiſenbahnſchwellen.

Februmr 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 75

Aus dem Gebiete der Fiſcherei, weldher auf den Gütern des Fürften Sanguszko die volljte Aufmerkjamfeit und ein jehr rationeller Betrieb zugewendet wird, konnte man viele Objecte der künstlichen Fiſchzucht ſehen, darunter zahlreiche Weingeifipräparate. Die der Fiſcherei Shädlihen Vögel waren im jchönen Exem— plaren erponirt. Bejonders jehenswerth waren die in zwei Glasläſten lebend aus: geftellten fiſchereiſchädlichen Schlangen Tropidonotus natrix (Waffernatter) und. Coronella laevis (glatte Natter); von legterer Art war eine ganze, zahlreiche Familie vorhanden.

Wir wenden ung dem Pavillon des Grafen Roman Potocki zu. Die fühl aufjtrebende Gothif mit ihren ernten Yinien erjcheint hier dem weichen, gefügigen Baumateriale des Holzes in glücliher Weije aufgepfropft. Die Expo— fition in diefem Pavillon iſt beiweitem nicht überladen, repräjentirt jedoch in durdaus würdiger und gediegener Weife den hohen Stand der Forjtwirthichaft der gräflihen Herrſchaften.

Die Domänen des Grafen Roman Potocli zerfallen in zwei Gutsförper, welde in forjtliher Beziehung infolge der außerordentlid disparaten Standorts- und fomit aud Bewaldungsverhältniffe typiſch unterſchieden find; es find dies die Forſte der Herrfhaft Lancut auf abjolutem Sandboden der galizijchen Ebene, und die Waldungen öjtlih von Yemberg auf mehr fruchtbarem Boden des Hügel— landes ſtockend.

Die Domäne Lancut umfaßt 12,527 %a, vorherrihend mit der Weißföhre bewaldet; bejonder8 die Reviere nördlich gegen die rujfiishe Grenze hin wie Brzyska wola, Saftrzembiec, doh auch Xezajst und Sarzyna tragen beinahe reine Weißföhrenbeſiände. Um Karıcut herum ift jo mander Diftrict mit einer Miſchung von Weifföhre, Eiche umd Hainbuche beftodt. Eine generelle Leber: ſichtslarte der Wälder der Herrſchaft Laücut, im Mafftabe 1:17.280 ausgeführt, belehrte den Bejucher über die geographiidhe Yage, das Maß der Arrondirung, über die räumliche Eintheilung, die Holzartenmiihung und das übrigens recht ‚günftige Altersclaffenverhältnig. In einer beinahe abjoluten Ebene gelegen, find die Lancuter Forte gewiß vollends geeignet, eine jehr vegelmäßige, räumliche Ein— theilung mit Recht zu erhalten; die Abtheilungen bilden Quadrate und Rechtecke: das elementarfte Beijpiel einer Eintheilung! Die Umtriebszeit umfaßt 100 Jahre, nur für zwei Reviere ijt fie SOjährig iyitemifirt. Der wirkliche Holzvorrath beträgt 1,999.034 m, der normale 1,933.225 ", jo daß ein Ueberſchuß von 65.809 m refultirt. Die Yahresichlagflähe umfaßt 1124 ra, der Jahreseinſchlag 37.000 m,

Die Bewirthihaftung der Kancuters-Siefernforite erfolgt im Kahlſchlage; die abgetriebenen Flächen werden durd Fährlıngspflanzung in Quadratverband wieder in Beſtand gebradt. Die durchſchnittlichen Culturkoſten pro Hektar belaufen fih auf rund fl. 20.

Die djtlih von Lemberg gelegenen Forfte 15.540. find mit geringen Ausnahmen Miihwaldungen von Yaubhölzern und zwar der Roth- und Hain— buche und der Eiche. Aud hier belehrte eine Ueberjichtsfarte über die Generalien der Waldungen. Die VBerjüngung iſt eine natürlihe; wo die Bude vorfommt, wird getrachtet, fie aud für die Zukunft zu erhalten. Die räumliche Eintheilung dieſes Gutscompleres ift, trogdem wir uns im Hügellande befinden, und Höhen: unterjchiede von 100m nidt felten find, eine ebenjo regelmäßige, wie in Laücut; auf die Xerrainausformung ift nicht Nüdjiht genommen. Die bei Yemberg gelegenen Waldungen, welche auf gutem Yaubholzboden ftoden, zeigen fich gegen- wärtig bereit8 da und dort mit Nadelholz durchſtellt, welches durd jüngere Alters- claffen der Weißfiefer, Fichte und etwas Lärche vertreten erſcheimt.

Die Ausstellung beherbergte zahlreihe Dbjecte der Berriebseinrihtung, als Wirthichafts- und Beitandestarten, die ſchon erwähnten Ueberfihtsfarten, Ein- rihtungsoperate mit allen ihren Theilen. Hiftorifch interejjant waren die aus dem

76 VBerfammlungen und Ausftellungen.

[) XI. Jahrgang.

Jahre 1785 ftammenden Pläne und Karten der Herrſchaft Lancut, welche damals den Familien Ezartorysfi-Qubomirski gehörte; moderner waren die Bejtandes- farten aus den Bierzigerjahren diejes Jahrhunderts. Die auf der Herridaft ein: geführte Buchhaltung war dur zahlreiche Belege veranſchaulicht; ferner lagen die in Kraft ftehenden Producten⸗-Tarife auf.

Es ift wohl überflüfjig, beſonders zu erwähnen, daß der Papillon des Grafen Roman Potocki mit fhönen Jagdemblemen reih geſchmückt war. Hervorheben mödte ih nur befonders ein Kreuzungsproduct von Wolf und Hund, das in einem ausgeftopften Eremplar erponirt war; der Baſtard zeigte vollends die Geftalt eines Wolfes, war jedoch tiefjhwarz gefärbt. Eine größere Collection von Wilderern abgenommenen, vielfach fehr primitiven Waffen verdient hier no hervorgehoben zu werden. Dr. Cieslar.

(Schluß folgt.)

©eneralverjamminng des Oeſterreichiſchen NReichsforftver- eined in Wien am 1. und 2. September 1594. Der Oeſterreichiſche Neihsforftverein wollte mit der am 1. September ftattgefundenen Excurſion feinen Mitgliedern zwei, den meiſten Forftwirthen nod nicht genügend befannte Gebiete forfiliden Schaffens vormweijen, nämlid die Hand in Hand mit forftlihen Maß- nahmen gehende Wildbahverbauung bei Edlig und die ausgedehnten Arbeiten der forftlihen Berfuhsanftalt im Großen Föhrenwalde. Die Theilnehmer, welche fi Morgens am Ajpangbahnhof in Wien einfanden, waren der Zahl nad wohl nidt gar jehr viele, aber diefe voll bei der Sache. In Wiener-Neuftadt ftiegen noch einige Ercurjenten, welche mit dem Schnellzuge der Südbahn gefommen waren, in den Apanger Zug ein. In der Station Edlig wurden die Theilnehmer vom Leiter der Wildbachverbauungsfection Lınz, Herrn Oberforjtcommiffär Alois Pokorny, defien Wirkungskreiſe auch diefe Gebiete unterftehen, dann von den Beamten der dortigen und der benachbarten Wildbahverbauungsfection, mit dem Localbaufeiter Forſtinſpectionscommiſſär Lafit an der Spite, empfangen. Auch der Bürger: meifter von Edlig, Herr Sebaftian Heijjenberger, war zum Empfange der Säfte auf dem Bahnhofe erjwienen.

Seit einer Neihe von Jahren hatte die Bevölkerung im Gebiete des Pitten- und vorzugsmweife in jenem des Edlitzbaches und feiner Zuflüjfe von verheerenden Bermuhrungen zu leiden und insbefondere waren es die großen Schäden in den Jahren 1885 und 1886, welde den niederöfterreihifchen Yandesausjchuß bewogen, die Staatshilfe anzufprehen. Die Staatsverwaltung jhaffte Wandel, indem fie die nothwendigen Eorrectionsarbeiten der Wildbachverbauung übertrug und zwar in der Weije, daß die Koften der Verbauungen Staat und Land zu gleihen Theilen, die Koften der Grundeinlöfung und die Inſtandhaltung der Eorrectionswerle die Ge- meinden tragen. Schon auf dem Wege vom Bahnhofe in den Ort Edlig konnten die Regulirungsbauten am Edligbache befichtigt werden, welche den rückhaltloſeſten Beifall fanden. Durch den reizenden Ort Edlig, welcher zum Empfange der Gäſte feſtlich be- flaggt war, ging es unter feierlihem Gedröhne von Pöllerfhüffen zur Mündung des Bindergrabens in den Edligbad und den Bindergraben aufwärts zu den einzelnen Bauobjecten. Die folide Ausführung diefer Bauten und deren verhältnigmäßig ge- tinger Koftenpreis fanden allfeitige Anerkennung. Leider war e8 nicht möglich, die Ercurfion bis an ihren Ausgangspunkt an der Grenze auszudehnen und fo mußte denn der Rückweg nah Paffirung eined mäßigen Rückens durd den Kreuz- leithenbah genommen werden, deſſen ebenfo intereffante Verbauungen bis zum Hauptbade verfolgt und ftudirt werden konnten. Vor Eintritt in diefen Graben fanden die Ercurfionstheilnehmer auf der Höhe ein vom E, k. Aderbauminifterium bargebotenes Frühftück, welches von den Damen der Herren der Wildbadhver- bauung und deren Belannten in liebenswürdigjter Form den Grünröden credenzt

Februar 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 77

wurde und jo doppelt gut mundete. Den Reigen der Trinkſprüche eröffnete der Präfidentftellvertreter Hofrath Pichler Ritter von Tennenberg mit einem Zoajt auf den Kaifer, welder in ein dreimaliges Hoch ausflang, ferner wurde ge— jproden und getrunfen auf den Meichsforjtverein, auf den Xeiter der Wildbad» verbauung, auf die anmwejenden Damen u. ſ. w. Das nod zu abjolvirende Bro- gramm des Ercurfionstages zwang leider zum baldigen Aufbrud).

Bei den Wildbadhverbauungsarbeiten, weldhe in eigener Regie ausgeführt wurden, waren größtentheils Eträflinge aus Göllersdorf in Verwendung gewejen. Diefelben erhielten einen Zaglohn per 70 fr. gegenüber dem üblidhen Lohne per ı fl. 30 fr. der übrigen Arbeiter.

Die Strede von dem erreichten Punkte der Siraße bis zur Eifenbahnftation Edlig wurde in Wagen zurüdgelegt. Nah eingenommenem Mittagmahle ın der Bahnhofreftauration fuhren die Excurſenten mit dem nächſten Zuge nah Erlach, mojelbjt fie vom Stadtrathe Stainer, dem befannten Samentlenganftaltbejiger, und dem ſiädtiſchen Förfter Kreug im Namen der Stadt Wiener-Neujtadt als Befigerin des Großen öhrenwaldes und dem ©utsverwalter der Herridaft Frohsdorf, Hradegiy, begrüßt wurden. Nach kurzer Wagenfahrt betraten die Theilnehmer den der Herrihait Frohsdorf gehörigen Waldtheil Schaff erjpig, wo» jelbft Gutsverwalter Hradetzky Aufllärungen über die dortige Harznutzung ertheilte. Hierauf ging es in den ſiädtiſchen Beſitz, zunächſt in den Waldtheil Shaffler- fpig, einen jehr gleihmäßig erwadjenen, über 90 Yahre alten Schwarzföhrenbe- ftand von ganz analogen Verhältniffen, wie joldye dır gleichnamige, bereits durch jchrittene herrſchafiliche Walptheil aufwies. Von hier aus ging es nad Ueber» querung der Schwarzauer Strafe an verjdiedenalterigen, zumeiſt aus Schwarz» führen und diverfen Yaubholzarten bejtehenden Beftänden entlang dem Kehrbache und den Jägerhauſe zu. Die Waldjtreden längs des Kehrbades wurden den Excur— jenten hauptfählichft aus dem Grunde vorgewiejen, um darzuthun, welden Con» trajt dıe Vegetation nädjft des Kehrbaches gegenüber jener der von ihm weiter entfernten Partien darbietet. Befigt auch der Große Föhrenwald in jeinen öftlidhen, ſchon ſeit etlichen Jahrhunderten abjoluten Waldboden bildenden Partien bejjere Zumadsverhälinifje, als die der Südbahnlinie nahen Beſtände jüngeren Datums, jo kann diefer Umftand allein zur Erklärung des geradezu üppigen Wuchſes der vom Kehrbadye durdzogenen Waldtheile nit augreihen. Dieſer Umſchwung der Verhältniffe ift lediglich dem Einflufje der Feuchtigkeit und Friſche zuzuſchreiben, welche ſich beiderjeits des Yaufes der genannten Wafferader geltend maden. Das jo günftig beeinflußte Ufergelände ift allerdings verhältnigmäfßig von geringer Aus» dehnung und außerhalb diejer Sıreifen der üppige Wuchs wieder bald verjhwunden. Auf diefem Kehrbachſtreifen finden ſich fait alle Laub» und Nadelhölzer, jogar die Rothbude ıft in einem Eremplar vorhanden. In der Nähe des Jägerhauſes, bei der malerifh ſchön gelegenen Sempenfapelle ijt aud eine circa 4Ojährige Schwarznufßallee zu erbliden. Nach Befihtigung des im Großen Föhrenwalde fich befindlichen größten Schwarzjöhrenftammes, der „Bild- oder Kreuziöhre“, wurden die Ercurjenten beim Jägerhauſe vom Director der forjtlihen Verſuchsanſtalt, Oberforſtrath Friedrich, begrüßt und begann von hier aus die Tour durd die von der Anjtalt jhon jeit einer Reihe von Jahren gejhaffenen Verjuhsunlagen. Zuerft wurde die mahegelegene Culturverjuheflähe Nr. 13 in der Abtheilung Wiesboden befichtigt, wojelbft Adjunct Dr. Eieslar die nöthigen Erfiärungen gab. Die Anlage der ulturverjuhsflägen im Großen Föhrenwalde feitens der Verſuchsanſtalt war für die Entwidelung des Forftculturweiens in diejen Forjten von maßgebender Bedeutung. Seit einer langen Reihe von Jahren wurde von der Rocalforftverwaltung die Freiſaat in vertiefte Pläge als einzige Eulturmethode geübt. Im Jahre 1884 legte die forftlihe Verſuchsanſtalt ihre erjte Eulturver- jubsflähe (Nr. 6) an, auf welder die Freifaat einem gründlichen und ziemlich)

78 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXT. Jahrgang.

abjhliegenden Studium unterworfen, zugleih aber die Pflanzung von Schwarz- föhrenjährlingen in den Kreis methodiiher Beobachtung gezogen wurde. Die guten Erfolge diejes erjten ſchüchternen Verſuches wirkten Richtung gebend und feit jener Zeit hat die Yocalverwaltung die Pflanzung ul$ beinahe alleinige Eulturmethode adoptirt. Die vom Neichsforjtvereine befichtigte Eulturverjuchsflähe Nr. 13 dient dem vergleichenden Studium verjciedener Pflanzmethoden; die Verſuche lehren vor allem, daß man der Verdämmung durch Graswuchs möglichſt entgegenarbeiten muß, um die Pflanzungen zu erhalten. Die verjuhsweife Anpflanzung der Pinus Banksiana jolf zeigen, wie ſich das Gedeihen diejer nordamerifanijchen Kiefer auf dem armen Boden des Großen Föhrenwaldes geitaltet.

Die nun folgende Befichtigung der Durdforjtungsverfuhsflähe Nr. 2 im Saubersdorferfelde, der Durchforſtungsverſuchsfläche Nr. 4 und der Streuver- ſuchsfläche Nr. 5 im Schwarzauer Anbau fomnte nur mehr im bejcdhleunigten Tempo vorgenommen werden, da die Zeit bis zur Abfahrt des Wiener Zuges von der Station St. Egyden ſchon nahe war. Adjunct Ingenieur Böhmerle war daher nur in der Lage, in fnappen Umrifjen dieje Verſuchsorte zu bejchreiben und mußte wegen der näheren Detail8 auf das 17. Heft der „Mittheilungen aus dem forjtlihen Verſuchsweſen Defterreih8“ verweifen, wojelbjt dieſe Verſuchsorte genau bejchrieben find. Bei der Beſichtigung der Streuverſuchsflächen hob derjelbe jpeciell hervor, daß der geringe Zeitraum jeit der Einlage diefer Verſuchsorte nod feine eingehenderen Eonclufionen über den Effect der Streuentnahme oder -Belaſſung, beziehungsweife den Streuwerbungsturnus zulaffe, daß aber die bisherigen ftatiihen Aufnahmen immerhin das Wefultat ergeben hätten, daß der von der Tocalverwaltung geübte dreijährige Streuturnus ein viel zu furzer fei, derjelbe ſohin auf mindeftens fünf Jahre erhöht werden ſollte.!

Nachdem noch Adjunct Dr. Hoppe einige intereffante Daten über die ge- nauen Bodenanalyjen der Streuverfuchsflächen gegeben, beitieg die Gejellichaft wieder die Wagen und fuhr nah der Station St. Egyden, von wo nah Ein— nahme einer von der Commune Wiener-Neuftadt gebotenen Jauſe, welcher wegen der knapp zugemefjenen Zeit leider nicht mehr im verdienten Maße zugejproden werden fonnte, die Nüdjahrt nah Wien angetreten wurde,

Am 2. September um 10 Uhr Vormittags cröffnete der Vereinspräfident, Se. Excellenz Freiherr v. Banhans die Generalverjammlung, welde im. Heinen Saale der Yandwirthidhafts:Gejellihaft abgehalten wurde. Der Vorſitzende begrüßte die zahlreich erſchienenen Delegirten der Behörden, Anjtalten und Schweiter- vereine mit herzlichen Worten. Es hatten entjendet: Das k. f. Aderbauminijterium den Oberforjtcommifjär A. Pokorny, der n. ö. Landesausihuß den Grafen Gatterburg, die & Ef. Yandwirthichafts- Gejellihaft in Wien Freiherrn v. Gudenus. ALS Vertreter der k. k. forjtlichen Verjuhsanftalt zu Mariabrunn war deren Director Oberforſtrath J. Friedrich erihienen, namens des Böhmiſchen Forſt— vereines Forftmeijter Böhm, den Steiermärliſchen, Kärtneriſchen, Ziroleriihen und Galiziſchen Forftverein vertrat Forſtrath Profefjor v. Guttenberg, den Nieder- öſterreichiſchen Forftihulverein und den Verein für Güterbeamte in Wien Karl Graf Haugmwig. Der Niederöfterreihiiche Forjtverein hatte den Forſtrath Hampel, der Mähriſch-ſchleſiſche den Forftmeifter Baumer, der Mähriſch-ſchleſiſche Forſt— ichulverein den Forftconcipijten F. Kraetzl entjendet.

Die Adminiftrativ: Verhandlungen begannen mit dem Vortrage des Nechenjhaftsberichtes des VBereinsdirectoriums für die Jahre 1892 und 1899.

! PBrivatmittheilungen zu Folge ſoll die ftädtiiche Verwaltung in jüngfter Zeit den Ueber— gang vom dreijährigen zum vierjährigen Streuturnus angeordnet haben, Wir regiftriven diefe Nachricht als einen immerhin bemerlenswerthen Erfolg unferer langjährigen Beftrebungen mit nicht geringer Genugthunng. Die Nedaction,

Tebruar 1895.) Verſammlungen und Ausftellungen. 79

Diefem vom Bereinsjecretär P. Turetſchek vorgelefenen Berichte entnehmen wir in Kürze Nachfolgendes:

Im Verlaufe der zwei Berichtsjahre vom 1. Januar 1892 bi8 31. December 1893 hat fih der Stand des Vereines erfreulich gehoben und ift die Mit- gliederzahl von 395 auf 589 gejtiegen; inclufive der pro 1895 neu angemeldeten Mitglieder ift deren Stand heute jhon auf 663 zu beziffern.

Der Borfigende theilte mit, daß die Gentralgüterdirection Sr. Majejtät des Kaijers dem Neichsforjtvereine einen Beitrag von fl. 100 gewidmet hat.

Auf die finanziellen Angelegenheiten übergehend berichtet Secretär Turet: ichef wie folgt: Mit Beginn des Jahres 1892 belief jih der Caſſaſtand auf fl. 821°55, Anfangs Sanuar 1894 auf fl. 1617°64, Das Präliminare pro 1895 hält fih mit fl. 3000 in Empfang und Ausgabe das Gleichgewicht.

Vom Bertriebe der Yubiläumsdenkihrift waren bis Ende 1893 für die im Wege des Vereinsjecretariatd abgejegten Exemplare fl. 34485, vom Commijfiong- buchhändler fl. 163°33, in Summe daher fl. 508'18 erlöjt worden,

Aus der Wirkfamfeit des MNeichsforftvereines und der Thätigkeit deſſen Directoriums während der Nahre 1892 und 1893 ift in erjter Linie des glänzenden Berlaufes der am 19. und 20. September 1892 abgehaltenen Generalverjammlung zu gedenken, welche als Gedenkfeier des 40jährigen Beſtandes des Reichsforſt— vereines durch die hohe Theilnahme des VBereinsprotectors Se. f. u. f. Hoheit des Erzherzogs Karl Yudwig ausgezeichnet worden.

Die weitere Thätigfeit erftredte fi auf die Theilmahme von Vereinsdelegirten bei den Verhandlungen der Korjtcongrefje von 1892 und 1893, ebenjo war der Neichsforftverein bei der im Jahre 1893 abgehaltenen Fachconferenz für das forjt: lihe Verſuchsweſen vertreten.

Ueber Aufforderung der n. ö. Statthalterei hat das Directorium über den Gejegentwurf binfichtlih Unfallverfiherung der in land- und forjtwirthihaftlicen Betrieben bejchäftigten Arbeiter ein Gutachten abgegeben.

Die Preisausjhreibung über den Wettbewerb um die für praftijche und methodiiche Leiftungen im Yidhtungsbetriebe bejtimmten Prämien ift leider aud diesmal rejultatlos verlaufen. Das Directorium hat bejchloffen, dieje Preisaus— ſchreibung nicht ganz fallen zu laffen, jondern vorläufig blos auf einen günftigeren Zeitpunft zu verichieben und die Prämienauffammlung aus den Intereſſen des Grabner-Gedähtnißfonds im Sinne des urjprünglichen in der Generalverfammlung vom 8. Januar 1837 acceptirten Antrages weiter fortzujegen.

Das Bereinsorgan, die öfterreihijche Vierteljahrsſchrift für Forſtweſen, nimmt auch gegenwärtig wie bisher immer eine hervorragende Stellung unter den übrigen Fachblättern ein.

Der effective Stand des Grabner »- Gedädhtnißfonds beträgt gegenwärtig fl. 373282.

Nah Kenntnißnahme des Berichtes jeitensd der Verjammlung erjtattete zu

Punft 2: „Vorlage der Geldrehnungen und der Revijionsberidte für die Jahre 1892 und 1893, dann des Geldvoranſchlages pro 1895" Süterdirector Walther Namens der Revijoren Bericht und wurde dem Rechnungs— leger einitimmig das Abjolutorium ertheilt.

Der Geldvoranjhlag pro 1895 bewegt fih in den nachfolgenden Rah— men: Unter den Einnahmen figurirt die Vereinsregie mit 2430 fl., die Zeit: ihriftregie mit 570 fl., in Summa 3000 fl. Die Ausgaben fegen fi zu— jammen aus ber Bereinsregie per 700 fl. und der Zeitichriftregie per 2300 fl, in Summa 3000 fl. Das Präliminare wird feitens der Verſammlung genehmigt.

Punkt 3: „Beihluffajjung über die Verwendung der 1894er Grabner-Gedähtniffonds-Interejjen.“ Die Anträge des Dircctoriums lauteten:

80 Verfammlungen und Ausftellungen. (XXI. Jahrgang.

a) Weitere Dotirung des Fonds für Preisausfhreibungen pro 1894 und 1895 mit je 20 fl-;

b) Widmung von 50 fl. Ercurfionsfoftenbeitrag für dürftige Hörer der k. k. Hodihule für Bodencultur und 60 fl. als Stipendium für einen Schüler einer forftlihen Mittel: oder Waldbaufchule.

Die zu Betheilenden follen entweder Nachkommen des verftorbenen TForft- rathe8 Grabner jein, oder in Ermangelung folher womöglih durd ihre Ans» gehörigen oder doch mindeſtens durch ihre Forſtherren mit dem Neichsforjtvereine in Verbindung ftehen.

Graf Haugwitz jtellt den Antrag, daß die vom Directorium als Stipen- dium beftimmte Summe von 60 fl. aud diesmal einem Frequentanten der Aggs— bacher Waldbaufchule zugewendet werde, wohingegen

Freiherr vd. Berg der Anſicht ift, daß man die Zinjen des Grabner- Gedächtnißfonds durd mehrere Jahre anwachſen laſſen folle, um jodann mit einem größeren Geldbetrage Größeres erreihen zu können; fo fünnte man feiner+ zeit ein Neifeftipendium verleihen.

Profeffor v. Guttenberg accomodirt fih dem Antrage des Freiherrn v. Berg, empfiehlt aber für diesmal, dem Directorialantrage zuzuftimmen. Was ben Antrag des Grafen Haugmwit betrifft jo gibt Redner zu bedenken, daß der Neichsforftverein in Sinne der Grabner-Stiftung feine Ausichreibung des Stipen» diums allgemein halten müffe.

Nachdem fodann Graf Haugmwig jeinen Antrag zurücdgezogen hatte wird der Antrag des Directoriums angenommen; ebenjo wird dem nachfolgenden Amen- dement des Antrages beigeftimmt: „Das Directorium foll in Erwägung ziehen, daß ein größerer Betrag zur Förderung praftiiher oder wiffenfhaftliher Arbeiten fünftighin refervirt werde.”

Punkt 5: „Antrag zur Wahl eines Ehrenmitgliedeg."

Freiherr v. Banhans begründet in warmen und berebten Worten den Antrag zur Wahl Sr. Ercellenz des Aderbauminifters Julius Grafen Falken— hayn zum Ehrenmitgliede des Reichsforſtvereins. „Wir Alle haben uns gefreut" jagt Redner „daß fih Jemand gefunden hat, der dem Staatsforjtbeamten das gab, was ihm gebührt! Mit unferem Antrage erfüllen wir lediglich die Pflicht Ihuldiger Dankbarkeit!" Der Antrag wird fodann unter lebhaften Beifalle ein- ftimmig angenommen und der VBorfigende ermächtigt, Se. Ercellenz den Ader: bauminifter von dem Beſchluſſe telegraphiih in Kenntniß zu fegen.

Punkt 6: „Wahl eines Ercurjiongobjectes für das Jahr 1895.“ Ueber Antrag des Forſtrathes Horny wird beſchloſſen, im Jahre 1895 eine Ex— curfion beziehungsweife Studienreife nach Bosnien und im die Herzegowina zu unternehmen. Der Borfitende theilt mit, daß der Reichs-Finanzminiſter diejem Projecte außerordentlih ſympathiſch gegenüberftehe. Profeffor v. Guttenberg will wohl außerhalb des Reichsforftvereing ftehende Fachgenoſſen zu diefer Studienreije eingeladen wifjen, Nihtfahmänner jedoch follten principiell ausgeichloffen bleiben.

Am Schluffe der Adminiftrativverhandlungen wird noch Punkt 4 des Pro: grammes: „Neuwahl des erjten und zweiten Präfidenten, dann von 8 Directionsmitgliedern,“ abſolvirt.

Auf Antrag des Güterdirectors Walther werden Freiherr v. Banhans zum erften und Hofrath v. Pichler zum zweiten Präfidenten des Vereins mit Acclamation und unter lebhaftem Beifalle wiedergewählt. Als Directorialmit: glieder gehen aus der Urne hervor bie Herren: Yorjtmeifter Baumer und Emil Böhmerle, Forftdirector H. Bretfchneider, die Profefforen U. v. Guttenberg, Hempel und Henſchel, Forſtrath Horny und Minifterialrath Lippert.

Nah kurzer Unterbrehung eröffnete Freiherr v. Banhans die Fachver— bandlungen mit einem warmen Danfe an das hohe f. f. Aderbauminifterium,

Februar 1895.)

Berfammlungen und Ausftellungen. 81

an das Bürgermeifteramt von Wiener-Neuftadt und an die k. k. forſtliche Ver— juchsanftalt für die fördernde und zuvorfommende Unterftügung beim Gelingen der vortägigen Ercurfion.

Das erfte Thema „Referate und Discujjion über die Ercurfions- wahrnehbmungen“ leitete Oberforftcommiffär A. Pokorny mit einem gründlichen Bortrage über das Edliger Wildbahverbauungsgebiet ein. Den intereffanten Aus— führungen des Referenten wollen wir in Kürze Folgendes entnehmen:

Der n. d. Landesausſchuß ſah fich bereits im Jahre 1885 infolge der ſich mehrenden Klagen über Hochmafjerverheerungen im Pittengebiete über dringende Bitten der in ihrer Eriftenz und felbit am Leben bedrohten Bevölkerung gezwungen, der Frage der Regulirung und Verbauung der am meijten jchadenbringenden Waſſerlänfe diefes Thales näher zu treten.

Im Pittengebiete fommen folgende Unternehmungen, welde durch bejondere Landesgefege geregelt wurden, in Betracht: 1. Die Verbauung des Kreuzleithen- bades mit einer Baubotation von 17.000 fl. 2. Die Regulirung und Berbauung des Edlitzbaches mit dem Bindergraben undsmehreren Meinen Zuflüffen, dann des Dibersdorfer-, ?Felberbauern:, Franfenauer-, Reif: und Plögbauerngrabeng mit einem Baucredite von zufammen 96.000 fl. 3. Die VBerbauung des Teiltriger Dorfbadhes, des Rummer-⸗, Höll-, Kirch- und Ramsgrabens im Feiftrigthalgebiete mit einigen Grgänzungsarbeiten im Reif- und Plögbauerngraben mit einem Er- forderniffe von 63.000 fl., endlih 4. die Verbauung des Trommelſchlaggrabens bei Ajpang und die Umfegung feines Gerinnes am Schuttkegel mit dem Kojten- betrage von 32.000 fl.

Zu dem Gefammterforbernijje per 208.000 fl. haben der jtaatlihe Melio— rationsfonds und das Yand Niederöfterreich je die Hälfte beizutragen, während die betheiligten Gemeinden die erforderlihen Grundentihädigungen tragen und weiters die Verpflichtung der Inſtandhaltung des vollendeten Verbauungswerkes übernommen haben.

Von den oben angeführten Unternehmungen find bis Ende 1892 die sub 1 und 2 näher bezeichneten vollendet worden, während die beiden anderen Unter» nehmungen nod im Auge find und erft 1895 abgeſchloſſen werden jollen.

Die Excurſion berührte nur die bereits fertigen Arbeitefelder, und zwar die Gebiete des Kreuzleithenbaches, des Bindergrabens und des Edlitzbaches.

Das in einer Sechöhe von 400 bis 800m liegende Niederſchlagsgebiet diefer Bäche wird vorherrfhend von Glimmerfdiefer mit Uebergängen in Horn» blende, Ehlorit:, Thon und Tallſchiefer, ftellenweife vom hervorbrehenden Gneis, eingenommen. Dieje geologifhe Formation bedingt einen rafhen Verwitterungs— proceß, jo daß mächtige Gehängeſchuttſchichten auflagern, welche bei ftarfen Regen— güffen gelodert und in die vielen Zerrainfalten herabgetragen werden. Dabei werden die fteilen Lehnen ihres Fuſſes beraubt und zum Abjturz gebracht.

Dei jo befchaffenen VBerhältniffen fällt in diefem Gebiete dem Walde eine wichtige Wohlfahrtswirktung zu. Die Bewaldungsverhältniffe find, trogdem 40 Pro- cent ded Bodens beftocdt erjcheinen, nur wenig günftige. Die auf die Belämpfung der Hochwaſſerſchäden gerichteten Vorkehrungen ftrebten zunächſt die Beſſerung der Waldverhältnifje, die Erhaltung der Waldſubſtanz in den Sammelgebieten der Wildbähe, in Verbindung mit den nothwendigften Confolidirungs- und Me gulirungsbauten, Iegtere zur Erzielung eines firen geregelten Wafjerlaufes an.

Das Princip der in den Sammelgebieten zur Anwendung gebraten bau- lichen Maßnahmen beruht in der Herftellung von Thaljperren behufs Dintan- haltung einer Tiefer- und Querwühlung der Gerinne, jonad zur Befeitigung der Diaterialerzeugung, beziehungsweife Sicherung der Rutſchlehnen, fowie zur Ab- ſchwächung der Stoßkraft des Waſſers infolge der bewirkten Gefällsverminderung. Die ſcharf geneigten mit dem Abſturze drohenden Rutſchungen wurden auf einen

82 Verſammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

natürlihen Böjhungswinfel abjcarpirt und die Sider- und Quellwäffer durd Sickerſchlitze unfhädlich abgeleitet. Sodann wurden die abjcarpirten Rutſchflächen durch Flechtwerk und Aufforftung ſowie Berajung gegen die mechaniihen Wir: fungen des Regenwaſſers geſchützt. Endlih erfolgten die Badjlaufcorrectionen im Wege von Bacbetträumungen, von Steinwürfen zum directen Schuge von Anbrüchen, von Cunetten u. dgl.

Bei der Regulirung und Verbauung ded Sm langen und im Mittel höchſtens 2 Procent Längsgefälle bejigeuden Edligvadhes bejtand Hingegen das baulihe PBrincip in der Schaffung eines genügenden, durch Talus oder Stein« vorgründe mit Fafchinenwerfen und Raſenbelag, als Uferjchugbauten, gejicherten Hodwafferprofiles.

Im Allgemeinen wurden ſämmtliche baulichen Anlagen aus Steinmateriale bergeftellt; Holz wurde einzig dann aus Rüchſichten der billigeren Herjtellung zu Quer: und Yängsbauten verwendet, wenn jolde von fecundärer Bedeutung find, oder wenn Schußbauten aus lebendem Materiale aus techniſchen Gründen nicht aufgeführt werden fonnten.

Die Eonftruction der Steinjperren ijt in Form eines liegenden Gewölbes, je nah der Höhe des Sperrenförpers und dem zu erwartenden bergjeitigen Drude eine Pfeilhöhe von 10 Procent der Spannweite des Werfes, mit einem thalfeitigen Anlaufe von 20 bis 25 Procent. Grundfäglid gelangten jtets jtatt einer höheren Sperre mehrere joldje in geringerer Höhe zur Errichtung, weil der Effect ein günftigerer ijt und die höheren Werke größeren Gefahren durch Hoch— wäjjer ausgejegt erjcheinen.

Die Eunetten erhielten in ihrem Querjchnitte die einer Parabel ſich nähernde Form. Dieje Steinfhalen, ebenſo die Talus beftehen aus durchſchnittlich 40 «m itarfen, auf die hohe Kante gejtellten Steinen; die am tiefiten Punkte der Scale eingemauerten Steine find jedody 60 und darüber hoch, weil fie bei der Ge— ihiebeführung am meijten abgenützt werden.

Die Steinbauten wurden vorherrihend in Trodenmauerung ausgeführt; bei geringerer Größe des Steinmateriales griff man zur Gementmauerung.

Die Verbauung des Kreuzleithenbaches als des gefährliditen Waſſerlaufes wurde zuerjt in Angriff genommen. Der im Jahre 1886 begonnene und 1392 vollendete Bau umfaßt 20 Querbauten aus Stein, 7 ſolche aus Holz in Stein: fajtenform, 500 Yängenmeter Cunette am Scuttfegel, 109 Currentmeter Sider- ihlige, 1230 m Flechtzäune, 310m diverfe Bacdhlaufcorrectionen und circa 1a Be: rajungen und Aufforftungen der Bruchflähen mit Weidenftedlingen, Erlenjaat und Erlenjtummelpflanzen, fowie mit Weißföhrenjaat. Die Gejammtkoften beliefen fih auf fl. 17.000.

Der oberhalb dem Markte Edlig ſich in den Edligbad ergießende Binder: graben wurde während der Baujahre 1888 bis 1892 der Beruhigung unterzogen. Im Bindergraben wurden ausgeführt: 16 Thalſperren, 8 SHolzkaftenjperren, 157 @urrentmeter Eunette, 1545 Qurrentmeter Flechtzäune, ſchließlich Berajungen und Aufforftungen von 1°5 ra Rutſchungen. Die Koſten beliefen fih auf fl. 18.259. Die Ueberſchreitung per fl. 5000 wurde anderweitig eingebracht.

Im Edlitzbache jelbit wurden Talus und Steinvorgründe auf 3852 Längen- metern erjtellt und Bachlaufcorrectionen und Bahräumungen in einer Länge von 3979 m ausgeführt. Zur Bepflanzung der beiderjeitigen Edligbahufer wurden nebjt Erlen und Afazien allein 400.000 Stedlinge verjdiedener Weidenforten verbraudt.

Der Regulirungsgefammtaufwand beziffert fich auf die. projertirte Summe bon fl. 54.000.

Sämmtliche Berbauungsarbeiten wurden unter der Yeitung von forfttechnifchen Organen der Wildbahverbauungsjection in Linz im Negiewege ausgeführt, wo—

Februar 1895.] Berfammlungen und Ausftellungen. 83

bei in öfonomifcher Weije eigene Feldihmieden, Köhlereien, Rollbahnen im Be: triebe jtanden. Die als Handlanger gegen eine Entlohnung von fl. —.70 pro Kopf und factiihem Arbeitstage beſchäftigten Sträflinge und Zwänglinge leijteten bei der Diaterialbewegung und dem Steintransporte jehr gute Dienfte.

An den Wildbähen zeigt ſich bereits allerort8 das Bild eingetretener voll- jtändiger Beruhigung. Die vollzogenen culturellen und wirthichaftlihen Maf- nahmen find als gelungen zu bezeichnen und äußern ihre günftige Wirkung be- züglih der Terrainconfolidirung. Mehrere Hochwäſſer, insbejondere jenes vom Juni 1893 giengen an den Sanirungsarbeiten ohme einen Schaden angerichtet zu haben, vorüber.

Außer den eben jlizzirten Wildbachverbauungen im Pittengebiete jind in Niederditerreih no folgende, legislativ geregelte Unternehmungen im Gange: Die Verbauung der Wildbähe bei Kirhjhlag, die NRegulirung des Zöbern- und Weißenbaches im Markte Kirhichlag, die Regulirung und PVerbauung des Pfarr- und Bauholzbaches bei Krumbach, ſowie endlich jene der Preiner Wildbähe in der Gemeinde Reichenau. Projectirt it die Verbauung des Regelsbrunner bei Hainburg, und die Verbauung der oberſten Zuflüſſe des Zöbern— baches.

Von den für die Wildbachverbauung in Niederöſterreich bewilligten Mitteln im Geſammtbetrage von fl. 624.000 find bis Ende Auguſt 1894 ungefähr fl. 350.000 verausgabt worden.

Da die bis heute bewerfjtelligten Arbeiten das Vertrauen der Bevölferung errungen haben, läßt fi) mit Gemwißheit vorausjehen, daß die Wildbachverbauungs: thätigfeit in der Zukunft einen weiteren, früher nicht geahnten Aufſchwung und Umfang nehmen wird.

Nach Schluß des mit großem Beifall aufgenommenen Vortrages ergreift Profefjor v. Guttenberg das Wort und beſpricht die geradezu überrajchenden Erfolge der Wildbahverbauungen im Edlitgebiete. Der Eindrud der Solidität der Arbeiten fann Niemandem, der die Exrcurfion mitgemacht hat, entgangen fein. Die Bevölkerung bringt den Arbeiten vollites Vertrauen entgegen; diefes Ber: trauen der Bevölferung jei allein jhon ein jchöner und erhebender Erfolg der Thätigfeit der forſttechniſchen Organe.

Freiherr v. Banhans jpriht dem Referenten im Namen der Berfammlung jowie im eigenen für die jo überaus intereffanten Ausführungen den verbindlichiten Danf aus.

Profeſſor 4. v. Guttenberg referirt jodann über die Ercurjion im Großen föhrenwalde bei Wiener-Neuftadt. Der Grimdgedanfe bei Feſt— jtellung der Excurfion war, den Theilnehmern zwei Gebiete forjtliher Thätigkeit vorzuführen, welde, den meijten Männern der Praxis ferner liegend, für das Forſtweſen, ja für die Volkswohlfahrt doch von eminenter Bedeutung find; es ijt dies der tehnijhe Zweig der Wildbahverbauung und der Zweig wijjen- ihaftliher Forſchung, das forſtliche Verſuchsweſen. Die Ercurfion durch den Föhrenwald hat viel Intereſſantes geboten. Wer die Forjte diejes Waldgebietes nur aus dem Eijenbahncoupe fennt, vermag fi über ihren Zujtand faum ein richtiges Bild zu machen. Neben der Bahn liegen die neu angebauten Theile mit ihren außerordentlich dicht ftehenden reinen Schwarzföhrenbejtänden. Nähern wir uns dem Kehrbache, jo wird das Bild zufehends freundlicher; Yaubhölzer, als Eiche, Weißbuche, Ulme, Eſche, ferner Fichte und Weißföhre treten uns neben ihönen Schwarzföhrenjtämmen in gutwüchjigen Eremplaren entgegen, und wenn . wir und nad der Urſache diefer Erfcheinung fragen, jo können wir diejelbe nicht allein in der Nähe des feuchtigkeitipendenden Kehrbaches juchen, denn auch entfernter von diefer Wafjerader finden fich befriedigende Mifchbeftände. Wir befinden ung vielmehr hier in jenen Beftänden, welche jchon unter Kaifer Friedrich III, vom

Gentrafblatt f. d. gef. Forſtweſen. 7

84 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

ein Durddringen der Baummurzeln verhindert.

Der geringe Zuwachs der Beftände prägt ſich weniger in der Geſammt— leiftung denn 3 bis 4m Durchſchnitte zuwachs find für diefen Boden immer: bin anſehnlich als in der ſehr geringen Entwidelung des Einzeljtammes aus; diefe ift jo gering, daß man 60» bis 7Ojährige Beftände für höchſtens 20- bis 40jährig halten würde. Die geringere Einzeljtammleiftung wird durd eine uns geheuere Stammzahl aufgehoben: 10.000 bis 12.000 Stämme in 40» bis 50jährigen und 6000 bis 8000 in 60» bis 7Ojährigen Beftänden find nad den Erhebungen der forjtlihen Verſuchsanſtalt ziemlich die Regel.

Eine große Zahl von waldbaulihen Fragen drängt ſich auf: Wie find die Beftände zu verjüngen, wie zu pflegen? Die forftlihe Verjuhsanftalt iſt hier bahnbrehend vorgegangen. Während man nod im Jahre 1881 und jpäter im Föhrenwalde von Pflanzculturen nichts wiſſen wollte, und lediglich fäete, hat die forftlihe Verfuhsanftalt durch Verſuche bewiefen, daß eine Pflanzung, gut ausgeführt, beinahe das Befte in diefem bodenarmen Gebiete fei. Angeſichs der heranwachfenden Beftände wiederum fragt man fi), wie fie behandelt fein jollen, um den größten Nugen bei Wahrung aller wirthihaftlihen Intereſſen zu geben. Die natürlihe Berjüngung ift und in mandem Bilde entgegengetreten, man fann Waldtheile jehen, wo fie ſich horftweife ganz gut anläßt; ebenjo kann man in den Bauernmwaldungen mande gelungene Randbefamung bewundern.

Ueber die Betriebseinrichtung läßt fih nur wenig jagen; eine ſyſtematiſche, räumliche Eintheilung, die Einhaltung beftimmter Hiebstouren findet fi nicht vor. Dies ift leicht erflärlih, denn die Bedeutung der Hiebszüge tritt nicht in den Vordergrund, viel aber ließe fid) durch Anlage eines geeigneten Schneißen- netzes gegen die alljommerlih drohende Feuersgefahr thun. Es ift nicht zu be— zweifeln, daß im Großen Föhrenwalde in nicht allzu ferner Zukunft eine geregelte Betriebseinrichtung wird platgreifen müfjen.

Unter den Nebennugungen ftand die Harzung die längfte Zeit obenan. Der Wechſel der Zeiten hat ſich auch Hier geltend gemadt, und jene Zeiten find dahin, in welchen das Harz das Dreifahe des Geldertrages von der Holznugung geliefert hat. Durd den amerifanifhen Harzimport wird die heimiſche Harznugung außerordentlich gedrücdt und während früher pro Stamm und Jahr fl. --.30 bis —.50 bezahlt wurden, erhält man heute höchſtens fl. —.10. Heute gibt e8 im Föhrenwalde Feine namhafte Harznugung mehr, was aud * Theile darauf zurückzuführen iſt, daß es nur wenige nicht angeharzte ältere Beſtände mehr gibt. Bon der Streunugung nimmt die Commune Wiener-Neuftadt alljährlich immer noch circa fl. 1200, aljo eine erheblihe Summe ein. Zu Gunften der Streu: nugung wird ihre wohlthätige Wirkung bei Abwehr der Feuersgefahr angeführt. Die Streuverfuhsflähen zeigen, daß die Anhäufung der Streu nidt bis ins Unendliche geht, vielmehr liegt auf den gar nicht gerechten Flächen höchſtens die 2'/,jährige Nadeldede. E& wäre zu wünſchen, dag an Stelle des 3jährigen Turnus in der Streunugung der 5jährige treten möchte. Die Yagd iſt um fl. 1200 jährlihen Zins an eine Jagdgejellichaft verpachtet.

Februar 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 85

Unter den Berjuhsflähen wurde im Zuge der Ercurfion zuerft eine Eulturverfuhsflähe berührt. Die nah verfchiedenen Methoden durchgeführten Pflanzungen von 2jährigen Schwarzföhrenjaatpflanzen find als vollends gelungen zu bezeichnen, ebenſo fteht eine Gultur der nordamerifantiihen Pinus Banksiana ſehr zufriedenjtellend. Das meifte Intereſſe verdienen die anderen Verſuchsflächen. Die bejondere Accurateffe der Durchführung muß rühmend hervorgehoben werden. Die günftige Lage der Waldbeitände nahe an der Bahn, die außerordentliche Sleihmäßigkeit von Boden und Beftand waren in erfter Linie emtjcheidend, als man jeinerzcit in fo zuwachsarmen Localitäten daran ging, Verſuchsflächen einzulegen; nicht viel weniger fiel das Streben ins Gewicht, eine ſpecifiſch öjter- reihifjhe Holzart dem näheren Studium zu unterwerfen. Ebenfo wie die Durd)- reagiren auch die Streuverſuche bis heute nur in geringem Maße.

Der Referent ſchließt ſeinen Vortrag mit einem Danke an die Mitglieder der forftlihen Verjuhsanftalt und unter reichem Beifalle der Anwejenben.

Dr. Eieslar jpridt ſodann kurz von feinen Studien über den Gang der Berwefung der Streu in den Schwarzföhrenbeftänden, und über den Einfluß, welden die verſchieden häufige Streunugung auf die Beichaffenheit der oberiten Schicht der Bodendede nimmt. Den Unterfuhungen lag eine Sortirung der Streu: mengen aus den verſchiedenen Einzelflähen nad; dem Grade des mechaniſchen Berfalles zu Grunde. Als Anhaltspunkt für die Beurtheilung des Maßes der diente das Aſchenprocent, welches in 15 Streuſorten beſtimmt wurde.

Freiherr von Berg verſpricht ſich von einer rationellen Bewäſſerung des Föhrenwaldes große Erfolge. Dieſe Frage hält Redner für nicht weniger wichtig als die Vornahme von Durchforſtungsverſuchen. Die Beſtände im Großen Föhren: walde jeien fehlerhaft erzogen; man follte fie von Haus aus lichter tellen.

Director Oberforftrath Friedrich dankt dem Vorredner für die glüdliche dee in Betreff der Bewäfferung des Föhrenwaldes; er werde die Frage nad) ZThunlichkeit dem Studium zuführen. Die geringe Entwicelung des Einzelindivi- duums in den Schwarzföhrenbeftänden, welche Profefjor von Guttenberg ganz der geringen Bodengüte zujchreibt, fei wohl zum Theile auf dieſen Factor zu— rüdzuführen, die Hauptrolfe fpiele jedoh die mangelhafte und in der Jugend wenig jorgfältige Erziehung und der zu dichte Stand bis ins höhere Alter. Was Herr Baron Berg über die Bedeutungslofigfeit der Durchforſtungsverſuche ge- jagt hat, könne er abjolut nicht zugeben. Zum Schluffe dankt der Redner dem Reichsforftvereine für die Ehre, welche er der forftlihen Verſuchsanſtalt durd den Befuc ihrer VBerfuhsflähen im Großen Föhrenwalde ermwiejen, er dankt auch dem Meferenten Brofefjor von Guttenberg für die anerfennenden umd aus— gezeichneten Worte, welche er den Beftrebungen der Berfuhsanftalt gejpendet hat.

Ingenieur Carl Böhmerle fpriht über die Harznugung im Föhrenwalde und hebt hervor, daß es noch genügend Beſtände entiprechend hohen Alters in diefem Waldgebiete gebe, die zur Harzung herangezogen werden fönnten, jo in der „Altſtraße“ und im „Schafflerzipf;” der Grund, warum man heute nur in geringerem Umfange die Harznugung betreibe, fei der niedrige Ertrag von circa 12 fr. pro Jahr und Stamm. Was die Anlage der Verfuchsflähen gerade in den Neu: anbauen veranlaßt habe, jo fei e8 der Umftand geweien, daß eben in diefen Ab- theilungen gleihmäßige jüngere Beftände von hinlängliher Ausdehnung zur Ber fügung ftanden.

Dr. Eieslar kommt ebenfalls auf die Harznukung zu ſprechen und erörtert in furzen Zügen den Harzimport aus Nordamerika, Profeffor Dr. Mayr in Münden habe die einftens ungeheuren Harzbeftände der Pinus australis im Süden der Union befugt und habe die Ueberzeugung mitgenommen, daß die

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86 Mittheilungen.

Profeffor von Guttenberg fommt auf die Worte des Oberforftrathes Friedrich und des Ingenieur E. Böhmerle zurüd und räumt Erjterem gegen- über ein, daß auch er die geringe individuelle Wuchsleijtung zum großen Theile auf die zu dichte Erziehung der Beitände zurüdführe, des Letzteren Bemerkungen über das Vorhandenſein genügend alter, nicht angeharzter Bejtände nehme er als willfommene Berichtigung gerne zur Kenntniß.

Der Borjigende hebt hervor, daß er aus den Meferaten und Debatten die Ueberzeugung geſchöpft habe, wie alljeitig anregend die vortägige Exeurſion gewejen fei; er fünne nur wünjhen, daß dieje Anregungen aud recht bald und mit Nugen in die Praxis übertragen werden mödten. Mit dem Wunſche auf frohes Wiederfehen im Jahre 1895 in Bosnien und der Herzegowina bejchlieit der Vorfigende die Generalverjammlung.

Nahdem noch Profefjor von Guttenberg an Freiherrn von Banhaus den Dank der Berfammlung für die Annahme der Wahl zum erjten Präfidenten des Vereines abgejftattet, erfolgt um '/,2 Uhr Nahmittag der Schluß der Sigung.

Mittheilungen.

Aus Ungarn.

Anfektenfhäden m Ungarn. II.

Unter den Holzarten, die auf dem Flugſande der ungariſchen Tiefebene ftoden, nimmt entſchieden die Alazie den erften Plag ein. Zufolge ihrer außergewöhnlichen Bedürfnißlofigleit gedeiht fie felbft an den dürrften Orten, wo fein anderes Holz. gewächs mehr Wurzel faßt. Es fteigert ihren Werth, daß fie mit tiefverzweigtem, reihen Wurzelwerf den Sand vorzüglich bindet und fi dank ihrer ftarten und dauernden Ausjchlagfähigkeit und einer faft unverwüſtlichen Wurzelbrut leicht repro— ducirt. Ihr Holz ift jehr hart, feft und liefert ſowohl Nutzholz (Rebftöde, Wagen: beftandtheile, Dekonomiehölzer ꝛc.) als auch trefflihes Brennmaterial von bedeutender Heizkraft. AU diefe Eigenfhaften erheben die Afazie in den ausgebreiteten und holz. armen Flugſandgebieten zu einer Holzart von hervorragender Bedeutung, die durch fünftlihen Anbau an Berbreitung noch viel gewinnen wird.

Bor zehn Yahren noch hörte man die Alazie als jene Holzart erwähnen, die in der Infeltenwelt keine Feinde hat. Leider follte man nur allzubald das Gegen: theil erfahren! Zu Ende der Achtzigerjahre trat eine Schildlaus (Lecanium robinia- rum) in gefährlicher Maſſe auf und ift feitdem ein ftändiger Gaft geworden. Die Beobadhtungen der orftleute und Entomologen wurden in einer Verordnung des ungarifhen Aderbauminifteriums gefammelt, in welcher außer den Belämpfungs: maßregeln aud die Lebensweife der Alazienichildlaus befchrieben find. In Nach— ftehendem folgen wir größtentheild diefer Inftruction.

Das Lecanium pflanzt fi jährlih nur durd eine Generation fort; das Anfangs Yuni aus dem Ei gekrochene Inſelt endet fein Leben mit Ende Mai des

Februar 1895.) Mittheilungen. 87

folgenden Jahres. Die aus dem Eiern gefrochenen jungen Larven find blaßgelb, ganz flah und von elliptifcher Geftalt. Ihre Länge beträgt 0'835 mm, die Breite 0'2 mm, Am Ende des Hinterleibes befigen fie eine etwa O’14 mm lange feine Borſte.

Sobald die Larve unter dem Schilde der abgeftorbenen Mutter hervorgekrochen ift, wandert fie auf die frischen jungen Triebe der Alazie, auf die Blätter, ins— befondere auf deren Kehrfeite, und auf die Blattftiele. Hier angelangt ſtechen fie ihre Saugborfte in das zarte Gewebe und verweilen dann regungsloe. Bis zu dieſem Seftfaugen kann die Verbreitung der Schildlaus dur den Wind erfolgen, von diefem Beitpunfte an ift dies nicht zu befürchten.

Nah) einem Monate häuten fie ſich und erreichen durchſchnittlich eine Länge von UO'6mm,. Mitte Auguft erfolgt die zweite Häutung, nad der bie Schildlaus etwas dider wird, fich dunkler färbt und Imm Länge hat.

Bon dieſem Zeitpunfte an bewegen ſich die bisher vollftändig regungslofen Larven bis zum Herbft immer reger. Sie verlaffen nämlicd die Blätter und Trieb: enden uud ziehen auf die Zweige und den Stamm zurüd, Selbft am Boden liegende dürre Aeſte fuchen fie auf.

Erftarrt harren fie Hier der Frühlingsfonne, die fie gewöhnlih Mitte März wieder zum Leben bringt, Die erwachten röthlihbraunen Infelten wandern im der zweiten Hälfte des März abermald aufwärts auf die vorjährigen (feltener auf bie zweijährigen) Triebe und verfenten ihren Saugſtachel in der ſchwachen Rinde. Anfangs April bereit erfolgt die dritte Häutung. Die Körperlänge beträgt um dieſe Zeit 12/, mm, Sie wachſen nun fehr raſch und find jegt durch den Saftentzug am ſchädlichſten.

Jene Larven, aus denen fih Weibchen entwideln, find zufolge ihres raſcheren Wuchſes und ihrer breiten Geftalt ſchon zu unterſcheiden. Sie häuten fi) um den 20. April zum viertenmale, erreichen eime Länge von 21/, bis Zum und jchwellen nad der im den erften Tagen des Mai erfolgenden Befruchtung dur raſche Ent- widelung der Eier halbfugelförmig an.

Die Männden erſcheinen Ende April. Ihre Larven bleiben ſchmächtiger und überziehen fi gegen den 20. April mit einem fchildförmigen weißen Häutchen, unter welchem ſchon das 1°/, mm lange, röthliche, beflügelte Männchen verborgen ift. Aus— gefrochen ähnelt e8 einer Müde und ſchwärmt rührig herum.

Kopf und Bıuftfchild des Männdens ift dunkler rothbraun als der übrige Körper. Die durdfihtigen Flügel reichen beim Sitzen über den Hinterleib hinaus und find der Länge nad) von zwei braunen Adern durchzogen. Die Fühler find neun» gliederig und halb fo lang wie der übrige Körper. Der Hinterleib endet in zwei feinen, langen, weißen Borften. Weil die Mundtheile volljtändig fehlen, nährt ſich das Männden nicht, fondern ftirbt nad Befruchtung des Weibchens ab.

Diefes Hingegen wächſt erft nad) der Befruchtung zu voller Größe an (5 mm Länge, 3"/,mm Breite und Höhe). Das Innere des Yeibes füllen faft ausſchließlich die Eier aus, welche von Mitte Mai am entleert werden. Durch den Austritt der Eier ſchrumpft die Bauhmwand immer mehr zufammen, bis fie fchlieglih (Ende Mai) nad) beendetem Eierlegen ganz an dem harten Rüdenihild anliegt. Zugleich ftirbt das Inſelt und fchügt mit feinem Leichname den Eierklumpen. Die Anzahl der elliptifch geformten und dem freien Auge als weißer Staub erfcheinenden Eier beträgt bei ſtarken Individuen bis über 3000,

Die Akazienſchildlaus, deren Lebenslauf joeben gefhildert wurde, befällt ſowohl gefunde als auch kranke Beftände, fie ift aber immerhin in größerer Anzahl auf den Stämmen des Nebenbeftandes anzutreffen. Indem fie Schug gegen Wind und Regen fucht, wählt fie die untere Seite der Blätter und Aefte zum Aufenthalte und zieht fich mehr auf die inneren Theile der Krone zurüd.

Obzwar die Schildlaus die reproductionsfähige Akazie nicht leicht tödtet, ift ihre Schädlichkeit dennoch zweifellos feitgeitellt. Infolge des Nahrungsentzuges welfen die Blätter frühzeitig und fallen ab. Indirecter Schaden erwächſt dadurd), daß die

Pr ner

88 Ba Notizen. | IXXI. Jahrgang.

Excremente der Schildlaus die Blätter gummithauartig überziehen und das Auftreten eines paraſitären Pilzes (Fumago) begünſtigen.

In dem befallenen Walde treiben die Bäume ſpät aus und erzeugen ſchwache Triebe. Ein- und zweijährige Triebe trodnen oft gänzlich ab und das Abſterben des Nebenbeftandes und bejchatteter Aeſte ift befchleunigt. Yebenskräftige Stämme des Hauptbeftandes gehen felten zugrunde, weil der Baum nah dem Höhepuntte des Saftentzuge® im April und Mai noch genügend Zeit Hat, fich zu erholen, wobei der Afazie ihre große Reproductionskraft fehr zu ftatten kommt.

Die Schildlaus wird am empfindiichften durd anhaltende Halte, nafje und ſtürmiſche Witterung gefhädigt. Unter den Käfern legt Anthribus varius Fabr. feine Eier in die Schildlaus, aud) wäre Coccophagus seutellaris Nees und Exochomus quadripustulatus zu erwähnen,

Zu den Bertilgungsmaßregeln gehört, abgefehen von dem völligen Kahlhiebe des befallenen Waldes, hauptfählic die Entfernung des Nebenbeftandes durch fcharfe Durdforftung und das Wegſchneiden der befchatteten Aeſte, wodurd eine große Mafje der Scildläufe vertilgt wird und ihr Hauptaufenthaltsort verloren geht. Das Durchforften und Aufäften gejchieht am beften von Mitte April bis 10. Mai, d. 5. zu einer Zeit, in der die Schildläufe regungslos an den vorjährigen Trieben haften. Das Durhforftungsholz muß raſch und vorfichtig entfernt werden, oder es wird baldmöglihft verbrannt. In Gärten und Baumſchulen fol das Beſprühen mit Petroleumemulfion oder Seifenlöfung von Nugen fein.

Bezüglich der Verbreitung der Schildlaus wäre zu bemerken, daß fie fi) durch— aus nicht an ein engeres Gebiet bindet, fondern in allen jenen Theilen des Landes vorfam und nod vorkommt, wo die Afazie überhaupt auftritt. Betreff ihrer verti- calen Verbreitung bietet jene Beobadhtung einige Auskunft, die ich in einem etwa 650m hoch gelegenen Parke machte, in dem eine Wlaziengruppe ziemlich ftarf befallen war.

Notizen.

Profeffor Pr. Julius Tehr F. Der 10. October 1894 bedeutete für die Münchener Univerfität und im Bejonderen für die ftaatswifjenjchaft: liche Sacultät derfelben einen Tag tiefer Trauer und herben Derluftes, war er doch der Todestag eines der hervorragenditen Eehrer diefer Hochichule, des Profefiors Dr. Julius Eehr. Unerwartet und beftürzend denn Niemand ahnte die jchwere und rajch verlaufende Erfranfung Lehr's drang die Kunde von feinem Tode in die weiten Kreije feiner Sreunde, Collegen, Schüler und Sachgenofjen: ein ähnlich tragiiches Schicjal hatte auch den Machfolger Guſtav Heyer's ereilt! Die Krankheit, ein acuter Magen: und Darmfatarrh mit choleraähnlichen Symptomen, raffte nach nur zwölftägiger Kranfheit den in der Dollfraft jtebenden Mann dahin.

J. £ehr war am 18. October 1845 zu Schotten im Großherzogthum Heſſen als Sohn des dortigen Pfarrers geboren. Vach einer forgfältigen häus— lichen Erziehung vollendete er feine Gymnafialitudien mit ausgezeichnetem Er- folge zu Gießen und bezog fodann im Herbjt 1864 die Univerfität dafelbft, um den Studien der Cameral: und $orjtwifjenichaft zu obliegen. Koryphäen erjter Größe, wie der NRechtsgelehrte Jhering, Guſtav und Eduard Heyer, der Mathematifer Clebjch waren feine Lehrer; Nationalöfonomie hörte er bei Stahl. Dem Studium der Rechts: und Staatswifjenfchaften, fowie auch jenem der Mathematif oblag Lehr mit unermüdlichem Fleiße, und in der Zeit feiner Univerfitätsjahre legte der reichbegabte Jüngling die fefte, ebenſo breite als

Februar 1895.) Notizen. 89

—— nn

tiefe Grundlage für feine ſpäteren glänzenden CLeiſtungen. Mit Profeſſor Guſtav Beyer verband ihn fjchon während der Studienzeit ein enges Band treuer Sreundjchaft. Im Winterfemejter 1867/68 promopirte Eehr an der Gießener Univerfität zum Doctor der Philofophie und beſchloß in diefer Weife feine Univerfitätsftudien.

Inzwiſchen war zu Hannöverjc Münden feitens der preußifchen Regierung eine Forftafademie begründet und G. Heyer zum Director derfelben berufen worden. Heyer's Dermittlung war es zu danken, daß Lehr jchon zu Oſtern 1868 als Docent die Mündener Afademie betrat und hier feine langjährige, jo überaus erfolgreiche, afademifhe Laufbahn begann. Die fechsjährige Thätigfeit zu Münden benüßte Lehr zu feiner weiteren gründlichen Sortbildung befonders auf den Gebieten der Sorftpolitif und Sorftgefchichte. Bier begrün- dete er auch fein eigenes Heim, in welchem er bis zu feinem Tode ein glüd: liches, muftergiltiges $amilienleben führte.

Noch in jungen Jahren, faum ein Dreißiger, erhielt Lehr 1874 einen Auf als ordentlicher Profeffor für Dolfswirthichaftsiehre an das Großherzoglich Badiſche Polytechnifum zu Karlsruhe. Eilf Jahre hatte er hier die Lehrkanzel inne, fowohl in der allgemeinen Abtheilung, als auch für forftliche Studirende lefend. In diefer Seit, welche ihn den bejonderen Bedürfniffen des Technifers näher brachte und feiner eigenen Weiterbildung entiprechende Richtung gab, fällt die Deröffentlichung der erften größeren Arbeiten Eehr's. 1877 erichien die Schrift „Schußzölle und Sreihandel“, 1879 „Eilenbahntarifwejen und Eifen- bahnmonopol"; 1885 fchrieb er über „wirthichaftliche $ragen des Eifenbahn- wefens“, 1883 erfchien die Schrift über „die deutichen Holzzölle und deren Erhöhung“, fowie über „die Währungsfrage“. Daneben gingen zahlreiche größere und Meinere Auffäße in den gelefenften volfswirthfchaftlichen Seit- jchriften. In mathematifchem Denken vollends Meifter, jchritt er mit Erfolg an wichtige forjtlihe Probleme aus dem Gebiete der Reinertragslehre.

In der Karlsruher Seit reifte das Talent Lehr's vollends aus, die £ehrjahre waren vollftredt, und mit einem umfaſſenden pofitiven Wiſſen aus» geftattet, mußte der fcharfe Derjtand Lehr's nun zu glänzender Höhe empor- jteigen.

Durch den Rücktritt des Profeflors Dr. K. Roth und durch den früh- zeitigen, jähen Tod 8. Heyer's war im £ehrförper der ftaatswiljenfchaftlichen Sacultät der Münchener Univerfität eine weite Lücke entitanden, welche im Sommer 1885 durch Berufung Lehr's an dieje Univerfität in vorzüglicher Meife ausgefüllt wurde. Don da an bis zu feinem Tode, durch volle neun Jahre, wirkte Lehr als Profefjor für Sorftpolitif, Sorftgefchichte und Forſt— ftatif an diefer Hochfchule. Dieje Zeit gehört zu der fruchtbarjten jeines Lebens und als Producte eines eifernen Fleißes erichienen die nachfolgenden größeren jelbititändigen Werke:

„Beiträge zur Statiftif der Preife, insbefondere des Geldes und Holzes.“ $ranffurt 1885.

„Waldwerthrecnung und Statif." (Im Handbuche der Sorftwiljenjchaft von Korey).

„Ssorftpolitif.“ (Ebendort.)

„Die Aufwandfteuer.“ (In Schönberg’s Handbuch der politifchen Defonomie.)

„Politifche Oekonomie in gedrängter Faſſung.“ München 1892.

„Srundbegriffe und Grundlagen der Volkswirthſchaft.“ (In Frankenſtein's Band: und Lehrbuch der Staatswiljenjchaften.)

Außerdem fchrieb Lehr eine große Anzahl von Abhandlungen über ftaatswifjenfchaftlihe Gegenftände in verfchiedenen nationalöfonomijchen und forftlihen Zeitfchriften. Die vorzügliche Redaction der volfswirthichaftlichen

90 Notizen.

[XXT. Jahrgang

Abtheilung von Meyer's Converſations-Cexikon darf an dieſer Stelle ebenſo— wenig unerwähnt bleiben, als die ſeit 1878 gemeinſchaftlich mit Profeſſor Dr. Lorey geführte Redaction der „Allgem. Forſt- und Jagdzeitung".

So ernjt und von der Bedeutung wijjenjchaftlichen Strebens durchdrungen Lehr war, jo liebenswürdig und zuvorfommend zeigte er fich alle Zeit im privaten und perjönlichen Derfehre; den Studirenden war er ftets ein treuer Berather und väterlich gefinnter Lehrer, feinen Lollegen in aufrichtiger und offener Neigung zugethan! In Allem und Jedem ein biederer und vortreff: licher Charakter. Mit Lehr verlor die Wiſſenſchaft einen begeifterten Jünger, einen hervorragenden Dertreter; die Münchener alma mater einen ihrer bejten Lehrer. Möge ihm die Erde leicht jein!

„Dimig- Stiftung“. Als dem allverehrten k. k. Minifterialrathe und Bor» ftande des techniſchen Departements für die Verwaltung der Staatd- und Fonds— güter im Aderbauminifterium Ludwig Dimig die Allerhöchſte Auszeichnung mit dem Nitterfreuze des Leopolds-Ordens zu Theil wurde, regte ſich im Freie der Staats: forftbeamten mit jpontaner Kraft der Gedanke, dem hochgeachteten Chef, dem für die Interefien der Beamtenihaft warm fühlenden Vorſtande, dem ausgezeichneten Fachmanne ein Zeichen zu geben der wahren Freude über die ihm gewordene Aus» zeichnung, als auch tief empfundener Dankbarkeit, welde die Staatsforftbeamten dem Minifterialratje Dimig für bie ftete Förderung ihrer Page ſchulden. Man einigte fi in dem glüdlihen Gedanken, eine den Namen des Gefeierten führende Stiftung zu gründen. Ein ComitE die Bertreter der Staatsforftbeamtenfhaft über- reichte dem Minifterialratfe Dimig den gefhmadvoll ausgeftatteten Stiftungsbrief, welcher folgenden Wortlaut trägt:

„Aus vollem Herzen dankbar für die mwerkthätige und erfolgreiche Förderung, die Euer Hochwohlgeboren den auf die Hebung ber focialen und materiellen Stellung der forfttechnifchen Beamten gerichteten Beftrebungen feit Ihrer Berufung zum Bor: ftande des technifhen Departements für die Verwaltung der Staatd- und Fonds— güter angedeihen Liegen, und von der Abficht geleitet, die Erinnerung an die don Euer Hochwohlgeboren entfaltete Thätigkeit auch bei den fpäteren Generationen der Forſtbeamten zu erhalten, widmen die forfttehnifhen Beamten der Staats: und Fondsgüter-Verwaltung ein Capital von eintaufend Gulden zum Zwede der Erridtung einer Stiftung, melde, nah dem Wunſche der Stifter uns trennbar mit dem Namen Dimig verbunden und bezüglich des Ertrages in der Euer Hohwohlgeboren genehm erſcheinenden Weife verwendet, immerdar Zeugniß abgeben jol von den Gefühlen herzlicher Dankbarkeit und Anhänglichteit, welche die forfttehnifchen Beamten der Staatd: und Fondsgüter-Verwaltung Ihnen entgegen: bringen.

Wollen Euer Hochmwohlgeboren die vorftehende Widmung der Annahme wür- digen."

Für die technifchen Beamten der Staate- und Fondsgüterverwaltung :

Wien, Weihnadhten 1894.

Das Comite:

Karl Schindler, f. £, Oberforftrath.

Yulius Walter, E. Böhmerle, f. £. Forftrath. f. £. Forſtmeiſter. Joſef Pichler,

f. £. Forſt- und Domänenverwalter.

A. Beill, Dr. U. Stengel, t. k. Forftaffiftent. t. f. Forſteleve.

Februar 1895.) Notizen. 9

Das Erträgniß der Stiftung fol, ficherem Bernehmen nah, alljährlich einem würdigen unbemittelten Hörer der E. k. Hochſchule für Bodencultur verliehen werden, um ihm die Theilnahme an einer Studienreife zu ermöglichen.

Unterrichtdcurfe für praftifche Land» und Forſtwirthe an der f. &. Sochſchule für Bodencultur in Wien finden heuer wie im vorigen Jahre und zwar in der Woche vom 11. bis 16. Februar täglid) von 2 bie 7 und 8 Uhr ftatt, um dem Bedürfniffe und den Wünfchen der praftiichen Land- und Forſt— wirthe, mit neuen Erfcheinungen und wichtigen Tagesfragen befannt zu werden, ent: gegen zu kommen.

Das Programm für Forftwirthe umfaßt folgende Gegenftände: Prof. Tapla: Ueber Neglegung bei geodätifhen Aufnahmen (4 St.). Prof. Dr. Wildelm: Ueber die Bildung und den Bau des Jahresringes in ihren Beziehungen zur Yahreszeit und Baumwuchs (2 St.). Prof. Hempel: Neuere Beftrebungen auf dem Gebiete der Beftandeserziehung (4 St.). Prof. v. Öutten- berg: Die gegenwärtigen Grundlagen und Ziele der Forfibetriebseinrihtung (4 ©t.). Prof. Dr. Erner: Neuheiten auf dem Gebiete der Holzbearbeitung (2 St). Für Yand» und Horfiwirthe gemeinfam werden nadhfolgende Borträge abgehalten: Prof. Dr. v. Höhnel:. Die Stidftoffaffimilation (2 St.). Prof. Dr. Simony: Das Princip der Erhaltung der Kraft in elementarer Behandlung (5 ©t.). Abjunct A. Grau: Ueber elektriſche Kraftübertragung (2 St.). Prof. Del- wein: Ausnügung ber Wafjerkräfte und der Kraft des Windes (2 St.). Prof. Dr. Nenrath: Das Reinertragsprincip und der Bobdencredit mit Hinblid auf die den Grundbefig bedrohenden Gefahren (3 ©ıt.).

Die Beſucher der Eurje fünnen ale Vorträge der einen ober der anderen Richtung belegen oder einzeln nad; Belieben auswählen. Anmeldungen zum Befuche find bis 28. Yanuar 1895 am die Kectoratsfanzlei der k. k. Hochſchule für Bodencultur in ®ien, VIII. Laudongaſſe 17, zu richten jchriftlich oder mündlich (9 bis 12 Uhr). Das Honorar beträgt pro Stunde einen Gulden.

Berlegung der mährifch-fchlefiichen Forftlehranftalt. In der Sigung vom 24. November 1894 hat der mähriſch-ſchleſiſche Forſtſchulverein beſchloſſen, die von ihm erhaltene Forftihule von Eulenberg nah Mähriſch-Weißkirchen zu verlegen.!

Salicetum der F, k. forftlichen VBerjuchdanftalt in Mariabrunn, Aus diefer fortenreihen Weidenanlage werden wic in den verfloffenen Jahren aud) während der Monate März und April dieſes Jahres circa 100.000 Stedlinge gegen mäßige PFreife abgegeben werden. Die Beftellungen müffen um berüdjidhtigt werden zu fönnen bis zum 1. März d. 9. bei der f. k. Direction der forftlichen Verſuchs— anftalt in Mariabrunn, Poſt Weidlingau bei Wien, eingelaufen fein.

Land- und forfiwirthfchaftlich gebildete Sacjverftändige bei den diplomatijchen Miffionen ded Deutjchen Meiched. Das deutjche Neichserat für das Jahr 1895 verlangt bei den Ausgaben des Auswärtigen Amtes 75.000 M. für die verfuchsweife Zurheilung von land- und forjtwirthfchaftli gebildeten Sad): verftändigen bei den Botſchaften in Yondon, Paris, Petersburg und Wien und bei der Gefandtihaft in Wafhington. Die Fachgenoſſen werden diefe neu geplante In— ftitution aufs Freudigſte begrüßen, kommt doc hierin die vollfte Anerkennung der hohen volfswirtgichaitlihen Bedeutung des Forſtweſens und der Yandwirthichaft fo recht deutlich zum Ausdruck.

Oberforftrath Dr. v, Fiſchbach zu Sigmaringen feierte im verfloffenen Jahre, wie die „Allgem. Forſt- u. Jagdztg.“ mittheilt, das 5Ojährige Jubiläum der Mitarbeiterfhaft am diefer hervorragenden Fachzeitſchrift. Im Aprilhefte 1844 ift

! Der oben mitgetheilte Beſchluß jcheint im der Fachpreſſe einen Nachklang finden zu wollen, indem zahlreiche Forſtwirthe für eine Verlegung der klingen a nad) Brünn und für eine gründliche Ausgeftaltung derjelben in fortichrittlihen Sinne plaidiren. D. Red.

92 Notizen. u [XXT." Jahrgang.

ein Brief aus Württemberg erfchienen, welder v. Fiſchbach zum Berfafjer hatte; von dba ab Hat berfelbe regelmäßige Beiträge für die „Allgem. Forft- u. Jagdztg.“ geliefert. Wir können nicht umhin, diefe felten lange Bethätigung eines fo hervor: ragenden Mannes an einer Zeitfhrift auch unſeren Leſern zur Kenntniß zu bringen; zählen doch aud wir Oberforftrath v. Fiſchbach zu einem umferer gefchägteften Mitarbeiter. Wir wünſchen, jowie die Redaction der „Algem. Forſt- u. Jagdztg.“ vom Herzen, daß Dr. v. Fifhbad im Intereſſe von Wiſſenſchaft und Wirthſchaft au fernerfin und no durch lange Jahre volle geiftige Friſche und förperliche Rüftigkeit bewahren möge.

Ueber den morphologifchen Aufbau der WUbietineen- Zapfen findet ſich in den Situngsberichten der Niederrheinifchen Gefelfchaft für Natur, nnd Heillunde zu Bonn (Mat 1894) eine Arbeit F. Noll's, der wir das Nachfolgende entnehmen. !

Die holzigen, auf ihrer Oberfeite die geflügelten Samen tragenden Frucht- oder Samenjhuppen der Abietineen-Zapfen entftehen ganz wie junge Seitentriebe erft nachträglih in den Achſeln der primären Blätter, die als fogenannte Dedichuppen entweder bis zur Fruchtreife fichtbar bleiben (bei der Weißtanne und manchen Lärchen⸗ barietäten beijpielömweife) oder an reifen Zapfen nicht mehr zu fehen find wie z. B. bei Fichte und Kiefer. Diefe Entftehungsweife der Samenjhuppen hat, verglichen mit den Ergebniffen genauer mikroſkopiſcher Unterfuchungen, zu folgenden verfchiedenen Deutungen Anlaß gegeben:

1. Die Samenjhuppe ift ein nachträglicher blattartiger Auswuchs der Ded- ſchuppe, eine Art Placenta berfelben (Sachs, Eichler, Göbel).

2. Die Samenfhuppe ift ein flacher blattlofer Seitenzweig, ein discoidal ent- widelter Adjelfproß der Dedihuppe (Straßburger).

3. Die Samenfhuppe ift aus zmei feitlichen Blattanlagen eines faft unent- widelten Acjeliproffes durch Verwachſung entftanden. Die Verwachſung foll nad Caspary mit den vorderen Rändern, nad) v. Mohl, Stenzel nnd Celakovsky mit den hinteren Rändern erfolgen. Nah Willtomm geht aud ein Theil der fecundären Sproßadjfe in die Samenfhuppe über.

Noll hat nun an durchwachfenen Lärchenzapfen, d. h. an folhen Zapfen, bei denen bie Fruchtſchuppe durch einen in der Achjel der Deckſchuppe ftehenden Sproß erjegt war, eine Reihe von Zwifhenbildungen beobachtet, welche die dritte Anſchauung, fpeciell in der zuerft von Mohl ausgeſprochenen Form, zu fügen geeignet find. Die Zwifchenbildungen zeigen einen faft Lüdenlofen Uebergang von der normalen Seitentnofpe zur normalen Samenfhuppe. Gehen wir von den normalen Achſelknoſpen aus, die fih an den durchwachſenen Zapfen ebenfalls vorfinden, fo treffen wir ale erfte Uebergangsftufe darunter ſolche an, bei denen die feitlichen Vorblätter etwas größer geworden find. Im weiteren Knofpen haben dieje Vorblätter mit zunehmender Stärke die Form zugeipigter Ohren und zeigen dann bereit8 auf ihrer Rücdjeite Heine Höder, die fi al® rudimentäre Samenanlagen herausftellen. Diefe Größen- zunahme der Vorblätter läßt fi) dann fchrittweife weiter verfolgen, wobei aud die Samenanlagen auf ihrer Rüdjeite ſich immer weiter entwidelt zeigen. Gleichzeitig ſchlagen fi die Borblätter immer mehr und mehr rückwärts um und nähern fi ein« ander mit ihren hinteren Kanten hinter der Knoſpe. Es ift dann fein weiter Schritt zur Verwachſung derfelben zu einer zweiflügeligen Schuppe, wie fie in fortfchreitender Verſchmelzung ebenfalls Häufig anzutreffen ift. Die Rüdfeite folder Schuppen trägt dann ſchon wohl ausgebildete Samenanlagen, Die weitere Umbildung befteht in der Folge nur noh in der innigen Berfchmelzung der beiden Flügelſchuppen zu einer einzigen, womit die Ausbildung der normalen Samenſchuppe erreicht if. Bon ganz befonderer Bedeutung für die Beurtheilung diefer Umbildungen ift der Umftand, daß

ı ‚Naturwifj. Rundſchau“ 1894, ©, 630,

Februar 1895.) Notizen. 93

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ſich auf den verſchiedenſten Zwiſchenſtufen der vegetative Sproß der Achſelknoſpe ebenfalls weiter entwickelt hat, und daß er dann ausnahmslos vor der Samenſchuppe beziehungsweife ihren beiden Componeten fteht. Hierdurch unterjcheiden ſich diefe Um— bildungen wejentlih von früher beſchriebenen Mißbildungen, wo eine Knofpe hinter der Samenjhuppe aufgetreten war. Es fteht darnach der Annahme nichts mehr im Wege, daß die Samenjhuppe auch phylogenetifh aus der Metamorphofe der feitlichen Borblätter einer Achſelknoſpe hervorgegangen ift.

Pflanzenfreffende Lauffäfer bilden in ihrer Familie eine Ausnahme. Bisher gehörten nur Arten der Gattungen Amara und Zabrus hierher. 3. Rigema Bos in Wageningen erhielt nun Harpalus rufico:nis zugeſchickt mit dem Bemerken, daß dieſes Thier in großer Menge in Gemüfegärten vorfäme und die reifen Erd» beeren jräße. Bon der ſtarken Bermehrung dieſes Lauffäfers kennt Berfaffer ein zweites Beifpiel, doch wurde er in biefem Falle nicht als Fruchtfreſſer betroffen, fondern madte fih dadurch läflig, daß er Abends die Häufer aufjuchte, um unter Anderem auc die Leute in ihren Betten zu beißen,

(„Naturwiſſ. Wocheuſch.“ IX. ©. 553.)

Ernährung der Pflanzen durch Sumus und organijche Ltoffe, E. Breal! hat umfangreihe Ernährungsverfuhe mit Gräfern und SKlecpflanzen gemacht, weldye beweilen, daß die Wurzeln Huminfäure direct ald Nährftoff auf- zunehmen im Stande find; denjelben Beweis hat Breal auch für Zuderlöfungen erbraht. Der Forſcher zieht aus feinen und aud aus früheren Berjuhen Anderer den Schluß, daß die Pflanzen fähig find, Fohlenftoffhaltige organifhe Stoffe zu abforbiren und aus diejer Ernährungsweile großen Nugen ziehen.

Die Befämpfungdarbeiten der Maifäferplage in Niederöfterreich im Jahre 1894. Einem Berichte des n. d. Landesausſchuſſes über diejen Gegen— fand entnehmen wir die nachfolgenden interefjanten Daten, In 519 Gemeinden wurden 572.351 % Mailäfer eingefammelt; rechnet man auf das Kılogramm circa 8900 Stüd Maikäfer, fo ergiebt dies eine Geſammiſumme von rund 5,120.800,000 Stüd. Der Landtag hatte für das abgelaufene Jahr fl. 2000 zur Gewährung von Prämien für das Einfammeln bewilligt; in 498 Gemeinden hat man den Erfolg diefer Befämpfungsarbeit als gut bezeichnet. Die Verſuche, die 1893 mit der Impfung der Engerlinge mit Sporen von Botrytis tenella gemacht wurden, ergaben fein bejonderes Rejultat. Für das Jahr 1895 beantragt der Landesausſchuß, fl. 2500 zur Berfügung zu ftellen.

Die Nahbrunft der Mehe. In jeinem im märkischen Forftverein in Berlin am 23. Februar 1894 erftatteten Bericht, welder im Augujtheft 1894, ©, 327 ff. der forſtlich-naturwiſſenſchaftlichen Zeitihrift von Dr. Karl Freiherr v. Tubeuf al8 Driginalabhandlung unter dem Titel „Die Nahbrunft der Rehe“ (mad) der Haupıbrunft im Yuli bis Auguft)?, abgedrudt erſcheint, fagt Forftmeifter Breder, nachdem er eingehend über das verjpätete Segen von Roth- und Dammildfälbern gefprochen, im Gegenftande folgendes:

„Bei Schafen, welche wegen des fortwährenden Weibeganges nicht wohl zu den Hausthieren gerechnet werden können, beginnt die Brunftigfeit der Mutterfchafe Anfang Yuli, und wiederholt fi, bei nicht fruchtbarem Beichlage, von vier zu vier Wochen bis October und ſogar bis Neujahr. Der Schafbock ift immer fprungfähig. Junge Märzichafe begatten fic) häufig jchon im November des Geburtsjahrer.

Bei Ziegen, welche namentlich im Gebirge faft das ganze Jahr auf Weide: gang find, tritt die VBegattungszeit Ausgang September ein und währt den ganzen Winter Hindurd) bis Neujahr. Ebenfo lange ift der Ziegenbod fprungfähig. Das Bödhen des erften Jahres bildet hierin den Matador, auch die erftjährige Gais nimmt ſchon auf.

a Annales agronomiques 1894, T. XX, p. 353. 2 Gf. auch die „Allgemeine Forſt- und Jagdzeitung”, October 1894, S. 378 ff.

94 "Notizen.

Rau. Jahrgang. |

Auf den Dedfcheinen für Pferde findet fi eine ganze Anzahl von Colonnen für Nahdedung und ich kenne Fälle, wo diefelbe von zehn zu zehn Tagen ſich über ein Vierteljahr Hinaus wiederholt hat.

Gerade diefe legten Erfahrungen haben bei mir zuerft die Ueberzeugung her- vorgerufen, daß ganz einfah bei allen diefen Thieren die Brunftigteit und das Beilagen nad den feiten und gleihen Naturgefegen bis zum Erfolge ſich wiederholt, und daß das Treiben und Beilagen der Rehe im November und auch December einfah eine Nahbrunft gelte gebliebener Ricken dar— ftellt. Gerade dieje fpäte Zeit ift bei den Riden eine geſchlechtlich kritiſche und entfcheidende. Bis dahin hat die Entwidlung des Eies aus der Sommerbrunft ge: ruhet. Iſt die Ride ohne Erfolg befchlagen, jo fühlt fie vermutlich zu diefer Zeit erft den betreffenden Mangel und der Brunfttrieb erwacht von Neuem, und der Bod ift nachgewiefenermaßen dann Befiger von Spermatozoen und zeugungsfähig. Auch findet der Beichlag thatſächlich und erwiefenermaflen ftatt. Es ift alfo erfichtlid, daß Stubenunterfuchungen, deren Beranftalter, wie im vorliegenden Falle Biſchoff, fie felbft als nicht abgefchloffen bezeichnen, wenn fie im Widerfprud mit der Natur ftehen, nur geringeren Werth haben.

So ift auch die Echtheit der Yuli-Auguftbrunft des Rehwildes hauptſächlich erfi durch den praftifhen Beweis, daß Riden infolge nur in dieſem Monate empfangenen Beichlages, rechtzeitig Kälber festen, endgiltig feftgeftellt.

Sehr erwünſcht wären weitere Beobachtungen und Mittheilungen:

1. Ueber fpäten Befhlag von Rehböden im October bis Neujahr, refpec- tive April;

2. über verfpätete® Segen der Riden;

3. über Zulafjung von Rehböden vom October bis Neujahr zu bis dahin fiher unbefchlagenen Ricken und Beobadhtungen über eventuelled Gegen von Kälbern;

4. Unterfuhungen an Rıhböden auf Spermatozoiden in den verfchiedenen Monaten, namentlid vom October bis Februar.“

Naturforfhende Jäger finden im vorftehenden Anregungen Brecher's ein weites Feld zu gewiß hodjinterefjanten Studien! E—e.

Unterjuchungen über die Birne verfchiedener Hunderajien, von Rüdinger ! ausgeführt, Haben, wenn auch noch keine abjchliegenden Reſultate, jo doc nachfolgende Ergebniffe zu Tage gefördert, die vielleicht für manden Hunde: züdter und Yäger von Interefje fein dürften:

1. Wenn aud in den Zahlen über das Körper: und Hirngewicht nod viele Schwankungen, welche durch eine größere Unterfuhungsreihe fi ausgleichen mögen, vorhanden find, fo ift doch ſchon feftgeftellt, daß das Hirn bei den Hunden ſchon im erften Lebensjahre feine Wachsthumsgrenze erreicht.

2. Der fchwerfte Hund hat aud das ſchwerſte Hirn. Die Hirngewichte nehmen bei den Hunden mit dem Körpergewichte berfelben zu, jebod in einem ungleichen Berhältniß.

3. Das relative Hirngewicht ift bei Heinen, leichten Thieren ein viel günſtigeres al® bei den großen.

4. Der Heine, leichte Hund befigt auf 1000 Körpergewicht bedeutend mehr Hirn als der große.

Luchſe in Defterreichifch-Schlefien. Am 26. December v. 3. gelang es dem erzherzoglichen Mevierverwalter A. Wagner im Forftdiftricte Ober-Althammer (zur erzherzoglihen Kammer Tefchen gehörig) gelegentlich einer Treibjagd einen ftarfen Luchs zu ftreden. Der mähriſch-ſchleſiſche Grenzwinkel gegen Ungarn erfährt ab und zu, jedenfalld aus dem Xrencfiner Comitate, die Einwanderung eines Luchſes, bie

! Situngsberiht der Münchener Afademic 1894, ©. 249.

Februar 1895.) Notizen. 9%

für dem wohlgehegten Wildftand, namentlih den Rehftand, dann entfchieden eine große Gefahr bedeutet. Ohne Spurfänee ift es, wenn nicht ein bejonderer Zufall mitjpielt, faft eine Unmöglichkeit, eines ſolch gefährlichen Eindringlings Herr zu werden. Bor Kurzem bemerkte im oberwähnten Diftricte das Yagdperfonale, welches mit dem Stande, Wechſel und dem ganzen Gehaben des Wildes ſtets vollfommen vertraut tft, unter dem Edel- und Rehwilde eine auffallende Unruhe, indem diefes die gewohnten Wechjel und Einftände in den Didungen mied und recht vergrämt in den lichten Holzbeftänden umberzog, kurz, durch fein verändertes Benehmen auf das PVorhandenfein eines größeren Raubthieres fchliegen ließ. Unter großer Mühe gelang e8 überrafchend fchnell, einen Luchs einzufreifen, d. h. der Spur nad) fein Berſtech in einem dichten Jungwuchſe feitzuftellen. Sofort wurde ein Treiben ver: anftaltet, in welchem dem genannten Revierverwalter das Waibmannsheil zu Theil wurde, den auf circa 50 Schritte eine ſchmale Schneige flüchtig paffirenden Räuber mit zwei mwohlgezielten Schüffen zu ftreden. Der erlegte Luchs (eine Fähe) hat eine Yänge von 120 cm, eine Höhe von 65m und wurde auf dreijährig gefhägt. Aller» jüngft wurde in bdemfelben Yagdgebiete unter der Kuppe der Lifjahora vom Forft- praftilanten Rotter abermals ein 16%, fchwerer Luchs eine Fähe erlegt; feit 1890 ift died der fünfte Luchs, der in den fchlefifchen Bestiden dem tödtlichen Blei erlag.

Künftliche Schädel für Hirfchgeweihe. Den Deutfchen und Defterreichern ift, auch wenn fie nicht felbft die Jagd ausüben, von Alters her eine Borliebe für Wild und Waidwerf verblieben. So trifft man denn auch in den Wohnungen der Nicht: jäger vielfach ald Decorationsftüde die Geweihe einheimifcher und ausländifcher Hirſch— arten. Unter den nicht fchädelechten Hirfchgeweihen findet man leider nur felten das Kunſtwerk eines tüchtigen Holzdrechslers, das, pafjend angeftrichen, den Eindrud der Naturtreue macht. Dann ift aber der Preis ziemlich hoch, denn felbft ein Rehbod- Ihädel läßt fi) unter 5 Mark nicht Herftellen. Geradezu abftoßend wirken aber die aus Cement, Kalkmaſſe, Eifen u. f. w. hergeftellten Hirnfchalen. Um fo dankbarer fann man Herrn Staats v. Macquant-Goezelles fein für ben Hinweis auf die tadellofen und dabei billigen Zintgußfabrifate des Formermeiſters H. Müller sen. in Landsberg a. W. im Regierungsbezirfe frankfurt a. O. Diefer betreibt feit zehn Yahren das Abformen natürlicher Wildſchädel und liefert treffliche Schädel für Elch, Wapiti, Rothhirſch, Damhirſch, Renthier und Rehbock. Während von den gußeifernen Schädeln für den Edelhirfc wohl nicht mehr als drei, für den Rehbock nur zwei Größen im Handel fein mögen, hat Müller im Laufe der Jahre 29 ver- ſchiedene Größen für die Stangen des Kothhirfches hHergeftellt, 7 für den Dam: hirſch, 4 für das Menthier und 12 für den Rehbock. Auf diefe Weife ift auf bie Wahsthumsveränderungen des Schädels gebührend Nüdficht genommen. Es genügt, die Länge und Breite der Abmwurfsftelle in Millimetern zu meſſen und an der Hand des Reſultats die Nummer des Schädeld in der Preislifte aufzufuchen. Die mangel: haften gußeifernen Schädel koften für den Rothhirſch bis 3 Mark, für den Dam- hirfch bis 2 Mark und für den Rehbock bis 15 Mark. Die Preife für die Ar- beiten Müllers find weit billiger: Ein Zinkſchädel für den Edelhirſch koſtet 0°9 bis 17 Marl, für den Damhirſch 0'2 bis 055 Mark. Diefe jo außerordentlich billigen wie trefflihen Schädel erregten aud den lebhafteften Beifall des Directors Schöpf vom zoologifhen Garten in Dresden und bes zu früh verftorbenen Hofrathes Dr. Liebe, „Die Natur.“

Waldfamenernte 1894/95. Bericht der forftwirthfchaftlihen Samen: handlung Heinrih Keller Sohn, Darmftadt.

Wenn im Allgemeinen das Ergebniß der diesjährigen Waldfamenernte günſtiger als das des Borjahres ausgefallen ift, jo ift dennoch zu bedauern, daß der Samenertrag der wichtigften Sorte ber Kiefer auch in biefem Winter weit Hinter einer normalen Ernte zurücdbleibt,

96 Handels berichte.

XXI. Jahrgang.

Die Zapfen find im dem allermeiften Gegenden ſchlecht entwidelt, enthalten daher außerordentlich wenig Samen, fo daß beim Einkauf größte Borficht walten muß,

Gute Kiefernzapfıen find nur ftrichweife und in engbegrenzten Bezirken gewachſen und müffen zum Theile weit aus dem Auslande her bezogen werben.

Unter biefen Umftänden ift leider auch diesmal der Preis von gutem Kiefern: famen ein recht hoher, immerhin aber billiger ald im Winter 1893/94,

Da Samenvorräthe aus letzterer Saifon nirgends eriftiren, dazu aud für 1895/96 wiederum ganz wenig Zapfen zu erwarten find, dürften für bie eigentliche Saatzeit für Kiefernfamen eher höhere als billigere Preife zu erwarten fein.

Auch von ber Weißtanne und der Weymouthsliefer war das Ernteergebnif ein ſchwaches.

Bon Schwarzliefernfamen wurde diesmal jo gut wie gar nichts geerntet.

Die Fichte dagegen lieferte eine Meine Mittelernte; der Samen ift vorzüglic und dabei nicht theuer.

Beier noch ift der Ertrag der Lärche; ber Samen ift bedeutend billiger als feit einer ganzen Reihe von Jahren.

Die Laubhölger ergaben im Allgemeinen Meine Mittelernten.

Eichelmaft ift in Deutſchland gering und durch bie theuren Frachten find die vom Auslande bezogenen Eicheln nit billig.

Das Gleiche gilt für Bucheln, deren Koftenpreis noch durd einen auf den: felben ruhenden Eingangszoll (!) vertheuert wird.

Borzüglihe Maft lieferte die amerikanische Rotheiche, welche befanntlih in jedem Jahre in Deutfhland mehr angebaut wird und deren noch nie dagewefener billiger Preis zu ausgedehnten Anfaaten veranlaffen dürfte.

Budeln, Eicheln und Rotheicheln find noch in mäßigen Uuantitäten von tabellofer Beſchaffenheit vorräthig.

Bon den Ahornarten brachte Acer pseudo platanus einen normalen Acer platanoides einen fleinen Ertrag.

Aazien, Birke, Roth: und Weißerle und Linden lieferten befriedigende Samen- ernten; etwas geringere die Eſche, Heinbuche und Ginfter.

Handelsberichte.

Holzhandelsbericht aus den norddeutſchen Provinzen. (Nahdrud verboten.) Die Bilanzen, welche gelegentlich des Jahreswechſels gewohnheitsgemäß gezogen worden ſind, haben nur für wenige Holzinduſtriezweige befriedigende Reſultate ergeben, und es iſt nunmehr zweifellos, daß das verflofiene Gejchäftsjahr dem norddeutſchen Holzhandel eine weitere Situa- tionsverſchlechterung gebracht hat.

Insbeſondere iſt bemerkenswerth, daß das Brennholzgeſchäft, welches nunmehr bereits ſeit drei Jahren gedrückt Liegt, in der rückliegenden Zeit allgemein einen unglücklichen Berlauf nahm, Abgejehen davon, dag eine ungünſtige Spätherbfttemperatur die Hauptjaifon audy dies: mal wieder hat ins Waſſer fallen laffen, ıft in mittelbarer Nachwirkung der abnormen, im Februar v. J. gefallenen Windbruchmafien eine Ueberfluthung der Handelsfager eingetreten, ſodaß —* nur auf die freie Tendenzentfaltung, ſondern noch mehr auf die Preishebung ein verhängnip- voller Drud ausgeübt worden ift.

Nachſtehend geben wir ein Durchichnittsbild der Marktnotirungen von Brennhölzern : Buchenes Scheitholz M. 10 bis 13, grobgeipalten M. 11 bis 14 , Hargefp. M, 11 bis 13 Birkenes ae: Tue : > „10.13 , 10 „14 Kiefernes Re BEE er 2 R Er „11 12.50 Tann. u, fit. —94190 =: 30: 1180 „‚20 12

in den Sceiten gemefjen, pro Raummeter, inclufive Zufuhr und Bergen, frei Haus! !oco Dresden! Kieferne ordinäre Brenn» und Bäderhölzer, Neifer, Knüppel ꝛe. M. 3.50 bis 4.50, Kieferne Brennholzlloben M. 5 bis 7.50 Birlene 7.50 8.75

Februar 1895.)

Perfonalnadridten. 97

Nothbuchene Brennholzlloben M.7 bis 8.50 Eichene „650 7.50 Alles pro Raummeter frei Haus loco Berlin!

Rothbuchene Nußholzrollen 1m lang, M. 8 bis 11 Erlene r 1 68 2m 7658 ftarl, 12 14

Eichene Brennholzfloben M, 14 bis 24

Kieferne 2 ra.

Rothbuchene 13, 14.50.

Alles ineluſive Bearbeitung frei Haus loco Berlin!

Auc läßt fi faum verfennen, daß der Conjum von feinen Nuticheithölzern einer rück— läufigen Bewegung unterworfen ift, wenngleid die Preishaltung in diefem Zweige das Jahr über feft war. Andererjeits find im Spätherbft zwar allgemeine Erhöhungen ber Brennholz- notirungen erfolgt, aber diejer Aufihtwung erwies fich weder als nachhaltig, noch find gegen- wärtig, wo wir das Hauptgejchäft haben, entiprecdhende Abkünfte zu verzeichnen.

In Nushölzern bewegte fich die Fluctuation innerhalb gewiffer Grenzen, weld letztere von vornherein durch die in Norddeutichland verftärkt aufgetretene Depreffion des Wirthidafts- und Amduftrieverfehrs vorgezeichnet waren. Außerdem war die Ausbeute an wirklich aftreinen und feinfajerigen Stammſtücken gelegentlich der letzten Rohholz-Einkaufscampagne zu unbedeutend, um eimen Anziehungspunft für die Nachfrage bilden zu Fünnen. Während im Frühjahre, wo die Yager nirgends completirt waren, die Tendenzen feſt einſetzten, ift im weiteren Jahresverlauf, wo insbejondere als Folgeerſcheinung des Wiederaufichluffes der ruffishen Grenze eine Inun— dation des norddeutſchen Holzmarktes mit mittleren Sortiments plabgriff, eine anhaltende Stagnation des einjchlägigen Holzhandelsverkehrs bemerkbar geweſen. Die Zufuhren geriethen ins Stoden und die Nachfrage wurde von mafjenhaften Angeboten weit überflügelt, weshalb aud an ein Berhalten der Frühjahrspreije nicht zu denken war. .

Hingegen fanden die norddeutſchen Sägemühlen infolge intenfiver Bauthätigleit in den Berlehrsmittelpunften faft das ganze Jahr hindurch —— Beſchäftigung. Die Bauholz» händler haben daher zwar bedeutende Abkünfte zu erzielen vermocht, aber die Corruption der Baumarftverhältniffe ift im Berichtsjahre fo ftarf zur Geltung gelangt, daß dem Holzhandel dadurd die empfindlichiten Wunden geichlagen worden find.

Man notirt:

Pfoſten 280 mm breit, 45 mm ſtart, M. 255 bis 270 5 235mm » mm 210 215 Mittelbretter 280mm » 3Bdmm » m 200 210 Spundbrett. 235mm 320mm „m 140 150 Tijchlerbrett. 280mm Mmm u m 140 150 Dadjlatten GOmm u 30 mm n * 3034 1 60 mm 24 mm " 25 " 26 Spalierlatten 24mm 24mm " " 15 20 Alles pro 100 Stüd à 45m lang loco Dar n.

Geſchnittene kieferne Balken 37 bis 39 Gebeilte fr " 833 n„ 34 Gefchnittene Kanthölzer 28 31 Gebeilte * 3 „26 Stollen und Doppellatten 56 er Kieferne Stammbohlen 50 bis 80 mm ftart 50 64 36 mm ftarle fieferne geſäumte Bretter „MH 50 26mm u u J Schalbretter 2850 31 Eichene Bohlen und Patten 20 bis 80 mm ftart 110 182 Alles pro Eubilmeter franco Bahn Berlin! Kd.

Finme, Januar 1895. Der Faßdaubenexport über Fiume im Jahre 1894 beträgt 52,292.606 gegen 53,130.919 Stüd im Jahre 1893; Über Trieft 2,552.475 gegen 7,119.964 Stüd im Jahre 1893.

Perfonalnadiriditen.

Ansgezeihnet: Michael Staininger, f. f. Oberforftrath und Vorſtand der Forft- und Domänen-Direction in Salzburg mit dem Dfficiersfreuze des großherzogl. Toscaniſchen Eidil- verdienftordens. Der Minifterialjecretär im Aderbauminifterium Friedrih v. Wazl mit dem Ritterkreuge des Franz Der Minifterialvicefecretär in demſelben Miniſterium Beter Freih. dv. Eijelsberg durd Verleihung des Titeld umd Charakters eines Minifterial- ſecretärs; beide in Anerkennung ihrer vorzüglichen Dienftleiftung. Cäfar Battıfti, f. f. Ober forftcommiffär in Male, mit dem Ritterkreuze des Franz Joſephs-Ordens. Bictorin Ditlbader,

98 RER nn Brieffaften. IXXT. Jahrgang.

Forftmeifter und Güterverwalter des Linzer Domcapirels in Windhaag, mit dem goldenen Ber- dienftfreuze mit der Krone. Der fürftl. Hohenzoller’iche Oberförfter Anton Kozensty in Ober- Eerefve mit der fürftl. Hohenzollern’schen goldenen Ehrenmebaille. Der mit dem Titel und Cha- rafter eines a. 0. Profeffors an der f. k. Hochſchule für Bodenenltur beffeidete Generaldirectiong rath A. Delwein durd Verleihung des Titels und Charakters eins ordentlihen Profeſſors diefer Hochſchule.

Ernannt, beziehungsweiſe befördert: Karl Kieta, f. £. Forſt- und Domänenverwalter in Pozoritta (Bulowina), zum Forftmeifter im Bereiche der Güter des Bulowinaer gr.-or. Ne: ligionsfonds,. Heinrih Dude, jyorftmeifter bei der EL. u. f, Privat: und Familienfonds-Güter- direction in Prag, zum Forftinfpector in der VII. Rangsclaffe. Der Forftinipectionsadjunct Karl Göthe zum Forftinfpectionscommiffär im Stande der Forſttechniker der politiichen Verwaltung. Bei der k. k. galiziſchen Forft- und Domänendirection in Lemberg: Die FForfteleven Franz Bojet und Leopold Kefjelring zu Forftaffiftenten daſelbſt; der Forſteleve Michael Janeczko von derielben Direction wurde bis Ende October I. %. beurlaubt zwecks Uebernahme emer Aushilfs- Ichrerftelle an der galiziichen Landesforftlehranftalt in Lemberg. Karl Ritter v. Bojizio zu Thurnberg und Jungenegg, umadiutirter FForfteleve in Görz, und N. Faſan, abjolvirter ordentlicher Hörer der f. £.Hochichule fiir Bodencultur in Wien, wurden als adjutirte Forfteleven bei der £, f. Forſt- und Domäncndirection in Görz aufgenommen. Franz Bruder wurde als unadjutirter TForfteleve bei der f. f. Forft- und Domiänendirection Gmunden aufgenommen. Im Forftdienfte der Hoch- und Deutichmeifterihen Ordensgüter: der Forſtreferent W. Jurinka in Troppau erhielt den Rang der Forftmeifter Die Forſtmeiſter II. Claſſe Adolf Wehrberger in Hubertsfich und Anton Drechsler in Langendorf rückten in die I. Claſſe vor; die Ober- förfter F. Dittrich in Freudenthal und Robert Yanger in Friedland zu Forſtmeiſtern II. Claſſe. Im Forftdienfte der erzherzoglihen Kammer Teichen: der Förfter Julius Yıft in Teſchen zum DOberförfter in Chybi; die Forftadiuncten Rudolf Jantöwskty, Franz Faber und Georg Dembon zu Förftern. In der fürftl. Kinsky'ſchen Forftregie: der Oberförfter und Domänen: dirigent Anton Hefmanovsty in Böhm. Kamnitz und der Oberförfter Ferdinand Hajek in Daubik zu Forftmeiftern. Die Forftgeometer Julius Baumgartner und Franz Hyhlik, Beide in Böhm. Kamnitz. zu Forftingenieuren. Franz Schmidt, Waldmeifter der Domäne Sotichdorf in Defterr -Schlefien, zum Forftmeifter. Der Forftcontrolor der Herrihaft Tobitſchau Ed. Frank zum Forftmeifter dafelbft. Der Gutsförfter bei der Fideieommißherrſchaft Nemeic in Böhmen zum Forft- und Domänenverwalter ebendort. Der fürftlihe Forftingenieur Hubert Feederle in Pürglit zum Oberforftingenieur. Franz Gröger, Ef. k. Forfteleve bei der Güter— direction in Czernowitz, zum herrichaftlihen Forftaffiftenten im Naftce (Kroatien). Zu Hilfs- ämter-Directionsadjuncten im Aderbanminifterium die Officiale Guftav Bon (Yeiter des Expedits) und Georg Mayer (Feiter der Präfidiallanzlei). Jaromir Hlawacek, Redinungspraktifant im Montan-Fachrehnungsdepartement des Aderbauminifteriums, und Joſef Ezapla, Calculant im Gmunden, wurden zu Rechnungspraktikanten der Forſt- und Domänenbdirection in Wien bezie— hungsweife Gmunden ernannt,

Berſetzt: Die k. k. Forft- und Domänenverwalter Heinrich Karl in Weyer und Anton Strammer in Ndria von Amtswegen wechielieitig. Karl Laug, erzherzogl. Oberförfter in Chybi (Kammer Teſchen) zur Dienftleiftung in das Forftamt nah Teichen.

BVenfionirt: Friedrih Horny, Forſtrath umd Chef des Fürft Johann Yiechtenftein’schen Forftbureaus in Wien mit 1. Mai l. J. unter Verleihung des Titel8 eines Dberforftrathes. Ernft Schuderla, erzherzogl. Waldbereiter in Zeichen. Edwin Michl, erzherzogl. Oberförfter in Haslach bei Tejchen.

Geftorben: Edmund Swoboda, f. f. Oberforftrath und Yandesforftinipector für Böhmen i. P., Ritter des Franz Nofeph-Ordens, am 7. Januar 1895 im 54. Yebensjahre zu Smichow. Albert Dommes, f. k. OÖberforftrath, Forftdirector dev Alpinen Montangejellichaft i. P., Ritter des Ordens der Eifernen Krone III. El., Befiger des goldenen Berdienftfreuzes mit der Krone, am 25. Januar d. J im 69. Lebensjahre zu Graz. Paul Reuß, fürftl. Forftverwalter in Breil (Herrichaft Bürglig). Hermann Lafer Ritter von Zollheim, k. k. Förfter i. P. in Gaißau, Bezirk Hallein, im 66. Pebensiahre. Adam Kaferer, kak. Bezirtsförfter i. P. in St. Johann im Pongau, 84 Jahre alt, am 27. October v. J.

Sriefkaften. . Herrn €. A. Sch. in T. (Schleſien); BR mn H.; N. B. iun M.; A. v. G. in W.: AP. in L. (Oberöfterreih); A. A. in J. bei J. (Schleſien); A W. in St. (Galizien); gr 3. B. in W. (Mähren); Forftmeifter M. B. in ©;

Dr. E. H. in M.; Din ®;— C. H. in S (Mähren; J. C. ın W. (Böhmen; Dr. A. T. in M.; M. K. in Br. (Preußen); H. K. in D. (Heſſen): Verbindlichſten Dant.

AÄdreſſe der Redaction: Mariabrunn per Weidlingan bei Wien. Adrefie der Adminiftration: Bien, 1. Graben 27.

3 —*— Redacteur: ns der k. m. h. Dofbu handlung Wilhelm * e⸗ R. t. Sofbulbruderei Karl Sromme in Bien e an

22

Qentralblatt für das nelammfe Porſtweſen.

Drgan der R. k. forſtlichen Berfuchsanftalt in Mariabrunn.

Einundzwanzigfter —— Wien, Mär; 1895. Drittes Heft.

AUnterfuhungen über den FSinfluß der Beſtandesdichte auf die Bodenfendhtigkeit '

Bon Pr. Eduard Hoppe, k. k. Adjunct der forftlichen VBerfuhsanftalt in Mariabrunn bei Wien.

Profefior Ebermayer? hat in den Jahren 1884 bis 1886 im Fönigl. bayer. Forftamte Bruck Verſuche über den Einfluß des Waldes auf die Boden— feuchtigfeit vornehmen lafjen, welche infoweit als die Beſtandesdichte vom Alter abhängig ift aud) den Einfluß der Bejtandesdichte auf die Bodenfeuch— tigfeit beleuchten. Dieje Verſuche erftredten fih auf einen Vergleih der Boden— feuchtigfeit unter 20jährigem Fichtenjungholz, 6Ojährigem Fichtenftangenholz und 120jährigem haubaren Fichtenbeftande und ergaben, daß das TFichtenftangenholz dem Boden das meiſte Waffer entzog, indem die Bodenfeuchtigkeit unter demjelben beinahe ſtets und fait in allen Tiefen am geringften war, eine Thatſache, welde die praftiichen Forftwirthe häufig Gelegenheit haben, im Walde zu beobachten, und welhe Ebermayer aus dem größeren Wafferverbraude zu Transſpirationszwecken in dieſer Zeit des freudigen Wahsthumes und aus der größeren Abhaltung der Niederihläge vom Boden durd die jtarfe Rronenentwidelung erklärt.

Diejelben Erklärungsgründe werden ſich aud auf meine Beobachtungs— refultate anwenden lajjen.

Da die k. k. forſtliche Verſuchsanſtalt beabfichtigt, in den meijten ihrer Regie: flähen auch die bodenphyfitaliihe Einwirkung des verjchiedenen forftlihen Betriebes zu jtudiren, fo ging ich zunädft daran, in der im Jahre 1893 eingelegten Lich— tungszuwachs-Verſuchsfläche Nr. 7 in Gablig (im Wiener Walde) zu unterfuden, welche Unterſchiede in der Bodenfeuchtigkeit durch die Yichtitellung eines Buchen: beitandes bewirkt werden mögen.

Die Verjuhsflähe Nr. 7, deren genauere forftlihe Eharakteriftif dem 17. Hefte der „Mittheilungen aus dem forftlichen Verſuchsweſen Defterreihs" entnommen werden fann, wird durd einen heute circa 60jährigen Nothbuchenbeftand gebildet, der auf einer ſchwach (faum 5°) gegen Norden geneigten Yehne ftodt. Das Grundgejtein bildet Wiener Sandjtein und jtellt jih der Boden als ein jchwerer, ihwad fandiger Yehmboden dar, welcher bis in 15m Xiefe reicht, ziemlich gleich— mäßig und ziemlich jteinfrei ift, jo daß fih 97°5 Procent desjelben bei der me— haniihen Bodenanalyje als Feinerde qualificirten, d. h. dur ein Sieb von 1 mm Maſchenweite hindurchfielen.

Die beiden im Folgenden zum Vergleiche kommenden Einzelflähen Nr. I und IV bejaßen nad den Aufnahmen im Jahre 1893:

! Mittheilung. der E. f. forftlihen Berfuhsanftalt in Mariabrunn bei Wien, 2 Wollny, Forſchungen auf dem Gebiete der Agric. Phnfit XII. (1889), S. 14T. Allg. Forft- u. Jagd-Zeitung 1889, ©. 1.

Gentralblatt für das gel. Forſtweſen. 5

100

20. Mai

Einfluß der Beſtandes dichte x.

Ben A.

| In Einzelfläde 1 In Einzelfläche IV

| hen

{

l

1:28.

ul

8, Juli . 22. Zuli

18. Auguft

21. Auguft . . 1345

29. Auguf Sommer«- Durchſchnitt

30, März?

6. April?

T. Mai

19. Zuni . .

Krübjahrs« Durdichnitt

10. Juli

31. Juli . . . 11412

9. Auguft

16. Auguft .

27. Auguft

15. Septemb. 21. Septemb.

Sommer:

Durchſchnitt

.16 21

13°28

\114:29

. 1761 £ 1789

| . 118°63|

1872 111821

. 16'656

16:63

. 113771

961! 9-48 1341

| 13°59

| Lichtbeftand |

[XXI. Jahrgang.

Niederſchlags-Verhältniſſe!

in Millimetern

1610 ——————— 24

14:99 629 20-80114-31| 6-49)

251608 1er ıranınza 4°07 1571| 4:79,18°90114:56 4:34

1 16:39, 1:37, !

1724 1694 0:3

1408 0:29 1557/15:90, 033 14:25. 0:27 15:59,16°93 13

15:84|— 0:37.17°03|15°96 1°07 [

1457| 1:29 150011579] 07

13:35 —0 10 15091486 - 02

14:75 046 1592 16:06

|

Baia 2:43 17 4211462

1:94 17:20,16°08 16°58

17:54 1821

|

1591| 281)

I 1614, 207 15:56 1:0

1 ‘09

16:74115°90) 17:39 15°77 16°25/16°03

|

16 —02

|

14 10 - 047

13:06) 5315. 56, -04

1367 —0

14-57 13:55 one 9912 1-2 51 ) I |

| |

18:67112:56 - 1-11 12:67 1324| 0:67 10°86.16:67| 581

1408 1431

| | |

12:27 10:44 | 1374| 426]

1318023

—15 08:

f}

| 15881515

! der Vortage, foweit fie von Einfluß fein konnten. 2 Bor Laubausbrud).

3 Gebildet aus fämmtlihen Zahlen, welde aus der Begetationsperiode flammen, daher mit Ausnahme jener vom 30 März und 6. April 1894.

17. V. Stridregen 0'5

18. V. r 28

12. u. 13. VI. Gewitter 317 15. VI. > 0,6

inzwifchen fein Regen.

24.—29. VI. täglih Strichregen in Summe 2:9

30. VI. Gewitter mit Hagel 06 inzwijchen fein Regen.

19. VII. Landregen 49

14. VII. Gewitter 2°5

15. VIT. 218 inzwifchen fein Regen.

25. VIII. Gewitter 20

18. u. 19, III. Landregen 25'3 23. III. Stridregen 1'3 ——— fein Regen. V. Gewitter 90 A 16 V. 20 . VI. Landregen 19°3 . VI. 5 12-1

. VII. Gewitter 82 VII, Gewitter 16% . VII, Stridregen 07 WAL, 03 . VI. . VIII. VII. .VIII. . VII. . VIH. . VIII Landregen 28 . VIII 2andregen 27 . IX, Gewitter 37 inzwiſchen fein Regen.

Landregen 131 Gewitter 178 Landregen 18

43

Strihregen 24 23

März 1895.) Einfluß der Beftandesdidte ꝛc. 101

Rr. Stammzahl Mittlerer Durchmeſſer Stammgrunbfläde Mittlere Höhe

pro Heltar der Stämme pro Heltar der Stämme I 1116 18°6 em 30°5 m: 190 m IV 332 24'2 cm 153 m 20'8 m

fo daß die Flähe IV auf 0°5 der Kreisflähenfumme von I gelichtet erfcheint.

Zum Zwede der Ermittelung der Bodenfeuchtigkeit wurden während ber Begetationsperioden der Jahre 1893 und 1894 (nad Thunlichkeit) in trodenen Zeiten mittelft des Erdbohrer8 von Nowacki-Borhardt! Erdproben aus den Ziefen von 25 bis 30m und von 70 bis 75cm gehoben, im tarirten Wägegläs- hen mit eingeriebenen Stöpfeln Iuftdicht verichloffen nah Mariabrunn trans» portirt, dajelbft gewogen und bei 105° C. bis zur Gewichtsconſtanz getrodnet. Auf jeder der Flächen wurden jedesmal 3 bis 6 Bohrungen in verjciedenen Stellen der Iſohypſe vorgenommen, fo daß die folgenden Zahlen Durdfchnitts- werthe barjtellen. Die Ausdehnung diefer Unterfuhungen auf die Einzelflähen II und III erſchien unthunlid, da die eine diefer Flächen nicht in der Iſohypſe ge- legen ift und die zweite ftellenweife etwas jandigeren Boden befigt. Die ziffern: mäßigen Ergebnifje der Wafjerbeftimmungen find in vorftehender Tabelle A über- fihtlih zufammengeftellt.

Aus diefen Zahlen geht hervor, daß der Waldboden der lichter und räu— miger bejtandenen Einzelflähe IV im Durchſchnitte feuchter war als jener der durch einen dichteren Kronenſchluß beſchatteten Einzelflähe I.

Allerdings muß hinzugefügt werden, daß diefe Zahlen aus einem Boden gewonnen wurden, der einer Nordlehne entjtammt und der erft feit März-April 1893 in diefem Maße lichtgejtellt worden war, und fünnte bei ſüdlicher Neigung eine ftärfere Austrodnung der oberen Bodenſchichten auf IV im Verhältnifje zu I erwartet werben, ebenfo wie eine länger andauernde Einwirkung des Lichtungs— grades mancherlei Aenderungen in der Abjorptionsfähigkeit des Bodens und der Streu für Waſſer hervorbringen dürfte.

Indeß hat die Lichtjtellung einen jhon jegt nachweisbaren Einfluß auf den Boden geübt, wie die Unterfuhung von im October 1894 gemworbenen Boben- proben zeigte, welche die folgenden Unterſchiede im Humusgehalte und im Waffer: abjorptionsvermögen ergab:

Tabelle B. 0 Pr Fr ——— | us v he a. aehaft Wafjercapacität Kläde Ziefe in Gewihtsprocenten in Gewicts- | | i der Shidten | i procenten der | | der Fyeinerde | des Bodens Feinerde | | I 0- dm 2:89 2-82 | 57 5—20 em | 2-52 246 | 50 20—50 crı | 1:01 0:98 | 40 Im Durchſchnitte | 2-14 | 2.09 | 49 | I} IV | m | 2:25 2-19 | 55 52203 201 196 | 44 | 20 —50 cm 0-97 | 0.95 | 39 | Im Durchſchnitte 174 170 | 46

——.

! Diefe Zeitichrift 1893, ©. 409 8*

102 Einfluß der Beftandesdidte zc. XXI. Jahrgang.

Betrachtet man die in Tabelle A ausgewieſenen Feuchtigkeitsprocente im Allgemeinen, jo kann e8 zunächſt auffallen, daß die Bodenfeuchtigkeit im Jahre 1894 weit hinter der des Jahres 1893 zurüdbleibt, eine Thatſache, die ſich wie die folgende Zujammenftellung erweift aus der im Jahre 1894 fehr mangelnden Winterfeucdte erklären dürfte. Da in Gablig erjt jeit Sommer 1893 eine ombrometriſche Station eingerichtet it, find die folgenden Daten der nädjt- gelegenen Wienerwald-Station Prebrunn entnommen.

Tabelle C.

Niederfhlagsvertheiflung in Brebrunmm in mm Negenhöhe

| | ahr Winter |) Frübiahbr Sommer | Herb | ya | | BEI Jahresſumme Monate Be. Jan Feb. "Mrz Apr. Mai Jun. Jul. Ang. Sn. Det. ai | 13jähr. „Mit | I IT |] | | 1880_1892 43:4. 33:2] 27:5 462 705 82:6|91°7) 86°6| 88:0 59:5. 67:9| 467, | 1 —e— m 10 a) al | 7407

1893 | 11'168 35 60 31 78 |1161 90 1 72 | 39 | 55| 68 1 | 1894 | 17°| 3 27 ||46 | 47 102 | m 38 | 80 36 | 147 8 722 |

) F} N ! N | | wi | |

i

Ferner weifen die Ziffern der Tabelle A einen bemerfenswerthen Umjtand auf, indem nämlih im Jahre 1895 der euchtigfeitsgehalt des Bodens von I an den erjten drei Beobahtungstagen (oder im Mai und uni) in beiden Schichten höher war als der Feuchtigfeitsgehalt der entiprehenden Schichten in IV, während fih diefes Verhältnif in den folgenden Monaten der Vegetationsperiode umtfehrte. Weniger ausgejproden ift dieſes Verhältnig in den Feuchtigkeitsziffern des Jahres 1894, doh war aud hier im März und April, fowie nad Yaubausbruh im Mai und Yuni die Feuchtigkeit in beiden Schichten von I höher, als in jenen von IV, an den folgenden Beobadtungstagen (mit Ausnahme des 16. Auguft) bejaß hingegen der Boden von IV mehr Feuchtigkeit al$ der von I. Zu er- mitteln, wodurd dies begründet ift, muß weiteren Unterjudhungen vorbehalten bleiben, obwohl es jcheint, al8 ob die Transipiration die Urjadye wäre, da jie in I wegen der größeren Sronenzahl mächtiger wirken muß, als in IV, und um dieje Zeit (Ende Yuni) die durch die größere Abjorptionsfähigleit des Bodens von I dajelbjt mehr angefammelten Waffervorrärhe nicht mehr genügen dürften, um deren Bedarf an Wafjer zu deden, jo daß die Bodenfeuchtigfeit in I im Berhältniffe zu der in IV finft. Auch mag im diejer Zeit (vom Juni ab) die dur die Kronen von jedem Degen zurücdgehaltene und in ihnen verdunjtende Niederihlagsmenge größer fein, als fie fnapp nad) Yaubausbrud bei nod weniger entwidelten Blättern und bei geringerer Yufttemperatur (Hitze) war, worunter wieder I mehr als IV leiden muß.

Die größere Anzahl der Beobadhtungstoge im Sommer, gegenüber der im Frühjahre die aber der Dauer der Vegetationsperiode entſpricht bringt es mit fih, dag im Durchſchnitte der Boden im Lichtbeitande feuchter gefunden wurde, als der des Bollbeitandes.

Im Ganzen jcheinen daher jene Factoren, welde ein Anwachſen der Boden» feuchtigkeit im Vollbejtande I begünjtigen könnten, nämlich:

! December 1892. ? December 1893. ? December 1894.

März; 1895.) Die mit Hade zc. combinirte Rodehaue. 103

1. Die ftärfere Beſchattung, welche die Injolation und die dadurch ver- urfachte Verdbunftung aus dem Boden und aus der Streulage mäßigt, 2, die jtärfere Streudede, 3. das Fehlen von Gräfern und 4. der größere Humusgehalt der oberen Bodenſchichten in ihrer Gefammtwirfung weniger mädtig zu jein, al8 jene Factoren, welche bei IV das Anwachſen der Bodenfeuchtigleit bedingen dürften, nämlich: 1. die gleihmäßigere Vertheilung des zu Boden gelangenden Regen: waſſers, da durd die geringere Stammanzahl weniger Wafjer jhaftabwärts läuft und nur die die Stämme unmittelbar umgebende Bodenpartie tränft, 2. weniger an den Kronen hängenbleibendes Regenwafjer ! und haupt: ſächlich 3. geringerer Transſpirationsverluſt wegen der geringeren Anzahl der Kronen, wenn biejelben aud entwidelter find.

Die mit Hadke, Hammer und Zange combinirte Rodehaue im Dienfte der Gorfipolizei und Jorſtwirthſchaft.

Liparis monacha und Lyda hypotrophica haben jo ziemlih alle Forit- wirthe des In- und Auslandes um den Beſtand des mehr oder minder werth- vollen Waldes ihrer Obforge bedenklich bejorgt gemadt.

Seit nun dieje zwei Forſtſchädlinge mit dem Aufgebote von Scharffinn und Intelligenz überwacht werden, haben ſich dem gejhärften Auge des ausübenden Forjtbeamten verichiedene, ſonſt überfehene Forſtfeinde der Inſektenwelt in größerer und geringerer Menge fihtbar gemadt, Forftfeinde die wie Nonne und Ge- jpinnjtblattweijpe fid dem Walde beim Mafjenauftritt unter Umſtänden nicht minder gefährlid erweijen können, als jene; ich verweije diesbezüglidh auf Orgyia antiqua, Hylastes cunicularius, Hylurgus piniperda, Gastropacha Pini, auf die familie der Noctuidae, der Geometridae und der Tortricidae u. f. w. und auf Ötiorhynchus niger, welder in nicht geahnter Menge die 10» biß 100jährigen Fichten befteigt.

Inſolange alle dieje Forftihädlinge mehr weniger vereinzelt vorfommen, will es ja befanntlich mit erheblihen Forjtihäden nichts heißen; aber es bleibt immer gut, über den Grad der Menge eines im Walde vorfommenden, als in- tenſiv jhädlich geltenden Forftinjektes informirt und orientirt zu fein.

Nach Höhenlage, Holzart und Bejtandesalter halte ich alle in Frage kom— menden Forſtſchädlinge der Inſeltenwelt ureingeboren autochthon und unter beftimmten Witterungsverhältnifjen im Zufammenhange mit der Bejtandesbeihaffen- heit, d. i. unter fjolden, die eben dem Inſekt als zur Maſſenentwickelung ent— Iprechend günftig find, halte ich die fühlbare Schädlichkeit für gegeben.

Die Erziehung gejunder Beftände von Haus aus, dann die zielbewußte Beftandespflege find wohl die erjten VBorbeugungsmittel zur Hintanhaltung von intenfiven, den Geldjad und beziehungsweije die Rente peinlich berührenden In» ſektenſchäden, weil ja alibefannt der gejunde, fräftige Wald widerjtandsfähiger in jeder Beziehung ift; aber nicht überall läßt fich diejes Streben in der Zeit der allgemeinen Inſektenmiſeͤre mit einem Sclage erreihen, dort nicht, wo gejunde Beitandesverfafjung und Bejtandespflege feither mehr minder außer acht gelajjen wurde, und oftmal8 mag dem guten Willen durch die Unverwerthbarkeit minder:

' Bol. Bühler, „Mitth. d. Schweiz. Centralanſt. f. d. forftl. Berjuhsw.“, Bd. II, ©. 146

104 Die mit Hade :c. combinirte Robehane. (XXI. Jahrgang.

werthiger Hölzer Schranken gejetst fein, oft find e8 Sünden der Vorgänger, oft eigene, häufig verfehrter Waldanbau, vielfad geringe Vorausſicht bezüglich Hebung gefiherter Holzabjagverhältniffe in den den Anfällen entſprechenden Mengen.

Sind nun die Verhältniffe bejhaffen wie immer, eine gewifjenhafte Durd: forjhung des anvertrauten Waldes auf das Vorkommen forſtſchädlicher Inſelten erübrigt ftet8 mehr in dem der intenfiven Bewirthichaftung unterftellten, aljo umeift pfleglich zu behandelnden Walde, als in der ftufenmweije bis zur ertenfiven

irthſchaft herabgehenden Waldwirthihaft. Der Forſtbeamte als Wirthſchafter hat im intenſiv bewirthſchafteten Forſte nicht die phyſiſche Zeit, perſönlich ein- gehend Umſchau zu halten; minder intenfiv und ertenjiv bewirthichaftete Wälder find mit Forftwirthihaftsbeamten farg beftellt, die diefen unterftellten Forfte find nämlich zumeift zu groß; aljo bleibt die Durhforfhung nad Anleitung dem Schutz- und Taglohnperjonale vorbehalten.

Ich habe, mag ih durch die Verhältniffe verwöhnt fein, eine viel zu gute Meinung vom Forftihug- und von dem unter feiner fpeciellen Aufficht arbeitenden Zaglohnperjonal, al8 dag ih im die gewifjenhafte Durdführung der forftämt- lichen Anordnungen Zweifel jegte; aber in der Gewohnheit der Alltagsbeihäftigung liegt das Kriterium des Gleichgiltigen; denn mand auffälliges Vorkommen, das für den zeitweilig Beſchäftigten fofort auffällig it, wird von dem ftets damit Beichäftigten überjehen. Die alte Gejhidhte vom Splitter und Balken im Auge!

Es bleibt daher unter allen Umſtänden gut, wenn die Beihäftigung der Forſiſchutzleute audh in der Richtung der Walddurdforfhung nad forſtſchädlichen Inſekten in jedem gegebenen Momente controlirbar ift, wenn die Durchforſchung eine plangemäße ift und das ganze Jahr über gejchieht.

Die planmäßige Durchforſchung der Waldungen durch das Forſtſchutzperſonal, mit nur in dringligen Fällen ftatthafter Verwendung von Taglöhnern, bat aber neben der pecuniären Seite den Vortheil, daß dem oft jozujagen gedankenloſen Herumſchlendern infolge Zeitüberfluffes ein Ziel geſetzt wird; das Schußperfonal wird zum Denken angehalten und vielen mit dem Zeitüberfluß fonft verbundenen Un: zukömmlichkeiten wird ein Riegel vorgefhoben.

Kommt noch Hinzu, daß, wie Herr Forſtinſpections-Commiſſär Jaſchke in Komotau anregte, dem Forftihugperfonale für aufgefundene Forſtinſektenſchädlinge eine Geldprämie zuerkannt wird, und es follte bei allen Forftämtern eine Prä- mientabelle für aufgefundene forftichädliche Inſekten analog einer Schußlohntabelfe dann iſt auch das pecuniäre Intereſſe des Schutzperſonales rege ge— halten.

Wo aber das Forſtſchutzperſonale zur Walddurchforſchung nach forſtſchädlichen Inſekten herangezogen wird, dort iſt es nothwendig, daß demſelben ein Werkzeug zur Hand ſteht, das zu den verſchiedenen Verrichtungen, namentlich zum Graben und Hacken tauglich, handlich und nicht vulgär iſt, unauffällig getragen werden fann und eventuell eine Bertheidigungsmwaffe ift.

Diejen Eigenfhaften foll das von mir entworfene, von einem Zeugſchmied zu fl. 2:50 pro Stüd hergeftellte Inſtrument aus Schmiedeeiſen thunlichjt weit zu entſprechen juchen, und da das Inſtrument bereits ein Jahr in Berwendung ift und fi in geübter Hand äußerjt praftifd bewährt hat, nehme ich mir bie Freiheit, dasjelbe in der Zeihnung (Fig. 21) vorzuführen.

Der Gebraud) erhellt aus der Zeihnung: a) Rodehaue, b) Hade, c) Hammer, d) Zange, e) Schraubenzieher, f) Handhabe und g) Gurthädden; das Inſtrument wird, da die Schneiden (Modehaue und Hade) mit einer Lederlappe verdedt werden, im breiten Xedergurt unter, eventuell über dem Rod, wie ein Stand» bauer getragen,

Die Urbeit, wie das Graben im beftodten Walde nah den Larven von Lyda hypotrophica geht mit der Rodehaue und im Wurzelgefleht mit Zuhilfe—

März 1896.) Die Auwaldwirthſchaft. 105

nahme der Hade äußerft ſchnell von ftatten; und da id) anordnete, daß der Arbeitsvollzug mit dem Reſultate zur Controle durch das DVerwaltungsperjonale dem Forftamte und den ftaatlichen Forſtinſpectionen gegenüber erſichtlich gemacht werde, hat der betreffende Forſtſchutzmann, beziehungsweife Arbeiter, auf einem Holztäfelden die Daten mit dem Datum und der Namenechiffre zu vermerken und das Täfelhen an den zunädjt jtehenden Baumſtamm anzunageln. Dabei ift die Anordnung getroffen, daß die Beftände von Oft nad Weit und von Nord nad Süd mit der Befeftigung des ZTäfelhens an ſtets der Oſt- oder beziehungsmeife Norbdfeite und jo durchforjcht werden, daß von einem Täfelhen nad dem anderen, mit den Nummern fortlaufend, gejehen werden kann. Selbftredend ift die Durd- forfhung nad allen Richtungen der Windrofe erwünſcht.

* N us \n 3 3 ; F Fig. 21.

Füge ich noch bei, daß dem Forſtſchutzmanne durch dieſes Inſtrument, das bei den regelmäßigen Dienftgängen ſtets zu tragen ift, ermöglidt wird, von Eufturverderbern, wie Hylastes cunicularius befallene Pflanzen beim Befallenfein fogleih, dann die in den Schlägen auftretenden unlieben Holzarten und Weich» hölzer auszubauen, nad ftarfen NRegengüffen das in den Wagengeleifen laufende Waſſer, anjammelnte Pfügen abzuleiten, verftopfte Canäle zu öffnen, Waffer: raften auszupugen u. ſ. w., fo erhellt daraus die BVielfeitigfeit der praktiſchen Verwendung dieſes Inſtrumentes im Dienfte gebeihliher Forſtwirthſchaft.

Auh als Frevelhammer mit aufftelbaren Buchjtaben oder Nummern kann der Hammer des Inſtrumentes montirt werden; in biefem Falle erhalten die Kanten des Hammers Falze, in welche die Zeichenplatte eingejhoben und mittelft Stellihraube ſolid befeftigt wird.

Bei Hoch- und Rehwildjagden wird ji das teren nit minder nützlich erweiſen; außerdem ift es eine ganz bedeutende Vertheidigungsmwaffe.

Pramenhof, im Juni 1894.

Adam Penszl, gräfl. Oberförfter.

Die Aumaldwirtäfchaft.

Allgemeine Bemerkungen.

Die Ufer aller größeren und Fleineren Flüſſe und Ströme find zumeift mit Wäldern bejtanden, welche ein buntes Gemiſch von Yaubhölzern zufammenjett. Hochſtämmige Baumgattungen befchatten mit lichtem Baumſchlage die Erdjträuder, welche ihnen zum Lohne für den Schug, den ihnen die lichtbelaubten Kronen gewähren, die Bodenkraft erhalten helfen. Wo nur eine Lüde im Sronen- dache enfteht, macht fih ein Heer von Kräutern breit und hilft mit, die Bege-

106 Die Auwaldwirthſchaft. = _ RM. Jahrgang.

tation abwechslungsreich zu gejtalten. An den Wald ſtoßen Wiejenflede von geringerer oder größerer Ausdehnung, welche jih im Frühling mit buntem Blumenflor bededen und deren Graswuchs meift reichlihe Heuernten abwirft. Zahlreiche kreuz und quer gehende Schneußen zerlegen die langen, meift jchmalen Uferwälder in mehr oder weniger regelmäßige Figuren.

Oft werden in den Seitenarmen der Flüffe Inſeln gebildet; durch alljähr- fihe Ablagerung von Sinkjtoffen verlanden fie jomeit, daß der Zufluß des fliegenden Waſſers abgejperrt wird; es bilden ſich jo Laden, melde entweder vollftändig oder nur an den Rändern mit üppigem Schilfwuchſe fi bededen.

In abgebauten Armen liegen große Inſeln, deren brüdige Ufer bei Hoch— wäfjern von den anprallenden Wellen erodirt werden, es brödeln umd fallen große Stüde fruchtbaren Erdreihes mit dem Holzbeftande in den wirbelnden Wogenihwal, an der von der Stromjeite abgefehrten Inſelſeite werden die im Waſſer befindlihen Sedimente wieder abgejegt; es entjtehen Schlidablagerungen, welche fi allmählidh vergrößern und jo wird al8 Erjag für den an der einen Seite abgeriffenen Augrund an der anderen Seite Neuland abgelagert.

Durd die Regulirung werden dem Laufe der Flüſſe Fejleln angelegt; man trachtet dur Anlage von Xeitwerfen, durch Geradelegung des Fluffes oder durch Führung der Trage des meuen Flußbettes im fanften Eurven dasjelbe jo zu reguliren, daß weiteren Ausſchreitungen derfelben, jo weit menſchlicher Geift und Hilfe es vermögen, vorgebeugt ift und dadurd bei normalen Hochwäſſern feine abjonderlihen Schäden mehr zu gewärtigen find.

Durd Anlage von ſenkrecht auf das Flußprofil gerichteten Querbauten werben die Stromfchnellen in abgebauten Armen bei Hochwäſſern vermindert, nun in das Hauptbett verlegt und damit den Yeitwerfen und den Faſchinenbauten größere Feſtigleit und Dauerhaftigkeit verliehen.

Bei jeder Inundation werden taufende Kubitmeter von Sinfjtoffen zwiſchen den Parallelbauten abgelagert; allmählich erhebt fid) die Sohle des ehemaligen Flußbettes, e8 treten hie und da Schotterbänte und Schlidinjeln zu Tage, welche ſich oft mit ganz fremden, in der Flora der betreffenden Gegenden nicht vor— tommenden Pflanzen bededen. So verändert fid) das landihaftlihe Bild an den Ufern der Ströme ſchnell und das umjomehr, als ſolche friih entjtandene Inſeln häufig wieder von abnormen Hochwäſſern und den alles zerftörenden Eisgängen weggerifjen werden.

In diefen mit einem jo reihen Pflanzenwuchſe ausgeitatteten Flußläufen entwicelt fich infolge der günftigen klimatiſchen und telluriſchen Verhältniſſe auch ein bewegtes Thierleben; bejonders find Stromgegenden dur eine artenreidhe Ornis ausgezeichnet.

Viele Arten von Enten, durch die wecjelnde Farbe ihres Gefieder8 und die Größe unterfchieden, brüten in den mit wüſtem Sträuterwuchje, dichtem Weiden- anfluge und mit Röhricht bededten Schlidinjeln. Sie überjtreihen pfeifenden Tluges die abgebauten Arme, fiten in langen Reihen geordnet auf den Sand- bänfen oder im Waffer; Schaaren von Kormoranen, welche zum gemeinjcaftlichen Fiſchfange vereinigt waren, (ungern gejättigt an den Ufern der Arme; hie und da ftehen einige graue Neiher im Wafjer und lauern dem pfeilſchnell dahinſchießenden Fiſchen auf. Werden fie in ihrer Siefta durd einen Schuß gejtört, jo erhebt ſich all das ganze Federwild mit einem Geräuſche, weldes dem Zojen eines Wajjer- falles ähnlich ift, fteigt hoch auf, kreiſt in dem Yüften und ſucht ungejtörten Aufenthalt. Möven gaufeln ſchwankenden Fluges über der gligernden Waſſerfläche, in feilförmiger Flugordnung, überftreihen mit lautem Gejchrei Wildgänje die prächtige Sommerlandjhaft und ziehen Weihen, Milane und Buffarde ihre Kreife im Haren Aether. Biele Arten der Strandläufer, Megenpfeifer, der Kampihahn, Kibige, Belajjinen und Rohrdommeln beleben die Ufer der Sandbänfe und

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brüten im dichten Unterwucje; in den Gipfeln der Bäume rudjen unzählige Ringel: und Turteltauben.

In den fühlen Septembernädten orgelt der geweihte Hirih im Aumalde, er überjegt mit dem Kahlwilde jhwimmend den reißenden Strom und die Ein» rinnen; es zieht auf laufchigen Wiejenplägen der Rehbock mit Ride und Kit aus, e8 tummeln ſich jpielend die Kaninchen zwijchen täppiihen Hafen und der Fajan jtolzirt mit hochgehobenem Stoß über das Rodefeld, fröhlich erſchallt fein heller Balzruf durch die lenzesfrohe Natur, wenn er die Hennen um fi fammelt. Aus dem Gebüjche jhallt des Sproffer8 und der Grasmüde herrliher Gejang und das Jubiliren einer ungezählten Schaar anderer Waldjänger, welche reichliche Nahrung an den vorfommenden Inſekten und Beeren finden. Große und Kleine Fahrzeuge durdfurdhen den Strom. Pfeilichnell fahren Dampfer thalwärts und keuchen und pujten an der raffelnden Kette ftromaufwärts.

Und hat fih im Winter Scholle an Scholle gefügt und eifiger Froſt fie zu einem umdurcdringlichen Eispanzer geftaltet, jo ziehen jchwingenjtarfe Stein- und Seeadler ihre jtolzen Kreiſe hoch uber dem vereijten Strom; zahlreiche nordiſche Wandervögel erjcheinen al8 Stridvögel und nehmen dauernden oder vorüber: gehenden Aufenthalt in unferer Gegend.

So ſcheint fi die ganze Thierwelt in und um die Auen ein Stelldichein gegeben zu haben, um fie und ihre Umgebung zu beleben und dient als Staffage einer nicht großartigen aber lieblihen Stromlandidaft.

Boden und Klima.

Der Auboden hat fi allmählih im Yaufe vieler Jahre durh Ablagerung von im Zrübmwafjer befindlichen Sintjtoffen gebildet, er ijt daher Alluvium. Ents weder ijt er tief hinab, joweit die Wurzeln der Bäume dringen, nur aus Feinerde zujammengejegt, oder dieſe figt in einer mehr oder weniger mädtigen Schichte auf einer Schotterbanf auf; der Boden verliert aljo feine Tiefgründigfeit; tritt der Schotter zu Tage fo iſt der Standort fteril.

ZTiefgründiger Schlidboden ift dem Pflanzenwuchje jehr günſtig. Es ift ein mürber, leicht bearbeitbarer und jehr capillarer Boden und jeine wajfjer- haltende Capacität iſt eine große, weil die humoſen Schlammtheile mit bedeutenden Mengen von Yehm: und Thonpartifeln gemengt find. Seine Qualität wird durd) Beimengung von fein und grobfüörnigem Sande ſtets beeinträchtigt und die Standorts» thätigfeit geht um jo mehr zurüd, je mehr Sand und je weniger humoje Schlamm- theile der Boden enthält.

Nahdem alle Auhölzer mehr oder weniger zu vollendeter Zuwachsleiſtung zeitweife Ueberſchwemmungen brauchen und die Durchtränfung des Untergrundes nothwendig haben, ja von diefer überhaupt das Fortkommen der dominirenden Holzarten abhängt, jo wird weiterd auch die Standortsgüte durch Erhebung des Bodens über den Wafjerjpiegel bedingt umd jind hochgelegene Standorte meiſt fteril und dann jtatt mit den herrichenden Holzarten mit Hartholz— jträuchern bejtanden; nod häufiger aber verjchwindet auf joldhen Böden der Holz- wuchs gänzlich, fie gehen dann in Wiejen über, die oft nur mit kurzem Bürjten» graje bewachſen und dann ertraglos find. Man nennt fie furzweg „Peißländer.“

Das Klima der Auen hängt von dem localen ab. Flußthäler find häufig von Spät- und Frühfröjten heimgejucht. Nachdem aber dieje Wälder meijt von frojtharten Holzarten zujammengejegt find und die Flußthäler von friſchen Winden bejtrihen werden, weldhe die Wirkung des Frojtes abſchwächen oder aufheben, jo beeinfluffen fie die Auvegetation unmerkbar.

Die Beitandesverhältnijie. Die Beitodung der Auen wird zumeijt von weichen Laubhölzern zufammen- gejegt, weldhe vor langer Zeit durch Anflug entjtanden jind und ji auf den

108 Die Auwaldwirthſchaft.

(IX. Sahrgang.

zufagenden Standorten erhalten haben. Selten mijchen fi andere Baumgattungen unter diefelben. Diefe danken dann ihr Vorkommen meift einem Zufall, durd Hohmäffer angeſchwemmten Samen, der Bogelmaft :c. Treten aber dieje, immer find es Harthölzer, in reinen Beftänden auf oder überwiegt ihre Beſtockung in den Bejtänden, fo danfen fie diefes Dominiren menſchlichen Beftrebungen, aljo Culturverſuchen :c.

Beitände bildend treten auf: Die Schwarzpappel (Populus nigra L.), die Silberpappel (Populus alba L.), die Weidenarten (Salıx alba, var. vitellina, fragilis, amygdalina, acutifolia, purpurea L.); außerdem erjcheint die Weide in vielen Spielarten und Kreuzungen; bie Weißerle (Alnus incana L.), die Eiche (Fraxinus excelsior L.), die Afazie (Robinia pseudacacia L.) und bie Ulme (Ulmus glabra und suberosa L.). Eingefprengt in diejen Bejtänden ift die Traubenfirfhe (Prunus padus L.), die Eihen (Quercus pedunculata und sessiliflora Sm.), die Hainbudhe (Carpinus betulus L.). Populus canandesis wurde vielfadh aus Stedlingen nachgezogen und bildet nun häufig ebenfalls Be— ftände, ebenjo Populus canescens Sm. ein Bajtard von Silberpappel und Aipe.

Ebenfo wurden mehrere andere Taubhölzer, einzelne Horjte von Weiß- und Schwarzkiefern gepflanzt, doch iſt das Vorkommen diejer Holzarten ein ſehr beſchränktes.

Wir können auch jetzt noch die Entſtehung der Auen im Gebiete großer Ströme beobachten und mit Fug und Recht darauf ſchließen, daß auch unſere Weichholzauen ſo entſtanden ſind.

Auf jeder ausgedehnteren Schlickablagerung findet ſich, ſobald fie den Waffer- jpiegel beim Nullwafferftande um einige Decimeter überragt, zahlreicher Anflug von Weiden und Schwarzpappeln ein. Sämling an Sämling jteht didhtgedrängt dajelbft; wird der Anflug von Hochwäſſern nicht im erften oder zweiten Jahre über: fluthet und vom ftehenden Waffer oder den abgelagerten Schlammtheilen erftict, jo ift im zweiten oder dritten Jahre die Inſel begrünt; raſch ſchießt der Anflug in die Höhe, etwaige Blößen beftoden ſich nachträglich und bald bededt ein Dickicht die vormals fahlen Schlidbänfe. Wir finden da die zu Bäumen heranwadjenden Weidengattungen, aber aud die Brucdmeiden mit anderen für die zufünftige Be- ftodung werthloſen Weidengattungen und Sträudern, welde oft größere ober fleinere Theile derjelben ausmahen, Durch die in Intervallen von vier oder fünf Jahren fi) wiederholenden Abtriebe wird der Beſtand vollbeitodt und bildet nad Ausſcheidung der Sträucher ein gejchloffenes Didicht, welches ſich, wenn e8 weiter übergehalten wird, bald reinigt und nad) der erjten Durdforftung im Alter von ſechs bis fieben Jahren zu 10 bis 20m ftarfem Stangenholze er- ftarft. Wird alle vier bis fünf Jahre eine Durdforjtung eingelegt, die darum jo häufig ſich wiederholt, weil bei der enormen Schnellwüchfigfeit der Laubhölzer der Ausfcheidungsprocek fi jehr raſch vollzieht, jo ijt da binnen zehm bis zwölf Jahren ein Beftand herangewachſen, welher ungefähr von bderjelben Stärke ift, wie ein vierzigjähriger Fichtenbeftand auf gutem Standorte. Krone fließt ſich an Krone, der Boden ift vollftändig befchattet. Nachdem aber diefes Neuland fich nod wenig über den Wafferfpiegel erhebt, jo werden ſolche Beftände bei jedem Hochwaſſer überſchwemmt; infolge defjen ift die Schlidablagerung eine jehr große; es erhöht fich der Boden bei jeder Ueberſchwemmung, je nahdem die Bodenjträuder mehr oder weniger dicht auftreten, oder die Beitodung eine dichte ift, um 5 bis 25m. Sowohl infolge der häufig wiederfehrenden Inundation, als auch dieſer enormen Sinlftoffablagerung werden wieder zahlreiche Beftandesglieder dürr. Der Wind bridt oft vier bis fünf auf einem Stode ftehende Lohden nad Ueber— ihwemmungen um, weil fi das Wurzeliyftem in diefen humofen Böden nur auf Beranlagung eines dichten Nekes von Seitenwurzeln beſchränkt und ftärfere tief in den Boden eindringende nicht ausbildet. Der Beſtand verlichtet alfo ſtark, auf

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den Blößen ſiedeln fid Kräuter und Sträuder an; dann ijt es höchſte Zeit, ſolche Beftände, will man einer weitergehenden Berwilderung des Bodens vorbeugen und erwartet man von dem Etodausfchlage die zukünftige volle Beftodung, im Alter von 15 bis 20 Jahren abzutreiben. Die Erhöhung des Bodens fchreitet auch dann noch raſch vorwärts und ift aud die Zuwachsleiſtung folcher mit höherem Umtriebe bewirthſchafteter Bejtände Feine jo Folojiale mehr, wie beim erjten Abtriebe, fie ift do immer nod ein imponirende.

Mit der Erhöhung des Standortes verjchwindet die Weide, weil der über: mäßige Feuchtigkeitsgehalt des Bodens verloren geht, welchen fie abjolut zu vollem Gedeihen braucht; ihr energijher Höhenwuchs läßt nad, fie wird gipfeldürr; die Schwarzpappel breitet ſich durch Wurzelausſchläge aus und wird zur domi— nirenden Holzart, welder jih nad und nad die Silberpappel und Weiherle durch Anflug beigefellen; aud Ulmen, Vogelkirſchen, hie und da eine Eiche miſchen fi in diefe Beftände, deren Samen oft bei Hochwäſſern abgelagert wird, und wir haben nun eine Au, wie fie an den Ufern der Ströme zufammenhängende Complexe bilden.

So find jedenfall8 aud an den Ufern der kleineren Ströme diefe Wälder entjtanden, und als fie verlichteten, durd Cultur mit Harthölzern, um eine beffere Verzinfung des Bodencapitales zu erzielen, in Beftand geſetzt worden. Weil da die Complere fleiner find, an Meineren Flüffen die Gefahren und Elementar— ereigniffe in bedeutend geringerem Umfange auftreten, das Hochwild, welches jede intenfive Forſtwirthſchaft unmöglih macht, fehlte, jo konnte ſich eine mufterhafte Nugholzwirthihaft auf diefen guten Schwemmböden ausbilden; im viel höherem Maße, al8 etwa an größeren Strömen, wie 3. B. an der Donau, wo es fid nur darum handelt, den Boden bejtocdt zu erhalten und ihn überhaupt auszunügen, wo man aljo den Eufturbetrieb befhränfen muß und dort exrtenfiv wirthichaftet, wo ausgezeichnete Standorte eine Nußholzwirthihaft comme il faut ermöglichen würden.

Wir wollen nun, joweit e8 auf Grund des Vorhergejagten nothwendig ift, zur Schilderung der Beftandesverhältnijje und zur eingehenden Würdigung des Berhaltens jedes einzelnen dieſer Waldbildner übergehen.

Das Mifhungsverhältnig der Weichhöfzer ift ein an und für fich fehr variables und wird, wie bereit8 nachgewieſen, auf demjelben Standorte durch die Ablagerung von Sinkftoffen natürli verändert. Eine Holzart tritt allmählih an Stelle der anderen. Sie treten bunt durcheinander gemijcht auf, bilden Horjte oder ganz reine Beſtände.

Unter der Beihattung diejer natürlich vorfommenden Holzarten findet fich, weil fie ausnahmslos Yichtholzarten find, allerwärts ein Bodenihugholz von Hartholzfträuhern ein. Wir finden bunt durceinandergemengt den rothen Hart— riegel (Cornus mas L.), den Liguſter, (Ligustrum vulgare L.); den jchwarzen Hollunder (Sambucus nigra L.), die Scneeballarten (Viburnum lantana und opulus L.), die Hundsroje (Rosa canina), den Sanddorn (Hyppophaö rhamnoides L.), den Kreuzdorn (Crataegus oxyacantha L.).

Dieſes Bodenſchutzholz ift für die natürliche Waldform, aljo die Weich- und aud die Hartholzbeftände von außerordentlicher Wichtigkeit, weil es die Erhaltung der Bodenkraft und Feuchtigkeit hauptſächlich vermittelt; e8 muß, wo es fi nicht ſelbſt anfiebelt, Fünftlih nachgezogen werden, follen die Beftände in einem höheren Umtriebe bewirtyjchaftet werden.

Außer diefen Sträudern umſchlingt die Waldrebe (Clematis vitalba L.), der wilde Wein (Vitis vinifera L.), die Stämme und Kronen der Bäume mit ihren vielfach fich freuzenden Ranken und jchaffen mit dem milden Hopfen und anderen Schlinggewädhjen hauptjählih in den jüngeren Maiſſen bis zur erften Durdforjtung undurdhdringliche Dickichte und helfen die Beſchattuug verftärken,

110 Die Aumwaldwirthidaft. (XXI. Jahrgang.

leider jedoch nicht immer mit entſprechend günftigem Erfolge, denn ganze Ballen von ſolchen Schlinggewächſen liegen auf den Wipfeln der jungen Bäume, belajten fie, beugen und brechen ihre Zweige und Aeſte unter der Yajt der wuchernden, ver- bolzten und frautartigen Ranken, jo daß die Stämmen endlid verfrüppeln und der Schaft verbogen und gekrümmt und feine Verwendbarkeit eine befhränfte wird.

Wo die Eiche reine oder mit der Eiche gemiſchte Beftände bildet, wurde fie an Stelle von Weihhölzern cultivirt. Die Stämme find langihäftig, gabeln gerne und haben meift eine eingeengte, ſchlecht entwidelte Krone, weil fie ji, wie in den Mardauen, in dichtem Schluß erhalten und den Boden vollfommen be- Ihatten. Ihre Zuwachsleiſtung ift auf dem Schlidboden eine weit bedeutendere, als auf dem Vermwitterungsboden; dagegen wird die Schaftform im Sandboden immer abholzig.

In den Donauauen hat die Nachzucht der Eiche bisher wenig befriedigt und fie wird daher als herrjchende Holzart wenig propagirt umd nur mitunter in Horften oder einzeln eingepflanzt. Es ſcheint ihr daſelbſt der Boden nit zu— zufagen und es läßt fich diejes abjonderliche Verhalten zum Standorte höchſtens durch die geognoftiihe Abjtammung der Sinkftoffe erflären.

Die Ulme fommt allerorten horftweife oder eingejprengt vor, bildet auch bie und da reine Beftände von geringer Ausdehnung. Sie wäre auch im Nieder- walde, weil jie nad dem Abtriebe zur Beſtockung durd äußerſt zahlreihe Stock— und Wurzellohden beiträgt, eine jehr gejchägte Holzart, wird aber jehr ftarf ver- bijfen und am meiften vom Hochwilde gejhält. In reinen Bejtänden hält jie ſich gut geſchloſſen und bejhattet den Boden während der Dauer des Niederwald- umtriebes vollfommen; doc) iſt diejes günftige Verhalten unſeres Waldbildners ebenfall8 von der Standortsgüte abhängig.

Am meiften hat man die Eſche unter den Harthölzern in reinen Beftänden cul- tioirt; fie erhält fih in gutem Schluß und Wuchje weit über die Dauer des Niederwald- umtriebes. Sie wurde bei den Eulturverjucdhen in den Donauauen ſtets protegirt und wird ſich als dominirende Holzart auch fernerhin behaupten, jedod nicht in reinen Bejtänden, jondern, wenn fie in großen und fleinen Horjten in Mulden, aljo auf den zufagendften Dertlichkeiten, den anderen Yaubholzgattungen beigefellt wird. Nach dem dreißigſten oder vierzigiten Jahre beginnt die Verlichtung und fie vermag einen höheren Umtrieb nur dann auszuhalten, wenn fi unter ihr, wie bei der Ulme, ein Bodenſchutzholz anfiedelt oder nachgezogen wird.

Ausgedehnte Eulturverfuhe wurden aud mit der Alazie gemacht und jelbe theils rein, theils in Mijhung mit der Schwarzpappel cultivirt. Ihre Schnell- wüchfigfeit in der Jugend täufhte wohl die Auforftwirthe darüber hinweg, daß fie jpäter ſtark verlichtet und den Boden infolge des lichten Baumjcdlages ver: wildern läßt. Alazienbeftände, befonders in tiefer gelegenen Mulden, leiden aud jchr bei Ueberihwemmungen und jterben nad jolchen ganze Horfte aus. Darum, und weil fie au von dem Wilde befonders gerne gejhält wird, wird fie auch jegt bei Culturen wenig oder nit mehr berüdjichtigt.

Eulturverfuche mit dem Götterbaume (Ailanthus glandulosa L.) wurden mehrfach gemacht, weil diefe Holzart, wie die Weißerle, nicht vom Wilde angegangen wird. Sie haben aber, obwohl der Ailanthus an Schnellwüchjigkeit mit der Schwarz— pappel wetteifert und das Holz ungefähr denjelben Werth bat, wie das der weichen Laubhölzer, nicht befriedigt, weil er von Früh: und Spätfröften leidet und dadurd verfümmert. Dieje Verſuche jind heute noch nicht als abgejchloffen zu betrachten und wir fönnen, wenn fie rationell durchgeführt werden, vielleiht nod zu ganz befriedigenden Refultaten kommen.

Die Weißerle, die mit 5 bis 10 Procent den Auwäldern beigemiſcht iſt, hat für die Wirthihaft darum Werth, weil fie durd zahlreihe Stod- und Wurzel» (ohden außerordentlich zur Beſtockung beiträgt und lückige Beſtände completirt.

März 1895.] Die Auwaldwirthichaft. 111 Sie ift darum ein geſchätzter Lückenbüßer, obwohl fie in der Schaftbildung weit hinter den Pappelarten zurücdbleibt. In gut bejtocten Beftänden verfällt fie aber der Zwifhennugung, weil fie im Höhenwuchfe zurückbleibt und endlich dürr wird.

Um die Nugholzerzeugung zu begünftigen und dadurh aud die forftliche Rente zu erhöhen, jollten nicht nur alle gutbefronten und wüchſigen Harthölzer überall in den Schlägen übergehalten werden, fondern man jollte aud) von den Pappelarten einige Eremplare an den Schneußen und an Blößen im Innern der Bejtände ftehen lafjen, weil fie einen Ueberhalt durch einen weiteren Uintrieb ganz gut aushalten und auch zu ftarfen, vollholzigen Stämmen heranwadjen, die zu Schnittholz, weil es ſehr leicht ift, gejucht werden. Außerdem würden die Auen durch allerwärts übergehaltene Baumgruppen jehr gewinnen und diefe zur Erhöhung der landihaftlihen Schönheit vieles beitragen.

Beſtandesbegründung und Pflege.

Wir werden in den Auen zu unterjcheiden haben:

I. Eulturen auf hochgelegenen, alten Auen;

II. Culturen auf Neuland.

Eulturbedürftige Flächen entjtehen in den Niederwäldern häufig durd mangelhaften Ausſchlag von in zu hohem Alter geholzten Beſtänden und in den Auen außerdem dur Verjandung der Stöde in friich abgetriebenen Schlägen und Zerftörung der Lohden durd Eisabgang und Hochwäſſer. Andere, als die einer pfleglihen Bewirthihaftung werthen Holzarten, occupiren den vernadläffigten Boden, und wenn auc die Bodenfraft unter der dichten Beſchattung der harten Bodenſträucher meift nicht verringert wird, jo zieht dieſes Zurücgehen der Be— ftodung doch einen Ausfall der Bodenrente nah fih. Iſt nun die Eultur einer jolhen mit forftlihen Unfräutern bejtodten Fläche zur zwingenden Nothwendigkeit geworden, jo ijt nad dem Abtriebe der Waldboden von allen Stöden und Wurzeln zu roden und zu reinigen, und um alle Wurzeliprojjen der Waldrebe und des Hopfens gründlid, zu vertilgen, an die Unternehmer, die für die geleijtete Rodung den Boden durch einige Jahre gewöhnlich unentgeltlic) benügen, zum Hackfruchtbau zu vergeben, oder diejer in Eigenregie zu betreiben, was auch lohnend ijt. Der jorgfältigeren Bodenbearbeitung wegen iſt aber der erjiere Modus empfehlnswerther.

Nahdem ſchon die Rodung eines Beitandes jo viele Arbeit, die Cultur eine bedeutende Geldauslage verurjacht, jo ift es gewiß geboten, bei der Auswahl der naczuziehenden Holzarten wohlüberlegt zu handeln und ſolche zur Neucultur zu wählen, die zur Nugholzzudt geeignet find.

Meift werden wir für tiefgründige Sclidböden die Ejhe wählen, ihr die am tiefjten gelegenen Theile des ulturorte® mit der Eiche zuweiſen und die Ume und Wlazie auf den trodenen Bodenpartien anpflanzen. Die Eſche wird die vorherrſchende Holzart fein, die Eiche wird in größeren oder Hleineren Gruppen beigemengt; bedenklich bleibt es, die Afazie rein auf größeren Bodenpartien anzupflanzen.

Wir haben bei der Eultur diefer Rodungen zu wählen, zwijchen der Saat und der Pflanzung.

Die Saat wird in den Auen jtet8 nur beſchränkt angewendet werden können, «weil der Gefahren, die eine folde bedrohen, zu viele jind. Es braudt nach der Rodung mindejtens zwei Jahre, bis der Boden jo mürbe und rein ift, daß man die Saat mit Erfolg vornehmen kann; ihre Entwidelung geht langjam vor ſich, und es dauert 8 bi® 10 Jahre, bis die Sämlinge ſich zu ſolchen Pflanzen entwidelt haben, wie die in Pflanzgärten erzogenen drei- oder vierjährigen verjchulten Pflanzen und Heifter find, die direct auf die Rodeflähen zu verpflanzen kommen. Es geht fomit zu viel Zeit verloren; der Vorſprung in der Entwidelung ijt aber darum jehr werthvoll, weil bei den Häufig auftretenden Ueberſchwemmungen,

112 Die Auwaldwirthſchaft.

(XXI. Jahrgang.

Pflanzungen von Heijtern, die rajh in die Höhe gehen, viel mehr Ausficht haben, fi über .Waffer zu erhalten, als Sämlinge, oder zwei- und dreijährige Pflanzen, die ganz unter Wafjer fommen und erjäuft werden.

Wir werden, um reine Eichenbeftände zu erziehen, hauptfählihd um Schäl— wälder zu begründen, vielleiht die Saat wählen; die höhergelegenen Theile der Rodung mit ihr, die tiefer gelegenen aber mittelft Pflanzung in Cultur fegen und damit die Beſorgniß, dag die Saat dur Uebeſchwemmung zugrunde geht, ver- mindern,

Es ift die" Eihe,aud die einzige Holzart, die man mittelft Saat begründen fann; denn der Eſchenſame liegt meift über ein Jahr im Boden, bis er feimt. Der Same wird von Faſanen und NRingeltauben verzehrt, die Sämlinge von Kaninden ausgegraben. Dian wir daher bei diejer Eulturmethode viel häufiger vor totalen und theilweijen Mißerfolgen ftehen, al8 wenn zur Beitandesbegründung die Pflanzung gewählt wird.

Ein legte8 und gewichtiges Bedenken wäre endlich auch die zu lange Be— nügung des Bodens durch den Hackfruchtbau; denn nur der zwiſchen den Reihen fortgejegte Anbau von Mais oder Kartoffeln und die dadurd bedingte intenfive Bodenloderung läßt die Eiche raſch emporfdießen. Auf tiefgründigen Standorten würden wir diefes Bedenken nicht theilen,; dagegen wird die Bodenkraft hoch— gelegener Autheile durd langjährigen Kartoffel- und Maisbau gewiß jehr in An ſpruch genommen.

Die Eiheln werden im Herbjte oder im Frühjahre im NReihenabftande von 175m nah dem Pfluge geleyt, jo daß ungefähr alle 6 biß 10m eine Eichel fommt; auf das in rauher Furche liegende Feld wird nicht zu dicht Hafer eingejät und eingeeggt. Der Hafer wird, wenn er ausgereift ijt, abgemäht, die Stoppeln zwijchen den Reihen geadert, und das Feld zum Hackfruchtbaue auf weitere fünf bis jeh8 Jahre vergeben. Durd die Bearbeitung und die Bejhattung durd den Mais werden die jungen Eichen zu raſchem Wahsthum angeregt und erreichen in vier Jahren auf bejtem Standorte zumeijt Meterhöhe, worauf ſich die Eultur ihon jelbit überlafjen werden fann. Wo die Saat mangelhaft feimte, oder Mäufe und Kaninchen die Eicheln verzehrten, oder durch Engerlingfraß der Stand derjelben zu jchütter wurde, werden die ehljtellen mit aus den Saatreihen entnommenen Pflanzen ausgebejjert oder mit Eichenheijtern ergänzt, diefe Ausbefferung aber womöglid jo bald vorgenommen, daß aud ihnen nod die wohlthätige Bearbeitung und Bodenloderung, die zur Ausbildung eines vollendeten Wurzelſyſtemes und intenfiven Yängentriebes anregt, zutheil wird.

Um die zur Pflanzung nöthigen Heijter zu erziehen, werden Pflanzihulen an gejhügten Orten, wo fie vom Eisgange geſichert find, angelegt, mit einer Umzäunung, die die Hafen und Kauinchen vom Eindringen abhält, eingefriedet. Die Bodenloderung braudt nicht tiefer al8 40cm zu erfolgen.

Im Saatfamp wird der Same in Riefen in einer Entfernung von 10 cm untergebradt. Der Eſchenſame, der am beſten an Weberhältern und Heijtern in der Au gewonnen wird, wird fofort nad feiner Reife im Boden untergebracht, weil dann ein bedeutender Procentjag im nädjten Frühjahre feimt. Nachdem aber der rejtlihe Same erft im zweiten Jahre feimt, jo empfiehlt es fi, die erſt auf- gegangenen Pflanzen zu belafjen, die Sämlinge im zweiten Jahre nad dem Alter zu fortiren und getrennt in die rigolten Pflanzbeete zu verjhulen. Die Sämlinge der auderen Holzarten werden meift im zweiten Jahre, aljo nur als Sämlinge im Berbande von 20 bis 30 m, um die Ausbildung eines möglichſt vollendeten Wurzelſyſtems zu erzielen, mit dem Seßholze oder der Rodehaue verſchult, der Boden zwiſchen den Bflanzenreihen vom Unkraute frei gehalten, nochmals gelodert, die verjhulten Pflanzen oder Heijter durd Reinigung von den Seitenäften zu ver- mehrtem Höhenwuchje angeregt und den Ulmen und den Akazien im Herbjte, um

März 1895.) Die Auwaldwirthſchaft. 113

eine fräftige Bewurzelung und einen ftufigen Wuchs der Heifter zu erzielen, der Gipfel abgeftugt.

Eine Düngung wird für Pflanzihulen auf tiefgründigem Schlidboden, jo lange die Umzäunung, aljo ungefähr 15 Jahre, dauert, nit nothwendig fein; jollte fie während der Zeit ſchadhaft werden, fo wird fie durd Ausbefjerung jo viel als möglich erhalten und dann, wenn der Boden ausgelragen ift, an einen anderen Ort verlegt. Es empfiehlt fih, den Saatlamp alljährlih in der Baumfdule umzulegen und für dieſen und die anfprudsvollen Holzarten ſtets die beiten Theile zu wählen, die genügjamen auf den weniger guten Theilen zu vertheilen.

Wird eine Düngung unbedingt nöthig, jo genügt das Auffarren von einigen Sceibtruhen guter Erde auf jedes Pflangbeet, um die Bodenthätigkeit zu heben.

Das Ausheben der Pflänzlinge und Heifter ſoll vorfichtig mit jharfen Spitz— ihaufeln erfolgen, damit die Wurzeln nicht zu arg bejhädigt werden; geiprengte oder von der Rinde entblößte Wurzeln werben mit der Weinjcheere abgefneipt; die jo zur Verpflanzung vorgerichteten Heifter werden mit Wieden in Bürtel gebunden und an ſchattigen Orten eingefchlagen oder im jeichtes Waffer geitellt. Vor dem Berpflanzen werden fie meift in Erdbrei eingefchlemmt.

Die Pflanzung von Heiftern wird im DVerbande von 184 im Quadrate, die mit jüngeren verjhulten oder nicht verjchulten Pflanzen auf 15m Reihenabftand und Entfernung in den Reihen ausgeführt. Die Köcher werden der Bewurzelung der Heifter entiprehend groß gemadt und zum Verpflanzen meijt zwei Perjonen verwendet. Ein Knabe hält den Heijter jo, daß er 'ſenkrecht im Loche fteht. Um die Reihe möglichſt fchnurgerade zu halten, richtet ſich jeder Arbeiter auf die bereits verpflanzten Heifter ein. Die zweite Perjon gräbt aus dem Rodelande mit der Schaufel gutes Erdreid auf und wirft es in das Pflanzloch; durch fanftes Rütteln vertheilt fi die Erde zwiſchen die Wurzeln und hüllt fie vollftändig ein, worauf fie nod eingetreten wird und der Heifter ift verpflanzt. Zwiſchen den Reihen wird der Hackfruchtbau nod einige Jahre fortgefegt, damit die Ber- unfrautung des Nodelandes hintangehalten und die Pflanzung dur das Behaden, welches fi aud auf fie erftreden muß, und Abbrechen der unterjten Zweige zu vermehrtem Zuwachs im @ipfeltriebe angeregt.

Aljährlih im Spätherbfte dur drei oder vier Jahre müffen die Heifter mit einem mit Odjenblut gemifchten Lehmbrei angeftrihen werden, damit Be- ihädigungen durch Kaninchen und Hafen abgehalten werden. Ganz abgenagte Stämmden werden über dem Wurzeljtode abgejhnitten und durd Ausgeizen der entftehenden Lohden bis auf zwei die Erhaltung der Beftodung erreiht. Nach fünf bis ſechs Jahren geftattet die raſch ſich entwidelnde Eultur keinen Zwiſchen— fruhtbau mehr, e8 beginnt fi der Boden zu beichatten und im zehnten Jahre ift der Schluß hergeftellt.

Die Eultur mit Heiftern ift aber nur auf dem beften Boden zu empfehlen, weil auf dieſem das raſche Erftarken derfelben die Mehrauslagen reichlich entlohnt und weil die Gewähr gegeben ift, daß ſolche Heifterpflanzungen vom Hod- wafjer wenig oder gar nicht leiden und der ausgezeichnete Boden durch vermehrten Zuwachs die höheren Eulturkoften verzinft.

Eulturen mit jüngeren zwei oder dreijährigen Pflanzen können in einem dichteren Verbande von 1°5 bis 1m ausgeführt werden.

Die Seklinge werben entweder in die Furche Hinter dem Pfluge eingelegt, eingeadert und die Erde dann angedrüdt oder können auch mit der Lanzette oder auch mit dem Spaten gefett werden. Dieſe Eultur ſtellt ſich felbftverftändtich bedeutend biffiger; fie entmwidelt fi aber langjamer und wird erjt nad circa 15 Jahren oder noch ſpäter den Boden beſchatten; man hat außer dieſem Uebelftande auch nod das vermehrte Rifico bei Ueberſchwemmungen in Anſchlag zu bringen.

114 Die Auwaldwirtbidaft. (XXI. Jahrgang.

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In den Donauauen koſtet die Erziehung eines Heiſters von 1'/,m Höhe ungefähr 2 bis 2’/, Kreuzer. Eichen werden billiger fommen, weil das Ausgeizen der Zweige entfällt, Afazien am theuerjten. Das Beichneiden, Zufammenbündeln, der Transport, das Berpflanzen eines Heijters fojtet 1'/, bis 1'/, Kreuzer.

Es koſtet demnad die Eultur mit Heiftern nad den obangegebenen Ein- heitspreiſen pro Heftar fl. 75 bis 110, mit jüngeren ſchwachen Pflanzen fl. 20 bis 50 und die Saat von Eichen mit einer Riefenbreite von 1’8 m pro Hektar fl. 35 bis 55 je nad dem Preije des Saatgutes.

Nah einem 10jährigen Durdichnitte foften die Gulturen in einem größeren Aubefige, wenn ſich die Nodungen nur auf die in der Beitodung zurüdgegangenen Autheile erjtreden 70 bis 80 Gulden pro Heftar und find in diefem Koftenanjage auch die durd etwa vorfommende Elementarereigniffe verurfahten Mehraus: lagen mit inbegriffen, welche ji durd theilweife Zerftörung des Pflanzenmateriales und vermehrte Nachbejjerung ergeben.

Pflanzungen mit Heiftern ergeben in normalen Jahren auf Schlidböden nicht mehr als 4 bis 5 Procent, auf jandigem Schmwemmboden und mit geringeren Seglingen infolge der mangelhaften Methode aber ein bedeutend höheres Ber: [uftprocent.

Eulturen auf Neuland.

Diefe werden mit den Weiden. und Pappelarten und Erlen ausgeführt.

Cie werden in ſolche mit Seglingen und Heiftern, welde in der Pflanz- ihule aus Stedlingen oder Samen herangezogen wurden und in Eulturen mit Stedlingen und Sepftangen, direct in die Au verpflanzt, unterſchieden.

Der im Frühjahre nad dem Ausreifen von Pappeln gewonnene Same wird auf die vordem hergerichteten Saatbeete aufgebradjt, aber nicht mit Erde bededt, jondern durch häufiges Angiefen an das Keimbeet gebunden.

Die Keimung erfolgt raſch, bei der Weide in 10 biß 12 Stunden, bei den Pappelarten in 2 bis 4 Tagen, bei den Erlen aber erft in 5 bis 6 Wochen nad der Ausfaat. Die Sämlinge werden, je nad) ihrem dichteren und jchüttereren Stande ihon im eriten oder zweiten Jahre verihult und gelangen, nachdem fie in der Pflanzihule no drei Jahre im 20cm Verbande gejtanden und jo gepflegt wurden, wie früher ausgeführt und alljährlih die Wipfel abgelängt wurden, zur Ver— pflanzung ins Freie. Diefe Art der Pilanzenerziehung und Cultur ijt wenig üblich und wird nur der Volljtändigfeit halber hier angeführt.

Beſſere Erfolge werden erzielt mit aus Stedlingen erzogenen Heiltern.

Die 60 bis 70 cm langen 1 biß 2 m ſtarken Stedlinge werden meift von Yohden oder den Aejten der als Kopfholz bewirthichafteten Bappelarten P. nigra, alba, cana- densis und canescens gejhnitten und fo tief in den rigolten Boden der Baumſchule eingegraben, daß nur das Schnittende aus ſelben herausjieht. Meiſt jchlagen alle Stedlinge an und bewurzeln ſich; am Scnittende wird nur eine fräftige Lohde jtehen gelafjen, welde, von den Seitenzweigen gereinigt, im Yaufe von zwei big drei Jahren zum Heiſter heranwächſt, welcher ins Freie verfegt, gut gedeiht.

Dian verwendet jolde gut bewurzelte, erjtarkte Stedlingspflanzen, nachdem fie jorgfältig ausgegraben, die Spigen des Triebes abgelängt und die Wurzeln bejhnitten wurden, zur Ausbejjerung von Waldblögen, zur Neincultur von Rode— flähen und aud zum Einjprengen in Hartholzculturen. Die Erfahrung lehrt, dag jolhe Weinculturen, weil fie auf Rodeland gezogen, des Bodenſchutzholzes ermangeln und weil die Pappelarten nur, wenn ein ſolches ihnen die Bodenkraft erhält, zu ausdauernden geſchloſſenen Beſtänden erwachjen, niemals befriedigen ; daß aber ſolche Heifter weniger von Kaninchen geihält werden als die Harthölzer, an weldhen der Rehbock gerne fegt und die der ſchwache Hirih im Borüberziehen

Mär; 1895.)

Die Auwaldwirthſchaft. 115

annimmt, während Stämmchen von Holzgattungen, die überall zu finden ſind und in der Au vorkommen, meiſt ignorirt werden.

Mittelſt der Stecklinge werden Ufer von Inſeln, um ſie vor Eroſion zu jhügen, in Beftand gejegt. Sie werden in den feuchten Schlickboden eingedrückt und durch Vorbohren mit einem Stabe oder einer Eifenjtange das Einführen der Stedlinge erleichtert. Um Ufer zu binden, werden ſolche Culturen in einem Ver— bande von 1= im Quadrate ausgeführt. Der daraus entjtehende Beſtand wird im furzen Umtriebe als Buſchholz bewirthicaftet.

Die Weidenjegftangen werden in den Faſchinenbeſtänden mit 2 m Länge erzeugt. Sie dienen dazu, ehemalige Rohrgründe und nieder gelegene Auen, in denen infolge von Ueberſchwemmungen die Beitodung gelitten hat, wieder in Beftand zu bringen und erfüllen diefen Zwed meift darum vorzüglich, weil fie mehr als 1m über die Oberflähe des Bodens herausragen und darum nicht vom Hochwaſſer überfluthet werden.

Sie werden in 1'/, bi 2m Berbande im Boden untergebradt. An der vorher beftimmten Stelle wird mit einem Eifenpfahle ein Loch geſtoßen, die Sep- ftange eingeführt und mit frümeliger Erde die Zwifchenräume gut ausgefüllt, jo baf feine leeren Räume im Pflanzloche bleiben. An den Setzſtangen werden, wenn fie gut angejchlagen Haben, die überflüffigen Ausſchläge durd Abjtreifen entfernt und nur am Ende derjelben zwei bis drei Lohden belafjen, welche endlich, bis auf eine vermindert, heranwachſen und gejchloffene Beftände bilden.

Das Haden und Einjegen einer Setzſtange fojtet 1 bis 1'/. Kreuzer, das Erzeugen und Berpflanzen von 100 Stedlingen 30 bis 50 Kreuzer das Hundert.

Auch das Abbauen von Flußarmen ift in den Auen oft eine Nothwendigteit, welche an den Forſtwirth hHerantritt; man will dadurd läſtige Einrinnen raſch zum Berlanden bringen und fie beftoden.

Um diefen Zwed zu erreichen, werden quer über die Einrinnen 1'/;m lange Weiden: und Pappelpflöde eingeichlagen und dieje mit unbelaubtem Weidenreijig im März und April verflohten. Durch unausgejegtes Inſtandhalten folder Fifcherzäune gelingt es, weil fie mit Schotter und feineren Sinkſtoffen überlagert und verſchlemmt werden, reichlihen Ausſchlag zu erzielen, welcher, weil er in immer durchfeuchtetem Schlammboden bemwurzelt ift, raſch heranwächſt und die Ablagerung von Sand- und Schlammtheilen veranlaft. Die Sohle des Armes erhöht ich raſch, und zwar umſo fchneller, je mehr ſich die Weiden bejtoden und ausbreiten, weil jeder von Sand und Schlid überlagerte Weiden- und Pappelzweig jofort wieder Wurzeln jchlägt.

Endlich ift an dem Ufern Heinerer Flüſſe eine jogenannte Keſſelcultur üblich). Mit ihr werden fterile, hochgelegene Schotterbänfe und Flußufer, auf welchen ſich anders feine Bejtodung erzielen läßt, welche aber aus zwingenden Gründen her- geftellt werden muß, in Cultur gebadt. Es werden vieredige Yöcer bis zum Wafferjpiegel gegraben, Weidenäfte eingelegt und wieder zugejchüttet. Auf das Hektar kommen circa 700 Kefjel. Afthaden, Graben, Verſchütten fommen auf 30 bis 40 Kreuzer; der entjtehende Bejtand wird im 10jährigen Umtriebe bewirthſchaftet. Nah vier bis ſechs Umtrieben ift eine Neucultur zwiſchen den beftandenen Kefjeln nothwendig, weil das Ausjchlagsvermögen erliſcht. Jedenfalls ift die Eulturmethode ſehr theuer und leifter im Entgegenhalte zum Nugeffecte zu Far fann alfo nur, um Ufer zu binden, alfo quaſi als Schugbau, Anwendung

nden.

Die Blößen an den Rändern der Bejtände und im Innern derjelben jollen nad dem Abtriebe meift in Eultur geiegt werden, um das Beftodungsprocent zu heben. Dieje Ausbefferung rejpective Neucultur von Wiejenfleden erfolgt entweder mit Hartholz und anderen Heiftern der jchnellwüchfigen canadijchen oder aud der Silberpappel. Meift ijt aber der Erfolg ein unbefriedigender,. Die Lohden

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Sentrafblatt f. d. gef. Forſtweſen.

116 Die Aumwaldwirthidaft. [XXT. Jahrgang.

des umſtehenden Bejtandes ſchießen raſch empor, mehrfache Ausbefferungen in der Eultur verzögern den Schluß, Beihädigungen dur Yegen von Rehböcken fommen vor und endlih haben wir in der Mitte der Wieſe einen Horft, welcher, weil er im vollen Lichtgenuffe und vor Verdämmung geſchützt ift, raſch emporſchießt, während die Ränder dur Beihattung verfümmern. Die Erziehung, der Trang- port und die Verpflanzung der Heifter verurfachen bedeutende Auslagen und der Erfolg bleibt weit.hinter der Erwartung zurüd. Es ijt daher geboten, ſich da, um die Waldrente nicht durch vielfach unnüg gemadte Eulturauslagen zu jhädigen, ein Auskunftsmittel zu jhaffen, welches die ſchüttere Beſtockung ergänzt und auch Wiejenflede in Beftodung bringt, ohne viel zu foften. Die Pappelarten, die Weiß— erle und die Ulme, deren Bewurzelung wie ein Net den Waldboden durchzieht, treiben, wenn man fie abhadt, zerreißt oder nur verlegt, zahlreihe Wurzellohden; jedes tiefere Geleife läßt fich durch die aufſchießenden Lohden der Silberpappel leicht verfolgen. Sogar bis 40 und 50m meit vom Beſtande entfernt ſchießen nad einem ftreifenweifen Nachgraben mit einer Rodehaue und Einftehen mit einer Stihjhaufel eine Menge von Lohden auf. Es koſtet dieje Bearbeitung ungefähr fl. 6 biß 8 pro Hektar und der Erfolg ift ſtets ein überraſchender.

Der durch diefe einfahe Mafregel erzielte Erfolg hat auch meift zum Aui- geben der Erziehung von Pappelheiftern aus Samen und Stedlingen geführt.

Wir gehen num über zur Beftandespflege, die in den Auen mit der Räumung des Sclages beginnt. An den Rändern, an Blößen und aud über den Schlag vertheilt bleiben häufig Horjte von Hartholzfträudern ftehen, die entfernt werden müffen. Um die Ausfchlagfähigkeit derjelben zu verringern und die Verbreitung ihrer Wurzellohden einzubämmen, empfiehlt es ſich, dieſe Schlagesreinigung im Juni oder Yuli vornehmen zu lajjen. Die Stodlohden der Bodenfträuder bleiben in der Entwidelung zurüd, die Pohden erfrieren im Herbſt beim erjten Froſte und nachdem hauptfähli aus den Wurzeln der Silberpappeln zahlreiche Lohden, oft auf unglaublihe Entfernungen vom Meutterftode weg entftehen, jo erjtarten diefe, vom ſchwächlichen Ausjhlage der Forjtunfräuter im Wachsthum nicht behindert, zu kräftigen Stämmen und helfen die Beftodung completiren.

Mit diefer Abftodung zugleich müffen die Lohden des ſchwarzen Hollunders und des Schlingftraudhes in den Schlägen zwei oder drei Jahre nacheinander abgehadt werden, damit die Lohden der Beſtände bildenden Holzarten nit von ihnen bedrängt werden und die Schlinggewähje fih nicht an ihnen aufranfen fönnen. ft das gejchehen, fo umranken dieje die Kletten, die Nefjeln und andere hochſtämmige Kräuter, fallen im Winter mit diefen zu Boden und vermögen, dadurch unjhädlic gemacht, den nugbaren Holzarten nah ein oder zwei Jahren nit mehr zu ſchaden.

Kleinere und größere Haufen von Waldrebe, wilder Wein find über den Schlag vertheilt, die von den Bäumen herabgerifjen wurden; fie müſſen gefammelt und verbrannt werden, damit die Tohdenbildung nicht gejtört wird.

Für die erfte Durdforftung ift eigentlich in den Auen feine Norm zu geben.

In den durch Seldftanflug auf Neuland entjtandenen Beitänden ift es, wie bereit8 ausgeführt, nöthig, die erjte Durchforftung im Alter von ſechs bis acht 5 einzulegen und ſie häufig in Intervallen von drei bis höchſtens vier

ahren zu wiederholen, weil der Proceß der Beſtandesausſcheidung bei den ſchnellwüchſigen Holzarten, der Weide und Pappel, ungemein raſch vor ſich geht und häufig durchforftete Bejtände raſch erſtarken. Stets iſt die Pappel auf Koſten der Weide zu begünftigen, weil fonft die Beſtockung ſpäter, wenn die legtere Holzart ausjcheidet, zu lüdig wird.

Lange beftehende, von den Pappelarten beftodte Auen werden nicht vor dem zehnten oder zwölften Jahre, ja auf ſchwer zugänglichen Inſeln, von denen die Bringung umſtändlich ift, nicht vor dem 15. oder 20. Jahre durcforftet. Die Durd-

März 1895.) Die Aumwaldwirthidaft. 117

forftung erſtreckt fi) auf die Reinigung des Jungbeftandes von Schlinggewädjen und den Bodenjträudern, ferner auf die Entnahme der überzähligen und unterdrüdten Lohden. Eine weitgreifende Durchforſtung hat in den weichen Holzbejtänden nichts zu bedeuten, weil der Kronenſchluß jehr bald wieder eintritt und die Lohden der Hartholzfträucder bereits in demfelben Sommer mit vielen anderen aufſchießenden Kräutern den Boden beſchirmen.

Hauptfählicdh nad der erjten Durdforftung erjtarft der Beſtand zujehends. Yahresringe von 1 bis 3m Breite find nichts Seltenes. Ye nad) der gewählten Umtriebszeit wiederholt ſich eine Durdforjtung in Intervallen von ſechs bis acht Jahren, die ſich in den Weichholzbeftänden auf Entnahme des Bodenſchutzholzes, der gipfeldürren Bejtandesglieder und der Sämlinge erjtredt.

In Hartholzculturen ift anfänglic, keine eigentlihe Durdforjtung einzulegen; es ijt mehr eine Baumpflege, die fih auf Entnahme der überflüjfigen Aeſte, bei einer gabelnden Eſche oder Akazie auf ſenkrechtes Abjägen eines Aftes der Gabel erftredt. Solde Arbeiten find im Taglohne unter jtändiger Auffiht des Forit- perfonales durdzuführen und lohnt die erjte Aufäftung jelten die Arbeit. Beſſeren Ertrag gewährleiften jpätere Zwiſchennutzungen, welde hie und da die Entnahme von im Wuchſe zurücgebliebenen oder unterdrüdten Eremplaren nothwendig madıt, was bei dem rajhen Wahsthum und Erjtarfen diejer Holzgattungen in Inter- vallen von ſechs bis acht Jahren immer nothwendig wird.

Dagegen pflegt fi in Hartholzniederwäldern die erjte Durdforjtung im ungefähr 15. Jahre bejjer zu lohnen und wird immer einen Ertrag abwerfen. Stets ift der Aushieb der Weichhölzer, wenn fie den Wahsthumsraum der oberen Holzarten bejchränfen, vorzunehmen.

Aufäftungen der Ueberhälter, jowohl der harten als aud der weichen Holz: arten, werden jofort im erjten Jahre nad) dem Abtriebe meift bei der Räumung des Schlages von den Forftunfräutern vorgenommen und jie eritreden fi auf Entnahme aller dürren und halbdürren Aeſte. Es muß der Schnitt möglichſt fenfreht und fnapp am Stamme vorgenommen werden und wiederholt ſich jo oft, als die Nothwendigkeit fich hierzu ergibt. Bejonders bei der Eiche, deren oft gabel- theilige Stämme ohne eigentlihen Kronenanjag jehr zur Bildung von Wafjer- reifern neigen, muß fi das Abftreifen diejer häufig wiederholen. Die Ueberwallung erfolgt bejonders bei jungen Stämmen ſchnell und ficher.

Aud die natürliche Verjüngung ift hie und da in den Stromauen einge: führt worden. Die Eſche und Eiche, welche entweder reine oder unter ſich oder mit anderen eingejprengten Holzarten gemifchte Bejtände bilden, bejchatten den Boden befjer, bejonders die Ejche, als die Weichhölger. Unter dem Kronenſchirme eines vollbeftodten Ejchenbejtandes auf beftem Standorte werden wir wenig Hartholzfträucher finden und nur auf Blößen pflegen fich ſolche einzujtellen.

Die Samenfhlagftellung muß den Boden noch vollfommen bejdatten, denn der Anflug erhält fi auch unter intenfiver Beſchattung auf diejen vorzüg- lihen Standorten. Yft die Befamung gelungen, die in der Regel ſchnell erfolgt, jo müffen die Lichtfchlagftellung und die Räumungshiebe ſchnell aufeinanderfolgen und die jungen Pflanzen eventuell durch Ausſchneiden des ſich einjtellenden Kletten« und Neſſelwuchſes vor der Verdämmung geſchützt werden.

Die Eiche wird ebenfalls dur Unterbau in Böden mit wenig Unterwuds verjüngt. Auch fie ermäßigt auf dem tiefgründigen Schlidboden ihren Lichtanſpruch bedeutend uud hält oft Jahre hindurch unter der Beihattung des Oberholzes aus. Iſt die Anfaat gelungen, jo muß wie bei der Eſche durch rajh vorgenommene Lichtſtellung und nachfolgende Räumungshiebe der junge Aufichag freigejtellt werben. Auch hier erfolgt die Beimiſchung anderer Holzarten durch die Pflanzung von Heiftern. Fortſebung folgt.) H. Bernfus.

118 Literariſche Berichte. Er IXXI. Jahrgang.

Siterarifhe Berichte.

Wachsthum und Ertrag normaler Rothbuchenbeftände, Nah den Aufnahmen der preußifhen Hauptitation des forftlihen Verſuchsweſens, be- arbeitet von Dr. Adam Schwappad, königl. preußiſcher Forftmeifter, Profefjor an der fönigl. Forſtakademie Eberswalde und Abtheilungsdirigent bei der preu- Bifhen Hauptftation des forftlihen Verjuchsweiens. Berlin 1893. Verlag von Julius Springer. (Zu beziehen von Wilhelm Frid, Wien, Graben 27.) Preis fl. 1°86.

Die uns vorliegenden Rothbuchenertragstafeln Prof. Shwappad’s gründen fi auf die Unterfuhung von 139 Ertragstafelflähen, von welchen vier aud zu: gleich; Durdforftungsverfuhsflähen find. Wie zu erjehen, ift das Grundlagen- material ein jehr umfangreiches; hierzu fommt noch, daß dieje Verſuchsobjecte nur in 18 Fällen einmal, dafür in 110 Fällen zweimal, in 10 Fällen dreimal und in einem fogar viermal im verjchiedenen Zeitperioden zur Wiederaufnahme gelangten. Die Zafelanjäge bieten jonad die Gewähr großer Verläßlichkeit. Außer: dem hat Prof. Shwappad die Aufnahmen während der Jahre 1890 bis 1892 nad) genaueren Methoden vorgenommen, die Stämme in den von nun ab durchweg ftammweije numerirten Flächen auf Millimeter genau gefluppt und der Ermitte: lung des laufenden Geſammtzuwachſes jpecielle Aufmerkjumfeit zugewendet. Wir heben bdiefe drei Momente ganz befonders hervor, weil deren Einfluß auf die Aufnahmsergebniffe von eminenter Tragweite ijt. Iſt die Kreisflähenfumme eines Verſuchsbeſtandes falſch, d. h. ungenau aufgenommen, jo überträgt ſich diejer Fehler naturgemäß auf Formzahl und Maſſe und vielleiht gar oft auf alle hieraus gezogenen Conclufionen. Daß aber diejer Fehler unter Umftänden bedeutend jein kann, haben wir bereitS im yebruarhefte 1890 diefes Blattes nad): gewiejen. In den neuangelegten Megieverfuhsflähen der öfterreihijhen Berjuchs- anftalt werden aus biefem Grunde jeit dem Jahre 1888 die Stämme in Bruſt— höhe mit Farbenringen verjehen und numerirt und bei der Aufnahme der erſte Durchmeſſer derart gefluppt, daß die Nummer zwiſchen die Kluppenjchenfel zu ftehen kommt, der zweite Durchmeffer ſenkrecht auf die erſte Richtung genommen. Auf diefe Weife ift bei den wiederholten Aufnahmen die Kluppung nad je der gleihen Richtung gewährleiftet. In den legten Jahren wurden außerdem auf den Delfarbenringen die Anlegungspunfte der Kluppe fpeciell mit Delfarbe be- zeichnet (jo 3. B. in der Lichtungszumahsverfuhsflähe Nr. 213 in Ofenbah im Jahre 1892).

Daß die Numerirung der Stämme in den Verſuchsbeſtänden ein intenfiveres Studium des Bejtandeslebens zuläßt, ift zweifellos und zahlt fich die hierdurd bedingte Mehrlaft an Zeit und Geld vielfältig. Bei jeder Neuaufnahme fann man die Erfahrung maden, daß der Kluppenführer bei diefem oder jenem Stamme eine unrichtige Zahl ausruft, welche bei nicht ftammweife numerirten Beftänden vom Manualführer auch zur Eintragung gelangt, während an jonft, wenn die Kluppirungsrejultate der legten Aufnahme im Manuale verzeichnet find, ein eventueller Fehler bei den betreffenden Stammnummern gleih an Ort und Stelle nachgeſehen und verbefjert werden kann. Aud läßt fih in jo behandelten Be ftänden jeder Stamm bei ben Neuaufnahmen auf fein Wuchsverhalten, auf feine Beihirmung zc. genau verfolgen und diefes Verhalten vegiftriren kurzum die Vortheile der Numerirung find derart, dak für die Folge diefe Mafregel in ftändigen Verſuchsorten wohl allgemein zu werden verdiente.

Niht minder wichtig ift die genaue Aufnahme der Durchforſtungsergebniſſe, da ohne eine jolde eine halbwegs zuverläjjige Bemeſſung des Beſtandeszuwachſes

März; 1895.] Yiterarifhe Berichte. 119

nit möglih ift. Es ift eim wejentliches Berdienft der Arbeit Shwappad's, hierauf gebührend Rüdficht genommen zu haben. Der Aufnahme des Neben» bejtandes wird gegenüber jener des Hauptbejtandes in der großen Mehrzahl der Fälle ein mehr untergeordnetes Intereſſe zu Theil. Wir haben ſchon im Juni« befte 1888 diefes Blattes auf diefen Uebeljtand im Allgemeinen bingewiejen und im Februarheft 1892 jpeciell ausgeführt, daß die genaue Kenntniß der Zwifchen- nugungsmafjen ein nothwendiges Zubehör zur Ermittelung der Zuwachsverhält— niffe jei.

Die befondere Hervorhebung der oben erwähnten Maßregeln, auf welde zum großen Theile Weife jhon vor Fahren und wiederholt aufmerkſam gemacht bat, geſchieht bier auch jchon deshalb, weil die Durdführung derjelben Teicht möglih ift und hierdurd ein, joweit wir dies überhaupt in der Hand haben, ber fteten Eontrole unterwerfbares Material einerjeits, die Möglichkeit einer genaueren Zumwadsermittlung und der Aufitellung verläßliher Tabellen über Zwilchen- nugungserträge andererjeits erhältlich iſt.

Schwappach hat wohl über die von ihm in der vorliegenden Arbeit bereits zur Anwendung gebraten nothwendigen BVerfeinerungen in der Aufnahmsweiſe der Verſuchsflächen ſchon im Herbjt 1891 in der „Zeitjhrift für Forſt- und Jagdweſen“ des Näheren berichtet, wir fonnten aber nicht umhin, auf die ung in erfter Linie wichtig fcheinenden Vorſchläge hier nochmals zurüdzufommen und nod eine Yanze für deren allgemeine Einführung einzulegen.

Schwappach jdeidet bei jeinen Buchenertragstafeln feine Wuchsgebiete aus und vielleiht mit Recht. Es wird in dieſer Beziehung ohne Noth oft zu weit gegangen. Dafür ift er jedoch in der Lage, die Tafeln nad) Hauptbeftand und Zwiſchenertrag ſowohl für mäßig, als aud für ftarf durchforſtete Beftände aufzujtellen. Auch nad dieſer Richtung ift die vorliegende Arbeit eine volles Ber» trauen erwedende. Wie Shwappacd erläutert, find faft ſämmtliche Erhebungen und Durdforftungen von „einer” Berjon, jeinem ehemaligen Aſſiſtenten, jegigen Oberförſter, Fricke, durchgeführt worden; für die Einheitlichleit und Bergleich- barkeit der Reſultate gewiß das bejte Zeugniß.

Die Anfäge der Ertragstafeln gehen von fünf zu fünf Jahren bis zum Alter 140, und zwar nad fünf Standortsclaffen, welche bei der Bude nad einem im Jahre 1888 zu Ulm gefaßten Beſchluſſe des Vereines deutſcher forft- liher Verſuchsanſtalten in 100jährigem Alter bei der Bonität I durd die Ge- ſammtmaſſe per 720m, bei II 560/m, bei III 460m, bei IV 350/m und bei Bonität V durd die Gefammtmafje per 250m charalteriſirt erjcheinen.

Als Grundlage der Eonjtruction der Tafeln diente Shwappad die Öber- höhe, welde er als die Mittelhöhe der 101 bis 200 ftärkiten Stämme ausweiſt, im Gegenjage zu Weife, welder fie als die Mittelhöhe einer gewiffen Anzahl der „ftärkjten” Stämme definirt. Hierdurch erreiht er zweifello8 den großen Vortheil, alle abnorm ftarfen und diejerhalb wohl auch zumeijt höchſten Stämme in die Combination nicht mit einzubeziehen.

Nach Feititellung des Verlaufes des Oberhöhenwuchſes und der Mafjen zu den Oberhöhen im Alter 100 wurden die Mittelhöhencurven aus den Differenzen zwiſchen Oberhöhe und Mittelhöhe bonitätsweife graphic abgeleitet.

Die Feitlegung der Derbholzmafjencurven erfolgte an Hand der mit ver- ſchiedener Farbe für die einzelnen Bonitäten eingetragenen Eurvenftüde und deren Ausgleihung im Anhalte an die für das Alter 100 gefundenen Daten. Durd) analoge Auftragung der Größen des laufendjährigen Zuwachſes für das mittlere Alter der abgelaufenen Periode und Ausgleihung der fo erhaltenen Curvenzüge erhielt Shwappad die Gefammtwadhsthumsleiftung an Derbhol; und in der Tifferenz aus Gejammtmaffenzumahs und dem Hauptbeitande die Durdforftungs- maffe.

120 Piterariihe Berichte. [XXT. Sahrgang.

Sodann wurden die Kreisflähen- und gleichzeitig auch die Formzahlen- curven abgeleitet mit Zuhilfenahme des auch jhon von Weife in jeinen Kiefern eriragstafeln verwendeten Quotienten 7.

Der Geſammtkreisflächenzuwachs und hieraus die Kreisfläche des Neben— beſtandes wurde analog wie der Geſammtkreisflächenzuwachs abgeleitet. Dann folgte die Aufſtellung der Stammzahlcurven, ſowie der Curven für die Mitten— durchmeſſer. Schließlich wurden die Reisholzmaſſen ermittelt und zwar bei den älteren Beſtänden durch Auftragung und Ausgleichung der Reisholzprocente, bei den jüngeren Beſtänden wurden die bei den Aufnahmen ermittelten Baumform— zahlen benugt, indem aus ihnen rüdwärts die Reisholzberehnung erfolgte.

Sehr intereffant und gewiß werthvoll find aud die von Shwappad auf Grund der bisherigen Unterfuhungsergebniffe geäußerten Anfichten über den Ein- fluß verfchiedener Durdforftungsgrade auf Buchenbeſtände. Schwappach faht diefelben in drei Sätzen zufammen, welche er auch auf theoretijhen Wege be- gründet. Diefe Sätze lauten:

1. Im Stangenholzalter liefert der mäßige Durdforftungsgrad das Mari- mum der Gefammtproduction jowohl an Kreisflähe als auch an Maffe.

2. Im Baumbholzalter bewirkt jede Lockerung des mäßig durchforjteten Be— ſtandes bei längerer Dauer infolge des Lichtftandszumachfes eine Vermehrung der Gejammtproduction an Kreisflähe. Dieſe ift bei dem ſchwächſten Lichtungsgrabde, den wir als ſtarke Durchforſtung bezeihnen, nur gering, nimmt aber in den höheren Lebensaltern bei jhärferen Eingriffen ganz erheblich zu.

3. So lange auf der ſtark durdforfteten, beziehungsweije gelidhteten Fläche der SKreisflähenzumahs Hinter jenem der mäßig durchforſteten Vergleichsfläche zurüdbleibt oder diefen höchſtens erreicht, bleibt die Gefammtmaffenproduction an Derbholz der erfteren hinter jener der Vergleihsflähe zurüd. Yım Baumbolzalter genügt jedoch die geringe Steigerung, welde der Kreisflädhenzumadhs durch die ftarfe Durdforftung erfährt, um die Maffenproduction in beiden Fällen gleich- mäßig zu geftalten. Bei no jchärferen Eingriffen wird alsdann wieder ein Punkt erreicht, von dem ab die Gejammtmafjenproduction trog des überwiegenden Kreis- flächenzuwachſes hinter jener des geſchloſſenen Beſtandes zurückbleibt.

Leider können wir dieſe Sätze noch in keine Parallele ſtellen mit unſeren Er— fahrungen, da die öſterreichiſchen Durchforſtungs- und Lichtungszuwachsverſuchs— flächen in Buche noch verhältnißmäßig von zu kurzem Beſtande ſind, auf daß die bisherigen aus ihnen gewonnenen Ergebniſſe zu weitgehenden Schlüſſen oder Vergleichen berechtigen würden.

Nicht minder lehrreich geſtaltet ſich das Capitel über die Betheiligung der einzelnen Beſtandespartien am Productionsgange. Auch Schwappach kommt zu dem Refultate, daß die ftärkften Stämme ſich ſchon von verhältnißmäßig frühem Alter ab an der Zufammenjegung des Hauptbeftandes und am Geſammtzuwachs betheiligen. Unter den Stämmen des einftigen Haubarfeitsbejtandes überwiegt wieder die Elafje der 100, beziehungsweiſe 200 ftärfften Stämme ganz bedeutend.

„Die einzelnen Stammclaffen betheiligen fih an der Wachsthumsleiſtung annähernd mit demfelben Procentjage, wie an der Zufammenjegung des Haupt- beſtandes; im Anfange ift der Procentjag der Betheiligung an der Vermehrung des Derbholzvorrathe8 geringer al8 jener an der des Vorrathes ſelbſt; erjterer fteigt jedoch ziemlich raſch an, überholt den Procentfag der Maffenbetheiligung, erreiht ein Marimum, nähert ſich ſodann letterem wieder und finft ſchließlich ebenfall8 rajh und bedeutend unter ihn herunter, Wenn der Procentfag der Be— theiligung am Maſſenzuwachs unter jenen der Betheiligung an der Zufammen- fegung des Hauptbeftandes herabgejunfen ift, hat die betreffende Stammclaffe die Periode der größten Wahsthumsencrgie beendet, fie nimmt alsdann noch etwa

März 1895.) Literariſche Berichte. 121

20 Yahre in allmälig ſchwächer werdendem Maße an der Production theil und ſcheidet ſchließlich im Durdforftungswege aus. Die Culmination des Procentjages der Mafjenproduction erfolgt im den ſchwächſten Stammcelafjen zuerft und rückt für die ftärferen in einen immer fpäteren Zeitabſchnitt.“

Diefe Süße beftätigen, und fpeciell in ihrem legten Theile, aud die von ung im Januarhefte 1893 dieſes Blattes diesbezüglich niedergelegten Studien, woſelbſt in verfchiedenen Graphikons wenn aud) nur für einen kurzen Zeitraum gezeigt wird, wie die ſchwächeren Stammclaffen gegenüber den ftärferen ſich ver- halten, wie der Zuwachs der erfteren finft, während jener der legteren in ſteter Zunahme begriffen ift ꝛc.

Diefes Capitel ift, wie ſchon erwähnt, wegen der verjchiedentlihen Aufſchlüſſe über das DBeftandesleben und der Hinweiſe auf die praftiihe VBerwerthbarteit diefer Studien in der Durdforftungspraris ganz beſonders werthvoll.

Auh die Eapitel V „Ausfheidung des Ertrages nad Sortimenten” und VI „G©eldertragstafeln" fügen fi dem Früheren würdig an und haben wir es johin mit einem Werfe zu thun, weldes nit nur für die Praris, fondern auch ganz bejonders für die Wiſſenſchaft einen großen Schritt nad) Vorwärts bedeutet.

Karl Böhmerle.

Ueber die Nothwendigfeit der Reform des Verfahrens bei Inventur, Revifion und Schätung von Fideicommißforften. Bon Anton Hamann, Erellenz gräfl. v. Sternberg’iher Forſtmeiſter in Tynist a. d. Adler. Wien, k. u. f. Hofbuhhandlung Wilhelm Frid. fl. —.60.

Wenngleich das dur vorftehenden Titel einer nur 40 Seiten umfafjenden Broſchüre bezeichnete Thema in den legten SYahren in Vereinsverfammlungen, Congreſſen und auch in der Fachliteratur fehr eingehend erörtert und von ben verſchiedenſten Parteiftandpunften aus beleuchtet worden ift, jo erjcheint die vor: liegende Abhandlung, welche uns allein ſchon durd die offenbar auf volljter Ueber— zeugung beruhende, temperamentvolle Darftellungsweije befonders anmuthet, immer nod völlig zeitgemäß, denn es läßt fich wohl nicht leugnen, daß dieje Tagesfrage noch keineswegs volljtändig gelöft ift. Sehr richtig hebt der Verfaſſer bejonders hervor, daß das Geſetz für die Fideicommißforjte beftimmte Betriebspläne, Betriebs— formen und Umtriebszeiten nicht vorjchreibt, daß es daher auch weder logiſch noch gerecht jei, bei nur zufälligen Veranlafjungen, die an einem Orte fi häufig wiederholen, an anderen erjt nach mehreren Jahrzehnten eintreten, den Sfnventuren einen bejtimmten Umtrieb und einen beftimmten Holzmafjenvorrath zu Grunde zu legen.

Der Verfaſſer erwähnt mehrere Abjhätungen mit allerdings faum glaub: fihen Rejultaten, doch möchten wir diefe Fälle weniger der Cameraltare, jondern vielmehr der unglüdlihen Auswahl der Forftiachverftändigen zuſchreiben. Auf eine Kritif der Cameraltare geht der Berfaffer eigentlih nicht ein, ebenjo vermeidet er, Vorſchläge zu deren Verbefjerung zu maden. Dagegen befürwortet der Ber: faffer, die Eontrole über die Gebahrung mit Fideicommißvermögen nicht auf den Wedel im Nutnießer zu bejchränfen, jondern eine Organijation zu ſchaffen, welche den Richter in den Stand jetst, jederzeit oder wenigjtens in furzen, regel- mäßigen Perioden die Benugung des fideicommiffarifhen Waldvermögens über: wadhen zu fönnen. Immer nur etwaige, mitunter durch Jahrzehnte fortgejegte Eingriffe oder eine ebenjo verwerflihe Anhäufung zuwachsloſer Althölzer conftatiren und immer post festum ben Ausgleich fordern und das Allodialvermögen zum Erfage verurtheilen, kann auch gewiß nicht im Intereſſe der Fideicommißanmwärter liegen. Wir empfehlen die vorliegende Schrift recht angelegentlich.

122 Literariſche Berichte. [XXT. Jahrgang.

Die Bodenwirthichaft im Vogelsberg und ihre Förderung, insbejondere durch Wiederbewaldung und Werbeflerung der Gemeindegüter. Bon Carl Weber, großh. heſſiſcher Forftaffeifor. Frankfurt a. M. 1894. Sauerländer. (Wien, Wilhelm Fried.) Preis fl. 1.24.

Ein Schriften, welches Angefihts der geographiihen Lage des Dbjectes, welhes in demjelben behandelt wird, auf das Intereſſe öſterreichiſcher Leſer vielleicht wenig oder gar feinen Anjpruch erheben dürfte und dod vermöge der aligemein wirthſchaftlichen, nationalöfonomijhen Gefihtspunfte, vermöge der zahl- reihen Anregungen, denen allgemeine Bedeutung zukommt, das Intereſſe aud ferner ftehender Fachkreife gewiß verdient. Der Autor, welcher das Büchlein mit emfigem Fleiße zufammengetragen und zu einem Ganzen geformt hat, ift denn auch vollends im Rechte, wenn er im Vorworte fagt, daß das vorliegende Scrift- hen vielleicht auch in weiteren Kreifen einiges Intereſſe bieten dürfte, da nur an der Hand der concreten Verhältniffe und durd das Studium jpecieller Fälle alle jene Gefichtspunfte gewonnen werden, die zur Beurtheilung aller zu erörternden Fragen erforderlich find. Ueberdies find die Verhältniffe des Vogelsberges im gewijjen Sinne typiſch für die in vielen Mittelgebirgen herrſchenden, durd über: triebene Waldrodung herbeigeführten, unerquidlihen Zuftände.

wir aus dem erſten Theile der Broſchüre, welcher den Vogelsberg, ſeine Bewohner und ſeine wirthſchaftlichen Verhältniſſe auf 51 Seiten beſpricht, nur Weniges hervorheben wollen, ſei es uns geſtattet, aus dem zweiten Theile einige Schlüſſe, zu denen der Autor gelangt iſt, an dieſer Stelle näher zu kennzeichnen.

Seit den Vierzigerjahren dieſes Jahrhunderts iſt die Bevölkerung des Vogelsberges in ſteter Abnahme begriffen, fie wandert aus, der landwirthſchaftliche Betrieb liegt arg darnieder und alle diefe Calamitäten haben ihren Urjprung in dem ausgedehnten Hutweidebetricb in diefen über 400m hoch gelegenen Striden. Während die Provinz Oberheſſen ein Bewaldungsprocent von 32 befittt tritt der Wald in den höheren Tagen des Vogelöberges aufallend zurüd, wo man doch mit Rüdjiht auf die erponirte Lage und die Schwierigkeiten, welche die Standortsverhältniffe der landwirthichaftliben Eultur entgegenftellen, eine procen» tifyh über dem Durchſchnitte der Bewaldung ftehende Waldflähe erwarten follte. Es befindet fich im Vogelsberg circa 5000 x. uncultivirte8 Gelände, welches einer Berbefjerung und Ertragsjteigerung außerordentlih fähig wäre. Eine intenfivere Ausnügung des bewirthichafteten Bodens und eine dadurd herbeigeführte höhere Verwertung der Arbeitskräfte laffen einzig und allein eine Wendung zum Bejleren erwarten.

Im zweiten Theile des Büchleins werden zuvörderjt die bisher zur Förderung der Bodencultur im Vogelsberg gemadten Vorſchläge hiſtoriſch treu erörtert. Die Vorſchläge gingen meift dahin, daß die höheren, Tahlen Kuppen und Hänge des Vogelsberges in geeigneter Weije und in Verbindung mit einer Verbeſſerung der Aecker, Wieſen und Weiden der günftigeren Standorte der Waldwirthſchaft über- antwortet werden. Auf Grund des i. 3. 1840 über Auftrag der Negierung verfaßten Wedekind» Zeller’ihen Gutahtens wurde an die Arbeit geſchritten, welder jeitens der Bevölkerung große Schwierigkeiten bereitet wurden. Im Jahre 1843 wurden 22 ra mit Fichten cultivirt, circa 644 von Steinen gereinigt und etwa eben- foviel mit Yaubholzheiitern bepflanzt, die jedod bald eingingen. Syn der Zeit von ' 1850 an iſt für die Melioration der Dedungen des Vogelsberges beinahe gar nichts mehr geſchehen.

Der Verfaſſer trachtet in dem Abſchnitte „über die Meliorationen in der Eifel und dem Weſterwalde“ und in jenem „über den Einfluß der Bewaldung der Höhenzüge in den Mittelgebirgen auf das locale Klima und die Vegetation“ die Prämiffen genau darzulegen, welche aud für die Bewaldung des Vogelsberges

123

März; 1895.) Literariſche Berichte.

deutlich jpredhen, um dann die wirthſchaftliche Bedeutung der Fichte im WBogels- berge felbjt zu beſprechen. In der Wiederbewaldung der Höhen und in der Aus» dehnung der beaderten Flächen fieht Weber die ſicherſten Mittel zur Hebung der wirthſchaftlichen Verhältniffe dieſes armen Gebirgslandes.

Die Erfolge der Fichtenwirthſchaft im Vogelsberge find nach den Erörterungen Weber’s ganz außerordentlihe; der Bajaltboden ijt dem Fichtenwuchje jehr günitig. Der Durchſchnittszuwachs culmmirt im 50. bis 60, Jahre mit 9 bis 10m. Ein in der Mitte der Dreißigerjahre gepflanzter Fichtenbejtand hatte im 60. Lebensjahre eine Sceitelhöhe von 28" und einen Maffengehalt von circa 850 /m Derbholz pro Heltar erreicht, welder nah den gegenwärtigen Preifen einen Werth von circa 12.000 Mark repräjentirt; dur Vorerträge jind ſämmtliche Auslagen nebjt Zinſen gededt worden. Heute ift es freilich zu jpät, wenn die Gemeinden bedauern, die Commiſſionsvorſchläge des Jahres 1840 beinahe gar nicht beachtet und befolgt zu haben. Hätte man damals auf den 2000 «a ſchlechteſten &emeindegeländes Wald gepflanzt, was mit einem Softenaufmwande von rund 100 Mark pro Heltar möglich gewejen wäre, fo würden fih in dem Zeitraume von 1843 bie 1893 circa 12 Millionen Dart angefammelt haben, welche innerhalb der nächſten zwei Jahrzehnte flüjfig geworden wären. Die Erträge der Hutweiden bleiben hinter diejer Rentabilität weit zurüd. Der Fichtenwald liefert im Vogelsberge ungefähr eine zehnmal größere jährlihe Mente als die Hutweide; überdies übt der Wald in vielfaher Hinfiht Wohlfahriswirkungen, weile den Hutweiden gar nicht oder doch nur in geringem Maße zulommen. Die ftetige Steigerung der Nuß- bolzpreife würde die Entjheidung in diejer Trage nur noch mehr zu Gunjten des Waldes verrüden.

In einem Sciufcapitel wird die Wiederbewaldung und die Verbeiferung der Gemeindegüter bejproden. Hier kommt der Autor auf die im Jahre 1840 von der Regierungecommijjion gemachten Vorfchläge zurüd und empfichlt in erfter Linie die Aufforftung der hochgelegenen, im &emeindebefige befindlichen Hutweiden. Da die Gemeinden jedoh ausnahmslos arım find und andererſeits eine Einbuße an landwirthichaftlihen Erträgen nicht zuläffig erjcheine, müßte der dur die eventuell zwangsweiſe vorzunehmende Aufforjiuung entjtehende Ausfall an land- wirthſchaftlicher Crescenz durch Verbefferung des dauernd der Landwirthſchaft über- wiejenen Geländes gededt werden und weiterd müßte der Staat ſich herbeilafjen, das Geld für die Aufforftuug und für die Verbefjerung des landwirthſchaftlichen Betriebes, erſteres unverzinslich, legteres gegen billige Zinſen, vorzujtreden, was um jo leichter ginge, da das Aerar ſich die Vorſchüſſe an den einftigen Walderträgen fiherftellen könnte.

Aus dem vorftehenden kurzen Neferate find die Hauptzüge der gedachten Action zu erfehen; die Vorſchläge find für den concreten Tall des Vogelsberges in hohem Maße beachtenswerth, weil fie auf einem gründlichen Studium des mit Fleiß gejammelten ftatiftiihen Materiales aufgebaut erfcheinen. Das Bud fann überdies Jedem, welcher vor ähnlichen Fragen unter ähnlihen Verhältniſſen fteht, auf das Wärmfte empfohlen werden, er wird in demjelben fchägenswerthe Rath: ſchläge finden. 2 C.

Nomenclator coleopterologicus. Eine etymologiſche Erklärung jänmt- (iher Gattungs» und Artnamen der Käfer des bdeutjchen Faunengebietes. Bon Sigm. Schentling. Frankfurt a. M. Verlag von H. Bechhold. (Wien, Wilhelm Frid.) Preis fl. 2.48.

Diefes Werk zerfällt in fünf Abfchnitte, von denen der I. über entomo- (ogifhe Literatur handelt, der IL. die Gattungen und Untergattungen, der III. die Arten und ihre Barietäten fowie Terminologie, der IV, die gebräudliden deutihen Käfernamen und der V. endlih ein Autoren» verzeihniß enthält.

124 Literariſche Berichte, [XXT. Jahrgang.

In den Abjhnitten II bis inclufive V find die Namen in alphabetifcher Neihenfolge aufgezählt.

Im I Abſchnitte erläutert der Verfafjer die Vorzüge der von Linne in die Wiſſenſchaft eingeführten fogenannten „binären oder binomen Nomen- clatur“, ferner die Art und Weife der Anwendung des Brioritätsprincips in zweifelhaften Fällen und gibt am Schluſſe feiner Ausführungen die auf dem entomologijhen Eongreß zu Dresden am 23. Mai 1858 unter dem Vorſitze des rühmlichjt befannten Entomologen H. v. Kiejfenwetter in 19 Punkten formu- lirten „Sejege der entomologiihen Nomenclatur.“

Im II. Abſchnitte werden circa 2400 Gattungsnamen und im III. Ab- ſchnitte circa 4400 Artnamen erklärt, beziehungsmweije ins Deutjche überfegt, fo daß man wohl faum einen der in dem gebräudlichften Werken über Deutſchlands Käfer vorfommenden Namen vermifjen dürfte,

Ferner ift bei den griehiihen Worten die deutſche Ausſprachebezeichnung in Klammer angegeben; ebenjo iſt aud die Betonung bei mehrfilbigen Worten kenntlich gemacht.

Die Namen jener Arten, welche nah Perſonen benannt find, wurden nicht, wie es in amerilanifhen und englifhen Werken Uſus ift, mit feinem, jondern mit großem Anfangsbuchſtaben gejchrieben und bdiefer Vorgang dur gemichtige und ftihhältige Argumente gut begründet,

Das vorliegende Bud hat gegenüber jenen Werfen, welche die gleihen Zwecke verfolgen, wie 3. B. von Agaſſiz (Nomenclator zoologicus), Leunis (Synopjis der drei Naturreihe) und Glajer (Catalogus etymologicus), den Bortheil einer weit größeren Bolljtändigfeit und Weberfichtlichkeit für fih und erfüllt aud in volltommenjter Weife den eritrebten und im Vorworte angebeuteten Zweck, nämlih: „Die wiſſenſchaftlichen Käfernamen, und zwar jomohl Gattungs- als Art- namen, wie auc die terminologiihen Ausdrüde der Coleopterologie durch Ueber- jegung ins Deutjhe einem Jeden verjtändlich zu machen."

Aus den angeführten Gründen kann daher diefer Nomenclator den Eoleopte- rologen nur wärmſtens empfohlen werben. % 4. Wachtl.

Mittheilungen des k. k. technologiichen Gewerbe-Mujenms in Wien. Hedactions-Comite: Hofrath Profeſſor W. Erner, Profeffor B. Kir ſch, Profefjor G. Lauboek, Megierungsrath Profeffor Dr. H. R. v. Berger, Pro- feffor C. Schient, Fahjhuldirector F. Walla, Neue Folge. IV. Jahrgang. Wien 1894. Verlag von Alerander Dorn. (Zu beziehen von Wilhelm Frick, Wien, Graben 27.) Preis des Yahrganges fl. 8.—, ſammt Poftzufendung fl. 8.40.

Wie im Vorjahre, fo fühlen wir uns auch heuer verpflichtet, die Leſer dieſes Blattes auf das obige literariihe Unternehmen aufmerkſam zu machen. Die Mit- theilungen des technologischen Gewerbe-Mufeums bieten aud im Jahrgange 1894 eine Fülle des interefanteften Stoffes, welcher ſich theilt in: Meittheilungen der Eentralleitung; der Section für Holzinduftrie; der VBerfjuhsanftalt für Bau- und Mafhinenmateriale; der Section für hemijhe Gewerbe; der Section für Metall- induftrie; der Section und Berfuhsanftalt für Elektrotechnik und in Recenfionen und Bücheranzeigen. Leider müfjen wir es uns verfagen, auf die Einzelheiten dieſes reihen und gediegenen Inhaltes näher einzugehen und können uns nur darauf beihränten, einige ftatijtifche Daten zur Yluftrirung des jteten Emporwachſens und Blühens dieſer vorzüglich geleiteten und überaus zwedmäßig eingerichteten Inftitution zu bieten. Im Berichtsjahre ftanden 84 Berjonen im Dienfte der Anftalt, an den Fachſchulen und den Special-Lehrcurjen mit Zagesunterricht ftudirten 482, an den Special⸗Lehrcurſen mit ausfchlieflihem Abend» und Sonntagsunterriht 281, im Ganzen fohin 763 Schüler. Unterjtügungen und Stipendien ftanden der Anftalt im Betrage von fl. 15.628 zur Verfügung. Tech- niſche Unterfuhungen, für welde Certificate ausgeftellt wurden, wurden in der

März 1895.) Neueſte Erfheinungen der Literatur. 125

Zahl von 909 ausgeführt, außerdem vielfache ſchriftliche Gutachten und Auskünfte ertheilt. Die jehr fehenswerthen Anftaltsfammlungen wurden im Berichtsjahre von 3283 Perſonen bejudt.

Die obigen Ziffern bedürfen feines weiteren Commentars, biefelben geben im Zufammenhange mit unferem vorjährigen Berichte ein klares Bild eines jehr erfreulichen Fortſchrittes und laſſen auch für die Zukunft nur das Beite erwarten,

Wir können johin aud in diejem Jahre das VBereinsorgan des technologiichen Gewerbe⸗Muſeums, welches auch typographiſch fich trefflich präfentirt, dem geehrten Lefern auf das Wärmſte empfehlen. ß

Wild und Hund. Iluftrirte Wochenſchrift für Jagd und Hundezudt, ein- ſchließlich der Luxushunde, Jagdthierkunde, Schießkunde, Jagdreitſport und Fiſcherei. Berlin, Parey. Abonnementspreis bei Wilhelm Frick in Wien ſammt Poſiporto nach auswärts fl. 1.80.

Unter dieſem etwas ausführlichen Titel erſcheint ſeit Neujahr in Berlin eine neue Jagdzeitung, die nach den vorliegenden drei erſten Nummern zu ſchließen, alle Anſtrengungen macht, dem viel verheißenden Titel gerecht zu werden. Nur will es uns ſcheinen, daß die lange Aufſchrift das Programm noch nicht völlig andeutet, denn wir finden in den vorliegenden Nummern auch Biographien von Staatdmännern, die neben hohen Staatsftellungen Präfidentenpojten eines Jagd- ihugvereines inne haben, Gruppenbilder von Jagdgeſellſchaften u. dgl.

Wir bedauern diefe Vieljeitigfeit, denn offen gejtanden, interejfiren die gewiß jehr gelungenen Proträts gelinde gejagt jiherlih nur den nächſten Belanntentreis; ebenfo will es uns auch ganz zwecklos erjdheinen, en masse Abbildungen von Hunden zu bringen, in welde der betreffende Eigenthümer gründlich verſchoſſen iſt; welcher Hundebefiger hielte jeinen Caro, Heltor, Dadel :c. nicht für das merk— würdigfte Vieh, das aber jür dem weiteren Lejerfreis abjolut fein Intereſſe hat. Nah diefer kurzen Mittheilung defjen, was uns an der neuen Zeitung nicht gefallen will, wollen wir aber aud; gewifjenhaft hervorheben, daß zum über: wiegenden Theile Arbeiten aufgenommen wurden von Autoren, die zu den tüch— tigften der deutichen Forjt-und Jagdliteratur zählen. Der Preis von vierteljährig 1 Mart 50 Pfennig ift bei dem Umfange und den vorzüglihen umd vielen Yluftrationen jo enorm billig, daß man dieje neue Yagdzeitung nur bejtens empfehlen fann. Freilich, unjere uns liebgewordenen einheimiſchen Jagdzeitungen werden durch dieje neue Zeitung jchwerlih verdrängt werden, jo ſehr e8 aud reizt, die Entwidelung der Jagd anderer Yänder fennen zu lernen. ;

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Neueſte Erſcheinungen der Fiteratur.

(Borräthig in der E. u. k. Hofbuhhandlung Wilhelm Frid in Wien.)

Endres, Lehrbucd der Waldwerthrehnung und Forftftatil. Berlin. fl. 4.34.

Foerfter, die Korbweidencultur und ihr Werth für die Landwirthichaft der öftlichen Provinzen Preußens. Berlin. fl. —.62.

Gayer, Karl, über den Femelſchlagbetrieb und feine Ausgeftaltung in Bayern. Berlin. fl. —.62.

Goedde's Faſanenzucht. Dritte Auflage, bearbeitet von Staffel, königl. Fajanenjäger in Fürftenwald in Schlefien. Berlin. Geb. fl. 1.50.

Henschel, die ſchädlichen Forft- und Objtbauminjelten; ihre Pebensweile und ihre Bekämpfung. Für Forftwirthe und Gärtner. Dritte Auflage. Berlin. Gebunden fl. 7.44.

Xrichler, der Jagbhund. Seine Züchtung, Erziehung, Wartung, Dreſſur und Führung. Siebente Auflage des alten Thon'ſchen Werkes, Leipzig. Geb. fl. 4.66.

126 Verſammlungen und Ausftellungen. (XXI. Jahrgang.

Mepger und Müller, die Nonnenraupe und ihre Balterien. Unterfuchungen, ausgeführt in den zoologiſchen und botanischen Inftituten der königl. preuß. Forftafadenie Minden. Mit 45 Tafeln in Farbendrud. Berlin. fl. 9.92.

Zubeuf, Pflanzenfrankheiten durch kryptogame Parafiten. Eine Einführung in das Studium der parafitären Pilze, Schleimpilze, Spaltpilze und Algen. Zugleih Anleitung zur Be: fämpfung von Krankheiten der Eulturpflanzen. Berlin. fl, 9.92.

Derfammlungen und Ausftellungen.

Das Forftiwejen auf der galiziichen Landesausftellung in Lemberg 1894. III. (Schluß). Im Papillon des Grafen Andreas Potocki begegneten wir einer gut entwidelten Forſtwirthſchaft. Die Wälder der Herrſchaft Krzeszomwice liegen im Weften Galiziens zumeijt in ziemlich ebener Lage; die Weißföhre überwiegt. Den Stand der Betriebseinrihtung konnte man aus den erponirten Kartenwerfen und Wirthichaftsbüchern gründlich fennen lernen. Der ausgedehnte Forfibezirt Tenczynek diente da als vortrefflihes Paradigma. Es lag jowohl eine Ueberſichtskarte vor als aud die Beftandesfarten im Maß- jtabe von 1:20.000; das meift ebene oder doch wenig coupirte Terrain madıte eine ziemlih regelmäßige räumliche Eintheilung möglich. Die Abtheilungen werden nit über 20 ra groß gemacht. Die Vermeffung der Beftände erfolgt mit dem Boufjolentheodolithen, welcher neben vielen anderen Inſtrumenten für Forſtver— meffung und Zaration zur Ausftellung gelangt war. Die Betriebseinrihtungs- operate enthalten fehr eingehende Beftandeebejchreibungen, ebenjo find die Wirth. ihaftsregeln weit ins Detail gehend. Dies gilt befonders von den Directiven für Waldverjüngung und Beftandeepflege (Läuterungen und Durdforftungen).

Das Beftreben, im Laufe der Zeit in dem einzelnen Forſtbezirken thunlichit normale Berhältniffe in Hinfiht auf Altersclaffen und auf Anordnung der Hiebs- züge zu erreichen, jand ſich an einem fehr ſchönen und inftructiven Beifpiele durchgeführt. Vom Forſtbezirle Tenczynek waren nämlich jehs Karten im Maß: jtabe 1:20.000 exponirt, von melden die erfte den gegenwärtigen concreten Bewaldungszuftand zeigte, während die weiteren fünf die Verhältniffe, wie fie fih nad 20, 40, 60, 80 und 100 Jahren geftalten dürften oder zum Mindejten joliten, zur Darftellung brachten; nah 100 Jahren ſoll der ideale Zujtand ein- gelehrt fein. Es läßt fi nicht leugnen, daß im ähnlichen Beſtrebungen jeitens der Fyorjteinrichter heutzutage manchen Orts ohne Noth und vielfah zmwedlos zu weit gegangen wird.

Die Kartenwerfe waren ausnahmslos jehr jchön gearbeitet; die in der Nugungsperiode jtehenden Beftände find durch eigene Farbentöne hervorgehoben.

Die Waldbaupraris auf der Herrichaft Krzeszowice gipfelt in der fünftlichen VBerjüngung der Weizföhrenbeftände auf der Kahiflähe, und zwar entweder durch Bollfaat oder unter ſchwierigen Berhältniffen im Wege der Streifen- oder Plapfaat, ferner in dem Streben, der Weißföhre edlere Laubhölzer in gruppen: und horſtweiſer Miſchung beizugejellen. Die Vorſchriften für die Vornahme der Durdforftungen find fehr genau gefaßt. Die Durdforftungen follen fi in der Jugendperiode des lebhafteften Höhenwuchſes in der herrſchenden und mitherrſchenden Claſſe bewegen, während im jpäteren Alter getradhtet wird, die Beſtände jo zu jtellen, daß die herrſchende Glaffe eine eigene höhere Etage über den geringeren Stammindividuen bilde. Ob eine Sorge um die künftig herrſchende Stammclaſſe nicht ſchon von erfter Jugend am mehr am Plage wäre, kann heute mit voller Sicherheit nicht entſchieden werden; Bedeckung und Schub des Bodens durch

März 1895.) Berfammiungen und Ausftellungen. 127

Erhaltung der geringen Stammclaffen behufs Erzielung vollwerthiger Holz- qualitäten könnten diefe Maßregel der Pflege der herrſchenden Stämme weit: gehend unterjtügen.

Die Herrfbaft gewinnt den Waldjamen in eigener Regie; die diefem Zwecke dienende Klenganftalt war in einem ſchönen Modelle erponirt.

Neben den bisher genannten Objecten enthielt der Pavillon des Grafen Andreas Potocki noch zahlreiche Gegenftände, welche uns über mande Zweige der Wirthichaft belehrten; e8 waren da ſämmtliche Inſtructionen für das Rechnungs— und Caſſenweſen, Wirthſchaftsbücher, verſchiedene Drudjorten, Dienftbücher, Werk— zeuge für Holzfällung und-Aufarbeitung, Culturwerkzeuge und noch manches Andere ſchön arrangirt zur Schau gebracht. Zwinger für die Aufzucht und Beobachtung von Inſelten jagten uns, daß der umfichtige Wirthichafsführer fich deffen wohl bewußt ift, e8 mit ausgedehnten reinen, ſohin jchädlichen Inſekten leicht zugänglichen Weipföhrenbeftänden zu thun zu haben.

Eine bejondere Erwähnung verdient die jagdliche Ausitellung des Grafen Andreas Potocki. Sie zeichnete fi) ebenfo durch trefflihe Auswahl der Objecte, durch deren elegantes Arrangement, al8 durd; den Werth der einzelnen Gegenftände jelbft aus. Ein mächtiger Bär, vom Herrfchaftsbefiger im März 1893 erlegt und von Hodek ganz vorzüglih präparirt, mußte Jedem, der den Pavillon betrat, in die Augen fallen. Die Wände zierten jehr jhöne Hirſch- und Rehgeweihe, barunter jeltene Kümmerer, von Künftlerhand ausgeführte Jagdgemälde, ferner Gegenftände aus dem Sagdbetriebe. Unter den vielen Modellen wäre eine jehr einfache aber praftifch ausgeführte Wildfutterbaude zu nennen. Sehr werthvolle, reich ausgelegte und funftvoll gearbeitete alte Kagdwaffen und Piftolen mußten die Bewunderung jedes Kenner erregen.

Die Stadt Lemberg hatte als Eigenthümerin eines circa 3000 Aa um— faffenden Waldareal3 die forftlihe Exrpofition in ihrem mit Objecten aus den Gebieten der Communalverwaltung, der Kunft und Induſtrie, der Volksbildung und Hygiene überaus reich gefüllten Ausjtellungspavillon untergebradt.

Die Betriebseinrihtung lehnt fih in ihrem Wejen an jene der Staats und Fondsforjte an. Die Operate aller ſechs Reviere nebſt den dazu gehörigen Kartenwerken waren aufgelegt. Die Bejtandesfarten find im Maßſtabe von 1: 10.000, die Wirthihaftsfarten im Maßſtabe von 1:5000 ausgeführt. Der SYahresetat des ganzen Wirthichaftstörpers beläuft fi auf rund 10.0004". Die Lemberger jtädtifchen Forſte ſcheinen jhon zu Anfang dieje8 Jahrhundert im regulärer Weije bewirthihaftet worden zu fein, wie Karten aus jener Zeit bejagen.

Ein großer Theil der Commumnalforfte ſtockt auf Flugjand; diefer Boden— zuftand beherrijht den Waldbau und dictirt die Holzarten. Aus dem Felde ber Sandihollenbindung war im Baoillon der Stadt Lemberg gar mandes Lehrreidhe zu fehen, fowohl in natürlihen Objecten, als in Lichtbildern. Letztere ftellten gelungene, verjchiedenalterige Sandfhollen-Aufforjtungen und größere Forjtgarten- anlagen dar. Zwei Glaskäſten zeigten uns die typiſchen Bodenprofile in den Nevieren Hotosto und Brzuchowice. Als Folge der gut gedeihenden Yorftculturen fann man heute bereits die oberjten Partien des Bodens von Wurzelwerf und Humusbejtandtheilen dunfler gefärbt fehen. Die in jhön präparirten Exemplaren ausgeftellten Waldpflangen mit ihren im mageren Sandboden erwachſenen, weit jtreihenden Wurzelſyſtemen zeigten eine verhältnißmäßig reihe Mannigfaltigkeit, in welder die Wirthichafter eine möglichite Holzartenmengung auf dem Flugſande zu erzielen juchen. Es waren Weißkiefern, Laͤrchen, Fichten, Pinus rigida, Ulmen, Eichen, Eihen und Birken zu ſehen. Die typifhe Bobdenflora der Sandſcholle war burd Herbariumeremplare vertreten (Alyssum calycinum, Sedum acre, Potentilla u. ſ. w.)

123 BVerfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

Schön arrangirte Gruppen von forftihädlihen und mützlichen Vögeln, eine Sammlung ebenfolder Inſekten nebſt Fraßitüden, Stammjdeiben der in ben ftädtifhen Forften vorfommenden Hauptholzarten, eine Waldjamenfammlung, Forſt⸗ culturwerfzeuge, Holzwaaren, zahlreihe Jagdtrophäen vervolijtändigien in harmo— nifcher Weije die intereffante forftlihe Ausstellung der Stadt Lemberg.

Die gräflid Skarbek'ſche Stiftungsherrjhaft hatte ebenfalls einen eigenen Pavillon erbaut, in welchem ihre forftlihe Erpofition neben vielen anderen Dbjecten untergebradht war. Die Fondsdomäne umfaßt die reipectable Fläche von mehr al8 32.000 %, welde in fünf Revierverwaltungen getheilt it. Die Betriebseinrihtung lehnt jih eng am jene der Staatsforfte an; eine Ueber: fihtsfarte der Herrichaft, Betriebseinrihtungsoperate, Bejtandes- und Wirthſchafts— karten, Stammſcheiben und Stammausjhnitte der Hauptholzarten, mande von auferordentlihen Wuchsleiſtungen zeugend, wären am diejer Stelle unter den Ausjtellungsobjecten namhaft zu machen. Schindeln, Fäffer, Schaufeln, Heugabeln, Wagnerhölzer und Wagenbejtandtheile, Gartenmöbel beweiſen, daß die Forſtwirth— ihaft auf der Skarbek'ſchen Fondsherrſchaft den Bedürfniffen der Landbevölke— rung entgegenlommt und die Hausinduftrie fördert.

Den decorativen Theil des jehr nett gebauten, wenn ich mic) recht entfinne, einen Stod hoben Pavillons beiorgten aud hier zahlreihe Jagdtrophäen als ausgeftopfte Luchſe, Wildlagen, Füchſe, Steinadler, Auer und Birfwild, Bären- deden, Hirſchgeweihe.

In dem Kleinen, ftylvoll und jehr elenant ausgeführten Bavillon des Grafen Karl Mier und der Gräfin Helene Mier in Kamionfa jtrumitoma waren die mit vollendeter Kunſt gearbeiteten Holzparquetten wohl die Hauptobjecte. Die Preife pro 1m: fertiger Parquette beginnen bei dem wahrlih geringen Betrage von fl. 2.60 und laufen bis fl. 15.—. Die Fabrifate find aus Rothbuche, Eiche, Eiche, Pallifander- und Ebenholz und aus Nußbaumbolz gefertigt. In den Ob: jecten, welde man hier aus dem Gebiete der feineren Möbeltifchlerei meiit herrlich eingelegte Arbeiten und Brandtehnif zu bewundern Gelegenheit fand, waren Solidität und hohe Schönheit in volliter Harmonie gepaart. Hier fonnten befcheidenere Ansprüche ebenjo befriedigt werden, wie jene, welde im Salon einen Tiih um fl. 500.— und darüber wünjden.

Im Papillon der Herrjhaft Brody waren Betriebseinrichtungsoperate darunter auch eine Wirthihaftsfarte aus dem Jahre 1808 mit regelmäßig aneinander gereihten Jahresſchlägen exrponirt. Neben dem Pavillon ausgeftellte Stammabjhnitte und Maſtbäume zeugten von der auferordentlihen Wüchſigkeit der Brodyer Weihföhren, welche z. B. in 128 Jahren einen Brufthöhendurd- mefjer von 100 cm zu erreichen vermögen; ebenſo fanden fi da gewaltige Schwarz- poppeln. Ueber den Wahsthumsgang der erjteren Holzart in den Forſten der Herrichaft Brody belehrten auch zahlreihe im Pavillon ausgeftellte graphifche Darftellungen von Stammanalyjen. Die auf der Herrſchaft eingerichtete Weiden- begerwirthichaft war durch geichältes und berindetes Nuthenmaterial befonderer Qualität vertreten.

Wir gelangen zum Forſt- und Kaadpapillon, welder in großer Reich— haltigkeit die Ausstellungen des Galizifhen Forjtvereines, der Landesforſtlehr— anjtalt, mehrerer Privatwaldbefiger und einiger Jagdgejellihaften beherbergte. Der Bau war geräumig und ftilvoll gehalten; jener Theil, in welchem die Jagd ihr Heim aufgeichlagen hatte, war ftodhodh, oben mit einer Galerie umgeben. Wollte der Erbauer vielleicht mit Abficht für die Jagdausſtellung ein grelleres Licht meiden, furz das Innere des Pavillons litt vielfach an einer nicht ganz günftigen Be— feuchtung der Objecte, jo daß deren Befihtigung befonder8 an trüben Tagen durch diefen Mangel ungünftig beeinflußt wurde; etwas mehr Oberlicht wäre jehr zu Statten gelommen.

März 1895.)

Berfammlungen und Ausftellungen. 129

Wenn man die jagdliche Abtheilung des Pavillons betrat, glaubte man im ihwediihen Pavillon der Wiener Ausftellung von 1890 zu weilen. Ein glückliches, lebensvolle8 Arrangement, der Reihthum der galizishen Karpathenurwälder und der an Rußland grenzenden Ziefebenen an Jagdwild, die Heranziehung des bijtori- ihen Gefihtspunftes bei der Darftellung der jagdlihen Verhältniſſe wirkten zu» jammen, um einen vortrefflihen Eindrud und ein harmonifches Geſammtbild zu entfalten.

In der Mitte des thurmartigen Baues erhob ſich eine wohl mehr als 300 Yahre alte Eibe aus dem Bezirke Braezöw, welche mit vollem Wurzelwerfe bier in den Boden gepflanzt, im Sommer leider bereits abgeftorben war, wenn fie auch ihre ſchmutziggrünen Nadeln noch beinahe vollzählig trug. Wojski's Waid- mannggejtalt aus Mickiewicz's Pan Taddeusz hielt an diejem uralten Stamme Wacht; ein gewaltiger, verendender Bär, von zwei Braden verbellt, nicht weit davon ein folojjaler Seiler, die ganze Gruppe in wahrer Naturtreue dargeftellt, vervollitändigte das wirfungsvolle Bild, von welchem man fid nur ſchwer trennte. Es gehörte wohl eine befjere Feder und ein Meifter des Wortes dazu, um all das würdig und recht zu ſchildern, was die galiziihe Jagd im diejem Papillon zur Schau bradte; mit wenigen beſcheidenen Strihen fei nur das Hauptſächlichſte hervorgehoben.

An den Wänden des Pavillons hatten zahllofe, oft jelten jhöne Rehfrideln, mächtige Geweihe des Rarpathenhirjches, Auerhähne, Wildfchweinköpfe, der folofjale Kopf eines in Lithauen erlegten Wiſent und das mädtige Haupt eines Elches, beides Trophäen des Fürſten Liechtenstein, Pla gefunden. In mehreren Gruppen fonnte man ferner Gemjen, Rebe, Wölfe, Bären, Luchſe, Wildlagen, Edelmarder, Dachſe, verfchiedene jagd» und fijchereifhädliche Thiere in jchöner Anordnung jehen. Intereſſant war ferner eine Sammlung von Yofungen einiger Jagdthiere und eine Gruppe von Trappen. Ein mächtiger Bär mußte Jedermann auffallen; er wurde im Jahre 1893 im Revier Smorze zwiſchen Skole und Turka erjagt. Dieſer Bär bildete den Mittelpunkt der von der Kagdgejellfhaf: St. Hubertus veranjtalteten Erpofition.

Bejonders hervorheben müffen wir die Sammlung von Jagdwaffen, welche, in fernen Jahrhunderten bei Pfeil und Bogen beginnend, die Schußmwaffen bis zur modernen englifhen Bücje aufwies. Die Ausftellung der Waffenfabrif Alfred Dzikowski in Lemberg enthielt folid und ſchön gearbeitete Stüde; ein Zeugniß, dag Galizien ji) aud auf diefem leider nur zu häufig vom Auslande patronifirten und monopolifirten Gebiete auf eigene Füße zu ftellen tradhtet.

Die fih im erften Stodwerfe herumziehende breite Galerie beherbergte verjchiedene Fagdgeräthe und Jagdtrophäen. Mit Befriedigung konnte man von diefem erhöhten Standpunkte die unten angehäuften jagdlihen Schätze bewundern und immer wieder fam man zum Schlujfe, daß Galizien heute noch in gar mancher Beziehung ein Eldorade der Jagd jei, ein Jagdgebiet, werth vom echten Waidmann aufgefuht zu werben.

Auf der Galerie waren noch mande interefjante Ausftellungsobjecte zu jehen. Die befannte Waldjamenklenganftalt J. Stainer in Wiener-Weuftadt war bier vertreten, Forftmeifter Emil Böhmerle hatte die von ihm modificirte Aldenbrück⸗Friedrich'ſche Kluppe, Tabellen über Penfionsftatiftift und Fromme's Kalendertajhe exponirt. Bon der Firma Szlapak fand fi Holzdraht und jehr ſchön gebeizte, geſchmackvolle Handkoffer aus Weißbuchenfournieren (Preis von fl. 3 biß 5). Horjtmeifter U. v. Broniewski hatte graphiſche Darjtellungen der Bewaldungs- verhältniffe Galiziens, nad) Landſchaften gejondert (Gebirge, Hügelland, Ebene), zu Schau gebradt; wir lejen da, daß die Berglandihaft eine Bewaldung von 36°6 Procent, die VBorberge und die Ebenen eine jolde von 222 Brocent tragen.

130 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahraana

Nun fteigen wir hinab, um ber forftlihen Ausftellung im ſüdlichen Flügel dieſes Pavillons einen Beſuch abzuftatten. Wir begegnen hier zuoörderft dem galizifhen Forftvereine, welcher fich die Aufgabe geftellt hatte, durch Aus: ftellung der Statuten, der Jahres- und Ercurfionsberichte, der bisher erfchienenen Sahrgänge des „Sylman“ (1833 —1893) feine eigene Entwidelungsgefdhichte vor- zuführen, ebenfo auch durd eine möglichft vollftändige Sammlung ber in pol- nifher Sprache erfchienenen oder zum mindeften auf galizifche Verhältniffe Bezug habenden Yadliteratur zu zeigen, wie weit das Land bisher am Ausbau des forftlihen Lehrgebäudes mitgearbeitet habe. Die Collection diefer Schriften um- faßt ungefähr 300 Nummern, weldhe fämmtlih dem um das Forſtweſen Galizien hochverdienten Director H. v. Strzelecki gehörten.

Die galizifhe Forftlehranftalt Hatte fich mit einer reichen Collection bon Lehrmitteln und Schülerarbeiten am Plan eingefunden. Wir fahen da: Her- barien, feine Zapfenfammlung, Inſeltenſammlungen nebft Fraßſtücken, biologiſche Weingeiſtpräparate aus dem Gebiete der Inſektenkunde (hergeſtellt vom biologiſchen Anftitute Kafka in Kladrau in Böhmen), geologifhe und petrographiihe Samm- lungen, Collectionen von Inſtrumenten für die Forftvermeffung und Taration, Horftculturwerlzeuge und ſolche für die Beſtandespflege und für den Holzhauerei- betrieb, Modelle von Scleufen, Riejen, Brüden, Waldpflanzen, Schülerzeich— nungen aus den Gebieten der Forſtvermeſſung, der Betriebseinrihtung umd des Bauweſens. Aus den reichhaltigen Lehrmitteln darf man auf gute Erfolge ebenfo fhließen,T wie aus den jchönen Schülerarbeiten. Zahlreiche geweſene Schüler der Anjtalt ſtehen im galizijhen Forftdienfte; fie find das beredtefte Zeugniß für den

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erfolgreihen Ernjt und Eifer, mit welchem die Lehrer um die Ausbildung ihrer Schüler bemüht find.

Zahlreihe Waldbefiger hatten ihre Ausstellungen in diefem Pavillon unter gebradt. Es wären da bejonders hervorzuheben:

Die gräflih Kafimir Badeni’fhe Herrſchaft Bust. Diejelbe jtellte Beitandeskarten, photographiiche Anfichten von Waldbejtänden und eine in jehr origineller Weife in einem gewaltigen, ausgehöhlten Eichenkloge untergebradhte Samenjammlung aus.

Die freiherrlih von Liebig’ihden Domänen Maydan und Podbucz bradten eine Relieflarte mit der dem Terrain jehr gut angepaßten räumlichen Eintheilung zur Schau (Horizontalmaßjtab 1: 25.000, Berticalmaßjtab 2: 25.000).

Bon der gräflih Lanckoronski'ſchen Herrſchaft Rozdol war in zahl: reihen Objecten der auf hoher Stufe der Entwidelung ftehende Forjtbetrieb vor- geführt. Eine ziemlich geregelte Wirthſchaftsführung und Betriebgeinrihtung datirt auf diefer Herrfhaft jhon in den Anfang des Jahrhunderts zurüd. Der complet aufgelegte Wirthichaftsplan von Rozdoͤl belehrte über die gegenwärtig geltenden Gefihtspunkte. Sehr intereffant ift der Effect des Fichtenanbaues in der Dnjejter- niederung, aljo in einer der Fichte von Natur aus gewiß nicht zugemwiejenen Standörtlichkeit; dieje Holzart producirt hier in kurzer Zeit enorme Maſſen in 43jährigem Alter 542/m pro aa! bei freilih geringen Qualitäten, die aber am Wafferwege guten Abſatz finden. Eine graphic dargejtellte Statijtif der Holzpreife enthielt nur anfteigende Eurven.

Sehr ſehenswerth war die Erpofition des Grafen Stanislaus Badeni, welcher von jeiner 18.225 1. umfaffenden Domäne Radzichéw ein vollftändiges Betriebseinrichtungsoperat, zahlreiche photographiihe Anfichten und im Freien neben dem Papillon Stöde, Bloche, beichlagenes und Schnittmaterial der Eiche und Weißföhre in fehr rejpectablen Dimenfionen ausgeftellt hatte. Bewunderung mußte erregen ein 33m langer Weißföhrenflogß, welder eine Brufthöhenftärte von 444 cm befaß und bei 20= Höhe immer noch 29m ſtark war. Es find dies Dbjecte aus dem Ueberhaltbetriebe, welcher früher jehr viel Waare zum Sciff- bau nah Danzig lieferte. Neben Hopfenftangen aus Weißföhre erſchienen mir jolde aus Aſpenholz neu.

Die von der erzbiihöflihen Domäne Perehinsto (35.960 A.) im den Karpathen ausgeftellten Schnittwaaren der Zirbe waren gewiß jehenswerth. Die- jelbe gerriäeft hatte auch eine Melieffarte exponirt.

it viel Interefje und Aufmerkjamteit mufterte das Publicum eine Relief- farte, welde jenes Gebiet der Tatra am Meerauge darjtellte, welches von dem Königreihe Ungarn und von Galizien umjftritten wird. Der Pla um diejes Relief wurde nie leer.

Damit wollen wir den Pavillon für Forſt- und Jagdweſen in dem Be— mwußtfein verlaffen, hier manches Neue und Intereſſante gejehen und gelernt zu haben.

Ich wende mih am Schluſſe der Betrachtungen über die galiziihe Landes— ausftellung jenen zwei Pavillons zu, welche uns ein Specialgebiet der Waldwirth: ihaft, die Forftbenugung in claffiiher Höhe der Entwidelung vorführten. Es find dies die Ausftellungen der Actiengejellihaft Leopold Freiherr von Popper in Weldzirz und ber Herrihaftsbefiger Grödl und Schmidt in Skole.

Die Waldjtreden beider Herrihaften dehnen fih in den höheren Theilen der galizifhen Karpathen aus, vielfach weite Flächen Urwaldes umfafiend. Wenn man auch in beiden Erpofitionen, beſonders aber in der legtgenannten neben der Balderploitation und all ihren Mitteln manches aus dem Felde des Waldbaues, des Forftfchuges und der Betriebseinrihtung fehen konnte, jo trat dies für jeden Beſucher doch ficherlih zurück und mußte für Jeden, der Neues lernen wollte,

Gentralblatt für das gef. Forftweien. 10

132 Verfammlungen und Ausftellungen XXI. Jahrgang.

zurücktreten vor alfen jenen Objecten, welde hier in großer Mannigfaltigkeit und do Äyftematifcher Anordnung zur Schau gebraht waren, um zu zeigen, wie die Ausnugung der Wälder, im Bejondern aber die Holzbringung und Verarbeitung im Sägewerfe in möglichſt rationeller, zwedmäßiger und förderlicher Weife ein- gerichtet und durchgeführt werden wollen, Wir beginnen mit dem

Pavillon der Actiengefellfhaft Yopold Freiherr von Popper in MWetdzirz. Der einfahe aber ſehr gefällige und geräumige Bau ift in Fig. 22 abgebildet. Den Diittelpunft der Rückwand nahm eine vom Herrn Oberförjter Matkowski glüdlicd) angeordnete Kagdgruppe ein (Fig. 24), vor welder die Büften Ihrer Majeftäten umgeben von frifchgrünen Blattpflanzen aufgeſtellt waren. Hirfh und Reh, Bär und Wildſchwein, Luce, Dachs und Fiſchotter,

Fig. 23.

fämmtlihe Objecte von Herrn Matkowski präparirt, waren in jhöner Gruppi- rung angebradt. Bor diejer Gruppe lag das Kolofjalmodell einer Relieftarte der Berthold und Armin freiherrlih Popper'ſchen Herrihaft Weldzivz nebſt dem in derzeitiger Nugung ftehenden E. f. Forſtwirthſchaftsbezirke Mizun im Maß— jtabe 1:10.000, Das Bild, Fig. 23, zeigt im Vordergrunde das eben genannte Ausftellungsobject, rückwärts die oben befprochene jagdlihe Gruppe. Das Relief ift jorgfältig colorirt und enthält das gejammte in diefem Waldgebiete eingerichtete Syſtem von laufen und Waſſerſchwellen, ſowie alle Wafferläufe befonders an: gedeutet. Heute kommt dem Waffertransporte auf der Herrichaft Weldzirz eine hohe Bedeutung zu, wie in den meilten Rarpathenforiten, nicht lange aber dürfte e3 währen, daß für all die mit großen Koften erbauten Zriftanlagen die Stunde gefhlagen haben wird; heute ſchon jchreitet man langfam zur Anlage von Pferde: waldbahnen und die Zeit ift vielleicht nicht ferne, wo aud hier das Dampfrof

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die ſtillen Waldthäler durchbraufen wird; ein natürlicher Gang der Entwidelung, dem ſich eine fortjchrittlich gefinnte Waldwirthſchaft unter gegebenen Verhältniſſen faum wird verjhließen dürfen,

Um biefen Angelpunft der Erpofition gruppirten ſich die anderen Dbjecte in grihmadooller Anordnung: wo man hinblidte, PBroducte des Waldes als mädtige Klötze, als Pfosten und Bretter, als Holzdraht und Wolle. Links umd rechts von der Jagdgruppe ragten zwei hohe Palmen aus NRoulleaur- und Zünd- draht, welch letzterer bis 6m Yänge gezogen werden faun.

Fig. M.

Mit großem Intereſſe verweilte ih bei jenem Holzmaterial, welches den herrlihen Zirbenwaldungen aus den oberen Lagen der Karpathen entjtammte. Die Zirbe fommt auf der Herrihaft Weldzirz, bejonders in Jlma, Gergan und am Besfid vor, ftetS eingejprengt in einen Grundftod von Fichten. Die Zirben- zone zieht ſich ungefähr in einer Höhe von 1500 bi8 2000m Seehöhe hin; dort erwächſt die Zirbe im freilich Jahrhunderte währender Vegetation bis zu einer Höhe von 30” und darüber. Ich beivunderte Ausfchnitte von einer 412 Jahre alten Zirbeltiefer, welche, bis in den Kern hinein vollends gejund und gleihmäßig erwadjen, einen Durchmeffer von 67 «m befaß. Das Zirbenholz wird in der Regel al8 Brett oder Pfoften verkauft; jehr aftreine Stüde finden in der Regel bei Dredslern reißenden Abfag; manches Brett geht an Todesco nad

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[XXI. Jahrgang.

Trieft zum Baue von Schiffscabinen. Vor drei Jahren wurden in einem Holz: ſchlage, in weldem die Fichte herrihte, ungefähr 5000 Birbenflöge genugt. Es fteht zu fürchten, daß diefe Quellen für die Dauer nicht allzu reich fließen werden, und eine warnende Stimme wäre vielleiht am Plage, zumal für die künftliche Nachzucht der Arve in diefen Waldgebieten nicht allzuviel gethan zu werden ſcheint, wenn die Zirbe aud ziemlich leicht natürlich anfliegt. Mir wurde im Ausjtellungs: pavillon die Auskunft zutheil, daß die Erfolge, welche mit dem einheimijchen galizifshen Zirbeljamen erzielt werben, ſtets viel günftigere wären, als jene find, die mit Ziroler Nüſſen erreicht werden. Auch jollen fi) die aus dem heimischen Saatgute gezogenen Pflanzen raſcher entwideln. Auf der erzbiſchöflichen Domäne Perechinsko, welde tief in den Karpathen liegt, kommt die Zirbe eben- falls in ausgedehnten Waldftreden und in fehr jhönen Eremplaren vor; aud da wird fie jehr ſtark decimirt.

Die auegeftellten Fichten: und Tannenpfojten und Bretter mußten mit ihrem ihönen Schnitte, ihrer Farbe, dem feinen, regelmäßigen Bau und der Ajtreinheit die Bewunderung jedes Kenners finden. Das Tannenmaterial geht in der Megel gegenüber der Fichte um einen circa 15 Procent geringeren Preis ab. Der jtrengjte Unterschied zu Ungunften der Tanne wird bei ſchwächerer Waare und bei Hobelwaare gemadt. Am meiften findet die Tanne Abjag nah Batum zur Fabrication von Petro: leumtifthen. Die Waare geht in Form von Kiftenbrettern aus Galizien ab, wird in Galag eingejchifft und jodann an Ort und Stelle zu Kiſten vernagelt. In einer Kifte finden zwei Petroleumblehgefäße Pla. Für Ungarn werden zumeift Zuder: fiftenbretter angefertigt. Weitere Fabrikate find Kiften für Hefe, Margarin und für böhmischen Zuder. Die Margarintiften laufen, ebenjo wie jene für Hefe, zumeijt nah Wien. Als fehr reine Waare präfentirten ſich die mit der vesen gezogenen Schadtelbretter. Nach China und nad) Italien werden Yaloufiebrettchen geliefert. Beſenſtiele, Roſenſtöcke und Achnliches wird ausnahmslos mit der Hobel» maſchine erzeugt.

Ein weite® und ergiebiges Feld ift die Fabrication von NRefonanzbrettern,

welde nur aus Fichte geichnitten werden dürfen. Die gejpaltenen Rejonanzbretter find, wiewohl zumeift windſchief, viel beliebter, als die geſchnittenen. Bei Re: fonanzholzverfauf werden pro Im’ Preije bis fl. 160 und fl. 180 erzielt. Freilich gibt es hierbei jehr viele Abfälle. Ye breiter die Nejonanzbretter find, defto werth- voller find fie auch. Ganz ſchmale, ihrem Baue nad) zu Nejonanzböden geeignete Bretter finden als Yaloufiebretthen Verwendung. Ich braude es nit befonders hervorzuheben, daß von allen aufgezählten und noch weiter unten zu beſprechenden Fabricaten und Holzjortimenten ſehr ſchöne Collectionen im Pavillon vorgeführt waren. In Oftgalizien ift am Lande die Verkleidung der Außenwände der Häufer mit Schuppenſchindeln fehr beliebt und die Nachfrage nad dieſer Waare in neuejter Zeit außerordentlich ſtark. Dieſe Schuppen werden aus den Abfällen in jehr für- dernder maſchineller Arbeit erzeugt. An mehreren Stammausihnitten war demonftrirt, wie die Klöge für die verfchiedenen Märkte der Welt verfchieden auf- gearbeitet werden müffen, um fürs erfte den befonderen Anſprüchen gerecht zu werden, andererſeits die gründlichfte Ausbeute zu liefern. Die Dimenfionirung der Schnitt: waare ift verſchieden, je nachdem die Bejtellung für Jtalien, Deutihland, Ungarn, Frankreich, den Drient oder für den inländiichen Markt effectuirt wird; der Orient braucht meift ſchwaches Material (morali, Halb-Morali, cantinelli), während in Ungarn und Frankreich hauptſächlich ſtarle Sortimente Abnahme finden.

Unter den vielen Producten der Holzverwerthung wäre nod die Holzwolle zu erwähnen, welche im Sägewerfe von Wygoda in acht verjchiedenen Nummern er« zeugt wird; 100% Holzwolle koften loco oben genanntes Sägewerk fl. 3. Süge- jpäne aus Bude, Birke und Hafelnuß; befonders von legterem Holze, weldes

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in den Waldungen von Weldzirz häufig vorfommt, gehen die Späne als Bier- Härmittel reißend ab.

In jüngjter Zeit wird aus Sägeſpänen, Cement und Yeim eine leicht zu bearbeitende und bald erhärtende Maſſe (eine Art Xylolith) von marmorartigem Ausfehen erzeugt, aus welcher Ziichplatten, Eafjetten, Taffen, Parquetten her- geftellt werden. Die Waare ift wohl jhön, jedoch ijt die Maſſe verhältnigmäßig weich, jo daß ſelbſt Fingernägel bei ftärferem Drude Spuren hinterlaſſen. Es fol der Bau eines Etablijjements zur Erzeugung folder Fabrikate in Wygoda geplant fein.

ur Schluſſe möchte ich nod die Erzeugung von jogenannten Dranicen, d. h. Spaltihindeln für die Dächer der Bauernhäufer, kurz ftreifen. Diefe Dra- nicen werden mit dem Spaltmefjer aus meijt fernfaulen (hohlen) Stämmen bis zu einer Länge von 6m erzeugt; die Stärke beträgt 3 bis T7mm, Die Dedung mit Dranicen ijt wohlfeiler als jene mit Schindeln, da man die Nägel erfpart. Dftgalizien, die Bufowina und die Marmaros find die Hauptabjaggebiete für diefe einfache Waare.

Die Wände des Pavillons zierten zahlreihe photographiſche Anfichten der größeren Sägewerke, Triftanlagen und Rollbahnen der Geſellſchaft; auch der Holztransportdampfer „Flora“ war abgebildet. Das größte Etabliffement ift jenes in Wygoda bei Dolina in Oftgalizien, welches 24 Bundgatter, 12 Circularſägen, 2 Hobelmajdinen, 1 amerifanijhes Spaltgatter, 3 Holzwollmajhinen und 6 Ab- längefägen enthält.

Jeder Beſucher mußte diefen Papillon mit dem Bewußtſein verlaffen, hier auf kleinem Raume fo recht gründlich die verjchiedenartige VBerwendungsweije des Holzes und manden intereffanten Gefihtspunft des Weltmarftes kennen gelernt zu haben.

Wir wenden ung nun dem nicht weitab liegenden Bapillon ber Herr- ihaft Stole zu. Dieſe Waldherrſchaft gehört, wie jhon erwähnt, der Firma Brüder Grödel und Schmidt. An der Spike der Forſtwirthſchaft fteht Herr Forjtdirector Weißbach.

Im großen Ganzen find die Gebiete, auf welchen fid die Erpofitionen der zwei Pavillons Weldzirz und Skole bewegten, nur wenig voneinander abweichend; in beiden Ausftellungen follte die Nugung großer Waldgebiete zur Darftellung gebraht werden, mit all ihren Mitteln und Zielen. Trotzdem waren beide Erpofitionen in ihrem Weſen ganz außerordentlich verſchieden. Im Pavillon Stole bot die Mare und padende Darftellung des Mafjentrans:- portes des Holzes aus dem Schlage zum Sägewerke, welde in allen ihren Details vorgeführt war, des Yntereffanten und Lehrreihen gar vieles; daneben war aber aud dem Waldbau und der Betriebseinrihtung im Pavillon genügend Plag ein— geräumt, um neben den beinahe zahllojen Producten der Waldausnugung ſich vollends Geltung und Beachtung zu verſchaffen.

An der Haud einer General-Ueberfichsfarte der Herrihaft (Maßſtab 1: 75.000) orientirten wir uns im erjter Linie über die Lage der Waldungen, welche in einem Ausmaße von 38.170%. den gegenwärtigen Bejigern gehören; ein ebenfalls erponirtes, vom Fachlehrer Henke in Villa jehr nett gearbeitetes Reliefmodell der Domäne unterjtügte uns hierin in vorzüglicer Weife und machte uns das Studium der Waldbahnanlagen ebenſo leicht als inſtructiv. Zum Verſchneiden der Holzmajjen dienen vier große Sügewerfe, und zwar die Dampfjäge in Stryj und in Demnia wyzna mit je zehn Gattern und jene im Oporzec mit vier Gattern, endlich die zweigatterige Waſſerſäge in Swietostaw, welde legtere aus— ihlieglih für Refonanzbretter eingerichtet ift.

Die Holzbringung mittelft Waldeijenbahn, welche ſchon jeit Jahr und Zag an Stelle der früher am Opor üblichen Trift getreten ift, hat in Stole

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einen großartigen Aufſchwung genommen und ſtehen in dieſer Hinſicht wohl die Skoler Forſte in Oeſterreich einzig da. Die Herrſchaft Stole hat als erſte einen Weg betreten, melden zweifello8 über Kurz oder Yang auch andere unter ähn- lihen BVerhältnifjen wirthihaftende Waldbefiger werden einſchlagen müſſen.

Die Streden des bereits ziemlich entwidelten 46%, langen Neges find jolgende: Bon Demnia und Swietoslam nad Korostöw, von da eine Linie nad Koziowa im Orama-Thale, eine zweite Linie von Karoftöm in die mala und wielfa Butywla, endlih eine Linie im Kobylec-Thale aufwärts. Den Betrieb bejorgen vier Dampflocomotiven; im Kobylec-Thale wirft das Selbjtgefälle. Heute jtehen bereit3 60 Waggonpaare (aljo 120 Waggons) im Dienjte. Ein ausgedehntes Syſtem von Troden- und Wafjerriefen bejorgt die Bringung des Brennholzes vom Schlagorte bis zur Waldbahn; ferner dienen demjelben Zwede ſchmalſpurige 40cm Geleisweite Bahnen mit Selbftgefälle. Die Spurweite der Haupt- bahnen beträgt 80m. Die Herrſchaft befigt überdies zahlreihe Induſtriegeleiſe aus den Stationen der !. f. Staatsbahnen und auf offener Strede vier Weichen.

Die Herftellungsfoften pro Kilometer Waldbahn ftellen fi verſchieden hoch; ‘die mit Ueberwindung geringerer Xerrainjchwierigfeiten erbauten Streden fofteten pro Kilometer circa fl. 5500, während hingegen die Strede nad) Huta fl. 8000 foftete.

Im Pavillon lag eine größere Zahl von Waldinduftrie-Bahnprojecten auf, welche durchgehends von der politischen Behörde beftätigt waren. Ebenſo fonnten dort zahlreihe Bahnnormalien eingejehen werden, als Aufnahmen von Nivelle: ments, von Tracirungen, Baufoftenvoranjdläge, Objectconftructionen, welche alle einem tieferen Bli in die rationelle Anlage der Bahnen ermöglichen. Ein gejunder Sparfinn fennzeichnet alle diefe Elaborate. Die Brüden bis zu 14” Spannweite find aus Holz conftruirt, darüber hinaus wird Eifen verwendet. Das Gefälle der Bahnen beträgt im Durchſchnitte 23 Procent, nur auf fürzeren Streden überfchreitet man diefe fonft allgemein giltige Norm. Größerer Materialbewegung tradhtet man hei Anlage von Zracen aus dem Wege zu gehen, um die Herſtellungs— foften auf ein zuläjfigs Minimum herabzubrüden. Die Locomotiven vermögen zehn Paare beladener Woggons bei einer Steigung von 2'/, Procent hinauf zu ziehen. Bei den Hauptbahnen von 80m Spurweite beträgt der Hleinfte zuläffige Krümmungsradius 35”; auf diefen Eurven vermag nıan noch 14m langes Klop- holz zu transportiren. Das Scienenmaterial, die Pocomotiven und Waggons wurden von einer Firma in Osnabrüd geliefert.

Die bei den Waldbahnen in Verwendung jtehenden Wagentypen waren in einer jehr reihen Collection außerhalb des Pavillons auf Schienenfträngen erponirt. Wir jahen da Kippwagen für Erd» und Schottertransport, Grubenwagen für Kohle, Perſonenwaggons mit feitwärtigem Einftieg, Waggons für den Langholz- transport, Brennholzwagen voll beladen, um die Art und Weije der Verladung zu demonftriren; ebenjo waren einige Waggonpaare mit Langnugholz belegt. Die näheren Detaild des Waggonbaues waren im Pavillon dur eine Collection von Achſen und Rädern der Waldbahnwaggons zur Darftellung gebradt.

Eine Wagenladung Brennholz umfaßt 12 bis 15 m, beim Yangholztransporte werden auf ein Waggonpaar 10 bis 12" verladen. Die Transportkoften erclufive Verladen jtellen ſich pro Kilometer-Feſtmeter beim Nugholz auf 11 Kreuzer, beim Brennholz auf 0°8 Kreuzer.

Den Holztransport aus dem Schlage bis zur Hauptbahn bejorgen, wie Ihon früher erwähnt, Trocken- oder Wafjerriefen; zur Trockenrieſe greift man erjt dann, wenn fein Waffer zur Verfügung fteht. Wo zur Anlage einer Troden- riefe zu wenig Gefälle vorhanden ift, werden fjchmaljpurige Waldbahnen mit Selbitgefälle erbaut. Die Spurweite beträgt hier nur 40m. Diefe Bahnen niederjter Ordnung ziehen fi natürlid nur in den höheren Gebirgsthälern hin; fie befigen bei 40 oder 60 m Spurweite einen transportablen Schienenbau

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mit eifernen Schwellen, mährend bei der Hauptbahn ſtets eihene Schwellen zur Berwendung gelangen.

Unterhalb des Pavillons hat die Herrſchaft Skole eine Wafferrieje in natür— liher Größe aufgeftellt; diejelbe ift aus Brettern gezimmert. Nur in den höheren Lagen, wohin man Bretter nur mit großen Koſten transportiren könnte, werden Stämme ausgehöhlt; doch iſt dieje Bauart jehr koſtſpielig und trachtet man fie thunlicft zu umgehen. Neben der Wafferriefe fonnte man eine Trodenholzrieje jehen, die ebenjall® in natürlichen Dimenfionen ausgeführt war; emdlich hatte hier noch eine Trodenriefe für Yangholzbringung Pla gefunden.

Im Pavillon waren zahlreihe Pläne von Riejenanlagen, Holzreden, das Profil einer Niefe mit einer UÜberbrüdung des Dporfluffes und viele8 andere Intereſſante aus diefem Gebiete des foritlihen Transportwejens aufgelegt.

Im Laufe von wenigen Jahren hat es die Herrihaft Stole zu Stande

gebracht, von dem unter dem früheren Befiger allein üblichen Wafjertransporte zum rationelferen und billigeren Transporte mitteljt Waldbahnen überzugehen. Die Erfolge, welche bisher erzielt worden find, fönnen geeignet fein, zur Nach— ahmung unter gegebenen Berhältnifjen anzujpornen.

Wir gehen nun einen Schritt weiter in die Sägewerfanlagen, in welden die immenjen, mit den Waldbahnen einlaufenden Holzmafjen zu Marktwaaren ver: arbeitet werden. Ueber die Zahl der Sägewerke und der Sägegatter auf der Herrihaft Skole iſt jhon früher kurz gefprodhen worden. Bei der Verarbeitung des Holzes wird in den Skoler Etablifjements mit großer Accuratefje vorgegangen und die beiten techniſchen Hilfsmittel werden biejem Arbeitszweige dienjtbar gemadt. Die Firma J. E. Hejjenbrud in Remſcheid, welche die meijten Sägen liefert, hat im Pavillon Skole eine große Collection der jhönften Producte ihrer Anduftrie zur Austellung gebradt.

In großer Dannigfaltigfeit waren im Ausftellungspavillon die vielen Holz- waaren, Producte der Sägewerksinduſtrie, erponirt. Man ſah hier Bretter ver- ſchiedenſter Stärke und Breite, in der Qualität auffteigend vom fimplen Kiften- brette, welches faum anders als nad jeiner Dimenfionirung angefhägt wird, bis zum bejten Tiſchlerholze, bis zum koftbarften, feinften Mejonanzboden; Alles war vertreten. Wir konnten da Barfetten aus Eiche, Ulme und Buche, Fußboden— bretter, Thürverkleidungen und Gefimje fehen. Eigene Stammabjhnitte demon- jtrirten al8 Modelle die Aufarbeitungsmeije der Sägeflöge zu Brettern verjhiedener Stärke und zu Latten; ein bejonderer Klotzabſchnitt zeigte uns den Schnitt der Rejonanzbretter. Auf der Herrihaft Stole werden die Nejonanzböden ſtets gejchnitten, und zwar geht das Sägeblatt beim Schnitt immer ſenkrecht auf den Verlauf der Jahrringe. Der innerfte Theil des Kloges, ebenjo ein peripherer kommen hierbei ins Abfallholz. Die Nefonanzböden werden nur einer Firma nad England geliefert. Der Schnitt erfolgt in Stole, die Zujammenlegung der Bretter zu fertigen Refonanzböden durh Tiſchler in Swietos law. Jährlich werden 8 bis 10 Waggons Rejonanzböden von der Herrichaft Sfole verfradtet. Zu erwähnen wäre hier noch, dag die Herrjhait Stole bedeutende Mengen von Ahornfournieren auf der Säge in Stryj erzeugt; die unteren Böden der Geigen werden aus Bergahorn: holz gemacht.

Bevor wir den Papillon verlajfen und damit unſeren Bericht über die Lemberger Ausstellung abſchließen, wollen wir nod einen furzen Blid auf die jonftigen wirthſchaftlichen Berhältniffe der Herrſchaft Stole werfen, ſoweit wir jie aus der Erpofition zu beurtheilen vermögen,

Aus dem Gebiete der Betriebseinrihtung lagen die Operate der Reviere Huta und Koroftöw auf. Aus diejen darf man das Urtheil ſchöpfen, daß bie Betriebseinrichtung der vielfach noch aus jungfräulihem Urwalde bejtehenden weit entlegenen Forſte, wenn auc einfach, jo doc der ertenfiven Wirthſchaft vollends

138 Mittheilungen. [KAT Jahrgang

entſprechend zu ſein ſcheint. Das Altersclaſſenverhältniß der Forſte iſt, wie ſelbſt⸗ verſtändlich, kein normales: junge und Beſtände mittleren Alters ſind nur wenig vertreten, während die Althölzer immer noch ungefähr 80 Procent der Fläche einnehmen. In dieſen enormen Waldſchätzen finden ſich noch für Jahre hinaus reiche Nutzungsobjecte; nichtsdeſtoweniger darf man wünſchen, daß der plan— mäßigen Nutzung eine ebenjolhe Aufforftung thunlihft auf dem Fuße folgen möge. Solde Urwald-Althölzer darf man übrigens nit allzu Hoch in der Qualität und Mafjenhaltigkeit anjhägen; beim Hiebe macht man oft ſchlimme Erfahrungen: abftändige, gipfeldürre, fernfaule, frebfige und Käferbäume reduciren die nugbare Moſſe häufig bedeutend; aus bdiefem Grunde find die Althölzer der Herricaft Stole zu Zwecken der Betriebseinrichtung in vier Kategorien eingetheilt, in ſehr gute, gute, mittelgute und geringwerthige Beſtände.

Der Waldbau trachtet möglichſt den Schlägen zu folgen; künſtliche Auf- forftung ift Regel. Früher wurden zumeift Pläßefaaten gemacht, für welde der Boden mit eifernen Kreisrechen vorbereitet wurde. Nahdem die Saaten beinahe nie gelungen find, wird jegt mit drei» bis vierjährigem verjhulten Material gepflanzt. Auf dem wohlgeſchonten kräftigen Boden der dortigen Forftgärten erwachſen die vierjährigen Schulfihten bis 60cm Höhe. Die Eentralpflanzihule in Demnia wyZna, welde eine Ausdehnung von 22.929 m' befigt, liefert jährlich ungefähr eine Million dreijährige verjhulte Fichten. Die Erziehungskoften pro Zaufend folder Pflanzen betragen die minimale Summe von 68 Kreuzer! Die Hader’ihe Verſchulmaſchine kommt hier fo recht zur Geltung. In den Eulturen bilden Fichten den Grundftod, Lärden und Tannen werden in geringer Zahl beigemifht. Ein Blid in die Eulturnahweifungen ließ erjehen, daß die Wald- befiger fi die ernjte Mühe nahmen, nit nur den Wald auszunügen, fondern ihn aud zu verjüngen.

Wir find damit am Ende unjeres Berichtes über das Forſtweſen auf der galiziihen Yandesausftellung. Ein friiher Geift des Fortſchrittes weht heute in den forſtlichen Kreiſen und durch die Wälder Galiziens; dies wurde man in der Ausſtellung, in jedem einzelnen Pavillon derſelben gemahr. Ein Wunſch beſeelt uns: es möge der friedliche Wettſtreit, welcher im vorigen Sommer im Stryjer- Parfe zu Lemberg ausgefochten wurde, feine Früchte reichlich tragen, er möge mithelfen, den Fortſchritt in den geficherten Bahnen einer in jegliher Richtung rationell vormwärtsjtrebenden Wirthihaft zu erhalten; die Bedingungen hierzu find im Lande Galizien allenthalben vorhanden! Dr. Eiedlar.

Mittheilungen.

Ueber Berwendung der Kohlreſte (Geftübbe oder Löſche) von den Wald: oder ftändigen Kohlſtätten.

Sowohl an den Meilerftätten der Waldföhlerei, umfomehr aber bei den ftändigen Köhlereien fammelt fi eine Menge Kohlgeſtübbe an, welches meift unbenügt bleibt und bei feiner befannten trägen Verweſung noch überall vorzufinden jein wird,

Diefer theilmeife ſchon zu Kohlenftanb zerriebene Reſt unferer während mehr als eines Menfchenalters verkohlten Waldbeftände ift aber der reinere Kohlenftoff als jener der Steinkohle, und follte e8 unfere Pflicht fein, denjelben einer würdigeren Benügung entgegenzuführen, ale es bisher der Fall war.

Solches habe ich bisher auch gelucht, indem ich diefen Kohlenftaub mit ftartem Lehmwaſſer miſchte, zu Ziegeln mittelft einer Fuhrmannsmwinde preßte, an der Luft

März 1895.] Far

Mittheilungen. 139

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trodnete, im Zimmerofen brannte und dann, Mangels jeglichen Forſtgartens, zur Düngung des Gemüfegartens mit dem beften Erfolge benügte.

So könnte nun aud alles Kohlenklein von den alten, meift an Schlagwänden fih befindenden Koplflätten bei den bortfelbft meift mothwendig werdenden Pflanz: gärten zu dieſer Düngerbereitung verwendet werden. Statt des Lehms würde wohl auch lehmiger Boden genügen.

Wollte man das Kohlengeftübbe fo verwenden, wie es fi an den Kohlſtätten findet, fo würde es, unter die Erde gemifcht, nicht nur die Verweſung des vorhan= denen Humus verhindern, fondern es ſcheint das Gedeihen eines Pilzes zu begünftigen, der die in ſolchem Boden erzogenen Pflanzen tödtet, was ich bei verlafienen Kohl« flätten an dem dort ſich einfindenden Fichtenanflug im zweijährigen Alter (wahr- ſcheinlich bis die Wurzeln etwas tiefer eingedrungen waren) ftetS beobachtet habe. Auch hier, bei Kramſach, hatte ich Gelegenheit, dieſen Pilz zu beobachten. Derfelbe wurde von ber k. k. forfilihen Berjuchsanftalt in Mariadrunn als Pestalozzia Hartigii beflimmt.

Diefer Pilz machte hier in einem an alter Kohlftätte errichteten Pflanz- garten auf den Stellen der Kohlenbeimifhung ſämmtliche zweijährige Fichtenpflanzen frank und bradte fie zum Abſterben, wobei wahrſcheinlich auch die da verfiderten Nebenproducte der Kohlung, Holzeifig und Theer, mıt Schuld tragen, was eine Analyfe des bezüglichen Bodens dartyun könnte.

Daß aber der gebrannte Thon, abgejehen von der durch die Mitverbrennung der Kohle damit gemengten Holzajche, von jehr großem Vortheile für die Vegetation ift, beftätigen die praktischen Verſuche unferer Agronomen ſowohl, als auch unferer Agriculturchemiker, ja felbft ſchon die alten Römer, indem die Brennung des Bodens Bırgil in feinen „Georgica” mit den Worten „Saepe etiam steriles incendere profieit agros” anempfiehlt.

Auch die im Jahre 1847 durch Oberförfter Biermand anempfohlene und feiner Zeit fehr geübte Erzeugung der fogenannten Rafenafche verfolgte einen ganz ähnlihen Zwed.

Das Eifenorydul, welches für die Vegetation ſchädlich gehalten wird, ver- wandelt man dur das ſchwache Brennen in Dryd und es entſteht durch diefe höhere Oxydation eine Wafjerzerlegung, deren folge eine beträchtlihere Ammonials bildung ift, die im Thon fo lange fortwährt, ald noch Eifenoryd vorhanden ift; es wirft auch der gebrannte Thon am beften auf ıhonigen Boden, welcher meift im Waſſer unauflöslihe in Ammoniak aber lösliche Humusfaure Salze enthält, gleich- wie aud das phosphorfaure Eifenorydul, welches in unſerem Innfande, folglich auch in ben Wäldern der Nieberungen, nad) des Wanberlehrerd Trientl Unter» fuhungen vorkommt, hierdurch auflöslih wird.

Auch die durch das Brennen des verfchiedenen Thond und bes Lehms auf- gefchlofiene Kiefelerde und die Alkalien können unmittelbar als ernährende Körper wirfen, fowie auch die im Thon aufgefundenen Spuren an Schwefele und Phosphor- fäure gewiß nicht unthätig fein dürften,

Im Uebrigen fcheinen die fo vielfach bei der Landwirthſchaft erprobten guten Wirkungen des gebrannten Thons nod im chemiſch-phyſiologiſchen Wege nicht voll« ftändig aufgeflärt zu fein, da fie oft von Chemikern als „eigenthümlich“ benannt werben; darüber aber ift man einig, daß dieſes ausgezeichnete Düngemittel abwechslungsweiſe auch gemifcht mit Dünger und Compoft zu verwenden fei, was in Forftpflanzgärten, wo viel Dünger nicht rathfam, weniger zu berüdfidtigen ift.

Zur billigen und ausgiebigen Brennung der lujtgetrodneten Lehm» und Thon— ziegeln fann auch mie bei der Biermans’shen Raſenaſchenerzeugung der Meiler angewendet werden, welcher aus den hierzu geeignet geformten Ziegeln aufgebaut und gebrannt werden kann.

140 Notizen. XI. Jahrgang.

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Das Kohlenklein oder Geftübbe kann auch noch, und zwar ebenſo wie bei der Steinkohle und der Lohe als Brennmittel dur Erzeugung der fogenannten Briquettd geeignet gemacht werden, wozu man den bei Gasfeuerungen erzeugten Theer, welches Nebenproduct bei hiefiger Glasfabrif fogar unbenügt bleibt, als Bindemittel verwenden fann; mit diefem wird das Kohlenklein gemengt, in Ziegeln gepreßt und getrodnet.

Bei der Kohlung auf fländigen Kohlftätten könnte fogar auch dieſes Binde- mittel nebft den anderen Nebenproducten mitgewonnen werben, wenn flatt der offenen Meiler geſchloſſene angeftrebt oder wenigſtens Vorrichtungen angebracht würden, welde den Gewinn der als Bindemittel willkommenen Nebenproducte ermöglichen möchten.

Bei dem Umftande, daß gegenwärtig infolge der mafjenhaften Erzeugung von Gellulofe die Preife des Brennholzes I. Sorte nahezu auf das Doppelte geftiegen find, folte man, wo die Gelegenheit vorhanden. auch alle Urfahe haben, nur möglichſt viel Brennholz II. Sorte ald Wärmehol; zu verwenden, und keinerlei Brennftoff, fonah aud den Kohlenftaub unbenügt laſſen, befonders wo biefer in größeren Maffen vorhanden ift. Guſtav Raßl,

t, l. Forſtmeiſter

Notizen.

Rregierungsrath Carl Bauer F. Plöglih auf einer Dienftreife in der mächften Umgebung Wiens hat der Tod am 7. December v. J. unferen ausgezeichneten Berufsgenofjen Carl Baner ereilt.

Unter den älteren Forſtwirthen ODefterreichs, welche in den legten dreißig bis vierzig Jahren an dem Öffentlichen Leben der forjtlichen Sachfreife Theil gehabt, wird es nur wenige geben, welche Bauer nicht gefannt feinen, der ihn nicht hochgefchätt und feinen Tod aufrichtig beflagt hätte.

Bauer war weder eine gejellige noch eine conciliante Natur, er ana vielmehr jeine eigenen Wege und begab fich recht gerne in den Kampf. Aber er wußte eine elegante Klinge zu führen, er verjtand es, mit den feinen Waffen des Geiftes zu ftreiten und als Redner wie als Schriftiteller Alles zu meiden, was einem ungehörigen Angriffe gleichfommt. In der Würdigung diefer jeiner Eigenart beruhte das unbeftrittene Anjehen, deſſen er in Sachfreifen genof.

Bauer war ein Wiener Kind, er hatte am 21. Februar 1825 im der Ichönen Kaiferftadt das Licht erblidt. Sein äußerer £ebensaang war niemals ein ftürmifch beweater. Sofort nach Abfolvirung der Mormal-Hauptichule zu St. Anna in Wien trat Bauer im Alter von vierzehn Jahren beim Sorjtamt Ernftbrunn in die Forſt- und Jagdpraris ein und erwarb fih nach der vor: gejchriebenen £ehrzeit den Rang des „holz. und hirfchgerechten Jägers“. Da: mit waren vier Jahre hingegangen, der „wehrhafte” Jäger fam nun auf die Schulbanf zurüd, betrieb ein Jahr lang mathematifche Studien auf der Poly: technif in feiner Daterftadt und bezog hierauf die Sorftlehranftalt Mariabrunn, deren damals zweijährigen Eurs er unter den Profefjoren Winkler und Grabner 1846 mit vorzüglichen Studienerfolgen abfolvirte. Er prafticirte ſodann beim niederöfterreichiichen Wald: und ©berftjägermeifteramte, wurde 1849 „Waldübergeher“, jpäter für furze Zeit Unterförfter in den jalzburgijchen Reichsforften, folgte aber 1852 einem Rufe an die Sorftlehranftalt Mariabrumn, wo er wenn ich nicht irre in den mathemathijchen Fächern als Affiftent bis 1855 thätig war. Bieran ſchloß fich eine vierjährige Dienjtzeit als $orjt- und beziehungsweife $inanzconcipijt bei der k. k. Eifenwerfsdirection zu Eifenerz und im Forjtdepartement der Sinanzdirection Dedenburg. Im Jahre 1859 fehrte

März 1895.) Notizen. 141

Bauer nadı Wien zurüd als Loncipift des Oberjtjägermeijteramtes, dem er von nun an bis zu feinem jähen Tode, feit 1862 als Hofiecretär und Amts: leiter, feit 1887 mit dem Titel und Charafter eines Regierungsrathes, an: gehört hat.

Siebt man von den zwilchenliegenden drei Studienjabren an der Polytechnif und Sorftlehranftalt ab, jo hat Bauer eine forftliche Dienftzeit von nicht weniger als 55 Jahren durchmefjen, in welcher Seit ſich der gemaltigjte Um— ſchwung im öjterreichifchen Sorftwejen volljog. Er war Seuge und aufmerf: famfter Beobachter aller feinften Phaſen desjelben und iſt jo einer der bejten Kenner der forftlichen Derbältnifje unferes Daterlandes geworden.

So tüchtig, emfig und verdienftlih Bauer in allen feinen amtlichen Stellungen gewirft, jo wenig waren diefelben darnach angethan, feiner bedeu- tenden Begabung und feinem jtarfen Schaffensdrange Genüge zu leijten. Es war ihm darum Bedürfnig, feine ausgezeichneten Fachkenntniſſe auch im Dienjte der über feinen Pflichtenfreis binausliegenden Öffentlichen Sachinterefjen zu be- thätigen. Der im Jahre 1852 begründete Oefterreichiiche Reichsforjtverein, der 1875 ins £eben gerufene Sorjtcongreß und die jeit 1884 regelmäßig einberu- fenen Sachconferenzen für das forjtlihe Derfuchswejen waren vornehmlich die Stätten, wo Bauer in diefer Richtung eine hervorragende und vielfach erfolg: reiche Chätigfeit entfaltete. Die Derhandlungen und Berichte jener Jnftitutionen geben davon beredtes Seugniß. Wer Bauer in Öffentlicher Sigung jprechen hörte in frei fließender, eleganter und gedanklich wohlgegliederter Rede, die fich bis zu einem feurigen Pathos zu fteigern vermochte, hätte nun und nimmer geglaubt, daß diejer Mann fich feine gerundete allgemeine Bildung, die vor: trefflihe Schulung feines feinen Geiftes, die dialeftiische Schärfe und Gewandt— heit nur in ftillem Selbitftudium erworben hatte.

Bauer's literarifche Arbeiten find faft ausnahmslos in der „Geſterr. Dierteljahresjchrift für Forſtweſen“ (früher Mlonatjchrift), dem publiciftiichen Organe des Reichsforftvereines, für welchen er jtets mit inniger Hingebung ge: wirft hat, niedergelegt. Don der früheren Seit abgejehen, waren es in den legten zehn Jahren nicht weniger als jechzjehn meift umfangreiche Abhandlungen, welche die Dierteljahresfchrift ' feiner emfigen Seder verdanfte. Sie behandelten die verfchiedenartigjten Angelegenheiten des Saches, Stoffe, denen eben Actua: lität zufam, vorzüglich aber Waldbauliches und Sorftitatiiches. In dem „Ueber: blife über die jagd- und forjtwirthfchaftlichen Derhältnifie des Faijerlichen Thier— gartens bei Wien“ (1892), einer Feſtgabe des Oberftjägermeijteramtes an die 1892 im £ainzer Chiergarten jtattgehabte Jubiläums-Derfammlung des Reichs: forftvereines, hat Bauer ein bis in die Pleinen Details ausgeführtes, hoch- interefjantes Bild eines dem Jagdweſen gewidmeten, notabene desjenigen Sorftbetriebes gezeichnet, auf den er jelbjt ein ganzes Menichenalter hindurch leitend Einfluß genommen. Seine legten Arbeiten befaßten ſich mit der öjter- reichifchen Cameraltare (1895) und der Bedeutung des normalen Holzvorrathes im Fideicommißwalde (1894), Sragen, welche im Forſtcongreſſe aufgeworfen in der legten Seit jo Manches heiße Wortgefecht entzündet hatten. Der Geift guter altöfterreichifcher Tradition durchweht die einfchlägigen Aus— fühbrungen des Derewigten. Wohl war er immer über die Fleinften Dorgänge in der Entwidelung der Sachwijjenichaften vortrefflich orientirt und Jedermann fannte ihn als aufrichtigen Freund des Fortichrittes und aller gefunden Reform: beftrebungen. Aber ein fräftiger hiſtoriſcher Zug bildete gleichfalls eine Eigen: art jeines Weſens, er hielt gern und zähe feit an den erprobten Errungen: ihaften der Dergangenheit, zumal wenn jie vaterländifchen Urjprunges waren.

Cf. das Derzeihnif diefer Artifel im IV. Beft der Dierteljahresichrift, 1894.

142 Notizen,

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Als ich im Jahre 1888 vom Reichsforſtvereine mit der Redaction jener Denfjchrift betraut worden war, welche die Entwidelung unferes Forſtweſens während der vierzigjährigen Negierungszeit Sr. Majäftät, unfereres aller: gnädigiten Kaifers, fchildern follte, ftand Bauer mir als einer der emfigjten Mit— arbeiter immer treu zur Seite. Jhm verdankte ich drei vortreffliche Abhandlungen: „Webergang von der älteren zur neueren Sorftgejeggebung;* „Geſchichte des öfterr. Reichsforftvereines;* „Rückblicke und Perjpective in die Zufunft“.

Mit großem Intereſſe und feinem Gefühl, zumal für den waldbaulichen Theil der einjchlägigen Aufgaben, verfolgte Aegierungsrath Bauer die Angelegenheiten des forjtlichen Derfuchswejens, worüber er an dem früher citirten Orte eine Reihe von Abhandlungen veröffentlicht hat. Ihm jtand das Derfuchsweien fehr hoch, er empfand es als ein Bedürfniß in der jo oft Schwanfenden und irrenden Praris.

In den allerlegten Jahren ließ uns nur noch Bauer’s Feder wifjen, daß er noch lebte. Er hatte fih von der Deffentlichfeit vollends zurückgezogen. In feinem Amte und feiner Studierftube war er mit ungeprochener Kraft thätig. Er hat einen glüdlichen Tod gethan, fein Gefühl des nahenden Endes, fein Abichied, fein Kampf... .

Einer der Beften von der alten Garde ift mit ihm zu Grabe gegangen, wir Ueberlebenden werden lange die Leere des Plaßes empfinden, auf dem er geftanden! Ehre feinem Andenken! £. Dimiß.

Dreifaches 50jähriges Dienftjubiläum. Am 16. Jänner 1895 haben die fürftlih von Metternich-Winneburg'ſchen Forſtbeamten der Domäne Plaß in Böhmen das 5Ojährige Dienftjubiläum dreier ihrer Collegen, und zwar des Revier: verwalter8 Herrn Karl Mayer in Bykow, ber Revierförfter Herren Anton Kraus in Mläc und Herrn Johann Mießl in Ceein gefeiert. An diefer gewiß fehr feltenen iFeier nahmen viele Gäfte aus Nah und Fern theil. Bon dem durd): laudtigen Herrn Herrfchaftsbefiger find die Jubilare mit anerfennenden Zuſchriften und Geſchenken ausgezeichnet worden, von ihren Collegen wurden ihnen Albums mit Photographien zur Erinnerung gewidmet.

Die Yubilare erfreuen fi trog vorgerüdten Alters voller Friſche, Gefundheit und Ruſtigkeit.

Wellblechnägel für Holzverbindungen. In den Mittheilungen des f. k. Technologiſchen Gewerbemufeums in Wien, Jahrgang 1894, ©. 19, ff. beſprach Herr Profefior Lauböd eine amerikaniſche Eıfindung, welche das Intereſſe ber Holz verarbeitenden Induftrien und Gewerbe, nicht minder aud jenes ber Forſt— wirthe, mit vollem Rechte beanfpruchen darf. Diefe Neuerung find die fogenannten BWellblehnägel. Wir wollen im Nachfolgenden aus Herrn Prof. Yauböd’e Abhandlung das Wichtigſte reproduciren.

Bellblehnägel find Abjchnitte aus hartem und zähem gemwellten Bandſtahl, welcher auf der einen Seite mit zugefchärften, gezähnten Spigen verjehen if. Man fann diefelben, wie alle gewöhnlichen Nägel oder Stiften, mit jedem beliebigen Hammer felbft in die härteften Holzarten, in Hirnholz ebenfogut wie in Langholz, leicht eintreiben, ohne daß ein Spalten oder Reifen der Holztheile vorfommt.

Der Erfinder der Wellblehnägel ift ein Nordamerifaner Ferd. William Starr in Springfield (Ohio).

Durch die überaus mannigfaltige Verwendbarkeit der Wellblehnägel verfchaffte ſich diefes neue Fabricat in kurzer Zeit Eingang in die verſchiedenartigſten Holzinduftrien in England, Belgien, Frankreich und in der Schweiz. In Deurfhland werden die Wellblehnägel durch die Oberſchleſiſche Eifeninduftrie-Actien-Gefellihaft für Bergbau und Hüttenbetrieb, Abtheilung für Drahtwaaren zu Gleiwig, erzeugt, welche vor Kurzem die deutfchen Reichspatente vom Erfinder fäuflich erworben hat; der Allein:

März 1895.) Notizen. 143

verfauf für Defterreih-Ungarn befindet fi in den Händen der Firma A. Herm. Franfl und Söhne in Wien und Bubdapeft.

Dem f. k. Technologifchen Gewerbe » Mujeum find feitens der Eijeninduftrie- Actiengefelfchaft in Gleiwitz folde Wellblechnägel zugefendet worden, welches die— felben zur Anfertigung verſchiedener Holzverbindungen benüßte.

In Fig. 25 ift ein zweimelliger, 18mm langer Wellbiechnagel dargeftellt. Die Nägel werden in beliebiger Höhe und mit mehr oder weniger Wellen angefertigt. Der Zwed und VBortheil der Wellblechnägel befteht einerjeits darin, daß diefelben in vielen Fällen das Leimen und das Verbinden der Holztheile mittelft Zapfen oder Schrauben erfegen, wodurd, eine nicht unmefentliche Zeit:, Arbeits- und Materialeriparnig erzielt

Fig. 30,

wird, andererfeits ermeift fich die Verwendung der Wellblehnägel auch bei ſolchen Holztheilen, welche man noch weiter durch Leimen zu verbinden vorzieht, überall do al8 außerordentlich werthvoll, wo es darauf anlommt, zu verhindern, daß fich die Holzverbindung jemal® wieder entleimt; denn mittelft Wellblechnägel hergeſtellte Ber- bindungen lodern fi nicht und erweifen fi auch gegen Feuchtigkeit und Witterungs- einflüffe fchr widerftandsfähig. Wendet man die Wellblechnägel bei Rundhölgern, Balken, Brettern u. ſ. w. an, fo hindert man entftandene Kiffe am Weiterfpalten und fann durch rechtzeitiges fachgemäßes Verbinden der Holzfafern der Bildung von Kiffen überhaupt vorbeugen. Bei einer großen Anzahl von Modelltiſchlereien, Stell« madereien, Spielwaaren⸗, Kiften,, Möbel- und Bianofortefabriten, fowie in ben Werkftätten für Eifenbahn-, Pferdebahn- und Wagenbau haben bie Wellblechnägel bereits Aufnahme gefunden und fteht es zu erwarten, daß diejelben in den Kreifen der einfchlägigen Interefjenten mit der fortjchreitenden Erkenntniß ihrer vortheils haften Verwerthung bald zu einem unentbehrlihen Hilfsmittel für Holzverbindungen aller Art werden,

144 Notizen. [XXI. Jahrgang

Diejenigen Holgverbindungen, melde in der Wertftätte des k. f. Technologi— fen Gewerbemufeums unter Anwendung der Wellblechnägel hergeftellt wurden, zeigen außerordentliche Feſtigkeit und hat fi) das beſprochene Fabrikat als außer ordentlich verwendbar erwiefen. Einige Anwendungen der Wellblechnägel find in den Figuren 26 bis 31 veranſchaulicht, und zwar ſtellt dar:

Fig. 26 die Edoerbindung einer Kifte;

Fig. 27 die Berbindung zweier ſenkrecht ftehender Hölzer unter Anwendung eines Falzes;

Fig. 28 eine abgerundete Edverbindbung;

Fig. 29 die Verbindung zweier Hölzer nad der Länge;

dig. 30 die Anwendung der Wellblechnägel, um das Weiterreißen des Stamm- holzes zu verhindern;

Fig. 31 zeigt die Anwendung der Nägel, um das „Werfen bes Holzes“ hintanzuhalten. j

In der dem f. f. Technologifhen Gemwerbemufeum übergebenen Collection von Wellblechnägeln befinden ſich folche mit 6, 9, 12, 15, 18, 21 und 25 mm Höhe, welche mit zwei, drei, vier und fünf Wellen verfehen find. Die Nägel werden zu je 1000 Stüd abgegeben und koften z. B. jene, welche 6m hoch und mit drei Wellen verfehen find, pro Mille 2:80 Mark; 15mm hohe und vierwellige Nägel 530 Mark; 20 mm hohe und fünfwellige Nägel 8 Mark pro Mille, Auch 50 mm hohe mit ſechs Mellen verfehene und entiprehend ſtark ausgeführte Welblehnägel werden in den Handel getradht und follen für Berbindungen bei Balken dienen.

Um einen Anhaltspunkt für die mittelft der Wellblechnägel bergeftellte Holz: verbindung im Bergleih mit einer bei uns üblih ausgeführten Berbindung zu gewinnen, wurde ein Pängsverband hergeftclit, wobei die Anwendung bes fogenannten „Schaffhauſener Schloſſes“ gewählt wurde. Diefe genannte Conftruction wurde zur Verbindung zweier Hölzer ausgeführt, deren Duerfchnitte 40/40 mm zeigten. Diefe Holzverbindung wurde verleimt und fodann in der Berfuchsanftalt für Bau- und Mafchinenmaterial des k. k. Technologifchen Gemwerbemufeums auf ihre abfolute Feſtigkeit (Zugfeftigkeit) geprüft. Eine andere Holzverbindung, und zwar die einfade Ueberplattung mit der gleichen Conftructionslänge von 150 mm wurde in demjelben Holze und von gleichen Duerfchnittsdimenfionen hergeftellt, Hierbei die Wellblechnägel zur Anwendung gebracht, und zwar derart, daß auf der einen Seite der Berbindungs- jtelle drei, auf der entgegengefegten Seite zwei Wellblechnägel eingefchlagen wurden. Die Länge der Wellblehnägel betrug 24 mm und zeigten biejelben vier Wellen. Auch diefe Verbindung wurde verleimt der Unterfuhung unterzogen.

Es zeigte fi, daß in beiden Fällen das Holz nicht an der Reimfuge, fondern neben berfelben abgerifjen wurde, und zwar erfolgte die Abtrennung beim Schaff— haufener Schloffe unmittelbar neben der Leimfuge, während bei ber Wellblechver- bindung die Zrennungsflähe parallel zu den Enden der Wellblehnägel verläuft.

Der Kraftaufwand, welcher nothwendig war, das Schaffhaufener Schloß zu zerftören, betrug 6709; die mittelft Wellblehnägel bergeftelte Verbindung wurde bei 590 „, zerftört. Mit Rückſicht auf den Einzelverſuch ift e8 nicht geftattet, den Schluß zu ziehen, daß die Mellblechnägelverbindung als mindermwerthig zu betrachten ift, denn würden ftatt der vierwelligen und 24 mm langen Nägel etwas fürzere und ſolche mit nur drei Wellen benügt worden fein, jo würden die verbundenen Hölzer hier- dur weniger gefhwäcdt mworben und die Tragkraft der Verbindung eine Kleine Erhöhung erhalten haben.

Immerhin zeigt diefes Verſuchsreſultat, daß die Wellblechnägel geeignet find, an Stelle der üblichen Holzverbindungen in vielen Fällen gefegt zu werden. Wir haben im diefer Neuerung ein Mittel, auf einfache Weile ſchnell und ohne vielen Arbeitsaufwand eine fefte, dauerhafte Verbindung herzuftellen.

März 1895.) Handelsbericdte.

145

Wildausbeute in Böhmen. In den Jagdrevieren des Königreiches Böhmen find im Jahre 1893 1,568.495 Stück Wild erlegt worden, und zwar an Nugpwild: 2516 Edelhirſche, Thiere und Kälber, 1804 Dambirfhe, Gaijen und Kige, 14.446 Nehe, 915 Wildfhweine, 602.285 Feldhaſen, 37.236 Kaninden, 1124 Auerhühner, 5456 Birkhühner, 401 Hafelhühner, 75.814 Faſanen, 675.547 Web: hühner, 49.612 Wacdteln, 2174 Waldjchnepfen, 480 Becaifinen, 334 Wildgänfe und 13.690 Wildenten, An ſchädlichem Wilde wurde erlegt: 2434 Füchſe, 3235 Marder, 13.047 Iltiſſe, 489 Fihottern, 457 Dachſe und 64.999 diverfe Tag: und Nadt- raubvögel. Nah dem Minimalerlöfe geihägt, beläuft fi) der Gefammtwerth des erlegten Nugmilde® auf rund 1,415.000 fl. ö. W.

Sandelsberidite.

Dolz:Ein: und Ausfuhr Oefterreich:iiugarns im Jahre 1894.

Handelöwerth in Gulden der Ge:

Handelswerth in |

' Gejammte Ein» GejammteAusfuhr- | Gulden der Ge

fuhrmenge in ._..) menge in Meter: . fammtmenge im | fammimenge im \ Meterceninern centnern : | N Jahre Jahre

1893 | 1891 | 1893 1894| 180 | rn

| Frennholz all. Art u. Holzborfe | 456.522) 522.664 | Werfholg, europ., rob, hart |

VE EEE E26] 70.623 aus.sn2| 2002.) 1,943.068| 1,692.273) 1,612.746

152 * 158.756) 616.982) 622.518) 2,617.145 2,699.47«

(Rundholl} - »» . 2...» ‘| 100,329) 101.445 Werkhola, europ., roh, meid || | | | | _ Mundhold ...... | 179,881) 424.524) 229.200, 539.145] 8,509.508| 9,410.402|13,678.905,16,138.724] | @erfholz, curop., behauen, hart 23.362 3.064) 58.381) 53.486| 332.531 106.598 1,467.614| 1,792,338 Bertholz, europ., behauen, weich || 3.463. 35.677) 67.020) 65.646 B10.865 822.848] 2,00 Alk) 2,040.757] frafdauben . . .. . nel) AT 68.3) 240.146) 395.720 | 1,515.107| 1,606.206|11,280.282 12,528.40i| Eilendbahnihwellen . . : » - - 151.785 50.797) 203.875 9.868) 494.05) 310,648) 1,108.338 603. 240 ' Sügemwaaren, bart (ercl.Kourn.) | 55.841) 63.555) 155.243] 178.533) 890.720) 807,390] 5,721.678| 5,207,000 Sügewdaren, weich (excl. Fourn.) 144.998) 129.479) 315.669| 282.264] 6,132.646| 6,408.126 19,720.121 30,826 410 Wertholz, aufßereuropaiih . . - 63.271! 45.474 1,518 108,1,091.496 | 166) 2.302 4.316: Kran Rourniere, O0.» 22... 2,370 2.598] 232.260 254.016 871 BER 13.065 13.920 Fourniere, uneingelegt, gebeijt, | |

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Während demnach die Einfuhr von 1894 nicht ganz die Höhe des Vorjahres erreichte, bat der Werth der ausgeführten Waaren um mehr als fünf Millionen Gulden zugenommen. Zu diefem günftigen Refultate führte die erhöhte Ausfuhr von weichem Rundholze, Faßdauben, weichen Sägewaaren und hartem behauenen Wertholz. Einen Rückgang in der Ausfuhr zeigten nur die Eifenbahnichwellen. Eine Zunahme der Einfuhr erfuhren weiches Rundholz und Faß: dauben, eine Abnahme Eiſenbahnſchwellen und außereuropäiſches Werkholz.

Aus Ungarn. Holz. Infolge ungünftiger Witterung ift Weihholz momentan etwas vernachläſſigt und befonders in Tannenjchnittmaterial der Verlehr ein geringer, Wir notiren: Fichtenfchnittmaterial 15° 4,“ 9 bis 12" 55 bis 64 Ir., Tannenſchnittmaterial 15° Y,* 9 bis 12” 46 bis 52 fr. pro Wiener Cubitfuß Parität Budapeſt; ſchmale Waare entjprechend billiger. Eihen-Binderholz Ichließt zu vorwöchentlihen Preifen: Nr. bis A ®/, bis 9/,* ftarf il. 1.20 bis 1.45, Nr. 6 bis 8 5, bis ©,“ Start fl. 1.— bis 1.18, Nr. 9 bis 14 in dem uſuellen Stärken fl. —.98 bis 1.12, Nr. 15 bis 18 fl. 1.— bis 1.05, Nr. 20 bis 28 fl. 1.15 bis 1.25, Ar. 30 bis 68 fl. 1.40 bis 1.65, Nr. 70 umd aufwärts fl. 1.70 bis 1.90 pro Netto-Kimer Parität Budapeft. In franzöfifchen Faßdauben ift kein Verkehr; zahlreiche Producenten ziehen im letter Zeit die Erzeugung deutſchen Binderholzes den franzöftfchen Faßdauben vor; das Ansgebot in Faßdauben wird dadurch eim ſchwächeres und ift jomit eine Erholung der Fagdaubenpreife zu erhoffen; momentan notiren nominell jl. 2,25 bis 2.45 per Mille 36/1",

146 Verſonalnachrichten. Brieflaften. XXI. Jahrgang.

4 bis 6“ Monte Baſis Siffel, Waare. Eichenſchnittmaterial nur in trockener prima Waare gefragt: Prima Pariſer Waare ſchließt zu fl. 54 bis 58, ſecunda zu fl. 38 bis 45, prima Eichenboules fl. 48 bis 50, GErportfrieie fl. 40 bis 43, Schmalfriefe fl. 35 bis 39 pro Eubifmeter Barität Budapeft. Eichenſchwellen I. Ranges mit fl. 1.55 bis 1.60, TI. Ranges mit fl. 1.05 bis 1.15 pro Stüd Parität Budapeft gefragt. Brennholz trotz relativ langen Winters flau bei nachfolgenden Preifen: Rothbuchen-Scheiter fl. 69 bis 73, dto. Rollen fl. 64 bis 67, Zerreihen-Sceiter fl. 71 bis 74, dto. Nollen fl. 64 bis 68, Weißeihen-Sceiter fl. 70 bis 73, dto, Rollen fl. 64 bis 68 inclufive Budapeſter Pflaftermauthb pro 10.000 x, ab Buda— pefter Bahnhöfen. P. L.

Perfonalnahridten.

Ernannt, beziehuugsweife befördert: Im Bereiche der f. f, Staats- und Fonds altterverwaltung: Emil Nomotny, Forftaffiftent bei der Forſt- und Domänenbdirection in Innsbruck zum Forſt- und Domänenverwalter in Platten (Böhmen). Zu Forftaffiftenten die Forfteleven: H. Raſka in Innsbrud, Chr. Karft in Czernowitz. Zu abdjutirten Forfteleven: Der Forftcandidat St. v. Studniarski fiir Lemberg, Franz Bittner ımd DO. Richter für Czernowitz. Auf den. u. f. Fondsgütern in Böhmen: Rudolf Hader, leitender Förfter in Ploſchkowitz zum Oberförfter dafelbft; dev Nevierförfter Franz Laufberger zum leitenden Förſter auf der Fondsdomäne Kronporicen. In der Berwaltung der bosniſch-herzegowina'ſchen Staatsforfte: Die Forftverwalter 8. Mallet in Moftar und Stephan Lukaë in Banjaluka zu Dberförftern. Der Forftverwalter Johann Badezanin vom Betriebseinrichtungsdepartement der Landesregierung in Sarajewo zum FForftconcipiften. Die orftaffiftenten Eugen Straud in Rogatica, Auguft Stellwag v. Carion in Bosniih-Gradisca, Rudolf Mach in Dolnj-Tuzla und Zofef Keil in Zrebinje zu Forfiverwaltern. Die Forftpraftifanten Arthur Pfob, Franz Studeny, Karl Frig, Rudolf Plaht und Ernft Obrincſak zu Forftaffiftenten. Alois Trank, k. k. Therefianischer Forftverwalter und prov. Gutsleiter zum Gutsverwalter in ber 8. Rangsclaffe. Bei der erzberzogliden Güterdirection in Saybujd: Karl Gayer Freih. v. Ehrenberg zum Oberförfter 2. El., Raimund Folgner zum Oberförfter 3. Claſſe, der Forftadjuncet Franz Römer zum fFörfter 2. Claſſe. Heinrich Fürft, v. Ghyczy'ſcher Fort meifter, königl. Landesculturraths- und Civil-Angenieur in Cabar (Croatien) ift im die Dienfte der gräfl. Oswald Thun-Hohenftein’schen Fideicommißberrichaft Möfterle a. d. Eger übertreten.

Die ordentlichen Profefforen an der k. k. Hodichule für Bodencultur m Wien Dr. 8. Ritter v. Höhnel, Dr. K. Wilhelm und U. Friedrich wurden zu Mitgliedern der Commiſſion zur Prüfung von Candidaten land- und forftwirtbichaftlicher Yehrerftellen an Mittelſchulen ernannt. Der ordentliche Brofeffor der Forftwiffenihaft an der techniſchen Hochſchule in Karlsruhe Dr. M. Endres hat den an ihn eraangenen Ruf auf den Yehrftuhl des verftorbenen Profeffors Dr. Yehr an der Münchener Univerfität angenommen.

Berſetzt: Die k. k. Forftinfpectionscommiffäre Karl Kundratitz Ritter v. Worzilomsti von Lienz nad) Briren und Karl Göthe von Dek in Tirol nad) Liezen.

Benfionirt: Johann Dvorat, k. k. Oberforftcommiffär in Briren; R. Hunczaf Ritter v. Bopiel, k. k. Forftmeifter in Straza (Bulowina); Yeopold Mil, Forftverwalter in Prijedor über eigenes Anfuchen.

Geftorben: Johann Salzer, Ef. f. Minifterialrath im k. k. Aderbauminifterium, Ritter des ktaiſ. öfterr. Feopoldsordens, Präfident des Krain-füftenländifchen Forftvereines am 22. Fe— bruar 1895 im 55. Lebensjahre. Oscar Freiherr v. Sommaruna, k. k. Adminiftrationsrath bei der k. k. Forft- und Domänendirection in Görz am 27. Februar, 46 Jahre alt. Alois Wagner, Director umd FForftmeifter der Domäne Brenn-Poritihen am 5. yebruar. Jalob Sajo- wit, Fürſt Hugo zu Windifchgräß’icher Revierförfter ın Hruſcha, Herrichaft Lueg in Krain am 25. Januar im 72. Pebensiahre. Eonftantin Manner, Graf Noftit-NRiened’scher Revierförſter, am 7. Februar.

Briefkaſten.

Herrn Prof. C. in W.; Oberforſtrath H. St. in E.; F. K. in W.; J. ©. in SH. F. A. W. in MM: K. H. in 6; E. H. in M.; Dr. W. NR. in H. (R.-De.); Dr. A. C. in W.; R. J. in L.b. J. (Schlefien; C. B. in M.; MM. m K. (Eroatien); Oberforſtmeiſter &. in F. a. d. O.; €.» F. in S. (Deutſchland): Verbindlichſten Dant,

Adrefſe der Redaction: Mariabrunn per Weidlingau bei Wien. Adreſſe der Adminiftration: Wien, I. Graben 27.

Gerantıw. Rebacteur: ans: = Verlag ver h. u. k. Dofbu handiun wii eim £ 8 > u. ?!. Hofbuchhbruderei Carl gromms in —X —— en

Qentralblatt für das geſammte Porſtweſen.

Organ der R. k. forſtlichen Berfuchsanftalt nm Mariabrunn,

Einundzwanzigfter Jahrgang. u Wien, Aprit 189%. Biertes Heft.

Die Auwaldwirthſchaft. (Schluß.)

Die Forſtbenutzung.

Die Production in den Auen theilt ſich in die Haupt-⸗, Zwiſchen- und Neben⸗ nutzung.

Das Holz, welches in den Schlägen von den herrſchenden weichen Holzarten gewonnen wird, zeichnet fich weder durd hohe Brenntraft aus, noch ift e8 zu Werk- oder Nutzholz bejonders tauglich.

Das am meiften geſuchte Brennholz liefert die Weide und ob es nun diefer oder jener Spielart der fo artenreihen Holzart angehört, ſtets iſt das Weidenholz das geſchätzteſte und geſuchteſte. Aber auch als Nugholz zu Schadteln und Zündhölzchen findet es flotten Abſatz.

Beinahe ebenjo begehrt wie das Weiden- ift das Silberpappelholz ; nad. dem es häufiger vorfommt und fi auf der Schälmafdine wie das Weidenholz leicht bearbeiten läßt, jo wird auch diefe Holzart zu Feigenkaffeeſchachteln gerne verwendet; am wenigjten beliebt für folche Zwede iſt die Schwarzpappel, obwohl fie im kurzer Zeit die ftärkjten Stämme ausformt. Sie wird mehr zum Ber- ſchneiden auf Schnittwaare begehrt, darum find ftarfe Ausſchnitte diefer Holzart geſucht. Zu Schälholz ift es meijt unbraudbar, weil das Holz brüdig ijt und fi gerne aufrauht.

Jedenfalls hat fi der Abjak der weichen Laubhölzer in den legten 10 Jahren gebefjert; die Verwendung derjelben ift eine ausgedehntere. Werden von 18” Mittendurhmefjer alle geraden und leicht gefrümmten Stammitüde ausgefhnitten, jo fallen 20—50 Procent Nugholz an; häufig aber bejchränft die dur die Waldrebe vielfah vertrümmte Stammform der Pappelarten den Ausfall des Nutzholzprocentes.

Die Erle wird nur zu Brennholz aufgearbeitet. Sie gibt im 30jährigen Umtriebe 15—20 Procent Sceitholz. Das Holz ift wegen der höheren Brenn- fraft gefucdhter al8 das der Pappeln und Weiden.

Die Eiche findet als Werkholz für Wagner und Stellmader flotten Abjak und ed werden die ftarfen Stämme, die zu Schnittwaaren verarbeitet werden können, von Zijchlern gerne gelauft.

Ebenjo findet die Eiche ftet8 guten Abfag und werden ihre Stämme zu Werkholz aller Art verfchnitten.

Die Alazie hat durd; Dauer, Elafticität und Spaltbarfeit mandes Bor: urtheil befiegt; fie ift zu Weinfteden und Zaunpfählen ſowie als Wagnerholz geſucht umd wird wie Eichenholz bezahlt.

Der Holzverfauf in den Auen wird fowohl am Stamme in Xojen, als auch nach vollzogener Aufarbeitung durchgeführt.

Gentralblatt für das gef. Forſtweſen. 11

148 Die Auwaldwirthſchaft. - (XXI. Jahrgang.

‚Die zum Verkaufe am Stode beftimmten Beftände werben in 500—600m: große Loſe eingeiheilt, numerirt, oculariter eingefhägt und an einem be- ftimmten Tage nad vorhergegangener Berlautbarung durch Kundmachung ꝛc. verfauft. Bom Tage des Kaufes trifft den Käufer die Gefahr der Sade; aud ift er gehalten, bis zum 15. April das aus dem Walde zu ſchaffen.

Die in Regie zu fällenden Auholzbeftände werden von in der Umgebung wohnenden Holzhauern aufgearbeitet ; die Nughölzer von 1m biß 6m abgelängt, die Brennhölzer mit 1m Sceitlänge in Zainen in den Schlägen aufgeridhter und nad vollzogener Uebernahme auf die Holzlegejtätten ausgerüdt. Das Nugholz wird im Schlage vom Käufer übernommen, er trägt auch vom Tage der Leber: nahme an das gefammte Wifico.

Meift wird das Holz; an die Donauufer gerüdt und dafelbft auf die Hödhjft- gelegenen Stellen in 2= Höhe mit Kreuzſtoß aufgezaint, von wo es dann mit großen Zraunern oder Salzidiffen von den Abnehmern verführt wird.

Die Bringung des Holzes vom Holzichlage zu der Legeftätte verurſacht in zufammenhängenden Zejtlandsauen wenig Schwierigkeiten, dagegen bedeutende in Auen, deren Zuſammenhang durd Einrinnen unterbrochen ift, und von Inſeln. Hauptfählih von letteren ift oft infolge niederen Wafjerftandes oder der Eis- verhältnifje wegen das Holz nit zum anderen Ufer, wo es geborgen ijt, bring- bar, oder man darf es nidht zum Stromufer bringen, weil der Eisſtoß nod auf dem Fluſſe fteht und das ausgerüdte Holz arg gefährdet wäre. Es muß dann in den Schlägen deponirt bleiben, bis die Eisftoßgefahr vorüber ift; freilich ver- liert e8, wenn e8 lange Zeit im jchlammigen Wafjer liegt, bedeutend an Werth, weil es fib mit einer Schlammfrufte überzieht und erftidt. Kurz es giebt da fo viele Complicationen im Betriebe, daß meift in irgend einem Sclage oder aud in allen ſowohl die Aufarbeitung als auch jelbitverftändlih das Ausbringen des Holzes, oder nur legtere8 verhindert oder unmöglich wird. Es ift aud häufig der Transport an das Ufer eines Armes mit Fuhrwerk, von felbem zum anderen mit Trauner und von da wieder mit Wagen zur Legeftätte geboten, was alles die Regie ungemein belaftet.

Darum empfiehlt e8 fid und wird aud) allgemein geübt, daß geringmwerthige Beitände am Stamme verfauft werden; jedenfalls ift die Regieholzung riskirt; fie lohnt dieſes Riſico aber durd eine bedeutend höhere Verwerthung bes Holzes, ift alfo das ficherfte Mittel, die Waldrente zu heben.

Der Verkauf am Stamme erftredt ſich aud auf die geringwerthigen Buſch— hölzer in nieder gelegenen Auen und Neuland, in welden das Weidengehölz auf Bürtel verkauft wird.

Einen bedeutenden Ertrag werfen die zu den Strimbauten benöthigten Faſchinen ab. Die für Erzeugung derjelben beftimmten Autheile werden im oder 6jährigen Umtriebe bewirihſchaſtet. Die Faſchinen werden in Bündeln von 30 m Durdmefjer dreimal gebunden und auf Haufen von 10 Stüd aufgeſchlichtet. Für ihre Länge ift die Höhe des Beſtandes maßgebend.

Das bei Durdforftungen erzeugte Holz wird an Ort und Stelle auf- gebündelt und nad der Stüdzahl bewerthet oder gegen Halbſcheid die Bürtel erzeugt, d. h. die halbe Bürtelzahl wird Demjenigen, welder die Durchforſtung vornahm, als Arbeitslohn iüberlaffen. Bei diefem Anlafje werden aud häufig be. beutende Mengen von Schaufelſtielen, Spazierftöden, Regenſchirmgriffen zc. feparat erzeugt und vergütet.

In den Auen liefern das Gras, das Scilf, der Waldfeldbau und die Jagd jo ziemlich die einzigen Nebennugungen.

Auf allen Schneußen und den zahlreihen Wieſen, welche den Zuſammen⸗ hang der Auen unterbrechen, erwacjen bedeutende Grasmengen, welche licitando auf den Wiejen verlaujt werden, Der Ertrag aus dem Waldfeldbaue kommt dem

April 1895.) Die Aumwalbwirthidaft. 149

Befiger meijt in indirecter Weiſe dadurch zugute, daß die Unternehmer desjelben die Rodung und theilweife Aushilfe beim Cufturbetriebe unentgeltlich beforgen.

Eine geringfügige Nebennugung werfen aud die Flechtruthen ab, welde aus ein- oder zweijährigen Maiffen ausgefchnitten werden. Diefe Nutung ift dann thunlid, wenn die Beftodung eine fehr dichte ift.

Die Yagd ift in den Auen meift eine vorzügliche. Es ift die hohe Jagd gewöhnlich durd einen bedeutenden Ebdelwildftand und eine wilde Fafanerie ver- treten; das Reh, Hafen, Kaninchen, Rebhühner, Schnepfen, Enten und vieles andere Wafjergeflügel befriedigen aud den Liebhaber der Niederjagd.

Alle diefe Wildgattungen vermehren fich, foferne ihre Eriftenz nicht durch Hochwäſſer gefährdet wird, fehr ſchnell. Es finden das Hod- und Rehwild auf den vielen Schneußen und Wiejen ausreichende Nahrung und die vielem Ein- rinnen, Schilfbrühe und Lachen mitten in den Didichten und Beftänden maden befonder8 die Aue zu einem beliebten Einftand für das Hohmwild und e8 werden die Brunftpläge von weither von braven Hirfchen befucht.

In den zahlreihen Holzfchlägen findet e8 an den Knoſpen und Minden der Silberpappel und der anderen Holzarten eine beliebte Aefung und aud das Reh findet fi dafelbft ein und Imuspert an felben herum. Die Futterftänbe find meift mit ausreihendem Futter beftellt und fo überdauern beide die Winternoth meift ohne Verringerung des Standes, wenn nicht der Eisjtoßabgang deſſen Be- ftand gefährdet, vorzüglich.

Werden fie aber dur Waffernoth gezwungen, auszumandern, fo fehren fie gerne wieder im ihre gewohnten, mit Schlinggewädhfen verhängten Didungen zurüd, weil fie in der Aue ſtets ungeftörte Ruhe genießen und wenig Beläftigungen durh Menſchen erfahren. Am meiften leidet bei Ueberfhwemmungen das Reh; aber es mag der Stand nod jo decimirt fein, im Kürze find fie wieder dur raſche Vermehrung und Zuwechſeln aus anderen Wäldern zum früheren Stande angewachſen.

Auch die wilde Faſanerie gewährt meiſt großes Jagdvergnügen, weil auch die Faſanen infolge des Waſſerreichthums, der vielen beerentragenden Sträucher und der zahlreichen Kerfe und Würmer nahezu nie, höchſtens im Winter, Noth haben, welder dann durd Fütterung bei der Schütte abgeholfen wird.

Die Kanindhen würden die Auen übervölfern, aber gewöhnlich madt eine Ueberſchwemmung dem Weberhandnehmen dieſer Wildgattung und aud dem ber Hafen ein Ende.

Auf den zahlreihen Einrinnen, in den Schilfbrühen und Laden fallen die Ente und anderes Woaffergeflügel gerne ein und aud das Rebhuhn macht am Saume der Auen oder in denjelben häufig das Gelege und führt die aus» gebraten Yungen, wenn fie flügge find, ins Feld. Der Schnepfſtrich gewährt ein vorzügliches Iagdvergnügen und häufig brütet diefer Zugvogel in den Auen.

Dian follte meinen, daß eine fo gut bejtellte Wildbahn auch einen reichen Ertrag abwerfen follte. Aber, weil die Wildftände, befonders das Edelwild, meift zu viel gehegt und die Ausübung der Jagd mit allem Raffinement betrieben wird, jo ift der Ertrag derjelben, wenn man von den vielfahen Beihädigungen, welhe das Wild an den Beftänden verübt, auch gänzlih abfieht, ein geringer oder gar feiner. Nachdem die Eigenthümer der Auen meift den höheren Ständen angehören, jo ift die Jagd in diefen mwildgejegneten Gegenden feine Quelle des Ertrages, jondern fie ift ein Voluptuare. Dagegen würde fie, wenn fie ohne jo weitgehende Hege ausgeübt würde, gewiß aud ein Erheblihes zur Hebung der forftlichen Rente beitragen.

Der Forſtſchutz. Die Auwirthſchaft ftellt immer, fei fie num eine ertenfive Brennholzwirth-

ſchaft oder hat fie mit werthvollen Hartholzbeftänden, welche fie durd rationelle 11*

150 Die Auwaldwirthidaft. [XXI. Jahrgang.

Beftandespflege zu werthvollem Nutzholze erzieht, zu thun, darum bedeutende Anſprüche an die Intelligenz des Betriebsführers, weil fie wie feine andere Be- triebs8art mit Galamitäten zu kämpfen hat, denen man oft nur mit einem Auf: wande von befonderer Energie vorbeugen und entgegenarbeiten fan, denen man aber oft, und das ift das Traurigſte, machtlos gegenüberjteht.

Auen werden häufig während der VBegetationszeit durch plötzlich eintretende Ueberfhwemmungen, welde längere oder fürzere Zeit anhalten, inundirt; auch find die Eisabgänge der Flüſſe ſtets von ſolchen unberehenbar hohen Wafjerftänden begleitet, wenn die Scollen das Flußbett ganz ausfüllen, die nadhdrängenden Wäfjer, in oft unbegreiflich kurzer Zeit anfchwellen und fih dann über die Uferwälder ergießen. Diefe Verheerungen find zwar nicht abjolut von der Größe des Fluffes abhängig, denn aud an fleinen Flüffen nehmen fie oft ungeahnte Dimenfionen an; dod find fie an dem Ufern größerer Flüſſe meift impofanter, weil fie fid) über ganze Länderftreden ausdehnen.

Die Ueberfhwemmungen während der Vegetationszeit verjchlemmen häufig die YJungmaiffe und die Eulturen. Die Blätter derjelben werden mit einer Schlammfrufte überzogen, die Afjimilation hört auf und die Pflanzen jterben, wenn fie ganz unter Waſſer gejegt waren, ab, wenn nicht ein fofort nad dem Fallen de8 Hochwaſſers eintretender Regen die Krufte wieder abwäſcht und die Spaltöffnungen dann wieder functioniren fönnen, Es vermag eine Ueberſchwemmung während der Begetationgzeit den ganzen Pflanzenvorrath zu verderben, und jo die Nachhaltigkeit des Gulturbetriebes zu ftören. Ebenjo wie an ben Eulturen und Lohden jchaden die Ueberſchwemmungen auch an den Hedfrudtfeldern, die von den Yeuten gegen unentgeltlihe Benütung gerodet wurden, durch Abjchwenmen der fruchtbaren Erdfrume; wenn ſolche Inundationen häufig eintreten, werden die Yeute entmuthigt und es vermag diefe Calamität den Rodungsbetrieb anf Jahre einzuftellen, jo dag man, um die Arbeiter anzueifern, zur Rodung in Eigenregie greifen muß, was den Geldetat dburd große VBorauslagen nadtheilig beeinflußt. Auch werden die Stöde in den Holzſchlägen bei andauernden Hod- wäffern von einer mehrere Centimeter hohen Schlammſchicht bededt und liefern feine Ausfchläge.

Aber auch die fertigen Sortimente, die auf dem Legejtätten an den Ufern ausgerüct find, werden mitunter, wenn das Waffer zu abnormer Höhe anfhwillt, weggetragen, wenn nicht rechtzeitig ein ſchwimmender, aus mit Seilen und Klampfen verbundener, aus ſtarken Bäumen hergeftellter Rahmen, welcher mit dem Waſſer jteigt und fällt und die zerfallenden Sceiterzaine innerhalb derjelben fejthält, conftruirt wird. Bewährt ijt auch, mehrere nebeneinanderftehende Zaine mit neuerlichen Querzainen zu überſchlichten, melde durd ihr Gewicht die ganze Holzmaſſe jeithalten. Doch ift es nicht ausgefchlofjen, daß an den Rändern die Scheite in's Rollen gelangen und die Zaine abrutichen, bejonders wenn der Fluß während der Ueberihwenmung mit Dampfern befahren wird, die Capitäne die Schiffe nit toppen, wenn fie an den Holzvorräthen vorüberfahren und durd die Sturz. wellen, welche der Dampfer verurjadht, das Holz ins Schwanfen geräth und umftürzt. An jchiffbaren Flüffen leiftet daher der Rahmen bejjere Dienfte.

Während der Yällungszeit eintretende Ueberſchwemmungen vermögen oft das ganze aufgearbeitete Holz wegzutragen, wenn nicht durch DVerhaue an den Schlagrändern dem Wegihwimmen Hinderuiffe bereitet werden.

An den unteren und den beiden dem Stromlaufe parallelen Wänden des Schlages werden innerhalb der legten Baumreihe Stämme gefällt, die an der unteren Schlagwand vom Stode losgemacht werden können, an den parallelen Seiten aber noh am Schranfe hängen bleiben müffen, jo daß die Krone des einen in da8 Stammende des anderen hineinreiht und einen lofen, von drei Seiten geſchloſſenen jhwimmenden, aus Baumftämmen gebildeten Rahmen ausmadıt.

April 1895.) Die Aumwaldwirthidaft. 151

Der letztere fteigt mit dem Wogenſchwalle und hält alle die ſchwimmenden Sceite und Nugholzausfchnitte innerhalb des Schlages zujammen, fo daß wirklich felten, wenn er gut conftruirt ift, Holz aus ſelbem weggeſchwemmt wird.

Wird durch die Wucht der Eisjchollen der Rahmen zertrümmert, oder bricht infolge überhafteter Fällung und ſchlechter Herſtellung des Verhaues das Holz irgend wo aus, fo bleibt e8 dann theil3 im Unterwuchſe der benachbarten Be: ftände liegen, wird an den Ufern auf lange Streden hin ans Land gejhwernmt, oder von Leuten auf Kähnen aufgefangen. Es muß aljo gefammelt und den Leuten der Bergungslohn bezahlt werden.

Die Hohmäffer vermögen auch durch Verſumpfung zu fchaden, wenn bie Schutzdämme durdläffig werden, das Waſſer fie infolge des großen Drudes durcjeßt und nicht wieder abzufließen vermag; benöthigen die Auholsgattungen zu vollendeter Zuwachsleiſtung auch zeitweiliger Ueberſchwemmungen, jo find fie für ftagnivende Näffe, bejonders aber die Weiferle, Silberpappel, dennoch ſehr empfindlich und fterben ab.

Sehr gefährlich für Eulturen und Maiſſe, bejonder8 die angepflanzten Seh- ftangen, vermögen die Ueberſchwemmungen in Wäldern zu werden, wenn tief- gelegene Forftorte inundirt werden und bald darauf der Froſt die Lachen mit einer Eisſchicht überzieht; durch Zurückgehen des Waſſers bricht die Eisdede nad), zerbricht die Segftangen und jchält die Rinde ab. Bei plöglihem Anjchwellen aber werden durh Emporheben des Eijes die Setitangen und Heifter halb ent- wurzelt, was ihr Eingehen bei Eintritt der Vegetationsperiode nach fich zieht.

Aber aud ſonſt verurfahen der Eisgang und die Ueberſchwemmungen durd) Uferbrüde an lange beftehenden Uferanen und Inſeln oft großen Schaden; der Eisgang überlagert mit feinen Scholfen die Maiffe und Culturen, zerdrüdt die Lohden und quetjcht ganze Yungbeftände zujammen, unterwäjcht ftarfe Stämme, nöthigt zum Abtriebe folder und ganzer Jungholzpartien, deren Holz, weil es meift werthlos und die Bringung eine fchwierige ift, Niemand kaufen will.

Um die Eisfhollen vom Eindringen abzuhalten, empfiehlt fi der Ueberhalt eines Eismantel3 von 10—15 m Breite an der Stromſeite, beftehend aus ftarfen Stämmen, welhe dem Anpralle der Schollen Witerftand zu leiften vermögen.

Die Aubeftände werden weiters dur überjegten Wildjtand häufig gefchädigt.

Das Hochwild verbeißt die Maiffe, jhält die Harthölzer und die Weide mit Vorliebe, geht aber von Jahr zu Jahr immer mehr Holzarten verfuchsweife an. Erjt fieht man nur hie und da ein Stämmchen einer bisher verjhonten Holzart geihält, bald aber mehren fich dieſe Angriffe und von ausgedehnten Stangen- hölzern glänzen uns die Schälmunden entgegen.

Am meiften werden dieſe Schäden gegen Ende des Winters verübt, wenn die Holzſchläge aufgearbeitet find, das Proßholz aufgezehrt und das Wild zumeijt auf die Fütterung bei den Heuftadeln und Futterraufen angewiefen ift. Werden diefe nicht mit befonder8 gerne aufgenommenen Lederbiffen, Topinambur, Bur- gunderrüben, Raftanien ausreichend verjorgt, fo beginnt das gerudelte Kahlwild und die geringen Hirihe, von Beftand zu Beſtand ziehend auf der Sude nad) Nahrung, ihre verderblihe Wirthſchaft. Aber aud im Frühling jchälen fie nod) gerne und ziehen lange Streifen der faftigen Rinde von den Bäumen.

Harthölger büßen ihre Verwendbarkeit zu Nugholz ein, mande Stämmen werden dürr. Weichhölzer leiden weniger; weil fie jchnellwüchfiger find, vernarben die Schälwunden.

Um werthvolle Hartholzbeftände, welche zur Nugholzerziehung beftimmt find, vor dem Schälen zu jchüten, müffen fie einigemale mit Theer oder Jauche angeftrichen werden ; das Wild meidet dann joldhen Wechſel und Einjtand. Eulturen müffen eingefriedet werden ; es fojtet die Neuanlage eines Currentmeters Ein- frievung mit Eifendraht, welche durch 10 bis 15 Jahre erhalten werden muß,

152 Die Auwaldwirthſchaft. XXI. Jahrgaug.

circa 60 fr. Außerdem muß die Cultur durch Anſtrich gegen Benagen durch Hafen und Kaninhen gefhügt werden. Dieſe beiden Wildgattungen follten in den Auen unnadfihtlih vermindert werden, weil die anderen Wildgattungen ohnehin zahlreich vertreten find und Jagdvergnügen bieten.

Am menigften Schaden verurfaht daß Reh. Es geht bei Auswahl der Aeſung fo forgjam zu Werke, pflüdt hie und da eine Knoſpe oder einen faftigen Sproß, jo daß der Schaden niemals recht fühlbar wird; nur der Mehbod iſt, wenn er eine Pflanzung häufig bewechſelt, durch fein Fegen läftig, was man ihm verwehren kann, wenn man ihm ben Wechſel vergrämt und an die Heiſter weiße PBapierblätter an Bindfäden hängt.

Um bie Schälfhäden möglihft zu vermindern, muß dem Wilde ausreichende Nahrung geboten werden; es müffen mehrere Schläge in jedem Meviere gleid- zeitig eingelegt werden. Sollte die Schlagarbeit infolge von abnormer Witterung eingeftellt werden müffen, jo muß tüchtig gefüttert werden. Es ijt ja fo leidt, im Auwalde auf den vielen Wiejenfleden und Schneußen Heu für das Hoch— wild zu werben, Futterlaub zu fjchneiden und durch Anbau von Cichorie, Zopinambur auf Wildädern Wintervorrath zu fjhaffen, daß damit der ganze Futterbedarf gededt werden fann. Hauptſache iſt und bleibt, daß die Vorlage zeitig und auch bei weniger ausgeſprochener Futternoth gemacht werde, damit fid das Hochwild an fie gewöhne, in der Nähe den Einftand einhalte, weil es jein Nahrungsbedürfnig ficher befriedigen fann, läßt es das viele Herumwechſeln und Suchen nad Nahrung, weldes am meijten zum Scälen veranlaft, Gewiß würde au das Holfeld’ihe Wildledpulver, welches das ausgezeichnete Renommé hat, das Hochwild vom Schälen abzuhalten und zur Veranlagung braver Geweihe anerkannt beiträgt, zur Verringerung diefer Calamität viel mithelfen.

Inſektenverheerungen find in den Mijchbeftänden diejer Wälder nicht leicht zu befürchten; nur die Rüfternborfenfäfer Scolytus Geoffroyi, Sc. multistria- tus und Hylesinus vittatus, die Ejhenbafttäfer, Hylesinus fraxini und H. crenatus treten mitunter als Schädlinge auf, verurſachen aber bei bejhränftem Vorkommen und der großen NReproductionskraft der Yaubhölzer wenig Schaden. Ebenfo tritt Lytta vesicatoria in reinen Ejchenbeftänden auf und wird durd Abſammeln unſchädlich gemadt.

Waldbrände ſind ſelten und können, weil die Streudecke fehlt und meiſt der Boden mit Gräſern bewadjen iſt, wenig Ausbreitung gewinnen; verheerender treten fie im Herbit und Frühjahr auf, fo lange die vielen Winden dürr an den Bäumen und Zweigen hängen, ohne aber wirklihen Schaden zu verurjadhen. Beihädigte Beſtände werden einfach auf den Stod geſetzt.

Forfifrevel kommen eigentlid wenig in Wugegenden vor; es iſt meijt des Jagdſchutzes wegen ein zahlreihes Perjonale vorhanden, welhes aud dem Forſt⸗ jhuge zugute kommt, die ärmeren Leute vermögen fi leicht billige Brenn— holz aus den Durdforftungen zu beſchaffen, während die kleineren Srundbefiger in den Flußniederungen meift wohlhabend genug find, um fi ihren Holzbedarf faufen zu können.

Dagegen iſt der Forft- und Yagdihug ſchwierig auszuüben, wenn jolde Diebereien einmal eingeriffen find. Mittelſt Kähnen vermögen Frevler überall an den Stromjeiten ins Revier zu gelangen, und wenn fie aud betreten werden, jo ift es darum gefährlich, fi ihrer zu verfihern, weil meift zwei oder drei Mann mitfammen folde Fahrten unternehmen und fie dem Perſonale fremd find.

Die Rentabilität der Auwälder.

Es ift intereffant, an eine Wirthfchaft, welche noch fo wenig erforſcht und in fahlihen Organen beiprohen wurde, wie die Auwirthſchaft, fi aber durch die Eigenart der Berhältniffe auszeichnet, den Maßſtab der forftlihen Finanzrechnung

April 1895.) Die Auwaldwirthſchaft. 153

zu legen; wir vermögen dann, auf dieje geftügt, Vergleihe zu ziehen mit der mit ganz anderen Werthen rechnenden intenjiven Hohwaldwirthichaft und den anderen Betriebsarten.

Um dies zu vermögen, ift e8 vor allem nothwendig, ſich über die Mafjen- erträge des Aumaldes jelbjt volllommen Mar zu fein und wir müffen uns hierzu als Grundlage bewährter Ertragstafeln bedienen, welhe uns die Maffen der Beftände für gewiſſe Altersjtufen genau angeben; aber aud die Preije der Holzjortimente und die anderen das Reſultat beeinfluffenden Factoren aus lang- jährigen Durchſchnitten und Aufzeihnungen entnehmen.

Es jei mir nun geftattet, an dieſer Stelle die Feiſtmantel'ſchen Normals erfahrungstafeln für Pappeln- und Erlen-Niederwald, untermifht mit Weiden und einzelnen Harthölzern zu beſprechen. Wir finden fie in allen forftlihen Werten und den Handbühern für Zaratoren angeführt und fie find gewiß das Ergebniß höchſt gemifjenhafter, mit eijernem Fleiße zufammengetragener Forfhungen ver» dienjtooller Männer der Forſtwiſſenſchaft.

Eine zehnjährige Praxis in den Donauauen unterhalb Wien ließ mid aber, nahdem alle Fällungsergebniffe von Beftänden, deren Fläche, Alter und Beitodungsprocent fiher befannt war, auf ihren Holzmaffengehalt pro Hektar geprüft und zufammengeftellt wurden, erkennen, daß für Infelauen und Neuland der Maffengehalt der weichen Pappel-Niederwälder in diefen Erfahrungstafeln nicht angegeben ift, fondern nur für die zufammenhängenden, lange beftehenden fFeft- landsauen Geltung hat. Ich eradte es für nothwendig, aud auf die von mir verfaßte Abhandlung: „Die Erfahrungstafeln für die Weichhölzer der Aumälder“ in der öjterr. Forftzeitung, Jahrgang 1892, Wr. 1, aufmerkffam zu maden und halte es der Volljtändigfeit wegen für geboten, diefe Abhandlung dur Aufftellung praftiih verwendbarer Erfahrungstafeln zu ergänzen.

In dem abgebauten Strombette der Donau unterhalb Wien, welche ſich bort ungemein verbreitert, liegen viele Inſeln, von denen manche erſt ſeit 40 biß 50 Jahren neu entjtanden find. Aber auc die höher gelegenen Inſeln, deren Namen jhon Jahrhunderte betehen, befinden ſich infolge von Uferbruch an einer Seite und neuerliher Verlandung meiit an ganz anderer Stelle, als vor 100 Jahren, wie wir aus alten Stromfarten und dem alten Katafter erſehen, welcher, was den Wubefik anbelangt, infolge diefer Uferbrühe und Neuver— landungen vollftändig unrichtig ift und es einer häufigeren Reambulirung bedarf, um ihn in Evidenz zu halten. Alle diefe Inſeln haben ganz vorzüglide Stand» orte, weil von der urfprünglichen, natürlich hochgelegenen Aue außer einem Kerne, um welden fih die Schlidablagerungen der legten Decennien bildeten, nichts übrig geblieben, ſondern alles friſch gebildetes Yand ijt.

Diefe Marfhböden, welhe nur aus Schlid bejtehen, und welde von Scotterbeimengung frei find, werfen enorme Holzerträge ab. Es dürften ungefähr 70 bis 80°/, der ganzen, bejiehenden vechtsjeitigen Inſelauen ſolche Standorte haben und es war darum vielfach; Gelegenheit, fi beim Abtriebe über den Holz- gehalt diefer vorzüglich bejtodten Auböden zu unterrichten.

Während zehn Jahren dürften auf der Herrſchaft Betronell ungefähr 150 Joch jo bejtandener Auen gejchlagen worden fein, und da hat fi bei Vergleihung der Abtriebserträge ergeben, dag nocd zwei Hauptclaffen den v. Feiſtmantel'ſchen Er- fahrungstafeln beigefügt werden müffen, um fie aud) den unterhalb Wien gelegenen Beitandsverhältnijjen anpaffen und zur Diaffengehalts-Ermittlung der Aubeftände verwenden zu können. Die erjte Hauptclafje wird aber nur für den 2Ojährigen, die zweite für den 30jährigen Umtrieb berechnet, weil die Beftände in ſolchem Alter bereits verlihten und abgetrieben werden müffen; id fonnte darum aud) feine Erfahrungen über die Holzmafjengehalte älterer Beftände ſammeln.

(XXI. Jahrgang.

Die Auwaldwirthſchaft.

154

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156 Die Auwaldwirthſchaft. XXI. Jahrgang.

Der befjeren Ueberfiht wegen werden die urfprüngligen von Feiſtmantel—⸗ ihen Erfahrungstafeln, aus Böhmerle’s Tyorftlalender entnommen, angefügt.

Es find locale Erfahrungstafeln und fie gelten für alle Sclidinfeln und Marjhböden, wie wir fie in Flußgebieten im Tieflande, wo die Sedimente nur aus feiner Schlammerde beftehen, finden. Wenn fie dem Auforftwirthe, welder aus den Hohmäldern in die Flußniederungen kommt, als Belräftigung über- raſchender Abtriebsergebniffe und Maffenerhebungen und auf Grund diejer als Bafis für die Berehnung der Holzmaffen folder Standorte dienen, und ihm helfen, fid) in neuen, ungewohnten Verhältniſſen zurechtzufinden, jo haben fie ihren Zwed erfüllt. Sie wollen wir mit den fhon mehr erwähnten Feiftmantel’ihen Erfah: rungstafeln zur Berechnung der finanziellen Effecte der Auwälder benügen.

Es wurde zur Berechnung der Bodenerwartungswerthe ein Zinsfuß von 3°/, angenommen ; greift auch immer mehr die Ueberzeugung um fi, daß diejer Zinsfuß bei den jegt auf dem Geldmarlte herrſchenden Verhältniffen für die Anlage der Gapitalien in der Bodenproduction ein zu hoher ift, jo fan man diefe An— ſchauung in diefem Falle nicht gelten lafjen, weil einerjeits die Wirthihaft eine mehr ertenfive ift und auch durd die vielen Elementarereigniffe eine unfichere wird. Sie redtfertigt daher einen etwas höheren Zinsfuß als die anderen Betriebsarten.

Die Bodenerwartungswerthe wurden nur für je die erfte Unterclafje jeder Hauptelaſſe berechnet.

Die Berehnung der finanziellen Effecte gründet fi auf die Annahme, daf alle Aubeftände im Regie gefchlägert und als fertige Holzjortimente verwerthet und nit am Stode verlauft werden, welcher Verkaufsmodus zu wenig gleich» bleibenden und pecuniär ungünftigeren Refultaten führt.

Nahdem die Bringung von den Inſelauen eine meift compficirte ift, fo find bie ap a gegen die der Feitlandsauen ermäßigte und es ift aud beim Anfage der Einheitspreife darauf Rüdjicht genommen.

Der Ertrag der Zwifhennugungen iſt ein verhältnigmäßig geringer, weil der größte Theil des abfterbenden Bejtandes meiſt bald morſch wird, den Gebraud)s- werth ſchnell verliert und als Aſt- und Reifigholz gewöhnlich ganz verfällt.

Bei den außerordentlich hohen Maſſenerträgen, welche die hier mitgetheilten Zocalertragstafeln für Neuland» und Inſelauen nachweiſen und welde gewiß von anderen Holz. und DBetriebsarten nicht erreicht werden, iſt es ſelbſtverſtändlich, daß aud die Verzinfung des Bodencapitales für die beiten Standorte eine abnorm hohe ijt, trogdem eine die Verhältniſſe berüctfichtigende Erhöhung für Schug- und Bermwaltungstoften bei diefen Standorten gegenüber den Feſtlandsauen jtattgefunden hat. Es ift nur bedauernswerth, daß für die erfte Hauptelaſſe, weil die Beſtände immer fehr bald verlichten und daher abgetrieben werden müffen, die Boden⸗ erwartungswerthe nicht für ein höheres Alter als für zwanzig Jahre berechnet werden können; aber wir erfehen aus der umjtehenden Rechnung, daß fie auf allen Bonitäten, für welche dieſe vollftändig durchgeführt wurde, mit dem dreißigjten Yahre culminiren, was aud ungefähr mit dem phyfiihen Haubarfeitsalter, in welchem ſolche Beſtände, um ihnen das volle Ausihlagsvermögen zu erhalten, geholzt werden müfjen, ſtimmt; wir fehen ferner, daß die zweite Haupt- und erjte Unterclaffe nad Feiftmantel bereit im Verhältniſſe zu den anderen Claſſen eine minimale Bodenrente abwirft, und daß die legte, dritte Hauptclaffe mit den drei Unterclafjen gänzlich pafjiv ift. Es ijt darum wirthihaftlid geboten, befonders wenn wir bedenken, daß die Beftodung auf folhen Standorten meift eine jehr füdige ift, einen Wechſel der Holzarten zu inauguriren, ſoll nicht auf jeden Unter- nehmergewinn aus der Wirthſchaft wiſſentlich verzichtet werden.

Immerhin ift aber durd dieſe auf volllommen mwahrheitsgetreuen und der Wirklicgfeit entiprehenden Daten aufgebaute Berehnung der finanziellen Effecte

April 1895.] Die Auwaldwirtbidaft. 157

der. Nachweis geliefert, daß die Auwirthſchaft auf den beften Standorten einen bedeutend höheren Ertrag abwirft, als die anderen forjtlihen Betriebsarten und wahrjcheinlid von feiner erreicht wird. Dieſe Erträge werden aber durd die oft geringe Beftodung bedeutend, bis zu 30, ja 40 Procent, ermäßigt, imponiren aber au in ſolchem alle noch durd ihre Höhe.

Es ift daher geboten und vor jedem Uebergange von der exrtenfiven aber rentablen Brennholzwirthichaft zu einer intenfiven zu erwägen, ob es nicht bei guten Abjagverhältniffen uud leichter Bringung bejjer ift, die alte Betriebsform zu erhalten und fortzumirthichaften,

So verlodend aud der Gedanke it, durch umfaffende Eulturen unferer edelften Waldbildner unter den Laubhölzern, die gemifchten Beftände von Pappeln und Weiden, zu erjegen, fo weije ift vielfah auf gutem Standorte die Beſchrän— fung am Plage, welche ſich der Forſtwirth auferlegt, wenn er mit der Umwand— lung zurüdhält, weil außer den hohen Eulturauslagen nod das Rifico durch die Gefahren, weldhe den Eulturen im Sfnundationsgebiete großer Ströme und Flüffe drohen, ins Galcul aufgenommen werden muß, wodurch die Productions: toften oft zu einer bedeutenden Höhe emporjchnellen und die Bodenrente zum Sinken bringen.

* *

Nachdem wir nun alle maßgebenden Factoren, welche die Rentabilität der Auwälder beeinfluffen, eingehend erwogen haben, iſt es audy geboten, fi mit der Zukunft diefer Wälder zu befchäftigen, welde infolge von Flußregulirungen und anderen bisher noch nicht zur Genüge erwogenen Umftänden eine fragliche geworden ijt.

Durd die Regulirung der Ströme ift der Grundwafferftand bedeuteud zurüdgegangen und infolge des verringerten Feuchtigfeitsgehaltes im Wurgelraume hat der Rüdgang der Standortsgüte jozujagen einen Sprung gemadt.

In den Donauauen wurden die Schwarzpappel: und Weidenbeftände vielfach gipfeldürr und lückig. Auch in den Leithaauen hat die Geradlegung des Fluſſes die Weide vielfad zum Abjterben gebradt, und wo nit eifrig cultivirt wurde, find die Beftände jo verlichtet, daß fie mehr zur Gras- als zur Holznugung dienen.

Es hat fi da ein Umſchwung der Bejtodungsverhältniffe vollzogen, welder fonft vielleicht ein halbes oder ganzed Säculum gebraudt hätte; die Schwarz. pappel dominirt dort, wo die Weide eingejprengt war, in anderen Bejtänden verbreitete ji die Silberpappel und Weißerle auf Koften der Schwarzpappel, welche zopfdürr wurde und deren Stöde nit ausfchlugen.

Die Erhöhung des Bodens jchreitet aber aud nad der Negulirung ber Flüſſe noch fort, weil jedes andauernde Hochwaſſer, welches die Auen einige Zeit inundirt, eine auf höher gelegenen Standorten geringere, auf niederen aber höhere Schicht von Sedimenten ablagert und damit das XTrodenerwerden des Standortes nad ſich zieht.

Diefe Ablagerungen werden das Zurückgehen der Bodengüte in den Auen, welhe nahe den Cinmündungen von Gebirgsflüffen liegen, die vorwiegend nur Schotter, groben und feinen Sand führen und diejen in überwiegender Maſſe auf den Auboden ablagern, viel jchneller vorbereiten ; im Tieflande werden, weil die Geſchiebe und der Sand ihrer Schwere wegen im regulirten Flußbette verbleiben und die Zufuhr derjelben von Nebenflüffen eine bedeutend geringere ift, weil auch dieſe ſchon weniger Geſchiebe führen, die fie vor der Vereinigung mit dem Strome im eigenen Flußbette, rejpective «Gebiete ablagerten, die Sint- jtoffe meist aus humoſen Schlammtheilen bejtchen, welche jedenfalls bis zu einer gewijien Höhe des Standortes von günjtiger, jpäter aber auch von ungünjtiger

158 Die Auwaldwirthſchaft. [XXT. Jahrgang.

Wirkung fein müffen; dieſe Sedimentablagerungen beeinträchtigen die Bodengüte weniger, haben aber immerhin den Rüdgang der Beſtockung durch Verlichtung der weichen Laubhölzer und Zuwachsentgang zur Folge.

Ein lehrreiches Beifpiel in diefer Beziehung find die Donauauen oberhalb Wien, in weldhen diejer Rüdgang der Bodenthätigkeit infolge des Sinkens des Grundwaſſerſtandes und der vorzugsweien Sandablagerung auf jchotterigem Untergrunde bereit ſoweit vorgejhritten ift, daß fie mehr als zur Hälfte bereits der II. und III. Hauptclaffe nach Feiftmantel angehören und darum die Beftandes- begründung mit Yaubhölzern nur mehr in tiefgelegenen Mulden Erfolg hat und man zu der Weberzeugung gelangt ift, daß auf dem geringeren und ſchlechten Bonitäten nur noch mit den Siefernarten an den Stromufern die Bewaldung erhalten werden kann.

Ein eben folder Zuwadhsrüdgang macht fich bemerkbar in ſolchen Auen, welde von den regelmäßigen Ueberſchwemmungen durch Schutzdämme gefichert find, wie unlängft bei der am 18. Juni 1894 ftattgefundenen Ercurfion des Niederöfterreichijchen fForftvereines conftatirt wurde. Sie find infolge der fehlenden häufigen Ueberfhwemmungen mit den befruchtenden Hochwäſſern verlichtet und zum Theile zopfdbürr, der Boden ift mit Gras bewadjen und dieje Bejtände werden jedenfall® mehr durch dieje alljährlich wiederkehrende Nebennugung als durch dem jeinerzeitigen Abtriebgertrag die Höhe der Bodenrente beeinfluffen.

Da und dort ift die große Aufgabe einer umfafjenden Betriebsummandlung ſchon an die Auforftwirthe herangetreten. Daß diefe Frage nur auf Grund einer gründlihen Bodenbonitirung gelöft werden fann, daß die Tiefgründigfeit und die Zufammenfegung des Schwemmbodens von einjhneidender Bedeutung für bie Entſcheidung in der Wahl der Holzart find, ift jelbjtverftändlih. Jedenfalls werden wir alte, tiefgelegene Bodenpartien mit den edeljten Laubhölzern, der Eiche, Ulme, den Ahornarten in Eultur bringen, wohl auch ausgedehntere Eultur: verjuche mit der Eiche machen, wir werden die Mulden mit tiefgründigem fchotter- freien Untergrunde mit der Eſche, die höher gelegenen Theile mit den anderen Laubhölzern in Horften bepflanzen, den Verband nicht zu. dicht wählen, damit die Ausbildung einer ausgelegten Krone und eines weit ausjtreihenden Wurzeliyftens nicht beichränft werde.

Bei der vorwiegenden Beftandesbegründung mit Yaubhölzern ijt zu bedenken, daß ihr, foll fie mit entiprechendem Erfolge ausgeführt werden, eine gründliche Rodung vorhergehen muß; diejelbe confumirt viele Arbeitskräfte, weldhe in den an Anduftrie reihen und meiſt landwirthſchaftlich intenfiv bewirthidafteten Fluß— nieberungen jchwer zu beihaffen find. Aus diefem Grunde wird fie meift jehr ver: zögert und es muß ihr jede Nachhaltigkeit in der Ausführung mangeln.

Diefe Beftände werden wir dur eine intenfive Beftandespflege bis zur finanziellen Reife, welche auf Grund forgfältiger Holzmaffenerhebungen und eines wohlüberlegten rechneriſchen Calcüls erhoben wird, als Miſchholzbeſtände erziehen.

Als Bodenſchutzholz muß jedenfalls eine jchattenertragende Holzart gewählt werden und nachdem unter den Yaubhölzern die Auswahl eine bejhränfte ift, fo werden wir entweder zur Roth- oder Hainbuche greifen müſſen. Wir können dieſes Bodenjhußholz entweder durh Saat, indem wir den Samen plaßmeije oder in Niefen einbringen, cultiviren, oder wir können auch die hierzu nothwendigen Seglinge auf Wanderjaatbeeten unter den ſchwachbekronten Schwurzpappeln erziehen und fie in zwei- oder dreijährigem Alter mit dem Buttlar'ſchen Segeijen in die Beitände einbringen.

Nahdem frübzeitiger Unterbau die Entwidelung des Beitandes am meiften fördert, jo fönnen wir mit dem 30. Jahre diefe Eultur beginnen, werben fie aber längftens mit dem 40. durdführen müffen. Es ift zweifellos, daß, wird bie Lichtftellung des Beſtandes nad dem Gelingen der Cultur durdgeführt, der

April 1895.) Die Aumwaldwirthidaft. 159

Yihtungszuwahs uns für diefe die Bodenkraft erhaltende Eulturmaßregel voll- fommen jhadlos hält und daß aud das Bodenjhugholz einen bedeutenden Ertrag, welder zur Steigerung der Rente beiträgt, abwerfen wird.

In diefen Stromniederungen kann eine Beitandeswirthichaft comme il faut fih einft ausbilden, welche durd Ausnugung des Lichtungszuwachſes, Sparjamfeit im Eulturbetriebe und eine ins kleinſte Detail gehende Beitandespflege bejonders hohe finanzielle Erträge dem Boden abgewinnt. Sie wird wohl an die fad- männijche Intelligenz große Anforderungen jtellen, wird ſich aber, wohlverjtanden durchgeführt, auch lohnen.

Aber auch die genügjamen Kiefernarten werden wir bei der Wahl der nad. zuziehenden Holzarten berücjichtigen müffen.

Unter diejen wäre aud die Weymouthsfiefer befonders in Betracht zu ziehen. Wir wiffen von ihr, daß fie bezüglich der klimatiſchen Verhältniffe wenig wählerifch ift. Sie ift in ihrer Heimat in Nordamerifa mehr ein Baum der Ebene, iſt frofthart und ihre Anfprühe an den Standort find befcheidene. Sie weiſt auf tiefgründigen humojen Sandböden ſehr bedeutende Zuwachsleiſtungen auf, vermag fih infolge der Dichte ihres Baumſchlages bis zum vorgerüdten Beftandesalter im vollen Schluß und gutem Wuchſe zu erhalten und verbefjert den Boden durch reihlihen Nadelabfall mehr als die anderen Kiefernarten. Jafolge deffen ift die Maffenerzeugung der Weymouthskiefer in gejchlofjenen Beſtänden nah Profejior Buftav Hempel’s „Die Bäume und Sträuder des Waldes“ im Verhältniſſe zu der der anderen Föhren eine abnorm hohe und wecdjelt je nad Standortsgüte und Beftandesalter zwiihen 62 und 124m pro Hektar im durchſchnittlich jähr- lihen Betrage.'

Ihr Holz ähnelt in Tertur dem der Birbelkiefer, ift leicht bearbeitbar, ſchwindet und reift nit und die Beftände diejer Holzart wurden bisher von Inſekten wenig angegangen. Kurz mir haben bier eine Holzart, welche alle Eigenfchaften in hohem Grade befitt, die fie zur Durdjührung von Eultur: verfuchen im Großen für unfere Aumwaldungen brauchbar madht und von der wir uns ausgezeichnete Erfolge verfprechen können, wenn wir fie nicht auf Böden nadhziehen, melde der Verſumpfung ausgejegt find und an ftagnirenden Wäffern leiden.

Daß wir bei der Weihliefer auf folden ertrem zu nennenden Böden jeden- fall8 bedeutende Inſekten-Verheerungen an den Beftänden zu erwarten haben, ift fiher. Wir werden daher gewiß beffer thun, wenn wir jtatt der Weiß- bie Weymouthstiefer auf den bejleren Bodenpartien anpflanzen und die jterilen Heikländer mit der Schwarzfiefer in Eultur bringen. Es wird dann ein Boden» ihugholz unnöthig werden und es ift nicht ausgeſchloſſen, daß wir nur die Mulden und tiefgelegenen Autheile zur Eultur mit Yaubhölzern bejtimmen und hierzu vorherrſchend die Ejche wählen; auf allen Standorten mit tiefgründigen humojen Sandböden aber werden wir jtatt der Laubhölzer die Weymouthsficher, bejonder8 in den hinter dem Schugdamme vor Ueberſchwemmungen gejicherten Auen wählen.

Wir werden aljo in folden Ummwandlungsrevieren drei Kategorien zu bilden haben:

I. Diejenigen Auböden vereinigen und zufammenjtellen, welche mit Weidh- hölzern genügend bejtodt find, in gutem Wuchſe ftehen und duch dichten Schluß die Gewähr bieten, daß fie auch fernerhin noch die Bodenkraft conferpiren. Ihr Umtrieb wird von den localen Abjagverhältnijfen und dem Alter beftimmt fein,

Im Stadtwalde von Frankfurt a, M. berechnete Forftmeifter Freiherr v. Schott fiir die Weymonthstiefer einen jährlichen Durchſchnittszuwachs bis zu 17/m pro Heltar auf einzelnen beſſeren Standorten. Die Ned.

160 Die Auwaldwirthſchaft. . IXXI. Jahrgang.

in welchem ihr Ausſchlagsvermögen noch vollſtändig erhalten iſt. Sie liefern während des Umwandlungszeitraumes mit den zum Zwecke ber Umwandlung abzutreibenden verlichteten Beftänden den Forftertrag und es ſoll diefe Betriebs- claffe, jo lange als folche bewirthfchaftet werden, biß die Ummandlung der am meiften diefer bebürftigen Beftände erfolgt ift, und aud dann hat fi die Fort- jegung derſelben erjt auf die lüdigen und zulegt auf die beftbeftodten zu erftreden.

II. Diejenigen Autheile, welche mit harten Yaubhölzern in Beftand gejekt werden follen ; e8 find das bie tiefgelegenen Schlidböden, und nachdem die Yaub- bolzculturen Eoftfpieliger zu ftehen fommen als Nadelholzculturen, jo werden wir bei Auswahl des Standortes fehr penibel fein; wir werden die höher gelegenen mit einem Mifchbeftande von Akazien und Ulmen cultiviren, oder auch hier die Weymouthsliefer in Horfien einpflanzen und durch die Eultur des Bodenſchutz⸗ holzes am beften mit der Hainbude für Erhaltung der Bodenkraft vorforgen.

III. In diefe Kategorie gehören alle geringeren, nod tiefgründigen, humoſen Sandböbden, aber aud bie fterilen Standorte, auf welchen beiden eben die Kliefern- arten nachgezogen werben jollen ; id) glaube, daß da die Weymouthskiefer mit der Schwarzfiefer volllommen am Plage ijt.

Die Beruhigung haben wir, ob wir num zur Aufforftung diefer Böden was immer ffir eine der vorgefchlagenen Holzarten, ob rein oder in Beimengung mit einer anderen wählen, daß wir ein marftfähigere8 Product ernten werden, als e8 das der Weichholzauen ift, welches umfomehr mit den Hölzern anderer Hod- wälder concurriren fann, weil die Bringung in der Ebene ſich vereinfadht und weil die billigen Wafjerftraßen zum Transporte der gewonnenen Sortimente mit dienftbar gemacht werden können.

Es ift felbftverftändlih, daß bei diejer Ummandlung aud gleichzeitig der räumlichen Eintheilung, wie fie der zufünftige Hochwald erfordert, Rechnung ge- tragen wird, ohne dabei zu viel an Waldgrund zu verlieren, weil man fie auf die Dämme, den Fluß jelbft, auf Einrinnen ꝛc. bafiren fann, und durch fie eine volllommen genügende, zwedentiprehende Bemantlung der Beftände erzielt; man benügt hierzu auc die bereit8 beftehenden Schneußen, legt diefelben zweckmäßig um, wodurd gleichzeitig eine rationelle Hiebsfolge in den jo hergeftellten Wirth. ichaftsfiguren ficherjtellt werden fann. Diefem wichtigen Principe wird man felbjt Opfer durd frühzeitigen Abtrieb von Beftänden, die noch längere Zeit ausge: halten hätten, zu bringen nit ermangeln.

Diefe Ummwandlungen, wo fie nothwendig find, in Angriff zu nehmen, werden uns aber auch noch andere Momente bejtimmen.

Abgeſehen davon, daß es ficher ift, daf durch die Verlihtung der Beſtände der Waldbeftand gefährdet ift, weil der Boden aushagert und vermwildert, iſt es aud) von eminent öÖffentlihem Intereſſe, die Uferauen als Wälder, aber in anderer Betriebsart zu erhalten, und nicht in Aecker umzuwandeln, deren Aderfrume das erfte Hochwaſſer wegſchwemmt und den fchotterigen Untergrund bloßlegt, weil fie dann der Cultur verloren find.

Daß diefe Frage aber glüclich gelöft werde, und daß die Waldbefiger mit Luft und Liebe an diefes große Wert gehen, dazu mögen fi Wiſſenſchaft und Praris die Hände reihen, und ich bin überzeugt, daß der Erfolg dann das unter- nommene Werft auch frönen wird.

H. Bernfus landesgerichtl. Gütertarator.

April 1896.) Prügelmege. 161

| Prügelwege.

Es wird Mandem als ein gar arger Anadhronismus erjcheinen, wenn heute, in der Zeit der gewaltigften Kunftbauten auf dem Gebiete des Trans—⸗ portwejens mo ber Heine Menſch es fühnen Sinnes unternimmt, nicht nur die ehrwürdigften und mächtigften Gebirgsftöde zu durdbohren, fondern aud mittelft Drahtjeil-, Zahnrad: und nächftens vielleicht Luftradbahnen die jungfräu- lichften Bergesipigen zu erfteigen, wenn heute, jage ich, die Rede von Prügel- wegen fein fol!

Und dod läßt ſich auch bier der alte Sprud: „Eines fchict fi nicht für Alle” und „Jedes am feinem Orte” recht gut anwenden, und die alte forftliche „Nur nicht generaliſiren“ abermals ſinngemäß in Anwendung bringen.

Ohne mid in langathmige Auseinanderſetzungen der Vor- und Nachtheile, wie fie jedes einzelne Transportmittel, jei e8 nun eine Waldbahn mit Kocomotiven, Brüden, Tunnels, Drehſcheiben, Wafjerftationen, Zelegraphenleitungen u. dgl. oder die einfachſte Holzrieſe, der natürlihe Zriftbadh, aufweifen, einzulaffen, jeien den Prügelmegen im Nachſtehenden einige wenige Worte gewidmet.

Zur Anlage von Prügelwegen eignen fih nur Orte mit mehr ebener Terrain- bildung, fchwererem, bindigem, feuchtem Boden ohne viele Steine oder gar Felſen, alſo insbefondere auch moorige, fumpfige Stellen, in deren nächſter Nähe fih last not least au das nöthige Holzmateriale in reichlicher Menge vorfindet.

Die Herftellung ift die denkbar einfachſte. Die gewählte Wegitrede wird geebnet und hierbei von allen darin vorfommenden Steinen und Wurzeln gereinigt.

Unmittelbar darauf folgt das Legen der Prügel.

Hit der Boden fehr weich, fo empfiehlt es fi, erft Längsſchwellen, und jwar an jedem Mande eine, und in der Mitte eine zu verfenfen, und darauf erft die Querprügel zu legen.

Hit der Boden aber fefter und gleichförmiger, fo genügt es, wenn die Prügel unmittelbar gelegt, d. h. einer neben den anderen in die mit der Haue bearbeitete Bodenflähe eingebettet werden.

Für gewöhnlihe Verhältniffe genügt eine Breite der Fahrbahn, d. h. Länge der Prügel von 3m.

Hauptbedingungen für die nadträgliche Güte und Dauer des Prügelmeges iſt e8, wenn die ſelbſtverſtändlich möglichft feit und im einer Ebene verlegten Prügel mit einer wenigſtens handhohen Erdſchicht (nicht Schotter) ganz dicht und fejt bededt find.

Werden die Prügel ohne Anwendung von Längsſchwellen unmittelbar in den Boden gelegt, jo ift e8 leicht, die zur Bededung des eben gelegten Prügels nöthige Erde durd das Ausheben des Bettes für den nächſten Prügel zu ges winnen.

Es entfällt dann die Nothwendigkeit, an den Seiten des Weges Gräben zu ziehen, um mit deren Aushub die Fahrbahn zu bededen, wie ich überhaupt es für befjer halte, die Prügelmege ohne Seitengräben verlaufen zu laffen, da eine gewifje, ftetige Feuchte der Bahn deren Dauer entichieden erhöht.

Selbftverftändlich gibt es aud hiervon Ausnahmen, und wird e8 Orte geben, wo die Anlage von Gräben einer: oder beiderfeitS der Fahrbahn ſich als noth» wendig ermeilt.

Möglichſt zu vermeiden find fcharfe, furze Krümmungen, da fi bier die Prügel jchlecht legen laffen, und insbefondere bei Verfrachtung von Pangholz fehr leiht einzelne Prügel herausgefahren werben,

162 Billiges Vich- und theueres Wildfalz. (XXI. Jahrgang.

Eine entiprehende größere Länge der Prügel an ſolchen Orten jhügt nicht immer vor diefer unangenehmen Bejhädigung des Weges.

Die Koften betragen, je nach der leichteren oder ſchwereren Arbeit, d. h. je nadhdem die Trace viele oder wenige Stöde, Stämme, Unebenheiten zc. auf weilt und die Prügel fih unmittelbar neben der Wegjtrede befinden, oder erit zugeführt werden müſſen, 20 bis 40 Kreuzer für einen laufenden Meter ohne Holzwerth. Rehnet man im Durchſchnitt auf einen Yängsmeter einer 3m breiten Fahrbahn 10 Stüd je 3m langer, 10cm ſtarker Prügel, fo ergibt fih ein Be darf von rund 024 m’, der bei Anwendung von Längsjchwellen auf 0'26 m’ fteigt, für einen Yängsmeter.

Lege ich der Berechnung den hierortigen, erntefoftenfreien wirklichen Durd- fhnittserlög für einen Feſtmeter Brennholz, welder im Jahre 1892/93 fl. 1:79 betrug, zu Grunde, fo jtellen fi die Koften pro laufenden Meter auf 63 bis 83, beziehungsweife 66 bis 86 Kreuzer.

Aber felbft, wenn der erntefoftenfreie Durhjchnittserlds pro Kubikmeter Holz aller Sortimente, aljo inbegriffen die Klöger, das Stamm» und fonftige Nutzholz, welcher in demfelben Jahre fl. 2.53 betrug, in die Rechnung eingeführt wird, erhält man immer erjt 80 bis 100, beziehungsweife 86 bis 106 Kreuzer Koften pro Längsmeter.

Bei guter und fahgemäßer Ausführung am richtigen Orte ift der Prügel: weg jo glatt und eben, wie eine gute Straße und läßt oft nur ſchwer feine Eigenart erkennen; wenigftens 10 bis 15 Jahre bedarf derjelbe feiner wie immer gearteten Erhaltungsfoften und in günftigeren Lagen dient er auch noch nad zwanzig und mehr Jahren zur volliten Zufriedenheit.

Deswegen wiederhole ich zum Schluffe nohmals: „Jedes an feinem Orte!"

C. H.

Billiges Dieh- und theneres Wildfal;.

Nah lange und ftarr geleiftetem Widerjtande hat die Negierung dem durd Jahre beharrlich fortgejegten Drängen der öſterreichiſchen Agrarier nachgegeben und haben die Beſtimmungen über den Bezug von preisermäßigtem Viehſalz ſchon im Vorjahre Geſetzeskraft erlangt. Wie vorauszuſehen war, hat man dabei den fiscaliſchen Standpunkt zähe feſtgehalten und iſt die Abgabe derartigen Salzes an jo complicirte Bejtellungs-, Verrechnungs- und Controlbeſtimmungen gebunden, daß es gewiß die meiften Gemeinden und alle kleineren „autonomen oder land» wirthſchaftlichen Corporationen“ ſchon nad einem erften Verfuche gründlichſt unter- lafjen hätten, fih mit der ohme eigene Advocaturslanzlei kaum auszunügenden Bonification weiter zu befafjen. Nactragsverordnungen haben an der Sadıe Einiges gebeffert und können nad einer neuejten Verordnung des k. k. Finanz minifteriums vom Jahre 1895 ab fänmtlihe Gemeinden die an preisermäßigtem Viehſalze auf ihre Landwirthe entfallende Yahresmenge zu einem beliebigen Zeit: punkte zwifhen 1. Jänner und 15. December eines jeden Jahres beftellen und bleibt die Wahl des hierzu entiprechenditen Zeitpunftes ganz den Gemeinde: vorftänden überlaffen. Da es aber weiter einer großen Zahl von Landwirthen ſehr ſchwer fällt, das Viehſalz auf einmal und für ein ganzes Jahr zu betellen und den dafür entfallenden Kaufpreis im vorhinein zu bejhaffen und zu erlegen, fo wird ferner die Errihtung von „Viehſalzdepots“ durd autonome oder land» wirthſchaftliche Gorporationen geftattet. Auch unterliegt es feinem Anftande, daß diefe Eorporationen unter Aufrehthaltung ihrer Haftung für die Einhaltung

April 1895.) Bilfiges Bich- und theueres Wildſalz. 163

der vorgeichriebenen Bedingungen die Errichtung und Fortführung der betreffenden Biehjalzdepots dritten Berfonen, insbejondere auh Handeltreibenden, überlaffen.

Die Errichtung folder Viehſalzdepots wird den Landwirthen den Vortheil bieten, daß fie das Viehſalz „bis zu der auf jeden Einzelnen entfallenden Jahres» menge” in jedem Depot und zu jeder Zeit in ganz beliebigen Theilmengen ſich beihaffen können. Auch ift zu erwarten, daß das Viehſalz in den Depots, da dasjelbe nunmehr mit den geringjten Transportfpefen bejhafft werden fann, zu den thunlichſt billigften Preifen den Landwirthen abgegeben werden wird. In Anbetradht aller diejer VBortheile fann es immerhin möglich fein, daß fi die land- wirthſchaftlichen Korporationen Vereine, Cafino, Genoſſenſchaften u. j. w. der in ihre Hand gelegten Organifirung eines ganzen Netzes von k. k. con— ceffionirten Vichjalzdepots über das ganze Neich annehmen, wobei denjelben von Seite der Finanzbehörden die thatkräftigfte Unterftügung zugefichert wird,

Erſt durch dieſe ergänzenden und den BViehjalzbezug einigermaßen erleich- ternden Beftimmungen hat die Vichfalzabgabe ein wenig an Actualität gewonnen und muß man es nunmehr bedauern, daß bei Berathung des einſchlägigen Gejeges das Schlagwort „Wildſalz“ nit im die Debatte geworfen wurde, denn bei dem faft rein fiscalifc behandelten Stande der Angelegenheit ift e8 wohl ziemlich zweifellos, dak eine Verwendung des preisermäßigten Vichjalzes als Wildfalz ſchwere fiscalifhe Gefällsftrafen nad fi ziehen würde.

Dean wird im erjten Augenblicke die Auslagen für Wildjalz in Oeſterreich nicht jehr hoch veranjchlagen und hieran gerne den weiteren Schluß knüpfen, daß die immerhin der wohlhabenden Claffe angehörenden Yagdbefiger die Auslage für Wildjalz leicht bejtreiten fünnen. Solchem Einwurfe gegenüber bemerfen wir, dag wir, ſoweit wir Defterreih durhwanderten und an Hunderten von „Leden“ und „Sulzen” Koftproben abhickten, ausnahmslos zu conftatiren in der Lage waren, daß mit dem Salze, bei dem allerdings fehr ins Jagdbudget fallenden Preife desjelben in meift ganz zwedwidriger Weile geſpart wird, und dies felbft in Wildbahnen, die hohen und höchſten Herren zu eigen find. Der Salzverbraud an Lecken wenn fie find, wie fie fein follen ift aud ein ganz enormer und nicht jo fehr durd den Conſum des Wildes, als durd das Auslaugen der Leckſtellen durd die atmojphäriihen Niederichläge. Wo immer e8 angeht, follte man die Yeden jo fituiren, daß fie von oben her durch die Flugdächer der Futter: taufen, durch Schirmtannen vor Regen und Schnee gejhügt find und die ihnen jo nothwendige beftändige Feuchtigkeit aus dem Untergrunde auffangen dod) ohne die Gefahr, etwa bei anhaltenden Nicderichlägen von untenher ausgelaugt zu werden.

Es ift nun eine erfahrungsgemäße Thatfahe und ſehr oft vorfommende Erſcheinung, daß von zwei wenige hundert Schritte von einander liegenden Salz- leden die eine vom Wilde unendlich ſtark hergenommen, die andere aber nicht, oder doch nur wenig befucht wird. Ein Nudel Hochwild kann eine Yede, wenn es den Lehmbrei in der ihm zujagenden Eonfijtenz findet, in einer Nacht derartig hernehmen, dag das jofortige Aufrichten derfelben fehr angezeigt wäre, wohl aber nidyt immer geihieht. Welher Werth den in verjdiedenen Büchern vorlommenden Angaben über den Salzverbraud „pro Stück Wild und Jahr“ beizumefjen ift, dafür mag der Beweis den Tüftlern folder Ziffern überlaffen bleiben. Thatſache ift es, daß meift mur ein Procentjag des gebotenen Salzes in die Waidjäde des Wildes gelangt, der größere Theil aber in den alles verſchlingenden Erdboden abgeſchwemmt wird und der hegende Waidmann niemals die Nugung des letzten Grammes Salz abwarten, jondern jede zerarbeitete oder ausgeſchlagene Yede wieder möglichft taſch herſtellen wird.

Der hiefür nöthige Salzbedarf iſt wahrhaftig fein geringer, und kann für die gewöhnliche, etwa einen Quadratmeter im Geviert haltende Yede mit etwa

Gentralblatt f. d. geſ. Forſiweſen 12

164 Billiges Bieh- und theueres Wildjalz. (XXI. Jahrgang.

25 Kilogramm veranfchlagt werden, was bei dem dermaligen Breije von fl. 10.50 bis fl. 12 für je 100 Kilogramm Sud» oder Mahljalz eine Auslage von fl. 2.62 bis fl. 3 bedingt. Rechnet man die Auslagen für Zransport bes Sales und Lehmes und die zum Schlagen der Lede verwendete Arbeitskraft Hinzu, jo ergibt fi, daß eine gewöhnliche Wildlecke ganz abgejehen von den einer jolhen fonft nocd gerne beigemengten Ingredienzien für einen geringeren Betrag als für 5 fl. micht leicht herzuftellen ift. Und es kommt hierbei noch in Betracht, daß jede im Frühjahr aufgerichtete Lecke einer mindeſtens noch ein- maligen Herrihtung mit beiläufig dem halben Salzquantum im Herbft bedarf, wenn fie eben ihrem Zwede zu den für das Wild widtigften Zeiten des Haar- wechſels entſprechen ſoll.

Wie viele Reviere haben wir aber nicht in Oeſterreich, welche 20, 30 und mehr Salzleden haben oder doc haben follten und deren wohlbilanzirte Jagd⸗ rehnungen dort knauſern, wo e8 eben angeht, jedenfalls aud beim Salze. Die Heineren @igenjagbbefiger und Jagdpächter thun in diefer Hinficht natürlich aud nur fo viel, als der liebe Schein unumgänglid verlangt und werden aus rein ideellen Abfihten nur jelten tiefer in die Taſche greifen.

Die jeither glücklich erreihte Möglichkeit des Bezuges von Viehſalz zu er- mäßigtem Preife könnte hieran mandes beffern, wenn nämlid die Verwendung ſolchen Salzes für Zwecke des Wildes ausdrüdlichigeftattet würde und fi Niemand dem Nifico auszufegen braudte, wegen Verwendung ſolchen Salzes in der Wild- bahn als Gefällsübertreter gebrandmarkt und geftraft zu werden. Unjeres Wifjens joll das Viehſalz von den Ealinen zu dem Preife von 5 fl. pro 100 Kilogramm abgegeben werden und würde fi mit allen Zransportipejen jonad gewiß nidt halb fo hoch im Preife ftellen, als es heute von den Yagdbefigern gelauft werden muß. NRehnungsmäßig würde dies nahezu eine Verdoppelung oder doppelt jo gute Dotirung der Wildleden ermögliden, und könnte der billigere Salzpreis und vor allem ber Vorrath desjelben im landwirthſchaftlichen Betriebe manden ver- leiten, an die Anlage und Inſtandhaltung von Salzleden zu denfen, der dieſen Hegebehelf bis heute gänzlich ignorirte.

Hält man einerjeit8 vor Augen, daß ber wohlthätige Einfluß des Salz. genuffes auf den Organismus der Wiederfäuer erwiefen ift, daß derjelbe bie Freßluſt anregt, die Verdauung befördert, den ganzen Stoffwechſel begünjtigt und das Thier jomit gefünder, Eräftiger und wiberftandsfähiger madt, jo darf derjelbe auch beim Wilde, das vielfältigen Verfiherungen nah einen wichtigen volfswirthihaftlien Factor bildet, gewiß nicht überjehen werden und ift ein Zugeftändnig in Bezug auf den Salzbezug aud für den Bedarf der Wildhege am Plage. Ohne hierüber aufgeklärt zu fein, muß ja vorläufig angenommen werden, daß eine allfällige Denaturirung des in den Handel gegebenen Viehjalzes die Verwendung desfelben für die Hege nicht weiter beeinflußt, weil das Wild fih jehr wahrjcheinlid in derjelben Geſchmacksrichtung hält, wie unſere Hausthiere, und deſſen höhere Empfindlichkeit der Gejhmadsnerven durch die innige Ver— mengung des Salzes mit dem Lehm wettgemadt werden dürfte.

Zur Prüfung der Verwendbarkeit des „Viehſalzes“ für die Zwecke der Wildhege angeregt, und wenn fich ſolche herausftellen follte, auf zu unternehmende Schritte bei den dafür competenten k. k. Finanzbehörden hingewiefen zu haben, ift der Zweck dieſer Zeilen. W. R.

April 1895.] \ fiterarifhe Berichte. 165

Literariſche Verxichte.

Die Forſteinrichtung im Nieder: und Hochwaldbetriebe. Von A. Puton. Nah der dritten franzöfifhen Auflage bearbeitet von Ernft Lieben» einer, Premier-Lieutenant im Reitenden Feldjägercorps, königl. preuß. Forft- afjeffor. Mit Tertabbildungen. Berlin 1894. Verlag von Paul Parey. (Bu be- ziehen von Wilhelm Frick in Wien, Graben 27.) Preis fl. 2.17.

In dem dem U. PButon’shen Werke von dem Ueberſetzer und Bearbeiter desjelben vorgeftellten Motto und Vorwort ift eigentlich eine fo treffende Charafte- riftit des Ganzen enthalten, daß wir es uns nicht verfagen können, die bezeich- nendften Stellen derjelben hier kurz anzuführen.

Das Motto lautet:

Und frifche Nahrung, neues Blut Saug' id aus freier Welt! Goethe.

Im Vorwort heißt e8:

Herr Buton antwortet darin (in feinem Werke: „L’Amenagement des Foröts” u. ſ. w.)... auf die ihm von Waldbefigern geftellte Frage: „Was ift denn eigentlih Forſteinrichtung?“

Er zeigt das Verhältnig zwiihen Land- und Forſtwirthſchaft, die Gefahren, welche eine Uebertragung von privatwirthſchaftlichen Grundjägen auf die Ver— = großer Forſten einfchließt, die Rolle der Forſten im Haushalte des

taates.

Der rein forftlihe Theil gewinnt um fo größeres Intereſſe, als in ihm nicht nur die Anfichten eines bedeutenden Forftmannes, fondern aud die Regeln vorgetragen find, denen die Forſtverwaltung Frankreichs folgt!

Der deutſche Lejer, der an die gründliche fpeculativ-wiffenfhaftlihe Be— handlung der forjtlihen Theorien in den heimifchen Lehrbüchern gewöhnt ift, der fich ein Werk über Forfteinrihtung nicht gut anders denken kann, als reihlic verjehen mit dem jubtilften Unterfuhungen über alle möglichen Arten des Zuwachſes, der Beitimmungen des Normalvorrathes, Aufzählungen von mehr weniger zahl« reihen, mit großem Aufwande von Scharffinn ausgeflügelten Einrichtungs— methoden, Formeln, Näherungswerthen u. dgl, wird verblüfft fein, beim Durd)- leſen dieſes Werkes von alledem wenig oder gar nichts zu finden.

Wie kurz und einfach werden Fragen, über welche jhon ganze Bibliothelen gejchrieben wurden, abgethan.

an höre:

„Das Feld gibt alljährlid) Erträge, der Wald ijt aber von Natur ein un- beweglihes Gut mit ausfegenden Erträgen. Allein man gelangt dahin, diefe Eigenheit des Waldes abzuändern und aus ihm ein unbemweglides Gut mit Fahreserträgen zu machen, indem man den Wald nur mit einem Holzvorrathe von 1 bis 20 Jahren auszuftatten braudt, wenn man jedes Jahr den Ertrag in 20jährigem Holze beziehen will. Dieje Veränderung in dem Weſen des Gutes, jolh eine Wirthihaftsanordnung, welche das Ziel hat, die naturgemäß aus- jegenden Erträge jedes Jahr zu Markte zu bringen, heißt Einrichtung oder Ertragsregelung.“

Das Fehlen großer Privat: und Fideicommißwaldungen in Frankreich, ſowie die weitgehende Grundtheilung veranlaßten Herrn Puton zu recht wehmüthigen Betrachtungen.

Mit welch geringſtem Aufwande von Gelehrſamkeit und doch wie leicht verſtändlich wird die Rentabilität des Nieder- und Hochwaldes einander gegen»

12*

166 Literarifhe Beridte, [XXI. Fahrgang.

übergeftelt, welche ungejhminften, allerdings in erfter Reihe franzöfiihe Ber- hältnifje berüdfichtigenden Schlüffe werden hierbei gezogen, wobei bie jekigen gejellfhaftlihen und Staatseinrihtungen nit ohme ſcharfe, wenn aud feine Seitenhiebe davonkommen.

Die Forfteinrihtung wird dann als ein Werk bezeichnet, welches dad dem Wohle des Waldeigenthümers am meiften entſprechende Betriebscapital feftftellt, und die Art und Menge, Reihenfolge und Begrenzung der Hauungen jo ordnet, daß fie die jährliche Holzerzeugung umfafjen, das Stammcapital aber unverjehrt laſſen.

' Der gefammte Inhalt der ganzen TForjteinrihtung wird auf ein ſehr ein- fahes Problem zurüdgeführt: fol ein Wald 3. B. bei 120 Jahren gemugt werden, jo ift der Jahreseinſchlag glei der jährliden Mafjenmehrung, d. h. gleih dem Jahreszuwachs an einem dur eine Altersftufenfolge von bis 120jährigen Beftänden gebildeten Holzvorrathe.

Aber nahdem man, nah der Anficht des franzöfiihen Forftmannes, das Geſetz des Holzwuchſes, welches allein die Löſung der obigen Frage ermöglichte, noch nicht fennt und die mehr oder weniger verwidelten, auf mehr oder weniger unfiheren Annahmen über die Wahsthumsgejege begründeten Verfahren, unter welhen aud das von Hartig genannt wird, nicht die gewünſchten Ergebniffe lieferten, hat man nicht den Jahreszuwachs des Wirthichaftscapitales (Normal- vorrath), ſondern legteres felbft zu beftimmen geſucht, oder vielmehr einen Rahmen, eine Regelung gefucht, bei welcher man ſicher wäre, durch die Betriebs- beftimmungen das Betriebscapital nit zu verlegen.

Diefer Rahmen wird im Niederwalde, gefunden in der einfahen Flächen— theilung, beim Hochwalde in Bildung größerer Waldtheile (Periodenflähen) und fi hierbei auf das alte Eotta’fche Fachwerk berufen. Beim Mittelmalde, welchen U. Buton ſehr bezeihnend „Niederwald unter Hochwald“ nennt, wird ber Niederwald nad) dem dort gelehrten Grundfage der Flächentheilung eingerichtet. Für das Oberholz wird ein eigener Plan entworfen, welder die Zahl der in jeder Stammclaffe (Yaßreifer, Oberftänder, angehende Bäume und Hauptbäume) zu belafjfenden, beziehungsweije zu nugenden Stämme enthält.

Im dritten Theile, der Einrihtung der Wälder mit großem Stammcapital, Hohmaldungen, fällt vor Allem auf, daß der Kahlſchlagbetrieb überhaupt nicht in Erwägung gezogen, fondern ausdrüdlih gejagt wird: Die Hauptaufgabe der Hochwaldwirthſchaft ift, den Wald natürlich zu verjüngen, d. 5. aus dem Samen der Bäume. E8 werden daher wohl „Bejamungsichläge” „Nadhiebe" und „Ver— jüngungsſchläge“, niemals aber ein Kahlſchlag angeführt. Mit lapidarer Kürze heißt es unter Anderem: Die Holzerzeugung fteht im Verhältniß zur Blatt: entwidelung. Weiter nichts.

Der Lefer muß fi mit der Verfiherung begnügen, daß dieſer Grundjak phyfiologiih auch theoretifch erwieſen it.

Wo, von wem, und in welhen Maße, darüber erfährt er allerdings nichts.

Auch der Lichtungszuwachs wird geftreift, indem gejagt wird, dak bei Ab- wägung der Bor- und Nadtheile eines kürzeren oder längeren Verjüngungs- zeitraumes man nicht vergefjen follte, daß die auf dem Stode belafjenen Bäume gewöhnlich den Verluft an Zeit durd ihren Zuwachs wieder einbringen.

Die Eintheilung der einzelnen Beftände nad Bonitäten wird wohl als möglich zugegeben; in gewohnter Slürze aber heißt e8: „Das ift aber Sadıe ber Praris und der Schätung und läßt ſich weder durch Eoöfficienten noch genaues Verfahren bemeſſen.“

Bei der Beftimmung des jährlihen Abnugungsjages wird die in der lau— fenden „Affectation“ (Periode) vorhandene Holzmaſſe durch die Anzahl ber Periodenjahre dividirt und dadurd der jährlihe Einſchlag beftimmt. Es entgeht

April 1895.] Literariſche Berichte.

167 dem Herrn Verfaſſer nicht, daß man berechtigt wäre, der gegenwärtigen Holzmaffe noch den Zuwachs während der halben Periode hinzuzufügen.

„Da aber diefer Zuwachs fih ſtets recht ſchwer bejtimmen läßt“, begnügt man ji für gewöhnlich bei der Beitimmung des Yahreseinjhlaged mit dem zwanzigften Theile der Mafje (Periode zu 20 Jahren), die man zur Zeit der Schätzung vorfand.

Diefer vernadläffigte Zuwachs ſoll zur Bildung einer tehniihen Reſerve zum Schuge gegen Mafjenmindererträge aus Schätzungs- und Rechnungsfehlern dienen.

Außerdem aber wird auf die Bildung von Referven, entweder durch un- mittelbare Ausjheidung einer „Ede Waldes“ oder befjer durd Einjparungen bei dem jährlihen Einjhlage großes Gewicht gelegt. Sehr richtig wird hervor» gehoben, daß dieje Einjparungen keinesfalls an Durdforftungen, welde vor allem einen waldpfleglihen Zwed haben, jondern nur an der Hauptnugung vor» genommen werden dürfen.

Es fommen noch zur Beiprehung Hohmwaldungen, deren Wirthihaftsvorrath überreichlich ift, Hohmwaldungen, deren Wirthidaftscapital nicht genügend begründet ift, Ummandlungen von Wiederwald in Hochwald, Ummandlungen regelrechter Mittelwaldungen, Ummandlungen von unregelmäßigen Mittelmäldern.

So verlodend es wäre, au hier dem geiftreihen Berfaffer Schritt für Schritt zu folgen, müffen wir uns doch begnügen, einige feiner Worte hier an- zuführen:

„So viele verſchiedene Verhältniffe ſich vorfinden, jo verſchiedenartige, zum Ziele führende Einrihtungsverfahren gibt es.“ .........

„Im Allgemeinen find aber ſolche Einrichtungen ſchwierig, und Der— jenige, welcher mit ihnen betraut wird, muß neben klarem Urtheile und gehörigem Wiſſen große Gewandtheit und reihe Erfahrung aus dem Walde beſitzen!“

Nicht verfagen können wir e8 uns, mit einigen Worten noch den Abjchnitt: „sm Plenterbetriebe bewirthichaftete Hochwälder“ zu begleiten.

Bor Allem wird feftgeftellt und jpäter aud zu begründen verſucht, „daß der Abnugungsjag diefer Wälder nad der ge der Stämme feftgejtellt wird, und daß ihre Bejtände eine ungeorbnete Miſchung von Hölzern aller Alters» claffen und Stärken aufweijen.“

Die Beftimmung des Wirthihaftscapitales (Normalvorrathes) wird für un— möglich erfärt, und gejagt, daß zur Beitimmung des Abnugungsjages für einen Plenterwald noch feine Regel gefunden wurde, und auch wahrjcheinlich fein befjeres Verfahren gefunden werden wird, al8 das von den alten Forjtleuten erjonnene, nämlid, daß der Abnugungsjag für folhe Wälder nit in Mafje, aud nicht in Flächen, fondern in einer Anzahl Baumftämmen auszudrüden ift, und zwar auf dreierlei Art:

1. Nah dem Durdmeffer.

ft das Ziel der Wirthfhaft, Bäume von 06m Durchmeſſer zu erziehen, jo find jedes Jahr alle Bäume mit 06m auf dem zum Hiebe bejtimmten Stüde (Blod) zu fällen.

2. Nah der Stammzahl.

Weiß man, daß eine Tanne, um 0°6.= flart zu werden, 150 Jahre alt werden muß und 52 m: Bodenflähe befhirmt, jo wird die Anzahl der jährlich zu

fällenden Bäume (X) nah folgender Formel beftimmt: X 150 X 52 oder 10.000

für 1 ae: 773777 Be

1°3.

168 Literariſche Berichte. [XXI. Jahrgang.

Iſt der Wald 1004 groß, lommen jährlich 130 Bäume ohne weitere Stärkeangabe als Abgabejag in Vorfhreibung, in der Vorausfegung, daß der Befiger hie und da die ftärfften Bäume beziehen wird.

3. Nah Durdmefjer und Stammzahl.

Durch Bufammenfafjung der beiden vorhergehenden Verfahren würde die Vorſchrift lauten, daß jedes Jahr Bäume von 06m Durchmeſſer gefällt werden, aber nicht mehr als 130 jährlid.

Erwähnenswerth ift noch das Urtheil, weldes A. Buton über die Plenter- wirthſchaft fällt.

Er jagt: „Geregelt und mit Schonung betrieben, leiftet die Plenterwirth- haft nicht zu unterfchägende Dienfte, ohne Weberlegung und Maß betrieben, ſchafft fie ſcheußliche Wälder; fie ift dann feine verftändige Wirthſchaft mehr.“

Nah einem Abfchnitte, welcher über die Beftimmung vom „Nießbrauch“ eines Waldes, d. h. von den Mitteln handelt, zu beftimmen, ob der Nutnießer das einem beftimmten Zwede dienende Wirthichaftscapital angegriffen bat oder nicht (Bes ftimmung des nadhhaltigen Abgabefages, in erfter Meihe für eine Periode, Revifion und neuerliche Beitimmung des Abgabejages), gibt uns der Berfafler die Schilderung der Verwaltung eines großen Waldbefites.

Bei den deutſchen Lefern dürfte dieſelbe ebenfalls vielfahes Erftaunen hervorrufen.

Die Größe der befchriebenen, in Turemburg, der Schweiz und Frankreich liegenden Waltungen beläuft fi über 30.000 ra. Das Verwaltungsperfonal befteht aus einem Oberforftmeifter und einigen reifenden Inſpectionsbeamten.

Die Stelle der Förfter verjehen Yorftarbeiter, die unter der Führung eines Holzhauermeifters ftehen, der gleichfalls mitarbeitet. Sie werden aufs Yahr angenommen und mit 3 bis 4 Frank täglich bezahlt.

Wir find am Schluſſe.

Wenn wir au nicht einem bahnbrehenden Werke gegenüberftehen und faum glauben, daß dasſelbe auf unjere forftlihen Berhältniffe jo ohneweiters angewendet werden kann, dagegen bei Bielen ein verwundertes Kopfichütteln erregen wird, jo können wir uns doc nicht verhehlen, daß in dem Kleinen Büch⸗ lein eine Fülle geiftreiher Gedanken ſteckt und mande unferer tieffinnigiten forft« lihen Probleme mit einem Freimuthe und einer Unerjhrodenheit beſprochen und beurtheilt werden, die, heute eine jo feltene Erſcheinung, zum allferwenigften das rege Intereſſe des Leſers erweden und feithalten, mögen fie audh den uns geläufigen, weil angelernten Anſichten wenig oder gar nicht entſprechen.

Es war jedenfalls ein verdienftvolles8 Unternehmen, einem größeren reife von DBerufsgenofjen einen gewiſſen Einblid in die franzöſiſche Forftwirthichaft durch die Bearbeitung der A. Puton'ſchen Forfteinrihtung ermöglicht zu haben.

Aber, man muß das Werfchen ſelbſt lefen; jede Zeile ift anregend, wenn au, oder vielleicht befjer gejagt, weil vollftändig verfdieden von dem, was wir gewohnt find, in einem unferer Werke über Forfteinrihtung zu ſuchen und zu finden, wie 3. DB. der ganz eigenartige Verſuch, den wirfliden Vorrath eines Waldes, ſowie dejjen Verhältnig zum Wirthſchaftscapital (Normalvorrath) auf zeihnendem Wege zur Darftellung zu bringen = 28).

Und damit fei das Bud allen Jenen beftens empfohlen, welche ein Ver— langen darnad empfinden, aud einmal einen Blid in fremde forftlihe Verhält- niffe zu thun; viel des Guten und Anregenden finden fie aud) da, wie das eingangs erwähnte Motto bejagt:

Und frifche Nahrung, neues Blut Saug' ic aus freier Welt!

Horftmeifter Hawranel.

April 1895.] fiterarifhe Berichte. 169

Der Wald, feine VBerjüngung, Pflege und Benutung. Bearbeitet für das Schweizervolf von E. Landolt, Oberforftmeifter und Profeffor. Heraus: gegeben vom Schweizeriihen Yorftverein. Mit Abbildungen in Holzjchnitt. Vierte durchgejehene und verbejjerte Auflage. Zürich 1895. Schultheß. (Zu beziehen von ber k. u. E. Hofbuhhandlung W. Frid, Wien, Graben 27.) Preis fl. 1.86.

Ein Bud, welches in vierter Auflage vor uns liegt, das in Tauſenden von Eremplaren ſeit 30 Jahren bereits feine vortrefflihen Dienfte dem Walde feiftet, bedarf weder neuer Anpreifungen in der forftlihen Preſſe nod eingehender ftoffliher Beſprechung.

Landolt’3 „Wald“, für das Schweizervolf gefchrieben, ift auch außerhalb der Eidgenoffenihaft ein wohlbefanntes Bud; ſchlicht und fachlich behandelt es die Elemente der Waldwirthfchaft in einer Form, bie man vollends populär nennen darf. Der Segen, welden das Büchlein im Laufe der Yahrzehnte in den eidgendffischen Waldungen geftiftet, ift ein großer und es wäre erwünſcht, wenn es auch außerhalb der Schweiz, befonders dort, wo burd ausgedehnten Gemeinde- und Heinen Privatbefig der Bauern der Wald in feiner Subjtanz nit immer fo ganz ohne Anfehtung bafteht, Verbreitung und Beherzigung fände.

Die Dispofition des Buches ift bis zum legten Eapitel die gleiche geblieben, wie fie uns von ben früheren Auflagen ber befannt ift. Der Autor beginnt mit jenen Abjchnitten, welche den Stoff von allgemeinen Gefihtspunften, auch jenen der Wohlfahrtswirfungen des Waldes, behandeln, um fodann in die Details ein- zugehen.

In kurzen Umriffen wird bie volfSwirthichaftlihe Bedeutung der Wälder befproden, ſodann zur Forftbotanit übergangen, zwei Capitel find dem FForft« ihuge gewidmet, ein weiteres der näheren Umjchreibung der Betriebsarten; der Waldbau behandelt die Verjüngung der Wälder, die Ummwandlungen und bie Pflege der Beftände. Den Beſchluß bildet je ein Eapitel über die Holzernte und über die Nebennutungen.

Landolt hat ſich bemüht, im alten Rahmen die nothwendig fcheinenden Berihtigungen und Berbefferungen anzubringen, ohne den Stoff irgendwie umfangreiher zu geftalten. Die Neuauflage des Buches ift gewiß einem vor— bandenen Bebürfniffe entjprungen, welches in ber bekannten Vorzüglichkeit des Buches feine innere Berechtigung findet. j

Die Unfallverhütung in der Land: und Forſtwirthſchaft. Bon F. 2. Wirfhinger. Münden 1894. J. Schweitzer's Verlag (of. Eich» bichler). (Zu beziehen durd die k. u. f. Hofbuhhandlung W. Frid, Wien, I. Gra- ben 27.) Preis fl. 1.55.

Der Berfaffer, königl. bayerijcher Bezirfsamtmann a. D., beihäftigt fi mit der Unfallverhütung auf land» und forftwirthichaftlihem Gebiete auf Grund der Berhandlungen des deutſchen Reichsſstages in den Jahren 1885 und 1886 und ber hierbei zujtande gekommenen Gefeggebung. Bei der erjten Leſung des Gejegentwurfes über die Ausdehnung der Unfallverfiherung auf die land: und forftwirthichaftlichen Arbeiter wurde angenommen, daß bei der Land- und Forſt— wirthſchaft Vorfchriften über Maßregeln zur Unfallverhütung ohne Bedeutung ſeien und erft in der zweiten Leſung wurde den Berufsgenoffenihaften die Befugniß zugefproden, auch auf diefem Gebiete VBorfchriften zur Unfallverhütung zu erlaffen; doch ift diefe Befugniß weſentlich dadurd eingejchränft, daß die Berufsgenofjen- ihaften nur für ihre Mitglieder (Unternehmer und Wrbeitgeber) verbindliche Unfallverhütungs » Vorfchriften aufftellen können, dergleihen Vorſchriften für die Arbeitnehmer aber ausgeſchloſſen erjcheinen.

Die Nothwendigkeit diefer Vorjchriften beweift der Verfaſſer an der Hand der Ziffern der vom Reichsverſicherungsamte veröffentlichten Statiftit der land- und forftwirthidaftliden Unfälle des Jahres 1891, die er mit der gewerblichen

170 Piterariihe Berichte. IXXT. Jahrgang.

(industriellen) Unfallftatijtit aus tem Jahre 1887 vergleiht. Demnach find in Deutſchland berufsgenoſſenſchaftlich Werficherte der Yand- und Koritwirthicaft 12,528.001 bei 4,776.520 verfiherungspflidtigen Betrieben, hingegen beim Gewerbe (Induſtrie) 3,861.560 berufsgenofjenihaftlid Verſicherte bei 319.453 verjiherungspflichtigen Betrieben. Bon je 1000 Berfidherten wurden bei der Zand- und Forſtwirthſchaft 159 (05 18 tödtlich) verlegt, beim Gewerbe (Induſtrie) 414 (0:77 töbtlih), wonach ſich die Gefährlichkeit des land» und forſtwirthſchaftlichen Betriebes zu jenem der Induſtrie wie 3:4 verhält. Nebjtdem conftatirt unter Anderem der Berfaffer, daß im Jahre 1891 feitens der land- und forftwirth- ihaftlihen Berufsgenofjenihaften und Ausführungsbehörden 3,590.458 Mark Entihädigung an Verletzte und entihädigungsberechtigte Hinterbliebene Getödteter bezahlt wurden. Auf Grund diefer Ziffern plaidirt der Verfaffer für eine nad- drüdlichere Unfallverhütung auf Grund der bejtehenden Gejege und gibt im zweiten Theile feines Wertes auf 165 Seiten eine betaillirte Darjtellung der bei den land» und forjtwirthigaftlihen Betrieben anzuwendenden Vorfihtsmaßregeln.

Hierbei find die jeitens verfchiedener Berufsgenoffenshaften bisher erflofjenen einschlägigen Unfallverhütungevorfariften auf das fleigigfte benützt. Allerdings bejhäftigt fi der Haupttheil des Werkes mit der Yandwirthichaft, dem Forſtweſen find nur 23 Seiten gewidmet und umfaffen den Sägebetrieb (jpeciell die Kreisfägen), die Arbeitın im Walde (namentlich die Holzfällung), die Berhaltungsmaßregeln für den Fuhrwerfsbetrieb und das Yadegeihäft (inclufive Bringung auf Erdriejen, Schlitten, Waldeifenbahnen). Dean jieht, daß der forjtlihe Theil etwas mager ausgefallen ift. Abgejchen von manden Flüchtigfeiten (jo 3. B. ift beim Sclitteln die Anwendung der in Baiern ufuellen Sperrtagen überjehen) erſcheinen einige wichtige Kapitel der Forftwirthichaft, welche zu vielerlei Unfällen Anlaß geben lönnen, gänzlid außeracht gelaffen, wie z. B. der Trift- und Köhlereibetrieb, deſſen Einbeziehung doch nothwendig gewejen wäre. Im Uebrigen bieten die aufgeführten Gapitel, wenn auch nichts Neues, jo doch mandes ſehr Beadhtenswerthe und ift daher das Buch jedem praftiihen Yand- und TForjtwirthe zu empfchlen. Ein reichhaltiges, gutgearbeitetes alphabetiſch angeordnetes Materien-Regiſter geftattet, das für jeden Fall Nothwendige rajch aufzufinden. 8.

Jahrbuch des Schleſiſchen Forſtvereines für 1893. Heraus— gegeben von Schirmacher, königl. preuß. Oberforſtmeiſter ꝛc. Breslau 1894. E. Morgenſtern. (Zu beziehen von Wilhelm Frick in Wien, Graben 27.) Preis fl. 2.79.

Den erjten Theil diefes in der Forftwelt gut befannten Jahrbuches nehmen die Verhandlungen der 51. Generalverfammlung des Preußiſch-ſchleſiſchen Forit- vereines ein, welde vom 3. bis 5. Yuli 1893 in Beuthen abgehalten wurde.

Zu dem erjten ftändigen Thema erwähnte Forſtmeiſter Auff'm Ordt, daß in Oberjchlefien, wo die Nugholzausbeute in einzelnen Schlägen infolge der Grubenholzerzeugung bis zu 93 Procent fteigt, das Aushauen von Eijenbahn- ihwellen nicht rentabel ijt. Vicepräfident, Rammerdirector v. Gehren, beſprach die vom erzherzogl. Forjtrathe Strzemcha erfundene Maſchine zur Beitäubung der Baumfronen mit Kalkhydrat, um dadurd die Blätter wie Nadeln für Raupen ungenießbar zu maden und fomit zur Bertilgung der letzteren wefentlich bei- zutragen.

Eine jehr lebhafte Debatte entſpann fi über das Thema: „Unter weldhen Berhältnifjen ift im Bereinsgebiete die fchr in Mifahtung gelommene Pflanzung von Eihenheijtern noch zuläffig und vortheilhaft?" weldes Forftmeijter Spangenberg cinleitete, Derfelbe beſprach zumeift die Urſachen des Zurüdgeheng diefer Pflanzmethode, al8 welche er zu geringe Bodenqualitäten, zu große Grundfeuchtigkeit, unzweckmäßige Einjprengung in Nadelholz, ſchlechte Wahl der Species und Fehler beim Pflanzen ſelbſt bezeihnete. Die Heilterpflanzung wird

April 1895.] Fiterarifhe Berichte. 171

dagegen beim Hochwaldbetriebe an geeigneten Stellen, im Mittel- und Niederwalde zur Auspflanzung von Lüden, in Oertlichkeiten, welche dem Froſte jehr ausgejegt find, ferner an Wegen, Allen ꝛc. mit Vortheil angewendet werden können. Als Euriofum ſei hier angeführt, daß dem Meferenten ein Mevier befannt geworden, wo die Koften der Eichelfaat (mit theilweifer Pflanzung und Einfriedung) ſich auf 600 Mark pro Hektar (!!!) beliefen. Im Ganzen ging der Tenor der Debatte dahin, daß die Zeiten vorüber find, wo wir ganze Beftände durch Eichenheifter- pflanzung begründeten und heutzutage diefe Pflanzmethode nur als Ausnahme zu gelten hat.

In jehr gründlicher Weije leitete Forjtmeifter Cuſig (Rühbrüd) das Thema ein: „Wie ift mit Rüdjicht auf die im Vereinsgebiete ſich immer wieder- holenden Schüttegefahren die Beftandsbegründung und Pflanzen- erziehung bei der Kiefer zwedmäßig zu bewirken, um diejer Holzart auch in den gemiſchten Nadelholzbeftänden die früheren Standorte zu ſichern?“ Referent hält die Schütte für eine Erkrankung der Siefernnadeln, hervorgerufen dur Hysterium pinastri; im Ganzen fonnte aber eine Klärung über das Weſen der Schütte nicht gegeben werden. Mittel gegen die Schütte gibt es Feine, doch können die Folgen diefer Krankheit durch räumliche Erziehung kräftiger Pflanzen, Beihaffung guten, aus gejchloffenen und wüchfigen Altholzbeitänden herrührenden Samens, Belämpfung der Bundesgenofjen der Schütte (Pissodes notatus und Wildverbiß) u. a. gemildert werden.

Auh das Thema: „Bedingen die neueren Fortjdritte der Wiſſen— ihaft Aenderungen des im Bereinsgebiete allgemein gebräudliden Betriebsregulirungs-Verfahrens?" ergab eine anregende Debatte. Das Thema, betreffend die Entihädigung für die im Intereſſe der Obderregulirung notwendigen Abholzungen, bot mehr locales Intereſſe. Das jagdlihe Thema: „Die Feinde der Faſanerie und ihre Bekämpfung“ bradte aber nur den alten Erfahrungsfag zum Ausdrucde, daß Derjenige, der einen guten Faſanenſtand aufbringen will, in erjter Linie dem Naubzeug gehörig an den Leib rüden muß.

Der zweite Theil des Jahrbuches bringt Berichte über Berfammlungen anderer Vereine, der dritte Theil Verfügungen und Entjcheidungen, der vierte und fünfte Theil interne Angelegenheiten des Vereines, weldhen wir entnehmen, daß der Verein 15 Ehren: und 387 ordentlihe Mitglieder zählt.

Der intereffante Inhalt der Verhandlungen wird auch diejen Jahrgang zu einer anregenden Yectüre für die Praftifer machen. Fr. Kraetzl.

Die Dreffur und Führung des Gebrauchshundes von Ober» länder. Neudamm 1895. Verlag von %. Neumann. (Zu beziehen von der t. u. k. Hofbuchhandlung W. Frid, Wien, Graben 27.) Preis fl. 2.48.

Unjtreitig ein anregend und feffelnd gejchriebene® Bud).

Sn ſechs Abjhnitten, denen nodh eine Widmung (an Hegemwald), eine Vor- rede, und der Beweis für die abjolute Nothwendigfeit des Gebrauhshundes (neueftes fynologijches Schlagwort!) vorangeht, beſpricht der DVerfaffer, Hinter deſſen Scriftftellernamen fi fein Berufsjäger verbirgt im

I. Abſchnitte die praltiſche Hundelenntniß; im

II. Abſchnitte die Erziehung des rohen Hundes; im

III. Abſchnitte die Parforce-Dreffur; im

IV. Abfchnitte die Führung des Gebrauhshundes im erjten Felde; im

V. Abjhnitte die Führung des Gebrauhshundes im zweiten Felde; im

VI. Abſchnitte die Correction verdorbener Hunde.

Es kann und foll nicht geleugnet werden, daß die heutzutage immer mehr überhand] nehmende „Schießwuth“, der nur auf Maffenftreden eingerichtete Jagdbetrieb, und die dem Zuge der Zeit entiprehende „Gleichberechtigung“ die Jagd als jolde den „berufsmäßigen" Händen immer mehr entwindet, und eine

112 titerarifge Berite [XXI Jehrgang

allgemeine Verflachung dieſer edlen Kunſt bewirkt, Auswüchſe und Mißſtände zeitigt, welche nicht ſcharf genug gekennzeichnet und verurtheilt werden können! Mit rückſichtsloſer Offenheit, beißendem Spott und doch leider vielfach getreuer Noturwahrheit theilt der Verfaſſer ſeine ae an die Züchterdreſſeure und Jäger nad allen Seiten aus in einer Sprahe die allerdings mandmal faft etwas zu derb wird, im Allgemeinen aber viel Wahres bringt, wenn fie auch, mie ſchon bemerkt, in ihrer Scroffgeit vielfah Anftog und Unwillen erregen dürfte.

Sehr angeſprochen haben mid; jene nicht feltenen Stellen des Buches, in welden fih der Verfaffer Mühe gibt, dem Lefer das Verftändniß für die Vorgänge in der Hundefeele beizubringen, ihm jene Haupteigenfchaft jedes erfolg» reiben Abrichtens klarzumachen, welde darin befteht, feinem Zögling, dem ja bie Sprade fehlt, den Zwed jeder Uebung, jedes Befehles, jeder Forderung und bejonders aud jeder Strafe in einer Weife verjtändlid zu machen, daß burd Handhabung dieſer, ich möchte jagen Hundelogif, die richtige Gedankenfolge im Hundekopfe gewedt und geregelt, der Hund nit als willenloſe Maſchine, fondern als das, was er wirklich ift ein lebendes, Fluges, Schlüffe und Folgerungen zu ziehen befähigtes Weſen behandelt wird.

Die eigentlihen Lehrübungen fliegen fih in der Hauptſache an jene von Dswald aufgeftellten an; das Abwechſeln der Uebungen im Lehrraume und im freien Felde jcheinen mir eine zwedmäßige Neuerung.

Vielfach ſelbſtgemachte Erfahrungen haben mir unwiderleglich bewieſen, daß Hunde, welche im geſchloſſenen Raume den ganzen Oswald wie am Schnürchen herunterarbeiteten, ganz außer Rand und Band geriethen, ſobald ſie ins Feld kamen, ein Uebelſtand, der durch die abwechſelnde, von der allererſten Jugend an mit Um» und Vorſicht GGaſenhetzen!!??) geübte Führung im Freien und im Lehrzimmer unzweifelhaft vermieden oder doc fehr bedeutend abgejhwädht werden kann.

Der Hund ift eben feine Maſchine, welche in irgend einer Werkftätte fertig gemadt und dann aufgezogen und losgelaſſen wird; Entgleifungen find in einem a Falle ganz unausbleiblid.

Nicht fo ganz einverftanden bin ich mit den Anfichten des DVerfaffers in Bezug auf Züchtung.

Den „Ö ———— zu züchten, um bei Befolgung des Grundſatzes:

„Durch Leitung zum Typus" etwa eine beſondere „Gebrauchshundrace“ heraus— zubringen, dürfte wohl ein vergebliches Bemühen und nur geeignet ſein, aber— mals die heilloſeſte Verwirrung in den Köpfen Vieler, Züchter und Hunde, her⸗ vorzurufen !

36 führe im Nadjftehenden die Worte zweier Altmeifter an:

.d. Schmiedeberg jagt:

"a halten die beabjihtigte Züchtung intellectueller Eigenſchaften für unmöglid, wenn die Abficht dahingeht, daß in jedem oder auch nur den meiften von fermen Hunden gefallenen Welpen alle Eigenſchaften der Eltern ſich entfalten laſſen. Dies ift eine durch die Praxis bewiejene Unmöglichkeit. Finden fi in einem Wurfe au nur zwei Welpen, die das Ermartete fpäter leiten dürften, fo ift daS zwar ein Gewinn, aber ein fehr ungewiſſer, denn der Züchter hat vielleicht gerade diefe beiden Welpen auf irgend eine Art verloren. Endlid aber können in den Würfen von Hunden, die feine Gebrauhshunde, aber gute Hunde find, aud Welpen vorlommen, die die Anlagen zu fogenannten Gebrauds- bunden haben.“

Und Luthes-Bukow jagt:

„Wahrlich, aus vier verjchiedenen Racen (deutihe langhaarige, furzhaarige, ftihelhaarige und Griffons), die einem Zwecke dienen und allen Anforderungen

April 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen.

173

genügen, follte jeder SYäger, je nad Geihmad, eine Auswahl treffen können und ein Mehr gleicht einer Sudt nah Neuem !"

Und weiter:

„Ferner habe ih (Ruthes) aus eigener Anfhauung mehrere Pudelpointers gefannt ... Beide waren in der Feldſuche fehr langſam, auf Raubzeug abjolut niht fharf (englifhes Blut!) und ließen fi lange nöthigen, bevor fie einer im Waffer jhwimmenden Wildente nachſprangen . . . Bei einer Kreuzung mit einem Bollbiutpointer werden braudbare Hunde immer mal im Wurfe fein, auch wenn man eine Fleifherhündin dazu nimmt |“

Mit diefen Einfchränkungen fei da8 Werk der gewandten Feder des Pſeu— donymus „Oberländer“ allen Jenen empfohlen, welche im Stande find, wie die Biene, aus jeder Blüthe Honig zu ziehen!

Vormeifter Hawranel.

Neueſte Erſcheinungen der Jiterafur.

(Borräthig in der k. u. k. Hofbudhhandlung Wilhelm Frid in Wien.)

Forellenzudt. Kurze Anleitung für Landwirthe, Herausgegeben von der FForellenzudt des Gutes Sandfort bei Osnabrüd (Siegfried Jaffe). Osnabrüd. fl. —.31.

Ludwig, Lehrbud der Biologie der Pflanzen. Mit 28 in den Tert gedrudten Figuren. Stutt- gari 1895. fl. 8.68.

Metzger und Müller, die Nonnenraupe und ihre Bakterien. Unterfuchungen, ausgeführt in den zoologifchen und botanifchen Juftituten der königl. preuß. Forftalademie Münden. Mit 45 Tafeln in Yarbendrud. Berlin. fl. 9.92.

Tapla, geodätiiche Gonftructionen und Berechnungen. Directiven für die Herftellung Hleinerer geodätifcher Elaborate aus Felddaten und für die Berehmung einfacher Dreiedsfyfteme. Wien. fl. 2.50.

Wildbbahverbauung, die, in den Jahren 1883 bis 1894. Herausgegeben vom f. k. Aderbau- minifterium. Ein Ouartband mit 25 Tafeln, wovon 8 (zum Theil in doppeltem und dreifahem Format) in Farbendrud, 17 in Lichtdrud. Wien. fl. 8.—.

Zajidel, Borlagen für das Situationszeichnen. Für land» und forftwirthichaftiche Lehranftalten und für die Bebürfniffe der land» und forftwirthichaftlichen Praris. Fünf farbige Tafeln in Folioformat. In Mappe. Wein.;fl. 2.20.

Derfammlungen und Ausfellungen.

17, ©eneralverfjammlung des Krainiſch-küſtenländiſchen Forft- vereines am 5., 6. und 7. Auguft 1894 in Yandftraf. Die Theil- nehmer fanden fih Sonntag, den 5., in der reihgeihmüdten Stadt, empfangen von der Stadtrepräjentang, ein und famen, nachdem fie die zugewiejenen Quartiere aufgejucht, bald darauf in Mark's Gajthausgarten zu einer gejelligen Unterhaltung zuſammen.

Den nächſten Tag wurde die Excurſion in den Fondsforſt „Krakau“ ange— treten, ein Eichenforſt, deſſen Beſichtigung den Theilnehmern gewiß eine wahre Augenweide geboten. Der Krafauer Forſt war bis in die Siebzigerjahre hinein noch Eichenlieferant für die Marine. Unter der Führung des f, k. Forft- und Domänenverwalter8 Berger wurden die Holzichläge, Eulturen und Pflanzgärten und aud die in diefem Forſte fich befindlihen Lichtungszuwachs- und Pflanzzeit- Berfuheflähen befichtigt und mit Intereſſe die Erläuterungen über die dortige

N

74 Verſammlungen und Ausftellungen. XXI. Jahrgang.

Neben» und Zwiſchennutzung entgegengenommen, desgleihen die Mittheilung, daß bei der Nebennugung die Majt eine große Nolle jpiele.

Beim Forſthauſe „Polane“ wurden die Ercurjenten jeitens des hohen Aderbauminifteriums mit einem reihlihen Imbiß bedadht, worauf Nahmittags die Befihtigung des BVerfuhsweingartens „&lobodice“, der Stiftsgebäude und der Kirche erfolgte. Der Abend wurde in Zalofer'8 Gajthausgarten zugebradt, von wo die Gäſte aud Gelegenheit hatten, ein ihnen zu Ehren abgebranntes Feuerwerk zu befichtigen.

Am nächſten Tag, den 7. Auguft, 8 Uhr fand in Kuntaritſch' Saale die Generalverfammlung des Vereines ftatt. Der Vorfigende, k. k. Minifterialrath Sohann Salzer, begrüßte die Anwefenden und fpeciell die Vertreter der Staats» und Landesbehörden, ſowie jene der verwandten Vereine. Nah den üblichen Gruß— und Danfesworten theilte der Vorfigende mit, daß das Aderbauminifterium, der frainiihe Landtag und die Laibacher Sparcaffe dem Vereine neuerdings Sub- ventionen zugewendet und daß die Statthalterei in Zrieft über den bei der vorigen Generalverfammlung gefaßten Beſchluß wegen der fuccejfiven Abftellung der Kopf: holzwirthſchaft auf den Quarneriſchen Ynfeln eröffnet habe, daß diejelbe den Bezirks— behörden die ftricte Durdführung der bezüglidhen Verordnungen aufgetragen babe. Der BVorfigende madt die fernere Mittheilung, daß Hinfichtlih des Beſchluſſes, daß die Staateprüfung für das Forftihug- und techniſche Hilfsperfonale thunlichſt bei der Yandesregierung in Laibach abgehalten werde, das Aderbauminijterium erlaffen hätte, daß dieſem Wunfche nichts entgegenftehe, wenn einer größeren Zahl von Candidaten dur die Reife in andere Yandeshauptjtädte bedeutende Koſten erwachſen jollten.

Nach der Mittheilung des PVorfitenden, daß der Verein zur Theilnahme an den diesjährigen Verhandlungen der Naturforjher und Aerzte in Wien und zum Beitritte in den Verein der Güterbeamten eingeladen worden und nah Ver— lefung der in der abgelaufenen Vereinsperiode verjtorbenen Mitglieder und der durch Erheben von den Siken ftattgefundenen Trauerkundgebung feitens der Anweſenden, erftattet der f. f. Forjt- und Domänenverwalter Anton Berger das Neferat über die bei der Ercurfion gemadten Wahrnehmungen. Der Referent gibt zunächſt eine orientirende gejchichtlihe Ueberfiht der Herrſchaft Landſtraß und geht dann auf die wirthihaftlihen Verhältnifje des Keligionsfondsforjtes „Krakau“ über. Da, wie jhon anläßlich der Beſchreibung der Excurſion mitgeteilt, den Anforderungen der Marine nah Schiffbauholz entſprochen werden mußte und hierzu ſtets die ſchönſten Eichen zur Plenterung gelangten, fo find viele Beftände Lücig geworden; der durch diefe Plenterungen hervorgerufene Lichtungszuwachs ſei aber ein bedeutender. Die neue Betriebseinrichtung diejes Forftes datire aus dem Jahre 1881 und ift jeither der Kablhieb mit 100jährigem Umtriebe eingeführt. Die Neben- nugungen bejtehen aus Gras-, Streu- und Maftnutung. Die Eihelmaft tritt hier zumeiſt alle vier Jahre ein und wird an Schweinehändler im Licitationsmwege verpachtet. Die Maftnusung des Jahres 1890 habe einen Reinerlös von 4400 fl. geliefert. Die Jagd erſtreckt fich auf Rehe und Hafen, auf Hafelhühner und Waldjhnepfen. Der Rehſtand weife gegenwärtig 40 Stüd Standwild auf. Der Referent erwähnt fodann der im Krafauer Forfte wichtigften Verkehrsader, der 1 Kilometer langen Polanaftraße, weldhe während der Zeit 1875—1877 um den Koftenaufwand von fl. 2831°31 erbaut worden ift und deren jährlihe Erhaltungstoften ſich auf bei- läufig 20 fl. ftellen, er geht fodann auf die Erträge über, welche durd Ver— pachtung der bei der Excurfion berührten Wiefen erzielt werden und bejchreibt hiernah den Vorgang bei der Holzverwerthung. Das Eichennugholz wird im Picitationswege abgegeben und von dem Erfteher ſelbſt ausgeformt. Es wurde für 1m Nugholz ein Stodzins von fl. 6°5 erzielt. Das Brennholz wird in Megie gefällt und verarbeiter, das Aſt- und Abfallholz im Licitationswege ver

April 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 175

äußert. Auf der Legjtätte ın Polana beträgt der Verkaufspreis für 1 rm Eichenſcheit— holz fl. 176 (Hiervon 30 fr. Erzeugungsfojten), Irm Prügelholz im Walde 90 fr. (24 fr. Erzeugungsfoften) und 1m Aftholz im Walde 50 fr. (6 fr. Erzeugungs- toften). Eine eingehende Beiprehung wurde den befichtigten Pflanzzeitverfuchen zutheil. Diefe Berfuhe wurden über Anfuhen der Verſuchsanſtalt im Donate April 1893 begonnen und wurden am 5. und 19. Mai, 5. uni, 3. Juli, 1. Auguft, 2. September und 3. October jedesmal 210 Stüd Eichen und 210 Stück gemeine Eichen ausgejett. Hierbei wurden folgende Regeln beobaditet:

1. Ausjegen der Pflanzen während der Entwidelung des Triebes in Zerminen von circa 14 Tagen, ſonſt aber, und zwar bis tief in den Herbſt hinein, alle vier Wochen.

2. Meffen der Höhe der ausgeſetzten Pflanzen zur Zeit der jeweiligen Auspflanzung.

3. Beobadtung der Zeit des Knoſpenaustriebes.

4. Meffen der Höhe der Pflanzen im Herbſt des zweiten und dritten der Auspflanzung folgenden Jahres, daher in den Jahren 1895 und 1896, womit dann diefe Beobadtungen als finalifirt zu betrachten find,

Die Koften diejer Verſuche haben bis jet ſammt Einfriedigung und der Auspflanzung von 1470 Eichen und 1470 Eſchen fl. 42:54 betragen.

Nach der Mittheilung des Referenten werden zu den Aufforftungen zwei- bis dreijährige Eihen und an feuchten Orten zwei- bis dreijährige Eichen in Verwendung genommen. Die hierzu benöthigten 40.000 Stieleihen und 8000 Eichen werden im Saatlampe Polana erzogen u. zw. aus meijt felbftgewonnenem Samen. Im Allgemeinen fommt die Yochpflanzung zur Anwendung. Da im Ercurfionsgebiete bei friih ausgeſetzten Pflanzen faſt immer der Haupttrieb ein- geht, jo wird derjelbe vor dem Einſetzen eingeftugt. Nachbeſſerungen der Eulturen fommen jehr jelten vor.

Die in der Abtheilung 30a gejehene Lichtungszuwachsverſuchsfläche bezwedt, den Zuwachs in bereit3 gelichteten Bejtänden zu jtudiren und den Verſuchsort auf feine Zumwadsverhältniffe durch periodifhe Wiederaufnahmen und eventuell noth- wendig werdende Nachlichtungen in Evidenz zu halten.

Der Referent gibt ſodann ein anjchaulices Bild der Verhältniffe des fonds- herrſchaftlichen Weingartens „Globocice“ und der Art und Weife, wie dortfelbft die Neubegründung des durch Phyllorerafraß vernichteten Gartens durch ameri— fanifhe Reben erfolgte. Der bejidtigte Weingarten umfaßt gegenwärtig eine Fläche von 4150", die Rebſchule 350 m. Die Rebſchule wird nad Herjtellung des Weingartens als jolhe aufgelaffen und in diefen einbezogen.

An diefen Berhandlungsgegenftand knüpfte ſich feine Debatte und erhielt Forft- director Bretſchneider zur Erftattung des zweiten Meferates: „Die Bedeutung des doppelhiebigen Hocmaldbetriebes für den fünftigen Wirthicaftsbetrieb der Karftwälder" das Wort. Der Referent fnüpft an feine vor drei Jahren bei der Generalverfammlung in Zrieft aufgeftellte Frage an: In welher Betriebsform find die aufgeforjteten Karjtbodenflähen in Zukunft zu bemirthichaften, damit fie das ihnen geſteckte Wirthichaftsziel erreihen? Die Behandlung diejer Frage fei ihon an ber Zeit, da Referent aud die Erzielung der größten Bodenrente im Auge habe, trogdem im vorliegenden Falle eine möglichſt ununterbrodhene Bes waldung des beabjichtigten Zweckes wegen verlangt wird. Die bei der Aufforjtung des Karftes am meiften verwandte Holzart jei die Schwarzföhre, welche wohl den Boden wejentlich zu verbeffern vermöge, an und für fich jedoch faft gar feine technische Verwendbarkeit beige. Auch gehöre diefelbe zu den Lichtholzarten, ftellt ſich demnach, jo wie die Weißfiefer, frühzeitig licht. Der Referent weit auf einen 30jährigen Schwarzföhrenbeitand hin, welchen der Berein vor drei Jahren anläglih der damaligen Ercurjion gefehen. Diefer Beſtand fei in den Zeitpunft

176 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

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der allmäligen Xichterftellung bereits eingetreten und fei man auf die Schaffung eines Bodenſchutzholzes angemwiejen.

Dies Alles zwinge jedoch zur Frage der Wahl der künftigen Betriebsform und bringt Referent für den Karft nur zwei Betriebsformen in Vorſchlag, den echten Femel⸗- oder Plenterbetrieb und die mehr plenterwaldartigen Formen des Hochwaldes, nämlich die Femelſchlagform mit zeitig folgendem Unter- und Zwiſchen⸗ bau oder mit Ueberhalt. In hervorragender Weife ſei der echte Femel⸗ oder Plenterbetrieb im Stande, die Erzeugungsfraft der Vegetation befjer wie jede andere Form zu erhalten und ſei daher für die Kategorien der Schug- und Bannwaldungen nit zu umgehen. Nur müßten an Stelle der mehr lichtbedürftigen Kiefern« arten mehr jchattenliebende und jchattengebende treten, wie Roth- und Weißbude und Zanne. In den übrigen, der Waldcultur zugewandten Flächen empfehle ſich biefe Hohwaldform, welche geringe Holzquantität und minder werthvolle Qualität tiefere, nicht. Auch habe dieſe Betriebsart den großen Nachtheil, daß durd fie j&attenliebende Holzarten, wie Tanne und Buche, allmälig verdrängt werden, wie man bie in den Karjtwaldungen nur allzu deutlich zu jehen Gelegenheit habe.

war finden in Urmwaldbeftänden Mifhungen von Tanne und Bude mit Ahorn,

che, Kiefer und Lärde ftatt, aber nur im größeren Horften oder Gruppen und geihehe dies ftetS, weil nur wenige Stämme es zur dominirenden Stellung bringen, auf Soften des ftodenden Vorrathes. Auch leide bei plenterweijen Nugungen die Fichte fehr, wodurch anbrüdiges und faules Holz erzeugt werbe. Aber um viel fchwerer bequemen fich Lärche, Kiefer und Eiche der Plenterwald- form an, bejonders die Eiche, mit deren in freierem Stande weit ausgebreiteten Attraufe Feine andere Holzart zu concurriren vermag. Die für dem Schneejturme erponirte Lagen hervorragend wichtige Arve verlange aud einen freien Wachs— thumsraum, welden ihr der Plenterwald in ausreihendem Maße zu bieten nicht bermöge.

Ein fernerer Nachtheil des Plenterwaldes feien bei größeren Compleren die bedeutenden Erntekoften und die Schwierigkeit der Eontrole und Verrechnung.

Es fei daher der Plenterbetrieb trog feiner bodenpflegenden. Vortheile nur auf Schutz- und Bannwaldungen auszudehnen, wegen der vielen finanzwirth- ſchaftlichen Nüdjichten jedoch bei den übrigen Karjtwaldungen der Hodhwald anzu- wenden.

Ie nah den Standorts- und Beftandeeverhältniffen wird die eine oder bie andere Hochwaldform rein oder im verjchiedener Miſchung zu wählen fein, Die Mifhung ift bei der künftigen Bewirthichaftung der Karftwälder bejonders wichtig. Die zweihiebige Hohwaldbetriebsform müfje hier derart in Anwendung kommen, daß nebft dem auf fünftlichem oder natürlihem Wege dur den Femelſchlagbetrieb erfolgenden Bodenfhußholze dem Abtriebe je nad dem Locale eine kürzere oder längere Verjüngungsdauer vorangeht. Mit der Verbindung der Femelſchlagform mit der zweihiebigen Hochwaldform wird nit nur ein Bodenſchutzholz erzogen, jondern aud die Ueberhaltftämme dur allmählige Lichtung an die Freiftellung gewöhnt und eine möglichſte Ausnügung des Lichtungszuwachſes erreiht, ohne daß die Standortspflege irgend wie gefährdet wird, dabei werden aber dod die beften Chancen für die Wahsthumsbedingungen der Lichtholzarten gemährleiftet.

Der gegenwärtige Wirthichaftsbetrieb in einem großen Theile der Karſt— waldungen gehört mehr oder minder einer der obigen ähnlihen Hochwaldform an, da in den reinen oder mit Buchen gemifchten Nadelholzbeftänden die zu Tramen-, Bloch- und Bauholz tauglihen ftärferen Stämme genugt und bie ihwäderen Stämme überhalten werden. Dieje erholen ſich bei den hier günftigen Bodenverhältnifjen ſehr raſch und tritt früher oder fpäter eine reihlihe Tannen- und Budenbefamung ein. Dieſe Betriebeform ift ftreng genommen der zwei— hiebige Hodmaldbetrieb, trogdem man diefelbe im Karftgebiete als Plenterbetrieb

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bezeichnet; denn außer dem Unter oder Bodenjhugholze ijt nur eime oder höchſtens zwei Altersclaffen vertreten.

Der zweihiebige Hochmaldbetrieb ift johin im Karftgebiet feine neue Betriebs» form, es muß nur in den mehr gleihmäßigen und gleidalterigen Waldungen durch alimäligen Hieb und Unterbau, fowie dur Ueberhalt der kräftigſten und nugholztüchtigften Stämme eine geeignetere Beſtandesmiſchung angebahnt werden.

Der Referent geht nun zur Erörterung der Fragen über:

1. Auf welche Weife ift der zweihiebige Hochmaldbetrieb in den zum Sarft- betriebe gehörigen Waldungen einzuleiten?

2. Welhe Holzarten eignen ſich am beten zu diefer Hodwaldform?

3. Welche Umtriebszeit ift ſowohl in forjtlicher, als aud in finanzieller Hinfiht am angezeigteften?

4. Welchen finanziellen Nugeffect läßt diefe Betriebsform erwarten?

Bei der Einleitung des zweihiebigen Hochwaldbetriebes iſt darauf zu achten, daß zum Zwecke der leichteren Angewöhnung der Ueberhaltitämme in die allmälige Freiftellung die Verjüngungsdauer einen längeren Zeitraum umfafje und daß unter dem Schuge des Mutterbejtandes das Bodenſchutzholz der fünftige Neu- beftand künſtlich gejhaffen werde. Daß ſich die Nachhiebe nach der Entwidelung des Ueberhaltes, fowie nad dem Lichtbedürfniffe des Unterholzes richten und daß fie bei Lichtholzarten und minder günftigen Bodenverhältniffen rajcher, bei Schatt- hölzern und guter Bodenbonität in längeren Zeiträumen zu erfolgen haben, ift eine befannte Regel. Die lichtliebenden und lihtbedürftigen Holzarten find in möglichjt dichter Stellung in Horften oder Gruppen zu erziehen und erjt bei den Läuterungshieben und Durchforſtungen die fperrigen Nandbäume zu entnehmen und inmitten der Horfte der den Bäumen nothwendige freie Kronenraum zu ſchaffen.

Bei der Auswahl des Weberhaltes ift anfangs eine größere Stammzahl zu wählen, um bei fpäteren Eventualitäten, wie Sonnenbrand und durch Fällungen entftehenden Baumbejchädigungen, wodurd Nachfällungen erforderlih werden, ein Eorrectiv in der Hand zu haben. Meferent wählt im der Hegel 100 bis 120 Stämme, von welden fhlieflih 80 bis 100 als wirklicher Ueberhalt verbleiben. Der Ueberhalt braudt nicht gleihmäßig über die ganze Fläche ſich auszudehnen, ſondern es fei jogar zwedmäßig, auf eine mehr horftweife Gruppirung zu adten.

Ob dieſe oder jene Holzart überzuhalten ſei, darüber entjcheide in erjter Linie die Stanbortsbefhaffenheit. Bei guter Bodenbonität Fünnen außer den Lihtholzarten auch Tanne und Buche als Ober: und Unterholz genommen werden, bei minder guter die Lichthölzer als Oberholz, al8 Unterholz Tanne, Roth- und Weißbuche mit eingefprengten Lärchen und Kiefern zur Erziehung für Ueberhalt- ftämme. Auf trodenen und warmen Böden fann es ſich nur mehr um die Schwarz- und Weißfiefer handeln, wobei das Unterholz vorzugsweije die erjtere Holzart mit eingefprengten Weißtiefern bilden wird; nad) Beendigung des größten Höhen⸗ durchſchnitiszuwachſes erfolgt dann die allmälige Lichtung.

Die Fichte fei ein gutes Bodenſchutzholz auf friihen Böden, jo in den Dolinen, zum UWeberhalte tauge fie nicht, höchſtens wenn deren Standort vor dem Winde geihügt und eine Aufaftung möglich ift.

Für den Karſt bleibe die Hauptholzart die Tanne. Wo fie rein oder nur eingefprengt vorfomme, fei eine horftweife Einmifhung von Lärden und Kiefern, längs der Ränder von Eichen, Ahorn und Eichen, fowie eine vorfidhtige Auf: aftung zum Zwecke der Erziehung von ſchönen Nutzholzſtämmen nothwendig. Die Buche bereite der Erziehung eines zweihiebigen Hochwaldbetriebes große Schwierigkeiten, da fie fih im frainifhen Karftgebiete auf natürlidem Standorte befindet und jede andere Holzart verdrängt. Diefelbe ift nur in kleinen Quanti— täten und nur als bejonders ſchönes Nugholz abjegbar. Schöne Nugholzitämme in Bude liefere jedoch der echte Plenterwald jehr felten, dies thue nur der zwei-

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hiebige Hocmaldbetrieb. Für die Karftplenterbeftände fei bei deren Umwandlung in die leßtgenannte Betriebsform zu empfehlen, die ſchönſten und gut befronten jüngeren Buchen überzuhalten. Da dieſe Beftände jedoch ſolche Exemplare nur in geringer Zahl enthalten, jo ſei eim Uebergang durch Ueberhaltsbetrieb noth- wendig, wo durd Unterbau von Tanne, Lärche, Ahorn und Eſche auf einen mehr gleihmäßigen Hochwald hingearbeitet werde, um zuvörderft die richtigen Weber: haltftämme zu erziehen.

Auf erponirten Lagen fommt, wie ſchon früher erwähnt, die Arve in Betracht. Dort, wo es gilt, die Bodenkraft zu heben, jei die Schwarzföhre als vorüber- gehende Holzart vorzüglid am Plage. Es jei überhaupt räthlih, bei der Wahl der Holzart vielfeitig zu fein und jeder Holzart den ihr zufagenden Standort zuzumeijen. Dies ermögliche aber feine Betriebsform in jo ausgezeichneter Weife, wie gerade die zweihiebige Hohmwaldform.

Für die Feitftellung einer normalen Umtriebszeit laſſe fi feine Norm aufftellen, diefelbe ift bei einem rationellen Forſtwirthſchaftsbetriebe überhaupt nichts Feſtſtehendes, fondern diefelbe muß auf Grund genauer Erhebungen nad den jeweiligen örtlihen Holzabfat-, Beitandes- und Stanbortsverhältnifjen firirt werden.

Was die Frage des Nupeffectes anbelangt, jo refumirt der Referent, da fich über diefe Betriebsform heute noch feine praktiſch erprobten und wiſſenſchaftlich —— Ertragsziffern vorfinden, die Antwort mit folgenden allgemein gehaltenen

ätzen:

1. Da bei dem zweihiebigen Hochwaldbetriebe der Lichtungszuwachs zur Erziehung von Starfnugholz am beften ausgenützt wird;

2. da mit der denfbar niedrigften Umtriebszeit diejenigen Holzfortimente erzogen werden, welche im Handel ſtets in größeren Quantitäten am meiften gefuht und verhältnißmäßig am beften bezahlt werden;

3. da eine naturgemäße Erziehung der lichtliebenden mit den Schattenholz- arten ftattfinden fann und

4. da die Bodenfraft und »Thätigkeit am beften erhalten und am wirffamften gefördert wird,

jo laſſe fih mit Sicherheit darauf fließen, daß diefe Betriebsform, bei richtiger, praftiicher Durdführung den größten Nugeffect liefern wird.

Der Vorfigende bemerkt, daß diefer für die Bewirthihaftung der Karftwälder fo hochwichtige Gegenstand nochmals und zwar auf die Tagesordnung der nächſten Generalverfammlung zu fegen wäre, wozu das Referat des iForftdirectors Bret- fhneider eine vorzüglide Grundlage abgäbe, zu welchem Zwecke dasfelbe in den Bereingmittheilungen jämmtlihen Mitgliedern zum eingehenden Studium wärmftens empfohlen werde.

Forſtrath Goll beftätigt zum großen Theile das vom Referenten über bie Schwarzföhre und deren Humusbildung Gefagte mit Bezug auf die ihm befannten Theile des Karftgebietes und erwähnt auch, daß in St. Peter die Schwarzföhren:- beftände gelihtet und auch Tannen und Fichten eingepflanzt wurden. Aehnlich äußert fih Forſtrath Roſſipal. Forftdirector v. Obereigner fpridt bejonders für die Eiche, die ehemalige Holzart des Karjtes, und für die Tanne im den Höhenlagen. Für die Fichte fei er micht, ebenfowenig für die Lärche. Die erjte ſei für den Karſt zu flahwurzelig, bie lettere wachſe wohl anfangs raſch, befriedige aber fpäter gar nid.

Das nächſte Neferat: „Die Wildbahverbauung im Quietogebiete in Iſtrien“ beiprady Forftrath Nieder. Bon dem Miederfhlagsgebiete des Quieto, welches 54.200 ra umfaßt, entfallen 3600. auf Alluvialflähe, welche häufig nad geringen Negen im Qucellgebiete inundirt wird. Der Fluß ift fhmal, hat ein geringes Gefälle, weshalb er leicht die Ufer überjchreitet und periodische Ueberfhwenmungen

“April 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 179

hervorruft. Die düngende Wirkung feiner Schlammablagerungen fteht in feinem Berhältniffe zu den bedeutenden Schäden, weldhe die Leberfluthungen zumeift den Ernten verurfadhen. Da außerdem die ftagnirenden Wäfjer die Gegend des Quieto- thales in einen Fieberherd verwandeln, jo hat man ſchon zur Zeit der venetianifchen Republit an eine Regulirung des Flußlaufes gedacht und Pläne für eine ſolche verfaßt. In neuefter Zeit wurden dur den Landesausſchuß von Iſtrien Regulirungs- pläne ausgearbeitet, nach welchen eine entjprechende Geradelegung des Flußes und theilweife Tieferlegung und Erweiterung des Flußbettes in Ausfiht genommen ift. Da jedoh an eine von Erfolg begleitete Regulirung erſt dann geſchritten werden kann, wenn es gelungen fein wird, die Gefchiebezufuhr dur fyitematifche Berbauung der Gräben, Runſen und Anbrühe im Sammelgebiete möglichſt zu verhindern, wurde über Auftrag des Aderbauminifteriums von der f. k. forjttehnijchen Abtheilung für Wildbahverbauung, Section Billa, im Jahre 1890 ein Detailproject zur Verbauung eines der Zuflüffe des Quieto, der Nelica, verfaßt um eine Mufter- verbauung für die anderen ebenfalls ftarte Geſchiebe führenden Zuflüffe herzuftellen.

Die Koften der Verbauung wurden auf rund fl. 10.000 berechnet, welche zur Hälfte vom Staate, zur anderen Hälfte vom Lande getragen wurden. Die Verbauung gelangte in den Jahren 1892 und 1893 umter ber Leitung des k. k. Forſtinſpections⸗ commifjärs Wilhelm Putick zur Ausführung und hat fich diefelbe bereits ben bedeutenden Hochwäſſern des Jahres 1893 gegenüber trefflih bewährt. Aus diefem Grunde hat ſich der Landesausſchuß an das Aderbauminifterium wegen der Berbauung der übrigen Bäche bittlich gewendet und ergaben die bezüglichen Koftenberehnungen, daß diefe Berbauungen die Summe von fl. 240.000 und die Bauzeit einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren erfordern würde, Eine ber widhtigften Vorarbeiten hierzu wäre die Anlage einer Weidenplantage im Quieto« thale, da der Bedarf an Weidenftedlingen auf Millionen fi belaufen wird. Zur Anwendung empfiehlt fih hauptfählihft Salix acutifolia. Außer diefer und Salix purpurea fommen von den Niederungsweiden Salix viminalis, Salix rubra und Salix amygdalina in Betracht, welch legteren drei Sorten der lehmige und thonige Boden der Berlandungen gewiß zufagt und weil diefelben ein vor- zügliches Flechtmaterial abgeben. Der letztere Umftand ift von befonderer Bedeutung, da die zum Aufbinden der Neben in dem ausgedehnten Weinbaugebiete des Quieto erforderlihen Ruthen faft nicht erhältlich find. Durch Pflanzung der Alazie längs der hinterfüllten Horizontalmauern könnten die nothwendigen Weinpfähle gewonnen werben, da die Afazie in diefem Gebiete ſchon in Zeitperioden von drei zu drei Jahren die hierzu geeigneten Stärken erreicht. Der ſich ergebende Ueberſchuß an Weidenmateriale könnte zur Herftellung von Obftlörben Verwendung finden und follte aud ſchon aus diejem Grunde auf eine Hebung des darniederliegenden Obſtbaues Bedacht genommen und mit der Anlage einer Weidenplantage aud eine Obſtbaumſchule in Verbindung gebracht werden.

Forftdirector Bretjchneider beſpricht ſodann das ſegensreiche Wirken der Wildbachverbauung in Schlefien, welches er anläßlich der letzen Ercurfion des Mahriſch⸗ſchleſiſchen Forftvereines in Teſchen zu beobachten Gelegenheit hatte.

Forſtraih Noffipal maht darauf aufmerffam, daß ſeitens ber Landes- regierung ſchon feit vielen Jahren zur Hebung des Obftbaues in Iſtrien durch unentgeltlihe Abgabe einer großen Zahl von Objtbäumen beigetragen werde.

Hierauf erörtert der BVorfigende die Art und Weife der Ausführung der Berbauungen in Sclefien, wofelbft die Verbauung fi nicht allein auf den oberen Lauf der Wildbäche beſchränken dürfe, fondern aud auf eine Sicherung ber Bad- (äufe Bedacht nehmen müffe.

Zum Schluſſe ſpricht noch Forftdirector v. Obereigner über die Hebung der Obftbaumzudht in Krain zufolge der umentgeltlihen Abgabe von Edelobſt⸗ bäumen feitens der k. k. Landwirthſchaftsgeſellſchaft.

Gentraiblatt f. d. gef. Borfweien. 13

180 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXL Jahrgang.

Das legte Thema: „Mittheilungen über die forjt- und jagdlic wichtigen Vor— fommniffe und über die Fortfchritte der Karftbewaldung im Vereinsgebiete“ leitet Forſtrath Goll ein. Bon jhädlihen Forftinfelten fei nur der ffraß des Tannen- triebwicler8 in den Bezirken Laibach, Loitſch und Adelsberg nennenswerth, befonders in den Tieflagen. Durch Feuer wurden im SYahre 1893 mahezu 350%. Wald in 72 verjhiedenen Fällen vernichtet, Robungsbemwilligungen fanden in 58 fällen für ein Geſammtausmaß von 93 ra Waldgrund ftatt. In 21 Fällen fei durd bie Landesregierung und die Landescommilfion für agrarijhe Operationen die Bewilligung zur Vertheilung von 1624r. Waldgrund ertheilt, in einem alle eine folhe für 3504. Wald verrweigert worden. Ferner wurde in zwei Fällen mit 471 ra Waldgrund auf die Regulirung der gemeinfamen Benugungs: und Verwaltungsrechte nad dem Agrargejege erkannt; deögleihen an Aufforftung für 360% und an Einhegungen für 373 ra, Es wurden 1252: Schutzwälder ausgemittelt und ift an Bannwäldern ein Zuwachs von 779 Aa, zu verzeichnen. Uebertretungen bes Forſtgeſetzes wurden von den Bezirksbehörden in 529 Fällen verhandelt.

Die im Vorjahre im Betriebe geftandenen 90 Pflanzſchulen lieferten 21,000.000 Pflanzen. Der Forftgarten bei Laibach gab im Vorjahre faft 4,000.000 verſchiedene Waldpflanzen ab und ift der Gefammtpflanzenftand diefes in Defterreih wohl größten Staatsforjtgartens auf circa 18,000.000 Stüd Pflanzen zu veranfhlagen. Ueber Auftrag des Aderbauminifteriums wurde ein Heiner Verſuch mit der boden- bindenden Pflanze Polygonum Sachalinense angeftellt.

Zur Aufforftung des Karftes wurden in ſechs Gemeinden auf einer Fläche von 50 Aa 1,220.000 Stüd Schwarzföhren verwendet und in ſechs Gemeinden Nahbefjerungen der Eulturen auf einer Flähe von 259 ra mit 449.000 Stüd Schwarzföhren vorgenommen. Die Berpflanzung ftellte fih pro 1000 Stück Pflanzen bei Neuculturen auf fl. 3°48, bei Nachbeſſerungen auf fl. 3:06. Die gefammten Eulturkoften beliefen fi auf fl. 816577. Die Eulturen zeigen auf dem Gefammtareale von 972 50 ra einen zufriedenftellenden Stand und die in ben ihon begründeten Schwarzjöhrenbeftänden vorgenommenen Einpflanzungen von Zannen und Fichten ein freudiges Gedeihen. Die Eröffnung der Unterkrainerbahn habe auf den FForftproductenhandel wejentlih günftig eingemirkt.

Forſtrath Roffipal gibt jodann die einſchlägigen Daten bezüglich des Küften- landes belannt. Dur die hier beftehenden drei Karjtaufforftungs-Eommiffionen (Zrieft, Görz und Parenzo) wurden im Herbft 1893 und im Frühjahr 1894 48258 ra mit 4,356.000 Stüd Pflanzen neu aufgeforftet, hiervon 330°05 Aa unter Leitung der Forfitechnifer der politiihen Verwaltung. Für Nahbefferungen kamen zur Verwendung 2,974.600 Stüd Pflanzen. Für diefe Eulturen gelangte ber Betrag per fl. 16.020 zur Berausgabung.

Redner theilt jodann mit, dag man fi hauptjählid auf Frühjahrsculturen beihränfe und SHerbftculturen bloß in geihüßten Lagen vornehme.

Die fieben Saat- und Baumſchulen der Karftaufforftungs-Commiffionen und die neun ärarifchen lieferten im Herbſt 1893 und im Frühjahr 1894 7,330.300 Stüd Pflanzen und die vier ärarifhen Obftbaumfjchulen 4000 Stüd verebelte Dbftbäume.

Der Kieferntriebwicler fei diesmal weniger häufig aufgetreten.

Die Abftellung des Kopfholzbetriebes dürfte in abjehbarer Zeit troß des noch bejtehenden Widerjtandes der Bevölkerung zu Stande fommen.

Die jagdlihen Verhältnifje feien im fteter Befjerung begriffen, jo daß wohl aud bald am Karſte der Jäger und Yagdfreund fih an einem lohnenden Betriebe bes Waidwerkes werden erfreuen können. Für das Gebiet der Stadt Triejt habe der Landtag in der legten Saijon ein neues Jagdgeſetz bejchloffen, deffen Aller höchſte Sanction noch ausftändig ift.

April 1896.] Mittheilungen. _181-

Nah Schluß der Generalverfammlung erſucht der Vorfigende, da diesmal die Plenarverfammlung wegen eingetretener Hinderniffe ausgefallen fei, non ber bejtehenden Gepflogenheit abzuweihen und ſchon heute darüber zu jprechen, wo bie nädhjtjährige Generalverfammlung ftattzufinden habe. Man einigt ſich dahin,- daß falls im nächſten Jahre in Laibah die Landesausftellung ftattfinde, die Generalverfjammlung dortjelbft abgehalten werde, anjonjt werde der Ausſchuß einen anderen Ort beftimmen, wobei jedoch über Antrag des Forftrathes Roſſipal Sejana in befondere Berüdfihtigung zu ziehen wäre. ß.

Mittheilungen. Ueber die fpätblühende Eiche (Quercus peduneulata var. tardissima Simonkai).

Ueber dieſe intereffante Varietät unferer Stieleihe hat der königl. ungarifche Oberförfter Herr I. Földes in Nömet-Palänta (Com. Bacs, Südungarn) im Juli befte 1894 des „Centralblatt für das gefammte Forftwejen" ! eine Abhandlung erfcheinen laſſen, welche das Wiflenswerthefte über das forftliche Verhalten biefer Eiche enthält. Jene Lefer, welche für den Gegenftand ein beſonderes Intereſſe hegen, verweifen wir auf den eben citirten Artikel.

Da bie Späteihe fo wollen wir die Barietät furzweg nennen unzweifel- haft viele ſchätzbare Eigenſchaften befigt, welche fie, befonders mit Hinblid auf gewifle Standörtlichkeiten zum verfuchsweifen Anbau in größerem Maßftabe empfehlenswerth erfcheinen Laffen, will ich e8 nicht verfäumen, auf eine jüngft in Nancy erfchienene Heine Schrift aufmerffam zu machen, welche unfere Eichenvarietät in ihrem natürs lichen Vorkommen in Franfreih und im ihrer forftlichen Charakteriftit ſchildert; es ift dies eine Brofhüre von M. Gilardoni?.

In Frankreich nennt man die Späteihe Chöne de Juin ober Juni-Eiche, weil fie ihre Blüthen, fowie Blätter erft um den Anfang des Monats Juni ent faltet. Ihr Berbreitungsbezirk liegt im Departement Jura bei Döle, in dem daran ftoßenden Departement Cöte d’ore in den Forften bei Mondragon, wo fie fogar bis */,, der Beftodung einnimmt und im dem ebenfalls benachbarten Departement Saöne et Loire, Immerhin ift e8 möglich, daß dies nicht die einzigen natürlichen Standorte auf franzöſiſchem Boden find.

Bei Pourlans in dem eben umfchriebenen Gebiete gibt es jehr mächtige Eremplare der Späteihe von 150 Yahren und darüber mit einem Stammumfange von 4°5 m in Manneshöhe und mit Nugholzihäften von 16 m Länge.

Das oben ffizzirte natürliche Berbreitungsgebiet der Späteihe umfaßt etwa 100 m; die äußerften Standorte in der Richtung Süd-Nord liegen 100m von einander entfernt, die größte Breite des Berbreitungsbezirtes beträgt etwa 35 Am, Die Meereshöhe des natürlichen Vorkommens wird dur die Iſohypſen 190 und 230 m begrenzt; über 230m Seehöhe trifft man die Späteiche nur mehr vereinzelt an.

Unter ben Spateichen gibt es Eremplare, welche ſich erſt zu Ende des Monats Juni belauben und im Allgemeinen beträgt die Verſpätung des Begetationsbeginnes gegenüber der gewöhnlichen Stieleiche 4 bis 6 Wochen. In Fig. 32 bringen wir die Reproduction einer am 10. Mai 1894 erfolgten photographiſchen Aufnahme zweier nebeneinanderwachſender Eichen, von welchen die linkeſtehende eine gewöhnliche,

J Foldes, die ſpätblühende Eiche (Querous pedaneulata var. tardissima Simonkai) (Gentratbl. f. d. gef. Forftweien 1894. ©. 300 ff).

2 Le chöne de Juin. Notice sur une variötö Bressane du chöne pédoneulé par M. Gilardoni, inspecteur des foröts a Döle. Avec une carte et 4 vues, Nancy 1895.

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182 Mittheilungen. [XXI. Jahrgang.

die rechts befindliche eine Späteihe ift; während letztere noch vollends kahl ift, prangt erftere bereit® im voll entwideltem Blätterihmude. Diefe Eichen ftehen im Gemeindewalde von Petit:Noir. Die Späteiche mißt in Im Höhe 135 =, die andere 1°23 m im Umfange.

Die Eigenthümlichkeit des fo jpäten Begetationsbeginnes bewahrt die Juni-⸗Eiche vor der Gefahr der Maifröfte, fie bringt es auch mit fi, daß die Späteiche ihre Entwidelung alljährlich ungeftört und vollends normal durchmachen kann, ba fie auch vor dem Fraße mander im Frühjahr auftretender Inſeltenſchädlinge gefchügt ift; auf diefe Umftände ift wohl nad Gil ardoni die fehr regelmäßige Schaftform,

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Big. 92.

die bedeutende Höhe und die aufjtrebende, fchmale, regelmäßig gebaute Kronenform zurüdzuführen, welde das Bild in Fig. 33 darftellt!. Die Aeſte und Zweige der gewöhnlichen Eiche find vielfach gedrungen, verfrümmt eine Folge häufiger Spät- fröfte jene der Späteihe hingegen ſchlank, gerade aufjtrebend und Dicht geftellt. Die Blüthen der Späteihe öffnen fi nad den Maifröften, Befruhtung und Maft verlaufen zumeift ungeftört, die Eicheln find im der Regel von guter Qualität. In ber Form unterfheiden fie fi wohl nit von der Eichel unferer gewöhnlichen Qu. peaunculata, do find fie im Allgemeinen etwas größer indem nad den Er-

Aufgenoinmen am 10. Mai 1894 im Gommunalforfte von Petit-Noir; das Eremplar mißt in Manneshöhe 121m im Umfange.

April 1896.] Mittheilungen. 133

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fabrungen Gilardoni's in einem 10 Liter» Gefäße von den Späteiheln 1800 Stüd, von der gewöhnlichen Stieleichel hingegen 2000 Stüd Pla finden.

Während die Yuni-Eiche ihre Begetation im fFrühjahre fpäter beginnt, ver— längert fie diefelbe im den Herbft hinein und läßt ihre Blätter bedeutend jpäter fallen, als die Qu. pedunculata. Das Wahsthum der Späteiche ift, wie au Földes! nachgewiefen, ein rafcheres und erzeugt fie auf den ihr zufagenden Standorten größere Holzmaffen als die Stieleihe. Im Forſte von Döle find feit einigen Jahren com» paralive Eultur-Berfuche eingerichtet, um das forftliche Verhalten der Späteiche mit jenem ber GStieleiche vergleihend zu ftudiren, Der Autor bebucirt die ausgiebigere

Fig. 59.

Holzproduction aus dem Mangel von Begetationsftörungen, vornehmlich folder, welche als Folge von Spätfröften gar fo häufig einzutreten pflegen.

Das Holz der Späteiche ift etwas dumfler gefärbt al® jenes der gewöhnlichen Stieleiche; die Jahresringe find fehr regelmäßig gebaut, die Spaltbarfeit des Holzes eine außerordentliche. Eine weitere folge des fehr regelmäßigen Aufbaues ifl, daß das Holz ber Späteihe viel jeltener Froſtriſſe und Holzklüfte aufweiſt. Bei der Späteihe wird man nur fehr felten erwachſene Exemplare finden, deren Schäfte nicht zu Nugholz geeignet wären; der Wuchs ift ja beinahe ausnahmslos gerade, ber Zuwachs regelmäßig, die Holgfafern geradlinig, das Holz; von außerordentlicher Feftigkeit.

1Aa. O.

184 Mittheilungen. (XXI. Jahrgang

Die Rinde unferer Barietät ift grau und glatt. Die Wurzeln haben weniger die Tendenz, in die Tiefe zu wachen, halten ſich vielmehr oberflählih im Boden, weshalb bie Epäteihe die Fähigkeit befigt, aud in weniger tiefgründigem Boden fortzulommen. Sehr häufig findet man fie an naffen, fumpfigen und moraftigen Stand» orten. Dies legtere Vorkommen ift für die Späteihe zum mindeften in ihrem franzöfifchen Berbreitungsbezirte charakteriftiih und forftlih wichtig, weshalb ich bei demfelben ein wenig verweilen möchte.

Nah den Beobadtungen in den Wäldern bei Pourlans fommt die Späteithe hauptſächlich auf den horizontalen Plateaur vor, auf welden der Boben infolge undurdläfligen Untergrundes während des größten Theile des Jahres in reichlichem Maße mit Wafler durtränft ift; an den Rändern der Plateaur und an deren Ab— hängen wird die Späteiche immer feltener, den Play der gewöhnlichen Stieleiche einräumend. Diefe Plateaur befigen mittelmäßige, zumeift moraftige und naffe Böden, auf welchen die Etieleiche fein gutes Fortfommen findet. In diefem Vorkommen der Späteiche liegt eine werthvolle Eigenſchaft, die fi bei der Aufforftung von ber» gleihen Standörtlichkeiten vielleicht mit Bortheil ausnügen ließe. Die franzöfijche Staatsforfiverwaltung hat denn auch bereits im diefer Richtung in den Forſten von Chaux größere Culturverſuche eingerichtet auf fahlen Flächen, welche man bereits vielfah mit Qu. pedunculata aufzuforften verſucht Hatte, ohne jedoch einen Erfolg erzielt zu haben; die Undurchläſſigkeit des Untergrundes und die außerordentliche Näfje des Bodens haben der Aufforftung feit jeher große Schwierigkeiten bereitet und bie wenigen Stiel- und Traubeneichen, die man auf diefen Flächen zerftreut vorfindet, vermochten fi nicht Höher als 3 m zu erheben, alljährlicd kommen die ver- derblihen Spätfröfte, welche ihr Gedeihen ftören. Die erften hier mit der Späteiche ausgeführten Pflanzungen datiren aus dem Frühjahr 1892; fie berechtigen zu guten Hoffnungen.

Seitens der Öfterreichifchen forftlihen Berfuhsanftalt wurden bei der Einrichtung von Verſuchen mit der Späteiche ähnliche Geſichtspunkte feitgehalten und wurden bie Späteiheln hauptfählich in folden Lagen zum verſuchsweiſen Anbau gebradht, melde durch Spätrfröfte leiden.

Wollte man den Umftand, daß die Späteiche beſonders auf naſſen Standorten gut fortlommt biologifch verfolgen, fo ließe ſich die Entftehung der Barietät ziemlich ungezwungen erklären. Die Eiche folder Standorte hat fidy im Laufe unendlich langer Vegetation in von Spätjröften gefährdeten Lagen im Wege der natürlihen Ausleſe ſolche Eigenſchaften erworben, welde fie unter dem concreten Berhältniffen als in jeglicher Beziehung am wenigften empfindlich geftalten. Die fpäter blühenden Exemplare haben Maft getragen, während die früher blühenden in Folge fpäter Fröfte Häufig nicht zu fructificiren vermochten; fo hat fi denn im Laufe von Yahrtaufenden auf ſolchen nafjen Standorten, welche in ihren bodenphyfiichen Eigenſchaften einem frühen Begetationsbeginne ohnehin wenig förderlich find (fpäte Erwärmung der naffen Böden), eine Eichenvarietät ausgebildet, welche fpäter blüht und ihr Laub fpäter entwidelt; diefelbe wurde in ſolchen Gebieten bald zur herrſchenden.

Gilardoni unterläßt ed nicht, in feiner Broſchüre zu weiteren verſuchsweiſen Eulturen mit der Späteihe in Froftlagen zu ermuntern, wie dies übrigens aud) ſchon Broilliard in feinem Traitement des bois en France gethan hat.

Dr. Ciesler.

April 1895.) Notizen. 185

MWinilterialvati Iohann Salger T. Im kräftigſten Mannesalter, das in feiner Erfcheinung und in feinem Wefen noch voll zur Geltung fam, von den Höhen einer Thätigfeit herab, die zu einer weiten glüdlichen Ent: faltung gediehen war, hat der unerbittlich waltende Tod am 24. Februar Johann Salzer, einen unjerer hervorragenditen Berufsgenofjen, dahin gerafft. Niemand, der dem Derewigten nicht näher jtand, hätte geahnt, was fich den legten Winter her in diefem Fräftigen Organismus zerjtörend vorbereitete. Er aber, den's anging, hatte das richtige Gefühl davon, er nahm den Hypo— honder, den man ihn hieß, ruhig hin und beftellte fein Haus. Was er fill befürchtete, ohne es ausjufprechen, erfüllte ſich leider in fürzefter Seit. Jn den erjten Tagen des Sebruar 309 fihh Salzer zu einiger Ruhe von den Gejchäften zurüd. Schon am 14. erlitt er einen Schlaganfall, der fich in der folgenden Woche wiederholte und einen raſchen Derfall der Kräfte und Sinne herbeiführte. Am 24. Nachmittags 3 Uhr nahm der Tod alles Leid von ihm und legte es dafür vielen, vielen Anderen ins Herz, die den allzufrüh Dahin- geichiedenen betrauern und vermijjen.

Das Eentralblatt hat feine £efer fchon vor Jahren ! mit dem Lebens: und Dienjtgange Salzer’s befannt gemaht. Es dürfte aljo genügen, wenn wir diesmal nur in aller Kürze erwähnen, daß der Derjtorbene 1840 zu Prag geboren und ein Zögling der Sorftlehranftalt Aufjee war, die er unter Micklitz 1859 abfolvirte. Er genoß hierauf eine furze Praris zu Podebrad in Böhmen und betrat alsbald den Staatsforjtdienjt in der Militärgrenze., Sodann diente

' Januarheft 1880.

186 Notizen. (XXI. Jahrgang.

Salzer (1863 bis 1867) als Förſter auf der Religionsfondsdomäne Landftraß in Unterfrain, als Sorft: und Bauingenieur zu $uZine in Eroatien (1867 bis 1870) und als Waldfchäßungsreferent in Eilli (1870 bis 1873). Jm Sommer des leßtgenannten Jahres folgte Salzer feinem Lollegen Dimiß, der ihn 1867 in Eandftraß abgelöft hatte, auf dem Poften des Landesforftinfpectors in Caibach. In diefer Eigenfchaft war Salzer durch fünf Jahre in Krain und dem Küften- lande und zulegt wieder in CLaibach thätig, bis er 1878 als ©berforftrath und technifcher Confulent der erften Section in das Aderbauminifterium berufen wurde.

So hat denn der Derewigte im politifchen Sorftdienfte eine Laufbahn von nicht weniger als zweiundzwanzig, darunter fiebzehn Jahre in der ihm ver- hältnigmäßig früh eingeräumten leitenden Stellung durchmeffen, und war es ihm wie felten Einem im Öffentlichen Dienfte vergönnt, in frifcher voller Schaffensfraft an große Aufgaben heranzutreten, ihnen in nachhaltiger Wirk. ſamkeit zu obliegen und die Srüchte feiner Chätigfeit reifen zu fehen. Unter Salzer’s hervorragender Mitwirfung hat fich in dem bezeichneten Seitraume eine durchgreifende Organifation des forfttechnifchen Dienftes der politifchen Der: waltung und im Sufammenhange damit die abminiftrative und technifche Regelung der Arbeiten zur Wiederbewaldung des Karftes, fowie die Einführung und volle Ausgeftaltung des Wildbachverbauungsdienftes in Oeſterreich volljogen. Mit diefen Actionen, denen die Öffentliche Meinung in fachlichen und außerfachlichen Kreifen fräftigen Dorfchub geleiftet hat, bleibt der Name Johann Salzer’s ehrenvoll und dauernd verfnüpft.

Die in der erften Hälfte unferes Jahrhunderts in Defterreich ins £eben gerufenen forftpolitiichen nftitutionen (Kreis-MDaldcommiffäre, Diftrictss und Bezirfsförfter) waren fämmtlich, ehe noch das Sorfigefeg vom Jahre 1852 erfchien, von der Bildfläche verfchwunden. Nur in Tirol, wo diefer Dienft, man Ffönnte fagen, zu den hiftorifchen Meberlieferungen der Eandesverfaflung zählte, beftand ein forftpolizeilicher Apparat und bei der Statthalterei in Zara hatte man (1866) einen forftpolitiichen Neferenten bejtellt. Erſt nachdem zu Ende 1867 Alfred Graf Potocki das erfte Portefeuille für Aderbau über: nommen, gelangten die bezüglichen organifatorifchen fragen in Bewegung, man fchritt unter Chlumecky zur Beftellung der Eandes-Sorftinfpectoren und einzelner $orftcommifjäre. Dies war der Stand, als Oberforftrath Salzer als forfttechnifcher Confulent in das Aderbauminifterium eintrat. Diefe nftitutionen wurden nun im rajcher Anfeinanderfolge, und zwar vornehmlich unter der Amtswirffamfeit Sr. Ercellenz, des Minifters Julius Grafen Salfenhayn, bis zu dem wohl als befannt vorauszufeßenden heutigen Stande ausgebaut. Während aber der forfttechnifche Dienft der politifchen Derwaltung noch in der Ausgeftaltung begriffen war, brachen im Jahre 1882 verheerende Hoch- fluthen über einen großen Theil unferer Alpenländer herein. Eine tiefgehende Bewegung, fo entfchieden und allgemein, wie fie bis dahin in ©efterreich noch niemals zutage getreten war, forderte fchärfere Maßnahmen des ftaatlichen Sorftihußes, manchmal fogar weit über das Ziel hinaus. Die Regierung jchritt indeffen ihres eigenen Weges, zu einer fräftigen, zum Theile jchon früher vorbereiteten Jnitiative. Es genügt wohl, wenn wir diesfalls an die mit dem Geſetze vom 13. März 1883, R.G.Bl. Tr. 31, begründete großartige Bilfs- action in Tirol, an die Reiſe, die der Aderbauminifter im Jahre 1883 in Begleitung des Profeflors Dr. v. Sedendorff nach den Wildbachverbauungs: gebieten Frankreichs unternommen hatte, und an die daran fich unmittelbar anfchließende Einbringung jener Gefegentwürfe erinnern, durch welche die Mild: bachverbauung in ©efterreich finanziell und adminiftratio geregelt werden ſollte.

Diefe Geſetze, betreffend die Förderung der Eandescultur auf dem Gebiete des Waflerbaues und betreffend die unfchädliche Ableitung der Gebirgswäſſer,

April 1895.) Notizen. 187

gelangten befanntlih am 30. ni 1884, 2:8.:Bl. Tr. 116 und 117, zur Kundmachung und Wirkſamkeit. Damit waren die Forfttechnifer der politifchen Derwaltung vor ganz neue Aufgaben geftellt, und es ift ein großes Derdienft Salzer’s, daß er frei von allen Bedenken und Aengftlichkeiten hinfichtlich der Durchführung rafch entichloffen an diefe Aufgaben herantrat, indem er fich mit einem Corps jüngerer $orfttechnifer umgab und mit diefem 1884 eine Studienreife an die claffifchen Mufterftätten der franzöfifchen Wildbad: verbauungen unternahm. Er hat damit das fpecifiich forftliche Syitem ber Wildbachverbauung in ©efterreich, für das vor ihm Förſter und Sedendorff literarifch thätig geweſen waren, praftifch zum Siege geführt und unferen Sorfttechnifern ein neues, weites und dbanfbares Arbeitsfeld erfchloffen. Mit feurigem Eifer hat Salzer diefe Aufgabe ergriffen und durchdrungen; durch eine glüdliche Wahl der technifchen Kräfte und durch zwedmäßige Eintheilung der Arbeit, der geiftigen wie materiellen, wußte er nicht nur eine tüchtige Schule von Derbauungstechnifern heranzuziehen, fondern auch die Werfsarbeiter: fchaft, mit ausgiebiger Benugung der Sträflingsarbeit, vorzüglich zu organifiren.

Der Wildbachverbauungsdienft Oefterreichs hat nunmehr eine zehnjährige Wirkſamkeit unter der £eitung des Mannes hinter fich, deſſen Tod in Sach freifen fo allgemein betrauert wird. Eben in den Tagen, da Salzer's Stunden bienieden jchon gezählt waren, verließ ein umfafjender officieller Bericht über die Chätigfeit der öfterr. Derwaltung auf diefem Gebiete des Meliorationswefens die Preſſe.! Minifterialrath Salzer follte es nicht erleben, daß diefem Werke, mit dem er fich noch bis in die legte Zeit herein befchäftigte, und implicite den £eiftungen, über welche dafjelbe Rechenfchaft ablegt, die verdiente öffentliche Anerfennung zutheil wird.

Ueber $ragen, welche mit der Karftbewaldung im Zufammenhange ftehen, hat man in der Fachliteratur in den legten Jahren wenig vernommen, ein Umftand, der als das zuverläffige Seichen gelten darf, daß die betreffenden Angelegenheiten der Eonfolidirung zugeführt find. In der That ift es auch fo; durch die Eandesgejeße, welche die Karftaufforftung geregelt und Aufforftungs- commiffionen ins Leben gerufen haben (für Görz ⸗Gradisca pom Jahre 1883, für Krain von 1885, für Jftrien von 1886), wurde die Wiederbewaldung des Karftes in fefte Geleife gewieſen; man ftrebt nicht mehr an, als mit den gegebenen wirthfchaftlichen Derhältnifjen der Karjtbevölferung verträglich ift, innerhalb des Maßes des Erreichbaren aber geht man mit Sicherheit und Feſtigkeit vor. Aber nicht allein in adminiftrativer Beziehung, auch in der früher vielfach noch fchwanfenden Technit der Aufforftungen ift eine Befeftigung der Grundfäße eingetreten, die mit einer ausgiebigen Anwendung der ortsüblichen Troden- mauer⸗Hege einerjeits und dem berechtigten Dorrange der Schwarzföhren- pflanzung andererjeits im legten Decennium fehr namhafte Erfolge zu verzeichnen haben. An diefer guten, glüdlichen Entwidelung der Angelegen- heiten der Karftbewaldung hat Minifterialrath Salzer unbeftritten einen ftarfen Antheil; denn er hat eben hier feinen perfönlichen Einfluß feit mehr als zwanzig Jahren und immer mit bejfonderer Dorliebe für die Südländer bethätigt.

Dem Krainifch-füftenländifchen Sorftvereine hat Salzer feit 1875, dem Jahre jeiner Gründung, als Präfident angehört und deſſen „Mittheilungen“ bis zu der im vorigen Jahre erfolgten literarifchen Sufion des genannten Dereines mit denjenigen einiger benachbarten Kronländer, redigirt. Die Stellung, die der Derftorbene in diefem Meinen aber rührigen Dereine einnahm, war geradezu eine patriarchalifche zu nennen, und es wird fchwer fein, den Mann

Die Wildbachverbauung in den Jahren 1883 bis 1894. EBerausgegeben vom k. k. Aderbauminifterium, Wien, 1895. k. ?. Hof: und Staatsdruderei,

188 Notizen. (XXI. Jahrgang.

zu finden, der fich eine gleiche Pofition zu jchaffen weiß, der Salzer zu erfegen vermag. Im Sorftcongrefje beobachtete der Deremwigte jtets jeme rejervirte Baltung, die ihm durch feine Stellung auferlegt war, im Durchführungscomité aber ftellte er voll jeinen Mann und hier war auch der Ort, wo er die Interefien des ihm anvertrauten Dienftzweiges vielfältig zu fördern vermochte.

Eiterarifch iſt Minifterialrath Salzer außer in der Rebdaction der „Mit— theilungen des Krainijcy-füftenländifchen Forſtvereines“ und in einigen amt: lichen Publicationen verhältnismäßig wenig hervorgetreten. Nur wenigen unferer £ejer dürfte es indefjen befannt jein, daß auch eine flovenijche Brofchüre, Caibach 1876, feinen Namen trägt: „Kratek popis smrekovega lubadarja s podukom njegovega pokontevanja” (der Sichtenborfenfäfer und feine Bekäm— pfung). Die Derlagshandlung Manz verdanfte ihm die unentbehrliche fach fundige Unterftügung bei Herausgabe der Gejeß:-Sammlungen, betreffend das Sorftwejen und den Feldſchutz und betreffend die Jagd, den Vogelſchutz und die Silcherei.

Dem verdienjtvollen Wirken Salzer's hat es an Anerkennung, zunächft von Allerhöchfter Stelle, nicht gemangelt. Im December 1886 hatte er den Titel und Eharafter eines Mlinifterialrathes, im Auguft 1890 die Ernennung zum Minifterialrathe extra statum, im November 1893 das Ritterkreuz des Leopold: Ordens erhalten. Durch wiederholte jpontane Kundgebungen der feiner Führung anvertrauten forfttechnijchen Beamten und der Mlitglieder des Krainifch-füften: ländifchen Sorftvereines war er der Sympathbien feiner Berufsgenofjen in der herzlichiten Weiſe verfichert worden, und endlich last not least find ihm dieſe Befinnungen auch auf dem legten Wege, den der allzufrüh Dahingejdiedene am 26. $ebruar in das Reich der Ruhe und des Friedens gefchritten, in auf: richtiger Pietät bezeugt worden.

Minijterialrath Salzer war in erjter Linie Techniker und als jolcher frei von jenem engeren bureaufratifchen Geiſte, an welchen fich nur zu gerne Zweifel und Unfchlüffigkfeit heften, aber er war Bureaufrat in jenem guten Sinne, daß der Dienft ihm immer in oberjter und erfter £inie ftand, daß er feine Perfon nie vor die Sache ftellte, da es ihm gleichgiltig war, was er nach außen galt, wenn er nur das Bemwußtfein hatte, feinem Dienfte voll zu genügen. Die feiner Sührung anvertrauten Beamten verehrten ihn auf das Innigſte, weil er fich ihnen jederzeit wohlwollend und um ihre Gefchide aufrichtig beforgt erwies. Er jtand in weiteften Kreifen in hoher Achtung, Freunde durften auf die Treue feiner Gefinnungen, und Alle, die mit ihm in Berührung traten, auf ein freundliches Entgegentommen und die Zuverläffigkeit feines Charalfters rechnen.

Wohl mift man die Menfchen, welche nicht mehr find, mit einem anderen Maßſtabe als die Kebenden, es gibt aber auch folche, die jchon früher die volle Werthſchätzung ihrer Individualität erfahren, und das find Diejenigen, die in ernfter und zielbewußter Arbeit fich eine warme Kebensfreude bewahren und im urbanen Derfehre mit den Menjchen das Element ihrer guten Daſeinsauffaſſung erbliden. Minifterialraty Salzer war eine diefer glüdlich veranlagten Naturen. Und jo iſt dem wacderen, energievollen warmherzigen Manne ein ebenfo freundlich geftimmtes, als ehrenvolles Andenten fo wie es den ihm bei £ebzeiten entgegengebrachten Sympatbien entjpriht auf die Dauer gefichert! D.

Die Enthüllungdfeier der Büfte des Profeflord Dr. Joſef Böhm in der Wiener Univerfität. Am 10. März beging die Wiener Univerfität eine Gedenkfeier, an welcher Hunderte von öfterreihifhen Forftwirthen im Geiſte theil- zunehmen berechtigt waren, die Enthüllung der Büfte des im December 1893 ver- ftorbenen Profeffors der Botanif an der Univerfität und an der Hochſchule für Bodencultur zu Wien, Dr. Yofef Böhm,

April 1895.) Notizen. 189

t7e —*

Bor der Mittagsſtunde verſammelten ſich die Theilnehmer an der: würdigen Feier im kleinen Feſtſaale der Univerſität, welcher bald bis auf den letzten Platz gefüllt war; dies ſchon ein ſprechendes Zeugniß für die Beliebtheit des Lehrers bei ſeinen Schülern und für die hervorragende Stellung, welche der Dahingeſchiedene in: ben Streifen der Gelehrten genoffen. Es waren erfchienen Bertreter des Aderbaüs minifteriums und des Minifteriums für Cultus und Unterricht, der Statthalterei, der Rector und viele Profefloren der Hochſchule für Bodencultur und der Univerſität, die Verwandten Böhms und endlich in großer Zahl die Freunde und Ber- ehrer ded Berftorbenen und viele feiner einftigen Schüler. Ein ſchöner Damenflor verlieh dem Acte erhöhte Weihe.

Das Programm umfaßte die von Hofrath Profeffor Dr. I. Wiesner ges haltene Feſtrede, welcher die Enthüllung der Büfte im Arkadenhofe der Univerfität folgte.

Unter Borantritt der Pebelle erjchienen der Rector Magnificus Profeſſor Dr. 2. Müllner, die Decane der Facultäten und der Feſtredner im Saale; der alabemifche Gefangverein erecutirte den Choral „Die Ehre Gottes“ und fodann betrat Hofrath Profefjor Wiesner die Tribüne, um im längerer Rede ein vollendetes Bild Böhm’s als Forfcher, ald Lehrer und Menſch vor den Zuhörern zu entrollen.

Bir dürfen an diefer Stelle wohl von der Wiedergabe der biographijchen Daten abfehen, zumal diefelben fich bereit8 an anderer Stelle diefer Blätter ! finden, und wollen dem Feſtredner in jener Schilderung folgen, welche Böhm als wifjen- ſchaftlichen Forfcher auf dem Gebiete der Pflanzenphyfiologie charalterifirt.

Dem einfahen äußeren Leben Böhm’s ſteht ein reiches inneres, geiftige® Leben gegenüber, welches ſelbſt nur im feinen Hauptzügen zu fchildern eine ſchwierige Auf- gabe bildet. Als Grundzug dieſes geiftigen Lebens und Schaffens, welches ununter- broden faſt den Zeitraum von vier Decennien umfpannt, tritt uns eine beifpiellofe Hingabe an feine Fachwiſſenſchaft und eine trog mancherlei Hinderniffe unbefiegbare Bertiefung in einige größere Probleme der phyfiologifhen Forſchung entgegen.

Der Boden, auf welhem Böhm's wiſſenſchaftliches Wirken wurzelte Wien war eim clafjifcher, denn faum irgendwo wurde für dad Anjehen ber Pflanzenphyflologie als Wiſſenſchaft und als Lehrgegenftand mehr beigetragen ald in Wien. Schon zu Maria Thereſia's Zeiten wirkte hier Ingenbouß, fpäter Franz Unger, und bes Legteren Schüler: Böhm, Leitgeb, Adolf Weiß und der Feſtredner folgten im Weſentlichen der Richtung des Meifters, in deſſen Forfchungen Anatomie und Phyfiologie fi) die Waage hielten.

Während Böhm Anfangs fi auf anatomischen und phyfiologifchem Gebiete bethätigte, erfannte er bald, daß feine ganze Anlage ihn zur Phnfiologie trieb, und feine unbezwingliche Neigung zum Erperimente führte ihn fpäter ganz und gar auf das Gebiet der erperimentellen Pflanzenphyfiologie.

Die Hanptfrage, welche Böhm befcäftigte, betrifft da8 fogenannte Saft: fteigen, die Bewegung des Waſſers in der Pflanze. Schon 1863 publicirte er bie erfte auf diefen wichtigen Gegenftand bezügliche Arbeit über bie Urfachen bes Gaft- fteigens in den Pflanzen. Die legte Arbeit Böhm's betraf dasfelbe Thema,

Durch Verſuche gelangte Böhm zu der lange unbeadhtet gebliebenen Auffafjung, daß der Luftdrud beim Saftfteigen betheiligt fein müfle. In Bezug auf die von Sachs und feiner engften Schule feftgehaltene Imbibitionstheorie, nach welcher das Saftfteigen in den Pflanzen lediglich in der Zell», beziehungsmweife Gefäßwand erfolge, ift es Böhms umvergängliches Berdienft, daß die Ablehnung diefer Theorie faft allgemein erfolgte; Böhm ift es überhaupt zu danken, daß das wichtige Problem der Wafjerbewegung in der Pflanze wieder in naturgetrene Bahnen gelenft wurde, Langſam aber beharrlih, von ber täglichen Meinung unbeirrt, rang er fich im diefer ei Frage zur Klarheit empor. Lange konnten fich feine Lehren nit Bahn

! Sentralbiatt f. d, gef. Forftwefen 1884, ©. 36 und 37.

190 Notizen. [XXI. Jahrgang.

weiteren Bearbeitung der genannten Probleme ihre Kräfte widmeten, trat eine Wendung ein. Wenn ed nunmehr feftfteht, daß in ben Pflanzen das ganze Waſſer oder bie Hauptmenge besfelben in der Regel nicht in der Membran, fondern im Hohlraume der faftleitenden Zellen und Gefäße emporfteigt, und zwar nicht nur in ben auf- nebmenden Zellen der Wurzel, fondern aud in der Hauptbahn großer Pflanzenkörper, nämlich im Holze der Stämme, fo ift die Sicherung biefer für das Verſtändniß bes Pflanzenlebens bebeutungsvollen Entdedung in erften Linie Böhm zu banfen.

Was die Kräfte anbelangt, welde bie Emporbebung bes Waflerd in ber Pflanze beforgen, jo hat Böhm hierüber zu verfchiebenen Zeiten verfchieden gedacht. ‚Anfangs glaubte er im Luftdruck, fpäter in einem Zufammenwirken von Luftbrud und Gapillarität, zulegt ausfchlieglih in der Capillarität die Urſachen bes GSaft- fteigens zu finden. Dur neuere Unterfuchungen, an welden Böhm felbfi einen großen Antheil bat, ift aber erwieſen, daß wir es in ber im lebenden Pflanzen- förper ftattfindenden Waſſerbewegung mit einer complicirten Erfcheinung zu thun haben, in welcher zahlreiche harmoniſch zufammenwirkende, zum Theile noch nicht voll- fommen erkannte Kräfte zur Geltung kommen,

Böhm mar der Ueberzeugung, daß durch feine legten Unterfudungen das Problem des Saftfteigend endgiltig gelöft wurde; die meiften Phyfiologen find aber einer anderen Anficht, welche im fehr allgemeiner Faſſung eben angedeutet wurbe. Es liegt eben im Problem des Saftfteigens, wie in fo vielen anderen, welche das Leben betreffen, noch ein fagen wir e# kurz vitaliftifcher Heft, eine Wirkungsäußerung, welche, an die lebende Subftanz gebunden, der mechaniſchen Analyfe ſich noch hart nädig entzieht.

Griff BöHm durch feine Unterfuhungen über das GSaftfteigen in bie Lehre von der Stoffbewegung ein, fo förderte er durch einige wichtige Beiträge zur Kenntniß der Afjimilation und Athmung aud die Lehre von dem Stoffumfage in ber Pflanze. Böhm hat nachgewieſen, daß die Keimung der gewöhnlichen Feuerbohne beim Fehlen von Kalk unmöglich fei, gleichfalls intereffant ift die von ihm gefundene Thatfahe, daß aud die jungen Blätter der Feuerbohne gerignet find, die für dieſe : Pflanze erforderlihe Menge von Kalkſalzen von außen aufzunehmen.

Bon geradezu fundamentaler Bedeutung ift eine andere, die Aflimilation der Pflanzen betreffende Entdedung Böhm’s. Auf Grund der Sach s''ſchen Lehre herrſchte die Anſicht, daß die in den Chlorophyliförnern auftretende Stärke ein Product ber Affimilation in dem Sinne fei, daß unter dem Einfluffe des Lichtes aus Kohlen: fäure und Waffer unter Ausſcheidung von Sauerftoff Stärte als erſtes ſichtbares Affimilationsproduct gebildet werde. Die Sach s'ſchen Beobachtungen waren unvoll» fommen, denn Böhm zeigte, daß in entftärkten Chlorophyllkörnern aud ohne Kohlen- fäurezutritt Stärle entftehen könne; er lieferte den Beweis, daß bei Ausſchluß des Lichtes in Chlorophyllkörnern Etärke entftehen fünne, wenn den betreffenden Organen eine Rohrzuderlöfung von Außen zugeführt werde. Es entfteht in diefem Falle bie Stärke aus Zuder.

Auch die Lehre von der Athmung der Pflanzen hat Böhm befdäftigt, und hat er gute Beiträge zur Kenntnig der Refpiration der Landpflanzen geliefert.

Die erfte Veröffentlihung der Forſchungen Böhm's erfolgte im Jahre 1856, die leßte im feinem Todesjahre 1893. Sieben der Schriften find dem Chlorophyll, acht der Athmung, dreizehn dem Saftfteigen, fünf der Stärfebildung gewidmet. Man fieht, daß Böhm beftrebt war, bei feinen wiſſenſchaftlichen Forſchungen fid) mög- lift zu concentriren. Manchen Schag aus feinen Schriften wird noch die Zukunft heben.

Mit warmen Worten gedachte der Redner am Schluſſe der geradezu beifpiel- loſen Pflichttreue, mit welcher Böhm fein Lehramt verwaltete, er lieh Herzliche Worte ber treuen Lebensgefährtin Böhm's, welche Sinn, Berftändnig und Theilnahme für

April 1895.) Hanbelsberigte. 11

feine wiſſenſchaftlichen Beflrebungen und für al die hohen Ziele hatte, die er fich gefegt. Der edlen Frau dankt die Univerfität das Marmorbildnig des Berftorbenen.

Nachdem Hofrarh Wiesner feine Rede beendet hatte, übergab Profefjor Dr, F. Wickhoff im Namen feiner Schweſter, der Witwe des Verewigten, die Buſte in das Eigenthum der Univerfität. Der Röctor Magnificus Profefjor Dr. Yaurenz Müllner dankte Namens der Univerfität für die pietätvolle Gefinnung der Ver— wandten.

Sodann begaben ſich die Berjammelten in den Arkadenhof, wo die von Meifter Johannes Bent mobellirte, von einem Eichenkranz umgebene Reliefbüfte Bohm's enthüllt wurde.

Mit der Abfingung des „Gaudeamus” durd den Akademischen Gefangverein ſchloß die erhebende und würdige Gedenkfeier für unferen unvergeßlichen en

Internationale Hundeandftellung in Wien. Der Oeſterreichiſche Hundezudt-Berein veranftaltet vom 4. bis 7. Mai d. I. in Wien, und zwar in dem Wefttranfept der Rotunde eine unter dem Protectorate Seiner f. u. k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Franz Ferdinand dv. Oeſterreich-Eſte ftehende internationale Hundeausftellung für alle Hunderocen. Diefe Ausftellung verfpricht, was bie Zahl, Dualität und Seltenheit der Hunde, jowie das Arrangement betrifft, großartig zu werden. Mit der Ausftellung ift aud ein Preisfchliefen für Dahshunde und For— Terrierd verbunden, wie bei derfelben aud das vom Defterr.-ungar. Erdhund- Club aus geſchriebene Derby für dieſe beiden Racen zur Entſcheidung kommt. Bei der beurigen Wiener Hundeausflellung werden die prämiirten Hunde nit mehr mit geringwerthigen Medaillen und Diplomen abgefertigt, jondern fie erhalten werthvolle Geld» und Ehrenpreife. Dem Aueftellungscomits ftehen bisher für Prämiirungsjmede circa 8000 Kronen, zahlreihe Ehren» und Specialpreije, Staats- und Vereins- mebaillen ꝛc. zur Verfügung. Die ausgeftellten Hunde concurriren in 1583 Claſſen, von welden 96 auf Yagdhunde und 57 auf Lurushunde entfallen, jo daß ſich für jeden Hund die beften Chancen bieten. Der Anmeldetermin endet mit 16. April. Programme und Anmeldefcheine find bei Herrn Freiherrn v. Lazarini in Oraz, Elifabethftraße 46 a; in Wien bei Herrn Rudolf Pollad (VI. Wallgaffe 19) und der Redaction der „Hunde-Sport-Zeitung“ (I.. Bankgaſſe 2) zu erhalten. Die Anmeldungen laufen aus allen Gegenden fo zahlreih ein, daß auf eine fehr reiche Beihidung mit Beftinmtheit gerechnet werben fann.

Sandelsberidte.

Bom Holzmarkte. Nürnberg, im März 1895. Die Notirungen im Berfandtgefchäfte ftellen fi) heute wie folgt franco Waggon Mainz:

a,“ 10° 8“ 10° 12% umfortirt, Feuerholz frei (I) M. 58 bis 59 Seuerbolz frei 1 de 40 rennbord (In 35 7” unſortirt, Brennbord frei = 33!/, 6“ " " " 32 6 und 7“ Brennborb 30 gute at (I) = -

(b) ats * 800 (Latten pro 100 Stüd) 8” 91072149 .2127

Gt, M, * A 74 86 110 122 156 A. „4 538 62 72 84 96 112 A. R. „58 69 80 94 124 137 176 R.&H.R 71 8 9 116 154 170 209 alles pro 100 Stüd.

192 Eingeſendet. XXI. Jahrgang.

Dieſes ſind die Preiſe, welche ſeitens der Groſſiſten gefordert werden; je nachdem die Vorräthe der einzelnen Firmen in dem einen oder anderen Sortimente geringer oder größer find, werden die Notirungen derfelben vielleicht um ein &eringes nad oben oder nad) unten von den vorftehenden fern abweichen. Ich Großen und Ganzen lauten die der oberbayerifchen

irmen jo —23 uniſono. Es iſt Thatſache, daß ſowohl die Einkaufspreiſe, welche die Großhändler für ihre derzeitigen Vorräthe angelegt haben, ebeuſowenig mit den im Verſandtgeſchäfte zu erziefenden im Einklang ftehen als die Erftehung des Nohmateriales. Der Einkauf ift zu theuer egenüber dem Bertauke. Es ift nicht Zufall, jondern Abſicht, wenn ich fage, die Einkaufspreiſe And zu theuer, anftatt zu behaupten, die Berlaufspreife feien zu niedrig. Die Berlaufspreife,' welche im Abfatgebiete zu erreichen find, können nicht von den inländischen Händlern regulirt werden; biefelben werden, wie wir wiſſen, von dem nicht regulirbaren Bedarfe und von dem wirthſchaftlichen Vorgängen im Auslande, denen feit Jahren wieder Einfluß eingeräumt wurde, beftimmt. Unabhängig aber davon geftalten ſich in den Waldgebieten die Preife runder Hölzer. Leider richten fi diefe nur gar zu wenig nad den Abjagverhältniffen. Im Allgemeinen glaubt man nicht daran, daß dieſes Mißverhäftnig befeitigt werden könne, Aber nachdem ſchon ſchwierigere Wirthſchaftsprobleme gelöft worden find, wäre die Regulirung des Einfaufes durch— aus‘ Teine pofitive Unmöglichkeit. In vielen Fällen wäre es mit dem ernſten Willen. der Juter— effenten in manchen Gegenden ſchon oft durdfürbar geweſen, unnatürliche Treiberei hintau— zubalten. .

Fingefendet.

Hochſchule für Bodeneultur in Wien. Borlejungen im Sommerfemefter 1895. Prof. Th. Tapla: Darftellende Geometrie, forftlihes Plan» und Terrainzeicnen; Uebungen im Gebrauche geodätiiher Apparate. Prof. J. Schlefinger: Nlicdere Geopäfte höhere Geodäſie; geodätijches Praltilum; geodätifche Feldarbeiten. Prof. C. Wilhelm: Ueber Baumfrankheiten; Anatomie des Holzes mit Anwendung auf die Beftimmung der widtigften —— Praktilum zur Naturgeſchichte der Forſtgewächſe; Anleitung zu mittotlopikgen Unter- uhungen. Prof Dr. Ritter v. Höhnel: Morphologie und Syftematif der Pflanzen. Prof. % Breitenlohner: Forftlihe Standortsiehre; meteorologiſche Uebungen. Prof. Dr. Zeifel: Organifhe Chemie; chemiſches Praftitum, Prof. G. Hempel; Waldbau II. Theil; Geſchichte und Yıteratur der Forſtwiſſenſchaft; Praktikum und Ercurfionen zum Waldbau; Conver- fatiorium über Waldbau,. Forſtſchutz II. Theil; Praktitum zum Forſtſchutz: Lehrkanzel erledigt. Prof. Forftrath A. Ritter v. Guttenberg: Forftbetriebsernrihtung; Forftdienft-Organifation und Rechnungsweſen; Praftitum zur Holzmeßkunde und zur Forftbetriebseinrihtung. Prof. Hofratd Dr. W. F. Erner: Mechaniſche Technologie des Holzes; Konftructionsübungen zur mechaniſchen Technologie des Holzes; allgemeine mechaniſche Technologie. Prof. F. Shwad- höfer: Forftwirthichaftlicy-hemifhe Technologie. Prof. W. Ritter v. Doderer: Yand- und forftwirthichaftliche Hocbaukunde. Prof. Dr. D. Sımony: Ausgewählte Capitel der höheren Mathematik, Poyit und Mechanil. Prof. Dr. Marchet: Adminiftrativ-feminariftifche Uebun- gen. Prof. Dr. Neurath: Vollswirthſchaftslehre II. Theil; volkswirthſchaftliches Converſa— torium. Prof. Dr. Brauer: Specielle Zoologie. Prof. Dr. Koch: Allgemeine Geologie; angewandte Geologie. Docent Prof. Dr. v. Zottı: Specieller Obft- und Weinban. Forftafademie Eberswalde. Sommerfemefter 1895. Forfteinrichtung, forſtliches Repetitorium, forftlihe Ercurfionen (u. A. Durdführung einer Forfteinrihtung im Walde), Oberforftmeifter Dr. Danckelmann. Waldwegebau, Planzeichnen, Uebungen im Feldmeſſen und Rivelliven, forſtliche Excurſionen, Forftmeifter Runnebaum. Einleitung in die Forſt— wiffenshaft, Waldwerthrehnung und forftliche Mentabilitätsichre, forftlihe Ercurfionen, Forft: meifter Zeifing. Forftihus, Jagdkunde, forftlihe Ercurfionen, Forftmeifter Dr. Kienik. Forftlihe Ereurfionen, Forftmeifter PBrofeffor Dr. Shwappad. Mathematiihe Grundlagen der goriiflenjcheft (Geodäfte), Geodäſie (Inftrumentenktunde), Uebungen im Feldmeſſen und Nivelliren, Privardocent Dr. Schubert. Syſtematiſche Botanik, botaniſche Ercurfionen, Pro- feffor Dr. Schwarz. Wirbelloje Thiere, zoologifhe Ercurfionen, Geh. Reg.Rath Profeflor

Dr. Altum. Parafitenkunde, Privatdocent Dr. Edftein. Mineralogie und Geognofic, geognoftiiche Ercurfionen, Geh. Reg-Rath Profefior Dr. Remelé. Organifhe Chemie, Standortsichre, bodenkundliche Ercurfionen, Profeffor Dr. Ramann. Experimental-Phyſik,

Profeffjor Dr. Müttrid. Civilrecht (allgemeiner Theil und Obligationsredt), Amtsrichter = .. 7 Das Sommerſemeſter beginnt Montag, den 22. April und endet Sonnabend, en 17. Auguft.

Großherzoglich Sächfiiche Forftlchranftalt Eiſenach. Das Sommerfjemefter 1895 beginnt Montag, den 22, April. Es gelangen zum Vortrag: 1. Forfteinrihtung mit Durchführung eines praktifchen Beifpieles, Forftbenusung, Einleitung in die Forſtwirthſchaft, Oberforftrath Dr. Stößer. 2. Waldbau, Oberförfter Matthes. 3. Mineralogie und Geognofie, Botanil,

April 1805. Eingefendet, 193

Brofeflor Dr. Büegen. 4. Zoologie, 1. Theil, Brofeffor Dr. Hoſäus. 5. Trigonometrie, mathematifche Uebungen, Dr. Höhn. 6. Rechtskunde, Yandrichter Yinde. 7. Vollswirthſchafts- politif, Finanzwifienichaft, Oberförfter Matthes. Meßübungen leitet Forftaffiftent Axthelm. Das Studinm aller zum Bortrage fommenden Disciplinen der Forſtwiſſenſchaft, ſowie deren Grund» und Hilfswifienjchaften erfordert in der Regel zwei Jahre und kann mit jedem Semefter begonnen werden. Sämmtlidye Borlefungen werden in einem einjährigen Turnus gehalten und find auf zwei Unterrichtscurje vertheilt. Anfragen und Anmeldungen find an die Direction der Großh use Forftlchranftalt zu richten. s

Forftliche Vorleiungen an der Ilniverfität Gichen im Sommerjemefter 1895, Encyllopädie und Methobologie der Forſtwiſſenſchaft. I. Theil. Die forftlihe Productionsiehre, in Berbindung mit einer foftematifchen und gefchichtlichen Einleitung (nad feinem Lehrbudy, 1, 1885; II, 1890), fünfftündig; Forftihut mit Demonftrationen (nad) feinem Lehrbuch, 2. Aufl. I, 1887; II, 1890), fünfftündig; praftifcher Curſus über Waldbau, einmal, Geh. Hofrath Prof. Dr. Heß. Forftvermefjung und Waldtheilung, zweiftündig, mit Ercurfionen, einmal; Jagd— und Fiſchereilunde, dreiſtündig, Profeffor Dr. Wimmenauer. Forſtrecht, vierftündig, Pro- feffor Dr. Braun. Beginn der Jmmatriculation am 22. April, der Borfefungen am 29. April. Das Rorlefungsverzeihnig der Univerfität, ſowie ein befonderer forftlicher Yectionsplan für das Biennium 1895—97 fünnen von der Direction des alademifchen Forftinftitutes oder dem Secre- tariat der Univerfität bezogen werden.

———— für Studierende der Forftwiffenfchaft an der Univerfität Münden im Sommerfemefter 1895. A. In der ſtaatswirthſchaftlichen Facultät: Prof. Geh. Hofrath Dr. Brentano: Finanzwiffenfhaft, 5 Wocenftunden; Staatswirthſchaft- lihes Seminar, 2 Wocenftunden, Prof. Dr. Ebermaper: gg und Klimatologie, 4 Wocenftunden; Pflanzenchemie, 3 Wocenftunden. Prof. Dr. F. v. Baur: Rentabilitäts- rechnung der Waldungen, 2 Wocenftunden; forſtliches Verſuchsweſen, 2 Wocenftunden ; forft- liche Ercurfionen. Prof. Dr. R. Hartig: Pflanzenkrankheiten, 3 Wocenftunden; botanische Ercurfionen. Prof. Dr. Weber: Geodäſie, 3 Rogenftunden: Wegbaufunde, 2 Wocenftunden; Praktiihe Bermeffingsübungen. Prof. Dr. Mayr: ag dia pr 6 Wocenftunden; Walb- baulidye Bedeutung der Eroten 1 Wochenſtunde; Forftliche Ereurfionen. Prof hon. Dr. Lotz: Ueber Bank: und Börjenweien, Handel und Verkehr, 4 Wocenftunden; Lehre vom Geld, 1 Wocenftunde. Privatdocent Dr. Frhr. v. Tubeuf: Forftliche Eulturpflanzen 2c. 3 Wochen- ftunden; Botaniſches Repetitorium, 2 Wochenſtunden. B. Aus anderen Facnltäten: Prof. Dr. Frhr. v. Stengel: Rechtsencyeclopädie für Forficandidaten, 5 Wochenſtunden. Prof. Dr. v. Zittel: Geologie mit Erceurfionen, 5 Wocyenftunden. Prof. Dr. Lommel: Erperi- mentalphufit I. Theil, 5 Wocenftunden. Prof. Dr. v. Baeyer: Organiſche Erperimental- hemie, 5 Wochenstunden. Prof. Dr. Groth: Mineralogie, prakt. Uebungen, 2 Wocenftunden. Privatdocent Dr. Pauly: Forſtinſelten, 3 Mocenftunden; Forftentomologifdies Praftitum, 2 Wochenſtunden; Korftzoologiihe Ercurfionen. Privatdocent Dr. Baumann: Methoden der Bodenanalyien, 4 Wochenſtunden. Privatdocent Dr. Brunn: Elemente der höheren Mathematit, 4 Wocenftunden.

Forftafademie Minden. Beginn des Sommerjemefters Montag, den 22. April 1895, Schluß den 20, Auguſt 1895. Ertragsregelung, forftliche Erceurfionen, Oberforftmeifter Weiſe. Jagdkunde, Wegenetlegung und Wegebau, forftlihe Ercurfionen, Forftmeifter Sellheim. Sort! ug, forftlihe Ercurfionen, Forftmeifter Dr. Jentſch. Waldwerthberehnung, preuß. Zarations-Berfahren, Durdführung eines Tarationsbeifpieles, forftliche Ercurfionen, Forftmeifter Michaelis. Einleitung in die F orftwiffenichaft, Forftaffeffor Dr. Metzger. Shſtematiſche Botanik, botanisches Praktikum, botanifche Ercurfionen, Profefior Dr. Müller. Zoologie, Fiſcherei, zoologifche Uebungen und Ercurfionen, Brofefior Dr. Mebger. Zoologiſches Repeti- torium, Forftaffeffor Dr. Milani. Organijdye Chemie, Mineralogie und Geologie, geognoftifche Uebungen und Ercurfionen, Brofeffor Dr. Councler. Phyfit, Bodentunde, bodenkundliche hr lt Profefior Dr. Hornuberger. Geodäfte, Planzeichnen, Vermeifungs-Anftruction, geodätische Uebungen und Ercurfionen, Profeffor Dr. Baule. Cidvilrecht 1, Geh. Juftizrath Brofeffor Dr. Ziebarth. Anmeldungen find an dem Unterzeichneten zu richten und zwar unter Beifügung der Zeugniffe über Schulbildung, forftlice Borbereitung, Fühcung ſowie eines Nachweiſes iiber die erforderlichen Mittel und unter Angabe des Militärverhältniſſes.

Der Director der Forftafademie Weife,

Univerfität Tübingen. Borlefungen im Sommerfemefter 1895. A. Staatswifjen- Ihaftlihe Facultät. Vollswirthſchaftspolitik, die Arbeiterfrage, nationalölonomijche Uebungen, Brofeffor Dr, v. Schönberg. Berwaltungsichre und deutſches Verwaltungsrecht, das Recht der deutſchen Kranten-, Unfall-, Alters- und mvaliditätsverfiherung, Verwaltungsrechtsfälle, Profeffor Dr. dv. Jolly. Deutiches Reihs- und Pandesftaatsrecht, die hiftorifhen Grund— lagen des heutigen öffentlichen Rechtszuſtandes in Deutichland, nterpretation der Reichsver- 2 und ſtaatsrechtlicher Profeſſor Dr. v. Martitz. Vollswirthſchaftslehre (all- gemeiner Theil), der Socialismus, Geſchichte und Kritik der ſocialen Theorien, voltswirthichaft: liches Disputatorium und Anleitung zu vollswirthſchaftlichen Arbeiten, Brofeffior Dr. Neu— mann. Baldbau, Waldwerthrechnung und forftliche Statif, Ercurfionen und Demonftrationen,

194

Perfonalnagridten, Brieftaften. 5 [XXI. Jahrgang.

Profefjor Dr. Lorey. Forſteinrichtung, praktifher Theil, Forftpolitit, Ercurfionen und De- monftrationen, Profeffor Dr. Graner. Forſtvermeſſung, Uebungen in der Forftvermeffung, Forſtſchutz, Profeſſor Dr. Speidel, Landwirthichaft, Pflanzen und Thierproductionstehre, Profeffor Dr. Leemann. Bevölterungsftatiftit und Moralftatiftit, Handelspolitit, ftatiftiiche Uebungen, Privatdocent Dr. v. Bergmann. Steuerlehre, Privatdocent Dr. Tröltid. "re Ercurfionen und Demonftrationen, ſämmtliche forftlihen Docenten. B. Sonftige Borlefungen. Alle juriftiihen, mathematiihen und naturwiſſenſchaftlichen Borlefungen find vollftindig vertreten. (Darunter Profeffor Dr. Hegelmaier: Ueber Pilze, mit befonderer Be— eng ber parafitifchen und kranfheitserregenden Formen, Forftbotanit.) Anfang 22. April. Nähere Auskunft durd die forftlichen Docenten.

Perfonalnadiridten.

era ie von ae Schlögl, großherzogl. Toscanifcher Förfter mit bem großherzoglid) Toscanischen Berdienftlreuze. Ernannt, beziehungsweife befördert: Joſef Fürft zu Colloredo-Mansfeld, Präfident ber k. k. —— eſellſchaft in Wien, zum Ehrenpräſidenten; Heinrich Freiherr von Doblhoff-Dier, Gutöbefiger, erfter Bicepräfident zum Präfidenten, Joſef Ritter von Brenner, zweiter Bicepräfident, zum erften Vicepräſidenten, Pirko, Gutsbeſitzer, zum zweiten Bice— Be. ber E. k. Landwirthichaftsgefelihaft in Wien. A. NRoffipal, k. k. Forſtrath und andesforftinfpector für das KHüftenland wurde im gleicher Rangseigenihaft in das Aderbau- minifterium verſetzt und mit der Leitung des technifchen Departements für Fyorftpolizei-Angelegen- beiten und Wildbachverbauung (Dep. IV c) betraut; 3. Budic, t. k. Oberforftcommiffär in Trieft, wurde zum Landesforftinfpector fir das Küftenland beftimmt. Carl Freiherr v. Beuft zum erz⸗ Forftadjuncten in Weichfel (Kammer Teihen). Anton Koziäet, Förſter in Plaß Böhmen), zum Graf Aichelburg’schen Forftverwalter in Neuftupomw (Böhmen). Franz Korot- wiska, Forſteontrolor in Stabnik, zum Förfter in Suchai bei Türnig in Böhmen. Im königl. ungarijhen Staatsforftdienfte: Zu Forftdirectoren: Der mit Titel und Charakter eines orftdirectors befleidete Forftinfpector A. Freiherr v. Feilitſch, die Forſträthe A. Szabsd und . Tomcjänyi; zu Oberforftmeiftern: Der mit Titel und Charakter eines Oberforftmeifters be- leidete SForftmeifter 8. Kallina, ferner die Forftmeifter 8. Seyfried und Aler. Barlay. eftorben: Guſtav A. DO. Henſchel, k. k. Forſtrath, o. ö. Profeffor an der Hochſchule für Bodencultur am 17. _. im 60. Xebensjahre zu Gußwerk ın Steiermart. Abolf von Berönger, kgl. italienifcher Oberforftinfpector in P., am 8. März 1895 im 80, Lebensjahr zu Nom, Franz Fechner f. k. Forſtmeiſter in Schwaz (Tirol), am 4. März im 55, Lebensjahre. Martin a gräfl, Oswald Thun’fcher Forftmeifter, i. PB. am 11. März im 74. Lebensjahre zu Helfenberg. Franz Notter, orftmeifter der Stadt —— Franz Grüttner, i. £. Waldbereiter, i. P. am 10, März im 77. Lebensjahre zu Voitsberg. Leopold Keſſelring, t, k. Forftaffiftent bei der f, f. Forſt- und Domänen-Direction in Lemberg am 18. Februar im 26. Lebensjahre. Joſef Patzelt, biſchöfl. Oberförfter in Drum bei Leipa im 66. Lebensjahre.

Briefkaſten.

em E. L. K. in W. (O.Oe.); R. Sp. in 4 C. B. in M.; C. H. in S.; ‚Kin Dr. GC in M.;

A. P. mt; 3 S. in Sch. N. De); n 3 Bun Gr. W. b. DO; Fr. R. in; —— B. in ©. (Bosnien); e.6®. in B.; H. Th. M. in Ch.: Berbindlihen Dank für die Zujendung.

Berichtigung.

Im Märzhefte dieſes Jahrganges ſoll es auf Seite 114 Zeile 10 und 11 von oben lauten: „wenn ſich die Rodungen mur auf die in der Beſtockung zurückgegangenen Autheile erſtrecken im Mittel jährlich 70 bis 80 fr. für das Heltar ber geſammten Wald— fläde.. .“ Die Red.

Adreſſe der Redaction: Mariabrunn per Weidlingau bei Wien.

Adreſſe der Adminiftration: Wien, I. Graben 27.

Berantw, Redacteur: Hans Bedblecıka, Berlag ber k, 1. k. ndie ilhelm Frick. u Ai u. !. Hofbudhbruderei Carl 113 nun. «

Ventralblatt für das nelammfe Horftwelen.

Organ der R. k. forftlichen Berfuchsanflalt in Wariabrunn.

Einundzwanzigfter Jahrgang. Wien, Mai 189. Fünftes Heft.

Heber die Beflenerung der Wälder. '

Die im Laufe der Zeit total geänderten Verhältniffe Hinfichtlid des Er- trage8 vom Grund und Boden, auf welde das erjte Grundjteuergefeg vom Jahre 1817 feine gerechte Anwendung mehr finden konnte, bedingten die Schaffung des Grundjteuerregulirungs-Gejeged vom 24. Mai 1869 als einen Act dringender Nothmwendigkeit, um vor allem der Forderung thunlichſter Webereinftimmung von Ertrag und Abgabe gereht zu werben.

Während nun in Bezug auf den landwirthſchaftlich benutzten Boden diefe Abficht des neuen Geſetzes im Durdichnitte vollfommen erreicht wurde, muß bies binfichtlih des Waldbodens entjchieden in Abrede geftellt werden, da bei letterem in voller Uebereinftimmung mit dem Gejege die Steuerbemefjung nicht immer im richtigen BVerhältniffe zu dem wirklichen Ertrage erfolgt, unſeres Erachtens haupt— jählich infolge der Außeradhtlafjung des Nutz- und Werfholzes bei Berechnung des Durchſchnittsertrages.

Das bezüglihe Alinea des 8 29 des Geſetzes vom 24. Mai 1869 be- ftimmt:

„Den Zarifjägen für die Waldungen wird der Naturalertrag in nieder: öfterreichifhen Klaftern von 30" Sceiter-Fänge für das harte und weiche Holz pro niederöfterreihiihes Joch ohne Nüdfiht der Verwendung einzelner Stämme zu Werf- und Zeugholz nad dem Durchſchnitte der Wbtriebsperiode in einem Jahre zu Grunde gelegt. Die Koften des Forjtihuges und Culturaufwandes find bei Aufftellung der ZTarifjäge angemefjen zu berüdjichtigen, der Werth des zur Zeit der Abſchätzung vorgefundenen Holzbejtandes bleibt unberüdjichtigt.‘

Die Ermittelung de8 Durchſchnittsertrages hat demnach nur mad dem minderwerthigen Brennholze zu erfolgen, wodurd bei einer Gruppe von Wäldern, nämlid denjenigen mit Brennholzwirthicdhaft, die Steuer nah dem wirklichen Durchſchnittsertrage bemefjen wird, während bei einer anderen und zwar der größeren Gruppe, es find dies die Wälder mit Nutzholzwirthſchaft, nicht der wirkliche Durchſchnittsertrag, jondern ein weitaus geringerer Betrag, faum bie Hälfte, zur Beſteuerung gelangt.

Db ber Ertrag voll oder nur theilweije, jogleih oder aber erft in ferner Zufunft eingeht, wird ebenfall® nicht berückſichtigt.

„Bei Berathung des Grundjteuerregulirungs:Gefeßes im Abgeordnetenhaufe ift abweichend vom oben angeführten Wortlaute der Regierungsvorlage das be- treffende Alinea des $ 29 vom Steuerausſchuſſe in folgender Faffung beantragt worden:

ı Wenn wir aud manchen Ausführungen des Herrn Berfafjers nicht zuguftimmen vermögen, fo haben wir dennoch den vorftehenden Artikel unverändert zum Abdrude gebracht in der Ueber- eugung, daß es Pflicht der forftlihen Publiciftif fei, die Erörterung des gewiß jehr gr Ehemas nad allen Richtungen Hin zu ermöglichen. ie Reb.

Gentralblatt für das gef. Forftiwefen. 14

196 Befteuerung der Wälder. [XXI. Jahrgang.

„Bei Feitftellung der Zarifjäge für die Waldungen find die Productions: fähigkeit de8 Bodens, die dominirenden Holzarten und die Betriebsweiſe (ob vorzugsweife Brenn: oder Werkholz erzeugt und als ſolches vermwerthet wird) in Betracht zu ziehen. Bei dem Brennholze ijt der YJahresnaturalertrag in nieder: öfterreihiihen Klaftern von 30“ Scheiter-Länge für das harte und weiche Holz pro niederöfterreihiiches Joch ohne Rüdficht auf die Verwendung einzelner Stämme zu Werf- und Zeugholz nah dem Durchſchnitte der Abtriebsperiode zu berüd- fihtigen; nad dem gleihen Durchſchnitte ift bei dem Werfholze vorzugehen, wobei jedod der Naturalertrag in Kubiffuß compacter Holzmafje anzunehmen tft.“

„In beiden Fällen find auch die Kojten des Forftihuges und Eulturauf- wandes bei Aufjtellung der Tarifſätze angemefjen zu berüdjichtigen.“

Bei diefer Art der Reinertragsberehnung wäre zwar dem Grundfage der gleihmäßigen Steuerbemeffung durch die Berüdfihtigung des Werkholzes voll- fommen entjprocden worden, nicht aber dem Grundfage der gerechten Vertheilung; allein in der Sigung vom 19. April 1869 wurde von der Majorität des Hauſes diefer Antrag des Steuerausfhuffes abgelehnt und das betreffende Alinea des 8 29 in dem Wortlaute des Negierungsentwurfes angenommen.

Bon Seite der Gegner der Anſchauung des Ausſchuſſes wurde damals ein- gewendet:

Daß durd die Einbeziehung des Nug- und Werkholzes die Schätzung fehr erichwert würde, weil der Begriff Werkholz ein unbejtimmbarer fei, da jedes Holz, mag e8 was immer für einen Namen haben, als Werkholz benügt werden kann; daß aljo durch die Bezeichnung des Holzes noch nicht, angezeigt wird, ob e8 als Werk- oder als gewöhnliches Brennhol; zum Verkaufe gelangt.

Aus diefem Grunde würde man bei der Einfhäßung entweder auf die bis— herige Ausnügung zurüdfommen, oder aber eine ſolche der fernen Zukunft unter- jtellen müffen, wodurch namentlih die Kleingrundbefiger der Gebirgswälder arg in Mitleidenfchaft gezogen würden, weil fie bisher ihr Holz zu Mercantilzwecen in den Handel bradten und die nun weitaus vorwiegenden Blößen und Yung- beftände nad dem Werthe des Mercantilholzes verjteuern müßten, welche that- ſächlich feinen Ertrag liefern.

Ferner: „Daß man die Wälder von vorneherein in zwei Kategorien unter- iheiden müßte, in Brennholz. und Werfpolzwälder, welche Unterfheidung aber nicht exiftirt, weil diefer Unterjhied auf rein zufälligen Umftänden beruht und zwar auf der Abfagfähigkeit. Auch den Baume fünne man es nidt früher an» jehen, ob er fich zu Werkholz eigne, bevor er gefällt ift, daß aljo bei einer richtigen Werkholzunterfcheidung alle Bejtände erft gefällt werden müßten. Auch wider: iprehe dies dem $ 5, der vom Meinertrage handelt, weil als Reinertrag anzu- jehen fei der nad Abzug der Bewirthihaftungs: und Gemwinnungsfoften vom Rohertrage verbleibende Ueberſchuß, welcher von den benützten Grundſtücken nach— haltig erzielt werden lönne; desgleichen dem 8 19, weil der Ertrag derjenige ſei, welher im Diftricte auf gemein gewöhnliche Art der Bearbeitung im Durch— ihnitte für mehrere Jahre für jeden Befiter erzielt werden könne, daß jomit bei dem Walde die Bafis für die Ermittelung des Neinertrages nur das Brennholz fein könne, weil diejes allein der gewöhnlichen Art der Bewirthſchaftung ent- Iprehe ohne Anwendung von fünftlihen Eulturmitteln, welden hier die induftriellen Anlagen gleihlommen; daß endlich bei der Unterſcheidung des Werkholzes der— jenige Waldbefißer am meiften betroffen würde, welder feinen Wald gejhont und Altholzvorräthe aufgeipart habe, wodurd überhaupt cine Holzwirthſchaft unmöglich gemacht werden würde ꝛc.

Zur Vertheidigung des Ausihußantrages wurde Folgendes geltend gemadt:

„Daß es fi bei einer guten Steuerbemeffung vor allem um die gleid- mäßige Bemefjung handle, weshalb höhere Erträge mit einer höheren Steuer

Befteuerung der Wälder. 197

bejteuert werden.

Bei der Befteuerung des Ertrage® nur nad) dem Brennholzwerthe würde nit der wirflihe Ertrag, fondern ein unterftellter, erlogener entgegen jeder Ge— rehtigfeit befteuert werden, weil die ertragreiheren Wälder niedriger bejteuert werden würden als die ertragsärmeren.

Bon einer beabfihtigten Unterfheidung der Wälder in ſolche mit aus- ihlieglih Nugholz- und ſolche mit ausſchließlich Brennholzerzeugung fei Feine Spur, e8 jollten vielmehr bloß die Producte unterfchieden werden wegen ihres Einfluffes auf den Ertrag.

Daß man ferner bei der Nichtunterfcheidung des Werkholzes bei einer großen Anzahl von Wäldern hierdurd eine Ausnahme machen würde, weil man nicht den wirflihen Ertrag, jondern nur einen Theil desjelben befteuern würde. Wenn ja, jo ift hier das Beffere des Guten größter Feind gewefen!

In volllommen richtiger Weife wurde von Seite der Antragfteller die Sleihmäßigfeit der Befteuerung des wirflihen Waldreinertrages vertheidigt.

In ebenio gerechtfertigter Weife wurde aber auch von Seite der Gegner die Unzuläffigfeit der Beſteuerung des vollen Waldreinertrages beftritten.

Entſchieden unrichtig war es allerdings, die Ermittelung des Reinertrages nur nad dem Brennholze zu becretiren, weil hierdurd, mie ſchon erwähnt, die Gleichmäßigkeit der Befteuerung volltommen verloren ging.

Bei Schaffung des Gejeges vor 25 Jahren mag vielleicht der Unterſchied in den Erträgen nod fein jo bedeutender gewefen fein als in der Gegenwart. Während diejes Zeitraumes ift in diefer Hinfiht ein derartiger Umſchwung ein: getreten, daß die Brennholzwirthichaft nur mehr dort betrieben wird, Iwo fie der Holzart oder anderer Verhältniffe wegen betrieben werden muß, weil fie im Ber- hältnifje zur Nugholzwirthichaft, bei gleichen Negietoften, faum halb fo hohe Er- träge liefert. |

Zu den Wäldern mit Brennholzwirthihaft werden insbefondere die Laub— holz-Hoch- und die Mittel- und Niederwälder zu zählen fein, hingegen zu jenen mit Nutzholzwirthſchaft ausjhlieglic die Nadelholzforite,

Nah dem jtatiftiichen Jahrbuche des Aderbauminifteriums vom Jahre 1890 entfallen vom Gejammtwaldjtande in Procenten auf die Nutz- und Brennholz- wälder in den einzelnen Ländern: (Tabelle auf Seite 198)

Somit erjheint bei 70 Procent der Wälder der unrichtige Maßſtab des Brennholzwerthes angewendet und die Länder, welche vorwiegend Nugholz produ- ciren, erjheinen gegenüber den anderen begünitigt.

Noch deutlicher mögen diefe Ungleihheit und Verſchiedenheit im. der Steuer: bemeffung einige Beijpiele aus der Praxis zum Ausdrude bringen.

Für den einen Forſtbezirk im politiihen Bezirke Hieging in Niederöfterreic, welcher ausjchlieglid mit Buche beftoct ift und zur Brennholzwirthſchaft zwingt, daher al8 Mepräjentant eines Brennholzforſtes gelten kann, berechnet ſich der Waldreinertrag bei einem mittleren Haubarkeitszuwachſe von 5m pro Heltar und einem mittleren Nettobrennholzwerth von 3 fl. 60 fr. pro Feſtmeter mit

5 x 36 —= 18.00 fl. hiervon ab die Eulturfoften. . . . 0.10 hiervon ab die Forftihugfoften. . . 1.20 verbleibt als verjteuerungspflictiger Waldreinertrag 18:00 -- 1:30 1670 ll. gegenüber einem derzeitigen fataftralen Reinertrage von 18°30 fl. Der geringe Unterſchied hat feinen Grund in dem Sinten der Preife des harten Brennholzes

während der legten 15 Syahre, einer Folge des Ueberhandnehmens der Kohlen- feuerung.

14*

198° Befteuerung der Wälder. [XXI. Jahrgang.

Nutzholzforſt Brennholzforft

Nabdelholz- Laubho Nieder- und zo Länder hodhwald oma Mittelwald Procent

Niederöfterreih - » » 2... 603,721 109.367 68.407 | 74 26 Oberðſterreich 2... 339,866 52.121 16.771 | 88 17 Salzburg N 207.658 20.396 3.935 90 10 Tirol und Vorarlberg . . . . . 911.390 27.787 169.954 83 17 Siem. oe 20.200. 887.242 160.012 27.887 82 18 A ae 448.229 7.039 1.603 98 2 2 Be 199.859 196.866 45.584 46 54 Küfßenland -. - «oo. 0... ° 7.803 33.714 192.196 3 9 Dalmatien - oo oo 0... 13.825 15.669 352.796 3 97 DB ee 1,868.331 | 59.928 79.066 || 91 9 BR 6 396.672 | 102.928 110.393 66 34 Glen 2 2 0 20a. 140,714 | 26.202 7.194 81 19 REN = 0 ae area ar 1,094.597 | 488,308 436.795 54 46 Bukawinn 332.653 107.515 11.027 74 26

Zufammen. . . | 6,851.960 | 1,407.862 1,522.608 | 70 30 |

| 70 Procent | 14 Brocent | 16 Procent | 9,782.420 ha, |

Für einen Forſtbezirk im politischen Bezirke Yoahimsthal in Böhmen, welder als Repräjentant eines Nutzholzforſtes ausſchließlich mit Fichte beſtockt iſt, berechnet ſich dagegen der wirkliche Waldreinertrag bei einem gleichen Haubar— keits durchſchnittszuwachſe von 5 m pro Hektar und einem mittleren Werthe ohne Unterfhied der Sortimente von 60 fl. pro Feſtmeter mit

5X6—= 30.00fl. hiervon ab die Eulturkoften per . ». » . . 050 A „„Forſtſchutzkoſten pr - -. . .„ 120

gibt einen wirflihen Waldreinertrag von 30.00 fl. 170 = 2830 fl., während nad dem Geſetze bei Außeradtlaffung des Nugholzwerthes der Reinertrag bei einem Brennholzwerthe von nur 3°0 fl. pro Feſtmeter mit 5X 3 = 15 fl., und nah Abzug der Eultur- und Forftihugfoften per 1.70 fl. fi mit 15 1.70 13°30 fl. berechnet. Thatjächlid beträgt aber hier der Ratajtralreinertrag nur 8.50 fl. pro Hektar, aljo noch um ein Drittel weniger, als der nad dem Brennholzwerthe berechnete.

In Wirklichkeit werden an Steuern und Umlagen in dem erwähnten in Nieder— oſterreich gelegenen Forſtbezirke von einem Reinertrage von beiläufig 20.000 fl. 10.400 fl. oder 62 Procent, in dem in Böhmen gelegenen Forſtbezirke dagegen bei einem Reinertrage von circa 50.000 fl. nur 4900 fl. oder 10 Procent vom factiſchen Reinertrage entrichtet.

Noch greller aber iſt dieſe Ungleichheit in der Steuerbemeffung bei einer großen Anzahl der Wälder Galiziens und der Bulowina vorhanden.

In dieſen Ländern find 1,220.000 Joch oder faft 8 Procent der Geſammt— waldfläche Defterreichs, wie ipäter gezeigt werden wird, mit einem Sataftralrein- ertrage von 2 bis 10 fr. pro Joch eingejhägt. Ein folcher Ertrag eriltirt aber einfad nicht, entweder ift er bedeutend höher oder überhaupt Null, weil e8 eine Vergeudung des Waldvermögens wäre, bei einem fo geringen Ertrage die Aus» nügung vorzunehmen, da bei Errichtung entiprehender Bringungs- und Transport- anftalten diefer Ertrag bedeutend erhöht werden fann.

Es ift dem Verfaſſer ebenfalls bekannt, daß gegenwärtig die entfernteften Wälder der Karpaten, vielfach noch Urwälder im wahriten Sinne des Wortes von Großhändlern zur Ausnügung am Stode pro Feitmeter mit 1.00 biß 1.70 fl.

Mai 1895.) Beftenerung der Wälder. 199

angelauft werden, wobei von diejen die Ausbringung, fowie die Errichtung der nothwendigen Bringungsanftalten aus Eigenem beftritten wird. Zur Verwerthung aber bloß das Nutzholz, alles andere Holz bleibt an Ort und Stelle liegen.

Dos Brennholz beſitzt daher gar feinen Werth und berechnet man nad diefem den Waldreinertrag, fo befommt man eben Beträge von 2 bis 10 fr., während der mwirflihe Neinertrag bei einer Ausnügung von 2 bis 4/m pro Heltar und einem Werth von nur 1 fl. am Stode fih im Mittel mit 3X ı1= 3 fl. weniger den Gultur- und Forſtſchutzkoſten per 1 fl. 20 fr. mit 1'80 fl. oder pro Joch mit 1:04 fl. berechnet, während der Sataftralreinertrag nur 2 bis 10 fr. alfo faum den 10. Theil des mwirkflihen Ertrages beträgt.

Dieſe wenigen Beifpiele dürften genügen, um zu beweiien, daß in den Nadelholzforiten vom wirklichen Ertrage an Steuern und Umlagen höchſtens 10 Procent, hingegen in den Brennholzforjten in voller Webereinftimmung mit dem Geſetze 50 Procent und darüber entrichtet werben, eine Ungleichheit, wie fie wohl faum auf einem anderen Gebiete der Steuerbemeffung vorkommen dürfte!

Daß auch thatfählid bei der Durdführung der Grumdfteuerregulirung die Ertragsermittelung nur nah dem Brennholzwerthe ausgeführt wurde, zeigt in deutlicher Weife folgende Gegenüberftellung des Rataftralreinertrages der I. Tarifs— claffe mit den procentuellen Nuß- und Brennholzanfalle in den einzelnen Bezirken Niederöſterreichs:

Bergleich des Reinertrages J. El. in den einzelnen Bezirlen Niederöſterreichs mit dem Nus- und Brennholzanfalle.

Nut» | Brenn Anfall | holzforft || holzforft In Procenten in PBrocenten ei Raber. ſarthez |,» = 2 JEER Dezır hofz-” mald Eu 2% 3 S (sen hochwald Meer u. = | ES || = = SE | Mittelwald == = 2 =: =_| | ha ha 2 =) en 2 | | ' | ———— 16.628 6.725 SS 12 H0 40 10'87 | Be 20.412 20,240 51 iu 40 60 16156 Drud a. d Leitha.. ... 11.200 100 15 85 | 20-01 Sroß-Enzersdorf . - ..» - 10,852 - 100 12 88 16:96

F VAR 5 67 * V——— Au 248 10 1 | 5 9% | 18:30 7.184 17.700 || 29 71 10 60 || 2176 ber-Hollabrunn . . - » . . 5.510 8839 38 62 | 32 68 1435 | ee 22.242 115 98 2 || 0 70 12:18 1.203 11.101 10 0 5 95 | 1522 ee... . wi 38,102 10.449 78 22 25 75 1566 | Miftelbah - --.. 2... 10.237 10.676 | 49 51 20 so || 14-35 BEN . >... 2...» 56.097 7.460 || 89 11 30 70 626 Wiener-Neuftadtt - . . - 52.731 4,730 84 16 30 70 1131 0— 098.895 18.134 90 10 40 60 1475 Be, 2.46%: .|| 40.212 17.428 70 30 60 49 674 ER 1.265 12.482 9 9 5 9 2175 Waidhofen a, d. Th... . » . .| 40,502 703 O8 2 10 60 915 De | 61.541 3.203 91 9 15 55 915

Klar und deutlich kommt hier zum Ausdrucke, daß der im Claſſifications- tarife angejegte Rataftraljteuerertrag nur nah dem Brennholze ermittelt wurde, weil überalf dort, wo da8 Quantum des Nugholzes gegenüber dem Brennholze

200 Befteuerung der Wälder, [XXI. Jahrgang.

zurüdfteht, der Ratajtralveinertrag größer ift al8 dort, wo das Nutzholz vorherridt, und faft um das Doppelte dort höher ift, wo faſt nur ausſchließlich Brennholz ge wonnen wird, fonah im umgekehrten Verhältniffe zum Nugholzanfalle wie zum wirklichen Ertrage fteht. | Wir fehen ferner, in welchen Bezirken die Waldbefiger am meiften durd diefe Art der Steuerbemeffung geihädigt find, es find dies diejenigen der Bezirke Diesing, Währing, Hernals, Baden, Gr.-Enzersdorf, Korneuburg und Brud. dieſes Mißverhältniß bei der Cinfhägung des ftabilen Kataſters nicht in dem Maße obwaltete wie nad Durchführung der Grundjteuerregulirung, geht aus der Gegenüberftellung des länderweifen Meinertrage8 nah dem ftabilen Katafter und nad den Rejultaten der Grundfteuerregulirung hervor:

Gegenüderfliellung

des fataftralen Reinertrages der Wälder in den einzelnen Ländern vor der Grundftcuer- regulirung und nach derjelben.

| | snenlihan No | Reinertrag | gegenüber | ‚gegenüber dem vro dem Rabilen Inach dein | Nah dei ftabilen Katafteı n. d. Io | atafter | Grund Pand ftabilen : | 58 änder —* ſteuer ealB2| - o Katafter | mehr weniger | 8 SEE | | regulirung 55 Tel E 5 | 1,9 Te ı® | » u [de u Niederöfterrih » - » + » 1,735.106 | 2,840.802 | 1,105.396 1657 2411084 Oberöðſterreih309557 | 1,339.913 | 530.356 _ 1:16 1:89 073 EDUIG 0 0 3 = 152.453 | 258.998 106 545 038 064 026 | Steiermarl . : x...» 629.092 | 1,643.774 | 1,014.682 | 0:36. 0°88| 0:52, BEER a 202,639 | 539.388 | 336.740 028 068 040 ER een ie ca nee 241.161 470.93] 179.770 ("42 0°61)019 auntenland. - + » : « = - 222.158 450.034 | 227.576 070 111041 Damatieit < - : 4 = « 40.530 117.206 76.766 _ 009 018009 er 7,013.115 | 6,742.154 270.961 268 257) 011 DL er 2,265.585 | 2,480.711 215.126 2:25 234009 RBIRNEE, a 549 180 | 647.157 97.977 - 1'91 214028 Galizien.. Ir Die Ergebniſſe nicht bekannt. 1 VE BE | g

Es zeigt fi, daß die Erhöhung des Reinertrages nicht eine Folge der geftiegenen Brennholzpreife gewejen, weil fie in dieſem alle bei allen Yändern eine gleihmäßige hätte jein müffen.

Wir fehen vielmehr die größte Zunahme in den Yändern Niederöfterreich und Oberöfterreih, während in Böhmen und Mähren trog der günftigjten Ab» ſatz- und Preisverhältniffe jogar eine Verminderung eingetreten ift.

Es ift dies darin begründet, daß die Steuerhauptjumme für die einzelnen Länder von vorhinein firirt und dabei eine vermehrte Belajtung der Länder Nieder: und Oberöfterreih zc. gegenüber den Yändern Böhmen und Mähren vorbedingt wurde.

Die thatfählihe Einſchätzung im die verfchiedenen Neinertragsitufen kann aus folgender Zufammenftellung (Seite 201) erjehen werden.

Hier zeigt fi bejonders deutlih, daß die Wälder Niederöfterreihs am höchſten eingefhägt wurden, während die Wälder Galiziens und der Bulomwina zu niebrig behandelt zu jein fcheinen, da 10 Procent der dortigen Wälder nur mit einem Reinertrage von 2 bis 25 fr. eingejhägt find.

201

Befteuerung der Wälder.

Mai 1895.)

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202 Befteuerung der Wälder,

[XXI. Zahrgang.

Aus dem Dargeftellten geht daher zur Genüge hervor, daß in der Steuer: bemeffung nah der Grundfteuerregulirung infolge der Außeradtlafjung des Nutzholzes eine Ungleichheit befteht, wie auf feinem anderen Gebiete, daß bei den Wäldern die Steuerbemefjung meift im umgelehrten Verhältniffe zum Ertrage erfolgt, weil die minder ertragreichen Brennholzforfte viel höher befteuert werden, al8 die ertragreiheren Nutzholzforſte.

Als erfte Forderung zur Erzielung einer einheitlihen und gleihmäßigen Befteuerung muß daher bei der Ermittelung des Waldreinertrages das Nutzholz unbedingt berüdfichtigt werden, da in der heutigen Forftwirthichaft die Brenn- bholzerzeugung zurüdtritt und in intenfiv bewirthidafteten Nadelholzforften nur mehr etwa 10 Procent ber Gefammtnugung beträgt.

Damit fol aber durdaus nicht gemeint fein, daß die volle Waldrente zur Befteuerung gelangen joll, fondern blos ein angemefjener Theil derjelben, wie fpäter gezeigt werben wird.

Borläufig wollen wir erft der ‘Frage näher treten, auf welder Grundlage die Befteuerung der Wälder überhaupt erfolgen follte.

Als das richtigfte und den eigenartigen Berhältniffen des Waldes am beiten entiprechende Befteuerungsiyftem wäre unbedingt jenes der Einfommenjteuer ans zufehen, weil dabei am einfadhjten die großen Mängel und Härten der gegen- wärtigen Grundſteuerbemeſſung befeitigt wirden, indem die Erträge erft zu jenem Zeitpunfte mit der Steuer belegt würden, wenn fie thatfächlic eingehen, alſo für den Waldbefiger flüffig werden.

Allerdings ergibt fih hier unter Umftänden eine Schwierigkeit in der Er- mittelung des reinen Einfommens aus der Waldwirthihaft, weil im Ertrage nleichzeitig eine Kapitaldnugung verborgen jein kann, beifpielsweife bei Ueber- hauungen, ober bei Herabfegung der Umtriebszeit, da ſolche Kapitalgminderungen nicht befteuert werden dürfen.

Die Schwierigkeit ift bedingt in der befannten Eigenthümlichfeit des forit- lihen Gewerbes, daß fich das erntereife Product feinem Wefen nah gar nicht von dem Betriebsfapitale unterjcheidet, da beides Holz ift, das Kapital und die Binfen; dagegen nur die Zinfen dem verfteuerbaren Betrag bilden dürfen.

Wenn fih diefe Art der Beiteuerung unferes Wiffens blos in Sadjen, Baden und Württemberg eingebürgert hat, jo liegt dies einzig und allein in der Vorliebe für das Syftem der Ertragiteuer, in der bequemen Handhabung des— jelben bei der Steuervorfchreibung, ſowie in der hierbei möglichen Annahme eines auf längere Zeiträume hin befannten, regelmäßigen Steuerbezuges.

ALS zweite Art der Beftenerung kommt ſodann jene nad der Bodenrente in Betradht; hierbei wird von dem ermittelten Meinertrage noch der Zins des ftehenden Holzvorrathsfapitales in Abzug gebraht und der bedeutende Vortheil erreicht, daß nur der factiiche Reinertrag von Grund und Boden der Beiteuerung unterworfen wird, ähnlich wie bei der Landwirthſchaft.

Bei biefem Syſteme denkt man ſich einen zum jährlichen Nachhaltsbetriebe eingerichteten Wald aus einzelnen Beftänden und Betandesgruppen zujammen» gefeßt, die für fi betrachtet im ausjegenden Betriebe bewirthidhaftet werden. Es erreicht dadurch den großen PVortheil, daß es auf alle Forftbetriebe gleih an— wenbbar ift, insbejondere aber auch auf Fälle, wo es fih um die Neubegründung eined Waldes handelt, wo aljo nod fein jtehender Holzvorrath vorhanden ift, jondern erjt geihaffen werden muß.

Meben der Beiteuerung der Bodenrente fünnte aber beim nadhaltig ein— gerichteten Walde noch eine zweite ftattfinden, und zwar könnten die in der Wald-

rente/Lenthaltenen Zinfen des Normalvorrathes mit der Einkommenſteuer belegt werden.

Mai 1895.) Beftenerung der Wälder. 208

Auf diefe Weife würde dann die Befteuerung der Wälder eine doppelte, indem die daraus zu erzielende Grundrente Jahr für Jahr durch die Grundfteuer und das Einfommen aus den in der Waldrente enthaltenen Zinfen des Normal: vorrathes von Fall zu Fall durd die Einfommenftener getroffen würde.

So beträge beijpielsweije im Nachhaltsbetriebe:

Die Waldrente fl. 16.05, ber Bodenwerth fl. 192, fomit die Bodenrente fl. 3.84 bei 2 Procent Berzinfung, die Grundftener 22°7 Procent fl. 0.87, die Beitandesrente fl. 12.21, die Einfommenfteuer fl. 1.22, jährlihe Geſammtſteuer fl. 2.09.

Auch diefe Beſteuerung hat bisher in der Praxis unjeres Wiffens nod jelten Anwendung gefunden, weil die Ermittlung der Grundlagen für die Zwecke ber Steuerbemefjung eine zu complicirte und jchwierige wäre. -

Die größte Verbreitung hat deshalb in ihrer Anwendung die dritte Art der Steuerbemeffung infolge ihrer Einfachheit der Ermittlung gefunden, trogdem fie von allen als die unrichtigfte hingeftellt werden fan. Es iſt dies die Be- fteuerung des Waldreinertrages oder der Waldrente, das ift der Ueberihuß des durhicnittlich jährlichen Nohertrages über die unmittelbaren Betriebskoſten.

Sie ift unrihtig aus folgenden Gründen:

1. Set fie einen jährlihen zum Nachhaltsbetriebe eingerichteten Wald— compler voraus, in weldem der jtehende Holzvorrath in allen Altersjtufen vor- handen jein muß, fie ift daher mindejtens auf 40 Brocent der Gefammtwälder Defterreihs nicht anwendbar, da nah dem ſtatiſtiſchen Jahrbuche des Aderbau- minifteriums blos 60 Procent der Wälder im Nachaltsbetriebe bewirthichaftet werden.

2. Muß der Wald jtetS in jeinem Zufammenhange betradhtet werden, wo- durch die Beurtheilung der einzelnen Bejtände ganz verloren geht, was der Idee des öſterreichiſchen Parcellenkatafters vollkommen widerjpridt, da bei diefem die Grundlage der Bejteuerung die Ertragsfähigkeit eine geometrifh abgegrenzten Theiles der Grundoberflähe, die Parcelle, bildet und auf den Zufammenhang mehrerer Parcellen feine Rüdjicht genommen wird.

3. Stellt der Waldreinertrag nichts Anderes vor, ald den Zins des Boden: und Holzvorrathsfapitales zufammen, weshalb "bei ihr auch das Holzuorraths- fapital zur Beſteuerung gelangt, welches bei Hocmäldern circa °/, bie ®/,, bei Niederwäldern circa die Hälfte des gefammten Waldfapitales beträgt.

In legter Hinfiht könnte allenfalls geltend gemacht werden, daß im alle der Umfegung des Holzvorrathes in flüffiges Geldfapital, diejes ebenfalls der Beiteuerung unterliegen würde; dem ijt jedoch entgegen zu halten, daß der Steuerfuß für zinsbar angelegte Kapitalien, als welches das Holzfapital angejehen werden müßte, faum halb jo groß iſt als jener der Grumdftener und zwar 10 BProcent gegenüber 22°7 Procent.

4. Stellt eigentlich das Holzvorrathsfapital im Forſtbetriebe verglichen mit der Landwirthſchaft nichts anderes als den fundus instructus vor, welder vor: handen fein muß, um einen fofortigen Ertrag zu erzielen und welder weder dort noch in einem anderen ähnlichen Gewerbe der Beitenerung unterliegt.

Während bei der Landwirthſchaft niemals die Abjicht beſteht, den Erlös aus dem Viehftande oder der Ernte mit der Grundftener belegen zu wollen, jo geichieht dennoch das Analoge im Forſtbetriebe bei der Beſteuerung des Wald: reinertrage® in der gegenwärtigen Form.

Berehnet man die Nentabilität jedes Einzelnbejtandes bei jeinem Abtriebe unter Berüdjichtigung aller vom Zeitpunfte der Verjüngung bis zu jeinem Ab- triebe aufgelaufenen Koften, jo finden wir unter den Vorausjegungen für den Wienerwald:

B = fl. 180, p = 2 Procent, ce = fl. 10, v = fl, 2.50, u = 100.

200 Beſteuerung der Wälder. (XXI. Jahrgang. Werth der Bodenrente 180 (1 0210001) fl. 1124.02 Culturtoſtennachwerth 10 X 17020 ° 72.44

Berwaltungstfoften 125 (102191) 78157 pro Heltar fl. 7.32. Steuer nad dem Waldreinertrage 366 (10211) 2285.52 Gejammtbelaftung der Abtriebsnugung fl. 4263.55 gegenüber den wirflihen Einnahmen: Nahwerth der Zwiſchennutzungen fl. 599.86 Abtriebsertrag 1854.37 Werth der Nebennugungen 156.10

Summe ber Einnahmen fl. 2610.33

Somit Verluft fl. 4263.55 2610.33 1653.22 oder in eine jährliche Mente verwandelt pro Hektar fl. 5.29, welder Betrag zu viel an Steuer ent: richtet wird; die richtige Steuer fl. 7.32 5.29 = fl. 2.083.

Wenn alfo der Bequemlichkeit in der VBeranlegung der Steuer zuliebe der Waldreinertrag al8 Bafis gewählt wird, jo muß derjelbe eine gewiffe Reducirung erfahren, um die Steuer auf einen angemefjenen Betrag zurüdzuführen.

Für diefen Zwed find noh lange jene Erleichterungen nicht ausreichend, melde biefür vorgejehen find, wie die Außerachtlaſſung der Erträge aus den Zwiſchen- und Nebennugungen, die Steuerfreiheit durch 25 Jahre bei neuangelegten Hochwäldern, jowie die Außeradhtlaffung des Nutz- und Werfholzes bei der Er: mittelung des Waldreinertrages.

Die volle Härte der Heranziehung der ganzen Waldrente zur Bejteuerung zeigt fih um fo auffallender, je mehr der Wald der Kategorie der Brennholz: wälder zuzuzählen ift, da bei diefen trot der letzteren Begünitigung die volle Waldrente befteuert wird, wie 3. B. in dem Forften des k. k. Wienerwaldes, welche eine Flähe von rund 29.000 ra umfaffen.

Wegen des PVorherrihens der Buche erfolgt deren Bewirthſchaftung als Brennholz. Nah dem jtabilen Kataſter betrug feinerzeit der Katajtralreinertrag fl. 150.000, welder bei der Grundjteuerregulirung auf fl. 348.000, alfo um mehr al8 das Doppelte erhöht wurde. An Steuern und Umlagen wurden jeinerzeit fl. 65.000, hingegen jest fl. 155.000 oder 52 Procent vom wirklichen Ertrage gezahlt.

: Eine ähnliche hohe Steuerbemefjung wie hier dürfte wohl faum mehr zu verzeichnen fein; es ift hier der merkwürdige Fall vorhanden, daß in der nädjten Umgebung die ertragreihen Wiejen niedriger bejteuert find, als der angrenzende Wald mit feinem geringen Ertrage.

In dem gegebenen Falle, wo der Staat gleichzeitig Eigenthümer des Waldes und Empfänger der Steuern ift, fünnte es allenfalls den Anſchein haben, daf es für denfelben gleichgiltig fei, ob diefer Betrag als Neinerträgniß der Forjte ausgewiejen, oder in Form von Steuern demjelben zugute fommt.

Dem ift jedoch entgegen zu halten, daß:

1. Hierdurh der Maßſtab für die Nentabilität der Wirthichaft verloren gebt, die wirthichaftliche Thätigfeit der Forftverwaltung in ein ungünftiges Licht ge: jtellt wird und Anlaß gibt zu dem unbegründeten Vorwurfe eines unzureichenden Erträgniffes.

2. Daß die Rentabilität überhaupt gejchmälert wird, indem die Grund- jteuer die Bafis für die Bemeffung der verfchiedenen Umlagen und Zuſchläge bildet, welche hier 40 bis 60 Procent der Grumdftener betragen, wodurch aljo dem Staate ein namhafter Betrag verloren geht.

3. Daß alle nad wirthichaftlichen Regeln ausgeführten Werthsberehnungen durh den Abzug jo hoher Steuerbeträge illuforish und Werthe ermittelt werden, welche weit von der Wirklichkeit abweichen.

|

Mai 1895.] Beftenerung der Wälder. 205

4. Daß der Kapitalswerth als ſolcher überhaupt unverhältnißmäßig herab- gebrüdt wird.

Es muß daher bei der Beiteuerung der Wälder nad dem Waldreinertrage in erfter Linie die Bedingung erfüllt werden, daß die Bemeffung bei allen Be: trieben und Holzarten: eine einheitlihe und gleihmäßige und zum mindeften, wenn ſchon nicht geringer, jo doch nit höher als bei dem landwirthſchaftlichen Boden fei.

Auh in anderen Ländern, wie 3. B. in Bayern und Preußen wird die Steuer de3 Waldes nah dem Waldreinertrage bemeſſen; wie grumdverjcieden indefjen die Art der Ermittelung des Reinertrages gegenüber jener in Oeſterreich ift, geht am deutlichiten aus der vom föniglih preußifhen Finanzminifterium im Jahre 1871 erlaffenen „tehnifhen Anleitung“ zur Ermittelung des MReinertrages der Holzungen jelbft hervor.

Hiernad gilt aud hier der Grundfag, daß der Neinertrag ohne Rüdficht auf den Werth der zur Zeit der Abfhägung vorhandenen Holzbeftände zu bes meſſen jei, mit einem Worte, daß die Forjte auf ihren nachhaltigen Durchſchnitts— ertrag ausnahmelos einzufhägen feien. Der $ 1 der techniihen Anleitung ordnet diesbezüglid an: „Dem Forjtfachverftändigen fällt die Aufgabe zu, den Rein— ertrag der Holzungen in verhältnifmäßiger Gleichheit zu ermitteln.“

„Der Reinertrag foll bemefjen werden nad der Productionsfähigfeit des Bodens, den dominirenden Holz: und Betriebsarten, mit Rückſicht auf die Um— triebszeit, mit einem Abzuge für mögliche Unglüdsfälle und für die gewöhnlichen Unvolffommenheiten größerer Waldbeftände; unter Abrechnung der Koſten der Verwaltung, des Schutzes und der Culturen, wobei der Werth des zur Zeit vorhandenen Holzbeſtandes unberüdjichtigt bleibt.“

Der 8 2 beftimmt:

„Als Reinertrag ift anzufehen der nah Abzug der Bewirthihaftungskoften vom Rohertrage verbleibende Ueberſchuß, welcher aus der Holznugung nachhaltig erzielt werden fann. Die Zinfen von dem SHolzbetriebsfapitale (Holzinventar) find unter den Wirthihaftsfoften für dem concreten Fall nicht zu berechnen. Da indeffen nur der Neinertrag des Bodens befteuert werden fol, und diejenigen Reinerträge der Waldungen, welche ſich unter der Vorausſetzung eines mittel« mäßigen Holzbeitandes und normalen Altersclaffenverhäftniffes herausſtellen, in Wahrheit die Zinſen des forftlihen Betriebsfapitales in ſich jchliegen, jo muß diejem Umſtande gebührende Rechnung dadurch getragen werden, daß:

1. Die Naturalerträge mäßig angeiprocdhen, beziehungsweife die Reinerträge der Holzungen durch entiprehende Abzüge von den Naturalerträgen angemejjen dargeitellt, und

2. die Nebennutungen an Weide, Gräjerei, Streu u. dgl., fowie die Ein- nahmen aus zeitweifer landwirthidaftliher Benutzung der Holzihläge, für den Nohertrag nicht in Anja gebracht werben.

Ferner find nah S 10 für möglihe Unglüdsfälle nad Maßgabe von Holz- und Betriebsart 20 bis 50 Procent der Tabellenfäte vom angeſchätzten Ertrage noch abzufhlagen und der nach VBorwegnahme der gejtatteten Dlaterialprocente vom Derbholzertrage verbliebene Reſt nach den gemeingewöhnlichen Abfagverhältnijien in Nuß: und Brennholz zu zerlegen und hiernach zu bewerthen.

In Preußen wird unummunden die Weberlaftung einzelner Waldbefiger infolge der Beftenerung aller Wälder nah dem Durdichnittsertrage zugeitanden und eine Milderung diejer Härten durch die mäßige Anſchätzung des Natural: ertrages, jowie durch einen Abzug von 20 bis 50 Procent für Unglüdsfälle wenigjtens angebahnt.

Abgejehen davon iſt die Behandlung auch mod; dadurd eine mildere, daß unter den Bewirthſchaftungskoſten nicht nur die Auslagen für die gewöhnliche

206 Befteuerung ber Wälder.

—— 00

. Jahrgang.

Waldauffiht und für Aufforftungen, fondern auch die Roften für vermaltende und feitende Organe, fowie bie fämmtlihen Ausgaben für Nendantur, Forſtpolizei— wejen und Holzverfauf, alfo die Verwaltungskoften im weiteren Sinne, von den Moherträgen abzuziehen find, fo zwar, daß im Durdichnitte pro Heltar an Berfonalfoften allein circa fl. 2.20 vom Weinertrage in Abſchlag kommen, genen» über fl. 1.40 nad Mafgabe der Beftimmungen Defterreichs, bei lediglicher Be— rüdfihtigung der Forftihußfoften.

Es ift nicht zu leugnen, daß diefe Beftimmungen gegenüber jenen Defter- reichs Wefentlihes zu einer mäßigeren und einheitlihen Bemeffung der Steuern beitragen; nichts beftoweniger wird der Zweck der richtigen und volffommen ein- heitliben Befteuerung auch durch diefe Beftimmungen nicht erreicht, weil auch bier an dem Grundfage der Befteuerung des Durchſchnittsertrages ohne Rück— fihtnahme auf den vorhandenen Holzbeitand feftgehalten wird,

Aus diefem Grunde fomohl, als auch aus folgenden Bedenken glauben wir daher den aleihen Vorgang nicht empfehlen zu dürfen:

1. ft dur eine anempfohlene mäßine Anfhäßung der Naturalerträge dem perfönlihen Ermeſſen der Einzelnen ein weiter Spielraum geöffnet und die ein- heitliche Baſis geht verloren.

2. It der Abzug von 20 bis 50 Procent vom Naturalertrage für Unfälle infofern ungerechtfertigt, al8 dieſe Unfälle nicht regelmäßig eintreten und von Ralf zu all durch Steuernahläffe berüdfichtigt werden fünnen. Es ift bei einem alfgemeinen Abzuge abermals eine Quelle für die ungleiche Bemeffung der Steuer aeihaffen, da hierdurd alle Wälder, welhe an einem Unfalle nicht leiden, gegen- über folchen, welche heimgejucht werden, bevorzugt werden.

3. Iſt der Abzug der Forftihut- und Verwaltungskoften in weiterem Sinne nur infolange gerechtfertigt, al man den Zmed verfolgt, den Waldreinertrag herab- zudrüden; da aber biefe Koften nicht allgemein aufgewendet werden, ſondern nur bei einem größeren Waldbefige, fo würden die Wälder der Kleingrundbefiger, welche diefe Koften nicht fordern, gegenüber jenen begünftigt werden.

In dem Falle aber, al8 nur der bloße Reinertrag des Grund und Bodens, alio die Bodenrente zur Beſteuerung gelangt, dürften biefe Koften überhaupt nicht in Anſchlag zu bringen fein, da fie beim landwirthſchaftlich benützten Boden ebenfall3 nicht in Anſchlag fommen, auch wenn fie noch fo hohe wären.

Inſolange für die Beftenerung des Grund und Bodens das Syſtem ber Ertragjteuer noch beibehalten wird, alauben wir vielmehr an dem Grundfate fejthalten zu müffen, daß für alle Benütungsarten de8 Bodens, gleichgiltig ob fand» oder forftwirthichaftlih, auch die gleihen Bedingungen für die Berehnung des Neinertrages zu gelten haben, weil nur dadurch die Forderung erfüllt werben fann, dak das Steuerausmaß in beiden Fällen ein verhältnißmäßig gleiches fei.

Mit Rüdficht auf die allgemeinen Wohlfahrtswirkungen der Wälder, fpeciell aber in Anbetracht des Hoheitsrechtes, welches der Staat in diefer Richtung durch das Rodungsverbot ausübt und hierdurch die freie Benützbarkeit einfchränft, wäre e8 vielmehr nur recht und billig, die Wälder gegenüber dem fonftigen Boden, welchem dieje Argumente fehlen, mit einem geringeren Steuerausmaße zu bedenken.

Insbeſondere aber follte dies in allen jenen Fällen zutreffen, in welchen dem Befiger durch Schutz- und Bannlegung Fefleln in der Bewirthihaftung auferlegt werden; vergleiht man den wirffihen Ertrag des landwirthſchaftlich benugten Bodens zur Zeit der Grumndfteuerregulirung mit dem fataftralen Rein- ertrage, fo findet man im großen Durchſchnitt, abgejehen von einzelnen Fällen, daß (etterer blos dem halben wirklichen Ertrage gleihfommt. (Siehe Ynama-Sternegg: „Die definitiven Ergebniffe der Grundfteuerregulirung.“)

Es gelangte daher bei diefem nicht der volle Ertrag zur Bejteuerung, fondern nur ein geringer Theil desfelben, und zwar circa die Hälfte.

Mei 1896] Beſteuerung der Wälder. 207

Allerdings befteht heute diejes günftige Verhältniß nicht mehr; infolge des Sintens der Getreidepreife und des Steigend der Arbeitslöhne hat der Ertrag in einer Zeitperiode von 25 Jahren eine wejentlihe Schmälerung erfahren, fo daß bei dem Feithalten an den früheren Tarifjägen nicht mehr der halbe wirkliche Ertrag, immerhin aber doc fein höherer Ertrag als der wirklihe zur Bejtenerung gelangt.

Wenn wir nun aud annehmen, daß felbjt der wirkliche Ertrag des land- wirthihaftlihen Bodens zur Beſteuerung gelangt, jo wird bei demfelben dennod nur die Bodenrente bejteuert, während beim Walde bei der Beftenerung des Waldreinertrages das ganze Holzvorrathefapital mitbeiteuert wird, welches dem landwirthichaftlichen Betrieböfapitale gleich fommt, das volle Steuerfreiheit genießt.

Um daher beim Walde eine dem landwirthihaftlih benügten Boden an— gemefjene Steuerbemefjung zu erzielen, darf aud bei diejem bloß die Boden: rente zur Befteuerung gelangen; die Ermittelung der Bodenrente müßte nad der Formel des Erwartungswerthes in dem befannten Ausdrude

Br (Au+ Da 10 p*+ Dg"s— c1'0 p") 00 p

10p! ftattfinden.

Die Forftihug- und Verwaltungskoften dürfen aber nicht in Anſchlag ge: bradjt werden, weil fie bei der Berehnung des Reinertrages oder der Bodenrente bei landwirthichaftlihem Boden ebenfalls nit in Anjchlag fommen.

Da aber die richtige Anwendung diefer Formel ziemlich fchwierig und zeitraubend ift, da ferner für die Zwede der Steuerbemefjung nicht jener Ge- nauigfeitsgrad erforderlich ift, wie bei Werthsberehnungen, jo wollen wir mit Umgehung diejer Yormel einen für die Zwede der Beſteuerung nod hinreichend genauen Weg angeben, die Bodenrenten einfadher und unabhängig von dem beein: fluffenden Zinsfuße zu ermitteln,

Wir gehen von folgenden Borausjegungen aus:

Aehnlich dem landwirthihaftliden Boden muß auch beim Waldboden der Werth desjelben in einem conjtanten Berhältniffe zu dem Neinertrage ftehen, und größer oder Heiner fein, je nach dem Grade feiner Productionsfähigfeit, der Höhe der Holzpreife und den Geftehungstoften, unbejchadet des Zinsfußes, der Be— wirthihaftung und der Holzart. Während beim landwirthicaftlihen Boden der Werth desjelben glei ift dem zwanzigfadhen Betrage des Reinertrages, haben wir dur viele VBergleihe gefunden, daß der analoge Werth des Waldbodens aleih ift dem zmölffahen Betrage des ermittelten Waldreinertrages oder der Nettowaldrente zur Zeit des gemeingewöhnlichen Umtriebes.

Zum Beijpiel: Ein Beftand gebe zur Zeit des —— bei 100 Jahren

500 /m A fl. 5, fo beträgt der jährliche Durdfgjnittgertrag -> = ex fl. 25.— ab die Culturkoſten pee. „0.50 daher Waldreinertrag . . : fl. 24.50

der Bodenwerth fl. 24.50 X 2 fl. 294. (Die Forſiſchutz⸗ und Verwaltungs⸗ fojten blieben der Conformität mit der landwirthſchaftlichen Reinertragsberechnung wegen außer Anjag).

Diefer Bodenwerth bleibt bei gleihem Waldreinertrage immer derjelbe, ohne Rückſicht auf die Holzart und Bewirthihaftung; es verändert fi nur die Verzinſung, durch welde die Rentabilität ausgedrüdt wird.

Diefe wird höher oder niederer fein, je nad dem Grabe des Ertrages der Holzart, ſowie je nad der Intenſität der Bewirthſchaftungsweiſe.

Zur Ermittelung diefer Verzinfung wählen wir die Formel nah Martineit für die Berehnung des Normalvorrathes aus der Waldrente:

208 Beftenerung der Wälder. (XXI. Jahrgang.

Nvr=u(u+1) (2 u+ 1) Wr J 6 ou? Der Normalholzvorrath berechnet ſich, den jährlichen Abtriebsertrag fl. 1 angenommen, für:

Die Umtriebszeit von 10 Jahren fl. 3.850 " " " 20 m 9 7.175 " " " 30 " = 4 10.505 " " J 40 * 13.837 " " " 50 n = . 17170 " " n„ 60 = 20.503 " " 70 n == 23.836 n " " 80 " = 27.169 " " 90 80.502

ß A = ‚300:- 33.860 Für das frühere Beifpiel ift der Werth des Normalvorrathes bei 100 Yahren fl. 24.5 X 33.89 fl. 829.

Bodenwerth „294.

Waldwerth fl. 1123.

Die jährlihen Intereſſen diejes Kapitales fl. 24.50, daher die Ber- zinfung rund glei 2 Procent und die Bodenrente für die Zwede der Beſteuerung 292 xX 2 = fl. 5.84.

Bei einem gleihen Waldreinertrage von fl. 24.50 berechnet ſich die Boden- rente für einen Niederwald im 30jährigen Umtriebe mit: -

Normalvorrathswertb 24.5 X 10.505 fl. 257

Bodenwerth 24.5 X 12 —= 292 Waldwertb fl. 54%

Verzinfung 44 Procent.

Bodenrente fl. 12.85.

Die Ermittelung der Bodenrente für die Zwede der Befteuerung läht ſich auf dieſe Weije in folgender Formel ausdrüden: br = Wr xX12X 0.0p; br = Bodenrente, Wr Waldrente, p— der Ber-

zinfung des Waldfapitales

bei einer Umtriebgzeit von. . .. . i 20 Jahren p= 50 Procent " " " FFOI DER SE ü Vo 30 pr p= 4'5 "

" " 7 Nr T 40 " == 40 "

" " " Pe er BE er ar 50 = p= 35 n

" " " Nee ee. 60 u. 70 " 30 n u . 80 u. 90 25 # FE ES 95 bis 125 20 R

F— ee 18068 150„ p= 15

Wir fehen, daß je mehr die Umtriebszeit der landwirtbihaftlihen Rotation näher fommt, auc die VBerzinfung fich jener des landwirthichaftlihen Bodens nähert.

Aber felbft bei diefer Art der Steuerbemeffung nad der Bodenrente ergibt fih noch immer für jene Wälder, welde über das ftehende Holzvorrathsfapital noch nicht verfügen, gegenüber dem landwirthichaftlihen Boden infofern ein Nach— theil, daß hier die Steuern für die Bodenrente jhon in einem Zeitpunkte gezahlt werden müſſen, in weldhem fie noch gar feinen Ertrag abwerfen.

Aus diefem Grunde würden wir der Steuerbemefjung nad dem Syſteme der Einfommenfteuer, wie fie für zinsbar angelegte Kapitalien Geltung hat, unbe- dingt den Vorzug gegenüber der Befteuerung der Waldrente einräumen, weil bei diefer dem erwähnten Webelftande dadurd abgeholfen wird, daß die Befteuerung der Erträge erft dann erfolgt, wenn fie für den Beſitzer eingehen.

Mai 1895.) Unterricht der Fiſchereiwirthſchaftslehre. 2.09

Für die Kenntniß des Neinertrage8 aus den jährlichen und proviſoriſchen Holzuugungen könnte aud bier, wie bei den meijten anderen Objecten der Ein- fommenfteuer, zu dem Mittel der Belenntniffe gegriffen werden, die ſich übrigens bier viel leichter prüfen und berichtigen lafjen, da Jedermann Einblid in die Holzihläge hat und die Localpreije bekannt find.

Als Steuerfuß hätte derjenige, wie er für zinsbar angelegte Kapitalien Geltung hat, aljo jener der Einfommenfteuer II. Kategorie mit 10 Procent vom reinen Einfommen in Anwendung zu fommen.

Faffen wir nun auf Grund der vorausgegangenen Ausführungen die wid): tigften Momente für die im Jahre 1895 durdzuführende Grundfteuerrevijion zur Behebung der bei den Wäldern gegenwärtig vorhandenen grellen Ungleich— mäßigfeiten in der Bejteuerung ins Auge, fo beftehen dieſe in der:

1. Aufjtellung neuer WReinertragsfäße auf Grundlage einer richtigen ein- beitlihen Bafis im angemejjenen Verhältniffe zu jenen des landwirthihaftlichen Bodens, d. i. der Waldbodenrente unter Berückſichtigung des thatfählihen Durch— jhnittserlöfes pro 1/”, aljo mit Inbegriff der Nußholzpreife.

2. Gewährung des Meclamationsrehtes und Behebung der eingebradten Neclamationen durd Forjtjahverftändige, welden die Aufgabe zufällt, auf Grund- lage von zwedmäßigen Anleitungen den Reinertrag in verhältnigmäßiger Gleich— heit zu ermitteln, da die frühere Einfhägung zum großen Theile auf einer un: richtigen Grundlage erfolgte, und der für die Durdführung der Grundſteuer— repifion vorgejehene Weg hier nicht zum Ziele führen fann, wodurd möglicher: weife bei Anwendung der neuen Zarifjäge für die früheren Bonitätsclaffen eine nochmalige koftjpielige Einfhägung der Wälder vermieden werben könnte,

3. Einführung der Steuerfreiheit für alle jene Wälder, welche thatjächlid) feinen Ertrag abwerfen, oder aber durch Schut- und Bannerflärungen haupt- fählih der allgemeinen Wohlfahrt dienen und dadurh im ihrem Ertrage jtarf beeinträchtigt find.

Dies Seinen uns die unerläßliditen Forderungen für eine angemefjene Durchführung der fommenden Grundjteuerrevifion, welche wir zu Nut und From— men unferer heimatlichen Wälder in Anregung bringen wollen, da in dem Ge— iege vom 28. December 1894 betreffend die Durchführung der Grundjteuerrevifion in diefem Sinne zur Bejeitigung der beftehenden Härten und Mängel eine Vor- jorge nicht getroffen ift, aufgemuntert hierzu durch das Beſtreben einer hohen Negierung, felbjt auf allen Gebieten des Steuerwejens nad) modernen Grund- jägen Reformen eintreten zu laffen, abzielend auf eine einheitlihe und gleid- mäßige Vertheilung der Steuern, zu Gunjten der bisher überbürdeten Steuerträger.

Februar 1895. dr. Riebel.

Ueber den Unterricht der Fifdhereiwirthfhaftslehre.

Bon Eduard Auguft Schroeder.

Wiewohl die Disciplin der Fiichereiwirthichaftsiehre noch jehr jung iſt,! hat doch bereit die öjterreichifhe Regierung in rühmenswerther Weiſe verſucht, den Unterricht der Filchereiwirthichaftslehre zunächſt dur kurze Lehrcurſe einzu- führen. Im Jahre 1894 fanden ſolche Fiſchereicurſe in einzelnen Provinzen des

I Die erfte foftematifche Behandlung der Fiichereiwirthichaftsichre geſchah im Jahre 1889 durch den Berfaffer des vorfichenden Aufjages (Fiichereiwirthichaftsichre der natürlichen Binnengewäffer, Dresden 1889, und MWirthichaftsichre der zahmen Fiſcherei als Katechismus der künſtlichen Shut und der Teichwirthſchaft, Leipzig 1889). Vorher gab es wohl Bücher über Fischerei, aber feine fyftematische Fiſchereiwirthſchaftslehre. D. Red.

210 Unterricht der Fiſchereiwirthſchaftslehre. [XXT. Jahrgang.

Reiches jtatt. Sie waren, wie dies zu Beginn eines fahlihen Unterrichtes nicht möglich iſt, weder von gleicher Dauer noch vom einheitlicher Unterrichts— ührung.

Hinſichtlich der Dauer war die Verſchiedenheit in die Augen ſpringend. Während man ſich an den meiſten Orten mit 8 bis 14 Tagen zur Abhaltung der Fiſchereicurſe begnügt hat, beanſpruchten andere eine längere Zeit, und zwar bis zu drei Monaten. Es ijt Mar, daß den Fiſchereicurſen der erjten Kategorie ein anderes Yehrzicl vorjchwebte, als jenen, welde in regelmäßiger, wöchentlich fejtgejegter Stundenanzahl eine längere Dauer in Anſpruch genommen haben; während erftere blos der Verallgemeinerung des Anterefjes an der Fiſchereiwirth— haft überhaupt dienten und Freunde der Fiſcherei heranzogen, war das Ziel der letteren ein amderes: hier beabfichtigte man Fachleute heranzubilden, hier lehrte man ſyſtematiſch Fiſchereiwirthſchaftslehre als Disciplin.

Die Berfchiedenheit der Unterrihtsführung hat fih in doppelter Weife documentirt: einmal durd die Behandlung des Lehrjtoffes und dann insbefondere durch die Art des Unterrichtes.

Da nun zweifellos die Abficht bejteht, nicht allein die Fifchereicurfe beizu- behalten, ſondern auch die Fiſchereiwirthſchaftslehre als obligaten Unterrichtsgegen— jtand an land- und forjtwirtbicaftlihen Schulen einzuführen, jo fei e8 ung geitattet, der Unterrihtsführung in unferer Digciplin, wie fie fi für die Zukunft empfiehlt, nad beiden Richtungen hin näher zu treten.

Eine andere ſyſtematiſche Eintheilung der Fiſchereiwirthſchaftslehre als die “nad ihren national-öfonomiih und privatwirthichaftlic zu unterjcheidenden Be: zirten, welde in natürlihbem Zufammenhange und wirthiaftliher Wechielbeziehung jtehen, wäre vollitändig unwiffenichaftlih, wie überhaupt die Volkswirthſchafts— lehre das Fundament jeder Singularwirthidaftsichre iſt; fie ift der gemein- jame Boden aller Wirthihaftswiffenfchaften, und es wäre fein größerer Yehlgriff als der, die Fiſchereiwirthſchaftslehre al8 ein Kind der Naturwiſſenſchaften zu be- tradhten. Hierdurch foll jedoch durchaus nicht geleugnet werden, daß die Natur- geihichte der File, Pflanzen zc. lebendig in das Fiſchereiweſen eingreift und eine Hilfsdisciplin von unentbehrlicher Bedeutung ift, aber zur wiſſenſchaftlichen Eintheilung der Fiſchereiwirthſchaftslehre ift fie untauglid, das Syſtem unjerer Disciplin kann fie nicht bejtimmen.

Dieje Wahrheit findet auch in der jungen Geſchichte der Fiſchereiwirthſchafts— lehre hervorjtehenden Ausdrud. Der Gelehrte, welder die erſten Baufteine zu einer ſyſtematiſchen Wiſſenſchaft über Fiſchereiwirthſchaft zuſammentrug, war ein Nationalöfonom, der Königsberger Brofeffor Bennede.

Es unterliegt doch keinem Zweifel, daf das Fiſchereiweſen oder die Fiſcherei— wirthſchaft geradeſo einen Theil der Volkswirthſchaft ausmadt, wie die Yand« wirthſchaft, die Forjtwirthichaft und der Bergbau, wenn das Princip der Wirth- ihaftlichfeit aufrehtgehalten und der Zwed der Unternehmung oder der Wirth- haft, die Kapitalbildung oder mindeſtens Kapitalerhaltung angeftrebt wird. Wo dies nicht gejchieht, da hat man es mit einer Spielerei zu thun. Es unterliegt aud feinem Zweifel, daß das Fiſchereiweſen im reife der Wirthichaftszweige eine andere Rolle verdient, als fie heute einnimmt. Nun ift e8 ja gerade die Aufgabe der Volfswirthihaft, alle Zweige, aus melden fie ſich zuſammenſetzt, in Einklang zu bringen, und wie es möglich war, die Intereſſen der Forſtwirth— ihaft nicht allein zum Aufihwunge der Waldceultur zu pflegen, jondern aud zur Beſſerung der klimatiſchen Berhältniffe, zur Vertheilung der Wafferdünfte zc., wie die Ordnung im Bergbau troß des fcheinbaren Eingriffes in die Rechte der Grund» befiger zum Vortheile der Allgemeinheit ausjhlug, die Regelung des Eijenbahn- weſens dem Bollswohljtande zugute fam, jo wird eine geregelte Fiſchereiwirth— haft trog der anfänglichen Gegenbejtrebungen fremder Intereſſen nicht allein mit

Mai 1896.) Unterricht der Fiſchereiwirthſchaftslehre 211

ihnen in Einklang gebracht werben können, ſondern auch anderen Zweigen der Bollswirthihaft nicht unweſentliche Vortheile bringen. Es liegt cben ım inneriten Weſen des vollswirthichaftlihen Lebensvorganges, die Wirthſchaft der focialen Gebilde in allen Zweigen jo zu geftalten, daß feiner auf Koften des anderen ver: fümmere, jondern alle, wie die Aefte eines Baumes, gedeihen und Früchte tragen, nicht für einen Augenblid, nit für eine Epoche der Wirthichaft, ſondern dauernd und fi gegenfeitig ergänzend und fräftigend.

Wie nun jedoh die Nationalöfonomie überhaupt der Hilfe der Naturwiffen- fchaften nit entbehren Tann, ja die im fiegreihen Drängen befindliche eracte Schule der politiihen Defonomie mit ihrem Schöpfer und dermaligen Haupte, dem Wiener Profefior Karl Menger, die naturwiſſenſchaftliche Methode der Forſchung in die Wirthihaftswifjenshaften eingeführt hat, jo kann aud die Fiſchereiwirthſchaftslehre fi von der Naturwiffenihaft nicht emancipiren, jondern findet Nahrung und Leben aus ihr. Fundament aber und Eintheilungsgrund einer wiffenfhaftlihen Behandlung unferer Disciplin kann nur die Volkswirth— fchaftslehre jein.

Die nationalöfonomifche, dur die wirthicaftlihe Bedeutung und den Zu— fammenhang der fiſchereiwirthſchaftlichen Zweige rückſichtlich ihres öfonomifden Zwedes gegebene Eintheilung fann feine andere fein als: I. Wilde Fiſcherei, die Fijcherei in den natürlihen Gewäffern, II, Zahme Fifcherei, die in den fünftlihen Gewäffern, wobei ſich die leßtere wieder ſcheidet in: a) Künftlice Fiſchzucht (Bruterzeugung), b) Teichwirthſchaft (vollendete Producte).

Eine von praftiihen Fiſchzüchtern beliebte Eintheilung der Fiſchereiwirth— jchaftslehre in I. Theorie und II. Praris, oder umgefehrt, ift vollftändig unwifjen- Ihaftlid und für pädagogiſche Zwecke ganz unbraudbar, obgleich jie jih an die Naturwiſſenſchaften anlehnt und unter Theorie einen naturgejhichtlihen, unter Praris einen wirthſchaftlichen Theil verftehen will.

Was ift denn Theorie einer Wirthihaftswiffenihaft? Nichts anderes als gejammelte, geprüfte und gejidtete Erfahrung! Was ijt denn rationelle Proris? Die Anwendung der gejammelten, geprüften und gefichteten Erfahrung, aljo die Anwendung der Theorie. Kann man von der Theilung einer Wirth- ichaftswiffenihaft nah Theorie und Praxis fprehen? Darf man naturmijjen: Tchaftlihe Wahrheiten von der Praxis trennen, oder nationalöfonomijdhe Grund: fäge von der Theorie?

Iſt e8 denkbar, daß der bloße Praftifer ald Fachmann voll anerkannt werde, oder daß dies der reine Theoretifer verdient, zumal bei der Fiſchereiwirthſchafts— lehre, in deren ſämmtlichen Bezirken der praftiihe Fiſcher oder Fiſchzüchter in der Regel nicht einmal Praktiker ijt, gejchweige denn das gefammte Gebiet jo be- herrſcht, daß er es lehren könnte?

Bei einer wirklich wifjenjhaftlihen und pädagogiihen Unterrihtsführung müflen Theorie und Praris in allen drei Theilen der Filhereiwirthichaftslehre: Wilde Fiſcherei, künftlihe Fiſchzucht und Teihwirthihaft, Hand in Hand gehen. Schädlich, ja für die nationaldfonomijhe Auffajjung der Bedeutung des Fiſchereiweſens geradezu verderblid wäre einerjeit8 der Unterricht in einem Theile allein und andererfeitS eine nur praftiihe oder nur theoretiiche Unter: weifung, wenn aud im ganzen Gebiete der fifchereiwirthichaftlihen Zweige.

Leider wurden im Jahre 1894 die Fiſchereicurſe in Defterreih nicht alle auf dieſen wifjenihaftlid und pädagogiih allein richtigen Standpunkt gejtellt: ed gab Eurje mit einem praftifhen und einem theoretiichen Xehrer.

Und damit ftehen wir vor der Lehrerfrage einerjeit8 und den Unter- rihtsobjecten amdererjeits, alfo vor der Frage der Unterrichtsertheilung.

Es ift gewiß nicht leicht, für eine junge Wirthichaftsdisciplin vollfommen geeignete Lehrkräfte zu acquiriren, es ift aber auch nicht nöthig, ſobald der Unter- Centralblatt f. d. gef. Jorſtoeſen 15

212 riterariſche Berichte. [XX1. Jahrgang.

richt bloß den Zwed haben foll, das Intereſſe an dem betreffenden Wirthſchafts— zweige in weitere Sreife zu tragen, und darauf verzichtet, Fachmänner heranzu- bilden. Es ift nicht zu leugnen, daß dieſes Ziel heutzutage in Defterreih das erste fein muß, welches mit den Fiſchereicurſen erreicht werden foll; denn dem in alien feinen Theilen arg vernadläffigten Wirthihaftszweige der Fiſcherei müſſen zuerft Freunde gewonnen werden.

Wenn aber mit dem fFifcherei-Unterrichte der Zweck angeftrebt wird, wirt: lihe Berufswirthe der Fiicherei einerfeit8 und Lehrer der Fiſchereiwirthſchafts— lehre andererfeitS heranzubilden, wenn ein ordentlicher Unterricht an ordentlichen Lehranftalten ertheilt werden foll, dann muß ebenfo die Einfeitigfeit als auch die bloße Liebhaberei vom Lehrftuhle ausgejchloffen werden. Und auch dies anzuftreben ift an der Zeit, damit den dem Fiſchereiweſen gewonnenen Freunden Gelegenheit geboten werde, fih in dem ermwählten Berufe zu vervolllommnen und fyftematifche Kenntnifje zu erwerben.

Einfeitig aber wird der Unterricht der Fiſchereiwirthſchaftslehre infolange bleiben, als er durd eine vorwiegend praftiihe Unterrihtsführung an größeren oder Fleineren Unternehmungen, aljo an einer Fifhzudtanftalt oder Teihwirthichaft ertheilt wird. Pädagogiſch wird der Unterriht nur dann fein, wenn bie hierzu dienenden Demonftrationsobjecte erftens alle drei Theile der Fiſchereiwirthſchaft umfafjen und zweitens die verichiedenen Arten der Bewirthſchaftung und ver: ihiedene Berhältniffe bei verſchiedenen Bedürfniffen zur Aufhauung bringen, wenn den Schülern nicht bloß ein Wirthihaftsobject, fondern eine Anzahl derjelben in verfchiedener Art, Größe und Betriebsorganifation befannt wird, und wenn endlich eine fyftematifche, Theorie und Praris in gleiher Weife berüdfichtigende Behandlung des Lehrftoffes plakgreift.

Lehrcurſe, welche diefen Anforderungen volle Rechnung tragen, werden aud) befriedigende Erfolge nachweiſen und es zugleih ermöglichen, die Disciplin der Fifchereiwirthichaftslehre in wiſſenſchaftlicher Weiſe weiter auszubauen, namentlich aber die auseinander ftrebenden Intereſſen der verſchiedenen Wirthſchaftszweige in nationalöfonomifhen Einklang zu bringen.

Und fchließlih nod eine Bemerkung. Als felbjtredend betrachte ih es, daß der Unterriht auch im unferer Disciplin in ordnungsmäßiger Weije ertheilt werden muß, wenn er die Heranbildung von Fachwirthen zum Ziele hat; dazu gehören die Wiederholungen des Lehrjtoffe® zum Zwecke ber Ueberzeugung von Seiten des Lehrers, daß die Hörer ihn verjtanden, den Vortrag behalten haben, dazu gehört die Negiftrirung der Frequenzen und verfäumten Lehrftunden und endlih eine Schlußprüfung und Ertheilung eines Zeugniffes an jene Schüler, welche die Prüfung bejtanden haben. Namentlih das Zeugniß als Effect des Unterrichtes ift unentbehrlid, wenn die Fiſchereicurſe Beſucher in gemügender Anzahl finden follen; denn wer wird Zeit und Mühe einem Studium opfern, wenn nicht die Ausfiht auf ein Zeugniß, eine Betätigung der erworbenen Kennt: niffe vorhanden ijt?

Literariſche Berichte.

Lehrbuch der Waldwerthrechnung und Forftitatif. Von Dr. Mar Endres, o. Profeffor der Forftwiffenihaft an der techniſchen Hochſchule zu Karlsruhe. Berlin 1895. Verlag von Yulius Springer. (Zu beziehen von der f. u. f. Hofbuchhandlung W. Frid, Wien, Graben 27.) Preis fl. 4.34.

Wie der Titel des vorliegenden Werkes befagt, ſoll dasjelbe ein Lehrbuch fein; ih lann e8 fehr wohl begreifen, daß von dem Verfaffer das Bedürfnig nad

Mai 1895.) Literarifche Berichte. 213

einem folchen bei Ausübung feiner Lehrihätigfeit empfunden worden ift, da die bis zur Bearbeitung des Buches vorhandenen Lehrbücher nicht allen Anforderungen entiprahen, wie denn eben diefe Rüdfiht für mid beftimmend war, ebenfalls eine Schrift über den vorliegenden Gegenftand zu verfafien. Diefelbe hat Seite 17 ff. des 1894er Jahrganges diefer Zeitichrift eine für mid, jehr jhmeichelhafte Be— ſprechung erfahren und ich hätte wohl gewünſcht, daß derjelbe Herr Berichterftatter fih auch über das, nunmehr vorliegende Endres'ſche Werk geäußert haben möchte. Dod da die Redaction diefes Blattes mih um eine Beiprehung bat, jo hatte ih umfoweniger Veranlaffung zu einer Ablehnung, als zwiſchen dem Herrn Ber- faffer und mir feine principiellen &egenfäge beftehen. Sn der Darftellung felbft hatte ich der Abficht Rechnung zu tragen, meine Schrift nicht allein zu einem Leitfaden für den Unterricht zu geftalten, ſondern aud die Verwendung feitens der Männer der Praris dur eine möglichft einfahe Darftellung der Theorie und dur Hervorhebung der praktifh bedeutfamen Gegenftände zu ermöglichen. Dies ſcheint mir ja auch, nah den erfolgten Beurtheilungen, die bis auf eine einzige recht günftig lauten, gelungen zu fein. Ich zweifle nicht, daß die Schrift meined® Collegen Endres fi einer nicht minder anerfennenden Aufnahme zu erfreuen haben wird, wenn auch unſere Ziele nicht ganz die gleihen find. Bei Endres fteht die Verwendung des Buches zum Schulgebraudy im VBordergrunde, woraus ſich erflärt, daß er mandes ausführlicher, mandes wiederum fmapper als ich behandelt hat.

Das Bud zerfällt in zwei Haupttheile, die Waldwerthrechnung und die Forftitatit. In dem erften Theile ift auf die Syitematif befonderes Gewicht ge- legt; ihm ſowohl, wie mir, war in diefer Hinfiht Guftav Heyer Mufter und Borbild. Den Anfang madt eine ausführlihe Darftellung der voltswirth- ihaftlihen Grundlagen der Forſtwirthſchaft. Diejelbe ift gewiß für das Ver— ftändniß der eigentlihen Yehren der Waldwerthrehnung in dem gewählten Um— fang nicht noıhwendig; man pflegt den größeren Theil diefer Materie in die Forft- politif zu verweilen. Es verdient jedoch bemerkt zu werden, daß die Beziehungen für Waldwerthrednung, 3. B. in Hinfiht auf Bodenrente, Unternehmergewinn, Zins, recht gut hervorgehoben find.

Bezüglich des forjtlihen Zinsfußes gelangt der Verfaſſer zu dem, wohl wenig Widerſpruch begegnenden Schluß, daß derjelbe infolge der Eigenart der Forſtwirthſchaft niedriger fein müffe, al8 der landesüblihe Zinsfuß. Die Nor- mirung erfolgt für bie heutigen mitteleuropäifhen WBerhältniffe zu 2 big 3 Brocent.

Die Anwendung verfchiedener Zinsfüße, insbefondere aud das, in neueren Schriften mehrfah empfohlene Sintenlaffen derfelben mit wachſendem Verzinfungs- jeitraum (Staffelzinsfuß) wird, weil den Stempel der Willfür an ſich habend, mit Recht verurtheilt.

Nach einer kurzen Beiprehung der forftlich-ftatiftiihen Grundlagen gelangt der Verfaffer zur Darftellung der mathematiijhen Grundlagen. Er entiheidet ſich jelbftverftändlich für die reine Zinfeszinsrehnung und entwidelt die Regeln und Formeln derjelben ausführlih, was entjhieden dem Bedürfniß des Unterrichtes, jelbft an Hochſchulen, entipridt.

Nunmehr wird zu den Methoden zur Ermittelung des Boden, Beitandes- und Waldwerthes übergegangen. Den Bodenwerth kann man als Verkaufswerth (Berfehrsmerth) oder al8 Erwartungswerth finden. Für die legtere Methode führt der Berfaffer den Ausdrud „Bodenertragswerth“ ein, welchen er vorzieht, weil mit ihm beffer die wirthihaftlihe Stellung des Bodenwerthes bezeichnet wird, während der Ausdrud „Erwartungswerth“ mehr auf die rechneriihe Herleitung binweift. Ein zwingender Grund zu diefer Neuerung dürfte nicht vorliegen. Die Formel entipricht genau der Heyer’ihen Bodenerwartungsmerthsformet.

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214 Fiterarifhe Berichte. [XXI. Jahrgang.

Die Momente, welhe die Höhe und Gulmination des Bodenerwartungs- werthes beeinfluffen, werden ausführlidh und anſchaulich erörtert; bei Würdigung der Methode felbit hebt der Verfaſſer ganz richtig hervor, daß jede Werthsfeſt— jegung innerhalb gewifjer Grenzen willfürlid und von fubjectiven Anjhauungen abhängig ift.

Ein Vorzug des Endres’ihen Werkes ijt es, daß der Verfaffer eine Dar- ftellung der Art und Weife, nad welder für bejondere DBetriebsformen, 3. B. der Schirmſchlag-, Ueberhalt- und TFemelichlagbetrieb, jowie den Mittelwald die Bodenwerthsberehnung auszuführen ift, nicht fehlen läßt. Was die Berechnung des Bodenwerthes anlangt, jo denkt fih der PVerfaffer den Boden in jo viel Tlächentheile zerlegt, als die Zahl der Oberholzclaffen beträgt. Es würde aljo der Bodenwerth zu finden fein aus dem Werth der alle vier Fahre wiederkehren- den Unterholzerträge, fowie den Werthen, welche die Erträge des Oberholzes dar- ftellen, gejondert nad Fläcdentheilen, mit demjenigen Umlauf der Nugung, welder dem Alter der fraglichen Oberholzclaffe entſpricht. Die Eulturfojten werden in Abzug gebradit.

Diefe Berehnung ift nicht frei von Willfürlichkeiten. Am richtigften ift offenbar diejenige Rechnung, welde die vom erften Umtrieb an bis zur Erzielung des Normalertrages nad und nad anfteigenden Erträge bemißt. Doch ſtößt man auch hier auf Schwierigkeiten (fiehe meine Waldwerthrechnung ©. 186), weshalb ih die Berehnung des Bodenwerthes fertiger Mittelwälder aus Waldwerth ab» züglich des Werthes der Beftodung al8 einen, insbefondere für ftatiihe Zwede in Betracht zu ziehenden Nothweg vorgeichlagen habe.

An dem nunmehr folgenden Gapitel wird die Ermittelung der Beitandes- werthe gelehrt; ſowohl als Verkaufs- oder Verbrauchs-, wie auch als Erwartungs- und Koftenwerthe. Die bezüglichen Darftellungen find durchaus correct und voll- ftändig. Sehr ausführlid ift aud die Berechnung des Werthes vom Normal- vorrath gelehrt. Der BVerfaffer bezeichnet denjelben als den „Holiorrath eines größeren Waldcomplere8 oder einer Betriebsclaffe." Meines Eradtens kann der Normalvorrath nur als das ideale Bild der Vorräthe einer normalen Be- triebsclaffe gelten, niemals als Holzvorrath eines größeren Waldcompleres. Dies ift ſhon concreter Borrath, welder jenem deal oder Modell gegenüberiteht. Wenn man auf diefem Standpunkte fteht, fo ijt man mit der Behandlung des Normalvorrathes bald fertig. Die fehr ausführlichen Darlegungen des Ber- faffers dürften jelbjt für die Zwecke des alademijhen Bortrages fait des Guten etwas zu viel bieten.

Die Berehnung der Waldwerthe wird mit aller wünſchenswerthen Voll— ftändigfeit gelehrt. Für die Berechnung des Waldwerthes einer abnormen Be- triebsclaffe, beziehungsweife eines größeren Waldcompleres wird mit Recht zunächſt die Aufjtellung eines Wirthihaftsplanes verlangt. Nicht im Einklang hiermit ftehend finde ich die Forderung, auf alle Fälle doc erjt den Bodenwerth zu berechnen. Der Verfaſſer jagt allerdings: „Kein Käufer und Verkäufer läßt ſich auf einen bejtimmten Preis ein, ohme ſich vorher über die Frage Mar geworden zu fein: „Wie viel ift der Boden werth und wie viel das darauf ftehende Holz?" Diefer Annahme möchte ich nicht beitreten. Der Verkäufer wird fi, ebenjo wie der Käufer bei einem größeren Waldcomplere immer in erjter Linie die Frage vorlegen, wie fi die Zinjen des Wertbsfapitald zu dem muthmaßlichen Abwurf des Waldes jtellen. Wie viel dann von dem Kapital auf den Boden und wie viel auf die Holzbeftände fommt, jpielt beim Abſchluß des Gejhäftes gar keine Rolle.

Den Schluß der Waldwerthrehnung macht die Behandlung einiger praf- tiiher Fälle, insbefondere der Vergütung für die Ueberlafjung von Wald zu öffentlihen Zwecken, Berehnung des Schadenerjages für Beihädigung nicht hiebs— reifer Bejtände, Theilung und Zujammenlegung von Waldungen, endlich Feſt

Mai 1895.) Literarifhe Berichte. 215

Fo der Vergütung für die Benügung des Bodens zur Gewinnung von ojfilien.

Der zweite Theil des Werkes beſchäftigt ſich mit der Forſtſtatik.

Der Berfaffer befennt fi zu den Grundjägen des höchſten Bobenrein- ertrages und zeigt ſich als ein mit dem mathematifhen Rüftzeug wohl aus— geftatteter, dabei aud in wirthidaftlihen Fragen gründlich bewanderter Anhänger jenes Princips.

Das finanzielle Ergebnig der Wirthihaftsführung nennt er den „Wirth. ſchaftserfolg.“ Ganz allgemein hat jene Wirthſchaftsart den größeren finanziellen Erfolg zu verzeichnen, welche die größere Bodenrente einbringt, oder für welde fid der größere Bodenertragswerth (Bodenerwartungswerth) berechnet.

Finanzwirthſchaftlich beiteht fein principieller Unterfchied zwiſchen jährlihem und ausjegendem Betrieb, die Verzinſung des Bodenkapitals ift in beiden Fällen die gleihe! Dies find die allgemeinen Grundjäge, welchen der Verfaffer huldigt; an den nöthigen wiffenjhaftlihen Ausführungen zur Erhärtung derjelben läßt er nicht fehlen. Für concrete Wirthſchaften wird die Verzinſung des Waldkapitals

etrachtet.

Für die Bemeſſung der finanziellen Leiſtung der Einzelbeſtände wird die laufende Verzinſung oder das Weiſerprocent gewählt und dieſer Methode eine ausführliche Darſtellung gewidmet.

Die Umtriebsfrage iſt in einem beſonderen Abſchnitt behandelt. Die finanziell bejte Umtriebszeit ift jelbftoerftändlich im Allgemeinen diejenige des höchſten Boden— reinertrage8 und fällt in den Zeitpunft der Eulmination des Bodenerwartungs- werthes. Für die befte Abtriebszeit abnormer Beftände ift das Marimum des Beitandeserwartungswerthes oder das MWeiferprocent maßgebend. Für die ganze Betriebsclajje it in gleiher Weife wie für den normalen Cinzelbeftand die Umtriebszeit des höchſten Bodenerwartungsmwerthes enticheidend.

Ueber die Höhe dieſer Umtriebszeit ftellt der Verfaſſer jehr interefjante Erwägungen an; er läßt nicht unbemerkt, daß diejelbe zu Gunften der Abtriebszeit des Einzelbeftandes durch wirthichaftlihe Erwägungen verfchiedener Art modiftcirt werden fann.

Die Umtriebszeit des höchſten Waldreinertrages wird nad ihrer wiffen- ſchaftlichen Nichtigkeit geichildert. Den Schluß der Darlegungen des DVerfaflers macht eine Behandlung der Statif des Durdforftungsbetriebes.

Im Anhang finden ſich Holz» und Geldertragstafeln, jowie Berehnungen der Bodenertragswerthe verjchiedener Umtriebszeiten für Kiefer, Fichte, Weiß- tanne und Bude, jowie weiter jehr ausführlid Zinſeszins- und Rententafeln mit Abftufung der Procente von '/, zu '/,, weiter eine Zumwadsprocenttafel mit Abftufung nach Zehnteln. Diefe Tafeln find ohne Zweifel die umfafjenditen, welche exiſtiren. In meiner Schrift hatte ich Abftufungen von '/, zu '/, Procent für ausreihend gehalten.

Das Endres’ihe Werk ift ausgezeichnet durch wiſſenſchaftliche Correctheit und Klarheit der Daritellung. Es wird zur Einführung in die Theorie der Waldwerthrehnung und Statif ohne Zweifel an Hochſchulen, an weichen dieſen Disciplinen die entjprehende Bedeutung beigemeffen wird, mit großem Vortheil gebraucht werden können. Somit dürfte der BVerfaffer feinen Zwed volltommen erreicht haben. Ein Handbuch für Praftifer wollte er ja nicht ſchreiben.

Ich kann zum Schluß nur meiner Befriedigung darüber Ausdrud geben, in den Zielen der finanziellen Forſtwirthſchaft mid) mit dem Verfaſſer völlig im Einklang zu befinden. H. Stößer.

Der Wald und die Quellen. Bon E. E. Ney, Regierungs- und Forſtrath, Privatdocent an der Kaiſer Wilhelms-Univerfität in Straßburg. Sonder:

216 Literariſche Berichte. (XXI. Jahrgang.

abdrudf aus dem Wochenblatt für Forſtwirthſchaft: „Aus dem Walde”. Tübingen 1894. (Zu beziehen von Wilhelm Frid, Wien I. Graben 27.) Preis fl. 1.—.

„Zu den neuerdings am wenigjten eingehend unterfuhten Wohlfahrtswirkungen des Waldes gehört fein Einfluß auf die Quellbildung.“ Mit diefem Wahrfprude beginnt Forſtrath Ney fein kleines Werk, den Zweck feines interefjanten Buches andeutend, das folhermaßen die Endziele der Forftmeteorologie im Auge hat und in danfenswerther Weife vielfahe Anregung auf den einſchlägigen Gebieten liefert, indem es an der Hand der vorhandenen Forſchungen die Beobadhtungsergebnifle fritiich beleuchtet und zufammenfaßt, da und dort das noch Fehlende oder Mangel» bafte hervorhebt und aus den gegebenen eracteren Rejultaten Durdfchnittszahlen und einige widhtige Schluffolgerungen ableitet.

Die Berlufte, welche die Waffermenge der atmofphäriihen Niederfhläge auf dem Wege zu den Quellen erleidet, vertheilen fich auf die folgenden fünf Urſachen: 1. Hängenbleiben an den Bodenüberzügen. 2. Unmittelbare VBerdunftung aus dem Boden jelbft. 3. Vegetative Verdunftung der auf dem Boden wachſenden Pflanzen. 4. Uebergang in die Subftang ber Pflanzen. 5. Oberirdifher Waſſerabfluß. Diefe Berlufte berechnet nun der Autor für den auf Walbdterrain, für den auf nadten Boden und für den auf Feldfluren fallenden Regen.

Die im Walde zu Boden gelangende Regenmenge fucht Ney aus ben Beobadhtungsdaten der unter Leitung der preußifhen Hauptftation ftehenden forjt« meteorologijhen Stationen zu ermitteln, indem er die unter den Baumfronen in den Waldftationen aufgefangene Regenmenge einerjeit8 um einen factor ver- mehrt, der dem an ben Baumjhäften abrinnenden Regenwaſſer entſpricht, anderer- jeit8 um jene Negenmenge vermindert, weldhe von Moos und Streu falls folhe vorhanden zurüdgehalten wird. Bon auf bebaute Felder herabfallenden Niederjchlägen ift nur die an dem Feldpflanzen hängen bleibende Waffermenge zu jubtrahiren, um die factifh zu Boden gelangende Regenmenge kennen zu lernen. Die Berlufte, welche die Quellen durch Hängenbleiben an den Bodenüberzügen erleiden, find nun außerhalb des Waldes überall Heiner als im Walde, fo bes rechnet Ney den Berluft jedes Negens (in Gegenden von 750 biß 1000 mm jähr: liher Regenhöbe) :

In Bude Kiefer Fichte Kartoffel Durch Hängenbleiben an

EOBE: 1 20: 0'45 mm 0'831 mm 113mm durh Hängenbleiben an im Sommer :im Feldpflanzen . ... 0°40 mm Winter gar kein⸗ durh Hängenbleiben an Berlufte. Moos und Streu. . 015, 030 020,

zum hat in faft allen anderen Hinfihten das umgekehrte Verhältniß ftatt. Beſonders die reihen und vieljeitigen Verſuchsreſultate Wollny’s heran: ziehend, wendet fi der Verfaffer zur Ermittelung der übrigen Verluſte zunächſt der Trage zu, welche Mengen von Waſſer der Boden in einer bejtimmten Zeit aufnehmen kann, diefelbe ift natürlich je nad feiner Ragerung, je nach feiner Zu— jammenjegung und je nad feinem augenblidlihen Feuchtigkeitsgehalte variabel, und mit welder Geſchwindigkeit das Eindringen des Waffers in den Boden er- folgt; es ergibt fi von jelbft, daß jene Niederfhlagsmengen, welche entweder überhaupt nicht oder nicht rajch genug vom Boden aufgenommen werden fünnen, auf geneigter Fläche dem oberirdiihen Wafjerabfluffe anheimfallen müſſen. Diejer erjheint bejonders gehemmt, wo fi infolge einer zufammenhängenden gefchloffenen lebenden BVegetationsdede oder einer Streudede feine Rinnen und Wafferriffe zu bilden vermögen. Ney jhägt den oberirdiihen Waſſerablauſ auf geneigter Fläche bei Feldfluren und ausgerehtem Walde auf mindeftens 10 Procent.

Mai 1895.) Literarifhe Berichte. 217

Ebenfo wie der oberirdiſche Waſſerabfluß auf nadtem Boden am größten fein muß, jo ift es aud die unmittelbare Verdunstung aus dem Boden, Für legtere werben die folgenden Zahlen aufgeftellt, welde die täglihe Wafjerverdunftung in Millimeter Regenhöhe darftellen:

auf nactem Boden im Walde ohne Streu im Walde mit Streu (im Freien)

Am Sommer... ... 2:23 087 0:34

„Winter . . 0*68 0'26 0°10 durchſchnittlich pro Tag. . 141 0°57 0:22 Totale für das Jahr. . . 513°4 206°5 81°3

Zieht man ferner den Wafferverbraud für vegetative Verdunftung heran, fo ftellt fi) der Gefammtverbraud für Verdunftung pro Jahr:

hiervon im Sommer:

Für die Wille . .... auf 1056'4 mm 951°6 mm n Getreidefedr . .. . : 642°8 [| Im Mittel: 534°0 n SRartoffelfeder . .. . - 3434 „| 680'9 mm 208°6 hmadten Boden... . 2 5134 408°6 „» Buchenwald FREE SR Mi 453°8 | 410°5 5 —— 515'8 | 4291 4404

Kiefernwad)g .. » 3467 2801

Die in die Subftanz der Pflanzen übergehende Wafjermenge dürfte beim Walde mit 0:17, bei Feldfrüchten mit 078mm zu veranſchlagen fein, jo daß für die bei ber durchfhnittlicen jährlihen NRegenhöhe von 850mm als Sidermajjer verbleibenden Niederjhlagsmengen folgendes Calcul aufgeftellt wird (wobei jedoch das dur den Boden aus der Luftfeuchtigkeit gewonnene Kondenjationswaffer als zur Zeit noch gar nicht abihägbar außer Bewerthung blieb):

In ſtreubedecktem Walde auf ebener NE: . 0. 4207 mm ober 49 Procent.

ftreulojem Walde u rar ⏑ü auf nacktem Boden 8 600— im Felde P r u re EEE, u; 20. in ftreubededtem Walde gemeigterr » » . 4037 „u 47 in ftreulojem Walde 5 EP : | TE | A auf nadtem Boden x = PIE |, 5, Ge | Be im Felde F z u ee ee ADD 10. .;

Nahdem der Verfaſſer noch diejenigen Factoren, welche Abweihungen von den Durchſchnittszahlen veranlajien, als Himatifche Lage, Bodenmädhtigkeit, Boden: zufammenjegung, Bodenbearbeitung, Dberflähenneigung und Bodenbenügung recapitulirt und da und dort näher beleuchtet hat, gelangt er zu folgenden Schlup- folgerungen:

1. Die Regenhöhe ift in Deutihland in den Lagen unter 200m mit durch— ſchnittlich 628 bis 638 mm im Verhältnifje zu dem dort bei allen Bodenbenugungs: arten in der Regel über dem Durchſchnitte ftehenden Waſſerverbrauche zu gering, als daß dort überhaupt irgend bedeutende Wafferınengen den Quellen zugeführt werden könnten. Stärfere Quellen verdanken dort ihren Urfprung dem Waffer- zufluffe aus höheren Lagen. Die dort entjpringenden Quellen entjtammen faft ausſchließlich jehr durdläffigen Erdſchichten und fehlen fait ganz in Gebieten mit ſchweren Böden, fie pflegen auch in trodenen Jahren zu verfiegen.

2. Die verhältnigmäßig größten Waffermengen werden den Quellen in den Lagen über 800m Meereshöhe zugeführt, und zwar nicht allein deshalb, weil dort die größten Regenmengen, durdjchnittlid 1166 mm, fallen, jondern auch darum, weil dort der Wafferverbrauh bei jeder Art der Bodenhbenügung unter dem

Durchſchnitte zu ftehen pflegt.

218 Fiterarifhe Beridte.

BEN in

3. In den Yagen zwiſchen 200 und 400m ift zwar die Regenhöhe mit 723 bis 789 mm um rund 100mm höher als in tieferen Lagen; die VBerbunftung tft aber, wohl der größeren Windftärfe und der größeren Lufttrodenheit halber, eine energiichere al8 in nod) tieferen Lagen und fteht wahrjcheinlicd über dem Mittel. Die in diefen Lagen entipringenden Quellen find daher gleihfall8 meift wafjerarm und nur zum Hausgebrauche ausreichend.

4. In den Lagen zwiſchen 400 bis 800 m mit durchichnittlic 810 biß 1016 mm Negenhöhe ift der Wafferverbraud immer um Vieles geringer als die Regenhöhe. Sie führen daher den Quellen ftets fo viel Waffer zu, daß dieſe die Bäche jpeijen und in großem Mafftabe zur Wiefenbewäfjerung dienen können.

5. In den Tieflagen unter 200m ift der Unterfchied zwijhen Regenhöhe und Wafferverbraud bei allen Bodenbenugungsarten geringer als die Schwan- fungen in der Megenhöhe von Yahr zu Jahr. Ueber den Durdidnitt üppig wachſende Feldgewächſe find in diefen Lagen entſchieden häufiger als Waldungen von außergewöhnlihem Wahsthum. In diefen Lagen fteht der Wafjerverbraud im Walde in der Regel unter, außerhalb des Waldes über dem Durchſchnitte.

ZTrogdem wird in bdenjelben der Wald fehr Häufig verſchwinden fünnen, ohne daß eine Verminderung des Wafjergehaltes der Quellen eintritt. Es liegt dies daran, daß dort unter denjenigen Böden, welde nad der Ausftodung be— jonders viel Wafjer verbrauden würden, alfo auf den Lehm- und Thonböden, Quellen überhaupt nicht vorhanden zu fein pflegen, welche ihr Wafjer diefen Böden verdanfen.

Das Verbot der Ausftokung von Waldungen ift daher mit Rüdficht auf den Wafjerftand der Quellen in den Lagen unter 200m Meereshöhe bei ebenen Flächen nur gerechtfertigt, wenn es fih um jehr lehm- und thonhaltige Böden handelt und der Nachweis geliefert wird, daß die dafelbft vorhandenen Quellen ihr Beſtehen nicht feitlihem Zufluffe, fondern dem durch diefe Böden jelbft ein- dringenden Siderwafjer verbanfen.

Dagegen unterliegt e8 feinem Zweifel, daß die regelmäßige Entfernung der Streudede aus den Waldungen jelbft bei durdläffigen Böden auch in den Lagen unter 200 m den Beitand der Quellen gefährdet. Selbjt die Kiefer verbraudt, wenn fie feine Streudede befigt, 63mm Regen mehr, als wenn der Boden mit Streu bededt ift.

6. In den Höhenlagen zwijhen 200 und 400m Meereshöhe überfteigt der mittlere Wafjerverbraudh des Waldes faft immer, derjenige des Tyeldes in der Negel den Durdichnitt. Der Unterfchied zwiſchen Regenhöhe und Wajjerverbraud; ift aber trogdem wenigſtens auf durdläffigem Boden groß genug, daß etwas Wafjer für die Quellen übrig bleibt; er ift aber immerhin fo gering, daß der Unterſchied zwiichen dem Wafferverbraudhe der verjchiedenen Bodenbenugungsarten dagegen ins Gewidt fällt. Es wird daher in diejen Lagen ſtets jorgfältig abzu- wägen fein, ob unter den gegebenen Berhältniffen der Wald oder die an jeine Stelle tretende Benutzungsweiſe mehr Waffer verbraudt.

Wo daher bejondere Verhältniſſe, 3. B. ſtarker Lehmgehalt des Bodens, veranlafjen, daß nad Abtrieb des Waldes der Wafferverbraud über den Durd- ſchnitt hinaus gejteigert wird, ift in diefen Lagen ein Verbot der Waldausſtockung mit Rüdjiht auf etwa vorhandene, von dem betreffenden Walde geipeifte Quellen gerechtfertigt.

Beſonders gefährdet die Ausſtockung der auf geneigter Fläche ſtockenden Waldungen, einerlei welcher Holzart, in dieſen Lagen den Fortbeſtand der Quellen. Umgekehrt wird auf ſehr durchläſſigem Boden in ebener Lage ein Verbot der Waldausjtokung fih durch die Rüdjiht auf den Wafferftand der Quellen nicht rechtfertigen lajjen.

Mai 1895.) Piterarifhe Berichte. 219

Die Trodenheit der Luft hat in diejen Lagen zur Folge, daß in gejchonten Waldungen die todten Streudeden ſich jehr langjam zerjegen. Ihre Mächtigkeit fteht daher wejentlih über dem Durchſchnitte und demgemäß iſt auch ihr Einfluß auf die Verminderung der Bodenverdunftung Hier größer als in den übrigen Lagen. Die Entfernung der Streudede ift nirgends jchädlicher für den Wafjer- gehalt des Bodens und damit für den Wafferjtand der Quellen, als gerade in den Lagen zwifhen 200 und 400m.

7. Die Lagen zwijhen 400 und 600m find in unjerem Klima (Mittels Deutihland) in der Regel dem Waldbau günftiger als dem Fyeldbau. Der Wafjer- verbraucd des Waldes fteht deshalb in der Regel über, der des Feldes unter dem Durchſchnitte.

Die Ausſtockung eben gelegener Waldflächen iſt daher für den Fortbeſtand der Quellen in dieſen Lagen ohne nachweisbaren Einfluß, wenn es ſich nicht um ſtark lehmhältige Böden handelt, welche nach dem Abtriebe weit über dem Durch— ſchnitte ſtehende Waſſermengen verdunſten.

Die Streunutzung iſt in dieſen Lagen auf ebenen Flächen den Quellen weniger ſchädlich als in den unteren, weil ſich die todten Bodendecken raſcher zerſetzen. Immerhin ſchädigt fie den Waſſergehalt der Quellen um 8 bis 10 Procent der Regenhöhe.

Auf geneigten Flächen, welche in dieſer Höhenlage beſonders ſtark entwickelt find, find Waldausſtockungen und Kahlabtriebe dem Waſſergehalte der Quellen ebenſo jhädlidh, al8 in den Yagen zwiſchen 200 und 400m.

8. In den Lagen über 800" Meereshöhe iſt der Unterſchied zwiſchen dem Waſſerverbrauche auf ebenen Flächen und der Megenhöhe ein jo großer, daß der Unterjhied zwifchen dem Wafferverbrauhe der verjchiedenen Benügungsarten des Bodens dagegen umfoweniger ins Gewicht fällt, al8 dort der hohen Luftfeuchtig- feit und der Kürze der Vegetationszeit halber der Wafferverbraud außerhalb des Waldes weit unter dem Durchſchnitte jteht.

Ein Modeverbot für auf ebenen Flächen ſtockende Waldungen oder eine Zwangsaufforftung der Hocebenen in 800» Höhe kann dort mit Rüdfiht auf den Fortbeſtand der Quellen nicht begründet werden. Dagegen find in diefen Lagen die Flächen ftärkjter Neigung bejonders ftarf vertreten.

Eine zwangsweife Aufforftung fahler Flähen und ein Verbot nicht allein der Ausjtodung vorhandener Waldbejtände, jondern auch des Kahlabtriebes und der Bodenftreunugung in denjelben iſt im diefer Höhenlage, ſoweit es fih um Steilhänge handelt, unbedingt ſchon durch die Nüdjiht auf den Fortbeſtand der Quellen und den von ihnen abhängigen Wafferitand der Bäche, Flüſſe und Wäfferungsanlagen jehr wohl gerechtfertigt.

Wenn aud) diefe Säge fi den öjterreihijchen Verhältniſſen nicht fo ganz anpaffen, indem mande Yactoren (z. B. Klima, Wahsihumsfreudigfeit) in den entſprechenden Höhenlagen bei ung andere jein dürften, jo enthalten diefe Schlüffe doch aud für uns fehr werthvolle Fingerzeige. Für die große Forſtwelt aber find fie um jo werthooller, als fie von einem Wanne abgeleitet find, der das, was er behauptet, nicht nur theoretiſch jcharf begründet hat, jondern auch mit feinen praftiihen Erfahrungen in vollem Einflange weiß.

Auch geben diefe Schluffolgerungen dem Bude das Jedem, der fih für Agriculturphyfit und Forftmeteorologie interejjirt, auf das mwärmjte empfohlen ſei eine forjtpolitiihe Bedeutung, fie tönen wie eine Warnung in unfere nad ſchnellem Gewinne und rajhem Umfage jtrebende Zeit hinaus, den Wald und feine Streu zu fhonen, die ja aud Quellen der Volfswohljahrt find, indem fie die Quellwäſſer fpeijen und mehren.

Dr. Hoppe.

220 Literariſche Berichte. [XXI. Jahrgang.

Bericht über die 38. Verſammlung des Sächſiſchen Forft- vereines, gehalten zu Annaberg am 16. bis 19. Juli 1893. Tharand 1894, Alademiihe Buchhandlung.

Bericht über die 39. Verſammlung des Sächfiichen Forft: vereines, gehalten zu Coldig am 17. bis 20. Yuni 1894. Tharand 1895. Akademiſche Buchhandlung.

(Beide zu beziehen von der f. u. f. Hofbudhhandlung W. Frid in Wien, I. Graben 27.) Preis pro Band circa fl. 1.—.

Diefe beiden uns vorliegenden Broſchüren enthalten die ftenographijchen Berichte über die oben genannten Verfammlungen. Die erftere Verſammlung verdient jhon deshalb unfer erhöhtes Intereſſe, weil e8 die legte ift, welche der langjährige Vorfigende des Sächſiſchen Forſtvereines, Geheimer Oberforſtrath Dr. Judeich, vor feinem Ableben leitete. Bon den bei dieſer Verfammlung in Verhandlung gefommenen Thematas haben die meiften auch für unfere heimifchen Berhältniffe Bedeutung, weshalb die Lectüre der hierüber ftattgefundenen Dis- cuffion nur wärmjtens empfohlen werden kann. So ift 3. B. das, was über die Waldbewäfjerungsfrage verhandelt wurde, von ganz eminentem Intereſſe, weil man im dieſer Beziehung gar an vielen Orten, woſelbſt das im Walde jid anſammelnde Wafjer wieder ungenügt abfließen gelaffen wird, dur zwedmäßige Zurüdhaltung und entſprechende BVertheilung desjelben dort, wo es die örtliden Verhältniffe geftatten, vortheilhafte Meliorationen zu erzielen vermag.

Auch die Verhandlungen des Jahres 1894 find fehr lefenswerth, aud fie enthalten gar Vieles, welches bei uns ohneweiters finngemäße Anwendung finden fann. Es find dies die Thematas allgemeiner Natur, und zwar über die Be- fämpfung des NRüffelfäfers; über neuere Erfahrungen über Wildzaunanlagen u. |. w.

Die Ausftattung diejer Berichte ift jehr gefällig, der Preis ein mäßiger.

a. ee mit VBormerkblättern für Holzverarbeitung und Holzhandel. Jahrgang 1895. Redigirt von Ernſt Pliwa, Director der t. £. Fachſchule für Holzinduftrie in Villach. Wien, Vollswirthſchaftlicher Verlag von ler. Dorn. (Zu beziehen von der k. u. k. Hofbuchhandlung W. Frid, Wien, I. Graben 27.) Preis geb. fl. 1.60.

Die ftattlihe Reihe von Fachlalendern der verfchiedeniten Berufszweige, über welche unfer Büchermarft verfügt, ift mit Beginn des Jahres 1895 durd das Erjcheinen obigen Buches um ein bemerkenswerthes Glied vermehrt worden. Bemerlenswerth injoferne, als durd die Herausgabe dieſes Kalenders endlich einmal dem längft gehegten Wunſche unferer Holzinduftriellen und Holzhändler, die wichtigſten hofztehnologiihen und commerciellen Behelfe und Daten in bequemer Form zujammengejtellt vorzufinden, entſprochen wurde, welder danlens⸗ werthen Mühe fih der Herr Verfaſſer mit großer Fachkenntniß und in forg- fältigfter Weife unterzogen hat.

Der vorliegende 222 Seiten ftarfe Kalender, welcher zufolge feines großen Formates (12/31 m) bereit in die Kategorie der Handfalender gehört, enthält in feinem erjten Abſchnitt ein Kalendarium mit Bormerkblättern, nebft zahlreihen Notizen und Tabellen über den öfter, Poſt-, Telegraphen-, Telephonverfehr ꝛc. zc., jowie eine Aufzählung jämmtliher Handeld- und Gewerbelammern, Gewerbe- infpectoren uud Conſulate Oeſterreichs.

Der zweite Abjchnitt ift dem holztehnijchen und commerciellen Notizen ge- widmet. Der techniſche Theil behandelt in zwar knapper aber ſyſtematiſch geord- neter und leicht verjtändlidher form das Vorkommen, die Füllung, den Transport, den Bau, die Chemie, die technifchen Eigenjhaften und Fehler des Holzes, die mechaniſche und chemiſche Verarbeitung desjelben, und gibt zum Schluſſe eine Ueberſicht der wichtigjien Zweige der Holzverarbeitung.

Mai 1895.) Literarifhe Berichte. 221

Der commercielle Theil enthält nebſt verjchiedenen ftatiftiichen Tabellen haupfählih die Meproduction der diverjen Holzhandelsujancen Dejterreihs, und zwar jene der Wiener und Budapefter Börſe, der Zriejter Plagufancen, der Holz- bandel3ufancen für Kärnten und für den füdöfterreihifch-ungariihen Holzyandel, fowie der kroatiſch-ſlavoniſchen Handelsuſancen für Faßdauben.

Der Bedeutung wegen, welche der Holzerport nad Italien und Baiern jpeciell für Tirol befigt, wäre aud die Aufnahme der Holzhandelsufancen, wie ſolche am Markte von Venedig (Padua) und Münden beftehen, jehr wünſchens— werth gewejen, ein Mangel, weldem ja im nächſten Jahrgange diejes Fachkalenders leicht abgeholfen werden fann.

Es würde zu weit führen, den reichen Inhalt des Fachkalenders noch weiter zu verfolgen, es joll nur nocd erwähnt werden, daß die Aufnahme des Auszuges aus den Rathihlägen der Eonjularbehörden, inſoweit fie die Hebung des Exportes von Holz. und Holzinduftrie-Erzeugniffen betreffen, für Viele eine hochwillkommene Beigabe jein dürfte.

Bei der lebhaften Entwidelung der öfterreihifchen Holzinduftrie und dem weit— berzweigten Holzhandel kann es nicht fehlen, daß diejer Fachkalender infolge feines gebiegenen Inhaltes, ſowie feiner hübjchen Ausstattung in Bälde vollite Beachtung in den intereffirten reifen finden und fi viele Freunde erwerben wird, was er auch in vollitem Maße verdient. Hd.

Borlagen für das Situationszeichnen. Für land» und forftwirth: ſchaftliche, ſowie techniſche LYehranjtalten und für die Bedürfniffe der land- und forftwirthfchaftlihen Praris. Von Friedrid Zajitek, Profeffor an der landwirth— ſchaftlichen Lehranſtalt „Francisco-Joſephinum“, behördlid” autorifirter und be— eideter Civilgeometer in Mödling (N.-De.). Wien, Budapeſt, Leipzig, A. Hart- leben's Verlag. (Zu beziehen von "der k. u. f. Hofbuhhandlung W. Frid in Wien, I. Graben 27.) Preis fl. 2.20.

Dieſe Vorlagen bejtehen aus fünf Tafeln, von welden Tafel I die Be- zeihnung diverfer Eulturen in jhwarzer Manier, Tafel II die Communicationen, Gewäſſer, Gebäude ꝛc in jhwarzer Manier, Tafel III die Bezeichnung diverfer Eulturen in Farbe, Tafel IV die Communicationen, Gewäſſer, Gebäude zc. in Farben und Zafel V eine gefammte Ueberficht in Farben enthält. Auf der inneren Seite des Umſchlagbogens finden fi in knappen, aber ausreihend deutlichen Worten eine Erklärung. zur Darftellung der natürlichen Zerrainflähen und Eulturen und Bemerkungen über die Ausführung der colorirten Pläne.

Obwohl die in Rede ftehenden Vorlagen in erjter Linie als Lehrbehelf dem Herrn Berfaffer zu dienen haben, fo fönnen diejelben auh an anderen Schulen mit vielem Vortheil beim Situationszeichnen Verwendung finden, da fie fehr nett und deutlich ausgeführt find und alles enthalten, was beim Situationszeichnen der Hauptjahe nad verlangt wird. Wenn wir einen Wunſch auszufprehen ung erlauben bürften, jo wäre e8 das gewiß verzeihlice Verlangen, bei einer nädjiten Auflage diefer Vorlagen die forftlihen Bedürfniffe etwas mehr zu berüdjichtigen, jo 3. B. die verſchiedenen Bezeihnungen für Wirthihaftsitreifen, Schneißen ꝛc. mit aufzunehmen, auch jhon aus dem jehr triftigen Grunde, um dem auf dem Titel avifirten Gebrauchszwecke, nah welchem diefe Vorlagen auch für forftwirth. ichaftlihe Lehranftalten und für die Bedürfniffe der forſtwirthſchaftlichen Praris dienen follen, in volljtändigerer Weife Genüge leiften zu können,

8. Böhmerle,

Das Wildern, dejjen Arten und Bekämpfung. Bon Raoul Ritter von Dombromsti. Cöthen 1894. Verlag von Paul Schettler's Erben. (Zu beziehen von der k. u. f. Hofbuhhandlung W. Frid, Wien, Graben 27.) Preis fl. 1.86.

Die Feder des Altmeifters edlen Waidwerfes hat die jagdliche Literatur abermals mit einem reihen Beitrage erfreut und uns in dem vorliegenden neu-

222 Literarifhe Berichte, [XXI. Jahrgang.

erjhienenen Bude: „Das Wildern“ einen tiefen Einblid in das Berufsgebiet der grünen Gilde und aus den reihen Erfahrungen des Autors mande nach— ahmenswerthe Winfe zur Bekämpfung des Wildererunmwefens geboten.

Nah einem mit herzhaften Worten in bündiger Form gehaltenen Vorworte führt ung Dombromwsfi im acht weiteren Abjchnitten die geftellte Aufgabe vor und jondert von vorneher in der „Einleitung“, die Wildfrevel nad ihren veran« laffenden Motiven, dem gemeinen Diebftahl, dem feigen lichtjcheuen Eingriff in fremdes Eigenthum einerfeits, dann nah feiner ethiſch tiefer eingreifenden, von eigenartig wilder Romantik ummobenen, unbezähmbarer Leidenſchaft entipringenber Gejtaltung anderjeits.

Bei der Beiprehung der Organifation des Schutzdienſtes wird auf den hohen Werth des thatkräftigen, zielbewußten Zuſammenwirkens des Schußperjo- nales hingewiejen, aber auch durd eine Schilderung aus der Praris des Ver- fafjer8 gezeigt, wie jehr Pflichteifer, Schweigjamfeit, Scharffinn und Geduld als Eardinaltugenden und Erfordernifje des Schukorganes im Ginzelfalle zum Er- folge führen können.

Mit befonderer Befriedigung erfüllt uns in dieſem Capitel der Hinweis auf den treuen Gefährten des Jägers, den Hund und feine Verwendung zum perjönlihen Schuge, dann zur Verfolgung des Wilderers die Nothwendigkeit der Drefiur auf den Mann.

Die „Praris des Wilderns“ bildet einen reichhaltigen weiteren Abjchnitt diejes trefflihen Werkes und fchildert uns auf 45 Blattſeiten in ſachlich wohl- verjtandenen Erörterungen 15 Epifoden des Wildererunmwejens, jomohl des feigen Sälingenjteller8 und des mit Garn und Netzen wohlvertrauten Gefindels, als aud des Wilderer8 mit der Schußwaffe, welder im Waldlande und Hochgebirge Scharfſinn, perjönliden Muth und Pflichttreue des oft karg bejoldeten Jagd— Ihugorganes auf eine harte Probe ftellt. Ich möchte Hierzu noc ergänzend einen Fehler der Schugorgane anführen, nämlich daß fie, um ja nicht die Wildeinftände zu beunruhigen, bedeutende Complexe gar nicht betreten, oder nur ungenügend begehen, während vielleicht der Schlingenfteller jhon geraume Zeit in einem ſolchen MWildboden arg gewirthidaftet hat!

In diejem Capitel finden wir aud die Unfallverfiherung in Anwendung auf den Jagdſchutzbeamten eingehend erörtert; ih bin aber mit der vermeinten Selbithilfe der Berufsjägerei nicht einverftanden, weil ein erfolgreiches Zuſammen— wirfen wegen der ifolirten Stationirung, Mangel an Mitteln und vielleicht auch Noutine wohl faum und insbejondere in Abficht auf eine Genofjenjchaftsbildung erwartet werden kann. Zur Yöjung diefer humanen Aufgabe muß von den Jagd- herren jelbjt die SYnitiative ergriffen und durch die Jagdſchutzvereine propagirt werden, ohne dab ih übrigens die Berufsjäger jelbjt von der jedenfalls nur geringen Beitragspflicht loszählen möchte.

In dem folgenden Abſchnitte führt der Autor über die Befleidung, das Nüftzeug und die Bewaffnung allgemein Belanntes vor, welchen Umſtand ich jedod nicht als Vorwurf aufgefagt wiſſen will, ich gebe vielmehr gerne zu, daß auch dieje Erörte- rung der Bolljtändigfeit halber nothwendig und immerhin nüglich ift. Das Verhalten des Jägers im Schutzdienſte ift recht Iehrreic und durch die eingefügten „Erleb- niſſe“ außerordentlich verftändlich beſchrieben. Erwünjht wäre es indefjen ge- weſen, dem Berufsjäger aus dem reihen Wiffensichate des Autors Beijpiele der berjchiedenen Arten von Nothwehr vorzuführen. Das ift ein ſehr lehrreiches, aber leider viel zu wenig cultivirte und geflärtes Feld der Berufsthätigfeit, denn nur durch gute Schulung erfährt der alte Wahrjprud: „Hilf dir jelbjt und Gott wird dir helfen” feine rechte Bedeutung.

Die weiters gegebene Anleitung zur Auswahl, Erziehung und Abrichtung de8 Yagdhundes für die Dienjte des Jagdſchutzes vervollftändigen das Bild über

Mai 1896.) Berſammlungen und Aus ſtelluugen. 223

die reihen Erfahrungen des Autors auh auf diefem Gebiete, und bietet ung derjelbe in dem folgenden Gapitel einen hiſtoriſchen Rückblick auf das Jagdrecht und defjen Phajen der Entwidelung bis zur Neuzeit. In knappen Zügen wird jodann das Wejen der Yagdpolizei, des Jagdſchutzes und Strafrechtes beſprochen und aud der Strafproceß erörtert, bei welcher Gelegenheit aud der Nothwehr in wenigen Worten Erwähnung gethan wird.

Die Thätigkeit der zahlreihen Jagdſchutzvereine Deutichlands und der öfter: reihifhen Kronländer findet geziemende Anerkennung und ift deren förderliches Wirken für die Entwidelung des Waidwerfes und für die Intereſſen der Be» rufsjäger in wohlwollenden Worten zum Ausdrude gebradt.

Die Erläuterungen über die beigegebenen lluftrationen in Schlingen und fonftigen Wilddiebswerkzeugen, welche durchwegs von dem Autor jelbit mit voll» endeter Technik angefertigt wurden, und welche ebenfo wie die übrigen Ylluftrationen treffliher Meifter zum guten PVerjtändniffe des Gebotenen beitragen, beſchließen den tertlihen Theil dieſes gediegenen Werkes, welches wir der jagdlihen Welt überhaupt und jedem Berufsjäger insbejondere zum Studium wärmftend em» pfehlen. Das Bildniß des Verfaſſers mit einer ſchwungvollen Apotheoje an den Wald bildet gleichfalls eine Zierde dieſes Buches. Sp.

Neueſte Erſcheinungen der FJiterafur.

(Borräthig in der k. u. k. Hofbuchhandlung Wilhelm Frid in Wien.)

Baur, Yehrbudy der niederen Geodäſie für die praftifchen Bedirfniffe der Forftmänner und Landwirthe, Kameraliften und Geometer, fowie zum Gebraud) an militärifchen und ted)- nischen Bildungsanftalten. Fünfte Auflage. Geb. fl. 7.44.

Hempel und Wilbelm, die Bäume und Sträucher des Waldes. Elfte Lieferung. (Korbweide, Sahlweide, Aspe.) fl. 1 50.

Heß, Rihard, Eigenihaften und forftliches Verhalten der wichtigeren in Deutſchland heimischen und eingeführten Holzarten. Zweite Auflage. Berlin. Geb. fl. 4.34,

Hüttenvogel, die Hlüttenjagd mit dem Uhu. Nebft einer Tabelle zum Anſprechen der in Deutſchland vorlommenden Tagraubvögel. Neudamım. fl. .62.

Winchenbach, Hifthornflänge Zweite Auflage. Blajewig-Dresden. fl. 2.48.

Derfammlungen und Ausfellungen.

19. Generalverfammlung des Forftvereines für Tirol und Borarlberg zu Bozen. Am 14. October des Vorjahres fanden fi die Theilnehmer an der Verjammlung in Bozen ein und bradten den Abend in gejelliger Vereinigung in der Gartenveranda des Hotels „Bozener Hof“ zu.

Am 15. October Früh eröffnete der Vercinspräfident, Freiherr von Longo, die Plenarverfammlung. Der Bereinsfecretär, Forſtmeiſter Grant, erftattet den Thätigfeitsberiht für das verfloffene Vereinsjahr und jodann den Caffaberidt. Rechnung und Präliminare werden von der Verfammlung einjtimmig genehmigt. Der nächte Punkt, Wahl des Vereinsausſchuſſes, wird dahin erledigt, daß die bisherigen Vereinsfunctionäre, nämlich Hofrath Friedrich Hlawacek als Bice- präfident, und die bisherigen Vereinsausſchüſſe wiedergewählt werden, bis auf den frankHeitshalber austretenden P. Adolf Trientl, ftatt deffen k. k. Forit-

224 VBerfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

meifter Eduard Ruef zur Neuwahl gelangt. P. Adolf Trient! wurde in An- fehung feiner großen Verdienfte um die Forftwirthihaft und um dem Berein durch Abjendung eines fpeciellen Schreibens der Dank des Vereines und deſſen Anerkennung votirt.

Zum nächſten VBerfammlungsorte wurde Schwaz gewählt.

Ueber Antrag des Hofrathes Hlamwacef ernannte der Verein Se. Excellenz den Herrn Aderbauminifter Julius Grafen Falkenhayn zufolge feiner hervor- ragenden Thätigfeit für Defterreihs Forfte und Forftwirthe zum Ehrenmitgliede, und wurde dieſe Ernennung Sr. Excellenz telegraphifd zur Kenntniß gebradt.

Bald darauf eröffnete der Präfident die Generalverfammlung, zunächſt mit der Begrüßung des Bürgermeifterd der Stadt Bozen und der ammejenden Delegirten der auswärtigen Vereine und Körperſchaften.

Punkt 1 der Tagesordnung: „Ueber die Nothwendigfeit des Schuges ber Forſtculturen“ leitet 8. f, Forft: und Domänenverwalter Franz Manzano ein. Der Referent geht aus von der Wohlfahrtswirfung des Waldes und weiſt darauf hin, daß nod nicht allermeg die Wirkung des Waldes auf Luft, Boden und Klima allgemein anerfannt werde, da eine Partei fie ihm ab», die andere wieder zuipreche. Trotz allen dieſen getheilten Anfichten ftehe jedoch die Bedeutung des Waldes für das Gebirge wohl außer jedem Zweifel, und verlange derjelbe infolge deſſen eine geregelte Behandlung und weitgehende Schonung, und dies auch ſchon im Intereſſe der Viehwirthichaft, welde im Gebirge neben der Wald— wirthſchaft eine wejentlihe Rolle fpiele. Der Referent weist auf das DBeifpiel im Tleimsthale hin, wo diesfalls muftergiltige Verhältniſſe herrfhen, wo Viehzucht und Waldwirthicdhaft nebeneinander rationelf betrieben werden und wo geradezu die Waldwirthfhaft die Vorbedingung für das richtige Gedeihen der Vieh— zucht bilde, !

Der Vortragende geht jodann über auf die Forjtculturen im Hochgebirge, insbefondere auf die Wiederaufforjtung des legteren. Er betont, daß im Gebirgs- walde noch jo mande alte Wunde zu heilen jei, daß die bäuerlihe Bevölkerung noch immer nit das nöthige Maß von Einſicht und Verſtändniß bejäße für die Nothwendigfeit der Hegelegung der Eulturen und Neuaufforftungen; daß fie im Gegentheile glaube, daß die Forftculturen gegen die Viehweide gar feines Schutzes bedürfen. Referent ift für die Hegelegung bis zu dem vom Stande der Verjüngungen und der Eulturen abhängigen Grade, und nur dort, wo das Halten von Hirten unmöglich oder die Weide zu befchränft fei, nur in folden Ausnahmsfällen jollte von der Hegelegung im Sinne des $ 10 des Forſtgeſetzes abgewiden und zu Umzäunungen, Berpflofungen und fonftigen Schugmaßregeln der Eulturen gegriffen werden. Junge Schläge, die nicht abgejchloffen werden lönnen, ſollen hingegen erit nad Verholzung des Yahrestriebes zur Beweidung zugelafjen werden. Hofrath Kaltenegger ilt von Bedeutung und Werth der Wälder voll überzeugt, ift jedoch für weile Maßhaltung, fpeciell in Fällen, in welden den Alpenbefigern durch Einjhränfung ihrer Rechte Schaden erwadjle.

Zum Schluſſe der Discuffion über dieſes vitale Thema hob Hofrath Dlamwacef hervor, daß nur im Wege gegenfeitiger Unterftügung und Achtung der Intereſſen der Yand» und Forftwirthichaft e8 möglid werde, eine für alle Theile günftige Sadlage zu jhaffen, woran der Forftverein feftzuhalten habe, fowie an der Ueberzeugung, daß für das Wohl und die Erhaltung der Wälder im Öffentliben Intereſſe mit den beften Sräften eingetreten werben müffe.

Das zweite Thema der Tagesordnung (über Wildbachverbauungen) mußte wegen Verhinderung des Referenten abgeſetzt werden.

Das nächſte Thema (über forftlihe VBorlommniffe im abgelaufenen Vereins» iahre) referirte f. f. Forſtmeiſter Richard Frank. Der Redner beipricht in erfter Yinie die zahlreich aufgetretenen Waldbrände, bei welchen in 25 Fällen auf circa

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Mai 1896.) Berfammlungen und Ausftellungen. 225

70 ra Fläche rund 3000, m zugrunde gingen. Bon jhädlihen Forſtinſekten ſei erwähnenswertb' das bedeutende Auftreten des Kiefernproceffionsfpinners im Bozener Bezirke, wojelbft auf circa 3000 Aa ein anfehnlicher Kahlfraß ftattgefunden habe. Weitere Erwähnung verdiene ein Muhrbruch im Bezirke Hall, welder 15.000 fl. Schaden verurfadhte, dann ein Sturm im Bezirke Tione, welder auf 180 Aa 800m Holz geworfen. Der Referent geht dann über zur Aufzählung der bedeutenderen Aufforftungen, erwähnt aller Jener, welche ſich hierbei wefentliche Berdienfte erworben und freut fih, auf den befonderen Fortichritt hinweiſen zu fönnen, welcher durch Einlegung von richtig gehandhabten Durchforſtungen in der Beſtandeepflege erzielt worden ift, dann auf den erfreulihen Umftand, daß im vergangenen Jahre viele neue Waldcommunicationen, wie Straßen, Wege, Ziehwege ꝛc. zum Theile neu gefhaffen worden find. Nachdem der Meferent noch auf die Holzpreisbewegung einige Streiflichter geworfen, wonach die Preife in Nordtirol gegen das Vorjahr jo ziemlich diefelben geblieben, während fie in Südtirol und Vorarlberg zurüdgegangen find, dankt der BPräfident den Referenten für die gehabte Mühewaltung und fchließt die diesjährige General: verfammlung. Ä

XXI. Hauptverfammlung des Kärntnerifchen Forftvereines am 8., 9. und 10. September 1894 in Hermagor. Bon dem Vertreter der poli— tifhen Behörde und der Gemeinderepräjentang feierlih empfangen, rückte trotz des ſchlechten Wetters eine immerhin anfehnlihe Zahl von XTheilnehmern in Hermagor ein, nahdem den Abend zuvor eine gefellige Zufammenfunft in Villach ftattgefunden hatte. Wegen der ungünftigen Wetterausfihten mußte die Ercurfion in den Eggforft unterbleiben, weshalb der Vereinsausſchuß ſchon zeit: lich Morgens feine Sikung und der Vorftand bald darauf die Generalverfammlung eröffnete. Vereinsvorftand Fercher begrüßte mit warmen Worten den anweienden Bertreter der politiihen Behörde, den Bürgermeifter und die Delegirten der auswärtigen Vereine.

Hierauf erhielt Secretär Storf zur Erjtattung des Rechenſchaftéberichtes das Wort. Der Redner weiſt nad den einleitenden Worten auf die freund» nahbarlihen Beziehungen des Vereines zu den auswärtigen Bereinen und Körperihaften hin und berichtet fodann über die jetige Form der Vereins— publicationen, welche zufolge eines gemeinjchaftlichen Beichlufjes feit 1. Januar 1894 als Mittheilungen der TForftvereine von Niederöfterreih, Steiermart, Krain-Rüftenland und Kärnten erjheinen.

Der Bereinskalender werde durd diefe Abmahungen in feiner Weife beirrt und werde bderjelbe wie bisher in der gewohnten Form zur Ausgabe gelangen.

Die Abgabe von Eulturpflanzen war aud im Berichtsjahre eine ſehr be- deutende und murden fogar Pflanzen in anfehnliher Menge nad Steiermarf, nad Krain und dem Füftenlande, felbft nah Böhmen und Groatien verſchickt. Zur Abgabe gelangten für Herbfteulturen 41.150 Stüd, für Yrübjahrsculturen 726.100 Stüd, fohin im Ganzen 767.250 Stüd Pflanzen. Was den Samen- verfehr anbelangt, jo blieb diefer auf den Eigenbedarf beſchränkt, und zwar mit 146%, wovon die Hauptfahe auf Fichtenfamen entfiel, der Reit auf Yärden-, Weiß- und Schwarzföhrenjamen.

Der Verein verfügt mit Schluß des Nechnungsjahres über ein Vermögen von 2879 fl. 58 fr. und hat einen Mitgliederftand von 373. Im Verlaufe des Berwaltungsjahres wurden ſechs Ausihußfigungen abgehalten.

Der Punkt III der Tagesordnung mußte zufolge der Erkrankung des Forft: rathes Mar Schwaiger unterbleiben, desgleihen der Punkt IV , Beobachtungen über die Excurſion“, da bdiefe eben des ſchlechten Wetter wegen in Ausfall gefommen war, Der Punkt V der Tagesordnung: „Anträge der Mitglieder“

226 Mittbeilungen. (XXI. Jahrgang. bradte nur den Wunjd nad einer geringfügigen Aenderung und Eintheilung des Bereinsfalenders. Punkt VI der Tagesordnung: „Wahl des BVBereinsausihuffes“ wurde dahin erledigt, daß die ausicheidenden Ausihußmitglieder Fercher, Dberfteiner, Wirth und Zimek wiedergewählt wurden und Forftcommifjär Schinzel zur Neuwahl gelangte. Zu Erfagmännern wurden gewählt die Herren Kalcher, Manner und Turſch, zu Nechnungsrevijoren die Herren Wanner und Ziermann. Punkt VII „Wahl des nächſtjährigen Verfammlungsortes“ mit der einſtimmigen Wahl von Treibach-Althofen zur Erledigung gebracht.

Schließlich einigte ſich die Verſammlung auf Grund einer diesfällig vor— liegenden Eingabe dahin, ſich an der Erbauung einer Feſthalle des Kärntneriſchen Sängerbundes in Klagenfurt zu betheiligen.

Im Gaſthofe „zur Poſt“ vereinigten fi die Theiluehmer zu einem gemein« ſamen Mittanmahle, bei welchem der Präfident auf den Allerhöchſten Landes— Se. Majeſtät den Kaiſer, einen begeiſtert aufgenommenen Toaſt aus- rachte. ß.

Mittheilungen.

Aus Rußland.

Ruſſiſche Erfahrungen in der Steppenaufforftung.

Neuerdings, jchreibt ein Berichterftatter des „Lesnoje journal” (Oberförſter Lemann), wird die Einfaffung der Steppenwälder mit lebendigen Heden und Buſch- werk empfohlen. Dabei verweift man auf das Beifpiel der erften Begründer ber Steppenaufforftungen, namentlich des verftorbenen v. Graff, der dadurd) die inſekten— frefienden Bögel herbeizuziehen verfucht habe. Ich will gerne zugeben, fagt Herr Le— mann, daß ıhm diefer legtere Gedanke nicht fremd gemwejen, aber al® ich vor fieb- zehn Yahren, zu einer Zeit, wo der erfte Plan der v. Graff'ihen Anlagen noch nicht durch neuere Culturen unkenntlich geworden, diefe Anlagen beſuchte, empfing ich den Eindrud, als ob ihn vor allen Dingen fein äfthetifches Gefühl babei ge— leitet hätte. Bon ähnlichem Streben wurde eın zweiter Pionnier der Steppenbewaldung geleitet, der Großgrundbeſitzer Skarſchineki im Gouvernement Cherjon, welder etwa 500% auf feinen Gütern aufforftete. Hier tritt das Streben nad) landihaft- liher Schönheit noch viel mehr hervor. Die Beftände find nit maſſig angelegt, fondern in Figuren von verfchiedener Geftalt und Größe, und fo, daß man bei jedem Schritt eine neue Ausficht erhält, Durchblide auf fhöne Baumgruppen, auf Wafler und Raſenflächen ꝛc. Ale diefe Figuren find mit decorotivem Strauchwerk eingefaßt, hauptfählih mit Syringen, zwiſchen denen fich filberblätterige Delbäume, Zrauben- firiche und andere Arten eingefprengt finden. Diefe Anlagen ftammen aus der erjten Hälfte unferes Yahrhundertd und blieben nad) dem Tode ihres Begründers ſich felber überlaſſen, höchſtens wurden die gänzlich vertrodneten Stämme herausgehauen. Tritt man in die niedriger gelegenen Theile, an den Flußufern, fo befindet man ſich im dichten, fühlen Schatten mädtiger Ahorne, Eichen, Eichen, Pappeln und anderer Holzarten; das Sonnenlicht dringt kaum hie und da durd) die dichten 70 bis 80 Fuß hohen Baumkronen. Zwiſchen den Bäumen wachſen alle möglichen jchattenertragenden Sträuder und eine Menge Anflug, überall hört man die Vögel zwitjchern und von Zweig zu Zweig flattern; Faſanen laufen über die Fußwege, Nachtigallen fchlagen in Unmaffen, der Kudud ruft von allen Seiten, der Wind trägt den Duft ber blü- benden Gefträucer heran. Ueberall mächtiges, blühendes Leben, fein Baum, fein Strauch mit zerfreffenen Blättern, alles ganz und umverfehrt. Hier ift alles, mas

Mai 1895.) Mittheilungen. 227

der Baum braucht guter Boden, Feuchtigkeit, Ficht, gefunde Organe. Wenn wir die Niederung verlaffen, und die Höhe erfteigen, fo verfchlechtert fich der Wuchs und der Typus des Waldes wird ein anderer. Ye höher wir fommen, defto mehr fällt dies auf, der Höhenwudhs läßt nad, Stämme und Xefte find mit Moos bebedt, fie zeigen Spuren von Borkenkäfern und anderen Infelten, offenbar ift ſchon Fäul— niß eingedrungen, Aber nichtsdefloweniger leben fie weiter, das Abfterben geht offen- bar fehr langfam vor fi, gewiß aus feinem anderen Grunde, ald- weil die Blätter niemals kahl abgefrefien wurden. Sicher leben hier mehr ald dreimal foviel Vögel auf derfelben Fläche, wie in den kaiſerlichen Steppenaufforftungen.

Aber, fährt Herr Lemann fort, dies ift keineswegs Alles, mas die lebendigen Helden und Gebüfche Leiften. Viel Heftiger, al der Kampf mit den Infelten ift für den Waldbau in der Steppe der Kampf mit den dem Boden alle Feuchtigkeit ent- jiehenden grasartigen Gewädfen, die man unter dem Namen „Burian“ zufammen- faßt. Um feinetwillen nehmen wir Jahre hindurch Reinigungen vor und mifchen die Culturen mit ſchattenſpendenden Holzarten, namentlih Ulmen. Nach vier bis fechs Jahren, wenn die Culturen ſich ſchließen, fchügen fie fich felber, und es bildet ſich eine Dede von todten Begetationsreften. Aber ſchon nad 15 bis 20 Yahren ändert fi) das Bild aufs Neue. Die Randbäume deden ben Boden nicht mehr, die ſchrägen Sonnenftrahlen dringen immer tiefer ein, der „Burian“ kommt wieder zum Vorſchein, die Stämme bededen ſich mit Flechten, und wenn dann ein oder zwei unglüdliche Jahre kommen, in denen die Ulmen von Uropus oder Cladius fahlgefreffen werden, jo ift Alles wieder vol Unkraut, auch wo der Boden bis dahin gänzlich rein war, und man muß aufs Neue dagegen anfämpfen, namentlid an den Süd- und Weſt— rändern. Ganz anderd da, wo in den Skarſchinski'ſchen Beftandesanlagen der Gedanke des Begründers feine vollkommene Berwirklihung gefunden hat. Hier fieht man von oben bi@ unten ein dichtes Blätterdach; ganz unten breiten fih Syringen aus, darüber fommen Weißdorn, Delbaum, Ptelea, nod höher tartarifcher und Feldahorn, endlich der hohe Beftand von Eiche, Spigahorn, Rüſter und Eiche, in faft gleiher Miſchung. Wenn man fih durd den Straudgürtel, welder den Wald umgibt, hindurdhgearbeitet Hat, fo erblidt man gerade, aftreine Stämme, und unter ihnen von Unkrautwuchs feine Spur, wohl aber eine Menge Samenloden, kurz das Ideal des Steppenwaldes. Freilich find die Standortsverhältnifie äußert günftig, aber fie find e8 auch für den Unkrautwuchs, beffen Berbämmung nur dem Buſch— werk zu danken ift. Allerdings kommt e8 auch auf die Wahl der Holzarten an, jo: wohl bes Ober- wie des Unterholzes. Skarſchinski hatte offenbar diefe Unter- ſcheidung nicht vor Augen, wir finden bei ihm die buntefte Mifhung, er ließ fi nur don der Dertlichfeit und feinem Iandfchaftlichen Gefchmad beftimmen. Der Zahl nad voran ftehen Eſche und Spigahorn, dann folgen Eiche und Ulme im ziemlich gleicher Menge, in den Niederungen verfchiedene Pappelarten, auf fjandigen Stellen auch Kiefern u. ſ. w. Hier fieht man die Holzarten gruppenmweife gemiſcht, dort reihenweife, eine ftrenge Regel ift nirgends feitgehalten. Aber überall erblidt man Strauchwerk dazwifchen, gleihfall® von den verfchiedenften Gattungen. Dffenbar wollte der Begründer die Natur nahahmen, aber dabei feinem Walde eine große Mannigfaltigkeit geben. Nur die Feldrüſter fehlt. Skarſchinski erlebte, daß feine Beftände fich fchloffen (allerdings kofteten die Anlagen viel Geld). Nach feinem Tode muchfen fie weiter, je nad den Berhältniffen, die einen beffer, die anderen fhlechter, aber im Allgemeinen machen fie jegt nicht mehr den Eindrud künftlicher Anlagen, fondern einer Schöpfung der Natur. In den faiferlichen Aufforftungen, die v. Graff begründete, legte man bagegen zuerft reine oder faft reine Beftände an, und ging dann nad dem erfolgreichen Beifpiel in den Revieren der Donſchen Ko— jaten u. A. zu gemijchten Culturen über. Man bemühte fich ferner, Koften zu erfparen, hauptfählic; indem man die Reinigungen von Unkraut verminderte. Man wählte eine Holzart, welche die übrigen und den Boden jchügen follte; je dichter diefer belaubt

Eentratblatt f. d. gej. Borftiwefen. 16

228 Mittheilungen. [XXI Jahrgang.

war, und je fehneller fie in Schluß kam, defto zwedmäßiger erfchien fie, und bie Wahl fiel dabei auf die Feldrüſter (je zwei auf eine Eiche oder Eſche), auch bie anderen Ulmenarten wurben zugelaffen. Aber noch ehe zehn Jahre verfloffen waren, fielen Uropus, Cladius, Widler und Spinner, und Scolytus darüber her, Nun brachte man Niftkäftchen an, aber ohne die gehofften Refultate. Ein zweiter Nach— theil der Reinculturen war ber verftärkte Kampf ums Dafein zwifchen den Individuen derfelben Gattung. Kronen und Wurzeln bedrängten fi, während bei gemifchten Beftänden die Wurzeln der einen Gattung in die Tiefe gehen, die ber anderen dicht unter der Oberfläche bleiben, die Kronen der einen ſich dicht über bem Boden wölben, die der anderen body empor ragen. Ye mannigfacher die Mifchung, defto mehr Im- dividuen fönnen auf berjelben Fläche gedeihen. Aber, fährt Herr Lemann foıt, wir haben ja nad) den bisherigen Erfahrungen nur fünf Holzarten, welche dauernd auf der Steppe gedeihen: Eiche, Eiche, Spigahorn, Gleditiche, wilder Birnbaum. Wie jollen wir eine größere Mannigfaltigkeit herbeiführen ? Zunächſt hält er es für nöthig, die fo vielen Infeltenbejhädigungen ausgefegten Ulmenarten fünftig ganz auszufchliegen, oder er will fie auf ein Minimum beſchränken wenigſtens fie nicht ſtärker ein— fprengen, al8 die anderen Holzarten; vor Allem aber follen nad dem Skarſchinski— ſchen Beifpiele ſtrauchartige Gewächſe zur Bobdenbefhattung und als Treibhölzer angebaut werden, von denen e8 eine Menge geeignete für die Steppe gibt von Nadelhölgern: Thuja, gemeiner, virginifher und Koſakenwachholder (j. sabina); von Taubhölgern: Liguster, Cornus, Rhamnus, Schneeball, Ptelea, Crataegus, Delbäume (Eleagnus), Hafel, tartarifher und Feldahorn, wilder Apfelbaum, denen man nod eine Menge acclimatifirter Ausländer zugefellen könnte. Herr Lemann bat bei den Aufforftungen in dem von ihm verwalteten Steppenrevier im Goupernement Cherfon den Sträuchern des Schutzgürtels 25 Procent Ulmen beigegeben, und die Schug- gürtel (Heden) und Gebüfche angelegt mit Crataegus, Maulbeere, Liguster, Ptelea, eleagnus, gelber Alazie. Am beflen gedeihen die Anlagen aus Liguster, Crataegus, Maulbeere, die auch von den Vögeln geliebt werben, Crataegus leider ebenfo vom Goldafter. Die Maulbeere wird, nachdem das Reinigen vom Unfraut in den von ihr umgebenen Beftänden aufgehört hat, einmal gefchnitten und bildet dann ein undurhdringliches Gebüſch, welches das Material für Seidenwürmer liefert. Mit Seidenzudt befchäftigt fih nämlich da8 Waldarbeiter- Commando, weldes aus Leuten befteht, die wegen chronischer, namentlih Augenfranfgeiten, zwar nicht vom Dienfte befreit werden konnten, aber fi auc zu Feld- und anderen wirthſchaftlichen Arbeiten unbrauchbar zeigten. Die von Skarſchinski viel verwendeten Syringen, die wilde Roſe und den von Anderen empfohlenen Schwarzdorn vermeidet Herr Le— mann namentlich auch ihrer vielen Wurzelausfchläge wegen, bie ſich in die Eulturen und Wege drängen. * * *

Ein anderer Eorrefpondent des „Lesnoje djelo”, Herr Domafdhemsti, fchreibt (gewiß nicht mit Unreht. D. Ref.) das frühzeitige Eingehen vieler auf der Steppe erzogener Beftände der vorausgegangenen anhaltenden Adernugung zu. Er führt zahlreiche Beifpiele an, wo ohne oder mit nur ein» bis breijähriger Adernugung erzogene Beftände fröhlich weiterwachſen, während auf altem Ackerlande

angebaute eingehen. Da auch bei uns ähnliche Erſcheinungen beobachtet wurden, fo ,

gebe ich die Mittheilungen ber ruſſiſchen Collegen etwas ausführlicher, wenngleich fie auf unfere Verhältniſſe nur befchränkt angewandt und theilweife wenigftens mohl auch in Bezug auf die Steppe beftritten werden fünnen, Die Fruchtbarkeit ber Steppe beruht auf der fogenannten ſchwarzen Erde, db. 5. ber ſtarlen Humusſchicht. Diefe ift, nad) Anſicht vieler ruſſiſcher Gelehrten, nicht das Product früherer Waldvege- tation; der Wald fann keine „Ichwarze Erde” liefern. „Wenn der Wald keine „Ihwarze Erde‘ liefern kann“, wie unter Anderen ber Alademiler Ruprecht be

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Mai 1896.) Notizen. 229 —— ——_——— ss __—_—__— ]

hauptet, wenn er nad) einigen Autoren bie ſchwarze Erde gewiſſermaßen verzehrt und ftatt ihrer einen grandigen, humusarmen Boden zurüdläßt, womit ſoll denn feine fpätere Eriftenz in der Steppe gefichert werben, wenn ber Boden zuvor durch landwirthſchaftliche Nutzung erfhöpft wird? Nach den der Akademie der Wiſſen— haften in Paris von Deguerien vorgelegten Unterfuchungen find organifche Sub— flanzen für die Vegetation ebenfo unentbehrlich, wie gewiffe unorganifche. Profeſſor M. Märker fagt: Ein Grundbefiger Zimmermann bei Benkendorf wirthfchaftete 30 Jahre ohne Stalldünger, um feftzuftellen, wie lange eine ſolche Wirthſchaft dauern fönne. Es gelang, durch verftärkte Anwendung künftlihen Düngers, die gleichen Er: träge zu erzielen, wie auf ben gleihartigen, aber anders bewirthfchafteten Nachbar: grundftüden, allein die Bearbeitung des Bodens (urfprünglich eines leichten Löß— Lehmbodens) wurde jo ſchwierig, daß fie nur mit größter Mühe noch rechtzeitig be- wirft werden fonntee Die aus der Moldau nah dem linken Kuban-Ufer ein- gewanderten Huzulen ermteten vor 25 Yahren von der Defljat. 25 bis 30 Tſchet— wert (— 48 bis 57°6 m pro Heltar). Das Stroh zeichnete fi) durch Weichheit aus und wurde gern vom Bieh gefrefien. Vest ernten fie 8 bis 10 Tſchetwert 15 bis 19 a pro Heltar), der Boden ift feft und ſchwer, das Stroh hart, das

ieh frißt e8 nicht. Daß die Ernten im Steppengürtel mit der längeren Dauer der Adernugung (NB. ohne Düngung! D. Ref.) ſich verfchlechtern, und nur noch unter beſonders günftigen Witterungeverhältniffen gedeihen, weiß jeder Steppenwirth. Die Eultur verſchlechtert den phyſikaliſchen Zuftand des Bodens, was auf die fid) darin vollzichenden chemifchen Proceffe feine Rüdwirkung äußern muß. Die durch die Brache fi) fammelnden Nährftoffe werben von der Holzvegetation bald abforbirt und gehen außerdem dur die bdrainirende Wirkung der zahllofen Schludten und Wafferrifie in der Steppe verloren. Profeffor E. Wolny fagt, daß eine Anhäufung von Nähr: ftoffen durch Schwarzbrahe nur unter gewiffen Bedingungen ftattfindet; fie fann auch Berlufte zur Folge haben. Dan bedenke, daß dabei die Menge des durch— fifernden Waſſers vermehrt wird; ein unrichtiges Beftimmen ihrer Dauer muß befto jhädliher wirken, je länger der Boden dabei ohne Pflangendede bleibt, je geringer feine Fähigfeit zur Aufnahme von Nährftoffen, und je undurdlaffender er ift.

Nun ift wohl anzunehmen, dag Schmwarzbrade auf Neuland vortheilhafter wirft, als auf altes Aderland. Erfteres enthält noch mehr organifche Stoffe, die in ihm vorhandenen Wurzelrefte befördern die Aufnahme von Wafjer und Luft. Wo Horftculturen auf altem Aderboden ausgeführt find, bleibt nad) jedem heftigen Regen das Waſſer in Pfügen ftehen, oder läuft, auf geneigten Flächen, in Rinnen und Kiffen ab. Auf Neuland zieht es ein. Noch ſchwerer als das Waller wird natürlich die Luft von alten Aderböden aufgenommen. Aber gerade die wichtigen Proceſſe der Fäulnig und Zerfegung hängen vom Borhandenfein von Sauerftoff im Boden ab; wo er fehlt, tritt Berhärtung ein, und es entftehen der Begetation ſchädliche Ver— bindungen, Nach den verfchiedenften Unterfuchungen hat ber Steppenboden in einer Tiefe von 27 bis 36 cm den größten Wafjergehalt, weiterhin nimmt er ab. Daher findet man in allen Steppenwäldern ein horizontales Wurzelfyftem. Herr Doma— ſchewsti warnt davor, der Forſtcultur in der Steppe eine längere Adernugung vorausgehen zu lafien. Guſe.

Notizen.

Profeſſor Guſtav Henſchel }. Am 17. März d. J. ſtarb in Guß— werk bei Maria-Zell der Profeſſor an der Hochſchule für Bodencultur, k. k. Forſtrath Guſtav Henſchel. Nicht unvorbereitet traf die forſtliche Welt dieſe Trauernachricht. CLag doch Henſchel ſchon längere Zeit ſchwer krank darnieder,

16*

230 Notizen. (XXI. Sahrgang.

mußte er doch im letzten Winterfemefter feine Eehrthätigfeit an der Hochfchule für Bodencultur einftellen. Sreilich dachte Niemand an diefes fchnelle Ende, am allerwenigften er felbft. Das von ihm mit £iebe und Hingebung an der Hodr fchule vertretene Sach hoffte er bereits wieder im Sommerfemefter tradiren zu fönnen und machte diesfalls die weitausfehendften Pläne. Henſchel's Geſund— heit war jeit lange her eine zerrüttete. Ein quälendes BHerzleiden, welches ihn befonders bei anftrengenden Touren und Ercurfionen Befchwerden verurjachte, veranlaßte ihn, zu berubigenden Mitteln zu greifen, welche wohl vorüber: gehend Einderung verjchafften, das eigentliche Leiden aber nicht zu heilen ver: mochten. Daß diefer traurige Förperliche Zuftand feine Rüdwirfung auf das Gemüth übte, fann nicht Wunder nehmen, ja es müfjen diefe Derhältnifje geradezu im Auge behalten werden, wenn man ein halbwegs richtiges Bild Henſchel's erhalten will.

Henfchel war nicht immer der nerpöfe, verdroffene Mann, als welcher er Dielen bei Öffentlichen und aufregenden Anläfjen erfchien. Man muß ihn nur auf der £ehrfanzel oder im Sreundesfreife gefehen haben oder inmitten feiner Hörer, wenn nach einer Ercurfion an der Tafel der Becher freifte. Und wenn aus den jugendlichen Kehlen froher Geſang ericholl, da vergaß er all fein Leiden und ließ fich gerne von den Wellen des ftudentifchen Treibens mitreißen.

Die Dortragsweife Henfchel’s war Mar und durchfichtig. Er liebte es, hie und da kauſtiſche Redewendungen anzuwenden und feine Dorträge mit drafti- jchen Beifpielen zu würzen. Den Hauptwerth legte er auf einen anfchaulichen Unterricht und hat feine Dortragsmethode vielen Erfolg gehabt und vielen Anklang auch außerhalb des Lehrjaales gefunden.

mit Henſchel's Abgang hat nicht nur die Hochfchule, fondern auch die Wifjenfchaft einen fchweren Derluft zu verzeichnen; denn Henſchel war nicht nur ein vorzüglicher Eehrer, er war auch ein fehr productiver Sorfcher, der es verftand, in verjchiedenen Wiffenszweigen fich hervorragend und mit Erfolg zu bethätigen.

In Benfchel’s Adern quoll echtes Sorfimannsblut. Als Sohn des herzoglich Coburg'ſchen $orftdirectors Ottomar Henfchel am 25. Juli 1835 zu Sellhof in ©beröfterreih geboren, daher fchon in früher Jugend mit dem Leben im Walde vertraut, wandte er fich mit Dorliebe naturmwifjfenjchaftlichen Studien zu. Mach vollendeten Mittelfchulftudien trat er bei Sörfter Kellner im Thüringerwalde in die Sorftlehre, worauf er die Forftlehranftalt in Eifenach bezog und im Jahre 1857 abfolvirte. Bis zum Herbft 1859 verwendete fich Henjchel als Dolontär auf den fürft Schwarzenberg’fchen Berrichaften Srauenberg, Wittingau und Kruman. Bier genoß er unter der Leitung der Oberforftmeifter Heyropsfy und Hoydar in allen Zweigen des Sorftdienftes die beftmöglichfte praftifche Ausbildung. Im Jahre 1859 legte Henſchel die Prüfung für den felbftftändigen $orftverwaltungsdienft mit der Cenſur „por: züglich befähigt“ ab, befchäftigte fich vorübergehend auf der Herrfchaft Grein- burg mit Tarationsarbeiten und trat dann als $orftgehilfe in die Dienfte des Grafen S$landern auf der Herrfchaft Palin bei Groß-Kanisza, wojelbft ihm in furzer Seit proviforifch ein felbftftändiger Wirfungsfreis eingeräumt wurde. In diefer Stellung verblieb Henfchel jedoch nur kurze Zeit. Schon im Jahre 1861 trat er eine Geometerftelle in Greinburg an und überfiedelte fpäter als Tarator auf die Graf Wicenburg’fchen Güter Wallfee und Ulmerfeld in Nieder⸗ öfterreich. Im Jahre 1864 fam Henfchel als Sorftcontrolor auf die Graf Lamberg’sche Herrfchaft Steyr und wurde dafelbft im Jahre 1868 mit der Bemirthfchaftung der ®berförftereien Molln und Bodinggraben betraut. Im Jahre 1872 übertrat Henfchel in die Dienfte der Innerberger Hauptgewerk- ſchaft und zwar als Oberförfter in Wildalpen, wofelbft er binnen Jahresfrift

Mai 1895.) Notizen. 231

zum $orftmeifter vorrüdte. Der um dieje Zeit von Albert Dommes gegründeten Hocgebirgs-Waldbaufchule in Wildalpe ftand Henſchel als eriter Lehrer vor, doch nicht lange; denn fchon zu Beginn des Jahres 1877 wurde er zum forit- meifter in der VII. Rangsclafje für den Bereich der k. k. Sorft- und Domänen: direction in Gmunden ernannt, gleichzeitig aber als fupplirender Profeffor an die Hochfchule für Bodencultur in Wien berufen. Mit den Allerhöciten Ent: fchließungen vom 26. October 1877 und 3. $ebruar 1886 wurde Henichel zum außerordentlichen, beziehungsweife ordentlichen Profefjor befördert und ihm mit Allerhöchfter Entjchließung vom 26. December 1888 der Titel eines Sorftrathes verliehen. An der Hochjchule tradirte Henſchel Forſtſchutz, Jagd, Sifchereibetrieb und Encyllopädie der Sorftwifjenjchaft. Außerdem docirte er an dem unter der £eitung des Hofrathes Dr. Wilhelm Erner ftehenden k. k. technologijchen Ge—

werbemujeum ſchaft, der inter: Dorftommen, nationalen phy: Geminnung topathologi: und technifche fhen Commij- Eigenfchaften fion, der Ge: der Werk. und fellfchaft zur Nutzhölzer. Förderung der Profeſſor naturhiſtori⸗ Henſchel war ſchen Erfor— überdies Mit—⸗ ſchung des

glied der k. k. Prüfungscom: miffion fürfehr: amtscandidaten land: und forft: wirthichaft- licher Mittel: jchulen, wirf: lihes Mitglied der zoologiſch⸗ botanifchen Ge: fellfchaft in Wien, der kai— jerlich ruffifchen Naturforjcher: Geſellſchaft in Mosfau, der deutfchen zoolo⸗ giſchen Gefell:

Orients und vieler anderer Dereine.

Wie ſchon erwähnt, war Henſchel's literariſche Thä⸗ tigkeit eine ſehr fruchtbare. Don jelbftitändigen Schriften er:

Schienen: „Leitfaden zurBejtimmung der jchädlichen Forſt⸗ und Obft: bauminfeften, nebft Angabe der Kedens»

weife, Dorbauung und Dertilgung.” 1. Auflage 1861, 2. Auflage 1876, 3. Auf- lage 1895. (Die dritte Auflage unter dem Titel: „Die fchädlichen Sorft: und Obftbauminfelten, ihre Eebensweife und Bekämpfung.“ Praftifches Handbuch für Sorftwirthe und Gärtner.)

„Der Forſtwart.“ Kehrbuch der forftlichen Hilfs- und Fachgegenſtände für den Selbftunterricht von Sorftwarten und Kleinwaldbefigern. 2 Bände. Ber: lin 1883.

„Praktiſche Anleitung zur Beftimmung unferer Süßwafferfifche nebft einem alphabetifch geordneten Derzeichnig der Synonyme, Beziehungen und gebräuch— lichften Dolfsnamen.” £eipzig und Wien 1890.

„Die Inſektenſchädlinge im Aderland und Küchengarten, ihre Kebensweife und Befämpfung." Leipzig und Wien 1891.

232 Notizen. [XXI. Jahrgang.

„Die Dernichtung der Reblaus. Anregung zu Derfuchen, die Reblaus auf biologifcher Grundlage zu befämpfen.“ Leipzig und Wien.

„Die Seuche der Nonne.“ Winfe für die Praris. Leipzig und Wien 1892.

Henſchel bearbeitete den entomologifchen Theil und jenen über Klein: jäugethiere in der acht Bände umfafjenden „Allgemeinen Encyllopädie der gefammten Sorft: und Jagdwifjenfchaften” von Raoul Ritter v. Dombromsti, von welcher er im Dereine mit Profefjor Adolf Ritter v. Buttenberg den 6. bis 8. Band redigirte.

In der uns befannt gewordenen Zeitfchriftenliteratur:

Im Mufeal-Jahresberichte des Srancisco-Tarolinum, Jahrgang 1862: Zur Monographie der Psoa vienensis. Ueber Tillus elongatus.

Im „Lentralblatt für das gefammte Forſtweſen“: Jahrgang 1875: Die Lärchenfnofpen-Ballmüde (Cecidomyia Kellneri).

. 1876: Schonet die Waldameiſe.

1877: Die Graßmwald: oder Schnaidtwirthichaft des oberfteierifchen Hochgebirges. Entomologifche Notizen (Bostrychus [Dryo- coetes Eichhf,] autographus Rtzb. Bostrychus duplicatus Sahl- berg; Bostr. amitinus Eichhoft und Bostr. rectangulus Eichhf, und Ferrari).

RR 1878: Entomologifche Beiträge (l. Sur Momenclatur der Tomici- den. II. Pityophthorus [Bostrychus] chalcographus L. und Crypturgus pusillus Gylih. II. Das Dorfommen des Cry- phalus piceae Rtzb.)

= 1879: Sur Beurtheilung der Müglichfeit der Spechte.e Entomo- logifche Notizen.

2 1880: Cecidomyia abietiperda. Die Rindenrojen der Efche und Hylesinus fraxini. Abies Nordmanniana,

* 1881: Ein neuer Fichtenſchädling.

Re 1882: Dagabondagen im Bereiche des Inſektenlebens. Die

Kropffrantheit der Eiche, erzeugt durch die Eichenfinne (Gon- grophytes quercina n. sp.).

" 1885: Sorftentomologifche Notizen (Dendroctonus micans. Cryphalus intermedius. ÖOtiorhynchus multipunctatus villosopunctatus und planatus, Sirbenfchädlinge).

z 1886: Entomologifche Notizen (1. Zeuzera aesculi. 2, Hylesinus fraxini).

* 1888: Entomologiſche Notizen (1. (Anomala Frischi als Kiefern: verderber. 2. Apate capucina, 3, Pissodes notatus. 4. Hyle- sinus oleiperda Fabr. Gortyna flavago V. (ochracea) und Zeuzera aesculi L, als Schädlinge der Weidencultur).

1889: Entomologifche Notizen (J. Hylastes cunicularius Er, 2. Hy- lastes opacus Er. 3. Tomicus Cembrae Heer. 4. Hylobius abietis Lin. und pinastri Gvlih.)

In „©ejfterreichifche Dierteljahresjchrift (früher Monatsfchrift) für Sorit- wejen“: Jahrgang 1887: Jit die zu Mycorhizabildungen führende Symbiojfe an jungen Sichtenpflanzen fchädlich? " 1891: Die Nonne in Rücdficht ihrer Befämpfung. „Defterreichifche Forſtzeitung“: Jahrgang 1885: Tomicus Lipperti n, sp. In dem Werke des Mlinifterialrathes Dimig „Oeiterreichs Forſtweſen 1848 1888“ fchrieb Henjchel den Artikel: Entwidelung des forftlichen Unter richtes und der forftlichen Staatsprüfungen.

Mai 1896.) Notizen. 233

a ——

Dieſe Ueberſicht der literariſchen Thätigkeit Henſchel's kann auf Doll: ſtändigkeit keinen Anſpruch erheben. Wir trugen eben zuſammen, was uns erreichbar war, um nur darzuthun, welche hohe Bedeutung dem Verſtorbenen als Forſtwirth, CLehrer und Forſcher zukommt. Die Lüde, die fein Tod geriſſen, wird fich nicht fo bald wieder fchliegen, fein Andenfen wird fortleben in den Herzen feiner Schüler und Sreunde, fein Name unvergefien bleiben in der Geſchichte der forftlichen Wiffenfchaft. B.

Land⸗ und forfiwirshichaftliche Unterrichtöcurfe. Die an ber k. f, Hochſchule für Bodencultur in Wien in der Woche vom 11. bi® 16. Februar 1895 zum zweitenmale abgehaltenen Unterrichtscurfe für praftifche Yand- und Forftwirthe fanden eine lebhafte Betheiligung.

Es Hatten aus faft allen Kronländern Defterreichs fi 61 Beſucher eingefunden, bie ausjchließlih, und zwar zumeift in höherer Stellung der Praris angehörten. Es ift dies ein neuerlicher Beweis dafür, daß die Einführung folder Curſe ein glüd: liher Gedanke war. Der Erfolg derfelben ſpricht unverkennbar dafür, daß in den Kreifen der praktiſchen Land- und Forſtwirthe das Bedürfnig befteht, von Zeit zu Zeit ſich in fahmwiffenfchaftlihen Vorträgen über die Neuerungen auf fachlichen Gebiete zu orientieren und nugbringende Anregungen zu empfangen. Wie uns mit: getheilt wird, werden im künftigen Jahre die Unterrichtöcurfe für Forftwirthe, welch legtere im Februar durch ihre Berufsgefchäfte ſtark in Anſpruch genommen find, etwas fpäter abgehalten werben.

lieber den Einfluß der geographifchen Länge auf die Aufblüh- zeit von Holzpflanzen in Mittel-Europa. E. Ihne hat über diefes Thema in den Berhandlungen der Geſellſchaft deutfcher Naturforfcher und Werzte in Nürn: berg 1893 eine Arbeit publicirt, der wir im kurzen Zügen das Nachfolgende ent: nehmen. Während ein Einfluß der geographifhen Breite auf die Aufblühzeit ganz Har ift, bat Ihne für Mittel-Europa auch einen ſolchen der geographifchen Fänge nachaemwiefen. Er zeigte, daß das Aufblühen der Frühlings- und Frühfommerpflanzen an Orten gleiher Höhe und Breite im Weften früher eintritt als im Oſten. Diefer Nachweis refultirte aus der BZufammenftellung phänologifher Daten, welche im Befonderen auch lehren, daß ſich für eine Längenzunahme von 111 %m der Eintritt der Blüthezeit der bei aus im Frühling und Frühfommer zur Blüthe gelangenden Holzpflangen durchſchnittlich um O’9 Tage verzögert, ferner daß für bie früher im Jahre zur Blüthe gelangenden Pflanzen der Betrag der Berfpätung des Aufblühens für je 111m Längenzunahme größer als für die fpäter zur Blüthe gelangenden fei. Nur an der Küfte traten Ausnahmen zu Tage, welche lediglich auf Einflüffe des Meeres zurüdzuführen find.

Einfluß der Trorenheit auf die Waldvegetation !. Henry hat an Eichen, Rothbuchen und Weißbuchen die Dide der Yahresringe von 1893 bis auf etwa !/,, m gemefjen und die Werthe mit demjenigen verglichen, die für 1892, das au ein trodenes Jahr war und für 1891, das mehr den Durchſchnittscharakter hatte, erhalten wurden. Die Bäume waren alle über 60 Yahre alt und theil® auf oberfläglihem, durdläffigem Kaltboden, theils auf tiefgründigem, wenig durdläffigem Thonboden gewachſen.

Bon den genannten Baumarten bat die Eiche eine in die Tiefe gehende Be— wurzelung und kann die großen Waffermengen, die fie braucht, aus den tiefen Schichten des Bodens ſchöpfen; die Buche, deren Verdunftungsvermögen noch das der Eiche überfteigt, hat eine oberflächliche Bewurzelung; die Weißbuche befigt ein Wurzel: ſyſtem, das zwifchen dem der beiden anderen die Mitte hält.

Die vorgenommenen Meffungen zeigten nun, daß bei allen Bäumen die Dide bes Yahreöringes im trodenen Yahre 1893 beträchtlich geringer war, als in den

' Siehe Naturwiſſenſchaftliche Rundſchau 1895 und Comptes rendus 1894.

234 - Notizen. (XXI. Jahrgang.

beiden vorangegangenen Jahren !; die Holzproduction war auf 30 bis 76 Procent des Ertrages in einem normalen Yahre vermindert. Die Productionsabnahme zeigte fi) nur jehr wenig von der Natur des Bodens beeinflußt, war dagegen in hohem Grade von der Bemwurzelung abhängig, dergeftallt, daß fie bei der Rothbuche am ftärfften, bei der Eiche dagegen am ſchwächſten war,

Die Fallgeichwindigkeit der Regentropfen und der Hagelförner. ? Menn man bie Negentropfen und Hagelförner als kugelförmige Körper annimmt, fo ift es nad) den bekannten Gefegen des Luftwiderſtandes leicht, ihre Fallgeſchwindig⸗ . keit zu berechnen. In einer Luft von 15 Grad und 750 mm Drud wird die Fall geihwindigfeit V im Metern pro Secunde durd bie Formel V= Y 32'7a aus: gedrüdt, in welcher a den Durchmeffer der Kugeln von der Dichtigfeit 1 bezeichnet; die lebendige Kraft F jeder Kugel ausgedrüdt in Kilogrammmetern ift durd die

0, . Formel F= —— gegeben. Hieraus ergibt fi folgende Tabelle ber Yall- geſchwindigkeiten: Durchmeſſer der Tropfen in Millimeter: 05 10 20 30 40 60 80

Gewicht der Tropfen in Milligramm: 0°0065 0525 419 1414 335 113 268 Fallgeſchwindigkeit in Meter pro Secunde: 398 572 810 991 1145 140 162

Man erfieht hieraus, daß die fallenden Kegentropfen für fliegende Infelten manchmal recht unbequem und mitunter fogar gefährlich werden mögen, bejonders, wenn Gewicht und Volum des Regentropfens das des Inſektes übertrifft, jo wird ein Tropfen von 4 mm Durchmeſſer einer Müde von 001 9 Gewidt kaum angenehm fein. Inſtinctiv nähern fid) daher die geflügelten Infelten, um einen Zufludtsort vor den drohenden Gefahren des Regens zu finden, dem Erdboden, eine Gewohnheit, die wiederum die Schwalben fehr wohl kennen, weshalb fie bei herannahendem Regen dicht Über den Erdboden hinftreifen, um ihre Nahrung zu erhaſchen.

Die Annäherung eined Hagelwetters dagegen veranlagt auch die Vögel, Schug zu fuchen, da die Hagelförner, wenn fie eine gewiſſe Größe überfchreiten, thatſächlich eine Gefahr, nicht nur für Infelten, fondern auch für fleinere Wirbelthiere find. Man hat Häufig conftatirt, dag Feine Vögel, felbft Rebhühner und fogar Hafen vom Hagel erſchlagen worden find, doc fehlen beftimmte Angaben über die Größe der Hagelförner, welche dieſe tödtliche Wirkung geübt haben.

Der Durchmeſſer der Hagelkörner geht in felteneren Fällen unter 1 m und ihr Gewicht ift daher meift über O°5 9, doc find Fälle angegeben, in welchen Hagel- körner von mehreren Kilogramm Gewicht gefallen fein follen und in dem Comptes rendus befindet ſich im 83. Bande ein Bericht über einen Hagelfal in Grotta Terrata, bei welchen Hagellörner von 40 bis 60 und einige von 300 (7) gefammelt wurden.

Es jcheint deshalb intereffant, feftzuftellen, welche Größe die Hageltörner haben müflen, um verfchiedenen Thierarten gefährlich zu werden. Berechnet man nun aus den oben angeführten Formeln die lebendige Kraft, welche ein Hagellorn beim Auffhlagen befigt und nimmt man an, daß ein fugelförmiger Körper von ber - Dichte 1 (und von einer ausreichenden Feftigfeit) dann durch einen Stoß auf den Kopf ein Thier zu tödten vermag, wenn die Zahl der Kilogrammmeter, welche der lebendigen Kraft des Stoßes entipricht, etwa gleich ift '/, der Kilogramme, melde das Thier wiegt, fo ergibt fich folgende Tabelle:

Die forſtliche Verſuchsanſtalt hat ſich auch mit diefer Frage beihäftigt. Siehe v. Seden- dorff's: Beiträge zur Kenntmiß der Schwarzführe I. Theil (7. Seft der Mittheilungen aus dem forſtlichen Verſuchsweſen Defterreihs) und K. Böhmerle: Die harakteriftiichen Jahresringe in „Oeſterreichiſche Monatsſchrift (jetzt Bierteljahrsichrift) für Forſtweſen“ 1882,

2 Aus „Das Wetter“ 1892, Heft 5, ©. 114— 116.

Mai 1895.) Notizen. 235

Durämeffer. der |

Me n| 8 10 12 | 14 | ı6 | 18 | 20 | 30 |40 60 | 60 |70 80 20 = | | ) ne f |

er 0:524 0'904 | 1:44 | 214 | 3:05 419 1 -14133°5 66° s 118, 180 F Fall indigt. |

* 163 181 198 214 229 | 208 266 31:3 362 40 4 m 3147°9 5125 ebend. Kraft b. |

figlagen in kg |0'00357 0°00875 0°0181|00335 0°0572,0-0917 0°140 0708 2:24. 5°46 11 3,210 357187 Gewicht derien. | | | | |

bierem. erfale: | ER inkg || 0:025/ 0:061 10127 Ya | 0,400 | 0.642 0980) 495 15:7) 38 | 79 147250 |610

| | | | | | |

Es könnten demnach Hagellörner von 10 mm Durchmefjer für Meine Vögel, folde von 15 mm für Rebhühner, von 25 mm fir Hafen und ſolche von 60 mm fogar für Menfchen todtbringend fein. —pp—

Waldverwüftung in Rufzland, Die Zeitichrift „Ruskaja Schisn” Flagt über die Waldverwüftung an der Murmannifchen Küfte. Der Schiffbau leidet bereits durch die Vertheuerung des Holzes; ein Schooner von 60: koſtete früher RS. 2000, jegt 3000. Das alte, harzreiche Holz verfchwindet, die Küfte wird kahl, die großen Schneidemühlen kaufen Alles auf und verfenden die Dielen ins Ausland. Der Holz: wuchs im hohen Norden ift langjam, eine Kiefer, die bei 7m Länge 30m Zopf bat, ift 150 bis 200 Jahre alt. Fahrzeuge aus foldem Holze hielten aber 30 bis 40 Yahre vor. Yegt muß man fid) mit Geringerem begnügen, was auf die Dauer, die Amortifation des Kapitald, Berfiherung :c. einen verhängnigvollen Einfluß übt. Man ift auf diefe entfernten Gegenden aufmerffam geworden, projectirt Telegraphen, Eijenbahnen, fpridt über eisfreie Häfen :c.; aber den Wald, von dem die Eriftenz der Einwohner abhängt, vergißt man. Die Einwohner haben fid an die „Geſell⸗ ihaft für Seeweſen“ gewandt und diefe hat einen Antrag eingereicht auf Ausschluß der großen Händler von der Walderploitation in einer Entfernung von 50 Werft von der Küfte. Es blieben dann immer noh 13 Millionen Defljatinen (über 14 Millionen Hektar) für den Erport ins Ausland an allen flößbaren Strömen, 200 bis 400 Werft vom Weißen Meere. Die Flößung würde aber nit 20 Kopelen pro Stüd koſten und die Yandeseinwohner würden ebenfoviel bezahlen, wie die Holz: händler. Hoffentlich findet der Antrag beim Finanz- und Handelsminifterium eine Berüdfihtigung.

Eine hiftorifche Ulme. Im Kaiferlihen Garten in Riga befindet ſich eine von Peter dem Großen gepflanzte Ulme. Der Czar zog am 17. März 1721 unter Kanonendonner und Glodengeläute in Riga ein, und nahm Quartier in einem Pa: fafte, welcher gegenwärtig einen Flügel der Heilanftalt des Dr. Holjt für Nerven- franfe am SKaiferlichen Garten bildet. Dort empfing er den Beſuch des Herzogs Karl Friedrih von Holftein und der Herzogin von Kurland (fpäteren Kaiferin Anna Yohannowna von Rußland). Der Ueberlieferung nad) legte er im April des Jahres 1721 mit eigener Hand den Garten an, und pflanzte ziemlih im Mittelpunfte ber dazu beftimmten Fläche die erwähnte Ulme. Wenn man dem 1872 auf der Poly» tehnifhen Ausftellung in Moskau ausgeftellten Gemälde Glauben beimefien darf, jo war der Stamm, als er gepflanzt wurde, zehnjährig, wäre alſo jegt über 180 Yahre alt. Er ſieht auf den erften Blid noch fehr gut aus, alle Schäden werben durch die reiche Beaflung und Belaubung verbedt. Uber er bat ein Aſtloch von etwa 1m Länge und 40cm Breite, welches mit Rinde von einem andern Baume ver- Heidet ifl. Der Stamm hat bei 1:13" Höhe einen Umfang von 3°30m, und ift in einer Höhe von 3°5 m abgeſchnitten. Die Höhe bis zur äußerſten Zweigfpige beträgt 8m, Ueber dem verkleideten Aftloche find zwei weiß angeftrichene Täfelchen, eines

286 Notizen.

X. Jahrgang.

über dem anderen, angebradt. Das obere zeigt bie Kaiferfrone und darunter in ruſſiſcher Sprache mit ſchwarzen Buchſtaben die Inſchrift: Der Kaiſer Peter der Große

der Gründer des Ruhmes und des Wohlergehens Rußlandé pflanzte eigenhändig dieſen Baum im Jahre 1721.

Unter der geſegneten Regierung Kaiſer Alexander J., des Befeſtigers des Reiches und des ruſſiſchen Europas, wurde zum hundertjährigen Gedächtniß dieſe Inſchrift 1821 gewidmet.

Auf der unteren, etwas kleineren Tafel, ſteht folgende Inſchrift in deutſcher Sprache:

Peter der Große der Gründer feines Kaiſerreiches, pflanzte dieſen Baum im Jahre 1721. Ein Jahr— hundert iſt ſeitdem entſchwunden und immer ſchattenreicher wölbten ſich die Aeſte dieſes Baumes. Er gleicht dem Adler Rußlands, der ſegnend und geſegnet immer weiter feine ſchützenden Fittiche verbreitet.

Forft- und jagdrechtliche Entſcheidungen. Oeſterreich: Zur Ein- bringung eines Geſuches um Rüdftellung einer für verfallen erklärten Waffe ift niht der Eigenthümer der Waffe, fondern nur der Berurtheilte berufen. 9. ©. nahm aus der Wohnung des J. K. ein dem R. ©. gehöriges Gewehr und ſchoß damit vor dem Haufe. Hierbei wurde er "von der Gendarmerie betreten und da er fich mit einem Waffenpaffe nicht ausmweifen konnte, wurde ihm da8 Gewehr abgenommen.

Bei der gegen I. ©. durchgeführten Strafverhandlung bei der Bezirkshauptnann- haft R. wurde er wegen unbefugten Waffentragend zu 24 Stunden Xrreft ver: urtheilt und gleichzeitig wurde das ihm abgenommene Gewehr für verfallen erklärt.

Nah Eintritt der Rechtskraft des Straferkenntniffes hat R. ©., der Eigen- thamer des Gewehres, bei der Bezirfshauptmannfhaft R. ein Gefuh um Rüdftellung de8 dem 9. ©. ob unbefugten Waffentragens abgenommenen und für verfallen erklärten Gewehres eingebracht, da er zum Tragen diefer Waffe beredhtigt ift und fi) 3. ©. das Gewehr ohne fein Wiffen und ohne feine Bewilligung angeeignet hat.

Das Minifterium des Innern hat mit dem Erlaſſe vom 16. Yuni 1893, 3. 13596, das Anfuhen des R. ©. als unftatthaft zurüdgemiefen, weil dieſes Gefuh von einer dazu nicht legitimirten Perſon eingebracht erfcheint, da zu einer folhen Bitte nur der Berurtheilte berufen wäre.

De. 3. f. Verwaltg. 1894, Nr. 26.

Deutſches Neihögeriht. Iagdausübung in einem Bezirke durd böhftens drei PBerfonen nad preußiſchem Recht. Aus den Entfheidungs- gründen: $ 12 des Jagdpolizeigefeges vom 7. März 1850 fpridt zwar wörtlich nur aus: „Die Berpadhtung der Jagd, fowohl auf den im $ 2 erwähnten Grund— ftüden, als auf gemeinſchaftlichen Jagdbezirken darf bei Strafe der Nichtigkeit bes Ber: trages niemald an mehr al® höchftens drei Perfonen erfolgen“ und widtig ift, daß e# fich hier nicht um den zwifchen der Gemeindebehörde und den Anpächtern abgejchlofienen Vachtvertrag, fondern um den zwifchen den Letzteren und den drei Klägern abgefchloffenen Bertrag über die Ausübung der Jagd handelt. Allein, daß $ 12 zugleich die allgemeine Vorſchrift, dag im einem Bezirke nie mehr als drei Perfonen zur gemeinfchaft- lihen Nugung und Ausübung der Jagd zugelaffen werden follen, enthält, ergibt ſich zweifello8 aus der Tendenz des Geſetzes, den Motiven ꝛc. Die erftere ging, nachdem die durch das Gefeg vom 81. October 1848 gewährte Freiheit in der Ausübung der Jagd die Zahl der Jäger in einer die öffentliche Sicherheit ge fährdenden und dem Wildftand Vernichtung drohenden Weife vermehrt hatte, vor Allem dahin, die Zahl der Jäger zu vermindern und hierdurch, ſowie durch andere

Mai 1895.] Notizen. 237

ſchützende Bellimmungen, ohne die Freiheit des Eigenthums mehr als nothwendig zu befchränfen, wieder geordnete Berhältniffe herbeizuführen. Die Motive zu den $$ 12 und 13 des Gefeges fprechen demnah aud aus: „Der Zwed des Gefeges würde vereitelt werden können, wenn die Zahl der Pächter einer Jagd nicht befchränkt würde, andererfeits ift e8 nothwendig, ſowohl den Jagdpächtern als den Befigern folder Grundflüde, auf denen die Jagd vom Eigenthümer ausgeübt werden darf, die Annahme von Yägern zu geftatten, da fih die Pächter und Eigenthümer von anderen Perfonen bei der Yagd nicht vertreten laffen dürfen. Aus diefer Ber gründung ergibt fih, daß $ 11 eine größere Tragweite hat, als fein Wortlaut an- deutet, daß es nämlid auch den Jagdpächtern unterfagt fein fol, durch Verträge mit anderen Berfonen eine Ausübung und Nugung der Jagd durch mehr als drei Be rechtigte thatfächlich herbeizuführen, Hierzu fommt noch, daß $ 3 des Geſetzes, welcher fi) auf diejenigen Befigungen bezieht, auf denen der Grundbefiger felbft die Jagd auszuüben befugt fein foll (8 2) eine ausdrüdliche Anwendung des erwähnten, im $ 12 enthaltenen Verbote auf den Fall der Yagdausübung mehrerer Eigenthümer auf eigenem Grund und Boden entfällt.“ (Vgl. auh Min.-Erl. v. 1. Mai 1853; Min. Bl. 1853, ©. 152.) (Erf. des II. Givilfenates d. Reichegerichtes dv. 18. Ja— nuar 1891; Preuß. Verw.Bl. Bd. XU, ©. 221.)

Prengen. Bolizeilihes Einſchreiten wider ein zunädft jagdwirth— Ihaftliden Zmweden dienendes, andererſeits aber den Verkehr auf einem Öffentliden Wege befchränfendes Oatterthor. Aus den Entfdei- dungsgründen: Die Polizeibehörde hat dafür zu forgen, daß den Bedürfniffen des öffentlichen Berkehres in Bezug auf das Wegeweſen Genüge gefchieht; fie hat die zur Erhaltung des gefährdeten oder zur Herftelung des unterbrochenen Verkehrs nothwendigen Anordnungen zu treffen. Zweifello® erweift fi die Anbringung eines Gatierthores auf einem öffentlichen Wege als ein fehr erhebliches Verlehrshinderniß, defien Befeitigung hHerbeizuführen an und für ſich unbedenklich zu jenen Dbliegen- heiten der Polizeibehörde gehört, ohme daß es zur Rechtfertigung eines desfallfigen Einjchreitens noch des befonderen Hinweiſes auf die Unzuträglichleiten bedarf, welche fid) aus dem Beftehen des Gatterthores für die Führer von Fuhrwerken ergeben, Daß Sperrungen von Wegen (foweit fie befugter Weife angelegt find) gegen ge- wiffe Handlungen oder Unterlafjungen der Pafjanten mit gefeglihem Schuge ver: fehen find, berührt die Befugniß der Polizeibehörde nicht, die Befeitigung folder, den Verkehr hindernder oder erfchwerender Sperrungen herbeizuführen, und die Be— hörde ift im diefer Befugniß nur durd etwa entgegenftehende Rechte cingejchräntt, deren hier feines vorliegt, und auc das Yagdpolizeigefeg vom 7. Mär; 1850 und das Wildjchadengefeg vom 11. Yuli 1891 find nit „befondere gefegliche Bor: fhriften”, aus denen das Recht der Befreiung von der polizeilichen Anforderung nen bergeleitet werden könnte.” (Entſch. d. I. Senates db. Db.-Berwaltungsgerichtes vom 11. Mai 1892; Entf. Bd. XXIII ©. 399 ff.)

Bayern. Diebftapl eines Forftberehtigten. Aus den Entfheidungs- gründen: Ein Forfiberechtigter, welder von dem Holze, das er auf Anweiſung der Forſtbehörde gefällt und zur Aufftelung nad den vorgejchriebenen Maßen zu: gerichtet hat, fic, rechtswidrig etwas zugeeignet, bevor es ihm durch die Forſtbehörde förmlich überwiefen worden ift, begeht nicht Unterfchlagung oder Forftfrevel durch Entwendung, fondern Diebftahl. 5 242 R.Strf.G.“B. (Ertl. d. Ob.Landesger. Münden v. 9. Yuli 1891; Samml. v Ent. Bd. VI, ©. 512 ff.)

Geldftrafen bei Forſtfreveln jugendliher Berfonen. Aus den Ent- fheidungsgründen: Bei der Bemefjung der Geldftrafe wegen eines Forſtfrevels, bei defien Begehung der Angefhuldigte das zwölfte, aber nicht das achtzehnte Lebens» jahr vollendet hatte und die zur Erfenntniß der Strafbarkeit erforderliche Einſicht befaß, fommt $ 57 des R.Strf.G.B. nicht zur Anwendung. Art. 5253 Forft- gefeg v. 28. März 1852 in neuer Faſſung; Art. 4 Gef. v. 18. Auguft 1879 zur

238 Notizen, [XXI. Jahrgang.

Ausführung der R.-Strf.»Proc.-Drdn. (Erf. d. Ob.Landesger. Münden vom 18. Yuli 1891; Samml. v. Entid. Bd. VI, ©, 522 ff.)

Forftfrevel durh Entwendung Aus den Entfheidungsgründen: Wer ftehendes grünes Holz fällt und ſich aneignet, kann nicht wegen Forſtfrevel beftraft werden, wenn er in dem guten Glauben gehandelt hat, der Grund, auf dem das Holz ftand, fei fein Eigenthum. Art. 79 Forſtgeſ. v. 28. März 1852 in neuer Faſſung; $ 242 R.Strf.“„G.B. (Erf. d. Ob.-Landesger. Münden vom 3, October 1891; Samml. v. Entſch. Bd. VI, ©. 555 ff.)

Streuberehtigung. Aus den Entjheidungsgründen: Eine Forſt- berechtigung, vermöge deren der Berechtigte nicht Streu nad) feinem jeweiligen wirth- ſchaftlichen Bebarfe, fondern die Streu von einer ihm jährlich anzumeifenden, einer beflimmten Zahl von Tagwerken entiprechenden Fläche zu beziehen Hat, ift als eine in ein jährlihes Maß umgewanbelte fForftberehtigung zu betraditen und zwar auch dann, wenn mit Rüdfiht auf die Nachhaltigkeit der Bewirthſchaftung des Waldes von Jahr zu Yahr eine Ermäßigung des Streubezuges eintritt. Art. 97, Abf. 2 Forftgef. v. 28. März 1852 in neuer Faſſung. (Erf. d. Ob.-Landesger. Münden dv. 15. October 1891; Samml. v. Entſch. Bd. VI, ©. 577 ff.)

BerurtheilungeinerHandelsfirma wegen Abtriebes. Eine Handelsfirma fann nicht wegen fahlen Abtriebes einer Schugwaldung zur Strafe ver- urtheilt werden. Forſtgeſ. v. 28. März 1852 in neuer Faflung. Art. 40/75, Gel. vom 18. Auguft 1879 zur Ausführung der R.Strf.⸗Proc.Ordn. Art.4. * F (Erf. d. Ob. Landesger. Münden vom 26. November Big. ©6. Drandeis” Nadtgiellorm. 1891; Samml. von Entſch. Bd. VI, ©. 637 ff.)

Vorftfrevel bei Ausübung eines Streurehted. Aus den Entſchei— dungsgründen: Ein Forftberechtigter, welcher die ihm angemiefene Streu nad dem Ablaufe der von ber Forſtbehörde hiefür beftimmten Frift aus dem Walde Holt, ift wegen Forftfreveld nicht auf Grund des Art. 85, fondern auf Grund des Art. 90 des Forſtgeſetzes vom 28. März 1852 in neuer Faſſung zu beftrafen.“ (Erf. d. Ob.⸗Landesger. Münden v. 3. December 1891; Samml. v. Entfh. Bd. VI, ©. 647 ff.)

Brandeid’ Nachtzielforn. Diefes neue Nachtzielkorn befteht aus zwei uns gleihe nDreieden und einem elaftiihen Stahlbande (fiehe Fig. 36). Letzteres ermög- licht die Befeftigung an jedem Gewehrlauf, gleichviel, ob (wie bei Büchfen) der äußere Durchmefjer der beiden Rohre verfchieden ift. Das feite Ziellorn der Läufe fihert das Band und dadurch auch das Nachtlorn vor jeder Verſchiebung. Das Nachtkorn wölbt fi) über dem feften Korn und ift glänzend vernidelt. Die zwei Dreiede, woraus es befteht, find zur Bifirlinie ungleich fchräg geftellt, um nad) Bedarf in der Stellung gegen das zielende Auge gewechjelt werden zu fünnen. Die glänzend vernidelten ſchrägen Flächen haben den Zwed, den Himmel abzujpiegeln und fo da® Zielen zu ermöglichen. Die ungleiche Schräge, Länge und Breite der beiden Dreiede madt die Berwendung ein und besjelben Kornes in jeder Gegend möglich, alfo im Gebirge, oder bei Feldjagden, wo viel Himmel vorhanden ift, ebenfogut wie im Walde, wo weniger Ficht von oben fommt man braudt nur die den Umftänden befjer ent- Iprechende Fläche des Nacdhtlornes dem Auge zuzumwenden.

Gegenüber den bisher bekannten Nachtziellörnern bietet das Brandeis-Nacht⸗ forn den Bortheil, daß, während die phosphorescirenden Körner um jo mehr leuchten, je dunkler e8 wird, alfo immer deutlicher erfcheinen je mehr das Zielobject ver: ſchwindet und fomit eher ein richtiges Ablommen erfchweren, dieſes neue Korn ſich gleihmäßig mit dem Zielobject verdimfelt, da es nur den Himmel abfpiegelt und deshalb ein richtiges Abkommen auch bei vorgefhrittener Dämmerung nody ermöglidt. Zu erhalten in jeder Yagdutenfilienhandlung um den Preis von fl. —.50.

Mai 1895.) Handelsbericdte. 239

Ueber die Tragezeit des Dachſes jchreibt W. Grieſe in der „Neuen deutjhen Jagdzeitung“: Am 5. April vorigen Jahres habe ich eine Dächſin ge- graben, welhe am Sonnabend, den 3. März 3 Junge geworfen bat, und befinden ſich leßtere biß heute noch wohl und munter.

Die Dächfin ift num alfo 11 Monate bei mir in der Gefangenfchaft, fie be- findet fi in einem verjchloffenen, majfiven Stalle, welden fie nur am 30, April vorigen Jahres auf zwei Tage verlafien Hat, als ich fie während der Hundeaus— ftelung zur Hege nah Düffeldorf ſchickte. Mit einem anderen Dachs ift fie über- haupt während dieſer Zeit nicht in Berührung gekommen, aud in Düffeldorf nicht, da ich die Dächſin nur aus Gefälligkeit bergab, weil die zum Hetzen angefchafften Dächſe crepirt waren. Hieraus ift erfihtlih, ſagt W. Griefe weiter daß der Dachs 11 bis 12 Monate trägt und nicht, wie verjchiedene Gelehrte fchreiben, 9 bis 10 oder 12 bis 15 Wochen.

Handelsberichte.

Fahdauben:Erport. Die Verfrachtungen an Faßdauben über Trieſt —Fiume nad) den weſtlichen Auslandsgebieten betrugen im Februar 3:55 Millionen Stüd (gegen 507 Millionen Stüd im gleichen Monat des Vorjahres). Im Januar Februar beliefen fich diefe Erpeditionen auf zujammen 666 Millionen Stüd, wovon 518 Millionen Stüd nad) franzöftichen Häfen, 1,11 Millionen Stüd nad) Italien abgingen. Die häufigen und lange währenden Bertehrs- förungen auf den Bahnrouten über Karlsftadt und St. Peter bewirften, daß die unterwegs befindlihen Transporte nicht nad) Fiume fommen konnten; fo mußten die Berjchiffungen im Februar meift aus den dort aufgeftapelten Ouantitäten genommen werden, und Dies ift wohl die Haupturſache, warum die Erportziffer im Februar jo ftarf zurücdblieb. Die Berfrachtungen im Monate März betrugen 2:43 Millionen Stüd (gegen 226 Millionen Stüd im März 1894), wovon 218 Millionen Stüd nad) Frankreich (gegen 1:98 Millionen Stüd) abgefertigt wurden. Im I. Quartal beliefen ſich die diesfälligen VBerfradhtungen, und zwar vom 1. Januar bis 31. März im Totale auf 910 Millionen (gegen 1089 Millionen in der gleichen Periode 1894), wovon nad) Frankreid; 796 Millionen (gegen 982 Millionen) und nad Italien 1:34 Millionen (gegen 088 Villion) gingen. Außerdem gelangten heuer 26.831 Stiid nad Tunis, 10,800 Stüd —9— Großbritannien zur Verladung. Die diesjährige Minderausfuhrmenge iſt größtentheils dem Umftande zuzufcreiben, daß infolge der gewaltigen Schneefälle und der dadurch bewirkten Berkehrsftörungen aller Art die Heranbringung der Waare nad den Berichiffungshäfen eine geraume Zeit hindurch gänzlich unterbrochen war, weldyer Uebelftand nunmehr gänzlich befeitigt erſcheint. Die Berhältniffe im Faßdaubenerport liegen im Allgemeinen nicht ungünftig, da ber Abſatz nad) den Hauptconjumländern einen befriedigenden Verlauf nimmt und aud weiter einen folhen in Ausſicht ftellt.

Aus Oberfärnten. Schnittwaare aus Fichte notirt pro Feſtmeter ab Aufgabsftation:

Scurretini . . 10mm ftarl, breite Waare fl. 18. a .+:10mm schmale 12. Scuretti . . -idmm breite nn 15.— " . . . 14 mm " ſchmale 10.— Tavoletti. . -2Omm breite „nn 12— „20mm Shmle u B— Tavole . » . 26 breite 4 14.—- . 26 . ſchmale Pr 10.— PBonti . ». -30 mm breite „nn 16— 30mm m Schmale 12—

FREIE Bellancolli . . 50mm breite Fee |. 3 n +: U mm ſchmale * „414.— WEB 05 8 a ei 10.— BERRERER. ee 10.— ichten- Bauholz, ftarle8 . » . 22... 15.— bis 20.— M Idwahes . 2... 8&:- 10.

240 Perfonalnadgridten. Brieflaften. [XXI. Jahrgang,

Perfonalnadiridten.

Ausgezeihnet: Se k. u, k. Apoſtoliſche Majeftät haben mit Allerhöchſter Entichliegung vom 4. April 1. 3. allergnädigft anzuordnen geruht, daß dem Fürften Colloredo-Mann# feld anläßlich feines Sceidens von der Stelle eines Präfidenten der ee in Wien die vollfte Allerhöchfte Anerkennung für feine im dieſer Eigenfchaft entwidelte, viel- jährige, verdienftvolle Thätigfeit zum Ausdrud gebradht werde.

Ernannt, beziehungsweiie befördert: Dr. Mar Friedrich Kunze, Profeffor an der —— Tharand, zum Geheimen Hofrath. Dr. Günther Ritter Bed v. Managetta,

uftos und Leiter der botanifchen Abtheilung des naturhiftoriihen Hofmufeums, zum außer- ordentlichen Profeffor der fuftematiihen Botanif an der Umiverfität in Wien. Heinrih Frank, ft f. Bezirlscommiffär und Localcommifjär für agrarifche Operationen, zum Statthaltereifecretär in Niederöfterreich, Theodor Bilinski, f. f. Adminiftrationsjecretär der Forſt- und Domänen- direction in Lemberg, zum Adbminiftrationsrathe und Dr. Robert Stahursky, LE Admini- ftrationsadjunct der Torf und Domänendirection in Gmunden, zum Adbminiftrationsjecretär. Anton Stransty, 8. k. Forſt- und Domänenverwalter in Petroug —— und Alois Werzer, f. f. Forft- und Domänenverwalter in Montona (Küftenland), zu Forftmeiftern. Johann Fang, k. k. Forftaffiftent bei der ka f, Forft- und Domänendirection in Görz, zum t. f. Forft- umd Domänenverwalter bei der Forfteinrihtungsabtheilung in Gmunden. Adolf Nudenfteiner, k. k. Forfteleve bei der k. E Forft- und Domänendirection in Wien, zum t. k. Forſtaſſiſtenten bei jener in Görz. Carl Lunger, unadjutirter Forſteleve bei der k. k. Forft- und Domänendirection in Innsbrud, zum adjutirten and sie und Alfred Latzel, biplomirter Forftwirth in Jauernig (Schlefien), zum unadjutirten Forſteleven fiir den Bereich der k. k. Güter: direction in Ezernowig, Dr. M. Popper, Leiter der gräfl. Waldftein’schen Forft- und Domänen- direction in Dur-Oberleutensdorf, zum Domänendirector. Julius Lift, erzherzoglicer Förfter im Teichen, zum Oberförfter in Chybi. Alfred Grögler, Fürft Liechtenftein’fcher Forftingenieur- affiftent in Rabensburg, zum Forftingenieur IV. Elaffe, Franz Bily, Forftingenieur in Schnee- berg (Krain), zum gräfl. Zierotin’schen Nevierförfter in Poliena (Mähren).

Verſetzt: Die Der Licchtenftein’fchen Forftmeifter Alerander Friedrich in Schwarzkoſteletz und Karl Adler in Rattan wechielfeitig.

enfionirt: Johann Anderka, Fürſt Fiechtenftein’scher Forftmeifter in Butſchowitz (Mähren).

eftorben: Joſeph Fürft Colloredo-Mannsfeld, am 22, April in jeinem Palais in Wien im 83, Lebensjahre. Anton Dania, Fürft Liechtenftein’scher Forftrevifionsleiter i, P. am 31. Januar in Pofofig im 77. Lebensjahre. Oskar Schreiber, Fürft LFiechtenftein’icher Walbd- bereiter i. ®., in Landskron im 65. Lebensjahre. Franz Bezwoda, Fürft Liechtenftein’icher Ober- förfter i. P. am 21. Februar in Schwarztofteleg im 81. Lebensjahre. Franz Bauer, Graf Cernin’sher Forft- und Wirthichaftsdirigent, Beſitzer des goldenen Verdienſiklreuzes mit der Krone, am 18. März im 79, Lebensjahre. Ludwig Schmied, Graf Harrach'ſcher Oberforft- meifter, am 26. März in Branna. Joſef Forfter, Oberförfter des Stiftes Wilhering bei Linz, am 25. März in Kürnberg. Adolf Betters, Official im E m. k. Oberftjägermeifteramte, am 1. April im 88. Yebensjahre in Wien.

Briefkaſten.

J C. in W. (Böhmen); A. v. G. in W.; A. . 8. in 9. (Rheinland); E. 8. in ®. (Kärnten); 4. C. B. in H.; G. in F.: Beſten Dank.

Herrn ER. in W.; G. in G.; C.“5. in S.; in M.; Dr. E. H. in M.;

Verichtigung.

Im Aprilhefte dieſes Jahrganges lies: Auf Seite 172, 3. 19 v. u.: „Durch Leiſtung gr Typus” ftatt „Dich Peitung zum Typus* und 3. 3 v. u.: „Luther-Bulom” ftatt „Luthes- utoro*; auf Seite 173, 3. 4 dv. o, „(Luther)“ ftatt „(Ruthes)”.

UAdrefle der Redaction: Mariabrunn per Weidlingau bei Wien. Adreſſe der Adminiftration: Wien, I. Graben 27.

"Berantw. Rebacteur: Gans Sedlerıke. Berlag der h. m. k. Dofbucdhhandiung Wilhelm Zridk. ° A ft. Hofbuchybruderei Earl in X wu er

Ventralblatt für das nelfammfe Forlkwelen.

Organ der R. k. forſtlichen Verſuchsanſtalt in Mariabrunn.

Einundzwanzigſter Jahrgang. Wien, Juni 1895. Sechstes Heft.

Aeber vergleihende Zuwachsunkerſuchungen.“

Um die Zuwachsverhältniſſe eines Baumes in feinen früheren Perioden halbwegs genau kennen zu lernen, haben wir nur ein Mittel im der Hand, nämlid) das der Analyſe. Die Zumwadhsermittlungen mittelft Bohrjpänen haben wohl den wejentlihen Vortheil, dag das Unterfuhungsobject nicht gefällt zu werden braucht, aber diejelben reihen doc für genauere Zwede nicht aus, fie fünnen nur ſtets Näherungswerthe liefern. Wir müffen fohin für eingehendere Arbeiten das Unterfuhungsobject fällen und je nad Bedarf und gewünſchtem Genauigfeits- grad in mehr oder minder zahlreihe Querſchnitte zerlegen.

E3 kann nicht Aufgabe diefer Zeilen fein, die Art und Weife der Vornahme von Stammanalyfen zu erörtern. Wir müfjen dies als befannt vorausfegen und wollen daher gleich zu dem eigentlihen Zwede unferes heutigen Artikels übergehen.

Mit der Vornahme von Stammanalyjen beabfihtigt man nicht immer lediglih die Eonftatirung de8 Zuwahsganges eines Stammes für feine ganze Febensdauer, fondern man will gar häufig die Zuwachsverhältniſſe eines Stand- ortes mit jenen eines zweiten in Vergleich ziehen, oft auch von einem und demfelben Standorte durd Vornahme mehrerer Analyjen einen befjeren Durchſchnittswerth erzielen. Nicht felten foll dur die Analyfe der Einfluß erhoben werden, welden wirthſchaftliche Eingriffe (4. B. Durdforftungen, Lichtungen, Streuwerbungen, Harzungen ꝛc.) in dem Bejtandes- und Baumleben' hervorrufen.

In allen diefen und vielen anderen ähnlichen Fällen muß e8 nun Aufgabe des Analptifers fein, bei der Vornahme der Unterfuhung alle auf den Holz- zuwads Einfluß nehmenden Factoren, joweit dies überhaupt in feiner Macht ſteht, ipeciell ins Auge zu faffen, um Abweihungen von dem normalen Verlaufe richtig ſchätzen zu können.

Dies iſt nun allerdings nicht ſo leicht. Nehmen wir den einfachſten Fall an, es wären z. B. zwei gleich alte, auf verſchiedenen Standorten erwachſene Beſtände einer mittelſt Stammanalyſen auf den Verlauf ihrer Zuwachs— verhältniſſe in Parallele zu ſtellen, welche überdies in Bezug auf ihre bisherige wirthſchaftliche Behandlung ſich einander analog verhielten, ſo wird bei der rigo— roſeſten Auswahl der Unterſuchungsobjecte es ganz ausgeſchloſſen bleiben, daß dieſe in Bezug auf ihre räumliche Stellung in den früheren Zeitperioden immer einander gleichwerthig geweſen ſind. Dies muß aber zur naturgemäßen Folge haben, daß die ermittelten Zuwachscurven nicht jo ohneweiters mit einander ver- gleihbar jein werden, weil die vorfommenden Abweihungen ſich oft als ſolche nicht direct wahrnehmen laffen. Man wird allerdings in diefem Falle dur Aus: wahl mehrerer Dbjecte desjelben Standortes und durd Vergleich ihrer bezüglichen Zuwachscurven unjhwer die ertrem verlaufenden Eurvenftüde auf das normale

ı Mittheilung aus dem forftlihen Verſuchsweſen Defterreihs. Gentralblatt für das gef. Forſtweſeu. 17

242 Ueber Zuwachsunterſuchungeu. I. I. Jahrgang Map zurüdzufüßten Dies wird jedoch in dem vorliegenden Falle nur dann zu einem halbwegs richtigen Reſultate führen, wenn die mit einander in Bergleih gezogenen Altersjtufen der verfcicdenen Unterfuchungsobjecte je einem und demfelben Zeitabjhnitte entſprechen, d. h. nur ſolche Altersftufen ver: glichen werben, welche auch gleichzeitig erwachſen find.

Es iſt ja bekannt, welch immenſen Einfluß kalte und warme, naſſe und trockene Sommer auf die Vegetation ausüben. Ja oft wechſeln extrem naſſe oder trockene Vegetationsperioden mit normalen nicht regelmäßig ab; wir haben ja nit zu felten mehrere Jahre hinter einander trodenes oder naſſes Wetter oder es findet der Ausgleich zum mindeſten nicht immer während der Vegetation: periode ftatt.

Wenn man nun diefe auf den Holzzuwachs fo bedeutend Einfluß nehmenden Factoren bei der Stammanalyje nicht gebührend mit in Rechnung zieht, wenn man aljo 3. B. eine Zuwachsperiode des einen Objecte8 mit der entjpredenden, aber zu einem anderen Zeitpunfte erwachjenen vergleicht, jo wird man im Calcul mit einem Factor zu rechnen haben, von deffen Einwirkung man wohl in den jeltenften Fällen fi) ein klares Bild wird machen fünnen, da zur Anbringung eines Correctivs der richtige Vergleihsmaßjtab fehlt.

Anders ift es, wenn Holzmaffen mit einander in Vergleich gezogen werden, welche gleichzeitig erwachſen, welche alſo in Bezug auf die Witterungsverhältnijfe ihrer refpectiven Zuwachsperioden in gleicher oder nahezu gleicher Weije beeinflußt worden find.

In der Megel wird ja wohl bei gleich alten Verſuchsbeſtänden dem eben Beiprodenen dadurd Rechnung getragen, daß man z. B. bei 64jährigen Bejtänden vier Jahrringe von außen nad innen abzählt und von da entweder zehn- oder fünfjährige Altersftufen bildet und jo das Material für die Unterfuhung der Zuwahsverhältniffe im Alter 60, 50...., 60, 55, 50.... oder aud nad) anderen Stufen vorbereitet. Wird ſämmtliches Unterfuhungsmaterial in einem Jahre gefällt, jo ift nicht daran zu zweifeln, daß die Maffen der Perioden 60 bis 50, 50 bis 40 des einen Baumes und die gleihnamigen der anderen Bäume in der gleihen Zeit erwachſen, daher vergleihsfähig find. Wird aber ein Theil des Materiales in diefem Jahre, der damit zu vergleichende Theil erjt im Yaufe der nächſten Jahre zur Füllung und Unterfuhung gelangen, wie dies bei Unterjuhungen, welde auf eine längere Reihe von Jahren ausgedehnt werden müſſen oder bei ergänzenden Nactragsunterfuhungen gar häufig der Fall ijt, dann jteht die Sache wefentlih anders. Wir fünnen den feinerzeit unterjuchten, damal8 64 Jahre alt gewejenen Beſtand heute nidıt mit einem ebenjo alten in Vergleich ziehen; denn die Perioden 60 bis 50, 50 bis 40 diejes Beſtandes find um die Differenz der Fällungs- oder Unterfuhungsjahre fpäter erwachſen und um jo unvergleidh&fähiger, je extremer die Witterungsverhältniffe der Vegetations— perioden der feit der legten Unterfuchung verjtrigenen Jahre (deren Anzahl fein) gewejen find. Wir werden in diejem Falle unjer Material Beftänden zu ent: nehmen haben, weldhe im Sinne unjeres Beifpieles 64 --n Jahre alt find und werden erſt nad Abzählung der A --n Yahresringe von außen nah innen wieder zum richtigen Ausgangspunfte der Unterfuhung gelangen. Vielfach wird diefer Yahresring anders gejtaltet fein, denn feine nächte Umgebung und diefe jeine vielleicht in Bezug auf die Stärke des Frühjahrs- und Herbitholzes mehr oder minder prägnant in die Augen fallende Form zu jeiner jchnelleren Auf- findung auf den anderen Unterfuhungsobjecten beitragen. Wir wollen über diejen Bunft uns nicht weiter ergehen, da wir diesbezüglich ohnehin jhon im Jahre 1882 an anderen Orten ausführlich berichtet haben.!

t Siehe auch hierüber v. Guttenbera: in Lorey's „Handbuch der Forſt— wiſſenſchaft“. Zweiter Band. Tübingen 1887, ©, 210 u. f.

Juni 1895 ] Ueber Zuwahsunterfuhungen. 243

Aus dem Vorhergehen- den ift unſchwer zu erjehen, daß es bei vergleichenden Stammanalyjen auch dann von Vortheil ist, dieſelben nad dem Zeitpunfte des Erwachſens in Paraliele zu ftellen, wenn die Unterfuhungsobjecte nicht gleich alt find.

Der Einfluß befonderer meteorologiſcher Einflüffe voll- zieht ſich ohne Rückſicht auf das zufällige Alter des Hol- zes, nur ijt er jelbjtredend in hohem Alter und jchlechten Standorten oft minder gut wahrzunehmen. Er fennzeid- net ſich bei der Darjtellung des laufendjährigen, bezie— hungsweiſe periodiſchen Zu— wachſes durch nicht ſelten ab— norme Ausbuchtungen der Zu— wachscurven, welche ſich je nach der Intenſität dieſes Einfluſſes auf den jeweiligen Standort des Unterſuchungs— objecte8 mehr oder minder ausgeprägt zumeift bei allen diejen letteren vorfinden, das her leicht in das Caleul ge— zogen werden können.

Bon erhöhter Bedeu— tung ift die Anwendung diefer Unterfuhungsmethode in jes nen Fällen, wo man es mit dem Studium des Einfluffes von genau regijtrirten Lichtun— gen, Streunußgungen, Harzun— gen ꝛc. zu thun hat, denn hier muß ber Verlauf der Zuwachs— curven befonders jorgfältig verfolgt werden, da jonjt gar leicht der Einfluß des wirth- ſchaftlichen Eingriffes durch jenen einer extrem heißen oder trockenen Periode entweder auf⸗ gehoben werden oder im po— ſitiven oder negativen Sinne verwiſcht werden fünnte. Wenn in derartigen Fällen nicht im

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fig. 97 bis 40.

Wege einer Parallelanalyie Beraleichene Aufammenfellun der Mafienzumachscurven von Stämmen

aus einem nicht gelichteten, gerechten oder geharzten Be—

verichiedener Meereshöhe nach ihren gleichzeitig erwachlenen Perioden,

DIERTARIINENeRE. 55 5 Bern ln a an 17*

244 Ueber Zuwadsunterjuhungen. (XXI. Jahrgang.

den Zuwachsgang des Verſuchsobjectes nach den einzelnen Zeit. perioden vergleicht, der Verlauf der Zuwachscurven fritiicd erwogen wird, können leicht faljche oder zum mindeften nicht ganz Vertrauen erwedende Nejultate zu Tage kommen.

Wir haben das Vorftehende nit als Ausflug einer uns plöglih über: fommenen Idee gefchrieben. In unſerem Urbeitszimmer breiten ſich nämlid zwei große Tableaur aus, welche wir im Jahre 1877 im Auftrage der Verſuchsanſtalt für die Pariſer Weltausſtellung 1878 anzufertigen hatten. Dieſelben ſtellen eine größere Zahl von Mafjen- und Höhenzuwachs-, dann Sortiments: und Form— zahlencurven dar und find die Maſſenzuwachscurven im Sinne der obigen Erörterungen angeordnet.

Der oben entwidelte Ideengang fchwebte ung nämlich ſchon anläßlich der Ausführung der zahlreih gefällten Analyjeftämme der Schwarzföhre in den Jahren 1876 und 1877 vor und haben wir denjelben bei den diesbezüg: lichen Arbeiten au zum Ausdrude gebradt, jowie er aud in dem oben genannten Ausftellungsobjecte graphiſch zur Anſchauung gelangte.

Der Umſtand, daß die Publication der Arbeit, in welcher unter anderem auch der in Rede ſtehende Gegenſtand zur eingehenden Behandlung gelangt, noch einiger Zeit bedürfen würde, veranlaßte uns zu dem vorliegenden Zeilen.

Die Figuren 37 bis 40, welde aus dem öfter8 genannten Tableau entnommen wurden, zeigen in der Art und Weije ihrer Anordnung von dem größeren Theile nad verjchiedenen Dertlichfeiten und Meereshöhen zugehörenden Analyjen, wie wir uns vorbejchriebene Anregung thatfählih ausgeführt denfen.

Die Stämme Fig. 37 (A) und Fig. 38 (B) gehören ein und demjelben Beitande an, nämlid dem Waldorte Mühlboden aus dem Großen Föhrenwalde bei Wiener: Neuftadt. Wir haben diefe Gegemüberftellung gewählt, um zu zeigen, wie genau die extremen, denjelben Zeitperioden zugehörenden Ausbaudhungen der Zuwachs— curven in beiden Objecten fi ausprägen. Wie wir aud ſchon früher erwähnt, fann nicht jede Unregelmäßigfeit in der einen Curve aud in der anderen ſich vorfinden, da die fpeciellen Boden» und Sclufverhältniffe bei beiden Objecten eben nicht immer die gleihen gewejen find.

Der Beftand im Mühlboden des Großen Nöhrenwaldes liegt in einer Meereshöhe von circa 300m (Wiener-Neuftädter Ebene); die beiden Stämme hatten ein Alter von 201, beziehungsweije 184 Jahren, Sceitelhöhen von je circa 20. und rindenlofe Bruftdurdmefjer von 34 und 48 cm,

Der Baum Fig. 39 (C) ftammt aus dem Berggebiet des Wienerwalbdes, f. £. Forſtwirthſchaftsbezirk Hinterbrühl, Waldort Laden, Meereshöhe circa 450 m. Derjelbe war 128 Jahre alt, 205m hoch und hatte einen rindenlojen Bruſt— durchmeſſer von 45 «m,

Ein Bergleid der Curven des Maſſenzuwachſes dieſes Stammes mit den beiden oberen aus dem Wiener Beden ergibt jehr viel Analogie der ertrem ge» legenen Punkte, troß des bedeutenden Unterjciedes der Standorte, des Alters und der Meereshöhe.

Der Baum, Fig. 40 (D), endlich ift in der Abtheilung Zellenbady-Sonnleithen (Heiner Geiskopf) im gräflid Hoyos’ihen Reviere Gutenjtein, in einer Meeres— höhe von circa 807 m gefällt worden.

Derjelbe war 275 Jahre alt, 29m hoch und hatte einen rindenlojen Bruſt— durchmeſſer von 36 cm,

Auch diefer, dem Alpengebiete angehörende Baum hat, wenn man jeine Zuwachscurven mit den in den gleihen Zeiträumen erwadjenen Altersstufen der vorigen drei Stämme vergleicht, auffallend viele extreme Punkte gemein, welche - auf den Einfluß befonderer meteorologiiher Einflüjfe zürücgeführt werden

nnen,

Juni 1895.) Die Wildbahverbauung. 245

Sp zeigen 3. B. die Euren in den Punkten a, b, c, d die nämliche Zendenz des plöglihen Fallens, beziehungsweiſe Steigens und fo kann noch auf verjhiedene andere Eurvenpunfte hingewiejen werden, welde mehr oder minder in gleihem Sinne aufgefaßt werden fünnen (e, f, g u. ſ. f.).

Selbjtredend will mit den obigen Zeilen durdaus nicht gejagt fein, daß für alle Fälle die Stammanalyjen in der vorgefchlagenen Weije mit einander verglihen werden müßten. Einmal ift dies nicht immer möglich, da man oft die Rejultate von Analyfen mit älteren Arbeiten diefer Art in Vergleich zu ziehen hat, wobei das vorgejchlagene Berfahren fich aus naheliegenden Gründen nicht oder jelten wird anwenden lafjen, zum anderen wird fir viele Zwede eine der— artige Genauigfeit weder gewünſcht, noch iſt eine folde nothwendig.

Für Fälle aber, in welchen thatfählih die Frage nad) dem genauen Vers folg bejtimmter Zuwachsperioden eigentliher Zwed der Analyje, oder dort, wo es jih um beſonders genaue vergleihende Zuwachsunterſuchungen handelt, dürfte die empfohlene Methode fich als weſentlich fördernd ermeijen.

Nod näher auf den erörterten Gegenjtand uns einzulaffen, eradıten wir für überflüffig, da der mit diefen Arbeiten vertraute Leer die Nutzanwendung felber findet. Karl Böhmerle.

Die Wildbahverbauung in Deflerreid.

Bekanntlich wendet die öfterreihiihe Megierung der Wilbachverbauung, diefem Zweige der forjtlihen Technik, ſeit dem Jahre 1882, in welchem bie meiften unjerer jhönen Hodgebirgsländer, namentlid aber Tirol, Kärnten und Salzburg, von verheerenden Hochmajjerfataftrophen durd Wildbähe und Gebirgs- flüſſe heimgeſucht wurden, die größte Aufmerkjamfeit zu.

Da vor diefem Jahre fyitematiihe Verbauungen in Dejterreih zur größten Seltenheit gehörten, wurden die im Auslande (Frankreich und Schweiz) bereits bewertitelligten ſyſtematiſchen Arbeiten an Ort und Stelle eingehenden Studien unterzogen, um die dort feit einer Neihe von Jahren mit bedeutendem Aufwande an Geldopfern und Mühe diesbezüglih gejammelten, theil8 günftigen, theils ungünftigen, zweifello8 werthvollen Erfahrungen im unjerer Heimat auszunügen. Weiter8 wurden die für diefe Arbeiten nothwendigen gejeglihen Grundlagen durch die beiden Neihsgefege vom 30. Juni 1884, R.G.Bl. Nr. 116 und Nr. 117, wovon das eine den Wildbahverbauungs-Internehmungen anjehnlicdhe finanzielle Unterftügungen jeitens des Staates zufichert, während das andere die Regelung der Verhältniffe zur Durchführung der baulihen und culturellen Maß— nahmen, daher den redtlih-adminijtrativen Theil behandelt, gejchaffen, und gleichzeitig ein einheitliher Specialdienft dur die Creirung der dem f. k. Aderbaus- minifterium direct untergeordneten f. k. forſttechniſchen Abtheilung für Wildbad: verbauung mit einer Gliederung in fünf Sectionen organifirt.

Schon im Jahre 1883 begann man in Tirol und Kärnten, wo Abhilfe am dringendften nöthig jhien, mit der Durchführung der wichtigsten Vorkehrungen, um ähnlichen unheilvollen Ereignijjen der Wildbäche vorzubeugen. Langſam und vorjichtig entwicelte fi die Wildbachverbauungsthätigfeit in den darauffolgenden Jahren aud in anderen Kronländern zunädjt in Salzburg und Oberöfters reih und troßdem mußte bereit3 im Jahre 1891 durd das Reichsgeſetz vom 14. Auguft 1891, R.G.-Bl. Nr. 129, der jtaatlihe Meliorationsfonds von 500.000 fl. auf jährlih 750.000 fl. bis einſchließlich 1904 erhöht werden, um den fih mehrenden Anforderungen nahfommen zu fönnen.

246 Die Wildbachverbauung. [XXI. Jahrgaug.

Nach einer nunmehr ſchon über zehn Jahre währenden Action der ſtaat— lichen Wildbachverbauung dürfte es zunächſt dem forſtlichen Publicum ſchon im Hinblicke darauf, daß ausſchließlich Forſttechnilern die Agenden der Wildbach— verbauung ähnlich wie in Frankreich und der Schweiz anvertraut find, willkommen fein, in kurzen Umriſſen Einblick in die bisherige Thätigfeit auf diefem forjttechnifhen Gebiete nehmen zu fünnen.

Bezeichneten Zwed vor Augen haltend, jei es geftattet, vor allem mitzutheilen, daß fih die Thätigfeit der ftaatlichen Wildbahverbauungsorgane jeit dem Jahre 1883 auf zujammen 536 Arbeitsfelder in allen Kronländern der diesjeitigen Reichshälfte der Hfterreihiih-ungariihen Monarchie mit Ausnahme der Bufo- wina erftredte, und zwar wurden in 404 Gebieten Sanirungsarbeiten bewerk— jtelligt, während für die übrigen 132 Gebiete bisher nur die erforderlihen Er- hebungen gepflogen, beziehungsweije Projectsaufnahmen, fowie Projectsverfafjungen beforgt wurden.

Borftehende Ziffern würden allein jhon genügen, darzuthun, daß die Re— gierung die Wildbadhverbauungsfrage energisch behandelt, und daß ebenjo das in diefem äußerft bejchwerlihen und verantwortungspollen Specialdienfte wirkende forfttehnifhe Perjonal, deffen Stand fi von 4 Forfttechnifern fjucceffive auf dermalen 48 erhöht hat, mit anerfennenswerthem Eifer die Intentionen des k. £. Aderbauminifteriums zu fördern beftrebt ift.

Noch mehr überzeugend in der angedeuteten Richtung wirft jedod die aus dem Berichte des k. k. Aderbauminifteriums: „Die Wildbachverbauung in den Jahren 1883 bis 1894,” Wien 1895, zu entnehmende bisherige Gejammt- arbeitsleiftung in allen Ländern, auf Grund deffen mit vollem Rechte behauptet werden fan, daß Heute Dejterreih mit an der Spike jener Eulturjtaaten jchreitet, weldhe die Verheerungen der Wildbäche zielbewußt mit allen Mitteln befämpfen.

Die Arbeitsleiftung ftellt ſich ſummariſch, wie folgt:

1. 12.138 Stüd Thalſperren und fonftige Querwerfe aus Stein (meift Zrodenmauerung, jeltener hydraulifhe Mörtelmauerung) mit einer Mauerungs— maffe von 413.733 m®,

2. 5820 Stüd Querbauten aus Holz (vorwiegend in Steinkaftenform) mit 43,728 Qurrentmeter und einer durchſchnittlichen Achſenhöhe von 3°0 m,

3. 84.008" Leitwerke, Sporne, Buhnen ꝛc. mit einem Inhalte von 158,490 m°,

4. 65.240 @urrentmeter Eunetten (Steinfhalen, Sohlenauspflafterungen) mit zufammen rund 200.000 m?,

5. 72.000 Eurrentmeter Entwäfferungsanlagen (meift Siderjhlige).

6. 808,377 Eurrentmeter Berflehtungen im vorwiegend künſtlich abgeböjchten Rutſchterrain.

7. 43.030 Currentmeter Bachlaufumlegungen und ſonſtige Correctionen.

8. 1930°7 ra Aufforſtungen und Beraſungen.

Außer diefen im bezogenen Berichte angeführten Serjtellungen verdienen weiters befondere Erwähnung:

9. Diverfe Straßen: und Wege, jowie Brüdenbauten, unter leßteren jelbft größere Brüden aus Eifenconftruction, ferner Umbauten beftandener Ueber— fallswehren in Grundjchleufenwehren u. j. w., endlich

10. jene Maßnahmen, welche zur dauernden Sicherung de8 VBerbauungs: erfolges unerläßlich find und im der zwedentjprechenden Regelung des forjt: und landwirthſchaftlichen Betriebes in vielen Arbeitsfeldern, mitunter jogar im der Ablöfung und Regulirung von Weide- und fonftigen Rechten, bejtanden.

Alle diefe baulihen und culturellen Arbeiten, inclufive Grundentfhädigungen (Erpropriationen) und kapitaliſchen Ablöfungen von Rechten beanſpruchten den

Juni 1895.) Die Wildbahverbauung. 247

relativ geringen Koftenaufwand von 3,654.000 fl., an welchem Betrage in erjter Linie Tirol, dann Kärnten, Salzburg und Niederöſterreich participiven, während die anderen Yänder nadfolgen.

Während der in Rede ftehenden Arbeitsperiode bedrohten mehrere große Hochwäſſer und heftige wolfenbriudartige Gemwitterregen, welde theils aus— gedehntere Yänderftrihe heimſuchten, theils localen Charakter befaßen, wiederholt vollendete oder im Bau begriffene Verbauungsobjecte. Insbeſondere aber waren die Arbeiten in Bezug auf ihre Solidität einer harten Probe durch die Hod- wäjjer der Jahre 1885, 1888 und 1889 ausgejegt. Das erjt bezeichnete ehr bietet zwar im Hinblide auf die furz vorhergegangene Inangriffnahme der Ver— bauung feinen fiheren Anhaltspunkt für die Beurtheilung der Zwedmäßigfeit und Widerjtandsfähigkeit, trogdem aber beweijen die vorgefommenen, ganz minimalen Schäden an den damals eigentlich noch nicht conjolidirten, der gegenfeitigen Unterftügung gänzlich entbehrenden Bauobjecten die zweifellos jolide Bau— ausführung.

Die beiden nächſten Hodhmafferjahre 1888 und 1889, von welchen fpeciell das 1889er-Wafjer in den meiften Fällen den Höhepunkt der 1882er: Wafjer- ftände erreichte, laffen jedenfalls ſchon beſſer die Solidität und techniſch richtige Ausführung der Arbeiten beurtheilen, weil die in diefen Jahren ſchon zahlreicher vorhandenen Bauten troß des jtarfen Anpralles der Wafjerfluthen intact blieben und die insgefammt dur dieje legteren Katajtrophen, vorzugsweile an un: fertigen Objecten verurfachten Schäden faum 05 Procent de8 Gejammtbau- aufwandes betrugen. Nicht minder zufriedenjtellend functionirten bisher wieder- holt baulihe Anlagen gelegentlich öfterer localer, wolkenbruchartiger Niederichläge.

Angejihts dejfen jteht zu erwarten, daß die VBerbauungen die an fie ge- jtellte Aufgabe in der Zukunft umfomehr zu erfüllen im Stande jein werden, als die vortheilhafte Wirkung der vorgenommenen Bepflanzungen und Berafungen, jowie der Effect der behördlih angeordneten Maßnahmen rüdfichtlid der Be— wirthihaftung des im Receptionsgebiete verbauter Wildbähe einliegenden Cultur— landes erjt nad Ablauf einer längeren Beitperiode voll zu Tage treten fann, dann aber erjt den Bauten ein anfehnliher Theil der von ihnen urjprünglid ge- tragenen Yajten abgenommen, beziehungsweije die VBorbedingungen zum Auftreten von Kataftrophen (Deuhrgängen zc.) bejeitigt fein werden.

Unbejtreitbar ift der Erfolg der ftaatlihen Wildbadhverbauung ein ſehr ihöner, und cs darf deshalb wohl aud nicht Wunder nehmen, wenn die in- tereffirte, früher jehr mißtrauifhe Bevölkerung den Verbauungsarbeiten nun: mehr unbejhränftes Vertrauen entgegenbringt, was fid) vornehmlih dadurd äußert, daß die Agenden der Wildbadhverbauungsabtheilung, unterftügt und wejentlich gefördert durch die jich jeit Jahren günftiger gejtaltenden wirthſchaft— lihen Verhältniffe und durd die anhaltende Befferung im gefammten Eulturleben, ftetig an Umfang gewinnen.

Daß e8 gelungen ift, in verhältnigmäßig furzer Zeit ſolche erfreuliche Re— jultate hervorzubringen, ift auf Grund der gemadten Erfahrungen folgenden Hauptumftänden zuzujcreiben, und zwar:

1. Zeigen ſich die eingangs bezogenen grundlegenden Reichsgeſetze in An: gelegenheit der Wildbadhverbauung für unjere öſterreichiſchen Verhältniſſe voll- fommen zwedentjprehend und aud ausreichend.

2. Iſt die Zuweifung diejes Zweiges des Meliorationsmwejeng an die Forſt— techniker und die entiprechend den allmälig ſich mehrenden Arbeiten jchrittweife ohne jede Ueberftürzung durchgeführte Organifirung des betreffenden Specialdienftes durh Greirung einer einheitlihen, dem k. f. Aderbauminifterium unmittelbar untergeordneten, k. k. forſttechniſchen Abtheilung für Wildbadhverbauung eine eminent glüdlihe adminiftrative Verfügung.

218 Die Wildbahverbaunng. [XXI Jahrgang.

3. Iſt die principielle Anwendung des faft ausjchließlihen eigenen Regie betriebes, welcher allein die weitgehendjte Garantie bezüglich der joliden Aus- führung der Wafjerbauten bietet, und ferner die Verwendung geeigneter Sträf- linge und Zwänglinge bisher bereits zufammen 2420 Mann im Wildbad: verbauungsdienfte ſowohl in finanzieller, als aud im techniſcher Beziehung von geradezu eclatant günftigem Einfluffe.

4. Erfordert der Charakter der Wildbachverbauungsmaßnahmen ein lang- james, nicht überftürztes, aber zielbewußtes Vorgehen, um ein erfolgreiches In— einandergreifen der baulichen und culturellen Thätigkeit zu ermöglichen.

5. ft der hochwichtigen Frage der Inftandhaltung der geſchaffenen Ver— bauungsanlagen zur Sicherftellung ihrer dauernden Wirkfamfeit im Wege der (egalen Regelung fallweife entweder auf Grund des Waſſerrechtsgeſetzes oder be- fonderer behördliher Verfügungen, welde in der Regel auch die Bildung ent: iprehend hoher Erhaltungsfonds behandeln, die verdiente Würdigung zu widmen. Demzufolge ift e8 unerläßlich, die fernere Aufficht über die Inftandhaltung im Rahmen einer fpeciellen AYnftruction von Fall zu Fall entweder einem Organe der Wildbahverbauung oder dem betreffenden landesfürftlihen Forfttechnifer jenes Bezirkes, in weldem das verbaute Wildbacdhgebiet einliegt, zu übertragen, ja überdies einem foldien Functionär unter Umftänden ein eigenes Hilfsorgan (Forft- wart) für Zmwede der Beauffihtigung beizugeben.

6. Jeder, der Sanirung zu unterziehende Wildbad ift für fih als Indi— viduum mit genau vorher zu erforjchenden Eigenſchaften anzujehen, weshalb ein ihablonenartige8 Arbeiten entſchieden ausgeſchloſſen erſcheint.

7. Der ſyſtematiſchen Verbauung, welche ſtets die Bekämpfung der Grund- urſachen der verheerenden Thätigkeit eines Wildbaches anſtrebt, gebührt der Vorzug gegenüber den nur vorübergehend Nutzen ſchaffenden Palliativſchutzbauten, wie wohl letztere unter gewiſſen Verhältniſſen nicht entbehrt werden können.

8. Sollen ſich die Sanirungsbauten nicht allein auf das eigentliche Sammel⸗ gebiet der Wildbäche, fondern nad; Erfordernig aud auf das Entleerungsgebiet (Schuttkegel) zum directen Schute der dafelbjt befindlichen Ortſchaften und Eul- turen gegen Ueberfhwemmungen erjtreden.

9. Iſt bei der Auswahl des Bauſyſtems, auf welches naturgemäß aud die Koftenfrage, das Vorhandenjein und die Beihaffenheit der Baumaterialien, bie örtlichen Arbeiterverhältniffe u. f. w. Einfluß nehmen, der fundamentale Grund- ja zu beobadten, die baulihen Maßnahmen möglichſt an die Gejege der Natur anzulehnen, überhaupt anftatt großartiger Kunftbauten nad Zuläffigkeit mehrere, vortheilhafter wirkende Fleinere Dbjecte herzuftellen; desgleihen ift im Allgemeinen dem Steinbau mit Rückſicht auf feine größere Dauerhaftigkeit der Vorzug gegen- über dem allerdings meift billigeren Holzbau einzuräumen, weil dadurd die zukünftigen Erhaltungstoften der Bauwerke bedeutend herabgemindert werden.

10. Eine befondere Fürforge ift der Beſſerung der culturellen und wirth— ihaftlihen Zuftände, der entiprehenden Regelung der waſſerrechtlichen Verhältniſſe (einſchließlich Bewäſſerungs- und Wafferleitungsanlagen), der Reinhaltung der Wildbähe von Wildholz, der Entfernung aller Randbäume an Bruchflächen, der jofortigen Verfiherung neuer Anbrühe u. dgl. m. zuzumenden, um umfangreiden und Eoftipieligen Verbauungen vorzubeugen.

Rückblickend auf die vorftehenden Ausführungen fann wohl nur gewünjcht werden, es möge auf der bisher von der ftaatlihen Wildbachverbauung eingejhlagenen Bahn fortgefhritten werden, denn mit Gewißheit läßt fi vorausfehen, daß die Unſchädlichmachung der Wildbäche, deren Zahl in Defterreich leider ſehr groß ift, um jo dringender gefordert werden wird, je mehr fih das ganze Wirthihafts- und Gulturleben entwidelt, abgejehen davon, daß die Wildbahverbauung unans- weichlich nothwendig ift, um die vielen und Foftjpieligen Regulirungen der Gebirgs-

Juni 1895.) Borbeugungsmittel gegen Befhädigungen. 249

flüffe zu einem günftigen Abſchluſſe zu bringen, welch letzterer erſt dann erwartet werben fann, wenn die franfhaften Quellengebiete diefer Flüffe der Eonfolidirung im Wege einer rationellen, den Geſchiebs- und Gerölltransport ausſchließenden Verbauung in Verbindung mit culturelfer Verbefferung der Niederichlagsfläcde unterzogen jein werben.

Dorbeugungsmittel gegen die Beſchädigungen durd) Lasius flavus Latr.

Bon Auguſt Armann, erzherzogliher DOberförfter in Iſtebna (Schlefien).

Im Detoberhefte 1894 diefes Blattes erfchien unter dem Titel: „Ein neuer Forſtſchädling“ aus der Feder des Herrn Eollegen Jankowsky eine Abhandlung über die Noftameije Lasius flavus Latr.

Berfaffer brachte eine kurze Befchreibung diefer bei uns fehr häufigen Ameifenart, jchilderte eingehend deren Lebensweiſe, charakterifirte ferner ganz zu— treffend ihren Fraß und folgerte aus den bisher gemachten Beobadhtungen und aus dem Refultate eines von ihm angeftellten Verſuches, daß fogenannte Hiljg- oder Vorculturen als Remedur gegen die Beihädigungen durd diejes Inſekt anzuwenden wären und daß die Beigabe der Bude die Zukunft de8 neu begrüns» deten Pflanzbeftandes fihern dürfte. Als vollfommen immun wird von ihm die Saat hervorgehoben.

Im großen Ganzen ftimmen meine Erfahrungen mit den Beobadtungen des Herrn Verfaffers überein und dies umfomehr, als unfer Arbeitsfeld räumlich nicht allzu fehr getrennt ift und gerade ich, punfto Ameije, an ihm einen Thomas zu überzeugen hatte.

Daß die Roftameije bei gleich entwickeltem Pflanzenmaterial eine oder die andere Holzart ganz beſonders bevorzugt, könnte ich nicht bejtätigen; ältere Pflanzen ein und derjelben Holzart leiden aus naheliegenden Gründen entjhieden weniger.

Die Saat ift nit unter allen Berhältniffen immun; bei ausgiebiger Boden- foderung wird felbe ſogar jehr ftarf angegriffen. Die vom Herrn Verfaſſer an- empfohlenen, Zeit und Geld raubenden Vorculturen können bei Anwendung einer geeigneten Pflanzmethode vollftändig umgangen werden.

Im Nachſtehenden werde ich mir erlauben, die von mir über diefen Gegen- ftand gemachten Beobachtungen kurz zu fizziren, die bei der Bejtandesbegründung unbewußt von mir begangenen Fehler hervorzuheben, und ic) bin überzeugt, daf der verehrte Lefer fofort die richtige Deethode zur Bekämpfung diejes Inſektes, die auch bereit8 in der Praris ihre Bejtätigung gefunden, finden wird.

Jetzt zur Sade.

In unferen Bestiden liebt die Noftameife trodene, gegen Süden geneigte, der vollen Sonneneinwirfung ausgefette, aljo nicht befchattete, mit niedrigen Grasarten, zumeift mit jogenanntem Borftengras, Nardus-strieta L., überzogene Flächen; es find dies vorwiegend Hutungen. Mehr oder weniger nahe an einander gelegene, 30 biß 50cm hohe, aus Feinerde bejtehende Hügel kennzeichnen ihr Vorhandenſein. So lange der Weidegang beſteht, ijt die Vermehrung des Inſektes eine etwas bejchränftere. Es dürfte dies dadurd zu erflären fein, daß dur das Feſttreten des Bodens weniger günftige Yebensbedingungen vorhanden find, und daß jedenfalls aud unter den Hufen der Thiere viele Yndividuen ver- nichtet werden. Hört, wie e8 zum Beifpiel bei ung der Fall war, infolge Ab-

250 Borbeugungsmittel gegen Befhädigungen. XXI. Jahrgang.

löfung der Serpituten der Weidegang auf, fo geht die Vermehrung der Roſtameiſe in kurzer Zeit ins Fabelhafte.

Flächen von mehreren Heltaren, wo bei Ausführung der Pflanzung, trotz eingehender Unterfuhung, keine Ameife zu finden war, find nad 1 bis 2 Jahren von ihr volljtändig occupirt.

Die Aufforftung der in Frage ftehenden Flächen, in meinem Berwaltungs- bezirfe allein circa 180 ra, gefhah mittelft Pochpflanzung; als Eulturwerkzeug wurde die Daue verwendet. Möglichſt geräumige Pflanzlöder, viel Feinerde und Ver— wendung von fehr gut entwideltem, überjhultem Pflanzenmaterial galt dabei als oberjtes Poftulat.

Der Vorgang hierbei war furz folgender:

Sm Herbit des der Eultur vorangegangenen Jahres wurden die Pflanz- löcher in einer Tiefe und Breite von circa 25 cm ausgehoben, die dabei gewonnene Erde wurde ummittelbar beim Pflanzlocdhe deponirt und den Winter über den Einwirkungen der Athmofphärilien ausgefegt.

Beim Pflanzgejhäfte jelbjt wurde der Aushub zuerjt mit der Haue, dann mit den Händen gut durchgearbeitet und von Steinen und Raſenſtücken befreit. War trogdem nicht gemügend Feinerde vorhanden, jo wurde jelbe in der Nähe der Eulturflähe gewonnen und nad) Bedarf zugetragen.

Auf eine aus der jo vorbereiteten Erde hergejtellte fegelfürmige Erhöhung wurde die Pflanze gejett, die Wurzeln forgfältig auegebreitet und der noch im Pflanzlohe erübrigende leere Raum mit TFeinerde ausgefüllt, ohme weiter die Erde feftzudrüden. Verwendet wurde nur vier» bis fünfjähriges überjhultes Ma- terial. Das Mifhungsverhältnig war: 50 Procent Fichte, 20 Procent Bude, 20 Procent Tanne, 10 Procent Ahorn, Eiche, Lärche.

Der Eingang überjteigt bei der von uns pralticirten Methode, ſelbſt in jehr trodenen Fahren, niht 1 pro Mille; bei Aufforftung der von Lasius flavus bewohnten Flächen betrug er 25, jtellenweife aud 40 Procent. Flächen, weiche mit Ameijenhügeln ſtark bejegt waren, fonnten nad 2 bis 3 Jahren auch nid eine urfprünglih in die Eultur gebrachte Pflanze aufweifen. Eirca 600 ver- ſuchsweiſe eingepflanzte Ejchenheijter wurden ſchon im erjten Jahre bis auf das legte Eremplar zum Abfterben gebradt.

Der Ahorn, von dem wir dies am wenigften vorausgejegt hätten, erwies fih, entgegen den Beobadhtungen des Herrn Eollegen Jankowsky, am wider: ſtandofähigſten.

Tannen, Fichten, Buchen wurden, ohne merflihe Bevorzugung einer oder der anderen Holzart, gleidy jtarf angegangen. Jedenfalls trug die bis zum äußerjten durdgeführte Bodenloderung mit zur Intenſität des Fraßes bei, denn es war der Ameije die Möglichkeit geboten, ungehindert und ohne bejondere Anjtrengung zu den Wurzeln der Pflanzen zu gelangen, abgejehen davon, daß der geloderte, von feinem Grashalm bejcattete und von der Sonne durdhwärmte Boden ihr einen willfommenen Aufenthalt bot.

Jede welfende oder ſich röthende Pflanze konnte an ihrem Wurzelichopfe und auh an den tieferen Wurzelpartien Hunderte von Roſtameiſen aufweijen.

Bon der Nachbeſſerung diefer Flächen mittelft derfelben Pflanzmethode fonnte id mir fein günftiges Reſultat verjprechen, wenigftens injolange nicht, als es mir nicht gelang, die Ameifen vom Pflanzloche auf die Dauer fern zu halten, eventuell diejelben zu vertilgen.

Bon der Beobadtung ausgehend, daß die Noftameife den Schatten nicht liebt, daß directes Sonnenliht ihr Lebensbedürfnig zu fein fcheint, wurde eine circa "/, ra große Verfuhsflähe auf ganz diefelbe Weiſe, mit Berüdjihtigung de$- jelben Miihungsverhältnifies, wie es bei der Neubegründung der Fall war, completirt und die Oberflähe des Pflanzlohes mit einer 10m hohen Nadel:

Juni 1896.) VBorbeugungsmittel gegen Befhädigungen.

251

jtreufchicht bededt. Ich nahm bei diefem Verſuche an, daß abgejehen von der Unmöglichkeit der directen Erwärmung des Bodens aud) nod die Feuchtigkeit, eventuell die bei Verwendung von ftärfer zerfegter Nadelftreu in den Boden gelangenden Humusfäuren der Ameiſe den Aufenthalt im Pflanzlohe verleiden werden.

Der Umftand, daß Inſekten intenfive Gerühe auf die Dauer nit ver- tragen, wurde ebenfalls benügt. Auf viner ebenfo großen Verſuchsfläche wurden bei alfen neu eingebradten Pflanzen, an der Peripherie des Pflanzlodes, 3 bis 4 bis auf den Boden desjelben reihende Deffnungen mit Hilfe eines Seßholzes bergejtellt, mit verdünntem Theer gefüllt und oben wieder geſchloſſen.

Es entipriht der Thatjache, daß in ziemlich weitem Umkreiſe von Kalköfen die Inſektenwelt wie ausgeftorben iſt. Entzündungen in den Tracheen, vielleicht auch im Darmcanal, hervorgerufen durd den im der Luft befindlihen Kalkjtaub, beziehungsweife dur Aufnahme mit folhem bededter Nahrung, dürfte die Urfache obiger Erſcheinung fein.

Auf der dritten Verſuchsfläche wurde der Pflanzerde Kalkitaub in ziemlicher Menge beigegeben und das Pflanzlody überdics mit einer 3 bis Amm ſtarken Schicht desjelben Materiales bededt.

Jede Mühe war vergebens.

Auf allen drei Verjuhsflähen war der Eingang fo, als wenn gar nichts vorgefehrt worden wäre.

Die directe Vertilgung der Ameijen dadurch, dag im Herbit, zur Zeit des Eintrittes jtarfer Fröfte, die Hügel bis auf den Grund zerftört wurden, hatte feinen nennenswerthen Erfolg; ebenjo nicht da8 von den Gärtnern als Arcanım gepriejene Mittel und zwar Honig mit Hefe.

Directer und indirecter Schug der Pflanzen erwies fih als unmöglid; ih ſchritt zur Saat.

Mit Benügung der alten Pflanzlöher wurden Platten hergejtellt und weil mir der Verband etwas zu räumlid erſchien, ich aber auch andererſeits die Plätze nicht allzugroß anlegen wollte, neue eingejhoben. Bei diefem Vorgange war der Boden in einem Theile der Platten entjprehend der alten Pflanzlodtiefe, alfo auf 25m gelodert, auf dem anderen Theile faum auf 6 bis Sm wund gemadt. Zur Saat wurde Fichten: und Tannenjamen im Verhältniſſe 3:1 verwendet, Die Ausführung geihah theils im Spätherbft, theil8 im Frühjahr.

Das Refultat meiner Beobadhtungen war folgendes:

1. Lasius flavus greift auf tief gelodertem Boden die aus Saat hervor- gegangenen Pflanzen ebenfalls jtarf an.

2. Die Intenfität des Fraßes ſteht im directen VBerhältniffe mit der Boden- (oderung.

3. Herbftjaaten find widerftandsfähiger wie die im Frühjahr ausgeführten.

Wieder ift es die Bodenloderung, welde auch bei der Saat die Beihädigung der Pflanzen durch die Noftameije wejentlih begünftigt.

Bei Charakterifirung der in Rede jtehenden Flächen habe ich hervorzuheben überjchen, daß fi auf denjelben, oft mitten unter den Ameijenhügeln, einzelner Anflug, ja auch kleinere Horfte, vom einjährigen Pflänzhen bis zur meterhohen Fichte vorfinden, und daß diefer, wenn auch ſpärliche Jungwuchs, mit zur Auf- forjtung der befallenen Flächen herangezogen wurde.

Eine vollkommene Verjüngung durd Naturbefamung erjcheint, da der nächſte Altbeftand oft 1 Bid Zrm entfernt ift, innerhalb abjehbarer Zeit volllommen aus» geichlofien. Ich erwähne dies nur deshalb, damit ich dem Vorwurfe begegne, diejen Fingerzeig der Natur nicht benügt zu haben.

Wenn nun Pflanzungen mit ftarter Bodenloderung ganz abnorme Eingänge aufweijen, wenn aud bei der Saat die Yntenfität des Fraßes mit der Boden—

252 Aufforftung der Waldblößen. XXI. Jahrgang.

(oderung im engften Zufammenhange ift, wenn ohne jede Bodenbearbeitung die aus Naturbefamung hervorgegangenen Pflanzen fi felbit in der erften Jugend, mitten unter den Ameifenhüyeln, gut entwideln und freudig fortwachſen konnten, dann mußte fih mir doch der Gedanke aufdrängen, daß auch die Pflanzung be friedigende Rejultate aufzumeifen hätte, wenn der den Ameifenfraß begünftigende Factor, die Bodenloderung, entfallen würde.

Und fo war es aud!

Eine verfuchsweife ausgeführte Ballenpflanzung hatte faum 4 Procent Ein- gang und nur bei den mwenigften diefer Pflanzen konnte der charalteriſtiſche Ameifenfraß conftatirt werden.

Um eine Trennung des Ballens von den Wänden des Pflanzlodhes während der trockenen Jahreszeit zu verhindern, was bei bindigem Boden ſehr leicht er- folgen könnte, und um der Ameije die Möglichkeit zu bemehmen, ſich dafelbft feſt— jujegen, um eventuell weiter vorzudringen, wird der Ballen mit der Ferſe ſtark angedrüdt, eine Brocedur, mit welcher fi im gegebenen alle aud Herr Forſt— meijter Kozesnik einverftanden erklären müßte.

Daß die verjchiedenen Arten der Klemmpflanzung, jelbjtverftändlih ohne Beigabe von Füllerde, ebenfalls ganz gute Refultate liefern würden, lann nad den bisherigen Erfahrungen als fetitehend angenommen werden.

Ueber diefen Punft werde ich nad eingehenden Verſuchen nod weiter be- richten.

Auffallend erſcheint es auf jeden Fall, daß die forftlihe Literatur dieſen Eulturverderber bisher jo ftiefmütterlic behandelt hat und daß unfere entomolo- giihen Werke mit Stilljhweigen über denfelben hinweggehen; beſonders auffallend dann, wenn man erwägt, daß zum Beifpiel Lasius niger Latr. und Tetramorium eaespitum Latr. dem Gärtner ſchon lange Zeit als jhädlid und beſonders als Wurzelverderber befannt find.

Lasius niger trat in einem Pflanztamp meines Berwaltungsbezirkes derart auf und verurfachte einen folhen Schaden, daß ich gezwungen war, einen Theil desjelben vorübergehend aufzulaffen.

Gegen die principielle Aufforfiung der Waldblößen.

Eine wirthichaftliche Studie von Mudolf Jankomsky.

Es kann wohl feinem Zweifel unterliegen, daß für den Waldbefiger die Erwerbung Heinerer, fremder, in den Gefammtcompler des Waldes eingejchloffener Wieſen⸗, Ader- oder Hutweidenparcelfen in den meiften Fällen äußerſt vortheilhaft eriheint. Die Heine fremde Wirthfchaft innerhalb der eigenen großen bringt die verjchiedenften Nachtheile mit fi, als deren wichtigfte nur die entftehenden Weg- jervitute, die Nothwendigkeit, fremden den Zutritt in den eigenen Wald zu ge währen, die Schädigung des umgrenzenden Forſtes durch Weidevieh, die Schwie- tigkeit der Conjtatirung der dur den eingejchloffenen Befiger verübten Frevel und Diebftähle und endlih aud die Complicirung der Grenzpolygone erwähnt werden mögen.

Dagegen ift e8 mir ſchon feit den erften Jahren meiner forftlihen Praris nie Mar geworden und bis heute ein ungelöftes Räthfel geblieben, warum jolde Enclaven, mögen fie nun von Haus aus zum Waldbefige gehören oder fpäter durh Kauf oder Tauſch erworben worden fein, um jeden Preis umd unter allen Bedingungen, ſelbſt dann, wenn es gute Wiefen find, aufgeforjtet werden müſſen. Ich erinnere mich vom Beſuche verjchiedener Waldbefige her beim Betreten einer

Juni 1895.] Aufforftung der Waldblößen. ———— 253

Waldwieje wiederholt die gleichjam emtjchuldigende Aeußerung vernommen zu haben: „Dieje Blöße konnte des umfchließenden Bejtandes wegen nod nicht auf- geforftet werden, nad dem Abtriebe desjelben jedoch wird fie gleichzeitig mit dem Schlage verpflanzt.“ Ich muß geftehen, daß ich mich hierbei nie eines gewifjen Bedauerns erwehren konnte und des fajt wehmüthigen Gedankens: Aljo aud du ſchöner Erdenfled mußt über kurz oder lang deine Individualität opfern und in der bequemen, langweiligen Schablone uniformer Fihtenjungmaije aufgehen.

Wie bereit3 erwähnt, ift e8 mir troß eifrigften Nachdenkens nicht gelungen einzufehen, warum derartige Aufforftungen wirthſchaftlich opportun oder gar noth- wendig fein follten. Der einzige Nachtheil der Nichtverpflanzung, dem ic vielleicht zugeben muß, ift der, daß die Belafjung von Blößen innerhalb größerer Wald- complere die Tarationsarbeit bei manden Betriebseinrichtungsmethoden, wie beim Flächenfachwerk und beim combinirten Fachwerk etwas erjchwert; wer würde aber der geringen Vermehrung einer lediglihen Rechnungsarbeit wegen wirthſchaftliche Bortheile beijeite jegen wollen?

Ich möchte nicht gerne in das entgegengejegte Extrem verfallen und der Nihtbewaldung der Blößen im Allgemeinen das Wort reden, daß eine folde unter gewifjen jehr häufig zutreffenden Vorausfegungen jedoch wirthichaftlich weit vorteilhafter erſcheint, als die jchematifche, gedankenloſe Aufforftung jedes Fleck— chens Erde um jeden Preis melde übrigens heutzutage nicht nur in meinem heimatlichen, fondern in den meijten modernen Forjtbetrieben aufgehört hat, ujuell zu jein das nachzuweiſen, ijt der Zwed der vorliegenden Zeilen.

Zu den erwähnten Bedingungen gehört vor allem wohl die, daß die fraglihe Blöße wirklich eine halbwegs gute Wieje, nicht aber eine magere und ausgedehnte Yutung jei, weld letztere in den meiften Fällen bejier zu Wald gemadt werden dürfte, weiters, daß die Wieſen einerjeits in ihrer Einzelheit nicht zu groß jeien, in welchem Falle vielleicht eine theilweife Aufforftung am Plage wäre, andererfeits in ihrer Gejammtheit zur Fläche des Waldbefiges im richtigen Verhältnifje ftehen, aljo das Marimum von circa 1 Procent der Totalarea nicht bedeutend über- ſchreiten, endlid, dab in der Gegend, für welde die vorliegende Trage geldjt werden joll, der Wald der Fläche nad) die erfte, die Aecker und Hutungen dic zweite, das Wiefenland aber erjt die dritte Rolle fpiele, eine Eulturvertheilung, wie fie in dem Bergen, auf denen der größte Theil unferer öſterreichiſchen Forfte jtodt, zumeift die Regel bildet.

Wenden wir ung nun unter den angeführten Prämiffen zunächſt dem wid. tigften Theile unferer Frage zu, dem Momente der Nentabilität. Grasnugung auf Wiejenland wird immer eine höhere Nachhaltsrente liefern müffen, ala Hoch— waldbetrieb, jelbjt unter den günftigften Bedingungen; es ift dies ein Verhältniß, welches fih in natürlicher Weife und ohne Rechnung aus dem Umjtande erklären läßt, dag Wiefencultur Höhere Anfprühe an den Boden ftelit als Forftcultur guter Wiejenboden eignet fi immer auch zu Waldboden, nicht aber umgekehrt folgerichtig muß daher aud die höhere Bonitätsclaffe größere Erträge abwerfen, als die niedere. Wo im fpeciellen Falle Zweifel entjtehen könnten, ob eine minder: werthige Wiefe als ſolche beſſer rentire, wie als Waldland zur Holzzudt ver- wendet, dort läßt fih darüber leicht dur eim nicht zu weitläufiges ftatijches Calcül Klarheit jhaffen. Der Bodenerwartungswerth der fraglihen Parcelle wird für den Fall der Aufforftung aus den Vorwerthen der Haubarfeitsnugungen und Borerträge abzüglich der Vorwerthe der Culturkoſten nach der befannten Formel berechnet umd gegen den aus den bisherigen Erträgen leicht zu caleulirenden Bodenerwartungswerth der Wieje abgewogen. Sit eriterer geringer als lekterer, dann rentirt die Aufforftung vom rein finanziellen Standpunkte aus gewiß nicht. In beiden Fällen der Berehnung können die Koftenanjäge für Verwaltung, Schutz und Steuern weggelafjen werden, da diefelben gleich bleiben und ſich daher

254 Aufforftung der Waldblößen. [XXT. Jahrgang.

beiderfeitig aufheben. Das aus dem obigen Vergleiche gejhöpfte Urtheil wird in- fofern ein fehr verläßliches fein, als fi die Daten für die Rechnung aus den Wirthichaftsergebniffen der die Blöße umgebenden Forſte mit großer Präcifion ergeben, überdies aud die heifeljte Seite bei Erwartungswerthsermittlungen, die rihtige Wahl des Wirthſchaftszinsfußes, dadurd an Unficherheit verliert, daß diefer Zinsfuß für beide Vergleihsfälle derjelbe bleibt, die etwa refultirenden Fehler ſich daher wenigstens theilweife aufheben.

Selbit in dem Falle, daß die Bodenerwartungswerthe für Wald- und Wiefen- eultur ſich glei hoch berechnen würden, erjcheint die lettere finanziell noch immer vortheilhafter, da die von dem zu begründenden Beſtand erhofften Erträge durd die mannigfaltigjten Gefahren, als Mißlingen der Eultur, Hagelihlag, Inſekten— ihäden, Wind- und Schneebrud, Waldbrand u. dgl., fehr beeinträdtigt und im Frage geitellt werden können, was bei der Benügung ald Wieje nicht oder nur in ganz geringem Maße möglih ift, da ja nur der Ertrag eines Jahres be- droht werden kann. Es wäre daher von dem für den Aufforftungsfall berechneten Bodenerwartungswerthe mit Recht noch eine, allerdings ſchwer zu beziffernde Affecuranzquote in Abzug zu bringen.

Für die Praris dürfte es fih empfehlen, den Bodenerwartungswerth für den Fall der Belafjung als Blöße gar nicht zu ermitteln, fondern den jährlichen erntefoftenfreien Ertrag der Wiefe ald Bobdenrente zu betradhten und gegen die Bodenrente, welche aus dem für den Aufforftungsfall calculirten Bodenerwartungs- werth gerechnet wird, zu vergleihen. Wie früher find auch hier die Koften für Verwaltung, Schu und Steuern zu vernadläffigen. Selbjt größere Wirthſchafts— bezirfe dürften für ihre differirenden Standort3- und fonftigen forjtlihen Ver— hältniffe mit der Annahme von drei bis vier verfchiedenen Waldbodenrenten aus— fommen und fich durch deren einmalige Berehnung eine höhere Vergleihsgrundlage auf Kahrzehnte hinaus Schaffen. Für die Praxis hat das ſtatiſche Calcül aus den Bodenrenten gegenüber jenem aus den Bodenerwartungswerthen den Vortheil der Einfachheit; die Bodenrente der Wieſe ift gleich dem jährlichen erntefojten- freien Ertrag, daher ohne weitere Rechnung befannt, die Waldbodenrente (Boden- rente für den Aufforftungsfall) für gewiffe Verhältniſſe ein- für allemal gerechnet, daher auch befannt; dem Wirthſchafter wird es daher möglich im fpeciellen Falle unmittelbar, ohne einen Bleiftift in die Hand zu nehmen, zu entſcheiden, ob Wald, ob Wieſe die finanziell richtiger gewählte Eulturgattung ſei. Für den immerhin möglihen und thatfählih aud häufig zutreffenden Umſtand, daß die Erträge einer Waldwiefe von Jahr zu Jahr geringer werden, gibt die Wald- bodenrente zugleich die untere Grenze an, bis zu der dieſes Sinken fortſchreiten fann, ohne daß die Wieſe ihre Eriftenzberechtigung verliert; ift diefe Grenze über: jhritten, dann ift, wenn man von anderen nicht rein finanziellen Momenten ab- fieht, Aufforftung oder aber Melioration der Blöße wirthſchaftlich geboten.

Ich verhehle mir nicht, daß die entjchieden zu Gunften der Wiejencultur ſprechenden Refultate der eben angedeuteten Nechnungen leicht im Stande fein dürften, wirthſchaftlich unrichtige und daher gefährliche Ideen zu zeitigen. Wenn die Wiefe, fönnte man jagen, um fo viel befjer rentirt als der Wald, dann ijt es jedenfalls ein erjtrebenswerthes Ziel, jo viel Grund und Boden als möglich der Forftcultur zu entziehen und der Benüsung als Wiefe zuzuführen. Das mit nichten. Ich habe glei von vornherein meine Ausführungen auf die Vorausſetzung bafirt, dag das Wiejenland im VBerhältnifje zum Waldland nur einen jehr geringen Procentfag ausmachen darf; würde der status quo durch forcirte Wiefencultur erheblich geändert, dann dürfte wohl bald das Zünglein der Wage auf die Seite der Holzzucht ausfhlagen. Das Holz, ala Hauptproduct des Waldes, ift ein unabweislihes Bedürfniß für die weiteften Kreife, ein Artikel allgemeinften Con- jums, transportfähig und von feiner ernftlichen Concurrenz bedroht, das Product

Juni 1895.) Aufforftung der Waldblöfen. 255

der Wiefen dagegen muß fofort rapid im Werthe finfen, jobald die Production den Localbedarf überfteigt. Ich werde demnah nie oder nur in den feltenjten Fällen der Ummandlung von Waldland in Wiefenland das Wort reden und wäre es auch nur darum, weil ich als Forftwirth meine Liebe dem Walde vor allem entgegenbringe, andererjeit3 mag man aber au ohne wirthichaftliche Berechtigung an den beftehenden Verhältniffen nicht rütteln. Die Wieſe, wie fie im tiefen Walde eingebettet Liegt, ift entweder vom Urbeginn an ein von der Natur bevor- zugter Fleck Erde, auf dem durd; Quellenbildung und fruchtbaren Boden ent- ftandener üppiger Graswuchs die Waldbildung verhindert hat, oder fie ift bei der erſten Befiedlung der Wälder durch Rodung einer geeigneten Stelle infolge eines Bedürfniffes entjtanden, das heute bei der allerorten eher zu- als abnehmenden Bevölkerung gewiß nicht geringer geworden ift.

Das rein finanzielle Moment, weldes nun für den Rahmen einer ans ijpruchslofen Studie erjhöpfend genug behandelt ſein dürfte, ift es aber nicht, welches von den Gegnern der Waldblößen zumeift ins Treffen geführt wird. Dian gibt zu, daß die Nentabilität der Wieje im Allgemeinen feine geringere fei, als die des Waldes, fpriht aber von den mannigfaltigjten wirthihaftlichen Schwierigkeiten und Gefahren, welde die Unterbrehungen in der Totalität des Waldcompleres mit fi führen. Was die Schwierigkeiten betrifft, jo dürften dieſe der Hauptſache nad in der eingangs erwähnten taratoriihen Komplication gipfeln. In Bezug auf die Gefahren ift man wohl durd den Hinbli auf die allerdings niht harmloſen Fünftlihen oder gewaltjamen Unterbredungen des Wald- ihlufjes (Keffelhiebe, Schnee, Windbrud, Brandlüden u. dgl.) zu unbegründeter Beforgnig verleitet worden. Die Waldlifiere an einer Blöße in unjerem Sinne ift zum mindeften dem jturmgewohnten Rande eines durch Jahrzehnte bejtehenden Wirthihaftsitreifens oder Loshiebes Äquivalent, Windbruchkataftrophen werden daher von folchen Punkten naturgemäß nie ihren Ausgang nehmen, fondern im Gegentheile dur die wettergeprüften Randſtämme im Fortfchreiten aufgehalten werden. Ebenſo verhält es fih mit dem meijten anderen Clementargefahren. Dance Inſektenſchäden laffen fi mit Benügung der vorhandenen Blößen ifoliren, der Verbreitung vieler PBilzkranfheiten wird durch Entziehung des geeigneten Nähr- bodens Halt geboten und bei Waldbränden bietet die Waldwieſe gar oft einen willfommenen, nicht zu unterjchäßenden Stütpunft, von dem aus durd Gaffenhieb und Gräbenjhlagen dem Elemente rechtzeitig und erfolgreich entgegengearbeitet werden kann. Man perhorrescirt im neuester Zeit mit Recht die Erziehung von weitausgedehnten uniformen Kunjtbeftänden und fehrt zur alten natürlihen Ver— jüngung zurüd, um naturgemäß ermwachjene, ftufige, widerjtandsfähige Bejtände zu Schaffen, in denen man ſelbſt fleinen Yüden nicht ganz abhold ijt; warum jolfte eine Ungleidhartigkeit, die im fleinen Mafftabe dem Bejtande frommt, nicht aud im großen dem Walde von Nugen fein?

Der Befig von Nichtwaldbodenflähen bietet dem Waldeigenthümer nebenbei mannigfache directe und imdirecte Vortheile. Die zeitweilige Lagerung der Forſt— producte in unmittelbarer Nähe des Waldes ericheint oft durch Transport- oder Abjatverhältniffe dringend geboten; muß der hiefür nothwendige Raum erjt von Fremden gepadtet werden, jo kann daraus eine namhafte Ausgabe erwachien, die um jo bedeutender wird, je mehr der Verpächter zu der Ueberzeugung kommt, dag die Benügung feines Bodens für den Waldbefiger ein unabweislihes Be— dürfniß iſt. Durd Verwendung zu Depotplägen fünnen daher Waldwiejen auch noch im Herbit und Winter nad) Aberntung der Grasnugung einen imdirecten Ertrag abwerfen oder wenigstens durd ihr Vorhandenfein bei eventuellen Pach— tungen übertriebene Forderungen hintanhalten; fie gewinnen in diefer Beziehung umfomehr an Bedeutung, je mehr der Kahlihlagbetrieb in den Hintergrund tritt und dem Plenter- oder dem Femelſchlagbetriebe Raum gibt, bei weldhem ja,

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jtreng genommen, außer auf den Wirthihaftsftreifen und Schneißen, im ganzen Walde fein Fahler Fled vorkommt, auf dem die Holzvorräthe aufgejtapelt werden fönnten. Aucd die Bevorräthigung jener Materialien, welche aus irgend einem Grunde während des Winters nit exrprafticirt werden konnten und daher noch einen Sommer über im Walde bleiben müfjen, geſchieht vortheilhafter auf den Rändern der Blößen, die ja ohnedies der feitlihen Beihirmung wegen einen ipärlideren Graswuchs zeigen, al8 im Dunfeljchlage, wo das Holz infolge mangel— haften Zutritte® von Wind und Sonne jehr bald bedeutende Dualitätsverlufte erleiden muß.

Den wichtigsten indirecten Nuten aber bieten die Nichtwaldbodenflähen den Herren jener ausgedehnten Gebirgsforite, die jich über viele Quabratmeilen er- jtreden und Zaufenden von Arbeitern Beihäftigung und Verdienſt bieten. Hier, wo das landwirthichaftlihe Gelände mehr und mehr in den Hintergrund tritt, vermag bie wenig ertragreihe und meift nur knapp zugemefjene Scholle ihren Befiger nicht zu ernähren, hier ift jeder Bauer Waldarbeiter, hier wird überdies, wenn die Holzproduction verwerthet werden joll, noch die Zuziehung fremder Leute nothwendig, die ohne eigenen Grundbefig leben müffen. Al diefen Menſchen find die landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe des Bodens für ihre Hauswirthſchaft, für ihren Viehſtand unumgänglich nothwendig, und woher ſollen die beſchafft werden, wenn jedes Fleckchen Erde zu Wald gemacht wird? Für fie, den ärmeren eingeborenen Bauern und den zugemwandert anfälfig gewordenen Fremden thut's der baare Lohn allein nicht, für fie ift der billige Bezug der landwirthſchaftlichen Nebennugung des Waldes, in erjter Linie des Grajes, Eriftenzbedingung. Die Befriedigung dieſes Bedürfniffes, welde für den Waldherrn nicht nur ein Gebot der Nothwendigfeit, fondern audh der Humanität und der wohlmwollenden Fürjorge für feine Arbeiter ift, wird bei der durch die Erfahrung gerecdhtfertigten modernen Richtung der Forftwirthichaft, die nah Thunlichkeit Kahlſchläge vermeidet, immer jhwieriger; von Jahr zu Jahr vermindern ſich die fünftlihen Verjüngungen mit ihrem üppigen Graswudhs, von Jahr zu Jahr werden die Flächen geringer, auf denen Waldfrudhtbau betrieben werden kann. Soll man fid unter dieſen Um— ftänden des einzigen, von der Natur felbjt gebotenen Ausfunftsmittels berauben, der Waldwiejen, welche ohmedies, wie vorhin erörtert wurde, zum mindeiten den gleihen Ertrag abmwerfen wie der Wald? Die richtige Würdigung des oben er- wähnten Bedürfniffes des Arbeiter hat im Gebirge gewiß in vielen Fällen und vielen Orten dazu geführt, daß die Grasnutzung ſelbſt in ſolchen Aufforjtungen zugelaffen wurde, wo fie mit entjhiedenem Nachtheil für die Cultur verbunden war und der Erlös für das Gras weit unter dem MWerthe des angerichteten Schadens blieb; wäre e8 da nicht vortheilhafter gewejen, feine mühjelig erzogenen hoffnungsvollen Jungbeſtände zu fchonen und dafür einige Wiejenparcellen unauf- geforftet zu laſſen?

Es möge mir geftattet fein, mic in weiterer Ausführung meiner Betrach— tungen nun aud nod auf den Standpunkt des Waidmanues zu ftellen. Ob— ihon die Jagd heutzutage infolge der geänderten culturellen Berhältniffe faſt nirgends mehr einen nennenswerthen Ertragszweig bildet, jo fpielt fie dod immer- hin als nationalöfonomifcher Factor, al8 Voluptuar und als zärtlid gepflegter Schmud der Forjte eine jo wichtige Rolle, dag gewiß aud die Würdigung ihrer Intereſſen gerechtfertigt ericheint. Vom rein wirthſchaftlichen Gefihtspunfte aus wird es fi in erjter Linie darum handeln, einen den jeweiligen Verhältniſſen angepaften Wildftand mit thunlichjt geringen Koften zu erhalten, vefpective diefe Kojten nicht zu einer Höhe anwachſen zu laffen, welde deren wenigſtens theil.« weile Dedung durd die Wildnugung ausgefhloffen erjcheinen läßt. Dies ift aber im den ſchematiſch erzogenen, ununterbrodhenen Idealbeſtänden der bis vor wenig Jahren modernen Schule, weldhe jeden Quadratmeter des verfüg-

Jımi 1895.] 257

baren Grundbefiges deden, geradezu unmöglich; da gibt es eben nur zwei Even- twalitäten: entweder auf das Wild verzichten oder Wildfhaden zahlen. Die dicht: geichloffenen Bejtände lafjen unter ihrem Schirme aud nicht einen Grashalm auffommen und die Schläge liegen in den meiften Fällen zu weit von einander, um allem Wilde zugänglich zu fein, bleibt diefem aljo eine andere Wahl, als auf die nahbarlihen Felder herauszutreten und dort zehnmal mehr zu ruiniren, als zur Aeſung erforderlid ift? Dann kommen die enormen Wildjhadenerfäge. Findet fi im Walde ab und zu eine Wiefe, dann wird das Aejungsbedürfnig des Wildes dort wenigftens theilweife befriedigt und durd einen faum merklichen Grasentgang der zu befürdtende Schaden. auf den angrenzenden Feldparcellen, wenn auch nicht vollftändig hintangehalten, jo doc bedeutend geringer gemacht, insbejondere dürfte dort, wo man einen ftarfen Wildftand zu erhalten oder be- fondere Ehicanen der Grenznachbarn zu bejorgen hat, die Benükung der Wald- blögen zu Wildädern, melde mit Klee, Heidelorn, Topinambur u. dgl. bejtellt werden, mit geringen Koſten große Auslagen und vielfahe Verdrießlichkeiten ver- hüten. Daß aud die Jagdausübung jelbit, vornehmlih Pürſche und Anfig, durch das Borhandenjein von Blößen bejonders erleichtert wird, mag hier nur neben- bei erwähnt werben.

Und nun, nadhdem wir die wichtigjten wirthichaftlihen Momente, welde das vorliegende Thema berühren, zur Genüge erörtert und in erfter Linie den privat- und nationalöfonomifhen Nüdjihten Rechnung getragen haben, wollen wir Schließlich aud noch für furze Zeit vergeffen, dak wir Forſtwirthe find und die Lediglich äjfthetiihe Seite unjerer Frage ins Auge faffen. Der Wechſel ift eine der erften Grundbedingungen der Schönheit. Eine Neihe von Beftänden, welche in jteter ermiüdender Wiederkehr, ohne Unterbredung und ohne Ruhepunkt, vom Jungmaiſe zum Altholze verläuft, wird nichts von jenem feffelnden Meize befigen, den der Wald, wie ihn die Natur in ihrem unerjhöpflihen Formen— reihthum geihaffen, auf jeden Menjhen ausüben muß. Nicht nur für feine Schützer und Pfleger, für jeden, der im Walde Ruhe, Erholung und freudigen Naturgenuß jucht, joll er feine Schönheiten entfalten. Diefen ihren edelften Zwed aber werden unjere Forte befjer erfüllen, wenn wir ihrer Entwidelung freieren Spielraum gewähren und den dur natürliche Verhältniffe bedingten Wechjel der Begetation nicht beeinträchtigen, befier gewiß und volllommener, als wenn wir die Natur in eine verfnöcerte, gedanfenlofe und überdies wirthſchaftlich ganz unberedtigte Schablone zwingen wollen.

Dafurheiltrieb beim Wilde.

Es mangelt nicht an Beifpielen, daß für gewöhnlich als abjolut tödtlich betradhtete Verlegungen unter jonjt günftigen Umſtänden aud) beim Wilde zur Heilung gelangen. Herr k. k. Forſt- und Domänenverwalter Hiller hat vor mehreren Jahren darüber berichtet, daß er im Hochſommer einen Spießhirſch jtredte, der ihm wenige Wochen früher mit einem der gewöhnlichen Anjhauung nah unbedingt tödtlihen Kammerjchuß entfommen war. Die VBerwundung war vollitändig verheilt und das Stüd gut bei Leibe.

In diefem und ähnlihen Fällen mag eine etwas abnorme Lage innerer Organe mitgefpielt haben. Es wird ja beim gewöhnlichen Aufbrehen des Wildes feineswegs jo achtſam und aufmerkjam vorgegangen, daß kleine anatomijche Unter- jchiede zur Beobachtung kämen. Eine auch nur um wenige Gentimeter vom Nor- malen abweichende Lage des Herzens und der dasjelbe umgebenden Schlag. und

Eentralblatt f. d. gef. JForſtweſen. 18

258 Naturheiltrieb beim Wilde. (XXI. Jahrgang.

Dlutadern kann aber Schüffe zu Hohlſchüſſen qualificiren, die man gemeinhin als Schüffe „ins Leben" betrachtet.

Sind das einemal Täufchungen wegen der inneren Lage der Organe möglich, Ehen man in anderen Fällen über die enorme Zähigkeit ber Naturheiltraft ftaunen müffen.

Im abgelaufenen Yahre 1894 find zahlreiche Beifpiele höchſt fonderbarer Heilungen von Schuß⸗ und anderen Wunden bei Wild beobachtet worden und ſoll nur über die marfanteften Fälle berichtet werben.

Ein ſchönes Beifpiel für die vollitändige Heilung eines Röhrenknochen⸗ bruches bildete ein am 24. October dv. %. in einem Privatforfte des Wienerwaldes geftredtes Altthier, deſſen Linker Vorderlauf einen unmittelbar unter der Kniebeuge endenden Stumpf bildete. Das Thier hatte alfo die infolge eines zu tief ge- gangenen Kugelſchuſſes notorifh im Winter 1894 erfolgte Zerfchmetterung des Röhrenknohens ausgeheilt und vernarbt, welche zwar ſchon beobadjtete, aber doch nicht häufige Heilung einer fo ſchweren Schußverlegung der ungewöhnlid milde Winter des Vorjahres zweifellos begünftigte. Daß aber das fo arg beſchädigte und offenbar während feiner ganzen Tragzeit fümmernde Thier ein gejundes Kälbchen fette und auch großzog, iſt ein jedenfalls bemerfenswerther Beweis treu- erfüllter Mutterpflicht.

Jedenfalls noch bemerfenswerther ift der Fall einer nahezu vollftändigen Berheilung eines Waidwundfchuffes, über welche Herr Oberförfter Krauß aus dem k. k. Hofjagbbezirke Eifenerz berichtete. Der Mittheilung nad wurde am 6. November des Vorjahres ein Talblofes, vollftändig verfärbtes aber fichtlich fümmerndes Altthier geftredt, das ſchon nad der äußeren Befihtigung und dem Berheilungsfortfchritte nach zu fchließen, vor mindeftens fünf Wochen waidwund geſchoſſen worden fein mußte. „Die Kugel war mitten durd den Waidjad gedrungen, welcher, wie fich beim Aufbrechen des Thieres zeigte, an der Stelle des Einfhuffes mit der Wand der Bauchhöhle verwadjen war, und zwar in der Ausdehnung des Teller einer flahen Hand. Im der Mitte diefer Ber- wachfungsftelle befand fich quer durd die ganze Bauchwand, correfpondirend mit dem früheren Schufcanal, eine ſchlauchförmige, kleinfingerweite, nod nit verheilte Deffnung, durch welche da8 Mageninnere mit der äußeren Luft direct in Verbindung ftand. Die vollftändige Vernarbung diefer Wundfläche hätte wahrſcheinlich noch zwei Wochen beanfprudt. Dagegen zeigte die Stelle des Ausſchuſſes nahezu vollftändige Verheilung. Die Wundflähe in der Magenwand war hier durch eine ftrahlenförmig gebildete Narbe gekennzeichnet, die Äußere Magenwand nit mit dem Bauchfell verwachſen. In der Dede zeigte fih an der Ausfhußftelle eine normale Narbe."

Bei Erörterung der Frage, welche Umftände die Heilung diefer für ge- wöhnlic als abfolut tödtlic anzufehenden Wunde ermöglicht oder begünftigt haben fönnten, weift Herr Oberförfter Krauß mit Recht darauf Hin, daß es außer einer jedenfalls vorhanden gewejenen, bejonders kräftigen Veranlagung des Thieres al8 ficher anzunehmen fei, daß dasjelbe zur Zeit des Schuffes feine oder dod nur äußerst wenig Wefung im Waidjad hatte und fonad ein Austritt derjelben in die Schufcanäle und eine hierdurd verurſachte Verunreinigung der Wunde oder ein Eindringen des Mageninhaltes in die Bauchhöhle vermieden blieb. Unter jonft günftigen Umftänden wäre die volljtändige Ausheilung und Ueberwinterung diefes Thieres nad) Anficht des erwähnten Berichterftatter8 gewiß vor ſich gegangen.

War in diefem Falle der Heilungsprocei durch Verwachſung des Waidjades mit der Bauchwand erfolgt, fo fehlt e8 andererſeits nicht an einem Beifpiele, daß eine Verwachſung des zerrifjenen Geſcheides mit der Bauchwand eintreten kann.

Auf der freiherrlich Rothſchil d'ſchen Herrihaft Shillersdorf in Schleſien wurde im Vorjahr ein nur wenig abgekümmertes Nehlig verendet aufgefunden,

Juni 1895.] Literarifche Berichte. 259

welches aller Wahrjcheinlichkeit nah von einem ftarfen Rehbocke geforkelt worben war, wobei derfelbe mit einer gefrümmten Endipite feines Gehörnes den an— gehafelten Geſcheidetheil durch die Dede Heraus- und abgerifjen haben dürfte. Diefes Kitz hatte am der rechten Weihe nächſt der Niere einen handgroßen Schmugflet von einer bier umerklärliherweife entſtandenen Ercremente- Aussheidungsftelle Der Maftdarm und die bdenfelben umgebenden inneren Theile waren gänzlich verfümmert und ziemlich vertrodnet, auch war ſcheinbar durch denjelben jhon jeit langer Zeit feine Loſung mehr ausgetreten und darin aud feine folhe enthalten. Dagegen war der wahrſcheinlich durch die Verlegung berausgezerrte Fünffingerdarm rund um die VBerlegungsftelle wieder an- gewachſen, fo daß eine nußgroße Deffnung blieb, durch welche die halbverdaute Aeſung ſchon feit längerer Zeit ausgepreßt worden war, wovon auch der erwähnte Schmutzfleck herrührte. Nach der vorgeſchrittenen Vernarbung mußte diefer Zuftand fhon einige Monate beftanden haben.

Sowohl diefer, wie auch der vorhergehende Fall beweifen, daß es Hei- Lungsmöglichfeiten für Wunden beim Wilde gibt, die man herkömmlicherweiſe für zweifellos tödtlihe zu erklären gewohnt ift. Die Art und Weife, in welder die Natur den Heilungsproceß derartiger Wunden einleitet, erinnert nur zu fehr an die Meijterftüde menjchliher Operateurfunft, und wenn der Natur hin und wieder eine fo jhwierige Operation ohne Meffer und Sceere, ohne Bindfaden und Antifepticum glück, fo ift e8 bei dem reichlichen Patientenmateriale, mit dem fie fhon der Jäger wegen leider arbeiten muß, gerade aud fein Wunder.

W.

Fiterarifhe Verxichte.

Die Forfteinrichtung. Von Dr. Friedrich Judeich, königl. ſächſiſcher Geh. Oberforſtrath, Director der Forftatademie Tharand. Fünfte, vermehrte und verbefjerte Auflage. Mit einer Karte in Yarbendrud. Dresden 1893. G. Schön- feld’8 Berlagsbuhhandlung. (Zu beziehen dur die k. u. k. Hofbuhhandlung W. Frid, Wien, I. Graben 27.) Preis fl. 6.40.

Ein Werk von der Bedeutung der allbefannten Jude ich'ſchen Forfteinrichtung ift in neuer Auflage ftet8 einer freundlihen Aufnahme ficher; ift e8 doch bereits Gemeingut eines beftimmten Leferfreijes geworden, der mit Intereſſe den alten Freund begrüßt und nad den Veränderungen forjcht, die mit ihm vorgegangen find.

Judeich's Schrift hatte jhon in den früheren Auflagen ihre bejondere Bedeutung nit allein dadurch erlangt, daß fie die Lehren der Forſteinrichtung in vorzüglicher Syftematif vortrug und fid) dur große Vollftändigleit und Reich— baltigfeit des Inhaltes auszeichnete, fondern namentlih aud infolge des Um— ftandes, daß der Verfaſſer mit großem Geſchick und vollem Verſtändniß die An- wendung der Grundſätze des höchſten Bobdenreinertrages auf die Forfteinrihtung lehrte, was vor ihm noch nicht unternommen worden war. Zieht fi diefe Rich— tung auch in den fpäteren Auflagen wie ein rother Faden durch das ganze Werf bindurd und bildet fie gewiffermaßen das eigenartige Gepräge desfelben, jo find dod die anderen Richtungen ebenfall® behandelt und finden in Judeich's Wert eine erjhöpfende Darftellung. In der neueften Auflage, der legten Gabe, die wir dem inzwifchen leider jo jäh und plötzlich dahingeſchiedenen Verfaffer ver- danken, find die neueren Erfcheinungen auf dem gejfammten Gebiete der Forſt⸗ einrihtung mit größter Gewifjenhaftigfeit berüdjichtigt und es ift wohl in dieſer Hinfiht faum etwas überjehen worden, fo daß Judeich's Werk fi vorzüglich als Hand» und Nachſchlagebuch darftellt.

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260 Literarifhe Berichte, [XXI. Jahrgang.

Mit großer Ansführlichkeit find in den „Allgemeinen Grundlagen” die Lehren der forftlihen Statik, insbefondere das Weiferprocent und die Umtriebs⸗ fragen, desgleichen die Berechnung des Normalvorrathes nad Maſſe und Werth behandelt. Daß der „finanzielle Normalvorrath”, wie ihn Judeich nennt, bei Darftellung der eigentlihen Lehren der Forfteinrichtung irgendwie Verwendung findet, ift dem Bude nicht zu entnehmen; Judeich ſieht auch felbft jehr wohl ein, daß damit praftifch nichts anzufangen ift, fondern daß den bezüglichen Ent- widelungen wie er fih ausdrüdt faum ein anderer, als ein „pädagogijcher Werth, d. h. ein Werth in Uebungsbeiſpielen“ zugeiproden werden fann. Hält man biermit zufammen, daß Judeich über den jährliden Nachhalisbetrieb aus— drüdlic bemerkt, ein in folhem bewirthfchafteter Wald fei zufammengejegt „aus einzelnen Beftänden oder Bejtandesgruppen, die für fi betrachtet im ausjegen- den Betriebe bewirthichaftet werden” (S. 5), jo wird man aud den „päda- gogiſchen“ Werth jener Entwidelungen billig in Zweifel ziehen dürfen. Unjeres —— gehören dieſe Darlegungen in der Hauptſache in ein Werk über

tatil.

Für die eigentliche Forſteinrichtung entwickelt Judeich ſein Ziel in ganz anderer Weiſe. Er ſagt S. 170 Folgendes: „Man zerlegt den Wald in ſeine einzelnen Glieder, Beſtände oder Beſtandesgruppen, betrachtet jedes Glied für fih und fucht defjen Normalzuftand für dem ausſetzenden Betrieb herzujtellen. Beeinflußt wird diefes Streben durd die Nüdfiht auf das Ganze, indem man dabei die Geftaltung des Altersclaffenverhältniffes ins Auge faßt. Das Ganze muß gefund fein, wenn alle feine Theile gefund find (Prefler).

Da e8 num leichter ift, die Gefundheit der einzelnen Theile allmälig ber- zuftellen, anftatt fofort auf die des Ganzen direct hinzuarbeiten, fo iſt jedenfalls diefer Weg der zweckmäßigere, der praftifchere, er führt uns zur fogenannten Be- ſtandeswirthſchaft.“ Allerdings follen die Rückſichten auf das Ganze hierbei nicht außer Acht gelaffen werden. Judeich fagt in diefer Hinfiht ©. 171: „Aeltere Methoden der Ertragsbeftimmung modificirten den aus dem Ganzen entwidelten Hiebsſatz durch die Rüdfihten auf den einzelnen Beſtand. Wir wollen das Um— gefehrte, nämlich Modification der Bejtandeswirthihaft und des aus ihr folgen- den Hiebsjages durch Nüdfihten auf das Ganze.”

Fragen wir uns nun, was denn eigentlich die Beſtandeswirthſchaft ift, jo fommen wir auf Grund der eigenen Darlegungen des PVerfafjer8 zu feinem an- deren Schluß, als daß ihr Wejen in einer Beſchränkung des Wirthihaftsplanes auf die nächſten zehn Jahre befteht, im Gegenjage zu der Methode des Fachwerkes, weldhe ihre Dispofitionen theils in Bezug auf Beitimmung der Abtriebsmafjen, theils Hinſicht auf Feſtſetzung der Abtriebsflächen für die ganze Umtriebs- zeit tri

Bei diefer Beftandeswirthihaft jol „namentlich den begründeten Anforde: rungen der Finanzwirthſchaft im Walde jo weit Rechnung getragen werden, ale dies überhaupt möglich ift" (S. 170), und: „Die einfahe Thatſache iſt die, daß die Beitandeswirtbichaft unter allen Methoden der Ertragsbeftimmung diejenige & 25 am meijten die Anwendung finanzwirthichaftliher Grundjäge geftattet“

. 419).

Die Forfteinrihtung nad diejer Beſtandeswirthſchaft joll fih nun jo voll» ziehen, daß zur Abnugung für den nächſten Wirthichaftszeitraum (10 oder 20 Jahre) beftimmt werden:

1. Alle wirthichaftlihen Nothwendigfeiten, 3. B. Loshiebe,

2. alle entichieden hiebsreifen Orte, deren Weiferprocent unzweifelhaft unter dem angenommenen Wirthichaftszinsfuß gejunfen,

3. alfe jene Beftände, welde der Ordnung der Hiebsfolge cent: Ihieden zum Dpfer fallen müjjen, endlich

Juni 1895.] Fiterarifhe Berichte. 261

4. diejenigen Betände, deren Hiebsreife im Sinne des Weijer- procentes zweifelhaft ift.

Der aus der Einftellung aller dieſer Beftände gewonnene Hiebsſatz joll nun in größeren Waldungen einem mobdificirenden Regulator unterworfen werden, ald welcher der dem gewählten Umtrieb annähernd entſprechende normale Jahres: ſchlag zu betrachten ift, wenn das Altersclafjenverhältniß einigermaßen feiner Normalität entſpricht. Bei einem bedeutenden Ueberſchuß an AWithölzern wird etwas mehr, bei einem Mangel an jolden etwas weniger Fläche zum Siebe angejekt.

Es dürfte nicht zu leugnen fein, daß ein ſolches einfaches Einrichtungs— verfahren für mande Fälle durchaus genügend ift und man kann bemerfen, daß eine günftige Meinung für dasjelbe in der forftlihen Welt mehr und mehr her- vortritt. Und dod halten wir die allgemeine Anwendung diefes Verfahrens für eine Einfeitigfeit, daS Aufgeben einer Aufjtellung des Wirthichaftsplanes nad) den Regeln des Fachwerles für irgendwie verwideltere Verhältniffe für einen Fehler.

Im einfachen Nadelholzkahlſchlagbetrieb, in welchem ſchon ſeit langer Zeit regelmäßig gehauen wurde und ein annähernd normales Altersclaſſenverhältniß, fowie eine normale Beftodung bei nicht zu großen Abmweihungen in der Bonität vorliegt, fann man gewiß mit einem, nur auf zehn Jahre aufgeftellten Wirth: ihaftsplane ausfommen. Allein für alle complicirteren Fälle, insbefondere ſchon bei abnormem Altersclaffenverhältniß, bei natürlicher Verjüngung im Laub» und Nadelholz, gewährt doc der auf die ganze Umtriebszeit aufgejtellte Wirthichafts- plan, welder für die erjten Perioden mit Maffe, für die fpäteren Zeiträume nur mit Fläche ausgeftattet werden mag, eine ganz andere Gontrole der Zu— läffigkeit des für die erften zehn Jahre berechneten Mafjenetats, als der bloße Regulator nad der fid aus der Umtriebgzeit ergebenden Jahresſchlagfläche.

Bietet do bei vorhandenen Ungleichheiten in der Bonität und dadurch bedingten Verſchiedenheiten der Abtriebserträge jelbft das normale Altersclaffen- verhältnig noch faum Garantie, daß ein gleicher Flächenangriffsſatz auch zu gleichen Maffenerträgen führt.

Ganz bdeutlih tritt der Mangel folder weitergehenden Betriebsbejtim- mungen in dem Judeich'ſchen Werke da hervor, wo die Anwendung der Bejtandes- wirthſchaft auf jogenannten „Ummwandlungen” gelehrt wird (©. 441 ff.). Diefe

Darftellung halten wir nicht für ausreihend. Der Wirthihaftsplan ift in folchen und ähnlichen Fällen nichts als der einfachſte und überfichtlichjte Ausdruck deſſen, was der Tarator gedadht und gewollt hat, zur Belehrung des gegenwärtigen und des fünftigen Berjonales bejtimmt. Niemand braucht zu glauben, daß fi im Laufe der Zeiten nicht noch Abweichungen als nothwendig ergeben werden. Der Plan ſoll nicht als etwas unabänderlicd Gegebenes gelten, jondern nur ein Aus- druck der vorläufigen Anfichten und Bielpunfte fein.

Nach diefen Ausführungen wird man begreifen, daß wir den tadelnden Uriheilen Judeich's über die Fachwerksmethoden nicht beizuftimmen vermögen.

Bielleiht wird der Bearbeiter einer jpäteren Auflage das in Sadjen üblihe Berfahren der Forjteinrihtung nicht jo fehr in den Vordergrund jtellen, wie es Judeich that.

Im Uebrigen verdient das Bud) die wärmjte Empfehlung und Anerkennung.

Str.

Lehrbuch der Bermefinngsfunde (Geodäfie), Mit einer Sammlung von 153 gelöften Aufgaben und angewandten Beifpielen, zahlreihen Erklärungen und 481 in den Text gedrudten Figuren. Unter Berüdfihtigung des Selbjt- unterrichte® für Geometer, Eleven, Studirende des Baur, Berg- und Ingenieur⸗ faches, jowie zum praftiihen Gebraud für Feldmeſſer, Culturtechniker, Katajter-

262 _titerarifge Berigte (XXI. Jahrgang.

beamte 2. von Dr. W. Laska. Stuttgart 1894. Verlag von vo Maier. (Zu Be pr von ber k. u. k. Hofbuchhandlung W. Frid in Wien, I. Graben 27.) Preis 20.

Das vorliegende Werk bildet einen weiteren Band von Kleyer’s Ency- flopädie der gefammten mathematischen, technifchen und eracten Naturwiſſenſchaften. Diefe Enchklopädie erjcheint in einzelnen von einander unabhängigen Bänden, von denen jeder für ſich allein käuflich ift. Kleyer’s Encyklopädie hat die Eigenthüm- lichkeit, den gefammten Lehrjtoff in eine Anzahl geordneter Fragen und Antworten zergliedert zu enthalten. Nebjt der Antwort finden fi bei den ragen auch nod Erklärungen und Bemerkungen zur erjhöpfenden Behandlung des Stoffes. Außer- dem findet fich endlich nad jedem Abjchnitt eine Anzahl von Aufgaben, welde theil8 aufgelöft, theilweife nur mit Andeutungen für deren Löfung verjehen find, fo daß aud dem Studirenden nod freier Spielraum zur Uebung gewährt ift,

In diefer Weife ift nun aud das vorliegende Lehrbuch der Vermeſſungs⸗ funde von Dr. W. Laska eingerichtet. Der Berfaffer gibt im Vorworte jelbft zu, daß infolge dieſer eigenartigen Einrihtung fein Werk mehr eine Sammlung von Aufgaben, als ein Lehrbuch im gewöhnlihen Sinne des Wortes it.

Uns mill e8 jcheinen, daß die in der uns aus mehreren Bänden näher befannten Kleyer’fhen Encyklopädie angewandte Behandlung des Lehritoffes in Fragen und Antworten kaum dazu geeignet ijt, Lehrbücher zum ausjchließ- lichen Studium für einen Anfänger zu jchaffen. Ein Anfänger dürfte ſich bei diefer Behandlung des Lehrftoffes nicht leicht eine Ueberficht über den Lehritoff und feine Einteilung bilden fünnen. Sehr werthvoll ift aber dieſe Einrichtung für ein Hilfs- oder Nachſchlagebuch für den Vorgeſchrittenen oder Praftifer, da diefer den Gegenftand, worüber er Aufklärung fucht, häufig fofort in die pafjende Frage und Antwort gekleidet finden wird.

In dem vorliegenden Werke Lästa’s finden wir ben Lehrftoff in zwei Theile getrennt.

Der erfte Theil enthält im I. Abjchnitte zunächſt einleitende Bemerkungen über den Begriff „Geodäſie“, ihre Eintheilung und Hilfswiſſenſchaften, dann folgt unmittelbare und mittelbares Meſſen. Den diesbezüglichen Aufgaben jchickt der Verfaffer folgende Anmerkung voraus: „Die in diefem Werke gegebenen Auf- gaben haben im Allgemeinen einen doppelten Zwed: einen didaktifhen und einen praftiihen. Mande Aufgaben, die nachſtehend behandelt werden, find, was die Art ihrer Ausführung anbelangt, nur theoretiſch, fie werden in der Praris nie verwendet, aber didaltiſch find fie ſehr werthvoll, weil fie zeigen, wie man in allen Fällen diefe Aufgabe bewältigen könnte.“ Wir werden auf dieje Bemerkung zum Schluffe nod einmal zurüdtommen. Im Weiteren werden nun die Maße, und zwar Maßeinheiten und Zeihnungsmaße, dann Nonien, Meßkeil, Mitrometerfhraube, Schrauben. und Schätmifrojfope behandelt. Es jcheint ung, daß diefe beiden legteren beffer erft bei den Winfelinftrumenten bejprochen werden jolften, um ein richtiges Berftändniß zu finden. Scliegli enthält der I. Abjchnitt noch etwas Weniges über Libellen.

Der I. Abſchnitt befaßt fi mit den Mitteln zur optifhen Vergrößerung der Gegenftände und erklärt die Linjen, Qupen, Fernröhre und Dculare, von legteren nur das Huygens’she und Namsden’ihe; das orthoſkopiſche Ocular ver⸗ miſſen wir, welches doch wegen ſeiner ausgezeichneten Eigenfhaften gerade in der Geodäfie viel Verbreitung finden wirb.

Der III. Abſchnitt ift betitelt: „Inftrumente zur Horizontalaufnahme”, und beſchreibt Meßpflöde, Meßſtangen, Mepfette und Meßband, jowie Meßlatten und den Gebrauch diefer Geräthe. Hieran ſchließt ſich die Beſchreibung, Fehlertheorie und Gebraud des Theodolits. Dann wird das Bouſſolen⸗Inſtrument und der

Juni 1895.] Literariſche Berichte. 263

Meßtiſch beſprochen, hieran ſchließen ſich einige Aufgaben über die Meßtiſchbehand— lung, worauf noch die Inſtrumente für conſtante Winkel abgehandelt werden.

Der IV. Abjchnitt „Lehre von der Aufnahme im Allgemeinen” beginnt mit dem Auftragen von Winkeln, und bejpridt dann die „Seitenaufnahme”, Eoorbinatenaufnahme und Winfelaufnahme. Seitenaufnahme nennt der BVerfaffer eine Aufnahme, bei welder das aufzunehmende Dbject durch Dreiecksſyſteme feftgelegt wird, wo bei allen Dreieden fänmtlihe Seiten gemefjfen werben, Ber- faffer empfiehlt fie für die Aufnahme von Höfen, bezeichnet fie al8 genauer als die Meftiihaufnahme und faft ebenjo genau als die Theodolitaufnahme. Das ftimmt nicht mit unjeren öſterreichiſchen Anfichten, da wir die Dreiedsaufnahme bei Höfen nur ausnahmsweije dann geftatten, wenn man nicht anders arbeiten fann. Unter Winkelaufnahmen wird fehr kurz das VBorwärts-, Rüdwärts- und Seitwärts:- abjhneiden, und zwar durch trigonometrijche Berechnung, nit mit dem Meßtiſche behandelt, dann folgen einige Aufgaben über Aufnahmen. Schlieglih kommen Meptiihaufnahmen getrennt als Centralaufnahme (nah unjeren landläufigen Begriffen Polarmethode), Bafisaufnahme (Mayoniren und Schneiden) und Umfangsaufnahme.

Der V. Abjhnitt behandelt die Flähenberehnung, Flächentheilung und Tlächenregulirung. Bon den Planimetern ift nur das Amsler'ſche Polar: und das Coradi'ſche Kugelrollplanimeter beſprochen.

Der VI. Abſchnitt enthält eine Reihe von Aufgaben über das Abſtecken gerader Linien, dann das Ausſtecken von Kreisbögen. Schließlich wird auch die Uebergangscurve und Ueberhöhung des Schienenſtranges beſprochen, was wohl weniger in ein Lehrbuch der Vermeſſungskunde, als vielmehr in ein Lehrbuch des Eiſenbahnbaues gehören dürfte.

Im VI. Abſchnitte wird die Fehler- und Ausgleihsrehnung ausführlich abgehanbelt.

Der zweite Theil des Buches beginnt im I. Abfchnitte mit der Polygono- metrie, und es werben bier die Grundformeln der Bolygonometrie und bie Berehnung von Eoordinaten entwidelt.

Der II. Abſchnitt mit der Ueberſchrift: „Die Coorbinatenaufnahme” enthält zunächſt die Erflärung des geodätischen Azimuthes und dann Aufgaben über verſchiedene Coordinatenrehnungen. Hierauf folgt etwas über Fehler in Polygonzügen und dann werden die Kataftraliyfteme beſprochen, wobei aud) die Öfterreihifchen Coordinatenfyfteme der angeführt ſind. Ferner wird die Bezeichnung, d. h. Stabiliſirung der trigonometriſchen Punkte, Aufnahme von Polygonzügen und ſchließlich die Anwendung der Ausgleihsrehnung auf trigonometrifhe Probleme beiprodhen. Hierbei fällt uns ein fehr finnftörender Drudfehler auf. In der einzigen kurzen Bemerkung, in welder die neue öfter- reihifhe Inſtruction für Kataftralvermefjungen vom Jahre 1887 erwähnt ift, Seite 73, ift nämlich die Fehlergrenze für Längenmefjungen falſch mit f, = 0006 B- er 0:02 [8) angegeben, ftatt f,— 0°0006 [s] + 0°02 Y |s].

bſchnitt behandelt die Nivellirinftrumente und das Nivelliren.

Hierbei —— wir auf einige Widerſprüche bezüglich Behandlung der Libellen

hinweiſen. Es wird nämlich im J. Theile Seite 39, Erkl. 44, und Seite 76,

Antwort 94, die Unterſuchung und Rectification der Libellen als überflüſſig erklärt (!),

weil ein gemwiffenhafter Mechanifer dieſe Rectification jelbjt vornimmt. Dagegen

wird im II. Theile, Seite 86, ganz richtig bemerkt, daß die Libellen fortwährend, jeden Tag, auf ihre Richtigkeit geprüft werben müfjen.

m IV. Abfchnitte mit dem Titel „Höhenmeßkunft“ wird die trigono-

u. . barometrifche Höhenmeffung beiproden. V. Abſchnitt enthält die Diftanzmefjung, aber nur mit einem Faden: (Reihenbad)), worauf das Ertel'ſche Univerjalinjtrument ausführlich

264 Fiterarifhe Berichte. [XAT. Jahrgang.

beſprochen wird. Das Schraubenmitrometer und der Porro'ſche Diftanzmeffer find nur a furz erwähnt, legterer erft im folgenden

VI. Abſchnitte: „Die Tachymetrie“. Hier werden einige Tachymeter beſchrieben. Die tachymetriſche Aufnahme felbft, d. h. der praftiiche Vorgang, ift faum erwähnt.

Die folgenden Abjchnitte VII bis XI enthalten die Photogrammetrie, Pantographen, Kartometer und Heliotrope, die Waffermeffung, Grubenmefjung und Ausfertigung der Pläne.

Nach eingehender Durchficht diefes gefammten Lehrftoffes müjjen wir vor allem ber Ueberzeugung Raum geben, daß das vorliegende Werf Dr. Läska's aus: Ihließlih für reichsdeutſche, oder ſogar nur für preußifhe Leſer beftimmt zu jein ſcheint. Es ift dies um jo auffallender, da der Verfaffer doch Docent an einer öſterreichiſchen Hochſchule (böhmiſche Technik in Prag) iſt. Wir finden näm— id immer nur Berufungen auf die preußiihen Vermefjungsanmeifungen. Ueber öfterreichifche Berhältniffe ift nur eine kurze Erklärung der Coordinatenjyiteme unjerer Katajtralvermeffung zu finden und eine einzige kurze Bemerkung über die in der neuen Sataftralinftruction vom Jahre 1887 gejtattete Fehlergrenze bei Längenmejfungen, welche no dazu, wie ſchon oben erwähnt, faljch angegeben ijt. Wir finden ferner nur Inſtrumente reichSdeutjcher Mechaniker bejchrieben, fein einziges öÖfterreichifches Inſtrument. Bejonders vermifjen wir fehr unter den Meß— tiihen ſowohl die älteren öſterreichiſchen Konftructionen, als aud) befonders den neueren jogenannten Patentmeftiih von Starke und Kammerer in Wien, welder nad unjeren Erfahrungen im Hinblide auf Stabilität von feinem der neueren Meßtiſche ausländiiher Firmen übertroffen wird.

Auch will ung die gar zu jtiefmütterlihe Behandlung des Mektifhes und feiner Anwendung in einem Xehrbuce, welches die gefammte Vermeſſungskunde behandeln will, nicht gefallen. Referent ift perſönlich durchaus fein Anhänger des Meßtiſches und zieht den Theodoliten bezüglic Genauigkeit der Arbeit ent: Ihieden vor, aber wo es fih nur um möglihjt raſche Conftatirung des gegen: wärtigen Standes handelt, der dann zu bejtehen aufhört, 3.8. bei Commafjationen, da wird der Meftifch noch ehr lange Anwendung finden, ebenjo auch dort, wo die höheren Koften der Theodolitaufnahme nicht aufgewendet werden künnen. Es jollte aljo doch wohl in einem allgemeinen Lehrbuche der Geodäjie der Meßtiſch heute noch etwas ausführlicher behandelt werden.

Ueberhaupt können wir dem vorliegenden Werfe Dr. Yasfa’3 gegenüber den Vorwurf nicht erjparen, dag dasjelbe zu jehr theoretisch gehalten ift, wovon ja auch der Verfaſſer jelbft, wie oben erwähnt, im erjten Theile, Seite 4, Er— wähnung madt.

Praktische Anleitungen zur wirfliden Ausführung von Vermeſſungs— arbeiten fehlen volljtändig. Wer aljo als Anfänger die Vermeſſungskunſt erjt erlernen will, wird durd das vorliegende Werk nicht befriedigt werden. Dagegen fann dieſes Bud, allen jenen Braftifern oder Studirenden, welde ſich über die in der Geodäfie vorfommenden Berechnungen theoretifch informiren wollen, aufs beite empfohlen werden. Fried. Eroy.

Der Preis der Arbeit im Staatsforjtdienft. Sonderabdrud aus „Aus dem Walde“. Verlag Franz Pieter. (Zu beziehen von der k. u. k. Hof: buchhandlung W. Frid, Wien, I. Graben 27.) Preis fl. —.37.

Die Heine Brojhüre beipricht in eingehender Weije die Bejoldungsverpält- niffe des ftaatlihen Forjtperfonales im Deutihen Neihe und plaidirt in ebenſo warmen, als zutreffenden Worten für die Erhöhung der Gehalte. Die Gehalte aller Forjtbeamten jeien jo zu reguliren, daß fie mindeftens die Selbjtloften für Vorbildung und Unterhalt während der Dienftzeit decken, auch ſei e8 eine For— derung der Gerechtigkeit, daß fie, wie die Gehalte der übrigen Verwaltungs: beamten, nad dem Einkommen der Zujtizbeamten regulirt werden. Der Verfajjer

Juni 1895.) Literarifche Berichte, 265

begründet dieſe feine Forderungen im ziffermäßiger Weiſe und verwendet hierzu vielfah das amtlich gefammelte jtatiftiihe Material. Die Daten werden ge- trennt für Baden, Bayern, Braunfchweig, Elſaß-Lothringen, Heffen, Preußen, Sadjen und Württemberg geboten. Infolge ihrer Verläßlichkeit und Neid) haltigfeit find fie auch für dem öfterreihifhen Forſtwirth von Intereſſe und geben ihm ein Hares Bild der diesbezüglichen reichsdeutſchen Berhältniffe, ſowie fie infolge der Detaillirung gejtatten, eingehende Parallelen mit den Bejoldungs: verhältniffen im öfterreihiihen Staatsforjtdienfte zu ziehen. 8.

Der Jagdhund. Seine Züchtung, Erziehung, Wartung, Drefjur und Führung. Siebente Auflage des alten €. F. ©. Thon’shen Werkes. Vollkommen neu bearbeitet und erweitert von Franz Krichler (Berfaffer des „Katehismus der Hunderacen“, „Katechismus für Jäger und Yagdfreunde”, der Monographie

„Das Schwarzwild“ und Herausgeber der ilfujtrirten Jagdzeitung „Zwinger und Feld"). Mit 7 Vollbildern und über 100 Abbildungen im Zerte, worunter zahlreihe Driginalzeihnungen von Alfred Stöde. Yeipzig, Verlag von Edgar Herfurth & Co. (Zu beziehen von der k. u. k. Hofbuhhandlung W. Frid, I. Wien, Graben 27.) Preis in elegantem Sportband geb. fl. 4.50.

Allen Jägern und Freunden unferer Hunde ift der Verfaffer als unent- wegter Vorkämpfer für die Hodhaltung der „Reinzucht“ als oberftem Grundjak bei der Züchtung unferer Lieblinge bekannt.

In diefem Geijte, im Sinne der „Delegirtencommiffion”, devem verdienft: volles Wirken in Bezug auf die Eynologifshe Bewegung in Deutjhland im Borworte hervorgehoben wird, ift das ganze Werk gehalten und gejchrieben.

Sehr wohlthuend berührt den Leſer die klare, ruhige Sprade, welche ohne die heute leider vielfah fo beliebten periönlihen Ausfälle den Gegenjtand in vornehmer und doc jehr bejtimmter Weife zu behandeln verfteht.

Daß die Anfichten hervorragender Fahmänner, als von Schmiedeberg, Melich, Freiherr v. Schorlemer, v. Roden, Korthals, Eben, Ilgner, Freiherr v. Podewils, H. W. Gruner u. N. in ausgedehnten Maße Berüdjihtigung fanden, gereicht dem Ganzen nur zum Nugen umd vermehrt das Gewicht der vertretenen Grundjäge.

Bei aller Anerkennung, welche dem bereit3 Erreichten gezollt wird, ijt der Verfaſſer doch jrei von Ueberihägung diejes letzteren; nod find wir nicht jo weit, daß wir für die deutſchen Vorſtehhunde die Bezeihnung „Vollblut“ be: retigterweife in Anſpruch nehmen lönnten, wenn aud von Händlern mit diejem Neclamewort viel Unfug getrieben wird.

Unterjtügt von vielen, mitunter ganz ausgezeichneten Porträtbildern werben im zweiten Abjchnitte die officiellen Nacelennzeihen der Schweißhunde, deutjchen, englifhen und franzöfiihen Vorftehhunde, der Erdhunde und endlich der Taut- jagenden Hunde angeführt.

Aufgefallen ift uns hierbei die etwas ftiefmütterliche Behandlung der öfter: reihifhen Brade, welcher im Ganzen nur fünf Zeilen gewidmet find. Der dritte Abſchnitt behandelt die Abrihtung und Benütung der zur Ausübung der hohen und hiederen Jagd erforderlichen Hunde in durchaus ſachgemäßer, auch hier frei von jeder Webertreibung und tönenden Schlagworten bleibender Weije.

Neu wird Vielen die ausführliche Bearbeitung des Capitels über die Par- force- oder Meutehunde fein, die zum großen Theile aus der Feder eines lang: jährigen Mafters (Rittmeifter Eben) ſtammt und jo auch dem Neitjäger willkommen jein wird.

Daß die Erziehung, Drefjur und Führung des deutihen Vorſtehhundes in ganz bejonders liebevoller Weije behandelt ift, ijt eigentlich ſelbſtverſtändlich.

Denn, um mit den Worten des Verfaffers zu ſprechen: „tein Thema ift jo vieljeitig, jo unerjhöpflih, jo oft behandelt, jo verjchiedenartig aufgefaßt, jo

266 Literarifhe Berichte. [XXI. Jahrgang.

geeignet, felbft unter guten Freunden ernftlihe Meinungsdifferenzen hervor- zurufen, als dasjenige über die Erziehung, Dreffur und Führung des Vorfteh- hundes.“

Um fo anuerkennenswerther ift es, daß der Verfaſſer es auch hier verſtanden hat, in durchaus ſachlicher, ruhiger und objectiver Weiſe dieſen heillen Gegenſtand zu behandeln, auch den Lehren Anderer gerecht zu werden, ohne dabei die eigenen, durch die reihen Erfahrungen als Preisrichter unterſtützten Anſichten und ge— wonnenen Ueberzeugungen aufzugeben, noch als alleinſeligmachende hinzuſtellen.

Ganz beſonders ſympathiſch berührt uns das Beſtreben, aus der ſogenannten Stubendreſſur alle unnützen Kunſtſtückchen und damit im Zuſammenhange auch alle unnützen Commandoworte auszuſcheiden, wodurch dem Zögling und auch dem Lehrer viele bittere Stunden erſpart bleiben, ſowie die ſtete Betonung von der Wichtigkeit der frühzeitigſten Erziehung und eingehendſten Individualiſirung dieſer und der nachfolgenden eigentlichen Dreſſur und Führung.

Gerade denjenigen, welde bisher nur den „Oswald“ kannten und infolge deſſen geneigt waren, jeden Hund, der ihnen in die Hände kam, über einen Kamm zu jcheeren, kann diefes Buch und deſſen eifrigfte8 Studium nicht genug empfohlen werden. Den Nuten davon werden Herren und Hunde in gleicher Weije gar bald verfpüren.

Wenn wir noch hinzufügen, daß aud ben we Elan, und deren Heilung ein Capitel gewidmet ift, fowie anhangsweije eine Erklärung der haupt: jählihen waidmännifhen KRunftausdrüde, welche bei der Abrichtung und An» wendung der Jagdhunde vorlommen, ferner auch die Bedingungen für die Ein- tragung von Hunden in das deutſche Hundeftammbud angeführt werden, können wir nur zum Schluffe das beſprochene Werf als eine horvorragende Bereicherung der kynologiſchen Literatur bezeichnen, al8 einen verläßlihen Nathgeber ſowohl für den Züchter, als auch für dem Jäger, der feinen Plag nicht im Bücherkaſten, jondern in der Hand feines Beſitzers zu erobern und feftzuhalten wiſſen wird.

Forftmeifter Hawranel.

Der kranfe Hund. Ein gemeinverftändlicher Nathgeber für Hunde- befiger, inbefondere für Jäger. Vom Thierarzt Dr. DO. Hilfreid. Neudanım 1895, Neumann’3 Verlag. (Zu beziehen von der f. u. f. Hofbuchhandlung W. Frid, Wien, I. Graben 27.) Preis fl. —.60, unter Kreuzband fl. —.65.

Das vorliegende Büchlein bietet auf allerfnappftem Raume, auf nur 77 Seiten, das Wichtigſte über die Lebensvorgänge beim gefunden Hunde und über Hundekrankheiten und deren Heilung. Der Verfaſſer behandelt den Stoff in durchaus populärer, aber dod wieder dem heutigen Stande der Veterinärwiſſenſchaft angemefjener Weife und verihmäht es, mehr zu bieten, als für den Nichtveterinär von Nugen fein könnte. Wir geben ihm aud vollfommen Recht, wenn derjelbe in der Vorrede fagt, „daß der fleißige LXefer des vorliegenden Buches Quadjalbern nit in die Hände fallen kann, und jedenfall mehr leiften wird können, als der Pfuſcher, welder an der complicirten thieriſchen Maſchine Neparaturen vornehmen zu fönnen vermeint, ohne deren Bau und Gangwerk zu kennen." Es iſt aljo feine hohle Mecenfionsphrafe, wenn wir fagen, daß fi jeder Hundebefiger diejen überaus billigen Rathgeber ins Haus legen jollte. W. R.

Funi 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 267

Neueſte Srfheinungen der FJiterafur.

(Borräthig in der k. u. I. Hofbuhhandlung Wilhelm Frid in Wien.)

Borggreve, Waldfhäden im oberſchleſiſchen Fuduftriebezirk nad) ihrer Entftchung durch Hütten: rauch, Inſeltenfraß zc. Eine Rechtfertigung der Induſtrie gegen folgenſchwere faljche Au- ſchuldigungen. Mit 25 Licht- und Yarbendrudtafeln und 1 Karte. Frankfurt a/M, fl. 9.60,

Heß, Richard, Eigenſchaften und forfllices Verhalten der wichtigeren in Deutſchland heimischen und eingeführten Holzarten, Zweite Auflage. Berlin. Geb. fl. 4.20.

Jahrbuch des ſchleſiſchen Forſtvereines für 1894. Herausgegeben von Schirmader, König. DOberforftmeifter, Breslau 1895. fl. 2.40.

Judeich und Nitfche, Lehrbuch der mitteleuropäifchen Forſtinſelten. Als achte Auflage von Ratzeburg's Werk: „Die Walbverderber und ihre Feinde.“ Vierte Abtheilung. fl. 10.20,

das complete Werk koftet: brojdirt fl. 27.—, in zwei Cartoneinbänden fl. 28.20, im zivei Halbfrauzbänden fl. 29.40.

Nachweiſungen, ftatiftifche, aus der Forſtverwaltung des Großherzogthums Baden für das Jahr 1898. Schzehnter Jahrgang. Karlsruhe. fl. 1.80.

Mittheilungen aus der Staatsforftverwaltung Bayerns. Herausgegeben vom königl. Staats- minifter der Finanzen. Erftes Heft. (Wirthichaftsregeln für das Revier Neu-Ejfing. Grundlagen für eine Nevifion des Waldftandes in Ilzentrift. Wirthſchaftsregeln für den Hienheimer Forf.) Münden. fl. —.60.

Mündener forftlie Hefte. Siebentes, (Laufend- jährlicher und Durchſchnittszuwachs, von Weiſe. Schälbefhädigung, von Milani. Der Holzpreis und die Rentabilität der Forftwirthichaft, von Jentſch. Studien über den Aufbau der Bäume nad) ftati- chen Gefegen, von Metzger. Der täglide Gang der Temperatur, von Schubert. Meteorologifhes umd Bodenkunde von Weife. Borgriffe bei der Naturverjlingung, von Michaelis. Literariſches. Heine Mittheilungen.) Berlin. fl. 2.40.

Schwarz, die Erkrankung der Kiefern durch Cenangium Abietis. Beitrag zur Geſchichte einer Pilzepidemie, Jena. fl. 3.—.

Stötzer, Waldwegebaufunde. Ein Handbud für Praktiler und Leitfaden für dem Unterricht. Dritte Auflage. Frankfurt a. M. fl. 2.40, geb. fl. 2.76.

Wagner, das Zeidelwefen umd feine Ordnung im Mittelalter und im der neueren Zeit, Ein Beitrag zur Gefchichte der Waldbenugung und Forftpolitit. fl. 1.50.

Derfammlungen und Ausflellungen.

Bom internationalen Berbande forftlicher VBerfuchsanftalten. Erhebungen über die Verbreitung der forftlid oder pflanzengeo- graphiſch widhtigen Holzarten. Die forftlihen Verfuhsanftalten Deutſchlands, Defterreihs und der Schweiz ftehen an der Schwelle einer umfangreichen, wichtigen Action, deren Ergebnifje hoffentlich im nicht zu langer Zeit die erfte Frucht des Wirfens des auf öſterreichiſchem Boden geborenen internationalen Verbandes forjt- liher Verfjuhsanftalten fein wird. In der Schlußfigung der erften Verſammlung des internationalen Verbandes zu Mariabrunn am 16. September 1893 ſtellte nämlid der Bertreter der großherzoglih badiſchen Verſuchsanſtalt Herr Ober: forſtrath Schuberg nachfolgenden Antrag: !

5%, Friedrich, Bericht über die erfte erg © des internationalen Berbandes forſtlicher Berfuchsanftalten zu Mariabrunn 1893, 126 („Mittheilungen aus dem forftlichen Berſuchsweſen Deſterreichs“, XVII. Heft).

268 Berfammilungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

„Es ift wünfchenswerth, die horizontale und verticale Verbreitung unferer heimifchen waldbildenden und forjtlih beacdhtenswerthen Holzarten jo einzugrenzen und ihr Gebiet in Regionen oder Zonen zu gliedern, daß die gemeinfame Aufgabe, ihre vichtige Behandlung, ihren Wuchs und Ertrag zu erforfchen, innerhalb über. einftimmender Productionsgrenzen fih löſen läßt. Ueber die Feitlegung dieſer Grenzen wird eine grundfägliche Verftändigung feitens aller jener Staaten anzu: jtreben fein, deren Bewaldung aus den nämlichen Holzarten fich zuſammenſetzt.“

Es wurde einftimmig beſchloſſen, diefe Frage als VBerhandlungsgegenjtand auf das Programm der nächſten Verſammlung des internationalen Verbandes zu fegen.

Um die foftbare Zeit bis zur nädjten, vorausfihtlih im Sommer 1896 jtattfindenden Tagung des Verbandes für das wichtige, in weiten Rahmen einzuleitende Werk nit unbenütt verjtreihen zu laffen, tauchte im Scofe des Vereins deutſcher forftliher Verfjuhsanftalten im Sommer 1894 der Gedanke auf, die Vorberathungen über die Ymangriffnahme der Arbeiten thunlichft raſch im Anſchluſſe an die alljährlich wiederkehrenden Verfammlungen der deutſchen forftlihen Berjudsanftalten zu pflegen und zu vollenden. Syn Feſthaltung dieſes Gedankens und um eine fidhere Grundlage für die weiteren Schritte im internationalen Berbande zu gewinnen, wurde die Frage der Erhebung über die Verbreitungsgebiete der Holzarten auf bie Tagesordnung der 1894er Berfammlung des Vereins deutſcher forftliher Verſuchsanſtalten gejegt, und da es fih im vorliegenden Falle um eine Frage des internationalen Verbandes handelte und die ſeitens der deutjhen Verſuchsanſtalten zu fajjenden Beſchlüſſe vorausfichtlich nicht ohne Rückwirkung auf da8 Vorgehen der übrigen Mitglieder dieſes Verbandes bleiben dürften, fo follten aud die einleitenden Schritte in gemeinfamem Einvernehmen unternommen werden. lleber befondere Einladung der Geſchäftsleitung des Vereins deutjcher forftlicher Verſuchsanſtalten erjchienen Herr Profefjor Dr. Bühler aus Zürih und Schreiber diefer Zeilen ald Vertreter der eidgendjfifchen, beziehungsmweife der öſterreichiſchen Verfuchsanftalt bei der Ver— jammfung der deutſchen Verfuchsanftalten im September 1894 zu Oldenburg.

Ohne in die Einzelnheiten der über den Gegenftand auf der Oldenburger Berfammlung gepflogenen Verhandlungen näher einzugehen, will id nur erwähnen, daß feitens der betheiligten Verjuhsanftalten mehrere Vorfchläge für den Entwurf von Fragebögen über die Erhebung der Verbreitung der erh als Subſtrat der Verhandlungen eingereicht worden waren. Neben den Vorſchlägen, welche der Referent Profeffor Dr. Schwappach im Vereine mit dem Correferenten Ober: forftraty Schuberg ausgearbeitet hatte, lagen folhe von der eidgenöjfischen und von der öfterreihifhen Verſuchsanſtalt vor. Die beiden legteren Anftalten gingen, jowohl was die Zahl der in den Rahmen der Erhebungen aufzunchmenden Holzarten anbelangt, al8 auch bezüglich der Tiefe der Behandlung des Stoffes in ihren Anforderungen verhältnißmäßig weit. Die Delegirten der Schweiz und Defterreih8 wieſen mit Recht auf die compflicirten und daher auch interefjanten pflanzengeographiichen Verhältnifje ihrer Yänder hin und betonten, daß gerade aus dem Vorkommen der Holzarten in ihren oberen Verbreitungsgrenzen jehr wich— tige Schlüffe auf die Anforderungen der Hölzer an den Standort gezogen werden fünnen.

Hatte auch die eingehend gedachte Art der Behandlung des Gegenftandes auf der Oldenburger Verſammlung noch nicht vollends den Beifall aller Delegirten zu finden vermocdt, jo waren doch alle Theilnehmer darin einig, daß das Thema und Die aus demfelben erwacjenden Arbeiten von eminenter Bedeutung für den Ausbau des forftlihen Lehrgebäudes und für die Entwidelung des Waldbaues feien, und der Referent PBrofeffor Dr. Schwappach dürfte nicht zu viel gejagt haben, als er dieje Arbeiten für die beiweitem wichtigften bezeichnete, welde den forjtlihen Verſuchsanſtalten feit jeher vorgelegen waren.

Juni 1895.] Berfammlungen und Anusftellungen. 269

Alle an der Didenburger Berfammlung Theilnehmenden erklärten fich mit der Bornahme der Urbeiten einverftanden. Als poſitives Ergebnig der Verhand— lungen und als ein widtiger Schritt nad) vorwärt® wurde die Wahl einer Commiffion befchloffen, welche ſich mit allen die Action vorbereitenden Tragen, im Bejonderen mit der Berfaffung des Fragebogens zu beihäftigen hatte. Ueber Antrag bes Oberforftmeifters Dr. Dandelmann wurden in diefe Commiffion die badiſche, bayerijhe und preußiſche Verſuchsanſtalt und die Vertreter der öſter— reichiſchen und eidgenöſſiſchen Verjuhsanftalten gewählt. Die Commijfionsmitglieder einigten fih zur Einberufung der Enquete nah Münden für den Monat April 1895.

An der Münchener Enquöte nahmen Theil: Für Preußen Oberforftmeifter Alademiedirector Dr. Dandelmann und Forftmeifter Profeffor Dr. Shwappad, für Baden Oberforfratb Schuberg, für Bayern Geheimrath Brofefjor Dr. Gayer und Profeſſor Dr. Mayr, für die eidgenöffiihe Verſuchsanſtalt Profefjor Dr. Bühler; namens der öfterreihifchen Verſuchsanſtalt war Schreiber dieſes al8 Delegirter erjchienen. Die Verhandlungen wurden in den Tagen des 18. und 19. April 1895 in den Räumen der bayerijchen forftlihen Verſuchs— anjtalt geführt.

Die preußifhe forftlihe Verfuhsanftalt als Neferent in der Sadıe hatte für die Verhandlungen der Enquete einen zum Theile auf den Ergebniffen der Didenburger Verſammlung fußenden Fragebogen verfaßt, welder neben den inzwifhen von der badijhen und bayeriihen Verſuchsanſtalt eingereichten Bor- jchlägen und Formularen das Subftrat der Enquöte bilden jollte. Die bayerijchen Vorſchläge waren in ihrer Fafjung wohl die einfachſten. Die Schweiz und Dejter- reich hatten von der Vorlage neuer Vorſchläge abgejehen.

Oberforftmeifter Dr. Dandelmann wurde zum Vorfigenden der Enquete gewählt, welhe im Laufe der zweitägigen Verhandlungen nachfolgende Ber- einbarungen traf:

Zwed der Unterfuhungen foll fein: Für die forftlih und pflanzen- geographifh wichtigen Holzarten das natürlihe Vorkommen nad; Wohngebieten durch Ermittelung ihrer Vegetationslinien, ſowie deren weitere Verbreitung durd Anbau fejtzuftellen.

Die Holzarten, auf melde fih die Erhebungen im ganzen Gebiete erftreden follen, wurden in zwei Kategorien gejondert, von demen die erjte jene Species umfaßt, welde unbedingt in den Kreis der Unterfuhungen zu ziehen fein werden, während die zweite jene Holzarten enthält, für welde die Erhebungen wünſchenswerth erjcheinen.

Die erfte Kategorie umfaßt folgende Hölzer: Acer Pseudo - Platanus L. (Bergahorn), Acer platanoides L. (Spiahorn), Alnus glutinosa Gaert. (Schwarz. erle), Betula (Birke) ohne Unterjcheidung der Arten, Carpinus Betulus L. (Hain: buche), Castanea vesca Gaert. (Edelfajtanie), Fagus silvatica L. (Rothbuche), Fraxinus excelsior L. (Eſche), Ilex Aquifolium L. (Stehpalme), Quercus pedun- culsta Ehrh. (Stieleihe) und Qu. sessiliflora Sm. (Traubeneiche), joweit beide Arten unterjhieden werden fünnen. Bon den Nadelhößern wurden in die erjte Kategorie aufgenommen: Abies pectinata DC. (Weiftanne), Larix europaea DC. (Lärche), Picea excelsa Lk. (Fichte), Pinus austriaca Höss. (Schwarzfiefer), Pinus Cembra L. (Birbelfiefer), Pinus montana Mill. (Bergtiefer) ohne Unter— iheidung der Formen und Varietäten, Pinus silvestris L. (Gemeine Kiefer), Taxus baccata L. (Eibe).

In die zweite Kategorie von Holzarten, für welde die Erhebungen wünjchenswerth find, wurden eingereiht: Acer campestre L. (Feldahorn), Alnus ineana DC. (Weißerle), Alnus viridis DC. (Alpenerle), Corylus Avellana L. (Hafel), Erica Tetralix L. (Sumpfhaide), Populus alba L. (Silberpappel),

270 Berfammlungen und Ausftellungen. (XXI. Jahrgang.

P. canadensis Mchx. (Canadiſche Pappel), P. nigra L. (Schwarzpappel), P. tre mula L. (Ajpe), Quercus CerrisL. (Zerreiche), Robinia Pseudo-acacia L. (Alazie), Salix alba L. (Weißweide), 8. Caprea L. (Salweide), Sorbus aucuparia L. S. domestica L. (Speierling), 8. torminalis Crtz. (Elzbeere), Tilia Linde) ohne Unterfheidung der Arten, Ulmus (Ulme) mit Unterfheidung der drei folgenden Arten, ſoweit fie mit Sicherheit erfolgen fann, und zwar U. cam» pestris Smith. (Feldulme), U. montana With. (Bergulme) und U. effusa Willd. (Flatterulme), endlid Pinus Strobus L. (Weymoutbsfiefer).

Für das öſterreichiſche Küftengebiet (Görz, Gradisca, Yitrien, Dalmatien) und für Südtirol werden in beiden Kategorien einige Holzarten beizufügen fein, über deren Auswahl jedod; wie jelbftverftändlich gelegentlih der Münchener Verhandlungen nicht discutirt wurde. Die Wahl wird von der öfterreichtichen forftlihen Verſuchsanſtalt eventuell im Einvernehmen mit den ftaatlihen forft- politiihen Behörden getroffen werben. &8 fämen da in Betradt: Pinus Pi- naster Sol. (gelföhre), Pinus halepensis Mill, (Aleppotiefer), Pinus Pinea L. (Pinie), Cupressus fastigiata DO. (Gem. Cypreſſe), Ostrya carpinifolia Scop. (Gem. Hopfenbude), Quercus pubescens W. (Flaumhaarige Eiche), Quercus llex L. (Immergrüneiche), vielleiht Celtis australis L. (Gem. Zürgelbaum), fo- dann Ornus europaea Pers. (Gem. Blumenejhe), Acer tataricum L. (Tatariſcher Ahorn) und Acer monspessulanum L. (Franzöſiſcher Ahorn).

Während die Erhebungen über die Holzarten der erſten Kategorie für alle Berjuhsanftalten al8 obligatorifch beihloffen wurden, wird hinſichtlich der in der zweiten Kategorie aufgezählten Species jede Verſuchsanſtalt die Wahl für ihren Wirfungsbereih ſelbſt zu treffen haben.

Soweit es zweifelhaft erjheint, ob das Vorkommen ein natürlides oder fünftliches ift, find die Ermittelungen auf alte Bäume zu beſchränken.

In Bezug auf die Beftandesart wird zu ermitteln fein, ob die Holzart rein (vorherrjchend) vorkommt, oder ob fie nur als Mifchholz auftritt. Was die Beitimmung der oberen, beziehungsweife nörblihen Grenze des Vorkommens anbelangt, fo wird hier zu erheben fein, ob der Beitand noch einen zufammen- hängenden Schluß zeigt, ob aljo das Vorkommen im Beftandesihluffe, oder in ifolirten Horften und Gruppen oder endlih im Cinzeljtande zu verzeichnen ift.

infihtlih der Wuchsform wird einerfeits regelmäßige Baumform, andererfeits werg-, Krüppel- oder Strauhform zu unterſcheiden jein.

Die Höhengrenzen des Vorkommens und jeder einzelnen Art des Bor- fommens werden thunlichſt genau zu erheben fein und jollen die Verhältniffe der Erpofition des Standortes nah acht Hanglagen (Dft, Nordoft, Nord, Nord- weit u. f. mw.) biftinguirt werden.

Was die Angaben über den Boden betrifft, fo wird man fih auf die Anführung von Formation und Grundgeftein zu befhränfen haben.

Das Formular für die Erhebungen wurde in den Grundzügen im Scofe der Mündener Enquöte feftgeftellt und ſoll dasfelbe im Laufe diefes Sommers von den einzelnen Verſuchsanſtalten auf feine Verwendbarkeit bis in die Heinjten Detaild erprobt werden. Gelegentlich der diesjährigen VBerfammlung des Vereines deutſcher forftliher Verfuchsanftalten zu Lohr in Bayern wird fodann unter Zuziehung von Delegirten der Verjuhsanftalten für Dejterreih und die Schweiz nah Bornahme etwa wünſchenswerth erjcheinender Abänderungen dem Formulare die endgiltige Faſſung gegeben werden.

Die Erhebungen erfolgen durd die einzelnen BVerfuchsanftalten unter Mit- wirkung der äußeren Berwaltungsbeamten. Ueber die Bearbeitung der Erhebungs- ergebnijje beſchließt der internationale Verband der Verſuchsanſtalten.

Durd den Beſchluß, daß aud die Regierungen von Ungarn, Rußland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Italien und Frankreich, ferner bie

Juni 1896.] Berfammlungen und Ausftellungen. 271

Landesregierung von Bosnien und der Herzegowina eingeladen werden follen, an der Action Theil zu nehmen, gewinnt diefelbe unendlih an praltiſcher und wiſſenſchaftlicher Bedeutung.

* * *

Ueber die geographifche Verbreitung der Hauptholzarten in horizontaler und verticaler Richtung ift bisher von hervorragenden Botanilern ganz Außer: ordentliches geleiftet worden; die aus zahlreihen Daten kritiſch conftruirten Bedingungen des Vorkommens der einzelnen Holzarten, wie fie in claffiicher Weife von De Eandolle, Grijfebad, vd. Kerner und Sendtner aufgeftellt wurden, find durch Willkomm Gemeingut der gebildeten Forſtwelt gemorden. Das Nek der Erhebungen in diefem ebenjo weiten als jchwierigen und interejjanten Forjhungsgebiete der Pflanzengeographie und Forſtbotanik ift aber trog des größten Fleißes der oben Genannten und vieler anderer Botaniker, wie Schübeler, Ehrift, Schouw, Tſchudi, Simony, Kafthofer, ein fehr weitmafchiges ge- blieben; viele Landftreden find nur mangelhaft erforfht, ſelbſt in den verhältniß- mäßig am beften und gründlichjten erplorirten Gebieten der Schweizer, bayerifchen und öjterreichifchen Alpen, des Böhmer- und bayerischen Waldes ift noch gar Vieles nadhzutragen, jowohl was die Zahl der Erhebungen anbelangt, als die Dertlichleit derjelben. Mande von den in bie Literatur aufgenommenen Daten feinen im ihrer Abrundung nicht vollends zuverläffig, wie ih ſchon im ver- floffenen Sommer gelegentlid einer Forjhungsreife durch Südtirol bei Erhebung der oberen Grenze des Lärchenvorkommens mandmal überrajhenden Thatjachen gegenüber ſtand.

Wenn wir von Defterreih allein fprehen wollen, jo möchte id nur darauf hinweiſen, daß die galizifchen und Bulowinaer Karpathen ebenfo wenig in pflanzen- geographifch-forftliher Richtung genügend durchforſcht erfcheinen, als unſere jüdlihen und befonders jüdöftlihen Alpen in Srain und deren Ausläufer in Dalmatien und unferem Deccupationsgebiete. Auch die Südtiroler und die Alpen an ber kärntneriſch-italieniſchen Grenze weifen vielfah Lüden auf. Dies alles wäre durd genaue Erhebungen nadzutragen und Inſtitutionen wie die forftlichen Verfuhsanftalten werben fi für derlei Arbeiten umfomehr eignen, als fie bie vollite Eontinwität des Vorgehens gewähren und durch Heranziehung der local- fundigen orftbehörden in der Lage find, die Erhebungsdaten nit nur jehr zahlreih, fondern biejelben auch vom forftlihen Gefichtspunfte verwendbar zu geftalten.

Eine befondere Bedeutung erhält aber die Action durch das planmäßige Zufammenmwirfen mehrerer Staaten, jo daß ganz Mittel» und Nordeuropa von den Gejtaden des Mittelländiichen Meeres bis zur norwegiihen Küfte in das Bereich der Erhebungen einbezogen werden. Diejer gemeinfame einheitliche Vorgang bei den Erhebungen wird aud eine einheitliche und fihere Bearbeitung ermöglichen ; eine Erhebung wird die andere ergänzen und ftügen, die eine Erfdheinung wird durch die andere erklärt und verdeutlicht.

Zum erftenmale wird es der Fall fein, daß dieſes bisher lediglich von Botanifern bearbeitete Forjchungsgebiet von Forſtmännern betreten wird, und darin darf man ein Moment mehr erbliden, daß den Arbeiten auch eine Richtung gegeben wird, welche einen directen Nugen für die Forftwirthihaft und -Wiſſen— haft gewährleiftet. Die Arbeiten follen fi auf die Erhebung der Beftandesart und Wuhsform, in welchen die einzelnen Holzarten in dem verjhiedenen nad geographifcher Breite und nah abfoluter Höhe bdijtinguirten Oertlichkeiten vor- fommen, ausdehnen, und damit find eminent forftli wichtige Momente in das Programm aufgenommen, denn wir werden wenn aud mur im generellen Zügen Aufſchluß über Holzartenmifhung erhalten, wir werden aufgellärt über

272 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

die verticalen und horizontalen Grenzen bes bejtandesmäßigen Borlommens ber Holzarten; die Unterjuhungen über das fünftlihe Borlommen werden uns jene Frage beleuchten, welche fich jeit Jahrzehnten wie ein rother Faden durch unfere Waldwirthihaft zieht, die Trage. des Holzartenwechjeld und des präponderanten Vordrängens einzelner Holzarten in Wuchsgebiete, in welchen fie früher nicht daheim waren (Fichte und bis zu einem gewiffen Grade auch Weifjöhrel). Der Umjtand endlih, daß die Unterfuchungen nicht auf die Hauptholzarten bejhränft bleiben, jondern alle für unſeren Wald wichtigeren Species berüdjihtigen, ift gewiß nicht der lekte, dem Unternehmen die zum vollen Gelingen jo nothiwendigen warmen Sympathien unferer forftlihen Welt zu gewinnen.

In Galizien ift uns dur die vom Forftinfpectionscommiffär Scheuring für die 1894er galiziſche Yandesausjtellung gearbeitete Bewaldungskarte diejes Landes ein jehr willtommenes Subjtrat gejchaffen worden; dieſes Werf wird ſich durh umfangreihe Erhebungen über die Höhengrenzen des natürlihen Vor— fommens der Holzarten im den verfciedenen Bejtandesformen leicht auf jene Höhe bringen laffen, welche die projectirte Action anftrebt. Die öſterreichiſche forftlihe Verſuchsanſtalt ijt fi der großen Schwierigkeiten und der ausgedehnten Arbeiten wohl bewußt, welde auf dem Wege zum geftedten Ziele zu überwinden fein werden, denn gerade unſer jchönes Yand iit durd eine Mannigfaltigfeit der Bewaldungsverhältniffe ausgezeichnet, die, eine Folge der complicirten orographiſchen Configuration des ganzen Gebietes und feiner Yage am der Grenze zweier Floren des Waldgebietes des öftlichen Continentes und des Mlittelmeergebietes zum Theile auch unter dem Einfluffe des Steppenklimas ftehend, dem Forſcher alle jene Yactoren an die Hand gibt, welche die Löſung der pflanzengeographiic und forſtlich gleih wichtigen Aufgabe in hohem Make fördert. Die öjter- reichifchen Forftwirthe werden, jobald an fie der Auf ergeht, unſeren Bejtrebungen williges Ohr und hilfbereite Hand leihen; dies unfere berechtigte Hoffnung, mit welcher wir ans Werf gehen wollen. Dr. A. Cieslar.

Internationale Hundeausftellung in Wien, 4. bid 7. Mai 1895. Drei lange Jahre find ins Yand gegangen, feit fi die Pforten der legten Hundeausftellung in Wien gejchloffen haben. Es hat ſich jeither überhaupt Vieles geändert, befonders aber auch auf Iymologiijhem Gebiete. Ein einziger Blid in die in einem Transjept neben der Prater-Rotunde abgehaltene diesjährige Ausstellung mußte es jedem klarmachen, daß umjere Reinzucht nunmehr in wejentlid anderes Fahrwaſſer gerathen ijt.

Wenn wir ganz im Allgemeinen die Richtung bezeichnen follen, in welcher fie gegenwärtig fteuert, jo müffen wir fagen, daß die Anglomanie gründlich abgethan und der „Deutihe Hund“ wieder zu Ehren gelommen ift. Pointers und Setters gehören in die Gerümpellammer, man Fauft nit mehr „Puppis“, jondern „Welpen“. „Deutſch“, „Deutſch“, „Nur Deutſch“ ift das Schlagwort des Tages!

Dian kann fih nun redt wohl ehrlich darüber freuen, daß der deutjche Hund, der gute deutſche Hund, der lange genug das Ajchenbrödel unter den Hunden fpielen mußte, nur mehr als Hofhund an der Kette gehalten wurde und in feinen reinften Stämmen bereit verloren gegangen war, wieder zu Ehren gekommen ift, ohme es vergefjen zu haben, daß aud die engliihen Hunde ihre Pofition berechtigt fordern können. Das Schlagwort des „Deutſchen Gebraud$- hundes“ hat aber genügt, um alle Engländer aus dem Felde zu jchlagen, und faft jcheint c8, al$ ob man das Kind mit dem Bade wegjhütten wolle.

Wenn nun die auf der Ausftellung vorhandenen beutjhen Hunde daral- terifirt werden follen, fo verdient zunächit hervorgehoben zu werden, daß man nur mehr auf Gebrauhshundfarbe züchtet. Unter dem überreihen Material Furzhaariger Vorſtehhunde waren nur die braunen Eremplare, Brauntiger und Braunjceden

Berfammlungen und Ausftellungen. 273

auch beim deutfhen Hunde, wenn er eben ausjchließlic für den Gebrauh im Felde beftimmt ift, auf viel Weiß zu züdjten beginnt.

Die Mehrheit der aufgebradten deutihen Hunde war von Durd- ſchnittsgüte. Einige hätte aber die Aufnahmejury entſchieden zurückweiſen follen. Es befanden fi) ganz ungefchladhte oder in Maſtſchweincondition befindliche Kerle in der Claſſe, welche die dur die Syftemlofigkeit der Anordnung ohnehin jehr beeinträdhtigte Ueberficht unnöthig erſchwerten. Hunde, deren Kopf, Körperbau oder Nuthe total verunglüdt ift, haben in einer Austellung nichts zu ſuchen. Langer Behang allein oder correcte Ruthe u. dgl. kann ja dann gar nicht in Betracht fommen, wenn e8 in der fonftigen Form gröblich fehlt. Neben der Unmaffe von Durchſchnittshunden, wie man folhe auf jeder befebteren Straße Wiens in unend- licher Zahl trifft, waren aber auch außerordentlich ſchöne Vertreter der kurzhaarigen Nace vorhanden und wurden die Hunde und Hündinnen: „Treff“ (Befiger Dar Hrdliczla), „Juno Sally Trefflih" (Wild. Hauptmann), „Bruno Honjen" ($. Zimmermann), „Stanzi" (%. Schober), „Alma“ (Rud. Klettenhofer), „Rio“ (gräfl. Mittrowsty’sches Forftamt Rozinka), „Normann" (Freiherr v. Wrazda), „Norma“ (Franz Pismiftr), „Don“ (fürftl. Salm'ſches Forftamt Raitz), „Norma“ (G. Böhm), „Allarih” (A. Prauns hofer), „Gilda“ (Freiherr v. Wrazda), „Roland Meziles" und „Helga Meziles" (beide Aug. Neumann) verdientermaßen mit erjten Preifen ausgezeichnet.

Das aljo waren ſchöne, zum Theile mufterhaft jchöne Hunde. Etwas aber, wogegen wir uns ganz entſchieden ausſprechen möchten, ift das häufig viel zu weit getriebene Coupiren diefer Race. Wir jahen eine Collection fonft überaus jchöner, correct gebauter und in ihrer Mehrzahl auch prämiirter Hunde, welde nur Ruthen- ftummel bejagen und dadurd einen höchſt unbeholfenen und plumpen Eindrud madten. Die Ruthe hat eine viel zu hohe Gleichgewichtsbedeutung, ift zu wichtig für jede Bewegung, al8 daß man fie als etwas Nebenſächliches betrachten dürfte ganz abgejehen davon, daß fie aud den Adelsbrief des Hundes bilden foll.

Nicht minder reichlich vertreten, als die furzhaarigen, waren in der Ausftellung die Modekinder der Zeit: die ftihelhaarigen Hunde, Bei diefer reconftruirten Nace liegt die Gebrauchsfarbe bereit im Blut und find rügenswerthe Abweihun- gen davon nur felten. Die Race ift aber im Körperbau und namentlih aud in der Behaarung noch nicht ausgeglichen und wäre es jehr nothwendig gewejen, deren Vertreter nach Unterclaffen zu richten. Wir fahen neben den jhönften Raub: bärten ausgejprochene Glattköpfe, neben ſchweren Hunden verfommene Schwäd)- linge mit elender Bruft. Bei vielen Hunden fteht auch die Behaarung des Kopfes und Behanges im Widerfprude zu der des Körpers. Im Allgemeinen aber fcheint die Race erjt noch ind Gewicht gezüchtet werden zu müffen, ſoll fie den Kraft- anforderungen des idealen „Gebrauchshundes“ gewachſen fein. Erfte Preife unter den Stihelhaarigen trugen nur „Fauſt“ (Dr. Rud. Pittner), „Walli" (Hub. Nenhaufer), „Nero“ (Dr. Guft. Lihotzky) und „Tyraß“ (Dr. Eugen Saſſi) heim, verhältnigmäßig alfo nur fehr wenig Hunde, was die von und betonte Unausgeglichenheit der Race bejtätigt.

Bei den Dahshunden, melde mit den Forterrierd zufammen geradezu die Ausftellung beherrjchten, ift gegen die legte Ausstellung ein bemerkenswerther Fortfchritt in der Form zu verzeichnen geweſen und haben fich diefe Hunde aud) der Färbung nad) jhärfer contourirt. Hunde, wie der Preisfieger „Iſolani Forſt“ und „For Forſt“ des Erbgrafen Wurmbrand oder „Spider” der Freiin von Wajhington, müſſen das helle Entzüden jedes Kenner erregen. Es wäre ge- radezu ewig fchade, wenn die mühfam erworbene Race unter dem heute im Bordergrunde ftehenden Forterriercultus irgendwie leiden follte. Und leider ift die Gefahr keine geringe, daß einerſeits die Brade, andererſeits der Forterrier ben

Eentrafblatt für das gef. Forftivefen. 19

274 Berfammiungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

Dahshund aus feiner angeftammten Pofition verdrängen. Starfe Dachshunde werden heute immer weniger gezüchtet, und mit der jtetig zunehmenden Ver— feinerung der Race hat deren Schneidigfeit, Raufluft und Bifjigfeit in einer Weife abgenommen, daß deren Vertreter nur mehr ausnahmsmweije als ebenbürtige Gegner des Fuchſes oder Dachſes gelten können, Nur der von fehr verjdiedenen Seiten ausgeſprochene Mahnruf: „Züchtet jhwerere Teckel!“ könnte die Eon» currenz ber Brade und des FForterrier für einen unſerer beiten Hunde mett- machen.

Der Farbe möchten wir beim Dahshunde weniger Bedeutung beimeffen und foll nur alles Wei grundfägli verpönt fein. Faft alle in der Ausstellung vorhandenen Tedel waren in ihrer Art ſchön, und mwüßten wir wahrlid nicht, ob wir den kurz-, ftihel- oder langhaarigen, den ſchwarzrothen, rothen oder braunen den Borzug geben follten. Bei diefer Elaffe aljo mag das Preisridteramt recht fauer geworden fein! Mit erften Preifen wurde der Siegerhund „Iſolani Forſt“, „Loni Forſt“, „Buſchmann Forft”, „Wurzel Forft“, „Zappel Forſt“ und „Zerline Forft" des gräfl. Wurmbrand’shen Zwingers, weiter „Krickl“ (E. Waſſen— egger), „Spider“ (Freiin v. Wajhington), „Widis Loni" (Mar Vigthum), „Evie“ (E. Girifh), „Mephifto Reinecke“ (Prof. Thaner), „Zedele" und „Füchſen“ (Hub. Weit), „Lorle Hui Faß“ (Eug. Padowetz), „Gari“ (Friedr. Haing), „Zrautl" (Joſ. Buchner), „Waldl” (Lothar R. v. Wadtler) und „Junker Schneidig” (Alb. Padowetz) bedadt. Der gräflid Wurmbrand'ſche Zwinger hat alfo die wohlverdiente Palme errungen.

Wenn wir von den übrigen Jagdhundracen fpreden follen, jo wird uns die Aufgabe recht leiht. Schweißhunde der Hannoveraner» und Harzerrace waren in wenigen, aber guten Exemplaren vorhanden und theilten fih Dr. Morwes' und das gräflih Czernin'ſche Forftamt in Neuhaus in die beiden erften Preiſe. Hodftämmige Dahsbraden waren nur in man verzeihe den Widerſpruch faft racelojen Nummern vertreten. Sie fünnen ganz vorzüglihe Wildbodenhunde jein, anjehen fann man es ihnen nicht. Dagegen waren die, nur zu fehr an rothgelbe „Stihelhaarige* gemahnenden Hodhgebirgs-Braden in jo ſchönen Eremplaren vertreten (of. Thunhardt und Fretin v. Wafhington), daß fid der befannte Züchter diejer Mace, Herr Karl Beintinger, diesmal mit dritten Preifen begnügen mußte.

Geradezu Mäglih war es auf der Ausftellung um die englifhen Hunde, um die Pointer's und Setter's bejtellt, und der Niedergang der Anglomanie da- dur mehr documentirt, als dem objectiven Kynologen lieb fein fonnte. Uebrigens waren wenigftens die ausgeftellten Pointer mufterhaft ſchön und trug die ver— ſtändnißvolle Zücdterin, Frau Anna Baronin Dewig, nahezu ſämmtliche erjte Preife davon. Aud der mit einem erften Preife bedadhte „Leo“ aus dem Befite des Fürſten Maurocordato ijt ein leichter Pointer erften Ranges. Nahezu concurrenzlos ftanden fih ein Baar Setter in der Ausftellung gegenüber. Sie wären nod vor etlihen Jahren überhaupt nicht prämitrt worden, diesmal aber waren fie Vertreter einer Claffe, eines Principes. Ein einziger Gordon-Setter wurde mit „lobender Anerkennung“ bedacht, indeß ſich die wirklih jhönen Jriſh— Setter der Herren %. v. Weitrub, Baronin Königswarter und F. X. Ple ban in die für ihre Zahl viel zu reihlihen Preiſe theilten. Englifhe Setter waren nahezu nit vorhanden und zählte ein unter diejer Flagge ausgeftellter Schwarzweißtiger als Kafperle unter den Yagdhunden. Solde Hunde mag man jih aus Marotte züchten, kynologiſche Bedeutung haben fie nid.

Wir hätten nun noch einige Worte über die Forterriers zu fagen, bie in einer unerwartet reichlihen Zahl eingerüdt und diesmal fihtlih Favorits waren.

Juni 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen, 275

Wir thun dies am beiten, indem wir über die mit der Ausftellung ver- bunden gewejenen Preisſchliefen berihten, bei welchem fi; gerade diefe Hunde jo außerordentlih bewährt haben.

Für gewöhnlich find wir ein Feind aller Sonder-Entrss in Ausstellungen. Diesmal waren wir aber gar jehr damit einverjtanden und hätten fogar ge- wünſcht, daß der Zutritt zu den Preisjchliefen nit nur durd das geforderte hohe Separatgeld, jondern auch ſonſt noch bejhränft worden wäre. Es würde für die Sade jelbft ja vollauf genügen, wenn außer den Breisrichtern und Vorführern der Hunde auch nod etwa die Mitglieder der Jagdſchutzvereine Zutritt zu diejen thierquäleriihen Schauſpielen hätten, Es gibt leider Nothwendigleiten zur Thier- quälerei, dod Hat man es fiher nicht möthig, hierzu das große, dem inneren Kern der Sade ferneftehende Publicum zu Gafte zu laden. Thut man es, jo liegt die Gefahr vor, gründlich mißverftanden zu werden.

Kehren wir nad) diefer Abjchweifung zu den Forterrier8 zurüd, jo müffen wir wahrheitsgemäß jagen, daß ſich diefe unſchönen und unſympathiſchen Hunde, welche wir bislange mehr al8 Stallföter und Wattenfänger betrachteten, bei den Preisihliefen in vieler Beziehung den Dachshunden überlegen zeigten. Wer es nicht gejehen hat, wie geſchickt dieſe Hodhgebauten Hunde im engjten Bau fort- rutjhen müſſen, weil fie ja jo rafch bei diefer und dann wieder bei der anderen Röhre zum Vorſchein lommen, würde es überhaupt nicht für möglich halten, daß fie jih in einem Bau bewegen fünnen. Dabei entwidelten fie eine Schneidigfeit, einen Muth, daß die analogen Leitungen der Dachshunde dagegen geradezu abfielen. Gleich fe im Angriff gegen Fuchs und Das, raſch im Anpaden, Feithalten- und Abwürgen find fie Ideale von Raubzeugvertilgern unter der Erde. Die Dachs— hunde, vielbewährte Derbyfieger nicht ausgenommen, verlegten ſich meift nur auf das Berbellen und Feſtmachen der im Bau befindlihen Füchſe und Dächſe und gingen nur in allerfeltenften Fällen zum Angriff über. Stundenlanges Berbellen, wie es die Grabarbeit braudt, iſt ihre Sade. Anders die Forterrier8! Einfahren, Paden, Sprengen oder Ermwürgen ift bei ihnen das Werk weniger Minuten. Haben fie in diejer Zeit den Erfolg nicht für fi, dann find fie meift auch end- giltig abgefhlagen und kehren erfhöpft aus dem Bau. Ihr Angriff ift verhält- nigmäßig ruhig, ohne viel Ktläfferei, aber ungemein fcharf. Mit Lärmmachen halten fie ih nur foweit auf, bis fi) der Fuchs oder Dachs eine Blöße gibt, da haben fie ihm aber auch jhon jo empfindlich gepadt, daß der Erzjeind entweder das Hajenpanier ergreift oder erwürgt wird. Wir erlebten es, wie einer der im Sunft- baujchliefen bejonders erfahrenen Hunde des Oberlieutenant dv. Peller den Fuchs an der Kehle padte und ihm fo raſch, dak es gar nicht verhindert werden fonnte, binnen wenigen Secunden den Garaus machte.

Wenn dergleihen Eigenfhaften eines Hundes auch fein Schaufpiel für lorgnettirende Damen bilden follten, fo find fie doc überaus werthvoll für den Berufsjäger. Nachdem nun einmal die Yorterriers zu den Jagdhunden gerechnet werden und das fteigende Intereſſe der Jägerwelt in Anſpruch nehmen, wäre e8 vieleicht angezeigt, diefe, heute noch mit den verrückteſten Abzeichen paradirenden Erdhunde in eine das Jägerauge nicht beleidigende Waldfarbe hinüberzuzüdten. Sollte unjere Anfhauung auf Widerfprud ftoßen, fo hängen wir aud nicht weiter an derjelben. Man kann fih jchlieflih an alles gewöhnen, aud) an weiße Erdhunde.

Vom Standpunkte der Race war die Mehrzahl der ausgeſtellten Forterriers jehr jhöne Hunde, und haben Oberlieutenant v. Peller in Budweis und Freifrau v. Zazarini, die Befikerin des Zwingers „Noricum” in Graz, helle Schaaren der Fuchshunde in die Bores und auf die Schliefpläge geliefert und die meiften der für diefe Hundeclaſſe außerordentlich zahlreich geftifteten Preife, Ehrenpreiſe und Scliefpreife heimgetragen.

19*

276 Mittheilungen. (XXI. Jahrgang.

Der Beſuch der Ausftellung war an allen vier Tagen ein außerordentlich guter und kann der „Defterreihifhe Hundezudt:Berein” mit dem Ergeb- niffe feiner erften Ausftellung wohl auch in finanzieller Beziehung vollauf zufrieden fein.

Hainbad, im Mai 1895. W. R.

Mittheilungen. Aus dem Küſtenlande Die Thätigkeit der Karftanfforftungscommiffion im Jahre 1894.

Nach dem officiellen Berichte der Commiffion ift es infolge des vom Aderbau: minifterium ausnahmsweife gewährten höheren Staatsbeitrages möglich geworben, die Aufforftungen in bisher noch nie erreichtem Ausmaße zur Ausführung zu bringen. Im Ganzen wurde eine Fläche von 182760 Aa mit 1,603.750 Stüd Pflanzen neu- aufgeforftet.

Auf die einzelnen politifchen Bezirke vertheilt, ergibt fi nachſtehende Arbeits-

leiftung : a) Regieculturen: Gorz in 18 Gemeinden und 21 Objecten 69 17024 mit 615.500 Pflanzen Gradisfa 11 - ie ı 22'280 174.650 Sefana 25 z 29 ® 60'310 653,600 = Zuf. in 54 Gemeinden und 61 Dbjecten 151760 %a mit 1,443.750 Pflanzen.

b) Subventionirte Privatculturen: Gorz in 7 Gemeinden und 7 Objecten 30600 ra mit 157.800 Pflanzen Gradista FE | M Ei a 0°500% 2.700 r Zufammen in 8 Gemeinden und 8 Dbjecten 31°000 Aa mit 160.000 Pflanzen. Die einer Nachbefferung bebürftigen früheren Eulturen wurden mit 1,884.300 Stück Pflanzen nachgebeſſert. Es beträgt fomit die Gefammtzahl der zur Berjegung gelangten Pflanzen 3,488.050 Stüd, welche fi auf folgende Species vertheilen: 3,282.750 Stüd Schwarzföhren, 164.300 Fichten, 37.000 Paroliniföhren (Pinus Paroliniana Webb.) und 4000 Lärden. i Der größte Theil der Pflanzen wurde aus den brei Saatjchulen der Commiffion

ogen. En Die Koften für die Neuaufforftungen betrugen im Ganzen fl. 4048.43, wes« halb die Durchfchnittsfoften für das Tauſend verfegte Pflanzen fl. 2.80 und pro Hektar Neucultur auf fl. 26.68 zu ftehen kamen. Diefe Durchſchnittskoſten variiren in den einzelnen Bezirken erheblih, was von ber Bodenbeſchaffenheit, der local- erforderlichen Pflangenweite und dem ortsüblihen Zaglohne abhängt und ftellen fid im politifchen Bezirke

Görz auf fl. 2.05 pro Tauſend und fl. 18.25 pro Heltar

Gradiska 3.00 R 2860

Seſana „» m 8.46 " nn 37.51 " "

Hierbei werben die Pflanzlödher nicht in Rechnung geftellt, denn dies beforgen die Orunbeigenthümer auf eigene Koften.

Für Nachbefferungen wurden fl. 5370.55 ausgegeben, fonad für das Aus- fegen von 1000 Pflanzen im Durchſchnitte fl. 3.03. Diefe, gegenüber den Durd- fchnittsfoften der Neuaufforftungen per fl. 2.80 pro Mille, um 23 fr. höher refultiren:

Jumi 1895.) Mittheilungen.

Die Subventionirung ber Privatculturen erfolgte durch unentgeltliche Bei- ftellung der erforderlichen Pflanzen, fo daß alle fonftigen Auslagen die Grundbefiger felbft trugen.

Die Gefammtloften für Neuaufforftungen, Nachbefferungen und für Pflanzen» transporte, ſowie fonftige Manipulationen refultiren mit fl. 9570.15.

Der Stand der Eulturen ift im Allgemeinen ein befriebigenber, bei ben höher gelegenen Eulturen im Bezirte Görz fogar ein fehr guter. Infolge des zeitlichen Frühjahrsbeginnes Tonnte auf vielen Objecten mit ben Culturarbeiten jhon im Fe— bruar begonnen und mit wenigen Störungen aud im März fortgefegt werden, fo daß eine nicht unbedeutende Fläche vor Eintritt der anhaltenderen Frühjahrönieder- ſchläge ſchon bepflanzt war, was für das Gelingen ber Neuculturen von hervor: ragender Wichtigkeit ift. Der häufige Regen im April und Mai wirkte auch mol: thuend und berechtigte zur Annahme eines beſonders guten Refultates, doch wurde der Erfolg durch die anhaltende Dürre im Monate Yuli theilweife herabgedrückt. Trogdem ergab ſich nur ein durchfchnittlicher Eingang von circa 35 Procent und nur im Bezirfe Sejana konnte bei einigen Dbjecten, deren Aufforftung infolge der erponirten Lage und Bodenbeſchaffenheit befondere Schwierigkeiten barbot, ein höherer Eingang erhoben werben, doch blieb berfelbe innerhalb des gewöhnlichen Marimal: ausmaßes.

Die fonft alljährlich beflagten Schäden, durch Auftreten von ſchädlichen Ins fetten, waren im Berichtsjahre erheblich geringere. Der Kieferntriebwidler trat zwar wohl allgemein auf, doch in bedeutend verminderter Anzahl, welche Erfcheinung wohl in dem feit Jahren betriebenen Abſammeln und Bertilgen der Larven ihre Begründung finden mag. Sporadiſch, meift auf älteren Eulturen des Bezirkes Görz, fand ſich ber Pinien-Proceffionsfpinner und in einer Localität (Gemeinde Ranziano) die Heine Kiefernblattweipe vor, deren Bertilgung veranlaßt wurde.

Auch der Pflege und Erziehung ber neubegründeten Beftände und ber zur forftmäßigen Behandlung beftimmten Gründe wurde die vollſte Aufmerkfamteit geſchenkt.

Culturbrände fanden im Berichtsjahre 7 ſtatt und zerſtörten ober beſchädigten auf einer Fläche von 149 Aa zwei⸗ bis ſechsjährige Anpflanzungen. Der erhobene Schaden betrug zuſammen fl. 167.36. Als Urſache ſtellte ſich in einem Falle Un— vorſichtigkeit beim Rauchen, in drei Fällen Funkenſprühen der Locomotiven heraus, während die Brandentſtehungsurſache in drei Fällen unbekannt blieb. Die Wieder: aufforftung diefer Brandflächen ift bereits größtentheils- erfolgt.

Es muß bier mit befonderer Genugthuung hervorgehoben werben, daß bie Aufforftungen, obwohl felbe oft als eine recht läftige Einfchränfung betrachtet wer: den, feitens der Bevölkerung dennoch refpectirt werben und baß Eingriffe durch Menſchen fehr felten find. Trog der großen Ausdehnung und Zerftüdelung der be- reits zur Aufforftung gelangten Fläche (1578°687 ra) gelangten im Gegenftandsjahre nur 41 Uebertretungen zur Anzeige, von melden fi 20 auf Weibefrevel beziehen.

In einem] einzigen Falle wurde verſucht, die Aufforftung gewaltfam zu ver- hindern und zwar gelegentlich de8 Beginnes ber Auspflanzung auf dem Pfarr: beneficium von ©. Mauro am ©. Balentinberg bei Görz, wo einzelne Gemeinde- infaffen, obwohl hierzu nicht berechtigt und nur um bie Schaffung eine® Präcebenz- falles zu verhindern, die aus anderen Gemeinden requirirten Arbeiter, da folde in S. Mauro nit aufzutreiben waren, bedrohten und die Aufforftungsarbeiten durch— aus eingeftelt haben wollten; doc gelang e8 durch Beiftellung einer Gendarmerie- affiftenz und durch Aufflärung der ſchlecht informirten Bevölkerung, die Aufforftung zu Ende zu führen.

278 Mittheilungen. [XXI. Jahrgang.

Nahdem die Errihtung von Umfriedungs- und Feuerſchutzmauern im vielen Fällen für die Erhaltung und Beihügung der Aufforftungen von eminenter Wich— tigfeit ift, fo wurden mit mehreren Grundbefigern für beſonders gefährdete Objecte Bereinbarungen behufs Gubventionirung folder Bauten abgefchloffen und es ge langten zur Ausführung 2849 m Schugmauern mit einer Subvention von fl. 484.24 und außerdem nod) fl. 62.37 als Subventionen, Abjhlagszahlungen ꝛc.

Es wurden fomit für Schugmauern überhaupt fl. 546.61 verausgabt.

Der Commiffion ift c8 gelungen, für die in den Vorjahren in den Gemeinden Divada und Lezede längs der Südbahn errichteten Feuerſchutzmauern, zumal ſich bei ſelben ſchon einige Meine Gebrechen zeigten, vom Unternehmer eine fünfjährige Ga— rantie für die Dauerhaftigkeit zugefichert zu erhalten und eifteten auch die Unter: nehmer für die Errichtung ber oben ausgewiefenen Einfriedungsmauern in den Steuergemeinden Auber und Pliskovica für die Dauerhaftigkeit derfelben eine zehn: jährige Garantie.

Mit Berüdfihtigung des Pflanzenbedarfes in den nächſten Yahren und des zur Anſaat verfügbar gewefenen Raumes gelangten in den Saatſchulen der Com: miſſion im Frühjahr 1894 nacdjftehende Samenmengen zum Anbau:

Schwarzführen gihren Paroliniana . Bufammen ogram

Görz 50 5 5 70 Schönpaß 41 10 51 Komen 67 21 88 Summe 158 36 5 10 209

Samen, für deſſen Anlauf incluſive Transport (mit Ausnahme des Paroliniana- famen®, welcher von der k. k. Statthalterei unentgeltlich beigeftellt wurde) fl. 193.77 veraudgabt wurden.

Aus dieſen durchgehends fehr gut gelungenen Anfaaten ergab fi folgender beiläufiger Vorrath an Sämlingen:

Schwarzföhren Fichten 2 er Erlen Zuſammen t ü Görz 800.000 195.000 34.000 1,029.000 Schönpaß 650.000 120.000 770,000 Komen 1,090.000 270.000 1,360.000 Summe 2,540.000 465.000 34.000 120,000 3,159.000 Bom fhwächeren Pflanzenmateriale wurden überfchult in der Saatſchule in

Schönpag 500.000 2jährige Schwarzföhren . . .. zujammen 500.000 Gtüd Romen 380.000 und

40.000 2: und zjahrige ideen . .... 420.000 Summe 880.000 Schwarzföhren, 40.000 Fichten . . zufammen 920,000 Stüd Im Berihtsjahre gelangten aus den Commiſſionsſaatſchulen nachſtehende Pflanzen

zur Verwendung: Schwarzföhren ... Paroliniana Zujammen

t ü d

u AR 863.300 59.000 37.000 959.300

Schönpaß -. . . 899,750 41.500 941.250

7 7. Re 868.700 3.800 872.500 Summe . . . 2,631.750 104.300 37.000 2,773.050

Für die Culturen der Aufforftungscommiffion wurden ferner des billigeren und bequemeren Bezuges halber aus den ärariihen Saatſchulen noch 562.000 Stüd Waldpflanzen bezogen.

Hingegen wurden der f. f. Statthalterei gegen eventuellen Rüderfag im Be— darfsfalle aus der Saatichule in Komen 21.000 Lärchen, Görz 2850 Schwarz:

Juni 1895.] Mittheilungen. 279

föhren und 111.275 Fichten und aus jener in Schönpaß 52.100 Schwarzföhren, zufammen 187.225 Stüd Pflanzen zur Verfügung geftellt.

E8 wurden fomit aus den drei Commiffionsfaatfhulen im Jahre 1894 überhaupt 2,960.275 Stüd Pflanzen abgegeben.

Für die Aufforftung der dem orftärare gehörigen Grundftüde wurden die nöthigen Pflanzen, und zwar 124.000 Schwarzföhren und 29.000 Fichten vom Forſtärar in den eigenen Saatſchulen felbft erzogen.

Die Koften für die Erhaltung der drei Saatjchulen beliefen ſich auf fl. 1560.56.

Ein Theil der Saatjhule in Komen, im Ausmaße von 4660 m, für welden mit Schluß des Jahres 1894 der zehnjährige Pachtvertrag ablief und nicht mehr erneuert wurde, gelangt zur Auflaſſung, zumal in den legten Jahren ſich ftet ein Ueberfhuß an Pflanzenmaterial ergab.

Nicht unerwähnt fol hier bleiben, daß wegen der fchwierigen Düngerbefhaffung in der Saatfchule von Görz mittelft Kunftdüngers (Kali-Ammoniaf- Phosphat), welder als wirkſame Nährftoffe 10 bis 12 Procent Phosphorfäure, 5 bis 6 Procent Ammoniat und 15 bis 18 Procent jchwefelfaures Kali enthielt und loco Görz pro Centner fl. 13.20 koſtete, Verſuche angeftellt wurben, bie recht günftige Reſultate lieferten und deſſen fernere Anwendung empfehlen.

Die Uebermahung der ausgeführten Gulturen und der im Aufforftungs: fatafler eingetragenen beftodten Hutweiden beforgen gelegentlich ihrer fonftigen Dienft- gänge die im Bereiche der Commiffion beftellten vier k. k. Forftwarte, ſowie die im Dienfte der Commiffion ftehenden drei Waldhüter. Die von den einzelnen Gemeinden beflelten Wald» und Feldhüter üben wohl auch den Forſtſchutzdienſt aus, doch gibt ed nur wenige folder Organe, welche das oben angeführte Perfonal wirffam unter: flügen, denn infolge des fehr niedrigen Jahreslohnes (Marimum fl. 50 jährlich) gehen alle einem Nebenverbdienfte nach oder befchäftigen fich bei der eigenen Wirth: ſchaft und find fomit nicht Berufswaldhüter,

An befonders verdiente Gemeindewaldhüter, welche ſich fleißig im Forſtſchutze und bei ber Iufeltenvertilgung befchäftigten, wurden Geldunterftügungen zuerkannt und es erhielten feitend der Commiffion 16 Hüter, darunter zwei zur Berjehung des Forſtſchutzes ermächtigte Bahnwächter auf ber GStrede Monfalcone » Duino, zufammen fl. 136, und feitens der k. k. Statthalterei vier Hüter zufammen fl. 30 angewiefen und ſchwankten die einzelnen Beträge zwifchen fl. 5 und 15.

Zu Beginn des Jahres 1894 waren im Karftaufforftungsfatafter nachſtehende Flächen auf Grund des $ 5 des Geſetzes vom 9. December 1883, L.G.⸗Bl. Nr. 13 ex 1884, rechtöfräftig eingetragen:

Heltar bes Gemeinden gehörig. era 626556770 dem Forſtärar u A Ba ae er ir ee SEEN Ze Se 168°1395 den Privaten en a a a ae a ar ae de a ac 1916°4708 DEE EEE: > te ee ea Te 57864

BZufammen . . 8345°0737 Diefe Fläche erhielt einen Zuwachs dur weitere Eintragung von Gemeindegründen in den Steuer-

gemeinden Dornberg, S. Daniel und Auber mit ..... 92327 und einen Abfall durch Freigebung von Gemeindegründen in der Steuergemeinde Gabria bei Haidenfhaft im Ausmaße von...» 2.2... 68977 fo, daß mit Schluß des Berihtsjahres eine Flähe von . . . . . . 83483087 fomit um 2°3350 ra mehr im Aufforftungsfatafter erfcheint. Da Bisher eine Flähe von . . 2 rn 00 1578°6870

ſchon aufgeforftet wurde, fo verbleibt noch aufzuforften eine Fläche von 67696217.

280 Notizen. (XXI. Jahrgang.

Wird nun angenommen, daß die Aufforftungen in Hinkunft in derſelben Aus- dehnung wie im Jahre 1894 alljährlid weitergeführt werden, was mad) aller Borausficht aud der Fall fein dürfte, fo würden die bisher hierzu auserfehenen Karft- flächen innerhalb eines Zeitraumes von 37 Jahren kunſtlich aufgeforftet fein. Diejer Zeitraum wird fi) aber dadurch gewiß vermindern, daß viele Karftflähen fid) durch fachgemäße Behandlung infolge theilweifen Borhandenfeins einer Beftodung in Beftand bringen laſſen werden.

Notizen.

Jürſt Joſef Colloredv-Mannsfeld f. Mit aufrichtiger Trauer ver- nahmen unfere heimifchen Fachkreiſe, daß der langjährige Präfident der Wiener £Candwirthfchafts-Gefellfchaft, der auch fo häufig die Sigungen des Oeſter— reichifchen Sorftcongreffes mit bewährter Umficht und Geſchick geleitet, daß diefer allverehrte, altehrwürdige Lavalier, das leuchtende Dorbild eines echten und überzeugungstreuen ©efterreichers, am 22. April d. J. die Augen für immer gefchloffen. Wenn wir daher aus dem Leben diefes auch für unfer Fach hoch bedeutenden Mannes einen furzen Abriß bringen, fo find wir diesfalls den Wünfchen der £efer diefes Blattes gewiß entgegengelommen.

Fürſt Jofef Sranz Hieronymus Colloredo » Mannsfeld war am 26. Sebruar 1813 als Sohn des im December 1848 verftorbenen Grafen Serdinand Colloredo-Mannsfeld in Wien geboren worden. Seinem £ieblings- wunfche folgend, widmete er fich dem Militärftande und trat in die Armee ein, wo er allmälig zum Major avancirte. Ueber Wunſch feines Oheims, des Fürſten Franz Colloredo, verließ er jedoch in den Dierzigerjahren den activen Dienit, um die Derwaltung der Herrfchaft Sierndorf (bei Stoderau) zu übernehmen und fich dem Studium der Land: und Sorftwirthfchaft zu widmen. Die Der: bindung mit der Armee gab er indeß nicht ganz auf, denn bis an fein Lebens— ende gehörte der Fürſt als Major im Derhältnifje der Evidenz der k. k. Land: wehr an.

Als am 28. Mai 1852 fürft Franz Gundaccar geftorben war, ging das Majorat mit dem fürftentitel und den Sideicommißherrichaften Opotno und Dobfi$ in Böhmen und Sierndorf in Niederöfterreich an feinen Detter, den Grafen Jofef, über. Fürſt Jofef widmete fich zunächſt mit vollem Eifer der Bemwirthichaftung und Derwaltung feiner Güter und fchuf diefelben zu wahren Mufterwirthichaften um.

Während des italienischen Krieges 1859 gründete Fürſt Colloredo: Mannsfeld den patriotiichen Bilfsperein, der unter feinem Präfidium fowohl in diefem Jahre als auch in dem Kriegsjahre 1866 eine überaus jegensreiche Chätigfeit entfaltete, die Derleihung des Ordens der eifernen Krone erſter Llaffe an den fürften bildete den fichtbaren Ausdrud der Allerhöchſten An: erfennung feiner Bemühungen im Dienfte der Humanität.

Mit dem Beginne des conftitutionellen Syftems trat Fürſt Colloredo- Mannsfeld auch in das politiiche Keben ein und bethätigte fih auf allen Gebieten desjelben in hervorragendem Maße. Nachdem er zu Ende des Jahres 1859 zum Präfidenten der neugefchaffenen Staatsfchulden-Tilgungs- Lommilfion ernannt worden war, wurde er im April 1860 in den verftärften Reichsrath und ein Jahr fpäter als erbliches Mitglied in das Herrenhaus berufen ; außerdem leitete der Fürſt während der erjten Kandtagswahlperiode

uni 1895.) Notizen. 281

(1861 bis 1867) als Eandmarfchall die Derhandlungen des niederöfterreichifchen Eandtages, wo er fich durch fein verföhnendes Auftreten alljeitige lebhafte Sympathien erwarb. Seinem ftets lebendigen nterefje und feiner Fürſorge für die Landwirthfchaft gab der Fürſt durch die Annahme des Präfidiums der k. k. Eandwirthfchafts-Gefellfchaft in Wien (1863) und durch Gründung einer Stiftung Ausdrud, die den Swed hat, verarmten bäuerlichen Grundbefigern Niederöfterreichs unverzinsliche Darlehen zu gewähren.

Als durch die Meuorganifation der Tommiffion zur Eontrole der Staats: fchuld im Juni 1868 die Sunctionen des Präfidenten Sürften Colloredo- Moannsfeld, der fchon 1863 durch Derleihung der Geheimrathswürde aus: gezeichnet worden war, aufhörten, geruhte Se. Majeftät der Kaifer, ihm durch ein allergnädigftes Handfchreiben die wärmfte Anerfennung für fein „von pa: triotifcher Opfermwilligfeit in hervorragender Weife Zeugniß gebendes verdienft- volles Wirken in diefer Stellung” auszufprechen. Schon früher hatte der Ge— meinderath der Stadt Wien den Befchluß gefaßt, dem Sürften „in danfbarer Anerkennung des erfolgreichen Wirfens für das Eand und für die Stadt und in gerechter Bewunderung eines fo hochherzigen Charakters“ das Ehrenbürger: recht zu verleihen, und ihm durch Bürgermeifter Dr. Selinfa das prächtig aus: geftattete Diplom überreichen lafjen.

Im Jahre 1867 war $ürft Colloredo vom böhmifchen Großgrundbefiße in den böhmifchen Eandtag entjendet worden, im folgenden Jahre ernannte ihn Se. Majeftät der Haifer zum Dorfigenden des Herrenhaufes, welches Amt er durch ungefähr zwei Jahre befleidete. Im April 1876 präfidirte der Fürſt, der inzwifchen mit dem Orden des goldenen Dliefes ausgezeichnet wor: den war, noch einer Conferenz über die Abrüftungsfrage, aber die Eaft der Jahre nöthigte ihn, fih mehr und mehr vom Öffentlichen Leben zurücdzuziehen und fich auf die Zeitung der k. k. Eandwirthichafts-Hefellihaft in Wien zu be» fchränfen, deren Präfidium er 1869 wieder übernommen hatte. Länger als ein Dierteljahrhundert ift der Fürſt an der Spiße diefer Gefellichaft geftanden, die unter feiner Zeitung eine reiche, weitverzweigte Chätigfeit entfaltet und viel Erſprießliches gefchaffen hat; eine ihrer bedeutendften Unternehmungen war wohl die im Jahre 1890 veranftaltete große land» und forftwirthichaftliche Ausftellung in Wien, an deren Zuftandefommen der $ürft hervorragenden An: teil hatte. Zu Beginn des laufenden Jahres erflärte Fürſt Colloredo, mit Rüdficht auf fein hohes Alter das Präfidium der Geſellſchaft nicht mehr führen zu fönnen, weshalb er dasfelbe niederlege, und Se. Majeftät der Kaifer hat dann mit Allerhöchiter Entjchließung vom 4. April d. J. zu geftatten geruht, daß dem Fürften anläßlich feines Rücktrittes „die vollfte Allerhöchite Anerfennung für feine in diefer Eigenfchaft entwidelte vieljährige, verdienftvolle Thätigkeit“ zum Ausdrude gebracht werde,

Am 27. Mai 1841 hatte ſich Fürſt Colloredo-Mannsfeld mit Maria Cherefia v. £ebzeltern vermählt und mit ihr bis zu feinem Tode in glüd- lichfter Ehe gelebt; vor vier Jahren, am 27. Mai 1891, feierte das fürftliche Paar auf feinem Gute in Sierndorf im engjten $amilienfreife jeine goldene Hodyeit und erhielt fowohl von den Mitgliedern des Allerhöchten Kaifer: haufes als auch aus Adels: und Bürgerfreifen warme Beglüdwünjchungen. Aus der Ehe des fürften find vier Kinder entfproffen, von denen drei ihren Dater überleben. Der erftgeborene Sohn, Graf Bieronymus Eolloredo- Mannsfeld, der vom Mai 1875 bis Auguft 1879 Aderbauminifter gewejen war, ift feinem Dater am 29. Juli 1881 im Tode vorangegangen; aus feiner Ehe mit Gräfin Aglaë Seftetics find fünf Kinder hervorgegangen, deren älteftes der am 17. Februar 1866 geborene Graf nunmehrige Fürſt Jofef Colloredo- Mannsfeld ift. Don den Kindern des Fürſten überleben ihren Dater: Caro:

282 Notizen. (XXI. Fahrgang.

line, vermählt mit Jofef Sreiherrn v. Gudenus, Jda, vermählt mit Sr. Er: cellenz; £eopold Sreiherrn v. Gudenus und franz Ferdinand Gundaccar, der in zweiter Ehe mit Elifabeth Sreiin £era v. Aehrenthal vermählt ift.

Der Bild; (Myoxus Glis) im Winterfchlafe. Profefior Dr. Mofer in Trieſt fchreibt im „Defterr. Landw. Wocenbl.": „Am 21. April d. 9. fegte ih in einer nähft Nabrefina gelegenen Telfenhöhle meine Ausgrabungen nad) Reften präs biftorifcheneolithifcher Bewohner fort und verfolgte Hierbei einen der vielen Gänge, die fi im Höhlenlehm ſchon zu wiederholten Malen zeigten, ohne zu wiffen, von welchem vierfüßigen Höhlenbewohner diefelben herrühren. Die Gänge find freisrund und erfireden fid oft bis zu einer Tiefe von einem Meter und darüber. Um bie zweite Nachmittagsftunde ftießen wir wieder auf einen foldhen Gang und fahen zu unferem Erftaunen denjelben mit einem grauen Pelze ausgekleidet. Ich wußte fofort, um was e8 fich handelte. Bei forgfältiger Bloßlegung bes Erdreiches fahen wir einen zu einer Pelzkugel zufammengerollten Bild. Sorgfältig wurde er heraus: gehoben und in ein Sacktuch gebunden. Da wir unfere Arbeit fortfegten, fo verbarg ih den Bild unter einem großen Steine. Um fünf Uhr Nachmittags nahm ich den Bild mit und ftedte ihn in die Tafche, wo aus feinem Körper die fühle Höhlen- temperatur von 10 bis 12 Grad auszuftrahlen begann. Nach ungefähr einer Stunde erwärmte fi) das Thier derart, daß es Lebendig wurde und feine großen Augen öffnete,

Nah einer weiteren Stunde mußte er fefter gebunden werden. Zu Haufe an— gelangt, Tieß ich ihm Hinter dem verfchloffenen Fenſter los. Gegen Mitternadht ver— urfachte der Gefangene einen foldhen Lärm durch Hin- und Herfpringen an ben Venfterfcheiben, daß er mid aus dem Schlafe wedte. Nachdem er ſich beruhigt zu haben fchien, fchlief ich wieder ein. Am Morgen, neugierig das Fenſter öffnend, fand ich den Häftling nicht mehr vor. Durch feine Bewegungen Hatte er den Riegel des Heinen Oudfenfterchens geöffnet und war entflohen.

Sein Neft in der Höhle war nicht mit Moos ausgelleidet, Lediglich in feiner ſchwarzer Erbe gebettet. Wir haben hier einen Fall, wo ein Bild allein in jeiner Höhle überwintert, da doch fonft gewöhnlich die Bilche in Gemeinfhaft den Winter: ſchlaf halten.

Als ich im Jahre 1890 eine Tour durch den Birnbaumer Wald machte, erzählte mir der gräfliche Forftwart von Hrusca (867 m), daß bie Bilde in Erd— Löchern gejellig, oft 30 bis 40 Stüd beifammen, ſchlafen und man erfennt ihren AufentHalt im Winter an fchneefreien Stellen, wo infolge ber Ausftrahlung der Leibeswärme der Schnee in der Umgebung ihres Aufenthaltes zum Schmelzen ge: bracht wird, Bemerkenswerth ift übrigens das häufige Auftreten der Bilde am Karſtplateau und in den Vorbergen der Umgebung von Triefl, während man aus dem Birnbaumer und Ternomwaner Walde Nachrichten erhält, wonad der Bild in diefen Gegenden in ftarker Abnahme begriffen ift. Im den gebirgigen Gegenden von Krain, Küftenland, Croatien und Iftrien ftellt man befanntlid den Bilden jehr nad; wegen ihres fetten Fleiſches und Pelzes. Man fängt fie entweder in Schlag: oder Zellereifen oder fie werden aus hohlen Buchenftämmen ausgeräuchert.“

Eubud. Edmund Schneider in Münden Hat unter dem Namen „Cubus“ Walzentafeln in Berkehr gebracht, welche ftatt der bisherigen Plafat- oder Bud): form in des Wortes eigenfter Bedeutung fi als „Walzentafeln” präfentiren. Die üblichen Rundholztafeln befigen bekanntermaßen als Zabelleneingänge feitlich die Längen, ald Kopf die Durchmefjer oder umgelehrtt. Schneider ändert nun biefe Form dahin ab, daß er den einen Eingang (Walzenlängen) ftatt feitwärts beiläufig in die Mitte der Tabelle fett und diefe Tabelle ohne (Durchmeſſer) um einen Metalleylinder cachirt, welcher in einem Blechgehäuſe um feine Achſe drehbar iſt. Dieſes Gehäufe enthält zwei Spalte. Einen Berticalfpalt, welder die Columne

uni 1895.) Notizen. 283

„Längen“ auf dem Cylinder foweit als nothwendig erſichtlich macht und einen der Fänge des Cylinders entfprechenden Horizontalfpalt, durch welchen die Zahlen für die Gubifinhalte fihtbar werden. Dieſe Spalte laſſen bei richtiger Einftellung nur je eine Zeile Zahlen überbliden und präfentiren die in einer Horizontalreihe erfcheinenden Ziffern die Volumina zu der in dem Berticalfpalt auf berjelben Horizontalen erfichtlihen Länge für verfchiedene Durchmeſſer. Die Durchmeſſerſcala befindet fi nun direct auf dem unteren Rande des Horizontaljpaltes angebradit, fo daß man ftets für irgend eine Länge für ſämmtliche in der Scala berüdfidtigten Durchmeſſer die zugehörigen Inhalte oberhalb bem jeweiligen Durchmeſſer in dem Horizontalfpalt bequem abzulefen vermag. Dies ift das Weſen des und vorliegenden Rundholzredenapparated. Die Handhabung desſelben ift eine jehr einfahe. Durd) Drehung ber feitlihen Knöpfe bringt man die gewünſchte Länge (Berticalfpalt) auf die Zeile des Horizentalfpaltes und Lieft zu dem betreffenden Durchmeſſer den ge: ſuchten Inhalt ab. Ale Manipulationen, welde mit der planen Cubiktabelle vor: genommen werden können, fann man naturgemäß aud mit dem „Cubus" vornehmen. Einer näheren Erörterung hierzu bedarf es wohl nit. Die Grenzwerthe für Län— gen (von 1 bis 6m von 20 zu 20m und halben Metern, von da ab bis 25m von Meter zu Meter) und Durchmeffer (von 11 bis 60 m) find den praftifchen Bedürfniffen angepaßt. Für außerordentliche Fälle kann das Modell II des Cubus, welches für Längen bi8 30m und für Durchmefler bis 90cm eingerichtet ifl, er- worben werden und ift außerdem mit dem Modelle III, weldes als Ergänzungs: apparat die Durchmeffer von 71 bis 120m berüdfichtigt, für die felbft mit der— artigen Stammftärten Rechnenden Sorge getragen. Der Apparat erjcheint aud in anderen Pändermaßen und für verjchiedene andere Zwede.

Der Hauptvortheil dieſes Rechenbehelfes ift die vermehrte Sicherheit, da man befonder8 bei gleichen Längen, die Inhalte für die verfchiedenen Durchmeſſer ftets in ber firirten Horizontalreihe hat, was bei planen Tabellen felbft bei Anlegung eines Lineald felten ohne häufige Irrungen zu erreichen ift.|

Der Preis ift im Verhältniſſe zur Handlichleit und der ſehr gefälligen Form bes Apparates ein mäßiger zu nennen und zwar ftellt ſich derfelbe für das Modell I auf fl. 4.—, für die Modelle II und III je auf fl. 5.—. In Defterreid- Ungarn ift der Cubus dur die Redaction des „Defterr.ungar. Centralblatt für Wald- erzeugniffe”, Wien, III. Pragerfirage 5, zu beziehen, wofelbft der Apparat aud leihweife gegen Erfag der Portofpefen zu haben ift. ß.

XXIII. Generalserfammlung des Niederöfterreichifchen Forft- vereined in Mariabrunn am 16., 17. und 18. Yuni 1895. Das hohe k. k. Aderbauminifterium hat geftattet, daß die diesjährige Ercurfion des Niederöſterreichiſchen Forftvereines im die von der k. k. forftlichen Berfuchsanftalt in Mariabrunn im f. k. Forftwirthfchaftsbezirke Purkersdorf (Gabliger Antheil) eingelegten Berfuchsorte ftattfinden und da8 Gebäude, die Sammlungen und Verſuchsgärten der Anftalt befichtigt werben bürfen.

Um für die Beförderung per Bahn von Wien ab und retour, fowie für bie Aufnahme der bei der Ercurfion benöthigten Fahrgelegenheiten rechtzeitig Borforge treffen zu fünnen, wird höflichft erfucht, die Theilnahmsanmeldungen bis fpäteftens den 10. Juni I. 9. an die Direction der k. k. forftlichen Berfuchsanftalt in Maria- brunn bei Wien gelangen zu lafjen,

Programm: Sonntag, den 16. Juni: Abends '/,8 Uhr gefellige Zufanmen- funft im des Höteld „zum goldenen Kreuz“, Wien, VI, Maria: hilferftraße 99; dortſelbſt Bertheilung des Ercurfionsführere und Ausfolgung der Präfenzliften.

Montag den 17. Juni: 7 Uhr Früh Berfammlung am Weftbahnhofe zur Fahrt nad) Purkersdorf (Hauptftation) um 7 Uhr 25 Minuten.

284 Notizen. XI. Jehrgang

Dienſtag den 18. Juni: 7 Uhr Früh Verſammlung am Weſtbahnhofe zur Fahrt nad) Station Weiblingau-Habdersdorf um 7 Uhr 25 Minuten, Um 8 Uhr Plenarverfammlung und um 10 hr Generalverfammlung im großen Saale ber ie ran bes Herrn Pillwein in Hadersdorf.

Nach der Generalverfammlung gemeinfchaftliches Eſſen im anftogenden Reftau- rationspavillon oder »Öarten, und fodann Gang zur forftlichen Berfuhsanftalt in Mariabrunn.

Berhandlungsgegenftände ber XXIV. Plenarverfammlung: 1. Jahresbericht bes Präfidiums über die Thätigleit des Bereines. 2. Borlage des Rechnungsberichtes für das Jahr 1894 und des Caffapräliminares für das Jahr 1896, 8. Wahl des Bereinsgefchäftsleiters und Caſſiers. 4. Wahl von vier Ausjhußmitgliedern für bie ftatutengemäß ausfcheidenden Herren Ingenieur Karl Böhmerle, Forftrath Ludwig Hampel, Forftdirector Ludwig Prafh und Forſtmeiſter Victor Weiß. 5. Wahl eines Erfagmannes für ben ftatutengemäß ausfcheidenden Herrn k. k. Forflinfpections- commiffär v. Webern. 6. Wahl eines Erfagmannes für den die Wahl ablehnenden Herrn Forftmeifter Seidel, und zwar mit ber Functionsdauer von zwei Jahren, 7. Wahl zweier Rechnungscenforen. 8. Wahl des nädhftjährigen Berfammlungsortes und des Tocalgefchäftsleiters. 9. Anträge, welche 14 Tage vor ber Berfammlung angemeldet werben,

Berhandlungsgegenftände ber XXIII. Generalverfammlung: 1. Erläuternde Ausführungen zu dem bei der Ercurfion gefehenen Verfuchen, eingeleitet von Herrn f. k. Oberforftrath Yofef Friedrich. Referenten die Herrn Adjuncten der k. k. forft- lichen Berfuhsanftalt Karl Böhmerle und Dr. Adolf Cieslar. 2. Mittheilungen über die wichtigften Erfcheinungen des Jahres auf dem Gebiete des Forſt- und Jagdweſens. Referent Herr Forftmeifler Bictor Weiß. 3. a) Welche Mängel haften der gegenwärtigen Steuerbemeſſung und der berfelben als Grundlage dienenden Reinertragsberehnung des Waldlandes an, und welche Maßnahmen wären in Bor« ſchlag zu bringen, um eine fidhere und gerechte Grundlage zur Bemeſſung ber Beftenerung des Walblandes zu finden? Meferent Herr Karl Graf Haugmip. b) Haben Steuernachläſſe bei Hagelihäden im Walde eine Berechtigung, und welde Maßnahmen wären zu ergreifen, um dieſe Steuernadjläffe zu erwirken? Referent Herr Forftmeifter Alerander Siebeck.

XII. Generalverfamminng ded Steiermärfifchen TForftvereines am 22., 23. und 24, Juni 1895 in Leoben, verbunden mit einer Ercurfion in bie Baron Mayr-Melnhofihen Waldungen der Forſtbezirle Pfannberg und Goß.

Programm: 22. Juni: Ankunft der Theilnehmer in Frohnleiten. Um 6 Uhr Nachmittags Beſichtigung der Baron Mayr ⸗Melnhof'ſchen Sägeanlage, Holzſchleiferei und Pappendeckelfabrik in Abends geſellige Zufammenkunft im Salon des Hötel Fuchs,

23. Yuni: um

24. Iuni: Um 8 Uhr Vormittags Generale und Plenarverfammlung im ſtädtiſchen Rathhausfaale.

Plenarverfammlung: 1. Gefchäftlihe Mitteilungen. 2. Vortrag des Rechen— ſchafts- und affeberichtes für das Yahr 1894, fowie Beihlußfaffung über ben Boranfhlag pro 1896. 3. Bornahme der ftatutengemäßen Neuwahlen, und zwar: a) des Präfldenten; b) des zweiten Vicepräfidenten,; c) des Gentralgefchäftsleiters; und d) von fünf Ausihußmitgiedern. 4. Beftimmung des nädhftjährigen Berfammlungs- ortes. 5. Berathung allfälliger Anträge.

Generalverfammlung: 1. Mittheilungen über die am 23. Juni gemadten Ercurfionswahrnehmungen. (Referent: Herr Karl Sturmann, fürftlihd Schwarzen: berg'ſcher Forſtmeiſter in Murau.) 2. Welche Beobahtungen und Erfahrungen wurden im verfloſſenen Jahre in forftlicher Beziehung in Steiermark gemaht? (Referent: Herr Hermann Ritter v. Guttenberg, k. k. Oberforftrath und Landesforftinfpector

Juni 1895.) Handelsberichte. 285

in Graz.) 3. Das Wefen der Photogrammetrie und ihre Anwendung. (Referent: Herr Ferdinand Wang, !. k. Oberforftcommiffär und a. o. Profeffor an der Hoch— ſchule für Bobdencultur in Wien.) 4. Aenderungen im Walbbefige Oberfteiermarks, deren Urſachen und Einflußnahme auf bie forftlichen Verhältniſſe. (Meferent: Herr Georg Schmidt, freiferrlih Mayr-Melnhof'ſcher Yorftmeifter in Leoben.)

21. Berfammlung des Heffifhen Forftvereined am 17. und 18. Juni 1895 in Carlshafen.

Programm: Sonntag ben 16. Juni: Empfang der Theilnehmer auf dem Bahnhofe links der Weſer und Abends in der Eifenträger’fchen Reftauration, wo aud) eine gefellige Vereinigung ftattfindet.

Montag den 17. Yuni: Gigung von Bormittagg 8 Uhr bis Nachmittags 2 Uhr in der Reftauration von Eiſenträger. Nachmittags 3 Uhr gemeinfchaftliches Mittagefien im Hötel Brandes. Nah dem Mittageffen Spaziergang auf die Julius— Höhe. Abends gefellige Vereinigung in der Eifenträger'ihen Reſtauration.

Dienftag den 18. Yuni: Ercurfion in die Oberförfterei Dedelsheim.

Berathungsgegenftände: 1. Welche Bewirthihaftung in Bezug auf Wahl der Holzart, Beftandeserziehung und Umtriebszeit empfiehlt fi für den zur Laub— holznachzucht nicht geeigneten Buntjandfteinboden des hiefigen Bezirkes. Referent: Regierungs- und Forſtrath Söllig. Correferent: Forftmeifter Sprengel-Melfungen.

2. In welcher Weife find umfere Eulturen gegen Beihädigung durch Wild: verbiß zu fchügen. Referent: Regierungs- und Forſtrath Mühlh auſen. Correferent: Horftmeifter Hohenfee- Fulda.

3. Ständiges Thema: Mittheilungen über die Ergebniffe des Wirthſchafts— betriebes ꝛc.

Handelsberichte.

Aus Budapeſt. Holz. Weiches Schnittmaterial tendirt in der letzten Zeit in der rovinz etwas ſchwächer, während flir Budapeſt Fichtenſchnittmaterial gefragt bleibt. Wir notiren: ichtenſchnittmaterial 15° 4%," 9 bis 12“ 55 bis 64 kr., Tannenſchnittmaterial 15’ 4,” 9 bis

12“ 46 bis 52 fr. pro Wiener Eubilfuß Parität Budapeft; ſchmale Waare entfprechend billiger. Weiches Kantholz unverändert, zu 37 bis 42 fr. pro Wiener Kubiffuß ab hier. In Floß- holz find ſtarke Flöße gefucht, während ſchwächere Dimenfionen weniger beachtet bleiben, Für einzelne ſchöne Partien wurden bis zu 27 bis 29 fr. pro Wiener Eubitfuß ab Komorner und Graner Donauufer bezahlt. Eichen-Binderholz —— feſte Preiſe; Kleinholz Nr. '/, bis 5 hat jogar im Preiſe angezogen und ift in diefen Sorten, befonders an '/,* ftarter Waare, Mangel. Mittel- forten und Großholz find ebenfalls gefragt. Eichenjchnittmaterial in feiner trodener Waare geſucht. Wir notiren: Prima Parifer Waare zu fl. 54 bis 58, fecunda zu fl. 38 bis 45, prima Eichenboules fl. 48 bis 50, Erportfriefe fl. 40 bis fl. 43, Schmalfriefe fl. 35 bis 39 pro Eubit- meter PBarität Budapeſt. In Eichenjchwellen hält die Nachfrage bloß im Dimenfionen für Bahnen II. Ranges au, während erftrangige unverändert flau liegen, I. Ranges wurden mit fl. 1.55 bis 1.60, II. Ranges mit fl. 1.10 bis fl. 1.15 pro Stüd Parität Budapeſt gezahlt. In ruht derzeit das Geſchäft mangels jeder Nachfrage und ſind nachfolgende Preiſe zum Theil bloß nominell. Rothbuchenſcheiter fl. 68 bis 73, detto Rollen fl. 63 bis 67, Zerr— eichenfcheiter fl. 70 bis 74, betto Mollen fl. 64 bis 68, Weißbuchenſcheiter fl. TO bis 73. detto Rollen fl. 64 bis 68 inclufive Bubapefter Pflaftermauth pro 10.000 x, ab Bubapefter Bahnhöfen.

Danbenerport aus Trieft. Der Triefter Daubenerport ift im April 1895 auf die geringe Summe von 16,000 Stüd gefunfen, was gegen den April des Vorjahres eine Abnahme von 60.000 Stid bedeutet. Der Daubenerport aus Trieft, welcher einft einen jo großen Umfang beſaß, ift eigentlich faft vollftändig verſchwunden, während der Fiumaner Erport in fletem Auf- fhwunge begriffen if. Der Daubenerport aus Fiume betrug im April des laufenden Jahres 31/, Millionen Stüd, das ift um 1'/, Millionen mehr als im April 1894, Es find natürliche Berhältniffe des Handels und Berfchrs, welche diefen Wandel geſchaffen haben.

286 Perſonalnachrichten. Brieflafen. [XXT. Jahrgang.

Perfonalnadridten.

Ausgezeichnet: Simon Cosit, Bemeinde-Waldhliter in Dobropoljane (Dalmatien), durd) das filberne Verdienſtkreuz.

Ernannt, bezichungsweiie befördert: Im Bereiche der f. f. Staats- und Fonds güterverwaltung: Zu Forſt- und Domänenverwaltern in der IX. Nangsclaffe die k. k. Forft- affiftenten Anton Satierer für den Forſtwirthſchaftsbezirl Obervellach (Kuͤrnten, Emil Bracht!l für den Bezirk Fraffin (Bulowina), Moritz Seitner für den Bezirk Putna (Bulowina), Lud⸗ wig Semmler für den Forſteinrichtungsdienſt bei der k. k. Güterdirection in Czernowitz und Stanislaus Szezeécitiewiez unter einſtweiliger Belaſſung in feiner dermaligen Fiction als Lehrer am der k. k. Förſterſchule in Bolechsw; zu Forſtaſſiſtenten in der X. Nangsclafje die Forfteleven Dr, Adolf Stengel für den Bereich ber Forſt- und Domänendirection in Wien, Johann Nitter v. Bazant in Gmunden, Anton Dagonfsiy und Franz Bittner für den Bereich der E. E Giiterdirection in Czernowitz und Michael Janeczko, derzeit Hilfslchrer an der galiziichen Landesforftlchranftalt für den Bereih der Ef. Forft- und Domänendirection in Lemberg (Abtheilung 11). Alerander Horvath, fünigl. ungar. Forftdirector, zum. Oberforft- vathe. Koloman Törzs, königl. ungar. Oberforftmeifter, zum Forſtrathe. Eduard Mal- boban und Guftav Szepefi, fönigl. ung. Forftmeifter, zu Oberforftmeiftern. Hubert Ritter v. Fiscali, Graf Franz Thun'ſcher Oberförfter, zum Forftmeifter in Tefchen.

Verſetzt: Im Bereihe der k. 8. Staats- und Fondsgüterverwaltung: Die Forftmeifter Anton Gabriel Nawratil von Oberwilow (Bulowina) nad) Alt-Sandez (Galizien) und Carl Kieta von Pozoritta nad) Rewna (Bulowina); dann die Forft- und Domänenver- walter: Stefan Eipfer von Alt:Sandez nad) Rachin (Galizien), Carl Hlawin von Krasna nad) Strasa (Bulowina), Hilarion Kozak von Jakobeny nah Kraina, Carl Hettmer von Putna nad Fakobeny, Rudolf Strohal von Franzthal nad Oberwilow, Auguft Lugert von Newna nach Franzthal, Alfred Mihalowicz von Fraffin nad) Pozoritta, Franz Forſter von Czernowitz (Forfteinrichtungsabtbeilung der Güterdirection) nad) Watra moldawita (Bufowina), Rudolf Kobja von Wien (Forfteinritungsabtheilung des Aderbauminifteriums) nah Schwaz (Tirol) umd an deſſen Stelle Heinrid Karl von Weyer (Oberöfterreid)), bezicehungsmeife von der Forft- und Domänendirection in Wien. Auguft Guzelj, k. k. Forftinjpectionsadjunct, von Caſtelnuovo nad) Rudolfswerth.

Penfionirt: Bincenz Funke, Graf Franz Thun'ſcher Oberforftmeifter in Bodenbach, nad 50Jähriger Dienftzeit Über eigenes Anjuchen.

Geftorben: Anton v. Schouppé, Fürft Johann Liechtenftein’sher Forftmeifter i. P., am 11. Mai im 78. Lebensjahre in Littan. Wilhelm Freiherr v. Wangenheiw, k. k. emer. Profeffor der Landwirthichaft am der feinerzeitigen faif. landwirthſchaftlichen Alademie in Ungar.- Altenburg, am 15. Mai im 85. Lebensjahre in Wien. Heinrich Nahtmann, Fürft Thurn und Taxis'ſcher Forftmeifter, am 3. Mai im 57. Lebensjahre in Nidyenburg (Böhmen). - Daniel Hopinbrent, der befannte Botaniker und Blumenzüchter, am 30. April im 83. Lebensjahre in Hieting. Mois Robiczek, Graf Hoyos’scher Oberförfter in Hohenberg, am 29. Mai d. J. im 34. Lebensjahre.

—— Wr in S.; Dr. A. C. in M.; C. B. in

9; J. S. in 3 6( in G.; ‚in % (Schweiz); F. C. in W. (Böh-

men); 8.9. in G . (Miederöfterreidh): = 8. in ©. sn IM. in M. (Tirol);

er 4: M; L. H. WM, (Böhmen); A. G. m; FR. in K. (Tirol): eften Dan

Adreſſe der Nedaction: Mariabrunn per Weidlingan bei Wien. Adreſſe der Adminiftration: Wien, I. Graben 27.

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Berantw. Redacteur: - - Berlag ber k. u. k. Hofbuhhandlung Wilhelm Zrid. R. u. !. Hofbuchdruderei Karl Fromme in Wien.

Vertralblatt für das nelammfe Porſtweſen.

Drgan der R. k. forſtlichen Verſuchsanſtalt in Mariabrunn.

Einundzwanzigfter Jahrgang. Wien, Juli 1895. Siebentes Heft.

Ueber den SEſchenkrebs.

Bon Geh. Hofrath Profeffor Dr. Seh.

Im Februar 1891 wurden mir im Auftrage des König: lihen Preußifchen DOberförfters Herrn Eilers (zu Adenau in der Eifel) duch Herrn Forjtaffeffor A. R. vom Hof einige Eſchenabſchnitte von etwa 3 bis 6m Stärke und 15 bis 25 m Länge, an denen Krebsitellen (an einigen Stüden fogar zwei bis drei) von der Größe eines Markjtüdes wahrzunehmen waren, mit der Anfrage nad der Urſache dieſer Wucherungen zugejendet. Die Abjchnitte entjtammten einem durch natürliche Verjüngung entitandenen, etwa zwanzigjährigen, jehr dicht ftehen- den Eſchenhorſte des Schutzbezirles Aremberg. Standort: Dit: bang, circa 650m Meereshöhe; frifcher, Fräftiger, geröllreicher Bafaltboden.

Ich beantwortete die Anfrage im März 1891 vorläufig dahin, daß der Eſchenkrebs in der Regel entweder durch den Pilz Nectria ditissima Tul. oder durch eine Lausart (Chermes fraxini oder Aphis fraxini) erzeugt werde; im vorliegenden Falle liege aber vermuthlich eine pilzlihe Infection vor. Ich behielt mir jedoch mein endgiltiges Urtheil bis zu einer genaue- ren Unterfuhung vor.

Die Größe und Beicaffenheit der Wundftellen ergibt fid aus ber nebenftehend in halber Größe abgebildeten Figur 41. Der betreffende Ausichnitt zeigt drei Krebsitellen in Abjtänden von je 7 bis 8cm (von Mitte zu Mitte gerechnet). Der obere

Wuljt (a) ift intact geblieben; der mittlere (b) ift durch einen

7 De Zangentialjchnitt freigelegt; der untere (e) ijt dur zwei Ra— Abbildung in, der Dialjchnitte bis ins Centrum der Krebsjtelle jihtbar gemacht. matürl. Größe. Die bei diefen Ab-, beziehungsmeife Einſchnitten der Krebsjtellen b und ce auf dem Holze zu Tage getretenen eigenthümlichen, theils

nifchens, theils gangartigen Bertiefungen bradten mid auf den Gedanfen, daß die betreffenden rojettenartigen Gebilde durch Einbohrung des Heinen bunten Eſchenbaſtkäfers (Hylesinus fraxini Fabr.) zum Behufe der Weberwinterung erzeugt (jogenannte „Rindenrofjen”) fein könnten. Allein zunächſt wollte mir ihre Form zu der Geftalt der mir befannten Rindenroſen nicht recht paffen. Ferner pflegt diejes Anbohren doch mehr an freiitehenden, ſtärkeren, aljo älteren Ejchen zu erfolgen, während die Krankheit hier am dicht erwachſenen Junghölzern auf- getreten war. Auch ließ fi durch weitere Zerlegung der Wundjtellen in feine Scheiben. durdaus fein regelmäßiger Gang conitatiren. Endlid konnte ich das majjenhafte Auftreten der Krebsſtellen nicht redt in Einklang mit dem Fraße

Gentralblatt für dad gef. Forſtweſen. 20

288 Ueber den Eſchenkrebs. [XXI. Jahrgang.

des genannten Käfers bringen. Derjelbe fommt zwar an einzelnen Stämmen oft jo mafjenhaft vor, daß fih ein Gang an den anderen reiht (in unjerer Samm- lung befindet ſich ein derartiges prachtvolles Cabinetsſtück), allein im vorliegenden Falle war eine größere Anzahl von Eſchen, jede einzelne aber nur in geringem Grade befallen,

Ich jhicdte hierauf im Januar 1892 eine Anzahl kranker Abjchnitte an

Profeſſor Dr. Nitſche in Tharand mit der Anfrage, ob ihm die betreffende

tiheinung und Urſache bekannt ſei? In feinem bezüglichen Antwortſchreiben vom 4. Februar 1892 heißt es wörtlich: „Wirkliche ernſthafte Anhaltspunkte dafür, daß Ueberwinterungsgänge des Hylesinus fraxini die Urſache der überſendeten Eſchen— rindenroſen ſind, habe ich nicht aufzufinden vermocht, trotzdem ich das eine Stück in eine große Anzahl dünner (aber nicht milroftopifcher) Schnitte zerlegte .... Im Habitus weihen die in unferer Sammlung befindlichen Rindenroſen etwas von den Ihrigen ab. Bei den unferigen liegt das Holz nicht fo weit bloß. Auf Schnitten jehen aber unſere Rojen ganz ähnlih aus." Er fchließt mit dem Bemerken, daß er eigentlich nichts Rechtes zu jagen wiffe, während Judeich der Meinung jei, daß es ſich wohl eher um einen Pilz handeln dürfte.

Eine mikroſkopiſche Unterſuchung von dünnen Schnitten, an deren Bor» nahme ich natürlihd ſchon vom Anfang an dachte, glaubte ich deshalb unter: lajjen zu können, weil fi hieraus weder der zoologifche Thatbeitand feftftellen, noh aud bei dem Nachweiſe von Pilzmycelium der Beweis erbringen ließ, daß der Eſchenkäfer bei der Entjtehung nicht betheiligt fei.

Ich ſchrieb hierauf am 5. Februar 1892 abermals an die Königlich Preußiihe Oberförfterei Adenau, bemerkte, daß die betreffenden Berunftaltungen vermuthlih (dur Hylesinus fraxini erzeugte) Rindenrofen feien, und bat ihlieglih um neues Material, namentlih um ſolches, weldes die Anfangsitadien der Krankheit zeige. Infolge deffen langte mit einem Schreiben der Oberförfterei vom 7. Juli 1892 ein weiteres Bund frankhafter Eſchenabſchnitte, und zwar vor- züglid von jüngeren Theilen entnommen, ein. Ich ſchickte im Winter 1892/93 eine Anzahl ſolcher Abſchnitte an Herrn Oberforjtrath Friedrich nah Mariabrunn mit dem Erſuchen, durch den Entomologen an der f. f. Dejterreihifchen forft- lihen Verſuchsanſtalt conjtatiren zu laffen, ob die betreffenden Nindenrojen in der That vom Eſchenbaſtkäfer herrühren könnten? Hierauf erhielt ih Anfangs Februar 1893 vom Herrn Friedrich ein Schreiben, in dem es heißt: „Als Ur» jache der gütigit gefendeten Rindenrofen bezeihnet Wacht! mit Beitimmtheit dem Eihenbajtfäfer (Hylesinus fraxini Panz). Wachtl Hat denjelben aus jolden Rindenrojen gezogen. Diejer Baftläfer benügt auch früher beſchädigte Stellen, daher wohl die verjchiedenen Größen diefer Roſen. Bei der Kleinheit des Winter- quartiers und der Lebhaftigfeit der Ueberwallung kann es gewiß leicht vorfommen, daß die Spuren der Winterquartiere nachträglich nit mehr unterjhieden werden fünnen. Bei im Winter geworbenen Holzftüden kommt es dann lediglid darauf an, ob man zufällig NRindenrofen nad Haufe trägt, die abermals bemugt worden find.“

Ich hielt die Sache hiermit eigentlich für erledigt. Auch ſchien mir die Ver- öffentlichung des Falles nicht angezeigt, da die Erzeugung von Rindenroſen an Eſchen dur den genannten Käfer hinreihend befannt ift.

Yängere Zeit darauf fam mir aber ein Sonderabdrud aus der „Zeitſchrift für Pflanzenkrankheiten“ (III. Band, 4. Heft, S. 193 bis 199, im Verlag von Eugen Ulmer in Stuttgart) zu Geficht, welder eine von Herrn Frig Noad herrührende Abhandlung „Der Eſchenkrebs, eine Bakterienkrankheit“ enthält. Die diejer Abhandlung beigegebene Figurentafel (IV) zeigt in den drei Figuren 1, 2 und 3 drei Ejchenabjchnitte, die den aus der Oberförjterei Adenau geſchickten zum Berwedjeln ähnlich jehen. Das Herrn Noad zugegangene Material entjtammt

Juli 1895.) Ueber den Eſchenkrebs. 289

einem circa 25 großen, etwa 15jährigen Eſchenhorſte aus der Großh. Heſſiſchen Oberförjterei Feldkrücken (Diftriet Helle, in circa 600m Meereshöhe, Bajalıboden), in dem (mad der Ausſage des Herrn Oberförſters Dieffenbadh in Schotten) fein Stämmchen vorhanden, das nicht frebfig wäre. Herr Noad beſchreibt a. a. O. die Krankheit nad ihrem Verlauf auf Grund perjönliher Beobachtungen an Ort und Stelle ſehr ausführlid. Er fand bei mikroffopiiher Unterjuhung des die Lüden in dem muljtig aufgetriebenen Nindengewebe erfüllenden Schleims diejen dicht mit Bakterien erfüllt. Diejelben zeigten fi auch allenthalben in den Zwiſchen— räumen zwijchen den abgejtorbenen Parenchymzellen, wurden aber erjt bei dem Ausftrömen der Schleimmaffen als äußerft Heine, farbloſe Stäbchen deutlich erfenn- bar. Außer den Bafterienmafjen treten in dem Scleime aud einzelne farbloje Mycelfäden auf, deren Zugehörigkeit zu einer beftimmten Pilzſpecies nicht feit- geftellt werden fonnte. Unter Bezugnahme auf Profefjor Sorauer, der den Eſchenkrebs bereit8 in feinem Atlas der Pflanzenkrantheiten abbildet (Tafel 38) und in demjelben gleichfalls eine Balterienfrankheit vermuthet, jowie geftügt auf eigene Beobadtung, glaubt hiernah Noad die Balterien mit ziemliher Sicher— beit als SKrankheitserreger anfehen zu dürfen. Er wurde in diefer Anficht durd die Thatſache bejtärkt, daß mit frebfigen Aeſten verfehene Alleebäume (Eſchen) längs der Staatsſtraße von Grünberg nad Ulrichftein (im Vogelsberge) häufig mißfarbige Blätter und deformirte (einjeitig verdidte) WBlattjtiele aufweifen. In

- den auf den betreffenden Blättern befindlichen, fleinen, braunrothen Flecken,

bezicehungsmweife in den länglichrunden, rothbraunen Beulen der Blattjtiele fanden fi dieſelben Bakterien vor.

„Die Bakterien feinen zunächſt die Intercellularſubſtanz zu löfen und... in Schleim zu verwandeln... In ausgewahjenem Zuſtande find fie leicht gefrümmt, an den Enden abgerundet und jhwad verdidt.... Der Balteriens ſchleim quilit aus ben Krebsipalten leicht aus, wenn er mit Waffer in Berührung fommt. Er trodnet darn an der Luft, und die Balterien werden dur den Wind fortgeführt... . Ueber den Ort der Infection müfjen noch eingehendere Verſuche entjcheiden“ (Noad).

Die Zurücführung des Ejchenfrebjes auf Bakterien als primäre Urfade ift mir und wohl aud) den meijten Forfileuten neu. Dies in Verbindung mit dem Umftande, daß wohl nur wenigen Fachgenoſſen Gelegenheit zum Einblid in die „Zeitichrift für Pflanzentrantheiten“ gegeben ijt, veranlaßt mic zu dieſer Beröffentlihung. Ueber die Richtigkeit der Noack'ſchen Diagnofe können nur weitere Unterſuchungen durch Balteriologen entjcheiden. Dr. Karl Freiherr v. Tubeuf fchreibt hierüber in feinen „Pflanzenkranfheiten durch Fryptogame Parafiten verurſacht“ (Berlin, 1895, ©. 550): „Daß der Eſchenkrebs eine Balterien- krankheit fei, ift durch die Abhandlung Noack's nicht wahrjcheinlich geworden. Die Bakterien, welche derjelbe in den Zweigfrebjen...... nur im Sommer fand, find wahrſcheinlich zufällig und nachträglich im diefelben gefommen“.

Die Löfung der Frage nah der wahren Urjadhe muß ich den Botanikern, beziehungsweiſe Pflanzenphyſiologen, überlaſſen. In dem mir zur Verfügung ſtehenden Krebsmaterial ſcheint aber dem äußeren Anſehen nach Käferfraß wenigſtens mit betheiligt zu ſein. Durch das Aufplatzen der Rinde an den Krebs— ſtellen wird das darunter befindliche Holz ſeines natürlichen Schutzes beraubt; es vertrocknet und wird riſſig. Die entſtandenen Riſſe erleichtern dem Eſchenbaſt— käfer das Einbohren.

Weitere Beobachtungen und Mittheilungen über die jedenfalls intereſſante Erſcheinung ſind gewiß erwünſcht.

20*

20 Yablenangaben über ben Ertrag. (XX1. Jahrgang.

Bahlenangaben über den Ertrag von Mifhbefländen.

Bon Dr. Earl v. Siſchbach, Fürſt Hohenzoller'ſchem Oberforftrath in Sigmaringen,

Jede Anregung zu Gunften richtig gemiſchter Holzbeftände muß als will- fommen begrüßt werden, jo lange man fi in verjchiedenen Freien gegen die Vorzüge jolder Beftandesformen nod) ganz unempfindlich verhält und jo begrüßen wir mit Freuden die Abhandlung des Herrn Heinrih Ritter Korenz von Liburnau über diefe in Theorie und Praris immer nod viel zu jehr vernach⸗ läſſigte, hochwichtige, wirthſchaftliche Frage, zumal darin auch Anhaltspunkte in Zahlen gegeben werden, welche durch ihre Beweiskraft viel mehr überzeugen als die ſcharfſinnigſten Redewendungen und die bündigſt ausgeſprochenen General— regeln.

Die von dem Herrn Verfaſſer benützten Zahlen bewegen ſich nun ganz innerhalb der Grenzen, wie ſie in der Wirklichkeit angetroffen werden; aber ſie verlieren doch einigermaßen dadurch eiwas von ihrer Beweiskraft, weil eine reale Unterlage dafür nicht beigebradht worden ift; obgleich gerade von öſterreichiſchen Fachgenoſſen auf diefem fchwierigen Gebiete des forjtlihen Verſuchsweſens bis in die neuejte Zeit herein Hervorragendes geleiftet und ſehr werthoolles Beweis- material gejammelt worden ift, auf das man auch nod in fpäterer Zeit mit Nugen zurüdgreifen wird. Es mag darum hier gejtattet jein, die mir befannt gewordenen wichtigſten Verfuchsergebniffe unter Verweifung auf die Quellen wieder in Er» innerung zu bringen.

Allen voranzuftellen find die Erhebungen in den Forſten der Orbdens« herrſchaft Freudenthal,! welde freilih in einem Bude, das als Geſchichte betitelt ijt, faum gejucht werden. Sie verdienen aber aud deshalb allgemein befannt zu werden, weil fie nicht bloß den Einfluß des Mifhungsgrades, jondern auch den der Erpofition erfennen lajjen. Der auch jonjt nod um die Forſtwiſſen— ſchaft hochverdiente Altmeifter Pfeifer hat fih damit ein bleibende8 Denkmal gejekt und es verdient die auf Seite 266 der gedadhten Schrift mitgetheilte Tabelle die weitefte Verbreitung und allgemeine Beachtung.

Auf act vericiedenen Standorten find je zwei oder drei Verſuchsflächen aufgenommen worden und die Erträge des reinen Wichtenbejtandes mit denen der aus Fichten und Lärchen gemiſchten Beſtände verglichen, wobei aber aud der Zwiſchenbeſtand mit einbezogen wurde und die Unterſchiede nicht in Procenten berechnet find. Die nadfolgenden Berhältnißzahlen beziehen fi nur auf ben Hauptbejtand und zunächſt nur auf die Mifhung von Fichten und Lärden.

In einer „hohen Lage” (wahrjceinlid eine für die Lärche ungeeignete Frei— lage) ijt der Ertrag der gemiſchten Beſtände gegenüber den reinen je 40 Jahre alten auf 0°81, beziehungsweije auf 0'74 zurüdgegangen; ein anderesmal an einer jüdlihen Berglehne in 70jährigen Beitänden auf 92 und 68 Procent. Beidemale ergaben die ſtärker mit Lärchen gemiſchten Beftände die geringeren Majjen. Die gleihe Urjahe jcheint aud bei einem aus Fichten, Tannen und Lärchen gemiſchten Beitande ähnlich gewirkt zu haben; dod wollen wir auf dieje dreifah gemijchte Form nicht näher eingehen. Im Uebrigen find bei Fichten und Lärden durchweg höhere Erträge verzeihnet und zwar in haubaren und angehend haubaren Be- ftänden bis zu einem Mehr von 16 Procent; ferner in einem erjt 39jährigen Miſchbeſtande an füdliher Berglehne ſogar 60 Procent höher bei 74 Procent eingemijchter Yärchen und jogar 80 Procent mehr Maſſe bei 44 Procent Lärchen.

1 „Forfigefchichte der Deutichen Ritter-Ordens-Domäne Frendenthal” von Johann Pfei er Ritter v. Horftheim. Brünn. Rohrer's Verlag 1891.

Fuli 1895.) Bahlenangaben über den Ertrag. 291

Noch weitere, ſehr belehrende Zahlen erhalten wir über die Mifhung von Fichten und Buchen auf Seite 260 diefer Schrift, weil daraus die Stärke der einzelnen Stämme erfichtli ift, was einigen Anhalt gibt, um die Unterſchiede der Gelderträge beurtheilen zu können. In diefem Falle fanden ſich im 94jährigen reinen Fichtenbeitande pro Hektar 1033, in dem zum Bergleih genommenen ein Jahr älteren Miichbeftande 283m Buchen und 520m Fichten, zufammen alfo 803 /m oder 777 Procent des Maffenvorrathes im reinen Bejtande.

Hier müßte alfo nad dem Vorſchlage des Herrn v. Liburnau eine in diefem Berhältnig niedrigere Flähengröße in dem Zarationswerf vorgetragen werden, jo lange man nur die Holzmaffe zum Mafiftabe bei der Flächenreduction nimmt. E8 ergeben aber diefe Aufnahmen nod weiter, daß der Mittelftamm im reinen Beitande nur 188 m Holzgehalt hatte, während die Fichten in der Mifhung mit Buchen auf je 286m erftarkt waren, aljo einen bedeutend höheren Geldwerth hatten. In günftigen Abſatzlagen würde ein ſolch bedeutender Unterfchied im Maffengehalt des Mittelftammes den Preis des jtärkeren nahezu auf das Doppelte fteigern gegenüber dem fat um 1/m ſchwächeren Stamm des reinen Beſtandes, und es würde diefer hierdburdh von jenem bedeutend überholt. Rechnet man aber nur mit den auf Seite 308 u. ff. diefer Schrift aufgeführten Localpreifen unter Beachtung der Seite 320 angegebenen Nugholzprocente, jo wird man etwa fol- gende Beftandeswerthe erhalten:

Reine Fichten 1033 /m & 46 fl. 4751°8 fl. Fichten im Mifchbeftande 520m A 8 fl. 4160 : Buchen 283/m à 816 fl. 9906 fl. 51506 fl.

Der reine Beſtand iſt alſo weniger werth pro Heltar 398°7 fl. oder 83 Procent und um jo viel müßte denn aud die Fläche des gemifchten Beitandes größer genommen werben, wenn eine Ausgleihung der Peiftungsfähigkeit nad) dem Geld- werthe ftatizufinden hätte, während der Maßſtab des Diafjenertrages eine Flächen: berminderung von 223 Procent bedingen würde.

Ebendajelbjt gibt die angeführte Schrift noch weitere Beftandesaufnahmen von fünf mit Buchen gemifchten und einem reinen Fichtenbeftande; die diesfälligen Zahlen find aber nicht unmittelbar vergleihungsfähig, weil das Alter nicht genau übereinftimmt; doc läßt fi aber mit aller Sicherheit aus denfelben erfennen, wel auferordentlih günftigen Einfluß die räumlichere Stellung und die Vor: wichfigfeit der in die Buchen eingemifchten Fichten auf deren Sortimentsjtärfe ausübt. Am deutlichften tritt dies hervor in einem 130jährigen, aus 40 Fichten und 372 Buchen (pro Heltar) gebildeten Beſtande, worin erftere einen durch— fhnittlihen Holzgehalt von 7'29 /m pro Stamm erlangt haben. In einem 128jäh- rigen Beftande fanden ſich zwiſchen 358 Buchen 73 Fichten a 615 m pro Stamm; ein gleich altes, aber aus 107 Buchen und 187 Fichten gebildetes Miſchholz zeigte zwar einen größeren Mafjenvorrath und Zuwachs, die einzelnen Fichten— ftämme waren aber bedeutend ſchwächer und hielten bloß 5'21 m.

Außerdem find auch noh von J. Midlig nicht weniger belehrende Be- ftandesaufnahmen veröffentliht in feiner Beſchreibung des Ailtvatergebirges, welche ich ſchon früher in meiner „Praktiihen Forſtwirthſchaft“ Seite 225 benügt babe um nachzuweiſen, daß in Mijchbejtänden jelbjt bei geringerem Mlafjenertrage unter Umftänden eine höhere Geldeinnahme zu erzielen jei. Dort habe ich den reinen Beitand zu 10.285 ME, den gemifchten zu 11.180 ME. berechnet; bei den inzwifchen gejunfenen Brennholzpreijen wird der Unterjchied allerdings etwas geringer geworden fein. Auch im diefem Falle jteht der Miſchbeſtand in höherem Werthe, weil feine Fichten pro Stamm 2°88/m Durchſchnittsgehalt haben; die des reinen Beſtandes aber nur 1'89 /m.

Um aber aud nod den außeröfterreihiihen Mitarbeitern Rechnung zu tragen, müffen zunächſt angeführt werden die im Jahre 1843 veröffentlichten

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äußert belehrenden Verſuche Joh. Phil. Ernft Ludwig Jäger's, aus defjen Schrift „Die Land» und Forſtwirthſchaft des Odenwaldes“ (Darmſtadt, C. Dingeldey). In Nachfolgendem ſind die wichtigſten Ergebniſſe davon kurz zuſammengefaßt und es wird zugleich auch noch die Berechnungsweiſe Jäger's veranſchaulicht, welche nicht allzuweit von ber des Herrn Lorenz-⸗Liburnau's abweicht.

Im Gemeindewalde von Gunterfürſt, Forſtbezirk Erbach, fanden ſich auf ber Probefläche 1 im 54jährigen Kiefernwalde pro Morgen 410 Stämme mit 183°6 Quadratfuß Kreisflähe und 8163 Kubikfuß Maſſe (großherzoglich heſſiſches Maß).

Die zweite Verſuchsſtelle auf gleichem Standorte und ebenſo alt ergab 206 Kiefern mit 1177 Quadratfuß Kreisfläche und 4979 Kubikfuß Maſſe, dazwiſchen ſtanden 112 Birken mit 45*4 Quadratfuß Kreisfläche und 1763 Kubikfuß Maſſe.

Ein dritter rein mit Birken beſtockter Morgen, enthielt 203 Stämme mit 90*5 Quadratfuß Kreisfläche und 3480 Kubikfuß Maſſe.

Nun berechnete Jäger das Verhältniß der Kreisflächen der reinen Beſtände zu den Kreisflächen ber gleichen Holzart des gemiſchten Beſtandes, alſo für die Kiefer 183:6:117'7 100 :0°641 Birle 905: 454 = 100:0'502

1'143

Die gefundenen beiden Procentzahlen des letten Gliedes der Proportion zeigen an, daß die Leiftungsfähigkeit des gemiſchten Beſtandes um 143 Procent größer ift, als die der verglichenen reinen Beſtände; und es bewirkte aljo dieje Einmiſchung von Birfen genau ebenfo viel, wie wenn die Flähe um 14 Procent vergrößert, aber je nur hälftig mit reinen Beftänden beftocdt worden wäre. Neben ber Kreisflähe benütt der Autor auch noch die Maſſe als BVergleihungsmaßitab, womit er in diefem Falle aber nur 11 Procent Mehrleiftung des gemijchten Be- ftandes gefunden hat, was ihm jelber auffällig erjcheint, denn er jagt, es follten eigentlich die Ergebnifje beiderſeits übereinjtimmen.

Bon zwei weiteren SOjährigen Mifhbeftänden aus dem Erbader Stadtwald, weldhe mit drei gleichalterigen reinen Bejtänden in Bergleih genommen wurden, genügt es wohl vollftändig, die Schlußergebnifje nach den Kreisflähen anzuführen und zwar für Birken- und Siefernmifhung:

Kiefer 251°80 : 1876 100 : 0'745 Birle 10241: 324 = 100 : 0'316 1'061

Für Kiefern, Buchen und Birken: Kiefer 251°80 : 112°0 100: 0'444 Birfe 10241: 346 —= 100: 0'338 Bude 11647: 410 100 : 0'352

1'134

In einem Falle erhält man aljo 6, im anderen 13 Procent Mehrertrag; denn bier laufen Kreisflähen und Maſſen fuft ganz parallel. Bejonders beachtens— werth erjceint es, dat auch auf den minder guten Böden des Dpdenwaldes die Einmifhung der langjam warhjenden Buche eine jo bedeutende Steigerung der Productionsfraft herbeigeführt hat, was offenbar ihrem dichten Laubſchirm und ihrer bodenbefjernden Kraft zuzuſchreiben ift.

Eine neuere aus Heffen ftammende Vergleihung zwiſchen reiner und ge- miſchter Beftodung findet jih in den Verhandlungen der Verſammlung deutjcher Forjtmänner zu Darmitadt 1886 auf Seite 134 mitgetheilt; doc iſt dabei zu beadten, daß ein Theil des beim Mifchbeitande erzielten günftigen Erfolges auf Rechnung det Waldfeldeultur zu jchreiben ift, welcher er fein Entftehen verdankt, während der zur Vergleihung herangezogene Buchenbeſtand aus einer natürlichen Verjüngung hervorging. Diejer ftand im 44. Jahre und hatte einen Durchſchnitts-

Juli 1895] Befteuerung des Waldes, 293

zuwachs von 436m pro Hektar. Die zur Begründung des Mijchbeftandes

nötbhigen Buchenpflanzen wurden mit Ballen ebendafelbft ausgehoben und mit

gleich ftarken Eſchen und Eichen auf das Waldfeld verpflanzt. Die Nachbeſſerung

erfolgte 7 Yahre fpäter mit fehsjährigen baffenlofen Lärchen, jo daß zur Zeit der

Aufnahme diefe Holzart 28 Yahre zählte, die Bude 44 Yahre. Der Mifhbeitand

einen Durchſchnittszuwachs von 5’4 /m, gegen 486m pro Hektar beim reinen eftand; alfo ergab jener ein Mehr von 24 Brocent.

Weitere vergleichende Verſuche in der Piteratur aufzufinden, ift mir nicht gelungen, fogar in der fonjt ſehr empfehlenswerthen Monographie von Adolf Rörig „Die gemifhten Holzbeftände”, Berlin, Ernft Schotte 1867 ift nicht eine einzige Zahlenangabe zu finden. Auch die noch weit beadhtenswerthere Schrift Karl Gayer’s enthält, wie ih ſchon auf Seite 167 des Jahrganges 1887 diejes Blattes nachgewieſen habe, nur eine einzige Zahlenangabe über die Steigerung des Maſſenertrages bei einem Mifchbeftande aus Preußiſch-Schleſien, ohne daß dazu das Verhältniß, in welchem die einzelnen Holzarten vertreten find, dargejtellt wäre, fo daß alfo daraus nicht viel erjehen werden fan. Der Einfluß auf den Geldertrag ift faum angedeutet. Hieraus läßt fih ganz Mar erkennen, daß diefem widtigen Hilfsmittel zur Steigerung der Forfteinnahmen viel zu wenig Aufmerf: famfeit gefchenft wird; denn viele Fachgenoſſen betrachten nod immer die ganz reinen, möglichft regelmäßigen und dicht geichloffenen Beftände als das anzuftrebende höchſte deal des Forftbetriebes. Durch obige Zahlen läßt fich vielleicht der eine oder andere diefer Enthufiaften auf einen befjeren Weg bringen; vielleicht geben fie aud Anlaß zur Anftellung weiterer Verſuche und zu einer gründlicheren Auf— Härung diefes wichtigen ftatifhen Factors.

ur Frage der Beflenerung der Wälder.

Im fünften Hefte des laufenden Yahrganges dieſer Zeitjchrift gab Herr Forſt- und Domänenverwalter Franz Riebel feinen Anfihten „Ueber die Be- fteuerung der Wälder" Ausdrud und gelangte dabei zu Schlüfjen, welde ficher: ich in mehrfacher Beziehung dem lebhaften Widerfpruche der forftlichen Inter— effenten begegneten. E8 fjei mir nun und babei fühle ich mich in Ueberein- ftimmung mit der überwiegenden Mehrheit der Fachgenoſſen gejtattet, aegen einige Ausführungen des Herrn Riebel Stellung zu nehmen.

Der Grund und Boden unterliegt in Defterreih der Grundſteuer, welde 227 Procent des Bodenreinertrages betragen foll. Die Quelle der Be- ftenerung ift gejegli, aljo bloß der Boden ohne Rückſicht auf die Benügung des: felben. Wir müfjen uns alſo im Rahmen des Gejeges dagegen verwahren, daf, wie Herr Forſt- und Domänenverwalter Riebel es will, der Ertrag des ftehen- den Holzvorrathes befteuert, oder daß überhaupt die Qualität des Holzvorrathes bei Veranſchlagung des Bodenertrage® in Betracht gezogen werde. Mit diejer Anfiht finden wir uns in Uebereinftimmung mit den Grundjägen der Finanz: wirthſchaft, ebenſo wie mit dem Verlangen, dag der Einſchätzungsmaßſtab für den Ertrag der Delonomiegründe und der TForfte ein einheitlicher fei.

Daß wir uns heutzutage bei derlei Schägungsarbeiten nod) nit von der Nothwendigkeit, dabei die ftodende Frucht als Maßſtab zu Hilfe zu nehmen, un: abhängig machen konnten, Tiegt bloß in der Unzulänglichkeit unferes Wifjens im Gebiete der Bodenkunde; damit ift aber die Quelle ſchwerer Jrrthümer gegeben; wenn ein mit Weizen beftocdies Feld in einem Zeitpunfte günftiger Witterung oder in einem fruchtbaren Jahre überhaupt eingefhägt wird, jo wird dabei gewiß

294 Beftenerung des Waldes.

(XXI. Jahrgang.

ein höherer Bodenertrag als richtig erfheinen, al8 wenn das Umgefehrte der Fall wäre; und welche ausichlaggebende Rolle bei der Beurtheilung der Bonität eines Ackers nad) der Frucht die Bearbeitung, der Samen, die Düngung, die Vorfrucht fpielt, ift bekannt. Und ähnlich fteht e8 beim Forſte; die Beurtheilung des Bodens nad einer Lärdencultur kann zu Ueberjhäßungen führen, und wenn eine dem Boden nicht entfprechende Holzart den Bejtand bildet, können die be- denklihften Schäßungsfehler entjtehen.

Der einzig richtige Maßſtab für die Elaffificirung des Bodens wäre durd) die phyſiſche und chemishe Zufammenfegung des Bodens nad der einen Seite, durd die localen Netto-Marftpreije andererjeits zu bilden. Hier iſt nun der be fondere Umftand, welder nad der Anfiht des Herrin Riebel die thatjächlid bejtehende Ungleichheit in der Beſteuerung der Wälder faſt ausſchließlich ver- anlaft. Es handelt ſich nämlid um die Beſtimmung des Einheitspreifes für den nad der Eonftitution des Bodens als zutreffend gefundenen Durdichnittsertrag an Holz. Nimmt man allgemein, wie es daS geltende Gefeg vorſchreibt, den Preis des Brennholzes al8 Grundlage der Berechnung an, fo follen nad) Herrn Niebel die Brennholzforfte benadhtheiligt und die Nugholzforjte bevorzugt fein; ich finde aber dieſen Schluß nicht logifh: wenn der Holzertrag eines Brennholz- forjtes nah dem Durdichnittspreife des Brennholzes bewerthet wird, jo erſcheint doch damit der Befiter diejes Forftes nicht bemadtheiligt, fondern volllommen gerecht befteuert; daß aber die der Berehnung zu Grunde liegenden Brennholz« preife, wie Herr Riebel ausführt, zu hohe find, dafür Lönnen doc wohl die Befiger der Nutholziorfte nichts? Wenn alfo der Purfersdorfer Buchenwald zu hoch bejteuert ift, jo muß man logiicher Weife die Anpafjung der grundlegenden Brennholzpreife an die thatfählichen heutigen Marktpreiſe verlangen, nicht aber die Erhöhung der Steuer für die Nugholzforfte, wie die8 Herr Riebel ganz unverhohlen thut. Fühlt denn Herr Riebel nicht, daß mit der Beadhtung des Unter: ichiedes von Nutz- und Brennholz bei der Einfhägung implicite der Werth des Holzvorrathes im Nugholzwalde befteuert wird, im Breunholzforfte aber nicht? Wäre dies nicht dasjelbe, als wenn man bei Defonomiegründen den zufällig mit Weizen befteliten Ader höher claffificiren würde, als das nebenliegende Hafer: feld! Und wie ſoll man Waldblößen einjhägen?

Das öfterreihifhe Gejeg hat eben den allgemeinften Mafftab für die Bewerthung des Durdjchnittsertrages angenommen, als es den Werth des Brenn- holzes zur Grundlage nahm; die Gejeßgebung that dies nicht bloß in der Grund: jteuerfrage, jondern auch nod in jonftigen Beziehungen; fo kennt das Forſtgeſetz in feinem Waldjhadenerjagtarife bei ftehenden Stämmen nur eine „mittlere Brennholzſorte“.

Wenn es anders ſtünde, wenn die Cultur der Fichte an Stelle der Buche ſofort mit einem Steueraufſchlage verbunden wäre, würde einer ſtrebſamen Forſt- verwaltung eine neue Feſſel angehängt, was gewiß nicht im Intereſſe des Staates liegt, der doc die Vermehrung volkswirthſchaftlicher Werthe begünftigen ſoll. Wenn die k. k. Staatsforftverwaltung im Wienerwalde an der Erziehung der Buche fejthält, fo mag fie ihre befonderen Gründe dafür haben; ein privater Wald- befiger würde vermuthlich jhon jeit 50 Jahren das Laubholz an die zweite Stelle drängen und das Nadelholz begünjtigen.

Der Waldbefiter bringt dem Staate häufig ſchwere Opfer, indem er fich eine oft empfindliche Beſchränkung des Eigenthumsrechte® im Intereſſe der Allgemeinheit gefallen Laffen muß. Er ift nicht bevedtigt, aus dem Boden den nad Umſtänden größten Ertrag zu ziehen, fondern muß die Waldwirthihaft bei- behalten, wenn auch etwa eine Umwandlung des Waldes in Delonomiegründe ein» trägliher wäre, Der Ruf nad einer höheren Befteuerung der Wälder ift aljo ſchon aus dieſem Gefihtspunkte ein unberecdhtigter, er verliert aber völlig allen

Juli 1895.) Einfluß des Nonnenranpenfraßes. 295

Boden, wenn man die im öfterreihiihen Parlamente foeben in Verhandlung jiehenden Steuervorlagen in Betracht zieht.

Die vom Herrn f. k. Forft- und Domänenverwalter Fr. Riebel verlangte befondere Befteuerung der Nugholzforfte, beziehungweife die Bejteuerung der Wald- rente neben der Bodenrente wird in Kürze zur Thatjahe werden. Denn befannt- lich trifft die eben in Verhandlung ftehende Berfonaleintommenfteuer ſämmt— lihe, aus was immer für Quellen fliegende Einfünfte, aljo aud das Einfommen aus Grund und Boden. Jeder Einzelne wird aljo neben dem übrigen Einkommen auch die ihm etwa zufliegende Waldrente fatiren, und wenn fein gefammtes Ein- fommen fl. 600 überfteigt, bejteuern müfjen. Damit wird natürlich fofort das höhere Einfommen aus den Nutzholzforſten aud) jtärfer belaftet, als der niedrigere Ertrag der Brennholzwälder, und die Zinfen des Holzvorrathes werden ein Dbject der Beiteuerung. Würde man nun nad) dem Vorſchlage des Herrn Riebel ihon bei der Ginihägung der Bodenrente auf eine höhere Beſteuerung der Nutzholzforſte hinarbeiten, jo würden lettere ftatt doppelt gar dreifach beſteuert, denn fie würden unterliegen:

a) der Grundjteuer in bderjelben Höhe wie die Brennholzforfte;

b) der Befteuerung der Zinfen des Holzvorrathes dadurch, daß ein höherer

Einheitöpreis für den Durdhihnittsertrag angenommen wird und

e) der Berjonaleinfommenfteuer.

Daraus geht hervor, daß die von Herrn Niebel beantragte Berüdjichtigung der Holzart bei Einihägung des Bodenertrages eine durd nichts gerechtfertigte Mehrbelajtung der Nadelholzwälder gegenüber den Laubholzforjten bedeuten würde.

Uebrigens jcheint wenig Ausfiht auf eine weitgehende Neambulirung des Steuerfatajter8 zu fein, noch weniger aber dürften meines Erachtens die Grund» lagen der Einfhägung, bezichungsweije die Claffificationstarife in abjehbarer Zeit eine Abänderung erfahren. Die Neclamationen werden fih deshalb vorwiegend gegen die Einreihung eines Grundftücdes in eine zu hohe Zarifclaffe richten, die grundlegende Frage nad der Bewerthung des Durchſchnittsertrages dürfte aber vorläufig einer neuerlihen Berathung nicht zugeführt werden.

Eentraldirector 2. Hufnagl.

Finfluß des Nonnenraupenfraßes auf den Zuwachs.

Bekanntlic bildete das dem hiefigen Gutsförper angehörige Revier Trſchitz den zweitgrößten Fraßherd der Nonne in Mähren, und hatte die Verheerung durch diejes Injeft im Jahre 1891 ihre größte Antenfität erreicht, worauf jelbe 1892 bedeutend abnahm und im Jahre 1893 ihren völligen Abſchluß fand.

Hierbei iſt zu bemerken, daß es infolge der rechtzeitig und mit größter Energie angewendeten Mafregeln, namentlih aber infolge der Tiefleimung, gelang, die befallenen Bejtände zu retten, indem nur das eigentlihe Centrum des Fraß— berdes mit einer Flähe von 3:00 ra zum Abtriebe gebracht wurde, welch letterer aber ſtrenge genommen ebenfalls nicht nöthig geweſen, da der Beitand in diefer Dertlichfeit nur ftärfer befreien, aber feineswegs getödtet war und fid) aller Wahr: icheinlichfeit nad ebenfo wie jeine Umgebung völlig erholt hätte, zumal die abge- triebene Beftandespartie einem circa fünfzigjährigen, auf gutem Boden ftodenden und jehr wüchſigen Fichtenbeitande angehört hatte.

Ohne jedoch die Reflerionen in der Hinfiht, ob es möglich gewejen wäre, den fraglihen Beitandestheil zu erhalten oder nicht, weiter ausſpinnen zu wollen, möchten wir ung fofort dem eigentlihen Hauptzwede bdiejer feinen Abhandlung

296 Einfluß des Nonnenraupenfrafes. (XXI, Jahrgang.

zuwenden, welche einen &egenjtand betrifft, der vielleicht genug des Intereſſanten darbietet, um der Deffentlichleit überantwortet zu werden.

Bei der erheblihen Yntenfität, mit welcher der Nonnenfraß in dem genannten Reviere, vornehmlich aber in dem joeben erwähnten FFichtenbeftande, der den Aus: gangspunft der ganzen Calamität bildete, geherrſcht hat, mußte fi, nachdem es uns gelungen war, die befallenen Bejtände am Leben zu erhalten, unwillkürlich die Frage aufbrängen, welche Wirkung der ftattgehabte Fraß auf den Zuwachs der befrefjenen Bäume ausüben wird, denn wenn auch mit voller Berechtigung zu vermuthen war, daß die dur den Fraß herbeigeführte anjehnlihe Vermin- derung ber alfimilirenden Organe nicht fpurlos in Bezug auf ben Lebensprocek und die Wuchsleiftung der ergriffenen Beitände vorübergehen dürfte, fo war man fi doch keineswegs über das Maß diefer jhädlihen Einflußnahme im Klaren.

Behufs Löfung der aufgeworfenen Frage haben wir Anfangs März den Stämmen des am ftärfften befallenen, im Vorangehenden bereit$ tangirten. Fichten- beftandes einige Bohrjpäne entnommen und diejelben einer näheren Unterſuchung unterzogen.

Ehe wir jedoh an die Mittheilung der diesbezüglihen Reſultate fchreiten, möge es uns gejtattet fein, einige die Beſtandesbeſchaffenheit, dann die Beitandes- behandlung und die Antenfität des Fraßes näher carafterifirende Bemerkungen vorausſchicken zu dürfen.

unächſt die Beftandesbeichaffenheit anlangend, fo hätten wir die bereits im biejer Safıdı gemadte Bemerkung dahin zu ergänzen, daß der fraglidhe, einer dichten Pflanzung entftammende Fichtenbeſtand, welcher den Angriffen ber Nonne im höchſten Maße ausgeſetzt war, auf einem jehr tiefgründigen, frijchen und kräftigen Lehmboden mit fanfter nordweftliher Abdahung ftodt, daß derjelbe zu Beginn der Calamität ein Alter von circa 50 Jahren bejeffen und daß er dur vorzüglihen Wuchs und ſchöne Ausformung ausgezeichnet ift, welch letzteres Moment au durch die Thatſache näher illuftrirt werden dürfte, daß diefer Beſtand eine durcfchnittlihe Höhe von 18 bis 20m und eine Holzmafje von 330m pro Hektar befigt, daher er unter Zugrumdelegung der Feiſtmantel'ſchen Beftandes- tafeln zwifchen die IV. uud V. Bonität rangirt.

Der betreffende Beftand ift nahezu aus reinen Fichten aufgebaut, indem nur einige vereinzelte Kiefern und bie und da auch eine Lärde in demſelben vorfommen.

Er ift das letztemal vor Ausbruch, beziehungsmweife zu Beginn der Nonnen- verheerung in den fahren 1888 und 1889 ziemlich kräftig durchforftet worden, wobei er eine Maffe von 34m pro Heltar geliefert hat; da aber noch einige zwijchenftändige Beftandeselemente nad diefer Durdforftung verblieben waren und da weiterd aud einzelne der gering mitherrichenden Stämme nur eine recht bürftige Kronenentwidelung aufwieſen, daher die Vermuthung vollkommen begründet war, daß dieje Beitandesglieder durd die Nonnenraupe völlig kahl gefreffen und bierdurd; der Vernichtung preisgegeben werden dürften, jo wurde zeitig im Früh— linge des Jahres 1891 abermals eine Durdforftung des in Rede jtehenden Beitandes vorgenommen, welche noch eine Maſſe von 17m pro Hektar ergeben bat und mobei die der ftarfen Durdforftung gezogene Grenze injoferne über: ſchritten worden ift, als, wie bereit8 erwähnt, aud) einzelne gering mitherrfchende Stämme von bejonders fhwaher Bekronung, die man fonft bei Ausführung der ftarfen Durdforftung zu referviren pflegt, der Art überantwortet wurden, daher der durchforftete Beſtand jhon mehr das Bild eines fhwaden Lihtungshiebes, als jenes einer ftarfen Durdforftung, dargeboten hat.

Es konnte diejer ftärfere Eingriff in das Beſtandesleben umjomehr gewagt werden, als der Boden vom jehr guter Befchaffenheit, als weiters der Beſtand fein 50. Lebensjahr und hiermit nahezu den Eulminationspunft erreicht hatte, als

Juli 1896.] 5 Einfluß des Nonnenraupenfraßes. 29

ferner berjelbe einer mit achtzigjährigem Umtriebe ausgeftatteten Betriebsclafje angehört und als endlich die Yage des Beftandes eine gefhügte, daher Beſchädi— gungen durh Stürme faum zu befürdten waren.

Nah Skizzirung der Beitandesbefhaffenheit und Beftandesbehandlung in legterer Zeit mun zur Intenſität des dur die Nonnenraupe bewirften Fraßes übergehend, wäre zu bemerken, daß ſich der Fraß im großen Durdfchnitte auf circa 0:33 ber Benadelung erſtreckt hat, wobei jedod die Stämme mit bejonders gut und kräftig entwidelten Kronen bei ihrem großen Blattreihthum eher in etwas geringerem, jene mit minder gut entwidelten Kronen jedodh in einem etwas höheren Maße ihrer Nadeln beraubt worden find, jo daß ſich die Grenzen für die Verminderung der Benadelung einerfeitS mit etwa 030 und andererſeits mit circa 0°40 feitftellen laſſen, ohne jedoch die Thatiahe auszufchließen, daß bei einzelnen Bäumen, namentlich folden in der Umgebung des Fraßcentrums, bie Beihädigung nod etwas über diefe Maximalgrenze hinausgegangen, während fie bei den Randftämmen wieder um etwas unter der Minimalgrenze verblieben ift.

Am Allgemeinen dürfte jedoch die Annahme, daß 0'33 der Belaubung bes in Beiprehung jtehenden Fichtenbeftandes der Nonne zum Opfer gefallen find, als richtig zu bezeichnen fein und möchten wir der Feſtſtellung dieſes Yntenfitäts- grades deshalb eine ganz bejondere und hervorragende Wichtigkeit vindiciren, weil derjelbe, wie leicht begreiflih, in erfter Linie dad Maß der jhädlichen Ingerenz bedingt, welde die Nonnenraupe auf den Zuwachsgang und die weitere Ent- widelung des angegriffenen Beftandes auszuüben im Stande war.

Nahdem nun aber der in Rede ftehende Beftand zu Beginn und während der Fraßperiode kräftig durchforjtet worden, wobei demjelben die jehr anfehnlide Maffe von 34 + 17 = 51m pro Heltar entnommen wurde, jo könnte fich vielleicht die Vermuthung geltend machen, das der Effect diefer Durcforftung die Herab- drüdung des Zuwachſes infolge Fraßes der Nonnenraupe theilweife oder völlig zu paralyfiren vermodte, jo daß die unmittelbar vor und nad der Fraßperiode erfolgten Zuwadhsgrößen einander nahezu congruent wären.

Ob man fi bei Suppofition einer folhen Vermuthung auf richtiger oder faljher Fährte befinden würde, wollen wir vorläufig jedoch nicht erörtern, weil dies dem Mejultate der vorgenommenen Unterfuhung vorgreifen hieße, das wir nun, nachdem wir mit wenigen Worten die Beihaffenheit und Behandlung des Beftandes, jowie die Fraßintenfität gefennzeichnet haben, mit möglichfter Kürze dar+ legen wollen.

Zum Behufe diefer Unterfuhung find von 15 Fichten mit Hilfe des Preßler'ſchen Zuwachsbohrers Bohrſpäne entnommen worden; da jedoch Jämmtliche Bohrſpäne in Uebereinftimmung eine Zuwadhsabnahme infolge des Fraßes dar- gethan Haben, jo wurden nur an act derjelben mit möglichſter Genauigkeit die legten Jahrringe gemefjen, infoweit jelbe nämlich Hinfichtlih der Breite von den vorhergehenden Jahrringen divergirten, woraus fih auch erflärt, daß die Anzahl der gemefjenen Jahrringe feine conftante, indem beiſpielsweiſe der fünfte Yahrring beim Stamme Nr. 1, dann ber fiebente Jahrring beim Stamme Nr. 2 u. f. w. durch eine andere und zwar größere Breite, als die ihm folgenden legten vier, beziehungweije ſechs Yahrringe ausgezeichnet waren; aud wurden felbjtverftändlic die rindenfreien Durchmeſſer mit möglichſter Genauigkeit beftimmt.

Was die Auswahl der zu unterfuchenden Bäume anbelangt, fo glaubte man jelbe theils der herrſchenden Stammclafje entnehmen zu jollen, um ſich die Ueber: zeugung zu verſchaffen, weldhen Einfluß der Fraß ſowohl auf die erftere als legtere Stammelategorie geübt hat.

Bon der Unterfuhung der gering mitherrfhenden Bäume wurde aus dem Grunde abgejehen, weil diefe Stammclafje, da in dem bezüglichen Beſtande nicht

298 Einfluß des Nonnenraupenfraßes. [XXT. Jahrgang.

eigentlich eine ftarfe Durdforftung, fondern vielmehr ſchon ein ſchwacher Lichtungs— hieb inftallirt worden war, nur in verhältnigmäßig geringer Menge vertreten ift.

Obſchon die bloße Vergleihung der gemefjenen Yahrringbreiten in den Perioden vor und nah dem Fraße den eclatanten Nachweis erbringt, daß nad) den Fraße die Jahrringbreiten trog der kräftigen Durchforſtung zurüdgegangen find, daher eine Verminderung des Zuwachſes infolge des durch die Nonne bewirften jchädlihen Eingriffed in das Bejtandesleben ftattgefunden hat, jo glaubten wir uns doc hiermit nicht begnügen, jondern auch die Stärfen- und Mafjenzuwachsprocente der einzelnen unterfuhten Bäume nad und vor dem Fraße ermitteln und jelbe in eine Parallele ftelen zu follen, um über das ziffermäßige Maß der Zuwadhsverminderung Aufſchluß zu erhalten.

Zu dieſem Behufe haben wir denn auch die beiderſeitigen Stärkezuwachs— procente nach der bekannten Preßler'ſchen Näherungsformel entwickelt und hieraus, da der Höhenzuwachs noch immer als ein voller anzuſprechen iſt, durch Multipli— cation mit 9/3 das Maſſenzuwachsprocent abgeleitet.

Um die gefundenen Factoren in einer überjichtlihen und bequemen Weije zur Anfhauung zu bringen, möge es uns gejtattet fein, das nachjtehende Heine Tableau beizufügen.

I% 1 * 5 828 ‚Breite der ge- | Stärkenzu— Maffenzu- Sl mefienen Jahr.) | SE Bezeichnung E52 |5 „| ringe in m | wadhsprocent | wadhsprocent 25 2288 | Sm der Bel, &| E pr E IE es |.2128 1832882 352882188» #8; 53 I S "Esel Earta en * Er E Fe Fe Fe ne = - ei a ce | d| e I| g h i.I-& nn ln 1 | * 1 Herrſchend . .... 18 4 | 08 | 120 | 1114 | 180 | 3742 | 540 2 Herridend ..... 22:20 6 | 1:10 | 120 | 085 | 0:97 || 255 | 291 3 | Borherrf—hend . . . . || 27 4 | 120 | 1:30 | 114 | 129 | 342 | 387 ) a Herrſchend ..... 2140| 5 | 100 120 095 | 121 285 363 5 | Borherrfhend . . . .|| 26001 5 | 1:40 | 1:80 —9— 152 | 330 | #56 6 Herrſchend ..... 2140| 5 ) 080 | 0:90 | 076 | 089 | 228 | 2:67 7: Herrſchend ..... 10.40] 5 | 095 | 1-00 || 1700 | 111 | 3:00 | 3:33 8 | Borherrfihend . . . . 2620 5 | 2:00 | 2:00 || 1:58 | 1:72 | 474 | 516 | i J Summa... 2666 | 3153

Wie aus dieſer Tabelle mit völliger und unanfechtbarer Klarheit hervor— geht, hat das Maſſenzuwachsprocent in der Periode nach dem Nonnenraupen« frage bei allen unterſuchten Bäumen eine nit unerheblide Herabminderung er: fahren, die zwijchen 0:33 bis 198 jhwankt und beim Baume Nr. 7 am Eleinjten, beim Baume Nr. 1 aber am größten ift.

Würde man das durchſchnittliche Maffenzumaheprocent nad und vor der

Fraßperiode entwideln, fo würde erfteres mr 3:19 Procent und letteres

3153 . 59 Procent betragen, daher ſich eine Differenz von 075 Procent

ergeben; da jedbod bei dem Baume Nr. 1 eine geradezu auffallende Differenz

Juli 1895.] Einfluß des Nonnenraupenfraßes. 299

in den beiden Mafjenzumadjsprocenten zu Tage tritt, die höchſt wahrſcheinlich nicht allein nur in dem NRaupenfraße, jondern aud in anderen Umftänden be- gründet fein mag, jo dürfte es fih empfehlen, das Mafjenzumahsprocent diejes Baumes aus der Durhihnittsberehnung zu eliminiren und würde fih dann ein

Maffenzumahsprocent für die Periode nad dem Fraße von 316 Pros ; 1 cent und für jene vor dem Fraße von 3:73 Brocent herausjtellen, da-

ber nur eine Differenz von 0°57 Procent zu verzeichnen wäre.

Wenn wir und nun nad Darlegung der gefundenen Reſultate, die, weil nur aus einer verhältnigmäßig geringen Anzahl von Erhebungen hervorgegangen, feinesmwegs als volltommen verläflihe Werthe, jondern vielmehr nur als bloße für unfere Zwede jedoch braudbare Näherungsgrößen bezeichnet werden fünnen, erlauben dürfen, einige Schlußfolgerungen aus denjelben zu deduciren, fo dürfte zunächſt die bereitS früher tangirte Vermuthung, al8 würde etwa der wuchs— belebende Effect einer kräftigen Durchforſtung, beziehungsmweife eines ſchwachen Lichtungshiebes die nadhtheilige Wirkung des Nonnenraupenfraßes, vorausgejekt, daß dem legteren etwa 033 der Benadelung zum Opfer gefallen find, gänzlich zu paralyfiren vermögen, als eine völlig verfehlte zu charafterifiren fein, da in unjerem Falle de facto eine Zumwadhsverminderung die Folge des Fraßes ge: wejen, objhon der fragliche Beſtand unmittelbar vor und während der Fraß— periode in einer ſehr intenfiven Weife durchforjtet worden ift.

Ob eine ſolche Durdforftung aber im Stande ift, den ſchädlichen Einfluß de8 Raupenfraßes abzuſchwächen, hierüber vermochten wir uns feine Ueberzeugung zu verſchaffen, da jämmtliche im hiefigen Waldgebiete durd) die Nonne im höheren Maße befrefienen Bejtände zum Theile vor, zum Theile aber während des Fraßes der Durdforftung unterzogen worden find, jedod dürfte die Anjhauung fiherlih nicht al8 unbegründet zurüdzumweifen fein, daß die Durcforftungen immerhin geeignet fein mögen, eine wohlthätige Influenz in diefer Beziehung zu üben, wobei wohl aber von der Prämiffe auszugehen fein dürfte, daß die— jelben nicht erft im aflerlegten Momente, fondern jchon eine angemeffene Zeit vor dem Naupenfraße zu practiciren find, weil fie font nicht in ihren Wirkungen zu rechter Geltung zu fommen vermöchten.

Daß die Durdforftung im unſerem Falle jcheinbar gar feinen Effect zu äußern im Stande war wir jagen jheinbar, weil jelbe ja möglicherweiſe doch die dur den Fraß herbeigeführte Herabdrüdung des Zuwachſes in einem gewiſſen, wenn auch nicht meßbaren Grade gehindert haben dürfte —, fann mit Rüdjiht auf die vorangelafjenen Ausführungen wohl nit gar jo jehr befremden, wenn man erwägt, daß diefe Mafregel der Bejtandespflege ebenfalls erjt in allerlegter Stunde in Anwendung gebradht worden ift.

Wenn der Nonnenraupenfraß nun aber jhon troß einer Fräftigen Durchforſtung und trogdem die Fraßintenfität bei dem in Beſprechung ftehenden Fichtenbejtande noh lange nicht die äußerſte Grenze erreiht hatte, den Zuwads in einem nennenswerthen Mafe zu reftringiren vermochte, um wie viel mehr müßte legterer erft herabfinfen, wenn die befallenen Bejtände in einem zu dichten Stande belajjen oder wenn der Fraß eine noch höhere Intenſitätsſtufe erjteigen würde, voraus— geſetzt, daß die betreffenden Beſtände unter ſolchen Umftänden fi überhaupt noch am Leben zu erhalten im Stande wären und nicht der Verwüſtung anheimfallen.

Dieſes Bild bis ins Detail ausmalen zu wollen, dürfte jedoch überflüſſig jein, und glauben wir es daher dem gechrten Lejer überlafjen zu jollen, diejen Gegenſtand weiter zu verfolgen.

Zur Bervollftändigung unferer Meinen Mittheilung hätten wir nur noch beizufügen, daß der im verflofjenen Jahre angejegte Jahrring bei allen Bohr-

300 Einiges über den Waldftraßenban. (XXI. Jahrgang.

fpänen bereits eine Heine Erbreiterung gegenüber den vorhergehenden Yahrringen aufweift, daher mir Rückſicht hierauf die Concluſion berechtigt fein dürfte, daß die Folgen des Fraßes bereits allmälig zu ſchwinden beginnen und der Zuwachs des von der Nonne befreffenen Beftandes in nächſter Zeit wieder eine Steigerung erfahren werde.

Dean könnte diejer Argumentation wohl allerdings die Anſicht entgegen- halten, daß die größere Breite des legten Jahrringes vielleicht nur in den Witterungs- verhältniffen des verflojjenen Jahres begründet fein möge und daß es daher nicht angehe, jhon aus der Erbreiterung eines einzigen Yahrringes die Folgerung ableiten zu wollen, daß eine völlige Erholung des gejhädigten Beftandes baldigit zu gewärtigen fei und daß daher von nun aud der Zuwachs wieder einen Auf- ſchwung nehmen werde.

Obſchon ein folder Einwand unter gewifjen Umſtänden immerhin geredhtfertigt fein könnte, jo dürfte ihm dennoch im vorliegenden Falle eine jede Begründung durch Hinweis auf die Thatſache zu entziehen fein, da der Boden im verfloffenen Jahre bei dem Mangel jeglicher Winterfeuchtigfeit ſtark ausgetrodnet geweſen und daß daher die ziemlich gut vertheilten und auch genügend ausgiebigen Nieder- ſchläge wohl diejen Uebeljtand einigermaßen zu janiren, fonft aber feinen befonders marlanten Einfluß auf den Zuwachsgang auszuüben vermocdten.

In Anſehung deſſen glauben wir daher an unferer, eine allmälige Zuwachs- fteigerung in der nächſten Zeit in Ausficht ftellenden Anſchauung feithalten zu follen und zwar dies umjomehr, als ja doc alle in ihrer Wechjel- und Gejammt- wirfung auf die Erholung des Beftandes influirenden Factoren, jo namentlich die gute und friſche Bodenbejhaffenheit, die dem Bejtande bei feinem verhältnigmäßig noch nicht hohen Alter und feiner fräftigen Entwidelung innewohnende beträchtliche Vitalität ꝛc., dafür ſprechen, daß diefe völlige Erholung eheftens eintreten und daß ſelbe, als mit ihr im Connexe ftehend, aud eine auffteigende Wachstums: bewegung des Beitandes im Gefolge führen werde,

Indem wir diefen Ausführungen noch beifügen wollen, daß der mehr- beſprochene Beitand ungeachtet der momentanen Zurüddrängung feiner Wuchs— energie durh den Fraß der Nonnenraupe doch noch mit dem immerhin recht anjehnlihen Weifeprocente von 3°5 arbeitet, fünnen wir füglich unfere beicheidene Enunciation fließen, wobei es uns noch geftattet fein möge, dem Wunſche Aus- drud zu geben, daß der mit großen Anjtrengungen vor der Verheerung durch die Nonne bewahrte und von jchwerer Mühſal heimgejuchte Beftand nun ungeftört und freudig bis zu feinem dereinftigen Abtriebe fortgrünen und gedeihen möge.

Friedrich Baudiſch,

Forſt- und Domänendirector.

Finiges über den Waldſtraßenbau, insbeſondere über den Straßenbau in forſtlicher Figenregie.

Bei allen größeren Bauten, feien es Eifenbahnen, ſeien es Straßen oder fonftige größere Briugungsobjecte, ijt gegenwärtig die Gepflogenheit vorherrſchend, den Bau durch fogenannte Unternehmer nad irgend einem Vergebungsmodus (Baufhalbetrag, Einheitsjäge ꝛc.) ausführen zu laffen. Es baut nicht felbft der präjumtive Eigenthümer des Objectes diejes letztere, fondern er läßt es durch einen Bejtellten herſtellen. Ich will zwar nicht behaupten, daß felten die Frage aufgeworfen und eingehend ventilirt werde, ob nicht in einem gegebenen Falle

Juli 1895.) Einiges;über den Baldfiraßenban. 301

die Bauführung in Eigenregie vortheilhafter und angezeigte, d. i. aljo ob nit die Erftellung des Bauobjectes direct dur den Eigentümer des Dbjectes am Blage wäre. Aber ich möchte nur conjtatiren, daß Unternehmerbau id) babe da jelbftredend nur größere Bauten im Auge die Regel ift. Derjelbe ift allerdings in vieler Beziehung bequem. Man hat wenig Nechnereien, man hat mit einer firen von vorneherein genau firirten Koftenfumme zu thun, wälzt das Rifico zum größten Theile ab u. ſ. w., doc jcheint mir der Eigenbau in vielen Fällen weit mehr Berechtigung zu haben und weit mehr Vortheile zu bieten, als der lUnternehmerbau. Speciell im Forſtweſen ift die aufgeworfene Trage von bejonderer Bedeutung, weil man infolge der Berfeinerung der Forſtwirthſchaft, infolge der überall entftehenden allgemeinen Communicationsanftalten (Eijenbahnen, Schifffahrt, verbefferte Land» und Bezirksſtraßen ꝛc.) und infolge der Einficht, daß die älteren forftlihen Bringungsmethoden (ZTrift, Rieſen zc.) relativ hohe Dpfer bedingen, gegenwärtig im praftifchen Forftdienjte des Staates und in jenem größerer Private bejtrebt ift, die Ausbringung der Forftproducte lediglich auf guten Waldſtraßen im Winter oder au im Sommer zu ermöglichen.

In legterer Zeit wurde in der Fachliteratur jo Manches über Tracirung, Projectirung, Brüdenconftructionen u. |. w. von verjdiedenen Autoren veröffent- licht, jo daß es angezeigt fein mag, auch einige Gedanken aus der Praris über die Ausführung forftlicher, jpeciell Straßenbauten, bier niederzulegen.

Die gedadten Beitrebungen, Waldftraßen zu errichten, nahmen in den öfterreihifchen Alpenländern und bei manden böhmiſch⸗mähriſchen Großgrundbefigern vor circa 15 bis 20 Jahren im merkbarer Weife den Anfang und jehen wir beifpielöweife, daß gegenwärtig aud in den übrigen cisleithanijchen Ländern dieſe Beftrebungen eine greifbare Form erhalten. Umverfennbar ift dabei immer die Thatſache, daß gute Waldftraßen einerjeits eine Folge der allgemeinen Auf- ſchließung eines Gebietes durch Eifenbahnen ꝛc. und andererjeits eine ‘Folge der no immer herrſchenden Holzpreisfteigerung find, welche nad Anficht vieler Autori- täten nod lange nit den Höhepunkt erreihen wird,

Ich erinnere an die Entftehung hervorragender Waldftraßenbauten im Ter⸗ novanerwald, in Tirol, insbejondere im Achenjeegebiete, desgleichen an den Wiener: wald, an das Salzlammergut (Rinnbachſtraße zc.), dann an die privaten Straßen: bauten in Böhmen (befonder8 bei Schwarzenberg und Buquoy) u. ſ. w.

Die fih mehrenden Straßenbauten und Hohbauten hatten zu Beginn und in der Mitte der Achtzigerjahre auch das Bedürfnig nad einheitliher Ausführung, beziehungsweife nah einem geregelten Vorgange betreff8 der Projectirung, aljo das Bedürfnig nad einer Inſtruction gewedt. So erſchien im Jahre 1887 eine gewiß alfjeitig freudigit begrüßte Bauinſtruction im Verlage des Aderbauminiftes riums, durch deren Edition einem fühlbaren wejentlihen Mangel abgeholfen und eine einheitlihe Behandlung nicht allein der Projecte und deren Verfaſſung, fondern aud eine einheitlihe Behandlung der Bauführung und der Baurechnung inaugurirt wurde, fo daß die in diejer eigentlich für den Staatsforjtdienjt geltenden Inftruction niedergelegten Grundprincipien auch von manden privaten Horjtbefigern als Richtſchnur acceptirt worden find.

Dieje Inſtruction hatte den Erfolg, daß bei Beobahtung der darin gege- benen Directiven vor Allem gute und brauchbare Straßenbauobjecte entitanden. Desgleihen gelangen auch die einmal calculirten Straßenanlagen wirklich zur Ausführung (vorausgefegt, daß die Galculation für den gedachten Straßenbau ſpricht), da die inftructionsgemäß verfaßten Projecte die Grundlage aud für die Geldbeihaffung bilden follen.

Bevor eine Waldftraße angelegt wird, muß die Frage beantwortet werden, ob die durch ihre Anlage erwachſenden ponderablen und inponderablen Vortheile auch den Aufwand der Baukoftenfumme rechtfertigen, d. h. ob der Straßenbau

302 Einiges über den Waldſtraßenbau. (XXI. Jahrgang.

rentabel fei. Da jedoh die erwähnte Inſtruction auch eine ausjührlihe Nenta- bilitätsberehnung fordert, jo gibt fie auch die Gewähr, da nur ſolche Straßen entjtehen können, welde thatjählih dem Waldbejiger Vortheile bringen, natürlich vorausgejegt, daß die der Mentabilitätsrehnung zugrunde liegenden Daten auch jolde find, die wenn aud oft fictiver Natur aller Wahrſcheinlichkeit und BVorausfiht nad, nad) Beftehen des neuen Communicationsmittel$ auch wirklich im Großen und Ganzen eintreten werden, beziehungsweife, daß fie (hiervon insbejon- dere der Zinsfuß) entiprehend richtig find. Was den Zinsfuß bei jolden Renta— bilitätsrehnungen anbelangt, jo fann ich hier nicht unerwähnt laffen, dag ob- glei die älteren und neueren Vertreter der Bodenreinertragslehre (fo beſpielsweiſe 836 Stötzer, Martinzc.) im Allgemeinen diesbezüglich für einen niedrigeren insfuß plaidiren bei finanzjtatiihen Calculen für Straßenbauten das „p’’ oft vollfommen irrig ald „Waldzinsfuß" genommen wird. Bon allen im Walde inveftirten Slapitalien, beziehungsweife vom fogenannten forjtlihen Grund- und Productionsfapital fordert der Befiger nur eine Verzinfung, die aus befannten, allgemeinen und aud von der Fiteratur vertretenen Gründen niedriger fein darf und joll, ald die Berzinjung eines Baarkapitales nad dem landesüblihen Zins— fuße. Eine Straßen: und Weganlage repräjentirt einen mit dem Grund» und Productionslapitale nicht mehr trennbaren Theil des letteren. Bei Calculationen über die Verzinſung diejes Wegeanlagelapitales, insbejondere bei Berehnung des Amortifationszeitraumes darf man daher einzig und allein aud nur jenen forft« lihen Zinsfuß in Anwendung bringen, welder vom gejammten Waldfapital gefordert wird, ſonſt betrügt man fich jelbjt. Diefer niedrige Zinsfuß muß dem- nah aud für jede Baarauslage gelten, alſo beijpielsweije Anwendung finden beim Wergleihe ob es finanziell wirthichaftlic ift, bei irgend einer Brüden- conftruction diefes oder jenes Material für die Brücenträger zu wählen.

Ich habe eingangs angedeutet, daß jpeciell beim forjtlihen Straßenbaue die Trage ob Eigenbau oder Unternehmerbau deshalb von befonderer Bedeutung jei, weil in der gedadhten Bauführung ein hochwichtiges finanzielles Moment gelegen ift. Sind dod die thatjählihen Baukoſten wejentlid; abhängig von jener Perjon, welche baut. Es iſt nicht gleichgiltig, wer den Bau ausführt, wer den größten Nußen von demjelben hat. Von jedem Straßenbaue, der unter Bead: tung der mehrfach erwähnten Inſtruction zujtande fommt, muß man die Forderung jtellen, daß er vor Allem den Waldbefiger den erhofften Nugen voll und ganz bringe. Demgemäß ift aud die Forderung gerechtfertigt, daß einerjeitd die ent- ſprechenden Projecte möglichft genau eingehalten werden und dann andererjeits bei jtrenger Beachtung des Projectes die wirklichen Baufojten nicht wejentlid verjchieden find von der Voranihlagiumme, welche das Project entwidelt hat. Wenn dieſe beiden Fälle im günftigen Sinne eintreten, dann war jedenfalls das Project gut und die Bauführung eine folide, entjprechend richtige, daher find aud dann dem Eigentümer des Waldcompleres die erhofften und die mög: lichſt beſten Vortheile entjtanden.

Fragt man nun nach jener Art der Bauführung, welche am meiſten die vorſtehend gedachten Vortheile gewährleiſtet, ſo gibt ſich die Antwort beinahe von ſelbſt: der Eigenregiebau. Betrachten wir vor Allem, wie ein Unternehmer baut und zu bauen beſtrebt iſt und wie jener baut, der naturgemäß keine directe Abſicht hat, einen Unternehmergewinn zu erzielen (Eigenregiebau).

Des Unternehmers höchſtes Ziel iſt und bleibt der Gewinn, welchen er aus dem Baue erzielt und er wird daher ſtets trachten, immer und zu jeder Zeit billig zu bauen. Er wird deshalb ohne Zweifel bejtrebt fein, nicht einen Spatenftich außerhalb des Projectes und außerhalb jeiner Verbindlichkeiten auszuführen; und führt er ein Mehr aus, jo wird er Entihädigung.zu erlangen tradhten und man wird diefe Mehr- arbeit in der Regel zahlen müffen, weil man dem Unternehmer jhlieglid nicht zu-

' Juli 1895.) Einiges Über den Waldftraßenbau. 308

muthen fann, alle im Intereſſe des Baues gelegenen Mehrleiftungen gegenüber dem Projecte im Rahmen der Vertragsfumme und der Nachtragsitipulationen zu feiften. Anderenfall8 aber kann man wieder nicht recht verlangen, daß der Unter» nehmer insbefondere bei einer Vergebung in Baufh und Bogen jene Minderloften reftituirt, welche fi ab und zu und befonder8 dann herausftellen, wenn projectirte Bauten fih als vollfommen entbehrlid) erweijen. In all dem liegt ja eigentlid der Unternehmergewinn, und nicht umfonft nennt der Volks— mund einen flüchtigen Bau, der über Nacht entitanden ift, einen „Unternehmerbau".

AU die vorftehend direct und indirect angegebenen Nadıtheile des Unter— nehmerbaues fallen aber von jelbjt bei einem vernünftig gehaltenen Eigenregie- bau weg: Der Eigenregiebau trachtet vor Allem zwei wichtigen Momenten ge- recht zu werden: 1. Möglichſt projectsgemäß zu bauen, d. h. von den einmal firirten Bauten und Baufoften nicht wejentlich abzumweichen und 2. den Bau im eigenften Intereſſe möglichft folid herftellen zu wollen. Im Nahmen des letteren Bunftes ift aud gelegen, daß der Regiebau ohneweiters alle jene im Voranſchlage nit vorgefehenen oder nicht vorzufehenden Bauführungen berüdjichtigt, welche dem Bau nur zum Vortheile gereihen können, ohne die fchlieklihe Baufoften: jumme wejentlid zu alteriren.

Wenn num doch ein Moment für den Bau durch Unternehmer jprechen follte, fo wäre es bie in dem Falle, daß unter den forftlihen Arbeitern nicht immer und überall ſolche zu finden find, weldhe für einen Straßenbau im größeren Stile taugen und daß es auch überdies an dem hierzu nothwendigen Aufjichtsperjonale, welches die entſprechenden techniſchen Fähigkeiten befitt, mangelt. Wo ſolche Ber: hältniffe vorliegen, ift e8 aber feine allzugroß® Mühe, ſich die Arbeiter und das Auffihtsperfonale für einen größeren Bau ſelbſt heranzubilden; denn die Fort: arbeiter find ja zumeijt im Waldwegebau bewandert und beſitzt das jekige forit- liche Hilfsperfonal ſolche techniſche Vorbildung, daß es unſchwer aud größere Straßenbauten an der Hand guter Projecte zu beaufſichtigen in der Lage ſein muß.

Man wirft zwar oft ein, daß der Unternehmerbau für den Bauherrn be— quemer ſei, als der Regiebau. Dem iſt aber in den allermeiſten Fällen nicht ſo!

Die Verdrießlichkeiten und die wohl nicht ſelten entſtehenden Rechtsſtreitig— feiten zwifhen Bauherrn und Unternehmer halten wohl kaum jener Mehrarbeit die Wage, melde der Eigenregiebau mit fi bringt. Der Eigenregiebaun wenn rihtige Arbeiter und ein verftändiges Auffichts- und dirigirendes Perfonal dem Bauherrn zur Verfügung ftehen muß und wird glatter verlaufen, als der Unternehmerbau.

Bor Allem fällt die ftetige Controle weg, wie aud nad) Beendigung des Baues eine langwierige und eingehende Collaudirung zum größten Theile un» nöthig ift.

Aber auch ein fociale8 Moment ſpricht für den Regiebau: Der Unternehmer ift felten ein Einheimifcher; derjelbe wird daher auch zumeijt ſolche Arbeiter zum Baue ftellen, welche nicht Ortsangehörige find, wodurd aljo der arbeitenden Be- völferung ein ſich günftig darbietender Verdienft von Fremden hinweggenommen wird, abgejehen von dem in den Händen des fremden Unternehmers verbleibenden Gewinne, der bei Eigenregiebau bis zu einem gewiffen Grade im Lande ver- bleibt. Der Eigenregiebau wird aber unwillfürlih trachten, vor Allem die ein- heimischen Arbeitskräfte zu beſchäftigen; und gerade das Forſtweſen mit dem ſchönen patriarhalifhen Zug in feinem Betriebe foll es nur unter zwingendfter Nothwen: digkeit dulden, daß gleich der jchnelllebigen Induſtrie über Nacht mit fremden Arbeitern, unter fremder Leitung ein bis nun jungfräulich verſchloſſenes Wald» thal dur ein Straßenneg dem allgemeinen Verkehre zugänglid gemacht werde, Der Forftwirth foll feinen Stolz dareinjegen, daß auch complicirte Straßen: anlagen von Anfang bis zum Ende fein und feiner Arbeiter Werk find!

Gentzalblatt f. d. gel. Forſtweſen. 21

304 Einiges über den Baldftraßenbau. [XXT. Sahrgang.

Es kann bei gutem Willen und entjprehender Energie gewiß nicht ſchwer fallen, mit einigen Straßenarbeitern einen ganzen „Straßenarbeiterpaß” unter ent: ſprechender Leitung eines hierzu geeigneten forſttechniſchen Perſonales in relativ furzer Zeit zu jehr tüchtigen Arbeitern heranzubilden, welde mit der Zeit die ſchwierigſten Objecte folid und tadello8 auszuführen befähigt find. Oder mit anderen Worten: Dian ziehe ſich die Straßenarbeiter aus dein Stande der forjtlihen Arbeiter heran, fo daß unter den leßteren eine größere Gruppe aud als Straßenarbeiter Verwen— dung finden kann. Iſt das dur die jelbjterzogenen Arbeiter erbaute Straßenneg einmal beendet, oder jtagnirt aus irgend einem Grunde der Weg- und Straßen: bau, jo können die betreffenden Arbeiter ihrer urſprünglichen forjtlihen Arbeit immer wieder nachgehen.

Es drängt mid nod, einen nicht unwichtigen Punkt der bejagten Bau- infiruetion in Anfehung auf den Cigenregiebau zu berühren, einen Punkt, der vielleicht oft in der Baupraris ungeredhtfertigt angelämpft und verurtheilt wird: id meine nämlih die während des Baues feitens des Bauleiter, beziehungs— weile des Baurehnungsführers zu führenden laufenden Aufjchreibungen (Baus: journal, Aufmwandsausweis, Inventar ꝛc. 2C.).

Die controlmäßige Rechnungslegung, wie fie dem Geijte der gedachten Inſtruction entſpricht, bietet viele, ich möchte beinahe jagen, bietet nur Vortheile: Bor Allem hat durch' diefe laufenden Aufzeichnungen der Bauleiter, der Bau«- rechnungsführer und die fonjtigen hierbei interejfirten Factoren eine richtige Ueber- ficht über den momentanen Stand der Arbeiten, über den Stand der bereits auf: gewendeten Koften im Allgemeinen und namentlih im Bejonderen.

Weiters garantirt die erwähnte mit wenig Arbeit verbundene Buchung ebenjogut eine leichte Controle des Eigenregiebaues durch Dritte, als Ddiejelbe eine tete, nie zu unterſchätzende und oft mwohlthuende Selbjtcontrole gewähr- leiftet, ein Vortheil, welcher den Werth diejer Aufzeihnungen wejentlich erhöht. Schließlich ſei angeführt, dah die am Schluſſe des Kigenregiebaue8 aus ver: ſchiedenen Urfahen jedenfalls nothwendige Bauabrehnung infolge der laufend geführten Buchungen eigentlih nur den Abſchluß diejer letzteren vorftellt, jo daß jene im Geifte der Inſtruction gehalten wieder nur eine relativ geringe Arbeit fordert. Hierin jcheint mir ein Hauptargument gelegen, weldes die vielleicht auftauhende Meinung, daß die Bauabrechnung ein übermäßiges Eonvolut jei, voll: fommen ind Gegentheil zu verwandeln geeignet iſt.

Am BVorftehenden habe ich dem Eigenregiebau im Forſtweſen das Wort geredet und hiefür auch Belege und Beweiſe zu erbringen verſucht. Daß der Negiebau aber nicht allein im Forſtweſen, fondern aud in anderen Erwerbs: zweigen fih nah und nah Bahn bricht, erfahren wir, es jei mir dieſe Ein- haltung geftattet, faft täglich durd die Forderung jo vieler Gemeinwejen, dieje oder jene gemeinmügliche Arbeit, welde bis nun durd Unternehmer bejorgt wurde, in Eigenregie zu übernehmen, wohl wiffend, daß hierdurch mannigfahe Auslagen erfpart werden, ungeachtet, daß die Negiearbeit gegenüber der Unternehmerarbeit uns viele überwiegende fonftige Vortheile aller Art ſichert.

Eingangs habe ich erwähnt, daß dermalen überall da8 Beftreben zu Tage tritt, die Ausbringung der Forftproducte auf guten Waldftraßen im Sommer und Winter zu ermöglichen. Diejes Streben nad) Ausbau eines vollfommenen Straßen: und Wegeneges bringt es mit fi, daß die früher bejtandenen, jpecifiih forſt— lien, hodinterefjanten und in techniſcher Beziehung oft tadellojen und hervor: ragenden jonftigen Bringungsanftalten (Trift mit den mannigfahen Zriftbauten, Niefen, Schwemmcanäle, Klaufen z2c.) ungeheuer raſch aus unjeren Forſten ver: ihmwinden, um den moderneren Straßen Pla zu machen. Obzwar nun zugegeben werden muß, daß gerade der Betrieb auf Waldſtraßen der forjtlihen Arbeiter: haft und der Bevölkerung überhaupt eine bleibende Verdienftquelle fihert (gegen-

Juli 1895.) Literariſche Berichte. 305

über beifpielSweijfe der Waldbahnen), jo darf dod nicht überjehen werden, daß auch der modernen Bejtrebung, Straßenbauten wo immer nur möglich zu begün— jtigen, fo mander Nachtheil innewohnt. Das Streben der Gegenwart, Wald- jtraßen überall einzuführen, kann leicht zur verderbliden Schablone werden; und ih fürdte beinahe, daß wir jchon gegenwärtig zu jehr defangen find vom Dictum: „nur Waldftragen”. Abgejehen von den günftig lautenden Renta— bilitätsrehnungen, welche ja dod oft und jchlieklih auf manden fictiven Grund» daten aufgebaut find, find es oft ganz unweſentliche Umftände, welde zur Außer- betriebjegung irgend einer alten und bewährten Lieferungseinridtung und zum Bau irgend eines Weges oder einer Straße den Anlaß geben. Und fpeciell dort, wo überhaupt fein genügend fichere® Mentabilitätscalcül von vorne herein gegen eine alte Bringungsanftalt angeftrengt wird, aljo insbefondere bei Hleineren, weniger bedeutenden Waldwegen müffen wir zugeben, daß wir der Gefahr nicht entgehen, die vielleicht billigere, wichtigere und mehr am Plage feiende frühere Bringungsanftalt einem nüchternen und theueren Waldwege zum Opfer gebradt zu haben.

Soldhe Opfer werden oft aus unbewußter Liebe zur Schablone, oder dem Gebote wild gehordend, nur da8 Moderne im Forjtwejen einführen zu wollen, verbroden.

Nicht jede alte Rieſe, nicht jede Triftſtraße ift jchleht und muß einer Straße weichen!

Stellen wir daher vor Allem bei jeder Bringungsänderung die ftrenge Forderung der unzweifelhaften Mentabilität der neuen gegemüber der alten, prüfen wir all die übrigen ponderablen und inponderablen Bor: und Nachtheile, fo werden wir einmal den Vorwurf uns nicht jagen lafjen müſſen, daß aud bezüglich des Straßenbaues eine ähnlide fpäterhin ſchwer aus der Welt zu jchaffende Schablone eingeriffen iſt, wie bdiejelbe in manch anderem Gebiete unſeres Forft: betriebe8 ab und zu gewuchert hat und vielleiht noch wuchert.

. 8. Roller.

Literariſche Berichte.

Die ſchädlichen Forſt- und Obſtbauminſekten, ihre Lebensweiſe und Bekämpfung. Praltiſches Handbuch für Forſtwirthe und Gärtner von Guſtav U. D. Henjdel, k. k. Forſtrath, o. ö. Profeffor an der f. E. Hochſchule für Bodencultur ꝛc. ꝛc. Dritte, neubearbeitete Auflage. Mit 197 Zertabbildungen. Berlin 1895. Verlag von Paul Parey. (Zu beziehen durch die k. u. f. Hofbuch— handlung W. Frid, Wien, I. Graben 27.) Preis fl. 7.20.

Das mit außergewöhnlihem Fleiß und mit Benügung zahlreiher Autoren verfaßte Werk ift eine weſentlich erweiterte Neubearbeitung des im Jahre 1876 in zweiter Auflage erjchienenen Yeitfadens zur Beftimmung der jhädlichen Forft- und Objtbauminjelten,

Diejes Handbuch zerfäll in drei Theile: Der erfte Theil enthält einleitende Betradhtungen über die Arthropoden im Allgemeinen und über die Inſekten im Beſonderen. Letztere werden eingehender behandelt, und zwar bezüglich des äußeren und inneren Baues, der Fortpflanzung und Entwidelung, fowie der Eintheilung in Ordnungen und Charalteriſtik derjelben.

Der zweite Theil befaßt fih mit den der Forft- und Obftbaumcultur jhäd- lihen Inſelten aus den Ordnungen der Käfer, Hautflügler, Schmetterlinge, Fliegen, Schnabelferje, Gradflügler und Netflügler, fowie den Mitteln zu ihrer Bekämpfung.

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306 Literariſche Berichte. [XXI. Jahrgang.

Der dritte Theil enthält praftiihe Beftimmungstabellen, alphabetijc geordnet nad Baumarten und Baumartengruppen.

Mehr als die vorausgegangenen zwei Auflagen dient diefe den Bebürfniffen des praftiihen Forftwirthes und des technischen Hilfsperfonales zur leichteren und fiheren Beftimmung und Erfennung der culturfeindlichen Inſelten nicht nur durd die Beigabe entfprechend eingerichteter analytifher Tabellen zur Beftimmung der Familien, Gattungen und Arten, fowie den am Schluſſe beigegebenen praftijchen, auf die Lebensweiſe und Art der Schädigung gegründeten Beftimmungstabellen, fondern auch vorzüglich durch 197 in den Text gedrudte Abbildungen von Inſekten in allen Metamorphojen und bezüglihen Fraßftüden. Während im zweiten Theile des Buches die Beitimmungstabellen in den einzelnen Ordnungen der Inſekten zuerft die Familiendharaftere und dann jene der Gattungen und Arten nad der analytiihen Methode präcifiren, find die am Schluffe des Werkes befindlichen praftiihen Beftimmungstabellen nah Holzarten oder nach SHolzartengruppen alphabetifch geordnet, analytijch-biologifh eingerichtet und behandeln nicht nur die durch Inſekten verurſachten Schäden, jondern aud die Pilzkrankheiten und Gallen« bildungen.

Das Werk, in welchem nahezu fämmtliche der europätichen Yauna angehörige Arten der Borken, Baſt- und Splintfäfer aufgeführt find, umfaßt mebjt vielen jehr jeltenen und indifferenten Arten auch fjoldhe, deren Vorkommen in Defterreic und Deutſchland bisher nicht conftatirt wurde. So z. B. iſt Phloeosinus armatus Reitter nur aus Syrien, Carphoborus Henscheli Reitt. aus Smyrna, Crypturgus dubius Eichh. aus den Pyrenäen, Pityophthorus ramulorum Perris aus Süd— franfreih und England befannt. Platycerus caraboides lebt al8 Larve im modrigen Holze und wird als Käfer an ausfliegendem Baumfafte angetroffen. Der in Süd— Europa auf Epheu vorfommende Kissophagus hederae richtet wohl faum irgend einen Schaden an. Tomieus longicollis ift jelten und inbifferent, Dryocoetes Aceris ohne forjtliche Bedeutung. Coccotrypes dactyliperda (in den Fruchtkernen der Datteln und Betelnüfje) gehört faum hierher. Der überall jeltene Rhopa- lopus insubrieus (nit jynonym mit Rh. hungaricus Herbst) dürfte ganz bedeutungslos fein. Ob Callidium castaneum je forftihädlih war? Die Clythra- Arten find mehr oder weniger harmlos. Die Hymenoptera entomophaga fünnen nicht als forftihädlih angefehen werden, wohl faum aud die Gallmespen und Naubwespen. Bei den Ameifen hätte die Gattung Formica genügt. Die Vespiden dürften auch nicht ſonderlich ſchaden, ebenſowenig die Blumenweſpen, wie überhaupt von alfen Hymenopteren eigentlih nur die Blatt- und Holzwespen als forit- ihädlih anzujehen find. Ohne jegliche wirthſchaſtliche Bedeutung find ferner viele der angeführten Schmetterlingsarten, wie Thhecla, Papilio podalirius, Gonopteryx, Smerinthus, die meijten Sesien, Aglia, Endromis, Gastropacha pruni, quereifolia, rubi, Harpyia, Notodonta, Pterostoma, Arctia und eine Menge Eulen, Spanner und Kleinſchmetterlinge.

Bezüglih der Schnabelferfe wollen wir an diefem Orte erwähnen, daß die in Süd-Europa alferorts häufige Singeicade nicht Cicada orni, fondern C. ple- beja ijt und wohl hauptſächlich als Larve durch Wurzelfraß ſchadet. Die Klein cicaden haben feine erwähnenswerthe Bedeutung.

Bon den Netz⸗ und Gitterflüglern können nur zwei in Süd-Europa lebende Termiten-Arten als ſchädlich angeſehen werden, die übrigen jind unſchädlich. Bon den Perlfliegen werden einige Arten bei der Angelfiiherei als Köder verwendet.

Bezüglih des Vorfommens von einzelnen Arten und deren Lebensweije wäre noch Folgendes zur Ergänzung anzuführen:

u. Chrysobothris chrysostigma entwidelt fi in Gebirgsgegenden in Fichten und öhren.

Juli 1895.) Literariſche Berichte. 307

Coraebus bifasciatus wurde bisher hauptſächlich auf der Steineiche gefunden und belegt nicht nur die Maitriebe, jondern auch ältere Aejte (Südtirol, Leme, Park von Monfalcone).

Dolopius marginatus fommt in Süd-Europa auf Nadelbäumen und Buden vor.

Xylopertha pustulata (humeralis) febt nit nur in Eichen, fondern aud in Feigenbaum- und Maulbeerbaumäjten.

Phyllobius pyri (vespertinus) benagt im Süden mit Vorliebe die Blätter der Weiden und Bappeln.

Für Aegosoma scabricorne ijt wohl Populus alba die Stammpflanze (Prater, Billa Vicentina, Strazig); wurde öfter8 aud auf Linden angetroffen.

Prionus coriarius lebt in Steiermarf und Südtirol hauptſächlich in Kiefern, bie und da auch auf Buchen.

Purpuricenus Koehleri fommt auf Weiden und Obftbäumen, in Leme auf Paliurus aculeatus und in Duino auf Delbäumen oft mafjenhaft vor.

Oberea pupillata belegt nicht jowohl Lonicera xylosteum und caprifolium als vielmehr L. coerulea.

Galeruca xanthomelaena benagt hauptjählic die Blätter der Ulmen, und zwar jowohl al8 Larve als aud als Käfer.

Die Halticiden weifen merfwürdigerweife nur einen Vertreter auf, nämlich Haltica Erucae. Die vielen anderen jhädlihen Arten, wie 5. B. H. oleracea (auf Gemüje, Eichen und Hajeln oft jehr jhädlih), H. helxines (auf Weiden), H. rubi (auf Himbeeren), H. coerulea (auf Kiefernadeln) zc. finden feine Erwähnung.

Weiters wären noch nachſtehende Arten, die im vorliegenden Buche feine Berüdfihtigung fanden, beredhtigterweije als ſchädlich anzuführen:

Anomala oblonga im Küftenlande und mandmal in Südtirol außerorbent- ih zahlreih auf Weiden, Erlen und Neben, hat dort jchon ausgedehnte Wein» berge kahl gefreffen.

Rbynchites auratus dürfte auf Objtbäumen wohl eben jo häufig und ſchäd— (ih fein als R. Bachus; legterer fommt vorwiegend auf Steinobjt vor.

Für die ſüdlichen Reviere Defterreihs, die der Verfaffer doc auch berührt, wären noch manche andere Otiorrhynchus-Arten anzuführen, 3. B. O. pulverulentus und eribrosus, bejonders auf Tannen und Fichten jehr häufig, O. cardiniger, plumipes und sulphurifer auf Fraxinus ornus, OÖ. signatipennis auf Juniperus, Metallites marginatus auf jungen Eichen ſehr zahlreih und ſchädlich.

Bon den Bodkäfern ift der durchaus nicht feltene Rhopalopus clavipes zu erwähnen, jowie R. macropus im Oſten (Ungarn, Mähren :c.) jogar auf Eichenholz häufig und gewiß ſchädlich.

Gonioctena rufipes zerfrißt die Blätter von Populus tremula, G. 5-punc- tata jene von Sorbus torminalis und aucuparia,

Auf Weiden und Pappeln wäre nod die ſehr häufig vorfommende Plagio- dera armoraciae anzuführen, deren Larven die Bäume oft ganz fahl frefen.

Bezüglich) zweier Wanzenarten möge noch die Frage erlaubt jein, ob bie auf Linden häufige Pyrrhocoris apterus und mafjenhaft vorfommenden, oft die Stämme in gungen Schichten bededenden Oxycarenus Lavaterae harmlos jind? Die oft ſehr jchädliche Tingis pyri ift gar nit erwähnt,

Was jchlieglih die in den Text gedrudten Abbildungen betrifft, jo find diefelben im Allgemeinen al3 gelungen zu bezeichnen. Eine Ausnahme hiervon madhen die Abbildungen im Profile, Solche Seitenanfihten verjhaffen bei Anfekten wenigſtens fein vollfommen injtructives Bild, weil hierdurd z. D. die harakteriftiihe Sculptur und Zeihnung der Flügeldeden nicht gehörig zum Ausdrud und zur Anſchauung gelangen können.

Speciell möge Nadjtehendes erwähnt werben.

308 Literarifhe Berichte.

[XX. Jahrgang.

Die Abbildung des Procerus gigas (S. 10) ift im Verhältniffe zur Körper- größe viel zu ſchlank gehalten; man meint ein großes Eremplar des Procrustes coriaceus vor fi zu haben. Coraebus bifasciatus (S. 54) und Rhagium mordax (S. 216) find in der Seitenanfiht wohl nicht zu erkennen. Der Geſpinnſt— ballen des Eichenproceffionsipinners (S. 324) ift etwas umdeutlih und ver- ihwommen, desgleihen die Raupe des Goldafterjpinners wenig kenntlich.

Dingegen find viele andere Abbildungen, wie z.B. die der Erdhummel, des Schwammijpinners, der Nonne, der Wanderheufchrede zc. trog bes Schwarzdruckes recht gut gelungen. Gobanz.

Borichriften für die Verwaltung und DWIITTBAINNG der Waldungen, der Gemeinden und öffentlichen AUnftalten. Straf- burg 1894, Straßburger Druderei und Verlagsanftalt, vorm. R. Schul & Comp. (Zu beziehen von der k. u. f. Hofbuchhandlung Wilhelm Frick, Wien, I. Graben 27.) Preis 30 kr.

Die vom Minifterum für Elfaß-Lothringen, Abtheilung für Finanzen, Land» wirtbihaft und Domänen im October v. %. herausgegebene Brojhüre hat für Öfterreichifche Yejer infoferne Intereffe, als fie uns einen genauen, bis ins Ein- zelne gehenden Einblid in die Wirthichaftsführung einer Neihe von Waldobjecten geftattet, die bei uns in Dejterreih aud der ftaatlihen Bevormundung bis zu einem gewifjen Grade unterliegen, indem fie ſich unter den $ 9 der Aderbau- Diinifterialverordnung vom 3. Juli 1873, 3. 6958, einreihen. Im Bergleiche mit den bei uns im diefer Richtung geltenden VBerhältniffen zeigt es fich aber, daß die reichsdeutſchen Verhältniffe viel geregelter find und was bei ung oft nur mit großer Anftrengung, mit erheblihen Kämpfen mit den Gemeinden und das aud nur theilweije erzielt werden kann, erjheint hier in einer bis ins Detail in Bezug auf die Wirkungsweiſe des Apparates des Beförſterungsſyſtemes ausgearbeitete Vorſchrift als etwas bereits Fertiges vor Augen geführt. Wie fid dieje Vorſchriften bewähren werden, muß fi) allerdings erjt zeigen, aber daß fie erflofien find, ſchließt jhon einen Fortſchritt und Vortheil in ſich, den wir aud dann noch nicht befigen werden, wenn einjt unfer ſchon jo lange herbeigejehntes neues Forſtgeſetz erjcdienen fein wird, denn auch diefes geht befanntlid in der Negierungsporlage in dem $ 17 bis einjchlieflih 21 nicht jo weit, wie es die vorliegenden „Vorſchriften“ thun.

Das Princip, das diefen Mar zu Grunde liegt, ift das der ftaatlihen Be— vormundung aber überall mit dem Rechte der freien Meinungs- und Willens- äußerung der Gemeinden in Verbindung, die, bevor etwas Wichtiges unternommen wird, auch jtetS befragt werden, ob fie damit einverftanden find ein Motiv der Billigkeit, das nicht allein dem Bevormundungszwange die Wagihale halten joll, fondern auch dem Umftande, daß die Gemeinden diefe Bevormundungskoſten zu tragen haben. Allerdings wird fich fein Praftifer der Ueberzeugung verjchließen, daß in diejer gejeglihen Verpflihtung zur Befragung der Gemeinde über wirth- ſchaftliche, bis zu gewiljem Grade forfttehniiche Dinge eine Quelle arger Miß— helligfeiten und böjer Streitigkeiten liegen kann, die das Gejhäft der Bevor- mundung jenen, die es praftiih ausüben müffen, zu einem jehr verdrußreichen zu maden im Stande find.

Die Broſchüre gliedert fih in die 22 Paragraphe umfafjenden eigentlichen Vorſchriften und zwei Ergänzungen hierzu. Die eine ift die „Dienftinftruction für die Forftihugbeamten der Gemeinden ꝛc.“ und umfaßt 70 Paragraphe, die zweite ist die „Hauordnung für die Waldungen der Gemeinden“ und umfaßt deren 19. Das Hauptgewiht liegt naturgemäß in den eigentlihen „Vorſchriften“, deren Hauptmomente in gedrängteiter Kürze hier folgen mögen.

Die der Forftordnung unterstellten Gemeindewaldungen werben von Ober» förftern unter Auffiht der ihnen vorgefegten Dienjtbehörden und unter Mitwir-

Juli 1895.) Literariſche Berichte. 309

fung der Gemeinden verwaltet und bewirthichaftet. Die Oberförfter werden hierbei durch Forftihugbeamte unterjtügt. Denjelben liegt insbejondere der Forſt-, Fiſcherei— und Jagdſchutz ob. Die Forftihugbeamten der Gemeinden haben ihren Dienft nad den Vorſchriften der für fie erlaffenen Dienjtesinftruction vom 10. Juni 1879 das ift eben der oberwähnte Anhang I zu den Vorſchriften jowie nad der Hauordnung für Gemeindewaldungen Anhang II oben zu verjehen. Die Zahl der anzuftellenden Forftihugbeamten beftimmt der Bürgermeijter nad Anhörung des Gemeinderathes, derjelbe kann jedoch bejtehende Stellen ohne Zu— ſtimmung des Bezirkspräfidenten nicht eingehen laffen. Die Anftellung der Forſt— jhugbeamten erfolgt durch den Bezirfspräfidenten, der ihre Dienftbezüge auf Vor- ihlag des Gemeinderathes feitiegt. In dringenden Fällen iſt der Oberförjter berechtigt, den Forftihugbeamten vorläufig des Dienites zu entheben; die Dienjt- entlafjung fann der Bezirkspräfident verfügen, derjelbe hat jedod zuvor eine Heußerung des Gemeinderathes einzuholen ($ 1). As Koften der Forſtver— waltung haben die Gemeinden an die Staatscaffe einen alljährlih vom Bezirfs- präfidenten auf Grund von Nahmweijungen, welche die Oberförfter über die Jahres— einnahmen aus dem Gemeindewalde aufzuftellen haben, feitzufegenden Beitrag zu zahlen, welcher des ermittelten Nettoertrages beträgt, jedod den Betrag von 80 Pfennigen für das Hektar der Gejammtflähe des Waldes nicht überjteigen darf. Gegen Leiftung diefes Beitrages ift die Staatsverwaltung verpflichtet, ſämmtliche Koften der laufenden Verwaltung und der Forftaufficht, mit Ausnahme der eigentlihen Schugfoften und der materiellen Betriebstoften zu bejtreiten. Dieje legteren, ingbejondere die Holzwerbungs=, Cultur-, Wegebau-, Grenzunterhaltungs-, Inſeltenvertilgungskoſten fallen der Gemeinde ebenjo zur Laft, wie die einmaligen Koften der Vermefjung, Grenzfeftftellung, beziehungeweije Verfteinung und Forit- einrichtung ($ 2). Der Oberförfter hat die Grenzen und Grenzzeihen durch den Forftihugbeamten jährlich zweimal unterjuhen zu laffen, beziehungsweije, wenn thunlich jelbft zu unterfuhen ($ 3). Er hat über die Waldungen der Gemeinden ein Flähenregifter zu führen und im Laufenden zu erhalten ($ 4).

Die „Abnugung“ der Gemeindewaldungen wird auf Betriebspläne ge- gründet, welde von Zeit zu Zeit revidirt werden. In Waldungen, melde nur der Fläche nach bewirthichaftet werden, kann von der Aufjtellung förmliher Be: triebspläne, welche alsdann durch Sclageintheilungen zu erjegen find, abgejehen werden.

Die Betriebspläne haben alle der Forftordnung unterjtellten Grundſtücke der Gemeinden zu umfafjen. Alle bewaldeten Gemeindegrundftüde, welche für ſich allein oder im Anſchluſſe an den übrigen Wald eines regelmäßigen Betriebes fähig find, müffen der Forftordnung unterjtellt werden. Nicht bewaldete Ge— meindegrundftüde fönnen nur mit Zuftimmung der waldbefigenden Gemeinden zugeihlagen und der Forftordnung unterjtellt werden, es jei denn, daß deren Aufforftung auf Grund des Geſetzes vom 28. Juli 1860 als im öffentlichen Intereffe liegend erklärt worden ſei. Die Aufjtellung neuer und die Reviſion vorhandener Betriebspläne kann jowohl auf Antrag der Gemeinden, als auf An— trag des Bezirfspräfidenten nab Anhörung der Gemeinden vom Minifterium angeordnet werden. Die Gemeinderäthe haben bei der Beſchlußfaſſung über die Aufftellung oder Revijion von Betriebsplänen ihre Wünjhe in Bezug auf die bei der künftigen Bewirthihaftung des Waldes zu erftrebenden Ziele zu äußern. Gegen den Willen der Gemeinde ſoll eine Aenderung der Betriebsart und Um— triebszeit für den ganzen Wald und einen bedeutenden Theil desjelben, ſowie die Ausführung größerer Wegbauten in der Regel nicht beantragt werden ($ 5). Zudem regelt diefer Paragraph den Gang bei der Ausarbeitung der Pläne, der ein ziemlih umftändlicher it, jowie die Zahlungsmodalitäten für die Herjtellung diefer Pläne für die Gemeinden.

310 Literariſche Berichte, (XXI. Jahrgang.

Die Auf und Feſtſtellung der jährlichen Hauungs-, Eultur- und Wegebau- pläne iſt Sache des Oberförfters, bafirt auf dem Betriebsplan und haben die Gemeinden das Recht, daß ihre eventuellen diesbezüglihen Wünjche berückſichtigt werden. Das „Einſchlags-Soll“ ſoll bei den ordentlihen Schlägen in der Negel dem zuläjfigen „Abnugungs-Soll“ gleich fein. Mindereinſchläge und Ueber- hauungen find bei den ordentlihen Schlägen thunlichſt zu vermeiden. Haben fi jolde in den Vorjahren dennod ergeben, jo kann die Einjparung der Mehr- fällungen und die Nadhholung der Minderfällungen auf längftens fünf Yahre vertheilt werden, wenn die bei diejer Vertheilung entjtehende jährlihe Abweihung des Einſchlagsſolls von dem betriebeplanmäßigen Abnugungsjage nit mehr als 10 Procent beträgt. Die Hauungs-, Eultur- und Wegebaupläne müfjen die Hand des Bürgermeiſters und den Gemeinderath pafjiren ($ 6). Ertrajcdläge find, foferne fie das zuläſſige Abnugungsfoll nicht überjchreiten, in der Kompetenz des Bezirkspräfidenten, fobald fie es überfchreiten, in der Competenz des Mini» fteriums gelegen und müffen vom Oberförjter forjttehniih und finanziell begut- achtet jein ($ 7). Der $ 8 beſpricht die Auszeihnung der Schläge durd den DOberförfter oder feinen Vertreter. Darüber, ob die Fällungs- und Aufarbeitungs- arbeiten im Selbftbetriebe ausgeführt und freihändig oder öffentlich vergeben werden jollen, entjcheidet der Gemeinderath ; die öffentlihe Vergebung ſoll jedoch eine Ausnahme bilden.

Der Gemeinderath hat ſowohl für den Selbjtbetrieb, als aud für die Ver— gebung die Bedingungen, unter welchen die Fällungs- und Aufarbeitungsarbeiten zu erfolgen haben, fejtzufegen. Dieſer Feſtſetzung find die vom Minifterium auf- geitellten allgemeinen Bedingungen für die Ausführung von Fällungs- und Auf- arbeitungsarbeiten zu Grunde zu legen. Außerdem hat der Oberförjter als weitere Unterlage für diefelben dem Bürgermeifter die fpeciellen techniſchen Bedingungen zugehen zu laſſen ($ 9). Die im Selbjtbetrieb auszuführenden Fällungs- und Aufarbeitungsarbeiten leitet der Oberförfter; follen dieſelben „freihändig“ vergeben werden, jo geſchieht dies durd den Oberförfter und Bürgermeifter zu« jammen, oder über Ermädtigung durd die Gemeinde durd den Erfteren allein. Bei öffentliher DVerfteigerung erfolgt die Vergebung durch den Bürgermeijter ($ 10). Die nädjften Paragraphe (11 bis inclufive 19) behandeln die Ueber- weijung des aufgearbeiteten Einſchlages; die Bezahlung der Holzaufarbeitungs- fojten, die Verwendung des übermwiejenen Einjdlages, die Feſtſetzung der Art des Holzverfaufes und der DVerfaufsbedingungen, die öffentlihen SHolzverfteige- rungen, die freihändigen Holzverfäufe, den Verkauf von unaufgearbeitetem Holz, die Buchführung über Holzeinnahmen und -Ausgaben und endlih die Material: controle,

Ueber die Verwendung der vom Oberförfter als zuläfjig bezeichneten Forft- nebennugungen verfügt der Bürgermeijter nad) Maßgabe der vom Gemeinderath bezüglich derjelben getroffenen Beitimmungen. Bei Feitjegung der für die Neben» nugungen zu leiftenden Zahlung haben die Bürgermeifter fi) nah den Beſtim— mungen der von den Bezirfspräfidenten für die Gemeinden ihres Bezirkes auf: geitellten allgemeinen Forftnebennugungstaren zu richten. Die Bürgermeifter können die in den Zaren enthaltenen Säge erhöhen, ermäßigen oder erlafjen, jedody nur mit Genehmigung des Bezirfspräfidenten. Der Oberförjter jegt für die Entnahme der Nebennugungen Menge, Zeit, Ort und eventuelle bejondere Bedingungen feſt ($ 19). Der $ 20 ordnet den Scriftwedjel.

Die jhon erwähnte „Dienjtinftruction für den Forjtihutbeamten" zerfällt in drei Theile, von denen der erjte die „allgemeinen Verpflichtungen der ort: beamten“ in 36 Paragraphen, die „bejonderen Berpflihtungen rückſichtlich der Geſchäftsführung“ in 32 Paragraphen und „Allgemeine Beſtimmungen“ im zwei Paragraphen. Die Adillesferje in diejer Dienftinjtructiom ift entjchieden der $ 13,

Juli 1895.) Literarifche Berichte. 311

der von der „Sorge für Hinterlafjene” handelt und den verheirateten Forſt— beamten empfiehlt, für ihre Hinterbliebenen durch Einkauf in eine Xebensver- fiherung zu forgen. Ob unter jolhen Movdalitäten ſich da viel tüchtiges Perſonal dauernd für den jehr mühevollen und nichts weniger als angenehmen Dienft finden wird, iſt jehr fraglich.

Die „Hauordnung“, welche die zweite Beilage zu den Vorſchriften bildet, enthält nichts Neues oder bejonders Heroorhebenswerthes. ©.

Die Erziehung des Hundes. Aufzucht, Pflege und Drefjur, unter Berüdfihtigung der zur Jagd geeigneten Nacen, nebjt Behandlung des Hundes in Krankheitsfällen. Bon C. Freiherrn v. Koctizty, Major a. D., ehemaligen Borfigenden des Kynologiſchen Vereines zu Dresden. Dritte, neubearbeitete Auflage. Mit 23 Macebildern. Oranienburg. Ed. Freyhoff's Berlag. (Zu beziehen von der k. u. 8. Hofbuchhandlung W. Zrid, Wien, I. Graben 27.) Preis fl. 1.20.

Außer den im Zitel angeführten Abſchnitten über Aufzucht, Pflege und Dreffur enthält das Büchlein auch nod eine Beſchreibung der Hunderacen, und zwar der Damenhunde, der Luxus- oder Menommirhunde und der Jagd» umd Gebrauhshunde.

Wer ſich eine heitere Stunde verfhaffen und die Kynologie auch von ihrer ſcherzhaften Seite kennen lernen will, dem können wir das vorliegende Werften bejtens empfehlen.

Denn wir fträuben uns, anzunehmen, daß der Herr Berfaffer feine Aus- ſprüche ernjthaft aufgefaßt wifjen will.

Statt allem Anderen laffen wir einige wörtlihe Auszüge folgen:

„Die deutihe Bulldogge unterjcheidet fi) von der englijchen nur durch bie tiefgefpaltene Nafe, welche häufig eine ſehr breite Najenrinne hat..... der alte deutſche Vorſtehhund; ob es noch einen alten deutihen Vorſtehhund reiner Race gibt möchten wir bezweifeln .....- die einzige Kreuzung die gutes Material liefert, ift die des alten deutihen Hühnerhundes mit der engliihen Pointer- hündin . . . die Vorderläufe jtehen gerade... . während die Hinterläufe mehr ihräg nad) hinten ſtehen ....“

Beim englifhen Vorſtehhund (Pointer) ift die Form des Kopfes „jagdhund- artig und ziemlich lange; die Ohren (!) find ebenfalls lang...." „die Ruthe nimmt gegen das Ende ab“ (wörtlich!) „die Naje ift dunfelbraun, mit guter Witterung verjehen” (wörtlich!).

Der Schweißhund ijt leider „in nur nod wenigen ganz echten Exemplaren anzutreffen, wenn er auch in der Provinz Hannover, Böhmen und Ungarn nod) gezüchtet wird.“ (I!!!)

„Die ſchwarze Naſe hat für die Suche weite Nafenlöcher" (wörtlid!).

„Der Dachshund fehlt in feinem Forfthaufe, gewöhnlich ift er in mehreren Eremplaren vorhanden” (Warum hat der Herr Verfaſſer vergeffen, anzuführen: In Tirol heißt diefe Race Waldl!).

Sogar den Eskimohund bejchreibt der Herr Verfaſſer; „er hat aufredt- ftehende Ohren, und iſt von einer gewiffen Ungebundenheit.“

Mehr kann man jhon nit! daß unter den Lurushunden der „Dalma— tiner“ fehlt dagegen der Leonberger oder Boblingerhund aufgezählt wird, kann nad den vorstehenden Proben wohl nicht al8 Vorwurf gelten.

Wir fürdten faft, den geehrten Leſer mit weiteren Proben diejes „Werkes“ zu ermüden, fönnen es uns aber doc nicht verfagen nod einige Stellen aus dem, die Abftammung des Hundes behandelnden, und mit „Hundeſtammbaum“ überſchriebenen Abſchnitte anzuführen.

Der „Hirtenhund“ bildet die Wurzel des Baumes! Je nachdem dieſer „Hirtenhund“ nach Lappland, Irland, Rußland oder nach England, Frankreich

312 Berfammlungen und Ausftellungen. (XXI. Jahrgang.

oder Deutichland verpflanzt wurde, entjtanden aus demſelben alle möglichen anderen Hunde!

„Der Spürhund, Brade und Dachs bilden nur eine und dieſelbe Race, denn es iſt öfters vorgekommen, daß ſich in einem Wurfe Spürhunde, Bracken und Dachſe befanden, obgleich die Hündin nur durch einen von diejen Hunden belaufen worden.“

Wir beglückwünſchen den Runologifchen Verein zu Dresden, wenn dieje Weis- heit aus den dort gemachten Erfahrungen gejhöpft wurde!

„Der frummfüßige Dachs ift dasjelbe wie der gewöhnliche Dachshund, weil der Fehler an den Füßen diejes Hundes nur von einer der Rhachitis ähnlichen Krankheit herrührt, von der einige Individuen befallen worden find, und deren Wirkung, die Verunftaltung der Knochen, fie ihren Ablömmlingen übermadt haben.

Dod genug des graufamen Spieles; wenn wir hinzufügen, daß die 23 Racebilder volllommen auf derjelben Höhe ftehen wie die Beihreibung und der übrige Inhalt fo bleibt uns nichts Anderes übrig, als den geneigten Lejer um Vergebung zu bitten, daß wir ihm Eingangs zugemuthet haben, fi eine heitere Stunde zu bereiten. Nur jolche, die nicht an der „Leber“ leiden, dürfen dies wagen. Forftmeifter Hamwranel.

Neueſte Erſcheinungen der JSiterafur.

(Borräthig in der f. u. !. Hofbuhhandlung Wilhelm Frick in Wien.)

Alten, Berfuche und Erfahrungen mit Rothbuchennutzholz. (Das Abwelten. Das Auslaugen. Das Imprägniren. Das Austocdhen. Einzelverfucye betreffend das Imprägniren, die Dauer und die Berwendung des Holzes.) Berlin. fl. —.60.

Kautzſch, Beiträge zur Frage der Weißtannenwirthſchaft. Leipzig. fl. —.90.

Martin, die Folgerungen der Bodenreineriragstheorie für die Erzichung und Umtriebszeit der deutjchen Holzarten. weiter Band. Leipzig. fl. 3.60.

Weber, die vollswirthichaftlidye Bedeutung des Waldes, Frankfurt. fl. —.45.

Derfammlungen und Ausfellungen.

ZXIU. Generalverfjammlung des Niederdfterreichiichen Forft- vereind in Mariabrunn am 16., 17. und 18. Juni 1895. Das Prä- fidium des Niederöfterreihiichen Forftvereins hat im Vorjahre den Beſchluß ge- faßt, zu feinem diesjährigen Ercurfionsobjecte die von der forftlihen Verſuchs— anftalt im Gabliger Antheile des Forftwirthihaftsbezirkes Purfersdorf eingelegten Verjuhsflähen zu wählen und die Sammlungen, die Hilfsmittel der Verſuchs— anftellung, den Berfjuhsgarten und den Park der Anftalt in Mariabrunn in Augenjhein zu nehmen.

In einem Saale des Höteld „zum goldenen Kreuz" auf der Mariahilfer- ftraße in Wien verfammelte fih Sonntag den 16. ein anſehnlicher Kreis der Theilnehmer zur gegenfeitigen Begrüßung. Mehr als die Hälfte der Angemeldeten fand fi hier ein und noch jo mande Neuanmeldung wurde von der Local» geihäftsleitung entgegen genommen. 130 Theilnehmer hatten fi zu der Maria: brunner Verſammlung angemeldet, eine Zahl, welche weit die Erwartungen der

Juli 1896.) Berfammlungen und Ausftellungen. 318

curfion ein lebhaftes Intereſſe wachgerufen.

Umfo ängjtliher war die Sorge der Gejchäftsleitung um das Gelingen der Ercurfion. Nah einer ziemlich regenreihen Woche hatte der Himmel noch am Samstag Nahmittags die Schleußen ausgiebig geöffnet und ftand am Sonntag ſelbſt das Barometer nicht ſehr günftig. Die Sorge um das Wetter hatte daher guten Grund. Iſt aud eine verregnete Ercurfion anläglih einer gewöhnlichen Wälderſchau jehr mißlih, jo wäre im vorliegenden Falle ein Regentag der Ex— curfion geradezu verhängnißvoll geworden, da viele Verſuchsobjecte, jo 3. B. jene in den dichten Bucenjugenden, jowie mande Verſuchsculturen faum hätten befichtigt werden können. Um jo angenehmer waren die Theilnehmer am Montag Morgens überraicht, als fie die Fahrt dur das reizende Wienthal in der gol— digften Sonnenbeleudtung antreten fonnten. In Purkersdorf, dem Endziele der Eijenbahnfahrt, wurden die noch Unangemeldeten für die aufzulegende Präfenz- lifte vorgemerft und nun ging es in einer größeren Anzahl von Wagen gegen Gablig zu, über die Rotte Allhang hinaus zur fogenannten langen Brüde, von wo aus die Fußtour ihren Anfang nahm.

Eine Neuerung, welche die Localgeſchäftsleitung eingeführt hatte, erwarb ſich die alljeitige Anerkennung der Theilnehmer. Jeder derjelben erhielt nämlich eine Lifte der Anmwejenden und eine Nummer zum Anbeften, welche der betreffenden Nummer der Präfenzlifte entſprach, fo daß es Jedermann ermöglicht wurde, fid über diefen oder jenen ihm noch unbefannten Tyeilnehmer fofort zu orientiren.

Vor dem Kintritte in den Staatsforft begrüßte den Verein der Vorſtand der E. £. Forft- und Domänendirection in Wien, Herr Oberforſtrath Schindler, im Namen des Aderbauminifteriums und in jenem der Direction und reihte hieran eine in furzen, aber prägnanten Zügen gehaltene Erklärung der Wirth: ichaftsverhältniffe in den Staatsforften des Wienerwaldes.

Se. Ercellenz der Herr Vereinspräfident, Franz Graf zu Falkenhayn, antwortete im Namen des Vereines, erinnerte daran, daß genau vor zehn Jahren der Niederöfterreichifche SForjtverein auch diefe Staatsforjte beſucht habe, daß aber heute der vornehmlihe Zwed in der Befichtigung der von der ftaatlihen Ver— juhsanftalt in diefem Gebiete eingelegten Berjuhsflähen liege, die Excurſion demnad eine jehr interefjante zu werden verjpreche, er daher für die Ermöglichung diejer Ercurfion dem hohen Aderbauminijterium den wärmjten Dank auszujpreden fid) erlaube.

Nun ging es in den Wald hinein, und zwar zuerjt in den zum heile durchforſteten Waldort Unterlaabab, Abtheilung 46 b, einen 50: bis 6Ojährigen Buchenbeſtand mit einzelnen Hainbuchen, Weißfiefern, Eichen, Erlen und Fichten und bald darauf in die Abtheilung 47a d, in welcher fich die Lichtungszuwachs— verſuchsfläche Nr. 7 befindet.

Bor dem Eintritt in dieje Fläche begrüßte der Director der k.k. forftlichen Berfuhsanftalt, Herr Oberforftrath Friedrich, den Verein, indem er in erjter Linie feiner Freude und Genugthuung Ausdrud verlieh, daß der Niederöfterrei« hifche Forftverein feine diesjährige Ercurfion in eines der Thätigfeitsgebiete der Berjuhsanftalt verlegt, und hofft, daß die Theilnehmer mit recht kritiichen Blicken die Verſuchsorte betreten und ihre Meinung äußern. Auf eine Erklärung der Berfuchsobjecte jei bei der großen Zahl von Anwejenden nicht zu rechnen, es fei dafür der Ercurfionsführer recht eingehend behandelt und außerdem durch in den Berfuhsflähen angebradhte Tafeln der Zwed und die wichtigjten Daten des be— treffenden Verſuches erfichtlich gemacht. Uebrigeng fei er und die Herren Adjuncten Böhmerle und Dr. Cieslar bereit, allfällige gewünjchte Auskünfte zu ertheilen, und zwar Erjterer für Verſuche, ſoweit diefelben in ftehenden Beftänden eingelegt find, Letzterer für Culturverſuche. Der zuerft betretene Verſuchsort war ein circa

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62jähriger Rothbuchenbeſtand, in welchem eine Lichtungszuwachsverſuchsfläche feit dem Jahre 1888 eingelegt ift. Die Verſuchsfläche ift in vier Einzeiflähen ge- teilt, von welchen die Fläche I den ſtark durchforſteten Vergleichsbeſtand (Voll— beſtand) repräſentirt, während II auf 0-8, III auf 066 und IV auf 0'5 ber Kreisflähenfjumme von I gebradt worden find. Die Nahlihtungen in II fanden in den Jahren 1889 und 1893, in III die ſchwache Lichtung (0°8 I) im Jahre 1889, die ftärfere im Jahre 1893, in IV die ſchwache Lichtung (0°8 I) im Jahre 1889, die ftarfe im Jahre 1893 jtatt.

Die ftarken Lichtungsgrade haben in dem betreffenden Flächen eine mannig- faltige Bodenvegetation hervorgerufen, welche ſeitens der Verſuchsanſtalt einem Specialftudium unterzogen wurde. Ueber diefe Studien wurden den Excurjenten eingehende Erläuterungen zutheil. Da durch diefe, befonders in der Fläche IV reihlid auftretende Vegetation der vorhandene Buchenaufſchlag um dieſe Jahres— zeit nicht recht zu jehen ift, wurde bderjelbe auf einer Fläche von circa 100m: bloßgelegt, d. h. die Bodengewächſe bis auf den Auffchlag entfernt, um darzu— thun, daß diefer genügend reichlich vorhanden und fein Ausjehen ein gefundes ift. Die Frage nah dem Einfluffe verſchiedener Belihtungsgrade auf die Boden« feuchtigfeit war eine fernere Aufgabe der forftlihen VBerfuhsanftalt und haben diefe Verſuche jhon zu theilweifen Nejultaten geführt, über welde den Theil» nehmern auf der Verſuchsfläche auch eingehend berichtet wurde.

Eine weitere Studie in diefen verſchieden ftart durchlichteten Flächen bildet die Darjtellung der Kronenjhlußverhältnifje, um eine ſoweit denn möglich genaue Aufnahmsweiſe de8 Maßes der Belichtungen zu erhalten. Es lagen dies- bezüglich verfhiedene Methoden vor. Einmal waren Photographien vorhanden, melde von firirten Standpunften aus ein Bejtandesbild in der Richtung des Horizontes boten. Ferner zeigten diverfe Tableaur die topographiſche Vertheilung der Stämme jammt den eingezeichneten Baumkronen. Endlich veranfhaulichten die nad der Methode des Herrn Oberforftrathes Friedrich nad Oben zu aufgenom- menen Photographien der Baumfronen der Lichtungsflähen die Schlußverhältniffe derjelben in vorzüglidfter und unzweifelhaft jehr genauer Weife. Auf dem in der Verſuchseinzelfläche II aufgeftellten Tiibe war ferner noch das Lagerbuch diejes Berjuchsortes zur Einfihtnahme aufgelegt, desgleihen fam der Zehnpfund'ſche Steigrahmen zur Demonjtrirung und interejfirte nicht minder die Vorweiſung einer in der Verſuchsfläche IV ſich vorfindlichen Haſelbuche, welche vielen der Theil» nehmer nod eine Neuheit war.

Bon der Lichtungszuwahsverfuhsflähe Nr. 7 aus wurde die Ercurfion durch verſchiedene Buchenbeſtände fortgefegt, von welchen jener in der Abtheilung 44 a das bejondere Intereſſe der Ercurfionstheilnehmer erwedte. Diefer Beſtand, einer der jchönften des ganzen Wirthichaftsbezirkes, ift nad dem Einridhtungs- elaborate über 120 Jahre alt. Die von der Verjuhsanftalt in diefem Beftande aufgenommene Probeflähe ergab (nah Mafjentafeln berechnet) die bedeutende Mafje von 822m pro Heltar.

Gegen Mittag wurde die Lifiere der Abtheilung 43 a erreicht und eröffnete fih hier den Theilnehmern ein reizvolles Banorama zum Theile gegen die nahe Gebirgswelt, größeren Theils aber auf die Donau und das Tullnerfeld. Der Himmel late in fonniger Helle über dem pradtvollen Bilde und über den alten Buchen, welche diejen Ausfichtsplag überſchatten. Und diejer Plag war der Trühftüdsplag. Es kann johin nicht Wunder nehmen, wenn die Stimmung der Säfte eine gehobene war und ihren Gipfelpunft erreichte, als Se. Excellenz der Herr Bereinspräfident fein Glas erhob, um auf Se. Majeftät unferen erhabenen Kaiſer, al8 dem oberften Schüger und Pfleger des Waldes, an Allerhöchſt wel- hen heute ein Huldigungstelegramm feitens des Niederöjterreichifhen Forſtvereins gejendet worden, ein dreifaches Hoc auszurufen, in welhen Ruf die Anwefenden

Juli 18985.) Berfammlungen und Ausftellungen. 315

begeiftert einftimmten. Graf Haugwitz toajtirte jodann auf den Herrn Aderbaus minifter, Se. Ercellenz den Grafen Julius zu Falkenhayn, weldem die Staats: forjtbeamten jo vieles verdanken; Oberforftratb Friedrich hob in jeinem Trink— iprude die Verdienfte Sr. Ercellenz des Herrn Bereinspräfidenten hervor; die ferneren Toafte galten der Staatsforftverwaltung und deren Beamten (ge- ſprochen vom Herrn Bereinspräfidenten); der forftlihen Verſuchsanſtalt, deren Mitgliedern und der Localgefhäftsleitung (Trinfipruc des Herrn Grafen Haug: wig). Weiters toaftirten noch die Herren Oberforfträthe Friedrich und Schindler in Erwiderung der ihnen gegoltenen Trinffprühe; Herr Oberforftmeifter Frey: gang begrüßte die Anmejenden im Namen des Böhmijchen Forftvereins u. ſ. f. Den Abſchluß der Frühftücdspaufe bildete die photographiihe Aufnahme der Er: eurjenten in einer Gruppe, vorgenommen durch Herrn f. u. f. Hofjäger Kirchſchlager.

Nur ungern trennte man fich von diejfem prächtigen Plätchen Erde; doc, da der größere Theil der Ercurfion erjt nad der Frühftücspaufe zu abfolviren war, mußte dem wiederholten Rufe nah dem Aufbruhe Folge geleiftet werden.

Bon hier, dem Wabenftein, gelangte die Ercurfion in einen ausgedehnten Buchenjungmais (Abtheilung 42a, b) von circa 15- bis 20jährigem Alter. In diefem Maiffe befinden fich die Verfuhsflähen Nr. 229 und 228. Mit denjelben joll der Frage nahe getreten werden, weldhen Einfluß ſchon fehr zeitig begonnene Säuberungen und Durdforjtungen auf die Zuwachs- und Formverhältniffe des Beſtandes ausüben, wie ſich derart früh eingelegte äuterungen und Durdforftungen nad früherem oder jpäterem Beginne und nad dem Grade ihre Intenſität ver- halten, dann melde Methoden anzuwenden find, um die Koften der Durd- forftungen unbejchadet ihres Erfolges auf ein Minimum zu reduciren. In ber Berfuchsflähe Nr. 228 fommt die Frage nach dem früheren oder jpäteren Beginne der Läuterungen in Betradt; von vier Einzelflähen wurde eine im Jahre 1894, die anderen werden in den fahren 1897, 1900 und 1903 durchforſtet. Die durdforftete Einzelflähe ift außerdem nad zwei Methoden behandelt, die eine Unterabtheilung derjelben enthält noch dem Nebenbeftand, derjelbe ijt jedoch mittelft hoher Entgipfelung am Höhenwuchje gehindert, aus der zweiten wurde der Nebenbeftand entjernt, in Wellen aufgebunden und cubirt. Bei diejer Ver— juhsflähe jtaunten die Ercurfenten über die hohen Stammzahlen. Es jtehen heute in der Fläche pro Hektar 46.800 Stämmchen, vor der Durdforftung zählte der Beitand ohne dem Dürrholze 157.800 Individuen. Die Verſuchsfläche Nr. 229 behandelt einen circa 20jährigen Bucenbeitand. Diejelbe ift in vier Einzelflädhen getheilt, von denen die Flächen I, II und III ein Durdforftungsverfahren zeigten, welches der franzöfiihen Eelaircie par le haute am nädjten fommt. Es ift nämlih in allen diefen Flächen ein Hauptbeftand ausgezeichnet und ſtammweiſe numerirt, 1600 Stämme pro Heftar, und der übrige Bejtand als Yüllbeftand darin belajjen. Während nun im Fläche I der Füllbeftand ſchwach durdforftet, d. h. aus demjelben nur das dürre, abjterbende und abgebogene Material ge- nommen wurde, fam in Fläche II der Füllbeitand zur mäßigen Durdforftung, es wurde fohin auch nocd das unterdrüdte Material aus ihm entfernt, und er: fuhr in Fläche III der Füllbeftand die gleiche Behandlung, wie in I, nur daß außerdem die numerirten Stämme (Eliteftänme) foweit von den Nachbarn frei: gehauen wurden, daß ſich in den mächjten Jahren ihre Kronen unbehindert ent- wideln können. Diefer Freihieb foll jo oft wiederholt werden, als es eben bie Wuchsverhältniffe de8 ausgewählten Elitebejtandes verlangen. Sobald fi die Eliteftämme jelbjt zu drängen beginnen, wird eine jorgfältige Auswahl unter ihnen getroffen und deren Zahl hiermit herabgejegt. Leider haben dieje Flächen auch von den Folgen des Hagelichlages vom 7. Juni 1894 gelitten, bejonders deren dominirende Stämmden, jo daß möglicherweije eine Reconftruirung der Elite- ftämme wird ftattfinden müſſen.

316 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

Die Einzelflähe IV ift eine Zugabe zu der Verjuhsflähe Nr. 229. Syn derjelben wurde lediglich eine ftarfe Durchforſtung vorgenommen, jo daß von rund 100,000 Stämmden 87.000 zur Durdforftung gelangten, heute demnad nur mehr 12.800 auf der Fläche pro Hektar ftehen.

Auf dem Gange aus diefem Jungmaiſſe zur Xroppbergwarte wurden bedeutende Hagelihäden an Weißkiefernftangenhölzern und aud an anderen Holzarten beobadıtet. Schon von weiten jah man zufolge der rothen Färbung der Kronen den Kiefernbeftänden die Wetterfeite an, beim Nähertreten wurden die bürren Aeſte und theilweife auch abgeftorbene Gipfel bemerkbar.

Genofjen die Theilnehmer auf dem Frühftüdsplage am Wabenftein eine reizende Fernficht, jo bot fich ihnen von der Warte des Troppberges eine unver— gleichlich ſchöne Rundficht dar, fo, da es inzwiſchen auch windftill geworden war, Die Plattform ſich nicht leeren wollte und e8 manden Zurufes bedurfte, die Ercur- fionstour wieder in regelmäßigen Gang zu bringen.

Die nädhfte Umgebung des ZTroppberg- Plateau zeigte eine Weihe im heurigen Frühjahr durcdgeführter Verſuchsculturen. So find in der Eultur- verfjuhsflähe Nr. 237 Pflanzungen der japanijhen Lärche (Larix leptolepis) durchgeführt, und zwar mit zweijährigen, im Syährlingsalter verjchulten Pflanzen im Quadratverbande von 125m. Der Zwed dieſes Verſuches bejteht darin, Studien über das Verhalten der jehr raſchwüchſigen japanischen Lärche, über bie Qualität des Holzes und über den Erfolg anzuftellen, welder mit ihr im Ber- gleiche zu jenem in den anftoßenden Eulturen mit der europäijhen Lärde er» zielt wird.

Die Eulturverfuhsflähe Nr. 238 zeigte Pflanzungen von europäifchen Yärden (Larix europaea), und zwar auf Einzelflähe I Tiroler Provenienz, auf Einzel: fläche II foldhe öfterreichisch-fchlefiiher Provenienz. Ausgeführt wurde dieſe Eultur mit zweijährigen im SJährlingsalter verſchulten Pflanzen. Der Zwed dieſes Verſuches iſt das Studium des Verhaltens beider Lärchen im Wienerwalde in Bezug auf Wahsthumsleiftungen, Verhalten gegen Elementarereignifje, Pilze und Inſekten und hinfichtlich der Holzqualität.

Die Eulturverfuhsflähe Nr. 239 enthält Pflanzungen von Fichten alpiner und farpatijher Provenienz. Dieſelbe ift umtertheilt in vier Einzelflähen, und zwar famen zur Verpflanzung in I: Fichten aus dem Fleimsthale in Sübdtirol, in II: Fichten aus dem Oberinnthale in Nordtirol, in 111: Fichten aus Pozoritta in der Bufowina (Karpaten) und in IV: Fichten aus Dornamwatra in der Buko— wina (Karpaten) mit dreijährigem Pflangenmateriale, im Jährlingsalter verjchult. Der Zwed diefer Verſuchsreihe ift das Studium des Verhaltens von Fichten aus weit von einander liegenden Heimatsorten, deren klimatiſche Factoren in manden Beziehungen differiren.

Gleich unterhalb des Troppbergplateaus wurde die Verjuhsflähe Nr. 231 betreten, welde in einem circa 13jährigen Buchenjungmaiſſe inftallirt ift. Diejelbe enthält in regelmäßigem Verbande 1600 Eidenheijter pro Hektar eingepflanzt und follen dieje ähnlich, wie die Eliteftämme der Verjuhsflähe Nr. 229/IIL für die Zukunft behandelt werden.

Direct aus der Verfuhsflähe Nr. 231 gelangte man in die Verſuchsfläche Nr. 230, welche eine Wiederholung des Verſuches Nr. 228 in einem nod jüngeren, circa 13jährigen Buchenjungmaifje repräjentirt, nur daß hier der Nebenbeftand ledig: (id, und zwar ziemlich tief, entgipfelt wurde.

Unterhalb der Berfuhsflähe Nr. 230 war ein Ziih aufgejchlagen, auf welchem die Lagerbücher der Verſuchsflächen Nr. 228, 229 und 230 zur Einfiht vor- lagen, desgleihen die Inſtrumente und Werkzeuge, welche bei der Aufnahme und —— der Verſuchsflächen in den Buchenjungmaiſſen zur Anwendung gefommen.

Juli 1895.]

Berfammlungen und Ausftellungen. 317

Von hier aus bewegte fi die Ercurfion über Pflanzculturen des Jahres 1895 und über die Schneige 18 nah dem Waldorte Pallerftein und längs bes Wirthichaftsftreifens I zum Werkfteinbrude. Bon hier ging e8 auf dem Wirth- Ichaftsjtreifen weiter bis zur Abtheilung 37d zur Durchforſtungsverſuchsfläche Nr. 10. Diefer Verjuhsort bejteht aus drei Einzelverfuhsflähen, von denen Flähe I ſchwach, Fläche II mäßig und Fläche III ftarf, und zwar im Jahre 1890 durchforftet worden waren.

Dieſer Verſuchsort enthält jchon Heute wieder viel ausgejhiedenen Neben- beftand und joll noch im heurigen Jahre zur Neudurdforftung gelangen. Dieje Verſuchsfläche war infoferne, von befonderem Intereſſe, als diejelbe nachwies, wie raſch fih in den Einzelnflähen der Nebenbeitand nachgebildet umd zeigten Die diesfalls aufgelegten Graphicons in anſchaulicher Weife, wie fich bei den verſchie— denen Durdforjtungsgraden zwiſchen den einzelnen Beftandesgliedern der Kampf ums Daſein abjpielt. In diefer Verfuhsflähe wurden auch Unterjuhungen über die Bodentemperaturen im dichtgehaltenen und im lichtgehaltenen Bejtande auf- genommen, zu welhem Zwecke in den Einzelflähen I und III je drei Erbboden- thermometer in den Tiefen von 5, 25 und 50cm täglich beobadıtet werden. Auch in diefer Verſuchsfläche hat Oberforftrath Friedrich den Kronenſchluß photographiſch aufnehmen laſſen, worüber ſehr inftructive Tableanx vorlagen, welche Aufnahmen zeitweije, bejonder8 nach den jeweiligen Neudurdforftungen, wieder erneuert wer: den follen.

Bon bier aus begaben fih die Ercurfenten zur Abtheilung Hauerjteig 38 b,, wojelbjt fi eine größere Reihe von Eulturverfuchsflähen befindet.

Die erjte Verſuchsfläche, welche in die Augen fiel, war ein Culturverſuch über den Einfluß des Graswuchſes auf das Gedeihen von Fichtenpflanzen. Der Verſuchsort zerfällt in drei Einzelflädhen, von denen jede im Quadratverbande von 125m mit je der gleihen Zahl dreijähriger und vierjähriger Schulfichten verpflanzt wurde. In I wurden nad) der Pflanzung alle unbededten Stellen mit Gras angebaut, welches nie zur Nutung gelangt; in II findet im Juni und im September eine Grasnugung ftatt; in III wird im Bereiche der Pflanzen jede Grasvegetation forgfältig vermieden.

Der am diejen anjchliegende Verſuch ift eine Pflanzung von Fichten behufs Studiums der künftigen Entwidelung von Individuen, welche gleidalterig und von demfelben Saatgute ftammend bei der Erziehung im Saatbeete günftigen Einflüffen ausgejegt waren. Der Verſuchsort befteht aus zwei Abtheilungen, in I ftammen die Fichten vom Rande der Eaatrilfen, in II aus der Mitte der Rillen. Bei der Beobadhtung wird das Hauptgewiht auf die Wuchgleiftungen beider Pflanzenpartien gelegt, um zu erfahren, wie lange die ungünftigen Einflüffe in der Jugend im jpäteren Leben anhalten und wann ein eventueller Ausgleich der Mafienproduction auf beiden Einzelflähen eintreten wird.

Die nächſte Eulturverfuhsflähe Nr. 240 dient zu vergleichenden Studien über das Verhalten der gewöhnlihen und der fpätblühenden Stieleihe. Auf der Einzel- fläche Lift eine Pflanzung mit dreijährigen Späteichen (Quercus pedunculata var. tardissima) ausgeführt, auf der Fläche II gewöhnliche Stieleihen von gleihem Alter ausgepflanzt.

Auf der Eulturverjuchsflähe Nr 203 find Fichtenpflanzungen mit verjhiedenen Pflanzweiten zu jehen geweſen. Für die Eultur, welhe im Frühjahr 1892 durd- geführt wurde, famen dreijährige verjchulte Fichten in Verwendung. Der Ber: ſuchsort umfaßt vier Einzelverfuhsflähen, von welden I in 1” Quadratverbande, U in einem foldhen von 15", III im MNeihenverbande von 1:2m und IV im Quadratverbande von 2m bepflanzt iſt.

Gleich daneben liegt eine Verſuchsfläche, welche im Jahre 1891 mit Lärchen Öfterreichifch-fchlefiiher (Einzelflähe I) und Tiroler (Einzelfläche II) Provenienz

8318 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Fahrgang.

ausgepflanzt wurde, um Studien zu machen über das Verhalten beider Lärchen— formen in Bezug auf Wüchſigkeit, Widerftandstraft gegen Elementar⸗, Pilz- und Anfeltencalamitäten, jowie über die Qualität des Holzes.

Der hier anſchließende Verſuch mit mitteleuropäijchen und ſchwediſchen Fichten verfolgt die gleihen Zwecke.

Außerdem find auf diefem Complexe noch Eulturverjudhe mit Juniperus vir- giniana und mit Juglans nigra zu fehen geweſen.

Den Schluß der Ercurfion bildete die Beſichtigung der Culturverſuchsfläche Nr. 11 mit Meifföhren mitteleuropäifcher und ſchwediſcher Provenienz, ausgeführt im April 1890, nachgebeffert im Jahre 1891.

Bon hier aus wurden wieder die Wägen beftiegen, um bis zu Broidl’s Reftauration in Gablig zu fahren, wojelbft ein gemeinfames Mahl eingenommen wurde, Die ff. Forſt, und Domänendirection in Wien hatte Veranlaſſung getroffen, den Gartenjalon mit friſchem Reis fehr geihmadvoll auszufhmüden und erzielte dieſe Decoration durch die Güte des Herrn f. k. Forſtmeiſters i. P. Adler in Purfersdorf, welder feine jhöne Geweihfammlung zum Schmucke herlieh, ein feierlihes und doch zugleich gemüthliches Gepräge.

Erft mit den jpäteren Abendzügen gelangten die legten Exrcurfenten von Purkersdorf aus nah Wien.

Dienftag den 18. Yuni, 8 Uhr Früh, eröffnete der erfte Vicepräfident Carl Graf Haugmwig in Pillwein's Bahnhofreftauration zu Hadersdorf die ungefähr von 100 Mitgliedern befuhte XXIV. Blenarverfammlung des Nieder- djterreihifhen Forftvereine.

Der Vorfigende maht Mittheilung, daß der Herr Vereinspräfident Se. Greellen; Franz Graf Falkenhayn nur mit Bedauern den Verhandlungen fern bleibe, dag Herr Minifterialraty Dimitz infolge dienftliber Verhinderung nicht anweſend ſein könne und daß der Redacteur der „Vereinsmittheilungen“ Forſtrath Hampel ſeine Abweſenheit durch Krankheit entſchuldigen laſſe. Sodann wird an das Pro— gramm der Verhandlungen geſchritten und ergreift zu

Punkt 1— Jahresbericht des Präſidiums über die Thätigkeit bes Bereins Vicepräfident Graf Haugwitz das Wort. Diejem Referate entnehmen wir, daß der Forſtverein während des Berichtsjahres jomohl im Aufforjtungs- weſen, als auch in der Entfaltung und Pflege der Forſtwirthſchaft und wwiſſenſchaft nicht unthätig geblieben war. Die Bewerbung feitens der Gemeinden und Klein- grundbefiger um Waldpflanzen nimmt von Jahr zu Jahr zu. Gelegentlich der Sitzung des Aufforitungscomites am 31. Januar 1895 madte Statthaltereirath Lattermann die Mittheilung, daß alle politifchen Landesbehörden angemiefen wurden, darauf zu achten, daß für alle Waldungen von über Zr. Größe Wirth: fhaftsprogramme, für alle jene Forſte aber, welde das Ausmaß von 200 Aa über: ſchreiten, förmliche Wirthichaftspläne aufgeftellt werden, wie e8 bercit8 der Erlaß vom 4. uni 1891 verlangt hatte. Dieſes Beifpiel ftrengerer Handhabung der Vorſchriften erſcheint im Intereſſe der Yandescultur höchſt erfreulich.

Hinfichtlich der Preisbewerbung um das Thema „Anleitung zur Berfaffung eines Tagebuches für die forftliche Staatsprüfung“ muß leider bemerft werden, daß eine Preisfchrift vom Autor zurüdgezogen, eine zweite eingereichte den Anfor- derungen nicht vollends entjpredend befunden wurde.

Zu der Aufforjtungsthätigfeit des Vereins übergehend macht Graf Haug— wit über feinen eigenen Rayon Mittheilung. Der Türniger Forftgarten ift nun: mehr vollends bejtellt und wurden heuer aus demjelben ungefähr 87.000 ein- bis zweijährige Waldpflanzen an Sleingrundbefiger abgegeben ; heute jteht im Garten noch ungefähr eine halbe Diillion Pflanzen. Nah dem Berichte des Forjt- rathes Yem berg wurden aus dem Oberjiebenbrunner Yandesforftgarten heuer circa 90.000 Pflänzchen, vorherrſchend Eihen und Schwarzföhren, ferner Weißföhren

Juli 1895.]

Berfammlungen und Ausftellungen. 319

und Akazien abgegeben. Der fürfterzbiihöfl. Förfter F. Kriesl macht ſich um diefe Landeswaldbaumſchule in fteter Fürforge hoch verdient. Landesforitinipector Forſtrath Volkmann berichtet, daß das Aderbauminijterium im Jahre 1895 1,200.000 Pflanzen unentgeltliih zur Abgabe gelangen ließ; es wurden 160 Gemeinden und bedürftige Sleinwaldbefiger betheilt. Durd die Munificenz des niederdjterreichiichen Landtages theilt Güterdirector Praſch mit ift die Erridtung eines Torftgartens im Ybbsthale möglih gemaht worden und ift die Erkenntnig der wohlthätigen Wirkungen der Waldpflege in der bäuerlihen Bevölkerung in erfreuliher Zunahme begriffen. Oberförjter Horit macht die erfreuliche Mittheilung, daß der niederöfterreihiiche Landesausihuß über Erfuhen der Gemeinde Pyhra die Anlage .eines Pflanzgartens im Principe bewilligt und 300 fl. als Subvention angemwiefen habe. Oberförjter Eiſen— menger berichtet furz, daß im Bezirfe Brud a. d. Leitha erft vom nächſten

ahre an mit der Vertheilung von Waldpflanzen werde begonnen werden können.

ünftige Berichte erftatten auch Forftinfpector Streha hinfichtlih des Badener und Forſtmeiſter Weiß Hinfihtlih des Dber-Hollabrunner Bezirks. Die Auf: forstungen im Eggenburger Bezirke find nah nun beinahe 20jähriger Arbeit bei- nahe vollendet; ein Wald von circa 500 Jochen ift erftanden und Forſtmeiſter Siebed hält die ſchwierige Aufgabe jür beinahe geſchloſſen.

Nachdem noch Forſtrath Lemberg die im Zuge begriffene Erridtung eincs Landesforſtgartens dur den Forſtrath Hampel bejproden, Forſtmeiſter Kienes- berger, Oberförfter Prix und Forftinfpectionscommifjär Namjauer über den Fortgang des Aufforftungsweiens in ihren Bezirken berichtet, ergreift Gentral- director Hufnagl das Wort, um den Vorgang der Redaction der „Ber: einsmittheilungen” beim Abdrud eines den Gegenftand der Preisausjchreibung behandelnden jedoch hors concours ſtehenden Artifels zu fritifiren. Die betreffende Arbeit ſei leider vor Ablauf des Concurstermines auf Vereinsfojten publicirt worden; dadurh waren die Concurrenten gendthigt, ihre Abhandlungen zurück— zuziehen. Redner fragt, ob der Vereinsausſchuß in Hinfunft bei ähnlihen Anläfjen auch denjelben Vorgang einzuhalten gedenfe,

Graf Haugmwig entgegnet, daß der Abdrud der Hampel'ſchen Schrift, um welche es ſich bier lediglih handeln fann, feines Wiffens erſt nah Ablauf des Eoncurstermines erfolgt fein; übrigens habe die Veröffentlihung an dem inneren Werthe der anderen Arbeiten gar nichts geändert. Forjtinipector Streda hebt hervor, daß dem Bereine aus dem Verkaufe der Denkihrift Hampel's ein Rein: gewinn von bereits 58 fl. zugefloffen fei. Im Uebrigen bedauert Redner aufrichtig, dat Herr Eentraldirector Hufnagl feine Arbeit zurüdgezogen und damit den Vereinsausihuß außer Stand geſetzt habe, über dieſe jedenfalls hervorragende Abhandlung fi ein Urtheil zu bilden.

Nachdem noch Forjtmeifter Siebed den Vorgang des Ausſchuſſes vertheidigt, wird die Debatte über diefen Gegenftand abgebrodhen und zu Punkt 2 über» gegangen:

Borlage des Rehnungsberihtes für das Yahr 1894 und des Eajjapräliminares für das Jahr 1896. Bericht als auch Präliminare liegen der Verſammlung gedrudt vor. Im Jahre 1894 betrugen die Empfänge fl. 3877°93, die Ausgaben fl. 2148°24, jo dag mit Ende des Jahres ein Cajja- ftand per fl. 172969 oder ein Vermögenszuwachs per fl. 92737 rejultirte. Das Gajjapräliminare pro 1896 weit eine Empfangsjumme von fl. 3943 und eine Ausgabejumme von fl. 2750 aus; der Ende 1896 anzuhoffende Caſſaſtand beläuft ſich ſomit auf rund fl. 1200. Graf Haugmwig macht Mittheilung, daß der Wiener Fabritant S. Weiner über Anregung des Forftrathe8 Hampel fl. 200 als Stiftung für ausgezeichnete Forftichugorgane gejpendet habe. Der Vereins— ausſchuß habe befchloffen, diefe Spende vorerſt durch Zinfeszins anwachſen zu laſſen;

Gentralblatt für das gef. Forſtwe ſen 22

320 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

aud; wurden die aus dem Verkaufe der Hampel’jihen Denkſchrift eingefloffenen fl. 58 demjelben Stiftungsfonds beigefügt.

Der Niederöfterreihiiche Forftverein zählt heute 510 Mitglieder, darunter fünf Ehrenmitglieder. Sechs Mitglieder, darunter Miniſterialrath Salzer, wurden dem Vereine dur den Tod entriffen, 56 Mitglieder find feit der legten Plenarver- fammlung neu beigetreten, darunter zahlreihe Gemeinden, ſowie landwirthſchaft⸗ lihe Caſinos.

Nachdem der Eafjaftand des Vereins ein günftiger zu nennen jei, beantragt Forſtrath Lemberg, daß ein gewifjer Betrag dem Niederdfterreihijhen Forſtſchul— verein zugemwiefen werben möge; ebenjo könnte man den Verein für Güterbeamte in Wien mit einer Summe bedenten. Ueber die Höhe diejer beiden Beiträge ftellt Redner feine Anträge.

Forſtrath Volkmann, Oberförfter Prix, Oberföriter Horft und Graf Dauonit unterftügen dieſe Anregungen; Forſtmeiſter Siebed beantragt die

ertheilung von einem Drittel des Eafjaftandes in der Weife, daß dem Güter- beamtenvereine nur ein Meiner Betrag zugewiejen werben möge. Alle Redner wollen die Aggsbacher Schule in erfter Linie berücfichtigt wiffen. Schließlich wird ein Antrag Eifenmenger’s angenommen, nad weldem der Bereinsausihuß ermächtigt wird, nad den in der Debatte zu Tage getretenen Gefichtspunften das Wünſchenswerthe und Nothwendige in der beregten Angelegenheit zur Durch— führung zu bringen.

Das Caffapräliminare wird jodann von der Berfammlung genehmigend zur Kenntnig genommen. Vor der

Wahl des Vereinsgejhäftsleiters und Caſſiers wird über Antrag des Borfigenden Grafen Haugmwig dem Oberförſter Prir für die felbitloje Thätigfeit bei Verwaltung diefer Ehrenämter feitens der VBerfammlung der wärmite Dan votirt. Sodann wird der k. f. Forfiinfpectionscommiffär Ramfauer in St. Pölten mit Zuruf zum Caffier und Gejhäftsleiter des Niederdſterreichiſchen Forſtvereins gewählt.

Bei der Wahl von vier Ausfhußmitgliedern für die ftatutengemäß ausiheidenden Herren: Ingenieur 8. Böhmerle, Forſtrath 8. Hampel, Forft- director 8. Prajc und Forjtmeifter V. Weiß werden die eben Genannten wieder: gewählt. Ebenjo wird der jtatutengemäß ausjceidende Erfagmann Ef. k. Forft- injpectionscommifjär v. Webern feitens der Verſammlung zu derjelben Function wieder berufen. Zum Erjagmanne mit zweijähriger Functionsdauer wird Forjt- injpector Oppolzer gewählt. Zu Necnungscenjoren werden die Herren Ober- fürjter Nömec und Nehnungsführer Wittmann mit Acclamation wiedergewählt.

Für das Yahr 1896 werden die Bauernwaldungen des politiihen Bezirkes Neunkirchen als Ercurfionsobject beftimmt, das diesbezüglihe Programm zur Kenntnig genommen und Forftinjpectionscommifjär v. Webern zum Localgejchäfts« leiter diejer in Wiener-Neuftadt ftattfindenden Verſammlung beſtimmt.

Nach kurzer Unterbrehung eröffnet Graf Haugmwig um 11 Uhr Vormittags die XXI. Generalverfjammlung des Niederditerreihijhen Forftvereins mit der Mittheilung, daß Se. Ercellenz der Aderbauminijter J. Graf Falken— hayn die telegraphiiche Begrüßung durd den Forſtverein foeben in wärmijter Weife und dankend erwiedert habe.

Sodann begrüßt der Vorfigende die anweſenden Delegirten der Staats» behörden und Scwejtervereine, jowie alle Theilnehmer der Berfammlung. Das Aderbauminifterium hatte entjendet: Oberforftratt 8. Schindler und FForftrath Bollmann, die Wiener Landwirthihaftsgejellihaft J. Freiherrn v. Gudenus, der Reihsforjtverein Oberforſtrath Friedrich und Foritmeifter E. Böhmerle; den Mähriſch-ſchleſiſchen Foritverein vertraten Forſtmeiſter E. Böhmerle und Forjtconceipift F. Kraegl, den Böhmifhen Forſtverein Oberforftmeifter Frey-

Juli 1895.] Berfammlungen und Ausftellungen. 321

gang, den Oberöfterreihiichen Yorftrath Freiherr de Ben, den Steiermärkiſchen Forſtrath Hampel, den Galiziihen Forſtrath Ziglbauer; namens des Kärnt- neriſchen Forſtvereins war Dr. Cieslar erjhienen. Für den erkrankten Forjtrath Hampel hatte Forſtrath Lemberg die Vertretung der betreffenden DBereine übernommen,

Die Delegirten dankten für die freundliche Begrüßung und Aufnahme, worauf

Thema 1: „Erläuternde Ausführungen zu den bei der Ercurjion gejehenen Verſuchen“ in Verhandlung gezogen wurde.

Oberforjtrath Friedrich leitete das Thema mit den nachfolgenden Aus» führungen ein:

Zunädjft bitte ich, mir zu gejtatten, dab ich den Herren Theilnehmern an der gejtrigen Ercurfion für die Ausdauer und Mühe herzlichſt danfe und der Freude Ausdrud verleihe, daß eine jo anjehnlihe Anzahl Fachgenoſſen einen Theil unferer Verſuchsflächen befichtigt hat. Nachdem heute nahezu 200 Verſuchsflächen bejtehen, jo bedeuten die gejtern befichtigten Verjuhsflähen allerdings nur einen Heinen Brudtheil des überhaupt Vorhandenen.

Ich habe offen gejtanden lange gezögert und war lange im Zweifel, ob ih e8 wagen joll, eine jo hochanſehnliche Körperſchaft zur Befihtigung von nur wenigen Berfuhsflähen einzuladen. Cinerjeits mußte ih fürdten, bie Herren Säfte wenig oder gar nicht zu befriedigen, andererſeits lag die Gefahr nahe, daß durd eine bloß eintägige Excurfion fein genügender Ein- und Ueber— blif über die vieljeitige Thätigfeit der forjtlihen Verſuchsanſtalt erhalten werde. Es ijt überhaupt fchwierig, eine fogenannte VBerfuhsanlagen-Ercurfion zu ver: anjtalten. Sie werden das heute Nahmittags bei Befihtigung des Pflanzgartens nody marfanter erfahren,

So lange die Verſuchsanlage neu ift, fagt diejelbe nichts und läßt nur Alles erhoffen ift der Verſuch beendet, jo wird er abgeräumt. Aehnlich ift es auch mit den Berfuhen im Bejtande. Was wir (die Verjuchsaniteller) mit den Praftifern gemein haben, ift daß aud wir über den Gegenjtand eigene Meinungen, vielfahe Erfahrungen haben und die Lehren der Schule noch in ung tragen. Was uns aber von den Praftifern unterjcheidet, ift, daß wir bei Ein» rihtung und Beobadtung der Verjuche, namentlich aber bei Beurtheilung deren Ergebnifje die bisher als richtig gehaltene eigene Meinung, die eigene Erfahrung förmlich vergejjen und nur die Zahl reden laffen jollen. Glauben Sie mir, es ift dies manchmal recht jchwer.

Doch die ſchwierigſte Aufgabe, die uns geſtellt iſt, iſt unzweifelhaft die Frage: Was ſoll unterſucht werden? Wie der Bergmann ſuchen wir nach goldener Erkenntniß und finden mitunter taubes Geſtein! Dürfen wir darob den Bergmann tadeln?

Machen wir Verſuche, die einleuchten, deren Ergebniß ſozuſagen ſicher vor— ausgeſehen werden kann, ſo erſcheinen derlei Verſuche leicht als überflüſſig; tritt der Verſuch aber in ſeinen Erfolgen nicht ſo klar zu Tage, ſo kann er leicht als unnütze Spielerei bezeichnet werden. Verſchärft wird unſere Lage noch dadurch, daß wir einerſeits vor dem Forum der Wiſſenſchaft Rede ſtehen müſſen, anderer— ſeits das Bedürfniß haben, bei Auswahl der Verſuche den Rath der praktiſchen Fachgenoſſen zu hören. Der Eine will nur Verſuche in Miſchbeſtänden, der Andere behauptet, da8 Schwergewicht läge in Eulturverfuchen, ein Anderer in Durchforſtungs— verjuhen, der Eine will grobe Maffenaufnahmen, der Andere minutiöje Arbeit. Und nun gar der Gedanke, daß die Fortſetzung der von uns begonnenen Verſuche von den nächſten zwei bis drei Generationen bejorgt werden von einer ganz anderen Schule vielleicht von ibr gänzlich mißverftanden!

Bon dem, was wir begonnen, was wir jäeten, ernten wir noch weniger al8 der Praktifer. Wenn der alte Pannewig an den Forſthäuſern den Sprud)

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822 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

angebradht haben wollte: „Wer nicht Genügjamfeit mitbringt ins ftille Förfterhaus, für den und den Wald wäre e8 beſſer, er bliebe draußen“, jo möchte auch id; jagen: „Wer nicht die größte Selbftlofigleit mitbringt in unfere ftille laufe, dem wird die Verfuchsarbeit weder nützlich nod erfreulich erſcheinen.“

Iſt nun fejtgeftellt, was verjudht werden foll, jo ijt es nicht minder jchwierig, zu entſcheiden, wie ſoll die frage zu löſen verſucht werden. Es ift das eigentlich) die mühepollfte Arbeit des Forſchers. Wie viel Vorverjuhe find da mitunter noth- wendig, ehe die richtige Methode erfannt wird, wie viel Schweiß rinnt dem Me: hanifer von der Stirne oder auch Unwille über die Leber, che der gewünſchte Apparat richtig functionirt. Die Arbeit nad) jogenannten berühmten Muſtern ift auch nit immer thunlich. So ftehen wir 3. B. im Begriffe, die techniſchen Eigen» haften der öjterreihiihen Hölzer zu unterjuhen. Ein befannter Fachmann unter- ſucht diesbezüglich die Hölzer nur aufs fpecifiiche Gewicht und auf Drudfeftigfeit, eine andere Autorität erften Ranges negirt die Drudproben und unterfudt nur jpecifiihes Gewicht, anatomiſchen Bau und Ajchengehalte, eine dritte in vorliegen- den Verfuchen thätige renommirte Perjönlichleit legt wieder nur Gewicht auf die Beitimmung des Elafticitätsvermögens der Hölzer. Sie fehen, meine Herren, wie die Anfichten oft jehr getheilt find. Für welche Richtung werden nun wir uns zu enticheiden haben, ehe wir dieſe umfangreiche und koſtſpielige Arbeit beginnen ?

Sie werden, um ein weitere8 Beijpiel anzuführen, heute Nahmittags einen Verſuch über die Zuchtwahl fehen, der überzeugend ift. Yım Jahre 1890 fand diefe Frage auf dem internationalen Congrefje wenig Anklang, nur BProfefjor Hempel jprad für die Vornahme von derlei Verſuchen. Wenn wir uns durd die ablehnende Haltung des Congrefjes hätten abhalten lafjen, wie ſchade wäre es gewejen.

Sie werden Nahmittags Apparate ſehen, welde einen bisher nicht gefannten Einblid über die ftündliche Yebens- und Wahsıhumsthätigkeit der Bäume ermög- lihen. Ich zweifle nicht, daß das Ihr Intereſſe erregen wird, ich zweifle aber auch nicht, daß Sie fragen werden nad der praftijchen Bedeutung diejer feit vier Jahren fortgejegten mühevollen Verſuche. Wollte ich nun diefelbe heute jchon er- Hären, fürdte ic wenig Glauben zu finden. Es geht uns Forſchern ähnlid wie im griege. Gelingen muß das Wagniß, ſoll man uns loben.

Ueber die Verſuche, welde die Herren gejtern befichtigten, werden die Herren Meferenten nod die nothwendigen Aufflärungen geben, auch ftelle ich die dringende Bitte, Ihre Meinung ja recht offen auszufprehen. Nur im Allgemeinen will ic bemerfen, daß die Lıchtungsverjuhsflähe Nr. 7 in eriter Reihe zum Studium des Lichtungs zuwachſes in verjchieden lichten Stellungen dienen joll und daß die Frage der Verjüngung, jo wichtig fie auch ift, erjt in zweiter Reihe fteht.

Lebhaftes Intereſſe erregten die Päuterungsverfuhe im Buchenjungmais. Nun damit wollte ich gewiß nichts Neues vorführen, jondern nur die an anderen Orten gejehene Praris hier populär machen. Bei rechtzeitiger Yäuterung der bürftendihten Buchenjungmaiffe muß ji) der Umtrieb, da es fih um Brennholz handelt, bedeutend herabjegen laſſen. Wir verwenden ja ſonſt gerne 20 bis 40 fl. pro Hektar Aufforjtungstoften bei Fichten. Nur die Rothbuhe lafjen wir ihren Kampf ums Dajein ganz allein auslämpfen. Wie herzloje Eltern benehmen wir ung, denen erſt dann die Kinder werthvoll find, wenn fie Geld heimbringen fünnen.

Die Berfuhsflähe Nr. 10 d. i. Durdforftung hat ſchon gar curiofe Beurtheilungen erfahren. Urfprünglid war die erjte Fläche fehr wenig, bie zweite etwa mäßig, die dritte ertrem ſtark durchforftet worden, und zwar 1890, Ih gehe nämlich von der Anfiht aus, daß bei den Durdiorftungsverjuhen aud diejenige Grenze der Lichtitellung erforjcht werden joll, wo diejelbe anfängt, ſchäd— lich zu wirken, dazu gehören aber auch ertreme Lichtitellungen, die aud wirklich ſchädlich wirken jollen.

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Zwei befannte, hervorragende, deutſche Fachgenoſſen fanden denn aud bie dritte Fläche im Jahre 1890 zu licht, aber ſchon im Herbſt 1893, wo die— felben Herren uns wieder mit ihrem Beſuche beehrten, fanden fie dieje Fläche niht mehr ertrem licht und heute ift dieje Fläche gewiß ſchon wieder durd)- forftungsbedürftig.

Bei den Eulturverfuhen laffen wir uns feineswegs durd die Einfprade beirren, daß ſich die Unterfchiede, die fich in der Jugend zeigen, fpäter ausgleichen, denn erftens ift dies nicht immer zutreffend oder nur ſcheinbar und dann bedarf meines Erachtens gerade die frühefte Jugend der beften Pflege, d. h. es jollte Alles verfuht werden, um die Pflanzen baldigft über die befannten Gefahren berauszubringen.

Bon hervorragender Wichtigkeit für forftliche Verſuche ift endlich aud) die Frage: Bon wen fjollen die Verſuche durchgeführt werden?

Ich möchte diefer Frage einige wenn aud nur wenige Worte widmen und bitte den Herrn Präfidenten um Nahficht, wenn ich nur furze Zeit noch mehr von dem eigentlihen Thema abjchweife, al8 bisher. Die Beiprehung diejer Frage ift nicht leicht umd fpecielf für mic recht jchwierig.

Bekanntlich ift in Defterreich das Verſuchsweſen nah dem Grundfage auf- gebaut, daß die Praftifer ſich an den Verſuchsarbeiten ausgiebig betheiligen.

Meine Herren! Fürdten Sie nicht, daß ih nun lage darüber führen werde, daß im Kronlande Niederöfterreih von Privaten bisher nur zehn Verſuchs— flächen eingerichtet wurden. Es find dies neun Culturverſuche auf den Excellenz gräfl. Hoyos’ihen Domänen und ein Durdforftungsverfuh auf der Domäne Nieder- fladnig (Fürft Auersperg). Sonft hat fih nur Herr Graf Haugmwig zur Vor: nahme von Verſuchen bereit erflärt und daß dort bisher nocd feine Verſuche ein- gerichtet wurden, verſchulde ich perfönlid, weil e8 mir an Zeit mangelte, feine Domäne bezüglich der Auswahl geeigneter Beſtände zu durchforſchen.

So weit Berfuhe in Beftänden in Betradht kommen, will ich aud fein Wort darüber verlieren, auf der einen Domäne find feine paſſenden Beſtände, auf der anderen fein geeignetes Perfonal vorhanden, oder e8 fehlt diejem die Zeit; Eulturverfudhe follten dieſen Schmierigfeiten jhon weniger begegnen. Was foll ih aber davon Halten, daß 3. B. auf die Aufforderung zur Einfendung von Material zur Aufftellung von Formzahl- und Mafjentafeln bisher aus Niederöfterreih feine einzige Stammceubatur eingejendet worden ift. Auf jeder Domäne werden jährlid ja Taufende und abermals Taufende von Bäumen gefällt und cubirt, follte es da nicht möglich fein, 10, 50 oder 100 Stämme etwas genauer nad) dem Arbeitsplane zu cubiren? Rechnen wir 100 Forftwirthe in Nieder: öfterreih und daß jeder nur 100 Stämme cubirt, jo gibt dies 10.000 Stämme. Auch für die Daten von zehn Stämmen find wir danfbar!

Wenn wenigftens jene Herren Fachgenoſſen, welche die Verjuhsanjtalt mit Anfragen über Inſekten, Pilzihäden u. dgl. beehren, als Gegenleiftung für das oft viel Zeit beanjpruchende umentgeltliche Beftimmen von Inſekten, Pilzen :c. einige Stammcubaturen einjenden würden!

Daß die Forftwirthe Niederdjterreich8 Intereſſe an den forftlihen Verſuchs— wejen nehmen, beweiſt die rege Betheiligung an der gejtrigen Ercurfion und heutigen Verſammlung und bin ich gewiß weit davon entfernt, eine Abfichtlichkeit zu vermuthen. Aber gejtatten Sie mir, meine hochverehrten Herren, wenigjtens nohmals Ihre Unterftügung zu erbitten. Bei Fortdauer des bisherigen Zuftandes würde das vaterländiihe Verſuchsweſen feinen Zwed nicht völlig erreihen können. Bedenken Sie nur, für das große Gebiet: 1. der Entomologie, 2. der Zumads- lehre, 3. des Waldbaues und Krankheitslehre der Pflanzen, 4. der Bodenphyſil und Meteorologie, 5. der Technologie ift je nur eine Kraft vorhanden. Das bitte ich

324 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXL Sahrgang.

auch in Erwägung zu ziehen, wenn außer der Qualität auch die Quantität unſerer Leiftungen in den Kreis Ihrer Beiprehung gezogen werden jollte.

Ih habe Ihnen einen Erinen Einblid in die Schattenfeiten des forjtlichen Verſuchsweſens gegeben, nicht etwa deshalb, um für Milde im Urtheil zu ſprechen, fondern um Ihnen darzuthun, daß die bloß platonijche Anerkennung der Wichtig. feit des forftlihen Verſuchsweſens ebenfowenig ausreicht zur wirfliden Förderung desfelben, wie die pajfive Aififtenz, die fih nur im Rathen aber nit in Thaten ausdrüdt.

Nach dem mit Iebhaftem Beifalle aufgenommenen Vortrage des Oberforjt- rathe8 Friedrich ergriff

Adjunct K. Böhmerle das Wort. Derjelbe ſchloß fih in feinen Erläute- rungen dem von ihm im Jahre 1893 bei der Generalverfammlung in Reg ge- haltenen Vortrage über „die forftlihen Verfuhsarbeiten und ihre Ausführung in der Wirthſchaftspraxis“ an, indem er das Thema behandelte: „Ueber die Bor- nahme von Durdforftungs: und Lichtungszuwachsverſuchen.“ Der Referent teilt die Durchforſtungsverſuche in ſolche über den Beginn, in ſolche über den Turnus und in folde über die Intenſität und bezeichnet als eine weitere Gruppe von Verſuchen ſolche, welche ſich mit der Durdforfiung im Herrfhenden, aljo mit der Pflege des einftigen Hauptbeftandes von früher Jugend an befaffen. Nad einer Beiprehung des Augdrudes Haupt und Nebenbejtand vom Standpunkte der Verfuhsanftellung geht der Referent über zur Erörterung der Verſuche über den Beginn der Durdforftung. Diefe Verſuche follen jo früh denn möglich in die Beitände eingelegt werden. Hier fpiele die Frage nah der Anbringbarkeit des Durdforftungsmaterial® vorerjt feine Rolle. Es handle ſich eben in erjter Linie um den Effect derartiger Eingriffe. Adjunct Böhmerle behandelt dann die Art und Weije der Vornahme von Durdforftungen über den Beginn und erörtert auch die bei der Ercurfion demonftrirte Durdforftung mittelft Köpfens des Neben- beftandes, wobei er die Vortheile auseinanderjegt, welche man mit diefer Durch— forftungsmethode zu erzielen hofft. Die Verfuhe über den Beginn der Durch— forftungen werden aber auch im älteren Beftänden jehr willtommen fein, ſpeciell an Orten, wo die Durchforſtungspraxis ſich fpät einzufinden pflege. Die Ber- juchsanftellung über den Durhforftungsturnus ſei eine ähnliche, wie jene über den Beginn, es wechſeln eben nur die Aufnahmsperioden bezüglih ihrer Dauer. Zu den Verfuhen mit verjchieden ftarfen Durdforftungsgraden jeien in erjter Linie Beftände heranzuziehen, welche ich bereitS zu reinigen begonnen, auch jollen verſchieden alte Beftände einbezogen werden, weil es nicht gleichgiltig fei, im welhem Baumalter man mit ftärferen oder ſchwächeren Durdforjtungen in die Beitände eingreife. Der Referent beipricht nun die zwedmäßigjte Art der Ein- theilung der Berfuchsflähen in die Einzelverfuhsflähen, über die beſte Situirung derjelben, über das Verhalten bei VBorhandenfein von Sperrwüdjen und geht ichliegli über zur detaillirten Beſchreibung des Vorganges bei diejer Art von Verfuhen. Nach den weiteren Ausführungen des Referenten fei es unerläßlich, der Aufnahme des Nebenbeftandes diejelbe Aufmerkiamkeit wie jener des Hauptbeitandes zuzumwenden, da er bei der Bemeffung des Zuwachſes ſtets mit in Rückſicht ge: zogen werden müffe. Nad einem Ercurs über die vortheilhaftefte Art der Bes jtandesaufnahme wirft der Referent Streiflihter auf die Verjudhsanftellung mit den in neuerer Zeit in Anregung gebradhten Methoden, befpricht kurz den Wagener: ſchen Lichtwuchsbetrieb, das Pojteler Durdforftungsverfahren und die franzöfijche Durdforjtungsmethode (Eclaircie par la haute), legt die Aehnlichkeit und die Unterjdiede diefer Verfahren mit den geftern gejehenen ähnlihen Verſuchen im Jungmaiſſe unterhalb des Troppberges dar, wobei er betont, daß das franzöfiiche Verfahren wohl hauptfächlichft gemifchte Beftände im Auge habe. Adjunct Böh— merle nimmt hierbei Anlaß, über die Schwierigfeit einer rationellen Verſuchs

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anftellung in Mijchbeftänden zu ſprechen und hebt hervor, daß die Verſuchsanſtalt in Anbetracht dieſer complicirten und mühevollen Arbeiten von der Aufftellung von Arbeitsplänen für Verſuche in gemifhten Beſtänden vorerjt Abftand nehmen müſſe und die nothiwendigen bezüglihen Vorarbeiten ihrem eigenen Wirkungstreife vorzubehalten gezwungen jei. Bon der Borggreve’ihen Plenterdurdforftung ftellte Meferent jeitens der Verſuchsanſtalt einen einschlägigen Verſuch in Ausfict.

Ueber die Lichtungszuwachsverſuche gibt der Neferent nur von allgemeinen Geſichtspunkten Erläuterungen. Dieſe Verſuche ließen fi eben noch weniger nad einer Schablone behandeln, wie die früher erwähnten. Hier fei die genaue Aufs zeihnung die Hauptſache, die minutiöfe Beobachtung des Einzelindividuums von Weſenheit. Es jei geftern gemiß bemerkt worden, daß die Lichtungszuwachs- und auch die Durchforſtungsverſuchsflächen in Gablig ſtammweiſe numerirt, zum Theile jehr extrem behandelt worden find. Der Zwed der VBerfuhsanftellung gehe eben dahin, feft- zuftellen, welche Erfolge die verſchiedenſten Manipulationen, aljo aud) die ertremen, im Bejtande haben. Dieje Erfolge jedoch ziffermäßig feitzuftellen, dies fei die Hauptaufgabe des Verſuchsweſens. Ob die gefundenen Refultate auch wirthichaft- lid für den concreten Fall pafjen, müßten jeweilig die örtlichen Verhältniſſe ent» fheiden und fei es eben die Aufgabe des denkenden Wirthichaftsführers, das für ihn Brauchbare aus den Ergebnifjen der Verſuchsanſtellung zu jchöpfen.

Adjunct Dr. Cieslar als letzter Mebner zum Thema führte etwa Fol— gendes aus:

An die vom Vorredner behandelten Durcforftungs- und Lichtungszuwachs— verfuchsflähen anfnüpfend, befprad er das feitens der Anftalt in neuerer Zeit gepflegte Studium der Zufammenfegung der Bodenflora, beziehungs- weije die Unterfuhungen über das Auftreten der einzelnen Glieder der Boden- flora in den verſchieden ftarf durdforfteten und gelichteten Theilflähen. Diefe Unterfuhungen werden heute hauptfählih in Rothbuchen- und Weißtannen- beftänden vorgenommen, alfo in Forſten, bei denen die natürliche Verjüngung in erjter Linie in Betradht fommt; doc werden auch die in den Schwarzföhren- beftänden eingelegten Verſuchsobjecte bei den Studien berüdfichtigt. Neben dem wiſſenſchaftlichen Intereſſe, welchem man durh Löjung der in Rede jtehenden Trage Rechnung tragen will, verfolgt die Anftalt bei Vornahme der Studien ein eminent praftijhes Ziel: Beiträge zu liefern für die Lehre und praftiiche Handhabung der natürlihen Berjüngung, mie der Hiebführung überhaupt. Die Unterfuhungen müßten, um in jegliher Richtung Vollftändigfeit zu erreichen, in Berjuhsflähen thunlichft verfciedener typischer Wuchsgebiete, beziehungsweiſe Standörtlihfeiten vorgenommen werden.

Redner erwähnt und erörtert ferner des Näheren die in allernächſter Zeit beginnenden Studien über die hemifhe Intenſität des Lichtes im ver- jhieden ſtark gelichteten, beziehungsmweije durdforfteten Beftänden; dieje jollen eime weitere wifjenfchaftlide Grundlage für die Phyſiologie des Lichtungsbetriebes geben. Als weitere Aufgabe der Verfuhsanftalt in Hinficht der Durdforftungs- und Lichtungsperfuche beipriht Dr. Eieslar die Nothwen- digkeit von Erhebungen über die Holzqualität der in den gejchloffen und Licht erzogenen Beftänden geernteten Nutzholzſtämme.

Sodann fnüpft der Referent an die am Troppberge gelegene Eulturverjuds- flähe Nr. 237, welde mit Larix leptolepis Gord, verpflangt ift, eine Erör« terung der Anbauverfuhe mit exotiſchen Holzarten an. Dieje Verſuche feien jedenfalls nicht außer Acht zu lafjen, zumal die bisherigen Beſtrebungen auf diefem Felde dem Forſtweſen bereitS manche Frucht gebracht haben; aller Borausfiht nah erjheint mit jenen Holzarten, welde heute als für umjere Wälder fehr gut braudbar erwieſen find, die Meihe der Species nicht erſchöpft und befonders für Defterreih mit feinen füblihen Küſtenſtrichen fteht ein weites

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Feld der Forihung und des Verſuches offen. Die Verſuche in den öſterreichiſchen Staats: und Fondsforften werden jegt in der Hauptſache mit Carya alba und amara, mit (uercus rubra, Juglans nigra, Acer dasycarpum, Pseudotsuga Douglasi, Picea sitschensis, Abies Nordmanniana, Chamaecyparis Lawsoniana, Juniperus virginiana, neuerdingS mit Thuja gigantea, Larix leptolepis und nod einigen japanischen Holzarten betrieben.

Während das Gros der einjchlägigen Verfuche in eigener Regie der Staats— forjtverwaltung unter Beihaffung des Saatgutes durd die forftliche Verſuchs— anftalt verläuft, hat die Verjuchsanftalt daneben eine Anzahl von jelbft ein- gerichteten Verjuchsobjecten, für welde das Pflanzenmaterial im Mariabrunner Berjuhsgarten erzogen wird. Das Saatgut bejorgt die Anftalt direct in Nord» amerifa beziehungsweife in Japan mit Ausnahme der Motheiheln und der Schwarznüffe. Der foritlihen Verſuchsanſtalt ift jeitens des hohen k. k. Aderbau- minifteriums in Betreff der Anbauverfjuche im Bereihe der Staatd» und Fonds— güterverwaltung die weitgehendite Einflugnahme eingeräumt.

Augenbliclih ftehen im Mariabrunner Forjtgarten circa 20.000 zweis bis fünfjährige Eroten, abgefehen von jenen Diengen, welche den diesjährigen Saaten entjprungen find, die ebenfalls etliche Tauſend Sämlinge ergeben dürften.

Bei den Verſuchen aus dem Gebiete der fünftlihen Beftandesbegrün- dung tradtet die Anftalt lediglih, die Phyfiologie der Eulturmethoden zu erforihen, das Wejen jeder einzelnen Methode jo zu durchdringen, daß wir es von einem concreten Standorte vollends Toszulöjen vermögen: Studium der phyſikaliſchen Einflugnahme der Eulturmethode auf den Boden einerjeits, des Einfluffes der Eulturmethode auf das Yeben der Pflanze andererfeitS find die Geſichtspunkte für derlei Arbeiten. Daneben ift die Arbeit auf dem Gebiete der forftliden Zuchtwahl ein hervorragender Programmpunft der Culturverſuche. Die Anwendung einer durch die Forfhung als Wahrheit aufgededten Erſcheinung in der Praxis bleibt jedoch immer Sade des ausführenden Forftmannes; ihm wird e8 in erfter Pinie obliegen, zu entſcheiden, ob eine als Naturgejeg feſt— geftellte Wahrheit mit ihrem vollen logiſchen Inhalte ſich für die Praris als jo einfchneidend erweilt, daß er ihr in der Wirthihaftsführung ein Plätzchen ein» zuräumen haben wird oder nidt.

Die Studien der Berfjuhsanftalt über den Einfluß des Graswuchſes auf die Eulturen gehören in das Gebiet der Erforihung der Phyfiologie der Eultur- methoden, die Anbauverfuhe mir Fichten und Weißföhren ſchwediſcher und mittel- europäifcher Provenienz, mit Lärchen Tiroler und öſterreichiſch-ſchleſiſcher Provenienz, mit Fichten alpiner und farpatifcher Herkunft, endlih mit fpätblühenden und gewöhnlichen Stieleihen gehören in das Feld der forjtlihen Zuchtwahl. Speciell die neueren Studien über den Einfluß der Provenienz des Fichtenſamens nad der Meereshöhe des Ernteftandortes finden fih im Mariabrunner Verſuchégarten gegenwärtig mit vielen intereffanten Objecten belegt, welche die Herren gelegentlich des nachmittägigen Beſuches der Anjtalt genau bejehen und fih an Ort und Stelle ein Urtheil über das Weſen und die Berehtigung der vom Redner auf- geworfenen Frage werden zu bilden vermögen.

Nahdem Dr. Eieslar fih in längerer Rede noch in mande Einzelnheiten der Anbauverfuhe aus dem Gebiete der Zuchtwahl ergangen, berührt er zum Schluſſe die Eulturverfuhsflähe Nr. 203, welde dem Studium über den Einfluß der Pflanzweite und des Pflanzverbandes auf den wirth- ihaftliden Effect von Fichtenpflanzungen dient. Der Referent beleuchtet diefe noch viel umiftrittene Frage und bejchliegt feine Rede unter dem Beifalle der Verjammlung.

Landesforſtinſpector Forſtrath Volkmann beantragt, daß von einer fürm- lihen Debatte über das Thema abgejehen und dem Director der forjtlihen Ver—

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der Verjammlung zum Ausdrud gebracht werde, was einftimmig und unter Acclamation gejchieht.

2. Mittheilungen über die widtigften Erjheinungen bes Jahres auf dem Gebiete des Forſt- und Jagdweſens. Meferent Forſtmeiſter V. Weiß verbreitet fi im Bejonderen über die VBerhältniffe im Viertel unter dem Manhartaberge. Die vorjährigen Eulturen hatten von der regenarmen Periode des jahres 1894 nicht gelitten; die Pflanzgärten hatten gutes Material geliefert, die hohe winterliche Schneelage hinderte die Holzfällungen; die Holzverkäufe beihränften fih im Januar und Februar d. J. auf die Kiefernſchläge. Die Holzabfuhr war beinahe gänzlich eingeftellt und auch bei Eintritt der befferen Witterungsverhältniffe ging die Abfuhr jchleht von Statten, weil die Leute im Felde zu thun hatten. Die heurige Eultur begann erjt im April; dabei war der Arbeitermangel jehr empfindlid. Die Eulturen des eben abgelaufenen Frühjahrs jtehen nad den reihen Niederjhlägen jehr gut, der Zuwachs im Walde ift ein vortreffliher. Wejentlihe Inſektenſchäden find nicht zu verzeichnen.

Yagdlid; waren die Ergebnifje recht ungünftig. Infolge der Dürre des Nahjommers und Herbftes 1894 hatten fich die natürlihen Nahrungsverhältniffe für das Wild ſehr ſchlecht geftaltet; das Gras vertrodnete, Eiheln waren nicht gediehen. Als der Schnee einfiel, brad bittere Noth unter unferen Schugbefohlenen aus. Trotz aller Anftrengungen gibt e8 jehr viele Eingänge unter dem Rehwild, den Hafen, ja felbft unter dem Hochwilde. Trotz reichlicher Futtervorlage machte das Wild großen Schaden an Culturgewächſen im Obſt- und Weingarten; die Wildſchadenerſätze erreichten dadurch eine enorme Höhe. Sollte nicht endlich ernſilich an wirkſame Vorkehrungen gegen ſolche Schäden gedacht werden? Im Niederlegen und Bedecken der Grubber finden wir nad Ausſage zahlreicher bäuerliher Eadverjtändigen ein vorzüglihes Mittel ſowohl gegen Wildſchaden, wie gegen TFroftgefahr. Im heurigen Frühjahr hätten auf diejem Wege riefige Summen erjpart werden können.

DOberförjter Eijenmenger lenkt die Aufmerfjamfeit der Berjanmlung auf einen Umjtand, der in Bezug auf die Einſchätzung des Wildfhadens vielleicht von Wichtigkeit ift. Es handelt fih darum, feitzuftellen, welche Vorkehrungen ge: troffen werden jollen, um dem Geſetze zu entſprechen, ferner jollte man nicht ver« gejien, daß wir einen Waldjchadentarif haben; wäre es denn nicht möglich, aud einen Wildjchadentarif zu erhalten? Ein ſolcher ließe fih ja gewiß conftruiren.

Dr. Niegler erörtert, daß das Wort „ortsüblih”, welches fi in vielen Landesgejegen findet und bei Erhebung der Wildfhäden die gedehntejte Auslegung ermöglicht, den Yagdbefigern vicle Taufende von Gulden alljährlich koftet. Diefes Wort hat zur Folge, dak nur jener Schug anerkannt wird, welcher in der Gegend befannt it; die Sachverſtändigen find aber gar häufig mit der beften Art des Schutzes gar nit bekannt. Die Begriffe „gemeiniglich“ und „ortsüblich“ follten aus unjerer Jagdgeſetzgebung vollends eliminirt werden.

Eentraldirector Hufnagl erwähnt, daß er bereit3 in den Adhtzigerjahren für die Aufjtellung eines Wildfchadenerjagtarifes eingetreten jei.

Forſtmeiſter Siebed iſt der Anficht, daß der Wildichadentarif ein frommer Wunſch bleiben werde; fommen dod Fälle vor, daß Sachverſtändige eine Schägung gemacht haben, welche dem achtfachen Katajtralreinertrage gleihlommt! Im weiteren Berlaufe der Debatte betonen auch Oberforftmeiiter Freygang und Forftinfpector Strecha die traurigen Berhältniffe, welde aus der wenig jagdfreundlihen Stim- mung der heutigen Gejellihaft entipringen; eine Befjerung fei faum zu erhoffen.

Der Ausſchuß des Niederöfterreihiihen Forſtvereins wird ſich mit den feiten8 der Meder gegebenen Anregungen zu befafjen haben, um thunlichfte Abhilfe zu ſchaffen.

328 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

3 a) Welde Mängel haften der gegenwärtigen Steuerbemejjung und der derjelben als Grundlage dienenden Reinertragsberehnung an, und welche Maßnahmen wären in Borfhlag zu bringen, um eine fihere und geredhte Grundlage zur Bemefjung der Befteuerung des Waldlandes zu finden? Weferent Karl Graf Haugmik führt in längerer Rede ungefähr Nachfolgendes aus: Wenn wir uns fragen, ob bei der Reinertrags- berehnung mander Mangel unterlaufen ſei, jo müſſen wir die Frage ohne Zaudern mit Ya beantworten. Der Mangel der Neinertragsberehnung iſt zweierlei Art: er beiteht darin, dag eine Menge mit dem forftlihen Betriebe nothwendig ver- bundener Auslagen entweder gar nicht, oder in nicht gemügendem Make in Betracht gezogen werden; auf die Eigenthümlichfeiten des Waldes wird gar nicht NRüdfiht genommen.

Nah dem Steuergejege ift es nur geftattet, die Koften für dem Forſtſchutz und für die @ultur in Abrehnung zu bringen. Es iſt umbegreiflih, daß die Forftverwaltung als Luxus betrachtet werde, während das Forjigefeg ausdrücklich ſachkundige Wirthihaftsführer verlangt. Wir haben aber noch die Forfteinrihtung! Auf alle diefe Auslagen nimmt das Steuergeſetz gar feine Rüdjiht. Bei der Cultur ift nur die einmalige Ausführung in Rechnung zu ftellen, und doch wiffen wir, daß die unumgänglichen Nachbeſſerungen nicht felten die Eulturkoften ver- doppeln; auch die Bejtandespflege in der erften Jugend ift nicht foftenlos. Beim Bruttoertrage des Waldes ift ald Bafis angenommen der Stodzine, d. i. der Preis des Holzes nad Abzug der Fällungs- und Bringungsfoften zum Conſum— tiongorte; diefer wurde dann mit dem Haubarkeitsdurchſchnittszuwachſe multiplicirt. Wir haben aber aud Koften für Bringungsanftalten, Waldwege, Niefen u. f. w. Graf Haugmig erörtert ferner, daß die Forftwirthichaft fi vom Delonomie- betriebe weſentlich unterfcheide, einmal im rechtlicher, andererjeitS in wirthſchaft— liher Beziehung. Die Landwirthſchaft kann mit ihrem Grunde frei jhalten und walten, das darf der Forſtwirth nicht thun; ohne behördlihe Bewilligung darf er fein Heftar Wald in eine andere Gulturgattung umwandeln. Rentirt einmal der Körnerbau nicht, kann man Futterbau einführen, Bei der Waldwirthihaft ift der Ertrag zum geringften Theile Bodenrente, zum allergrößten Theile Kapitals» rente aus dem Holzwerthe. Der Waldwerth kann fih in wenigen Jahren bedeutend ändern, al8 Befteuerungsbajis fann nur die Ertragsfähigfeit des Waldes dienen! Nahdem die Steuerbehörde annimmt, daß im Walde ftet8 geordnete Verhältniffe herrihen, kommt es nur zu häufig vor, daß die Beiteuerung zu hoch ift; es follte ftetS ein procentueller Abftrihd vorgenommen werden. Der Wald hat in erfter Linie einen hohen, idealen Zwed zu erfüllen, er ift zum allgemeinen Wohle da und diefes Moment tritt gerade dort in ben Vordergrund, wo fein Ertrag beinahe auf Null, herabſinkt. Die Steuergejeßgebung follte endlih einmal dieje höhere Miffion des Waldes berüdjichtigen, der Wald— befiger jollte fhonender behandelt werden.

Welhe Maßnahmen wären nun in Vorſchlag zu bringen? Es jollten 1. alle jene Ausgaben, die mit dem Betriebe nothwendig verbunden find, in Rechnung geftellt werden (Forftverwaltung, Betriebseinrihtung, Forftihug, Eulturkoften in ihrer Gänze, Beftandespflege in der Jugend); bei der Berechnung des Brutto- ertrages follen nit nur die Koften der Fällung und Bringung, fondern aud jene für Bringungsanftalten in Rechnung geftellt werden. 2. Sollte den befonderen Eigenthümlichteiten des Waldes Rechnung getragen werden, insbejondere, daß der Wald nur zum geringeren Theile eine Bodenrente, zum größten Theile eine Kapitalsrente ift, die nur dann einfließen wird, wenn der Wald fi in völlig geordnetem Zuſtande befindet. In Rüdficht defjen, daß der Wald nidt frei be- wirthichaftet werden fann, in Erwägung aller diefer Momente jollte nicht nur bie einzige Begünftigung, die er Hatte, beibehalten werden, daß nämlih nur ber

Juli 1895.] Berfammlungen und Ausftellungen.

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Brennholzpreis als Grundlage des Ertrages dient, e8 jollte überdies noch ein procentueller Nachlaß bewilligt werden.

Forftinfpector Streha jhildert an der Hand im Badener Bezirke ge- ihöpfter Daten die übermäßig hohe Steuerlaft des Waldes. Eine Revifion der Elaffificationstarife wäre in erfter Linie anzuftreben; dieſe Tarife jtehen mit den heutigen BVerhältniffen in gar feinem Einflange mehr. Die bevorjtehende Revifion des Grundfteuerfatafters jollte als eine der vitaliten Fragen des Waldes an- gefehen werden. Wir follten in der Frage mit vereinten Kräften vorgehen. Wenn die Sache jo fortbeftehen bleibt, muß entweder der Wald oder der Waldbefiger zugrunde gehen!

Sodann ergreift der Vertreter des niederöfterreihiihen Landesausſchuſſes, Landesjecretär Dr. Thomas, zum Gegenjtande das Wort. Er hält e8 im Inter— effe der Waldbefiger für dringend nothwendig, daß jo intereffante pofitive Daten, wie fie Herr Forftinfpector Streha eben geliefert, recht bald in concifer Form, bezirföweife geordnet, dem Landesausihuffe aus dem ganzen Kronlande eingereicht werden ; ſonſt befteht die Gefahr, daß die Beſteuerung des Waldes gar nicht in directe Behandlung kommt, Der Niederöfterreichifche Forftverein aber follte in der Trage die Führung übernehmen,

Oberforftmeifter Freygang beflagt, daß die Schägleute einftens nur felten Männer vom Fade waren; die gepflegten Wälder wurden in höhere Bonitäten eingeftellt, die gute Wirthſchaft wurde jomit geftraft, die jchledhte hingegen erhielt eine Prämie. Die Revifion bringt leider gar feine Hoffnungen! Die Landwirth- ſchaft liegt darnieder, ihr fann man wohl nichts mehr aufladen, der Wald wird die Laften auch in Hinkunft tragen müfjen!

Bicepräfident Graf Haugwitz ift der Anficht, daß der Worftverein heute fhon eine Rejolution fafjen follte, dahin gehend, daß der Ausſchuß aufgefordert wird, eine diesbezügliche Denkſchrift zu verfaſſen und jelbe dem niederöfterreichi- ſchen Landesausſchuſſe einzureichen.

Dr. Thomas macht darauf aufmerkſam, daß bei der Steuerreform be— zügid der Grundfteuer ein 10= bis 15procentiger Nachlaß in Ausſicht fteht; wer fih am meijten regen wird, um etwas zu erreichen, dem dürfte der Löwen— antheil zufalfen, daher wäre es angezeigt, daß Daten, wie fie eben Herr Forſt— injpecior Stredha hinfihtlih des Badener Bezirkes vorgetragen hat, für das ganze Kronland erhoben und der Landescommiffion unterbreitet werden.

Ueber eine Anfrage des Vorfigenden, Grafen Jede Sb nad dem Ein«- lieferungstermine für diefes Elaborat, theilt Secretär Dr. Thomas mit, daß das Material zu Anfang des Monats October vorgelegt fein ſollte.

Dr. Thomas macht ſich erbötig, mit einem in Wien domicilirenden Forft- manne als welder Forſtrath Lemberg in Ausficht genommen wird einen Fragebogen für Sammlung dee einjchlägigen Datenmateriales zu verfafjen; die ausgefüllten Fragebogen werden beim Vereinspräfidium gefammelt. Ueber den Modus der Verſendung der Fragebogen wird der Vereinsausſchuß zu beichließen haben.

3. b) Haben Steuernadläfje bei Hageljhäden im Walde eine Beredtigung, und welde Maßnahmen wären zu ergreifen, um dieſe Steuernadhläfje zu erwirken? Referent Forftmeifter A. Siebed ſchildert in beredten Worten die oft immenfen Schäden, weldhe Hagelſchläge im Walde anzu» richten vermögen; gerade die Ercurfion des Vortages habe hiefür einen jprechen- den und unabweislihen Beleg geliefert. Im Gejege find Steuernadläffe freilich nur für Brand» und Inſektenſchäden vorgejehen. Der Landwirth befommt nad Hageljhaden Steuernachlaß, wiewohl er nur die einjährige Ernte eingebüßt hat, während im Walde ojt vieljähriger Zuwachs vergangener Jahre und die ſchönſten Hoffnungen der Zukunft mit einem Sclage vernichtet werden. Was dem Land—

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wirthe recht, ift dem Forſtmanne billig, und Steuernadläffe haben aud im Walde vollfte Berechtigung. Als Maßnahmen zur Erreihung der Steuernadhläfje em- pfiehlt Redner eine Aenderung der gejeglihen Beftimmungen, welde aber vor» ausfihtlih nur nad Beibringung concreten Zahlenmaterial® bewilligt werden dürfte.

Oberförfter Horft erinnert, daß bereits vor zwei fahren bei der Retzer Verjammlung eine diesbezügliche Nejolution gefaßt worden fei.

Die Verfammlung ermächtigt den Vereinsausſchuß, das nothmwendige er- wünſchte Material bei jenen Waldbefigern zu jammeln, welche in den letten Jahren von Hagelihäden heimgeſucht wurden, und ermächtigt ihm ferner, die weiteren geeignet jcheinenden Schritte bei den maßgebenden Behörden zu unternehmen.

Sodann fließt Graf Haugmwig nah warmen Danfesworten an das Aderbauminifterium, an die Staatsforftverwaltung, an die foritlide Verſuchs— anftalt, befonders an Oberforfirath Friedrich als Kocalgejchäftsleiter, die General» verfammlung. Oberforftrath Friedrich dankt für die zahlreihe Betheiligung und für die anfpornenden und amerfennenden Worte, weldhe die Bejtrebungen der Anftalt bei allen Theilnehmern gefunden und ladet die Berfammlung nochmals zum Beſuche des AnftaltSgebäudes und der Gärten in Mariabrunn ein.

Mit einem begeifterten dreimaligen Hod auf Se. Majeftät den Kaiſer wird die XXIII. Generalverfammlung des Niederöfterreihifhen Forſtvereines geſchloſſen.

Nach eingenommenem Mittagmahle wurde der Gang zur forſtlichen Verſuchs— anftalt in Mariabrunn angetreten. Dortfelbft angeflommen, verjammelte man fih zuerft im Repräſentationsſaale der Anjtalt, in welchem eine fleine Aus— jtellung inftallirt war. Von den ausgeftellten Gegenjtänden interefjirten vornehm- li einige neuere Apparate und Inſtrumente, jo insbejondere zwei Typen von Dendrometern, der neuefte Präcifionsrylometer, ein für diefe Zwede fpeciell um- geänderter photographiicher Apparat für Aufnahmen der Kronenjhlußverhältniffe in Berfuhsflähen u. j. w. Nach einem Gange dur die im Erdgeſchoße fi befind- lihen Bureauräume und Laboratorien wurden die unter der Euftodie der Ver— juhsanftalt jtehenden Mujeen befichtigt, welche, trogdem fie heute nur mehr einen Rumpf der ehemaligen großartigen Sammlungen bilden, noh immer anjehnlic genug find. Beſonders die zahlreidhen, beftausgeführten Modelle erfreuten fich der Bewunderung der Beſucher.

Von hier ging e8 in den botanischen Park der Anftalt. Zuerft übernahm Herr Oberforftrath Friedrich die Führung der Gäfte und erklärte feine jeit 5 Jahren durchgeführten Verſuche behufs Erforfhung des Einfluffes der meteoro- logischen Factoren und Ereigniffe auf den Zuwachsgang der Bäume, dann die hierbei in Verwendung ftehenden Apparate, namentlih die nah ihm jelbjt con- ftruirten, felbftregiftrirenden Zuwachsmeſſer, dann jene nad) den Angaben von 8. Böhmerle und E. Hawranek. Weitere Verjuche betreffen die Er— forfhung der Wadhsthumsenergie der Bäume, und gelangten ebenfall® die Hierzu verwendeten Apparate zur Erläuterung.

Sodann erklärte Herr Adjunct Dr. Hoppe die Inſtrumente der meteoro-» logijhen Station, fo einen jelbjtregiftrirenden Regenmeſſer (Syftem Hottinger), einen Sonnenfhein-Autographen, ein Ynfolations-Darimum: Thermometer, Erb» bodenthermometer, verjchiedene ſelbſtregiſtrirende Inſtrumente (Barograph, Thermo- graph, HYgrograph) :c.

Im eigentlihen Verjuhsgarten übernahm Herr Adjunct Dr. Cieslar die Führung und beſprach, jo weit es die kurz bemefjene Zeit erlaubte, die zahlreich inftallirten Berfuche über den Einfluß der Provenienz des Samens auf das Wade: thum der Bäume; Verſuche über den Einfluß der Provenienz des Saatgutes auf den Wahsthumsgang und das Berhalten von Lärchen- und Fichtenpflanzen; Ver—

Juli 1895.] Notizen. 331

ſuche über den Einfluß der Meereshöhe des Ernteftandortes auf den Wachsthums— gang der Fichtenpflanzen; Verſuche über vergleichenden Anbau von Lärchenſamen Ziroler und öſterreichiſch-ſchleſiſcher Provenienz; Verſuche über den Einfluß der Zapfengröße bei der Fichte auf die Quantität und Qualität der Samenernte, fowie auf den Wahsthumsgang und auf die Qualität der aus den Samen er: zogenen Pflänzhen; Verſuche über den Einfluß verſchieden ftarfer Beſchattung der Fichte, Schwarz: und Weißführe und Lärde während der erften Lebensjahre auf den Wahsthumsgang und die weitere Entwidelung der Pflanzen; Verſuche über die Erziehung der Fichte in verfchieden dichter Saat als Beitrag zur Löfung der Frage über die Nothwendigfeit und Berechtigung der Verſchulung; Verſuche über den Einfluß der Pflanztiefe anf das Gedeihen der Pflänzchen; Anbauperfuche mit erotiichen Holzarten in Regie der Berfuhsanitalt; jodann wies er das eine Collec- tion von 48 Gebraudsmweiden umfafjende und dann das eine botaniihe Sammlung von circa 440 Arten, Varietäten und Hybriden enthaltende Salicetum vor.

Mit welchem Intereſſe fich die Theilnehmer der VBerfammlung an allen Erklärungen und Demonjtrationen betheiligten, beweijt der Umſtand, daß erjt am fpäten Abend die Bahn die legten Gäſte entführte und daß in dem Gedenkbuche der Anftalt, in welches fi die Theilmehmer erſt nad dem Verlaſſen des botani» ſchen Gartens, aljo zum Scluffe, einzeichneten, die Namen von 88 Beſuchern gezählt wurden. Hiermit endete die VBerfammlung des Niederöfterreihifchen Forſt— vereines, zu deren Gelingen nicht nur die Yocalgejchäftsleitung, fondern aud der Himmel, und insbejondere der zahlreihe Beſuch das meijte beigetragen hatte.

Notizen.

Aenderung in der Leitung ded Aderbauminifteriumd. Zufolge der Demiffion das Gefammtminifteriums ift Se. Ercellen; der Herr Aderbauminifter Yulius Graf zu Falkenhayn von der Leitung feines bieherigen Reſſorts zurüdgetreten und hat diefe Se. Majeftät dem erflen Sectionschef des Aderbauminifterums, Sr. Ercellenz; Herrn Dr. Ferdinand Edlen dv. Blumfeld, übertragen,

Wälderanfauf der Staatöverwaltung. Das Aderbauminifterium hat auf Grund der Allerhöchſten Ermächtigung vom 19. Juni l. I. die im politiihen Be— zirfe Radmannsdorf in Oberfrain gelegenen Waldungen und jonftigen Entitäten der frainifhen Induftriegefelichaft, mit Ausnahme der Werke und einiger Heinerer Wald: theile im Gebiete der Wurzner Save, um den Kaufſchilling von 1,400.000 fl. für den krainiſchen Religionsfonds erworben. Damit ift ein fehr wichtiger Compler in die bedeutenden Wäldererwerbungen, melde Se. Ercellenz der Aderbauminifter Graf Falkenhayn inaugurirt hat, eingefügt worden, Wir erinnern bei diefem Anlafie daran, daß dad Aderbauminifterium jeit 1885 erworben hat:

1. 1885 für dem fteiermärfifchen Religionsfonds das Gut Obervoitöberg im Ausmaße von 289 Aa um den Kaufjchilling von fl. 73.125,

2. 1886 für den kärntneriſchen Religionsfonds die Herrſchaft Tarvis im Aus- maße von 22.712 ra um den Kaufihilling von fl. 470.000,

3. 1889 für den oberöfterreihifchen Religionsfonds die Forfte von Neid: raming und Weyer im Ausmaße von 14 824 ra um den Kaufſchilling von fl. 1,440.000.

4. 1889 für den fteiermärfifhen Religionsfonds die Forſte von Großreifling und Wildalpen im Ausmaße von 27.577 ra um den Kaufihilling von fl. 1,000.000.

5. 1891 für den Staat die Herrihaft Nadworna in Galizien im Ausmaße von 84.498 Aa um den Kaufihilling von fl. 2,270.000,

Diefe Erwerbungen umfaffen alfo insgefammt eine Fläche von 149.900 Aa, für welde in Summa fl. 5,253.125 Kaufpreis bezahlt worden find,

332 Notizen. [XXI. Jahrgang.

Der neuangelaufte Befig der krainiſchen Induftriegefelfchaft im politifchen Be— zirfe Radmannsdorf in Oberfrain, wo ber Staat ſchon die Forfte Jelobca und Ratihadh- Weißenfels (Forſt- und Domänenverwaltung Rabmannsbdorf) im Aus» maße von 3142 Aa befigt, umfaßt ein Ausmaß von 45.400 Joh rund 26.123 A.

Die Erwerbungen betragen fomit mit Einfluß diefer neueſten Acquifition 176.023 Aa, die Kaufſchillinge insgefammt fl. 6,653.125, wovon aud den Religions- fonds 94.177 ra und fl, 4,383.125, auf den Staat 84.498 ra und fl. 2,270.000 entfallen.

Die Forſte der krainifchen Induftriegefelihaft nehmen der Hauptſache nad) die BWaldregion des Trieglav-Gebirgsftodes in den Yulifchen Alpen zwifchen der Woheiner und der Wurzner Save und einige Vorlagen am rechten Ufer der Woheiner Save (Jelovca und innere Wohein), dann Theile des Hochgebirged im Kronauer Thale

Big. 2. Fig. 43, Ausmaß einer WBjährigen Wellingtonia Eine Wellingtonia im Parte zu Meran. im Barte zu Meran.

und in den Karawanken ein. Es find alfo Wohljahrtsforfte im echten Sinne diefes Wortes, welche durch diefe neuefte Action des Aderbauminifteriums der Staatsgüter- verwaltung einverleibt und damit der Garantien einer pfleglicen, ihrer öffentlichen Bedeutung entjprehenden Benugung und Bewirthſchaftung theilhaftig gemacht werden. Minifterialrath Dimig, welcher aud die Echägung des Kaufobjectes 1889 durch⸗ geführt, hat fich bereits nad Oberkrain begeben, um den Befig mit 1. Juli für den Religionsfonds zu übernehmen und den Dienft zu organifiren.

Anbau der Wellingtonia ald Waldbaum. In den Parkanlagen Merans, welche mit erotiihen Bäumen und Sträudern verfchiebenfter Art geziert find, findet fi) unter anderen au der Mammouthbaum, Sequoia gigantea oder Wellingtonia gigantea, vertreten. Derjelbe gedeiht fehr gut daſelbſt, beanfprudt im Allgemeinen minder gute Böden und fällt vor allem durch fein enorm raſches Wachsthum auf.

Um fi) von der Rajhwüchfigkeit desfelben zu überzeugen, wurbe von den in Meran vorhandenen Wellingtonien ein beliebiged Eremplar gewählt (fiehe Fig. 42), deſſen Höhe, fomie die Durchmeffer von Meter zu Meter gemeffen und ber Eubil- inhalt nad der bekannten Gubirungeformel berechnet.

Die EC haftform und die Stärkedimenfionen de8 Baumes find aus Figur 43 zu erfehen; derjeibe ift 14m hoc und hat ein Alter von 23 Yahren. Die Beaftung

Juli 1806.] Handelsberichte. 333

iſt ſehr ſtarkl und reicht infolge des freien Standes bis herab auf den Boden; der Schaft zeigt die Form eines Neiloides,

Der Eubikinhalt des Schaftes wurde mit 1:32 m berechnet, jener des Aftholzes mit 099 /m, wobei angenommen wurde, daß die Aſtholzmaſſe 75 Procent der Schaft: holzmafje ausmadt; die Gefammtholzmaffe diefes Baumes beträgt fomit 2'31/m und defien jährlicher Durchſchnittszuwachs O1 /m.

Aus diefen wenigen Daten ift zu erjehen, daß die Wellingtonia zu den raſch— wüchfigften Holzarten gehört. Diefelbe ftellt feine hohen Anforderungen an die Güte des Bodens, gedeiht nicht allein in der abdriatiichen Zone, fondern aud in ber rheinischen, ſüddeutſchen und ungarifchen Zone im freien und Tann nah Willtomm felbft eine Kälte von 20 bis 23 Grad C. aushalten, wenn diefelbe nicht lange andanert. Die Wellingtonia verdient daher nicht nur als Park-, jondern in Gegen» den mit milden Wintern auch als Waldbaum die vollfte Beachtung.

Da diefelbe, im gejchloffenen Beftande erzogen, eine bedeutende Höhe erreichen würde und infolge des Beſtandesſchluſſes auch der Schaft an Vollholzigkeit gewinnen müßte, jo wäre dem Forſtwirthe vermöge des fchnelen Wahsthums dieſes Baumes durch deſſen Erziehung die Möglichkeit geboten, bei verhältnigmäßig furzer Umtriebs: zeit jehr namhafte Erträge zu erzielen.

Es dürfte daher wohl lohnend fein, mit der Anzucht der Wellingtonia an den hierzu geeignet erjdeinenden Dertlichkeiten, wenn vorderhand auch nur in geringem Umfange, verſuchsweiſe zu beginnen. Johann Mud,

t, t. Forftinfpectionsadjunct.

K. k. Sochſchule für VBodencultur in Wien. An diefer Hochſchule, welche mit Ablauf dieſes Semeſters das 23. Yahr ihres Beſtehens beendet, finden junge Männer, welche fi) dem landwirthichaftlichen, forftwirthfchaftlichen, oder cultur- technifchen Berufe widmen wollen, ihre fachwiſſenſchaftliche Ausbildung. Landwirthe, welche als Verwalter größerer Güter, als perſönlich wirthſchaftende Gutsbefiger oder Gutspächter, oder auch als Lehrer an Ackerbauſchulen und Höheren landwirthſchaftlichen Lehranftalten thätig fein wollen, werden an derjelben für diefe Berufsrichtungen vor: bereitet. Den ordentliden Hörern der forftlihen Studienrichtung gewährt die Ab— jolvirung diefer Hochſchule und die erfolgreiche Ablegung der an derfelben eingeführten theoretiſchen Staatsprüfungen die Berechtigung zum Cintritt in den Staatsdienft, während die außerordentlihen Hörer der forftlichen Abtheilung auf Grund der in den vorgejchriebenen Fächern erlangten Hortgangszeugnifje berechtigt find, die höhere forftlihe Staatsprüfung (für den höheren Privatdienft) abzulegen. Mit Staats- prüfungen abjoloirte Eulturtechnifer finden als Civilgeometer, dann als Cultur- und Meliorationd-Ingenieure, insbefondere bei Ent- und Bewäflerungs-Durhführungen, Verwendung; auc genießen fie das Recht der Anftelung als k. k. Kataſtralbeamte. Borbedingung für die Aufnahme als ordentlicher Hörer ift die afademifche Reife (Realfhule oder Gymnafium), für den Cintritt als außerordentliher Hörer der Nahmweis einer im Allgemeinen für das Verſtändniß der Borlefungen befähigenden Borbildung. Dürftige und würdige Hörer werden von der Entridhtung des Unter» richtsgeldes befreit. Für diefelben beftehen außerdem Staats: und fonftige Stipen» dien und Staatd-Unterftägungen. Das neue Lehrjahr 1895/96 beginnt am 1. Octo— ber; Programme können von dem GSecretariate der Hochſchale (Wien, VIII. Laudon- gafie 17) bezogen werden.

Handelsberichte.

Aus Komorn. Es notiren: Unſortirte Fichte, Hradefer , bis *. 10 bis 11“ 57 tr., 4, bis *. 6 bis 8% 46 fr, privat 4, bis *. 10 bis 11“ 50 bis 52 fr.; umfortirte Tanne 3, bis 5 bis 8“ 38 kr., 4/, bis ®/, 10 bis 12* 45 fr.; Latten und Staffeln 38 bis 39 kr.; Gebindehoz, privat, ſchwächeres 21 bis 22 fr., ſtärkeres 23 kr., herrſchaftliches 22°5 bis 23 kr.,

334 Perſonalnachrichten. Brieflaften. [XXI. Jahrgang.

Jednilen 26 fr, Alles pro Cubikfuß. Pauſen pro 100 Stüd ſammt Floß 60 fl., Halbpauſen 32 fl. und Stangel 18 fl.

Aus dem Fleimöthale. Die gegenwärtigen Preife der Bretterwaare find folgende: 15 mm 1. Cl. 24 fl, I. ©. 18 fl.; 20, 25 und 30mm I. El, 20 fl, II. Ef. 16 fl.; 35 und 40 mm I. Cl. 18 fl., II. Cl. 14 fl. Alles pro Feſtmeter.

Aus Bufareft. Es wird notirt: Für Tannenwaare 34 bis 36 Lei; für Fichte 42 bis 44 Lei; ſchwaches Eichenbauholz, behauen 44 bis 46 Lei, für ftärferes 48 bis 50 Yei; Tıfahler- eihe 70 bis 90 Lei pro Feſtmeter. Für Nothbuchen- und dei rt 150 ei; für Berreihenbrennholz 180 bis 200 Lei pro 10.000 2, franco Waggon Butareft.

Perfonalnadridten.

Ausgezeihnet: Anton Ritter v. Rinaldini, Sectionschef im k. k. Aderbauminifterium, in Anerfennung feiner vieljährigen, ausgezeichneten Dienftleiftung, dur die Würde eines Geheimen Nathes, Rudolf Zeit, k. k. Oberforſtrath und Landesforftinfpector in Brünn, anläßlich feiner Uebernahme in den bleibenden Ruheſtand in Anerlennung feiner erjprießlichen Dienftleiftung durd den Titel und Charakter eines Hofrathes, Karl Geyer, Fürſt Starhem- berg’scher Forftmeifter im Yınz, in Anerkennung feiner fünfzigjährigen Berufsthätigteit auf einem und demjelben Gutsbefige, ſowie feines gemeinnügigen Wirkens durch das goldene Verdienſtkreuz mit der Krone, Joſef Prigi, geweſener landichaftliher Forſtwart in Tartſch, durch das filberne Berdienftkreuz.

Gewählt: Zum Rector der E. k. Hochſchule für Bodencuftur in Wien für das Studien- jahr 1895/96 Profeſſor Franz Schhwadhöfer; zum Prorector der bisherige Rector Profefjor Guſtav Hempel.

rnannt, beziehungsweiie befördert: Anton Roffipal, k. k. Forftrath und Departement- vorftand im Aderbauminijterium, zum technifchen Organe für foreftale Angelegenheiten bei ber Minifterialcommiffion fir agrarifche Operationen im Aderbauminifterium. Hugo Rotter, k. k. Oberforftcommifjär und Landesforftinpector für Südtirol in Trient, zum k. k. Forftrathe. Johann omma, f. k. Oberforftcommifjär in Brünn, zum £, k. Forftrathe und Landesforftinipector für ähren und Schleſien. Florian Fiedler, k. k. Forſtinſpectionscommiſſär in Fondo, zum k. k. Oberforſteommiſſär. Paul Turetſchet, Concipiſt im E u. k. Oberſtjägermeiſteramte, zum Se— eretär und Leiter dieſes Hofamtes. Franz Kraetzl, Forſteoncipiſt in der Fürſt Johann Liechtenftein- chen Hoflanzlei in Wien, zum Forftreferenten mit dem Range eines Yorftmeifters. Carl Böhm, Forftmeifter in Neu-Biftrig bei Neuhaus in Böhmen, zum Forſt- und Domänendirector. Wenzel Umlauf, erherzoglicher Forftadjunct in Saybuſch, zum Brettjägeleiter in Jele«snia. Ludwig Nowotny, erzherzoglicher Förfter und Brettfägeleiter in Seleinia, zum Leiter der Papierfabrif in Potſchach.

Berſetzt: Joſef Sigmond, erzherzoglicher Forftadijunct in Porabla, zur Eentralleitung in Saybuſch.

Benfionirt: Wenzel Hede, o. ö. Profefjor an der f. £. Hochſchule für Bodencultur in Wien. Rudolf Ziit, f. t. Oberforftrath und Landesforftinipector in Brünn. Anton Mai, fürft- erzbifchöflicher Forftmeifter in Kirchberg am Wechſel (Niederöfterreich).

Geftorben: Dr. Friedrich Freiherr Schott v. Schottenftein, der bekannte ehemalige langjährige Forftmeifter des Frauffurter "Stadtwaldes, am 20. Mai im 83. Lebensjahre ın Frankfurt a. M. Eduard Lechner, Graf Lamberg'ſcher Forftmeifter in Trautenfels (Steiermark), - 16. Mai im 38. Lebensjahre. Richard Gerofa, k. k. Forftinfpectionscommiffär in Stenico (Südtirol).

Briefkaſten.

Hrn. G. R. in K. (Tirol); Dr. A. C. in M.; 3 K. in W.; RG in E. Niederöfterreih); K. L. in S. A. B. in W.; L. H. in W.: Beſten Dank.

Hrn. F. B. in N.: Die Adminiſtration wird Ihrem Wunſche entſprechen.

An unſere ſehr geehrten Herren Leſer; Wir bitten, die Manuſeripte nur als ein— feitig befchriebene Blätter zu liefern, Dieſe ſchon wiederholt ausgeſprochene Bitte entjpricht rein technischen Beweggründen. Wenn nämlich das Manufcript raſch gefegt werben joll, wird das— jelbe mit der Scheere in mehrere Theile gefchnitten und dieſe Theile verfchiedenen Setern zuge- twiejen. Bei doppeljeitig beſchriebenen Blättern fließt ſich eine derartige Arbeitsvertheilung von vorneherein aus.

Adreſſe der Redaction: Mariabruun per Weidlingau bei Wien. Adreſſe der Adminiftration: Wien, I. Graben 27.

vBeramw. Rebacteur: Dans Sebleriko. Berlag der k. u. k. Dofbudhhandiun ilyelm Fricd. ®. u. E. Hofbuchbruderei Earl * ee sin 8

Ventralbiatt für das nelammfe Porſtweſen.

Organ der R. R. forſtlichen Berfuchsanftalt in Mariabrunn.

Einundzwanzigfter Jahrgang. Wien, Aug.-Sept. 1895. Achtes und Neuntes Heft.

Zwei Dendrometer von Friedrich und Starke.“

I. Dendrometer mit Parallelverjhiebung des Fernrohres.

Theorie und Bejhreibung.

In Fig. 44 ftellt AB einen Durchmeſſer des kreisförmig angenommenen Querjhnittes eines Baumes vor; AC und BD find die Tangenten in A und B, folglid) einander parallel und jenfredt auf AB. Steht nun auh CD ſenkrecht auf diefen Tangenten, fo folgt 2

B=CD.

Wird daher ein Fernrohr in C fo eingeftellt, daß feine Viſirlinie die Tinte Seite des Baumes in A berührt, hierauf parallel zu ſich ſelbſt und ſenkrecht auf jeine BVifirlinie feitlih verihoben, bis die Vifirlinie die rechte Seite des Baumes in B berührt, fo mißt die hierzu erforderliche Verjhiebung C D unmittel: bar den Durdmefjer AB || CD, unabhängig von der Entfernung des Fern- rohres vom DBaume,

Da aber eine Parallare e von ſchon bei einer Entfernung von bei« läufig 34m einen Mefjungsfehler DD‘ von 1m verurjaht und diefer Fehler im geraden Berhältnig mit der Entfernung wädjt, jo muß die Parallelverfhiebung des Fernrohres ſehr vollfommen von Statten gehen. Zu diefem Zwecke läft fid das Fernrohr F (Fig. 45) auf einem Metallcylinder C in Nuth- nnd Federführung grob und fein verfchieben, und eine Theilung auf dem Metallcylinder gibt das Ma der Verſchiebung.

Damit Baumdurchmeſſer in verfciedenen Höhen gemefjen werden können, ift der Metallcylinder jammt Fernrohr um die auf der Bifirlinie ſenkrechte Are des Eylinders fippbar. Die Konftruction des mit diefem Dendrometer verbundenen Höhenmefapparates beruht auf folgender Theorie (Fig. 46):

Aus der Aehnlichkeit der Dreiede

GOF'rOg und FOFvg’Og folgt H:n=0F:0q=OF:0g. Stellt alfo Ogq’ die Entfernung O F’ oder O q die Entfernung OF in einem beftimmte Berjüngungsmaße dar, jo zeigt n die Höhe H in demjelben Maße verjüngt.

Ich bin dem in der Firma Starke und Kammerer thätigen Herm Guſtav Kammerer ſehr dankbar, daß er fi der großen Mühe unterzogen hat, die zwei Juſtrumente in jo vorzüg- licher Weife abzubilden und zu befchreiben. Leider mußten wegen Ueberbürdung mit Amtsgeſchäften die von mir beabfichtigte Beigabe einer näheren Anleitung zum Gebrauche diefer Inſtrumente, fowie Angaben über Berfuchsergebnifje, Genauigleitsgrad u. dgl. vorläufig umterbleiben.

Zofef Friedrid.

Ceuntralblau für das gef. Forfiiwefen. 23

336 Zwei Dendrometer. [XXI. Jahrgang.

An das eine Ende E, (fig. 45) des Metalicylinders kann parallel zur Richtung des Ternrohres ein Maßſtab M (Fig 47) angellemmt werden, defien Theilflähe auf der Kippare ſenkrecht fteht und deſſen Nullpunkt O mit der Kipp- are zujammenfält. Mit dem Yagerträger T des Metallcylinders ift, ebenfalls jenfreht auf der Kippare, die Führung f für den horizontalen Scenfel h eines Wintelftüdes W verbunden; der zweite, verticale Schenkel v bildet die Schiene für einen Schlitten S, deffen eine verticale Kante K abgejchrägt ift und auf der Theilflähe des fippbaren Maßſtabes M aufliegt. Sowohl der horizontale Schenkel des Winkelftüdes, al8 au die abgejhrägnte Kante des Schlittens tragen Theilungen. Die Entfernungen der Schlittentante K von der Kippaxe find an der Theilung des horizontalen Schentels erfihtlih, jene jchiefen Entfernungen aber, welde geneigten Viſuren entfprehen, am fippbaren Maßſtabe jelbit.

Am zweiten Ende E, (fig. 45) des Merallcylinders wirft eine Vertical: femme Q mit Feinbewegung R, und läßt ſich ein Gegengewicht für das excen— trifch montirte Fernrohr befeitigen.

Die Alhidade trägt Kreuzlibellen und fit mit ihrer Are in der Büchje des Untertheils; diejer fann durd) drei Fußſchrauben nivellirt werden. Das Inſtrument

Fig. 4. fig. #5.

ift auch mit Horizontalflemme Q, und Feinbewegung R, verfehen. Zur Herftellung von horizontalen Bifuren befist das Wernrohr eine fire Libelle parallel zur optiſchen Are.

Nectification,

Die Vifirlinie fteht auf der Kippare jenfredt.

Kreuzlibellen und ernrohrlibelle werden nad den gewöhnlihen Methoden rectificirt.

Die getheilte Kante K des Schlittens, fowie deſſen Schiene v jtehen jenf- reht auf dem horizontalen Lineale h. Die Entfernung der Sclittenfante von der Kippare foll mit der Leſung am Lineale übereinftimmen und läßt fi berichtigen mit Hilfe zweier Kreuzlochſchrauben s, Ss, (Fig. 47), welde die Führung f des Winkelſtückes, fomit dieſes ſelbſt jammt Schlitten S um eine feſtſtehende Herz- fhraube H, als Are drehen künnen.

Bei nivellirtem Inſtrumente und horizontaler Fernrohroifur foll der Fippbare Maßſtab M dem Lineale h parallel jein, die Längslinie feiner Theilung muß daher durch die ganze Verſchiebung des Winfeljtüdes W diejelbe Yejung an der Scale des hierbei feſtſtehenden Sclittens S ergeben. Um dies bewerljtelligen

Aug.-Sept. 1895.] Zwei Dendrometer. 337

zu können, läßt fi der fippbare Maßſtab mit Hilfe der zwei Kreuzlohihrauben &, 8, um die Kippare drehen. Die Entfernung der Schlittenfante von der Kippaxe tannn in diefer Stellung am fippbaren Maßſtabe ſelbſt abgelejen werden und fol, wie oben bemerkt, mit der Leſung am Yineale übereinstimmen; Heine Mängel der Rectification find durch Wiederholung der beiden legten Vorgänge zu bejeitigen.

II. Dendrometer mit Mikrometer-Fernrohr. Theorie und Bejhreibung.

Auf welche Weife ein Mikrometer- Fernrohr zur Meffung von Baumdurd» mefjern verwendet werden kann, zeigt die folgende Betradhtung.

In Fig. 48 find:

r die Halbmefjer des freisförmig angenommen Querjchnittes eines Baumes;

0 das Dbjectiv eines Milrometer-Fernrohres;

S,oB und S,oB, die Bifuren, welde die rechte uud linke Seite des Baum:

querſchnittes berühren;

Fig. 46. Fig. 47.

a die Entfernung des Objectives vom Zangirungspunfte B; b die Vereinigungsweite des Objectives für die Entfernung a; m die mikrometriſche Verſchiebung S,S,, welche erforderlih ift, um bie Vifirlinie aus der Richtung S,oB in die Ridtung S,oB, zu bringen. ABI SS; 408,9,=y 20989, =P. Aus der Figur ergibt ſich

AB=n-- —— (1) ferner AB=r-+r.. Nun ift r, u u und n=r en =r(sin Alſo ——— 1siny Wr

23 *

338 Zwei Dendrometer.

[XXI. Jahrgang.

De a FR Der Klammerausdrud ( 3 + sin y 77) fommt dem Werthe 2

umfo näher, je weniger 4 und » von 90° abweichen; bei y 88° 30° wird er ein Minimum für =y— 8," 30° und ift im biefem alle 2sin y= 1'9994;

für y= 88° 30° und = 180° y = 91° 30° ift er Sin 7 = 20006.

Innerhalb diefer Grenzwerthe von 4 ift demnadh die Strede AB vom Durdmeffer des Baumes (d=?2r) höchſtens um 00006 r verſchieden, aljo bei einem angenommenen Marimaldurdhmefjer von 1m nur um O'3mm, Sn allen praftiihen Fällen gilt demnach

ABei-n-........ .. (2). Aus der dioptrifhen Hauptformel

ze rn + 4 folgt

= See SE (8)

wo p die Brennweite des Objectives iſt. Die milrometriihe Verſchiebung m jei bewirft durch n Umdrehungen einer Schraube von der Ganghöhe s, aljo m—ns .......... (4). Gleichungen (3) und (4) eingeſetzt in Sleihung (2) ergeben

8 d=n—(a—p). pn ( p)

p =

Das Verhältniß = —k ift conftant

und die Entfernung a ded Baumes vom Ob: jectiv ift glei der Entfernung D des Baumes vom Centrum des Inſtrumentes, ver» mindert um den Abjtand Ö des Objec- tives vom Centrum des Inſtrumentes, aljo a=D—)d

jomit folgt für den Durdmefjer des Baumes die Gleihung

d=nk(D—d—p)

oder d=nk(D- e) wenn c= dp bie additionelle Conftante des Inſtrumentes vorftellt.

Die Producte k(D— c) können für jede8 Inſtrument in eine Tabelle gebradht werden, deren Eingang D nad Decimetern fortichreitet, und die Ein— ftelung n am Mikrometer braucht nur auf '/,, einer Umdrehung, oder auf fünf Trommeltheile genau zu fein, wenn wegen der Unregelmäßigfeiten de8 Baum- querſchnittes 1 em für die erlaubte Fehlergrenze der Meffung gilt.

{ Zur Multiplication mit n kann ein Rechenſchieber vortheilhaft angewendet werden.

Aug.-Sept. 1895.)

Zwei Dendrometer, 339

ö— —— ——

In der Bildebene des Fernrohres find zwei einander horizontal gegenüber- jtehende Spigen fichtbar (Fig. 49), von welden die eine S, fir, die andere S, durh den Schlitten des Mikrometers verftellbar ift. An einer Scale und ber Trommel des Mikrometers werden die Umdrehungen der Schraube abgelefen.

Dem Höhenmehapparate diefes Dendrometers liegt dasjelbe Brincip zugrunde wie dem oben bejchriebenen; die Konjtruction und Mectification weichen jedod in mehreren Einzelheiten von der obigen ab und werben der Ueberſicht halber im Nachfolgenden unabhängig beichrieben.

Mit dem Fernrohre F (ig. 50) ift ein Maßſtab M verbunden, defjen Theilfläche auf der Kippaxe des Fernrohres ſenkrecht fteht und deffen Nullpunkt

Fig. 50.

in der Kippare liegt. Am Fernrohrſtänder T ift, ebenfalls ſenkrecht auf der Kipp— are, ein horizontales Lineal h befeftigt, auf welchem ji eine bverticale Schiene v verſchieben läßt. Auf der Schiene gleitet ein Schlitten 8, deſſen eine verticale Kante K abgeichrägt iſt, auf der Theilfläche des kippharen Maßſtabes M aufliegt und eine Theilung trägt. Die Entfernungen dieſer Kante von der Sippare find vermitteljt eines Anderes an einer Theilung am horizontalen Lineale h erfihtlic, jene fchiefen Entfernungen aber, welde geneigten Bifuren entſprechen, am tipp» baren Maßitabe jelbit.

Das Inſtrument iſt mit verticaler und horizontaler Klemme und Fein— bewegung, ſowie mit Alhidaden- und ernrohrlibelle ausgeftattet. Der Untertheil

340 Zwei Dendrometer. (XXI. Jahrgang.

befteht aus einer Hülfe, mit welcher das Inſtrument auf den Conus eines Zapfen» ftative8 gefegt werden fann, ferner aus einer Platte mit zwei Stellihrauben und entgegenwirfenden Federbolzen, die zum Nivelliren des Obertheiles dienen.

Rectification.

Aldidadenlibelle und Fernrohrlibelle werden nad) den gewöhnlichen Methoden rectificirt.

Die getheilte Kante K des Sclittens ift zur Schiene v parallel gemadt; ber Schiene ſelbſt kann die geforderte Senkrechtſtellung mit Hilfe zweier Stell- ihräubden s, s, (Fig. 50) in dem auf dem Lineale h laufenden Schieber gegeben werden. Zur Controlirung mag ein genau gearbeiteter Anſchlagwinkel dienen.

Die Entfernung der Sclittenfante K von der Kippare des Fernrohres joll mit der 2efung am Lineale h übereinftimmen; die Berichtigung diefer Entfernung beforgen zwei Kreuzlochſchrauben s,8,, weldhe ihr Muttergewinde im Lineale haben und durh Drud gegen den Hals einer feititehenden Schraube s, das Lineal fammt Schiene v und Sclitten S um eine ebenfalls feſtſtehende Herzihraube H als Are drehen können.

Bei nivellirtem Obertheile und horizontaler Fernrohrviſur joll der fippbare Mafftab M dem Lineale h parallel fein, die Längslinie feiner Theilung muß daher durd die ganze Verſchiebung der Schiene diejelbe Lefung an der Scale des bierbei feſtſtehenden Sclittens S ergeben. Abweichungen find durch die zwei am DObjectivende befindlichen Kreuzlohihrauben s, Ss, corrigirbar. Die Entfernung der Sälittenfante von der Kippaxe kann in diejer Stellung am Maßſtabe jelbjt abgelejen werden und foll, wie oben bemerkt, mit der Lefung am Lineale über: einftimmen; Eleine Mängel der Rectification find durch Wiederholung der beiden fetten Vorgänge zu befeitigen. Buftav Kammerer.

Aug.Sept. 1895.) Commentar zu den Arbeiten xc. 341

Gommentar zu den Arbeiten von Hartig und Raktzeburg über Aaupenfliegen (Tachiniden).

Auf Grund einer Nevifion der Hartig’ihen Tachiniden-Sammlung gegeben von

Jof. Mi, E. i, Schulrath, und F. A. Wahl, k. E. Forftmeifter. (Hiezu 5 Figuren im Terte.)

Danf der Freundlichkeit des Herrn A. Hiendlmayr, Euftos am Fönigl. Mufeum in Münden, wurden wir im die angenehme Lage verjegt, Hartig's Tachiniden-Sammlung, welde Eigenthum des genannten Muſeums ift, einem genauen Studium unterziehen zu fönnen.

Die Hartig’she Sammlung, obgleich nicht groß, iſt für die Wiſſenſchaft infoferne von großem Sinterejie, als fie verhältnigmäßig zahlreiche typische Belege für die von Hartig und Nageburg bejchriebenen und zumeiſt gezogenen Tachiniden enthält. Durch diefe Sammlung ift e8 uns, wie wir glauben, gelungen, die bei den Dipterologen nahezu ganz in Vergeſſenheit gerathenen Publicationen der beiden verdienjtvollen und berühmten Forjtleute über Naupenfliegen in das rechte Licht gejtellt und der Wiſſenſchaft dienfibar gemacht zu haben.

Durd das Studium der Hartig’shen Sammlung waren wir im Stande, fämmtlihe Arten (mit Ausnahme einer einzigen), welde Theodor Hartig in feiner fahlihen Zeitihrift „Jahresberichte über die Fortjchritte der Forſtwiſſen⸗ ihaft und forjtlihen Naturkunde im Jahre 1836 und 1837" (Berlin 1837), dann vier Arten, welche J. Th. Chr. Rageburg in feinem großen Werfe „Die Forſtinſekten, oder Abbildung und Beichreibung der in den Wäldern Preußens und der Nachbarſtaaten als jhädlih oder nüglich befannt gewordenen Inſekten“ (Berlin, tom. II. 1840 und tom. III. 1844) publicirt haben, nad) dem modernen Standpunfte der dipterologiihen Wiſſenſchaft zu deuten.

Unfere Arbeit zerfällt in vier Abſchnitte.

Der erfte Abjchnitt enthält das ſyſtematiſch geordnete Verzeichniß der von uns auf Grund der Publicationen von Hartig und Hakeburg und auf Grund der coll. Hartig feitgeftellten Arten.

Der zweite Abjchnitt befpricht die in Hartig's „Jahresberichten“ beſchrie— benen Arten in der Reihenfolge, wie fie in feiner Arbeit publicirt erjcheinen. Wir waren im Stande, folgende Arten zu deuten, und zwar auf Grund der Typen: Tachina quadripustulata (F. in) Hrtg., fulgens (Hfigg. in) Hrtg., lateralis (F. in) Hrtg., larvarım (L. in) Hartg., piniariae Hrtg., simulans (Meig.? in) Hrtg., inclusa Hrtg., bimaculata Hrtg., gilva Hrtg., affinis (Fall. in) Hrtg., lucorum (Meig. in) Hrtg., pilipennis (Fall. in) Hrtg., vertiginosa (Fall. in) Hrtg., auronitens Hrtg., erythrostoma Ertg., tenthredinum Hrtg. und concinnata (Meig. in) Hrtg. Ferner wurden auf Grund der Hartig’ihen Bejchreibungen gedeutet: Tachina nigra Hrtg., janitrie Hrtg., seutellaris (Fall. in) Hrtg. und vulgaris (Fall. in) Hrtg. Nicht zu eruiren vermodten wir Tach, selecta (Meig. in) Hrtg. ! Noch mag gejagt werden, daß die wenigen, im unferer Arbeit nicht erwähnten Arten, melde außer den obigen nocd in Hartig's Yahresberichten vorfommen, für uns belanglos waren, da fie wohl faum irgendwelche Zweifel bezüglich ihrer Deutung übrig laffen.

Im dritten Abjchnitte werden auf Grund der vorhandenen Typen vier Ratzeburg'ſche Arten gedeutet, nämlih: Tuch. processioneae Rtzbrg., Musca (Tach.) iliaca Rtzbrg., Musca angusticornis Rtzbrg. und Musca pinivorae Rtzbrg.'

! Diefe Arten wird man in unferer Abhandlung aus dem am Schluffe gegebenen Inhalts- verzeihniß der Arten leicht auffinden,

342 Commentar zu den Arbeiten zc [XXT. Jahrgang.

Der vierte Abjchnitt handelt über fünf Arten, welde ung in der coll. Hartig vorlagen und theil8 unter den oben genannten Arten eingereiht oder als eigene Arten unridhtig beftimmt waren. Wir glaubten aud über dieſe hier Bericht erftatten zu follen, da die vollftändige Kenntnig der Hartig'ſchen Tachiniden- Sammlung für manden Dipterologen von Intereſſe fein dürfte.

Es erübrigt uns noch mitzutheilen, daß wir bei den fich öfters wieder: holenden Eitaten der in unjerer Arbeit erwähnten wichtigften PBublicationen folgende Abkürzungen gebraudten:

Hrtg.: für die Hartig’jhen „Jahresberichte“.

Rtzbrg. I., II.: für Nageburg’s „Forſtinſekten“.

B. B. I., I, III, IV.: für Brauer und v. Bergenftamm, „Die Zweiflügler des Faiferlihen Mufeums zu Wien. Vorarbeiten zu einer Monographie der Muscaria schizometopa (erclufive Anthomyidae)* in den Denkſchriften der mathe: mat.-naturwiff. Elaffe der Ffaiferlihen Akademie der Wiffenjhaften in Wien. Pars. I. 1889; pars II. 1891; pars III. 1893; pars IV. 1894.

Br. Vorarb. Z. B. G.: für Brauer, „Vorarbeiten zu einer Monographie der Muscaria zc." in Berhanbl. der f. f. Zoolog.-Bot. Gef. Wien. 1893,

Meig. (mit Angabe des Bandes): für Meigen, „Syitemat. Beſchreibung der befannten europ. zweiflügeligen Inſelten“.

R. Desv. Myod.: für Robineau-Desvoidy, „Essai sur les Myodaires.” 1830.

R. Desv. I, II. oder R. Desv. Hist. Nat. I., II: für Robineau-Desvoidy, „Histoire Naturelle des Dipt&res des Envirous de Paris.” I., II. 1863.

Rond. (mit Angabe des Bandes): für Nondani, „Dipterologiae Italicae Pro- dromus.”

Schin. L oder Schin, F. A.: für Schiner, „Fauna Austriaca”, I. 1862.

Zett. (mit Angabe de8 Bandes): für Zetterjtebt, „Diptera Scandinaviae’”,

er betreffende Band ijt bei den einzelnen Werken überall in römiſchen, die Pagina und Nummer aufeinanderfolgend in arabijhen Zahlzeihen, die Jahres— zahl in Parentheje angegeben.

Anmerkung. Die Zeichnungen der im Nachftehenden abgebildeten Köpfe einiger Arten find von Prof. Mit nad) der Natur angefertigt worden.

I. Syftematifhe Wederfiht der im Nadfolgenden fefigeflellten Arten.

Die Sectionen find Brauer’ „Vorarbeiten“ (Zool.:Bot. Gef. 1893) entnommen. Die eingelammerten Zahlen hinter den Artnamen bedeuten die fortlaufende Nummer, unter welcher die Arten in unferer Abhandlung beſprochen werden.

Section Masicera. 1. Masicera silvatica Fall. (16.)

. Dezxodes piniariae Hrtg. (6.) pinivorae Rtzbrg. (25.) Lophyromyia inclusa Hrtg. (7, 8.)

Parezorista polychaeta Meq. (12.) 4 comata Rond. (13.) Mi saltuum Meig. (26.) . Chaetomyia iliaca Rtzbrg. (23.) . Blepharidea vulgaris Fall. (17.) 10. e erythrostoma Hrtg. (19.) 11. Blepharidopsis Hartigii nob. n. sp. (27.) Section Phorocera. 12. Frontina laeta Meig. (18.) 13, Zilaea selecta Meig. (20.)

Aug.-Sept. 1895.) Commentar zu den Arbeiten ꝛe. | 343

14. Compsilura coneinnata Meig. (21.) 15. Phorocera processioneae Rtzbrg. (22.) 16. Diplostichus janitrix Hrtg. (11.)

17. Salia echinura R. Desv. (29.)

18. Duponchelia segregata Rond. (28.)

Section Sturmia.! 19. Zygobothria bimaculata Hrtg. (9.) 20. . gilva Hrtg. (10.) 21. Winthemia eilierura Rond. (1.)

Section Eutachina, 22. Eutachina larvarum L. (5.) 23. Miecrotachina erucarum Rond. (30.)

Section Baumhaueria. 24. Baumhaueria goniaeformis Meig. (24.) 25. Thelymorpha vertiginosa Fall, (15.)

Section Pseudomintho. 26. Olivieria lateralis Pnz. (3.) 27. Phoenicella haematodes Meig. (4.)

Section Mieropalpus. 28. Micropalpus vulpinus Fall. (2.)

Section Thryptocera. 29. Gymnoparia pilipennis Fall. (14.) 30. . frontalis Meig. (14.)

I. Arten aus Sartig’s „Iahresberihte über die Fortfhritte der Jorſt - wiffenfhaft und forftlihen Naturkunde“ (1837).

l. Tachina quadripustulata (Fabr. iv) Hıtg. 281. 4.

In der Sammlung Hartig’s befindet fih unter Nr. 201 ein J, weldes al8 T. quadripustulata Fabr. beftimmt war und von uns als Chaetolyga cilicrura Rond. III. 107. 3 erfannt wurde. Aus der Angabe Hartig's J. e.: „Boude hat fie im Auguft aus Raupen von Noctua verbasei gezogen“ erhellt, daß er die Fliege nicht jelbft gezogen habe; möglicherweije erhielt er fie aber von Bouché und fertigte darnach die Beichreibung an.

Anmerkung. Es erſcheint uns nicht gerechtfertigt, daß Rondani die Gattung Chae- tolyga sibi (conf. Rond, III. 103, nota) errichtete und die früher aufgeftellte Gattung Winthemia R. Desv. fallen ließ. Wenn auch Rondani feine Gattung fpäter präcijer charakterifirte, als es Rob. Desvoidy mit Winthemia gethan, jo wurde doc) letztere hinreichend gekennzeichnet. Die Gattungsphrafe von Winthenia R. Desv. (Essai s. 1. Myod. 173) lautet: „Sturmiarum cha- ractere” (mas auf die gewimperten Hinterfchienen hinweiſt). „Frons non quadrata ad feminas, sed angustior; facialia ciligera parvis ciliis per foveas; cellula y C alarum nervo transverso arcuato; corpus depressum; abdomine partim rubescente.” Weiter bemerft R. Desvoidy: „Ce genre est trös-voisin des Sturmies: mais le front de la femelle n'est pas &largi; le corps, toujours plus primé, est en partie rougeätre; les faciaux sont bord&s de petits cils le long de focettes.” Ferner jagt R. Desvoidy (l. ec.) ausdrücklich: „Ce genre se rap- porte au Musca quadripustulata de Fabricius (Tuachina quadripustulata Meig.)”. Alle diefe Angaben lafjen über die Gattung Winthemia feinen Zweifel beftehen. Aus diefem Grunde, welcher diefer Gattung die Priorität gegenüber C’haetolyga Rond. (et auctor.) zuweift, und um das Andenken, welches Rob. Desvoidy, wie er ausdrüdlid jagt, „Herrn v. Winthem in Hamburg“ widmete, zu wahren: veftituiven wir hier die Gattung Winthemia R. Desv., indem wir C'haetolyga Rond. (et auct.) als ſynonym hinzuſetzen. Wir wollen hier nicht unter- lafien, dasjenige, was Rob. Desvoidy über das Betragen der Winthemien mittheilt, zu vepro- duciren; daraus mag zugleich die Aufmerkſamkeit und minutiöfe Beobachtung, welche diefer nicht

ı Wir haben den Namen Blepharipoda B. B. deshalb nicht angewendet, weil ihn der ältere Name Sturmia R. Desv. überflifiig macht.

344 _Sommentar zu den Arbeiten x. IXXI. Jahrgang.

genug gewäürdigte Autor den Musciden jchentte, erfannt werden. {m Essai s. l. Myod. (pag. 173) jagt er über die Gattung Winthkemia Folgendes: „En général, ces insectes se plaisent le long des chemins desséchés et exposes au grand "soleil, Ils voltigent en produisant un fort bourdonnement,” und in der Hist. Nat. des Dipt. des Envir. de Paris, [. 205, wo infolge eines Schreibfchlers die Gattung Winthemya genannt wird, lieft man: „Les mäles des Win- thömies aiment & se réunir plusieurs sous un pur rayon de soleil, dans les clairiöres des bois, et a ex@cuter dans |’ air divers jeux qu' ils accompagnent d’un bourdonnement assez fort et agrcable a l’oreille.' Auf Grund des oben befprochenen Eremplares der Hartig’shen Sammlung

ergibt fi folgende Synonymie:

Winthemia cilicrura Rond. Eirmon.: Tachina quadripustulata (F. in) coll, Hrtg.

? Tachina ead. (F. in) Hrtg. Jahresb,

Chaetolyga eilicrura Rond. III, 107, 3.

Nemoraea cilicrura (Rond in) Schin. F. A. I. 456.

2. Tachina fulgens (Hfigg. in) Hrtg. 281. 5, ift Micropalpus vulpinus Fall. (Schin. I. 428). In der Sammlung Hartig's befindet fih ein 9 sub Nr. 202. Hartig fagt von diefer Art: „Sie joll in Sphinz pinastri vorkommen.“ In der kurzen Bejchreibung wird der charalte⸗ riſtiſchen Färbung der Beine keine Erwähnung gethan.

3. Tachina lateralis (Fabr. in) Hrtg. 281. 6, ift Olivieria lateralis Panz. Nah einer kurzen Beihreibung der Art jagt Hartig über diefelbe Folgendes. „Nah Bouché aus Eulen und Spinnerraupen. In BWaldinfelten habe ich fie nod nicht gefunden.“

In der Hartig’shen Sammlung befinden ſich zwei Weibchen unter Nr. 203 und 204,

4. Tachina nigra Hrtg. 282. 7.

Hartig führt diefe Art gleih nad Olivieria lateralis Panz. auf und jtellt fie in feine Abtheilung:

„I. Das letzte Fühlerglicd fo lang oder faum länger als das mittlere;

d: Augen unbehaart“.

Er beſchreibt fie wie folgt: „Tieſſchwarz, glänzend, Spige der Tajter, Umgebung der Stigmata des Thorar, Bafis und Seitenrand des Hinterleibes blutroth. Ueberall, aud die Flügel ſchwarz, Untergefiht jilberfarben, tiefihwarz ſchillernd; Schüppchen weiß mit braunem Rande; Hinterleib blutroth mit ſchwarzer Spitze und ſehr ſchmalem ſchwarzen Nüdenftreifen, welcher ſchon an der Bafis des zweiten Segmentes undeutlih wird. Flügel rauchſchwarz, an der Bafis dunfler, die SpigensQuerader geht vor der Flügeljpige zum Rande; die Unterrandader ift bis zu ihrer Bereinigung mit der Randader von halb aufgerichteten Borften dicht bejegt. Fänge drei Linien. Das erite und zweite Füblerglied find an dem einzigen von mir Ende Mai aus Bombyx Hebe gezogenen Exemplare meiner Sammlung ver- früppelt; die Kürze des dritten Gliedes läßt jedoch fließen, daß die Fliege diejer Abtheilung angehört.“

Diefe Art befindet jich nicht in der Hartig’ihen Sammlung; die Deutung derjelben erſcheint aber durd die nachſtehende Discujfion gefichert.

Die von Hartig entworfene Beſchreibung von Tach, nigra ſtimmt mit jener von Tachina nigripennis Meig. IV. 267. 47 (1824) 2 vollftändig überein. Meigen hält jeine Art für das andere Geſchlecht von Taochine, kasmalodes Meig. IV. 267. 46. Auch wir find diefer Meinung und glauben, daß die ſchwarze Hinterleibs: zeihnung dieſer Art nicht mur bei beiden Geſchlechtern verſchieden, jondern aud variabel ift. Die Art deshalb neu zu benennen, weil beide Geſchlechter unter ver- ihiedenen Namen befchrieben worden find, halten wir für überflüfjig und aud für durdaus ungeredtfertigt. Dan vergleiche hierüber da8 bei Lophyromyia inclusa (Mr. 8) Geſagte.

Aug.-Sept. 1895.) Commentar zu den Arbeiten. :c, 345

Brauer jtellt (in VBorarb. 3.3. ©. 488) Tach. haematodes Meig. al8 Type der Gattung Tachinella Portsch. auf, und jhon die Bemerkung Hartig’s „die Unterrandader ift bis zu ihrer Bereinigung mit der Nandader von halbaufgerich— teten Borften dicht bejegt“, verweilt bei Tuckina nigra Hrtg. auf die Gattung Tachinella (vergl. B. B. I. 109). Bortfhinsfy hat diefe Gattung in den Horae Soc. Ent. Ross. XVI. 1881. pag. 251 (Original), pag. 9 (Separ.) auf Tachi- nella Meigeni sibi (9) errichtet und ftellt zu diefer Art als fraglide Synonyme Tachina haematodes Meig. und nigripennis Meig. Wir halten Tachinella Meigeni Portsch. auch nur für eine Varierät des Weibchens von Tach, haematodes Meig.

Die Gattung Tachinella Portsch. fällt aber mit der früher aufgeftellten Gattung Penicella R. D. I. 802 (1863), welden Namen wir in Phoenicella emendiren, ohne jeden Zweifel zufammen.

Nobineau-Desvoidy dharakterifirt diefe Gattung in folgender Weije: „Anteunae subelongatae, secundo tertioque artieulo longitudine fere aequalibus. Chetum primis articulis indistinetis, ultimo subtomentoso. Oculi subnudi, ad validam lentem tomentosuli, in utroque sexu distanter, frons lata in utroque sexu, in faciem proclivis; facies verticalis absque ciliis; peristoma tum latitu- dine tum longitudine subaequale; epistomate eirculiter ineiso. Duo cilia medi- anea duoque apicalia in dorso primi et secuudi segmenti; duo medianea series- que apicalium in dorso tertii. Alae radiis A, B, C. eiligeris: cellula y C ante apicem vix aperta, nonnumquam occlusa, nervo transverso vix subarcuato, Corpus eylindriforme, atrum, rubromaculatum.”

N. Desvoidy errichtete die Gattung auf Tachina nigra Hrtg., welde er von Hartig, wie die meiften der von diefem befchriebenen Arten zur Anficht erhalten hatte. Da Hartig nur ein Eremplar von Tach. nigra bejaß, und zwar wie wir zeigten, ein 9, jo wird es auffallen, daß R. Desvoidy iu der Gattung» charafterijtif von Fhoenicella von beiden Geſchlechtern fpriht und der Artbe- ihreibung (l. e. pag. 805) das Zeichen S vorjest. Solche Verſtöße fommen bei R. Desvoidy gar nicht jelten vor; es ift in diefem Falle feinen obigen Angaben über die Geſchlechter daher fein Gewicht beizulegen.

Demnad; ergibt fi aus dem Gejagten bezüglich der in Rede ftehenden Art folgende Synonymie:

Phoenicella haematodes Meig. Symon.: Tachina haematodes Meig. J' (1824). Tachina nigripennis Meig. 2 (1824). Tachina nigra Hrtg. 2 (1837). Phenicella nigra (Hrtg. in) R. D. 2 (1863), Tachinella Meigeni Portsch. @ (1881). Tachinella haematodes (Meig. in) B. B. I. 109 S (1889).

5. Tachina larvarum (L. in) Hrtg. 282. 9.

Hartig führt eine Neihe von Schmetterlingsraupen an, aus welden er, Meigen und Bechſtein diefe Art gezogen haben. Aus den uns in der Hartig- hen Sammlung sub Nr. 206, 259, 260, 289, 290, 291 (9) und 205, 207 (2) vorliegenden Eremplaren ergibt ſich die Richtigkeit der Hartig’ihen Be: ftimmung. Die Art ift identiih mit Eutachina (B. B.) larvarum L.

Anmerkung. Es ericheint uns erwähnenswertb, daß ein J (Mr. 291) die erfte Hinter: randzelle an der Spite auf beiden Flügeln qeichloffen zeigt ein fehr jeltener Fall, da uns ein folder weder aus der Yiteratur, noch aus unjerem reihen Sammlungsmaterial befannt ge- worden ift, Vielleicht erklärt fi) aus der Möglichkeit des Gejchloffenjeins der erften Hinter- randzelle bei Eutachina auch der Umftand, daß Brauer (in Verb. 3.8. Gefellich. 1893, 457) Baumhaueria grandis Egg. Schin. mit Tachina praepotens Meig. ibentificirt und dieje (l. c. pag. 483) als Type zu Entachina B. B. beranzieht, obwohl in den früheren Arbeiten von B. B. über Muscarien Tachina larvarım als Type zu diefer Gattung aufgeführt wurde, Aus der Thatfache, wie Egger (in den Berh. 3.8. Gef. 1861, 214) Baumh. gracilis Egg. mit Baumh. vertiginosa Fall, vergleidt, und dag Schiner (F. A. I. 495) vou Baumh. grandis Egg.

346 Commentar zu den Arbeiten :c. XXI. Jahrgang.

ausdrüdiih jagt: „Die erfte Hinterrandzelle ift am Rande jelbft geichloffen“: geht nicht hervor, dag man von letterer Art auch Eremplare mit offener erfter SHinterrandzelle tennt; ebenjowenig hat die8 Brauer irgendwo erwähnt. Nur die Annahme, daß Baumh. grandis Egg. auch mit offener erfter Hinterrandzelle vorfomme (eigentlich ſollte dieſer Fall die Hegel jem), ließe die Fdentificirung mit Tiachina praepotens Meig, und die Aufftellung diejer als Type von Eutachina B. B. ertlären.

6. Tachina piniariae Hrtg. 283. 10.

Es lagen uns in der coll. Hartig unter den Nummern 210, 211, 212 drei S und unter Wr. 209 ein ? vor, welche als Hartig'jhe Originaleremplare zu betrachten find. Die Beichreibung ftimmt vollftändig mit diefen vier typijchen Eremplaren, welde von Hartig aus den Raupen von Bupalus piniarius und Abraxas grossulariata gezogen worden find; diejelbe Beſchreibung paßt aud nicht minder vollftändig auf eine große Reihe von Stüden, welde Wacht! aus in Böhmen und Mähren gejfammelten Puppen von Bupalus piniarius gezogen hat.

Tach, piniariae Hıtg. ift ein Dexodes (B. B.) und obgleih eine Menge älterer Namen für diefe Art vorliegen, eradjten wir es für richtig, fie mit dem Namen Dexodes piniariae Hrtg. weiterzuführen. Bon den älteren Autoren be- ihreibt Hartig die Art am kenntlichſten; auch ift er der einzige, welder bie eigenthümlihen Kiele der Bauchſegmente des Weibchens erwähnt, indem er von denſelben (l. c. pag. 284) wörtlid jagt: „Die Bauchfläche des ? gelielt wie bei Tachina coneinnata, jebod weniger ſtark.“

Als fihere Synonyme zu diefer Art gehören nad) unjerer Erfahrung Tachina agilis (Meig. in) Schiv. I. 477 (see. typ. ?, colleet. Mif) und Dexodes machairopsis B. B. I. 87; II. 316; IV. 616.

Ueber die von B. B. II. 316 bei Dexodes machairopsis aufgezählten Sy: nonyme erlauben wir uns fein Urtheil, indem die Beſchreibungen diejer älteren Arten ſehr mangelhaft find und uns von denjelben aud feine Typen vorliegen. Auch Ceromasia virilis Rond. IV. 26. 11 mödten wir als fraglide® Synonym hieher bringen. Der ältefte Name unter diejen Synonymen wäre Tachina nigripes Fall. Musc. 13. 24 (1820), deren Bejchreibung aber für den in Rede ftehenden Dexodes piniariae jo gut als gar feine Anhaltspunfte gewährt.

Ausihliegen aber möchten wir von den Synonymen: Tachina agilis Meig. IV. 807. 118 (non Schin. I. 477), da bei diefer Art nah Meigen’s eigener Angabe (1. c.) „die gewöhnliche Querader gerade“ fein ſoll, während dieſelbe, d. i. die hintere Querader, bei Dexod. piniariae auffallend gefhwungen ift. Auch Tachina inflexa Bebe. Naturgeih. d. Inſ. (1834) 58 mödten wir den Syno- npmen von Der. piniariae deshalb nicht anreihen, weil die Angabe Bouché's über die Zucht aus einer Blattwejpenlarve (Nematus grossulariae) nit außer Acht zu laffende Zweifel erregt.

Anmerkung 1. Wir halten die Gattung Dexodes B. B. gegenüber Ceromasia Rond. IV. 16 ſchon deshalb aufredyt, weil Dexodes in beiden Geihhlechtern drei, Ceromasia hingegen vier Äußere Poftjuturalborften auf dem Thorarrüden aufweift.

Anmerkung 2. Rob. Desvoidy hat in Hist. Nat. Dipt. II. 36 (1863) auf Tachina piniariae Hrtg. die Gattung Gerveisia sibi errichtet. Die Charakteriftit hat Desvoidy nad einem Originaleremplare, das er von Hartig nebft anderen Typen erhalten hatte, und zwar offenbar nad) einem Männchen entworfen. Diefe Charakteriftif ftimmt im Allgemeinen mit der von Derodes überein; doch ericheınt der Name Gervaisia von Waga jhon im Jahre 1857 an eine Myriopoden-Gattung vergeben.

Die Synonymie, welche fid) auf Tachina piniariae Hrtg. bezieht, ift folgende:

Dexodes piniariae Hrtg.

Synon.: Tachina piniariae Hrtg. Tachina agilis (Meig. in) Schin. Gervaisia piniariae (Hrtg. in) R. Desv. Dexodes machairopsis B. B.

Aug.-Sept. 1895.) Commentar zu den Arbeiten :c. 347

7. Tachina simulans (Meig. ? in) Hrtg. 284. 11 und 8. Tachina inclusa Hrtg. 285. 12. Wir bemerken im VBorhinein, daß dieſe beiden Namen fich auf die ver- ihiedenen Geſchlechter einer und derjelben Art beziehen. Hartig zog die Art aus Lophyrus variegatus, pini, larieis und pallidus. Seine Sammlung enthält zwei d (rub Nr. 229, 230) und fünf 2? (sub Wir. 214, 215, 217, 281, 282), welde infolge der Uebereinftimmung mit den von Hartig gegebenen Beſchreibungen als Typen zu gelten haben. Auf Grund des Vergleihes der uns vorgelegenen Typen mit Hartig’s Beihreibungen von T. simulans und inclusa ergibt jih, daß 7. simulans (Meig. ? in) Hrtg. das Männden, 7. inclusa Hrig. aber das Weibchen einer und der- jelben Art ijt, welde in die Gattung ZLophyromyia B. B. gehört. Sie muß, wie wir weiter unten begründen werden, den Namen Lophyromyia inelusa Hrtg. tragen. Hartig war in Bezug auf die Deutung von Tach. simulans nicht ficher, was das von ihm dem Autornamen beigejegte Fragezeichen (?) beweilt. Daß er fih in der Deutung feiner Art wirklich geirrt hat, geht daraus hervor, weil die echte T. simulans Meig. befanntlid in das Genus Zutachina B. B. gehört. Hartig’8 Typen ſtimmen aber auch volljtändig mit der Beſchreibung von Lophyromyia clausa B. B. I. 89 und IV. 616 überein, woraus ſich folgende Synonymie ergibt Lophyromyia inclusa Hrtg.

Spnon.: Tachina simulans (Meig ? in) Hrtg. d Tachina inclusa Hrtg. 2. Lophyromyia clausa B. B.

NB. Rob. Desvoidy wurde bei Aufftellung diefer Synonymie nicht berüdfidtigt; hier— über jehe man weiter unten die Anmerkungen 2 und 3.

Es erſcheint ung nicht überflüfjfig, die Beobachtungen, weldye wir von diejer Art an den typiihen Eremplaren Hartig's anjtellten, hier zu notiren, Die erfte Hinterrandzelle ift bei den meiften Eremplaren geſchloſſen, bei manchen auf beiden oder nur auf einem Flügel wenig geöffnet. Niemals aber liegt die Mündung diejer Zelle weit vor der flügeljpige, wie B. B. I. 89 bei Begründung ihrer Gattung Zophyromyia angeben. Aud finden wir die Ridhtigjtellung in B. B. IV. 616 bezüglid der relativen Yänge des dritten Fühlergliedes gegenüber den früheren Angaben in B. B. I. 89 bejtätigt. In Fig. 20 auf Taf. II in B. B. I. ift das dritte Fühlerglied zu breit ausgefallen. Der Charafterijtif von Lophyromyia wäre noch hinzuzufügen: Flügelranddorn jehr Hein oder fehlend, Thorarrüden mit drei äußeren Poitjuturalboriten.

Anmerfung 1. Wir machen auf die von B. B. IV. 616 angegebenen Unterjchiede zwiſchen Zophyromyia (clausa B. B.) inclusa Hrtg. und Dexodes (machairopsis B. B.) pinia- riae Hrtg. befonders aufmerliam, da hiedurch dieſe beiden, wenn aud im zwei verjchiedene Gattungen gehörenden, dody einander jehr ähnlichen Arten vorzüglich interpretirt werden.

Anmerkung 2. Rob. Desvoidy I. 892 zieht Tach. simulans Hrtg. als Synonym zu feiner Sturmia lophyri, was wir nicht begreifen, da die Gattung Sturmia doch eract gewimperte Hinterfchienen vorausfeht, was bei 7", simulans (Meig. in) Hrtg. nicht zutrifft.

Anmerfung 3. Derfelbe Autor hat in feiner Hist. Nat. IL. 41 auf Tach. inclusa Hrtg. die Gattung Spinolia sibi errichtet. In der Gattungsdiagnofe fpricht er von beiden Geſchlechtern, während in der Artbeichreibung ausdrüdlich bemerkt wird, daß er nur ein 2 vor fich gehabt babe. Der cigenthümlichen VBauchkiele desjelben erwähnt er nicht; er hat fie überſehen und hat ohne Zweifel aud die Hartig'ſche Beichreibung nicht gelannt. Wie aus diefer und der vorher: gehenden Anmerkung erhellt, hat R. Desvoidy in Bezug auf die beiden Hartig'ſchen Arten simulans und inclusa eine ziemliche Verwirrung angerichtet. Der Name Spinolia R. Desv. (1863) hat übrigens feine Berechtigung, da er bereits für eine Hymenopteren-Gattung von Dahlbom (1854) vergeben wurde.

Anmerkung 4 In Sciner’s F. A. I. 481 (in nota) und in deſſen Cat. Syst. Dipt- Eur. (1864) 94 findet man irrthümlich eine Tiachina similans Rtzbg. ftatt 7’. simulans Hrtg-

aufgeführt.

348 Commentar zu den Arbeiten xc, [XXI. Jahrgang.

Gegen unſeren Vorgang, den Namen 7 simulans (Meig. ? in) Hrtg. auf: gegeben und die Art Lophyromyia inclusa genannt zu haben, wird man vielleicht von mancher Seite folgende zwei Einwendungen erheben: erftens hat Hartig eine und diejelbe Art unter zwei verjhiedenen Namen (nach den Gejchledhtern) beihrieben, weshalb diefe Art neu zu benennen gewejen wäre; zweitens, wenn man ihr aber fhon feinen neuen Namen hätte geben wollen, jo wäre der Name simulans Hıtg., als der früher publicirte, beizubehalten gewejen, da bisher nod feine Lophyromyia-Art gleihen Namens eriftirt.

In Bezug auf den erjten Einwand verweijen wir auf das von Mif in der Wien. Entom. Ztg. 1894, pag. 53 Gefagte, wozu ihm die ganz und gar unberedhtigte Umtaufe von Nemoraea pellucida Meig. in Nemor. conjuncta Rond. Beranlafjung bot.

Was den zweiten Einwand betrifft, wird uns jeder logiſch Denkende redt geben, daß wir den Namen simulans Hrtg. nit verwendet haben, da doch Hartig jeiner zzliege diefen Namen nicht gegeben, fondern nur den von Meigen ge- ihaffenen Namen (wenn aud irrthümlich) gebraudt hat. Wir wiffen wohl, daf in der entomologijhen Literatur derlei Irrthümer oftmals dadurd belohnt worden find, indem man dem Irrenden eine Autorſchaft vindicirt hat, an welcher er völlig unjhuldig it. Und wenn dies geihah, fo ijt fein Grund vorhanden, derartige nomenclatorijche Fehltritte noch durch neue ähnliche zu vermehren.

9. Tachina bimaculata Hrtg. 286. 13.

Diefe Art war in der coll. Hartig reichlich vertreten; e8 lagen ung sub Nr. 223 bis 226 vier Männden und sub Nr. 216, 218, 227, 228, 292, 293 neun Weibchen (sub Nr. 292 drei, sub Nr. 293 zwei Stüde auf einer Nadel) vor.

Sie gehört zu den polyphagen Tachiniden; Hartig allein zog fie aus Bombyz pini, monacha und dispar, aus Noctua piniperda, ferner aus Lophyrus pini, rufus, similis, virens und pallidus,

Die ausführliche Beſchreibung, welche Hartig von diefer Art entworfen bat, jtimmt vollftommen zu den vorhandenen Exemplaren; man muß daher die- jelben als Typen betradten, obgleich die mit Wr. 216 und 218 besettelten Stüde al$ Tachina inclusa Hrtg., d. i. Lophyromyia inclusa Hıtz., bejtimmt waren, da ja ſolche Verwechslungen bejonders in älteren Sammlungen nit jelten vor- fommen,

Es fei bier auch gejagt, daß Hartig zuerjt auf jene Gruben an ber Unterfeite des 3. Abdominalfegmentes beim S bingewiejen hat, welches Merlmal Beranlafjung zur Aufftellung der Gattung Zygobothria Mik., wohin aljo 7. bimaeulata Hrıtg. gehört, gegeben hat.

Wir müſſen hier erllären, daß es auffallend erjcheint, wenn Brauer in feinen „Vorarbeiten" 3. B. Gef. (1895), pag. 482 T. bimaculata Hrtg. in der Gattung Zygobothria Mik. aufführt, in B. B. IV. (1894), pag. 543 aber wieder in der Gattung Argyrophylax B. B. Die ſcharf umrandeten und fehr deutlichen Gruben auf der Unterjeite des dritten Hinterleibsringes mit ihrer charalteriſtiſchen dichten, anliegenden Behaarung beim dJ von Zygobothria atropivora R. Desv., bima- eulata Hıtg. und gilva Hrtg. find mehr als ein Artcharakter; fie liefern ein ganz gutes Gattungsmerfmal gegenüber dem ſeichten, an den Seiten des Pinterleibes binaufziehenden, ſtark glänzenden, der darafteriltiihen Behaarung entbehrenden Eindrüden 3. B. bei Argyrophylax pupiphaga Rond. Die Gattung Zygobothria ift aber nicht nur auf ein „Artmerfmal” (wie es in B. B. III. 237 heißt) be» gründet; denn außer den erwähnten Gruben tritt nämlich nod am Hinterrande des 3. Abdominaljegments bei beiden Gejhlechtern eine ärmere Beborjtung auf, als dies bei Argyrophylax der Fall ift.

Der in B. B. III. 237 aufgeftellten Synonymie, wornad die Gattung Schaumia R. Desv. Argyrophylax B. B. pro parte Zygobothria Mik. jein

Aug.-Sept. 1895.) Commentar zu den Arbeiten ꝛe. 349

joll, können wir nicht beipflichten. Denn wenn auh R. Despoidy die Gattung Schaumia in jeiner Hist. Nat. II. 43 auf Tachina bimaculata Hrıtg. errichtet hat, jo ijt aus den Merkmalen, melde er diefer Gattung zuſchreibt, zu entnehmen, daß er diejelbe beftimmt micht nad der wahren 7. bimaculata Hrtg. harafterifirt hat, jondern daß ihm auf irgend eine Weife ein bedeutender Irrthum unterlaufen jein muß. In der Gattungsphraje von Schaumia R. Desv. heißt es nämlich (l. e.): „Yeux tomenteux ... Cils medians et rang6e de plusieurs cils apicaux sur le dos du troisiöme segment... .. Cellule y C petiol&s avant le sommet de Vaile” durdaus Merkmale, welche 7. dimaculata Hrtg. doch ficher nicht aufweift.

Ueber die in B. B. Il. 344 erbradte Synonymie zwiſchen Tach. bimaculata und Masicera cursitans Rond. ijt zu bemerfen, daß der von Hartig gegebene Name, alS der ältere, die Priorität befigt. Uebrigens bleibt fo lange Mas. cur- sitans ein fraglihes Synonym zu 7. bimaculata Hrtg., bevor nicht diefe Syno- nymie an der Rondani’ihen Type nachgewieſen worden ift. Auch ift faum an— zunehmen, dag Nondani die Bewimperung der Hinterfchienen bei Mas. cursitans entgangen wäre, wenn er wirkli 7. bimaculata Hrtg. vor fid gehabt hätte, da er ja auf dieſes Merkmal. einen bejonderen Werth legte, was die Abtrennung jeiner Gattung Blepharipa (= Sturmia R. Desv.) von Masicera genugjam be: weift (conf. Rond. IV, 13).

Auch Tachina flavoscutellata Zett. (non Schin.) figurirt in neueſter Zeit, wie wir glauben mit Unredt, als Syuonym von Masicera cursitans Rond., id est Zygobothria bimaculata Hrtg. Wir mödten hier darauf aufmerkſam maden, daß die Anfihten über Tach. flavoscutellata Zett. III. 1042, 33 überhaupt fehr auseinandergehen. Schiner bejdreibt in feiner F. A. I. 482 Masicera avoscutellata, weldhe er auf die Zetterſtedt'ſche Tachina gleichen Namens bes zieht. Es ſcheint uns darin fein Widerfpruh zu liegen. Portſchinskyh ftellt (in Hor. Soc. Ent. Ross. T. XVII. 1882, separ. pag. 10) zu Masicera flavo- scutellata Zett. ohne weitere Motivirung Masicera pupiphaga Rond. als Synonym, Das geht nit an, da die erftere am zweiten Hinterleibsringe feine Dorſal— Macrochäten befigt, während die Rondani'ſche Art ſolche am Hinterrande des zweiten Ringes aufweijt. Herr Portſchinsky hat entweder die eine oder die andere Art nicht gefannt. Nebenbei jei erwähnt, daß es, um allen Mißverftänd« niffen vorzubeugen, bei Aufftellung der Synonymie verjdiedener Arten nie unter: lafjen werden jollte, die genauen Eitate anzuführen, umjomweniger, wenn man fid anderer Gattungsnamen bedient als die Autoren der betreffenden Arten. Zetter- ftedt hat feine Art als Tachina, Rondani hingegen al$ Blepharipa (conf. Prodr, IV. 13) bejchrieben. Brauer jtellt im II, Theile der „Muscaria schizometopa” (1891, pag. 429) Masicera flavoseutellata Schin. (non Zett.) in die Gattung Crossocosmia (Mik), während er im III. Theile derjelben Arbeit (1893, pag. 221) Tachina flavosceutellata Zett. (non Schin,) als Argyrophylax cursitans Rond. (weld) legtere Art wie gejagt richtig Zygobothria bimaculata Hrtg. heißen muß) deutet. Brauer hat diefer Deutung auf die Autorität P. Stein’s hin, welder die Betterftedt’jche Type in der colleet. Lund unterjuht haben will, Ausdrud vers liehen. Warum er jhon im II. Theile der Musc. schizom. Tachina flavoseutellata Zett. für verjhieden von Masicera ead, Schin. erflärte, wiſſen wir nicht. Wir finden in der Identificirung beider Arten, wie gejagt, nichts Widerſprechendes. Doch wollen wir hiemit durchaus nit behaupten, daß Herr P. Stein die Zetterſtedt'ſchen Exemplare in der Lund'ſchen Sammlung verfannt habe; fie werden gewiß jener Art angehören, welche Herr Stein für Masicera cursitans Rond., recte Tach. bimaculata Hrtg., anfieht. Jedoch ebenjo gewiß ijt es, daß diefe Eremplare mit der Beichreibung von Tachina flavoscutellata Zett. III. 1042 nicht übereinftimmen; denn Zetterjtedt jagt von diefer Art ausdrüdlid: „segmenta 2 basalia (abdominis) inermia”, was bei Tuchina bimaculata befannter-

350 Commentar zu den Arbeiten :c.

(XXI. Jahrgang.

weiſe nicht der Fall ift. Ueberdies find die graumeißen Hinterleibsbinden nad) etterſtedt's Angabe bei feiner Art jchmäler als bei Tachina bimaculata; aud) die Örperlänge ift bei erfterer größer als bei legterer. Dazu kommt noch, daß Zetter- ftedt feine Aavoscutellata mit Tach. (Sturmia R. Desv.) scutellata Zett. vergleicht.

Die von Hartig unter dem Namen Tach. bimaculata beſchriebene Tachinide erfreut fi, obwohl fie biß zum Erjheinen der Arbeiten von B. B. faft voll- ftändig unberüdfichtigt geblieben war, einer vet reihen Synonymie, wie aus folgenden Angaben erfihtlih wird:

Zygobothria bimaculata Hrtg. Synon.: Tachina bimaculata Hrtg. 286. (1837) 4J2.

(?) Masicera cursitans Rond. IV. 21. 4: (1861) 2.

9 Ärgyrophylax cursitans (Rond, in) B. B. Il. 344 et 426 (1891), Argyrophylax bimaculata (Hrtg. in) B. B. II. 402 et 424 (1891). Zygobothria bimaculata (Hrtg. in) B. B. III. 121 et 220 (1893). Argyrophylax bimaculata (Hrtg. in) B. B. III. 184 (1893).

(?) Blepharipa cursitans (Rond. in) B. B. III, 221 (1893).

(?) Tachina flavoscutellata (Zett. non Schin. in) B. B. III 221 (1893).

Zygobothria bimaculata (Hrtg. in) Br. Borarb. 3. B. Gef, 482 (1893), AÄrgyrophylax bimaculata (Hrtg. in) B. B. IV. 543 (1894).

(?) Tachina Hlavoscutellata (Zett. non Schin. in) B. B. IV. 543 (1894),

(?) Sturmia cursitans (Rond. in) Strobl „Die Dipt. von Steiermart*. II. 25 (1894).

NB. Die eingeflammerten Fragezeichen (?) vor den Synonymen weijen auf unſere Zweifel hin, bezüglich der Deutung der Arten jener Autoren, welche hinter den Artnamen in Klammern geſetzt erſcheinen.

10. Tachina gilva Hıtg. 288. 14.

In der Hartig’ihen Sammlung befinden fi unter diefem Namen fünf Männ— den (sub Nr. 231,232,283, 285, 286) und drei Weibchen (sub Nr. 233, 234,284).

Diefe Art gehört in die Gattung Zygobothria Mik, über welche man das von uns Geſagte auf pag. 348 bei 7. bimaculata (Nr. 9) nachſehen wolle.

Hartig 309 T. gilva aus Lophyrus larieis, variegatus und pallidus, und

jagt über dieſelbe 1. ce. pag. 289 Yolgendes: „7. gilva treibt ganz die Oekonomie bon Tach. bimaculata, ijt aber viel ſeltener, .. ... demohneradhtet würde ich 7. giva für eine Varietät der vorigen Art“ (d. i. bimaculata) „halten, wenn id unter vielen Hunderten nur eine 7. bimaculata mit entfernt gelblihem Unter: geficht, oder eine einzige 7. gilva mit nicht ganz rein goldgelbem Untergefichte gezogen hätte, der Unterschiede im Tönnchen nicht au gedenken.“ Auch wir halten 7. giva auf Grund der Hartig'ſchen Typen und der von Wacht! aus Lophyrus pallidus Klg. in Galizien gezogenen Eremplare für eine von dimaeulata verjchiedene Art. Die Färbungsverhältniffe allein, nämlich die zum größten Theile gelb gefärbten Fühler, der dicht gelb beitäubte Kopf, die gelbe Beftäubung des Thorar und des Abdomens (welche dajelbjt bei bimaculata grau ift), endlih die im Ddurchfallenden Lichte gelblih erjcheinenden Schenkel und Schienen laffen die Art von bimaeulata fofort unterſcheiden. Wir können aus diefem Grunde der Anſicht von B. B. II. 344 über 7. gilva Hrtg. nidt bei- ftimmen. Auch bezweifeln wir nad den Angaben, welde Prof. Strobl in feinem Werke „Die Dipteren von Steiermarf“, II. (1894) pag. 25, madt, daß derjelbe die wahre 7. gilva Hrtg. vor ſich gehabt hat, da er von feinem Eremplar jagt, daß nur die Stirn gelb jei.

Ebenjo ift die Bemerkung in B. B. II. 344, daß gilva Hrtg. fid nur durd die gelbe Stirn von dbimaculata Hrtg. unterſcheidet, nad unferer obigen Auseinanderjegung nit richtig.

Das von B. B. IV. 543 bei Argyropkylax gilva Hrtg. angeführte Syno— nym: Masicera simulans Hrtg. hat feine Beredtigung, weil erften® Hartig nirgends eine Masicera simulans bejdrieben hat und weil zweitens Tachina simu- lans Hrtg., wie wir oben sub Nr. 7 u. 8, pag. 347, gezeigt haben, mit Zophyromyia inclusa Hrtg. zufammenfälft.

Aug.-Sept. 1895.) Zukünftige Bewirtbihaftung der Wälder. 351

Anmerkung 1. R. Desvoidy (I. 891) befchreibt Tiachina gilea Hrtg. ald Sturmia gilva Hrtg. Die Beichreibung ift zutreffend. Wie aus feiner Bemerkung (l. c. pag. 892) hervor- geht, erhielt er ein I diefer Art von a N zum Geſchenk, und es iſt anzunehmen, daß er die meiſten Hartig'ſchen Arten, welche in R. Desvoidy’s poſthumen Werke aufgenommen find, vor fi) gehabt habe.

Anmerkung 2. a Drake jchreibt in feinem Catal. System. Dipt. Eur. (1864) pag. 94 irrthümlich Tachinà gilba Hrtg. ftatt ilva.

Es ergibt fi aus dem Gejagten folgende Synonymie:

Zygobothria gilva Hrtg. Synon.: Tachina yilva Hrtg. Sturmia gilca (Hrtg. in) R. Desv. Hist. Nat. I. 891. Argyrophylax gilca (Hrtg. in) B. B. IV. 543, ll. Tachina janitrix Hrtg. 289. 15, it Diplostichus janitrix Hrtg., wozu Diplostichus tenthredinum B. B. I. 165 ale Synonym zu ziehen ift.

Zur Aufftelung diefer Synonymie veranlagt uns der Befit von Exem— plaren, welde Wachtl aus Lophyrus pini und Lophyrus similis gezogen hat. Diefe Eremplare jtimmen vorerjt mit den Beihreibungen von Dipl. tenthredinum B. B. und Tach. janitrix Hrtg. überein. Das einzige von Hartig angegebene Merkmal: „Der Mund hat wenige Knebelborften“, könnte in unferer Deutung einen Zweifel erregen, welcher aber durch die Uebereinftimmung der Metamorphoſe der von Wachtl gezogenen. Eremplare mit Tach. janitrix Hrtg. fofort behoben wird. Wir halten die ganz excluſiv daftehende und wunderbare, von Hartig (l. e. pag. 279 bis 280 und pag. 290) jehr ausführlid und vortrefflich beſchrie— bene Borrihtung am Cocon der Blattweſpe, in welchem die Fliege ihre Meta— morphoſe durchmacht, als eine nur der Tach. janitrix zulommende Eigenthüms lichleit, woran die Art ficher zu erfennen iſt. Die gedachte Vorrichtung dient zum Zwede des Ausihlüpfens der Fliege aus dem Cocon ihres Wirthes; fie bejteht in einem am Cocon präformirten „freisrund abgefchnittenen Dedel“ (mie fid Hartig ausdrüdt), welcher von der Fliege beim Verlaſſen des Tönnchens ab- gejprengt wird und am einigen Gejpinnftfäden wie an einem Charniere mit dem übrigen Theile des Cocons in Verbindung bleibt. Mit der Deutung dieſer Art duch R. Desvoidy, welder fie in feiner Hist. Dipt. I. 270, 18 zur Gattung Erorista ftellt, erllären wir uns nicht einverjtanden.

Anmerkung 1. Hartig fagt von feiner Art, daß „die dritte Yängsader fid) über die Spitzenquerader hinaus fortiegt,” d. h. daß die erfte Hinterrandzelle geftielt ift; thatſächlich aeigt aud) eines der von Wachtl gezogenen Eremplare dieje Zelle jehr furz geitielt, während diefelbe bei den übrigen Stüden theils jchmal ofien, theils geichlofien ift. Daraus geht hervor, daf das von Hartig angegebene Merkmal beziiglid) der erften Hinterrandzelle bei Diplost. janitriz nicht conftant iſt.

Anmerkung 2. Schiner hat jowohl in feiner F. A.]. 481 (nota), als auch im Catal.

system. Dipt. Europ. (1864) &, 94 zu Tachina janitrie irrthümlich den Autornamen Rtzbrg. jtatt Hrtg. geſetzt.

(Schluß folgt.)

Aeber die zukünftige Bewirthſchaftung der Karflwälder.

Bon Forfimeifter M. Auberl in Sarajevo,

Der im Aprilhefte 1895 diefer Zeitjchrift in dem Berichte über die am 7. Auguft 1894 in Yandjtra in Srain abgehaltene Generalverſammlung des Krainischsfüftenländiihen Forftvereins, fowie im der erften Nummer des Jahr— ganges 1895 der „Meittheilungen der Forftvereine für Niederöſterreich, Steiermarl, Krain-Küftenland, Kärnten“ enthaltene Vortrag des Herrn Koritdirectors H. Bret- jhneider über die Bedeutung des doppelhiebigen Hochwaldbetriebes für den lünftigen Wirthſchaftsbetrieb der Karſtwälder rief mein Intereſſe nicht nur hin— ſichtlich der Karſtfrage im Allgemeinen, ſondern insbeſondere auch deshalb wach,

Centralblati f. d. geſ. Forſtweſen 24

352 Zukünftige Bewirtbidhaftung der Wälder. [XXI. Jahrgang.

weil ich als Theilnehmer an der vor circa 3"/, Jahren in Trieft abgehaltenen Generalverjammlung des obgenannten Forftvereins gelegentlich der Debatte, bie ſich über diejen Gegenftand entjpann, ſchon damals der Anſicht war, daf die Behandlung der Frage, in welcher Betriebsform die aufgeforjteten Karjtboden- flächen in Zukunft zu bewirthſchaften fein werden, damit fie das ihnen vorgejtedte Wirthihaftsziel erreichen, keineswegs verfrüht fei, jondern daß diejelbe gerade angefichts des Umftandes, daß, wie wir damals fahen, in 30jährigen, künſtlich erzogenen Schwarzfiefernbejtänden des Karjtes ſchon die Bejtandesverlihtung ein: tritt, fogar dringend und unaufjchiebbar geworden ift.

Ich habe daher die obbezogene neuerlihe Anregung diejes Gegenitandes freudigft begrüßt, will aber zu diefem Thema aus dem Grunde das Wort er- greifen, weil ich einerfeit8 die Frage der zufünftigen Bewirthichaftung der Karſt— wälder dur die Ausführungen des Gegenjtändlichen feineswegs als erſchöft an- fehe und weil ich amdererjeitS eine möglichſt vielfeitige Durdiprehung diejes Gegenjtandes im Intereſſe der Sadıe für höchſt zeitgemäß und dringend geboten erachte.

Zur Klarlegung meiner Anſchauung muß ich bei dem Umſtande, als Herr Forſtdirector Bretſchneider auch in dieſer Frage die Geſichtspunkte der Rein— ertragslehre in den Vordergrund ſtellt und dieſen Gegenſtand lediglich von dieſer Seite aus behandelt, vorausſchicken, daß auch ich die. Principien dieſer Lehre als die einzig berechtigte Richtſchnur für die Weiterentwidelung des foritlihen Wirth: ihaftsbetriebes anjehe, daß ich aber glaube, daß die Bedingungen für die prafs tiſche Bethätigung diejer Principien dermalen doch noch nicht überall gegeben find und daß die Erzielung der höchſten Bodenrente bei der Bewirthidhaftung der Karſtwälder insbefondere dann nicht in die erjte Reihe der Wirthichaftsziele ge- jtellt werden darf, wenn auch das Intereſſe der den Karſt bewohnenden Be- völferung entjheidend mitzufprehen hat.

Da nun der Karſt überall bewohnt ijt und die Sanirung der jhädlichen Folgen der fortjchreitenden Verkarſtung die weitere Bewohnbarfeit nicht nur er— halten, fondern auch erhöhen joll da aljo der Bewohner der Karjtgegenden wegen die Verfarftung befämpft wird fo möchte ich bejonders betonen, daß die der Waldeultur wieder zuzuführenden Karfiflähen nicht nur in erjter Linie die Bejtimmung haben, durch eine entiprehende Bewaldung die Gewalt der rauhen Winde zu brechen, der weiteren Verödung und Bodenverarmung Einhalt zu thun und die Bodenfraft und Bodenthätigfeit zu heben, fondern daß denjelben insbejondere aud die Aufgabe zufällt, bis zur Zeit der Erreihung dieſes idealen Zieles die dringenditen Bedürfnijje der Karjtbevölferung an Holz, Jutterjtoffen und Vichweide zu befriedigen und fomit einen er- heblihen Theil der Dafeinebedingungen derfelben ficherzuftelen. Da nun dieje Bedürfniffe unabweislide und tägliche find umd auch während der Zeit der Sa— nirung des Karjtübels befriedigt werden müffen, jo ift e8 Pflicht des Forftwirthes am Karfte, jeine Dispofitionen über die Wiederbewaldung der Karftflähen und der Bewirthſchaftung der neubegründeten Waldflähen jo einzurichten, daß die Erreihung des oberwähnten Wirthichaftszieles den allerfürzeiten Zeitauf— wand erfordert.

Halten wir ung zur näheren Begründung des Gejagten vorerjt die Be- dürfniffe der Karftbevölferung vor Augen, jo jehen wir, daß diefelbe in eriter Linie Brenn und Bauholz zur Beheizung und Erhaltung ihrer Wohnftätten und Wirthihaftsgebäude bemöthigt und in zweiter Yinie hauptſächlich auf die Vieh» zudt angemwiejen ift umd deshalb zur Erhaltung ihres Viehſtandes ausreichender Meideflähen bedarf.

Dabei muß aber feitgehalten werden, daß der Futterertrag der Karjtweiden nit nur ein ſehr geringer, jondern innerhalb diejer Grenze jogar ein jehr

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ihwonfender ift. In günftigen Jahren reicht der Graswuchs vielleiht zur Noth aus; in trodenen und heißen Sommern mit anhaltender Dürre tritt jedoch nicht jelten abjolute Futternoth ein. In diefem Falle hat dann der geduldige Wald oder feine Nefte die Beftimmung, mit Futterlaub und Laubheu auszuhelfen und dem hartbedrängten Bauer die unter Umjtänden fehr fümmerlihe Erhaltung jeines nothwendigjten Viehjtandes zu ermögliden. Nun weiß jeder Forjtwirtd am Karfte, da diejer Nothbedarf nicht etwa nur in feltenen Fällen eintritt, jondern daß man nahezu alljährlih darauf gefaßt fein muß, daß insbefondere die Klein— viehzüchter in Noth gerathen und des Futterlaubes bedürfen. Dieſes ift daher am Karſte fein bloßes Futterfurrogat, jondern ein Bedarfsartifel von eminentefter Bedeutung.

Wird nun angefihts einer nahezu permanenten Bedrängnig der Karftbevöl- ferung an die Negulirung und Sanirung der unhaltbaren wirthihaftlihen Ver: hältniffe am Karſt gejchritten, jo ift e8 erflärlih, daß fi der Einzelne zu Gun- ften der Allgemeinheit und meift auch die gefammte Allgemeinheit überdies noch eine größere oder Feinere Reduction ihrer Bedürfniffe an Holz, Viehfutterjtoffen und Weide gefallen laffen muß, doc werden diefe Meductionen nur in der Vor: ausjegung vorgenommen und ertragen, daf die Zeit nit ferne it, in welder der Karjtbauer für feine Enthaltung entſprechend entihädigt wird und wieder in den Genuß feiner früheren Bezüge einzutreten vermag.

Ufo Holz, Futterlaub, Yaubheu und die nöthige Weideflähe in Fürzefter Zeit zu Schaffen und nachhaltig ficherzuftellen, bildet die Eardinalforderung, welche an die Sanirungsoperation gejtellt werden muß.

Ein weiteres Moment, welches auf die zufünftige Waldwirthihaft in einem Karjtgebiete von jehr bedeutender Ausdehnung und auf die Beftandesbegründung dajelbjt einen hervorragenden Einfluß befitt, ijt das Vorkommen folder Flächen von bedeutendem Umfange, welche einer künftlihen Aufforftung gar nicht bedürfen.

In den ausgedehnten Karftgebieten Dalmatiens, des jüdlihen Bosniens und der Herzegowina finden fi auf ausgedehnten Flächen die durch Viehverbiß und Tritt und durch maßloſe Ausnügung und Davaftirung zur ferneren Holzzudt, beziehungsmweife zur Megenerirung des Waldbejtandes ſcheinbar untauglih ge: machten Reſte einer chemaligen Yaubholzbejtodung, welche unter entſprechender Behandlung und unter Herſtellung des nöthigen Scuges bei der fünftigen Wiederbewaldung des Karftes unter Umftänden weit mehr in Betradht kommen, als die künſtliche Aufforftung mit Schwarzföhren.

Den jüdlihen Karftmännern ift es befannt und Joſef Weſſely hat es der forftlihen Welt in feinem claffiijhen Werke: „Das Karſtgebiet Militärs croatiens“ jchon im Jahre 1876 zur Kennniß gebraht daß derartige Laub- holzrefte den Karjt oft auf weite Streden hin dicht bededen und daß, wenn bie verbifjenen und verfrüppelten Holzpflanzen auf den Stock gefegt, beziehungsweife jehr nahe am Boden abgeihnitten und die betreffenden Waldflähen durh Um: zäunung mit Trodenmauern gegen Viehverbiß und Tritt entſprechend gefichert werden, ſchon in der nachfolgenden Begetationsperiode ſchöne Loden treiben und jih miteinander in zwei biß drei Jahren oft zu wirflihen Niederwaldbeftänden emporjhwingen, deren Höhe jhon die Einweidung von Schafen anjtandslos geitatten.

Diefe Erfahrung verleiht der auf die angedeutete Weife vorgenommenen Ver— hegung derartiger Karftflähen den Charakter jener eminenten Culturmaßregel, welche eine fünftlihe Aufforftung am Karfte zuweilen überflüffig madt und in einem viel höheren Maße befähigt ift, die Wiege der zufünftigen Karftbewaldung zu repräfentiren, als eine an Stelle diefer Verhegung ftehende Schwarzföhrencultur.

Da nun, wie gejagt, diefe Verhältniffe auf einer jehr bedeutenden Fläche des füdlichen Karftes vorwalten, jo hat aud die Frage der zufünftigen Bewirth—

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ihaftung der durch die Waldrefurrection, wie Weſſely die oben bejchriebene Regenerirung der Karjtniederwälder nennt, diefelbe actuelle Bedeutung. wie die Frage der Bewirthſchaftung der aus der fünftlihen Aufforftung mit Schwarz- führen entjtandenen oder entjtehenden Karftbeftände.

Was nun den vom Forftdirector Bretfchneider propagirten zweihiebigen Hochwald betrifft, jo fteht e8 außer Zweifel, daß derjelbe die natürliben Pro» ductionsfräfte des Waldes in vorzügliher Weiſe conjervirt; allein joll dieſe Beftandesform, wie die8 am Karſte der Fall ift, erft begründet werden, jo trägt fie der oben aufgeftellten Cardinalforderung, Holz, Futterlaub und Yaubheu in fürzefter Zeit zu liefern, abgejehen von den hohen Koften der Beftandee- begründung umd Pflege nahezu gar feine Rechnung, da alle Wirthidhaftedis- pofitionen darauf gerichtet fein müfjen, den Oberſtand entſprechend zu begründen, denjelben bis zu dem Alter der gewöhnlichen Hodmwald-Umtriebszeiten zu er: ziehen und das Wahsthum und die Formenentwidelung desjelben möglichſt zu fördern.

Da aud die zu erwartenden Vorerträge bei diefer Betriebsform im All- gemeinen verhältnißmäßig ſpät eingehen, jo fann man dem ohnehin anſpruchsloſen Karftbauer und feinem Gefhlehte nicht zumuthen, eine fo lange Zeit der Ent« behrung und Entfräftung an ſich vorüberziehen zu laffen, weldhe überdies nur zu leicht feinen wirthichaftlihen Ruin zur Folge haben kann.

Andererjeit8 aber lönnen die oberwähnten, am Karjte vielfah vorlommenden verbifjenen und devaftirten Yaubholzrefte, welche ſich durch Mejurrectionshiebe mit Vortheil in Ausſchlagwälder ummandeln laffen, nicht zur @ultur des Karjtes herangezogen werden, wodurd der Karftjanirungs-Action, wie oben jhon angedeutet wurde, ein hervorragendes Mittel zur jchnellften Herſtellung einer Waldbeſtockung entzogen wird.

Es müſſen daher bei der zufünftigen Bewirthihaftung der Waldungen des obbezeidineten jüdlihen SKaritgebiete8 vorerft Betriebsformen angejtrebt werden, welche einerjeit der Bedarfsdedung der Karjtbevölferung an Holz und Futterlaub in erjter Yinie Rechnung tragen und denen dieſe Bedarfsdelung als Selbft- zwed innewohnt, welde andererſeits auch die Möglichkeit bieten, die vorhandenen, zwar degenerirten jedod noch wudsträftigen Beitandesrefte einer ehemaligen Yaub- holzbeſtockung zu den Zweden der Wiederbewaldung des Karſtes mitbenügen zu fönnen, und weldhe endlich drittens und nicht in legter Linie befähigt find, die natürlichen Productionsfräfte des Bodens entiprehend zu conjerviren und über: haupt allen anderen culturellen Zwecken, welde durd die Karjtbewaldung erreicht werden jollen, zu dienen. Und diefe Betriebsformen find die verjhiedenen Nieder- und Mittelwaldformen.

In erjter Linie muß darauf verwiejen werben, daß dieſe Beitandesformen hinfihtiih der Konjerpirung der natürlihen Productiongfräfte des Waldbodens, insbejondere hinfichtlih der intenfiven Beſchattung, Hinfichtlih der Bewahrung der Feuchtigkeit und Humuserzeugung den ungleidalterigen Hodhwaldformen in feiner Weiſe nachſtehen, da insbejondere bei Umtrieben, welde den Beitand niht über das niedrige Stangenholzalter zur Entwidelung gelangen fafjen, die Bodenthätigkeit jogar befjer bewahrt wird, als bei denjenigen Hochmaldformen, welde vom Stangenholzalter an zwifchen dem Kronendadhe und dem Waldboden immer einen den intenfiven Yuftftrömungen zugänglichen offenen Raum befigen, welcher die Bodenkrume jhädigend beeinflußt.

In Karſt-Hochwaldbeſtänden, welche der Bora ſtark ausgejegt find, kann man ſehr häufig die Beobachtung machen, da felbjt ziemlich gut gejhloffene Orte jo viel als gar feine Bodenfrume und Humusdecke befigen, jondern auf fahlem Kalfgeftein jtoden. Dieje Beſtände ftellen der Verjüngung fehr bedeutende Hinder- nifje in den Weg, weil eine culturfähige Bodenkrume nit vorhanden ift umd

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weil ein natürliher Ausihag oder Anflug infolge der Bora und der kümmer— lihen Standortsverhältniffe nicht aufzufommen vermag.

Wäre hier Nieder- und Mittelmald geftanden, oder hätte man zeitgerecdht für den Unterbau eines Bodenjchugholzes ebenfalls Niederwald gejorgt, fo wäre die Calamität nicht eingetreten.

Der Nieder» und Mittelwaldform jteht freilid auch die Schädlichkeit der mit diejem Betriebe verbundenen Kahlhiebe gegenüber. Allein wenn fich die mit Nieder- und Mittelwald beftodten Flächen in gutem Scluffe befunden haben, jo befigt die Fläche insbefondere in den tieferen Bodenjchichten und in dem zwijchen dem Karftgeftein vorhandenen Boden- und Humusablagerungen eine genügende Reſerve, um die Nachtheile der Kahlhiebsperiode ohne großen Schaden zu überftehen. Denn ihon im erften Begetationsjahre ſchießen ja bei entjpredender Einfhonung die Stodloden meift kräftig empor und erreichen nicht felten jehr bald vollen Schluß und ausreichende Beihattung der Kahlflähe. Außerdem ift es bei geregeltem Nutungsbetriebe meift gar nicht nöthig, die Fläche kahl abzutreiben, jondern nur zu plentern, wodurd fi eine mittelmaldartige Form des Niederwaldes ergibt, welhe aud den SHolzbedürfniffen in Bezug auf die verjciedenen Sortimente befjer entipriht und welde jede Bodenentblößung ausſchließt. Ueberhaupt dürfte es am jüdlihen Karfte am angezeigtejten fein, vorerft eine Beitandesform anzu— jtreben, welche dem von Gayer in feinem Waldbau (zweite, verbefjerte Auflage ©. 161) aufgeftellten Begriffe der niederwaldartigen Form des Mittel: waldes möglihft nahe fommt.

Die Umtriebszeiten des Unter: und Oberholzbeftandes, insbejondere aber des erjteren dürfen mit Rückſicht auf den Holzbedarf der Bevölkerung verhältniß- mäßig niedrig angenommen werden, da der Karjtbewohner, wie gejagt, durd) feinen harten Kampf ums Dajein ohnehin nicht verwöhnt ift und ſich mit fehr geringen Stammdimenfionen zufrieden gibt. Schon 2 bis 4m ſtarkes Stamm- oder Aſtwerk genügt ibm als Brennholz und liefert ihm eine einfache Durd- reiferung junger Niederwaldbeitände ganz werthvolles Brennmaterial. Auch mit dem Nugholze und Bauholze muß er fargen, und wenn cs fi nidt um den Neubau größerer Wirthidaftsobjecte handelt, jo genügen ſchon die Stangenholz- dimenfionen zur Befriedigung der hervorragendften Bedürfniffe- Ebenjo hervor» ragende Bedarfsartifel find die Zaun» und Flechthölzer, welche der Karjtbauer zur Herftellung der Sicherungszäune für feine Felder und Wieſen dringend be« nöthigt.

Endlich ift ganz befonders nod des Futterlaubes und des Yaubheues zu gedenken, welche Futterjtoffe in befter Qualität nur aus ganz jungen Schöß— lingen gewonnen werden können, weil das Yaubfutter einen um jo größeren Nährwerth befigt, je jünger und jaftiger die dazu benugten Stodtriebe find. Zwar werden Futterlaub und Lauben in größerem Umfange aud aus jtärferen Sträudern und Aeſten erzeugt, doch ijt diefe Gewinnung darauf zurüdzuführen, dab in folhen Fällen eigentliche Futterlaubwälder, bei welchen die Production von Futterftoffen Selbftzwed ift, nicht vorhanden find, und daß die betreffenden Beitände, welche diefelben nichtsdejtomeniger liefern müffen, aud dem Zwecke der andermweitigen Holzbedarfsdeckung zu dienen haben.

Durd die fürmliche Begründung von wirklihen Yutterlaubwäldern wird die Futterlaub- und Laubheunugung auf eine rationelle Baſis gejtellt, da ſich die Betriebsform, welche hier in der reinen Niederwaldwirthſchaft bejteht, nad der geforderten Qualität der Futterjtoffe richten kann.

Näher auf diejen Gegenstand einzugehen liegt nicht in dem Zwecke diefer Auseinanderfegung, und überdies findet Jeder, der ſich über dieſe Verhältnijje näher informiren will, ganz eingehende Daten in dem jhon oben berührten Werte: Wefjely, „Das Karftgebiet Mitlitärcroatiens".

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Neben diejen forjtwirthihaftlihen Gründen gibt e8 aber auch ſolche land- wirthihaftliger Natur, welche der allgemeinen Einführung der Hochwaldwirth— ſchaft entgegenstehen.

Da nämlid am Karfte nit nur für die Holz. und Futterlaubbedürfniffe, fondern insbefondere auch für das Vorhandenfein und die wirthſchaftliche Eon: fervirung von Ader:, Wiejen- und Hutweideflähen gejorgt werden muß, da ferner ſpeciell die Hutweideflächen infolge der geringen Futterproduction der Karftweiden überhaupt eine verhälinifmäßig bedeutendere Ausdehnung be: figen müffen, fo iſt e8 Mar, daß eine Bewaldung des Karftes überhaupt nur in gewiffen Grenzen angeftrebt werden darf und daß ſich auch die räumliche Ver: theilung und die Ausdehnung diefer Waldflächen nad den Bedürfniffen der Karft- bevölferung, nad dem Vorkommen folder Flächen, welche nur noch durd Wald» cultur der Production erhalten oder zurüdgegeben werden können, nad den vor: fommenden Schug- und Bannwaldflähen und endlih nad jenen Nüdfichten zu richten haben wird, welche auf die Abſchwächung der rauhen Wind» und Witterungs: einflüffe abzielen.

Aus alledem geht aber hervor, daß die anzuftrebende Bewaldung der be: wohnten Karſtflächen der füdlihen Karjtzone in der Hauptſache feineswegs ge- ichloffene zujammenhängende Eomplere aufmeifen darf, welde dem Gelände den Charakter eines ausgeſprochenen Hochwaldgebietes verleihen, jondern, daß der eultivirte Karft neben feinen Aedern, Wiejen und Hutweiden aus einer Mehrzahl kleinerer von verſchiedenartig bejtodten und verjchieden großen Waldcompleren au beftehen haben wird, deren Hauptcharakter dadurd gefennzeichnet ijt, daß die Holzzuht im Großen und Ganzen auf den Principien des Nieder- und Mittelmaldes beruht, daß fie möglichjt gleihmäßig über das Gelände vertheilt find und den menihlihen Anfiedelungen möglichſt nahe liegen.

Derartige Wirthihaftsformen gibt es aud heute jhon am Karſte und diefe bilden den Fyingerzeig für die künftige Löſung der zwedmäßigften, billigften und die fonftigen Sntereffen der Bevölferung am wenigften tangirenden Durch— führung der Rarftcultur. In den mir befannten Gebieten können etwa folgende Eulturformen unterjhieden werben:

1. Die einfahe Einfriedung der Aeder, Wieſen und Gärten mit nußbaren Bäumen und Sträudern, Kopf und Schneitelftämmen ꝛc.

2. Die beholzte Wiefe mit Aderflähen, welde von Wejjely als jene Eufturgattung erflärt wird, weldhe für den Karſt am beiten taugt.

3. Die Baumfriedungen (ograde), welche ſich meiftens in nächſter Nähe der menfhlihen Anfiedelungen oder um einzelne Gehöfte herum befinden und von den Grundbefigern eingefriedet, gehegt, gepflegt und als ihr ausſchließliches Eigenthum betraditet werden. Diefe ulturgattung bietet dem Einzelnen bei richtiger Behandlung und der Bauer findet diejelbe, wenn es fih um feine Bedürfniffe handelt, inſtinetmäßig Heraus die größten wirthichaftlihen Vor— theile. Man fann Baumfriedungen jehen, welche ſich als Heine wohlgepflegte Mittelwälder darftellen, die dem Nugnießer alle zum Wirthichaftsbetriebe nöthigen Holzjortimente und das möthige Futterlaub liefern, fo daß er in Mikjahren gegen die äußerften Härten jeder Noth gefhügt ift. Insbeſondere aber liefern diefe Ograde das nöthige Bau- und Nukbolz und bieten jo dem Bauer ein vom Bater auf den Sohn übergehendes Erbtheil, weldhes in feiner Bedeutung für den Wirthihaftsbetrieb richtig beurtheilt und demgemäß rationell bewirthichaftet wird.

4. Die nächſte Culturgattung bildet der auf Futterlaub bemirthichaftete Niederwald.

5. Der zur Brennholzlieferung beftimmte Niederwald.

6. Der zur Brenn» und Nusgholzproduction beftimmte niederwaldartige Mittelwald.

Aug.-Sept. 1895.) Anfänge der Forfſtgeſchichte. 357

Fügt man hierzu nod die eventuellen Schug- und Bannwälder und hält man feſt, daß in allen diejen Formen auch die Kopfholz: und Schneitelwirthichaft in geringerer Ausdehnung betrieben wird, jo dürften die Wirthichaftsformen, welde am Karſte der ſüdlicheren Zone in nächſter Zeit anzuftreben jein werden, in der Hauptſache erſchöpft jein.

Unter ſolchen Berhältniffen dürfte aber auch die Möglichkeit der Formirung folder größerer Waldcompfere, welche im Hochwaldbetriebe auf rationeller Bafis überhaupt bewirthſchaftungsfähig jind, nicht immer zur Regel gehören.

Ebenſo darf, wie jchon angedeutet, nicht vergefjen werden, daß die Be- gründung und Anzucht von Hochwäldern am Karſte enorme Koften verurjaden, welche gegenüber der Möglichkeit, durch die Begründung von nieder: und mittel- waldartigen Bejtandesformen nahezu alle jene Ziele, welde durd die Karjt- bewaldung angrjtrebt werden, mit dem geringjten Zeit- und SKoftenaufwande zu erreichen, wohl in den meiften Fällen ungerechtfertigt ericheinen dürften.

Indem ih nun rejumire, erlaube ich mir in Ergänzung des obeitirten Vor— trages des Herrin Forſtdirectors Bretſchneider feitzuftellen, daß in den im äußerften Süden der öfterr.-ungar. Monardie gelegenen Karte mit Nüdfiht auf die klima— tiihen und wirthſchaftlichen Yocalverhältniffe in der nächſten Zeit im Großen und Ganzen nit der Hochwaldbetrieb in irgend einer Form als deal der forft- lihen Bewirthihaftung der hierzu geeigneten Waldcomplere zu betrachten jei, jondern daß es vorerjt angezeigt erjcheint, die Niederwald: und niederwald: artige Mittelwaldform als Ziel aufzuftellen, welches bei der Neubegründung der forjtlich zu bewirthichaftenden Karjtwaldbejtände, ob num diejelben auf Grund gelungener Schwarzfiefernculturen und Nacbefjerungen mit diefer Holzart oder aus der Wiege der vorhandenen, oben des Näheren beleuchteten Laubwaldreſte im Wege der Waldrefurrection entjtehen jollen, im Auge zu behalten fein wird.

Die Anfänge der öfterreihifhen Forſtgeſchichte

nach Urkunden deg achten bis viergehnten Jahrhunderts,

Bon Earl G. Kryspin, f. k. Forftinfpectionsadiunet m Billach.

Indem ic die folgenden Zeilen der Deffentlichfeit übergebe, fühle ich mid genöthigt, einige Worte der Einleitung vorauszujhiden. Wie ſchon der Titel bejagt, behandelte ich die Forſtgeſchichte des mittelalterlihen Oeſterreich, alſo des Stammlandes unter der Enns, des alten „Ojtarridi” oder, wenn ich mid jo ausdrüden darf, „Alt-Oeſterreichs“. Dabei ergeben ſich felbjtverftändlich viele Beziehungen zu den Nahbarländern, zu demjenigen Theile Oberöjterreihs, welcher damals zu Baiern gehörte umd zur caranthanifhen Mark, aus welcher ſich jpäter die Herzogthümer Steier und Kärnten bildeten. Ich habe daher, um ein möglichjt volljtändiges Bild zu liefern, aud die Urkunden diefer Yänder in dem Kreis der Betradhtung gezogen, fo daß fich die Darftellung der fortlihen Berhältniffe auf die drei Kronländer Defterreih unter und ob der Enns und Steiermarf erftredt, während die fortlaufende geſchichtliche Schilderung in der Hauptjahe auf Niederöfterreih beihränft blieb. Das Hauptgewicht legte ich auf die urfundlichen Stellen, welde ih deshalb auch, ſoweit es nothwendig ſchien, im Urterte wieder: gegeben habe. Einige Wiederholungen liegen fih bei der Anordnung des Stoffes nicht umgehen, doch habe ich fie jo viel als möglich zu vermeiden getradtet und auch nur jene Urkunden ausgewählt, welche mir für den vorliegenden Gegenjtand zweckentſprechend erſchienen. Die allgemein erläuternden Bemerkungen, jowie die Darftellung des vorfarolingiihen Zeitraumes wurden möglichjt kurz gehalten, da

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jonjt der Rahmen einer Zeitichrift bedeutend hätte überjchritten werden müffen. ! Für Niederöfterreih war es mir nicht möglich, alle Urkunden des in Rede ftehenden Zeitraumes einzufehen, nahdem ein das ganze Yand umfaffendes Urfundenbud, wie dies für Oberöfterreih und die Steiermark vorhanden ift, für Niederöſterreich noch nicht vorliegt. Ich glaube aber trogdem feine der wichtigeren Stellen über: jehen zu haben, und habe in den diesbezüglichen Anmerkungen die benügten Werke ftet8 verzeichnet. * Unter den Urkunden finden fich einige, welche durd die wiffen- Ihaftlihe Unterfuhung als uneht erkannt worden find; wenn id, fie trogdem verwendet habe, jo geſchah es aus dem Grunde, weil auch die Fälſchungen ihon in dem Zeitraume der Darjtellung ftattgefunden haben, die gejcdilderten Berhältniffe u. dgl. alſo doch der damaligen Wirklichkeit entjprehen mußten, wenn aud die Redtstitel zum Theile erlogen waren.

Daß ih in meiner Schilderung nit nur Wald, Forft, Jagd, Hol; nutzung, Rodung, fondern auch Fiſcherei, Viehweide, Maft, Bienen: weide und Begrenzung einbezogen, und fhlieglih den Forſtbeamten meine bejondere Aufmerkjamfeit zugewendet habe, bedarf wohl feiner weiteren Begründung.

Ehe wir nun zu unferem eigentlihen Gegenftande übergehen, möge e$ mir noch geftattet fein, einen kurzen Nüdblid in jene Zeiten zu werfen, welde unferer Darftellung vorausgehen.

In den längftvergangenen Tagen des Diluviums bot das Stammland unferer Monarchie einen wejentlih anderen Anblid als heute. Die Wiffenichaft lehrt ung, daß damals die Eißmaffen, welche die Alpenthäler bededten, ihre Gletſcher bis weit in das Hügelland vorftredten, daß die Ebenen zur Sommerszeit über: fluthet und mit Gletiherihlamm bededt wurden, daß aber aud) eine äußerjt üppige Pflanzenvegetation vorhanden war, fo daß mit Sicherheit anzunehmen ift, das fefte Yand ſei je nad der Lage mit dichtem Hochwalde, Au- und Bruchwalde bededt gewejen.? Auf diefem urzeitlihen Boden iummelte fih nun eine artenreiche Thierwelt, darunter große Heerden von Mammuthen, von Auer- und Biſonochſen, Nashorne, Flußpferde, Elenthiere und Rieſenhirſche, während die Raubthiere durd Löwen, Bären, Wölfe, Hyänen und viele kleinere Näuber vertreten waren. In dieje Zeit fällt das erfte Auftreten de3 Menjhen, des Mammuthjägers, von dem in Niederöfterreich einige Yagerpläße (jo bei Stillfried, Zeifelberg, Willendorf u. ſ. f.) gefunden wurden. Welch riefige Zeiträume uns von jenen Tagen trennen, in welden der Menſch mit feinen unzulänglihen Hilfsmitteln den Kampf mit den großen Raubthieren aufnahm, läßt fih ziffermäßig aud nicht annähernd angeben, Nah dem Zeitalter der Mammuthjäger folgt die Renthierzeit, über

! Bezüglidy der allgemeinen erg der deutjchen Forftgeichichte muß ich auf die Werte von Dr. Adam Schwappad, Freih. v. Berg, Dr, Karl Roth, Dr. Mar Enders u. 4. verweifen, welche freilich Oeſterreich ſehr ftiefmütterfic behandeln.

2 Für ſolche Werte, welche in den Anmerkungen öfters wiederfehren, habe ich die folgen- den Abkürzungen gebraucht: Mon. boie. Monumenta boica, München 1763—1849; Meiller, Regeſten = Megeften zur Geſchichte der Markgrafen und Herzoge Defterreih8 aus dem Haufe der Babenberger, geiammelt und erläutert von Andreas vd. Meiller, Wien 1850; Juritſch, Babenberger Geſchichte der Babenberger und ihrer Länder (976 —1246) von Dr. Georg Juritſch, Inusbruck 1894; BL. d. Ver, f. Ydstde. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederöfterreih; Fontes = Fontes rerum Austriacarum, IT. Abtheilung: Diplomataria et acta; Acta ined. = Pie Reichskanzler, vornehmlich des X., XI. und XII Jahrhunderts ed. Fr. Stumpf-Brentano, Innsbruck 1865—83, II. Bd. Acta imperii inde ab Henrico I ad Hen- ricum VI usque adhue inedita 1865— 81; Urfb. o. d. E. Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. I—V, Wien 1852— 1868; Steierm. Urkb. Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, Bd. T und II ed Zahn; N-Oe. Urkb. Niederöfterreihifches Urkundenbüch, be- arbeitet von Dr. Jofef Lampel, 1. Bd. Wien 1891; Waitz, Reichsverfaſſung Die deutiche Reichsverfaſſung, Bd. 1-4. Kiel 18T4—1878, der deutichen Verfaſſungsgeſchichte 5.—8. Bd, von Georg Wait,

* Dr. M. Much, Niederöfterreich im der Urgeichichte in „Berichte und Mittheilungen des Aterthums-Bereins zu Wien“, XIX, © 115.

Aug.-Sept. 1895.) Anfänge der Forſtgeſchichte. 359

welche uns einige Höhlen, jo die Gudenushöhle unter der Auine Hartenftein an der Krems,* die Arnfteinhöhle bei Mayerling im Wienerwalde 5 und andere Fundorte Aufihluß geben. Aus den erhaltenen Ueberreften ergeben fich viele jagdlich interejjante Anhaltspunkte; wir ſehen, daß Renthier, Pferd und Schnee- haſe die Hauptnahrungsmittel [der Höhlenbewohner bildeten, daß aber auch Höhlen- bär, Höhlenmwolf, Höhlenhyäne, Hirſch, Reh, Auerhahn, Gänſe und felbft Fiſche nit verijhmäht wurden. Wir lernen die Werkzeuge kennen, weldhe zum Erlegen des Wildes dienten, und namentlid die Funde der Gubdenushöhle find es, welche ung einen Ueberblid über die Jagdwaffen und Geräthichaften der damaligen Zeit geftatten. Wir finden bier Speer» und Pfeilfpigen aus Feuerftein, Berg- tryitall und Menthiergeweih, Meſſer aus Carneol, Dolhe aus Bein, Scaber, Schmudftüde aus Thierzähnen und Elfenbein und vieles andere. Aber auch die Renthierjäger verfhwanden bei dem milder werdenden Klima, indem fie ihrem Wilde nah weiter gegen Norden zogen, und an ihre Stelle trat eine höherftehende Nace, welde jhon Aderbau und Viehzudt betrieb. Es würde ung zu weit führen, wollten wir hier unjere Aufmerfjamkeit dem Culturfortſchritte biß zu jener Zeit zuwenden, in welder unjer Land in das allerdings ziemlih büftere Licht ber Geſchichte tritt.

In die Jahrzehnte vor und nad Ehrifti fällt die Eroberung des Landes jüblih der Donau dur die Römer, welche die Ebene döftlich des Wienerwaldes der Provinz Pannonien zutheilten, während das waldige Gebirgsland, ebenjo wie faft ganz Steiermarf und Kärnten zu Noricum gehörte. Ein tiefere Ein- dringen römijhen Wefens über das Gebiet ihrer Civilſtädte Carnuntum, Vindo— bona, Cetium (St. Pölten) und einige andere hinaus ift indefjen nicht nachweisbar, und namentlih im waldigen Hinterlande mag das alte einheimische Wejen kräftig fortgeblüht haben. Am linken Ufer aber gehörte das Land dem freien germani« ſchen Boltsftamme der Quaden, denen es auch beſchieden war, die Römerherridaft jüdlih der Donau zu breden. Veranlafjung dazu gab die tüdifhe Ermordung des Quadenkönigs Gabin durd den römifhen Statthalter Marcellianus anläßlich eines Gaftmahles in Carnuntum im Yahre 374 n. Chr. Den Tod ihres Königs zu rächen zogen die erbitterten Quaden zur Erntezeit desjelben Jahres über die Donau, und ihrer ungeftümen Tapferkeit gelang es, die thurmhohen Mauern Carnuntums zu ftürmen und die Stadt zu zerftören. Wohl madten die Römer noh unter Kaiſer Valentinian einen Vorſtoß ins Quadenland, aber ihre Macht war gebroden, und die bald darauf losbrechenden Stürme der Völkerwanderung iheudten die Eindringlinge über die Alpen zurüd. Was über die jagdlichen Ver— hältniffe der Quaden beridtet werden fann, dedt ſich mit den Nachrichten, welde wir über andere nermaniihe Stämme haben, war ja doch die Jagd bei den Ger- manen nicht nur Erwerbsquelle und ein Hauptvergnügen, fondern aud eine Vor— ihule für den Krieg und eine Nothwendigkeit für den Yandmann, der feine Heerden vor den Raubthieren jhügen mußte. Daß übrigens die germanifchen Bölter vor« wiegend aderbautreibend waren, davon gibt eben auch der deutſche Wald Zeugniß,

© B. Leopold Hader, Die Gudenushöhle, eine Renthierjägerftation im niederöſterreichi⸗ chen Kremsthale. Mittheilungen der Anthropologifchen Gefellihaft in Wien 1884, ©. 145 bis 153, Dr. Moriz Hoernes, Die Urgeihichte des Menſchen, S. 206 bis 208.

> Daß diele von mir im Herbft 1889 durchforichte Höhle auch Nenthierjägern zum Auf: enthalte diente, dürfte mad einigen neueren Funden mit Sicherheit angenommen werden können. Bol. Calliano, Guſtav, Prähiſtoriſche Funde in der Umgebung von Baden, ©. 24 und 25, jowie Aryspin, Ruine Arnften, ©. 47 bis 50.

6 Ueber die Waldwirthichaft der Nömer fiehe: Seidenftider, Auguft, Waldgefchichte des Altertbums, ferner Dr. J. Trubrig, „die Waldwirthihaft der Römer“ in ber Oeſter— reichiſchen Bierteljahresichrift fir Forſtweſen 1887 umd 1888, jowie Prof. Dr. Wimmenauner: Ne altrömische Forftwirthichaft” im der Allgemeinen Forft- und Fagdzeitung 1885, Februar und März.

360 Anfänge der Forſtgeſchichte.

[XXI. Jahrgang.

denn bei Hirtenvölfern wäre er bald der Vernichtung anheimgefallen. Wenn die römifhen Schriftfteller von der Rauhheit das germaniſchen Klimas, den gräßlichen Wäldern und Sümpfen berichten, jo ift dies leicht daraus erflärlich, daß dem Siübdländer das nordiihe Klima unwirthlich erichienen fein mag und daß die Miß— erfolge der römiſchen Truppen damit entjhuldigt werden konnten. Daß manche, die jo gerne ihre eigenen Vorfahren als „Barbaren“ bezeichnen, diefe Aeußerungen nadgejchrieben und oft nocd übertrieben haben, hat dazu beigetragen eine Bor: ſtellung vom alten Germanien zu erweden, welde den damaligen Berhältnifjen nicht entjpreden fann, denn ganz abgejehen davon, daß gerade die vielgefhmähten „Barbaren“ dem römischen Staatsweien berühmte Anführer und Staatsmänner gegeben haben, hätte ein reines Waldland mit jpärlihen Yägervölfern die unge: heuren Menfhenmengen, welche Germanien immer wieder und wieder nad Italien jandte, gar nicht hervorbringen können.

Der WildreihthHum des Quadengebietes war ein bedeutender und als ſtärkſtes Wild begegnet uns der Wijent, der fih ja aud noch bis ins Mittelalter erhalten bat. Heute noch fprechen einige Ortsnamen, jo der des Dorfes Wijent auf dem Manhartsberge und der im fpäterer Zeit verbildete de8 Bijamberges von dent einftigen Vorkommen diefes mächtigen Jagdthieres.“ In den folgenden Yahr: hunderten wurde das Land zwiſchen Enns und Leitha der Tummelplatz vieler Völlerſchaften; Gothen, Augen, Heruler, Langobarden durchzogen es auf ihrer Heerfahrt gegen Rom und der jfiriihe Führer Odoaker, der den legen ojtrömishen Kaifer Romulus Auguſtulus entthronte, hatte jeinen Weg von den niederöfterreihifchen Gejtaden der Donau an den Tiber gefunden. Nad den germa- nifhen Stämmen zogen Avaren ins Land, und erit Karl dem Großen gelang es nad ſchwerem Ringen, diefe wieder zurückzuwerfen umd die Grenze des Franken» reiches bis an die Naab vorzuſchieben, worauf 803 die Oftmarf, worunter man damals das Land zwiichen der Enns und dem Wienerwalde verjtand, mit Ober- und Unterpannonien vereint und der Obhut von Grenzgrafen unterftellt, eine Bor: mauer des Reiches wurde. °

Mit dem farolingiihen Zeitalter beginnt die Forftgeihichte Oeſterreichs.

Daß unfere Gegenden in jenen Tagen entvölfert und vorwiegend mit Wald bededt waren, davon geben uns Weberlieferungen, wie z. B. die von Eugippius 511 verfaßte Lebensbeichreibung des heiligen Severin, der befanntlih meist zu Faviana (Mautern) lebte und dortjelbft au am 8. Januar 482 ftarb, Zeugniß. Die Ueberrefte der römischen Provinzialen hatten fih aus dem flahen Yande in die jhügenden Stadtmauern zurüdgezogen, und jo war aud das Städthen Lorch“ eine derartige Zufluchtsſtätte. Die Alemannen machten einen Anſchlag, die Stadt zu überfallen und verbargen ſich dazu in den Wäldern (silvaram nemoribus); der Umjtand, daß ein Heuhaufen nahe der Stadt in Brand gerieth und in ihnen den Glauben erwedte, verrathen zu jein, vereitelte für diesmal den Anſchlag. Dichter Wald muß alfo bi8 nahe an die Stadtmauern gereiht haben. In der Lebensbeihreibung des heiligen Rupert wird erzählt, daß die Stelle des alten Juvavum (Salzburg) mit Wald bededt fei und die Schenkungen des achten und neunten Jahrhunderts, die ſich oft über meilenweite Forſte erjtredten, beweiſen zur Genüge den damaligen Waldreihthum.!°

Kirdmayr, Heinr., Der altdeutſche Vollsſtamm der Quaden. II. Bd. ©. 10, 8 Niezler, Sigmund, Geſchichte Baierns, I. ©. 185. ° Pauriacum bei Enns, vgl. Pillwein, Benedict, Geſchichte, Geographie und Statiitıt des Erzherzogthums Defterreih ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. 2. Theil. ©. 259 u. fi.

w Bol. Prof. Eduard Richter, „Zur Geſchichte des Waldes in den Oftalpen” in „Aus land“ 1882, ©. 186 bis 190, 208 bis 211.

Aug.-Sept. 1895.] Anfänge der Forftgeihichte. 361

In den Yahrhunderten unferer Darjtellung finden wir den Wald in ber Oſtmark theild im Befige der deutihen Könige, denen ald Grundherren das Ver— fügungsrecht über alles ungetheilte Land zuftand, theils in dem der Markgrafen und Herzoge, dann im mehr oder minder bejchränften Eigenthume der geiftlichen Stifte und öfter, der Grafen und Freien, der Dienitmannen (Minifterialen) und der hörigen Bauern; auch gemeinjames Eigenthum der Anrainer am Walde ijt überliefert.

Der Wald (silva, nemus, saltus, boscus, Hard, Walda) bildet einen regel- mäßig wiederfehrenden Beftandtheil der Schenkungsurfunden, melde und aus den erften Jahrhunderten der Landesgeihichte erhalten find. „Mit allem, was dazu gehört, bebautem und unbebautem, Aedern, Wieſen, Weiden, Wäldern, Gewäſſern und Gerinnen, Fifchereien, Jagden, Mühlen, Ein- und Ausfahrten, verfuht und unverſucht“ (cum omnibus ad eadem pertinentibus, cultis et ineultis, agris, pratis, pascuis, silvis, aquis aquarumque decursibus, venationibus, piscationibus molendinis, exitibus et reditibus, quesitis et inquirendis) fett Kaijer Ludwig der Fromme am 28. Juni 823 zu Frankfurt das Bisthum Pafjau wieder in den Bejig von Gütern um Tulln und in der Wachau ein, die demfelben von Raijer Karl dem Großen gejhentt, von den Markgrafen aber wieder abgenommen worden waren.!! Nicht immer ift die Schenkungsformel fo lang wie die angeführte, mitunter füllt fie aber einen anjehnlihen Theil der Urkunde aus. Ein Beijpiel deutjcher Ueber- tragung aus der erften Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts, in welcher aud) der Wald eine Rolle fpielt, bietet die (geſälſchte) Urkunde Herzog Leopold VI. für das Stift Sedau. Darin fommt unter anderem vor „vnd den walt in der Glein mit allem dem nucz vnd es sein gehaben mag, ez sey an reuten, an stiften, an jaid, an vischen, der im von den vorgenanten hercogen geben ist” !? und an anderer Stelle „Nu well wier vnd verleichen freileichen den herrn di got in dem gotzhaus taegleich dienent, daz sew die vorgenanten perg, der tal, der veld, der wazzer di da flizen zu allen den nucz vnd si wellen, veld ze reuten vnd vrbar da zu stiften, hew ze vessen, ze jagen vnd ze vischen, nuvzen echuellen, vreileich, fridleich vnd ruechleich,” !3

Die erften Erwähnungen von Waldbeſitz in der damals fampfdurdtoften Oſtmark finden fi in den Urkunden der Stifte Paſſau und Salzburg. Kaifer Karl der Große hatte die bayerifche Oftmarf gegen die Hungern geſchaffen und bis zum Plattenfee erſtreckten ſich die deutſchen Siedelungen. Da lam die Niederlage des Jahres 907. Der größte Theil des bayerijchen Heeres mit dem tapferen Markgrafen Luitpold, dem Erzbiſchof Thietmar von Salzburg und den Biſchöfen von Freifing und Säben blieben auf der Wahlftatt und das Land unter der Enns war der Willfür der Hungern preisgegeben. Schon unter Karl dem Großen und fpäterhin unter jeinen Nahfolgern war eine theilweife Auftheilung des Landes, welches nad deutſcher Rechtsauffaffung als Königsgut galt, eingetreten ; ein großer Theil desjelben befand fih in den Händen geiftliher Körperjhaften, wie Altaih, Regensburg, Pafjau, Freifing und Salzburg; daneben waren aud) einzelne Laien begabt worden, und vereinzelt finder fich aud die freie Befik- nahme, welde jpäterhin die königliche Beftätigung erhielt. Als die deutjchen Anfiedler gezwungen waren, ihre Sige zu verlaffen und ſich vor den eindringenden Hungern zurüdzugiehen, erhielt fi die Kunde von dem ehemaligen Beſitzſtande lebendig. Nach der Wiedereroberung des Yandes wetteiferten die früheren Eigen- thümer, namentlic) die mächtigen geiftlichen Körperjchaften, ihre früheren Grenzen wieder

Urfb. 0. d. €. 11. 9. Hormayr, Wien, IL Jahrg, II. Urkundenbud, ©. 183 Nr. 295. Mon. boie. XXX. I. 381. Nr. 4. An letzterer Stelle wird die Urkunde als unecht erflärt.

2 Steierm. Urfb. II. 84 Nr. 49.

13 Ebenda. 81 Nr. 49.

362 Anfänge der Froſtgeſchich te. [XXI. Jahrgang.

aufzurichten und womöglih zu erweitern. Die Niederlage der Hungern durd Berthold am 12. Auguſt 943 zwiſchen Wels und Vorchdorf an der raun, durd Herzog Heinrich im Jahre 948 und die denfwürdige Schladht auf dem Lechfelde bei Augsburg am 10. Auguft 955 hatten die Wiedereroberung der Oſtmark ermöglidt, und im Jahre 976 wurde Markgraf Yiutpold I. aus dem ruhmreihen Haufe der Babenberger damit belehnt. Nod aber war der Befig der Oſtmark fein geficherter und erjt unter den Nacfolgern Liutpold's I. gelang es den deutſchen Schwertern in heldenhaiten Kämpfen die Grenze der Oftmarf und damit des deutſchen Reiches bis zur Leitha vorzufdieben. Wiederholt wurde die Mark dur Einfälle der Hungern vermüftet und am 30. September 985 bezeugt König Otto III. zu Babenberg, daß Biihof Pilgrim von Paſſau Klage geführt habe, wie das Land in orientali plaga durd die Einfälle der Barbaren gelitten babe; die Reute der Kirche feien getödtet, geplündert und die Gebäude in Brand geftedt worden, da8 dem Bisthume gehörige Land fei in Folge des Mangels an Bewohnern verwaldet (silvescat)!! Es kann hier nicht der Ort fein, auf die po- litiſche Geichichte des Landes oder auf das Ringen der mädtigen geiftlihen Grund— herren Paffau und Salzburg um den Vorrang einzugehen, dod mögen hier einige der erften Waldſchenlungen in dieſen Gebieten Plag finden. 853 (? 854) am 18. Januar beftätigt zu Regensburg König Ludwig II. dem Biſchof Erdan- fried von Regensburg, daß Graf Wilhelm dem Kloſter des heiligen Emeran fein ganzes Eigenthum zwifchen den Flüffen Aift und Narn von der Donau bis zum Nordwalde mit den Häufern und übrigen Gebäuden, mit Hörigen und Hinterſaſſen, Wiejen, Weiden, Wäldern, Gemwäffern, Gerinnen, beweglihem und unbeweglichem Gut, bebautem und unbebautem geſchenkt habe (cum domibus et aedificiis reliquis et mancipiis atque manentibus, pratis, pascuis, siluis, aquis aquarumue decur- sibus, mobilibus et imobilibus, eultis uel incultis, quiequid habuit.) Das Erzbistum Salzburg führt den Nedtstitel auf feine ausgedehnten Befigungen auf eine Urkunde König Arnulfs zurüd, die diefer am 20. November 890 zu Mattighofen ausgejtellt haben foll. Freilich ift diefe Urkunde faljc '°%, aber ſchon 977 beftätigt Otto Il. den Befigftand auf Grund des unechten Privilegiums. In demfelben kommen unter vielem Anderen au ein Eichenbergwald (mons quer- ceatus) in der Wahau und der Paltenwald (silva palta) vor. !’ In der Beitäti- gungsurfunde Kaiſer Friedrih I. für den Erzbiihof Konrad III. von Salzburg lautet die diesbezüglihe Stelle: „... außerdem zu Arnjtorf, das iſt in der Wachau, was immer dort das Reich beſaß an Weingärten und Schweinemaft und Eichenbergwald und Wieſen, welche zwiſchen diefem Walde felbjt und dem Walde Palta gelegen find, und den Wald jelbft mit allem, was dazu gehört..." 1% 955 am 16. Auguft zu Magdeburg vergabt König Dtto II. im Zaufhwege an Gottſchalch Biſchof von Freifing ſechs königliche Huben in „Tudamaresfelt iuxta flumen, quod dieitur Ipisa” (heute Ulmersfeld V. O. W. W. füdlid von Am- ftetten an der Ips gelegen) ſammt den Wäldern u. f. f.“ Am 29. April 998 verleiht zu Rom Kaiſer Dtto III. feinem Neffen Herzog Heinrich von Bayern das redium zu Nodilinga!... in pago quoque Österriche uocitato (Nödling im 5 DO. M. B. unweit vom Einfluffe der Isper in die Donau) jammt dem Walde. Wenig mehr als vier Jahre jpäter findet jene Schenkung König Heinrichs II.

an den Markgrafen Heinrich ftatt, welde den Grund zum fpäteren bedeutenden

Mon, boie. XXVII. I. 243 Nr. 162. Meiller, Regeften 1 Nr. 3. 5 Urkb. o. d. E. 11. 17. Bez, Theſaur. I. III. 20, Nr. 7. Mon boie. XXVIIL L 45 Nr. 31. 16 Juritſch, Babenberger, S. 19. 17 Urfb. 0. d. E. II. 35, 18 Acta ined. S. 213 Nr. 158. 1% Mon boic. XXVIII. I. 260 Nr. 171. Meiller, Regeften 2 Nr. 1. 191 Anm. 7. 20 Mon boic. XXVIIL IL 271. Nr. 177, Meiller, Regeten 3 Nr. 3. 192 Anm. 10.

Aug. Sept. 1895.) Anfänge der Forſtgeſchichte. 368

Allodialbejige der Babenberger legte. Das gejhenkte Gebiet, in der Haupt- jahe der Theil des Wienerwaldes zwiihen der dürren Liefing und Trieſting, erfuhr eine Erweiterung am 10. Juli 1035 dur die Schenkung von 50 Königs- huben zwiſchen Pieſting und Trieſting feitens des Kaiferd Konrad II. an ben Markgrafen Adalbert. Schon früher, zwifhen 1002 und 1035 mag in dem ver« loren gegangenen zweiten Gabbriefe an die Babenberger das Gebiet nördlich ber dürren Xiefing in den Allodialbeſitz dieſes Gefchlechtes gelangt fein, denn nicht lange darauf jehen wir fie dort ausgedehnte Schenkungen maden. Der Wiener Wald befand fich fo in den Händen der Landesfürften, und ald am 15. Juni 1246 mit dem Tode Friedrichs des Streitbaren in der Leithafhlaht der Mannesftamm der Babenberger ausftarb und aus den entjtandenen Wirren König Przemisl Dttofar II. von Böhmen als Landesherr von Defterreich hervorging, beeilte er fih durch die Heirat mit der viel älteren Babenbergerin Margarethe den Allo- dialbefig an feine Perjon zu bringen. Des Böhmenkönigs Herrlichkeit dauerte aber befanntlih nit lange und die Befigungen gingen in das Eigenthum der Habs— burger über, in deren Händen fie verblieben, bi8 1755 die Saiferin Maria Therefia den Wiener Wald in das Eigenthum des Staates abtrat.?! Das Stüd Land zwifchen der dürren Liefing und Triefting ift alfo der ältefte landesfürftliche, nunmehr ftaatlihe Waldbefig im Lande unter der Enns und die diesbezügliche, in ihrem ganzen Wortlaute ohnehin wenig befannte Urkunde für den Markgrafen Heinrich I. möge bier Play finden. Diejelbe lautet:

Io nomine sanctae et individuae trinitatis. Heinricus divina favente elementia rex. Notum sit omnibus nostris fidelibus presentibus scilicet et futuris, qualiter nos dedimus cuidam marchioni nomine Heinrico tale predium, quale sub regia potestate visi sumus possidere inter Durran-Lieznicham et Trieznicham et insuper dedimus sibi XX. hobas inter Chambam et Maraaho eligendas ubicumque sua desiderat optatio, cum omnibus usibus suis et cum omnis negotiis suis que legaliter illis subiacere videntur, una cum mancipiis utriusque sexus, cum ecclesiis, molendinis, piscationibvs, pratis, silvis, pascuis, conpascuis, aquis aquarumve d«cursibus, viis et inviis, exitibus et reaitibus, quesitis et inqui- rendis, eultis et incultis, areis et edifieiis et quiequid in illis utilitati appendet, eo tenore ut idem predictus Heinricus liberam habeat potestatem inde faciendi quiequid eum libet possidendi, hereditandi, commutandi, venundandi, deo immo- landi seu quiequid sibi placeat potestative faciat. Et ut hec traditio nostri regalis precepti firma et perpetua permaneat hanc cartam inde conscriptam nostro sigillo insigniri iussimus.

Signum domini (L. M.) regis invietissimi.

Engilbertus cancellarius vice Willigisi archiepiscopi recognovi (L. 8.)

Data kalendas Novembri mense, anno dominice incarnationis MII, in- dietione 1. Acta in Hasalbach, primo anno regnante rege Heinrico. *?

[Zu deutih: Im Namen der heiligen und untheilbaren Dreieinigfeit. Ai von Gottes Gnaden König. Bekannt fei allen unferen Getreuen der

egenwart und der Zukunft, daß mir einem gewijjen Markgrafen Namens Heinrid ein Gut, fo wie wir e8 unter unferer föniglihen Gewalt thatſächlich beſeſſen haben, zwijchen der dürren Liefing und Zriefting und außerdem zwanzig von ihm auszumwählende Huben zwijhen Kamp und March, wo immer fein Wunſch es verlangt, gegeben haben mit allen ihren Nutungen und Rechten, welche gejeglich offenbar mit ihmen verbunden find; zugleich mit den Hörigen beiderlei Geſchlechts, mit Kirhen, Mühlen, Fifchereien, Wiejen, Wäldern, Weiden, Mitweiden, Gewäfjern

21 Bol. Newald, Beiträge zur Gefhichte des Wiener Waldes. BI. d. Ber. f. Lbskde, »

1870. 277 bis 282, 22 Acta ined. 39 Nr. 32, nad) dem Originale im Haus-, Hof- und Staatsardiv zu Bien. Meiller, Regeften 3 Nr. 5 gibt die Urkunde nur im Auszuge.

364 Anfänge der Forſtgeſchichte.

[XX. Fahrgang.

und Gerinnen, Wegen und unmegjamen Gegenden, Einfahrt und Ausfahrt, ver- ſucht und unverjudt, mit Bauftellen und Gebäuden und mit allem Nuten, welder damit zufammenhängt, in dem Sinne, daß derſelbe vorgenannte Heinrich freie Gewalt habe, damit zu thun, was ihm beliebt, es zu befigen, vererben, vertaufchen, verfaufen, Gott zu opfern oder mit Herriherhand damit zu thun was immer ihm beliebt. Und damit diefe Schenkung unjeren königlichen Bejceides feft und immer: während aufrecht bleibe, haben wir dieſes Blatt, welches damit bejchrieben iſt, mit unferem Siegel verjehen lajjen.

Siegel Herrn Heinrih8 (Monogramm) des unbefiegten Königs.

Ich Engilbert der Kanzler habe es durchgefehen für Willigis den Erzbifchof Siegel.)

Gegeben am 1. November im Jahre der Menſchwerdung des Herrn 1002. Nömerzinszahl 1. Gejchehen in Hajelbah im erften Jahre der Megierung König Heinrichs.)

Was an dieſer Urkunde auffällt, iſt der Umſtand, das die Jagd darinnen nicht ausdrücklich angeführt iſt. Nachdem die Babenberger und ihre Nachfolger dieſelbe im Wienerwalde aber ungehindert ausübten, fo läßt fi wohl annehmen, daß diefelbe unter den Nutzungen ftillihweigend mit einbegriffen war. In der ihon erwähnten Schenfungsurfunde vom 10, Juni 1035 ift die Jagd ausdrüd- lid aufgezählt *°.

Über niht auf den Wienerwald allein bejchränfte fi der Waldbefig der Babenberger. Schon in dem erjten Gabbriefe von 1002 find 20 Huben in dem Landfirihe zwiihen Kamp und Mard angeführt; 1043 am 1. December fdentt Kaifer Heinrih III. dem Martgrafen Adalbert zu Ingelenheim das Predium „Bribejendorf" im Pielah Gau;“ 1048 am 21. April findet eine neue Vermehrung des Babenberger Allodialbefiges tat, indem zu Ulm Kaiſer Heinrid III. auf Bitten feiner „füßeften“ Gemahlin Agnes (nostrae duleissimae consortis Agnetis) dem Markgrafen Adalbert und feiner Gattin Frowila 30 königliche Huben, ge: legen am Zufammenfluffe der beiden Flüffe Thaya mit Wäldern und Jagden ſchenkt. (In der Urkunde ift, wahrjheinlih durch ein Verjehen des faijerlihen Notars Zaya gefhrieben: „de nostio praedio XXX regales mansor in circuitu. duorum fAuminum, que dieuntur Zaiowa, ubi confluunt sitos”,) 2 Weitere Begabungen fanden ftatt am 12. November 1051 zu Regensburg, wo Kaiſer Heinrich II. dem Markgrafen Adalbert und feiner Gemahlin dreißig Huben um Grafenberg im V. UM. B. bei Eggenburg ſchenkte,“ ferners zu Brumeslawesdorf am 1. October 1058, wo Frowila, die Witwe des Markgrafen Adalbert, von König Heinrich IV. 20 Königshuben in Ortwinesdorf (heute Rotweinsdorf bei Raabs) und Pichehe (Bihra zwiſchen Holenbach und Bud?) erhielt,” und endlih am 22. März 1074 zu Friglar, wo König Heinrich IV. den Markgrafen Ernjt mit 40 Huben im Walde um Raabs (in silva Rogaes ... in marcha suimet, scilicet Osterriche) begabte.?®

Wenden wir unjere Aufmerkfamfeit nun nochmals den Schenkungen der deutihen Könige an Laien und Geiftlihe in der Oſtmark zu, fo finden wir folde namentlih im 11. Jahrhunderte im ftattliher Anzahl. Das Kloſter Tegerniee erhält am 18. Juni 1011 Wandersburg von König Heinrich IL, 60 könig- lihe Huben im Ennswalde bei Kroisbah im V. O. W. W. jüdlih von der öffentlihen Straße („strata publica, que Hochstraza vulgo nuncupatur’’),?° Dem

23 Acta ined. 50 Nr. 45. Meiller, Regeften ©. 5 Nr. 8,

24 Meiller, Regeften 6 Nr. 20; 195, 196 Aum. 32, 33.

25 Acta ined 62, 63 Nr. 58. Meiller, Regeften 6 Nr. 11, 196 bis 198 Anm. 34 bis 36. » Meiller, Regeften 7 Nr. 16, 199 Anm. 45.

7 Ebenda 8 Nr. 3, 200 Anm, 56, 57, 58.

23 Ebenda 9 Nr. 10, 202 bis 204 Anm. 67 bis 69.

29 Mon. boic. VI, 158, 5. Meiller, Regeften 3 Nr. 7, 194 Anm. 16,

Aug.-Sept. 1895.] Anfänge der Forſtgeſchichte. 365

Domprobite Poppo von Bamberg jchenkt Kaijer Heinrid II. am 5. Juli 1015 zu Bamberg 30 Königshuben bei Godtinesfeld in pago osterriche mit Wald und Jagd.““ Der Beſchenkte war ein Sohn Markgraf Liutpolds I. und Bruder der Markgrafen Heinrih und Adalbert von Defterreich, jowie des Herzogs Ernit von Schwaben. Das Klofter Tegernjee wird weiters am 29. Mai 1020 zu Altftet von Kaiſer Heinrich II. mit fünf föniglihen Huben zwijchen Pieſting und Triefting, zu denen Fischfang, Wold und Jagd gehören, begabt.°! Am 11. Mai 1025 jchentt zu Babenberg König Konrad II. dem Grafen Arnold von Lambach, feiner Ge- mahlin Reginlinde und ihren Söhnen fünfzig Königshuben bei frumanaha (Pframa bei Eggartsau im BO. U. M. B.) und zwiihen Donau und Mard mit Fiid- fang, Wald und Jagd. In der Urkunde, in welder König Heinrid IV. dem jett aufgehobenen Chorherrenftifte St. Pölten am 2. October 1058 zu Ips den Markt St. Bölten ſchenkt, widmet er ihm auch 3 föniglihe Huben zu Mannswerd an der Donau bei Fiihamend (III regales mansos in loco Mandeswerede infra Svechant et Viekaha iuxta Danubium) mit Wäldern, Jagden und Fifcereien * u. j. w.

Derartige Beiipiele königliher Schenkungen ließen ſich noch in großer Anzahl beibringen. Die diesbezüglichen Urkunden fowie jene der Begabungen, welde die Landesfürften, geiftlihe und weltliche Große und die Dienftmannen machten, find es hauptfählih, aus welchen wir die nicht allzureihlihe Kunde über die damaligen jorftlihen Zuftände jchöpfen fünnen. Die Mehrzahl diejer Schenkungen fällt für die in Rede ftehenden Gegenden ins elfte und zwölfte Jahrhundert, während fie jpäterhin, wo die Befigverhältniffe mehr und mehr gefejtigte werden, immer jpärlicer find. Daß mitunter aus dem geſchenkten Gebiete vorerfi die Bauern aus» geftiftet wurden, erhellt 3. B. aus der Schenfung des Dorfes Siegenfeld an die Abtei Heiligenkreuz durch Herzog Heinrid II. von Defterreih, worin er beur- fundet, daß er nad Entfernung der Bauern, welde früher dort gewohnt haben, das Dorf dem Klofter gejhenft habe (sulmotis ex ea cultoribus ante illie habi- tantibus.) **

Wenn wir die überlieferten Waldnamen in Betradt ziehen, jo find es vor allem die Bezeihnungen großer Waidjtreden, welde unjere Aufmerkſamkeit auf ſich lenken. Als folhe erjcheinen, der Nordwald (Silua Nortwalt) jener mächtige Gebirgswald, welcher ſich zwiſchen Dejterreih, Bayern und Böhmen Hin- zieht und der aud dem Viertel ober dem Manhartsberge den Namen Wald» viertel gegeben hat, ® der Weilhart, Hönhart, Böhmerwald, Cerewald (Semme- ring) und andere. Einen Theil des Nordwaldes in der Grafihaft Adalberos zwijchen Ilz und Rotel gelegen, jchenft zu Regensburg am 28. April 1010 König Heinrich II. dem Kloſter Niedernburg zu Paſſau.““ Im Göttweiger Eaalbude erjcheint zu wiederholten Malen der Chotimald (Chotiwalt dietam, vulgarica lingua Chotiwalt), die jegige Kottefer oder Kottinger Haide;** des Ennswaldes und Paltenwaldes wurde bereits gedacht. Zahlreih ift natürlich das VBorfommen von Waldriednamen und es mögen bier als Beiſpiele nur einige urkundliche Er- mwähnungen angeführt werden, jo: 1254 „silua, que vocatur Hocheke” ’’ 1270 „silus, que Pirchperch dieitur”,®® 1294 „Des ersten ist gevallen ze tail des

% Mon. boie. XXVII. I. 457 Nr. 286. Meiller, Negeften 4 Nr. 10, 194 Anm. 20. »1 Mon. boie, VI. 160 Nr. 7. Meiller, Regeften 4 Nr. 2.

32 Mon. boie. XXIX. I, 12 Nr. 323. Meiller, Regeften 5 Nr.4, 195 Anm. 25, 26, = N.-De. Urkb, I. ©. 5 Nr. 3. Meiller, Regeften 8 Nr. 4, 200, 201 Anm. 59.

“4 Um 1176. Fontes XI. 8 Nr. 6,

3 Fontes VII. 21, 141.

3’ Urfb. o. d, E. II. 175. Mon. boie. XXVIU. II 421 Nr. 266.

3% Fontes VIII. 21, 41, 142, 160.

"” Fontes XI, 128 Nr. 126.

3 Foontes XI, 176 Nr. 190.

366 00, Anfänge ber Forfigefhihte AXI. Jahrgang.

Herzogen Laeuten von Govnesdorf ain holtz, haizzet dev Eben, vnd aver ein holtz, haizzet daz Haslach, ond aver ein holtz, haizzet Radmarschogel das get vntz an daz da haizzet der Ger, vnd an daz Hasla, vnd daz Hengestal, daz in die eben gehoert” ®; 1300 „ein holtz daz do haizzet daz mitter hard” ?%, 1305 am 24. April verkauft vonSophie Scheuchenftein der Gifela von Ochſenburg ihres „rechten aigens neun jeuch holz, das do haist in dem Ekke und leit zwischen Wilbalmspurgeh und Ochsenburch umb vierzehen schilling wienner mueng.” #!

Was die lateinifhen Benennungen für den Wald anbetrifft, jo bemerke ih, daß mir das Borfommen der Bezeihnung „Walda’” nur aus zwei Urkunden Karls des Großen befannt ift. In der Urkunde von Womrs 791, 3. Januar, mit welcher Raijer Karl dem Klofter Kremsmünster die Befigungen beftätigt, welche diefem Herzog Thaffilo verliehen hat, #2 heißt es, daß Thaſſilo, weiland Herzog der Bayern das Klofter, weldhes „unterhalb unferes Waldes" (infra Waldam nostram) an dem Orte, welder Chremisa genannt wird, im Zraungaue gelegen ift, neu erbauen ließ und durch die Schenkungsurfunde einige Orte in dem vorgenannten Gaue oder unterhalb des genannten Waldes (infra memoratam Waldam) der heiligen Stätte zugewiejen habe. Eine jähnlihe Stelle (infra vualda nostrum) findet fi in der meuerlihen Beftätigung, mit jwelder Kaifer Karl demjelben Klofter feine Befikungen verbrieft. ** Nemus und boseus finden fih 1241 neben» einander; „nec non terras et alias possessiones cum pratis, vineis, nemoribus, usuagiis et pascuis in bosco et plano’’ (auch die Ländereien und andere Befigungen mit den Wiefen, Weinbergen, Wäldern, Nugungen und Weiden im Walde und im freien); #* 1278 ift silva und nemus neben forestus in einer Urkunde erwähnt, auf welche ih jpäter noch zurüdfommen werde, ... in siluis nostris et in nemoribus sev in foresta. 5 Gin Wäldchen (silvulus) ift angeführt in einer Schenfungebeftätigung Herzog Leopolds VI. für das Kloſter Heiligenkreuz vom Sabre 1203 und in einer päpftlihen Beftätigungeurfunde für Geirach find Gebüſche (virgultis) erwähnt. Auch unter der Bezeihnung „Dolzgründe” kommt der Wald in den Urkunden vor, fo 1263 „10 Joch Holzgründe auf dem Schaden“ (Item X iugera lignorum super Schachen).

Nicht immer aber findet die Schenkung des Waldes bedingungslos jtatt, fondern mitunter wird entweder die Rodung verboten oder das Recht der Vieh— weide, ja felbjt der Bienenhaltung ausdrüdlih ausgenommen, das Verbot aus— geiproden, den Wald weiter zu veräußern, die eigene Weide im gejhenften Walde vorbehalten u. dgl. mehr. Wir werden fpäter bei Anführung der einzelnen Punkte nod darauf zurüdtommen.

Berlaufsurkunde des Abtes Berthold von heiligen Krenz über Wälder der Abtei bei Gaunersdorf und Paasdorf an die dortigen Gemeinden. Fontes XI. 275 Nr. 308.

40 1300, 19. Mai. Verzicht Rapotos von Wilded zu Gunften der Abtei Heiligenkreuz auf feine Ansprüche betreffs des Waldes Mitterhard. Fontes XVI. 1 Nr. 1.

N. De, Urkb. I. 214 Nr. 176.

“2 Urkb. o. d. E. II. 5 Nr. 3, von Kremsmünſter 5 Nr. 2.

# Urkb. o. d. E. II. 7 Nr. 4. Urkundenbud) von Kremsmlinfter 7 Nr. 3.

4 1236, 27. November. Interamni, Beftätigung der Rechte des Kloſters Suben durch Papft Gregor IX. Urfb, o. d. E. III. 41 Nr. 39,

#5 1278, 24. Juni. Atterjee. Urkb. o. d. E. III. 487 Nr. 528. Mon. boic. V. 168.

4 Leopold VI, Herzog von Defterreidh, beftätigt der Abtei Heiligenkreuz eine Schenfung feines Baters, beftchend in einem Wäldchen am Sattelbadje, Fontes XI. 33 Nr. 35.

#7 1203, 13. April. Yateran, Papft Innoncenz III. beftätigt die Rechte und Güter der Karthaufe Geirach. Steierm. Urkb. II. 181 Nr. 120,

4 Ernft und Hildegard von Stein geben dem Krantenhaufe des Kloſters Kremsmünfter Güter, Zehnten und Holzgründe zur Stiftung eines Jahrtages und Frohmales. Urkb. o. d. €. II. 313 Nr. 336. Urkündenbuch von Kremsmünfter Nr. 105.

Aug.-Sept. 1895.) Anfänge der Forftgeihidte, 367

Nicht nur der Wald jelbft, fondern auch der Zehent vom Walde bildet den Gegenftand von Schenkungen, jo weiſt Erzbifhof Konrad I. von Salzburg dem Klofter Formbach den Zehnten des Waldes, des verſuchten und umverjuchten. zwifchen zwei genannten Flüffen zu, mit Ausnahme des Drittel, welcher dem Pfarrer gebührt (decimationem silue quesite et inquirende inter duo fumina Lauenze et minorem Loncwiz, excepta rursum tercia parte ad ius parrochiani pertinente, *9 Andererjeit3 find oft die Wälder der geiftlichen Befiger vom Zehent befreit; in der bereit8 angeführten päpftlihen Urkunde vom 13. April 1212 für die Karthaufe Geirach werden auch die Gebüjhe vom Zehent ausgenommen,

Die Widmung eines Waldes zum Zwede des Salzfudes finde ich unter Anderem erwähnt bei der Uebertragung einer Salzftelle bei Admont ſeitens des Abtes Ulrih von St. Lambredt an das Klofter Admont um 1130 (.. sartaginem unam in ipso cenobio Admuntensi partempue allodii et silue ad eandem sartaginem pertinentem .... ain saltzpfann in dem kloster zu Admund, ain tail ains erbs vnd des walts, der da gehort zu derselben saltzpfann), 5!

Haben wir bis jegt den freien Wald in den Kreis unferer Betrachtung gezogen, jo wenden wir unfere Aufmerffamfeit nun dem gebannten, in höherem Make gefriedeten Walde und dem Forfte zu. Das alte Recht der deutjchen Könige, zu foriten, d. h. unter ihren Bann zu ftellen, übten fie urſprünglich zu ihren eigenen Gunften aus, um fich die Jagd in gewifjen abgegrengten Gebieten zu fichern. Eine ausgedehntere Bedeutung erhielt dieſes Recht, als die Könige jowohl Theile ihrer eigenen Forfte vergabten, als aud das Forſtrecht einzelnen Grundbefigern verliehen. Es handelte ſich hierbei wejentlich um die Jagd, welche jo unter den erhöhten Schug des Königsbannes (urfprünglih ſechzig Solidi, feit Dtto I. wechjelnd) geftellt wurde, mitunter erſcheint aber auch die Fiſcherei, ſowie andere Waldnugungen, wie das wichtige Rodungsrecht, in den Bann einbezogen. Der Forftbann erftredte fi nicht immer nur auf die eigenen Befigungen des Empfängers, fondern fonnte auch auf den Befigungen Anderer verliehen werben, jo daß dann die Jagd dem Beſchenkten au auf dem fremden Grund und Boden zuftand. Der Beſitzer des Bannes fonnte übrigens auch auf fein Recht verzichten, wodurd der Wald „frei” wurde. In fpäterer Zeit bezeichnet Forſt au den Wald auf welden dem Beſitzer das volle Eigenthumsrecht zuſtand. Das Wort „Forft“ ift übrigens altdeutfhen Urfprunges und dürfte einen hodhftämmigen, großen Wald bedeutet haben. °*

Der Bann der Wälder findet fich für unfere Gegenden jhon erwähnt in einer Urkunde von 970, mit welcher Kaiſer Dtto I. dem Erzbiſchofe Friedrich von Salzburg den Ort Udelsdorf bei Arnfels, den benadhbarten Fort Eaufal, den Ort Sulb und in defjen Nähe Leibnig fchenkt. Hier fteht in der Aufzählungs— formel „siluis bannisque siluarum”, mit den Wäldern und dem Banne der Wälder. Der Waldbann (baunus sylvestrium) findet fih auch im (gefäljhten) privilegium majus vom 17. September 1156 aufgezählt mit der Beltimmung, dag die Wälder im Herzogihume Defterreih nah Lehensreht vom Herzoge von Defterreihh abhängen jollen. (Nemora in ducatu austrie debent iure fevdali a duce austrie dependere.) >! Das echte PBrivilegium, gegeben von Kaiſer Friedrich I. zu Regensburg am 17. September 1156, womit die Mark Defterreih zum

49 1146. 11. November, Paſſau; 20. December, Frieſach. Steierm. Urlb. I. 260 Nr. 251. Urfb. o. d. €. IL 222 Nr. 151.

”&. Anm. 47.

5! Steierm. Urfb. I. 138 Nr. 122.

> Bol. Waitz, Reichsverfaſſung IV. 257—2367, Roth, Geſchichte des Forſt- und Jagdweſens in Deutſchland 81, 83, 87. Schwappad, Handbud der Forft- und Jagd— geihichte Deutſchlands I. 56, 121.

53 Steierm. Urkb. I. 30 Nr. 25. Pavia 7. März 970.

> Urtb. o. d. E. II. 270 Nr. 187. Meiller, Regeften 38 Nr. 34.

Gentralblatt f. d. gef. Forſtweſen. 25

368 Anfänge der Forſtgeſchichte.

Jahrgang.

By erhoben wurde (das fogenannte privilegium minus) 55 enthält feine eftimmung betreff8 der Wälder, ebenjo wenig, wie übrigens die in zahlreichen Werfen eriheinende Verbindung des Landes ob der Enns mit der Oftmark darin enthalten ijt.° 1284 am 29. September, verjegt Chadolt von der Altenburg dem Wernhart, Richter zu Lilienfeld, „daz panholtz, daz do leit pej Dietrechen in dem tal, daz emolngeraint ist avs dem pache in den andern”, 5” Mitunter fommt die Bezeihnung vor: „Wald, welcher gemeiniglid Forſt genannt wird,“ fo 1103 „saltum autem qui vulgo vorst dieitur”’ °° und 1141 „siluam, que vul

dieitur vorst” 59 (herzogliche Wälder zwijchen Kamp und Krems). Häufig ift die Anführung des Forftes neben oder im Gegenjage zum Walde, fo 898... mit Wäldern, mit dem Forfte bei Hohenhart (silvis, cum foresto ad Honhart), 6 1007 in den Urkunden, mit denen König Heinrich) II. dem von ihm geftifteten Bisthume Bamberg den Ort Matichhofen im Matihgaue und den Aterhof im Üergau in der Grafihaft des Grafen Gebehard jchenkt: mit .... Wäldern, Forſten (cum .. eiluis, forestibus), 6! 1135, wo Erzbiſchof Konrad I. von Salz burg dem Klofter Admont eine Salzftelle im Admontthale und verjchiedene andere Güter, darunter .. „den Wald gegen Wenge und Buchau, welcher einft zu feinem Herrengute gehört hatte, mit den Neugereuten und Zehnten und dann den ganzen Forſt ..“ (siluam uersus Wenge et Puchow que pridem ad dominicale suum spectabat, cum noualibus et decimis et deinceps totum forestum), ®? 1278 „.. mit Wäldern und Forſten“ (cum nemoribus et foresto), % und im felben Jahre an anderer Stelle „in unferen Wäldern und Forſten“ (in siluis nostris et in nemoribus sev in foresta). * Die lateinifhe Bezeihnung forstarius (fonft Förfter) für Forſt kommt meines Wiſſens nur in der Urfunde vor, mit welcher am 7. April 1140 zu Aquileja der Patriarh Peregrin die von dem vollfreien Dyebalt von Kager geſchehene Begabung des Stiftes Obernburg mit Gut und Schloß Obernburg beftätigt und vermehrt. In diefer Beftätigung fommen folgende darauf bezüglihe Stellen vor: .. aud den Wald und den Förſter (Fort?) mit einer Hube, welde an den Wald grenzt (nemus et forstarium cum uno manso nemori adiacenti . .) ferner... „denjelben Mönden, und zwar nur ihnen und nit uns oder irgend einem andern foll es geftattet fein, von dem Walde oder Forfte etwas auszuroden" (et liceat eisdem monachis, nec nobis nec nemini cuiquam aliorum nisi solis monachis ... de nemore siue forstario exstirpare) und „es fei ihnen auch geftattet ... Habichte und Sperber ohne jede Anfechtung im Walde oder Forſte ſich anzueignen“ (aceipitres, nisos sine omni contradic- tione accipiendi in nemore sive forstario), ® Wenn e8 aud mit einiger Sicher- beit angenommen werben könnte, daß fih die erfte angeführte Stelle auf einen

55 Urkb. o. d, €. II. 281, 282 Nr. 188.

* Strnabt, Julius, die Geburt des Landes ob der Enns ©. 86.

57 Urlb. o. d. E. IV. 27 Nr. 30.

55 1103. 7. Jänner. Beftätigungsurkunde Herzog Heinrichs II. von Kärnten für das Klofter St. Lambrecht. Steierm. Urkb. I. 112 Nr. 95.

59 Schenkung Herzog Liupolds von Baiern (als Markgraf in Oeſterreich der IV.) für das Klofter Reichersberg. Urfb. o. d. E. II. 193, 130.

60 898, 17. October, Negensburg, 2. Arnulf gibt auf Firbitte des Biſchofs Wiching von Paſſau dem Prieſter Ellimprecht die Kapelle zu Nantersdorf und das dazu gehörige Widen auf Lebenszeit al8 Eigenthum. Urfb. o. d. E. II. 43 Nr. 31.

61 1007. 1. November, Frankfurt. Urkb. o. d. E. II. 72—74 Nr. 55 u. 56. Mon. boic. XXVIH. I. 369— 371 Nr. 236 u, 237°

62 Steierm. Urfb. I. 167 Nr. 169,

6 1278. 22. Juni, Spital am Pyhrn, Berthold, Biihof von Bamberg ſchenkt dem Spi- tale am Pyhrn alle ihm zuftehenden Güter und Rechte vom Einfluß der Mutnich in den Tam— bad) bis zum Einfluffe der Mofenich in den Tambadı.

64 1278. 24. Juni. Atterjee. Urkb. o. d. E. III. 487 Nr. 528.

65 Steierm. Urkb. I. 188, 189 Nr. 180,

Aug.-Sept. 1895.) Anfänge der Forſtgeſchichte. 369

Förfter mit feiner Hube bezieht, jo kann doch an den beiden anderen Orten das Wort forstarius nur Forſt bedeuten.

Schenkungen von Forjten werben für die Länder unter und ob der Enns verhältnigmäßig frühzeitig aufgezeichnet, jo 888 in der Urkunde, in welcher König Arnulf das Klofter Kremsmünfter mit dem Hofe Neuhofen im Traungau begabt, 6% und in der wiederholt beftätigten, gefälſchten Urkunde besjelben Königs von 890 über die Befitungen und Rechte des Erzbisthums Salzburg, in welcher verſchiedene Forfte in den Oſtalpen aufgezählt ericheinen, jo der Forjt von Erlbach bei Zell am See bis zum Waffenberg bei Iſchl in Oberöfterreih und von da weftlih bis zum Nodftein, dann der Forft Sujel, fowie Forfte bei Steinamanger in Ungarn. #7

Die Bezeihnung „niedere Forfte“ finde ic 1308 in einer Verpfändungs— urfunde, deren Anfang lautet: „Ich Rveger von Storchenwerch verieh an diesem prief allen den, di in sehent oder horent lesen, daz ich mit guetlichem willen meines prveder jansen han gesaczt Vlreichen von Prvnnhaeym di nidern foerst, di mir von meinem prveder Jansen stent, fvr zwelif phvnt alter phenning wienner mvnzz mit beschaidner red also, swenn ich im die vorgenanten phenning gieb, &e de dienst abgenomen wert, so sint di foerst ledig, an weli- cher zeit daz ist in dem iar.“ 0%

Das Vorkommen des Wortes Forit als Riedname läßt ſich ſchon frühzeitig nachweijen, fo in der Urkunde, mit welcher 777 Herzog Thaffilo von Bayern das Klofter Kremsmünster ftiftet... „wir ſchenken ihnen aud das Land, welches jene Slaven bebaut Hatten, unterhalb des Drtes, welder Forſt genannt wird bei Todiha und Simicha“ (Tradimus autem et terram, quam illi sclaui cultam fecerant sine consensu nostro infra qui uocatur forst ad Toodnicha et ad sir- nieha) und weiterhin in derjelben Urkunde „von jenen Weiden, welche das Rolf Forft nennt...“ (de pascnis uero illorum, quos uulgus nominat forst). ®? Auch in ber bereit3 erwähnten Arnulfingiihen Urkunde für Salzburg findet fi ein Forft genannter Berg im Yavantthale (in omni labanta valle excepta monte forest nominato).’" Das Vorkommen eines Forfthofes bei Gſchwendt in Nieder- dfterreih it 1303 bezeugt, in welchem Jahre fih Heinrich v. Gſchwendt und Friedebrecht v. Sichelbach ihrer Anſprüche darauf zu Gunſten des Stiftes St. Pölten begeben.

Als Dienſtmannen der Babenberger erſcheinen die Herren aus dem Forſte (herren üz dem forste), die urſprünglich gräfliche Dienſtmannen waren und nad) dem 1218 erfolgten Tode des erbenlojen Grafen Siegfried von Moring Minifterialen des Herzogs Leopold des Glorreihen wurden. ’*

Streitigfeiten um Forfte find felbjtverftändlich Feine Seltenheiten und wir wollen bier beifpielSweife nur desjenigen um den Forſt Aberjee (forestam, quae dieitur Abernsee) gedenken, der, dem Kloſter Mondſee gehörig, von ben Biihöfen von Regensburg widerrechtlih genugt wurde, 1184 aber von Chuno, Biihof von Negensburg, nad) Feſtſtellung des Beſitzrechtes freiwillig zurückgegeben wurde. > Das Biberthal bei St. Andrä mit dem ganzen Forſtrechte und Fiſch—

068.888, 4, Januar, Regensburg, Urlb. o. d. €. II. 29 Nr. 22.

67 890. 20. November. Mattighofen. Urfb, o. d. €. II. 3438 Nr. 27,

65 1308, 21. Januar. Ruger von Starhemberg verpfändet Ufrichen von Prunheym die Forfte, weldde er von feinem Bruder Jannjen hat, mit deffen Eimwilligung um 12 Pfund Pfennige. Urfb. o. d. €. ar * 540 Nr. 579.

Urkb. o. d. €, 3 Nr. 2. Mon. boie. XXVII. II. 196 Nr. 2. Urlundenbuch von Kremsmünter 1 % z ° ©. Anm. 67.

71 1308. 24. April, St. Pölten. N.-De. Urfb. I. 208 Nr. 271. 72 Siegel, Dr. Heinrich, die rechtliche Stellung der Dienftmannen in Oeſterreich im 12. und 13. Jahrhundert. ©. 9. 73 1184, 2, April. Urfb. o. d. E. I. 387—389 Nr, 264. Chron. Lunaelac. 139. 25*

370

ER Anfänge der Forſtgeſchichte. [XXI. Jahrgang.

fange (Pibirtale apud sanctum Andream cum omni foresto iure et piscatione) beftreitet die Gräfin Sofie v. Scala 1151 dem Klofter St. Yambredt. ”*

Forftzehente find erwähnt 951 im einem Taufchvertrage mit den Worten: „eine Pfarre mit den Zehnten des ganzen Forſtes Mondſee, bebautem und unbe- bautem, verſuchtem umd unverſuchtem und mit den Behnten des Forſtes Ober: mwang und mit den Zehnten des Forſtes Aberſee und mit allen Zehnten, wo immer das vorgenannte Klofter (nämlich Mondſee) im Bisthume von Paſſau Befigungen hat (parrochiam cum decimis tocius foresti Maennse cultis et ineultis, quesitis et inquirendis, et cum decimis foresti oberwange et cum decimis foresti Aebernsee et cum omnibus decimis ubicumque possessiones prefatum habet Monasterium in episcopatu patauiensi), ”° und 1107, wo Zehnten von dem bebauten und umbebauten Forſte erwähnt werden. (Deejmas quoque forestj eultj et incultj, jedenfall wie vorjtehend zu überjegen, weil jonjt die beiden Ausbrüde culti et inculti im Plural ftünden; vgl. in der befannten Schentungsformel eultis atque incultis).

Daß bei Schenkung von Forſten eben folhe Vorbehalte einzelner Nugungen gemacht werden, wie bei den Waldfhenfungen wird nicht befremden, etwas fonderbar muthet e8 aber an, wenn es heißt: „welches (Lehen) die Kaiferin der Gattin des vorgenannten Bezelinus zu Eigen gegeben hat, mit Ausnahme der Jagden, Maftungen und des Rechtes, Holz; zu fällen in dem ſchon genannten Forſte (Weilhart)“ (ipsa Domna Imperatrix Augusta tradidit in pro- prium Uxori praefati Bezelini absque Venationibus et saginationibus ac sine lignorum ineisionibus in foresto jam dieto);’” hier ift der Beſchenkten dann von der ganzen Befigherrlichkeit faft nur mehr der unbefchränfte Ruftgenuß geblieben.

Der Forjtbann findet fih ſchon in der mehrfad angeführten Arnulfingis ihen Urkunde von 890 „... der Forſt Sufel mit dem Bann, wie er in der Gewalt unferer Vorfahren und in der unſrigen gewejen ift (forestum Susel cum panno, sicut in potestate antecessorum nostrorum fuit et nostra),”®° ine Schenkung des Forjtbannes, aus der deutlich hervorgeht, daß das Hauptgewicht hierbei auf die Jagd gelegt wurde, ijt diejenige vom 16. Juni 1049, mit welcher Kaiſer Heinrich III. auf Fürſprache feiner Gattin Agnes dem Biſchofe Egilbert von Paſſau das Recht und die Gewalt des gejeglihen Bannes über die Jagd und den Forſt (ius et potestatem Jegitimi banni super uenatione et foresto auf dem Praedium des hi. Stefan, Protomartyr® und Schugheiligen berjelben Kirche, und zwar in ber Grafihajt des Markgrafen Adalbert (von Defterreich) . zwiihen dem Sarming- und Dimbade oberhalb Marbad a. d. Donau (iutra gemines fluminum Sabinichi et Tominichi ripas) ſchentt, und zwar unter der Bedingung, dag Niemand ohne die Erlaubnigund den Willen des vorgenannten Bijchof3 und feiner Nachfolger innerhalb der vorgenannten Grenzen desfelben Forſtes, welche durd den Bann verwehrt find (infra praedictos eiusdem foresti terminos banni conclusione uetitos) fi zu jagen herausnehme oder irgend eine Gattung von Wild, welches durd das Bannrecht eingeforftet, gejetlih unterfagt ift (quod

1151, 19. März. St. Stefan bei Friefadh. Vergleich des Streites durch Erzbiichof Eberhart I. von Salzburg. Steierm, Urkb. I. 326 Nr. 340.

»s 951. Regensburg, Tauſchvertrag des Biſchofs Tuto vom Regensburg mit Biichof Ehriftian von Paffau über die dem Kloſter Mondjee gehörigen Güter Aufte und Waltifingen gm die Pfarre Mondſee und die Forſtzehente in Mondſee, Obernwang und Aberſee, welche der

iſchof von Paſſau dem Kloſter überläßt. Urkb. o. d. E. II. 58 Nr. 42. Chron. Lunaelae. I. 96.

6 1107. Regensburg. Biſchof Hartwid von Regensburg gibt dem Kofter Mondfee die Kirchen Wiefelburg und Steinenfirhen mit allem Zubehör, die Neugereute von der Kirche zu Zell bis Urftorf mit deu FForftzehenten und allen Befitungen. Urtb, o. d. €. II. 127 Nr. 90. Chron. Lunaelae, I. 195,

"7 Kaiferin Kunigunde überläßt dem Bisthume Freifing ihre Güter zu Ranshofen n. ſ. f. Urfb. o. d. €, II. 79, 80 Nr. 61.

* S Anm. 67.

Aug.-Sept. 1895.) Anfänge der Forſtgeſchichte. 371

inforestatum iure banni interdieitur lege) durch irgend eine Ausbildung der Jagd⸗ funft zu fangen oder zu überliften fi) herausnehme (qualibet uenatoriae artie industria capere uel decipere); ’° beachtenswerth ift unter anderem hier auch das Borlommen des Wortes „einforften" (inforestare),

Auh die Aufhebung des Forftbannes wird erwähnt, jo 1104, wo es heißt: „Die Zehente von allen Rodungen des Forftes Wiefelburg, welder im Banne war und der Zehent vom Teiche desfelben Forjtes, und was immer vom Forſte noch nicht ausgerodet ift mit feinem ganzen Nuten“ (decima uidelicet omnium exstirpatorum foresti Wiselburg, quod erat in banno, et decima stagni eiusdem foresti, et quiquid foresti nondum exstirpatum est in omni vtilitate sua), ®°

Ehe wir nun in Verfolgung defjen, was zum Forſte gehört, zur Jagd über- neben, erübrigt es uns noch, unfere Aufmerkjamfeit der Holznugung und den Rodungen zuzumenden. Das Recht der Holzfällung (sectio, succisio, cesio, ineisio) ijt etwas, was ſowohl bei Waldſchenkungen ausdrüdlicd betont, als auch im fremden Walde als werthvolle Begünftigung zugeftanden wird. Schon in Urkunden des Königs Arnulf werden derartige Begnadigungen ertheilt, jo 898, wo der Genannte verfügt, daß wo immer die Befitungen des Klofter8 in Paffau an die königlichen Forjte grenzen, die Geiftlihen daraus das ganze pol zur Errihtung von Gebäuden nehmen dürfen (vbicumque vero loca eiusdem mo- uasterii forestis nostris adjaceant, inde omnia ligna aedifieiorum „... sumant);®! ferner 899, wo er der von ihm erbauten St. Pankraz-Kapelle zu Ranshofen am 5. Februar zu Megensburg zwei Joch Aderland, eine Mühle, Holz aus dem Weilhart und ESchmeinemaftung aus dem Höhnhart fhenkt: „... und in dem daneben liegenden Walde, nämlih im Weilhart, das Recht Holz zu fällen, ſowohl zur Errichtung von Gebäuden, als auch um den Herd zu fpeijen, je nachdem es für den betreffenden Ort zu genügen ſcheint (in foresto adiacenti videlicet in Wilhart sucsisionem lingnorum (liguorum) tam ad edificia construenda quamque ad foeum nutriendum, prout ipsi loco sufficere videtur). ®? 1140 beurfundet zu Friefah Erzbifhof Konrad I. von Salzburg, daß Gotefried von Witing dem Klofter Admont fein Gut zu Mudenau bei Leibniz, mit Vorbehalt des Frucht: genufjes für fih und feine Gattin Adela, gewidmet habe. In diefer Urkunde findet fih in der üblihen Schentungsformel zwijhen Wäldern (siluis) und Mait (saginatione) auch der Holzichlag (sectione) verzeichnet. ®° Im der Urkunde, mit welcher 1143 zu Lord Markgraf Ottokar von Steir dem Abte Berthold von Garften und feinen Nacfolgern alle Priviligin und Schenkungen betätigt, welche dem Kloſter von feinen Vorfahren und Anderen ertheilt worden find, wird das Recht des Holzfällens in einem gejchentten Walde ausdrüdlid zuerkannt mit den Worten „... mit dem baranftogenden Walde, weldher Tannberg genannt wird, zur Viehweide, zum Holzfällen und zu jeglihem Nugen nur mit Ausnahme der Jagd.“ (cum silua contigua, que danbere dicitur, jo pascuam animalium et cesionem lignorum ac omnimodam utilitatem sola uenatione ferarum excepta).®* Markgraf Leopold von Steier beftätigt zu Steier am 30. April 1153 die Schen« kungen feines Vaters Dtafar an das Klofter Garften und vermehrt diejelben. Hier findet fi auch ganz befonders beftätigt das Recht, in den herzoglihen Forften

79 Meiller, Aegeften 6 Nr. 14, 198. Anm. 41. Urfb. o. d. E. II. 85 Nr. 66. Mon. boic. XXIX. I. 96 Nr. 372.

0 1104. 27. Februar, Negensburg. Kaifer Heinrich IV. verordnet, daß die dem Kofler Mondfee mit Unrecht entzogenen Güter zuriidgeftellt werben follen. Urfb. o. d. E. II. 125 Nr 88, Chron. Lunaelae. I. 113.

st Urfb. o. d. E. II. 42 Nr. 30. Mon. boic. XXVIIL I. 119 Nr. 86,

82 Urtb. o. d. E. II. 45 Nr. 33.

3 Steierm. Urfb. I. 196 Nr. 184.

4 Urkb. o. d. E. II. 209 Nr. 142.

372 Anfänge der Forftgeichicdte. ar (XXI. Jahrgang.

Holz zu fällen (Imprimis etiam forestis nostris de cesione lignorum .... ple- num ius illis confirmamus), 55 Mitunter wird das Recht zum Bezuge einer beftimmten Holzmenge ertheilt, jo 1141, wo Markgraf Liupold IV., Herzog von Bayern bejtimmt: „daß der Wald, welder gemeiniglich vorst genannt wird, welcher zwiſchen den beiden Flüſſen Kamp und Krems gelegen ift, zwei Yaftwägen oder Gefährten der Brüder von Reichersberg von jegt an in Zukunft ſtets offen jein foll, jo zwar, daß feiner von den Forftverwaltern von ihnen eine Abgabe an Geld fordern oder irgendwie durch eine von ihnen abverlangte Yeiftung fie beläftigen darf, jondern wie gejagt den vor» genannten Brüdern und ihren Knechten nad ihrer Bequemlichkeit der freie Ein- und Ausgang im Walde gejtattet ſei“ (ad alias qualescunque utilitates fratrum Richerspergensium duobis plaustris aut vehiculis eorum amodo semper inpo- sterum patere siluam, que uvlgo dieitur vorst, sitam inter duos fluvios Cham- pam et Chremesam ita uidelicet, ut nullus eiusdem silue procuratorum ab eis exigat ullum precium seu qualiscunque augarie grauamen illis faciat, sed omnino, ut dietum est, liber introitus et exitus in eandem siluam ac de silua fratribus prefatis et eorum seruis pro conmoditate eorum pateat), °® 1168 ſchenlt Gräfin Leufart von Bogen dem Klofter Admont eine Hube zu St. Georgen an der Gurk mit Aedern und Wiefen, gemeinjamer Holznugung aus dem angren- zenden Forſte und überdies aus demjelben Forſte wöchentlih einen Wagen Holz (cum agris et pratis, communi quoque vsu lignorum de foresto adiacenti, et insuper de ipso foresto per singulas ebdomadas plaustrum unum lignorum), 97 Das gemeinjame Nugungsredht einer Anzahl von Leuten findet fich öfters erwähnt, jo 1093 wo Weriant von Windifchgräg dem Klojter St. Baul zwei Huben zu BZelnig und ein gewifjer Ludwig ebenjoviel ſammt einem VBiertheile der Mauth zu Feiftrig und die Waldnugung für die Inſaſſen diefer Güter vom Wurmat- bi8 zum Gamswildbadhe in der Nähe von Marburg ſchenkt (ut homines ecclesie qui eadem bona incolunt communionem habeant in saltu adiacente a torrente Vodmunt dieto usque ad torrentem Gemniz pascendo, venando, et omni utili- tate).°° AS Beleg einer gemeinfamen Waldnugung ift aud eine Stelle aus einer Urfunde des Markgrafen Otakar von Steier aufzufaffen, in welder diefer 1172 zu Graz den Streit zwijchen feinem Minifterialen Adalbert von Eppenjtein und dem Klojter St. Yambredt um Güter bei Neumarkt jchlichtet und den Kauf einiger Huben zu Wirflah bei Neunkirchen in Niederöjterreih jeitens des Kloſters bezeugt. Hier heißt es: „Homines uero habitantes in predio quod residuum est Adalberto, nemorales inquisitiones communicent”.’’ Die Benennung „chis- wite” für gemeinfamen Holzbezug erjceint 1180, wo den bambergiijhen Sud— leuten in der Au am der Furt bei Hall nächſt Admont das Recht des gemeinjamen Holzbezuges verliehen wurde, um ihre Wohnungen zu heizen, „was man gemeinig- lid chiswite nennt.“ (In augia que dieitur ad uadum (urvar), data est eis communio lignorum ad domos suas focandas quod uvlgo dieitur chiswite). ® Herzog Ottokar von Steier geftattet 1185 den Leuten des Kloſters Seig an Wäldern, Weiden, Wafjern und Fiſchereien volle Gleichberechtigung (plenam eommunionem) mit jeinen Leuten, welche Berechtigung jhon nad alter Gewohn- heit ihnen zufteht und vorgejchrieben iſt.“ Einer gemeinjamen Holznugung gegen * Ebenda Il. 160 Nr. 106, a; ar Ebenda II. 194 Nr. 130, Mon. boie. IV. 408 Nr. 4. Meiller, Regeften 28 T. . #7 1168, Litzen. Steierm. Urfb, I. 475 Nr, 509. 58 Ebenda I. 101 Nr. 87. 9 Ebenda I. 516 Nr. 548. 9 Ebenda I. 573 Nr. 605,

9 1185. 27. September, Radfersburg. Auftrag Herzog Ottokars von Steier an feine fämmtlihen Beamten, die Rechte des Kloſters Seitz zu ſchutzen. Steierm. Urkb. I. 621 Nr. 64

Aug.-Sept. 1895.] Anfänge ber Forſtgeſchichte. 378

Abgabe einer Leiftung wird Erwähnung gethan in der Beftätigung Bertholds, Biihofs von Bamberg, über die Freiheiten des Klofters Aſpach, worin den Leuten, welche auf den Gütern des genannten Klofters ſitzen, ſowohl im Attergau als auch im Hönhart und um die Hofmark in Ering in den bambergijchen Wäldern oder Forſten jeder Nuten und jedes Recht zugeftanden wird, welches die bambergifchen Leute genießen unter Zahlung derfelben jährlichen Leiftung (Propositum itaque existit coram nobis iusticia mediante, Quod homines in bonis Monasterii Aspacensis residentes tam in Atergav quam circa Hoenhart quam etiam circa Hofmarcbiam in Ering in siluis nostris et in nemoribus sev in foresta omni usu et iure gaudere debent, quo et nostri et sub eadem annalis seruieii pen- sione). ® Bon einem gemeinjamen Rechte des Holzihlages im Grenzgebiete fpricht auch die Urkunde von 1150 über die Grenzen und die gegenjeitigen Rechte der Salzftellen zu Hall bei Admont zwijchen diefem Klofter und dem Stifte in Garften (lignorum quoque cesio partim illorum partim sit nostra, certis tamen terminis distineta). *? In einem Vergleiche zwifchen den Pollhaimern und dem Abte von Kremsmünfter vom Jahre 1287 über die Fifcherei am Ausfluffe des Almfees wird das Recht der Flöfterlihen Fischer auf den Bezug von Holz aus den Poll: baimerifhen Waldungen beftätigt mit folgenden Worten: „Und weil unfer Wald auf allen Seiten an denjelben See grenzt, fo jollen die Fiſcher der Kirche, damit in Zufunft zwiſchen demjelben Klofter und uns oder unferen Erben feine Ber- anlafjung zu einem Streite entjtehe, das Holz, weldes fie für den Fiſchfang brauden, aus demfelben Walde reichlih erhalten.” (Et quia nemus nostrum eidem lacui adiacet circumquaque, ne de cetero inter idem monasterium et nos nostrosque heredes alicuius oriatur materia questionis, piscatores ecclesie ligna, ad usum piscationis necessaria de nemore eodem accipient habundanter).®*

Wird jo einerfeitS das Recht der Holzfällung gewährleiftet, fo fprechen die Urkunden amdererjeit3 von der Verpflihtung der Holzabgabe; aud des Rechtes auf den dritten Baum gejhieht Erwähnung, jo 1246, wenn Herzog Friedrih der Streitbare die Abgabe des dritten Baumes, welche fi fein Vater vom Kloſter Reun vorbehielt, diefem erläßt. (In quibus etiam possessionibus licet iam dietus pater noster sibi postmodum tertiam arborem vendicaret , .).® Mitunter wird bei einer Schenkung das Recht des Holzbezuges vorbehalten, wie 1025 in der bereit8 beſprochenen Forftihenkfung der Kaiferin Kunigunde an bie Gattin Bezelino’s, wo das ganze Holzfällungsredht zurüdbehalten wird, und 1244, wo Agnes von Sebenjtein, die Witwe Ulrihs von Wülfleinsdorf, der Abtei Heiligenkreuz alle ihre jenſeits der Leitha gelegenen Befigungen verkauft unter dem Vorbehalte, daß fie vom Walde den für ihr Haus nöthigen Bedarf weiter beziehen könne. (De silua quoque necessitatem domus sue ... excepit).??

In der Beftätigung der Rechte des Klofters Geirach, welche Herzog Liupold (VL) von DOefterreih und (III.) von Steier 1227 dem genannten Stifte gibt, hebt er unter Anderem aud hervor, daß Niemand durd Holzfällen (lignorum ineisionibus) das Gebiet der Mönche zu beläftigen fi herausnehmen möge. Eine ähnlide Ermahnung findet fih 1185 (?) in dem Schugbriefe des Papftes Lucius III. für das Klofter Seit. Er verfügt hierin, daß Niemand innerhalb

92 1278. 24, Juni, Atterjee. Urfb. o. d. E. II. 487 Nr. 528. Mon. boic. V. 168,

Steierm. Urkb. I. 169 Nr. 170.

9 1287, 5. September. Urkb. o. d. E. IV. 73 Nr. 77. Urkundenbud von Krems- münfter Nr. 125.

% 1246. 1. März. Himberg. Steierm. Urfb, II. 582 Nr. 470. Meiller, Regeften, 182 Nr. 152.

% Urkb. o. d. E. II. 80 Nr. 61.

9 1244 im Mai, Brud an der Leitha. Heinrich von Habsbach, herzoglicher Mundſchenk und oberfter Landrichter in Defterreich beurkumdet die Schenfung. Fontes XL. 108 Nr. 102.

1227, 7. November, Marburg. Steierm, Urkb. II. 337 Nr, 246,

374 Anfänge der Forſtgeſchichte.

[XXI. Jahrgang.

der Kloftergrenzen fich herausnehmen möge, die Mönde in der Benügung der Weiden, dem Schlagen der Wälder, in Ausübung der Jagd und des Fiichfanges irgendwie zu beläftigen (statuentes ut infra terminos uestros nullus uobis in oceupandis pascuis uel nemoribus succidendis aut in oppressionibus occasione uenationum uel piscationum quarumlibet exercendis aliquam inferre molestiam qualibet temeritate presumat).

An diefer Stelle möchte ih nod erwähnen, daß 1120 unter den Zeugen eines Tauſches, welchen Abt Wolfold von Admont mit Perfo; von Schwendt eingeht, au ein Udalrich „faber lignarius”, aljo entweder Zimmermann oder Holzmeifter fi befindet.

Wenden wir unfere Aufmerfjamfeit nun der Rodung zu, die eine wichtige Rolle in den ſchriftlichen Denlmalen jener Zeit bildet. Häufig ift die Nennung von Neugereuten (novalia) oder Gereuten jhlehthin (vgl. 1181 die Stelle „fieben Huben bei Lazinich, welche wegen ihres Zuftandes gemeiniglic Gereut genannt werden, mit allem zu bebauenden Rande, welches der Wald begrenzt, der im Bollsmunde Razınan genannt wird“, VIlmausos iuxta Lazinich uulgo propternouitatem gervt appelatos cum adtinenti silua et omnibus colendis que tangit siluam Razıman uulgariter dietaın’’ !91, Dft wird das Net zur Anlage von Neugereuten bei der Schenkung ausgeiprochen, ja die betreffende Waldjtrede nur zum Behufe der Rodung vergabt. Ich verweife bier nur auf den Stiftbrief des Kloſters Lambach von 1056, in dem meben anderen Rechten dem Abte auc die Befugniß beliebiger Rodung in feinen Wäldern zugejtanden wird (In his ergo siluis solus abbas absque ulla contradietione pro suo libitu habet potestatum euellendi . .) '% und eine Urkunde von 1203, wo Herzog Leopold VI. von Defterreid und Steier der Abtei Heiligen- freuz eine Schenkung ſeines Vaters beftätigt, mit welcher diefer ein Wäldchen am Sattelbache vergabte, damit die Mönde durch Ausroden desjelben eine Wieje beritellen (silvulam quandam sitam iuxta fluvium, qui vocatur Satilbach, quam ipse ad pratum exstirpandam ..... contulit). Mitunter finden fi aud bejhränlende Beftimmungen bei Verleihung des Rodungsrechtes und jelbft Borbehalt desjelben, jo um 993, wo der Biſchof Ehriftian von Paſſau mit dem Grafen Arnulf einen Vertrag wegen eines ftrittigen Waldes jhlieft. Graf Arnulf tritt darin den ganzen Nugen eines Waldes, deſſen Grenzen genannt werden, ab, mit Ausnahme des Wildes und des Nodungsredtes (evulsiones), ferner geftattet er bei einem anderen Walde die Rodung von den Grenzen der Aeder aus, fo viel e8 ihnen beliebe, aber unter der Bedingung, daß Niemand darauf Häufer erbaue (euellendum a finibus agrorum, quantum uellent, eo tamen tenore, quod nullus imponatur domos aedificandas) !%, Im weiteren Verlaufe diefer Urkunde jteht auch einmal novella für novalis. Daß Nodungen ohne befondere Erlaubnig namentlich in den älteren Zeiten vorkommen, ift felbjtver- ftändlih und findet fich dies jhon in der Stiftungsurkunde von Kremsmünſter 777, genauer aber nod in der Bejtätigung derjelben durd Karl den Großen vom Jahre 802 erwähnt, wo es heißt: „jenes Land, welches die Slaven an den Flüſſen Todicha und Sirnicha ohne Erlaubnig des Herzogs Thajfilo ausgerodet haben“ (Insuper etiam terram illam, quam sclavi prope flumina Todicha et sirnicha sine licentia tassilonis dueis stirpaverunt).!% Aud die Gegend bei eporestae war ohne Erlaubnig des Herzogs gerodet worden.

1185? 18, Februar, Verona. Steierm, Urfb. I. 607 Nr. 686.

0 Ebenda I. 122 Nr. 103,

101 Ebenda I. 680 Nr. 615.

02 Urlb. o. d. E. II. 90 Nr. 70.

103 1203, 28. März. Fontes XI. 33. Nr. 25. Pez, Thefaur, VI. II. 63. Nr. 106.

4 Urkb. o. d. E. II. 69 Nr. 51. Urkundenbud von Kremsmünfter 27 Nr. 18,

ws 802, März. Aachen. Urkb, o. d. E. II. 7 Nr. 4. Urlundenbud) von Krems— münfter 7 Nr. 3.

Aug.-Sept. 1895.] Anfänge ber Forſtgeſchichte. 375

Eine Bejtimmung über den Erſatz von Rodungskoſten finde ih in einer Urkunde vom 24. Augujt 1302, worin Ortneid von Tanberch bejtätigt, daß mit jeinem Willen Ulrih und Wernhart, die Söhne Marchwards, der vom Berge genannt wird, den Brüdern "zu Schlägl ein Hube zu Widersöd verjegt haben. Hier wird bejtimmt, daß, falls die Brüder des vorgenannten Klofters die Hube ausgerodet und bebaut haben, und die vorerwähnten Ulrih und Wernhart oder ihre Erben den Befig wieder einlöſen wollten, fie den Brüdern der Belle den vollen Preis, welchen die Bebauung und Rodung der Hube gekoftet hat, ohne jede Gegenrede wieder erftatten mußten (pacto et condicione sub prescripta (sie), quod, ei fratres cenobij iam prediceti Mansum in widersevd exstirpauerint uel locarint Et si predicti fratres vlricus et wernhardus vel eorum heredes eundem voluerint liberare, fratribus Celle beate marie in slaga, quiquid eos locacio uel exstirpacio mansi constiterit sepedicti, refundere debebunt plenarie et integre omni contradicetione proculmota). !'%% Vereinzelt findet ſich aud die Be- fiimmung, daß der Waldboden nad gejchehener Abjtodung wieder in die Hände des früheren Befiger8 zurücklehrt. So beitätigt der Erzbiichof Konrad I. von Salzburg 1135, daß es Niemandem mit Ausnahme der Bauern des Klofters Admont geftattet fei, im Thale dortjelbjt in irgend einem angrenzenden Walde ein Neugereut anzulegen, jondern wenn die Wälder ausgejchlagen feien, melde

für die Salzpfannen anderer, wer fie auch fein mögen, bejtimmmt find, fo folle

das zu bebauende Land umeingejchränft wieder in die Gewalt des Kloſters zurück— fehren (inter que ut nemini preter monasterii colonos liceat in eadem ualle aliquid noualium de quacumque inibi adiacente silua runcare, set et saltibus exeisis ad aliorum quorumlibet sartagines deputatis terra excolenda in ius et potestatem monasterii libere reuertatur). '%” Die vorjtehenden Zeilen find übrigens ein Beweis, dab damals jelbft in ſolchen Wäldern, welde einem beftimmten Zwede (hier Salzjud) gewidmet waren, an eine Neuaufforftung gar nicht gedacht wurde.

Auh des BZehenten von Neugereuten gejhieht Erwähnung, fo 1136 wo Reginmar Biihof von Paffau auf Bitten des Markgrafen Leopold IV., feiner Gemahlin Agnes und feine Söhne Adalbert, Yeopold, Heinrih und Ernſt dem Abte Gotihald und dem Convente der Abtei Heiligenkreuz den bifchöflihen Zehent bon ihrem gejammten gegenwärtig betriebenen Cigenbau als aud von allen in Zufunft anzulegenden (novare) Neugereuten erläßt, und Papft Lucius II. beftätigt, daß das Kloſter Heiligenkreuz, wie auch andere Niederlafjungen des Eiftercienferordens, von der Entrihtung der Zehnten von allen im Eigenbau befindlihen Lande und von allen Neugerenten befreit feien. 19

Das Berbot, Neugereute ohne Bewilligung des Eigenthümers anzulegen, wird beijpielSweije in der Urkunde König Heinrichs IV. vom Jahre 1061 für das Kloſter Lambach ausgejproden, worin dem genannten Klojter das Eigentum von vier Waldungen mit der Beftimmung gejchenft wird, dag Niemand fiſchen oder Neugereute anlegen oder Häufer erbauen dürfe ohne die Einwilligung des Abtes von Yambad (ut nullus in predictis locis ... aut piscari aut noualia facere aut domos aedificare sine consensu et uoluntate abbatis in lambach suorumque successorum presumat). 1!0

In den Schenkungen von Wäldern, welde die Herzöge von Oeſterreich dem Stifte Heiligenkreuz maden, findet fi) mehr al8 einmal das Verbot der Waldrodung ausdrüdlich aufgezeichnet, jo 1177 neben dem Verbote, Viehjtälle

106 Urtb. o. d, E. IV. 418 Nr. 161.

197 Steierm. Urfb. I. 167 Wr. 169.

18 Fontes XI. 3 Wr. 2,

109 1185, 9. September, Verona, Fontes XI. 15, 16 Wr. 11.

10 1061, 18. Februar, Regensburg. Urkb. o. d. E. II, 91 Wr. TI,

376 Anfänge der Forſtgeſchichte. [XXI. Jahrgang.

und Bienentörbe zu errichten. (Hoc ipsum vero, quod de prefata silva antedicto monasterio Sancte Crucis dare complacuit, manu potestativa delegauimus eidem venerabili loco ita tamen, ut nequaquam exstirpetur, nec stabula pecorum aut apiaria illic callocentur), ?'! und 1188 in ähnliher Fafjung (.. in omnes usus ac necessitates omne per evum liberrime subserviat ita tamen, ut non exstir- petur, neque stabula peccorum uel apiaria ibi colocentur), 11? Gleichzeitig mit der legten Schenkung ftellt Herzog Leopold demfelben Stifte das Praedium Rohreck zurüd, das diefem von einem feiner Dienftmannen widerrehtlih ent- riffen worden war, unter der Beitimmung, daß Niemand ein Recht habe, an jenem Orte ein Schloß zu erbauen, den Wald auszuroden, ober auf irgend eine Weife die genannten Brüder zu beläftigen. (Nec igitur quisquam hominum in eodem loco facultatem habeat castellum edificandi, silvam exstirpandi, vel aliquomodo predictos fratres gravandi),!!?

Rodeleute (runcatores) finden fi erwähnt im Jahre 1212, wo berichtet wird, daß die Beamten Reinberts des Yüngeren von Mureck auf einem dem Klofter Reun gehörigen Gute ihre Modeleute eingeftellt haben (offtiales ipsius quasi iure patronatus utentes, in eodem predio fratribus Runensibus graues molestias intulerunt, sed et runcatores suos passim in nemore predicto plantauerunt). 114

Hin und wieder wurde auch die Anlage von Neugereuten auf Kloftergründen dur die Ausübung des landesfürftlichen Yagdrechtes behindert. So wird 1243 geklagt, daß das Klofter St. Lambrecht in feinen Wäldern und Neugereuten in der Beitih und zu Dobrein bei Aflenz nicht wenig beläftigt werde dadurch, daß Herzog Friedrich der Streitbare es für gut befunden hatte, den Anbau der Neugereute, welchen fie in jenen Gegenden ſchon längſt durdgeführt hatten umb noch durdführten, wegen der Ausübung des Gejaides auf Rath gemwifjer Leute einzuftellen (querulose insinuauit, monasterium suum in quibusdam nemoribus et noualibus sui predii, hoc est in Vitscha et Dobryn per nos non modicum aggra- uari, videlicet in eo quod culturam noualium quam in illis partibus iam dudum fecerant et faciebant, propter venationes ferarum exercendas ibidem duxeramus instinetu quorundam tune temporis inhibendam), Herzog Friedrich anerkennt die Rechte des Abtes und widerruft die Einftellung der bereit begonnenen und noch zu beginnenden Rodungen, fo daß nicht nur an den vorgenannten Orten, jondern aud in ihrem Walde, welder ihr Gut, nämlih das Thal von Aflenz berührt, und welches Zell (Maria-Zell) genannt wird, dem Kloſter volljte Freiheit gewährt wird (inbibitionem factam per nos noualium inceptorum sev incipiendorum per omnia reuocantes, et non tantum in locis illis predictis verum etiam in silus sua que predium ipsorum, hoc est vallem Avelencensem contingit que Cella vocatur ..... sepe dieto abbati et suis successoribus in futurum et ipsius monasterii veibus et profectu disponendarum rerum liberam concedimus facultatem), 115

111 Fontes XI. 10 Nr. 7. Meiller, Regeften 55 Nr. 2.

112 1188, 31, Mai, Mautern. Fontes XI. 24 Nr. 16. Meiller, Regeften 65 Nr. 38,

113 1188. 31. Mai, Mautern. Fontes XI. 25 Nr. 17, Meiller, Regeften 65 Nr. 39.

114 1212, Neinbert von Mured entjchädigt das Klofter Reun für einen von feinem Bater bemfelben gejchenkten Wald und Neureute auf dem Nadel, die er zu feinem Schloſſe Arnfels gezogen. Steierm, Urfb. II. 184 Nr. 122,

115 1243, Ende Juni, Friefah, Steierm- Urfb, II. 536 Nr. 423, Meiller, Regeften, 176 Nr. 124.

Fortſetzung folgt.)

Aug.-Sept. 1895.) Literarifhe Beridte. 377

——

Litexariſche Berichte.

Die Wildbachverbauung in den Jahren 1883 bis 1894. Herausgegeben vom Ef. f. Aderbauminijterium. Ein Quartband mit 25 Zafeln. Wien, Wilhelm Frid. fl. 8.—.

Die Redaction des „Centralblatt für das geſammte Forſtweſen“ wünſchte die Beiprehung des oben betitelten Werkes durch einen im praktiſchen Dienite ftehenden Forſtbeamten des ſchweizeriſchen Hochgebirges.

Nach mancherlei begreiflichen Bedenken habe ich mic dieſer Aufgabe unter⸗ zogen.

Um die vorliegende Arbeit voll würdigen zu können, wäre eine Kenntniß der Wildbachgebiete Oeſterreichs aus früherem Beſuche oder aus eigener Anſchau—⸗ ung ſpeciell zu dieſem Zwecke unerläßlich.

Beide Erforderniſſe gehen mir ab; nebſt den Wildbachgebieten der Schweiz habe ich vor Jahren nur einige Gegenden des bayeriſchen Hochgebirges beſucht in Oeſterreich war ich nie.

Obgleich nun die Schilderung des geſammten Charakters der öſterreichiſchen Gebirgsländer und der einzelnen Flüſſe und Wildbachgebiete ſo anſchaulich iſt, daß ſich der im Gebirgsland thätige Forſtbeamte ſofort orientiren kann, ſind unrichtige Auffaſſungen über die im Werke geſchilderten Zuſtände möglich. Ich möchte daher von vorneherein um Nachſicht bitten, wenn Irrthümer unterlaufen follten.

Die Einleitung des umfangreihen Werkes führt ung zum Herbſt 1882 zurüd. Damald war der Südabhang der öſterreichiſchen Alpen, namentlich der- jenige der Länder Tirol und Kärnten dur die verheerende Wirkung der Hoch— wafjer und des Gejciebetransportes der Wildbähe in einem bisher nod nie beobadteten Maße vermüijtet.

Die Regierung ſah die Nothwendigfeit zur jchleunigen Einführung von Ihügenden Maßnahmen ein.

Im Jahre 1883 unternahm der Aderbauminifter Zulius Graf Falkenhayn eine Reiſe nad Frankreich zum Studium der Wildbachverbauungen daſelbſt; ebenfo wurden öſterreichiſche Forftbeamte zu gleihem Zwede dahin entjendet.

hon in demjelben Jahre legte das Aderbauminifterium Gefegesvorlagen

über Wafferbau vor, welde unterm 30. Juni 1884 in Kraft erwuchſen und die Grundlage der Organifation des jegt beftehenden Wildbadhverbauungsdienftes boten. Dieje am Schluffe des Werkes enthaltenen Gefege zerfallen in zwei Theile:

A. Geſetz vom 30. Juni 1884, betreffend die Förderung der Landescultur auf dem Gebiete des Wafjerbanes.

5 Zur Orientirung aud für weitere Kreife entnehmen wir biefem Geſetze folgenden kurzen Auszug.

I. Finanzielle Beftimmungen.

Bur Förderung von Unternehmungen, welde den Schuß des Grundeigen- thumes gegen Wafjerverheerungen, oder die Erhöhung des Werthes der Grund- ftüde durch Entwäfferung oder Bewäfferung zum Zwecke haben und deren Aus- führung im öffentlichen Intereſſe liegt, wird ein Meliorationsfonds gebildet, welhem in den 10 Jahren 1885 bis 1894 je 500.000 fl. aus Staatsmitteln zuzuweiſen find. Diefer Fond wird vom Aderbauminifter verwaltet. Die in einem Verwal- tungsjahre nicht verwendeten Beträge bleiben dem Fonds für fpätere Zeit erhalten.

Aus dem Meliorationsfonds werden bejtritten:

378 Literariſche Berichte. (XXI. Jahrgang.

1. Die Koften der aus Pandesmitteln auszuführenden Unternehmen, unter Beitragsleiftung der mitbetheiligten Bezirke, Gemeinden oder Waſſergenoſſenſchaften bis zu 30 Procent des veranjhlagten Erfordernifjes.

2. Die aus Landesmitteln gewährten Beiträge an die von beftimmten Ber zirten, Gemeinden oder Waffergenofjenfchaften auszuführenden Unternehmen, in diefem Falle

a) Als nit rüdzahlbaren Staatsbeitrag bis zu 30 Procent der veranfchlagten Koften, im Falle es fih um Schug der Grunditüde gegen Wafferverheerungen (Uferbrühe, Berfhotterungen, Ueberſchwemmungen) handelt, oder bis zu 50 Procent, wenn gleichzeitig die unfchädliche Ableitung eines Gebirgswaſſers vorgenommen wird.

b) Al nit rüczahlbaren Beitrag von mindeftend 20 Procent des ver- anſchlagten Erfordernifjes oder als ein zu höchſtens 4 Procent verzinslichet, in angemefjenen Naten rüdzahlbares Darlehen im Betrage von 30 biß 100 Procent des Kojtenvoranjchlages, im Falle Srundftüde durch Entwäfferung oder Bewäſſe— rung in ihrer Ertragsfähigkeit gehoben werden jollen.

Die übrigen Kojten und der Reſt der Geldbeihaffung find von den einzelnen Landestheilen, Bezirken, Gemeinden oder Waffergenoffenihaften durch angemefjene Bertheilung zu übernehmen.

II. Wafjerredtlihe Bejtimmungen.

In diefem Abjchnitte werden die Rechtsverhältniffe geordnet in Bezug auf:

1. Beitragsleiftung der mitbetheiligten Grundbefiger an die Koſten der Meliorationsarbeiten.

2, Entzug von Wafjerfraft und Wafjerrehten zum Zwede der Anlage von beffer rentirenden Bewäfjerungen und Entwäfjerungen.

3. Beitimmungen über Geldbefhaffung und Incaſſo der Beitragsquoten von Seite der betheiligten Grumdbefiter.

B. Gejes vom 30. Juni 1884, betreffend Vorkehrungen zur unſchädlichen Ableitung von Gebirgswäflern.

Darin find die Beftimmungen forftpolizeiliher und wafferrehtliher Natur enthalten, weldhe zur Erhaltung oder Berbefferung der Zuftände in den Fluß— gebieten nothwendig erſcheinen.

In $ 1 wird das Gebiet, auf welches ſich die nahfolgenden Beftimmungen beziehen, als Arbeitsfeld (Perimeter, Berbauungsgebiet) firirt, weldes nebſt dem Gerinne ſelbſt jene Barcellen des Sammelbedens zu umfaffen hat, deren Bodenzuftand eine Borforge in Abfiht auf die Anjammlung oder den Abflug des Wafjers erheijcht.

Innerhalb des Perimeters fönnen alle jene Bauten und fon- ftigen Borfehren angeordnet werden, welde zur unſchädlichen Ab- leitung des Gebirgswafjers erforderlid find, wie insbejondere:

Schalenanlagen, Grundfhwellen, Wehren, ZThaljperren, Ent- wäjjerungen, Hegelegung, Berajung, Yledhtzäune oder Aufforjtung und die Ausjhliefung oder Anwendung beftimmter Arten jowohl der Benügung der Wälder, Weiden und anderen Grundjtüde, als aud der Bringung der Producte.

Diefe allgemeinen Grundjäge enthalten in kurzer Zufammenfaffung fo ziem- (ih alle Maßregeln, weldhe mit Rüchſicht auf culturelle Berbefferung des Sammel- gebietes und der Ausführung von Schugbauten als nothwendig erſcheinen.

Ferner bejtimmt das Geſetz:

Baumaterialien, welche auf dem Perimeter oder auf benahbarten Grund» ftüden vorhanden find, müffen zur Durhführung der Bauten überlaffen, ebenjo die Zufuhr folder zur Bauftelle über die Grundftüde Dritter geftattet werden, beides jelbjtverftändfich gegen Entjdädigung.

Aug.-Sept. 1895.) Piterarifhe Berichte.

379

Zum Arbeitsfelde gehörige Grundftüce können enteignet werden, wenn dies für den Zweck des Unternehmens nothwendig erſcheint; ebenjo find Nutzungsrechte dritter Perſonen abzulöjen, joferne deren Belafjung das VBerbauungsgebiet gefährden würde.

Die weiteren Paragraphe enthalten Beftimmungen über Aufftellung und öffentlihe Auflage der Verbauungs- und Aufforftungsprojecte, Behandlung der Einjpraden und Entihädigungsanfprüdhe und die Art und Weife der Erledigung diejer Rechtsfragen, ferner Strafbeitimmungen bei Uebertretung der vorenthaltenen Vorſchriften und bei Zerftörung oder Beihädigung der Culturen und Bauten, zulegt die Organifation der Landes: und Specialcommiffionen und Schlußbeftim> mungen. Im Detail hier darauf einzugehen würde zu weit führen.

Nah Erlaß diefer gejeglihen Grundlage erfolgte die Organifation des BWildbahverbauungsdienftes.

Einer forjttehnijchen Abtheilung wurde als Aufgabe einzig und allein die Wildbahverbauung übertragen und diejelbe in zwei Hauptjectionen eingetheilt, die eine in Villa für die Länder Kärnten, Küftenland, Krain, Steiermarf, Salzburg, Ober» und Nieberöjterreih, Tirol und Vorarlberg, die andere in Tejchen für die Yänder Böhmen, Mähren, Sciefien, Galizien und Bukowina. Bon diejen Haupt» jectionen wurden fleinere Unterſectionen losgelöft und diefelben auf die einzelnen Länder und Arbeitsgebiete nad Bedürfniß vertheilt mit Dislocationen nad dem jeweiligen Stand der Aufnahmen und Bauten.

In Tirol waren diefe Arbeiten vor Organifirung des Verbauungsdienjtes den Forfttechnifern der politiihen Berwaltung übertragen. Diefe Uebertragung hat ſich in Defterreih nicht bewährt, weil genanntes Perfonal wegen Arbeits« überhäufung im eigentlihen Forftdienfte feine Zeit fand, der neuen Aufgabe gehörig obzuliegen.

Aus diefem kurzen Auszuge geht hervor, daß die Gejegbeftimmungen und die Organifation wohl geeignet waren, raſch eine Ueberſicht über die Zuſtände in den Wildbachgebieten, jowie über die auszuführenden Schugbauten und zu bejeitigenden Uebeljtände zu gewinnen, um mit Erfolg Hand an das große Werk legen zu fönnen, bejonders da der ftaatlihe Meliorationsfonds für den Zeitraum von 1892 bis einjchließlid 1904 von 500.000 fl. auf jährlih 750.000 fl. erhöht murde.

Charafteriftil der Wildbähe und Syſteme der VBerbauung.

Bor Entwurf der Verbauungsprojecte wird ein vollftändiges Studium des uellengebietes und des Flußlaufes verlangt, um Klarheit und UWeberficht über Urjahe und Wirkung der thätigen Naturfräfte und der fchädigenden Einflüffe, wie Ueberſchwemmung, Uferbrücdhe, Ueberfchotterung, Muhrgänge u. ſ. w. zu erlangen.

Der raſche Abfluß großer Waffermaffen, welcher das durch Vermitterung, Erofion, Gletſchertransport oder Aufweihung feitliher Hänge durch Sider- und Quellwaſſer in den Rinnſalen angehäufte Geſchiebe mitreift, wird als Haupt- urſache der zerjtörenden Wirkung der Wildbähe bezeichnet.

Ein richtiges Verbauungsſyſtem muß daher fuchen:

1. Das Quantum des auf einmal abfliefenden Waſſers zu vermindern.

2. Die Loslöfung und den Transport des Geſchiebes möglichſt zu verhindern:

Erjtere Aufgabe wird durch Verbefferung des culturellen Zuftandes des Sammelgebietes der Wildbähe zu erreihen geſucht.

Durd das Kronendah der Waldbäume werden befanntlich circa 20 big 50 Procent, bei Schneefall oft bis 80 Procent der Niederichläge zurüdgehalten und zur langjamen Speifung der Bäche und Quellen verwendet. Ein großer Theil des Niederfchlages verdunitet an der Baum- und Pflanzenoberfläche.

Bei lüdigen Waldungen oder lichibeftodten Weideflähen an der oberjten Waldgrenze konn diefer Procentjag vielleiht auf 10 Procent oder tiefer herab-

380 Literariſche Beridte. [XXI. Jahrgang.

finten. Es ift diefer Kleine Bruchtheil des zurüdgehaltenen Waſſers jedoch oft don von hohem Werthe, um die Stoßkraft der Wildwaffer und die Ueber- ſchwemmungsgefahr wejentlid zu verringern.

Wird durch Vermehrung der fahlen Stellen im Sammelgebiete die auf einmal abfließende Waffermenge nur um 5 bis 10 Brocent erhöht, fo kann diefes größere Wajjerquantum oft ſchon Hinreihen, um den früheren Gleichgewichtszuſtand der Bachſohle aufzuheben und große Gejchiebstransporte, Uferbrühe und Ueberſchwem⸗ mungen zu verurjaden.

Beinahe in jedem Forſtrevier der Gebirgsländer werden Beiſpiele vor- handen fein, daß früher unfhuldige Gebirgsbäcdlein oder Grabenrunfen durd mehr oder weniger große Holzjhläge im Sammelgebiete plöglic zu gefährlichen Wildbähen wurden.

Ebenjo können Eleinere Wildbäche wieder einen ruhigeren Charakter erhalten, wenn e8 durch Aufforftung oder Berafung gelingt, den raſchen Wafferabfluß und den Geichiebetransport vielleiht nur um 10 bis 20 Procent zu reduciren.

Die Aufforftung von Weide-, Wiefen- und Kahlflähen, oder wenn dies unmöglid, die Berafung lesterer wird die hauptſächlichſte Maßregel fein, um den rajhen Wafferabfluß zu verhüten.

Aber auch zur Löſung der zweiten Aufgabe, zur Verhütung der Loslöfung des Geſchiebes aus dem Quellengebiete find dieje culturellen Vorkehrungen von großer Bedeutung.

Die Befeftigung der Bodenoberflähe mittelft guter Berafung oder in er: höhtem Maße dur die Baummurzeln eines kräftigen Waldbejtandes ift für die Verhütung der verheerenden Wirkung des Wildbaches mindeftend ebenſo wichtig, wie die Verlangfamung des Waflerabfluffes. Durh die Wurzeln des Raſens oder der Bäume wird das lodere Geſchiebe mechaniſch gebunden und zurüd- gehalten. Diefe mechanifche Arbeit der Vegetation wird von Theoretikern oft unterſchätzt. Gerade das Gejchiebe, welches den oberften Einzugsgebieten ent- nommen ijt, wird vom Wildbahe als Grabwerkzeug benukt, um im dem tiefer gelegenen Gerinnen die Bachſohle mehanish tiefer zu legen.

Durd Entzug diejes Werkzeuges wird die auch rajch abfließende Waſſer— mafje in dem alten, ausgewaſchenen Bachbett wenig Geſchiebe mitreißen.

Beide Wirkungen der culturellen Verbeſſerung des Sammelgebietes zu- fammengehalten, führen zum Schluffe, daß auf die Yöjung diefer Aufgabe beim Beginn der Wildbahverbauung das Hauptgewicht zu legen ift.

In der Schweiz haben wir jhon verſchiedene Beifpiele Fleinerer Wildbäche, die einzig und allein dur volljtändige Aufforftung des Sammelgebietes ihren Charakter verloren haben und in unjhuldige Quellbächlein umgewandelt worden find.

Es haben fich diefe Arbeiten der Aufforftung und Berafung, jo weit es bie Höhenlage und die Bodenbejhaffenheit nur einigermaßen erlauben, auszudehnen und es ift auch das Entjtehungsgebiet der Heinjten Munfe, ſowie dieje jelbjt, wenn immer möglich, mit jhügendem Pflanzenwuchs zu befleiden.

Es werden dann folgende in Dejterreich gemachte Beobachtungen hervorgehoben:

„Die Region unmittelbar unter der Schneegrenze erleidet die größte Zer- trümmerung. Hier mangelt die jhügende Bekleidung des Bodens mit Vegetation oder Schnee und hier ijt der häufigste Wechjel der Temperatur ober und unter dem Nullpunkt zu conftatiren.

Was die Erpofition anbelangt, jo find die Sübdabhänge der Verwitterung mehr ausgejegt, al8 die nördlichen. Die vorwiegend DBermitterungsproducte führenden Alpenwildbäche, zu welchen in erjter Linie die der Kalkalpen zu zählen ver bieten daher im allgemeinen der Verbauung feine günftigen Operatione- gebiete.“

Aug.-Sept. 1895.] Literariſche Berichte. 381

In der Schweiz habe ich nun vielfach die Beobachtung gemacht, daß dieſe vegetationsloſen Gebiete zwiſchen ewigem Schnee und beraſtem Boden im Quellen» gebiete der Gebirgsflüſſe glücklicherweiſe meiſt ſchon längſt bis auf den nackten Fels, oder bis auf große Geſteinstrümmer, die der Bach nicht fortbringt, aus— gewaſchen find.

Scduttfelder in diefer Höhenlage, welche feineres Geſchiebe enthalten, haben ihren Fuß meift auf Terraffen oder janften Gehängen, wo das Geſchiebe nicht weggeipült werden fann. Einen jährlichen Beitrag zu dem gefammten Geſchiebe eines Wildbadhes liefern die Gehänge an der Schneegrenze im Einzugsgebiete der Bäche in Folge Verwitterung allerdings, jedoch ift diefer Zuſchuß gewöhnlich ein conftanter und dauert nur wenige Sommermonate an.

Aehnlich verhält es fi mit dem von der Gletjcherzunge am Ausfluß des Gletſcherbaches an denfelben abgegebenen Glacialſchutten. Es iſt dies ebenfall ein alljährlich bejtimmtes Quantum, allerdings etwas beeinflußt durd das größere oder Fleinere Abjchmelzen des Gletſchers in heißen oder kühlen Sommermonaten. Die größere Abgabe von Bachgeſchiebe auf einmal durch die in molefularer Bewegung befindlichen Gletſcher erfolgt jelten, etwa bei Abſturz losgelöfter Eis— ſchichten mit aufgelagertem Moränenjhutt über dem Gletjcherthore.

So kommt es, daß, wie auch im Werke angeführt und übereinftimmend mit hiefigen Beobadtungen, die den Gletſchern entjpringenden Wildbäche meift nicht die gefährlichften find, wenn fie nicht in ihrem unteren Lauf durch feitliche Zufuhr von großen Waffer- und Gejhiebemafjen zu ſolchen geftempelt werden.

Slacialjhutt kann nun allerdings dem Wildbadhe in großen Maffen zuge- führt werden, fobald die Moränen früherer Gleticherperioden vom Wildbache wegefpült werden. Die Zerfegung diefer Schuttmaſſen ift dann meift eine ſehr raſche.

Nah Beobadtungen im Forftfreije Interlaken ift es aljo mehr das bem Gebiete unterhalb der Vegetationsgrenze entnommene Ge- jhiebe, weldhes Berheerungen an Eulturländereien verurjadt, als dasjenige, weldes der überliegenden Höhenzone entnommen wird,

Diefe Wahrnehmungen eritreden fich leider auf ein nicht allzugroßes Be- obahtungsgebiet; immerhin glaubte ich bei diefer Gelegenheit zu weiteren ein» ſchlägigen Nahforfhungen anregen zu jollen.

Die Erofion mit der Vertiefung der Ninnfale, der Unterwafhung, Zer- wühlung der Berghänge und der Runjenbildung wird daher auch übereinftimmend mit hiefigen Zuftänden als weit überrafchender in ihren Wirkungen bezeichnet, al8 der Materialtransport infolge VBerwitterung, Berg: und Lawinenſturz, Stein- ſchlag und Glacialſchutt.

Es heißt dann Seite 7 wörtlich:

„Naturgemäß wird die Eroſion unter ſonſt gleichen Verhältniſſen, alſo unter gleichen geognoſtiſchen Gefälls- und Witterungsverhältniſſen umſomehr zur Geltung kommen müſſen, je raſcher der Waſſerzufluß iſt, und es wird deshalb und weil die Vegetationsdecke der erodirenden Kraft des Waſſers mechaniſchen Widerſtand entgegenſetzt, die Eroſion in einem kahlen Sammelgebiete mehr zur Geltung kommen, als in einem mit Vegetation hinreichend bedeckten und ge— jhügten Gebiete. Daraus erhellt deutlich wieder die Aufgabe der Cultur im Nieder: ſchlagsgebiete, gleichzeitig aber au die Durdhführung folder Maßnahmen, die geeignet find, dem jhon entjtandenen Uebel Einhalt zu thun und die vorhan- denen Wunden zur Heilung zu bringen.“

Auf diefer Grunderfenntniß beruht wohl der Schwerpunft der neuen Ver— bauungstheorie und »Praris, indem alle Arbeiten am unteren Theile der Fluß— läufe als nur von zweifelhaften und vorübergehendem Werthe anzufehen find, wenn nicht eine culturelfe Verbeſſerung des gefammten Einzugsgebietes bis herauf zur feinften Wafjerader vorangegangen ift.

382 J Literariſche Berichte. XXI. Jahrgang.

Die Wildbäche werden alsdann in zwei große Gruppen eingetheilt, in die der Alpen (Hochalpen) und jene des Berg- und Hügellandes.

Den Wildbächen der Hochalpen iſt meiſt eine ganz beſondere, häufig mit den Waſſermaſſen in gar keinem Verhältniſſe ſtehende Materialführung eigen, welche ſeine höchſte Stufe beim Mu hrgange erreidt.

Die Wildbähe des Berg: und Hügellandes (bei uns Vorberge genannt) jhaden mehr durch große Wafjermaffen, welche Uferbrüdhe und Ueberjhwenmmun- gen, auch durch unregelmäfiges Wühlen in alten Scotterlagen Abſchwemmung oder Geſchiebsübertragung werthooller Gulturgründe veranlafjen.

Die Verbauung der Wildbähe der Hocalpen wird weſentlich erjchwert durd die Oppofition ſeitens der Bevölkerung. Es iſt dies die gleihe Er» ſcheinung wie bei uns in der Schweiz. Wer die Zähigfeit kennt, mit welder fi die Gebirgsbewohner gegen die Aufforftung ſchlechter, halb verrutjchter Weide: flähen, wo nur Ziegen und Schafe fpärlih Nahrung finden, oder jteiler Wild» heuhänge an der Begetationsgrenze, ftemmt, weiß die Schwierigkeiten, welde der eulturellen Berbefferung des Einzugsgebietes hierdurch erwachſen, voll nnd ganz zu würdigen.

Dft genügte gewiß nur die Entfernung der Ziegen- und Scafweide aus dem halb nadten Ginzugsgebiete, oder die Bejeitigung der Wildheuerei auf mehrere Jahre hinaus, damit die von Runfen durdhfurdten, verrutichten Berg— hänge ſich wieder mit fchügenden Raſen befleideten. Es find dies Maßregeln, welde auch gegen den Willen der Bevölkerung zur guten Löſung der gejtellten Aufgaben unbedingt durchgeführt werden müſſen.

In Oeſterreich ſowohl wie in der Schweiz dient hierzu im äußerften Falle die auf gejegliher Grundlage gewährte Erpropriation. Schr oft find gütliche Aömachungen über culturelle Verbefferungen des Einzugsgebiete8 dann möglich, wenn die Vorbereitungen zur rechtlichen Enteignung getroffen find, indem die Gebirgsbewohner meift mit Yeib und Seele an ihrem Grundeigenthum hängen. Sobald dann die Verbauungs- und Aufforftungsarbeiten im Gange find, befjert fih das geipannte Verhältniß zwijchen VBerbauungstehnifern und Bevölkerung meift raſch. Die Leute fehen dann ein, daß es fih um feine Pladerei, jondern um dringend nothwendige Mafregeln handelt. Ich möchte aljo der Oppofition der Bevölkerung fein allzugroßes Feld einräumen, immerhin unter Berüdjihtigung und voller Würdigung der landwirthfcaftlichen Erträge und der Eriftenzfragen der meift ärmlichen Leute.

Die Bekleidung der nadten Berghänge mittelft Aufforftung bietet ſichereren Schuß, als die bloße Berafung. Sie iſt daher von der Grenze der Holzvegetation an der bloßen Berajung unbedingt vorzuziehen. Auf befjeren Böden werden die dem Standort angepaften Laub» und Nadelgölzern verwendet. Zur Bekleidung der vegetationslojen, mageren ZTerrainpartien haben wir mit den verjdiedenen Erlenarten die vorzüglichiten Erfahrungen gemadıt, nämlich in den Hodlagen mit der Alpenerle, tiefer mit der Weißerle und auf den Scuttfegeln und den tief- gründigen, wafferzügigen Brucdlehnen auch mit der Schwarzerle.

Erjt in zweiter Linie folgen die Zurüdhaltung des Materials durd Thal: jperren und Schugbauten gegen feitlihe Unterfpülung der Berghänge, Steinſchlag und Yamwinengefahr.

Wo Seen zur Schuttablagerung fehlen und eine Zurüdhaltung des Ge: ichiebes im Quellengebiet nicht möglich erjheint, wird die empfohlene Abhilfe, bereit auf den Scutitfeldern im Thalinnern oder auf einem ertraglojen Theile de8 Schutttegels förmliche Materialablagerungspläge zu jchaffen, von gutem Erfolge begleitet fein.

Immerhin möchte ih an dem Grundfage feithalten, daß die der vegeta- tionslofen Negion entjtammenden Wildbäche in ihrem Urfprunge nicht die ges

Aug.-Sept. 1895.) Literarifhe Berichte, 383

fährlidften find und daß diefelben erft durch jeitlihe Zufuhr von Material, welches dem Gebiete unterhalb der VBegetationsgrenze entftrömt, zu eigentlich ge- fährlihen Wildbähen geftempelt werden, daß aljo auch bei diejen Bächen die Berbauung und Aufforftung von gutem Erfolge fein kann.

Der Anfiht ſchließe ih mich allerdings auch an, daß die ausſchließlich erodirenden Wildbäche, deren Entjtehungsgebiet unterhalb der Vegetationsgrenze liegt, für die Verbauungsthätigfeit ein danfbareres Feld liefern.

Die Beſſerung der culturellen Beihaffenheit des Niederfchlagsgebietes ver» folgt bis zur legten, feinften Munfenbildung die Aufforftung fahler Rutſchflächen, die Confolidirung der unterwühlten Hänge mittelft Yeitwert (bei uns Streich— werk genannt), die Zurüdhaltung des Geſchiebes durch Querwerfe (Flechtwerk, Sperren ꝛc.) und die damit verbundene Verhinderung der Sohlenerofion, jowie die unſchädliche Ableitung der Quell» und Siderwäffer mitteljt Entwäfferung find die wichtigſten Vorkehrungen, weldhe als Gefammtproject durchgeführt, dazu ge- eignet find, einen Wildbad zu beruhigen.

Wird bei diefer Kette der ſyſtematiſch und in beftimmter Reihenfolge aus— zuführenden Arbeiten dag eine oder andere Glied außer Acht gelafien, jo kann der Gefammterfolg in Frage geftelft fein.

Die Wildbähe der Berg. und Hügelländer entnehmen ihr Geſchiebe meift nur bem oberjten heile des Laufes, wo das Gefälle ein bedeutenderes ift und brüchige Stellen vorkommen. In den tieferen Lagen verurfahen Uferbrüdhe die Materialbewegung.

Zur Eorrection diefer Bäche find die Einzugsgebiete culturell zu verbefjern, Brüche zu befeftigen, die Gefälle durch Querbauten zu breden und das im Bad- bette vorhandene Geſchiebe zurüdzuhalten.

Im Grunde genommen, iſt aljo das Verbauungsſyſtem von demjenigen der Hochalpenwildbäche nicht wejentlich verſchieden.

Die Durdführung der Schugbauten im unteren Theile der größeren Flüſſe ift bei ung meift dem Angenieurperjonal des Staates zugetheilt und glaube ich daher diejen Gegenſtand hier übergehen zu dürfen.

Damit jchließe ih die kurze Beiprehung desjenigen Theiles des Werkes, in weldhem die allgemeinen Grundjäge, welde bei dem öfterreihiihen Ver— bauungsiyfteme befolgt wurden und befolgt werden jollen, fejtgejtellt find.

= %

=

An der Hand diefer Grundfäge wurden nun jämmtlihe Gebirgsländer Defterreihs nad) Bodenconfiguration, geologifshem Aufbau, Verwitterungszuftänden, Niederihlagsverhältnifjen vorerjt einem allgemeinen und jedes Wildbachgebiet einem bejonderen Studium unterworfen mit Angabe der im Laufe der legten zehn Jahre ausgeführten oder entworfenen Meliorationsarbeiten und deren Erfolg. Die Re- jultate diefer Unterfuhungen find im folgenden, 250 Seiten umfafjenden Haupt: theile des umfangreihen Werkes niedergelegt.

Die Schilderungen der Zuftände in jedem einzelnen Yandestheile und jedem Fluß: und Wildbadhgebiete find jo far, treffend und fnapp gehalten, daß eine Wiedergabe in furzem Auszuge nur als fümmerliches Zerrbild erſcheinen möchte.

Eine Kritit der darin enthaltenen Angaben über Urjahe und Maßregel zur Abhilfe der vorhandenen Gefahren und Uebelftände ift nur dem mit den Localitäten genau vertrauten Techniker möglich.

Wir müflen und daher damit begnügen, für einen weiteren Leſerkreis bier einige Proben dieſer Beſchreibungen in bunter Reihenfolge zum Abdrud zu bringen.

Böhmen. Das Stromgebiet der Elbe. (S. 37 umd 38 bis Beile 22.) Gentralblatt f. d. gej. Forſtweſen. 26

384 Literariſche Berichte. [XXI. Jahrgang.

Oberöfterreid. Das Gebiet der Traun und Hallftädter Mühlbad. (S. 53 und 54.) Salzburg. Das Salzahgebiet und der Shmittenbad. (S. 71.)

Steiermark.

Fölzbach. (S. 85 unten und ©. 86 ohne die 6 letzten Zeilen.)

Kärnten. Seite 89 oben allgemeine Configuration und Das Drauthal. (S. 89 und 90 bis Zeile 24.) AS Seitenbadh, welher den Beweis liefert, wie oft ein einziger größerer Kahlſchlag im Duellengebiet das Gleichgewicht des Wildbaches ftört, möge in diefem Gebiete angeführt werden die Beſchreibung des

Simmerlader oder Toblgrabens. (S. 93, Zeile 18 bis 31.)

Das Höllthal. (S. 100, allgemeiner Charafter,)

Bon den vielen Seitenbähen führen wir nur an die fehr anjhaulide und

lehrreihe Beſchreibung des Klauſenthalkofel. (S. 103 unten, ©. 104 und 105 bis Zeile 9.) Die Rejjelthäler von rain. (S. 123, 13 erfte Zeilen des betreffenden Abjchnittes.)

Die weitere Beichreibung hier zu verfolgen nähme zu viel Zeit in Anſpruch, doch möchten wir die Nefultate der Erforſchung der dortigen Höhlen und Keſſel— thäler Jedermann zum Studium empfehlen.

Tirol und Vorarlberg.

Nah den aus Chroniken entnommenen Weberlieferungen fanden in den ver- jhiedenen Jahrhunderten durh Hochwaſſer Verheerungen jtatt:

Im 5. Jahrhundert feine u: 6. 7. 10. A je 1 " 8. und 11. " " 3 R 9. : 4 n 12. " 5 " 13. " 14 14. und 15. je 21 16 45 " 17 n 51 " 18 " 58

ke 19. A 116

Obgleih die Aufzeichnungen früherer Jahrhunderte mangelhaft jein mögen, geht doch aus diefen Zahlen eine progrejjive Steigerung des Waſſerſchadens deut- ih hervor. Ob dies mit dem Umſtande zufammenhängt, daß erjt im Laufe der legten und bejonder8 im 19. Jahrhundert die Holzvorräthe infolge von Preis- jteigerung zur Nugung kamen und der ausgedehnte Kahlſchlagbetrieb die Friti- hen Zuftände herbeiführte, kann nicht ohne eingehende Studien beantwortet

Ang.-Sept. 1896.) Literarifhe Berichte, 385

werden. Oberflählihe Behauptungen haben bei ber Löfung folder Fragen keinen Werth. Sicher ift, daß durch auferordentlihe Niederichläge auch folhe Wildbäche plöglid im Gleichgewicht geftört werden, in deren Sammelgebiet feine wejentliche eulturelle Verſchlechterung ftattfand.

(Folgt von ©. 143 die 15 letzten Zeilen und ©. 144 bis zu ber 32. Zeile)

Anmerkung. Nah dem forftamtlihen Jahresberichte wüthete der Föhn im Heindelwalde und Lauterbrunnenthale des Forjtfreifes Interlaken am 27. October 1882 in noch jelten conftatirter Heftigfeit. Auf großen Streden wurden ſämmtliche Häuſer abgededt. In der Gemeinde Heindelwald wurden nach amtlicher Schägung 35.270 Stämme (meiftens Fichten), in Yauterbrunnen 16.109 Stüd vom Föhn» fturme geworfen. Die Niederfchläge waren unbedeutend.

Desthal. (Ederbad, ©. 155, Zeile 4 bis 23.) Damit müffen wir die Auszüge aus diefen höchſt anſchaulichen und lehr- reihen Schilderungen verlaffen. Die nun folgenden tabellariihen Zufammenftellungen geben Aufſchluß über:

I. Urbeitsleiftung und Bauaufwand auf dem Gebiete der Wildbad» verbauung für die Zeit vom jahre 1883 bis Ende 1393.

Nach diefer Zufammenftellung find in dem bezeichneten Zeitraume in Oeſter⸗ rei ausgeführt worden:

1. Querbauten aus Stein, d. h. Thaljperren, Grundjchwellen, Stein- faftenbauten 11.753 Stüd mit 412.914 w;

2. Querbauten aus Holz inclufive Flecht- und Faſchinenwerle im Bachbett 5868 Stüd mit 45.728 m;

3. Längsbauten, d. h. Leitwerfe, Buhnen, Sperren aus Stein und Holz 83.885 Stüd mit 158.585 w;

4. Schalenbauten 63.134 m;

5. Entwäfjerungen 71.887»;

6. Flechtzäune 914.071 m;

7. Bachverlegungen und Gorrectionen 43.265 =;

8. Aufforftungen 1501'/, Aa;

9. Berafungen 322 Aa,

Der Gejammtkojtenaufwand für diefe Bauten beträgt fl. 3,645.511.

U. Das Beitragsverhältnif des Staates, des Landes, des Bezirkes, der Gemeinde und jonjtiger Intereſſenten.

Die Beiträge des Staates betragen im Minimum 30 Procent, im Marimum 100 Procent, im großen Durdidnitte 40 bis 60 Procent.

Diejenigen des Landes betragen in allen jenen Fällen, wo der Staat nidt mit 100 Procent betheiligt ift, im Durchſchnitt 20 bis 30 Procent.

Der Reft ift von den Gemeinden und fonftigen Intereſſenten gededt worden, die betreffenden Bezirfe haben nur im drei Fällen eine fleine Beitragsquote übernommen.

Il. Die erzielten Einheitspreije.

Die Wiedergabe der nah Sectionen und Ländern berechneten Einheitspreije für die verfchiedenen Bauten enthält fehr werthvolle Anhaltepunfte für jpätere Koftenberehnungen.

Fine detailfirte Angabe würde hier zu weit führen,

26*

386 u titerarifhe Berichte. (XXI. Jahrgang.

IV. Die Arbeitsleiftung der verwendeten Sträflinge und Bwänglinge.

Bei einer Taglohnberehnung von 50 bis 80 fr. find auf biefem Wege ber wangs- und Strafarbeit für fl. 176.676°52 Arbeiten auf dem Gebiete der ildbahverbauung ausgeführt wurden.

Es bleibt uns nur noch die Beiprehung der im Anhange beigelegten Situationd- und Berbauungspläne, der verjchiedenen Conftructionen und der bei— gelegten Bilder über ausgeführte Verbauungen und Aufforitungen übrig.

Auch die beite Beſchreibung und Zeihnung läßt immer nod bedeutende Zweifel über den Charakter des Verbauungsobjectes zu. Ich bitte daher nochmals, allfällige Unrichtigkeiten in nachfolgenden Zeilen zu entihuldigen.

Tafel I. ftellt eine Seitenrunfe de8 Strafonigerbahes in Böhmen dar. Die Runfe hat bei einer Fänge von ungefähr 400m ein Gefälle von circa 45m, aljo von durhfchnittlih 11 Procent. Mehrere Seitenrunfen vermehren das Geſchiebe aus diefem tiefen Terrainausriß. Bei dem verhältnigmäßig geringen Gefälle wäre bei unferen Gebirgsböden eine ſolche Auskolkung faum zu befürdten.

Hier befteht jedod der Obergrund aus loderer Erde, der Untergrund aus Aluvialfand, jo dag die Sohle von jedem Negenguß leiht ausgekollt wird und die Seitenlehnen nachſtürzen.

Der Berbau mit nur einer einzigen Abjhlußfteinfperre beim Austritt der Runfe in den Hauptbah und mit lebendem Querflechtwerk erjten und zweiten Ranges im Grunde des oberen Theile8 mag daher hier zur VBerbauung genügen, während bei größerem Gefälle der Einbau mehrerer Stein- oder Holzjperren faum unterlajien werden dürfte.

Sehr zwedmäßig erfcheint die am unteren Theile durchgeführte Abböſchung und Berflehtung einer Seitenlehne.

Tafel II und III geben die Weberfichtsfarte und den Situationsplan einer oberen Strede des verbauten Manlig-Wildbachgebietes in Salzburg.

Das Aufforftungss und Verbauungsgebiet umfaßt den gefammten Perimeter von 2100. Höhe bis auf circa 750" auf der Thahljohle am Fuße des Schutt— tegels. Theoretiſch fund praftiih werden gegen das gewählte Verbauungsſyſtem, faum erheblihe Einwendungen möglich fein; beſonders verdient die zwedmäßige BVertheilung der Sperren in Tafel III an den engen, felfigen Stellen unterhalb der Brudlehnen und die durchgeführte Entwäfjerung letterer als typiſches Bild alle Anerkennung. Wir zweifeln daher nicht an dem vollftändigen Erfolg und an dem Steigen der Preife der Eulturländereien am Schuttkegel des Wildbadhes.

Zafel IV enthält Typen von Steinfhalen und Thaljperven, welde im Unterberggraben und Altenbadh in Salzburg angewendet wurden. Dieſe Objecte find ohne Zweifel ſehr jolid und zweckmäßig erſtellt. Es ift bier jelbitverjtändlich nit der Platz, auf die Theorie und das Detail der Conftructionen einzugehen.

Tafel V gibt Situationsplan, Yängenprofil und Detailconjtructionen einer continuirliden Sohlenverfiherung mitteljt Sperren- und Scalenbau durd eine jehr jhwierige Erojionspartie mit ftartem Gefälle, dem jogenannten „Sandkaſten“ im Gebiete des Zauhbahes (Salzburg). Die dort angemwendeten Conjtructionen find bei Stellen der Wildbahgebiete mit großem Gefälle und loderer Sohle der Gerinne, wo der Wildbad fi jtets tiefer eingräbt und feitlihe Nachſtürze ver- anlaft, jehr injtructiv.

In Tafel VI ift der in alten, mädtigen Glacialſchutt eingefchnittene Rudl-⸗ graben im Puſterthal, Tirol, durch Querprofile dargeftellt. Die jehr ſchroffen Einhänge find ſehr charakteriftiih für die Erofion der Wildbähe in hohen End» und Seitenmoränen. Die Verbauung ift mitteljt Stein und Holzjperren, Sohlen» pflajterungen, und Steinfajtenbau mit und ohne Grasbauten als Uferſchutz aus- geführt worden.

Aug.-Sept. 1895.] Literariſche Berichte, 387

Sämmtlihe Bauten bezweden bier in durdaus richtiger Weije die Stabilität der Grabenjohle. Das Aufftügen der brüchigen Seitenlehnen mitteljt Holz- oder Steinbau würde zu viel koſten und die Abböjhung der Steilhänge zu weit führen. Nahdem die Sohle verfichert ift, wird man die natürliche Abböjhung und Aus» gleihung der Gefälle abwarten, bevor die Seitenhänge zur Aufforjtung gelangen.

Tafel VII und VIII zeigen typiſche Holzbauten, nämlich Grundſchwellen (hölzerne Sperren), ein» und zweimandige Längsfteinfaften (Streihjchwellen) und Flechtwerke erjter und zweiter Ordnung aus dem Val Stava und in Rivo Lazer in Sübdtirol.

Wo Steine fehlen, muß natürlih zu Holzconftructionen gegriffen werden, obgleich erftere ftetS vorzuziehen find. Daß aud die öſterreichiſche Verbauungs- technik diejen Grundfage huldigt, geht aus dem Umſtande hervor, daß in den legten zehn Jahren nur 45.7283m Querbauten aus Holz gegenüber 412.914 m jolden aus Stein, aljo nur circa der zehnte Theil aus Holz erjtellt wurden.

Die Flechtwerke erjter und zweiter Ordnung leijten zum Nunjenverbau in den oberften Einzugsgebieten und als Zwiſchenbauten den Sperren vorzügliche Dienfte, befonder8 wenn die Badhjohle mit größeren Steinen ausgepflaftert wird.

Ueberhaupt ſchenkt man oft der Bacjohlenverbauung in den oberjten, fteilften Gebieten zwijhen den Sperren zu wenig Aufmerfjamfeit, wodurch nad Abjturz des Waffers über die Querwerfe leiht Auskolkungen entftehen, welche Fallboden und Sperren unterminiren. Zum Sohlenfhug zwijhen den Sperren haben wir mit Schindler'ſchen Pfahlreihen in loderem Boden gute Erfahrungen gemadt. Sie laffen das Wafjer ohne Strudel abfliegen und halten das Gejdiebe zurüd wie ein Sieb.

Sehr jhön find die auf Tafel IX bis XXV folgenden Bilder ausgeführter Berbauungen und Aufforftungen, welche eine Mare Vorjtellung über die Meliora- tionsarbeiten und deren Erfolg gewähren. Eine Schilderung in Worten darf id wohl unterlafjen; es fönnte dies nur eine Wiederholung der im Texte bejchriebenen Zuftände und getroffenen Maßregeln fein.

Wer ſich mit Wildbahverbau beihäftigt, wird diefes vorzügliche Werk, in weldem eine Unmaffe von jhwierigen Terrainitudien mit außerordentlihen geiftigen und förperlihen Anftrengungen niedergelegt find, mit voller Anerfennung ftudiren.

Die ſyſtematiſche und gejhichtlihe Grundlage, welche durch diefe Schrift für die bereits durchgeführten und nod durdzuführenden Verbauungen gejhaffen wurde, muß für die Gegenwart und Zufunft von eminentem Werthe jein.

An der Hand desjelben iſt es den Centralbehörden möglid, die Bau: thätigkeit von den Quellengebieten herab zu den Hauptflüffen nad einheitlihem, gut vorbereitetem Arbeitsplane zu leiten.

Es werden allerdings noch Jahrzehnte vorübergehen, bevor die durch Wildbäche erzeugten Wüſteneien befeitigt und in fruchtbare Gegenden umgewandelt find, aud wird die fortgeiegte Wirkung der Naturfräfte auch eine fortgejeßte Thätigfeit auf dem Gebiete der Wildbachverbauung verlangen. Auf diefer wiſſen— ihaftliben und praftiihen Grundlage ift der Erfolg jedoh nicht zu bezweifeln. BVereinzelte Miferfolge dürfen auf diejen Gebiete niemals entmuthigen, da die Aufgaben nod zu neu find, um mit voller Sicherheit gelöft zu werden.

Wir gratuliren den einfichtsvollen leitenden Behörden und unferen Herren Eollegen des großen Nadhbarlandes zu diejer jegensreihen Thätigfeit und wünſchen ihnen den bejten Erfolg.

Interlaken, im Mai 1895. Fr. Marti,

Kreisförfter.

Pflanzentrankfheiten durch kryptogame Barafiten verurfadt. Eine Einführung in das Studium der parafitären Pilze, Schleimpilze, Spalt: pilze und Algen. Zugleich eine Anleitung zur Belämpfung von Krankheiten der

388 Literarifhe Berichte.

[XXT. Fahrgang.

Eulturpflanzen. Bon Dr. Karl Freiherr v. Tubeuf, Privatdocent an der Uni— verfität Münden. Mit Abbildungen. Berlin, J. Springer 1895. (Wien, k. u. k. Hof- buchhandlung W. Frid.) Preis fl. 9.60.

Die Lehre von den Pflanzenfrankheiten hat in dem legten Jahrzehnten für bie Praris des Forſtweſens eine ungeahnte Bedeutung erhalten. Ein Product neuefter Zeit, hat fie fi, dank der gründlihen und unermüdlichen Forſchung einiger Männer, deren Namen ja jedem unferer Fachgenoſſen geläufig find, raſch zu einer verhältnigmäßig hohen Entmwidelung emporgearbeitet. Wenn nod vor etwas mehr als 30 Jahren der Forftihug und feine Lehre über die Entomologie, die thierifhen Schädlinge überhaupt, ſowie über die durch Elementarereigniffe her- porgerufenen Schäden nit hinausging, jo ftehen die Sachen heute anders und fein forftliches Inſtitut kann des Unterrichtes in der Pflanzenpathologie entrathen, foll e8 den Vorwurf der Unvollfommenheit in der Organifation und der Unzu— länglichkeit im Unterrichtsprogramme nit mit vollitem Rechte verdienen.

Wir leben heute mödte ic fagen in einem Zeitalter der eifrigjten Pilzforfhung; wo Naturwiffenshaft der organijhen Wejen betrieben wird, da ftehen die Pilze oben an. Die Mycologie jchreitet auf allen Gebieten, ob es ſich um Srankheitserreger beim Menſchen, um ſolche bei Thieren oder bei der Pflanze handelt, mit moderner Gejhwindigfeit vorwärts. Das Studium der Baum: frankheiten wird alljährlih durd eine Neihe neuer Beiträge bereichert und troß- dem darf man ruhig behaupten, daß ein großer Theil von Pflanzenfrankheiten uns heute überhaupt, zahlreiche in ihrem wahren Wejen unbekannt find.

Uns Forftwirthen ift Rob. Hartig’s Handbuh am geläufigften; trotzdem, daß von diefem Werte vor jehs Jahren eine Neuauflage erſchienen ift, weift es heute bereits ziemlich zahlreiche Lücken auf, welche dur die Ergebnifje neueſter Forfhungen gefüllt werden follten. Das vor uns liegende umfangreihe Wert von Tubeuf verfolgt im Allgemeinen andere Ziele als Hartig's Bud; es ift nicht für den Forjtmann allein, ſondern für einen bedeutend weiteren Kreis beſtimmt; es handelt von Pflanzenkranfheiten, wie fie dur kryptogame Barafiten verurfadht werden. Es ift ein Buch, gejchrieben für den Land» und Forftwirth, für den Gärtner und Obſtbaumzüchter, nicht minder aud für Jeden, der fich mit Pflangenkrankheiten überhaupt wijjenihaftlich bejchäftigt.

Ohne daß wir e8 vermöcten, im Rahmen eines furzen Berichtes auf das interefjante, inhaltfhwere Buch im Detail einzugehen, wollen wir zuvörderſt an der Hand ber Ynhaltsüberfiht die Dispofition und die Art und Weife der ftofflihen Gliederung furz beleuchten.

v. Zubeuf fondert die Materie in einen allgemeinen und einen fpeciellen Theil. Der erftere umfaßt nur 120 Seiten, der legtere den Reſt des beinahe 600 Seiten enthaltenden Buches. Im allgemeinen Theile finden wir jedoch nicht die Einführung in die Pilztunde, nicht die Schilderung der Anatomie, Morphologie und Syitematif der Pilze und Algen, fondern diefer Theil enthält durchaus originell behandelte Eapitel allgemeinen biologijhen Inhaltes, wie wir weiter unten des Näheren ausführen wollen. Der Berfaffer jet zum Gebrauche des Buches die anatomijhen, morphologifhen und ſyſtematiſchen Kenntniffe in der Mycologie voraus. Man darf dem Autor darob feinen Vorwurf machen, denn hätte er auch dieſen Stoff behandeln wollen, würde da8 Buch etwa doppelt jo ftarf geworden fein und es hätten lediglich Wiederholungen aus anderen vorzüglichen Lehr- und Handbüchern hier aufgenommen werden müfjen.

Das Studium des allgemeinen Theiles geftaltet ſich außerordentlich lehrreich und interefjant. Wir finden da den Parafitismus, Mutualismus und Nutricismus in ihrem Wefen von phyfiologiihem und biologishem Geſichtspunkte beiproden. v. Zubeuf definirt den Parafitismus, er unterjcheidet ihn im erat wiffenjdaft- licher Weiſe vom Saprophytismus. Barafitismus fommt nur dann vor, wenn

Aug.-Sept. 1895.] Fiterarifhe Berichte 389

der Bilz, dem Meize des Zellinhaltes einer anderen lebenden Pflanze folgend, in diefe Pflanze eindringt. Diefer Reiz ift nun freilich nicht genauer unterſucht.

Weitere Abjhnitte füllen Erörterungen über Lebensweife und Nahrungss aufnahme parafitärer Pilze, über Reactionen der Wirthspflanze oder der befallenen Zelle auf den Angriff der Parafiten, über die Wirkungen parafitärer Pilze auf da8 Leben ihrer Wirthe, auf die Geftalt der Nährpflanze, auf den Zellinhalt, auf die Zellwand, auf den anatomijhen Bau der Wirthspflanze. Ferner finden wir hier Baragraphe über die Wirkungen des Subftrates auf die Entwidelung des Parajiten, über natürliche und fünftliche Infection, über Dispofition zu Pilz— franfheiten, über Vorbeugungs- und Belämpfungsmaßregeln, über die praktiſche Bedeutung der dur Pilze erzeugten Pflanzenfrantheiten.

Es find jomit die Beziehungen zwijchen Wirthspflanze und Pilz in er: ihöpfender Weiſe beiprochen und damit dem Studium des fpeciellen Theiles ebenfo willtommene als nothwendige Grundlagen gegeben. Diefe Abjchnitte vermögen uns über die Mole der Pilzihädlinge im Pflanzenleben jo recht deutlih zu unter: richten, fie leihen uns das richtige Verſtändniß für die Sache. Der Berfaffer bricht eine Lanze für eine gemeinjame Organifation zum Scuge gegen Pilzepidemien ; zur Belämpfung der Krankheiten unferer Eulturpflanzen follten ſtaatliche Maßregeln ergriffen werden. Die Kenntniß der wichtigften Pflanzenfranfheiten und der Be— fümpfungsmittel müffe allgemein verbreitet werden und dies fünnte dur Unter: richt in der Pflanzenpathologie und durh Gründung von Berjuhsanitalten für derlei Zwecke, durd Sammlungen erreiht werden Gefichtspunfte, die auch auf dem internationalen land» und forftwirthihaftlihen Congreffe zu Wien 1890 geltend gemacht wurden, freilih nur mit wenig praftiihem Erfolge.

Den Mutualismus unterjheidet vd. Tubeuf als einen befonderen Fall des Parafitismus; er liegt vor, wenn fich ein Parafit und feine Wirthspflanze gegen» jeitig Vortheile bringen, wenn fie gegenfeitig zu ihrer Ernährung beitragen (Flechten). Den Forjtwirthen find als Beifpiele von Mutualismus am geläufigften die „Hexenbeſen.“ Beim Nutricismus dient der Pilz zur Ernährung feines Wirthes; hierher gehören die gejammten, in neuefter Zeit bejonders von Frank jtudirten Fälle von Mycorrhizen, ferner die Wurzelfnölihen (Miycodomatien) an den Erlen, veranlaßt durch Frankia-Arten und an den Leguminoſen veranlaßt durch Rhizobium,

Der fpecielle Theil beginnt hinfichtlid der Mycomyceten mit den Ascomy- ceten (Schlauchpilzen) und fliegt mit den Bafidiomyceten; daran fließen fid die nieder organifirten Pilze: die phytopathogenen Schleimpilze (Myrompceten), die phytopathogenen Spaltpilze oder Bakterien, und endlid an legter Stelle die phytopathogenen Algen.

Die Literatur ift in allen Fällen jehr forgfältig durchforfcht und benügt und geftaltet jih jo vo. Tubeuf's Werf als millfommener iteraturnadweis, als Quellenwerk für Jeden, der ſich mit dem Gegenftande näher befaffen will. Es ijt begreifli, daß bei der Leberfülle der parafitär auftretenden Pilze die weniger wichtigen nur kurz behandelt werden konnten, während den wichtigeren eine nähere Beiprehung eingeräumt wurde.

Der Tert erjcheint durd eine große Zahl (306 Figuren) von Abbildungen belebt, die nur zum geringeren Theile älteren Autoren entnommen find, zumenft Handzeihnungen und Photographien Tubeuf’s entiprungen find. Viele inftructive Habitusbilder kranker Pflanzen und Pflanzentheile find photographiide Re— pıoductionen; da bei jolden Bildern auf Schärfe der Contouren nicht in erjter Linie Rückſicht zu nehmen, fondern der Habitus entjcheidend ift, genügt diefe Re— productionsmethode für die betreffenden Fälle vollends.

Am Scluffe des Buches finden fich zweierlei VBerzeichniffe; das erfte ent- bält die Paraſiten nah Familien, Gattungen und Arten geordnet, daS zweite die Nährpflanzen, techniſche Ausdrüde und vulgäre Bezeihnungen der Krankheiten.

390 Literariſche Beridte. [XXI. Jahrgang.

Den Nährpflanzen find im zweiten Verzeichniffe unter jeweiliger Angabe der Seite die verjchiedenen Parafiten in Klammern angefügt. Die legtere Verzeihniß wird beim Nachſchlagen befonders gute Dienfte leiften, da es ung die für jede einzelne Nährpflanze befannten Paraſiten überfichtlih aufgezählt darbietet.

v. Tubeuf's Bud fann unummunden als ein hochwilllommenes Product eifernen Fleißes, umfaffender Kenntniffe und intenfiven Verſtändniſſes der Sadr begrüßt werden. Es wird der Land- und Forſtwirth, der Gärtner und Botaniler zu ihm gern greifen; e8 hat einem fühlbaren Bedürfnifje diefer Kreiſe abgeholfen. Auch ohne unfere befondere Empfehlung wird Tubeuf's Werk feinen Weg in die Büchereien der vielen Intereſſenten leicht finden und wird dort gerne gejehen werden.

Die Verlagshandlung hat nichts außer Acht gelafien, um dem Werke ein dem gediegenen Inhalte vollends entjprehendes Gewand zu geben.

Dr. Eieslar.

Das Eonjerviren von Thierbälgen (Ausitopfen von Thieren aller Art), von Pflanzen und allen Natur» und Kunftproducten mit Ausihluß der Nahrungs- und Genußmittel. Praktiiche Anleitung zum Ausftopfen, Präpariren, Gonjerviren, Stkeletifiren von Thieren aller Arten, PBräpariren und Conſerviren von Pflanzen und zur Conjervirung aller wie immer benannten Gebrauds- gegenftände. Bon Youis Edgar Andés. Wien 1894. Hartlebens Verlag. (Zu be- ziehen von der k. f. Hofbuhhandlung Wilhelm Zrid.) Preis fl. 2,75.

Nur jelten vermißt man in des Forſtmannes Heim die übliche Zier der Jagd— trophäen; neben dem Dirjchgeweih und dem Rehlkrikl, neben der Waffe der Wildjau fieht man Auer und Birkwild, manches Raubzeug in ausgeftopften Exemplaren. Wenn der junge Waidmann ab und zu ein Stündchen verfchwendet, um eine erlegte, ſeltene Jagdbeute ſelbſt zu conferviren und auszuftopfen, fo wird ihm das Object doppelt werth, wenn die Arbeit gelungen. Das Ausftopfen der Thiere ijt eine Fertigkeit, welche jich bei vieler Uebung und glücklicher Anlage zur Kunst fteigern kann. Eine Anleitung, am beften freilich mit lebendigem Worte und mit Demonitrationen, zum mindeiten aber aus einem guten Buche erfcheint unum- gänglid) nothwendig. Im vorliegenden Büdlein hat der Verfaffer auf ungefähr 100 Seiten das Nothwendigjte über die verfchiedenen Confervirungsmittel, über das Präpariren, Ausftopfen und Conſerviren ver Thierbälge niedergelegt und den Tert mit zahlreihen Figuren belebt. Das Intereſſe des Forſtmannes werden auch die Capitel über das Conſerviren der Schmetterlinge, Käfer, Herbarien und Pilze erregen, wiewohl alle dieje nur mit lapidarer Kürze beſprochen find. Auf weiteren circa 250 Seiten folgt ein wahres Sammelfjurium von Recepten, zumeift für die Hauswirthſchaft gejchrieben, die hier vielleiht mandes Braudbare wird jhöpfen können. Eine gründlichere Behandlung jener Materie, welhe am Zitelblatte de8 Buches obenan prangt, „Das Conjerviren von Thierbälgen“, auf Koften der Hausrecepte hätte den Werth des Buches ohme Zweifel bedeutend erhöht. Martin's Buch über die Zaridermie, vielleicht auch Profeffor Hinter- waldner’s „Wegweijer für Naturalienfammler” werden dem Forjtmanne au in Hinfunft willtommener bleiben.

Neueſte Erſcheinungen der JSiterafur.

(Borrätbia in der E. u. f. Hofbuhhandlung Wilhelm Frid in Wien.)

Fromme's forftliche Kalender-Tajche für 1896. Vierundzwanzigſter Jahrgang. Redigirt von Emil Böhmerle, f. f. Forftmeifter im Aderbauminifterium. Taſchenbuch in Leinenband fl. 1.60, dreitheilige Ausgabe fl. 2.20.

Ang «t “Sept. 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen, 391

Fünfftüd, Tafchenatlas der Gebirgs- und Alpenpflanzen. Für ZTouriften und Pflanzenfreunde in der Schweiz, den bayerischen Alpen, Tirol, Steiermark, Kärnten, Krain, Salzburg, im Zura, Schwarzwald, in den Bogefen, im Riefengebirge, in Savoyen, ber Dauphiné, den Seealpen und Pyrenäen. Mit 144 colorirten Tafeln. Geb. fl. 3.30.

Göler v. Ravensburg, Bom Fuchs. Beiträge zur Kenntniß feines Lebens und feiner Jagd. Heidelberg. fl. —.60.

Hufnagl (Gentraldirector in Wlafhim), Anleitung zur Führung des Tagebuches für die forft- liche Staatsprüfung. (Entjprechend jener Berordnung vom 11. Februar 1889, der zufolge jeder Candidat für die forftlice Staatsprüfung zwei Jahre in praltifcher Verwendung zu ftehen und im diefer Zeit ein Tagebuch zu führen hat.) fl. —.50.

Jahresbericht Über Beröffentlihungen und wichtigere Ereigniffe im Gebiete des Forſtweſens, der forftlichen Botanik, der forftlihen Zoologie, der Agriculturchemie und ber Meteorologie für das Jahr 1894. Herausgegeben von Profeffor Dr. Tuisto Lorey. Frankfurt a. M. fl. 1.56.

Mayer, Lehrbuch der Agricultuchemie. Zweiter Band, erfte Abtheilung. Die Bodenkunde. Vierte Auflage. Heidelberg. fl. 2.40.

Neumeifter, Fütterung des Edel- und Rehwildes. Tharand. fl. —.90.

Derfammlungen und Ausflellungen.

XIII. Generalverfammlun ng des Steiermärkifchen Forftvereins am 22, 23. und 24. Juni 1895 zu Leoben, verbunden mit einer Ercurfion in die Baron Mayr⸗Melnhof'ſchen an der Forſtbezirle Pfann- berg und Göß.

Schon im September 1893 hätte fih der Steiermärkifhe Forſtverein in Frohnleiten verjammeln und die Ercurfion durd die Forftbezirfe Pfann- berg und Göß nad) Leoben machen follen, um dort jeine Verhandlungen abzu« wideln. Der jähe und allzufrühe Tod des Gutsherrn, Franz Freiherrn von Mayr-Melnhof, mahte damals die Pläne zunichte, auf welde die Vereins» leitung heuer wieder zurüdgriff, um damit wohl eine der gelungenften und frequen- teften Verſammlungen zu inauguriren.

Um Mittag des 22. Yuni bereitS begann der Zuzug der Fachgenoſſen aus allen Gauen der Darf, jo daß beinahe 100 Berfonen anwejend waren, als in den Nad)- mittagsftunden zu den Mayr: Melnhof’ihen Sägewerken, zur Holzjhleiferei und PBappendedelfabrif in Wannersdorf aufgebroden wurde. Bis zum nächſten Morgen war die Zahl der Anweſenden auf mehr denn hundert gejtiegen.

Sehr lehrreich gejtaltete fih der kurze Ausflug in die Wannersdorfer Etablifjements. Die Anlagen haben Turbinenbetrieb mit einer Wafferfraft von 550 Pferdefräften bei mittlerem Wafjerjtande der Dur. Die Werke umfafjen 6 Säleifen, 10 Prefjen, 4 Raffineure, 1 Eircularfäge, 1 Spaltmaſchine, 1 Holz aufzug, 2 Holzihäl- und 2 Holzbohrmaſchinen, 1 Wafferpumpe, 10 voitijche Sortirer, 4 Entwäfferungscylinder, 5 Rührbutten, 6 Pappmajdinen, 2 Stoff- pumpen, 2 hbydrauliihe Dedelprefien, 6 Mahlholländer, 3 Xrodenchlinder, 4 Satinirwalzen, 2 Dedelaufzüge, 1 Erhauftor, 1 Farbenmifhtrommel, 1 Bogen- färbmafdhine, 1 Zransporteur für gefärbte Dedel, 1 Bogenbürftenmafchine, 1 Aufzug und 1 Papier- und Cartonſchneidemaſchine.

Die Zahl der ftändigen Arbeiter beträgt 83. Yährlich werden 5000 biß 6000 Raummeter zumeift Fichtenholz verarbeitet. Die Yahresproduction umfaßt ungefähr 120 Waggons 12.0002 Holzdedel.

Die Sügeanlage, im Allgemeinen älteren Aufbaues, umfaßt 3 Vollgatter, 3 Circularſägen, 1 Pendeljäge, 1 Horizontalblochſäge, 1 Bandjäge, 2 Holzwoll-

392 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

maſchinen, 1 Holzwollpreſſe, 1 Aufzug für Sägeſpäne, 1 Zahnpreſſe und 1 Schmirgelſchärfmaſchine. Verſchnitten werden jährlich circa 24.000 bis 30,000 Stück Sägebloche und Bauhölzer mit 12.000 bis 14.000 m’ Feſtgehalt. Die Aus- bringung aus dem NRohmateriale gejtaltet jih nadfolgend: 56 Procent Schnitt: waare, 6 Procent Schwarten, 14 Procent Abfallholz und 24 Procent Sägejpäne.

Vollends befriedigt von dem Gejehenen kehrten die Bereinsmitglieder nad) Srohnleiten zurüd.

Am Abend verjammelte man fich in den Yocalitäten des Hötel8 Fuchs, wo bei den Klängen einer Militärfapelle die Stunden bis Mitternacht im fröpliden Beifammenjein dahinfloffen. Der Vereinspräfident Franz Graf Attems war inzwijchen eingetroffen und befand fich unter den Anmwejenden. Der Frohn— leitner Geſangverein erhöhte durd einige jehr gelungene Productionen den gemüthlihen Abend. Es braucht wohl nicht bejonders hervorgehoben zu werden, daß e8 an officiellen Reden nicht fehlte. Der Frohnleitner Bürgermeifter, Dr. Walentin, hieß den Forſtverein herzlich willflommen und Bereinspräfident Graf Attems dankte, auf ein weiteres Gedeihen der gaftfreundlichen Stadt trinfend. Forſtmeiſter Sturmann aus Murau jprab auf die Damen denn zahlreich waren die— jelben mit vielen Frohnleitner Familien beim gejelligen Abend erjhienen v. Feurer tranf auf die Freiherr Mayr-Melnhof'ihen Beamten, insbejondere auf den Forſtmeiſter Schmidt und die beiden Forjtverwalter Jakeſch und Hiebaum, die fih um das Gelingen der Verſammlung außerordentliche Verdienſte erworben haben. Nah einem warmen Danfe des Forſtmeiſters Schmidt toajtete noch Forfimeifter Wellik auf den braven Frohnleitner Gejangverein. Der Bollftändigkeit halber wollen wir berichten, daß am Schluſſe noch fleifig getanzt wurde cine wohl jelbjtverftändlihe Sadıe.

Am 23. Juni 5'/, Uhr Früh wurden die bereitftehenden Wagen beftiegen, welde uns nad) angenehmer Fahrt in der kühlen Morgenluft bald zur Abtheilung A 320 im Gamsgraben bradte; dort begann die etwas lange, aber interefjante und landjhaftlic reizende Yuktour. Eine waldgrüne Triumphpforte wölbte ſich ober dem Eingange in die herridaftlihen Forſte; fie trug die nachfolgende Inſchrift:

Grau, Freund, iſt alle Theorie, Grün iſt der Baum des Lebens, Grau⸗grün man uns den Rock verlieh Zum —*5 unſeres Strebens.

Hier begrüßte Forſtmeiſter Schmidt den Forſtverein, in deſſen Namen Präſident Graf Attems dankte. Sodann begann die Excurſion mit der Beſichtigung eines nett gehaltenen Forſtgartens, in welchem kräftig erwachſene Fichten- und Lärchenpflanzen erſtere in den Rillen etwas zu dicht ſtanden.

Ohne uns auf die Einzelnheiten der Waldtour, die reich an ſehenswerthen, vielfach auch lehrreichen Objecten war, einzulaſſen, ohne auf die Details der Wirthſchaftsführung einzugehen, die übrigens bei der Wiedergabe der Verhand— lungen näher gejtreift werden fann, wollen wir nur zur allgemeinen Orientirung die forjtlihen Verhältniffe des begangenen Gebietes ſtizziren.

Die Holzartenmijchung ift jene den tieferen Lagen der nördlichen Alpen typiſche: Vorherrſchend Fichte, etwas Tanne und Buche, höher hinauf auch Yärde, weiters ganz wenig Bergahorn und zumal in den angefauften Bauernwäldern Haſel, Alpe und Birke. In den höheren Yagen tritt die Weißtanne zurüd ebenjo wie die Buche. Kahlſchlag ift Wirthihaftsprincip, in erjter Linie aus Nüdjihten der einfaheren und mohljeileren Bringung der Forſtproducte; nad dreijähriger Schlagruhe, an welder aus Rückſicht auf die Nüffelfäfergefahr feftgehalten wird, erfolgt die Pflanzung mit dreijährigen Saatfihten und Lärchen; auch der Beir miſchung von nugholztüchtigen Laubhölzern (Bergahorn) wird in jüngjter Zeit

Berfammlungen und Ausftellungen. 393

viel Aufmerlſamkeit zugewendet. Die Verwendung von Saatpflanzen ift heute bei der großen Ausdehnung der Eulturflächen leider eine Nothwendigfeit; in naher Zukunft wird man bei der Fichte zum verfhulten Pflanzmateriale übergehen tönnen. Heute wird zum Mindeſten getradjtet, dur rationelle Erziehung im Saatbeete möglichſt Fräftiges Material zu gewinnen, Die Pflanzen werden zumeift in Wanderfämpen erzogen.

Bejondere Schwierigkeiten bereiten einer geordneten Wirthſchaſt die im Laufe der legten Jahre angelauften Bauernwaldungen, welche oft von Hafeln, Birken und Aſpen jtarren, jo daß die Reinigung jolher Waldftreden behufs nach— folgender Aufforftung allein jhon 32 Procent der gefammten im Xaufe der legten vier Jahre ausgegebenen Eulturfoften verſchlang.

In den höchſten Lagen wird bei der Aufforftung heute vielfah die Zirbe berüdjictigt.

Gelegentlich der Erceurfion wurde wie ja jelbftverftändlih die Frage der alleinigen Berechtigung der Kahlſchlagwirthſchaft in dieſen Tagen vielfach erörtert; manche Fachgenoſſen neigten, und nicht mit Unrecht, der natürliden Ber: jüngung zu, die man heute bereits ſelbſt im alpinen Gebirgswalde, freilih mehr in den tieferen, an die Thäler grenzenden Hängen, jowohl in reinen Fichten, wie auh in Fichten-Tannen-Mifchbejtänden, mit jehr gutem Erfolge prafticirt finden kann. Bei der Kahlſchlagwirthſchaft wird neben vielen für die nad wadjenden gleichalterigen Fichtenbeftände fich ergebenden Gefahren aud der Miß— ftand erzielt, daß die Weißtanne aus unferen Waldungen mit der Rothbuche vollends verjchwindet. Dieſes vielbejprochene heifle Thema jei an diejer Stelle nicht weiter ausgejponnen.

Was die Beftandespflege anbelangt, jo konnten eingreifende Maßregeln derjelben erjt in jüngerer Zeit plaßgreifen; heute tradtet man den Bedürfniffen der Beſtände mit ftärferen Durcforftungen nachzukommen, jo daß in einigen Jahren die Wirthſchaft auch hierin auf dem Laufenden angelangt jein wird.

Der Betriebseinrihtung liegt als deal die Beitandeswirthihaft zu: grunde. Die in den legten Jahren durchgeführten geodätiihen Aufnahmen und Kartirungen des Befigftandes umfaffen eine Rieſenſumme von Arbeit, welche vollendet fein wollte, che man an eine geregelte Einrichtung diejer in guten Abfagverhältniffen ftehenden ausgedehnten Forſte jhreiten konnte.

Wechſelnde Bilder waren an uns während der mehr als dreijtündigen Waldwanderung vorübergezogen; in der elften Stunde näherten wir uns dem herrſchaftlichen Jagdhauſe beim „Wirthen auf der Höhe."

Schöner konnte der Ort der Frübftüdspaufe nicht gewählt werden. Das Auge genießt von der Plattform vor dem Jagdhauſe einen herrlihen Blick auf die umliegenden dicht bewaldeten Höhenzüge und weit am Horizonte jchliegen ſich in höheren Coulifjen die jchroffen Felszacken der höheren Alpen an. In froher Erinnerung werden jedem Theilnehmer an der 13. Generalverjammlung bes Steiermärkiſchen Forjtvereins jene wenigen Stunden bleiben, welde wir da auf der Höhe als Gäſte der freiherrlich Mayr-Melnhof'ſchen Familie zubradten, und ein Tropfen Wehmuth wird ſich diefer Erinnerung beimiſchen, wie es immer der Fall ift, wenn wir fröhlihd und glüdlich verlebter Stunden gedenfen.

Reich gedeckte Tiſche empfingen uns, als wir die jhön gegliederte Triumph » pforte durchſchritten, und bald flangen die Gläſer Hell aneinander, wie es unter echten und rechten Forjtmänner nur fein fann.

Bei der Gemeindegrenze von Göß hatte bereit3 der Bürgermeifter diejer Ortſchaft, Herr Steinlehner, die Ankommenden begrüßt, ebenjo hatten ſich der Bezirfshauptmann von Leoben, Dr. Graf Widenburg, und der Bürgermeijter von Leoben, Dr. Buhmüller, beim Jagdhauſe eingefunden.

394 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang

Graf Kottulinsty begrüßte Namens der Familie v. Mayr-Melnhof in vorzüglider mit warmem und raufhendem Beifalle aufgenommener Rede die Anmwejenden und ließ feine Worte in ein Hod auf den Steiermärkiſchen Forftverein und defjen Präfidenten, Franz Grafen Attems, ausklingen. Dankend erwiderte Graf Attems, er leerte fein Glas auf die Familie des Freiherrn Mayr: Meinhof und auf den Grafen Kottulinsfy. Ritter v. Frank verglih in launiger Rede des Waldes Organismus mit jenem eines gefunden Menſchen, er bob den Fleiß, die Ausdauer, die Treue und Beharrlichleit des freiherrlihen Forſiperſonales hervor und jchloß feine Rede mit einem Hod auf den Forftmeijter Schmidt und die herrihaftlihen Beamten.

Landeshauptmann Edmund Graf Attems befräftigte, dag er dur feine Anmwejenheit beweijen wollte, weld hohes Intereſſe die Yandesvermwaltung an dem Gedeihen des Waldes habe; er trank auf die Baronin Mathilde v. Mayr: Meinhof. Im Namen des Forjtperjonales jowie im eigenen danlte Forſtmeiſter Schmidt für die vielen anerfennenden Worte und erhob jein Glas auf den Großgrundbefig. Oberforſtrath Hermann v. Guttenberg griff in jeiner Rede auf die oft berührte Liebe zum Walde zurüd und dies bildete ıhm eine willlom« mene rhetorijhe Brüde, um auf die Liebe zu den Frauen übergehen zu können, welden er ein donnerndes Hoch bradte. Nachdem noch Forſtrath Profefjor vd. Guttenberg der Harmonie zwiſchen Forjtbeamten und Waldbefigern jein Glas gewidmet, gruppirte man fid am Yagdhaufe zur Aufnahme eines Bildes, welches heute in vollendeter Gediegenheit vorliegt und uns ein angenehmes Erinnerungszeihen an die Tage von Frohnleiten und Yeoben ſtets bleiben wird.

Nah dreiftündiger Raft wurde zur weiteren Excurſion durd den Yorjt- bezirt Göß aufgebrochen. Der Weg führte über den 1278» hohen Pöllajattel, jodann abwärts durch das Revier Scladnig. Bei der Säge im Schladniggraben wurde abermals eine Stärkung genommen, fodann wurden die Wagen bejtiegen, weldhe uns bei fintendem Tage nah Leoben brachten. Die Ortſchaft Göß und die Stadt Leoben prangten im Fahnenihmude, ein vielverheißender Willtommgruß, der uns eben jo wohl that, als die vielen Blumenjpenden, weldhe von zarter Hand geworfen, den Ankommenden entgegenflogen. Die Erwartungen wurden durch die Wirklichkeit überboten, weldhe uns der Feſtabend im großen Saale des Hotels „Poſt“ brachte; der Reobener Diännergejangsverein und die Stadtkapelle hatten fi) vereint, um die Forftvereinsmitglieder mit ihren ausgezeichneten Productionen zu ehren und zu erfreuen. Bürgermeilter Dr. Buhmüller begrüßte bier die Verfammlung aufs Herzlichſte, er tranf auf den Forſtverein; Präjident Graf Attems dankte für das herzlichſte Willfomm, das ſowohl in Worten als aud in Thaten dem Steiermärfifhen Forſtvereine zutheil wurde.

Der Feitabend dehnte fich weit in die Naht hinein und war ein würdiger Abſchluß des erften Verſammlungstages.

Am 24. Yuni 8'/, Uhr Vormittags begann unter Vorſitz des Präfidenten Franz Grafen Attems im ſtädtiſchen Wathhausjaale die Plenarver- jammlung.

Nah einer Begrüßung durh den Bürgermeifter Dr. Buhmüller wurde in die Verhandlung des erften Programmpunftes: Geſchäftliche Mittheilungen, eingegangen. Durd Beförderung des früheren VBereinsgejhäftsleiters, J. Figala, zum Landesforjtinfpector in Yinz trat ein Wechjel in der Bejegung diejes Pojtens ein, welder gegenwärtig proviforiih vom Forftinfpectionscommiffär L. Wojted, befleidet wird.

Der Präfident hält fodann dem Feldmarjhall Erzherzog Albrecht einen Nachruf, der von der Verſammlung ftehend angehört wird. In ehrenden Worten gedenkt Graf Attems auch des Minijterialrathes Salzer und des Oberforjt- rathe8 Dommes, welche beide dem Vereine durch den Tod entriffen wurden.

Aug.-Sept. 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 395

Seit der legten Generalverfjammlung find 42 Mitglieder aus dem Vereine geihieden, 53 demfelben neu beigetreten; heute zählt der Verein 8 Ehrenmit- glieder, 406 wirkliche und unterftügende, in Summe 414 Mitglieder. Der Bericht über die Vereinsthätigfeit bezieht fich zum größten Theile auf Förderung des Forſteulturweſens. Aus den Vereinsforftgärten zu Kapfenberg und Holzberg und aus dem aufgelaffenen Garten zu Leoben wurden gegen Entgelt 305.000 und lediglid gegen Erlag der Aushebungs- und Verpadungsfoften 82.000 Pflanzen zwei- bis dreijährigen Alters abgegeben. Mit Ausihluß der heurigen Sämlinge befinden fih in den Vereinsſaatſchulen zu Kapfenberg und Holzberg augenblidlih circa 1,200.000 Pflanzen, von melden im Frühjahre 1896 etwa 700.000 Stück und zwar 600.000 dreijährige Fichten, 60.000 Stüd zweijährige Lärden, 25.000 Stüd zwei: und dreijährige Weiß- und Schwarzfiefern, ferner 12.000 Stüd vierjährige verihulte Douglasfihten abgegeben werden können. Um das Forſteulturweſen im Lande zu heben, wurden feitens des Vereines fünf Prä- mien ausgejchrieben, um welche fich bereit# Bewerber gemeldet haben; überdies beabfichtigt der FForjtverein mehrere Mufterculturen auszuführen. Wie in den verflofjenen Jahren hat der Verein auch im Berichtsjahre nicht ermangelt, fich bei den Verjammlungen der Schweitervereine vertreten zu lafjen.

Auf die Anfrage des Vorfigenden, ob die Verſammlung mit dem derzeitigen Modus der Herausgabe der Vereinsmittheilungen einverftanden fei, ergreift Forft- meifter Schmidt das Wort, um dem gegenwärtigen Zuftande die Zuftimmung zu geben, andererjeitS aber aucd zu betonen, daß in Hinkunft eine befjere Ver— tretung der Intereſſen des Steiermärkiſchen Forftvereins in der Zeitſchrift anzu- jireben wäre; diefe Anregung nimmt die Vereinsleitung zur Kenntniß.

2. Vortrag des Gajjaberihtes für das Jahr 1894, ſowie Beſchluß— fajjung über den Voranſchlag pro 1896. Die Einnahmen bezifferten ſich im Rehnungsjahre 1894 mit fl. 322961, die Ausgaben mit fl. 2067°31, fo daß ein Caſſareſt von fl. 1162°30 refultirte. Die Rechnungsgebahrung wird genehmigend zur Kenntniß genommen und dem Gafjaführer das Abjolutorium ertheilt. Ebenfo wird im Voranichlage pro 1886 die Einnahmsjumme von fl. 2380, welcher Aus- gaben in gleicher Höhe entgegenjtehen, einftimmig bewilligt.

3. Bei der Bornahme der jtatutenmäßigen Neuwahlen fungiren die Herren Forſtmeiſter Schmidt und Forftcommiffär Seiler als Scrutatoren. Zum Präfidenten wird Franz Graf Attems mit Acclamation wieder gewählt. Die Wahl des zweiten Vicepräfidenten erfolgt mit Stimmzetteln und wird Oberforft- rath 9. v. Guttenberg zu diefer Würde berufen. Zum Gentralgejhäftsleiter wird Forftcommiffär Wojtech gewählt. Bei der jodann ftattfindenden Wahl von ſechs Ausihußmitgliedern werden die Herren v. Frank, Forſtmeiſter Dienft- huber, TForftmeifter Sturmann, Landeshauptmann Edmund Graf Attems, Berwalter Kober und Forftverwalter Huber gewählt; als Erſatzmann wird Forſt— commifjär Hans Seiler berufen. Zu Rehnungsreviforen pro 1895 werden Bud: halter Mayer und Forftcommijjär Göthe gewählt.

Bezüglich des nähftjährigen VBerfammlungsortes wird der Ausſchuß ermächtigt, die Beftimmungen felbjt zu treffen.

Um 10 Uhr Vormittags beginnt die Generalverfammlung mit der Be— grüßung der officiellen Delegirten. E8 waren vertreten: Das f. k. Aderbaumini- fterium dur Oberforjtrath H. v. Guttenberg, die k. k. Statthalterei durd den Bezirkshauptmann Dr. Grafen Widenburg, das Land Steiermark durd den Landeshauptmann Edmund Grafen Attems, die k. f. forftlihe Verſuchsanſtalt dur den Adjuncten Dr. U. Eieslar. Das Leobener Revierbergamt repräjentirte Dberbergceommiffär Dr. Klein, die Yandwirthichaftsgejellihaft Dr. Paul Freiherr v. Störd, die Leobener Handel3- und Gewerbefammer Bicepräfident 3. Endres. Namens des Reihsforjtvereind war anmwejend Forſtrath Profeffor A. v. Gutten»

396 Zr Berfammlungen und Ausftellungen. (XXI. Jahrgang.

berg, für den Kärntneriſchen Forſtverein Oberforſtrath H. v. Guttenberg, welcher auch den Niederöſterreichiſchen Forſtverein vertrat. Der Krainiſch-küſten— ländiſche Forſtverein hatte Ritter v. Frank entſendet, der Oberöſterreichiſche Ober- forſtrath H. v. Guttenberg, der Mähriſch-ſchleſiſche den Forſtmeiſter Wellilk.

Die einzelnen Delegirten erwidern die Begrüßung ſeitens des Vereins— präſidenten; Dr. Cieslar appellirt in kurzer Rede an die anweſenden Forſtwirthe, die Beſtrebungen der Verſuchsanſtalt durch möglichſt reihe Einſendung von Material zur Aufſtellung von Formzahl- und Baummaſſentafeln zu unterſtützen und führt aus, daß die Verſuchsanſtalt ji in kurzer Zeit an die Praftifer mit der Bitte wenden werde, fie bei den Arbeiten betreffend die Erhebungen über die Berbreitungsgebiete der Hauptholzarten thunlichſt zu unterjtügen; dieſe Bitte trägt Redner heute ſchon vor.

Sodann wird in das PVerhandlungsprogramm des Tages eingegangen.

1. Forftmeijter Sturmann berichtet über die am Vortage gemadten Ercurfionswahrnehmungen. Die umfaffenden Ausführungen jeien im Nach— folgenden furz reproducirt. Redner beginnt damit, daß er auf das während der Ercurfion durhmwanderte Wäldermeer und auf die während der Tour gejehene aus» gezeichnete Hochgebirgswirthſchaft hinweiſt. Sturmann gibt dann eine furze Stizze der Entwidelung des heutigen Befigftandes, der 1831 mit 32 Joch 911 Quadratllaftern beginnend Heute mehr als 61.000 Joche umfaßt! Das Grundgeftein ift vorwiegend Gneis, zumal in Göß und Pfannberg; am (infen Murufer wiegt Kalk vor. Die Hauptbeftodung bildet die Fichte, in tieferen Lagen gejellt fih ihr die Buche und Tanne bei, in den höheren die Lärde, nur die ärmeren Böden werden von der Weifföhre bewohnt. Die einftens aus: gedehnten, drüdenden Serpituten find bis auf eine Kleinigkeit Weideberechtigung für 708 Stüd Vieh abgelöft worden.

Ueber die Waldverjüngung fpriht der Referent im analoger Weife, wie dies jhon oben furz gejchildert worden. Die Leiftungen der freiherrlihen Forſt— verwaltung auf dem Gebiete der Forftcultur find geradezu hervorragend: Im Forſtamtsbezirke Leoben find während der Jahre 1889 bis 1892 14577 ra Blößen und Räumden mit 775% Fichten, 181% Lärchen-, 272% Zirben-, 36% Kiefern- und 16% Laubholzjamen, 5,813.000 Stüd Fichten, 329.000 Stüd Yärden-, 800 Stüd Birben-, 118.000 Kiefern- und 8700 Stüd Yaubholzpflanzen aufgeforjtet worden; die Eulturfoften erreichten eine Höhe von fl. 47.503°18 für die Gefammtfläche oder fl. 32:29 pro 1a. Während der Jahre 1893 und 1894 wurden in den Bezirken Göß und Pfannberg 550 re in Eultur gebradt. Seit 1887 wird der Beitandespflege, zumal den Durdforjtungen eine erhöhte Auf- merfjamfeit gejchenft; im Jahre 1894 wurden 34.079 m, d. i. mehr als ein Drittel des Hiebsjages im Wege der Durdforftungen gededt. Der Holzzuwachs ift im Allgemeinen ein fehr erfreuliher und Althölzger von 600 bis 700. m Maſſe pro 1a gehören nicht gerade zu den Seltenheiten.

Die Forſteinrichtung ift bereits in allen Forjtbezirten mit Ausnahme von Göß und Leoben durchgeführt, der Umtrieb ift 80jährig; es find zwei Betriebs» claffen A Claſſe der Kahlſchlagwirthſchaft, B jene des Plenterbetriebes ausgejhieden. Der jchlagweife Betrieb wird mit der jchwierigen Lieferung des Holzes, mit dem jeltenen Eintritte der Samenjahre und den Calamitäten bei der natürlihen Verjüngung unter ſolchen Berhältniffen begründet. Die räumlide Ein- theilung lehnt ſich thunlihft an die Terrainausformung. Die Grenzzüge und die Eintheilungslinien find verjteint.

Auf die Forftausnugung übergehend, hebt Redner das auferordentlih gün: ftige Nugholzprocent hervor. Im Jahre 1894 3. B. ergaben jih vom Einjdlage per 62.000 fm 55°7 Procent Nugholz, 394 Procent Kohlholz und 49 Procent Brennholz.

Aug.-Sept. 1895.) Berfammiungen und Ausftellungem.

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Sodann fhildert Forftmeifter Sturmann die ausgedehnten Holzinduftrie- anlagen der Herrihaft und gibt Details über die Verarbeitung des Holzes.

Die Yagd fteht auf rund 40.000 Aa, aljo auf zwei Dritteln der Befigflähe in eigener Verwaltung.

Zum Scluffe gedenft Redner in rührenden Worten des Edelfinnes des früh verjtorbenen Freiheren Franz v. Mayr: Meinhof, er beſpricht die Wohlfahrts- wirfungen des Waldes im Hochgebirge, die mur dadurd vollends gefichert er- Iheinen, wenn die Gebirgswaldungen in der feiten Hand des Grofgrundbefiges liegen. Mit einem herzlichen Glückwunſche an das freiherrliche Forjtperjonale und an den Forſtmeiſter Schmidt im Befonderen, welde in einträdhtigem Wirlen in turzer Friſt jo Hervorragendes geleiftet, beſchließt Forftmeifter Sturmann unter lebhaftem Beifalle feinen Bericht.

Forſtrath Profeffor H. v. Guttenberg hebt lobend den Mangel an gerad- linigen, jyitematifch angelegten Eintheilungslinien hervor, welde fib vollends an das Terrain anſchmiegen; ebenjo freut es den Medner, daß die Kartenwerke die rothen Periodenziffern, diefen unnügen Ballaft, nicht enthalten. Dit der Ausfheidung des Schugwaldes iſt v. Guttenberg ebenfalls einverftanden, wie er überhaupt die Forſteinrichtung der Herrihaft vollends jo findet, wie fie für die Hochgebirgs- verhältniffe die einzig richtige ift.

Oberförfter Strobl bridt eine Lanze für den Kahlſchlag in den Hoch— gebirgslagen und beruft ſich auf die bisherigen guten Erfolge diefer Betriebs» art. Ueber das nädjte Thema:

2. „Weihe Beobadhtungen und Erfahrungen wurden im ver- flojjenen Jahre im forftlihder Beziehung in Steiermarf gemadt?" referirt Zandesforjtinipector Oberforftraty H. v. Guttenberg in nadfolgender Weile: Das Aufforjtungsweien hat auch 1894 ſchöne Fortſchritte gemacht. Aus den ärariſchen Saatjhulen wurden über 1 Million Pflanzen an kleinere Waldbefiger zum Theile gegen Erjag der Aushebungs- und Verpadfungs: fojten, zum anderen Theile gegen mäßige Bezahlung abgegeben. Rühmend hebt der Yandesforjtinipector hervor, daß einzelne Gemeinden im Oberlande auf ihren eigenen Örundjtüden Saatſchulen errichtet haben, um ausgedehntere Aufforftungen durchzuführen. In den Forften der Baronin v. Bees in Feiltrig am Walde wurden zahlreiche nordijhe Fichten ausgepflanzt; lobend wird aud die Beitrebung der herzoglich Parma'ſchen Forjtverwaltung erwähnt, in den Hocdlagen der Bege- tationsgrenze Zirbenculturen anzulegen. Bei Admont wurde eine O’4 ra große ärariſche Saatſchule angelegt, aus welcher bereit8 im Frühjahr 1896 Wald— pflanzen an bäuerliche Waldbeſitzer werden abgegeben werden können. Eine neue Saatſchule wird demnächſt in der Nähe von Cilli errichtet, ſowie im Bezirke Judenburg in einer Höhe von 1200 m über dem Meere ſpeciell zur Erziehung von Lärchen und Zirbenpflanzen.

Inſeltenſchäden find nur in umbedeutendem Maße beobadtet worden, Während der Zrodenperiode im Frühjahre 1894 braden im füdlichen und weſt— lihen Theile des Landes zahlreiche Waldbrände aus.

Hinſichtlich der Aufitelung von Wirthihaftsplänen für größere Waldcomplere hat Redner wenig Erfreuliches zu berichten: Es find nur für 23 Procent des Waldlandes geregelte Einrichtungen vorhanden; der Umſtand, daß Tirol und Kärnten noch jchlechtere Verhältniffe aufweiſen, darf fein Troft fein, fteht dod Steiermark in dieſem Punkte hinter Galizien. Die Beitellung geprüfter Forit- wirthe läßt in Steiermark noch ſehr Vieles zu wünſchen übrig; vielleicht wird die Errihtung der forftlihen Mittelihule in Steiermarf eine Wandlung zum Beſſeren ſchaffen.

Während des Berichtsjahres ſind zahlreiche Beſitzwechſel größerer Wald- herrſchaften eingetreten.

398 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI. Jahrgang.

Sodann geht der Referent zur Beiprehung der in einigen Landestheilen geradezu maßlos geübten Schneitelung über. Im Feiftrigthale hat diefe Ealami- tät einen Umfang angenommen, daß ausgedehnte Waldungen faum einen Bau— holzſtamm zu liefern vermögen; die natürlihe Berjüngung ift unthunlih. Gegen diefe Uebelftände muß im Wege der Landesgefeßgebung vorgegangen werden und bat fi das Aderbauminifterium damit einverjtanden erflärt; hoffentlih wird fid auch der Landesausſchuß nicht ablehnend verhalten. Der Steiermärfifhe Forftverein follte in der Frage Stellung nehmen. In dieſer Angelegenheit ſchlägt Oberforft- rath H. dv. Guttenberg die nachfolgende Refolution vor:

In Erwägung des Umftandes, daß an vielen Orten, insbefondere in den öftlichen Theilen Steiermarts, die Gewinnung der Aitftreu am ftchenden Bäumen in eimer, die fernere Erhaltung des Waldbeftandes gefährdenden Weife ausgelibt wird und das beftchende Forſtgeſetz eine derartige Ausübung nur ın mit Servituten belafteten Wäldern verbietet, jpricht fi) der Steiermärkifche Forftverein dahin aus, daß ehethunlichft im Wege der Landesgejetgebung Be- ſtimmungen getroffen werden, welche geeignet find, unter Berüdfidtigung der Bedlrfniffe der Landwirthſchaft eine planlofe umd übermäßige, den Waldbeftand gefährbende Aftftreunutung hintanzubhalten,

Hinfichtlic des Kahlhiebes hat Oberförfter Strobl conftatirt, daß bei dem Umftande, als ſich Niemand gegen denfelben ausgeſprochen, er für unfere Berge, die in allen Fällen einzig paffende Nugungsform des Waldes ſei. Redner will den Kahlhieb durchaus nicht als verwerflich erklären, er will ihn nicht als irrationell bezeichnen, aber er behauptet, daß er nicht in allen Lagen nothwendig fei. Jedenfalls erheiſcht die Kahl- biebfrage für unfer Gebirgsland eine geſetzlich Regelung, jo daß mit möglichft geringer Beihränfung und Belaftung der Waldebefiger jene Mafregeln getroffen werden, durd) welche jene Kahlhiebe verhindert werden können, die das Wohl des Landes zu gefährden im Stande wären. Gefährlich und bedenklich können fich jene Fälle geitalten, in welchen größere Waldflähen von Holzhändlern gefauft werden, ohne daß für die Aufforftung geforgt würde. So iſt 3. B. heute die Koralpe vollends kahl. Die Behörde foll berechtigt fein, dem Waldbefizer oder dem Käufer des Holzes die Erlegung einer Caution aufzutragen, um für ben Fall, als die Aufforftung durch den Beſitzer nicht innerhalb der gejelichen Friſt ftattfinden jollte, die Eaution zur Dedung der ulturfoften heranzuziehen. Sol’ eine Cautionerlegung ift thatfächlicy in der letzten Zeit in Steiermark vorgekommen. Selbft Se. Majeftät der Kaifer hat gelegentlich der letten Anwejenheit in Graz die Befürchtung ausgejprochen, daß nicht alle Kahlflächen wieder aufgeforftet werden. Die Angelegenheit befitt hohen Ernft und v. Guttenberg beantragt die nachfolgende Rejolution zur Annahme:

In Erwägung, daß das Forftgefeg, abgefehen von den in den 88 6 und 9 für Schuß» und Bannwälder enthaltenen Verfügungen, feine Beftimmung darüber enthält, daß Kahlſchläge vor der Ausführung behördlicd angemeldet werden jollen; in Erwägung, daß eine ſolche An- meldung Angefichts der häufig vorfommenden, ausgedehnten, eine MWiederaufforftung in vielen Fällen unmöglich machenden Kahlſchläge im Intereſſe der Walderhaltung nothivendig erfcheint, damit die mit der Handhabung des Forftgefetses betrauten Behörden in die Yage fommen, zu ausgedehnte Kahlhiebe einichränfen und die zur Sicherung der Wiederaufforftung nothwendigen Berfügungen treffen zu lönnen, hält der Sterermärtijche Forftverein es für zwedmäßig, daß in ähnlicher Weiſe, wie dies mit dem Landesgeſetze vom 1. März 1885 für Kärnten geſchehen ift, aud) für Steiermark gejetliche Beftimmungen über die Anmeldung der Kahlichläge und über eventuelle Cautionsleiftung zur Garantie der Wiederaufforftung getroffen werben.

Ausgenommen von diefer Anzeigepflicht follen die Befiger jener Forfte fein, fiir welche gemäß $ 22 des Forſtgeſetzes ein geprüfter Forſtwirth beſtellt ift.

v. Guttenberg gelangt nun zu einem dritten, jehr heiklen Gegenſtande, En Branden. Die Gefährlichkeit des Brandens in fteilen Lagen mit magerem

oden und geringer Krume ift befannt; für das unbedingte Verbot des Brandens möchte Rebner nicht plaidiren, dies wäre ja ausfichtslos. ES wäre nur zu wünfchen, daß eine Megelung der Brandwirthichaft und eine Klarftellung der einfchlägigen Berhältniffe eintrete. Die alten Brandflächen find im neuen Katafter als Wald

Aug.-Sept. 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 399

eingereiht worden, dieſe Flächen müſſen alſo feiner Zeit beftodt geweſen fein. Die Gefammtfläche diefer als Brände bezeichneten, heute dem Aderbau unter» worfenen Grundftüde beträgt in den Bezirken Brud, Graz mit Voitsberg, Weiz, Hartberg, Deutſch-Landsberg, Yeoben und Judenburg 87'297 ra, wovon auf den politischen Bezirk Brud allein über 24.000 ra entfallen. Es ift höchſte Zeit, daß der Forjtverein jeine Meinung zum Ausdrud bringe und in der Angelegenheit der Brandwirthichaft energiſch Stellung nehme, wofür fid) die Annahme der nad folgend beantragten Rejolution empfehle:

In Erwägung, daß viele im alten Katafter als Brände eingetragene umd auch derzeit als folhe benützte Flächen im veambulirten Katafter als Wälder eingefchätt wurden, weshalb auf diefelben die Beitimmungen des Trorftgefeges angewendet wurden, was zu lebhaften Beſchwerden feitens der Beſitzer Beranlafjung gegeben hat;

in Erwägung, daß viele derartige Grundſtücke gemäß ihrer Lage und Bodenbeſchaffen— heit ohne Nachtheil für das öffentliche Intereſſe auch künftig als Brände benittt werden fünnen, während bei anderen ſolchen thatfädhlich bewaldeten Grundftüden das Branden ohne Gefähr- dung der Bodenfubftanz und der nationalökonomiſchen Intereſſen nicht ausgeübt werden kann;

in Erwägung, daß in einigen Bezirfen Steiermarts eine große Zahl von Grundparcellen im alten Katafter theils als Wald, theils als Brand oder Weide eingetragen war, ohne daß eine geodätiſche Ausſcheidung diefer Eulturfategorien ftattgefunden hat, weshalb es nicht möglich ift, die Grenze zwiſchen denſelben zu erfennen;

in weiterer ea daß es für die mit der re bes Forſtgeſetzes betrauten Behörden und im Intereſſe der Grundbefiger jelbit unbedingt nothwendig ift, daß eine genaue Ausscheidung des Waldgrundes von den übrigen Eulturgattungen im Katafter vorgenommeh werde; und

in jchließlicher Erwägung, dag im 8 13 des Megierungsentwurfes über die Reviſion des Grumdfteuerlatafters die Beftimmung enthalten ift, daß Parcellen, weldye im dermaligen Grundjteuerlatafter als Waldungen eingetragen find, im alten Grundfteueroperate aber anderen Eufturgattungen zugejchrieben waren, über Verlangen der Befiter in jene andere Culturgattung überftellt werden jollen, im welcher fie nach ihrer thatſächlichen und vorwiegenden Benützung gehören: fpricht fi der Steiermärkiſche Forftverein, indem er der beabfichtigten Geſetzesver— fügung im Principe zuftimmt, dafiir aus, daß es im Intereſſe dev Grundbefiger, fowie auch der zur Handhabung des Forfigejeges berufenen Behörden unbedingt nothwendig fein merbe, die Umfchreibung der Parcellen in der Weife vorzunehmen, daß von “jedermann raſch und unzweifelhaft erfannt werden könne, ob die betreffenden Parcellen der Eulturgattung „Wald“ oder einer anderen Culturgattung angehören, und ob demnadh das Forftgefeg darauf Anwen- dung zu finden habe oder nicht.

Es wird daher insbejondere nothwendig fein, bei Barcellen, welche gegenwärtig ganz als „Wald“, im früheren Katafter aber theilweiſe als „Wald“, theilweife als „Brand“ oder anders eingetragen find, zu beftimmen, welcher Theil diefer Parcelle künftig als „Wald“ und welcher als „Weide“ oder „Alpe“ anzuſehen und zu behandeln fei und demgemäß auch in dem Kataftralmappen auf Grund vorhergegangener Vermeſſung die Trennung jeder ſolchen Barcelle in mehrere abgejonderte Parcellen durchführen zu lajjen. Der Steiermärfifhe Yorftverein hält es weiter im Intereſſe der ſachgemäßen ——— der oberwähnten Beſtimmung für noth— wendig, daß zu dem betreffenden Erhebungen geprüfte Forſtwirthe als Sachverſtändige bei- gezogen werden.

Die Berfammlung beſchließt die Dringlichkeit der Behandlung der drei Rejolutionen. Die das Schneiteln und deu Kahlhieb betreffenden Reſolu— tionen wurden ohne Debatte angenommen, während bei NRejolution III (über die Brandwirthſchaft) Forſtcommiſſär Seiler einen Zufagantrag jtellte, welder abgelehnt wurde; die Reſolution des Referenten wurde ſodann vollinhaltlih ange- nommen.

Thema 3: „Das Wejen der Photogrammetrie und ihre Anwendung“ mußte infolge dienftliher Verhinderung des Referenten Oberforftcommiffärs und Hochſchulprofeſſors F. Wang ausfallen und ergriff zu

Thema 4: „Aenderungen im Waldbejige Oberfteiermarts, deren Urfaden und Einflußnahme auf die forjtliden Verhältniſſe“ als Referent Forſtmeiſter Schmidt das Wort. Der Referent hatte ſich jeiner Auf- gabe in ganz vorzüglicer Weije entledigt; lebhafter Beifall lohnte den Redner am Schluſſe jeiner Ausführungen, welche in ſachlich objectiver Weife, in durd-

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400 Berfammilungen und Ausftellungen. (XXI. Jahrgang.

fihtiger und klarer Form diefes nicht nur für Oberfteiermarf, jondern id möchte fagen, für das ganze Alpenland volkswirthſchaftlich gleih wichtige Thema bes handelten. Schmidt beſprach zuvörderſt die Befigveränderungen beim Groß- grumdbefige, jodann jene beim Sleingrundbefige.

Der größte Theil der Wälder Steiermarks war früher Montanforft, der Montaninduftrie dienftbar. Im Jahre 1868 ging der Befig der uralten k. £. Innerberger Hauptgewerfihaft in das Eigenthum einer Actiengeſellſchaft gleihen Namens über. Bon diefer Zeit an gab es im Oberſteier zwei große Montangejellihaften: Die VBordernberger Nadmeijter-Communität und die Inner— berger Hauptgewerkihaft. Im Fahre 1881 ging der Befigftand der legteren an die neugegründete öfterreichiiche Alpine Diontangejellichaft über, welche ihren Befig in Kürze durd zahlreihe Erwerbungen auf 181.000 Joch ausdehnte. Die Rad— meifter-Communität nannte 67.000 Joch ihr Eigen, fo daß in der Hand beider Gejellihaften fih ein Niefencompler von 248.000 Joch befand, der aber einer unerwartet raſchen Auflöfung entgegenging. Es famen die Yahre 1886 bis 1890, in weldhen der geſammte Befigftand zerftreut und zerftücdelt wurde. Der raſche Berfauf jo großer Waldcomplere hatte damald Fahmänner und Laien in bange Aufregung verjegt, doch wurde die Waldverfauffrage in außerordentlih günftigem Sinne gelöft. Nur ein ganz fleiner Theil der 24 QDuadratmeilen umfaffenden 2. gelangte in die Hände von Holzhändlern, der große Reit wurde vom

roßgrumdbefige erworben, der eine rationelle, conjervative Waldwirthidhaft ohne jeden Zweifel erwarten ließ. 57.000 Joch kaufte der Religionsfonds, 46.000 das Land Steiermark, 32.500 der Allerhöchſte Familienfonds, 24.600 Freiherr von Mayr-Melnhof, 11.400 Ritter v. Haas, 9000 Graf Arco-Zinneberg, ungefähr ebenfoviel Otto Mayr Edler v. Melnhof.

Die Urjahen dieſes rajhen Befigwechjels waren: 1. Der Befig war mit Hppothefen belajtet, die finanzielle Frage jprah zu Gunjten des Berfaufes; 2. die Waldungen waren im großen Ganzen Montanforjte und hatten Holz» fohle zu erzeugen. Die Steinkohle hatte jedod in der Eijeninduftrie einen colofjalen Umſchwung hervorgebradt, auf Holzkohle wurde nicht mehr oder nur in geringem Maße reflectirt. Die früheren Montanforſte haben in den Händen der neuen Befiger andere Aufgaben zu erfüllen, fie dienen der Nutzholzwirthſchaft. Jetzt haben wir 60 Procent Nugholz, einjtens faunı 10 Procent! Die Rentabilität der Forjte hat ſich gehoben, fie find jelbititändig wie auch ihr Bewirthſchafter.

Der Beitandesbegründung wurde von beiden Gejellihaften die volljte Auf» merfjamfeit gewidmet; die Madmeijter-Communität ift im diefer Richtung jogar etwas zu weit gegangen. Auf die Bejtandeserziehung it feitens der Gejellihaften freilich nur wenig Augenmerf gelegt worden. Die Radmeijter:- Communität wäre jeinerzeit ganz gut im der Lage gewejen, die Bejtände mujterhaft zu durchforſten. Heute liegt das Schwergewidt in der Nugholzwirthidhaft und alljährlih werden allein auf der Mur gegen 100.000 Nugholz und Schnittwaaren verflößt.

Redner geht nun zur Beiprehung der Berhältnifje beim Kleingrund- bejig über, er betritt damit ein Gebiet, welches zu wiederholtenmalen bereits im Reihsrathe und Yandtage, in der Tages- und Fachpreſſe, jowie in Forftver- jammlungen behandelt wurde.

Der Berfauf die „Aufjauguag” des bäuerlihen Beſitzes durh ben Großbefig datirt nicht aus neuerer Zeit, fie veicht viele Jahrzehnte zurüd. Es ift auffallend, daß man in jener Zeit über diefen Gegenjtand fein Wort verloren hat. Heute ift der Proceß nahezu vollzogen. Beim bäuerlichen Bejige waren die Verhältniffe der Montaninduftrie von großer Bedeutung; der Hammergewerfe übernahm vom Waldbauer Kohle, Getreide und audh Heu. Der Bauer war verhältnißmäßig wohlhabend, er bedurfte feines Ereditinftitutes. Jr dem Momente, als das Dröhnen der Hämmer in den Gräben Steiermarks verjtummte, ging ein

Ang.-Sept. 1895.] Berfammlungen und Ausftellungen. 401

gutes Stüd von Volksglück dahin. Die Grofinduftrie hob fih, der Bauer jtand in einer neuen Zeit, in der Blütheperiode der fteierijchen Eifeninduftrie. Holzfohle fand überall und zu jedem Preife Abnahme. Es wurden auf Jahre hinaus mit den Bauern Holzabftodungsverträge abgeſchloſſen; alles nugbare Holz wurde zu Geld gemadt. In diefer Zeit begann der Niedergang vieler bäuerlichen Befige. Damals dachten die Gewerkihaften darüber nad, wie man in Hinkunft Holz kohlen ſchaffen werde und fie famen zu dem Scluffe, möglichſt viel Grund und Boden jelbft zu erwerben. Aus jener Zeit ftammen die großen Ankäufe bäuer- licher Befigungen feitens der MontaninduftrierGefellihaften; e8 wurden damals in Oberfteiermarf 40.000 bi8 50.000 Joch bäuerlihen Beſitzes von den Gejell: haften angefauft. Damals fonnte man nicht fagen, der Hirich freffe den Bauer und dennoch fanden jolh colofjale Aufjaugungen ftatt. Die Verkäufe der Bauern: güter gingen jeit jener Zeit viel langjamer vorwärts. Auf dem Wege, den man heute vielfah einjchlägt, indem angeblihe Freunde des Bauernitandes durch fri- vole Reden fih dem Bauer jhön machen, wird man aber, meine Herren, die Frage nicht löfen. Man erzeugt Verbitterung und die Gegenfäge werden größer. Es müffen, will man die Sache heilen, Urſache und Wirkung objectiv erhoben werden.

Für die bäuerlihe Wirthihaft ift Wald- und Viehſtand maßgebend. Wie der Wald der Bauern ausfieht, das wifjen die Herren, und der Viehſtand ift beim Bauer gewöhnlich ein troftlofer. An Stelle der Waldwirthfchaft ift im der Negel eine ertraglofe Staudenwirthfchaft getreten; der Bauer hat heute feine Weide, feinen Wald. Die Beitimmungen des Forftgejeges waren einſtens unter Maria Therefia den Bauern gegenüber viel ftrenger als heute. Jeder Aelpler bewirthſchaftet heute feine Alpe für fi allein, Genofjenfhaften bilden ſich nidt, das läßt der bäuerliche Stolz nicht zu. Die Regie ift eine fehr hohe. Das Molkerei: genoffenfchaftswejen müßte jehr jegensreihe Wirkungen haben; dieje Ynftitutionen find heute in Steiermarf beinahe nod gar nicht befannt. Die jüngere Generation juht die Sädte auf, der Bauer muß doppelt und dreimal jo hohen Kohn zahlen als einjtens, er hält viele Dienſtboten. Im Jahre 1871 gab e8 bei unferer Leobener Sparcaije 3,500.000 fl. Hypothefarfhulden, 1893 13,500.000 fl.! Mit einem Gelde, welches mit 4'/, Brocent verzinjt werden muß, ift aber dem Bauer nit gedient. Man bilde landwirthigaftlihe Ereditcafjen! Diefe werden dem Wucher entgegenarbeiten.

Durd den Verkauf der bäuerlihen Güter find die forftlihen Verhältniſſe außerordentlih gehoben worden. Man muß es mit Freude begrüßen, daß es noh Gursbefiger gibt, welche die Koften nicht fcheuen, fol erträglihe Objecte der Bauern anzufaufen. Der Bauer hat niemals Lust, ſolche verwahrloite Bauern- güter zu erwerben. Höcjitens bei der erecutiven Feilbietung, wo er fie jehr billig erhält. Im guten Stande befindliche Waldgüter werden vom Bauer fahl gelegt und hätten wir im Oberlande mit vielen jolhen Objecten zu thun, dann käme jehr bald das Thema des Einflujjies der Entwaldung auf die Landwirthſchaft und auf die gefammte Eultur des Landes auf die Tagesordnung.

Möge unter den Landbewohnern in Oberfteiermart bald eine beffere Er- fenntnig über die große volfswirthichaftlice Bedeutung des Waldes und der Forſtwirthſchaft plagreifen, mögen aud hier die berufenen greife aus der Ver— tretung der Landwirthſchaft objectiv vorgehen, dann wird die Erbitterung der Gemüther jhwinden und durch jahgemäße Aufklärung der Landwirthe wird eine zeitgemäße Entwidelung der Landwirthihaft herbeigeführt, dann wird der Wald, das Barometer des Eulturftandes eines jeden Volkes, fein ſchirmendes Dad aus— breiten zum Segen unferer grünen Steiermarf.

Nah diefem mit raufhendem Beifalle aufgenommenen Bortrage wird die Debatte des Tages geſchloſſen.

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402 Mittheilungen. [XX1. Jahrgang.

Die Verſammlung beſchließt noh die Drudlegung der drei Referate und

die Verjendung des letten an geeignet fcheinende Behörden und Perſonen. Der Präfident dankt den Referenten, jowie Allen, die fih an den Debatten betheiligten und beſchließt in der erften Nacmittagsftunde die 13. Generalverfjammlung des Steiermärfifhen Yorjtvereins, Um 2 Uhr Nahmittags verfammelten fih die Theilnehmer in dem großen Saale des Hotels „Gärner“ zu einem Teitbanfette, bei welchem Bereinspräfident Franz Graf Attems den Reigen der Toaſte mit einem begeiftert aufgenommenen Hoh auf Se. Majejtät den Kaifer einleitete.

Um 5 Uhr Nachmittags verließ eine Heine Anzahl der Theilnehmer mit dem Wiener Eilzuge Yeoben, während die meiften nah Donamwig fuhren, um das Eifenwerf der Alpinen Montangeſellſchaft zu befichtigen. Damit nahm die fo über- aus gelungene 13. Verfammlung des Steiermärfifchen Forftvereins ihr Ende; fie wird uns Allen in frober Erinnerung bleiben.

Mittheilungen.

Aus Amerika.

Die winterfahlen Yaubwälder des Miffiffippi-Alluvinms.

In der Zeitfchrift „Die Natur“ findet fi ein Abdrud aus der Hoffmann: [hen „Pharmacentiihen Rundſchau“ in New-York aus der Feder des Dr. Karl Mohr, welchen Artifel wir feines auch forftlichen Intereſſes halber den Lejern diefes Blattes uns mitzutheilen erlauben, Dr. Mohr jchreibt:

„Mit dem allmäligen Anfteigen der Thaljohle des Flußgebietes nimmt der winterfahle Yaubholzwald überhand. In der über 6400 engl. Quadratmeilen ums fafjenden Alluvialregion zwifhen dem Miffiffippi und dem PDazoofluffe, in welcher fi die Flußebene von 200 bis 320 Fuß am der nördlichen Grenze erhebt, ift bie Sumpfcypreffe auf die Sümpfe und Yagunen befchränft, welde die muldenförmigen Bertiefungen ausfüllen, die ſich zwiichen den in gleiher Richtung mit dem Haupt: ftrome verlaufenden zahlreihen Waflerläufen hinziehen, welche die Abzugscanäle des weiten Gebietes bilden. Diefes Gebiet gehört zu den frudhtbarften Gegenden der Erde und ift bededt von dem größten Complexe winterfahlen Waldes, ber tief in dem atlantifchen Theile diefes Continents erhalten geblieben ift. Es ift mit Sicher— heit anzunchmen, daß nicht mehr als der achte Theil der Cultur unterworfen iſt, und ein geringerer Theil davon von der Art berührt wurde. Mit der während des legten Yahrzehnts erfolgten Eröffnung der Eifenbahnlinien, welche gegenwärtig diefed Waldgebiet durchziehen und mit den groß'n Märkten des Inlandes, ſowie mit den Häfen der Welt in Verbindung bringen, ift dasfelbe in den verjdiedenften Richtungen der Anfiedlung und der Speculation auf deren natürliche Hilfsquellen, beſonders den Holzreihthum betreffend, zugänglich geworben. Der Beftand ber Wälder ift jelbft auf furzen Streden hier ein überaus verfchiedener, hervorgebradt durch Feuchtigkeitsverhältniffe des Bodens, fowie dur die Zufälligkeiten, demen die fpontane Ausfaat der verfciedenen Baumarten nad) der Natur ihrer Früchte und Samen unterworfen ift.

Am Rande der Sümpfe und den angrenzenden Niederungen, die für längere Zeit den alljährlid wiederholenden Ueberſchwemmungen ausgefegt find, gefellen fid der Sumpfcypreſſe Raubhölzer verfchiedener Gattungen bei. Darunter durch bie Mähtigkeit des Wuchſes befonder® hervorragend die Sumpfweißeiche, Overcup Oak (Quereus Iyrata), die vorzugsweife auf den ſtets moraftigen Stellen fi einfindet. Diefe prächtige Eiche, der Quercus alba nahe verwandt, unterfcheidet ſich leicht durch

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die Frucht, deren Eichel ganz oder theilweife von der mit fnorrigen Schuppen be: fegten Cupula eingefchloffen bleibt. Bei vollem Wuchfe erreicht der Baum eine Höhe von 90 bis zu 110 Fuß, bei einem Stammdurdmefler von 3 bis 4 Fuß, und fteht an Stammesreinheit und Nußbarkeit des Holzes der Weißeiche ebenfalld nahe. Deren Häufigfter Begleiter ift die Weideneihe, Willow Oak (Quercus Phellos). Zur Gruppe der Schwarzeichen gehörig, ift diefe Eiche als Nutzholz von gerin- gerem Werthe. Diefe ſchnellwucherige und kurzlebige Art erreicht an günftigen Stand» orten gewaltige Dimenfionen und Bäume von einem Umfange von vollen 16 Fuß, 5 Fuß über dem Boden gemefjen, wurden nicht felten angetroffen. Der bittere Pecan- nußbaum, Hicoria aquatica, liebt befonders einen kalten, fteifen, den Durchgang des Waſſers erfchwerenden Untergrund; das Holz diefer, mit der echten Pecannuß nahe verwandten Art, ift wenig geichägt und der bittere Kern der Nuß von Menfchen und Thieren verfhmäht. Bon 2 bis 3 Fuß im Durchmeſſer und 80 bis 90 Fuß Höhe liefert diefer ſchnellwucherige Baum eine Maffe trefflichen Brennholzes. Die füdliche Rotheiche, Quereus Texana, findet in den halbfumpfigen Niederungen das Optimals Gebiet. Bisher für eine von der Rotheiche des Nordens (Quercus rubra) nur wenig verjchiedene Form gehalten, gehört der füdlich in der wärmeren Zone weit verbreitete Daum nad den am umfafjendften Materiale fürzlich angeftellten Unterfuhungen Brof. C. Sargent’8 der Quercus Texana an, welche jhon vor mehr als vierzig Jahren von Budly aufgeftellt wurde. Dabei kommt jener emfige Exforfcher der norbamerifanifchen Sylva zu dem Scluffe, daß Quereus rubra gänzlih auf die fältere, gemäßigte Zone der atlantiſchen Region beſchränkt fei. Zwiſchen den ge nannten Bäumen fommt hin und wieder die nordamerifanifhe Platane, Sycamore (Platanus oceidentalis), vor, jedod von geringerer Häufigkeit und Vollkommenheit des Wachsthums, als im Obiothale.

Mit dem faum wahrnehmbaren Anfteigen des Bodens und dem damit vers bundenen Zurüdtreten der Sumpfeypreſſe ftellt fi) Ulmus americana ein; eine der zierlichften unferer Laubbäume, ausgezeichnet durch den ſchlanken Wuchs des Stammes und die prächtig belaubte Krone mit den leicht geneigten Aeften und fchlanten, hän- genden Zweigen. Denjelben gefellt fich häufig die Pecannuß bei, Sweet Pecan (Hi- coria Pecan), unftreitig die ftattlichfte und in hohem Grade nügliche der an nuß- baren Arten fo reihen Gattung der Hidories, und zwar in größter Vollkommenheit der Entwidelung. Ein Baum unter meinen Augen gefält, maß 130 Fuß im der Höhe bei einem mittleren Durchmeſſer von 3 Fuß des 60 Fuß langen, aftfreien Stammes; Eremplare folder Dimenfionen gehören nicht gerade zu den Ausnahmen. Die fhmadhafte, ölreihe Nuß wird nur felten gefammelt, fondern wird den Thieren des Waldes und den Schweinen ungejhmälert als Maft überlaffen. Das manderlei Verwendung findende Holz ift weniger gejhägt al® da® der Spottnuß, Hicoria alba, und der weißen Hickory, Hicoria ovata,

Auf bdenfelben Standorten gedeiht der Red Gum genannte, nordamerifaniiche Storarbaum, Liquidambar styraciflua, in größter Bolltommenheit. Unter dem Ein- fluſſe des jubtropifchen Klimas, verbunden mit größter Bodengüte, erlangt der Holz- körper eine Entwidelung, die in nördlichen Breiten unerreicht bleibt. Das duntie, rothhraune Kernholz ift von feinem Gefüge, großer Stärke und Dauerhaftigfeit und füllt im vollwüchſigen Baume denfelben faft völlig aus. Bei einem Durchmeffer von 3 bis 4 Fuß beträgt das weiße weiche Splintholz faum 2 Zoll. Bei feiner Häufig- feit bildet der Baum im der Vollendung feines Wuchjes einen hervorragenden Zug in dem Charakter diefer Wälder, der ſich befonderd da in feiner Großartigkeit ent: faltet, wo die Bäume gruppenweife vereinigt Meine Haine bilden, unter deren Schatten dase Unterholz ausgejchloffen bleibt, umd die eine Höhe von 80 bis 100 Fuß an» ftzebenden pfeilgeraden Etämme, prächtigen Säulen glei, ſich frei dem Auge dar- bieten, von denen die gewaltigen Aftkronen ſich auebreiten, die in dem Schmucke dichter und fhönfter Belaubung das Gewölbe des Lauddaches bilden.

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Unter der Beſchirmung des Hochwaldes drängt fih ein mehr oder minder dichter Niederwald verjchiedener Arten von Halbbäumen dem Lichte zu, darunter eine ihöne Barietät des rothen Ahorns mit breiten, gelappten, am der Unterfeite weiß- filjigen Blättern (Acer rubrum var, Drummondii), Acer Negundo, Ilex deeidua, ber baumartige Weißdorn, Crataegus viridis, C. apiifolia und die rothe Maulbeere, Morus rubra. Die Gewäſſer der Eyprefjenfümpfe find an ben feichteften Stellen von einem dichten Gebüfche ftacheliger Smilararten (Smilax Bona nox, $. Pseudo-China) bededt, zwiſchen denen die zierlidhe Clematis erispa, deren blaßpurpurrothe Blüthen dem Geftrüppe den einzigen Schmud gewähren, fteht. An lichten Stellen findet fid das feltene Nasturtium lacustre, und in ben Lichtungen, zu denen die Strahlen ber Sonne ungehindert Zutritt finden, flebelt fih in den Zümpeln und Zeichen das lotusartige Nelumbium luteum an, beren große fchildförmige Blätter von präd- tigem Grün fi fcharf abheben von dem dunfeln Gewäſſer, defien Oberfläche davon bededt ift, und unter deren Schuge die giftige Moccafinfchlange einen Lieblingsauf- enthalt findet.

Noch ift von Wafferpflanzen die eigenthümliche Hottonia zu erwähnen, welde frei Shwimmend in dichtem Raſen die lichten Ränder der träge dahinſchleichenden Waſſerläufe bededt. Der verfumpfte, beftändig naffe Boden des Waldes wird von groben, breitblätterigen Niedgräfern (Carex) bewohnt, Carex Crus Corvi, C. stipata var. maxima, C. decomposita, C. intumescens, C. Torreyi, während echte Gräfer, Muehlenbergia Mexicana, M. diffusa und verſchiedene Paniceenarten die Narbe bes trodenen Bodens der Anjchwellungen bildet, auf denen fih hin und wieder Arun- dinaria tecta einftellt.

Auf der weftlihen Seite des Miffiffippi im Staate Arkanfas, füdlich von der Mündung des Arkanfasfluffes, fällt befonders die Abmwefenheit der Sumpf» cypreſſe auf, die nur vereinzelt und verlümmert den Bayour (natürliche Abzugs- canäle) entlang beobachtet wurde. Es tritt nun hier die didblätterige Ulme, Basket Elm (Ulmus crassifolia) auf, die im Südweſten von Texas weit verbreitet ift. Das zähe Holz, in dünne Platten gefpalten, dient Häufig zur Korbflechterei. Die weiße Eiche, White Ash, Fraxinus americana, geſellt fid) den Eichen zu, die hier in zahl« reicheren Arten angetroffen werden, als fie in bem unteren Miffiffippie und Yazoo» delta fic vorfinden. Diefem fchönen Baume, der bdurdjichnittlih eine Höhe von 90 bis 100 Fuß erreicht bei einem Durchmeſſer von 2'/, bis 3 Fuß, wird eifrig nachgeſtellt, da die Vorräthe des zur Herftellung von Ackerbaugeräthſchaften befonders gefuchten Holzes in den Nordftaaten erfhöpft find. Das Holz ift engringig und wurden in den 2'/, bis 3 Fuß hohen Stumpen ber vollwüchſigen Bäume 175 bis 200 Yahresringe gezählt. Als die hier am häufigiten vorfommende und das werth— vollſte Nugholz liefernde Eiche fteht die Korbeiche, Quercus Michauxii, obenan.

Eine dem halbjumpfigen Walde anſcheinend eigenthümliche Abart der Pfofteneiche, Post Oak (Quercus minor Walt., Quercus obtusiloba Michaux), fommt hier häufig mit der vorigen Art vor und ift beſonders durch den mächtigen Wuchs und die Bortrefflichkeit des Holzes ausgezeichnet, im diefem Punkte der Quercus alba nahe ftehend,

Auf den weiten Ausbreitungen der Anfchwellungen des beftändig frifchen Bodens ift die ſpaniſche Eiche, Quercus digitata Lamar, Quercus falcata Michaux, als einer der häufigften Bäume zu verzeichnen, der im oberen Theile der Alluvial- region nun vorherrfchend bleibt und die Höhe feiner Entwidelung erlangt. Diefe prächtige Eiche wird nicht felten von 4 bis 5 Fuß im Durchmeſſer gefunden bei einer Höhe von 110 Fuß und darüber. Der durchfchnittliche Durchmeſſer des Nutz- Holzes beträgt 2"/, Fuß; dasfelbe wird dem ber übrigen, zu ber Öruppe der Roth: eichen gehörigen Arten vorgezogen und findet vielfach Verwendung zu Einfriedigungen, in den Baulichfeiten der Farm, für Faßdauben geringerer Sorte und für Möbel, wie die fübliche Rotheiche, mit der diefe Art zufammen vorfommt und von den

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Holzfällern, fowie auf der Sägemühle beftändig verwecjielt wird. Weideneichen, prädtige Red Gum-Bäume, Zürgelbäume, Hackberry (Celtis Mississippiensis), fommen überall im Gebiete häufig vor. Im den tiefen Moräften und feichten Zeichen nehmen Fraxinus viridis, Quereus Iyrata, Hicoria aquatica die Stelle der Sumpfeyprefie ein. Der Reichtum und die Berfchiedenartigkeit des Baumwuchſes ift Erſtaunen erregend. Eine in großem Mafftabe angelegte Dampfiägemühle am Ufer des Miffiffippi, welder der tägliche Bedarf von 60.000 bis 75.000 Fuß Stammholz auf einer 15 Meilen langen Eifenbahn zugeführt wird, räumt raſch mit den Schägen diefer Gegend auf. Bumelien, Bumelia lanuginosa, Dattelpalmen, Diospyros Virginiana, Crataegus viridis, Planera aquatiea, Hartriegelarten, Cornus strieta, Cornus serices, mit ber von Grund aus veräftelten Ilex decidua bilden den ſchwachen Beftand des Unterholzes.

In den während der legten acht Jahre durch völlige Abräumung entftandenen Lihtungen Haben ſich die leichtfamigen Ulmen und Eſchen, vorzugsweife Ulmus ersssifolia und Fraxinus viridis angefiedelt, jowie Celtis Mississippiensis, deren Deeren von den Bögeln verfchleppt werden. Der dichte Nachwuchs diefer gering- werthigen Holzarten, der während der angegebenen Periode eine Höhe von 12 bis 15 Fuß erreiht hat, durchwoben von rankendem Geſträuche, wie Reben, Vitis rotundifolia, Vitis aestivalis, Cissus ampelopsis, Cissus arboren, Ampelopsis quinquefolia, Clematis virginica, Clematis erispa mit ben unausbleiblihen Smilax- Arten, bilden ein undurchdringliches Didiht, von dem der Nachwuchs werthvollerer Holzarten für immer ansgefchloffen bleibt. Diefe Seite des mädtigen Stromes ift alljährlich Ueberſchwemmungen ausgefegt, während deren das Wafler oft bis zu einer Höhe von 10 Fuß anfteigt und nicht jelten Wochen lang auf diefem Stande beharrt. Dadurch wird das Wahsthum der Gramineen in hohem Grabe beichräntt, und verſchiedene Stauden anderer Familien, befonders Leguminofen und Compofiten, bededen den Grund. Erftere ift vertreten durch die hier überaus häufige und fonft jehr feltene Dioclea Boykinii Torr. & Gray, Amorpha fruticosa, und legtere durch Aster diffusus und verfchiedene Goldruthen (Solidago) neben Dianthera humilis und Hygrophila lacustris, denen Trepocarpus aethusa, Cynoscyadium digitatum, Asclepiss perennis, Trachelospermum difforme, Gratiola virginica an lichteren Stellen fi zugefellen. Im Ganzen ift die Flora diefer dunkeln, jumpfigen Wälder eine arme zu nennen.

Mit dem Ueberfchreiten der Mitte des Miſſiſſippi- und Yazoodeltas und ber Erhebung der nördlichen Grenze zu, treten die Schichten der poftpliofänen Formation dem Alluvialboden näher und bilden die erfte Terrafie der Gelände, welche fih von 20 bis 25 Fuß über dem gewöhnlichen Waflerftande der Wafferläufe erheben. Auf dem frifchen, Humusreihen Lehmboden diefer fanft anfteigenden Erhebungen, die dem Waſſer rajhen Abflug geftatten, nimmt die Weißeiche, Quercus alba L., den erjten Plag ein; unter deren Schatten bilden die der europäichen Stehpaime ſehr ähnliche Ilex opaca Holey, Weißdorne, Crataegus viridis, Crataegus Crus Galli, der Spicebush, Lindera Benzoin das Unterholz. Auf dem feuchteren Abdahungen ftellt fi neben der Korbeiche, Quercus Michauzii, num häufig weißer Hidory, Hicoria ovata (Carya alba Nutt.) ein, der weiter füdlih im Gebiete nit vorkommt. An den flachen, fumpfigen Ufern der zahlreichen Zuflüffe des Sunflomer River und den dazwiſchen liegenden Moräften ift die Sumpfchprefie häufig, jedoch felten reine Beftände von der Ausdehnung bildend, wie diefelben im füdlichen Theile des Deltad angetroffen werden, fondern mit Beimifhung von Weideneichen, ftattlihen Redgums, Zürgel- bäumen ꝛc. Auf dem weiten, niemals längere Zeit der Ueberfluthung ausgejegten Terrain, bebedt auf weite Streden die zu den Bambufen gehörige Arundinaria teeta den Boden. Unter dem Schirme ded Hocwaldes erreicht dieſes ftrauchartige Gras eine Höhe von 12 bis 15 Fuß, ein Röhricht bildend, durch welches ber Fußgänger nur mit Hilfe eines ftarfen Hauers ſich Bahn zu breden im Stande

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ift. Ein Nachwuchs der Bäume des Waldes bleibt in biefen „Canebracks” aus: gefchlofien. An dem Rande der moraftigen Niederungen und den angrenzenden Anſchwellungen des Bodens findet ſich die durch das ganze Gebiet weit verbreitete zwergartige Fächerpalme, Sabal Andersonii, in größter Häufigkeit.

Die Abnugung des dor wenigen Jahren noch für unerfchöpflih gehaltenen KeihthHums an dem Holze der Weieiche, zu dem die Korbeiche ebenfall® einen großen Beitrag liefert, hat innerhalb der letzten acht Yahre einen mächtigen Auf- ſchwung genommen. Um der Nachfrage für Daubenholz ſeitens der Wein producirenden Länder der alten Welt und dem fteigenden Bedürfniffe im eigenen Lande zu genügen, find allerorts im oberen Delta Holzfäller unaudgefegt thätig, wo die Berbindung zu Waſſer oder zu Eifenbahn Gelegenheit zum Berfandte nah New⸗-Orleans geftattet. Diefem Betriebe fallen die jhönften Bäume zum Opfer, und zwar unter rüdfichts- lofem Bandalismus; denn die Hälfte und häufig zwei Drittel des Stammholzes fallen meiften® unbenügt der Verweſung anheim. Nur das allerbefte Holz der Bäume von über 20 Zoll im Durchmeſſer wird zur Herftellung der 5 Fuß langen, 1/, Zoll diden und 5 Zoll breiten Stäbe verwendet. Es ift felten, daß ein 35 bie 45 Fuß langer Stamm mehr als zwei Längen von Stäben liefert, welche den Anforderungen des Abfuhrhandels entſprechen. Wenn in Betracht gezogen wird, daß von einem Baume im Durchſchnitte höchſtens 150 folder Stäbe erzielt werben, und daß während der legten paar Jahre etwa 3,500.000 davon alljährlich in New-Drleand auf den Markt gebracht wurden, fo läßt fich eine Borftellung von der Zerftörung der Maſſe trefflichen Nugholzes in den Wäldern machen, die durd) diefen Raubbetrieb angerichtet wird.

Der Wolbaum, Cottonwood, Populus monilifera, findet fi an den Ufern der Flüſſe, befonders dem Miffiffippi entlang, in den größten Dimenftonen feines Wach sthums. Die Sämlinge befiedeln raſch das jüngft angeſchwemmte Land und wachſen mit erftaunliher Schnelligkeit empor. Auf dem alten, jandigen Alluvium erreicht der bis 100 Fuß hohe Baum einen Durchmefler von 7 bis 8 Fuß; Bäume folhen Umfanges, welche in dem zehnten Cenfusjahre (1880) nicht felten angetroffen wurden, gehören heutzutage zu dem Geltenheiten, Zrog deſſen Schnellwüchfigkeit gehen bei der gegenwärtigen ftarfen Nachfrage des Holzes die Vorräthe befter Dualität auf die Neige, indem die geringeren Bäume zur Anfertigung des als Excelsior befannten Berpadungsmaterial® und der junge Nachwuchs für bie Fabrication von Papierpulpe ausgedehnte Verwendung finden.

Die ſchwarze Walnuß, Black Walnut, Juglans nigra, die gegen bas Ende der Siebzigerjahre an dem oberen Berlaufe des Sunflowerfluffes nod zur Ein— friedigung der Felder verwendet wurde, ift heutzutage in dem Delta fehr felten —— Ueberhaupt während der kurzen Spanne Zeit, die ſeit dem zehnten

enſusjahre (1880) verfloſſen iſt, haben ſich auffallende Veränderungen in den Vegetationsverhältniſſen vollzogen, herbeigeführt durch die Zerſtörung des Hoch— waldes. Viele der Cypreſſenſümpfe, welche in derſelben Gegend damals unberührt von ber Art ſich vorfanden, find gegenwärtig des größten Theiles des Baumwuchſes beraubt. Schilf und andere Sumpf: und Waflerpflanzen bededen die Teiche, über deren dunklem Gewäſſer die riefigen Cypreſſen fich einft abjpiegelten. Wo in jenen Tagen der Beiucher den bdüfteren Urwald betrat, unter den rauſchenden Wipfeln prädtiger Eichen und deren übrigen Begleitern einer großartigen Baummelt, ſucht fi) derfelbe gegenwärtig mühſam den Weg dur das Dididt ftarrer, dorniger Gleditſchien (Honey locust), welde in den Blößen bes vermwüfteten Waldes die Ueberhand gewonnen haben.

Auch in dem Geröhricht der Arundinaria (Cane brakes) machen ſich bedeutfame Beränderungen bemerkbar. Mit der Entfernung des Hochmaldes, welcher Schug gegen Winterfälte, fowie gegen die jengenden Strahlen der Sonne und austrodnenden Winde gewährte, der Schädigung durch Früh: oder Spätfröfte ausgefegt und während

Aug.-Sept. 1895.] Notizen. 407

der heißen Jahreszeit der Kühle und der nöthigen Feuchtigkeit des Bodens entbehrend, verlieren die Pflanzen Widerftandsfähigkeit gegen das beftändige Abfreflen der Sproffen und Belaubung durch Biehheerden, die das ganze Jahr hindurch in diefen Cane brakes bie einzige Nahrung finden. Unter folden Einflüffen verfümmert das lattlihe Rohr zum niedrigen Geftrüppe, welches mit der Abnahme der Boden» feuchtigkeit früher oder fpäter der Vernichtung durch Feuer anheimfällt, und mit dem ftetigen Ueberhandbnehmen der Unfräuter erhält die Lichtung den Charakter ber Begetation des Angers.

Mit dem beftändig fi) mehrenden Zufluffe einer energifhen Bevölkerung von Aderbauern, welche während der legten Jahre, beſonders aus den unwirthlichen Gebieten des fernen Norbmeftens fi) dem Süden zuwendet, werden bie Maßregeln gegen das Einbrechen der Fluthen des Miffiffippi fih mehren und die Millionen Ader anbaufähigen Waldlandes dieſer Alluvialregion dem Pfluge unterthan gemacht werben.

Beiweitem rafcher wird jedoch die Verwüſtung und eventuelle Zerftörung des Waldes herbeigeführt durch die umbefchränfte Gier der Ausbeutung der natürlichen Hilfsquellen desfelben, bie keine Nüdfiht für das allgemeine Wohl kennt, und welcher, ausgerüftet mit der Macht des Kapitales, heutzutage ungeahnte Mittel zur Verfügung ftehen in der Ueberwindung von natürlichen Hinderniffen. Es drängt fi unabweisbar der Gedanke auf, daß die immenfen Wälder diefer Region bemfelben Schidjale verfallen werden, welches fi) in den vor faum zwei Menfcenaltern unermeßlich erfcheinenden Yaubmwäldern des Dhiothales, längs der Gelände bes Alleghanygebirges, mit Ausnahme verhältnigmäßig befchränkter Diftricte, bis zur Mündung des Ohios vollzogen hat.

Nolizen.

Ein neue Pilzkrankheit der Lärche. In der Generalberſammlung bes botanischen Bereines zu Müncen vom 12, November 1894 demonftrirte Dr. C. Freiherr v. Tubeuf Pärchen, deren Kurztriebe vollends oder zum Theile nur braune Nadeln zeigten, alfo krank waren. Auf der Oberfeite der Nadeln befanden ſich glänzend ſchwarze Wpothecien einzeln oder zufammenfließend in einer Längslinie; Ddiefelben öffnen fi) mit einer Längsfpalte. Die faft ungeftielten, d. 5. faum mit einem Fuße verfehenen chlindrifchen, oben abgerundeten Scläude find circa 110 lang und enthalten vier Fugelige oder thränenförmige, Hyaline, einzellige Sporen von circa 66 u Länge und 16 Breite, welche eine gallertig aufquellbare Membran befigen. Die Paraphyſen find einfah, fadenförmig, byalin, kürzer wie die Schläuche,

Der Pilz erinnert nur an den von Roftrup befchriebenen und von Link Lophodermium suleigenum benannten Parafiten, welder Nadeln von Pinus mon- tana und P. silvestris bewohnt. Derfelbe ift jedod, da er feine füdigen Sporen befigt, nidht zu Lophodermium, fondern zu Hypoderma zu ftellen. Da aber beide Pilze nit blos durch die Bierzahl der Sporen und deren Kinzelligkeit., jondern befonders durch ihre anffällige thränenförmige Geftalt fih von den übrigen Arten der Gattung Hypoderma weſentlich unterſcheiden, fo ſchlug v. TZubeuf eine neue Gattung vor, die er ald Hypodermella bezeichnet, und deren Arten durch thränenförmige Sporen charalteriſirt find. Zu diefer Gattung würde der eben beſprochene Lärden- pil3 als Hypodermella Laricis nov. gen et species, ferner Hypodermella sulcigena (Syn, Lophodermium suleigenum Rostr,) gehören.

Den neuen Pilz fand v. Tubeuf am Sonnwendftein bei Semmering gelegent- (ich des Ausfluges der deutfchen Naturforjcher-Berfammlung zu Wien Ende September 1894; er bededte in großen Maſſen die LYärchen der oberen Bergtheile. Die ganze

408 u Notizen. J (XXI. Jahrgang.

Erſcheinung und Verbreitung des Pilzes hat durchaus parafitären Charakter und iſt wohl faum ein Zweifel, daß es fich im vorliegenden {Falle um eine epidemifche Kranl- heit der Lärche hanbelt.

Ueber dad Vorkommen der Roflaftanie und der Rothbuche in Nordgriehenland, ! Schon zu Anfang biejes Yahrhumderts hat Sibthorp das natürliche Vorkommen der Roßkaſtanie in Griechenland conftatirt; v. Heldreic hat diefe Entdedung beftätigt. Während einer Reife im Jahre 1893 hat Dr. U. Philippfon die Fundorte, welhe Heldreich feftgeftelt hatte, befucht, und man kann num ben Sag, daß die Gebirge des weftlihen Mittelgriehenlands die eigentliche Heimatder Roßkaſtanie feien, als feftftehend annehmen. Philippfon gelang es, die Grenzen des natürlihen Vorkommens weiter nördlih zu rüden, bis in die nörd⸗ lihen Züge des griechiſchen Pindosgebirges. Die Roßkaſtanie kommt hier ftets im engen, ſchattigen und feuchten Schluchten zwifchen Eichen und Platanen in einer Meereshöhe von 600 bis 1300 m vor. In den heißen und trodenen Niederungen, felbft in den Gebirgen des füdlihen und öftlihen Griechenland kommt der Baum nicht vor; hier ift ihm das Klima wohl zu troden und zu heiß.

Was die Rothbuche anlangt, jo kommt diefelbe in Griechenland bis 38° 45’ nördliher Breite vor; dies dürfte der füdlihfte Standort auf ber Ballan- halbinfel fein. Die Buchenforfte Griechenlands liegen fämmtlih in ber Höhenzone von 1300 bi® 1700, ja felbft bis 1800 m; wo fie vorhanden find, bilden fie bie obere Baumgrenze. Sie liegen alfo nicht, wie in unferen Gebirgen, als eine Laub» holzzone unter dem Gürtel des Nadelholzes, fondern über oder neben bemfelben. Die Tannen und Schwarzkiefern gehen im Pindosgebirge viel tiefer Hinab, als die Buchen, aber nirgends höher als legtere. Stets findet fi die Buche in Griechen: land auf Glimmerſchiefer, Serpentin, Flyſch-Sandſtein und »Schiefer, nirgends auf dem fehr verbreiteten Kalkftein.

Baumtemperatur und Lufttemperatur. Dr. W. Prinz,? Profeffor am fönigl. Obfervatorium in Uccle (bei Brüffel) hat in der Zeit vom Auguft 1890 bis März 1892 Beobadtungen über die Schwankungen der Temperatur im Innern einer lebenden Schwarzpappel (Populus nigra), die dem größten Theil des Tages dem Sonnenſcheine ausgefegt war, angeftellt.

Die Beobachtungen wurden mittelft eines in Zehntelgrabe getheilten, etwas trägen Thermometers mit chlindriſchem Gefäße vorgenommen, welches mit paraffin⸗ getränktem Hanf derart in ein 2em im Durchmeſſer haltendes gebohrtes Loch in den Stamm (1'27m über dem Erdboden, Stammdurdmeffer an diefer Stelle 71 m) eingefügt wurde, daß es ſich zwar möglihft dicht anſchloß, aber zum Behufe ber AUblefung ein wenig aus der Deffnung hervorgezogen werden fonnte.

Die Ablefungen erfolgten ftetd um Mittag, während die im folgenden an—⸗ gegebene Lufttemperatur das Mittel aus den Beobadtungen um 8 Uhr Morgens, 8 Uhr Abends und aus dem Marimum und Minimum vorftelt. Prinz erhielt folgende Monatsmittel der Temperatur:

1890/91 Aug Sept. Det. Nov. Dec. Jan. Te März Apr. Mai Baum. . .158 150 112 64 —11 —28 —05 42 70 13% St ...170 152 94 52 —45 —119 25 43 68 116 1891/92 Zuni Zuli Aug. Sept. Det. Nov. Dec. Jan. eb. Mittel Baum. . .145 155 149 148 127 51 39 10 29 808 Luft .. .152 168 154 155 115 3.9 37 08 25 789

Im December 1890 erreichte die Baumtemperatur ein Minimum von —8°6°,

am oleichen Tage als außen die Lufttemperatur das Minimum von —13'0° er

1 ' Raturwiffefehftlihe Wochenſchrift 1894, ©. 421. 2W. Prinz: Les variations de la temperature & Vintörieur d’un arbre. Annal. de l'’Observ. R de Belgique. Bruxelles 1893. Referat in Met. Zeitſchr. 1895, p. 225.

Notizen. 409

ald 60 cm in den Boden eingeſenkt waren, befaßen eine Xemperatur über dem Gefrierpunkte. Bom 1. December bis zum 4. März blieb der Baum gefroren. Die höchſte Temperatur im Bauminneren trat fhon am 15. Mai mit 19-0° ein, zu einer Zeit, im welcher die höchfte Lufttemperatur als Tagesmittel nur 18°0° und zwar zwei Tage vorher (am 13. Mai) betragen hatte; am 15. Mai felbft betrug die mittlere Qufttemperatur nur 13%, Das Marimum der Lufttemperatur hingegen wurbe im Juni mit 22:30 (Tagesmittel) verzeichnet,

Im Allgemeinen ergibt fih, daß die mittlere Temperatur des Baumftammes gleich der der Luft ift. Die Temperaturſchwankungen brauchen zumeift einen Tag, um bis zum Centrum des Baumes vorzubringen, bie Temperatur kann baher an einzelnen Tagen dajelbft um 10° und mehr, im Monatsmittel um 2 bis 3% von ber Luft- temperatur abweichen. Der Baumfaft ſelbſt gefriert, wie diesbezügliche Verſuche zeigten, bei 0°4°E. Wenn die Lufttemperatur unter fintt, fo bleibt die Temperatur im Bauminneren längere Zeit conftant, bis der Saft völlig gefroren ift, wozu eine Kälteperiode von einem Monate nöthig ift, ebenfo wie der Baum zum Aufthauen einen Monat braucht; im völlig gefrorenen, ſowie im normalen Zuftande ift die Baumtemperatur von den Schwankungen der Lufttemperatur beeinflußt.

Infolge der kräftigen Wirkung der Frühlingsfonne bei noch unvollendeter Be- laubung fann das Temperaturmarimum im Baumftamme lange vor jenem der Luft: wärme eintreten, nad) eingetretener Belaubung find die Temperaturerhöhungen geringer und in der Zeit der großen Sonnenhige bleibt der Baumftanım auf einer Temperatur von 13 bis 17°. Die Saftcirculation wird bei fteigender Temperatur intenfiver, aber die Quantität des Saftes ift nad) der Higeperiode de8 Sommers (Yuli, Auguft) ſehr reducirt; von Mitte October an bis zum Frühjahr ftodt die Saftbewegung gänzlid.

Wie halten die Raubvögel die Ständer beim Fliegen?! Herr Drillingsmann fchreibt in der „Neuen Deutfchen Yagdzeitung“: Angeregt durch einen Hinweis meines hochverehrten Freundes, Herrn v. Tſchudi zu Schmib- hoffen, habe ich feit Februar dieſes Jahres zur Beantwortung bdiefer Frage Be— obachtungen angeftellt. Diefe Beobachtungen haben mir nun das Refultat ergeben, daß 1. alle von mir beobachteten Raubvögel während des Fluges bie Ständer nad rückwärts ftreden, 2. daß faft alle anderen Bögel im Fluge das Gleiche thun; eine Ausnahme machten bis jegt bei den beobachteten Bogelgattungen nur der Wachtel: tönig (Gallinula crex) und das grünfüßige Rohrhuhn (Gallinula chloropus). Allerdings muß ich bemerken, daß ic; mährend dieſer Beobadhtungsperiode weder die Zeit no die Gelegenheit hatte, alle Arten unferer einheimischen Vögel zu beobachten.

Bezüglich der Raubvögel habe ih das Rüdwärtäftreden der Ständer bei allen Individuen, die ich meift mit dem Glas beobachtete, genau conftatirt. In wenigen Fällen, wie bei den häufig vorkommenden Raubvögeln, 3. B. Buflard, Habicht, Würger, Sperber, Elfter, Krähe, Rabe :c., gelang mir die Erlegung des beobad)- teten Eremplars, fo daß ich für diefe Erwähnten auch den Namen genau angeben kann.

Mir und vielen anderen Yägern, die nicht fpeciell Ornithologen find, ift die Frage über die Ständerhaltung neu und glaube ih, daß die öffentliche Anregung zur Beiprehung diefer Frage genügt, um von den meiften Jägern einjchlägige Beob— achtungen zu erhalten.

Für die Drnithologen wäre die definitive Entſcheidung diefer Frage von großem Interefje; bis jest fprechen die veröffentlichten Beobachtungen fih faft ausnahmlos für die Ständerhaltung nad rückwärts aus. Anregung zur Klärung diefer Frage gab im Jahre 1889 Herr E. Hartert, der bei den beiden indifhen Raubvögeln

! Siche auch „Eentralbl. f. d. gef. Forftw.” 1894, ©. 508. Anm. d. Red.

410 Notizen. [XXI. Jahrgang.

Milvus gorinda und Haliastur indus die Beobachtung machte, daß diefelben beim Fluge die Ständer nad) rüdwärts ftredten und auf ein analoges Berhalten der an« deren Raubvögel ſchloß. Es follte mich fehr freuen, wenn aud andere, fpeciell Hüttenjäger, ihre einſchlägigen Beobachtungen mittheilen würden.

Forft: und jagdrechtliche Entfcheidungen, Defterreih. Dem be eidbeten Forftperfonale gebührt der Schuß des$ 68 St. G. au für Amts bandlungen, welde es außerhalb des feiner Dbhut anvertrauten Forftes vornimmt. Die Nichtigfeitsbefchwerde der Dominica 9. gegen das Urtheil des Kreis: als Erkenntnißgerichte® in NRovigno vom 27. October 1893, 3. 5199, welches diejelbe des Verbrechens der öffentlihen Gemaltthätigfeit nad $ 81 St. ©. ſchuldig erfannt, wurde von dem Caffationshofe mit Entfcheidung vom 17. März 1894, 3. 499, verworfen.

Gründe: Die auf $ 281, 3. 9a St.-P.D., geftügte Nichtigkeitsbeſchwerde fußt in der Behauptung, daß der Förfter des Staatsforftes Montona, Johann G., ale Object des in $ 81 (68) St. ©. vorgefehenen Verbrechens nicht angejehen werben fönne, weil er feine Amtshandlung (beftehend in der Anhaltung von Holz verbächtigen Urfprungs) außer dem Forſte vornahm. Allein abgejehen davon, daß die Angeklagte, felbft wenn der Förſter außerhalb der Grenzen feiner amtlichen Be— rechtigung gehandelt hätte, zur Beſchwerdeführung, aber nicht zum gewaltfamen Wibder- ftande berechtigt war und daß fie felbft ihren Widerjtand nicht im Sinne der Nidhtig- keitsbeſchwerde mit der Ueberfchreitung des amtlichen Wirfungstkreifes feitens des Forftorganes zu rechtfertigen fucht, vielmehr erft jede Gemaltthätigleit in Abrede ftelte und dann auf die Rechtmäßigkeit des Ermwerbes des beanftändeten Holzes verwies, fo ift die Berechtigung des Förfters zum Einfchreiten im Sinne ber $$ 53, 55, 57 und 58 bes Forfigefeges vom 3. December 1852, R.-G.Bl. Nr. 250, und ber $$ 11, 12, 13, 14 und 16 der Dienftinftruction für die k. f. Förfter mit dem Erftrichter zu bejahen. Denn ſchon $ 58 des Forſtgeſetzes geftattet dem Forſt— perfonale, den auf frischer That betretenen Frevler, falls er entfloh, aus dem Forſte zu verfolgen und das von ihm entwendete Forftproduct mit Beichlag zu bel:gen und nad) $ 16 der Inftruction hat der Förfter, wenn er Anzeichen begangener Frevel entdedt, fich zu bemühen, die Thäter zu erforfchen und die Spuren, infoferne es thunlich ift, zu verfolgen, wobei er nur im alle, wenn ſich zu diefem Zwede das Betreten eines fremden Haufes oder gefchlofienen Raumes nothwendig erweiſen follte, im Sinne des Gefeges zum Schuge des Hausrechted an die Intervention bed Ge— meindevorfteher8 gewieſen ift.

Wird nun erwogen, daß Anton J., der Sohn der Angeklagten, ald er vom Förfter auf offener Straße im Befige von Holz betreten wurde, welches dem Förfter verdächtigen Urfprunges fchien, entfloh, und das Holz in ben Händen bes Förſters zurüdließ, und daß es ſonach zweifellos Pflicht des Letzteren war, dieſes Holz zur behördlichen Berfügung zu halten, woran er aber durch die Angellagte Dominica J. gewaltfam gehindert werden follte, fo kann es feinem begründeten Zweifel unter: liegen, daß die Anwendung des $ 81 St. ©. im vorliegenden Falle mit Recht er- folgt ift. Es war fohin die Nichtigkeitöbefchwerde nach $ 288 St. P. D. als um- begründet zu verwerfen. (Beil. 3. Berordgs.-Bl. des Yuftizmin.)

Geweih- und Hundenudftellung. Der Iagdfhugverein für Weftfchlefien veranftaltet vom 15. bis 22. September d. I. in Troppau eine Ausftellung von Geweihen und Gehörnen, für die bereitd von Schlefien und auswärts jehr inter- effante Objecte angemeldet find. Die Ausftellung findet unter dem Protectorate bes Erzherzogs Ernft ftatt, und an der Spige des Ausftellungscomitds fteht Camillo Graf Razumovsky. Der Anmeldungstermin für die Geweihausftellung läuft mit 15. d. ab. In Verbindung mit der Geweihausftellung findet am 22. September eine Schau von Jagd- und Luxushunden aller Racen ftatt, die mit einer namhaften Anzahl von Geld- und Ehrenpreifen dotirt ifl.

Aug.-Sept. 1896.], Handelsberichte. 411

Handelsberichte.

Aus Preufen. Aus den Reſultaten der rückliegenden Rohholzeinlaufscampagne kaun mit Recht die Conſequenz gezogen werden, daß der bdeutjche nero aus .einer irregulären Speculationgepodhe in die Aera einer gewiffen Stetigkeit und Solidität hinüberzugleiten jcheint. Jenes berüchtigte überhaftete Anftürmen zu den öffentlichen Holzlicitationsterminen, die wechſel— feitige, ebenfo ſchranken- wie gedantenloje Ueberbietungsfucht der kaufenden Händler, ſowie andere ähnliche Mipftände des Nohholzeintaufes find in der erwähnten Zeit im Großen und Ganzen nicht in Erfcheinung getreten. Dem möchten wir auch den Umstand zujchreiben, daß das Durd)- ſchnittsniveau der norddeutſchen Nundholzpreife wicht unerheblich nad unten gewichen ift. Mögen Diejenigen aud im Rechte fein, welche diefe Umgeſtaltung davon ableiten, daß die unglüdlichen Geſchäftsbilanzen des rückliegenden Rechnungsjahres dem deutjchen Holzhändlern als Poftulat entſchiedene Kaufunluft Hinterlaffen haben, zu der fi) der aus den 25 Millionen überfteigenden Windbruchholzmaffen des Borjahres rejultirende Vorrathsüberſchuß der fiscalifhen und privaten Forſten in Gegenjag ftellte, fo Fam andererfeits nicht geleugnet werden, daß gerade in der un— mittelbar ritdliegenden zeit ernfte organifatorische Berfuche der deurfchen Holzhändler im Einfange mit einem erfreulichen Entgegenlommen der preußischen Staatsforftverwaltung darauf gerichtet waren, diejenigen Uebelftände des deutjchen Rohholzverichres, weldye bislang unferem Holzhandel die ſchwerſten Wunden beizubringen geeignet waren, auszurotten. Optimum sperare volumus. Nachdem dann auch unter verhältnißmäßig glücklichen Conjuncturen die Holzerzeuger der meiſten norddeutſchen Holzinduſtriebezirle die Winterproduction der in vollem Betriebe gehaltenen Sägewerke an den Zwijchenhandel zu fuccejfiven Ablieferungen abjchliegen konnten, gewinnt zunächſt nur nod) die Frage welche Ausſichten flir den eigentlichen norddeutſchen Solzhandel beitehen, entſpre— ende Abfünfte zu bewerkftelligen. Nach diefer Richtung wird ja allerdings von den Holzhändlern mit einem gewiflen Beffimismus in die Zukunft geblidt. Allzu oft find feit einer Reihe von Fahren gerade für die fraglichen Jmduftrievertreter jegliche Hoffnungen und auch bejceidenfte Wünſche an der ftarren Hartnädigfeit des feit 1890 anhaltenden commerciellen und gewerblichen Nieder— ganges Mäglich zerſchellt und jelbft die gewiß berechtigten Erwartungen der deutſchen Holzhändler, daß die einen allgemeinen Geſchäftsaufſchwung im Gefolge haben würden, find durch die Logik von nadten Thatſachen desavouirt worden. Wir glauben jedod) dem Berichtsjahre ein befjeres Geſchick als den Vorjahren zufchreiben zu können. Hiefür erjcheint weniger bedingend, daß die derzeitige Frühjahrsſaiſon im Allgemeinen cinen befriedigenden Ber: fauf nimmt; denn im diefer Zeit des Ueberganges pflegt die Kaufluft der Conſumenten zu er wachen und es entjpinnt ſich ein lebhafter Verkehr zwiſchen Angebot und Nachfrage, wobei die Preisabgaben in der Regel von fefteften Tendenzen dictirt find. Erft im weiteren Berlaufe kann ſich je nad) den wirklichen Bedarfömengen das Berharren oder eine Abihwähung der Martt- feftigfeit ergeben. Dagegen wird der Holzbedarf der holzverarbeitenden Geſchäftsleute jelbft bei minderer Beihäftigung jteigen, nachdem im Vorjahre eine Aufzehrung der Rejervelager des Con- ſums ftattgefunden hat. Ebenſo wird fi im Bauhölzern ein reger Verkehr vollziehen, da die Bauluft allenthalben Bethätigung ſucht. fe möchte hinfichtlich des Umftandes, daß ſich das Capital vom norddeutſchen Baumarkte mehr und mehr verflüchtigt, vor den üblichen übermäßigen Ereditanfparungen bei Bauunternehmern nur gewarnt werden.

Schließlich fei erwähnt, daß in leßter Linie die diesjährige Entwidelung des Verlehres in den Weichielftationen für die Situation des norddeutſchen Holzmarktes mit beftimmend fein wird. Nichts ift nämlich cher möglich, als daß übermäßiger Nadelholzimport aus Polen und Galizien nad) Preußen innerhalb des norddeutichen Holzmarktes Preisfenktungen im Gefolge haben fann, Auf den wichtigeren Plätzen notirt man wie folgt:

en ftarte fieferne Stammbretter I. Cl. M. 520, II. &. M, 460, Ill. &. M. 350

la " R m E56 BO 0 RO Pe J A I 0 30 a 200 uf S " I, 175, II, " 100, IH. 68 5584 „Zaonpfbretter le: I DE oo , | " " ll. " " 90, III. " " 58 Dachlatten I. Cl. (Mühlenſchnitt) M. 50 bis 58, Handichnitt M. 40 bis 45.

Dadjlatten II. EL. (Handichnitt) M. 34 bis 38. Alles pro Schod a 450 laufende Meter franco Kahn Berlin! Kieferne Pfoften 230 mm breit, 45 mm ſtarl M. 250 bis 280,

" 235mm mm 4 m 200 215,

_ Mittelbretter 280mm 35 u 200 210, Spunbdbretter 235 mm 20mm 130 145, Tiſchlerbretter 280 mm 140 150. Berjchlagbretter I. El. M. 40 bis 45, II. Cl. M. 35 bis 38.

Alles pro 100 Stüd & 45m lang franco Waggon Dresden! Gebeilte Tannenbalten ?,,“ aufwärts ftarl, 18° aufwärts lang 65 bis 70 Pfennige.

412 Eingefendet. [XX1. Jahrgang.

Behauene Balken (Tanne) '/g, ®/g, Nio und 9,0“ ftark, 18 bis 30° lang, à 72 Pfenmige, 30° aufwärts lang & 75 Pfennige.

Gebeilte Tannenfparren */, bis ?/;* ftarl, 15° aufwärts lang (gal. Prov.) 64 bis 66 Alles pro Cubilfuß fracht- und zollfrei franco Waggon Breslau! 8b.

Fingefendet.

Forftafademie Eberöwalde. Waldbau, Methoden der FForfteinrichtung, forftliche Ercurfionen, Oberforftmeifter Dr. Dandelmann. Waldbau, forftliche Ercurfionen, Forſt— meifter Dr. Kienitz. Forſtbenutzung, Bermeffungstunde mit Rüdficht auf Preußiſche Forſt— vermeffung, forftlidye Ercurfionen, Korfmeifter Runnebaum, Forſtgeſchichte und Forſt— ſtatiſtik, Holzmeßkunde, forſtliche Excurſionen, Forſtmeiſter Profeffor Dr. Shwappad. Forſtpolitik, forſtliche Exeurſionen, Forſtmeiſter Zeiſing. Forſtliches Repetitorium, Tora. afjeffor Laſpeyres. Mathematiiche Grundlagen der Forſtwiſſenſchaft (Holzmeßkunde und Waldwerthrechnung), Uebungsaufgaben in Mathematit, Brivatdocent Dr. Schubert. Meteo- rologie und Klimalehre, Mechanik, Grundziige der Differential- und Integralrchnung, Profeffor Dr. Müttrid. Allgemeine und anorganische Chemie, mineralogifches und chemifches Prafti- tum, Geh. Regierungsrath Profeffor Dr. Remele. Standortslehre, Profeffor Dr. Ramann. Allgemeine Botanik mit Praktikum, Profeffor Dr. Schwarz. Wirbelthiere, zoologiſches Praktikum, zoologische Ercurfionen, Geh. Regierungrath Profeffor Dr. Altum Fiſchzucht, Privatdocent Dr. Edftein. Sachenrecht, Repetitorium in Rechtskunde, Amtsridhter Dr. Didel, Landwirthſchaft I (Ader: und Wiejenbau), Landesötonomierath Dr. Freih. v. Can- fein. Erfte Hilfeleiftung in Unglüdsfällen, Oberftabsarzt a. D. Dr. Kaddatz. Das Winterfemefter beginnt Dienftag, den 15. October 1895 und endet Sonnabend, den 21. März 1896.

Der Pirector der Forftalademie: Dandelmann.

Grofherzoglich Sächſiſche Foritlehranftalt Eiſenach. Das Winterfemefter 1895/96 beginnt Montag, den 21. October. Es gelangen zum Bortrag: 1. Staatsforftwifien- ſchaft mit Forftverwaltungslehre, Forftgeichichte, Baldroertrehinung und Statif, Waldiwegebau, Oberforftrath Dr. Stötzer. 2. Forftihub, Oberförfter Matthes. 3. Forftvermeflungs- kunde, Planzeichnen, Forftaffiftent Arthelm. 4. Phyfit, Chemie und Bodenkunde, Profeſſor Dr. Büsgen. 5. Zoologie, II. Theil, Dr. Liebetrau. 6. Stereometrie, Anfangsgründe der analytifchen Geometrie, Dr. Höhn. 7. Rechtskunde, Pandrichter Linde. 8. Boite- wirthichaftslehre, Oberförfter Matthes. Das Studium aller zum Vortrag fommenden Dis- ciplinen der Forftwiffenichaft, fomwie der Grund- und Hilfswiſſenſchaften erfordert in der Regel zwei Jahre und kann mit jedem Semefter begonnen werden. Sämmtliche Borlefungen werden in einem einjährigen Turnus gehalten und find auf zwei Unterrichtscurfe vertheilt. Anfragen und Anmeldumgen find an die Direction der Großherzoglichen Forſtlehranſtalt zu richten.

Forftliche Vorlefungen an der Univerfität Gießen im Winterjemefter 1895/96. Enchllopädie und Methodologie der Forſtwiſſenſchaft. II. Theil. Die forftliche Betriebslehre (nach feinem Lehrbuch, III. Band, 1892), dreiftündig, Forſtbenutzung mit Demonftrationen (nad) feinem Grundriß, 1876), fechsftündig, Praftifher Eurfus über Forftbenugung, einmal, Geh. Hofrath Profeffor Dr. Heß. Holzmeßkunde, vierftündig, mit Ucbungen im Walde, einmal, Wald» werthrechnung und forftlihe Statik, dreiftiindig, Anleitung zum Planzeichnen, zweiftündig, Pro- feffor Dr. Wimmenauer. Forftlihe Klimatologie, einſtündig, Profeffor Dr. Hanſen. Forftrecht, drei» bis vierftündig, Profeffor Dr. Braun. Beginn der Jmmatriculation am 21. October, der Borlefungen am 28. October. Das Borlefungsverzeihniß der Univerfität, ein befonderer Fectionsplan iiber die forftlihen Vorlefungen im Biennium 1895/97 und eine neue Schrift über den forſtwiſſenſchaftlichen Unterricht an der hiefigen Univerfität können unentgeltlich von dem Unterzeichneten bezogen werben. Dr. Heß.

Techniſche Sochſchule Karlsruhe, Abtheilung für Forſtweſen. Borlefungen im Winterjemefter 1895/96, Beginn am 1. October. 1. Geometrie der Ebene und des Raumes, Analytiiche Geometrie der Ebene und des Raumes und Uebungen, Wedekind. 2. Ebene und Sphärifche Trigonometrie und Polygonometrie, Schröder. 3. Repetitorium der Elementar- mathematil, Boigt. 4. Erperimentalphufit, Ychmann, 5. Elementarmedhanil, Schleier- mader. 6, Anorganifche Erperimentaldhemie, Engler. 7. Mineralogie, Futterer. 8. Allgemeine Botanil, Pflanzentranfheiten, mikroſtopiſches Praltitum, Klein. 9. Zoologie L, gorfgoologie, Nüplin. 10. Praktiſche Geometrie, Haid. 11. Plans und Terrainzeichnen,

oll, 12. Freihandzeichnen, Krabbes und Knorr, 13. Projectiongicehre mit Uebungen, Wiener. 14. Meteorologie, Schultheiß. 15. Theorie der Forfteinrichtung, Forſtver— waltung und -Haushaltung, Aufgaben des forftlichen Verſuchsweſens und der Mentabilitäts- rechnung, Waldweg- und Wafferbau, Shuberg. 16. Waldbau, Waldwerthrechnung Siefert. 17. Encyllopädie der Forftwiffenihaft, Forſtgeſchichte, Holzmeßkunde, forftliche Repetitorien,

Aug.-Sept, 1895.) Perſonaluachrichten. 413

Müller. 18. Encyllopädie der Landwirthſchaft, Stengel. 19. Wieſenbau, Drad. 20. Allgemeine Vollwirthſchafslehre, Handels- umd Verkehrspolitik, pferde: ar Dispu⸗ tatorium, Hortner. 21. Verfaſſungs-und Verwaltungsrecht, Schenkel. 22. Ausgewählte Lehren des bürgerlichen Rechtes, Süpfle. Außerdem forſtliche Ereurfionen und Uebungen unter wechſelnder Leitung der Brofefforen der Forſtwiſſenſchaft.

Vorleiungen für Studirende der Forftwifienichaft an der Univerſität München im Winterfemefter 1895/96. A. Forftwiffenihaftlihe Disciplinen. Boden- funde und Chemie 4 Wochenſtunden, Naturgefetslihe Grumdlagen des Waldbaues 3 Wochen— funden, praftifche Uebungen im Laboratorium, Heofefor Dr. Ebermayer. Baum- und Beftandesihägung 4 Wocdenftunden, Waldiwerthberehnung 4 Wocenftunden, Praktitum im forft lichen Verſuchsweſen, Profefior Dr. dv. Baur. Anatomie und Phnfiologie der Pflanzen 5 Wochenſtunden, mitroftopisches Praktitum 3 Wochenftunden, Profeffor Dr. Hartig. Forft- emrihtung 5 Wocenftunden, praktiſche Uebungen in Forftenrichtung, Profeffor Dr. Weber. Waldbau 6 Wocenftanden, Profefjior Dr. Mayr. Forftpolitit mit Forftgefhichte 5 Wochen- ſtunden, Profefjor Dr. Endres. Forſtzoologie 2 Wocenftunden, Privatdocent Dr. Pauly. Kryptogamenkunde 2 Wocenftunden, Leitung wiffenschaftlicher Arbeiten in Botanik, Privatdocent Dr. Freih. v. Tubeuf. B. Grund: und Silfswilfenid aften. Allgemeine Bollswirthichaftsichre 5 Wocenftunden, ökonomische Politik 5 Wocenftunden, Profeffor Geh. Hofrath Dr. Bren- tano. Finanzwiffenihaft 5 MWochenftunden, außerordentlicher Profeffor Dr. Lot. Erperi- mentalphufl 5 ne | Profeffor Dr. Fommel. Anorganifdie Erperimentalchemie 5 Wochenftunden, PBrofeffor Ritter v. Bayer. Mineralogie 5 Wocenftunden, Profeflor Dr. Groth. Anleitung zu wiffenfchaftliden Arbeiten auf dem Gebiete der angewandten Chemie, Privatdocent Dr. Baumann.

Forftafademie Minden. Beginn des Winterfemefter8 Dienftag den 15. October 1895. Schluß 14 Tage vor Oftern 1896. Waldbau, forftliche Ercurfionen, Oberforftmeifter Weife. Agrar- und Forftpolitif, Forftverwaltung, Ablöfung der Grundgerechtigkeiten, forftliche Ercurfionen, FForftmeifter Dr. Jentſch. Sorftgeiihichte, Nepetitorium, forftlihe Excurſionen, Forſtmeiſter Michaelis. Forftbenusung, Repetitorium, forftliche Ercurfionen, Forftmeifter Sellheim. rorftliche Repetitorien und Uebungen, Forftafjeffor Dr. Mebger. Allgemeine Botanik, mikro— ſtopiſche Uebungen und Repetitorium, Profeffor Dr. Mitller, Specielle Zoologie, zoologiſches Repetitorium, Geh. Regierungsrath Profeſſor Dr. Mebger. Zoologifches Repetitorium, Forftaffeilor Dr. Milani: Anorganische Chemie, Repetitorium, Profefjor Dr. Councler, Meteorologie, Profeffor Dr. Hornberger. Mechanik, geodätische Aufgaben, mathematifche Begrindung der Waldwerthberechnung, Holzmeßkunde und des Wegebaues, Geh. Juftizrath Profeffor Dr. Baule. Civifreht IL, Geh. Juſtizrath Profeſſor Dr. Ziebarth. Erfte Hilfe bei Unglüdsfällen, Kreisphyſilus Dr. Schulte. Landwirthſchaft für Forſtleute. Dr. Edler.

Der Director der Forftlademie Weije.

Univerfität Tübingen. Vorlefungen im Winterfemefter 1895/96. A. Staatswijfen- Ihaftlihe Facultät. Nationalöfonomie, allgemeiner Theil (allgemeine Volkswirthſchaftslehre). der Communismus, Socialismus und die Socialdemokratie, Nationalölonomifche Uebungen, Profeffor Dr. v. Schönberg. Deutiches Reichsſtaatsrecht, württembergiſches Staatsredt, wlrttembergifches Verwaltungsrecht, Beſprechung einzelner Fragen der Berwaltungsfehre, Profeſſor Dr. dv. Jolly. Allgemeines Staatsrecht und Berfaffungspolitit, heutiges praftifches Völker— recht, ftaatsrechtliches Brattifum, rofeffor Dr. v. Martitz. Finanzwiſſenſchaft, Bant- und Ereditpolif, Arbeiterfrage und Socıalpolitit, vollswirthſchaftliches Disputatorium und Anleitung

u vollswirthichaftlichen und ftatiftifchen Arbeiten, Profeffor Dr. Neumann. Landwirthicaftliche

etriebslehre, Beiprehung ausaewählter landwirthichaftlicher Fragen, Profefior Dr. Leemann. Forſtencytlopädie, Forſteinrichtung, theoretifcher Theil, forftftatifche Unterfuchungen, Profeffor Dr. Lorey Forftbenugung mit Einfluß des Transportweiens, Beiprehung ausgewählter forftlicher Fragen, Profeffor Dr. Graner. Holzmeßkunde, forftlihes Planzeichnen, Oberförfter Brofefjor Dr. Speidel. Forftlihe Demonftrationen und Grcurfionen, alle forftligen Docenten. Golonien und Colonialpolitit, wirthſchaftliche Statiftit, ſtatiſtiſche Uebungen, Docent Dr. dv. Bergmann. Ngrarpolitit, Beiprehung volls⸗ und finanzwirthſchaftlicher Fragen, Docent Dr. Tröltſch. B. Sonftige Borlefungen. Alle juriftiichen, mathematifchen, naturwiffenshaftlihen Borlefungen find vollftändig vertreten. U. U, Profeffor Dr. Hegelmaier, Krankheiten der Holzgewächſe, Demonftrationen Über Anatomie der Hölzer und Minden, Anfang 21. October. Nähere Auskunft durch die forftlihen Docenten.

Perfonalnadridten.

Ausgezeichnet: Anton Ritter v. Rinaldimi, k. k. Sectionschef im Aderbauminifterium, in Anertennung feiner vieljährigen, ausgezeichneten Dienftleiftung tarfrei mit der Würde eines f. u. f. Geheimen Nathes. Franz Graf Coronini-Eronberg, Landeshauptmann der ge- fürfteten Grafſchaft Görz und Gradisca, k. u, E. Geheimer Rath und Kämmerer, Präſident der

\ _ [XL Jahrgang.

414 Brieffaften.

t. I, Aderbaugejellihaft und der Karftaufforftungscommiffion in Görz mit dem Orden ber Eifernen Krone I. El, Rudolf Freih. v. Ulmenftein, Hauptmann a. D., Prinz zu Schaum«- burg-Lippe’scher yorftmeifter in Dubno in Anerfennung der patriotifchen Leiftungen bei der Biederherftellung und Erhaltung der Kriegerdentmale auf den Schladhtfeldern von Nähod, Skalitz, Schweinſchädel, Neubydzow und Chlumes mit dem Nitterkreuze des Franz Yofeph-Ordens. Der fürftlih Hatzfel d'ſche Oberförfter Johann Prodhasta in Leipm in Anerkennung feiner vieljährigen, treuen und erjprießlichen Dienftleiftung bei einer und bderjelben Gutsherrſchaft mit dem goldenen Berdienftlreuze. Franz Trpidomsty, Graf Podſtatzky-Liechtenſtem'ſcher Revier- förfter, für feine 6Ojährigen treuen Dienfte auf einem und demjelben Gutskörper mit dem filbernen Berdienfttreuze mit der Krone. Die k. k. Forftmeifter U. Schönmälder in Wr. Neuftadt, U. Hadenberg in Purtersdorf und F. Pechtold in Innsbruck anläßlich der von ihmen er- betenen Berfegung in den dauernden Ruheſtand in Anerkennung ihrer vieljährigen, treuen und erfprießlichen Dienftleiftung mit dem Titel und Charakter eines Forftrathes.

Ernannt, ———— befördert: Im Bereiche des forſttechniſchen Dienſtes der politiſchen Verwaltung: Heinrich Boltmann, k. k. Forſtrath und Landesforſtinſpector in Niederöſterreich zum Oberforftrathe; Adalbert Pokorny, k. k. Oberforſteommiſſär und Leiter der forſttechniſchen Abtheilung für Wildbachverbauung in Linz zum Forſtrathe; Karl Krepler, f. k. Forftinfpectionsadjunet in Villach, zum Forftinjpectionscommiffär. Im Bereiche der Berwaltung der Staats- und Fondsforfte: Alois Linz, k. k. Forftinfpectionscommifjär m Zara, wurde mit den Berwaltungsagenden des Staatsforftes Pallenica betraut; der Forft- afiftent Stan. Szezescifiewicz zum Forſt- und Domänenverwalter unter Belafjung im feiner gegenwärtigen Dienftesverwendung als Lehrer an der k. k. Förfterfchule in Bolehöw; der t. k. Forfteleve Michael Janeczko zum Forftaffiftenten; Alfred v. Broniewski, abjolvirter Hörer der k. k. technischen Hochſchule in Lemberg, zum Bauadjuncten; Witold Mad, abfolvirter vn der Hochſchule für Bodencnltur und diplomirter Forftwirth, zum Forfteleven bei der k. k.

orft- und Domänendirection in Lemberg (Abth. IL); G. Maglich, abjolvirter Hörer der Hoch— ichule für Bodencultur zum orfteleven für den Bereich der f. f. Direction der Güter des Bu— fowinaer gr.-or. Meligionsfonds in Czernowitz. Alerander Siebed, fürftliher Forftmeifter in Riegeröburg, zum Oberforftmeifter dajelbit. Alois Fuchs, Forftcontrolor in Kammerburg in Böhmen, zum Oberförfter daſelbſt. Joſef Nimbursty, Oberförfter in Adersbadh, zum Forftcontrolor der königl. Stadt Pijel. Franz Faudat, Forftre_hnungsführer in Datſchitz, zum gräfl. Seroͤnyi'ſchen Oberförfter in Fomnig in Mähren. Ferdinand Goulet in Frohs— dorf zum fürftl. Roſenberg-Orſini'ſchen Forftingenieur in Keutſchach bei Klagenfurt. Hermann Wunſch zum Ph. Nitter v. Haas'ſchen Forft: und Domänenverwalter in Kallwang (Steier- mark). Georg Worbs, gräfl. Chotef’fher Nevierförfter, zum Oberförfter in Drum bei Peipa. Mois Gabejam, gräfl. Seilern’scher Revierförfter in Hlitten, zum yorftamtsleiter der Do- mäne Groß-Lulov in Mähren. C. Michalel, Geometeraffiftent für agrarifhe Operationen zum Geometeradjunften.

Profeffor-Adjunct Bronislaw v. Yıpinski zum ordentl Profefior für die dritte Gruppe an der Yandesforftlehranftalt in Lemberg. Aug. Grau und Joſef Rezel, Adjuncten des ft. k. technologischen Gewerbemufeums in Wien, zu Privatdocenten, beziehungsweiie fir Elektrotechnik und für allgemeine Maſchinenkunde an der k. k. Hochſchule für Bodencultur in Wien. Jul. Marchet, diplom. Forftwirth, k. k. Forjt- und Domänenverwalter in Wien, zum Honorardocenten für den Specialcurs für Borlommen, Gewinnung und techniiche Eigenfchaften des Holzes am technologischen Gewerbemufeum in Wien,

Berjeßt: Der k. k. FForftmeifter A. Gabr. Navratil von Ober-Widomw in der Bukowina nah Alt-Sandec. Der f. k. Forfiverwalter Stan. Eipfer von Alt-Sandec nah Radin.

Benfionirt: Karl Langer, gräfl. Serényi'ſcher Oberförfter in Lomnitz, Mähren. Die AA Ken Ant. Shönwälder in Wr.-Neuftadt, Adolf Hadenberg in Purfersdorf und Fr. Pechtold in Innsbrud unter Verleihung des Titels und Charakters eines k. k. Forſtrathes.

eftorben: Johann Bernard, k. k. Forftrath und Gutsadminiftrator i. P. zu Wſetin in Mähren, am 30. $uni d. 3. im 71. Lebensjahre. W. Bahmanyer, Landesforftmeifter i. P. zu Abmont, am 7. Juli im 60. Lebensjahre. Ferd. Stiny, gräfl. Harrach'ſcher Forftgeometer in Zanowig. Ign. Kneipp, erzherzogl. Friedrich'ſcher Forftmeifter in Ungar. Altenberg, nad 50jähriger Dienftzet am 7. Juli im 73, Lebensjahre. Joſ. Malet, Oberförfter i. P. in Lang-Enzerödorf, am 18. Juli im 65. Lebensjahre.

Briefkaſten. Hrn. F. €. in W. (Böhmen); R. F. in J. Tirol); M.K. in B; Dr. E. H.

in M.; A H. in M.; F. B. in Gr⸗W.; Dr. A. C. mM; J. M. in W.; K. B. in M.; F. Wein M.; G. K. in W.; GM in: Verbindiichften Dant.

Adreſſe der Redaction: Mariabrunn per Weidlingau bei Wien. Adreſſe der Adminiftration: Wien, I. Graben 27.

Berantw. Rebacteur: di . Berlag d di ilhel he Sy SEES ne

Ventralblatt für das geſammte Porſtweſen.

Organ der R. R. forfllichen Berfuchsanftalt in Mariabrunn,

Einundzwanzigfter Jahrgang. Wien, October 1895. Zehntes Heft.

Gommentar zu den Arbeiten von SKarfig und Raätzeburg über »Haupenfliegen (Tachiniden).

Auf Grund einer Revifion der Hartig’ihen Tachiniden-Sammlung gegeben von

Jof. Mit, f. t, Schulrath, und F. A. Wadll, k. !. Forſtmeiſter. (Hiezu 5 Figuren im Terte.)

(Schluß.)

12. Tachina affinis (Fall. in) Hrtg. 290. 16.

Die Beihreibung, welche Hartig von diefer Art gibt, ift jehr kurz und unzureihend. Es lagen uns aber zwei Männden (sub Nr. 235 und 236 in der Sammlung) unter diefem Namen vor, welche ala Typen zu betradten find. Die Urt erwies fih als Parexorista (B. B.) polychaeta Meq. (Rond. III, 123, 3. Schin. I. 463. B. B. II. 320).

ehe hat feine Stüde aus Kuprepia Caja gezogen. An der Nadel des einen Eremplares ftedt das Tönnchen der Fliege, welches dumfel rothbraun gefärbt ift und ſich durch ftarfen Glanz, fowie dur fehr deutlihe Segmentirung aus: zeichnet.

Anmerkung. Bei beiden Eremplaren von Parexor. polychaeta der coll. Hartig find die Baden nicht breiter als nahezu "/, der Augenhöhe. Die Eremplare unferer Sammlungen variiren in der Badenbreite dringen dem angegebenen Maße und !/, der Augenhöhe; nad) B. B. II. 320 beträgt die Badenbreite diefer Art '/;, der Aug nhöhe. Unfere Beftimmung der Hartig’ihen Eremplare ift nad) Rondani'ſchen Typen gefichert,

13. Tachina lucorum (Meig. in) Hrtg. 290. 17.

Es lagen uns von diefer Art sub Nr. 237, 239 und 288 drei Männden, sub Nr. 238, 267 und 268 drei Weibchen, ferner sub Nr. 266 und 287 auf je einer Nadel ein .Z und ein 9, alfo im Ganzen fünf Z und fünf 9 ber Hartig’ihen Sammlung vor. Hartig z0g die Stüde aus Laria salieis und dispar. Wir erfannten in denfelben Frorista comata Rond. und geben folgende Synonymie: Parexorista comata Rond.

Symon.: Tachina lucorum (Meig. in) Hrtg. 1. ce. Exorista comata Rond. Il. 137. 22. Parexorista comata (Rond. in) B. B. TI. 320.

Anmerkung. Die Stirn des F ift verhältnigmäßig ſehr breit; fie ift ſchon über den Fühlern fo breit, wie der Querdurchmerfer des Auges (in der Frontalanficht); die Strieme ift über den Fühlern etwas breiter al8 weiter oben. Von Tach. lucorum Meig. IV. 328. 154, welche gleichfalls in die Gattung Parexorista B. B. gehört, untericeidet ih Parexor. comata Rond. durd) die etwas ungeordnet auf die Wangen herabfteigenden Stirnborjten, indem einige Meinere Börftchen aus der Reihe treten, ferner durch die dichtere und längere Behaarung des Hinterleibes, —. am Riten desjelben beinahe ſenkrecht aufgerichtet ift, ſowie durd ziemlich zahlreiche, diefer Behaarumg ungeordnet eingeftreute Discalmacrodhäten am 3. und 4. Ringe;

Gentralblatt für das gef. Forſtweſen. 28

416 Commentar zu den Arbeiten x. [XXI. Jahrgang.

zu bemerken ift, daß diefe Macrochäten die übrige Behaarung kaum überragen und infolge ihrer geringen Dicke nicht befonders auffallen. Habituell unterfcheidet fi) comata von /ucorum durd) einen verhältnigmäßig fürzeren und mehr gemwölbten Hinterleib, was ihr cine gedrungenere Geftalt verleiht.

14. Tachina pilipennis (Fall. in) Hrtg. 291. 18.

Hartig gibt eine zutreffende Beſchreibung diefer Art und führt von der: jelben drei Varietäten an, von welden var. 1 und var. 3 zu Gymnoparia pili- pennis Fall. (Schin. I. 519) gehören, während var. 2, mit fehlender Spigen- querader, fi) al$ Gymnoparia (Thryptocera) frontalis Meq. (in Schin. I. 518) erweift.

Var, 1 und 3 unterſcheiden fi voneinander nur durch die etwas verſchiedene Bräunung des dritten Fühlergliedes und der Borite.

Bon var. 3 befinden fih in Hartig's Sammlung unter Nr. 241 und 242 zwei SZ und unter Nr. 240 ein 9, welde Stüde als Typen aufzufaffen find und auf welde fi die Angabe Hartig's (l. c.), daß er fie aus Tortrix resinana und 7. Buoliana gezogen habe, bezieht.

Anmerkung. Die Gattung Gymnopareia wurde von B. B. I. 103 aufgeftellt; Mit hat den Namen in Gymnoparia emendirt (vergl, Wien. Entom. tg. IX. Jahrg. 1890, pag. 155).

In Bezug auf Hartig's Tachina pilipennis ift folgende Synonymie zu beachten:

Gymnoparia pilipennis Fall.

Synon.: Tachina pilipennis (Fall. in) Hrtg. var. 1 und 3. 6ymnoparia frontalis Meq.

'Synon.: Tachina pilipennis (Fall. in) Hrtg, var. 2.

15. Tachina vertiginosa (Fall. in) Hrtg. 293. 21, von Hartig aus Bombyz Caja gezogen, ift Thelymorpha (B. B.) vertiginosa Fall.

Es lag ung sub Nr. 243 der coll. Hrtg. ein J dieſer Art vor, woraus erfichtlic wurde, daß die Beitimmung Hartig’s eine richtige ift.

Die Augen find? an dem Hartig’shen Eremplare jehr kurz, dünn und fhütter, aber ſchon mit einer guten Lupe deutlich fihtbar behaart, was wir aud von allen Eremplaren von Thelym. vertiginosa unferer Sammlungen conjtatiren fönnen. In fämmtlihen Theilen der Muscarien-Arbeit von B. B. findet fi hierüber nicht die leifefte Andeutung, weshalb auch durch dieje Autoren die Zweifel über Istochaeta frontalis Rond. (conf. Schin. I. 495) bisher nicht gelöft worden find. Der Annahme, daß die legtgenannte Art mit Baumh. vertiginosa Fall. zu: jammenfalle, jteht wohl vor Allem bie Angabe in Rond, III. 172: „setae orales non crassae nee rigidae” entgegen, welches Merkmal nebft anderen von Ron- dani angeführten Charalteren für B. vertiyinosa nicht zutrifft.

Anmerkung. An dem Hartig’scden Eremplare ftehen auf dem unterften Theile der Wangen in der Nähe der Augenede einige wenige, jehr feine und kurze, ſchwarze Börftchen (auf einer Wange 2, auf der anderen 5), welche andere, von uns unterſuchte Stide von T’helym. verliginosa nidjt zeigen. Die unfymmetrifche Bertheilung diefer Börftcdyen deutet auf eine Anomalie bezüglich des erwähnten Hartig'ſchen Stüdes hin.

16. Tachina seutellaris (Fall. in) Hrtg. 293. 22.

Hartig reproducirt die Beſchreibung diefer Art wörtlid aus Meig. IV. 386. 255 und fagt dann weiter von derjelben: „Die von mir aus Sphinz tiliae gezogene Fliege ftimmt nicht ganz mit der oben (nad) Meig.) bejhriebenen überein. Sie ift volle 6 Linien lang, das legte Fühlerglied ift nicht über viermal länger als das zweite graufcillernde, aud nicht ungewöhnlich ſchmal. Der Bruftrüden ift deutlich bierftriemig, der Hinterleib mit ſchmalen ſchwarzen Randbinden und Schillerflecken.“ Hierauf wird nod das Tönnchen bejchrieben.

Sdiner jtellt in feiner Fauna Austr, I. 496 Tach. scutellaris Fall. zu Baumhaueria (sensu lat.). Schon die Bemerkung Hartig’s über das dritte

October 1895.) Commentar zu den Arbeiten :c. 417

Fühlerglied jeiner Art allein und das von ihm ausgejprocdene Mißtrauen in die Richtigkeit der Beftimmung derjelben lajjen erkennen, daß Tuch. scutellaris (Fall. in) Hrtg. feine Baumhaueria ijt. Doch wäre in Ermangelung der Hartig'ſchen Type nach den oben erwähnten fpärlihen Angaben eine fihere Deutung bderjelben nicht leicht möglich.

Wir finden nun, daß R. Desvoidy (in Hist. Nat, I. pag. 880, nr. 876) Tach. scutellaris Hrtg. al8 Synonym zu Masicera silvatica Fall. ftellt, indem er noch 1. c. pag. 881 ausdrüdlich erwähnt: „Hartig eut tort de la rapporter au Tach. scutellaris de Fallen.” Da R. Desv., wie wir jhon früher zu bemerfen Gelegenheit nahmen, Hartig’she Typen vom Autor felbft zur Verfügung hatte, ift auch anzunehmen, daß er über die in Rede jtehende Art fih devisu ein Urtheil bilden konnte. Wir halten dieſes Urtheil für richtig, weil e8 mit ben Angaben Hartig’s nicht im Widerjprude jteht, und fliegen uns daher dem: jelben an. Darnad) ijt

Tachina scutellaris (Fall. in) Hrtg.

identifh mit Masicera silvatica Fall. (Schin. I, 483).

Anmerkung. Es fei erwähnt, daß Masic. silvatica Fall. aus verjchiedenen Sphingiden gezogen wurde, wozu nad Hartig noch Smerinthus tiliae hinzufäme,

17. Tachina vulgaris (Fall. in) Hrtg. 293. 23,

in der Abtheilung „mit fahlen Augen”, ift trogdem Blepharidea vulgaris Fall. (Exorista vulgaris auct.). Jn Meig. IV. 391 befindet ſich Exorista vulgaris Fall. in der Abtheilung „*Augen nackt“ (pag. 370), in welder Abtheilung eine Reihe behaartäugiger Arten enthalten it. Meigen hat die Antitheje „**Augen deutlich behaart” ausgelaſſen; fie ift 1. c. pag. 388 einzufegen, und es gehören in dieje Abtheilung die Arten von nr. 258 bis 281. Durch diefes Verjehen in Meigen hat ſich offenbar auch Hartig irreleiten laffen.

18. Tachina auronitens. Hrtg. 294. 24,

iit Frontina laeta Meig. In der coll. Hartig befindet fi sub Nr. 244 ein Männchen.

Hartig gibt von diejer Art im feinen Sahresberichten pag. 294, nr. 24 eine ausführlihe Beſchreibung, aus welcher das S von Frontina laeta Meig. zu erfennen ift. Er hat die isliege aus der Raupe von Bombyx castrensis gezogen, welches Zudtrefultat Rob. Desvoidy im feiner Histor. Nat. I. 581 reproducirt und von wo auch dasjelbe in B. B. IV. 554 übergegangen zu fein fcheint, ohne daß in legterer Arbeit die eigentlihe Quelle, nämlih Hartig, namhaft gemacht wird.

Anmerkung. Der Irrthum Hartig’s in der Auffaffung feiner Art wird dadurch ge» mildert, daß er ſelbſt von ihr jagt: „Würde der Tachina laeta Meig. am nächſten ftehen.“ Zu entjchuldigen ift diefer Irrthum, wenn man bedenft, daß Hartig ein JS vor fid) gehabt hat, Meigen aber nur das 2 befchreibt, umd daß beide Gejchledter von Frontina larta in ber Zeichnung des Hinterleibes etwas verfchieden find. Wir wollen nod) bemerken, daß bereits in R, Desv. I. 581 die Synonymie von Tach. auronitens Hrtg. S mit Frontina laeta Meig. conftatirt worden ift.

19. Tachina erythrostoma Hrtg. 294. 25.

Es lagen uns vom dieſer Art in der coll. Hartig aht Männden (sub Nr. 245 bis 247 und 270 bis 274), ferner ein Weibchen (sub Nr. 269) vor. Die Beſchreibung, welche Hartig von derjelben gibt, paßt vollftändig zu dieſen Eremplaren; fie find daher als Typen anzujehen.

Die Art gehört im die Gattung Ceratochaeta B. B. und kann mit feiner der befannten Arten identificirt werden.

Obwohl die Gattung Ceratochaeta von Blepharidea Rond. (B. B. s. str.) dur die verhältnigmäßig längeren Pulvillen und Klauen in beiden Geſchlechtern

28*

418 Commentar zu den Arbeiten ac. [XXI. Jahrgang.

und durd die weiter hinaus verdidte Fühlerborfte nicht ſchwer zu unterſcheiden ift, erſcheinen uns dieje Unterſchiede doch zu geringfügig, um der erfteren Gattung einen bejonderen Werth zu verleihen; wir vereinigen fie daher mit Blepharidea Rond. und es ift jomit

für Tachina erythrostoma Hrtg. der Name Blepharidea erythrostoma Hrtg. weiter zu führen.

Der von Hartig gegebenen Beichreibung bdiefer Art fügen wir nod Fol- . gendes hinzu: Stirnborften wenig unter die Wurzel der Yühlerborfte herabjteigend (1, ausnahmsweife 2); Vibriſſen gewöhnlich höchſtens bis zur Mitte der Geſichts— leiften (bei einigen Männden etwas höher) aufjteigend; vier äußere Poftjutural- borjten auf dem Thorarrüden; die apicalen Schildchenborjien aufrecht, gefreuzt; die drei legten Abdominalfegmente mit unregelmäßig geftellten Discalmacrodäten, welche von der übrigen groben, faft borftenartigen Behaarung wenig verjchieden find; Hinterfhienen außenſeits ziemlih dicht gemwimpert, mit einigen längeren Borften zwifhen den Wimpern.

Blepharidea erythrostoma Hrtg. unterjheidet fid) von Blepharidea (Ceratochaeta) prima B. B. 1. 165 durch die nicht bis zur Spige verdidte Fühlerborfte; von Bleph. (Ceratoch.) secunda B. B. II. 338 durd die weniger hoch aufiteigenden Vibriffen; von Bleph. (Ceratoch.) caudata Rond. III. 139 gleidfall® durch die weniger hoch aufjteigenden Vibriffen und im weiblihen Geſchlechte ferner nod durch den nicht verlängerten vierten Hinterleibsring.

Unmertung 1. Tachina rufiscutellata Zett. XIIL 6115, nr. 126—127 (1859) ftimmt nad) der Bejchreibung im Wefentlihen mit Tachina erythrostoma Hrtg. 1. c. (1837) überein; dod) läßt fi) ohne Kenntnißnahme der Zetterſtedt'ſchen Type nicht jagen, ob nicht Ceratochaeta secunda B. B. mit 7. rufiscutellata Zett. identisch ift?

Anmerlung 2. R. Desvoidy hat im feiner Hist. Nat. I. 318 (1863) auf Tach. ery- throstoma Hrtg. nad) einer von Hartig erhaltenen Type die Gattung Z/emithea sibi errichtet. Dieje Gattung muß jedod) der von Rondani im Prodr. I. pag. 67 (in nota) ſchon im Jahre 1856 gegründeten Gattung Blepharidea weichen. Uebrigens erſcheint die Gattung Hemitheo in Rückſicht auf die ſchwierig zu unterjcheidenden Formen ihres Berwandtichaftskreijes auch um- zureichend charalteriſirt.

Hartig bat feine T. erythrostoma, wie er 1. c. jelbjt angibt, aus Sphinz pinastri gezogen.

In R. Desv. I. 319 findet man die Angabe, daß Hartig diefe Art aus Lasiocampa pini und Sphinz pinastri gezogen habe, vorher aber (l. c. pag. 315) die Bemerkung, daß die Larven von Hemithea in Afterraupen leben. Diefe Angaben erregen gegenüber dem, was Hartig über die Zucht fagt, in Bezug auf ihre Richtigkeit einen Zweifel; c8 müßte denn Rob. Desvoidy erſt jpäter von Hartig die brieflihe Mittheilung bezüglich Lasiocampa erhalten haben. Wer die Fliege aus „Afterraupen” gezogen hat, wird von R. Desvoidy nicht gejagt.

Die (irrthümlihe?) Angabe R. Desvoidy's bezüglich Lasiocampa pini ift auh in B. B. IV. 556 (sub Hemithea) und ibid. 595 (sub Zasiocampa pini) übergegangen, wojelbjt die Gattung Hemithea R. Desv. fraglich als Exorista gedeutet wird. Hier (B. B. IV. 607) ijt auch Tachina erythrocephala Hrtg. als Parafit von Sphinz pinastri aufgeführt, was offenbar ein Schreibfehler ift und richtig erythrostoma heißen ſoll.

20. Tachina tenthredinum Hrtg. 295. 26.

Es lagen uns von diefer Art, welde Hartig aus Tenthrediniden-Larven gezogen hat, vier .S sub Nr. 248, 250 (zwei Stüde auf einer Nadel) und 252, ferner zwei 9 sub Wr. 249 und 251 vor. Sie find als typiſche Eremplare zu betrachten, weil die von Hartig gegebene Beihreibung mit denfelben volljtändig übereinftimmt.

October 1895 .) Commentar zu den Arbeiten :c. 419

T. tenthredinum Hrtg. fällt fiher mit Tachina selecta Meig. IV. 377,

nr. 237 zufammen, E An B. B. I. 89 (1889) wurde für dieje Art die Gattung Piychomyia B. B. errichtet. Rob. Desvoidy hat jedoch jhon im Jahre 1863 im feiner Hist. Nat. II. 161 die Gattung Zilaeca sibi aufgejtellt, aus deren Charakteren unzweifelhaft hervorgeht, daß Piychomyia mit ihr identisch ift. Auch ftellt diefer Autor 1. e. II. 161 Tach, tenthredinum Hrtg., wenn aud nur als Synonym, zu Zilaea Macquarti sibi, in die Gattung Zilaea. Die Zweifel, welhe B. B. IV. 632 bezüglid der Gatt. ZLilaca fundgeben, indem fie diefelbe als fraglihes Synonym zu ihrer Ptychomyia bringen, erjcheinen durch unfere Unterfuhungen befeitigt, und es ergibt ih folgende Synonymie: Lilaea selecta Meig.

Synon.: Tachina selecta Meig. (1824). Phorinia Macquarti R. Desv. Myod. 119. 4. (1830). Tachina tenthredinum Ilrtg. (1837). Lilaea Macquarti R. Desv. Il. 161. (1863). Ptychomyia selecta (Meig. in) B. B. I. (1889),

Anmerkung. Hartig befchreibt in den Jahresber. (1837), pag. 292, nr. 20 nur ganz fur; eine Tachina selecta Meig. Infolge dieſes Umftandes und weil die Type fi im der Hartig’shen Sammlung nicht vorfand, war e8 uns unmöglich zu enticheiden, ob Hartig das ein— zige Eremplar, welches ihm zur Verfügung ftand, richtig beftimmt habe. Er zog dasjelbe aus der Raupe von Geometra piniaria, und es ıft demnach aud zweifelhaft, ob die echte Tach. selecta Meig. wirflid in diefem Wirthe parafitirt? Ein Verlennen der Art von Seite Hartig’s ıft um fo eher anzunehmen, da er ja, wie wir oben zeigten, die wahre 7’. selecta Meig. in feiner T. tenthredinum vor fid) hatte; diefe Verfennung war aber um jo leichter möglich, indem das Hartig'ſche Eremplar eine abnorme Fühlerbildung aufwies. Er fagt hierüber (1. e.): „Es zeichnet fi) dadurd aus, daß das letzte Fühlerglied der Länge nad) von der Spitse bis beinahe zur Bafis gejpalten ift, jo daß auf den erften Bli vier Endglieder vorhanden zu fein ſcheinen.“ Wir ergreifen hier die Gelegenheit zu conftatiren, daß Mil fid) auf diefes abnorme Eremplar Hartig's bezogen hat, als er im jeinem Aufjage „Ueber Tachiniden, deren drittes Fühlerglied gejpalten ift“ (Wien. Entom. Ztg. 1895, pag. 103), Folgendes erwähnte: „Noch ſchwebt mir eine dritte Angabe über eine Tachmide mit einer ähnlichen Fühlerbildung im der Erinnerung. Dieſe Angabe gehört der älteren Literatur an und bezieht ſich gleichfalls auf cine europäiſche Thryptoceratine. Da mir die betreffende Schrift im Augenblide nicht zur Haud ift, werde ich fpäter auf diefe Thatjadye noch einmal zurückkommen.“ Mit diefer Mittheilung ſei auch auf den Irrthum bingewiefen, in welchem fi Mit befand, da er von einer Thryptoceratine fprad), während in der That feine Angabe der (freilich problematischen) Tachina selecta (Meig. in) Hrtg. l. e. vermeint war,

21. Tachina coneinnata (Meig. in) Hrtg. 296. 27.

In der coll. Hartig fanden wir vier Z (sub Nr. 255, 278 biß 280) und vier 9 (sub Nr. 253, 254, 276, 277) vor, Den Exemplaren ift fat durch— wegs das Tönnden an der Nadel beigeftedt. Hartig z0g die Art aus Raupen von „Fontia brassicae, Noctua tridens, Bombyz chrysorrhoea und Bombyz salieis” (l. e. pag. 296).

Aus den ung vorgelegenen Originaleremplaren, ſowie auch jdon aus der Beichreibung, welche Hartig von diefer Art entworfen hat, ergibt fid die richtige Deutung derfelben dur diejen jcharfblidenden Entomologen.

Wir können nicht umhin zu gejtehen, dag wir und darüber wundern müffen, wie man für die feit Meigen gewiß durd Tradition vielfach befannt gewordene Tach, coneinnata den Wamen Machaeraea serriventris Rond. einführen konnte! Wenn auch ſämmtliche älteren Autoren der Dörndhen an den Bauchfielen des 9 nicht gedachten, jo erwähnen fie doch dieje Kiele, demzufolge fih im Bufammen- halte mit den übrigen Merkmalen die Art denn doc nicht verfennen läßt. Meigen (IV. 413. Zeile 5) nennt den „Bauch fielförmig"; Bouché hat die Art ganz gut harafterifirt; Hartig jagt von dem 2: „Baud unten gefielt, mit hornigem Legeſtachel“; R. Desvoidy (I. 535): „Ventri secundum tertiumque in 2 seg-

420 Commentar zu den Arbeiten ꝛc. (XXI. Zahrgang.

mentum per medium alte carinatum. Anus inclusus in interiore quarti segmenti, unco postico coriaceo, recurvo.” Alle diefe Autoren beziehen fi wie gejagt auf Tach. eoneinnata Meig. &8 wird daher gegen folgende Synonymie, welde jih nur auf die wichtigſten Namen erftreden fol, nichts einzuwenden fein.

Compsilura ooncinnata Meig.

Synon.: Tachinu (Phorocera) concinnata Meig. Compsilura coneinnata (Meig. in) Bche. Tachina coneinnata (Meig. in) Hrtg. J. e. Machaeraea serriventris Rond. III. 159. 1; Phorocera coneinnata (Meig. in) Schin, I. 489. Machaira serriventris (Rond. in) B. B. I. 91.

Bezüglich der Gattung Compsilura Behe. (Naturgejh. d. nf. 1834) hat fih Mit bereits in der „Wien. Entom. Ztg.* 1894. 52 ausgejproden. Bouché führt (l. e. pag. 58) in feiner Gattung Compsilura zuerſt Tachina coneinnata Meig. auf, fo daß man dieſe Art nad dem gewöhnlichen nomenclatoriihen Vorgange al8 Typus der genannten Gattung anſehen muß. Wenn fi jpäter herausgejtelit hat, daß zwei weitere Arten, welhe Bouché zu Compsilura zieht, von diejer ab— zutrennen find, jo ift fein triftiger Grund vorhanden, den Gattungsnamen Com- psilura zu verwerfen. Eine ähnliche Abtrennung ift im der entomologijchen Literatur unzähligemale vorgenommen worden, ohne daß man den alten Gattungsnamen, wenn er jih als ein Miſchname herausftellte, ignorirt und dur einen neuen erfegt hätte. Daher können wir uns aud mit der Art und Weije, wie B. B. IV. 616 die Gattung Compsilura Bebé. abfertigen, nicht einverjtanden erflären, indem fie fagen: „Da diefe Tadhinen (T. concinnata Meig., acronyctae Bche£. und inflexea Bcehe.) aber nidt in Eine natürlihe Gattung gehören und die Gattung Compsilura auf diefe (nicht auf eine Art) errichtet wurde, jo ift fie eine Mifchgattung und der Name kann nicht auf einmal nur für Phorocera concinnata Meig. angewendet: werden.“

Anmerkung 1. Wir heben als ein wichtiges Merkmal für die Gattung Compsilura das Fehlen der Ocellarborften bei beiden Geſchlechtern hervor.

Anmerkung 2. Compsilura concinnata Meig. variirt in der Größe fehr beträchtlich, indem unter den wenigen uns vorgelegenen Hartig’fhen Eremplaren das größte 10 mm, das Hleinfte nur 5 mm mißt; beide Stüde find Männchen. Die Urſache mag in dev Polyphagie diejer Art zu fuchen fein.

II. Arten aus Nabeburg’s „Forflinfekten” (1840 und 1844).

22. Tachina processioneae Rtzbrg. Il. 125. 2.

Es lag uns von diefer Art sub Nr. 263 in der coll. Hartig ein Weib- hen mit dem Originalzettel von Rageburg und der Bemerkung: „aus proces- sionea von Köln 13./8. 1838" vor.

Ratzeburg hat die Art in den Forftinf. 1. e. (1840) in der Meigen- ihen Wbtheilung „EC. d.**” folgendermaßen bejhrieben: „4 bis 5 Yinien lang, blaufhwarz und weiß jchillernd, mit röthelnden Seitenenden der Mittelbrujt, röthelnder Spigenhälfte des Schildchens und röthelnden Söhlchen“ (Pulvillen). Er hat fie aus COnethocampa processionea gezogen.

Diefe Beihreibung, obwohl mangelhaft, paßt doch auf das Originaleremplar, in weldem wir da8 9 von Phorocera cilipeda Rond. III. 167. 7 erkannten.

Es ergibt ſich demnach folgende Synonymie:

Phorocera processioneae Rtzbrg.

Symon.: Tachina processioneae Rtzbrg. (1840). Phorocera cilipeda Rond. (1859) et auet. Anmerkung. Schiner ſchreibt jowohl in feiner F. A. I. 481 (in nota) als aud im

Catal. System. Dipt. Eur. (1864) pag. 94 irrthiimlid Tachina processionea Rtzbrg. ftatt processioneae,

October 1895.) Commentar zu den Arbeiten ꝛe. 421

23. Musca (Tachina) iliaca Rtzbrg. II. 125. 3.

Su der Hartig’ihen Sammlung befand ſich sub Nr. 256 ein SZ mit dem Driginalzettel „iliaca Rtzbrg.”

Ratzeburg zog die Art aus Caetlocampa processionea und bejchreibt die: jelbe in den „Forftinfeften“ 1. c. folgendermaßen: „4 Linien lang, ſchwärzlich— grau, mit gelblihen Taſtern und Schienen, bejonders ausgezeichnet durd ein röth- lichgelbes Schildchen und röthlichgelbe Eeitenfleden des erjten und zweiten Ringes.“ Er jtellt fie in die Abtheilung:

„C. Das dritte Fühlerglied länger oder viel länger als das zweite,

b. Der Spitzenquernerv geht vor (oder innerhalb) der Flügelfpige zum Flügelrande. ** Augen ftarf und dicht behaart,“

Diefe Beihreibung enthält nichts, was dem Driginaleremplare widerjpräde ; da jie jedoch zu allgemein gehalten it, um die Art zu erkennen, geben wir im Folgenden eine ausführlihe Beſchreibung. Die in derfelben gefperrt gedrudten Charaktere entiprehen den Merkmalen der Gattung Chaetomyia B. B. II. 317, woraus ohne Zweifel erhellt, daß Ratzeburg's Art in diefe Gattung zu jtellen ift.

Chaetomyia iliaca Rtzbrg. G. Stirn am Scheitel von über '/, Augen» breite (aljo für ein Männden breit), Strieme dunkel rothbraun, matt, ſchmäler als die Orbiten, über den Fühlern breiter al8 weiter obenhin. Kopf dicht weiß-

Fig. 51. Kopf von Chacomyia üiaca Rtzbrg. c) (vergr.)

rau beitäubt, die DOrbiten gegen ben Scheitel mehr jhwärzlichgrau. eborftung des Kopfes fein, namentlih and die Dcellarboriten; Stirn» borjten in 2 faft geordneten Reihen, die der inneren Meihe auf jchwarzen runden Fleckchen jtehend, die der äußeren feiner; die Borſten jteigen (umge: ordnet) biß zur Baſis des dritten Fühlergliedes herab; zwiſchen und außerhalb den Borftenreihen befinden fich zahlreihe aufgerichtete Haare, welche nur wenig fürzer als die Borften jelbft find. Infolge deſſen erſcheint die Stirn, im Profile befehen, fast bufchig behaart. Die breiten Wangen bi® über die Mitte herab jehr fein, aber deutlich behaart. Baden ſchmal, von '/,; Augenhöhe, nad hinten herabgejentt, der Mundrand und die Bibrifjenede höher liegend. Die quer verlaufende Bogenfurde unter dem Auge ftarf ausgeprägt und roth— braun. Mundborften fait bis zum Drittel der Gefichtsleiiten auffteigend, über der längjten BVibriffe nur 4 Hleinere, dazwiſchen mit einigen ganz kurzen Börfthen. Tafter gelb, an der Spige feulig, Drittes Yühlerglied (im Pro— file) 2'/,mal fo lang als das zweite, breit, vorn etwas concav, an der Spige abgerundet; das zweite Glied der Fühlerborjte kurz, das dritte bis über die Mitte hinaus verdict, die Verdidung auffallender als bei den ver» wandten Gattungen Epicampocera und Meyalochaeta, mitrojtopiih behaart. Thorar ihwarz, mit ſchwachem bläulihden Schimmer und mit graulidher Bejtäubung, weldhe vor der Quernaht dichter iſt und dafelbjt die Grundfarbe in Form von

422 Commentar zu den Arbeiten ꝛe. [XXI. Jahrgang.

vier Striemen frei läßt. Die mittleren Striemen jhmal, linienförmig, die Quer- naht etwas überjchreitend und faft parallel, die beiden feitlihen, in Form von Keils fledchen, die Quernaht nicht erreihend; zwiſchen den Mittelftriemen in gewifjer Richtung ein dunkles, den Vorderrand des Thorar nicht erreihendes Längs— jtrigelden; vier äußere Poftjuturalborften. Schildchen röthlichgelb, an der Baſis dunkler; Apicalborjten gefreuzt, nad Hinten gerichtet. ei dunkel erzbraun, mit weißlihgrauer Beftäubung, welhe unregelmäßige Scillerfleden erzeugt, ähn- (ih wie bei Pollenia rudis Fabr.; Seiten des erjten und zweiten Ringes in großer Ausdehnung rothbraun; die Behaarung des Hinterfeibes lang und fein, aufftehend, faft jo lang wie die Macrodäten; diefe nur marginal: am erften Ringe vier ziemlih jhwade, am zweiten Ringe vier etwas jtärfere und längere, am dritten Ringe total, am vierten mehrere ſchwächere nur an der Spike. Beine ſchlank; Vorderſchenkel an der Hinterjeite mit langen, feinen, dicht ftehenden Zottenhaaren; Schienen gelb, an der Bafis und Spige etwas angedunfelt, Hinterjdienen gegen die Schenkel deutlih eingebogen, an der Wußenfeite ſchütter und ungleich— borftig, mit einer längeren Borfte in der Mitte und von da zur Bafis mehr fammartig gewimpert. Klauen und Pulvilfen lang. Beugung der vierten Längs— ader bogig ftumpfwinfelig; erfte Hinterrandzelle offen, nicht weit vor der Flügel⸗ jpige miündend; hintere Duerader der Beugung nahe gerüdt; Spitenquerader nad der Beugung fanft eingebogen und im weiteren Verlaufe bi8 zur Mündung erade.

° Anmerfung. Da Rondani von jeiner Exorista crassiseta, welche B. B. als Type der Gattung Chaelomyia anführen, in der Beftunmungstabelle (Prodr. III. 1859, pag. 118) faat: „arista prope apicem usque et distincete incrassata”, in der Artbefchreibung (l. c. pag. 134) hingegen: „arista satis ultra medium et distinete incrassata”, diefe übrigens miteinander nicht ganz im Einflange ftehenden Angaben fi nur auf das Weibchen beziehen, fo ift es immer: bin nicht ausgejchloffen, dag die von Rondani fpäter publicirte Exor. crassiseta mit Chaetomyia iliaca Rtzbrg. zujammenfällt.

Es bejtände dann nad) dem Gejagten folgende Synonymie: Chaetomyia iliaca Rtzbrg. Synon.; Musca (Tachina) iliaca Rtzbrg. ? Exorista crassiseta Rond,

24. Musca angusticornis Rtzbrg. III. 173. 12.

Die Sammlung Hartig’s enthält sub Nr. 261 ein S mit dem Original« zettel von Rakeburg; auf dem Zettel befindet fi aber nicht der Name anyusti- cornis, fondern die Angabe „lanestris”. Dieje Angabe bezieht fi offenbar auf den Wirth der Fliege, nämlih auf Bombyx lanestris L.

In dem Eremplare erfannten wır Baumhaueria yoniaeformis Meig. und es iſt ſomit

Musca anqusticornis Rtzbrg. (1844) iynonym mit Baumhaueria goniaeformis Meig. (1824).

Nageburg befchreibt in den Forftinj. III. Bd. (1844) pag. 173, Nr. 12 jeine Musca angusticornis folgendermaßen: „5 Linien lang, Fühler fehr lang und jhmal, das zweite zum dritten &liede jo wie 1:6 bis 7. Borjte nur an der äußerften Spige etwas verdünnt. Zafter mit rochbraunen Enden. Untergeficht rıthbraun. Querader gejhlängelt. Aus Bombyz lanestris." Die Abtheilungen, in welche er bie Art einreiht, find folgende:

„EC. Das dritte Fühlerglied länger oder viel länger als das zweite,

b. Der Spitsenquernerv geht vor (oder innerhalb) der Flügelipige zum Flügelrande. * Augen nur mit einzelnen mitroftopiichen Haaren. j T Der Quernerv vereinigt fi) am Flügelrande genau mit dem dritten Längsnerv.“

25. Musca pinivorae Rtzbrg. Ill. 173. 15.

Es lag uns in Hartig’3 Sammlung sub Nr. 262 ein 9 unter dem Namen Tachina pinivorae mit Driginalzettel von Ratzeburg vor. Sie ergab fid

October 1895.) Commentar zu den Arbeiten. x. 423

als eine eigene Dexodes-Ürt, welcher ber Name Dexodes pinivorae Rtzbrg. zu- fommen muß.

Ratzeburg jtellt diefe Art in die Abtheilung: „Das dritte Fühlerglied länger oder viel länger al8 das zweite; Augen nur mit mifroffopiihen Haaren; der Quernerv vereinigt fih nicht genau mit dem dritten Zängsnervenende” und be- ihreibt diejelbe in feinen Forftinfeft. III. (1844), pag. 173 unter Nr. 15 als Musca pinivorae in folgender Weife: „5 bis 5'/, Linien lang, geitredt. Zweites Fühlerglied zum dritten wie 1:2. Borſte etwa !/, verdickt, Spigenquernero faſt gerade. Gefiht, Stirn und Scheitel fait ganz ſchwarz; Taſter dunkel; Hinterleib lang fegelförmig, an der Seite des 2. und 3. Ringes roth. Außerordentlich borjtig.“ Er jest Hinzu: „Im Herbſt von mir aus Raupen und Puppen der Bombyx pinivora gezogen.“

Fig. 54—55. Dexodes piniariae Hrig. Q (vergr.)

Da nad diefer unzureihenden Bejchreibung die Art wenn man von ber Zudtangabe abfieht nicht fiher zu erkennen ift, geben wir im Folgenden einen Bergleid mit dem zumädjft verwandten Dexodes piniariae Hrtg. (conf. pag. 346) und die Abbildungen der Köpfe beider Arten.

Das uns vorgelegene Weibhen Ratzeburg hat die oben reproducirte Beihreibung offenbar nah einem S entworfen hat große Aehnlichkeit mit dem 2 von D. piniariae, unterjcheidet fi aber jofort durch die auffallend robujte Geſtalt und dur die Größe, welhe 10mm beträgt. Der Kopf it, von vorn bejehen, nad unten zu verhältnigmäßig viel breiter als bei piniariae, indem die Baden am Mundrande und die Wangen unten einen größeren Querdurchmeſſer haben als bei leßterer Art; der Clypeus aber verengt fich etwas gegen den Mund— rand zu. Die über der längjten Vibriffe ftehenden Borften der Geſichtsleiſten find

424 ECommentar zu den Arbeiten ꝛe. [XXI. Jahrgang.

zahlreicher; die Stirnftrieme ift jhmäler als die Orbiten, während fie bei pini- ariae mindejtens fo breit wie die Drbiten ift. Die Fühler, welche höher als bei piniariae eingefügt find (faft etwas über der Augenmitte), find bedeutend kürzer als der Clypeus, während fie bei piniariae den Mundrand faft erreihen; das zweite Glied ift im Verhältniffe zum dritten fürzer als bei piniariae. Die Taſter find dunfel rothbraun, an der Bafis ſchwarz; fie find ftabförmig (wie bei der ver- glihenen Art), doc unterjeit3 mit längeren Borften bejegt. Der Thorarrücden befist drei Poftjuturalborjten wie bei piniariae. Die helle Beitäubung an dem Vorderrande der Hinterleibsjegmente ift breiter al8 bei piniariae. Ein auffallender Unterichied beider Arten liegt in den Macrohäten des Abdomens. Bei pinivorae find fie verhältnigmäßig ſchwächer und fürzer, und auf den zwei legten Ringen auch fpärliher. Am dritten Segmente ift nämlich bei piniariae (beim S ftets, beim 2 meift) eine ZTotalreihe von faſt immer ungleich ſtarken Discalmacrodäten, deren eine oder die andere manchmal aus der Meihe tritt oder fehlt; am vierten Segmente ift eine complete Reihe von Discalmacrodhäten deutlih vorhanden. Bei pinivorae hingegen befigt der dritte Ming zwei Discalmacrodäten, während fie am vierten Ringe von der übrigen Behaarung faum zu unterfcheiden find. Die harafteriftiihen Bauchkiele des zweiten und dritten Ringes find groß, ſtark vor- tretend, tragen am Rande fräftige, gefrümmte Dornen und an den Seiten ver- einzelte längere Borften. Die Beine find robuft, die Pulvillen und Klauen ver- bältnigmäßig lang (etwas weniges länger als das legte Tarjenglied). Der Flügel- randdorn ift jehr Hein, die dritte Yängsader am Grunde mit vier Borften wie bei piniariae, mit welder pinivorae aud im Geäder übereinftimmt. Die Synonymie bezüglih Tach. pinivorae Rtzbrg. ift folgende: Dexodes pinivorae Rtzbrg.

Synon.: Musca pinivorae Rtzbrg. Forstins. I. c. J. Tachina pinivorae Rtzbrg. in coll. Hıtg. 2,

Anmerkung Schiner führt die Art ſowohl in der Fauna Austr. I. 481 (in nota), als auch im Catalog. Systemat. Dipt. Europae (1864), pag. 94 irrig al$ Tiachina pinivora Rtzbrg. an.

IV. Weber die Arten der Hartig’fhen Sammlung, welde nidt als Typen zu befradten find.

26. Parexorista saltuum Meig. IV. 329. 155.

Unter den Exemplaren von Blepharidea erythrostoma Hrtg. (vide Nr. 19 dieſes Artikels, pag. 417) befand fid) sub Nr. 275 ein Weibchen, welches jedod nicht diefer Art angehört, fondern von uns als Parexorista (B. B.) saltuum Meig. (Schin. I. 465) determinirt wurbe.

27. Blepharidopsis Hartigii nob. (nov. spec.)

1. In der coll. Hartig ftedte sub Nr. 213 ein Männden, weldes als Tachina piniariae Hrtg. determinirt war. Diefem Eremplar war aud das Tönn- hen und die Haut der Raupe von Abrazas grossulariata, aus welder es offenbar gezogen wurde, beigegeben.

Da Hartig bei Gelegenheit der Beichreibung feiner Tach, piniariae in den Sahresber. pag. 284 ausdrüdlich fagt, er habe diefe Art „auch aus Geometra grossulariata” gezogen, fo ijt fein Zweifel, daß fich diefe Angabe auf das erwähnte g (sub Nr. 213 der coll. Hrtg.) bezieht. Hartig hat fih aber in der Be jtimmung dieje8 Eremplares geirrt, wozu die rothen Flecken an ben Hinterleibs— jeiten und der Habitus des Thieres überhaupt Veranlaffung gegeben haben mochten. Deshalb etwa Tach. piniariae Hrtg. (vide Nr. 6 in unferer Abhandlung) als „Miſchart“ bezeichnen und den Namen verwerfen zu wollen, fiele uns gar nicht

October 1895 ] Commentar zu den Arbeiten x. 425

ein, ja wir müßten gegen einen fold unbegründeten Vorgang Proteft erheben. Widerfährt es doch zumeilen dem gewiegteſten Autoren, daß fie, jei es in Eile oder aus Irrtum, eine oder jelbjt mehrere andere Arten ihren eigenen Typen in der Sammlung beigejellen.

Bei aufmerkjamer Prüfung des in Rede ftehenden Hartig’ihen Eremplares haben wir dasjelbe al8 zur Gattung Blepharidopsis B. B. gehörig erkannt. Diefe Gattung wurde von B. B. II. 329 auf Tachina nemea Meig. errichtet, welde Art früher. in der Gattung Exorista Meig. eingereiht war.

Die Beihreibung von Blepharid. nemea Meig. in B. B. II. 329 paßt in mancher Beziehung wohl aud auf das Hartig’ihe Eremplar; doc mißt diejes nur 6mm und bejigt am zweiten und dritten Sinterleibsringe zahlreihe und unregelmäßig geftellte Discalmacrohäten, während B. B. (l. ce.) für Zlephari- dopsis nemea 8m Yänge und an dem genannten Segmenten paarige Discalmacro— häten angeben.

Diefe Unterfchiede, jowie der Umjtand, daß in dem Verwandtſchaftskreiſe der Gattung Blepharidopsis ſehr ähnlihe Formen auftreten, veranlaffen uns, das Hartig'ſche Eremplar für eine neuer Species zu erklären, welder wir den Namen

Blepharidopsis Hartigii nobis (nov. spec.) beilegen. Wir bemerfen von diefem Exemplare nod Folgendes: die zwei Borjten, welhe auf den Bibrifjeneden ftehen, find auffallend lang und kreuzen fi; die dunfel rothbraune Stirnftrieme ift nur wenig jhmäler als die Orbiten und läuft oben breit gabelförmig auseinander, jo daß die DOrbiten in der Sceitelgegend auffallend verengt erjheinen; der Thorarrüden befigt vier äußere Pojtfutural- borften; das fegelfürmige Abdomen ift an den Seiten des erjten und nament- lid des zweiten Ringes durchſcheinend bräunlichroih; das Hypopygium iſt im der verhältnigmäßig großen, ovalen Deffnung des vierten Segmentes bauchwärts eingefhlagen; e8 ijt ziemlich groß (und unten etwas hervorragend); die Hinter: idienen tragen an ihrer Hinterjeite ziemlich dichte, ungleich lange Wimperborjten.

Anmerfung. Es mag hier darauf aufmerfiam gemacht werden, daß die Befchreibung von Tachina praetervisa Zett. III. 1123. 121. (1844) und XIII. 6114. 121 (1859) 2, an welch letzterer Stelle aud) auf die Verwandtſchaft diefer Art mıt Tach. (Blepharidea) vulgaris» Fall. bingewiefen wird, in nichts den Merkinalen von Blepharidopsis nemea Meig. widerſpricht, da man daher Tach. praetervisa Zett. mindeftens als fraglicies Synonym von Bleph. nemea Meig. erllävren fönne.

2. In der Hartig’shen Sammlung befinden fich ferner sub Nr. 219 bis 221 drei Weibhen unter dem Namen Tachina agilis (ohne Autor). Hartig hat jedoch nirgends eine Tachina dieſes Namens bejhrieben; aud finden fidh feine Anhaltspunkte, welde über das Wohnthier Auskunft geben könnten, obwohl alle Eremplare ein (rothbraunes) Tönnchen unter fi an der Nadel tragen, was darauf bindeutet, daß fie von Hartig gezogen worden find.

Wir erlannten in dieſen Stüden die Weibhen zu dem vorbejprocdenen Männden, aljo Blepharidopsis Hartigii nob. 9.

Die Tafter find jchwarz; die Stirnftrieme ijt (bei den ausgefärbten Stüden) etwas dunkler, die Drbiten find etwas breiter, das dritte Glied der Fühlerborſte ift nicht fo weit verdidt, der Hinterleib ift breiter al8 beim JS; die rothbraune Färbung des Abdomens erjheint auf ein kleines Fleckchen an der Bafis des zweiten Ringes reducirt und das vierte Segment ijt an jeinem Hinterende gerade abgejtugt und von den Hinterecken her mit dichten, jchief gegeneinander gerichteten Borſten bejekt.

3. Endlih befindet fih in der coll. Hartig sub Nr. 222 noch ein Weib- hen unter dem Namen Tachina elegans (ohne Autor und auch nicht in Hartig’s Jahresber. bejhrieben). Unter dem Exemplare ſteckt nebft dem Tönnchen, weldes

426 Commentar zu den Arbeiten x. XXI. Jahrgang.

dem der vorher erwähnten Weibhen vollitändig gleichkommt, eine vertrodnete Geometriden-Raupe, aus welder diejes Weibchen offenbar gezogen wurde. Das» jelbe ergab fich gleichfalls al8 Blepharidopsis Hartigii nobis,.

Wir bemerken nur nod, daß ſämmtliche uns zur Anfiht vorgelegenen weib- fihen Exemplare diefer Species das Längenmaf von 6mm nicht überjchritten,; das Meinfte Weibchen war 5 mu lang.

28. Duponchelia segregata Rond. III. 181. 7.

l. In der coll. Hartig befand fih sub Nr. 264 ein S als Tachina processioneae Rtzbrg. determinirt. Die Beftimmung ift irrig, da hier Duponchelia (Chaetogena) segregata Rond. vorliegt. Das Eremplar trägt nicht, wie das in unferer Arbeit unter Nr. 22, pag. 420 aufgeführte, die Originaletiquette von der Hand Ratzeburg's und ftedt aud auf einer viel längeren Nadel als das leptere, was ber Vermuthung Raum gibt, daß es nit von Ratzeburg herrührt.

Bezüglich der Gattung Duponchelia R. Desv. vergleihe man „Wien. Entom. tg." 1892, pag. 117, nr. 3, Wir halten diefe Gattung gegenüber der Aus- legung von B. B. III. 189, Note 51 aud) jegt noch aufredt. Es fällt demnad die Gattung Parasetigena B. B. mit Duponchelia zujammen.

2. Unter Nr. 265 fand fih in Hartig's Sammlung weiter ein 9 als Tachina assimilis (ohne Autor) bejtimmt. Die Art ift von Hartig aud nid befchrieben worden. Das Eremplar wurde offenbar irrthümlich für Phorocera assinnlis Fall. (Schin. I. 491) gehalten; wir erlannten in demjelben gleichfalls Duponchelia segregata Rond.

29. Salia echinura R. Desv. Myod. 109. 3. (Synon.: Spongosia occlusa Rond. et auct.)

In der coll. Hartig war sub Nr. 208 ein Weibchen diefer Art als 7a- china nitens (ohne Autor) bejtimmt. Diefer Name ift offenbar ein in litt. Name; in Hartig’s Schriften wird desfelben nirgends Erwähnung gethan.

Bezüglich der Synonymie von Salia echinura R. Desv. ſehe man dasjenige nah, was Mit in der „Wien. Entom. Ztg." 1894. 50, Miscelle 24, über diejen Gegenstand geſchrieben hat.

B. B. IV. 624 haben gegen obige Synonymie nichts einzuwenden. Dod gewähren diefe Autoren der Gattung Salia R. Desv. feine Berechtigung, fie erklären diejelbe einfah für eine Mifchgattung, weil Rob. Desvoidy in den „Dipt. d. Envir. de Paris” (1863, I. 556. 5) in der Gattung Salia aud) Tachina frontosa Meig. IV. 388. 259 aufführt, welde in die Gattung Bothria Rond, gehört. Ab: gefehen davon, dah Rob. Desvoidy im Essai s. 1. Myod. (1830), wo er die Gattung Salia aufitellte, nur eine Art (wenn aud unter zwei verjhiedenen Namen:

echinura, 2 velox) bejchreibt, mit welder ficher Spongosia occlusa Bond. zufammenfälltt, geht es überhaupt nit an, die Namen von derlei jogenannten Mifhgattungen willkürlich zu ignoriren, weil ein folder Vorgang den allgemein gebräudlihen nomenclatoriihen Rückſichten widerſpräche. Weld ein Gemifd ent: bielten, um nur ein paar Beifpiele anzuführen, die urjprüngliden Gattungen Carabus und Musca und doch eriftiren mit Recht nod heute die Namen beider Gattungen! Man vergleiche aud das, was wir bei Compsilura (pag. 420) über fogenannte Mifchgattungen gejagt haben.

30. Microtachina erucarum Rond, II. 201. 6. Sub Wr. 257 befindet fih in der coll. Hartig ein Weibchen unter dem Namen Tachina luteifrons Rtzbrg. Da eine Art diejes Namens von Rageburg nicht beſchrieben wurde, jo hat man es mit einen im litt. Namen zu thun. Wir erkannten in dem Stüde

October 1895.)

Commeuntar zu den Arbeiten :c. 427

Mierotachina erucarum Rond. |]. e. (al8 Tach. ead. bejchrieber) Dieje Art zeichnet fi durd die vier Randmacrochäten des zweiten Abdominaljegmentes aus; auch fteigen bei ihr die Vibriſſen nur wenig hoch auf und die über der längften Vibriſſe befindlihen find jehr furz.

Die Art würde in die Gattung Staegeria R. Desv. I. 972 einzureihen fein, welche genügend charafterifirt erfcheint; doch ijt diefer Name ſchon früher an eine Eordyluriden-Gattung vergeben worden. Zufolge der Angabe: „point de cils basi- laires in me&dians sur le dos du deuxi&me et du troisitme s-gment abdominal," melde fih in AR. Desv. 1. c. in der Gattungephraje von Staegeria vorfindet, geht es nit an, die Gattung Staegeria mit Chaetotachina B. B. zu identificiren, wie e8 in B. B. III. 237 dennoch geſchehen ift.

Suhbaltsverzeidniß der Arten.

Die fettgedrudten Namen bezeichnen die im BVorhergehenden von uns feftgeftellten Arten, Die übrigen find Synonyma oder fonft zur —— herangezogene Arten. Die Zahlen hinter den Autorennamen verweiſen auf die Seite in unferer Abhandlung.

acronyctae Bche. 420. affinis (Fall, in) Hrtg: 415. agilis Hrtg. i. litt. 425. agilis Meig. 346. angusticornis Rtzbrg. 422. assimilis Fall. 426, atropivora R. Desv. 348. auronitens Hrtg. 417. bimaculata Hrtg. 348, 350. caudata Rond. 418. eilierura Rond. 344. eilipeda Rond. 420.

elausa B. B. 347.

eomata Rond. 415. eoneinnata Meig. 419, 420. erassiseta Rond. 422. eursitans Rond, 349, 350. echinura R. Desv. 426. elegans Hrtg. i. litt. 425. erucarum Rond. 426.

erythrocephala (Hrtg.) B. B. 418.

erythrostoma Hrtg. 417. favoseutellata Zett. 349, 350 frontalis Meq. 416. frontalis Rond. 416. frontosa Meig. 426. fulgens Hfigg. 344. gilva Hrtg. 350, 351. goniaeformis Meig. 422 gracilis Egg. 345. grandis Egg. 345. haematodes Meig. 345. Hartigii n. sp. 424. iliaca Rtzbrg. 421. inelusa Hrtg. 347, 350.

inflexa Behé. 346, 420. janitrix Hrtg. 351.

laeta Meig. 417.

larvarum L. 345.

lateralis Panz. 344.

lophyri R. Desv. 347. lucorum (Meig. in) Hrtg. 415. luteifrons Rtzbrg. i. litt. 426. machairopsis B. B. 346, 347. Macquarti R. Desv. 419. Meigeni Portsch. 345.

nemea Meig. 425.

nigra Hrtg. 344.

nigripennis Meig. 345. nigripes Fall, 346.

nitens Hrtg. i. litt. 426. ocelusa Rond. 426. pilipennis Fall. 416, piniariae Hrtg. 346, 423, 424. pinivorae Rtzbrg. 422, polychaeta Meq. 415. praepotens Meig. 345. praetervisa Zett. 425.

prima B. B. 418. processioneae Rtzbrg. 420, 426. pupiphaga Rond. 348, 349. quadripustulata F. 343, 344. rufiscutellata Zett. 418, saltuum Meig. 424. scutellaris Fall. 416, 417, secunda B. B. 418. segregata Rond. 426. selecta Meig. 419.

selecta (Meig. in) Hrtg. 419,

aa 0 Anfänge der Forſtgeſchichte. (XXI. Jahrgang.

velox R. Desv. 426. vertiginosa Fall. 345, 416. virilis Rond. 346.

vulgaris Fall. 417, 425 valpinus Fall. 344.

serriventris Rond, 420.

silvatica Fall. 417.

simulans (Meig. in) Hrtg. 347, 348, 350. tenthredinum B. B. 351. tenthredinum Hrtg. 418.

Die Anfänge der öflerreihifhen Jorſtgeſchichte

nach Urkunden des achken bis vierzehnten Jahrhunderts. Bon Earl G. Kryspin, k. k. Forftinfpectionsadiunct in Billach.

(Fortſetzung.)

So wären wir denn mit unſerer Schilderung glücklich bei der fröhlichen Tochter des Forſtes, bei der Jagd, angelangt. Die Erwähnung derſelben in den Urkunden unjerer Gegenden ift naturgemäß ebenjo alt, al8 diejenige des Waldes. Schon die Urkunde Kaifer Ludwigs des Frommen vom Jahre 823 führt unter den Gerechtjamen des Bisthums Pafjau auf feinen Befigungen in Niederöfterreich die Jagd (venatio) an.!!E Die mehrerwähnte Arnulfingiihe Beftätigung des Salzburger Befiges vom Jahre 890 erwähnt die Jagdberechtigung des Erzbis- thums beim Sclofje der heiligen Erntraud, ferner die Jagd im Süßenthale (Süzzentale!!7), welde das Volt eidlich als Beſitzthum König Arnulfs beftätigte. Die legtere Jagd wird aber nur unter der Beſchränkung beftätigt, dort Eber und Bären durh 3 Wochen vor der Herbit:Tag- und Nachtgleiche und von da bie zum Feſte des heiligen Martin zu jagen (venacionemque in dulcis vallibus, quam populus cum sacramentis in potestatem nostram affırmavit, id est epdo- madas III ante equinoctium autumpnale ac postea usque in natalem sancti Martini ad venandos ursos et apres).!!® Dagegen wird bei Schenkung der Eichel: maft im ganzen Lavantthale der Forft genannte Berg wegen der königlichen Jagd zurüdbehalten (nec non et saginacionem in omne labanta valle excepto monte forest nominato propter venacionem nostram).!!! In den Schenkungen der deutihen Kaifer und Könige auf dem Boden der Oſtmark bildet die Jagd einen oft wiederfehrenden Beftandtheil der Begnadungsformel, jo, um nur einige Bei- jpiele anzuführen, 995 in der Schenfung König Otto II. an das Bisthum Freiſing (6 königlihe Huben zu Judamaresfelt an der Yps), '?° 998 in derjenigen Kaijer Otto ILI. an feinen Neffen Herzog Heinridh von Bayern (da8 Predium Nöhling im B. O. M. B. unweit des Einflufjes der Iſper in die Donau) !?! 1015 in jener Saijer Heinrih II. an den Dompropjt Poppo von Bamberg (50 Königshuben zu Godtinesfeld in pago osterriche),'?” 1020, wo derjelbe Kaijer dem Klojter Tegernjee fünf königliche Hufen zwiſchen Piefting und Triefting ſchenkt, 17? 1025 bei der Begabung des Grafen Arnold von Lambach und jeiner Gemahlin Reginlinde mit 50 Huben bei Pfranne durd König Konrad II.,!** 1035 im dritten babenbergifhen Gabbriefe, mit welhem Markgraf Adalbert von

16 S. Anm. 11.

117 Acta ined. 215 Nr. 158,

118 Urkb. 0. d. €. I. 37 Wr, 27. 9 Wie voriges.

12 &, Anm. 19.

1 &, Anm. 20.

2 ©, Anm. 30.

2 &. Anm. 31.

16, Anm, 3°.

October 1895.] Anfänge der Forſtgeſchichte. 429

Kaiſer Konrad II. 50 Königshufen zwiſchen Piefting und Triefting erhätt,!2> 1058, wo König Heimih IV. dem Stifte St. Pölten 3 föniglihe Hufen in Mannswörd an der Donau fhenkt u. a. v. a. O.

Das ausſchließliche Recht, in den gejchenkten Wäldern zu jagen (potestatem uenandi), findet fih unter Anderem im Stiftsbriefe von Lambach, 1056 dem dortigen Abte verliehen.'?? Das gemeinfame Recht zumweiden und zu jagen erhalten 1093 die Leute des Kloſters St. Paul im benadbarten Walde zwiihen den Wildbächen Wurmat- und Gamebad bei Marburg.'?? Bereits erwähnt wurde die Schenkung des Jagdbannes (ius et potestatem legitimi banni super venatione) dur Kaiſer Heinrih III. an den Biihof Egilbert von Paſſau auf den Bejigungen der Kirche zwifchen dem Sarning- und Dinbache. In diefer Urkunde ift hervor» gehoben, daß die Grenzen des Forſtes durch den Bann gefejtigt find und es ohne Zuftimmung des Biſchofs Niemandem gejtattet jei, dort zu jagen, oder eine Gattung Wild, welde durd den Bann eingeforjtet (inforestare) ift, durch irgend eine Ausübung der Yagdfunjt (qualibet uenatoriae artis industria) zu fangen oder zu überliften.'?? Nicht alles Wild war aljo unter den Schutz des Bannes gejtellt. Im gefälſchten privilegiam majus findet jid) neben dem Waldbann aud) der Wildbann (bannum ferinarium), ohne daß diefer im privilegium minus erwähnt mwäre.!” Das Recht der Wildverfolgung auf fremdes Gebiet findet fi in der Beitätigung des Herzogs Otacher von Steyer über die fFrei- heiten des Kloſters Admont, worin es heißt: „... bezüglich der Jagd die freie Berfolgung des Wildes, welches aus ihren Wäldern in unfere (die herzoglichen) auf der Flucht fi verirrt hat, dur die Hunde“ (in uenationibus liberam in- secutionem canum suorum feras de suis saltibus in nostros fuga aberrantes indulgemus). !3!

Ebenjo wie bei den Waldſchenkungen das Holznugungsreht Gegenjtand des ganzen oder theilweifen Vorbehaltes bilder, ift dies auch, und zwar bei— weitem häufiger, bei dem Jagdrechte der Fall; jo tritt in dem Vertrage zwiſchen dem Biſchofe Ehriftian von Paſſau und dem Grafen Arnulf 993 der lektere den Nugen mehrerer Wälder ab, mit Ausnahme des Wildes (feris exceptis).'?? In der Forftihenkung der Kaijerin Sunigunde 1025 an die Gattin Bezelino’s behält fie fi die Jagd vor (absque Venationibus).!”? Derjelbe Vorbehalt findet ſich auch 1143 in der Urfunde Markgraf Dtafars von Steyr für den Abt Berthold von Garften bezüglich de8 Waldes zu danberc (sola uenatione ferarum excepta),!” und 1160 bejtiftet Markgraf Otalar V. von Steyr das Hofpital am Semmering mit dem Nejte des Waldes, welder ihm gehörte und fügt hinzu: „... mit Ausnahme unferer Fijcherei und Jagd, welche wir zum Theile uns vorbehalten, zum Theile aber zum Gebraude des Hoſpizes abgetreten haben“ (excepta pis- catione et uenatione nostra quam ex parte nobis seruauimus, partim in usum hospitalis ea uti concessimus).!”° Ebenfo nimmt 1209 der Erzbiſchof Eberhard II. von Salzburg bei einer Verleihung an das Klojter Admont die Jagd aus (preter uenationes).'*° In der Urkunde, mit welder 1153 Markgraf Yeopold von Steyr

135 S. Anm. 23.

16% ©. Anm. 33.

27 Urkb. o. d. E. II. 90 Nr. 70.

128 Steierm, Urkb. I. 101 Nr. 87.

9 &, Anm, 79.

0 &, Anm, 54 und 56.

131 1185. 25. bis 27. December, Admont. Steierm, Urfb. I. 629 Nr. 649. Urlb. o. d. E. II. 403 Nr. 273 mit der Jahreszahl 1186.

132 Urkb. o. d. E, II. 69 Wr. 51.

133 Urkb. o. d. E. II. 80 Nr, 61.

14 1143, Lorch. Urkb, o. d. E. Il. 209 Nr. 142.

135 Steierm. Urkb. I. 395 Wr. 406,

136 1209, 14, Juli, Werfen. Steierm. Urfb. II. 150 Wr. 97.

430 z m _ Anfänge der Forſtgeſchichte. [XXT. Fahrgang.

die Schenkungen feines Vaters an das Klofter Garſten beftätigt und andere Rechte binzufügt, ift ebenfalls die Jagd ausgenommen (excepta venatione), dod tritt bier eine Entfhädigung dafür ein, indem der Markgraf beitimmt, daß von jedem XThiere, das in den erwähnten Forſten erbeutet wird, dem Kloſter ftets das rechte Blatt als gebührender Antheil zugemwiejen werde. (Pro venatione autem tale statutum conmutamus (sie), ut de qualibet fera, que in eisdem capitur, semper dexter armus illis pro sui iuris portione assignetur,) '" Als König Dtadar von Böhmen Landesherr wurde, beftätigte er dem Kloiter Garjten 1265 jeine Rechte unter bderjelben Verfügung betreffd der Jagd; in einer gleichzeitigen deutſchen Ueberjegung lautet die Stelle: „alain daz si nicht iagen schuellen in vnosern foersten vnd fuer daz schol man raihen dem gotzhaws den resm pueg von einem iegleichen tyer, daz do gevangen wirt, als in daz mit alten bautfesten ist verlihen.!'® Mitunter ift e8 aud die hohe Jagd allein, welde zurüdbehalten wird, jo 1299, wo Herzog Rudolf von Oeſterreich das Spital am Pyhrn mit verfhiedenen Rechten im Garftener Thale begabt und hinzufügt: „Wir verleihen auch demselben haus vnd erkennen einen freyen gwalt in unsern Waeldern gelegen in dem Tal ze Gersten, ze erchuchen new reütt vnd igliche ze Öben nach ierem nucze an die Geiaide der grossen Wild, die wir alain vosern vreuden wellen behalten, ober die andern allen verleihen wir Jm vollen gwalt.“ 130 Das Verbot für dritte Perjonen, im gejhentten Gebiete zu jagen, beziehungsmweife die Inſchutznahme gegen Jagdgelüſte Anderer findet ſich unter Anderem in der Bejtätigung Herzog Liupold (VI.) von Oeſterreich und (IIL.) von Steyr für das Kloſter Geirach 1227 ausgejprochen, wo bejtimmt wird, dag Niemand durh Ausübung der Jagd das Gebiet der Mönde zu be- läftigen fi herausnehmen möge." Daß mitunter die landesfürjtlihe Jagd— ausübung mit den Rechten Anderer in Widerſpruch fam, wurde bereit8 beim Abſchnitte „Neugereute” erwähnt, wo dargelegt wurde, daß Herzog Friedrich der Streitbare die Anlage von Neugereuten jeitens des Kloſters St. Lambrecht aus Gründen der Jagd unterfagte, fpäter von feinem Begehren aber wieder abftaud. Eines längeren Yagdftreites geicieht um die Mitte des 9. Jahrhunderts am Aberſee zwijhen dem Erzbifhofe Yiutbrand (Liophrammum) von Salzburg und Baturich (Baturicum), beziehungsweife Erchanfried (Erchanfredum), Biſchöfen von Regensburg, Erwähnung. Auf die 843 ftattgehabte Grenzbeſchau werde id jpäter noch Gelegenheit haben, zurüdzufonımen, und will an dieſer Stelle nur das etwas unklare Lebereinlommen anführen, weldes 849 betreffs der Jagd ge: troffen wurde. Es wurde nämlich beftimmt, daß es jedem Theile geftattet ſei, auf jeiner Seite das Wild aufzutreiben und jagend zu verfolgen (wahrjcheinlid über die Grenze?), jedoch unter der Bedingung, daß dies zuerft auf beiden Seiten früher zur Slenntniß gelangt fei und dann das Wert mit gemeinjamer Hand durchgeführt werde. (De uenatione uero ita se coadunauerunt, ut utrisque liceret in ista parte commouere et si in antea Caciando persequi, similiter de altera parte liceret fieri Ea ratione, ut primitus ad noticiam peruenisset ex utrisque partibus et tunc communi manu prefatum opus expleatur.) 1#!

Wenn der Patriarch von Aquileja dem Klofter Obernburg 12283 beftätigt, daß es befreit fein folle von den Jagdabgaben (a iure venatorio), jo ijt hier wahrſcheinlich auch die Verpflichtung zur Stellung von Zreibern u. dgl. ver- ftanden, ? und gleihfall® Treiberdienfte dürften es fein, welde das Ueber:

137 1153. 30. April, Steyr. Urfb, o. d. €. II. 160 Wr. 106. j

1265, 21. April, Greg. Urkb. o. d. E. III. 3835 und 338 Nr. 358.

9 1299. 4, Auguft, Yinz. Urfb, o. d. E. IV. 316 und 317 Wr. 338,

10 1227. 7. November, Marburg. Steierm. Urkb. II. 337 Nr. 245. Meiller, Regeften 140 Wr. 220,

141 849, 19. Juli, Mondſee. Urkb. o. d. E. U, 16 Wr. 11.

142 1228, 29, October, Steierm. Urkb. II. 344 Nr. 251.

October 1895.) Anfänge der Forſtgeſchichte. 431

eintommen zwijhen dem Bifchof Arnolt von Bamberg und den beiden Heinrichen, fowie Wernhart von Schaunberg betreffs der Vogteirehte im Attergau 1289 er- wähnt mit den Worten „Swen des Bischolfs amptleute iagen wellent, swer in des hilfet, der sol des gegin dem vogt niht entgelten”, '# Einer Abgabe an Hirfhmwildpret gefchieht 1100 bei Aufzählung der Giebigfeiten der Salzarbeiter zu Hall bei Admont Erwähnung, wo verfügt wird, daß die Heizer und ambdere Salinenarbeiter bei Feierlichkeiten geben follen: Eier für den Kellermeifter und ein jeder von ihnen einen Sad im Yahr und das Fleiſch der gefangenen Hirſche (carnes cervorum captorum).!# Aus der angeführten Stelle ift allerdings nicht erfihtlih, in welcher Beziehung die Salinenarbeiter zur hohen Jagd ftanden.

Einen Wildpfad, welder gemeiniglih Wildfteig genannt wird (semitam ferinam sive ferarum, que vulgo dieitur Wiltsteieb) führt eine Urkunde König Konrad II. vom Jahre 1142 für das Klofter Ranshofen als Umgrenzung für Zehente an, 14

Haben wir im VBorftehenden bereit# Bären, Eber und Hirſche erwähnt gefunden, fo erübrigt uns noch die Betradhtung jener Stellen, in welden andere jagdbare Thiere, fowie Hirfhdeden und Felle erwähnt werden. Patriard) Peregrin von Aquileja beftätigt 1140 den Mönchen des Stifte8 Obernburg, daß es ihnen geftattet fei, zu fiſchen, zu jagen, Hirſchdecken und die Felle anderer ZThiere, ebenjo aud Habichte und Sperber ohne jede Anfechtung in dem dortigen Walde oder Forſte zu gewinnen (plenam facultatem ... piecandi, uenandi, pelles ceruorum sine aliarum bestiarum nec non accipitres, nisos sine omni eontradietione aceipiendi, in nemore siue forstario). 4% Ebenſo erwähnt eine Urkunde desfelben Patriarchen vom Jahre 1146 das Recht der Mönche von Obern- burg in feinem Walde zu Obernburg zu fiſchen, zu jagen und daraus Hirſchdecken zu beziehen (facultatem piecandi uenandi, pelles ceruorum accipiendi in nemore nostro in Obbremburch). 14° Die Abgabe eines Felles (pellicium) ift 1160 auf« gezählt in einer Schenkung Liupolts von Wirfladh für das Klofter Admont. 149 Der Borbehalt der Jagd und der Abgabe an Fellen (preter uenationes et pelli- eularum tributa) ift angeführt in der bereit3 erwähnten Urkunde Erzbiſchof Eber- hart II. von Salzburg für das Klofter Abmont. 9 Der Bezug an Fellen ift nicht ſowohl meijt der Ertrag eigener Jagdausübung gewejen, als eine Abgabe, welhe die Hörigen und Hinterfajjen des Grundeigenthümers zu leiften hatten. Dies erhellt unter Anderem aud) aus dem Statut, welches 1135 Abt Wolfold von Admont den Nonnen dortjelbft betreffs Zuweiſung von Einkünften zu ihrer Er— haltung gibt. Darunter find aufgezählt von Wenge neun Marberbälge und neun vom Walde, fünf aber aus der Borrathsfammer (de Wenge novem martpelg et IX de silua V vero de cellario). 15° Als 1103 Herzog Heinrid) II. von Kärnten das Klofter St. Lambrecht beftiftet, führt er unter Anderem auch an die Biber und Marder (castoribus et martonibus) auf den Gütern der Mönde zu Aflenz, ferner an anderer Stelle Marderfelle (peliibus martonum) und den Fluß Kainach mit allem Zubehör, mit Fiſchereien und Biberjagden (piscationibus, castorum uenationibus), '5!

Eine oft erwähnte Nebennugung der Wälder und Forfte ift die Fiſcherei. Schon in den mehrfach angeführten Königsurfunden von 998 für Herzog Heinrich

13 1289, 12. März, Atterjec. Urfb. o. d. E. IV. 107 Nr. 111. 44 Steierm. Urfb. I. 108 Nr. 93.

45 1142. Im April, Wirzburd. Urkb. o. d. E. II. 199 Nr. 134. 6 1140. 7. April, Aquileja. Steierm. Urlb. I. 189 Nr. 180. 7 1146. Tolmein. Steierm. Urfb. I. 262 Nr, 254.

148 Ebenda I 500 Nr. 412.

149 1209. 14. Juli, Werfen. Steierm. Urfb. II. 150 Nr. 97.

0 Ebenda I 170 Ar. 171.

idt 1108, 7. Januar, Steierm. Urkb. I. 112 Nr. 95.

Gentralblatt f. d. gel. Jorſiweſen. 29

a2 J Anfänge der Forſtgeſchichte. (XXI. Jahrgang.

von Bayern, 1020 für das Klofter Tegernjee, 1025 für den Grafen Arnold von Lambach und feine Gemahlin Reginlinde, 1058 für das Stift St. Pölten und in vielen anderen Urkunden der Mark Oeſterreich ift die Fiſcherei meift neben der Jagd in den Schenkungsformeln aufgezählt und ın dem damals bayerischen Seen: lande ob der Enns ift ihre Erwähnung jelbftverftändlih no älter. Wenn übrigens die Urkunde Kaijer Yudwigs des Frommen vom Jahre 823 für das Bisthum Pafjau echt wäre, jo wäre der rechtliche Befig von Fiſchereien ſeitens des legteren im Lande unter der Enns auch ſchon zu diefer Zeit urkundlich erwieſen; es ift übrigens nicht zu bezweifeln, daß dies auch thatjählih der Fall war, wenn wir auch die Grenzen der Geredtigfeiten nicht mehr kennen. Die Schenkung von Fiſchern führen die Urkunden Karls des Großen an, worin er dem Kloſter Kremsmüfter die Begabungen Herzog Thaſſilo's beftätigt, fo 791 zwei Fiicher (uec non piscatores duos), '?? und 802 vier Fiſcher in rotala (nee non pisca- tores III). '°3 888 ſchenkt König Arnulf dem Klofter Kremsmünfter den Hof Neuhofen im Zraungaue und ftattet die Schenkung unter Anderem aud mit Fiſchereien und Fildern (piscationibus et piscatoribus) aug, '** Herzog Hein- rich IL. von Kärnten beftiftet 1103 das Klofter St. Lambrecht mit der Kirche und Gütern zu Lind bei Knittelfeld und Anderem und führt darunter an „ebenjo aud das Dorf (Lind) mit dem Filhfange (piseina, Fifhteihe?), Mühlen, den Fiſchern (piscatoribus)” u. f. f. "? Markgraf Leopold von Steyr jdenft 1153 dem Klofter Garften das freie TFilchereireht in allen Gemwäffern feiner Forſte „mit Ausnahme der mittleren Rumidh und der Enns, auf welde fie nur am jenen Orten dieſes Recht haben, wo diefelbe an ihren Gütern vorüberfließt (Preterea in omnibus aquis, que sunt in forestis nostrir, libertatem piscandi illis conferimus exceptis media (sic) Rumikch et aneso, in quo solummodo tale ius habent in eis locis, ubi sua predia preterfluit). i6bb Dem Kloſter Admont ſchenlt 1185 Herzog Otacher von Steyr den Fiſchnutzen (usum piscandi) in Palta von Zedelze bis in die Enns. '7 Das Berbot des Fifhens wird in der fchon angeführten Uebereintunft des Biihofs Arnolt von Bamberg mit den Schaunbergern neben dem Berbote des Forſt— diebjtahle8 1289 ausgejproden mit den Worten: „Ouch sol in des Bischolfs försten niemen niht nemen an siner amptleute vrloub, Ouch sol niemen fischen in der vekchla au derselben amptleute vrloup”, 1% 1303 verkauft Ruger von Haichenbach, jeine Hausfrau und fein Sohn Chadolt dem Biſchofe Wernhart von Paffau mehrere Güter im Mühlviertel, welde Lehen des Biſchofs find und führt an: „Ich han im des ersten geben in Vrbor Havnstein daz purchstal vnd den wald von dem purchstal vncez in den vinsterpach vnd die viechwaid zwaier meil lanch vnd einer meil prait, als ich iz herbraht han.” Ein befhränttes Fiſchrecht ſchenkt 1284 Berthold Biihof von Bamberg dem Klofter Wilhering im Atterfee, indem er verfügt, daß die gefangenen Fiſche weder verkauft, noch zu anderem Gebrauche verwendet werden dürfen, fondern daß fie den Brüdern auf- getifht werden jollen (unam piscariam in lacu nostıo Attersee, quae piscaria

‚52 791. 3. Januar, Worms. Urkb. o. d. E. IL 6 Rr. 3, Urfundenbud von Krems— münfter 5 Nr. 2.

53 802, März, Aachen. Urfb. o. d. E. II. 7 Nr. 4. Urkundenbuch von Kremsmünfter T NE. 3.

ida 888. 4, Januar, Regensburg. Urkb. o. d. E. II. 29 Nr. 22, Urkundenbuch von Kremsmünſter 17 Nr. 9. Mon. boie. XXXI. I. 118,

155 1103, 7. Januar, Steierm. Urkb. L 109 Nr, 94.

's 1153. 30. April, Steyr. Urlb. o. d. €. II. 159, 160 Nr. 106.

57 1185. 25.—27. December, Admont. Steierm. Urkb. I. 629 Nr. 649.

1586 1289, 12. März, Atterjee. Urkb. o. d. E. IV. 107 Wr. 111.

iee 1303, 30. Juni, Engelözell. Urkb. o. d. E. IV. 443 Nr. 480. Mon. boic. XXX, LU. 14, .

October 1895.) Anfänge der Forſtgeſchichte. 433

ain Seegen vulgariter puncupatur, Hoc sane incluso, quod praedicti piscas nec debent vendi vel ad alios usus converti, sed simpliciter administrandi sint fratribus). '°° Hier findet ſich auch die deutsche Bezeihnung „ain Seegen” für den Fiſchzug.

Den Fifhereibann (bannum piscationis) am oberen Traunfall und auf der Ager von Ajenthal bis zu jenen Dertlichfeiten, wohin die Grenzen ihrer Prädien reichen, ferner vom Ajenthal aufwärts die Mitbenugung der gemein- famen Fiſcherei (conmunem utilitatem) bis zur Vödlafähre (? usqne ad portum Vebeclaba), ferner8 in der Alın, in den beiden Rinnbädhen und im Steinbade beftätigt König Heinrich der IV. dem Klofter Lambach am 18. Februar 1061 zu Megensburg. '! In einer Schenfungsurfunde Erneharts des Biſchofs von Wirzburg vom 23. April 1103 für dasjelbe Klofter findet fi noch einmal beftätigt, daß der Abt auf der Ager Fiſcherei von der VBödlafähre bis zur Traun im Banne haben ſoll (In aegre piscationem a vehlaa portu vsque in trunam idem ipse abbas in banno habet). '? Der Fiſchereibann (bannum piscine) findet fich übrigen® auch im privilegium majus, ohne daß er ebenjo wie Wald- und Jagd— bann im privilegium minus angeführt wäre. Die mehrerwähnte Urkunde König Arnulf8 über die Rechte des Salzburger Bisthumes und die Beftätigungen diefer Fälſchung feitens der nachfolgenden Kaijer führen unter den falzburgijhen Rechten auch die Fiicherei im Atterfee an (in lacu Atarse), jowie jene zwölf Eigenfiſch— züge (privatos tractus bei Arnulf, ergänzt durch saginarum in der Beſtätigung Kaiſer Friedrich I.), welde einft dem Reiche gehörten, dort wo das herrjdaftliche Land bei Baumgarten an den See grenzt (sieut dominicalis terra se ad Poum- gartin ipso lacu adjungit) ohme eine andere gemeinfame Fiſchbarkeit (sine alia communi piscacione) auf dem Atterfee, welche zum Atterhof gehört (ad Atarhof pertinenti). In derfelben Urkunde werden aud) an der Donau in Niederöfterreic) Fiſchplätze, welde zu deutſch arichsteti heißen, aufgezählt (locis pisca- cionum, que diutisce arichsteti vocantur), s Gemeinjame Fiihereibenugung wird auch 1185 angeführt, wo fie Herzog Dtafar von Steyr den Leuten des Klofters Seig mit jeinen Leuten zugeiteht. 1% 1287 vergleichen fich die Polhaimer mit dem, Abte von Kremsmünjter über die Fiicherei am Ausfluffe des Almfees zur Herbitzeit und wird beftimmt, daß Abt und Kirche das freie Fiſchereirecht genießen jollen, in weldem die Polhaimer fie zu firmen verfprehen. Dann wird das Recht des freien Holzbezuges feitens der Fiiher aus dem den See umgrenzenden Walde beftimmt (j. weiter oben) und feitens der Polhaimer die Verfiherung ausgefproden: „Daß niemand von uns oder von den umjerigen im dieſem echte oder überhaupt in jedem echte, welches fie auf denjelben Fiihfang, nämlich auf dem ganzen See durd das ganze Jahr und auf den vorgenannten Herbftfang ungeftört und immerwährend befigen follen, dem vorgenannten Klofter irgend ein Hinderniß oder eine Störung bereiten darf, ſei e8 offen oder heimlich“ (nullo nostrum vel nostrorum in hoc siue in omni iure suo, quod in eadem pisca- eione, videlicet totalis lacus per totum annum siue predieta autumpnali cap- tura quiete debent perenniter possidere, eidem monasterio aliquod impedimentum seu grauamen irrogante, publice vel oculte). 165 @&leichzeilig mit dem ſchon

ꝛeo 1284, 1. Mai, Atterjee. Urfb. o. d. E. IV. 19 Nr. 22.

iel Ebenda 90, 91 Nr. 71.

= Gbenda II. 124 Nr. 87.

Ebenda II, 35 Nr. 37; vgl. die Beftätigung Kaifer Friedrich I. Acta ined. ©. 213 u, f. Nr. 158. 5

'* Steierm. Urkb, I. 621 Nr. 644.

s 1287. 5. September. Urtb. o. d. E. IV, 73 Nr. 77. Urkundenbud von Krems- münfter Nr. 125.

29*

434 Anfänge der Forſtgeſchichte. [XXI. Jahrgang. erwähnten Streite zwijhen dem Erzbiſchof Liuprand von Salzburg und dem Biihofe von Regensburg um die Jagd am Aberfee war aud ein folder um die dortige Fifcherei zwijchen den Genannten ausgebrohen. Am 3. Auguft 843 fand die gerichtliche Beihau ftatt und 849 einigten fi Erzbiſchof Liuprand und Biſchof Erhanfried, die Streitfahe nad der Ausjage eines Mannes, Namens Heribald, auszugleihen. Diejer erklärte, fih aus alten Zeiten her erinnern zu fönnen, daß von dem Bisthume in Salzburg während des ganzen Jahres auf dem obgenannten See ein Schiff zum Filhiange gehalten (fieri, eigentlih gebaut) werden folle, ein zweites von dem Schloſſe oberhalb (alia de Castello sursum), ein drittes von Mondjee mit Ausnahme der Herbitzeit, wann die großen Fiſche, welche man gemeiniglih Lachſe nennt, fih reiben (excepto autumpnali tempore, quando patuli pisces, quos vulgo lahsos uocant, coire debent), dann follen nur an jener Ede, wo der Fluß Iſchl aus dem See fließt (in illo angulari loco, ubi Iscola fluuius forie emanat) zwei Schiffe für jenen Fiichfang beigeftellt werden, nämlich von Salzburg und von Mondjee. In gleicher Weife ſoll es zur Frühlingszeit geſchehen, wenn die Weißfiſche fi reiben (quaudo Albuli pisces coeunt), doch habe jegt der Biſchof Erdanfried die Erlaubniß gegeben, daß ein drittes Schiff ebendafelbjt für jenen Fiſchfang beigeftellt werde. Der Umtaujc eines Fiſchzuges im Matjee gegen Liegenjhaften wird um das Jahr 1110 durch Biſchof Ulrich von Paſſau berichtet. '9%

Fifhteihe werden erwähnt 970 in einer Schenkung Kaijer Otto I. an den Erzbiſchof Friedrihd von Salzburg (piscinis et piscationibus), '97” 1150, wo Burkart von Mureck dem Kloſter Sedau unter anderen Beträgen auh 2 Mart für den Fiichteih widmet (ad piscinam duas), 18 1166 wo Marfgräfin Kuni— gunde von Steiermark beurfundet, daß das Stift Sedau einen Hof an der Fiſcha bei Neunfirhen (MNiederöfterreih) zu Burgredt gelauft habe und wo unter den Nugungen aud die Zeihe im der Ebene von Fiiha angeführt werden (in pla- nieie Uiscacensis ... utilitatem ... piscinarum), !6°

Des Zehentes vom Fiihfange gedenft die Urkunde Papft Innocenz III. von 1212 in der er die Befreiung der Karthaufe Geirah von demſelben bejtätigt (de ... piscationibus vestris ... nullus a vobis decimas exigere vel extor- quere presumat), !70

Im Statute Abt Wolfolds von Admont jür die Nonnen bdortfelbft (1135) findet fi) die Beftimmung, daß bdiefen der ganze Flachs, welder in der Abtei vorhanden ift, mit Ausnahme des für die Fiſcher nöthigen Vorrathes zuzu- weiſen fei. '7'

Daß die Fiſcherei bei Schenkungen auch mitunter vorbehalten wurde, fahen wir ſchon gelegentlich der Gründung des Hojpitale® am Semmering 1160 durh Markgraf Otakar V. von Steyr. 7?

Haben wir im VBorhergehenden einigemale Fiſcher als Gegenſtand der Schenkung gefunden, fo erübrigt uns nod ihres Vorlommens als Zeugen in Urkunden zu gedenken; fo bezeugt 1108 ein marfgräfliher Fiſcher Prunwart (Prunwart piscator marchionis Liupoldi) die Schenkung, die Hermann von YAugs- burg der Kirche zu Klofterneuburg mit einem Xeibeigenen und deſſen Weibe

1 Urkb. o. d. E. 11. 131 Nr. 48.

970. 7. März, Pavia. Steierm. Urlb. I. 30 Nr. 25. Steierm. Urfb. I. 297 Nr. 286.

1166. 17. September, Hartberg. Steierm. Urkb. I. 462 Nr. 499. 0 1212. 13. April, Yateran Öteierm. Urkb II. 181 Nr. 120.

ı Ebenda ]. 170 Nr. 171.

2 &, Anm. 135.

October 1895.) Anfänge der Forftgeihidte. 435

macht, '?? ferners erjcheinen 1130 Swikerus piscator, 174 1147 Chunrat, 175 1150 Eppo, 7% 1160 Chunrat, 177 1175 Engilbertos !73 u. ſ. f.

DOfterwähnte Forftuugungen find VBiehweide, Grasnugung, Maſt und Bienenweide oder Zeidelweide. Futter und Weide (pastum ac pascua) ohne Zins im Forfte beftätigt 898 Kaiſer Arnulf dem Biihofe Wihing von Paſſau für feine Kirche. In der Schenkung Kaifer Arnulfs für die von ihm erbaute St. Pankrazen-Kapelle zu Ranshofen 18% geftattet er au den Bezug bis zu 20 Fuhren von dem zu mähenden (oder zweiten?) Heu im Forſte Weilhart und ebenjo im Forjte Hönhart, ſowie wechjelweife in beiden die Schweinemaft. (Et de feno secundo (secando) ad carradas viginti Idemque in altero foresto Honhart et mutuoque (in utroque) saginacionem porcoruw). Das Recht, in den berzogliden Forften die Thiere zu meiden (de pascuis animalium), betätigt 1153 Leopold Markgraf von Steyr dem Kloſter Garften.!! Einer Vichweide gegen Entgelt und mit begrenzter Weidezeit gedenkt der Vergleich, weldhen Alber der Stuchs von Trautmannsdorf am 25. April 1263 zwiſchen der Abtei Heiligen- freuz und ben beiden Gemeinden St. Marein und Wiülfleinsdorf wegen ber ftreitigen Viehtrift vermittelt, mit den Worten: „vnd swan si fuemf phenniug von dem haupt gaben, so ging ir viech staet vntz nach pfingsten viertzehen tag in irm holtz in dem peterstal. des wolten die herren nicht lenger gestaten vnd nahmen des schaden, daz ir viech in ir waid vnd andern leuten verderbt, vnd wolten gern daromb ir pbenning vnd ir arbait enpern”.'%? Auch die vichswaid auf dem Pöchſchlag, welche am 27. April 1302 (des vreitags in der osterbochen) Herweih von dem Holg dem Kloſter Baumgartenberg verkauft hat, möchte ich hierher beziehen umd nicht auf die Filchweide, wie dies die Heraus- geber des oberöjterreihifchen Urkundenbuches gethan haben, iss ebenjo wie die Stelle „Dacz Sancte Laurenzen bei Jbs swaz do gelts ist an vicbswaid vnd an holtz vnd an anderm dienst”, welche in der Theilungsurfunde Walthers von Zauffirhen und Eberharts von Walljee über die Burgen Senftenberg und Straned 1304 vorfommt.!%T Agnes von Tegernbach entjagt 1298 zu Gunjten des Klofters Wilhering ihrem Anſpruche auf das Holz zu Hard und erflärt: „So hat vns der vorgenant apt gelobt, ob siner holden vib, di datz Hard gesezzen sint, in dem selben holtz waide haben, daz auch danne vnser holden vih, die datz Harde gesezzen sint, da waide suhen sol, wer aber daz, daz er daz vorgenant holtz in acher verchert vnd baut oder ze einem panholtz baigen wolt, da suln wir in dhain vngemach niht antön, vnd suln in daran niht irren mit dbainem chrig.” 1% Wir haben hier ein Beijpiel eines beſchränkten Weiderechtes, ſowie einen Beleg dafür, daß im Bannholze die Weide unterfagt war. Ein Wald, um die Heerden zu nähren, mit dem gebirgigen Theile und einem Weibd-

= 1108 September, Klojterneuburg. Meiller, Regeſten 12 Nr. 5.— Fontes IV. 24 Nr. 116

m In einer Urkunde Heinrichs genannt Span für das Klofter Admont. Steierm. Urtb T, 149 Nr. 140.

5 Bedingungsweife Schenkung Rutperts von St. Georgen an der Stiefing für Admont, ebenda I. 279 Nr. 266.

s Schenkung des vollfreien Wolfger von Kammern für Admont, ebenda I. 315 Nr. 319.

7 Schenkung eines gewiſſen Deginhart, fein Gut betreffend zu Guzinsdorf, ebenda I. 408 Nr. 430.

18 Schenkung des Gerunch Birtad) an Admont, ebenda 1. 553 Nr 5ö8.

0 898. 9. September, Regensburg. Urfb. o. d. E. II. 42 Nr. 30.

ido 899. 5. Februar, Megensburg. Urtb. o. d. E. II. 45, 46 Nr. 33. Mon. boie, III. 310 Nr. 2.

1153. 30. April, Steyr. Urkb. o. d. E. II. 159 Nr. 106.

"2 Fontes XI. 158 Nr. 167.

's Urkb. o. d. E. IV. 413 Nr. 445.

is 1304. 17. Auguft, Paſſau. Urfb. o. d. E. IV. 466 Nr. 502.

1298. 19. Mai. Urlb. o. d, E IV. 283 Nr. 305.

436 - Anfänge der Forſtgeſchichte. De AU. Jahrgang.

bofe (siluam gregibus alerdis aptam cum montuosis et curia pascualis) wird 1174 angeführt. 1%% In der Beftätigung Karls des Großen (802) über die Be- figungen, weldhe Herzog Thaſſilo dem Kloſter Kremsmünfter geſchenkt hatte, finden ſich auch aufgezählt „die angrenzenden Alpen und im Walde die Weide der Schweine” (alpes cum omnibus usibus et in nemore pascu; porcorum); in der urfjprünglihen Schenkungsurkunde Thaſſilos ift nur das allgemeine Weider recht angeführt: ad profectum illoram pecodum pascere, ferner® „Heu und Weide” (pastusqne et pascua). !’ Die Eichelmaft und den Eihwald in Arn— ftorf-Niederöfterreihh (saginacione et monte querceata) führt aud die Arnul- fingifhe Beftätigung für Salzburg von 890 an, und ebenjo zählt aud die Schenkung König Otto des III. an das Bisthum Freiſing die Eichelmajten in der Schenfungsformel auf. '°° Häufig wird der gemeinfamen Weide, Mitweide (compaseuis) Erwähnung gethan, fo fhon 1002 in der Begründung des Baben- berger Allodialbefiges, in der Schenkung König Heinrich II. an den Markgrafen Heinrich I. über das Gebiet zwifchen der dürren Liefing und Trieſting (j. weiter oben), ferners in der Urkunde, mit welcher 1005 König Heinrih Il. dem Erzbisthume Salzburg fein Erbgut Schlierbah im Gaue Vuliupestae ſchenkt (Mitweide und DBienenweide, compascuis sive apium paseuis). ! Weiden, Mitweiden, Maft, Schlägerung und Bienenweiden (pascuis, compascuis, saginis, incisuris, apum pascuis) find aufgezählt in der Beftätigung, welche Kaiſer Heinrih II. dem Bilhofe Hartwig von Bamberg 1048 über Notenmann im Paltenthale gibt. !% Des gemeinfamen Weiderechtes für Leute des Klofters St. Baul (1093) wurde bereit8 in Verbindung mit der gemeinfamen Jagd Erwähnung gethan. In der Notiz von 1135 über die gegenfeitigen Rechte der Salzftellen zu Hall bei Admont zwiſchen dem dortigen Klofter und dem Stifte Garften ift beftimmt, daß die Vieh: weide im Örenzgebiete gemeinfam fein joll. '! Das gemeinfame Weideredht mit feinen eigenen Leuten gefteht Herzog Dtafar von Steyr 1185 au den Leuten des Kloſters Seig zu, '9? und unter den Rechten der bambergijhen Subdleute zu Hall ift die Mitweide ebenfall® angeführt (communio etiam pascue ad greges suos alendos). '” Auch an Vorbehalten und Verboten betreff8 der Weide fehlt e8 nicht. Der Vorbehalt findet fich neben den bereit weiter oben gelegentlich der Holzfällung und Jagd erwähnten in der Schenfung der Raijerin Kunigunde für die Gattin Bezelino’3 1025. ' Das Verbot, Viehftälle zu errichten, wird in den beiden Urkunden von 1177 und 1188, worin Herzog Leopold von Defterreich das Klofter Heiligenfreuz mit Wald begabt, ausgeiproden. ° Das Gebiet der Mönde von Geirah durch Weiden der Thiere (pascendis pecoribus) zu beläftigen verbietet Herzog Liupold VI. von Defterreih und Steyr '* u. ſ. f.

Schon in den vorangeführten Belegftellen haben wir einigemale der Bienen weide begegnet und es erübrigt uns noch, derfelben einige Aufmerfjamfeit zuzu— wenden. So findet fie fih 802 als septa apum in der Urkunde Karls des Großen für Kremsmünfter, ferner als apum pascuis 1007 bei einer Schenkung in Ober-

‚ss 1174. 17, Februar, Graz. Markgraf Otacher von Steyr beurkundet feine Schenkung verjchiedener Güter und Yandftreden an das Kloſter Sedau (Fälfhung). Steierm. Urkb. I. 527 Nr. 555. 17 Urkb. 0. d. E. 11. 7 Nr. 4. ”s 995. 16. Auguft, Magdeburg. Meiller, Negeften 2 Nr. 1. Mon. boie. XXVII. I. 260. 1005. 7. December, Merfeburg. Urkb, o. d. €. 11. 72 Nr. 54. m 1048. 2. October, Pöhlde. Steierm. Urfb, I. 64 Nr. 56. m Ebenda I. 169 Nr. 170. 2 1185. 27. September, Radkersburg. Steierm. Urkb. I. 621 Nr. 644. ı# Ebenda I. 573 Nr. 605, Urkb. 0. d. E. II. 80 Nr. 61 "#5 Fontes XI, 10, 24 Wr. Tu. 16. es 1227. 7. November, Marburg. Steierm. Urkb. I. 337 Nr. 245.

October 1895] Anfänge der Forſtgeſchichte. 437

fteiermarf, '” 1110 fommt im Berzeihniffe der Rechte und Güter des Kloiters St. Nitola cine halbe Hube zur Verwendung für die Bienen vor (dimidium mansum ad prole ad usum apum). '# Als Zeidelweide'” findet fich die Bienenweide ebenfalls mehrfad erwähnt, jo 995 (zidaluveida), 2°" 1007 (cum zidaluueidis), 2°! 1042 (cidelweida). 2%

Nicht nur Bienen oder Bienenweide allein, fondern aud die Zeidelmeijter finden ſich als Gegenftand der Schenkung in farolingiichen Urkunden, jo 791 in der Beftätigung Karls des Großen für Kremsmünfter zwei Leute, welche für die Bienen forgen (homines duos, qui apes provident), 802 in der Wiederholung der Beftätigung fünf Auffeher über die Bienen (procuratores apum V) und fhon Herzog Thaſſilo jhenkt 777 zwei Bienenzüdter (apium cultores). Bienen- ftöde, welde in Baumftrunfen aufbewahrt find (truncos apum, vgl. Ducange, Glossarium mediae et infimae latinitatis, Tom. VIII. pag. 200), erwähnt Herzog Friedrih der Steitbare, als er 1240 das Klofter Biltring in feinen Landen in befonderen Schu nimmt und verfügt, daß fi Niemand in den Dorficaften, welche zum Befige des Kloſters gehören, Giebigfeiten, worunter aud) jene Bienen- förbe genannt find, anmaßen möge. Der Nugen an Honig erſcheint 1103 in der Urfunde Herzog Heinrih II. von Kärnten für das Klojter St. Lambrecht angeführt, 2°° ferner der Zehent an Honig (mellis deeima) 1208 in der Beftätigung des Papjtes Innocenz III. über die Rechte, Freiheiten und Befigungen des Domcapiteld zu Gurt,?® und in den Urkunden von 1218,206 und 1222, 29 welche denjelben Gegenstand betreffen, jowie an anderen Orten. Ueber das Verbot der Aufitellung von Bienenförben (apiaria) 1177 und 1188 in Waldjchenfungen Herzog Leopolds an das Etift Heiligenkreuz ‘wurde bereits gejproden und fann dieſes Verbot möglicherweife aus Rückſichten für die Ruhe des der landesfürft- lihen Jagd vorbehaltenen Wildes erfolgt fein, obwohl die Urkunden darüber nichts erwähnen. 208

Wenden wir unjere Aufmerfjamfeit nun der Begrenzung der einzelnen Befigungen zu, fo fallen ung namentlich die für die ältefte Zeit mit ihren meilen- lange Streden umfaffende Schenkungen unzulängliden Grenzbeſtimmungen auf, welche die mannigfachſte Auslegung der Grenzzüge zulaffen. So wird unter den Beſitzungen der Ealzburger Kirhe in der Arnulfingifhen Urkunde und den fpä- teren Beftätigungen ein Wald erwähnt, als defjen Grenzen der Erlbach bei Bell am See, der Wafjenberg bei Iſchl und der Noditein im Salzburgifhen an- gegeben find (a termino, qui in pisoncia incipit, hoc est de rivulo Erilipach usque ad acutum montem, qui diotisce Wassinberch dieitur, prope iscalam in

7 1007. 10, Mai, —— König Heinrich IT. ſchenlt dem Biſchof Egilbert von Frei— fing die königlichen Kammergüter Welz und Lind in Oberſteiermark. Steierm. Urfb. I. 43 Nr. 36.

ies Urkb. o d. E. II. 131 Nr. 30.

Einer Schenkung Kaifer Heinrid) II. an Freifing über Gitter in Kärnten, worinnen aud) „sidelweiden” vorfommen, erwähnt Roth, Geſchichte des Forft- und Jagdweſens in Deutſch— land 315.

o Schenkung König Dtto II. für das Bisthum Freifing, j. Anm. 188,

0 1007. 10, Mai, Bamberg. König Heinrich IT. jchentt dem Biſchof Egitbert von Frei« fing das königl Kammergut Kati a. d. Mur in Oberfteiermart. Steierm. Urfb. I. 42 Nr. 42.

1042. 8. November, Neuenburg a, Rhein. König Heinrich III. jchenkt dem Markgrafen Gotfrid zwei königliche Huben zu Göfting bei Graz, im Gebiete feiner eigenen Mark, Steierm, Urfb. I. 60 Nr. 52.

os 1240. 26. Auguft, Leoben. Steierm- Urfb, II. 497 Nr 484.

?% 1103. 7. Januar, ebenda I. 112 Nr. 95,

=> 1208. 6. Juni, Anagni, ebenda II. 139 Nr. 90.

206 1218, 23. Auguft, Gurk. Beftätigungsurtunde Bischof Ufchalts von Gurt für das dortige Domcapitel, ebenda II. 240 Nr. 160,

7 1222, 27. Januar, Yateran. Beſtätigungsurkunde Papft Honorins III. über die Nechte des Gurker Domcapitels, ebenda 11. 288 Wr. 198.

se Juritſch, Babenberger 284

438 Anfänge der Forſtgeſchichte. J [XXI. Jahrgang.

illo loco, ubi terminus forestis Rapotoni comitis se ab isto disjungit, et in aquilonari parte de rivulo Tinnilinpach usque in summitatem montis Cirvancus nominati et de jam dieto monte Wassinberch usque ad praefatum monticulum Nochstein).?®” 853 bejtätigt König Yudwig II. dem Biſchofe Erdhanfried von MNegensburg die dem Kloſter St. Emeran durd den Grafen Wilhelm geſchenkten, zwiihen der Aift und Narn gelegenen Güter, und werden al8 Grenzen hier im Allgemeinen die Donau und der Nordmwald ohne bejtimmte Grenzen angegeben (infra duo flumina, Id est inter agastam Et nardinam a locis uidelicat, ubi ipsa in danubium fluunt, usque ad loca, ubi de usuis in amnes derinantur et ita usque in rortuualt. In hanc partem silue sine termini conclusione),?!% Meift werden aber die hohen Gebirgstetten als felbitverftändlihe Grenzen angejehen und gar nicht genannt, und die Ausdehnung des Gebietes galt in Gebirgsgegenden fomweit als „Kugel rollt und Waſſer rinnt".?!! „Nah dem Yaufe des Regen- waſſers“ (secundum descensvm pluvialis aque) heißt e8 1183 in der Be- ſchreibung der Beſitzgrenzen des Klofters Gleink im Garftenthale ?'?, und in dem Vergleiche, den Herzog Liupold (VI.) von Dejterreih und (III) von Steyr zwiſchen den Klöftern St. Yambredt und Neun betreffs eines Waldes bei Söding im Kainachthale jchließt, wird angeführt: „Vnd die pywerck des vorgenanten walts sind also erebannt vnd auszgeczaigt, also das sy geen veber sich auf von dem hoff ze Sedingen hunczt an dy alben, das ist von der Greczer strasz, als dy regen wasser vnd dy fluezze der wasser zu paiden tailen fliessen in den pach der da hayst dy Sedinpgen, ausgenomen dy alben dy da genandt sein Mitterueld vnd Radechowe, dy do sind des kloesters dacz sand Lamprecht” (Terminos quoque silue prenotate hos esse fatentur, scilicet de prediceta curia Sedingen sursum usque ad alper, hoc est a uia Gracensi secundum quod aque pluuiales aquarumque decursus in riuum qui uocatur Sedingen, ex utraque parte derinantur, saluis monasterio sancti Lamberti alpibus Mitterueld ed Radechowe nuncupatis).2!? Als eine verhältnigmäßig jehr genaue Grenz- beftimmung it e8 aljo aufzufafjen, wenn der Umfang der Waldſchenkung Herzog Reopolds an das Stift Heiligenkreuz 1177 angegeben wird wie folgt: „a Pri- ventanne per ascensum montis, qui vocatur Husrucke, usque at initium fossati, quod vocatur Radingsgrabe, et abinde per viam, que in eo, quod vulgo dicunt ecke, perdueit in Holarbrante, et idip-um Holarbrante, et inde per retro Holarbrante inter duos fontes duorum rivulorum, quorum unus dieitur Puten- bach, alter vero Swinbach per viam dirigentem usque ad locum, cui nomen est Wurzwalle per transeuntibus eam, quam vocant Hermanneswarte, usque ad fossatum, cui vocabulum datum est fossatum monachorum, ad ejus seilicet initium et per ipsius descensum usque in Waltsattelbach, et per ipsius quoque descensum usque in campum”’,214 Infolge der mangelhaften Grenzurfunden waren daher Befigftreitigfeiten an der Tagesordnung. Daß der gejhädigte Theil oft froh fein mußte, für den ihm entriffenen Befig eine Abſindungsſumme oder einen jährlihen Zins zu befommen, war nicht jelten, wenn aud der legtere oft nur äußert geringfügig war. So jtreitet der Abt Bernhart von Lambach längere Zeit mit Heinrih von Altzing und defjen Brüdern Chunrad und Ortolf, weil dieje die Grenzen ihres Waldes überjchritten und ſich unrehtmäßig die angrenzenden Theile des dem Abte gehörigen Waldes in ziemlicher Ausdehnung (partes non

29 Urkb. o. d. E. UI. 35 Nr. 27.

210 Ehenda U. 17 Nr. 12.

ꝛin Richter a. a. DO. ©. 189,

”12 1183. 12. Auguſt, Lorch. Urkb. o. d. E. II 386 Nr. 263.

3 1222, 9, Juni, Graz. Steierm. Urkb. II. 280 Nr. 193; fiche aud) die Bergleichsurfunde der genannten Klöfter vom felben Tage, Ebendajelbft 284 Nr. 194.

»4 Fontes XI. 10 Wr. 7.

October 1895.) Anfänge der Forftgeichicte.

439

modicas) angeeignet hatten. Nach längeren Zwiftigfeiten einigen fich die beiden Parteien 1258 dahin, daß der Abt den ftrittigen Waldtheil unter der Bedingung abtreie, daß er jährlih am Gründonnerjtage vier Bundjhuhe (IIII calceos, qui vulgariter dieuntur pvntschvch) erhalte; dafür verpflichtet fi noch der Abt für fih und feine Nachfolger, die genannten Brüder im Beſitze des Waldes zu jchügen.?'® Mitunter fand die Ridtigftellung einer ftrittigen Grenze in Gegen- wart vieler Zeugen ftatt, jo in dem ſchon erwähnten Streite, welchen bie geiftlihen Stifte Salzburg und Regensburg um die Jagd- und Fiſchereigrenzen am Aberjee hatten. Im Jahre 843 am 3. Auguft famen Graf Nordperht, der Erzbiſchof Liuprand und die anderen Kirhenhäupter (presules), fowie die übrigen Gauleute in den fraglichen Wald, um mit vielen anderen Edelleuten (cum aliis quam plnrimis nobilibus uiris) die Wahrheit fejtzuftellen. Dort ſchickten fie 16 glaubwürdige Leute ab, deren Namen in der Urkunde genannt find, damit diefe umherſchiffend (nanigando) die Grenzen und die Grenzzeihen (sigua et confinea) feftftellen.. Nahdem dieſes Verfahren durdgeführt war, forderte der Graf 19 Gauleute auf, die Wahrheit auszujagen, mit jener Treue, welche fie dem Könige eidlich gelobt hatten (in illa fidelitate, quam cum sacramsnto domno regi promissam habent) und wurde darnach die Grenze bejtimmt. Außerdem finden fih in der Urkunde nocd 20 Yeute, darunter Graf Nordperht jelbjt an- geführt, welde oft an jenen Grenzen gemwejen waren und dasjelbe ausfagten, was weiter oben angeführt war (Isti alij quam plurimi sepissime ad istam markam fuerurt, qui idipeum testificati sunt, sicut supra dietum est). 216 Eine ähnliche Urt der Grenzberihtigung fand aud um 1150 ftatt anläßlich des Streites um die Örenzen der Neureute bei einer Hube zu Bärndorf bei Rottenmann zwiſchen dem Kloſter Admont und Hartnid von Ort. Hier wandte fih Hartnid, nachdem die Bauern des Kloſters die Grenzen der Neugereute überfchritten hatten, an den damaligen Landrichter Herrand; diefer nahm ſowohl feine eigenen Leute, als auch die des Hartnid und Leute des Kloſters mit fid und feitigte die rich— tigen Grenzen der Neugereute durch gejegte Steine (Hic ergo arsumptis homini- bus tam suis quam ipsius Hartnidi, monasterii etiam positis saxis terminos iustos nonalibus ipsis prefixit).?'” Das altgermanifhe Mittel der Grenzbejtim- mung mittelft Wurfes finde ich in einer Schenkung des Grafen Meinhard von Görz, worin er dem Klofter Admont einen Waldantheil bei Großkirchheim im oberen Mölithale jchentt; es heißt darin „über die Brüde einen Steinwurf weit” (vsque supra pontem in Brovniz ad ietum lapidis). Die Breite des ge- ſchenkten Waldtheile8 wird übrigens hier genau bejtimmt durh mit Kreuzen verjehene Steine (per lapides erueiatos).*® Die Beftimmung eines Grenz— zuges durch gejegte Steine findet fid aud) 1225 bei Austragung des Streites, welhen Konrad von Wilden mit dem Stifte Admont betveffs der Gutsgrenzen zu Gams bei Stainz hatte (a monte illo usque ad distinetionem uiarum ubi infossus est lapis marginalie, a lapide illo usque ad alium lapidem marginalem qui ipfossus est aput parietem Meinhardi, a lapide illo usque ad duos ripas Gamz et Muolpach). *!” Jedenfalls älter al8 die Grenzſteine war aber die Sitte, Bäume durd eingehauene Zeihen als Grenzmale zu bejtimmen. So findet fich ein gefennzeichneter Ahorn (ab arbore platano designata) und ein nicht näher bejtimmter gezeichneter Baum (ab arbore signata) im Verzeichniſſe der Güter und Zehenten, welche Erzbiſchof Gebhart von Salzburg dem von ihm

215 Urkb. 0. d. E. IV, 564 Wr. 15, 218 Ebenda 11. 14, 15 Wr. 10.

"7 Steierm, Urfb. I. 317 Nr. 329. 218 Shenda II. 502 Wr, 389.

219 (Ebenda IL. 324 Wr. 232.

440 Literariſche Berichte. geftifteten Klofter Admont ſchenkte,“o und in der Beftätigungsurfunde Erzbiſchof Eberhard II. von Salzburg von 1207. Eine mit einem Kreuze gefennzeichnete Fichte findet fih um 1135 in der Grenzbejtimmung der Safzjtellen zu Hall zwiſchen dem Klofter Admont und dem Stifte Garften.??! Weiden werben 1168 als Grenzzeichen genannt in einer Urkunde des Erzbiihofs Adalbert von Salzburg (usque ad salices que respieiunt colliculum qui dieitur Warth).?*

Eine genaue Begrenzung, muthmaßlid verbunden mit einer gemein» ſamen Grenzbegehung fheint gemeint zu fein, wenn Herzog Leopold von Oeſterreich 1203 anführt, daß die Grenzen eines Wäldchens, welches fein Vater dem Klofter Heiligenfreuz fchenkte, auf deffen Bitten fein Oheim Heinrich von Mödling be- jtimmt habe (quam etiam patruus meus Heinricus, scilicet de medlich, petitione sua circumlimitavit);”” eine vollfommene Vermeſſung aber erwähnt um 1180 die Darftellung der Art, wie der Bifhof von Bamberg feine Subleute zu Hall bei Admont ausftattete, indem angeführt wird, daß die Aeder mit ber Schnur des Vermeſſers gemefjen und durch beftimmte Grenzen gefhieden worden jeien (Dati sunt illis et agri ad quantitatem suorum funiculo meusoris dimensi et certis terminis distinati, ita ut extra terminos prefixos nichil eis precariari liceat aut runcare, surculos tamen in ip:is terminis suis forte nascentes extir- panti (!) eis facultas non negatur).?**

An diefer Stelle möchte ih aud die Anwendung eines Gottesurtheiles anläßlich einer Waldftreitigfeit im Niederöfterreihh anführen, welche ung das Saalbudy des Stiftes Göttweig überliefert. Das genannte Stift war von feinem. Gründer, dem befannten Biſchofe Altmann von PBafjau (1065 bis 1091) unter anderen Gütern aud mit dem Walde Hauperg, der wahrjheinlih zwiſchen den beiden Perſchlingbächen zu fuchen ift, ausgejtattet worden. Die Rechtmäßigkeit diefer Schenkung beftritten num einige Dienftmannen des Stiftes Paffau mit der Behauptung, daß diefer Wald ein hochftiftliche8 Lehen wäre, welches ihnen ver- liehen worden jei. Nachdem Biſchof Altmann die Sahe nicht felbititändig zu ent- iheiden wagte, die Canonifer von Göttweig aber ſich zu einem Gottesurtheile bereit erklärten, fo fam es in Gegenwart mehrerer Geiftlihen und Laien zur Probe des glühenden Eifens, welche meift darin beftand, daß der Beweisführende ein Stüd rothglühenden Eiſens mit der bloßen Hand mehrere Schritte weit zu tragen hatte, und unverlegt bleiben mußte, wenn die Wahrheit feiner Behauptung erwiejen fein follte. Nahdem die Canonifer von Göttweig die Probe glücklich überftanden, erklärte Bifhof Altmann den Wald als ihr rechtmäßiges Eigen.?*>

XI i Jahrgang.

*o 1074—87, ebenda I. 89, MW Nr. 77.

2: Ebenda I. 169 Nr. 170,

*? 1168, Leibnitz. Erzbiichof Adalbert von Salzburg überläßt dem Pfarrer Konrad in St. Florian an der Yasnik den Ort „Suseintelrn”, jet St. Andrä im Saufal bei Schwanberg, wofür diefer ihm fein Gut „Vor” bei Guttaring in Kärnten gibt. Steierm, Urfb I. 473 Nr. 508.

23 Fontes XI. 33 Nr. 25.

+ Gteierm. Urtb. I. 573 Nr. 605.

2 Fontes VIII. 27 Nr. 99. Bol. Frieß, Ordalien in Niederöfterreih in BL. d. Br. f. Loslde. IV, 289 u. f.

(Schluß folgt.)

FJiterarifhe Berichte.

Die dreifig Jahre der Landwirthichaft. Von Kajetan Weg- zeiger (Pieudonym). Wien 1894, Manz'ſche k. u. k. Hof- und Univerfitätsbud: handlung, (Zu beziehen von Wilhelm Frid, I. Graben 27.) fl. —.60,

October 1895.]

Literariſche Berichte, 441

„Die nächſten dreißig Jahre gehören der Landwirthſchaft“, dieſes geflügelte Wort des preußiichen Finangminifters Miquel hat, wie die vorliegende Heine Schrift zeigt, auch in Defterreih freudige Zuftimmung gefunden und den Ver— faffer veranlaft, die verſchiedenen Mittel und Wege zu befpredhen, wodurd der jegigen trüben Lage der aderbautreibenden Bevölkerung ein Ende gemadt werben ſoll, was in neun Kapiteln mit folgenden Titeln gejchieht: Viehzucht, Dieliorationen, die Saat (da8 Saatgut), Weinbau, Obftbau, Hypotheken, Bejteuerung der Ge— nofjenfchaften, Arbeiternoth und Forſtwirthſchaft.

Obwohl uns hier hauptſächlich das letzte Kapitel zu bejchäftigen hat, fo darf doch der vorausgrhende Inhalt der Schrift nit ganz unberührt bleiben, um die Vorſchläge zur Befferung der Nothlage richtig verftehen zu können. Diejelben verlangen viel oder eigentlich übermäßig viel von der Staatshilfe und darin liegt wohl ihre fchwädfte Seite; denn dem das ganze Erdenrund umjpannen-« den Weltverfehre gegenüber ift auch der mädhtigite Staat madtlos und bei feiner Thätigfeit im Innern bereitet ihm das bejtehende Recht und die individuelle Treiheit des Staatsbürgers, ſowie auch der nterefjenftreit der verſchiedenen Stände fo unendlich viele Hinderniffe, daß auch die größten Bemühungen und die weitfichtigften Maßregeln nur einen minimalen Erfolg haben fünnen. Es find nicht mehr die Zeiten Kaifer Joſef's, mo ein einfaches Mandat genügte, um in den meiſten Kronländern zur Abwehr von Hungersnöthen die „unterthänigen Fruchtſchüttböden“ (mie fie in Böhmen hiefen) ins Leben zu rufen. Wie fchwer hat es jegt Graf Kanitz mit jeinem Antrage zur Megelung der Getreidepreife! Und wäre überhaupt jelbft ein Großſtaat jo mächtig, diefes Kanitz'ſche Project in all jeinen Confequenzen durchzuführen, außer wenn er fih ganz ifoliren könnte? Unſeres Erachtens genügt zur Begründung einer ganz entjchiedenen Verneinung diefer Frage ſchon die eine Thatſache, daß Rußland von dem unerjhöpflichen ihwarzen Boden (Ticherno Sem) 93 Millionen Heltar befigt, wovon ein großer Theil erjt ald Weideland benütt wird, wo aber der Weizen bei günftigem Wetter auf dem unbearbeiteten Lande oft günftigere Erträge liefert ald auf dem gepflügten Ader. Vergleicht man mit obiger Zahl die Gejfammtflähe des Deutjchen Reiches, 54 Millionen Heftar (darunter 25 Procent Wald), jo befommt man einen an- nähernden Begriff von der großen Bedeutung eines folden internationalen Wettbewerbes und von der Unmöglichkeit, jih auf die Dauer feiner zu er- wehren.

Aber aud im Lande ſelbſt kann die Durdführung von Verbeſſerungsvor— ihlägen gar leicht eine Ueberproduction und eine für die Producenten nachtheilige Preisermäßigung herbeiführen, wenn alle zugleih fi auf einen und denjelben Ermwerbszweig werfen und dadurh ein den Bedarf überjteigende8 Ausgebot herbeigeführt wird, welches dur einen Drud auf die Preife den durch die Stei- gerung der Noherträge erhofften Gewinn wieder aufhebt.

Der Verfaffer hat daher gewiß recht, wenn er an verfchiedenen Stellen (S. 8 und 41 ff.) die Anfiht ausſpricht, daß eine namhafte Steigerung ber gegenwärtigen Getreidepreije in abjehbarer Zeit nicht zu erwarten jei und wenn er demgemäß Vorſchläge macht zur Hebung der Viehzucht, Vermehrung und Ver— befferumg des Obft- und Weinbaues, zu größerer Ausdehnung der vielfach ganz vernadläffigten Bodenmeliorationen, wobei directe und indirecte Staatshilfe in meitgehendem Maße verlangt wird, 3. B. auch nod für den Aderbau die Ver— mittlung von beftem Saatgute durd thätiges Eingreifen der ftaatlihen Behörden, Aufftellung von Zuctviehheerden feitens des Staates im Anſchluß an Viehzudt- genofjenihaften u. ſ. w.

Wenn nun aud der Berfaffer die Einfeitigfeit und die rüdjichtslofe Selbit- jucht der Agrarier ftrenge verurtheilt und die Wechfelbeziehungen zwiſchen den ver: jhiedenen Erwerbs- und Berufsarten, fowie deren Gleichberechtigung nahdrüdlid

42 Literariſche Berichte. [XXI. Jahrgang.

betont, jo glauben wir doch, daß er in jeinen Forderungen nad Staatshilfe mandmal viel zu weit geht, oder auch ungenügende Mittel vorjchlägt.

Letzteres iſt z. B. der Fall, wenn er dem Arbeitermangel durd die Ber: wendung von Sträflingen zu landwirthſchaftlichen Arbeiten abhelfen will. Erjteres dürfte zutreffen bei dem auf Seite 31 gemachten Vorſchlag, dat der Staat aud noch für folhe Grundbefiger, welche von den Ereditinftituten fein Geld mehr befommen, Yeihlapitalien bejchaffen jolle. Dies hieße nichts anderes, als das Sinten des Preifes von Grund und Boden aufhalten zu wollen, weldes be— fanntlih zum großen Xheile veranlaßt ift durch das von dem Berfaffer hervor- gehobene Einken der Getreidepreije. Dod wir haben vielleiht ſchon zu weit in das Gebiet der Yandwirthihaft übergegriffen und wollen uns deshalb den auf die Umgeftaltung der Waldwirthſchaft gerichteten Vorſchlägen zuwenden, welche allerdings auf ſechs Drudfeiten nur in ihren wejentlihen Grundzügen ſtizzirt find.

Mit dantenswerthem Intereſſe wird die hohe Bedeutung des Waldes nicht bloß als Waldwirthſchafteobject für den Einzelnen, fondern ebenjojehr als Ge- meingut für Alle kurz hervorgehoben und jodann auf die Schwierigfeiten bei der Bewirthſchaftung kleinerer Waldparcellen hingewiejen, denen nur durch Bereinigung zu größeren Verbänden, durh Bildung von Waldgenoſſenſchaften entgegen- gewirft werden könne. Es fei umſo nothwendiger, dem orjtbetriebe in den klei— neren bäuerlichen Privatwaldungen kräftig aufzuhelfen, um dadurh einen Aus» gleich herbeizuführen für die niedrigen Getreidepreife, da vorausſichtlich das Holz in feinem Werthe ſich erhalten werde.

Die Organifation und Verwaltung diefer Genoffenfhaftsforfte wird in fol— genden 12 Bunften kurz jfizzirt, wobei der Verfafjer ſelbſt feine Vorſchläge als „tevolutionäre” bezeichnet.

1. Im jedem politiichen Bezirfe werden alle weniger als 500% großen Wälder zufammengelegt und diefer Gejammtcompfer in mehrere Neviere getheilt. (ECollen darunter aud die Wälder der politischen Gemeinden, Stiftungs- und Tideicommikwälter einbezogen werden? Wäre e8 nicht zweckmäßiger ftatt des politiihen Bezirkes die Abgrenzung nah Flußgebieten zu bejtimmen? Statt des Wortes Reviere dürfte zu fegen fein „ſelbſtſtändige Wirthſchaftseinheiten“, welche einen regelmäßigen Nachaltsbetrieb ermöglichen.)

2. Diefer Punkt behandelt die Bildung einer Waldgenofjenihaft für jedes Revier, welde einen Obmann und Ausſchuß zu wählen und die finanzielle Ber- waltung zu führen hat.

3., 4. u. 5. handeln vom Genofjenfhaftsförjter, der die Yorftver- waltung unabhängig von der Waldgenoſſenſchaft felbjtjtändig zu führen hat, von diefer aus den ftaatlich geprüften Tehnifern zwar gewählt wird, aber nicht entlakbar ift, jofern ihm nicht ftrafbare Verfehlungen nachzuweiſen find.

6., 7. und 8. Jeder Bezirkshauptmannihaft wird ein von der Landes» regierung ernannter Forftmeifter mit einem ihm untergebenen Forſteinrichtungs- bureau angeftellt, deren Gehalte ꝛc. von den Waldgenofjenihaften zu bezahlen find. (Dies gibt einen neuen und dabei ziemlich theueren VBerwaltungsapparat, durch welchen die Neinerträge umfomehr vermindert werden, als bisher die Wald» eigenthümer diefe Verrichtungen jelbft viel billiger beforgten).

9. Bei Errichtung der Genofjenjhaft wird durd Abihägung des einzelnen Waldbefiges der Antheil beftimmt, welder von dem Meinertrage des genofjen- ſchaftlichen Waldes auf denjelben entfällt. Die Eigenthumsrechte ſelbſt werden dadurch nicht berührt.

10. Enclaven im Genoffenihaftswalde können erproprürt werden.

11. Betrifft die Aufftellung der jährlichen Betriebspläne durd den Ge— nojjenihaftsförfter und die Behandlung etwaiger Aenderungsvorſchläge feitene der Genoſſenſchaft. Zum Sclufje wird dann od

October 1895.) Fiterarijhe Berichte. 443

12. die Regelung diefer neuen Verhältniffe durd ein bejonderes Geſetz verlangt, da die Geſetze über Actiengeſellſchaften zc. hierauf nicht paſſen.

Die großen Schwierigkeiten, welche bei Bildung ſolch neuer Waldgenofjen- haften in den meiften Fällen, namentlih wenn es fih um Hodhwaldungen han- delt, entgegenstehen, find dem Berfafjer nicht vor Augen getreten, weil er ben von ihm jelbft für nöthig erachteten Gejegentwurf nur angedeutet und nicht im Einzelnen ausgearbeitet hat.

Gleich die erfte Frage, welche dabei zu beantworten wäre, führt zu allen möglihen Zweifeln. Wie wird der Zweck der Wirthichaft bejtimmt? Die Brivat- waldbefiger wirthſchaften befanntlih nad ganz verſchiedenen Syitemen; der eine erzieht ftärleres, der andere ſchwächeres Nugholz, der dritie nur Brennholz; ein vierter legt das Hauptgewicht auf die größte Streumenge, oder auf eine ausgiebige Waldweide; es find uns fogar auch ſchon ziemlich ausgedehnte Privatwaldungen borgefommen, deren ganzer Ertrag in Preißelbeeren bejtand, weil das Holz ion längjt verihwunden war. Es ift nun ganz wohl denkbar, daß alle dieje verjhiedenen Wirthihaftsziele in den zu einem Genoſſenſchaftswalde zu vereini- genden Revier either neben: und unabhängig von einander verfolgt worden find. Durd wen und wie wird nun beftimmt, nad welden Grundfägen die Wirth- ihaft künftig zu führen fei?

Nod weit jhwieriger geftaltet fi aber die Abſchätzung des Waldbefites bei Gonitituirung der Genofjenihaft und die Bejtimmung des Ertragsantheiles für die jeitherigen Parcellen. Wird, wie zu wünſchen, die Nugholzerziehung als Fiel der Wirthſchaft beftimmt, jo kann doch die nur mit Beerſtauden beftodte Dedung nit auf gleihem Fuße behandelt werden, wie die mit hiebsreifem Altholz beſtockte Waldparcelle. Streng genommen muß jener Befiger jo lange von der Theilnabme an den Reinerträgen ausgejdlofjen werden, bis das Grundftüd mit dem ent— ſprechenden normalen Holzvorrath audgeftattet jein wird, und zwar auf feine Koſten, ohne Belaftung der Genoffenfhaft mit den Vorauslagen für Eulturen. Und wie ift dann der andere zu behandeln, der mit reihem Holzvorrath in die Genofjen- haft eintrat; befommt er die Frucht feiner bisherigen Sparjamfeit unverfürzt und alsbald zu genießen, oder muß er zu Gunften anderer minder jparfamer Genofjen auf einen Theil verzichten? Letteres wird wohl faum zu umgehen jein, wenn nicht für die Mehrzahl der Theilnehmer gleih von Anfang an eine abſchreckende Deficitwirthſchaft conftituirt werden will.

Um nun diefen nadhtheiligen Folgen auszuweichen, wird es in dem meiften Fällen dahin kommen, daß nod vor Eonjtituirung der Genoſſenſchaft das hiebs- reife Holz von dem einzelnen Bejigern möglichft rafch niedergeichlagen und vermerthet wird, was dann eine erheblihe Schwächung der Ertragsfähigkeit des Genofjen- ihaftswaldes für längere Zeit zur Folge hat. :

Die Ertragsermittelung für die einzelnen Antheile kann nur nad) dem Geldwerthe der zu erwartenden Nugungen bewirkt werden, unter Beadhtung der dafür geltenden wiſſenſchaftlichen Regeln. Da aber auf diefem Gebiete die Anfichten der TForfimathematifer weit auseinander gehen, wäre es nothwendig, daß der Gejeggeber jelbft das Rehnungsverfahren und die zur Anwendung zu bringenden Formeln beftimmte.

Das Gleiche gilt für den der Berechnung zugrunde zu legenden Zinfuß, was einer weiteren Erörterung nicht bedürfen wird. Immerhin fei aber darauf bingewiejen, daß es fich hierbei um Zufunftswerthe handelt, die mit Sicherheit nit zu beftimmen find, was endlih aud noch bezüglid der Holzpreife anzu- führen wäre.

Auf die bei Verwaltung der Genojjenihaftswaldungen zu erwartenden Schwierigkeiten wollen wir uns gar nicht näher einlaffen und nur die Noth- wenbdigfeit hervorheben, daß jedenfalls ein bejonderes oberjtes Yorjtverwaltungs-

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gericht errichtet werden müßte, um die einheitliche Durchführung aller die Genoſſen— ſchaften berührenden forſtwirthſchaftlichen Fragen ſicherzuſtellen.

Der Verfaſſer ſelbſt bezeichnet feinen Antrag als eine revolutionäre Maß— regel und fie verdient faft diefe Benennung; denn fie greift gar tief ein in das bejtehende Privatrecht und widerfpriht den Anjchauungen der Neuzeit, fie würde wiederum ähnlihe Berhältniffe ſchaffen, wie ſolche jeinerzeit bei den Mark— waldungen bejtanden haben, welde wegen ihrer mangelhaften Verwaltung der Auflöfung zugeführt wurden.

Wenn man nun aber revolutionäre Maßregeln vorjdlägt, jo darf man nit auf halbem Wege ftehen bleiben, und deshalb ift e8 zu verwundern, daß der Verfaffer nicht einen ganz Heinen Schritt weitergeht und die Enteignung jämmtliher Brivatwaldungen vorjdhlägt, wovon etwa nur die allerdings in Oeſterreich von der Gejeggebung nicht jehr aufmunternd behandelten Fideicommiß— waldungen !' ausgenommen werden könnten. Vielleicht liegt der Grund dieſer Zaghaftigkeit darin, weil der Verfaffer dem Bauernftande für die finfenden Getreide: preife in den mehr ftetig bleibenden oder fteigenden Holzpreifen einen Ausgleich fihern will.

Dies könnte übrigens bei der Verftaatlihung des Privatwaldbefiges ebenfalls erreiht werden, wenn man die feitherigen Cigenthümer nicht dur Geldfapital, fondern durch Renten entjchädigte, welche mit den jeweiligen Holzpreijen fteigen oder fallen müßten.

Der PBrivatwald, namentlich als Kleinbefik, hat ſich längjt überlebt; er ſteht nit mehr im Einklang mit den jegigen wirtbichaftlihen WBetriebsweifen und nod weniger mit dem immer mehr zur Herrichaft gelangenden Jagen nad raſchem Gewinn. Wenn dem entgegengetreten werden joll, jo muß dies mit aller Ent- ihiedenheit gejchehen, und zwar recht bald, fo lange nocd etwas zu retten iſt. Linde Mittel und halbe Mafregeln helfen da nichts!

Wer fi hiervon überzeugen will, der leje die von dem Chef des badiſchen Finanzminifterums Buchenberger am 27. Februar v. J. in der Ab— georbnetenfammer gehaltene vortrefflihe Wede. In derjelben werden die Berhältniffe der Schwarzwaldbauern eingehend und mit volliter Sadfenntniß geihildert, aud die Mittel angegeben, welde zur Erhaltung dieſes Standes noth— wendig find. Wenn aber dieje alle zur Anwendung kommen, jo ift der jegige Bauer nicht mehr viel befjer daran, als ehemals feine leibeigenen Vorfahren; denn da find empfohlen: Beſchränkung des Erbredtes und des Credit- und Ver— ſchuldungsrechtes, wodurd insbejondere die Nugung in dem verpfändeten Walde einer bejhränfenden Controle unterworfen würde und an Stelle des einjtigen Lehensherrn oder jpäter des zrorftpolizeibeamten nun der Gerichtsvollzieher zu treten hätte; damit der Schuldentilgungsplan genau eingehalten wird. Wo bleibt da die freie wirthſchaftliche Thätigfeit, welche die Liebe zum väterlihen Erbgut erhält, das er jchlieglih allein zu bebauen genöthigt ijt, weil er in den einſamen Hof feine Dienftboten mehr befommt.

Trotz unjerer mannigfaltigen Bedenken gegen die öfters zu weit gehenden Borjhläge des Verfaſſers müffen wir in erjter Linie dem lebhaften Intereſſe, weldes er der Land- und Forſtwirthſchaft entgegenbringt, unjeren vollen Beifall jpenden und glauben, daß das viele anregende Gedanken enthaltende Schriftchen in all den direct und indirect betheiligten Kreifen Beachtung verdient und ſolche aud finden wird.

Sigmaringen. Dr. €. v. Fiſchbach,

fürftl. hohenzoller'ſcher Oberforftratb.

Bgl. „Eentralbl. f. d. gej. Forſtweſen“ 1875, ©. 76. Gefeg vom 13. Juni 1868.

October 1895.) Literarifhe Berichte. 445

Lehrbuch der niederen Geodäfie, vorzüglich für die praftiihen Be- dürfniffe der Forfimänner und Landwirthe, Kameralijten und Geometer, jowie zum Gebraude an militäriihen und techniſchen Bildungsanitalten von Dr. Franz Baur, o. d. Profeffor der Forftwiffenihaft an der Univerfität Münden. Fünfte, vermehrte und verbefjerte Auflage. Berlin 1895. Verlag von Paul Parıy. (Zu be— ziehen von der f, u. f. Hofbuhhandlung Wilhelm Frid in Wien.) Preis fl. 7.20.

Mit dem Erjcheinen des vorliegenden Werkes find gerade vierzig Jahre verjtrihen, jeit der Verfaſſer desjelben an der damals neu errichteten Forſtlehr— anftalt in Weißwaſſer feine Lehrthätigfeit begonnen, wodurd er veranlaßt wurde, jeine Geodäfie herauszugeben, welche denn auch im Jahre 1858 in I. Auflage erſchien. Heute liegt bereit die V. Auflage vor. Wenn ein fachliches Lehrbuch na& fo verhältnißmäßig furzer Zeit im fünfter Auflage erfcheint, iſt dies wohl ber befte Beweis für die gute Aufnahme und Beliebtheit, welche ſich dasjelbe erworben hat. Daß das Bud in weiten Kreiſen beliebt werden mußte, erklärt ſich fofort aus dem im Vorworte zur I. Auflage entwidelten Programme, weldes mit Recht auch bei den fpäteren Auflagen aufrecht erhalten blieb. Das Lehrbuch ver- folgt nämlich eine mehr praftiiche Richtung, enthält nur den nothwendigjten mathe- matifhen Aufwand, entbehrt aber doc nicht einer entſprechenden wiſſenſchaftlichen Begründung. E8 eignet ſich daher ganz vorzüglid für jene Kreiſe, für welche es laut Angabe am Zitelblatte bejtimmt ift.

Der Stoff ift in der Weije geordnet, daß jedes Inſtrument in einem eigenen Abſchnitte volljtändig abgehandelt ift. Neben der Beſchreibung, Prüfung und Berichtigung jedes Inſtrumentes ift auch gleich feine gefammte Anwendung beſprochen. Für den Anfänger befonders zum Selbjtjtudium, aber aud für den Praftiter, der das Buch als Nachſchlagewerk benügen will, it diefe Eintheilung ganz vortheilhaft.

Das Werk zerfällt in drei Theile, die Flächenmeßlunde, die Höhenmeßkunde und die Planzeichnung.

Der erſte Theil enthält im erften Abfchnitte die Mage und Mapjtäbe, im zweiten Abjchnitte das Bezeichnen, Abſtecken und Mefjen der Linien. Im dritten Abfchnitte werden die Arbeiten mit Inſtrumenten für conftante Winkel abgehandelt, im vierten Abjchnitte der Meßtiſch und das Arbeiten mit demjelben, im fünften Abſchnitte der Theodolit und im ſechsten Abſchnitte die Waldboufjole, Der fiebente achte Abſchnitt enthält die Theilung der Flächen und die Aenderung der

renzen.

Der zweite Theil enthält in drei Abſchnitten die geometriſche, trigonometriſche und barometriſche Höhenmeſſung, die Nivellirinſtrumente und das Nivelliven und die Grundzüge der Tachymetrie.

Der dritte Theil behandelt das Zeichnen von Horizontalplänen und die Bergfituationszeihnung,

Der ganze Stoff, jehr ins Detail gehend, ijt in elementarer, leicht faß— licher Weife behandelt. Bon bejonderem Werthe find die zahlreichen praktiſchen Winke, jo daß jelbft der Anfänger, der zum erjtenmale ein Inſtrument in die Hand befommt, ſich leicht damit zurechtfinden wird.

Aus dem gejammten Stoffe wollen wir nur Yolgendes bejonders hervor- beben. Zunähft den Meßtiſch und jeine Anwendung. Die verjchiedenen älteren Öfterreihifhen, dann aud die neueren deutihen Mektiihconftructionen find ein» gehend erflärt und ebenjo find die ganzen Meßtiihoperationen und Aufnahmen, und zwar ausſchließlich mit Berüdjihtigung der öſterreichiſchen Ver— hältnifje ſehr ausführlich behandelt. Namentlich ijt aud die Waldaufnahme mit dem Meßtiſche jpeciell ausgeführt.

Bejondere Aufmerkſamleit iſt aud dem Theodoliten und jeiner Anwendung zur Aufnahme von Bieleden im Allgemeinen und zur Waldaufnahme im Be—

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jonderen geſchenkt. Hierbei müffen wir eine Stelle aus dem Vorworte zur I. Auf: lage -des vorliegenden Werke aus dem Jahre 1858 herausheben, welde fagt: „Nur der Theodolit wird unter allen jest herrihenden Mefinftrumenten eine fihere Zukunft haben, weil alle jih auf denjelben gründenden geodätiihen Ope— rationen auf einer feſten wiſſenſchaftlichen Baſis beruhen, und die Bedenken, welche bis jet gegen eine allgemeinere Einführung desjelben laut geworden find, durch die neueſten TFortjchritte der Wiffenihaft und Mechanik als volljtändig gehoben betrachtet werden können.“ Es war daher ſchon in der I. Auflage dem Theodoliten weit mehr Aufmerkjamfeit gewidmet, al8 in den meiften damaligen Lehrbüchern über Geodäſie Zu wünjdhen wäre nur, daß auch die Feldaufnahme nad) der jeit dem Jahre 1887 auch in Defterreih für Neuaufnahme für Zwecke des Grundjtenerfatafter8 vorgejhriebenen Polygonalmethode mit dem Theodoliten behandelt wäre.

Sehr ausführlid, Far und verjtändlih ift auch die Coordinatenrehnung bei der Theodolitenaufnahme eines Vieleckes abgehandelt.

Am Weiteren wollen wir auch noch hervorheben den Abjchnitt über die Bouffole und ihre Anwendung fpeciell bei der Waldaufnahme. Auch diefem Abſchnitte ift weit mehr Aufmerkjamfeit gewidmet, als in fat allen beftehenden Lehrbüchern der Geodäfie.

Schon aus dem bis jest Gefagten geht hervor, daß dad Baur'ſche Wert borzugsmweije für Forſtmänner gejchrieben iſt. Aus diefem Grunde ift aud das für den Forftmann wichtige geometrijche Höhenmefjen ausführlich behandelt und ebenjo finden wir in dem Abſchnitte über das Nivelliren viele der einfachen Inſtrumente, wie fie mit Vorliebe von Forftleuten verwendet werden. Wir würden nur wünſchen, daß auch das optiihe Diftanzmefjen und die Tahymetrie etwas ausführlicher beſprochen wäre, da ja doch in legter Zeit die optijche Diftanzmeffung gerade im Walde immer mehr Eingang gewinnt.

Da das vorliegende Werk, wie aus dem Vorftehenden erfichtlich ift, vor- zugsweije dem Forfimanne dienen joll, und da es diejen Zwed aud aufs Boll: fommenfte erfüllt, da es ferner in ganz elementarer, außerordentlich leicht faß— liher Weije gejchrieben ift, fo wird es nicht nur dem Anfänger, fondern aud dem Praktiker, dem jhon Manches aus der Mathematik abhanden gekommen ift, die beften Dienfte leiten, jo daß es dem forftlihen Yejerfreije jehr warm empfohlen werden fann.

Auch die Äußere Ausftattung des Werkes in Bezug auf Drud und Illu— ftrationen ijt eine jehr gediegene. Prof. Fried. Eroy.

Fromme’s Forftliche Kalendertafche für das Jahr 1896. Zehnter, der ganzen Folge vierundzwanzigfter Jahrgang. Redigirt von Emil Böhmerle, f, £. Forſtmeiſter im Aderbauminifterium. Wien, k. u. k. Hofbuhdruderei Carl Fromme. (Zu beziehen von Wilhelm Frid.) Yeinwandband fl. 1.60, dreitheilige Ausgabe fl. 2.20.

Diejer durd die Reichhaltigfeit feines Anhaltes und zweckmäßige Anordnung des Stoffes, der Vormerkblätter u. dgl. ausgezeichnete Forjtlalender wurde von uns bereits zu wiederholtenmalen in unferer Fachzeitſchrift bejprochen, jo dag wir ung heute darauf beihränten können, unfere freundlichen Leſer auf das abermalige Erſcheinen dieſes forjtlihen Notizbudhes aufmerffam zu mahen. Der Forjtmann dürfte in demjelben wohl kaum irgend eine öfters nothwendige Tabelle und Nachweiſung vermifjen. Neu Hinzugefommen iſt unter vielem Anderen der Aufjag vom Heraus- geber „Die Hauptlebensmomente des Haarwildes". Wir wünſchen aud dem neuen Jahrgange die wohlserdiente weitejte Verbreitung. F.

Das Waidwerk in Wort und Bild. Feſtnummer zum 80. Ge: burtstage des Fürjten Bismard.

Dctober 1895.) u Berfammlungen und Ausftellungen. 447

Der Veranlaſſung entſprechend befaßt ſich der reich und vorzüglich illuſtrirte Inhalt ausſchließlich mit den Beziehungen des großen Staatsmannes zur Jagd, aber auch zur Forſtwirthſchaft und kann daher umſomehr zur Anſchaffung empfohlen werden, als der Ladenpreis ſammt Kreuzbandporto nur etwa 20 Kreuzer beträgt.

Nach der Jagd. Luſtige Erzählungen und Anekdoten aus dem Süger- leben. Münden, Braun u. Schneider. (Zu beziehen von der k. u. k. Hofbud- handlung Wilhelm Frid in Wien.) Preis fl. —.90, fammt Porto fl. 1.—

Zrog der ernjteren Richtung, der fi unfere Beitfchrift in allen forfttichen und jagdlichen Dingen befleißigt, dürfen wir wohl ausnahmsweije die vorliegende auf die Lachluſt jpeculirende Broſchüre in diefer Rubrik erwähnen und hiermitbeitens empfehlen. F. Tabellen neueſten Syſtemes, ohne Kreuzungsrubriken, zur Cubirung von Rundholz aller Art. In Längen von 0°5 bis 34 Metern mit Abſtufungen von halben Metern und geraden Decimetern. Durchmeſſer von 10 bis 100 Eenti- meter. Herausgegeben von Joſ. Hundt, königl. Förſter. 3 Blatt: Preis im Buchhandel circa fl. 1.50.

Die uns vorliegenden Hundt’jhen Tabellen unterfheiden fi von anderen Walzentafeln weſentlich dadurch, daß im jeder Verticalcolumne (Durchmeſſer) neben jedem Volumenanjage ſich die dazu gehörige Länge befindet, jo zwar, daß, anjtatt, wie üblih, die Yängen nur einmal als Zabelleneingang ſich angegeben vorfinden, fie hier eigentlih fo viele jelbitftändige Tabellen bilden, als Durchmeffer vor- handen find. Ueberdies find ihre Reihen grün unterdrudt, daher fofort in die Augen jpringend. Der Ze diefer Anordnung ift die abjolute Sicherheit, zu einem beftimmten Durchmeſſer und einer gewiffen Länge das zugehörige Volumen zu finden, ohne in eine andere Spalte zu gerathen. Längere Uebung dürfte wohl das Auge auf das Unruhige des teten Wechſels der grünen und weißen Columnen gewöhnen. Anfänglih wirft die Tabelle ähnlih, wie ein Stafetenzaun, an welchem man bei heller Beleuchtung vorbeifchreitet. Der Ziffern- drud der Tabellen ift deutlich, das Ausmaß und die Untertheilung der Längen den praftiihen Bedürfniffen vollauf Rechnung tragend. Wir können ſohin diefe Tabellen den geehrten Lejern bejtens empfehlen, insbejondere jenen, welche viel mit Dolzeubirungen zu thun haben, da dieſen jede Abwechslung bei ihrem monotonen Gejchäfte gewiß nur willfommen fein dürfte. ß-

Derfammlungen und Ausfellungen.

Die 49. Generalverfammlung des Mähr. -jchlei. Forit- vereind. Diejelbe wurde am 28., 29. und 30. Juli I. J. in Brünn mit einer Ercurfion in die Forſte der Domäne Liſſitz abgehalten, welhe Domäne das Eigenthum des VBereinspräfidenten Guido Grafen Dubsty bildet.

Die am erjten Tage mit den Nadhmittags- und Abendzügen eingetroffenen jehr zahlreichen Forjtwirthe verjammelten ſich Abends auf der Terrafje des deutjchen Haufes in Brünn zu anregender und gemüthliher Unterhaltung, welche überdies noch durd die mit großer Meifterjchaft vorgetragenen melodiſchen Weiſen eines Waldhorn-Sertetes gewürzt wurde.

Am 29. fand die Ercurfion ftatt, und begaben ſich die Theilnehmer an derjelben zunädhft mit dem Frühzuge von Brünn nah der Bahnftation Raik, wo ihrer eine jtattlihe Wagenreihe zur Weiterbeförderung in das Exreurfionsgebiet harrte, das nad 2'/,jtündiger Fahrt erreicht wurde,

Gentralblatt für das gef. Forſtweſen. 80

448 Berſammlungen und Ausftellungen. (XXI. Jahrgang.

Mittlerweile hatten ſich aud einige Herren Waldbefiger und zahlreiche Forft- wirthbe aus der Umgebung direct zu dem Anfangepunkte der Ercurfionstour begeben, jo daß ſich mehr als 200 Theilnehmer an der Ercurfion, welde durd das herrlichſte Wetter begünjtigt wurde, betheiligten.

An dem mit Fahnen geſchmückten oberhalb de8 Ortes Bedrihau gelegenen Anfangspunfte der Tour wurden die Theilnehmer zunächſt vom Präjidenten Guido Grafen Dubsty auf das Herzlichſte begrüßt, worauf der erſte VBicepräfident Otto Graf Serenyi namens der Vereinsmitglieder dem Präfidenten den Dank biefür ausiprab, daß der Iegtere diesmal die eigenen Forſte zum rcurfionsobjecte gewählt habe, wofür ihm der Verein umjomehr dankbar fein müffe, als fonft die Möglichkeit der Vornahme einer Ercurfion im heurigen Jahre gänzlich ausge- ſchloſſen gewejen wäre.

Bor Antritt der Ercurfion wurde den Theilnehmern nod der Ercurfions- führer jammt Karte eingehändigt, aus defjen allgemeinem Theile zu entnehmen ift, daß die gefammte Waldflähe der Herrſchaft Liffig 17974864 ra beträgt, wovon auf eigentlihen Holzboden 17225736 na entfallen, während die reftliche Fläche theils ölonomifhen Gründen, theild Wegen, Gewäffern, Scneißen ꝛc. angehört.

ui Dieje Holzbodenflähe vertheilt fi auf vier Meviere und werden 205°9995 Aa hiervon im adtzigjährigen und 15165741 ra im hHundertjährigen Umtriebe bewirthſchaftet.

Das Altersclaſſenverhältniß iſt bei beiden Betriebsclaſſen ein ſehr günſtiges und erſcheint namentlich die älteſte Claſſe der letzteren Betriebsclaſſe viel reich- licher dotirt, als dies die Normalität erheiſchen würde.

Die Höhenlage der Forſte bewegt ſich zwiſchen 370 und 695m, die For— mation gehört dem fryftalliniihen Schiefer, dem Gneiß und Granit mit feinen zahlreichen Uebergängen an.

Der Boden ift im großen Ganzen dem Holzwuchſe recht günftig, das Klima

je nad) der Höhenlage theil8 ein gemäßigtes, theils ein rauhes, welch letzteres vornehmlich für die Reviere Bedrihau und Hlubofy gilt, wo Beihädigungen durch Schneedrud, Eis- und Duftanhang nit zu den jeltenen Erſcheinungen äblen. Die Althölzer beftehen in den beijeren Lagen vorwiegend aus Tanne mit einer Beimifshung von Fichte und einzelnen Buchen, in den minder guten Lagen aus Kiefer, und zwar theil® im reinen Bejtande, theild in Untermifhung mit Fichte, wel legtere Holzart jedod unterdrüdt ift.

Die Stangenhölzer und Jungwüchſe find aber faſt ausſchließlich nur aus reiner Fichte zufammengejegt.

Die Bude ift in größerer Menge nur im Druowitzer Meviere vertreten, wo fie theils reine Beftände bildet, theils dem Nadelholze im höheren ober geringeren Maße beigemijcht ift, während fie in den Altbeftänden der übrigen Meviere nur einzeln eingejprengt vorfommt.

Die Lärche findet fih eingefprengt in den Jungwüchſen und in einigen Stangenhölzern vor, desgleihen find auch die Eiche und Hainbuche, fowie der Ahorn und die Birke hie und da anzutreffen.

Der jährlihe Hauptnugungsetat beläuft ſich auf 9115 m mit einer Hieb$- fläche von 16°59 he, der Zwijchennugungsetat auf 1314 m mit einer Fläche von 90 As,

Das Nugholzprocent ſchwankt in der Hauptnugung zwiſchen 55 bis 75 und in der Zwiſchennutzung zwijhen 15 bis 45 Procent; die Lilfiger Dampfjäge verarbeitet jährlid 1600 bis 1800/m, während das reftlihe Nukholzquantum im Wege des Verfaufes verwerthet wird.

Die Verwaltung der Forſte gejchieht durd einen Oberförfter, dem ein Geometeradjunct und ein Forftamtsadjunct beigegeben find; weiters find für bie

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Beforgung der Betriebsgefhäfte und des Forftichuges drei Förfter und zehn Heger, ſowie ein Thiergartenthorwädhter beftelit.

Nun zur Ereurfion felbft übergehend, jo nahm diejelbe im Reviere Bedrihau in der Abtheilung 5 f per 03230, einem vierzig- bis fünfzigjährigen Fichten: beftande mit eingejprengten Kiefern, ihren Beginn und fette fih von da durd einen größeren Complex von Althölzern fort, die dur einen vorzüglichen Wuchs und zum größten Theile noch guten Schluß ausgezeichnet find und aus einer Mi- jhung von Fichte, Tanne und einzelnen Buchen beftehen.

Nachdem die Abtheilung 2a durchſchritten war, wurde das Revier Hlubofy betreten und hierbei zunächſt abermals ein ſchöner 90» bis 110jähriger Miſch— beitand von Fichte, Tanne und Buche mit der Flähe von 11'5186%« durch— quert, worauf einige jehr jchöne Fichtenmittelbeftände folgten, an die ſich wieder die herrlichſten Althölzer mit einem ſehr bedeutenden Mafjengehalte anreihten, in welcher Beziehung insbejondere auf den Hundertjährigen, aus 06 Tanne und 04 Fichte mit einzelnen Buchen beftehenden Beitand 15 a hingewieſen werben möge, der eine Maffe von 50m harten und 840m weichen Materiales pro Hektar beſitzt.

Kein Wunder daher, daß diefe jhönen und holzreihen ausgedehnten Alt- hölzer, welde mit ihrer Fläche die Normalfläche beimeitem überjchreiten, den Neid fo mander Ercurfionstheilnehmer wadgerufen haben mögen, da in diefen Bejtänden dur eine langjährige höchſt confervative Wirthſchaft jehr werth- volle Schätze aufgefpeichert worden find, welche bei ihrer Nealifirung aufer- gewöhnlich hohe Erträge liefern werden.

Es würde uns zu weit führen, wenn wir die einzelnen Waldbilder, die fih den Ercurfenten darboten und von denen ſtets eines interefjanter als das andere gewejen, einzeln ſchildern wollten, daher aus der großen Fülle des Gejehenen nur einige Bruchſtücke herausgegriffen und mit wenigen Worten gewürdigt werden jollen.

Zuvörderſt fei da die Eultur in Abtheilung 17b angeführt, melde in ihrem unteren Theile aus einer Niefenfaat, in ihrem oberen Theile aus einer Pflanzung bejteht, die wegen Mangel an Pflanzmaterial mit jehsjährigen, der Riefenfaat ohne Ballen entnommenen Seglingen ausgeführt worden ift und das beſte Gedeihen aufweift, eine Erjcheinung, die gewiß umfo bemerfenswerther ift, als ein zweiter ähnlicher Verſuch faum den gleichen günftigen Erfolg aufzuweifen im Stande fein dürfte.

Nebft diefer Eultur wurden nody mehrere andere Eulturen durdfchritten, welde mit ausgezeichnetem Pflanzmaterial in der forgfältigiten Weije ausgeführt, durchwegs ein vortrefflihes Gedeihen zeigen und das Beſte für die Zukunft erhoffen Laffen.

Auch wäre bei diefer Gelegenheit zu erwähnen, daß zahlreiche wandernde Baumſchulen auf den* diverfen Eulturflähen vorhanden jind, die ein vorzüglich entwideltes Pflanzenmaterial liefern, da8 in Bezug auf Wurzelbildung und Ber: zweigung nichts zu wünſchen übrig läßt.

Bei einer diefer Wanderbaumſchulen, welche unter den Bodenverhältniffen, wie fie auf der Herridhaft Liifig beftehen, ihre vollite Berechtigung haben und dem Bwede der Pflanzenerziehung in allerbejter Weife dienen, wurde aud vom Präfidenten an mehreren Fichtenpflanzen der Einfluß näher demonjtrirt, welchen die Verſchulung auf die Entwidelung des Wurzeljyitemes und Aſtkorbes ausübt.

In weiterer Linie möge die Aufmerfjamfeit noch auf eine Culturverſuchs- fläche gelenft werden, welde aus drei Einzelverjuhsflähen bejteht, wovon I. im Berbande von Im, II. in einem foldhen von 15m und III. im Berbande von 2m mit Fichte im Mai 1891 mit vierjährigen im zweiten Jahre überjhulten

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nad der Methode des Forſtmeiſters Kozesnit ausgepflanzt worden ijt. In der Verſuchseinzelfläche I famen 4572 Stüd " " " II " 1962 " und III, 1185 Pflanzen ji Verwendung. Die Nahbefjerung ſich im Jahre 1892 in Verſuchseinzelfläche I auf Stüd Pflanzen oder 0:48 Procent " II " " " 0 40 " " III „0

" im jahre 1893 in Einzelflähe I auf 4 Stüd Pflanzen oder 0:09 Procent " "” " " " * 7 "” oI während in den Jahren 1894 und 1895 feine Nachbefferungen ı mehr nöthig waren.

Alle drei Verſuchseinzelflächen weiſen einen vorzüglihen Stand auf, jedod) ift es felbftverftändlich dermalen noch nicht möglid, auf Bafis diefes Verſuches irgend welde Schlüfje in Betreff des Umftandes zu ziehen, weldhe Verbandiweite fih als die befte herausftellen wird.

Endlih jeien auch noc zwei bejonders ftarfe Tannen erwähnt, welche in Abtheilung 15d des Revieres Hluboky ihren Standort haben und von denen die eine bei der Grundftärfe von 98m und der Höhe von 27m eine Maffe von 12°5/m und die andere bei der Grundftärfe von 108m und der Höhe von 32" eine folde von 17°7 m befigt.

Obſchon derlei uralte Bäume, wie leicht begreifli, fein werthvolles Mate— rial mehr zu liefern im Stande find, jo fordern fie in ihren gigantischen Formen doch unmwilltürlicd die Bewunderung des Beſchauers heraus, zumal ſolche Welicte einer längſt verihwundenen Beftandesgeneration nur mehr zu den großen Selten: heiten zählen.

Nachdem nun im bunten Wechſel die herrlichiten Althölzer, ſchöne wohl- gepflegte Mlittelbeftände und frohwüchſige in der jorgfältigften Weife begründete Eulturen durdwandert waren, gelangten die Ercurfirenden nah 2 Uhr Nach— mittags zur herrichaftlichen, im Reviere Drnowitz gelegenen Scießjtätte, die im reihen Fahnenſchmucke prangte und wo aud) verjchiedene geodätiiche Inſtrumente zur Anficht aufgeftellt waren.

Auf diefem prächtigen, von hohen Ahornen bejdatteten und von jhönen Be: ftänden umgebenen Plage, der feine befjere Eignung zu dieſem Zwede hätte haben fönnen, wurde den Ercurfionstheilnehmern eine der Munificenz des Herrn Präfi- denten zu verdanfende opulente Erfrifchung dargereicht, die umſo freudiger begrüßt wurde, als fih nah dem wohl nicht anftrengenden aber dod ſchon mehrere Stunden währenden Marſche bei einer wahren Glühhige das Gefühl des Hungers und Durftes, insbejondere aber des letzteren bereits in einer jehr fühlbaren Weije geltend gemacht hatte.

Daß fih nun bald der Gefellichaft eine animirte Stimmung bemädtigte, braudt wohl nicht beſonders erwähnt zu werden, ſowie aud, daß es an ſchwung— vollen Trinkſprüchen nit fehlte, von denen der erjte durch den Vereinspräfidenten auf Se. Majeftät den Kaiſer ausgebradit wurde, dem dann ein Toaſt auf den Präfidenten in feiner Eigenſchaft als liebenswürdigen Hausherrn und weiters als Präſidenten, ferner ein ſolcher auf die Delegirten der auswärtigen Vereine ꝛc. folgte; auch ift hervorzuheben, daß der Präfident in fehr warmen Worten des in den Ruheſtand getretenen k. k. Hofrathes Zlit und des zum Forſtrathe und Landes- forftinfpector ernannten bisherigen Oberforftcommifjärg Homma gedadte, worauf legterer unter dem Ausdrude feines Dankes verficherte, daß er fich glüdlich ſchätze,

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zum Forftinfpector für Mähren und Sclefien ernannt worden zu fein, da er während feiner zwanzigjährigen ZThätigfeit vollauf Gelegenheit hatte, die eifrigen Beftrebungen der Forftwirthe diefer Länder auf dem Gebiete der Forjtcultur und die hohe Entwidelung der legteren kennen zu lernen.

Doch wie nihts ewig währt, ſchlug aud) hier die Stunde der Trennung von dieſem herrlichen Plage nnd mußte auch jchon deshalb an den Aufbruch gedacht werden, weil die Ercurfion nod eine Fortſetzung theils im Reviere Drnowig, theils im Thiergarten des Mevieres Liſſitz zu erfahren hatte.

Auch hier wechjelten bei einem fanften Aufitiege auf einem ferpentinenartig angelegten Wege jhöne Mittelbeftände mit Althölzern, bis die auf aufgelaffenem Aderlande ausgeführte zehnjährige Fichtencultur der Abtheilung 21k erreicht wurde, in welder fid; eine 0'3 Aa große directe dem Forſtamte unterjtehende Central⸗Laubholz- und Berjuhsbaumfchule befindet, die in drei Abtheilungen getheilt ift, vom denen die mittlere vorzüglich zur Durdführung von Eulturver- juden dient, während die beiden anderen Abtheilungen der Aufzucht von Laubholz— heiftern für die Meviere gewidmet find. Bezüglid der Eulturverfuhe ift zu bemerfen, daß unter anderen ein folder mit Rüdfiht auf die Pflanzzeit zur Durdführung gebradt wurde, wobei fich herausgeftellt hat, daß bie im Herbſte ausgeführte Pflanzung von Fichte ein günftigeres Rejultat als die Frühjahrs— pflanzung ergeben, was febjtverftändlih nur eine Ausnahme von der Regel, daf der Frühjahrspflanzung wegen ihres befferen Erfolges die Prärogative ein- juräumen, involpirt.

In den beiden übrigen Abtheilungen der gedadten Baumſchule befinden ſich jehr ſchöne Heifter von Eſche und insbefondere von Eiche, welde ob ihrer vor- züglihen Entwidelung die allgemeine Bewunderung wadgerufen haben.

Nahdem nod einige Jugenden und Althölzer durchſchritten waren, gelangten die Ercurfionstheilnehmer in die Abtheilung 5b des Thiergartens, an deren Rande fi die fogenannte Candelaberfichte befindet.

Diefelbe hat in Brufthöhe einen Umfang von 39m, eine Höhe von 26 m und ift in der Höhe von circa 3m oberhalb des Bodens nebſt dem gerade auf: gewachſenen Mittelitamme nod mit elf ftarfen nad aufwärts gerichteten Aeften ausgejtattet.

Der Umfang der Baumfrone beträgt 58, die überſchirmte Fläche 208 m: und die Derbholzmafje 20m, das Alter wird mit circa 300 Jahren angejchägt.

Daß diefe höchſt eigenthümlich geftaltete Fichte ein lebhaftes Intereſſe bei den Beihauern erregt und man fi nur ſchwer von dem Anblid derſelben losreißen fonnte, ift erflärlich, jedoh mußte an die Beendigung der Exeurſion gedaht werden, zumal ſich der früher jo heitere Himmel mittlerweile verfinftert hatte und ſchwere Gewitterwolfen am Horizonte aufgeftiegen waren, die aud bereit8 einzelne Regentropfen herniederfandten,

Nahdem noch in aller Eile von dem oberhalb des Schloßgartens gelegenen Theile des Thiergartens ein Blick auf die überaus reizende Landſchaft geworfen worden war, die fih zu Füßen des Beſchauers ausbreitet, wurde der Abftieg dur den Schloßparf vorgenommen und fodann zur Station Rait gefahren, um mit dem Abendzuge nad Brünn zurüdzufehren, wojelbft die Ercurfionstheil- nehmer gegen 9 Uhr anlangten.

Am Dienstage, den 30. Juli um 8 Uhr Früh, begann unter dem Borfige des Präfidenten die Plenarverfammlung, in welder der Bericht über die Wirkfamleit des Mähr.-fchlej. Forftvereins für das Jahr 1894/95 erftattet, dann der Caſſabericht für 1894/95 und das Geldpräliminare pro 1895/96 im Auszuge vorgetragen, weiters die Wahl zweier Reviforen für die Vereinsredhnung 1894/95 und die Aufnahme neu angemeldeter Mitglieder, jowie die Neuwahl für drei ftatutenmäßig aus dem VBereinsausfhuffe ausjcheidende Mitglieder vorgenommen

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wurde, im welch legterer Beziehung zu bemerken, daß Forftdirector Baudiſch und Strzemcha wiedergewählt und Oberforftmeifter Kleiber neugewählt worden ijt.

Bezügli der Aufnahme meu angemeldeter Mitglieder wäre nod nachzu— tragen, daß der Mähr.-fchlei. Forftverein dermalen circa 1140 Mitglieder zählt, daher verhältnigmäßig im Vergleihe zu anderen Xandesforjtvereinen durch die höchſte Mitgliederzahl ausgezeichnet fein dürfte.

Anjchliefend an die Wahl der BVereins-Ausshußmitglieder wurde auch nod die Neuwahl zweier Mitglieder der Yandesverjuchsjtelle für den verblidenen BVereinspräfidenten Alois Grafen v. Serenyi und den in den Ruheſtand getre- tenen Hofrat Rudolf Zlik bewerkftelligt, wobei per acclamationem ber nun: mehrige Vereinspräfident Guido Graf Dubsky und der neu zu ernennende Forft: commifjär für Mähren und Sclefien gewählt worden find.

Den Schluß der Plenarverfjammlung bildete endlih die Mittheilung über den dermaligen Stand der Altersverjorgungsfrage, wobei der Bereinspräfident der Berfammlung zur Kenntnig bradte, daß der von dem für die Berathung der Altersverforgungsfrage eingejekten Comits ausgearbeitete Statutenentwurf von dem verfiherungstehnifhen Bureau im f. k. Minifterium des Innern mit dem Bemerken zurüdgeftellt worden ift, daß bderfelbe nicht genehmigt werden fünne, infolange nicht der Nachweis erbradht werde, dag ein auf Grund diejer Statuten zu errichtendes Altersverjorgungsinftitut thatjächlich lebensfähig fei. Da zu diefem Zwede die Berehnungen eines Verſicherungstechnikers nothwendig find, jo hat fih der DVereinspräfident mit dem BVBerfiherungstechniter des allgemeinen Beamten: vereines in diefer Hinficht in das Einvernehmen geſetzt, und ift von dem legteren die Zufiherung gemacht worden, die bezüglihen Berehnungen bi8 Mitte Auguft 1. $. zu liefern.

Die Hiefür erwachſenden Koften haben der Mähr.-jchlefiihe Yorjtverein zu zwei Drittel und der Mähriſche Jagdſchutzverein zu einem Drittel zu tragen, womit ji die Verſammlung mit Stimmeneinhelligfeit einverjtanden erflärte.

Nach Halbjtündiger Unterbredung wurde die Generalverfjammlung eröffnet, wobei der Präfident zunächſt die dur den f. k. Forſtrath Homma vertretene Regierung, dann die Stadt Brünn, vertreten durch den Bicebürgermeijter Rohrer, und die Delegirten der auswärtigen Vereine begrüßte, bei welcher Gelegenheit hervorgehoben werden möge, daß nebſt zahlreichen einheimifhen und inländijchen Brüdervereinen auch der Sächſiſche Forſtverein durch Oberförſter Pöpel, der Preußiſch-ſchleſiſche durch Forſtmeiſter Kutzen und der Ungariſche Forſtverein durch Forſtmeiſter Zittner vertreten waren.

Forſtrath Homma erwiderte dieſe Begrüßung dahin, daß es ſtets das Beſtreben der Regirung ſein werde, das ſegensreiche Wirken des Mähr.-jchlei. Forſtvereins zu unterſtützen, und Vicebürgermeiſter Rohrer wies in ſeiner Er— widerung auf den unſchätzbaren Einfluß hin, den der Wald in ſanitärer Beziehung ausübt und der für die Induſtrieſtadt Brünn mit ihren Hunderten von rauchenden Schloten von umſo größerer Bedeutung ſei.

Sodann begannen die Fachverhandlungen, deren erſter Punkt lautete: „Mittheilungen über den Stand der Eulturen, über Inſelten- und Elementar— befjhädigungen der Wälder”.

Der Referent zu diefem Thema, Oberförjter Brabek, gab zunädjt einen kurzen Abriß über die Witterungsverhältniffe im verflofjenen Herbit und Winter, theilte dann weiterd mit, daß erft in der erjten Hälfte des Monats April mit den Eulturarbeiten begonnen werden fonnte und daß die Hader’ihe Verſchulungs— maſchine jehr gute Dienſte geleijtet habe, jowie, daß der Stand der Eulturen bis nun ein befriedigender jei.

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Bezüglich der Inſekten hob er hervor, daß feine nennenswerthen Schäden durch diefelben verurſacht worden feien, denn wenn fi aud die Lärchenminirmotte, der Kiefernfpinner und Kieferntriebwickler bemerkbar madten, jo jei dies doch ohne fühlbaren Nachtheil für die befallenen Beftände geblieben, desgleidhen feien auh die Pilzſchäden, welche durch Peridermium Pini corticola und Caeoma Larieis (Yärdennadelroft) hervorgerufen wurden, von feinem bejonderen Belange geweſen, dahingegen aber müffen die militäriihen Sciekübungen als höchſt Ihädlih für die Forfte bezeichnet werden, indem nicht nur die Fehlgeſchoſſe große Berheerungen an den Waldbejtänden anrichten, fondern aud vielfahe Störungen im Forftwirthichaftsbetriebe infolge der Abjperrung des Sciefrayons eintreten.

Der Bereinspräfident Graf Dubsky bemerkte hierauf, daß er maßgebenden Ortes bereit3 wiederholt auf die großen und gar nicht zu erfegenden Schäden hingewiefen habe, welche dem Forfte durch die militärifhen Schiegübungen zugefügt werden, daher die Schiefftätten womöglich derart einzurichten wären, daß nicht der Wald den Rugelfang zu bilden habe.

Forftratd Homma beftätigt die gute Verwendbarkeit der Hacker'ſchen Verſchulungsmaſchine, Forſtinſpector Baumer befpriht den im heurigen Jahre auf einer Waldfläche von circa 800 Aa ftattgefundenen Fraß der Tortrix viridana, woburd die Eichelmaft gänzlich vernichtet wurde, und Profeſſor Noſſek made die Mittheilung, daß als Begleiter des von Baumer beiprodenen Inſeltes auch nod mehrere andere Schädlinge auf der Eiche aufgetreten feien, die man bis nun noch nicht in die Kategorie der ſchädlichen Inſekten gezählt habe. Forjtdirector Baudiſch berichtete über das Auftreten der Lyda hypotrophica in jeinem Forſt— bezirfe, wobei er mittheilte, daß im heurigen Frühjahr ein lebhaftes Schwärmen dieſes Thieres jtattgefunden, weldes ſich zumeift in der Höhe von 0°5 bis Im über dem Boden vollzogen habe und daß die frifch Hergejtellten Yeimringe gute Dienfte leifteten, indem die weiblichen Blattweipen, weil fie vornehmlich kriechend in die Baumfronen behufs Eiablage zu gelangen bemüht find, bei den Leimringen Halt machen, diefelben nicht überjchreiten, fondern vielmehr, zum Boden zurück— gekehrt, am nächſten Baume den gleihen Verſuch jedod abermals ohne Erfolg wiederholen. Da die Leimung einfah und billig fei, habe Redner jelbe dem Schmeineeintriebe vorgezogen, zumal leßterer aud von keinem durdgreifenden Erfolge, da viele Larven in einer jo bedeutenden Tiefe eingebettet find, daß fie vom Rüſſel der Schweine nit mehr erreicht werden können.

Zum Punkt 2 der Fachverhandlungen: „Mittheilungen über das forftliche Berjuhsweien im Bereinsgebiete* gab Forſtrath Homma dem Erjuhen Ausdrud, dag die forftlihe VBerfuhsanftalt durd die Uebermittlung von Stammcubirungen bei der Aufjtellung von Baummaffentafeln unterftügt werden möge, welchem Er- fuhen ſich der f. k. Forftmeifter Wachtel in warmen Worten anſchloß, wobei er gleichzeitig bedauerte, daß bis nun in diefer Beziehung von den Yorftwirthen Mährens und Schleſiens nod gar nichts geleiftet worden ei.

Das Referat über Thema drei: „Welche Erfahrungen liegen vor über das Gedeihen der Lärdhe in den Forften Mähren und Sclefiend und wie ijt bei der Anzucht diejer Holzart vorzugehen, um ihr Gebeihen zu fihern?" hatte Forft- director Baudifch übernommen, und wurde von demjelben zunächſt ausgeführt, daß die Lärde nicht nur in den dermaligen Altbeftänden in Untermifhung mit anderen Nadelhölzern und der Bude vorfomme, fondern daß fie auch einzelne reine alte Beftände von guter Ausformung bilde.

Diefe Wahrnehmung, daß die Lärde in Mähren und Sclefien ein gutes Gedeihen zu finden im Stande ſei, dürfte nah Anfhauung des Medners den Ympuls dazu gegeben haben, daß diefe Holzart vor circa 20 bis 30 Jahren in übergroßer Menge, und zwar nit nur als Lückenbüßer, jondern aud im reinen Beitande und in Form größerer Horfte gezogen wurde, wobei vielfach auf die

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Bodenverhältniffe feine Riüdfiht genommen worden ift, daher e8 denn aud erflärlich jei, daß viele junge Lärdenbeitände den Charakter des Siechthums an jich tragen, zumal die Lärche im reinen Beftande nicht gezogen werden dürfe, da fie die Bodenkraft bei ihrer fpärlihen Belaubung nicht zu erhalten im Stande jei. Weiter hob der Meferent hervor, daß die meiften 10- bis 25jährigen Lärchen— beftände Mährens dur einen bisher noch unbeſchriebenen Rindenpilz befallen werden,- weldher dem Gedeihen derjelben jehr abträglich ift und der wahrſcheinlich den Vorläufer des eigentlihen Srebspilzes, der Peziza Willkommii, bilden dürfte.

Bezüglich des legteren macht Redner die Mittheilung, daß diefer Parafit im Obdergebirge mehrere 18» bis 25jährige Lärchenbeſtände theils völlig vernichtet, theil$ aber in einen ſchwer kranken Zujtand verjegt habe und glaubt die Urſache des bejonders intenfiven Auftretens dieſes Pilzes in den vielfahen Wunpdjtellen ſuchen zu jollen, welche daſelbſt durch den Lärdenwidler, Coccyx Zebeana, durd Scneedrud und Hagelichlag ꝛc. hervorgerufen werden, indem diefe Wundjtellen die Eingangspforten für die Pilziporen bilden.

Das Zufammenwirken der thieriihen Schädlinge, wie des Lärchenwicklers, der Yärdenminirmotte zc., mit dem Srebspilze jei nun die Urſache, weßwegen die Krebskrankheit im Ddergebirge mit ſolch verheerender Gewalt auftrete und bereit3 ganze Beftände getödtet habe.

Die Durdläuterung der Beitände, verbunden mit der Aufajtung der rejervirten Beftandesglieder zu dem Zmwede, um durch eine größere Luftzufuhr die Fruchtpolſter des Krebspilzes zum Vertrocknen zu bringen, fei auch nicht immer von dem gewünſchten Erfolge gewejen, jondern es habe ſich vielmehr die Krebskrankyeit in den meiften Orten mit einer erjchredenden Napidität weiter verbreitet.

Als Yluftration für die Intenſität, mit welcher der Krebspilz im Oder: gebirge herrjcht, führt der Redner au, daß an mander Lärche mehr als zwanzig Krebsftellen wahrzunehmen find, wobei er zugleih mehrere mit SKrebsitellen behaftete Abjchnitte und die Zweige von erkrankten Lärchen zur Anficht vorlegt.

Am weiteren Verlaufe feiner Ausführungen betont der Referent, daß der Pilz die größten Verheerungen in reinen Lärchenbeſtänden und in größeren Forſten anrichtet, weil ihm dafelbft die günftigite Gelegenheit zu feiner Verbreitung gegeben ift, während die Lärchen im Einzeljtande bei vorwüchſiger Beihaffenheit ſich viel gefünder zu erhalten vermögen, was aud von jenen Yärchen gilt, die in höheren und Iuftigeren Lagen vorfommen, wo hingegen jedoch die in dumpfigen und tiefen Lagen jtodenden Lärden von dem Krebspilz in jehr hohem Maße ge: ihädigt werden.

In Anjehung deffen, daß der Krebspilz thatfählich von höchſt verderblider

Wirkung auf das Gedeihen der Lärche, hält es Redner für geboten, die Lärche in jenen Jugenden, wo fie in zu großer Menge vorkommt, rechtzeitig bis auf ein entſprechendes Maß zu reduciren, wobei zugleich die zu rejervirenden Lärchen zu dem Zwecke aufzuajten wären, um ihnen Luft und Licht in gemügender Menge zuzuführen und hierdurch auf die Gejundheit derjelben vortheilhaft ein« umirfen. ; Da die dermalen vorhandenen alten Lärchen von volllommen gejunder Beihaffenheit find, die jüngeren Bejtände jedoch dur den Krebspilz vernichtet werden, jo glaubt der Meferent, daß die Urſachen der rapiden Verbreitung der Krebsfrankheit noch nit völlig bekannt find, indem die Annahme, daß mit der allgemeineren Verbreitung der Lärche aud der Krebspilz an Verbreitung gewonnen habe, allein nicht hinreihen dürfte, diejes raſche Umfichgreifen der Krebskrankheit genügend aufzuklären.

Nahdem Redner hiermit den erften Theil feines Meferates erjtattet hatte, überging er zur Beantwortung der Frage, in welder Art und Weiſe bei der

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Anzucht der Lärche zu verfahren fei, um diefer Holzart ein befriedigendes Gedeihen zu fihern, wobei er betonte, daß die Lärche im Einzelnjtande und vorwüchſig zu erziehen wäre, weil ihr nur unter diefer Borausjegung voller Yuft- und Licht— zufluß zugemwendet werden fönne, daß weiters zum Anbaue der Yärche höhere und Iuftige Lagen auszumählen find und endlih, daß die Anzucht der Lärche nur auf fräftigem und tiefgründigem Boden prafticirt werden jolle, weil diefe Holzart in Bezug auf die Bodenbefhaffenheit ziemlih aniprudhsvoll ift und auf magerem und flahgründigem Boden fein gutes Fortfommen zu finden im Stande ijt.

Schließlich führt Redner noch aus, daß, foferne diefe Bedingungen beim Anbau der Lärche beobadtet werden, die Möglichkeit vorhanden jein dürfte, dieje Holzart in einem mäßigen Grade den anderen Holzarten beizumijchen, was deshalb von großer Wichtigkeit jei, weil die Lärche thatſächlich wegen ihrer Raſch— wüchfigfeit und der vorzüglihen Eigenjhaften ihres Holzes eine höchſt ſchätzens— werthe Holzart bildet.

An dieſes Referat knüpfte fih nun eine fehr lebhafte Debatte, bei welder zuerft Oberforjtcommiffär Wunder das Wort ergriff, um einige Andeutungen über das natürliche Verbreitungsgebiet der Yärde in Mähren und Schlefien zu geben, aus denen er den Schluß ableitete, daß die Yärde in Mähren und Schleſien etwa zwiſchen 300 und 800m Seehöhe zu gedeihen vermöge, während ihr Verbreitungsgebiet in den Alpen bis 21004, in den Sarpaten, fpeciell in der Tatra, bis zu 1400m Seehöhe hinanreiche.

Weiter betonte Redner, daß fih die aus ſchleſiſchem Samen erzogene Yärde in der Jugend wejentlid anders, als jene aus tiroler Samen gezogene verhalte und dab die aus tiroler Samen hervorgegangene Yärde aud früher als die aus jhlefiihen Samen entjtandene austreibe, ferner will er die Yärde vornehmlih nur der Bude, vielleiht auch noch der Tanne beigemifcht jehen, während er die Kiefer: und Fichtenbejtände fir die Anzucht der Lärche nicht für geeignet erachtet, da die Lärche in Untermifhung mit diefen Holzarten ihren vor- wüchſigen Charafter verhältnigmäßig bald einbüße, und endlih empfiehlt er, die Lärche als Oberholz im Mittel: und Niederwalde auf den beiten Bodenjtellen zu ziehen.

Forjtmeijter Wibiral bemerkt, daß er Lärden in einem Miſchbeſtande von Fichte, Tanne und etwas Buche gefunden habe, die von fchöner Ausformung und vorwiüchfig, dabei aber aud von jehr guter Qualität gewejen find.

Graf Serenyi hebt hervor, daß die Lärche einzelnjtändig im Buchenbeſtande vorzüglich gedeihe, daß jelbe aber auch als Ueberhälter im Eichenſchälwalde jehr willftommen jei, weil fie vermöge ihrer lichten Belaubung in viel geringerem Maße, wie die Eiche verdämmend auf das Unterholz wirke, und endlidy ftellt er noch die Anfrage, ob die Lärche gleichzeitig mit der Fichte oder erjt etwas jpäter als dieſe auszupflanzen jei, um ihr einen vorwüchſigen Charakter zu fihern.

Forjtmeifter Wibiral ermidert diefe Anfrage dahin, daf bei gut entwidelten Fichtenjeglingen, die vorausfihtlih rajh in die Höhe kommen werden, die Pflanzung der Lärche gleichzeitig mit jemer der Fichte zu erfolgen habe, während bei weniger gutem WFichtenpflangenmaterial die Lärche auch jpäter eingebradt werden könne.

Forftmeifter E. Böhmerle bemerkt, daß die Lärde vorwiegend auf Dolomit: und Kalkböden ein gutes Gedeihen zu finden vermöge, in welcher Hinficht jedod) Graf Serenyi erwidert, daß diefe Bedingungen nicht vorhanden fein müſſen, um der Lärche ein befriedigendes Gedeihen zu jichern.

Forſtmeiſter Wacht! ſpricht fih in Betreff der Bartflehtenbildung dahin aus, daß die Lärche durch die Bartflehte nur bei kümmerlichem Wuchſe zu leiden habe, indem fie dann vornehmlich Kurztriebe bilde, welche jehr leicht mit der

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Bartflechte überzogen werden, während bei üppigem Wuchſe die Barftflechte feinen jo jhädlihen Einfluß zu nehmen im Stande fei.

Nachdem noch Forſtmeiſter Rehn, Oberförſter Feiden, TForftinfpector Baumer, Forſtrath Homma und mehrere Andere zu dieſem Thema geſprochen, erſtattete der Referent Forſtdirector Baudiſch das Schlußwort, in welchem er ſich gegen die Ausführung des Oberforſteommiſſärs Wunder wendete, daß die Lärche im Fichtenbeſtande Fein gutes Gedeihen zu erzielen vermöge, daher dieſe Holzart nur in der Buche und als Ueberhälter im Mittel- und Niederwalde gezogen werden ſolle, indem er erwiderte, daß die Lärche wohl allerdings im Buchenbeſtande einen ſehr guten Wuchseffect entwickelt, weil ihr nicht nur die bodenverbeſſernde Kraft der Buche zugute komme, ſondern ſie ſich auch des langſamen Wuchſes der Buche halber ſtets einen vorwüchſigen Charakter bewahren könne, daß aber nichtsdeſtoweniger dennoch auch die Lärche im Fichtengrundbeſtande, wie dies ja die Erfahrung vielfach lehre, ſehr gut zu gedeihen im Stande ſei, inſoferne nur der richtige Standort für die Lärche ausgewählt werde.

Schließlich betonte noch der Referent, daß ihm die lebhafte Betheiligung an der Debatte große Befriedigung gewähre und ſprach allen Rednern feinen Danf aus.

Zu Thema vier der Fahverhandlungen: „Wie ift der Durdforftungsbetrieb im Hinblid auf die bereit8 vorliegenden diesbezüglichen Verſuchsergebniſſe in Hinfunit auszugeftalten?” erjtattete Profeffor Noſſek das Referat, welches er auf die Nefultate ftüßte, die in Betreff zweier Fichtenverfuhsflähen im König- reihe Sadjen erzielt worden find.

Die bezüglihe Verfuhsflähe I liegt zwifhen 755 bis 766m Seehöhe, der Beitand war im Jahre 1862 bei Beginn der Durdforftungsperfuhe 41 Jahre alt und aus einer Kiefernfaat hervorgegangen; Verſuchsfläche IL, zwiſchen 744 bis 759m Seehöhe gelegen, bejtand aus einem zu Beginn der Verſuche 22jährigen Beitande, der durch Büfchelpflanzung im 113m Verbande begründet worden ift.

Die Durchforftungen wurden in der Beitperiode von 1862 bis 1893 ſtets in fünfjährigen Intervallen wiederholt und haben hierbei nachſtehende Refultate geliefert:

Berjuchsflähe I bei ſtarker Durdforftung 301m pro Hectar, - =

mäßiger u 38m M „ſchwacher 165m " Berjuhsflähe II ſtarker 5 166m 5 n mäßiger " 127m " „ſchwacher 109m u u

Die gefammten Maſſen, ſonach einjhlieglic jener im Wege der Durdforjtung gewonnenen, betrugen im Jahre 1893 bei der nun 7Ojährigen Verſuchsfläche I nad jtarfer Durdforjtung 974m pro Hectar, " mäßiger " 936 fm " " Shwaderr 908m u m Bei der nun 52jährigen Verſuchsfläche II nad ftarfer Durdforftung 703 m pro Hectar, n mäßiger " 653 /m n n " ſchwacher n 642m n

Aus diefen Nefultaten leitet num Profeſſor Noffel, nahdem die einzelnen Verſuchsflächen thatſächlich vergleihsfähig gemwefen find, den Schluß ab, daß die jtarfe Durchforſtung einen wejentlih günftigeren Effect, al8 die ſchwache im Fichtenbeitande zu erzielen vermag, was nicht nur in einer bedeutenden Steigerung der Maffen, fondern aud in einer größeren Stärke der Beftandesindividuen zum Ausdrud komme.

October 1895.) * Berjammlungen und Ausftellungen, 457

Aehnlich wie bei der Fichte folle ſich auch die Sache bei der Kiefer ver: halten und wäre daher aud hier die ſtärkere Durdforftung der ſchwächeren vorzuziehen.

Forſtrath Homma hält diefen Ausführungen Noſſek's die Publication Krafft’s und Schwappach's entgegen, welche empfehlen, im Stangenholzalter ihwad und beiläufig erft nah Eulmination des Höhenwuchſes kräftiger zu durd)- forjten, aud ift Homma der Anſicht, daß ſich die Praftifer wohl kaum entſchließen werden, jchon in der frühen Jugend die ftarfe Durdforjtung zu handhaben.

Profeſſor Noſſek jagt in feinem Sclußworte, daß er dem sForjtrathe Hoınma für feine Entgegnung dankbar fein müffe, da fid erjt dann eine beruhigte Wiſſenſchaft herausbilden fünne, wenn verjhiedene Anjhauungen zum Ausdrude gebracht werden und fich felbe gegenjeitig abflären.

Da jedo die ftarfe Durchforſtung einen wejentlih höheren Effect als die ihwade zu liefern vermöge und da weiterd die Form der Bäume durd die ſtarke Durdforftung nit in einer ungünftigen Weife beeinflußt werde, indem ſich die beiderjeitigen Formzahlen glei verhalten, jo könne er als Anhänger der Reinertragslehre lediglih nur für eine ftarfe Durchforſtung der Fichtenbeſtände plaidiren.

Das fünfte und letzte Thema: „Mittheilungen aus dem Gebiete des gejammten Jagdweſens“ wurde vom Oberförjter Klettenhofer eingeleitet, welder hierbei zunächſt des verwidenen ftrengen Winters gedahte und hervorhob, daß fih die Waidmänner in zwei Parteien theilen, von denen die eine die Wild- fütterung für zwecklos erachtet, während die andere jelbe für unumgänglich nöthig anfieht, um das Wild zu erhalten; der Referent gehöre diejer leßteren Partei an, jedoch müſſe die Fütterung eine qualitativ und quantitativ entjprechende jein. Der Eihenjhälwaldbetrieb wäre womöglid fo einzuridten, daß Futterlaub ge- wonnen werden könne und weiters wären Nutterpläge an geeigneten Orten ber: zuftellen, namentlic zögen die Nebhühner bei Yutternoty weg und fommen dann decimirt zurüd; die ftrengen Winter hätten nad Anjhauung des Referenten eben- fall8 infoferne eine gute Seite, ald dann weniger Wildjchäden zu zahlen feien.

Der Präfident Graf Dubsky empfiehlt vornehmlih Hafer im Stroh für die Wildfütterung, die Verwendung großer Heuquantitäten fei nicht rathjam, weil dann das Wild von Spulmwürmern befallen werde. Die Urjadhe, weswegen das Rehwild auch bei den Futterplägen verendet aufgefunden wurde, jei in Ver— dauungsitörungen begründet, da das Wild zufolge der hohen Schneedede nicht zu wecdjeln im Stande war; um biefem Uebelſtande abzuhelfen, jollten Wechjel für das Wild durd Ausihaufeln oder bloßes Treten hergeitellt werden.

Forftmeifter Hrdliöka meint, daß Klettenhofer in feinem Referate den treuen Gefährten des Jägers, den Hund, vergejjen habe und macht in feinen weiteren Ausführungen die Mittheilung, daß in Deutihland die Beitrebungen auf dem Gebiete der Hundezucht viel weiter als bei uns in Dejterreich gediehen jeien, daher es erwünſcht wäre, daß bie einheimiſchen Forſtwirthe eine regere Thätigkeit als bisher in diefer Beziehung entwideln mögen.

Vornehmlich aber ftehe die Zucht des Schweißhundes in Deutihland auf einer viel höheren Stufe als bei uns in Defterreidh und feien bei den heurigen Hundejhauen ganz ausgezeichnete Eremplare von Schweißhunden in Deutſchland vorgeführt worden.

Für den mährifhen Berufsjäger empfiehlt Hrdlicfa den deutihen Hund, da ber Pointer nit die erforderlihe Eignung als Gebraudhshund habe, aud gibt er weiters die Anregung, ob e8 nicht angezeigt fei, den bisher gezüdhteten Dahshund dur den Terrier zu erjegen, da legterer viel jchärfer, al8 der immer mehr der VBerweidhlihung entgegengehende Dachshund jei.

458 Notizen. [XX1. Jahrgang.

DOberförfter Klettenhofer erwidert hierauf, daß er abfidhtlid die Hunde: frage in feinem Referate nicht berührte, da er vorausgefegt habe, daß Hrdlicla diefen Gegenftand ohnehin bejprechen werde.

Da hiermit die Tagesordnung der Generalverfammlung erfhöpft war, wurde diefelbe vom Präfidenten gefchloffen, nahdem dem legteren noch der Danf der Ber- fammlung für die umfichtige und mühevolle Leitung der Verhandlungen votirt worden war.

Ein gemeinjhaftlihes Mittageffen vereinigte noch einmal alle Verſamm— (ungstheilnehmer, worauf bdiejelben am Nadhmittage und Abende mit den ver: ſchiedenen Bahnzügen wieder die Rückreiſe in die Heimat antraten, erfüllt und höchſt befriedigt von den Eindrüden, welde die in jeder Beziehung ausgezeichnet gelungene Excurfion und Berfammlung in ihnen wacgerufen hatten und die daher gewiß Allen in treuer Erinnerung bleiben werben.

Notizen.

Ueber dad Vorkommen von Thonerde in den Pflanzen! gehen (nad Compt. rend. 1895, T. CXX, p. 288) die Anfichten der Autoren bedeutend aus- einander, was die Herren Berthelot und ©. Andre veranlaßte, diefer Frage einige Unterfuchungen zuzuwenden. Sie ifolirten nad) Entfernung bes Eifens und der Phos— phorfäure die Thonerde aus den Wurzeln der Luzerne, der Winde, des Hundszahne, ſowie aus den Blättern der Qupine und Linde und conftatirten, daß die Thonerde in der Afche der mit reichen und tiefgehenden Wurzeln verfehenen, einjährigen Pflanzen vorkommen Tann. Bei der Analyfe der Luzerne wurde fie fogar in ähnlichen Mengen - verhältniffen wie die anderen Bafen angetroffen; fie wurde auch neben Phosphorfäure gefunden. Aber gleich nad ihrer Aufnahme durch die Wurzeln wird die Thonerde feftgehalten und gelangt nur in minimalen Mengen bis zu den Blättern; bejonders in dem unterfuchten Baume betrug ihre Menge nur 00025 Procent.

New: Porkfer Wetterbureau. Der Zeitichrift „Nature” entnehmen wir, daß das New-York Signal Service Office, eine Zweiganftalt des U. S. Weather- Bureau foeben vom Equitable-Gebäude (Nr 120 Brodway), wo basfelbe durch 20 Jahre untergebradt war, in das neue Mauhattau Life Insurance Company- Gebäude (Nr. 66 Broadway) überfiedelt ift, weldes jegt eines der höchſten Gebäude der Welt if. Das Bureau nimmt dort das 21., 22. und 23. Stodwerk ein und die Beobachtungen werden in einer Höhe von 856 feet (1085) über dem Boden ? und von 380 Fuß (116) über dem Meere angeftellt, gewiß eine recht Iuftige Höhe!

Erjag für NRaubfutterftoffe Durch Sägeſpäne.“ Zu den Berfudhen wurde feines Sägemehl aus Fichtenholz herangezogen. Es wurde eine Mifhung aus circa 90 Procent Sägemehl, 10 Procent Wiefenheuhädjel und etwas Kodjjalz hergeftelt und 7 Tage lang der Gährung überlafien, Selbfterhigung 55 Grad E. Die Verſuche wurden an zwei Ochſen angeflellt; die tägliche Ration wurde allmälig auf 42, beziehungsmeife 5x, des Gemiſches gefteigert und dazu 6 beziehungameife 65x Wiefenheu gereicht. Die analytischen Befunde ergaben folgendes Reſultat: Die Berdaulichkeit des durch Selbfterhigung gewonnenen, gegohrenen, aus circa 90 Procent Sügemehl beftehenden Futters ift eine fehr geringe; von der Rohfaſer war jo gut wie nichts verbaut, von den ftidftofffreien Ertractjtoffen nur befcheidene Mengen, im Durchſchnitt 42:3 Procent der Gefammtholzfafer. An Fett und Protein waren fo

Eiche „naturwiſſenſchaftliche Rundſchau“ 1895. ©. 228.

2 Der Stefansthurm in Wien erhebt fi 139 m über dem Erdboden.

2 „Sähj Landw. Zeitichr.”; Fühling’s „Landw. Zeitg." 1894 und Biedermann’s „Sentralblatt fir Agriculturchemie” 1895, ©. 164.

Dctober 1895.] Notizen, 459

geringe Mengen in dem gegohrenen Futter vorhanden, daß von einer Berechnung ber diesbezüglichen Berbauungscoäfficienten abgefehen werben mußte.

Zur Feſtſtellung der Berbaulichkeit de8 Sägemehls im rohen Zuftande wurde den beiden Berjuchsthieren pro Tag und Kopf 2x5 Sügemehl (roh), O’4 x Melafle (verdünnt und mit dem Holzmehl gebrüht) und 7% Wiefenheu gereicht; das futter wurde gern genommen,

Das frische Sägemehl wurde etwas befjer verbaut, wie aus folgender Zufammenftelung mit Halmſtroh erſichtlich ift:

Sügemehl von Mittl. Sommer- Mittl. Winter- ichtenholz p halmſtroh halmſtroh

rocent en Ertractftoffe 9-4 177 12°9 Verdent (x Robfafer x 8-4 22-7 231 Bufammen; 17°8 40°4 36°0

Dem Sägemehl (Fihtenholz) ift alfo ungefähr die Hälfte des Nährmerthes des Winterhalmftrohes zuzuerlennen. In Zeiten der Noth kann man wohl frisches, feines Sägemehl, zunächſt bei Rindvieh, ald Rauhfutter benügen.

Dem Gewichte nad dürfte ein Theil Sägemehl an Stelle von zwei Theilen Stroh treten, wobei der hierdurch bedingte Ausfall an ftidftofffreien Näprftoffen durch den anderen Theil der Futterration zu beden wäre,

Wendevorrichtung bei Gatterjägen. Wie wir der „Continentalen Holz- zeitung” entnehmen, wird nad einer Mittheilung des Patent: und technifchen Bu: reaus von Richard Füders in Görlig durch eine neue von Richard Bieth in Dahme erfundene fehr praftiiche Vorrichtung der Uebelitand, daß beim leeren Rüdlaufe des den Blod tragenden Wagens oder Schlittens viel Kraft und koſtbare Zeit verloren geht, die ſonſt nugbringend Verwendung finden fünnte, dadurch befeitigt, daß nad) Beendigung eines jeden Schnitte® das oder die Sägehlätter gewendet, aljo aud) für den Rüdlauf des Wagens zur Urbeit eingeftellt werden. Die Vorrichtung ift eine fehr einfache; die im Gatterrahmen drehbar gelagerte Einfpannvorrichtung trägt an ihren Enten Zahnräder, die mit anderen darüber angebradten, mit einer Sperr- vorrichtung verfehenen, in Eingriff ftehen. Nah Yöfung diefer Sperrporridtung läßt fi) das Sägeblatt mit Hilfe einer Handfurbel um 180 Grad drehen und wird aud) jo für den Rüdlauf des Wagens nugbar gemacht.

Fiſchreichthum. Ueber den Fiſchreichthum der Nordfee geben die in den Mittgeilungen des deutjchen Fiſchereivereines von Prof. Henfen (Kiel) geſchilderten, an Bord des Fiihdampferd „Dr. Ehrenbaum“ im legten Winter vorgenommenen wiſſenſchaftlichen Meeresunterfuhungen ein anjhaulihes Bild. Es gehörte zu den Aufgaben der Erpedition, die Anzahl der treibenden Fiſcheier und jungen Fiſche im der Nordfee zu beflimmen. Auf einer der Fahrten fand man, daß auf den Quabrat- meter Meereöfläche im Mittel 12216 Eier und junge Fiſche vorhanden waren. Um eine Borftellung von dem nacgewiejenen Beftande zu geben, ftellt Prof. Henjen folgende Berehnung auf. Die Fläche der Nordjee beträgt 547.623 m, und da ber Quadratlilometer 1000 m Seite hat, eben fo viele Millionen Quadratmeter, mithin macht nad) dem Befunde der Erpebitionsreife von 122°16 Eiern und Larven dies für die ganze Nordſee 66 Billionen 897.626 Millionen aus. Die Bedeutung dieſer Summe wird durch folgende Erwägung dem Verftändniffe nahegerüdt. Nach Mit- theilung des deutſchen Fiſchereivereins Foftet eine Million Lachs- und Edelfifchbrut 2533 Mark an Gefammtloftenaufwand ; demnach würde obige Zahl von 66°9 Bil: lionen Eiern zu züchten jährlich 176 Millionen Mark an Koften erfordern.

460 | Handelsberichte. - - Gpredfaal. Eingeſendet. [XI. Jahrgang.

Handelsberichte.

Aus Oberfärnten. Durchſchnittspreiſe für fichtenes Schnittmaterial ab Aufgabsftation : Zcurettint, 10 mm ftark, m und daritber breit, 4m lang, fl. 13.50 pro Feſtmeter " 1 0 mm " Tem 18 m " " 9,00

"

Scuretten, ftart, breite Baare fl. 24.— pro Feſtmeter * Idmm Ihmle 10. Pr Tavoletti 20 mm ,, breite nn 1.— * 20 m ſchmale 7 12.— " [7 Tavole 26mm ,, breite „nr 16. = F mm IShmlke 13:— u " Ponti, 30 40 ,„, breite 418. re 30—40 mm " ſchmale [7 " 15.— [7 Bellancolli, 50—55 mm ,„ breite ihn u * PR 50 dmm ſchmale 20.—

Bonticelli breite Waare fl. 20.00 pro Feftmeter * fhmale „18.00. a. Klotzholz fl. 5.50 bis 6.50 pro Feftmeter ab Säge; ſchwaches Klotzholz fl. 4.— bis : Stammulohle pro ae 24 fr.; Yohrinde fl. 1.50 pro Raummeter. Aus Fiume. Groatiiche Tanne 10 mm ftarf, 20 bis 40 m breit, 4m lang fl. 23.—, 13 mm Hart fl. 20,—, 19 mm Start fl, 18.50, 25 mm ftark fl. 16,50, 30 bis 60 mm Stark fl. 17.— pro Feſtmeter, franco Bord Fiume.

Spredfaal. Nufruf

zur Errichtung eines Denkntales für den

Geheimen Pherforfirath Pr. Nudeich.

Dem am 28. März 1894 verftorbenen Geheimen Oberforftrath Dr. Judeih fol in Tharand, deffen Forſtakademie er 28 Jahre lang in muftergiltiger Weife geleitet hat, ein äußer- lich fihtbares Zeichen der Erinnerung und Dankbarkeit geichaffen werden.

Das umterzeichnete Profefforencollegium richtet deshalb an alle Schüler und Freunde Judeich's, an Alle, die feine Bedeutung als Forftmann, Gelehrter und Menſch erfannt haben, die Bitte, dazu beitragen zu wollen, daß dem hodjverdienten Manne ein würdiges Denfmal (in Form einer Bilfte) errichtet werden kann.

Beiträge beliebe man an die Regiftratur der FForftafademie zu Tharand oder an die He daction des „Centralbl. f. d. gef. Forſtw.“ einzufenden.

Tharand, im Auguft 1895, Mas Profeflorenrollegium der Forftakademie,

Fingefendet.

Oeffentliche er an der f. k. Sochſchule für Bodencultur in Wien im Winterfemefter 1895/96. I. Allgemeine Gegenftände, Mathematil, Profefior Dr. O. Simony Phnfit und ira anif, derjelbe, Meteorologie und Klimatologie, Profeſſor Dr. J. Breitenlohner. Pra tifche Meteorologie, derjelbe, Anorganische Chemie, PBrofeffor

October 1895.) Perfonalnadhridten. 461

Dr. ©. Zeifel. Agricultur-Chemie, derfelbe. Qualitative chemiſche Analyfe, Docent M. v. Schmidt. Mineralogie und Petrographie, Profeffor Dr. &. A. Kod. Anleitung zum Beichreiben und Beftimmen der nutzbaren Mineralien und Gefteine, derſelbe. Anatomie der —* Profeſſor Dr. F. v. Höhnel. Pflanzenbiologie, derſelbe. Allgemeine Morphologie und Syſtematik der Pflanzen, Profeſſor C. Wilhelm Allgemeine Zoologie, Profeſſor Dr. F. Brauer. Fiſchereibetrieb, unbeſetzt. Voikswirthſchaftslehre, I. Theil. Brofeffor Dr. W, Neurath. Statiftit der Bodencultur, derſelbe. Berwaltungs- und Rechtslehre, Profeſſor Dr. G. Marchet. Allgemeine Maſchinenkunde, Docent Joſeph Rezek. Allgemeines Bau— Ingenieurweien, Profeſſor Hofrat Dr W. F. Exner. Gonftructionsübungen im Bau- Jugenieurweſen, derjelbe. Encyllopädie der Hochbaufunde, Profefior W. Ritter v. Doderer. Regulirung der Wafjerläufe, Profeffor Generaldirectionsrath A. Delwein. Anlage und Conftruction der Wirthihaftsgebäude, Docent &, Abel. Chemifches Praktitum, Profeffor Dr. ©. Zeifel. Praftitum zur Morphologie und Syftematif der Pflanzen, Profefior C. Wil- beim. Vollwirthſchaftliches Converjatorium, Profeffor Dr. W. Neurath. II. Für das forftwirthidaftlihe Studium. Elemente der darjtellenden Geometrie, Prof. Th. Tapla. Niedere Geodäfte, Profeffor J. Schlefinger. Höhere Geodäfte, derſelbe. Bodenlehre auf geognoſtiſcher Grundlage, Profeſſor Dr. J. Breitenlohner. Anatomie des Holzes, Profeſſor C. Wilhelm. Einleitung in das Studium der Forſtwiſſenſchaft, Profeſſor G. Hempel. Waldbau, I, Theil, derſelbe. Forſtbenutzung, derſelbe. Forſtſchutz, I. Theil, (unbeſetzt). Jagdbetrieb (unbeſetzt). Holzmeßlunde, Vrofeſſor Forſtrath A. Ritter von Guttenberg. Forſtbetriebseinrichtung. derſelbe. Waldwerthrechnung und forſtliche Statik, derſelbe. Forſtliches Bau-Ingenieurweſen, Profeſſor F. Wan $ -- Korftliches Syſtem der Wildbachverbauungen, derjelbe. Waldwegebau, verbunden mit Conftructionsübungen und Ex- curfionen, Docent . f. Forft- und Domänenverwalter 3. Mardet. Enchllopädie der Yand- wirthichaft, Profefjor Dr. A. Ritter von Liebenberg. Allgemeiner Obſt- und Weinbau (Obftjortenkunde, Anlage von Obft- und Weingärten), Docent Profefior 3. dv. Zotti. Con- firuetionsübungen in der darftellenden Geometrie, Profefior Th. Tapla. Geodätiiches Prat- tifum, Profefior J. Schleſinger. Forſtliches Plan- und Terrainzeicnen, Profeſſor Th. Zapla. Anleitung zur Benützung des Mitroflopes bei Holzunterfuhungen, Profefior €. Wilhelm. Praktikum und Ereurfionen zum Waldbau und zur Forftbenugung, Profeſſor G. Hempel. Converjatorium zum Waldbau, derjelbe. Praktikum zum Forftihut (un— beſetzt). Eonverjatorium zum Forſtſchutz (unbejegt), Praktikum zur —— zur Forſtbetriebs⸗Einrichtung und zur Waldwerthrechnung, Profeſſor —* A. Ritter v. Gutten— berg. Conſtructionsübungen zu den Wildbachverbauungen, Profeſſor F. Wang. Photo— grammetrie, derſelbe.

Verſonalnachrichten.

Ausgezeichnet: Wenzel Hecke, Ef. k. Negierungsrath und o. ö. Profeſſor an der Hoch— ſchule fir Bodeneultur in Wien, anläßlich feiner Verſetzung in den bleibenden Ruheſtand, durch den Zitel eines Hofrathes, Arthur Freiherr v. Feilitzſch, königl. ung. Forftdirector in Klaujen- burg, durch tarfreie Berleihung der Kämmererswürde. Julius Walter, f. £ Forftrath im Ader- bauminifterium, durch den Titel und Charakter eines Oberforftrathes.

Gewählt: Dr. Sram v. Baur, o. d. Profeffor der Forſtwiſſenſchaft an der Univerfität München, zum Rector fir das Studienjahr 1895/96.

Ernannt, beziehungsweiie befördert: Julius Walter, k. k. Oberforftrath im Ader- bauminifterium, wurde mit der proviforifchen Leitung der k. u. k. Familien-Fondsgüter— Direction in Wien betraut. Im Bereihe der EL & Staats und Fondsgüter— verwaltung: Zu EEE Forftmeiftern: die f £ Forſt- und Domänenverwalter Karl Kornickti in Kalusz at Anton Berger in Landftraß (Krain), Dominit Jahn in Hall- ftatt (Oberöfterreih) und Demetrius Glinsti in Lemberg; zu Forſt- und Domänenver- waltern in der IX. Nangsclaffe die Forftaffiftenten Adolf Schönthan Edler v. Pernwald in Wien für den orftverwaltungsbezirt Gaftein, Anton Wittig in Salzburg für —— (Salzburg), Franz Leßnagg in Gmunden für Mairhofen (Tirol), Joſef Hupka für Winklern (Kärnten), Cyrill Dräpal in Salzburg (bisher Obergeometer bei den agrarifchen Operationen in lagenfurt) für Hinteriß-Pertifau (Tirol), Anton Roth in Görz für Dol (Kiftenland), Franz Czech in Ezernowik für Rewna (Bufowina) und Joſef Frieß ım Wien für Fllischeftie (Bu fowina); zu k. k. Forftafiiftenten die Forfteleven Gabriel Janka und Ernft Friedrid in für dem Bereich der ka E. Forſt- und Domänendirection in En Friedrich Leeder in

alzburg und Walther Raſchke (derzeit Affiftent an der Hochſchule für Bodencultur im Wien) für jenen der Direction in Salzburg, Pius Berger in Wien fir jenen der Direction in Wien und Ferdinand v. Spich in Gmunden fir jenen der Direetion in Gmunden; als Forfteleven wurden aufgenommen die abjolvirten Hörer der Hochſchule für Bodencultur Gottlieb Kefer für

462 Brieflaften.

| RX. Jahrgang

den Bereich der E. l. Forſt- und Domänendirection in Salzburg uud Ferdinand Mocker für jenen der Direction in Innsbrud. Im Bereihe des forfttehmiihen Dienfted der politifhen Berwaltung: Zu Oberforftcommiffären bie Forftinfpectionscommiffäre : Joſef Remolt in Mezzolombardo, Johann Reiter in KHufftein, Leo Woitch in Graz und 1 in Spalato; zu Forftinfpectionscommiffären die Eugen Mahr in Tolmein und Eduard Daimer in Bruneck; zum Wildbachverbauungsdienfte der Oberförfter a. D. Robert Rittmeyer. Wenzel Holuba, k. k. Forftaffiftent bei der Forft- und Do- mänendirection in Salzburg, zum Obergeometer für die agrarifchen Operationen, mit dem Site in Spittal (Kärnten). J Siefert, großherzoglich badiſcher Forſtrath, zum o. ö. Profeſſor am Polytechnikum in Karlsruhe. Ferdinand Ritter v. Fiscali, gräflich Waldſtein'ſcher Ober- forſtrath und Forftichuldirector i. P., wurde mit der Oberleitung des Forſt- und Jagdweſens ſämmtlicher Domänen des Fürſten Morig v. Loblowig betraut. Moritz Kozesnit, erzberzogl. Karl Stephan’icher Forftmeifter der Herrihaft Saybufh im Galizien, zum Forftrathe. Alois Gangel, Fürft Metternich'ſcher Buchhalter, zum entraldirector der ern Königswart, Plaß und Fohannisberg. In der erzherzoglid Friedrich'ſchen Forſtregie: zu Ober- förftern III, Elafje die Förſter I. Claſſe: Cajetan Ladenbauer in Tefchen (verſetzt nad Uftron), Ottokar Findner in Tefchen, Auguft Armann in Fftebna; zum Förſter II. Elaffe der Forſt— adjunct I. Claſſe Otto Shafhety in Teichen. Wladimir Fouftla, gräfl. Seilern'ſcher Ober- förfter in Litſchau (N -De,), zum Forſtmeiſter. Anton Heydusel, gräfl. Boos-Walded’icher Oberförfter und Gutsdirector in Raabs (N.-De.), zum gräfl. Seilern'ſchen Forftmeifter in Lukov (Mähren). Richard Hanel, Fürft Johann Liechtenſtein'ſcher Forftingenteur in Rabensburg, zum Forftverwalter in Badırz. Wenzel Chytrazek, Oberförfter bei der Actiengejellfchaft für Holz- gewinnung und Dampfjägebetrieb, vormals P. u. Ch. Götz u. Comp. in Eisbanus (Rumänien), zum gräfl. Lamberg’schen Forftmeifter in Trautenfels (Steiermark).

verfeßt: Im Bereiche der f. & Staats» und Fondsgüterverwaltung: Die Forftmeifter Karl Zeidler in Briren (Tirol) zur f. f. Forſt- und Domänendirection in Görz mit der Zutheilung zum Inſpectionsdienſte, Richard Frank in Innsbruck zur f. k. Güter- direction in Czernowitz mit der Zutheilung zum mfpectionsdienfte, Heinrih Praihboda in Czernowitz nach Klanjenleopoldsdorf (Wienerwald), Emil Böhmerle im Aderbauminifterium nad) Purkersdorf bei Wien, Heinrih Mladet in Görz ins Aderbauminiflerium und Wenzel Moll in Rattenberg (Tirol) nad) Jamsbrud (Forſt- und Domänenverwaltung); die Forft- und Domänenverwalter 35* Ritter v. Leippert von Reichramming nach Wiener-Neuſtadt, Joſef Goldſchwend von Mairhofen nach Rattenberg (Tirol), Franz Rupuik von Radmannsdorf (Kraim) zur Forſt- und Domänendirection in Görz (Conceptsdienft, Ethbin Schollmayer von Reutte (Tirol) nad) Radmannsdorf, Siegfried Schober von Gaftein (Salzburg) nad Reutte (Tirol), Gottfried Edler v. Worlitzky von Hinterfee (Salzburg) nad Ried (Wienerwald), Karl Hiller von Imſt (Tirol) nad Reichramming (Oberöfterreich), Joſef Mertlitich von Wald (Salzburg) nad Imſt, Adolf Ridler von Yammerau (Wienerwald) nad Wald, Ferdinand Yoib! von Billach nad) Fammerau, Jofef Jariſch von Dol nad) Billa), Heinrich Plaß von Pertifau- Hinterriß nach Briren und Alois Fürböckh von Klaufenlcopoldsdorf zur Forft: und Domänen- direction in Annsbrud (Eonceptsdienft); der E k. Frorftaffiftent Franz Gober von der k. k. Forft- und Domänendirection in Görz zu jemer in Wien —— Windsperger, k. k. Forſt- und Domänenverwalter, in Verwendung als Obergeometer bei den agrariſchen Operationen in Spittal —— nach Klagenfurt.

Penſionirt: Leopold Lu, k. k. Forſtmeiſter in Ried (Wienerwald). Vietor Breymann, erzherzoglich Friedrich'ſcher Oberförſter J. Claſſe in Uſtron.

Getor en: Karl Kieta, k. k. Forftmeifter in Pozoritta (Bulowina), am 19. Auguft im 55. Vebensjahre. Joſef Fitinger, Fürft Moritz Yoblowit’fcher Oberforftmeifter in Eifenberg, am 10. September im 47. Yebensjahre. Dr. Adolf Gerftäder, Brofeffor der Zoologie und Director des zoologishen Muſeums in Greifswald, am 20. Auguft im Alter von 67 Jahren. Ferdinand Slowal, Prinz Alfred Liechtenſtein'ſcher Waldbereiter, in Niegersburg am 28. Juli im 75. Yebensjahre. Peter Swoboda, waldgenofjenihaftliher Waldmeifter i. B., in Eiſenerz am 9. Auguſt im 92. Vebensjahre. Johann Janu, k. k. Förfter in Gablig (Wienerwald), am 15. September ım 51. Vebensjahre,

Briefkaſten. Ham F. W. in M.; J. M. in W.; L. H. in W.; F. B. in G.; J. G. in T. E. B. in W.: J. F. in H.; A. C. in H.; S. K. in R.; L. M. in P.; GR in L.; J. P. in L.: Beſten Dank. Herrn P. F. €. in A. (Niederöfterreih): Im Novemberhefte.

Adreſſe der Redaetion: Mariabrunn per Weidlingau bei Wien. Adrefie der Adminiftration: Wien, I. Graben 27.

" Serantw. Redactenr: Bene Sedlerrko. Berlag der k. w. h. en ilheln Eric, „u t. ——ſ— Cari —— in Wien.

Wentralblatt für das gelammee PJorſtweſen.

Organ der R. k. forfllichen Berfuchsanftalt in Mariabrunn.

Einundzwanzigfter Jahrgang. Wien, November 1895. Eilftes Heft.

Entwurf einer übereinflimmenden Zrormelfhreibung im Gebiete der Solzmeßkunde.

Bon K. Böhmerle-Mariabrunn, M. Aunge-Tharand, 8. Schuberg Karlsruhe.

In der in Mariabrunn am 11. September 1893 abgehaltenen erften Sigung des internationalen Verbandes forftlicher Verfuhsanftalten hat Herr Pro: feffor Dr. Bühler aus Züri den Vorſchlag gemadht und begründet, e8 möchte wenigftens von den Mitgliedern dieſes Verbandes in ihren Arbeiten eine gleich— mäßige Bezeichnung und Formelfhreibung im Gebiete der Holzmeßfunde an- gewendet werben. Seine Anſchauungen über die dabei zu befolgenden Grundfäge hat der Herr Antragfteller in den nachſtehenden drei Sägen zujammengefaßt:

1. Die gewöhnliden, jtetS wieberfehrenden Formeln follen über- einftimmende Bezeihnungen und Ausdrüde erhalten.

2. Alle Bezeihnungen, die gebräudlid find, follen beibehalten werden, außer fie feien unridhtig, dboppelfinnig oder zu verwedjeln mit anderen, ähnlih lautenden Ausdrüden.

3. Angenommen werden follen derjenige Ausdbrud und biejenige Abfürzung, die in der Literatur am meiften gebräudlid find. Es follen alfo für bisherige Ausdrüde, wenn nicht unumgänglid nöthig, feine neuen eingeführt werben. !

' Anmerfung der Redaction. Zur näheren Orientirung unferer ſehr geehrten Herren Leſer fei an dieſer Stelle m ergänzend angeführt, daß bei der Sitzung des internationalen Ber— bandes in Mariabrunn ein Comité, beftchend aus den Herren: Geheimen Hofrath Profeffor Dr. M. Kunze, Oberforftrath Profeffjor Shuberg und E k. Adjuncet 8. Böhmerle gewählt worden war, das die aufgeftellte Frage zu ſtudiren und einen Entwurf auszuarbeiten hatte, welcher dem nächften Eongrejje als Borlage fir die weiteren Berathungen zu dienen haben wird. Das Comits hatte die gegenfeitige Berftändigung in diefer Angelegenheit auf jchriftlihem Wege eingeleitet und zum Zwecke der einheitlichen er der gemachten Borfchläge zu dem nun vorliegenden Entwurfe eine Zujammenkunft vereinbart, melde im Auguſt diejes Sahres, unmittelbar vor der Berfammlung der deutichen Berfuchsanftalten in Lohr (Speflart) ftattfand, Die Direction der öfterreihifchen forftlihen Verfuhsanftalt hat in Erwägung des Umſtandes, da die Frage einer fibereinftimmenden Yormelicreibung im Gebiete der Holzmeßlunde von emi— nenter Bedeutung fir die forftliche Lehre fei, im Einvernehmen mit dem genannten Comité ben Bertreter der Pehrlanzel für Holzmeßtunde an der Hochſchule für Bodencultur in Wien, —— Forſtrath Profeſſor A. Ritter v. eg 5 eingeladen, im bie ——— niedergelegten Comitéberathungen Einſicht zu nehmen und feine bezüglichen Wünſche zum Ausdrucke zu bringen. Herr Profeſſor Ritter v. Guttenberg hat dieſem Anſuchen durch Einſendung eines eigenen Elaborates entſprochen und fanden auch die in ſeinem Elaborate ausgeſprochenen Vorſchläge bei der Aufſtellung des vorliegenden Entwurfes weitgehende Berückſichtigung.

Indem wir nun dem Erſuchen des Comites nad) Beröffentlihung dieſes „Entwurfes“ hiermit Nechnung tragen, hoffen wir, daß ſich die betheiligten und imtereffirten Kreife recht ein- gehend mit diefer Borlage befaffen und die Debatte über diefelbe in den forftlihen Zeitichriften rechtzeitig eröffnen, damit der nächſte Congreß des internationalen Berbandes der forftlichen Berfuchsanftalten, weldher im Sommer 1896 tagen fol, in die Yage verjetst werde, von dem ge- änßerten Wünſchen Kenntniß zu erhalten,

Gentralblatt Hir Das nel. Forfiweien. 31

464 _ Entwurf einer Formelſchreibung RM. Jahrgang.

Der Vorihlag des Herrn Antragitellers ift gewiß mit Freuden zu be: grüßen und, was die Ausdrüde anlangt, für jede Sprade wohl ziemlich leicht zu erfüllen. Was aber die Abkürzungen, d. h. die Formelfchreibung betrifft, jo jcheint ung, wenn der Vorſchlag von Erfolg fein foll, als müffe bei Auswahl der Ab- fürzungen, um deren allgemeine Annahme möglich zu machen, vor allem durch— aus ſyſtematiſch vorgegangen werden. E8 würde daher auf die bisherigen Be- zeihnungen wenigjtens in Bezug auf Prioritätsanjprüde feine oder feine allzu peinlihe Rüdfiht genommen werden dürfen. Wir haben deshalb geglaubt, unferen Vorſchlägen über die Auswahl der Abkürzungen folgende Säge zu Grunde legen zu müffen:

1. Es find nur einzelne Buchſtaben zur Bezeihnung der Formel— größen zu verwenden, dagegen Buchjtaben-Complere, weil unbequem und zu Jrrthümern Beranlajjung gebend, für diefen Zwed ganz zu vermeiden. Unterfheidbungen gleihgearteter Größen find entweder durdh untere Indices oder obere Accente herbeizuführen.

2. E8 find zur Bezeihnung von Einzelgrößen womöglich nur fleine Budftaben in Anwendung zu bringen, vor allem bei den Größen, die mit Erponenten verjehen werden. Große Buchſtaben follen im Allgemeinen nur al8 Summenzeidhen dienen.

3. Bei der Wahl find folhe Buchſtaben zu bevorzugen, die gleid: zeitig in den germanifhen und romanijhen Spraden einen Anflang (Anfangsbudjtabe) an den zu bezeihnenden Gegenjtand erfennen lafjen. Wo dies niht durdhführbar, ift womöglich der Anfangsbuditabe bes den Gegenstand bezeichnenden lateinifhen oder griechiſchen Wortes als Abkürzung zu wählen.

Aus der Verfammlung heraus wurde e8 wegen der verſchiedenen Vorbil- dung der Forſtwirthe noch als wünfchenswerth bezeichnet, wenn nur das lateinische Alphabet bei der Formelſchreibung Anwendung fände. Diefem Wunſche kann allerdings wohl faum volljtändig Rechnung getragen werden, da fi in einigen Fällen die Benugung aud griechiſcher Buchſtaben durchaus nöthig machen wird.

Der bequemeren Ueberfiht wegen legen wir unjeren Vorſchlägen folgende Eintheilung zu Grunde:

2 Maßbezeihnungen.

U. $nhaltsberehnung gefällter m̃. Inhaltsberechnung ſtehender Bäume. IV. Inhaltsberechnung der Beſtände.

V. Altersbeſtimmung. VI. Zuwachslehre.

I. Maßbezeichnungen.

Aenderungen in den Maßbezeichnungen find, was die Ausdrücke anlangt, durch deren gejeglihe Feſtlegung ausgeichloffen. Aber auc die Abkürzungen find meiftens jchon durch Verordnungen beftimmt, oder c8 iſt wenigitens feitens der Negierungen die Anwendung gewiffer ablürzender Zeihen empfohlen worden. Wo derartige geſetzliche oder amtliche Feitlegungen noch nicht vorliegen, jollte man fi einer der bereits vorhandenen Bezeihnungs- und Abfürzungsmweifen anſchließen.

II. Juhaltsberechnung gefällter Hölzer.

Soweit es hierbei auf die Anwendung von Formeln der allgemeinen Ma— thematik anfommt, werden die hier gebräuchlichen Abkürzungen ohneweiters aud in der Holzmeßfunde beibehalten. Es würde aljo zu ſetzen jein

November 1895.) Entwurf einer Formelſchreibung. 465

1. die Länge = |,

. der Halbmejjer = r, in gewiffen Fällen 9,

. der Durdmejjer d, in gewiffen Fällen = Ö,

. die Querfläde (Kreisfläde) g, in gewifjen Fällen = y, . der Inhalt (Holzgehalt) = v, in gemwiffen Fällen v.

Zu 1. Bei gefällten Stämmen und befonder8 Stammtheilen ift der Aus- drud Höhe (b) zu vermeiden und nur das Wort Länge (1) zu gebrauden. Madıt ed ſich nöthig, gemwiffe Tängentheile, 3. B. die Länge der Neifholzfpige zc. eines Stammes zu bezeichnen, jo find dafür entfpredhende untere Indices, für das angezogene Beifpiel etwa ],, zu verwenden.

Zu 2. Halbmefjer find in der Holzmeßfunde wohl nur ausnahmsweife in Es werden deshalb die Buchſtaben r und o nur ſelten zur Anwendung ommen.

Zu 3. Die Abfürzung d für den Durchmeſſer ift bereits allgemein gebräud)- ih, was aud für die Buchſtaben I und r gilt.

Zu 4. Für die Querflähen (Kreisflähen) würde der zumweilen gebraudite Buchſtabe a (area) vorzujchlagen fein, wenn diejer nicht durhaus zur Bezeihnung des Alters in Anwendung zu bringen wäre. In Betracht könnten ferner die Buchſtaben e und k fommen. Beide werden aber vorzugsweife zur Bezeichnung von Eonitanten in Formeln gebraucht und haben überdies den Nachtheil, daß c im Griechiſchen feine entſprechende Form befigt, während die griechiſche Form des k in der Schrift leicht mit x verwechjelt werden kann. Es erſcheint deshalb zwed- mäßiger, die Buchſtaben g und y (gyrus, yüoog) als Abkürzung für die Quer- flähen zu wählen.

Zu 5. Die Benugung des Buchſtabens v für den körperlichen Inhalt oder das Bolum (Holzgehalt) ift bereits allgemein angenommen.

Erfolgt die Abmefjung der Halb» und Durdmeffer nit an den Enden, jondern ausjhlieglih in der Mitte der Körper oder Sectionen, jo find die Größen r, d und g durch o, Ö und y zu erfegen.

Treten mehrere Halb» oder Durchmeſſer und Querflächen auf, jo find fie durch Indices zu unterjcheiden, und zwar ijt die Zählung bei Endflächen von der unterften Endflähe aus mit Null, bei Mittenflähen von der unterjten Mitten» flähe aus mit Eins zu beginnen, damit die Ynderziffer jofort aud die Anzahl der Sectionen ausdrüdt. Es ift alfo beifpielsmweife zu ſchreiben

im um

1 1 1 ‚=zeh= ke ta)lvı=, (+48 +8), ‚arvehtrtBe)), u. ſ. w., e8 würde aber die Schreibweije 1 1 ‚= Gt 62)h und y —FGE— 454 go)!

zu vermeiden fein, da dieſe Formen g, und y nicht als Endflächen charalteriſiren, und die zweite Form bei der Erweiterung der Formel zur fogenannten Simpfon- ihen Regel fofort aufgegeben werden muß.

Bon der hier geforderten Screibweife darf nur dann abgewicdhen werden, wenn die Yage der Querflähen in befonderer Art dur die Länge charalterifirt wird. Es wäre demnach die Simony'ſche Formel zu fchreiben

1 en 3 E gı.ı +8, ı) 8,1] l, oder, da ein Irrthum nicht vorfommen kann, kürzer 1 vr. [2@.. +8) = sn] l.

31*

466 Entwurf einer Formelſchreibung. [XX. Jahrgang.

Wird eine Formel mit einem Namen bezeichnet, jo wäre ber Grundſatz feftzuhalten, daß fie wirtlih nur den Namen desjenigen führen bürfte, der fie zuerft aufgeftellt hat. Es ift 3. B. gänzlich fehlerhaft, v=yl als Huber'ſche,

=s(@+g)] als Smalian'ſche, v= 6 46 4 61als Riecke'ſche

Formel zu benennen, da alle dieſe Formeln ſchon ſeit Jahrhunderten bekannt ſind. Für die letztere läßt ſich höchſtens anführen, daß ſie von Riecke zuerſt in die Holzmeßkunde eingeführt worden iſt, für die erſten beiden kann aber nicht einmal diefer nebenfählihe Grund geltend gemacht werden. Nod ganz neuerdings wieder hat ein Scriftfteller Oetzel) in einer die Literatur völlig vernadhläffigenden Arbeit eine Reihe angeblid neuer Eubirungsformeln aufgejtellt, die ſämmtlich ſchon längſt von Proſeſſor Dr. DO. Simony (in feiner grundlegenden Arbeit „Weber das Problem der Stammcubirung. Wien 1879") veröffentlicht worden find.

Bei der Ynhaltsberehnung gefällter Hölzer können nod in Betracht fommen das abjolute und jpecifiihe Gewidt. Es wird ſich für das erjte die Abkürzung q, für das zweite die Abkürzung s empfehlen. Statt q vielmehr den Buchſtaben p (pondus) zu fegen, ift nit angängig, da p bereits allgemein als Abfürzung von Procent Verwendung findet.

II. Inhaltsberechnung ftehender Bäume.

Der Ausdrud Länge (1) ift bei ftehenden Bäumen durd das Wort Höhe (bh) zu erjegen, ferner follen bei foldhen die Buchſtaben d und g ohne weiteren Beifag ausnahmslos den Durchmeſſer und die Querflähe in Meßpunftshöhe (bei 13, über dem Boden) bezeichnen.

Die Abkürzung für den körperlichen Inhalt oder das Bolum (Holzgehalt) wird aud hier durd den Buchſtaben vw bewirkt. Unterfcheidungen 3. B. von Derbholz, Schaft: und Bauminhalt, Reiſig, Aftholz ꝛc. werden fich leicht mit unteren Indices erreihen laffen. Ob man aber hoffen darf, Uebereinjtimmung auh in der Wahl diefer Indices zu erreichen, erjcheint ung zweifelhaft, da in jeder Sprache wohl zumeift die Anfangsbudhftaben der zu unterjcheidenden Objecte hierzu Verwendung finden werden. Im deutſchen Spracdgebiete würden hiernach mit va, Vu, Vor Ya Vu, der Derbholz., Schaft, Baum⸗, Reifig: und Ajtholzgehalt des Baumes zu bezeichnen fein.

Zu den bisher benugten Ausdrüden tritt bei ftehenden Stämmen nun weiter der Ausdrud Formzahl hinzu. Er hat offenbar nur Berechtigung bei nicht in Hefte zertheilten, in eine Spite auslaufenden Baumſchäften, alſo Schaftform- zahl, ift dagegen ftreng genommen nicht mehr am Plage in den Erweiterungen Derbholz- oder Derbformzahl ꝛc. Dennod) wird e8 gerathen fein, diefe Ausdrücke beizubehalten, da die Bezeihnungen Derbholz-, Schaft, Baumfactor ꝛc., die dafür in Vorſchlag gebracht werden könnten, weder fürzer, noch wohlflingender und bezeichnender find. Zur Abkürzung des Wortes Formzahl wird wohl ziemlid allgemein der Bucdhjftabe f, in manden Fällen auch F benugt. Trotzdem, daß dieſe Buchſtaben in der Mathematit ſchon als Functionszeihen allgemein Verwendung finden, empfehlen wir doch deren Beibehaltung, weil die Fälle, wo eine gleichzeitige Anwendung derjelben in verfchiedenem Sinne eintreten müßte, nur felten vorfommen werden. Und in folhen Ausnahmefällen wird eine abweichende Schreibung unbedenklich erfolgen können. Im Uebrigen fann dieje gleichzeitige An— wendung desjelben Buchſtabens in verfciedener Bedeutung nod viel häufiger bei dem Buchſtaben d wegen feines Gebraudes in der Differentialrehnung vortommen. Es wird ſich jedod auch Hier mit Leichtigfeit jede Zweideutigkeit vermeiden laſſen.

Die verjchiedenen Arten von Formzahlen können durch Accente unterjchieden werden, jo daf

Rovember 1895.) Entwurf einer Formelſchreibung. 467

f die Brufthöhenformzahl,

f‘ die abjolute oder Normalformzahl,

f" die ehte Formzahl zu bezeichnen hätte. Dagegen wären Derbholz-, Schafte und Baumformzahlen ꝛc. dur untere Indices zu unterjheiden, die denen bei dem förperlihen Inhalte angewendeten entiprehen müßten.

Bei der Anwendung der abfoluten oder Normalformzahlen muß noch das unter dem Meßpunkte liegende Stammftüd und bdefjen Formzahl in Betracht gezogen werden. Wir ſchlagen für letere die Abkürzung F vor, die jegt ſchon dafür in Gebraud ift.

Es ijt Hier nod des Ausdrudes Richthöhe zu gedenken. König hat damit befanntlich zuerft das Product hf bezeichnet, fpäterhin aber hiefür da8 Wort Gehalt3- höhe eingeführt. Den freigewordenen Ausdrud Richthöhe hat dann Prefler in ganz anderer Bedeutung verwendet. Wenn nun fpätere Scriftiteller es geichieht auch jetzt noch das Wort in der urjprünglihen König'ſchen Bedeu- tung benügen, fo ift dies nicht gerechtfertigt, vielmehr darf es jegt nur mehr im Sinne Preßler's angewendet werden. Im Uebrigen möchte der Ausdrud Formhöhe wegen feiner Anlehnung an die Formzahl dem Worte Gehaltshöhe vorzuziehen fein.

IV. Inhaltsberechnung der Beitände.

Die Baumhöhe, fowie der Durdhmeffer und die Querfläche in Mef- punftshöhe (bei 13» über dem Boden) werden im Allgemeinen aud bier mit den Buchſtaben b, d und g bezeichnet. Da die Einzelftämme zunächſt in den Durdmefjer: ober Stärteftuten hervortreten, fo kommen die obigen Größen unter Benutung unterer Indices als

Br Br =D .... - zur Anwendung, weil eine Verwechſelung mit den gleichen Bezeihnungen der Stammeubirung ausgejchloffen ift. Für die Anzahl der Stämme dient, wie dies für alle Abzählungen ſchon allgemein gebräudlid, der Buchjftabe n, jo daß aljo

n, Ds, Ds, ee

die Stammzahlen der einzelnen Durchmefferftufen zu bezeichnen hätten.

Der körperliche Inhalt eines Stammes kann aud hier, ohne daß Ber- wedjelungen befürchtet werden müßten, unbedenklih durd vw ausgedrüdt werben, jo daß der mittlere Inhalt eines Stammes vom Durchmeſſer d,, d,, d,, .... gleid

fein würde.

Allerdings wird in deutichen Werfen über Holzmeßkunde in dieſem Falle nit der Buchſtabe v zur abfürzenden Bezeihnung des körperlichen Inhaltes benugt, ſondern ausjchlieglih der Buchſtabe m als Abkürzung des mißbräuchlich angewendeten Wortes Maſſe. Es wäre aber wohl an der Zeit zu verſuchen, den ganz unphyſikaliſchen Ausdrud Holzmaſſe als Bezeihnung eines Volums aus der forftlihen Terminologie überhaupt zu entfernen, und es könnte bie Aenderung der bisherigen Bezeihnung hierzu vielleicht nicht wenig beitragen. Denn das Zeichen v würde immer fofort den Umftand vor Augen bringen, daß man es nur mit Inhalts- oder VBolumbeftimmungen, nicht aber mit Maffen- ermittelungen zu thun bat. Zu Gunften des Buchftaben m läßt fi nur anführen, daß er der Anfangsbuchſtabe des franzöfiichen Wortes massif ift, aber gerade die franzöfiihen Schhriftfteller brauchen wohl durchweg nur die Abkürzung v.

468 Entwurf einer Formelfhreibung. [XXI. Zahrgang.

Für die —— der einzelnen Durchmeſſerſtufen ſind natürlich die Abkürzungen f,, fa, f,..--.» zu wählen und deren Beziehung auf Derbholz, Schaft, Baum ꝛc. durd den entſprechenden unteren Ynder auszudrüden.

Bei Anwendung abjoluter Normalformzahlen hätte die Bezeihnung der Formzahlen des unter dem Meßpunkte liegenden Stammftüdes in den einzelnen Durdmefferftufen durch H, Ya, Vz, ..... zu erfolgen.

Die Werthe n, Zi oder g und v der einzelnen Stärkeftufen treten nun

im Bejtande zunähft zufammen zur Stammzahl, Querflähenfumme oder Stammgrundflähe und zum Inhalte des ganzen Beftandes. Zur Be- zeihnung diefer Summen würden große Buchſtaben zu verwenden fein, erjt in zweiter Reihe könnte der Gebraud ediger Klammern, wie in anderen Zweigen der Mathematif, empfohlen werden, da deren Schreibung weniger bequem ift. Es würden dadurd bie

u», +, +9, +. N, oder ausnahmsweife [n] Ei D, + 82 Da 4 8; Da +. 6, 7 " [gu] vw +4, +...=V —= [vn

Die Abkürzung V iſt mit unteren Indices zu verjehen, um Derbhot;, Schaft, Baum-, Reifig- und Aftholz ꝛc. fenntlicd zu machen. Dieje Indices haben natürlich den bei Einzelftämmen und den Formzahlen angewendeten zu entiprechen.

Aus den Durdmeffer- oder Stärkeftufen werden überdies Durdmejjer- oder Stärfeclajfen gebildet. Für diefe Summen fünnen die großen Buchſtaben mit entfprehenden Indices gleichfalls Verwendung finden, aljo

N, 8. N,... G,, 2 91 * V

1’ gr ++»

Die Inhalte V,, V,, V,,... taffen ſich durch Zufag eines entjprechenden zweiten unteren Inder zur Bezeichnung des Derbholzes ꝛc. geſchickt machen, ſomit Va.

Aus den Höhen und Durchmeſſern der Stufen werden aber auch gemiffe Mittelwerthe abgeleitet, nämlid; die mittlere Höhe des Beitandes oder der Claſſe, und der mittlere Durchmeſſer des Beitandes oder der Elafje, Größen, die zugleich als Höhen und Durchmeſſer der Beitandes- und Elajjen-Mittel- ftämme auftreten. Für diefe Größen wären gleihfall3 große Buchſtaben vor: zufhlagen, nur müßten für die Querflächen obere Uccente herbeigezogen werben, um Berwecfelungen vorzubeugen. Es würde dann entjtehen für

den Beftand die Claſſe H 1, Hy, Hy D D,. D.. D,. G‘ G,, 9',,6'..

Analog wären für die mittlere Formzapl des Beitandes und der Elajjen die Bezeichnungen Fwmb F,F,F,- anzuwenden und die befondere Beziehung auf Derbholz rc. durch den entiprechenden unteren Inder zum Ausdrude zu bringen. Die Einführung der abjoluten oder Normalformzahlen endlid würde nod die Benukung der Abkürzungen

ſowie P und p M, ... nöthig machen. Die Anzahl der Probeſtämme, bie zur Ableitung der —— dienen, wäre im Beſtande in den Claſſen mit mit v Yır Ya, Va.

zu bezeichnen und

November 1895.) Entwurf einer Formelfchreibung. 469

„++ + ...= N’ oder ausnahmsweife |v] zu ſetzen.

Für die Querflähen der Probeftämme hätte die Bezeihnung Y, für ihren Anhalt die Abkürzung v Pla zu greifen, und es müßte danad)

Yrı + Yrı +99 +. . = T'oder ausnahmsweije = [pr]

Y 7% v2 + ds v+...=T " n = |w)] gejegt werden.

Eine Schwierigkeit könnte vielleiht no der Umſtand bereiten, daß man mit den Ausdrüden „mittlere Höhe" und „mittlerer Durchmeſſer“ ver: jhiedene, fih nicht dedende Grögen bezeichnen kann. Wenn es fid) nöthig mad, dieſe Verjchiedenheiten auseinander zu halten, jo wird dies mühelos durch An— wendung dharakterijtiiher Indices geſchehen fünnen.

V. Altersbeſtimmung.

Die abkürzende Bezeichnung des Alters wird wohl am zweckmäßigſten durch den Buchſtaben a bewirkt, und es würden dann a,, @,, &,,... die Alter der einzelnen Durchmefjerftufen fein. Für das mittlere Alter des ganzen Be: ftandes und der Claſſen hätten dann die Abkürzungen A und A,, A,, A,,... zu gelten.

Iſt das fogenannte „Majfenalter" von dem einfachen mittleren Alter zu unterjcheiden, jo kann dies leicht durd Zufag des Inder v erfolgen. Es wäre aljo dann A, ftatt A zu jchreiben.

Nach dem oben Angeführten müßte übrigens der Ausdrud Mafjenalter durd einen anderen, etwa „Volumalter“, erjegt werben.

VI. Zuwadslehre.

Die abfürzende Bezeihnung des Zumwadjes bietet einige Schwierigkeiten dar, wenn wir unferem oben aufgeftellten Sage 3 gerecht werben wollen. Denn ber Budjtabe z bildet nicht einmal in anderen germaniſchen Spraden als der deutjchen den Anfangsbucjtaben für den Begriff Zuwads. Man könnte nun an die An— wendung des Buchſtabens i (inerementum) denken, aber da deſſen griechiſche Form von der lateinischen nicht abweicht, jo müßte für den Durchſchnittszuwachs ein neuer Buchſtabe eingeführt werden. Als folder ließe fih k (xadd4ov, im Durd- ſchnitt) in Vorſchlag bringen, weil es dem i unmittelbar benadbart it, oder m. Doch erjheint erſteres aus ſchon oben (II. Zu 4.) angegebenen Gründen nicht zwedmäßig, ebenjo aber auch letteres, weil m allgemein zur Bezeichnung des mittleren Fehlers dient, defjen Berehnung fi hoffentlih auch in der Holzmepkunde mehr und mehr einbürgern wird.

Aus diefen Gründen haben wir geglaubt, für den laufenden Zuwachs den Buchſtaben z beibehalten zu müffen, jo daß z,, z,, 2,,... für bie einzelnen Durchmeſſerſtufen, Z,, Z,, Z,,... für die Claſſen, Z für den ganzen Beſtand zu gelten hätten.

Für den Durchſchnitts zuwachs würde nun der Bucftabe & in Gebraud zu nehmen fein. Leider weicht die griechiſche Form des großen Buchſtabens nicht von der lateiniihen ah und es ift daher die Wahl diejes Buchſtabens aus: geſchloſſen. Wir bringen deshalb für den Durchſchnittszuwachs die Abkürzung 9 und © in Vorſchlag, fo daß 9,, Dy, 9, . . . für die einzelnen Durchmeflerftufen, 9, 9%, 9, . . . für die Elajjen, © für den ganzen Bejtand in Anwendung zu bringen wären,

Der periodifhe laufende und Durchſchnittszuwachs läßt fi leicht dur einen in Klammern beigefegten unteren Index, der die Länge der Zuwachs— periode ausdrüdt, darſtellen, aljo 3. B.

470 Zur Praxis der Berjüngung. (XXI. Jahrgang.

2/90), zZ, (20), Z, (0) ... Z.ao) Dao), D, (20) ... 9, (20) ... m)

Zur Bezeihnung der Zumwadsprocente hätte der Buchſtabe p zu dienen, der für dieſen Zweck wohl jchon ziemlich allgemein benutzt wird. Dur untere Indices laffen fih mit Leichtigkeit die Zuwachsgrößen kenntlich madhen, auf die ji die Procentberehnung bezieht. Dieje Indices müßten natürlich den bei der Inhaltsberechnung der Bäume und Beftände und bei den Formzahlen angewendeten genau entipredhen. Es würde aljo 3. B. p, das Volumzuwachsprocent bedeuten. Machen fih aud noch Beziehungen auf das Derbholz, den Schaft ꝛc. nöthig, jo könnte dies leicht dur einen zweiten Inder erzielt werden, alfo pre, Pr, 2C.

Zur Praxis der nafürlihen Verjüngung.! Bon R. Karbaſch, erzherzoglicher Waldbereiter in Teſchen.

Das mehr oder weniger raſche und fichere Gelingen einer natürliden Ber: jüngung hängt wejentlid von der Qualität des Keimbettes, aljo von der Beichaffen- heit der oberften Bodenfhidht im Samenſchlage ab.

In den dichten Beftänden unferer Scattenhölzer ſammeln fi ungerjegte Maſſen vegetabilifher Stoffe an, welde dem Anteimen und noch mehr dem Anmwurzeln der Keimlinge nicht günftig find. Die Pflängchen finden entweder Feine affimilirbaren Stoffe vor, müſſen deshalb infolge mangelhafter Ernährung ver: hungern oder bei au nur vorübergehender, aber gewöhnlich excejfiver Austrod- nung dieſer loderen Schichten, verbürften.

Um den Pflänzchen ein gutes Keimbett zu bereiten, muß durch vermehrten eier von Licht, Luft und Waffer die Umwandlung diejer todten, vegetabilijchen

ede in frudtbaren Humus bewirkt werden.

Die rechtzeitige Erreihung dieſes günftigen Bodenzujtandes für die natürs lihe Berjüngung wird durch eine entiprechende Roderung des Beſtandesſchluſſes vor Einlegung der eigentlichen Angriffshiebe angeftrebt.

Das fihere Treffen des jeweilig richtigen Grades der Beitandeslihtung ift aber für das vollftändige Gelingen diefer Maßregel entſcheidend.

Bei zu ſchwacher Loderung des Schluffes geht die zu lang⸗ ſam vor ſich, unter einer zu ſtarken Lichtung leidet die Bodenqualität und über— zieht ſich die Fläche leicht mit ſchädlichen Unkräutern, wodurch die natürliche Ver— jüngung entweder ſehr erſchwert oder ganz unmöglich wird. Es gehört unbedingt eine längere Uebung in der Führung der Vorbereitungshiebe dazu, um ſtets ein förderliches Maß der Lichtſtellung einzuhalten.

Wir beſitzen aber in dem Bodenüberzuge ſelbſt, und zwar insbeſondere den Mooſen und Forſtunkräutern, ein nicht zu unterſchätzendes Orientirungsmittel über die richtige Führung der vorbereitenden Hiebe und eine günſtige Samen— ſchlagſtellung.

Jede Pflanze ſtellt an den Standort gewiſſe Anſprüche; das Erſcheinen einiger Pflanzenarten im Walde, welche ganz beſtimmte Anforderungen an den

Seitens der k. k. forſtlichen Berſuchsauſtalt werden in den in Niederöſterreich gelegenen Durchforſtungs- und Lichtungszuwachsverſuchsflächen (Rothbuche, De em Schwarzföbre) Studien über die Zuſammenſetzung der Bobdenflora vorgenommen. Dieje Studien, welche auf alle Jahreszeiten Nüdficht nehmen, werden geeignet fein, den Zufammenhang zwiſchen Bodenflora und Durchforſtungs-, bezichungsweife Lichtungsgrad in eracter Weife darzulegen; fie dürften immerhin Beiträge zur Lehre von der natürlichen Verjüngung, wie der forftlichen Bodenkunde zu erbringen geeignet fein. D. Rd.

November 1895.] Zur Braris der Berjüngung. 471

Grad des Lichteinfluffes, der Humusbildung, an die mineraliihe Zufammenjegung des Bodens und feinen Feuchtigkeitsgehalt jtellen die fogenannten Standorts- gewächſe (Licht-, Schatten, Kalt, Humuspflanzen u. a. m.) fann in der forjt- lihen Praxis als ein natürlicher Wegweifer bei manden Beftandesoperationen mit Vortheil benügt werden.

Die genaue Kenntnig des Bodenüberzuges wird insbejondere den Anfänger in der natürlichen Holzzudht vor manchen Mißgriff bewahren; das Erſcheinen der einen Pflanzenart kann ihm beifpielsweife bedeuten, daß er mit einer Beftandes- (oderung den beabfichtigten Zwed bereit erreicht hat, während eine andere Species ihn oft noch rechtzeitig vor zu rajhem weiteren Vorgehen warnen wird.

Auch dem erfahrenen Wirthihafter und dem infpicirenden Beamten wird die Beobahtung der Waldflora eine gewiſſe Erleichterung und Sicherheit für mande forfilihe Maßnahme oder für deren Beurtheilung verſchaffen.

Das Erwerben localer Erfahrungen ift für diefen Zwed um fo wichtiger, als fi bei den großen Standorts- und Bejtandesverjchiedenheiten ein allgemein giltige8 Schema nicht aufftellen läßt.

Die vorliegenden Zeilen wurden in der Abficht gejchrieben, in diefer Richtung anregend zu wirken.

ALS ein Beifpiel will ic das Ergebniß einiger Beobachtungen in den Fichten- und ZTannenbeftänden der friihen und humofen Böden der jchlefishen Beskiden mittheilen. Nach ihren Anfprühen an eine beitimmte Standortsbejhaffenheit wurde folgende Pflanzenreihe aufgeftellt:

1. Es erſcheinen bei beginnender Umbildung der rohen Bodendecke zuerft die verſchiedenen Uypnum-Arten, insbefondere Hypnum loreum, splendens :c. unter dem Holzbeſtande.

2. Bei fortjchreitender Humusbildung und etwas vermehrtem Lichtzutritte treten gewöhnlich auf: Der Waldmeifter Asperula odorata Linn. und der gemeine Sauerflee Oxalis Acetosella Linn.

3. In weiterer Folge der gemeine Rippenfarn Blechnum Spicant Roth.

4. Einzelne CalamigrostissArten und in höheren Sagen Vaceinium Myrtillus Linn. die Heidelbeere.

5. Verfhiedene Farne, insbefondere Polypodium und Aspidium,

6. Die Himbeere Rubus Idaeus Linn,

7. Mehrere Arten Epilobium und Geranium.

Sobald die Pflanzen der erjten und zweiten Gruppe in einem Beftande aufzutreten beginnen, iſt, wie die Erfahrung lehrt, mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß der Boden bereit jene Empfänglichkeit beit, um dem Samen ein günftiges Keimbett bieten zu können. In den höheren Lagen der Bestiden, circa über 700m Seehöhe, bei größerer Luft: und Bodenfeudtigfeit befamt fich die Schlagflähe unschwer, wenn auf derjelben die Pflanzen der dritten und vierten Gruppe erfcheinen.

Ein größerer und jelbjt gut gejchloffener Ueberzug von Heidelbeerſtauden hindert in diefen Lagen die natürliche Verjüngung nicht, die Fichten- und Tannen pflänzchen arbeiten fi zwiſchen den Stengeln derjelben ganz gut durd.

Aeußerſt vorſichtig müffen die Vorbereitungshiebe in Beftänden geführt werden, in welden ein zahlreihes Auftreten von Farnkräutern zu befürdten ift. Diejelben fchießen bei unvorfidhtiger Lichtung oft in großen Mengen hervor und die Wurzeln bilden einen derart dichten Filz, daß das Samenforn fein entjprechendes Keimbett findet und fchließlicdh werden die ausnahmsweije vorfommenden Keim— linge im Winter von den abgeftorbenen Wedeln überlagert und erftidt. Das Gelingen der natürlihen Verjüngung ift in mit Farnkräutern überzogenen Schlägen faft ausgeſchloſſen.

472 Zur Prarıs der Berjüngung. [XXI. Jahrgang.

Mit dem Eintritte eines Samenjahres kann aljo in den Tannen» und Fichtenbeftänden der jchlefiihen DBesfiden beim Vorkommen der Pflanzen der erften bis dritten Gruppe die Samenjdhlagftelung mit Beruhigung vorgenommen werden. Erſcheinen in einem Bejtande Pflanzen der vierten und insbejondere jene der fünften Gruppe, dann ijt dies ein Wink zur vorläufigen Einftellung jeder weiteren Lichtung. Ein ftärferes Auftreten der Pflanzen der jehsten und jiebenten Gruppe bedeutet ein Uebermaß von Lichteinfluß und weit vorgejchrittener Humus: zerfegung. In diefem Falle dürfte eine natürliche Verjüngung nit mehr gelingen, weil die Fläche bereit8 mit Unkräuterwuchs zu dicht bededt und die fruchtbare Bodenkrume durd die Einwirkung der Atmojphärilien arg geichädigt ift.

Diefe Beobachtungen gelten, wie anfangs erwähnt wurde, für Fichten und Zannenbejtände der frifhen und humoſen Gebirgsböden; ebenfo wird der Bobden- überzug für die zu treffenden Eulturmaßregeln bei anderen Holzarten und Stand- ortsverhältniffen werthvolle Andeutungen geben. Beifpielsweije ift das Erſcheinen mehrerer Pflanzenarten für die Samenjhlagitellung im Bucenmwalde von Be- deutung, dann fann aus dem Auftreten einiger Species (z.B. Erica) auf einen wejent- lihen Bodenrüdgang gefchloffen werden, was bei Stangenhölzern zum Unterbau, bei Althölzern zu einem Holzartenwechjel veranlafjen dürfte. Selbſt auf Kahlſchlag— flähen carafterifiren die Unfräuter die Verfchiedenheiten der Bodenqualität, ins- bejondere den Feuchtigkeitsgehalt, was bei der Begründung gemijchter Beſtände in Bezug auf die Vertheilung der verſchiedenen Holzarten berüdfihtigt werden fann u. a. m.

Durd ein genaues Studium des Bodenüberzuges, mit jteter Berüdjihtigung der befonder8 charakteriftiihen Pflanzen, können wir alfo nicht nur werthvolle Andeutungen für eine erfolgreihe Durchführung verſchiedener Beftandesoperationen gewinnen, jondern auch der Plage einer ftarfen VBerunfrautung dur entipredhend geleitete Vorbereitungshiebe und zeitgemäß eingelegte Bejamungsichläge wirkſam vorbeugen.

Einige Beahtung verdient der Gegenjtand jedenfall und wenn aus der fleifigeren Beobachtung der Waldflora dem Forſtmanne fein anderer praftifcher Vortheil erwachſen follte, als die Auffriihung feiner botanischen Kenntnifje, jo wäre derfelbe aud nicht zu unterjhägen.

Teſchen, im April 1895,

Der vorliegende Aufſatz lag zum Abjenden an die Medaction bereit, als in der Nummer 14 der „Oeſterreichiſchen Forft- und Jagdzeitung“ der Artikel über „Das Auftreten und die Bedeutung der Forftunfräuter" von Dr. Fürft erjchien. Derſelbe beftätigt meine Anſchauung, daß dem Auftreten der Forftunfräuter in wirthichaftlicher Beziehung mehr Aufmerkfamfeit zu ſchenken ſei.

Die in diefem Artikel angeführten Ergebniffe der Unterfuhungen des Göttinger Profeffors Dr. Peter über die Unzahl von feimfähigen Unkraut— famen, die er in der oberen Bodenſchicht alter Beſtände fand, find neu und intereffant. Wie ih alten Aufzeihnungen entnehme, bejhäftigten fi ſchon vor mehr al8 150 Jahren die Forftwirthe mit dem plöglihen Erſcheinen der Unfräuter auf Abtriebsjhlägen. An das jahrelange Ueberliegen des Samens wurde damals nicht gedadt, ſondern an das Einjhleppen durch Thiere und das Fortwuchern der Wurzelftränge; letzterer Anficht ſchloß ſich Forſtmeiſte Bohutinsky in Dobris an.

Um fi von der Richtigkeit derfelben zu überzeugen, jtellte er einen Ber: juh an, deffen Ergebnig er unter dem Titel „Ueber bie Fortpflanzung der gemeinen Himbeere, Rubus Idaeus, böhmiſch Malina”, im III. Bande, II. Heft der von Chriftoph Liebich in Prag herausgegebenen periodiihen Drudjcrift „Der

November 1895.) Anfänge der Forftgeihicdte. 473

aufmerkjame Forſtmann“ im Jahre 1829 veröffentlichte, und welden ich als eine intereffante hiſtoriſche Neminiscenz auf dieſem Forſchungsgebiete hier mittheile.

Nach verjhiedenen Erörterungen über die Möglichkeit der Sameneinfchleppung durh Thiere und Vögel kommt Bohutinsty zum Schluffe auf jeinen Verſuch zu ſprechen und jagt Folgendes:

„Um mid zu überzeugen, daß die angeführte Fortdauer der Himbeerwurzeln unter der Erde aud wirklich jtatt Habe, fand ich für nothwendig, folgende Ver— ſuche anzuitellen:

a) Nahm ih aus zwölf verſchiedenen Walbdijtricten, und zwar 100» bis 300jährigen Tannen, Buchen- und Eibenbeftänden (joll wohl Eichen heißen) die obere Erdihiht auf einer 10 Zoll ins Gevierte haltenden Fläche, und zwar 6 bis 10 Zoll tief Heraus umd übertrug fie in ein eigens dazu bereitetes Mijt- beet. Nach Verlauf von drei Wochen zeigten ſich in einer jeden ber zwölf Abtheilungen des Miftbeetes mehrere Himbeerpflanzen, nur in einer mehr als in der anderen.

Hiermit nod nicht zufrieden, wollte id mich auch überzeugen, ob dieſe Er- ſcheinung wirflid von Wurzelbrut herrühre, oder ob fie nicht dem von Thieren dahingebrachten Samen zuzufhreiben jei. Ich nahm daher

b) eine gleich große Menge Dammerde auf die oben angeführte Weife aus einem überjtändigen Holzbeftande, feihte fie mit Wafjer jo lange, bis alles Erdreich weggejpült war und nichts als ein feines Wurzelgewebe zurüd blieb. Diejes baute ih in einem Miftbeete an und nad Berlauf von vier Monaten famen die Himbeerwurzeliprofjen in nod viel größerer Menge als beim erjten Verſuche zum Vorſchein.“

Dieje Angaben joliten meines Erachtens geeignet fein, einen jeden zu über» zeugen, daß die Himbeere fih Jahrhunderte lang auf oben beſchriebene Art erhalten fünne.

Die Anfänge der öflerreihifhen Forſtgeſchichte nad; Urkunden des adjlen bis vierzehnten Jahrhunderts.

Bon Earl G. Aryspin, f. k. Forftinfpectionsadjunct ın Billad). ESchluß.)

Haben wir bis jetzt unſere Aufmerkjamfeit dem Walde und allem, was da— mit innig zufammenhängt, gejchenft, jo wenden wir ung num den treuen Hütern des Forftes und der Jagd zu, welde ſowohl frei als leibeigen fein konnten, zu ihrem Unterhalte meift ein bäuerlihes Lehen zugewiejen erhielten und oft bei Waldvergebungen mitverjchenft wurden.” Schon 888 in der Schenfung des Hofes Neuhofen im Traungau durd König Arnulf an das Kloſter Kremsmünfter werden in der Schenkungsformel die Forſte mit allen Förſtern und Jägern, deren oberjter Fuondimuh genannt wird, angeführt (forestis omnibusque fore- stariis et venatoribus, quorum princeps fuondimuh uocatur).??” 899 trifft König Arnulf die Beftimmung, daß in den Waldheubezug und die Schweinemaft, mit welhen Rechten er die St. Pankraz-Kapelle zu Ranshofen im Weilhart und Hönhart begabt, die Verwalter ſich nicht einmifchen dürfen (absque ulla distric-

2 Bol. Wait, Reihsverfaffung IV. ©. 264, 265. Schwappad) a. a. O. 79, 250, Freih. dv. Berg, Geichidhte der —— Wälder bis zum Schluſſe des Mittelalters, S. 93. Roth a. a. D. 83, 87.

2’ 888, 4. Januar, Regensburg. Urfb. o. d. E. II. 29 Nr. 22.

474 Anfänge der Forſtgeſchichte.

AAXXI. Jahrgang.

tione provisorum).** Hier ſcheinen nach den angeführten Verpflichtungen unter den Verwaltern ebenfalls Forſtleute verſtanden zu fein. Der Forſt Weilhart mit den Förſtern (foresto Willinbart ac forestariis) ift 1025 erwähnt.” Mehrere Förfter (nemorarii) erjcheinen im Stiftsbriefe des Klofters Lambach 1056, fo in den Wäldern unterhalb und oberhalb des Marktes Wels, und zwar Enzo im unteren Hard und im oberen Engizzo, ferners am anderen Ufer der Traun in zwei Wäldern Bucenloh und Eiterwald die Förfter Bero und Ello (Inferioris uero Hardis nemorarius Enzo erat, superioris autem Hardis nemorarius erat Engizo. Ex altera autem parte eiusdem fluminis trune contra septemtrionem due silue una ad buchunloch, cuius nemorarius Bero erat, altera ad eiterwalt, cuius nemorarius Ello erat).*”" 1089 in der Erneuerung des Stiftsbriefes durch Biſchof Adalbero von Wirzburg findet fih die Stelle nochmals angeführt.” 1067 ſchenkt König Heinrih IV. dem Bisthum Paffau den Ort Difinfurth und andere Befigungen in Niederöfterreih mit Forſten und Förſtern (forestariis).23? 1103 finden fih als Förfter im Walde Buchenloh die Brüder Amelung und Dietmar (Buchunloch, super quod nemorarii sunt Amulung et frater eius Dait- marus).”> Waldaufjeher, welde Förfter genannt werden (cum... saltuaribus qui uorstere dieuntur) find unter anderem 1103 Gegenſtand der Schenkung Herzog Heinrih II. von Kärnten an das Klofter Lambredt.** 1135 ſchenkt Erz- bifhof Konrad I. von Salzburg dem Kloſter Admont den Wald zu Wenge und Budhau, dann den ganzen Forft und das Lehen, weldes zu diefem Walde gehört, nämlih 1'/, Huben und aud den Hüter des Waldes, namens Gunther (bene- ficium ad eandem siluam pertinens, unum scilicet mansum et dimidium, custo- dem quoque silue nomine Guntherum).® In der Beſtätigung, welche derjelbe Erzbifchof dem genannten Klofter 1139 über feine Schenkungen gibt, findet fid die Stelle wiederholt, mit dem Zufage, daß ihm für den Eintaufh des genannten Gunther's zwanzig Scheffel Salz zu zahlen find. Der Stelle in der Beftätigung des Patriarhen Peregrin von Aquileja über die dur den Vollfreien Dyebalt von Kager 1140 geſchehene Beftiftung von Obernburg, worin es heißt „nemus et forstarium cum uno manso adiacenti”, wurde ſchon weiter oben gedadt, es ijt fraglih, ob hier „forstarius” mit „Förfter“ oder „Forſt“ überfegt werden foll; wahrſcheinlicher iſt auch des Waldlchens halber die Wiedergabe mit „Förfter“, obzwar im weiteren Verlaufe diefer Urkunde das Wort forstarius nur im der Bedeutung „Forſt“ vorkommt. Die Stelle in der Urkunde Herzog Liupold IV. von 1141 für das Kloſter Meichersberg, worin Forftverwalter (procuratores silve) in den herzoglihen Wäldern zwiihen Kamp und Krems erwähnt werden, ift ebenfall$ weiter oben angeführt worden. Um 1185 fchenkt Friedrich der Förfter (fridericus der forstar) adht Joch Grund zu Webling bei Graz dem Klofter Ad» mont.?” Als Zeugen kommen Förfter in Urkunden nit felten vor, jo 1202

= 899, 5, Februar, Regensburg. Ebenda II. 46 Nr. 23.

© Schenfungsurkunde der Kaiferin Kumigunde an das Bisthum Freifing. Ebenda II 80 Nr. 61.

20 Ebenda II. 89, M Nr. 70. 21 1089. 14. September. Urkb. o. d. E. II. 120 Nr. 83.

32 1067. 9. März, Negensburg. Meiller, Regeften 9 Nr. 9. Mon. boic. XXIX. 1. 172 Nr, 412.

* 1103. 23. April. Schenkung des Biſchofs Emehart von Wirzburg an das Kloſter Yambad). Urfb. o. d. E. II. 124 Nr. 37.

24 Steierm. Urkb. I. 112 Nr. 95. 235 Ebenda I. 167 Nr. 169.

238 1139. 10. October, Frieſach. Steierm. Urkb. 1. 183 Nr. 178. Urkb. o. d. E. II 184 Nr. 123.

29 Steierm. Urfb. I. 637 Nr. 657.

November 1895.] Anfänge der Forftgefhichte. 475

Petrus saltuarius;®® 1210 Almarus vorster;*” 1222 Ditricus nemorarius ;" 1232 Volcmarus Vorrstaer;#! 1245 Ortolfo et Liutoldo forstariis;?!? 1285 Sybot der forster*"® u. f. f. Als Beinamen erjheint forstarius 1282 bei dem Landridter Siboto (Sibotonem quondam prouineialem iudicem dietum forsta- rium),*

Einen Beitrag zur Kenntniß der Forfthuben liefern zwei Urkunden des Klofters Garften vom Jahre 1265. In denfelben ift dur König Dtadar von Böhmen eine Schenkung Herzog Dtadars von Steyr beftätigt, worin derſelbe dem Klofter zwei Forſthuben an der Gaflenz fchenft „mit sampt dem wald mit allen den rechten vnd nutzen, als si in seinen dienst gehorten ... mit iaid, mit fischwaid, gepawn oder ungepawn, versuecht oder unversuecht, vnd mit allen nuetzen.’ Sn ber Urkunde vom 21. April 1265 (gegeben zu Greg) werden fie als „mansus forestariorum” (aljo wörtlih „Huben der Förſter“) angeführt, in der deutſchen Ueberfegung Hierzu mit „zwo forsthueb” und in der nadhmaligen Beitätigung vom 26. April 1265 (Neunkirchen) mit „Mansis forestariis”.?"

Eine halbe Waldhube (dimidiam hubam silve) ift um 1165 erwähnt,?'® und zwei Waldhuben (duas hobas ad saltum pertinentes) um 1100 im Ber: zeichniffe der Güter, welche Erzbifhof Thiemo von Salzburg dem Klojter Ad» mont ſchenkte.

1213 beurfundet Leopold VI. Herzog von Dejterreih und Steyr, im Be- griffe die Kreuzfahrt nad Jerufalem anzutreten, der Abt Hadmar von Garjten habe ihm die bejondere Gefälligfeit erwiejen, zu geftatten, daß er auf zwei bäuer» liche Lehen (in duobus prediis Rusticalibus) im Sprengel Gaflenz Förfter feines Waldes, denen die Obhut über denfelben zulommt (nostre silue forestarios pro eustodia facienda) ſetze, nahdem er zu jener Zeit rings um feinen Forſt fein bäuerliche8 Gut (rusticalem culturam), weder ein bebautes noch unbebautes be- fige, welches dazu (aljo jedenfalls zur Verpflegung der Förfter) geeignet ſei (ad hoc habilem). &leichzeitig verpflichtet er fi für den Fall, daß er mit Hilfe des

errn in fein Eigenihum zurüdfehren würde, nah Rückgabe der vorgenannten ehen für feinen Wald auf andere Weife zu jorgen (nostre silue duceremus aliter providendum). Seiner von den Förftern aber, noch von den Waldmeiftern, (nullus etiam de nostris forestariis vel aliquibus silue nostre Magistris) dürfe in dem vorgenannten Sprengel Gaflenz einen Einfluß ausüben auf die Wälder, Berge, Weiden, Jagden und Fijchereien, weder im Namen des Herzogs, no in feinem eigenen, ſondern nadhdem alles Gebiet, welches dafelbjt biß zum

58 1202. 4. Juni, Admont. Urkunde Herzog Liupold VI. von Defterreih und Steyr betreffs Sedau. Steierm. Urtb. II. 89 Nr. 50. Deiler, Negeften 87 Nr. 30.

29 1210. 24. October. Stallhof bei Gradwein (?), Beftätigung Herzog Linpold VI. von Defterreichh und Steyr für das Klofter Reun. Steierm. Urfb. II. 166 Wr. 108.

*o Stiftungsurkunde Dietrihs von Pühel umd feiner Gemahlin Adelheid über cine tüg liche Meffe in der Dreifaltigleitsfapelle zu Lambach. Urkb. o. d. E. II. 642 Nr. 442.

ꝛai 1232, 13. Auguft, Krieglach. Erzbifchof Eberhard II. von Salzburg beurkundet einen jchiedsrichterlichen Ausgleich des Streites zwiſchen Pfarrer Otadar von „Murce* und dem Spi- tale am Semmering. Steierm. Urfb. II. 393 Nr. 293. Hier könnte Vorfter aber auch Geſchlechts name fein; jo gibt um 1226 Probft Marquard II. von Klofterncuburg dem Otto Borfter, deſſen Gemahlin Gertrud und feinem Sohne Otto ein Haus auf dem Walle zu Kloſterneuburg zu Burgredjt. Fontes IV. 195 Nr, 11.

ꝛi 1245. 12. Januar, Boitsberg. Landichreiber Witigo von Steiermark ftellt die der Kirche von Pibar aus landesfürftlihen Begnadungen zuftchenden Rechte mittelft Zeugenſchaften aus der Umgebung berjelben feft. Steierm. Urfb. II. 556 Nr. 444.

* 1285. 25. Juli. Schenfung Ruger und Arnolds von Piberftein für Wilhering. Urfb. o. d, E. IV. 37 Nr. 40.

4 Irfb. o. d. E. III. 556 Nr. 606.

215 Ebenda III. 333—339 Nr, 358 und 359.

es Widmung Liupolts gen. „Troie“ für das Kloſter Admont. Steierm. Urfb. I. 460 Wr. 495.

7 Steierm. Urfb. I. 106 Nr. 91

46 me Anfänge der Forſtgeſchichte. | (XXI. Jahrgang.

Fluſſe Enns fi erjtredt, auf allen Seiten zum Eigenthum des Kloſters vollrecht- lid gehöre, jo möge der Abt und feine Leute immerwährend Ruhe und Frieden genießen, unverleßt durch die herzoglichen Verwalter (dispensatores).*? In ber Beftätigung des König Rudolf über die Rechte des Klofters Garften von 1276 findet fi die Urfunde Herzog Leopolds mit einigen unmwejentlihen Abänderungen wiederholt, mit Weglaffung der Stelle „nostre silue duceremus aliter providen- dum”.*9 In bin der Anficht, daß es fich hier um eine zeitweife Unterbringung von Förjtern handelte, für welchen Zwed Herzog Leopold eben feine Lehen zur Verfügung hatte; der im Index zur oben erwähnten Urkunde (Urfb. o. d. €. II. 573) ausgejprodhenen Auffaffung, daß Herzog Leopold in zwei Lehen des weh Gaflenz feine Förfter zur Waldaufficht gelegt habe, kann ich nicht bei» pflichten,

1241 begabt Friedrih II. (der Streitbare), Herzog von Defterreih und Steyr und Herr zu Krain, feinen Diener und Jäger Heinrih von Molln, damit jenen, welche täglid an feiner Seite find und in allen Dingen ihm treue Dienite leijten, feine Gnade und Freigebigkeit im reichliherem Maße zutheil werde ale Anderen; und zwar verleiht er ihm jeine Hube bei der Kirche mit allem Zubehör, jowie fie fein Vater rühmlihen Andenfens, der Herzog Leopold (VI.) dem Bater des vorgenannten Jägers Heinrich gejhenkt hatte, und fügt dazu unter Lehens— redt eine andere Hube in Gaisberg mit allem Zubehör und 5 Colonen, welde auf zwei Gütern „in der Garnweide“ (in duobus prediis in der Garnwide) zum Herzoglihen Kornſpeicher dienen.” In einem Schreiben ohne Jahreszahl theilt er jeinen Beamten in Steyr mit, daß er dem genannten Jäger 3 Lehen, welche fieben eolidos denariorum tragen, zwei von ihnen in Garnweide und in Aſchach gelegen, das dritte in Molln neben der Kirche und ein Neugereut auf dem Furnu (?) gelegen, zu vollem Eigenthum gefchenft habe, und fordert fie auf, denjelben darin zu jchügen. Die beiden Gnadenbriefe bejtätigt dann König Otackar von Böhmen als Landesherr von Defterreih) und Steyr am 7. März 1269 zu Leitmerig, aus welder Urkunde erfihtlih ift, daß der genannte Heinrih von Molln ſich auch als Jäger in den Dienften Diadars befand.?! In der Beftätigung, welche am 12. Auguft 1183 zu Lord Otto II. Bifhof von Bamberg dem Klojter Gleink über feine Befigungen und Vorrechte gibt, fommt auch unter den Scen- fungen im Orte Garften ein Jäger Gozislaus an der Würe mit feinem Lehen vor (trans fumen Tampach in villa Gaersten mansum Gozilai venatoris an der Würe cum proximo pheodo sibi adiacenti).”? Auch in der Beftätigung des Biihofs Efbert von Bamberg von 1223 für dasjelbe Klofter ift der genannte Jäger nod einmal angeführt (Mansum Gozilay venatorio an der würe).?®

Ueber eine Bejoldung der Yäger erhalten wir Aufichluß aus der Be— jtätigung Herzog Leopold VI. von Defterreih und Steyr für das Kloſter Geirad) vom Jahre 1227, worin er verfügt, „weil wir gewohnt find den Auf: wand unferer Jäger aus unferen Vorrathsfammern zu beftreiten, jo verbieten wir eben bdenjelben, daß fie das Kloſter und die Leute des Klofters und unjere Leute durch Einlager beläftigen” (et quia uenatoribus nostris de horreo nostro expensas dare consueuimus, prohibemus eisdem ne claustrum wel homines ipsius sen nostros bospitando presumant aggrauare). ?5!

#3 1213. 21. Decembir, Steyr. Urkb. o. d. E. II. 573, 574 Nr. 388.

249 1276. 25. December, Wien. Urfb. o. d. E, III. 455 Nr. 492.

20 Ebenda III. 108 Wr. 103.

#51 Urtb. 0. d. E. III. 363 Nr. 388.

252 Ebenda II. 384 Nr. 262. Diefelbe Stelle wiederholt ebendort 386 Nr. 268. 23 1223, 24. April, Gleink. Ebenda II. 643 Nr. 444.

+ Steierm, Urkb. II. 337 Nr. 245.

November 1895.]

Anfänge der Forſtgeſchichte. 477

AS Zeugen kommen Jäger häufig vor, jo 3. B. 1147 Wolfher uenator, ?5 um 1150 Chunradus, ®® um 1170 Gerhart und Arbo, *? um 1175 Manegolt, Walbrun senior, Gerhart uenatores (des Stiftes Admont), °® dann an anderer Stelle Engilbertus®® und Chunradus, ?% um 1180 Engilbertus, ?et um 1185 Pilgrimus *? und in einer anderen Urfunde Otto, ?°° um 1190 Chunradus, Ger- hardus uenatores ?** (des Stiftes Admont), 1202 Diepoldus, 1220 diepoldus, Cholman venatores, ”% 1223 Svnlin, 2%” 1232 Duringus und Marquard % u. v. A.

Die Bogenſchützen (sagittarii), welche mitunter in Urkunden als Zeugen vorfommen, wären meiner Anfiht nah nur im feltenen Fällen als Kriegsleute aufzufafjen und dürften meift Bogenſpanner in der Begleitung der Landes» fürften u. U. gewejen jein, wie 3. B. jener Vdalgerus sagittarius marchionis, der in einer Aufjchreibung über die Gründung des Klofters Wilhering erjcheint.??' Mitunter mag das Wort auch als Beiname aufzufafjen fein, wie 1219 bei Ridel sagittarius de lengbach, ! und 1222, wo neben einem Wanungus sagittarius nocd) Lienhardus, Heinrieus, Alramus, Heivricus, Walchunus sagittarii de Vttendorf vorkommen. 27?

Verhältnigmäßig jelten fommen höhere Forjtbeamte ald Zeugen vor; fo 1150 im einer Urfunde des Geldwechslers (commutator) Ellenhart von Neuns firden für das SKlofter Admont ein Waldmeifter Hartwic (Hartwicus nemoris magister); ?”° 1224 erjheint unter den Zeugen eines Gütertaufches zwijchen Herzog Leopold VI. von Defterreih und dem Kloſter Gleinf als Zeuge ein Rudolf, Forftmeifter von Steyr (Rudolfus forstmagister de Styra) ;?”* ein Jägermeiſter During (Durivgus magister uenatorum) ift 1235 in einer Urfunde Herzog Friedrid des Streitbaren angeführt. *’5

5 Hartmid von Negensburg überläßt vor jeinem ee. zum Kreuzzuge dem Klofter Admont zwei Huben zu Siegersdorf im Paltenthale, ebenda I. 280 Nr. 267.

x Schenkung des vollfreien Wolfger von Kammern an Admont, ebenda I. 315 Nr. 319,

”; Sijela von Aſſach widmet dem Klofter Admont eine Hörige, ebenda I. 492 Nr. 530.

Schenkung der fteieriichen Minifterialen Gerung umd Fiengrim für Admont, ebenda I. 547 Wr. 580.

- Verkaufsurkunde des Nitters Wecilo umd feiner Brüder fir Admont, ebenda 1. 553 Nr. 587.

wo Schenkung des Gerunch Virtach für Admont, ebenda I. 553 Nr. 588.

2 Schenkung der vollfreien Chunrat und Rudolf von Kindberg an das Spital zu Ad» mont, ebenda I. 571 Nr. 62.

0 15. Auguft, Admont. Bergleicd des Stiftes Admont mit Friedrid, Enkel des Rudolf von Dietadh, ebenda I, 619 Nr. 643.

68 Adeljam von Fiſching überträgt dem Klofter Admont fieben Hörige, ebenda I. 642 Nr. 663.

264 Urkunde des Abtes Rudolf von Admont, betrefis Güter des vollfreien Kreuzfahrers Uri von PBedau, ebenda I. 700 Nr. 708.

285 1202. 4. Juni, Admont. Urkunde des Herzogs Liupold VI. betreffs Liegenſchaften des Klofterd Seckau. Meiller, Regeften 87 Nr. 30. Steierm. Urfb. II, 89 Nr. 50.

»o Faufchurkunde Herzog Leopold VI. mit dem Stifte Sedau. Meiller, Regeften 126 Nr. 165.

267 1223. 24. Aprıl, Gleint. Beftätigung Efbert, Biihofs vom Bamberg für Gfeint. Urfb. o. d. E. II. 644 Nr. 444.

”* 1232, 22. Juli, Krotenfeld. Schenkung Herzog Friedrich des Streitbaren fir die Abtei Maria-Zell in Defterreid). Fontes XI. 294 Nr. 2. Deiller, Negeften 150 Nr. 11.

r Waitz, Reichsverfaffung VIII. 123, Anm. 2.

0 Urfb. o. d. €. II. 484 Nr. 332.

#1 1219. 8. Juni, Garften. Vertrag Alrammus von Chlinpady mit dem Klofter Garften, ebenda II. 602 Nr. 408.

*2 Achtserflärung König Heinrich VII. am 13. März 1222 zu Worms gegen die Brüder Alramm und Albert von Hals und Andere wegen Schädigung des Bisthums Paſſan, ebenda II. 632 Nr. 434.

*s Steierm. Urfb. I. 300 Nr. 291.

74 1224. 14. Juni, Krems. Urfb. o. d. €. II. 650 Nr. 448.

*75 1235. 18. September, Schloß Sitzenberg. Herzog Friedrich nimmt das Klofter Garften gegen die Ansprüche einiger Adeligen in Schut. Meiller, Negeften 155 Nr. 31. Urfb. o, d.

. III. 34 Wr. 31.

478 | Anfänge der Forſtgeſchichte. [XXI. Jahrgang.

Ueber ein Recht der herzoglidhen Forſt meiſter, vom Klofter Ranshofen zwei Schober alten Heues zu fordern, berichtet eine Urfunde des Pflegers zu Uttendorf und Braunau, Ludwig des Granjen um 1300: „Wir Ludweig der Graus Pfleger zu Uttendorf und ze Praunau und Richter ze Weilbart tun chund allen den, di disen Prief ansehent oder hoerent lesen, Daz daz Gbotz- haus ze Ranshoven und sein Pfleger, swie si gehaissen sind, von der Wiss datz Lintach dez Herzogen Forstmaister jerlichen nicht mer geben sol noch ander jemand icht nur tzwen gmain Schoeber altes Heus, ain von der Lin- tach Wiss den andern von der Spitalwiss. Also ist id Herchomen mit der alten Gewonbait, den wol gwissen ist den Naechsten und den pesten, di umb die Wiss gesessen sind, di den Sach gewandelt haldent bei vierzig Jahren.”’ ?”«

Schenken wir unfere Aufmerffamfeit nun nod zum Schluße den herzog- lihen Forftmeiftern in Defterreih. Ihr Wirkungsfreis war demjenigen eines heutigen Yorftmeifters unähnlich. Die Forftmeifter in Defterreih, d. h. im Lande unter der Enns waren in den erften SYahrhunderten unjerer FForft- geihichte die höchſten Forſt- und Yagdbeamten der öfterreihifhen Herzoge ohne eine höhere Inſtanz als eben den Herzog felbft. Erft im 15. Jahrhunderte finden fih neben den Forjtmeiftern in Oeſterreich (forstmagister in Austria) auch Forſt— meifter und fpäterhin Waldmeifter des Wienerwaldes, welche als wirthicafts« führend bezeichnet werden können.

Als Vorläufer der Forftmeifter in Defterreih wäre wohl jener Ulrich von Gaden anzufehen, der 1136 die Stiftungsurfunde von Heiligenkreuz als Zeuge mitunterfertigt und jpäter dem Stifte Heiligenkreuz eine Wiefe zu Truman geſchenkt und fi in der Urkunde „ducis Vorstarius” genannt haben foll. 7 Leider iſt die diesbezügliche Urkunde nicht vorhanden. °°° Der erjte fichere Hinweis auf einen herzoglichen Forftmeifter geſchieht 1177 in der mehrerwähnten Schenkung eines Waldtheiles im Wienerwalde durd Herzog Leopold V. an das Stift Heiligen- freuz, worin e8 heißt: „Weil aber unjer Dienftmann Wichart von Arnftein (Bruder eines Ulrih von Gaden und Nadhfomme des vorgenannten gleihnamigen Vorstarius), dem die Aufficht über jenen Wald zufteht (ministeriali nostro Wichardo de Arnstein, ad quem custodia eiusdem saltus attinet), der Meinung war, daß er dadurd einigen Schaden erlitten habe, jo bejchlofjen die Brüder des oft- genannten Klofter8 Heiligenkreuz demſelben Wichart einen Weinberg zu ſchenken, gelegen an dem Orte, welder Vöſendorf heißt und die Aeder, welche fie jelbjt dort befaßen, damit fie weder von ihm, nod von feinen Kindern des Lehensrechtes halber (pro jure benefieii) jemals irgend eine Beläftigung zu erleiden hätten.“ Daß Wihart (T.) von Arnftein kein gewöhnlicher Waldaufjeher geweien fein kann, erhellt ſchon daraus, daß fein Gejchleht zu den hervorragenden Dienitmannens geijhlechtern gehörte. Daß er zufolge feines Amtes Nutzungsrechte im landesfürſtlichen Walde hatte, geht aus der angeführten Stelle der Urkunde hervor. 1188 erwähnt Herzog Leopold V. no, daß er durch feine Dienftmannen Wihart von Arnitein und Ulrib von Gaden, fowie einige andere den Brüdern zu Heiligenkreuz den 1177 geſchenkten Waldtheil überwiefen habe. Nun lafjen uns die Urkunden eine Zeitlang im Stih und erft um 1250 erjheint wieder ein Arnfteiner, Wichart II. al8 Forfimeifter und Dienjtmann in Defterreid (Wichardus de Arenstein

276 1300. 16. November. Mon. boie. III, 363. Urfb. o. d. E. IV, 355 N. 381.

7 Kirchlihe Topographie IV. 8. Koll, das Stift Heiligenkreuz 172.

278 Nach eimer freundlichen Mittheilung des Herrn Dr. Benedict Gfell, Stiftshof- meifters und Archivars des Stiftes Heiligenkreuz, ift in den Katalogen des dortigen Ardives dic Schenkung einer Wiefe zu Truman nirgends erwähnt.

Die Ruinen der Vefte Arnſtein liegen füdlich von Mayerling im Wienerwalde ober einer Felswand, in welche die eingangs erwähnte Arnfteinhöble eingebettet ift. Bgl. Kryspin, Ruine Arnftein 17 —24.

November 1896.) Anfänge der Forſtgeſchichte. 479

et forstmagister Ministerialis Austriae) in einer Urkunde, mit welcher er bekräftigt, dag ihm das Kloſter Yambah für die in feiner Vogtei jtehenden Güter nur einen weißen Pelz, zwölf Scheiben Härbes (reinen Flachs) und den dritten Pfennig von jeder neuen Gülte zu geben habe. Eine weitere Urkunde, in welder der legtangeführte Wichart von Arnftein ſich Forftmeifter in Defterreich genannt hätte, ijt mir nicht befannt. Nun kommt wieder eine etwa 40 Jahre lange Bauje, in welder wir über die Forſtmeiſter nichts Näheres wiffen, dann finden wir Albredt Veuſel von Aledht, der von 1289 bi8 Ende 1308 als Forſtmeiſter in Dejterreih vorfommt. Er entjtammte dem Geſchlechte der Veuſel von Alecht (Alland im Gebirge bei Baden, -Niederöfterreih) und nennt jih am 8. Mai 1289 herr Albrecht Feusel der vorstmaister von Alecht als Zeuge in einer Urkunde Kalhochs von Ebersborf für das Wiener Bürgerfpital. #0 Daß bier der Name Alland (Aleht) nicht vielleicht als Beſtimmung feines Amtsfiges aufzufaffen ift, beweift der Umftand, daß ſchon 1258 ein Albertus de Aleht eognomento Vuslo in einer Heiligenfreuzer Urkunde vorkommt, ?#! ebenjo 1270 Albertus de Aleht dictus Vevsel et Albertus filius eius. Unter dem Letztgenannten fönnen wir wohl unferen Forſtmeiſter vermuthen. Wie verjhieden übrigens der Geſchlechtsname gefchrieben wurde, erhellt aus den Urkunden der folgenden Yahre, in denen derjelbe vorfommt, jo 1276 Albero Veuslo,??? 1278 Albero dietus Fewselo,% 1279 Albero Veuslo, ? 1280 Albertus Fevselo mit dem Zufage miles, 1284 Abertus Vvsel, 1286 Albertus Veuslo, #7 und 1289 Albero Fauslo. Wenn unter dem 1280 genannten Albertus Fevselo unjer Forjt- meiſter gemeint ift, was wahrſcheinlich ift, jo ift der Zuſatz miles ein Beweis, daß er aud den Nitterjchlag empfangen hat. Seiner erjten urkundlichen Erwäh— nung als Forſtmeiſter im Jahre 1289 habe ich ſchon oben gedadt; am 19. Mai 1300 erjheint er bei einer Schenkung, in der Napoto von Wildeck zu Gunjten der Abtei Heiligenfreuz auf alle feine Anjprühe auf den Wald Mitterhard ver- zichtet, unter den Zeugen als Her Albrecht der vorstmaister. Am 25. Yuli 1305 jtiftet er und feine Frau Magarethe ſich in der Abtei Heiligenkreuz einen Jahrtag und widmen dazu zehn Pfund Piennige Gülten zu Medling, wovon fie adıt Pfund im felben Orte auf einer Deühle und einem Weingarten von dem genannten Klofter zu rechtem Burgrecht gehabt hatten, mit der Bejtimmung, daß davon an je zwei Tagen im Jahre jedem Bruder drei Fiſche und befferer Wein als gewöhnlich, jowie ein Weißbrot gegeben werde. Dafür erhielt der Forſtmeiſter die Verfiherung, daß, falls er inner Landes jterben follte, ihm die Mönche auf ihre Koften nad Heiligenkreuz führen und dort beerdigen jollten. Die Urkunde, die in Wien ausgejtellt fein dürfte, beginnt: „Ich Albrecht ze den zeiten voerst- meister in Oesterreich vnd min hosvrowe Margret”. 2” Xeider fehlt das ange- hängt gewejene Siegel des Forjtmeifters. Am 7. November 1308 unterfertigt er noch eine Urkunde Alber8 von Baden, *! um dann, wahrjheinlid im Yaufe des Jahres 1309 das Zeitlihe zu jegnen, denn jhon am 21. December 1309 urkundet zu Zulln fein Nachfolger Ludwig von Döbling. **? Aber noch nad feinem Tode wird

= 8, d. Br, f. Loslde. XVI. 2:0, Anm, 24 Fontes XI. 140.

2 Ebenda XI. 205.

3 Ebenda XI. 213.

24 Ebenda XI. 221.

2355 Ebenda XI. 224.

2866 Ebenda XI. 239.

267 Sbenda XI. 252

288 Ebenda XI. 260.

28° (Shenda XVI. 1.

(Ebenda XVI. 17, 18.

2m Ebenda XVI. 24.

292 Urkb. o. d. E. V. 26 Nr. 26.

Gentralblatt f. d. gef. Forſtweſen. 32

480 Anfänge der Forftgefhicdte.

(XXI. Jahrgang.

feiner urfundlid einigemale gedacht, jo 1311 „her Vlreich von den pruedern, Albrecht vnd Leutold sein prueder, des alten vorstmeister suen”, ?% am 30. Mai 1311 zu Wien „her Leutold dez alten vorstmeister svn von aleit” 9 und an anderen Orten.

Id muß an diefer Stelle meiner Darftellung um ein Jahrhundert vorgreifen. Im Bande XVI. 1882 der Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederdjterreid) findet fi) eine intereffante Abhandlung „Beiträge zur niederöfterreihiihen Rechts— und Verwaltungsgeſchichte“ von Guftav Winter, in welder S. 285 bis 288 eine „Waldordnung im Dornbaher Amte, insbefondere Rechte und Pflichten des dortigen Förfters" angeführt erjcheint, welche beginnt:

„Am ersten, als man zelt nach Christi geburt tausent vierhundert und drew jar, zu sand Geörgentag, haben unsers genedigisten herrn kunig Albrechten etc, rät in geschrift geben und anzaigt die hernach geschribne stuck und artigkl, wie dann von alter herkomen und gehandlt ist, dass auch also handlen und geniessen sol ain ieder vorster zu Dornpach.

Am ersten hat Jacob Heiniger bestanden das vorstambt zu Dornpach umbt acht pfunt pfenning, die soll er jährlich raichen meines genedigen herrn vorstmaister, die zeit Wolfgang Ysprugkher verweser des Wiener walds.” und jo fort.

In der Abſchrift, in welcher uns diefe Waldordnung erhalten ift, findet fich nun ein offenfundiger Fehler, indem zum fahre 1403 ein König Albredt genannt wird; ferners bekleidete damals das Amt eines Forftmeifter8 in Dejter- reih Johann von Dietrihftod, der ſchon 1376 als Forftmeifter genannt wird und zwilhen dem 17. Juni und 1. September 1405 im Befige diefer Würde geftorben ift. Diefer Umjtand bewog den Herrn BVerfaffer der oben angeführten Abhandlung anzunehmen, daß die Jahreszahl der Waldordnung richtig 1303 heißen folle, nachdem in diefem Jahre dem Ysprugkher fein anderer beglaubigter Forſtmeiſter gegemüberftehe und der „König“ Albredit auf diefe Weife gerettet wurde. Nun baden wir aber im Borftehenden gejehen, daß im Jahre 1303 Albrecht der Teufel von Aleht Yorjtmeifter in Defterreih war, aljo au hier zwei yorftmeifter vorhanden wären. Ich möchte daher eine andere Löſung der Frage vorſchlagen. Seit der Zeit Marimilians I. finden fi neben den Forſt— meiftern in Defterreih nod Waldmeijter des Wienerwaldes und Sigmund Eiginger wird ſchon 1453 Forſtmeiſter des Wienerwaldes genannt. Nachdem nun das „Forſtmeiſteramt des Wienerwaldes" urkundlich ſchon 1396 vorkommt, und in unferer Waldordnung der Forſtmeiſter Wolfgang Ysprugkher „verwejer des Wiener walds“ genannt wird, jo glaube id, daß die Jahreszahl 1403 richtig ift, und wir in Msprugiher (oder Jnpruder?) einen Forjtmeijter des Wienerwaldes zu fehen haben, der neben oder unter dem Yorftmeijter in Dejterreih, Johann von Dietrichftod, feines Amtes waltete.“s Der Fehler in der Abjchrift würde ih jo auf „könig’ ftatt „herzog” beſchränken.

Die Reihe der Forftmeijter in Defterreih biß zur Mitte des 15. Jahr: hunderts ergibt fih wie folgt:

Wichart I. von Arnjtein: 1177;

Wichart II. von Arnftein: um 1250;

23 Fomtes XVI. 30.

2% Ebenda XVI. 31.

5 BL. d. Br. f. Ydstde. XVI. 280,

Die Untertheilung des Wienerwaldes in Aemter findet fid ſchon im 13. Jahr: hunderte im ottofarishen Rationar, in welchem die „officia” Aland, Dornbadı, Kogl, Paab und Mauerbad; genannt werden, BI. d. Br, f. Lostde. XVI. 280.

November 1895.) Literarijhe Berichte. 481

—— -

Albredt der Feuſel von Aledht: 1289, 8, Mai bis 1308, 7. No- bember;; *?7 Ludwig von Döbling: 1309, 21. December %% bis 1321, 2. Februar; 2% hy der Schenk von Ried: 1324, 2. Februar bis 1326, 2. März; eutold von Wilded: 1330, 6. Yuni bis 1335; Wernher, der Schenk von Ried: 1352, 6. Februar bis 1362, 24. März ; 3% Albredt, der Shen! von Ried: 1363, 5. Januar bis 1365, 16. März; Johann von Dietrihftod: 1376 bis 1405; Dans, der Schenf von Ried: 1408, 14. Januar bis 1412, 28. Januar; * Zink: 1413, 6. November bis 1415, 24. Juli; eter, der Nodendorfer: 1421, 7. März; Erhart Dojo: 1438, 9. Februar biß 1448, 19. December; Mihael Burggrafzu Maidburg Graf zu Harded: 2.u.8. uni 1450. So wären wir aljo nod über unjer fetgejegtes Ziel bis ins 15. Jahr⸗ hundert vorgedrungen, im die Zeit der erften Inſtructionen und Waldordnungen für das Land unter der Enns, mit denen ich hoffe, dem geneigten Leſer bei anderer Gelegenheit befannt maden zu fünnen.

7 Die Zeitangaben beziehen fi) auf das erfte und leiste rg © Erjcheinen; die Reihe der Forſtmeiſter von 1321 bis 1450 habe id) nad) der obenerwähnten Abhandlung: Winter, Beiträge ꝛc. BI. d. Br. f. Lostde. XVL 278, 279 gegeben.

”* „Ich Lvdweig von Toeblich zv den zeiten forstmaister jn Osterreiche” Urfb. o. d. E. V. 26 Nr. 26.

© 1330, am 3. ebruar, zu Wien, urkundet fein Sohn „Seyfrit hern Ludweiges sun dez alten vorstmaisters, dem got genade, auch ze den zeiten Amptmann in Oesterreich”, ebenda V. 567 Nr. 570.

1856. 10. November. Schiedſpruch „hern Wernhers hertzog Albrechts forstmeister in Oesterreich”, cbendajelbft VII. 477 Nr. 469.

Fiterarifhe Berichte,

Berjuche und Erfahrungen mit Rothbuchenuutzholz. Im Auf- trage des preuß. Minifters für Yandwirthihaft, Domänen und orften, bear- beitet durh P. v. Alten, Regierungs- und Forjtrath. Berlin 1895. Verlag von Julius Springer. (Zu beziehen von Wilhelm Frid in Wien, Graben 27.) Preis fl. —.60, unter Rreuzband franco fl. —.65.

Die Buhenholzfrage ! beſchäftigt ſchon feit langer Zeit die Forftmänner, Holzinduftriellen fowie Techniker, und unter diefen find es imsbejondere die Bucenholzproducenten, welche darüber Klage führen, daß es feit der Einführung der fofjilen Brennmaterialien mit dem Abſatze von Buchenholz ſehr ſchlecht beftelit jei, weil alle bisher gemadten Verſuche, das Buchenholz einer tentableren Verwerthung als zu Heizzweden zuzuführen, hauptjählid an der Unzulänglichkeit der heutigen Eonjervirungsmethoden jcheitern. Wenn aud die mechanijchsted- niſchen Eigenjhaften des Buchenholzes, als große Härte, gute Spaltbarleit, bedeutende Druck- und Scheerfeftigfeit, jowie große Dauerhaftigfeit bei Ber: wendung im Xrodenen, ihm jeit jeher ſchon einen Abjag als Nugholz gefihert haben, welcher insbejondere durch die Verwendung des gedämpften Roth— buchenholzes zu Möbeln eine namhafte Steigerung erfahren hat, fo bejteht dennoh in Anbetracht der mannigfach guten Gewerbseigenſchaften dieſes Roh—

In Oeſterreich wurde die Buchenholzfrage bei der in Mariabrunn im October 1863 ftattgehabten Generalverſammlung des Oeſterreichiſchen Reichsforftvereing das erftemal als Thema durch Heren Oberforftrath Freiherrn v. Berg befproden.

32*

482 Literarifhe Berichte. IXXI. Jahrgang.

jtoffes ein arges Mißverhältniß zwiſchen Holzvorrath und Nutholzausbeute, welche in Deutjchland nad Angabe des Herrn Verfaſſers dieſes Büchleins durd- ſchnittlich kaum 13 Procent betragen dürfte. In Defterreih ftehen die Verhält— niffe auch nicht viel beffer, obzwar die an und für fi erfreuliche Thatfahe zu conftatiren ift, daß dieſes für die ZXifchlerarbeiten und Dredhslerwaaren ganz gute Materiale, deſſen vortrefflihe Eigenjhaften bisher lange verfannt waren, immer mehr Conſumenten erwirbt. Es ſei bei diejer Gelegenheit auf das äußerjt intereffante und lehrreihe Eapitel über die Verwendung des Rothbuchenholzes zu SHalbfabrifaten im Walde jelbft, zur Hausinduftrie, zu Gewerbes. und Tabrifserzeugniffen, ©. 111 der „Studien über das Rothbuchenholz“ von a Dr. W. F. Exner, hingewieſen.

ei der großen Verbreitung, welche die Buche in Mitteleuropa beſitzt, iſt es ſelbſtverſtändlich, daß alle Beſtrebungen, das Buchenholz einem neuen Gebrauds- zwecke zuzuführen, mit größtem Intereſſe verfolgt wurden, und insbeſondere ſind es die Verſuche, aus dem Buchenholze durch billige Conſervirungsmethoden eine dauernde und gute Eiſenbahnſchwelle zu machen, auf welche die Buchenholz— producenten ihre größte Hoffnung gejett haben, denn damit wäre die Bedingung einer mafjenhaften Nugholzconfumtion durd die Eifenbahnverwaltungen erfüllt gewejen, und jo mit einem Schlage der Buchenholzcalamität ein Ende bereitet. Diefe Hoffnungen erwiefen fih als trügerifh, denn feines der zahllofen Conſer— virungsverfahren befriedigte die Cifenbahnverwaltungen in dem Maße, daß fie fi veranlaßt gejehen hätten, ftatt der koſtſpieligen Eichen-, Lärchen- oder Kiefer— ſchwellen die bedeutend billigeren Buchenſchwellen zu verwenden.

Thatſache ift, daß vom gefammten Holzjhwellenmateriale in Deutichland wenig mehr als 1 Procent und in Defterreih-Ingarn 3 Procent imprägnirter Buchenſchwellen in Verwendung ftehen, gewiß ein betrübend geringer Procentjag, wenn man berüdfihtigt, daß in Deutſchland der Flächenantheil der Buche am gefommten Waldbefige beiläufig 10 Procent, und in Defterreih-Ungarn circa 26 Procent beträgt.

Die Buchenholzfrage erjheint fomit immer noch nicht gelöft, der ſchöne deutſche Buchenwald ijt in Gefahr, dem finanziellen Ruine entgegenzugehen und daher feine Eriftenzberechtigung zu verlieren. Sache des Staates, als größten Waldbefigers, wäre es, die Löſung dieſer wirthſchaftlich hochbedeutenden Frage im ureigenſten Intereſſe kräftigft zu fördern, und dafür Sorge zu tragen, daß fih die forftlihen, chemiſch-technologiſchen und mechaniſch-techniſchen Verſuchs— anftalten intenfiv mit dem Studium der Bucenholzconjervirung befafjen. In Deutichland wird durd den gegenwärtigen Minifter für Landwirthſchaft, Domänen und Forſte diefer hochwichtigen Frage ein lebhaftes Intereſſe entgegengebracht und feiner Initiative ift auch die Herausgabe diefes intereffanten Buches, welches Ben Bern Negierungs- und Forſtrath PB. v. Alten zum Verfaſſer hat, zu ver: danken.

Unter obigem Titel unternimmt es der Herr Verfaſſer, an der Hand der bisher gemachten Verſuche und Erfahrungen das Buchenholz zu conſerviren, die Buchenholzfrage zu beleuchten und zu unterſuchen, inwieweit dem Rothbuchen— holze Deutſchlands ein größerer Abſatz ſeit Beginn dieſer Beſtrebungen verſchafft worden ift. Nach einigen einleitenden Bemerkungen über die Buchenholzcalamität ftreift er in Kürze die Statiftit des deutſchen Buchenwaldes, gibt eine Charal: teriftit der Haupteigenjhaften des in Rede ftehenden Rohmateriales, und wendet ſich ſodann zu dem eigentlihen Thema der Eonjervirungs- und Ymprägnirunge- methoden. In anregender Weife, mit gefhichtlihen Daten geſchmückt, jchildert der Herr Berfaffer die wichtigften bisher in Anwendung gelommenen Confervirungs- mittel, als: Abmwelfen des grünen Baumes im Stehenden durch völliges Abſchälen der Rinde im Frühjahr, ein Verfahren, welches bereit8 den Römern bekannt

November 1895.) Literariſche Berichte, 483

gewejen jein joll, Abwelfen am liegenden Stamme, Auslaugen im fließenden Waſſer, welch letzteres Mittel bereit$ 1752 vom Engländer Ellis als bejonders conjervirend empfohlen und jpäter von Völker und Pfeil wiederholt angepriefen worden ift. Das Eapitel der Imprägnirung berührt nur in großen Zügen die verfhiedenen Zränfungsmittel und bietet nichts Bemerfenswerthes. Bon großem Intereſſe Hingegen ift das nächſte Eapitel, worin die von den Staatsbehörden und Privaten in Preußen feit 1820 durchgeführten Einzelverfuhe mit Rothbuden- holz beiprochen werden. Wenn aud viele diefer Verſuche infolge des koſtſpieligen Verfahrens oder mangelnder wiffenjhaftliher Grundlage ein negatives Reſultat ergeben haben, jo ijt doc das unermüdlihe Streben der deutſchen Forſtwirthe, zu einem Erfolge in der Buchenholzfrage zu gelangen, rühmlichſt anzuerkennen und nahahmenswerth. Bejondere Aufmerkfamleit erregen die über Verfügung des preußiſchen Miniſters für Staatsforfte zc. im Jahre 1864 angeordneten und auf Staatslojten durchgeführten vergleichenden Verſuche über die Dauer des Buchen— holzes. Es jollte durch exacte Unterfuhungen erprobt werden, ob das Fällen beim Laubausbrude und das Abwelfen am liegenden Stamme, oder das „Gürteln* am ftehenden Stamme gegenüber der Winterfällung befriedigendere Nefultate gibt. Die Vergleihung des diesbezüglih eingelaufenen Actenmateriales hat das inter ejfante Ergebniß geliefert, daß die Dauer des Buchenholzes, ſowohl in rundem als auch aufgearbeitetem Zuftande, gleichgiltig ob im Freien, in luftigen Speichern oder dumpfen Räumen aufbewahrt, weder von der Jahreszeit der Füllung, nod) von der Baumijtärfe nennenswerth beeinflußt worden war. Das „Gürteln” am ftehenden Stamme hatte ebenfalls feinen Unterfchied in der Dauer gegenüber den anderen Fällungsmethodeu ergeben.

Auch die Tharander Verſuche, welche Hauptjählih die wifjenihaftlihe Er» forfhung der Urſachen über die DVerjchiedenheit der Dauer des Fichtenholzes bezwedten, werden im einem fpeciellen Capitel behandelt. Das Ergebniß dieſer Verſuche ließ ebenfalls den Einfluß der Yällungszeit auf die Dauer des Fichten» holzes nicht erkennen.

Da nun das Buchenholz nad) dem heutigen Standpunkte der Eonjervirungs: technif, injoferne es ſich um Verwendung bei wechſelnder Feuchtigkeit handelt, noch nicht in Concurrenz mit der Eiche, Fihte und Lärche treten kann, fo dringt der Herr Verfaffer auf eine größere Verwendung des Buchenholzes im Trodenen, und intenfivere Ausnützung der guten Gewerbseigenſchaften diejes Holzes, als es bisher gejhehen fei, denn zahlreiche VBeriudhe hätten zur Genüge erwiejen, daß diefes NRohmateriale beim Gebrauche im Trodenen a cn in Wettbewerb mit obgenannten Holzarten treten fünne. Geftügt wird diefe Befürwortung im Schluß— capitel dur die Beiprehung der neueren Verjuhe über Verwendung des Buchen: holzes bei Haus» und Brüdenbauten, wobei eine Menge intereffanter Details der diesbezuͤglich gemachten Erfahrungen mitgetheilt wird. Die angeführten Daten über die Dauerhaftigkeit der buchenen Parquetten und Fußdielen fprechen zu Gunften der Bude; die allerdings höheren Kojten der Bearbeitung dieſes harten Materiale8 werden dur den Vorzug der großen Dauerhaftigkeit gegenüber den aus Kiefern» undYFichtenmateriale hergejtellten Böden mehr als ausgeglichen.

Wir machen die verehrten Leſer dieſes Blattes auf dieſes 47 Seiten ftarfe, Mar und anregend gejchriebene, fowie an intereffanten Thatfahen reiche Bud umjomehr aufmerkſam, als die Buhenholzfrage aud uns Defterreihern ſehr nahe jteht. Hd.

Geodätiſche Eonftructionen und Berechnungen. Directiven für die Herftellung Hleinerer geodätijcher Elaborate aus Felddaten und für die Be— rechnung einfacher Dreiedsiyfteme von Theodor Tapla, k. f. a. ö. Profeffor an der f. k. Hochſchule für Bodencultur in Wien. Leipzig und Wien, Verlag von Franz Dentide. (Zu beziehen von Wilhelm Frid.) Preis fl. 2.50.

484 Fiterarifhe Berichte. AXXI. Jahrgang.

Das Studium der Geodäſie kann der praftifchen Anleitung nicht entbehren, ſoll der Studirende nah Vollendung feiner Studien birect, ohme nochmalige praftiihe Lehrzeit zu WVermeffungsarbeiten verwendet werden. Es ift daher jchon beim Vortrage der Geodäfie nicht möglich, nur die Theorie allein zu berüdfichtigen, es muß fhon da entjprehend auf die praftifche Ausführung hingewiefen werden und find dementfprehende Winfe nöthig. Dance praktiiche Anleitungen aber laffen fih mit dem Vortrage felbft nicht vereinigen, 3. B. Handhabung der Inſtrumente, Beifpiele von Eonftructionen, Berechnungen u. dgl. Es befteht daher an jeder Lehr— anftalt, an welcher Geodäfie gelehrt wird, nebft den Vortragsftunden auch nod ein „geodätifches Praktikum“, welches den Zweck hat, die Studirenden in die Praris der geodätifchen Arbeiten foweit einzuführen, daß diefelben nad Vollendung ihrer Studien befähigt find, felbftftändig zu arbeiten. Wie weit ſchon beim theoretifchen Vortrage auf bie praftiihe Anleitung eingegangen, und inwieferne dieſelbe in das Praktikum verlegt wird, ift natürlih Sade des betreffenden Docenten. Wie aus dem Vorworte zu vorliegendem Werke zu entnehmen ift, findet an der Hochſchule für Bodencultur in Wien eine fehr weitgehende Trennung zwijchen den theoretiihen Vorträgen und dem „Praktikum“ ftatt, jo daß dann jelbjtver- ftändlih im „Praktikum“ aud noch Vorträge gehalten werden müffen.

Das vorliegende Buch verfolgt nun vornehmlich den Zwed, den Hörern des Verfaffers als Anleitung für das „Praktikum“ zm dienen. Infolge der oben erwähnten weitgehenden Trennung zwifchen theoretifhen Vorträgen und Praktikum bildet aber das Werk Tapla's eine fir fich beftehende Stoffbehandlung, und da es in fehr klarer, überfichtliher und leicht faßlicher Weife gejchrieben ift, wird es nit nur dem oben genannten hauptſächlichen Zwecke entſprechen, fondern e8 wird auch anderen Studirenden und felbft dem praftiihen Geometer fehr gute Dienfte leiften fönnen. Bejonder8 kann das Werk jedem praftiihen Forſttechniker warm empfohlen werben, da es die Berehnung und Auftragung von Polygonen und Polygonzügen, Heineren und größeren Dreiedsnegen (Zriangulirung), dann die Eonjtruction von Schichtenplänen ſehr gut behanbelt.

Die äußere Ausstattung, der Drud und die lithographirten Fr find fehr gelungen. Fried. Eroy.

Mittheilungen des f. f. technologischen Gewerbemnfeums in Wien. Neue Folge, V. Jahrgang 1895, Set 7 und 8. Herausgegeben vom Redactionscomits: Hofrath Profeffor W. Cener, Profeffor L. Kirſch, Profeffor G. Lauboed, Regierungsrath Profeffor Dr. H. R. v. Perger, Brofefjor C. Schlenk, Fahjhuldirector F. Walla. BVollswirthihaftliher Verlag von Aler. Dorn, Wien. (Zu beziehen von W. Frid in Wien, I. Graben 27.) Preis des Yahrganges fl. 8.—.

Das vorliegende Doppelheft bringt unter den fahlihen Mittheilungen eine feine Studie über den Einfluß des hygroſtopiſch oder richtig geſagt durch Tränkung aufgenommenen Waſſers auf die Druckfeſtigkeit des Holzes, welche Studie den Privatdocenten an der Hochſchule für Bodencultur Herrn f. E. Forſt— und Domänenverwalter %. Marchet zum Berfafjer hat.’

Das Refultat derjelben ift infofge des überrajchenden Ergebniffes geeignet, fowohl den Bautechnifer als auch den Forſtmann in großem Maße zu intereffiren.

Bekanntlich haben die äußerft inftructiven Arbeiten Bauf chinger's ergeben, daß die Feſtigkeit (Druckfeſtigleit) des Holzes (Kiefer und Fichte) bei einem und bemfelben Stammindividuum fowohl von feinem Feuchtigfeitsgrade als aud vom fpecifiihen Gewichte in doppelter Weife abhängig ift, fo zwar, daß bei gleidem jpecifiihen Gewichte und wachſender Feuchtigkeit die eftigfeit abnimmt, bei

ı Der Berfaffer ift zum Nachfolger Henichel’s am f. k. technologischen Gewerbe— mufeum befignirt.

November 1895.] Literarifche Berichte. 485

gleiher Feuchtigkeit und wachſendem fpecifiihen Gewichte mit legterem zunimmt. Bauſchinger hat zur Reduction der Drudfeftigfeit, geftügt auf die für Feſtigkeits— unterfuhungen des Holzes grundlegenden Arbeiten Chevandier’s und Wertheim’s eine Formel conftruirt, in welcher die Drudfeftigkeit eine Function des in Pro- centen ausgedrüdten Feuchtigfeitsgrades erfcheint. Allerdings hat diefe Formel nur für geringe Feudtigfeitsintervalle, wie ſolche bei Iufttrodenem und frifhem Holze vorkommen, Giltigfeit. Auf mit Wafjer getränkte Hölzer find bisher, wenigſtens unferes Wiffens, feine analogen Verſuche ausgedehnt worden, obgleich eine ſolche Unterfuhung in Anbetradht der mannigfahen Verwendung von Bauhölzern bei Wafferbauten nahe gelegen war.

Die oben erwähnten am technologiſchen Gewerbemuſeum durchgeführten Drucdverfuhe wurden an Holzwürfeln von Carpinus Betulus und Ostrya carpini- folia (Schwarzbude) jowohl in wafjergefättigtem als aud in lufttrodenem Zuftande vorgenommen, wobei ji das überrafchende Reſultat ergab, daß die Drudfeftigkeit des wafferfatten Holzes gegenüber dem lufttrodenen Holze (von 7:16 bis 8-30 Procent Feuchtigkeit) um 55 biß 60 Procent geringer ausfiel, gleichgiltig, ob zur Erreihung des wafjerfatten Zuftandes die Aufnahme einer großen (circa 80 Procent) oder Heinen Menge (circa 45 PBrocent) Waſſers nothwendig war. Dieſes Ergebniß iſt allerdings wichtig genug, um die Auf- merkjamfeit der Wafjerbautechnifer in hohem Grade in Anjprud zu nehmen, und e8 ift dringend zu wünſchen, daß weitere Verſuche, aber auf breiterer Baſis auf: gebaut, in erfter Linie an den bei Wafferbauten am meiften zur Verwendung fommenden Hölzern, d. i. Eiche und Lärche, vorgenommen würden.

Außer diefer Studie finden wir noch eine Mittheilung der Section für chemifche Gewerbe von Dr. €. Priwoznik, Ef. f. Negierungsrath, Director des Generalprobieramtes in Wien, betitelt: „Ueber die Kupferwerke in Binzgau.“ Diefe Abhandlung wirft einen Hiftorijhen NRüdblid über die Methoden der Gewinnung und Verwerthung des fupferhaltigen Eifenkiefes (Pyrit) und zink— haltigen Kupferkiefes, wie diefe Methoden ſich nah und nad bei dem, mehrere Jahrhunderte hindurd betriebenen, berühmten Bergbaue Brennthal und der zugehörigen Hütte in Mühlbah entwidelt haben, und bereidhert Hierdurch die Geſchichte der öfterreihifchen Arbeit um einen jehr werthvollen Beitrag. Es würbe natürlich den Rahmen diefer Zeitfchrift weit überfchreiten, wollte man auf dieje vom berg- und hHüttenmännifhen Standpunkte äußerft intereffante Abhandlung näher eingehen.

Aus gleihem Grunde kann an diefer Stelle von den Mittheilungen der Eentralleitung nur eine Ueberfidht gegeben werden. Die Titel diefer Notizen find: Höhere Fachſchule für angewandte Phyſik; Forſtrath Profeffor Guftan Henſchel; Perjonalien; das Prattinftitut in Brooflin, New-NYork. *

Goedde's Faſanenzucht. Dritte Auflage, neu bearbeitet von Staffel, fönigliher Fafanenjäger in Fürftenwald in Sclefien. Berlin, Verlag von Paul Parey. (Wien, k. u. k. Hofbuhhandlung Wilhelm Frid.) Preis fl. 1.50.

Das befanntlich recht gute Bud) des herzogl. Coburg'ſchen Jägermeiſters liegt nunmehr in feiner dritten Auflage al8 ein Bändchen der um die Land» und Forft- wirthſchaft jo verdienten Thaer-Bibliothef vor, und hat durch die Neubearbeitung von Seite eines zweifello8 auch fehr erfahrenen Faſanenjägers nod an Gehalt gewonnen. Einige grobe wiſſenſchaftliche Irrthümer, wie beijpielsweife die Angabe, daß die Schaumfrankheit der Fajanen dur eine Schaumſchnecke verurfacht werde oder die noch ergößlichere Geſchichte, welche die Mehlmwürmer aus Schmeißfliegen- Eiern entjtehen läßt, wird hoffentlih eine nächſte Auflage endlih doch einmal ausmerzen. Bon diefen und einigen Heineren Schnigern abgejehen, iſt „Goedde's Fafanenzuct” ein wirflih gutes Bud, das ſich die Herzen angehender und

Berfammlungen und Ausftellungen. [XXT. Sahrgang.

ihon routinirter Fafanenjäger durch feine jchlihte Redeweiſe leichter erobern mag, als dies bei mandhem anderen, denjelben Gegenftand hochtrabender behandelnden Werfe der Fall ift. W. R.

Neueſte Erſcheinungen der Fikeratur.

(Borräthig in der f. u. k. Hofbuchhandlung Wilhelm Frid in Wien.)

Fromme's Forſtliche Kalender-Tajche für 1896. Zehnter, der ganzen Folge vierund— zwanzigfter Jahrgang. Nedigirt von Emil Böhmerle, k. k. Forftmeifter im Aderbau- minifterium, Taſchenbuch in Yeinenband fl. 1.60, dreitheilige Ausgabe fl. 2.20.

Kauſchinger, Lehre vom Waldſchutz. Fünfte Auflage, herausgegeben von Hermann Fürft. Berlin, Gebunden fl. 2.40.

Kraft, die Anfangsgründe der Theodolitmeffung und der ebenen Polygonometrie, Dritte Auf: lage, bearbeitet von Forftmeifter Schering. Hannover, fl. 4.50.

Derfammlungen und Ausfellungen.

Die Ereurfion des Oeſterreichiſchen Neichsforftvereind nach Bosnien verbunden mit der 41. Generalverjammlung zu Sarajewo in der Zeit vom 11. big 26. Auguft 1895. Der Einladung des Reichsforſt— vereins zu einer Excurſion nah Bosnien und der Hercegovina waren Theil- nehmer aus Nah und Fern gefolgt, welche ſich theils am Abende des 11. Auguft am Sübdbahnhofe in Wien, theild auf den Bmifchenftationen um den vor— läufigen Führer der Reifegefellihaft, Herrn k. k. Forſtrath Profefior Adolf Ritter v. Guttenberg jdhaarten, jo daß wir in Agram bereitS 45 Herren zählten und uns der zahlreichen Betheiligung freuen fonnten. Darunter befand ſich unter Anderem Seine Durhlaudt Fürjt Carl Auersperg, die Directorialmitglieder des Neichsforftvereing Wilhelm Freiherr v. Berg und Adolf Nitter v. Guttenberg, von fremden Gäſten der Geheime Hofrath Profeffor Dr. Richard He aus Gießen, der Forft- und Megierungsrath Freiherr dv. Berg aus Straßburg, der Profefjor an der Forſtſchule des eidgenöffishen Polytechnikums in Zürich Conrad Bourgeois, der Oberförfter Shwyker des Cantons Luzern in Luzern, Eugen Vadas, Profeffor in Schemnig und Franz Kejtertanel, Profeffor in Kreuz.

Am Südbahnhofe zu Agram wurde der Berein durd einige Herren des Croatiſch-ſlavoniſchen Forftvereins mit dem erjten Bicepräfidenten Herrn Michael Vrbanié an der Spige begrüßt und fodann auf einer Rundfahrt dur die Stadt geleitet, wobei fi Gelegenheit bot, das raſche Emporblühen der Metro- pole Croatiens zu beachten.

Um 10 Uhr Vormittags verliefen wir Agram und gelangten auf einer abwechslungsreihen Fahrt durch Croatien nad Koſtajnica an der Grenze Bosniens, wo Herr k. k. Negierungsrath Carl Petraſchek, vortragender Re— jerent für die forftlihen Angelegenheiten Bosniens und der Hercegovina, den Verein empfing und auf der Weiterfahrt geleitete. Sn Doberlin erwartete uns weiters der Forſtrath bei der bosnijchen Landesregierung, Herr Carl Hofimann. Hier wurde die Reife auf etwa eine Stunde unterbroden, um die der Firma Steinbeiß & Eo. gehörige Sägewerlsanlage zu befichtigen. Hier kommt das Klogholz aus dem Waldgebiete der Ernagora, von dem jpäter ausführlicher die

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Nede fein joll, und weldes von Doberlin circa 100 xm entfernt ift, zur Verar— beitung. Der Transport des Holzes erfolgt vorwiegend zu Waffer, indem es am Fuße der Ernagora vom Ribnitbahe aufgenommen und bis nad) Sanskimoſt am Sanafluffe getriftet, hier auf Flöße gebunden und nun auf der Sana und Una bis Doberlin geleitet wird, wo ein Landungsplag mit Krahnen vorgerichtet ift; hier wird es aus dem Wafjer gehoben, unmittelbar auf eine Feldbahn verladen und der vom Landungsplage etwa 500m entfernten Dampfjäge zugeführt. Es handelt fi hier bloß um weiches Holz, zumeift Fichte, welches durd mächtige Bundgatter in Bretter von der Stärfe eines Zolles verfchnitten wird; das Klogholz imponirte durch feine Dimenfionen bis zu 120 cm Durcdmeffer und gab bereitS eine Vorahnung von der Geftaltung der Waldbeitände, aus denen es jtammte.

Am fpäten Abend des 12. Augujt langten wir in Banjalufa an, mo genädtigt wurde. In Doberlin war jedem Ercurjionstheilnehmer eine von Herrn Negierungsratd Earl Petraſchel verfaßte „Skizze der natürlihen und forft: wirthihaftlihen Verhältnifje Bosniens und der Hercegovina” eingehändigt worden, aus welcher wir nachſtehende Daten entnehmen:

Das Land wird parallel mit der dalmatinifhen Meeresküſte von Gebirgs- fetten durchzogen, weldhe in der Bjelasnica 2063", dem Prenj 2102”, dem Bolnjaf 2339 m und Maglit 2388» ihre größte Höhe erreihen. Die Waſſerſcheide zwiſchen Adria und Pontus folgt diejer Richtung der Gebirgszüge und theilt das Land in zwei merkbar verfchiedene Gebiete; der nördliche Theil des Gebirges ift zwar auch vorwiegend aus Trias-Jura- oder Kreidefalfen gebildet, da aber die darunter liegenden Werfenerfhicten vielfah zu Tage treten und an der For— mationsgrenze die Quellenbildung jehr reichlich ift, jo finden ji in dieſem Gebiete zahlreiche ausgebildete, wafjerführende Seitenthäler, welde dem Flußgebiete der Save angehören, wie jene der Una mit der Sana, der Pliva, des Vrbas und der Bosna.

Südlich von der Waſſerſcheide zeigt fih aber das Rarjtterrain in feiner charakteriftiihen Ausbildung; die Thäler haben die Form meijt langgejtredter geſchloſſener Mulden, welche treppenförmig übereinanderliegen und eine höhe von 300 bis 1200m über dem Deere haben; fie werden zu Zeiten durch unter: irdifhen Zuflug vom Waffer überjtaut, weldhes dann wieder langjam durd die Sauglöder verfidert.

Bloß die Narenta hat fi in diefem Gebiete eine zufanmenhängende Thal- jurde gebahnt und bildete deshalb feit jeher die wichtigjte Communicationgader zwiſchen dem bosnifhen Hinterlande und dem Adriatiihen Meere; heute zieht hier eine Eijenbahn, weldje von Sarajewo ab dem Bosnathale entlang in weitlicher Richtung das Gebirge hinanfteigt, am 967 = hohen ZTraujattel die Wafjerjcheide überjhreitet und fih dann in das Narentathal hinabjenft.

An die Karftfalfe als wichtigſtes und am meiften verbreitetes teftonifches Element jhließt ſich eine ſchmälere Zone von Flyſch im Meittelgebirge und Hügellande und endlich die Alluvialbildungen der Save.

Das permeable Kaltgebirge trägt bloß eine geringe Erdbedeckung, und da es dieſelbe durch DVerwitterung nur im fehr geringem Grade zu ergänzen im der Yage ift, jo ift’ in diefem Umftande die Gefahr der Verkarſtung begründet.

Das Klima ift nördlih von der Wafferjheide ähnlih dem im füdlichen Theile Mitteleuropas herrſchenden, im Gebiete füdlih der Waſſerſcheide, aljo befonders in der Hercegopina trägt es den Charakter des Mittelmeerklimas, gelennzeichnet durch regenreihe Mequinoctialzeiten, heiße, trodene Sommer und endlich durd das Auftreten der Bora.

In dem wärmeren Gebiete finden fich die Zerreihe, Edelfaftanie, Hopfen- buche, dann die Dmorifafihte und Panzerfiefer als charakterijtiih; in den Thälern

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wächſt die Olive und Feige. Der Mais geht im ganzen Yande al3 widhtigite Feldfruht etwa bis 600m Meereshöhe, in der Hercegovina auch nod höher empor.

Nördlih von der benannten Waſſerſcheide wächſt in der Zone der größten Erhebungen die Buche als knorriger Straud) und die Legföhre; in der mittleren Stufe ift der Standort der Buche und Weißtanne, aud der Fichte; im niedrigen Berg: und Hügellande nebft den Niederungen der Save verjhwindet die Bude allmälig und die Eiche, zumeift Traubeneihe, und Föhre treten an ihre Stelle; zu ihnen gefellen fi der Hornbaum, die Silberlinde, die Ebdellaftanie und der Wallnußbaum.

Das Waldland nimmt in Bosnien und der Hercegovina eine Fläche von 2,708,595 Aa oder 53 Procent ein, wovon 37 Procent Hochwald, 10 Procent Niederwald und 53 Procent bebuſchte Viehweide darftellen. Der Staatswald- befig umfaßt circa 1,900.000 ra und enthält faft den gefammten Hochwald.

Die Hauptbaumarten find in fallender Reihe geordnet die Buche, Tanne, Trauben» und Stieleihe, Fichte, Weiß- und Schmwarzliefer, die Panzer- oder weißrindige Sliefer. Letztere, ſowie die Omorikafichte find im Lande endemiſch.

Die Behandlung der Wälder war vor der Dccupation die denkbar unpfleg- lichte; Holzverfchwendung war Landesfitte, und im Gebiete ſüdlich von der Waffer- ſcheide führte die allmälig eintretende Holznoth zur Entnahme der Wurzelftöde auf den bebufchtern Viehweiden und endlih zur Verkarſtung. Bloß in den weitab von menfchlihen Anfiedlungen gelegenen Dertlikeiten erhielt fi der Hochwald in voller Schönheit.

Der öſterreichiſch- ungariſchen Verwaltung blieb e8 vorbehalten, dem Walde wieder Geltung zu verfhaffen; vor allem wurde an die Organifirung der Staats» forftverwaltung und der ftaatlihen Aufficht über die Privatwälder geſchritten, die Bermeffung und Kartirung des Waldlandes durchgeführt, der Betrieb in den Staatsforften ſyſtematiſch geregelt, und die Servituten regulirt. Die Weide: rechte wurden in erträglihe Bahnen gelenkt, dem Fortſchreiten der Ber: farftung vorgebeugt, die Reſurrection herabgelommener Waldungen angebahnt und die Wiederbewaldung von Karftflädhen in Angriff genommen. Zur Heranbildung von Forftperfonale wurde eine forftlihe Mitteljhule in Sarajewo gegründet und endlich die Jagd und Fiſcherei geſetzlich geregelt.

Die Ausihlagswälder, welche in natürlicher Weife durch eine außerordentlich fang andauernde Neproductionsfähigkeit der Wurzelftöde begünftigt werben, empfehlen ſich umfomehr auch bei der Durdführung von Wiederaufforftungen, da fie den wirthichaftlihen Bedürfniffen der Bevölkerung insbejondere durd Lieferung von Futterlaub in hervorragender Weife entjprehen und deshalb aud) der Bevölferung den Werth des Waldes am lebhafteften vor Augen führen.

Der 14. und 15. Auguft wurden durd die Aureife in das erjte große Ercurfionsgebiet, das ift in die Ernagora ausgefüllt. Die Reife ging vorerft längs des Vrbasfluſſes auf einer prächtigen Straße zu Wagen bis nad Sajce, wo wiederum die Nacht verbradht wurde; die alte Königsftadt Jajce hat eine felten jchöne Lage auf einem Hügel an der Bereinigung des Vrbas⸗ und Pliva- fluffes; man fühlt fi eigenthümlich angezogen durch die befondere Bauart der Häufer, die Megellofigkeit und Enge der Gaffen und dur dem Ernft der Ruinen der alten Königsburg, weldhe von vergangenen Zeiten erzählen. Die Pliva, welche fich bei ezero zu einem 5 Am langen See ausbreitet und dann in zahl: reichen Cascaden gegen die Stadt Yajce hin abfließt, bildet in der Stadt ſelbſt einen Wafjerfall von 31m Höhe, deffen an und für fi padender Anblid noch dadurch einen befonderen Reiz erhielt, daß dem Reichöforftvereine zu Ehren ſpät Abends eine brillante Beleuchtung der fhäumenden Wafjermaffen ftartfand. Yajce ift überhaupt mit feiner an Naturfhönheiten reihen Umgebung jhon jegt das

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Ziel der Touriften, und da es an der Bahn liegt und für gute Unterkunft vor- geforgt ift, jo dürfte fi der Zuzug von Fremden gewiß allmälig jteigern.

Die Weiterreife von Yajce führte nordweſtlich durch ein coupirtes Bergland, auf defjen Ruppen nun ſchon hochſchäftige Buchen und Tannen fihtbar wurden, und der Abend des 15. Auguft brachte uns endlich in den Hochwald der Erna» gora in einer Meereshöhe von etwa 1000 m.

Bis dahin Hatten wir faft ausfchlieflich Niederwälder zu jehen befommen; in der Ebene der Save Eichenniederwälder, von Banjalufa ab Buſchwälder, welche theils der Weide, theil8 der Futterlaubgewinnung dienen. Der Bujhwald bededt weit ausgedehnte Flächen und bietet in forftbotanifcher Beziehung mandes Intereſſante; ſchon im Vrbasthale fiel das reihlihe Vorfommen von Holzarten auf, welde dem Süden Europas angehören, wie der Blumenejhe (Fraxinus ornus L.), der Haareide —— pubescens Willd.), der Silberlinde (Tilia argentea Desf.), des Wallnußbaumes (Juglans regia L.), des Gerberſumachs (Rhus cotinus L.), des jtumpfblätterigen Ahorns (Acer obtusatum Wealdst.), der orientaliihen Hainbuche (Carpinus Duinensis Scop.), deren Fruchtſtand den Uebergang von der Weißbuche zur Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia Scop.) zeigt, welch letztere Holzart ebenfall8 ab und zu fihtbar wurde. Nad einer mündlidhen Mittheilung des Herrn Forftingenieurs Miklau in Sarajemo geht Carpinus Duinensis nur bis zu einer Meereshöhe von 800m empor, während Fraxinus ornus, Crataegus, Östrya, Carpinus Betulus mit anderen auch nod in höheren Lagen an der Beitodung der Buſchwälder hervorragenden Antheil nehmen.

Nun verliefen wir die Negion des Buſchwaldes und betraten das aus. gedehnte Hochmaldgeb'et der Crnagora; dieſes Gebiet bildet einen Theil des Forftwirthichaftsbezirfes Kljus, der eine Gejammtgröße von 33.305'2%« hat; davon entfallen auf den gefchlofjenen Compler der Ernagora rund 24.000 Aa, Die Ernagora hat eine Meereshöhe von 800 bis 1650,, im Mittel aljo von etwa 1100 umd bildet im Allgemeinen ein Plateau, welches durch mäßig fteile Kuppen und flahe Thalmulden, ſowie durch zahlreiche Trichter oder Dolinen, wie fie dem Karſtkalle eigen find, gegliedert erjcheint. Das Grundgeftein bilden Kalte, welche der Triasformation angehören und vielfach dolomitiider Natur ſind; fie find zumeift dicht und enthalten nur fpärliche Thonadern, geben demgemäg nur ein geringes, nahrungsarmes Verwitterungsproduct. Darüber lagert eine Lehm- und Humusſchicht, weldhe naturgemäß in den Mulden und Dolinen am mädtigiten, jonft aber durchſchnittlich jeicht ift, jo daß das Grundgeftein häufig in Blöcken oder Platten zu Tage tritt; da das Geftein vielfah zerflüftet ift, finden die Wurzeln trog der geringen Mächtigkeit des Bodens genügenden Halt und Raum zum VBordringen. Ziemlich reichlihe Niederſchläge und die waſſerhaltende Kraft der Humusſchichte wirfen dem ungünftigen Einfluffe der Permeabilität des Grund- gefteines entgegen und bedingen im Vereine mit einer höheren Temperatur in der Begetationgzeit und einer vermehrten Inſolation jehr günftige Verhältniffe für den Holzwuhs. Diejer ift denn auch ein äußert mächtiger; wohl ift e8 ein Urwald, den das Auge auf der Ernagora erſchaut, und der Vergleich mit unferen heimiſchen Wäldern iſt ſchwierig; aber jelbft in den Urwäldern, von denen wir aud anderswo noch Refte haben, wird man jelten jo viele Baumrieſen in einer jo volllommenen Ausgeftaltung und überdies in einer jo kräftigen Gejundheit bejtandbildend vor: finden, wie in der Ernagora; es ift hier nicht ſchwierig, eine hübfche Anzahl von Stämmen mit je 80 bis 130m Brufthöhendurhmeffer auf einer fleinen Fläche beifammen zu ſehen, und entjprehend der Stärke überfteigen aud die Baum: höhen das gewöhnliche Maß; die größte Länge wurde bisher an einer Fichte mit 68" gemeffen, und die Ercurfionstheilnehmer fonnten eine gefälte Tanne bewundern, welche nachſtehende Abmaße ohne Rinde zeigte: Alter 350 Yahre, Gefammtlänge 50”, Durchmefjer in Brufthöhe 137 cm, in der Mitte 93 cm,

490 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI Jahrgang.

Eubilinhalt 2975; am Stode diefes Niefen konnten 21 Herren gleichzeitig jtehen, dod wurden die allzu wohlgenährten von diefer Probe ausgejcdieden.

Um die Grundlagen für einen Holzabjtofungsvertrag zu gewinnen, wurde im Forſtwirthſchaftsbezirle Kljus eine Ertragsregelung durchgeführt und hierzu der Wald durh ein Schneußenneg in Abtheilungen von 100 bis 180%. Größe ein» getheilt,; weiters wurde für die Zufunft eine Umtriebszeit von 120 Yahren und ein Ausgleihszeitraum für die Aufnugung des Vorrathsüberihuffes von 30 Yahren angenommen. Der Etat wurde endlich mit 85.000/m hartem und 154.900 fm weihem Holze bejtimmt und über den Anfall an weichem Klogholze von 70.000 bis 80.000 m ein Abftodungsvertrag mit der Firma Steinbeiß & Co abge- ſchloſſen. F der Crnagora finden ſich 52 Procent Tanne, 24 Procent Fichte und 24 Procent Rothbuche. Die Form der Beſtände iſt die plenterwaldartige, wenn auc die ſchwächeren Stammclafjen für das Auge gegenüber den ftärferen zurüdtreten; die Fällung ift demnach auch eine fehmelweije, indem in den Schlag— orten die zur Fällung beftimmten ftärkjten Stämme von der localen Forjtver- waltung ausgezeichnet werden, alles übrige Hol; aber am Stode bleibt; auf diefe Weife trifft der Hieb etwa die Hälfte der ftodenden Holzmafje. Die Fällung, Ausformung und Bringung des Holzes vollzieht der Holzfäufer, welder auf der Höhe der Ernagora eine Niederlafjung gründete und im Vertragszeitraume von 20 Jahren eine gewiſſe Fläche der Ernagora nah oben erwähnten Grundjägen ausbeuten fol. Die Fällung beforgen Unternehmermannfdaften, welde zumeift aus Krain ftammen, die Bringung und der Transport des Klogholzes erfolgt in ausgedehntem Maßjtabe durch Waldeifenbahnen, wovon gegenwärtig etwa 40 km im Betrieb ftehen; die eijernen Schienen diefer Bahn find auf hölzernen Längs- jhwellen montirt, die Spurweite beträgt 75 «m, Auf einem Doppelwagen werden durichnittlich 7m Nugholz verladen und mit einem Gefälle von 1 bis 2 PBrocent bis an den Bremsberg gelenkt, welcher die Aufgabe hat, auf kürzeftem Wege das Holz von diefem Umfhlagplage bis zu dem relativ etwa 600m tiefer gelegenen Ufer des Ribnikbaches zu bringen. Diejer Bremsberg hat eine Länge von 2156 m, wechſelndes Gefälle bis etwa 30 Procent und eine Zwijhenftation; er fördert täglih 50 bis 60 Wägen mit je 7m Yadung, kann jomit in 200 Arbeitstagen das vertragsmäßige Nugholzquantum von 70.000 bis 80.000 m bewältigen; er fördert das Holz bis ummittelbar an und in den Ribnikbach, in weldem es, wie bereit3 erwähnt, weitergetriftet wird, und endlih in Doberlin zum Berfchnitte gelangt; die Zriftjtraße zeigt bloß geringfügige Vorbereitungen, wie etwa ver- einzelte einfahe Streihbäume und Wände zur Abwehr des Triftholzes von Brüdenpfeilern, Wafferwerfen oder Sandbänten. ;

Die Neichsforftvereinsmitglieder, denen ſich inzwiſchen der Leiter des Bezirkes Kljuc, Herr Kellner, jowie die Localforſtbeamten angejhlofjen hatten, fand in der Steinbeiß'ſchen Eolonie die freundlicjte Aufnahme und eine ausgezeichnete Be— wirthung, wobei der Director der Firma, Herr Poſch, in liebenswürdigjter Weije den Hausherrn vertrat. Es war gewiß nicht leicht, für etwa 50 Säfte in der Wald- einfamfeit Unterkunft zu jhaffen, aber die alljeits bemerfbare fröhlihe Stimmung bewies, daß es Niemandem an etwas fehlte.

Die Ercurfion vom 15. Auguſt ſchloß den Theilnehmern jene herrlichen Waldbilder und die Formen der Holzung und Bringung auf, welde wir im Borangegangenen zu jchildern verſucht haben; eine längere Strede wurde die Wald- bahn benügt, dann ging es theils zu Fuß theils zu Pferde weiter, und allent- halben entmwidelten fi lebhafte Debatten über die befonderen Waldverhältnije, wobei die Herren Regierungsrath Petraſchek, Forſtrath Hoffmann und die übrigen bosnijhen Forſtbeamten, jowie Director Poſch unermüdlid Auskünfte ertheilten. Nur allzufrüh brad der Abend herein und wir mußten von einem Walde jcheiden, wie wir ihn wohl faum je mehr erbliden werden.

November 1895.) Berjammlungen und Ausftellungen. 491

Am 16. Auguft erfolgte die Rückkehr nah Yajce und am 17. Augujt die Bahnfahrt von hier nad) Sarajevo, gelegentlich) welder in mehreren Stationen bemerfenswerthe Anlagen und Etabliffements befichtigt wurden. Der erjte bezüg— lihe Aufenthalt fand in der Station Han Compagnie ftatt, wo ſich die Holz: imprägnirungsanftalt von Guido Nütgers in Wien befindet. Mit diefer Firma hat die bosnijche Yandesregierung einen Vertrag auf Imprägnirung aller im Lande benöthigten Eiſenbahnſchwellen, Brüdenbauhölzer, Xelegraphenftangen zc. ab- gefhloffen; Hiernah muß die Jmprägnirungsflüffigkeit aus Chlorzint von 3 Grad Beaumé mit einem Zufage von 5 Procent Theer bejtehen und es müſſen für eine eihene Bahnjchwelle von den Dimenfionen 16 : 0°13 :0'21m 3°5%g, für eine buchene oder fieferne Schwelle 85%, für 1 Eichenholz überhaupt 80 %,, für 17m Buden- oder Kiefernholz 185% Jmprägnirungsflüſſigkeit aufgewendet werden; die Entlohnung hiefür beträgt

für 1 Stück Buhen- oder Kiefernfhwelle . . . . fl. —.33

ee Eichenſchwelle.... en %6 Jonftige Hölzer bis 8 m Länge pro

1/m Buche oder Biefr - - - + 2 0 +2. © | U 2 |, * SE „6.30

Ein Kefjel faßt circa 275 Stüd Schwellen, welhe durd vier Stunden einem Drude von 7'/, Atmoſphären ausgefegt bleiben; die nachherige Trodnung erfolgt an der Luft. Vorwiegend werden hier Buchenjhwellen imprägnirt, welde im nädjtliegenden Forftwirthichaftsbezirfe Buſovaka erzeugt werden; jährlich gelangen hier etwa 120.000 Schwellen um einen Einheit£preis von 10 Kreuzer zur Ausformung und werden loco Station Han Compagnie an das bosniſche Bahnärar zum Preife von 36 Kreuzer für ein Stüd abgegeben; die Koſten der Amprägnirung fallen der Eijenbahnvermaltung zur Laſt. In demjelben Forſt— bezirfe wird nad gefälligen Meittheilungen des Herrn Forjtrathes Hoffmann, dem wir aud vorftehende Daten verdanfen, eine vege Holzvertohlung betrieben und ein Quantum von etwa 30.000 rm Holzkohle alljäyrlid an das ärarifche Eifenwerf in Bares abgegeben. Zur Erleichterung des Transportes wird foeben aus der Buſovaëka planina, einem Diftricte des benannten Forſtbezirkes, eine Waldeifenbahn zur Station Bufovasa nächſt Han Compagnie gebaut, welche eine Fänge von 12xm haben wird und pro laufenden Meter fl. 3°50 koſten joll.

Bunädjft wurde wieder in der Station Zenica Halt gemadt und hier eine Papier», dann eine Eifen- und Stahljabrif und die Yandes-Eentral:Strafanftalt beſucht.

Die Papierfabrik arbeitet, wie es ſcheint, ausſchließlich mit Holzſtoff, welcher im Etabliſſement ſelbſt erzeugt wird; hier fielen die ſtarken Dimenſionen des Schleifholzes auf, welches vielfach ganz anſehnlichen Sägehölzern gleich kam, wie wir ſolche in unſeren nordiſchen Forſthaushalten ſchon unter die ſtärkeren ihrer Art rechnen; dieſe Fabrik deckt den Bedarf des Landes vollſtändig und iſt noch in der Lage, nach auswärts zu liefern.

Das Eiſen- und Stahlwerf verarbeitet das Roheiſen aus den Hochöfen von Bares, welche Bergftadt drei Fahrjtunden von der Station Podlugovi der Bosnu- bahn entfernt liegt.

Die GCentral:Strafanftalt in Zenica ift zum Strafvollzuge für männliche Sträflinge, welche zu Kerker oder ſchwerem Kerfer in der Dauer von ein oder mehr Jahren verurtheilt werden, bejtimmt und ihre ganze Anlage ein Mufterbau nad modernften Grundfägen; hier intereffirte uns befonders die induftrielle Be— ihäftigung der Sträflinge im Gebiete der Holzinduftrie und es werden hier that- ſächlich recht entſprechende Producte der Tijchlerei, Schniterei, Drechslerei, Wag- nerei und Faßbinderei erzeugt.

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Berfammlungen und Ausftellungen., [XXL Jahrgang.

Am 17. Auguft Abends gelangten wir nah Sarajewo, der Hauptitadt des Landes, deren eriter Eindrud vermöge ihrer herrlihen Lage am Fuße und an den Hängen des Miljackafluffes fofort lebhaft anregte. Die Kuppen der fahlen, verfarfteten Bergzüge im Süden der Stadt find bereit8 wieder aufgeforjtet, worauf die von unten fihtbaren Einfriedungen der Eulturflächen hindeuten.

Der Reichsforſtverein fam infoferne zu einer jehr günftigen Zeit in die Yandeshauptjtadt, als anläßlich der Geburtstagsfeier Sr. Majeftät am 17. und 18. Auguft ein befonders reges Leben in den Straßen herrſchte, und die am Borabende des Geburtsfejtes ftattfindende Illumination noch den feffelnden Eindrud, welchen die Stadt an und für fi macht, verftärkte. Sarajewo befigt eine ftarfe Garnijon, und deshalb erhielt die Feldmeſſe vom 18. Auguft ein befonder8 feierliches militäriihes Gepräge, welches vermöge des patriotifchen Anlafjes zu zahlreiher Betheiligung jeitens des Publicums, fowie des Reichs— forftvereind an dem Gottesdienfte führte.

Am 19. Auguft fand die Exrcurfion auf den Igman ftatt, welche den ganzen Tag in Anſpruch nahm. Der Igman mit einer Größe von rund 5200 Aa ift ein Bergftod im Südweſten der Stadt Sarajewo, welcher vom Bosnathal aus ziemlid fteil emporragt, im Südweften aber an das Maſſiv der Bjelasnica anſchließt, weldes bis zu einer Höhe von 2067 m und damit über die Baumgrenze empor: ragt. Bei einer mittleren Höhe von mehr als 1000 m ftellt das Sfgmanplateau eine langgejtredte von Südojt gegen Nordwejt ftreihende Einfenfung vor, deren Hänge aber entjprehend dem Charakter des Grundgejteines durch zahllofe Dolinen und Kuppen coupirt find. Die Sohle diejer Einfenfung ftellt eine Wieſe oder Weide dar und deutet dadurch vielleicht die einftmalige Befiedelung dieſer Thal- mulde an; für die Annahme einer ehemaligen Colonie auf diefer Höhe ſpricht auch der Charakter vieler Fichtenbejtände, welche lüdig, gruppenmweije gedrängt und tiefbeaftet find und damit Formen zeigen, welche der Brandcultur eigen zu fein pflegen.

Auch ſonſt zeigen die Waldbeitände am Igman nicht jene gewaltigen Dimen- fionen der Stämme, wie die in der Ernagora, wiewohl die Bodenverhältnijj: ganz ähnliche jein dürften; die Form der Bejtände ift auch Hier die plenterwald- artige, doch jcheinen die Holzarten weniger gemijcht, ald räumlich getrennt zu jein; e8 kommen 50 Procent Tanne, 25 Procent Fichte und 25 Procent Bude vor.

Der Nutungsbetrieb erfolgt hier in eigener Regie der Forſtverwaltung; zur Erzeugung gelangt vorzugsmweije weiches Klogholz für die Dampfjäge in Hadzici, ferner weiches Bauholz, dann weiches und hartes Brennholz, welches in Sarajewo beſchränkten Abſatz findet; endlich werden auch noch die Nadelholzgipfel auf Gruben- holz ausgeformt.

Der Transport des Holzes zu Thale bis zur Station Habziti, wo bie Dampffäge jteht, wird durch eine 12 xm lange Waldbahn von jehr interefjanter Eonftruction vermittelt. Die Trace diefer Bahn folgt mit einem mittleren Gefälle von etwa 5 Procent und einem Marimalgefälle von 6 bis 7 Procent dem Nord- weftabhange des Ygmanjtodes, überwindet durch zwei Spitzlehren die Ungunft des Terrain und zeigt Krümmungen bis zu 20, Radius. Die Querjhwellen beftehen aus Buchenholz von 15m Länge und 15 bi8 19m Stärke und liegen an geraden Streden 130 m von einander, nähern ſich aber an den Eurven bis auf 50 m. Als Schienen, deren Spurweite 76 cm beträgt, wurden an Streden von weniger als 2 Procent Gefälle, jowie an ftarfen Krümmungen Stahlvignoljhienen von 6% pro laufendes Meter verwendet, bei jtärferem Gefälle und geringeren Krümmungen aber Schienen aus Budenholz von 11: 14m Querjdnitt, welde auf die ſchmale Kante geftellt und in einem Einſchnitte der Schwellen verfeilt werden. Eichenholz hat fich für die Schienen nicht bewährt, da es zerfplittert und überhaupt eine geringere Abjcheerungsfeftigkeit zeigt al8 die Rothbuche.

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Die Rollwägen befigen eine Tragkraft von 4 und find mit einer Spindel» bremje verjehen, welche auf alle vier Räder wirkt. Beim Transporte von Klob- und Bauholz werden je zwei Wägen zu einer Ladung benügt und mit Dreh: ihemeln ausgeftatiet; behufs Verladung von Brennholz wird ein entiprechender Rahmen am einzelnen Wagen angebradt. Man verladet auf einem Doppelmagen 5 bis 6m Klotzholz oder 6 bis 7m bezimmertes Bauholz, auf einem einzelnen Wagen 4 bis 5 rm Breunholz. Bei der Bergfahrt zieht ein Pferd einen Rollwagen, wobei für Pferd und Lenker täglid 2 fl. bezahlt werden. Die Bringung von 1m Nugholz vom Schlage bis zur Bahnftation Hadzidi auf diefer Waldbahn kommt einſchließlich der Koſten der Bahnerhaltung auf fl.1'10 bei einer täglichen Leiſtung von 120m. Die Rüdung des Klogholzes aus den Schlägen zur Waldbahn erfolgt theil8 durch Menjhenkraft unter Anwendung der Cepine, theils durch Pferde, endlih aud werden aus den Klötzen ſelbſt Stüde von Holzriefen gebildet und darauf die übrigen Klöge abgerieft.

Das Klogholz gelangt alfo auf der Waldbahn nad) Habziei, wo unmittelbar neben dem Bahnhofe der Strede Sarajewo-Moftar die Dampfjäge der Firma Hojfmann und Grünfeld fteht, welche jährlid 10.000. Holz Loco Station abnimmt,

Die Ereurfion im Igman nahm folgenden Berlauf:

Die Theilnehmer fuhren mit einem Sonderzuge von Sarajewo nad der Station Hadzidi, wo fie die hier befindliche Dampffäge befihtigten, dann fofort die Rollwägen der Waldbahn beftiegen und bis auf das Igmanplateau geführt wurden, wofelbft der Ankommenden in der Waldniederlaffung Radawa reihlihe Yabung mit Speife und Zranf wartete. Hier ijt in der „Karl Hoffmann Hütte” ein Forjtwart ftationirt, und außerdem find nod einige Arbeiterhütten vorhanden. Die Tour bewegte fih fodann durch Hochwaldbeſtände von wechſelnder Beftodung und Bonität auf die Bergfuppe Radu vrat, von welder man eine hübjche Ausjicht auf die bosniſchen und montenegrinijhen Berge genoß; in nächſter Nähe erhebt fih die gemfenreihe Bjelasnica, deren Mulden noh mit Schnee bededt waren. Dann ging es wieder abwärts durch vorjährige und heurige Schläge bis nad) Radawa. Hier war in einer offenen Halle neben der Karl Hoffmannghütte ein Mittagmahl vorbereitet, dem inmitten der herrlihen Waldnatur gerne zugejprochen wurde. Unfere wadere Gejangsriege aus den Alpenländern, welche uns bisher ſchon manchen Abend dur den unermüdlichen Vortrag heimijcher Lieder verjchönt hatte, (ie auch am Igman ihre Weiſen hören und nur allzu raſch verjtric die Zeit; es fehlte nicht an finnreihen Zoajten, welde in erjter Linie dem Gefühle leb» bafter Genugthuung Ausdrud gaben, daß fih auf dem Gebiete der forftlichen Thätigfeit alle Nationen brüderlicd begegnen und daß unſere Berufsgenofjen in Bosnien auf der Höhe ihrer Aufgabe jtehen zum Wohle des Landes und zum Ruhme der öfterreihifh-ungarishen Forſtwirthſchaft.

Der Rüdweg vom Jaman fand wieder unter Benützung der Waldeijenbahn jtatt, welche ung raſch wieder nad Hadzili bradte.

Der weitere Aufenthalt in Sarajewo wurde eifrig zur Befihtigung ver- ſchiedener öffentliher Anjtalten, dann der Kirchen, Moſcheen und der Umgebung benügt; hierbei ift bejonders des Beſuches von Ylidze zu gedenken, des befanunten Schwefelbades, welches unter der öfterreihiihen Verwaltung einen ungeahnten Auffhwung nimmt und einen Sammelpunft des gejelligen Yebens der Hauptitadt bildet. Unter den öffentlihen Inſtituten erregte neben dem kunſtgewerblichen Regierungsatelier, dem Yandesmufeum, dem Atelier für Zeppichweberei und der Scheriatſchule befonders die forjtlihe Abtheilung der tehniihen Mittelihule das lebhafte Intereſſe der Ercurfionstheilnehmer. Dieje Anjtalt verlangt von ihren Böglingen die Abjolvirung von vier Claſſen der Mittelihule oder Handelsjhule und hat drei Jahrgänge; fie bezwedt die Heranbildung von Forftihugperjonal, würde

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aber mit Nüdjiht auf die immerhin lange Studienzeit durd eine geringfügige Aenderung des Lehrplanes, wie durch die Einführung der Betriebseinrichtungs- lehre und Waldwerthrehnung in den Lehrplan wohl geeignet fein, aud höheren Anſprüchen zu genügen.

Eine nahahmenswerthe Einrihtung liegt darin, daß die Schüler bei den Erceurfionen, welche einen integrivenden Zweig. des Unterrichtes bilden, von der Negierung verpflegt werden. Die Lehrmittelfammlungen fallen durd ihre Reich» haltigfeit und die Sorgfalt ihrer Ausführung, ſowie dadurd auf, daß fie alle Errungenjdaften bis in die neuefte Zeit umfaffen. Bejonders beachtet wurde die entomologiih-biologiihe Sammlung, deren näheres Verftändnig uns Herr Profeſſor Johann Knotek vermittelte, indem er auf feltene Vorkommniſſe aufmerkfjam machte und Erläuterungen daran fmüpfte; wir nennen biesbezüglih von bosnijd- hercegovinischen Borkenkäfern Phloeosinus Aubei Perris und thujae Perris, Scolytus laevis Chap. und Scolytus aceris Knotek. Bon fonftigen Lehrmitteln war manchem Beihauer Felete's Rillenfaatmajihine, dann das Holz, die Nadeln, Zapfen und Samen der Omorifafihte und Panzerkiefer neu.

Um dem NReichsforftvereine ein thunlichjt ausreihendes Bild von dem Um— fange und der Mannigfaltigfeit des Forftbetriebes in Bosnien zu geben, hatte der Leiter des Forftdepartements, Herr Forftrath Hoffmann, noch Veranftaltungen getroffen, daß dur eine Holzerpartie auf der Holzlegftätte zu Sarajewo die Er- zeugung und Gortirung der Eichenfaßdauben demonftrirt werde; weiterd waren hier äußerjt lehrreihe und jehenswerthe Modelle über den Schälbetrieb ausgejtellt und wurden eingehend befichtigt. Auf diefe Weife bot der Aufenthalt in Sarajewo auch in fachliher Richtung mannigfache Anregung und Belehrung.

Am Prunkſaale des Landesregierungsgebäudes zu Sarajewo fand am 20. Augujt die Generalverfammlung des Oeſterreichiſchen Reichsforſtvereins ftatt.

Sowohl der erjte Präfident des Vereins, Se. Ercellenz Dr. Anton Freiherr v. Banhang, als auch der zweite Präfident, Herr Chriſtian Pichler Ritter v. Zennenberg, waren durd Unwohlſein an der Theilnahme verhindert, weshalb die Verhandlungen durd das Directorialmitglied Wilhelm Freiherrn v. Berg geleitet wurden. Die bosnifche Yandesregierung ehrte den Verein durd die Theil» nahme Sr. Ercellenz des Freiherrn Hugo v. Kutſchera, Eiviladlatus des Yandes- commandirenden, und des Freiherrn Benko v. Boinif, Chefs der politiihen Ab— theilung der Landesregierung, an den Verhandlungen,

Zu Beginn der Verfammlung begrüßte Se. Ercellenz Freiherr v. Kutſchera den Reihsforjiverein und gedachte der Wichtigkeit der Forſtwirthſchaft für Bosnien und die Hercegovina. Während Frau v. Stasl in ihren Schriften den Wald- reihthum Deutſchlands nod als ein Zeichen der Uncultur und Barbarei betrachtete, jei heute der Wald und defjen Pflege zu einem Maßftabe culturellen Fortſchrittes geworden; Se. Excellenz erhofft fih von dem Beſuche des Reichsforſtvereins werthvolle Anregungen für die Verwaltung der bosnijhen Forſte.

Der Borfigende Freiherr v. Berg gibt den Gefühlen der aufrichtigen Be— wunderung Ausdrud, welche jeden Theilnehmer der Excurſion über die gewaltigen Fortichritte Bosniens ſeit der Decupation in allen Zweigen der Volkswirthſchaft und Verwaltung erfülle; dieje Fortichritte finden ihren beredtejten Ausdrud in der Zunahme der Bevölkerung und in den verbejjerten Wohnverhältniffen; erjtere beträgt derzeit in Bosnien und der Hercegomina zufammen 1,565.357 Seelen und hat im abgelaufenen Jahrzehnt um 17°6 Procent zugenommen, die Wohnungen aber um 22 Procent. Die VBorforge der Regierung erſtreckt fih auf alle Zweige der Vollswirthſchaft; eine Induſtrie ift erft gejchaffen worden, in der Landwirth- ihaft wird dem Wein- und Obſtbau die vollite Sorgfalt zugewendet und aud die Buderrübe hat bereit3 Gingang gefunden; was aber im Forſtweſen geleiftet wurde, ift allen Theilnehmern der Verſammlung lebhaft gegenwärtig; nad

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Ordnung der Rechtsverhältniſſe wurde fofort an die fahmännifhe Ausnügung der Wälder geichritten, Communicationsmittel errichtet und die ganze Forſt— verwaltung organifirt. Redner rühmt ſchließlich Se. Ercellenz den gemeinfamen Neihsfinanzminifter Benjamin v. Kallay als den Organifator Bosniens, dann alle Landesorgane, vor allem aber Herrn Regierungsrath Karl Petraſchek und den Forftrath Herrn Karl Hoffmann. Er gedenft ferner Sr. Majeftät als des mächtigen Förderers jeden Fortſchrittes und bringt auf Allerhöchſtdenſelben ein dreimaliges Hoch aus, in mweldes die Anmefenden begeiftert einftimmten. Ein Huldigungstelegramm an Se. Majeftät wurde nunmehr verlefen, lebhaft acclamirt und abgejendet und ein ebenfoldes an Se. kaiſ. Hoheit Erzherzog Karl Ludwig als den Protector des Reichsforſtvereins; weiter8 wurde an Se. Ercellenz vd. Kallay ein Telegramm mit dem Ausdrudfe des Dankes für die Aufnahme bes Vereins in Bosnien, dann ein Begrüßungstelegramm an den Vereinspräfidenten Ercellenz v. Banhans entjendet.

Weiters theilte der Vorfigende mit, daß nachſtehende Fachcorporationen durch Delegirte vertreten feien und zwar: Das Forftinftitut der Univerfität Gießen durch den Geh. Hofrath Profefjor Dr. Richard Heß, der Schweizer Forftverein durd Pro: fefjor Konrad Burgeois und Oberförfter Shwysger, die Forftafademie in Schemnik und der Ungarifhe Landesforftverein durch Profeffor Eugen Vadas, der Kroatijche Yagdihugverein und die Forftlehranftalt in Kreuz durch Profeffor Franz Kefter- sanef, Director Lukas Karaman für die Technifhe Mittelichule in Sarajewo, Se. Durdlaudt Fürft Karl Auersperg für die k. f. Landwirthſchaftsgeſellſchaft in Wien, Eentraldirector Leopold Hufnagl für den Niederöfterreihiichen, Profefjor Forftrath Adolf Ritter v. Guttenberg und Oberförfter Emil Seidl für den Steiermärkiihen und die Herren Adam Mitter v. Uznanski, Witold Ritter v. Rogoyski und Forjtmeifter Friedrich Klufiok für den Galiziſchen Forftverein. Der vom Mähriſch-Schleſiſchen Forftverein delegirte Oberforftrath Herr Friedrich Horny war durch Unwohlſein am Erjceinen verhindert.

Es wurde nun in die Tagesordnung eingetreten und das Thema „Excur- fionswahrnehmungen” durch Forftrath v. Guttenberg eingeleitet. Redner ſchildert vorerjt den äußerft günftigen Eindrud, den der Neichsforftverein von dem Lande Bosnien in jeder Richtung empfangen habe; man jei mit gewiffen Erwartungen hierher gelommen, aber felbe feien weit übertroffen worden. Dan fönne wahrhaft befriedigt fein von den Erfolgen patriotijcher Arbeit, wie man folden bier aller- ortS begegne; insbefondere auf dem Gebiete der Berlehrsmittel ſeien Wunder gefchehen, ſowohl im Straßen und Eijenbahnbau, als aud im Bereiche des forſt— lihen Transportweiens.

Der bosniſche Wald läßt fi in zwei Kategorien unterfheiden, und zwar in jenen, welcher bisher in der Benügung der Bevölkerung ftand, und in jenen, welcher vermöge feiner Entfernung von den bewohnten DBezirfen mehr oder weniger unberührt blieb. Selbft die erfte Art der Wälder, der fogenannte Buſchwald, macht einen befferen Eindrud, al3 man erwarten durfte, und wenn auf Grund der beftehenden Gejege eine pfleglichere Behandlung derjelben plaggreift, werden fie fih au in ihrer Production befjern. Der Nieberwald ijt die dem Süden harakteriftiiche Beſtandesform, fie entjpricht den localen Bedürfnijjen, welde ſich nicht bloß auf den Bezug von Brenn- und geringem Werkholze, jondern auch insbefondere auf Futterlaub erftreden. Der Bufhwald nimmt derzeit etwa 50 Procent der Waldflähe ein und zeigt faft allenthalben eine Hinlänglihe Be— ftodung, fo daß fahle Bergkuppen und Hänge nicht häufig zu fehen find. Die zweite Kategorie, der Hochwald, ift derzeit theilmeije noch unberührt umd enthält große Schäge an Holz; diefe- find um fo mwerthvoller, als fie nicht blos einen gewiſſen reichen Ertrag der Forfte bedingen, jondern auch Anregung zur Gründung von Induſtrien und damit Gelegenheit zu nugbringender Arbeit bieten. Von

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diefem Standpunfte aus ijt es mur zu loben, daß die Ausnützung diefer Schäge feine fiscalifche ift, jondern der allmäligen Entwidelung einer entiprechenden Anduftrie und Arbeitsgelegenheit Rechnung trägt. Heute jehen wir die Nutzbar— madhung diefer Hochwälder dur die Anwendung aller Fortſchritte der Technik. Devor aber die bosniſche Forſtverwaltung bei diefem Standpunkte anlangte, hat es jchon viele Arbeit und Mühe gekoftet. Nach der Uebernahme Bosniens in die öfterreihifche Verwaltung mußten erſt die Rechtsverhältniſſe bezüglich des Waldes geordnet, der Befig des Staatswaldes durch Megulirung der Serpituten, durd Bermeffung und Begrenzung gefihert und die Tyorjtverwaltung vom Grunde aus organifirt werden. Für alle dieje Arbeiten war nur eine geringe Anzahl von Männern zur Verfügung, und auch heute noch hält Neferent den Berjonalitand der Forftverwaltung für zu gering und einer Vermehrung bedürftig.

Was die Frage der Betriebseinrihtung und der künftigen Form des Hod- waldes anbelangt, jo ift lobend hervorzuheben, daf für die Forſte bereits Betriebs- pläne beftehen; dieje bafiren vorzugsmeife auf einem Eintheilungsnege, welches entiprehend den obwaltenden VBerhältniffen große Abtheilungen formirte und damit eine bejtimmte Sclagfolge anbahnte. Die Erlangung fonftiger ziffermäßiger Grundlagen in Wäldern, wie in der Ernagora, ift jhwierig und umficher, die räumlihe Eintheilung muß da die Grundlage jeder Ertragsregelung bilden. In der Ernagora hat man das vollendete Bild eines Plenterwaldes, und der einem jolden entjprehende Betrieb iſt auch der empfehlenswerthejte; nicht der jtrengjte Plenterwald, fondern eine folde Form der Sclagführung, weldhe den nad) Ent- nahme des überftändigen Holzes verbleibenden Holzbeitand auf das bejte zur Begründung der neuen Bejtände ausnükt. Hierüber kann man feine allgemein giltigen Regeln aufftellen, jede Schablone ift da zu vermeiden, und im Wege allmäliger Uebergänge find jüngere, zuwachskräftige Beftände heranzuziehen. Derzeit wird entihieden in jehr vorfichtiger Weife vorgegangen, man fönnte vielleicht jagen, etwas allzu vorfidhtig, aber durch dieſe Hiebsweife werden ficher alle Eulturaufgaben vermieden, was mit Rüdfiht auf die übrigen großen Auf: gaben, welche die Forjtverwaltung zu löſen hat, nur gutgeheißen werden kann. Legtere zeigt in allen ihren Actionen einen feltenen Fleiß und hervorragende Einfiht, und verdient das wärmſte Lob. Dan könnte fragen, ob der Zeitraum, in weldhem das überjtändige alte Holz aufgenugt werden joll, richtig bemefjen jei? Es ift fein Zweifel, daß der Zuwachs an diejen alten mächtigen Stämmen ein minimaler und daß der Boden ein folder iſt, welder einen ganz namhaften Holzzuwachs hervorbringen könnte; es ift deshalb jedes Jahr, durch welches man das überjtändige Altholz im Walde beläht, mit einem großen Zumwade- verlufte verbunden; andererſeits wird durd die langjamere Aufnugung der Alt- hölzer dauernde Gelegenheit zur Arbeit und zur Entfaltung der Induſtrie gegeben, die Vorverjüngung wird dadurd begünftigt, und da das Eijenbahnneg in Bosnien einer raſchen Vervolljtändigung entgegengeht, jo erfährt das ſtarke Holz zweifellos einen bedeutenden Theuerungszuwachs.

Neferent gedenkt jchlieglih noch der befriedigenden Entwidelung des forjt- fihen Unterrichtes, der fehenswerthen Lehrmittelfjammlungen in der forjtlichen Abtheilung der techniſchen Mittelſchule in Sarajewo und endlich des Yandesmujeums mit voller Anerkennung.

Geheimrath Dr. Heß ift ebenfalls von dem Gejehenen hoc befriedigt; in der Bewirthſchaftung der Urmwälder fällt feiner Anfiht nah die erfte Aufgabe der rationellen Forjtbenugung zu, und diefe Aufgabe ift trefflich gelöft worden. Die Ausnugung der Wälder wird nad zwei Syitemen gehandhabt, in eigener Regie und durch fremde Unternehmer, und damit iſt auch die Möglichkeit gegeben, einen Vergleich über die Einträglichkeit beider Syiteme zu ziehen. In Details fann man fich bei der Behandlung von bderlei Wäldern nicht einlafjen; derzeit

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ift die Schlägerung eine fehmelmeije, fpäter wird ſich der Fehmeljchlagbetrieb als die tauglichſte Betriebsart erweiſen. Die Schlagftellung ift eine jehr befriedigende und vorfichtige, die Tyällung der gewaltigen Baumriejen eine geradezu mufterhafte. Bon den bejtandbildenden Holzarten Tanne, Fichte und Buche will Redner wohl die Fichte und weiters die Tanne bevorzugt, aber die Buche nicht geradezu aus- gerottet jehen, da fie als Bodenſchutzholz werthvoll iſt. In Deutſchland wird die Fichte auf Kaltböden frühzeitig rothfaul, in Bosnien ift dies nicht der Fall, und deshalb verdient fie vor der geringwerthigeren Tanne den Vorzug. Die Schläge find demgemäß thunlichſt in Fichtenfamenjahren zu führen; allzu reichlicher Buchenunterwuchs könnte abgeweidet werden. Ob der Schlagabraum auszubreiten oder in Haufen zu legen ſei, ift zweifelhaft und von mancherlei Umftänden —— Redner widmet ſchließlich der Forftverwaltung warme Worte der Aner— ennung.

Forftmeifter Klufiok» Lemberg vergleiht des Längeren die bosnifchen Waldverhältniffe mit dem ihm näher befannten galizifhen,; in Galizien ftode der Wald zwar auf Karpatenfandftein, im Uebrigen aber jeien die Beftandes- und Marktverhältniffe ganz ähnliche, wie hier. In Galizien ſcheue man fich nicht, jelbjt auf ziemlich fteilen Yehnen Kahlſchläge zu führen, und der Erfolg fpredhe für diefe Betriebsart.

Dei diefen Schlägen entnehme man alle Stämme bis zu einer Brufthöhen- ftärfe von 26 cm herab, alles ſchwächere Holz bleibe ftehen und übernehme nad) einigen Fahren die Rolle der Mutterbäume, Die Führung von Plenterſchlägen, wobei bloß 30 Procent der ftodenden Holzmafie entnommen werden, fei ungün- ftiger, weil hierbei auf jteileren Abhängen bis zu 80 Procent des ftehenden Holzes durh die Füllung und Bringung beſchädigt werden. Die Lücken, welde fih nicht auf natürlihem Wege bejamen, müßten fünftlih aufgeforjtet werden, doch hätten fi die urſprünglich angemwendeten Vollſaaten auf der Schneedede nit bewährt, weil das Thaumafjer den Samen mit fih nahm und in den Mulden zufammenführte; man fäe jett in Plägen, wobei 1ra auf 5 fl. komme. Der Schlagabraum bleibe zum Schuge gegen Abſchwemmung und Verwilderung ausgebreitet liegen. Redner empfiehlt eine ähnliche Wirthichaftsweije aud für den Hochwald in Bosnien.

Forftmeifter Reuß-Dobris erkundigt fi vorerft um das weitere Ber» handlungsprogramm, weil diejes jedenfalls auf die Fortſetzung der Debatte Einfluß haben werde.

Der Borfigende theilt diesbezüglich mit, daß noch zwei Vorträge auf der Tagesordnung ftehen und deshalb eine gewiſſe Einjchränfung der Debatte wohl am Plage wäre.

Forftmeifter Neuß will fi dementſprechend kurz faſſen; er findet das Zempo, in dem die Altholzmaffen in der Ernagora und am Igman aufgenutzt werden, für zu langjam und verweilt auf die Bilder des natürlichen Abfterbens, welche man allenorts ſehen konnte. Schon aus volfswirthichaftlichen Gründen fei deshalb eine bejchleunigte Verfilberung der nunmehr dur theuere Transport= anftalten bereit8 aufgejchloffenen Wälder anzuempfehlen; etwaige Bedenken wegen Verſchlechterung des Bodens ſeien hierbei nicht zu hegen, weil die vor- handenen Maffen von Moder und Rohhumus auf viele Jahre hinaus die Boden- fraft fihern. Von den Holzarten ſei unbedingt die Fichte vorzuziehen, welche hier niht an Rothfäule leide, die beften Stammformen bilde und an Werth der Tanne vorangehe. Die Buche bilde durch ihren Blattabfall ein Hindernig für die VBerjüngung des Nadelholzes, und fei zudem ganz unverwerthbar; die Verwaltung müffe deshalb zu dem Auskunftsmittel des Ringelns greifen, was anjcheinend barbariſch ausjehe, aber unter bewandten Umftänden zu billigen ift. Zudem werde die Verwaltung nicht umhin können, durch künſtliche Nachhilfe dem Nadelholz die

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weitere Verbreitung zu fihern. Redner glaubt weiters, daß die Verwaltung nicht grundfäglid den Schlagabraum auf Haufen bringen laffe, fondern dies bloß dort ausführe, wo er ein Xransporthinderniß bilde,

Fürft Carl Auersperg wendet fih zu den vollswirthidaftlihen Auf- gaben, welche die Forftwirthidaft in Bosnien zu erfüllen hat; der Forftwirth jtehe Hier der Bevölferung in ganz anderer Stellung gegenüber, als anderswo; er trete mit dem Volke in den mannigfachſten Beziehungen in Berührung, ver- walte ein großes Stüd des Volkseinkommens und habe deshalb die Rechte und Pflihten eine pater familias. Der Staat ſei als Erbe der bejtandenen Ber- hältniffe Eigenthümer faft des ganzen Waldes geworden; der Wald jei jedoch ungünftig vertheilt, und da die Forftproducte für die Bevölkerung unumgänglid nothwendig feien, jo habe der Staat bejonders zwei großen Gefahren auszu- weihen; die eine liege darin, daß man etwa die Altholzvorräthe in den Hoch— wäldern zu raſch aufnugen und fpäter in Holznoth gerathen könnte; plötzlicher Reichthum würde mit allmäliger Verarmung enden, Die zweite Gefahr könnte daraus hervorgehen, wenn man die Buſchwälder, welde der Bevölkerung zum dermaligen Wirthichaftsbetriebe unumgänglich nothwendig find, vom ausſchließlich forftwirthihaftlihen Standpunfte aus behandeln und der Bevölterung entziehen würde, Die Verwaltung vermeide diefe Gefahren und dafür gebühre ihr Aner- fennung; fie erjtrede ihre Sorgfalt bereit8 auf alle Zweige der Landescultur, wie unter Anderem die Karftaufforftungen beweijen. Der Staat müfje Eigenthümer des Waldes zum Wohle der Bevölkerung bleiben; denn fein anderer Bejiger würde die Wirthichaft ebenjo wie der Staat mit fteter Rüdjihtnahme auf die Bedürfniſſe der Bevölkerung führen. In diefem Sinne ſollten aud die bejtehen- den Reallajten nicht abgelöft werden, weil dies mit dem Ende einer geregelten Horftwirthichaft gleichbedeutend wäre. Die Anjprühe der Bevölkerung an dem Walde würden in dem Maße geringer werden, al8 fi die Landwirthſchaft allmälig hebe und des Waldes zu entbehren lerne. Der Forjtwirth in Bosnien habe einen ausgedehnten Wirkungskreis und Redner gratulire ihm hierzu; ebenjo aber beglüdwünjche er das Yand zu feinen Forjtbeamten.

Negierungsrath Petraſchek wünjht, daß die Debatte über die Excur— fionswahrnehmungen feineswegs abgekürzt, jondern wegen ihres allgemeinen Intereſſes thunlichjt eingehend fortgeführt werde; er theilt mit, daß die zwei ange: fagten Borträge, um Raum für die jegige Debatte zu jchaffen, von der Tages- ordnung abgejegt wurden und im Organe des Neichsforftvereines erſcheinen werden,

Centraldirector Hufnagl aus Wlajhim wendet fi zur Frage der Betriebsform im Hochwalde und ſpricht für die vorläufige Beibehaltung des PBlenterbetriebes, wie er derzeit geübt wird. Die weite Entfernung der Wälder vom Weltmarkte und demgemäß die Höhe der Productiongloften bedinge die Her- ftellung eines werthvollen Productes, wie denn aud nur Stammausſchnitte von bejtimmten Stärfendimenfionen verfäuflich jeien, während alle ſchwächeren Stämme die Productiongkoften nicht deden; e8 wäre jomit nicht rationell, das ſchwächere Holz irgend einem Betriebsſyſtem zu Liebe zu fällen und um jeden Preis gleich: alterige Beftände heranzuziehen. Derzeit werde jedenfalls richtig gemwirthichaftet; die frage aber, was nah etwa 20 Jahren geſchehen folle, ſei verfrüht. Bis dahin fei ein wichtiger Factor der Ertragsregelung, der heutige Holzvorrath, zu 50 Procent verfhwunden, der Zuwachs und insbefondere auch die Marftverhält- niffe infolge der ſtets wachſenden Ausbreitung des Eijenbahnneges total andere, man fönne aljo heute noch nicht urtheilen, was nah 20 Jahren als rationell eriheinen werde. Den Schlagabraum jolle man in jolhen Schlagorten, wo bereits Unterwuchs vorhanden fei, in Haufen geben, anderen alles aber wäre e8 zweifel: haft, ob die Ausbreitung der Aeſte im Schlage beffer fei.

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Forftmeifter Kluf iot empfiehlt für die Höhenlagen ebenfalls die Fichte zum Anbau, doch habe der Forſtwirth die Geſtaltung des Miſchungsverhältniſſes nicht immer in der Hand. Die Buche ſolle mit allen Mitteln verdrängt werden, insbeſondere auch durch das Ringeln vorwüchſiger Stämme. Den Schlagabraum ſolle man auch dort auf der Schlagfläche ausbreiten, wo ſchon Nachwuchs vor» handen jei, leterer erhalte dadurd einen gewiſſen Schu gegen Froſt und Hite. Redner plaidirt nohmals für den Kahlichlagbetrieb, nah Umftänden in Form Ihmaler Umfäumungen mit Nandbefamung.

Forſtrath Hoffmann » Sarajewo will die Anfiht der BVerfammlung darüber wifjen, ob und unter welchen Umjtänden in Lagen wie am Igman oder in der Ernagora Kahlſchläge geführt werden dürfen; im Forftwirthichaftsbezirke Bares habe ſich der Kahljchlagbetrieb mit fünftliher Nahverjüngung gut bewährt, nur müſſe man traten, daß die Eultur rafh auf den Schlag folge, da eine bedeutende Bermwilderung der Schlagflähen, ſowie auch eine Austrodnung derjelben alsbald eintrete.

NRegierungsrath Petraſchek befennt fih als Gegner der Kahlichläge, insbefondere auf Karftfalf; fie feien nur unter ganz bejtimmten Vorausjegungen räthlih, wie etwa im Kampfe gegen die Bude. Anders liege die Sache auf befferen Böden, wie in Bares, wo Werfener Schihten das Grundgeftein bilden.

Forjtmeifter Heidler- Gmunden hält einen Ausgleih der Nukungen in der Ernagora und am Igman im der Weife für geboten, daß in den über- reifen Beftänden der Ernagora Borhiebe und dafür lieber in dem jüngeren Be- jtänden des Igmangebietes Erjparungen gemacht werden. Die Fichte ift unbe- dingt zu bevorzugen, dies ijt aber bei der Plenterwirthichaft nicht möglich, welche die gegen Beſchattung und Verdämmung weniger empfindlichen Holzarten, das ift die Tanne und Bude, begünftige. Redner empfiehlt einen Plenterſchlagbetrieb, bei welchem aber der erſte Hieb fofort jo weit eingreife, wie ein Lichtſchlag, dann ſoll unmittelbar der Abtriebsſchlag folgen. Bei aller Anerkennung für die dor- züglihen Bringungsanftalten in der Ernagora und am Igman glaubt Redner auch andere Transportmethoden empfehlen zu follen, insbejondere die Rieswege; er erinnert an den im „Jahrbuch der Staats- und Fondsgüterverwaltung 1893" befchriebenen Ajcherwaldriesweg bei Ebenfee, welcher bei einem Koftenaufwande von bloß 1'50 fl. pro laufendem Meter Vorzügliches leifte, und meint, daß ein ähnlicher Riesweg mit Vortheil an Stelle des Bremsberges in der Ernagora anzubringen wäre. Er fommt fchlieglih auf die Karftaufforftungen zu ſprechen und befürwortet die thunlichjt rafche Bewaldung der Dedflähen im Süden der Hauptitadt Sarajewo.

Geheimrath Dr. Heß fommt nohmals auf die Betriebsform zu ſprechen, verwirft den Plenterbetrieb, weldher die gleichzeitige Nutung auf der ganzen Waldflähe bedinge und empfiehlt nochmals den Plenterſchlagbetrieb; die Hiebs— weije, welche Forjtmeifter Kluſiok bejchrieben habe, jei fein Kahlſchlag, weil ja alle Stämme unter 26 Stärke ftehen blieben; ein Kahlſchlag bedeute die voll- ſtändige Abräumung der Sclagflähe, Kluſiok aber habe eine Fehmelung befhrieben. Der Forſtwirth müßte die Wahl der Holzart in der Hand behalten, und dürfte ſich diesbezüglich nicht von der Natur meiftern laffen; die Fichte fönne man insbefondere auch durch Einfaat in die Lücken verbreiten. Der Kahlſchlag jei im Allgemeinen zu vermeiden und bloß dort anzuwenden, wo man auf andere Weiſe der Buche nicht Herr werden könne.

Forftrath Hoffmann erflärt, mißverftanden worden zu fein; aud er fei fein Freund der Kahlhiebe auf Karſtkalk, allein es fämen Fälle vor, wo an Stelle reiner Buchenbeftände oder lückiger Nadelholzreite ein neuer Beſtand von Nadel: holz begründet werden ſoll; für ſolche Fälle halte er den Kahlſchlag für anwendbar,

500 Berfammlungen und Ausftellungen. [RXI. Jahrgang.

wenn er fih aud bewußt fei, daß das hierbei anfallende ſchwache Holz keinen Werth habe.

Der Referent Forftrath v. Guttenberg berührt in feinem Schlußworte die Frage nad) der Wahl der Holzart und hält ebenfalls die Fichte für den anbaumürdigften Baum; die Fichte habe den Vorzug größerer Berwendungs- fähigfeit und höheren Werthes gegenüber der Tanne und bfeibe hier bis ins hohe Alter gefund; Stämme von 150 bis 180, ja jelbft von 250 und 350 Jahren, deren er eine größere Anzahl unterfucht habe, jeien ganz gejund gemeje,, und damit fei die Diöglichkeit bedingt, höhere Umtriebe einzuhalten, wie foldhe aus mercantilen Gründen wohl nod für weiterhin am Plage fein werden. Um bie Tanne und Bude brauche man fich nicht viel zu forgen, da jelbe vermöge ihrer natürlihen Eigenfhaften ftet3 in genügender Menge der Fichte beigemengt fein werden. Doc folle man die Buche nicht geradezu ausrotten, da deren Zufunft nit vorherzufehen, und es ganz gut möglich ſei, daß fie in fpäterer Zeit bedeutend an Werth zunehme.

In der Ausnugung der Forte fei der Megiebetrieb zu begünftigen, wenn auch folide Firmen nicht auszuſchließen feien, weil der Forftverwaltung auch nod fonftige große Aufgaben hHarren, fo daf ihr eine Unterftügung feitens erprobter Unternehmungen nur erwünfcht fein könne. Bezüglid der einjtigen Ausgeftaltung der Wälder fünne man fi wohl jhon ein Bild der Zukunft madhen, doch jolle mon fih von jeder Generalregel ferne halten; durch langſamen Uebergang in einheitlihere Formen werde man allmälig zuwadsträftige Beſtände ſchaffen; den Kahlihlag im Sinne des Forftmeifters Kluſiok will Redner nur dort ange» wendet ſehen, wo der Erfolg ſicher fei, wenn auch nicht auf jeden Kahlichlag jelbft unter ungünftigen Bodenverhältniffen fofort die Verkarſtung folgen müſſe. Was die Betrahtungen Seiner Durdlaudt des Fürften Auersperg über die volfswirthfchaftliche Bedeutung des Waldes anbelange, jo ſchließe ſich Referent denfelben vollinhaltlih an.

Geheimrath Dr. Heß ergreift noch zu einer kurzen Mittheilung das Wort, um eine verbejjerte Alers'ſche Flügelſäge zu erläutern und zu demon- ſtriren.

Der Vorſitzende Freiherr v. Berg wirft nochmals einen Rückblick über den Verlauf der äußerſt gelungenen Excurſion, gratulirt den bosniſchen Forſt— wirthen zu ihren Erfolgen und jogt, daß jeder Theilnehmer aus voller Ueber— zeugung den Ruhm Bosniens verbreiten werde.

Hierauf danft noh Regierungsrath Petraſchek namens der Regierung für den Beſuch des Reichsforftvereines, und bamit wurde die Generalverfammlung geichloffen.

Das Reifeprogramm des Reichsforſtvereins hatte inzwiſchen injoferne eine Abänderung und Erweiterung erfahren, als fihb die Mehrzahl der Theilnehmer entſchloſſen Hatte, die günftige Gelegenheit auszunügen und die dalmatinijhe Küjte bis in die Bocche di Cattaro zu befuchen; dafür mußte der geplante eintägige Aufenthalt in Moftar entfallen, um den rechtzeitigen Anſchluß an das Schiff in Metkovic nicht zu verjäumen,

So verliefen wir denn Sarajewo am Morgen des 21. Auguft und fuhren cuf der jhmalfpurigen Bahn Sarajewo-Metkfoviö gegen Moftar; die Strede zeigt Steigungen bis zu 60 pro Mille, welche durd eine Zahnjtangenanlage über: wunden werden; die Bahn muß den 876m hohen Ivanſattel erreihen, von welchem es dann abwärts in das Thal der Narenta geht. Damit gelangten wir in das im Borangehenden erwähnte Gebiet der Mediterranzone, weldes fid jofort dur das Auftreten bejonderer Pflanzengattungen fennzeichnete.

Die Edellaftanie (Castanea vesca) und der Zürgelbaum (Celtis australis L.) wurden häufiger fidhtbar, der Yudendorn (Paliurus aculeatus Lam.) ſäumte die

November 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen. 501

Felder ein und fiel durch ſeine hellfarbigen Fruchtſcheiben in die Augen und endlich winkte auch die röthliche Frucht des Granatapfelbaumes (Punica Granatum) aus dunklem Gebüſche; auf den Höhen der felfigen Berge, welche uns im Narenta⸗ thale begleiteten und den Fluß einengten, ftanden einfame Panzerfichten, im Thale wechſelten Tabaf, Mais, Moorhirje und Getreide auf dem fpärlichen Aeckern. Die Bergwände find hier meift kahl oder mit fpärlihem Gebüſche von Paliurus und Juniperus (meift J. oxycedrus) bewadjen.

Bon Moftar, der Hauptftadt der Hercegomwina, konnten wir leider nicht viel jehen, da wir fpät Abends dort anlangten und zeitlich Früh wieder abreifen mußten. Die weitere Fahrt durch das naturjhöne Narentathal brachte uns bald nad; Metkovid an die Süfte der Adria. Hier ging es ans Abichiebnehmen, und unfer herzlichiter Dank für das Gelingen der Excurſion nad Bosnien nad) jeder Richtung galt insbefondere dem Herrn Negierungsrathe Petraſchek und dem Herrn Forftrathe Hoffmann, welde ung bi8 Metkovid begleitet hatten.

Die Reifegejellichaft war inzwiichen auf 27 Theilnehmer zufammengefhmolzen, welde jih nun in Metkovie einfchifften und am erften Tage bis Ragufa gelangten; hierbei paffirten wir die Landenge, welche die Halbinfel Sabbioncello mit dem Veftlande verbindet zwiſchen den zwei Heinen Hafenorten Stagno piccolo und Stagno grande zu Fuß und bewegten uns dabei durd Delgärten und zwiſchen Gebüfhen von Keujhbaum (Vitex Agnus Castus L.), baumartiger Heide (Erica arborea L.), Piftazie (Pistacia Lentiseus L.), Erdbeerbaum (Arbutus Unedo L.) und Dleander (Nerium Oleander L.); aus Aeſten letterer Holzart fahen wir bei Stagno grande einen ganzen Flechtzaun gebildet.

Bei Gravoja und Raguſa fielen die mächtig entwidelten Feigendifteln (Opuntia amyelaea Ten.) und hodjtämmige Aloen, Akazien mit zarten boppelt- gefiederten Blättern, und Allen von Chriftusafazien (Gleditschia triacanthos L.) und Papiermaulbeerbäumen (Broussonetia papyrifera Vent.) in die Augen. Die herrlihe Yage und Bauart der altberühmten Stadt Ragufa erregt das Entzüden de8 Beihauers, und ein Beſuch der nahe gelegenen Inſel Lacroma, welchen wir ung erflärliherweife nicht entgehen ließen, ift nit nur durd die befonderen Reize der Inſel an und für fich, fondern auch durch den ſchönen Anblid, den Raguſa von hier aus gewährt, höchſt lohnend. Die Inſel verdankt bekanntlich ihren Ruhm ihrer Eigenihaft als gewefenes Beſitzthum zweier hervorragender Mitglieder des öjterreihiichen Kaiſerhauſes; Erzherzog Marimilian nahm hier öfters Aufenthalt, und das Schloß, jowie die herrlihen Anlagen auf der ganzen Inſel verdanken ihm ihre Entjtehung; fpäter fam Lacroma durch Kauf in den Beſitz des Kronprinzen Rudolf, nah deſſen frühem Tode die Inſel durch die Munificenz Seiner Majeftät einem geiftlihen Orden überlaffen wurde. Um das Schloß gedeihen verjhiedene Palmen und der Sohannisbrodbaum (Ceratonia Siliqua L.) im freien. Haine von mancherlei Cypreſſen, immergrünen Eichen (Quereus Ilex L.), Aleppotiefern und Pinus Paroliniana Webb. ſchließen ji daran und die ganze Inſel ift mit dichtem Gebüfhe von Myrthen (Myrthus communis L.), Rosmarin, Erdbeerbaum, baumartiger Heide, immergrünen Eichen, Piftazien und vieler anderer mediterraner Holzarten bededt.

Die weitere Seefahrt führte und durch die befannte fchöne Bocche nad Cattaro, von wo ein Ausflug die fteilen, kahlen Gebirgshänge hinan nad Montenegro gemaht wurde. Die Flora bot hier nichts Neues, der Granatapfel- baum, Del: und Feigenbaum find hier befonders allgemein zu treffen.

Mit Cattaro war der füdlichite Punkt der Reife erreicht, und nun ging es an die Heimfahrt über Raguſa, Spalato, Zara, Pola und Trieſt; in allen Stationen machte der dort ftationirte k. k. Forftinfpectionsbeamte in dankens— werther Weife den Führer bei Beſichtigung der localen Sehenswürdigfeiten.

502 Mitteilungen. [XXI. Jahrgang.

Bon Pola und Trieft aus entführten die Eifenbahnzüge die bisherigen Meifegenoffen nah allen Richtungen, und damit war die genuß- und lehrreiche Ercurfion des Neihsforfivereins beendet; fie bedeutet nicht nur einen Gewinn für den einzelnen Theilnehmer, fondern aud für die Entwidelung und Fort- bildung des Forſtweſens. Der Einzelne war in der begünftigten Lage, nit nur feine fahlihen Kenniniffe zu erweitern und vielfach zu berichtigen und zu ergänzen, er konnte auch mit eigenen Augen das raſche Emporblühen eines Landes jehen, dem Defterreich jchwere Opfer an Geld und Blut gebradt hatte, und er fonnte die beruhigende Weberzeugung mit nad Haufe nehmen, daß dieſe Opfer nicht verloren find. Der Forfiwirty aber insbejondere erhielt einen Begriff, von der Mannigfaltigfeit der natürlihen und vollswirthihaftlichen Verhältniffe in Dejier- reih-Ungarn und damit aud von der Unzulänglichkeit fhul- und ſchablonen— mäßigen Wirfens; das faufmänniihde Moment einerjeit8 und das vollswirth: ſchaftliche andererfeits ſchließen hier jede Einfeitigfeit aus, und vor den gewaltigen Werfen der Natur in der Crnagora ift wohl mande vorgefaßte Yehrmeinung in Trümmer gegangen. Wenn fid in dem einen oder dem anderen Forftwirthe bloß die Ueberzeugung befeftigt hat, daß wir in ber Forftwiffenihaft und -Wirthichaft nur dasjenige voll erfaflen und verjtehen, was unfere Augen erſchaut haben, jo ift dies Schon ein großer Gewinn, denn die Erkenniniß der Unzulänglichkeit ipeculativer Forfhung im Gebiete des Forſtweſens ift der erſte Schritt zu eifer- vollem Wirken und Fortſchreiten auf der fiheren Bahn realer Verhältniſſe. Der Öfterreihifhe Forftwirth ift im der bevorzugten Stelle, noch zahlloje Wälder mannigfachſter Gejtaltung zu fehen, möge er fie ohne VBoreingenommenheit durch: forſchen, bevor er der Natur feinen oft einjeitig gefchulten Willen aufzwingen will Wiſſenſchaft und Praris werden es ihm danfen.

Gentralgüterdirector Leopold Hufnagl.

Mittheilungen.

Aus Niederöfterreich Eine intereffante, auf das um Wien gelegene Jagdgebiet Kaiſer Marimilian IL. bezugnehmende Urkunde (Stiftsardiv Altenburg).

Das edle Weibwerk Hatte zu allen Zeiten feine Berehrer. Und nicht zum mindeften waren e8 unfere Landesfürften, welche demjelben "ein befonderes Augenmerf zumenbeten,

Kaifer Marimilian II. befaß in feinem Jagdgebiete um Wien einen Faſan— garten, welcder durch den Inzersbach von den Jagdbarkeiten ber Anrainer getrennt war.

Diefen Yafangarten hatte der Kaifer mit „nicht geringen Unkoften“ zu „feiner befonderen Luſt“ erbaut und e8 gab innerhalb bdesjelben, jowie rundherum Hafen, Fafanen, Auerhahnen und anderes Haar- und Federwild in Menge.

Uber das bdiverfe dort gehegte Wild hatte, wie noch in unferen Zeiten, bie Unart, dem Jagdherrn untreu zu werden. Faſanen und Auergeflügel ꝛc. ftrichen über den Inzersbach ab; Hafen und Rehe wechfelten über die Grenze, wo die Nachbarn am Anfige waren und fchoflen oder fingen, was ihnen beliebte. Darunter mögen wohl aud Manche geweſen fein, welche biefes Handwerk nicht mit Rechten, fondern als Wilderer betrieben.

Kaifer Marimilian II, erließ nun, um diefem Treiben ein Ende zu machen, an die benachbarten Grund» und Yagdherren Mahnſchreiben, worin er biefelben beauftragt, niemandem das Fangen oder Erlegen derartigen Wildes zu geftaiten, jowie die Jagdverpadtungen, wenn ſolche beftänden, aufzulafien, und zugleich

November 1895.) Mittheilungen. 508

fügte er die Bemerkung hinzu, daß er fünftighin durch feine Gehegbereiter aud) „enthalb des Baches“ fcharfe Wacht halten laſſen werde.

Ein folhes Mahnſchreiben erging auch an ben hochbetagten Abt Reopold Tas: berger! bes Gtiftes Altenburg, welches ich im Folgenden mitzutheilen mir erlaube, da dasſelbe als ein Heiner Beitrag zur Gefhichte der landesfürftlihen Jagden während der Keformationsgeit bienen Tann,

1571 März 26. geben Prag (praes. 6. April 1571) Maximilian II. Mandat, die Jagd am Inzersbache betr, (original mit Siegel, Stiftsarchiv Altenburg).

Maximilian zu allen zeiten merer des reiches etc.

Ersamer geistlicher andächtiger, wir werden bericht, wie sich die under- thanen uud pauren auch etwo wol sondere vögl-jager zu Intzersdorff under dem Wiennerperg, so theils deinem gottßbauß und thailß unserm lieben Heronime Beckhen von Leopoldstorff zuegehören, deßgleichen anderer mer landleut under- tbanen, so umb unser geheg zu Wienn liegen understeen, enthalb des Inzers- pach die hasen reeb- faß- und aurhannen aufzufahen mit fürgeben alß ob si es im bestand und dessen fueg hetten, und etliche geen solchem federwild- pret und hasen fur sich selbst nach, weil si wissen, das biß heer unsere be- stellte geheeg-bereiter allein herdißhalb und nit enthalb der Intzerspach auf- zusehen befelch gehabt, daraus ervolgt, da etwas von Federwildpret und hasen aus unserem geheeg über den pach khombt, das dasselb alßbalt gepant und aufgefangen und hierdurch unser lußt und heimung des Federwildprets im geheg verderbt wurdet.

Dieweil wir dann zu unserm eondern lußt mit nit geringem costen ainen Faßhan-Garten zu ziglung dergleichen federwildpret im geheg erpaut und dessenwegen wir nit allain umb den geheeg sonder auch rings herumb das federwildpret vor der underthanen und vogl-jager unfueglichen auffahen, die demselben allain genieß halber und mit versaumung anderer vier narung nachgeen und grossen schaden thuen, vorder gern versichern wollten, so befelhen wir dir biermit genedichlich, das du bei allen deinen underthanen der orten die auflahupg der basen, reeb- faß- und aurhuener sowol enthalb alß herdeßhalb des Intzerpachs genzlich and ernstlich auch bei ainer sondern straff abstellest, und verordnest, das durch deinen richter darauf vleissige achbtung gegeben und niemants einige auffahung gestellt werde, wo du auch bißheer der enden ainen aignen Vogl-faher auf die hasen reeb- faß- und aur- biener gehalten oder die auffahung desselben federwildprets iemants andem umb ain suma gelts im bestand verlassen hettest, solchem bestand von stund an aufbeben und weiter niemants verlassest, inmassen. wir andern unsern daselbst umbliegenden landleuten, so underthanen und grund haben, deßgleichen dem Abbt zum Schotten in Wien auch auferlegt und bevolhen,

Doch was das ander raiß gejeid, alß fux, wildkatzen, wach- teln und das khlain gefügl anlangt, da lassen wir es bei deinem derenden habenden gerechtigkhait sich desselben aufs best du Khanßt zu gebrauchen genedigist bleiben.

. Und wir haben obsteender verordnung halber beraits unsern geheeg- bereitern genedigen befelch gegeben sowol enthalb alß herdiß halb des Intzers- pachs auf die paurer und vogl-faher guete achtung zu geben und inen das verpotten federwildprett abzufahn nit zu gestatten. Das ist unser genedige mainung.

ı Ob der greife Abt im a 5 Trubel der religiös-politiihen Wirren und,

da er faft feine Conventualen mehr hatte, diefem faiferlihen Mandate wirlkſam Folge leiften tonnte, ift wohl fraglich.

504 Notizen. [XXI. Jahrgang.

Geben auf unserm khuniclichen schloß zu Praag den sechsund- zwainzigisten martii anno etc, im ainundsibenzigisten unserer reiche dss römi- schen im neunten des hungerischen im achten und des behemischen im zwei- undzwainzigsten.

Maximilian m. p. vidi Jo. Bap. Weber dr. Ad mandatum sacrae caesareae majestatis proprium W. Unuertzagt. P. F. End,

Kotizen.

Aus dem Aderbauminifterium. Mit Alerhöcfter Entſchließung vom 30. September d. 9. wurde Ge. Ercellenz, Herr Hans Graf Ledebur-Wicheln, zum Aderbauminifter ernannt und der bisherige Leiter diefes Minifteriums, Ge. Er: cellenz Herr Section&hef Dr. Ferdinand Edler v. Blumfeld, über deſſen Anfuchen von der Leitung des Aderbauminifteriums in Gnaden enthoben und bemfelben für die im diefer Function mit treuer Hingebung und audgezeichnetem Erfolge beihätigte Amtswirkſamkeit die Allerhöchſte volle Anerkennung ausgeſprochen.

Dienftjubiläum. Am 23. Dctober d. 3. beging der Vorftand der k. k. Forft- und Domänendirection in Görz, Herr k. f. Oberforftrath Yofef Redl, fein vierzig- jähriged Dienftjiubiläum, aus welchem Anlaffe die Beamten diefer Direction am ge: nannten Tage Früh 11 Uhr fich im Präfidialburean einfanden, um dem hochverehrten Chef ihre Glückwünſche darzubringen. Herr k. k. Forftmeifter Gobanz bradte in einer fernigen und zugleich herzlichen Anſprache die Gefühle des Beamtenkörpers zum Ausdrude und überreichte dem Yubilar ein reich ausgeftattetes Album, welches die photographifchen Anfichten der Städte und Ortichaften, in welchen derfelbe feine Hauptdienftzeit verbrachte, fowie die Photographien fämmtlicher Beamten des Direc- tionsbereiches enthielt. Ferner erfchienen: Eine Deputation der Forſtſchutzorgane, welche als fichtbares Zeichen der Verehrung ein filbernes Zintenfaß überreichte, dann eine folhe der Gemeinde Ternova, welde das Ehrenbürgerdiplom überbrachte, jowie Abgefandte mehrerer Vereine und Corporationen und zahlreiche Privatperfonen. Abends fand eine feftliche Unterhaltung mit Regimentsmuſik im reichdecorirten Saale zum „cervo d’oro” ftatt, zu welcher auc die fForftinfpectoren von Krain und Küftenland nebft mehreren anderen fForftbeamten der politischen Verwaltung fid eingefunden hatten. Mit einem begeiftert aufgenommenen Toaft auf Se. Majeftät begann das Feſt und verlief unter wechfelnden Neben in äußerft heiterer und felten Ihöner Weife. Bon der allgemeinen Beliebtheit, deren ſich der Jubilar erfreut, gaben die zur Berlefung gebrachten 40 Beglüdwünfchungstelegramme nebft zahlreichen brieflihen Gratulationen ein fprechendes Zeugniß.

Biographien berühmter Forftmänner :c. (Vergleiche bie Jahrgänge 1876, ©. 378 und 595; 1877, ©. 364; 1878, ©. 144; 1879, ©. 90; 1880, ©. 177 und 455; 1881, ©. 189; 1882, ©. 45; 1883, ©. 172 und ©. 537; 1884, ©. 94; 1885, ©, 130; 1886, ©. 84; 1887, ©. 216; 1889, ©. 122; 1891, ©. 120; 1892, ©. 113 und 1894, ©. 456).

In den feit 1894 erfchienenen weiteren drei Bänden (XXXVIL XXXVII und? XXXIX) der „Allgemeinen deutſchen Biographie“, herausgegeben auf Ber anlaffjung Sr. Majeftät des Königs von Bayern dur die hiftorifche Commiſſion bei der Fönigl, Akademie der Wiſſenſchaften unter der Redaction des Klofterprobftes Dr. Freiherrn dv. Liliencron zu Schleswig und des Geheimrathes Profefjore

November 1896.) Notizen. 505

Dr. dv. Wegele zu Würzburg find folgende Biographien hervorragender verftorbener Forftmänner und Forftcameraliften erfchienen:

125. Dr. phil. Lauren; Johann Daniel Surrow, XXXVII. 1894, ©. 105.

126. Ernft Ludwig Thierfh, XXXVIII. 1894, ©. 6.

127. Abolf Tilmann, XXXVIIl. 1894, ©. 351.

128. Friedrich Guſtav Adolf Tramnig, XXXVIIL 1894, ©. 495,

129. Dr. phil. et jur. Johann Yalob Trunft, XXXVIII 1894, ©. 689.

130. Robert Oswald v. Ulrici, XXXIX. 1895, ©. 269.

131. Yulius Heinrih vd. Uslar, XXXIX. 1895, ©, 383.

132. Hans Freiherr v. Veltheim, XXXIX. 1895, ©. 593.

Die Diographie Surrow's ifi vom Ardivar Dr. Jänide zu Hannover, bie übrigen Biographien find vom Geh. Hofrath Profefjor Dr. Heß zu Gießen verfaßt. Da der Drud des großartigen bei Dunder und Humblot in Leipzig erjcheinenden bereits beim Buchſtaben W. angelangt iſt, ſteht deſſen Vollendung in naher

usſicht.

Die Trauerbuche. Es gibt wenige Trauerbäume, die an Schönheit mit ber Trauerbude, Fagus silvatica var. pendula, wetteifern könnten, Das holländiſche, vom Hortulanus Witte redigirte Journal „Sempervirens“ enthält in einer der legten Nummern das photographifche Bild eines im Leydener botaniſchen Garten be- findlichen Eremplares diefer Buche, deren Stamm eine Höhe von circa 14m hat und deren Zweige bis auf die Erde herabhängen. Diefer gewiß felten ſchöne Baum wird aber in feinen Dimenfionen von einem anderen weitaus übertroffen, welcher fi in dem GStiftsgarten zu Lilienfeld in Niederöfterreich befindet und alljährlich von zahl: reichen fremden Befuhern bewundert wird. Der Stamm diefer Hängebuche hat 1m ober der Erde 1m Umfang. In einer Höhe von 2!/,m theilt fih der Stamm in drei Hauptäfte, welche eine Höhe von 15m erreichen. Diefe graziös herabhängenben Aeſte Haben eine Länge bis zu 12m und bebdeden einen Flächenraum von mehr ale 30 m. Dieſes Eremplar dürfte eine der älteften Trauerbuchen in Defterreich fein, die Zeit ihrer Pflanzung ift aber ſchwer nachzuweiſen. Bon wo bie Hängebude ftammt, ift nirgends angegeben. Die erfte Erwähnung findet fi in dem Werke des Dr. Dittrich „Neuer Nachtrag zum Handbuch der Pflanzenkunde” aus bem Jahre 1835, welcher angibt, von diefer Form in Geifeberg bei Wiesbaden ein mächtiges Erem- plar gejehen zu haben. Im folgenden Jahre erwähnte fie Loddiges in feinem Kataloge. Wahrfcheinlih dürfte, wie die „Wr. Illuſtr. Gartenztg.“, welcher wir diefe Notiz entnehmen, bemerkt, die Hängebuche aus Deutfhland nad) England ein: geführt worden fein.

Der Maulwurf ift nah „Brehm's Tierleben“ ausſchließlich Fleiſchfreſſer und greift nie zur Pflanzennahrung. Jetzt macht, nad Mittheilungen der Wodhen- ihrift „Aus dem Walde”, Profeſſor Mofer in Zrieft darauf aufmerfjam, daß der Maulwurf einen Theil feiner Nahrung dem Pflanzengebiete entnimmt. Er fügt feine Behauptung auf eingehende Beobachtungen und fand befonders in den von ihm unterfuchten Maulwurfshügeln häufig Eichelfrüchte, die zum Theil angenagt, ausgefreffen, ja mitunter ganz ausgehöhlt waren. „Meine Bedenken,“ Schreibt er, „ob nicht Mäufe dieſe Eicheln anfreffen, wurden bald verfheudt, da die Maulwurfshaufen ganz unberührt, frifch waren, und die angenagten Eicheln gewöhn- lih am Eingange der Quftröhre oder in deren nächfter Nähe lagen. Bon mir am Rande des Haufens Herbeigetragene Eicheln wurden wiederholt vom Maulwurf in feine Haufen hineingezogen, um fie dort zu verfpeifen. Ich habe diefe Thatſache fo oft wahrgenommen, daß fie mich nicht im Zweifel läßt, daß es nur der Maulwurf fein fann, der die Eicheln frißt.“

Sehr intereffant find auch die Verfuche, welche der Phyfiologe Flourens mit Maulwürfen vorgenommen hat. Er ſchloß in ein Faß zwei lebende Eremplare und gab ihnen zur Ernährung Wurzeln und Rüben. Am nächſten Tage hatte ein Maul:

506 Notizen [RM Jahrgang.

wurf den anderen gefreffen und bie Pflanzen waren intact. Er gab dem noch lebenden Maulwurf einen Sperling, aus deſſen Flügeln er die Federn entfernt hatte. Nach einigem Zaubern ftürzte fih der Maulwurf auf den Sperling und fraß ihm bie Eingeweide heraus. Er unterbrach fich dabei nur, um von dem ihm durch Flourens vorgejegten Wafler zu trinten. Dann hörte er zu frefien auf und blieb ruhig. Nach jeh8 Stunden hatte er ſchon wieder Hunger und fing an unruhig zu werden. Man gab in das Faß einen zweiten lebenden Sperling, welder fofort das Los bes erften fand und aufgefrefien wurde. Am nächſten Tage verzehrte der Maulwurf mit großem Behagen einen lebenden Froſch, aber amı weiteren Tage, ald man ihm eine Kröte vorſetzte, mwitterte er diefelbe, ohne es zu wagen, fie anzugreifen, er hatte ohne Zweifel Ekel vor derjelben. Man gab ihm dann nur Leguminofen, am nächften Tage aber war er Hungers geftorben. Bei einem anderen Berfuhe wollte Flourens drei Maufwürfe mit Wurzeln und Blättern ernähren. Alle drei ftarben, während andere Maulmürfe, gefüttert mit Würmern, Affeln, Fröſchen und lebenden Sperlingen, jehr lange lebten. Gleiche Erfahrungen machte aud Oken mit ähnlichen Verſuchen. Dachziegel aud Papier. In Spanien ftellt man Dachziegel und Platten zum Eindeden von Dädern und zum Belegen von Fußböden aus einer Papiermaſſe ber. Wie das Patentbureau von ©. Dedreur in Münden mittheilt, werden bie Dachziegel aus Papiermaffe durch Prefien in die gehörige Form gebracht und in Waſſerglas getränkt, wodurch fie eine große Wiberftandsfähigkeit erhalten und namentlich gegen Witterungseinfläffe unempfindlich werben. Außerdem werden dieſe Dachziegel verfchiebenartig geformt und gefärbt, jo daß durch fie eine gemufterte Dachfläche Hergeftelt werden kann. Solche papierene Dachziegel find leichter als ein anderes Dahdedungsmaterial, und wäre ihre Berwendung in manden Fällen in Erwägung zu ziehen, zumal fi) dieſelben auch billiger ftellen, al® die anderen Dach— dedungsmaterialien. De. L. W. K. k. Fachſchule für Solzinduſtrie in Villach. Dem Jahresberichte ber k. k. Fachſchule für Holzinduſtrie mit mehrclaffigen gewerblichen und kauf⸗ männifchen Fortbildungsſchulen in Villach ift zu entnehmen, daß die Frequenz, melde urfprängli für 200 Schüler beredinet war, auf nahezu 400 Köpfe geftiegen if. In einzelnen Abtheilungen mußte eine Reihe von Aufnahmswerbern aus Mangel an Raum zurüdgemiefen werden. Bon ben eingefchriebenen 394 Schülern, von denen 305 bis zum Schluſſe des Schuljahres verblieben, erreichten 298 das Lehrziel, während 22 unclaffificirt blieben. Aus den Ueberſchüſſen des Betriebsfonds der Anftalt, dann aus den Spenden der Unterrichtsverwaltung, des färntnerifchen Land: tages und der Sparcafjen in Klagenfurt und Billah wurden nahezu fl. 1400 zur Unterftügung von 36 bürftigen und würdigen Fachſchülern verwendet, während 11 derfelben außerdem Freitiſche in Villacher Familien genofien. Für die gewerbliche und faufmännifche Fortbildbungsihule wurden die Koften durch die Subventionen des Staates, des Landes, ber Handeld- und Gewerbelammer, der genannten Sparcafien und der Handelsgenofjenfhaft in Villach im Gefammtbetrage von fl. 1941 gebedt. In Betreff der Erweiterung ber Schulfocalitäten find Verhandlungen im Zuge. Schädlicher Einfluß des Hüttenrauched auf die Vögel. Daß ber Hüttenrauch auf die Geweihbildung des Roth- und Rehwildes großen Einfluß habe, ift ebenfo befannt, wie die Vernichtung ganzer Waldbeftände durch ben Rauch ber Fabriken. Daß der Hüttenraud) aber aud) lähmend auf unfere gefiederten Sänger wirkt, verdient ebenfall® mohl der Erwähnung. In der Nähe der im Harze liegenden Silberhütten hat man dergleichen ſchon öfter beobachten fönnen. Wenn man zur Herbfizeit, wenn die Bogelbeeren reif find, eine Harzreife macht, findet man an den mit Bogelbeerbäumen beftandenen Straßen in ber Umgebung der GSilberhütten nicht felten unter den Quitfhenbäumen Drofieln und andere Heine Bögel mit zujammen- gezogenen Gliedmaßen oder man beobachtet halbgelähmte Vögel, kraftlos von einem Steinhanfen zum anderen flatternd. Die Thierhen haben mit den Bogelbeeren zugleich

November 1895.) Notizen 507

ben auf den Beeren abgelagerten Bleiftaub genoffen und gehen häufig an Bleiver: giftung zugrunde, Aus dem Walde.

Ueber die Ernährung der Fiſchbrut bemerkt die franzöfifche „Pisciul- ture pratique”, daß Fiſchzüchter mit der Ernährung nicht warten follen, bis die junge Brut den ihr von der Natur verliehenen Dotter in dem befannten Sädden des Leibes aufgebraucht habe, da es fonft das Leben der Brut durch Berhungern foften könnte, Beſonders ſei das bei den Salmoniden zu beachten. Hier pflege die Refervenahrung ſchon gegen den 15. oder 20. Tag zu Ende zu gehen, und nicht gegen ben 45. oder 50. Tag, wie man bisher angenommen habe. Das befte Zeichen für das Aufgebraudtjein der Nahrung gebe der Fiſch durch eigenthümliche Wendung, durch eine beftimmte unruhige Bewegung; wenn dieſe eintrete, dann fei es hohe Zeit, fünftlihe Nahrung zu verabfolgen.

D. N.

Forft- und jagdrechtliche Entſcheidungen. Oeſterreich. 1. Unbefugtes Einfammeln wildwadhjender Erdbeeren, deren Bermwerthung ſich der Grundeigenthümer nicht vorbehielt, fann fih als Forft: oder Feldfrevel darftellen; einen Diebftahl begründet es nicht. In Beziehung auf das Urtheil des Bezirkögerichtes in Paternion vom 9. Auguft 1894, 3. 111, mit weldem Magdalena B. und Yofepha ©. der Lebertretung des Diebftahls nad) $ 460 St. ©. ſchuldig erkannt wurden, hat der Cafjationshof mit Plenarentfheidung vom 16. Dc: tober 1894, 3. 12.251, auf Grund des nad $ 38 St. P. D. eingeleiteten Ber: fahrens zu Recht erlannt, es fei das Geſetz in den $$ 171 und 460 St. ©. ver: legt; die Angellagten werden nah $ 259, 3. 3, und $ 447 St. P. O. frei- geſprochen.

Gründe: Den Angeklagten fällt zur Laſt, daß ſie in Geſellſchaft auf der Alpe „Kohlſtatt“ wildwachſende Erdbeeren im Werthe von fl. 1.50 zum Zwecke des Berlaufes gejammelt haben. Das wider fie gefällte Strafurtheil wurde wegen unter» lafjener Einbringung eines Rechtsmittels rechtskräftig, ift jedoch nicht vollzogen. Dieſes Urtheil entfpriht dem Gefege nit. Die Urtheildgründe betonen, daß der Werth der gewonnenen Erdbeeren nicht unbeträchtlich (mindeftens fl. 1.50) erfcheint, und daß Joſepha S. diefelben nah ihrem eigenen Geftändniffe weiter verlaufen wollte ; in diefen Umftänden findet das Geriht das qualificirende Merkmal des Diebftahl8 im Gegenfage zu einem bloßen Forſtfrevel. Allein es ift gewiß, daß ber vom Gerichte angenommene Berlaufswerth der Erdbeeren lediglich den Erfag für den Zeitverluft beim Sammeln und Feilbieten und für die mit diefen Thätigfeiten verbundene Mühe barftellt, jo daß fih bie Beeren an Ort und Stelle eigentlich als werthlos darftellen, daß fie wenigftens der Regel nad; nicht im Auftrage der Grund: eigenthümer gefammelt werden, die babei ihre Rechnung nicht finden würden, fondern von Kindern oder jonftigen arbeitsunfähigen Perfonen, die in biefer Art von Be jchäftigung einen für den Arbeitsfähigen zu wenig lohnenden Erwerb fuchen. Aller dings ift der Eigenthümer berechtigt, fid) auch diefe Bodenproducte behufs deren Berwerthung vorzubehalten. Daß dies aber im vorliegenden Falle geſchah, erfcheint nicht feftgeftellt; die in den Acten erliegenden (in den Urtheilsgründen nicht er- wähnten) Ausfagen der Grundeigenthümer deden diefen Vorbehalt nit. Zwar er» Hären biefelben, daß die Angellagten von ihnen Feine Erlaubnig zum Erbbeeren- fammeln hatten, und daß ihnen eine folche Erlaubnig aud auf ihre Bitten nicht ertHeilt worden wäre, ja einer ber Grundeigenthümer (M.) fügte hinzu, er habe ber Ungeflagten B. das Erdbeerenfammeln wiederholt unterfagt; darans folgt aber noch keineswegs und die Örundeigenthümer haben dies aud nit gejagt daß es Abficht der letzteren geweſen fei, die Erdbeeren jelbft jammeln zu laffen und zu ver- wertben, und jo erklärt fi dıs erwähnte Berbot aus feld- und forftpolizeilichen Rüdfihten, welche e8 wünſchenswerth erfcheinen laſſen, Unberufene von den betreffen- den Grundftüden abzuhalten. Immerhin kann die Thätigfeit der Angeklagten einen

508 Notizen. [RXI. Jahrgang. Forſt- oder (nah der Beſchaffenheit des Grundſtückes) Feldfrevel barftellen; zur Behandlung nad; dem Strafgefege eignet fie fih nid.

Es war daher der von der Generalprocuratur eingebrachten Nichtigkeits- befhwerde zur Wahrung des Gefeges ftattzugeben. (Defterr. Zeitfhr. f. Verwaltung 1895, Nr. 11, nad „Beil. zum Berorbnungsbl. d. Yuftizminift.“)

2. Imcompetenz der Gerihte bei Erfaganfprüden anläßlid der durch den Wirthbihaftsplan gebotenen Redbucirung ber regu— lirten Forftproductenbezüge. In der rechtskräftigen Regulirungsurkunde der f. k. Grunblaftenablöfungs- und Regulirungs-Landescommiffion in Salzburg vom 5. Februar 1866, Nr. 70c, hat das k. k. Aerar u. a. ben jeweiligen Befigern des Demelgutes Nr. 29 in Leſſach zur Dedung ihres Gutsbedarfes den jährlichen Bezug von 14 Gubilflafter ungehadter Aftftreu aus beftimmten ärarifhen Waldun⸗ gen zugeftanden.

nfolge des bezüglich diefer Waldungen gemäß $. 9 des kaiſ. Patente vom 3. December 1852, R.G.⸗Bl. Nr. 250, feftgeftellten Wirthichaftsplanes wurde eine Rebucirung obiger Streubezüge nothwendig, weshalb Elife Doppler als Befigerin des genannten Gutes das f. f. Uerar beim F. f. Bezirkögerichte Tamsweg am 15. Dctober 1889 mittelft Protofollarflage auf Anweifung der in den Jahren 1877, 1879 bis 1888 zu wenig erhaltenen ungehadten Aftftreu per 578°85 rm eventuell auf Erjag des Baarbetrages von d. W. fl. 50 belangte. Bei der hierüber anberaumten Bagatellverhandlung wurde das f. k. Forſtärax mit dem Urtheile vom 14. Novem— ber 1889, 3. 3241 e über erfolgte Einwendung der Verjährung ſchuldig erkannt, der Klägerin bei fonftiger Erecution aus ben ärarifchen Waldungen in Zoigah und Leffah 126 rm ungehadter Aftftreu zum Bezuge binnen vier Wochen anzumeifen, eventuell binnen derjelben Friſt bei fonftiger Erecution ben Betrag von fl. 5.04 zu bezahlen.

Die gegen biefes Urtheil feitens der k. k. Finanzprocuratur in Salzburg über: reichte Nulitätsbefhwerde wurde mit dem Decrete des k. k. Oberlandesgerichtes in Wien vom 11. Februar 1890, 3. 1943, wegen verfpäteter Ueberreihung verworfen, jedod darin ausgefproden, „daß die Annullirung nad dem Schlußſatze bes $ 48 der Yurisdictionsnorm nur auf Antrag der zur Anfechtung berechtigten Behörden, nicht aber eines der Streittheile erfolgen könnte."

Demzufolge wurde die Bezirkshauptmannfhaft in Tamsweg um bie Beran- lafjung dieſer Annullirung angegangen, wonad das k. f. Dberlandesgeriht in Wien mit dem Decrete vom 22, April 1890, 3. 5231, den Beſcheid des Bezirkögerichtes in Tamsweg vom 17. October 1889, 3. 3169, womit über die betreffende Klage de praes. 16. October 1889, 3. 3169, bie Verhandlung nad) dem Bagatellverfahren eingeleitet worden ift, ſowie das ganze biesfällige Verfahren, ferner das bagatell- gerichtliche Urtheil ddo, 14. November 1889, 3. 3241, und bie bezüglichen Eres eutionsichritte wegen Unzuftändigkeit der Gerihtsbehörben als ungiltig aufzuheben und die genannte Klage aus demſelben Grunde abzumweifen befunden hat. „Denn wenn auch in dem bezüglichen Regulirungserfenntniffe vom 5. Fe— bruar 1866, 3. 70, über die Streubezugsrechte der Eingeforfteten aus ben bort genannten ärarischen Waldungen im Abjage X beftimmt ift, daß die Streitigkeiten, welche über die Beftimmungen bdesjelben, refpective der betreffenden Bergleihe ſich ergeben könnten, bei der erften Gerichtsinftang des Bezirkes, in welchem das be» laftete Dbject liegt, anhängig zu machen und audzutragen feien, fo Handelt es ſich im vorliegenden {Falle jedoch nicht um eine ſolche Streitigkeit, weil die Klage nur eine nachträgliche Anweifung von Aftftreu betrifft, mit welcher das Aerar aus ben Waldungen nit aufgefommen ift. Dieje Streitigkeit betrifft die Art und Weife der Ausübung einer unbeftrittenen Einforftung und für ſolche Streitig- keiten find nad dem im Abfage V bezogenen Forftgefege, kaif. Patente vom 3. De cember 1852, R.-©.:Bl. Nr. 250, Minifterialverordbnung vom 17. October 1856,

November 1895.) Handelsberidte. 509

3. 21053, und vom 17. September 1858, 3. 9870, bie politifhen Behörden mit Ausfhluß des Rehtsmeges zur Entfcheidung competent, wie dies im den $$ 9 und 18 des citirten Forſtgeſetzes ausdrüdlih beftimmt ift. Mit Rüdfiht auf die danach feftgeftelte Zuftändigfeit der politifhen Behörden war die Klage wegen Incompetenz abzumeifen und mußte das ganze Berfahren als umgiltig annullirt werden.“

Dem dagegen ergriffenen Revifiondrecurfe der Elife Doppler wurde laut des Decretes des k. k. Bezirkögerichted in Tamsweg vom 14. Yuli 1890, 3. 231, vom f. k. Oberſten Gerichtshofe mit Entſcheidung vom 17. Yuni 1890, 3. 6868, „mit Hinweifung auf die obergerihtliden Gründe keine Folge“ gegeben.

(De. 3. f. B. 1894, Nr. 25.)

Der Weinbau und die MNebhühner, Aus Mainz wird der „Frankfurter Zeitung“ berichtet: „Der landwirthichaftliche Verein für Rheinheſſen ftellt foeben intereffante Verſuche an, inwieweit gewifle einzelne Vogelarten der Landwirthſchaft fchädlich fein können. Die Verfuche, die foeben vorgenommen werden, beziehen fich auf Rebhühner, und zwar nad der Richtung bin, ob diefelben für die Weinberge von Schaden find. In der Zeit vom 15. September bis 15. October hat die land- wirthfhaftlihe Unterfuhungsftation den Magen- und Kropfinhalt von 41 Rebhühnern, die in verfchiedenen Theilen der Provinz gefangen worden waren, unterfudt. Das Ergebniß war, daß in den Hühnern 320 Zraubenferne und 77 Beerenhäute ge- funden worden find. Die Unterfuchungsftation erkennt daraus, daß die Rebhühner den Trauben gefährlich werden können, und es follen Mittel und Wege gefucht werben, diefelben von den Weinbergen fernzuhalten. Die Unterfuhungen werden bis zum Schluſſe der Traubenleſe fortgeſetzt.“ W.

Handelsberichte.

Der Eichen: und Fichtenrindenexport aus Deſterreich-Ungaru. Der Rinden- erport hat im laufenden Jahre einen Aufſchwung genommen, der nicht unbeträchtlich genannt werden muß. Die Ausfuhr während der achtmonatlichen Zeitperiode Januar bis Auguit 1894 und 1895 hat betragen: 1894 397.241 4, 1895 469.141 „, ſomit plus 71.900 oder circa 20 Procent. Der Abfats geht zumeift nach Deutſchland, wojelbft für die Gerbereien am Rhein und anderwärts ungarijche Gerberrinde ſtark geſucht ift. Speciell im Monate Auguft wurden 46.547 4 erportirt gegen 39.255 im Auguft 1894. Dem berechneten Werthe nad) ftellt fid) der bi8 Ende Auguft 1895 erfolgte Erport auf 2,565.822 fl. (547 fl. pro 1001.) gegen nur 1,982.233 fl. im der correfpondirenden Vorjahrsperiode, das ift mehr um 583,589 fl. Auf den deutjchen Märkten macht ſich nur die franzöfifche Concurrenz bejonders fühlbar.

Ans Prag. Unfortirte Fichtenbretter: 57 bis Gm lang, 1“ ftarf, 10 bis 12“ breit, fl. 22 bis 23; 57 bis 6m lang, 1” ſtark, 6 bis 9“ breit, fl. 19 bis 20; 57 bis Gm lang, 5/, bis 2“ ftart, 10 bis 12“ breit, fl. 23; 57 bis 6m lang, °/,* ftarl, 9 bis 12 breit, fl. 20; 57 bis 6m lang, ?/,* ftark, 6 bis 8” breit, fl.18; 57 bis 6 m lang, '/,* ftarl, 9 bis 12“ breit, fl. 20 bis 21; 57 bis 6m lang, '/z* ftark, 5 bis 8“ breit, fl. 17 bis 18; 12° lang, 1 bis 2“ ftart, 10 bis 12* breit, fl. 20 bis 21; 12° fang, 1 bis 2“ ftarl, 6 bis 9 breit, fl. 16 bis 17; 12° fang, !/, bis ®/,* ftart, 9 bis 12” breit, fl. 20 bis 21; 12° Tang, '/, bis ?/,* ftarl, 5 bis 9“ breit, fl. 15 bis 16,

Linde ?/, bis 2“ ftark, fl. 24 bis 26; Rothbuche 1 bis 3* ftarf, fl. 22 bis 23; Eſche 2 bis 3“ ftark, fl. 32 bis 35; Eiche 1 bis 3“ ftart, fl. 40 bis 45; Wallnug 2 bis 3“ ftart, fl. 60 bis 65. Alles pro Feſtmeter loco Prag.

510 Perfonalnahridhten. Brieflaften. Berichtigung. [XXI Zahrgang.

Perfonalnadridten.

Ausgezeichnet: Moritz Kosesmik, erzherzogl. Forſtrath der Herrſchaft Saybuſch (Bali- zien), durch das Ritterlkreuz I. Cl. des königl. ſächſiſchen Albrecht- Ordens. Joſef Rabenſeifner, Nevierförfter der Stadt Olmüt in Köllen (Mähren), durch das filberne Verdienſtkreuz mit der Krone.

Ernaunt, —* befördert: Dr. Franz Ritter v. Höhnel, ordentlicher Pro— feſſor der Botanik an der k. k. Hochſchule für Bodencultur in Wien, zum ordentlichen Profeſſor der Botanik, techniſchen Mikroſtopie und Waarenkunde an der techniſchen Hochſchule in Wien. Dr. Theodor Ritter v. Weinzierl, Vorſtand der Samencontrolſtation der Landwirthſchafts— geſellſchaft in Wien, zum Director dieſer nun in die Verwaltung des Staates übergegangenen landwirthichaftli-botanifchen Verſuchsanſtalt. Rudolf Walter, Rechnungsrath und Borftand des Nechnungsdepartements der EL. Forft- und Domänendirection in Görz, zum Oberrehnungs- rathe. Joſeph Hirschberg, Redhnungsrath und Borftand des Rechnungsdepartements der f. £. Forſt- und Domänenbdirection in Lemberg (Abtheilung I), zum Oberrechnungsrathe. Joſeph Knolseifen, Rehnungsrevident der f, f. Forſt- und Domänendirection in Innsbruch, zum Rechnungsrathe. Der Seckisgeninne Karl Köhler zum Forftingenieur der Eiftercienfer Stifsdbomäne fing (Böhmen). Die dipfomirten Landwirthe Guſtav Bammer und Demeter Satellario zu Adjuncten der k. k. Samencontrolftation (landwirthſchaftlich-botaniſche Verſuchs— ftation). Johann Krögler, abfolvirter Hörer der Hochſchule für Bobencultur, zum erzherzogl. Forftpraftifanten in Skawica Andreas Schubert, abſolvirter Hörer der Hoch— ſchule für Bobdencultur, zum erzherzoglichen Forftpraftilanten in Rycerla (Galizien).

Verſetzt: Arthur Heidler, f. f. Forftrath bei der f. k. Forft- und Domänendirection in Wien, in's k. k. Aderbauminifterium; Hugo Bartid, b. k. zus bei der f. f. Forſt- und Domänendirection in Innsbruck, zu jener in Wien, Karl Schönauer, f. k. orftmeifter bei der £. f. Forft- und Domänenbdirection in Salzburg, zu jener in Innsbrud; Karl Schrutel, f. k. Forſtrath bei der Ef. f. Forſt- und Domänendirection in Lemberg (Abtheilung II), zu jener in Salzburg.

Geftorben: Unfer hochgeehrter Tangjähriger Mitarbeiter Dr. Morig Willtomm, o. ö. Profeffor an der f. k. deutichen Univerfität in Prag, am 26. Auguft in Wartenberg (Böhmen) im 75. Lebensjahre. Rudolf Bfob, Forftrath der Fandesregierung in Sarajevo, am 11. October im 59. Lebensjahre. Dr. Guftan Wilhelm, Profeffor an der technifchen a ep in Graz, am 1. October im 62, 2ebensjahre. Karl Werner, Oberforftcommifjär bei der t. k. Statt- halterei in Junsbrud, Dr. Richard Godeffroy, Profeffor der chemiſchen Technologie am technologischen Gerwerbemujeum in Wien, am 23. October. Franz Fürzer dv. Zehenthal, gräfl. Hendel v. Donnersmarf’scher Forftmeifter in Wolfsberg (Kärnten), am 16. October im 68, Lebensjahre. Sidon Nigrin, k. k. Forſt- und Domänenverwalter bei ber k. k. Forft- und Domänendirection in Lemberg, am 8. October im 55. Lebensjahre.

Sriefkaften.

Herrn Dr. W. R. in H.; A. H. in M.; F. E. R. H. in Ge; K. S. in K; Dr. M. K. in Te; Beſten Dant,

nm A; AM. in L.; Dr. KB in M.; L. K. in K.:

Berichtigung. Im Oetoberhefte dieſes Jahrganges lies auf ©. 416, Zeile 27 von oben 2 ftatt dJ.

QAdrefle der Redaction: Mariabrunn per Weidlingau bei Wien. Adreſſe der Adminiftration: Wien, I. Graben 27.

" Berantw. Redacteur: Yans Sedlerıko. Berlag der k. u. k. uhhandlun ihelm Frick. 9 .. t. Hofbußpruderei Carl —— en wu

Gentralblatt für das geſammte Forlkwelen.

Organ der R. k. forſtlichen Berfuchsanflalt in Mariabrunn.

Einundzwanzigfter Jahrgang. Wien, December 1895. Zwölftes Heft.

Ueber Beflandesmafenaufnahmen im Arwalde. Bon Richard Aopezky, If. I. Forft- und Domänenverwalter,

Alte deutſchen Lehr- und Handbücher, welche das Gebiet der Forſteinrichtung behandeln, nehmen ſowohl in Bezug auf die Theorie, wie aud mit Rückſicht auf die Praris jenen Standpunft ein, welder für die intenjive Bewirthſchaftung unferer mitteleuropäiihen Eulturwälder maßgebend jein ſollte. Selbſt injolange eine eigentlihe Forſtwirthſchaft nur in Mitteleuropa Ihren Pla gefunden Hatte, war diefer Standpunft nur ein theilweije geredhtfertigter und hat zu zahlreihen Miß— griffen in der Praxis geführt.

n der zweiten Hälfte unferes Kahrhunderts, als das Communicationg- wejen jowohl durd den Bau von, Eifenbahnen, wie aud durd die Verbefjerung des Scifffahrtswefens einen ungeahnten Aufſchwung nahm und das Nugholz nit mehr auf den nädjften oder näheren Conſum angewiejen war, jondern zur Weltwaare wurde, konnte die Nutung auc folder Wälder in Angriff genommen werden, welche bisher eine ſolche nicht lohnten. Es war dies nicht nur in einzelnen früher dem Weltverfehr entrückt gewefenen mitteleuropäifhen Gebieten der Fall, jondern aud in den nördlichen und öftlihen Theilen des europäiſchen Continents, in Nord» und Südamerifa, in Nordafrika und Indien ſchritt man zur Ausnugung, refpective Bewirthihaftung der Waldungen. Da dieje Ausnugung häufig nur den Charakter der roheſten Erploitation, der Waldverwüftung, an fi trug, erkannte man bald, daß troß der riefigen Vorräthe, welche die Urwälder zu bergen jchienen, n Erihöpfung derjelben nur eine Frage der Zeit, und zwar der nicht fernen Zeit wäre.

In den überfeeifhen Gebieten dürfte es wohl zuerft die britifh-indifche Megierung gewejen fein, welche, von der einfahen Ausbeutung der Wälder ab- fehend, eine wirklihe Forftwirthichaft zu creiren fuchte, vornehmlih um die Vor: räthe des für den Schiffbau hochgeſchätzten Holzes des Teafbaumes nicht vorzeitig zu erfhöpfen. Auch in den nordamerifanifhen Unionftaaten werden die Stimmen immer lauter, welde fid gegen die rüdjihtslofe Vernichtung des Walditandes wenden. Wenn aud die forftwirthfchaftlihen Maknahmen in diefen Gebieten in erfter Linie einen pfleglicheren Vorgang bei der Ausnugung und die Erhaltung der genugten Fläche als Wald anjtreben, fo ift dadurch dod ein Schritt weiter gethan, um die Megelung des Nutzungsganges jelbjt anzubahnen.

In Europa wurden große Waldgebiete im Oſten Defterreih-Ungarng, in Numänten, Rußland und Schweden erjhloffen, welde entweder früher auf Holz ganz unbenutzt geblieben waren oder nur dem geringen Localbedarf dedten, viel: feiht noch durch ausftihweife Entnahme qualitativ ausgezeichneter Hölzer einigen Ertrag lieferten.

In diefem Stadium der beginnenden oder bereits begonnenen Aufſchließung befinden ſich gegenwärtig ganz bedeutende Waldflächen, theils Staats-, theils Gemeinde» oder Privatbefig und es ift vom nicht geringem privat- und volfs-

Centralblatt für dad gef. Forſtweſen. 34

512 _Befandesmaffeneufnahmen im Urwalde. (XXI. Jahrgang.

wirthſchaftlichem Werthe, daß die Ausnutzung dieſer Wälder in planmäßiger und zielbewußter Weiſe geſchieht.

—Diie Forſteinrichtung derartiger Waldgebiete hat mit dem Umſtande zu rechnen, daß der größte Theil dieſer Flächen in abſehbarer Zeit kaum einer inten- fiven Bewirthihaftung unterzogen werden fann, daß demnach vielfah andere Methoden und Grundfäge für die Arbeiten der Forfteinrihtung angewendet werden müfjen, als ſolche im mitteleuropäifhen, intenfiv bewirthidafteten Wirth: ihaftswalde Geltung befigen.

Ansbejondere der Koftenpunkt ift e8, welcher bei den Forfteinridtungs- arbeiten in Wäldern mit ertenfivem Betriebe genau erwogen werden muß, ferner die Möglichkeit, ob das zu jchaffende Einrichtungswerk auch weiterhin erhalten werden fann. Denn was nützt es, ein Fojtipieliges Einrichtungswerk zu jchaffen, das zufolge der Nihtanpaffung an die gegebenen Verhältniſſe ſchon von vorne- herein den Keim des Verfalles in ſich birgt?

Es dürfte daher die Anficht zuläffig fein, daß die Lehre der Forfteinrichtung einen allgemeineren Standpunkt einzunehmen berechtigt ift, der aucd die ertenfive Form der Wirthihaft als —— betrachtet und deren Eigenthümlichkeiten Rechnung trägt.

Speciell mit Rückſicht auf die öſterreichiſchen Verhältniſſe, wo noch zahlreiche Waldflächen von Privaten, Gemeinden und Genoſſeuſchaften einer Forſteinrichtung entbehren, würde die Anwendung der Grundjäge, welche für die Einrichtung von Forſtwirthſchaften mit extenfivem Betriebe maßgebend find, eine Betriebseinrid- tung folder Waldflähen ermöglichen können. Bisher wurde die Forfteinrichtung nad den üblichen Methoden als zu Fojtjpielig befunden und deshalb von einer Regelung des Betriebes ganz abgejehen.

Es kann hier nicht darauf eingegangen werden, die nicht bloß graduellen, fondern grundfäglihen und methodiihen Verſchiedenheiten, welde bei der Ein» richtung ertenfiver Waldwirthſchaften zu beachten find, näher zu behandeln, aber e3 joll hervorgehoben werden, daß insbejondere die Methoden der VBermefjung, der Waldeintheilung, der Beftandesihägung ꝛc. entſprechend dem ertenfiven Cha— ralter der Wirthſchaft eine vereinfachte Form befigen müſſen, welche jedoch in ihrer Art die größte Volltommenheit erreichen follen.

Im folgenden Aufjage fol die Maſſenſchätzung haubarer Urmwaldbejtände einer eingehenderen Betrachtung unterzogen werden, wobei unter Urwald ſolche Waldflähen verftanden find, welche ohne oder faft ohne menſchliche Einfluß- nahme erwadjen und einer zu wirthichaftlihen Zweden brauchbaren forftlichen Durchforſchung nicht unterzogen wurden.

Es ift wohl eine der jchwierigften Aufgaben des Forfttaratars, im Urwalde die fpecielle Beftandesbeihreibung und wirklich verläßlihe Mafjenihägungen durch— uführen, t Die Zufammenfegung des Urmwaldes ift meijt eine mannigfaltige nad Holz- arten, Altersclaffen und Stärfeverhältniffen, und an das trennende und ver- bindende Denten des denfelben durchforfchenden Forſtmannes werden umſo höhere Anforderungen geftellt, je mehr berjelbe bejtrebt ift, feine Aufgabe möglichſt raſch und auf die wenigft Foftfpielige Art gewifjenhaft zu erfüllen. Gedenft man außer: dem ber Schwierigfeiten, welde fi dem Fortfommen in den Häufig von Wind- und Schneebrühen verworfenen, ftellenweife von manneshohem Unfraute und Unterwudhfe und von jumpfigem und fteilem Terrain faſt ungangbar gemachten Wäldern entgegenftellen, jo fann man diefe Combination von geiftiger und phyſiſcher Anjtrengung gewiß zu den aufreibendften Bejchäftigungen des menſch— lihen Wirfens rechnen,

December 1895.] Beftandesmafjenaufnahmen im Urmwalde, 513

In vielen Fällen befigen die zu bejchreibenden und zu tarirenden Gebiete eine jo ausgedehnte Flächenerftredung, daß eine derart betaillirte Begehung wie im Wirthfhaftswalde gar nit durdhführbar wäre. Der Tarator im Urwalde muß daher alle VBortheile des Terrains ausnügen, um eine Ueberfidht über das zu bearbeitende Gebiet zu erhalten, er muß, id möchte faft jagen, inftinctiv jene Oertlichkeiten auffinden, welde die Verjchiedenheiten des Waldzuftandes charakteri- firen, ſoll feine Arbeit nicht unvollftändig oder fehlerhaft jein.

Um eine concrete Grundlage für meine Ausführungen zu befigen, will ich jpeciell jene Verhältniffe ins Auge faffen, welde fi in den Waldcompfleren der nördlihen und öftlihen Abhänge der Karpaten vielfah vorfinden, bemerfe jedoch, daß diefe Ausführungen für nit oder unvolllommen aufgeichloffene Waldgebiete überhaupt Giltigfeit haben follen. Ich hebe dies auch deshalb hervor, weil durd Schaffung neuer Communicationen Urwaldgebiete derart aufgeichloffen werben fönnen, daß jelbe ſogleich einer intenfiven Bewirthſchaftung zu unterziehen find.

Die Hauptholzarten des genannten Gebietes find die Fichte, die Tanne und die Bude. Erjtere bededt meijt die höher gelegenen Bergrüden und Hänge, rein oder in Mifhung mit Tanne und Bude, die zweitgenannte Holzart findet ſich mit mehr oder weniger Bucdenbeimengung in den unteren Partien des Waldlandes und die Buche tritt in dem ganzen Gebiete in Miſchung horſt- und bejtandesweife, ftellenweife auch faft rein auf, letzteres insbejondere in Streifen auf erponirten Bergrüden. Die Weißkiefer findet fih natürlich in Horften oder Beitänden dort, wo ſtark kalkhältige Gejteine den Karpatenjandftein durchbrechen, jelten auch einzeln. Ahorn ift eingejprengt zu treffen, auch Erle, Eſche und Ulme, legtere jedoch meift nur in den Vorbergen.

Während nun die ftandfefte Tanne und Buche im Urwalde zumeift einzeln oder in Horften auf natürlihem Wege abjterben und die Verjüngung des Be— ftandes allmälig vor fich geht, daher die aus dieſen Holzarten zufammengejegten Beftände einen mehr oder minder der Plenterform ſich nähernden Charakter be- figen, weifen die faft reinen TFichtenbeftände häufig auf größeren Flächen einen mehr gleichaltrigen Charakter auf. Die Urfadhe hiervon ift in Satajtrophen zu ſuchen, welde über die betreffenden Flähen hereingebroden find, und melde, jei dies Sturm, Inſektenſchäden oder Feuer gewejen, oft größere zufammenhängende Gebiete entweder mit einem Schlage oder doch in fürzeren Zeiträumen ihres Alt- beftandes beraubt haben, jo daß die entftandene neue Generation keinen wejentlich differirenden Entjtehungszeitpunft erfennen läßt.

Neine Urmwaldbeftände finden fih Heute nur mehr in den entlegenjten Gebieten, zumeift ift durch die Hand des Menfchen im Laufe diefes Jahrhunderts bereit ein Eingriff in den Wahsthumsgang diefer Wälder dadurd gejhehen, daß durch Pottafchegewinnung, Nugung von Spalthölzern oder anderer qualitativ ausgezeichneter Sortimente, Beftandesglieder entnommen wurden. Auch wurden bei diefen Nutzungen theil® dur die Fällung, theil® durch das jogenannte „Ankoſten“ (Anhaden der Stämme, um deren Spaltbarfeit zu prüfen) viele noch ftehende Stämme unbrauchbar gemacht und ift auch ein Theil der ältejten Stämme wegen Ueberftändigfeit zur Sägeholggewinnung nicht mehr geeignet. In Hinfiht auf die Nutzbarkeit dieſer Wälder finden ſich demnach jehr differirende Beitandesbilder vor.

Der Forfttarator hat nun das zu befchreibende Waldgebiet im einzelne Beftände zu trennen, diejelben nad den allgemein forftlihen Grundfägen zu be- fhreiben, vom Exrploitationsftandpunfte aus jedod insbejondere zu berüdfichtigen, daß auf den zur Nugung beftimmten Flähen nur ein Theil des wirklich vor- bandenen Materiales nugbar gemacht werden fann, daß in den meiften Fällen das Brennholz unverwerthet bleiben wird, ja daß häufig aud die ſchwächeren Sortimente, die font gute Eignung zu Bauholz befigen, im Schlage zurüdbleiben

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514 Beftandesmaffenaufnahmen im Urmwalde. [XXT. Jahrgang. müſſen. Wenn aud) felbftverftändlih das Bejtreben der Forftverwaltung darauf gerichtet ift, daS Nukungsprocent möglichſt hoch zu ftellen, fo findet diefes Beftreben jeine Grenze in der Rentabilität der Ausbringung ber betreffenden Sortimente.

Die Ausnugung diefer meift große Altholzüberfhüffe aufmeifenden Wälder gefchieht vornehmlich im Wege des vertragsmäßigen Verlaufes an Sägewerke und Gewinnung des Sägeholzes dur den Käufer jelbft, wobei entweder der Verkauf nad der Flädeneinheit (aljo pro Heltar Waldflähe) oder aber nad der Mafjen- einheit (d. i. pro Feſtmeter des gewonnenen Materiales) zur Ausführung gelangt. Da zur Nugbarmadung diefer Flähen theuere Bringungswerfe und eigene Säge: etabliffements errichtet werden müffen, lohnt fid ein derartiges Unternehmen häufig nur dann, wenn entjprehend große Flächen zum Abtriebe gelangen, und jo fommt es, daß ganze Thalgebiete vom 1000 bis 2000 ra in einer Reihe von 5 bis 10 Jahren zur Abftodung herangezogen werden.

Dem Grundjage der intenfiven Wirthihaft, möglichjt Meine Schläge zu führen, fteht bei der extenfiven Erploitationswirthichaft der Grundjak gegenüber, möglichſt große Schläge zu führen, denn je mehr Material, defto billiger die Bringung und defto höher der Stodzins. Beide Ertreme find jedod durch ver- ſchiedene Bedingungen begrenzt.

Der Localabjag von Nugholz und Brennholz ſpielt nur in einzelnen Revieren eine Rolle und wird die Erzeugung und Bringung des Holzmateriales in Regie des Waldbefiger8 nur für einen relativ geringen Theil des jährlichen Hiebsquantums in Anwendnng gebradt.

Da die Art des Verlaufes für den bei der Mafjenihägung einzujhlagenden Weg von Bedeutung ift, wollen wir diefen Punkt näher betrachten.

Der Abſchluß von Holzabftodungsverträgen erfordert befondere Vorfichten, um fpätere Streitigfeiten zu vermeiden und muß insbejondere die frage, ob der Berfauf nad Flächeneinheit oder nad; Maffeneinheit erfolgen foll, in genaue Er- wägung gezogen werden.

Es unterliegt zwar feinem Zweifel, daß vom theoretiihen Standpunkte aus der Verkauf nah Feſtmeter ein fortgejchritteneres Stadium der Wirthſchaft gegen jenem nad der Fläche bedeutet, und daß es ja Aufgabe der Forſtwirthſchaft ift, die Nugbarmahung der Waldproducte in eigener Regie anzuftreben. Die Bes antwortung diefer Frage hängt aber insbeſondere von der Dienftorganijation ab, ob der TForjtverwaltung das quantitativ und qualitativ hinreihende Perfonale zur Berfügung fteht, um den Anforderungen, welche der Verkauf nah Mafje ſtellt, genügen zu können. Bei Gemeindewaldungen tritt dieſes Moment namentlid in den DBordergrund.

ALS BVortheile des Verkaufes nah der Maffeneinheit fann man bezeichnen:

1. Daß das im Walde vorhandene und aufgearbeitete, nugbare Materiale in feinem vollen Ausmaße dem Waldbefiger vergütet wird;

2. daß das in den einzelnen Abtheilungen anfallende Materiale fiher con» ftatirt und verkauft werden kann. Hierdurd werden Anhaltspunkte für die Ertrags- fähigkeit der betreffenden, fowie auch gleichartiger Flächen gewonnen.

Dagegen kann jedoch eingewendet werden, daß der gegenwärtige Ertrag der unvolffommenen Ausnugung wegen für fünftige Erträge feinen Anhaltspuntt bietet, und daß eine ähnlihe Zufammenjegung des künftigen Beſtandes gar nicht Zwed der Wirthſchaft fein kann. Als Vergleihsgrögen für ähnlich beftodte Flächen haben die gewonnenen Erträge immerhin Bedeutung, jedoch aud nur im großen Durchſchnitte, da erfahrungsgemäß einzelne Thalgebiete wejentlic höhere Diafjen- erträge liefern können, als andere gleihfall® mit Urwald beftodte. Standort, Gefundheitszuftand der Beftände und der Umfang der jchon ftattgehabten Nugungen find für den gegenwärtigen Ertrag maßgebend, wenn aud die Holz arten und Altersclafjen in ähnlicher Vertheilung vorhanden find.

December 1895.] Beftandesmaffenaufnahmen im Urmwalde. 515

3. Daß Füllung, Aufarbeitung und Bringung leichter derart geleitet werben fönnen, daß den waldbaulihen und Forftihugrüdfichten Rehnung getragen wird.

Bon ausjhlaggebendem Werthe ift diejer Punkt jedod nur dann, wenn diefe Operationen in Regie der Forftverwaltung durchgeführt werden. Erfolgen Tällung, Aufarbeitung und Bringung durd den Käufer, dann läßt fih den vor» erwähnten Rüdjihten faum mehr Rechnung tragen, al8 wenn beim Flächen— verfaufe in dem Bertrage die nothwendigen Vorbehalte in waldbauliher und Forſtſchutzbeziehung getroffen werben.

4. Daß der Einheitspreis des gewonnenen Materiales pro Feſtmeter befannt und firirt ift, und jederzeit mit dem Marktpreis verglichen werben fann.

Diejer Punkt ift insbefondere dann von Bedeuturig, wenn die Stodpreije, welche in dem betreffenden Waldgebiete zu einer beftimmten Zeit aufgeftellt find, rejpective erzielt wurden, noch fteigerungsfähig find.

Selbft durd eine gute Maffenihägung kann bei dem DVerfaufe nad der Fläche der Stodpreis pro Maffeneinheit nur annähernd ermittelt werden; aud die Aufnahme des Materiales durch den Käufer bietet einen nur unfiheren An- haltspunft. Derjelbe könnte jedoch vertragsmäßig verpflichtet werden, die von ihm erhobenen Mafjendaten der TForftverwaltung zur Verfügung zu jtellen.

5. Daß durd den Verkauf nah der Maffeneinheit das anzuftrebende Ziel jeder Wirthichaft, d. i. die Nugbarmahung der Forjtproducte in volllommen eigener Regie, näher gerüct ijt, al® bei dem Verkaufe nad) der Fläche.

Diefer Punkt ift von großer Bedeutung für ſolche Gebiete, weldhe am Uebergangspunfte von der ertenfiven Exploitationswirthſchaft zur intenfiven Wald- wirthſchaft ſtehen.

Nicht immer iſt die thunlichſte Herabminderung der Verwaltungskoſten von finanziellem Vortheil für den Ertrag eines Objectes. Im Gegentheile kann durch einen koſtſpieligeren aber intenſiver arbeitenden Verwaltungsapparat eine Steige— rung der Erträge mit ausgeſprochenem finanziellen Mehreffect erzielt werden. Auch der volkswirthſchaftliche Zweck der Forſtwirthſchaft, ſowie der günſtige Ein— fluß auf die Umgebung des Forſtes wird durch die Regiewirthſchaft gehoben.

Als Vortheile des Verkaufes nach der Fläche wären anzuſehen:

1. Daß die zeitraubende und koſtſpielige Materialübernahme, reſpective Uebergabe und die damit zuſammenhängenden ſchriftlichen und rechneriſchen Arbeiten entfallen;

2. daß die Colliſionen zwiſchen Käufer und Verkäufer, betreffend die Art der Ausnutzung der ſtockenden Vorräthe und die Qualificirung des Uebernahms— materiale vermieden werben;

3. daß den Abjtofungsverträgen eine wejentlid einfadhere Yorm gegeben werden fann und Redtsftreitigfeiten über den Vollzug von Bertragspunctationen leiter vermieden werden können;

4. daß der Käufer in der Manipulation freiere Hand bejigt und dadurd angeeifert wird, aus dem ihm vertragsmäßig zur Verfügung ftehenden Materiale die höchſtmögliche Ausnugung zu erzielen,

Diejer privatwirthichaftlihe VBortheil des Käufers ift aud von volfswirth- Ihaftliher Bedeutung und wird ſelbſt zum Vortheile des Verkäufers dann, wenn der Käufer durch den größeren Gewinn in die Lage verſetzt wird, bei fpäteren Flächenkäufen günftigere Preife zu bieten.

Die Freiheit der Manipulation foll jedoh dem Käufer nur innerhalb jener Grenzen zugejtanden fein, wie felbe die Rückſichten in waldbauliher und Forft- ihugbeziehung geftatten. Insbeſondere die Zeitdauer der Manipulation joll, ab» gejehen von elementaren Ereigniffen, unüberjchreitbar feſtgeſetzt fein.

5. Daß die Controle, welche nothgedrungen über die Verwaltungs» und Schugorgane, jowie die Organe des Käufers in Bezug auf die correcte Durch—

516 Beftandesmaifenaufnahmen im Urwalde. (XXI. Jahrgang.

führung der Verbindlichkeiten, welhe aus den Holzverkaufs-, refpective Ab» ftodungsverträgen erfließen, wejentlih eingefchränft werben fann, und daß diefe Organe ihren anderen Dienftesobliegenheiten beſſer nachkommen können.

Bei ertenfiv bewirthſchafteten Waldungen ift das Verwaltungs- und Schuß» perjonale zumeift nur in fehr knappem Ausmaße beftellt, um die Verwaltungs- foften auf ein Minimum herabzufegen. Insbeſondere ijt dies bei Gemeinde» waldungen der Fall, fo daf oft ſchlecht befoldeten Organen fehr verantwortungs- volle Aufgaben zugewiejen werden müffen.

Durd den Flächenverkauf entfällt nun eine Reihe zeitraubender und leicht zu Pflitverlegungen von Seite der Bedienfteten führenden Arbeiten.

Wie erjehen werden kann, refultiren aus den angeführten Punkten für den Verkäufer fowohl, als aud für den Holzfäufer jo weſentliche Vortheile finanzieller Natur, daß eine Erhöhung des Stodpreifes indirect durch die Erjparungen, direct aber durd eine billigerweije zu leiftende Mehrzahlung von Seite des Käufers eintreten wird.

Die Beantwortung der Frage, welche Methode des Verkaufes in einem concreten Falle angewendet werden folle, läßt ſich nach Erwägung der angeführten —— Momente nur unter Berückſichtizung auch aller localen Berhält- nifje geben.

ft die Entſcheidung über den Modus des Verfaufes getroffen, fo wird die Vermeſſung und Maffenfhägung der für den Verkauf bejtimmten Waldflächen, deren zuläjfige Abgabe vom Standpunkte der Forfteinrihtung durch frühere Er: hebungen conftatirt ift, erfolgen können.

Welhe Methode der Maffenihägung ſoll nun bei derartigen Flähen in Anwendung fommen?

In erfter Linie ift zu tracdhten, daß bei dem Berfaufe nah der Mafje die Beitandesmaffenfhägung meift nur den Zwed zu erfüllen hat, einen ungefähren Anhalt darüber zu geben, wie viel nugbare Maffe den Beftänden entnommen werden fann, damit die Verforgung der GSügeetabliffements fichergeftellt ift; die wirflih gewonnene Maſſe, nad welcher fi der Kaufpreis richtet, gelangt ja zur Abmaf. ES genügt demnah eine möglihft billige und einfahe Methode der Mafjenfhägung, und zwar jene der Ocularihägung nad allgemeinen Vergleichs— größen.

Jeder geübte Tarator vermag nad) demjelben bei vorfchwebenden allgemeinen Bergleihsgrößen die Schätzung für diefen Zwed genügend genau vorzunehmen.

Anders jedoh bei dem Verkaufe nad der Fläche. Die Berehnung des Kaufpreijes der Flächeneinheit richtet ſich nach dem durchſchnittlich darauf jtoden« den Materiale und die Methode der Schätung foll einen höchſt erreichbaren Grad von Genauigkeit befigen, jelbftverftändlih unter Berüdfihtigung des Koften« aufwandes und der Möglichkeit der Durchführung in der Praxis.

Dem Taxator jtehen zur Bejtandesmaffenihägung im Urwalde folgende Wege offen:

1. Die ftammmeife Auszählung,

2. die Schätzung mitteljt Probefläden,

3. die Schägung nah Durdjchnittsergebniffen aus Nutungen im gleichen Waldgebiete,

4, die oculare Zaration.

ad 1. Die ſtammweiſe Auszählung der Beftände würde vom theoretifchen Standpunkte aus allein einen ficheren Anhaltspunkt über deren Stammgrund- fläche und weiterhin über den Mafjengehalt derjelben geben.

Bedenft man aber, daß zum Zwecke des Abjchluffes der Abſtockungsverträge oft Flächen von 1000 bis 2000 ftammmeije ausgezählt werden müfften, und zwar in einer relativ furzen Zeit, fo ift die Schwierigkeit der praktischen Durd-

December 1895.) _Beandesmafjenaufnahmen im Urwalbe 517

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führung diefer Mafregel leicht einzujehen. Die ſtammweiſe Auszählung erfordert ein verläßliches Perſonale, das mit großer Gewiffenhaftigkeit vorgehen muß, wenn fihere Daten erhalten werden jollen, und nicht jedem Waldbefiger fteht dies in jolher Zahl zur Verfügung, daß derartig umfangreiche Arbeiten neben den anderen Geſchäften vollzogen werden können.

Bom praftiihen Standpunkte aus erſcheint überdies die Maffenermittlung als folhe keineswegs genügend, es handelt fih darum, das nugbare Materiale der betreffenden Beſtände zu eruiren, was nur durd eine Qualificirung der einzelnen Stämme bezüglich ihrer Nugholztüchtigfeit ftattfinden fann. Es müßte jomit der Manualführer jeder Kluppirungsabtheilung aud die Qualificirung der Stamm- individuen vornehmen, ob diefelben ganz oder theilweile zu Nutzholz tauglich wären. Wie aus dem fpäter folgenden Beifpiele entnommen werden fann, ift bei Urwaldbeftänden der Antheil an zur Nugholzgewinnung ungeeigneten Stämmen ein meift bedeutender und ausjchlaggebend für die gejammte Ausbringung. Dieſe Antheilsbeftimmung ſchlechter Stämme müßte nun wieder dem Ermefjen oder der Willfür der Manualführer überlaffen werden und ähnliche Uebelftände wie bei der Materalabmaß beim Verkauf nad der Maffe würden die Folge fein.

ad 2. Die Maffenermittlung mittelft Probeflähen für die einzelnen Beftände ijt nadı den mit Probeflähen gemachten Erfahrungen für im größeren Umfange durchzuführende Schägungen von vorneherein zu verwerfen. Dieje Methode würde foftipielig und unzuverläffig zugleich fein. Um eine halbwegs verläßliche Probe: flähe für einen Beftand zu firiren, bedarf es einer genauen Begehung und öfter8 weitgehender Beitandesuntertheilung. Auch hier müßte wieder eine Quali» ficirung des ftehenden Materialed auf deſſen Nugholztüchtigkeit ftattfinden. Für Heinere Schägungen, wo es ſich nur um das Einlegen von drei oder vier Probe- flähen handelt, kann diefes Verfahren unter Einhaltung des jpäter zu beſprechen— den Vorganges Beachtung finden.

ad 3. Die Mafienbeftimmung von Waldflähen nad Durchſchnittsergebniſſen bereit ausgeführter Fällungen ähnlich zufammengejegter Bejtände kann unter Umjtänden ganz brauchbare Ergebniffe liefern. Für den Einzelfall muß aber be- rücfichtigt werden, daß oft ganze Thalgebiete eine weſentlich günftigere Beftandes- zufammenjegung befigen, als ein nächſtgelegenes Thalgebiet, und daß zur Beurtheilung über die Verwendbarkeit der Durchſchnittsergebniſſe doch die Kenntnig beider Thalgebiete dur eine Perjon, jomit eine Vergleihung noth- wendig ift.

Die Anwendung diejes Verfahrens kann demnadh nur bedingt und für große Durchſchnitte zuläffig fein. Zur Verwerthung für den von uns ins Auge gefaßten Zweck iſt dasjelbe nicht geeignet.

ad 4. Es erübrigt jet nod die oculare Schägung. Für Zwecke des Ver— faufes „nad der Maſſe“ haben wir fchon früher gefunden, daß die Ocular- ſchätzung nad allgemeinen Vergleihsgrößen, wie jelbe jeder geübte Tarator im Kopfe hat, vollfommen genügt. Für Zwede des Flächenverkaufes iſt dies jedoch nit der Fall, hierzu bedarf es verläßlicherer Reſultate.

Die Ocularſchätzung iſt ein pſychologiſcher Vorgang, bei welchem der Ge— ſammteindruck eines Beſtandes verglichen wird mit einem dem Taxator geiſtig vorſchwebendem Maßſtabe, einem oder mehreren Vergleichsbeſtänden.

Die Holzarten, die Zahl der Stämme, die Stärkeclaſſen derſelben, deren Höhe und Form find die Factoren, deren Product die Maſſe der Bejtände repräjentirt und berüdfichtigtv man ferner nod jene Momente, welde auf das Nugholzprocent Einfluß nehmen, wie Stod-, Stamm-, Ajtfäule, Kronenanjag, Aeſtigkeit, Drehwuchs, Krummmwuds zc., jo ergibt fih ein Compler von zu beadhtenden Einzelheiten, deren Zufammenfaffung feine leichte Aufgabe iſt. Daß diejelbe jedoch durchführbar ijt, zeigt uns die Praxis in eclatanter Weiſe.

518 Beftandesmaffenaufnahmen im Urwalde. (XXI. Jahrgang.

Erwiefenermaßen vermag ein geübter Taxator den durchſchnittlichen Maffengehalt eined unregelmäßigen Beſtandes aus dem Gejammteindrud ficherer zu jhägen, als dies durch das Ergebniß einer Probefläche zumeift erzielt werben kann.

Der Tarator wird den Vergleich eined Beſtandes mit feinem geiftigen Maßſtabe mit umſo größerer Sicherheit vornehmen, je fchärfer ihm diefer Maf- ſtab vorjhwebt und ift e8 daher naheliegend, daß die öftere Verlörperung dieſes Maßſtabes die Präcifion der zu ziehenden Vergleiche mwefentlih erhöhen wird. Es empfiehlt fi daher aud für den geübten Taxator bei der Schägung eines be- ftimmten Gebietes eine oder mehrere locale Bergleihsgrößen für diejes Gebiet zu befigen, um fowohl beim Beginne wie aud im Laufe der Schägungscampagne den Maßſtab feiner Schätung fih vor Augen führen zu können. Es müffen jomit Vergleihsflähen beftimmt und deren Maſſe, ſowie deren Nußholzergebniß ermittelt werden. Der Methode der Mafjenaufnahme in diefen Vergleichsflächen wollen wir und nun zuwenden.

Es ift wohl außer Zweifel, daß der Maffengehalt der Vergleichsflächen möglichft ficher beftimmt werden fol. Am genaueſten würde dies durch die Auf: arbeitung folder Flächen geſchehen, allein hierdurch ginge die Vergleichs— größe jelbft verloren; auch ift es nicht immer zuläffig, die vielleiht mitten in einem Beſtande gelegene Vergleiheflähe zur Abftodung zu bringen. Weiters ijt zu berüdfichtigen, daß möglicherweije das Material der Bergleihsflähe nit in nädjter Zeit verwerthet werden kann, fo daß einerjeits die Koften der Aufarbeis tung, anderfeits der Verluſt an Material dieſe Mafjenerhebung ſehr koſtſpielig geftalten würden.

Da e8 fih darum Handelt, das Sortimentsergebniß an Nußholz feftzuftellen, wäre die naheliegendfte Methode der Maffenaufnahme jene nah Draudt. Der praftiihen Durdführung derjelben jtellten fi jedoh mit Rückſicht auf die im Urwalde vorhandenen weiten Grenzen der Stärfeftufen, ferners der Schwierigfeit die paffenden Probejtämme aufzufinden, Hinderniffe entgegen, welche auch bei der verfuchsweifen Anwendung der Urich'ſchen Methode nicht behoben wurden.

Durch diefe Hinderniffe wurde id veranlaft, das von mir in diefem Blatte (fiehe Juliheft 1891, ©. 303 und Märzheft 1892, ©. 140) zuerft veröffentlichte und zur Mafjenaufnahme in Verſuchsbeſtänden, jomit zu wiſſenſchaftlichen Zweden empfohlene Verfahren der Diafjenaufnahme mittelft Mafjencurve auch zu praf« tiihen Zweden in Anwendung zu bringen.

Diefes Verfahren befteht darin, daß nad SKluppirung der Fläche, deren Maffengehalt bejtimmt werden joll, getrennt nah Holzarten eine Anzahl von Probeftämmen ausgewählt wird, welche entiprehend dem Ausfluppungsergebniß über die Stärfeftufen vertheilt werben.

Nah Ermittlung der Schaftholz- (eventuell der Derbholz- oder Reisholz-) Maſſe der Probeftämme, werden auf einer Abscifjenare deren Brufthöhendurd- mefjer und jodann als Ordinaten die zugehörigen Maffen aufgetragen, bie jo erhaltenen Punkte mit geraden Linien verbunden und der Verlauf diefer Linien durch eine Curve ausgeglichen. Bei der Auswahl der Probejtämme ift ein Ge— wicht darauf zu legen, daß der mittlere und obere Theil der Curve möglichſt ficher beftimmt werden fann, weil das Geſammtmaſſenergebniß durch diefe Stärke— itufen am meiften beeinflußt wird.

Die Zahl diefer Brobeftämme richtet fich nad der zu erreihenden Genauig- feit der Aufnahme, hat jedoch eine obere Grenze dur den Zeitaufwand, die Koften und auch deshalb, weil über eine gewiffe Zahl hinaus, eine Veränderung des Eurvenverlaufes dur weitere Inbetrachtziehung von Stämmen nicht mehr jtattfindet.

Für praftiihe Zwede werden 15 bis 20 Stämme zumeift genügen.

December 1895.] Beftandesmaffenaufnahmen im Urmwalbe. 519

Aus diefer Eurve kann nunmehr die durchfchnittliche Diafje eines Stammes jeder Stärfeftufe entnommen und mit Benügung derjelben nad verſchiedenen Methoden die Mafje der Vergleichsfläche ermittelt werden.

Am genaueften wird dies durch Minltiplication der Stammzahl jeder Stärkeftufe mit der aus der Maffencurve abgelefenen Maffe der betreffenden Einzelftämme und ſchließlichen Summirung der Maffen der Stärkeftufen erfolgen. Für Verſuchszwecke ift dies der einzig richtige Vorgang. Für praftiiche Zwecke kann dieſes Verfahren einige Mopvificationen erleiden.

Eine jolhe Modification bildet die Clajjeneintheilung der Stärkejtufen und Berechnung ber Mafjen nah Elafjenmittelftämmen. Diefe Modification fann dann in Anwendung gelangen, wenn der Kürzung der Waldarbeit wegen die Fällung der ftärfjten, vielleiht nur durch wenige Eremplare vertretenen Stärfeftufen- Repräfentanten unterblieben ift. Hierdurch wird der oberfte Theil der Eurve un- fiher und e8 empfiehlt fi dann entweder die ganze Mafjenberehnung nad einer Elafjenmethode durdzuführen oder die legten Stärkeftufen in eine Clafje derart zufammenzufaffen, daß die Maffe des berechneten Klafjenmittelftammes nod dem fiher beftimmten Theile der Mafjencurve entnommen werden kann.

Nah den bisher von mir gemachten Erfahrungen weicht die mit Hilfe des der Maffencurve entnommenen Claffenmittelftammes (und zwar bezieht fich dies auf den Schaft: oder Derbholzmafjenmittelftamm) berechnete Maſſe der Stamm» claffen von der mittelft Stärkeftufen durchgeführten Berehnung nur unmwejentlic ab. Laut Tabelle III beträgt:

J die Derbholzmaſſe nach dem Claſſen⸗ Mittelſtamm

Bei der Stammelaſſe von

nad) Stärkeſtufen

Se:

Feſtmeter

Side... 5 6:62 0:66

15 Diß 24m bei ud 3:93 | 4.01 008

; ; > De 3870 38°52 +0:18

26 bis 36 m bei { en ENG 1216 | 12:30 015

| I Fichte... Pre | 27262 —1:46 | bis ⸗v ne | 1 | 13090 | +07 Zufammen ... | 50576 | 50719 | —1'40

|

Es ergeben ſich jomit ganz minimale Differenzen, welche bei verſchiedenem Verlauf der Maſſencurve ſich allerdings vergrößern können.

Die vorzüglichen Ergebniſſe des Claſſenmittelſtammverfahrens haben mich veranlaßt, die Berechnung nach dem arithmethiſchen Mittelſtamm auf den ganzen Beſtand auszudehnen und zugleich ein abgefürztes a eg in anzu: wenden, welches der Arbeitserjparniß wegen praftiihe Bedeutung beſitzen dürfte. Es ift dies die Berehnung mitteljt Theilmaſſencurve und arithmetiſchem Mittel: jtamm.

Der Borgang ift derart, daß nad erfolgter Kluppirung des Beftandes und Berehnung des Durchmeſſers des arithmetiſchen Mittelftammes eine Anzahl von Probeftämmen, deren Durchmeſſer theils etwas größer, theils Heiner als jener oder gleich dem des Mittelſtammes find, gefällt und cubirt werden. Die Mafjen der Probeftämme werden wieder als Drdinaten der als Abſciſſen aufgetragenen Bruſthöhendurchmeſſer verzeichnet, durch gerade Linien verbunden und der Verlauf diefer Linien durch eine Curve ausgeglichen. Auf diefe Weiſe wird die genaue Ermittelung jenes Deaffencurvenftüdes ermöglicht, innerhalb welches der Mittel-

520 Beftandesmaffenaufnahmen im Urwalbe. [XXI. Jahrgang.

ftamm gelegen ift. Die Maſſe des Mittelftammes wird fobann der Eurve ent» nommen und gibt mit der Stammzahl multiplicirt die Maſſe des Beitandes.

Bei ausgeführten ſechs Erhebungen haben fich folgende Reſultate heraus- geftellt: .

| Maffe in Feftmeter pro Hektar 2

Aus der Summe der, Nach dem abgefürzten Mafjencurvenverfahren Differenz in Stärfeftufenmafien mit arithmetifchem Mittelftamm Procent

* 7 * zu =

| 836°00 8417°00 | 11:00 | 1'3 721'96 73248 10°52 14 726'92 755°00 28°08 37 870.64 | 856°52 1412 1*6 77056 71456 56°00 78 765'44 73904 26240 35

Diefes Ergebniß dürfte zu weiteren Verſuchen in diefer Richtung aneifern. !

Als eine weitere Mobdification des eigentlihen Mafjencurvenverfahrens kann die Berehnung der Maffe der jtärkften Stämme mit Hilfe der Maffendifferenzen der Stärfeftufen betrachtet werden.

Da erfahrungsgemäß die Maffencurven im obersten Theil einen fehr flachen, der geraden Linie fi) nähernden DBerlauf befigen, können bie Maffen der oberften, durch gefällte Probeſtämme nicht fiher bejtimmten Stärfeftufen aud) durh Rechnung aus den Differenzen der vorhergehenden Stärkeftufen genügend genau gefunden werden.

So wurden in ber Tabelle II die Mafjen der Einzelftämme in den Stärke: ftufen 78, 79 und 95m durch Zuzählung jener Differenztheile zur Maffe der noch ficher beftimmten Stärkeftufe von 73cm bejtimmt, welde fi aus dem fteigenden Ausmaße der Differenztheile überhaupt ergaben. Genauer kann dies dur die Conftruction einer Differenztheilcurve gefhehen, welche Arbeit nur wenige Minuten in Anſpruch nimmt.

Es empfiehlt fi überhaupt, die von mir ſchon urjprünglic empfohlene ziffermäßige Ausgleihung der Eurvenangaben mittelft der Differenzen der Stärke— Stufen, insbefondere bei Aufnahmen zu wiſſenſchaftlichen Zweden durdzuführen.

Durh die Verwendung der Maffendifferenzen der Stärkeftufen wird aud die von Brofefjor Dr. E. Speidel? empfohlene Sicherung des oberen Verlaufes der Maffencurve auf Grund einer „Maſſentafelcurve“ entbehrlid.

ı Eine finngemäße Anwendung kann dieſes Verfahren bei regelmäßigeren Beftänden, für welde brauchbare Mafjentafeln vorliegen, derart finden, daß nad Kluppirung des Beftandes und Berechnung des arithmetifchen Mittelftammes eine Anzahl von Höhen folder Stämme ge: mefjen wird, deren Durdjmeffer theils größer, theils Heiner als jener, oder auch gleid) dem des Mittelftammes find. Mit Hilfe diefer Höhen wird ein Theil der Höhencurve des Beftandes con- firuirt, aus derfelben die Höhe des arithmetischen Mittelftammes und ſodann aus der Mafien- tafel die Maſſe desjelben feftgeftellt. Die Maſſe des Mittelftammes gibt mit der Stammzahl multiplieirt die Geſammtmaſſe des Beftandes,

? Dr. E. Speidel: „Beiträge zu dem Wuchsgefegen des Hochwaldes“ ꝛc. Heft 1. Die Unterfuhung der Wuchsverhältniffe von Fichten, Tannene und Buchenbeftänden mad neuem Berfahren. Tübingen 1893. Laupp.

December 1895.] Beftandesmaffenaufnahmen im Urwalbe, 521

Die Sicherung der „Maffencurve” mittelft „Maffentafelcurve” fett vor- aus, daß für den Beſtand eine Höhencurve conjtruirt wird, auf Grund deren Angaben aus einer Mafjentafel die Feitgehalte der Stämme für die Conftruction der „Maffentafelcurve” entnommen werden. Iſt das oberjte Eurvenftüd einer Mafjencurve nit vollftändig fichergejtelft, jo kann deſſen Richtung in Anlehnung an den Verlauf der „Maffentafelcurve* feitgeftellt werden.

Ich muß hier bemerken, daß diefe Ergänzung des Maffencurvenverfahreng, deren Anwendung insbejondere zu Verſuchszwecken nur eine bedingte fein fann, dem Berfahren gewiß keinen felbjtftändigen Charakter verleiht und wenn Herr Profeffor Speidel ©. 15 feiner oben benannten Schrift jagt: „Daß vor zwei Jahren Kopezky ein Maffencurvenverfahren mitgetheilt hat, das auf den erjten Blid als dem meinigen gleichlaufend betrachtet werden kann,“ fo ift dieje Aner— fennung meiner Priorität auf die Nugbarmahung des Maffencurvenverfahrens nit erſchöpfend.

Nicht nur auf den erften Blick gleicht Prof. Speidel’s „neues Verfahren“ der bon mir zuerjt veröffentlichten und zur Anwendung empfohlenen Meafjen- curvenmethode, jondern der Vergleich des Inhaltes des Artikels im Juliheft 1891 des „Gentralblattes f. d. gej. Forſtweſen“ mit den Ausführungen Dr. Profeſſor Speidel’s in der genannten Schrift lafjen erkennen, daß dies ein- und dasjelbe Verfahren ift.

Es würde den Rahmen diejes Artifel8 überjchreiten, wollte ih in eine detaillirte Widerlegung der von Profeffor Speidel mir irrtümlich zugejchriebenen mangelnden Erkenntniß der Wichtigkeit des Mafjencurvenverfahrens vornehmen und glaube id, überzeugt fein zu können, daß Profeſſor Speidel beim aufmerf- ſamen Durchleſen meiner an vorerwähnten Stellen geäußerten Anſichten mir nicht nur die Priorität auf die Nugbarmahung des Maffencurvenverfahrens jelbit, jondern aud auf diejenige von direct oder indirect meinen Ausführungen zu ent: nehmenden wichtigen Folgerungen zuerfennen wird.

Bon dieſen Folgerungen will ich hervorheben:

1. Daß ih das Maffencurvenverfahren für die befte Methode der Maffen- ermittelung von Beftänden, insbejondere für Verfuhszwede halte (vgl. „Central: blatt f. d. gef. Forſtweſen“, Märzheft 1892, ©. 140). !

2. Daß jelbftverftändlic jede zu einem beftimmten Zeitpunfte aufgenommene Maffencurve theoretiih nur für diefen Zeitpunkt gilt, daß aber jpeciell bei Durch— forftungsverjuhen die Maffenermittelung auf die Mafjencurve der erjten Auf— nahme infolange geftügt werden kann, als die in pafjender Form vorgenommenen Probeftammmefjungen eine Verrückung derjelben nicht währſcheinlich jein lafjen („Eentralblatt f. d. gef. Forſtweſen“, Juliheft 1891, ©. 311).

83. Daß die Höhencurve ein wejentliches Glied der Beftandescharakteriftif ift (S. 307) und daß deren Bergleih mit der Mafjencurve für die Beurtheilung des Formzuwachſes von Bedeutung ijt (S. 311).

4. Daß an Stelle der fogenannten mittleren Bejtandeshöhe als Bejtandes- harakteriftit die mittlere Höhe des arithmetiſchen Mittelftammes zu ſetzen fein > = 308), daß dies jpeciell für den Schaftholzmittelftamm gilt, iſt nahe- iegend.

Die hohe Bedeutung des Maſſencurvenverfahrens für die Unterſuchung der Wuchsverhältniſſe der Holzarten im Beſtande war mir von dem Momente an Har, als dieſes Verfahren das Mittel an die Hand gab, einen fehler in der nad der Urich'ſchen Methode berechneten Maffenermittelung der Verſuchsfläche

ı Bom theoretifchen Standpunkte aus wäre e8 richtiger, ftatt der Grumdftärtendurchmeffer, die Grundfläche ſelbſt als Bafis der Curvenentwidelung zu gebrauchen, doch compflicirt fid) hier— . die Arbeit. Diesbezgliche Verſuchsarbeiten habe ich bereits im Gange, fpeciell mit Bezug auf das Theilmaffencurvenverfahren mittelft arithmetifchem Mittelftamm.

522 Beftandesmaffenaufnahmen im Urmwalbe. (XXI. Jahrgang.

Nr. 20 in Wegideid (S. 308), refpective ber Zuwachsgrößen diefer Fläche zu entdeden, einen Fehler, der nur in der Methode der Berehnung feine Urſache hatte. Ich ſelbſt war durd dienstliche Verhältnifje gehindert, die begonnene Arbeit, von welder der Artikel im Yulihefte 1891 dieſes Blattes nur einen furzgefaßten Auszug bildete, fortzufegen und eradte es für ein großes Verdienſt des Herrn Profeffor Speidel, daß derjelbe das Mafjencurvenverfahren der wahren Würdi- gung unterzogen bat.

Die von Profeffor Speidel durd pafjende Verwerthung des Maffen- curvenverfahrens ſchon jekt gewonnenen NRefultate find wichtiger Natur. Die ‚praftiihe Verwerthung bdesjelben zeigt der vorliegende Artikel.

Die Anwendung der Maflencurven Methode zur Aufnahme von Probe- flähen bei Schägungen im Urwalde oder wenig durchforſchten Wuchsgebieten bietet auch die Möglichkeit, bei umfaffenden Arbeiten in relativ kurzer Zeit ein verläßliches Material darüber zu ſammeln, ob bereit vorhandene Mafjentafeln in Hinfunft benügt werden können, ober welde Correction biefelben erleiden müffen, um verwendbar zu fein; eventuell könnten mit Hilfe derfelben auf fehr einfahe Weife ! locale Mafjentafeln conftruirt werden.

Im Folgenden foll nun der gefammte Gang einer ocularen Beftandes- maffenihägung nad localen Vergleihsgrößen zufammenfaffend dargeftellt und dur einige Tabellen über die wirklich erfolgte Aufnahme einer Vergleichsfläche ifuftrirt werden. Diefe Tabellen bieten auch einen intereffanten Einblid in die Zufammenfegung eines Urwaldbeftandes des SKarpatenwaldgebirges, ſowie in die Ausnugung desjelben beim Erploitationsbetriebe auf Sägenugholz.

Die einzelnen Arbeiten reihen ſich folgendermaßen aneinander:

1. Feftitellung der für das betreffende Waldgebiet harakterifti- hen Beftandesformen. Das zu jhätende Waldgebiet wird einer allgemeinen Begehung unterzogen, welde den Zwed hat, die charakteriſtiſchen Beitandesformen der zu nußenden Beſtände feftzuftellen.

2. Auswahl von PBergleihsflähen. Es werden je nach der Art der harakteriftiihen Beftandesformen ein bis vier PVergleihsflähen bejtimmt, von weldhen eine den der oberen Grenze der nutbaren Holzmaffe, eine andere den der unteren Grenze derjelben fich nähernden Maffengehalt befitt. Diefe Vergleihs- flähen jollen eine Größe von circa 1 bis 1’5 ra erhalten.

3. Die Maffenaufnahme in den Bergleihsfläden. Auf diefen Ber: gleihsflähen gejhieht die Mafjenaufnahme nah dem Maffencurvenverfahren, und zwar erfolgt:

a Die Kluppirung der Stammgrundfläden. Der Beftand wirb in Brufthöhe Huppirt (in Stärkeftufen mit 1 oder 2m Abftand) und Hierbei bie Trennung von gefunden und anbrüdigen Stämmen vorgenommen.

b Die Auswahl und Maffenbeftimmung der Probeftämme. Ent- iprehend dem Sluppirungsergebniß wird getrennt nach Holzarten eine Anzahl von PBrobeftämmen (15 bi8 20 Stüd) derart ausgewählt, daß die aus denjelben abzuleitende Mafjencurve insbejondere im mittleren und oberen Theile ſicher bejtimmt werden kann. Man wird daher die Probeftämme in Abjtufungen von 3 bi8 5 oder aud mehr Gentimeter, je nad den Grenzen der Stärfeftufen wählen, die ſchwächeren Stärkeftufen gering dotiren, dafür aber in dem ocular angefhägten arithmetifhen Mitteljtamm des Beftandes ſich nähernden Stärfe- ftufen mehr Stämme auswählen. Die Wahl eines zweiten Knotenpunftes durch Concentrivung mehrerer Probeftämme am oberen Theile der Stärfeftufen erhöht die Präcifion der Arbeit. Iſt die Anzahl fehr ftarter Stämme des Be-

! Siehe Prof. Dr. E. Speidel: Kritifhe Gänge im Gebiete der Holzmeßtunde. „Als gemeine Forſt- und Jagdzeitung“, Septemberheft 1894, ©, 311.

December 1895.] Beftandesmafjenaufnahmen im Urwalde. 528

ſtandes nur eine geringe, ſo braucht, falls dies nicht beſonders erwünſcht iſt, dem dieſen Stämmen entſprechende Theil der Maſſencurve nicht Rechnung getragen zu werden, da die betreffenden Mafjen aus den Differenztheilen des anderen Stüdes der Maffencurven abgeleitet werden fünnen. Von diejen Probeftämmen werden die Brufthöhendurdmefjer auf Millimeter genau ermittelt und der Schaft: Holz» ünd Derbholzgehalt durd fectionsweije Eubirung (2m Sectionen) beftimmt. Augenſcheinlich abnorm erwachſene und franfe Stämme find zu Probeftämmen nicht zu verwenden.

e Aufarbeitung der Probejtämme zu Nutzholz. Die Probeftämme werden entrindet und im üblicher Weife zu Nutholz ausgeformt. Liegen Erfah: rungsdaten über das Ausbringungsprocent aus anbrüdigen Stämmen nicht vor, oder erjcheint es ſonſt erwünſcht, jo können aud eine Anzahl folder gefällt und auf ihre Verwendbarkeit zu Nugholz unterfuht werden, um einen Anhalt für ——— aus dem als anbrüchig bezeichneten Materiale zu erhalten.

Das Ergebniß der Probeſtammmeſſungen wird in einer Tabelle zufammen- geftellt, welche in der Form der Tabelle I! gefaßt werden kann.

d EConftruction der Mafjencurve. Auf Millimeterpapier wirb ein recht> winkeliges Axenſyſtem fejtgelegt. Auf die Abjcijfenare wird der Maßſtab für die Bruſthöhendurchmeſſer, auf die Ordinatenare jener für die Maſſen aufgetragen,

Aeberſicht über die Maſſen- und Nutzholzergebniſſe der Probeſtämme. Tabelle I. DER ‚I,8% Er |#8r&| Holzart Es 25 —55 | ES€ 55 Anmerkung 2ses 52 | E39 | „288 950 "Sp Er 255 EEE up EEE EB a A= JaFftga = 187 190 0224 0.14 62 | Für alle gefunden | 22-5 22-7 0.443 0:10 22 | Fichtenftimme ergibt | 230 17:9 0.352 023 65 ſich demnad) ein durch⸗ 264 297 0.802 | 057 71 | Schnittliches Nutsholz- = 31:5 318 1'053 065 | 61 procent bon: | en 35°0 32:5 1'296 anbrüchig | Bi 46°0 373 2450 | 175 71 | 18750 : 25526 = Bo 472 38:3 3212 | 2:38 74 N 73 Procent. 510 380 2.779 2:05 713 530° | 36:3 2.892 213 73 642 42:9 4591 351 76 700 418 6'728 524 77 235 22.2 0459 | 085 76 Für alle gefunden * 290 242 0743 052 | 70 Tannenſtämme ergibt | * 340 265 | 1051 075 11 ſich ein durchſchnitt * 435 33*6 2347 2-02 86 liches Nutholzprocent os 508 | 348 3501 2:33 63 von! | er 610 | 368 4268 3:59 84 9560 : 12369 | 707 | 461 7'576 anbrüchig 77 Procent I

1 Die Bertheilung ber Probeftämme auf die Stärfeftufen ift in dem vorliegenden Beifpiel feine bejonders günftige, war jedoch durch Umftände bedingt. (Benützung friſch geworfenen Ma- teriales und raſche Durchführung der Arbeit.)

524 > Beftandesmaffenaufnahmen im Urmwalbe. [XXT. Jahrgang.

Ueberficht der Beftandesglieder nad) Stärkeftufen. A. Für Fichte. Größe der Fläche 0°83 An. Zabelle 11.

Anzahl der Stämme Derbbolymaffe

Durchmefier bei i ee der gefunden |der anbrüchigen 13 Höhe aefund | anbrüchig in Hunbdertel

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2 or | 09.6 Bi 86-06 | 12 ke 94.68 [026-0 | 1 Ex 89.7 082.0 | 9 | 68-L | 08-T 008.0 | 9 |" bipmaguv auuvT = LL 1 06-TL |8E-86 [10.76 89.88 17-78 1019-8 | 83 84.2 IırL 10680 | 6 21:2 | 81.2 #610 | 17 |" qunlad auuvT 2 Be = E N 87.6079: LIE [28-016 |__6PT |29.222 91.122 | I ve | |_er | 29.9 | 96-0 | Ir 7 ER |) | = 01 #61 |aH-H6l sr 61 | 98 |TE-99T |L6-FOL | OIE.E | 17 82.7 "08. * [9 0060 | 13 | 898 | TEE |8950 | | Bipmaguo "bg | J gL 7006 veser | re-gz1| 69 Kica [61.901 028.3 |, 16 |TzHT jr ‚0060 | 9 | 66:2 1.3 912.0 | -oL | daunſob El | ) | l ı | \ N = - ner Tree Tage rien 53 5 | 5 ı@ | A u Q | ES. | ı@ A | ae & K=7 5 2 Lo . =: =Z=22| | 5 u | [2 [43 >22 2:8 a | == 228 I 0 ı>21833> „| | 5 eiserne Baer Fee eher 5 | | jel3sl& 8|sıE Bas |E Bee es: —- | E BEE IH Terre I re - | z a 13 ar u u | komm | 3 | @ | almmmnız ı 5) & | kam | Z| © = | n Erz) = 3 eo || * =: j = 5: * || > 2 2 583 Iaj El ustuvd a9q : 5 ustuod aoq J 5 Re wem ng | = | 5 = - = |, 28 ı 8 ee ee ie re | n = x | EB puma m aysuyal amunlaL | ayamag | I ai 29 ↄAſ viukjouqaa un allvuntjoggaung; um oÄlvuitjouqao | un alvmfjogguag | j —25 il en —————— li H 1311077109 | asllaurtpangusgogunagg allamlpangusgogunag aollonıpangusgggumag Tr PAg ng Juno | wo5— LE uog MUND w geE—9z Non UMSO |) WOZ—CL Na uud | ı ! “III >pg0T 88.0 2aPUIR ag 29040

December 1895.]

526 u Beftandesmafjenaufnahmen im Urwalde. [XXI. Jahrgang.

welhe je nah der Zahl der Stärkeftufen beftimmt wird. Für Urmalbbeftände eignet fih ein Maßſtab von 1 Längencentimeter für 2m Brufthöhendurchmefjer und von 4 Längencentimeter für 1 Maffe.

Die Bruftgöhendurdmefjer der Probeftämme werben al8 Abjcifjen und die zugehörigen Derbholz- oder Schaftholzmaffen als Orbdinaten aufgetragen, die fo erhaltenen Punkte mit geraden Linien verbunden und der gejammte Finienzug dur eine daß Mittel repräjfentirende Curve graphiſch ausgeglichen.

Die ziffermäßige Darftellung der Curve ift aus den Maffendaten pro Stamm der Tabelle II. erfihtlic.

e Die Berehnung der Maffen. Die nad ber Kluppung fi ergebende Zahl von Stämmen jeder Stärkeftufe wird in ein Verzeichniß zufammengeftellt, defien Form aus Tabelle II entnommen werden kann. Die Maſſe des Einzel- ſtammes jeder Stärkeftufe wird durch einfaches Ablefen des Maflengehaltes des Stammes aus der Majjencurve gewonnen, in die betreffende Rubrik eingejegt und fodann die Maffendifferenzen der Stärkeftufen gebildet.

Dieſe Mafjendifferenzen, welche beim Schaft. und Derbholz mit zunehmenden Durdmefjern ein gejegmäßiges Steigen erfennen laffen, bilden einerjeits eine Eontrole gegen eventuelle Ablefefehler in den Curvendaten, andererjeit8 ermög- lihen fie die Berehnung der Maſſen für einzelne höher gelegene Stärfejtufen, ‚wenn für diefen Theil der Curve feine directen Erhebungen gemadt wurden.

Kleine Unregelmäßigfeiten dieſer Differenzen können für praftifhe Zwecke unberüdfichtigt bleiben.

Die Zahl der Stämme jeder Stärfeftufe mit der Mafje des Einzelftammes multiplicirt, gibt die Maffen der einzelnen Stärfeftufen, deren Summe bie &e- jammtmaffe bildet.

Dieje Berehnung hat getrennt nad einzelnen Holzarten zu erfolgen, doch können Holzarten, welche nur einen geringen Theil des Gejammtbeftandes bilden, mit einer anderen formähnlihen Holzart vereinigt werben.

Das Ergebniß der Derbholz. oder Schaftmafje ift ſodann mit dem Procent- jag, der aus der Aufarbeitung der PBrobeftämme erzielt wurde, und zwar feparat für den gefunden und anbrüdigen Antheil des Beftandes zu multipliciren und bildet die Summe diefer Nugholzantheile da8 Gejammtnugholzergebnig der Ver— gleihsflähe, woraus das Ergebniß pro Heltar berechnet werden kann.

In der Tabelle III find diefe Daten zufammengeftellt, doch enthält dieſe Zabelle im vorliegenden Falle aud eine Darftellung der Vertheilung der Stämme nad Stärkeclaffen und der Vergleih der Maffenberehnung nah dem Elajjen- mitteljtamme und nad) Stärkeftufen.

Wie Tabelle III zeigt, ift der Antheil der ſchwächeren Stammclaſſen an der Geſammtmaſſe des Beftandes ein ſehr geringer und beträgt bei den 15 bis 24 m jtarfen Stämmen bloß 2 Procent, bei den 25 bis 36 ftarfen Stämmen nur 10 Procent, jo daß das Nugholzprocent der dritten Stammclafje, d. i. der Stämme über 36m als ausfchlaggebend für das Nugholzergebnig angefehen werden ann. Um den ſchwächeren Stammclaffen Rechnung zu tragen, wurde auch das Nugholzprocent der Gefammtmafje aller gefunden Probeftämme gerechnet, welches für Fichte 73 Procent, für Tanne 77 Procent ergab. Da die Probe» ftämme über die verſchiedenen Stärkeftufen vertheilt find, jo mähert fich diefer für praftiihe Zwecke volltommen genügende Vorgang den theoretifchen Anforderungen.

4. Die Mafjenfhägung der Beftände. Die Vergleichsflächen, welde vom Zarator genau zu begehen find und deren Gejammtbild ſich von demſelben iharf eingeprägt werden muß, bilden nun den Maßſtab für die oculare Taration aller in Betracht fommenden Beftände. Der Tarator wird daher gut thun, dieſe Bergleihsflähen im Laufe der Schägungscampagne mehrere Male aufzufuchen und deren Eindrud feitzuhalten.

December 1895.] titerarifhe Berichte. 527

Bei perjönliher Eignung wird es demjelben dann nicht jchwer fallen, die zu jhägenden Bejtände in Hinfiht auf deren Nugholzergebniß zu beurtheilen.

Iſt die Möglichkeit vorhanden, eine oder die andere Vergleichsfläche nad Schluß der Schätungsarbeiten, jedoh vor Ausfertigung des Schägungsoperates ganz aufarbeiten laſſen zu können, fo wird der Vergleich des wirklichen Ergeb- nijjes mit der Schägung eine mafgebende Verwerthung finden müffen.

Dies ift der Weg, welcher bei derartigen Schägungen eingeſchlagen werben jol, um Arbeit3- und finanziellen Aufwand mit dem nothwendig zu erzielenden Erfolge in Einflang zu bringen. Vom bisherigen theoretiihen Standpunfte aus mag derjelbe zu befämpfen fein, die Praxis felbft jedoch war es, welche auf ihn gemiejen hat,

FJiterarifhe Berichte.

Mittheilungen aus dem forftlichen Verſuchsweſen Oefterreichs. Herausgegeben von der k. f. forjilihen Verfuhsanftalt in Mariabrunn. Der ganzen Folge XIX, Heft. Die frummzähnigen europäifhen Borfenfäfer. Bon Fritz Wadtl, k. k. Forftmeifter und Entomologe an der k. k. forftlichen Berjubsanftalt in Mariabruun. Mit jehs Lithographirten Tafeln und fünf Abbildungen im Texte. Wien 1895. K. u. k. Hofbuhhandlung Wilhelm Frid. Preis fl. 1.50.

Diefe Abhandlung zerfällt in drei Abſchnitte. Im erjten Abjchnitt bejpricht der Verfaſſer zunädjt die jyftematifhen nnd nomenclatorijhen Beränderungen, welde die alte Borkenfäfergattung Tomicus Latr., Eichh, in jüngfter Zeit erfahren hat, indem bdiejelbe von 2. Bedel (1888) mit Zugrunde- legung der Gruppentheilung Eihhoff’s (Europ. Borken. 1881) in zwei Gattun« gen gejpalten wurde, von denen die eine dem neuen Namen Pityogenes Bedel erhielt, während für die andere der Gattungsname Ips Deg. (1775) rejtituirt wurde, da legterer gegenüber dem Latreille’shen Namen Tomicus (1810) die Priorität bejigt und gibt ferner eine Ueberſicht über die VBertheilung der bisher befannten europäifhen Arten in dieſen beiden Gattungen.

Nahdem jedoh diefe Publication hauptjählid den Zweck verfolgt, den praftiihen Forftwirthen das Erkennen und vichtige Bejtimmen der Borfen- füferarten möglichſt zu erleichtern, jo wurden die oben erwähnten Aenderungen aus praftiihen Gründen nicht berüdjidhtigt, ſondern vorläufig die alte Gattung Tomicus Latr., Eichb. nod beibehalten und einerjeitS auf gute Abbil- dungen, andererſeits auf das prägnantejte plaftiiche Unterfcheidungsmertmal die Bezahnung im Umfreife des Flügeldeckenabſturzes das Hauptgewicht gelegt.

Bon diefen Gefichtspunften ausgehend, find die 21 europäifhen Arten diejer Gattung mit Rüdfiht auf die Form und Stellung der Zähne am Dedenabjturz in einer dichotomifhen Tabelle in nadhfolgende fünf Gruppen zerlegt:

1. Gruppe. Keulen- oder Knopfzähnige. (Clavidentati).

2. e Doppel- oder Flahzähnige. (Duplicatodentati),

3. u $urz- oder Feinzähnige. (Brevidentati).

4. u Krumm» ober Jrregulärzähnige. (Curvidentati).

5. u Angel» oder Halenzähnige. (Hamatodentati).

In einer hierauf folgenden UWeberfiht jind ſämmtliche Arten gruppenweije in ſyſtematiſcher Reihenfolge aufgezählt.

Der zweite Abjhnitt behandelt die vierte Gruppe (Curvidentati) und enthält eine analytiihe Tabelle zum Beftimmen der hierher gehörigen Arten,

Gentralblatt f. d. gef. orftiveien. 35

528 Literarifche Berichte. [XXI. Jahrgang.

getrennt nad) den beiden Geſchlechtern, fowie die ausführlihen Bejhreibungen der vier Arten T. curvidens Germ. (mit 2 Tertfig.), T. lougicollis Gylih. (mit 2 Xertfig.), T. chalcographus L. und T. austriacus Wachtl, ihre Nähr— pflanzen, eine Eharalteriftif der Fraßgänge und die Verbreitung.

Der dritte Abſchnitt endlich enthält Nahträge zu der zweiten Gruppe (Duplicatodentati), beziehungsweife den dahin gehörigen Arten T. Mannsfeldi Wachtl, T. acuminatus Gylih. (mit 1 Tertfig.), T. erosus Wollast. (= rectan- gulus Ferr., Eichh.) und T. duplicatus Sahlb., welde bereits in einem früheren (dem XI.) Hefte der „Mittheilungen aus dem forftlihen Verſuchsweſen Oeſter— reichs“ beſprochen wurden.

Auf den dieſer Abhandlung beigegebenen ſechs Tafeln ſind auf Tafel I bis IV die oben angeführten vier Arten der krummzähnigen Borkenkäfer in beiden Geſchlechtern, in Dorjal- und Profilanfiht, nebjt den Fühlern abgebildet. Die Tafeln V und VI enthalten Abbildungen von FFraßfiguren des T. curvi- dens in Tannenrinde, des T. chalcographus in Fidhtenrinde, de T. Mannsfeldi auf Splintholz der Schwarzföhre und des T. acuminatus auf Splintholz der Weißkföhre.

Mittheilungen aus dem forftlichen Verſuchsweſen DOefter- reichs. Herausgegeben von der k. k. forſtlichen Verſuchsanſtalt in Mariabrunn. Der ganzen Folge XX. Heft. Einfluß der Freilandvegetation und Bodenbededung auf die Temperatur und Feuchtigkeit der Luft. Bon Dr. Eduard Hoppe, Adjunct der k. k. forftlihen Verſuchsanſtalt in Diariabrunn. Mit einer photolithographiihen Tafel und einer Abbildung im Texte. Wien 1895. 8. u. k. Hofbuhhandlung Wilhelm Frick. Preis fl. 1.50.

Der Verfaffer referirt darin über Studien, welche den Zwed verfolgen, zu erweifen, daß bei fünftiger Anlage von Vergleihsjtationen in Wald und Frei— land auf eine entiprechende Situirung der FFreilanditationen wird Bedacht ge- nommen werden müffen, da die fFreilandceulturen nicht ohne Einfluß auf die Thermometerangaben find. Die Unterfuhungen wurden mitteljt des Aipirations- Piyhrometer ! von Amann vorgenommen, konnten jedvoh aus Mangel an Apparaten und Beobadtern nicht gleichzeitig über dem verjchiedenen zu unter: ſuchenden Flächen angeftellt werden, jo daß die Vergleichbarkeit der Refultate erjt durch eine Auftheilung der Differenzen innerhalb der Beobadhtungsreihen er- möglicht werden muß.

Der erjte Theil behandelt Unterfuhungen über den Einfluß der Boden— bedeckung auf die Thermometerangaben. Dieje Unterfuhungen verfolgen den Zwed, zu erjehen, ob die Beobadtungsrejultate von Wald: und Freilandjtationen ver: gleihbar gemadt werden fünnten, dur die Schaffung einer für beide Stationen gleihen lebenden oder Leblojen Unterlage in geringer Ausdehnung. Die hierher bezüglihen Unterfuhungen wurden im Jahre 1893 im Mariabrunner Verſuchs— garten über zwei Flächen von Im: und ſechs Flädhen von 25 bis 23m Größe angejtellt, welche mit gejtampftem Lehm, Flußriefelihotter (flach und tief), Moos, Streu, Brettern, Brahboden und Wieje bededt waren. Während fih in 30 m Höhe über dem Boden fehr deutliche Unterſchiede erkennen ließen, verwiſchten fi diejelben in 1m Beobadtungshöhe injoweit, daß die todten Unterlagen ſich nicht mehr voneinander, jondern nur mehr von der lebenden Unterlage (Wieje) be: züglid ihres Einfluffes auf die atmojphärifche Luft unterſchieden.

Der zweite Theil behandelt die Nejultate der Temperatur und Feucdhtig- feitsbeobadhtungen der Luft über verjchiedenen landwirthihaftlihen Eulturgattungen (Roggen, Gerjte, Hafer, Klee, Mais, Hutweide), jowie über Brahboden zu den verſchiedenen Zeiten der Vegetationsperiode mit dem Zwecke, das Vorhandenfein,

Beſchreibung in diefer Zeitihrift 18983, ©. 407.

Literarifhe Berichte, 529

December 1895.)

beziehungsweife den Werth der Differenzen kennen zu lernen. Dieje Beobachtun— gen wurden im Sommer ber Jahre 1893 und 1894 im der Umgebung von Schönfeld im Marchfelde an Haren, jhönen Tagen angeftellt, an welchen ver- mebrtes Licht, vermehrte Wärme und relativ trodenere Luft die Pflanzen zu erhöhter Transſpiration und johin zur Vergrößerung obgenannter Differenzen an- regten. Die einzelnen Flächen, weldhe der Beobadtung dienten, waren jtets mehrere Hektar groß und gleihmäßig bebaut. Aus dem tabellarifch geordneten Beobadtungsmateriale werden folgende Schlüffe gezogen:

Temperatur und Feuchtigkeit der Luft dürfen im Freilande nicht als gleich— mäßig angejehen werden, jondern diejelben werden infolge der Transſpiration der landwirthſchaftlichen Eulturpflanzen je nah Art und Entwidelung der Pflanzen und dementjpreheud zu verjhiedenen Zeiten in verfchiedener Weile beeinflußt.

Während der VBegetationsperiode ift die Luft über transipirirenden Ge- wächjen kühler und feuchter als über todten Bodendeden oder über Bradland, = —— verringern ſich die Unterſchiede mit zunehmender Höhe (über dem

oden).

Die Differenz im Feuchtigkeitsgehalte der Luft über lebender und todter Bodenbedeckung erreicht in allen Höhenlagen in den Mittagsftunden (zwiſchen 1 und 3 Uhr) den größten Werth, woraus man jchließen kann, daß zu diefer Tageszeit die Transjpiration der Pflanzen am regften ift.

Jede Pflanzenart übt zur Zeit ihres vollendeten Wahsthums oder richtiger zur Zeit der größten Entfaltung ihrer Blatimaffen (ceteris paribus) den ftärfften Einfluß auf die Feuchtigkeit der Luft; der Einfluß, den eine Pflanzenart auf die umgebende Luft nimmt, ijt bis zu diefem Beitpunfte ein anwachſender, von da ab ein abnehmender.

Die Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur über bebauten Feldern ift daher nicht nur von der Art der cultivirten Pflanzen, fondern aud von dem jeweiligen Ent- widelungsftabium und den verfchiedenen Wudsverhältniffen derjelben abhängig.

Der Unterfhied der Feuchtigkeit und Temperatur der Luft über vegetativer und todter Bodendede ift abhängig von der Größe der einflußübenden Fläche; je größer die Fläche ift, defto reiner, deutlicher und höher vermag fie ihren Ein- fluß (reipective den Einfluß ihrer Bedeckung oder Bebauung) geltend zu machen.

Eine Freilandftation wird bei bemwegter Luft jo ziemlich die dem Durd- fchnitte der Bebauung der Felder entſprechenden Lufteigenjhaften beobadıten fönnen; fie wird aber bei ruhiger Luft jo fehr abhängig fein von ihrer Unterlage, rejpective ihrer allernädhften Umgebung, dab es zur Eractheit des Vergleiches verjhiedener Stationen bei dem verjhiedenen Verhalten unjerer Getreide: arten und der gebräudlihen Futtergewächſe nöthig ift, alljährlih Angaben über die Pflanzenart zu maden, von welder eine Station umgeben und beein- flußt ift. Ganz bejonders gilt die8 dann, wenn es fih um die gebräuchlichen Thermometeraufftellungen in 15” Höhe über dem Boden handelt.

Ueber den Femelichlagbetrieb und jeine Ausgeftaltung in Bayern. Bon Dr. Karl Bayer, königl. bayr. Geheimrath und Univerjitäts- profeffor in Münden. Berlin 1895, Baul Barey. (Wien, k. u. k. Hofbuchhandlung Wilhelm Fried.) Preis fl. —.60.

Es ift eine Folge der einfeitigen, nit naturgemäßen Entwidelung und Bethätigung des Waldbaues um die Mitte unferes Jahrhunderts und weit darüber hinaus, daß ſeit einer Meihe von Jahren eine Gegenjtrömung, ihrer Hauptfahe nad ſüddeutſchen Urfprunges, fi geltend macht, welde die Rückkehr zum Naturwalde mit Entſchiedenheit fordert und in ihr nicht nur feine Beeinträchtigung der finanziellewirthidaftlihen Seite, vielmehr eine Förderung derfelben erblidt. Einer der erften Vertreter dieſer Richtung, der Rufer im Kampfe, ift unfer Altmeifter Gayer. An feinen Namen knüpft fih ein wald»

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530 titerarifhe Berichte. XI. Jahrgang.

baulihes Lehrgebäude, das er jener uniformirenden, von den Geſetzen umd Forderungen der Natur weit abweichenden Doctrin der Kahlihlagwirthihaft gegen- über erridtete und mit Glück weiter entwidelte. Wenn aud Gayer’s Lehren heute noch in vielen Waldungen, in welchen fie vollite Berechtigung hätten, nicht Geltung erlangt haben, wenn man da nod am Hergebradten gerne und oft zähe feſthält; einen unendlihen Werth, eine belebende, auffriihende Wirkung für unfere Wälder muß jeder Forſtmann Gayer's Sakungen zuerfennen; ſelbſt der Kahljhlagmann ftrengfter Objervanz wird bei näherer Prüfung feines waldbau- lichen Gewiffens manden ihm ungehörig fjcheinenden Sat in feiner Bruſt ein- geihlihen finden. Das beinahe allgemeine Streben nah Gründung gemijchter Beftände ift vor allem Anderen gewiß eine der hauptjählihiten Errungenschaften von Gayer’s unermüblidem Streben und Wirken.

Das vorliegende anſpruchsloſe Heften, mit Ueberzeugungstreue und ruhiger Begeifterung gejhrieben, wenn aud in feiner Anlage eine polemifhe Schrift, doch nirgends herausfordernd, fondern in jedem Sage ftreng ſachlich, beſchäftigt ih mit dem Femelſchlagbetriebe, jener Wirthihaftsform, welhe Gayer's Lehr— gebäude krönt, und weldhe in jenen Waldgebieten, die Gayer’s Schüler nad) Hunderten als Wirthſchafter bevölfern, in den bayerijhen Staatsforjten, zuerjt in großem Maßjtabe ihre praftiihe Verwirklichung gefunden hat.

Die Brojhüre zerfällt in drei Theile, von welchen der erjte die allgemeinen Grundjäge, die Natur, die Vor- und Nachtheile des Femelſchlagbetriebes ab— handelt; im zweiten Theile wird fodann die Art und Weije der Femelſchlag- wirthihaft in dem bayerischen Staatswaldungen gejchildert; im dritten Theile endlich beantwortet der Autor die Frage nad) dem principiellen wirthſchaftlichen Gedanken, der durh alle die localen Formen der Beſtandesvorkommniſſe ſich durchzieht, und welche Rolle dabei insbejondere der Femelſchlagbetrieb jpielt.

Bon dem Gedanken ausgehend, daß der Femelſchlagbetrieb die ficherfte Bafis für die Begründung gemifchter Beftände ift, gleichzeitig auch durch ftändige Ueberſchirmung den Boden vor Bertrodnung, Verangerung und Verödung ſchützt, entwidelt der Berfaffer die Berechtigung diejes Betriebes beinahe für alle Stand- orts- und Beitandestategorien. Wenn ſich aud eine jcharfe Definition des Cha- rafter8 des Betriebes infolge der auferordentlihen Elajticität desfelben --- gerade dies ein bedeutender wirthichaftliher Vortheil nicht geben läßt, jo wird dod) die lange Berjüngungsdauer, weil aus diefer fich alle anderen Kriterien logiſch folgern laſſen, als hervorragendjtes Charafteriftifon genannt; gleiche Berechtigung wird bei der Begriffsbeftimmung der grundjäglid horftweifen Entjtehung des jungen Beftandes eingeräumt, welcher jedoch unjerer unmaßgeblihen Anſicht nad richt mit Unrecht der Vorrang zwiſchen beiden Prädicaten zu geben wäre,

Die Bedenken, welde gegen den Femeljchlagbetrieb jeitens vieler Fachgenoſſen geltend gemacht werden, tradtet Bayer nah Möglichkeit zu entfräften; haupt— ſächlich kehrt er fi) gegen die allgemeine Sorge hinfidhtlid der vielen Beſchädi— gungen des Jungwuchſes durch die Nach-⸗ Umfäumungs: und Mändelhiebe. Dieſe Befürdtungen, ſowie die Bedenken, welde in Betreff der Koftipieligleit und ihweren Durdführbarfeit des Betriebes befonders im Gebirgswaldungen gehegt werden, find ja jeit jeher die Hauptargumente, die feitend der Berehrer des Kahl— ichlagbetriebes ins Feld geführt werden; e8 wird aus all den Factoren überdies eine Einbuße in finanzieller Beziehung conftruirt, und damit erjcheint dag Urtheil über den Femeljchlagbetrieb, wie über die natürliche Verjüngung überhaupt id habe da bejonders unfere reinen und mit Tannen gemifchten YFichtenbejtände im Auge befiegelt.

Es ift zu bedauern, daß Gayer fih über den Gegenftand nicht auch mit jpecielfem Hinblide auf die Hochgebirgsverhältniffe verbreitet Hat, er hätte

December 1895.]

Literarifche Berichte. 531

Gelegenheit gefunden, manches gegnerijche Argument zu entfräften und in mander Beziehung aufflärend zu wirken.

Sreilih befinden wir uns mit dem vorliegenden Gegenjtande auf einem Gebiete, in weldem eracte unanfechtbare Beweije nur fchwer, eigentlih gar nicht zu führen möglich ift; heute fpredhen hier nur große Erfahrungszahlen aus dem wirthſchaftlichen Leben mit, für welche freilich Daten eracter Forſchung oft uner- läßlihes Beweismaterial bieten. Wir werden nod auf lange hinaus, fo oft wir uns auf das Gebiet der Berechtigung der einzelnen Betriebsarten begeben mögen, bier ſtets reihes Material zum Wortjtreite finden. Würde man, vom Einzelnen ausgehend, jedes Detail des ganzen Fragencomplexes naturwiffenfchaftlich zu beleuchten tradıten, dann wäre der Weg zur Wahrheit kürzer und ficherer.

Nebenbei wird vom Berfaffer aud der Unterjhied in der Tendenz der Schwarzwälder Tannenwirthſchaft und jener des Femelſchlagbetriebes geftreift.

Im zweiten Theile begibt fih Gayer auf das Gebiet der jpeciellen Schil— derung der Handhabung des Femelſchlagbetriebes in den bayerijhen Staats- waldungen, wobei er verfhiedene Holzarten und Holzartenmifhungen, wie aud) die Rüdfihten auf den Standort im Zufammenhalte mit der Femelſchlagwirth— ihaft näher erörtert. Ganz bejonders wird der Umſtand betont, daß erforber- lichenfalls künſtliche Bei- und Nahhilfe auf das Ffräftigfte gehandhabt werde, um das vorgeftedte Ziel fiherer zu erreihen; in jehr vielen, ja in den meijten Fällen der gegenwärtigen Wälderverfafjung läßt fi der Beihilfe überhaupt nicht entrathen.

Während die Wirthſchaft in reinen Buchen-, in Buchen-Tannen⸗ und Buchen » Tannen » Fichtenbeftänden ung Allen geläufiger ift, bietet die Spefjart- und zum Theile aud die Pfälzerwaldwirthichaft mit ihren modernen Zielen der bervorftehenden Eichenbegünftigung im Buchengrundftode in horſtweiſer, ja jelbjt Heinbeftändiger Miſchform erhöhtes Intereſſe. Wofern ſolche reine und fpäter zu unterbauende Eichenhorfte das Ausmaß fleiner Bejtände bis zu ein und mehreren Heltaren erreihen, befommt unſere Wirthſchaftsform freilih ein anderes Relief, dann wird ihre große Clafticität fofort zur Wahrheit und die Gegner werben ob diejer Fiberalität fi zum Theile wenigitens befehrt fühlen. Auf den geringen mageren Böden, melde zumeift reine, ſchlecht gedeihende Weihföhrenbeftände inne- haben, will Gayer den Femelſchlag nit oder nur im geringem Umfange ange- wendet wifjen; aud da foll die Rothbuche wieder langjam eingeführt werden.

Wir gelangen zu den Ausführungen des dritten Theiles. Beim Femel— ihlage ſoll die Arbeit thunlichſt der Natur überlaffen werden, die fünftliche Bei— hilfe jedoch foll nicht ausbleiben; der Jungwuchs entfteht in allen Fällen unterm Schirm und Seitenſchutze des Meutterbeftandes; auf das horjtweife Erwachſen der Holzarten wird principiell gefhaut, die einzelnen Horſte jollen ftets rein bleiben, weniger maßgebend hingegen ift die Horftgröße. Sohin gilt als jehr dehn- barer Grundjag für die Handhabung des Femelſchlagbetriebes in der bayerijchen Staatsforftverwaltung folgender: Das horftweije Entftehen und Erwadfen des jungen Bejtandes während einer längeren Zeitperiode unter Schirm und Seitenfhuß und mit unausgeſetzter Bedadhtnahme auf Erzielung einer ftandortsgemäßen, gefiherten Beſtandesmiſchung.

Schließlich polemifirt der Verfaſſer gegen Weife, welder die jeltene Wieder- fehr der Samenjahre fürchtet, ebenio, daß die im Femelſchlage bewirthichafteten Beitände fih nur ſchwer in unfere Einrihtungsformen einfügen laffen. Gayer führt dagegen die Thatjahe ins Feld, daß gerade das letztere Bedenken in der Praris der bayeriſchen Staatsforftwirthihaft in der fhönften Weiſe gelöft wurde. Es läßt fih nicht leugnen, und Gayer beftreitet es nicht, daß aus der Ein- führung des Femeljhlagbetriebes jowohl dem Verwalter, dem techniſchen Hilfs- perjonale, al8 aud den Waldarbeitern ein außerordentlich erhöhtes Penfum er-

632 Literarifhe Berichte [XXI. Jahrgang.

wadhjen muß; doch auch diefe Schwierigkeit läßt fi bei einigem guten Willen, mit einigen Geldopfern nit unfchwer überbrüden.

Möge die vorliegende Schrift Gayer’s, deren Betrahtung wir hiermit ſchließen, in ihrer waldfreundlien, walderhaltenden und wirthſchaftlich gefunden Tendenz recht viele Jünger finden! Wir Defterreiher insbefondere verfügen über ungezählte Flächen Waldes, in welchen Gayer's Xehrjäge goldene Früchte tragen müßten, wieder andere Waldftreden in unjeren Hocdgebirgen wären ein danfbares Feld des wirthſchaftlichen Verſuches; an nahahmenswerthen, ſchönen Beijpielen fehlt e8 übrigens aud in unjeren Marten nicht. Dr. Eieslar.

Lehrbuch der mittelenropäifchen Forſtinſektenkunde von r. J. 8. Judeich, weiland fönigl. ſächſ. Geh. Oberforftraty und Director der Forftafademie zu Tharand, und Dr. H. Nitjche, Profeffor der . an der Forftafademie zu Tharand. Als achte Auflage von Dr. J. T. €. Hape burg: Die Waldverderber und ihre Feinde, in vollftändiger Umarbeitung heraus» gegeben. IV. Abtheilung (Schluß). Mit einer Buntdrudtafel und 85 Xert- ilfuftrationen. Wien 1895. Ed. Hölzel. (Zu beziehen von der f. u. f. Hofbuch— handlung Wilhelm Frid, Graben 27.) Preis fl. 10.20.

Die nunmehr vorliegende IV. Abtheilung bildet das Schlußheft dieſes Werkes. In dem Vorwort gedenft Dr. Nitjche in warmen Worten feines mittler- weile vom Tode ereilten Mitarbeiters des Geh. Oberforjtrathe8 Dr. Judeich, dem es leider nicht mehr vergönnt war, die Vollendung des Werkes zu erleben.

Der Anhalt diefer Abtheilung umfaßt von den Schmetterlingen ben Schluß der Eulen (S. 937 bis 956), die Spanner (©. 956 biß 985) und die Kleinjchmetterlinge Pyralidina, Tortrieina und Tineina (©. 985 bis 1087), ferner die Zweiflügler inclufive Syphonaptera (©. 1088 bis 1170) und die Schnabelkerfe einſchließlich Pedieuliden und Mallophagen (©. 1171 bis 1274). Hierauf folgen Nachträge und Beridtigungen nebſt Ergänzungen der Literaturnachweiſe zu dem vorhergehenden Eapiteln (S. 1275 bis 1357) und endlich eine gedrängte Ueberfiht (Cap. XIV.) über die Feinde der einzelnen Holzarten mit Hinweijen auf das in den vorhergehenden Sapttein über die betreffenden Schädlinge Gefagte (S. 1358 bis 1421).

Bon den forftſchädlichen Schmetterlingen find es insbejondere einige Saat- eulen= (Agrotis-) Arten, die Nadelholz- und Froftjpanner (Bupalus pini- arius, Ellopia prosapiaria, Cheimatobia brumata, Hibernia defoliarıa :c.) und eine größere Anzahl von Microlepidopteren, unter den Zweiflüglern die Gallmüden und Oestriden und unter den Rhynchoten die Aphiden und Coceiden, welde, jowohl mit Berüdfihtigung der Reſultate der neuejten Forſchungen, als auch großentheils auf Grund eigener Studien, eingehender und ausführlicher behandelt werden.

Hingegen find die in forftihädlichen Inſekten parafitiih lebenden, daher äußerſt nüglihen und ſehr wichtigen Zweiflügler, die Trachiniden zc. leider gar nit berüdfitigt und nit einmal die am häufigjten auftretenden Formen bejchrieben. Eine Aufzählung und Beſchreibung berjelben wird als „gänzlih un« möglich“ bezeichnet (©. 1148) und dies damit motivirt, daß viele Arten polyphag find und die urfprünglide Meigen'ſche Gattung Tachina im Laufe der Zeit in eine größere Anzahl Gattungen aufgelöft wurde.

Auch diefem Hefte ift wieder eine prächtige in Farbendruck ausgeführte Tafel (VIII) mit Abbildungen von forftihädlichen Mierolepidopteren, und zwar 15 Tortrieiden- und fieben Tineiden-Arten beigegeben, mebit einer größeren Anzahl (85) den Tert begleitenden Ylluftrationen, welche zumeift Driginalbilder find.

Wir haben die Vorzüglichleit und den hohen wifjenfhaftlihen Werth diejes Lehrbuches ſchon bei Beſprechung der III. Abtheilung (Jahrg. 1894, ©. 208

December 1895.] Literarifhe Berichte. 533

d. BI.) bereit3 hervorgehoben, betonen aber jegt nochmals, daß es auf forftlic: entomologifhem Gebiete die hervorragendjte Leiftung der Gegenwart ift und knüpfen hieran nunmehr den Wunſch, daß es in den forjtlichen Kreifen, für die es doc in erjter Linie gejchrieben ift, au jene Beadhtung und Würdigung finden möge, die es in jo hohem Maße verdient.

Auch der Verleger hat Feine Koften geſcheut, das Werk würdig und ſchön auszuftatten; es koſtet complet brojch. (4 Abthlg.) M. 45.—, carton. (2 Bde.) M. 47.— und in Halbfr. geb. (2 Bde.) M. 49.— 3 4 Wachtl.

Ueber die Berfafiung des Tagebuches für die forftliche Staats: prüfung. Gewidmet den jungen Herren Fachgenoſſen von Ludwig Hampel, gräfl. Hoyos-Sprinzenſtein'ſcher Forſtrath in Gutenftein. Wien 1895, Carl ohn. (Zu beziehen von Wilhelm Frick, Wien, J. Graben 27.) Preis . —.,50.

WUnleitung zur Führung des Tagebuches für die forftlihe Staats: prüfung. Bon Leopold Hufnagl, fürjtl. Auersperg'ſcher Gentralgüterdirector in Wlafhim. Wien 1895, Wilhelm Frid. Preis fl. —.50.

Die uns vorliegenden beiden Brojhüren behandeln dasjelbe Thema. Sie bezweden beide, dem jungen Forftmanne bei der Berfaffung des für die forftliche Staatsprüfung geforderten QTagebudes an die Hand zu gehen.

Belanntlih wird der Zwed dieſes Tagebuches nicht von allen, ja man fann jagen von der geringeren Zahl der Kandidaten richtig aufgefaßt. Die meiften halten fih zu mwörtlid an den Ausdruf „Tagebuch“, andere glauben wieder, durch weitjchweifige, den verjchiedenften Werfen entnommene Artifel und mit vielem Zeitaufwand angefertigte Pradtzeihnungen die Prüfungscommijfion für fid) zu gewinnen, ftatt daß fie mit ihren Aufzeihnungen bewieſen, ihre bisherige praktiſche Dienftzeit mit offenen Augen und mit Verſtändniß, aljo mit beftmög- lichſtem Erfolge durdgemadt zu haben,

Der Referent hatte jhon fo mandes Tagebuch in der Hand, welches nad jeder Richtung Hin den zielbewußt denfenden Kandidaten erkennen ließ. Für ſolche Candidaten find die vorbenannten Brojhüren in erjter Linie nicht gejchrieben. Hier bedarf es Feiner weiteren Anleitung, al® jener des Vorgeſetzten. Für die größere Mehrzahl der Kandidaten find jedoch ähnliche Anleitungen, alſo auch jene Hufnagl’8 und Hampel’s von großem Nuten. Freilich bedarf es aud hier der thatfräftigen Anweiſung des Lehrprinzen, amjonften könnte vielleiht 3. B. der Glaube auffommen, das Tagebuch müßte auf alle jene Details fich beziehen, weldhe die Herren Berfaffer der Allgemeinheit wegen in ihre Anleitungen auf: genommen,

E83 würde gewiß nicht im Sinne diefer und fonftiger Anleitungen gehandelt jein, wenn biejelben als Schablonen zur Berfaffung von Tagebüchern aufgefaft werden wollten. Diejelben follen den Kandidaten lediglich fyftematiih auf feine forftlihe Umgebung und auf den dortjelbjt üblichen Betrieb aufmerkſam machen und jo zum Studium und zu den in jedem Bezirke möglihen „eigenen Anſchau— ungen“ anregen. Alles Uebrige muß der Candidat aus ſich ſelbſt jhöpfen. Ye mehr er fih von der Schablone fernhält, defto prägnanter tritt im Tagebuche feine Individualität dem Prüfungscommiffär entgegen, dejto deutliher wird diejem das Bild von der Auffafjungsweije und dem Können des zu Prüfenden.

Läßt es ſich auch nicht verhüten, daß der Gandidat feiner Lieblingsneigung freie Zügel jhießen läßt, indem er zufolge der Vorliebe für irgend einen Specials zweig feines Faches das Tagebuch zu Gunften diejes bearbeitet, fo ift dies, wenn es nicht in Einfeitigfeit ausartet, gerade nicht zu beflagen. Aber e8 wäre entſchieden zu tabeln, wenn der Candidat zufolge feiner Vorliebe für z. B. den Sägebetrieb jein Tagebud nur mit Skizzen von berlei Anlagen und im engeren Zujammen- hange mit ſolchen jtehenden Daten der Hauptjahe nad füllen wollte. Für jolde

534 Literariſche Berichte, RX. Jahrgang.

Ertravaganzen bietet die Lectüre der in Rede ftehenden Brojhüren die wirkſamſte Remedur und find daher diejelben auch ſchon aus diefem Grunde allen an- gehenden Prüfungscandidaten, aber auch nicht minder allen Zehrherren, welde leider nit immer ihrer Aufgabe als Lehrprinzen voll und ganz gerecht werden, auf das Wärmfte zu empfehlen. 2

Katechismus der Forftbotanit. Bon H. Fiſchbach, vorm. Profeffor an der land» und forftwirthihaftlichen Akademie Hohenheim, jet königl. Oberforſt⸗ rath in Stuttgart. Fünfte vermehrte und verbefjerte Auflage. Mit 79 in den Text gedrudten Abbildungen. Leipzig 1894. J. J. Weber. (Wien, f. u. k. Hof- budhandlung Wilhelm Frick.)

In der vorliegenden fünften Auflage hat der Katehismus jeine katechetifche Form abgelegt und der Verfaſſer hat den Titel des Buches lediglich aus Rück— fiht auf die lange Kette ähnlicher im gleichen Verlage erfchienener Bearbeitungen auf anderen Gebieten des menjhlihen Wifjens beibehalten. Stofflih ijt das Büchlein ſonſt vollends das alte geblieben in Umfang, in der Ausjtattung mit Figuren, im Terte und in der äußeren Form. Die Zahl der beſprochenen Species bat fi nicht geändert.

Bei der Nomenclatur der Eoniferen wäre hervorzuheben, daß wir die heute wohl allgemein anerkannte vom 1887er Dresdener Congreſſe beichlofjene Be- nennung in der vorliegenden Auflage leider nicht angewendet finden; jo lejen wir immer nod; Pinus picea, Pinus abies, Pinus larix, während die heute giltigen Nomenclaturen nur in der Klammer beigefügt erjcheinen. Diefelbe Bemerkung gilt aud für die wenigen im Buche kurz angeführten ausländijhen Nabdelhölzer, unter welchen wir die heute in erfter Linie als anbauwürdig anerlannten Picea sitschensis Trautv. et Mey., Thuja gigantea Nutt,, Chamaecyparis Lawsoniana Parl. und mande andere vergebens juchen, während wenig wichtige Holzarten wie die Sumpfchpreffe (Taxodium distichum, Rich.), Wellingtonia gigantea Lindl, und Gingko biloba L. Aufnahme gefunden haben.

9. Fiſchbach's Forjtbotanif, welde nad zehn Fahren dieje neue fünfte Auflage nothwendig erjheinen ließ, wird im Kreife der Forftwirthe auch fernerhin zahlreihe Freunde haben; fie bleibt in ihrer handlichen Form mit der fnappen, anfpruchslojen Behandlung der Materie ein oft recht willlommenes Nachſchlage— büchlein.

Zand- und forftwirthſchaftlicher Verwaltuugs-Ktalender 1896. II, Yahrgang. Der Verein für Güterbeamte in Wien gibt den im Vorjahre all- feitig beifällig aufgenommenen land» und forftwirthichaftlihen Verwaltungs— Kalender für das Jahr 1896 im feinem II. Jahrgange heraus, ein Wert, welches obzwar in erjter Linie für Land- und Forſtwirthe bejtimmt, mögen dies jelben Gutsbefiger oder Güterbeamte fein, auch für alle anderen Bevölferungsfreije ein praktiſches Nachſchlagebuch iſt. (Zu beziehen von Wilhelm Frid.)

Diefer Kalender enthält in feinem allgemeinen Theile außer den üblichen talendarifhen Mittheilungen den Schematismus über jämmtlihe Behörden und Eommijfionen für Bodencultur, ein Verzeichniß der Viehmärkte, fowie der Güter: centraljtellen in Wien. Der fachliche Theil bringt nebft Abhandlungen und Auf- fägen hervorragender Fachſchriftſteller über wichtige und actuelle Fragen aus dem Gebiete der Yand- und Forjtwirthidhaft eine Darftellung des land» und forft- wirthihaftlihen Unterrichts: und Verſuchsweſens, ein umfaſſendes Verzeichniß jämmtliher Yandesculturräthe, land: und forjtwirthidaftlihen Geſellſchaften und Vereine, eine erjhöpfende Zujammenftellung der auf dem Gebiete der Yand- und Forſtwirthſchaft neu erfhienenen Werke, fowie der Fachzeitichriften, für Land- und Forſtwirthe wichtige Hilfstabellen u. a. m.

December 1895.] Berfammlungen und Ausftellungen. 535

Der Reinertrag dieſes Kalenders ift den humanitären Fonds des Vereines für Güterbeamte gewidmet. Wir empfehlen daher im Intereſſe de8 humanitären Zwedes den Bezug des Kalenders auf das Wärmite.

Beftellungen nimmt entgegen der Verein für Güterbeamte, Wien, I. Mino- ritenplag. Preis des Kalenders fl. 1.50.

Neueſte Srfdeinungen der Fiterafur.

(Borräthig in der k. u. k. Hofbudhhandlung Wilhelm Frid in Wien.)

Brandeis, der Schuß. Erklärung aller den Schußerfolg beeinfluffenden Umftände. Auf Grumd eigener Erfahrungen und mit Berüdfihtigung der neneften Erfindungen. Wien. fl. 2.20.

Legge forestale dell’ Impero colle relative norme esecutive, corredata di note, con- fronti e deeisioni dei Dicasteri superiori amministrativi e dei Tribunali supremi. Con particolare riguardo alle provincie del Tirolo, del Litorale e della Dalmazia. Per cura di un selvicultore. Trento. fl. 2,—

Mittheilungen aus dem forftlihen Verſuchsweſen Defterreihs. Herausgegeben von der k. k. forftlihen Verſuchsanſtalt in Mariabrunn. Neunzehntes Heft. Die krumm— zähnigen europäiſchen Borkenkäfer. Von Fritz A. Wachtl, k. k. Forſtmeiſter und Entomologe der k. k. Verſuchsanſtalt. fl. 1.50.

Zwanzigſtes Heft. Einfluß der Freilandvegetation und Bodenbededung auf die Tempe: ratur und Feuchtigkeit der Luft. Von Dr. Ed. Hoppe, Adjunct der k. k. Verſuchsanſtalt. fl. 1.50.

Runnebaum, forftlihe Neifeeindrüde aus Nord-Amerifa und die Austellung in Chicago. Berlin, fl. —.60.

Ruegg, die Schrotflinte. Geſchichte und Entwidelung bis zur Gegenwart, jowie ihre Verwendung zur Jagd. Geb. fl. 4.50,

Derfammlungen und Ausfellungen.

18. Dauptveerfammlung des Krainisch-Füftenländifchen Forit- vereind. Die diesjährige Verſammlung des Krainiſch-küſtenländiſchen Forſtver— eins war urjprünglich als eine Feitverfammlung beabfichtigt gewejen. Der Verein gedachte an jener Stätte, mwofelbjt er ins Leben gerufen in Laibach ſein zwanzigjähriges Wiegenfeft zu feiern, unter dem VBorfige feines Gründers und langjährigen Präfidenten, des f. k. Minifterialrathes Johann Salzer. Doch das Scidjal hatte es anders beſchloſſen. Der unerwartete Tod des Miniſterialrathes Salzer und die in der Dfternaht hereingebrocene fürdterlihe Erdbebenfata- ftrophe in Laibach boten feinen Anlaß zu Feitesfundgebungen und jo war ber Berein heuer bemüffigt, eine Trauerverſammlung zu veranjtalten, welche ohne: weiters in Laibach abgehalten werden konnte, deſſen vielfah noch fihtbaren Erd- bebenfolgen die richtige Staffage für die düſtere eier abgaben.

Am 7. Juli wurde die Trauerfeier in der Domlirche zu Laibach dur ein Meßopfer eingeleitet, worauf fi die Verjammlung in den Rathsſaal des Stadt- magiſtrates begab. Hier fanden fih ein außer den Vereinsmitgliedern der Landes— präfident, Vertreter des Aderbauminifteriums, der Statthalterei, des Yandes- ausjhuffes, der Bürgermeifter von Laibah und die Vertreter anderer Landes» forftvereine.

536 Berfammlungen und Ausftellungen. [XXI Jahrgang.

Vicepräfident Ludwig Freiherr v. Berg eröffnete die Sigung und widmete nach borangegangener gegenfeitiger officieller Begrüßung der anmwejenden Delegirten dem verjtorbenen Präfidenten und Bereinsgründer einen berzlihen, ehrenvollen Nachruf. Er wies mit tiefempfundenen Worten auf den großen Berluft bin, welden ber Verein durh das Ableben Salzer’s erlitten, auf einen Berluft, welder umjo größer empfunden werde, wenn man die feltene Hingabe des Verftorbenen an den Berein in Betracht ziehe. Salzer habe zufolge feines perfönlihen Einflufjes ein collegiales, ein fejtes Zufammenhalten und »Wirfen der Mitglieder ermöglicht, den Verein hierdurd nad Innen und Außen gefräftigt, fein Anjehen ſomit auf eine bedeutende Höhe gehoben. Das befte und unvergänglidite Monument, welches der Verein feinem Begründer und erften Präfidenten jegen könne, fei daher ein Fortwirken im Bereinsleben im Sinne des Berjtorbenen, weshalb die Mit- glieder alle8 daran jegen jollen, den Verein auf feiner bisherigen Höhe zu erhalten.

Der BVorfigende dankte ſodann den Anmwejenden für ihr Erfceinen und bob die Berfammlung zum Zeichen der Trauer auf.

Zum Zwecke der Erledigung der rein gejhäftlihen Agenden wurde bie Situng fpäter wieder aufgenommen. Der Verein beihloß, durch Widmung eines Betrages von 2500 fl. ein „Johann Salzer-Stipendium“ zu gründen, deſſen Ver- feihung dem Bereinspräfidium und im Falle der Auflöfung des Vereins dem Aderbauminifterium zuftehe und einem würdigen, dem Vereinsgebiete angehörenden, beider Landesipradhen mächtigen Hörer der k. f. Hochſchule für Bodencultur in Wien zugute fommen möge.

Nach dem vorgetragenen Redenjhaftsberichte beträgt das Vereinsvermögen 3825°59 fl. und der Refjel-Dentmalfonds 586 fl.

Hierauf wurden die Neuwahlen vorgenommen, aus welchen bervorgingen: Als Vereinspräfident Herrihaftsbefiger Ludwig Freiherr v. Berg; als Bice- präfident k. k. Forftrath im Aderbauminifterium Anton Rofjipal; als Geidäfts- leiter £. k. Oberforftcommiffär Ferdinand Pjetſchka in Laibach; zu Ausihußmit- gliedern: Herrihaftsbefiger Graf Leo Auersperg, Forftdirector Yofef v. Ober- eigner, Ef. Forftrath und Landesforftinipector Wenzel Goll in Laibach, f. k. Oberforftcommijfär und Landesforftinipector Joſef Pucih in Trieſt, Forftmeifter Rudolf Schadinger, Forftinfpector Franz Reigmüller, f. L. Forftmeifter Heinrihd Mladek in Görz und Yorftmeifter Guftav Schwidert in Wippad).

Die Wahl des nädjten VBerjammlungsorted wurde dem Vereinsausſchuſſe überlafjen, jedoch beſchloſſen, daß ein Ort im Küftenlande hiefür ins Auge zu fafjen ſei. y Berfammlung des Ungarifchen Yandesforftvereind in Neu— ſohl am 27. bis 30, Auguſt. Am Vortage der eigentlihen Verſammlung in Neufohl verjammelten fi die Theilnehmer im Bade Szliäcs, woſelbſt der Vereinsausſchuß eine Sitzung hielt.

Am 28. Auguft bradte ein Separatzug die Gäfte nad; Neufohl. Von der Stadtvertretung feitlih empfangen, begaben ſich diefe in ihre Quartiere und darauf um 10 Uhr Vormittags zur Vereinsfigung in den Comitatsfaal, welde unter Vorfig des Herrn Vicepräfidenten und königl. Minifterpräfidenten Baron Bänffy ftattfand. Der Vorfigende gab feinem Bedauern Ausdrud, daß der Präfident Graf Ludwig Tisza infolge Krankheit verhindert fei, heute zu erſcheinen und gedachte mit beredten Worten der bedeutenden Verdienſte, welde der allbeliebte Präjident fih um den Verein erworben. Nah einem Appell an die ungariihen Waldbefiger, durd unmittelbare perjönlihe Theilnahme an den Bereinsverjommlungen die Beitrebungen des Vereins zu unterftügen und feine Intereſſen zu fördern, da nur auf diefe Weiſe volle Erfolge zu erzielen find, und nachdem die Herausgabe und Vertheilung der preisgekrönten Schrift des Profeſſors

December 1895.) Berfammlungen und Ausftellungen, 537

Badas über Forfteultur behandelt worden war, gelangten die folgenden Thematas zur Beſprechung:

1. Beihreibung der forftlihen Berhältniffe der königl. Freijtadt Neufohl. Referent: Oberförfter Hrdina;

2. Erörterung der zweckentſprechendſten Art von Holzverwerthung in Ober; ungarn. Referent: Profejjor Forſtrath Szͤcſi;

3. Beicreibung der bei der Ausfuhr von Holzproducenten in der Gran thaler Section de Gömerer und Sohler Comitates, jowie aud in defjen Neben: thälern angewendeten Syſteme der Vergangenheit und Gegenwart. Referent: Horftdirector Tomczaͤnyi;

4. Befihtigung und Prüfung des Szekely'ſchen SHobeljägeblattes, ver: bunden mit der demonftrativen Anwendung und dem Gebraude auf der Dampf: jäge dafelbft. Referent: der Erfinder;

5. Belanntmahung mehrerer neuer Winkelauftragsinftrumente, ferner bes neuen Phototheodoliten nebft deffen Aufnahmen. Referent: Forftmeifter Cſiby.

Nach der Sikung wurden die Sehenswürdigfeiten der Stadt Neufohl be- fichtigt, insbefondere die ärarifhen Schwemmteiche, Rechen, die Stadler'ſche Holz- möbelfabrif u. f. w.

Die erfte Ercurfion erfolgte am 29. Auguft nah Hermanetz. Dafelbft wurden die der Stadt Neufohl gehörenden Forfte und die Stadler’ihe Papier: fabrif der Bejichtigung unterzogen. Am nädjten Tage, den 30. Auguft, bewegte fih die Excurſion in Gran-Bresnig und wurden hier den Ercurjenten die ärariſchen Eiſenwerke und verſchiedene Holzbringungsanjtalten vorgewiejen.

Ergänzend fei noch mitgetheilt, daß die nächſtjährige Verſammlung wegen der Millenniumsausftellung in der erjten Hälfte de8 September in Budapeſt jtattfindet.

XIX. Generalverfammlung des Kroatiſch-ſlavoniſchen Forft- vereind. Diejelbe wurde vom 10. bis 13. Auguſt in Statina (Slavonien) ab- gehalten. Am Abend des 9. Auguft famen die meijten Theilnehmer in Slatina ar, woſelbſt fie von dem KocalcomitE am Bahnhofe empfangen und ihnen die zugetheilten Wohnungen angewieſen wurden. Auch die Bewohner des Ortes trugen zu dem herzlichen Willfommen weſentlich bei, indem fie zum Empfange und zur Unterhaltung der Gäſte ein eigened® Empfangs- und Feſtcomité gewählt hatten.

Am 10. hielt der Vereinsausſchuß eine Sikung ab. Nad) eingetretener Dunfelheit ehrte die Bürgerfchaft den Verein und deffen Präfidenten, Forſtrath Ferdinand Zickmundowsky, dur einen Fackelzug und danadh in dem Re— ftaurationsgarten des Hoteld „zum weißen Wolf“ durch eine glänzend arran- girte, ſehr gemüthliche Unterhaltung.

Am 11. Auguft wurde um 7 Uhr Morgens von der Ortspromenade aus, wojelbft die Wagen beftiegen wurden, der Ausflug nah den Fürſt Lippe'ſchen Waldungen unter der Leitung des fürftlichen Forſtinſpeetors Müller ange- treten.

Die Ercurfion führte zunächſt durd das Revier Rafitovac, woſelbſt mit Eihen fünjtlih unterbaute Buchenjungorte befichtigt wurden. Bis nun wurden circa 13.110 Joch Buchenſchläge in gemiſchte Eichenculturen umgewandelt. Die Fahrt bewegte fih im Verlaufe der Ercurfion dur die Reviere Hercegovac, Anjaka, Rakitovac, nah dem Waldorte Gjurinlup. Hier fanden ſich 20- bis 30jährige, aus natürlicher Verjüngung ftammende, nad jeder Richtung wohl: gepflegte Eulturen. Im Förfterhaufe zu Dobrovic wurde in zweiftündiger Mittags: raft dem von der fürftlihen Verwaltung gebotenen opulenten Mahle wader zugefprochen. Hierauf befichtigte man in RazljevosBiljevo die großartige Säge— anlage der Barder Firma „Societ6 d’importation de chöne”, welche Anlage

538 = Berfammlungen und Ausftellungen. (XXI. Jahrgang.

demnächſt zur Abtragung gelangt, weil in der Nähe bes Etablijjements fein verarbeitungsfähiges Material fi) mehr befindet. Bon hier aus begaben fid die —— nachdem fie auch hier volle Gaſtfreundſchaft genoſſen, nad) Slatina zurück.

Am 12. Auguſt wurde in den Localitäten der Vollsſchule zu Slatina die Generalverfammlung abgehalten. Nah der Begrüßung der officiellen Vertreter durch den Bereinspräfidenten und der Ernennung des Herrn Forjtverwalters %. Vidale zum Schriftführer folgte die Verlefung des ThätigfeitSberichtes für das vergangene Vereinsjahr. Nah dieſem zählt der Verein 6 Ehrenmitglieder, 52 gründende, 26 unterftügende, 272 ordentlihe und 574 außerordentlide, im Ganzen 930 Mitglieder. An Bermögen befigt der Verein 4735 fl. Die von dem- felben bisher innegehabten Vereinslocalitäten wurden aufgegeben und das In— ventar ſammt Bibliothek in den Localitäten der TForftabtheilung der Agramer Landesregierung untergebracht. Der Verein wird fi an dem Arbeiten der Buda- pejter Zubiläumsausftellung 1896 als eigene kroatiſche Abtheilung rege betheiligen, und wird diefe Ausftellung auch infoferne für das kroatiſche Forſtweſen von bleibendem Erfolge fein, als der feitens der Landesregierung mit großem Koften- aufwande aufgeftellte Forft- und Jagdpavillon von bdiefer dem Bereine nad) der Ausstellung zum Behufe der Gründung eines permanenten Forſtmuſeums im Agram gejchentsweije überlaffen werden wird.

In den folgenden Berhandlungen wurde der im Verwaltungsausſchuſſe ausgearbeitete Entwurf für die Gründung und den Bau eines PVereinshaujes in Agram genehmigt. Ferners wurden folgende Beihlüffe gefaßt:

1. Die hohe Landesregierung wolle die bejtehende Verordnung, betreffend die Abhaltung der höheren Staatsprüfungen für den felbitftändigen Forſtver— waltungsdienjt aud noch dur die Vorſchrift der praftiihen Prüfung im Walde ergänzen.

2. Der Berein foll dahin wirken, daß im Lande Förfter- oder Forſtwart⸗ ihulen in der nothwendigen Anzahl aus Landesmitteln errichtet werden.

3. Soll der Verein durch ein gemwähltes Comits an competenter Stelle ein Memorandum unterbreiten, daß die forftlihde Meittelfhule in Krizevac baldmöglichft durd eine forftlihe Hochſchule oder Akademie erſetzt werde,

4. Die hohe Landesregierung fei zu erfuhen, auf die ftrenge Durdführung und Einhaltung der Verordnung vom 18. Upril 1888, 3. 26.662, betreffend die Einfhräntung, beziehungsweife Abjhaffung der Ziegenweide im kroatiſchen Karjte hinzuwirken.

In Bezug auf die Wahl des Ortes der nächſten Generalverfammlung wurde fein Bejchluß gefaßt, jondern dem Ausſchuſſe diefe Beſtimmung überlaffen; nur wurde diejem nahegelegt, die Wahl fo zu treffen, daß der Vereinsausflug mit einem corporativen Befuhe der Budapefter Jubiläumsausftellung in Einklang gebracht werden könne.

Die Verſammlung ſchloß mit einem von der Fürſt Lippe'ſchen Forſt— verwaltung gegebenen Bantette.

Am 13. Auguft fand eine fehr lehrreiche Nachexcurſion in die Graf Jan— fovic'jhen Forfte unter Leitung des gräflichen Forſtmeiſters Karl Koch jtatt, welhe noch von einem recht anjehnlidhen Theile der VBerfammlungstheilnehmer mitgemadt wurde.

December 1895.) Mittheilungen. 539

Mittheilungen. Aus Wien. Forſttechniſches Perfonal der politiihen Berwaltung.

Das k. k. Aderbauminifterium hat im Einvernehmen mit den Minifterien des Innern und ber Finanzen am 1. November d. J. eine Verordnung erlaffen, melde die Drganifation des forſttechniſchen Dienftes der politischen Berwaltung betrifft. Durd diefe Verordnung werden die Minifterial-Berordnungen vom 27. Yuli 1883 und vom 1. Yuli 1890 außer Wirkfamkeit gefegt. Der neuen Verordnung zufolge, deren wefentlichen Inhalt wir hier mittheilen, hat das forfttechnijche Perfonal der politifhen Berwaltung die Aufgabe: 1. Die politischen Behörden in der Ausübung der ftaatlihen Forftauffiht und in der Handhabung ber das Forſtweſen betreffenden Geſetze und Berordnungen überhaupt zu unterftügen, und zwar insbefondere durch fachlichen Beirath, dur unausgeſetzte Beobachtung der forftlichen Zuftände und durd; Anzeige der hierbei wahrgenommenen Gefegwidrigfeiten; 2. die Forſtcultur durd Belehrung der einer Unterweifung oder Anleitung bedürftigen Waldbefiger und durch Anregung jener Maßnahmen und Vorkehrungen, welche nach den obwaltenden Berhältniffen zur Hebung der forftlichen Zuftände beitragen könnten, zu fördern; 3. bie Bewirthſchaftung beftimmter Wälder felbft zu führen oder zu leiten; 4. jene jonftigen Obliegenheiten zu erfüllen, welche diefem Perfonal durch befondere Geſetze oder Berordnungen (betreffend Jagd, Fiſcherei ꝛc.) ausdrücklich zugewiefen werden; 5. über Auftrag der politifhen Behörde commiffionelle Localerhebungen in An: gelegenheiten, welche Dienftesaufgaben des forſttechniſchen Perſonales der politifchen Bermwaltung betreffen, jelbftftändig zu leiten; 6. dem Dienft bei der f. k. forfitech- nischen Abtheilung für Wildbahverbauung nah Maßgabe der hierüber beftchenden befonderen Vorſchriften zu verfehen, infoferne die Zuweiſung zu diejem Dienfte durd) das Aderbauminifterium erfolgt.

Das forfttechnifche Perfonal der politifchen Verwaltung darf von den Behörden, welchen es zugewiefen ift, zu anderen Ungelegenheiten und Berhandlungen, welde mit dem Forſtweſen in feinem Zufammenhange ftehen, nicht in Anſpruch genommen werden. In allen Angelegenheiten, welche fi auf die Dienftesaufgaben diefes Per: fonales beziehen, muß dem Horfttechnifer Gelegenheit geboten werden, feine fach— männishe Anfiht zu äußern. Insbeſondere find zu den in folhen Angelegenheiten bei den politiihen Landesbehörden etwa ftattfindenden collegialen Berathungen die Landesforftinjpectoren als Votanten beizuzichen.

Das forfttehnifhe Perfonal der politifchen Verwaltung befteht aus den Yorft- technifern (Randesforftinipectoren, Bezirksforfttechnikern, Forſttechnikern der Abthei- lung für Wildbachverbauung, forfttchnifhen Praftifanten) und den Yorftwarten in der jeweils feftgefegten Anzahl und Vertheilung auf die einzelnen Länder, beziehunge: weife Sectionen der Abtheilung für Wildbachverbauung.

Die Yandesforftinfpectoren haben ihren Amtsfig, joweit vom Aderbauminifterium feine abweichende Berfügung getroffen wird, bei den politifchen Landesbehörden. Die Amtsfige der Bezirksforfttechniker, fowie der forfttechnifchen Praftifanten und bie Standorte der Forftwarte, fowie der Bereich (Forſtbezirk, beziehungsweiſe Forſt— auffichtögebiet), für welchen jedes einzelne diefer Organe beftellt wird, werden über Antrag des Chefs der politifchen Landesbehörde vom Aderbauminifterium beſtimmt.

Bewerber um eine mit einer Rangsclaffe verbundenen Stelle im forfttechnifchen Dienfte der politiichen Verwaltung Haben den Nahmeis zu erbringen, daß fie die Befähigung für den forfttechnifchen Staatsdienft, beziehungsweife für den technischen Dienft in der Staatsforftverwaltung erlangt haben. Für erledigte Forftwartftellen wird der Concurs von ber politifhen Landesbehörde über vorläufige Genehmigung des

540 Notizen, [XXI. Jahrgang.

Aderbauminifteriums ausgefchrieben. Diefe Stellen gehören zu jenen, welde für aus gediente Unterofficiere vorbehalten find, und ift daher die erfolgte Concurdausfchrei- bung im Sinne des $ 10 des bezogenen Geſetzes dem Reichs⸗Kriegsminiſterium und dem Yandesvertheidigungs-Minifterium mitzutheilen. Bewerber um eine Forftwartftelle müfjen die Befähigung zum Forſtſchutz- und techniſchen Hilfsdienfte erlangt haben.

Die eine Rangsclaſſe befleidenden Forfttechniter erhalten das mit ihrer Rangs— claffe verbundene Gehalt und die mit Rückſicht auf ihren Amtsfig entfallende Activitätszulage, die Praktikanten erhalten Adjuten,

Die Forftwarte erhalten das jährlihe Gehalt, und zwar in der erften Glaffe von fl. 600, in ber zweiten Claffe von fl. 500 und in der britten Claſſe von fl. 400, fowie Activitätszulagen. Ueberdies erhalten die Forſtwarte ein Kanzlei— paufchale für die Amts- und Kanzleierforderniffe und ein Ganggeld als Entfhädigung für die mit den Reiſebewegungen innerhalb des Auffichtsgebietes verbundenen Aus» fagen, ferner die Montur nebft ber erforderlichen Dienftesausrüftung und endlich ein Monturs- und Ausrüftungspaufhale alle diefe Bezüge in dem jeweils feftgefetgten Ausmaße.

Die im forftpolizeilichen Dienfte der politifchen Verwaltung verwendeten Forft- techniker unterftehen in bienftlicher und bisciplinärer Hinfiht zunächſt dem Borftande jener politifhen Behörde, in deren Perfonalftand fie eingereiht werden. Die Forft- warte erhalten die dienftlihen Aufträge von dem Forſttechniker, dem fie zugewiefen find, und in dringenden Fällen, fowie überhaupt, wenn e# fih nur um Erhebungen oder Informationen in forftpolizeilichen Angelegenheiten handelt, auch von dem Bor- ftande der politiihen Bezirtsbehörde ihres Standesortes, dem der Forſtwart im disciplinärer Hinficht unterfteht.

Zur Führung der Disciplinarverhandlung ſowohl Hinfihtlic der Forfttechniker als der Forftwarte ift die Disciplinarcommiffion der nad dem Amtöfige, beziehungs⸗ weife Standorte der betreffenden Organe zuftändigen politiihen Landesbehörde be rufen. Diefer Commiffion ift der Landesforftinfpector als Referent mit bejchliegender Stimme zuzuziehen, infoferne es fih um eine Disciplinarverhandlung wider einen unterftehenden Forfttechnifer oder einen Forftwart handelt. Iſt jedoch die Disciplinar- verhandlung gegen einen Landesforftinfpector durchzuführen, fo wird vom Aderbau- minifterium ein anderer geeigneter Forſttechniker der politiichen Berwaltung mit beſchließender Stimme in die Disciplinarcommiffion entfendet. Der Recurs gegen das Erkenntniß der Disciplinarcommiffion geht an das Aderbauminifterium. Auch ein Disciplinarerfenntniß, gegen weiches fein Recurs ergriffen wurde oder, weil es ein freifprechendes war, fein Recurs ergriffen werden fann, ift dem Aderbauminifterium mitzutheilen. In oberfter Linie unterfteht das forfttechnifhe Perfonal der politifchen Verwaltung dem Aderbauminifter. Demfelben bleibt e8 vorbehalten, nad Erforderniß die Dienftesausübung der Forfttechnifer und Forſtwarte durch einen Minifterial- delegirten prüfen zu laffen.

Notizen.

Dr. Anton Freiherr v. Banhand beging am 8. November d. 9. fein 70. Geburtöfeft. Der Defterreihifche Reichsforftverein feierte feinen hochverdienten Präfidenten dur ein Bankett, welches am 16. November Abends im Annahof in Wien ftattfand. Den Reigen ber Toaſte eröffnete Hofrath Pichler dv. Tenneberg auf Se. Excellenz den Präfidenten Freiherrn v. Banhans, gedachte mit warmen Worten feiner hervorragenden Berdienfte um den Berein und beglückwünſchte ihn im Namen des Bereins zu deſſen 70. Geburtstage, den Wunſch Hieran Inüpfend,

December 1895.] Notizen. 5

Zn

Se. Excellenz möge noch eine lange Reihe von Jahren in gleicher Friſche des Geiſtes und Körpers auf diefen Tag zurüdbliden. Freiherr v. Banhans dankte bewegt und tranf auf das weitere Gebeihen des Keichsforftvereins. Profeffor U. Ritter v. Guttenberg hielt einen Rüdblid auf die Geſchichte des Vereins und ſchilderte insbeſondere die Entwidelung desjelben während des Präfidiums Banhans. v. ®uttenberg erinnerte an fo mande wichtige und erfolgreiche Verhandlungen im Schoße des Vereins, gedachte ber zahlreichen, zumeift höchſt interefjanten Excur— fionen, ber vielen Anregungen, welche hierdurch den Mitgliedern geboten, der vielen Bublicationen, welche über die Initiative des Vereins entftanden und fo mancher bedeutungsvollen Berhandlungen, welde im öfterreihiihen Worftcongreffe unter Führung des Reichsforſtvereins flattgefunden haben. Wenn der Berein während diefer Zeit auf Erfolge zurüdzubliden vermöge, fo fei dies in erfter Linie das Ver— dienft feines erleuchteten Präfidenten und würde fich der Verein glücklich ichägen, fi nod lange der altbewährten Führung zu erfreuen. Commercialrath Eisler toaftete auf die forftlichen Lehrer und auf deren Neftor Midlig, worauf Hofrath Midlig auf die unverwüſtliche Lebensfreudigkeit der Grünen fein Glas erhob. Minifterialratd Dimig gedachte der Gründung des Reichsforſtvereins und fo wurde noch jo mancher ernfte und heitere Trinkſpruch geſprochen, bis die Theilnehmer, bes friedigt von dem würdigen Berlaufe des Feſtabends, den Heimmeg antraten,

Friedrich Judeich. Die Schönfeld’ihe Berlagsbuhhandlung in Dresden hat das Porträt F. Judeich's in Photogravure in ihrem Berlage erfcheinen laſſen, welches durch feine Lebenswahrheit und forgfältige Ausführung ein werthvolles Andenken an den Berftorbenen bildet. Wir können diefes Kunftblatt, welches Ju dei in voller, ordensgefhmüdter Uniform darftellt, unferen Fachgenoffen auf das Wärmfte empfehlen. Trotz der vorzäglihen Ausftattung ift dasfelbe um den niederen Preis von 72 Kreuzern bei der genannten Berlagsbuhhandlung zu beziehen,

Bei der Redaction des „Centralblatt f. db. gef. Forſtweſen“ find an Beiträgen zur Errichtung eines Denkmals für Dr. Judeich eingelaufen und an die Regi— ftratur der Forftalademie in Tharand abgeführt worden: K. k. Minifterialrath und Oberlandforftmeifter i. PB. Robert Midlig fl. 6.—; k. f. Oberforftrath Joſef Friedrich fl. 10.—; k. k. Forftmeifter F. A. Wadltl fl. 3.—; k. k. Forftmeifter Emil Böhmerle fl. 2.—; k. k. Adjunct Karl Böhmerle fl. 3.—; k. k. Adjunct Dr. Adolph Eieslar fl. 1.—; k. f. Forft: und Domänenverwalter Anton Hadet fl. 1.— ; im Ganzen fl. 26.—

Weitere Beobachtungen über Pilzflüffe der Bäume. Unter dieſem Titel finden wir in Biedermann’s „Centralblatt für Agricultucchemie* Mittheis lungen von Profefjor Dr. Ludwig! über zwei Baumfrankheiten, und zwar:

1. Eine neue Gummofe der Hainbuden. An den Rindenftüden von franfen Garpinusftämmen fanden ſich größere Maſſen eines rubinrothen, durch— ſcheinenden Gummis, welches Meine, fihelförmig gekrümmte, das Licht ſtark bredjende Körperchen enthielt. Diefelben wurden als Mikronidien eines Hyphompceten erkannt. Die Sporen find farblos. Die maflenhafte Production der Pypknoſporen beweift, daß ihr Hyphompcet die Urfadhe der Gummofe ift. Drei Monate fpäter waren von zwanzig dieſer Carpinusftämme act krank und einer todt. An den im Abfterben begriffenen Rindentheilen fand fi) der rothe Gummifluß in Fuß langen, fen. rechten Streifen und ein wäſſeriger, braunfhmwarzer Fluß in mehr rundlichen Stellen. Legterer bildet basfelbe fehwarzglänzende Gummi, weldes nach der Leuconostoc- Endomyces-Rrankdeit der Eichen, Birken, Pappeln :c., wie nad) dem braunen Schleimfluffe der Roßkaftanien auftritt. Der rothe Gummifluß ift eine directe Pilz: wirkung, wie die profufe Gummofe der Amygdaleen.

„Gentralblatt f. Balteriofogie u. Parafitentunde”, XVI. Bd., Nr. 2, ©. 58,

542 Notizen. [XXI. Jahrgang.

2. Pathologifhe Erfheinungen an Castanea vesca in Frankreich. Castanea vesca leidet an einer viel verbreiteten Krankheit. Die unterfuhten Wurzel«, Zweig. und Holzſtücke enthielten Bakterien, die die primäre Urſache der Krankheit waren, fowie jene oben genannten Spermatien des Carpinusgummis. Beim Spalten des Holzes zeigte ſich auf der frischen Fläche eine eigenthümliche Maceration. Das Holz ſchien durch winzige Larven angefrefien, in dünnen Gangmwänden waren ſchwarze, pelzartige Maffen, die auf die Zerftörung des Holzes durch thierifche Feinde hin— deuteten. Die mifroffopifche Unterfuhung zeigte flaichenförmige Pyfniden mit langen, borftenförmigen Stoma, welde durch Nhizoiden im Holze feftjaßen und von ihnen aus die verdidten Mycelfäden in die Gefäße ſandten. Sie waren es, welche jene jichelförmigen, winzigen Pyfnofporen im Inneren erzeugten.

Vene larvenartige Durchhöhlung des Holzes ift durch eine Ummandlung bes: felben in Gummi und Entleerung des legteren nad) außen zuftande gekommen.

Die Landfauna in Teneriffa ſchildert, wie wir ber Zeitfhrift „Die Natur“ entnehmen, Dr. Krauß in den Jahresheften des Vereines für vaterländifche Naturkunde in Württemberg. Die Canarifhen Infeln verdanken ihre Entftehung vulfanifcher Thätigkeit, niemald ftanden fie untereinander oder mit dem Kontinente in Verbindung; direct fteigen fie aus dem dort über 1000 m tiefen Meere auf. Die Infel Teneriffa zeigt drei Vulkangebiete, die Anagakette im Oſten, da8 Tenogebirge im Weften und die Berge von Mdere im Süden. Seit dem 9. Juni 1798 hat fein Ausbrudy mehr flattgefunden, indeflen gibt es auf dem Pico de Teyde mod jegt Quellen von 84 bis 86 Grad Waſſerwärme. An diefem 3700 m hohen Berge findet in ber Zone der Pafjatwinde eine ſtarke Wolkenbildung ftatt; durch dieſe Verhältniſſe entfiehen drei Begetationszonen: eine heiße und trodene Zone unter den Wolfen, eine fehr feuchte in den Wollen und eine falte über den Wolfen. Jede Zone umfaßt zwei Regionen, fo daß man von unten nad) oben paflirt die Regionen der Niede- zung, der Schludten, der Rorbeerwälder, der Heide, ber Fichtenwälder und der Alpenpflanzen. Was nun die Fauna der Infel anbetrifft, fo ift fie, wie alle oceani« hen Infeln, dur ihre Armuth an Landthieren gefennzeichnet. Sie trägt den Charakter des Mittelmeergebietes, mit diefem theilt fie die Mehrzahl der Arten. Einige wenige ftammen aus Afrika, einige andere find aus Amerika eingejchleppt. Eine Anzahl ift ausfchlieglic der Infel eigen. Ein eigenartiges Säugethier findet fi auf den Canaren nit. Die Fledermäuſe gleichen den europäiſchen, Kaninden, Maus und Ratte ftammen von Europa. Schon im Alterthum hatten die riefigen Hunde der Infeln großen Ruf; nod) heute finden fi) auf den Oftinfeln ſchöne Hunde. Als Hausthiere hält man Ziegen und Dromedare, Biel ftärfer tritt naturgemäß bie Bogelwelt hervor. Es find zu nennen ein Aasgeier, der Mäufebuffard, der Milan, eine Unterart unferes Thurmfalfen, die Schleier- und die Waldohreule, zwei Segler (Cypſeliden), der große Buntfpeht, eine Nabenart, ein Würger, zwei eigene Meijen- arten (Parus Tenerifae und Regulus), von Sängern Sylvia atricapilla und econspieillata und im Gebirge das Rothkelchen, die Amſel, die Motacilla sulfurea, ein Pieper (Antbus Bertheloti), der Buchfink, der endemifhe Teydefink (defien lafurblaues Männden einer der jchönften Vögel ift), der Canarienvogel und eine Taube, die aber faft ausgerottet ift. Zugvögel befuhen nur felten die Inſel. Bon Meeresvögeln trifft man an der Küfte eine ganze Anzahl feltener Arten. Reptilien ind nur in wenigen Arten vorhanden. Schlangen fehlen, eine Eidechſe (Lacerta Galloti) fteht der L. ocellata nahe und nährt ſich von Früchten, wie Weintrauben und Bananen. Die Riefeneidechfen von Hierro, von denen Plinius erzählt, wurden jüngft von Profeffor DO. Simony wieder entdedt. Sie werden über 1’5m lang. Dazu kommt ein endemifher Gedo. Bon Amphibien kommt ber Laubfroſch und Rana esculenta var, hispanica vor; leßtere wurde im 16. Jahrhundert zur Ber tilgung der Moskitos eingeführt. An Süßwaſſerfiſchen ift nur eine Yalart zu ver:

December 1895.] Notizen. 543

xichnen. Bon 140 Arten Landmolusten find 60 eigenthümlich. Klaufilien fehlen. Zahlreich ift die Inſeltenwelt vertreten. Bon den Canaren find allein 1000 Käfer: arten durch Wollafton befannt geworden. Eurculioniden und Tenebrioniden herrſchen vor. Bon Geradflüglern fommen 70 Arten vor. Die Blattiden find eingefchleppt. Den Haupttheil der Heufchreden bilden die Feldheuſchrecken, Taubheufchreden find felten. Endlich findet fih no eine Mantis-Art. Zu den Schmetterlingen hat bie indifche Flora einen Admiral geliefert, Amerika erſt jüngft zwei tropifhe Danaiden und eine Vanessa; ſchlecht vertreten find die Schwärmer. Bon Halbflüglern ift be- jonders bemerfenswerth die Cochenille-Schildlaus (Coccus cati), für die man auf dem Feldern Opuntien anbaut. Die Bienenzudt fteht im Blüthe und wird in aus» gehöhlten Baumftämmen betrieben, Spinnen find in großer Zahl vorhanden. Bon Zaufendfüßlern fält ein großer, freilich fehr feltener Stolopender auf. In Bächen und Gifternen leben Eypriden, Daphniden und Copepoden.

Magdalis rufa Germ. ald Schädling in Schwarzföhrenpflanzungen. Brofefior K. Sajé in Budapeſt veröffentlicht in Sorauer's „Zeitſchrift für Pflanzen- frankheiten“ (1895, ©. 129 ff.) eine Abhandlung über das Auftreten von Injelten- fchädlingen auf feinen Weiß: und Schwarzföhrenculturen zu Kis-Szent-Millos in Eentralungarn. Diefe Culturen liegen weitab von jeglichem Föhrenwalde und um fo intereffanter find des Autors Bemerkungen über die Beobachtung zahlreicher bekannter Kiefernfhädlinge in diefen vollends ifolirten in der Pußta gelegenen Kiefer- pflanzungen. Neben Aradus cinnamomeus Pz,, Lophyrus rufus F., Pissodes notatus F., Lyda stellata Christ. und Sphinx pinastri L. auf Pinus silvestris, wurde Pissodes notatus F., Lopbyrus rufus F., Retinia turionana Hübn. und Magdalis rufa Germ. auf Pinus austriaca conftatirt. Beſonders leßterer Käfer ift interefiant, da er ald Schädling in Schwarzföhrenpflanzungen bisher in fo großen Mengen und in fo verberblicher Weife nicht beobachtet wurde. Magdalis rufa Germ. ift ein circa 4mm Janger, auf der Oberfeite ganz rothbrauner Rüßler, der auf den verfegten Schwarzföhrenpflanzen zu Kis-Szent:Miflos die jüngften Triebe zu 6 bis 10 Stüden occupirte und an der Baſis eines jeden Nabelpaares ein Loch einem Nabdelftiche ähnlich bohrte. Die nicht verfegten Schwarzföhreneremplare hatten von dem Nüßler beinahe ger nicht zu leiden. Im Winter fanden fich die Larven diefes ziemlich feltenen Käfer neben jenen des Pissodes notatus in großer Menge unter der Rinde; diefe beiden Eurculioniden fügten den Föhrenpflanzungen ungeheueren Schaben bei. Noch bedeutender war jedoch die durch Aradus cinna- momeus Pz. auf den Weißföhren verurfachte Calamität.

Das Braunwerden der Blätter unferer Laubhölzer durch frei» lebende Gallmilben. Ueber vorliegenden Gegenftand veröffentliht Dr. von Schledtendal in Halle a. ©. in Sorauer’8 „Zeitfhrift für Pflanzenkrankheiten“, Jahrg. 1895, ©. 1, eine Originalabhandlung, welcher wir das unfere Fachgenoſſen Intereifirende in Kürze entnehmen.

Es handelt fi in unferem Falle um das Braunwerden der ganzen Blätter oder ihrer Unterfeite zu einer Beit, in welcher ein Berfärben des Laubes unter nors malen Berhältniffen noch nicht aufzutreten pflegt. Faſt jede Baumſpecies hat eine ihr eigenthämliche Art von Gallmilben als Krankheitserreger. An Aesculus Hippo- castanum L, findet man Tegonotus carinatus Nal., welche neben zahlreihen An— fiedelungen der Spinnmilbe (Tetranychus) an ben Blättern großen Schaden an— richtet. Im Laufe der Jahre gewann Schlechtendal die Gewißheit, daß bie Bräunung ber Unterfeite durch die Gallmilben hervorgerufen wird, daß aber das partielle Abfterben der Einwirkung der Spinnmilben zuzuſchreiben fei, denn Blätter der Roßkaftanie, an denen Gallımilben durchaus nicht aufzufinden waren, die dagegen von zabllofen Spinnmilben bewohnt waren, zeigten nur Xrodnißerfheinungen, während Blätter, auf weldhen neben den Spinnmilben aud; Gallmilben wohnten, auch Bräunung der Unterfeite zeigten; fehlten die Spinnmilben, dann trat nur

Gentralbtatt f. d. gef. Forſiweſen. 36

544 Notizen. (XXI, Jahrgaug. Bräunung ein, Beſonders reih an Phytopten waren bie Blätter von Aessculus rubicunda Lois,

Auf Corylus Avellana L. lebt Phyllocoptes comatus Nal., die Blätter ber Eiche werben von Phyllocoptes epiphylius Nal. bewohnt und an ber Unterjeite gebräunt. Die von diefem Phytopten befallenen Bäume machen fih durch die gelb- liche Färbung ihres Raubes weithin bemerkbar. Un von Hylesinus fraxini Fabr. befallenen und fomit. fränkelnden Eſchen finden fih die Gallmilben in beſonders großer Zahl und nicht felten fieht man Blätter, deren Unterfeite ziemlich gleihmäßig hellzimmtbraun und deren Oberfeite ebenfalls ſtark angebräunt erfcheint.

An Pirus communis und Malus L. werden die Blätter burg Phyllocoptes Schlechtendali Nal. gebräunt und gebleiht; Prunus domestica L. und Prunus Cerasus L. werden von Phyllocoptes Fockeni Nal. et Trouessart bewohnt.

Zu bemerfen wäre nod, daß das Laub der großblätterigen Linde (Tilia platypbyllos Scop.) burd) Phyllocoptes Ballei Nal, gebräunt wird. Bei ber großen Häufigkeit der Spinnmilbe auf den Blättern der Linde ift die Gegenwart der Gall» milbe leicht zu überfehen. Beide im Verein entblättern die Linden vorzeitig. Schlech— tendal fand Phyllocoptes Balldi überall, wo Linden wachfen.

Vogelſchutz.! Die Bienenzühter haben eine ganze Keihe von Bögeln auf bie Proferibirtenlifte gefegt und fie in contumaciam wegen Bienenmordes verurtheilt. Wenn man aber die Sahe mit wiffenfhaftliher Einfiht prüft und das hat neuerdings der bekannte Drnithologe Eugene Rey getfan fo kommt man zu der Erkenntniß, daß unter al den Berurtheilten nur zwei wirklich Schuldige find, näm- ih der nur für Südeuropa in Betracht kommende Bienenfrefier oder Immenvogel (Merops apiaster) und der Storch (Ciconia alba), während einigen anderen zum wenigjten mildernde Umftände zuzubilligen und der ganze Reſt freizufprechen ift. Der Beweis, daß ein Bogel Bienen frißt, fann nur durch eine forgfältige Unterſuchung feines Mageninhaltes erbracht werden; und zwar barf diefe nur durd einen Orni— thologen ausgeführt werden, der auch ein tüchtiger Entomologe ift; denn fonft liegt die Gefahr nahe, die halbverbauten Reſte von Hummeln, Welpen, Blattweipen :c., ja von barmlofen Fliegenarten auf Bienen zu deuten und dadurch einen Bogel irrs thümlich für jhädlic zu erklären. Zugeben muß man, daß gelegentlih einer unferer MWürger, befonders der rothrüdige Würger (Lanius collurio) einige Bienen fängt, daß ferner die Kohlmeife (Parus major) zuweilen die Bienenftöde durch Anklopfen beunruhigt und am Flugloch erfcheinende Bienen fortſchnappt. Diefe beiden Bögel wiffen aber ihre Beute fo geſchickt zu zerlegen, daß ihnen der Giftſtachel nichts an- haben kann. Lächerlich ift e8 aber, die Rothſchwänzchen (Erithacus tithys und atri- capilla), das Rothkelchen (Erithacus rubiculus), die weiße Bachſtelze (Motacilla alba) oder felbft die Haus- und Rauchſchwalbe (Chelidonaria urbica und Hirundo rustica) ald „rzfeinde der Bienen zu bezeichnen; denn alle diefe Vögel verſchlingen ihre Beute, ohne fie zu zerftüdeln und müßten daher zugrunde gehen, wenn fie fid an Wrbeitsbienen vergriffen. Wie genau fie übrigens den Stachel fennen und fürdhten, geht jhon daraus hervor, daß fie, wenn man ihnen Ürbeitsbienen vorwirft, bie jelben unbehelligt lafjen, während fie fi fonft auf ihnen gebotene Inſelkten flürzen, und fogar Drohnen, wenn auch nicht beſonders gern, verzehren, „Wer Hausroth- ſchwänzchen und Fliegenſchnäpper in der Nähe von Bienenhäufern beobachtet, wie fie plöglid) vom nahen Zaun oder von einem Mauervorfprunge fortſchießen, eine Beute bligfchnel im Fluge ergreifen und wieder auf ihren Beobachtungspoſten zurüdtehren, der kann allerdings leicht zu der irrigen Anſicht verleitet werden, daß ihre Jagd den Bienen gelte. Wer aber näher zufieht oder den Mageninhalt eines ſolchen unſchuldig getödteten Vögelchens unterfucht, wird fich leicht überzeugen, daß fein Verdacht un- begründet war. Bielfah wird eine ſolche Unterfuhung fogar zu dem Ergebniſſe

ı Die Natur.

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December 1895.) Notizen. 545

führen, daß der Bogel den Bienenftand nicht nur nicht gefchädigt hat, fondern daß e8 Feinde ber Bienen waren, die er erhafchte, befonders Wachsmotten (Galleria mellonella).” Wie leicht übrigens ein Bogel ungerecht verfolgt werden kann, beweift die Geſchichte der Wafferamfel (Cinclus aequaticus). Die Fiſchzüchter, welche diefen Vogel von jeher als jchlimmen Feind der Fiſchbrut amgefehen, brachten es trog des Nachweifes der Drnithologen, daß das Thier fich faft ausſchließlich von Scäbigern der Filhbeftände nähre, fertig, daß die Fiſchereivereine und felbft die Badische Regierung eine Prämie auf die Erlegung dieſes nützlichen Vogels festen, der allein im Yahre 1892/93 in Baden 632 diefer harmlofen Thiere zum Opfer fielen. Erft als von berufener Seite (Dr. Finſch) darauf aufmerffan gemacht wurde, daß ber Fiſcherei ftatt eines Vortheiles ein jchwerer Schaden aus diefer Verordnung er» wachſe, hob die Badiſche Regierung die Prämienzahlung gleih auf. An diefem Beir fpiele erkennt man, was blinder Eifer ſchaden fann und wie nothwendig es ift, vor- urtheild!o8 und forgfältig zu prüfen, ehe man ein Thier verdammt. („Drnithologifche Monatsſchrift“, September 1895.)

Achtung bei Lagerfeuern im Walde, In einer nad) verfchiedenen Graden durchforfteten Buchenverſuchefläche, welche von der forftlichen Berfuhsanftalt vor kurzer Zeit übernommen wurde, zeigten einzelne Buchen und verſchiedene eingefprengte Ahorne ausgefprochene Rindenbrandwunden. In der am ftärfften durchforfteten Fläche fielen diefe Stämme naturgemäß zuerft in die Augen und war man gerne geneigt, diefe Schäden der vielleicht zu plötzlich hergeftellten Lichtung zuzufchreiben. Der Umftand jedoch, daß die Brandftellen fich ziemlich tief an den Stämmen und in den bdiverfeiten Himmelsrihtungen zeigten, fernerd daß diefelben nicht allein in der ftarf gelichteten, fondern auch in den anderen Flächen, ja felbft in dem dunkel gehaltenen Vergleichsorte fi) vorfanden, ließ unſchwer darauf fließen, daß es fich Hier nicht um Gonnens brand, fondern um eine andere fchädigende Urſache handle. Thatfählich ergab eine genaue Unterfuhung, daß die vom Rindenbrand heimgefudhten Stämme einmal nur in Meinen Gruppen fi vorfanden und innerhalb diefer Gruppen die Brandwunden auf ein gemeinfames Urfprungscentrum hinwieſen. Eine weitere Nachſuche ließ bald des Räthſels Löjung finden, indem innerhalb einer jeden diefer Baumgruppen fich nah Wegihaffung des Laubes die Ueberrefte Heiner Wald» oder Lagerfeuer zeigten, wie ſolche befanntlih von den Holzarbeitern bei rauherer Witterung mit Borliebe in unmittelbarfter Nähe des jeweiligen Arbeitsortes angezündet werden. Da biefe Drte häufig wechſeln, fo werden aud immer neue Feuerſtellen forglos an jedem Plage, mag derſelbe aud; noch fo nahe an dem vorigen liegen, von neuem aufs gerichtet. Das trodene Material läßt die Flammen hoch ‚hinauf lodern und die fich hierbei entwidelnde intenfive Hige verurfacht rund herum die vorhin befchriebenen Schäden.

9 Solche Vorfälle können fi im großen Wirthfchaftsbetriebe häufig wiederholen, da Läuterungen, Durchforftungen, Aeftungen und dergleihen Maßnabmen in der Regel im Herbfle und im Winter erfolgen und bei ähnlicher Unachtſamkeit die gleihen Schäden im Gefolge haben. Es wäre daher ftrenge darauf zu achten, be— ziehungsmeife den Holzhauern unter Strafandrohung einzufchärfen, daß fie Lagerfeuer nur an weiten offenen Plägen anzünden dürfen und dieje euer einmal ohme lodernde Flammen erhalten, zum anderen nach dem Verlaſſen der Pläße ſtets forgfältigit ab- löfgen müfjen. Für die Einhaltung diefer übrigens nicht neuen Vorſchriſt wäre in erfter Linie das Forftihugperfonal verantwortlich zu machen.

Mariabrunn, November 1895. Karl Böhmerle, Der Revolver Feine zuläffige Dienftwaffe für das Forftichuts- nnd Sjagddienftperfonale. Durch Berfügung einer f, k. Bezirkshauptmannſchaft wurde eim f. f. Förſter, welcher in allerdings recht unbefonnener Weife mit einem Revolver öffentlich hantirte, wegen Uebertretung des k. k. Waffenpatentes beftraft, und der gegen dieſes Erkenntniß eingebrachte Recurs von der Landesbehörde mit der 36*

546 Handelsbericdte. nu [XXI. Jahrgang.

Motivirung abjchlägig beſchieden, daß der Revolver nicht zu den mit Berordnungg der Minifterien des Innern und ber Yuftiz vom 2. Januar 1854 für das beeidete Forftihug- und Yagddienftperfonale zuläffig erklärten im Gefege heißt e8 „üb lichen“ Waffen zähle.

Diefe Entſcheidung ift um fo bemerkenswerther, als fi) die erwähnten Schuß» organe bi® heute in Bezug auf die Bewaffnung keinerlei Referve auferlegten und die Mehrzahl derfelben bei comfequenter Durchführung biefer Gefegesauslegung in Eollifion mit dem Waffenpatente befunden würde.

Wenn nun einerfeits auch zugegeben werden kann, daß ber Revolver bie aller» gefährlichfte Waffe in der Hand eines unverfländigen und leichtfertigen Menfchen ift, fo follte es andererſeits doch nicht überjchen werben, baß gerade der Revolver im Ernftialle den größten perſönlichen Schug bietet und recht eigentlih die Waffe gerehtefter Nothwehr ift. Flinte und Büchſe Laffen im Handgemenge ihren Befiger vollends im Stiche und geben dann Anlaß zu jenen traurigen Gerichtsfaalberichten, welhe darthun, daß fich beeidete Organe megen des Losgehens ihrer Schuf- waffen oftmals noch recht mühfam vertheidigen müſſen. Nachdem bie k. f. Gen- darmerie, die Civilmahorgane der Gemeinden u. f. w. mit Revolvern ausgerüftet find, ift e8 eigentlich nicht recht verftändlich, warum man dem Forft- und Jagdſchutz- perfonale, das ja feinen Dienft unter nicht minder ſchwierigen Berhältniffen zu ver- fehen hat, die vom Staate felbft acceptirte Waffe vorenthalten will. Es ift daher nur zu wünſchen, daß der von einer E. E. Forftbehörde in Ausficht geftellte Schritt zur Herbeiführung einer principiellen Entſcheidung durd die Minifterialinftan; von Erfolg begleitet fein möge, anderenfall® die Herren Holz- und Wilddiebe, die Schlingen- leger und Rebhühnerftreifer das Gefühl haben dürften, endlich einmal auch eine Verordnung zu ihren Gunſten erlebt zu haben. W. R.

Naubthiere in Schweden. Nach amtlichen Mittheilungen find in Schweden im verfloffenen Jahre zur Strecke gebracht worden: 21 Bären, 73 Wölfe, 120 Marder, 35 Luchſe, 19.490 Füchſe, ſowie außerdem 325 Abler, 14.220 Habidhte, und 116.109 Krähen. Die Naubthiere haben in demfelben Yahre getödtet: 6 Stüd Hornpieh, 64 Schweine, 7352 Schafe und Lämmer, 191 Biegen, 3808 Renthiere und 62.211 Stück Federvieh in einem Gefammtwertfe von 132.152 Kronen (148.671 Marl). An Prämien für erlegte Raubthiere find 58.546 Kronen aus der Staatdcafje gezahlt worden. Bären und Luchſe nehmen in Schweden von Jahr zu Yahr ab; dagegen nimmt die Zahl der Füchſe, Habihte und Krähen in einer bedrohlichen Weife zu.

Handelsberichte.

Holzhaudelsbericht aus den norddeutſchen Provinzen. Die gegenwärtige Herbſt campagne hat die oſtdeutſchen Holzpreife, welde im Berlaufe des Sommergeichäftes nirgends über den Ziefftand emporragten, merklich nad aufwärts bewegt. Im Allgemeinen wird dieſer Aufſchwung damit begründet, daß die Eindedung des Winterbedarfcs feitens der holzverarbeitenden Gewerbe und Induſtrien qute Conjuncturen fchafft, indem das Berhältnig zwifchen Angebot und Nachfrage geregelt wird. Im Bejonderen aber läßt ſich zunächſt hervorheben, daß der oftpreußi- chen Holzproduction der Berliner Gewerbsauffhwung wejentlih zu ftatten gefommen ift und daß gelegentlich der Vorbereitungen zur Ausftellung im Treptower Parfe der Holzmehrbedarf groß genug wird, um eine Tendenzbefeftigung der Holzhandelsthätigkeit zu rechtfertigen,

Auch in der Provinz Poſen hat eine erhöhte Nadjfrage zur Zeit die Preislage gebeffert. Jedoch läßt fi) hier im Großen umd Ganzen die Fortſetzung der vorjährigen Preisniedergänge taum wegleugnen. Die allzugroßen Vorräthe der in diefer Provinz gelegenen Holzftapelcentren erftiden die gefunde Entwidelung bereit® im Keime, und für die concurrirende preußiſch— ſchleſiſche und oſtpreußiſche Holzproduction ift befonders der Umftand verhängnißvoll geworden, daß die morddeutichen Provinzen von den Weichjelftationen her mit ordinären, äußerſt billigen Schnitthölzern überjchiittet werden. Hier hört jede gefunde Wettbewerbung auf, jo daß bei der

December 1895.) Handelsberichte. 547

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Höhe der norddeutſchen Rohholzpreiſe die deutſchen Werke im ihren eingeſeſſenen Abſatzgebieten ernmftlic bedroht find. Es mag abſonderlich klingen, ift aber nichtsdeftoweniger nadte Wahrheit, dag norbdeutiche Sägeetabliffements nicht einmal mehr in der Berforgung des heimatlichen Be— darfes mit den ausländifchen Waldbefigern concurriren Fünnen.

Gerade im Beridhtsjahre find des Ferneren in m. zufolge neu gebauter Bahnlinien (3. ®. Stanislau-Woronieufa) mächtige Waldcomplere der allmäligen Erploitation neu erichloffen worden umd es mird im norddeutſchen Geſchäftskreiſen der Befürchtung Ausdrud gegeben, daß vielleicht fchon im fommenden Jahre von diefer Seite Prima Schnittmaterialien zu billigften Preifen nach den norddeutſchen Provinzen influiren und dadurch die Preisdepreifton unheilvoll beein- finfjen fönnten.

In der Lauſitz hat die vorjährige Geſchäftsſtagnation auch heuer vorgehalten. iſt eine, wenn auch recht beſcheidene Aufbeſſerung des Gewerbes in beiden Sachſen wahrnehmbar geworden. Indeſſen iſt der ſächſiſche Holzhandel und die Sägeinduſtrie nach wie vor wirthicaft- lich an die Wand gedrüdt. Die ehemals ergiebigen ſächſiſchen Holzabjaßgebiete in Braunſchweig,

annover u. f. mw. werden von ben leiftungsfähigen, ſchwediſchen, mecklenburgiſchen, preußiſchen erlen Breſche für Breſche erftürmt und felbft ins Herz Sachſens dringen von allen Seiten, von Galizien, Rußland, Schweden, Schlefien, Amerifa fremdländifche billige Waldproducte.

Diefe Sachlage wird begreiflih, jobald man ſich nur vergegenwärtigt, daß die beftehende deutſche Holztarifirung den Fernverkehr billiger Sortiments geradezu unmöglich, den ber Prima- qualität durch umverhältnigmäßig hobe Frachtſpeſen umrentabel macht. Die fortfchreitenden Roh— bolzvertheuerungen in Deutfchland haben das Uebrige gethan, um die Leiftungsfähigkeit der heimi- fchen Production in Frage zu ftellen.

Bon der Provinz Bofen aus hat in air Zeit eine erhebliche Grubenholzausfuhr nad) der Rheinprovinz pe und der geplante Mittellandcanal wird diefen Verkehr noch mehr be—

fruchten. Es ift aber zweifellos, daß der Ausbau der Canalifirung, d. h. die Verbindung zwiſchen Oſt und Weft auf Koften der norbdeutfchen Holzproduction die Leiftungsfähigkeit der Werke in den Weichjelftationen ftärfen würde,

Aus allen diefen Gründen läßt fi) vom Tijchlerholzgeichäfte wenig Gutes melden. Dagegen ift ſowohl im Grubenholzverfehre infolge Aufſchwunges der Montaninduftrie, als aud) im Brenn- bolzhandel infolge günftiger Temperaturverhältniffe ein fichtlicher Aufihwung eingetreten. Das Geſchäft mit dem zur Eellulofeverarbeitung geeigneten Hölzern liegt darnieder, weil diefe Holzarten die hohe Verfrachtung nicht mehr vertragen.

Man notirt: Schwache Rundhölzer 10 bis 15 m ftark, Tanne, pro Feſtmeter M. 12.— bis 15.— Pr 12 18m u iefer, m * 16.- u. 2R— Grubenftempel 15 16cm Zopfdurchmeſſer pro laufendem Meter 0.30 0.40 Grubenkappen 12 13cm 2 e z Pr 024 030 albhölzer für Gruben 4:0 bis TO m lang a u " 0.832 0.38 ichtene und tannene Scalbretter 20 mm ftark, 10 bis 18 cm breit 23.60 25.— ichtene u. tannene Einfchneidbretter 2 mm 10 18m „24. 26.— ieferne Schal- und Einfchneidbretter 10 13m u 26.— 28.50 Kieferne umd fichtene Fugbodenbretter 26 mm ftark, 16 cm aufwärts breit 30.— 40.— " " " mm 17 cm " " „32. - 42.— Eihene Schnittmaterialien in Brettern, Dielen, Bohlen 76.— „110. Erlene Stammbohlen und Bretter 20 bis 120 mm ftark (ſchleſ. Prov.) 38.-2 44.— "ne % 120mm (eufl. Prov.) 42.- 62.- Kieferne ungeſäumte Tifchlerbohlen 52 80 4 48.— 54.— » ,. Tiſchlerbretter 33 40mm „40.— 50— Stammſeiten und Thürfüllungsbretter 20 bis 26 mm ftark 38.— 46.— Rothbuchene Bohlen je nad) Qualität I. Cl. M. 48.— bis 56.—, I. &. 40.— 48.— Eichene, rothrüfterne und weißbuchene Bohlen 68.— 78.-

Alles pro Feftmeter franco ſchleſiſcher Bahnftation. Gebeilte Tanmenbalfen (gal. Brov.) /, bis %/,,* ftart 18 bis 30° an M. 0.72, über 30° M, 0.75 » Zannenfparren (gal. Prov.) %, _7/” „_ 15" aufwärts lang M. 0:64 bis 0.66. Fracht- und zollfrei fchlefiiche Bahnftation. Ka. ® . Wien. Ueber die Preife nachbenannter Artikel in Wien zu Beginn des Monates ecember: Holz. Brennholz, hartes, 100 cm lang, geſchwemmt fl. 4.75 bis 6.—; Brennholz, weiches, 100 em lang, geſchwemmt fl. 4.50 bis 5.—; Brennholz, hartes, 100 cm lang, ungeſchwemmt fl. 5.25 bis 6.50; Brennholz, weiches, 100 cm fang, ungeſchwemmt fl. 4.50 bis 5.50 pro Raummeter, Wild. Nothwild fl. —.30 bis 1.— pro Kilogramm; Hafen fl. 2.— pro Stüd. Fiſche. Karpfen aus Teichen und Flüſſen fl. 1.— bis 1.20; aus Seen fl. —.70 bis —.80 ;

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Hechte aus Teichen und Flüſſen fl. 1.20 bis 1.60; Weißfiiche fl. 25 bis —.40 pro Kilogramm.

648 Perſonalnachrichten. Brieflaften. Berichtigung. [XXT. Jahrgang.

»erfonalnadricdten.

Ausgezeihnet: Johann Maſchek, Forftmeifter des ftädtiichen Gutes Gurein, in Aner- fennung feiner vierzigjährigen belobten Berufsthätigkeit auf einem und demfelben Gutsbefite durch das goldene Verdienſtkreuz. Karl Hajel, Förſter a. D. auf dem Therefianiichen Fondsgute Neutitichein, durch das goldene Verdienſtkreuz. Karl Kreug, Förfter in Gloggnig, in Aner- fennung feiner mehr als fünfzigiährigen Dienftesverwendung auf einem und demjelben Guts— beſitze, das ſilberne Verdienſtkreuz mit der Krone. Emanuel Stapät, ürft Colloredo- Mannsfeld’iher Waldheger in Drozdov, in Anerkennung feiner mehr als vierzigjährigen belobten Dienftleiftung bei einer und derjelben Domäne durd das filberne Verdienftlreuz.

Ernannt, beziehungsweiſe befördert: Karl Leeder, gräflih Hoyos-Sprinzenſtein' ſcher Eentralcaffier, zum f, u. f. Concipiften des Oberftjägermeifteramted. Dtto Stodmaper, Flirft Auersperg'ſcher Nevierförfter in Nefper (Böhmen), zum herzoglich Ratibor'ſchen Förſter in Grafenegg (N.-De.). Filipp Simovizg, Forftpraftifant in Zara, zum k. k. Forftinjpectiongs adjumcten ın Sin; (Dalmatien). Adalbert Miller, abjolvirter Hörer der Hochſchule für Bodencultur, zum Forſtpraktikanten bei der forfttechnifchen Abtheilung für Wildbadyverbauung in Przemysl. Ferdinand Goulet, fürftlic Roſenberg'ſcher Forftingenieur in Keutſchach (Kärnten), zum Forſt- und Güterverwalter,

Verſetzt: Anaftafins Zelufis, k. f. Oberforftcommiffär, von Sinj nad Zara. Karl Schwabe, f. k. yorftinipeetionscommiffär, von Adelsberg nad; Brünn. Franz Meneil, t. k. Forftinfpectionscommiffär, von Königliche Weinberge nad Parbubig.

enfionirt: Joſef Schwarz, Thurn und Taris’sher yorftmeifter in Jabkeniz (Böhmen).

eftorben: Dr. Julius v. Schröder, Profeffor an der königl. ſächſiſchen Forſtalademie in Tharand. Joſef Wania, k. u. k. Hofjäger i. P. am 4. November im 84. Yebensjahre in Jiehing. Joſef Kamml, gräfl. Waldſtein'ſcher Forſtmeiſter, am 20. October in Faſanhof bei Trebitſch. Rudolf Bretter, gräfl. Kolowrat'ſcher Oberförfter a. D., am 9. November im 76. Lebensjahre in Holleſchau.

Briefkaſten.

L. D. in W.; C. L. in W.; J. M. in W.; J. S. in S. E. A. S. in T.; F. C. K. in L.; W. M. in G.; L. H. in W.; A. €. in M.; M. 8. B. in H.: Beten Dant.

i errn N. P. in &.: Für den fachlichen Inhalt einer mit Namen gezeichneten Abhandlung ift der Autor felbft verantwortlich.

Verichtigung.

Im Novemberhefte dieſes Jahrganges lies auf Seite 505, Zeile 3 von oben „Succow“ ſtatt „Surromw*,

Adreſſe der Redaction: Mariabrunn per Weidlingau bei Wien. Adreſſe der Adminiftration: Wien, I. Graben 27.

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Berantw. Rebacteur: Hans Sebleriko. Berlag der k, u. k. Hofbudhhandlung Milyelm Frich. 8. u. k. Hoſbuchdruderei Carl Fromme in Wien.

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