MONATSHEFTE FÜR POLITIK UND WEHRMACHT [AUCH ORGAN

DER...

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Jahrbücher

für diü

deutsche Armee und Marine.

Verautwortüch geleitet

E. Schnackenburg

Obentlentiiant a. D.

114. Band. Januar bis Min 190O.

BERLIN W. 8. Verlag" von A. Bath.

Hohren-Strassa 19.

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Inhalts-Verzeichnis.

». 840. Heft 1. Januar.

Keite

L 1800—1900. Ein Rttckhlick auf die letzten hundert Jahre

deutscher Heereagescbichte. Von Paul v. Schmidt, General- major 2. D 1

II. Was können wir von Friedrichs d. Gr. Lehren für die heutige Kriegfilhrung brauchen? 29

III. AuH dem Kriege 1807 14. Aufzeichnungen eines dänischen Offiziers. Herausgegeben von seiner Tochter. 1 40

IV. Die Kavallerie als Mittel zum .Siege, und der Euiflufs der PersCnliehkeit bei Führung dieser Wafte. Von G. v. Bismarck 67

V. Die Taktik der Feldartillerie 71

VI. Zweck und Bedeutung der E'mflihrung des neuen deutschen

Feldhaubitzmaterials. Von H o 1 1 w e g , Leutnant im Feld- artillerie-Regiment Nr. 17 79

VII. Kleine heeresgeschichtliche Mitteilongen S8

Vin. Rekrutierung und neue Gesetzgebung in Frankreich .... 92

IX. Da.s Marineersatzwesen Frankreichs 97

X. Umsehan in der Militär-Litteratnr:

l. Ausländische Zeitschriften 100

U. Bttcher 108

in. Seewesen 124

rv. Verzeichnia der zur Besprechung eingegangenen Bücher 127

Nr. 841. Heft 2. Febraar.

XI. Über die Vorbereitung zum Studium eines Kriegsschauplatzes nnd die Hilfsmittel für dasselbe. Von Generalmajor a. D. Ton Zepelin 129

XII. Die 8. Kavallerie-Division im Kriege 1870—71. Von Junk,

Rittmeister a. D 168

Xm. Ans dem Kriege 1807—14. Aufzeichnungen eines dänischen

Offiziers. Herausgegeben von semer Tochter. U. (F'ortsetznng.) 171 XIV. Die Thätigkcit der Deutschen Festungsartillerie im deutsch- französischen Kriege 1870—71. (Generallentnant z. D. von Müller). Von Oberstleutnant a.D. Frobenins 189

IV Inhalts -Verzeichnis.

S*tt«

XV. Der moderne Infanterie-Angriff nnd die Artillerie der Ver- teidigung 201

XVI. Über die niBaiaohen Torpedoangrifte im letzten türkischen

Kriege. Von Jach mann, Korvettenkapitän a. D 208

XVII. Kleiae heercsgeaehiohtlicbe Mitteilungen 224

XVIII. UiUHchflu in der Militär-T.ittflratnr :

I. Aiialändigchfl Zeitschriften . . . . . . . . . ;>2a

U. Bücher 284

III. Seewegen . ^ , - 2&jt

IV. Verzeichnis der zur Besprechung eingegangenen Bücher 256

Nr. 842. Heft 8. M&rz.

XIX. Die 8. Kavallerie -Division im Kriege 1870—71. Von Jnnk,

Rittmeiater a. D. (Fortsetztmg.) 269

XX. Ans dem Kriege 1807 14. Aufzeichnungen eines d&nisohen

Offiziers. Herausgegeben von seiner Tochter. (Sohlufa.) . . 286

XXI. Über den Kreuzerkrieg. Von Ja eh mann. Korvettenkapitän a. D. 306

XXII. Rufslands neueste Eiaenhabnprojekte in .Mittelasien und Peraien 812

XXIII. Das Heerwesen der Republik Honduras 819

XXIV. Die Iststärkenfrage der Infanterie - Kompagnien in Frankreich . 328

XXV. Armee- und MftrinH-Xachriohtwn ans Rulsland 82n

XXVI. Kloine heeresgeachiohtliche Mitteilungen 380

XXVII. Umschau auf militärteclmischem Gebiet. Von Joseph Schott,

Major a. I) 834

XXVTTT. Ilmachan in dor Militflr-I.itt<^r.itiir;

I. Analändisnhe Zeitschriften . . . . . . . . . . g6Q

II RHnher 866

III. Seewesen . . . . . . . . . , . , SSI

IV. Verzeichni.H der zur Besprechung eingegangenen Bücher 388 Druckfehler-Berichtigung . . 386

L

1800— 19U0. Ein Rückblick auf die letzten hundert Jahre der deutschea Heeresgeschichte.

Von

Paul von Schmidt, Generalmajor z. D.

In »KaWe and Liebe** enUilt der alte Kammerdiener, der ein kostbares Gesohenk des Herzogs ttbecbringt, der Empftngerin, Ladj Milford, eine haarstrftal)ende Gesehicbte ron den naeh AmerilLa ver- kauften Landesldndem, ihrer siebentaasend, die den Preis flir die Brillanten der Lady haben zahlen mttssen.

Mag aneh die glühende Phantasie des Diehters die Farben ein wenig stark aufgetragen haben die Thatsaehe ist nnbestreitbar, daEs es in jener Zelt dentsobe FUzsten gab, die mit ihren wehr* fUiigen Untertfaanen sebnOden Bfensehenhandel trieben and sie während des ameriluuüsehen Unabhüngigkeitskrieges an England als Kanonenfutter verkaaften.

So sah es in Dentsehland ans am Aasgange des vorigen Jahr- hnndeits. Als man 1800 sdirieb, hatten die Ideen and Sehlagworte der franzOsisehen Bevolntion zwar aneh in Dentsehland manehes Eeho waohgemfen; aber von dentsehem Nationalbevrnlhlsein war bei den mehreren hundert Beichsstttnden am wenigsten die Bede nnd das dentsche Wehrtom lag ebenso darnieder, vrie das dentsehe Volkstam.

Wenn ins das hente wie ein bOser Tranm erseheint, an dessen Wlikliehkeit wir kanm noeh glauben mögen, so tritt uns die grob- artige, weltgeschlehtliehe Wandlung um so lebhafker vor Augen, die sieh In den letzten hundert Jahren ToUzogen hai Wenn aneh heute das Wort unseres Kaisers „Ein Beloh, Ein Volk, Ein Gott!** eine Losnng ist, deren volle ErfUlnng dem Jeiiigen Geschleehte noch nieht beschieden sein kann, wenn auch noeh maneherlei zu wttnsehen

JahfMM« ftr 4to «MlMto Aibm u4 MuiM M. 11«. 1. 1

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2 RttoKbUdL Mf die toMsn hondut Jabre dar dmitsohfln HeenogMohlohte.

übrig bleibt trotz der sehwan^weib-roten Kokarde, die alle dentsebeo Soldaten tragOD, so rnufs doch frendige Dankbarkeit gegen die Vor- fldinng and gegen die gewaltigen Vollstreeker ibies Willens den Sieg davontragen Uber alles Kritteln nnd Nörgeln an nnsem henttgen ZostSaden, zamal angesichts der erbebenden Tbatsaebe, dab anter der Ägide onseres Kaisers, der das Wort Ton der Reiebs- nnd See- gewalt in sein Volk hineingemfen bat, es ndt Dentschlands Volks- and Webrtom vorwärts geht.

Als Ludwig XIV^ gestützt anf die Entscbeidangen der Parlamente von Hetz, Breisach and Besannen, aUe die deatschen Gebiete in Ansprach nahm, die mit den 1648, 1659 nnd 1678 an Prankzeich abgetretenen Gebieten irgend einmal in Lebnsverbindnng gestanden hatten, als er Lnxembarg belagern lieis, als er die elsässisohe Rittersehaft zar Haldigang zwang nnd endlich Strabborg ver- gewaltigte da entscblob sich, im September 1681, der Reichstag zu Begensborg zn einer Reform der Reicbskriegsverfassong, indem er das einÜMshe Anfgebot, das Simplam, anf 40 000 Mann festsetzte, nnd dies anf die zehn Kreise des Reiches verteilte. Da jedoch die gröberen Fürsten die Einheit ihres Heerwesens nicht angaben, so gewann die neue Matrikel nnr fHr die vorderen (westliohen) Reichs- ioeise Bedentong.

Die Reich smatrikel von 1681 Ist Ms zar AaflOsang des alten deatschen Reiches in Kraft geblieben, war also nm das Jahr 1800 noch in gesetzlicher Geltang. Wir müssen also, wenn wir nns die Reichskriegsverfassnng von 1800 vergegenwftrtigen wollen, anf jene daroh den Regensbnrger Reichstag geschaffene Organisation zorUckgehen.

Das kaiserliche „Dictatam,** nnterzeichnet von der nCborfllrstlicb Mayntzischen Oantzlei,** verfügt die Antbringnng des Simplams in dem schwülstigen, schwer versUlndlichen Amtsstil jener Zeit Man fühlt den Zweifel des Gesetzgebers am Erfolge durch, wenn n. a. gesagt wird: ^ ~ „mit der Allergn&digsten Erinnerung, dab die Oreyas-Conventc derentwegen zeitlich Teranlafst, dass zugelegte Qoantnm anter denen Creyssständen partionlaiiter eiogetheilt, and vor-erwehnte Anzahl der 40000 Mann ehestens würklich an^braebt werden möge."

Nach der Beilage sab lit A. wird naehstebende Repartition anf die zehn Kreise verfügt:

XU Pferd zu Fnfs Chur-Rheinischer Creiss 600 2707

Ober-Säohsiscber 1322 2707

Übertrag 1922 6414

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MckMiek uf dto letaten bandert Jahre d«r dentMlien HeereageMhioliie. 8

zu Pferd

zu Fufs

Übertrag

1922

5414

Ocstreicher

n

2722

5507

Burgnndischer

1321

2708

Fränkischer

*i

980

1902

Bayerischer

n

800

1494

Schwäbischer

n

1321

2707

Ober- Rheinischer

n

491

2853

Westpliälischer

n

1H21

2708

Nieder- iSächsischer

n

1322

2707

Srnnma

122Q0

28000

Unter welcher Mannschaft zn Pferd (aneh) 2000 Dragoner zn ▼erstehen.*'

Die Kreise hatten das anf sie feilende Quantum za repartieren und die Fürsten fUr die wirkliche Steliong Soige za tragen. Namentlich sollen sie gleich den Kreis-Obersten darauf halten „dass ron jedem Creyss-stande eine solche Mannschaft zn Boss nnd Fnls gestellt werde, welche im Dienst tanglich nnd alle georderte Dienste za des gemeinen Wesens Besten leisten könnte.** übrigens war es jedem gestattet, das Kontingent entweder selbst anfisahringen, oder die Ton andern Mitständen (beworbenen in äold za nehmen. Inner- halb der Kreise sollte GleichmiUsigkeit in Stärke, Bewaflfnong nnd Bekleidang beobachtet werden. Besonders warde ein gieichmälsiges Kaliber empfohlen ond dabei anf das der „Kaiserlichen Immediat- VMker** hingewiesen, wonach die Mosketenkngel 2 Liot, die Kara- binerkogel 1 Lot Nttmberger Grewichts wog.

Die Befehlshaber sollten auch im Frieden vollzählig sein, die Stände sollten ,,geUbte und taugliche Personen, so in der Mnaterong bestehen,'^ bei Zeiten anwerben, „damit die Hälfte allemal parat erscheinen möge/' Die Kreisobersten Ehrten die militärische Oberaufsicht und hatten, wenn ein Kreisstand sein Kontingent nicht stellte, das Hecht, dies auf Kosten der Säumigen zu ergänzen und das Geld im Wege der Kxekution aufzutreiben.

An Artillerie, und /.war an kleinem Geschütz sollte jeder Kreis 1 Falkon und fUr jedes Regriment ein Feldstück stellen. An ,,«:robein Geschütz** stellten alle Kreise zusammen 5 Dreiviertel-Karthaunen oder 63 PfUnder, 10 halbe Karthaunen oder 24 Pfünder und 10 Feuennürser.

Die Gelder fUr die Reicbsarniee wurden durch Matrikular- beiträge auf«rebracht; für den lieiter wurden 2 Golden, lUr den Foisknecbt 40 Kreuzer als Simplum gezahlt.

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4 BttokblidL aaf die leteten himdert Jahre der deutsehen Heeresgescldelite.

Von der ungemein komplizierten Verteiloog des Kreis-KontiogeDtB auf die einzelnen Stände giebt der „Anschlag des Obeisäobsiscbeo Kreises" einen Begrifi. Es stellte, besw. zahlte

an Geld in

zu Koi'h

ZU rul8

Keichsguiden

TT 1

Kursachsen

309

1137

8400

Kurbrandcnbur':

198

915

6036

Sachsen-Altenburg

33

154

1012

Sachsen-Uotna

21

100

652

Sachsen-Weimar

21

100

652

Gleichen

vacat

baalfeld

vacat

Pommern

102

600

3624

•Vnhjilt

27

5664

Quedlinburg

8

:)0

156

Gernrode

3

18

108

Walkenried

6

18

144

Schwarz bürg (beide Linien)

21

87

600

Mansfold

30

135

900

Stolberi;

9

36

252

Hohnstein

6

24

168

Barby

3

6

60

Reufs

9

45

288

Schönburg

6

12

120

Die Reiterei des Kreises war

im Frieden in 8 Kompagnien,

im Kriege in 2 Eskadrons iormiert» 807 Mann mit 1 Obersfleatnaot, 1 Vajott 6 Rittmeistern, 8 Leutnants, 8 Komets, 8 Wachtmeistern, 24 Korporalen, 1 Feldprediger, 1 Regiments-Qoartiermeister, 1 Anditenr, 1 Piroiols, 1 Regiments-Henker.

Um das KaraUerie-Regimenft „ansehnlielier** blnzostellen, worden im Kriege yon der Infanterie 613 Mann zn Dragonern gemaebt nnd in 4 Kompagnien formiert.

Die Infanterie, die mit guten Musketen, Patroutasehen und Seitengewehr ausgerüstet, zum dritten Teil mit Piken bewaffnet sein sollte, war in 3 Regimenter, jedes zu Ö Kompagnien von ver- schiedener Stärke, formiert.

An monatlicher Besoldung erhielt nach der Vereinigung des Kontingents bei der Kavallerie der Oberstleutnant 75, der Ritt- meister 70, der Leutnant 35, der Korporal 12, der gemeine Heiter 6 Gulden. Bei der Infanterie der Oberst 69, der Oberstleutnant 30, der Kapitän 30, der Lreutuant 15, der Korporal 4, der Gemeine

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Rückblick Auf die lutzten hundert Jahre der deutschen Heeres^escbiobte. 5

3 Gülden. Die Besolduugeo der Dragoner hielten etwa die Mitte iwieelieD den angegebenen Sätasen.

Wie bunt es selbet innerhalb der Kompagoie aussehen mnfste, ergiebt sich ans der Znsammensetzung der letzten Kompagnie, die ans 18 Walkenriedern, 87 Schw^nbnrgem, 36 Stolbergem, 6 Barbyem, 4& fieolsem ond 12 Sehönborgem bestand. Diese Mannschaften traten erst l>eim Angebot zusammen, waren also, wenn ttberhaapt, tnf sechs verschiedene Arten ausgerüstet, bewaffnet und exerziert.

Noch bnntscheckiger war die Reiterei Im Schwäbischen Kreise worden die 1821 Mann zu Hofs von 4 geistlichen, 18 weltlichen Forsten, 19 Reichs-Ptttlaten, 26 Graten nnd Herren nnd 31 Reichs- stftoden gestellt: 93 reicbsnnmittelbaie Kontingents-Herren anf 1321 Reiter!

Die Offijdere einer Kompagnie des schwäbischen Kreises wurden ernannt vom Magistrat zu Gemünd, ?om Bürgermeister zu Rottweil, von der Äbtissin zu RotheomUnster nnd dem Pzälaten zu Gengenbaofa.

Von dem Augenblick an, wo ein Reichskrieg ausbrach, gingen die Kzeiskontingente im Reiohsheer anf. Ein solcher Krieg konnte nur yon Kaiser und Reich anf dem Reichstage beschlossen werden. Den Oberbefehl Uber das Reicbsheer führte der Kaiser. Mit Zu- stimmung der Stilnde nnd „mit Berackslchtigung der Religions- gleiehheit** ernannte er die Reichs-GeneraUtät, an deren Spitze der Reiehs-Feldmarsohall stand. Doch war dieser Gewaltige gebunden an die Beschlttsse des Reichs- Kriegsrates, dessen Gutachten er hören mulste, bevor er Schlachten lieferte, Belagerungen anordnete, Orte besetzte oder WafienstiUstand schlols. Auch Entsendungen von mehr ab 1000 Mann bedurfiten der Genehmigung des Reichs-Kriegsrates. Dieser Kriegsrat bestand aus sechs Generalen, die dem Kaiser und dem Reich eidlich verpflichtet waren.

Die Verpflegung, die möglichst einheitlich geregelt werden sollte, überwachte ein Reiohs-Kiiegskommissar. Man rechnete auf die Portion fttr den Mann wöchentlich 3 Pfund Fleisch, 14 Pfund Brot, 3 Mals Wein oder 6 Mals Bier, für jedes Pferd wöchentlich 1 Scheffel Hafer nebst Heu und Stroh nach Bedarf. Der Reiohs- Kiiegskommissar vereinigte in seiner Person nicht nur die gesamten Intendanturgeschifte, sondern hatte auch noch fttr die Kranken nnd Verwundeten zu sorgen.

Die Anfreehthaltnng der Disziplin im Reichsheere beruhte auf dem 1672 bearbeiteten, 1682 erweiterten Artikulsbriefe, dem die „Peinliehe Halsgericbtsordnung** Karls V. zu Grunde lag. Danach bestanden die Strafien in Sold-Abzttgen, in Ehrenstrafen (Wegjagen vom Regiment, Anschlagen des Namens an den Galgen, Verlust der

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6 RUokblick auf die letzten hundert Jahre der deut«cheo Heeresg:e8cbicbte.

Charge o. 8. w.), Arreststrafen in Eisen bei Waaser nnd Brot von 6 Tagen bis an 1 Monat; endlich Leibes- ond Lebensstmfen: Gassen- lanfen» Abbaeken Ton zwei Fingern, Brennen mit gltlbenden Zangen; Todesstrafe dnroh Ersebiefisen, durch daa Schwert, das Rad oder den Galgen, dnroh Verbrennen oder Ersllafen. Die dnzelnen Straf- bestimmongen waren sehr scharf, Thinkenheit schon damals kein Mildemngsgrand. Aber die WiUktlr, die schon besttmmnngsmiUsig wdten Spielraum hatte, wnrde in der Praxis im weitesten Umfange gettbt; gransame Strenge nnd stiilfliche Nachsicht lOsteni einander ab.

So durfte denn Moser in seinem „Traktat von dem römischen Kaiser*' mit Recht sagen: „Dentschland mit sdnen 234 von ein- ander unabhängigen Reichsstftnden ist ein Staat, der sich an nichts weniger, als zum Kriegftlbren eignet Die bei einem Reichskriege nnd einer Reichsarmee sieh bietenden Gefahren sind so groli», dab man, solange das Deutsche Reich in seiner jetzigen Verfassung bleibt, demselben auf ewig verbieten sollte, einen Reichskrieg zu ftihren.«

Ober die Zustände in der Reichsarmee, Uber ihre gänzliche Unfähigkeit zn kriegerischen Leistungen waren die tiefer blickenden Patrioten in Deutschland Töllig im klaren. Davon legt ergreilendes Zeugnis ab n. a. ein 1796 erschienenes Buch: „Schilderung der jetzigen Reichsarmee in ihrer wahren Gestalf* Der Verfasser, der seinem Unmut und seinem patriotischen Schmerz oft in drastischer Weise Luft macht, ftlhrt eine Fülle Ton Thatsaohen an, von denen die besonders charakteristischen hier eine Stelle finden mOgen.

Ein Offizier vom schwäbischen Kontingent äaberte dem Ver- fasser gegenttber, er unterstehe sich, mit zwei Kaiserlichen oder prenlfdsehen Bataillonen und etwa emer einzigen Batterie den ganzen schwäbischen Elragen vom Rhein bis nach Ulm zn jagen, ohne da& sich jemand umgucken wttrde; die Benennung „deutscher Soldat** sei zum Schimpfwort geworden, das jeder brave Kriegsmann sich verbitten wflrde.

Sobald es heifst: die Reichsarmee mulh zusammen, so entsteht ein panischer Schrecken in allen Kreisen und das Jammern wird allgemein. Die jnngen Bursche selbst scheuen die Uniform so arg, als ein Gefangener der Inquisition die Folter.

Die Stadt Ktlmbeig, der Bischof von Bamberg u. a. halten in Friedenszeiten Militifar, um vor den Thoren, in den Schlossern Posten zn stehen, oder, wie in Rottweil» in der Wirtsstube Scbildwache zn sitzen.

Die Deutschen sind in allen grolsen nnd kleinen Stttcken des Dienstes völlig unwissend. Ein Hauptmann von den FfäUem schickt

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Säokbliok auf die totsten luiiid«rt Jahre der deutschen Heeresgeächiobte. 7

seine Patroaillen von den Vorposten nach dem Lager, bis er von eiuera kaiserlichen Offizier darUber belehrt wird, dafs solche i'atrouillen die Bestimmung haben, Nachricbten vom Feinde einza- aehen

Nirgend finde man „soviel Lumpencresindel," als l)ei den Keichs- troppen. Wer nur will, er sei krumm oder schief, er möge begangen haben, was er wolle, werde eingestellt, wenn er nur das Gewehr tragen könne. Einige Stände öflfneten, als das Aufgebot an sie er- häng, die Zuchthäuser, am die Insassen als Soldaten ins Feld zu schicken.

Entsprechend war es mit den Offizieren bestellt. Der Neffe der Frau Keichsscbulzin, der keifie Ahnung vom Dienst hat, wird erster Leutnant, der Sohn des Stadtschreibers von Heilbronn, ein ,.Er/-pecus campi." desgleichen. Freilieh sind die Offiziere auch übel daran, da an regelmäl'siges Avancement nicht zu denken. Ein Keiebsstand hat den t ahndrieh zu stellen; folglich bleibt der Ärmste zeitlebens Fähndrich, da sich's kein anderer Keichsstand gefallen lassen würde, wenn man jenen zu einer Stelle betördern wollte, die man für sich beansprucht. So vermochten auch die wenigen tüchtigen Offiziere, die im Keicii^lirere dienten, trotz allen Bemühens nichts auszurichten. ,,Es l( hlt nur ', sagte Oberst von Sondberg, als er die Musterrolle seines Kegiments Uberlas. „znr vollkommenen Karrikatur nichts weiter, als einige Dutzend HauswUrste Ffui Teufel!"

Wie von gleiehniiiisiger oder Uberhaupt von Ausbildung keine Rede, so stand es mit dem inneren Dienstbetrieb fast noch schlimmer. Der Büchsenmacher hat z. B. für die Off"enburger Mannschaft fUr 6 Gulden Arbeit geliefert. Es werden aber im Ein- rerständnis mit dem Herrn Leutnant 30 Gulden in Rechnung ge- stellt für verlorene Säbel und Bajonette, die nie vorhanden waren. Büchsenmacher und Leutnant teilen sich in den Gewinn.

„Woher soll N aterlandsliebe kommen,'* ruft der Verfasser aus, ifitL der Deutsche kein Vaterland hat? Hat der Sklave ein Vater- land? Muls es ihm nicht gleich gelten, wessen Joch er trägt oder wer ihm die Haut schabt, wenn's doch einmal sein mofs?^ Viele der höheren und niederen Offiziere fUhreu nicht nur ihre weiblichen AnTerwandten, sondern auch eine Schar von Zofen und „Mamsellen" mit sich so sah es im Heerlager der Keichsannee ans, wie etwa im 30jährigen Kriege.

Es war erklärlieh, dafs die waffengeUbten and disziplinierten llannschaften der grofsen Keichsstände, wie Österreich, PieofiMn, 8achsen, die anderen Beichstruppen veraehteten, was ihnen dann

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8 Bttckbliek «at die leteten hundert Jahre der denteohen Heeresgeaehiehte.

den ingrimmigen llafs der Betrctf enden eintrog. Es gab weder ein einheitliches Gewehr- noch Geschütz -Kaliber. Im schwäbischen Kontingent hatte der Ulmer Dreipfllnder ein anderes Kaliber, als der Stuttgarter; in Mainz gab es, als CUstine die Festung belagerte, zwar Kanonen und Kugeln, aber die Kugeln pafsten nicht in die Kanonen. Ebenso stand es mit den „elenden'' Befestigungsanlagen selbst ,,die Kedouten an ganz unschicklichen Stellen und so an- gelegt, dals sie mit einem Bataillon ohne weiteres genommen werden konnten.*'

Wenn der Soldatenstand im Reiche überall gering geachtet ist, so ist das am ärgsten in den freien Städten. „In Frankfurt mnfs der Posten Platz machen, wenn der Schlächter ein Kalb zum Thorp hereinführt; in Mainz erhält kein Soldat in einem anständigen Gasthofe einen Schoppen Wein und in Gemünd präsentiert die Schild waehevor jedem gutgekleideten Mann, oder vor Frauenzimmern von Stand das Gewehr, während er den Hut hinhält, um ein Almosen zu erlangen. Natürlich waren auch Desertionen an der Tagesordnung, zumal trotz der Kartellverträge die Deserteure nicht ausgeliefert wurden. ..Der Pfälzer läuft zu den Franken, der Frauke zu den Schwaben, der Schwabe zu den Uslerreichern und der Oster- reicher schiel)t zu der schönen Armee der P^inigrierten. welche dann auch wieder zu andern Uberlaufen." .,Der Deutsche." klagt der Berichterstatter iiimior wieder, ,,kann fUr sein \ aterlaud nicht fechten, weil er keines hat."

Erbärmlich war es um die Krankenpflege bestellt. Die Feld-Chirurgen waren meist „Pfuscher und elende Bartkratzer," die Lazarette ,, Mördergruben," wo die verpestete Luft, die elende Wartung, die unbeschreibliche Fnreinlichkeit. das Ungeziefer und andere Mängel die Krankheiten nur verschlimmern und viele Menschen ins Gras beilsen machen. Man fürchtet sich bei den Reichstruppen ebensosehr vor den Spitälern, wie vor den Preulisen und Österreichern."

Mögen die Akten Uber die vertiussene Koichsunnee geselilossen sein mit unseres Gewährsmannnes Endurteil: „Ein aus so mannig- faltigen Fetzen und Stücken zusaniniengetlicktes, unter sich selbst uneiniges, durch Pfafferei und Standinteresse geteiltes, übel diszipliniertes, alle Subordination verachtendes und an alle Unordnungen gewöhntes Korps wird weder in dem jetzigen Kriege gegen die Franzosen, noch in irgend einem andern das Geringste von Belang thun, solange es nicht anders wird."

An dem Kriege gegen Frankreich nahm das Reich durch Keichsgutachten vom 23. November 1792 teil; es sollte bei

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MekbUok auf die letzten hundert Jahre der deuteohen Heeresgesohichte. ^

dieser Gelegenheit das Triplum, also 120 000 Maim, i^estellt werden.

Alsbald aber schlössen einzelne Keiehsstände ihren Sfparat- frieden, 1795 Preulsen den Frieden von Basel, 1790 andere Stände Nentralitätsverträge, Otiterreieh 1797 den Frieden von < 'aiiipütonni«». Trotzdem ward zwei .fahre später abermals das Keichshecr aut- gehoten. sogar ein Quintuplum von den Kontingentsherren gefordert. Freilich hatten sich bei der Abfitimmuiiir hierüber die verschiedenen Interessen von Nord- und Suddeutschland sehr schrotV geltend gemacht. Der Versach, einen I.andsturm zu organiNieren. inilslang; dagegen worden Subsidienverträge mit England al»geschlussen, Pfalz- Bayern wdllte 120(X) Mann, der Herzog von Württemberg 7000 Mann, Kumiainz lOOO Mann, der schwäbische Kreis ohne Württem- berg 10800 Mann stellen. Der Friede von Luneville machte alle diese kriegerischen Vorbereitungen zu nichte.

Nachdem schon 1805 mehrere Keiehsstände zu Frankreich ge- halten hatten, trat endlich die thatsächliche Auflösung des deutschen Reiches durch die zu Paris am 1(5. Juli abgeschlossene iihein- bundsakte ein. In der Lossagungsurkunde vom 1. August er- klärten die betreffenden Fürsten den gethauen Schritt: „Die Begeben- heiten der drei letzten Kriege, welche Deutschland beinahe ununter- brochen beunruhigt haben, und die politischen Veränderungen, welche daraas entsprungen sind, haben die traurige Wahrheit in das hellsti* Licht gesetzt, dals das Band, welches die verschiedenen (Tlieder des deutschen Staatskorpers mit einander vereinigen sollte, für diesen Zweck nicht mehr hinreiche, dals es in der That schon aufgelöst sei." Ks erfolgte darauf die Erklärung des Kaisers Franz IL, wo- durch er die schon lange verblichene, nun völlig bedeutungslose deutsche Kaiserkrone und die Keicliregierung niederlegte und die Reichsstände ihrer bisherigen Pflichten eutbmid. Durch den Khein- bund wurden die bisher dem Keiche untergeordneten Keiehsstände souverän ( Gesetz geh ung. höchste Gerichtsbarkeit, hohe Poli/.ei. Konskription); sie entsagten dagegen bis auf die Titel allen Erinnerungen an die deutsche Reichsangehörigkeit; jeder Schein von Lnterordnung sollte vermieden wergen ,,pour garantir la pl^nitude des droits de souverainit^!" Kaiser Isapoleon nahm den Titel eines Protektors an.

Lehrreich ist das in der Rheinbundsakte mit Frankreich ab- geschlossene Schatz- und Trutzbündnis, das die greise Leistungs- filhigkeit auch der kleinen Reichsstände zeigt, die bei stralVer Leitung viel höheren Anforderungen zu genügen vermochten, als früher Simplum oder selbst Triplum an sie stellten. Auch wurde iufoigi'

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10 Sttckblick aut die ieUtea hundert Jahre der deutsohea Heeresgeschichte.

«dieses Bttndnisses in den Rheinbnndstaaten die Konskription ein- :gei11hrt

Nneh Artikel 86 der Bfaeinbondsakte Terpfliehteten sich die ITUisten mobil za raaebeu, „wenn dies von einer benachbarten nnd nicht in der Verhindang stehenden Ifaebt geschieht«* Nach Artikd ■86 war jedes Kontingent in yier Teile geteilt nnd es sollte jedesmal bestimmt werden, wieviele Teile mobil gemacht werden sollten. Artikel 37 yerpflichtete Bayern, Angabarg und Lindau in bdeatigen, in Augsborg einen ArtUleriepaek nnd Feldbtobereien, in Lindau Gewehre ihr eine Reserve bereit an halten. Artikel 88 setzte die Htthe der Kontingente fest: Frankreich stellte 20000 Mann, Bayern 30000 Mann, Württemberg 12000 Mann, Baden 8000 Mann, Berg 5000 Mann, Darmstadt 4000 Mann, Naaaan mit HohenzoUezn, Sahn, Isenburg, Bierstein, Arenberg, Liechtenstein, Leyen 4000 Mann. S|Ater traten zom Kheinbnnde Wttrzbnrg mit 2000 Mann, Königreich Sachsen mit 20000 Mann, die sächsischen Herzogtümer mit 2800 Mano, Anhalt mit 800, die beiden Lippe mit 1050 Mann, die Benlhe mit 450, Schwazzbnrg mit 650, Waldeek mit 400, Mecklenburg- •Sirelitz mit 400, Schwerin mit 1900, Oldenburg mit 800 Mann. Das neu errichtete Königreich Westfalen hatte 25000 Mann znm Rheinbund zu stellen, hielt übrigens eine Tnippenmacht von Uber ■88000 Mann. Die angegebenen Kontingentszahlen bezeichnen nur das Minimum der Leistungen, da bald viel gröfsere An* Sprüche an die ebzelnen Staaten gestellt wurden.

Der Versuch Preufsens, gegen den Rheinbund einen norddentscboi Bund zn bUden, scheiterte in den UnglUckijahren 1806 nnd 1807 nnd durch den Beitritt Sachsens zum Rheinbunde.

Natürlich war es nur die übermftchtige PersOnlicbkell Napoleona, •die den Rheinbund zusammenhielt; das unnatürliche Bündnis mutete aich lösen nnd zerfallen, sobald der nationale Aa&ehwung in den Befireinngakümpfen die welschen Fesseln sprengte.

Wohl unterscheiden mufe man zwischen der Beichsarmee und den nach prenlsischem Muster organisierten und ausgebildeten Heeren der gröberen deutschen Staaten. So zählte die Kur- hannoversche Armee 11 Regimenter Kavallerie zn 4 Eskadrons, 14 Regimenter Infeaterie zn 12 Kompagnien und 2 BataiUone Artillerie, im ganzen 19120 Mann. Noch stärker war das Kur- aftchsische Heer mit 9 Regimentern Kavallerie zu 4 Eakadrona, 18 Regimentern Infanterie zn 10 Kompagnien (die Leibgarde 14 Kompagnien) und den „besonderen Korps," darunter Artillerie, Ingenienrkorps, Sehweizergarde nnd Oanäsontmppen, im ganzen 24 108 Mann.

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BlekbUok auf die letxton hundert Jahre der deatoohen HeereBgeaohieht«. n

Die Truppenzahl, die l'reulsen and diese grftfseren Staaten als Keichs-Kontinjrent zu stellen hatten, stand kaum im Verhältui« zd 4icr für eigene Rechnung gehaltenen Heeresraacht.

Über die geschichtliche Entwickelung der preufsischen Armee ist in diesen Blättern ausführlich berichtet worden in einer Keihe von Artikeln, welche die Thätigkeit der HoheuzoUern als Bildner und Erzieher des Heeres besprachen.

Hier genüge die Angabe, dal's bei Ausbruch des Krieges i8(Xi die prenfsische Armee folgenden Bestand aufwies:

An Infanterie: CO Jiegimenter, 24 Füsilier-Bataillone, 1 Feld- jäger-Regiment zu 3 Bataillonen. 194 486 Kombattanten einschiieislieh 49ö2 Artilleristen zur Bedienung der Kegimentsgeschüt/e.

An Kavallerie: IM Kürassier-, 14 Dragoner-, 9 Husaren-Hegimenter, 1 Husaren-Bataillon. 1 Regiment und 1 Bataillon Towni izys. 1 Jäger- korps zu Pferde. 225 Eskadroris mit 41102 Kombattanten.

An Artillerie: 4 Regimenter Fufs-Artillerie, 1 Regiment reitende Artillerie, öO Kompagnien, die im Kriege 71 Batterien bedienten und zwar 464 GreschUtze der Linie und 136 Geschütze der Reserve, femer 434 Regiments- Qud BatailloDsgescbUtze. Dazu kamen 17 Festungs-KomjKiirnien.

Das Ponlonnierkorps. 2'/» Kompagnien bediente mit 158 Kom- Vtattauten 256 PontODs. Das Mioeur-Korps zählte in 4 Kompagnien 428 Mann.

Die Gesamtstärke des Heeres betrug etatsmäfsig 6915 Offiziere, 247 724 Kombattanten mit 1034 Feldgeschützen. Iininerbiu eine stattliche Armee, die, kriegsmäfsig und den Anforderungen der Zeit entsprechend ausgebildet, einheitlich verwendet und gut geführt, der Napoleonischen Heeresmacht mit Erfolg hätte entgegentreten können. Aber keine dieser Bedingungen war auch nur annähernd erfüllt. Nach dem furchtbaren, in der preufsischen Geschichte beispiellosen Zusaiiiiiienbrueh gebot Preufsen nur noch Uber 50 Bataillone Infanterie, 11 Kompagnien leichter Infanterie, 9 Jägerkompagnien, 86 Eskadrons Kavallerie, 4 sehr zusammengeschmolzene Artillerie- Regimenter, 2 Mineur- und 1 Pontonnier-Kompagnie. Mit Preufsen fiel (las von Osterreich sich selbst überlassene Deutsehland. Deutsch- land hatte nach der Vernichtung des Preufsenheeres kein Schwert mehr, war nur noch ein geographischer Begriff. Erst um den festen Kern des reorganisierten, auf dem Grunde der allgemeinen Wehr- pflicht mächtig erstärkten preufsischen Heeres konnte die deutsche Wehrmacht sich krvstallisieren. .Aber dieser Krvstallisations-Proze£B währte länger, denn ein halbes Jahrhundert und auf den Jammer 4er alten Keicbsarmee mulste erst die Misere der papierenen Armee

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I

12 BItokbUok auf die totitMi Inmdort Jahre der deotsohen Heeresgeaefaiehte.

des dentaoben Bandes folgen, bevor die Stürme von 1848 bis 1866 den alten Kram hinwegfegten nnd Raum schufen fllr gesunde nnd lebenskrillkige Nenbildnngen.

Znnltehst hatte die Napoleonisehe Z^t für alle enroplüscben Staaten England ansgenommen die Folge, dals Uberall an die Stelle der Werbung die Konskription, die Aushebung der Rekruten im eigenen Laude, trat. Aber vorläufig schwang sich nur Preulsen allein aur Durchftlhrung der allgemeinen Wehrpflicht auf; in den ttbrigen deutschen Staaten blieb neben der Konskription die Stell- Vertretung in Kraft, so dals die besser gestellten Volksklassen, „die oberen Zehntausend,*^ sieh der DienstpiOieht ent«>gen nnd der Heeres- dienst mehr fibr eine drückende Last, als für eine Ehrenpflicht galt, eine Ehrenpflidit, die su den Zeiten Hermanns Jeder deutsche Mann als sein stola&estes Recht angesehen hatte.

In PreoTsen war durch das Gesetz vom 8. September 1814 die groisartige Heeresorgantsation von 1808 sum Abschlufis gekommen. Das stehende Heer war seitdem die Schule, in der die gesamte wafiSenfähige Mannschait für den Beraf des Krieges erzogen werden sollte. Jeder Preafse diente 3 Jahr bei der Fahne, 2 Jahr in der Reserve, gehörte bis zum vollendeten 40. Lebensjahr der Landwehr an und blieb bis zum 60. Lebensjahr landsturmpflichtig. Das stehende Heer zählte 1817 38 Infanterie-Regimenter, 6 JSger- und Schützen-Bataillone, 30 Kavallerie-Kegimenter und 9 Artillerie- Brigaden. Im Kriegsfall vermochte Preulsen etwa 400000 Mann ins Feld zu stellen.

Wir kommen zur Kriegsverfassang des deutscheu Bundes.

Der Wiener Kongrefs erkannte die Notwendigkeit einer einheit- lichen Militärverfassung an nnd es wurden seit 1814 darUb(>r Ver- handlangen gepflogen. Die dcutsclie Hundesakte vom 8. Juni 1815 enthielt bereits die ^Tundlegenden Bestimmnngen: „Zweck des Bundes ist die Erhaltung der änlseren und inneren Sicherheit Deutschlands und die Unabhängigkeit nnd Unverletzbarkeit der einzelnen deutsehen Staaten. Alle Mitglieder des Bundes versprechen sowohl ganz Deutschland als jeden einzelnen Bondesstaat gegen jeden AngriiT in Schutz zu nehmen und garantieren sich gegenseitig ihre sämtlichen unter dem Bunde begrifiendi Besitzungen. Bei einmal erklärtem Bundeskrieg darf kein Mitglied einseitige Unter- handlungen mit dem Feinde eingehen, noch einseitig Waffenstillstand oder l>ieden schlielsen. Den Unterthanen wird die Befugnis erteilt, in Militärdienste eines anderen Bundesstaates zu treten, insofern keine Verpflichtung zum Militärdienst im eigenen Vaterlande mehr vorliegt."

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BttekbUok auf die letzten hundert Jahre der denteehen Heeresgesohiohte. 13

Die allgemeinen Ornndsätze ftr die Kiiegmifittsiing des Bandes wurden erst 1818 aofgestelli Gleioh die Eingangsbeetimmnng ist 80 yerklansolierft, dafo man die Besorgnis dnrelifllhll, es konnte den Sondeneohten Eintrag gesebeben. Es wurde bescblossen ^uter Wtirdigong der yoUst&ndigen Sonrerilnitttt der deutseben Staaten die ansgedebnteste RUeksiebt auf Anwendung eines, semem Zweek in rein milittriseber Hinsiebt vollkommen entspreobenden, in seinen Besultaten gebOrig wirksamen Verteidignngsiystems der Gesamtheit der Bundesstaaten zu nehmen, und zunächst in Betraobt zu zieben: „den Zweck der Militftnrer&ssnng, die Bildung des Bundesbeeres, den Friedens- und Kiiegsstand, die Bestimmungen Uber den Ober- feldheim, das Armeezeicben, den Landsturm, die Bundesfestnngen, die Verteilung der Militärkosten/'

Ibre endgültige Fassung erhielt die KriegsTei&ssnng dureb die Bundesbescblttsse vom 9. und 12. April 1821 und vom 11. Juli 1822. Abgesehen von efaizelnen Bestimmungen, die durch Bundesbesofaluih vom 4. Januar 1855 gei&ndert worden sind, ist jene Bundeskriegs- Verfassung von 1821 ^22 bis zur Auflösung des deutschen Bundes in Kraft geblieben.

Bekannilicb gehörten von Östeneieb und Preulsen nur die deutseben Provinzen zum Bunde, Posen und die Provinz Preulsen zahlten nicht mit.

Nach Artikel 1 ist das Bundesbeer aus den Kontingenten aller Bundesstaaten zusammengesetet, welche nach der jedesmaligen Bundesmatrikel gestellt werden. Die von den Bundesstaaten an- gegebene Volkazabl galt ftr die nächsten 6 Jahre als Bundesmatrikel. Merkwürdigerweise zeigt die Matrikel von 1842 fast noch dieselben Zahlenangaben, wie die von 1818.

Art. 2. Das Verhältnis der Waffengattungen wird nach den Grundsätzen der neueren Kriegitthrung festgesetzt.

Art 8, Zur Bereitbaltung itlr den Fall des AusrOckens wird das Bundesheer schon im Frieden gebildet, und dessen Stärke, sowie die innere Einteilung, durch besondere BundesbescblOsse bestimmt

Art. 4. Das Bundesheer besteht aus vollstilndig gebildeten, teils ungemischten, teils znsammengetzten Armeekorps, welche ihre Unterabteilungen von Divisionen, Brigaden u. s. w. haben.

Art 7. Bei der Organisation der Kri^macht des Bundes ist auf die aus besonderen Verhältnissen der einzelnen Staaten hervor^ gehenden Interessen bisoweit Rücksicht zu nehmen, als es mit den .allgemeinen Zwecken vereinbar erkannt wird.

Diese Rücksichtnahme hatte a a. zur Folge, dals aus den Kontingenten von 16 kleinen Bundesstaaten eine Reserve-Division

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14 BItokbUok anf dto letaftoi himdflrt Jahn der dentodMB HeemgeMhichto.

gebildet warde, die man fUr die Besetzung der Bondesfestangen be- stiiDiDte. Wie wenig diese Malsregel den „allgemeinen Zwecken** entsprach, erhellt schon ans dem Umstände, dafs gerade die Trappen der Kleinstaaten im Frieden nie Gelegenheit hatten, den Festongs- dienst kennen zn lernen.

Art. 8. Nach der grnndgesetzlichen Gleichheit der Rechte und Pflichten soll selbst der Schein von Sopreinatie "eines Bandes- staates Uber den andern Terroieden werden.

Diesem ordentscben Artikel wUrde auch der alte Segestes seinem Schwiegersöhne Hermann gegenüber von Henen zngestimmt haben.

Art 12. Das anfgestellte Kriegsheer des Bandes ist ein Heer nnd wird von einom F("ldhprrn befehligt

£ine vortreffliche Bestimmung, die aber immer Phrase geblieben ist, zumal man sieh nie hat entschlielsen können, die Wahl des Obeifeldherrn sachgemäls zu regeln.

Nach den folgenden Artikeln wird der Oberfeldherr Tom Bnnde erwählt, wird ?on ihm in £id und PÜicht irenommen. macht seinen Operationsplan nach eigenem Ermessen, bleibt aber dem Bonde ver- antwortlich und kann einem Kriegsgericht anterwoHen werden.

Art 17. Die Befehlshaber der einzelnen Trnppenabteilungen werden von dem Staate, dessen Truppen sie befehligen sollen, er- nannt FUr die Abteilungen, welche aas mehreren Kontingenten zu- sammengesetzt sind, bleibt die Ernennnng der Yereinignng der be- treffenden Regierungen Uberlassen.

Diese Bestimmung hatte die sinnigsten Anordnungen zur Folge. Im 8. Bnndeskorps hat der Reihe nach die zweite, die dritte und dann die erste Division die Wahl des Korpskommandeurs. Im 10. Korps beginnt die erste Division mit der Wahl des Korps- kommandeurs, die anderen tolgen brigadenweise. Bei der ersten Division giebt Hannover den Divisionskommandeur, während bei der zweiten biigadenweise damit gewechselt wird. So geht's weiter in infinitum.

Wir mUssen uns nun noch die später revidierten Ans- f tthrnngs b e s t i m m u n g e n ansehen.

„Jedes Bundes-Kontingent i>esteht aus dem Haupt-, dem Reserve- und dem Ersatz-Kontingent Die beiden ersteren, gleich organisiert und bereit gehalten, rUcken ins Feld, das letztere bleibt im eigenen Staate zurUck. Unter Zugrundelegung der Matrikel von 1842 hat jeder Bundesstaat im Hauptkontingent 1'/», im Reservekontingent im Ersatzkontingent '/• Prozent dieser Matrikel, also l'/^ Prozent von seiner znm Bande gehörigen Bevölkerangszahl za halten. Uieraas

fiüekbUok auf die letzten hundert Jahre der deateohen Ueeresgeaohiehte. 15-

würde sich ein Haupt- und Keservekontiu«|;ent von rund 450000 Mann, ein Ersatzkcntin^ent von rund 50000 Manu ergeben. Zu „gröfseren Anstrengongren" bedarf es eines Bundesbeschlusses. Es folgen eine Menge von Bestimmungen und Festsetzungen Uber das StärkeTerhältnis der WatYen, Uber die Verwendung der Landwehr, über die Zahl der Offiziere, Unteroffiziere und Spielleute, Uber Geschlitzarten, Pioniere, Belageruugspark, Brückentrain, Militärärzte 0. 8. w. Diese Bestimmungen sind zum Teil ganz verständig, haben aber kaum je den Weg vom grünen Tisch bis zur praktischen Dnrchluhruug gefunden. Das Bundesheer war folgenderraalseu zu- sammengesetzt*

1., 2., 3. Korps = Österreich = 96 Bataillone, 97 Eskadrons, 56 Batterien mit 448 Greschützen, 21 Pionierkompagnien = 145855 Kombattanten; 4., 5., ü. Korps Preulsen 103 Bataillone, 128 Eskadrons., 44 Batterien mit 352 Geschützen, 8 Pionierkompagnien Ä 137652 Kombattanten; 7. Korps Bayern 34 Bataillone, 42 Elskadrons, 17 Batterien mit 136 Geschützen, 3 Pionierkonipagnien = 42716 Kombattanten; 8. Korps Württemberg, Baden, Grols- herzogtum Hessen 24*/4 Bataillone, 29*/, Eskadrons, 14'/, Batterien mit 106 Geschützen, 4 Pionierkumpagnien = 32879 Kombattanten; 9. K-orps Sachsen, Kurhessen, Nassau, Limburg 28*/, Bataillone, 29 Eskadrons, 11'/, Batterien mit 4 Geschützen, 3'/, Pionierkom- pagDien = 33092 Kombattanten; 10. Korps Hannover, Braun- Bchv\'eig, Holstein, Mecklenburg, Oldenburg und die drei Hansestädte 37*/, Bataillone, 34 Eskadrons, 13'/, Batterien mit 92 Geschützen, 5*/, Pionierkompagnien = 41266 Kombattanten.

Hierzu kommt die Kriegsbesatzung der Bondesfestungeu die aus den Kleinstaaten zusammengesetzte Reservedivision und Ab- kommandierungen der Korps 69*/, Bataillone, 10 Eskadrons, 3 Batterien mit 24 Geschützen = 73265 Kombattanten,

Summa: 506 725 Kombattanten.

Um von der Zusammensetzung und der Bewaffnung der Bundes- korps einen Begriff zu geben, diene das 10. Bnndeskorps ond die Reservedi Vision als Beispiel.

Das 10. Bandeskorps war zusammengesetzt: 1. Division: a) Han- noTer mit 18 Bataillonen (davon 4 Jägerbataillone), 12 Eskadrons Ktlrassiere, Dragoner and Hasaren, 8 Feldbatterien (6- und 12- pfUndige Kanonen and 24-pfUndige Haubitzen), 2 PionieriLompagnien ; b) Braonschweig mit 3 Bataillonen, 3 Sehwadronen Uosaren, 1 Feld- balterie (6-pfUndige Kanonen und 12-pfUndige flanbitzen).

2. Division : 1. Brigade Holstein mit 4 BateiUonen, 1 Jäger- korps, 4 Eskadrons Dragoner, 1*/« Ifeldbatterien (6- ond 12-pi1lndig&

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16 BttekbUek anf die letsten hnndeit Jahre der deatselMD Heeresgeiohiehte.

Onumtkanondn), 2 Pionierkompagnien; 2. Brigadie Meoklenbnrg- Sohwerin mit 4*/, BataiUoneo Bat Jäger), 4 Sehwadronen Dra- goner, 2 Feldbatterien (G-pfllndige Kanonen nnd 7-pfttnd. Hanbitsen), 1 Pionierkompagsie; Hecklenburg-StrelitE mit 1 Bataillon. 3. Brigade, Oldenburg nnd die HanseBtttdte, Oldenburg stellt den Biigade- Kommandenr sowie 3 BatalEone, 3 Eskadrons, l*/4 Feldbatterien (6-pfÜndige Kanonen und Hanbitien), Eambnrg 2 Bataillone, 2 Es- kadrons, Bremen 1 Bataillon nnd 2 Oesehtttse, Lttbeok 1 Bataillon. Die Infanterie Atbrte im Jabre 1860 in Hannoyer Piokelgewehre, in Brannschweig ThouTeninsebe, in Meelüenboig Minlögewebre, in Olden- burg nnd in den Hansestädten Domgewebre.

Znr Reserre-InfanteriediTtsion stellte Sachsen- Weimar 3 Bataillone mit Miniögewebren, Altenborg 2 Bataillone mit gezogenen Kammer- gewehren (DelsTigne), Kobn^-Gotiia 2 Bataillone mit Mini^webren, Meiningen 2 Bataillone mit (anderen) Miniögewebren, Anhalt-Dessan- Köthen 1^/, Bataillone mit Delavigne-Oewebren, Anhalt-Bemburg Bataillon mit Delavigne-Gew ehren, Hessen-Homburg 2 Kompagnien Jäger mit Jägerbttchsen (DelavigDe-Thoavenin), Waldeck 1 Bataillon mit urageänderten glatten Miniögewebren, Lippe Detmold l Bataillon mit Dorngewehren, Schanmbnig- Lippe 2 Kompagnien Jäger mit Thereminschen Buchsen, Schwarzbarg-Kadolstadt and Soodersbaosen je 1 Bataillon mit Mini^gewehren, Liechtenstein 1 Zag Jäger mit WUdseben Büchsen, Reuls 1 Bataillon nnd 2 Kompagnien Jäger mit geiEOgenen Thonveninsohen Gewebren, Frankfort 1 Bataillon mit glatten Gewebren und 1 SchUtzenabteilnng mit DombUchsen. Summa: 17 Bataillone and 6 Jägerkompagnien mit zwölferlei Ter- schiedoiicn Gewehren.

Die AusfUbrungsbestimmuDgen zur Bondes-Kriegsverfassnng ver- breiten sich auch Uber Dienstrerpfliobtong, AoBbildnog, gröbere Übnngen nnd sonstigen Dienstbetrieb.

Die „Gesamtpräsenz^^ (bei der Fahne) sollte währen fUr die Infanterie 2'/«, mindesitens 2 Jahre, für die Kavallerie 3 bis 3*/, Jahre, ftlr die Artillerie 2 bis 2Va Jahre (reitende Artillerie 3 bis 3*/t Jahre u für die Pioniere 2 bis 2% Jahre.

Für die Kekratcnansbildung worden 6 Monate angesetzt. FUr die Schielsaasbiidang werden bei der Infanterie 30 SohnÜB im Jahr, bei den Jägern 90 Schufs verlangt Gröfeere Übungen min- destens in halber Kriegsstärke sollen alljährlich 4 Wochen lang stattfinden, jeder taktische Körper soll jährlich vereinigt werden, mindestens alle 2 Jahre an Übungen in Brigade nnd Division teil- nehmen, jedes Korps sich wenigstens alle 6 Jahie zn gemeinsehaA- licben Obnngen vereinigen.

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Bfiekbliok auf die letzten hundert Jahre der deutäohen üeereäget>chiohte. 17

Diese Bestiinmangen sind, wenig:steü8 fUr die kleineu Kuntingi ute,

vielfach fromme Wünsche geblieben.

Weiter wurde den Ofiiziersaspiranten der kleinen Staaten der

Besuch der Bildungsanstalten der gröfseren Staaten und die Teil- nahme an deren Prüfungen empfohlen. Der Dienstbetrieb sollte mögliehst einheitlich geregelt werden: Exerzier-. Dienst- und Ver- pflegungs-Reglements, Kriegsgesetzc und Gerichtsverfassung sollten in Übereinstimmung; gebracht werden; eine gemeinsame Felddieust- ordnung war in Atfesicht genommen. Aber selbst innerhalb der emzelnen Bundeskorps blieben die gröfsten Verschiedenheiten be- stehen, geschweige denn, dafs man zu allgemein gültigen Normen gelangt wäre.

Dem Bunde waren alljährlich von den Kontingenten Standes- Ubersichten einzureichen, aus denen za ersehen, ob die Bestim- mungen der Bandeskriegs Verfassung befolgt waren. Aber Papier ist geduldig.

W^ichtiger als die StandesUbersichten waren die Musterungen, die mindestens alle 5 Jahre Ton Seiten des Bandes stattfinden sollten. Das österreichische Kontingent worde Ton Plreafsen, Bayern nnd Württemberg, das prenlsische von Östexreich, Saehsen and HannoTer, das bayerische yon Preulsen, Hannover nnd Baden gemustert and nach entsprechenden Grandsätzen die Übrigen Kontingente. Der Inspizierende hatte in berichten ttber das Ezerrieren, die Schiels- llbungen, den Felddienst ond die taktiBehe AasbUdnng des Rontin- gents. Darnach stellte die Ifilitirkommisslon des Bondes efaien all- gemeinen Bericht auf, der ein Bild tob dem Zostande des ganzen dentschen Heeres geben sollte.

Die Bondes-HilitärkommissioD bestand ans einem öster- reichischen, einem preobisohen, einem bayerischen nnd je einem BeroUmSchtigten der drei gemischten Korps. Dieser ans 6 Ilüt- federn bestehenden Kommission darf man nachrühmen, dafe sie ihre Aufgabe ernst genonmen ond sich naeb Möglichkeit bestrebt hat, die dentsehe Einigkeit in den Heereseinrichtnngen znm Ansdmck za bringen. Wenn die AnsfUbning nicht den Forderangen der Mifitftrkommission entsprach, so lag das an Hemmnissen, die sie ebensowenig zn Überwinden vermochte, wie der Bundestag die Sonderinteressen.

Anf die Bestimmangen Uber die Mobilmach nng, die wir Uber- gehen, folgt der Abschnitt 6, der sich in einer Beihe von Paragraphen mit dem Oberfeldherrn beschäftigt. Die ersten Paragraphen wieder- holen, was schon in den GmndzUgen ausgesprochen war.

Der Oberfeldberr entwirft den Operationsplan nach eigenem Er-

JaMBAw ftr «• dratNh* Ahm« ud VailM. B4. 114. 1. 2

18 Rückblick auf die letzten hundert Jaiire der doutüchen Ileereagescbichte.

messen; aber „erat dann, wenn er nach getroffenen Einleitungen cnr wirkUehen ADsfthrang geschritten sdn wird, ist er Terpflichtet. der Bnndesyersamnilaiig die Umrisse seines Operationsplanes vor- zalegen. Er mafs jedoch denselben aof das nrnstitadlicbste (sie!) schriftlich an&etzen, damit Ittr alle Za^e, die ihn persönlich treffen können, so Toigesorgt sei, dals sein Nachfolger das Ganze roll- stftndig einsehen nnd folgerecht verfahren könne**.

Man denke sich Blttcher als Bondesfeldherm, wie er seinen Operationsplan „anf das nmständlichste** anfsetzf.

Die Bnndesversammlnng wählt anfser dem Oberfeldhenn einen Cteneralleotnani des Bundes als Stellvertreter des Oberfeldheim, der die „zeitliche Verwesang** der Stelle vorkommenden Falles za Über- nehmen hat.

Die Befugnis zn Detachiemngen wird dem Obeifeldberm er- teUt, aber durch allerlei Kantelen eingesehri&nki Wörtliche Wieder- gabe verdieneu die Paragraphen 55 nnd 56: „Zu dem als Reserve aufiEustellenden Armeekorps stolsen besondera zn bildende Kavallerie- und ArtiUerie -Massen, zn deren Bildung alle Armeekorps des Bundes- heeres nach dem Verhältnisse ihrer Kavallerie und Artillerie bei- tragen. Der OberfeldbeiT kann zu diesem Behufe von Jedem der ungemischten Armeekorps bis zn einem Fünftel und tou jedem ge- mischten Korps bis zu einem Sechstel der Kavallerie, ferner von jedem Armeekorps bis zu einer Batterie von 8 Gkschtttzen beordern. Wenn durch vom Bunde genehmigte Einrichtungen die Zahl der Reiterei eines Korps sich g^en den matriknlarmälsigen Betrag mindert^ so wird die Zahl, um welche sie vermindert wird, an dem Quantum abgezogen, welches detachiert werden kann". Hoffentlicb hatte der Oberfeldherr in seinem Stabe einen getlbten Rechenmeister, der mit dem erforderlichen Dividieren und Subtrahieren rasch zu- stande kam.

Weiter: „Obige Bestimmung eines Maximums soll den Ober- feldherm nicht hindern, fllr den Tag einer Schlafet die Reserve durch Infanterie, Kavallerie nnd Artillerie einzelner Korps nach seiner Einsicht insoweit zu verstärken, als es die Schlagfertigkeit der ein- zelnen Korps gestattet**.

^och sind zwei Pangn^hen charakteristisch. § 58: „Wenn schon die innere Einrichtung der Kontingente, nach ihrem Ausrttckeh, anch im Kriege den einzelnen Bundesstaaten überlassen bleibt, so ist doch der Oberbefehlshaber befugt, die Mannschaft sowohl, als das Materielle der verschiedenen Kontingente zu mustern, zur Hebung' allfallsiger Mängel, welche auf die Schlagfertigkeit Einflute nehmen können, sich an die betreffende Regierung zu wenden und, wenn er

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Bäciblick auf die leUtea hundert Jtüire der deuUohen Heerdügeschiobte. 19

es für nöti^ halt, auch deswegen Anträgre bei der Hundes- versaminlu II fr zu machen, welche ohne Ver/uj? mit Anwendung der Uber die Kriegsverfassung aufgestellten Grundsätze darüber einen Besclilulä fassen und für dessen Ausfuhrung Sorge tragen wird".

Wenn d( r nherbetehlshaber schon im Frieden in Funktion wäre, so hätte diese Hestimniung einen vernünftigen Sinn; aber ein Ober- feldherr, der Jim \'orabend der Aktion „Anträge an die Bundes- vcrsaniiiiliiiig macht", dürfte wohl erst einige Zeit nach dem Friedens- schluls auf die Erfüllung seiner Wünsche rechnen können.

§ ()2: ..Damit den Bundesstaaten Uber die gleichmälsige Be- handlung aller Teile des Buudesheeres volle Beruhigung ver- >chatft werde, so wird aus dem (reneraistabi- desselben für jedes Armeekorps ein hühercr Offizier nach dem llaupt(iuartier entsendet, (lern bei dem Obenehilu rrn und allen übrigen Chefs freier Zutritt gebührt, um mit denselben Uber Angelegenheiten des Rorps sich zu benehmen und dessen Interesse zu vertreten". Der arme Ober- feidherrl

Der Schlufs-l'aragraph regelt die Zu^^ainmensetZüng des even- tuellen Kriegsgerichtes und bewilligt dem Oberfeidherrii einen von ihm selbst gewählten „Defensor"'.

Während den Betugnissen der KorpskommaiRlaiilen IJ, der Bildung des Hauptquartiers 7 l'aiagraphen gewidmet sind, handelt nur 1 Paragraph von der Verpflegung.

Die Bestimmungen Uber die Gericht sl)a i keit, die mit den gegebenen schwierigen Verhältnissen rechnen müssen, sind sach- geniäfs. Interessant sind die Paragraphen 93 und \)4: ..(regen das Verbrechen des Meineids, des Verrates, der Feldllüchtigkeit und der Insubordination werden im Bundesheere durch besondere Kiugs- artiktd Straf bestimmungen getrotlen, welche dem gesamten Kriegs- heere als gleiehtörmiges Gesetz gelten sollen. Die in den Kriegs- artikelu nicht genannten Verbrechen und Vergehen werden nach den bei den Kontingenten der einzelnen Staaten gültigen Gesetzen beurteilt".

Zur Vervollständigung des deutschen Befestigungssystems waren schon lölö von den verbündeten Mächten aus der tran- Züsischen Kriegskontrilintion (»0 Millionen Franken lu'willigt worden, von denen Preulsen Millionen fUr Befestigung des Niederrheins erhielt.

1820 wurden die Festungen Mainz. Luxemburg, Landau vom Hunde übernommen, nachdem sie schon durch die europäischen Ver- träge als Bundesfestungen erklärt waren. 1841 wurde Ulm, 1842

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20 KUckblick auf die letzten hundert Jahre der deutschen Ueeresgesobicbte.

BaBtatt Tom Bunde befestigt, Ulm als Hauptwaffenplatz, Raatatt als Orenafestang und als Waffenplata des 8. Armeekorps.

Wie die Besatzungen der Bondesfestangeii gebildet worden daftr diene Mainz als Beispiel. Doreh Vertrag swischen Östeireicfa, Prenüsen und Hessen sind dem GoavenieQr die Staats- und stttdtiseben Behörden in allem, was anf die Verteidigung der Stadt Bexa^ hat, nnteigeben. Die Besatanng besteht im Frieden aar Hälfte ans Öster- retehem, znr Hälfte ans Preuben; Hessen-Darmstadt darf ein Bataillon in Mainz halten. Oonvemenr nnd Kommandant werden ab?rech8elnd alle 5 Jahre von Osterreioh nnd Prenlsen gegeben. Die Be- satzung im Frieden betriigt 8000 Mann. Nnn aber die Kriegs- besatzong!

7<)<M) Mann österreichischer,

7000 Maun preufsischer,

2010 Mann sachsen-weimarischer,

982 Mann altenburfrischer, 1360 Mann koburgischer, 1115 Mann meinin^^crscher,

854 Mann anhalt-dcssau-kötbeuer,

370 Mann aiihalt-bcrnhurfrischer,

200 Mann hessen-horaburgischer Bundestruppen.

Anch die Notwendigkeit von Kasten befestignngen faCste man ins Auge. Als 1859 Bayern im Anftrage der Mittelstaaten HannoTer ansgenommen den Antrag stellte, der deotsobe Bnnd möge ftlr die Sieherstellang der KUsten sorgen, erklärte Prenlsen, dafo es bereits mit den Staaten der Kordkttste dieserhalb Terhandle. Moltke, dem 1860 der Vorsitz in der KOstenbefestignngs-Kommission ttbertragen worde, berichtet darüber in seiner Selbstbiographie: „Von manchen interessanten Aufträgen, die mir als Chef des Generalstabes der Armee zufielen, kann ich eine Beieisnng der ganzen norddeatschen Kttste hervorheben, welche den Zweck hatte, ein gemeinsames Ver- teidignngssystem fllr alle dentsehen Kästen zn ermitteln. Die durch Marine- nnd Ingenieur-OfiSziere bis ins Detail ausgearbeiteten Ent- wttrfe wurden dem Bundestage wegen der Dringlichkeit der Sache zur schleunigen Erledigung ttberwiesen. Nach 3 Jahren (!) trat denn auch in Hamburg eine Bundeskommission zusammen, mit welcher ich nochmals die autserpreuisisobe Küste bereiste, die aber, wie YOrauszusehen, in ihrer M^orität gegen fast alle preulsischen Vor- Schläge stimmte, insbesondere gegen die beabsiehtigte gemeinsame Flotte unter Prenisens Ftthrung. So blieb alles beim Alten; und welcher Art speziell die faannoTerschen Befestigungsanlagen waren,

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lUickblick aaf die leUten hundert Jahre der deutsohw Ueeresgeeohiehte. 21

bat die Wegnahme vou Stade und Geestemünde iu diesem Jahre (1866) gezeigt".

Trotz aller Mänfrel und Halbheiten der LUindes-Kriegsverfassunj; bediutet sie der alten Reichs- Kiie^^sverfassung gegenüber einen Fort^^ehritt. Nur in der einheitlichen Führung war ein iiiickschritt zu vcr/eiehnen: der Kaiser führte den Olterbefehl Uber das Keichs- heer, während die vieltiOpfm-e Hundesver.saiiunluiig die oberste Be- hörde für den Oberteldherrn war. Der Hunde.sversammluug fehlte und mulste fehlen die Hauptbedingung zum KriegfUhren: Einigkeit des Willens und der Macht. Ks hat nicht an Versuchen gefehlt, dem allerseits erkannten Mangel einer einheitlichen Organisation und Betehlführung abzuhelfen; aber dazu hätte es aulser der Einsicht auch der Selbstverleugnung bedurft. Zwar verleugnete im Auslande der Deutsche hi reitwillig seine Nationalität, nie aber dem deutschen Hruder gegeuiiber seines Stammes Eigenart, Interessen und An- sprüche.

Die Erkenntnis, dals die Hegemonie, zumal die militärische Führung, Preulsen geinilire, dals nur von ihr für Deutschland Heil kommen kiinne, brach sich langsam, aber stetig Kahn, in den Be- völkerungen Iriiher, als bei den Regierungen. Auf jedem Blatt der neuen und neuesten Geschichte stand geschrieben, dafs Preulsen das Schwert Deutschlands war. Kein einziger Siegeserfolg in den Be- freiungskriegen ist ohne das mehr oder minder entscheidende Ein- greifen der Preulsen erstritten worden was wäre aus der Sehlacht bei Leiji/ig geworden ohne Blücher, Vorck und BUlowI Dagegen haben wir in jenen Kriegen eine Reihe spezifisch preufsischer Siege zu verzeichnen, wie Kulm, Grofsbeeren und Dennevvitz, die Katzbach- Bchlachi und Wartenburg. Wieder war die preulsische Armee die einzig zuverlässige Stütze der staatlichen und gesellschaftlichen Ord- nung in den Jahren des Sturmes und Dranges: Preufsen stellte in Frankfurt die Ruhe wieder her, Preufsen warfen die Emiiörung in Dresden nieder, Preufsen bekämpften und besiegten die Auf- stände in der Itheinpfalz und in Baden. Und von wem konnte Schleswig - Holstein seine Befreiung erhoffen, wenn nicht von Preufsen I

Blieb auch damals die deutsche Einheit nach wie vor ein Traum, eine Fata Morgana, die dem Wanderer in der Wüste oft in fast greifbarer Nähe iu glänzenden Farben erschien, um dann wieder iu das Nichts zu versinken das Preulsenheer und seine Erfolge war für den tiefer blickenden Patrioten der feste Punkt, an dem der kommende Archimedes den Hebel einsetzen konnte, um das morsche Bandesgebäude aus den Angeln zu heben. Das Vertrauen

22 Rückblick auf die letiteii hundwt Jahre der deuttehMi Heere^sgesohidite.

zom preofsisehen Heeie nnd zur preiÜ6i§cheD Honarebie war es aocb, das schon vor der entscheidenden Katastrophe von 1866 den Prozefs förderte, dnrob welchen das lockere GelQge der dentscben Bandestrappen sich am den preobisohen Kern zn kiystaUisieren begann.

Mit dem Jabre 1849 beginnt der Absoblafe einer Reibe von Militär-Konventionen, durch welche einsichtsvolle deutsche Fürsten sich mit ihren Kontingenten mehr oder weniger eng an die preofsiscbe Armee anschlössen, der vaterländischen Sache einen Teil ibrer Souveränitätsrecbte opfernd. König Friedrich Wilhelm IV. kam diesen Bestrebungen vers&ndnisvoll entgegen. Mecklenburg- Schwerin gab das erste Beispiel Am 22. Mai 1849 wurde zwbcben dem Ktfnig von Prenlsen und dem Grolsberzog eine Vereinbarung getroffen, dafs das mecklenburgische Militär eme Division bilden und dem 3. preufsiscben Armeekorps angegliedert werden sollte: „Die Ghrolsberzoglicb Schwerinschen Truppen nehmen alle taktischen preulsiscben Reglements an, desgleichen die fttr die preuDBiscbe Armee sonst bestehenden reglementarischen Bestimmungen, das preofsiscbe Militär -Strafirecht und die preafisiscbe Militärgerichts- Ordnung. Die schwerinschen Trappen erhalten nach und nach das preafsiscbe Kaliber fttr Handfeuerwaffen und Gescbtttze. Die Qualiiikation zum Portepeefähnrich und zum OfiSzier wird nach den preulsiscben Vorscbriften erworben nnd die Prüfungen vor der preufeischen Examinations-Kommission abgelegt Die Beförderung der Offiziere erfolgt nach preufstseben Grundsätzen. Den schwerin- schen Offizieren und Portepeefäbnricben wird der Besuch derprenlsiscben Militärbüdungsanstalten gestattet Der kommandierende General des 3. Armeekorps bat sich durch Inspizierungen von dem kriegs- tttcbtigen Zustande der schwerinschen Truppen zu fiberzeogen. Die greiseren Übungen, bei denen die Divisionen zusammengezogen werden, macht die schwerinscbe Division gemeinsam mit denen des preulsiscben 3. Korps". Zur Erleichterung der gleicbmäisigen Aus- bildung traten mehrere Offiziere und Unteroffiziere aus preulsiscben in mecklenburgische Dienste Uber.

Dem Beispiel Mecklenburgs folgten Anhalt, Braunschweig und Baden, die ebenfalls Militärkonventionen mit Prenlsen ab- schlössen.

Die Tbronbesteignng König Wilhelms L und die Vollendung der beiÜB umstrittenen Armee-Reorganisation war für die deutschen Fürsten eine neue Mahnung, sich mit ihren Kontingenten enger an Prenlsen anzuschliefsen. Herzog Ernst von Sachsen -Koburg- Gotba scblofs bereits J861 eine Konvention mit Prenlsen ab, wonach

fiückbUok auf die letzten hundert Juhro der deutscheu Ueereagei^ohiobte. 23

das Kobnrg- Gothaische iDfanterie-Regiment in der Starke you 1 Mosketier- und 1 FttsUier-Bateillon in ein engeres Verhältnis zur ^olsischen Armee trat Die Krone Prenben ttbemahm gegen Zahlung einer ATersionalsnmme von jährlich 80000 Thalem die lUiattoDg des Kontingents im Frieden nnd besetzte die Of&der- stellen im Einverständnis mit dem Hensoge. FOr die Mohilmachong war ein Panschquantom von 9000 Thaler nnd ftr die Hobilhaltong während eines Jahres ein solches Ton 148000 Thaler zn ent- richten.

Eine ähnliche Konvention schlob 1862 Sachsen -Altenbnrg ab. In demselben Jahre that Waldeck ein gleiches, dessen Fttsilier> Batsillon Ton non an preolsische Kommandeure und preulsische Offiziere erhielt.

Soweit hatten die moralischen Eroberaugen Frttchte getragen; aber es bedurfte beilserer nnd stürmischerer Werbungen, bevor sich die Jnngfrau Germania Prenfsen zu eigen gab. „Ich räume eini" bat Moltke einmal gesagt, „dals auf dem Wege der Vereinbarung m Dentschland nicht leicht etwas geschaffen wird. Was auch tlber deutsche Einheit geredet nnd gedruckt, gesungen und getoastet worden, etwas Reales ist daraus nie hervorgegangen. Die Möglich- keit, sich zn einigen, welche unser Herrgott der deutschen Nation in Abschnitten von Jahrhunderten geboten, wurde nicht benutzt, weil jeder sie so versteht, dafs er der Mittelpnnkt derselben wird, jeder emen andern, daher meist unmöglichen Weg will".

Der Krieg von 1866, dessen politische nnd weltgeschicht- liche Bedeutung wir hier nicht hervorzuheben brauchen, legte Zeugnis ab von der Mangelhaftigkeit der Bnndes-Kriegsvei^snng nnd von der Überlegenheit der preulSrischen Armee. Der Anschluls der deutschen Bundeskontingente an Preuihen wurde nicht nur zu einer politischen, sondern anch zu einer militärischen Notwendigkeit, die allgemeine Wehrpflicht wurde die nnerlälsliche Grundlage des Den erstarkenden deutschen Wehrtnms. Während Prenfsen, semen neu erworbenen Provinzen entsprechend, aus den neu errichteten Keg^entero drd Armeekorps bÜdete, wurden die Kontingente der norddeutschen Staattn dem Oberbefehl des Königs von Prenisen ontersteilt, dem preoMschen Heere angegliedert nnd in den Truppen- verband desselben eingereiht Nur das Königreich Sachsen bildete ein besonderes Armeekorps. Die Militärkonventionen, auf denen die Organisation des norddeutschen Bnndeaheeres beruhte, sind grOfsten- teils 1867 abgeschlossen. Sie sind in ihren Grundsätzen nnd Haupt- bestlmmungen einander ähnlich, wenn auch die Rücksicht auf die Wünsche der Kontingentsherren manche berechtigte £igentttmlichkeit

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24 BQekbliek «uf die letzten boodert Jahre der dentsoben IIeeresg:esobiobte.

bestehen liefo ond manehe Venebiedenheit zur Folge hatte. Wenige Beispiele werden genügen. Die wesentliohen Bestimmnngen der Konrention mit Anhalt sind: „D\ß Veifilgang Uber die Stellen der Offiziere nnd Portepeefilhnriche hat der KOnig von Preufsen. Die Verwaltang des Regiments und seine Unterhaltung ans Bnndesmitteln hat die Krone Prenisen gegen Zahlung der zur Zeit herabgesetzten yerfassnngsmilfsigen Beitri^;e von 225 Thalem pro Kopf tiberuommen, Dem Dislohationsrecht hat der König von Pieoben als Bundesfeld- berr konventionsmft&ig entsagt und sieh dasselbe nur für die Fälle vorbehalten, wo miUtfirische und politische Rttcksiebten anderweite Maisnahmen bedingen. Demselben steht auch das oberste Begnadi- gungsrecht zu. Die Mannschaften leisten ihrem Landeaherm den Fahneneid, werden aber gleichzeitig zum Gehorsam gegen den Ktfnig Yon Preullien als Bnudesfeldbenrn eidlich verpflichtefS

Die KouTention mit Mecklenburg enthielt folgende Bestimmungen. Den mecklenburgischen Oflizieren wird der Ehitritt in den Verband der preutsiscben Armee freigestellt; der König Ton Preulsen erhlUt das Recht der Anstellung, Betörderung, Versetzung der Offiziere. Die Offiziere, welche Aufnahme in die preuCnsche Armee wttnscben, werden in jener nach ihrem Range nnd ihrer Aneiennetät eingereiht; die Offiziere des stehenden Heeres, welche den Ubertritt nicht wünschen, scheiden ans dem Kontingent aus nnd werden mit der verdienten Pension in den Ruhestand versetzt Die Offiziere des grofiMierzoglichen Kontingents verpflichten sich mittelst Handgelöb- nisses für die Dauer ihrer Anstellnng im Kontingent das Wohl nnd Beste des Kontingentsberm zu fördern, Schaden und Kachteil aber abzuwenden. Alle Offiziere der mecklenburgischen Truppen werden als „GroMerzoglich Mecklenbnrgische'^ bezeichnet, sie erhalten (neben den preulsiscben) mecklenburgische Patente und tragen die mecklen- burgische Kokaride nnd mecklenbnr^sche Dienstabzeichen.

Die Konventionen mit den anderen norddeutschen Bundesstaaten sind ähnlich der mit Anhalt abgeschlossenen.

Mit den süddeutsch en Staaten wurden bekanntlich geheime doch bald darauf veröffentlichte Schutz- und TrutzbUndnisse ab- geschlossen, durch welche dem K(lnig von PrcjUsen fUr den Kriegs- fall der Oberbefehl auch über die süddeutschen Heere übertragen warde. „Freilich,*^ sagt Moltke in dem Entwurf zu einer fttr da» Zollparlamcnt bestimmten Rede, ^wäre eine grörsere Annähening auf dem militärischen Gebiete zu wünschen. Ea besteht zur Zeit ein Schutz- und Trut/bUndnis. Es ist dies die nnvollkominene Form gegenscitigrer Hilfeleistung. Ein Schutz- und Trutzbündnis bat gerade so viel Wert, als jeder Teil Schutz und Trutz zn üben vermag»

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BIlAbUek auf die letsten hundert Jthre der dentsehen Heeresgescbiehte. 25*

loh rede cicbt davon, dafo NorddeaischJaikd die grOIsereo Streitmittel besitzt, das veistefat sieh von selbst; aber wir stellen eine Armee,. Sie Kontingente; wir haben einen Kriegsherrn, Sie einen Oberfeld- herm. In der Hauptsache tragen nicht die sQddentschen Führer die Sebald an dem MiTserfolg von 1866, auch nicht die sttddentschen Trappen, welche sich überall tapfer geschlagen haben. Es waren die sttddeatschen Partiknlarinteressen, welche es mOglioh machten, dals 46000 Preufsen, einheitlich and kräftig geführt, gegen lOOOOa Gegner die Offensive ergreifen und von der Eider bis zar Jaxt vor- dringen konnten. Sie hatten in die Hand des Führers eine Waffe ans trefflichem Stahl gelegt, aber die Waffe bestand aus Stücken. Dies der Unterschied »wischen einheitlichem Heer und Koalition. Beim besten Willen können die Staaten Sttddeatsehlands für jetit nor eine Koalition bilden, während wir doch rings am ans nur grolse einheitliche Heere erblicken. Aach wir wünschen daher eine inner- liehe Verschmehsang, aber wir wünschen sie weniger im norddentschen oder im prenlsischen, als im allgemein deatschen und ganz besonders in Ihrem eigenen Interesse. Der Norden braucht den Süden nicht XQ drängen, er kann es abwarten, bis das Bedürfnis den Süden za ans führt.

Dies Bedürfnis naa tritt jedesmal hervor, sobald eine Wolke am politischen Horizont sich zeigt Freilich mit dieser Wolke ver- Bohwindet auch alsbald die Neigang, Institutionen dauernd einzofUhren, welche die Hilfe des Nordens ermöglichen und selbst entbehrlich machen würden. Man erkennt die Nützlichkeit der Einrichtungen,, welche sich in Preufsen bewährt haben; aber man hofft den Lasten zu entgehen, welche sie notwendig mit sich führen Lasten, welche doch Preujjsen 50 Jahre lang allein getragen, ohne za erliegen, und deren Verwendnng wir es danken, wenn beate in diesem Saale Ab- geordnete aus dem Norden wie dem Süden znsammea tagen. Und dies Zögern liegt nicht etwa allein an den Regierangen, sondern namentlich an den Volksvertretungen.

Sie haben im Prinzip allgemeine Wehrpflicht, dreijährige Dienst- zeit angenommen; aber in der Praxis werden Sie bei der Schwäche Ihrer Kadres und Gröfse der Ersatzeinstellung die zweijährige und bei den bewilligten Geldmitteln nach wie vor die einjährige haben.

Bringen Sie ans zor Einigang, and keine Kücksicht aai

eiwaige Verwickelangen nach aufisen vrird davon abhalten, Ihnen die gleich berechtigte and gleich verpflichtete Stellung im Bunde cinznitnmen. Nichts könnte einer vollständigen Einigung förderlicher sem, als ein Anstois von anfsen, eine Erschtttterong, welche den in seinem Verlaaf anterbrochenen Kiystallisationsprozels wieder in Flais

•26 Biickbliok «af die letzten handerfe Jahre der deutschen Ueereagesobiohte.

brächte. Ich erwarte eine Annaiierung' dcj? SiUleiüs an den Norden wie von seinem Patriotismus so deshalb, weil wir den höheren Preis bieten. Wir steilen ein Heer. Sie Kontingente, wir haben einen Kriej.'^sherrn. Sie nur einen Oiterfeldherrn; wir bieten Ihnen, was wir mit Blut errungen und was uns keine Macht der Krde wieder entreilsen wird, bieten Ihnen, was Öie ohne uns nie erreichen können, ein Vaterland!"

Diese Ausi'Uhnillgen des grotsen Strategeo spreehen klar und ■erschöpfend aus. was im Jahre 18(58 znr ToUen einheitlichen Ent- faltung der deutschen Wehrkraft noch fehlte; mit prophetischem Blick deatet Moltke zugleich darauf bin, wie eine einmUti^^e Ex- bebong gegen einen äufseren Feind am raschesten und sichersten isom ersehnten Ziele führen wird, zum Reichsheer.

Im Kriege gegen Frankreich bewährten sich die Schatz ond Trutzbündnisse; dem Anschluls der stiddeutschen Staaten an •den Nordbund folgte die Kaiser- Proklamation und die am 16. April 1871 yerkUndete Verfassang des deutschen Reiches schuf « ino deutsche Heeresmacht, wie sie zwar noch nicht dem Ideal einer solchen völlig ■entsprach, atjer doch das einheitliche Zusammenwirken aller deutschen Heeresteile t\lr alle Zuknntt sicherte: der Kaiser fuhrt den Ober- befehl Uber die gesamte Land- und Seemacht des Beiches, er er- nennt die Offiziere mit Ausnahme von Bayern, Sachsen and Württem- berg, denen besondere Prärogative eingeräamt sind.

Darcb das Reicbs-Militärgesetz vom 2. Mai 1874 warde •die Oiganisation und die Eigänznng des Keiebsbeeres festgestellt, Warden einheitliche Bestimmangen Uber das aktive Heer, ttber Ent- lassang and flber den Benrlaabtenstand getroffen.

Wenn dies grundlegende Gesetz, das den 1' riedensbestand des Heeres auf ein Prozent der Bevölkerung festsetzte, verhaltnismäfeig leicht zustande kam. so kostete es siollaeh schwere Kämpfe, den Reiehstajj: dir die iiiierläfslichen Verstärkungen zu gewinnen, die teils durcli die Zunahme der Bevölkerung, teils durch die Rüstungen unserer Nachbarn bedingt waren.

Die sieghafte Durchführung unserer deutschen lieereseinricliiungen verdanken wir in erster Linie unserm unvergefslichen grofsen Kaiser Wilhelm I , dem Schöpfer der Reorganisation von 1859 (iL dem Kriegsherrn des norddeutschen Bundes, dem kaiserlichen Oberfeld- herrn. In seinem Geiste hat unser regierender kaiserlicher Herr rastlos und erfolgreich weitergearbeitet an der btärkuii*: und Mclirun^^ unserer deutschen Wehrkraft, hat er im Einverständnis mit den BnndesfUrsten dem Keichsbeere auch durch ein äulseres Zeichen das

Rflekbliek aiif die leteten hnndert Jahre der dentaehen HeereigesoUohte. 27

Gepräge der Eiuheit g:egoben, durch die von allen deatschen Soldaten angelegte deutsche Nationalkokarde.

Keine Weltmacht ohne Seemacht! Im Jahre 18(K) waren die deutschen Küsten schütz- and wehrlos, das Deutsche Reich «j:ebot über kein ein/jges Kriegsfahrzeug. Der deutsche Bund verauktionierte die im Strohfeuer der nationalen Begeisterung geschaffene sogenannte deatsche Flotte und nur Preulsen begann von kleinen Anfangen stetig seine Seestreitkräfte zu mehren, freilich im beschei{le!isten Mafse, weil die Mittel fehlten und weil das Verständnis Atr die Be- deutung der Marine noch nicht geweckt war. Was Kaiser Wilhelm I. entiebt und wozu er den Grund gelegt, das fuhrt Kaiser Wilhelm II. weiter zu hohem und erstrebenswertem Zi<'lo, auf dafs Deutschland im neuen Jahrhundert auch unter den Seemächten den IMat/ ein- nehme, der ihm nach seiner maritimen Bedeutung gebührt Data unser Volk endlich zu der Erkenntnis gekommen ist, wie nur im Besitz einer starken Flotte Deutschland seinen europäischen Beruf erfüllen kann, das verdanken wir der unermüdlichen, zielbewulsten Arbeit nnsers Kaisers.

18CM) £in „Simplum" von 40000 Mann mit einem bunten Centaplum von Ausrüstung nnd Bewaffnung und mit einem Nullnm von Aasbildung und Kriegsbrauchbarkeit, widerwillig and nachlässig gestellt von mehr denn 2UÜ Keiehsständen, die Soldaten FalstafTsche Rekruten, die Offiziere nur zum kleinsten Teile für ihre Stellen be- fähigt und brauchbar; der kaiserliche Oberbefehl weder anerkannt noch ausgeübt, das Keich zum Spott seiner Nachbarn und Wider- aacher geworden, seine westlichen rrreiizgebiete in der Gewalt des immer zuversichtlicher vorgehenden Erbfeindes, schütz- und wehrlos seine Küsten und sein Seehandel. 1900 Der deutsche Kaiser Oberfeldherr eines Keichsheeres, das die gesamte wehrfähige Mann- Schaft in sich aufnimmt, einheitlich ausgerüstet, bewaffnet und aas- gebildet, denselben Kriegsgesetzen untorthan und die Rechtsprechung nach denselben Grundsätzen geordnet; die deutsche National kokarde, das mit Stolz getragene Abzeichen jedes deutschen Soldaten, die .Ableistung der Dienstpflicht eine Ehre für jeden wehrfähigen Deutschen, die deutschen Heeresteile des Nordens und des Sddens mit einander wetteifernd in Kriegsfertigkeit und soldatischen Tugenden.

Der imposanten I.andmacht, die kaum ihresgleichen hat in Europa, steht die mehr und mehr aufblühende und erstarkende Marine zur Seite mit ihrer seetüchtigen, musterhaft geschulten Bemannung, ein besserer und wirksamerer Schutz der KUsten, als alle Befestigungen, an denen es ebenfalls nicht fehlt.

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28 Kttokbliok aut' die letstea hundert Jahre der deatsohea üeeresgeschiohte.

Doch iu deui lichten Bilde zeigen sich auch dunkle Schatten. Nicht nur der Umsturz vergifket die Volksseele, sondern auch ein- ander widerstreitende materielle Interessen driin^^'n sieh in den Vordergrund, trüben die Freude an der gemeinsamen nationalen .\rbeit. Da ist es denn heute notwendiger als je, dals unserm deutsehen Wehrtum die idealen Grundlagen, das selbstlose Strel)en erhalten bleiben, worauf alle Tüchtigkeit und jeder dauernde Erfolg beruht. Möchte das vor allem unser deutsches Offizierkorps nie vergessen, denn der Geist des Heeres sitzt in seinen Offizieren. Wenn wir uns in alter Treue und Hingebung um unsern Kaiser scharen, eingedenk der Losung, die er uns gegeben: Hin Reich Ein Volk Ein Gott! dann soll das Wort „Ein Gott" kein leerer Schall für uns bleiben, sondern in seiner tief inneren Bedeutung von uns erfaist werden; denn wie wir Gottes Fülirun^jreii alle unsere Errungenschaften verdanken, so bleibt die Verheilsung ,,(iott verläfst keinen Deutschen'* nur in Kraft und Geltung, wenn der Deutsche seinen Gott nicht verleugnet.

So möge das deutsche Keichsheer gleich den Kämptern von 1813 nach wie vor den Spruch von Ernst Moritz Arndt beherzigen:

„Mit Gott, dem frommen starken, Seid fröhlich und geschwind, Kämpft für des Landes Marken, Für Eltern, Weib und Kind!''

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Fdedriohs d. Gr. Lebren und die beatige Kriegflibniiig.

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IL

Was könneD wir von Friedrichs des CroFsen Lehren tfir die heutige Kriegifihnmg brauchen?

Vor kanem enohien eine Schrift, welche die mflitilriBchen Iidtmotire Friedrichs des Groisen einer nenen PrUfong and Unter- sDchnng nntezzieht^) Man weils, wie umstritten die Frage ist» welche eigentUoh Friedrichs Gesamtansohaanng Tom Kriege war; zahUose SehiiflseUer ftnberten sich dasn; von den Bedeutendsten seien Napoleon L, Jomini, Clansewits, Theodor Bemhardi, Delhrllck und Jibns genannt In den lotsten Jahnsehnten Tcifoehten die nnter dem Eindrock der nendentsehen Kriegftihmng stehenden Männer zn- meist mit Eifer den Standpookt, Friedrieh der GroJse sei im Grande genonmen von denselben Ansichten getragen gewesen, wie wir, er schon liabe die Niederweifangs- and Vemiehtangsstrategie mit voUem Bewafstsein gehandhabt n. s. w. a. s. w. Wie immer nach grofoen kriegerischen Epochen, glaabt die Mehizahl in dem finreichten den Gipfel der Entwiokelang, das an sich Richtige sn sehen, and benr- teilt ans diesem Gesichtswinkel frühere Epochen, wobei das Urteil nur schief ans&llen kann; es ist die alte Sache »Was Ihr den Geist der Zeiten heilst, das ist im Grand der Herren eigener Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln^. Delbrttck and Jähns haben veisacht, dem gegenüber Friedrich den Groisen aaf den Bod^n seiner Zeit sn stellen and ihm die Belenchtong gegeben, die den eigenttlmlichen Zuständen dem „miliea** des XVUL Jahrhnnderts entspricht Seither vollzieht sich in der wiBsenschafUichen Welt ein Abbri^okelangs- piozess an der Niederwerfnngstheorie, soweit sie Friedrich dem Groisen aa%erttckt werden soU, die Ansichten sind indes noch lange nicht geklärt

Die Yoriiogende Abhandlang hat sich ledigUch auf den zeit- geDössischen Boden, d. h. die Ereignisse des XVUL Jahrhanderts, die ÄnfiBcrangen Friedrichs and seiner Zeitgenossen, gestellt, and ab- nchtlich aUe seitherigen militärischen and civilistischen Interpreten des K9nigs bei Seite gelassen. Wohl wird nnr die Zeit von 1746 1756 behandelt, allein es ist dies die wichtigste nnd ent- scheidendste Epoche in der geistigen Arbeit» die das tibatenreiche Leben des KOnigs begleitete, in diesen Jahren reifte er ans, and in

Kilegigesebiobtttebe EimelndiilfteB, hersosgegeben vom Oroiaea GeneralsUbe. Friedrich der Grosse. Die Bntwiokelitng des Königs bi s^iiea Anftfihannagen vom Kriege 1746—1766.

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3U Friedrichs d. Gr. Lebren und die beutige Krieglübrimg.

der geistigen Verfassang, die er sich da gegeben, begann er den siebenjährigen Krieg, leistete er das Höchste; 1758 schon setzt dann die Reaktion ein and führt den kampfmUden, alteroden Monarchen schliefslich zu der Methodik znrttck, die er in seiner jQgend ver- worfen und vergebens zu dnrohbieehen gesucht.

Unter den VerhältDissen des XVIII. Jahrbonderts war es eben nicht mOglieh, sich grundsätzlich Uber die heirachenden kriege- rischen Ansehannngen za erheben. Das vorliegende Buch entwickelt dies an der Hand zahlreicher Belege und Quellen sehr geschickt aus den Verhältnissen des XVIIL Jahrhunderts heraus. Dais der Drang, den Krieg im Sinne der Niederwerfungsstrategie zu führen, im Könige vorhanden und lebendig war, ist gar keine Frage, aber ebenso leuchtet ein, dals er viel zu scharfblickend und praktisch war, um zu verkennen, dafs ein Ändern der Kriegsformen in greisem Stil und ein entschiedenes Steigern der Heftigkeit des Kampfes bald eine Grenze fanden an den Verhältnissen der Heere, der Kriegs- schauplätze und der Bevölkerungen.

Die betreffenden Ausführungen der vorliegenden Schrift sind so gehalten, dals ein aufmerksamer Leser geradezu gezwungen vdrd, vieles zwischen den Zeilen zu finden, was uns und unsere Zeit und unsere Znknnfit angeht. Dafür schreibt man ja Kriegsgeschichte. An vielen Stellen ist das Buch so gearbeitet, da6 es zum Vergleich mit der Gegenwart und zum Nachdenken ttber die Zukunft geradezu zwingt und in diesem Sinne sei es versucht, einige heute brauchbare Gredaoken aus diesem Werke abzuleiten, das anscheinend lediglich eine vergangene Epoche zum Vorwurf nimmt

Schon allein die Heere des XVIU. Jahrhunderts unterschieden sich sehr von den unserigen; sie waren Berufsbeere und daher zu- idtohst gegen die Eindrücke des Krieges nicht so empfindlich, wie unsere Volksheere, die kein Pulver gerochen haben und über deren Brauchbarkeit fUr den Krieg die ersten Gefechte unabänder- lich entscheiden. Selbst nach einer verlorenen Schlacht liefen die Schnauzbärte jener Zeit nicht annähernd in dem Mab davon, wie moderne Truppen, die Niederlagen nicht gewöhnt sind, sie verlieren dann allen Halt Die Gefechtsführung des XVHI. Jahrhunderts trug Sorge dafür, es niemals zu einer vollen Auflösung kommen zu lassen, sondern man brach, wenn es schief zu gehen drohte, das Gefecht rechtzeitig ab und zog sich geordnet in eine vorher erkundete und womöglich befestigte Stellung zurttck kurz, die Verfolgung war erschwert, ein Sieg konnte nicht ansgenutet werden, die Schiacht war nicht entscheidend. Dies war ein Hauptgrund, warum die Feldbeiren nur zögernd an eine Schlacht herangingen, sie nutzte,

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Friedrichs d. Gr. I^ebrea und die beuü|;e Kriegführung.

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loch wenn sie gewüiiDeu wurde, nicht sehr viel, sie machte den Gegner nicht wehrlos. Aber nicht nur nicht cntscheidtüd war die Schlacht, sie war auch höchst ungewifs. Sehen wir uns einmal unsere Zeit &u; da finden wir stets alle Siege auf einer Seite, die vielen Grefechte and Schlachten eines modernen Krieges gewinnt immer nar der eine Gregaer, der andere yerliert sie alle, das geht durch den ganzen Feldzag so fort. Im XVIII. Jahrhundert war das dnrchaos nicht der Fall. Die Heere waren als Berufsheere so- zusagen international, die natiotMlen Eigenschaften konnten sieh nieht im dem Mass änüsern, wie hent, der Ansfall der ScUachten hing in weit höherem Ma&e als hent Ton der Anwesenheit des Feld- bezren an Ort nnd Stelle, von seinem persöDliehen Eingreifen, and scUielhlieh aneh vom Gltlck ab; die Gefeehtsfonn, die gegenüber dem geringsten Sjiiek oder Ghraben im <3elttnde ungemein empfind- lich war, trug in dieser Bedehnng das Element des Ungewissen ond UnTorhennsdienden in die Erseh^ungen auf dem Kampffelde und daher kam es, dals der Erfolg der Schlachten stark wechselte; heute siegte Prinz Eugen, morgen Villars, keinem Feldherm war ee möglich, in rascher Aufeinanderfolge Sieg an Sieg zu knüpfen, wie dies heute möglich ist, sondern der Sieg mofete jedes Mal durch ganz besondere Malsnahmen anfs sorgfältigste und umstiftndliehste gesichert werden nnd dennoch stellte sich häufig ganz unerwartet die Niederlage ein (Denain, Rolin). Ja, unter solchen Verhältnissen war natttriieh die Kriegfhbning etwas gans anderes als heute, und die Feldherren tbaten recht daran, mit der Schlacht zu sparen, da ihr Erfolg nngewib, und selbst, wenn sie glücklich ausfiel, das Ergebnis ein geringes war.

Nnr der Feldherr konnte es auf häufige Schlachten anlegen, der sicher war, immer zu siegen nnd anlserdem doch noch etwas kiäfHger zu yerfolgen, als es herkömmlich war. Immer siegen ja daza gehörte eben entweder ein an Zahl oder an Tüchtigkeit sehr überlegenes Heer. Friedrich der Grolse durchdrang sich mit diesem letzteren Gedanken und sagte sich, auf das Studium der Antike gestützt^ dafe die beste Gewähr für häufige Siege in taktischer Überlegenheit des Heeres bernhe, denn ein an Zahl überlegenes Heer konnte das arme nnd kleine Preolsen, wie die Dinge 1745—56 lagen, nicht herstellen. Er schult also sein Heer ganz TortreiTlich nnd erhebt sich weiter zu dem grofsen Gredanken, dieses tüchtige Heer, wenn es Krieg giebt, durch rasche und häufige Schlachten auszunutzen; das ist das Verfahren unserer Tage, es ist der grofse Gedanke der Kapoleonischen und Moltkeschen Kriegführung.

Allein dem Könige war es nieht rergönnt, etwas Ähnliches in

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Fnedriehs d. Gr. Lehren und die beutige Kriegführung.

die Wirkliehkeit so Tenetsen. Sobald er ee daraaf anlegte, den Krieg mit raschen und entsobeidenden Sehlttgen m Ibhraiiy traten üun Umstftnde hindernd in den Weg, von denen wir nne heute kaum mehr eine rechte Vorstellnng m machen vermögen. Erstens war es damals Überhaupt nicht leicht, dann wenn man wollte, rar Schlacht zvL gelangen, den Feind znr Schlacht an zwingen; merkte 'dieser, dab man eine Waffenentscheidnng soche, so schlols er daraus, dafe man besondere Anssiehten für den Sieg haben mfisse (heran- gezogene Verstärkungen« Uberfluls an Schleis- und Elsbedaif^ Aus- sieht auf Insniiektion n. dgl.) und wieh dem Kampfe ans. Das ist heute in keiner Weise mehr der Fall; man denke daran, dab -Osterreich 1859 die Sohlacht von Magenta annahm und verlor, ans dem ein&chen Grund, weil es einen Rttckzug bei Kriegsbegion scheute; dals Franz Joseph 1866 Benedek aus dem gleichen Grunde •eine Schlacht geradezu befahl, die der An&ng vom Ende wurde; data Mac Haben, trotz seiner besseren Einsicht, 1870 nach Sedan ging, der Waffenehre wegen u. dgL; dann wird man erkennen, dafo heute die Stimmungen der des Kriegs entwöhnten fiegierungen und Völker nun einmal auf die Kriegführung, auf die Entachlflsse der Generale ganz imperatiT in dem Sinne wirken, dafe bald etwas geschieht, gebe es wie*s mag; auch der Schwttchere stellt sich heute sofort zur Waffenentscheidung. Znr Zeit Friedrichs war dies nicht der Fall, Regierangen wie Völker waren an das Warten durch Jahrelange Kriege gewöhnt und man war schon zufrieden, wenn Hiobsposten ausblieben, ein rascher und positiver EIrfolg wurde nicht annähernd so sehr gefordert, wie heut. Einem ttbermächtigen An- greifer gegenüber zog der Angegriffene die Dinge in die Länge, wich der Entscheidung aus und lieb den kleinen Krieg, gelegentlieh «neb die Politik gegen seinen Bedränger spielen.

Dieser war dagegen machtlos. Mit den 50 oder 60 tausend t Mann einer damaligen Armee, auf den damaligen Straben, bei der Schwierigkeit des Nachschubs u. s. w. würde ein rttcksiofate- loses Suchen des Sieges, ein Vordringen bis in das Hers des gegnerischen Steates, häufig unmöglich gewesen sein. Hier mttssen wir auf das Buch selbst verweisen, das alle einzelnen Erschwernisse des damaligen Operierens, Zag um Zug entwickelt: Die Unzaverlässigkeit der Werbetrappen, mit denen man keine einigennaben starken Märsche machen durfte, die man stets in geschlossenen Lagern bei- sammeo halten mobte, weil sie sonst viel durch Desertion verloren; die unendlichen Schwierigkeiten des Nachschubs und der Verpflegung; letztere namentlich worde oft unmöglich, wenn man anne, durch den jahrelangen Krieg bereits ausgesogene Gebiete durchzog, ganz be-

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Fiiediielw d. Ur. Lehnn und die henlige KriegfiUining. 33

Moden aber dann, wenn sich die Beyölkenuiir yor dem anrUekendeii f Itlebtete, was snr Zeit des dTeUsigjilbrigen Krieges (fierade- 20 die Regel gewesen war and noeh mr Zeit des Königs, z. B. im taeheeliiseh-kathoUsehen Böhmen sehr hftnfig vorkam; der Einflnls, den die damals heinahe aosnahmlos ans alten Zeiten hefestigten Städte auf die liftrsehe, den Naohsohnb n. s. w. n. s. w. aostthten; kniz wir erblieken da einen förmlichen Rattenkönig anendüeher Sebwierigkeiten nnd Hindemisse, die die Kriegführung ganz onver- meidlieh in die Länge ziehen and eine Niederwerfongsstrategie im modernen Sinn materiell anmögiioh machen mnfsten. Unter den damaligen Verhältnissen wttrde sich das Werbeheer einfiich auf- gelöst haben, oder es würde verhongert sein, hätte man es so raseh und rttoksichtslos marschieren lassen dnroh die damaligen Einöden, wie es heate Heere thuD können, bei denen die Fahnenflaeht auf dem Maische schon deshalb weniger empfanden wird, weil man Reserven hat and der einzelne Mann nichts kostet; nnd die femer dicht besiedelte Länder mit einer zahmen Bevölkerang darchziehen, der es, aofser in seltenen Aasnahmefällen, nicht im Sohlafe einfällt, dem tingedrongenen Gegner ernsten Widerstand entgegenzosetzen. Wäre es aber selbst möglich gewesen, damals mit dem Werbeheer so ent- schieden, rasch and anbekttmmert zu operieren, wie mit modernen Tmppen aaf modernen Kriegsschauplätzen, so konnte, das fällt uns eben wieder ein, nicht mit Bestimmtheit daraof gerechnet werden, dals sieh der Gegner znr Schlacht stellen würde, und selbst wenn er das that, so blieb der Sohlachterfolg fraglich und sogar wenn man siegte, woCste man mit dem Siege nicht viel anznfangen, weil namentiieh eine strategische Yerfolgnng so gat wie anmög- lich war.

Diese groisen, aUgemeinen Hindemisse der KriegfUhrang ent- wickelt das Yorliegende Bach zam erstenmal und mit ananfecht- barer Beweiskraft ans den zeitgenössischen Quellen heraas; sie lassen erkennen, dals eine liiederwerfangsstrategie in nnserem Sinn zu jener Zeit einfach anmöglich war, und, selbst, wenn sie möglich gewesen wäre, hätte sie zu nichts als Mifserfolgen gcftlhrt, wie sie der zwölfte Karl erlebte, der den Generalen des XVUL Jahrhnnderts ein warnendstes Beispiel blieb.

Das sagte sich auch B>iedrich der Grolse mit nnerbittlicher Klarheit selbst, wie es seine zahlreichen und ganz anzweideutigen AoAernngen schon vor Koliu beweisen. Aber andererseits ist nicht zu Terkennen nnd nicht zu leugnen, dals er doch das Bedürfnis hatte, etwas anders und in entschiedenerer Weise als bisher Krieg so fähren. Dieser Wansch des Königs, die Selmeiligkeit and

JaMMkOT Ar di* dMtMto Aimm od Maibik Bi. II«. 1. i

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34 Friedildhs d. Qr. Lehnn and die heutige Ktieglllliniiig.

Heftigkeit des Abmessens der Kräfte zu steigern, liegt von 1745—56 mit der Einsicht im Streit, dafs dies zur Zeit nicht in dem wünschens- werten Mafse möglich und vor allem nicht ohne Gefahr fUr das eigene Kriegswerkzeug war. Der König sucht daher nach neuen Formen, die ihm rasche and vollständige Siege ergeben, die es ihm ermög- lichen, Kriege mit zerschmetternder Wucht und Schnelligkeit zu führen, ohne das eigne Heer zu lockern und zu zerstören und ohne die Dinge soweit zu treiben, dafs schlielslich das Schicksal Preulsens einzig und allein von den nicht vorherzusehenden Wechselfällen eines Schlachttages abhänge. Dieses weise Malshalten, dieses sich vdrur- teilslos in seine Zeit Finden ist unseres Erachtens ein ganz anderes Verdienst als das dem Kernige von zünftiger Hliiidheit zugeschriebene, er schon habe Vernichlungsstrategie ^'trieben, niim- lich das, was wir in der augenblicklichen (re^^enwart darunter verstehen.

So traf der König einen Ausgleich zwischen dem wüs ihn trieb, und dem was zur Zeit durchführbar war und blieb im ganzen ein Sohn des XVIII. Jahrhunderts, oder vielmehr der ^'■esamten Zeit seit der Erfindung des Pulvers und dem Aufkommen der Berufsheere. Immer hatte sich seither der Krieg nicht nur allein mit der Zerstörung der feindlichen Macht durch Anwendung schlichter (Gewalt - durch die Schlacht befalst, sondern er zog alle Hilfsmittel der List, des kleinen Krietrs, der Wegnahme der Vorräte u. s. w. heran, un- vermeidliche Begleiterscheinungen einer Zeit, die rasche, reinliche und unwiderrufliche Entscheidungen nicht gestattete, und daher not- gedrungen mit zum Manöver grilf. Auch der König handhabte und lehrte das Manöver und that wohl daran. Dals er unsere Krieg- ftihrung rucht vorwegzunehmen vermochte - welcher Verständige wollte ihn deshalb tadeln V Seiner Zeit genug gethan zu haben, ist das Höchste, was man vom Staatsmann und vom Feldherrn sagen kann und für Friedrich trifft es zweifellos zu; weim wir Nachge- borene ihn nicht oder schlecht versteheo, so liegt die Sobald an an», nicht aber an ihm.

Wir schreiten nun an die Ilmdeutung der wichtigsten Lebren des Königs fUr die Verhältnisse unserer Zeit, wie sie sich ans dem in dem besprochenen Buche Gebotenen fast von selbst ergiebt.

Da ist zunächst die Taktik. Hier ging der König weit über seine Zeit hinaus. Das Um und Auf seines Bestrebens ist, die Schlachten rascher und entscheidender zu gestalten als bisher; das konnte er nur mit einem üeer, das denen der Nachbarn inner-

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Friedriohä d. Gr. Lebren und die heutige KriegtUhrung. 35

My also SD Wert Überlegen war, aod das erstrebte der König, xooicbst durch eine onansgesetzte Friedensarbeit, die sich sehr von der Friedenatiifttigkeit der andere Enropttiseben Heere jener Zeit uleiaoliled; diese lungerten in Friedensseiten ihatMhlkjb nnbesdiiftigt ia den Gkunbonen und snf dem Lande nmher und kam es snm Kriege, so yergingen Monate, ebe die Trappen etugeübt und anf üue Führer eingespielt waren. Das prenlsisebe Heer dagegen war jeder Zeit fertig za sofortigem Gebraneh, das bildete einen Teilseiner Stärke.

Schwerer wog noob die Feehtweise, zn der Friedrieb sein Heer erzog, nnd die ihm, oder vielmehr seinen Truppen Ton Hanse aas eine ganz sosgesproobenc, spezifische Überlegenheit Uber andere nVOlker"* des damaligen Earopas gab. Mit deutlichen Worten erklärt der KOnIg, er schaffe sich eine neue ,,Ordonnaoz", etwas ihnliches wie die alte Leglonartaktik, mit der die ROmer jahr- bmidertelang unter den Teischiedensten Verhältnissen fast immer gesiegt hätten, anch er sneht nach etwas zuverlässig cm, um dauernd und wiederholt zn siegen in einer Welt, wo die Sohlaeht jederzeit ein Wagnisse wesen war. Die Ordonnanz'* des preufsischen Heeres hatte ihm Uber Grefahren wie MoUwitz und Soor hinwegge- holfen, sie hatte ihm erlaubt, dem alten Dessaner die Schlacht von Kesselsdorf mit aller Sieherheit des Erfolges geradezu zu be* fehlen, obwohl der KOnig weit vom Schauplatz der Ereignisse und ohne Einfluls auf dieselben war.

Auch heute ist der Einflnfs emer tttcbtigen „Ordonnanz'^ d. h. einer besseren Fechtwelse auf den Krieg ein gewaltiger; der Scbtttzen- kampf Napoleons L war eine solche Ordonnanz, die preuisische Be- waffnung war es 1866 aueh. Mao wird sagen dUrfeo, heute wird eine geschicktere Fechtweise noch sehr viel mehr entscheidend sein, als zur Zeit des König und der konventionell gleichen Berufs- heere; die losen Massen modemer Volksheeie sind so empündlich, dals sie einfach unbrauchbar werden, wenn ihnen der Gegner fester geschulte und geschickter fechtende Truppen entgegenstellt

Des Königs „Ordonnanz gipfelte in einer Zuspitzung des An- griffs, wie sie bis dahin in Europa unbekannt und noch nicht ver- sucht war. Er erklärt, nicht das Oeschiefse und die grdfsere oder geringere Anzahl der Toten entscheide ttber Niederlage und Sieg, sondern das Anrennen, bis man das Weifee im Auge des Gegners sieht. Darauf erzog er seine Trappen, ja, er übertrieb sehllelslich den Angriff, wie sieh bei Prag und Kolin zeigte, in dieser Form war der Gedanke ein heroischer Irrtum gewesen, der aber gleichwohl dem Gegner gewaltigen Eindrack gemacht hatte nnd damit Friedrich dem Groben zu gute kam.

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36 Ftiedrioha d. Or. Lehren tmd die heutige Kriegfiihrang.

Anch für ODSere Zeit ist der ADgriff die stärkere Form, ja, man mttohte sagen, er ist beule die einzig mißliche Form; nebenbei ist er wirksamer and entscheidender geworden. Friedrichs Angziffsbarste zerschellten wiederholt an dem auf 50 100 Schritt ab' gegebenen Österreichischen Massenfeuer kampfgewohnter Grenadiere. Heute gerät der Verteidiger sofort ins Schwanken nnd Abbauen, wenn ihm ein Angriff näher als 300 Meter aaf den Leib rttckt; nnr solche Trappen, die bereits im Feuer and siegreich gewesen sind im Beginne des Feldzugs, nur solche Trappen sind heute sn einer ernsten Yerteidignng imstande. Für die ersten Schlachten nnd Gefechte taugt nur der Angriff, za dem man junge Truppen TOrhältnismälsig leicht bringt, der sie zasammenschweilst und stählt; unsere Bttrgersoldaten müssen gleich nach Beginn des Kriegs, in den ersten Gefechten, unbedingt Krfol^e erleben, sonst schlägt die Stimmung rettungslos um nnd sie werden geradezu unbrauchbar Itlr die ganze weitere Dauer des Kriegs; alle Erfahrungen der Kriege der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts, auch der exotischsten, be- stätigen diesen Satz; wir haben es hier mit militärischen Massener- sebeinnngen zu thun, die unseres Erachtens bisher nicht gebührend erkannt nnd untersucht worden sind. Wie aber den Angriff predigen, wenn, wie heutzutage, die Scbuf^waffen immer zerstörender werden? Wir verweisen dem gegenüber auf die unanfechtbare Statistik, die uns zeigt, dals die Verluste durch Tod und Verwundun«,' seit über 100 Jahren beständig abnehmen und in den letzten grolsen Kriegen nicht annähernd so hohe waren, wie zur Zeit Friedrichs des Grolseo. Die berofsmäljsigen, schlachtgewohnten Schnauzbarte des XVIII. Jahr- hunderts trafen eben mit ihren schlechten ,,Kuhftt£sen^' weit mehr, als die hasenherzigen modernen BUrgersoldaten mit dem Magazin- gewehr. Erfabrungsgemäfs schielst der Verteidigter desto schlechter, je näher der Angreifer ihm auf den I.eib rückt, überall sind da die psycbologiBchen Einflüsse nur zu deutlich erkennbar und gerade all diese „Psychologie" fordert uns aufs dringendste auf, es auch heute wieder, unbeirrt durch gelelirten Unverstand, mit dem rücksichts- losen Angriff zu versuchen, er ist für uns leichter und ver- spricht weit mehr Erfolg, als zur Zeit Friedrichs des Grofsen. Wenn wir aber den taktischen Angriff nachdrücklichst fordern, so verkenneu wir damit dnrcliaus nicht, dafs unsere beutigen Gefechtsformen, namentlich die Taktik der Infanterie, um bildungsfähig sind und noch mehr als bisher auf den taktischen Angriff zugeschnitten werden müssen. Einer angreifenden Truppe mufs man die Sache leicht machen, gleich^^ültig durch welche Mittel; die Gelände- beuutzung allein reicht da nicht ans; man mu& noch weiter gehen

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Frlodriohs d. Gr. Lehres und die heutige KiiegfllhniDg. 37

als bisher in der Verkleinernng der taktischen Einheiten und in der bewufsten, geordneten Auflösung; hei den Übaugen der Trappen jedesfalls sieht man zuweilen ..TUrken", die gar sehr an die wohl- geordneten und gerichteten Pelotons Friedrichs des Grofsen erinnern, über deren Wert im Gefechte er sich drastiBeh und ouzweideatig genug ausgedrückt hat.

Friedrich der Grofse konnte selbst einen vollständig gelungenen Angrirt fast nie ausnutzen, der Sieg ergab keine Früchte, denn die starr gefügten und geschlossenen Werbetruppen zogen sich, wenn geschlagen, rechtzeitig in vorbereitete Stellungen zurück, und boten dort sofort einen neuen Kampf an, falls der Sieger verfolgte. Das ist heute anders geworden. Schon in den Kevolutions- und Napo- k'onischen Kriegen trat infolge des Selbständigwerdens der Truppen im Gefecht bei jeder Niederlage eine scharfe Reaktion auf; dieser Zug wuchs seither immer au mit der weiteren Demokratisierung der Gefechtsformen (Kompagniekolonnen, SchUtzenkampf ), mit dem Sinken der Dienstzeit und dem Seltenervverden des Krieges. Heute ist die Entwickelung so weit vorgeschritten, dals man überzeugt sein kann, geschlagene Truppen werden einfach wehrlos. Ge- worfene Truppen fluten heute, vom weitreichenden Verfolgungsfeuer zur Verzweiflung gebracht, in langen Strähnen widerstandslos dahin zurück, woher sie gekommen sind, lassen sich nicht zum Stehen und Frontmachen bringen, wenn der Sieger einigermafsen folgt und sind selbst, wenn man sie erst nach Wochen wieder ins Feuer führt, demoralisiert bis zur Unbrauchbarkeit. Darüber sollten wir uns doch nicht täuschen, das hat sich schon 1870 beim kaiserlich französischen Heer gezeigt und wird in Zukunft bei unseren heutigen Truppen mit noch sehr vervielfachter Wucht auftreten. Die Reaktion der Niederlage ist heute fürchterlich, sie entmannt die Heere und macht sie zu Schlacken. Desto mehr steigen natürlich die Aus- sichten des Siegers, er kann durch eine beinahe opferlose Verfolgung den Gegner buchstäblich vernichten, zur Zeit des grofsen Königs ist das schlechterdings unmöglich gewesen und die Vemichtungsstrategie ist keineswegs eine höhere Form der „Kunst", sondern einfach das natürliche Ergebnis der Veränderungen, welche Heerverfassung, Fechtweise, Kriegsgebranch, Geist und Stimmung der Völker seit einem Jahrhundert gemacht. Heute ist die \ emichtungsstrategie leicht, sie fällt jedem Sieger in jedem Kriege von selber in den Schols; Herr Edhem Pascha wie die Herren Sampson und Shafler haben ihre Gegner niedergeworfen mit einer Kaschheit und Grtindlichkeit, die ehedem, zur Zeit der Berufsheere, undenkbar war.

Die Waffeneotscheidung ist also viel wirksamer als ehedem

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Fiiedricbä ü. Gr. Lelireu und die heutige KriegfUliruDg.

geworden, ein Grand mehr, sie mit allen Bfitleln zu sichern. Zn diesen Mitteln gehören nicht nur die Fechtweise der Trappen und die Leitung der Schlacht, sondern vielmehr nnd vor allem die ganze Anlage der FeldzUge. Noch Friedrieb der Giofee konnte (oder mufste Tielmehr) nach der Kriegserkittrang mit Vorsieht nnd Bedaeht verhältnismäljsig laugsam ins Feld rttoken, nnd non manÖTeiierle er eine Weile, um eine •günstige Gelegenheit sor Seblaeht tu erhaseben^ den Gegner zn überfallen, ans dem Stegreif die Schlacht anzubieten, oder aber sie plöt>Ueb wieder sn vemeiden, wenn die Umstände nicht günstig ersehienen. Nebenbei wirkten der kleine Krieg and die Anteilnahme der Völker belästigend, verzögernd nnd Ter- vmrend auf die Kriegsheere ein. Das war der Manöverkrieg, in welchem Wochen nnd Monate damit zagebraobt wurden, eine Schlacht yorznberelten, die dann ^elleicbt ganz ausblieb; die Köllen Ton Angreifer und Verteidiger wechselten ab, heute ging der eine vor, morgen der andere, heute suchte man die Schlacht, morgen vermied man sie, nnd die ganze Kriegftthmng hatte einen lokalen und per- sönlichen Anstrich, das operative £lement herrsehte vor.

Das alles ist uns hente abhanden gekommen. Innerhalb von ein paar Wochen sind die Rahmenheere auf die Kriegsstärke geschwellt nnd jetet mala mit diesen losen, zagen Massen sofort irgend etwas geschehen. Kaum ist der Krieg erklärt, fallen schon Entsoheidungs^ Schläge. Es ist klar, dafs unter diesen Umständen die Kriegsvor- bereitung ganz anders ins Gewicht iälU, wie ehedem, da sich die- selbe noch lange in den schon begonnenen Krieg hinein fortsetzte und neben demselben herlief. Heute ist das, was vor dem Kriege geschehen ist, sohleehthin entscheidend; zwischen mittel- europäischen Kulturvölkern ist der I^eg entschieden, bevor er erklärt ist. Die Lieitnng des Feldherm, ohnedies eingeengt durch den gegebenen Aufinarseh und die Plötzlichkeit des Losbmcbs ist nur mehr der änisere Ausdruck, das Ergebnis der Kriegsvorbercitnng, sie erntet, was sie gesäet hat und Stegreif erfolge, Impromptus giebt es fdr de nicht mehr. Die grolsen, ungefügen Massen des Yolks- beeres sind einmal angesetzt, so oder so, ein feines Operieren giebt es ndt diesem Material nicht mehr, die ersten Schläge fallen unmittel- bar nach der Bereitmachung und sind ebenfalls schlechthin ent- scheidend für den Erfolg des Kriegs. Ein Kapitel von den Massen- erscheinnngen im Kriege, das nicht eindringlich genug ttberwaoht werden kann!

Ein dunkles Gefilhl, da(s dem in der That so ist, beherrscht denn doch die denkende militärische Weit; es zeigt sich dies darin, dals fast nur Taktik, nahezu gar keine strategische Wissenschaft

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Frledilohs d. Ott, Lehren and die beatige Kriegführung. 39

getrieben wird, während die letelere bis vor drei Jabnehnten iin- gdSia entBcbieden Überwog.

Wenn nan die Verfassung nnd die Art, wie unsere modernen Heere in den Kampf treten, ftar Sieg nnd Niederinge sebieebtfain ent- scheidend sind, and die Kriegsleitang gans aolserstande ist, Fehler der Kziegsvorbereitnng nooh in elfler Stande gut an maeben (was ehedem die Bogel und allgemein gebränehlieb war), so mols man sieh fragoi, welehe denn bente die strategiseben Mittel snm Siege sind?

Die Klederwerfnngs- nnd Vemiehtongsstrategie. Gewils. Allein, die £rfabnmg zeigt, dafs man, am Niederwerfongsstrategle mit Erfolg treiben an können, dem Qegner, sei es an Zahl, sei es an Güte der Truppen, wenigstens anfangs Überlegen sein male. FHedrieh sagte sieb das klar nnd strebte daniaeh, allein 1757 seblng ihm doeb fehl, dafür war eben die Zeit doch niebt da. Heataatage, hei Qusem weichen, eindmcksf&higen Massen bandelt es sich mehr denn je am ein rasches Abmessen der KrSfte, das kann man nur mit dem Angriff nnd der mOchte dooh wohl bei unserem hentigen Material nooh mehr me 1870 auf die Überlegenheit an Zahl be- gründet werden. Vendchten kann man auf dieselbe erst dann, wenn die Heere dnroh anfllnglioben Erfolg oder mindestens dorch flottes Vorwärtsgeben feuerfest geworden sind. Im Anfang braachen wir Überlegenheit an Zahl wie das liebe Brot, besonders gegen einen Feind, den wir bisher ohne sie nicht besiegt haben (von Bofobaeh abgesehen, aber da fährte Friedrich der Grolse) und je erdrückender sie hergestellt werden kann, desto besser. Haben wir die ersten Schlachten gewonneu, dann ist es mOglich nnd angezeigt, mit Terfaältnismäldg geringen Knifken zu verfolgen, wobei freilich die Energie der Verfolgung gegenüber dem besiegten Heer wie auch der Bevölkerung weit höher angespannt werden mnb, als es 1870 der Fall war.

Wie aber, wenn ein Land gegen übermächtige fiondesgenossen kriegen soll, wie es Friedrich dem Grofsen erging nnd wenn dieses Land niebt imstande ist, gegen beide Gegner gleichzeitig Überlegen- heit an Zahl zu entwickeln?

Sehen wir uns Friedricbs des GrolBcn Beispiel an.

1749, als der österreicbisch-mssiscbe Krieg drohte, will er alle seine Truppen, sein ganzes Heer auf den nächsten und be- reitesten Gegner werfen, den Osten seines Landes entblöfst er ganz von Truppen, da stachelt er nur die Bevölkerung zum WidefBtand gegen die Eüidringlinge auf; bat er den einen Gegner abgetfaan, dann wird er rieb gegen den andern wenden.. 1756,

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Aas dem Kifoge 1807—14.

nacb reiflicher Überiegimg, handelt er anders; 'er wendet sich gegen Osterreich nnr mit einem Teile seiner Macht allerdings dem bedeutendsten and beläfst ein Nebenheer im Osten. Er thnt dies deshalb, weil er glaubt, nnter den Verhältnissen seiner Zeit nieht imstande zu sein, mit dem nächsten Gegner so rasch fertig zu werden, um rechtzeitig Uber den andern herzufallen; er sieht YOrans, dafs sich der Kampf mit Osterreich möglicherweise in die L4bnge ziehen kann, dafs er nicht zumAbschluIs kommt, und in- zwischen verwüsten ihm die Russen seine Erblande; deshalb beläist er Lehwaldt in Preufsen. Wie es der König voranssah, so kam es denn auch, er wurde 1757 mit Österreich nicht fertig and manöverierte von da ab 5 Jahre mit virtuosem Geschick, wobei es ihm schliels- lich gelang, die Gegner zu ermüden und zu trennen; bei der da- maligen Kriegführung ist dies Verfahren zweifellos das Richtige gewesen. Wir sind in diesen Richtungen schlimmer daran, als König Friedrich es war. Dafür sind wir ihm weit voraus in der Möglich- keit, auf dem einen Kriegsschauplatz rasch und gründlich ein Ende zu machen und rasch nach dem andern umzukehren. ,,Wer Alles defendiren will, denfendiret Nichts, mithin muls man alsdann dem Feind eine Provintz sacriüciren, indessen aber mit der gantzea force denen anderen zu Leibe gehen, sie zu einer ßataille obligiren, und seine äulserste Kräffte anwenden, um solche Ulteru Hauffen zu wertVen. alsdann man ^r^Gi) die anderen detachireu muls." In dieser iSchärfe war der Satz unter den Verhältnissen des XVIII. Jahrhunderts Zukunftsmusik; zu einer anderen Zeit träfe er vieiieicbt den Nagel anf den Kopf.

m.

Aus dem Kriege 1807—14

AollBeictanimgeiL eines dänischen OfiOsiers.

HetMiBgegeben von seiner Toohter.

Vorwort.

Ans den Aufzeichnungen meines Vaters geht hervor, dafs er in den Jahren 18;J5— 36, während er noeh als unverheirateter Kapitän in Frederieia lebte, sein Tagebuch mit dem Gedanken, es herans- zngeben, umarbeitete. Dies geschah jedoch nicht

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Aus den Krieg« 1807—14.

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Das Tagebaeb, welehes mein Vater wühreod seines dregährigeo Aofieiitlialtes in Frankreich fUbrte, ist leider verloren gegangen.

In einem Vorworte schreibt mein Vater, dafs das Umarbeiten des Tsgebnohes ihm eine liebe Arbeit in den Tom Gamisondienst (teieD Standen gewesen sei, nnd dals es ihn herzlich freuen wttide, wenn die Lektüre desselben einige von den Vielen, die ihm Wohlwollen erzeigt haben, anf einige Angenblieke zu zer- streoen vermöchte. Nach so vielen Jahren wird dieser persönliche Zweck mit der Heransgabe ja nicht mehr erreicht werden können, aber der patriotische nnd militärische Geist, der den An^Eelchnnngen sein Gepräge giebt^ sowie verschiedene Schildemngen ans einer ver- schwundenen Zeit, Uelsen mich hoffen, dals diese Anfteichnnngen nicht ohne militärisches Interesse sein würden. Es ist mir die Frende so teil geworden, dafe dieselben in Dänemark, sowohl als aoeh später in einer Übersetzung in Frankreich, mit gro(ser Flrenndlioh- keit aufgenommen worden sind. Es würde mich sehr freuen, wenn CS nun auch in Deutsohland der Fall sein würde.

Kopenhagen, im Mai 1899.

Elisabeth v. Frisenberg.

Während des Krieges mit den Engländern im Jahre 1807 kam ich eines Sonnabends von der Tanzschule und mniste einige Standen allein in der Buuhdriickerei in Wiborg arbeiten, um die versäumte Zeit einzuholen.'! Zufälligerweise sollte die Zeitan<!^ mit Lebens- bescbreibongen französischer Generäle, welche fast alle als gemeine Soldaten oder Korporale ihre Laufbahn nn?t'fang:en hatten, aus- geflillt werden. £he diese berühmten Menschen in den Militärstand getreten waren, waren einige Stailluiechte, andere Schmiedegesellen, andere Tischlergeseilen u. s. w. gewesen, and endlich las ich auch von dem topferen General Brune, welcher Typograph gewesen war, ehe er Soldat wurde.

Ist es möglieh, dachte ich, dafs diese Menschen Generäle ge- worden sind, 80 iLannst du vielleicht auch General werden. In frohen, schwärmerischen Gedanken fiel der Winkelhaken mir aus der flaod, und ich faiste den Entschluls, in den Militärstand zu treten, wenn ich auch als gemeiner Soldat anfangen mulste. Man sagt,

*) England hatte durch sein brutale» diplomatiaohea Antlieten dem dioiMhai Kabinette gegenüber, durch dM Bombudemcnt von Kopenhagen (1807) «od äoroh die WegflUinrag der Kil^psflotte den Kimipitai-Begeiiton Fkiedrioh so flef gekränkt, dafa er erbittert sich Napoleon an^ohlofs und sehi Sohiflkaal

in dessen Hände legte. Den 81. Okt<>ber 1807 wurde in Fontainebleau das Biindniss zwischen Dänemark und Frankreich gesclilosseu, und kaum eine Woche später erfolgte die tormeile Kriegserklärung Englands gegen Dänemark-Norwegen.

(Ans bistorischen Quellen.)

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Aus dem Kriege 1807—14.

•€s ist ein sehk*chter Soldat, der nicht hofft General zu werden. Wie viele Soldaten in der französischen Armee haben nicht diese Ehre -erreicht, und diese stolze Hoffnung: hat die Franzosen unüberwindlich gemacht, bis sie zuletzt nur durch Hanger, Kälte und Verräterei Uber- wunden wurden.

Wir haben jet/.t Krieg:, dachte ich, und es ist ein schöneres und -ehrenvolleres Los, für sein Vaterland zu streiten, als hier zu stehen und Buchstaben zu sammeln. Der Gedanke, mein ganzes Lel>eii Typo^rraph zu sein denn ich hatte kein Vermiffren war mir eine tägliche, unerträfrliche Pein, und weini ich im Kriege mein Leben wagte, konnte ich vielleicht (xeiegenheit bekommen, mein Glück zu machen und das verlorene Vermögen meiner Familie und •den Glanz und die Herrlichkeit meiner Vorfahren zurUckzu;j:e\\ innen. Nur der, welcher dasselbe Schicksal wie ich gehabt hat, kann fühlen, wie schmerzlich es ist, arm und hilflos in der Welt zu stehen und Zeuge zu sein, dals die schönen Güter der Eltern und \ orfahren in fremden Händen sind, ohne duch die jetzigen, rechtmäikigen Besitzer zu beneiden.

Mein Grurs\ät('r, Uiitfriiutsbesitzer Lcrke, welcher Bürgermeister in Nyborg war, war zu seiner Zeit einer der reichsten Gutsbesitzer in Jutland, denn aulser dem liittergute Oersb'vklitster mit sieben Dörfern, ht-sals er die Güter Strandet und Staarupgaard und liefs den Hof Lerkinliurir als Witwensitz tUr meine Grofsmutter bauen. Mein Vater, welcher Keginicntsarzt war, nahm seinen .Vbschii'd. nach- dem er eine reiche Frau geheiratet hatte, aber er kaufte und ver- kaufte Landgüter und verlor in den schlechten Zeiten sein ganzes Vermögen .

Diese traurigen Betrachtungen reiften meinen Entschlufs, und einige Tage später verliefs ich Wiborg, um Abschied von meinem Vater und meinen Schwestern zu nehmen. Am Grabe meiner Mutter bat ich sie, mir zu verzeihen, d&(s ich gegen ihren Willen lianiielte? denn es war immer mein inniger Wunsch, Militär zu werden, und nur auf ihre Ritte hatte ich es aufgegeben. - Uber Skive, Xvköbing und Thistcd reifte ich nach Aalborg, wo ich in meinem siei)zelinlen Jahre als freiwilliger Soldat beim 3. jUtländischen Infanterieregimente, unter dem General-Leutnant von Moltke, der zugleich komman- dierender General in Jütland war, in Dienst trat.

Wie erstaunt war ich aber, als ich sah, dals alle Unterottiziere und beinahe alle Soldaten Ausländer waren. Die Ursache war wohl, dafs das Regiment 1S07 nicht in Aalborg, sondern auf Möen, Falster und Laaland war. und nur das Depot zurückgelassen hatte, welches aus verdorbenen and vertrunkenen UnterotMereu und boldaten be-

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Au dem Kriege 1807^14.

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stand, Uber welche das Regiment in den KantonnementBqiiaitieieo bei den Banern kein wachsames Aoge haben konnte. Icli glaubte niehty dafe es eine so grolse Anzahl Ton moralisch Terdorbenen Memeben im Militi&istande gäbe, nnd Ton diesen mnlste ich Ezer- zieien lernen! Deshalb mnliate ich nicht nur im Dienste, sondern anch anfeerhalb desselben die Geduld eines Lammes haben, nm mich m alle ihre schlechten Späfiie za finden. Wenn sie alles angegessen hatten, was in meinem Schranke war, nnd sie meine Börse geleert hatten, gingen sie fort, mich auf die Schulter schlagend, indem sie sagten: „Bruder! Bmder! Du bist, Gott straf mich, dn guter Kamerad!**

Obwohl ich aber selbst oft hungerte, am diese Vielfräfse zu traktieren, konnte ich sie doch am finde nicht befriedigen, and dann worden sie ausDÜlig. Zuletzt fiel es mir ein, den Schlttssel aus meiner Tbttr zu ziehen, nm Hausfrieden zu bekommen. Freilich waren nicht alle so schlecht £8 gab hier auch drei unTcrdorbene jonge deutsche Unteroffiziere besonders Lorensen welche ich TOn einer guten Seite kennen lernte.

Nachdem ich mitten im Winter in acht Wocfaen die fixerzier- schale durchgemacht hatte, kam ich auf Posten und mutste Schild- wache vor der Wohnung des Generals von Moltke stehen. Die 8cbildwacbe, welche ich ablöste, war ein alter Preul'se, der, während 4er Abir).>iin<r. mleh von den Pflichten, die ich auf meinem Posten zu beobachten hatte, instruierte, nnd binznfilgte, dats der Gteneral ausgegangen, nnd daÜB ich gut aufpassen müsse, um ihm Honneur za machen, wenn er zurückkäme. Um genau aafznpassen, stand ich wie festgenagelt am Schilderhaase und sab so oft rechts und links, dafe es mir weh im Nacken that.

findlich kam der General von der linken Seite her an meinen Posten gegangen. Nun setzte ich mich in l'ositur, so steif wie ein Stock; weil aber mein fixerziermeister mich instruiert hatte, dals ich immer rechts sehrii sollte, wenn ich das Gewehr präsentierte, präsen- tierte ich nach besten Kräften, sah aber zu gleicher Zeit nach rechts. Gleich nachher fllblte ich die Finger des Generals an meinem Kinn, indem er meinen Kopf links drehte und in einem sanften, gnt- mtttigen Tone sagte: „Mein Sohn, du sollst immer nach der Seite aehen, von der dein Vorgesetzter kommt, vor dem du Honneur machen sollst** Darin hat der Gteneral vollkommen Recht, dachte ich, denn man muls doch den ansehen, welchen man grttlst; mein fixerziermeister hatte mich also sdil« cht instruiert.

Am nächsten Tage bekam ich den Befehl, zu dem General zu kommen, fir fragte mich, ob ich Lost zum Militttrstande habe, wo-

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Am dem Kriege 1807—14.

raaf ich antwortete: „Ja, Exeellenz, ich habe eine unaussprechliche Lust z,u dem Militärstande." Der General fragte mich: wie alt ich sei, was mein Vater sei und sagte zuletzt: „Sei fleifsifr, ordent- lich und fahre fort, gutes Betragen zu zeigen, so werde ich dich der Gnade Seiner Majestät empfehlen. "

Ungefähr nach N'erlauf eines Monates wurde ich auf Empfehlung des Generals za meiner imbeschreiblicheu t reade zum Freikorporal ernannt.

Kurz darauf bekam ich unter einem tüchtigen Offizier, Kapitän V. Langeland als Schulvorsteher, einen Trupp Rekruten von den annektierten Bataillonen, welchen ich Exerzieren lehren sollte. Nach- dem eine solche Schule geendigt war, bekamen wir abermals ein Dutzend Leutnants von den annektierten Bataillonen, die Exerzieren und Kommando lernen sollten,*) Als aber ein spanisches Kavallerie- regiment in Aalborg angekommen war, mufste die Schule, aus 160 Rekruten bestehend, nach Nibe abmarschieren, am Platz fUr das spanische Regiment zu machen.

In Nibe war ich sehr zufrieden, denn ich hatte ein vortreö'üches Quartier bei guten Leuten.

In Aalborg hatte mein Wirt mich angeklagt, dals ich in mond- hellen Nächten autstände, exerzierte und die Flöte blase, welches mir einen derben \'erweis aut der Parade von meinem dicken Depüt-Kiipitän v. MuUer verschaÖte, mit dem Befehle, meinen Wirt in Ruhe schlafen zu lassen.

In der Umgegend von Nibe hatten wir Felddienst unter dem Kapitän Baron v. Juel. Bei einem solchen FeJddienst hatten Leutnant V. Munck, zwei Unteroftiziere und ich die Ehre zum Frühstllek bei dem Baron v. Juel, Besitzer von Luiidbeck, eingeladen zu werden. Auf diesem Gute sah ich und sprach ich bei Tische mit zwei so un- gewöhnlich schönen Damen, dafs ich darüber den Genuls des Früh- stücks vergal's.

Nach Verlauf einiger Wochen bekamen wir wieder Marschordre nach Aalborg. Die Rekruten marschierten in ihr Kantonnement ab, und ich blieb in Aalborg mit dem Depot znrUck, wo ich Wacht- dienst that.

Eines Morgens um vier Uhr, als ich Unterofßziersdienst auf dem Markte hatte, sah ich wie gewöhnlich das ganze KaTallerieregiment mit vollem Gepäcke auf dem Markte aufmarschieren. Ich liefe die Wache ins Gewehr treten, machte den Standarten des KegimeDts

1) Offidenaspmuit.

') Die annektierten Hutaillone wareo «na der früheren L4Ukdwehr um- organisiert. (Anm. d. Uerau»gb.>

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Alis dem Krieg« 1807-^14.

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Honnear und machte dem (ietieral Meldun«: von deni Aiismnrsche des Keg:iments, aber ich (iaehte ebensowenig'^ wie andere Einwohner Aalborjrs. dals wir sie zum letztenmale sahen.

Sie j)tle{;ten im allgemeinen um z<'hn Thr zurtlekzukehreü, aber ich erwartete vergebens ihre Zuriiekkunft, um sie dem Generale zu melden, und die Einwohner warteten ebenso verg-ebens mit dem Mittatrsessen. Dsls Kegiment hatte nämlich in Eilmärschen Aarhus erreicht, wo sie sich einschitfteu, um ihrem lieben Vaterlande gegen die Franzosen zu Hilfe zu kommen. Nicht allein dieses Regiment, sondern fast alle die Regimenter, die Diint juark verliefsen, Helen mit sehr weni«; Ausnahmen kune Zeit naciiher in der bchlacbt bei £spanose in Spanien.

Die Spanier waren in Aalborg sehr beliebt wegen ihres freund- lichen und guten Betragens und ihrer Wohlthätigkeit p:egen die Armen. Ich sah niemals einen Armen vergebens einen Spanier um ein Almosen bitten. Im allgemeinen sind dif Spanier sehr gottes- t\irchtiir. iniitiir. tapfer und gehorsam und gehören dcswc^^en zu den besten Soldaten der Welt, was sie, wenn sie gut angeflüirt wurden, auch bewiesen haben. Wie feierlich war es doch, ihr andächtiges Abendgebet jeden Abend in einem geschlosseneu Kreise auf dem Markte in Aalborg zu hören! Ihre sprechenden, ausdrucksvollen Ge- sichter mit den Augen gen Himmel gerichtet. l»ezeugten, daÜB die Spanier im Herzen das fühlten, was die Lippen aussprachen.

Jetzt fing die Zeit an. mir unerträglich lang zu werden, weil ich nichts anderes zu thuu hatte, als den langweiligen Wachtdienst. Zu meinem Glucke verstand der menschenfreundliche General von Moltke, dafs meine Stellung unter einer so grofsen Anzahl schlechter Subjekte gefährlich sei, und dals ich nicht mein Glück in Aalborg, sondern nur beim Regimente machen könne. Der edle General liefs mich daher zu sich rufen und fragte, ob ich Lust hätte, zu dem Regimente auf Möen zu kommen, woranf ich erwiderte, daiüs ich grofse Lust dazu hätte.

Nach N erlauf einiger Tage stand ich zum Marsche bereit mit dem Tornister auf dem Rücken und dem Gewehre auf der Schulter, nm ganz allein die lange Reise von i\2 Meilen zu machen. Ich tröstete mich damit, dafs ich auf dem langen Marsche manches hübsche Mädchen sehen und mir die Zeit übrigens damit vertreiben würde, die schönen Gegenden, die entzückende Natur und Gottes Segen auf den Feldern zu bewandern. Mit Gesang wollte ich mich auch erfreuen:

Ich bin Suldut, des bin ich froh! Gott lind d»m Ktfnig dton' ieh so

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A«B dem Kriego 1»U7— 14.

Mit MMben Matt IGoli ÜBiMll der Treue Band An meinen keckem Stand, Denn meinem Vaterland Gehdrt mein Blut!

Bult una di(> Trommel wild zur Sohlaohfe,

Weil rinf^s Knnonendonner kracht

Durch Hauch und Daiujif.

Dann bchützen wir Haus und Herd

mt nnserm aoharfoi 8ehwert,

Bis Gott uns iiie^ beaehart

Im heifsen Kampf.

Im besten Wohlerprehen frelangte ich zu dem reichen, schönen Möen, wo ich mich Uber die herrlichen Wälder und Uber die Wiesen mit ihren Heosehobem freute. Auf der {ranzen Fufsreise amüsierte ich mich vortrelTüch. der)n ich hatte ^'ute Quartiere und alle Menschen emplinjren mich mit viel Gute und Wohlwollen.

In Odense trat ich gerade mitta^rs den lö. August ISOS, am (xeburtstage des Kaisers Napoleon, ein. und sah eine Mencre lian- zttsischer Truppen in die Stadt einrücken, die eben von einer grofsen Parade nnd Krvue zurUckkamen. Nachmittags sah ich im Schlols- garten den General Bernadette Prinz, von Ponte Corvo der sich durch freundliches Peirairen, seine Wohllhatigkeit gegen Arme und seine strenge Manns/.iu lit die Liehe und Hochachtung der EinvFohner erworben hatte. Weil ich wegen der feindlichen Schiffe nicht Uber den grofsen Belt von Nyborg nach Korsör kommen koitüle, marschierte ich nach Kertcminde, wo ich einen Teil Rekruten traf, welche auch nach Seeland sollten. Wir waren noch kaum den halben Weg Uber den Belt gekommen, als ein grolses englisches Schiff bei Tagesanbruch alle Segel autsetzte nnd auf uns zusteuerte. Wir mufsten uns di'swegen zurückziehen. In der Nacht des zweiten Tages wurden wir bei wunderschönem, stilleni und klarem Mond- scheine in kleine Böte eingeschifft, versuchten abermals die Über- fahrt und kanieii glücklich Uber den Belt, obwohl wir ttcutlich in grolser Entferrmng die feindlichen Schiffe sahen, welche uns jedoch wegen der Windstille nirlit einholen konnten.

Von Skelskör marschierte ich durch Seeland nach Stege auf Möen. Daselbst erhielt ich den Befehl, mich zu der 7. Kompagnie unter dem Kapitän v. Kongsted in Speilsbv zu begeben. \ On letzterem bekam ich den weiteren Befehl, zu dem Dorfe rdby zu marschieren. Hier war ich bei einem wohlhabenden Bauern Peer Pedersen ein- quartiert, mit dessen Familie ich an einer grol'seu Bauernhochzeit teilnahm und mich vortrelHich amüsierte.

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Ad8 dam Kriege 1807— U.

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Am siebenten Tim^ nach meiner Ankunft auf Möen wurde ieh dua kommandiert, mit 20 Mann samt 30 Mann Kavallerie unter dneni Offizier von „Schleswi^schen Reitern", 186 spanische Kriegs- fefingene dorcb Möen von der Grönsunder-F&hre naeh Kallehaoge- Fähro zu transportieren. Es war Infanterie mit weitsen Uniformen, rotoii Aufschlägen nnd Kragen; die Soldaten hatten wie die Offiziere dreieckige UUte.

Diese spanischen Trappen hatten sieb im \ ertraaen auf den Schutz der Dänen diesen gefengen gegeben, nm nicht in französische Gefangenschaft zu geraten. Die Spanier wurden wirklich auch sehr gut behandelt und litten keinen Mangel. Wenn ich ihnen auf dem Marsche Tabak und Cigarren gab, waren sie sehr dankbar, streichelten, kUlsten und umarmten mich vor Freude, weil Tabak and besonders Cigarren zu ihren liebsten Gentlssen gehörten.

Sonst bestand mein Dienst darin, jede dritte Woche mit acht Mann längs einer gewissen Strecke des Strandes zu patrouillieren, am zu beobachten, ob die englischen Schifte sich vom Land aus mit Proviant versorgten.

Kur/, nachdem ich nach Möen gekommen war, starb zu meiner g:roIsen ßetrlibnis der edle General v. Moltke in Aalborg. Nicht ohne Ursache betrachtete ich ihn als meinen wahren Wohlthäter, aad jetzt war meine Hoffnung auf ihn fllr meine Zukunft vernichtet. Das Regiment bekam darauf den General Strambao zam Chef, welcher auch ein sehr liebenswürdiger Mann war.

Hier bestätigt sich wieder der alte Satz, dals Kleinigkeiten oft den Grund zn dem Glücke eines Menschen legen können, denn ein paar komische Stiefeletten verursachten zum Beispiel, dals ich von uusenn neuen Chef bemerkt wurde. Er erkundigte sich bei meinem Kapitän nach meinem Betragen, liefs mich zu sich kommen, sprach freundlich mit mir und gab mir gute Ermahnungen und das Ver- sprechen, für mieh Sorge zu tragen. Dieses Versprechen hielt der edle General auch, denn einige Monate später erhielt das H< j;in)ent Tun Seiner Majestät dem Könige folgenden Parolebefehl: „Wir he- ft'hlpii, dals der im dritten Jütländischen Infanterieregimente stehende Freikorporal C. F. Frisenberg von dem lleginiente zu dem dänischen Militärinstitute in Kopenhagen abgehen soll, um Vorlesungen zu hören and mit der Zeit das Offiziersexamen zu machen."

Die grofse Gnad<' und Ehre, die mir dadurch bewiesen wurde, konnte mich doch nicht erfreuen, denn ich hatte keine Vorkenntnisse and kein Geld, um so viele teure Bücher zu kaufen. Ich hatte aulserdeni von zwei Fähnrichen im Kegimente, die ohne Examen zurückgekehrt waren and die frtther studiert hatten, sagen hOren,.

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dafs das Ofßziersexainen sehr schwierig sei, and Mtgor da Plat ein wahrer Brummbär wäre.

Mit diesen traurigen Nachrichten und mit wenigem Papiergeld in meiner Tasche, hielt ich meinen Einzug durch ^Westerport" in Kopenhagen, wo ich keinen einzigen Menschen kannte. Als ich innerhalb des Thores angekommen und meinen Pafs vorgezeigt hatte, fragte ich den Unteroffizier, wo ich einlogiert werden könne. „Da im blauen Hofe ,Knapstedsgaard', denke ich", sagte er. Ach^ dachte ich. indem ich Uber den ,.nalmtorv' (Markt) ging, du sollst in ein knappes Haus und hast knappes Geld in der Tasche.

Nächsten Vormittag ging ich in das Militärinstitut, um mich bei dem Major du Plat zu melden, welcher mich fragte, oh ich Vor- kenntnisse in Französisch. Deutsch, Mathematik, (ieographie und Ge- schichte hätte. ..Nein. H^'rr Major, darin habe ich keine Vor- kenntuisse'*, erwiderte ich. ^Was können Sie denn?" fragte der Major. ..Ich kann exerzieren und ein Peloton kommandieren". ,.Das hilft Ihnen nichts, um das Examen zu machen. Hat Ihr Vater Vermögen, dal's er für Sic bezahlen kann?" ..Nein, Herr Major, mein Vater ist arm und kann nicht fllr mich bezahlen.'* ..Wer, glauben Sie denn, soll tHr Sie bezahlen V'- - - .,Ich habe gehört, dals alle armen Freikorporale freien Unterricht auf dem Institute und freie Wohnung im Kastelle bekommen." ,, Darin irren Sie sich gänzlich", erwiderte der Major. „Unter allen, die hier sind, giebt es nur zwei Freikorporäh', fllr die der König bezahlt und ich rate Ihnen, zum Uegimente zurückzureisen; denn ohne Vorkenntnisse und ohne Geld zu den vielen teuren Büchern, die Sie sich verschaffen müssen, können Sie nicht autgenommen werden. Sie würden ein paar Jahre in der untersten Klasse sitzen müssen und doch nicht in die zweite kommen können. Sie werden deshalb nicht aufgenommen.^

Mit diesem traurigen Bescheid mufste ich gehen; aber verwirrt und sehr betrübt konnte ich mich nicht nach Knapstedsgaard zurück- finden. Es war mir, als ob alle Stralsen und die Häuser um mich herumtanzten. Einige Vorübergehende, die ich nach dem Wege fragte, sagten, ich s(dlte geradeaus gehen. So aber kam ich nach „Kristians- havn". Dann sollte ich bald rechts, bald links gehen und kam end- lich matt, hungrig und durstig infolge meiner langen Wanderung vom frühen Morgen an - in mein Quartier, wo ich doch nichts zu essen zu verlangen wagte, (iarait man nicht meine Arujut kennen lerne. (Hücklicherweise hatte ich noch ein Weil'sbrot, welches die gute Frau des Peer Pedersen mir mit auf die Krise gegeben hatte. Das afs ich, und nachdem ich einige Standen in traurigen Be- tracbtangen Uber meine jetzige Lage and meine Zakuuft versunken

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gewesen war, warf ich mich in die Arme des Schlafes mit den tröst- lichen G^edankeu, die ich so oft von meiner lieben seligen Mutter hatte aassprechen hören:

Sohlmumer, du stillst mir den Sobmerz, weg hauohst da den Kummer, Mild wiegst du mich ein in den sUlseäteo Schlummer. Die 'Bugti vom Himmel, die flflateni mir sn; Nim Mhlftfe ia Roh*!

Den Tag dantaf ging ich in der Hittagsstimde spaadereu, damit die Leute im Gaadiaiise glauben möcliteD, dafs ieli aa^gehe, nm zu llitkag sn essen. In der Dämmerung kam ich in mein SSmmer znrttek. Mein Kummer hatte zum Teil meinen Honger ttherwnnden. Um mieh m zerstreuen, ging ich In das Versammlongszimmer, nm die Zeitnngen zn lesen. Hier hatte ich einen Anblick, der meinen Hnoger mmelirte, denn da salben einige und alsen Butterbrot mein Lieblingsgericht. Zu meiner groben Freude schickte mir Jetzt der allbarmherzige Gott einen Helfer in der Not; denn kurz darauf trat der Fäbnrich SOren Hnnck vom dritten jtttlftndischen Re- gimente herein. Er kam auch von HOen und sollte das Of&ziers- examen machen, aber auf dem sogenannten Znckerinstitute*) in Bredgade.

Fähnrich v. Hunok fragte mich, wie ich im Hilit&rinstitnte em- p&ngen worden, und ich erzählte ihm, wie es mir ergangen sei, ond dab ich im Augenblicke kein Geld habe, da ich mir für meine w^iigen Pfennige einige notwendige Sachen gekauft habe. Der liebenswttrdige t. Ifunck Heb mir dann fttnf Tbalor und ich ver- langte jetzt eine grobe Portion Butterbrot und eine Flasche Bier. Gestärkt und erquickt bekam lob wieder Mut und dachte: „Jetzt soll Major du Plat dich nicht so leicht zurQckw^n'^ Der Fähnrich hatte mir zugleich gesagt, dab unser Gief, der General Stramboa, denselben Tag nach Kopenhagen gekommen sei und er tilgte hinzu: «1^ mflssen morgen frtth zn ihm gehen und ihm melden, dab der M^or du Plat Sie nicht aufiiehmen will und seine Meinung hOren, ehe Sie wieder zu dem Regimente zurttckkehren.^

Nächsten Morgen ging ich zum General Strambon und meldete, dals der Mi^or dm Plat mieh nicht ohne Vorkenntnbse aufiiehmen wollte und mir riete, zum Regimente zurttckzureben. Hierauf er- widerte der General: ^Seine Mi^jestät hat alleignädigst befohlen, dab Sie das Institut frequentieren sollen ond der Migor mnb Sie an- nehmen."

„Herr General, ich habe aber kern Geld, om die kostbaren Bllcber ond die mathemaüsehen Instromente zn kaofen."

*) Der Hof war früher als Zuokerraffinerie gebraaoht. JakifeA«k*f fir di« d«at«o^a Atibm and Marin». Bd. 114. 1 4

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.,Warten Sie ein wenig", sagte der General, setzte sich, sehrieb einige Zeilen und gab mir einen offenen Zettel, indem er fremidliob sagte: „Bringen Sie diesen Zettel zu dem Kapitän v. Dorscheas. Sie werden dann alle die Bücher und mathematischen Instrumente bekommen, deren Sie bedürfen.**

Der Zettel lautete: Der Herr Kapitän v. Dorschens wird ge- beten, Bücher nnd mathematische Instramente ftlr den Freikorporal Friseoberg auf Kosten des dritten jutländischen Infanterieregiments za verschaffen. Strambon.

Mit diesem Zettel ging icb sn dem Kapitüii r. Dorsehens, welcher mir erwiderte: „Kommen Sie in einigen Tagen wieder, dann werden Sie die Bücher bekommen, die Sie bedürfen**. Drei Tage später bekam ich die Btteher and die Übrigen Sachen ftir alle drei Klassen. £8 war eine so greise Menge Ton Bttchem, dafs ich sie mit beiden ausgestreckten Armen kaum tragen konnte. Als ioh mit allen diesen BOohem in mein Zbnmer kam nnd die seltsamen Figuren in Bugges Msüiematik sal^ wurde mir unbehaglich su Huts und icb dachte: Miyor du Fiat hat Becbt; sollst du alle diese nftnischen, trockenen Figuren lernen, wirst du nie 0£Bzier werden. In diesem Augen* blicke trat das muntere Stubenmildchen herdn, und die vielen Bttcber sehend, fragte sie, ob ich alle die Bfleber gekanft hatte, die den Leuten detk Kopf Terrttckt machen. „Sollen Sie das alles lernen, so sage ich, Gott helfe Ihnen.** Darin hat sie ganz Recht, dachte ich, legte die Bttcber zur Seite und empfehl mein Geschick der Gnade des lieben Gottes.

Den 8. Januar 1809, als der Unteirieht anfengen sollte, nahm icb alle meine Bttcber fttr die drei Klassen und ging zum Instttute. Als icb in die Nttbe kam, brachen eme Menge Freikorporale, welche in der Thttr standen, in ein lautes Gelächter aus. Icb sah zurttck, als aber nichts da war, was Lachen verursachte^ begriff ich, daüs ich der Gegenstand desselben seL „Was wollen Sie hier mit all diesen Bttchem?** fragten sie. Die Kopenbagener, welche besser Bescheid wulsten, hatten niimlich nur einige Btteher für die unterste Klasse mitgebracht „Seht einmal**, rief einer, „er hat falsche Waden!** Hierauf sammelten sich eine Menge Freikorporale um mich und kmflfen und zwickten mich so entsetslich in meine Waden, dafe ich alle Btteher in das Vestibül werfen mulste, um auf gut jütiSndisch um mich zu schlagen, aber ich bekam doch keinen Frieden, bevor ich sie davon ttbeizeugt hatte, dab es ehrliehe jtttlttndisehe Waden seien. Damals trug man die Stiefeletten ttber den Hosen.

Ich sammelte meine Btteher wieder zusammen, ging in die Klasse und setzte mich zu den vierundzwanzig anderen Fieikorporalen der

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ontersten Klasse. Ungefähr eine halbe Stunde später trat Major da Plat herein, und als er mich sah, bemerkte er: ,,Was wollen Sie kier in der Klasse? Ich habe Ihnen ja gesa^, dafs Sie nicht aiif- ^Domnien werden können." ..Herr Major, ich werde lernen und sehr lieiisig sein - „Das hilft nichts. Ohne Vorkenutuisse wird niemand lafgenommen."

Der Protessor Brorson, wf-leher eben eine Stunde in Religion tab, nahm jetzt das Wort. ..iierr Major, der junge Mensch scheint mir unverdorben zu sein. Wir können ja mit ihm eine Probe auf einige Zeit machen, um zu sehen, ob er tieiisig ist and mit den andern folgen kann.^

„Herr Professor, Sie kennen diese Freikorporale nicht, die von den Refrinientern kommen; sie sind fast alle verdorben und ver- derben mir iiieiFn* Jiui^eren Schüler." Darauf sah er mir lange scharf in die Au^^en. Uichelte und sagte in einem milden, gutmütigen Tone: ..So werde ich Ihnen denn erlauben, das Institut drei .Monate ru frequentieren. Sit* können hier essen und es wird Ihnen freie Wohnung angewiesen werden. Wenn Sie sich aber in der Zeit nicht g:nt aufführen, nicht fl( ifsip: sind und eben so gute Noten wie die andern haben, gehen Sie sogleich zu dem Hegiment zurück."

Es wurde mir freies Logis im Kastelle anu^fwiesen und ich be- kam die Kost auf dem Institute, worüber ich aulscrordentlieh froh war, denn die 5 Reichsthaler, die der Fähnrich v. Munck mir freuud- licherwei.'^e geliehen halte, waren fast aufirebraucht, da 5 Keichs- thaler damals nicht mehr galten als ö Mark in 1830.')

Mein P^mpfang im Kastelle war eben nicht sehr nnp'iiehm. Als ich in der Dämmerung meine neue Wohnung in Besitz nehmen wollte, zeigte mir der Aufseher ein langes Zimmer mit vier Betten. Kurz darauf trat ein flotter, gutgewachsener Freikorjioral herein. Ohne mich in der Dämmerung zu bemerken, warf er Hut und Säbel ab. ging mit schnellen Sehrittt ii auf und nieder und rieb sich die Stirn oder hielt sich die Hand vor die Augen, wie ein verzweifelter Schau- spieler. Endlich sah er mich und fragte, ob ich das Institut frequentieren solle. Ich erwiderte: ja, und fügte hinzu, dafs ich zwei Jahre als Unteroffizier gedient hätte und jetzt versuchen würde, in einigen Jahren das üftiziersexamen zu machen. Da braeh aber der ver- zweifelte Freikorpural iti einen Strom von Worten aus. ,,So bedauere ich Sie, dafs Sie das Vergnügen gehabt haben, in einem Kegimente zu dienen. Das habe ich auch gethan, und ich versichere Sie, es ist so, als käme man vom Himmel in die Hölle. Hier im Institute

>) Ehie dSnisohe Mark war nur sechzehn; Schilling Raraat. Zu einem Beiobathaier geborten Mobs Mark. (Anmerkg. d. Ueraasgb.)

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werden Sie för einige schlechte Zeugnisse schreckliche Prttgel be- kommen, fleh bemerkte bald, daüs er darin nicht Unrecht hatte.) Ich bin sehr fleilsig gewesen nnd habe doch zwei Jahre in der untersten Klasse sitzen mttssen, ohne in die zweite kommen zn können!'* Und nun fing er wieder an Terzweifelt auf nnd ab za gehen.

Jetzt traten zwei andere Freikorporale in das Zimmer, von denen ich den einen Ton Wiborg kannte. ^ wird anmöglich für Sie sein, das Examen zn maolien'S sagte der eine. „Wir sind beide dnreh- gefalleu, wollen nnn nach Korwegen gehen nnd hoffen dort aogleioli Offizier zn werden. Haben niebt Lnsi mit nns zn reisen, nm Ihr Glttek en Tennchen?*' „Nein, loh danke sehr! Znent will ioh sehen, wie mir im Institate geht** „Ich werde Ihnen aoeh gleich sagen", fuhr der andere fort, „dab Sie mit dem Essen nicht zu- frieden sein können. Sie bekommen fast nnr Pferdefleisch nnd anch nicht 80 Tiel, als Sie essen mögen.'* „Es ist mir einerlei, ob es Pferdefleisch oder Bttrenfleisch ist, wenn es nnr reinlich znberritet ist** „Ha, ha, ha! So werde ich Ihnen bei Gelegenheit einen Büren schicken, denn in Norwegen giebt es viele Bären.** Sie reist^ bald nachher beide nach Norwegen.

Uber das Essen in dem Institute war nicht zn klagen; es war kräftig nnd ordentlicb zubereitet nnd wir bekamen anch jeden Tag geuug. Major dn Plat kam sehr ott in den Speisesaal nnd probierte die Speisen.

Nachdem die drei Korporale mir „die Hölle beils** gemacht hatten, gingen sie in die Stadt nnd ich dadite abermals in meiner Einsam- keit: Ach der Mi^or da Plat hat Recht; denn können solche be- redte, klage Menschen dorebfallen, so werde ich armer Jttte nie üi meinem Leben das Examen bestehen nnd der Gedanke, das Institut ohne Examen verlassen zu müssen und nie mehr zu werden, als ich war, betrübte mich unbeschreiblich.

Ich fing Jetzt an, meine Sachen in Ordnung zu bringen, hing memen Säbel, meinen Tschako und meinen Tornister an ihren Plats nnd legte mich endlich auf die harte, kalte Mairatae, nur mit einem dtlnnen, abgetragenen Teppich zugeideckt Im ganzen Bette war keine Feder, und da ich unglttcklicherweise an die warmen, weichen Banenibetten auf Möen gewöhnt war, wirkte der ungewöhnlich starke FVost der Art an! mich, dafs ich die ganze Nacht wach lag nnd da- durch Zeit genag hatte, Uber meine Zaknnft nnd die Ifitteiinngen der Freikorporale nachzudenken.

Ich beschlois in dieser schlaflosen Nacht, dab ich Tag und Nacht so fldisig wie mö^ch sein wolle, indem ich dachte: „wenn

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lUii ÜLOt^ was man kann, that Gott das übrige''. In dieser tröst- lidkeQ Erwartong wurde ich aaob niobt getäuscht, wie die Zui^uoft «igen wird.

leh fing nun an, erostUcb za stadieren und fleifsig war ioh« difilr wage iofa Gott and meine Kameraden als Zeugen anznrnfen. Jeh nahm niemals an VerguUgungen teil and kannte in den ersten iwei Jabren nnr den Weg vom Kastelle znm Institute. Mebr als vier bis fttnf, böebstens sechs Stunden, scblief icb nie und mebrmals worden meine Kameraden böse, weil das Licht ihnen in die Aogeu sehien und ihren Schlaf störte. Hein Fleilb in den drei Jahren hatte wk htfebst unerwartete Früchte, denn naefa Verlanf eines Jahres kam isUk Yon der untersten m die zweite KlassCi indem ich beim Examen vcn 44 Freikorporalen Nr. 5 wurde. Dadurch erhielt Ich die zweite Prämie von 25 Thalem. Die beiden ersten bekamen Ehrenepanletiett und jeder tou den acht nSebsten erhielt 25 Tbaler.

Ober diesen ersten Sieg in meinem Leben iUhlte ich ehie un- aussprechliche Ftonde. Msgor du Plat lieb mich Tor die Examen- kommission rufen, lobte mein Betragen und meinen FleUs und sagte, wenn ich so fortfhhre^ wolle er fttr mmne Zukunft Sorge tragen Dieses Verspcechen . hielt er ehrlich, denn von der Zeit an, als ich das Examen bestanden hatte., bewies er mir immer eine ^ter- liche Gttte.

Die Wissenschaften, welche wir m der untersten Klasse lernten, waren: fieligion, Moral fbr CLrieger, Geschichte, Geographie, Natur- geschichte, Felddienst, Gamisondienst, Dänisch, Deutsch, FranzO^h, Mathematik. Das, was in der untersten Klasse gelernt werden sollte, konnte durch täglichen Fleiis von Jedem gelernt werden, aber Schön- schreiben und Zeichnen erlaubte uns Sonntags kerne Freizeit Bs fiel mir aber nie schwer, denn ich dachte: wenn ich erst Leutnant werde, bin ich der glücklichste Mensch von der Welt

Die Finnde, die ich dadurch ftlhlle, in eine höhere Klasse ge- rückt zu sein, wurde dadurch getrübt, dab der ÖkonomicTorsteber, Kapitän v. Dorschens, nur erklärte, daih ich nicht länger Kredit bekäme, bevor ich die 86 Reichsthaler, die ich dem Institute für Kost, Kleider und andere Bedürfnisse im Teiflossenen Jahre schuldig war, bezahlte. Ich betrachtete es für eme Unmöglichkeit, so viel Geld zu schaifen und in meiner Betrübnis wandte ich mich an Miyor du Plat, welcher mich sehr irenndlich empfing und Terq^raoh, zum bestem meiner Sache bd Seiner Mi^jestät dem Könige zu sprechen. Karze Zeit nachher hatte Seine Majestät die grolse Gnade, meine Sehiild, 86 Bdchstfaaler und fernerhin Kost nnd andere Bedür&isse fibr ndch zu bezahlen. Es war eine ganz besondere Gnade, denn

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Abb dem Kriege 1807—14.

YOD hundert Fteikorporalen bezahlte der König nur für zwei Maijo^ da PUt hatte also doroh seme gate Empfehlong bewieien, dab er das Versprechen, welches er mir yor der ExamenslLomnüssion gab, gehalten hatte, gleichwie der reobtschallene Mann mir später meine Oflßzierseqaipienuig Tersehafile.

Der Mfgor warde ireiUoh ftlr einen Bmmmbttren angesehen; das mnls aber ein MUitKnrorsteher fihr so viele mutwillige, fast nnbi&ndige junge Menschen aneh sem. Er war sehr streng, aber gerecht gegen Arme und Beiohe. fir war ein wirklich guter Mann, aber Schwach- heit und Nachsicht gegen Vergehen konnten wir von ihm nicht er- warten. Es hätte das anoh nur Schaden venucacht, denn Furcht ist die Triebfeder beim Militär.

Migor du Plat begnügte sich nicht damit, daCs ein Freikorporal täohtig im Theoretischen sei und ein gutes Examen mache, sondern er nahm auch grofte Rücksicht auf das Äuisere ob man gesund und stark genug sei und die Strapazen des Krieges aushalten könne. Freikorporale, welche aussahen, als ob sie nur von Sufing- keiten und Baumgrillen lebten, bekamen den Bat, ihren Abschied zu nehmen.

Zum zweiten und dritten Examen bestand ich auch und hatte so in drei Jahren mein Ot&ziersexamen gemacht, ohne in irgend einer Wissenschaft durchzufallen.

Dab das Offiziersexamen in 1811 nicht so leicht zu machen war, wie einige entsetzlich klage Leute jetzt glauben, wird dadurch be- wiesen, dafo viele sechs Jahre auf dem Institute waren, zwei Jahre in jeder Klasse, obgleich sie Vorkenntnisse hatten. Wenn aber diese Freikorporale, die bei ihren Eltern in Kopenhagen wohnten, nach Hause kamen, sollten sie amüsiert und traktiert werden und nahmen vielleieht nicht ihre Bacher, bevor sie wieder znm Institute zorttek sollten. Wir armen Freikorporale, die im Kastelle logierten, konnten deswegen Schritt mit den wohlinstroierten Freikorporalen halten, da wir im Kastelle den ganzen Abend bis spät in die Kacbt hinein lasen. Doch gab es auch einige Freikorporale, die so gründliche Vorkenntnisse hatten, dafs sie nicht nOtig hatten, in den freien Stunden zu lernen.

Mein Examenattest liegt vor mir, nach welchem ich seebs- undneunzig gute Zeugnisse, von Glode du Plat unterschrieben, hatte. Bei dem Vorsteber, M%jor da Plat, sollten wir gute Zeugnisse für Betragen, Anziehen, Ordnung und f&r Sergeantdienst haben und wir sollten in folgenden Wissenäubaften bestehen: MiUtär-Geographie, allgemeine Geographie, Taktik und Dienst, Mathematik, Feldmessen, Zeichnung und Schreiben, aUgciueiue Geschichte, Felddienst, Artillerie-

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Aus dem Kriege 1807—14.

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«od Waffenlelire, F^aosOaiaeh, Deotwli, DttniMli, Fortifikalioii, Pbyiik, KfKgsfceeohiohte, Gymntsftik, Feehten, SohwimmeD, MiUtSr-Anstiuid ■od Tanz.

Naeh meineiii £<imd6d hatte uli die onbeeoliieibllehe Frende, am Sekondelentnaat beim S. jtttländifleiieii Infiuiteile-Begimeiite er DBimt sa werden. Ale ieh aber das leiste Jahr ho HilitKrinstiliit war, wurde dasselbe stit der Landkadetten-Akademie Tereinigt, die Mikorponüe worden Kadetten, weshalb ieh naeh meunem Ofllzieis- examen som Kadettenoffizier bei der sweiten Kompagnie ernannt wurde vnd in der fiigeosehaft sollte ieh ein Jalir Dienst thnn. Dieses betrübte mieh sehr, weil leb wQnsebte, som Kegiment n kommen ond mehk Amt als Kadettenoffizier war mir im hOehsten Grade anangenehm. Es bestand darin, dals ieh naeh Befehl meiner Vorgeseteten den Kadetten Fnohtel oder die bestimmten SohlSge mit einem spanischen Bohre geben sollte. Es war nm so sohmexz- lieher für mieh, als es sieh nioht selten traf, dals ieh naeh Befehl die Kadetten prUgeln sollte, mil denen ieh in der Klasse gewesen war, die aber ans Fanlheit oder Ungelehrigkeit sitzen geblieben waren. Jetzt sollte ieh diese meine alten Frennde prügeln, weil sie einige sehleebte Zeugnisse bekommen hatten und ieh hatte selbst erfehren, wie leieht man in einer ganzen Woohe einige „Sehleeht** ▼on so vielen msebiedenen Lehrern bekommen konnte. Der Sonn- abend war allgemeiner Abreehnnngstag mit Prttgeln. Ieh sehlng felglieh nleht hart in, zog mir aber dadnroh mehrmals Unan- nehmliobkeiten za nnd zuletzt worde ich zn meiner groben EYeode Ton diesem Amte abgesetzt, wonaoh ich nur den Felddienst za be- soigen hatte.

Nach Veilaaf von drei Monaten wnrde mir eine herrliche Ge- legenheit gegeben, die Akademie za vorblasen, wo ieh kein weiteres GlQek erwarten konnte, nachdem ich mir AneiennetSI erworben hatte. Das erste Bataillon des fttnensohen Infanterieregimentes, welches anf Fllnen lag, sollte nach Holstein marsehieren, and da es an Offizieren fehlte, betahl Seine Migestät dem llb(jor da Plat, zwei Offiziere za dem Regimente abzugeben. Der Mi^r fragte, ob ieh Lust hfttte, von dem dritten jtttländisehen zn dem ffinensehen Begimente versetzt zn werden. Obgleich ich nun das jütländisehe Regiment sehr liebte, gmg ieh doch gern zu Jedem anderen Begimente, am nicht noch neun Monate lang Kadettenoffizier bleiben za müssen.

Anfserdem gab es für mich noch ^en verlockenderen Grund zum ffinensehen Re§^ente zu gehen» denn man erzühlte damals in Kopenhagen im Anfange des Jahres 1812, dals Dünemark ein Kou- tingent von 12000 Mann an die Franzosen gegen Raisland abgeben

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Aot dem Kriege 1807—14.

md das fttnensche RegimeBt darin einbegrifien sei. Andere be- haopteten, dals das Kegiment sieh sehen mit den Fiamosen in flam- hürfs Tereinigt habe.')

Obwohl iehy meiner Mehinng naeh, Ehre und Rnhm entgegen ging, konnte idi doeh Kopenhagen nieht verlassen, ohne mit dank- barem Henen der gro&en Gnade Seiner Majestät, der Titerliehen Fürsorge und Empfehlung des Major dn Plat nnd der vielen Be- weise Ton Wohlwollen nnd Güte zu gedenken, die mir in Kopen- hagen m teil geworden waren.

Nachdem ioh den leisten Tag einige Absehiedsbesnehe gemacht hatte nnd in der Dämmerang nach Hanse kam, stand ein Dimr mit einem Kasten Tor meiner Thür. „leh wollte gern mit Leutnant T. FHsenberg spreehen.***) „leb bin es, treten Sie herein."

Der IMener trat ehi nnd sagte: „Hier habe ioh einen Ideinen Kasten fttr den Herrn Lentnant.** „Von wem?** „Das weiih ich

nicht^S S^i^S*

leh glaubte, es sei ein Kasten, welehen ich anf der Reise ab- ßefem solle; als ioh aber sah, dalb er an mieh adressiert war, Mbete ich ihn und nahm su meiner gro&en Verwundemng die sehOnsten silbernen Epanletten, die man sehen konnte, mit grofsen, dicken, langen Fransen heraus, leh hielt sie lange mit Bewunderung in meinen HSnden, und als ich sie auf den Tisoh legte, glänzten und strahlten sie wie der sehOne Abendstem. Darauf zog leb aus dem Kasten eine prachtvolle neue Schärpe. Es mnls ein Irrtum sein, daehte ich. Diese sehOne Sehärpe und diese kostbaren Epanletten kttnnen nicht ftlr mieh sein. leb untersuchte jetzt den Kasten genauer und fand einen Tersiegelten, an mich adressierten Brief folgenden

>) Naoh dflm Bttoksnge Napolooiui und der grofken Amee ms Rnftlond

im Jahre 1812 wurde ein dänischt s Armeekorps von 12000 Mann mit der französischen Armee, welche unter dem HelehU- des M.'irsolialls Davonst, der unwtMt der dänischen Grenze stond, vereinigt. Dieses dänische llilfshoer stand vier Monate lang unttiütig in der Umgegend vom Travethai and litt viel von Krankhetfeea und der Badieit des Heibetes, so daft et, all eadlieh loegeeeUagen wurde, flber 8000 Kranke nnd Kampfunfähige hatte. Naeh der Katastrophe bei I^eipzig konnte es keine Uilfe mehr von Napoleon erwarten. Davonst warf sich in Hamburg hinein, wo er mit eiserner Hand, ein starkes Kegiment führend, sich bis zum Falle Kapoleons hielt. Die Stellung des dänischen Korps wurde bald sehr kritisch, denn Feinde rttekten von allen Seiten heran. Der Kronprinz ▼OD Sehweden, Carl Jdhann, wollte „Norwegen in Holatein erobem**. Er war der HOohstkommandierende über eine mächtige Armee von Schweden, Deuteehen und RoBSen nnd Uefa drei Heere durch Holstein vorrücken.

i-Nurli Friedrich Julius Meier t am 6. Novbr. 98 ) 3) bis lb4b hatten die dauischen Ulüziere das Hecht das „von'' vor ihrem Namen an ftthren. (Ännikg. d. Heransgb.)

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Die Kavallerie als Mittel zum Siege eto.

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Inhalts: „Hiermit werden Ihnen ein paar Epauletten und eine Scliärpe mit dem Wunsche geschickt, dafs Sie sie wohl und gesund tra^^en mögen. Sollten Sie erraten oder erfahren, wer Sie Ihnen pese henkt hat, 80 wird weder mündlicher noch schriftlicher Dank dafür ge« wünscht Gott geleite Sie!"

Nun wurde ich unbeschreiblich froh und aus der Fülle meine» Herzens dankte ich dem edlen Geber und bat, dafs Gott ihn fUr all die Freude, die er mir bereitet hatte, belohnen möge. Wer auch froh war, dafs war mein Reisekamerad Leutnant v. Arendt Mit UDBereii Laftscblössem war es aber bald zu Ende, denn als wir nach Rendsburg kamen, sahen wir die Schildwache des füneuschen Infanterie* Regiments auf dem Walle.

(PortaetKong folgt)

IV.

Die Kavallerie als Mittel zum Siege, und der Einfluls der Persönlichkeit bei Führung dieser Wafte.

TtB

G. TOI Bimarek.

^Xoch viel Verdienst ist flbi%,.

Uabt's nur!*'

L

Alljährlich im Herbst pflegt die bei Gelegenheit der Kaiser- manöver stattfindende Verwendung groüser KavaUeriemassen bhuSl im Gefecht, die Aafmerksarokeit weiter Kreise in Anspnieh sa nehmen. In der Beurteilung solcher Übungen als YorbereitnDg filr den Emstfall sind die Ansichten geteilt. GUt es doch nicht nni bei Laien als feststehend, dals die heutige Fenerwiikmig eine Verwendung der Kayallerie als Schlachtenwaffe unmöglich machen müsse. Dem. gegenüber steht die Überzeugung anderer, Tor allem der Heeres- leitung. Und zwar deshalb, weil die Durchführung der bekanntea Beiterangriffe der 1. Garde-Dragoner und der Brigade Bredow bei Mars-la-tonr Vionville denn doch eine so deotliche Sprache geredet hat, und die Frage berechtigt erscheinen Ue&i weloke grolsen Erfolge an SteUe der verwendeten wenigen Eskadrons eine yiel gröfsere Anzahl derselben errungen haben würde. Die Folgerongen hieraus, lind gezogen worden. ThatsächUcli ist die Verwendung der KaTallerie

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Die Kavallerie als Mittel zum Siege etc.

in den kttnftigen Sehlaobten als nicht m entbehrendes Mittel „tat BewftltigQD^ der maDuigf'achen, nnr von dieser Walle an lösenden Angaben seitens der Armeeleitong unter allen Umständen yoigesehen. Infolgedessen ist der DivisLons-KaTallerie nach wie yor das bisherige Feld ihrer Thfttigkeit Torbehalten geblieben, da „aneh kleinere Verbände bei Ansnntanng des riehtigen Aogenblleks be- deutende taktisohe Erfolge erringen können.'* Aber der Schwerpunkt der gewonnenen Erkenntnis liegt doch in dem Satze, •dafis „die ausschlaggebenden Entscheidungen in der Schlacht nur durch das Einsetzen grolser KaTallerie-Massen zu er- reichen sein werden/* Hiermit ist ein wichtiger Faktor snir Gewinnung des Sieges in seine Rechte wieder eingesetzt

Bekanntlich ist die Legende Ton der ausgespielten Bolle der Kavallerie als Schlaehtenwafte sehr alten Datums; so alt beinah wie die Erfindung der Feuerwaffen, Aber eben so oft wie sie totgesagt war und begraben sein sollte, ist sie zu recht krifcftiger Lebens- äulsemng von einem Scheintod wieder erstanden, dem sie als natür- liche Folge der immer wieder abhanden gekommenen Kunst ihrer Verwendung anbeim gefallen war.

Diese Kunst hatte ihre höchste Entwickelung unter Friedrich dem Grolsen gehabt, von dessen Reitergeneralen sie in ToUendeter Weise gehandhabt wurde. Nun wissen wir, dals, wie grofe auch die Bedeutung der Waffe geworden war, von einer lediglich schlachten- entscheidenden Rolle nicht die Rede sein konnte. Es war ihr Tielmehr abgesehen von gän^licber Überraschung ebenso wenig möglich als heutzutage, eine durch das Feuergefecht noch nicht erschtttterte Infanterie zu ttberwältigen; und das Gelände setste ihrer Verwendung ebenso häufig Schranken als jetzt Dagegen hört man in der Kriegsgeschichte jener Zeit kaum yon yerfeblten Gelegenheiten oder unzeitigem Heryorbrechen, und niemals yon mangelnder Energie und Entschlossenheit in der DurchfUfanuig der Attacken, oder gar yon Umkehren und Aufgeben berate in der Ansftlhmng begriffener Angrifle, jenen Halbheiten, wekhe in der Geschichte der nachfolgenden Zeit einen so breiten Raum einnehmen. Da durfte es denn nicht Wnnder nehmen, wenn bei derartiger Ver- wendung, die den Millserfolg gebären mufe, die Lehrmeinnng yon der abroluten Überlegenheit der Feuerwaffen immer neue Nahrung erhielt, wenn das Selbstyertrauen der Ftthrer, wie die Zuversicht zur Waffe mehr und mehr untergraben wurde.

Zum Glttck hat diese Verkennang des Zusammenhangs von Ur- sache und Wirkung nach dem grolsen Kriege 1870/71 keine Schule mehr machen können, wenigstens in der Wafie nicht, und an mab-

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Die KavaUerie als MiUd sam Siege eto.

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gebender Stelle. Im Gegenteil! Denn man bat sich sagen müssen, 4a&, in ihrem irrimmeu Wüten gegen einander, die Feuerwafl'en sich aoffredsen werden, wie jene beiden Löwen, von denen nichts übrig blieb als ihre Wedel; und wie eben wej^eu dieses Zersetzuugs- prozesses die hiervon unberührte Kavallerie befähigt sein mul's, an dem Ringen um die Entscheidung teilzunehmen, ja unter Umständen sie herbeiführen zu können. Und mau hält an dieser Überzeugung lest, trotz aller Versuche, sie mittelst der Lehren der Ballistik und der bchiefsplat/xigebnisse zu erschüttern. Gerade derartige, auf rechnerischem Wege erzielte Schlulsfolgerungen werden umsomehr bich als trügerisch erweisen, als im Kriege das psychologische Moment zum letzten Eude doch immer den Ausschlag giebt. Es ist also das Überwiegen der moralischen Faktoren und deren Aufseruug besonders im eutscheidenden Angrifisstolse, welches, indem es die Eindrücke der brutalen \\ aüeuwirkung überwiaden läfst, den Sieg gewährleistet.

Wir können es hier dahingestellt seiu lassen, aul welche Weise die Durchführung des entscheidenden Stofses seitens der Hauptwaffe, der Infanterie, sich im Ernstfälle einmal gestalten wird. Auch kann diese Frage keineswegs als abgeschlossen angesehen werden. Aber luau vergegenwärtige sich nur einujal die allgemeine (iefechtslage vom Beginne des letzten Ötadiuins der Durchführung bis zum Höhe- ponkt des Feuergefechts und dem Einbruch.

Jetzt schon hat infolge der, alle Nerven ül)erspannenden Ein- drücke, der Erschöpfung, der massenhaften Verluste, besonders an Offizieren, die Ordnung sehr gelitten. Hier und dort macht sich bereits eine Panik geltend, die aber noch durch Beispiel und Energie der Ofliziere überwunden \viro, auch verursacht hier das Gelingen, dort das xMilslingen von \ ür.>töfsen, leicht Mifsverständnisse in deu benachbarten Gefeehtsteilen, welche mitunter sehr folgen- schwer siud. Dazu kommi endlich die nicht unbedeutende Zahl jener, die aulser stände sind, den Eindrücken der Gefahr auf ihre Nerven nachhaltig zu widcisteheu, und vom Begrifle der militärischen Ehre oder des Ehrgeizes nicht unbcdiugt an die vordere Gefechts- linie gefesselt zu Wiarde n vermögen. So ist also schon in diesen Stadien des Kampfes die durch die Feuerwirkung hervor^M-rutene Zersetzung der Ordnung, das durch Verluste an Führern hervor- gerufene Hichselbstüberlabseu, iu hohem Grade eingerissen. Wieviel mehr wird dies in den letzten Augenblicken des Kampfes der Fall sein, al^o unmittelbar vor, während und nach drr Entscheidung durch deu Angriffsstols mit der blanken Watfe, dem Hajonuei. Be- denkt man, dais mit dem ilühepuukt des Gefechts, der nun erreicht

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Die KsvaUerie als Uittd som Siege eio.

ist, ein wahres FlllUioni TOn Krisen ttber die Kämpfenden ans- gesebttttet wird, dafe die aogelieore Anspannung aller pbysisehen wie moralisehen Kräfte, der menschlieben Natnr sofolge, ohne toU- kommenste firsclittttening dieser Faktoren niofat lange ertragen werden kann, dalk die Anfinerkaamkeit aller nur nach vom geriobtet und deshalb selbst die niebsten Vorginge rechts und links der Beobaehtnng entzogen werden, so scheint es nnsweifeihaft, dats plötzliche und nnyorhergesebene firsehelnnngen Ton den Flanken, oder aaeh von vorn kommend, ttberraseben and verwirren mttssen. Zwar werden Ansbildnng, GewOhnong, Oissqilin, Umsiebt und Eneigie der Führer derartige Krisen oft überwinden lassen, aber eben so oft kann and wird dies aaeh nieht der Fall sein. Denn der seisetKende, auflösende Einfluls, welehen die fnrebtbar gesteigerte Wirkung der Feuerwaffen ausübt, erzeugt jenen Zustand, der im grolsen und ganzen darin besteht, dals den betreffenden Truppen ein kleinstmdgiichstes Mals von Widerstanda- oder Stolskraft verblelbi'* So in ftnbeistem Habe ftlr aUe, die Einbildung in Anspruch nehmenden Eindrucke empftUiglicb geworden, müssen diese losen Verbünde leicht zur Beute eines urplütsUch von den Flanken her eracbeinenden Kraftrestes werden, der in Gestalt groDser Kavallerie-Massen für solche Augenblicke au^sespait ist. Und in der That wird deien, aus Stofo und Waffenwiiknng sieh zusammensetMude Gefechtsthfttigkeit ihre psychologische Wirkung niemals verfehlen, wenn die Treffen auf Treffen sich folgenden Beiteimassen, riesigen, alles verschlingenden Sturzwellen gleich, sich Uber die In&nterie ergiefoen. Und die EinheitsauarOstung der Kavallerie mit der „Königin der blanken Waffen,** der geiUrehteten Lanze, wkd das Überwttltigende des Eindrucks nur erhoben können.

Zur Erzielung groiser Erfolge gebOien aber auch grobe Kavallerie- Massen, wie sie den Zahlenverhültnissen der Armeen, der Raum- ausdehnung derselben entsprechen. Auch der Charakter der modernen Schlacht, die aus einer Reihe grOIserer Örtlichkeitsgefechte sich zusammenzusetzen pflegt, und daher auch der FortpflanzungafÜhigkeit eingetretener Krisen, sowie aller Art von Eindrücken Uber den GfefiecbtsabBchnitt hinaus Grenzen steckt, weist darauf hin. Be- sondere Berücksichtigung verlangt aber die Tiefengliederung des beutigen fnftmterie-Angriffis, die anttaglich bedeutend ist, und sich erst spftter, koiz vor der Entscheidung mehr zusammengeschoben haben wird. Es ist deshalb geboten, ebensowohl breite Ziele^ wie auch solche von mitunter grOlserer Tiefe zu fassen. Mindestens in der Stärke einer Division werden die geeigneten Ziele für einen grOiberen Kavallerieangriff da zu suchen sein, wo der Hauptangriff

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Die KftTtUerie als Mittel zum Siege etc.

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«ttttfindet, oder der Haoplwidenfeaiid entgegengesetal wird, wo mit 4m Wegnahme eines Haaptstnteponktes, einer letzten Anfiiahme- glellmig, endlieh wo mit dem Milseifolge der loteten, aos der Hand gBgthenßn Reeerren, aneh die lotste MOgliohkdt eines Krtlfle* «Bgleielie im GelSnde dalünseliwindei

So stellt sieh bei Ertolg oder Milserfolg der Fenerwalfen die Bdterei als ein nnter UmstlLnden kaom sn eraetzendes Ißttel dar, die Entseheidong herbeisnfllhien, sie sn veryollstindigen, einer Niederlage vonnheagen, oder falls diese nnabwendhar, die drohende Venüohtnng zn yerhttten.

Von den ftr solehe Aufgaben eiforderliehen Vorbedingnngen kommt in erater Reihe das Gelände in Betraeht, welches eine, wenigstens einigermalton gedeckte Anntthemng nnd Ton der Seite her, gestatten, sowie genügenden Raom sar Entwiekelnng, nnd geeignetes Attaekenfeld, ermöglichen mnfo. In dieser Beziehnng wird aber die grobe Breitenansdehnnng der Schlachten die Ver- wendung der Kavallerie eher begünstigen, weil das Gelände auf meilenweitem Ranm selten Überall glefchmäJbige Gestaltnng aufweist Und was die allerdings bedeutenden Anforderungen an die Leistungs- fthlgkeit Ton Pferd und Mann betnfit, so bürgt wohl die gewaltig gesteigerte Ausbildung unseres vortrefflichen Materials dafür, dals auch in dieser Hinsicht den Vorbedingungen entsproohoi werden kann.

So wttnsehenswert der Flankenangriff nun auch sein mag, so dürften doch Gelände wie Gefechtssweek denselben nicht immer ge- statten. Es k(tnnen nnd werden vielmehr Fälle eintreten, welche zum Frontalangriff zwingen, und zwar ohne Rücksicht auf die dadurch bedingten grOlseren Verluste. Diese dürften freilich um so beträcht- licher ausfallen, je weniger die Dringlichkeit der Veranlassung zum Einsetzen der Kavallerie die freie Wahl des geeignetsten Zeitpunktes für den Angriff zulälst, der dann meistens eine noch weniger er- schütterte Infanterie nnd Artillerie treflfen wird. 1. Garde-Dragoner und Brigade Bredow bei Mars la tourl In derlei Fällen können die Opfer gar nicht in Betracht kommen, ebenso wenig das eigent- liche Glücken der Attacke, die den Gegner endgültig niederwirft. Es wird sieh vielmehr, wie beim 1. Garde-Dragoner-Regiment darum handeln „den Feind nur zehn Minuten aufzuhalten, und wenn es hierbei auch bis auf den letzten Mann fallen sollte; es hätte dann seinen Auftrag und seinen Beruf erfüllt*' Es ist bekannt, in welch vollkommener Weise dies hiave Regunent mit nur drei Eskadrons die ihm gesteUte Au%abe gdOst hat Zwei Infuiterie-Begimenter einer feindlichen Division

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Die Kftndlerie als Mittel zum 8i«ge eto.

wurden darohbrochen, überritteo, am weme Adler zasat&mengebaUt,. und dadurch in der Verfolgnog der zertrümmerten pienilBiscben 38. Infanterie- Brigade so lange aufgehalten, dafs jene vor völliger Vemichtong bewahrt werden konnte. Und dies mit dem Dank seiner unvergleichlichen Entschlomenheit Terhältnismäfsig nur geringen Verluste von 12 Offizieren, 125 Mann, 204 Pterden. Durchaus gleichwertig nach jeder Richtung hin ist die Attacke der Brigade Bredow, 6 Eskadrons der 7. KUrassiere und 16. Ulanen, an diesem blutigsten Tage des Krieges. Auch hier war das £in- setzen der Kavallerie zur Abwendung äulserster Gefahren von oben herab angeordnet worden; nnd es erscheint in Ansehung der sacb* gemätsen wie entsoJüossenen Befehlsausführung, der stürniisoheD Tapferkeit der Truppen, des Uberraschenden Erfolges bei keineswegs ttbermälsigem Verluste, und endlich der Bedeutung der ganzen Aktion fbr die BearfeeUong der Leistungsfähigkeit der Kavallerie gegen die Feuerwaffen, ganz unerheblich, ob die Umsetzung des ausdrücklichen Befehls in die That, von vornherein dem eigenen Triebe des wackeren l^'Uhrers entsprochen hat oder nicht. Das waren ganz gewil» lenchtend brave Thaten fUr jene damalige Zeit besonders, in welcher das Verständnis fUr die Notwendigkeit der Aufopferung der „kost- baren Wafie*' im Anreiten gegen den bösen Hinterlader, keineswegs bereits zum Gemeingut geworden war. Heute ist es jedem Kavalleristen klar, dafs dies durchaus nicht mehr ist, als von jeder andern Waffe gefordert werden kann, thatsächlich auch immer ver- langt und als ganz selbstverstHiuilieb geleistet worden ist, ohne des- halb die Bethätigung einfacher rüichterfullung durch eine dramatisciie Bezeichnung, wie „Todesritt" hervorzuheben.

Dals durch die Verwendung der Reiterei gegen Feuerwafl'en, der Bestand mancher Regimenter, besonders an Pferden eine, die fernere Verwendung in Frage stellende Einbulse erleiden kaim, ist natürlich nicht ausgeschlossen. Indessen wird es häutig auch ohne empfindliche Verluste abgehen, und zwar ist dies unter allen Um- ständen der Fall, wenn die Führung Kaltblut und Umsicht mit äulserster Entschlossenheit und Rücksichtslosigkeit zu vereinigen ver- steht. Das KriegsglUck hat sich jederzeit aof die Seite der KUimheit- gestellt, der besonnenen allerdings.

Wenn nun schon jeder Verwendung der Reiterei zum Gefecht die Bejahung der ernsten Frage vorausgehen inufs, ob die entstehenden Verluste mit dem angestrebten Zwecke in Einklang stehen, sie recht- fertigen, so ist diese Erwägung \ou weittragendster Bedeutung bei dfHk groGsen Entscheidungssehlachten. Dami also, wenn nicht nur der Ao^gang der Öchlaeht oder des Feldznges auf dem Spiele steht^

Die KAvallerie als Mittel zum Siege eto.

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widem die Ezkteni des Stoates, die dann bochetäblieli ani die De^Dspitze gestellt ist. Da kann ein Toneiliger Veibraneh der Wiffe geradem veililbignisroU werden. Die Fälle sind gar so selten oiflM^ wo gro&e KsTallerieaiassen als letater Einsats die grolse nage ttber das nnd Niehtsein," mit der blanken Waffe hfttten enlBebeiden, das Sehielual noeh hätten wenden können, fiüls sie ooeb ToriMuiden gewesen wären. Noeh In der leisten Sohlaoht Napoleons, mit deren Verlust er endgttltlg Krone nnd Rdeh dahin- gehen molste, hd Belle-AUianoe, naehdem die nozeitigen nnd kopf- losen Attaoken Neys seine gesamte Karallerie miniert hatten, rief er ans: „Hätte ieh jetzt Httrat mit einer Besenre ani frisohen Pferden!'* Der groÜBe Sehlachlenmeister hielt sieh also ttberzengt, dab eine Wendung der Seblaoht sn seinen Gunsten, mit anderen Worten die Erbaltnng seines Thrones, innerhalb der knrzen Frist vor dem Eintreffen Bittehers, noeh durch Karallerie unter einem nm- öehtigen nnd entsehlossenen Ffibrer hätte herbeigefhhrt werden können. Es wird dahingestellt bleiben müssen, ob dieser König von Neapel mit seiner swar stUnniseben, aber häufig onbesonnenen Tapferkeit mehr der Hann bierza gewesen wäre, als Ney. Aber es ist wohl möglich, dals der Kaiser, selbst nieht mehr der Alte, krank nnd zum Abenteurer geworden, in der moralisehen Ver&ssnng Neys die Ursaehe dessen blindwütigen Verhaltens richtig, aber zn «pSii erkannt hat. Das BewnIMsein begangener Felonie brannte dem tapfem Manne im Gewissen nnd raubte ihm die Besonnenheit. Denn für seine Person handelte es sich um die verlorene Ehre, sowie um Hals und Kragen, mit denen er seinen Verrat bezahlen mulste, da er den gesuchten Tod auf dem Sohlachtfeide nicht finden konnte.

Ein zweites sehr lehrreiches Beispiel verhängnisvollen, verfirtthten Verbrauchs der Kavallerie, als Folge zogleich der dem Fuhrer ge- nommenen Selbständigkeit, bietet die Sohlacht von Knnersdort Feindliche Batterien in unangreifbarer Stellung, deren mörderisches Feuer das siegreiche Vordringen der Infanterie zum Stillstand ge* bracht hatte, sollten durch die Kavallerie genommen werden. Des Königs wiederholter und ausdrücklicher Befehl zwang den General S^dUtz, ungeachtet aller Vorstellungen zn gehorehen, und unter Umständen zum Angriff zn schreiten, die nach Zeitpunkt, Gelände ■nd Angriflhriel (Versohanzungen) jede Verwendung der Waffe aus- scUossen. Infolg^essen führte gerade die Heldenbafkigkeit der Attacken und die schwere Verwundung des General Sejdlitz, die völlige Zertrümmerung alier Kavallerie herbei. So konnte es ge- schehen, dab die gesohlagene Armee, allen Schutzes nunmehr bar, der russisch-Österreichischen Reiterei zur Beute fiel, nnd die Nieder-

64 Die KftvaUerle alt Mittel n Siege ete.

UigB zn einer Terniehtendeii sieh gestaltete, welche den Stut an den Rand des Abgrunds brachte.

Ein solches Sehieksal abxnwenden, gelang der KaTallerie nach dem Übelfalle von Hochkirch. Der König in seiner Mi&achtiuig Dauns hatte sieh einer Sorglodgkeit ttberiassen, weiche die Generale nicht teilten, am wenigsten Zielen nnd Seydlits. Gegen des Königs Anoidnong hielten sie die Kavallerie wKhiend der Kacht gesattdi So traf sie der nlchtliche ObcE&ll yöllig yorbevettet; die BkaraUeiie bUeb unberührt nnd dem König erhalten. Als dann nach dem mörderischen Nachtkampfe in nnd bei Hochkirch, in dem fut alle Infanterie zn Schlacken verbrannt, die Artillerie in Feindeshand ge- fallen war, der König seine gelichtete Armee ans dem Kampfe zog, da sah der neue Tag ein groIsartigeB Schanspiel. Die ganze Masse der Kavallerie, 118 Schwadronen anter Zleten und Seydlitz stand gefeohtsbermt hinter Hochkirch. ZnnSchst nahm sie die geschlagene Infanterie anf, dann aber wies sie alle feindlichen V^rsnohe, den mit wechselnden Treffen erfolgenden Abzng der Infanterie zn stören, dnreh wiederholentliohe Voistöise von den Fltlgeln her, in energischer Weise zurück. So gelangte man an die gefl&hrliehen Defileen der kleinen Spree. Sofort dittngte Dann schuf nach, aber da war es Seydlitz, der mit der gesamten, nunmehr unter seinem Kommando Tcieinigten Kavallerie dem Gegner derartig Respekt einilöbte, da& er die Verfolgnng an^b. Auf dem ganzen bewnndemngswOrdigen Rückzug hatte der König nicht einen Wagen verloren. Das Schicksal des Tages zn wenden, was durch ein tragisches Geschick der Waffe bei Kunersdorf vorenthalten blieb, war ihr bei Zomdorf gelungen. Dort verstand es Seydlitz, nachdem die Infimterie des linken Flügels wiederholt versagt hatte, die, ndt der schon ftsft gewissen Niederlage veri^undene Freiagahe des Staates dorch eine Reibe grofser Angriffe in glorrdcber Welse abzuwenden«

Die Tfaaten und Verdienste der Kavallerie bei Zomdorf sind bis heutigen Tags nnerreidit geblieben. Sie beseicbnen dnreh die Steigerung der sich folgenden Attacken nach Bedeutung, Stftrice- verhftltnissen und Erfolg, den Höhepunkt dessen, was jemals von dieser Waffe, Fühning wie Trappe, geleistet worden ist Aber auch niemals wieder ist gerade die Persönlichkeit des Führers in Beispiel nnd Gewalt Uber die Massen, in genialer Behandlung der taktischen Formen, so in den Vordergrund getreten wie hier, da der König das Geschick des Tages in die Hand seines grolsen ReiterfUhrers gelegt hatte. Denn nur durch Gewährung voUster Selbständigkeit konnten alle Krttfke dieser dSmonisoben Natur entfesselt und sa freier Entfaltung gebracht werden.

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Die Kavallerie ab Mittel nun •äiege etc.

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U.

Es ist oben angedeutet worden, wie im Kriege das psych(H logische Moment von grolser, sogar ausschlaggebender Bedeutung ist. In seiner B'igenschaft als Summa der seelischen Emptiudungen einer Anzahl von Individuen, wird es behufs beabsichtigter Gesamt- äofserung geleitet beherrscht durch die moralischen Faktoren. Die Heranbildung und Pflege derselben auf Grund des sittlichen Gedankens der allgemeinen Wehrpflicht läfst vorzugsweise jene Eigenschaften zeitigen, wie sie deshalb ein halbes Jahrhundert lang Sondergut Prenfsens als des Volkes in Waffen gewesen waren, nämlich die aus dem Bewulstsein gleicher Pflichten für den Staat entspringende Hingebung aller lUr denselben als für die grolse Gemeinschaft, sowie Nationalgeist, Sinn fUr Nationalehre, Opfersinn u. s. w. Dagegen können, unabhän^i^ hiervon die eigentlich kriegerischen Eigenschaften als Tapferkeit. Ehrgeiz. Hochhaltung der Waftenehre sehr wohl auch bei geworbenen Landsknechtsheeren erzeugt und von ihnen bethätigt werden. Weil sie jedoch im Gegensatz zu jenen der höheren sitt- lichen Grundlage entbehren, so pflegt auch ihr Zusammenbruch und ihr Versagen ebenso wohl eher möglich zu sein, als auch unver- mittelter and nachhaltiger.

Cin anderes ist es um jenen Teil des psychologischen Moments, der weder erzeugt, gepflegt noch geleitet werden kann, ein Etwas, das nur yoü einzelnen Menschen aasgehend, elementare Wirkung aoszaUben vermag. Das ist der Einfluls grulser Persönlichkeiten aof die Massen.

£ine solche Ersoheinaug ist u. a. Blücher, dieser seltene, eigen- geartete Soldat, der, eine Haapttriebfeder zum Sturze Napoleons, diesem den letzten vernichtenden Schlag versetzt hat, lediglich durch Charaktereigenschaften ohne Gleichen. Aas der Kavallerie hervor- gegangen, besals er in hohem Matse die Gabe, seine Energie, sein uiTerwttstliches Selbstvertrauen und seine Verantwortangsfreudigkeit jedermann mitzuteilen, von seiner nächsten Umgebung an bis zom letzten Tambour. Persönlich war er ohne jede bessere Bildung; aber er behensehte mit vollkommener Meistenehall die Konst, die MenscheD zu behandeln, sie richtig m beurteilen, ebmo wie er die €Mie beealh, seine fiedeweise allen Lag^ and VerfattltnisBen ansD* passen. So fesselte er dorefa gelegentliehen hohen, ja dichterischen Schwung die G^ihieten; den gemdnen Mann aber paekte er doxeh tieffende, volkstliniliehe Ansdrneksweise bis ins inneiste Mark and nie ihn fini Im hohen Alter noch rüstig, aeigte seine ganie Peisttnlichkei^ besondezs in der Haltung zu Pferde, sowie hn Blick seines Auges den bedentenden Menschen, lieüs jeder Zoll an Ihm

JaJufaftoli«r lür di« deutsche Armee und Marine, Rd. 114. 1. 6

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Die Kavailerie Als Mittel zam Siege eto.

den altm EaTaUeristen eriLennen, Aber aach den fruhern Hosaren, nur alfan bereit, persönlieb flieli ins Handgemenge zo stttnen. So wie er war: aehaiftiiiiiig, wdlbliekend, konsequent, ein in sich ge- acUoaBOier Charakter, väk einem Worte, ein ganxer Mann, konnte er wohl mit einem Gehilfen wie Gneisenan der Stellung einet Feld- heim gerecht werden; sam S^svaUeriefllhrer Im gröiheren Stile w8re er nicht geeignet gewesen.

Es sind in der That gabtreiehe und sehr besondere Eigensohaften, die, der Vielseitigkeit heutiger Kriegführung entsprechend, in emem ReiterfUhzer ihre Vereinigung finden sollen. Weiöhe Falle schon der ihm xnfallenden Aufgaben beim strategischen Auf klSrongsdienete mit sehier Verantwortung Atr Thun und Lassen, sdnen Anforderungen an KOrper und Geist, an Gresnndheit und NerTon. Und dann, wohl immer unmittelbar an letzteres anschlielsend, seine Thätigkeit vor, wtthrend und nach einer Schlacht Hüben wie drüben muls er seine Augen haben, mulb er selbst sehen, die Vorgänge beobachten, die Erschemungen des Gefechts beurteilen, den Znsammenhang von Ur- sache und Wirkung klar erkennen. Darauf hin, sowie femer auf Grund rictitiger Schätzung von Zeit und Raum zutreffender Beurteilung des Geländes in Bezug auf seine Brauchbarkeit sollen folgenschwere Kntsohltlsse gefafet werden. Der Augenblick hierzu nähert sieh, denn eine gewaltige Gefechtskrisis gebt ihrem Ausgange entgegen. Mag es sich nun darum handeln, eine fast gewisse Niederlage abzu- wenden, oder den Sieg herbeiflUiren zu helfen, gleichTiel, die inzwischen heranbeorderten EaTallerie-Diyisionen nähera sich berells dem Brennpunkte. Meldungen und dringliche Mahnungen zum Ein- greifen ttberstttrzen sich, aber er mnfa sich zUgeln. Denn keiner der auf ihn losstürmenden Eindrücke oder wie immer gearteten Einflüsse dürfen imstande sein, ihm Buhe und Klarheit zu rauben, am wenigsten im Drange des Augenblicks, wenn die Zeit zum Handeln endlich gekommen ist Nun soll es sich zeigen, was neben der taktischen Befähigung aach die Persönlichkeit des Führers gUt, sein Einfluls auf die Massen Tom €teneral bis zum letzten Beiter. Blindes Vertrauen zu seiner Person, Disziplin, Ausbildung, Ehrgeiz, Beispiel, sehie Erscheinung, alles soll er seinem unbeugsamen WiUen dienstbar machen, den begonnenen Angriff auch durchzuführen, ihn hineinzutragen hi den Feind, koste es, was es wolle. Darauf kommt zunächst alles an.

Das oben Angedeutete mag eine ungefähre Vorstellung davon geben, vde wichtig es ist, zu derartigen Au%aben nur Generale zu wählen, deren hohes Ftthror-Talent durch hervorragende Eigenschaften des Charakters und der Persünlichkeit unterstützt wird. Sehr treflfend

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Die KftTallm all Mittel smn Siege ele.

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iulMrt sieb ein Schrifteteller der Kavallerie darüber: „Keine Waffe/* stgt er, „hat darch poeitiTe oder negative Grölse ihrer Fuhrer mehr

zu gewinnen oder zu verlieren als die Kelterei." Die positive Gröfse eines Menschen heroht aber auf groben Charaktereigenschaften, als der sicheren Voranssetzang zn ^rofsein, verantwortangsvollem, aber erfolgreichem Tfaan. Ant solcher Grundlage zumeist hat Seydlitz, der Heros der preufsischeu Kavallerie, dem Staate seine unsterb- lichen Dienste leisten können, nnd mit ihm alle KeiteriUhrer, welche je die Waffe za grolsen Erfolgen geführt haben. Alle in ihrer Weise, jeder mit anderen Mitteln. So wird die grundverschiedene Geartung triederizianischer Kavallerie-Generale ,,al8 buntes Mosaik" wie folgt geschildert: „Geüilers schweigsames, sohttohtemes Wesen, das durch des Königs Animosität gegen ihn, wenn wir uns dieses Ausdrucks bedienen dürfen, sich oft mehr noch wie deprimiert zeigte, and nur durch die lebendigfrischc Eigeutttmlichkeit Otto von Schwerins, der des weisen Uafis Lehre: „Sorgenbrecher sind die Keben,^ Uber die Gebühr hin milsverstand, Spannung and Elastizität gewann. Des greisen, in sich gekehrten, besonnenen Driesen rerständige MittelmäDugkeit, der nur im An^^esichte des Feindes, und nnter Kanonendonner die erloscheuc Kraft früherer Jahre wieder- fand; — Zielen, mehr der Mann der Handlung als der liede, aber ttber das Mais des Gewöhnlichen hinaus enti^chlossen, kuhn, ja Ter- wegen, wo es darauf ankam zu handeln, dabei der vollkommenste Typus eines christlicheu Führers. Öeydlitz, aus der Zahl aus- erwählter Geister, die alle Hindernisse durchbrechen, dessen \ er- wegenheit sprichwörtlich geworden, ein Pferdebändiger wie bellerophon, von chevaleresker Anmut in jüngeren Jahren, nnd auch noeb in den Zeiten körperlichen Verfalls von einer gewissen Grandezza, wortkarg, schneidend, ironisch, von einer eisijren Her/enskälte, die nur durch \vilde Sinnlichkeit erwärmt werden konnte, das (Jegenteil Zielens in allem, was Sitte betraf; aber wie dämonisch durchglüht auf dem Schlachtfelde, voller Empfänglichkeit fUr das (iroise, Erhabene, nie hingerissen von den Ereignissen, vom Drange der Gegenwart, und f hen darum immer Herr seiner selbst, das Vorbild der Armee, die ihn auf seiner schönen, kühnen und ruhmreichen Bahn mit Enthusiasmus begleitete. Wie unähnlich, ja wie entgegengesetzt in allem, und doch wie ähnlich einander, wenn es darauf ankam, ihre Geschwader gegen den Feind zu führen.''

Als Hauptiriehfeder der vor dem Feinde nie versagenden Spann- kraft der Generale muls der besondere Geist angesehen werden, den der g^rofse König in ihnen erweckt hatte. Alle »eine Instruktionen, Belehrungen atmen den Geist der unbedingtesten Initiative, als Leit-

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Die Kavallerie als Mittel sam biege etc.

steril allen kavalleristischen Handelns. Der Könie: machte daher seine Generale grundsätzlich verantNvortlich für das, was sie unter- liefsen. und war dann annachsichtlich, woj!:eg:en er darUher hinwegsah, und sich milde zei^rte, wenn etwa blindes Zufahren zu einem Mifs- erfolge «refllhrt hatte, llochsinnig gewährte er dem Freimut der Überzeugung auch ihm gegenüber eine Stätte, denn er dachte zu grois, um ihn anderweitig zu deuten. Und wenn er auch gew'ohnt war, die Grenzen der „vei'fluchten Pflicht und Schuldigkeit" sehr weit zu ziehen, so belobte oder belohnte er das Verdienst um der Ehre und treuen PtiichterfUllung wilien in königlicher Weise. Aus diesem hierdurch erzeugten Geiste, den die Generale pflegten, den bewufster Stolz auf eigne Tüchtigkeit und auf die WatVenehre trug und steigerte, ents))rach jene Spannkraft, welche den preufsischeii Keiterluhn r dahin brachte, stets das äulserste zu wagen, uiui kein Opfer, am allerwenigsten das der eigenen Person zu scheuen. Und indem ein solcher Geist sich auch den Massen mittrilte, kam es dahin, dals der preulsische Kavallerist alles seinem Schwerte als verfallen betrachtete, was sich dem Laufe seines Hosses entgegen- stellte. I^jn solcher Geist wird auch heut noch in der Truppe er- zeugt werden können; in höherem Grade sogar als damals. Denn zu der FUlle glorreicher IJberlieferungen, deren Pflege in berufenster Hand liegt, tritt, mit der allgemeinen Wehr|)flicht als vorweg gegeben, in der grofsen Zahl gebildeter Elemente, ein Faktor hinzu, der schon eine Macht an sich, noch besondere Bedeutung erhält, weil er in die.sem Umfanirc noch deutscher Alleinbesitz ist. Diese Elemente vermitteln die Empfänglichkeit für grofse Ideen und hulie Ziele auch den geringeren Hildimgsgraden. Und nicht zuletzt auch das Verständnis für die Notwendigkeit williger Unterordnung im Sinne der Disziplin, die notwendig eisern sein nmfs in ihrer Aufrecht- erhaltung und Anwendung, nicht aber in den Mitteln zu ihrer Erzeugung.

Dafs auch in Ileranbildun;^- des 1 ührermaterials in seiner Gesamtheit das höchste Ziel nach Leistung und besonderem Geiste angestrebt, und in unermüdlicher Arbeit auch erreicht wird, ist gewils. Aber der Erzeugung machtvoller Persönlichkeiten, wie gerade diese WatTe ihrer zur Entfaltung voller Kraft bedarf, ist die heutige Zeit und deren besondere Verhältnisse nicht mehr förderlich. Allerhand bedenkliche Begleiterscheinungen des Zeitgeistes and der modernen Biiciun- sind von nachteiligem Einflufs. So scheitern nicht Wenige an den mancherlei Klippen sogenannter httherer Lebensführung, oder verfallen der Entartung als jeunesse Christofle.** Dann unter der Zahl scharf aasgeprägter CSiaraktere jene NatoieD,

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die loieht alle Hindernisse durchbrechen, \ oUmensohen der IVrsönlich- ktii und des (leistes, deren Befähigung und Tempcnimeut sii* /u Führrrn der Warte vorherbestimmt erscheinen lälst. Diese gerade fs, die einer sehr unbefanirrnen Würdigung in der Kegel am meisten bedürfen. Der Frieden vt rirägt sie nicht, läfst sie entweder rerkUnimern oder stölst sie als unbequem ab. Ks werden also immer sehr brauchbare, hotlnungsvolle Eli iuentc der Waffe endgültig verloren gehen. Nur Wenige vermögen den Anschluls wieder zu ^-evyinnen und ringen sich zur Anerkennung durch, wie siinei Zeit Zielen und BlUcher oder der Intatittrist York. Und wenn alles: Willen, Wollen und Können solcher scharf gezeichneten rersönlich- keiten den Durchschnitt weit Uberragte, so hat mau sich schlit IsliL-h immer noch, wohl oder übel, mit der Notwendigkeit abgefunden, auch an ihre anderweitige Sonderheit einen besonderen Mafsstab anzulegen. So war der grölste und genialste Admiral der neuern Zeit, Nelson, in seinem privaten Leben ein Wüstling und ein Trinker; aber man brachte und beliels ihn auf seinem Posten, und die ver- diente Kubestätte in Westminsterabtei bat ihm das zimperliche ofBzielie England deshalb nicbt yorenthalten. Auch Blüchers Lebens- fiihrung ist im Siooe korrektester AutTassung nicht immer einwands- frei gewesen.

HUd nicht geringes Hindernis bei Auswahl der für die hohen Kavallerieführer-Stellen geeigoetsten PersÖDlichkeiten^ so z. B. Air den Fall einer Schlacht, also fUr einen bestimmten Zweok, liegt in nnserem Befbrderungsmodas, wie unanfechtbar seine Berechtigimg uid seine Handhabung auch sonst sein mag. FreUidi winde nur die onbedingteste Autorität seitens der obersten Anneefttbrong, im Kriege also, die Schwierigkeiten bewältigen ki^nuen, welche ent- stehen mttssen, wenn der Drang der Verbältniase die rttcksicbtslose Dorehbrechnng des Anciennitätsprinzips erheischen sollte. Die Übertragung der Führung der gesamten Kayallerie durch den grolsen König an Seydlitz unmittelbar vor Beginn der Schlacht von Kolsbach ist ein solcher Fall Seydlitz war von den zur Stelle befindlichen Kavallerie-Generalen der jüngste in der Anciennität, und zum Generalmajor infolge seines Verhaltens bei KoUin ttber^ haupt erst befördert worden. Wenige Tage vorher hatte er bei Pegan nnd Gotha weitere glänzende Frohen seiner ungewöhnlichen Fähigkeiten gegeben. Als er vom König den Auftrag znr Fllhrnng der Kavallerie erhalten hatte, versammelte er sofort die sämtlichen Generale der Waffe, und teilte ihnen dessen Willen mit Nach er- folgter Befehlsanqgabe entliels er sie mit den Worten: „Heine Herren, ich gebonhe dem König, und Sie gehorchen mir.^ Und sie ge-

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Die Ktvallnie als Mittel anm Siege etc.

horchten. Wessen man sieb von semer Eneigie «n veraehen habe, zeigte er sofort. Emern unbeholfenen BrigadeiÜhrer, dessen Um- stftndUehkeiten die Bewegungen %a venttgem drohten, liefe er naeh- drttekliehe Znrecbtweisong zn teil werden; und einen Bittmeister der . Leib-Kttrassiere, dessen stOniges Pferd seine Schwadron km tot dem Eänsehwenken zur Attacke in (fnordnnng gebracht hatte, jagte er von der Front weg. Seydlitz wnlste wohl, was er thai Denn indem er die ihm sehr willkommene Veranlassung zn persönlichem scharfem Einschreiten benutzte, erzeugte er eben jene Spannkraft, jene rttcksichtslose Energie und EntBchlossenhett, die Haut und Kragen daransetzt, den Angriff auf das Ziel zu fahren, dasselbe treffen und niederreiten zn wollen. Darauf kommt alles an. Und das wird sich auch jederzeit als das beste Sfittel erweisen, die Ver- luste zu Yerringem, entweder unmittelbar oder wenn sie unermüdlich grols sich gestalten, durch .den Erfolg, der dann weitere ond noch grölsere ersparen lä&t.

In sehr charakteristischer Weise tritt hier auf dem Felde Ton Beichertswerben die Persönlichkeit des Führers in die Erscheinung, um sich hinfort in einer sich immer steuernden Weise geltend zu machen. Damit ist aber auch zugleich die Bichtuog angedeutet, wo das Gehdmms aller greisen Erfolge der Kayallerie zo suchen ist Die Vereinigung so vieler, einem hohen RavalleriefUhrer be- nötigten Eigenschaften in und mit einer Persönlichkeit wird immer seltcu sein. So sagt man, und so scheint es beinah. Aber diese Seltenheit dürfte vielleicht doch nur eine Folge aller der Hindemisse sein, die sich einer völlig freien Auswahl der unter allen Umständen geeignetsten Anwärter für solche Posten platterdings entgegenstellen. Denn daüs unter der Anzahl der das höchste Ziel Anstrebenden nicht der Streber solche Gbaraktere und Persönlichkeiten vor- banden sindf ist gar nicht einmal zweifelhaft. Diese sind da. Aber es kommt freilich darauf an, sie in ihrem Kerne zu erkennen, und, darin liegt die Schwierigkeit, sie nötigenfalls aller wie auch gearteten Friedensbedenklichkeiten ungeachtet, scharf im Auge zu behalten, nm sie dann so oder so rechtzeitig an die rechte Stelle zu bringen. Nach zwei Seiten hin wird das Wort Geltung haben können: ^Nooh viel Verdienst ist übrig, habt's nur!**

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Die Taktik der Feldartülerie.

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V.

Die Taktik der Feldartülerie.' '

Kaum je hat eine Waffe so einsehneidende Wandelungen er- ühntkf wie die dentsohe Feldartülerie in dem letzten Jahre. An den Absehlnls der EinfÜhning der Feldkanonen 96 sehlielst sich als gaDK neue Eisehdnung die Feldhaabitze 98. Hiermit im Zosammen- hange ateht die Heransgabe der fllr den Gebranch der nenen Waffen gmndl^nden Vorsehriften: des Exerzler-Reglements nnd der Schiels- Torsehrift für die Feldartillerie, beide vom Jahre 1899. Der Zeit, nicht aber der Bedentnng nach znletzt folgte die Neuorganisation und Unterstellung der Feldartülerie unter die Di^ionen, welehe am 1. Oktober 1899 ins Leben traten.

Solebe gewaltige Änderungen sind natttrlieh meht ron heute zu morgen entstanden. Sie haben ihren Schatten weit vorausgeworfen und reichen in ihren Uranfilngen zum Teil 2 Dezennien weit zurtlck. In der Militär-Litteratnr nahmen sie einen breiten Baum ein, wobei die Tersohiedenen Ansiebten häufig scharf anfeinanderplalBten, aber auch geklfirt wurden. Bs sei hier nur erinnert an die Erfirterungen Uber AnsscheideQ oder Beibehalten der KorpsartUl^e, ttber Unter- stellung der Feldartillerie unter die Difinonen nnd die ihr hierbei zu gebende Organisation, taktische nnd ballistisehe Leistungen des zukünftigen Feldgeschfltzes, die Art der Bekämpfiing stark gedeckter oder eingedeckter Ziele, die Verwendung der Artillerie im Gefecht und ihre kriegsmäfisige Ausbildung.

Das in diesem Heinnngsanstanseh Besprochene steht nunmehr als abgeschlossenes Werk da, welches dazu auffordert, das Geschaffene richtig zu würdigen, es seinem ganzen Umfonge nnd seiner Bedeu- tung nach zu erfassen nnd zum Wohle der Armee nutzbar zu machen.

In diesem Sinne bat €reneraUentnant Kohne sein neuestes Werk JXß Taktik der Feldartillerie*^ herausgegeben, welches von ihm dazu bestimmt ist, die Tmppentfthrer mit dem Wesen, der Leistnngs- fiUiigkeit nnd Verwendung der Feldartillerie Tertraut zu machen, den Offizieren der eigenen Waffe das Yerstündnis nnd die Anwen- dung des Neugeschaffenen zu erleichtem und denen der anderen Waffen ein eigenes woblbegrilndetes Urteil ftlr die Aufgaben der Feldartülerie und deren Lösung zu ermöglichen. Und in der That

I) Rohne, Die Taktik der Feldartillerie für die Offiziere aller Waflea auf Grund der fllr die deutsche Artiileno beatehenden Bedtimmungea. Berlin 1899. E. S. MitUer u. 8.

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Die Takük der FeldarüUerie.

ist er, wie kein anderer bemfen, die nielit leiohte Aufgabe in dem ▼on ihm beabsichtigten Sinne zn l>ewlütigen. Als hervorragender Ballistiker and Artillerie-Taktiker nahm er viele Jahre hindmch eine tlihrende Stellnng in dem enn^Uinten litterarischen Heionngsstreite ein und er hat die Genagthaang gehabt, dafs die von ihm vertretenen Ansichten mit wenigen Aasnahmen verwirklicht worden sind. Ein schönerer Lohn konnte ihm für seine im Interesse der Waffe auf- gewandte, mtthevoUe Arbeit kanro w^en.

Das vorliegende Werk behandelt in 5 Haaptabschnitten L die Kampfmittel der Feldartillerie, II. die Organisation der Feldartillerie,

m. die Elementartaktik der Feldartillerie,

IV. das Oefecht der Artillerie,

V. die Artillerie in Verbiodnng mit den anderen Waffen.

In einem Anhange sind Vorschläge fUr die Besiehtigang der Feldartillerie darch die Divisioos-Kommandeare nnd kommandierenden Generale gemacht.

In dem ersten Kapitel ist die Leistongsfthigkeit der Feld- kanone nnd Hanbltse nach Wirknng nnd Beweglichkeit knrz be- sprochen. Erstere wird zn deijenigen der aasgeschiedenen C^chtttze nnd der Infanteriegewehre in Vergleich gestellt, so dalh einerseits der Fortschritt klar hervortritt, welchen wir dareb die Nenbewaffnnng gemacht haben, andererseits der Unterschied in der Bewertung der Infanterie nnd Artillerie für das Fenergefechi

Jener Fortschritt tritt vornehmlich nach zwei Bichtangen in die Erscheinung, einmal darch die Überlegenheit des Schrapnels 96 Uber das 91, welche Bxcellenz Bohne in dem An6atz „die voranssicht- liehe Wirkung des Feldgeschtitzes 96'* (Kriegstechnische Zeitschrift 1899, Heft 8| zu etwa 25 Prozent errechnet, und sodann durch die gesteigerte Leistung des Geschützes im Verhältnis zu seinem €re- wicht, welche durch die Angabe erlSutert wird, dafs beim Feld* geschtttz 73 dne Stofokraft von 37,3, bei dem 96 eine solche von 42,2 mkg auf 1 kg des aufgeprotzten Gewichtes entfällt Diese Zahlen sind hier herausgegriffen, um den Anteil der Technik an dem Zustandekommen der Kenkoustruktion vor Augen zu fuhren und darauf hinzuweisen, dals ohne ihren gewaltigen Auftohwung Wirkung und Beweglichkeit des neuen Materials nicht zu der er- reichten Höhe hätten gesteigert werden können.

Fttr die Beurteilung der von Infanterie und Artillerie zn er- wartenden Feuerthätigkeit ist die Angabe wichtig, dals jene auf 1000 m dieselbe Wirkung aufzuweisen haben wird, wie diese anf 3000 m und dafe sich beide Waffen der zu erwartenden Trefferzahl

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Di« Takük der FeldaitlUeri«.

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noch auf 500 ni die Wage halten, f^leiclie Froiitbreiteu, Zeiten und Ziele vonius^^eset/.t. Dem Herrn Verfasser geben diese Zahlen zu dem Hinweis Anlafs, dals sie ersichtlich inachen, welch ein {ge- waltiges, durch nichts zu ersetzendes Mittel die Truppen- fObruug in ihrer Artillerie besitzt, wenn sie den richtigen Gebrauch davon zu machen versteht.

Die Granate wird nach ihrem Gefechtszweck, und ihrer Wir- kung als ein untergeordnetes Geschofs beurteilt. Bekannt ist. dafs Generalleutnant Kohne in dera oben angeführten Aufsatze der kriegs- technischen Zeitschrift ihr Ausscheiden befürwortet und begründet Einen Ersatz für sie findet er in den zur Einfuhrung gelangten Feld- haabitzen, deren Zahl er noch am 1 Batterie für jedes Armeekorps erhöbt wissen will.

Dnroh die Uber die Feldbaobitzen gemachten Aoefuhrongen weiden die im neuen Reglement ond der Schieferorschrift enthaltenen Angaben dem Veratiindnis entgegengeftlhrt Da die VeröifentUeh- ungeo ttber dieses Geschütz bisher nur spärlich sind, konnte anob m dem besprochenen Werke nicht näher auf dasselbe eingegangen werden. Bemerkenwert ist, dalis sein Schrapnel trotz stärkerer KngelfÜllnng wegen der gekrtlmmteren Flugbahn und geringeren Feuergeschwindigkeit der Haubitze voranssichtlieh nicht die Gesamt- wirkung desjenigen der Peldkanonen erreichen wird.

Die Beweglichkeit des neuen Feldgesehtttws wird als ,,allen berechtigten AnsprOohen unbedingt genügend'* beurteilt» TrotK des om mnd 300 kg im Vergleich zn 73 leichteren Gewichtes darf man sieb der Hoffnong nicht hingeben, dafs die Beweglichlseit unter allen Umsttaden genügen werden Deshalb ist der spätere Hinweis im An- hange ant die sachgemäfse Entwiokelnng der Zagleistangen der Be- spannung nur durchaus gereohtfertigt

Das zweite Kapitel behandelt das Stürkeyerbältnis der Artillerie in den anderen Waffen, die Gesohtttzzahl der Batterie und die httheren Eiidieiten der Artillerie.

Wir erfahren, dals jetzt in Dentsohiand auf 1000 Mann Infanterie 5,76, anf 1000 Reiter 3,3 Geschütze entfallen and dafe es sich oidit empfiehlt, ttber diese Zahlen fainanszugehen wegen des gnilsen fintwiekdnngsnuimes mm Gefeebt ond des Anwachsens der Marsehtieien.

Mit Rttcksicbt anf die gesteigerte Fenergesohwindigkeit wird Batterien zn 4 GescbtttKn das Wort geredet Der Herr Verfiwser fthrt hier die gleichen Grttnde an, welche er im MiUtär-Wochenblatt mfoebten hat ond die dort ancb heftig bekttmpit und. So viel sein Vorschlag (Är steh haben mag, ist er bei der Nenfonnation doch nieht znr Annahme gelangt.

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Die Taktik der FeldartiUerie.

Das dritte Kapitel »die Elementartaktik der Feldartillerie« ^ebt im wesentlichen die Formen der Batterie und Abteilang nach 4em Reglement anter Beisetsong der betreffenden Bilder wieder. Eine hier erwähnte Yer||;rOlserttDg der Geschttts-Zwisohenräome bis an 40*, welche das Beglement von 1892 kannte, haben wir in dem Ton 1899 nicht wiedergefimden.

Das vierte Kapitel bescbäfdgt sieh mit dem Gefecht der Artillerie, d. h. mit deren eigenen Anordnnngen zor Bethittigiuig höchster Wirkung rechtseitig und am richtigen Platze. Dasselbe ist, wie aneh das 5. so omfong- und inhaltreieh, dafo auf eine nur einigermalsen zosammenhängende Besprechnng, weil Uber den Bahmen dieser Bearteilnng weit hioansgehend, venichtet werden mafo. Des- halb erübrigt nur, einzelne besonders bedentnngsroUe Pnnkte herans- zogreifen, um an ihnen zn zeigen, welche Fandgrabe an Beiehmng sich vor dem Leser aasbreitet Allgemein sei bemeriLt, dals sieh alle ErOrterangen Uber die Wirkung auf die im 1. Kapitel gemachten ballistischen Angaben stützen, dafs die geechiohtllche Entwickelnng der taktischen Grondsfttze über die Verwendang der Waffe, so weit erforderlich, gegeben, nnd zahlreiche kriegsgeschichtliohe Beispiele zor Sttttznng des Behanpteten angeführt worden. Dadurch wird das Verständnis angemein gefördert and der an sich trockene Stoff be- lebt and anziehend.

Die Er Öffnung des Feaers Uber 8000 m wird nicht empfohlen, weil die Zuverlässigkeit des EinschiefeeoB nnd zu^eieh die Wirkungs- tiefe des Schrapnels abnimmt. Es scheint, dals der Herr Verfitfser auf Grund seiner Untersuchungen über die Zuverlässigkeit des Bin- schielsens zu dieser Enttemnng gekommen ist Denn wie bei der Feldkanone 78 3000 m als Grenze der zuverlässigen Wirkung an- gesehen wurden, so berechtigen wohl die ballistisdien Eigenschaften des Geschützes 96 zu der Behauptung, dals sie erst bei etwa 8600 m liege. Oft wird die Gestaltung des Geländes für die Entfernung vom Feinde zwingenden Einfluß) ansUben; ungünstige Beobachtongs- mOglichkeit kann ein nSheres Herangehen in eine weniger vorteil- hafle Stellung fordern, um die Zuveriässigkeit des Efaischiefbens zu lürdem. Trifft dies nicht zu, so dürfte in der nur um etwa 5 m kleineren Wirkungstiefe des Schrapnels und dem um etwa 2 Grad giOlheren Fallwinkel kein ausreichender Grund für Aufgabe der besseren, aber um einige hundert Meter entfernteren Stellung zu finden sein.

Die Beziehungen zur Infanterie erfahren eingehende Be- sprechung. War von der beiderseitigen Wirknag schon im 1. Kapitel •die Rede, so wird hier im AnscUnfs an Z. 281 des Reglements

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Die Taktik der FeldartUlerie.

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lUfor gewarnt, den Bereieb des feindlieben Gewebrfenen niebt ebne iwiogenden Grund an&ntneben, zamal die Wirkung der Artillerie nur geringen Sebwankungen mit Znnabme der £ntfemmig um einige 100 m unterworfen sei. Ungedecktes Abprotsen unter 1500 m müsse im Inlanteriefeuer mtfgliobst yermieden werden. Beim Sturme kOnne eitt Herangeben bis in das wirksamste Gewebrfener sur Begleitung des Infanterie-Angiiffes nOtig und unter Benutsang von Deckuugen aosfülirbar sein. Die aus dem Feldsuge 1870/71 angeitlbrtea Beispiele untersttttsen diese Bebauptnng um so kräftiger, als das Chassepotgewebr den FVanxosen bereits eine namhafte Femwirkung gestattete. Niobt zu nntersebätien ist wobl ancb der Umstand, dafs die beiderseitigen Infenterien in dieser Gefecbtslage bereits im Ent- sebeidnngskampfe stehen, wodnrob das Feuer und die Aufinerksamlieit des Gegners von der auffiUirenden Artillerie abgelenkt wird. Immer» hin wird zu erwMgen sein, ob der gewollte Gefeebtssweck, die Unter- stiltsnng der Infanterie, durch Begleitung derselben bis in das schwerste Crewehrfeuer, auch den Einsatz, welcber unter Umstunden im Zusammenbrach der Batterie besteht, rechtfertigt Die beste UnterstfItKung bleibt stets nachdrückliche Wirkung, welche meist sicherer aus Stellungen um einige 100 m rttekwilrts der anm Sturm angesetzten Scbtttzenlinien gewährleistet wird. Heranhallen müssen sich Teile der Artillerie natttrlich grundsätzlich, schon um bei glttck- liohem Ausgange zum Verfolgungsfeuer zur Hand zu sebL

Andererseils wird einer durch Infanterie in gleicher Ftontbidte angegriffenen Artillerie die Wahrscbeinlicbkeit zuerkannt, bis zur Entfernung von 800 m den Gtegner abzuweisen. Gleichwohl soll die Artillerie durch vorgeschobene Infenterie gescbtttst werden; als sweckmäbiges Mals, um welches diese Torzntceiben sei, sind 500 m gefordert Dem möchten wir hinzufügen, dafe bei einer Front ▼on etwa einer Abteilung eine Sicherung dnroh Infanterie Torwärls- sdtwärts der Flügel genügt, da tou dort aus jede Annäherung gegen die ArtiUerie unmüglicb gemacht werden kann. Schon für sin Regiment werden auob vorwärts desselben Postiemngen von Infanterie vorzunehmen sein, zumal wenn, wie es die Franzosen be- absichtigen, kleine Thipps vorzüglicher Schützen die Bedienung ab- schieben sollen. Hieizu genügen schwache Abteilangen, welche im Gelände leicht Deckung finden und bei einem Abstände von 500 m durch Bohr- oder Früh-Zerspringen der eigenen ArtiUerie auch flieht gefährdet sind.

Die folgenden Unterabschnitte über Erkundung und Wahl der Feuerstellung und das Einrücken in dieselbe enthalten manche beherzigenswerte Fingerzeige für die Artillerieflibrer. Die

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Die Taktik der mdartfflerie.

Eiiknndoiig ist, ihrer Bedentanf: für das Auftreten der Arftülerie enl- spreehend, im neaen Reglement ansfilbrlicher bebandelt nnd wird es einer eingehenden Beschftftigiing mit diesen Grundsätzen hedflrfen, am sie im ToUen Um&oge zn erkennen nnd in die Wirklichkeit zn UbertmgeD. Da kann es nur willkommen sdn, wenn die bereits gemachten Erfahrungen znm schnelleren Einleben mitgeteilt werden. Nnr einem Satze Uber das Bezieben der Fenerstellung können wir nicht im volleo Umfange beistimmen. Derselbe besagt, daCs es dem Batteriefährer überlassen bleibe, ob er im Vorgehen, oder nach vor- hergehendem Kehrtmachen im Zurückgehen oder nach der Flanke abprotzen lasse. In grOfeeren Verbänden mols sich das Einrücken aller Batterien nach dem Willen des höheren Führers vollziehen, der deshalb auch den Grad der Deckung bestimmt. Unter dieser Binscfaränkancr bleibt dem BatteriefUbrer freie Hand. Es würde aber das gedeckte Einnehmen der Stellung durch andere Batterien ver- raten werden, sofern eine das Abprotzen im Zurückgehen mit yorher- gehendem Kehrtmachen anwenden sollte.

Aua den Unterabschnitten „Ziel Wechsel** und „Wechsel der Feuerstellung'* sei je eine Stelle herausgegriffen, auf welche kurz eingegangen werden soll.

Zu den Zielen, auf welche der BatteriefUhnT, weil Getahr droht, aus eigenem Entschlüsse das Feuer Uberlenken kann, rechnet der Herr Verfasser auch neu, neben bereits beschossener Artillerie, anftretende Hattrrien. Wir sind ganz seiner Ansicht, denn jede \ erstärkung der feindlichen Artillerie birgt die Gefahr, dafs sie das Übergewicht erlangt Diese Auffassung wird indessen keineswegs durchweg geteilt, vielmehr angenommen, dafs Nahziele gemeint seien. Eine Stütze findet diese Ansicht in dem Schlnissatz der Z. 306 der Sohie&vorschrift: „Dabei werden Uberrasch end auf näherer Entfernung auftretende Ziele dazu dienen, auch diejenigen Fälle vorzttftlhren, in denen die BatteriefUbrer selbständig einen Ziel- wecbsel anzuordnen haben." Eine Änderung: dieses Satzes könnte der Beurteilung Uber Zulässigkeit des Zielwechseis aus eigenem Ent- schluis nnr forderlich sein.

Der andere Satz empfiehlt, bei KilckwUrtsbewegungen im Schritt anzutreten und erst zum Trabe Uber/ugehen, wenn die nächste Infanterielinie passiert ist. Das Reglement kennt diesen Zusatz nicht Das Antnebmen eines schnelleren Tempos scheint vielmehr von da ab gerechtfertigt, wo Hohe und Ordnung hergesteilt sind und die Trappe aus dem wirksamen Feuerbereich getreten ist.

Der MunitioDsersatz hat mit Einführung des zu schnellem Feuer befähigten Feldgeschützes 96 hervoiragende Wichtigkeit er-

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Die TAktik der FeldartiUerie.

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lanfTt Darüber läfst auch das Reglement keinLii Zweifel. In der vorlit'^L'iulen Arbeit ist der Nachweis geführt, wie die Jetzifje Aus- rüstung auch dem erhöhten Verbrauche gerecht wird und wie lanpe Zeit der Bedarf einer Batterie im gewöhnlichen Teuer gedeckt ist, je nachdem sie auf ihre eigene Ausstattung angewiesen ist o(i( r am h über die der leichten Munitiouskolonne verfügt. Die Berechnung er- giebt 3 bezw. 4 Stunden, so dafs die Anaahme berechtigt ist, dafs bis Ablauf dieser Zeit auf Ersatz aus den Munitions-Kolonnen mit Sicherheit gerechnet werden kann, Bemerkenswert ist die VVieder- legung der .\nnahme, dafs wegen der hoch gesteigerten Wirkung der modernen Geschütze sowohl der Artilleriekampf als auch die Vor- bereitung des lufanterieangriffes sich mit einem geringeren Munitions- Anfwande werde durchführen lassen. Die grofsen Schufsweiten, auf welchen die heutigen Waffen die Vernichtung anliahnen können, haben eine Erweiterung aller Abstände zur Folge. Wird schon da- durch die entscheidende Wirkung verzögert, so ist es auch der Infanterieangriff, der weitere Strecken zu durchlaufen hat und der Unterstützung der Artillerie in der längeren Zeit keinen Augenblick entbehren darf.

In dem 5. Kapitel ist unter „die Verteilung der Artillerie inner- halb des Armeekorps*' das Fallenlassen der Korpsartillerie bezw. die ForderoDg der Unterstellung der Feldartillerie unter die Divisionen besonders eingehend und llberzeogend naeh- gewiesen. Diese urganisatorische Änderung ergiebt sich ans der Notwendigkeit des Artillerieduells, welches infolge der grofsen Wirkung der modernen Geschütze nicht mehr umgangen werden iLann lud möglichst Yor dem Einsetzen der Hauptmasse der Infanterie zo einem gewissen Abschlnfs gebracht sein muls. Es erstrebt die Feaer- llberlegenheit, welche es gestattet, mit dem grülseren Teil der Ge- sebütze rioh gegen die Infanterie m wenden, mit dem kldneren, die leiDdliohe Artillerie abzuhalten, ein Oleiebes zn thnn.

Die für Sonderzwecke geschaffene Hanbitzabteilnng jedes Annee-Koips bildet in Zukunft gewissermaben die Korps-Artillerie, über welehe der kommandierende General je naeb der (Jefeobtslage entscheidei Sie grundsfttzlieb als Reserve znr Verittgung zu behalten, liegt in ibier Bestimmung begründet

Unter „Truppeneinteilnng nnd Marsebordnung" sind die Gesiebtspiinkte in den Vordergrund gestellt, welebe für zweekmäbige Zuteilung von Artillerie an die Avantgarde spreeben. Sie yerdienen um so mehr BeaehtuDg, als naeb der jetzigen Fassung von Z. 106 der Felddieust-Ordnung die gesamte Artillerie leiebt untersohiedlos in das Gros verwiesen wird. Neu ist der Hinweis, daib die fint-

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Die Taktik der FeldartUlerie.

TdokelüDg der gesamten Infanterie um so schneller erfolgen kann, je weiter die Artillerie in der Marschkolonne nach vorn genommen ist.

Aas dem Unterabschnitt Angriff" mag hier nnr auf den Vor- tritt, welcher der Artillerie bei der ersten Entwickoluiifr gebührt, das Vorgehen der Infanterie durch den zur Vertilgung gebliebenen Kaum und das Zosanimeinvirken beider Waffen besonders hingewiesen werden. Soll sich die Infanterie einerseits unter dem Schutze der Artillerie wichtiger Stutzpunkte bemächtigen, so andererseits die Schwesterwaffe durch Bedrohung und Anfassen des Gegners unter- stützen. Das ist ein wichtiger (Truiidsatz. der ebenso für die offene Feldsohlacht, wie besonders liir den Kampf um befestigte Feld- stellungen gilt, bei welch letzterem das Kegleiuent ihn auch scharf zum Ausdruck gebracht hat.

Gleich fesselnd und belehrend sind die übrigen Gefechtsformen: Verteidigung, Veifolirung. KUi'kzug und schlielslich das (iefecht der reitenden Artillerie Ix i der Kavallerie-Division besprochen. Der zur Verfügung stehende Kaum verbietet ein näheres Eingehen darauf. Wer sich eingehend mit dem Verhalten der Feldartillerie bei diesen Grefechtshandlungen befassen will, darf reicher Anregung sicher sein.

Der „Anhang" bringt einen Vorschlag, in welcher Weise die Besichtigung der Feldartillerie durch die Divisions-Kommandeure und kommandierenden Generale erfolgen soll. Das ,.Kriegsmäfsige'' ist dabei in den Vordergrund gestellt und jenen \ orgesetzten an die Hand gegeben, wie sie sich, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren, »in Urteil über die Ausbildung verschafl'en. so zu sagen der Triijipe bis in das Innerste hinein sehen köimen. Das Schwierigste lür ilie nicht aus der Waffe hervorgegangenen Vorgest lzten ist und bleibt die Beurteilung des Schieisens, zumal dieselbe, wie Exeellenz Kohne sehr treffend bemerkt, nur dann Wert hat, wenn sie be- gründet werden kann. Ob eine Teilung in eine Besprechung der taktischen Seite der Aufgabe durch den Nicht- Artilleristen und der schiefstechnisehen durch den Brigade-Kommandeur, wie vorgeschlagen, zur Ausfuhrung kommt, ist reine Personenfrage. Haben die Divisions- Kommandeure erst näheren Einblick in die Schiefsausbildung erlangt, so werden sie später als kommandierende Generale auch zu einem selbständigen Urteil in dieser Hinsicht befähigt sein.

Als Hauptzweck seiner Arbeit sieht es General- Leutnant liohne an, bei den Offizieren der anderen Waffen das Interesse und Ver- ständnis für die Aufgaben und die Verwendung der Feldartillerie zu erhöhen. Nach Dnrchstoht seines Werkes geben wir der Über- zeugung Ausdruck, dab er seine Absicht in rollem Umfange er- reichen wird. Das Streben der anderen Waffen, sich mit der

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KinluhruDg des neuen deutbohen Feldhaabitzenmaterials. 79

LetstQDgsfäbigkeit nod Taktik der FeldartUlerie vertrant m machen, irt grofs, imd es giebt kaum eine Frage, Uber welche das besprochene Bach nioht An&ehlals gäbe. „Und wo ihr's paokt, da ist ntereflaantl« R.

VI.

Zweck u&d Bedeutung der Eiotährung des neuen deutschen

Feldhaubitzenmaterials.

Von

HeUweg^ Lentaant im FeldartiUerie-Kegt. Nr. 17.

Die FeldartUlerie gUt hentzotage in militilrtschen Kreisen nicht mehr als eine Spezialwaffe, aneh nicht als Waffe der Znknnft, sondern sie ist eine der drei nnerlMIsliGhen Hanptwaffen.

Diese Erkenntnis hat sich seit dem deatsch-iranzOsischen Kriege gaai aUni&hlich Bahn gebrochen. Alle kriegerischen Unternehmungen der letKten 25 Jahre, nicht am wenigsten der griechisch-tUrkische Krieg und anch die eisten Kämpfe zwischen den Bnren nnd Eng' lindem in Transvaal, haben von nenem den Beweis für die Richtig- keit dieser Annahme erbracht Es Iftist sich nachweisen, dafs die Verwendung der Feldartillerie oder richtiger die feldmälsige Ver- wendung der ArtUlerie in jedem einzelnen FaUe mindestens mit- entscheidend war für den Ausgang des Gefechts, nnd es kann des- halb kanm jemanden yerwnndem, wenn wir sehen, wie gerade in der aUernenesten Zeit eigentlich alle Grolsstaaten in- nnd anlserhalb Europas der Reorganisation ihrer FeldartUlerie eine ganz besondere Bedentnng beigelegt zu haben scheinen.

Deutschland hat die Wichtigkeit dieser Waffe zweifellos richtig erkannt Unbestritten marschiert es auf diesem Gebiete an der Spitze aUer Grolsstaaten, denn wtthrend diese zur Zeit noch mehr oder weniger intens!? mit der Einftthmng eines neuen Feldkanonenmaterials beschäftigt sind, hat Deutschland diese schwierige Aufgabe bereits im Frühjahre diesen Jahres entgultig abgeschlossen, indem es aUen seinen Formationen ein neues Feldgeschtttz gegeben hat Selbst- ▼eistftndlich konnte diese Mafsnahme erst erfolgen, nachdem auch die

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Elmflilirung des neuen deutschen Feldbaubiuuumuterials.

ibr den MobilmaehangBlidl erforderfiehen Mimitioiismengen and alks sonstige Zubehör in ansreiehendem Habe fertig gestellt worden war. Dentscbland hat aber noeh dnen writeren Sehritt YorwSrts ge- than, einen bedentongsToUen Sehritt, es hat seit dem 1. Oktober d. J. •damit begonnen, seiner FeldartiUerie ein sweitea nenes GeschOts ss geben, die Feldhanbitze.

Es erscheint mir hier der gegebene Ort, einige der wichtigsten ^tistischen Daten dieses neuen Materials einznfllgen.

Das Kaliber der Feldhanbitze betrttgt 10,5 cm gcgenttber 7,7 bei der Feldkanone. Da indessen das Kohr der Feldhanbitze nm fast ein ganzes Meter kürzer ist, als das der Feldkanone, so erklärt es sich einfach, dais das Gesamtgewicht der etsteien das der letzteren trotz des wesentlich gröiseren Kalibers nur am rnnd 4*/t Ct. ttbei^ steigt Maa hat sich Ton Alters her daran gewöhnt, mit dem Be- griff Hanbitze etwas Schwerfälliges za verbinden; das trifft nnn bei der dentschen Feldhanbitze absolat nicht mehr zn. Sie wird genan ebenso bespannt, wie die ttbrigen Feldgeschtttze, d. h. mit je sechs Pferden, aber nicht etwa kalten Schlages, wie man irrtümlicher Weise bisher vielfiach angenommen hat Die Fahransbildnng nnd die Verwendnng im Gefecht erfolgen nach denselben Begefan eines einheitlichen Reglements. Dabei zieht jedes Pferd bei der Feld- hanbitze — bei kriegsmälsiger Aasrtlstnng nnd ao^gesessener Be- •diennng nor einen halben Centner mehr als bei der nenen Feldkanone, also immer noch einen halben Centner weniger als bei dem bis- herigen Feldartilleriematerial, das doch während seines 25 jährigen Friedensgebranchs anch anter den allerschwierigsten Verhältnissen eine recht anerkennnngswerte Beweglichkeit bewiesen hat

Die Feldhanbitze verfenert ebenso wie ihr Schwestergeschttts zwei Mnnitionsarten, eine Granate nnd ein Schrapnel.

Erstere ist ein Brisanzgeschols nnd gewährt die grOCsten Vor^ teile beim Bogenschnls nnter Anwendung einer Terlaagsamten Zflnd- Torrichtnng, letzteres ermöglicht die Verwendnng der Haubitze nach den Regeln der Kanonenbatterien gegen alle freistehenden Ziele des Feldkriegs. Man kann deshalb snsammen£usend sagen, beide Ge- schütze sind befUiigt, die der Feldartillerie zufallenden Hauptauf- gaben selbständig und unabhängig von einander zu lüsen. Während Aber die Feldkanone ihre hervorragendsten Leistongen infolge der rasanten Flugbahn mit dem Schrapnel gegen ungedeckte Ziele auf* zuweisen hat, bleibt es die wichtigste Domäne der Feldhanbitae,

') Der Ciiistiinfl. dal's bisher Mitteilungen iibor das Feldhanbitzmaterial noch nicht veröD'entiicbt üind, zwingt den Verf. in dieser Uinsicht zu äui'serster ^nrUcklialtuDg.

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Eintühruag des aeaeu üeuUcben Feldhaubitzenmaterials.

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88l^ Ziele in bekämpfen^ die unter starken Eliideoktiiigen Sokati gesneht haben. In der ZerBtOrong widerstandsfähiger toter Ziele and in der BekttmpfaDg gedeckt stehender lebender Ziele ohne ESodeeknng ist die Feldhanbitae allein sehen infolge des größeren KalibeiB wesentlieh ttberlegen. Selbst starkes Mauerwerk yon mehr als l m Dicke nnd starke fiiindecknngen von schweren Balken and- boben Erdschllttiingen werden anstandslos dnrebsoblagen. ffleran benutzt man am Forteilhaflesten die Granate mit Anfteblagzttnder im Bogenschnls nnd mft durch die Anwendung der verzögerten Zttnd- TOiriebtung eine betittchtliche minenartige Wirkung im Innern ber?or.

Dabei ist die Hanbitse infolge der technisch hocbgrudig voll- kommenen Konstruktion, bei der alle fiHUirungen des 96-lfatenalB verwertet werden konnten, auch zur Abwehr Uberrasebender Nah- angriffe durchaus geeignet Erwägt man, dab sie mit jedem Sehrapnel ca. 200 Kugeln mehr dem Feinde entgegenwirit, als die Feldkanone, und dafo die geringere Rasanz bei den nahen E<nt- iemangen keinen allzugrolsen schädigenden Einflofs ansttbt, so kommt man zu dem Eirgebnis, dab die Feldhanbitze zur H^rreichung gleicber Besnltate noch niobt */« soviel Schüsse abzugeben braucht, als die Feldkanone. Dabei fordert das Reglement im Sehnellfeuer bis zu 50 SchnlB pro Minute, und erklärt nur kurz, dab die Feuer- geschwindigkeit bei der Haubitze „etwas geringer" sei Dafür ist aber naturgemäb in solchen Gefechtsmomenten bei diesem Ge- sehtttze die Ge&hr des sieb Verschielsens eine grOlbere, denn die wesentlieh umfangreichere, schwerere Munition bedingt es, dafo die für alle Battmen gleich grob vorgesehene Anzahl an Munitions- wagen den Haubitzbatterien nur eine erheblich geringere Munitions- menge zur Verftigung stellen kann.

Das neue Ezerzier-Reglemenl für die Feldartillerie nimmt des- halb wiederholt Veranlassung, daranf hinzuweisen, dab es die Pflicht aller Artilleriefühier sei, auf das dringend gebotene Haushalten mit der Munition hinzuwirken. Unverändert ist der alte Grundsata anf- reebt erhalten worden: Eine Batterie, welche sich verschossen hat, gebt nicht zurück, sondern wartet in der Feuerstellung die Heran- (ttbrong von Munition ab. In der Redaktion des Reglemento geht dieser Ziffer jener alte bekannte Passus unmittelbar voraus, der für den Fall, dab Kavallerie in die Batterie eingedrungen sein sollte, die Fortsetzung des Kampfes mit den Handwaffen fordert. Es er- sebemt nicht ausgeschlossen, dab sich die Innehaltnng der gegebenen Vorscbriften im Emst&Ue namentlich bei Haubitabatteiira in der zeit» lieh ungekehrten Reibenfolge erforderlich madien dürfte.

In der Schwierigkeit des Munitionaersataes es giebt jetzt

JaMtehn flr «• dMrtMto Ahm« md Hadn«. B4 11«. 1.

8 2 Einfllhniiig des neuen dentsehen FeldhanbitEenmUeriAls.

4 Gesehofssoiten und bisher nur 2 liegen die Haaptbedenken, die Yon allen Gegnern der Qanbitee gegen das Verlassen des Ein- heitspiinzips geltend gemaoht worden sind. In den siebziger Jahren galt es neben der bekräehtliohen Steigerung der ballistischen Leistungen des damaligen ICaterials als gans besondere Errongensohait, dab Yon nun an alle Batterien einheitlieh bewaffiiet werden sollten. Ein 6e- sebttts nnd mOgliehst nnr ein Gesehob, das sohwebte allen da^ maligen Artilleristen als das erstrebenswerte Ideal vor AugOL In der Tbat sind denn anoh diese Vorteile für die Ansbildnng, für die Verwendung und für den Mnnitionsersatz von so aulserordentlich grolher Bedeutung, dafo selbst der Laie die Wichtigkeit jener Grttnde begreifen mufe, cUe die oberste Heeresleitang Teranlabt haben, dieses bewihrte Prinzip zn Tcrlassen.

H^wttrdigerweise stammen die Vorläufer jener Idee, der wir die Einftthrung unserer heutigen Feldhaabitze za verdanken haben, schon aus jeuer Zeit, in der auch die reitenden Batterien das gleiche Material erhielten, und in der die alte Granate verurteilt wurde, in dieWaffensammlungen und Rumpelkammern früherer Jahre zu wandern. aus einer Zeit also, in der man sich planmäfsig mehr und mehr dem erstrebten Ziele zn nähern schien. Die Krie^kunst ist eben veränderlich. SpecieU die Taktik zählt nicht zn den exakten Wissen- schaften; sie kennt nicht Grundsätze wie die Mathematik, deren ehrwürdiges Alter in die Jahrtausende reicht, und die vermutlich flir alle Zukunft festgelegt bleiben werden. Die Taktik setzt einen be- weglichen Geist voraas, einen Geist, der den Wechsel äulserer Ver- hältnisse schnell zu erfa^ssen, und schnell sich ihm anzupassen ver- mag. Die Biohtigkeit dieser Lehre beweist das vorletzte Jahrzehnt. Die ungeheuere Steigerung der Feuerwirkung aller Waffen ftihrte zur Einftthniii^' der aufgelösten Kampfordnung, trotzdem sie den ruhmreichen Erfahrungen vergangener Zeiten Hohn zn sprechen schien, trotzdem alte erprobte Generäle immer wieder warnend da- rauf hinwiesen, dafs die Schwierigkeit in der Aufrechterhaltnng der Disziplin in den wichtigsten Gefechtsmomenten die Durchführung dieser Kampfesart unmöglich mache. Eine Gefahr nach dieser Richtnng hin lälst sich nicht leugnen. Trotzdem mulste man sich zur Annahme dieser schwierigen Neuerung bequemen, denn jene alten Kampfesformen erwiesen sich als nicht mehr lebensfähig Ähnlich bei der Feldartillerie; Schon seit geraumer Zeit hält die oberste fleeresleituDg daran fest, dafs die Feldatillerie befähigt sein mtlsse, unter allen Umständen den Gegner wirkungsvoll zu besehieben.

Die Taktik der neueren Zeit legt aber der Ausnutzung des Gre- iändes mit Becht eine erhöhte Bedeutung bei; sie lehrt auch, dafo

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EtaMhiimg des neaan dentsoben FeldhMUlMiimaMih. 83

Ott lAiifig den nfttttiliohen VerhAltnisBeii nachhelfen mOase, nnd ftntert sasgiebigen Gebranoh des Spatens. Hieraus erwuchsen der Fddartillerie Anfgahen, die man bisher nicht gekannt hatte. Anch dogesehnittene Batterien nnd mhende Sehlltsen in SehtttzengriU>en dOiften vor Verlusten dnreh Feldhatterien nicht sicher sein.

Hier stehen wir an einem bedeatnngsroilen. Wendepunkt in der Entwiekelnng der Feldartilleri«. Anfinngs suchte man sich genial Uber das Mifoliehe der neuen Forderungen hinwegzusetzen. Man sagte einfach so: die Sache hat gar keine Bedeutung; es giebt nur iveierlei: Entweder will der Gegner kftmpfen, dann muls er schieben und wenigstens den Kopf Uber der Brustwehr zeigen, und in diesem Falle wird er mit Schrapnels behandelt oder er bleibt ontlifttig nnd damit ungefährlich, nnd es steht nichts im Wege, die eigenen Truppen heranzufUiren. Ich will mich nicht in Einzelheiten Teriieren und unterlasse deshalb einen Versuch, den Nachweis für die Unhaltbarkeit dieser Ansicht zu erbringen. Ich begütige mich, darauf hinzuweisen, dals man an maßgebender Stelle solchen An- siebten nicht beigetreten ist, dab man yielmehr jenes ceterum oenseo aufrecht erhielt und immer wieder mit allem Nachdruck von der Feldaitilleiie forderte, dab ne auch unter solchen Umständen wirksam bleiben mttsse.

Es ist der Geist der OifensiTe, der diese Forderung diktiert Es darf nicht in der Durchführung des Kampfes für den Angreifer tote Punkte geben, in denen seine Kraft nicht einsetzen kann, es darf nicht von dem Verteidiger befestigter Stellungen abhängig sein, ob der Angriff ins Stocken kommt, ob Zeit gewonnen wird, die für den Verteidiger ebenso nutzbringend als fUr den Angreifer ver- hängnisvoll werden kann. Die Feldartülerie mufs auch unter solchen Umsttnden das lösende Etwas sein, das den Angriff weiterträgt, wenn anders sie ihre Stellung als Bauptwaffe aufrecht erhalten, wenn sie nicht wieder auf das Niveau einer Spezialwaffe zurtlck- smken will.

Zwei Wege giebt es, auf denen unter solchen Verhältnissen hranchbare Erfolge ftLr die Feldartillerie zu erreichen waren. Ein- mal die Brisanzgranate aus Flachbahngeschtttzen nnd zweitens die Baabitze. Es ist wohl nicht zu verwundern, wenn man fast mochte ich sagen krampfhaft zu jenem ersten Mittel griff. Es erhielt die Einheitlichkeit der Bewaffiiung und gab die Möglichkeit, mit Terhältnismälsig geringen Kosten das erstrebte Ziel zu er- reichen.

Vergegenwärtigen wir uns kurz die Art und Weise, wie man gegen gedeckte Ziele mit Brisanzgianaten aus Flachbahngeschtttzen

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ir.^ii^^irq»g des Hauen deutschen Feldhaubitienmaterials.

Erfolge er/Jelen kann, so werden ans ohne weiteres die Mängel klar werden, die diesem Verfahren anhaften.

Die flache, auch auf weiteren Entfernungen noch zu rasante Flugbahn schliefst es aus, von oben her mit dem Vollgeschofs hinter die Deckung zu ^relarifren. Es mu£s deshalb das flach Uber der Brustwehr hinfliegende (TPschors im richtigen Moment durch eine geeignete Sprengladung zerlegt werden, welche stark genug ist, die einzelnen SprengstUcke hinter die Deckung zu treiben Da aber aus Gründen, die ich später auseinandersetzen werde, bei der Feld- kanone niemals auf Sprengstücke zu reebnen ist, welche senkrecht von oben her oder gar noch von rückwärts her wirken, so ergaben nur solche (ieschosse ein brauchbares Resultat, die in einem be- stimmten Al»stunde vor und Uber dem Ziel krepieren. Dieser Kaum, in dem allein wirkungsvolle BrennzünderschUsse liegen könDen, ist ein ziemlii'h bescliriuikter, wenn sich der Gegner unter dem Druck des Selbsterhaltungstriebes dicht au die vordere senkrechte Deckung anlehnt. Sollen deshalb gute Resultate erzielt werden, so braucht man präcis schielsende Geschlit/e, iriite, zuverlässige Bedienung, ein verhältnismäfsig kuiiipliziorte.s Sfhielsverfahren, dementsprechend Zeit und Munition, einen gewandten Batterieführer und nicht zuletzt ein brauchbares Gescbnfs mit einem äulserst exakt wirkenden Brenn- zünder. Fehlt eines dieser Momeute, so sinkt die Wirkung be- trächtlich herab, oder es müssen grul^e Munitionsmengen aufgewendet werden.

Hier möchte ich für Nichtartilleristen zur Erklärung jener That- sacbe. dafs die Sprengj^tücke hei der Feldkauune nicht senkrecht von oben her oder gar rückwärts wirken, auf die Arbeiti>leistung hin- weisen, welche der Sprengladung des Geschosses zufällt.

Durch die Zünder unseres Feuerwerkslaboratoriums, die in ihrer Wirkung unerreicht, als Meisterstücke moderner Präcisionsmechanik angesehen werden dürfen, gelingt es bei sachgemäfsem Verfahren, das Geschüfs im richtigen Moment in der Luft zu zerlegen. In diesem Augenblick fliegt aber das Geschofs der Feldkanone noch in ziemlich rasanter Bahn und mit beträchtlicher Gesell wiiuli^'^kc it. Nach den Gesetzen des Beharrungsvermögens würde sich diese ( iesehwiudig- keit, die das Vollgeschofs im Moment des Platzens hatte, auf alle einzelnen Sprengstücke Ubertragen und sie in der bisher innegehabten Richtung fortfliegen lassen, wenn nicht die äulserst brisante Spreng- ladung das Bestreben hätte, die einzelnen Teile nach allen Piichtungen auseinanderzutreiben. Die Kotationskraft und die Anziehungskraft der Erde üben natürlich auch ihren F^influfs aus. und so kommt es zu einem Kompromifs, der Gestalt, dals die einzelnen Stücke ganz

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EintUbrung des noueu deutsohen FeldbMubiUuuinuterialB. (35

kettiohtlich ans der Bahn des Vollgesohoesee abgelenkt werden nnd Dnler einem stampfen Winkel trichtertönnig vom Sprengpnnkt ans forwarts-abwSrts zn Boden fliegen.

Vergleichen wir hiermit den Vorgang, wie er sieh abspielen mnls, wenn eine gleichartig konstruierte Brisanzgranate ans einer UaaMtee abgefenert wird, so erkennen wir unschwer, dafe ein wesent- lich besseres Besutat zustande kommen wird, weil alle einzelnen, gestaltenden Faktoren aogleich günstiger sind. Das Gesebols ist grölser, die Sprengladang kräftiger, die Flugbahn gekrümmter, die Geschwindigkeit im Moment des Platzens und die Botationskraft sind geringer, also mnfo die Wirkung der Hanbitse bei der Bekämpfung lebender Ziele dieht hinter Deckungen der der Feldkanone ttber* legen sein.

Handelt es sich nnn aber gar darum, Eindecknngen auch nur leichterer Art zu zerstören, dann ist mit den kleinen Spreng- Btlicken von Sprenggranaten aus Feldkanonenbatterien nichts zu erreiehen.

Als ballistiBche Erttppel ohne Form und Gewicht ttberwinden sie alle Widerstände schiebt, d. h. sie fliegen nicht weit und schlagen flicht stark durch. Die Sprengstttoke beim Schielsen ans Hanbitzen sind natlirlich auch ballistisch mUsgeformt; aber infolge ihrer GrOüse nnd der ihnen innewohnenden stärkeren Energie des Vorwärtsfliegens sind sie doch imstande, Kopfdeckungen von ansehnlicher BrettstSrke zu durchschlagen und noch darunter befindliche Mannschaften aufser Gefecht zu setzen. Hat aber der Gegner Zeit nnd Mittel gehabt, widerstandsfähige Eindecknngen ans Baumstämmen oder Balken mit starken Erdschttttungen herzustellen, was im Zukunftskiiege sicher- lieh Ofiters vorkommen wird, dann ist die deutsche Feldartillerie noch keineswegs machtlos, denn sie besitzt in der Feldhaubiize ein wirk- sames Mittel, Jede feldmä&ig hergestellte Verschanznng erfolgreich m beschielsen. Handelt es sich dagegen um so widerstandsfähige Befestigungen, daCs auch die Wirkung der Hanbitee nicht mehr ans- reicbt, dann tritt damit der Kampf ans dem Rahmen eines Feld- krieges heraus nnd es muls die BelagerungsartiUerie das ent- seheidende Wort sprechen, die mit ihrer Bespannung wohl beweglich ist» aber infolge des hohen Gewichts ihrer Geschütze nur auf den Schritt schwerfälliger Pferde schweren Schlages rechnen darfl Dabei halte man es sich aber klar yor Augen, dab es sich nicht etwa nur um eine Verschiebnng in den Aufgaben zwischen FnlSi- und Feldartillerie handelt, sondern dafs die geänderten taktischen Ver- hältnisse neue Forderungen gestellt haben, denen bisher keine beider Wafien geniigen konnte, well die Fnlsartillerie zu unbeweglich war,

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KinfHhniiig dt» neuen deutaehen Feldhanbitsenmateijals.

und weU die Feldartillerie in der Feldkanone allein das geei^ete Mittel niefat beaafs. Die oberste Heeresleistiuig hat durch die Ein- fllhniog der neaen Haubitze bewiesen, dafe sie ^wUlt ist im Zukunfts- kriege solchen VerhältnlsseD Rechnung za tragen. Darin, dafs die Haubitze der Feldartillerie zugeteilt ist, spricht sich die Fordemog ans, das nene Geschütz im Geist und Sinne der Feldartllerie zu ver- wenden. Es soll als oberster Grundsatz auch für die Haubitze gelten, rechtzeitig d. h. rasch am richtigen Platz zu sein.

Mit der Feidbaubitze bleibt die Feldartillerie das, was sie war and was sie sein mufs, die ultima ratio regis, auch unter den schwierigen Wechselfällen eines modernen Zukunftskrieges.

Mitkämpfer des deutsch-französischen Krieges erzählen gern von der belebenden Wirkung, die das Vor«;ehen von Batterien immer wieder von neuem hervorgerufen habe. Ja, es scheint fast, als habe sich noch heute bei unseren Friedensttbungen eine Erinnerung hieran erhalten. Unsere Infanteriekolonnen, deren Nerv beim stundenlangen Vormarsch im Staub und Schmatz der Strafse bereits nachzulassen beginnt, sie gehen beim Vorholen der Artillerie zwar murrend, aber im Grunde nicht ungern beiseite, denn sie erkennen in dem frischen Vorwärts der vorgehenden Batterien instinktiv ihr eigenes Heil. Und wenn dann nach langen, bangen Minuten der erste Kanonenschufs ertönt dann fällt es wie Centnerlast von mancher Mannesbrust, und manches Herz, das schon unter den vorbezeichneten Strapazen lau und milde werden wollte, es schlägt höher in dem Gedanken, die Artillerie ist da, sie will nnd wird der Infanterie den Weg zum Siege bahnen.

Wie anders würde es mit dem Vertrauen zu unserer Watte aus- tiohen, wi'un wir im Ernstfalle vor Aufgaben gestellt werden sollten, die wir beim besten Willen mit unserem bisherigen Material allein nicht lösen könnten.

Das i^resteifrerte Ansehen der Feldartülerie ist auf den Sehlacht- leidern Frankreichs ehrlich erworben. Wollen wir es erhalten, so darf die Feldartillerie nicht auf ihren Lorbeeren einschlafen, sondern sie mufs wachsamen Auges den Entwickclungen der Zeit folireu. d. h. unter heutigen modernen Verhältnissen, sie muh itiistaude sein, den Gegner auch aus festen, befestigten iSteiluugen heraus- zutreiben.

Man steht selbst in der eigenen WatTe noch in weiten Kreisen der Einführung tler Haubitze ziemlich skeptisch gegenüber. Viele sehen nur die unbestreitbaren Mängel, die das Verlassen des Einheits})riii/ips bedinf;t. andere w ieder ^jlauben, dals das Schwerfällig- rechnerische, das der Haubitze traditionell anhaftet, den frischen

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KinfHbniBg des nmiMi deatsoben Faldiumbitienmateriato.

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Keitergeist der VVatfe verkümmern lassen müsse. leh meine, hier gilt vor allem der Kosenberg^che Grandsatz: „Siefen ist der Zweck!" Siegen heilst für die Feldartillerie sehiefsen, wirkungsvoll scbiefsen, auch unter den heutigen gesteigerten Anforderungen.

Man ist im In- und Auslande davon Uberzeugt, dals Deutschland allen Staaten durch die gewissenhafte Friedensansbildung in etwas überlegen sei, das noch wichtiger ist, als die höchste technische VollkomnK^nheit. Trifft das zu und wer wollte nicht gern dazu k'iira^^rri so heilst es für die Feldartillerie, jenes kraftbedeuteude Etwas in nutzbringende Arbeit umzusetzen; und dazu bietet die Ein- führung des Feldhaubitzenmateriais ein weites Feld wirkuugsvoUer Tbätigkeit.

Zn welchem Tnifange und zu welcher Bedeutung sich die Frage der Feldhaubitze noch auswachsen kann, scheint mir einstweilen un- übersehbar. Jedenfalls giebt es heute schon Kenner des neuen Materials, die in ihm das alleinige ZukunftsgeschUtz erblicken. Theoretisch unmöglich ist das keinesfalls, aber es schiefst vielleicht weit über das richtige Ziel hinaus. Wichtiger und naheliegender scheint es mir, ein richtiges Verhältnis zwischen Feldkanonen und Haubitzen herzustellen. Hält die Heeresleitung daran fest, vor der Hand jedem Armeekorps eine Abteilung zu zwei Haubitzbatterien zu geben, so würde sich die Verhältniszahl 1 : 12 annehmen lassen. In dem Mafse, wie man dies Verhältnis zu Gunsten der Haubitze abändert, nimmt man ihr die Merkmale eines Speziahvcrkzeugts und steigert damit ihren Wert. Beweist die Feldbanbitze bei eingehenden Truppenversucben, dafe sie imstande ist, jene hochgehenden Er- wartungen ganz zu erfüllen, die man an malsgebender Stcllo auf sie setzt, dann wird man sich m. E. bald zu einer V erstärkung des Haubitzciimaterials entschlielsen müssen. Sobald erst einmal das richtige Zahknverhältnis zwischen beiden GeschUt/cn gefunden ist, könnte man jene .Aufgaben, die einstweilen noch unvollkommen zum Teil mit Feldkanouen gelöst werden müssen, ganz und gar den Haubitzen überlassen. Das heifst nichts anderes, als den Kanonen- batterien die Granaten nehmen und sie nur solche Ziele be- schiefsen lassen, bei denen die hervorragenden Leistungen ihres Schrapnelschusses ganz zur Geltung kommen. Erwägt man, dafs die Zeit noch nicht allzulange her ist, da man ernstlieh daran dachte, der Feldartillerie als Einheitsgeschols eine Sprenggranate zu geben, so darf man auch die Möglichkeit nicht ausschliefsen, dals es der fortschreitenden Technik gelingt, eine so ver\ollk()mmnete Granate herzustellen, dals sie den Haubitzbatterien als alleiniges Geschols dieoen kann.

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Kleine heeretgeeehichtUehe Mitteilimgen.

Im Hinblick auf solche Eventualitäten gewinnt die Frage der Feldhaiibitze eine neue, wirksame Beleuchtung. Alle wesentlichen Gründe der Haubitz-Gegner basieren in erster IJnie auf der Schwierig- heit des komplizierten Monitionsersatees, der sich alsdaim ideal ein- fach gestalten lieüse.

Wa8 aber aaob die Feldartillerie noch fUr WandlangeD und Obergänge durchzamachen bat, jedenfalls geschehen sie anter der alten Devise: Pro gloiia et patria!

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Kleine beeresgeschichtliclie Mitteilungen.

Lebens -Alter fridericianiseher Offizier- Korps im Jahre 1783.

Den „Manuscripta Borussica" (fol. 310) entnahm ich folgende An- gaben Uber das Infanterie-Regiment des Herzogs zu Braun- ßc'lnvt i^' und Lüneburg" (Nr. 21), Garnison: Halberstadt und Quedlinburg.

Das Regiment hatte als Chef den Herzog zu Braunschweig, 47 Jahre alt, als Kommandeur Oberst Wilhelm v. Below, 62 J., ferner 3 Stabsoffiziere: Oberst Karl Gottlob v. Tümpling, 57 J., Major Anton v. Honroth, 52 J., Major C. Adam v. Sebottendorf, 51 J. 7 Kapitäns im Alter von 36 47; 3 Stabs-Kapitiins, 36— ;i8;

10 Premierleutnants, 28 37; 17 Sekondleutnants, 21—29;

11 Fähnrichs, 16—22; 2 Überkoniplette Fähnrichs, 14—16 Jahre. Summa 55 Offiziere. (NB. Der Fähnrich war die unterste Offiziers- Charge.) Der vaterländischen Herkunft nach waren 11 ans Pommern, 4 aus Schlesien, 5 aus Magdeburg- Hai berstadt, 3 aus Mark Brandenburg, 1 aus Kurland, 3 aus Provinz Preoiisen, 1 aus Ost- friesland, 2 aus Westfalen, 25 „aus dem Reich'*.

£in merklich höheres Lebensalter hatte das Offizierkorps des inr selben Inspektion (des Generals v. Saldern) gehörigen »^Garnison- Bataillons von RUchel (Nr. 4), Garnison Aken und Löbegien. Der Oberst 60; der Oberstleutnant 63; 3 Kapitäns 56— 61 ; 1 Stabs- Kapitän 57; 4 Premierleutnants 30, 49, 56, 60; 5 Sekondleutnants 19, 35, 40, 54, 60; 5 Fäbnriebs 22, 26, 40, 44, 45 Jabre alt.

I. by Go(^j^l

Kleine beeresgesohicbtUche Mitteilau^en.

.Summa 20 Ot'tizierc. Davon bürgerlicher HerkoDft: 1 Oberst- leutnant, I Kapitän, 3 Premicrleatnants, 1 Sekondleutnant, 3 Fähn- richs. Surama 12. Schbg.

Munitionsverbrauch der Feldartillerie 186<> und 1870/71. Die preulsische Artillerie versehofs im iu'ldzuge 186(> in Summa aus 900 Gesohtltzen 'M)i\){i Schuls, also durchschnittlich 40 Schuls per Geschütz und zwar: 34390 Granaten, 1598 Schrapnels, 211 Kar- tätschen. Den orröisten Munitionsverbrauch hatte eine 4pflludige Batterie des Regiments Nr. 4 bei Prefsburg mit H81 Schuls, 113,5 per Geschütz, demnäscbst eine 4pfUndige Crarde-ßatterie bei König- gifttz mit 480 Sobois, 80 per Geschütz. Die Artillerie der öster- reichischen Nordarmee verschofs 76472 Schufs, davon 62592 Granaten, 11316 Schrapnels, 2566 Kartäteehen, durch sc hnitüich per Geschtitz 107 Schufs. Als Beispiel eines ungewöhnlich greisen Monitions- verbranchs ist eine Österreichische 4plttndige Batterie so nennen, die bei Kdniggtftte 1788 SebnÜB tbat, per Gesebttts 217, die einzige Batterie, die mit dem von ibr selbst mitgefftbzten Monitionsqnatttam niefat aoslLam.

Im F^ldznge 1870/71 tfaat die prenfsische Artillerie einsebUeis- lieb der hesaiscben Division 267976 Sebnb, und zwar die scbweren (epfdndigen) Batterien 107126, die leiebten (4pfllndigen) 112770, die reitenden 48079. 300 Kart&tscben wurden versebossen. Bei Sedan verbianebte die dentsebe Artillerie (also Preulsen, Saebsen nnd Bayern) 34898 Sebnls, die Infanterie etc. 4850000 Patronen. Wenn man annimmt, dab die Franzosen niebt viel weniger ver- fenert baben, so sind in der Seblaebt bei Sedan an 60000 Sebttsse ans dem Gesebtttz und 8 IGllionen ans dem Gewebr gefallen.

Vergleichsweise sei erwähnt, dals im italienischen Feldzage 1859- TOn 472 österreichischen Geschützen 15326 Schüsse abgegeben wurden, also 32,5 pro Geschütz. Schbg.

Auf Pappenheinis schwarze Reiter und Pifcolominis durch Schillers Wallenstein-Trilogie der Welt in einem verklärten Lichte erscheinende Kürassiere führt eine Ke^iinentsgeschichte, deren Be- arbeitung der K. K. Kegierungsrat und Chef-Kedakteur des Arniee- blattes. Oscar Tcuber, unternommen hat, den Ursprung der heutigen Prinz Ail)recht von I^reulsen- Dragoner Nr. Ii zurück. Als im Jahre 1623 Kaiser Ferdinand II. das Regiment dem Ohrist Gottfried Heinrich von Papjienheim verlieh, war es ein spanisches, welches im dreilsigjährigen Kriege hohen Kuhm erwarb, bald aber auch Ange- gehörige anderer Nationalitäten in seine Reihen einstellte. Auf Pappenheim, welcher 1(127 ligistischer General wurde, folgte der UberstleolnaDt Ottavio Piccoiomini Graf d'Arragona, ein Italiener,.

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"90 Kleine beeresgeschicbtliche Mitteüangea.

üntcr welchem es sich bei Lützen auszeichnete. Ein Rittmeister des Re^in)ents, welches damals Alt-Piccolomini hiefs, Martellini mit Namen, soll deii Kimi^ Gustav Adolf erschossen haben, eine Lesart, welche allerdinirs von der meist verbreiteten abweicht (,,Auf den dort schielst, das mufs ein vornehmer Mann sein.'') In den ersten FeldzUp^n des Prinzen Eugen von Savoyen erscheint das Regiment als Caprara; KUrassiere. Aus diesem w urden im Jahre 1701 zwei gebildet. Eins davon, als Mouteeucroli-Kihassicre fiut'gestellt, wurde 1768 aufgelöst; die anderen fünf Kompagnien lieferten den Stamm fiii ein Kürassier- Regiment, dessen Inhaber der Feldmarschall-Leutnant Prinz Phillipp von Hessen-Darrastadt wurde. Und als Hessen- Kürassiere focht das 'Regiment zuletzt im Jahre 1SB(> bei Nacbod und bei Königgrätz mit glänzender Tapferkeit. Damals hieÜs eB nach dem General der Kavallerie Prinz Alexander von Hessen, dessen Sohn, Graf Hartenau, •dereinst Leutnant der preu&ischen Gardes du Corps und darauf Fürst TOD Bulgarien, dem Regimente als Oberst später ebenfalls angehört •hat. AoTser den Windiscbgrätz-Dragonem Kr. 14 ist es das ein- zige Kavallerieregiment der and K. Armee, welches eine Standarte besitzt, die freilich nicht wie jene geftthrt, sondern nnr in der Wohnnng des Kommandanten anibewahrt wird. (Armeeblatt 1899 Nr. 38.) 14.

Eiiieii 6efi*eitei-K9rporal als Ref^eDtskomaadanten in der Sehlacht hd Lauara, in welcher am 15. Angnst 1702 Prinz Engen von Savoyen aber die Fhmzosen anter dem Marschall Vendöme •einen hartbestrittenen Erfolg davon trag, erwähnt der Österreichische Feldherr in einem an den General Graf fleister gerichteten Briefe. Es heifst darin: „Das Osch wendische Regiment, nachdem alle Offiziere totgeschossen waren" (wohl nicht wörtlich zn nehmen), „warde von einem Gefreiten -Korporal so gut, als immer von einem Obersten, kommandiert Ich bin begierig, ob der Kaiser wegen dieses würdigen Hannes meinen Vorschlag genehmigen wird. Denn die Belohnong der vielen rechtschaffenen Männer mufs bei der Armee jetzt das er- setzen, was ihr an Stärke fehlt und entschiiden noch lange fehlen wird, da Sie mir von neuen UVuppeiisendnngen nach Ungarn schreiben." Ob und welchen Erfolg der Vorschlag des Prinzen Eugen gehabt hat, ist ebensowenig bekannt, wie der Name des tapferen Korporals. Das Gschwendisehe Regiment ist das 1G84 errichtete heutige K. und K. Infanterieregiment Nr. 35. welches sich seit langen Jahren aus Üeutschböhmischen ergänzt; seine Garnison ist Pilsen. Zu besserem N'erständnisse des Vorganges muls übrigens bemerkt werden, dafs der Soldatenstand zu damaliger Zeit ein Lebensberuf war, welchem auch die Mannschaft bis an das £^de ihrer Tage ihre

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Kleine heeresgesohichtliobe Mitteilangen.

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Kräfte widmete. Die in fast onunterbrochener Folge sich aneiu- ander reihenden Kriege, welche das Kaiserhaus um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts führte,, mutsten jedem einzelnen Gelegeu- lieit bieten, KriegstUchti«rkeit in hohem (irade zu erlangen und Kriegs- erfahrung in reichem Mafse sich zu eigen zu machen. (Sammlung hervorragend tapferer Thaten des K. und K. Infanterie-Regiments Nr. 35 TOQ überleatnaut Josef üeckentbaler, 2. Aufl., Pilsen 1S99.)

14.

L'^ole de Man, eine Schöpfung des Konvents, hat nicht lange bestanden und nur geringe Spuren ihres Daseins zurückgelassen. Ihr eigentlicher Begrtlnder war Bardre, welcher seinem Freunde Hobes- pieiTe die Errichtnog einer demokratischen Kriegsschule empfahl, deren 2jGglinge, aus den niedrigsten Klassen der Gesellschaft hervor- gegangen, Sansculotten, im wahren Sinne des Wortes sein sollten. Sie sollte ihre Stätte auf der Ebene 7on Sablons hei Neuilly finden, dem Paradeplatze der Könige, wo diese aiy&brlich ihre Garden ge- mngtert hatten. Die Versammlung der jungen Republikaner sollte den durch den Fuls der Oapet und die Paraden der Tyrannenkneohte besudelten Boden reinigen. Die Zahl der Zöglinge war 8000; alle Bezirke der damaligen Landeseinteilung trugen gleiehn^sig dazu bei, Paris lieferte 80. Als Lehrer war man genötigt, frühere Offiziere des königlichen Heeres zu wählen« In vier zur Offiziersergänzung der einzelnen Waffen (Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Genie) bestimmte Abteilnugen gegliedert, sollten die Schiller in einigen Sommer- monaten die ftlr den Zweck nötige Bildung erhalten. Eifrige Arbeit mulste die fehlende Zeit ersetzen. Daher lehten die Zöglinge in völliger Abgeschiedenheit von der Welt, nur einigeraale durften sie von Anfang Juli bis Anfang November, wo das Wetter zur Anf- lÖBODg der auf freiem Felde, aber hinter einer Palissadenreihe unter- gebrachten Schule nötigte, Paris betreten. Die Kavallerie stellte Pferde, die Artillerie Geschütze; für das Genie wurden Schüler aus- gesucht, welche mit den Anfangsgründen der Mathematik bekannt waren. Der Maler David kleidete alle in ein phantastisches Kostüm. Spätere Zeiten entlehnten diesem den Haarschnitt des Titus, die Schwalbennester der Musiker, den Schako. den römischen Degen und den durch König Louis Philipp als „Tuuique" eingefülirten zweireihigen Waflfenrock mit langen und weiten Schöfsen. Zuerst gab es unruhige Köpfe unter der republikanischen Jugend, eine spartanische Zucht aber brachte sie, nachdem unbrauchbare \ or- gesetzte entlassen waren, rasch zur Vernunft. Die augenblicklichen Machtinhaber trauten ihnen jedoch nicht ganz nnd erfüllten daher gern ihr, auf Grund des Errichtungsgesetzes gestelltes Verlangen,

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Beknitierang und neue Gesetzgebung in SViakreleh

nach vier Monaten entiaasen zn werden. Einige baten, in das Heer eintreten zn dttifen; wer von ihnen ein gntes Zeugnis erhalten hatte, wurde «ini Offizier befördert und .vier haben es zom Gleneral ge- bracht, einer davon (Lemairois) war Adjutant Napoleons. (L*öcole

de Mars par Arthur Chuquet, Paris 1899).

Einweihung des Ossariiiiiis bei rhlnm. Am 2. November 1899 fand auf der Höhe von Clduiii die t^inweihung des dort errichteten Ossariums zum Andenken an die im Jahre 1866 frefallenen öster- reichischen und preufsisehen Krieger in feierlicher Weise statt. Die Beteiligung der militärischen Kreise war eine sehr starke, inshesondere hatten sich die Offiziere der Garnisonen Josefstadt und KöniggrUtz, unter ihnen viele Generale und Stabsoffiziere, in sehr stattlicher Zahl eingefunden. Wir nennen u. a. den Protektor des ('entralvereins zur Erhaltung der Kriegerdenkmale vom Jahre 18(>() in Böhmen, F.-M.-L. Prinz' Wilhelm zu Schaumburg Lippe, ferner den FlUgel- adjutanten S. M. des Kaisers von Osterreieh, Oberstlt. Fürst Dietrich- stein und den Militär- Attache der deutschen Botschaft in Wien» FlUgeladjutanten Kittmeister v. Bülow; auch eine Ehrenkompagnie des 42. Inf.-Iiegts. mit Musik war zur Feier, die sehr wtlrdevoU ver- lief, ansgerttckt Der auf Befehl Ör. Majestät des Kaisers Wil- helm II. gespendete Kranz mit welfsen Schleifen hatte die Aufschrift: „Ehre den fUr Ehren und Vaterland im Tode gefallenen Helden'^. ^Österreiehisehes „Armeeblatt" 1899, Nr. 45.) Schbg.

VllJ.

Rekrutierung und neue Gesetzgebung in Frankreich.

Die nene Tagung des Parlaments wird in Bezug anf Gesetz- entwürfe militärischer Natnr sehr reich sehi. Ehe wir nns mit diesen näher beschäftigen, haben wir zunächst eine andere Frage von grofsem Interesse zu behandeln, die Ergebnisse der Rekrutierung in quantitativer und (| ualitativer Beziehung seit dem Inkrafttreten des Kekruticruug^^^e.setzes vom 15. Juli 1889. Anknüpfend an die Thatsache, dals die ZiÖer der Ausgehobenen des Jahrgangs 1898 um mehr als 20000 Mann hinter derjeuigeu

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Eekratiemng und neue Gesetzgebung in Frankreiob. 93

des Jahr^angrs 1897 zurückbleibt, konstatiert „La France Militaire* zanäebst, dafs der Grund fUr diese Erscheinung nur zum geringem Teil in den verschärften Prüfungen der Dienstbrauchharkeit, zum grölsten aber darin liege, dafs die Zahl der Geburten 1878 geringer gewesen. In den Kekruteulisteu des Jahrgangs 1878 erscheinen nur rund 310000 Dienstpflichtige gegen 331000 für 1877. Algerien ist beidemale ausgenommen. Die Zahl von 310000 ist übrigens für die Zeit von 1872 1892 auch als die normale anzusehen, die aller- dings in den Jahren 1892 1897 wesentlich -- bis zu 34700 in den Listen Uberschritten worden ist. Man war durch diese Zeit in Frankreich etwas sorglos geworden und hatte vergessen, mit der normalen Ziffer zu rechnen. Während der Jahre 1889 1897 d. 1l der Wirksamkeit des gelftenden Rekrutiernngsgesetzes, mit AnsDahme von 1898, für welches noch nicht alle Daten Torliogen, erschienen in den Rekratienmgslisten total 2899719 Mann ohne Algerien. Von diesen wurden sofort wegen Körperfehlem dienst- nnbiaiiehbar befanden 247 886, den Hilfsdiensten ul)erwiesen 192378, iDsammen 440264 15,2 "/•• Damit ist die Ziffer der Dienst- nntaoglichen noch nicht enchöpft, denn in den mnd 896000 bei der ersten Mastening znrliekgestellten Lenten wnrden aaefa bei spiteren Masteningen noeb 50 */„ d. h. 198000 Mann dienst- onbranebbar befanden. Die Cksamtsiffer der letzteren belief sieh also bei den 9 Kontingenten anf 688264, d. h. 22 */•, ein Prozent- satz, der enorm hoch genannt werden mnls, da anf 5 Mann immer em Dienstnntaaglioher kommt Von der Gesamtzahl der 9 Kontingente bleiben demnach 2261455 Mann. Gestutzt anf offizielle Daten weist mm ^Franee Militaire" nach, dals nur 52 derselben Uber 2 Jahre gedient haben und uberlftlst es, daraas anf die Qualitilt fttr Fehl- zwecke Schillsse za ziehen. Besonders grols ist die ZiflSer der ans Rtteksieht anf bürgerliche Verhältnisse Dispensierten, die nnr 1 Jabr snter der Fahne blieben, dabei kommen aber die anf 7 be- Mhrftnkten Familienstützen, total 95007, verhältnismäfsig sehr schlecht weg, da auf Grund des Artikels 21 des Rekrutierungsgesetzes allein 360808, auf Grund der Artikel 23 und öU (liberale Karrieren) 38 III dispensiert wurden. Von den später diensttauglich hefundenen Zurückgestellten diente weitaus die Mehrzahl auch nur 1 Jahr, keiner mehr als 20 Monate, so dals total 690000 Mann = 2() •/„ nur 1 Jahr bezw. nur 20 Monate unter den Fahnen blieben, und Uber 48 die gesetzliche Dienstpflicht von 3 Jahren nicht voll er- erfülltt n, wobei die Leute, die nach ihrer Einstellung dienstuiihrauchbar wurden und deren Zahl nicht klein ist, nicht einmal mitgerechnet sind. £& unterliegt keinem Zweitei, dals man die Ziffer der

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94 BeiErotierung nnd neue GtHtagdbvng in Fhmkretali.

DispeDsierteii, besonden der auf Gnmd des Artikels 21 ovr aaf ein Jabr Emgereihten wesentlieh Termindem, dafllr die der Familien- sMltEen erhohen kOnnte. Bei einer Bevölkerung, die nach der leisten Zfthlnng 88343 192 KOpfe betrag, kommen 7 */• EinsteUnngen herans, ein Prosentsats, wie er in kdnem andern Lande Europas errelehl wird, nnd den die Gegner des sog. „Militaiismns'* bei nns gut thäten, sich za merken.

Eine Neuerun«: von fjrolser Bedeutung ist der am 15. November vollzogene Übertritt der 41. (Vogesen-)Divi8ion vom 20. zum 7. Korps, nachdem vorher eine neue Abgrenzung der Bezirke des 7. und 20. Korj)s stattgefunden hatte. (Gleichzeitig wurde die 14. Division nach Besannen verlegt und traten die der 41. Division zugeteilten Batterien 7 bis 12 des iS. Artillerie- Regiments aus ihrem Kegimentsvcrband aas und bilden eine eigerif Oruppe t Uegiment) unter einem Oberst- leutnant Bei der Ncueinteilung der Bezirke des 7. und 20. Korps wurde entgegen den sonst absolut durch gefUhrtni und zwe ckmälsig nach dieser Richtung hin „reinliche Scheidung" proklamierenden französischen Grundsätzen, eine Reihe von Arrondissemeiits mit der Lieferung von Rekruten und Ergänzungs- mannschaften für Truppenteile sowohl des 7. als des 20. Korps betraut, was, eben nach den genannten Grundsätzen, dauernd nicht bleiben kann. Ein weiteres Symptom ist die Bestimmung, da£B in dem diesjährigen Rekratenkontiogent eine Anzahl von Leuten provi- sorisch Infanterie-Regimentern zugewiesen worden ist, bis die 5. Bataillone der 4 Zuaven-Regimenter gebildet sind, die in Frank- reich bleiben nnd sich bei der Mobilmacbang durch Zuaven-Reservisten za Regimentern ergänzen sollen. Dann wurden gleichzeitig mit dem Übertritt der 4. Division anch wieder mehreren der starken (6 Kom- pagnien, im Krieg 12) JMgerbataillone Brigaden einverleibt. Alle diese Zeichen denlen klar aaf die Absicht hin, baldigst einen 21. Korpsbezirk mit Epinal als Site des Generalkommandos zn schaffen. Dem nenen Korps würde die 41. Division in Remiremont nnd eine 2. angehören, deren Stabqnartier entweder £pinal oder das bisherige der 14. Division sein durfte. Man sneht in Frankreioh die Obertragnog der 41. (Yogesen-) Division an das 7. Korps als Konsequenz der VerstKrknng onseres XIV. Korps am eine dritte Division nachzuweisen and der kommandierende General des 20. Korps sprach beim Scheiden dieser Dinsion ans seinem Befehls- bereich ans, data ihr die Verteidigung der Nordvogesen-Grenzstreeke Übertragen werden soll Die eben nftber beleuchteten Anziehen lassen einen anderen Grund finden.

Ans der Rdhe der Gesetzentwürfe, die Gallifet dem Parlament

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KekrutieruDg imd neue Gesetzgebung in Frankreich.

onterbreitet hat, greifen wir nur die wichtigstCD herans. Wir ttber- ITihtQ dabei den, betreffend die Reform der Kriegs j;erichte, da derselbe im Vergleich zu imserer Militärstrafprozelsordnuug wohl Gegenstand einer Sonderdarstellung werden dürfte.

Der Gesetzentwurf, betreffend die Verjüngung des Offizier- korps und zwar nicht nur desjenigen des aktiven Heeres, soDdem auch der Armee 11. Linie, wie die Begründung ausspricht, schlägt zu diesem Ziele drei Wege ein, die Beförderung zum Stabs- oftizier nur nach Wahl, statt zur Hälfte nach dem Dienstalter, die Herabsetzung der für die BefJtrderung nötigen Minimalzeit im Dienst- grad des Obersten von 3 auf 2 Jahre und die Herabsetzung der Altersgrenze. Letztere wird fortan ftlr Divisionsgenerale 62, nur, wenn sie vor dem Feinde selbständig geführt haben 65, für Brigade- generale 69, ftir Obersten 58, Oberstleutnants 5G. Majors 54 Kapitäns, Leutnants und Unterleutnants 52 Jahre betragt n Der Gesetzentwurf wirft seine Schatten schon voraus. Die Durchfuhrung der VerjtlDgtuig wird nicht ganz billig werden. Der Kriegsminister giebt in der Begründung die Mehrkosten für die Durchführung in 30 Jahren auf rund 90,4 Millionen an, von da ab konstant auf 5,4 Jüllionen jährlich. Nun werden aber im Kriegsministerium gegen- wärtig 2 Gesetzentwürfe ausgearbeitet, die mit dem Gesetz, betreffend die Verjüngung des Ofßzierkorps, in engem folgerichtigen Zusammen- hang stehen. Der eine dieser £ntwttrfe will die Gehälter der Offiziere bis znm Kapitito einsehliefelicb aufwärts erh5hen, der andere eine Pendonienuig nnd zwar mit 7t« Pensionstarifs für jedea Oienstjahr und jeden Feldzng, nicht mehr nach 30, sondern schon nach 25 Jahren erlauben. Da das neue Gesetz die Beförderung zum Stabsoffizier nnr nach Wahl, nicht mehr zur Hälfte nach dem. Dienstalter znläist, so ?nrd für manche Kapitäns die Majorseoke m Zuknnlt der Moment des Scheiterns sein, während sie unter den bisherigen Verhältnissen dieselbe passiert hätten. Um diese Elemente sieht zu zwingen, unter Hinterlenten als Vorgesetzte bis zur Er- reichung der Altersgrenze weiter zu dienen und ihnen eine aus- kOmmlichere Pension zu sichern, werden die beiden genannten GesetzentwUrfe eingebracht, die es uns aber zweifelhaft erschelnea Isssen, ob man mit den von Gallifet errechneten Mehrkosten reichen wird. Ein weiterer Gesetzentwurf will ein neues 164. Infanterie^ Re^ment in der Form eines Subdivisions liegiments, aber ans be- sonders starkem catlrc coiiiplementaire. das allein 2 Bataillons- kommandciire enthalten soll, schatien. Das Regiment ist für Korsika fKsiimint und soll mit den dort schon vorhandenen eine Brigade bilden.

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Bekratiening and neoe Gesetzgebung in Frankreich.

Der Gesetzentwurf, betreffeod die Gleiebstelliuig der eigentliebeo Beeoldong für rengagierte und nicht rengagieHe Unterofliiiere hat Dm* den Zweek einer Yereinfaehung des Rechnungswesens. Die

rengagierten Unteroffiziere erhalten, neben Prämie und Handgeld, eine Soldzulage, „haute itaye," die um so viel yermehrt ist, als man ihnen an dem bisherijLrcn Sold streicht. Für die ersten 5 Kapitulations- jahre werden ihnen niouatlich 16,5, für das 6. bis 10. Jahr 22,5, nach 10 Jahren 28,5 Frcs. Soldzulage gewährt.

In Bezug auf Änderung der Bekleidung der berittenen Truppen hat Gallifet einen Entwurf eingebracht, der ziemlich durchnrreifend genannt werden muls. An Steile der langen Keilhosen mit dem unten die „fausses bottes-' bildenden Lederbesatz erhalten alle berittenen Truppen die kurze Reithose, Leder^^aniasehen und kurze Sporenstiefel. Bei den Dragonern, Husaren und Chasseurs tritt an die Stelle des Dolinans ein weiter, blauer Watfenrock, bei den Mannschaften der Chausseurs d'Afrique und Spahls eine Armel- weste. Die Offiziere der Spahis bekommen einen roten Wart'enrock. Die Epauletten fallen bei allen berittenen Truppen, Cuirassiers aus- genommen, fort und werden durch Achselklappen, bei den Offizieren dnrch Achselstücke und Silbergefiecht ersetzt Die Farbe der Kragen und Aufschläge bleibt die bisherige.

Nach den Beschlüssen des Heeresansschusses sollen 2 weitere Bataillone leichter afrikanischer Infanterie, bis jetzt bestehen 5 solche in 6 Kompagnien, nnd eine Strafkompagnie in Frankreich neu ge* bildet werden. Der starke Andrang von algerischen Freiwilligen erlaubt einesteils die aktive Dienstzeit bei den algerischen Tirailleurs nnd Spahls anf maximal 15 Jahre, dann aneh die jMmie, für die erste 4 jährige Meldung anf 400, die beiden folgenden Kapitolatbnen von 4 Jabren anf 850 besw. 250 Fros. berabznsetKn nnd fftr eine weitere Kapitnlalion Überhaupt die Pdbnie fortfallen zn lassen. Man will also angenscheinlich die Leute schon nach 8 Jahren los sein, nm Platz flir andere zn haben, ohne zn viel aoszngeben. Die Zahl der Freiwilligen ist nnbescbrftnkt

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Du Mirlneenalanrateii RmikniehB.

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IX.

Das Marineersatzwesefl Frankreichs.

Das Marineersatzwesen Fruikreicbs ist jetzt folgendermafsen dogeriobtet worden: Jeder Mann, welcher das 18. Lebensjahr vollendet bat nnd entweder auf Re^ieran^- oder Handelsschifien zwei See- reisen grolser Fahrt gemacht oder achtzehn Monate zur See gefahren how. zwd Jahre Kllstenfiseherei getriehan hat nnd weiter zur See £ihren oder die FiBeherei fortaetEen wiH, wird als Matrose einge- sehiieben 0naeription maritime) und kaim som Dienst in der Marine einberofeD werden.

Jeder eingesclmebene Matrose wird cum Dienst einbemfen, wenn er das 20. Leben^ahr rollendet bat Er ist alsdann TerptBohtet, in dem Monatt in welchem er sein 20. Lebenqahr vollendet hat beaw. hl dem Monat naeh seiner Rtlokkehr vom Anslande sieh einem Kom- missar der insoription maritime an stellen. ISt wird alsdann ein- berufen, naeh dem Hauptkriegshafen des betreffenden Seebezhrks befohfen und in die Malros^idivision flir die Flotte eingereiht Vom 18. Lebensjahre ab kann jeder Eängesehriebene, welcher seedienst- fthig befnnden wird, zoro Dienst beraiipezotren werden. Die Dienst- zeit dieses Eingreschriebenen wird in zwei l'( rinden «geteilt, die erste danert fUnf, die zweite zwei Jahre. Wahrend di r ersten kann der Einberufene, wenn er im Dienst entbehrlich ist, wiederholt ürlanb ohne Löhnung erhalten, um KUstenschifffahrt und Küstenfischerei zu betreiben, jedoch darf er sich nicht auf Kauffahrteischiften fUr grofse Fahrt verheueru noch Hochseefischerei lietreiben. Nach dieser ersten Periode dient er noch zwei Jahre, wiilirend welcher er unter den- selben Bedingungen beurlaubt werden kann. Diese Urlaubszeit wird nir jeden, welcher sich verpflichtet, nur KUstenschiflffahrt und Küsten- fischerei zu betreihen, als wirklii-he |)ensionsherechtigende Dienstzeit angerechnet. Nach dieser letzten Periode darf der Eingeschriebene nor auf besonderen Befehl und bei aufserordentlichen Indienst- stellungen einberufen werden. Wer nach dreijähriger Dienstzeit noch nicht beurlaubt worden ist, erhält eine Zulage, ebenso jeder efaigesehriebene Matrose, welcher nach Ablauf seiner Dienstzeit sich auf weitere drei Jahre verpflichtet.

Von den Eingeschriebenen werden von der Einberufung zurück- gestellt und erhalten Aufschub: das älteste von Waisenkindern, der Bruder eines schon Einberufenen und der einzige oder älteste Sohn bezw. £nkel einer Wittwe oder eines blinden besw. siebsigjährigen Vaters.

JakiMotor fir tt» d«atMk* AimM ud MuIb*. Bä. 114. 1. 7

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Pas Marineenatnreaen Eraakreiohs.

Die Eingescbriebeueo and dereu Familien haben viele Ver- gUnstigungea :

Sie haben allein das Recht, zur See zu fahren und Fischerei zu betreiben, ohne einen Gewerbeschein zu besitzen und ohne Ab- gaben zu zahlen, sie sind von jedem öffentlichen Amte befreit und branchen während ihrer Dienstzeit und vier Monate nach Rückkehr vom Dienst in ihre Heimat keine Einquartierungen bei sich aufsu- nehmen.

Die Stenermannsschulen dürfen sie unentgeltlich besuchen, ebenso werden sie kostenlos in den Lazaretten behandelt, wenn sie in den ersten vierzehn Tagen nach Antritt ihres Urlaubs erkranken; anf den EiBenbahnen reisen sie ftir den vierten Teil des Fahrtaxen- preises und haben dieselbe Ermäisigung, wenn sie von Urlaub zorttck- gemien werden. Die Kinder nnd Waisen der Eingeschriebenen werden in der findefanngsanstalt f\ir ZOgUnge der Marine in Brest unentgeltlich aufgenommen, die Waisen aneh spftter in der Sdüfis- joQgeBsehiile daselbst

Jeder Eingeschriebene hat anlserdem im Alter von 60 Jahren, naoh einer Dienstzeit von 26 Jahren, welche er anf Schiffen der Kriegs- und Handelsmarine oder auf Fischerfiüineugen abgedient haben kann, das Anrecht auf eine Pension, genannt Halbsold.

Aulkeidem werden jährliche Untersttttsungen erteilt:

1. An solche Familien, deren Vttter oder Söhne auf den Schiffen der Marine, der Handelsmarine oder anf Fiseherfalurzeugen nms Leben gekommen sbd.

2. An Seeleute nnd Fischer, welche infolge von Krankheit oder aus anderen swingenden Gründen ihren Beruf aufgehen mulsten, ehe sie pensionsberechtigt wurden.

8. An- die Witwen und Waisen von Seelenten, welche penslons*

berechtigt oder, ehe sie Ansprach anf Pension hatten, gestorben sind.

4. An Blinde, Krüppel oder in Armut gerathene Pensionäre.

St'chzi^ährige Seeleute, welche im Dienst invalide geworden sind, erhalten noch eine monatliche Zulage von G 9 fr. neben ihrer Pension und die Kinder der Pensionäre erhalten bis zum Alter von 10 Jahren ebenfalls eine monatliche Zulage von 2 3 fr. Diese Pensionen und Unterstützungen werden aus dem Invalidenfonds gezahlt, welcher vom Murineministerium verwaltet wird. In den Häfen der Bezirke der Inscription maritime sind aufserdem V erwaitungsbeamte angestellt, welche Uber alle Einnahmen und Ausgaben des Invaliden- fonds Rechnung zu führen haben. Dieser Fonds wird aus folgenden Mitteln unterhalten:

Durch Gehaltsabzüge der Offiziere und Beamten der Marine in

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Da« MariaeerMtsweien Fnnkreiehs.

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and anlser Dienst in Frankreich und in den Kolonien, durch Löhnnngs- abztlge der Matrosen der Marine, der Kauflahrteimatrosen und See- fischer, ferner durch ersparte Löhnongen von Deserteuren der Kriegs- Dod Handelsmaiuie, durch Erbschaften von Seeleaten^ welche inner- halb von zwei Jahren niobt reklamiert werden, durch nichtreklamiertes Stnmdgat, in Beschlag genommene Rontrebande, JüentenrttokstäDde ain dem Invalidenfonds nod durch Staatssabventionon.

Durch diese Bestimmungen hat die Kriegsmaiine sich einen aos- reicbenden seeinttDiiischen Ersatz gesichert. Wenn auch Leute ans der LandbeTöikening, welche nicht ans der imscriptioD maritime her- TOigegangen nnd, für die Marine ausgehoben werden, so machen diese den Eingesehriebenen gegenüber nur einen Tersohwindend klemen Teil aas. Andrerseits ist dadoreh, dafs den Einberufenen nOgliehet viele Freiheiten und Vergünstigungen während ihrer Dienst- Kit gewährt werden, den Bedttrfiüssen der Handelsmarine und See- fischerei möglichst Rechnung getragen worden mm Wohle Frankreichs.

Das ganze Küstengebiet Frankreichs ist seit 1844 in fünf See- besirke eingeteilt Der erste Bezirk mit dem Haupthafen Gher^ bourg umfafst die Küste mit allen Häfen längs des englischen Kanals ron der Grenze Belgiens bis einschlielslich Cherbourg. Er wird wieder in drei Unterbezirke geteilt, deren HauptsUldte Dttn- kirdien, Havre und Cherbourg sind.

Zu dem zweiten Bezirk gebOrt die Küste mit allen Häfen und Inseln von Cherbourg bis zur Mündung des Odetflusses, der Haupt- hafen ist Brest. Dieser Bezirk bat zwei Unterbezirke mit den Haupt- sttdten St. Servan und Brest.

Der dritte Bezirk unifafst die Küste, Häfen und Inseln von der Grenze des zweiten iSeebezirks bis zur Bucht vun liourorneuf. Der Haupthaien ist Lorient. Er zerfällt in zwei ünterbezirke mit den Hauptetädten Lorient und Nanies.

Zu dem vierten Bezirk mit der Hauptstadt Rochefort frehören die Küste, Inseln und Häfen von der Bucht von Bourgneut bis zur Fpatiisehen Grenze. Derselbe hat zwei Uuterbezirke mit den Haupt- Städten Koebefort und Bordeaux.

Der fünfte lie/irk endlich utnialst die Küste und Häfen Frank- reichs im Mitteltncer, sowie die dort liegenden Inseln, einschlielslich Kiir^ika. Der Haupthafen dieses l>ezirks ist Tonion. Er zerfällt in drei Unterbezirke mit den Haupthäfen Marseille, Toulon und Bastia.

An der Spitze eines jeden Bezirks steht ein Seepräfekt mit dem Kange und den Befugnissen eines Viceadmirals oder Geschwader- chefs. £r untersteht direkt dem Marineminister und hat die Ober- aufsicht über den gesamten Dienst der Marine und alle maritimen

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Umschau in der MiUtär-Littoratur.

Einrichtungen in seinem Bezirk. Alle in Dienst gestellten Schiffe «L'iiK's Bezirks, mit Ausnahme derjenigen, weicht- unter dem Kom- mando eines Flotten- oder Geschwaderchefs stehen, sind ihm unter- stellt. Die Sicherheit der zu seinem Kayon gehörenden Kriegshäfen und Werften, die Aufsicht über die Befestigungen aller Art zum Schutz der Hufen, die KUstenschifffahrt und Küstenfischerei liegt ihm im besondern oh. Er hat einen Chef des Stabes, welcher den KaDg eioes Koutreadmirals oder Linieoschitlskapitäns hat.

Jacbmauu, Korv.-Kapt. a. D.

X.

Umschau in der Militär-Litteratur.

I. Ausländische Zeitschriften. Streffleurs Östanreiehisehe Militärische Zeitschrift (November

1899.) Infanterie gegen Reiterei (Schlufs). Beiträge zum Studium des Infanterie- Angriffes in der bataille rangee. Zwekniäfsiire For- mationen der Infanterie bei Vorrückungen im feindlichen .-\rtilleriefeuer. Zusaniniengewürfelte Gedanken über unsere Reglements. 6. Brief: Kampf um die artilleristische Feuerüberlegenheit. Das neue Exerzier- Regleraent für die deutsche Feldartillorie. Soults Gebirgskriege.

Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie- wesens. (Jahrg. 1899. XL Heft.) Versuche zur Erläuterung der Kreiselbewegung rotierender Langgeschesse. Die nene fransOsisohe Instruktion fttr den Festungskrieg.

Anneeblatt. (Osterreich.) Nr. 45. Gegen Armee und Armee- Einheit. Die Reitausbildung in Deutschland und in Österreich- Ungarn. Der sttdafHkanisehe Krieg. (Ports, in Nr. 46 u. 47.) Vr. 46. England. Deutschland und wir. Bin Franzose über unsere Armee.

Das Landwehr-Budget, Württembergische Prinzen in Habsburgs Heere. Nr. 47. Unser Kriegsgebäude. ^liit Wartegebühr" und „In Pension". Das neue Heim des Miiitärwissenschaftlichen und Kasino- Vereines in Budapest.

Militär-Zeitung. sie rrt^i c h.) Nr. 39. „Jelen" (behandelt die einheitliche Armeesprache; Jelen"* ist die ungarische, „zde** die cze- chische Obersetzung des deutschen Wortes „Hier"). Der Krieg in Afrika (Forts, in Nr. 40, 41j. Nr. 40. Demonstrationen gegen die

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Umtohoo in der HÜttür-Llttentiir.

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gemeinsame Armee. Zum Voranschlage des Ministeriums für Landes- verteidigung pro 19(MK l)as neue Kri»'c:.sministerium. Nr. 41. Zeit- liche Pension und Urlaub mit Wartegebühr, Eine neue russische Pelddionstvorschrift.

Journal des sciences niilitaires. (November 1899.) Drei Ko- lonnen in Tonkin (1894 1S!>5) (Korts.i. Napoleoiiisc-he ( uimdsUtze. Militärisches Repertoire (^^clilufs). Die Einnahme von Hlamunt und LaDdskron am Schlufs des Jahres 1813. Befestigung von Nancy. Die Bntwiokelung nach der Flaoke auf dem Schlaohtfelde. Die rassiBche Inlianterie in ihren Sommerttbungslagern (Schlufs).

BeTue Mllitaire «mTerselle. (November 1899.) Hr. 92. Ali- gemeiner Bericht über die GesamÜage von Madagaskar (Ports.). Untersuchungen über geheuchelte Krankheiten und Selbstverstümme- bmgen. beobachtet von 1859—1896 (Forts.). Die Schlacht von Pwitanet(25. Juni 1841) (Schlufs). Studio über eine taktische Präge.

Revue du cercle militaire. (1899.) Nr. 44. Eine Hekogno.sziorung im Jahre 1822 (Forts, in Nr. 45, 46, 47). Die Arbeiten des „Geo- graphischen Armeedienstes" im Jahre ISO*^ l)er Ktieg in Transvaal (Forts, in Nr. 4ö. 46, 47). Nr. 45. Das einzige Feuer der Infanterie. ;Vls solches wird das Feuer ohne Kommando (Einzelfeuer, teu a vo1i»mI«') bezeichnet (Forts, in Nr. 46). - Die russische Kavallerie im Ciou- vernement W'ilna. Nr. 47. Batterien zu 4 Geschützen? Die Batterie der Toten. November 1870.

Revue d'Infauterie. (November 1899.) Nr. 155. Manöver- Disnplin (Forts.). Die Verteidigung von Höhenrücken gegen In- fanterie. — Geschichte der Infanterie in Prankreich (Forts.). Regi- ments-Schiefsschule ftirOlftsiereundUnterofflziere der Infanterie (Schlufs).

Die milit&rische Bedeutung des Kamels in Algier und in Tunis.

Eine Pelddienst-Aufgabe.

Revue de CftTalerie. (Oktober 1899.) Neue Worte, alte Lieder (kritische Betrachtungen über einige Schlachten von 1870). Die Kavallerie der I. u. II. deutschen Armee in den Tagen vom 7. zum 15. August 1870 {Übers, d. Peletschen Buches). Einige Betrach- tungen über das Reglement vom 12. Mai 1899. Generalleutnant Marquis von Langalerie. ~ Militär-Keitwesen im 17. Jahrhundert.

Revue d' Artillerie. (November 1899.) Das Kriegsspiel in An- wendung auf das Studium des Angritls und der Verteidigung von Festungen (Cbors. aus dem Deutschen des Oberst Kunde). Das Exerzierreglement der deutschen Feidartiüerie. Feuerverteilung der Artillerie (Forts.).

La France mllitaire. Nr. 4691. Das fransüeisch-rusdBche Bündnis.

Verfügungen betreffs des Oberlcriegsrats. Die Generale Giovanni- nelli, Herve» Langlois zur Verfügung gestellt als körperlich unbrauch- bar. Hr. 4692. Unsere ArtUIerie. Brklärt sich für Batterien 2U 4 Ge- sehfitzen und 12 Munltionswagen. Nr. 4694. Die Lanze, I. Nr. 4698. Die Batterie zu 4 Geschützen. Man ist im Artillerie-0>mite der An-

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Uiuttobau in der Müitär-Iitteratur.

sieht, dafs eine Batterie von 4 Geschützen, 12 Munitionswagen in Feuergeschwindigkeit der bisherigen Batterie von 6 Qeschfltzen, nenn Munitionswagen gleich steht, entere dagegen durch die reichere Munitionsausrtistung den Vorzug hat General Triooche ist nicht für Unterstelliing der gesamten Feldartillerie unter die Divisionen, sondern will Beibehaltung der Korps- Artillerie. Hr. 4600. Unsere Artillerie. Hr. 4700. Unsere Artillerie, II. Bin ungenannter General will für das Armeekorps 30 Batterien (nicht gerechnet die 12 für Alpen und 19 für Algerien), für die 20 Armeekorps also 600, sind vorhanden 483 reitende und fahrende, also neu 117 zu errichten, dabei ein 3. Reo^iment per Armeekorps, also 20 neu»^ Regimenter. Die Batterien sollen 4 Geschütze haben, keine l'nterstellung der Peldartillfrie unter die Invisionon. Hr. 4701. l'nsere Artillerie, III. Der Mehrbedarf soll in Anbetrarlit des Wegfalls der 5. und 6. Geschütze 500 Mann. 17(X) Pferde beliagen, an üfßzieren mehr 20 Oberste. 20 Oberstleutnants. 59 Majors, 174 Hauptleute, weniger 129 Leutnants. Nr. 4704. Die Reorganisation der Artillerie. Hier erhebt sich eine Stimme dafür, es beim bisherigen Verhältnis zu belassen, höchstens die Zahl der Batterien zu vermehren. Hr. 4706. Die Lanze, II. Hr. 4706. Der Oberkriegsrat ^ Hr. 4708. Die Übungslager. EHe Mitrailleusen. Man denkt an deren Annahme; es ist die Wahl zwischen drei Systemen. Hr. 4700. Die Batterie von 4 Qeschfltzen, I. Ansichten eines Infanterie-Generals. Hr. 4710. Deutsch- land und England. Die Batterie von 4 Geschützen. IL Nr. 4711. Die Lanze. III. Nr. 4712. Die Reknitiorung, Nr. 4713. Unsere Artillerie. Le Trogres militaire. Nr. 1984. E)ie Reorganisation der Artillerie.

Der „Ad Latus" des Korps-Kommandanten. Nr. 1985. Die Lanzen- fra^o (Bedarf der Lösung). Nr. 1986. Unsere .\rtillerie. I>er süd- afrikanische Krieg (Forts, in Xr. 1987, 88. 89, 90). Nr. 1987. Die Batterie zu 4 Geschützen (vor Einführung derselben wird gewarnt). Nr. 1988. Beförderung nach Wahl oder nach dem L)ienstalier ? Der „Fall** des General Negrier. Nr. 1989. Die Frage der Kolonial- arraee, Nr. 1990. Das Alter der Ottiziere. Schnellfeuer und .Munition.

La Itelgique militaire. Nr. 1483. Der englisch-transvaalsche Krieg (Forte, in Nr. 1486). Die Depesche des General White. Die Manöver der 4. Annee-Diviaion im Lager von Beverioo (SchluüB in Nr. 1494). Nr. 1484. MUit&r-Organisation Transvaals. Nr. 1485. Einige Worte über das Infanteriefeuer. Die Belgier bei Waterloo. Nr.l486. (8.o.).

Bvlletiii de Ui Presse et de la Bibliographie miUteiie. (15. No- vember 1899.) Nr. 372. .\gypten und der Sgyptische Sudan. Feld- zug 1897 und 1898 (Schlufs). Der Peldzug von 1812 von Beginn des Krieges bis Smolensk (von General Skougarewski). Die Kon- ferenz im Haag.

Schweizerische Monatsschrift furOfllziere aller Waffen. (Oktober 1899.) Über Organisation, Ausbildung und Verw(>ndung von Radfahror- truppen (Forts.). ManflvtM- d.'.s Italienischen Heere.s im -Jahre 1899.

Streülichter auf das engiisciie Heer und seine Einrichtungen.

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Umschau in der MUitär-LiUerfttur.

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BeTue militalre snisse. (November 1899.) Bei den Schweizer- SMvem. Mandverfeld des Waffenplatzes Latisanne (mit Karte 1 : 10000). Kaiserlich Österreichische Manöver. Unteroffizier- Patrouillen. Beilage: 4 photographische Aufhahmen zu den Manövern des I. Armeekorps.

Schwdieriaehe Zdtsehrlft für Artillerie md Genie« (Oktober 1899.) Der neue Patrouillen-Telephonapparat von Siemens u. Halske.

300 Kilometer Distanzriit 1899. Automatische Mitrailleuse, System Nordenfeit. Die Organisation und Thätigkeit des militärischen Tele- graphendienstes in der französischen Armee. Zur G<»hircse:eschütz- fra^e. Die permanenten Befestigungen an Frankreichs Ostgrenze,

Militärisr-ho Erziehung.

Allgemeine Schweizerische Militärzeitung. (Jahrg 1899.) Nr. 44. Die Armee und die Jleeresreform in Spanien (Schlufsi. Die dies- jährige Prüfung von deutschen Kriegshunden. Nr. 46. Die Einleitung Elim Peldzuge in Natal und der erst© Kampf bei Glencoe. Zeitungs- koirespondenten auf dem Kriegsschauplätze. Hr. 46. Die deutschen Kaisermanöver 1899 (SohluTs in Nr. 47). Der Konflikt mit Transvaal in englischer Beleuchtung (Forts, in Nr. 47). Hr. 47. Eine Fahne, der wir nicht folgen.

Amy aad Navy Qaaette. Nr. 3078. Bndlich der Krieg. Die

Unversöhnt ich keit Krügers. Das Klima in Transvaal. Mitteilungen aus dem Tagebuche eines Korrespondenten aus dem Jahre 1879. Die .Mobilisierung der Reserve. Rangliste der für Südafrika be- stimmten Generale und Obersten. - Organisation der die technischen Anstalten leitenden Offizien» Remonte-Wesen für da.s Heer. Telegraphen- Wpsen bei den deutschen Manövern. Die Alpen-Truppen in Frank i'eich. Italit-n und Österreich. ~ Stärke und Zusammensetzung des Armee-Korps. Beschreibt da.s für Südafrika zusammengestellte Korps. Einherutlmg der Reserven für Transvaal. Nr. 2074. Der zweite Burenkrieg. Aligemeine militärische Betrachtung über die Er- dlTnung der Feindseligkeiten. Die Verteidigung der indischen Grenze. Strategische Betrachtung. Die Kosten der südatHkanischen Expedi- tion. Nach der Parlaments -Vorlage zusammengestellt. Die Bin- sehiflhng des Armee-Korps. Zusammenstellung der hierflQr vom Kriegs- Qinisterium erlassenen Verordnungen. Nr. 2076. Eine geschäftige Kriegswoche. Schildert die ersten kriegerischen Zusammenstöliw mit den Buren. Die Regelung der Militär-Witwen-Pensionen. Tage- buch der Kriegsereignisse. Nr. 2077. Der Krieg in Südafrika. Be- trachtung über die militärische Lage in der Mitte des Novembers. hU' kriegerischen Ereignisse der Woche. Bespricht die Ereignisse Vom 2. 10. November. Militärische Vorbereitungen und Diplomatie.

Die französische Presse und der Transvaalkrieg. Die telegra- phischen Verbindungen Englands im Vergleich zu denen Erankrc!<'hs.

Journal of the United Service Institution of India. Nr. 137. Stonewaii Jackson. Lebensbild mit besonderer Schilderung seiner

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Umaebaii in der MilitKr-Littentiir.

Leistungen im Amerikanischen Bürgerkriege. Taktisciie Grundsätze für den indischen Grenzkrieg. Gt^schichto des Amerikanischen Bürgerkrieges 1861—1865. Die Schlachten im Dekkan. III. Teil. Beschreibt die Belagerung von Gawilghur. Die Verwendung von Tram-Wagen auf e iner Schiene zu militärischen Zwecken. Kine neue patentierte Ki lindung von Mr. Ewing. VAne neue Tragbahre für Ver- wundete und Kranke. Ein neuer Entlernungsmesücr. Aus dem deutschen Militär- Wochenblatt.

Aimy aaA Nayy immaiL (New- York.) Nr. 1885. Die leisten Nachrichten von Manila. Die Division auf Kuba. Das Müit&s Kommando von Matanzas. Schilderung des Lebens der Amerikanischen Truppen auf Kuba. Nr. 1886. Unsere nationalen Forstbeamten. Be- handelt die Waldanpflanzungen auf Portoriko. ~ Ein englisches Urteil über die Lage auf Manila. Der Krieg in Südafrika, Deutschland und die Vereinigten Staaten. Nr. 1887. Die Lage in Transvaal. All- gemein gehaltene strategische Betrachtung. Englische Urteile über das Amerikanische Heer. Klagen aus Kuba. Koionisierungs- Grundsätze der Engländer und der Amerikaner.

RusHki luwaiid. Nr. 232 u. 233. Die taktischen Beschäf- tigungen der Oriiziere. Verlässer schildert den Betrieb der Vor- träge im Winter: . , . „In einer andt-ren Eskadron wurde gar nichts gemacht; Parutschik P. erzählte Anekdoten ... Es wurden aber auch militärische Vuiiiäge gehalten; als Tiieniaia waren solche gewählt, mit denen auch ein Professor der Akademie nicht leicht fertig geworden wSre. Die Vortragenden traten vor, mit ihrem Heft in der Hand und von den Kameraden ersucht, nicht Ittnger als 45 Minuten zu reden» besser aber noch, den Vortrag baldmöglichst su beendigen. Wohnte dem Vortrage irgend ein höherer Voigesetzter bei, so hörte man noch einigermafsen aufmerksam au, war man aber unter sich, so drängte der Vortragende, um die Kameraden nicht zu langweilen, seinen Vor- trag zusammen, und in 15 Minuten war alles zu Ende, natürlich ohne den geringsten Nutzen für die Zuhörer . . . Die Folgen zeigen sioh im Manöver. Der Führer einer Kavallerie-Patrouille vermag keine Meldung zu schreiben, weil er vergessen hat, wie viel üeschüiz<' eine Batterie, wie viel Kompagnien ein Kt-giment hat. Der Führer eines gemischten I k iachements versammelte die ihm unterstellten Truppen- führer und gab jedem einzelnen den Rat, nach eigenem Ermessen zu handeln, da er nichts davon verstände, alle schrittlichen .\rheiten aber überliefs er, ohne sie anzusehen, seinem jungen Stabschef, da „ich. diese Infanterie nicht kenne** . . . Ein Avantgarde-Kommandeur wuüste nicht, was er mit der ihm zugeteilten Kavallerie anlangen sollte . , . u. s. w.** ~ Verfasser macht VorschlSge für Betrieb der taktischen Obungen, verkingt auch namentlich, dals bei Kriegsspielen u. s. w. auch Organisation und Reglements der firemden (deutschen, österrei- chischen und englischen) Armee zu Grunde gelegt werden. Nr. 286. Das Lager der 30. Inf.-Division bei Baranowitschi ist Sskobelew'ski

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Umadiaa la dtr MUitlr-Iittenitiir.

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beoannt worden. Nr. 288. Korps- Kavallerie. Verfasser weist auf

die Obelstäode Md, welche die augenblickliche Organisation der russi- schen Kavallerie, nämlich das Befinden sämtUchtT Kavallerie-Divisionen im Verbände des Armee-Korps, im Ernsttalle nach sich ziehen raufe und erachtet bereits für den Frieden eine Zweiteilung der Kavallerie in Divisions-Kavallerie und in solbständigo. nicht im Armeekorps- Verbando befindliche, Kavallerie-Divi.sionen oder Kavallerie-Korps füi cr- ttiinscht. Nr. 239. 1 He Zahl der zur Nikolaus-Ingenieur- Akademie kommandierten Offtziere wii'd von 75 auf 110 erhöht. Die Offi- ziere der reitenden Baliorie sind in Zukunft, obc^nso wie die Kavallerie- Offiziere, verpflichtet, sich ein eigenes Pfercl zu hallen; das Pferd kann gegen Erstattung des kemonte-Preises aus den L>ienst- pferden ausgewählt werden; das Offizier-Remonte-Kapital, aus dem die Qffisiere VorschOsse bezw. Unterstützungen zum Ankauf eigener Pferde erhalten, wird für die reitende Batterie erhöht ZurFrageder Offiziers-Beförderungen. Verfasser weist nach, zu welchen Un- gerechtigkeiten das Jetzige Beförderungs-System führt und verlangt Beförderung zur höheren Charge nach einer bestimmten Zahl von Jahren. Nr. 240. Ssuworow und die Militär- Wissenschaft. l^ewcg- liche Konzentration der Truppen der Garnison Taschkent. Nr. 241. Folgende Kasaken- Artillerie- Abteilungen sind zu formieren: 1. Don (aus 6. und 7. Don-Kas. -Batterie) und 1. Orenburg (aus 1. und 3. Orenburg-Kas. -Batterie). Die beurlaubten Batterien des Don- und Orenburg-Kasaken-Heeres, sowie auch die Batterien 1. Aurgebtits des Kuban-, Jerek- und Transbaikal-Heeres werden erst bei der Mobil- machung und zwar nur in dem Falle, wenn sie Kasaken- oder Kavallerie- Divisionen zugeteilt werden, zu .\bteilungen zusammengestellt.

M>jenniy 8sbomik. (Oktoberl 899.) Kexhohn 1710 und 1898. (Aus den zur Geschichte des Leibgarderegiments Kexholm S. M. des Kaisers von Österreich gesammelten Mat^alien.) Verfasser schildert die Emnahme der damaligen Feste Kexholm, ein Ereignis, welches Peter der Greise nut hesonderer Freude begrüfste, weil er durch den Besitz dieses Platzes von der drohenden Nachbarschaft der Schweden befreit wurde, und die Bindrücke des Verfhssers bei seinem Besuche der Ruinen im Jahre 1898. Vom Kriege. (Übersetzung des gleich- namigen Werkes von Clausewitz durch General Weide.) (Forts, im Xovemberhefte.) Die galizischen und posenschen Banden während des Aufstandes 1863 im Königreiche Polen. (Mit Skizzen.) II. (Forts, im Xovemberhefte.) Die Belagerung Ilerats im Jahre 1838. (Eine Episode aus dem Kriege zwischen l*ersien und .Mghanistan in den Jahren 1837 und 1838.) Aus den Denkwürdigkeiten emes Augenzeugen, des Doktors eJenisch. Die leitenden Grundsätze für die Ausbildung der Rekruten bei der Kavallerie. Das Dienstjahr in einer Berg- batterie. — Kurzer historischer Huck blick auf die Ableistung des Kriegs- dienstes durch unsern .\del und die Bildung einer Reichswehr, I. Unser Militär-Erziehungs wesen. (Bemerkungen eines Erziehers.) (SchiutB.)

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UniseliAii In dar Wlitir-Lltleratiir.

Schilden! Hir des Pamir. V. November. Die Begründung der Herrschaft der Russen an der Newa und die Entstehung St. Petersbui^.

Der Überganjß: bei Sistowa. (Mitteilungen aus einem Kriegstage- buch.) — ruis Schiefswesen in den anderen Armeen (I»eutschland). Bemerkungen eines Artilleristen, IV. Einige Absonderlichkeiten in der Ergänzung der Pontonnier- und Sappeurbataillone mit Rekruten. Kurzer historischer Rückblick auf die Ableistung des Kriegsdienstes durch unsern Adel und die Bildung einer Reichswehr. II. Zu der Frage der Erziehung in den Kadettenkorps. - Schilderung des Pamir (Schlufs). Die heutige Landmacht Englands.

BaswjedtsohilL Nr. 468. Aus den Befehlen des Oberkomman- dierenden der MUit&rbezirke Warschau und Kyew, sowie des Kom- mandierenden Generals des 2. Turkestaniachen Anneekorps. Die Rekrutongefireiten (die Dj&dki der Rekruten). Zum Besuche bei den Chinesen. Hr. 469. Das Lazarett in Port Arthur. Auf einer «Budavka** von Port Arthur nach Talienwan. Nr. 470. Aus dem Soldatenleben. XXVI. Berlin-Jüterbog, Der Art, wie in der deutschen Armee die Ausbildung der Bisenbahntruppen betrieben wird, zollt der Verfasser volle Anerkennung.) Die Offiziersschulen. Ein weib- licher Kasak. (Wnrwara Saizewa nahm im Orenburger Heere an der ThUtigkeit desselben im Königreich Polen bei (iel<'u:t'nheit des Auf- standes im Jahre 1863 teil.) Die polnischen l'lanen in Spanien. Der Krieg in Transvaal. I (Forts, in Nr. 471 u. 472). Nr. 471. Die zweihunderljährige Gedenkfeier unserer Regimenter im Jahre 1900. Die Wissenschaft vom Morde. (Eine scharfe Kritik der Verteidigung des [)uell8. Verfasser behauptet, dafs der General Kyejew fast der einzige Verteidiger des Duells in der russischen Presse sei) Nr. 472. Die M ilitSr-Sanitätsstation SeTgiewslEiya im Oeuvemement Ssamara. Die Lehrkommandos. (Aus AnlaTs des bevorstehenden Zusammentretena der zur Beratung der „Verordnung Aber die Regimenta-Lehrkomman- dos** eingesetzten Kommission.) Die Plaatunen (Fulskasaken) an der persisch-türkischen Grenze. (Aus den Erlebnissen des 2. Kuban- Plastunbataiilons im Grenzdienst.) Die Pferdezucht im Orenburger Kasakenheere. Die Inspizierung im Intendanturressort. (Zur Inten- dantur gehören nicht weniger als 1546 Offiziere und Klassen- (höhere) Beamte, sowie 9517 Mannschaften, die über alle Teile des Reiches als Kommandos von sehr verschiedener Stärke (von 3 bis 430 Mann) ver- streut sind).

Russisches Artillerie-Journal. Nr. 10. Ergebnisse der Versuche mit Herstellung gebogener Felgen für Räder, Muster I im Arsenal Briansk. Vom Preisschiefsen der Feldbatterion. Bewegliche Ziel- batterie und Mechauibmus für plötzlich auftauchendes Ziel. Kurzer geschichtlicher Abrifs der technischen Artillerie- Schule in den 75 Jahren des Bestehens 1828^1896. Zur Frage von der Gegenwart von Chlor und chlorhaltigen Salzen un verkiufUchen Chilesalpeter. Unter- suchung der Klebrigkeit der Prftservativ-Pelle für Handfeuerwaffen.

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Umsehan in der HflitSr-Uttaratar.

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Journal der Vereinigten Staaten- Artillerie. (Juli, August.) lodiensstellunir der lOzölligen Verschwindkaiionen in Fort Point (Kali- fornien) während des Kries^es mit Spanien. Neue l)alUstische Tafel für direktes Feuer. Das Fahrrad zu Kriegszwecki-n.

I/Italia militare e marina. Nr. 237. Militärgerichte in Frank- reich und Italien. Nr. 238. Militärische Vortrage. Klage, dafs Italien hierin weit hinter Deutschland und Frankreich zurückstehe. Nr. 242. •Militärische Ausbildung und Krziehung. Nr. 244. Der freiwillige l']in- triti in die Armee wird durch allerlei Formalitäten sehr erschwert. Die Stempelabgaben für Zeugnisse übersteigen den Betrag von 15 Pr. Die Vorträge. VerdtTentlichung des Oberleutnant A. Galioliiopulo.

250. Die Verteidigung der Küsten und das Personal der Kflsten- Artillerie. Nr. 265. Im Rüclien der Heere in Kriegszeit Rttckbliek «nf deutsche Verhältnisse 1870/71. Nr. 261 Die technische und die fechtende ArtiUerie. Die MiUtfir-Gerichte. Nr. 265. Die St&rke der Königlichen Marine.

RiYist« Militare Italiana. (November.) Der Krieg in Südafrika. ~~ Die Initiative im Kriege (F'orts.). Grofse oder lileine Batterien'! (Püi' Batterien a 4 Geschütze.»

Esercito Italiano. Nr. 129 Dei- Transvaalkrieg (Forts, in Nr. 130. 31. 32, 3ö. 40). Gesetzentwürl'e für die Marine. ^ Nr. 131. Die Marine-.Vushebnng 1877. Nr. 132. Wem soll die Küstenverteidigung anvertraut werden? Nr. 133. Parlament u. Land. Nr. 134. Ausheilung und Ersparnisse. Die Unterseekabel im Kriege. Nr. 135. Die obere Laudesverteidigungs-Kouimission. Torpedoboot Typ. Uondor. Nr. 137. Die Thronrede. Die Stärke des englischen Heeres. Nr. 140. Ein- gebrachte Gesetzentwürfe.

RlTtota di artiglieria e genio. (Oktober.) Gedanlcen über die Formation der Artillerie. Eleictrische Anzeige -Vorrichtungen für firieflaubenschläge. Studie Aber eine Feld-Mitrailleuse mit selbst- tliitiger V^irkung und einige Betrachtungen über die taktische Ver- Avendung. Die Qeniewaife des Römischen Staates während des Italienischen Unabhängigkeitskrieges. Automatischer Tempierschltlssel für Zeitzünder.

Revista cientiflco-militar. (Spanien.) Nr. 21. Die Taktik und

die moderne Schlachten-Artillerie. Die Wiederaufrichtung (Forts.). Hr. 22. England und Transvaal. Die Wiederaufrichtunc: (Forts.).

3Ienioriai de Ingenieros del Kjereito (Spanien.) Nr. 10 l^isen- bahn-Projekte. Kriegsmarine. Seekrieg und Küstenverteidiguiiir.

Revista Militare. (Portugal.) Nr. 20. Ergebnisse des krags- mäf.sigen Schiefsens. Einmarschlinie in Portugal. fcjelbständige Kavallerie.

Krigsvetenskaps Akademiens-Uandlingar. (Schweden.) 0 k t o - ber. Pelddlenstabungen in Schonen.

Noisk HUltMret Tidsskrift (Norwegen.) H^9 Notizen zum Tode Karls XII.

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Umsclum in der MiUtär-Littentur.

Militaeret Tidsskrift. (Dänemark.) 3. u. 5. Heit btudien über

das Nachtgefecht bei 8t. Hubert am 18./8. 70.

Militaire Spectator. (Holland.) Nr. U. Die Förderung der Schulung bei der Miliz-Infanterie.

Militaire Gids. (Holland. i 6. Lieferung. Da-s älteste Reglement, betreffend den Kriegsdienst in den Niederlanden. Öchiefsregeln für Festungsartilleiie.

II. Bücher.

Moltkes Militärische Werke. Kritische Aufsätze zur Geschichte der Feldzüge Yon 1809, 1S59, 1S64, 1S66 u. 1S70/71. Heraus- gegeben vom Grofsen Generalstabe. Gruppe III, II. Teil der milit. W erke. Berün 1899. B. S. MitÜer Ä; bohn. Preis 7 Mk.. geb. 9 Mk.

Die Abteilung für Krii'trsgeschichte hat sich durch Bekannts^abe der vorliegenden Aufsätze ein besonderes Verdienst erworben. 8ie hat uns Einblick gewahrt in die Kigenart des grofsen Schlachtendenkers, mit der er kritisch die Ereignisse beleuchtet. Diese Hligenart ist es, welcher wir es verdanken, dafs das Studium der Kriegsgeschichte nach des grofsen Mannes Vorbild jeden Beigeschmack des Lehrhaften, Trockenen verliert Durch die Logik allein weife er übenEeugend nach- zuweisen, warum seine Behauptungen richtig sind. Es weht uns aus diesen Aufsitzen ein Hauch seines Geistes an, wie wir ihn bei den meisten seiner Kritiken fanden. Diese ruhige und klare Art, bei der jedes Persönliche in den Hinteigrund tritt, auch für die eigene Person des Kritikers. Und überall dort, wo die Kritik mit einer berechtigten Scharfe einsetzen dürfte, da finden wir Nachsicht und höchstens den Ausruf, es sei unbegreiflich, was da geschehen und es solle nicht ver- sucht werden, eine Erklärung zu geben. Und wie Recht hat er da- mit I Wer könnte es wohl besser verstehen wie er, weiche i^inflüsse die Seele des Feldherrn bestürmen!

.\uch wir möchten den Foldzug lö09 als den interessanle.slen bezeichnen. Er enthält in den klaren Auseinandersetzungen des Feld- marschalls für uns einen besonderen Wert. Der Aufmarsch, man ist fast berechtigt, auf österreichischer Seite von einem Autbau zu sprechen, der beiderseitigen KrätXe, die Unfähigkeit, die thatsäcblich vorhandenen. Vorteile der konzentrierten Stellung auszunützen, auf der einen, die geschickte Art auf der anderen Seite, die weitgetrennten Krftfte su gemeinsamem Handeln zu vereinigen das sind au(iBeigew5hnlich lehrreiche Episoden dieses Krieges. Die Moltkesche Kritik trifft in ilirer ruhigen Art um so vernichtender den österreichischen Generalissi- mus, als dieser selbst spfiter eine harte Selbstkritik an sich übte, welche am besten die Richtigkeit des Moltkeschen Urteils erweist.

Der nur kur/.e Aufsatz über die Schlacht von Solferino ist kurz nach derselben verfaüst und giebt den Beweis, wie schnell siob.

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UmMhMi in dar MiUfIr-Utteraftiir.

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Moltke ein zutreffendes Bild der nictit einmal eeibst miterlebten Er- «ignisse zu machen die Gabe hatte.

Besonderes Interesse beansprucht aus den letzton drei deutschen Kriegen die I »ai'siellung desjenigen von 1H64. 1 »i*' kriecrsfreschicht- üche Abteiliint!: bezeichnet dieselbe mit den sicherlich zutretlenden Worten, es dürfte kaum eine kürzt re und zugleich klarere Darstellung des durch die politischen Verliiilmisse uti verwickelten Feldzuges zu finden bein. ~ Kiiüges hier anzuführen können wir nicht unterlassen. Wie tönt es doch eigenartig in unseren Ohren: „liei dem damaligen Mistend unserer Flotte war der Sitz der Dänischen Regierung uner- reichbar*. Wie lange ist es her seitdem und was ist uns in dieser Ansicht Jetzt erreichbar!

Energisch tritt Oeneral M. dafür ein, dafs Icein Dualismus in der oberen Kriegsleitung bestehen dfirfe. «Der Monarch**, so fflhrt er aus, Jst flberall der richtige Oberfeldherr, welcher nach der Theorie sswar anverantwortlich, in Wirklichkeit aber die schwerste Verantwortlichkeit trSgU denn wer setzt", so sagt M., „mehr als er ein, wo es sich um Krone und Scepter handelt!"

Für die Führung des Feldzuüres 1864 findet M. einen auffallenden ParHib lismus mit dem von 1Ö4Ö, wenigstens hinsichtlich der ersten Operationen.

Wie SU oft im Kriege, trat auch 1864 vielfach die politische der mUitärischen Aktion hindernd in den Weg; die österreichischen Inter- essen giiiLTon niclit Hand in Hand mit den preufsischen. Auch eine Anzahl kleinere Episoden werden den Leser fesseln. So z. B. unter- stand der dänische Eskadrechef nicht der Landarmee, verweigerte aus diesem Grunde die von ihm erwartete und erbetene Mitwirkung. Der Sturm auf die Schanzen, die Unternehmung gegen Alsen sind so lebendig geschildert, dafe wir uns voll und ganz dieser schönen müir tarischen, wir möchten sagen, ersten preuisischen Lorbeeren freuen dürfen. Welche Milshelligkeiten zeigten sich überall dort, wo deutsche Einheit und Waifenbrüderschaft am Platze war und wie bald mufste das Schwert entscheiden, wer die Hegemonie in deutschen Landen behalten solb !

Die l)arstellung der Gefechte von Trautonau. Nachod. Skalitz und Sc h we inschädel ist, wie die kri<v^s^*'srh. Abteilung sagt, in grofsen Zügen erfolgt. Oerade diese Darstellungen enthalten eine grofse Fülle Lesens- und Lertienswertes. Hier tritt der grofse Denker mit der Sonde der Kritik an die rein taktischen P>eignis8e heran. Part*^ilos die Gründe des Mifslingens bei Trautenau zu erwägen, ist M. urasomehr bereit, weil, wie er sagt, „man bei einem Fdldzuge, in welchem alle Gefechte siegreich waren, geneigt ist, das einzig verlorene streng zu beurteUen*. Immerhin bleiben die Fehler in der FOhrung die Hauptursaohe des »Verlierens**. Zum Schlufs war es erkUr- lieh, dab auch die beste Truppe versagte, als nun noch ein schneller Rückzug den moralischen Miberfolg veigrölserte.

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Umsohaa in der Militli^Ldttentar.

Erfreulicher sind die Schildeningcn der übrigen Gelechte, die wohl nicht ohne Absicht der des Gefechtes von Trautenau folgen. „Der Erfolg", so sagt M.. „hängt bei gleicher Stärke. VortrofTlichkeit und Tapferkeit der Truppen, von einer Führung ab, welche es versteht, jene Stärke an dem entscheidenden Punkte zur Wirksamkeit zu bringen**. „Bald nach Beendigung des Krieges 1870/71, hauptsäch- lich wohl aub dorn Gediiclitnis" ist, so schreiljt die herausgebende kriegsgesch. Abteilung, „die Darstellung der Ereignisse vom 15/7. bis 17./8. 1870 entstanden*.

Allgemein genommen» ist diese Darstellung den Thatsachen durch- aos entsprechend, nur ist sie infolge spaterer Forschung hier und da modifiziert worden. Überall dort, wo er es für nötig hielt, flocht der Peldmarschall unmittelbar, gewissermaTsen als Randbemerkungen, seine Betrachtungen ein. Hierher gehören seine Auseinandersetzungen, wie und bis zu welchem Gradn die einzelnen Armeen überhaupt von einer Stelle aus zu leiten seien. Er ergeht sich des längeren über die Auf- galoen der grofsen Kavalleriekörper vor und während der Schlacht Am 16. August sei es nie gelungen, die iranze Reitermasse oder nur deren gröfsten Teil an den Feind zu bniit^en - in Her Schlacht sollten die Kavallerie-Divisionen an die Armeekorps verteilt worden, dann würden sie auch zur rechten Zeit am richtigen Flecke sein. Wir glauben, dafs der Wert dieser kritischen Aufsätze in die Augen springend ist. Denn wer möchte sich dem Urteil des grofsen Feld- berrn» der über die Fehler anderer stets versöhnlich und nachsichtig dachte und der in steter Geistesarbeit bis wan Bnde seines Lebens bemüht war, aus der Kriegsgeschichte Erftihrangen zu sammeln, nicht willig beugen! 68.

SehrifteK des OeKenl-Feldmarschalls OrallBn Helmuth tob Holtke«

Volksausgabe. 1. u. 2. Bd.: General-Feldmarschall Graf von Moltke in seinen Briefen. Mit einem Charakterbilde des Ver- ewigten. Berlin 1900. E S. Mittler & Sohn. Preis 10 Mit. Moltkes S(^hriften, die in den Jahren nach seinem Tode im Ver- lage der Mittlerschen Hofbuchhandlung erschienen sind, müssen den wertvollsten litterarischen Denkmälern <ler deutschen Nation beigezählt werden; aber sie waren, bei dem hohen Preise derselben, doch nur Eigentum eines geringen Bruchteiles unseres Volkes geworden. Wir begrüfsen deshalb die nunmehr veranstiillete Volksausgabe von „Moltkes Schrillen" mit besonderer Freude, da diese nunmehr Gemeingut unseres Volkes zu werden versprechen, wie sie es ihrer wahrhaft klassischen Bedeutung entsprechend verdienen. Moltke ist uns Deutschen nicht allein der groise Feldherr, sondern auch das Vorbild eines edlen, wahrhaft grofsen Menschen geworden. Seine Denkart» Empfindung und Gesinnung kommt vor allem in seinen Briefen zum klaren und unverf&lschten Ausdruck. Es war naturgem&fs nicht mög- lich, alle im Drucke erschienenen Briefe in einer „Volksausgabe** wieder-

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Dmidm in der Militlr-Littantar.

III

zugeben, nur eine Auswahl derselben wurde getroffen, nämlich unter demjenigen, die von dem Gemütsleben und dem Charakter des ver- ewigten Helden am besten Zeugnis geben. Die Anordnung ist eine streng chronologische. Der 1. Band bezieht sich auf die Zeit von 1800 bis 18nn und enthält vorzugsweise Briefe an die Kitern. die Braut, die üattin und die Geschwister, der 2. Band (1855 bis 1891) solche an dieselben Personen und andere Verwandte, dann an Kaiser \\ ilhelm IL, den Generalstab, General v. Manteuffel, General Fischer und v. a. Von ganz besonderem Werte ist das dem 1. Bande vorangestellte Charakterbild Moltkes aus der Feder des den Lesern der „Jahr- bfitther wohlbekannten Generals Paul v. Schmidt. In der dem Herrn Veifuser eigenen gemfltToUen und vom wlirmsten patriotischen Hauch bemelton Sprache entwirft er ein Bild von Moltkes Leben, von der „harten Jugend'* bis zum „Heimgang**, vielfach sich beziehend auf Moltkes eigene Worte, so in dem trefflich gelungenen Kapitel „Trost* gedanken". Ich hin der Ansieht, dafs dieses „Charakterbild**, das den besten dieser Gattung gleichwertig, der Schlüssel zum vollen Ver- ständnis von Moltkes Geistesleben ist, folglich in einer „Volksausgabe** nicht fehlen durfte. Es ist ein Genufs. mittelst dieses Charakterbildes noch einmal da.s reiche und gottbegnadete Leben des grofsen Feldherm am geistigen Auge vorüberziehen zu lassen.

I>ei" 1. Band des Werkes ist geschmückt mit einem Bildnis Moltkes aus <iem Jahre 1851, es zeigt uns den Schlachtendenker noch im Besitze seines üppigen vollen Haupthaares und Vollbartes und ist gefertigt nach einem Gemälde des Prof. Lauchert: aufserdem zwei Abbildungen und eine Kartenskizze im Text. Der 2. Band enthält ein Bildnis von Moltkes Braut (späterer Gattin) Marie Burt und einen Stammbaum Moltkes. Die Ausstattung des Werkes (dessen 8. Band, „Geschichte des deatach-franzaeischen Krieges von 1870—71** bereits im Jahre 1895 erschienen Ist) darf man eine seiner Bedeutung entsprechend würdige and schöne nennen. Der Preis stellt sich, bei Bezug aller drei Bände, in Originalband gebunden, auf nur 12 Mark; jeder Band ist auch einzeln kSufUch. 1.

Das Leben des Generalfeldraarschalls Hermann von Boyen. Von

F.Meinecke. II. Band. Stuttgart. J. Cotta Nachfolger. Preis 12. NL r»f>r vorüegende Band des Meineckeschen Werkes ist »'benso vor- tn'lllich geschri<'ben und zeugt von ebenso gründlichen Studien wie der erste. Dit'.se .Anerkennung dos Verfassers schicken wir unserer Besprechung um so lieber voran, als wir nicht mit allen seinen Aus- führungen einverstanden sind, namentlich mit dem abfälligen Urteil über die meisten Offiziere und Staatsmänner, welche nicht Boyens Anschauungen teilten. Es ist menschlich und vom Standpunkt eine» «uf das Höchste gerichteten SchriftsteUers verstttndlich, wenn er sich so in seinen Helden hineuilebt, dafe er jeden Gegensatz zu ihm glelch- eam wie einen abzuwehrenden Angriff ansieht. Wie weit dies auf M.

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Onaduui in der Mflitir-Iitterttar.

zutrifft, sei dahingestellt! Abgesehen hiervon, hrin^^t das Werk eine Fülle so reichen Materials für die innere und äufsere Geschichte Preufsens nach den Befreiungskriegen, dafs es schon hierdurch Beachtung verdient.

Boyens edele, aber vielleicht bei seiner idealen Richtung zuweilen mit den realeii Thatsachen m wenig rechnende Natur charakterisiert M. selbst gans richtig Seite 207. Da heilst es mit Bezug auf die yon Boyen überschätzte Tüchtigkeit der damaligen Landwehrofflziere: „Bb war wieder jene Denkweise, die ausging von dem, was sein sollte nach den höchsten und schönsten Nonnen, als von dem, was wirk- lich war, welche mehr das Individuum sah in seiner sittlichen Freiheit und schöpferischen Kraft des Wollens, als die niederziehenden Gewichte der TiLwohnheit. der Berufs» und Standessphftren und das ermüdende Gleichmafs der Tagel"

Wenn Vcrnisscr kurz vorher sagt: .,Im Her/en bowegt hatte ihn der Anblick jener tapferen Männer, deien heiliger Eifer im Sturme der Zeit erltTHt hatte, was sonst nur das mühsame und staubige Rinerlei der E.verzici [)liitze zuw^'^c gebracht hatte. Sollten so wundervolle Beispiele veiloren sein, sollten nicht ilie Institutionen der Landwehr darauf hin eigentlich ausgi liaui weiden, die schlummernden Kräfte der Menschen zu wecken zu ähnlichen Leistungen - ' so möchten wir darauf antworten, dafs eine nüchterne Betrachtung der Wirklichkeit, wie sie thatsächlich ist, darauf die Antwort giebt Was unsere Landwehr 1813 und 1814 thatsfichlich war und nicht, was sie in den Phantasien liberaler Schwärmer oder in den tendenziösen Darstellungen der demokratischen Gegner Königs Wilhelm I. und seines Kriegsministers Roon sein sollte, ist so oft magt» daüB wir hier auf eine Wiederholung verzichten können.

Grofsartlg steht Boyen da in seiner Auffassung von dem Beruf Preufsens zu einer gi'ofsen. durchgreifenden Politik Preufsens, welche zugleich das Stückwerk des Wiener Kongresses gründlich zu revidieren hätte. Meinecke hat die diese Seite Boyens behandelnden Teile seines Werkes mustergiltig verfafst. So das V. Buch „Vom Wiener Kongrefs bis zum zweiten Pariser Frieden", so die Schilderung der Auffassung Heyens über die Aufgabe Preufsens der pohlischen Uevo- lution gegenüber. Wir möchten Staatsmännern wicTheoretikern den Rat geben, Boyens Ansichten über die Behandlung der polnischen Frage Seite 43711'. nachzulesen. Die Rücksichten auf den gemessenen Raum dieser Zeitschrift zwingen uns, zu schliefsen, indem wir unbe- schadet mancher abweichenden Ansichten die oben ausgesprochene Anerkennung des trefflichen Werkes wiederholen. 17.

Heinrieh Ton Diest, weiland Oeneral-Inspekteor der Artillerie. Bm Lebensbild nebst Mitteilungen zur Geschichte der Familie von I»iest von Gustav v. Diest, Merseburg. Berlin 1899. E. S. Mittier k Sohn. IV und 124 Seiten, Preis; M. 2,50. geb. M. 3,75.

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UmMhu in der IDIiliiwLifetarttor.

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General von Dies! hat ein weohselvoUes Lebon geführt 1785 geboren, 1806 durch die Kapitulation von Nienburg Kriegsgefangener g-eworden, 1809 in das russische Heer getreten, nahm er im (ieneral- sl&be am Feldzuge des Jahres 1812 und an den Befreiungskriegen teil, war nach Abschiufs des 2. }*ariser Friedens drei ,)ahre lang als russischer Militärattache in Berlin, der erste, welcher diesen Posten inne hatte, kehrte dann, in Rufsland zum General aufgestiegen, als Oberst in den preufsischen Dienst zurück, war zunächst Ch* f des Generalstabes des V. Armeekorps in Posen, 1831 Inspekteur der 2. Artillerie-Inspektion in Berlin und, nach dem Tode deBOeneral-lnspekteurs der Waffe, Prinzen August von Preufsen, dessen Nachfolger, dem PHttsen Adalbert^ als 2. Qeneral-Inspekteur heigegeben. Genend- Inspekteur, als welchen der Titel des Buches ihn bezeichnet, ist er nie gewesen. Er starb 1847 zu Berlin.

Die Darstellung dieses bewegten Lebens ist in ihrem ersten Teile einem Schwiegersohne, im letzten dem als Verfasser des Buches be- zeichneten Sohne des Generals zu danken. Dieser selbst hat wenig Schriftliches über seine Vergangenheit hinterlassen, und die Mitteilungen über diese sind teilweise nur spärlich, über mehrere wichtige Zeitab- schnilie gehen sie aus Mangel an l'nterlagen stdir rasch hinweg. I'ionstlich ist der damalige Premier-Leutnant von [>iest namentlich m der Schlacht bei Kulm hervorgetreten, wo er als Generalstabsofflzier zwei russische Kavallerieregimenter veranlafste, an entscheidender Stelle einzugreifen; im Frieden, als er im Jahre 1830, in Abwesenheit des kommandierenden Generals in seiner Eigenschaft als Generalstabs- dief unverweilt und selbstSndig sehr zweckmälisige Anordnungen traf. Sein demnächstiger Eintritt in die Artillerie, welcher er vorher nie angehört hatte, bildet einen Vorgang zu der späteren Berufung des Generals von Podbielski an die Spitze der Waffe; wie dieser Eintritt herbeigeführt wurde, ist nicht mitgeteilt. Ein als Anlage abgedruckter Nachruf, welchen General du Vignau dem Entschlafenen gewidmet hat, sagt, dafs General von Diest gleichzeitig zum Präses der Artillerie- Prüfungskommission ernannt sei, also ein für den, der nicht Fachmann ist, doppelt schwieriges Amt übernommen habe und zollt dessen Thätig- keit in seinem neuen Wirkungskreise volle Anerkennung. Gpn»»ral von Dicst war ein sehr gottesfürchtiger Mann, welcher dem kirchlichen Leben viele Beachtung zuwandte. Interessant ist. hri dieser Gelegen- heit zu erfahren, dafs er grofsen Anteil an der Krbauung der Matthäi- kin-he zu Berlin und an der Berufung des Predigers Büchsei an diese halte.

Einen wesentlichen Teil des Inhaltes, als besondere Anlagen ge- geben, ¥rie in den Text geflochten, bilden Nachrichten über das Ge- schlecht derer von Diest, welche den der Familie des Generals N&her- stehenden willkommen sein werden.

Nebenbei sei bemerkt, dafe die Güterpreise in Ostpreufisen (Seite 59) in Platow nicht mafsgebend sein konnten, weil dieses in Westpreu&en

iiliMater ftr tt« «MitMteAnHM uJ MariM. B4. 114. 1. 8

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ümseluni in der lOlttibr-Uttoraliiir.

liegt dafs Prinz August von Pfeufsen 1848 nicht 1842 starb (Seite iSb) und daTs der Herr Verfasser dem Leeer flberlassen hat, zu erraten, wer „der kommandierende General** var, unter welchem D. in Posen stand. 14.

Kriegsgeschichtliche Beispiele des Festungskrieges aus dem deutsch- französischen Kriege von 1870/71, von Frobenius, Oberst- leutnant a. 1). Erstes Heft: I. Einschliefsunj? (Cernierung). 1. Beliort. 2. Strafsburg. Mit 2 Plänen in Steindruck. Berlin 1899. E. S, Mittler & Sohn. Preis 3.00 M. LUe Erfahrungen des Krieges 1870/71 bilden die Grundlage unserer heutigen Vorschriften Über den Festungskrieg. Aber nur Wenige sind in der Lage, die Lehren unmittelbar auf den Kriegsereignissen aufzu- bauen. Denn so eingehend auch sahireiche Schriftsteller den Feldkrieg behandelten, so sind ^auffallender Weise derartige Arbeiten über den Festungskrieg so gut wie gar nicht in Angriff genommen worden*. Hier fehlt noch eine kritische Verwertung des reichen Materials und zwar gilt dies nicht so sehr für die artilleristisclien und technischen, als wie vorzugsweise für die allgemein taktischen Erfahrungen. Wird doch der Festungskrieg heute nicht mehr nach den alten Prinzipien „durch den Ingenieur und Artilleristen", .sondern von allen Waffen gemeinsam geführt. „Ks ist daher die Pflicht Jedes Offiziers, sich für den Festungskrieg ebenso eingehend wie für den Feldkrieg vorzu- bereiten.

Der Herr Verfasser dieser Schrift wendet sich daher an die Offi- ziere aller Waffen und ist in der übersichtlichen Darstellung der Er- eignisse und den unmittelbar angereihten Folgerungen vor allem das Taktische herauszuschälen bemüht. Man kann dieser modernen, tak- tischen Auffassung des Festungskampfes wohl nur unbedingt, nament- lich darin zustimmen, wenn folgerichtig Besetzung und Armierung einer-, Anmarsch und Binschlielsung andererseits als die einleitenden Mafsnahmen 'dieses Kampfes behandelt und in erster Linie taktisch beleuchtet werden; denn in ihnen, »wie in den Dispositionen zur Schlacht liegt der Keim des Gelingens".

Die Verhältnisse des Krieges 1870/71 liegen anscheinend weit hinter uns. Zustände wie bei Strafsburg. Beifort, werden sich wohl kaum mehr weder in der Festung noch beim .XnirritT finden. Dem- ungeachtet lassen sich die Erfalirungen dieser Zeit „für eine sach- gemäfse Auffassung der Verhältnisse des Festungskriegs auch der Zukunft nutzbar machen". Das trifft für den AngrilT wie für die Ver- teidigung zu, in der letzteren namentlich geben StraTsburg und Beifort zu interessanten Vergleichen Anlafs.

Zwar sind unsere heutigen Festungen materiell viel eingehender für den Kampf vorbereitet, aber trotzdem findet der Kommandant auch heute noch „in den seltensten PfiUen in der Festung ein auch nur einigermafsen zur Verwendung bereites Instrument'*. Der weitere

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ümscbaa in der MitttifasUttentiir.

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Ausbau ist eino der schwierigsten Aufgaben und „es wird auch in Zckunft so wenig als bislier die Armierung einer Festung plangemäCs aod ohne Störungen verlaufen".

..Die alten Stadtfestungen (Strafsburg) schrieben in ihren starren unveränderlichen Linien nicht nur die Aufstellung und Verwendung der Truppen und Geschütze vor. sondern beeinflufsten auch in einem solchen Grade die MaXsnahmen des Angreifers, dafs dieser sich nach tiam gewissen, bestimmton Schema entwickeln mursto.'* Heute kommen lüe Festangswerke (das zeig^ schon Beifort) erst in 2. Linie in Betracht, «ie erhalten ihren Wert erst durch die Truppe. Die Seele der Ver- teidigung aber bleibt der Kommandant* dessen taktische Ideen und PÜne sind das Mafsgebende, nicht mehr die Pestungswerke und Oe- sriiiitzaufstollungen/'

Die Vorbereitungen in der Festung erfordern daher heute darin gipfeln diese der Schrift entnommenen Ausführungen in erster Linie einen Taktiker, „der Artillerist und Ingenieur treten hier gegen dt^n Truppenführer zurück". Aber auch der tüchtigste Führer scheitert wie Denfert an einer mangelhaften HesatzutiL'. welche heute ungleich schwierigere Aufgaben als früher zu Uist-n hat. Führung, Hesatzung und Arbeitskrüfle. die persönlichen Elemente des Widerstandes wollen ilaht'i- ebenso gründlich wie die materiellpM v(uber«'itet sein, sollen wir nicht ähnliche Erfahrungen wie IbTü unsere Gegner machen. Hier liegen unbestreitbar die schwierigsten und brennenden Fragen der Armienmg, von denen numche noch ihrer Lösung harren. Die ein- schlägigen Ausfahrungen des Verfassers verdienen eine volle und ernste Würdigung; mag man ihnen zustimmen oder nicht» eine eingehendere Vorbildung der für die Festung bestimmten Truppe, namentlich der Hauptwaffe, wird sich nicht von der Hand weisen lassen. Diese Aus- bildung im Pestungskrieg ist aber ebenso notwendig für den Angriff.

Auch hier ist das erste Herangehen für die Folge entscheidend und fallen gerade hierbei Führer und Truppe uivl zwar aller WatTen Autgraben zu. welche nur mit einiger Kenntnifs des Festungskrietxes zu lösen sind. Denn „die richtigen Maisnahmen für den Anmarscli an eine Festung sind genau so wichtig, wie die für die Annäherung an eine von der feindlichen F.'idarmec verteidigte Stellung. Das \ or- pehen des Angreifers 1870 wai- ja teilweise in der Not der Umstände, danel)en aber doch auch es wird dies sehr treffend hervorgehoben in einer Unterschntzun^? der Festuniren und veralteten Vorstellungen begründet, welche den übrigen WaiVen aufser den technischen eine nebensächliche, lediglieh abwartende Rolle zuwiesen. Heute aber sind die Verhältnisse wesentlich andere und es ist damit „die erste Aulgabe der zur Einschliefsung schreitenden Armee" geworden, „sich die (zur Heranführung des Belagerungsmaterials) notwendigen Eisenbahn- und Strafsenzüge zu sichern'*. Nächst dem ist dieses erste Heianirehen nicht mehr lediglich als mechanisches Absperren, es ist vielm« hr „als eine groTsartlge gewaltsame Erkundung aufzufassen", denn man hat

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116 UmMhan in d«r MÜltlr-Littentiir.

es „im Fostungskrieg nicht anders als im Feldkrieg, als erste Aufgabe zu betrachten, eine möglichst genaue KenntniTs von den Streitkräften des Gegners zu gewinnen".

Einer energischen Verteidigung gegenüber kann sich aber der Angreifer „diese Kenntnis nur mit Gewalt erzwingen, er mufs deshalb vom ersten Erscheinen vor der Festung an die Mittel, die Krät\e be- sitzen, um die Festung zur Enthüllung der ihrigen zu veranlassen**. Der Angreifer muis zu dem Ende näher heran, es mufs aber dieses Herangehen planmäTsig, d. h. im Sinne des Führers erfolgen, der des- halb mit seinen Stäben von Anfang an zur Stelle sein und die Truppen nach einem schon vorher gefafsten Plane leiten mufe. ^Ein derartiges Herangehen auf einer Strafse und Herummarsohieren um die Festung (wie bei Beifort) war wohl angängig den alten Stadtfestungen gegen- über, es ist aber um so unrichtiger, je entschlossener der Verteidiger den ersten Tag ergreift, um Erfolge zu erringen^, welche später nicht mehr zu erwarten sind. Gerade dieses energische Heraustreten der Verteidigung wird aber künftig diese Einleitung viel schwieriger als bei Strafsburg und Beifort und daher zu einer Kampfhandlung allrr Wullen gestalten, svelche deren einzelne Glieder taktisch beherrschen und für welche sie eben deshalb vorgebildet sein müssen.

Der so gekennzeichnete Inhalt der Schrift spricht in den Augen aller Urteilsfähigen für sich selbst. So mufs der neuere Festungskrieg erfafst, so müssen die kriegerischen Ereignisse beurteilt und verwertet werden, um auch die andern Waffen für das Studium vor allem der Geschichte des Pestungskriegs ^ zu gewinnen.

In diesem Sinne begrüCsen wir die Schrift, ^e verdient die Auf- merksamkeit weiterer Kreise ; mögen im einzelnen wie in allen taktischen Dingen die Meinungen auseinandergehen; ein wesentlicher Vorzug liegt unseres Brachtens in der fireien» aus der Schablone heraustretenden Auffassung des Festungskrieges, die sich ja nun immer weiter Bahn bricht Man darf den Fortsetzungen mit Spannung entgegensehen.

45.

Oberstleutnant H. Klaeber. Die Preufsische Artillerie in der Schlacht

bei Spieheren am 6. August 1870. Mit einem Bildnis, einem Plane und mehreren Anlagen. Berlin. Militär-Verlagsanstalt. 1898. Die kleine, trefiliche Schrift ist dem Andenken des am 9. Dezember 1897 verstorbenen früheren Generalinspekteurs der Artillerie, des Gene- rals Hans von Bülow, gewidmet, dessen wohlgetroflenes Bildnis auch dem kleinen Werke beigegeben ist. l'nd wahrlich, dieser altpreufsi^che. selbstlose, vornehme Offizier verdient das ihm vom Verfasser gespendete Lob. Schreiber dieser Zeilen, der das Glück hatte, dem General im Leben nahezustehen, hat oft aus seinem Munde gehört, wie gerade der Tag von Spicheren sein höchster Ehrentag gewesen sei, auf den er mit besonderer Freude zuräckblickte. Oberstleutnant Klaeber hat mit greiser Sorgfiidt und eingehender Prüfung das reiche, von Freund und Feind verOfTentlichte Material über das Gefecht von Spicheren be-

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Umsohaa in Uer Militär-Litterator.

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nützt und es durch ungedruckte Mitteiluni^eii ergänzt, mn so ein klares, erschöpfendes Bild der Thätigkeit der Ariiüorie bei Spicheren zu geben. So hoch das Verdienst des Generals von Bülow auch sein mag, die Artillerie des III. Korps, soweit als mir möglich, auf das Schlachtfeld geschafft m haben, um dort als Befehlshaber der 3 verschiedenen Koips angehörenden Batterien eine hervorragende Thfitigkeit zu ent- ölten, der Gipfel aller artilleristischen Thätigkeit bildet doch das Herauf- bringen zweier Batterien auf die kaum von der Infanterie gehaltenen steilen Spicherer Höhen. Ein seltener, hoher moralischer Mut gehört wahrlich dazu, in den Augenblicken, wo es der Kavallerie nicht gelungen war, der schwerbedrängten Infanterie Luft zu machen, das Eingreifen von Artillerie auf diesen erst zu erkletternden Höhen für möglich zu erklären. Wenn Dick de Lonlay in seinen bekannton Werken sagt: ,Zwei Batterien der 5. preufsischen E>ivision haben die Kühnheit ge- habt, sieh an die Ausführung einer für unmöglich gehaltenen I nterne hm u ng zu machen und ruhmvoll den (lipfel erreicht, wo ihr unerwartetes Erscheinen eine vollständige Bestürzung hervorrief**, so ist dies Urteil au» des Gegners Munde die beste Bestätigung des oben Gesagten. Wir aber schliefsen unsere Besprechung der trefQicben Aibeit Klaebers, eines der tapfleren Artilleristen von Spicheren, mit dem Wnneche: „Möge es der deutschen Armee niemals an Generalen wie Haas von Bttlow fehlen, selbstlos und bescheiden, besorgt für das Wohl der Untergebenen, frei von Jeder Scheu vor Verantwortung Vorgesetzten und dem Feinde gegenüber. v. Z.

las fortiflcatioiis d'Anvers eu 1899 et la grande coupure de TEscaut. par le Lieutenant General W au wer m ans. Bruxelles. Falk

fUs. 1899.

Die Frage d»'r Rrweitorung von Antwerpen hat für uns nur aka- demische Bedeutung. Bekanntlich haben die Erwägungen, in welcher Weise eine Korrektur der unteren Srhdde durchzuführen sei. sich auch dahin erweitert, welclu- Ibrtitlkalorischen Veränderungen damit verbunden sein würden und hicrhoi wird der Vorschlag gemacht, die jetzige Festungs-iinceinte ganz aufzugeben, an ihrer Stelle die Brial- montsche Prontlinie, welche 5 km vorgeschoben ist^ durch lange Ver- bindungslinien zur Stadtumwallung auszubauen und die seit einigen Jahren begonnene Reihe lluIiBerer auf mindestens 10 km vorgeschobener Werke zu einem ganzen Fortgflrtel zu vervollständigen.

General Wauweimans steht ganz auf dem Standpunkt Brialmonts, welcher bi der Ausführung dieses Projektes (das übrigens vom vorigen Kriegsminister sehr ernst betrieben wurde) nur eine Schwächung der Festung erblickt und mit Recht darauf hinweist, dafs die Stadt bei einem Flächeninhalt von 2213 ha und 139 Einwohnern pro ha durchaus einer Erweiterung auf lange Zeit noch nicht bedürfe (bis 185VJ kamen 36 Einwohner auf 1 ha und in Paris 322) und dafs die neue üeTollW- gung eine dreimal stärkere Besatzung veriange, was Belgien «u lelatw

«

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Unuehau in der Militär-Utteratnr.

garnicht imstande ist. Das vorliegende, nur 52 Seiten umfiissende Buch giebt aufserdem eine eingehende Darstellung der Vorgänge be- züglich doi- Scheide-Korrektur, bietet aber den interessantesten Stoff in dem sechsten Abschnitt, in welchem der General in durchaus be- gründeter und geistvoller Welse Bich über die überaus schwierige, verantwortuDgsvoIle und undankbare Stellung des Festungskomman' danten auslafst und hervorhebt, daTs die Aufgabe über das Menschen- mögliche hinauswachse, wenn die Ausdehnung der Festung gewisse Orenssen überschreite. Es ist dieses ein Thema, welches der weiteren Diskussion allerdings würdig ist, denn so gut wie man bereits aner- kannt hat. dafs die in einer Hand vereinigten Armee-Einheiten eine gewisse Zahl nicht überschreiten dürfen, ohne die Führung übermäfsig zu beanspruchen und erlahmen zu lassen, so wird man auch für die Festungs-riouvernoure gewisse Einschränkungen der ihnen anvertrauten lebenden und toten Kampfmittel für notweinlig erachten müssen, wenn anders sie der Aufgabe sollen gewachsen bleiben. L>ie riesige Aus- dehnung von l'aris giebt in dieser Beziehung zu denken. Einer Orga- nisation, wie sie Trochu 1870 eingerichtet hatte schon damals zum grofsen Schaden der V^erteidigung , würde für das jetzige i'aris un- denkbar sein. 49.

PArlaments- und Ständehäuser. Militärbauteu. Von H. Wagner,

Geh. Baurat in Darmstadt, P. Wallet. Geli. Baurat in r)resden, F.Richter. Oberstleutnant. „Handbuch der Architektur." Vierter Teil. 7. ! laibband. Heft 2. Zweite Aufhitje. Mit 288 Abbildungen im Text und 4 Talein. Stuttgart UiOO. Arnold Bergstrafser. In dem stattliehen 223 Seiten ziililonden Bande liegt uns ein Heft des grofsangelegten Werkes vor. des „Handbuches der Architektur", unter dessen Autoren sich die besten Namen der Bauwissenschatt unseres Vaterlandes vorfinden. In 2 Kapiteln behandelt er die Par- laments- and Provinzial-StSndehäuser; in deren 5 die Militfirdienst- gebfiude, Kasernen-, Exerzier-, Reit- und Schiefstiäuser, Wachgebfiude und endlich militärische Erziehungs- und Unterrichtsanstalten. Jeder der beiden grofsen Abteilungen, in welche das Buch zerfiKllt, ist ein interessanter geschäftlicher Oberblick vorangestellt und in jedem Kapitel eine Reihe hervorragender Bauwerke eingehend dargestellt und zur Anschauung gebracht. Es fehlt da so wenig der Wesiminster-Palast zu London, als Reichstags- und Abgeordneten -Gebäude in Berlin. I)ie vorgeführten Kasernen sind in Deutschland. < »sterreich-Ungarn, Frank- reich und 1-^iigland zu linden und selbst bombensichere Kasernen und Lagerbaracken neuen Stils mit aufgenommen. Über die Gediegenheit des Textes und die Klarheit der bildlichen 1 )arstelhmgen bedarf es keiner besondei^en Bemerkung angesichts der iNamen der Autoren.

49.

Jean de Bloch. La Guerre. Son passe, soa present» soa aTenir, 4 representer k l'expositioa de Paris. Paris 1899. Imprlmerie Paul Dupont.

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Umsoban in der HiütXr-Litteratnr.

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Mehrfoch hatten die »Jahrbücher* Anlalii, sich mit dem im ver>

gangenen Jahre erschienenen grofsen sechsbändigen Werke, »Der Krieg** von Johann v. Bloch, an dieser Stelle zu beschäftigen. Die bedeutendsten Militärschriftsteller des In- und Auslandes, so v. d. Goltz, Hohne. Müller, Woyde, Pusyrewsky. Moch u. a. haben dem Werke volie und verdiente Aufmerksamkeit geschenkt. Die „Jahrbücher- waren vor einigen Jahren schon in der Liig«\ zwei besonders wichtige Kapitel desselben, betreffend diu wirtschaftlichen Folgen des Zukunfts- krieges, verön'entlichen zu dürfen. Üafs ein su breit veranlagtes Werk uljer den Krieg, dessen Verfasser nicht Soldat von Beruf ist, neben Beinen Stärken und Vorzügen auch seine Schwächen habe, wurde ebeoso wenig von den meisten MUitär-Scliriftstellem wie von den Zeit- schrillen (auch den «Jahrbüchern*) in Abrede gestellt Aber wo Licht ist. da ist auch Scliatten, der der Bedeutung dieses in seiner Art einzigen kriegswissenschafUichen Prachtwerkes nur geringen Ab- brach thut DaJs der Zar dem zuerst in russischer, dann in deutscher Sprache ersctüenenen Werke seine volle Auhnerksamkeit geschenkt hat. dafs dasselbe an dem Zustandekommen und den Verhandlungen der ^Friedenskonferenz** im Haag einen wesentlichen Anteil hat, dürfte bekannt sein.

Dem Herrn Verfasser ist es aber darum zu thun. dafs seine Ideen und (lif Ergebnisse seiner mühevollen Forschungen nicht nur zur Ivenninis einer kleinen Gemeinde von Militärsehriltstellern kommen, sondern dem Verständnis der grofsen Masse der Gebildeten aller Na- tionen zugänglich gemaclu werde. Kr hat den Plan gefafst, zu diesem Zwecke auf der Pariser Weltausstellung in einem besonderen Pavillon alles das, was in seinem grofsen Werke enthalten ist, auf applika- torische Weise, durch die Anschauung zu lehren, den Krieg und s^ne Mittel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft plastisch und graphisch darzustellen. Das gesamte Gebiet der Kriegskunst und der Kriegs- wissenschaften Strategie, Taktik, Waffenwesen, Befestigungskunst, Schiefsversuche, Gefechtsverluste, Ballistik, Telegraphie, Telephon, Luflschiffihhrt, Scheinwerfer, Mobilisierung der Heere, Seekrieg, Sanitäts- "Wesen, ökonomische und finanzielle Folgen des Krieges für Handel und Wandel u. a. wird in Wort und Bild mit Hilfe von Modellen jeglicher An und geeigneten Vorträgen zur Anschauung kommen. Besonderen Wen bat der Verfasser auf die Darstellung der ökonomischen Seite des Zukunftskrieges gelegt: sie soU die Hälfte der ganzen Sonderaus- stellung in Anspruch neiimen.

Man mufs gestehen, dafs der Gedanke, der diesem gmfsariigea Unternehmen zu Grunde liegt, ein guter und humanitärer ist, wenn man dem zustimmt, was v. d. Goltz über den ZukunfLskrieg in seinem Uassischen Buche n^SLS Volk in Waffen'* sagt: „Man kann behaupten, dab die Kriege mit der voUstftndigen Vernichtung des einen oder der völligen Erschöpfung beider Kriegführenden enden werden**.

Herr v. Bloch verwahrt sich ausdrücklich gegen die Unterstellung

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UmsofaMi in dar MflitSr-Iittoratiir.

als wolle er Propaganda gegen den Krieg maehen. Ihm ist es nur darum zu tlian, auf die fürchtbaren materiellen Folgen eines Welt* krieges^ der jahrelang dauern wtirde, die Aufmerksamkeit zu lenken. Es ist leider zutreffend, dafs die ökonomische Seite der Kriegführung nicht im entferntesten die ihr gebülirende Beachtung von Seiten der regierenden Kreise sowohl als der Miütar>Litteratur bislang gefunden hat. Die befriedigende Ernährung von Massenheeren gehört zu den noch ungelösten Problemen. Unermefslich sind die wirtschaftlichen Polgen fiir den Nationalwohlstand und das Volksleben überhaupt, wenn die Millionen kräftiger Arme, die im Dienste der Landwirtschaft, der Industrie und des Handels thätig sind, ihrem Berufe entzogen werden, wenn die Felder brach liegen wegen der Unmöglichkeit, sie zu be- stellen, die Zufuhren zur See ausbleiben, Handel und Wandel aller Orten stockt. Es ist wohl „des Schweifscs des Edlen wert**, sich über diese Fragen Klarheit zu yersehaffen, so lange dazu noch die Zeit ist Hierzu die Anregung zu geben, ist die dankenswerte Aulgabe, die sich in erster Linie Herr v. Bloch gestellt hat und die er in der vor- liegenden Schrift klar und lichtvoll eiiäutert. Möge seinem Streben der Brfolg nicht fehlen. Sch.

Gasten Moch, L' Armee d'une Dömoeratie. Paris 1900. fiditions

de la Revue blanche. 5CX) Seiten. Der litterarisrh vorteiUiali bekannte Verfasser bezweckt mit seiner gründlichen organisatorischen Studie die Anregung zu geben zur l m- wandlung der jetzigen französischen Armee in ein Milizheer nach Schweizer Muster. Er meint, wenn die Ausgaben für die nationale Verteidigung sich in der bisherigen Weise steigern würden, so dürfte es bald nichts mehr zu verteidigen geben, er verlai^gt eine brauchbare, gut ausgebildete Armee, die nicht die ungeheuren Kosten verursacht wie die jetzige. Dies könne nur erreicht werden durch Verringerung der Dienstzeit auf ein Minimum (wenige Wochen); je nach der Waffengattung und dem Dienstgrade, Jedenfalls weniger als zwei Jahre. Von demokratischer Gleichheit bezüglich der Friedens-Dienstzeit ist folglich keine Rede. Die vom Dienste wegen kdrperlicher Untauglich* keit Bef^iten sollen, wie in der Schweiz, ehie Wehrsteuer zahlen, je nach dem Vermögen des Betreffenden. Diese vom Verfasser geplant© Miliz-Armee iHnrchnet er im Kriegsfall im Auszuge (Elite) und Land- wehr auf eine Kopfstärke von 2664 308 Mann der Operations- Armee; dazu ferner Gendarmerie. Douaniers. Waldhüter, Kolonialtruppen, Marine, bewaffneter Landsturm i670OOO). Summa 35505«! Mann, dazu 1860984 Mann nieiit bewaffneter Landsturm; total: 5411565 Mann. Man mufs bekennen, dafs der Herr Verfasser, der über sehr beachtenswerte Kenntnisse auf organisatüriseheni und heeresgeschichtlichem Gebiete v(»rfiigt. seine Thesen in geistvoller Weise verteidigt, aber überzeugt iiai i'V micli nicht, dafs die von ihm vorgeschlagenen Massenheere mit ihrer mangelhaften Disziplinierung, Ausbildung und Führung ein

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Umschau in der Militär-Litterttiir.

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brauchbareres Instrument des Krieges sein werden, als das jetzt be- stehende Heer. Er sagt zwar, es handele sich nicht darum, die vor- maligen Nationalgarden wieder aufleben zu lassen, sondern um eine ^eoie armee do milioes", die mindestens ebenso befähigt sei, den nteittadischen Boden zu verteidigen als die jetzige. Die Botschaft W ich wohl, allein mir fehlt der Olanbe. 1*.

Dar Iheoietf Mh-pmktisdie PsIioiiUleii- und Meldedienst Instrulctions- bueh für den Unterricht und die Ausbildung der Nachrichten-, Marschsicherungs-, Vorposten-(\^erbindungs-)Gefechts-Patrouillea nebst Anweisung über das Orientieren und Melden. Auf Grund- lage des neuen Dienst-Reglements II. Teil, unter Zuhilfenahme der Dien.st Vorschriften und der besten diesbezüglichen Werke bearbeitet von J. Wolff. k. u. k. Hauptmann. Vierte vollkominen umgearbt^itete, verbesserte und vermehrte Auflage. Wien,. L. W. Seidel & Sohn. 1898. Preis 3 Mk. Dafs wir es hier mit einem gründlichen, die gestellte Aufgabe «schöpfend behandelnden Werke zu thun haben, läfst schon der Titel selbst erkennen; und dafs die Art der Behandlung des StoITes den Bedürfnissen und Wünschen der österreichischen Armee entspricht, das dürfte die Tliatsache beweisen, dafs das WeriLchen bereits im 9; und 10. Tausend vorliegt Nach unserer Auffiissung. wie überhaupt wohl nach den in unserer Armee herrschenden Anschauungen, ist der gewihlte Stoff wohl zu eingehend behandelt worden. Der Herr Ver* lisser bemüht sich, für jede Lage, in welche eine Patrouille überhaupt gelangen könnte, VerhaltungsmAfsregeln anzugeben. Auf iiesem Wege gelangt der Herr Verfasser zu einer Fülle von Vorschritlen und Ver- haltungsmafsregeln, deren sichere BinprSgung und Beherrschuntr in der Anordnunjr schwerlich ,Erelin?en wird, ohne doch die Zahl der Fälle, die einer Patrouille begegnen können, zu erschöpfen. So finden wir 2. B. unter Nr. 44 „Visitierung (Absuch<Mi) einer Ortschaft" in dem Unterabschnitt „Verhalten, wenn hei Visitierung des Ortes der Feind Mgetroften wird**, folgende Vorschriften.

Trifft ein die Häuser durchsuchender Teil der Patrouille auf den Peind, so giebt derjenige Mann, welcher denselben entdeckt, Feuer; alle übrigen eilen zurück zum Kern der Patrouille, oder besser (!), be- tetsen die Häuser (!). Ist uns nun der Gegner nicht stark überlegen und greift ihn die Patrouille ungestüm an, so wird er uns im Augen- bUcI» der Überraschung für weit stitrker halten und zurückweichen, doch darf derselbe nicht verfolgt werden, senden» SMin setzt ohne Zeitveriust den eigenen Weg weiter fort (Siehe Zusammentreffen mit dem Feind § 20.)

Bei uns sucht man die Gewähr für eine fachgemäfse Handhabung des Patrouillendienstes wohl mehr in der richtigen Auswahl der Mann- schaften, insbe^>ondere der Patrouillenführer in Bezug auf Findigkeit und Entschlossenheit, sowie in der Binprägung einiger weniger Haupte,

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Urosehan in der Militir-Litteratnr.

.grundsätze, die dem Wesen nach in allen Lagen mafsgchend und an- wendbar sind. Die verschiedenen Formen, in welchen diese Haupt- grundsäfzt^ in den verscbiciicni'n. ^rirniclit zu erschöpfenden Lagen

-äufserlich in die Erscheinung treten, zur Üarstelhincr zu bringen und zu lehren, bleibt wohl mehr dem unmittelbar an die praivtischen Übungen ansehiiefsenden Unterricht oder als Ersatz und Aushilfe hierfür dem applikatorisrhen Unterricht am i'lane und der Besprechung kriegs- geschichtlicher Heispiele überlassen. Dafs demjenigen, der die er- wähnten Haupigrundsätze erkennen oder prüfen will, das Studium der

-vorliegenden erschöpfenden Arbeit nützlich sein wird, ist ohne Frage

.und kann dasselbe daher in diesem Sinne nur empfohlen werden.

V. s.

Die hygienisehe Ausbildung des Offlsiers. £ine Zusammenstellung der wichtigsten Kapitel der Qesundheitslehre. Von Dr. med. E. Lobe dank, Oberarzt Strasburg i. B. 1899. W. Heinrich. Preis in Taschenformat gebd. 2,25 Mk. Der Herr Verfasser hat es sich zur Aufgabe gestellt, ein Werk •über Militär-Gesundheitspflege, nicht für den Fachmann, sondern fOr den mit Berufsptlichten genügend beschäftigten Offizier zu schreiben. Er verwahrt sich in der Voriede ausdrücklich dagegen, dafs sein Werk ein wissenschaftliches Lt hrbuch sein wolle, es sei nur eine Zusammen- stellung derjenigen hygienischeti Lehren, deren Kenntnis für den Ol'tizier erwünscht sei. Die 7 Abschnitie. in welche der verarbeitete Stoff zerfiillt. sind betitelt: Der Boden 1 »;ts Wiiüser L»ie Luft Kleidung und Ausrüstung I <ie Krualirung des Mensclieti Die menschlichen Wohnstuben Die Infektionskrankheiten. In einem Anhange sind gesondert behandelt die Hautpflege und der Hitzschlag. In leicht verständlicher und knapper Weise sind die genannten The- mata hier behandelt. Die Einteilung des Stoffes in zahlreiche, aus der Inhaltsangabe ersichtlich gemachte Kapitel und Unterabteilungen ermöglicht ein schnelles AufQnden jedes in Frage kommenden Themas, auch ohne ein alphabetisch geordnetes Sachregister. Aus der Praxis für die Praxis geschrieben, wird dieses Werk dem Belehrung suchenden Offizier ein zuverlässiger Katgeber sein, dem wir, auch in Hinsicht auf Belehrung der Mannschaften im Dienstunterricht, die weiteste Ver breitung nur wünschen können. 3.

Taschenbuch für den Uekrulon-Ol'üzier der Infanterie. Auf (Irund der neuesten Dien.sivurschrilten zusammengestellt von Engels, Oberleutnant. Berlin 1900. Milit.- Verlagsanstalt. Preis 2 Mk. Dieses Taschenbuch soll, sagt der Herr Verfasser, ein „omnia me- cum porto" lür den Kelxruienofhzier sein, folglich alles wesentliche für die liekrutenausbildung enthalten. Es zerfallt in 3 Abschnitte, •deren 1. sich als ein „Auszug aus den Dienstvorschriften** (Reglement, . Schieisvorschrift, Felddienst-Ordnung.Tum-, Bujonnetier-.Gamisondienst^ 'Vorschrift, Gewehr 88, Unterrichtsgegenstftnde mit besonderer Berück*

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Utuobao In der HOitSr-Littoratiir.

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flkhtigung der Kriegsartikel) darstellt. Der 2. Abschnitt ist ein «Wochen^ lettel" für 12 Ausbildungswochen, der 3. (alQährllch in neuer Auflage erscheinend) enthält Veränderung;en zum 1. und 2. Abschnitt, Genealogie «tor deutschen Fürst e^n, Posttarif. Kalender, Notizbuch. Tabellen (Lehr- personal. Nationale der Kekruten u. s. \v.). In handlichstem kleinem Taschenformat gebunden, verspricht dieses Taschenbuch in der That m vademecum für jeden RekrutenofQzier zu werden, wir empfelüen es gern. 3.

T. €. M. (Majur). Einteilung und Dislokation der Russischen Armee nebst einem Verzeichnisse der Kriegsschiffe. Oktober 1Ö99. 5. Ausgabe. Leipzig. Zuckschwerdt.

Wir können auch der vorliegenden Autlage der trefflichen, kleinen Arbeit klein nur im „räumHcheii" Sinne djis uneingeschränkte Lob spenden, welches wir bereits früher in diesen Blattern aussprachen. Von Jahr zu Jahr an innerem Werte und im Umfange wachsend, ge- winnt sich die „Einteilung und lüslokuiion" immer mehr das Bürger- recht in der deutschon Militärlitteratur. v. Z.

llnterprete militaire. Sammlung von l^bungsstiickcn mit Lr,siiiiircn und grammatischen Anmerkungen, unter besonderer Herii( ksirh- tigung der Anforderungen für die Dolmetscherprüfung. Zum Selbstuntemcht zusammengestellt von v. Scharfenort, Haupt- mann. Berlin 1900. Verlag von A. Bath.

Der He IT Verfasser ist durch mehrere. Unterrichtszwerken dienende Schrifieii auf dem fiebiete des französischen Sprachunterrichtes bereits vorteilhaft bekannt. Ich nenne sein Voeabulaire militaue". die „Petite Encycloptidie militaire", dann „La vie praiique". Mit der vorliegenden Arbeit bietet er, in seiner Eigenschaft als Lehrer an der Kriegsakademie, besonders den Offizieren, die ihre Dolmetscherprflfung machen wollen, ein Tortreffliches Hilfsmittel; aber auch anderen Offizieren, besonders Oeneralst&blem und A^utanten wird dieser „militärische Dolmetscher* willkommen sein. In dem fhuizösischen (1.) Teile giebt der Verfasser anfser einer zusammenhfiDgenden Darstellung des Krieges von 1870 bis zur Schlacht von Sedan eine grofse Anzahl von Proklamationen, Festungsübergaben. Verhandlungen über Waffenstillstand u. dergl. als Musterbeispiele, die den Offizier ohne weiteres in den Stand setzen, jede erforderliche Verfügimg .sofort abzufassen, ohne nach den geeig- neten Ausdiücken lange suchen zu müssen. Der französische Teil enihiill gleichzeitig die Litsungen der in dem 2. Abschnitte gegebenen deutschen Übungen. Den Anforderungen für die Prüfung entsprechend wechseln Übersetzungen mit freien Arbeiten ab. Die dem praktischen Bedürfnis genau angepafsle Arbeit wird sich sicherlich viele Freunde 6rwerben. Von besonderem Werte ist noch für den Gebrauch das Angebende alphabetisch geordnete Inhaltsverzeichnis, mittelst dessen

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Umseh«! In der MlUtir'Iitteratar.

das gewünschte Thema (z. B. armistice, d^erteur. espion u. 8. w.) sofort gefunden werden kann. 4.

lU. Seewesen.

Aniuüen der Hydrographie and maritimen Meteorologie. Heft 11.

An unsere Mitarbeiter zur See. Aus den Reiseberichten S. M. Schiffe. (Hiei-zu Tafel 16. 17 und 18.) Einige Bemerkungen über Mananzary, üstküste von Madagaskar, von Knpt M. C. Holdt, Führer der Bark ^Kriemhild". Ansteuerung und Beschreibung des Hafens von Ghitta- gong, Britisch-Indien, von W. Reisinp:. Kapitän des Dampfers „Stein- berger" der Hansa-Linie (Bremen). Fremantle (Ergänzung). Der Hafen von Bunburg. Nach Bericht von Kapt. R. Tiodemann, Bark „Luna", ergänzt nach englischen Quellen. (Hierzu Tafel 19.) Der Halen von Talcahuano. Nach deutschen Konsulatsberichten und nach dem Fragebogen des Kapt. F. Hülsen, Viermastbark „Hera*", sowie nach einem Bericht des Kapt E. Butz, VoUschiff ^Ortrad**. Von Ostafrika nach der Bai von Bengalen, von L. B. Dinldage. Rand Kap Horn. Durch die StraTse Le Maire von L. E. Dinldage. ^ Hilfs- gröfaen far die Berechnung der im Jahre 1900 stattfindenden Sonnen- finsternisse und Stemhedeckungen. Ober den Rücktransport der Luft nach niedrigen Breiten in den gemäßigten Zonen, von Professor Dr. W. Koppen (mit 2 Textflguren). Notizen: 1. Von Adelaide nach Newcastle N. S. W. 2. Verflogene Brieftaube. 3. Über eine Wasser- hose in i2:rofser Nähe des Schiffes. 4. Leuchtende Cirren. 5. Störung der Steuerfähigkeit eines DamplVr.s in der Strafse von Messina. - 6. ( her dcus Wetter in Santa Rosalia, rnter-Californien von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 1898. Die Witterung an der deutschen Küste im Monat September 1899.

Marine- Rundschau. (November 1899.) Titelbild; Eine Episode aus den Kämpfen der Armada Philipps 11. von Spanien mit den Eng- landern. — Über Schifllethrt und Marinewesen in den homerischen Helden- gesängen (um das Jahr 1000 vor Christi Oeburt). Kulturgesohichiliche Skizze von Kurt Pereis. Die tOrkische Marine von ihren Anfängen an V. Kalau vom Hofe-Pascha (mit 1 Skizze). Fortsetzung. D. Bpnap mico: Die Lehre von der Seemacht. Autorisierte Übersetzung von Kapititn z. See z. D. Meufs. Der Panama-Kanal, von Korvetten- kapitän Jacobson (mit 1 Tafel). S. M. S. ^Palke" in den Ostkarolinen- Inseln, von Martini, Marine-Stabsarzt und Schiffsarzt S. M. S. „Falke* (mit 4 Abbildungen) Sclilufs. Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten über Seewesen, Schiffer- und Fiseherb ben in den germa- nischen Sprachen (Fortsetzung). Ein modernes Handbuch der See- mannsehaft. Erfindungen. Wetterbericht aus den Häfen Memel. Kiel und Wilhelmshaven vom 15. September bis 14. Oktober 1699. Aus fremden Marinen.

Nachrichten aus dem Gebiete des Seewesens. Nr. 12. Prof. Dr. Nansen und Puyers Karte von Franz Joseph-Land. Die Port-

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Umsduui in der MiUtttr-Ltttentiir.

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schritte in der Entwickelung des iSchiffspanzcrs und der Marine-Artilleri«» im Jahre 1898. Über die V^orzeichen der Rechnungs-Elementf bei nautischen Problemen. Verbandsplätze und Verwundetentransport auf modernen Kriegsschiffen. - - Eine Methode, Holz für den Kriegs- schifibau feuersicher zu machen. Der Dampfer „Uceanic" der White Star Line. Versuche bezüglich der Deteriorierung verschiedener Vetallfiorten durch Seewasser. UnflUl beim Ölfoen eines Mannloches.

Das Projekt eines unterseeischen Tunnelbaues zwischen England und Irland. Der Slteste eiserne Kriegsdampfer.

Araiy ud NaTy Qaaetle. Nr. 2074. Die Marine am Kap. Tod des Admirals Colomb. Der Transportdienst Zusammenstofis des Dampfers „Cuczo" mit dem „Anson". Der Stapellauf des „Bulwark**.

Das französische Mittel nieergesch wader. Das öst. Lazarettschiff .Graf Palken hayn". Nr. 2075. Hospitalschiffo. Der Trafalgar-Tag.

.\breise des Kanalgeschwaders nach Gibraltar. Geheimhaltung der Zu.sammi'nsetzung des Kap-Geschwaders. Die deutschen Flotten- vermehrungspläne. - Nr 2076. Die Lage in NataL I>ie Arbeit der Marine-Brigade. Ein tlifgendfs Geschwader. Stapellauf des «Venerable". Hospituiscliifle. I >W deutschen Marine -Vergröfserungen.

Französische Unterseeboote. Nr. 2078. Die Marine-Brigaden. -- Das Transport-l)eparteraent. Russische und französische Anstrengungen, die augenblickliche Lage Englands auszunutzen. Nr. 2079. Transport- schiffe. — Das Schulgeschwader. Die Lage in China. Die neuen deutschen Kreuzer. Die einzelnen Transportschiffe mit der Zahl der emgeschifften Mannschaften.

Joamal of the Royal United Serrice Institutioii. Kr. 28L Titel- bild: Der neue französische Kreuzer I. Klasse «Guichen**- Die Fhinzosen in 'New-Poundland. Scharfschützen.

Army and Xavy Journal. Nr. 1886. Militarismus und Arbeil. Londoner Ansichten über die Lage in Manila. Das Singen in der krmee und Marine. Neue Truppen für Manila. Dreischrauben- Schiffe. Neue geschützte Kreuzer. r>as Anwachsen der Marin«'. Nr. 1887. Die Lage in Transvaal. Englische und amerikanisclio Kolonisierungs-Methoden. Neue l'anzerschlachtschiffe. Warum wir Spanien 20 Millionen Dollar zahlten. Nr. 1888. Die Turmfrage. Admiral Sampsons Urlaub. Bt-richte der Admirale Melville und O'Neil. - Die Gesundheit der Marine. - Französische und deutsch© Pulverversuche. Die Kosten des Krupp-Panzers. Der Krieg in Sad-AIHka. Hr. 1889. Die Räuber auf den PhiUppinen. Das Neueste von Manila. Kosten der nichtgeschützten Kreuzer. Die Lage üi Sfid-Afrika. Die »Oregon" und „Brooklyn*' bei Santiago. Vr. 1890. Englands Obersee-l^peditionen. Der Effekt von Deweys Kanonen,

Versuche von Carnegie-Platten für Rufsland. Nr. 189L Das Wrack des „Charleston**. Pläne der Marine- Vorgröfserung. Unsere Marine- Ingenieure. Kapitän Zalinski über Küstenverteidigung.

Revue rnuitime et ooloniale. (September 1S99.) Die Artillerie

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Umsohu in der MUttSr-Utterttur.

in d<T englischen Mnrino. Chemische Studie über das Leinen und den Hanf bei der Fabrikation der in der Marine ^gebräuchlichen Se^fl-

r>ie englischen Marine-Manöver 1S99. Die Staffeten-Kreuzer mit Hilfs-Takelage. Die Entwickelung der deutschen Handelsmarine.

RiviBta marittima. November 1899. Der letzte Krieg des Jahr- hunderts. " Turbinenmotore. L>er erste italieni.sche Fischerei-lvongrefs.

Gesetze und Bestimmungen über die Auswanderung. Die neuen raaiitimen Konventionen und die Unle nach Indien. Die Administra- tion der englifichen Handelsmarine. Die maritime Konferenz in London,

Yachtsegeln.

Monikoi Sboniik. Nr. 11 November 1899. Offizieller Teil: Beschreibung der Uniform der Offiziere der Freiwilligen Flotte. Ver- zeichnis der in auslfindischen Gewässern befindlichen Kriegsschiffe;

abgesehen von den 18 bereits im Verbände des (leschwaders im Stillen Ocean befindlif h-Mi Kriegsschiffe, befinden sich auf dem Wege zum Stillen Ocean: Geschwader-Panzerschiff „Petropawlovvsk" mit 623 Mann Besatzung und 52 Geschützen und Hochsee-Kanonenboot „Giljak" mit 170 Mann um! l»i Geschützen. Nichtoffizieller Teil: Schlacht bei St. Jago de Kuba. (Jemischte Scc-Kxpeditionen. .Adniiral I'arra- gut. Zur Frage der magnetischen Anomalien. - Metallurgisch© Bemerkungen.

The naval Wordbook. Ein systrmatisches Wörterbuch marine- technischer Ausdrücke in englischei- und deutscher Sprache von N.W. Thomas, Kiel und Leipzig. Verlag von Lipsius & Tischer 1899.

Für die Kreise unserer Kriegs- und Handelsmarine ist dieses mit vielem Fleifs zusammengestellte Wörterbuch zveifeUos von großem Nutzen, da man bei allen Reisen über See und in den Hilfen bei Be> darf an Reparaturen etc. doch stets auf das Englische angewiesen ist und bisher ein solches rein marinetechnisches Wörterbuch felilte.

Rang- und Quartierliste der Kaiserlich Deutschen Marine für das Jahr 1900. Nach dem Stande vom 10. November 1899. Auf Be- fehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs. Redigiert im Marine- iiabinet. Herlin. E. S. Mittler Sohn.

Mit dem ständitr'Mi Anwachsen unserer Maiiiu« nimmt auch die Rangliste naturgemäls V(»n Jahr zu Jahr an I lulanu /.u. fiegen das Vorjahr sind in der .Xuordnung und im einzeiueii keine wesentlichen Veränderungen eingetreten, lirmerkenswerl ist nur der Fortfall des Oberkommandos und die Einrichtung des .\dmiralssUibes au dessen Stelle, die nach Abgang des langjälu igen kommandierenden Admirals V. Knorr ins Leben trat. Merkwürdigerweise ist die neugeschaffene Stelle des Generalinspekteurs der Marine bei der Einteilung selbst gar nicht erwähnt und nur im Verzeichnis des Seeofflzierkorps neben dem Jetzigen Inspekteur ganz unscheinlich bemerkt Wie immer bietet die Rangliste eine Fülle des Interessanten.

Leitftiden für den Unterriclit in der Artillerie an Bord des ArtUleriesehuIselüffes. II. Teil: Pulver und Munition. Herausgogeben

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ümMhaa in der MlUtibylittentor.

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von der Inspektion des Bildungswesens di r Marine. Mit zahlreichen. Abbildungen. Berlin 1899. E. S. Mittler & Sohn.

.\us dem vorliegenden, durch die vielen Konstruktionsabbildungen sehr leiiht verständlichen Instruktionsbuehe gewinnt man einen klaren Überblick über die in der Kaiserlichen Marine gebräuchlichen (leschosse, Pulverarten und sonstigen Zündsätze und ist das Studium namentlich der Munition für die Schnellladekanonen sehr interessant. Ks ist sehr aozuerkennen, dafs neuerdings in der Marine auf den meisten öffentlich ni behandelnden Gebieten derartige Leitfäden erscheinen, die das früher fUidie massenhafte Sebreiben beim Unterricht In Fortfall kommen lassen.

IV. Veneiebnifl der znr Besprechimg eiugegaugenen Bflcher.

(Dt* «iMgvfaogaBtn BOciier arfalirwi eist Begpr«cliuiif mok Malkgtb« tfem Badratan^ uid An ver-- ätkuM Rmubm. Rina Varpfliolitiiaf , jadaa «mfeband« Hnaii m bMptaeb^n. oitaniiamt di* Uluf dar MJmkrbIdMi» iti«ht. daeli waidaa dia Tital «iintlivlwr Btohar naktt Angiib« daaPraiia« ■•fan diMar nitgatailt woida Idar vanivrlrt. Biaa KfLekaandniif van BAsliani lladat niekt atatt}*

1. lanteiliug und Dislokation der Bussisehen Armee nebst einem Teneiebniase der KriegsscbilTe. Nach russischen offiziellen Quellen bearbeitet von C.'M.,Migor. 6. Ausgabe. Leipzig 1&99. Zuckschwerdt&Co,

Preis 1 M.

2. fintwickelungsgeselii eilte der alten Tmtiwaffen mit einem Anhange Über die Feuerwaffen von Max Jahns. Mit 40 Tafeln in üteindruck. Berlin 1890. E. S. Mittler & S. Preis Ti.öO M., geb. 15 M.

3. Schriften des (veueraUFeldmarsehalls <jrafen Helniuth von Moltke. Volksausgabe. General-Feidmarschall Graf von Moltke in seinen Briefen. 1. u. 2. Band. 1800 bis Itiöö, 1855—1091. Berlin 1900. E. S Mittler & S. Preis 10 M.

4. Militärischer Katalog vuu Mittlers Sortimeutä-Buclihandluug (A. Bath) 1900. Berlin W. 8. Mohrenstr. 19.

6. Die Sehlaebt tob Hohenfriedberg von Dr. Rudolf Keibel. Mit zwei Karten. Berlin 1899. Verlag von A. fiatb.

6. Konstruktion der geiogenen Qesebfitsrohre. Von Georg Kaiser, K. u. K. Hofrat. Mit 14 Figurentofeln. Zweite umgearbeitete Auflage. Wien 1900. Seidel k Sohn.

7. LeitfiMlen für den Unterriebt in der Artillerie an Uurd de» ArtUleriesehulschiffs. Herausgegeben von der Inspektion des Bildungs- wesens der Marine. Zweiter Teil. Pulver und Munition. Mit zahl- reichen Abbildungen. Berlin 1899. E. S. Mitüer & b. Preis 1»70 M.^ geb. 2,20 M.

8. L'Interpreti' militaire. i^animlun-r von Übungsstücken mit UsunL'en und grammatischen Anmerkungen, unter bi si.nderer Berüok- 8ichtiü;uii;r der Anforderungen für die Dolmetscherprütung. Zum Selbst- unterricht zusammengestellt von von Scharfenort, Hauptmann. Berlin IPOO. A. Bath.

9. Die Thätigkeit der Deutschen Festungsartillerie bei den Be- lagerungen, Beschiefsungon und EinscbUeÜBungen im deutscb-franzö-

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Umaobaa in der MUitlbr-littentiir.

sischen Krie?»' 1870/71. Vun H. v. Müller, Generalleutnant z. D. Zweiter Band. Berlin 1899. E. S. Mittler & S. Preis geheftet 11 M., geb. la M.

10. Der Krieg von lS(Mi und 1807. Bearbeitet von 0. v. Lettow- Vorbeck, Oberst a. D. Zweite vennelirt« und verbesserte Auflage. Erster Band. Mit einer Übersichtskarte, 8 SehlaclitpUlnen und 18 Skizzen. Berlin 1899. E. S. MitÜer & S. Preis 10 M.

11. Die Taktik der FeldartUleiie fttr die Offiziere aller Waffen auf Grund der für die deutsche Artillerie bestehenden Bestimmungen. Von H. Rohne. Generalleutnant z. D. Berlin 1899. B. S. Mittter & 8. Preis 3 M., g. b. 4,25 M.

12. Die Gefallenen der Schlachten um )Tetz 1870. Die Verlust- listen der an den Kämpfen um Metz 1870 beteiligten deutschen Regi- menter. Nach den vorhandenen amtlichen Quellen zusammengestellt und bearbeitet von A. GeibeL Metz 1899. Deutsche Buchhandlung (H. Lang). Preis 80 Pfg.

13. Um die Erde mit S. M. S. ^.Leipzig** zur Flaggenhissung in Angra-Pequena. Nach Tagebüchern und mit 46 Illustrationen des Korvetten-Kapitäns a. D. K. Kohl hau er. Herausgegeben von H. de Meville. Berlin. K. Sigismund. Preis 4 M.

14. Rang- und (^uartierliste der Kaiserlich Deutschen Marine für das Jahr 19011. Nach dem Stande vom 10. November 1899. Berlin. E. S. Mittler & Sohn. Preis 2.50 M., geb. 3.25 M.

Ifi. Kritiseher Wegweiser dareh die neuere devtsehe histoilBtshe Litterfttur für Studierende und Freunde derGeschichte. Von F. Fdrster. Berlin 1899. J. Rüde (Stuhrsche Buohh.).

16. Anleitung zum Krokieren und Kartenleeen. Mit einer Zeichen- schule. Von Anton Hoderlein, Oberleutnant. 2. vollständig neu be- arbeitete Auflage. Würzburg 1900. E. Bauer. Preis l.«0 M.

17. Mit S. M. S. „Nixe" nach Kamerun. 1897—1898. Reise-Skizzen und -Bilder von R. von Uslar, Landrat. Altenburg. Stephan Geibel. Preis 4.50 M.

18. Die Militärstrafgerichtsordnung vom 1. Dezember 1S98 nebst Einfuhrungsgesetz. Zum Selbstunterricht für Offiziere, Fahnenjunker und Krscrve-Oftlziersaspiranten. sowie zum (lebrauch an militärischen Lehranstalten. Von Lüning, Hauptmann. Metz 1900. G. Scriba.

19. Apparat für das Festungs-Kriegsspiel von Oberst z. D. Kunde. Mit 4 Anlagen. Berlin 1900. Vossische Buchhandlung. Preis 1,60 M*

20. Der Kriegsspicl-Apparot von General MeokeL Zweite ver- besserte Auflage. Mit 6 Tafeln Beilagen. Berlin 1900. Vossiaohe Buchhandlung. Preis 1.20 M.

21. Tenne dee Tronpes de Franee* Publication mensueUe. Texte par plusieurs membres de la Sabretache. Aquarelles de Job.

I>rno1i Ton A. W. Hayas Erben. Berlin und Potsd»ai.

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XL

Uber die Vorbereitung zum Studium

eines Kriegsschauplatzes und die Hilfsmittel hierfür.^)

Von

Generalnuyor a. D. von Zepeliu.

Da die Militii r^^eog raphie die SchilderuDg der Länder und Völker mit Be/iiir auf den K rieg: zum Ziele hat, so kann auch nur florjenijre mit wirklichem Nutzen militärgeogra- phische Studien treiben, der ein klares und allseitiges Verständnis fUr das Wesen des Krieges erworben hat, ?o\Yie die Fähigkeit besitzt, schnell und richtig zu beob- achten und nach Aasscbeidang alles Unwesentlichen das Beobachtete in allgemein yeratändlicber, UberBichtlicber Weise darzustellen.

Ohne diese Vorbedingungen liegt die CH-f.ihr nahe, dass auch die sonst noch so sorgfältigen militttigeograpbisoben Studien wertlos bleiben werden.

Die sicherste Grundlage jeder militärgeographiseben ^cbildernng bildet selbstyerstftndlich die dnroh Belsen nnd Rekognoszierung gewonnene eigene Anschauung. SoU nun Iber der reisende und rekognoszierende Oflizier nicht ndt unendlichen Sehwierigkeiten kämpfen, ja wohl sogar erfolglos sich mtthen, so mofs er sich durch eingehendes Studium der litterarischen und karto- giapbischen QoeUen auf seine Aufgabe Torhereitet haben.

Aus eigener praktischer Erfahrung mOchte ich behaupten, date der Oflizier sich dureh vorhergehende Studien eine so genaue Kenntnis

des Ton ihm zu bereisenden Gebietes verschafft haben rouss, dass ihm bei Eintritt in dasselbe eigentlich nnr übrig bleibt, die Richtig- keit des auf theoretischem Wege gewonnenen Hildes durch die eigene Anschauung zu priitVn und letzteres fertig zu steilen. Dies gilt Danientlich bei Aufträgen, bei welchen dem betreffenden Offizier ganz

1) Fortsetzung zn dem Artikel XXIII, Heft 8 des Bndes 118» „Über das Wesen and die Bcdeatong der Bülitärgeographle."

JakrbOflktr Iftr di* dmitooht Aibm nnd Muia*. fid. IIA. S. 9

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130 Üb«r die Vorberaitiiiig mm Stadium einos KriegsBehuplatees.

bestimmte Fragen zur Erledigung vorgelegt sind. Im eigenen Lande sind solche Aufgaben von den zu ihrer Lösung Uberhaupt befähigteo and yoigebUdeten Offizier verJiältDismätsig leicht za erledigen.

Die litterarisehen Quellen sind dort meist ohne Schwierigkeit zu besehafTei] und ihrer Zuverlässigkeit nach bekannt; die Mitwirkong der betreffenden Behörden, Gemeinden, Techniker 0. S. W. Wird vom Staate veranlarst Bei der Erledigung des Auftrages oder der selbst- gestellten Aufgabe ist der uneingeschränkte Grebranch gedruckter und kartographischer Hilfsmittel möglich.

Anders ist dies im Aaslande, wo bei der grolsen Empfind- liohkeit gegen «.die Stadien fremder Offiziere^ aas naheliegenden Gründen aof alle diese Untersttttzangen veiziehtet werden mnls and mit besonderem Takte gepaarte Vorsicht im äofseren Aoftreten ge- boten ist Wer die sogenannten Spionen-Gesetze unserer Nachbarn im Osten und Westen kennt mit welchen Übrigens jeder in Rofis- land und Frankreich reisende Offizier sich vertrant machen sollte der kann die Schwierigkeiten ermessen, mit denen derartige wissen- schalUiche Reisen emes deutschen Offiziers zu kämpfen haben.

Es ist nicht uninteressant, dats gerade die in diesem Punkte so „empfindliehen Mächte'* ihrerseits in der Wahl der Mittel zur Be- schaffung der notwendigen Kenntnisse Uber die militärgeographischen Verhältnisse der Kachbarländer nicht za skeptisch sind und geradezu anf die Verwertung von Spionen** hinweisen. So finden wir in dem TOr einigen Jahren erschienenen Werke des Kais. Rass. Oberst- leutnants im Generalstabe KJembowsky „Di^ Militärspionage im Frieden und im Kriege" (deutsch von Freiherm von Tettau) folgende Bemerkungen: „Einen grofsen Einfiuls auf den Gang der mili- tärischen Operationen übt auch die Kenntnis des (ieländes aus. Bereits im Frieden mufs man das voraussichtliche Kriegstheater sorgtältig studieren, die wichtigsten Verteidigungslinien , namentlich starke Stellungen, bezeichnen, sich mit dem P^isenbahnnetz und llberhaupt allen Verkehrswegen bekannt machen ; kurz es ist notwendig, ausfllhrlichi' geographische und topographische Nachrichten und iiii>g- lichst vollständige Pläne und Karten von unseren Nachbarstaaten zu haben. Diese auf öffentlichem Wege erlangten Nachrichten mtlssen auf nichtOtfentliehem Wege geprüft und bis in die kleinsten F>in/.el- beiten ergänzt werden, was im Frieden nur vermittelst Kund- schafter auszuführen möglich ist."'.. . Weiter heifst es an anderer Stelle über die Sanmilung der statistischen Nachrichten: „Die Be- richte der Gesandten und Militärbevollmäohtigten, geographische, statistiBche and ethnographische Beschreibangen, oifiaelle ßehohte

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Uber die Vorbereitung zum Htudiam eines Kriegüschaupiatze». l^^l

ond dem Mmliobe Quellen geben ein retobes Material, um sieb nit der BeTölkenmg und der Ertragsfähigkeit des Landes bekannt tnmachen. Aber ancb in dieser Beziehung kann die Thätig- keit der Spione unleugbaren Nutzen brintren. Indem sie im Auslande wohnen und in einem bestimmten verhiiltnismärsi^ be- schrankten Bezirke wirken, knüpfen sie bereits im Frieden Verbindungen mit einflulsreichen Pers()nlichkeiten an, suchen deren Vertrauen zu erwerben, studieren sorgtälii^ den Charakter der i>ev(ilkerung und stellen Persönlichkeiten fest, w^dche im Kriege den Truppen als Führer, Geifselu oder Spione nützlich seiü ki>iin(Mi ; mit tdnem Worte, sie machen sich in jenem Be- zirk vollkommen zum Eingeborenen und schatfen sich, indem sie ihrer, sie unterhaltenden Regierung Nachrichten liefern, gleich- zeitig eine teste Grundlage ftü: ihre Tbätigkeit während des Krieges selbst . ."^

Wir fügen diesen Grundsätzen tür ..die Betreibung nulitär- geographischer Studien im Frieden- nur hinzu, dnfs diese selbst- verständlich viel leichter auf ein Land wie Deutschland anzuwenden sind, das innerhalb seiner Grenzen kaum einen Palszwang ausübt und alljährlich von Fremden aller Nationen bereist wird, namentlich auch Ton Hussen, Dänen und Franyosen, welche deutsch als ihre Mattersprache sprechen, wie z. B. auf Kal'sland, in welchem Yer- gnllgungsreisende, welche russisch wie ihre Muttersprache reden, namentlich abseits den groüsen Bahnlinien, selten oder gamicbt an- nrtreffen sein dürften.

Aus dem eben Angeführten ergiebt sieb, dafe nur der eingebend mit dem zo dnrcbstreifenden Gebiete Vertraute seiner Aufgabe ent- sprechen kann. Die StrafSsen, welebe er dnrcbflUirt, die Wasser- Iftufe, welebe er ttbersebreitet, müssen ihm wie längst bekannte Stätten erecbeinen. Vor allem sollte der Offizier es nicht unterlassen, mögliebst alle kriegerischen Ereignisse zu studieren, bei welchen diese topographischen Objekte eine RoUe gespielt haben. Jeder Offizier, der nach solcher Vorbereitung den Sehanplatz eines Feldznges eingebend bereiste, wird die Bedeutung derselben erfahren haben.

Freilich mnls die Kunst des Beobachtens, wenn dieselbe inch angeboren und in Yollkommener Weise niemals zu erlernen ist, dorch eifrige Sobnlnng gettbt und gefördert werden. Nur wer mit klarem Auge und richtigem Blick, gestlltst auf ncheres, soldatisches Urteil und gediegene Kenntnisse, beobachten gelernt hstf der wird imstande sein, diese praktlsehe Seite des militär- geographischen Studiums erfolgreich in betreiben. Daher ist es für

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132 ttber die VorbeNttnng nun Stndinin eines KriegMehtnplatw.

den Offizier Ton hoher Wichtigkeit, keine Gelegenheit beobachteD za können nnd dies zu lernen, sieb entgehen za lassen. Nicht nur Übangsritte, Bespreohnngen im Gelände, GeneraUtabsieisen, und ^vie alle die Übnogen im ,^rttnen Felde", nnd nicht am „grünen Tische'' heifsen, welche heate dem strebsamen Offizier Air seine Heranbildnng geboten werden, bereiten ihn zam praktischen Militttr- geographen vor, sondern auch jede Keise, welehe ihm Gelegenheit giebt, fremde Gegenden, Völker, Sitten nnd Ansebanungen kennen za lernen.

Wir erinnern hier nnr an die Beisebriefe des Feld* marsohalls Moltke ans der Tttrkei, Ratsland, Frankreioh nnd Italien. Welehe Fttlle Yon Beobaehtnngen nnd fein- sinnigen Urteilen tritt ans in ihnen entgegen. Hinterlassen sie nicht den lebendigen Eindrack, dafs alle diese Reisen hohe Bedeatnng ftlr die Entwickelnng des Bericht- erstatters hatten!

Und Terbieten sich aneh leider fiir viele Offiziere ans nahe- liegenden, zwingenden Gründen Reisen yon ithnlicher Großartigkeit, 80 gewiüiren andereiseits die heutigen Verkehrsverhiiltnisse in mehr als einer Beziehung die Mögliehkdt, die Welt weit leichter nnd früher kennen za lernen. Der junge Offizier aber sollte es niemals versäumen, wenn anch nnr mit dem Ranzel des Touristen auf dem UUekin und dem Stocke in der Hand, den Schauplatz früherer Feld- züge, und wenn es sein kann fremde Länder und Volker kennen zu lernen. Die Strapazen angestrengter Fulsreisen und Wirtshäuser mit etwa mangelndem Komfort werden reichlich auf- gewogen durch die Erziehung des Charakters, die Abhärtung des Korpers und durch die reiche Ausheute au Erfahrung und l'rteil, ganz abgesehen von der Erfrischung an Körper und Geist, die man zu Hause bringt. Nie alx r sollte es riu Offizier versäumen, die in der Näiu' seiner Garnison liegenden Gefechtsfelder aas eigener An- schauung kennen zu lernen.

l'nsere praktischen und in ihrer verständigen Lebensanschauung trotz des iiilduugbliochimitcs unserer Zeit oft bei weitem nicht \(ui uns er- reichten Altvorderen w ufsten die Bedeutung der mit Bt ohachtung von Land mid Leuten verbundenen Reisen auch sehr wohl zu schätzen. So galt die Erziehung eines jungen Edelmanns noch in der Mitte des TOrigen Jahrhunderts meist erst dann tUr abgeschlossen, wenn er entsprechend den Verkehrsverhältnissen der damaligen Zeit, za Pferde „eiue Tour^' durch ein oder mehrere L«änder Europas gemacht hatte.

In unserem Jahrhundert war es bisher ein Vorzug englischer

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über die Vorbereitung zum :Studium eines Kriegsschauplätze». 133

und russischer Offiziere, ihrem Vaterlands als „praktische Ocoorrapheii" dienen zu können, und es kann namentlich der russische (leneral- stal) als der Erforsciier des mittleren und östlichen Asiens bezeichnet werden.

Für den deutschen Otfizier hat die Schaffung unserer Kolonien »ach in dieser Richtung ein weites Feld der Thäti^^keit erötlnet. Die Namen deutscher Olfiziere werden unter den ersten der Kr- forscher des schwarzen Erdteils genannt und mit den heldenmütifren Kämpfen für die Ausbreitung und Betesti^ang- der deutschen Herr- (ichaft gehen Hand in Hand die trefHicht ii geograpiüscbeD und pbotographisohen Leistungen deutscher Offiziere.

Die Litteratar, welche sich mit der Anleitang zu mili- tärischen fiekognoszierungen beschäftigt, ist sehr reich- haltig:. Wir weisen fUr den deutschen Offizier nur auf das Werli BioQsarts yon Schellendorf „Der Dienst des Generalstabes bin. Ebenso reich ist aber auch die Litteratur, welche dem Reisenden die allgemeine wissenschaftliche Vorbereitung für seine Beobachtungen bietet. Die „Bibliotheca geographica" der Gesellflobaft für Erdkunde in Berlin giebt z. B. in dem Kapitel: nAnleitnng som Reisen und Beobacbten'* eine grofise Zabl wisseo- Mhaftiieber HilismitteL

Zn den nm&ssendsten gehören: „Kaltbmnner-Kollbnumer, Der Beobaehter, Allgemeine Anleitung zn Beobachtungen Uber Land und Leute", 2. Auflage, Zflrieh 1888 und „Neumeyer, Anleitung zu wisseDsehafUichen Beobachtungen aul Reisen**, 2. Auflage, Berlin 1888, sowie „Freiherr von Richthofen, Ftthrer für Forschnngsieiaende, Berfln 1886/' Von fthnUehen Werken in fremden Sprachen seien 0. a. erwilhnt: die „Instructions g^nerales anx voyageurs, publikes per la soci^ geographique, Paris 1875** und ,.HintB to traTdlers*', 7. Auflage, London 1890**, letztere Arbeit herausgegeben im Auftrag der Geographischen Gesellschaft in London.

Nachdem wir so die Bedeutung der Fähigkeit eigener, selbat- sttndiger Beobachtung für die militärgeograpbiseben Studien hervor- gehoben haben, wenden wir uns nnnmher zu einer Betrachtung der wissenschaftlichen Hilfsmittel.

Diese sind entweder litterarischer oder karto* graphischer Natur.

Was Konächst die dem militUrgeographischen Studium dienende Litteratur anlangt, so ist das Gebiet derselben ebenso umfangreich wie das der Militärgeographie selbst. Eine nur einigermaisen er- schöpfende Übersicht Uber dieselbe ist daher an dieser Stelle un- möglich. Von deren Umfange macht man sich leicht eine Vor-

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134 Ob^>' ^ Yorbereituig mm Stadiom «ines Kiiegsidisttplaties.

Stellung, wenn man nnr an die jeder Oefeohtsschildernng mid jedem kriegsgeBchiobilichein Werke emgestreaten Gelände- imd Düiderbesohreibnngen denkt. Von Caesars ans anibewahrten klassischen LandsehafiBsehüderangen bis za den mnstergttltigen Dar- steUnngen in den Werken des dentsoben Generalstabes and den vielen Sohilderangen ttber kriegerisebe Vorgänge der neuesten Zeit finden nnr für unsere Wissensobaft in den kriegsgeschiebtlicben Werken eine reicbe Aasbeate. Gerade die in Verbindang mit kriegs- gesobicbtlieben Vor^^ängen gegebenen SehOdernngen militifargeogra- pbiseber Natar sind aber oft besonders wertrolL

Um nnn das Feld der übrigen Quellenlitteratar ^niger- maüsen za begrenzen, muls man sich vergegenwärtigen, welche Fragen der Generalstab stellt, am sich ein erschöpfendes Bild eines Kriegsschauplatzes za verschaffen, Fragen, deren Beantwortung nur aus den verschiedensten, oft schwer zagäDglichen und stetü eingehend aui ihren Wert zu prüfenden Quellen zu schöpfen sind.

Der kriegsgeschichtlichen Litteratur hahiii wir bereits gedacht. Sie kommt im weitesten Sinne des Wortes fUr unsere Zwecke zur Geltung. Dann werden die Werke allgemein geographischen (-harakters von der Schilderung eines Ortes bis zur Charakterisierung eines ganzen Landes, zu benutzen sein. Freilich sind es hier nicht immer die sich in glänzenden Schilderungen, geistvollen Vergleichen und kritischen Spekulationen ergehenden Ab- bandlungen; sondern vielmehr nüchterne, möglichst viele statistische Angaben enthaltene Heschreibungeu von Ortlichkeiten. welche reiche Ausbeute für militärgeographische Zwecke gewähren. Daher sind z. H. Ueisehari (1 1) iie h er nach Art unseres Baedeker, die uns von Etappe zu Etappe in prosaischer, handwerksmäfsiger, aber prak- tischer Weise durch die Verbindungen des Landes geleiten. Mono- graphien von Städten, Flüssen und Kreisen, wie sie in vortrelflicher Weise Württemberg in seinen Überamtsbeschreibungen besitzt, geo- graphische Ortslexika, Keisebeschreibangen, Eisenbahn» Marschroaten und Stralsenscbilderangen a. s. w. mit grolseni Natzen zn verwerten. ^)

1) Bei dem grofsen Kolobtom der geographischen Litteratur iat es, wie oben erwXlmt, anmögiich, eine sneb mir annlherad genügende übersieht der wiehtigsten Quellen fflr die MÜitärgeographie zageben. Wir Terweisen den OfBzier für seine Orientierung auf die in ihrer Art nnenreioht, leider nnr bis in die achtziger Jalire geführte „Registrande des grofsen Generals- tabe s" (redigiert vom damali^^en .Mitglied der geogruplii.scli-statistischen Ab- teilang, überstieutuant Dr. Max Jahns), auf die Litteratur- Übersicht in YerOfieatilelinngen wie die bei Perthes ersoheinenden, lange Zelt von Petermtnn redigierten „Geographischen ]Ilttellnngen**lndenMl,8 wen-

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über dfe yorbeieltaiig nnD Studtam einM KrisgMobtaplilMB. 135

Aach die periodische Presse giebt oft sehr wertvolle Mit- leilaD^n, die sadem meist den Vorteil gewälireD, dab sie bisher imbekaimle ZnsammeiMteUQiigeii oder neoe firgSiisimgen bringeD. Dies ist aber ani so wiehtiger, als bekannflieh die Topographie eines Landes sehr Terilnderlioher Natur ist, deren völlige Richtig- steUnng kaum den Genenüstftben der betreffenden Armeen mit Hilfe des Urnen doch aaf amtliehem Wege sngebenden llaterials möglich sein dttrfle. Ebenso wie die tq^grahisoben Verhältnisse nnd vielleicbt in noch höherem Grade sind aber alle die Angaben, welche sich aof Bevtflkemng, Viehstand, Ernte nnd Anbanveiiiältnisse, Gewerbe, Handel nnd Industrie n. s. w^ korz anf alles dasjenige, was vor- xogsweise in das Gebiet der Statistik ftUt, beziehen, der Ver- ündemng onterworfen. Hieraas ergiebt sieh sehon die Bedentang der Statistik fOi die Ifilitärgeograpbie. Wer sich aber mit dieser heate za frtther ungeahnter fiedeatung gelangten Wissenschaft beschäftigt, nnd sei es auch nnr, dals er ihre Ergebnisse bennzt. muls einige Kenntnis von ihrem Wesen haben, will er nicbt {groben Täuschungen unterliegen. Dies ist aber um so leichter der Fall, als die Statistik ihre Ergebnisse in sehr U hersichtlicher, aber oft der Erläuterung entbehrenden Tabellen zu geben pflegt.

Das Gebiet der Statistik ist ein sehr mannigfaltiges. Sie giebt Antwort auf alle Fragen des Volks- und Staatslehens. So hat man eine Bevölkerungs-, Geburts-. Sterblichkeits-, Berufs-, Erwerbs-. Ge- werbs-, Fabrik-, Ernte-, Vermögens-, Bergbau, Schiffahrt-, Handels-, Unfall-, Kekrutierungs-, Verlust- u s. w. Statistik. Aus diesem Grunde steht daher der Offizier nicht nur bei militära:e(>graphischen Studien, sondern auch bei vielen seiner anderen Berufsautgaben, namentlich der des Generalstabes und des Khegministeriums, der Statistik keineswegs teilnahmslos gegentiher.

Aber auch alle die grolsen Fragen unseres staatlichen und soualen Lebens, unseres Heerwesens und unserer Stellung zur See, um welche heute auf den Tribünen der Landesvertretungen und in der Presse heilse Geistessohlaohten geschlagen werden, sie werden nicht zum geringsten Teil mit einem gewaltitren Apparat je nach den\ Parteistandpunkt gruppierten nnd verwerteten statistischen Materials 4iiicbgefochten. Wer entsänne sieh nicht nock der, soweit wir recht

tija der Kaiserlich Russischen Geographischen Geielltoha t%u (niMisch), in der von der Berliner Gesellsohaft fttt ErdkanCe nerm^ cefebeaen „bibliothees Geograph!«»" n. w. Auch in der^^^^V biiarbMrbeitetea dam ^SdieibertBeheo ülustrierten Militär-Lexikon'* giittMitwnbeniQhe* flndsa lioh die wiehtigstea Werke erwähnt.

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13G l^er die Vorbereitung zmn fltndlom cinei Kriegsaohauplatzes.

berichtet sind, von Seiner Miyestttt dem deatsehen Kaiser selbst an- gefertigten Flottentafeln, mit welchen Allerh(toh8tdenelbe die Hinder- nisse hinwegzuräumen snohte, welche kleinlicher Parteigdst und politischer Unverstand der Entwickelong onserar Stellung zur See entgegenzustellen wubte. Die Vertreter des Kriegsministeriams ond des MailneminiBteriams aber sind gezwnngeO) einen grolisen Teil ihrer Zeit darauf zu verwenden, absichtlich oder unabsichtlich un- wahren Zusammenstelliingeu statistischer Natur mit anderem, be- richtigenden Material zu begegnen. Wie schwierig ist daher die Stellnng eines Offiziers, welcher zuweilen Männern auf dem ihm unge- wohnten lUatze der parlamentarischen Rednertribüne entg-ei^entreten muls, deren eigenartige Begritfe von Anstand und Ehre ihm sonst die Vermeidunj^ jeder Berührung zur Ptiieht machen, wenn er dies mit dem unbeha^rlichin Getlihl thut, über das Wesen ihrer Kampfesmittel nicht g:enügend unterrichtet zu sein, ihre Fälschungen nicht heraus- finden und berichtigen zu können, weil ihm jedes Urteil Uber die Wege fehlt, auf welchen er dieselben auffinden kann.

Aus allen diesen Gründen erscheint es mir unbedingt geboten, hier näher auf die .Statistik als Wissenschaft einzugehen.

Die meisten Armeen haben in richtiger Erkenntnis der Bedeutung der Statistik ihr auch in irgend einer Form einen Platz in ihren Bildungsinstituten und in ihren Generalstäben angewiesen. Der grolle Generalstab besal's sogar bis vor wenigen Jabren eine besondere geogn^hiscb-statistische Abteilung, die heute in ihren Sektionen den anderen sich mit den fremden Armeen beschäftigenden Abteilungen zugeteilt ist. Die russische Nikolai-Akademie des Generalstabes hat einen Lehrstuhl fUr Militärstatistik, die österreichisch-nngaiiaohe Armee besitzt sogar ein militärstatistisches Jahrbuch.

Ja in einigen Armeen scheint nach gewissen Richtungen liin zuTiel Statistik getrieben, wenigstens an die Öfifentlichkeit gebmeht zn werden.

Wenn wir z. B. die Spalten des nKnsdsehen Invaliden** duroh- blftttem, so finden wir eine unseres Elrachtens ohne Schaden ent- behrliche Zahl militftrstatistischer VerOffentlichnngen. Ähnlich ist es in der Österreichisch-ungarischen Armee. Wir glauben wenigstens, dais es des Guten zu viel gethan ist, wenn wie wir uns ans früherer Zeit erinnern das militftrstatistische Jahrbnch die Zahl der ehrengerichtlich yerurteilten Offiziere, bezw. der aus der Armee ent- fernten, veröffentlicht oder den Prozentsatz der durch Selbstmord gestorbenen Offiziere zum Gegenstand wissenschaftlicher Abhand- inngen macht

Was die Statistik ak Wissenschaft anbetrifiTt, so ist ihr erst im

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Ob«r yorbereitang zum Stadiam dnea Kriegstebaoplaties. 137

?ajg6D Jalirhiuldert ein Pitts auf unseren UniTezsitiiten angewiesei^ rnnden,*) obwohl man amtliehe, miUtilxisehe Statistik getrieben bat 90 fauige es Staaten giebt die eiste Verwaltnogshandlnng einer fiegierang des Alteitoms war jeden&Us die Zählong der waffen- ftbigeD Ifönner.

Von einem zuverlässigen Werte konnte die Statistik natürlich erst werden, nachdem der Staat ifire Leitung in die Hand ^:*enommen hatte, sie also nicbt mehr aussehlierylich Sache von Geleiirten oder Pri?atleuten war. Hierzu diente die Einrichtung der sogenannten „Statistischen BUreaus", denen in vielen Ländern als Beirat noch die aus Beamten, \ oiksvertretern, Gelehrten u. s. w. zusammen- gesetzte »Statistische Oentralkommissionen- zur Seite ^stellt sind. Im Deutschen Reiche besteht aufserdem das „Kaiserliche Statistische Amt'', welchem die Auffalle zufallt: 1. Das gesetzlich oder auf Anordnun«: des Reichskanzlers und des Bojidesrates für die Reichsstatistik zu liefernde Material zu sammeln, in prüfen, technisch und wissenschaftlich zu bearbeiten und die Er- gebnisse geeignetenfalls zu verötreutlichen und 2. auf Anordnung des Reichskanzlers statistische Nachweisungen aufzustellen und Uber statistische Fragen gutachtlich zu berichten. An der Spitze dieser Behörde steht ein dem Reichsamt des Innern unterstellter Direktoi:^ Aber weder die laufenden Arbeiten der statistisehen Behörden des ReioheSf noch derer der Einzelstaaten vermögen den Bedarf der Behörden ond weiter Berufskreise des Volkes an amtlicher Statistik XU befriedigen. Einesteils sind es städtische Verwaltungen, welche ftr ihre Zwecke eingehendere statistisehe Naeh Weisungen nicht ent- behren können, andererseits sind es obere Verwaltangsbehörden,. die ftr ihre Verwaltnngszweige eine eigene Statistik bearbeiten, iasseo; endlieh sind ui Deatsehland meist erst seit den sieben- ager Jahren fttr bestimmte gesetzgeberische Zweeke be- sondere sogenannte Enqjnöten') Yeranstaitet naeh Art der seit alten Zelten dem englischen Parlament asastehenden .inqniries". Solebe Enqndten waren z. B. 1898 die Börsen-, 1886 die Sonntags- ttbeÜB-, 1876 die £ä8enbahn-£nqn6te. Von den bei den einzehien oberen Verwaltungsbehörden bearbeiteten besonderen ststistiscben

>) Alt KoiiMiiin sei erwlhnt, dafo der JeneuMr Profeuor Stm^e seine 1708—20 gehaltenen Vorleeiuigen btld als «de statu regni germanio]*,.

bald als „notitia stataum Germaniae" mkUndigte, das Wort „Status*' bald als Staat, bald als Zustand erklärt wurde, stritt man sieh irSbread eines ganzen Jahrhunderts über den Namen der jungen Wissenschaft.

^) Enquete bedeutet im allgemeinen eine Ermittelung ziix Auikiärung Iber bettimmte Fragen und VerhSltniBse.

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138 Über die Vorbereitung inm .Studium e'xDea KrieK»äcLaapluueä.

Erbebimgeii seien hier erwibnt: im Kriegsminist^iiini die Statistik des Uilitiirersatzes, bei der Medizinalabteilung im besonderen die Statistik der Sterblichkeit and der Gresondbeitsverliältaisse der Armee.

Da die Art der statistischen Erhebungen und die Ur^^aiiisatioii der Arbeiten in den einzelnen Staaten nach selir verschiedenen Grund- sätzen geschieht, so hat man seit den fünfziger Jahren versucht, durch internatidiiale statistische Kongresse gleichförraigre Grundlagen t\lr die statistischen Arbeiten der verschiedenen Länder zu schaffen und 1S85 bei einem Kougreis in London ein inter- nationales Institut der Statistik gegründet, welches seinen Sitz in Rom hat und von Zeit zu Zeit beratende Versammlungen veranstaltet. Das von ihm herausgegebene ,,Hu 11 etin de l'Institut international de Statisti(iue" ist so gewissermaisen das Central* Organ der Statistik der ganzen Welt.

Soweit die Bemerkungen Uber die Organisation der statistischen Beli'MilL'U und Hinrichtungen, deren Kenntnis dem zur Erledigung seiner Arbeiten auf statistische Erhebungen angewiesenen Offizier notwendig sein dtlrfte. Eingeheuder Einblick in diesen Gegenstand gewähren u. a. die trefflichen Werke: Block, Traite thöorique et- pratiqnedestatistique. Paris IÖ79, deutschvonH. v.Scheel, Leipzig 1879; Meitzen, Geschichte. Theorie und Technik der Statistik. Berlin 1886; Hischler, Handbuch der Verwaltungsstatistik, Band L Stuttgart 1892, sowie einzelne Artikel, wie z. ß. der vom Direktor des Kaiserlichen statistischen Amtes, Geheimen Oberregierungsrat Becker, vor Jahren in der „Deatsehen Kevue" veröffentlichte Aufsatz über die Organisation der amtlicben Statistik im Deutschen Keiohe and der im 6. Bande (1894) des f,HandwOrterbnehes der Staatawisaenschaften*' enthaltene Artikel: Statistik, anch Stieda ^fU» Vei&hien bei Enqndten Ober aosiale Verhältnisse** in Band 18 Jkat Schiiflen des Veidna für Sosdalpomik".

Die Ergebnisse der statistischen Erhebungen werden in einer grofsen Anzahl von Publikationen in fast allen Sprachen yerOffentlichi Für das deutsche Reieb sden er- wilhnt: „Das Statistische Jahrbuch ftlr das deutsche Beich» (seil 1880), „die VierleUahrsschrift zur Statistik des Deutschen fieiches*' und die in fast 190 Kbiden seit 1873 erschienenen VeiOffentlichungen der ^fStatistik des Deutschen Beiehes*'; ftr Bufaland die Schriften des ^^StatistiBchen OentraIkomitös*<, die statistischen ^^ammelweike Uber die Eiaenbabnen" sdtens des Ifinisteriums der Wegeverbindungen n. s. w.; für Frankreich „Statistique de la France^', „Annuaire statistique de la France'^ und „Manuel de statistique pratiqae,

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über die \'orbereitaii^ zum i^ludiuiu eines Kriegssobaaplatzes. 130

stitistique generale de la France'*. Unter den etatisticben Quellen

für die Statistik der Österreichisch-Ungarischen Monarchie <M u. a. zu nenui ii : ,,ikachelii, Statistische Skizze der Osterr.-Uno:. Monarchie", „Die Österreichisch- Ungarische Monarchie in Wort und liild" (erscheint auf Veranlassung des verstorbenen KruDprinzen Kmluir seit 1886); „Statistisches Handbuch" (seit 1881 jährlieh); ..Statistische Monatsschrilt (seit 1875), und Verüffeutiichungeu ver- schiedener Ministerien.

In allen diesen statistisclien Werken werden uns die Ergebnisse (k-r statistischen Erhebungen entweder in textlichen Schilderungen wiedergegeben oder in Vorm von Tabellen oder endlich durch graphische Darstellungen, sei es in Kar togrammes; d. h. Karten der Länder, in welchen durch Farben oder Schraffierungen das Hervorzuhebende in seiner örtlichen Lage bezeichnet wird, sei es iu sogenannten Diagrammen, in welcher z. B. durch Unter- abteilungen eines Reebteokes das Verhältnis bestimmter Teile zum Ganzen beiyorgehoben wird, wieder einseelnen Nationalitäten! Berufs- klassen a. 8. w.

Ebenso wichtig wie die Kenntnis des Wesens der Wissenschaft und der Quellen ist für den Offizier, welcher Bich mit der Statistik beschäftigen mnfSi die Fähigkeit, den Wert des Materials sn benrteilen, aas welebem siob die- selbe aufbaat.

Wir gianben daher, anch hierauf korz eingehen za mttssen.

Die Ergebnisse der Statistik werden gewonnen dnzeh fcdgende sdiarf von einander za trennende Arbeiten:

L Die Sanunlnng des sogenannten Ur-lfaterials; d. h. die fir- bebiiQg der Daten dareh Eingaben der Behörden, Gemeinden, Trappen- teile o. 8. w. oder darch Ansftlllang von Fragebogen nnd omnitteibare ZiUong.

2. Die Prttfang and Sichtang des gesammelten Materials and die BichtigstelloDg der bei der Erhebung gemachten Fehler.

3. Die Verwertung des sogenannten Materials za Wissenschaft* lieh bcaachbaren Zasammenstellnngen.

4 IMe Bearbeitang des meist sehr weitläufigen Zahlenmaterials mm Zwecke der Erlänternng der Tabellen, der üervorhebong ihrer Hauptergebnisse.

Der Wert der Statistik*) ist abhängig von der Zuverlässig-

^) Wenn wir in dem Folgenden einige aaffalleode Beispiele der bei den Vorarbeiten m^iglichen Fehler geben, so wollen wir nur dem Offizier Handhaben für »elb8tiin(ii<^e PrUfung^ und Beurteilung des Materials geben, keineswegs aber den Wert der ätatii»tik als solche herabsetzen.

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140 t)ber die YoiibmeUxag nun Studinm eines Krieffsiehnnplntoes.

keit und dem Verattndiiis, mit welehem die Arbeiten in diesen eben genannten Tier Stadien ansgefUirt werden.

Znnfteliet können Fehler bei der Sammlang des soge- nannten Urmaterials gemacht werden.

Die Unfähigkeit oder Unznverlftssigkeit der mit der Er- hebung beauftragten Einwohner oder Beamten ist der erste Grand hierftor. In groben Sttdten, ja in grOfseren Orten, wird es leicht oder doch möglich sein, die geeigneten Personen filr diese Arbeiten sn finden. Anders ist dies aber oft anf dem flachen Lande, wie s. B. in meilenweit in Ansbaaten zerstrenten armen Gemeinden. Liegt nun schon bei uns in Deutschland die wenn anch gewifs nur sehr seltene Möp:lichkeit vor, dals diese Arbeiten Fälschungen oder unbeabsichtigten Fehlern ausg^esetzt sind, wieviel mehr ist dies in Ländern mit einer schwachen und zum greisen Teil nicht einmal des Schreibens und Lesens kundigen Bevölkerung, wie z. B. in Kufsland, der Fall.

Dann spielt ferner das Eigeninteresse eine grofse Rolle hei der Fälschung der statistischen Daten. Selten wird zum Zwecke der Statistik ein Fabrikant sich zur Angabe seiner Jahresproduktion, ein Kapitalist zu der seiner Rente, oder ein Gutsbesitzer zur Angabe seines Ernte-Ertrages verstehen, wenn er befürchten muls, hierdurch Veranlassung zur Anziehung der Steuerschraube zu geben oder einem Konkurrenten Einsicht in seine \'erhältnisse zu gewähren. Man denke nur an das Mifstrauen unserer Bauern, welche zuweilen die bestgemeinte Reforra-Mafsregel mit gröfster N'orsicht aufnehmen, oder an die Juden des westrussischen Gouvernements, welche sich nicht scheuten, die Geburtsregister zu fälschen oder gar zu vernichten, als sie bei Einftthmng der allgemeinen Wehrpflicht zur Ableistnng ihres Dienstes herangezogen wurden.

Die Prüfung nnd Sichtung des Materials kann auch mit derselben Mangelhaftigkeit und Unsaverlässigkeit wie die Erhebung geschehen. Jemehr die Behörden, namentlich die der Selbstverwal- tung, mit statistischen Arbeiten belastet, je weniger sie fUr solche Arbeiten befähigt and vorgebildet sind, um so näher liegt die Gefahr, dafs sie der ihnen onwillkommenen oder schwierigen Anfgabe nieht gerecht werden.

Endlich darf nicht vergessen werden, dals heute oft von Central- stellen durch statistische FVagen aller Art aus ganz ungehörige, wenigstens oft nnerfttllbare Ansprüche an die Zeit and Arbeitskraft der mit der Selbstrerwaltang betrauten Personen gestellt werden. Das trots scheinbarer Beschrttnkung in formalem Sinne von Jahr zu Jahr an- wachsende Schreibwesen wird hierdurch noch in unerwünschter Weise

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Ober die Vorberaitmig sum Stndiom eines KriegMehaaplataee. 141

vermehrt. Jeder Ofti/.i(T, der einmal w'k^ der Verfasser iu der I.asre war. derartige dienstliche Forderunjren an Betiörden zu stellen, wird bei allem bereitwilligen Entgegenkommen aeitens derselben die Kr- faimng gemacht haben, wie ttberlasftet diese mit Statistik sind.M

Das in letzter Stelle von mir genaimte Hilfsmittel fUr militär- geographische Studien, die Kartographie, steht in seiner Bedeutung der Litteratur keineswegs nach. Im Gegenteil ; eine brancbbare Karte buiD anch durch die vortreffliehsten Beschreibungen nicht ersetzt worden. Sie hat aufserdem den Vorzug vor jeder Schilderung, daÜB ne io Kttr/e einen Überbliok gewährt Treffen wir auf dem Ckbiete der geographischen Litteratnr oft bei einer scheinbaren Oberfilüe oaeb Terschiedenen Bicbtangen hin auf grolse Lücken ond Bfibigel in dem fttr die Zwecke der BfiUti&rgeographie Terwendbaren Material, 80 bieten sich uns im Gegensatze hieran anf dem der Kartographie reiehe and Yortreffliehe Mittel dar.

M irlin in die Augen fallendes Beispiel, welche Folgen die ohne KUctLsioht auf die thatslohllehen VerbUtDiase geateltieii Forderaiigen amtUdier Statistik bibeo könnea, Uetot des Bnseieehe Beiok In diesem Lande hat min in

der wohlmeineuden Absiebt, den kulturellen oder administrativen Vorsprung anderer Staaten mtifi^lichst schnell einznholon, zuweilen Reformen ohne genügende Berticksichtitrnng der tliatsächliclien Verhältnisse eingefllhrt. So auch auf dein Gebiete der Statistik. Man schuf 18öb ein „Centraistatistisohes Komitee'^ das ton Ministerinm des Innern naterstelit wurde. GleiobMltig errichtete man bei allen Wniaterien CentralatoUen für Statistik, alle Oonveniementa, Ja aogar die Kreise erhieltin statistiaohe Komitees. Man Uberlastete, weil man im Volke nicht genügende Hilfskräfte fand, eine gnifsere Zahl von Hehördcn sDwio einzolne <>ffiziere und Beamte mit lunfan^^reiehen statistischen Arbeiten, wie z. B. den üliitärkreischöf (etwa unser üezirkfikommandeur).

Man hat hierbei aber Ubersehen oder sich doch wenigstens nicht zugestehen vollen, dafii die InataaMo, anf deren Angaben aehUeMeh ein nicht nnbedentender TaO der Statistik grOfatentella beruht, nicht befiOtigt oder gewiHt ataid, den An- fordenuigcn zu entsprechen, welche die Zuverlässigkeit des Urmaterials ver- bürgen. ~ Es sei dahin gestellt, oh die Berichte, welche uns Schriftsteller wie Wallace und Loroy Beaulien flehen, noch heute den Thatsachen entsiiroehen, obwohl es auch jetzt zuweilen vorkommen wird, dafs der Starosta ((jemeinde- Allette), des Sehreibens ankundig, den vUllig unorientierten Schreiber der Gemeiiide den ¥Vagebogen ansfttUen oder den Bericht anfettigen Vt&t, ohne rlai's der eine wie der andere eine Ahnnng haben, nm was es sieh dgentUeh Welt.

Die Dissisehe Hcgienmg scheint sich heute auch Uber diese Mängel keiner ^Selbsttäuschung hinzugeben. So wurde bei Erörterung der in dem Jahre 1899 in den Gouvernements l'ensa, Kasan, Ssimbirsk, Ssaratow, Ssamara, Wjittka, Perm, Ufa, Oienburg, Kjäsun, Tnla, Tambow, Woroaeseh, Orel nnd Xisehay Nowgorod angeordneten wiederholten Pferdedlhlang often anagesproehen, dafs die früheren Militärpferdezählongen (1887 und 1894) nicht an dem er» wünschten Ergebnis gelülirt hätten, weil n. a iiieht genug Personen vorhanden « aren, die diese zu Mobiimachungszweckea angeordneten Zälüaugen in den ein- zelnen Bezirken leiten konnten.

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142 <^ Vorbereitaiig nun Stadfaun eines KriegMehAopUtees.

Ja. der im deutschen Offizierkorps stets als Kartograph in erster Linie ^renannte Oberst von Sydow weist der Karte im g-ewissen .Sinne fUr das Studium des Ofti/icrs v'im^ noch höhere Stelle an, wenn er sagt: „Wenn die Karte früher nur als ein Hilfsmittel beim ^^eo- grapbischeo Stadium dastand nnd des ergänzenden Wortes nicht ent- belnen konnte, um dem Beschauer das Bild des dargestellten Erd- raumes lebendiger zu rorgegenwärtigen, so soll jetzt die geographische Kartp allein durch die Macht ihrer Zeichen oft nmp-kehrt dem sohildenideD Worte eine (Grundlage sein, von welcher nicht biols der Charakter formeller, äufserlicher Anordnung entnommen werden, sondern von weicher auch der wissenschaftliche Gedankengang seinen belebenden Hanch entnehmen kann.**

Der Offisier bedarf daher schon für die Bildung seines Urteils ttber das fttr seine jedesmaligen Zwecke brauchbare Material eines grttndlichen Einblickes in das Kartenwesen.

So interessant es anch sein durfte» so verbietet leider die Rllck- sieht auf den Rahmen dieser Arbeit, einen eingehenden Uberblick ttber die Geschieht der Entwickelung des Kriegskartenwesens zu geben.

Denn Karten bestehen, seitdem die Vdlker die Mittel gefunden hatten, ihre Gedanken durch Schriftaseichen anssudrttoken. Denn wie die Z&hlaug der wehrhaften Männer wohl eine der ältesten Hand- lungen praktischer Statistik war, so mu&te doch auch eine der vor- nehmsten Pflichten eines Fttrsteu sein, der ein Heer in demselben unbekannte Gegenden schickte, ihm eine Beschreibung des einzu- schlagenden Weges mitzugeben. Umgekehrt brachten die aus des Feindes Land zurUckkthrenden oder von ihm Besitz ergreifenden Heere die Schilderung derselben mit.

Der Soldat wurde auf dieBe Weise sowohl zum ersten praktischen Geographen wie auch zum ersten praktischen Kartographen.')

1) Als älteste Kartenwerke sind un^ die Itiuerariun der Kömer aufbewahrt. Es Ist wohl selbstverstilndlieb, ds& ein Soldatenvolk, das mit selnea durch Urwilder nnd unwegsame Gebirge riehenden Heeren Stnfsen baute, welohe noch heute trotz aller Fortschritte moderner Teclinik unsere Anerkennung er- zwingen, anch darauf bedacht war, diest« Hoere inil den nötigen Oricntierunf^- mittebi aii>znstatten, wie es das Material zu diesen von dem Soldaten empfing Die Itinerarien waren dureh Handbücher (Wir würden heme sauren Öiien- tierungsheltej ergänzt, so dals man den Trappen neben den Karten {l. picu) Handbttoher (I. scripta) mitgab. Wer Gelegenheit haben sollte, die Kaiserllehe nofUbHotiiek in Wien su besuohen, der versSume nioht, die sogenannten JPen- tingerschen Tafeln" zu besichtigen. E«« ist dies ein auf Befehl des Kaisers Serems auf 12 Pergamenttafeln angefertigtes Itlnerarium, dessen Länge nicht

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Ober die Vorberettmig snm StiuUiun einos KxktgsaobauplatMB. 143^

Bei dem völligen Verfall der Karto^rraphie im Mittelalter und bei der sehr alimähliehen Vervollknnimung der Technik der Aufnahmen bis gegen das Ende des XVIU. Jahrhunderts waren die Heerfllhrer und Trappen in den Feldztigen jener Zeiten auf ungrenUgrendes und lücken- haftes Kartenmaterial an^rewiesen. Dieser Umstand dart bei kri- tiseher Beurteilimg der betretft-iuien kriegsgeschichtlicben EreigniBBe nicht Ubersehen werden* Mit welchen Schwierigkeiten hatte auch nach dieser Kichtung noch die KriegsfUhriuig za den Zeiten des groben Kurfürsten and Friedrichs des Grolsen ZU kämpfen nnd in wie günstiger Lage befinden sieh die Heere am Ausgange des m. JahrliundertB?

Bk nun Jahre 1816 war es z. B. in PreoDsen dem Generalstabe siebt mOgUehy noh ein TOilig richtiges, geographisches Bild des dgenen Landes zn verschaffen. Die Anfertigung der Karten war zom grolsen Teil Sache 7on Privaten, die bei dieser Arbeit hänfig von ganz ver-

wentjirer als Ju^j Wiener Fnfs und dessen Breite 11'/, Zoll beträfet iimi wclehes än Bild der Miiitarstraläen des damuiigeu Westrümisohen Keiches gewiihi t. Diese Tafthi ksmeii, ntehdmn sie ob von MOnehoi vervielfiUtigt, ub Original, mi dddDgestellt im Klostor T^rnaee aafgefanden «area, in den Bestts des bekannten Patriziers Peutingcr in Augsburg und dann nach manchen Schick- s'alen in den Besitz des Plinsen £ngen von Savoyen, von dem sie die Wiener flofbibüotbek erwarb.

Zu deo „Itioeraria äcripta'^ gehört u a. das Itineruriuni Antonioi aas der Zeit des Kaisers Csrscalla, welches 872 Hsuptatralsea des Heiohes mit An- gdM der Ortschaften, sowie Klassifizierang derselben von der Villa privata bis am Mimid|riam nebst Stirke der Osmisonoi enthSlt nnd sieh bereits anf Xltere Atlbsfamen stützt.

Es ist im hohen (Srade interessaDt, zu sehen, dals gleiche Fr-^aehen im militärischen Leben des Altertums die gleichen flrscheinungen züitigüu, wie in dem der Neuzeit.

Koeh hente finden wir Itinersiien unter den kartographischen Arbeiten BttMntlieh der Heere der grofsen KoloaialmSehte England und RnlsUnd, bei htiterem auch „Marschrouten aufnahmen" (marschpytUj genannt. Sie sind ihnlich wie jene kartographischen Darstellungen der römisehen Heere, Zi ich- nungen oder Beschreibungen von Wc,',e8trecken nnd Marsciilinien neh.st dem diesen zunächst anliegenden Gelände, wie sie von rekognoszierenden Utlizieren, Beiseuden oder den iu bisher unbekannten Gegenden vordringenden Truppen QBter den schwierigen VeridUtnissen solcher Expeditionen nur ansgeftthrt wiwden könaeii. Die gaaxe Arbelt beruht dann gewOfanlioh auf astrouomisohe Orts- beätimiDungen, in Lingenmessungen vermittelst des Sehrittes oder des Mefsrades nnd in Höhenmessnngen mit Hilfe leidit transportabler Spiegoiinstrumente und barometrischer Berechnungen. In sehr lebendiger Weise giebt uns Jaworskij in seiner „Heise einer russischen Gosaudtschatt nach Afghanistan" ein Bild von der Aniflihmng soloher Jttarsohrontenanfiiahmen**. Wir sehen« wie der m fiesem Zweeke der Gesandtschaft beigegebene Topograph nnter den Augen der afghanischen Eskorte arbeitete nnd wie die Barometwmessongen stur Tänschnng dvebenso mUstnwisehen wie erstaonten Adaten vom Ante vorgenommen wnxdcn.

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144 i^ber die Vorbereitong zum Stadium eines KriegMcbftuplatKes.

schiedenen Gesichtspunkten aasgingen. Zudem fehlten meist irgend in sichere tritronometrische Grundlagen. Berücksichtigt man dies, fio mufs mau sieh noch heute fragen, wie es möglich war, Karten- werke wie die v. Schmettaasche, Le Cocqsche und v. Schröttersche Karte zu schaffen.

Vom Jahre 1816 ab wurde die Anlbahme des Landes ausschliefs- lioh dem Generalstab Ubertragen, welcher nun von 1818 bis 1830 unter der bewährten Leitung des Feldmarschalls Freiherrn v. Müffling nieht weniger als 8000 geographische Quadratmeilen aufnahm. Wenn man auch vom Jahre 1830 ab zn grilndlieherer Arbeit übergeben konnte, so fehlte es doeh noch immer an einer genügenden trigonometriseheo Omndlage man hatte in den Östlichen Proyinzen, wo noch keine genauen Katasterkarten bestanden, selten mehr als 2 trigonometrische Ponkte anf einem Uefstiseh nnd an einem stttndigen, gründlich geschulten Personal. Der Eifer nnd die Gewissenhaftigkeit der nnr auf je drei Jahre kommandierten Offiziere vermochte doch nicht die Leistungen einer emheitlich arbeitenden und durch längere Obong und Erfahrung erprobten Topograpbensehule zu ersetzen

Dir Triangulation wurde seit 186.") durch die Umwandlung der bis- herigen trigonometrischen Abteilung zu einem Bureau der Laiides- triangu lation. welchem die Aufgabe zuliel, in den sechs östlichen Provinzen des damali<:r'Ti Preufsiscbeu Staates auf jeder Quatratmeile mindestens lu im Gelände verstreute trigonometrische Pnnkte zu bestimmen und aulserdem noch alle Punkte, wie TUrnic Schorn- steine, deren Profil eine genaue Bestimmung erlaubte, trigonometrisch festzulegen.

Nunmehr konnte auch die Landesaufnahme auf sicherer Grundlage die topographischen Aufnahmen ausfuhren, umsomehr, da ihr ein weit gröfseres Personal an ständigen Topographen Uberwiesen wurde, welches die topographische A bteilung in den Stand setKle, jedes Jahr etwa 200 geographische Quadratmeilen aufiEunehmen.

Waren die früheren Aufnahmen infolge der erwähnten Mängel nicht ganz mit Unrecht als Landes-Kroki bezeichnet worden, so enU sprechen die jetzigen allen, auch den strengsten Anforderungen.

Selbstverständlich beabsichtigte der Generalstab nicht mit seinen „topographischen Aufnahmen" die ,.Spezialvermessungen" anderer Ressorts zu Kataster- und Forstkarten, Eisenbahnnivellements u. s. w. zu ersetzen: somlcrn .seine Aufnahmen dienen nur als (Trundlage ftlr alle weiteren kartograj)hischen Arbeiten in verjüngtem Malsstabe und auch als Unterlage tür alle generellen N'(»rarbeiten.

Als Maisstab tür die Meistiscb-Originalaufuahmen der

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über die Vorbereitmif nmi S^diom eiiieB Kriegaeehaaplataee. 145

Königlieh Freulsischen Landesaufualiiiie ') ist der von 1 : 25000 gewählt; d. h. oin Mafsstah, der grostattet, alle Einzelheiten des Geländes, selbst die gröl'seren Baulichkeiten, Brücken u. & w. deailicb, m&isstabst^erecbt und geometrisch richtig darzastelleu.

Unter Zugrundelegung dieser Melstischaufnahnien wird die Karte des deutschen Reiches 1 : 100000 (auch die Generalstabskarte ge- oaoDt) angefertigt, welche, am ihrem Zwecke, als Kriegskarte xu dienen, in erster Linie dem militärischen Bedürfnis entsprechend ge- staltet ist. Aus dieser Karte herans entsteht die sogenannte topo* graphisehe Spe^ialiiarte tod Mitte Identschland 1:200000,

>) £s sei hier kurz die augenbliokliobe Organisation des Ver» Bessnngsweeena in Prenfsen (Deateehland) erwlhiit: 1. Als oberste leitende BdilSrde für die Beratung nnd Feststellnng aller avgenbUoUieb erfurderliohen, sowie mit den Fortschritten der Technik in Zakontt notwendig werdenden Em- richtimj^en, für die Notzbarmachun^ der Arbeiten der einzelnen Ressorts für allgemeine Zwecke nnd für da.s Ineinandergreifen derselben dient dus „L'entral- direktorium der Vermeüsangen." Dadaelbe besteht unter dem Chef des GeDenlstabes der Armee ab Voreitienden aas Vertretern aller Hinisteijen.

Die BesoUtlBse dieser BebSrde sind nun als gr nnd legend Iflr die heotige Kartenherstellong in Preitrsen (Dentaehland) anznsehen.

2. Die mit der Ausführung der Landesvermessung etc beauftragte Behörde ist die ,K ö n i g 1 i c h P r e u fa i s e h e !>. a n d e s a u f n a h iiu." Diese !*ieht unter dem Chef des Generalstabes der Armee, ihr Chef i^'t z. Z. der Generalquarticnneiäter. Zu ihr gebOreu die trigonometrische, die topugraphisohe und die kartographische AbteUnng, sowie eine der letiteren sngewieseae photo- gnpbisehe Anstalt nnd die Plankanuner, Die Aoljsaben der eisten beiden Ab- teilungen sind oben erwähnt, die kartograidiiac'.ie Abteilung hat die HerateUong der Karten ausznttihren; die Plankammer verwaltet die Bestände an Karten u s w. N alleres hierüber siehe: >von Morozowiez, Die Königlich Preufsische Landesaufnahme, Berlin 1879," und „von Zglinioki, Die üauptkartenwerke derKdnIgllehPrenfsisehen Landesaofnabme, Berlin 1896." Eine Über- siebt Uber den Stand der Landesanfnahrae in den wlohtigsten LXndern, ngleich eine Übersicht der rerOffentliehten wichtigsten Kartenwerke der topograpb i^chen BUreans. Siehe : ,MeyersKonversationsIezikonBandX und den Anhang im „Illustrierten Militärlexikon von Seheibert," sowie verschiedene Artikel von Stavenhn^a n und Anderen, endlich für die Zeit bis 1864 die in diesem Jahre als Beihutt zum Miütärwochenblatt erschienene »Obersieht Aber die wichtigsten Karten Europas von E. von Sydow." Es ist dies ein Weik, welches eine TorzU^Uche Gbarakteriesiening der elnielnen Kartenwerke enthält Eine vortreffliche „Übersicht über die topographischen Kartenwerke in den K ulturstaaten*' hatte Kaupert in den LoebeUsohen Jahres- beiiohten für 1895 begonnen.

Eine klare Darstellung der Vervielfältigungsmethuden giebt Volkmer auf Gnind der in dem in der Kartenherstellung Orofsartiges leisten- deDK.K.IfilitXrgeographisohen Institut zo Wien gemachten ErfUmmgen in seinem 1886 erachienenen AnAatae: «Die Technik der Reproduktion von Militärkarten nnd Plänen" (mcvst tan GXXIL Bande der chemisch- technischen Bibliothek veröffentlicht).

J«krbftoh«r f&r di« deataoko ArmM luid Marin«. Bd. Iii. 2 10

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X46 ^^^<^ Vorbereitung zum Stadium eines Kriegsscbauplatses.

eine topo^aphisehe Übersichtskarte, welche militärisch mehr Air Anlage von Operationen als zur Benrteilnng: taktischer Lagpen nnd znofleich als Unterlage für die Aufertigang anderer geographischer Karten treeij^uet ist.

Wir haben hiermit das Gebiet der Einteilang der Land- karten beschritten. Diese jresebieht von den manni^'-faebsten Ge- sichtspunkten aus. Zunächst mit Rücksicht auf den Gegenstand der Darstellung (Gewässer-, Gebirgs-, Wege-, physikalische, ethnographische, geschichtliche, statistische Karten u. s. w.), dann mit Rücksicht auf den Zweck der beabsichtigten Verwendnnir (Schul-, TIand-, Kriegs-, Forst-, Berg-Karten n. s. w.) nach dem Mafs- Stabe, d. h. nach der Gröfse der Darstellung nnd endlich naob der technischen Art der AnsfUhrnng (Kupferstich^ Photolitho- graphie und Pbotozinkographie, HeliogiaTttre, Glasdmclc, Ätsgrarllre, Umdruck etc.).

Aber auch mit diesen Kategorien dtlrften die Gesichtspunkte nicht erschöpft sein, ans welchen man eine Klassifizierang der Land- karten Tomehmen konnte. Denn wie verschieden sind die Ansprüche» welche man an eine Karte stellt. Der Krieg, die Seeschiffahrt, dUle Verwaltung m allen ihren Zweigen; die Forstwissenschaft, der Berg- bau nnd die Industrie, die Statistik, die Landwirtschaft, der Ethno- graph, der Geschichtsforscher nnd der Politiker, ja sogar der Astronom nnd neben vielen andern Zweigen, menschlicher Thätigkeit, Kunst nnd Wissenschaft, endlich last not least die Schulen bedürfen der kartographischen Darstellung. Allen diesen yerschiedenen Bedttrfnissen kann aber nur auf ganz verschiedenem Wege seitens der Karto- graphie Rechnung getragen werden. Die eine Kategorie verlangt einen möglichst grolsen Mafsstab nnd schSrfete Berflcksichtigang des mathematischen Grundelements, wie s. B. die Katasterkarte, andere legen besonderen Wert auf die Wiedergabe des landschaftlichen Charakters und noch andere begnügen sich mit kleineren Ubersichtlichen Bildern oder einseitigen Auszügen einzelner Elemente wie die iSee- karten.

Für die Zwecke des Offiziers, sei es /.um Gebrauche bei der Truppentllhrung, der Rekognoszierung oder zu Studien ist es vor allen Dingen wichtig, sich die iiedeutung der verschiedenen Reduktionen, d. h. der Verhaltnisse der Grölse der ein- zelnen Karten zu dem entsprechend dargestellten Teil der Erdoberfläche klar zu legen.

Der Theorie und rein mathematischen \drstellung nach würde nur die Vermessung in einem mögliehst grolsen Mafsstabe notwendig- sein, am durch stufenweise Verkleinerung der ao gewonnenen Karte

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über die VorbereHuiig zum Studhun einee Kriegsaehaiiplatzes.

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die Karten In kleineren Haltetäben zu erhalten. In der Praxis er- reiehl diese sonst mit Hilfe der modernen Technik, namentlieh der Photographie, leieht ausführbare Redaktion bald ihre Grenzen. Man erbau leicht so kleine, nnd ttberfttUte Bilder, dafs selbst mit einem VergrtaseniD^sglas eine solche Karte nnbenntzbar ist, gam abge- sehen von der un künstlerischen Darstellung. Um diesem Mangel za he^efTiipn, ist bei der Reduktion der Karten nicht nor die Vcrkleine- ruüg aller Liiiieii und Fläcljcn, soiid«;rn auch eine A usschuidung des Stoffes vorzunehmt'Q, so dals mit der ZuluIiiuc der Ver- jüngung' auch t ine Vereinfachung des Stoffes eintreten raufs. Diese Vereintaclmng ist aber nur möglich auf Grund surgtaltigen Urteils und jrenauer Abwägung, mithin keine mechanisch-technische, sondern eine geistige Arbeit. Schon aus diesnn Gründe ist die topographische Aufnahme eines i^audes eine ganz, andere Arbeit wie die blofse Vermessung; schon aus diesem (irunde mu(s sie, um die Herstellung brauchbarer Kriegskarteu zu gewährleisten, iu der Hand des General- Stabes verbleiben.

Daher sind nicht nur in Preufsen (Deutschland), sondern auch in allen gröfseren Staaten Europas mit ein-^iger Ausnahme Englands die topographischen Aufnahmen vollständig getrennt von der Er- zeugung der Kataster- and ähnlicher Vermessuagskarten darchgelUhrt worden.

Auch die Ausftihrnng der Spezialk arte und der generell» ii ; General-) Karten bezw. Übersichtskarten erfordert eine sehr durchdachte Ans- scbeidung des Stofi'es. Sie können ebenfalls nicht durch eine mecha- oiscbe Verjüngung au.s der topographischen Karte hergestellt werden, sondern erfordern eine Neuredaktion, welche aber im Gegensatze zu der Herstellung der topographischen Karte nicht zugleich eine Originalaufiiahme, sondern eine Arbeit der Studierstobe ist

Was nun die Einteilnng der Karten nach ihrem Mals- stabe anlangt, so können selbstverständlich bestimmte, allgemein gQlti^e Abgrenssnngen nicht begründet werden. Die folgenden Amftthrnngen sollen daher nur dem Offizier als Unterstützung bei der Beurteilung des fbr seinen jedesmaligen Zweck brauchbaren Kartenmateriab dienen. Zunächst muls man den Plan Ton der Karte unterscheiden. Der erstere stellt ein so kleines Stück der Kidoberfläche dar, dais die Krttmmung der letzteren nicht berttck- Behtigt zu werden braucht Die Grenze zwischen Plan nnd Karte kaon etwa in dem Verhältnis von 1 : 25000 gesetzt werden. Dieser Mabtab gestattet, die militärisch wichtigen Gegensßtnde, Dörfer, Wttder n. s. w. noch voll^lig nnd in ihrem richtigen Verjtlngungs- ^ältnis einzutragen. Wenn man annimmt, dals ein halber Müli-

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148 ^ber die Vorberaitong mm Stniliiuii eines KriegssehaaplatMS.

nieter das kleinste Mafs ist, was mit einem gesunden Auge erfafst and mit dem Zirkel ohne Schwierigkeit aufgetragen werden kann, 80 erlaubt der Maüsstab 1 : 25(X)0 noch ein 12,5 m breites Objekt richtig einzuzeicben. Viele ätralsen, Bäche, Brucken müssen daher, will man sie durch Doppellinien ausdrücken, breiter aufgetragen werden, als sie sind. Pläne in diesem Sinne finden daher bei Wiedergabe Ton Festongswerken, Häfen, Städten nnd anderen Ortschafted, Schieis- plätoen usw. Anwendung.

Die Einteilung der Karten in topographische, geogra- phische Spezial- nnd geographische Generalkarten ist schon oben erwähnt.

Die topographischen Karten haben das RedaktionsTerhttltnis ▼on 1 : 25000 bis 1 : 150000 (1 : 19OOOO Maisstab der Prenlsisoh- (dentschen) Generalstabskarte, 1 : 126 000 der der Rnssischen, 1 : 75000 Nene Spezialkarte der österreichisch - nngarisohen Monarchie, 1 : 80000 Carte de France d'dtat-major, Garta del regno dltalia 1 : 100000, denselben Mafsstab hat die Kaart over Danmark. Die General Map (one inch map) 1 : 63360 in England n. s.^w.) Bei diesen Karten müssen die kleinsten, genau darstellbaren Gegenstände im MaÜastab von 1 : 50000 noch 25 m, in dem von 1 : 10000 50 m nnd in dem von 1 : 150000 75 m breit sein. Daher kann man z. B. einzelne grO&ere Gtebände nnd kleinere Gehöfte nicbt immer in ihren wirklichen Abmessungen darstellen. Aber auch kleine Flttsse, die meisten Verbindungen beanspruchen einen unverhältnis- mäüsig gröfseren ilaura, wenn mau sie durch Signaturen ausdriickcn wilL

Bt'i (icn geographischen Speziaikiirte 11. ihren Kt*duktiuiis- verhältnis nian im allgemeinen zwischen 1 : ir>ui)iK) und 1 : ÖOOCKX) annehmen kann: die deutsche Spezialkarte ifrüher Ke^raann) i : 200000, die zehnwerstige Karte des Europäischen Kufslands von General Strelbitzkji: 1 : 420000; dieCartes de laFrance 1 : 200000, 1 : 320000, 1 : r)(M)000; die vom Österreichischen Militärgeographischen Institut in Wien herausgegebene Neue Generalkarte von Mitteleuropa 1 : 20Oi H )0 und die Geueraikarte von Centraieuropa, einschlieisUch Griechenland 1 : aUKXIO.)

Auf diesen Karten können noch (ie^^enstände mit Ahniessunj^cu von 75 bis 250 m richtig dargestellt werden. Eine lieihe von niiliiäriscb wichtigen Gegenständen kann daher nur noch durch Zeichen erkennbar gemacht, aber nicht ihrer natürlichen Form entsprechend dargestellt werden, wie z. B. kleinere bewohnte Orte. Gregenstände von linearer Form, wie die meisten Gewässer, JSeitenthäler u. s. w. müssen so breit eingezeichnet werden, da£s die Karte nicht mehr als ganz getreue« Bild der Bodenplastik angesehen werden kann, obwohl die wichtigen

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über die Vorbereitung nun Stadiam eines RrlegaaehAoplatBes. 149

Abschnitte im Gelände noch deutlich hervortreten müssen. Der Wert dieser Gattmifr von Karten wird hauptsäehlieh davon abhäniren, wit d(^r Verfasser es verstanden hat. der zulet/.t t nviihnten Forde- nm^ g^cierht zu werden aud die oben geschilderten iScbwierigkeiteD n tlbenvinden.

Noch schwieriger nnd noch mehr »dt Kunst wird die Darstel- Ing duroh die geographiscben Generalkarteo, deren Mafsstab Iber 1 : öOOOOO hinaus geht. Die kleinsten Gegenstände, welche noch im richtigen Verhältnis dargestellt werden können, müssen in der Nator schon eune Breie von 250 bis 800 m haben. Selbst pofi» Flüsse werden nicht immer in den TerhMltnisnüUsig richtigen Ab- messungen dargestellt, Städte nnr angedeutet, die Um&ssnngen von groben Waldungen nur sehr Teidnfaoht wiedergegeben werden kfinnen. Eine ganze Anzahl nicht unwichtiger Abschnitte im Gelände wird nicht mehr heryorgehoben werden. Die Kunst des Karten- idebnens beruht hier auf dem Verständnis iUr die allgemeine Gharak* terisiernng eines Landes durch Ausscheiden des Unwesentlichen und Her?orheben alles dessen, was zur Darstellung des Eigentümlichen dienen. Nicht der Keichtnm an Einzelheiten ist es, welcher den Hanptwert dieser Karte ausmacht, sondern die Klarheit der Dar- etellong und die richtige Gharakterisiernng des Ganzen.

Zum Schluls dieser Einteilung der Kartenwerke auf Grund „des Malsstabes'' sei darauf hinp:ewiesen, dals oft in der Wahl der fbr die jedesmaligen Zwecke erforderlichen Karte gefehlt wird. Als im alijjemeinen richtig kann als Grundsatz aufgestellt werden, dafs der Mal'sstab der Karte im richtigen Verhältnis zu dem Be- fehlsbereich des sie gebrauchenden Offiziers stehen muls.

Der eine Armee befehligende Feldherr bedarf zum Überblick Uber seine eigenen nnd seines Gegners Operationen Karten, welche ihn nicht durch Anhäufung yon Einzelheiten Terwirren, ibm die für die Bewegungen der Armeen wichtigen Verbindungen und Abschnitte an Gelände und auf möglichst kleinem Raum das BUd des ganzen Kriegstheaters geben.

Wollte er eine schwer zu übersehende, mit zahlreichen Einzel- heiten belastete Reihe von Kartenblättem verwenden, er würde ebenso den Blick Air das grolse Ganze yerlieren, wie wenn er sich am den DetMldienst seiner Truppen bekümmm wollte, statt ihn seinen Unterführem zu überlassen.

Umgekehrt würde der Ordonnanzoffizier, welcher zur Uberbrin- gung eines I^efehls von einem Armee-Hauptquartier zu einem General- kommando geschickt, statt der topographischen eine Übersichtskarte

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150 t^ber die VorbereitiiDg snin Stadinm eine« Kziegsselianplatses.

io der Satteltasclie fuhrt, wahrlieh in grolse Verlegenheit geraten.^) Bei der Karten ausrüstnng unseres Heeres in dem letzten Feld- znge finden wir daher auch in allen Instanzen die Obersiebtekarte den Generalstabskarten beigegeben.

Eine sehr groiae Rolle spielt bei der Kriegskarte die Schreib- weise der Namen nnd die praktische, leicht Terstttndllche Art der Bezeichnung ftlr hftnf ig ror kommende Gegenstände (Signaturen).')

Die Bedentong der richtigen nnd deutlichen Schreibweiae aller m einem militärischen Schriftstttcke vorkommenden Namen darf an dieser Stelle nicht erst erwähnt werden. Nicht minder wichtig ist aber eine für den Soldaten, wenigstens für jeden Offizier und UnterofiBzier, verständliche Schreibweise der Namen auf der Karte. Nun ist es nicht leicht, die Namen anf Karten fremdsprachiger Länder in einer Weise wiedensngeben, welche es einem der betreffenden Spiaidie Unkundigen möglich macht, diese Namen richtig oder doch den Landeseinwohnem verständlich auszusprechen. Die Sehwiei igkeiten, welche sich hier entgegenstellen, sind sehr grols. Schon im eigenen Lande, in welchem wir soweit uns bekannt nur In L'iuzelueu Fällen die Schreibweise der polnischen u. s. w. Namen nach phonetiselien (irundsätzeii geregolt haben, wird dem des Polnischen, des Littauischen nicht mächtigen Offizier sehr schwer sein, sieh dem Tt'il der Landeseinwohner, welcher ja leider an unseren Ostgren/.en durch die Umtriebe des Poleutums noch immer von der lM)uug der deutseht-n Sj)rache ali^t halten wird, genügend verstäiidiieh zu machen. Nun denke man sich aber die Lage eines Offiziers oder eines Patrouillentuhrers im feindlichen Lande, der in dunkler Uegennacht beim Schein einer Laterne oder gar einer mühsam in Brand ge- setzten Cigarre sich mit einem aus dem liette geholten polnischen oder russischen Bauern auf Grund der ihm gelieferten Karte ver- ständigen nmls. Führen diese Erwägungen zu der Forderung, dafs die Offiziere und Unteroffiziere wenigstens soweit mit der Sprache der Nachbarländer vertraut zu machen sind, dafs sie Wegweiser usw. lesen und die Namen richtig aussprechen können, so noch mehr zu der Forderung, unseren Kriegakarten eine Schreibweise zu geben,

1) Mit Naohdmek sollte daher aneh darauf gehatten verden, da(3i im Frieden bei den Übungen jeder Offizier stets mir eine Karte In dem Mabetabe ge-

biaoebt, wie sie für seinen Befehlsbereich ihm im Kriege zur Verfügung steht.

Joj*ef ZafTauk Edler von Orion giebt in seiner au anderer Stelle er- wähnten Schrift „Die l:^drinde and ihre Formen" in einem l)t'>oudercn Anhange in S7 ^raehen ein Veraekshuis der gebrfiuchUchsten, auf lopopraphiBohen und geogiii^sehen Karten vorkonunMiden geographi»eh€n Ansditteke mit ihrer Yerdeatsebong.

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über die Vorbereitung xum Studium eines Kriegsschauplatzes. 151

welche die Namen in der deutsehen Orthographie also phonetisch wii'dergiebt, ähnlich wie die Küssen es in ihrem vielsprachigen lieiclie hei der Karte 1 : 127000 gethan haben.')

Wenn wir aber heute für eine Armee eine Kriegrskarte bereit stellen, welche allen Anforderungen ^rerecht wUrde, so liejrt die Be- fiircbiung: nahe, dafs diese, welche schon zur Zeit ihrer Ausgabe nicht ganz richtig sein kann, soweit es sieh um die andauernden Veränderungen des Holzhestandes der Wälder, der Ortschatteu, der Verkehrswege aller Art u. s. w. handelt, dies gewils nicht mehr bei der Ingebrnuchnahnie im Falle eines Krieges ist. Nachträge sind also nicht zu vermeiden. Nun kann man sich eine Vor- stellQug von den Kosten und den Arbeiten machen, welche die Versorgung der heutigen ArmeeD mit Karten verursacht, wenn man bedenkt, daDs viele MiUioneD Ton Karten-Sektionen beigestellt werden rnttssen.

Dies ist auch nur durch die Hilfe der modernen TechniJL, namentlich der Photographie, möglich. Eine Kriegskarte darf non aber keinen zu grofsen Kaum einnehmen, was bei den vielen Sek- tionen, welche der einzelne füi einen ganxen Kriegssehanplatz aus- gerüstete Offizier mit sieh führt, eine sehr wiohtige Bedingung ist. Sehen ans diesen Gründen ergiebt sieh die Notwendigkeit eines ent- 8|iieehenden Malsstabes. Dabei mnis der Dmek ein solcher sem, dab bei dem Schein der Laterne der Feldwaehe oder des Streioh* bolzes eines PatronlUe reitenden OfBsieis das Lesen selbst der

I) Es versteht sich, dafs nicht jeder Lant einer fremden Sprache voll- kommen in der deutsoben wiedergegeben werden kann. Annähernd kann dies Iber doch mit der GeBamtaiuipraebe geaehehen. Wetohe imeBdliolMiL Hib- TtnUadiüBse werden aber a. B, hi den daviaelien Spraohen mit ihren vielen

Ziscblaaten hier mOgUch sein, wenn diese „Übersetzung" nu ht in der sorg- fällif^sten Weise geschieht Eines der belehrendsten Beispiele dieser Art bat uns die Kriegsffeschichte des Jahres 1813 aufbewahrt Dio auf Befehl des Kaisers Napoleon an die Truppen ijetrebcne Karte vom polnisch-russischen Kriegsäobaaplatz^war bei ilirer Übersetzung in ein wahres Kauderwelsch Uber- tngtn worden.

General Jnnot, der Henog von Abrantea, hatte bei dem llarsohe auf

>^molensk am 16. August den Auftrag, auf Nebenwegen die rechte Flanke der -Vrmee zu decken und dann über T^clierkowitsrlii auf Sniolensk zu rücken, um so die etwa noch auf Koslawl und das südliche Kulsland ausweichenden leiaüiicben Abteilungen abzufangen. Man sagt, dal's der ehrgeizige Junot aieoMid aoa aeinar Umgebung in das Vertrauen gezogen und seibat den raaal'- Mhen Bauer, weleher snm Ftthrer dlentOi soweit ea ihm ans der Karte mtf glieh, tfbv die einzuBohlagende Richtung Terstifaidigt hStte. Die Unrichtigkeit der Aussprache des Namens veranlafiite den Führer, das Korps nach dem in ganz anderer Richtung liegenden Zwerowitsohi aa flUiren, SO da£i es nicht mehr reohtaeitig aar Schlacht eintrefien konnte.

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152 Vorbereitiug zum Studium eines KhegsschaupUtzes.

kleinsten Namen ermögrlicht wird. Ja, soerar ein scheinbar so nnter- geord neter Faktor, wie das tlir die Karte verwandte Material (Papier, Leinwand n. s. w.) darf nicht übersehen werden, wenn nicht dem Offizier ein Orii ntierungsmittel in die Hand g;eg:eben werden soll, das sich bei der ersten Gelegenheit infolge des Schnees oder Kegeos in seine Urbestandteile auflöst.

Aus dem oben Oesaprton ergiebt sich, welche wiehtis:en Aufgaben die mit der Versori^unj,^ der Armeen und Flotten mit dem not- wendigren Kartenmaterial betrauten Oftixiere und Beamte zu erfüllen haben. Das Verdienst eines Mannes wie des Obersten Emil von Sydow um die Aasrtlstnng des Heeres während des letzten französi- schen Feldzages kann daher g-ar nicht hoch genng anerkannt werden.

Ein sehr wichtiger Umstand ist es, dals die Ansrttstnng aller Armeen aneb mit dem Kartenmaterial des voraussicht- lichen Gegners hente gegen früher anendlich erleichtert, eigentlich Überhaupt erst ermöglicht ist, da man nicht mehr an die so müh- same Herstellung dorch Kupferstich, Steindruck u. s. w. gebunden ist, also an die Anfertigung von Druckplatten durch den Knpfeistecber oder Steinschneider durch langwierige Handarbeit

Heute geben die mechanischen Herstellungsverfahren vermittelst der Heliogravüre, d. h. einer Verbindang der Photographie mit der Galvanoplastik, der Pfaotolithographie and der Photoünkographie etc. die Möglichkeit alle Karten der Nachbarstaaten in verhftltnism&Isig harzer Zeit za vervielfiUtigeD, ohne die Originabeiehnnngen, Kopfer- platten n. s. w. zu besitzen.

Welche Voizttge dies nan nicht allein fttr die Ansrttstnng mit Kriegslcarten hat, sondern auch für die Vervielfältigung etwa nur flir wenige Standen erlangter Pläne feindlicher Festnngen, Häfen o. s. w. bedarf keiner t>esonderen £rörterang.

Ebenso ist es heute möglich, mit Hilfe der Photographie jede Karte sofort in einem andern Mafestabe wiederzugeben oder aus mehreren in verschiedenem Mafestabe gehaltenoi Kaxtenblättem eine neue Karte in einheitlichem Mafsstabe zu schaffen.

Wenn wir hiermit das Kapitel Uber den Gang, welchen militär- geographische Studien zu nehmen haben und die Charakterisierung der denselben dienenden Hilfsmittel schlieisen, so thun wir es in dem Bewufstsein, unser Thema noch nicht erschöpft zu haben. Wir hoffen jedticli, dem denkenden und für diesen Zweig der Wissenschaft vom Kriege interessierten oder nach dieser iiichtung hin dienstlich thätifren Offizier einigre Hinweise geboten zu haben, welche ihn in sell)ständiger Arbeit fordern werden. Wenn das bekannte, treffende Wort des Marschalls Bugeaud: „Un soidat averti en vaut deux"

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Die 8. Kavallerie-DivisioB im Kriege 1870—71. 153;

ftr die Vorbereitung^ des Offiziers als Führer im Krieg-e seinen vollen Wert hat, so p\t es, mutatis mutandiß, auch fllr die Leistun<ren ki <)f&uer8 im Ökudium der Länder and Völker in Bezug auf dea

XU.

Die 3. Kavallerie-Division im Kriege 1870— 7L

Ym

Juik, Rittmeister a. DJ)

I.

Bis Metz.

Die Formation der bei der Mobilmachung: 1870—71 aul^rt-stdlten selbständigen Karailerie- Divisionen konnte erst nacii erfolgtem

Benatzte Bllcher: Das preui'äiäohe Generalstabswerk über den deatsob-tranzüsischen Krieg

m-n.

Y. PM-Narbonne. Die Reiterei der Ersten imd Zwelteii deateebeii Armee

ta den Tagen vom 7. zum 16 Augast 1870.

Grat' V Warteoaleben. Die Operationen der I. Armee miter General

TOD Mantenftel

V. Sobeil. Die Operationea der I. Armee anter General von Goeben.

Korne. Die Operationen der dentaehen Armee von der Schlacht bei Sedan Ui mm Ende dee Krieges.

KtuB. Der Feldmir der ersten dentsehen Armee im Norden und Nord- westen Pranlueicbs 1870—71.

Konz. Die Französische Nordarmee ira Jalire 1870 71

Konz. Die Deotache ßeiterei in den Schlachten und Get'euhten des Kriege» TOD 1870—71.

Kou. Konnte Ifarsebsil Bsstine im Jaliro 1870 Fmkreieli retten? Piene Lebanteonrt. Otmpigne dn Nord en 1870— >7 1. Nonvelle Mition 1897.

Faidherbe. Campagne de Tarmee du Nord.

(-rebbard Zernin Das Leben des KtfnigUoii Preoaaiachen Generals der In- fanterie Aug. V Goeben

Moltkes militärische Werke. 8. Teil. 2. Abteilung

Heft 14 der kriegsgeschichtUchen EinzeUchriften: Der Reohtsabmarsoh der l Amee mter Genertl t. Goeben snf St Qnentin im Janoar 1871. 8 BeUieft nm HUitfr-Woehenblatt 1888: Uebert, Über Verfolgung. Moritz von Berg. Ulanen Briefe von der I. Armee. Zweite Anilage. Moritz von Berg. Rofs und Heiter.

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Die 3. KavaUerie-Divigion im Kriege 1870—71.

Transport bezw. dem EiDtreffen der emzdnen Regimenter anf den groben YerBanmüimgspaiikten der Armeen stattfinden.

Die Ordre de Iwtulle der der ersten Armee sngeteUteo 3. KavaUerie-Division war folgende:

Kommandear: Generalleutnant Graf y. d. Groeben. Generalstabsoffizier: Haoptraann Graf v. Wedel. Adjutanten: 1. Kittmeister Frhr. v. Rosenberg, v. WestphäL

KUrassier-Kt'frt. Nr. 4.') 2. Premiorleutnaut v. KlUber, v. 2. Kheiu. Ilußareü-Kegimeut Nr. 9.

6. Kavalleriebrigade, Gen.-Maj, 7. Kavallericbri^ade, Gen.-Mi^. V. Mirus. Gral' zu Dohna.

Adj.: Pr.-Lt. v. Me} erleid, Adj.: Pr.-Lt. v. Holtzen-

V. 2. Hess. Uus.-Kegt Nr. 14. becher, v. 2. Braudenborg.

Drag.-Kp«:t. Nr. 12. Rhein. KUr.-H(rt. Nr. 8, Oberst Westpb. Ulan.-Regt. Nr. 5, Oberst- Graf V. Küt'deru. leutuant Frhr. v. Reitzenstein. Rhein. Ulau.-Regt. Nr. 7, Oberst- 2. Bann. inan.-Regrt. Nr. 14, leutuant v. Pestel. Oberst v. Lüderitz.

1. reitende Batterie Westpbäl. Feld-Art-Regts. Nr. 7, Haopt- mann Schräder.

DlmiODs-Pfarrer: Sanberzweig.

Der Division wurde eine Proviantkolonne, sowie ein Feldlazarel and ein halbes Sanitfttsdetaebement VU. Armeelcorps Überwiesen.

Attachirt: Gen.-M%j.y. Rantzau*) mit dem Pr.-Lt. Grafen Wedel Yom 1. Westphftl. Hns.-Regt Nr. 8, als seinem Adjutanten.

Als am 3. Angost die Division bei Paschel aofgestelit wurde, errichte das VII. Armeekorps mit der Avuitgarde Harlingen und Rehlingen, mit der 18. Division Herzig, im Anschlnfs daran mit der

Aegimentägeschiobten der Infanterie-Begimenter 1, 19, 29, ft8, 40, 44, 69 und 70.

Gesohiohte des 8. Jäger-BattHloas.

Regimentsgeachichten der 8. Kttrisstore, der 9. Hiuareii, der 6. und

7. Ulanen, dos 7 Artillerie-Regiments. Karten des Ci t neralstabswerks:

Skizzen: S und 4, femer zu 6eite U48 (Solüaoht bei Bapaume) und zu Sfltte 964 (PteiBBe).

Übentohtskarten: 1, 2, 8 und 8.

Pläne: 4, 11, 12, 26, 80.

I) In der Ordre de bataillo vom 15. November iet an doMon Stelle ge- treten: Rittm. Nebolthau, v. Thüring I'lanen-Regt. Nr. 6.

Wurde demnackist zom Kommandeur der 25. (GroÜBherzgi. Hess.) Kaveilerie- Brigade ernannt.

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Die 3. Kavallerie-Diviäioa im Kriti|;e 1870—71.

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14 Division und der Korps-Artillerie Losheim, das VIII. Armeekorps links nel)en dem \ 11. mit der Avantg:arde ililschhach-Dilsbarg, mit der Iii. Division Heusweiler und ndt der IT.. Division sowie der Korps-Artillerie Lebach. Zwischen Lebach und Losheim bezog die i Kavallerie-Division Quartiere bezw. Biwaks.

Die 7. Lianen hatten ihre rühmliche Wacht an der Saar bereits hinter sich. Wenn auf die dabei entwickelte Thätiirkeit \om 16. Juli bis 2. August hier auch nicht eingegangen werden kann, so sollte der Thatsache doch wenigstens gedacht werden. Dafs das ge^'ebeue Beispiel nicht Anregung gab, die Kavallerie-Division als- bald sinngemäfs zu verwenden! Wir werden statt dessen sehen, dafs man sich von dem Hegritfe der Reserve-Kavallerie nicht frei maciu D konnte, sin gegebenenfalls in der Öcblacht aber doch nicht einsetzte.

Die fUr den 4. August vom Könige befohlene Zasammenziebung der ersten Armee gegen Theley behufs Annäherung an die zweite, Armee hatte der ersteren Linksschiebung zur Folge. Bei dieser gelangte die 3. Kavallerie-Division nach St Wendel and Gegend nördlich, also hinter den linken Flügel der von Lebach nach Ottweüer sieh eretreekenden vorderen Linie. Die Division trat somit in un- mittelbare Berührung mit der zweiten Armee, von welcher die Kavallerie-Brigaden Redem and Barby der 5. Kavallerie-DiTision seit dem 3. Aognst sich schon zwischen Eiweiler nnd Goicheobaoh, tbo vor dem rechten Flügel der ersten Armee befanden und nim Aber die Saar nach Ladweiler nnd Uber Hossein bis Emmersweiler, sowie gegen Forbach streiften. Bei der dann am 6. Aogost statt- findenden Vorbewegang der ersten Armee gegen die Saar behofei Fiehnachang der Strallse St Wendel— Ottweiler— Neonkiichen Uta die zweite Armee woide die an diesem Tage das erste Ifal in sich vereinigte 3. Kavallerie-Division gegen Labach dirigiert and ihr die Sicbening der rechten Flanke ihrer Armee Übertragen. Die am 10 Uhr früh versammelte Divisiim marschierte zn diesem Zwecke nach Saarwellingen. Zwei Eskadrons 5. Ulanen hatten die Vorposten in linle Derlen Roden, die Saar vor sich. Die am writesten rechts am Primsflufs befindlichen 7. Ulanen hatten nach Rehlingen detachiert, die 14. Ulanen den Leutnant v. Ramin gegen BouzonviUe vorgeschoben und die ö. Ulanen den dem Stabe zugeteilten Ritt- meister V. Hyramen nach IJberherrn entsendet. Um indess bestimmte Nachrichten Uber etwaige Truppenbewegungen des Gegnere zu be- kommen, müssen die genannten Mafsnahmen der Kavallerie-Division alü ganz unzulängliche bezeichnet ^^ erden, denn sie dienten mehr üer eigenen Sicherung, als der Aufklärung der \erhäUuisse auf

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Die 8. Kavallerie-Division im Kriege 1870—71.

felndlieber Seite. Die Hauptriehtung einer anfklttrenden PatrouiUen* thfttigkeit wies nach Boolay, die NebeniiohtaDgeo lagen auf BoQzonyille and St Ayold. Die beste Sicherang der ArmeeilanlLe

wäre aber erreicht worden dnrch Oberschreiten der Saar seitens der ganzen Kavallerie-Division schon an diesem Tage. Wir werden sehen, wie in entsprechender Lajre dieselbe Kavallerie -Division richtiger verwendet wurde, nämlich in den Ta^aii des Aulmarsches der Armee an der Oise zwischen Compiögne und Noyon. Der Irr- tom, in welchem man sich nach dem 6. Aognst befand, dals nämlich der feindliche linke Flügel bei St Avold zu suchen sei, hätte hei sachgemäfserer Verwendung der 3. Kavallerie-Division in jenen Augusttagen trar nicht bestehen können, um so weniger, als die Division in glücklichster Weise angesetzt war. \ ur der eigent- lichen Armeefront wäre ihr Wirkungskreis bei Anwesenheit der beiden Brigaden der 5. Kavallerie-Division zu beengt gewesen. Es liegt hier übrigens der Fall vor, in welchem Direktiven tür die Verwendung der grolsen Kavalleriekörper bei den Armeen vom grofsen Haupt- quartier hätten ausi^^eheu müssen Nur solcher Art wird es vernneden werden, dafs in der einen Kicbtnng zvl viel, in der andern zn wenig geschiekt.

Folgen wir den beiden, vom Sammelplatz der Division ent- sandten Oflizierpatronillen. Dem Lentnant v. Ramin waren 25. dem Kittmeister von Hymmen 'M) Pferde überwiesen worden. Nachdem TOn beiden Patrouillen Saarlouis gemeinschaftlich dorchritten war, nahm der erstgenannte Offizier die liichtong auf Bonzonville, der letztgeoamite auf St. Avold. Vornehmlieh galt es, die Tom Kommall- danten von Saarloois, dem Obersten des Barr es, am 6. Aognst ge- meldete Anwesenheit staricer feindlicher Trappenmassen anf der Linie BonzonYille ^Tromhom St Avold festznsteUen. Den noch kurz Torher von den bei Jttersdorf stehenden Vorposten der Festung Saarlonis besetast gemeldeten, gegen BonzoDville zn liegenden Wald fand Leutnant Ramin, es war etwa um Uhr mittags, nicht mehr besetzt. Er folgte daher der nach Bonzon?ille fllhrenden grolsen Stralse. Der dieselbe nOrdlieh begleitende Wald hinderte nach dieser Richtung jeden Ausblick. Nach Sttden dagegen hatte man Ton der HochflKche, Aber welche die StraDse sich hinzieht, eine gute Femsicht Durch die Meldung der linken SeitenpatroniUe darauf zuiritchst aufmerksam gemacht, wurde ron einem geeigneten Punkte in aller Ruhe ein feindliches Lager bei Trombom an der Stralse nach Boulaj beobachtet. Die in demselben befindlichen Trappen schätzte man auf 2 Bataillone Infanterie and 1 Regiment Kayallerie. Das Lager entbehrte jeglicher Sicherungen. Auch bei

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BoDzonville wnrde später ein erst kürzlich \ erla-sscner Biwaksplatz ^fanden. Die Kirche des Ortes aber war noch voller Frauzosen. anireblich Kranker. Dieselben unterliefsen jegliche Feindseligkeit. W'ii^vn mit zwei riesigen Fässern voll Wein und mit H^er beladen, wurden erbeutet und mit weggeführt.

Kittmeister v. Hymmen war der Strafse auf St. Avold bis Überherrn gefolgt, war dann rechts von derselbe nabgebogen, hatte die Grenze überschritten und im grofsen Bogen die Saarlouiser btr&lse wieder bei Alt-Forweiler erreicht, woselbst er übernachtete.

Am 7. Augiisl wurde die 3. Kavallerie-Division bei Franlautem Doch enger znsammengezi^eii, die Uber BoQzonville und Boulay nach Metz fuhrenden StrafSsen waren aufzuklären. Zar Ansttthriing dieses allerdings viel za allgemein gehaltenen Aoftrages worden wieder die bereits tags vorher in Thätigkeit gewesenen OfiBsiere entsandt, der Leotnant v. Kamin auf Boulay, der Bitfcmeister Ton Hymmen nach Carling; die Straiae ttber Bouzonville wurde also unmittelbar nicht bedacht. Lentnant y. Ramin fand das feindliche Lager zunächst noch an der nämUcben Stelle wie tags zuvor. SjMlter wnrde aber der Abmarseh des Feindes ttber Teterchen auf Bonlaj, also in sttd- irastiicber Richtong gemeldet.

Rittmeister y. Hymmen hatte Carling nnbeanstandet erreicht Qod sieh von dort Uber Lanterbach und Gr. Roesein nach Forbaoh gewandt, woselbst er yermntlich dieNaehtzom&zagebracht hat, denn am )l<»gen dieses Tages meldete er yon dort yor dem Abreiten aoi St Ayold, was er im Stabe des Herzogs Wilhelm yon Mecklenbnrg ttber die Stellungen der zweiten Armee erfahren hatte.

Was hätte man nicht mit dem Vorgehen der Division gegen die Unie BonzonyUle— Boalay erreichen, znm mindesten welche mora- lische Wirkung erzielen kOnnen! An die ErflUlong groiser Strategisoher Aufgaben seitens der Kavallerie-Diyisionen dachte man aber damals nicht, denn sonst hätte eine so handgreiflich sich dar- bietende Gelegenheit nicht verpafst werden können. Das dringende Be- dürfnis, Nachrichten Uber den Gegner zu bekommen, hätte schon zn eigener Thätigkeit tirUiigen niUsst-n, ist doch die Kenntnis vom Feinde eines der ersten Elemente des Gelingens der eigenen Ope- rationen. Nur auf die eigene Thätigkeit kann man sich im Kriege unbedingt verlassen, Napoleon nannte sie daher eines der machtigsten Prinzipien des Krieges. Schon dals man sich scheute, in das stark bewaldete Gelände zu gehen, in dem man mit Kavallerie keine Wirkung glaubte erzielen zu können, kennzeichnet, wie man sich dereo Verwendung damals noch dachte. So lag denn auch der Ge- danke ganz lern, daüs ein onUbersicbtliches Crelände, welches noch

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Die 8. Kavallerie-Diyision im Kriege J870-71.

dazu ganz frei vom Feinde hi, ein überraschendes Auftreten aulser- ordentlieh beorünstif^t. Heutzntafr«' stehen wir auf dem Standpunkte, dals die Kavallerie in jedem Gelände verwendungsfUhig: sein mols, wenn sie nicht tlherhaupt aufhören will, eine Waffe zu sein. Nach der Art des Geländes mul's aber ihre \'erwendunp modifiziert werden. Wenn man sieh nicht dazu entschliefsen konnte, mit der jrauzeu Kavallerie-Division Uber die Saar zu gehen, so hätte wenigstens der Initiativgedanke dadurch zum Ausdruck gebracht werden können, dals man den genannten Patrouillen geschlossene Eskadrons folgen liefs. Aber auch das nicht. Wir werden noch sehen, wie sich dies geltend machte.

Fttr den 8. August hatte General v. Steinmetz ein Rechtsschieben der ersten Armee in Aussicht genommen, nm fttr die zweite Armee die Strafse nach St. Avold frei zu machen. Dabei hatte nnn endlich die 3. KaTaUerie*Di?i8ion die Saar überschritten. Als aber ans dem grofsen Hauptquartiere die telegraphische Weisung erging, daüs die erste Armee in der Stellung zwischen Saarbrücken nnd Völklingen noch verbleiben, die Spichemer Höhen besetzen und gegen einen etwaigen Angriff behaupten solle, wurde auch die 3. RavaUerie- Division von Picard aus wieder ttber die Saar zurttckgenommen ond bezog Biwaks bei Derlen, nOrdlich Völklingen. Diese Malsnahme zeigt am allerdeutliehsten, fttr was man die Kavallerie-Division hielt, nftmlich eine Armee-Reserve, die man fttr den Fall eines feindlichen Angriffes wieder näher an den rechten Flttgel der Armee glaubte heranziehen zu mttssen. Es wäre gerade in der augenblicklichen La^e geboten gewesen, sich Ktariieit ttber den Verbleib des Feindes zu verschaffen, hatte doch General v. Moltke telegraphiert: „Direktiven fttr d«i weiteren Vormarsch können erst erfolgen, wenn Kavallerie ttber Verbleib des Feindes sichere Nachricht gebracht hat" Ungeachtet dessen begnügte man sieh mit der Entsendung von Pa- trouillen auf Kntterimngen, die es fast ausschlössen, eine vorhulteude Thätigkeit zu erzielen. Eine solche ist eben nicht möglich, wenn die einmal mit dem Gegner erlangte Fühlung innner wieder auf- gegeben werden muls.

Von Derlen wurde Leutnant v. l'apen- Köningen von den ö. Ulanen mit 15 Pferden auf Houlav mit dem Auftrage entsandt, die Uber diesen Ort nach Metz führende Strafse zu beobachten und soweit als möglich gegen Metz aufzuklaren. Zwischen Tromborn und Teterchen traf er (h'U Leutiinnt v. H;»niin und war so in der Lage, diesem den Rffehl zum N'orgehrii aul Hou/onville zu Über- mitteln. Dieser Ort wurde unangefochten rrn'icht und 57 ('entner Hafer, 3 Fals Wein, Speck und Würste requiriert. Damit kehrte

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Lentnant v. Kamin nach Ittersdorf und von da nach Derlen zurück. Leutnant v. Papen traf in Boulay am Ausg^ang nach Metz auf ohie etwa 12 Pferde starke feindliche Abteilung:. Dieselbe zop: sich fchleunigrst auf Bouchepom nach Angabe der Regimentsgeschichte allerdings auf Metz zurück. Die diesseitige Patrouille brachte inlserdem in Erfahrung, dafs die beiden Divisionen, die bei Boulay bis zum Abend des 7. gelagert hatten, ebenfalls in Richtung aui Boachepom abgezogen seien, dagegen die Gregend von Boulay bis ies Etangs (Tennchen) frei vom Feinde sei. Wir wiss(>n, dafs das nicht zotreffend ist, denn die Division Cissey war in der Nacht vom 7. zum 8. AngQst thatsächlich nach les Etangs, die Division Lorenees nach Silly marschiert, bei beiden Orten lagerten sie seit dem Morgen, die KaTallerie-DiTtsion Legrand biwakierte bei LandonTtllers- Leotnant v, P^)en ging znnttebst nach Teterchen nnd von da ttber Saarlonis nach Derlen zorttok. In Saarlonis hatte er die vom Feinde in Boulay zorttckgelasmen 5 Wagen mit Hea abgeliefert. Infolge der intOmlieheo Meldung glanbte man den feindlichen linken Flügel bei Boocbeporn snohen zn sollen. Es ergiebt sieh hieraas, um mit Uebert zn reden, dalb das feine militärische Gefühl, Maisregeln des Fenides zn erkennen, bei den betretenden Organen zn Anfang eines Krieges nieht vorausgesetzt werden darf, sondern erst dnreh Kriegs^ eiiahmng erworben wird. Dem Leutnant v. Papen kann daraus, dafe er sich nicht selbst von der Richtigkeit dessen Überzeugte, was er ia Erfahrung gebracht hatte, kaum ein Vorwarf gemacht werden. Denn sein Vorgehen mnfote doch bei dem Mangel jeglichen RUck- Inlts an einer gröfseren geschlossenen Abteilung ritnmlicb und zeit- lieh eine Grenze finden. Die mit dem Feinde gewonnene Fühlung mulste also wieder aufgegeben werden. Mit dem Wachsen der Ent- femunp rruit'ste es schon als ein Zufall angesehen werden, wenn die Fuiiluit- üht-rhaupt noch gefunden wurde. Vom Rittmeister v. liyiiinien scheint an diesem Tage keine Meldung eingegangen zu sein. Die Leistungsfähigkeit von Patrouillen nmfs eben, wenn eine gewisse räumliche Grenze Überschritten ist. in Jeder Beziehung aufhören, wenn gröfsere Abteilungen dann nieht Rückgrat gelten.

Mittlerweile wareu nun auch das 1. Armeekorps und die 1. Kavallerie-Division bei der ersten Arme«' eingerückt. Die l- Kavallerie-Division befand sich bei St. Johann, also gleichfalls noch auf dem rechten Saarufer. Der am S. aus dem grofsen Hauptquartier ergangene Befehl lautete: ,.Da bis zur Stunde keine Nachricht darUlier angelangt ist, ob der Feind Boulay und Bouzon- ville verlassen, hat die erste Armee auch morgen in der heute be- fohlenen Stellmig m verbleiben. Die zweite Armee rückt morgen

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Die 8. £&vtlIerie-DlviBioii im Krieg« 1870—71.

mit dem leisten Korps an die Saar." Ans den Briefen des Generals V. Goeben erfahren wir, daHs der General y. Steinmete als Norm Air die Verwendung seiner Armee dem Prinzip des nnbedingten Znsammenhaltens seiner Kräfte hnldigte, aneh wenn das den Ver- hftltnissen nicht entsprach. Man ersieht daraos, wie die meohaniaehe AnwendoDg eines an nnd für sieh richtigen strategisohen Grand- satzes auch Nachteile bringen kann. Denn anstatt die Kavallerie- Divisionen nun zur endlichen Aufkläruncr der Verhältnisse beim Gejjiier zu ^^ebrauclien, liefs mau sie noch unthätip beim grorsen Haufen verbleihen. Wenn man nicht wUfste, dafs der Kümman(i</ur der 3. Kavallerie -Division bei der Weitergabe der l^atruuilleii- meldungeu am 7. August die ihm imputierte Bemerkung angeschlossen hätte: „Gröfsere Kavallciiemassen jenseits der Saar vorläutig ohne Wirkung," so lüittc man erwarten können, von ihm den Alles belebenden uihI trt'iljendeu Impuls des Vorwärts ausgehen zu sehen. Bei jeglichem Mangel an thatkräftiger Energie begnügte man sieh denn also mit der Ix'tohlt ncn Entsendung von Abteilungen, die Uber die Aufstellung des Feindes, insbesondere hei Bouchepom Nachrichten einzuziehen hatten. Als KUckhalt liir die zu entsendenden Abteilungen, d. i. Patrouillen wurde der Kavallerie-Division ein Bataillon des I. Armeekorps zugeteilt. Der wieder nach Roulay vorgehende Leutnant v. Ramin meldete den Ort vom Feinde Irei, wandte sich aber von da nunmehr gegen Thionville. Auch Leutnant v. Papen- Köningen fand Boulay unbesetzt, aus der Richtung von Metz näherte sich aber eine starke feindliche Kavallerie-Abteilung. Da Leutnant ?• Papen argwöhnte, dafs ihm in Boulay ein Hinterhalt gelegt sei. er es auch ganz richtiger Weise nicht für seine Aufgabe hielt, sich in ein Gefecht einzulassen, beschlois er, ohne BoQla> zu berühren, direkt aaf Teterchen aosznweichen. Dazu molste er einen Bach aberspringen, den 3 seiner 15 Pferde starken Patrouille zn nehmen sieh weigerten. Infolge des dadurch yerursachten Anfenthalts waren ihm die Franzosen, einige 80 Husaren yom 2. Regiment, so nahe gekommen, dals nichts Anderes ttbrig blieb, um die 3 Ulanen nicht ihrem Schicksal zu Überlassen, dem Feinde enlgegensnreiten. In dem sich an die Attacke ansehlielsenden Handgemenge yer- loren die Franzosen ihren Rittmeister (Jonvenot) durch 3 Lanzen- stiche in die Brust tot und 2 Offiziere, sowie 7 Husaren schwer yerwnndet. Die Übrigen Husaren hatten sich wihrend des Gefeebta einzeln nach Bonlaj zurtlckgezogcn, also auf deutsch gedruckt Als dann aber der Rest der feindlichen Schwadron erschien, riitimte Leutnant t. Papen selbstredend das Feld. Der Ulan Kieserling war gefallen, auch 2 Pferde blieben tot auf dem Platze zurück. Die

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Eskadron des Rittmeisters Jouveuot hatte seitens des IV. französischen Korps den Auftrag gehabt, bei dem weiteren Rückzüge desselben die lästigen feindlichen Plänkler abzuhalten. Dazu schien ein Teil der Eskadron zu genügen, der Rest war daher in Volmerauge zurück- gelassen worden. Es hat sich das also als eine gänzlich falsche Mafsresrel erwiesen. Leutnant v. Papen ritt persönlich zur Meldung nach Derlen, die Patrouille liefs er in Ober-FelsbcrL'. Von Landes- bewohnem hatte er erlahren, dals Alles nach St. Avold und Metz abmarschiert sei. Der Meldung des Leutnants v. Papen fügte General Graf Y. d. Groeben hinzu, dals der Offizier noch heafte von Neuem auf Metz zur Erkundung vorgehen werde. Nach seinen Angaben iriien indes grOlsere Kavallerie- Abteilungen in jenem welligen ond beigigen Terrain mit Natzen nicht zu verwenden. Für solche AoflEsssang hat man heutzutage kein Verständnis mehr. So blieb gans natürlich die wahre Sachlage ebenso unbestimmt, wie tags Yor- ker. Wie sollte man auch einen Einblick hinter die Nied bekommen?

Die aufgebotenen Mittel waren nnioreiehend dasn, wenn aneh die Zahl der Patrontllen nm deren 2 Termehrt worden war, nftmlleh die der Leutnants Balthasar nnd t. Wallenberg, beide von den

14. Ulanen. Bis Lanterbaoh sollten beide Offiziere gemeinsam reiten, von dort Premier-Lentnant Balthasar sieh anf Bonohepom wenden, nm sich mit der yermntlich in dortiger Gegend bemm- itieüenden Patronille des Bittmeisters t. Hymmen zn Tereinigen, wllirend Leutnant Wallenberg mit 15 Pferden die Richtung auf St Ayold zn nehmen hatte. Balthasar traf auch Hymmen, dessen Abteilung er nm 20 Pferde vermehrte. Meldungen dieser Patrouillen liegen nicht vor, ans derjenigen des Leutnants Graten r. Itzenplitz der 8. Bnsaren OlvisionskaTallerie-Regiment der 13. Division ging aber hervor, dafe bei Booehepom sieh kein Feind befknd. Erst auf der Strafse nach Metz bei Fouligny (Fullingen) war Leotoant Graf V. Itzenplitz auf ein französisches Lager von etwa 40000 bis ÖOOOO Mann gestofsen. Wie alx r dieser Patrouille der weitere Rückzag der Franzosen nicht ent^'un^^en war, so auch nicht den

15. Ulanen, die dauernd mit ihnen in FUhluii^^ blieben. Das Gros der 3. Kavallerie-Division befand sich am Abend dieses Tages vom femdlicheu linken Flügel, der auf dem weiteren Rückzüge das Plateau von St. Barbe bereits erreichte, in der Luft gemessen etwa 4U km entfernt. So hätten dann auch etwa über Boulay (Bolchen) noch weiter selbst bis les Etaugs (Tennchen) vorgehende Patrouillen keinen Feind mehr angetroffen, vielmehr erst bei Glattigny, wohin die bis jetzt zum III. französischen Korps abkommandierte Division Grenier abends 11 Uhr von Bionville (Bingen) her gelangte.

Jateiftoliw Ar di« d««taeto Am** n>d MuiiM. Bd. 114. % 11

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Die 8. Kavallaile-DMaiiMi im Kilege 1870—71.

Bei dem nim am 10. Aogast begiimendeii Voimaneb war ftlr den reohten Elllgel der zwdten Armee die Stralse von Saarbrtteken Uber Si ATold im allgemdnen als die Grenzlinie ^eo das nOrdüch derselben gelegene Bewegongsfeid der ersten Armee bezeicbnet worden. Znr Sieherang des Marsehes sollte die Kavallerie anf grOisere Entfemmig voigesehickt nnd dnreh weit Torgesobobene Avantgarden nntenttitit werden, damit erforderiiobenfalls die Armeen Zeit hätten, in sieb anfimscblielsen. General v. Steinmets beseblofs znnftdiBt die erste Armee ani die ihr zugeteilten Stratsen zn setzen, als deren nördlichste die tod Saarloais Boolay les Etangs galt Nach einem, besonders infolg'e ouverraeidlicher Kreuzungen beschwer- lichen Marsche befanden sich die Vorposten der Armee in Linie Guertiug (Gertin^en) -Boucheporn (Huschhorn). Hinter ihnen la^^ auf dem rechten Flügel das I. Armeekorps südlich Creutzwald, da- neben das VlI. zwischen Carling und l'Hopital, in zweiter Linie das VIII. bei Lauterbach, dort auch das Armee-Oberkommando. Von den Kavallerie-Divisionen befand sich die 1 . in dritter Linie bei Ludweiler, die 3. aber rechts vom I. Armeekorps bei Überherrn, Abteilungen auf Bonlay Bouzonville vorgetrieben. Das General- stabswerk sagt dazu sehr bezeichnend: „Da sich die Kavallerie- Divisionen der ersten Anuee nicht in der vorderen Linie befanden, so hatte die unmittelbare Berührung mit dem Feinde hier fast ganz aufgehört.^ Den Direktiven Moltkes dürfte es mehr entsprochen haben, wenn die beiden Kavallerie-Divisionen die 3. etwa nach Falk, die l. tre^^en Boucheporn dirigiert worden wären mit dem Befehl, links Auschluls an die Kavallerie der zweiten Armee zu suchen, im übrigen aber gegen und Uber die Nied anfznklären. Zum Uber- gange Uber die Saar war der 3. Kavallerie-Division die Furth bei Bools oberhalb Saarlonis oder der Übeigang bei Völklingen hinter dem I. Armeekorps angewiesen worden, desgleichen der letztere der 1. Kavallerie-Division. Es wäre zweckmälsiger gewesen, die 8. KavaUerie-Division bei Saarlonis selbst ttbergehen za lassen, wenn sieb die genannte Furth, zn deren Elrknndung doch wohl Zeit genng gewesen war, als nicht praktikabel zeigte. Die 1. Kavallerie-Divisioii hätte aber so früh anfbreeben müssen, dals sie bei Völklingen vor dem I. Korps ttbergehen konnte. Bei solcher Anordnnng wftren Stockungen und Rrenznngen aller Art Termieden worden, die Kavallerie - Divisionen hatten dann anch etwa vor der Armee ihnen angewiesene Pnnkte noch eireichen können. Die 8. Kavallerie- Division ttbersehiitt aber bei VOllUingen hinter dem I. Armeekorps die Saar nnd dirigierte dann ihre Avantgarde, die 14. Ulanen, nach Hargarten, woselbst deren Stab mit der 1. nnd 2. Eskadron ver-

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Die 8. KavaUerle-Diviaioii im Kriege 1870—71. 163

Uiebeo. Westlich von Hargarten befand sieh die 4. nnd nöidUcb Falk die 3. Eskadron. Feldwachen waren an%e8tellt Trombom, Teterchen nnd Gonme (Knbmen). Kaeh Bonzonville wie anoh nach Boulay wnide patronilUeri Rittmeister t. Hymmen war über

BoQcbepom und Helstroff nach Varize (Waibelskircben) gelangt and befand sich dort den feindlichen Lagern an der Nied gegenüber. Leotnant v. Wallenberg batte feindliche Lager bei Courcelles, Munt und Pange beobachtet. Nach einer schaurigen Kegennacht, deren sich jeder, der dieselbe persönlich erlebt hat, noch erinnern wird, kam der 11. August heran, an welchem die erste Armee im All- gemeinen Kuhetag hatte. Als aber ihr Befehl für den 12. im grolsen Hauptquartier vorlag, nach welchem die Kavallerie noch immer zurückgehalten wurde, erging Weisung, die Kavallerie-Divisionen noninehr aber unverzüglich über die allgemeine Frontlinie hinaus vorzuschicken, um im Sinne der früheren Direktiven, die auf jener Seite ganz unvolikonunene Aufklärung endlich zu vervollständigen. Ab Stelle der Direktive war jetzt also der Befehl getreten. Die 3, Kavallerie-Division hatte sofort nach Teterchen abzumarschieren. Die Zeiten des Aufbruchs aus dem Biwak gehen weit auseinander, von 7 10 Uhr abends. Dem Vorposten-Regiment ward der Auf- trag, die Übergänge über die Nied von les Etangs (Tennchen) bis Holling zu beobachten. Das Gros der 14. Ulanen ging nach Bettange, ihre 4. Eskadron ( v. ICaisenberg) als linke Seitendeckung bis Hoolay Uber den Ort wurden zwei Feldwachen vorgeschoben. Seitens einer derselben kam es zu einem tdinden Alarm, iniolgedessen die Es- kadron eine Meile weit Uber Boolay vorging. Am 12. kehrte sie zum Regiment nach J^idanes aurttek. Rittmeister v. Hymmen hatte den Feind, seitdem er tags Torber Ftlblnng mit ihm bekommen hatte, nicht wieder aus den Augen gelassen. Er bemerkte starke Kolonnen aller Wafien im Abmaisoh aof Metz. Die feindliebe ArriÖregarde maebte erst 5 km yon Mets bei Belleeroiz Halt.

Leutnant t. Ramin hatten wir am 9. die Richtung nach Thionville ebseUagen sehen. Leutnant v. Papen war nach Erstattung seiner Meldung Uber das Renkontre bei Bonlay mit finsohen Leuten und Pferden aus dem Biwak bei Derlen noch selbigen Tages wieder auf- gebrochen. Beide Offiziere trafen sich am Morgen des 11. August in Daistein und ritten gemeinscbaflich gegen TbiouTille weiter. Sie gelangten bis nahe an die Tbore der Festung und stellten deren Armierung fest Am Morgen des folgenden Tages trafen de wieder bd ihren Regimentem ein.

Das Oros der Division war in der Torhergehenden Nacht um 1 Uhr in Teterehen angekommen. Um Uhr morgens wurde wieder

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Die 8. KRTiUmfo-DiviaUm im KHage 1870—71.

an^brochen und Boboo nm 7 Uhr ein Biwak bei Bettange fllr den ganzen Tag bezogen. Die Ayantgarde befand sieh auch nur Uber den Nachbarort Gommelange (GebDaingen) binaiu vorgeschoben. Eine Tom Oberst v. Lüderitz, dem Kommandeur der 14. Ulanen, am Nach- mittage Ton Kidanes (Nidingen) ttber Oondreyille gegen St Barbe und Foix mit 3 Zttgen nntemommene Erknndong stiefe dort erst an! den Feind, der aof Bataillonsstftrke geschätzt wurde. Bei Serrignywnrde aber ein Lager bedeutender Trappenmassen beol>acbtet. Weichen Bindrock hätte wohl hier das Erscheinen der ganzen Ka- Tallerie-DiTision mit ihrer Batterie herYOtgerufen. Während dessen hätten dsnn yon einzelnen Eskadrons Untemehmnngen gegen die Mosel und die Verbindungen zwischen Hetz und Tbionville untere nommen werden können, ähnlich denen der 6. Kavallerie-Division bei Pont ä Moosson, Dieulonard und Frouard. Die Gefiüir einer StOrong unterhalb Hetz war kaum zu besorgen, denn der ganze nördliche Distrikt zwischen Nied und Hösel zeigte sich von französischen Truppen völlig entblöist

Aus Oondö Northen (Contohen) meldete Bittmeister v. Hymmen, dafe er mit Leutnant Balthasar and 40 Ulanen bis auf etwa 600 m an das französische Lager bei Bellecroix herangekommen sei und dasselbe auf Divisionsstärke schätze. Lager schienen sich bis unter die Mauern von Metz hinzuerstrecken. Diesseits Bellecroix seien die Stralsen vou Bouzonville, Boulay und St Avold frei. Ein Transport von GO Centneru Hafer sei von Bellecroix mit zurückgebracht worden, was die Franzosen ruhig geschehen liefseu. Hymmen wurde alsbald seiner ersprierslichen Thätigkeit behufs Verwendung als Ad jutant hei der 3. Reserve -Division entzogen. Auch I^eutnant v. Wallenberg kehrte am 12. von seinem mehrtägigen Patrouillenritt nach Bettange zurück.

Premier-Leutnant V. Voigt-lihetz der 3. Kskadron des 8. Kürassier- Regiments war mit einem Zuge über Bouzonville zur Erkundung nach Thionville entsandt worden. Erst in Stuckange, also etwa ^/^ Meile nur noch von der Festung euttVrnt, war er auf fouragierende feindliche Dragoner gestofsen. 8ie entzogen sich ihm durch eilige Flacht unter Zurüeklassong der Haferwagen. Im flotten Vorwärts- reiten gelangten die Kürassiere um 2 Uhr nachmittag Tor den offenen Thoren von Thionville an. Ein Mobilgardist wurde gefangen ge- nommen. Die von der Nationalgarde besetzte Wache ergriff eine derartige Panik, dals sie die Gewehre fortwarf und in die Stadt flüchtete. Ein preufsischer Reservist meldete sich. Er war in der Festung znrttokgeh alten worden. Bei Tage hatte er an den Werken arbeiten müssen, bei Nacht befand er sich in festem Gewahrsam.

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Die 8. lUT»Uerie-DiTi8ion im Knege 1870-71.

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Im übrigens auf die Angaben dieses Keserviste» am 1"). August gegen die Festung versuchter Handstreich seitens der durch Kavallerie aod Artillerie verstärktt u 'U. Infanterie-Brigade outer dem General Grafen (iueisenau war bekanntlich erfolglos.

Am 12. August rtlekte die erste Armee mit dem I. und VU. Armee- korps in die Linie Boulay Kalling Marange mit dem VIII. als Resen e nach Boueheporn Nieder Wisse. Die 1. Kavallerie-Division befand sich westlich Fouligny bei KaviUe. Da nach den eingezogeneo liaebriebten die Hauptmacht des Feiodes im RUckznge durch Metz Iber die Mosel begriffen war, hatte am 13. August die erste Armee gegen die französische Nied und zwar mit dem Gros auf die Linie les Etangs Conrcelles Fange Domangeville za rUcken nnd den Bahnhof Courcelles zu sichern. „Kavallerie rekognosziert gegen Metz und überschreitet die Mosel unterhalb." Die erste Amee hatte somit die rechte Flanke der aoi die Linie Bachy Ghllean-Sa]i]i8 marsehierenden sweiten Armee so decken, deren Vor- poeten bis an die Seüle Toisosohieben waren nnd deren Eayallerie neb der Hofielllbergänge bei Pont k Monsson, Oienlonard, Marbaobe etc. n venicheni and Uber den Flois hinaus sn erkunden hatte.

Auf dem ttuCsersten rechten FlOgel der ersten Armee ging die 3. KaTaUerie-Division in Richtnng gegen Metz vor. Das an der Spitze befindliche 7. Ulanen-Regiment fand Vr6mj Ton ieindlicher InisBtezie besetzt Das Regiment ging yor dem Feuer derselben mtlek nnd nahm znr Decknng des Divisionsbiwaks bei Vry Vor- posten im Anschlnls an die bei St Barbe befindlichen der 2. In£uiteiie- DiTision bis Aber Sanry-les-Vigy hinans. Zur Deckung der rechten Hanke war die 2. Eskadron (y. Luek) nach Vigy mit dem Auftrage entsandt worden, gegen die Mosel nnd nach Thionyille hin zu pa- tionillieren. In letzterer Kichtnng wurde Premier -Leutnant v. Müller I. ■it 15 Pferden entsandt. Es gelang ihm, bis an die auf 400 Schritte TOD der Festung vorgeschobene Postenkette zu kommen, vor deren Feuer er dann aber zurückgehen mulste, „Durch diese Erkundung," heilst es in der 1890 erschienenen Regimentsgeschichte, ..aber war die Kavallerie-Division meilenweit Uber den Feind sowohl wie über üas (iclände vollständig aufgeklärt."' Leutnant der Reserve Schultz set/ic auf der Fähre bei Haueoncourt mit 5 Pferden zu gleicher Zeit über die Mosel, patrouillierte die nächste IJmgelmug ab, ohne etwas vom Feinde zu finden, und kehrte naeh kurzem Aufenthalte auf dem linken Moselufer wieder auf das rechte Ufer zurück. Der Fuhrmann war während dessen durch einen Ulanen mit der Pistole in der Hand bewacht worden. Nachdem die Patrouille wieder im das rechte Ufer gebracht worden war, verschwand der Fährmann.

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Die 3. Kavalierie-Di\ isioa im Ivriege 1870—71.

„Die von dem groben Bnnptqaartier angeoidneten grOfseren Rekognoszienmgen anf dem Unken Moselnfer mofirten onterbleiben, weil alle Fahrzenge auf dem Flnsse vom Feinde in Sieherheit

gebracht waren/' so sagt das Generalstabswerk, nachdem es des ÜbersetzLiis der i'utroiiille der 7. Ulanen Er\%'ähnang getban bat Die Unterlassong der Kavallerie-Division erfährt also eine Be- urteilung, die bei Kenntnils des Moltkeschen Stils eines weiteren Kommentars allerdings nicht bedarf. Wenn mau nun aus ..Der Reiterei etc.*^ von v. Pelet-Narbonue erfahrt, dafs dem Oberkommando der ersten Armee gleichzeitig mit dem Befehl des grofsen Haupt- quartiers eingehende Angaben von Ubergangsponkten tlber die Mosel zwischen Metz und Thionville zugegangen waren, dafs ferner am 12. nachmittags ein Schreiben vom Oberkommando der zweiten Armee eingegaugeu war, welches Mitteilung machte von den fllr den 18. beabsichtigten Bewegungen und den dabei den Kavallerie-Divi- sionen gestellten Aufgaben insbesondere auf dem jenseitigen Mosel- ufer und das mit dem Hinweis geschlossen wird, dafs ^eine ähnliche Operation der Kavallerie der ersten Armee Metz in 4 5 Tagen isolieren würde,"' so kann man nur annehmen, dals der besondere Wert einer Operation der Kavallerie der ersten Armee auf das linke Moseluier nicht erkannt worden ist und eine solche daher unterblieb. Bin mit einer derartigen Unternehmung rechtzeitig be- auftragtes Regiment hätte dieselbe mit Leichtigkeit ausführen iLtfnnen. Selbst für die ganze Division, ja beide Kayallerie-Divisionen, wäre der Befehl ausführbar gewesen. Man sieht, mit dem strikten Befeht am 11. August, die Kavallerie nunmehr aber angesichts desselben Yonnseliieben und zur Anfklürung der Verhältnisse beim Gegner so ▼erwenden, war der Bann noeb nicht gebroehen. Das mag aber zur Lehre dienen, wie schwer durch Fdedensgewohnbeiten fest ein- gewurzelte Ideen zu beseitigen sind! Dazu hilft auch selbst der strikte Befehl nicht. Als solcher muls die Überschreitung der Mosel durch ELaTallerie noch garnicht euimal an^efafot worden sein, denn sonst hätte man doch melden müssen, dafs und warum der Befehl nicht zur AnsfUfarung kam. Im groihen Haoptqoartier sowohl wie ganz besonders aber beun Oberkommando der zweiten Armee rechnete man mit dem Oberschreiten der Mosel unterhalb Metz seitens der Kavallerie der ersten Armee. Der Befehl vom 12. an das General- kommando des X. Armeekorps, dem zur Zeit noch die Brigaden Barby und Bedem der 5. Kavallerie-DiTision unterstellt waren, lautete nämlich : „Nachdem der Femd die Stellung hinter der Nied geräumt hat, wollen Ew. etc. den Generalleutnant v. Rbeinbaben mit seinen beiden Ra?allerie- Brigaden, zu welchen ich baldmöglichst auch die Kavallerie-

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Die 8. KavaUerie-DiTiaion im Kriege 1870—71.

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Bogtde Bredow stofiieii lassen werde, heute noeh in der Riehtung nf Pont & Honsson nnd Dienlonard naeh der Mosel in Bewegung «eben. Der General t. Sbeinbaben soll die Mosel ttberschreiten, dai Platean swisehen Mosel nnd Maas gewinnen nnd in nördlicher BielitoDg gegen die Stra&e Mete Verdnn Torgehen, am klar in sehen, ob der Feind auf dieser Stralse von Metz abzieht Erfolgt, wie vorauszusetzen, ein gleiches Vorgehen seitens der Kavallerie- Divisionen der ersten Armee Uber die Mosel unterhalb Metz, so würde die feindliche Armee bei Metz binnen 3 bis 4 Tagen von jeder Ver- bindung mit Frankreich abgeschnitten sein. Die hohe Wichtiirkeit dieses Zieles wollen Ew. etc. dem Generalleutnant v. Kheinbaben mitteilen. Morgen früh ist dann, unter möglichst beschleunigter Vor- aossendung einer Avantgarde, eine Infanterie-Division gejren Pont ä Moasson in Marsch zu setzen, um diesen wichtigen Punkt zu okku- pieren und die Verbindung mit dem General v. Rbeinbaben zu er- halten." Welches Gewicht man auf das Uberschreiten der Mosel seitens der Deutschen auch nördlich von Metz im feindlichen Lager legte, beweist der Umstand, dals Bazaine endgültig erst am 13. August abends zu bewegen war, die Steflun^^ östlich Metz aufzugeben, als der Kaiser ihm eine Depesche der Kaiserin aus Paris vorlegen liefs, nach welcher die Deutschen sttdlich und nördlich von Metz die Mosel bereits Überschritten hätten. Die 3. Kavallerie-Division hatte indes die Mosel nur vorübergehend mit einer einzigen Patrouille tlber- scbritten und begnügte sich mit der Beobachtung gegen Metz hin. ^ blieben denn anoh die feindlichen Verbindungen von Metz in otfrdlieher Richtung vorerst noch unberührt. Erst am 18. August Abends zwischen 7 und 8 Uhr gelang es den beiden sächsischen Btttmeistern v. Klenck nnd t. Polenz von Auboud ans bei Riehemont bezw. Uckange Zerstörungen der Telegraphenleitnng, sowie auch der Eiseobahn von Metz nach 1'hionvilie vorzunehmen. Desgleichen C^sng es einer Abtheilnng der säcbsisehen 4. Pionier-Kompagnie unter Ftthmng des Majors Klemm in der dem Tage folgenden Nacht auf der Ardennenbahn (TbionTÜle— Longnyon— Mteidres) bei Men^le Bss die Schienen in einer Ubge Ton 250 Schritten anssaheben, in den Grönebach an werfen nnd den Telegraphen zn zerstören. Bei Kaiziöiea, nnr Meile yon Haneoneonrt entfernt, wnrde seitens der der Brigade Montbö ad hoc zngeteilten Pionier-Abteilnng die Eis enbahn erat am 19. Angnst zerstOri Und welche An^ben warteten hl rem taktisch-strategischer Beziehung der Kayallerie der ersten Armee anf dem Imken Moselnier. Aniklirang desselben, Durch- sehne idnng bezw. Beobachtong der nach der Maas fthrenden Strafsen, hubesondere der nördlichsten derselben tiber Briejr; eyent un Verein

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Die 8. KaTallerie-Diviakui im Kriege 1870^71.

mit der 6. Kavatterie-IHnaion entsoheldender EftTalleriekampl am 15. Angiut ^egen die KaTaUerie-DiTisioiien de Forton, Du Baiail mid de Valabrögae; eyent. aoeh Vereitoliug der Abfahrt des KaiBera Napoleon am 16. fillh mit dem Hahneosehrei Ton Gravelotte Uber Jarny naeb Yerdnn; ?ielleiobt aaeh Teilnabme an der Schlaobt bei Yionyüle-Mars la Tour. Bei Anweaenbeit der Kavallerie der ersten Armee oder doeb wenigstens mnes gnten Teils derselben aoi dem Unken Moeeliifer iritoe man am 17. Angost nnd ancb noefa am 18. niebt im Zwmfel darttber gewesen, ob die ganze Bheinarmee sieb noeb bei Mete befinde oder niebt nnd wo deren reebter Flllgel m Sachen sei, welche Gewilsheit den 18. Aogost weniger blutig gestaltet haben durfte. In Anbetracht dessen, dals aber von der selbständigen Kavallerie der ersten Armee sich nicht ein Pferdeschwan/, auf dem linken Moselufer nördlich Metz bet'aud, muls es übrigens noch alb ein Glück bezeichnet werden, dal's die zur Aufsuchung der Ver- bindang seitens der 5. Kavallerie-Division in nördlicher Kichtnng entsandte Eskadrun Wultfeii der U>. Ulanen schon bei Jarny an der Ausftihrung ihres Auftrajres scheiterte. Die 3. Kavallerie-Division sah sich im ganzen Verlaufe des Krieges- nicht wieder vor so be- deutungsvolle Aufgaben, wie in jenen Augusttagen gestellt!

Aus ihrer also gegen Metz auf dein rechten Moselufer gerichteten Stellung meldete sie am 13. August ein grolses Huttenlager diesseits des Waldes von Grimont, welches sich zweifellos bis Uber die ^trafse von Bouzonville hinziehe. Kleinere Lager befänden sich auch nördlich von ersterem bei Chieulles, die feindlichen Vorposten in Linie Failly- Poix-Servigny. Am 14. hatte die erste Armee in ihrer am 13. ge- nommenen Stellung zu verbleiben, also links beginnend, die 1. K&- ▼alieiie-DiTision bei Pontoj, VIL Korps von Domangeville bis Fange, 1. von Conreelles-Chanssy bis Landon villers, Avantgarden bei Port k Cbaussy nnd les Etangs, 3. Kavallerie-Division bei Vry binter dem L Korps das VUL bei Biouville und Varize; durch vorge- schobene Avantgarden war zu beobachten, was der Feind tbnt Am Schluls des am 18. Angust abends 9 Uhr in Hemy erlassenen Be- febls beiist es noeb: „Die Kavallerie beider Armeen (der ersten nnd xwdten) ist mOgliebst weit vorznsebieben nnd bat einen etwaigen Kttckzog des Feindes anf der Stralse von Mets naob Verdan sn bennmbigen.'* Bei der dritten Kavallerie-Division blieb indes bis anf die VorpostenablOsnngen innerbalb des 7. Ulanen-Begiments alles nnverilndert. Premier-Leutnant v. Mttller IL wurde gegen die Mosel in Riebtang Malroy entsandt. Noeb diesseits Gbarly sieb zeigende Kavallerie ging in den Ort snrttok, der sieb von feindlieber Infanterie besetzt zeigte. Das Pferd des Leutnants v. Mttller wnrde von

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Die 8. KayaUerie-DiTliiaii im Kritge 1870^71. 169

■ehnreo Kageln niedergestreckt, lJDtero£fiuer Bankrath ver- windet) seio Pferd enebonen. Die Bewecpamgen im feindiiehea Uger hatten etwa am 8 Uhr morgens eine Alarmierun^ dar Dtfiaion znr Folge. Wenn man zur Zeit glanbte, dafs die fVuiosen einen Angriff vorbereiteten, so bekundeten die am Nach- ■ittag eingebenden Meldnngen der Räomong von Gbienlles sowohl wie saeb des Lagers am Walde Ton Grimont das Gegenteil, den ilnog der Fhmsosen anf Meta. Das daraufhin mittlerweile am 4 Uhr ilittgehabte Vorgeben der Avan^aide des VII. Korps ftlbrte snr SeUseht bei Golombej-Konilly. Die sam Teil gerade Gottesdienst abhaltende 8. Kavallerie-DiTision wurde dnreb den nm 6 Uhr bOrbar wodenden Kanonendonner abermals alarmiert. Mit der bei Avancy aaf Vorposten befindlidien 4. Eskadron die 8. blieb sar Siehe- isi^ der reehten Flanke bei \igy ging Oberstlentnant y. Feste! aaf Foix yor, woselbst er eine gegen das feindliehe Feuer gedeckte Slelliing nahm and naeh ViUers TOrme beobachtete. Die 1. and. t Eskadron waren anf 8t Barbe gefolgt, woselbst sie sieb später der Division anschlössen. In einer Aufstellung nordwestlich Retonfay deckte dann, der Aufforderung' des Generals v. Pritzelwitz ent- sprechend, die Division die Flanke der auf diesem Flügel betindlichen 2. Infanterie-Division. Als die Spitze derselben bereits im l»c|j:nil war, über den Abschnitt bei Nouilly sich gegen die bei Mey seitens der Franzosen zorUckgelasseue Division Grenier zu wenden, ^^riffen die wieder Front machenden Divisionen des IV. frauzusischeii Korps in den Kampf ein. Zur unmittelbaren Unterstützung der Division Grenier rückte die Division Cissey vor. Der Nouiily-xVlischiiitt mulste daher diesseits zunächst wieder «geräumt werden, Noisseviiie •ber wurde behauptet. Einer feindlicherseits beabsichtigten üm- gebung des prenfsischen rechten Flügels über Villers TOrme zu be- gegnen, war vorerst das Füsilier-Bataillon 4. Regiments nach Ser- ngny entsandt werden. Auch die 5. l./l. war aus ihrer Stellung, welche sie mit der G. 1./I. an der Krasserie iune gehabt hatte, ia eioe Stellung nordöstlich Noisseviiie gebracht worden, um aus dieser erforderlichenfalls das Bataillon in Servigny sn unterstützen. Hechts neben dieser Batterie trat unter Bedeckung der 4. Eskadron der 5. Ulanen zunächst die reitende Batterie der Kavallerie-Division io Thätigkeit, später kam noch hinzu die 5.8chw./l. Die G. schw./I. ging gleich weiter nördiich zwischen Servigny and Foix in Stellung Ihr folgten wegen nicht genügender Wirkung gegen die feindlidie Artillerie bei ViUers l'Qrme die 5. schwere bis y.or Südwestecke too Servigny und die 5. leiebte bis nnmittelbar nördlich dieses Ortes. Die reitende Batterie der Kavallerie-Division ging aber sogar noch.

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170 8. Ksvalleiie-DlTisloii im Kriege 1870—71.

Uber Foix hinaus ond nahm darauf auf dem äalsersten rechten Flügel 4ID der BonzonvUleer Stra£se Stellung, ans welcher noch etwa 30 Granaten mit anscheinend guter Wirkung Terschossen wurden. Die -beabsichtigte Umfassung der Franzosen kam nicht zur Ausführung. Das zwischen Mey und Villers l'Orme gegen 8 Uhr abends auf Servigny Torstofsende Bataillon traf die feindlichen Batterien schon nicht mehr um. Za Zusammen stöben mit feindlicher Infanterie kam es noch versohledentlieh. Es waren aber die letzten Yorstöfee des abziehen- •den Feindes. Die Eigentümlichkeiten des Geländes nnd der Gefechts- läge schlössen jedes Eingreifen der KaTallerie ans, was schon dar- »ns henrorgeht, dats sttmtliohe auf dem GefechtdiBlde befindlichen ^3 Sehwadronen mit zusammen 7250 Sttbeln im ganzen nur 21 Mann verloren. Davon kommen aaf die 3. Karallerie-Division 1 Mann (Artillerie), 2 Pferde (7. Ulanen) tot, 1 Mann (7. Ulanen) nnd 2 Pferde (5. und 7. Ulanen) yerwnndet. Die 3. KaTallerie-Divioiony welche nach eingebrochener Dunkelheit wieder ihre Biwaks beiw. Stellongen bezogen hatte, mulste noch im Laufe der Nacht auf das Schlachtfeld des Tages vorher abrücken, um das Fortscbafibn der Verwundeten und das Zusammenbringen der Leichen zu sichern. Mangels anderer Verwendung ist das auch eine Thätigkeii In Ans* ttbung dieser streiften Patrouillen der 3. Kavallerie-Division bis an das Fort St. Julien. Am 15. August früh 9 Uhr bezog sie ein Biwak bei Avancy und setzte die Beobachtung aur Metz fort. Die Vedetten- linie befand sich nunmehr in Linie Servigny-Charly und dehnte sich von dort bis Malroy aus. Der Hinweis in dem vom grofsen Haupt- quartier am 14. abends erlassenen Befehl, dafs durch die anderweitig gegebenen Vorschriften eine Vorwärtsbewegung der Ii. Kavallerie- Division nicht beschränkt sei, ändert an der Sachlage nichts. Am IT). August marschierte die Division nach Meeleuves ab, um dort als Bindeglied zwischen dem nach Laquenexy und Courcelles sur Nied gelangenden I. Armeekorps und den auf Arry, Sorry und Marieulles bezw. Sillegny und Pommerieux gegen die Mosel links abmarschierenden Korps VIII und VII zu dienen. Diesen Abmarsch deckte nördlich gegen Metz die erste Kavallerie-Division bei Key. Die rtlckwärtige Sicherung des 7 Stunden währenden Marsches der 3. Kavallerie-Division nach Meeleuves war dem noch immer auf Vorposten befindlichen 7. Ulanen-Regimente Ubertragen worden. Es sammelte sich bei Avaucj nnd folgte der grofsen Bagage der Division Uber St Barbe, Colligny, Courcelles sur Nied, eine rechte Seiten- deckung ging Uber Flanville, Ogy. Laquenexy. Als dann am 17. •das VIL Armeekorps und die 1. Kavallerie-Division bei Comy, das VIII. aber bei Any die Mosel Überschritten bezw. dazu bereit gestellt

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Ans dem Kitoge 1807—14.

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wirdeD, ging die 3. KavaUerie-Division zur Decknii«: dieses Über- pnp'^ und der auf dem rechten Ufer zurückbleibenden Trains gegen Metz in eia Biwak bei Coin-les Cnyiy. Um */,7 Uhr abends wurde lUsselbe bezogen. Das bei Fey zunächst noch seitens der 1. Ka- TtUerie-DiTision znrtlckgelassene 9. Ulanen-Regiment wurde durch das 8. Kttrasder-Begiment abgelöst Dasselbe sehob je eine Eskadron ueh Joay aax Aiehes und Angny znr Beobaohtnng von Metz Tor. Die Vorposten des Gros der 8. Kavallerie-DiTision, die die 1. und i Eskadron der 14. Ulanen hatten, schlössen sich in Linie Marly sor Seflie, Cnvry ond Flenry an. Die getroffenen Sicberheitsmalsnidinien galten vornehmlich der fiewaohnng des Raumes zwischen Mosel und Seille. Als am 18. nachmittags dann die 5. Ulanen mit ihrer 4. Eskadron die Kürassiere, mit ihrer S. die 14. Ulanen abgelöst hatten, befiuiden neh die 1. und 2. Eskadron als Vorpostengros hd. Prayelle. Bei Marl) und Augny kam es am Morgen des 19. August zu Yorposten- lehtnnfltzeln. In dem bei letetgenaontem Orte fiel Sergeant IHekow. Ad folgenden Morgen lOsten die 1. nnd 2. Eskadron die 8. nnd 4. auf Vorposten ab. Der zu sichernde Abschnitt betrug ftir jede Kskadron etwa Meile, für das Regiment also P/j- Das Gros desselben befand sieh von dem am weitesten vorgelej^cneu Augny nur Meile entfernt. Die Stärkenachweisuiig der 3. Kavallcrie-

Dinsiou wies in jener Zeit 23G5 Pferde. G Geschütze auf.

(Fortsetzung folgt.)

xin.

Aus dem Kriege 1807—14.

AufiMiohnimgen eines dänischen Offioiers.

HenuugBgoben von seiner Todhter.

(Fortsetzung.)

In Rendsburg verbrachte ich die Zeit mit Wacbtdienst; denn wir Leutnants hatten Wache bei Holsteins Tborwaohe oder Kronwerker Thorwache. Auf der Kronwerker Thoiwaebe wurde ich in einer Naebt von der Schildwache beransgemfen. nm einen Reisenden an examinieren. Zu meiner groben Freude erkannte ich in der mond- hellen Kaebt eben Freund ans Kopenhagen, Leutnant y. ROnne

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172 Ans dem Kriege 1807— U.

Ton „des Kdnigs Be^ent", weldher in demselben Jahre wie ieh das Oflizienezamen gemachti aber jetzt schon den Abschied genommen hatte, nm in msdsehe Dienste zn treten.

„Hast du nicht Lnst»^ fragte er, „mit mir nach Bnfsland so gehen, denn in Dänemark kommt man doch nicht vorwftrts?'' „Nein, ich danke,^ erwiderte ich, „wir haben selbst Aassiebt, Uber die Grenze m marschieren und daim lab mich auch erst hören, wie es dir im rassischen Dienste geht** Anf diese Frage bekam iob, ehe ein Jahr verflossen war, in Rendsburg mttndlichen Bescheid, denn V. Köune und ich stielsen als Feinde bei Sehestedt am 10. Dezember 1813 zusammen. Rönne, welcher schon Kapitän war, wurde mit seiner {ganzen Kompagnie, die zu der rassisch-deutschen Legion ge- hörte, gefangen genommen und mit den übrigen Gefangenen nach Rendsburg gebracht, wo sie ein Jahr später dasselbe Thor passierten, durch welches v. Rönne jetzt von Kopenhagen kam. Er war nicht nur Kapitän geworden, vsonderu hatte obendrein einen russischen Orden bekommen. Kapitän v. Rönne war in Glückstadt geboren, wo seine Eltern noch lebten und sein Vater königlicher Proviautverwalter war; es war deshalb am so schändlicher von ihm, gegen sein Vaterland zu kämpfen.

Nach doni traurif^en Frieden wurde er mit den andern 23 ge- fangenen Offizieren und 603 Mann ausgeliefert und v. Rönne ist jetzt wie zuverlässige Nachrichten sagen General in russischen Diensten und Kommandant der Festung Zamoss in Polen.

Während er in kaom einem Jahre zum Hauptmann avancierte, war ich zweinndzwanzig Jahre Leutnant, che ich Kapitän wurde. ^)

Kaum war ich einige Monate in Rendsburg gewesen, als die blanen Speciesthalerzettel von ihrem Werte von zwei Specien za einem Werte von achtzehn, höchstens zwanzig Schilling lUbisch fielen. Man kann sich nun denken, wovon ein Fähnrich oder Sekondleatnant mit der niedrigsten Gage za leben hatte, wenn er nar 15 Reichs- thaler des Monates bekam nnd doch die blanen Speciesthaler em- pfangen sollte, welche nar 18 Schilling Ittbisch galten.

Also war unsere Gage des Monats nur 2 Reichsthaler, 39 Schill Ittbisch oder 3 Reichsihaler Knrant, welches das Allerhöchste war, wozu wir es bringen konnten. Zu derselben Zeit molsten wir

1) Avancements geschahen regimentsweise, dies hatte snr Folge, dafs bei einer Abteilung sehr alte Leutenants standen und bei einer anderen sehr jnngp Kapitäns. V.s ging im ganzen sehr langsam mit dem Avancement und öükondleutnant» vur der Zeit des Krieges 1818 waren noch im Jahre 1843 SUbekapitäns. Es waren Ot6dexe, die 28 Jahre Leatnants blieben. (Ana: .Unser VoUl Im Jahre 1897, herausgegeben von Wilhehn Osteigaard.)

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5 Ri'ichsihaler Kurant fUr Mittagrsessen bezahlen, das wir uns also fast gauz aus dem Sinne schlagen mai'sten oder das wir doch bei weitem nicht jeden Tag g^eniefsen konnten, denn für einen Offizier ^iebt es Aasgaben rUcksiehtlicb seines Anznges, welche notwendiger als die anderen LebensbedUrfiiisse sind, da kein Mensch sehen kann, ob er etwas im Magen hat oder nicht, ist er aber schlecht gekleidet, Terüert er in Aller AehtongJ) Dies £lend daaerte fast ein ganzes Jab.

Man kann sieb wohl nicht wandern, dato wir seelenfroh waren, als wir Marsehordre von fiendsbnig bekamen, am einen Feldzng mit- mmacben, denn Jedennann wniste, dafo die Leatnants nicbt soviel Gage batten, dafs sie monatlich das allerdllifägste Hittegsessen be- nUen konnten. Unteroffiziere und Soldaten bekamen Terhältnis- nifing eine ebenso geringe L5bnnng und kaum waren wir ans Bendsbnrg, als wir sangen: Aeb Rendsburg, acb Bendsborg! yer- flncbtes Jammertbal n. s. w. nnd eine allgemeine Frende bemScbtigte sieh der Gemüter.

Keamttnster. Den 24. Jnni 1813 marsebierten wir bierber. Wir sind heute 5 Heilen bei anfeerordentlieb greiser Wttime nnd auf sandigen Wegen marschiert. Besonders war der Weg Ton Bends- borg bis NortofI sehr sandig mit freiem Terrain.

Kllsen bei Segeberg. Den 25. Jnni marschierten wir bei grofeer Hitze nach KUsen, einem Dorfe in der Umgegend von Sege- berg. Das Bataillon hat hier beinahe einen Monat kantonniert. Ich logiere bei guten Hauerleuten. Wie ist es doch angenehm und cr- qniekend in der freien, schönen Natur, wenn mau den Aufenthalt in Rend^bin-fr damit vergleicht! Hier fühle ich mich so t'ndi und gluck- lich w iv der Vogel in der Luft. Ich liekomme gesunde und reinliche Nahrung and holsteinische Klölse, die so grofs und hart sind, dafs luan Menschen damit tüten könnte, wenn man seinen Feind gerade in seinen Hirnschädel träfe. Das Einzige, was wir in dieser Zeit gemacht, ist. dafs wir zweimal in der Woche brigadenweise auf der grofsen Segeberger Heide exerziert haben. Ich habe 2'/^ Meilen zu dem Exerzierplatze und Kapitän v. Bie hat Uber drei Meilen dahin. Da die Soldaten mit vollem Gepäck und mit Feldkesseln sich am

') Während des Kriegen kam das (ieldwesen Dänemarks in die traurigste Verwirrnng. Staatsanleihen im Auslande waren unter diesen Umständen nicht zu erhalten, und uian griä deswegen zu einem Mittel, welches auch trüher be- ntrt woifbm wv, nlmliob Zettel «mutoUen, oho« dab mia den eatspreoheDdeB Wert beuie. Als eine Folge der anfterordanftUehea Vermelirang der Zettel- naiBe, fir w<ddie man keine Sicherheit hetfee, sank das Papiergeld tief oater Miaea aDgegebenen Wert (Maoh £, P. AUea. pag. 609.)

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6 UliT moigens auf dem fizenierpUitze dnstellen rnttsaen, so manehiere ich mit meinem Kommando von 24 Mann and 2 Unterolfizieien des Abends am 10 Ulir von Kttsen, stolto mit dem ttbiigen Teüe der Kompagoie ond des Bataillons anf dem Ezenderplafase om 5 Uhr xn- sammen, halte eine Stande Rast ond ezendere Ton 6 bis 11 Uhr auf einer groben Heide, wo wir im Heidekraut bis an die Knien marschieren. Bisweilen haben wir mit Kreuzottern zu kämpfen, wenn wir sie zu hart treten, und kleine Eidechsen schleichen sich unter unsere Stiefeletten. Erst um 6 Uhr abends sind wir zurück zu unseren Quartieren gekommeu, in hohem Grade ermattet. Da wir keinen Wagen mit uns gehabt haben, haben wir den nächsten Tag einen Wagen absenden müssen, dt'nn solcher Hin- und ZurUckmarsch und solches Exerzieren in grol'ser Hitze, auf einer Heide mit hohem Heidekraut, ist weit mehr augreifend als ein Marsch von vielen Meilen. Vielleicht kommt es auch daher, dafs die lange Hungerkur in Kends- burji- uns noch in den Beinen sitzt. Wir haben so zweimal in der Woche Brigadeexcr/ieren und einmal Exerzieren im Kantonnement.

Lübeck, den 2S. Juli 1813. In dieser jrrolsin und schönen Stadt logieren wir brillant und bekommen täglich Tafelgelder von der Stadt, Aufser unserem ersten Bataillone „Fünen" liegen hier in Lübeck das .,Schleswig8che Infanterieregiment** und ,Jtitländische Dragoner*' samt 6000 Mann französischer Truppen. Wir stehen alle anter dem französischen General Tbiöbaalt, dem alle Offiziere heute nach dem Einzage vorgestellt wurden. Er ist ein freundiicber» BcbOner junger Mann. Er hatte die rechte Hand in der Binde, weil seine rechte Schalter von einer Kugel verletzt ist.

Meislinge, den 5. Angnst Meisiinge ist ein sehr grofses Dorf. Wir sind hier znm eistenmale aaf Posten gegen den Feind.

Lttbeok, den 10. Aognst 1813. Den 6. Angost kamen wir aber- mals bieiiier. Da der WaffenstiUstand am 15. Angnst, dem Geborta- tage Napoleons, zu £nde gebt, nnd wir am diese Zeit vor dnem Angriff nieht melir rieber sein können, haben wir bente, den 10. mr Fder des Tages gio&e Parade, IfanOver and Revne tot dem iranzOsisehen General T bii b an It gehabt. Danach wurden alle Offizieie, UnteroiBziere ond Soldaten za einem brillanten nnd kostbaren Diner ▼or dem Mtthlentbore eingeladen. Wbr speisten in der schonen Allee, wo Tische gedeckt nnd Stflble yon den Einwohnern LttbecliB hinge- stellt worden waren. Damit alle französischen nnd dänischen Offiziere Gelegenheit haben kannten. Bekanntschalt mit einander zn machen, kam je ein tinischer Offizier bei Tische zwischen je zwei französische Offiziere zu sitzen. Auf allen Tellern und Coaverts lagen geschriebene Zettel, auf denen stand: Französischer Offizier. Dänischer Offizier.

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- hh hatte bei Tisehe auf der lecliteD Seite dnen scbOiien Artillerie* lipitäQ mit eiDem sonneDTerbraonteD Gesiebte und vielen Orden nnd «f der linken einen In&nteiielentnant, die beide sebr frenndlicb gegen mieb waren nnd die Haltung and ManOver der dänieoben Trappen sehr lobten. Eine Menge Toaste wurden gehalten; besonders wnrde auf Kaiser Napoleon nnd Friedrich den Sechsten getronken, (h nicht allein der höchstkonmiandierende französische und dänische General das vorschlugen, sondern auch aber und abermals zwischen iicti Iraüzüsischen und dänischen Subaltern-Oftizieren solche Gesund- heiten in den ältesten und besten Weinen, die die französischen Kommissäre in Lübecks Weinkellern hätten auftreiben können, aus- gebracht wurden, 'rrotzdem hatten alle französischen und dänischen Offiziere bei Tische ein so feines Betragen gezeigt, dafs kein i'ur/Ap'v Offizier berauscht war. Der schöne französische Artilleriikapilän Dobois trank auf meines tiegiuieotes Wohl: „Monsieur! la saut^ du regimeut de la Fionie.'*

Ich tiank auf das Wohl der französischen Batterie und darnach mit meinem Nachbar zur Linken , dem utnant der Infanterie Daperre, auf das Wohl des 126. Infanterie-Keginients. Der fran- zösische Offizier stellte indessen nicht die Forderung, dafs man bei jeder Gesundheit ein volles Glas auf einmal hinuntergiefst, er ist zu- frieden, wenn man nnr an seinem Glase nippt oder einen kleinen Mond voD davon nimmt, denn Völlerei nnd Trunkenheit ist etwas, was dem ehrliebenden, französischen Offizier widerstrebt.

Nur die ersten Familien Lübecks hatten Eintrittskarten von dem feuiiteischen „Major du jour^^ fUr die Allee nnd die Nähe der Offizierstafel erhalten, damit sie sähen, wie die französischen nnd (iiaischen Offiziere salsen und speisten nnd tranken. Ein» Gruppe elegant gekleideter Damen drängte sieb so nahe an unsere Stühle, (Ufs mein liniLer Naehbar eine Dame so empfindlieb ins Knie kniff, dafs sie lant sehrie nnd Kapitän Dnbois bombardierte die niedlioben Damen mit Bonbons in Papier mit solcher Gesebiekliebkeit, dafs sie nie in ihr Gesieht trafen, sondern immer an die volle Brost Die Mioner, Brüder oder Verlobten der Damen moisten sie znletst üut dsvoDsehleppen, denn sonst wären sie da stehen geblieben, so lange vir zu Tisebe salsen.

Unsere Unteroffiziere nnd Soldaten speisten als Gäste bei den friDsdsisoben Unteroffizieren nnd Soldaten tiefer in die Allee hinein.

Sobald die Mittagstafie] beendet war, eilten wur nach Lttbeck zu- rtok, wo am selben Abende ein glänzender Ball Ton dem französischen General gegeben wurde, leb tanzte die ganze Naebt nnd amOsierte nüoh vortrefflieb. Eine grolse Anzahl feindlich gesinnter Damen

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hatte sieb entselmldigt, so dab kein Ball hätte stattfindeii kOnneo. Der franzOeisohe General sehiokte aber den dienettbnenden Migor sa den Damen nnd lieft ihnen sagen, dafis, wenn de hente abend nieht „tanzen" wollten, sollten sie morgen y^sohamen'' nnd anf dem Wall arbeiten. Das hali^ denn man hatte sehon früher in Lflbeek er- fahren, dals mit den Fhmzosen nicht zn schonen sei nnd dab der französische General keine KOrbe annahm. Die Damen kamen tai den Ball anfangs gewito mit ernsten Minen. Es dauerte aber nicht lange, bis die anseheinend kalten Heizen durch den damals so modernen „Pirwalzer** warm worden und bald sah man nur lächelnde Oesichter.

Am Mittajre des zweiton Tai^es kam ich mit Mann aui i'ikct- "Nvaeht* aiii dem Markt in der Stadt, unter dem Kommando eines französischen Kapitäns, welcher 50 Mann hatte. Meine 30 Mauu nmfsten daher nach französischem Kommando exerzieren und Hon- neurs raachen, welches besser g:ing, als man hätte glaul)en sollen. Sie sahen, wie die Franzosen sich benahmen und machten sogleich dieselben Wendungen und HandgriÖ'e.

Bald nachdem der französische Major die Wache visitiert hatte, sagte der Kapitän Godefroi zu mir: , .Kamerad, ich mufs dnrchaus meine Freundin einen Aufrenlilick besuchen. Sie müssen hier in der Wache so lange bleiben und sie nicht verlassen. Wenn ich zurück- komme, können Sie eine Stunde gehen/' Diesen Vorschlag dachte ich natürlicherweise nicht zu benutzen und konnte nicht begreifen wie der Kapitän wagte, seine Wache zu verlassen, deren Bestimmung es war, ansznrttcken, sobald das Signal eines Kanonenschusses von der Festung ans verkünden würde, dals der Feind, welcher nnweit von Lübeck stand, sich der Stadt nähere. Aber was wagt nicht ein Franzose? Er riskierte mehr als das Leben er riskierte die Ehre, denn die Franzosen kennen in solchen Fällen keinen Pardon nnd er wäre ohne Zweifel kassiert worden, wenn der Kommandant von seinem unglaoblichen Leichtsinne Kunde eilialten hätte.

Nach Verlanf einer Stunde kam der Kapitän froh nnd heiter znrttck, nahm seine Pfeife nnd sagte, nachdem wir einige Zeit ge- sprochen hatten: ,yJetzt können Sie gehen, loh werde anf der Wache bleiben.^ Ich dankte nnd sagte, dafo es nichts in der Welt gäbe, was mich verlocken könnte, meine Wache zn Terlassen. Der Kapitän lächelte, warf sich anf die Erde, indem er einen Vers Ton „sa bonne amie" snmmte und fing darauf an, mit Kopf nnd Händen sich so tief in einen grolsen Hänfen Stroh, das in der Stube lag, hineua zu bohren, dab ich zuletzt nur noch seine Stiefelsohlen sehen konnte.

Ich verbrachte die anfserordentlich schöne, mondhelle Nacht in

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der ang:ene'hmsten Weise, indem ich aufserhaJb der Wachstube spazieren duiT und es amüsierte mich sehr, zu hören, wie sich die französischen uad dänischen Schildwachen miteinander unterhielten: auf alle mog:- lichc Weise suchten sie sich verständlich zu machen und exerzierten alle Hand^rrifFc miteinander. Weil der Waffenstillstand den 15. Augnst abgelaufen war, hatten wii- wie oben erwähnt den Gebartstag des Kaisers am 10. prefeiert. Am 15. Augost 1813 morgens um siebea Uhr wirbelte der Generalmarsoh in den Stralsen Lübecks and Trommeln, Trompeten und Jiigerbom snoliten am die Wette znm Kampfe zo rafeu.

Weleh nnbesohreiblicber Wirrwarr, welches Laufen, Kufen und Schreien von 80 vielen tausend Menschen, die unerwartet gegen den Feind marsohieren sollten! Viele setzten sich groiseD Unannehmlich- keiten ans, weil sie nicht sn ihrem Regiment eilen wollten, ehe sie dnen AbBohiedsknis von ihrer Freundin bekommen und ihr „Lebe wohl^ gesagt hatten. In den offenen Fenstern sah man die Damen mit ihren Tttohem schwenken und während wir uns in den Strafsen vezsammelten, wurden die sonst so schönen funkelnden Augen nafe Hod Thrftnen fielen auf die harten, gefühllosen Steine.

An dem merkwitrdigen 16. August wurde also der Feldsug 1813 eröffnet

Ben 15. August marschierten wir nach dem fünf MeUen von Lttbeck gelegenen Oldeslohe in starkem Regen und auf sehr schlechten Wegen. So begann der Feldsug bei schlechtem Wetter, wie auch Mine Folgen schlecht fttr Dänemark waren. Dals aber der Friedens- sehluls fbr Dänemark so unvorteilhaft wurde, daran hatten wahrhaftig die dänischen Truppen keine Schuld, denn die moralische Kraft und Kriegerehre der dänischen Nation hat sich nie in einem schönerem ond ehrenvolleren Lichte ^rezeigt, als in diesem Feldzuge. Nicht nar der Feind niulste die Taplerkcit der dänischen Triipjien anerkennen, sondern einer der Adjutanten des General Lallemond hat auch die ISchlacht bei Sehested für die dänische Nation so ehrenvoll wie iüö{:lich beschrieben. Nachdem er seine Anerkennung darüber aus- gesprochen hat, ,,unter so viel Schwierigkeiten einen so vollkommenen Oüd glänzenden Sieg bei Sehestedt gewonnen zu haben," fU^^t er hinzu:

„Le g6n6ral Wallmoden (|ui avait voalu s'opposer au passage des Danois pres de Sehestedt, fut cnlbnt6 ä la baionette. Cette retraite fait le plus grand honneur ä ThabiUte du prinoe de Hesse." ^)

*) Die obeMB Posten im Koipi warai im aUgemeinai in gvtea HiUden. Es wir efai gUlokUeher Gedanke von dem KOnlg«, den Ftiaaeii Friedrioh von

Hessen zum Korps-Chef zu ernennen. Ohne mit hervorragend geistigen Fähig- keiten begabt zu sein, besafs dieser General ein sohttner Minn von 42 Jahren

JakrhMiM Ut Um dtntMhe Am«« wd Maria*. Bd. Iii, i, 12

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Den 16. Augast marschierten wir von Oideslohe nach Ahrens- burgs und den 17. nach Högsdorff. In zwei Nächten biwakierten wir in der Nähe dieser kleinen Stadt. Den 19. marschierten wir weiter, passierten in der Nacht den pTafsen Sachsenwald in Lauen- burg und erreichten des Morgens, sehr ermattet, Schwarzenbeck, wo wir abermals in der Nacht im Walde biwakierten. Den 21. hielten wir Nachtlager yor dem Gute Grese und den 22. bei Caniin, wo wir zum t rstenmale auf einen Haufen Kasaken stiefle n. Sie glanbten eine gute Beute zu machen, wurden aber zurückgeschlagen. In der Nacht, während ich auf Feldwache war, hörte ich deutlich die Signale der Kasaken nnd ihr Geheul, das wie das wilder Tiere klang.

Den 23. mäisobierten wir ins Biwak jenseits Wittenboig. Auf

fferfidp die notwendigen EifTPnsohaften, sowohl körperlich als moralisch, um seiüü Autgabe bei der fjef^enwiirtigen Gelegenheit m lösen Der Prinz hatte eine ausgezeichnete Unterstützung. Unter den Brigadechefs warScbuienbnrg, weleher Ib der ittsaieohen Amee wihriBd des Krieges gegen Sehwedn ia den Jahren 1788 --90 mit Anasdoluuuig gedient hatte, ein sehr tBehtiger, erfthreneri alter Soldat.

Die zwei Brüder, der unerschrockene O. C Bardenfleth als Chef des (if-neralstabes und der elegante t>iedrioh Lövenörn-B anl entleih als Sous-chef wären die Zierde jedes Generalstabes gewesen. Sie waren beide anf der Höhe der Militärwissenschäti. Bei un» hatten sie den (jleneralstabsdienst von Binzer (L. H. Binser, Brigadegeneral, f 1811), den praktiaohen Dienit von Ewald ge> leint und lie waren nleht ohne Erfidunng, denn im Generalatabe des leliteren hatten sie beide an den Erd^ssen bei Lübeck und Stralsund teilgenommen. (Anszng aiiB „Mitteilungen von den Kriegearohiven** von dem üeneralatab« im Jahre IhUb herausgegeben.)

Prinz Friedrich von üesaen, geboren in ^Schleswig den 24. Mai 1771, war tia Sohn des Lani^itafen Carl Ton Heaaen nnd der dfaiafJiwn Pkinieatfn Loilae. Doroh ebien meiateihaft auagelOhrten Bttöking über Oideslohe, Segebeig nnd Kiel und unter fast ununtetbroehenen Kümpfen, bei Boden, Rahlstedt Bornhr»vod iind bei Sehestedt, den 10. Dezember, wo ein glänzender Sieg ge- wonnen wurde, gelang es dem Prinzen, Rendsburg zu erreichen Den 1 1 De- zember hatte er das ganze Korps innerhalb der Mauern gesammelt. Im .labre 1816 wurde ihm die Führung der beiden iiiilsiiurps, welche Dänemark ^egen Aankreleh auarttatete, tibertragen. Das erste Icam nnr bis naoh Bremen, daa Eweite aber ging nach Frankreioh, wo es, an der Okknpationaarmee gehörend, bis 1818 unter Kommando des Herzogs von Wflillagton stehen blieb.

Das Kor]»s hinterliefs ein seh?mes Andenken durch das gute Verhältnis zu den Einwohnern, durch seine meisterhafte Mannszucbt und seine vorzügliche Ausbildung.

Anf Gottorp, wo der Prinz als Statthalter in den Herzogtümern und Ober- pritsident in der ProTiniiahregleraiig wohnte, feierte er den 1. Oktober 1888 aein aeehzigjährigea OffiaiersjnbiUlQm. Anf aelD Geaneh wude der Print nnmlttelbar

vor der Armeereduktion 1842 aus dem Dienste entlassen und zog sich auf sein Out Panker in Holstein zurück, wo er den 24. Februar 1845 starb. (Ans: Dänisches biographisches Lexikon, herausgegeben von Bricka).

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len Manche dahin stttnte plötadich ans dem Walde ein Hänfen Kosaeken mit gefüllten Lansen, Gehenl nnd GebrUll, weil sie nns aber wegen der grolsen Entfemnng nicht znm Schieben bringen konnten, verfolgten sie nns nioht Ulnger.

Den 24. rückten wir dicht hei Schwerin, der Hauptstadt des Herzogtums Mecklenburg, ins Nachtlager. Der regierende Fürst war ^flüchtet. Die JStadt ist grols, aber alt, finster und hiiislich mit rtT/en(U*r romantischer Umgegend. Vom 24. August bis zum 1. Sep- tt'iiiher lagen wir ganz unthätig im Biwak aufserhalb Schwerins. Keiner von uns war auf Wache, denn die franzitsisch-dänische Avant- garde stand in Wismar und hielt damals den Feind in Schach. Die einzige Bewegung, die wir uns machten, war, dafs wir fast jeden Abend mit den niedlichen Damen Schwerins, die durch unser Musik- ehor herausgelockt wurden, tanzten.

Ein dänischer Leutnant v. K. tanzte so ausgezeichnet ..I'irwalzer** mit t'inem Fräulein B., dafs er dadurch diese ungewöhnliche Schön- heit eroberte. Nach dem Frieden reiste er nach Schwerin, erneuerte die Bekanntschaft und heiratete das reiche Fräulein, wodurch er Besitzer von einem der schönsten Güter in Mecklenburg wurde. Nachdem er seinen Abschied genommen bat, lebt er in glUclüicher £be mit einer liebenswürdigen and schtHien Frau.

Mit betrübtem Heraen war ich oft Zeuge des unberechenbaren Verlastes, den die unglücklichen Landlente in der Gegend von Schwerin erlitten, denn all das schöne Kom, welches eben reif zur £nite war, wurde niedergetreten oder heransgeiissen. Man brachte es in unser Biwak, um Hütten darans SEn machen. Die reich be- deckten Weizenfelder, die die fleilaigen Besitzer erfrent nnd ihnen Lohn fttr ihre Arbeit versprochen hatten, wurden in wenigen Tagen gins yeroichtet nnd kein Landmann bekam anoh nnr einen Wagen voll m sein Hans. Seine Ktthe, Schafe, sein Geflttgel, alles wnrde ihnen geranbt nnd viele flttchteten mit ihrer Familie weiter ins Land. Es hätte anch der Unmenschlichkeit der fransösischen Kommissäre bei der Verproyiantiening eine Grenze gesetzt sein sollen, denn wir liatten oft 2—300 Stttck Vieh im Biwak, weit mehr, als wir nOtig hatten nnd yiele gingen sn Gmnde, weil ihnen die Verpflegong fehlte. Oabd verlor der reiche Gntsbesitzer oft kein einziges Stttck Vieh, weil er die (hinzltsischen Kommissäre mit Geld bestechen konnte, während man die letzte Koh des armen Mannes forttrieb, ohne die Thräoen nnd Bitten der nnglttoklichen Familie zn beachten. Von diesen gefühllosen, geldgierigen Kommissären war keine Schonung, kein Ififleid zn erwarten. Unter dem Befehl eines französischen Kommissärs wnrde ich eines Tages mit 30 Mann dazu kommandiert}

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bei dem fiiDtreiben des Proviants zn assistieren und ich wurde voll- kommen von der Ungerechtigkeit, Betrttgeiel and Grausamkeit dieser Kommissäre ttberzeagt. Es kam mir vor, als ob man die gröfiiteii Verbrecher der französischen Nation zu Kommissären ansgesacbt hätte; denn der französische Offizier ist gnt nnd edel. Manche zeigten bei verschiedenen Gelegenheiten frenndUche Schonung gegen die Schwachen nnd Überwundenen, ja oft teilten sie ihren letzten Proviant mit den nnglttcklichen Menschen.

Den 1. September bekam unser Bataillon den Befehl, die 6|vfd. Batterie des Kapitiin KoQes zur Avantgarde in Wismar zn eskor- tieren, wo wir am folgenden Tage frtth morgens ankamen uad Biwak aulserhalb der Stadt bezogen. Der französische General Lallemond kam gleich zu uns geritten. Es war ein selten schOner janger Mann, 28 Jahre alt nnd ein aasgezeichneter Reiter. Er trag eine geschmackvolle Husarenunifonn, die aber nicht ndt Gold und Silber ttberladen war.

Der General lad den Oherst von Gasten ier nnd von jeder Kompagnie einen Offizier zum Ball abends in Wismar ein and befahl seinem Adjutanten, dnls von Wismar sogleich zwei Flaschen Wein für jeden Offizier und Branntwein für die Soldaten ausgeliefert werden solle, um, wie er sagrte, den vollständigen Sieg, welchen die Fran- zosen neulich bei Bautzen über die Alliierten gewonnen hätten, zu feiern. Durch seinen Adjutanten liefs er zugleich einen langen Sieges- bericht von dem Generaladjutanten Napoleons an den Prinzen von EckniUhl (Davoust), unter welchem wir alle standen, vorlesen. General Lallemond bat unsern Oberst, uns den Inhalt des Kapports auf Dänisch mitzuteilen und sagte, dafs wir in einigen Tagen zu der groisen Armee unter Napoleon marschieren wUrden.

Nun entstand grofser Jubel in unserem Biwak Uber den ge- wonnenen Sieg und Uber die Aussicht, zu der ^rrolsen Armee zu kommen. Viele französische und dänische Offiziere kamen zn uns und es wurde getrunken und die Gesundheit Napoleons und des Königs von Däne- mark wurden so laut nnd so oft ausgebracht, da&s uns fast der Atem verging.

Da der Premierleutnaot v. Sibbem von unserer Kompagnie nieht Lust hatte, auf den Ball su gehen, bekam ich die Erlaubnis, an seiner Stelle su gehen und obwohl ich die ganste vorige Nacht marschiert war, freute ich mich unendUch, tanzen zu sollen. Einige Stunden, ehe der Ball beginnen sollte, bekam aber unser Bataillon Befehl nach Rateeburg zo marschieren. Dies war ein unerwarteter Donnerschlag uns; denn das war ja eüi BetirieceD statt zn Avaneieren.

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Aus dem ünege 1807—14.

Ibl

Jetzt be<:aim der unglückliche KUekzuj? in der Nacht durch Gadebusch nach Uatzeburgr, wo wir mit der französisch-dänischen Hauptamiee zosammenstielsen. Die französisch-dänibche Avantgarde iog sich von Wismar nach Lübeck /.uriuk. Den 3. September 1B13 kamen wir nach Kendsburg und jenseits der Stadt gruben wir uns in die Erde und boiten Bäume und Zweige von dem Walde zum Dache.

Einige Tage, nachdem wir nach Katzeburg gekommen waren, erhielten wir die Bestätigung, dafs Napoleon wirklich mit seinen Rekruten die Alliierten bei Bautzen und Lützen geschlagen hatte. Da das Glück ihm abermals zu folgen schien, glaubte er, nicht der französischen und dänischen Truppen unter dem Prinzen von Eck- ntüü zu bedürfen und befahl dem Prinzen, sieh nach der dänischen Grenze zurückzuziehen and ein wachsames Auge auf Dänemark und die Hansastädte Hamburg nnd iiUbeok zu haben. Napoleon aoU Qämlicb kein rechtes Zutrauen zu dem Bündnis mit Dänemark ge- habt haben, obwohl der Prinz von EckmUhl in mehreren Rapporten u ihn den Mat, die Trene und die Tapferkeit der dänischen Truppen nmt dem guten EinverstiindniB zwischen den französiaehen nnd den diniflohen Trappen gelobt hatte.

Den 4. Oktober morgens yerliefs onaer Bataillon im Verein mit nrei Schwadronen Hnsaien das Biwak bei Ratzebarg, am sieh aof Um Gate Gadaa zweier Landkarten za benülchtigen, welehe der ftioz za haben wünsehte.

Seme Spione hatten gemeldet, dafs diese Karten an der Wand im Sehlafisimmer des Gatsbesitzers hingen. Der Feind stand mit Minen Vorposten angefähr eine Viertelmeile diesseits des Gates and molrte also auf die andere Seite znrttekgeworten werden. Erst (tieften wir aat die Vedettenkette des Feindes, welehe Feaer gab und sieh dann zn ihrer Wache zoriickzog; and nnn begann von beiden Seiten ein heftiges Tiraillearfeaer. Der Feind sachte die Gebände za deeken, mafste aber nach Verlauf Ton zwei Stunden weichen. Einer von unseren Husarenoffizieren ritt mit einigen Hasaren in den Hof hinein, ging in das Schlafzimmer des Guts- besitzers, nahm die Karten und empfahl sich. Als unsere Bestimmung erfüllt war, kehrten wir in unser Biwak zurück, ohne von dem Feinde vitIoIl^i /.u werden.

Im Biwak lagen 4000 Manu dänischer Truppen; die übrigen, Intauterie, Kavallerie und Artillerie waren in der Nähe untergebracht, lu der Entfernung von ungefähr einem Kanonenschusse lagerten Fr.inzuseu, die uns immer sehr hötiich emptingen, wenn wir sie besuchten.

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Wir hatten böebBteiis 2 oder 3 l^bte frei, sonst waren wir fortwährend anf Feldwaehe. Anlserdem war ieh mit 30 Hann oft snr Hilfe der anderen Vorposten beim Weilsen Hiraeh, Salem und Kogels einem Gnt, wo wb zweimal in einer Naeht angegriffen worden. Das Terrain war nttmliob sehr eonpiert nnd es war sehr sehwierig, den Feind zn entdeeken, ehe er dem Hofe ganz nahe war. Sobald aber die Kasaken bemerkten, dafo nnsere Gewehre im Regenwetter aneb Fener geben konnten nnd aneh nnr ein Ka- sak gefaUen war, ergriffen die andern gewöhnlich sogleieh die Flucht. Diese Kasaken, welche so gefürchtet waren, hatten einen solchen Respekt vor unserer Kavallerie, dals 20 :10 Mai)n davon genügten, um einen Hänfen von ungefähr lOO Kasaken in die Flucht zu jagen. Ihre Tüchtigkeit besteht darin, ihre Feinde in der Nacht zu alarmieren, zu entkräften, und zu ermüden, fast keine einzige Nacht liefsen sie uns in den 71 Tagen, die wir bei Ratzeburg lagen, in Ruhe. Bisweilen alarmierten sie uns mehreremale in einer Nacht, und da wir in der Finsternis nicht wissen konnten, ob es viele oder wenige waren, mulsten wir jedesmal in unseren Versohanzun«ren auf- marschieren. In der Dunkelheit der Nacht suchten die Kasaken ihre Ungeschicklichkeit als Krieger zu verbergen, denn sie griffen uns nie am Tage auf ritterliche Weise an, und wenn wir wach waren, wollten sie nichts mit un^ /n tliun haben. Sie sind vortreff- lich zum Vorpostendienste zu geitrauchen und so haben auch die Russen ihre meisten öiege dnrch den onermttdlicheu Diensteifer der- selben gewonnen.

Bei Salem war ich oft mit 30 Mann anf Vorposten anter dem Befehl des Kapitains T. Wegener mit seiner Kompagnie von den Schleswigschen Jägern. Am Tage standen wir in der Stadt, aber in der Nacht zogen wir nns in den grofsen Wald hinter der Stadt znrttok, nm nns gegen einen plötzlichen Übei&ll zn siehem.*)

') In einer Nacht, als wir um das Wachtfeuer iu dem grofsen Walde safsen, k.nmen acht deutsche Deserteure zn uns. Es war oft amilsant, den Lebunälaul «iniger dieser Deserteure zu hüreu und zum Zeitvertreib lernte ich ein origineUoB Tibaksltedohen von efaieni prenftteoheii Hnssrankorporal:

So oft ich raeine Tabakspfeife Mit grutem Knaster angetUIlt, Sie nur zum Zeitvertreib ergreife, Seh loh in ihr mein Ebenbild: V Sie giebt mir diese Lehr dibeli Dafe ieh defselbea Shalieh seL v

Die Pfeife ist von Thon und Erde, Und ieh bin gleiehfirilB draus gomaoht,

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Anfangs waren die Deserteure eine grnte Prise fllr uns, die wir inf Vorposten staudt-n, ilcnn wir konnten einem Deserteur ein sehr fut aufgesatteltes Pferd für 5 Thaler Courant, ein Paar KavalU rie- pistolen fUr 16 nnd einen guten Säbel für 8 lübsche Schillinge abkauten. Diese Freade dauerte aber nicht lange, denn kurz nachher wurde befohlen, dals die Deserteure samt ihren Pferden ao das Uaupt- qiiartier in Ratzeburg abgeliefert werden sollten.

Nach Verlauf von 71 Tagen verliefsen wir am 13. November, morg:ens 6 Uhr, das Biwak bei Katzeburg. In dieser ganzen Zeit hatten wir nie unter einem Dach geschlafen und hatten die Kleider nur vom Leibe bekommen, um Wäsche zu wechseln. In gleicher Zeit verliefsen auch die 8ÜÜ00 FraBzosen, welche ans gegeottber biwakiert hatten, das Lager.

Bei jeder Hutte des Biwaks wurde ein Soldat mit einer brennen- den Fackel postiert, und auf ein durch 3 Kanouenscbtisse von den Franzosen gegebenes Signal standen in einem einzigen Augenblicke die beiden Biwake, ans mehteren tausend Hutten bestehend, in hellen Flammen, was ein aufserordentlieb Bchönes Schauspiel darbot Da der Baach nach dem Orte hintrieb, wo wir anfmarschiart standen, worden wir von dem abscheulichen Gestank von lüllionen von Un- Seaetor das diesen Morgen sein Dasein endete fast eisticki

Dafs, wenn ich einst zn Asche werde, Sie fällt und bricht, wie ich 's gedaoht :,: Mir oftmals in der Uand entzwei. Ist nicht mein Schicksal einerlei V :,:

Wenn ich die Pfeife werd' anzUndsn, Seh' ioh sogleioli im Augenblick Den Kauch in freier Lutt verschwinden, Nichts als die Asche bleibt zurüok. V So werd' auch etauteas idi vergehen, Hehl Leib In Stanb und Aiche weba. ^:

Die Preife, wenn das Rohr versobleimet Und uituiuis auch verstopfet iat, Wird dann mK Slndel aaflgerlamet, So rSoaiet raoh die MedUn :,: Den Körper aus der Krankheit Not» Am £ade folget doeh der Tod. v

Man kann bei so gestahaen Sachen Beim Tabaksranehen jeder Zeit ErbaoUehe Gedanken machen

Von f<oines Lebens Richtigkeit.

Drum rauciie wer da will zu Hans Sein Pfeifchen stets mit Andacht ans. r,:

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Aus dem Kriege lb07 14.

In Jeder Hütte hatten 60 70 Mann gelegen. Ich wohnte mit iwai andern Offizieren in einer Hütte.

Ein pTofser Fehler war es froweseu, das Biwak auf einen Ab- han^r zu legen, denn wenn es stark rejrnete, strömte das Wasser so stark in unsere HUtttm, dals wir nahe daran waren, im Schlafe zai ertrinken. Wir hatten ans zwei Ellen in die Erde hineingegraben und waren sehr froh nach Verlauf von fast drei Monaten diese unterirdischen Wohnungen verlassen zu können, in welchen wir in der alierschlimmsten Jahreszeit viel durch Kälte und Nässe gt' litten hatten.

Wie schädlich das feuchte Nachtlager auf die Gesundheit w irkte, zeigte sich dadurch, dab es dänische und französische Kegimenter gab, die 4—500 Kranke in den Hospitälern in Hamborg and Lübeck hatten, welche fast alle an kaltem Fieber und Dysenterie litten. Ich kann Gott nicht genug danken, dafs ich mich immer wohl be- üaiid nnd keinen einzigen Tag in diesem Feldzuge krank war. Aber die schädlichen Folgen blieben doch auch bei mir nieht ans, denn sobald ieh in der Garnison zur Rahe irekommen war, wmde ich von einer lang^erigen und schmezzbafteD Gicht ernpriffen, wovon ieh noeh Sparen trage.

Wir marsehierten denselben Tag naeb Kramesse nnd den Tag darauf durch Lttbeck, wo wir eine nnsäblige Menge von Znsebanem hatten, die uns beim Onrehmarsoh „Lebe wohl!** zuriefen. Dann ging es weiter nach Schwartau, einer Ideinen Stadt, wo ieh meine Wohnung am Markte bei dem Kaufmann Enilorab bekam. Er war ein Yortrefflicher Mensch, der mich nach bestem Vermögen erquickte und amttsierte. Es kam mir so seltsam Tor, wieder in einem Bette zu liegen! Vom 16. Augast bis 14. November hatte ich nicht unter einem Dach geschlafen. Ich mufste daher anfangs bald wieder anf> stehen, denn es war mir, als läge ich in einem Backofen. Nur lang- sam gewohnte ich mich wieder an das warme Bett

In Schwartau lagen wir yom 14. bis zum 24. Norember In dieser Ruhepause hatte ich Zeit, meine Bemerkungen Uber das, was ich heim Durchmarsche durch Mecklenburg und Lauenburg ge- sehen, aut/uzeichnen.

Das Hcr/oiitum Mecklenburg ist fast durchwe:; ein sehr coupiertes Terrain mit Höhen, Tiefen und grolsen Wäldern. Die fruchtbaren Felder sind mit lebenden Hecken umzäunt. Es ist ein iVueht- bares und aul'serürdentlieh schönes Land, aber ich habe nieht dif Ehre gehabt, die F^inwohner kennen zu lernen, denn ich habe in keinem einzijren Hanse Quartier gehabt. Des Tages marsciiicrten wir auf der Landstralse und die Nächte verbrachten wir unter oücoem

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Aas dem Kriege 1807 14.

Himmel in dta grofsen Wäldern, welche sehleehte Wirte sind und keine schönen Töchter haben. Das Herzogtum Lauen bur^ kann loch als coupiertes Terrain betrachtet werden. Es sind da grolse Heiden und es ist bei weitem kein so sichtbarer Wohlstand in Laaenburg, wie in Mecklenburg:. Auch dort habe ieh nicht Zeit ond Gelegenheit frehabt, die Bekanntschaft der Einwohner zu machen, denn ieh habe teils in dem ungesunden Biwak bei Katzeburg ge- lt uii. t( ils die Nächte in den grolseu, dimkieD, slüleo Wäldern za- gebrach t.

Den 25. November marschierten wir von Schwartau nach nnserem lieben Lübeck und besuchten Freunde und Freundinnen. Den 26. November kamen wir wieder nach Krumesse zurlick, und den 28. nach Siebenbanmen, wo ich Befehl bekam, die Batterie des Kipitain Koye nach Oldeslohe zn eskortieren. Den 1. Dezember marschierten wir nach dem Dorfe Boden, und vom 1. bis zum 4. Dezember waren wir Tag und Kacht in Bewegung. Der Feind liels uns keine Ruhe, um uns schon vor dem Angriffe zn eimttdeii. Am 4. Dezember abends fand die Affaire statt. Es war ein grofses Gluck nir ans, da£a der Feind ans nieht am Tage, sondern in der Dukeiheil aogxiff; denn naeb der Aussage der Gegner und nach spiteren anthentiBehen Nachrichten war der Feind mehr als drei- imI so stark wie wir. Er glaubte aber den Prinzen Friedrich tod Hessen, mdsein Hllftkorpe 7or sich zu haben und konnte, der Dunkelheit und des starken Nebels wegen, unsere geringe Anzahl nicht erkennen Wir hatten nämlich nur eine Brigade, woTon ein grolser Teil nach anderen Punkten detachiert war. Hätte der Femd Kenntnis von snserer geringen Sttrke gehabt, so hätte er uns leicht umgehen können, oder wäre jedenfoUs nicht goiötigt gewesen, später zu ntirieren. Eine Ahnang muls er freilich davon gehabt haben, denn lonst wäre er wohl nicht so ttbecmlltig gewesen. Obwohl wir suletst nieht 25 Schritte von dem Feinde waren, konnte wir ihn doch der- Dnnkelheit und des eoupierten Terrains wegen nicht sehen. Sehr deutlich aber konnten wir seine Scheltworte: Grützköpfe u. s. w. hören und bekamen endlich Befehl, diese Scheltworte mit unseren Bajo- netten zu erwidern. Unter dem Kufe: „Hurrah, es lebe der Königl'* stürzten wir auf den Feind los. Dieser wollte sich nicht vcm unseren Bajonetten spiefsen lassen, sondern ergriff' bald die Flucht über Gräben und Hecken und warf eine Menge Gewehre und Tornister von sich, um desto leichter lauten zu können. Nur Major iiurgs- dorft', zwei Leutnants und 81 Mann wurden auf der Flucht, die durch die Dunkelheit begünstigt wurde, ergritlen. Die 'M Mann, die ge- tangen worden, waren Hanseaten, welche gesagt haben sollen, da£5

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Aas dem KriefS ia07— 14.

sie keinem Dänen Pardon geben wollten, weil wir den Franzosen in

iHamburg g-eholfen hätten.

Nach V erlauf eiuiger Standen war der Feiud au allen Punkten .zurückgeschlafjen.

Wir blieben ungefähr eine Stunde auf dem Kampfplatze stehen nahmen von dem, was wir bei uns hatten, einige Erfrischungen ein und sammelten einen Teil von den Gewehren und Tornistern auf. So endete diese Affaire bei Hoden ebenso ehrenvoll, wie die vorher- gehenden Scharmützel im Fcld/age, im welchem der Feind nicht gern unseren Bajonetten zu nahe kommen mochte, weshalb er jedes- mal retirierte und nur der Schnelligkeit seiner Beine seine Kettung verdankte.

Nach der Affaire bei Hoden marschierten wir durch Oldeslohe za dem Gute Blumendorf, wo das ^ranze Regiment abkochte, einige Stunden ausruhte und dann an demselben Tage, den 5. Dezember, nach Niendorf weitermarschierte. Jenseits der Stadt kam ich auf Feldwache mit 30 Mann Infanterie ond 10 Mann FUneschen Dragoner; diese wurden mir mitgegeben, weil man wolste, dals ich ßesoch 7on Kasaken erwarten könne. In der Dämmemng näherten sieb auch wirklich einige und griffen mich an, nm in das Dorf zn kommen. Als aber meine Vedetten Fener gaben, wodurch zwei Kasaken fielen, und sie ut^sere kleine Anzahl, die ich längs der Hecken aufgestellt hatte, nicht berechnen konnten, zogen sie sich gegen Sttlfeldt, eine Viertelmeile von mir entCemt, zurück. Leutnant v. Scbellempf von „Prinz Ferdinand-Dragonern**, welcher Dienst hei „den Holsteuusehen fliaaien'' tbat, wurde von einem Kosaken doreh einen Lanzenstich in •den Magen schwer yerwnndei

Am 6. Dezember marschierten wir nach Damsdorflf nnd kamen durch Segeberg, wo ich so glttcklieh war, fhk paar StieÜBln an be- kommen. In den letzten Wer Tagen und Nttcbten war ich anf schrecklichen, beinahe bodenlosen Wegen marsohiert mit Schuhen, die ÜMt ohne Sohlen und so zetrissen waren, dalh ich sie an den iPllihen festbinden mubte, um sie nicht zu yeriieren.

Den 7. Dezember marscbieiten wur weiter nach Preeta dureh. BomhÖTed. Anlser der Stadt bewegten wir uns in Schlachtordnung und wurden von einer Menge sehwedlseber Karalieile angegriffen. Dieser Angriff kostete den Schweden ihren eigenen späteren Be* richten zufolge ttber 200 Husaren. Wir verloren 2 Kanonen und einige Mann. Der Kronprinz von Schweden, Carl Johann, soll Uber diesen, für den Feind so bedeutenden \ erlust so erbittert ge- wesen sein, dafs er in seinem Armeeberichte von NeumUnster den 6. Septembar 1813 sagt: Die dänischen Truppen hätten gegen alle

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AoB dem Kriege 1807—14. 1^7

Kriegsgesetzt' ^jehaudelt, da einifre Kompagnien, welche ihre Ge- lelire schon gestreckt hatten, ihre Gewehre wieder aufgenommen und anf die schwedischen Husaren geschossen hätten, als diese sich durch Borahöved zurückzogen.

Nach dieser Aft'aire setzten wir unsern Marsch auf unglaublich sohlechten, fast bodenlosen Wegen fort, wodurch viele Soldaten einen traurigen Abschied von ihren verdorbeneu Schaben nahmen. Um balb 12 kamen wir, znm Teil barfUfsig, hungrig nnd in hohem Gnde ermattet nach Preetz, wo der Kanonendonner deutlich gehOrt worden war nnd ein liebendes Herz betrübt hatte.

Als ich nämlich in das mir angezeigte Quartier eintrat, kam mir ein jonges, schönes Mädchen mit ängstlichem Gesicht entgegen ODd fragte mich schnell nacheinander: ^.Haben Sie Leutnant v. R. gesehen? Lebt Leutnant f. R.? Sagen Sie mir doch die Wahrheit!** Ich versicherte der jungen Dame, dafo der Leutnant B. geannd nnd wohl sei nnd ant Feldwache nicht weit ron Preetz stehe. Dann enihlte sie mir, daXs der Leutnant ihr Verlobter sei nnd wie bange sie gewesen, dafo er gefallen sei.

Da der Femd uns keine Rnhe liels, sondern fortfuhr, uns Tag and Nacht zu verfolgen, vermutete ich, dafe er uns auch jetzt nur wenige Stunden Schlaf gönnen wttrde, ond warf mich daher im höchsten Grade ermattet nnd schläfrig in meinen Kleidern auf dis Bett Wie ich gedacht hatte, wurde in der That in derselben Naeht um 2 Uhr Alarm in Preetz geschlagen. Wir stürzten ans nnseren Quartieren und waren in der Dunkelheit nahe daran, ein- uder Uber den Haufen zu rennen, um nnr schnell zu unserer Fahne ttf den Alarmplatz zn kommen, woranf wir nach Elmschenhagen, eme halbe Meile von Kiel, marschierten. Mit betrübtem Herzen waren wir Zeugen des Jammers der Einwohner von Pretz, die das Herannalien lits Feindes fürchteten. Ich wurde auf Feldwache konmiandiert, einige Gewehrschüsse Entfernung von Elmschenhagen.

(Hier fehlt ein Blatt Im Origlaalmanaskript)

Nachdem ich auf Fouragierung ausgeschickt gewesen war, kehrte ich zurück und meldete dem Adjutanten des Prinzen Friedrich, dafs die Bauern uns gegen Bons keine Lebensmittel überlassen wollten, meiner grofsen Freude erwiderte der Adjutant: „Wenn die Bauern Ihnen nicht gutwillig Proviant gegen Bons überlassen wollen, so er- Iwibe ich Ihnen, Proviant zu nehmen, wo Sie ihn finden!''

„Gut! danke sehr!" dachte ich, so werde ich Proviant für meine leidenden Kameraden, die in der Kirche einquartiert sind, bekommen, denn ich hatte m mehreren Häusern schOne geräucherte Wttrste,

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Aua dem Krieg« 1807—14.

Schafskealen oiid ^Tofse Stücke Speck im Kauchfang hängen sehen. Ich machte mich sogleich mit meiner Mannschaft auf und nahm bei jedem Bauern den driUen Teil von diesen so lange yermifsten Delika- tessen. Die Männer und Frauen schrien, weinten und lamentierten entsetzlich, aber jetet half kein „Maalspitzeu', denn ich hatte nur Mitleid mit den ermatteten Offizieren und Soldaten in der Kirche und mit meinem eigenen hungrigen Magen, Meine Mannschaft hatte endlich Anne und Hände voll von Mettwurst, Käse. Brot u. s. w., und mit diesen herrliehen Dingen eilten wir in die Kirche zu meinen schlafenden Kameraden nnd riefen: „Proviant! Proviant!'' £in Teil erwachte nicht ans dem tiefen, leblosen Schlafe; einige aber wurden monter nnd rieben sich die Angen, nnd die, welche bei unserer An- kunft mit den Lebensmitteln wach waren, fuhren wie hungrige Wölie auf uns zu, aben mit Begierde und legten sieb dann wieder schlafen.

Ungefithr um Mitternacht legte ich mich beim Altar neben die andern hui. Ich hatte weder Strohlager noch dnen Mantel, aen Überhaupt nur wenige 0£Bziere in diesem Feldznge hatten. Bisher hatten wir gegen schlechte Wege, Wasser, Kälte und Regen zu kämpfen gehabt, jetzt bekamen wir einen neuen Feind, nämlich den Frost; denn zwischen dem 9. nnd 10. Dezember fing es um Mitternacht anaufiBerordentlich starkzugeMeren. Ich hatte kaum eine Stunde auf dem kalten Boden gelegen, als es mir war, als ob das Blut in meinen Adern erstarrte. Ich konnte mich kaum auMchten, und meine Stiefel welche ganz naJs von dem Herumwaten im Dorfe waren, waren jetzt so steif an meine FttCse angefroren, dak ich kaum gehen konnte, ohne zu lallen. Obgleich ich sehr mttde war, konnte ich doch Tor Kälte nicht schlafen; auch störte es mich, dab die Soldaten unglanblidi laut in den Kirchensttthlen und CUlngen schnarchten. Viele sprachen laut im Schlafe und dnige jammerten nnd riefen: „KasakI Kasak!**

Um 10*/a Uhr abends waren wir in Gettorf angekommen und um 3 Uhr in der Nacht schlugen die Trommeln den Generalmarseh nnd Alarm ki der Khrohe nnd im Dorfe. Es ward uns sehr schwer, die von Strapazen und Mangel an Schlaf entkräfteten Soldaten zu wecken. Besonders ein Soldat schlief so fest, daüs sein Kapitain ihn nicht ermuntern konnte, weder durch Schtltteln, noch durch Fu&tritte in die Seite. Da dieser Soldat bei seinen Kameraden sehr beliebt war nnd man ihn nicht in Gefangensehaft des heran* nahenden Fehides fallen lassen wollte, bildeten die Soldaten eine Tragbahre ans ihren Gewehren da wir kebe Wagen äiit uns hatten und trugen so m Prozession den schlafenden Soldaten aus der Kirche. Nachdem er einigemale auf dem Wege nach

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TOHgk* d, 4«„t,. Fe...„g..rtU«ri. 1870-71. igg brav „. der SehUeM MsT^TJl

(SohJuTs folgt.)

XIV"

Die Batigkeit der deutscheD Feslüngsartillerie im deutscl,-

franzosiscJiBB Krieg 1870 -71

(Generaltartnant z. d. h. f. Müller )

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kHeaeT^L*!^ """^ der Beispiele des Festunfrs-

»••l<kn« 1870-71 und aadere darbietea

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190 Thatigkeit der deatsohen FeatanggartUlerie 1870—71.

mehr in den Vordergrund gerückt werden rnttssen. Es konnte des- halb mit Frende begrülst werden, dafs ein durch seine sehrift- stellerischen Leistungen auf historisch artilleristischem Gebiet 80 bekannter Offizier, wie Creneralleutnant von Müller die Hand anlegt , um die Belagerungen des deutsch - französischen Krieges einer Bearbeitung zu unterziehen.*) Allerdings machte der Titel schon stutzig: ,,I)ie Thätigkeit der deutschen Festungsartillerie," aber wenn diese von taktischem Standpunkte aus aufgefalst wurde, so mochten aus dieserThätigkeit immerhin auch für andere Waffen und für das Zusammenwirkfn mit diesen wichtige Lehren aus den Vorgängen von 1870/71, gezogen werden. Hatte doch der Verfasser in seiner. .Geschichte des Festungskrieges'' seine Meinung dahin geUufsert: „Die Gesamt- verteidigung ist in erhöhtem Mafse offensiv geworden und hat in der Benutzung des Aufsengeländes die Freiheit iu der N'erwendung der Troppen getunden. Das früher ihr vom Angreifer unbedingt diktierte Gesetz kann sie jetzt selbst diktieren. Unter diesen Umständen verlangt die zweckmälsige Verwendung der Truppen beim Angriff und bei der Verteidigung der Festung vor allem einen geschickten Taktiker, wenn das geleistet werden soll, was man erwarten darl. Die Führung eines guten Angriffs bezw. einer Verteidigung ist eine ungemein schwierige Kriegsautgabe geworden."

Wenn der \'erfasser diesen Standpunkt im Auge behielt und die Absicht hatte, die Erfahrungen von 1870 71 fllr die Armee zu ver- werten, wenn er gewissermarsen fUr jenen, 1892 aufgesteliteii Satz die Beweise aus den Vorgängen jenes Feldzuges beibringen wollte, so wäre das schliefslich auch unter dem Titel: „Die Thätigkeit der Deutschen Festungsartillerie'' möglich gewesen, wenn er auch in diesem Falle nicht sehr glücklich gewählt war. Aber nur eine von diesem Standpunkt aus unternommene Arlteit hatte tiir die Armee und auch fiir die l'estungsartillerie wirklichen Wert. Historische eingehende Darstellungen der Festungskämpfe von I S7o 71 besitzen wir nicht nur der Zahl, sonderu auch der Gründlichkeit und Durch- arbeitung nach vollständig genug. Neben den Arbeiten der Ingenieure?

1) Die ThXtigkeit der deatsohen Festangeartillerie

bei den Belagerungen. Beschiefsongea und Einschliefsungen im deatsch- französischen Kriege 1870- 71 von H. v, Müller, Generalleutnant t D. Erster Band: Die Belagerun^^ von Strafsburj^. Zweiter Band: Die Be- lagerungen von Schlettstadt, Toul, Soiasons, L<ong\vy. Die Beschief^ungen von Neo-BrelSMh, La F^re, Verdnn, Bitseh, Dtedenhoftn, Montmidy, MWres, Ffaonne, Yorbereltang nur Besdüelsang von Langres {Einsehlieliroiig von Metz), Besetzung der Citadelle von Amieng, die Kriegsbesstntng von Sedaii. Beriin 1898 and 1899 £. 8. MitÜer & ^bn.

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Die ThäÜ^keit der deatachen FestangsarUllerie 1870—71.

wchle Bimilioh bemüht sind, aaoh den Leistongen der Artillerie gmelit zn worden, haben whr die Benrbeitangen der Artilleristen,, mlehe an Vollsttodigkeit niohta an wttnschen ttbrig lassen. Also> Miterial znm Stadium ist genog voihanden sowohl für den Ingenieor und deo Artilleristen, als fUr die Offiziere anderer Waffen, denn in fast allen diesen Arbeiten tritt das Bestreben hervor, jegliche Handlung, welche Waffe sie auch besonders berühre, gewissenhaft zu verzeichnen und ihren Enflols auf den Gang: der Belagerung klar zu stellen. Es ist aber eine alte Erfahrung', dai's zum eingehenden Quellenstudium (diese Arbeiten als Quellen betrachtet | der Offizier keine Zeit hat, dafs es der Darreichung des Stof?es in hundlicherer, kürzerer und durch Hervorbeb Ulli: der wichtigen Moiiuute nutzbarerer Form bedarf, um Erfolge zu erzielen. Dazu kommt, dals all die technischen Einzel- heiten, welche die Geschichte einer Belageruni: unbedingt ent- halten mufs, dem Offizier im alliremeinen vielfach unverständlich, zuDi mindesten langweilig und UhertlUssi*: erscheinen. Dieser Ballast erschwert ihm das Studium, und selten versteht es ein Militärschrift- steller, eine solche Darstellung so künstlerisch und so auf der Höhe der Anschaunng sich haltend auszugestalten, wie K. Wagner seine „Ge- schichte der Belagerung von Strafshurg."

Hai nuu der Generalleutnant von Müller diesen Standpunkt in seiner Arbeit gewahrt, welchen er nach seiner Aufserung von 18!)2 doch wohl als den richtigen erachtet, den des Taktikers, der die zweckmälsige Verwendung der Truppen vor allem ins Auge fafstV Er sagt in dem Vorwort zum ersten Bande, dafs die Gesamtthiitigkeit der Festungsartillerie in den Einzeldarstellungen zerrissen und wenig einheitlich behandelt und auch aus anderen Gründen nicht erschöpfend darjrestellt worden sei. Er will die persimlichen V'erhältnisse, die Anordnungen und ihre Ausführung besprechen, die einzelnen Kommandeure und Kompagnien auf ihrem Wege von einer Festung zur auderen verfolgen und vor allem aus dem allgemeinen artilleristisch- taktischen Verhalten und der Feurrtaktik beider Teile etc. die Frsachen fUr den schnellen oder verzitgerten Erfolg oder fllr den Xichtertulg in jedem einzelnen Falle nachweisen. \ on der Tliätig- keit anderer Waffen, von dem Ineinandergreifen ihrer Handlungen, von der UnterstUtzunjr, welche eine der auderen zu bieten berufen feeiu kann, von dem also, was der Leitung des AugritTs. wie der Verteidigung zu wissen und zu studieren not thut, ist gar keine Hede.

Damit schrumpft die Bedeutung des ganzen grolsen Werkes für die Armee im allgemeinen ganz un<:eheuer zusammen; was eine Kegimentsgescbicbte itlr den einzelnen Trappenteil, das ist es fUr

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Die Thätigkeit der deutschen FestnugHartillerie 1870 71.

die Festnngsartillerie. Der Beferent kann also nur mit herzlichem Bedauern sagen: „Schade, dab Generalleutnant yon Mlüler sdne Kraft ond eine bedeutende Arbeitszeit nicht einer grölseren nnd

wichtigeren Aufgabe gewidmet hat!", mufo im ttbrigen dem Ver- fasser auf seinen mehr familiären Standpunkt folgen ond von diesem ans die Arbeit zn betrachten suchen.

Aber auch hierbei der Verfasser hatte doch wohl die Absicht, seine Waffenkameraden zu belehren und besser, als es 1870 der Fall war, fUr einen zukünftigen Krieg vorzubereiten war es doch ' Tor allem notwendig, eine richtige Wertabschätzung der Festunors- artillerie ins Auge zu fassen und ein Bild davon zu entwerfeD, i welche Vorbedinguufren für ihr Auftreten erfüllt sein inUsseu. in welcher Weise die anderen Waffen dies ermöglichen müssen; welche Unterstut/uii-- sie jenen in dem Hingen mit der Iksat/ung zu leisten imstande ist und in welcher Weise sie hier einzutreten hat; welche Rolle den anderen Waffen während des GeschUtzkampt'es zufällt, wie sie für ihre Sicherung und ihre Bedllrtnisse soriren mUssen; wie eud- i lieh die Erlolge der Artillerie ausgenützt werden können und mUssen. Es war notwendig, den Waffeid%.umeraden nachzuweisen, wo die Grenzen ihres Könnens liegen, und wo sie also der Hilfe bezw. der Angriff ^ und die Verteidi^'ung des Einsetzens anderer Kräfte bedarf, um das j erstrebte Ziel zu erreiehen. Ich weil's es nicht, ob es schon einmal ' einem Feldartilleristcn eingefallen ist, die 1 hätigkeit der Feldartillerie in den grofsen Schlachten des deutseh-französischeu Krieges derart ^ zu schildern, dafs er mit dem Auffahren der Batterien beginnt und mit dem Einstellen ihres Feuers endigt, ohne die Kampfhandlungen , der anderen Waffen zu erwähnen. Ob seine Kameraden der Waffe daran einen grol'sen \ orteii be/ilirUch ihrer Vorbereitung für zu- i künftige Schlachten hätten, ist zu bezweifeln. Und genau so ist es mit Oeiieral v. Müllers Darstellung des Festungskrieges. Der junge Artilh lisi. der sie studiert, gewinnt /.weifellas die Ansicht: „Ich gehe | mit den irrofsen Kanonen vor die Fi sluui: und schieise. Habe ich , genug Kanonen und schieise ich gut, so wird die Festung sehr schnell die weilse Fahne anfziehen. Dann gebt die Infanterie hinein nnd besetzt sie.*'

Es scheint mir durchaus unwahrscheinlich, dafs der Verfasser diese Ansicht teilen sollte; es erseheint mir aber aulserordentlich gefährlich, den Anschein zu erwecken und durch eine demeut- sprechende Darstellung der Belagerungen eine höchst bedenkliche Uberschätzung der Festungsartilleristen grolszuziehen. Wir haben das ja schon einmal durchgemacht, in den 7()cr Jahren, als das Bombardements-Fieber grassierte und alle Ideen Uber Festnng und

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Die Thäu^ktiit der deatschen Festun^fsartiUerie lb7U- 71. 193

ttstuiijrswesen dadurch auf eine bedauerliche Weise bceiiitiurst worden. Wir haben sie Uberstanden und längst eingesehen, dals man moderue Festungen und die Art ihrer \ erteidigun^^ nicht unter demselben Gesichtswinkel mit den veralteten kleinen französischen Stadtfestungeu betrachten darf, deren nieist sehr mind(T\verti^'e Be- satzungen nicht einmal einen sicheren Unterschlupf ge^en die ieind- liehen Granaten fanden, l ad doch ha hm uns selbst jene anfangs von der Anneeleitung mit Geringsiliiit/.ung behandelten Festungen recht viel zu schaffen gemacht, und die zusammangelaufenen Hc- >atzungen haben zum Teil ganz erhebliche Erfolge aufzuweisen. Es wäre deshalb doch ratsam gewesen, solche, namentlich, wenn sie fllr die Angriffsartillerie durchaus nicht gleichgültig waren, auch in Betracht zu ziehen und nicht nur die Wirkung der feindlichen (rranaten. Ich erinnere hier nur an die Ausfälle der Besatzung von Verduu am U). und 28. Oktober, welche nach der Beschiefsung mit schwerem Geschütz- siatilanden und die Verteidiger bis in die An- griü'sbatterien führten. Warum erwähnt Generalleutnant v. Müller diese mit keinem Wort? und doch hätten sich hieran recht beherzi- genswerte Lehren knUj)fen lassen.

Ich erwähne dieses Beispiel nur, um zu zeigen, wie souverän der \'erfasser die Thätigkeit der anderen Waffen beiseite schiebt und mit Stillschweigen Ubergeht. Selbst wenn er eine Kegiments- bezw. Warten - Geschichte schrieb, durfte er so gewaltige und wichtige Kriegsereignisse wie die Belagerungen nicht in einer >ül('hen W^eise darstellen, als handele es sich überhaupt nur um Angriffs- und Verteidigungsaitillerie, und als wäre alles andere nur ein Beiwerk, das der Artillerie und ihres Kampfes wegen herau- fzogen werden müsse. Erweckt er damit die falsche Vorstellung, dafs der Festungskrieg lediglich durch seine Waffe getragen und entschieden werde, so thut er dieser den schlechtesten Dienst damit; denn mit falschen Anschauungen wird sie nur in fehlerhafter Weise sich für den Festungskrieg vorbereiten.

Die Festungsartillerie ist ja unbestreitbar einer der mächtigsten und zwar ein unentbehrlicher Faktor des Festungskrieges, und je besser sie bewaffnet, je besser sie vorbereitet ist, einen desto gröfseren Vdrteil wird der Leitende der Belagerung wie des Angriffs aus ihr ziehen. Wenn daher der Verfasser mit kritischem Aiiire jedem .Mangel uach.spUrt, welcher bei der Verwendung der Geschütze, der Anordnung der Batterien, der Enttemungsschätzung und dem Ein- schielsen, bei der Feuergeschwindigkeit und bei der Feuerleitnng zu Tage treten, so ist das durchaus richtig und anerkennenswert. Er hat auch nicht wenig zu tadeln gefunden, und maa gewinnt den

Jabi)>leh*r fikr di« daaticli* Arm«* und HariB* Bd. Iii. 2. 18

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194 ^ ThUlipuik dar deateohen FeslosgatrtlUmle 1870—71.

Eändraek, als wenn das deutoohe Material anberoideiitlioh fpA und leiBtiiogsflÜiigy das Personal aber seiner Angabe wenigstens anfangs im aUgemeinen niclit gewachsen gewesen wSre; die in einem Tagebnehe gemaehte Bemerkong, die Ausbildung der Artillerie sei erst im wesentlichen vor Strafsbnrg erfolgt, erklärt deshalb der Ver&sser fUr gans sntreffend, nnd er hätte binznsetsen kennen, dafs es den bei Stra&bnrg nicht beteiligten Kompagnien nnd OfÜsieren nicht andera erging, sie sahlten ihr Lehrgeld bei anderen Belagerangen nnd erhielten dort ihre AnsbUdnng.

Dieses Ansbildnngssystem besw. dieser Mangel an rechtaeitiger Ansbildong, welcher «brigens seine leicht erklärlichen nnd die Wafie selbst nicht allznschwer belastenden Gründe hatte, ist zweifellos nicht ohne Sohnld an den MUserfolgen nnd schwierigen Situationen des Belagerers, wie wir sie s. B. bei Bitsch, Toni und Verdun finden, er hätte aber yeihängnisToll werden können, wenn man es nicht durchweg mit Angriffsobjekten und Verteidigungen au thun gehabt hätte, die ihrer An^be in keiner Weise gewachsen waren. Iflt einer Waffe, wie die deutschen Oeschtttxe sie boten, war es nicht schwer, diese Ideinen Festungen, deren Wälle man meist im Rfloken fassen konnte, deren Werke keine racheren Unterkunfts- räume boten, deren Pnlvermagaiane meist nngenügend gedeckt waren, deren GeschtttEc durohans minderwertig und deren Besatauug mit wenigen Ausnahmen schlecht ausgebildet und unzuverlässig war, durch dne kräftige Beschielsung zu gewinnen. Es bedurfte meist einer starken materiellen Schädigimg gar nicht und dafür ist lehrreich, dafe t. Müller fi»t durchweg die Werke für nodi ver- teidigungsfähig, meist wenig besdiädigt, die Geschtttze für noch aus- reichend zum Widerstände bei der Kapitulation erachtet , es genügte die moralische Einwirkung der unerwarteten, im Programm nicht Yorgesehenen Beschieftung mit Geschützen, deren Wirkung ttbenaschte, um den Kommandanten und seinen Stab zur Obergabe zu Tcranlassen. Sie waren auf eine Angriffsweise nach Art der alten glatten Gesohtttase nut genauer innehaitong der Vaobanschen Vorschriften Yorberdtet und konnten sich in das Unerwartete nicht finden, weil in dem aasgearbeiteten Verteidigongs-Entwurf sieb hierfür keine Verbaltangsmafsregeln fanden. Das lehrt recht angenschein- lieb, dafs die Herren mit den neaen Kampfmitteln zu wenig bekannt, dals sie über die Fragen des modernen Fe8tunjj:skrieges zu wenig nnterrichtet, dafs sie unfähig waren, aus der Schablone herauszu- treten, und das läfst es als recht beherzigenswert erscheinen, wie dringend notwendig es ist, dafs nicht nur die technischen Offiziere, sondern dalü die ganze Armee mit den Aufgaben des Festungs-

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Die Tldttlfl;k«lt der deotaeheD FettongMurtUlerie 1870—71. 195

krieges und seinen Mitteln aioh im Frieden eingehend bekannt mache. Wo die Verhältnisse anch nur in einigen Beziehung:en gllnstiger lagen, da traf der Angriff auf hartnäckigeren Widerstand; bei Bitsch, Ko alles vemacblAssigt, aber an Kasematten, Proviant und Mnnition kein Mangel war, erlahmte er an der Fruchtlosigkeit der ReschieÜBangi lud wenn wir die noch nicht vom Verfasser bearbeitete Belagemng ron Beifort heranziehen, so finden wir einem zum Teil ebenbttrtigen Gegner gegenüber den ganxen Verlauf des Kampfes so wesentUeh Dmg:e8taltet, dafs man sagen mnla: „Hier fing wohl erst eigentlieh dfts Lernen für dfii Angreifer an."

l'nd dieses ist durchaus richtig! Was die Festnn^sartillerie, die Tor Beifort zur Verwendung kam, vorher bei den Festnn<r( n des Eisais gelernt hatte, waren eigentlich nnr taktische und technische Dinge, die sie Ton Reehtswegen auf dem Schiefsplatz hätte lernen mOssen; vor Beifort kamen auch fUr den Angreifer I Überraschungen und Neuerongen des Festnn^skampfes, welche das bisher Gelernte ^tzlich als nngenttgend erscheinen Helsen nnd der Siegeszuversicht, in welche die FestongsartUlerie (wie Übrigens v. Müller auch zu- gebt), schon TOr Strafsburg sich hineingelebt hatte, sehr schnell ein finde machte. Man darf deshalb die Erfolge, welche so leicht er- langen worden, nicht allzahoch veranschlagen; sie waren vielfach eigentlieh selbstverständlich, nnd es würde der Arbeit des General- leotnant t. Müller keinen Sehaden getban haben, wenn er dem in leinen Kritiken dentUcheren Aosdmck gegeben hätte. Nichts ist sehKmmer als Selbstttberachätznng; diese möchte aber Idcht Platz greifen, wenn die Festnngsartillerie m einem solchen Werke lieh Oberall das ganze Verdienst xnerkannt sieht. Da Ton der Thätigkeit der anderen Waffen so ziemlich gar nicht die Rede ist, Hegt dies ja sehr nahe.

Da es sieh nnn femer ihr den Verfasser dämm handelt, die peisOnliehen Verhältnisse mehr als bisher geschehen, in den Vorder- grand zn bringen, und da er lediglich von der Thätigkeit seiner Waffe redet, so bt es ja selbstverständlich, dafe er die Artilleristen, welehe sieh dnrch ihre zweckentsprechenden Anordnungen, grOlsere Kentnisse nnd besondere Leistungen heryorgethan haben, in helles Lieht zn setzen sieh bemüht Ich stimme ihm mit Frenden zn, wenn er eines Himpe, Bartseh, Spolir, t. Weiogärtner, Nenmann mit be- sonderer Anerkennnng gedenk und finde es anch ganz gerechtfertigt» wenn er seiner selbst, des Hauptmann Müller, welcher zum Leiter der knnen 15 cm Batterien behnfs indirekten Bresohierens im Frieden schon sich hatte aasbilden können, hierbei nicht vergifst* Aber auffallend ist es, daTs er hierbei artilleristische Leistongen, so-

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196 Die Thäügkeit der deutschen Festungsartillerie 1870— 71.

bald sie von einem andern Offizier als einem Artilleristen ausgingen, mit einer nicht za verkennenden Absiebt beiseite schiebt und ab- zuschwächen sucht. Waren diese artilleristischen Leistungen von so grofser Wichtigkeit, wie der Entwurf des Artillerie-Angriffs auf Stral'sburg, so konnten sie wohl nicht tibergangen werden, und dann inufste ihnen wol in derselben Weise Gerechtigkeit widerfahren, wie ähnlichen Leistuii^'on von Artilleristen, gleichgültig ob der betreffende Offizier die Ingeuiiier- oder Artillerie-Uniform trug. Denn durch die Leistungen erwies sieh eben dieser Ingenieur-Offizier, Hauptniunu Wagner, als ebenso tüchti^a-r Artillerie-, denn Ingenieur-Ofii/ier.

Dem \ erf'asser ist sehr gut die Beteiligung des Hauptmann Wa^'^iiiT ;in dem Au^riffsriitwurf liekiinnt, welcher im Jahre 1870 durch t ine Kommission von Artillerie- und Ingenieur-Offizieren in Herlin aus- gearbeitet wurde. Die .Mitjrlieder waren Oberstleutnant Himpe und Hauptmann Reinsdorf artilleristischerseits, Major Peters und Haupt- mann Wagner als Ingenieur-Offiziere; Hauptmann Neumann war nicht, wie v. Müller Hand 1, S. 40 anführt, dabei beteiligt. Über diesen Entwurf äulseit er seihst sieh in seiner ..Geschichte des P'estungskrieges" S. 31."): ,,Der mit grofser (rriinilliclikcit und Schärfe (lurciigefuhrte Angriff stellte die Geöichts))unkte und Grundzüge für den in Zukunft vorzunehmenden Festungsangriff mit bemerkenswerter Voraussicht der kommenden Eiitwickelung fest;'^ er erkennt also an. dal's er wohl geeignet war. die (Grundlage ftlr den Angriff auf Strafs- burg zu bilden, da er ja „mit bemerkenswerter \'oraussieiit der kommenden Entwickelung*' aufgestellt ist, das kann sich doch aar auf Strafsburg beziehen.

Nun ist dem Verfasser wahrscheinlich nicht weniger bekannt, dafs dieser Angriffsentwurf erst kurz vor dem Beginn des Krit ges zum Abschluls kam, und dafs sein dritter Teil. d. h. ..die Durchführung des förmlichen Angriffs gegen eine Fortfestung" vom Hauptmann Wagner selbständig ohne Heihilfe der anderen Offiziere am 2ii./7. 7() beendet wurde. Es ergieht sieh hieraus, welchen hervorragenden Anteil er an diesem v. Müller mit so beredten Worten anerkannten Entwurf hatte. Wenn er aber nun in seiner Geschichte des Festnngs- krieges fortfährt: ..Die Arbeit wurde leider erst unmittelbar vor Aus- bruch des Krieges ISTo beendet, so dafs sie den weiteren Kreisen der Festunjrs-Artillerie und der Ingenieure für die Belagerunireii jenes Krieges keine Hilfe bieten konnte,'* so ist das nicht ganz richtig, denn Wagner traf am Abend des 18. August in \ endenheim vor Stralsburg ein, und mit ihm stand dem Angriff also diejenige Per- sönlichkeit zur Verfügung, welche am kompetentesten war, den Angriffsentwarf in die Wirklichkeit zu übertragen. Es ist deshalb

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Die Thätigkeit der deutscben FestimgsArtillerie 1810—71.

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kein Zufall und kein Wrdienst der Festungsartillerie, wenn der Ent- wurf mit bemerkenswerter Voraussicht der kommenden Entwickelung entsprach, sondern das alleinige Verdienst des Hauptmann Wagner. Auf ihn mulste selbstverständlich das Auge des General Schulz fallen, da es sich um die Aufstellung des Belagerungscntwurfes für Strafs- burg handelte, und er beauftragte ihn damit am Nachmittag des 2(). August. Wagner arbeitete die ganze Nacht und konnte atu 21. August frühmorgens den Entwurf vorlegen, Generalleutnant \ Mililer hat in seinem ersten Bande Wagner vom 18. ab nach den Üiivktivcn des General Schulz arbeiten lassen; es mufs aber her\or- gehohrti werden, dal's er auf Anregung der Kritik in seinem zweiten Bande unter den llbrigens merkwürdig zahlreichen, nämlich IHO Berichtigungen zum ersten Band, Seite 511 diesen Irrtum ver- bessert Diid bemerkt: ..Dieser (General Schulz) anrrkanntf die Arbeit als geistiges Eigentum Wagners dadurch, dafs er, chense wie Obers Freydorf und Major HfUtiger, nicht den Entwurf eiofacb unterzeich- nete, sondern Einverstanden** darunter setzte.**')

Wenn demnach der Entwurf der Kommission zwar auf die Vorbereitung der Belagerungen und spezieil der von Strafsburg keinen Eintlufs mehr äulsern konnte, so diente er doch filr den Be- lajrerungsentwurf selbst und für dessen DurchtUhrung als Grundlage, ond Wagner gebührt als dem hervorragend beteiligten Autor des Konuuissions-Entwurfs und als dem alleinigen Verfasser des Belagerungs- Kntwurfs von Stralsburg das Verdienst, die neue Entwickelaug des Angriffs, wie sie sich bei Stralsburg anbahnte, in die Wege geleitet m haben. Ein Vergieich des Koramissions^Eotworfs mit der durch- geführten Belagerung auf StraDsborg, den za Teröffentlicheu za weit filhien wttrde, zeigt das auf den ersten Biiek.

Angesichts dieser Thatsachen ist es eigentümlich, dalÜB General- leutnant V. Müller Band 1, S. 40 gelegentlich Erwähnung der Auf- stellung des Angriffsentwurfs sagt: „Für die Bearbeitung der artille- ristischen Verhältnisse fehlte anfangs dabei ein kompetenter .Artillerie- oi&ier." Das kann nur zwei Deutungen zulassen. Entweder wollte der Verfasser damit sagen, dals Wagner nicht kompetent war, den artilleristischen AngrifTsentwnrt aufzustellen, oder dafs sein Entwurf sieh bder Folge als fehlerhaft erwies. Nun konnte aber kein Artillerist kompetenter sein, als Wagner und der Oberstleutnant Himpe. d. h. der Artillerie-Offizier, welchen Müller S. 112 richtig als Seele des utiUeristischen Angriffs bezeichnet. Als Mitglied der Kommission

1) Hiermit erwebt aieh aneh die Bemerkung Band I, S. 51, da& der Ent- wf am 21. dweh General Scholz, Oberst Fireydorf und Bli^or Rtfttiger ,ge- MÜmiigt und onterBchrleben'' wurde, als ein Intom.

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198 Die ThStlgkeit der dentoohMi Festangsftrtilleiie 1870—71.

hatte dieser Wagner hoeh sdiätKeii gelernt» und das freiiiidseliaftliche und TertraaensvoUe Verbttltnis, das sieh swisehen heideo entsponnen hatte, worde anch weiter gefiflegt und snm Nntaen des Angriffe ans- gebentetf nachdem Himpe am 26. Tor Strafsbnrg eingetroffen war. Er suchte Wagner alsbald anf nnd wiederholte dieses in der Folge- seit öfters, nm die sn ergreifenden Malsregeln mit ihm an bespreehen. Ctemeinsam haben beide Offiziere die in der Nacht der Angrifis- ErOflhnng zu erbauenden Batterien disponiert nnd mit Bleistift im Plan (welcher noch existiert) eingetragen. Anf Wagners Anregung ist der Versuch zuraelizuAlhrc»!, die Schleusen indirelLt zu breschieren, um die WasserverhÜtnisse auf dem liniLen Flügel des Angriffs zu yerbessem, und so hat rieliiMsh der kompetente Ardllerieofifizier sich mit Wagner in Verbindung gesetzt, um speziell artilleristische Auf- gaben zu erOrtem. Wenn die Kompetenz Wagners erwiesen werden mtUste, so wttrde es wohl hierdurch geschehen.

Was aber femer die Richtigkeit seiner Anordnungen betrifft, so haben sich die Abweichungen von ihnen durchaus nicht als ?orteil- haft erwiesen. HOller selbst beurteilt die Dispositionen zum Bom- bardement sowohl als die zu den Batterien bei Eröffnung des förmlichen Angriffii im Vergleich zu den Dispositionen des Wagnersohen Entwurfes angUnstig (z. B. S. 68, 107, 128), und jene waren von Artillerie-Offizieren gemacht, die sich also nach des Verfassers eigenem Urteil als weniger kompetent erwiesen als Wagner.

Es irilre, wie mir scheint, am Platze gewesen, wenn General- leutnant Mttller die €telogenheit benutzt hätte, um die hohen Ver- dienste Wagners um die Belagerung von Strassburg und um die Entwickelung des artilleristischen Angriffs im Kriege 1870/71 hervor- zuheben und in dem Ingenieur auch dessen artilleiistische Fähigkeiten nnd Kenntnisse anzuerkennen. Gerade, weil es ihm darauf ankam, die um die Artillerie verdienten Persönlichkeiten ins richtige Licht zu stellen, durfte er Wagner wegen seiner Zugehörigkeit zum Ingeuieurkorps nicht tLbersehen nnd dnreh die Art seiner Darstellung seine Verdienste zu vermindern suchen.

Eine offene Anerkennung des Kameraden der Schwesterwaffe hätte den Artilleristen besser gekleidet, als dies von ihm beliebte Ein- streuen von Andeutungen, welche bei dem Leser unwillkürlich die Vorstellang hervorrufen, als sei es mit Wagners Verdienst doch nicht so weit hergewesen.

Diese Stellungiiahine gegen den Ingenieuroffizier scheint auch bei der Belagerung von Diedenhofen Platz zu greifen. Bei allen anderen Beispielen ist den leitenden Artillerieoftiziereu das N'eidienst bezw. die Schuld an den artilleristischen Mafsnahmen, der Heran-

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Die Tbäti^keit der deatecben FestangsartiUerie 1870—71.

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xlehang der Geschütze und Mannschaften, der Dispouierung der Batterien n. d^:!. zufreschricben, im iiesonderen bei Soissons und La F^re die Mafsnahmen des Obersten Bartsch lobend hervorgehoben. Bei Diedenhofen nun tadelt der Verlasser den übermächtig starken r^elagerungstrain, der über das Notwendisre und ökonomisch Richtige weit hinausgegangen sei und glaubt dies aus einem Vergleiche mit den Verhältnissen bei Soissons schlagend nachzuweist^n.

Eine Untersuchung, vi) dieser Vorwurf gerechttertigt und ob der Vergleich hierftlr beweisend ist, würde zu weit führen. Es raufs aber auffallen, dals der Verfasser bei Diedenhofen nicht den Artille- risten, Major V. Eynatten, sondern den Kommandeur des Belagerungs- korps, General v. Kameke, hierfür verantwortlich macht. Ja, m dem betretfenden Abschnitt (Rückblick Band II, S. 301, 302) wird der Major von Eynatten gar nicht genannt, so dafs die gerügte Dis- ponierung der Batterien 13, Hund 15 gleichfalls dem General vonKameke zur Last gelegt zu sein scheint. Der unl)efangene Leser gewinnt ans der Darstellung die .\nsicht, als habe der General, bekanntlich ein Ingenieur, persönlich die Leitung des Artillerie-Angriffs bezw. der Beschiefsung, die Heranziehung des Parkes, die Lage der Batterien etc. angeordnet und die Sache bei weitem schlechter gemacht, als der Artillerist, Oberst Bartsch, bei tvjissons. Ich kann nicht an- nehmen, dafs Generalleutnant v. Müller dies hat sagen wollen, denn es möchte kaum nachzuweisen sein, dafs Kameke an der Übemüil der Geschütze irgend einen Anteil hat wozu übrigens zu bemerken, dals das Zuviel eine starke Reserve erübrigen liefs und bei weitem dem sehr knappen Material bei Soissons vorzuziehen sein möchte nnd bezüglich der Disponierung der F^att*'rien hat wohl Major Eynatten die Verantwortung zu tragen (vgl. 8pohr, „Beschielsuug voji Thion- vUle" S. Gl). Wie gesagt, der N'erfasser hat sicher den Ingenieur- General, dessen Andenken er den 2. Band gewidmet hat, nicht an- klagen wolleD» aber er hätte besser gethaD, auch den Schein zu vermeiden.

Generalleutnant v. Müller erwähnt noch einen dritten Ingenieur- Offizier ich kann mich irren, glaube aber mit ziemlicher Bestimmt- heit, dals er aulser diesen Dreien keinen in anerkennender oder tadelnder Weise nennt und zwar einen österreichischen, den da- maligen Hauptmann, jetzigen Keldmarschalleutnant v. Brunner. Dieser hat nn mittel bar nach der Kapitulation 8tralsburg besacbt and eine Arbeit Uber die Verteidigung veröffentlicht, in welcher er za dem Schluls kommt, dafs diese aulserordentlich mangelhaft gewesen, und dals vor allem durch die Breschen in Bastion 11 nnd 12 fcein hin- reichenden Grand für die Kapitulation gegeben gewesen sei, dals

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200 Die Thätigkeit der dentooben FestangsarüUerie 1870—71.

vielmehr der Gouverneur hätte ai)warten können, bis der Angrriff die noch vor ihm liegenden doppelten Wassergräben überschritten und damit die Möglichkeit trewonnen haben wUrde, der Bresche sich zu niihern. (ieneralleutnant v. Müller nennt die Arbeit des Öster- reichers eine tendenziös gefärbte Schrift, in der auf Grund unvoll- kommener und ung-cnauer Angaben ein Urteil p'tallt sei. tla ist an aiulerer Stelle bereits und natürlich auch iii risterreiebischen Zeit- schriften hierauf geantwortet worden, so dafs ich es für iil)erflüssig halte» hier näher darzulegen, dafs Brunuer allerdings Kecht hatte. Falls dieses aber auch nicht der Fall gewesen wäre, lag kein Grund vor» gegen das abweichende Urteil des österreichischen Ingenieurs in dieser Weise mit Unterschiebung einer böswilligen Absicht vorzugehen. Man kann und soll in wissenschaftlichen Werken in sachlicher Weise entgegenstehende Meinungen zu entkräften suchen; was darüber hinausgeht, ist stets von Übel. Was hat nun den Verfasser zu diesem scharfen Ausfall veranlalstV Die Antwort giebt ans ein Überblick über den ganzen Inhalt seines Werkes.

Es ist nicht zu leugnen, dafs in diesem von nichts anderem die Rede ist als von der Thätigkeit der Festungsartillerie, Der Verfasser unterläfst es nicht, alle Fehler und Mängel, die er bei ihrer Be- trachtung zu tinden i-'lnubte, zu notieren und zu rügen; aber die Schluls- sätze lauten: „Der Urund und das Geheimnis des schnellen Erfolges (bei Stralsburg! ist das unaufhaltsame \'ortreiben der Batterien''. ,.Die für den Kntschluls zur Kapitulation entscheidenden Elemente waren offenbar: iJer Zustand der Bresche in Bastion II. die Wahrscheinlichkeit eines Sturmes in nächster oder allerniichster Zeit und die Unmöglichkeit, den Sturm abzuschlagen" (Stralsburgi,

Bei Soissons: „Für den Entschlul's des Kommandanten waren be- stimmend gewesen: Das Vorhandensein der Bresche, die Unwahr- ßcheinlichkeit der Sturmabwehr, die Unmöglichkeit mit der geschwächten Artillerie den Kampf erfolgreich fortzusetzen", wozu zu bemerken ist, dals der Angreifer hier noch keinen Schritt gethan hatte, um sich der auf 1650 m Entfernung geschossenen Bresche zu nähern. Bei derartigen Schluisfolgeruugen und Begründungen der Übergabe ist lediglich auf die Artillerie und ihre Erfolge das Augenmerk gerichtet; auf das, was andere Waifen zur Erreichung des ZieieB gethan haben, ist ebeo80weni<r I^ücksicht genommen, als auf das, was besser gestalteten und verteidigen Festangen gegenüber noch zu than geblieben wäre. Es ist immer und immer wieder nur die Artillerie, welcher diese Erfolge zugeschrieben werden.

Dieser Auflassung w idersprach nan einerseits die Anteilnahme einzelner hervorragender Ingenieor-Ofüraere der eigenen Armee and

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Der modenw Infiuiterie-Angrifi luid die Artillerie 4er Verteidigung. 201*

inderseit-s das Urteil des üsterreichischon Iiifrenicurs über die durch die -VrtUlerie noch nicht vernichtete Kamprtabiirkeit der Festung Strafsbiirt:; darin la^^ die Gefahr, dai's dem Huhmeskranze, welcher der Feslungsartiilerie gebührte, nach Ansieht des Verfassers viel- leicht ein Blatt geraubt würde, und daher erklärt sieh wohl die bedauerliehe Stellungnahme geiren die Ingenieure, iianientlich gegen den allzu oftenher/igeu osterreiehisehen Kameraden. Es ist das be- danerlieh, weil der Wert des Werkes dadurch nicht erhöht wird, und weil dadurch der althergebrachten, aber doch nur störenden bpannung zwischen beiden W^afTcn neue Nahrung zugeillhrt wird.

Was nun endlich den stottlichen Inhalt des Werkes betritft, so ist wesentlich Neues zu dem in den Ein/clschriften der Ingenieur- ond Artillerie-Offiziere enthaltenen Material mir nicht aufgestolsen ; diese sind sogar, was auch « rklärlich ist. in vielen Fällen ausführ- licher: Als Neuheit sind nur zu erwähnen die am Schluls jeder Bela:rerung gegebenen Notizen ül)er die weitere V'erwendung der dabei thätig gewesenen Offiziere, Artillerie- Kompagnien und Geschütze. Dies giebt dem Ganzen einen erwünschten Zasammenhang und erleichtert den Überblick Uber die Einzelhandlimgen. Für die Festungsartillerie hat das Bach einen W^ert, wenn sie sich frei za halten imstande ist ?on der Selbstüberschätzung, welche das Werk zu nähren recht geschaffen ist Für die Offiziere anderer Waffen ist wohl kanm viel Gewinn ans einer so einseitigen Darsteilnng kriegeriseber Ereignisse zn ziehen.

XV.

Der moderne Infanterie-Angri!! und die Artillerie der

Verteidigimg.

Unser Exerzier-Regiement ihr die Infanterie ist im wesentlichen »ttf den Erfahrungen des Krieges 1870/71 aofgebaut. Daher sind in demselben noch verschiedene Auffassongen mafsgebend, die nach dem heatigen Standpunkt der Bewaffnung nicht mehr ihre volle Oütigkeit haben, namentlich wns den wichtigsten Teil der Infanterie- taJitik, den Angriff Uber die freie Ebene, betrifft

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202 uoderne Infanterie-Angrifi und die Artillerie der Verteidigung.

Speziell gilt dies hiusichtlich des Verhaltens der Infanterie der Artillerie der Verteidigrung: frepenUber. Im letzten Feldzuge hatte die deutsehe Infanterie mit ihr fast gar nicht zu rechnen. Wenn sie in den Kampf eintrat, war die französische ArtilltTie meist von der weit überlegenen deutschen vollständig niedergeliämpft, und als einziger Gegner blieb ihr nur die französische Infanterie.

Dieser Zustand war eine kriegsgeschichtliche Ausnahme, und wird voraussichtlich sich nicht wiederholen, da tast alle Grolsstaaten ihre Feld-Artillerie auf eine gleich hohe ätufe der Vollendang ge- bracht haben.

Die Infanterie wird also trotz der opfermUtigsten Unterstütznng durch ihre eigene Artillerie, meist mit der des Verteidigers ebenso wie mit seiner modern bewaffneten Infanterie zu rechnen haben. Denn die Ansicht, dafs nach mehrstündijrem Artilleriekarapf die Ge- schütze des \ erteidigers völlig niederj^ekämpft sein werden, bleibt wohl ein Iromraer Wunsch, wird aber nicht der Wirklichkeit ent- sprechen. Wer kann denn wissen, ob nicht der \ erleidiger intakte Batterien bis später aufgespart oder inzwischen anderweitig lierbei geholt hat? Und wie geringe, kampffähig gebliebene Reste der Verteidigungsartillerie können unserer Infanterie noch gefährlich werden, da der Gefechtswert jedes einzelnen Geschützes jetzt minde- stens verdoppelt ist!

Dazu kommt, dafs die allmählich Uberall eingeführten Haubitz- oder Mörserbatterien bei ihrer oft völlig verdeckten Aufstellung kaum niederzukämpfen sind, und sich mit holiem Bogenschuls bis zaletzt .an dem Kampf gegen die Infanterie beteilifren können.

Und hatte das Reglement schon mit dem bisiierigm Schrapnel- schuls mehr, als es geschehen, rechnen mllssen, so gilt dies noch weit mehr von dem jetzt oder in der nächsten Zukunft überall ein- geführten vervollkommneten Schrapnelschufs. Ebenso wie seine Rasanz auf mittlere Entfernungen sich etwa von 240 m auf 340 m vermehrt hat, ebenso sind die Durchschlagskraft der Kugeln, ihre Dichtheit auf dem qm senkrechte Fläche u. s. w. gewachsen, und kann jedes einzelne Geschütz statt wie früher in der Minute 2 3, so jetzt () 8 wohl geziehe Shrapnel-ScbUsse abgeben ganz abgesehen davon, dafs ihre yerbesserte Organisation und Vermehnmg der Waffe überhaupt eine Doch wichtigere Bolle als frtlher anf dem .Sehlachtfeld sichert

Wie nnn die Infanterie trotz alledem ihren Angriff aasfilhreii mnfs, darüber fehlen ans bis jetzt die Kriegseriahmogen (wenigstens für europäische Verhältnisse). Auf sie warten zn wollen, wäre un- verantwortlich; Fhedena-Mantfver lehren aher gerade in Besag aaf

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Der moderne InfAutoiie- Angriff und die Artillerie der Verteidigaiig. 203

Geöchorswirkung: am allerwenigrsten, können sograr greradezn darin schädlich wirken. Ks hU'ibt also nur der dritte Faktor, auf dem jedes Keglemeiit aufgebaut zu sein pflegt, d. h. die Erl'ahruug des praktischen Schielsens auf dem Übungsplatz, und mit ihr Hand in Hand gehend, die Lehren der Ballistik. Beide, l^raxis und Theorie, zeigen aber auch unzweideuti^% welche Ziele die Artillerie am schnellsten und wirksamsten niederkämpft, d. h. welche Formen die Angriffs- Infanterie als die ihr gefährliehsten möglichst vermeiden uiufs.

Welche Art von Zielen beschiel'st nun die Artillerie am besten? Zunächst solche, gegen welche das richtige Einschiefsen (Ermittelung der Entfernung) erleichtert ist. d. h. gegen welche sich die Rauch- wolke des (beim P^inschielsen ! im Aufschlag krepierenden Ge- schosses am besten abhebt, also am sicheniteu beurteilen lälst, ob der Schufs vor oder hinter dem Ziel lag.

Es sind daher zunächst alle breiten, dichten, „mauerartigen" Ziele zu vermeiden, also namentlich lange, dicke SehUtzenschwärme und diese letzteren nur auf den nahen Entfernaugeu mit KUcksioht auf die eigene Feuerwirkung zulässig.

Statt dessen ist. als raifslich für die Artilleriewirkung, ein Vor- gehen a) in zahlreichen, schmalen Abteilungen (Kolonne) mit Zwischen- ränmen, oder b) in luttigen, dünnen, nicht za langen Linien- lormationen zu empfehlen.

Denn das Einschielsen der Artillerie gegen erstere Art Ziele ist dadurch erschwert. 1. dafs Uber die Zielautfassung (auch die spätere Feuerverteilung) u. s. w. leicht Mifsverständnisse und Irr- tümer entstehen, 2. dafs zwischen den Abteilungen in den Zwischen- räumen zu viel Schüsse verloren gehen, 3. dafs die Rauchwolke sehr oft wegen der Scbmalbeifc des Zieles nicht mit diesem in Be- ziehung zu bringen ist.

Das spätere Wirkungsschielsen leidet noch dadurch, dafs selbst bei gut sitzenden Schüssen und bei ganz kleinen Sprengweiten nur ein geringer Teil der Sprengkngeln das Ziel treffen kann, dals man nicht, wie bei langen dichten Linien, die gegen eine Kolonne er- mittelte Entfernung anf einen andern Teil Übertrafen kann nnd da- her öfter ein neaes zeitraubendes Einschiefsen romebmen mufs. Ähnliche Schwierigkeiten bietet das Schieisen gegen loftige Linien- fonnationen.

Der Uauptnacbteil dichter Linien ist aber der, dafis gegen sie die grofsen ballistisohen Yorzttge des Shrapnelschnsses am besten snm Aasdruck kommen,' vor allem die grofse Rasanz der Spreng- garbe. Ob das Geschofs dicht vor der Schützenlinie oder 200 m davor krepiert, hat kaum eine grofse Bedentong, da die Wirkung in

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204 uiüdunie Infanterie- Angriff und die Arüllerie der Verteidigung.

beiden Fällen geiiii^eiul ist; selbst kleine Fehler der Bedienung während der Krreg:ung des Kampfes werden durch die Einfachheit und „Holiheit" des Verfahrens ^ejjen solche Ziele ausgeglichen.

Bei der alten Granate der 70 er Jahre lagen freilich die V er- hältnisse fast umgekehrt. Sie verlangte zur Wirkung ein genaues Treffen, die sich aber nur auf wenig Schritte hinter den Aufschlag- punkt erstreckte, bei noch geringerer seitlicher Wirkung. Gegen Schiltzenschwärnie leistete die Granate also verhäitnismälsig viel weniger, als gegen (breite) Kolonnen.

Daher konnten damals auch die Tiefen-Abstände der einzelnen Gefechtsstaffeln des Angriffs um mehr wie die ilälfte kleiner sein, als nach Kinftlhrung der Shrapnels; und hatte es damals keine Be- denken, bei der geringen Durchschlagskraft der Gewehrkugeln und Granatsplitter, iu zwei- und mehrgliedrigen Formationen bis auf die nächsten Entfernungen heranzugehen.

Die älteren Infanterie-Exerzierreglements, deren Angriffsverfahren noch zu sehr aut jenen Erfahrungen des französischen Krieges be- rnht, können also heute, nach Einfuhrung des vervoUkommten Shrapnels, um so weniger als zeitgemäfs bezeichnet werden.

Den Nachteil einer geschlossenen Schützenlinie hat auch Generalleutnant Kohne schon Uberzeugend nachgewiesen. Zur Be- urteilung der Krage iiiinilich, was zwecktnäfsiger ist, zwei Kompag- nien mit Tiefengliederung nebeneinander und mit Je 100 Schritt Frontausdehnung zu stellen oder eine Kompagnie auf 200 Schritt ganz auf/.ulijsen, die andere als Bataillons-Reserve dahinter zu halten, giebt die Treffwahrscheinlichkeit folgende Auskunft: Bei der ersteren Formation hat jede Kompagnie von jedem deutschen Shrapnel (ält. Konst.) lt>,5 resp. 7 Treffer zu erwarten (bei M) resp. 25 m Spreng- weite, einem Beserreü-Abstand von 200 m, und auf einer Eutfemong von 2(KX) m).

Dagegen hat eine ganz als geschlossene Schützenlinie entwickelte Kompagnie unter denselben Verhältnissen 25 nsp. 12 Treffer zo erwarten; der Wert dünner Linien, mit genügend weit zurückge- haltener Reserve ist also theoretisch erwif"<en. Die sofortige Auf- lösung ganzer Kompagnien (wie in Frankreich und Hufslandj wUrde also vielleicht in taktischer Hinsicht, nicht aber mit Hinsicht aut Herabminderung der Verluste empfehlenswert sein. Dieser Nachteil wird aber schon dadurch ausgeglichen, dals (ier erste Entwickelungs- raom der Kompagnie in Frankreich und KufslaEid bedeutend breiter d. h. günstiger, als bei unseren und dem österreichischen Reglement bestimmt ist, nämlich auf 150 m bezw. 200*, gegen 100 m ood gar 100* bei uns bezw. in Österreich.

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Der moderne Infftaterle-Angrifi and die Artillerie der Verteidignng. 205

Sehen wir nan. wie nach den Bestimmimgen der genannten Deneren Keglements (das franzÖBisobe ist vom Jahre 1894, das russische vom Jahre 1897) der moderne Infanterie-AngrrilT in der Izeieo Ebene gegen einen wohlvorbereiteten (legner erfolgen soll, in soweit als er Rücksicht nimmt auf die moderne Waffenwirknng des Gegners.

Das französische Reglement giebt im wesentlichen folgende Gnmdsätze an:

Das erste TretVen, das grundsätzlich die eigene Artillerie deckeni imd möglichst die feindliche ArtiUerie stören stoU, geht in offenen Doppelkolonnen mit Zwischenräumen vor. die der zugewiesenen Front entsprechen. S|Ater ziehen die KompagniefUhrer die Kompag- nien aoseinander, nnd zwar in Zuge oder HalbzUge, welche in Doppelreihen Tormarschieren, beim Eintritt in das feindliche Feuer aber sieb in Linien mit Rotten Zwischenräumen (von ein oder mehreren Schritt), oder in eingliedrige Linien sieh entwickeln.

Der ganze Vormarsch ist aoiser durch die Vorhut durch die sog. „Aufklärer** gesichert und Tcrschleiert (je 32 Mann pro Kompagnte)» welche in luftiger Formation yoigehend, auch das feindliche Artillerie- feuer stören, und speziell Uber die Stellungen u. s. w. seitens der feindlichen Artillerie melden sollen.

Die Reserven des Angriffs folgen ebenfalls anfuigs in offener Doppelkolonne mit Zwischenräumen, zunächst auf 400 600 m, später am zwekmäfisigsten in Marschkolonne. Die nächsten Reserven der Oefeohtslinie sollen anfimgs nicht näher als 800 m heranj^halten werden.

Ahnliche Anschauungen vertritt das russische Reglement, das auf dem französischen weiter gebaut hat.

Entsprechend der groben Tragweite der modernen Geschütze (bis 5000 m reicbt der Auftatz des deutschen Feldgeschtttzes C/98) soll die G^fechtuform feindlicher Artilierie gegenüber nicht unter 4 Werst (4200 m) vom Cregner eingenommen werden.

Durch die Vorhut und die weit vorgesandten „Jagdkommandos** gedeckt, rttcken die Hauptkräfte in der Marschformation bis nahe der feindlichen Feuerzone vor. Alsdann bilden die vordersten Kompagnien (ohne schon die „Rotte" zu entwickeln) Reihen mit Zagen auf gleicher Höhe oder entwickelte Linie, mit Beibehalt von Intervallen zwischen den Zügen.

Die Reserven sollen im feindlichen ArtUlerlefeuer zngweise Reihenformationen, im Infanterie- Weitfeuer ebenso oder auch in entwickelter Linie mit geöffneten Rotten, und innerhalb des wirk- samen Gewehrfeuers in geöffbeter Ordnung vorgehen, wobei die Züge

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206 ^ iiiod«nie Infanteria-ADgiift und die ArtUleiie der Veiteidigimg.

ebenso wie bisher entweder auf einer Hohe, oder besser sehaehbrett- artig hintereinander gnippiert bleiben. Bei ab&Ilendem Tenrain können sogar die iEteihenfbnnationen bis anf ganz kleine Entfernung vom Gegner vorteilhafter sein, wie die Linien.

Ansdrlleklieh wird davor gewarnt, die Gefeehtslinie früher als im loteten entseheidenden Moment auf 2 3 Mann in der Tiefe an verBtSrken.

Aach dadnreh, dals die Versti&rknngen der Sehtttsenkette gnind- sStdieh Aber diese ein Stock lünansgefaen, nnd dais besondere Ab- teilungen die sog. „Gewehrbatterien'* (namentlich bei Mangel an eigener Artillerie) dnroh möglichst nnonterbrochenes Feoer mitwirken sollen, wird indirekt die eigentlche Gefechtslinie dttnner gehalten.

Wir sehen also, dab den oben angefahrten, dnroh die Praxis des Schieisplatzes and die Lehren der Ballistik erwiesenen Bedin- gungen doreh die nenen Reglements Rechnung getragen ist Der Angriff soll sich möglichst zahkeicher, offener, schmaler Kolonnen, and in grOfiterer NSbe vom Feind, geOfiiieter, eingliedriger Linien- fonnationen bedienen, die verh&ltnismäCsig spät erst die eigentlicbe Schützenlinie bilden, anter Vermeidung za starker Verdichtung.

Das mssisehe Reglement geht dabei noch Ober das franasOsische hinaus, indem es statt Doppelreihen, einfache Reihen-Kolonnen vor- zieht, ganz detaillirte Vorschriften fttr das Artilleriefeaer und die verschiedenen Zonen des Gewehrfeners, tiberall sehr grolhe, ziemlich genau begrenzte Distanzen flir die Reserven bestimmt, ja Mr deren Vorgehen die EigentOmlichkeiten des Geländes genau beachtet

Es ist nun nicht zu leugnen, dafs manche dieser russischen Vorschriften mit dem allgemeinen „nationalen*', von der alten Stoft- taktik beeinflnisten Angrifisverfahren zusammenhängen, nnd nicht lediglich die moderne Waffenwlrknng des Verteidigers berücksichtigen sollen. Auch soll nicht geleugnet werden, dalh die russische Methode ftor unseren Geschmack zu wenig den Gefechtszweck, die schliefs- liebe Feuerüberlegenheit betont, auch in vielem wohl zu detailliert ist aber das ernste Streben nach möglichster Vermeidung von Verlusten, nnd die allgemeinen Grundsätze darüber, sind doch sehr beachtenswert, und zeigen, dafs wir in dieser Beziehung zurückge- blieben sind. Das Vorgehen in schmalen zahlreichen Kolonnen, dünneu LiniLiiforniationen und weitere Zurückhaltung der Keserven wird künftig nicht zu vermeiden sein.

Das deutsche Reglement betont im Gegensat/, zu den vor- stt'heudeu Anttrdnungen vor allem die dichte Schützenlinie als die wichtigste und für die meisten Fälle geeignetste Kampfform, während die neuen Keglements sie als notwendig und unvermeidlich nur illr

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Der moderne Infiuiteiie-AiigrUr mid die Artillerie der Verteldlymg. 207

die näheren fintfemoiigeD salasseD, welche die eigene intensiTe Feopnvirkang rerUmgen.

Auch niancber andere Grandsatz des deatseben Reglements, z. h. „dais fUr Wahl der Formation (der Reserven) sich dann die linie empfiehlt, wenn vom Feinde eingesehen^', dürfte in dieser Ali- gemeinbeit nicht mehr gelten, und nnr fUr die nahen Diatanxen seine Richtigkeit behalten.

Dafs Kolonnen aber besser im Gelände zn decken sind, darttber sind alle Reglements einig; die Wahrheit dieses Satzes kommt aber in weit höherem Malse den neuen Reglements zn Gnte, welche die fielen sehmalen Koionnenfoimationen begünstigen.

Uberhanpt wird von den neneren Reglements die Artillerie mehr in Betracht gezogen: der französische BataiUonskommandenr mnls E. B. pfliehtm&isig den Kampf mit feindlicher Artillerie besonders Ittien; als das erste zn beseÜefsende Ziel beim Angriff wird namenl- ßeh die Artillerie empfohlen (ob zweckmftfoig?); die „AnfklMrer*« melden speziell Ober die AnüBtelkmg n. s. w. der feindlichen Artillerie; das erste Treffen hat neben der Sicherung der eigenen Artillerie auch den bestimmten Auftrag, die Artillerie der Verteidigung mit zn bekSmpfen.

Die französischen „Aufklärer" (und in gewissem Sinn auch die mssiscben „Jagdkommandos'') haben neben der Aufgabe, die feind- liche Artillerie zu stOren, den Vorteil, dals sie in luftiger Formation klmpfend, leicht das Artilleriefener zersplittem und von den Hanpt- kiftfien ablenken können.

Welche Formen aber auch künftig unser Infanterie-Angriff an- nehmen will, und wie schwer er deh Tom Hergebrachten trennt, so mnls es stets bedenken, dafs die unerbittliche moderne Feuerwirkung ein unabänderlicher Faktor ist, mit dem auch die beste Infanterie gebührend rechnen mnfe.

Wenn der Infanterie-Angriff zu seinem Gelingen erst die Er- ringnng der Feuer-Uberlegenheit fOr nötig hält, dann muliB er sich nach so gestalten, dab die eingesetzten Kräfte wirklich noch kämpf- fiUüg bis an den Gegner herankommen. Rl.

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208 ^ nunaoben ToqMdoangrifte im letetan tItiUielMii Kriege.

XVI.

lieber die russischen Torpedoangriffe im letzten

tärkischen Kriege.

Von

Jaebmann, Korvettenkapitän a. D.

1. Der erste Torpedoangriff der Kassen gegen die tUrldsehe Flotte fand in der Naobt vom 12. znm 13. Mai 1877 in der Bucht von Batnm statt. Batnm war ein tOrkisoher Hafen an der Ostkttste des schwansen Meeres, wo mehrere groDse Sebiffe, wenn vom und hinten ▼erankert, liegen können, aber sonst nnr wenige PlatB haben. In der Naeht des Angriffs lagen im Hafen mehrere Schiffe der flirkisehen Flotte, PanzerschiffSe, Transportschiffe, Depesobenboote. Diese Schiffe waren weder dnrcb Waohtboote noch dnreh Sperrbalken oder sonstige Vorkehrongen geschlitzt and hatten kein elektrisches Licht, nur die gewöhnliche Anzahl Posten waren aasgestelii Die Ttlrkra glaubten damals noch nicht an solche BootsangrifTe, und ani dieser Sorg- losigkeit bembte ganz besonders der Erfolg des Torpedoangriffii Die Rassen hatten za diesem Zweck ein Schiff der Odessaer Schiff- fabrtgesellschafl, den „Grofeftarst Konstantin**, armiert, der von dem bald darauf zum Kapitänleutnant beförderten Leutnant Makaroff kommandiert wurde. Es war dies ein eiserner Schraubendampfer von geringem Wert, welcher nicht mehr als zehn Knoten per Stunde dampfte. Seine Bemannung bestand aus vier Offizieren, einem Arzt, Maschinisten und 150 Mann. An seinen Davits waren vier schneUe Torpedoboote „Tschesmö**, „Sinope'S „Navarino^* und „Soukhoum- Kalö" geheiTst, von denen das erstere mit einem Harveysohlepp- torpedo, die anderen drei mit Spierentorpedos armiert waren, welche durch Elektrizität ausgenutzt wurden. Makaroff verliefe die Rhede von Sewastopol am 10. Mai abends mit der Absicht, irgend ein türkisches Kriegsschiff bei Batnm in die Luft zu sprengen; er hofltte bei seinem Unternehmen am Tage dem tttrklsehen Geschwader ra entgehen, indem er annahm, dals er es eher sehen wtürale, als seine Feinde ihn, da die Türken die dichten Rauch verursachenden eng- lischen Köhlen hatten. Da er keine Seitenlichter noch Toplatenien ftlhrte, so rechnete er darauf, auch bei Nacht unbemerkt zu bleiben, die Türken dagegen mnlsten Lichter führen, da sie im Geschwader manöverierten. Der „Grofeftirst Konstantin** hatte am 12. morgens Land in Sicht, lief bei Tagesanbruch in Poti mn und ging abends nach Batnm in See, um 10 Uhr abends befand er sich sieben See- meilen von der Rhede entfernt. Nun entsendete Makaroff seine vier

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über die riuaischen Torpedoangrifie im letzten tiirkisulien Kriege. 209

Torpedoboote, von denen jedes von einem Oltizier komuiaiulicrt wurde, er selbst Ubernahm das Kommando von vhwm derselben. Diese ^^ut gebauten, seegrUn gemalten Boote liefen schnell, steuerten g:ut und verrieten ihre Annäherung nicht, wegen ihrer geringen Grölse waren sie schlechte Ziele für feindliches Geschlltzfeuer. Die Fuhrer der Boote erhieltru den Befehl, nach eigenem Geschick und Ermessen wieder i'oti zu erreichen, wenn sie vor ihrer Ankunft am Bestimmungsort bemerkt wurden, der Konstantin sollte nicht auf sie warten. Die Boote kamen indessen unbemerkt in die Nähe der feind- lichen Schirte auf lU r Rhede von Batum an, und die vom Leutnant Zetzarennyi konnnautiierle Tschesme. welche den anderen Booten etwa drei Kabellängen voraus war, slur/.te sich, ohne auf die anderen Boote zu warten, auf die feindliche Flotte. I)as Boot stiels zuerst auf eine türkische i*anzerfregatte, welche als WachtschiÜ stationiert war nach anderen Quellen war es ein grofser Transportraddainpfer . Zetzarennyi konnte seinen Schlepptorpedo zwar unter das Heck des Schiffes bringen, aber die Explosion erfolgte nicht, als der elek- trische Strom eingeschaltet war. Es scheinen die Drähte vun der Schraube des Torpedoboots ergriffen gewesen zu sein, und sehr wahrscheinlich war von der Isolierung etwas abgestreift. Nun wurden begreiflicherweise die Türken alarmiert und enHliieten von allen Schilfen und vom i^unde aus ein sehr lebhaftes GeschUiz- und Ge- wehrfeuer, welches die Boote zum schleunigen RUckzuge veranlalste- Zum Glück für sie hatten die TUrken keine Dampfbeiböte noch war eins der Schitfe zum sofortigen Auslaufen klar, sonst wäre ihre Ver- nichtung wohl sicher gewesen. So wurde keins der Boote beschädigt, noch einer von der Besatzung verletzt. Das Milslingen dieses An- gritls mufs in bedeutendem Mafse der iVrt des Angriffs zugeschrieben werden, die Russen hatten eine der wichtigsten Regeln beim Angriff mit Torpedobooten nicht beachtet, nämlich den gleichzeitigen Angriff mit allen Booten. Bei den vier Kommandanten war kein System noch Einverständnis zu bemerken, und die ,,Tschesm6'* wurde von den anderen Booten nur lau unterstützt, denn w^ären die drei anderen ebenso kühn und schnell auf die türkischen Schiffe losgegangen, so wUrde wohl wrniirsteJis eins derselben zu (irunile gegangen sein, da die Schiffe nur auf ihr (ieschütz- und Gewehrfeuer zu ihrer Ver- teidigung angewiesen waren. Zwei von den Booten erreichton noch den Grolsfürst Konstautin, darunter das von Makaroff kommandierte, „Tschesmö ' und '*Sinope*' gelangten mit Umwegen nach Poti. Obgleich dieser Angriff mifslungen war, wurden die dabei beteiligten Offiziere in Sewastopol mit Enthusiasmos empfangen, wobm der Konstantin am 15. Mai zurückkehrte.

Jakrbaohw f&r di« deuUcii« Arne« and MAriaa. Bd. 114. 2 14

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210 i^ber die nissisohea Torpedoangrifie im letzten tUrkisoben Kriege.

2. Der zweite Angriff war der in der Naclit vom 25. zum 26. Mai hei Matsin, einer Stadt am südlichen Ufer der Donau, etwa 8 See- meilen von Braila. auf zwei türkische Monitors, den „Fet-ul-Islani*' von 511 Tons Deplacement, 290 indizierten Ptcrdekräften und mit zwei 12 cm Armstrong-Geschützen armiert und den „Duba-Seife", einem ähnlichen kleineren Monitor mit zwei 12 cm Kruppschen Hinter- ladern armiert und den ,.Kilidh Ali", einen kleinen Flulsdarapfer.

Leutnant Doubasov war in der Nacht vom 24. zum 25. Mai bei Braila geankert und hatte die türkischen Schilfe von dort reko- gnosziert. Die Türken scheinen die Annäherung Doubasovs gewahr geworden zu sein, denn, wenn sie auch nicht alle notwendigen Vor- 8ichtsiiiarsre<reln erfrriffen, hatten sie doch am 25. abends ihren .'Vnkerplat/. ireweehselt, und wir werden im weiteren Verlauf sehen, dals sie nicht überrascht wurden. Die Nacht des 25. war regnerisch, aber nicht vollständig finster, da der Mond fast während der ganzen Expedition Uber dem Horizonte war. Die russische Kolonne verÜpCs um 1 Uhr morgens Braila, sie bestand aus vier Booten: ..Czaicwitsclr* von Doubasov kommandiert, welcher die Expedition leitete, mit 14 Matrosen, „Kenia" vom Leutnant Chestakow geführt mit 9 Ma- trosen, Leutnant Petrow ging- als Freiwilliger an Bord mit, „Djiquita'^ vom Seekadett Persine jrefuhrt mit H Seeleuten und „Czarewna" vom Seekadett Bali geführt mit 8 Matrosen. Zwei dor Boote waren mit selbstthätigen Spierentorpedos, die übrigen mit elektrischen Harvey- torpedos armiert, die Torpedos waren mit Dynamit geladen. Die Boote gingen in Kiellinie mit 4() m Distanz, folgten dem Ufer, bis sie den Feind bei dickem Wetter sahen und gingen dann in die Mitte des Flusses, sich in zwei Kolonnen teilend, „Czarewitsch" und „Xenia" voraus, die beiden anderen dahinter rangierend. Sie gingen gleichzeitig langsamer, um soviel wie möglich das Geräusch der Sobraabe und des aufgerührten Wassers zu vermindern. Vor dem Ab- gang der Boote hatte Doubasov folgenden AngriH'splan angeordnet: Er würde zuerst angreifen, Chestakow sollte ihn unterstützen, Persine ihnen zur Hilfe eilen, falls ihnen ein Unglück begegnen sollte und Bali in Reserve bleiben. Sank eines der türkischen Schiffe, so sollte Chestakow das zweite angreifen, Persine ihn unterstützen, Bali bereit sein, ihm zu Hilfe zu kommen, während Doubasov in Reserve blieb und so fort. Die feindlichen Schifle lagen in folgender Position: die „Seitö" in der Mitte. „Fet-ol-lslam^* rechts voraus, die „Kilidh-Ali ^ links davon. Es war 2*/a morgens, die Boote dampften ohne Ge- räusch bis auf das Boot Doubasovs, welches ihm viel zu schaffen machte. Das Dampfabblaserohr ging nämlich entweder in den Kon- densator nod speilste den Kessel oder in den Schornstein, nm den

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über die rossisdieii ToipedoaagrUre im leisten tttrkiaelieii Kriege. 21 1

Zog za yermehren, wodoreb ein wohlbekanntes Geittnsch bei jeder Umdrebmig der lÜMchine henrorgebiaebt wurde. Wnrde das Abblasen gestoppt, 80 bOrte das Gerllnsch zwar anf, aber der Dampfdruck fiel schnell, ea moJate daher die Maschine gestoppt werden, während der Dampfdruck wieder hoher gebracht worde, wenn kdn Greräosch ver- nrsaeht werden sollte. Viermal war DonbasoY, der den Feind in Sieht hatte, so genötigt zu stoppen, am nicht gehört za weiden; er konnte gegen den in diesem Teil des Flnsses sehr starken Strom nor langsam vorwärts kommen, eine und eine halbe Stunde hatte er von dem acht Seemeilen Ton Blatsin entfernten Braila gebraucht, mn an den Feind heranzukommen. Sein Kesseldmck, welcher drei bis vier Atmosphären hätte betragen sollen, fiel auf zwei Atmo- sphären, wenn das Dorohblasen aufhörte. Auf etwa 120 m vom Feinde liefs Doubasov wieder durebblasen und auffenero und steuerte auf die **Seif6** zu, indem er Chestakov ein Zeichen gab, dals er den Angriff beginnen wollte. Der türkische Posten rief Ihn auf 60 m vom Schiff an, Donbasor gab eine Antwort, die ihn verriet und die Türken waren auf ihrer Hut. Der Posten feuerte sein Gewehr ab ebenso die Posten auf den anderen Schiffen. Der Ftthrer des Gre- sehtttzes (NeunzöUiges Armstronggeschtttz) war schnell an der Ab- zugsieiue, aber dreimal hintereinander versagte die Schlagröbre und es entstand Verwirrung an Bord, die Lente liefen anf Deck durch- einander and feuerten nach allen Seiten ihre Gewehre ab. Während dieser 2jeit nun näherte sich Doabasov, 60 ro sind ja bald zurückgelegt wenn er auch kaum vier Knoten per Stunde dampfte. Er steuerte dem Backborddeckhanse zu, um sieb gegen das Feuer der hinteren Kanonen sowie möglichst ge^^en die Turmgeschütze zu decken und versuchte nun mit dem Torpedo es war ein Spierentorpedo an einer Stange vor dem Bord angebracht Schraube und Huder der unter Dampf liegenden Seif6 zu treffen, um sie aul'ser Thätigkeit m setzen. Die Explosion erfolgte, der Torpedo hatte die vitalen Teile des Schitles etwas vor dem Hintersteven getroffen, das Heck des Monitors hatte beträchtlich gelitten, sein Deplacement ütuierte sich und die Mannschaft sammelte sich auf dem Vordeck. Doubasov ging nun voll Dampf zurück, sein Boot war durch die Explosion halb voll Wasser, die ganze Mannschaft schöpfte Wasser aus, denn das Boot drohte zu sinken. Die Türken überschütteten unterdessen die BiK)te mit (tewehrteuer und feuerten aus den Turmgeschützen, das Schiff hatte sich zwar mit dem Heck gesenkt, blieb aber noch tiott. LTnmittelliar nach dieser Explosion mdfste Doubasov Chestakov zur Hilfe rufen, es war die höchste Zeit, denn nur ein glücklicher Schals aus dem Backbordturmgeschütz war nötig, um die Boote zu

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212 t^ber die rnsaiaehen Torpedongrilfe im letasten tHrkiMlieB Kriege.

Terniobten. CSiestakoT dampfte toU Dampf Torans nnd piaeierte Beinen Torpedo etwas hinter den Torrn, die Explosion erfolgte aneh mit Erfolg, nnd wenige SOnnten naoh derselben sank der Monitor. Das Geseblltzfener war nacb der Explosion eingestellt worden, das Gewebrfeoer wnrde nocb wäbrend des Suikens des Scbiffes fort- gesetzt Die „Seifö" hatte eine Besatanng Ton etwa 60 Köpfen, Ton denen nur wenige gerettet wurden. DoabasoT trieb wtthrend dieser Zeit stromabwärts, da die Pompen nicht f auktionierten, molste er das eingedmngene Wasser mit den Händen ans dem Boot schöpfen lassen; Ghestakor konnte wegen der omhertreibenden Wrackstttcke des zerstörten Monitors seine zudem unklar gewordene Schraube nicht gebrauehen und mu&te sich unter dem Gewehrfeuer der Türken, welches seine Leute auf Pistolensohnlsweite erwiderten, auf die ganze Länge des Monitors durch die bpreogstueke durcharbeiten. Endlich fieigeworden, liels er sich auch treiben. Die ,,I)jIqaita'' erhielt einen Schuls ins Heck, weleher sie zwang, auf Land zu laufen, um das Leck zu Terstopfen, dabei wurde die Schraube durch das Schilf am Ufer unklar. Das ganze Gefeeht hatte zwanzig Minuten gedauert, trotzdem wollen die Bussen weder Tote noch Verwundete gehabt haben, was in Anbetracht dessen, dab ne diese Zeit lang dem Feuer ▼on drei türkischen Schiffen ausgesetzt waren, mit vierzig Mann sehr eng zQsammengedrängt, etwas unwahrscheinlich erscheint. Jedoch geben die Russen an, dafs die Geschosse aus den türkischen Kanonen, welche vom Deck aus feuerten, ihnen weit über die Köpfe gegangen wären. Man mufs hierbei die Frage anfwerfen, was denn die anderen beiden tOrkischen Schiffe unterdessen thaten. welche nach russischen Berichten beide in der Lage waren, zu feuern und kann nur an- nehmen, dafs die Wirkung der ihnen so nahe explodierten Torpedos ihre Bewegungen gehindert hat, und sie deshalb hauptsächlich mit ihrer eigenen Verteidigung beschäftigt waren. Auch berichtete Doubasov, dal's unter den Türken Mutlosigkeit geherrscht habe, während er die Kaltblütigkeit und den Mut seiner Untergebenen lobte. Während des ganzen Angriffs wurde vollkommenes Still- schweigen beobachtet, welches nur durch ein Triuinjdigeschrei unter- brochen wurde, als der Monitor sank. Zu dieser Zeit mUsseu die Boote bereits weit genug abgewesen sein. Dieser Angriff wurde in vorlrefliicher Weise ausgeführt und war viel durchdachter als der bei Batum. Doubasov und Chestakov sowie mehrere Leute der Be- satzung wurden dekoriert, die beiden Seeleute, welche die Torpedos abfeuerten, hatten die "russische Torpedoschule besucht und vier Monate auf den russischen Torpedoschulschiffen „Izumrod" und „Tscbarodaika * Dienst gethan. Wenn sich die Boote geteilt und

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über die rassiMbcn Torpedotngrifte im letsten tfirkiseben Kriege. 213

einen deifhzeitipMi Auftritt auf beide Monitors jremaeht hätten, statt dafs eins in Kcsorve blicl) und die drei andereti nur ein feindliches Schirt angriffen, so würde der .»Fet-ul-Islani" wahrscheinlich dasselbe S<'hicksal wie die ..Seift^" trehabt haben. Dieser Angrrift, von dem die „Times- damals schrieb, dafs es eine der heldenmütigsten Thaten der Kriegsgeschichte gewesen wäre, wurde bei dunkler Nacht aos- geAlbrt. und obwohl ein Kudorwachboot von einem der Monitors die Annäherung der feindlichen Boote bemerkte, alarmierte dies nicht xeitig genug die türkischen Schiffe, so dals die russischen Boote un- gehindert an ihr Zerstörungswerk gehen konnten. Hätte der das Wachboot kommandierende Offizier, welcher Übrigens ein Grieche war, mehr seine Pflicht gethan, so wäre der Monitor and mit ihm fast sechzig Menschenleben nicht verloren gegangen.

3. Der nächtliche Angriff vom 10. sam 11. Jani 1877.

Am 10. Juni nm 1 Uhr nachmittags verliefs der russische Dampfer „GrolsfÜrst Konstantin**, Kommandant Kapitänleutnant Makarov, Odessa. Er hatte im Schlepp und geheilst sechs Torpedo- boote. Der Dampfer „Wladimir' folgte ihm nm 7 Uhr abends, um ihn im Kotialle zu unterstützen. Der Zweck der Expedition blieb geheim, bis das Land aas Sicht war, dann wurde den Komman- danten der Boote gesagt, dafs sie vier tilrkisclie Kriegsschiffe, von denen drei Panzerschiffe wären und an der SulinamUndung lägen, in die Laft zu sprengen hätten. Die russischen Torpedoboote wurden Nr. 1 vom Leutnant Fonischin, ^r. 2 vom Leutnant UojdestFenski, iiTscbesmö'^ vonLeotnantZetzerennyi befehligt, die drei anderen waren ^Slnope'', „Navarino-' und „Soukhoum-Käl6**. Das Boot Nr. 2 war ein speziell als Torpedoboot konstroiertes von 68 Fuls Länge und sehr schnell. Alle Boote waren mit elektrischen Spierentorpedos armiert bis auf Tschesmö, welohes ein Schlepptorpedo hatte. Das tttrkische Geschwader, wrlches angegriffen werden sollte, bestand aas den drei Fanzerschiften ,,Fetith Bulend", ,^oocaide-mikhair**, „Idglalieh" und einem Schleppdampfer „Kartal", welcher bei Snlina zu Anker lag. Die ersten beiden waren Kasemattkorvetten von 2760 Tons Deplaoement ond ea. 3000 ind. Pferdekräften and mit vier 23 cm Armstronggeschutzen armiert, die „Idglalieh'' hatte ein Deplacement von 2200 Tons, Gürtel, Kasematte nnd einen Barbettnrm, gepanzert, vier 28 cm ond ein 18 cm Annstronggeschtttz. Die drei Panzerscbiffelagen mit anfgebrttckten Feuern vor Anker, der „Rartal** war nnter Dampf, aom Schutz des Geschwaders waren keine anderen Habregeln getroffen worden, als einige Rnderwachboote, welche zor Zeit des mssisehen Angrilfe längseit ihrer Schiffe znrttckgekehrt waren, nm die Mannschafken in den Booten abzulesen, andere Hindere

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214 Über die nudsolieQ Torpedoangriffe im letxtea tnrki«ohen Kriege.

nifise, wie Sporrbalkeii, Netze und Spieren, waren nicht vorfresehen. Sechs Seemeilen von der Rhede von Sulina wurden die Sclilepp- taue der russischen Torpedoboote lo^^geworten, und die Boote ^^ingren nnn auf eigene Hand los, um die türkischen Schiffe zu suchen. Die erste Gruppe bildete Dwarslinie dicht au%eschlossen, ,,Tschesm6„ in der Mitte, Boot Nr. l rechts, Nr. 2 links von ihr, die Maschinen hörte man kaum, alle Laternen waren mit Persenningrs verhaniren. „Tschesmß*' bemerkte zuerst den Feind und scher nach Steuerbord aus, um das türkische Geschwader zu umgehen und ihre Schlepptorpedos in Anwendung zu bringen. Die Leitungsdrähte der Torpedo wurde achterlich geschleppt wurden jedoch sogleich beim ersten Angehn an der Schraube unklar, das Boot mulste stoppen und hatte nur Zeit) seine Schraube zu klarieren und nach dem Groi'sfUrst Konstantin zurückzukehren, es wiederholte sich hier, was sich bei Batum er- eignet hatte, die Unzulänglichkeit der Einrichtungen der „Tschesmö^* war onTerkennbar. Die Boote Nr. 1 und 2 gingen nun weiter voraus, sie hörten die türkischen Posten einander zurufen, aber die Dunkelheit war so stark, dals das Boot Nr. 2 auf ca. 30 m an die „idglalieh^ herankam, ehe es angemfen wurde. Der Posten feuerte den ersten Grewebrschufs ab, welcher die anderen Schiffe alarmierte. Diese begannen nun sogleich ein allgemeines Geschütz- und Gewehr- feuer. Es war 2 Uhr morgens geworden, das Boot Nr. 2 erreichte „Idglalieh'' nahezu mittelschiffs und feuerte, als es sie nahezu zu be- rühren glaubte, seinen Torpedo ab, den Erfolg koiinto es nicht be- urteilen. Die Türken leugnen sowohl die Explosion als auch eine Beschädigung, geschweige denn Aul'sergefechtsetzen des Schiffes, jedoch scheint dies wohlzweifellos der Fall gewesen zu sein. Das vorderste Kompartment des Bootes, in welchem die Steuerung an- gebracht war, wurde durch die mächtige Wassermasse, welche sich erhöh und ins Boot fiel, mit mehr als drei Fufs Wasser gefUUt, da- durch wurde zwar das Heck gehohen und dem Boote es ermöglicht, den Sperrgürtel, welcher die ,4<^glaiieh'' nach russischen Berichten um* gab, rttckwärtogehend zu passieren, jedoch bemerkte der Kommandant, als er quer ab nnd klar davon wieder vorausgehen wollte, dats die Achse des Steuerrades beschädigt und das Lager d( rselben ge- brochen war. Nun erforderte es die ganze Entschlossenheit und Kaltblütigkeit des Kommandanten und Ingenieurs, das Kuder wieder gebrauchsfähig zu machen und unter dem Hagel von Geschossen die Gefechtspiune in Gebrauch zu nehmen. Anlserdem war duob die Explosion ein Wasserstandsglas gesprungen und der Schornstein ver- bogen worden. Gleichzeitig steuerte der „Kartal*^ aui das Boot zn, um es zu verfolgen. Die Lage war eine sehr kritische, der Dampf*

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Ober die rassischen Torpedoangrifie im leUten türlüsohen Kriege. 2X5

dioek war gefallen, nnd non beriohtel der Kommandant, dals sein ' Ingenienr im loteten Moment ftlnf PAmd Talg nnd Werg in die Fenernog geworfen hätte, worauf der Dampfdmek sogleioh stieg nnd das Boot in den Stand setzte, den „Konstantin** wieder an erreiclien. Jedoeh sobeint die Verfolgung des tttriusehen Sebiffes niebt sebr ernst gewesen an sein, die tiefe Dnnkelbeit nnd die Anfregung, welehe der unerwartete Angrift der Bussen berrorgemfen, sobeinen die Ver- fulgoug gelähmt zn haben. Nach russisefaen Beriebten war das Boot Nr. 1 anf eine Sperre von Ketten nnd Kabeltauen, welehe von Fässern getragen wurden, geraten, hatte beim Angriff auf dieses Hindernis ohne Erfolg seinen Torpedo abgefeuert, das Boot wurde dureb die Ezplonon halb mit Wasser gefnllt und dnreh einen Schuls in den Grund gebohrt. Kaoh anderen Berichten kam das Boot Nr. 1 unter den Stenerbordbug der „Idglalieb** nnd an der Ankerkette nn klar, explodierte seinen Torpedo aber ohne Erfolg, nnd während es von der Kette loszukommen suchte, wurde es In den Grund ge- schossen. Dies seheint glaubwürdiger als der mssische Bericht, da die türkischen Schiffe sehr wahrscheinlich keine Verteidigungs- krinolinen hatten. Der Kommandant des Bootes, Leutnant Poutschln- beriehtet zwar, dafs er das Boot selbst versenkt habe, nm es nicht in Feindes Hand fallen zu lassen, als er sab, dals die Schranbe des Bootes gebrochen war. Er berichtet ferner, dals er die Besinnang im Wasser verloren habe, and als er wieder zu sich gekommen sei, Gefangener in den Händen der Türken war. Die zweite Abteilung der russischen Torpedoboote war der ersten gefolgt, als sie aber die Explosion hörte und sab, daXs die Türken zu wachsam waren, um überrascht zu werden, kehrte sie zum „Grofsfllrst Konstantin,, zurück. Dieser hörte schweres Geschütz- und GewehrlVuer und versuchte .sich unter Land zu halte d, kam hierbei jedoc-h auf Grund und blieb bis Tagesanbruch in einer bedenklichen Lage. Nachdem er seine Kohlen teilweise Uber liitrd g'cworfen hatte, wurde er tlott und konnte seine Boote aufnehmen und nach Odessa zurückkehren. In Odessa stellte sich heraus, dals an dem Boot Nr. 2, als es geheilst war, am Bug nahe dem Kiel sechzehn Niete lose bezw. gebrochen waren, mittschiffs waren Eindrücke, welche auf eine Berührung: mit eiuem harten Gegenstand scbliefseu Uelsen, achtern hing die eiserne Kielplatte ca. 46 cm vom Kiel herab, der untere Teil des Ruders war ge- brochen und einer der Schraubenflügel nach hinten verbogen. Alle diese Verletzungen könnten auf eine Verteidigungskrinoline der „Idglalieh" scbli eisen lassen, über die das Boot Nr. 2 gelaufen und wieder zurückgegangen war, jedoch können einzelne dieser Schäden, wenigstens die Beschädigung der Nieten auch der Wirkung des ex-

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216 t}ber die rassiMben TorpedoaogrUle im letsten tttriLisobeii Kriege.

' plodierten Torpedos zngesehrieben werden. Die Raflsen gaben keine Toten bd dem Gefecht an. Der offidelle taridselie Beliebt sagt über den Angriff auf die ,Jdgialieb*': „Die Explosion war unwirksam infolge der gescbiekten DefensiTe anf dem angegriffenen Panzersohiff. Immerkin war dieser Angriff der Boote Nr. 1 nnd 2, wenn auch mifeglttekti ein sebr kttbner nnd beldenmtttiger, der Kommandant des Bootes Nr. 2 wnrde mit dem Gtofekrenz IV. EJasse dekoriert Hätte das tOrkisobe Gesehwader im Moment, als das Alarmsignal gegeben worden war, die Ketten gescklippt nnd mit voll Dampf den Knrs anf Odessa genommen, so wÄre der „GroJsfUrst Konstantin" mit allen seinen Booten nnd der UntersttltKnngsdampfer wahrscheinlich abgeschnitten worden und verloren gewesen. Sowohl der „Fetith Bnland** wie „Hoooardemikhair** waren Schiffe ron 13 Meilen Ge- schwindigkeit, daher bedentend schneller als die Russen. Aber wie so oft, waren die Türken za lässig, am die Gelegenheit ans- Eunntsen*

i. Der vierte Angriff fand am 20. Jnnl nachmittag:s anf einen tttrluschen Monitor bei Rnstschnk statt. Sechs mssisehe Boote, welche mit Minenlegen in der Donan beschäftigt waren, worden von einem aas Rnstschnk aoslanfenden tQrkisoben Dampfer daran ge- hindert, welcher im Ymin mit den tttrklschen Strandbatterien die Boote zwischen zwei Feaer nahm. Verstärkt wnrde dasselbe noch von einem törkischen Monitor, welcher dort za Anker lag. Da er- hielt Leutnant Skoydlör am selben Tage den Befehl, .mit seinem Thomykroft Torpedoboot „Ghontka'' den Monitor anzagreifen and an- schädlich za machen. Die „Ohoatka^ war im Jahre 1874 vod Thonjy- kroft gebaut. 50 Fufe lang, 6'/, Fals breit, hatte einen Tiefgang von 2'/, Fuls, eine Maschioe von zwölf Pferdekräften nnd soll 17 Knoten gelaufen haben. Die rassischen Berichte sagen, dals das Boot trotz schwerem Geschtttz- and Gewebifeuer seitens des Monitors mit seinem Stangentorpedo das Panzerschiff getroffen hätte, dafs der Torpedo aber unglücklicherweise nicht explodiert sei, weil die elektrischen Leitungsdrähte an zwei Stellen von Kugeln durchschnitten worden wären. Glaubwürdiger sind wohl die Berichte anderer, welche be- sagen, dül's. sobald das Torpedoboot bemerkt wurde, ein tso gut ge- zieltes und stetiges Feuer vom Monitor aus auf dasselbe unterhalten wurde, dafs es überhaupt nicht an den Monitor herankam, sondern, nachdem der Kommandant schwer venvundet woi ilcii und die Leitungs- drähte zum Torpedo durchschossen waren, /um s( lileuni;ren Ixiickzug gezwungen wurde. Auch die russischen Berichte bestätigen, dafs der Vorderteil des Bootes durcli ein Oeschofs durchlöchert wurde, dafs die Mannschaft das einströmende Wasser ausschöpfen mufste

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über die raMiaehea Toipedouigrlffe im letzten tttrUeehea Kriei^. 217

ond dab der Führer Leutnant Skoydlov an beiden Beinen verwundet wurde. Es gelanp: ihm jedoch, dennoch den Türken zn entwischen and sich mit der rassischen Flottüie wieder sn vereinigen. Von der Mannschaft soll niemand verletzt worden sein, naob den nusischeii Berichten, das Boot httile nor eine Anzahl wirknngsloier Grewehr> Schüsse erhalten. Danach scheint das Feuer des Monitors doch ein sehr mangelhaftes gewesen sein, sonst wäre dieser toUlitthne An- griff am heilen Tage wohl kaum mOglieh gewesen, nnd es wären Zweifel darttber, ob das Boot wirklich an das Panzersehiff heran- gekommen war oder nieht, aufgeschlossen. Jeden£üls würden die Bossen wohl nicht gewagt haben, einen solchen Angriff auf emen andern Gegner als ein türkisches Kriegsschiff zn machen, sie hatten cffenbar keine hohe Meinung von einem solchen. Dies bewiea snch der Tagangriff vom 80. Jnni 1877 in der Donau, in welcher ein von einem Engländer konunandierter türkischer Monitor den Bossen sehr viel zu schaffen machte. Als nämlich die Bussen den. DonanUbergang bei Simnitza vorbereiteten, suchten sie sich der türkischen Monitois zu entledigen, welche bei den befestigten Plätzen wie Bustsehnk, Silistria, Widdin, Kikopolis im Flnsse zu Anker lagen ■nd die Vorbmitnngen hinderten. Sie suchten Minenlinien zn legen,, nm durch dieselben die Bewegungen des Feindes zn stt^ren nnd ea war ihnen geglückt, zwei der Monitors zu versenken. £in dritter war ihnen bisher entgangen ond durch seine Wachsamkeit höchst lästig, er that Wunder durch Energie nnd Geschicklichkeit, Oharakte^ eigensohaften, welohe bei den Türken auf dem Wasser ungewOhnlieh lind, er hielt die rassischen Batterien beständig in Atem nnd ver<^ senkte die Minenboote derselben. SchlieMch entschlossen sich die Bassen, ihn mit Torpedobooten anzugreifen. Als der türkische Monitor am 80. Juni von Nikopolis stromabwärts dampfte, wurde er von zwei mssisehen Torpedobooten, der „Ghontka" nnd der „Mina\ beide mit elektrisch zn detachierenden Schlepptorpedos armiert, an- gegriffen. Die Boote stürzten sich auf ihn nnd rückten ihre Torpedos ans, aber der Erfolg war ein ganz anderer als damals M BraiUk^ Die Rossen merkten sehr bald, daCs sie es mit einem andern Gegner als den früher von ihnen versenkten Monitors zn thnn hatten. Mit greiser Gesehickliohkeit verteidigte sich der Monitorkommandant gegen alle Angriffe, er lieüs Torpedoschntznetze fallen und schob von den. Seiten Spierentorpedos ans, wodurch er sich die Boote in respekt- voller Entfemong hielt Gleichzeitig eroÖnete er ein lebhaftes Kar*- tätsch- nnd Gewehrfeuer, was den Angreifern sehr lästig wurde, immer meisterhaft manövrierend. ,,Mina'' hatte zuerst angegriffen, aber einer der Torpedoleitungsdrähte wurde von einem Schul's getroffen, dann

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218 nistbohen Torpedoangriffe im letiteD tOrklseheii Ktitge.

war das Boot selbst getroffen and gezwuogen worden, sich zarilek- zadehen. Der ITttbrer der „Cbootka'* versnelite yeigeblieh, den Monitor mit seinem Torpedo zu treffen. Der letztere ging nonmehr zor Offen- ,8iye Uber and snclite das Boot, zwischen sich nnd eine Sandbank treibend, zu erdritoken, es entkam jedoch. Der Kampf dauerte dann noch eine Weile fort, der tapfinre engliscbe Kommandant, welcher bisher &st nnbeweglicb mit den Händen in den Taaehen anf der Kommandobrücke stehend, mit eiserner Boke die Manöver leitete, wurde leider verwundet und mulste das Kommando an den ersten -Offizier abgeben. Sein Schiff kehrte, ohne weiter verfolgt zu werden, nach Nikopolis zurttck. Später, als dieser Monitor seinen früheren Kommandanten nicht mehr hatte, wurde er auch durch russische yßnen versenkt Man kann hiernach nur den englischen Berichten Recht geben, welche behaupteten, dals die Bussen die Brücken von .Simnitza und Sistova nicht so leicht geschlagen hätten, wenn alle tttrkischen Monitors von Offizieren seines Schlages kommandiert worden wären. Auch die Russen versagten dem Gegner ihre Be- wunderung nicht. Dies Gefecht ist insofern sehr interessant, als es zum erstenmale in diesem Kriege zeigt, wie ein Schiff von einem ebenbürtigen Kommandanten geffihrt, manövrierte und den Torpedos •der Boote Torpedos vom Schiffe aus entgegensetzte. Immerhin ist es merkwürdig-, dab die kleinen, leicht handlichen Boote mehrere Stunden bestrebt waren, ein Schiff zu treffen, welches zu gleicher .Zeit mit der Absicht, dieselben niedencurennen, manövrierte, ohne weder ihren Zweck zu erreichen noch von dem Gegner niedergenumt oder beschädigt zu sein. Das Telegramm des Grolsfüisten Kikolaua über diesen Angriff begann mit den Worten: „Die Tapferkeit unserer Seeleute ist unglaublich, undenkbar nnd nnediört.*' Im übrigen be- stätigte CS das Mi&lingcD der Torpedobootaangriffe. Wenngleich der Angriff nun auch miMungen war, hatte der Kommandant der „Ghoutka** immerhin ein bewunderongswürdiges und nachahmenswertes Beispiel von Mut nnd Entschlossenheit gegeben, er war vier- oder fttnfinal verwundet worden und wurde später mit dem Georgskrenz dekoriert. Der Führer der „Mina" erhielt den militärischen Verdienstorden.

5. Ein weiterer Angriff der Bussen ttaoA in der Nacht vom 28. zum .24. August bei Soukhoum KM auf ein türkisches Panzeisohiff statt Die Russen griffen mit vier Torpedobooten des „Groihfitrst Konstantin** : „Sinope", „Torpeder^S „Navarino** und „Tächesmö^'an, den „Konstantin'' kommandierte Makarov. Die ,Tschesmö* wurde von LeatnantZetzarennyi kommandiert, welcher wieder den Befehl über die Expedition erhielt Die Boote waren mit Schlepptorpedos armiert In dieser Nacht war eine Moodfinätcrnis, welche den Rassen sehr zu statten kam.

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Ober die nissiaeheii Torpedoaiigrille im totsten tarkUebea Kriege. 219

Voiiier hatte der VoUmood ihnen den Weg nach Sonkhomu Kal6 getagt» in dessen Hafen das tOrkisclie Panzerschiff nAssari-Sehefket" lag, eine Kasemattkorrette mit Doppelsehranben von 2046 Tons Deplacement und mit 5 28 om. Armstronggesehtitsen armiert, die Kasematte and der Barhettum gepanzert Der Barbettnrm war am hmteren Ende der Kasematte, das Schiff war als Brigg getakelt Die mssischen Berichte schüdem den Angriff folgendermafoen: ,ySinope^* and „Kavarino** gingen aaf das Panzerschiff los nnd trafen es mitt- sehiffis mit ihren Torpedos, welche nach MakaroYS Bericht sehr be- Medigend explodierten nnd die Rohlenhnnker getroffen haben mttssen, da die See eine schwane Oberfläche erhielt In Anbetracht des späteren guten Zustandes der „Assari-Schefket^ scheint jedoch das Wasser nur durch die unTollstftndige Verbrennnng des Pulvers oder der Schiefehaumwolle geschwärzt zu sein, was bei allen derartigen £iplosionen in die Erscheinung tritt Die beiden Torpedoboote wurden halb Toll Wasser geschlagen und kampfhnfUhig nach dem Bericht MakaroYs. Zetzarennyi befahl nun dem ^Torpeder^S den Angriff zu emenem und ging selbst mit der „Tschesm^ nach dem Panzerschiff zurttck. Es wurde ein dritter Torpedo unter den „Assari-Scheiket*^ geschleppt, explodierte auf dessen Steuerbordseite und verursachte em heftiges Rollen des Schiffes. Der Bericht wird nun sehr unklar. Zetssrennyi, der Geschrei hörte, glaubte, dals dies von den etwa zer- störten Torpedobooten kam und ging nun vor, um Hilfe zu leisten. Mit fertigem Torpedo passierte er die Steuerbordseite des Panzer- sduffes und fand sich inmitten von Wrackstttcken und schwimmenden Leuten. In diesem Augenblick traf die „Assari-Sohefket^ beim Rollen die „Twhesm^ und füllte sie halb mit Wasser, indem sie ihr Dollbord herunter drttdtte. Der Torpedo verwickelte sich mit den Leitungs- drähten an der Fallrepstreppe und mulste losgeschnitten werden; die TUrken fanden ihn am nächsten Tage am Lande. Die Russen machten sich darauf so schnell als möglich von der Schiffi»eite frei, die Geschosse der türkischen Greschtttze flogen Uber sie hinweg und das Gewehrfener hörte auf. Die Boote vereinigten sieh darauf wieder mit dem Konstantin, welcher bei Tagesanbruch schleunigst zurttck- liel Wie gewöhnlich gaben die russischen Berichte keinen Toten noch Yerviundeten an aufser dem Leutnant Pisarefski, welcher die „Sinope** kommandierte. Richtiger ist wohl der Beriebt der TUrken. Der Kommandant des Panzerschiffes berichtete, dals nur ein Torpedo explodiert sei and zwar nicht bei der Berührung mit dem Schiff, die voneitige Explosion machte ihn harmlos. Er habe die feindlichen Boote mit lebhaftem Gewehrfener empfangen und schreibt der Wach- samkeit der Wach boote das Mii'sglUcken des Angriffes 2U. Der

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220 tJber die lUBsiBehen Torpedoangrifte im letzten tOrkiaebeii Kriege.

Kommandant hatte ( inige Jahre vorher in der eng:lischen Marine Dienst gethan. nach seinem Bericht war die halbe Mannschaft mit Gewolircn auf Deck, die Geschütze geladen und die geladenen Mi- iraillcuseu am Heck und auf der Back aufgestellt. Thatsaebe ist, dals der „Assari-Scheikef* schon am 21. August sich in Konstautinopel befand, von wo er am 12. September durch das Mittel-Meer nach dem Busen von Arta ging. Die erlittenen Havarien müssen daher wohl nur sehr gering gewesen sein, wenn Uberhaupt solche statt- gefooden haben. Auch wurde nach dem türkischen Bericht ein Spicrentorpedo am nächsten Morgen von den Mannschaften des Schilfes gefunden, ebenso viele Wrackstücke, welche wohl nur von zerstörten Booten herrühren konnten. Die rassischen Zeitungen berichteten trotzdem sehr naiv von dem glänzenden Angriff und der vollständigen Zerstörung des türkischen Panzerschiffes „Assari*8chefket'*.

Von den weiteren Angriffen der Russen sind die erfolgreichsten nnd interessantesten die beiden Nachtangriffe vom 27. Dezember 1877 imd vom 25. som 26. Januar 1878 im Hafen von Batnm, weil in diesen zam erstenmale Whiteheadtorpedos verwendet worden, welohe den Türken empfindliche X'erluste zufügten.

6. Der Nachtangriff vom 27 Dezember bei Batum. Der flGrolsfÜrst Konstantin" anter dem llcfehl des KapitänleotnantMakarov kam am 27. Dezember in der Dunkelheit im Hafen von Poti an mit vier Torpedobooten in den Davits. (Poti ist ein kleiner russi- scher Hafen, wenige Seemeilen nördlich von Batum.) Dort erfahr er, dals die türkischen Paoserscbiffe soeben Fort Nikolaus bombar- diert hätten und nach Batam zurückgekehrt sein mUfsten oder in der Nähe zu finden sein würden. Makarov machte sich nun sofort zum Angriff fertig. Die Nacht war sehr dookel, feiner Regen fiel herab bei niedriger Dttnnng. Vier Seemeilen von Batum fährte er seine vier Torpedoboote zu Wasser, diese waren „Tschesme** mit einem Whitehead-Torpedo mit einer Ladung von 82 kg Scbielsbaumwolle, von Leutnant Zetzarennyi kommandiert, welcher wieder den Befehl aber die Expedition hatte, „Sinope** mit einem ähnliehen Wbitehead Torpedo armiert, ..Sonkhonm Ralö** und „Navarino" mit Spieren- nnd Schlepptorpedos ansgerttstet

Die mssisohen Berichte sohildem den Angriff folgendermatsen: Unter dem Sehata der starken Dunkelheit näherten sich die Boote anbemerkt, konnten jedoch nnr zwei Schiffe sehen in Wirklieb- keit waren es sieben, dieselben waren mit einem Anker voraus vertant, Heck nach Land, ihre Position war nicht vorteilhaft, da nnr ein Schiff fenem konnte und dieses nur mit den Geschtitzen einer Seite. Die dunkle Ilasse dieses eben Schiffes war allein dem An-

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über die raasbohen Turpedoangrifie im letzten tttrkisohen Kriege. 221

griffe fler Küssen ausjaresetzt. Die „Tschesmö'* und ..Sinope*', welche am H-bnellsten waren, ^inj;en nun voraus, die andern beiden Boote als Resenen zurlleklassend. Sie kamen auf eine etwa (iü m geschätzte Distanz an die türkischen Panzerschitfe heran, und nun entsendet zuerst die ..Tsehesnie*' ihren Torpedo, den ersten Whilehead-TorjjedQ, welcher in diesem Krieg;e f;e^en ein Angritfsobjekt lanciert wurde, Df'Lseibe lief geradeaus, liels eine Spur Schaumes hinter sich die bei jedem Torpedoschuls an die Oberfläche kommenden Luftblasen und traf die Breitseite des Panzerschiffes zwischen Grofe- und F'jcknuist. Während die überraschten Türken an Deck stürzten, feuerte „Sinope" ihren Torpedo ab, der unter dem Heck des Schiftes explodierte. Die Boote liefen darauf so sebiiell als iiiii^^lich zurück unter dem Gewebrfeuer und dem zu hoch g:ebenden ( leschützfeuer der Türken und vereinigten sich mit dem j.CIrofsflirsten Konstantin^ der am .'?0. nior«?ens unter be-reisterten Hurrahs der Flotte und der Bevölkerung in Sewastopol einlief. Das Resultat der Explosionen ist unbekannt. Soweit die russischen Berichte. Der Wahrheit mehr entsprechend ist ein anderer vielleicht von türkischer Seite stammen- der und dem russischen durchaus widersprechender Bericht, welcher den Angritt folgendermalsen schildert: Die türkische Flotte war diircb Wachboote und eine Balkensperre gegen Angriffe von Torpedobooten geschützt. An den Balken waren Planken befestigt, welche durch Gewichte so beschwert waren, dals sie senkrecht zur Oberfläche des Wasser hingen. Hobart Pascha, der Oberkommandierende der tür- kischen Flotte, kam gegen 11 abends auf seiner Yacht im Hafen an und hatte persönlich die Wachltoote und die Sperre besichtigt. Bald nach seiner Rückkehr an Bord der Vaclit wurde eine Explosion gehört und eine Menge Wasser am Bug des Panzerschiffes ,,Awn- lllah" aufgeworfen, am Morgen wurde ihm gemeldet, dafs zwei Whitehead-Torpedos am Latide gefunden worden, gerade hinter dem Heek des Kanonenboots „Memduhije^'. Die türkischen Schiffe waren miyerletzt geblieben. Wabischeinlich hatten die beiden Torpedos wegen der geringen Übung nnd praktischen Elrfahrung, welche die Rossen in der Behandlang nnd dem Schielsen mit diesen kompli- zierten Geschossen damals noch besaisen, dann auch dank der Dunkelheit der Nacht und der Dünung in der Zeit des Angriffs ihr Ziel verfehlt. Einer der am Lande gefundenen Torpedos war un- versehrt, bei dem andern fehlte der Kopf, welcher wahrscheinlich durch Kollision mit einem Stein oder Felsen abgebrochen war. Die Torpedos scheinen entweder zu tief eingestellt gewesen zu sein, so dafs sie unterhalb der Schiffe blieben oder seitlich abgelenkt worden zu sein, so dafs sie die Schiffe gar nicht berührten. Die

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222 ^^i' ^0 russisoben Torpedoui^riffe im letzten tUrkisciien Kriege.

Spprre scheint nur von geringem Nutzen gewesen zu sein, da die beiden Torpedoboote bis auf 60 70 m an die Panzerschiffe heran- Ivonimen konnten. Die Ttlrken kamen auf diese Weise ohne Kosten in den Hesitz eines vollständigen Whitehead-Torpedos und dadurch zugleich in den Besitz des lange und sorgfältig gehüteten Geheim- nisses, welches zu erkaufen die Küssen Tausende von Pfund gezahlt hatten. Nach dem Bericht des enfrlischen Marinekorrespondent<*n der Times in Konstantinopel war der unversehrt«' Torpedo mit einer Sprengladung von ca. SO Pfund Schielsliaunnvolle auf einen Tiefgang von 17 Fuls eingestellt, der andere Torpedo, dem der Kopf fehlte, war auf 20 Fuls eingestellt gewesen.

7 Der letzte und mit erfolgreichste .Angritl' der Russen mit Tor- pedol)outen war der Nachtangrifl' vom 2.'). zum 2^^. Januar 187S bei Batum. Kapitän Makarov, Kommandant des ,.(iroIsfürst Konstantin'*, erhielt am 2'2. Januar von dem Oberbefehlshaber der Flotte und Häfen des schwarzen Meeres den Befehl, au der Ostküste desselben zu kreuzen und gegen Batum zu demonstrieren. Er liel noch an demselben Ahcnd aus Sewastopol aus, zwei mit Whitchcad Torpedos armierte Boote, ./rschesme" und „Sinopc-. hingen in den Davits. Nach schwerem Wetter, in welchem der ,,Konstantin" sehr stark rollte, so dafs man um die Boote sehr besorgt war, kam Makarov am 25. abends in ?oti an. wo er erfuhr, dals die türkische Flotte sich vor Batum befände. Er beschlofs, sie sofort anzugreifen, und schickte vier bis f) Seemeilen vor Ratum seine beiden Boote ..Tschesme", geführt von Zetzarenuyi, welcher wieder die Expedition leitete, imd„biiiope" gegen die türkischen SchifVe vor.

Nebel und der die Lage bedeckende Schnee liefs die Küste nicht deutlich erkennen, Zetzarennyi nuifste sich erst eineZeitlang orien- tieren, und es wurde 1 Uhr morgens, als er von Norden h<*r auf die Rhede von Batum kam. Der Mond ging gerade hinter den Bergen auf und beleuchtete den Hafen und das feindliche Geschwader. Am Eingang der Bucht lag ein Wachschiff, die Breitseite nach aulsen gekehrt rechts vom Leuchttum, die weifsen Häuser der Stadt, die Batterie auf der Landspitze, auf welcher der Leuchtturm steht und sieben Schiffe mit dem Heck nach dem Lande vertaut, waren deutlich sichtbar. Es waren ein zweimastiger Dampfer mit weiHseo Rad- kästen, zwei dreimastige Panzerschiffe, ein grolser Raddampfer und etwas weiter nach dem Ende der Bucht zu drei grolse iichiffe, deren Masten nicht deutlich gesehen werden konnten. Die russischen Boote waren mittlerweile auf eine Seemeile an das Geschwader heran> gekommen und eine halbe Seemeile vom Wachschiff entfernt. Zetza- rennyi näherte sich darauf noch mehr dem letzteren und erkannte

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über die russisohen Tuipeduangnfie im letzten türkiscbeu Kriege. 223

es aJs eiii Kriegsschiff von ca. 1200 Tons mit Raaen am Fockmast ond sechs Booten in den Davits hängend. Geräuschlos näherten sich die Boote his auf ca. 80 m dem Schiff und Zetzarennyi feuerte nnn seinen Whitehead-Torpedo auf die Steuerl)ordseite unter dem (irolVmast ah. fast in demsclht u Aug:enhlick lancierte ..Sinope'' ihren Torpedo etwas mehr nach achtern von dieserStelle. Nach der Explosion hörten die Küssen ein furchtbares Krachen und sahen eine hohe Wassersäule em})orschiefsen. Der Hunijjf des Schiffes verschwand nach wenigen Minuten vollständig: unter Wasser, in der nächsten Minute verschwanden die Masten und ein King von Wrakstückcn bezeichnete den Ort der Katastrophe, welch(^ jicröfstentcils der Mangel aller V orsichtsmafsregeln und der nötigen Wachsamkeit seitens der Türken verschuldi t hatte. Denn erst durch die llurrahs der Küssen und das Geschrei der umherschwininienden und sich an den W>ack- stUcken anklauimernden Besatzung des untergegangenen Schiffes, so- weit sie am Leben gebliehcn war, wurden dif übrigen Schiffe aus ihrer Sorglosigkeit aufgeschreckt. Nun erst sahen d'iv Kusst-n von mehreren Schiffen Ranchwolken aus den Schornsteinen aufsteigen and mehrere Boote zur Kettung der Leute absetzen, dann feuerte eine Strandbatterie mehrere Schüsse, und eins von den Schiffen dampfte aus dem Hafen. Die Boote kehrten so schnell als niüglich zum ,,Grol8fUrst Konstantin'', zurück, erreichten denselben kurz nach 3 Uhr morgcFis und wurden sogleich aufgeheilst. Am 2S. ankerte Makarov wieder im Hafr-n von Sewastopol. Nach diesem gelungenen Angriff wurde er zum FlUgeladjutanten des C/areii ernajint. Zetza- rennyi zum Kapitiiiileutnant bef(>rdert und der Komniaudant der ^inofH"" erhielt das Georgskreuz 1\. Klusse.

In diesen Gefechten sind fast alle Arten der damals gebräuch- lichen Torpedos verwendet worden. Spieren-. Schlepp- und Whitehead- Torpedos haben ihren Oft'ensivwert erwiesen, aber es scheint schon im Hinblick auf die mehrfachen Miiserfolge der Küssen trotz der meistens sehr geringen Wachsamkeit der Türken offenbar zu sein, dals ein gut bewachtes Schiff selftst einen so entschlossenen Gegner, als es die Küssen waren, abwehn n kann. Niemals hätten die Bossen selbst bei genUgenderWariismiikeit seitens derTürken. geschweige denn gegen einen ebenbürtigen Gegner, mit ihren Spieren- und Sch!ei)ptorpedüs sich soweit den Schiffen nähern können, dals sie die.sell»en zur Verwendung und zum Erfolge bringen konnten. Der Whitehead-Torpedo führte allerdings unleugbar ein neues und viel getährlicheres Offensivelement in die Gefechtsführung ein, aber auch bei Anwendung dieser furchtbaren Waffe kam den Russen die be- fremdende Sorglosigkeit aad der Mangel von genügender Wacbsam-

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Kleine heeresgesohiohtliclie Mitteüimgen.

keitaafSeiten der Türken sehr zu statten, wodarch sie imstande waren, den Torpedo auf eine sehr kurze Hntfernaiij,^ /u lancieren, in welcher er, wenn nicht die gröbsten Felili r gemacht wurden, tretfen raulste. Bei den heutigen Mitteln. Uber ^^tk'he die Schiffe za ihrer Nerteidigung^ Terfllfren, Schnellfeut rkanonen. Kepetiergewehre, Kevolverkanonen, elektrische Selieiuwert'er, Sperren und Waehboote, welche heutzutage immer Dampf boote sein werden, um nicht die Leute in liuderbooten zwecklos zu ermüden, werden sich Torpedoboote wohl nur in den seltensten Fällen und bei einer ungewöhnlich günstigen Verkettung von Lnistiiiuien cinein feindlichen Schiffe ebenbürtige Gegner vorausgesetzt soweit nähern können, wie es die Russen wieder- holt in diesem Kriege gethan haben. Damit aber fällt die untrüg- liche fiewähr des Erfolges auch t\ir die selbstthätigen Torpedos, mögen e.^ nun die Whitehead- oder die l^rauntorpedos sein, fort, denn gerade auf grölseren Entfernungen wird die Bahn des Torpedos immer unberechenbaren Zinälligkeiten ausgesetzt bleiben und damit die Wirkung derselben unwahrscheinlicher sein.

Anch aus dieser Darstellung erhellt zur Genüge, dafs Torpedo- boote niemals ein Ersatz für Linienschiffe sein werden, wenn sie denselben auch unter Umständen recht gefährlich werden können. Es ist noch nicht L'ar lange her, dafs diese Ansicht selbst an mals- gei)enden Stellen ilire Vertreter gefunden hat und zwar sehr zum Nachteil der deutsclien nifensivHotte. Diese Ansichten und diese magreren Jalire sind hotleutüch t'tir immer tlir die deutsche Manne ?orüber.

XVll.

Kleine beeresgeschichtliche Mitteilungen.

Den Mobilmachungsbefehl zum Bayerischeu Erbfolgekriege fiir die schlesischen Regimenter diktierte im Jahre 1778 König Friedrich der Grolse dem Leutnant von Wachholtz in die Brieftasche. Wach- holtz, welcher damals AdjuUut des za Breslau garnisonierenden In- fanterie-Kegiments von Stechow war, hatte den Orden und das Paradepferd des verstorbenen Regimentschefs nach Potsdam gebracht. Nach abgestatteter Meldong fragte ihn der Kt^nig, in wieviel Zeit er

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Kleine heeraBgeacIdchtlichq lUttoiliiiigaii.

225

doh getrane, nach Breslau zurtickzareitcn. Auf die Antwort, „ia einigen vierzig Stunden", Uels er Ihn die Schreibtafel heivonieheD, diktierte die Marsohdisposition Air die %nm Vorrücken gegen die österreichische Grenze bestimmten Troppenteile, unter/i ichnete das Niedergeschriebene mit einem Bleistifte, gab dem Boten aus der SehataUe vierzig Louisdot lu ist ;:eld und hiefs ihn schleunigst ab- leiten. »Aus dem Tagebuehe des Generals von Wachholt//' (heraus- gegeben von V. Vechelde, Braunscliweig 1843) wird der Erzäliiiiiig des X'orfalles hinzugefügt. „So kurz und btlndig ward von dem groisen König eine Sache znetande gebracht, za deren Anordnung heut zu Tage ein ganzer Generalstab eine Zeit von wenigstens einem Tage und mehrere Bach Papier erforderlich sein würden.** So schrieb der Sohn jenes Wachholtz vor siebenzig Jahren. Jetzt hat der Tele- graph den Kurierdienst ttbemommen und besorgt ihn in weniger Mi- nuten als damals Standen gebranebt wurden. 14.

Die Festnng Landau wurde 1688 von dem Kriegsbanmeiater LfUdwig XIV. in einen starken Waffenplats nmgewandeli Als Vanban mit dem Umban fertig war, sagte er dem Könige: »Sire, j'ai 6tö eapable de renforcer cette Place; mais, j'aToae teile qae je la livröe, qne je serais incapable de la prendre." Ttotz dieses stolsen Aus- spniehes wnrde Landau mehreremale abwechselnd von deutschen und französischen Trappen erobert, 1702, 1703, 1704, 1713. Im Jahre 1793 wurde es vom August bis zum Dezember durch ein be- sonderes preuisiseheB Belagerungskorps eingeschlossen. Der Rück- zug der Österreicher Uber den Rhein veranlatste die Aufhebung der Einschlieilsung. Im Jahre 1814 wnrde Landau von dem französischen Divisions-General Verriß auf das Tapferste verteidigt und erst nach der Thronbesteigung Ludwig XVIII. nach langem ZOgem übergeben. Landau wurde 1816 an Bayern abgetreten und zur deutschen Bundes- festnng erklärt 1867 wurden die Aufrenwerke niedergelegt und Landau zum sturmfreien Depotplatz erklSrt Nach dem Jahre 1871 wurde L. als Festnng au%ehoben und geschleift. Schbg.

Ober das Ytrkandensein des Adels im OfBiierkorps imd unter den MOittrbeamten des Osterrdehiscli-iuigariseheB Heeres bringt die Zeitung Vedette Nr. 174 auf Grund einer am 7. August 1899 ge- machten Zusammenstellung eingehend Mitteilungen, denen das Nach- stehende entnommen ist: Adelig (Prinzen, Fürsten, Grafen, Freibezren niederer Adel) waren: In der K. u. E. Areieren-Leibgarde 75Vt; ui der Königlich Ungarischen Garde 82 '"Z«; in der K. und K. Trabanten- Leibgarde, der Leibgarde-Beiter-Eskadron und der Leibgarde-In- fanterie-Kompagnie 100% unter den Feldzeugmeistem und den GeneriUen der Kavallerie gab es 26 Adelige ^e^en 2 Bürgerliche,

tOabUkw Ar dl» damtMk« Am«« «ad Hufa». Bd. III. i 15

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Klaine beonageMbiobtliehe MHteflniigeii.

also 98*/«; unter den FeldmanehalloLentaantB waren es 76*/«; unter den Generalmajors 69*/«; un Generalstabe 38*/«; im Geniestabe 20*/,; in der Infanterie (1494 gegen 18259) etwas mehr als 10*/«; in der Jftgertrappe 17*/«; in der Bosniseh-Hersegowintseben In- fanterie 5*/«; bei den Dragoneni 54*/«; bei den Hnsaren 59*/o; bei den Ulanen 52*/«; bei der Feldartillerie 14*/«; bei der Festangs- artillerie 8*/«; bei den Pionieren 17*/«; beim Eisenbahn- und Tele- graphen-Regiment 9*/«; bei der Samtätstmppe 8*/«; bei der Train- tmppe fest 4*/«: in der K. K. Gesttttsbranche 14*/«; in der KOniglieh Ungarisehen Gesttttsbranche 44*/«; im Armeestande 26*/«; bei den Montnr-Verwaltongs- Anstalten 16*/«; anter der Geistliebkeit 2*/«; unter den Auditoren 10*/«; im HilitSr-Ärxilichen Offizierkorps 4*/«; anter denTrappen-Beehnangsftlhreni 3*/«; nnter denHiliübr-Intendantar- beamten 10*/«; anter den ^itiUerie-Ingeniearen 17*/«; onter den ArttUerie-Zengbeamten 2*/«; nnter den Hilitär-Baoingeniearen 15*/«; ▼on den 70 Militär-Baawerkftthrem war keiner adelig; unter den Militir-Bechnuiigs-Kontrollbeamten waren es 4*/o; voo den 34Militir- Kassenbeamten keiner; anter den Militär-Verpüegsbeamten 3*/«; onter den Bfilitilr-Registratarbeamten 10®/«; anter den Militttr-lCedikamenten- beamten 2*/o; unter den MUiför-Ban-Beehnangsbeamten 3*/«; anter den Beamten des Ifiliti&r-Geographisohen Institats 7*/«; anter den 10 MUitttr-Lehrem and Fechtmeistern keiner; anter den militKr-tier- ttrztlichen Beamten 1*/«; unter den teehnisehen Beamten niederer Art 5*/«. Im ganzen befanden sich anter den Offizieren 16";o adeli^^e; anter den MilitSr-Beamten 4*'/,. 14.

Eine Ar die Ofliiiere aller Dienstgrade der Inüuiterie des K. ud K. Heeres geneinsane Mteawiffe wurde erst im Jahre 1798 eingefithrt Bis dahin waren die Obersten, Oberstleatnants, Hanpt- leate nnd Leutnants, wenn rie in Reihe nn^ Glied standen, mit der Partisane bewaffnet gewesen, der Fähnrich hatte einen Springstock getragen, nur der Major hatte mit dem Degen kommandiert. Bei allen anderen Gelegenheiten wurde nur der Degen geführt. Jetzt erhielt ein jeder Offizier als alleinige Waffe ein Seitengewehr, von welchem es im Reglement heilst: „Gedachtes Seitengewehr hat in einem vergoldet messingenen GefUfs, mit einem derlei gedrehten Ge- wickel, nebst einer einem Soldaten anständigen Klinge za bestehen nnd werden in Zukunft die bisher ziemlich in Schwung gewesenen Modekliugen keineswegs mehr gestattet werden. Da sich die Offiziere ihrer Seitengewehre bedienen sollen, so versteht sich von Selbsten, dafs sie bei Ziehung derenselben jederzeit Handschuhe anhaben müssen, nur will nötifr sein beizurUcken, dafs solche ebenfalls egal von gelbem Leder mit kleineu Stulpen sein müssen. Übrigens gedenket man

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Kleine heeresgesohichtliche Mitteiluogea. 227

rar bessern Bewebmng der Offiziere ihnen vor dem Feinde eine Pistole an der Kuppel tragen zu laspen." (Vedette Nr. lt)4.) 14.

Die Heiiatskautionen der K. K. (Mtiziere betrugen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für den Obrist 12 000, ftir den Obrist- leutnaiit 9000, für den Major 8000, für den Hauptmann 6000, für den Kapitäuleutiiaut 4000, für den Ober- und den Unterleutnant so- wie für den Fähnrich 2000. für den Keginientsadjutanten, den Re- giments- und ilen Bataillonschirur^ren 1.500 Gulden. Ein jeder Manu einer Konipag:nit% welcher sich verheiratete, mulste seinem Haupt- mann einen silbernen Löffel verehren. (Vedette Nr. 1()4.) 14.

Ein preufsisches Dienstentlassnn;!:s-Z(Mi«^iiis aus dem Jahre 1772. Ein solches hat mir im Ori^^inal vorjjelegen, es lautet wörtlich genau wie folj^t:

Seiner Königlichen Majestät in PreuTsen bestallter Obrister von der Infanterie und Commendeur des Trintz Wilhelm Adolph v. Braunschweig

Kegriments

Füge hiermit zu wissen, was maassen Vorweiser dieses, Namens Johann August Weil 5 Fuls 4 Zoll aus der Pfaltz gebürtig, unter 8r. Durchlaucht, des Printz Wilhelm von Hrauiischweiir Kegimente, und zwar unter des Uapit: v. (irollmaim ( ompagnie, 6 Jahr Monath als Fuselier gedienet, und sich während solcher Zeit, auf Zug und Wachten, Tommando auch im F>lde sowohl als in der Garnison, hvy allen vorfallenden Kric<rs-Hegel)enheiten getreu, tapfer und unvcrweislich j^ehalten, dals derselbe nehst anderen Offi/ieren \on ihm sattsam zufrieden i^ewesen. Da aber derselbe kränklicher Umstände wegen, und da er sich im Lande ernährt und deshalb um seinen Abschied gebührend angesuchet; Als habe ihm solchen nicht versagen, sondern ihm denselben hiermit er- theilcn und von aller Ansprache des Regiments befn^yen wollen. Wobey alle und jede ersuchet werden, gedachten Johann August Weil wegen seines bewiesenen Wohlverhaltons allen fordersamsten Willen augedeyen zu lassen, welches ich gegen einen jeden der Gebuhr nach zu erkennen, und gelegentlich zu erwiedem erbOtbig bin. Gegeben Köui^berg den 2. Mart: 1772.

(L. S.) T. Natal is.

Anmerkung der Leitung. Das in Rede stehende Regiment wurde 1740 zu Temphn (Mark Brandenburg) für den Prinzen Ferdinand von Braun- tdiwdg als sogenanntes FHsUier-Begiment enteiltet. Seine Qamiaonen wireik Königsberg i. Nenmark, Soldin und I^ts. 1795 wurde es naeh Posm versetet, fUlurte 1 806 die Stamumuminer 89 (Regiment Zastrow) and ist in der Kstsstroplie dieses Jatires zu Grunde gegangen. Sefabg.

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Umsohtu in der MUitXr-Utleratiir.

XVIII.

Umscktt m der Militär-Utterator.

L AiiflIftMdkehe Zeitsehrifleii.

Strefflettra Astemiehiselie MlUtSriscke ZdtBehiifl. SoiütsOebirgs- kriege (SchluTs). MUit&rische Ausnutzung des Fahrrades. Zu- sammengewürfelte Gedanken über unsere Reglements. 7. Brief: Nochmals: Der rollende Angriff der InfSeuiterie. Über den Nachrichten- dienst im enteren Bereich und über den Sicherheitsdienst (eine or- ganisatorische Studie).

Armeeblatt. (Österreich). Nr. 48. (Jahrgang? 1899.) Kriogs- ^eschichtliche Beispiele de.s Festungskrieges ans dem dout.sch-fran- züsischeii Kriege von 1870—71 (günstige Besprei hunt? des Frobenius- schen Werkes). - Fin Militär-Schul-Projckt. Von diT osiasiatischen Mission S. M. SchitlVs „Kaiserin Füsalx-t ii". Der südafrikanische Krieg (Forts, in Nr. 49, 50.) Nr. 49. Das unumgänglich Notwendige. Unsere Macht zur See. Die Delegationsvorlagen. Die neue Gage im Heere und in der Marine. Hr. 90. Gaveant consules (behandelt die trOagefrage**). Die Verdoppelung der deutschen Flotte.

Hilitir^ZeitBBg. (Österreich.) Nr. 42. (Jahrgang 1899.) Der Heeresvoranschlag pro 1900, Die Kadettenprfifüng. Nr. 43. Zur Gagenregulierung. Glossen zum Kriegsbudget. Der Krieg in Afrika VII. Nr 44. Die Kntwickelung der österreichischen Landwehr.

Zum Marinebudget pro 1900. Victor Silberer über die Luft- schiltahrt.

Journal des sciences niilitaires. (DrzenüxT 1899.) Drei Ko- lonnen in Tonkin (1894— ISOf)) (Schlufs.) Wie hüllen wir aus Metz im Jahre 1870 durchbrechen können? (Forts.). Die Blokade von Landau 1814. Ein letztes Wort über die Kolonialarmee. Deutsche Taktilc nach der Brfobrung der grofsen Manöver 1896—1898. über die ,3oserve-Armee von ISOC. Die BhtwiclLelung nach der Flanke auf dem Schlachtfelde.

Revue mllitaire universelle* Nr. 98. (Jahrgang 1899.) Allgemeiner Bericht über die Gesamthige in Madagaskar (Ports.). Die Belagerung M)n Plalzburg 1870 (Forts.). - Untersuchungen über geheuchelte Ivrankheiten und frciwilliirc Verstümmelungen, beobachtet von 1869 bis 1896 (Forts.). ~ Studium einer taktischen Frage.

Revue du cerele inilitaire. Nr. 48. (Jahrgang 1899.1 l'nser© Alpeniruppen in deutscher Beurteilung. Kin .lahrestag (.Xustrrlitz). Batterien zu 4 (ieschülzen ? (Schhifsi. L)er Krieg in Transvaal (Ports, in Nr. 49, bO, 51, 52). Die Baiiene der Toten, November 1870 (SchiuJs). Nr. 49. Übungslager. Der MUitärrofearztdienst. Abrichtung und Verwendung des Reitpferdes. Nr. 60. Die MobUmaehung der portugiesischen Armee. Nr. 6t Die englische Nation und ihre

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Unaobtn in der MiUtfr-Iittentar.

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Armee: Der Soldat Bonaparte in Italien. 1796. Hr. 52. Tkr Kompafs im Auge. Die Perien der Azur-Ktlete (italienisciie, fran-

lösischo Riviera).

Carnet de la Sabretaclie. (31. Oktober 1899.) Ein Entwurf des Oberst von Caslellane für die rnif'ormipninfr <ler (lardehusaren (1823).

Briefe des General Moreau an die iüiein-Armee (November 1799 bis Februar IbüO). - Bei den „MousqueUilrt^s" Bonaparle und dtT toskanische Archipel. (.^0. November 189'J.) Marschruute der Husaren des NiedeiTheins (April 1820). I ber die „Chasseui"s d'Orient" (1801 1814). Der erste Oberbefehl Juuberts bei der Armee von Italien (3. November 1798 bis 5. Oktober 1799. Mit einem Portrftt Jouberts). Studien Qber die Rheinbundtruppen. Das Regiment Frankfurt wftbrend der Kriege in Spanien und Rufsland (1808—1813).

RbJWb dlnHuitoria. (15. Dezember 1899.) Hr. 156. Manöver- Disziplin (Ports.). Verteidigung der Höhenrücken gcjren Infanterie Ports.). Über stehende Heere. Brief des Marschall Bugeaud an Qeneral Lamarque. Geschichte der Infanterie in Frankreich (Forts ».

Über das Schiefsen mit l'lmnrs-Patronon schwacher Liadung (Tir reduit.) Eine praktische hchidienst- Frage (Forts.).

Revue de Cavalerie. (Nüveniber 1899.) Säbel gegen Lanze (mit 11 Figuren). Neue Schlagwoite, alte Lieder. Die Kavallerie der deutschen I. und II. Armee in den Tagen vom 7. zum 15. August 1870 (Übers, des Pelet schen Werkes. Forts.). Anmerkungen über militärische Dressur. Die Gefeeiite von 8ainte«Groix 1813.

Bevue d'Artillerle. (Dezember 1899.) Das Exerzierreglement der deutschen PeldartÜlerie (Schlufs). Feuerverteilung der Artillerie (Schlufe). Notiz fiber prismatische Pemglüser. Längsspalten in Gewehr-Patronen behältern .

Revue du Genie militalre. (November 1899 ) Anmerkung über Hospital-Baracken (Öchlufs). Anmerkung über die Unterkunft der Garn isonlr Uppen. Über Preis-Streitigkeiten bei militärischen Arbeiten.

Analyse und Auszüge aus dem Schriftwechsel Vaubans (Forts. i.

La Francemilitaire. Nr. 4714. hie b.'al).sichligie Reorganisation der Artillerie. Spricht sich gegen die Herabsetzung der Feldbatterien auf 4 Geschütze unter Vermehrung der Munitionswagen auf 12 aus. Bezweifelt, dafs der Effekt von 4 französischen Feldgeschützen dem von 6 deutschen gleich sei. Warnt davor, sich durch Avancements- rflcksichten zu einem thörichten organisatorischen Schritt hinreifsen zu lassen. Vorlage ttber Herabsetzung der Altersgrenzen : Divisions- generale 62 Lebenqahre statt 65, Brigadegenerale 60 statt 62. Ärzte 66. Obersleutnants 56, Majors 64. Hauptleute und Leutnants 52. Nr. 4715. Vorlage über Verbesserungen im Militär-Gerichtsverfahren. Nr. 4717. Die Lanze IV. Nr. 4718. Die Aussichten des Krieges in Südafrika. L»era Ausspruch Stanleys, dafs wenn erst Buller in Thätigkeit getreten sei. man in einigen Wochen mit den Buren fertig würde, tritt Verlasser energisch entgegen. Die Ereignisse haben bereits die Nich-

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UmBobau in der Milttär-Litteratiir.

tigkeit der Stanleyschun Aufserung erwiesen. Nr. 4719. Öaumur. Eine Reorganisation dei- Kavallenesclnile soll in Sicht sein. Nr. 4720. Der englische Kriegsplan. Nr. 4721. Die Bündnisse. Nr. 4722. Der Nach- richtendienst. Ks wird unter iiinweis auf Beweisstücke in Moltkes mllit Korrespondenz I und die Vmügllehkeit des deatBchen Naehriehten- dienstes 1870 empfohlen, den Nachrichtendienst zu reorganisieren, auszudehnen und ohne Unterlafs zu vervolUcomnmen« damit er bei der Mobilmachung gute Ergebnisse liefere. Nr« 4725. Milit&rische Vorlagen. Hr. 4728. Die Batterie von 4 Geschützen. III. Deutsche Lösung der Präge. Betrachtet die Bestimmungen des neuen deutschen Reglements hinsichtlich Gliederung der Feldartillerie und inwieweit solche auf französische VtM'hältnisse anwendbar. Nr. 4733. Gefahr der Entvöl- kerung. Vorschlag, man soll mit der wachsenden Zahl der Söhne in einer Familie deren Dienstzeit herabsetzen. Der Marschall J^azaine. Kommt nochmals auf das Werk von Kunz zurück, das durch d'w Memoiren von Jarras seine Bestätigung lande. Nr. 4734. Die \'er- jüngung. Nr. 4736. Fufsgefecht der Kavallerie. Änderungen in der Untformierung. Nr. 4737. General Lasalle, dessen Pfeife und ihr Ursprung. Abberufung des deutschen MUitar'Attachee. Bemerkungen der it^Untschen Zeitung.

Le Progrds militalre. Nr. 190L Küsten-lVuppen und -Material. Reform des Militär-Justizwesens. Über die Organisation der Artillerie. Der südafrikanische Krieg (Forts, in Nr. 1992-2000). Nr. 1992. Kolonialarmee-Entwurf. Nr. 1993. Die Kavallerie (Besprechung des Werkes des Oberst v. Bernhnrdi „Unsere Kavallerie im nächsten Kriege"*), Schittsartillerie. Nr. 1994. Turn- und Sr-hipfsvereine (Frankreich hat 8H0 Turnvereine mit 29000 Mitgliedern. D. utschland 6303 mit 600000 Mitgliedern). Die Unteroffizierschulen. Nr. 1995. Verjüngung der Cadres und Verabschiedungen. Das Reglement der deutschen ArtOlerie. Das Verwaltungspersonal der Armee. Nr. 1996. Vorläufige Verabschiedung. Reform des Militärjustizwesens und Disziplin. Nr. 1998. Kriegslehren. Die Kolonialarmee und die Ver- waltungsdienste. Nr. 2000. Das Jahr 1899. Rttokblick.

La Belgique militaire. Nr. 1488. Der anglo-transvaalsche Krieg (Forts, in Nr. 1490.) ^I/armee d une demooratie" (Besprechung des Buches von Kapitän Moch. (Siehe „Jahrbücher" Nr. 340, S, 120). Das Lyddit*'. Nr. 1489. Einige Betrachtun^^cn über den südafrikanischen Krieg. Nr. 1490. Das Programm des Kriegsministers. Nr. 149L Der Tod des General Brassine.

Bulletin de ia l'resse et de la Bibliographie militaire. Nr. 373. (November 1899.) Die Konferenz im Haag (Ports.). Zusammen- stellung des Budgets für Heer und Marine der bedeutendsten euro^ päischen Mächte für das Jahr 1899.

Schweiseiiflehe Monatsm^iillt IBr Ofliiiere alter WaffM* (No- vember 1899.) Die athenische ROkzugs-Katastrophe und das Assinaros- Problem. Über Organisation, Ausbildung und Verwendung von

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UnuehM in der Milititr-Iittentar.

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Radfahrertruppt>n (Schlufs im Dezemherhet't). Die französischen Hochgebirgsnianiiver von 1899. Der Krieg Englands gegen die siid- afrikiinisehen Republiken (Forts, im Dezemberheft). (Dezember 1899.) Daü kriegsjahr 1799 in der Schweiz und Umgebung. Die beiden Hauptschlachten vor hundert Jahren.

BeTve miUtalre mÜBse. (Dezember 1890.) Oberst Ferdinand Leoomte f 21. Nov. 1899. Unsere Kavallerie-Mitnülleusen. Die deatschen Kaisermanöver 1899 in Wfirttemberg.

Schweiierisehe ZeitBckiift lEr Artillerie ud Genie. (Nov. 1899.) Die Geschichte des rauchlosen Pulvers. Neuerungen in der Milltär- telegraphie. Die neuen Vorschriften für die deutsche Feidartiilerie,

Artilleristische Curiosa aus dem 18. Jahrhundert. Die Bedeutung des Exerzierplatzes und des Geländes für die Ausbildung der Feid- artiilerie.

Allgemeine Schweizerische Militärzeitung. Nr. 48. (Jahrg. 1899.) Die Kriegslage in N;ital Die englischen Volunteers. Der Konflikt mit Transvaal in englisc her Beleuchtung. Nr. 49. L)ie llerbst- mandver 1899 (Forts, in Nr. 50, 51). Der Transvaailtrieg. Nr. 50. General GaUifbt und der oberste Kriegsrat Hr. ftl Die Kriegslage in Sfid-AIHlu. Der Transvaalkrieg (Übersetzung. Porte, in Nr. 52). Hr. 62. Die Maschinengewelirfrage. Die Veijttngung der Gadres der franzimischen Armee.

Army and Navy Uazette. Nr. 2076. Die Lage in Natal. Die Einberufung dw Miliz. Die poUtisolken Verll&ltnisse in Trans- vaal. r»t nbia:shire und Montgomerj'shire Yeomanry. Geschichte des Keginients. errichtrt 1798. Der Krieg in Transvaal. Ta,e:eweiso Berichte über die l\riegsereignisse. In Southhampion SchilJorung der EinschifTung. Nr. 2078. Die militärische Lage in Südafiika. Betrachtungen über die Miliz. Wochenbericht über d»'n Krieg. Das Departement für das Transportwesen. Nr. 2079. f >ie militärlache Lage in Südafrika. Der Kriegsschauplata. Bine miiitar-geographiscbe Schilderung von Natal. Die thuizösisohen müitftrischen Blätter über den Krieg in Transvaal. Rufsland und Japan. Politische Betrachtung.

General GaUifei und die Kammer. Wochenbericht über den Krieg.

Die Truppen-Transporte. Unsere Artillerie in Natal. Nr. 2080. Die militärische Lage in Südafrika. Die Erfolge im Sudan. Wochenbericht über den Krieg. Heeresstärke und Truppenverteilung in Südafrika Die BhtTwnod-Rangers und South-Noite Yeomanry. Geschieht»' der beiden Keginienter. . rrichtet 1794. Nr. 2081. Die mili- tärische Lage in Südafrika. Taktische Folgerungen aus dem Kriege.:— Der Mangel an Kavallerie in Südafrika. Die Pferde-Krankheiten in Süd- afrika. — Wochenbericht über den Krieg. Russische Truppen in Centrai-Asien. Veränderungen in deren Organisation werden mit- geteilt

Jomnud of the Boyal United Servioe InstltutloB. Hr. m. Die

Franzosen in Neufündland. Kritische Betrachtung über die den Fran-

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Umsehtn In dor lOliCir-Litteratiir.

zosen nach dem Vertrage von 1815 zustehenden Rechto betreffs Fischerei, Handel und Niederlassung. Das Infanterie -P^erzier- Rpcrlfmont nriit Beispielen aus den Kämpfen bei Plewna. Kapitän Hertii rt. frühor in der türkischen Armee, beleuchtet den Vorposten- dienst, die taktischen Gnindsätze der drei Waffen, die Märsche und die Nachtgefechte im Vergleich zu den engUschen Dienstvorschriften. Miliuir-Statistik und strategische Studie über den zukünftigen Kriegsschauplatz in Indien. Aus dem Russischen übersetzt. Scharf- sehfltzen. Es wird voTgeschlagen, in jeder Kompagnie 6 Mann zur Beschiefaung schwieriger Ziele im Gefecht hesonders auszubilden. ^ Über den Qebirgskrieg.

Arny and Nary Jooraal. (New-York.) Nr. 1888. Onkel Krügers Mannschaften. Bespri' h' die in Transvaal getroffenen Vor- bereitungen zum Kriege. Nr. 1889. Das Mönchswesen auf den Philippinen. Die Ilccro Japans und Chinas. Nachrichten aus Manilla. Mitteilungen aus dem afrikanischen Kriege. Ein lehr- reicher Vergleich. Die Kämpfe des General Otis auf den Philippinen werden mit den Mifserfolgen der Engländer in Südafrika verglichen. Nr. 1890. Nachrichten von den Philippinen. Verbesserungen im Heerwesen. Die Thätigkeit des Signal-Korps. Nr. 1891. Nachrichten aus Manilla. Bericht des Generalarztes der Armee. Über Armee- Geistliche. Die Lage in SüdafHka. Hr. 1802. Das Britische Sanitäts- wesen. — Bericht des Generals BufOngton Aber das Geschtttzwesen. Nt. 1898. Die drei grttfsten Reiche. Politische Betrachtung fiber Amerika, England und Rufsland.

Ru8ski Invalid. Nr. 246. Der l'rsprung der Leibgarde-Regimenter „Moskau" und „Littauen**. Nr. 248. Die Russen in ,\bessynien. Nr. 250. Kin siebentes sibirisches Reserve-Bataillon wird formiert; bei sämtlichen Reserve-Hataillonen des sibirischen Militärbezirks werden Ersatz-Cadrt'-Bataillüne gebildfi. jedes Cadre-Bataillon in der Stärke von 7 Offizieren. 12 l'nteioKizieren und 28 GefVeiten. Bei der Mobilmachung entwickelt sich jedes der 7 Reserve-Bataillone zu einem Regiment su 5 Batallionen (d. h. jede Kompagnie bildet ein Bataillon), die bei jedem Bataillon befindlichen Ersatz-Cadres formieren sich zu Ersatz-Bataillonen. Die Resenre-Bataillone Tschita und Ssijetensk des Priamer- Militärbezirks bilden je ein Regiment zu 4 Bataillonen und aufserdem ein selbstSndiges Reserve-Bataillon. Bin 2. Festungs- Infantcrie-Regimf'nt wird in Wladiwostok gebildet und. ebenso wie das bereits bestehen i»- Rt 'jrinu'nt. zu 3 Bataillonen formiert. Die 5 Bataillone der ostsii>irischen Linien-Brigade wtM'den in Regimenter zu 2 Bataillonen, in Stärke der Schützen-Regimenter, um- gewandelt. - Eine selbständige Süd-Ussuri -Train -Cad re- Kouipagnie wird gebildet, welche sicii hei der Mobilmachung zu einem Train-Bataillun (Stab und 5 Transporten) entwickelt. Nr. 262. Kasernenbauten wahrend der Jahre 1899 bis 1903. Der Bau der Kasernen fOr sftmtliche im europäischen Rufsland noch nicht Icaser^

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Umadum in der MilitXrXItteratiir.

23a

liierten Truppen würde 155 MilUoiien Rubel erfordern, während die Kosten für die allernot wendigsten Kasemenbauten 30 Millionen

betragen. Da jedoch der Kasernenbau-Kommission fQr obige fünfjährige Periode nur 14 075 000 Rbl. zur Verfügung stehen, so icönnen Icaum die dringendsten Bedürfnisse befriedigt werden; es wird beabsirhti&rt. Kasernen für 15 Stäbe, 26V» HaUiillono. 27 Eskadrons und 14 Haitt rieii zu bauen; 8f)Vo der ganzen Summe werden für onizier-Wohnungen verausgabt, und zwar sollen Dienstwohnungen für etwa lÜO Stabs- offiziere und 1030 Oborofflziere gebaut werden. Nr. 266. Ergänzung de» Intendantur-Personals im Kriege. Verfasser ist der Ansicht, dafiü in Bezug auf SiohersteUung des Materials, namentlich in letzter Zeit, grofse Fortschritte gemacht worden sind, daCs aber die Frage der Brginzung des Personals noch ebenso offen, wie vor dem Feldauge 1877/78 sei.

Raswjedtsehik. Nr. 473. Biographie und Bild des neuen Chef- redakteurs des Wajennüy Ssbornik, Oberst des Generalstabs Poliwanofl*.

Urteil über die Bedeutung des LUiells für den russischen Offizier seitens des Generals Dragomiroft'. L>ieser verurteilt es wesentlich als

„aus dem Westen kommend". L»ie „Handanlegung", d. h. das Prügeln (iüikuprikladtstwo) sei, weil durch „diu Zeit der Leilx'igenschatt in gewissem Sinne" national, das Fechten mit M afien eine Einrichtung der germanischen Völker. Routine und Wissenschaft. Nr. 474. Der Ankauf der Remonten. Eindrücke eines Ordonnanzofflzieni-. (Mitteilungen eines Leutnants des Omsker Reeervebataillons Uber die Anwesenheit des Generals Kuropatkin im Sibirischen Kadettenkorps).

Die bulgarische Militäriitteratur. Nr. 478. Zum Suwaroff- Jubiläum.

Die Schweizer Legenden über Suwaroff. Unsere militärischen Ge- heimnisse. Nr. 476. Suwarofl* in den Darstellungen auf Medaillen und in der Sphragistik. Die russische Sprache in der russischen Armee.

r»ie frühere Taktik der Kasaken. Die Offlzierschulen. - - L>ie Freiwilligen-Flottüle auf dem Amu-Darja. Aus der Geschichte der Fourage.

Russisches Artillerie-Journal. Nr. 11. Zum Aufsatz: Taktische Vorbereitung der Feldartillerie. Artilleristische Fragen. Nochmals zur Frage der Nitrocellulose. Kurzer bistorischer AbriliB der tecbni» sehen ArtiUerieschule in den 75 Jahren des Bestehens 1821—1896- (Schlufs). Zubehör zur Schufiiprobe. Erklärende Bemerkung zum. Reglement des Frontdienstes der Artillerie (2. Teil).

liltaHa militare e m^ylii*- Hr. 266. AudBorordentliche MUitilr> Atisgaben, darunter für Bewaffnung. Nr. 270. Qamisonwechsel der Peldartillerie - Regimenter. Nr. 272. r)ie Betbrderungen nach Wahl. Nr. 276. I »ie Legende der hl. Barbara Nr. 277. Bemerkungen über die Küstenbefestigungen von Antonio Calichiopulo. Nr. 278. Bemerkungen, über die Küstenbefestigung (Schlufs). Nr. 279. Lehren des Krieges in Südafrika. Unsere Schilfe in Argentinien. Nr. 281. l»ie Frage der UnterofÜziere. Nr. 282. Eine einzige Artillerie. Nr. 285. Die Fragen

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UnMehsa in der MilitlT'Litteritiir.

bei Neuordnung der Artillerie. Nr. 286. Uniform der Grenadier- Regimenter.

Rivista Militare Italiana. (16. November.) Der Kriefr in Süd- afrika (Forts.). Grofse oder kleine Batterien ' < 1 . r> o z o m h e r.) [ »er Krieg in Südafrika (Forts.). Moltkes Urteil über die äciilacht von San Martino.

£sereito Italiano. Nr. 141. Der Krieg in 'lYansvaal. Nr. 142. Beförderungsfragen. Nr. 143. Der Krieg in Transvaal. Nr. 144. Miiitär- magazine. Reorganisation des Marine-Personals. Nr. 14ft. Militlr- Pensionen und Altersgrenzen. Der Krieg in Transvaal. Nr. 146. Gesetsentwurf, betreffend.Reoiganisation des Marinepersonals. Gesetz, betreffend die Auswanderung. Nr. 147. Gesetzentwurf» betreffend Re- organisation des Marinepersonals. Nr. 148. Schiffsbau und Arsenale. Nr. 149. Die Militär-Rayongesetze. Nr. 150. Das Truppenpferd. Nr. 15L Einstimmige Annahme des Kiarinebudgets. Nr. 152. Programmrede des Marine-MinistfM-s-

Rivista di artig:lieria e geiiio. <November.) (ieodätische Be- stimmungen für das Artilleriescliiefsen. Die italienische .\rtillerie in den napok'onischen Kriegen. Das Stahlwerk der meiallurgischen Gesellsclial't von Saesiri i^onente.

Revista cicntifico-militar. (Spanien.) Nr. 23. Die Wiederauf- richtung (Ports.). England und Transvaal ^orts.). Die Ausbildung 4tor Truppen.

Memorial de Ingenieros del lyercilo. (Spanien.) Nr. 11 Eisen- bahn-Projekte. Die besoldete Reserve der Ingenieure. Kriegsmarine,

Seekrieg und Küstenverteidigung (Ports.).

Rev ista Militare. (Portugal.) Nr. 23. A«B.C. und Schiefsen.

Invasionslinien nach Portugal (Schlafs).

Krigsvetenskaps Akademiens-Handlingar. (Schweden.) (So-

vember.) Die Schlacht von Vionville (mit Skizze).

Norsk Militaert Tidsskrift. (Norwegen.) 10. Heft. Die Mitraii- leusen und ihre Anwendung bei Infanterie und Kavallerie.

Miiitaire Spectator. (Holland.) (Dezember.) Die automatische 65 mm Skoda-Schnellfeuerkanone. Neue Gesichtspunkte für perma- nente Befestigungen.

II. Bücher.

Habs Carl von Winterfeldt. £in (veneral Friedrichs des Grofsea.

Von Ludwig MoUwo. München und Leipzig, 1899. R. Oldenburg.

36 Jahre sind VHrg-Mnfjpn. seitdem die letzte gröfsere Biographie über Winterfeldt erschienen ist. Ihr Verfasser. L. G. von Winterfeldt. konnte für dieselbe, ebenso wie seine Vorgänger in der Forschung, Varnhagen v, Ense und Schöning, bereits umfangreiches Aktenmaterial benutzen. Nun ist aber gerade in der letzten Zeit durch Hei ausgäbe neuer Archivalien und sich daran anschließende Bearbeitungen unsere

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Umsdiaii In der MOitir-Littenitar.

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Kenntnis der fridericianischen Kriegsgeschichte so gefördert worden, dafs es sich wohl verlohnte» auf diesem Fundament dem berühmten preufsischen General ein neues Denkmal zu errichten. r)er Historiker MoUwo, dem wir dasselbe verdanken, ist dabei von der Absicht ausge- gangen, einmal das ^Bild der anziehenden F'ersönlichkeit etwas schärfer als bisher zu zeichnen." und sodann nameDtUch sein Verhältnis zu Friedrich dem (Jrofsen klarzustellen.

VVinterteldt war von hohem Wüchse und besafs ein gewinnendes Äufsere. Eine liefe Frönuuigkeit beseelte ihn schon als Knaben. Mit grofser Leutseligkeit, hohem pei*sönlichen Mute und unverwüstlichem Hmnor verband er einen solchen ThStigkeitetrieh, dafs er, vom Pferde abgestiegen, sich gleich an den Schreibtisch setzte. Über seine Kameraden erhob ihn besonders eine kühne Unternehmungslust, die ihn im Felde gern die Initiative ergreifen liefs und debhalb ganz be- sonders zum Strategen befähigte. Fflgen wir hinzu, daCs er seinem i[5nigUchen Herrn nicht blofs aus schuldiger Treue, sondern auch aus innerem Herzenstrieb „wahrhaft attachiert" war. eine Anhänglichkeit^ die von seinen zahlreichen Neidern sehr mit Unrecht als eitles Streber- tum verdächtigt wurde.

Üals eine solche Persönlichkeit trotz des Mangels an gelehrter Bildung von Friedrich dem Grofsen zu den verschiedensten militärischen Geschäften verwendet, ja sein vertrauter Ratgeber wurde, kaim uns nicht in Erstaunen setzen. Im Frieden hatte Winteri'eldt als General- adjutant nicht blofe die vom Könige geschafibnen Husarenregimenter zu inspizieren, im Manöver thätig zu sein, kriegsgerichtliche Verhöre ab- zuhalten, er leitete auch das ganze Nachrichtenwesen und entwarf Opmtionspline ftir künftige Feldzüge. Im Kriege erwies er sich zunichst als einen der geschicktesten Detachementsführer, dann als hervorragenden, die treflflichsten Ratschläge erteilenden Strategen; so vor HohentVit'dberg und Kath. Hennersdorf im Jahre 1745, so vor dem Einfall iti Böhmen 1757. Er b^^safs dah^r auch das volle Vertrauen des Königs, di'i- ihn in seine geheiinslt^n militärischen Pläne einweihte und ihn in st;inen I)enkwürdigkeiten besonders u^ei-ühmt hat.

Welchen Einllufs hat nun dieser nuliiai isch begabteste unter allen Ratgebern Friedrichs d. Gr. in seiner ganz einzigen Vertrauensstellung auf den König ausgeübt? Der Verfasser kommt zu dem Resultat, data er Jn politischen Fragen gar keine, in militftrischen nur selten eine Bmwlrkung ausgeübt hat**. In der That hat Winterfeldt weder den König zum Ahschlufs der Westminsterkonvention mit Enghind veranlalst, wie seine franzoeenfk«undlichen Qegner am Hofe behaupteten, noch sonst in politische Fragen eingegriffen. Was seine militärische Ein- wirkung auf den König betrifft, so liefse sich vielleicht über den Aus* druck „selten" debattieren, denn aiifser in den oben erwähnten drei Fällen (Hohenfriedberg. Hennersdorf, böhniisrhe Offensive v. 1757) ist bViedrich vielleicht auch noch in dem Kriegsplan von 1756 der Ini- tiative Winteri'eldtä gefolgt. Und welche weiteren Früchte hätten die

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Umscbmi in der Militür-Utteratur.

militärischen Ratschläge des r,onerals ohne seinen IVuhen Tod (be- Moys. Sept. 1757) nicht noch zeitigen können?

Das Buch von M. ist nicht .schwungvoll, aber, wie man sieht, sehr objektiv geschrieben, da es den grofsen Helden nicht über die gröfseren erhebt. H.

Die SdilAcht von Uohentrledberg von Rudolt Keibel. Mit 2 Karten Berlin 1899. Verlag von A. Batb. Die Schlacht von Hohenfriedberg ist neben Leuthen wohl der glänzendste Siegestag des grofsen Königs, die Litteratur dieser Schlacht

dem entsprechend eine sehr umfangreiche. Die wichtigste neuere Ver- öffentlichung über dieselbe war bisher der. 1895 erschienene II. Teil der „Kriege Friedrichs d. Gr.'* Herausgegeben vom Grofsen General- stabe, II. Bd. „Hohenl'riedberg".

Mit dieser löO Jahre nach der Schlacht erfolgten offiziellen Dar- stellung glaubte man das Thema erschöpft. L>em ist nicht so, wie d-As vorliegende Werk beweiset. L)en Anlafs zur Entstehung desselben gab dem Herrn Verfasser eben dieser Band des üeneralstabswerkes, über den er sehr scharf urteilt wie folgt : „Man durfte hoffen, dafs das Generalstabswerk eine klare und erschöpfende, auf genaue Untere suchungen gegründete Schilderung sowohl der Bntwickelung des Feldzuges bis zur Schlacht» wie dann der Schlacht selbst geben würde. Diese Hoffhung ist leider im ganzen nicht erfüllt - Verfasser hat nun auf Grund genauester Quellenstudien hier eine r>ai-stellung der Schlacht geliefert, die in vielen Beziehungen von den bisherigen Ver- öffentlichungen (Damitz, Orhch. Lützow, v. d. Wentren u. a.), nament- lich aber dem Generalstabswrrk abweicht. Ich bekenne, dafs ich anfänglich mit einigem Mifsbt liagen an das Studium dieses über 600 Seilen zählenden Werkes herantrat, aber mich alsbald doch von dem Werte und der (ii ündlichkeit dieser tleifsigen Forschung über- zeugen mufste. Verfasser hat nicht nur die Archive in Berlin, Zerbst, Dresden und WoUfenbüttel gewissenhaft durchforscht und die auch vom Generalstabswerk bereits benutzten Urkunden nachgeprüft, sondern er beherrscht auch das gedruckte Quellenmaterial in der denkbar gründlichsten Weise. Selbst Bücherbesprechungen und kleinere in Zeitschriften verstreute Aufsätze sind ihm nicht entgangen, so deren zwei in den „Jahrbüchern** veröffentlichte ni er Chasot und seine an- geblichen .Memoiren. Diese umfassende Kenntnis giebt dem Ver- fasser aber ein Recht, auch an dem üoneralstahswerk Kritik zu üben, die wir im Interesse der geschichtlichen W ahrheit willkommen heifsen niiissen. Kr macht in erster Lmie dem Generalstabswerk zum Vorwurf, dais es ihm fast gänzlich an Angaben über uic PoUtik der betreflenden Zeit fehle. Richtig ist e.s ja, dafs die historische Ab- teilung des Generalstabes es grundsätzlich ablehnt, sich mit der Politik bezw. selbständigen Untersuchungen über dieselbe zu befassen; sie will sich nur auf die Kriegsgeschichte selbst beschränken

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UmsohAU in der Militär-Utteratar.

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und setzt dpmentsprechend die Politik stets auf das kleidste Mafs ht-rab Ol) aber mit Recht? Ich möchte diesen Manjjel, der nicht den Bearbeitern des Bandes „Hohenfriedberg" zur La^t fälii, sondern in dem System begrOndet ist, beaonden fttr die hier in Frage kommende Periode der fridericanlseben Zeit bedauern. Die poUtisehen Akten fiber das Kriegqjahr 1745 sind doch wolü gescMoflsen, zumal nach dem Erscheinen der ^Politischen Korrespondens Friedrich d. Gr.** Nichts hätte also gehindert, diese Periode auch von der politischen Seite zu beleuchten; es wäre dies um so nötiger gewesen, als wohl selten das Wechselspiel der Diplomatie und Strates^ie ein so lebhaftes war ah im Frühjahr 1745. zur Zeit der HohenlViedberj^er Schlacht. Man wird es dem Historiker vom Fach nicht übel nehmen können, wenn er bemüht ist. das ücneralstabswerk in dieser Hinsicht zu er- gänzen. Aber auch den kriegsgeschichtlichen Teil des lei/ieren hat Keibel vor sein Forum gestellt und kritisiert denselben in allen Einzelheiten mit peinlicher, fast übertriebener Genauigkeit. Er erklärt, das OeneralstabswerlL bringe zwar eine Pfllle von Neuem, aber ihm fehle «Einheitlichkeit in der Bearbeitung und wissenschaftliche Exaktheit, femer wissenschaftliche Begründung der Darstellung, namentlich der Schlacht; die Quellenangaben seien sporadische, auch die positiven Angaben könnten nicht den Anspruch auf unbedingte Zuverlässigkeit und Vollständigkeit machen.** Das sind sehr harte Vorwürfel «Das nicht abgeschlossene Bild, das der Generalstab gezeichnet hat", ver- anlafst K.. die 1 »arstelhing dessellien nachzuprüfen, umsomehr. als ein .lahr nach dem Kischeinen des Generalstabswerkes die Regimen ts- Geschiciite der Hayreuth-I >ragoner von (ienr-ral v. Albedyll erschien, durch welche das Generalstabswcrk bereits mehrfach vervollständigt und berichtigt wurde. „Nicht Polemik gegen das Generalstabswerk, ** sagt K.. „sondern der Versuch einer objektiven Klarlegung des ganzen Verlaufes und Zusammenhanges der Schlacht mit den übrigen Ereig- nissen des Feldzuges sei Endzweck seiner Arbeit*

Das Buch ist in 6 Abschnitte geteilt: Die beiderseitigen Vorberei- tungen zur Schlacht Stfirke und Schlachtordnung der Gegner. Die Schlacht am 4. Juni. Die Verluste der Gegner. Die Ursachen des Krieges und der Erfolg der Schlacht.

Es ist ganz unmöglich, im Rahmen einer kurzen Besprechung von den Einzelheiten dieser Untersuchungen und namentlich der peinlich genauen Quelb-nkritik hier Rechenschaft zu geben. Weniges nur sei erwähnt, das mir besonders wichtig schien. Das Bravourstück des 8iegestages ist bekanntlich der Angriff des Regiments Bayreuth- Dragoner. Während frühere Darstellungen Gefsler als den Haupt- helden feierten, Schwerin aber fast ganz aus dem Spiele Helsen, hingegen das Generalstabswerk diesem letzteren allein die Palme reicht ebenso Albedyll, bestreiten beide, dafs Chasot irgend einen Einflufe auf Anlage und Ausführung der Attacke gehabt habe. K. verneint die Richtigkeit der letzteren Annahme und beruft sich auf die von

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Uinschaa in der Militär-Litteratur.

daedertz herausgegebenen fragwürdigen Memoiren Cha^iots. Über den Wert oder richtiger Unwert dieser Memoiren ist viel geschrieben werden. Auch ich kann mich nicht entschiiefsen, denselben mehr als legend&re Bedeutung beizumessen, und habe dies an dieser Stelle (Jahrbücher Bd. 90 S. 117 it) zu begründen gesucht. K. nennt Chasot (den der König selbst als «verschlagenen Normannen** bezeichnet) hier einen „echt normannischen Aufechneider**, im übrigen aber sei er ein Kavalier, dessen Verdienste um den Siegesriit vom Könige auch reichlich belohnt worden seien. Letzteres zugegeben, ändert es an der Unglaiib würd igkeit der „Memoiren" m. E. nichts. naEregen wird man gegen K.s AuPTassiing, dafs neben Gefslcr und Schwerin auch Chasot ein erhebliclier Anteil am Verdienste zugestanden werden müsse, nichts einwenden können. K. vergifsl auch Nebensächliches nicht: so üufsert er sich zu der (von Gaedertz mit übergrofser Wich- tigkeit, doch wenig Glück behandelten) Frage der „blauen Köcke**, di© das Regiment., laut Ghasots Angaben, schon bei Hohenfriedberg ge- tragen haben solle, völlig ablehnend; er bezeichnet Ghasots Angaben als falsch, wie dies auch AlbedyU thut Ich möchte in dieser Sache noch auf einen bisher gar nicht beachteten Umstand aufinerksam machen Ghasot behauptet nftmlich, die Bayreuth-Dragoner hätten unbemerkt in der Nacht vor der Schlacht ihre bisher getragenen weifsen Röcke mit den aus Schweidnitz eingetroffenen blauen vertauscht, ohne Vorwissen des Königs, nur auf sein (Ghasots) Geheifs. Bekanntlich brach aber die Armee am 8. Juni um 8 Uhr abends (also noch bei hellbem Tageslicht) aus dem Lager auf, marschiiTte bis gegen Mitter- nacht, rastete dann unterm Gewehr die wenigen Stunden bis zum Morgengrauen: die gesamte Bagage war im Laute des Tages nach Schweidnitz zurückgeschickt worden. Wie nun das Regiment es zu- stande gebracht haben will, trotz Nachtmarsch und ohne Bagagewagen, in der Biwaksnacht Uniformen zu wechseln und zu verpassen, das wird wohl Ghasots Geheimnis bleiben müssen. K. sagt ganz richtig» dafs Ghasot als einfacher Migor, der gar nicht das Regiment führte (Schwerin war der Kommandeur) doch unmöglich eine solche An- ordnung habe treffen können und bezeichnet seine Erzählung als die ^gewöhnliche Kitelkeit der Memoirenschreiber".

Sehr interessant sind K.s Untersuchungen über die von Friedrich schon bei Hohenfriedberg angewendete schiefe Schlachtordnung, welche das Cieneralstabswerk. sotern es sich um eine bewufste. beab- sichtigte Anwendung derselben hanili'lt. als ausgeschlossen betrachtet. Ich stimme Hernnanns und Keibels AulVassun.u /.u. Beachtenswert sind femer die Untersuchungen über die unterlassene Verfolgung nach der Schlacht. Nftchst der Übermüdung der Truppen (voraufgegangener Nachtmarsch!) und den Verpflegungsrücksichten, femer der Über- schätzung der moralischen Wirkung der Niederlage, sei noch ein politischer Grand vorhanden gewesen: »Friedrich Uefs sich von dem Wunsche bestimmen, durch M&Tsigung seiner selbst und Bnigegen-

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Umsoliaa in der Militär-UtterAtur.

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kommen gegen die geschlagenen Gegner den Friedensschlufs (den er OTsehnte) zu beschleunigen"*.

Die 6 Anlagen des Baches enthalten die Verteilung des preufsischen Heeres in Schlesien im Pralyahr 1745, die des Heeres der Verbündeten, die beiderseitigen StMen, die Disposition, welche Friedrich am 1. Juni im Lager von Schweidnitz gegeben haben soll (! % dann die Zeit- einteilung der Schlacht. Letztere tabellarische Zusammenstellung weist viele Abweichungen von den Angaben des Generalstabswerkes auf. Die beiden Karten sind einel'bersichtskarte, dann eine Karte des Schlacht- feldes, die heutige Gegend dfii-stellend. Leider frhlt «-in wirklicher Schlaehtenplan mit eingezeichneten Truppenstellungen : er würde dem leichteren Verständnis des Textes sehr förderlich sein.

Eine abgerundete und foiinvollendete Darstellung der Sehlacht ist die Keibelsche Arbeit allerdings nicht, schon weil sie sich in gar zu viele Binaelheiten verliert, wohl aber eine tüchtige und gewissenhafte Quellenstttdie und Quellenkritilc, die volle Beachtung verdient.

Schbg.

Gesehiehte der Cnterofllsierschale in Potsdam 1824 bis 1880. Im

Auftrage des Kommandos bearbeitet durch v. Versen, Ober- leutnant und Ai^utani Berlin 1899. B. S. Mittler k S. Preis

3.40 Mk.

Aus kleinen Afifängen. in der bescheidenen Stärke von 2 Offizieren,

2 rmeroffizieren und 19 Zöglingen wurde im -lahre 1824 die jetzige rnteroffiziersrhiile jils „Schulabteilung" gegründet, mit der Bestimmung, den Zöglingen des Potsdamer Militär-Waisenhauses und des Anna- buiger Soldaten-Knaben-Instituts den I hergang zur Armee zu er- möglichen, gleichzeitig aber ein I nlerofflzier-Krziehungs-Institut zu bilden, um dem Mangel an Unteroffizieren mit tüchtiger Schulbildung (der sieh nach den Befreiungskriegen sehr fählbar machte) abzuhelfen. Die Stftrl^e der «Schulabteilung", die eine besondere Abteilung des Lehr'Infanterie-Bataillons bildete, wurde auf 7 Offiziere, 31 Unteroffi- ziere und 300 Zöglinge festgesetzt; auch wurde bestimmt, dafs einige Kadetten aus dem Berliner Kadettenkorps in die Schulabteilung ein- gestellt werden sollten, um dort zum Fähnrichs-Examen vorbereitet zu werden. Diese Einrichtung, die sich scheinbar nicht bewährte, wnrdo bereits 1828 aufgehoben. Im .Jahre 1846 erfuhr die „Sehulal)teilung" eine durchgreifende Re(»rL''anisati()n. indem dieselbe veigntPsert und in

3 Kompagnien (zu je 4 Uttizieirn. 15 rnterolli/iereii, 4 Hpielleuten und 132 Gemeinen) geteilt wurde. 18.^2 kam eine vierte Kompagnie hinzu und wurde die Schule analog einem iiiianterie-liaia illun eingeteilt und ausgebildet, seit 1860 mit der Bezeichnung als ^.Unteroffizierschule in Potsdam**. Dieselbe verblieb dem 1. Garde -Regiment zu Pufs zu- geteilt bis 1872, dem Jahre der Errichtung der Inspektion der In- fanterie-Schulen, die die Olieraufsicht über den gesamten Dienstbetrieb übernahm. Im Jahre 1874 wurde der Unteroffizierschule auch eine Fahne verliehen, bei Gelegenheit der Feier ihres ÖOjfthrigen Jubilftums.

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Umschau io der MüitMr-Litterator.

Der Herr Verfasser schildert den Werdegang der Unteroffizierschule, deren gegenwärtiger Adjutant er ist, auf Grund der Akten, der IWole- •bflcher, sowie verschiedener RegimentsgeBohichteo, auf das Genaueste in angemessener, von einem warmen patriotischen Hauche belebter Weise. Von besonderem Werte sind die 11 Anlagen, enthaltend •StSrIten der Unterofflzierschule von 1824 bis 1899, Verpflegung, Be- kleidung, Bewafltaung, Schulplftne, Kasemement, Verteilung der Unter- offlzierschfller auf die Regimenter der Armee (Sa. 8928), Ehrentafel der Gelallenen und Dekorierten. Übersicht der ehemaligen Zöglinge, welche Offiziere geworden sind (im ganzen 32. davon 1 General d. Inf., V. IJothnialer, 1 GencnilniMior. '^ Oberst, 1 Oberbtleutnant u. s. w.). Rang- listen von 1847, 74. 99. endlich f*ersonal-Notiz<'n übiT das Oftizicrkürps in den al>.u:rlaufeni'n 75 Jahren und ein alphaliHtisches Xaniensver- zeichnis. I)as Buch ist durch zahlreiche Abbildungen in Lichtdruck sehr getaliig und schön ausgestattet und wird allen ehemaligen UnteroffizierschQlem sowohl als den zur Unterofflzierschule kommandiert gewesenen Ollizieren eine willkommene und liebe Gabe sein. 2.

Der Krieg aa den ruekwürUgen Yerhudugen der deutsehen Heere

1870/71 von Georg Cardinal v. Widdern, KÖnigL preufsischer Oberst a. I).. Teil IV. Im Generalgouvernement Lothringen, Band 2. Im Hückeng» ' ' des Korps Werder, der Südarraee und um Toul. Mit 3 ivarlen und 2 Skizzen. Teil V. An den VerltindunKon der 1. Armee. Nachträge zu den Teilen I- III. Verwaltung und materielle Verwertung des eroberten Gebiets. Mit 2 Skizzen im Text. Berlin 1899. Verlag von H. Kiseiischmidt Vor weiterem Eingehen auf das vorliegende Werk sei sein Inlialt hier kurz noch näher erläutert: Im Teil iV werden nach allgemeiner Übersicht über die Vorgänge beim Korps Werder die mannigfachen Ereignisse auf seinem Etappengebiet in verschiedenen Kapiteln vom Oktober 1870 bis Januar 1871 ausführlich dargestellt, wobei gleichzeitig die flranzösischen Pläne und Anordnungen für den kleinen Krieg in diesem Operationsbereich, insbesondere bei Aultreten Bourbakis mit- geteilt werden. Hieran schliefsen sich die Vorgänge an den rück- wärtigen Verl/mdungen der Südarmee (Manteuffel). Abschnitt 2 be- handelt den kleinen Krieg zwischen Langres und Toul im Januar 71, das Freisrhaarenlager bei La Va<'heresse. die Zerstörung und Wieder- her-^tcllunü: der Brücke von Fontenoy, (iet'e(rht bei Rreoourt und die KiiisrhiiffMinic von Langres. Im Teil V finden wir den Lberrall von Hanl. .Naehtiäge zu Teil I bis III sowie Streitlichter über die Ver- waltung des eroberten Gebietes und über die Verwendung der Hilfs- mittel desselben. Hierauf folgen taktische Aufgaben sowie ein sach- liches Register über den Inhalt des Gesamtwerkes.

Schon der Name des hochgeschätzten Verfassers giebt die sicherste Oewfihr dafür, dafs es sich bei dem vorliegenden wieder um eins der gediegensten, mit gröfster Sorgfalt ausgeführten Werke handelt! Wenn

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Unnohaii in der Hilttlr-Lttlentar.

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wir seiner Arbeitskraft bereits bei Besprecbung seiner „Kritischen

Tage" die vollste Anerkennung zollten» so erfüllt uns die Mtthe und Sorgfalt geradezu mit Bewunderung, mit der hier nicht nur ans Archiven, sondern mehr noch als dort die zahlreichen Begebenheiten aus den Tagebüchern der Truppen und aus Privataufzeichnungen zusammen- getragen werden mufstenl

Ks geschieht das überall mit der klaren ruhigen Beurteilung eines hochwissenschaftlich und praktisch gebildeten Militärs und der ihm eigenen schriftstellerischen Routine, die hier um so erforderlicher war, wo es darauf ankam, bei den vielen Verschiebungen, die durch die oft ver&nderte Kriegslage bedingt wurden, ein klares Bild von den Voigängen hinter der Armee zu liefern. Wenn es sich in den „Kritischen Tagen** zumeist um die grofisen Gesichtspunkte der höheren TruppenfQhrung handelte, so kommen hier mehr die kleinen taktischen Fragen zur Geltung, welche indes nicht weniger interessant und be- deutungsvoll sind. Ist doch häufig hier das \^ ohl und Wehe eines g-anzen Armeekorps, ja einer Armee in die Hand eines jungen Ottiziers gelegt, von dessen Schneid und Entschlufslähigkeit evont. die Erhaltung einer Zufuhrstrafse (durch Verteidigungeines Viadukts etc.) abhiingt. Das vorliegende Werk bringt in dieser Richtung die interessantesten Darstellungen, welche unendlich viel Lehrreiches ent- halten und neben hervorragenden Thaten Einzelner auch viel des Unterhaltenden, zuweilen sogar viel Humoristisehee bieten. Wir er- wShnen hier kurz das schneidige Verhalten des damaligen Leutnants Scharpff beim Überfall von St Loup und der Brficke von Ailleviller südlich Epinal, die Tagebuchblätter des kSnigl. preuds. Baurats Krohn mit der Beschreibung der Wiederherstellung und Instandsetzimg der Eisenbahn Blainville-Vesoul und die Lokomotiven-Portsc ha fTung auf der Chaussee im Winter zur Umgehung des zerstörten Viadukts von Xertiszny Von weiterem ganz besonderem Interesse sind die Mit- teilun^»''! über die chasseurs des Vosges und die Bildung ihres Freikorps- Cbungslagers in dem Walde nördlich von Lamarche bei La Vacheresse sowie ihre unter ihrem Führer, Major Bernard, ausgeführte, durch- dacht angelegte und leider auch gelungene Expedition zur Sprengung der Eisenbahnbrücke von Fontenoy in der Nlihe von TouL Die Wieder- herstellung derselben durch den Baurai Krohn ist lehrreich und die Eintreibung der hierzu erforderlichen ArbeitskrSfte in Nancy durch den dortigen deutschen PrSfekten, Grafen Renard entbehrt nicht des besten Humors!

Man sieht* dafs die Schrift in ihrer absolut, n Objektivität sich nicht scheut, uns alle Licht- und Schattenseiten der dortigen Vorgänge vor Augen zu führen und leider müssen wir erkennen, dafs es der letzteren genug gab. dafs das Bild hinter der Front nicht immer den glorreichen Erfolgen entsprach, die die Armeen vorne begleiteten. Versagten doch Persönlichkeiten, die im Rahmen eines gröfseren Truppenverbandes gewifs voll ihre Schuldigkeit gethan halten, hier

J^rbOober fbr die dtutMli« Amte and Marine. Bd. 114. S. 16

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ÜDMiitt iD dar IDIillr-LMentar.

hfiuflg, wo sie auf eigene Füfse gestellt waren, indem auf der einen Seite oft die gröfste Sorglosigkeit, in anderen Fällen gänzliche Kopf- losigkeit die Schuld an den Mifscrfolgen trug! Die Unsicherheit über die allgemeine Kriegslage und die Unklarheit der ihnen zuge- gangenen Direktiven, besonders zur Zeit der Erwartung der Armee Bourbakis, auch die Unzulänglichkeit der zur Sicherung der rückwärtigen Veri)indungen bestimmton Truppenzahl mag hierbei die gröfste Schuld treflen. So mag dann die höhere Füiirung aus den vorliegenden Bl&ttern, ebensogut wie aus den gegenwärtigen Operationen des Lord Methtten in Kapland lernen, von welch hoher Bedeutung die rflck- wSrtigen Verbindungen und ihre Sicherung durch hinreichend starke, mit scharfen Instruktionen versehene Truppen sind! Ebenso aber kann der Junge Offizier aus keinem kriegsgeschiohtlichen Werk bessere Lehren für seinen Wirkungskreis im Kriege zielien als aus diesem!

Eine reiche Auswahl taktischer Aufgaben aus dem Gebiet des klt^inen Krieeres. anknüpfend an die in dieser Schrift besprochenen Kriegslagen sowie ein sachlich geordnetes Register über den Inhalt des Gesamtwerkes, welches als ein hochwertvolles Kompendium der Geschichte des Kleinen Krieges von 1870/71 bezeichnet werden kann, schliefseij das vortreflliche, von unseren besten Wünschen begleitete Werk! v.M.

Sammlung nllitirwImeBsehaflllehMr Tortrige vmä Aullillae. Heft 15. Ober Fortfestungen von B. Hartmann, Oberst s. D. Berlin 1899. Militär-Verlagsanstalt.

Bs ist mir selten eine schwieriger zu verstehende Schrift vorge- kommen, als die vorliegende. Und es ist eine kleine Vernachlässigung, welche hieran die Schuld trägt. Der Verfasser legt, wie er auch aus- drücklich ausspricht, seiner Arbeit Brialmonts „Progres de la defense les Etats et de la Forliftcation permanente depuis Vauban" zu Grunde und versucht, einige Stellen dieses Werkes zu glossieren. Ev hat aber versäumt, die aus Brialmonts Werk meist wörtlich angelührien (bezw. übersetzten) Stellen in irgend einer Weise kenntlich zu machen, wozu ja ein anderer Druck oder Hineinrücken etc. genügte. Da mm gar keine Trennung zwischen Citaten und Bemerkungen (sie laufen sogar im selben Absata durcheinander) dem Leser zu Hilfe kommt, kann er zunächst gar nicht eikennen, welche Ansicht der Verfasser vertritt und wundert sich über die scheinbaren Widersprüche. Man mufo Brialmont£ Buch zur Hand nehmen und die Citate darin aufsuchen, um Hartmanns Schrift zu verstehen.

Dafs sich diese dem Leser zugemutete Arbeit lohnt«, kann man nun nicht sagen. Es w-erden ja munche wichtige I'unkle gestreift, aber eigentlich auch nur dieses; da fallen wohl gewichtige Worte, wie: dafs die Tage der Festungsumwallungen gezählt ei*scheinen; aber wenn der Verfasser hinzufügt: „derartiger" ümwallungen, so scheint er dieses Wort wieder auf bestimmte Stadtbefestigungen be-

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schränken zu wollen, vermeidet aber, sich hierüber besiimmt zu ftufsern. Wenn er schliefslich zu dem Schlufs kommt, dab «die Aus- dehnung der Stadtumwallang unnötig ersoheint", so verstehe ich, offen gestanden, nicht, was er damit sagen wUL Da laufen auch Un- richtigkeiten und Ungenauigkeiten unter, welelie nur auf Filiohtigkeit nrflckgefiUirt werden können, wie die modernen Panzerforts des Generals Hrialmonts bei Fokschani, die genügende Armierung des Forts St Julien und Queuleu am 14. August 1870.

In einem Punkte aber stimmt Oberst Hartmann mit lirialmont überein: er führt dessen Auslassungen über das wahrscheinliche Wieder- aufleben des Minenkneu:es bei zukünftigen Belagerungen an und sagt dann: „Dieser Aufturderun^ des tx'lgischen (lenerals zum Studium des Minenkrieges wird sich kaum ein Ingenieur- oder Pionier-Offizier ent- ziehen können, denn sobald sie in einem Kriege der Zukunft vor eine mit Contreminen versehene Festung bezw. auch nur ein Sperrfort kommen, mufs ihnen schon lange vorher klar sein, wie sie dieses Mittel der Verteidigung mit Erfolg zu bekämpfen haben.* Das ist wohl das Mindeste, was man fordern kann. Bs kommt aber auch ein Nach- sats: „Auch hierbei wird es ohne eine Vorbereitung der technischen Truppe diizu im Frieden nicht ganz abgehen.** „Nicht ganz**, warum so zart? Warum nicht klar und deutlich ansprechen: wir brauchen unbedingt eine Minier«, eine Festungspioniertruppe!? 49.

Taktische Spatenarbeit. Praktische Beispiele zur Fyldpionier-\ fi ^chrift für die Infanterie von Schmidt, Oberleutnant im iiüarilri ie- Regiment Graf Kirchbach (1. Niederschlesisches) Nr. 46. Mit 8 Planen in Steindruck und 27 Abbildungen im Text. Berlin 1899. E. S. Mittter & Sohn. Preis 2 Mark. Es ist als ein deutliches Zeichen des Bedürfnisses zu betrachten, welches bei unserer Infanterie mehr und mehr zum Bewfustsein kommt, dafs sich aus ihren Reihen heraus die Schriftsteller mehren, welche die Feldbefestigung zum Vorwurf nehmen. Man kann sich der Über^ Zeugung nicht mehr entziehen, dafs man die Feldbefestigung auf Schritt und Tritt brauchen wird, man hat vielleicht auch aus dem Studium der Kricirsir^'schichte erkannt, wie wenig geschickt wir im Krnstt'alle uns gezeigt haben und wie wir also durch Übung und He- schäliigen mit dem Gegenstand uns ernstlich vorbereiten müssen. Was man machen soll, das kann man allenfalls aus unseren vor- züglichen Vorschriften ersehen, aber wie man es machen soll, dazu gehören gute Muster. Und dals diese nicht vom Pionier gegeben werden, sondern vom Infanteristen, das ist ein Zeichen der Zeit. Der Pionier scheint den Spaten um so lieber aus der Hand zu legen, als der Infanterist ihn energischer ergreift. Und doch, wenn ersterer es der Mühe wert lUnde, seine Leistungen im Peldzuge 1870/71 sich gründlich anzusehen, so würde er bekennen müssen, dafs er be- züglich der Feldbelestigung und zwar vornemlich bezüglich der Spaten-

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ömMliMi in der Militär-Litteratnr.

Taktik hinter den Leistungen der Gegner weit zurQckgeblieben ist Es sollte ihm also nicht so glelehgOltig sein, wenn der InHEUitorist ihn zu überholen sucht. Dies um so weniger, weil noch ein grofses Gebiet ihm übrig bleibt^ auf welchem letzterer sich bisher eigentlich noch

nicht versucht hat, ich meine das des Pestungskrieges, bei welchem ja die strategische wie taktische Lage eine wesentlich abweichende, bei welch«'m aber die Anforderungen an die Technik ganz enorm ?:e- steigerte sind Man sehe sich an der Hand < in2:ohcnder Darstellungen unserer Leistungen im Festungskriege 1870/71 gerade diejenieren Stellungen einnml etwas genauer an. welche die Franzosen mit merk- würdiger Findigkeit als AngrilVsobjekte für ihre Ausfälle bezw. Durchbruchsversuchü wühlten, ob wir damit den Anforderungen auch nur einigermaßen gerecht geworden sind.

Man kann einwenden, dafs dieses nicht Sache des Feldpioniers sei, da er mit seinem Dienst gerade genug belastet ist. Ja! aber solange wir keine Festungspioniere haben, denen dieses Gebiet von Rechte wegen gehört, und da unsere Feldpioniere dafür keine Zeit erübrigen können, müssen wir uns vielleicht auch hiermit vertrauensvoll an die Infanterie wenden, welche in ihren neuen Schrillen über Feldbefestigung sich so strebsam und geschickt zeiirt

Die Schrift des Oberleutnant Srlmiidt ist dessen ein Zeugnis. Sie führt vom einfachsten und kleinsten "l)]pkt bis zur Stellung einer Division die Autgaben, wie sie im Feliiki itge vorkommen, vor Augen, und dies mit so gutem taktischen und technischen Verständnis, dafs ich den Verfasser bitten mSchte, sich zu einer ähnlichen Bearbeitung des Festungskriegos veranlassen zu lassen und Aufgaben, wie sie die Cernieningen von Paris und Metz in Unmasse geben aber unter Zugrundelegung der dortigen örtlichen und tektischen Verhältnisse ins Auge zu fassen. Die „taktische Spaten arbeit" kann als ESrgänzung zu Krisaks Feldbefestigung nur warm empfohlen werden, 49.

Krahmer, Generalmajor z. I >. Rufsland in Ostasien (mit besonderer Berücksichtigung der Mandschurei). Mit einer Skizze. (IV. Band von „Rufsland in Asien"*. Leipzig 1899. Zuckschwerdt. Preis 6 Mark.

Unter obigem Titel bebandelt der Verlasser wesentlich die chi- nesische Mandschurei. Er begründet dies mit dem Umstände, dals Rufsland durch die Beherrschung der durch dies an OröCse Deutecbland fast um das Doppelte übertrelTende Oebiet führenden, bezw. im Baue be- griffenen Bahn sich thatsächlich die Mandschurei fest angebiedert habe. Wir lassen dahin gestellt sein, wie weit dies schon zur Zeit den Ver- hältnissen entspricht. Besonderes Interesse verdient aber in der Be- trachtung der ostasiatischen Verhältnisse unstreitig dieser Teil des Reiches der Mitte. Die Arbeit Krahm«'rs beruht vorzugsweise auf russischen Quellen und unter diesen in erster Linie auf der in der Ivanzlei des russischen Finanzministeriums unter der Kedaktion von

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UaMehni In der lOUtSr-Iitteratur.

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Dimitri Posdniejew 1897 in Petorsburu: bearbeiteten „Beschreibung der Mandschurei" sowie des Werkes von W'I. Kotwisch und L. Borodowsky ,Liau-tung und seine Häfen Port Arthur und Ta-tien-wan", ebeniaüs 1897 in Petersburg erschienen.

Nach einem t^berblick über die Geschichte giebt er eine solche über die allgemeinen geographischen Verhältnisse der Mandschurei. In drei Kapitehi wird dann die Bevöllterung und die wichtigsten bewohnten Orte, die Yerh&ltnisee des Ackerbaues, der Viehzucht, des Waldes u. s. w. und die Industrie und der Handel dieses Landes geschildert Scliiiefslich wird die Machtstellufig RuÜBlands in Ost-Asien nach seiner Pestsetzung in der Mandschurei einer eingehenden Be- sprechung unterzogen. 17.

Entwickelungsgeschichte der alten Trutzwaifen mit einem Anhange über die Feuerwatlen von Max .Jahns. Mit 40 Tafeln m jSiein- druck. Berlin 1Ö99. E. Ö. Mittler & Sohn. Preis 12,50 Mark.

geb. 15 .Mark.

Es ist auffallend, dafs der Uedanke einer forlbciireileiiden Ent- wickelung des. Waffenwesens bislang noch keinen befriedigenden litterarischen Ausdruck gefunden hat, denn es ist doch selbstver- ständlich, dafs das ältere Waffenwesen ebensosehr eine Entwickelungs- geschichte hat, wie jedweder Gegenstand der wissenschaftlichen Ferschung. M. Jähns giebt in vorliegendem Prachtwerke die Bnt- wickelung der älteren Trutzwaffen, Nah- und Pernwaffen, sowohl in der p]inzelform. als auch im Zusammenhange dieser untereinander. Der 1. .\bschnitt, „Entstehung und Bedeutung der Waffen**, ist im wesentlichen eine Charakteristik der grofsen Kulturperioden", die als Stein-, Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit bezeichnet zu werden pflegen, der 11. Abschnitt, ^Stoffe der Waffen", behandelt Pflanzen- und Tier- stoffe, Gestein. .Metalle, Hütte und Schmiede. r>er III., Zwt-cke und Formen der Waflon", ist in 3 Stufen gegliedert. Die ei'ste Stufe bezieht sich auf die Entwickelung von Schleudersteinen und Schleuder- stock, Wurfkugel und Pangstock, Hammer, Spaltklinge, Beil und Axt» Messer und Dolch, Hippe und Sichel, Stock, Keule, Pfriem und Stiel- dolch, Spiefe oder Speer, Haken und Hacke. Die zweite Stufe: Band- oder Stabschleuder, Faustwebren, Axthammer. Spomaxt, Domkolben Stofskeule, Schwert, Wurfeisen, Spiefse, Wurfspeere u. a. m. Die dritte Stufe: Pfeilbogen, Kugelbogen, Bogen und Harfe, Maschinen- waffen. ! »ie als Anhang bezeichnete und deshalb flüchtiger behandelte vierte Siule ist eine m. E. sehr gelungene Entwickelungsgeschichte der Feuerwatfen von der Erfindung des Schiefspul vers bis zur (iegen- wart. Wenn der Inhalt der als 1.. 2. und 3, Stute bezeichneten Kapitel hauptsächlich den Archäologen urid Geschichtsforscher interessieren wird, also einen überwiegend kulturgeschichtlichen Wert hat, so wird die vierte Stufe als Einleitung zu einer Geschichte des Waffenwesens, wie sie auf höheren militärischen Lehranstalten gelehrt

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Unnohaii in der MilitXr-Iittantiir.

wird, ein noch bestehendes militärwissenschaftliches Interesse für sich in Anspruch nehmen können.

Gröfsle Sorgfalt hat M. Jahns auf die Etymologie der verschiedenen Benennungen gewendet, nicht minder auf die Stellung der Waffen zu Sitte und Hecht der betreffenden Zeilen, reichlich erläutert dui'ch Geschichte, Götter- und iieldensage.

Die Anmerkungen gehen dnen genauen Littemtumachweis der Siteren Waffenkunde. Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis» dann ein alphabetisch geordnetes Sachregister (seitenweise) und ein Quellen- nachweis der zahlreichen, vorzüglichen Abbildungen erleichtem den Gebrauch dieses vornehm ausgestatteten Werkes, dem ein bleibender Wert in der kulturgeschichtlichen, aber auch kriegswissenschafUichen Litteratur gesichert ist. 1.

Die Radfahrertruppe der Zukunft. Von Julius Burchart, Major im Kgl. Bayr. 3. Feldartl. -Reg. „Königin Mutter", Verfasser der Studie „Das Rad im Dienste der Wehrkraft". Berlin 1899. E. S. Mittler k. Sohn. 43 Seiten. 13 Abbildungen. Major Burchart hat hinreichende Gelegenheit gehabt, ein Urteil über die militSrische VerwendungsfShigkelt des Fahrrades zu gewinnen. Er ist zu wiederholten Malen mit der Leitung von RadÜfthrkursen und mit der Führung von vorübergehend zusammengesteUten RadOahrer* Detachements in Bayern beauftragt gewesen. Seine diesbezüglichen Erfahrungen hatte er bereits in einer früheren Arbeit »Das Rad im Dienste der Wehrkraft". München 1897 in einer für weitere Kreis© bestimmten Form dargeletrt: fiir fachmännische Kreise bearbeitet, waren seine l)arlegungen sodann in der „Kriegstechnischen Zeitschrift" in Heft 5, 6 und 7 des huili niit>n lalires erschienen. l)as vorliegende Werkchen ist ein Sondei-ahdi uck dieser letzteren Darlegungen. Major Burchart vermeidet in seiner Ai'beit jede Polemik mit anderen einen entgegengesetzten Standpunkt vertretenden Schriftätellern ; er hofft, dals gerade auf diesem Wege durch streng sachliche Betrachtung, durch genaue Abwägung der Vor- und Nachteile, die Frage der Bildung von Radfahrtruppen, als des nächsten Schrittes auf dem Wege der Verwendung des Fahrrades als Kriegsmittel, am besten gelöst wird. Man kann dem Herrn Verfasser darin sicher nur beistimmen, und seine klaren und durchdachten Ausführungen sind gewifs in hohem Mafso geeignet, die Frage der Grenzen der Verwendungsfähigkeit des Fahr- rades und insbesondere die Frage der Bildung von Radfahr-Truppen- teilen der Lösung näher zu bringen, soweit dieses überhaupt auf theo- retischem Wege, ohne dafs praktische Versuche mit ständig gebildeten Radfahrer- Ti Uppen vorliegen, möglich ist.

Der Herr Verfasser tritt entschieden für die Bildung einer Rad- fahrer-Truppe ein, wennschon er zugiebt» daih die Verwendung im wesentlichen an das, Vorhandensein fahrbarer Wege gebunden ist Wir glauben aber mit dem Verfasser, da& selbst trotz dieser Bin-

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ÜDsehan ia der HiUti&r-Litterstar.

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schrfinkung eine Radfahrer-Truppe in so vielen Fällen mit Nutzen Verwendung finden kann, dafs ihre Einführung vollauf berechtigt wäre: es dürtte dies um so mehr zutreffen, da die Radfahrer mit ihren Gewehren selbst dann als Truppe nicht wertlos sind, wenn sie von ihrem Rade keinen Gebrauch machen können. Der Herr Verfasser wann andererseits selbst vor übertriebenen Erwartungen und An- forderungen an die Leistungstahiglseit einer Radfahrer-Truppe. Als gröüBte taktische Einheit einer solchen erachtet der Verfasser einen VeriMund in der 8tMe von höchBtens einer kriegwtaiton KiHnpagnie.

Besonders eingehend besohftftigt sich Migor Borchart mit der Phige, ob die Einfahmng des Klapprades des französischen Kapitttns Gerard zu empfehlen sei oder nicht Seine ausführlichen Betrachtun- gen fahren zu einer Ablehnung dieses Versuchs der Ldsiing dieser Frage und man kann dem gewifs nur beistimmen. Wer ein kriegs- mäfsig ausgerüstetes Fahrrad, d. h. also mehr als 46 Pfund, aul' dem Rücken trägt, ist schhefslich nur noch fin Gepäckträger, nicht aber ein im Gelände brauchbarer Schütze. Zudem wird ^grundsätzlich ein Klapprad stets schwerer an Gewicht oder weniger standlest und haltbar zu Ivonstruieren sein, als ein einfaches Kad.

Die vorliegende Arbeit ist sicher in hohem Malse geeignet, die schwebende Frage einer Lösung entgegenzubringen. Ein wirklioh einwandfreies Urteil wird sich jedoch unseres Eraohtens nach erst dann gewinnen lassen kOnnen, wenn die Erfahrungen einer wenn auch nur versuchsweise, so doch zunächst stKndig als selbstSndige Formation aufisestellten Radfahrertruppe» mit selbst lindiger, unmittel- barer und verantwortlicher Berichterstattung, mit eigenem Ersatz, eigener Reparatur- und Versuchs-Werkstätte, mit reichlichem Pausch- quantum zu Übungs- und Versuchszwecken, vorliegen. Erst wenn auf diesem Wege praktische Erfahrungen gesammelt werden können, wird man imstande sein, das brauchbarste Fahrradmodell für eine Radfahr-Truppe zu ermitteln, die Antwort auf die Frage, welches die beste Ausrüstung, Bekleidung, Bewaflnung, Organisation, Ausbiluuug und Taktik einer Radfahr-Truppe ist, zu finden. v. s.

Hattographlea zur devtsehen KultufgeseUehle. Herausgegeben von

Georg Steinhausen. Georg liebe: der Soldat in der deutsehen TngaaigeaJielt Mit

183 Abbildungen und Beilagen nach den Originalen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert. Leipzig. Eugen Diederichs 1899. Ein stattlicher, schön au sjrestat teter Band in Quartformat liegt vor uns. in welchem die hübsch ausgeführten alten Holzschnitte etwa ebensoviel Raum einnehmen, wie der Text. Dafs der Verfasser das kulturgeschichtliche Moment bei der Schilderung des deutsciien Wehi'- lums in den Vordergrund stellt, entspricht der Tendenz des ganzen Unternehmeub und kann nur gebilligt werden. Freilich ist es nicht leicht, ^h durch dieses Bildeihuoh mit begleitendem Text hindurohzuarbeitmi.

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Umdum Id der HOtOr-Littentiir.

Es fehlt jede sichtlich hervortretende Einteilung des Stoffes, es fehlt Inhaltsverzeichnis und Repislor: nicht einmal Seitenzahlen sind ge- geben, um etwa eine bestimmte Stelle wiederfinden oder angeben zu können. Der einzige Hinweis auf den Inhalt der Seite findet sich in sehr klein gedruckten Stichworten, die man in der oberen Randleiste entdeckt, wenn man recht genau hinsiebt. Es ist zu befürchten, daCs die ineuiton Leser, welche das Buch auftehlagen, sich mit lebhaftem Interesse die Abbildungen betrachten und den Text, der meist nur in losem Zusammenhange mit dem Bildwerk steht, beiseite lassen werden. Der Spaziergang, den der Verfasser duroh den grofsen Irrgarten des deutschen Wehrtums macht, beginnt etwa mit der Erfindung des Schiefspulvers und den Anfängen des Söldnerwesens und endet mit der Scharnhorstschen Heorganisation. die aber nur gestreift, nicht ausführlich behandelt wird. In der That, es ist ein Spaziergang, der manchen interessanten AusbUck, manche geistvolle Beobachtung, manche lebenslrische Anschauung demjenigen bietet, der sich die Mühe nicht verdriefsen lUfst, den lustwandelnden Autor auf seinen Kreuz- und Querzügen zu begleiten. Aber er wandelt verschlungene Pfade, wo es weder Meilensteine noch Stationen giebt Man wird manches finden, was man nicht gesucht, aber vieles nicht finden, was man erwartete. Von der Welirverfassung des ehemaligen l>eutschen Reiches ist nicht die Rede. Bei der Schilderung des Heerwesens König Friedrich Wilhelms I. wird die oft bespöttelte Soldaten- Spielerei diese» Herrschers viel zu sehr in den Vordergrund gerückt, sein eminentes Organisationstalent und seine Verdienste um das vaterländische Heer viel zu wenig gewürdigt. Jedoch gewährt das Buch in kulturgeschichtlicher Beziehung reiche Ausbeute, zumal in den Sciiilderungen des Soldatenlebens im 1(5. und 17. Jahrhundert, in der Darlegung der Beziehungen zwischen Soldatentum und bürgerlicher Gesellschaft. Darin liegt der Wert und die Berechtigung des Buches, das zwar keine systematisch aufgebaute Geschichte des deutschen Heerwesens giebt, aber anziehende Schilderungen der ehemaligen deutschen Soldateska bietet. P. v. S.

T. LoBgehamps-Berler. Ans der Pfazis ^ für die Praxis. Auf- zeichnungen und Betrachtungen über kavalleristischc Dinge. Mit 3 Tafeln in Steindruck. Berlin 1899. B. S. MitUer ASohn.

Preis 2.bO Mk.. g.-b. 4 Mk. Gute Reiter sind nicht immer auch gute Reitlehrer; gerade die besten verstehen es oft nicht, ihre Handwerksvortoile anderen mitzu- teilen, nicht einmal mündlich: und gar vor dem Tintenfafs, da brechen sie aus, als fürchteten sie. darin zu versinken, in grauer Theorie ihre goldene Praxis zu verlieren. Um so bemerkensw^erter ist es, wenn einer von den Praktikern, und gerade der besten einer, den Sprung in die Tinte gewagt hat. Was Longchamps in 20 Jahren als Reitlehrer, Eskadron- Chef und Regimentskommandeur an reiterlicher »Prasis** gesammelt hat,

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Umaohwi in der HlHtJir-LltteratQr.

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wird durch sein Buch »Aus der Praxis für die Praxis" über einen engen Kreis hinaus auf die Gesamtheit der deutschen Keilerei aus- gebreitet.

In jedem Geschäft giobt es „Handwerks vorteile**; wem diese ge- laufig sind, der arbeilet schneller und besser.

Erprobte Handworks vortei le allen Kavalleristen an die Hand zu geben, ist die Bestimnumir und Tendenz des Longchamps- schen Buches. Kr sagt uns nicht, was lür ansti-ebenswerie ideale ihm vorschwebten: er sagt uns nur. was er wirklich erreicht hat und mit welchen Mitteln er dazu kam. Darum fühlt sich der Leser stets auf festem Boden und kann mit Vertrauen uns ^Nachmachen** gehen. Und wenn das «Nachmachen" nicht gelingt» nun, dann muDs man sich eben ehrlich eingestehen, dafs nicht jeder ein Longchamps sein kann.

Dieses eine Bedenken drängt sich allerdings da und dort auf: «Ist das, was L. thatsachlich erreichte, auch wirkUch fftr alle er- reichbar?** So z. B. dürfte für manchen Chef das Bestreben, 3 Monate an der Remonte- Ausbildung zu sparen, mit wenig günstigen Ergeb- nissen enden. (Abgesehen davon, dafs es Regimenter giebt, z. B. die bayerischen, welche ihre Remonten nicht im Sommer, sondern erst im Herbst erhalten.) Auch (|»m- Vorschlag, die alten Renumten „als Burschen- oder Rofsarzt-iM'erde, als Führpforde für zu schonende l'terde etc." ins Manöver mitzunehmen, dürfte nicht immer gewinnbringend sein. Ich fürchte, in der gedachten Verwendung werden die Pferde noch mehr „verbummeln als wenn sie zu Hause geblieben wären. Die Handkolonnen müssen wegen der Preihaltung der Obungsräume fast täglich bei Dunkelheit aufbrechen; die Folge davon ist mangel- haftes Satteln und Slumen u. s. w.

Unter den vielen Winken hinsichtlich der Remontendressur sind besonders beherzigenswert die Hinweise auf Abgewöhnung des Herdentriebs und Angewöhnung des Stillstehens. Was das erstere betrifft, so haben ja die jüngsten Deckblätter zur Reitinstniktion den Wert des Einzelreitens besonders hervorgeboben; L. giebt eine sehr nützliche Übersicht der bekannten Arten des Einzelreitens.

Ein eigenstes Verdienst ist der zweite Hinweis, auf die Not- wendigkeit, schon die jungen Tiere, und zwar täglich an das ruhige und gerade Stehenbleiben im Glied zu gewöhnen. Ebenso kann alles, was L. über das „Springen" schreibt, dringend zur Xachahnuing empfohlen werden; hier kann und mufs noch viel mehr gelt-isiet werden, ganz besonders, wa.s die Überwindung von nassen lirUben anbelangt. Sagt doch die Reit-Instruktion I, 8. 107: «Bei der Aus- wahl und der Konstruktion der Übungshindernisse ist ganz besonders der Erfahrung Rechnung zu tragen, dafe die Kavallerie viel häufiger Breiten- und Tiefen-Hindemisse also trockene und nasse Gräben etc. als Hochhindemisse (Barrieren und Hecken) zu Ober^

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Umsehau in der MilitSr-Litteratiir.

winden hat/ Darum sollte der LongchAinpssche Wassergraben •(Tafel I, Fig 1) in keiner Reitbahn fohlen.

Welcher Schwadronschef hat nicht svlwn von den Tagen schwer frt'träumt. an denen iiaoh langer Winterpause die Schwadron mit Lüng^t' und Peitsche ausziehen mufs, um den völlig entwöhnten Exerzierplatzgraben neu zu „memorieren**! Wie viele Beinschäden und welche Rückschritte in der Dressur kostet diese Zwangsvoll- streckung! - Der Hauptgrund des Schreckens und der Widersetzlichkeit Ist für die meisten Tiere der ungewohnte, plötzUclie Anblick des Wasserspiegels; wird nun der Hauptkampf in aller Ruhe und MuCse und auf dem weichen Boden der gedeckten Bahn durchgefochten und 80 der Anblick des Wassers den Pferden ein alltäglicher, so vollzieht sich die Arbeit vor jedem neuen Graben wesentlich glatter; einzelne Tiere werden ja immer wieder «stutzen", aber der Kampf ist viel kürzer und kostet keine Schäden.

AuflTällig ist, dafs L. bei den Rekruten mit dem Springen langsamer vniircht. als es im übrigen seine Art ist. So läfst er die Rekruten vorerst zusehen, wie ihre Pferde ohne Reiter springen. Ich möchte bei meiner bisherigen Erfahrung bleiben, wonach es sich empliclüL, dun Vorgang des Springens in den Augen der Neulinge möglichst des Charakters eines grofsen Ereignisses zu entkleiden und deshalb, ohne vorher viel Worte zu machen, die Leute schon am ersten Tage (die Reit-Instmktion sagt S. 20: »sobald als möglich*' und S. 108: „etwa nach 14 Tagen**) ttber die am Boden liegende Stange und demnächst täglich über ganz mäfsige Hindemisse reiten zu lassen.

Wenn L. die Trensenreiterei der Rekruten in 3 Perioden: Aus- bildung der iMittel-, Ober- und Unter-Positur" einteilt, so will L. so verstanden sein, dafs er seine Sorgfalt in den ersten Wochen hauptsächlich der Mittel-, in den nächsten Wochen der Ober- und zuletzt der Unter-Positur widmen will.

[>afs er den Freimut hat, das Reiten auf Decke einfach über Bord zu werfen, verdient ein lautes „Bravo I" Er spricht damit offen aus, was praktische Chefs schon seit Jahren im stillen gothan haben und wozu einsichtsvolle Kommandeure ebenso stillschweigend ihren Segen gaben. Übrigens hat ja die Reit-Instruktion im Deckblatt 5 selbst bereits den Rückzug angetreten. Wenn man statt der 4 Wochen Decken- reiterei den Rekruten vom ersten Tage an in den Sattel setzt, so ist der Abschlufs der Trensenarbeit für die Rekruten noch vor Weihnachton nicht zu flrtth anberaumt Jedenfalls ist für die Kantararbeit, für die Vorbereitung des Lanzenreiters zum Exerzieren ein Zuschufs von einigen Wochen nur willkommen.

Geradezu wohlthuend für jeden Praktiker ist es zu hören, wie L. die üewichtshilfe als die ,,für das Pferd verständlichste und wirkungsvollste" betont. Es gab Zeiten, wo jeder, der also sprach, als „verbrecherischer Anglomane" verschrieen wurde. Und möchte doch, was L. (S. 53) über die Zügelhaltung auf Kantare sagt, die

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(Jmäcbau in der MUitär-Utteratur.

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Sanktion der höchsten Stelle erfahren! Ich weilis ganze Offlsierkorpti, die seit Jahrzehnten nie anders reiten, aufser etwa bei Besichtigungen vor besonders scharfen Augen. Wer die Vorteile dieser Zügelfflhrung

gegenüber der vorgeschriebenen kennt, mtt& den lebhaften Wunsch haben, sie auch seine Lanzenreiter lehren zu dfirfen, und darum wäre ein bezügliche« l>('ckblatt zur I?''itinstruktion freudigst zu begrüfsen.

In dem Thema „Jagdrt'iton'* spricht vollends ein unbestrittener Meisler zu uns. Nur in (miumh Punkte möchte ich anderer Meinung sein; solange die Verhältnisse nicht das Reiten hinter der frei jagenden Meute und Beschaffung erstklassiger Hunde, sondern nur das Legen von Schleppen gestatten, will mir die „Regiraents-Meute** nur als eine den Kosten an Wert nicht gleichkommende „Stafiage** erscheinen. Eine Schleppjagd unterscheidet sich durch nichts von einer Jagd „Puchs in Sicht** als höchstens dadurch, dafs mangels einer wirklich guten Meute die Galopps vielfach unterbrochen und kurzatmig werden und gegen das Halali hin zum „Fensterparaden- Tempo** herabsinken „weil die Hunde nicht mehr können". Mehr Reitervergnügen und mehr Nutzen als solche mühsame und doch teuere Veranstaltungen bietet eine sorgfältig erkundete und sachgemäfs gerittene Jagd „Fuchs in Sicht". Hier ist es lediglich Sache eines erfahrenen Masters auf gutem Jagdpferde, das Feld in zusammen- hängenden Galopps von je 10 15 Minutun und in bis zum Schlüsse gleichbleibender, eher zulegender Jagd-Pace durch nützliches QeUnde zu führen.

Alles in aUem können wir nur wiederholt unsere grobe Freude an dem Geschenke aussprechen, das Longchamps unserer Waffe zu Beginn des Ausbildung^jahres gewidmet hat. Möge er uns zum Früh- jahr mit der versprochenen zweiten Qabe, der „Sommer-Praxis'*, be- schenken. 82.

Ueglements der Kaiserlich russinchen Armee, bearbeitet von Küster.

Hauptmann ä la s. des Anh. InL-Hegts. Nr. 93, L«ebrer an der

Kriegsschule Glogau. Heft 1: Vorschrift für Ausbildung und Verwendung der Infanterie im Gefecht. Heft 2: Kegiementarische Bestim- mungen für die Ausbildung des Infanteristen. Heft 3: Bxerzier-Reglement für die Infanterie. Heft 4: Reglement über den Dienst in Lagern und auf Märschen zur Friedens- zeit Heft 5: Anleitung für den Felddienst.

Die vorliegenden fünf Hefte bilden sehr fleiJsige wörtliche Ober- setzungen der betreffenden nissischen Reglements. Heft 1—3 sind Abschnitte des „Entwurfs eines Exerzier- Reglements für die Infanterie vom Jahre 1897." Die Übersetzung ist eine gute, manchmal eine etwas zu wörtliche; wenn z. B. das russische Kom- mando für den Präsentier-üritT ..ssluschai. na kra-ül" mit „Horch auf die Wache * übersetzt wird, so klingt das einigermaCsen eigentümlich;

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Umsehaa in der HiUtäc>LUtenitar.

erwünscht wäre alsdann wenigstens, wenn das rus&ihche Kommando daneben gesetzt würde. Heft 4 behandelt den Dienst in Lagern und auf Märschen in Friedenszeit, hat daher für uns geringes Interesse. Das gröfstc Interesse beansprucht Heft 6, welches eine Über- setzung der im Jahre 1898 als Entwurf den Truppen zugegangenen, im Mai 1899 bestätigten, Verordnungen über den Felddienst bildet. Erwfinscht w&re es auch hier gewesen, wenn der Herr Über- setzer die russischen militSr-technischen Ausdrücke in Klammem neben ihrer Übersetzung wiedergegeben hätte, es würden dann, wenigstens für die einigermafsen Russisch verstehenden Leser Un- klarheiten vermieden werden; so wird „rasjesd" beständig mit „Streif- warhe" übersetzt, während es nichts anderes als die zur A u t'klärung grirm den Feind entsandte Patrouille, also die Offizier-Patrouille der deutschen Felddienst-Ordnung, bedeutet, deren .Starke gemäfs ZifTer 89 der F.-O., genau wie der russische ,,rasjesd'*, auch Eskadrons be- tragen kann; im Gegensatz hierzu steht der „dasor", d. h. die Patrouille, welche fOr die Sicherheit der marschierenden oder ruhenden Truppe Sorge zu tragen hat Im übrigen verdient die sehr fleiCsige und fliefsende Übersetzung der Verordnungen über den Feld- dienst alle Anerkennung, um so mehr, als die neuen Bestimmungen einen vollständigen Bruch mit den durch die Felddienstordnung vom Jahre 1881 daigelegten Anschauungen bedeuten, deren Kenntnis für jeden Offizier von Wichtigkeit ist 44.

IHe hloftgsten Unarten eimes Beitpferdes und deren Konrektor.

Von Ritter v. Xylander, Oberleutnant Berlin 1899. E. S. MitÜer & Sohn. Preis 75 Pfg. Dem jungen Reitlehrer und Reiter, dem anderweitige Anleitung

fehlt, wird diese kleine Schrift willkommen sein. Die Unarten, welche während der Dressur oder überhaupt beim Gebrauch des Reitpferdes zu Tage treten, sind keineswegs nur auf angeborene Fehler zurück- zufiihren: eine giofse Anzahl riievor Fehler wird oft erst im Laufe der Dressur hervorgerufen und gewisserniafseri anerzogen, w^enn sie nicht von vornherein eine sachgemäfse Korrektur erfahren oder h'tztere gar unterlassen wird. Hier nun will die obige Schrift, indem sie die fraglichen Unarten und deren Korrektur bespricht, abhelfen. Die Grundsfttze, die der Verfhsser während seines Kommandos zum MUitSr^ Reitinstitut praktisch kennen zu lernen Gelegenheit -hatte, sind dabei vor allem berücksichtigt; auch sind Korrekturen angeführt worden, die der Verfiisser nach Fillis' Grundsätzen der Dressur selbst mit Erfolg praktisch erprobt hat 8.

Ratgeber flr den Ktmpagiüe-Ghef. Eän Handbuch für den inneren und äufseren Dienst Zugleich als siebente Aullage von: Müller 'Schwarz. Der Kompagnie*Dienst Bearbeitet von Schumann, Major. Berlin 1899. EL S. Mittler k Sohn. Preis 4,50 Mk., geb. 5 Mk.

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UmMlun ia der HiHtSr-Littentar.

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Der jüngere Kompagniechef wird, um seine Kompagnie auf das Beste auszubilden, gern die Erfahrun,!; älterer Kamii'raden zu Rato ziehe, ihm wird ein Handbuch willkommen soin, das, wie diis vor- liegende, den Gesamtinhalt seiner Pflichten planmäfsig überschaut und för Einzeltalle zu R.itr ire/ouren werden kann. Das Werk zeigt, worauf es bei der Ausbildung in erster Linie ankommt, es wird, wie der Ver- fasser es wünscht, zum Nachdenken anregen und dazu beitragen, die Mannschaften kriegsmärsig auszubilden. Der erste Teil behandelt folgende Themata: Von der Entlassung der Reserven bis zur Rekruten- Vorstellung, daran schliefisen: Bemerkungen zur Ausbildung. Von der Rekrutenbesichtigung bis zur Besichtigung der Kompagnie. Von der Kompagniebesichtigung bis zur Vorstellung des Bataillons. Von der Vorstellung des Bataillons bis zum Ausrücken zu den Herbst- ubungen. Herbstübungen. Kntlassunir. \^<'v zweite Teil Übernahme der Kompagnie. Erziehung der Kompagnie. Innerer Dienst. Ein alphabetisches Sachregister gcst^ittft schnelle Orientierung und gestaltet das Werk zu einem bequemen Nuchschlagebuch. 4.

Taschenbuch fUr die Oberleutnants und Leutnants aller Waffen. Bearbeitet von A. Scheidel, Rittmeister. Oldenburg. 0. Stalling Verfasser meint, dafs viele jüngere Kameraden ttber die ihnen zufallenden Obliegenheiten als Mitglieder von Kommissionen unzu- reichend unterrichtet seien, weil sie die einschlägigen Bestimmungen nicht kennen. Diesem .Mangel soll dieses durchaus praktisch veran- lagte Taschenbucli abhelfen, indem es zugleich die Kosten der Be- schaffung teurer Bücher erspart. Von dem Inhalt giebt die AutV.ählung einiger Kapitel einen Hegritl': A. Dienst inufi balb des Trupp«' n - teils. Der Leutnant als Kasornen-Bewohncr, Kast'rnen-Vorst-her, Mitgli»'d der Küchenvorwaltung, Hckleidungs-Koniniission, Waffünonizier, Ka&ino-Kommission, Remonte-Kommission u. s. w. Teil B umfafst den Garnison dien st: Der Leutnant als Offizier vom Ortsdienst und der Ronde, als Wachthabender, Führer einer Trauerparade etc. C. Kom- mandos: Zur Kriegsakademie, zur Kriegsschule, Militfir-Tumanstalt etc. In jedem ebizelnen Falle werden aufser den Obliegenheiten auch die Oebtthmisse (Zulagen) genau angegeben. Auch die Bestimmungen übt r den Offlzier-Unterstützungs-Fonds und Darlehnsfonds, dann tiber den Übertritt zu den Schutztruppen haben Aufnahme gefunden. 4.

III. Seewesen.

Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie. Heft. XII.

Aus den Reiseberichten S. M. Schiffe. (Hierzu Tafel 20.) Java- Nord- küste. — Port Los Angeles. Nach Berichton der Kapitäne F. Baeh- raann. SchiH" „F^irnassos'* : R. Mehring, Schiff „Artemis" ; F. Wernecke. Schiff „Christin« " und C Christensen. Schift „Hmin Pascha", ergänzt nach amerikanischen und ♦•iiglischen Angaben. (liiei'zu Tafel 21.) b^ast London. Nach Berichten vom Kaiserlichen Ivonsuiat dortseibst

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ümtehra in der MUitir*Uttentiur.

und von Kapt. F. H. Israrl. Hark ^Hplenc" und G. Relnicke. Hark ^Magnat"; ergänzt nach englischen ijuellen. (Hierzu Tafel 22.)- Horicht über die Reise des deutschen Dampfers „Herrmann" von New-Urleans nach L)ünkirchen im Januar lb99. Aus dem Journal der Bark ^Erwin Rickmers**, Kapt. H. Schütte über die Reise von Mouünein nach Bremen. Von Nagasaki dureti die Japan-See und die Tsugar-Stnifse nach den höheren Breiten des Stillen Ozeans. Reisebericht des Kapt. A. Cords vom Schiffe «Caesarea'*. Flaschenposten. Strombeobach* tungen auf der Ronte zwischen Kanada und Australien von Kapt M. W- Campbell-Herworth H, M. S. „Aorangi". Notizen: 1. Nordlicht am 30. August und I.September 1899 im Nordatlantischen Ozean. 2. Starker Zug der Strömungen in die Themse-Mündung bei südöstlichem Winde.

r>io Witterung an der deutschen Küste im Monat Oktober 1899.

Beiheft II. Kinundzwanzi.jrster Jahresbericht über die Thätick«'it der deutschen beewart« tür das Jahr 1898. Erstattet von der L)in*kii(jn.

Marine-Uundschau. (Dezember 1899.) Titelbild: S. M. S. ^See- adler". — D. Bonamico: Die Lehre von der Seemacht. Autorisierte Übersetzung von Kapitfo z. See z. D. Meufs (Ports). Das Rettungs- wesen an den Küsten Europas von Kapitänleutnani Troje. Napoleons PliUie gegen England. Dargestellt nach einem Auszuge des Werkes des Generalleutnants Mathieu>Dumas, wiedergegeben in A. Demigny: «La Faillite de la Marine*. Übersetzt von 0. Wislicenus, Kapitfinleutnant a. D. [)ie Vermessung in Kiautschou. Sprichwörter und sprich- wörtliche Redensarten über Seewesen, SchitTn- und Fi.scherleben in den trernianischen Sj)rachrn (Forts.) Nordelbisrh-I^änisrhes von V'^ize- admiral liatsch i, 11. Kapitel. Mitteilungen aus fremden Marinen. Erfindungen. Funde von SeliiHstahrzeugen aus ältester Zeit im He- reiche der Ostsee-Küste. ThiiUgkeit.sbericht des Fischereikreuzer.s S. M. S. „Zieten". Für die Monate August und September 1899.

Nachrichten aus dem Gebiete des Seewesens. Nr. 1. Beiträge zur Geometrie des Aufklärungsdienstes zur See. Parsons Dampf- turbine. — Decentralisation der Kommandotührung auf Schlachtschiffen.

Neue Kriegsschiffsbauten. Der niederländische Budget- Voran- schlag Air das Jahr IfKX). Der Jahresbericht des Chefs für die Küstenverteidigung der Vereinigten Sfimtcn von Nord-.Amerika.

Army and Navy Gazette. Nr. 2080. Die Marine-Brigade. Die Schiefsergebnisse der Marine 1898. Frankreichs Schüren gegen England. Nr. 2081. Marine-Kantinen. Das Pt-rsonal der ameri kanischon Marin«'. - Die Marine-Intant^Tif wünscht stärkere Beteili- gung am Transvaal-Kriege. Die Verbi'.ssrrung der Hinfahrt von Port Natal. Stapellauf des „Cressy". Urteile österreichischer Marine-Omziere über Wei-Hai-Wei und Kiautschou. Nr. 2082. Die deutsche Marine. Ausschiffung weiterer Marino-Nf annschaften in Natal

Strandung eines weiteren Transportschiffes. Amerikanische Ver- suche zum Kohlenfibemehmen auf See mit dem Panzerschiff „Massa-

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Umsobau in der Militär-Litteratur.

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chussets" und dem Dampfer „Marcellus". Besuch des österreichi- schen Geschwaders in Malta. Nr. 2083. Herr Goschen und die Marine. Die Verwendung der Marine-Infenterie. Die von den Beeren genonunenen sechs 12 PfÜnder der Marine.

Jovraal of tke Boyal United Serriee InstitutiOB. Nv. 862. Das firanzSsische Panzerschüf I. Kl. «Neptune''. Nach Indien. Moderne Kriegsmittel und ihr Binfluls auf Taktilc und Organisation.

Army and Nayy Journal. Kr. 1892. Die Chemio und der Krieg*

Das Neueste von Manila. Eine Lehre aus englischen Erfahrungen.

DasWnu k des „Charleston". Admiral Schley und seine Kreiiz- tour. Nr 1893. T'ie drei gröfsten lieiche. I >io \ erantworiung für die Scliley-Kontroverse. Die Seestreitkräfte der liauptsächliehsten Staaten. Nr. 1894. Armee und Marine in der Botschaft des Präsidenten

Teilnahme der englischen Matrosen am Transvaal kriege. Die Lyddite- Granaten. Das Neuste von Manila. Die Lage in Süd« Afrika. JSt. 1895» Sttd^Afrika und die Philippinen. Das Marine- Ingenieur-Korps. Beförderungen im Beurlaubtenstande. Der Krieg in Sttd-Af^ika.

Revue naritime et coloniale. (Oktober 1899.) Untersuchung der für Erzielung gro&er Geschwindigkeiten günstigsten Form der Schiffskörper. Aequatorial-Cirkel. Die Verteidigung der französi- schen Küste von Dünkirchen bis Bayonne im 17. Jahrhundert. l >ie Organisation des Personals der englischen .Marine. Die Seestreit- kräfte Frankreirh.s und Italiens im Mittelmeer. r)ie seemännische Schwäche (Irofs-Britanniens. Neue Kredite für die englische .Marino.

Neue Schittskonsiruktionen in Italien. Entwickeiung des deut- schen Handels.

Bivislamarittima. (Dezember 1899.) Der neue Typ der Schlacht- schiffe. — Spanien und seine voraussichtlichen Bundesgenossen. Altertümliche Waffen mit Hinteriadung und vervielfSItlgtem Feuer. Ober die Stabilität von Schiffen. Die Seefischerei in Italien. -~ Die Agenten der Auswanderung. Die Zeitbestimmung mittelst Pseudo- Korrespondierenden Höhen. l >as Bureau Veritas. Die Prämien- frage. Kosten von Kesseln und Kohlen.

Morskoi Sbornik. (Dezember 1899.) Nr. 12. Offizieller Teil. Folgend»' nach dem Typos dos „Ssokol" im Bau h<'findlichen Hochsee- Torped u boutf werden benannt und den Fahrzeugen der Flotte zu- gezählt: a) In St. Petoi*sburg auf der W erft von Krey ton & Co.: „Sehed", (Schwan) „Pelikan", „Pawlin" (Pfau) und „Fasan**; b) auf der Admiralitäts- Werft in Ishora „Albatrofs". Bestimmungen für Aufnahme von Zöglingen in das Marine-Kadetten-Korps. Nichtoffizieller Teil Zur Biographie des Admirals G. I. Newelski. Neueste und zukünf- tige Verbesserungen der Schnelldampfer. Portschritte der Marine- ArtiUerie in den Jahren 1898—99.

Jahrbuch des Deutschen Flotten-Vereins. 19(X). Herausgegeben vom Sekretariat des Deutschen Flotten-Vereins. Mit zahlreichen Ab-

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UmaobM in der MOitirLtttontiir.

bildungen. Tubellen und Raiten. 706 S. BerliD. E. S. Mittler & Sohn Preis p:ehd. 4 Mk.

r»er <i»'U(srlu' F'lottfn-Verein tritt mit einer neuen \\M'r»ffentlichung vor das deutsche Publikum, die das weiteste Interesse beanspruchen darf. Dieses „Jahrbuch" ist ein treflliches Hand- und Nachschla^ebuch, das nicht etwa nur dem SeeofOzier etc.. sondern jedermann er- schöpfende Auskunft Über alle auf die Kriegs- und Handelsmarine be- züglichen Fragen giebt, denn sein Inhalt ist ein unendlich reicher. Bs behandelt folgende Abschnitte: Kalender mit Hochwasserzeiten für Cuxhaven und Kurrektionstubelle für die anderen Häfen der Nordsee. Münz-, Mafs- und Gewichistabelle. Deutscher Flotten- Verein. Die deutschen Finanzen. L>er Aufsonhandel der Nationen. Stand der Kriepsflotfen der Seemächto am 1. Oktober 1899. Die Marine- budircts aller- Staaten. l>i«' Kin LTstlotten der Welt (namentliche .Auf- führung sämtlicher KrieL^ssrhitlr aller Staaten mit Abmessung. .Armie- rung u. s. w.) l)ii' Laufliahncn in der Kaiserlichen Marine mit Ein- tritt.sbedingungon, Avancementsverhältnissen, Gehältern und Löhnung ffir alle Personen des Soldatenstandes und slmOiche Beamten, sowie Pensionstabelle. Die Laufbahnen in der Handelsmarine. Ver- schiedene, den Weltverkehr betreffende Karten. Die Handelsflotten der Welt. Die Rhedereien Deutschlands. Die deutschen Werften, Hellinge und Docks. Die Fischerflotten der Welt Skizzen der neueren Kriegsschiffe aller Nationen. Sachregister. Sind die Finanzen des Reiches derart, dafs die Schaffung der Flotte möglich, so legen die Tabellen über den Handel, die interessanten Gegenüberstellungen aller Flotten etc. Beweis dafür ab. wie nötig eine grofse Flutte lur l)eutschland ist. Die HiMnisse des Prinzen Heinrich von Preufsen und des Fürsten zu Wied. Präsident des 1 »eutschen Flotten-Vereins, zieren das Werk. L>ie kummenden Jalngäiige sollen noch erweitert werden. Da» „Jahrbuch des Deutschen Flotten Vereins'* ist nach Form, Aus- stattung und Preis dazu angethan, weiteste Verbreitung in allen Schichten des deutschen Volkes zu finden.

IV. Veneiehnis der zir Bespreehmg eiag^angeHen Bieher.

(l)i<' "Inf,-' rif,'. It .i-Ucr iTf.ihren einH n«*iipr«chung M6h Marsf^ub« ihi'-r n. .li-utuflg und de^ \< r fii(rlr;ir«>n I; ium'>>^ Ciii« V tt r |> f I i c h t u n |f . jm\>-!i t>ingfhf^nif> Much /.u lii'S)ircciien. (jheniimmt di» LpiluiiR li'T „.Fahrbiichftr" nicht, doch Wfrden »Ii« Tii>-1 ^ünltliche^ IJöchor nebst Angabi* def> Proiit«« »otMrn iii»«nr mitg*t«Ut wurdn hinr torniHrkl. Kine HQrkHendung \on BCichom flädvt nioltt statt.)

1. Kriegsgesehiehtliehe Beispiele des Festungslcrieges aus dem deutseh-lYnnzösisheem Kriege von 1S70/71. Von Frobenius, Oberst- leutnant a. 1 >. Zweites Hel'i. 1. i'inschliefsiing ir'ernierung) 3. Metz. Mit einem Plan und 5 Skizzen in Steindruck. Berlin 1099. E.S.Mittler k Sohn. Preis .3.50 Mk.. geb. 4.75 Mk.

2. Wehrkraft und Jugenderziehung. Zeitgemälse Betrachtung auf Orund seines beim Deutschen Kongreb zu Königsberg am 25. Juni 1899 gehaltenen Vortrags von Dr. Herrmann Lorens. Leipzig lt(99. R. VoigUänders VerUg. Preis 1 &Ik,

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ühmÜm k niiHM» Tiittorrtur

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t. BeglenoitB to kaimilieh«rMiMhen Amte« Heft l-^Ö. Be- arbeitet von Küster, Hauptmann. Leipzig 1899. Zuclcscbwerdt

& Co. 1. Heft: Vorschrift für Ausbildung und Verwendung der In- fanterie im Gefocht. Preis 1 M. 2. Hoft: Replementarisciu' Bestini- iTiiingen für dio Ausbildung dos Tnfantoristen. Prols 1.30 M. '^. Heft: Exerzier-Regloment für die lntanu>rie. Preis 1.80 M. 4. Heft: Kegle- ment über den Dienst in Lagern und auf Märschen zur Priedenszoit. Preis 1.80 Mk. 5. Heft: Anleitung für den Felddienst. Teil!: Truppen- dienst. IVois 2.50 \fk. Mit Zeichnungen.

4. Ahoil Deutsche Meereslyrik. Füi- alle Freunde deutscher See- fahrt und der deutschen Flotte, ausgewählt von Maximilian Born. niuBtrlert von C. Schön. Berlin. Kail Siegismund. Preis 4 Mlc.

& Speiial-TAneiehnis tob geeignetem Bflehern für MUltii^ ttiiwirter imd Beamte, welche sich in den verschiedenen Laufbahnen über Anstellung, Prüfung und Versorgung orientieren wollen. Heraus- gegeben von der Rodaktion der Zeitschrift „Der Militäranwärter". Die in diesem Verzeichnis aufgeführttm Bücher sind vorrätig und su be- ziehen durch Gerstmanns Verlag. Berlin W.

6. Probiermafsstab mit sich berührender .Meter- und Schriftskaia zum direkten Messen gerader und krummer ahgesch l itlener Strecken ohne Zirkel. D. R. G. M. .\d. Haenselin. Berlin 54. (Ökala 20 cm lang, auf Kartonpapier gedruckt. Stück 15 Pf.)

7. Die Httuitlicheu Frei- und (jiewehriibungen. In Gruppen und Zettel stufenweise zusammengestellt von Salm Oberstletttnani Id. Auf- lage. BerUn 1899. B. 8. Mitüer & Sohn. Preis 15 Pf.

8. MerktalMii für das Ctasehiti-BxenlereE der FeldartUlerie nach dem Exerzier-Reglement für die Feldartillerie vom 10. August 1899. Material C. 96 und 98. Metz. 1900. Deutsche Buchhandlung. Preis 15 Pf.

9. Anleitung zur Ausführung von Geländeaufnahmen in un- übersichtlichem Terrain mittelst Bandzuges in Verbindung mit QefäU- messungen. Berlin 1899. R. S. Mittler & Sohn. Preis 50 Pf.

10. Anleitung zur Herstellung von Unterbau für Vollbahnen durch Eiseiibahntruppen. (A. U.) Berlin 1899. £. S. Mittler & Sohn. Preis 75 Pf.

11. Forschungen und Urltunden zur Geschichte der Uni- formierung der PreuCsischen Armee. 1718^1807. Von 6. Lehmann» WIrU. Geh. Kjriegsrat Erster T^U. BerUnl900. E. S. Mitüer & Sohn. Preis 4 Mk.

12. Gesehiehte des KSniglieh-SSehsiMheoL Karablaier^BegimeCts vormaligeB Beitei^Begimemts* Auf Befehl des Königl. Karabinier- Begiments zusammengestellt von Jahn, Oberleutnant. Mit zwei Bild, nissen und fünf Karten in Steindruck. Berlin 1899. E. S. Mittler k Sohn. Preis 5 M.

13. 1899/1900. Dienstalters-Liste der Ofiiziere der Könii^l. Preufs- Armee und des XIII. (Königl. Württembergischen) Ai*meekorpi>. Ab-

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UnieliM Ii dar lOlttip-Llttmtar.

goBchlofiB«]! am 20. November 1899. Berlin 1899. B. S,lfittler&8ohii.

Preis geh. 5 Mk., geb. 6 ^^k.

14. König Friedrich der Grofse von Rein hold Koser. Zweiter Band, erste Hälfte: Friedrich der Grofso im sieb onj ährigen Kriege. Stuttgart 1900. T. G. Cottasche Buchhandlung. Preis 4 Mk.

15. Jahrbuch des Deutschen Flotten-Vereins. 1900. Eigentum des Deutschen Flotten-Vereins. Herausgogoben vom Sekretariat des Deutschen Flotten-Vereins. Berlin 1900. £. S. Mittier & Sohn. Preis geb. 4 Mk.

16. Eine applikatorische Übung im Freien für Militärärzte und Sanitffsofflziere von Ghietav Wolff, K. u. K. Oberientiuuii Mit 1 Ordre de bataOIe und 4 Skissea. .Wien und Leipzig. W. Brau- mHUer.

Z>niok von A. W. H»yna Erbeu, B«rUa uad Potsdam.

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XIX.

Die 3. Kavallerie-Division im Kriege 1870—71.

Von

Juak, liittmeister a. D.

(FortsetzuDif.) U.

Bei Metz.

Auch die 3. Kavallerie^DiTision sollte den Ueeresteilen angehören, welchen nach den blutigen, aber ruhmreichen Schlachten nro Äletz zunächst die Elnschlielsung des Platzes und der dorthin /urUck- gesehlagenen Bazaine'schen Armee obla^. Nach dem Einschliefsungs- befehi vom 20. August hatte in der \ orpostenlinie snf dem rechten Moselufer die Kavallerie ganz besonders Verwendung- zu finden, denn der Schwerpunkt der Einschlielsang lag snrdrderst auf dem linken Moselufer. Auf dem rechten kam es somit, schon im Hinblick anf die hier befindliche gmnge Truppenmacht, mehr auf eine Absperrung sämtlicher Verbindungen, als auf eine fortlaufende starke Verteidi- g:nngslinie an. Nichtsdestoweniger war aber der Oberbefehlshaber des £inschliefsungsheeres, Seine Königliche Hoheit der General der Kayallerie Prinz Friedrich Karl entschlossen, aach Durchbraohsyer» Sachen anf dem rechten Ufer gegebenenfalls energisch entgegenzu- treten und so auch hier den Gegner an Metz zu fesseln. An das rechte Moselufer angelehnt stand nördlich von Metz die 8. Reserve- DiFision (Kammer) in vorderster Linie von Malroy bis Charly. Es folgten die vordere Linie der 1. Division des I. Armeekorps westlich von Failly und Ser>'igny, daran anschliefsend die Vorposten der 2. Division in Linie Schlols Aubigny, La Grange aux Bois, Mercy le Haut bis an die Strafsburger Chaussee und diejenigen der 8. Kavallerie- Division bis Schlofs Frescaty. Das Gelände von da einscbliefslioh bis an die Mosel gehörte noch zum Bereiche des Vll. Armeekorps. Sämtliche Truppen des rechten Ufers mit Ansnahme der dort befind- lichen des VII. Armeekorps waren dem Befehl des Generals der Kavallerie Freiherm v. Manteuffel anterstellt, dessen Hanptqaartier

JaMftohar Ar di* dantMht AimM ud Xaifm. Bd. III. S. 17

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Di« 8. KAvalieiie-Dinnon im Knegß 1870-71.

pich in St liarlx- befand. Der 3. Kavallerie-Division lap: also, wie in den 'J ;i;:« n vorher >ehün, vor/ogsweise die Beobachtung des süd- lichen Vorlandes von Metz ob von der Strafsborger btralse bis über dif an der Scille entlang nach Pont ä Mousson führende noch binUb^T. Teile den 14. 1'lanen-Rr pments standen in der Linie Chesny PouilJy. des 5. in der Gegend von Aogny, das Gros der Di\ision weiter znrllck bei Coin sur Seille. Es waren also somit die Vorposten von einer einzi'j-fn Brigade gestellt ond diese damit dann aber aofcrelöst. Das flilrf'te auf Zwerkmälsigkeit wohl keinen Ansprach hai)en. Als daher arn Ii. AuLrti^t fli»- 7. Ulanen die 5. abhusten, trat der vom Oberbefeh!-b aller der i. Armee dahin verfllgte Wechsel ein, dafs an Stelle der tretfenweisen die flti^'elweise Aufstellung der Division zu treten habe Der 7. Kavalleriebri{.';i<le fiel der Abschnitt östlich der Btrafse von Metz nach Nomeny zu, der G. aber das Gelände westlich dieser Stralse. Das Gros der ersteren. bei dem sich die Batterie und der Divisionsstab nunmehr befanden, hatte ein Ortsbiwak bei Pontoy, da*» der letzteren bei Coin les Cuvry. Innerhalb der Bri- gaden wechselten die Regimenter sich regelmäfsig auf \'or|)Osten ab. Von dem Regiment, welches in dem betreflFenden Abschnitt auf Vor- posten war, befanden sich 2 Eskadrons mit ihren Feldwachen ond \'e- detten in vorderer Linie, die beiden anderen mit dem Stabe geschlossen dahinter, so auf dem rechten Flügel später in M^cleuves, auf dem linken von Anfang an in Prayelle Ferme. Hier standen die Vor- posten-Eskadrons bei Haate Rive und Aagny, die vorderste Posten- linie erstreckte sich von der Seille bis Orly Ferme. Nach links hin war Anschlufs an das Vll. Armeekorps, dessen 27. Infanterie-Brigade sich mit 3 Batterien und dem Uosaren-Regiment No. 15 bei Jony anx Arches. mit Vortruppen in Linie Orly Fenne und PoÜLa Fenne befand. Die Vorposten der 7. Kavallerie-Brigade hatten rechts An- lehnung an die der 2. Infanterie-Division, deren Gros bei Comcelles sor Nied stand. Die Vorposten-Eskadrons waren bei Cbesny ond Pooilly stationiert, die vorderste Postenlinie lief von Peltre bis zur Ferme St. Thiebault östlich Marly. Die Übersichtlichkeit des rechten Abschnitts wurde durch das Bois de l'Höpital erschwert. Die Ver- bindung zwischen den beiden Abschnitten der l^. Kavallerie-Division über die Seille vermittelten von Marly bis Sillegny 5 Brücken. In Goin sur Seille befand sich eine Station des Telegrapbemietzes, welches der Übermittelung von Befehlen und Meldungen innerhalb der Einschliefeungslinie diente. Eine weite Aussicht in dem Abaehnitt der 8. Kavallerie-Division gewährte das Schlols St Blaise, woeelbsfc sieh zur Zeit ein Landwebr-BatalUon beCand.

In der Frtthe des 25. Aognst batte die 1. Eskadron der 7. Ulanen

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IMe 8. Kavallerie-Division im Kriege 1870—71.

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die 3. auf VorpoBten bei Angny abgelOai Leutnant y. Haeseler war darnaeh ani Feldwaebe am Ftok von Angnj. Kordösilich vom Orte, vorwärts der Weggabel westlich der Papeterie befand sich die zelt- webe von den Franzosen besetzte, aber nicht vollends aasgebaate Schanze St. Privat Der Ulanen-Feldwache waren wegen dieser Nachbarschaft 1 Unteroffizier and 10 Mann vom 74. Kegiment bei- gegeben worden. An diesem Tage wurde besonders viel aus der Schanze und dem derselben zunächst gelegenen Gelände geschossen. Gegen 4 Uhr nachmittags erschien Oberstleutnant v. l*estel mit seinem Adjutanten, Leutnant v. Engelbrecht, bei der Feldwache und gab dem Feldwachhabenden kund, dafs er die Schanze zu nehmen beab- sichtige. Die Infanterie solle zu (lit'<( m Zwecke gedeckt im Chaiissee- grahen vorgehen, der Ulanenzuj; uuf der Stralse folgen und eine rechte Seitenpatrouillc sich gegen die raj)iermUhle wenden. Leutnant V. ilaeselcr bestimmte seine nächste Vedette zur Spitze und ritt mit ihr gegen die Schanze vor. Diese war unbesetzt. In dem Streben, den jenseits gelegeneu Eiii^rani: zu j^a'wiuju'ii. t-rhielt man aus einem weiter rückwärts angelegten Schützengraben Feuer. Trotzdem gelang es den kühnen Reitern, unter denen sich Oberstleutuant v. Pestel selbst befand, in die Sehanze und innerhalb derselben auf die Brust- wehr zu kommen. Ein Teil der Infanteristen war mittlerwi ilc auch herangekommen, während der andere sieh mit den i)ei der Papeterie und in dem nahe gelegenen Wäldchen befindlichen Franzosen herum- schols. Die in der Schanze befindlichen Hlockhäuser und Bretter- buden wurden angezündet. Auch die weiter rückwärts gelegenen Gebäutle, insbesondere die zum Magazin eingerichtete und mit frischem Getreide gefüllte Ferme St. Ladre, wurden den Flammen übergeben. Die Ulanen gingen in ihre Vorpostenstellung zurück, nachdem sie also ihre Geschichte um ein fürwahr braves Keiter- btUckchen vermehrt hatten.

Die Bewegungen der l{hein-Armee am 26. August behufs deren Versammlung in Unie Schlol's Grimont-Bellecroix und die zur Deckung dieses Aufmarsches schon seit dem frühen Morgen entwickelte Thätigkeit der Vortruppen, so auch gegen die der 2. lnfant( ric- Division bei La Grange aux Bois und Aubigny Chateau hatten etwa 8 Uhr morgens auch zur Alarmierung der nunmehr dem 1. Armee- korps unterstellten 3. Kavallerie-Division geführt. Dieselbe war bis Inry vorgerückt, woselbst sie bis {] Uhr nachmittags verblieb, um dann wieder in ihre bisht ri^n« Stellung zurückzukehren. Am folgen- den Tage schon wurde aber die 28. Infanterie-Brigade des VII. Armee- korps nebst 2 Batleriin (2. 1. u. '1. schw./VJL) und 1 Eskadron U. Uns. 8) auf das rechte Ufer der Seille gezogen. Die von ihr

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Die 8. KavaUene-DiviMon im Kriege 187a -71.

demnächst eingenommene Stellung, die übrigens befestigt wurde, war folgende: 3 Bataillone, die Eskadron und die Batterien in und bei Pouilly, je 1 Bataillon in Magny und in Mariy, zwischen beiden Orten ein Halbbataillon, das andere in Ferrae St. Thiebault. Die Stellung der durch Artillerie und Kavallerie verstärkten 28. Infanterie- Brigade war somit wie ein Keil in diejenige der 3. Kavallerie- Division eingeschoben und trug wesentlich zur Verdichtung derselben bei, gab ihr vor allen Dingen mehr Halt. Wenn nun wenigstens Teile der Kavallerie-Division sich unter Dach und Fach befanden, so hatte doch auch sie unter der Ungunst der sanitären ^'erhältnisse um Metz zu leiden. Das schon begonnene Regenwetter hatte den Erd- boden derart erweicht, dals das Land stellenweise Sumpftiächen glich. Die bei dem kühlen Wetter im Freien lagernden Truppen waren daher Erkältungen doppelt ausgesetzt. Der Genuls unreifen Obstes in \ erbindung mit demjenigen nicht gesunden Wassers erzeugten Ruhr und die noch zukommenden Miasmen der blutgetränkten Leichen- geiilde auch typhöse Krankheiten. Der Abgang an Kranken war denn insbesondere bei der 3. Kavallerie-Division bisher gii^Iser gewesen als an Gefechtsverlusten. Die Krankenzahl stieg nach Blume bis aof 15 "/j. Die V erpflegung der 3. Kavallerie-Division war bisher zumeist noch auf dem Wege der Uequisition beschafft worden. Das änderte sich jetzt aber. Wie der Hafer, so wurde auch die Mund Verpflegung bei der Division in Pontoy empfangen. Prefsbeu und eine entsprechende Erhöhung der Haferrationen ersetzten den nicht seltenen Ausfall Ton gntem Ben und Stroh.

Am 31. August erfolgte nun der schon am 26. erwartete Ausfall und zwar gegen die Stellung Failly-Servigny-Noisseville-Montoy. Der Aufmarsch der Kbein-Armee zwischen Schleis Grimont und Bellecroix verzögerte sich aber derart, dafs man Gegenmafsregeln treÜ'en konnte. Die 3. Kavallerie-DiFision hatte auf Befehl des Generals v. Steinmetz unter Zorttcklassung je einer Eskadron in jedem ihrer Brigade-Abschnitte znr Unterstützung des I. Armeekorps auszurücken. Die gegen 11 Uhr alarmierten Brigaden vereinigten dch um "/,2 Uhr mittags bei Puche. Daselbst war von Courcelle^ kurz vorher die 3. Infanterie-Brigade mit 5 Bataillonen (ohne F/4j und den beiden schweren Batterien bereits eingetrotfen. Sie wurde demnächst mit 3 Eskadrons des I. Dragoner-Regiments in die Gegend westlich Ketonfay an die Stral'se Metz Saailouis herangezogen, wo- selbst sie sich hinter dem linken Flügel der Torderen Schlachtstellnng befand. Als General t. Memerty aber um */,6 Uhr die Umfassungs- versuche der Franzosen nach dieser Seite hin bemerkte, entwickelte er die Brigade auf den Höhen zvrisehen der Cbanssee und dem süd-

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Die 8. Kavallerie-Division im Kriege 1870—71.

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Ueh derselben nach Montoy hinziehenden Grande. Seine beiden Batterien fuhren unter Bedeckung vom I./4. nordöstlich Montoy auf, {jegen welches Dorf sich (i Kompagnien der 44er wandten, wahrciul IL/4, zur Unterstützung der dortigen Rrsat/un-r nach Noisseville dirigiert wurde. In der Gegend nordristlich von Flauville, welches Dorf Ton der 10. und später auch noch der 4. Kompagni«' 44. Kogi- ments besetzt worden war, befand sich um diese Zeit die 3. Kavallerie- Division, also hinter dem linken FlUgel der Brigade Menicrty. Die 6. Kavallerie-Brigade blieb daselbst halten, während die reitende Batterie unter Bedeckung der 3 zur Stelle helindiichen Ztlge der 4. Eskadron der 14. Ulanen im \ erein mit den bereits genannten Batterien aber sUdlich des Thalgrundes von Montoy mit gutem Erfolge die mehr und mehr anwachsenden französischen Truppenmassen bei Montoy beschofs. Die 7. Kavallerie-Brigade nahm zur Aufnahme der Verbindung mit dem Gros der rechts der Brigade Memerty kämpfenden

I. Division eine Aufstellung jenseits der Chanssee nach Saarlonis. Sie geriet dort in das feindliche Infanteriefeuer ans der Gegend von Noisseville her. Die Brigade ging daher etwa lUH) Schritt weiter rückwärts in eine gedeckte Stellung. In kühnem Anlauf war es den 44eni gtluiigen, in Montoy einzudringen, doch mufsten sie der erdrückenden feindlichen Übermacht bald weichen. Beim Zurück- gehen wurden sie durch die zweite Komgaguie des noch in Reserve befindlichen Halbbataillons Ziegler, sowie die beiden in Klanville be- tindliehen Kompagnien degagiert. Während des Sammelns war von

II. /44. Retonfay besetzt worden. Näher an diesem Ort wurden auch die Batterien, zu denen mittlerweile die der 3. Kavallerie-Division gestolsen war, zunächst zurückgenommen. Weitere Fortschritte wagte der Feind aber nicht zu machen, auch von Noi.sseville her nicht, welches ebenfalls in seine Hand geraten war. Gegen 8 Uhr abends sammelte sieh der grölsere Teil der 3. Infanterie-Brigade nordwestlieh von Retonfav an der Chaussee. Die reitende Batterie der Kavallerie- Division trat zu dieser Zeit in den \ frliand ihrer Division zurück, welche links neben der dann hei Tetit Marais lagernden Brigade -Memertv zwischen ket<uifav und Glattigny, östlich der Stralse St. Barbe-Pansre abg'esessen stand. Man befand sich hier nur etwa ^4 ^If'ilc von dem franziisischerseits besetzten Dorfe Flan- ville entfernt. Dasselbe war zwischen 7 und Va^ Uhr geräumt werden, ohne dafs man an mafsgebender Stelle zunächst Kenntnis davon hatte. Sobald solche aber vorlag, wurden die (5. und 7. Kom- pagnie unter Hauptmaim May in eine Stellung östlich Flanville ent- sandt, in welche sie um 1 Uhr nachts einrückten. Bereits früh '/a4 Uhr erging fUr die 3. Kavallerie- Division indes der Befehl,

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Die 8. KavaUerie-Divisioii im Kriege 1810—71.

wieder an die Seille abzurücken. An ihre Stelle traten demnächst die mittlerweile bei St. Harbe Tereinig:t*>n 7 Eskadrons des G. Dra- jroner- und des 1. Reserve- Dragoner-Kegiments. Als die auf Vor- posten gewesene 1. Eskadron der 7. Ulanen beim Abmarsch der Division herangezogen wurde, erhielt sie Artilleriefeuer. Die Division traf om 11 Uhr wieder in ihren früheren Stellungen ein. Ihre Ver- luste in der Schlacht bei Noisseville am :)1. August hatten I Offizier, 1:J Mann und 14 Pferde betragen. Davon entfallen auf die i3. Ulanen Major Poten und 2 Mann tödlich verwundet, 3 Mann verwundf t und 1 Mann vermifst, aüfserdem tot, verwundet und vermifst 8 Pferde, auf die 14. Ulanen 1 Mann tot, 4 Mann verwundet, 6 Pferde tot nnd verwundet und auf die Batterie zwei Mann verwundet. Da nan aber das weitere Vorgehen des am 27. August nachmittags auf Briej in Marsch gesetzten II. Armeekoq)s, wie auch dos lU. auf Etain mittlenveUe sistiort, somit auf eine Bereitstellung dieser Korps bei Damvillers verzichtet worden war, kounte den Vorgängen auf dem rechten Moselufer eine um so gröfserc Beaebtung gesobenkt werden. Um hier allen Eventualitäten zu begegnen, war am 1, September das VII. Armeekorps auf Mercy le Haut in Marsch gesetzt, aber an der Seille bei Poumoy la Chetive sebon angehalten worden. Bei Pouilly hatte es die 28. Infanterie-Brigade gegen Mets vor sich. An die Stelle der 2. Infanterie-Division, die an ihr Korps nach Retonfay demnächst herangezogen wurde, trat zur Deckung des Bahnhofes Courcelles, sowie der Stralsburgerstrafse das damals aus der 17. Infanterie- Division und der 2. Landwehr-Division unter dem Befehl Seiner Königlichen Hoheit dem Grofeher/og von Mecklenburg-Schwerin neu- gebildete XIIL Armeekorps. Au dieses schlols sich bis Marly hin das Vn., an dessen Stelle am ö. September zu beiden Seiten der Mosel das Vlli. trat. Zur selben Zeit siedelte die 3. Kavallerie- Division von Pontoy nach Coin les Cuviy ttber. Das Gros der 1, Kavallerie-Division war bereits am 2. vom linken Moselufer nach Fey verlegt worden. Beide Kavallerie-Divisionen worden dem MI. Armeekorps zugeteilt. Man erwartete nämlich von Montigny her einen Durchbrueh der um Metz eingeschlossenen feindlichen Kavallerie, der erforderlichenfalls General v. Hartmann, der Komman- deur der 1. Kavallerie-Division, mit beiden Kavallerie-Divisionen entgegentreten sollte. Der 3. Kavallerie-Division fiel im übrigen der Öicherungs-Absehnitt Marly Augny zu. sie verband also die Vorposten des VII. und VIII. Korps. Von diesem befand sich das 9. Husaren-K egiment der 16. Division versammelt in und bei Gros VeuXt woselbst es ebenfalls zn dem erwarteten Ka\ alleriekampfe sich bereit hielt Der Gedanke an ein derartiges KavalleriedneU war ja sehr

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Die d. Kavallerie-Division im Kriege 1870—71.

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ritterlieh, dwom aber noeh lange nieht taktisch richtig. Id taktischen Dingen mnb die Ritterlichkeit yor der Zweekmälfiigkeit völlig zorttek' treten, wenn man nicht die schlimmsten Erfahrungen machen wUL Unseres Erachtens wäre es taktisch das einzig Richtige gewesen^ die etwa ans Metz benrorbrechende Kavallerie vor die Flintenläafe und Kanonenrohre der vordersten Verteidigongslinie zn nehmen, was dorch diese hindnrchkam vor die nächste n. s. w. Das allein hätte die Gewähr gegeben, nur Trümmer entkommen zu sehen. Nicht so wäre das beim Entgegentreten mit Kavallerie gekommen. Durch diese wäre das Feuer der anderen Waffen maskiert worden, ganz abge- sehen von den Verlusten, die notwendigerweise auch unsere Kavallerie bei einem Kavalleriekampfe hätte erleiden müssen.

Der Vorpostendienst wurde in dieser Zeit derart gehandhabt, dafs eine Eskadron die Sieherun«; in vorderster Linie bei Au^y versah und eiiif andere bei Haute Rive, die frleichzeitig die Ver- bindiinir mit Mariy hielt, während 2 Eskadrons als das Gros nach wie vor l)ei hezw. in Prayelie sich betaiuleu. Als ain 8. September Leutnant v. Pfannenberg von den auf \ Orposten befindlichen 7. Ulanen mit einer Patrouille gv^en die Papeterie vorritt, t rhielt er auf iiürliste Entfernung von dort Feuer. Der Offizier wurde durch einen Schufs am Fufsg-elenk schwer verwundet. Die Franzosen waren jetzt leider, zu unserem Nachteil, von ihrer Manier des Schiefsens selbst auf einzelne Reiter aul weite Entfernung' ahgekonmien. Dazu wurde durch anhaltendes Re^renwetter der Vorpostendienst aufserordentlich erschwert. Als dann aber am 10. September das XIII. Armeekorps zur Sicherung des Landstriches westlieh der Mosel aus der Ein- schliefsungsarmee wieder ausschied, das durch 3 Landwehrbataillone verstärkte I. Armeekorps sieh bis an die Strafse von Ars-Laquenexy nach Metz ausdehnte, das \ II. ihm links unmittelbar angeschlossen und das ganz in den Raum zwischen Mosel und Scille gezogen

wurde, hörten vom 12. ab bei so verdichteter Linie die selbständigen Vorposten der Kavallerie-Division auf. Teile derselben wurden indes seitens des VIII. Armeekorps, dem die Division nunmehr unterstellt war, regelmafsi;r zum Vorpostendienst der Divisionskavallerie mit herangezogen. Die 8. Kürassiere, die davon befreit werden mnfsten, l>ezogen dauerndQuartiere in Rouxi^res-sous-Froidmout, sowie Longeville les Cheminot, vom 12. Oktober ab in Luppy. Die 9. Husaren mar- schierten mit 3 Eskadrons am 11. mit der Brigade Rex (32.1 nach Coin les Cuvrv. die vierte mit der Vorpo.sten-Brigade Gneisenau (31.) nach Haute Rive, wosen)st auch eine Ulanen-Eskadron demnächst sich befand. Der Voqmstenabschnitt der 16. Division er.streckte sieb bis Aogny, dort schlois der der 15. sich bis zur Mosel an. Der Stab

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266 ^ Kftvalleile-Diviflioii im Krieg« t870— 71.

der ersteren lag iu Cn?iy, der der letzteren in Gros Yeuz, das Generalkommaiido in Jony ans Arches. Bei der 15. DiTision war die VoipostenauÜBtellaDg eine fittgelweise. Die Brigade Strabberg (80.) gab Ton Jony ao8 die Voiposten von der Mosel Uber Polka Ferme bis (My Fenne nnd Frescaty; die Brigade Bock (29.), bei der sich die 2. leichte und 2. schwere Batterie sowie 2 Eskadrons K0Dig8*Hiisaien (7.) mit dem Stabe und eine Sappenrkompagnie be- fanden, hatte ihre Stellung Torwttrts Aogny an die der 30. Brigade links, nnd die der 31. rechts ansehliebend. Die ObersichtUchkeit des Vorterrains zwischen dem OebSlx Ton iTrescaty ond der Papeterie gestattete es, dals hier der Vorpostendienst am Tage von einer elndgen Karallerie-Feldwaohe yersehen werden konnte, die ihfcrseits nur 2 Vedetten anstellte. Die Brigaden der 16. Diyision nnd die Begimenter der KaTallerie-DiTision lOsten in regehnftCngem Tnmns in der Gestellfing der Vorposten einander ab. Es sei Übrigens bemerkt, dab sn jener Zeit die InfiBaiterie-DiTisionen, wenigstens des VIIL Korps, 75 Gbassepotgewehre ihrer grOfseren Tragweite halber snr Verwendung im Vorpostendienst eingehilndigt erhielten. Das die Vorposten stellende Regiment der 8. KaTallerie - Division quartierte nach CnTiy nnd hatte, wie wir bereits gesehen haben, eine Eskadron In Hante Rtre und aofterdem je eine ftr die 15. Division in Tnillerie nnd Sombzy. Im ttbrigen waren abwechselnd von ihr belegt Ponmoy la ChetiTe, Coin-snr^ilie, LolylUe, Siliegny, Lony, Mardigny und Marieolies, woselbst sich seit Mitte des Monats das DiviBtonsstabs- qnartier befand. Die 1. Kavallerie-Division war nm dieselbe Zeit nach Pontoy verlegt worden nnd unterstand dort dem VIL Korps. Anch das Franktireortum machte sich im Rücken des Einschliebnngs- heeres hier und da geltend. So wurde am 80. September im Walde von Lony auf den Oberstleutnant von Pestel nnd seinen Acyntanten geschossen, wofür den umliegenden Orten eine Geldstrafe anferiegt wnrde. Laut Allerhöchster Kabinetsoidre vom 12. September d. d. Belms war der Oberbefehlshaber der L Armee, General v. SteinmelB, unter Ernennung zum Generalgouvemenr von Posen, Beieich des V. und VL Armeekorps, seines Kommandos enthoben worden. Die Truppen der L Armee traten zunächst unmittelbar nnter die Befehle des Oberkommandos des EinscblielsungsheeieB.

Am 1. Oktober hatten das L, VII. nnd VUL Armeekorps zur Verstärkung der nördlichen Einschlielisnngsiront sich derart nach rechts zusammenzuziehen, dafo letzteres den Abschnitt von Poui% bis Meroy le Haut einnahm. Das IL Armeekorps besetzte dahhoigegen den Raum zwischen Seille und MoseL Die 8. Kavallerie - Division siedelte zwar mit in den neuen Bezirk des VIIL Armeekorps ttber,

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Die 3. Kavallerie- Di visiua iiu Kriege 1870 71.

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beendete aber ihie kriegezlaehe Tbätigkeit tot Mets, dieselbe etstreokte gieb nnnmebr auf die aiusoblielslicbe Pflege des stark mitgenommeDeii Materials in ganz smitokgezogeuen nnd weitUlofigen Kantonnements. Der Stab der a KaTallerie-Diilson wnide b Basse-Beoz nntergebraefat, sOdOstUcb davon lag«in znnttebst im allgemeinen die Kantonnements der 6., wesffieb die der 7. Brigade. Der Sitz des Generalkommandos befand sieh in Cb6risey. Anf dem reehten Flttgel des Abschnittes stand mit einer Brigade in d^ vorderen Linie und zwar von Merey le Haot bis Frontigny, mit der andern geschlossen bei Courcelles die 15. DiTision, auf dem linken mit den Brigaden nebeneinander ▼on Gfaesny bis vorwärts Ponilly die 16. Division.

Es mag hier eine Stelle aas der Schrift ,,Kofs und Reiter'* eines Angehörigen der 3. Kavallerie-Division, nämlich des damaligen Bittmeisters v. Kaisenberg der 14. Ulanen wörtlich Platz finden, die recht treffend wiedersieht, wie man die so weni^ zweckentsprechende Verwendung der :i. Kavallerie-Division schon damals empfand. „Die Katastrophe bei Metz nahte heran leider aher mulste unsere Kavallerie - Division, obgleich sie dort laugst ganz ülH'rflUssig war, noch immer in ihrem Kantonnement hinter der Iiiluiiterie liegen, bleiheu. Das war eine Zeit, wo unser Troupierversiand einmal wieder nicht ausreichtt? und man sich die Intelligenz eines General- stäblers gewünscht hätte, um sieh die Frage zu beaiitwurten: ,, Wes- halb bleiben wir hier, sind wir nicht jetzt au anderer Stelle vielleicht nötiger und konnten dort den eigeullielieu Zweck der Kavallerie besser erfüllen?*' Wir wufsten alle, dnls l)e- reits, seit Mitte des Mouats, da oben im Norden bei ( aiubrai herum, eine neue Armee, die französische Nord- Armee, in der Organi- sation begriffen sei, die Paris entsetzen sollte. Wäre es nicht eine ideale Aufgabe für die Kavallerie-Division gewesen, dahin zu gehen, um diese Organisation zu erschweren? Hätten wir die, auf Gambetta s Ruf zu den Waffen eilenden Mannschaften nicht hindern kijunen. ihre Cadres zu erreichen? Wenn wir die Formation aber vielleicht auch nicht ganz unterdrücken konnten, da die kleineren Festungen in der Gegend dort immerhin einen Stützpunkt tür die französische Armee boten, so hätten wir jedenfalls unter geschickter Leitung die Entwickelung verzögern, Verwirrung, Unruhe und Einschüchterung in der Bevölkerung hervorrufen können. Diese Aufgabe wäre uns noch dadurch erleichtert worden, dals Faidlierbe imr eine ganz ge- ringe, durchaus minderwertige Kavallerie besafs, die wir später nur bisweilen am fernen Horizont erblickten. Welche Aufgabe wäre das für einen genialen lieiterfUhrer gewesen I Das war einmal eine Greiegenheit für das Genie, aber leider war kein solches vorhanden^

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Die 8. KaTallorie-Divlaloii im Kriege 1870—71.

obgleich die Beispiele in der Eriegsgeschielite dasa nicht fehlten. Man denke nor an den General Sherman oder Staart, der Verf., in dem nordamerikanischen Kriege, der doreh weite Umgehang des Feindes in dem Rücken der feindliehen Armee Unmhe and Schrecken Terbreitete*^ ,,Wir da oben im Norden besafsen nicht solchen, nämlich emen genialen, der Verf., Ftthrer, die unseren hatten sich leider das Wort: „Erst wägen, dann wagen", an sehr zam Prinzip gemacht uid da wogen sie denn so lange, bis der Moment zum Wagen längst vorttber war. Unsere Division wurde endlich nach dem Falle der pacelle Mets frei, wir marschierten weiter. Aber bei Leibe nicht etwa nach Amiens, nein, whr trieben «rst no<^ 14 Tage lang Franktireorbaoden in den Argonnen uid, nachdem wir von denen einige hundert „Dn mm e" gelingen, kamen wir im November anf unserem nördlichen Kriegsschanplatm an. General Faidherbe war inzwischen mit seinen Rttstongen httbscb fertig geworden, nan konnte das Spiel beginnen. Und es begann dann auch and dauerte die langen Wintermonate hindurch. Wir froren in dem sonnigen Frankreich wie die Schneider. Ich hatte fast innner während dieser Monate das Glück, aus dem grolsen Haufen herauszukommen und, wenn auch solch Schleierbilden, das meine Aufgrabe immer dicht am Feinde war, zu dem Anstrengendsten und Aufrofcendsten ciiirs Krie^res <:eh<1rt. so ist die Selbstständig- keit dabei doch eine iiicbt zu uutcrschiit/cnde Sache. Wir schimpften daher gehörig', wenn wir einmal /u den 1 leischtöpfen Ag^pteub, zu dem Stabe nach Amiens, zurückkehren muisten.*'

Die Kavallerie ist überall da nicht am Platze, wo sie sich ihres Elements, d. i. der Freiheit der Bewegung beraubt sieht. Erschien es notwendig, zunächst vor Metz auch Kavallerie-Divisionen zurück- zulassen, um so mehr man bei der Maas- und III. Armee ja auch über deren 8, die bayerische und wUrttembergische Kavallerie noch gar nicht einmal gerechnet, verlügte, so wäre doch nach Sedan der Zeitpunkt gewesen, die Kavallerie-Divisionen vor die Lösung grolser selbständiger Aufgaben zu stellen und auch zu solchen die l)ei Metz nunnu lir in der That ganz überflüssigen Divisionen verfügbar zu macln 11. Denn nach der Eiuschiielsung von Paris galt es der Er- füllung gt'wu iiliger Aufgaben, die hauptsächlich der Niederhaltung des Landes, also inslH-ondere der Entwaffnung desselben galten. Ein zukünftig(^r Krieg wird zweifellos eine selbständige und selb.st- thätige \ erwendung der Kavallerie in gröfstem Stile vorsehen. Man rechne aber dabei nicht auf Führer-Genies, sondern gebe einer mög- lichst grolsen Zahl höherer Kavallerie - Üftiziere. die Wissen und KüDoeu in sich vereinigen, fort und fort Gelegenheit ihre ubrertaleute

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Die 3. KavaUehe-Divisiuu im Kriege 1870 71.

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weiter zu TerroUkommnen and sieh so auf den Erie^ mit seinen erböbteo AnfordeningeQ Torzabereiten. Aber aoob der Trappe mois Gelegen- heit werden, sich dorob zweclientspreehende Ubongen anf die girolsen Aufgaben Tonnbereiten, welebe die bentiige Kriegsflüining an sie stellen wird. Sie mafs beninter Ton den den Wirkungskreis beengeodra Uebongsplftteen und In dem Znrlleklegeu groiser Ent- fernungen unter mtfgliebst erschwerenden Umstünden gettbt werden. Gans ImproTisiren lassen sich ja derartige Uebangen nicht, aber je weniger die Troppe vorher davon weifs, einen nm so besseren Wertmesser werden sie fXkr die Ausbildung geben and erkennen lassen, woran es bei dieser Qocb fehlt und worin noch mehr geleistet and gefordert werden muls.

Wie mau in ganz Frankreich zur Fortsetzung des Krieges bis aufs äufserste rüstete, so auch im Norden. Von dort war zunächst der Hauptstadt des Landes alles zugeführt worden, was der Ver- teidigung derselben von Nutzen sein konnte. Diese aus allen Richtungen nach Paris stattfindenden Zufuhren, wären ja keineswegs ganz zu vt-rliindern gewesen, sie hätten aber wesentlich einires('}ir;iiikt werden können, wenn man die Kavallerie - Divisionen der Hl. und Maas- Armee unnuttelbar nach St'dan in die Gegenden nördlich und südlich von Paris entsandt hätte. Oh die Regimenter mit Kuralnncrn ausgerüstet waren oder nicht bei JSi-dan waren ja übrigens genug Schiefsgewehre erbeutet worden war ganz gleichgültig und kann als Rechtfertigung l'Ur die l^iiu rlassung einer so wichtigen Entsendung, wie das in einer Besprechung untrerer ö. Kavallerie-Division geschehen ist, gar nicht ins Feld geführt werden. Gelang es doch noch. Zu- fuhren abzuschneiden, als die Kavallerie-Divisionen endlieh bei Paris erschienen waren. Das ungesäumte \ orw« rl'en der Kavallerie-Divisionen der III. und Maas-Armee, hätte auch den Zeitpunkt hezeiehnet, die noch bei Metz befindliehen Ivavallerie-Divisionen heranzuziehen, denn dort waren sie nicht nur iiberflUssig, sondern sogar hinderlich, ganz abgesehf'fi davon, dal's ihr fernerer Aulenthalt bei Metz dem Material doch nichts weniger als zuträglieh sein konnte.

Zum General - Kommissar tUr die 4 Departements des Nordens war seitens der llegierung der Nationalverteidigung der in Lille an- sässi;j:e, sehr geachtete Dr. med. Testeiin ernannt worden. Zu seinem miiitarischen liatg(d)er hatte dieser sich den Obersten Farre aus- ersehen. Die erste Mafsregel ix-stand in di-r Entsendung einiger tausend schnell zusanuneugeraflter Mobilgarden nach Breteuil und Moutdidier. Dem Deputbataillon des 4'^. Linienregiments war die Sicherung der Linie V(m Amiens bis Tergnirr übertragen worden, die um so aogezeigter war, als die Mobiigardeu sich bald aber

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270 Di« 8- KBTaUefto-DMiion Im Kriege 1870—71.

sohneller als sie. gekommen wareO) naeli Amiens hatten zorttekziehen mttflsen. Im Bezirk der 8. MilitiiToDmBion, zn deren Kommandantei^ am 17. Oktober der General Bonrbaki ernannt worden war, befiuideik sieh die Depots der Linienregimenter 24, 38, 43, 64, 65, 75 und 91, sowie der J&ger - Bataillone 1, 2, 17 nnd 20, sie alle setzten sieh ans Reservisten, Flttehtlingen Ton Sedan, Ansgehobenen der Klasse von 1870 nnd Kriegsfreiwilligen zusammen. Die Marine stellte 1 Bataillon In&nterie nnd 3 Bataillone Füsiliere. An Kayallerie ▼eifklgte man nnr noch Uber das Depot des 4. Dragoner- Regiments in Lille nnd ttber kleinere Detaohements des 2., 5. nnd 12. Dragoner- Regiments, an Artillerie ttber 2 in Dooal nnd Ulle befindliebe Fnfs- batterien nnd an Pionieren ttber 2 Geniekompagnien in La Fere nnd Arras. Die etwa 26 vorhandenen MobilgardenbataUlone waren von ganz zweifelhaftem Werte. An Kriegsmaterial aller Art mangelte es, in den Arsenalen befanden sich znr Zeit nnr 1587 Chassepot^^ewehre. Bei dieser Lage der Dinge war es denn aneh der Oemimngs-Armee vor Paris bis Ende des Monats Oktober gelungen, ihren Okkupations- rayon im Norden sogar bis zur Lbie Yemon - Gournaj - Brötenü- Montdidier-Soissons auszudehnen.

Es war aber Zeit, dafs Metz fiel, denn wir werden sehen, wie auch die Organisation im Norden fortsohritt und die solideste Armee sieh bUdete, die die Republik tterhaupt ins Feld gestellt hat.

m.

Von HetB bis AmlenB. Im Hinblick auf den täglieh zu erwartenden Fall von Metz war bereits unter dem 23. Oktober ans dem Groiben Hanptqaartler ttber die Verwendung der bei Metz befindliehen Streitkrilfte derart verfügt worden, dals die i Armee ohne die 1. Kayallerie Division Metz besetzen, Thionville und Montmödy belagern, die kriegsgefaugene Armee zu bewachen und durch Landwehrtruppen abftthren zu lassen habe. Im übrigen aber hatte diese Armee in der Stärke von mindestens 2 Armeekorps baldmöglichst sich auf die Linie SL Quentin-Compiegne zu setzen. Die 3. Kavallerie-Division war bereits am 28. Oktober nach Fresnes en Woevre und Gegend vorgeschoben worden, um demnächst im Verein mit dem 33. Regiment und den beiden leichten Batterien der 15. Division die Argonnenlandschaft von den dort nmherstreifenden Freischaaren zu säubern und dann in der Gegend westlich von Clermont das Anrücken ihrer Armee abzuwarten. Nachdem am 2. November die genannten Truppenteile zur Kavallerie- Division gestolsen waren, wurde am 3. die Maas südlich Verdun (Divisionsstab Geuieourt) und am folgenden Tage die Aire (Divisions-

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Die 8. KAvailerie-Diviiloii im Kriege 1810^71.

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Stab Jnhccoart) erreicht. Den Vortrab machten die und 4. Ed- kadron der 14. Ulanen nnter Führung des etatsmälsigen Stabsoffiziers, des Majors von Strautz. Üfißziers})atrouillen streiften ge^j^en die Linie St. Menehould - Grand Pre. zwar hin und wieder beschossen, ohne indes aut erhebliehen Widerstand zu stolsen. Die angestellten Er- mittelungen machten es wahrscheinlich, w ie in dem späteren Bericht des Generals Graf v.d.Groeben gesagt wurde, dals die bis Ende ( >ktol)er vor- gekommenen Überfälle teils einem selbst in Friedenszeit dort hausen- den Raubgesindel zuzuschreiben sein, vielleicht auch von der Festung Montmödy ausgegangen sein könnten. Nach einem Ruhetag am o. war General Graf v. d. Groeben in 3 Detachements zur eigent- lichen Aktion übergegangen. Das Detachement des Generals Graf zu Dohna ( 7. Kavallerie - Brigade, 111./33. und die beiden Batterien Vlll. Armeekorps) war nach Neavilly, das Detachement des Majors v. Kemnitz (ll./:53 und die 1. oder 2. Eskadron der 14. Ulanen) nach les Islettes und das Detachement des Generais V. Mirus ( G. Kavallerie -Brigade, I./33. und die Batterie Schräder) nach St. Menehould dirigiert worden. Der Divisionsstab aber ging naeb Ciermont, woselbst sieb 2 £«ta]>peiiko]Dpagmen befanden. Von den genannten Punkten aus wurde nun am 7. November der Wald seitens kleinerer Detachements nach allen Richtungen hin durchstreift, nachdem alle stIdJich Vienne le Chäteau liegenden Ortschaften seitens der Kompagnien des I1./33. gleiehseitig umstellt und unter Heran- ziehung ihrer Maires abgesucht worden waren. Die Kavallerie nmschwännte den ansgedehnteo Wald und unternahm weiterans- holende Rekognoszierungen sowie Äbsuchnngen von Ortsehaften. Alle vorhandenen Waffen, und etwa vorhandene nioht ortsangesessene Personen mulsten ausgeliefert werden. Wenn nun au eh zahlreiohe Waffen aufgefunden wurden, von Banden fand sich keine Spur. Noeh am selbigen Abend meldete General Graf v. d. Groeben das Resultat telegraphisch uaoh Etain, woselbst sieh das Oberkommando der I. Annee auf seiner ersten >farschetappe von Mete gegen die Oise befand. Der Oberbefehl der 1. Armee war dem General der Kavallerie Frbr. v. Manteuffel zugefallen, gleichzeitig itthrte er indes auch noch bis zum 22. November das L Armeekorps. Am 10. No- vember erbring dann an die abwartende Kavallerie-Division der Befehl, dals am folgenden Tage naeh dem Eäntreffen des VIII. Armeekorps in und um Vienne le Chfttean das 88. Begiment und die beiden Batterien in ihre Verbände inrtteksntreten hStten. Naeh Bozaney gelangte am 11. die Tmppenkolonne des ). Armeekorps, die zur Zeit nur aus der 8. lnfiEuiteirie>Brigade und der Korps -Artillerie, so- wie 3 Eskadrons 10. Dragoner bestand. Die dnrcb 1 Batterie nnd

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Die 8. KAvalierie-Division im Kriege 1870—71.

1 Eskadron verstärkte 4. Infaiiterie-Hrigrade war am 9. per Eisen- bahn von Pont ä Mousson nach Soissons und von dort per Fufs- marsch zur Helag:erung: von La Fdre, die 1. Infanterie-Division aber zu gleichem Zwecke nach M^zi^res instradiert worden. Bei dem in breiter Front behufs leichterer Verpflegung und schnelleren Marschierens stattfindenden Vormarsch befand sich die Kavallerie - Division dem- nächst zwischen den beiden Korpsgruppen. Sie erreichte am 1 1. Autrv. am Li. 8t. Morel, am 14. Juniville und am 15. Tagncn zwischen Heims und Kethel. Nach dem am Ifi. erlassenen Befehl hatte das Vlll. Korps am 21. die (»egend von Compiegne zu er- reichen und von dort Avantirarden auf Montdidier und Bcauvais vorzuschieben sowie Uber Senlis die Verbindung mit der Maas-Armee aufzunehmen. Zur selben Zeit hatte die 2. Halbdivision nebst der Korps-Artillerie mit der Tete von Chauny aus No\ on zu besetzen und nach dem Eintreffen daselbst am 22. eine Avantgarde auf Amiens vorzuschieben. Auf eine Ausdehnung des rechten ArmeeflUgels bis St. Quentin war somit verzichtet worden. Die 3. Kavallerie-Division hatte aus der (regend von Coucv le Tbateau aber bereits am 2U. die Oise bei Chauny und Noyou zu Überschreiten, so die reclile Flanke der Armee zu gewinnen und aus dem Bezirk Villequier au Mont-Guiscard-Noyon deren Deckung bis auf weiteres zu tibernehmen. Dazu wurden ihr das 8. .läger-Batailion und die 1. reilende Batterie VIII. (Hauptmann v. Fuehsius) überwiesen, desgleicheti dns 1. Jäger- Bataillon, welches von Mezieres in H Märschen Guiscard zu erreichen hatte. Die Kavallerie - Division sollte auf St, Quentin, Arras und Amiens erkunden und Nachrichten Uber Stärke, Aufstellung und Bewegungen der feindlichen Nordarmee einziehen, deren Hauptkräfte nach den letzten darüber eingegangenen Nachrichten zwischen Lille und Ronen anzunehmen seien, Meldungen waren nicht nur an das Kommando der Kavallerie - Division, sondern auch direkt in das Hauptquartier zu erstatten. Bei dem Marsche Uber die Linie Scdssons- Laon hinaus, also vom 20. ab, waren zwar vermehrte Sicberheits- raafsregeln empfohlen, im übrigen aber weitere Rücksichten auf die Bequemlichkeit der Truppen zu nehmen. Alle benachbarten Truppen- teile hatten unter einander Verbindung zu halten und alle Vor- kommnisse von Belang sich gegenseitig mitzuteilen. Die der Kavallerie- Division zufiüienden Aufgaben waren d. d. l^raine, den LS. November, nach Art einer Direktive in folgenden 3 Pankteu Bnm Ausdruck ge- bracht worden:

1, V^erschleiernng des Aofinarsches der Armee und möglichst schnelle Anfklämng aUer Verbältnisse auf feindlicher Seite.

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Die 3. Kav&Uerie-Diviaioa im Kriege 1Ö70— 71.

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2. Niederhalten des feiiidlichtn Landes durch Truppenenttaltung und vorübergehende Okkupierung gröfserer Ortschaften.

3. Täuschung des Feindes durch wechselndes Erscheinen von Kolonnen gemischter Waffen in verschiedenen Gegenden.

Dann heilst es wörtlich: ..Die gleichzeitige Lösung aller 3 Aufgaben wird durch blofse Üetachierung kleiner Rekognoszierungstrupps oder von Offizierpatronillen, selbst wenn sehr weit vorpoussiert, nicht erreicht; sondern es gehört dazu aulserdem die Absenduni: sogenannter fliegender Kolonnen, welche in sieh eine gewisse Anuriffs- und Ver- teidigungsfähigkeit besitzen. Es wird also jedenfalls die Jägerwaffe darin vertreten sein rallssen. welche, wenn die Mauuschatt auf requirierte Wagen gesetzt wird, den Hewegungefi der Kavallerie auch auf stärkeren Märschen zu folgen und deren Uückzug durch Besetzung von Defileeti zu sichern vermag. Ks ki>niiten solchen Kolonnen auch einige (ieschUtze beigegeben werden, was namentlich für die Aufgaben 2 und 3 nur förderlich sein kann. ISolche fliegende Kolonnen, in den Hauptrichtungen auf St. Queutin, Arras, Amiens and Montdidier einen Tagemarsch und darüber vom Oms der Division aus vorgesi'h(>l)en. würden also in ihrer Gesamliuit eine vordere Staffel derselben darstellen, von welcher aus die kleinei en Kekognos- zierungstrupps und Patrcmillen vorgehen. Diese letzteren können dann um so weiter vorgreift ii und um so bessere Nachrichten bringen^ da sie an den mobilen KobMincu ihren KUckhalt linden. Die Ka^ allerie- Division hat sich unmittelbar vor und bei Beginn des Feblzup-s besondere Anerkennung dadurch erworben, dals durch kleine Oftizier- patrouillen gute Nachrichten vom Feinde besch.iflft wurden. Das Verhältnis ist aber jetzt ein anderes. Damals kannte man im Grofsen und Ganzen Stärke, Formation und Aufstellung des Feindes; sein Vorpostendienst war schlecht, die Einwohnerschaft ruhig. .letzt stehen wir einem vielleicht geringeren Feinde gegenüber, dessen Formationen aber neu und uns daher meist unbekannt sind, der es uns nach seinen gemachten Erfahrungen an Wachsamkeit gleich thun wird. Wir befindeu uns in einem in der Insnrgierung begriffenen Lande, wo man gewärtig sein muls, dafs jetzt noch mit unter- geschlagenen Armen dasteiiende Bauersleute sich hinter unserem Rücken in Franktircois Tcrwandeln. Die bei richtiger Anwendung 80 empfehlenswerte, meilenweite Entsendung einzelner Offiziere nnd Heiter bedarf in solchem Lande besonderer N'orkehrungen, um sie Dicht nutzlos zn gefährden. Jede Patrouille, jeder Pleiter bedürfen hier in gewisser Entfernung eines liUckbaltSy damit niobt er nnd mit ihm seine vielleicht wichtigen Mitteilungen verloren geben. Es ist freilich in neuerer Zeit vorgekommenf dafe selbst Kompagnien

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Die 3. KavaUerie-DiviBion im Kriege 1870—71.

und Eskadrons überfallen and aufgehoben worden sind, wie z. B. die Etappenkommandos in Stenay n. a. 0. Aber auch in dieser Hinsicht liegt die Sache hier anders. Um einen Überfall zu be- schliefsen, einzuleiten und auszuführen, bedarf es einiger Zeit, Stabile Aufstellungen, wie Etappenkommandos, welche sich gewisser- mafsen häuslich eingerichtet und wohl nicht wochenlang immer den- selben Grad an Wachsamkeit bewahrt haben mögen, sind dergleichen Überfällen eher ausge^^etzt; sehr viel schwieriger sind sie gegen mobile Koloiiiu n. welche sich nur eine Nacht in demselben Orte belinden.'' Auf diese Instruktion werden wir zuniekkommen, wenn uns erst der Gang der Ereignisse bekannt geworden ist.

Von Coucy le Chateau gingen bereits am 19. November Er- kundungen von verschiedener Starke Uber die Oise und zwar Uber Coini)iegne und Noyon zu je 60 Tterden und Uber Chauny auf (Uiiscard-Ham, gegen St. Quentin in l*atrouilleustarke. IJas ganze dclamU' südlieh der Linie La F^re-Roye bis zu letztgenanntem Orte wurde frei vom Feinde gefunden, dagegen erhielten die weiter nörd- lich vorgedrungenen Patrouillen bei liam und in dem eine Meile süd- östlich davon gelegenen Dorfe Cugny Feuer. Der im Dorfe Flavy zurückgelassene Meldedoppelposten der 7. Ulanen (Ulanen Barth und Hecker I.) war aufgehoben worden. Ham sollte von Franktireurs und Moliilgarden besetzt sein. In Ham befanden sich zur Zeit ein Bataillon Franktireurs Volontaires de la Sorame und das von Amiens gekommene II. Bataillon der iMobilen du Gard nebst einer Sektion Artillerie. Im ganzen waren es 140U Mann unter Befehl des Kommandanten Krafft. Am 19. früh L'hr war derselbe gegen La Fere vorgegangen, um den deutscherseits besetzten Ort Vouel zn Ubertallcn. Dazu war das tranzösisehe Detachement in 2 Kolonnen geteilt worden. Die eine wurde bei Mennessis in die Flucht geschlagen, die andere in Vouel ihrerseits überfallen. Es gelang zwar den dort sorglos eingerückten Franzosen die beiden Geschütze zu retten, der Munitionswageu aber ging verloren. Am 20. November erreichte die Kavallerie-Division mit je einer Brigade, 2 Kompagnien Jäger und 1 Batterie Guiscard und Chaunv. Der Bataillons war dem Divisions- Stab attachiert. Auf St. Quentin, Penmne, Amiens und Bretenil wurde rekoirnosziert. Das am folgenden Tage nach Ham vorgehende Detachement bestand aus 2 Eskadrons .5. Ulanen, 3 Eskadrons 7. Ulanen, der 3. Jägerkompaguie und 2 Geschützen der reitenden Batt<'rie \ III. Korps, ihm hatte sich der Divisions-Kommandeur an- geschlossen. Die Mobilgarden in der angeblichen Stärke von 151H) Mann und 2 Geschützen waren in der Nacht vorher auf der Eisenbahn nach Amieos abgefahren. Die Jägcrkompagnie, die I.Eskadron der 5. Ulanen,

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die 2. und 4. der 7. Ulanen nnd die beiden Geeohfltw blieben nnler dem Rommandeor der Jäger, Msgor von Oppeln-Bronikoweki In Hain. Der gegen P6ronne ndt einer Patronüle Torgehende Leateanl t. fielldoift der 5. Ulanen erlüelt unterwegs Feaer, dnreh welehes er dn Pferd tot nnd eins yerwnndet verior. Das am 22. naebRoye rOekendeDetaebement bestand ans dem 14. Ulanen-Begimente, der 4. Jägcrkoiupaguie nnd sswei GesebtttM ebenfiillB TOn der reitenden Batterie des VUL Korps. Die bis In die Hdhe von Beanconrt Torgebende Eskadron der 14. Ulanen entsandte eine Patrouille ttber Domart gegen den Wald von Grentelles. Sie brachte in Erfahrang, dals Amiens nnd Umgegend TOD 17000 Mann aller Waffen besetzt sei. Fortwährende Yerstärknngen tritfen Ton Ronen nnd Lille ein. Die Gegend bis St. Qoentin und gc^^en Peronne hin war vom Feinde frei, aus den Dörfern bei Montdidier aber war seitens Franktireurs auf die Patrouillen geschossen worden.

Unter Heranziehung der 5. Ulanen-Eskadron aus Harn, welches von den anderen dort befindliehen Truppeu zur Sicherunj; der rechten Flanke der Armee besetzt blieb, rückte General Graf v. d. Groeben mit dem Gros der Kavallerie-Division am 2.'{. ISoveraber nach Roye und Gegend, das dortige Detachemeut aber weiter gegen Amiens vor. Das Dorf le Quesnel wurde um '/,2 I hr erreicht und ebenso wie die nächst demselben gelegene Waldparzelle besetzt gefunden. Nach Lehautcourt hatte man 100 Franktireurs des Kommandanten Bayle vor sich. Der an der Tete befindliche Zug (Leutnant V. Ramin) verlor durch das feindliche Feuer 2 Mann tot, 1 Mann venvnndet, desgleichen blieb ein Pferd tot. Unmittelbar hinter dem Zuge folgten aber 40 Jäger auf Wagen unter Leutnant der Reserve Kröckelsberg, einem kriegserprobten Offizier. Derselbe ging ungesäumt zum Angriff vor, woraufhin die Franktireurs ihre Stellung alsbald aufgaben, um weiter rückwärts eine neue zu nehmen, die sie indes nach wenigen Schüssen der beiden Geschütze gleichfalls räumten nnd gegen die Luce auf Caix abzogen. Das Detachement LUderifas bezog in le Quesnel Alarmquartiere und entsandte noch gegen Abend die Eskadron Troschke und den Zug des Leutnants Kröckelsberg nach Hourgesam Lucebach. Die gegen P6ronne an demselben Tage vorgetriebenen Patrouillen brachten in Erfahrung, dafs die dortige Besatzung angeblich 1000 bis löOO Mann stark sein sollte. Besonders gute Nachrichten hatte von dort her der Leutnant Kunhardt von Schmidt von den 8. Kürassieren gebracht. Über Nesle gegen Chaulnes und Bray erkundete, ebenfalls von Guiscard aus, die 1. Eskadron der 7. Ulanen. Die 4. (Premierleutnant v. Heister) der 5. Ulanen war aber gegen Montdidier vorgegangen. Von dort wurde Leutnant der Reserve Oraveraann mit einem Zuge nach Breteaü,

Jakrbückor fOr die deutsch« Anuae und Mftriii«. Bd Iii. S. 18

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Die 8. KavaUerie-Dividon im Kriege 1870-71.

der uns schou bekannte Lentnant v. Papen - Köningen mit einem solchen ^egen Auiieus entsandt. Derselbe traf auf das im Schar- mützel bei le Quesnel befindliche Detachemeut Lüderitz, Auch Ritt- meister V. Luck war mit der 2. Eskadron der 5. Ulanen auf das dortige Feuer hin von V'illers les Roye vorgegangen, kam aber nicht mehr zur Thätigkeit und kehrte in sein Kantonnement zurück. Die 4. Eskadron verblieb östlich Montdidier in Faveroiies und sicherte ßoye solcher Art nach dieser Richtung hin.

Mittlerweile hatte in Anbetracht der vermeintlichen Vorgänge bei Amiens General v, ManteufTel sich entschlossen, ohne das vollständige Eintreffen der vor M6zi6res abgelösten und mit den ersten Echelons* bereits in Laon eintreffenden 1. Division noch erst abzuwarten, am 24. gegen den Feind nngesäumt vorzugehen. Bei besserer Orientierung über denselben wäre das sicherlich noch einige Tage unterblieben. Der diesbezügliche Befehl vom 2'^. November lautete: „Die Annee setzt ihren Vormarsch fort und zwar das Vlll. Armeekorps so, dafs es morgen die Linie Ressous - Leglantiers. am 25. aber mit den Hauptkräften Montdidier und Gegend erreicht. Ein an Kavallerie starkes Detacheinent ist Uber St. Just auf Breteuil zu dirigieren. Dasselbe patrouilliert auf Marseille und hält V erbindung mit den Detachements der Maas-Armee in Clermont und Beauvais, sowie mit der 3. Kavallerie - Division in Richtung auf Paix und Amiens. Das I. Korps echelonniert sich am 2."). mit den disponiblen Truppen zwischen Noyon und Roye. Letzterer Ort ist zu besetzen und bildet im allgemeinen den rechten Flügel des Korps. Dasselbe trifft seine Anordnungen derartig, dafs die rückwärtigen Abteilungen nach Mals- gabe ihres Eintreffens über Noyon folgen, wobei vorläufig noch mit der Cernierungsbrigade von La Fere \ erbindung zu halten ist. Die 3. Kavallerie -Division behält zur Sicherung der rechten Flanke der Armee bis auf weiteres Harn besetzt, von wo das Terrain nach St. Qaentin and P6ronne aufzuklären bleibt. Femer lälst sie sofort die von Amiens aasgehenden Bahnen unterbrechen und zwar die nach Arras and ev. auch nach Abbeville möglichst gründlich, die Übrigen anter dem Gesichtspunkte, dafs ihre Benutzung jetzt zwar dem Feinde verwehrt werden soll, s]iätcr aber für unsere Zwecke ins Auge gefafet ist Mit ihren Uauptkräften rückt die Kavallerie» Division am 25. nach Moreuil vor, am fortgesetzt Nachrichten vom Feinde zn schaffen nnd Front and rechte Flanke der Armee za sichern. Ein angemessenes Zurückhalten der Trains bleibt den Korps anheim gestellt, die des I. möglichst hinter dessen linken FlttgeL Mein Haaptqnartier geht am 25. nach Montdidier.

gez. Manteoffel.^

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Die 8. Kanlletle-Dlvistoii hu Kriege 1870—71. 277

Bereits früh 7 Uhr am 24. November wurde das ia Hourges die Nacht verbracht habende Detaehement Troscbke von dem unmittelbar gegenttberliegenden Dorie Domart aas Uberfallartig an- gegrifien. Den Jägern gelang es indes, den Uber die Liice Alhren- den Zugang za verteidigen l)is die Ulanen die Pferde aus den Ställen gezogen hatten und der Rückmarsch mit Verlast nnr eines verwundeten Jägers angetreten werden konnte. Lebautcourt erwähnt des kurz gesehilderten Vorganges gar nicht einmal als eines Überfalles, denn er sagt, dafs das am 24. von le Qaesnel gegen die Lnee vorgebende prenisisehe Detaehement anf einen Teil der ebenfalls zur Erkundung vorgehenden Brigade du Bessol gestofsen sei und auf Mtoiöres und Beaueourt habe zurückgehen mttssen. Anf die Meldung des Sehar- mtttzels bei Hourges war Oberst v. Lttderitz von le Quesnel zur Aufiiahme des kleinen Detaehements vorgegangen, welehes in Höhe von Mfoiöres angetroffen wurde. Die Jägerkompagnie besetzte die zur Verteidigung vortrefflich geeignete Häusergmppe la Maison- Blanche nnd la Tnilerie, die Greschtitze gmgen neben derselben in Stellung, die Kavallerie dahinter. Als das an der Spitze der fitanzOsiscben Kolonne befindliche Marine-Bataillon aus dem westlich der prenfoisehen Verteidigungsstellung etwa auf 900 Schritt vorgelegenen €rehök deboucbiert war, wurde dasselbe von einem derartigen Schnell- feuer der Jäger empfangen, dals es zunächst Schutz im Walde suchen muKste. Ein zweiter und dritter Versuch vonubrechen, wurde eben- faUs vereitelt. Als dann aber der Feind mit zwei Bataillonen auch gegen die diesseitigen Flanken vorging, und Artillerie in Stellung brachte, wurde seitens des preufsischen Detaehements der RQckzug angetreten. Derselbe ging bis Bouchoir, wohin General Graf v. d. Groeben von Roje aus insbesondere die beiden Jägerkompagnien entsandt hatte. Der Feind hatte das eigentliche Gefecht ttbrigens bereits abgebrochen. Die bis le Quesnel gefolgten Abteilungen wurden durch Artilleriefeuer abgewiesen nnd später auch Beaucour und Möziöres geräumt gefunden. Die 4. Jägerkompagnie hatte einen Ver- lust von 3 Toten bezw. tOdüch Verwundeten, 13 Verwundeten und 4 Ver- milsten, die 14. Ulanen von 1 Toten und 3 Verwundeten, sowie 2 toten Pferden und die Artillerie von 1 verwundeten Mann und 2 verwundeten Pferden. Der französische Verlust betrug nach den Angaben Faid- herbes 150 Mann. Indes: „Cette petite affaire etait nn encouragemeut pour la jeune armee du Kord et an avertissement ponr Manteufliel.** (Lehauteourt.) Von denselben waren bei Möziöres 5 Bataillone, 1 Batterie nnd eine kleine KavaUerie-Abteilung entwickelt worden. Der Abend des 24. November sab das Gros der Kavallerie-Division veistärkt durch das nunmehr auch eingetroffene 1. Jägerbataillon

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IMe 8. KavaJierie-Dhisiun itu Kriege 1870 71.

in and bei Boacboir, das Annee - Ob^^onunando befand dob in Baugy. Bei seinem Yonnareeh anf Merenil am 25. erfuhr General Graf Gieeben sdion bei le Qacsnel, daüs Moieiü] nnd .der vorUegende Wald Tom Feinde stark beaetit seien. Gegen diesen Ort war in der Unken Flanke das Gros von Faverolles ans die 4. Eskadron der 5. Ulanen Uber Pieirepont Torgegangen, hatte aber starkes Feuer erhalten. Die 3. Eskadron der 7. Ulanen hatte das Gelände zwischen Somme nnd Luce aufzuklären. Ihre Patrouillen fanden Boyes an der Noye, Grentelles, Cachy und Villers-Bretonnenx besetzt Die nach Calx westlich Rosicres gelangende 3. Eskadron der 5. Ulanen fand auch Gorbie besetzt und hatte dort Patroaillenverluste, wie die 7. Ulanen bei Cachy und selbst auch bei Hangard, dort vermutlich durch Franktireurs, denn die Luce-Uhergänge waren sonst noch frei. Die 4. Eskadron der 14. Ulanen beobachtete von hi Maison-Hlanche aus dieselben. Was nun die befohlenen Eisenbahnzerstörungen anbetrifft, so war dieserhalb am 24. eine starke Offizierspatrouille in die (iegeud von Harbonni^res vorgeschoben worden, um am folgenden Tage über Sailly zur Zerstoruui: der Eisenbahn zwichen Corbie und Albert vorzu- gehen. .Sie fand die Brücke bei Sailly l)is aut eini^^e stehengebliebene Stege zerstört. Uberschritt die Somme indes zu Einem und ritt iul{ichtung auf Treux vor. kehrte dann ab(tr um, da sie von den in ulh n Ortschaften an der Somme liegenden Truppen bemerkt worden war und so ihren Rückzug bedroht sah. Die Somme-L'bergänge waren sämtlich zerstört. Daraus sowohl w ie aus den rUckgiin^ij^en Bew egungen der Franzosen am 26. vor der dureh Kavallerie und Artillerie ver- stärkten M). Infanterie - Brigade von .Moreuil Avre abwärts bis St. Nicolas und von Domart und Ilangard vor 2 Kompagnien derselben Brigade glaubte man schlielsen zu sollen, dafs der Feind eine Ver- teidigungsstellung hinter der Somme genommen hätte. Am 26. abends hatte die 1. Armee folgende Stellungen inne: Auf dem äulsersten rechten Flügel befand sich mit ihrem Gr(Ks bei Rosicres die 3. Kavallerie-Division, nordwestlich davon standen ihre Vorposten, die von 2 Eskadrons der 5. Ulanen gegeben wurden. Dem Leutnant Grafen Warten.sleben derselben war es gelungen, mit einer Patrouille dicht an Villers-Bretonnenx heran zu kommen und stärkere feindliche Abteilungen daselbst zu beobachten. Durch zu dreistes Vorreiten eines Ulanen wurde der Feind auf die Patrouille aufmerksam, dieselbe mit Feuer verfolgend. Das Gros der Avantgarde der Division war an der grofsen Stralse nach Amiens bei Fresnoy en Chaussee und Beaucourt en Santerre verblieben. Auf Corbie und Bray waren besondere Beobachtungs- Abteilungen gegen die Somme vorgesDhoben. Bei le Quesnel und Warvillers standen die 3. Infanterie-Brigadei das 1. Regiment und die

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Koip8*ArtUlerie und hatte die erstgenannte ihre Vorhat hei Cayeox. Die von Hteitoea her eingetroffenen Teile des L Armeel^orps standen gestaffelt zwischen Bonchoir nnd Oonoy, von ersterem Orte Vorpoeten gegen die Laee yorgesehohen. Vom VIIL Korps hielt die Ayantgaide der 30. Brigade den Lnoe-ATre-Ahschnitt Ton Domart his Th^y, das Gros HaiUes hesetzt, die 29. Brigade stand in nnd bei Horenil. Den linken FIttgel mit dem Gros hei Ailly an der Neye hatte die 16. Division, von ihr waren 8 Bataillone nnd 8 Eskadrons naeh Essertauz detachiert, die Korps-Artillerie befand sieh noch znrllok in Bretenil. Wir sind am Vorabende der Schlacht Ton Amiens, wenden wir uis daher jetzt vorerst dem Gegner zn.

Die Organisation der Nordarmee war, seitdem wir sie Ende Oktober in Lille yerlaasen hatten, rüstig fortgeschritten. Der Erfolg^ Ton Conlmiers aber nnd dazn die Nachricht, dab die im Anmarsch begriffene L Armee ein befestigtes Lager bei Laon hätte beziehen mllssen, machten einen sofortigen Vormarsch der Franzosen ani Amiens erwttnscht Von dort hoffte man die Offensive zur Befreinng der Hauptstadt ergreifen zn kOnnen. General Bonrbaki, der sich mdes mit derart weitgehenden Offensivgedanken nicht befrennden konnte, wnrde am 19. November abbernfen nnd der Kommandant der Snb - Division von Bdne, der Brigadegeneral Faidherbe, von der Regierung der Nationalverteidigong znm Oberbefehlshaber der französischen Trappen Im Norden Frankreichs bemfen. Bis zn seinem Eintreffen ttbernahm General Farre den Oberbefehl. Damals am- fitlste die französische Nordarmee drei Brigaden, von denen zwei 7 Bataillone and eme 6 Bataillone zählten, aber jede 2 Batterien. Die Kommandeare waren der General Lecointe, die Obersten Derroja und da Bessol. Am 21. befahl General Farre die Konzentration der Armee, za welcher noch die Garnison von Amlens mit 11 Bataillonen anter dem General Paolze d'Yvoy, sowie 2 Eskadrons Dragoner, 2 Eskadrons Gendarmen nnd 1 Geniekompagnie kamen, südlich nnd westlich Andens. Darnach befanden sich am 24. November die einzelnen Teile an folgenden Pnnkten: Die 1. Brigade (Lecointe) and die Gendarmen - Eskadrons in Amiens, die 2. Brigade (Derroja) in Gftmon and Boves, die 3. (da Bessol) hi Corbie, Villers-Bretonneox, Cacby and Gentelles, die Garnison von Amlens bei Dory. Das Gefecht am GehOlz Ton Domart hatte indes daranf hingewiesen, dafo die Intervalle m der französischen Btellnng zwischen Boves and Gentelles nicht bestebeo bleiben dürfe. Zur Aasftallung derselben wurde General Lecointe mit einem Teil seiner Brigade bestimmt. Der Rest der Brigade (die Hälfte des 2. Marsch-Jäger-Bataillons and 2 Linien-Bataillone [des 65^ et 75^] and die Batterien) wnrde noch

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nach Villers-Bretoimeiix diri^ert und xnr VerfUgaug des Obersten da BesBol gestellt Dort war der Schwerpunkt der französischen SteUong. Die feindlichen Vorposten befanden sich auf der Linie Maroelcave, Bois de Morgemonti de Hangard and de Domart In nnd bei Gorbie waren die beiden Dragoner- Eskadrons nnd die Geniekompagnie. Die Ueberwaehong der Somme von Gorbie bis Pöronne war dem JB. Marsch-Jüger-Bataillon nnd zwei Linien-Bataillonen, je eins vom 75. nnd 91. Regiment, der noch in der Organisation begriffenen 4. Brigade ttb^rtragen worden. Die für den 27. November seitens der I. Armee befohlenen Bewegungen beabsichtigten lediglich eine Bereitstellung der Truppen zu dem am 28. geplanten /Vngriff der französischen Stellung. Sie mnlisten aber notwendigerweise vor- zeitig za Zasamnienstölsen auf der ganzen Linie fuhren. Da diese aber 25 km lang war, so besteht die sogenannte Schlacht bei Amiens aus lauter Einzelkärapfcn, die der eigentlichen Schlachtleitung entbehrten, derselben notwendigerweise entbehren inufsten. Zu dem vurzeitigen Zusammenstols bemerkt Lehautcourt: ,.Nos troupes etaient beaueoup plus loiu d'Aniieus iju'il (Manteutfel) ne le suppusait, il apres les ren.seijrnenients errones tournis par sa cavalerie pourt.uit si nom- breuse." Auf diese Bemerkung liiii drängt sieh die Ira^-i- auf, ob die Kavallerie hier bezüglich der Aufklärung: d( r \'erhältnisse auf gegnerischer Seite das geleistet hat. was div Heeresleitung in Zu- kunft von ihr verlangen wird und muls. Das ist unbedingt zu ver- neinen. Wenn die Kavallerie - Di\ision aueh während des Auf- marsches der Armee an der Oise sich in einem ganz anderen Lichte gezeigt hat wie an (K r Saar, so fehlt es doch an dem grolsen Gesichtspunkte, der ihrer Nerweudung bei den Heeresoperationen zu Grunde liegen mufs. Das Armeeoberkommando hätte besser gethau, der Kavallerie - Division sofort die liiehtung auf Amiens zu geben, denn dahin lag bald ausgesprochene rmafsen der Schwerpunkt der diesseitigen Bewegung. Man prüfe daraufhin die der Kavallerie- Division am 18. November gegebenen Direktiven, die in ihrem 2. und 3. Punkt der an und tUr sieh sehon abwartenden Tendenz der 3. Kavallerie-Division Ndrsehub leisten mnlsten, während der 1. Punkt Ver- schleierung und Aufklärung im Original noch viel mehr venjuiekt ist als aus der kurzen Inhaltswiedergabe desselben hervorgeht. Im Original heifst der Punkt nämlieh: ,,I)as Einbrin^'en zuverlässiger Nachrichten Uber Aufstellung, Stärke und Bewegungen der im nord- westlichen Frankreich befindlichen feindlichen Truppen, um dem Oberkommando (iruudlagen für Anordnung der weiteren Operationen zu schaffen. Es ist wichtig, dals sich die Kavallerie- Division wie ein Schleier der Armee weit vorlegt, am diese 2iacbrichteQ

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so trUh als möjrlich zu haben, weil die Armee jetzt noch im Stadium des Aufmarsches ist und also je nach dem Inhalt der Nachrichten dirigiert werden kann." In der Erläuterung der 3 Punkte wird von der gleichzeitigen Lösung der der Kavallerie - Division gestellten Aufgaben gesprochen. Die Absendung von fliegenden Kolonnen etc. bedingt doch einen Stillstand des (Tanzen, welches diese Kolonnen entsendet. Wenn man nun auch noch in einem Ati'mzuge Auf- klarung und Verschleierung verlangt^*, so ist dannt ein Gegensatz in sich gegeben, Uber den mau sich auch heute noch hinwegsetzt be/.w. hinwegtäuscht. Unseres Wissens war der General Marquis de Gailifet um das Jahr 1880 herum der erste, w^elcher in seinem Wirkungskreise auf die grundsätzliche Trennung von Verschleierung . nnd Aufklärung hingewiesen hat, als zweier ganz verschiedener Thätigkeiten. Er hat zweifellos Recht. Wer mit Verständnis und Fassion die Ausbildung seiner Truppe im Felddienst leitet, wird in der Eskadron schon die Erfahrung machen, dafs Aufklärungs- und SicheruQgsdienst ganz verschiedener Malsnahmen bedürfen. Es ist von Fall zu Kall nachzuweisen, dals da, wo Sicherung und Auf- klärung nicht scharf von einander geschiedeii werden, die für den einen oder anderen Fall getroffenen Malsnahmen nur halbe, da- her unzulängliche sind, also dem Zwecke nicht entsprechen. Wie viel mehr mufs sich das erst in grofsen Verhältnissen geltend machen, wenngleich es in kleineren früher in die Frseheinuug tritt. Die Mafs- nahiiien zur Autklärung dienen der Sicherung, also auch Verschleierung, die Übrigens in unserem Falle ganz zwecklos war, oft mit, müsse naber dennoch, als ganz versehiedene Zwecke erstrebend, schart von ein- ander getrennt gehalten werden. Sie verhalten sich zu einander ähnlich wie Strategie und Taktik. Auch diese ergänzen sich gegen- seitig und oft ist es schwer erkenntlich, wo die eine anföngt und die andere aufhört. Die Aufklärung dient oft einem räumlich weiteren, die Sicherung einem räumlich näheren Zwecke, so in unserem Falle. Darum lassen sie sich doch aber garnicht vereinen. Je kleiner der der Aufklärung dienende Raum wird, desto mehr nähert sich die Auf- klärung der Sicherung, ohne aber selbst auch dann in dieser aufzu- gehen. Die Kenntnis des Unterschiedes zwischen Aufklärung und Sicherang miüs ein Gemeinplatz bis zum gewöhnlichen Kavalleristen herunter werden, dann wird auch der Offizier schon aus seinen militärischen Kindeiscbolien die Scheidung der Begriffe mit in höhere Stellen nehmen. Alan verfahre also bei der Aasbildung auch darin zunächst ganz systematiscli, das nur allein TerbUrgt den Erfolg. Den Verbältnissen hätte es in den Tagen des Aufmarsches der L Armee an der Oise mehr entsprooheni wenn die Kavallerie -Division

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nach Besetzung der Übergänge Uber diesen Flols seitens der In- lanterieteten , sowie der Besitzergreifung des Somme - Überganges bei Harn, also spätestens am 22. November, in ihrer Masse unge- säumt gegen Amiens vorgeführt worden wäre. Die Entfernung von Goiscard nach Roye beträgt etwa 3 Meilen und von dort bis an die Lnce auch nicht viel mehr, dartlber hinans bis auf das Plateau von Cachy 4 Meilen. Bevor dieses also am 24. November französischer- seüs besetzt wurde, konnte es von der 3. Kavallerie-Division eireieht sein. Dann hiUte dieser aber keine der feindlichen Bewegnngeii entgehen können. Die Somme - Übergänge swiselien Corbie und P^ronne wttren wahrscheinlich noch intakt gewesen, so dafs Unter- nehmungen gegen die Eisenbahn Amiens-Arras, wie überhaupt gegen die rückwärtigen Verbindimgen der französischen Nordarmee von Be- folg liätten sein können. Die zunächst dif^poniblen 3 Jäger- kompagnien wttren zweckmäfsig zur Besetzung des Luce-Abscbnittes verwendet worden, mit 2 Kompagnien etwa bei D^muin, mit einer bei Hourges, aber um des Uimmelswillen nicht in der Zersplitterung, wie das am 27. seitens des 1. Regiments auf höheren Befehl geschehen ist. Die Verwendung der Kavallerie - Divisionen muis eine selbst- ständige, YOn groben Gesichtspunkten getragene sein, nur dann können die Armeen einen erspriefslichen Nutzen aus jener Tbätigkeit ziehen. General v. Mantenflel wäre bei derartiger Verwendung seiner Kavallerie - Division genna unterrichtet gewesen, die Schlacht bei Amiens hätte dann voraussichtlich nicht den Charakter der Impro- Tisation, infolgedessen der UnvoUkommenbeit gehabt und wäre, dieser entkleidet, entscheidender geworden, als das tbatsäcblieh der Fall war.

Wie auf alle Schlachten in dieser Arbeit kann auch auf die von Ainiens nur soweit eingegangen werden, als erforderlich erscheint^ die Tbätigkeit der 3. Kavallerie-Dinsion zu veranschaulichen.

FUr den 27. war befohlen worden, dals das I. Anneekorps seine Hanptkrttfte bis an die Luce vorschieben, die mit nnter Befehl des kommandierenden Grenerals jenes Korps t. Bemheim gestellCe 3. Kavallerie-Division hatte nördlich derselben au&uklären nnd ins- besondere die Somme auf Übergangspiinkte m erkunden, sowie Nachrichten über die hinter derselben stehenden feindlichen Streil- k^fte einzuziehen, das VlU. Korps bei Sieherang seiner Unken Flanke zwischen der Neye und Celle Stellang nehmen und mit Avantgarden von Fonencamps nnd Höb^oort ans den Feind beobachten sollte. Das Gros der Kavallerie - Division war schon frtth 8 Uhr von Rosiörea g^en Bayonvillers vorgegangen, ihre Avantgarde, 14. Ulanen, am Beaacoort nach Lamotte- en Santerre. Die 1. Eskadron

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der 7. Ulanen war mit der Erkundiinjr der Sonime-Übergräuge von Corbie bis ^(^risy-Gailly und die 3. der 8. Kürassiere mit derjenigen von dort bis Bray beauftragt, Patrouillen bis zu Zugsstärke streiften gegen Mareelcave, Villers-Bretonneux und Corbie. Da auch noch 2 Züge der 3. Eskadron der 7. Ulanen zur Bedeckung der bei Harboimieres befindlichen Bagage abkommandiert waren, schlösse» sich die nunmehr nur noch Übrigen beiden ZUge dieses Regiments mit der Standarte den 5. Ulanen an. Somit nahmen an der Schlacht * bei Amiens lU/, Schwadronen mit 1620 Pferden und 6 Geschtltaeo nach den Stärkerapporten vom 21. November teil. Bringt man per Eskadron noch 15 Pterde (krank, lahm und gedrückt) in Abgan^^ 80 verbleiben noch rnnd 1450 Säbel und 6 Geschtttze. Anlserdeiii befanden sich noch 4 GresobätSKe der Batterie Fachsius und 7 Kompagnien bei der Kavallerie- Division zur Stelle. Die eingehenden Meldungen liefsen auf das Vorhandensein starker feindlicher Abteilangen bei Villers-Bretonneux schliefsen, die Somme-Übergänge wurden sämtlichst zerstört und besetzt gefunden. Dem Leutnant Schallehn der 8. Kürassiere war bei C^risy das Pferd erschossen worden. Die Über- gänge bei Bray hatte Leutnant v. Wellmann mit seinem Zug er- kundet. Nachdem sich aber herausgestellt hatte, dals das Gelände- anderaeits bis zur Somme hin frei vom Feinde war, blieb die Avant- garde zwar zunächst noch bei Lamotte stehen, indes das Hros trogen 1 Uhr mittags nach Mareelcave abmarschierte. Auf dem Wege dort- hin wurde aus der Kiohtnng von Caohy starkes Geschützfeuer hörbar^ Cregen ViUers-Bretonneex ging die 4. Eskadron (von Marees) der 8. Kürassiere vor, der von Leutnant Kunhardt von Schmidt geftlhrte Avanligardenzng erhielt aus dort befindlichen Schtttzengittben starkes- Fener. Die 2. Eskadron (Frhr. Ge^T- von Schweppenburg) der Kttrassiere war der Artillerie als Partiknlarbedecknng beigegeben worden. Die Gefecbtslage auf dem greulsiscben rechten Flttgel, also- gegenüber dem feindlichen linken bei Villers - Bretonnenx war beim Eintreffen der Kavallerie - Division iglgende: Die an der Eisenbahn, nach YilleiB-Bretonneox angelegene Schanze war von 7-^9 Kompagnien 44. SegimenlB, denn 7 dieselbe gestürmt hatten, besetzt. Die 6^ leichte Batterie I. Korps war nürdlich der Schanze an^pefahren und stand im Kampfe gegen die beiden in das Gefecht gebrachten. Batterien der .Brigade Lecointe. IHe 12 Pftlnderbatterie derselben war nördlich, die 4 FIttnderbatterie südlich der Eisenbahn aaf- gefehien, dort mit AnscUnls an die Batterien der Brigade du BessoL Der 6. leichten Batterie schlössen sich nun nngesftamt die 10 Ge- schütze der Kavallerie-Division an. Aus der snerst östlich Mareelcave genommenen Bereitscbaflsstellung ging die Division in eine solche-

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westlich des Ortes, nachdem die 7 Jägerkonipajrnien diesen selbst als Aiiliiahmestellung besetzt hatten. Auch 2 Eskadrons 10. Drai^oaer hielten bei Marcelcave. In Anbetracht des schweren Standes der 3. Infanterie-Brigade, insbesondere der Schanzenbesatzung miil's eine derartige N'erwendung der 7 Jägerkoiiipagnien auffallen. Kunz sagt sehr treflend: „Das war nicht im Sinne einer thatkräftigen Offensive und diese soll von einer Kavallerie-Division stets angestrebt werden." Alle Versuche der Franzosen, die Schanze wieder zu nehmen, scheiterten und unterblieben erst, als Oberst du Bessol. cheval, le k6pi ä la pointe de son sabre-', verwundet war. Der Kommandant des 2. Marsch - Jäger - [Bataillons Giovanninelli Ul)ernahm das Kommando. Die Mühle uürdlich Villers - Hretonneux war mittler- weile von der von Corbie aus eingetroffenen Gtniekompagnie besetzt worden. Das kennzeichnet schon den nicht ganz zweck- mälsigen Standort der Kavallerie - Division, deren Aufklärung während des Gefechts darnach übrigens auch zu wünschen übrig liels. Von der Pcronner Stralse aus hätte die Kavallerie-Division als solche sich etwa darbietende Attackengelegenheiten besser aus- nützen können, denn sie hätte dort auch zur etwaigen Kikkzugs- ßtralse der Franzosen besser ä port^e gestanden. Als dann aber um

4 Uhr die beiden feindlichen 4 Pfllnderbatterien, nachdem sie sieb verschossen hatten, im Galopp zurückgingen, wurde dies zum Signal für die Auflösung der Mobilgardcn. deren Heispiel Teile der Linien- infanterie, der Jäger und der Mariue-Inlanterie bald folgten. Mit dem Besitze unsererseits von Villers-Bretouneux war um 5 Uhr aut diesem Flügel die Schlacht entschieden. Der fluchtartige Hückzag der Franzosen ging von hier teils auf Uorbie, teils auf Amiens.

General Graf Groeben war bis zum Mamelon du Bois TAbb^ mit der Division der rückgängigen Bewegung der Franzosen gefolgt, zur \ erfolgung war es bereits zu dunkel geworden. So angesetzt hätte sie auch wenig Erfolg gehabt. Sie hatte etwa von Höhe 104 nördlich der Tailerie an der Peroimer Stralse ausgehen und nördlich von Villers-Bretonneux vorbeigefuhrt werden müssen. Die Division bezog Alarmquartiere in Caix. Guiliancourt, Wieneourt-l Equipce und ?.Iarcelcave. Die H. Kürassiere hatten 9 Mann verwundet, 2 Pferde tot und 2 verwundet, die reitende Batterie VII. Armeekorps hatte

5 Mann und 1 Pferd verwundet.

Noch in der Nacht zum 28. November fafste man den Entschlufs, Amiens zu räumen, was früh '/,(> Uhr geschah. Die Citadelle ])lieb noch von den Franzosen besetzt, nach 2 Tagen ging aber auch sie in preulsischen Besitz über. \ on Amiens waren die Franzosen in 2 Kolonnen aoi Doullens und aaf Pas abmarschiert. An demselben

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iMorgen räumte auch General Farre Corbie und nahm den Weg auf Bacquoy, einzelne Armeoteile zo^^en auf Albert ab.

So fanden denn die am folgenden Morgen vorgrehendcu deutscheu Patrouillen den Getier nicht mehr an derSomme, deren Ubergänge sämt- lichst zerstört waren; mau sah aber Kolonnen in nördlicher Richtung im Abmarsch. Als die Meldung hierüber an General v. Manteuffel gelaugte, befahl dieser, dafs der Kavallerie - Divison seitens des L Armeekorps das gesamte verfügbare BrUckenmaterial zugeteilt werde, um mit Hilfe desselben über die Somme zur Ver- folgung der feindlichen Armee vorzugehen. Dieser Befehl war noch nicht zur Ausführung gelangt, als General Graf (iroeben den ab- geänderten erhielt, beiden Korps zum Weitermarsch des Gros der 1. Armee auf Rouen ein Regiment abzugeben. Damit wurde die Kavallerie - Division als solche aufgelöst. Durch die Art der Ab- gabe der beiden Regimenter blieben nicht einmal die Brigade -Ver- bände erhalten. Eine unmittelbare \'erfolgung des in nördlicher Richtung von Amiens und Corbie aligezogcnen Feindes unterblieb. Wir werden später ausfuhren, dals eine solche, ohne die Operation auf liouen zu herintiiichtigen. nicht nur erwünscht, sondern auch sehr wohl zu ermöglichen gewesen wäre, daher auch nicht hätte unterbleiben dürfen. In Amiens rückte General v. Goeben am 28. November mittags VI Uhr mit der :V2. Infanterie-Brigade, sowie 2 Batterien und 1 Pionier-Kompagnie ein. Als daun am 1. Dezember der Vormarsch gegen Ronen angetreten wurde, blieb General Graf Groeben mit dem 7. und 14, Ulanen-Regimente die in Harn noch befindlichen Eskadrons wurden von dort herangezogen , der reiten- den Batterie Selirader niul der durch 2 Batterien (ö. schw. u. (>. l./I.) verstärkten 3. Infanterie-Brigade, sowie der Feldpionierkompagie/I. in Amiens mit dem Auftrage zurück, den Marsch der 1. Armee nach Rouen zu sichern, die Position von Amiens zu besetzen und gegen feindliehe Angritfe zu behaupten, die Eisenbahnlinie von Amiens nach La Fere hatte am 27. kapituliert, die 4. Brigade wurde daher am 28. November an das 1. Korps herangezogen zo decken and den nach der Schlacht von Amieos abgezogenen Feind im Unklaren ttber die eigene Stärke and die eigenen Bewegangen zn erhalten.

(Fortoetmng folgt)

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Aus dem Kriege 1807—14.

XX.

Aus dem Kriege 1807—14.

Auteiehnmigeii eines d&niflolien Offisiers.

Hertiugegeben von tetecr Toehfcer.

Die Schlacht bei Sehested.

An dem fUr alle Dänen ehrenvollen 13. Dezember 1813 setzten wir uns nachts um drei Uhr in Marsch. Wir wufsten alle, dafs wir, um nach Rendsburg zu kommen, uns durch einen viel stärkeren Feind durchschlagen mufsten. ein Feind, der mit allem versehen war, und nicht wie wir von Strapazen, schlaflosen Nächten und Entbehrungen der notwendigsten Lebensbedürfnisse entkräftet war. Da unsere Avantgarde erst das Terrain absuchen sollte, mufsten wir oft stille stehen, wodurch wir jämmerlich froren, da es noch immer aufserordentlich kalt war. Unsere Marsehnrnte war folgende: Major veno TD v. Bardenfleth marschierte an der Spitze mit vier Jägerkompagnien und nahm ein feindliches Piket von 60 Mann gefangen, ehe es Tag wurde, was viel zum glücklichen Ausfall des Kampfes für uns Dänen beitrug. Major Lüvenörn von Bardentleth war nicht allein in hohem Grade von allen Offizieren und Soldaten geachtet und geliebt, er war aueh in der Armee wohlbekannt wegen seines kaltblütigen Mutes, der ihn nie, auch nicht in der gnil'sten Gefahr, die OeistcFgegenwart verlieren liel's, und er war es, der die Ehre hatte, den blutigen Tanz zu eniffnen. Nach den vier .läger- kompagnien, die unter dem Befehle des Majors standen, folgte der französische General Lallemand mit der leichten Brigade. Danach folgte die erste Brigade in geschlossenen Kolonnen auf dem Wege nach Sehested, während die zweite als Flankenkorps rechts vom Wege marschierte.

Bei Holze auf dem Wege nach Sehested stiefs unsere Avant- garde auf den Feind, der sogleich nach Sehested retirierte, einige Tote und Verwundete zurücklassend. Jetzt ging es in Eilmärsehen durch Holze aut das Dorf Sehested los, wo der Feind eine sehr vorteilhafte Stellung iniie hatte, mit einem grolsen Walde in der rechten und einem unzugänglichen Moore in der linken Flanke. Wir kamen in der Morgendänunerung nach Sehested. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als wir schon in Sehlaehtordnung marschierten; bald aber stand sie blutrot am Himmel, als ob sie einen Bluttag prophezeien wollte. Kein Wind regte sich, aber es fror, besonders beim Aufgange der Sonnei anglaablicb stark.

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Am dffii Kiiego 1807—14.

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Als alles zur Schlaoht geordnet war^ sali ich den franzöriseben General Lallemand and Prina Friediieh und seinen Stab frOhstlleken. Wer von nns etwas hatte, nahm aooh eine Erfrisehong. leh hone einen Soldaten sagen: ,Jeh bin so hnngrig,^ woaa ein Anderer erwiderte: „Warte, da wirst bald eine Kngel za sehlaeken bekommen.** Hongrig and matt kamen wir in Sehested an. Viele Soldaten waren barflüsig, so dals es traarig war, sie aaf der gefrorenen Erde gehen zn sehen, and in dieser elenden Ver- fhssnng sollten wir gegeu einen ans weit ttlierlegenen FeSad Tor- itteken! Hente also sollten Dänemarks Söhne kämpfen and hinten; heate sollten wir die sittliehe Kraft der dänischen Nation bewdsen; hente sollten wir die Kriegsehre anserer Vorfahren in der GesoMchte behaapten! Beate aaeh sollten wir erkennen, ob Gott mit ans sei ader nieht! Ohne Gottes besondere Hilfe and Beistand konnten wir diesen Kampf nieht gewinnen, denn nach allen Bereehnongen war der Fdnd ttber 11000 Mann stark and wir hatten kanm 8000 Mann. Aber wir hofften, dafs Gott in Jesa Namen onsor Anftthrar sein wttide, denn nor er konnte ans den Sieg geben.

Wir flliehteten daher weder Tod noch Gefahr, sondern waren bereit za siegen oder in Ehren fbr unseren hoch geliebten König nnd unser tiei^ekränktes Vaterland zu sterben; dabei wollten wir uns bemühen, den grofsen und seligen Lohn der Treue und Tapferkeit 20 ernten, denn die gröfsten und schönsten aller Tagenden sind für den Soldaten: Ausdauer und Tapferkeit

Vor dem Anfang der Schlacht standen wir so ungefähr eine Stunde in tiefen Betrachtungen. Wir beobachteten den Feind, und er uns. Unterdessen war die Sonne in all ihrer Pracht und Herrlich- keit aufgeg^an^^in. Es war ein schöner Wiiitermorgen. Ach, dachte ich, viele haben wohl diesen herrlichen Anblick zum letztenmale gehabt 1 Meie, welche die blutrote Sonne haben aufgehen sehen, werden sie nicht untergehen sehen!

Der Feind iat stark, duch wer mag zagen!

Wir stehen fest in Kampf und Tod.

Der Schwache muüi den Starken ttclilugeu,

Der bentelOsteni uns bodraht.

bh gfttfte, Hoigensoime, dleh!

Zum Kampf fOn Beeht eiwaokst do midi!

Wie ist stolz, dem Feind zu wehren Des Volkes Heil ist uns betraut ~ Wie süAi, eis ffieger beinankehren

Zur Mutter und znr frohen Braut.

Ich f^fse, Morgensonne, dich!

Zu lüunpf und Sieg erweckst du mich.

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Au dem Kriege 1807—14.

Ist dies meto letzter Tag anf Erden,

Ich will mich doch dos Kampfes frem, Der freien Heimat Töcliter worden Wohl Kosen aut' das Grab mir streun, loh grüT^e. Mor^^ensonne, dich! Zu Kampf mid Sieg erweekat dn mieli.

Belebt darob den Kanonendonner denn wir waren fast zum Um&Uen mttde aas Mangel an Schlaf marschierten wir jetzt rasch vorwärts. Unsere Tirailleorkette versnchte erst den Feind in Kaach einzuhüllen, um ihm seine ersten nnd besten Schüsse zn ent- locken. Nachdem dieses geschehen war, bekam sie Ordre, sieb nnserem Flttgel anznschliefsen, und nun begann anf beiden Seiten ein Kampf anf Leben und Tod. Bevor derselbe anfing, glaube ich, wSre es gat nnd sweckmäfsig gewesen,wenn derHüchstkommandierende eine knrze, anfinuntemde Kede an das Armeekorps gehalten hätte. Ebenso wäre es in unserer Lage passend gewesen, wenn unser Feld- prediger doreh die Glieder gegangen oder geritten wäre und die Gedanken unserer Krieger auf Gott, König nnd Vaterland gerichtet ond dadurch den in hohem Grade ermatteten Kriegern Seelenstärke und moralische Kraft eingeflöist hätte, weiche allein den entkräfteten Körper aufrecht halten können. Ks war um so mehr notwendig, unsere Gedanken in onserer höchst verzweifelten Lage aut (iott zu richten, da wir weder durch französische noch dänische Generäle noch durch den Mut und die Tapferkeit unserer Truppen imstande gewesen wären, einen Tollkommenea ond glänzenden sieg tiber einen nbermtttigen, überlegenen, kriegs- und siegesgewohnten Feind zn ge- winnen, so dafs wir also nur der Hilfe des allmächtigen Gottes den Sieg verdanken konnten. Der schwedische Kronprinz war so sicher, nns in der Falle an haben, dafs er in Kiel, während wir ans bei Sehested schlugen, gesagt haben soll: Morgen wird das gfuize dänische Armeekorps kriegsgefimgen an mir yorüberziehen.**

Er hatte Ursache, es za hoffen, da er wnlste, dats wir von allen Seiten von Feinden nmgeben waren, nnd dals das Heer, gegen welches wir kämpften, dem nnsrigen anch an Zahl Überlegen war. Der Kronprinz von Schweden hatte nns doreh seinen aas- gezeichneten Kriegsplan nnd seuie nngewöhnlicben Feldhermkennt- nisse so mit Armeekorps nmgeben, dals er wahriioh nicht Schnid daran trog, dals wir bei Sehested nicht vernichtet wnrden. Wäre General Dörnberg, welcher mit einem starken Armeekorps in Wittensee, nicht weit von Sehested, stand nnd den Kanonen- donner deutlich dort hätte hören mttssen zn dem General Wall- moden bei Sehested gestolsen, so wären wir ohne Rettang verloren

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gewesen. Wäre ferner der Bcbwedische General Tegehagoe, welcher mit Beiner gut aosgeroliten Division kann eine Meile von Sehested stand, nnd weloher aneh den Kanonendonner liatte bOren müssen, sn dem General Wallmoden gestolsen, so wfiie unsere Niederlage onvermeidlieli gewesen, nnd hätte die sohwedisehe Kavallerie, welche nns bei Bomböved angegriffen hatte, uns fortdauernd bis Sehested verfolgt, so wären wir trots all unserer bewiesenen Tapferkeit rettnnglos verloren gewesen.

Der Kronprinz von Schweden hatte deshalb guten Gmnd zu l^uben, daCs die Dänen sich nicht von Tod oder Gefangenschaft retten konnten. Mit Gottes Hilfe aber zeigte es sich hier, dals ,.der Sehwache den Starken fällen kann," so dafs nichto aus der Freude der Schweden wurde.

Mit Verwunderung sah ich, welche zerstörende Wirkungen Kapitän v. Fries mit seiner Batterie in der russisch -deutschen Inlanterle hervorbrachte, denn einige starke, feindiiche Infanterie- kolonnen, die sich auf den Hohen auf der anderen Seite von Sehe- sted befanden, versuchten dem Orte zu Hilfe zu eilen, aber die Batterie des Kapitän v. Fries empfing sie jedesmal mit einem so anÜBerordentUch gut gezielten Feuer, dals sie nicht nach Sehested herunterkommen konnten.

Da unsere auf verschiedenen Plätzen au%e8tellte ArtUlerie durch ihre wohlgezielten Schttsse die feindliche Artillerie zum Schweigen und Retirieren gezwungen hatte, bekamen wir den Befehl zu unserem Bataillone zu stoben. Ich selbst wurde mit einigen Leuten zur Beobaohtung der feindlichen linken Flanke abgesandt, um bei Zeiten dem Bataillonskommandeur v. Bie melden zu kOnnen, ob der Feind Miene mache> unsere linke Seite zu umgehen.

Raum war ich mit meiner Mannschaft 24 Mann auf Gewehischufsweite von unserer rechten Flanke entfernt, so bemerkte ich eiu paar Kompagnien feindlicher Jäger, die, nach der Kichtnng ihres Marsches zu urteilen, unseren linken Flflgel zu umgehen suchten. Ich iiels dies sogleich dem Major v. Bie melden. Ein junger, schOner französischer Offizier, Kapitän Carr6e, kam kurz danach in gestrecktem Galopp zu mir und bat mich, ihm mit meiner Mannschaft za folgen. Das that ich, und er ritt schnell voran, während wir andern, so schnell wie mOglich, hinterherliefen. £r führte uns noch weiter in die rechte Flanke, nnd als er nns so weit an die feindliche linke Flanke geführt hatte, dals ich das Bataillon, zu dem ich gehörte, gar nicht mehr sehen konnte, ritt er im Galopp znrQck.

Ohne Gottes Hilfe bist du jetzt mit deiner Mannschaft von

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deinem Bataillone abgeschnitten, dachte ieh bei mir selbst, denn ieh sah die feindlichen Jäger heranrttckeii, nm in die groDse Öffnimg zwisohen dem Bataillone und mir zu kommen und nm mich go nbm« schneiden. Ich fing niin an, die linke Flanke der Jäger zn be- fiohieiflen, nm sie wo möglich einen Augenblick aofenhalten. Sie machten auch Halt und erwiderten meine Schüsse; als sie aber zuletzt deutlich meine geringe Mannschaft sehen konnten, seteten aie ihren Marsch fort^ teils nm mioh abzuschneiden, teils nm unser Bataillon zn nmgehen.

In diesem gefährlichen AagenbUcke kam indessen der fran- zösische Adjutant mit einer Kompagnie Jäger unter Kapitän Wegener geritten. Nun stutzte der Feind und hielt an, und als Kapitän y. Abercroue mit einer Kompagnie vom Regiment der Königin uns auch zn Hilfe kam, wurde der Feind etwas zurückgetrieben, bekam aber sogleich von einem ganzen Linienbataillone Hilfe. Nun war es schwer, uns zu halten. Der Feind beschols uns sehr heftig, richtete aber dadurch keinen besonderen Schaden an, denn ebenso wie die Artillerie schofs auch die Infanterie viel zu hoch, so dals der Lrröiste Teil der feindlichen Kugeln Uber unsere Köpfe gingen und so nur ein Duett mit dem Klange unserer Bajonette ausführten. Als der französische Adjutant sah, dafs es uns sehr schwer werden würde, unsere Stellung' gegen eine so grol'se Ubermacht zu be- haupten und den Feind zu verhindern, den rechten Flügel unseres Armeekorps zu umgehen, ritt er zurück ventre a terre und untrefahr eine halbe Stunde später kam er mit dem dritten und vierten Bataillone des „Holsteinisehen Infanterieregiments" unter An- führuDL^ des Majors von Multke zurück. Nun wurde der Feind so weit zurückgeworfen, dafs wir ihn gar nicht mehr sehen konnten. Diese Attacken auf den linken FlUgel des Feindes währten bis Mittag. Aulser den Gefangenen, die wir auf dem linken FlUgel des Feindes machten, nahmen wir einen feindlichen Jäger auf eigentüm- liche Weise gefangen. Er lief bis an die Schulter im Wasser in einem Moor und hielt sein Gewehr hoch Uber den Kopf Ich rief ihm zu: ..Pardon Kamerad. ' worauf er sogleich sein Gewehr von sich warf und ans Land zu uns watete.

Es war ein junger, schtiut r Mensch, in Berlin geboren und aus guter Familie. Kr sagte, dafs unglückliche Liebe ihn dazu gebracht hatte, Dienste zu nehmen, und dafs t"r hoffe, bald Offizier zu werden. Da er diese Hotfnung aufgeben mulste, wenn er in dänische Getangen- schaft fiel, war es seine Absicht, als er ins Wasser lief, sich ent- weder zu erschiel'sen oder zu ertränken. Er wurde mit den anderen Gefangenen zu dem Divisiousa^jutanten v. Kömeling transportiert

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nnd während Rendsburgs Belagerung sprach ich mehreremale mit ihm. Ich habe diesen Menschen so ausfuhrlich erwähnt, weil ich das Jahr darauf eine merkwürdig frotie Zusammenkanfit mit üun haben sollte.

Mit dem Keste meines Kommandos suchte ich zu dem i\egimente zurUckzakehren und traf glücklicherweise mit dem ersten Bataillone „Fünen" nahe vor behested zusammen; ich verblieb bei demselben, -da das zweite Bataillon sich wegen Maugels au Munition hatte zurückziehen mUssen. Wir erhielten kurze Zeit darauf die Ordre vorzorUcken, um das Detilee bei Sehested auf der einen beitc zu besetzen; zu derselben Zeit besetzte ein Bataillon „Soiileswigscher Infanterie" die andere iSeite des Weges.

Sn standen die Dinge bis weit tlber Mittag, und der Sieg war noch ungevvils, nachdem wir vom frühesten Morgen an auf einander geschossen hatten, aber nun war der Augenblick «rekomiiien, da alle Kräfte augestrengt werden muDsten, am nnsere bisherige Arbeit mit Erfolg zu krönen.

Unser Feldherr, Prinz Friedrich von Hessen*) befahl daher unsere Streitkräfte zu konzentrieren und Sehested mit einer Sturmkolonne anzugreifen. Die Sturmkolonne mit dem General v. Schulen bürg und dem französischen General Lallen» and an der Spitze stürmte vorwärts mit unwiderstehlicher Kraft, und wahrend unsere Artillerie von verschiedenen Paukten Sehested beschols. nahmen unsere Sturm- kolonnen mit gefällten Bajonetten den Kingaug zur Stadt, obgleich sie mit dem heftigsten Kanonen-, Kartätschen- and Gewehrfeaer empfangen wurden.

Sehested wurde genommen, aber es kostete uns viele Soldaten. Die Grenadierkompagnie Oldenburg mit dem braven Kapitän V. Uöegh senior an der Spitze hatte allein achtondzwanzig Tote and Verwundete.

Während Sehested so von unseren Sturmkolonnen genommen wurde, setzte Prinz Friedrich sich an die Spitze der Infanterie der zweiten Brigade und jagte den westlich von der Stadt stehenden Feind in wilde Flucht.

Bei diesen entscheidenden Bewegungen, welche so sehr zu unserem Siege beitrugen, zeichneten sich durch persönlichen Mut und glänzende militärische Eigenschaften besonders aus: l'rinz Friedrieb, General Lallemand, General Schalenbarg, Oberstleutnant

M Der Prinz Friedrich von Uessun war der Bruder der Königin von UUnem&rk, Marie Sophie Friederike von Hessen, Gemahlin des Königs Friedrich VL

Anmerk. d. Herausg. JakfMUkM fir 4i« 4tBtMto 4niM vmA IImIb«. Bd. 114. I. 19

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V. Brackel mit seinem Bataillone in der Sturmkolonne und der ebenso tapfere wie vortreffliche Offizier, Kapitän y. Höegh mit seiner Grenadierkompafrnie. welche die Spitze der Sturmkolonne bildete. Ferner thaten sich durch ungemeinen Mut hervor: Major v. Scharffen- berg, Kapitän v. Wilster, die Leutnants v. Ahercrone, Cropp, Zehmann, Wasmer, Brodersen, Sosten und die Seeoiliziere Kapitän Holsten, Leutnant Flor und Ascherhoug, welche zum Vergnügen am Angriffe der Sturmkoloime auf Sehested teilnahmen. Der tapfere Kapitän V. Höegh bekam vier Wunden, aber fuhr doch fort, seine Komp^uie zu kommandieren, bis ODsere Dragoner den geschlagenen Feind ver- folgten.

Die Infanterie von der leichten Brigade hatte sich, nachdem wir uns Sehested nahten, mehr und mehr zerstreut, und stürzte jetzt nach dem glücklich ausgeführten Sturm von allen Seiten in die Stadt, so dals der retiriereude Feind dadurch verhindert wurde, sich nochmals in dem laugen Dorfe festzusetzen. Als unsere Infanterie unterdessen das südliche Ende der Stadt erreicht hatte, stürzte ein frisches feindliches Bataillon, von dem Obersten v. Golz angeführt und von drei scchspfüadigen Kanonen unterstützt, sich gegen unsere Infanterie, die gezwungen wurde, sich zurückzuziehen. In demselben Augen- blicke liefs Prinz Friedrich drei Schwadronen „FUnescher Dragoner" vorrücken. Diese tapferen Dragoner mit General von Schnlenburg und General Lallemand an der Spitze stürzten sich in dem schmalen Defilee, schäumend vor Kachelust, auf das feind- liche Bataillon, brachen in das Bataillon ein, hieben einen grofsen Teil nieder und nahmen den Obersten und den gröfsten Teil der Offiziere samt 204 Mann gefangen. Au&erdem wurden zwei sechs- piUndige Kanonen erobert, welche von Major Graf v. Moltke, Leutnant v. Wied und sechs Dragonern genommen wurdeu.*)

Die in Anzahl weit überlegenen schwarzen Husaren der russisch- deutschen Legion rückten jetzt gegen uns vor, und da die „Füneschen Dragoner" nicht stark genug waren, ihnen zu widerstehen, zogen sie sich mit ihren vielen Gefangenen und den zwei Kanonen zurück.

Während dieses geschah, hatte unser rechtes Flaukenkorps immer in leichtem Kampf mit General Dörnbergs Avantgarde, dessen Hauptkorps nicht zum Vorschein kam, die Anhöhen nördlich von Habye besetzt gehalten, und der Feind, welcher stets unseren rechten Flügel zu umgehen suchte, schien die Absicht zu haben, uns mehr und mehr von unserm Hauptkorps zu entfernen, damit der General

>) Die beiden Kanonen stehen in dem Zeughause in Rendsburg mit einer Tafel, wfllfllie ^ Nauen der iwd Offiziere und der sechs Dragoner enthält.

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Wallmoden uns um so leichter Uberwältigen könne. Der einsichts- Tolle Division sadjntant von Römeliug;, welcher unser rechtes Flanken- korps fllhrte, falste jetzt den Entschlufs, das ihm gegenüberstehende feindliche Korps zu verlassen, um so schnell wie mR'jlich sich unserm Hauptkorps anzuschliefsen, oder ihm zu Hilfe zu kommen. Er warf deswegen eine Husarenschwadron und eine Jägerkoinpagnie gegen den Feind und erreichte mit den Übrigen Linienbataillonen das rechte Ufer des Moores von Hahy, ohne dals der Feind diese Kriej^slist bemerkte. Der Feind wollte uns jetzt in f^erader Linie verfol^'^en. Zu spiit erkannte er indessen, dafs die breite Fläche, weicht' das Moor zwischen ihm und unseren drei Bataillonen bildete, nicht passiert werden konnte, und dafs er zufrieden sein müsse, unser Flankenkorps aulser Schuisweite zu coto>ieren. Von Haby suchte der Feind Uber den Damm zu kommen, um das rechte UffT des Moores zu erreichen. Der tapfere Husarenmajor v. Bergen warf sich indessen mit seiner Schwadron, einer Jägerkompagnie und zwei sechspfUndigen Kanonen so kräftig gegen den Feind, dals dieser gezwungen wurde, sich in den Wald westlich vor Habv zurückzu- ziehen und mit seinen Operationen aufzuhfiren, w orauf unser Fiaukeu- koips seine bestimmte Bewegung bis nach Sehested fortsetzte.

Nachdem die drei Schwadronen „FUnescher Dragoner'* mit ihren Gefangenen und eroberten Kanonen sich zurückgezogen hatten, fonnierte die feindliche Infanterie sich abermals und im N'erein mit der Kavallerie griff sie abermals Sehested an. Um diesen An- griff zurückzuweisen, versuchten „FUnesche Dragoner- mit der Husarenschwadron von Späth an der Spitze, abermals einen Angriff. Obgleich unsere Husaren und Dragoner mit ihrer gewöhnlichen Bravour in ein feindliches Bataillon hineinbrachen, mul'sten sie sich doch wegen der Ermattung der Pferde und der Überlegenheit des Feindes zurückziehen, und unsere Kavallerie mufste mit grofsem Verlust retirieren, so dafs dieser AngritT nicht gelang. Dagegen warf nun abermals unsere Linieninfanterie der ersten und zweiten Brigade den Feind zum zweitenmaie zurück und vertrieb ihn aus der Stadt.

Noch einmal versuchte der P'eind durch einen verwegenen An- griff der tapleren mecklenburgischen Jäger die Schlacht zu erneuem. Die Folge war indessen, dafs die Schwadron dieser reitenden Jäger 120 Mann mit dem Prinzen von Mecklenburg an der Spitze, nur 6 Mann aus unserm Infanteriefeuer rettete. Der Kest der Schwadron bedeckte das Schlachtfeld, und Prinz Gustav von Mecklenburg selbst fiel verwundet in unsere Hände. Der Prinz zeigte den höchsten Grad von Mat und persönlicher Tapferkeit an der Spitze seiner

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heldenmütigen, schönen Sohwadron, die der feindliche General Wall- moden auf so unnütze Weise aufgeopfert hatte.

Der durch Hecken umzäumte Weg war so schmali dals die mecklenburgischen reitenden Jäger uns nur mit vier Mann Front an- greifen konnten. Wir h&tten sehr gut einem Teile des grofsen Ver- lostes, den unsere Kavallerie erlitt, vorbeugen können; denn hätten wir sofort angefangen, den Feind zu besohiefsen, als er in das Defilee hineinritt, wäre er vieUeieht nioht so nnbesomien in die Falle gegangen. Wir bekamen indessen Ordre, niefat sn seble&en, sondern ons hinter den Heoken des Weges zn legen, am unsere Stilrke so viel irie mOglich sii rerbergen, nnterdessea ab«r fUgte der Feind unserer Kavallerie auf der Betraite einen bedeutenden Verlast zo. In diesem AogenbUeke besonders zeigten Prinz Friedriob nnd General Lallemand ihre glänzenden militllrisehen Eigensebaften, denn sie gebraachten die Kriegslist, ehien Teil unserer Kayallerie an&oopfem, am den Fdnd in das Defilee zu looken nnd dadnidi den Sieg zu gewinnen. Erst als die Spitze der feindlidien Kavallerie an nnsern linken Flttgel ins Defilee gekommen war, bekamen wir Ordre, Ton beiden Seiten des sebmalen Weges zn sebielben and in einem Aagenblieke war das tapfere Jägerkurps niedergeschossen.

Prinz Gnstav Ton Mecklenburg bot einen filr Jeden Krieger schönen nnd begeisternden Anblick dar, als er anf seinem stohsen Pferde mit hochgesohwnngenem Säbel seine Leate anfeuerte und zum Mute anspornte nnd ihnen Im wilden Siegesjobel zurief, den Dänen nicht Pardon zu geben. Da seine Schwadron indessen von beiden Seiten des Weges von unsem Kugeln beschossen um ihn zu Boden sank, und er zam Betirieren gezwungen wurde, bekam der tapfere Prinz einen Schals in die Hand, der ihm zwei Finger abrils und seinen Fingerring, der in die Hand hinemdrang, zermalmte. Der starke Schmeiz zwang ihn um Pardon zn bitten, obgleich er selbst uns kurz vorher keinen Pardon geben wollte. Der Prinz wurde gefangen genommen, aber unterwegs suchte er obgleich verwandet sich losznreiisen. Einer unserer Soldaten, der den Prinzen nicht kannte, gab ihm einen Kolbenschlag, welcher seine Flucht verhinderte.

Ein Offizier der mecklenburgischen rdtenden Jäger, welcher eine Mfltze auf dem Kopie hatte, ritt neben dem Prinzen, während er avancierte. Da er aber sah, dals der Prinz gefangen genommen, und die ganze Schwadron vernichtet war, wendete er sein Pferd um zu letirieren, legte sich mit der Brust gegen den Sattelknopf und dem Pferde die Sporen gebend, sprang er, wie dne KatM über Tote und Verwundete hinwegsetzend, auf dem fast nnzugängliehen

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Wefe sarUck. Auf diese Weise ritt er dnieh einen von beiden Seilen des Weges iLommenden Regen von Kugeln Ibnnlieli Spiels- raten. So lange ich Um sehen konnte, sttliste er nioht vom Pferde nnd erreichte so jedoch nicht nnTorwondet ^ das Ende des schmalen Weges. Hier warf sich eine Abteilang onserer Infanterie mit gefiUlten Bi^netten gegen ihn nnd forderte ihn aa^ sich zu er- geben, er schlag aber seinen Mantel tther den Kopf, nnd das mntige, prächtige Pferd sprang Aber die Bajonette mit dem kecken Jttngling. Ich hörte spiter, dab sein Pferd erschossen worde, and dals er, mit beiden Binden den Mantel tther den Kopf haltend, sich za retten sachte. Am Kopte nnd an den Binden jämmerlich ver* wandet, wurde er indessen, anscheinend tet, nach Bovenan gebracht Der Name dieses tapferen Offiziers war Forstner. SfAter warde er geheilt nnd ist jetzt Major in preolsiscben Diensten, wo er im Generalstabe anter dem General Gneisenan arbeitet £r hatte 1812 in Rnüaland an dem Feldzage teilgenommen, nnd weil er früher ara Kopfe Terwandet gewesen war, hatte er Erlaubnis bekommen, die Mütze zu tragen.

Nach dieser Episode folgte ein in hohem Grade gianenvoller Anblick: Im Defilee auf dem Wege nach Sehested lagen nftmUch fibereinander niedergeschossen, ttber Bnndert tote nnd Tcrwondete Mensehen nnd Pferde. Viele hätten vielleicht gerettet weiden können, aber unsere Kavalleiie bekam jetzt die Ordre, den retirierenden Feind zu verfolgen, am den Sieg zu benutzen, welchen das Gewehrfener des flineschen und schleswigschen Infanterie- regiments — die das Defilee besetzt hielten gekrOnt hatte. Da die Kavallerie nicht umhin konnte, diesen Weg za passieren und da die Heiter nicht seitwärts vorbei kommen konnten, weil der Weg auf beiden Seiten mit Hecken besetzt war, mofste unsere Kavallerie- kolonne Uber die Verwandeten und Toten hinwegreiten. Die ver- stümmelten Menschen nnd Pferde boten einen schreoklichen An- blick dar.

Nach dem nnfslungenen Angriffe der mecklenburgischen reitenden «niger zog sich der Feind nach Osterade hinter die Eider znrUck. Das Feaer hörte jetzt auf, und man hörte nur einzelne Kanonen- sehtlsse, womit unsere Artillerie dem Feind auf der Flacht das Geleit gab, 80 dab es schien, als habe der Feind jeden neaen Versnob, die verlorenen Vorteile wiederzugewinnen, aufgegeben.

W^ider alle Vermutung hatte der Feind indessen längs der Ufer des Kanals zwei Bataillone aofgestellt, die von Bohenfelde kamen, nnd nan anf Sehested losgingen in der Hofihong, uns in den Kücken ra iallen nnd so die Schlacht za emeaem. In demselben Aagen-

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blicke, da der Feind dies Manöver ausfuhren wollte, kam glücklicher- weise unser vorher erwähntes rechtes Flankenkorps, welches sich unserm rechten Flügel anschlofs, der westlich von dem Moore bei Sehested stand, und aus drei Konipag:nien des ftlneschen Inf&nterie- regiraents und vier sechsj)fündigen Kanonen bestand.

Nach halbstündigem heilsen Gefecht wurde der Feind zun» zweiteumale hinter den Kanal geworfen, von wo er sich hinter die Schleuse bei Klnvensieck zurückzog. Zur selben Zeit liels Prinz Friedrich eine Schwadron ,.IIolsteinischer Reiter" unter dem Major v. Stemann vorrücken, um den Feind, der nördlich der Elbe stand, anzugreifen. Diese tapfere Schwadron, von dem rautigen und als vorzüglich bekannten Oftizier, Major v. Stemann angeführt, schlug freilieh den Feind zurück und verfolgte ihn mit Heftigkeit über die Brücke der Osterade, verlor aber dadurch 37 Mann und 17 Verwundete, worunter 3 Offiziere waren. Nur der Kaltblütigkeit des Majors v. Stemann ist es zu verdanken, dafs der kleine Rest dieser unerschrockenen Schwadron zurückgebracht wurde.

Bei dieser Gelegenheit geschah es auch, dafs ein Kavallerist, ein „Holsteinischer Reiter" dem General Wallmoden so nahe kam, dal's er dessen (Generals-) Mantel ergriff, um ihn so zum Gefangenen zu machen. Der General liefs indessen wie Joseph den Mantel im Stich und rettete sich durch die Schnelligkeit seines Pferdes, während einer seiner A^jakiuteu unseren heldeumati^D und ermatteten Krieger niederhieb.

Nachdem der Feind geschlagen und auf allen von ihm besefc&ten Punkten zurückgeworfen worden war, zog er sich in griilster Eile und Unordnung über die Schleuse bei Kluvenseck zurück, von unsern Kanonenkugeln begleitet.

Unser linker Flügel stand nun südlich von Sehested bei der alten Eider, und unser rechter Flügel östlich von Hohenfelde beim Kanal. Unsere Absicht war also erreicht, denn wir waren jetzt Herren Uber das nördliche Ufer des Kanals, und der Weg Uber Schieruau bis Rendsburg war frei. Unglaublich ermattet, aber zugleich unbeschreiblich froh über unsern vollständigen Sieg ver- liefsen wir Sehested und marschiertrn um halb tunf nach Sonnen- untergang weiter.

Steen Steeusen Blicher sagt in einer seiner Schriften: „Die Dänen, von einem fremden General in ein dreitaches Feuer geführt, thaten Wunder von Tapferkeit.*' Hier ftlge ich hinzu, dafs in der Affare bei Boden und in vielen Scharmützeln und Vorpostengefechteu, die wir Dänen gewonnen, wir keinen einzigen Franzosen zur Hilfe hatten.

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Verzeichnis der in der Schlacht gefangenen Offiziere: Prinz Gustav von Mecklenburg, Major. Oberst v. Goltz, Kitter. V. Schimmelpfeunig, russischer Kapitän. v. Hehtoldt, desgl. V. Benningsen, desgl. v. Rotz, russischer KittmeiHti r. v. Kamme, deutscher Kapitän, Kitter. v. d. Horst, russischer Leutnant und Brigadeadjutant v. Praendel, Leutnant. Suckow, Kapitän. V. Meydell, Fähnrich. v. Schmidt, Fähnrich. v. Holtzermann, Leutnant in der englisch-deutschen Legion. v. Henrici, russisch- deutscher Kegimentsquartiermeister. v. Könne, Kapitän in der russisch-deutschen Legion. v. Haase, Kapitän in Bataillon Anhalt.

v. Schenk, Kajutän. v. Hinze, desgl. v. Greulich, Premier- leutnant. — V. Engler, desgl. v. Brauenhehrtus, desgl. V. Peygen-lrahoff, Fähnrich. v. Simons, desgi. v. Krouatzkjr, desgl. Zusammen 24 gefangene Offiziere.

Verzeichnis der in der Sehlacht hv\ Sehested ge- fangenen feindlichen Unteroffiziere und Soldaten mit An- gabe der Regimenter, zu denen sie gehören:

1. Bataillon russisch-deutscher Legion 8 Mann, 2. Bat. 22, 3. Bat. 27, 4. Bat. 49, 5. Bat. 229, 6. Bat. 44, 7. Bat. 48 Mann.

Bataillon Anhalt-Dessau 100 Mann. Leichtes Infanterie- bataillon Bremen und Verden 14 Manu. Bataillon Lüne- burg 2 Mann. 2. Bataillon der englisch-deutschen Legion 6 Mann. Hannöversche Artillerie 3 Mann. Mecklen- burgische reitende Jäger 19 Mann. L Husarenregiment der russisch-deutschen Legion 5 Mann. 2. Hus aren-Kegt. desgl. 3 Mann. Möruersches Husaren-Kegt. 1 Mann. Major Langens Husaren-Kegt. 2 Mann. Husaren-Kegt. Plantin 1 Mann. Huyaren-Kegt v. Schill 2 Mann. Husaren-Kegt. Bremen und Verden 3 Mann. Zusammen G03 Gefangene.

Unser Verlust in der Schlacht bei Sehested war: 17 verwundete Offiziere und 531 Mann Verwundete und Tote. Aufserordentlich viele von unseren Verwundeten starben entweder unterwegs oder in dem Hospital in Rendsburg, wo in den ersten Tagen nach unserer Ankunft täglich 14 10. sogar 20 Manu starben, teils an ihren Wunden, teils an Entkrätlung.

Ich glaube, es verdient hier bemerkt zu werden, dals zwei Pferde in der Schlacht bei Sehested unter dem General Lalleuiand erschossen wurden - ohne dals er selbst verwundet wurde. Es bewahrheitete sioii wieder: ..Den Gott bewahrt', ist ohn' Gefahr.

Der \'erlust des Feindes ist nie von ihm selbst angegeben worden, aber nach sicheren Nachrichten schickte derselbe nach der

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Schlacht bei Schcsted ßOO Verwandete ins Hospital nach Nenmttnster und SUO Verwundete ius Hospital von Lübeck. Hierzu kommen 60^ Gefangene; in Sorama also schon 2003.

Rechnet man hierzu die Toten auf dem Schlachtfelde und die Versprengten, so kann man mit Sicherheit den Verlust in der Schlacht bei Sehested auf 3000 bis 4CXX) Mann anschlagen, was anch mit der Aussage des feindlichen Generals Ahreuschildt überein- stimmt. Als er auf Deutsch-Nienhoflf wohnte, erzählte er nämlich mehreren dänischen Offizieren, dafs Wallmodens Anneekorps in der Schlacht fast 4000 Mann verloren habe.

Die Stärke des Feindes hat man nie g'enau zu wissen bckonniien, aber sicher ist es, dals der Feind wenir^stens 11000 Mann stark war.

Was meiner Meinung:: nach den deutlichsten Beweis von der Stärke und der Überlegenheit des Feindes giebt, ist das authentische Verzeichnis, das ich Uber die gefangenen Offiziere und Unteroffiziere an- geftlhrt habe, denn darans geht es hervor, dafs wir nach der Schlacht bei Sehested Gefangene von 21 Regimentern und Korps nach Rendsburg ge- bracht haben, gegen die wir einen ganzen Tag von Sonnenaufgang bis -Untergang mit einer viel geringeren Anzahl und mit ermatteten Mannschaften gekämpft hatten. Gewife ist es, dals der Höchst- kommandierende, Prinz Friedrich, alle Gefahren mit ans teilte, and dafs er sich mehrmals in dem stärksten Kugelregen befand. Der heldenmütige, unerschrockene General r. Scbnlenbnrg gab ebenfalls ein nachahmenswertes Beispiel, und Greneral L allem and zeig^ nicht allein den hOehstoDt Grad p«ni0nlicben If ates nnd Nichtacbtong aller Oefalnen,- sondern seine glänzenden militliiisolien Eigensobalten traten bei dieser €relegenbeit auch TorteUbaft sa Tage. Obgleidi alle Offiziere^ Unteroffiziere and Soldaten in so bohem Grade tot der Sdilaeht encbOpft nnd entkrttftet waren, zeigten üt doeh den ganzen Tag ebie so nneFsobtttterliehe Ansdaner nnd derartigen Hat nnd Tapferkeit, dafis General Lallemand mit Bewnnderong ausrief: ^leb babe nie die Franzosen raseher ins Fener geben seben, als die Dinen.*

Aber trotz aller bewiesenen Tapfeikeit müssen wir doeb be- kennen, dab es Gott war, der ans einen so merkwürdig glänzenden and vollständigen Sieg gab, denn der Sieg kommt allein von ihm.

Die Folgen unseres Sieges bestanden darin, dafs wir den Kriegsrobm unserer Voi&bren anfrecbtbielten; Rendsburg, die erste Festung des Landes yor Ubergabe retteten und reifainderten, dab Dinemark eine Provinz von Sebweden wurde, beriebungswose, dafo alle drei Belebe unter dem sebwediseben Szepter vereinigt wurden.

Zwei Tage vor der SoUaoht sobiekte Prinz Friedrieb den Cbef

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Aus dem Kriege 1807—14.

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seines Generalstabes, Major C. v. Bardenfleth an den schwedischen Kronprinzen Carl Johann, um in Unterliaiullun^' mit (icii Schweden zu treten und um wenn möglieh einen \Vlltlen^tillstand und später einen Vergleich zu erhalten. Aber der schwedische Kronprinz wollte weder von Unterhandlungen noch von \'erträpen hören.

Jedoch sofort nachdem er unseren vollständigen und ehrenvollen Sieg bei Sehested und den grofsen Verlust seiner Truppen erfahren hatte, schickte er einen Parlamentär an den Prinzen, um ihm einen WaffeDstülstand anzubieten oder vorzuschlagen; und um einen Vor- wand ftlr die Unterhandlungen mit dem Prinzen zn haben, bat er um die Entlassung des Prinzen Gustav von Mecklenburg aus der Gefangemehaft, die der Prinz Friedricli auch sogleich bewilligte.')

Der im Kabinette ebenso kluge nnd listige wie tad dem Kampf- plätze tapfere nad ttlehtige Kronprinz von Schweden saehte ohne Zweifel bei derselbeii Gelegenheit dn Exemplar sdiies nennten Bulletins in die Binde des Prinzen zn bringen, aas dem es klar hervorgeht, data er anlser Norw egen aaeb DSnemark haben wolle.

Die Proklamation lautete folgendenna&en: „Jl est affligeant d'avoir k fidie mention de eombats livrte entre les enfants du Nord. Hb ne devraient appeler que le denil et le sUenee. Le sonverain dont la politiqae les a provoqn^ peot seol dfeiier qu ils se prolongeni Esptons qne le roi de Danemark mettra fin 4 cette gnerre fratröeide (oder gaecre de frdres), et qne bientot ce royanme et celni de la Snöde offiriront Timage d'nne famille nnie, tranqnille et benrense.^

Diese Kiiegslist hatte die traurigste Wirkung fttr Dänemark, denn die Folge davon war, dals am 15. Dezember aof 16 Tage ein Waffenstillstand geschlossen wurde.

Der zweite Artikel des Waffenstillstandes ist sehr sonderbar, da er dem Fdnde erlaubt, falls er kann, sieb der Festungen Glttck- Stadt und Friediiebsort zu bemächtigen. Der dritte Artikel bestimmt die Linie, welebe die Alliierten von Eckemförde bis Husum oconpieren- mlllsten, und der vierte Artikel bestimmt, dafs der Feind seine Streitkräfte im Herzogtume Schleswig nicht vor Ablauf des Waffen- stillstandes -vermehren darf. Wir sehen hieraus, dals Prinz Friedrich ein tüchtigerer und mutigerer General als ein kluger Unterhändler war, denn auf keinen Fall hätte er einen solchen Waffenstillstand scblielsen dllifen. Der schwedische Kronprinz sprach m seiner Proklamation von Frieden zwischen „Brflder," aber er konnte nur den Frieden auf eine fllr die Dänen ehrenvolle Weise anbieten, denn

Meiner Meinung nach hätte diese £ntlatt8ung erst beim i* riedeuüächluiiä& stattfinden sollen.

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Aas dem Kriege 1807—14.

der Feind war in allen SebamUtieln und Gefechten total gesoldagen worden.

Die Dänen waren dagegen nicht geschlagen worden nnd hatten rieh dadurch hei dem Fdnde in Bespekt gesetzt, welches ein grolser Vorteil fttr nns gewesen, wenn der Krieg fortgesetzt worden wttre, da es bekanntlich von nnbereehenharer Bedeutung fUr eme Nation ist, ob sie die ersten Schlachten in einem Feldzage, d^ fortgesetrt whrd, gewmnt. Ist der Anfang gut, Ist das Ende im allgemeinen •ftoch got. Legt man einen sebleehten Gnmd, ftthrt man dn sehlechtes Gebände anf, wenn man sich anoh später die grOiste Hohe mit dem Gebftnde giebt

Wii* blieben also nicht bei Sehested stehen, sondern sammelteii die Vf #.andeten, welche es ertragen konnten, anf Wagen transportiert zu we^uen, nnd setzten unseren Harsch nach Rendsburg fort Fllr die Verwondeten, die anf der harten, gefrorenen Eide gefahren wniden, war es ein sohmerzroller Weg, nnd sie stielsen jttmmerliebe nnd herzsereilsende Klagen ans. Die Kriegsgefangenen senftteo nnd weinten Uber das Schicksal, das ihrer wartete, nnd wir andern obgleich körperlich ermattet, mit hungrigem Magen und durstigen 2ungen ~ waren doch so froh ttber unseren glänzenden, ehren- vollen Sieg, dab wir ans Tollem Halse Siegeslieder sangen.

Nachdem wir mehrere Stunden marschiert waren, wurde es, gegen neun Uhr, stockfinster. Kein freundlicher Stern leuchtete uns, der Himmel war mit dicken, drohenden Wolken bedeckt, nnd es fror sehr stark. Wir fielen oft und stonten äberemander wegen unserer milden Beine und hautlosen Fnfoe. Unsere Kiiegersohar schmolz mehr und mehr zusammen, denn viele Soldaten hatten Jetzt Ihre letiEten Kräfite geopfert nnd warfen sieh anf den Weg oder in •die Gräben, wovon einige nie wieder aufstanden. Wir hatten nicht Wagen genug für die Verwundeten, so dafo ehi grolher Teil die Nacht auf dem Sohlachtfelde bei Sehested liegen bleiben mntste, nnd jeder Offizier und Soldat, der den Maisch nach Rendsburg nicht aushalten konnte, mubte anf der LandstraÜBe liegen bleiben. Wfr machten einigemale Halt, um uns einen Augenblick anszuruhen, nnd wenn ich meine In hohem Grade ermtldeten Kameraden und Soldaten betrachtete, kamen sie mur wie Gespenster oder wandebide Leichen vor. In dieser elenden Verfrwsnng, wo Schlaf und Er- mattung Uber unseren Willen, vorwärls zu gehen, zu siegen sachten, wurden wir plOtaslich gegen zehn Uhr geweckt und wie el^Ltrisiert, indem wv nicht weit von uns dnen starken Kanonendonner horten.

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Ans dem Kriege 1807—14.

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Ach, dachte ich, sollen wir uns jetzt wieder darcbschlageu, so ist ej4 aus mit uns, denn dazu gehören übermenschliche Kräfte.

Wer kouute aber in diesem Augenblicke daran denken, dafs es Freudenschlisse von den Wällen Rendsburgs waren, da Prinz Fried- rich gleich nach der Schlacht vorausgeeilt war, um die Einwohner von unserem Siege zu benachrichtigen. Um 10* /i Ubr abends kamen wir nach Rendsburg. Die Stadt war bei unserem Einzüge schön illuminiert, da aber Zeit dazu gehOrte, so viele Menschen einza* quartieren, kamen wir erst gegen zwölfeinhalb in Quartiere nnd mnlsten so lange in den Strafsen in der Nähe des Marktes oder des Paradeplatzes stehen oder liegen. Ich legte mich mit meiner Kompagnie im Jangtemstieg, Tor dem wir standen, nieder, als ich aber eine nnaofhörliche Passage ftber meine Beine von den neu- gierigen Einwohnern, die nns sehen woUten, fUhlte, legte ieh mich anf die hohe steinerne Treppe Yor dem greisen Hanse dem Jnng^pm- stieg gegenüber, wo ieh nngestOrt sehlie^ bis wir einquartiert wa^^£n.

Wenige Tage naeh nnserer Ankluit wnrdoi wir vom Feinde belagert und mnfsten ttber einen Monat die seblaflosen Nttchte einer Belagerung atuhidten. Zaletet fehlten ans die notwendigsten Be- dfirfiiiBse des Lebens. Die JSeiagerong werde nnnnterbrochen ins einige Tage naeh dem Fiiedensschlnsse fortgesetzt WMhrend dieser Zeit war ioh oft aof Feldwaehe bei Altbtldelsdorf. Es fror oft so starlL, dafiB die Fencbtigkeit in der Nase ond in unserer Pfeife fror, und weder früher noeh später habe ich einen so strengen Winter mit Fiost nnd Schnee erlebt wie 1814.

Fast den ganzen Monat wttlirend der Belagerung war unser Bataillon im groisen Zollbausgebände im Kronweik einquartiert, wo alle Offiziere und Soldaten auf Stroh lagen und Tag und Kaoht in den Kleidern sein mufsten.

WiÜirend der Belagerung kam ich oft ins Hospital, um die ver- wundeten Soldaten zu besuchen, woTon der gröDste Teil an kaltem Brand starb, da es am 10. Dezember sehr stark fror, und sie den ganzen Tag liegen mußten, ehe de verbunden wurden. Kurz nach- dem ich in ein grofses Zimmer voll von Verwundeten eingetreten war, hOrte ich eines Tages eine klägliche und unverständliche Stimme meinen Namen rufen. Ich ging zu dem Bette und sah einen so grauenvollen Anblick, dafo er niemals aus meiner Erinnerung verwischt worden ist Dort lag ein Mensch, mit dner schwazzen, verbrannten Haut Uber Gesieht, Hi&nde und den ganzen KOrper. Bei diesem herzeigreifenden Anblick fragte ich: „Wer bist du?* Der Unglltokliche, welcher all seine Kraft angewendet hatte, um meinen Namen deutlich auszusprechen, als er mich rief, konnte jetzt

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I

^2 Kriege 1807—14.

ki&m hQrlNur sagen: Job bin Jeppe SkmUevad, Ibr Diener.^* Mir Bebänderte Tor Sebfeek nnd Mitleicl Er bette niebt genug Kraft, mir sn enSblen, wie er sn dieeem grensenloeen Unglllek gekenunen war, denn sein Mond war zu gleiober Zeit so yerbrannt, dafe er kanm die Lippen Offnen konnte. Einer Ton den Kompagnie- ebimrgen sagte mir aber, dals man ibn, als wir in Rendsburg etn- sogen, ans emem in bellen Flammen siebenden Keller von einem der Hftnser, welcbe abgebrannt wurden, am unseren Kanonen freies Sebnlsfeld flir die bevorstebende Belagerung zn maeben, gezogen babe.

0, wie oft warf ieb mir vor, Sebnld an den namenlosen Leiden meines trenen, ergebenen Dieners an sein! Hätte ieb ibn doeb bei mir liebalten nnd dadnrob seine innige Bitte eiftUlt! Er trog Fttr- sorge fbr mieb nnd ieb für ibn, aber wer konnte das Unglttek Toranssehen, dafis er weit grOisere Sebmerzen erleiden mniste, als dnreh Gewebr oder l^bel! Als ieb in der Scblaebt bei Sebested xnr Bedeoknng Ton Kapitän t. Fries' Batterie stand, nnd mein Diener sah, dafo die Kanonen des Feindes gegen die Bedeeknng nnd die Batterie zn spielen begannen, kam mein treuer Diener Jeppe zu mir nnd wollte bei mir bleiben, aber ieb sobiekte ibn zn der Bagage znrttek, weil ieb ibn niebt nötig batte. Darauf sagte er mit bittender Stimme: „0, Herr Leutnant^ lassen Sie mieb bei Ibnem bleiben. Falls Sie verwundet würden, könnte ieb Ihnen doeb ntttzlleh sein." „Nein, Jeppe,'* erwiderte ieb, „du dar&t nicht hier bleiben. Dn setzest dich nnntttz der Gefahr aus, nnd wirst dn verwundet, kannst da mir doch nicht helfen/' Zu meinem groisen Bedanem sab ich ibn dann sechs Tage lang niebt mehr nnd fllrobtete, dab er gefangen oder getötet sei. Eist Im Hospital fand loh ihn wieder, nnd als er endlich so weit genesen war, dals er verstSndlich sprechen konnte, eräUüte er mir, dab er zur Bagage gegangen sei, nachdem die Schlacht gewonnen war. Da die Bagage vor Rendsburg inzwischen Halt machte, ging er, in hohem Grade ermattet, sehlttfrig . und frierend, naoh einem greisen Hole, Margaretiienhof. Dieser wurde zugleich mit all den andern Häusern m Brand gesteckt, nnd als er seine von Kälte nnd Frost steifen Glieder erwärmen wollte, und gerade am Rande eines tiefen Kellers stand, weicher wie ein Flammenmeer von niedergestilrsten, brennenden Balken aussah, war er schläfrig wie er war in den brennenden Keller ge&llen, woraus er in höchstem Grade verbrannt und iast tot herausgezogen wurde. Es dauerte sehr lange, ehe er vollständig geheilt war, und er trägt noch nnauslösobliehe Spuren von dem Falle in den brennenden Keller.

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Ana dum Krits« 1807~14.

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Wir kennen alle den int IHtaieniark so nnglttekliohen Frieden, der den Verlost Norwegens bmebte, obschon die Dlnen bei Sebeatod, fioden, Znientin, Selem, Walsen Hineh und Bonböved nnd in aU den ▼oifaeigebenden Afflbren und SebanntltMhi siegten.

Viele sind viellelfllit der Heianng, dnb, wenn die ganie dioiflobe Azmee ms Rendsburg in Hilfe gekommen wire, wir dann im Verein mit den Fnnsosen welebe xa denelben Zeit ?on Hamborg nnsem Feinden Idttten in den Rttoken ftülen sollen ^ den Feind bätten ans Holstein werfen nnd dem Verlost Norwegens hätten entgehen kOnneD. Naeb der fttr die Fianxosen so nng^floklieben Sehiacbt bei Leipaig konnte aber kein l^derstand, keine Tapferkeit Dänemark retten. Wie sollte das kleine sehwaobe IMbiemark das ToU bringen, was nicht einmal dem ndtohtigen ond reieben Frankreioli gelang! Denn selbst dieses rermoobte nicht die Allierten fast die ganze Kriegsmaobt Europas yon seinem Lande fem so halten, trotzdem es eine Armee too 200000 Mann, die tüchtigsten nnd ans- gezeichnetaten Generäle und Napoleon an der Spitxe aolWeisen konnte. Selbst wenn wir mit Hilfe unserer gansen Armee, untersttttet von den Franzosen in Hamburg den Feind aas Holstein hätten werfen können, wäre gleich eine doppelt so starke feindliche Armee ge- kommen, nnd wir hätten zuletzt doch der grofsen Übermaoht er- liegen müssen. Der Friede wäre dadurch noch traariger geworden, ond das seböne Dänemark wäre in ein lebendes Grab wie Polen nach dem nnglaeklicben Freiheitskampfe gegen Bnisland Ter- wandelt worden.

Dafs dir Prinz von £ekmUbl und Prinz Friedrich bei Zeiten das UnglUck der Franzosen bei Leipzig, Napoleons Fall und dadurch den \'erlust Norwegens fUr Dänemark verhindert haben konnten, wenn diese Prinzen dem ersten Plane Napoleons, sich mit ihm zn Yerdnen, bätten folgen können, das ist meine nnersehtttterliehe •Überzengnng.

Es soll nämlich der erste Plan Napoleons vor der nnglttck- licben Sohlacht bei Leipzig oder eigentlich ehe er die zwei Schlachten bei Lützen und Bautzen gewann gewesen sein, den Prinzen von Eckmtthl mit den 30000 Mann Franzosen und den 12000 Mann Dänen nebst allen iranzüsibohen Garnisonen in Deutschland nnter vorzüglichen Generalen zu sich zu ziehen, nnd mit dieser Armee, welche sich aot mehr als 120000 Mann belief, unter dem Konmiando des Prinzen von EckmUhl die groise alliierte Armee anzugreifen, eder sich mit der franztfsisohen Hanptasmee in Frankreich zn ver- einigen.

Als Napoleon aber die zwei blutigen Schlachten bei Lätzen

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Ana dem Kfiege 1807— 14.

und Baoteen gewonnen hatte, Tttündeite er Beben enten Plan, er glanbte, der Hilfe der Nordarmee nicht mehr sn bedürfen. Kaiser Kapoleon wollte niefal auf Hamborg nnd die Übrigen festen SOdte in Denteehland Tendehten. Er wollte anf gamiehte yerdoliten und deshalb verlor er allee, und das tie^ekrftokte Dinemark verlor ans dieser Ursache Norwegen.

Aber „malbeur est bon ü qoelqne chose." sagt der Franzose, nnd obgleich der Friedensscblols so traarig für uns war, war doch dieser Feldzag im höchsten Grade ehrenvoll für die dllnisciien Krieger nnd erwarb ans die Achtung fremder Nationen.

Ohnedem zeigte er ans, daJjs das Glück mit den Tapferen ist, dm mit Mnt nnd Schnelligkeit den Feind mit der blanken Waffe angreifen) ohne sich von dem ansichereii Kugelregen, von dessen nnbedentender Wirkung wir in diesem Feidznge ttberzengt wnrden, znrückhalten zo lassen; denn es war jedesmal die blanke Waffe die uns den Sieg gab, weil alle Menseben ün allgememen einen gewissen Widerwillen dagegen haben, gespiefst zu werden, und weil die blanke Waffe mehr Respekt einflöDst, als die Kugel.

Die Krio^sgeschichte lelirt uns auch, dafs die blanke WaÖ'e oft genttgend ist, den Sieg zn gewinnen, wofür folgende Beweise be- stehen: £s ist eine bekannte Wahrheit, daiüs die siegreiche französische Armee die meisten Siege durch Bajonette und Säbel gewann. Im lüiege auf der pyrenttischen Halbinsel von 1808 bis 1814 sohlug der französische Obergeneral Saint-Cyr den spanischen Obergeneral He ding in der Schlacht bei Valls ohne einen Scbuls. £r hatte der Artillerie, Infanterie and Kavallerie zu schieisen verboten, um sich ttberzengen zu können, welche von den Nationen die grölste moralische Kraft and Tapterkeit besäfee. Ungeachtet, da(s die Spanier viel stärker waren und in einer sehr vorteilhaften, vorzüg- lichen Position standen, wurden sie doch gänzlich geschlagen und verloren eine gioise Anzahl von Kanonen, Bagage und 4000 KriegHgeiangene, worunter drei Oberste, sieben Oberstleatnants und achtzig Offiziere. Selbst der spanische Obergeneral ein Schweizer von Geburt bekam zwei Säbelhiebe und moiste zu Fals Uber nackte, schroffe Felsen die Flocht suchen.

So müssen denn alle Dänen mit inniger Dankbarkeit des barm- herzigen Herren gedenken, der uns während des Feldzuges 1813 jedesmal den Sieg über unsere Feiode gab.

Von ganzem Herzen werden wir dem lieben Gott danken, weil er uns die Ehre bewahrte, die das grtfiste Gut und das beste Eigen-

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über den Kremerkileg. 805-

tum isty das eine Nation besitzen kann, so dab wir den Krieg:snilim nnserer Vorfahren aafrechterhalten konnten, imd daÜB fremde Nationen doroh diesen ftlr alle Söhne Dänemarks so ehrenvollen Feldsog sich T<Mi dem Hat» der Kraft und Aiudaaer der Dänen Ubeneogen können.

XXI.

Ueber den Kreuzerkrieg.

Von

Jachmann, Korvettenkapitän a. D.

Der Kreuzerkrieg: ist oft in Gegensatz /n dem Bedürfnis einer Schlachtflotte gebracht worden, man sagt scheinbar mit Recht, um diesen Krieg zu führen, braucht man nur Kreuzer- und keine Linien- schiffe. Grewifs ist das richtig, aber um einen solchen Krieg auf dem Meere führen zu können, weicher einem Feinde wie England mit seiner ungeheuren Handelsflotte und seinem gewaltigen Seeverkehr, der in Bezug auf seine Lebensmittel und die KohstofTe für seine Industrie auf die überseeische Zufuhr angewiesen ist, einen aufser- ordentlichen Sehaden zufügen würde, und könnte, muls man viel überseeische Kohienstationen und Stützpunkte haben, welche Deutsch- land bis jetzt nicht hat, und eine Menge ausgezeichneter Kreuzer. Die deutsche Marine würde sehr zufrieden sein, wenn sie von letzteren recht viele hätte, denn wie die Kavallerie ein vitaler Bestandteil einer Armee ist und ein Heer ohne ausgezeichnete Keitcrei niiuder- wertig bleibt, so bedarf eine Schlacluflotte ausgezeichneter Kreuzer, ohne diese wird sie in ihren Bewegungen unsicher, erhält zu spät Kenntnis vom Feinde und ist gegen I^berraschungen nicht geschützt. Der Krenzerkrieg allein aber wird nie die Entscheidung in einejii Seekriege herbeiführen, diese hän^ niur von der SchiachtÜotte durch die Seeschlacht ab.

Ich will nun auf den Kreuzerkrieg näher eingehen und die grolsen Schwierigkeiten desselben, sowie die verschiedenen Even- tualitäten, welche in demselben eintreten können, zn schildern ver- suchen.

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über den Kremerkileg.

Während der grofsen englischen Flottenmanöver im Jahre 1888 ond 1889, welche dadurch besonders interessant nnd lehrreich waren, dals sie von den beiden besten Admirälen der damaligen Zeit geleitet wurden der eine von ihnen war Sir George Tryon, auf den England seine gröijsten Hoffnungen setzte, welchen die Engländer wohl den zweiten Nelson nannten, und der wenige Jahre später auf der Höhe seines Ruhmes und seiner Schaffenskraft als Chef des Mittelmcergeschwaders an einem sonnigen Juninaehraittag bei glatter See und leichter Brise mit seinem Flafrfrschiff Viktoria und vier- hundert braven Seelenten in die Tiefe des Meeres sank, durch einen jener unerklärten und unerklärlichen Fehler, wie sie hochgeniale Fllhrer- naturen zuweilen gemacht haben, ich erinnere nur aus der neueren (resehiclite an das unbegreifliche Verhalten Friedrich des Grofsen bei Hochkirch und Napoleons I. in der Schlacht von Borodino. Dieses plötzliche \ ersagen des Genies, das ewige Rätsel für die Psycho- logie, ist wohl die schmerzliche Erinnerung, dafs auch so hoch über der gewöhnlichen Menschheit hervorragende Kieseuuatoren doch nur Menschen sind.

Während dieser grofsen F'lottenmanöver, welche auch auf anderen Gebieten mannigfache sehr wertvolle Anregungen gaben, kam auch der RreQzerkrieg zur (ieltung. Zahlreiche Prisen wurden aufgebracht und, wenngleich das strategische Ergebnis am Schlufs der Manöver zu Gunsten des Teiles ausfiel, welchem der Schutz Englands oblag, 80 hatte doch der Gegner, welchen man sich auf Irland basiert dachte, viel grölsere Erfolge an Prisen aufzuweisen, und seine Kreuzer wurden trotz allen gegnerischen BemUhungea zum Schutz des eignen Handels nur selten von feindlichen Kriegsschiffen getroffen, noch in ihrer Thätigkeit gestört. Die Prisen waren Uberwiegend Dampfer und stellten mit einem Tonnengehalt von ca. IBOCKH) Tonnen einen ge- schätzten Wert von iKS Millionen Mark da, ohne die in vielen Fällen weit kostbareren Ladungen. Diese Prisen waren in zwölf Tagen von 6 Kreuzern und zwei Torpedojägern der irischen B- Flotte auf- gebracht worden. Die Kopfzahl der Besatzungen kann auf 3000 bis 4000 Mann veranschlagt werden, darunter viele Leute der Marine- reserve. Diese Zahlen sind wahrscheinlich noch etwas zu niedrig gegriflen, da nach statistischen Angaben gemachte Berechnungen fUr 180000 Tonnen Gehalt eine Bemanuungsstärke von 4000 bis 50(X) Mann ergeben. Hierin liegt eine schwere Schädigung des Nationalvermögens und eine gerade im Kriege sehr empfindliche Ent- ziehung von wertvollem Personal, denn eine grofse Flotte wie die englische, wird im Kriege immer auf das seegewohnte Personal der Handelsflotte in bedeutendem Maüse angewiesen sein.

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über den Kreuzerkrieg.

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Gmde England; weldbes binnehtlieb sdner Lebensudttel imd der Bobstolfe tat seme Industrie auf die ttberseeiBebe Zufuhr durehans angewiesen ist, würde dnroh die StOrnng des Seererkefan am emfifindliehBten getroffen werden. Allerdings wttrde im Kriege, selbst wenn er pltftalieb ansbriobt, die Zahl der Prisen in der TerhiUtds- mäfsig knrsen Zeit wobl keine so grolse sein» wie wftbrend dieser FriedensmanOTer.

Ans den bestiglicben Vorgängen während der FlottenmanöTer Ton 1888 und 1889 erkennt man dentUeb die in der englischen Marine Torberrsebende Tendenz naeb weitgehendster Vemiebtong des feindlieben Eigentams, ohne Untersehied, ob es Staats- oder Privateigentam ist StreiMge gegen die feindliehe Kttste mit Zer- störung Ton Schiffen und Etablissements sowie Brandschatsongen offener Städte spielten eine greise Bolle bei den Operationen« Man wird sieh daher bei dem rtteksicbtslosenEgoismus, weleher zu allen Zeiten die Eriegfnbmug Englands gekennzeichnet hat, mit dem Gedanken ▼ertraut maoben müssen, dafs in einem kttnft^;eD Seekriege der Kampf gegen das Privateigentum mit scbonungsloeer Härte gefujtrt werden wird, und d&ts diejenigen Nationen, welebe dieser Krieg- flthrung im Grunde abgeneigt sind, IbrerseitB doch zu dem gleichen Vorgelien genötigt sein werden, um nicht zu sehr im Naehteil zu sein.

Die Verfolgung des gegnerischen Privateigentums ist aber die Angabe des Kreuzerkrieges, und da sich dieses sowohl unter der Handelsflagge auf See bewegt als ancb an den Kästen aof- gestapelt liegt, so ergiebt sich ein Zusammenhang zwischen dem Kreuzerkrieg und der Kästenverteidigung. Der Kreuzerkrieg yer- folgt ein materielles und ein moraliBebes Ziel, das erstere duroh den direkten Schaden, welchen er verursacht, das letztere durch den Schrecken und die Demoralisation der Bewohner, welche er ver- breiten wird, wenn feindliche Kreuzer brandschatzend an unver- theidigten Kästen gegen offene Stitdte vorgehen. Er wird sich daher nach der Natur seiner Angrifftobjekte in zwei&cber Form abspieko, als Priseivlagd auf feindliche HandelssohifliB auf See und als Streif- zäge gegen die idndliehen Kästen. Durch diese Kennzeichnung der Thätigkeit der Kreuzer im allgemeinen werden die EigenschaAen derselben bedingt Ein Haupterfordemis fär dieselben ist du sehr hohes Mals von Selbständigkeit, und damit sie ihre Aufgaben erfäUen, mässen zwei Haoptfaktoren zusammenwirken: Vollkommene Geeignetheit des Schiffes und eine kluge, käbne und rastlose Fährung; letztere wird manches ersetzen, was dem Schiffs vielleicbt mangelt Ein solcher Kreuzer mnfo eine sehr grofise Gesebwindigkeit besitsen,

Jskrbftohar tit di« d*iil«eh* km— uad MuIm. Bd. 114. B. 20

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Über dm KieuakftoK.

um es mit den heutigen Sehnelldampfeni aninehmeii in kOnnen, er imift einen sehr bedeotenden Kohlenvoxrat an Bofd nehmen können, 80 lange andere Arten der Feaemng wie Maaat und Petrolenm- hriketts noeh nicht einwandfrei sind and noeh nicht an Bord Ton ICiiegsaohiffen verwendet werden, und mnfii einen hohen Grad von Gefeehtswert haben.

Der Kreozerkiieg bedarf einer ebenso umsichtigen Vorbereitung wie, einmal begonnen, der Oberleitnng, es wäre ein Irrtum anznnehmen, dafe die aosgesandten Kreuzer immer sich selbst Uberlassen bleiben sollen nnd nur nach eignem OatdUnken zu handeln haben, sie mUssen vielmehr fortdaaemd, so schwierig dies aaeh za Zeiten sein wird, mit der heimatliohen Oberleitung in Ftthlong bleiben. Dieee Vorbe- reitungen mttssen schon im Frieden getroffen werden. Vor allem werden die einzelnen Äktionsgebiete festzulegen sein, und wird es für dieselben mafsgebend sein, wie man die feindlichen Handels- strafisen am empfindlichsten stört and unterbindet. Dann mois die Kohlenvenorgung der Kreuzer besonders berücksichtigt werden. Am bequemsten wird dieselbe durch eigene Kohlenstationen bewirkt werden, sind diese jedoch nicht oder nicht in genügender Zahl vor- banden, oder will man mitunter die dadurch herrorgerufene Hegel- mäfisigkeit in den Bewegungen der Kreuzer vermeiden, so werden die Kohlen auf See von gescharterten Kohlensehiüen genommen werden, welche dann seitens der Oberleitung rechtzeitig ansgesandt. und denen die Rendezvonsplfttze bestimmt werden mttssen. Es wird (lies im Kriege oft nur mit grofsen Schwierigkdten auszuführen sein. Diese Kohlenschiffe werden auch dazu dienen, gegenseitig Nachrichten und Befehle der Oberleitnng zu vermitteln. Abgesehen von dieser Art der Vermittelung aber werden die Kreuzer zu bestimmten Zeiten eigene Kttstenplätze oder Stutzpunkte sowie Häfen von neutralen Staaten anlaufen müssen, um mit der heimatlichen Oberleitung in Verbindung zu treten. Hierbei würde sich wie in dem jetzigen Kriege H^glands mit Transvaal der Mangel an eignen Kabelverbindungen in der empfindlichsten Weise für Deutschland in der nächsten Zu- kunft fühlbar machen; zum Glück hat endlich das deutsche Reich die Initiative ergriffen, uro von der Ittstigen Bevormundung Englands in dieser Beziehung sich frei zu machen, aber das wird leider auch eine geraume Zeit in Anspruch nehmen. Es wird sich auch empfehlen, einen Wechsel der Tbätigkeitsgebiete der Kreuzer mitunter vorzunehmen, nm ihre Verfolgung zu erschweren. Die Anordnung der Thätigkeitsrayons wird sich nach der Zahl der Kreuier richten, welche man selbst zur VerfUgung hat, and nach den gegnerischen Kräften. Im Kampf zwischen zwei groisen Nationen mit ausgedehnten

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über den Kreazerkrieg.

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Haudelsbeziehn Ilgen heutzutage wird das Feld, auf welchem sich der Kreuzerkrie? abspielen kann, ein sehr ausgedehntes sein, umsomehr mufs man l»creit sein, sogleich bei Beginn des Krieges energisch in Aktion zu treten, wenn der Feind noch nicht den Bewegungen Hiiidernisse in den Weg legen bezw. dieselben lähmen kann. Solche kühnen, schnellen Vorstftfse können von unermefslicher Bedeutung für den weiteren Verlauf des Krieges sein, wie z. B. die Vernichtung grolser feindlicher Fischerflotten, aus deren Personal sich die Kriegs- marinen zum Teil ergänzen.

Ein sehr schwieriger Punkt im Kreuzerkriege ist die Behandlung der i'risen. Jemehr solche auf<rebraeht werden, desto verwickelter wird die Lage des Prisenjägers, zumal wenn keine eigenen Häfen in der Nähe sind. Der Kreuzer darf sich durch die KUcksicht auf die Prisen in seinen eigenen Beweguiiirt ii nicht behindern lassen, er mul's sie also getrennt nach ihrem liostiinniungsort senden. Da/u ist aber die Besetzung derselben mit zuverlässiger 1' uhrun:: und Mannsehalt not- wendig, welche nur der eignen Besatzung des Kreuzers entnommen werden kann.

Innerhalb gewisser Grenzen können wohl Olliziere und Mann- schaften Uber den Etat bei Aussendung eines Kreuzers an Bord gegeben werden, um die Prisen besetzen zu können, sind diese aber verbraucht, so ist es schwer, das Personal zu ersetzen, ohne die Schlagfertigkeit der Kreuzer selbst zu beeinträchtigen.

Giebt man aber auf eine Prise eine unzureichende Besatzung luverlässiger Leute, so setet man sich dem Verlust derselben ans, da ün Kriege sich immer unter der genommenen Besatzung onter- nebmende, vor nichts zurttokschreckende Männer finden werden. Daher ist schon mehrfach die Ansicht geänlsert worden, sieh dnroh die Sorge nm die Prisen nicht beeinflussen zu lassen nnd dieselben rttoksiohtsIoB sn zerstören, wenn ihre Bergung Schwierigkeiten machen sollte. So handelten während des amerikanischen Seeessionskrieges wiederholt die Kreozer der Konföderierten. Aber so einfach dieses Rezept ist, abgesehen Ton der dnrch diese Praxis entfesselten Roh- heit, und den nngehenren Repreasaliea, welehe dieses System dnrch die aoferlegten Kriegskosten für den Teriierraden Teil heibeiftthren wttrde, bedeutet doch jede Prise nicht nor eben empfindlichen Ver- lost itlr den emen Teil, sondern aneh einen oit sehr wertvollen Grewinn Air den andern, dessen Vemichtong keineswegs gleichgUltig ist Man wird sich daher wol nur im Falle fto&erster Not zur Zer- etttrung der Prisen entschlielsen. Um aber so handeln za können, darf man nicht durch den Mangel an Personal behindert sein, es mnis daher ftlr Ersatz der an die Prisen abgegebenen Mannschaften

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Über den Kreazerkrieg.

gesorgt werden. Kann der Kreuzer zu diesem Zweck keinen eigenen Hafen anlaufen, so müssen die Kohlenschiflfe zum Nachschub des Ersatzes benutzt werden, oder Mannschaften von Handelsschiffen derselben Flagge dazu requiriert werden. Diese Schwierigkeit fällt tttr diese Art des Krieges sehr schwer ins Gewicht and wird heut- zutage kaum befriedigend zu lösen sein.

Wie wird man nun die Handelsschiffe im Kreozerkriege schützen können? Entweder direkt, indem man sie dorch Kriegsschiffe schützt und selbst yerteidigungsfähig macht, oder indirekt dnrch Vernichtung der feindlichen Kreuzer. Der direkte Schatz wird, abgesehen von einer beschränkten Anzahl von Dampfern, welche in allen grolsen Marinen beieüs Im Frieden als Auxifiackienier bestimmt sind und eSne Gefeehtsaimrllslong eriialten, am unter Umsttnden einen Kampf anfnelmien zu können, wobei ihnen die sehr grolBe Geschwindigkeit immer TortrefSich in statten kommen wird, bei dem nngeheozen Anwachsen der Handelsmarinen und ihrer Verkebrsstrafoen der gtotaea Nationen hentantage nnmOgUeb sdn* Die Konvois früherer Jahr* hunderte, d. h. der Schntz der Handelsflotten durch Kriegsschiffe ist heute nicht mehr ausführbar, wenigstens nur noch in modifizierter Form, wenn Truppen oder Kriegsmaterial Uber See geschafft werden müssen. Niemals wllide England vermocht und gewagt haben, bei einem halbwegs ebenbttrtigen Gregner zur See einen so ungeheuren Trans- port von Truppen, Pferden, Maultieren und Kriegsbedarf ohne Konvois Uber den Ocean zu schicken wie in dem jetzigen Kriege mit Transvaal, wenn es nicht durch seine enorme Ubermacht auf See bei einer ftir England ungemein günstigen politischen Konstellation- die anderen Milchte xor Unthätigkeit gezwungen IdUte, da sein helden- mütiger (Gegner ihm auf See nicht gegenttbertreten kann. Konvois werden aulserdem für Staaten wie Deutschland, welche keine oder nur sehr wenige ttberseeische Kohlenstationen haben und daher von neutralen Mttohten abhängig sind, auf greise Eutiemnngen Unter- nebmnngen problematischer Nator sein, da diese neutralen Mächte eine Ansammlung von Kriegsschiffen einer kriegflihrenden Macht an einem Punkte ihres Gebiets nicht dulden werden, solange sie die Macht dazu haben.

Mögen die Handelsflotten nun gldcb oder die euie der andern ttberlegen oder Inferior sein, ein gewisser Einsats wird immer un- vermeidlich sein, da man nicht alles schlitzen kann, am besten wkd man daher thnn, in der eignen Offensive das Gegengewicht gegen die feindlichen Kreuzer zu suchen und danach zu streben, mehr Schaden zu verursaclien als zu erleiden. Alles dies erfordert aber eine grofse Krenzerflotte und zwar eine grofse Anzahl dnrehaus modemer

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über den Kreuzerkrieg'.

311

grolser Kreiuter v<m hohem Gefieehtawert and dne Menge Uber- seeischer Kohlenstationen und Statapiinkte, welche DeotBcbland leider nieht besitzt

StreifzUge gegen die feindliehe Kttste, welche eine sehr genaue Kenntnis derselben voraassetEen, werden haaptsäehUeh die Zerstörung ieindlicber Etablissements jeglicher Art, Eisenbahnen, ScUfbmaterial und die Anferlegong von Kriegskontribationen im Gefolge haben, and ihr Erfolg wkd neben den materiellen Verinsten hauptsächlich in der Erregung von Schrecken und moralischer Depression der Kttstenbewohner liegen. KiemalB dttrfen derartige StreifzUge auf gat Olttek nnternommen werden, schon die Schnelligkeit, mit welcher sie dorchgeftlhrt werden mttssen, erfordert ein planm&fsigefi Vorgehen nnd verbietet ebensowohl onsicheres Umhertappen wie blinde Toll- kflhnbeit, welche nmitttz nnd sinnlos sich in Gefahren stQrzt Wohl gebort zu derartigen Untemehmongen Etthnheit nnd Glttek, aber die Geschichte lehrt nns, dals derjenige am sichersten das Glttck an seine Fersen fesselt, welcher ihm nur das IlberÜÜst, was Torber nicht bedacht werden kann. Anob hier ist es von oft anberechenbarem Wert, solche Strei&Uge sogleich bei Beginn des Krieges ins Werk sa setzen, wodnreh die Pläne des Feindes von romberein gestOrt werden nnd dies omsomehr, je weniger er auf solche Aktionen Torbereitet war. Spanien wttrde wahrscheinlich heate noch im Besitz seiner Kolonien sein, wenn sofort nach der amerikanischen Kriegserldärong schnelle Kreazer Ton hohem G^echtswert gegen die damals ganz angesehfitzte nordamerikanische Kttste derartig operiert hätten. Eine forchtbare Panik anter der BcTÖlkerong hätte Platz greifen können, welche der expansionsIttBteznen Jingopartei einen starken Dämpfer angesetzt hätte.

Dies sind in groüwn Zflgen die ETentoalitäten and der VerUuiif des Kreazerkrieges. Er wird, wenn er aoch grobe Yeriaste herbei- fHbren kann and wird, niemals die Entscheidang bringen, diese wird immer wie in den froheren Seekriegen dnrob die Seeschlacht Ton der Sehlachtflotte herbeigettthrt werden,

FOr Dentsehland wtirde der Kreaserkrieg wegen sdner eigen- tttmlichen geographischen Lage and seinem Mangel an Überseeischen Kohlenstationen nnd StOtspankten nnr geringe Aassicht anf Erfolg haben, and da letztere in absehbarer Zeit nicht za erwerben sind, brancben wir anch aas diesem Grande eine starke Schlaohtflotte TOn Umenschiffen, om den Seekrieg in anseren Meeren mit Erfolg führen za können.

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312 Büfalands neueste EbeDbabaprujekto in Mittelasien uud Persien.

XXII.

Rufslands neueste Eisenbahnprojekte in Mittelasien

ond Persien.

Langsam aber nnaofbaltBam wäehst das rassische Reicli nach Asien liinein. Sehrittweise aber sicher voHzieht sich auch das Vor- dringen der Rassen in Mittelasien. Naeb Unterwerfong der west- tmaoiedien Länder, richten sich Ra&lands Bestrebnngen nach Sttden, dem Indischen Ocean za, am endlich am Gestade eines ofienen, stets eisfreien Heeres festen Fafe zn fassen. Bei den primitiven Verkehrs- mitteln Asiens erlahmen jedoch militsrisohe und Handelsanter- nebmongen im weiten Banm, sofern eben der Eisenbahnbetrieb noch nicht einzasetzen Teroiag. Wettbewerb auf dem Weltmarkt nnd KrIegfUhrang sind ohne Bahnbenntzang gar nicht mehr denkbar, weÜ letztere allein die Möglichkeit eines schwanghaiten Handels nnd recht- zeitigen Anfkretens aasreicfaender Streitkräfte gewährt, mitbin ergiebige nnd entscheidende Resaltate erzielen läfst. AUe Welt lebt hente anter dem Zeichen des Verkehrs. Aal den Schienensträngen wachtet die Operationspraxis aller merkantilen nnd strategischen Interessen, und dnreh eiserne Schienen wird in absehbarer Zeit auch Adens Ländermasse an Saropa gefesselt sein.

Mit der transkankasischen Bahn hat Raisland in jeder Beziehung anlserordentliche Erfolge erzielt, welche doroh südwärtige Verzwei- gungen dieses Schienenweges noch betiiUshtlicb gehoben werden können. Daher ist man schon seit längerer Zeit mit den Vorarbeiten fUr zwei wichtige Anschlufolmien in der Richtang zur afghanischen Grenze beschäftigt, deren eine von der Turkmanenstadt Merw, dem Stutzpunkt der Rossen in der gleichnamigen Oase, darch i das Morghabthal den an der groben Stralse nach Herat belegenen Grenz- posten Kascbk, während sich die andere von Tschardschui, dem be- festigten Obergangspnnkte der transkaspischen Bahn ttber den Amn« Daija an dessen linkem Ufer bis zum Grenzfort Kerki binwinden soll, von wo altbetretene, gangbare Wege nach Balch nnd Kabul führen. Herat nnd Kabul, vielamstrittene Empörten der iranischen Länder, sind auch als Kreuzungspunkte grober Heer- nnd Handels- stralsen von hervorragend strategischer Bedentnng. Ihrer geographi- schen Lage nach bUden beide Plätze im Veiein mit dem sfidfich belegenen Kandahar, die Ecken des strategischen Dreiecks von Afghanistan.

Gegenwärtig liegen dem russischen Verkehrsministerium neue grolsartige Entwürfe zum Bau asiatischer Eisenbahnen vor. Es

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KlUslands neaeste Eiseubahnproiekte in Mittelasien und Per»ien. 313

handelt sieh jetat am eine nttehste Sehienenverbindang Kufslands mit Mittelasien sowie am Anlage und Aosbaa persischer BahDen, nachdem zufolge eines neuen Vertrages zwischen Rofsland and Persien der enteren Haoht das Monopol des Eisenbabnbaaes in Persien wiederum zehn Jahze gesichert worden ist. Pttr weitere Untemehmungen Rnblands znr Ansdehnong seiner Hensohaft in Asien beginnt mit dem Ban dieser bedeotenden Schienenwege eine neue Ära wirt- sebaftiieben Anfsebwnngs und müitilrischen Vorgehens. Der erfolg- reiebe Fortgang der sibiriseben Paettebahn, binft«r deren Spar neae Knltnren nach Asien hineinziehen, liefe in den maisgebenden Kreisen dem Gedanicen an eine direkte Eisenbahnlinie Ton Europa nach Mittelasien festere Gestalt gewinnen. Man will das Wolgagebiet and Torltestan doreb diese Bahn nüber aneinander rücken. Dieselbe soll nicht nnr die toranische Kolonisation erleichteni und den politischen Einflols Rolslands in A%hanistan und Persien beben, sondern auch die wirksame Rolle einer strategiseben Operationslinie ttl>emebmen, insbesondere eine engere und schnellere Verldndong der bewafflieten Etappen herbelAlhren sowie eine unFerzUgiiche Ver|äianzang grOIserer Tntppenansammlongen auf weite Entfernungen ermOi^chen. Aas> gangspankt der Bahn wird Samara am linken Wolgaufer sein, Ton wo bereits 1878 eine Expedition sar Auftuebung der Trace einer mittelasiatiseben Eisenbahn in der Richtung auf Samarkand, dem in woblbewttsserter fruchtbarer Ebene am Flusse Serafseban belegenen Knotenpunkte sehr belebter Karawanenstrafsen ausging. Die jetzige Linie wird Uber Uralsk, der Hauptstadt des gleichnamigen Gouver- nements, durch das Transkaspigebiet am Sttdweststrande des Aral- sees zum Amu und an dessen linken Ufer hin nach Tscbardschai laufen und zwar in einer Gesammtiüage von etwa 1900 km. Bei letztgenanntem Platze mündet diese Linie in die nach Samarkand ftlbrende transkaspische Bahn, deren Weiteiflihrung bis Taschkent am rechten Thalraode des Syr-Daija, dem wichtigsten Stapelplalase des russischen Warenrerkehrs nach Persien und Indien, in un- mittelbare Aussicht genommen ist Erst nach FrOffiiung eines direkten Eisenbahnbetriebes von der Wolga bis zum Syr, kOnnen die Chanate Chiwa und Bochara, ebenso Ferghana, die sttdöstlichste Provinz des russischen Turkestan, wirtschaftlich erschlossen und militärisch sicher behauptet werden.

Dieser von der Wolga bis zum MitteUaufe des Amu sich er- streckende Schienenweg kllrzt die bisherige durch Eaukasien Uber den Kaspisee laufende Verbindung des europftischen Rolslands mit Mittelasien erheblich ab. Die neue Linie Petersburg Moskau Samara— Uralsk— Ghiwa^Tschardschui bildet, abgesehen von einer

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314 Rofslands neaeste Eisenbahnprojekte in Mittelasien und Persien.

östlicbeo Ansbieguug im Wolgagebiet, fiwt eine gerade Lüde, wtiiiend die gegenwärtige Moskau ^Tlffis— Bakn ^Obei&hrt desKaspisees Miebailowsk Merw ^Tebaidsehni, nahezu in dnem rechten Winkel anallnft. Da die nea anzulegende Bahn hanpABfteUioh dureh Steppen geht, ao wird ihr Ban mit kdnen besonderen Schwierigkeiten ver- knüpft sein. Bis anf das sttdOstliehe Gebiet Ton Bokhara und Ferghana ist das mssisohe Mittelasien Steppe, wenn es anob kdnes- wegs den Charakter einer euifttmiigen £beae trägt In grölseren oder kleineren Bodenelnsenkangen, von dttnenartig aulgebttaftea Sandmassen umlagert, flielsen die Gewässer dem Meere zu oder naeb den seeartigen Oberresten desselben auf dem Festlande. Namentlich zwiscboi Azal- und Kaspisee breitet sich in der Bicbtung zum Ural- flnsse die grOIste Niedemng der alten Welt aus, in deren abgeüacbter Forche die Eisenbahn von Samara bis an die Ufer des Aralsees hinziehen solL Das mittelasiatische Steppenland ist ftlr Ruihland von hohem Wert, weil durch dasselbe offene und breite Verkehrs- wege nach Sttden flihren, welche Ittr Erweiterung der roasischen Handelsbeziehungen und Machtent&ltong von hoher Bedeutung bleiben. Durch VervoUstibidigang des mittdanatischen Eisenbahn* Uetzes wird das Vordringen Rulslands, dessen hypnotisierter Blick auf den Indischen Ocean gerichtet ist, nach A%hanistan und Persien wesentlich gefördert Schon seit einer Reihe von Jahren begleitet die transkaspische Bahn als gttnstige Operationsbasis die nördlichen Grenzen dieser LAnder m näherem oder weiterem Abstände, aber immer noch nahe genug, um mittelst Eisenbahntransports nach Verlauf eines Tages die Grenze ttberschreiten zu kOnnen. An diesem liesenhaften Schienenwege laufen die vor- und rückwärtigen Ver- bindungslinien zusammen, deren letztere durch den Ban der geplanten Bahn Samara— Ts<diardsohui ansehnlich verstärkt werden. Zum Schatz dieses Eisenbahnnetzes hat man von Truppenauistellan- gen ausgiebigen Gebrauch gemacht, so dab die Zugänge der irani- schen Länder strategisch hinreichend behensoht werden.

Zunächst hat sich Bolslands Hand in Persien bemerkbar gemacht, indem es, wie schon erwähnt, unlängst die Verlängerung seines Eisenbahnmonopols in dem Reiche des Schah durchzusetzen vermochte. Die Tendenz der russisch-mittelasiatischen Politik hat dort auf diplomatischem Wege, ohne Anwendung materieller Macht, die Einfluibsphäre Rulslands sichtlich erweitert und das Ziel einer gesicherten Annäherung zum Weltmeere durch handelspolitische Schritte erreieht Dandt haben die Russen dnstweilen das Vorgehen in der Richtung anf Herat oder Kabul ausgesetzt und statt dessen das westlich iranische Gebiet als nächstliegendes Operationsfeld

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Bn&laBili aenaste EiMaMuprojekta in Mlttolnfan und Persien. 315

gewftlih. Ein Bliek auf die Karte lehrt, dab Penlen das naittrliolie Bindeglied zwischen Tnmsluiikaaien nnd dem Kaspisehen Meere- «neraeito und dem Indisefaen Ooean andiereeits bildet Währende A^hanistan vom Heeie doroh das indobritische Reich nnd dessen. Sohntegebiet Beladschiskan abgeschnitten ist, kann Rofsland durch Persien an das Weltmeer gelangen, ohne irgendwo aof territoriale- Ansprüche seines britischen Ri?alen sa stofsen. Anf firoberongen wird BnCbland in dieser Bichtnng fürs erste foranssichtlich nicht ausgehen, da es billiger nnd ohne Gefahren seine Zwecke zn er- rdehen vermag. Die gegenüber dem Emir von Bochara angewandte Methode, welchem der Schein seiner HerrschersteUang unter mssischer Oberhoheit belassen, die wirkliche Macht aber genommen wurde,, wird in einer den persischen Verhältnissen angepafeten, abgeänderten. Form auch zur Mödiatisierung Persiens führen. Die gegen das msäsche Vorgehen tou britischer Seite Tersuchten Gegenmabnahmen. haben weder in A^hanistan noch in Persien bleibende Wirkung gethan.

Nachdem es Rulsland gelungen, 1890 einen Vertrag zu erlangen, kraft dessen ihm für zehn Jahre das ansschlieÜBliche Recht des- Eisenbahnbaues anf persischem Boden eingeräumt, ist nunmehr eine Verlängerung Jenes Abkommens auf weitere zehn Jahre bewirlU. worden. Wenn man in Petersburg bisher ?on dem eingeräumten Rechte des Bahnbanes noch keinen Gebrauch gemacht, so ist die Ursache hierfür wohl namentlich in der Festlegung der russischen Kapitalsmittel für eigene Bahnbanten zu suchen. Geplant ist zunächst eine Bahnlinie von Alexandropol im kaniLasischen Gouvernement Erivan, in sttdtetlioher Richtung nach Ispahan, der nenentstandenen Metropole Persiens, einst reichen Residenz Schah Abbas des Grolsen.. Von dort würde die Bahn bis zum Persischen Golf weitergeführt werden, wo als Endpunkt in erster Reihe der geräumige Hafen Bender Abbas über bestem Ankergmnde m Betracht kommt, auf welchen Platz Rulsland schon längst ein Auge geworfen hat Die Bedeotung des rassischen Monopols liegt kommerziell und strat^isoh in dem Umstände, dals diesen Buhnen die russische Spurweite g^eben und dadurch der direlite Verkehr sowohl von Kleinasien wie- von Beludschistan her verhindert wird. Nach Analogie des Vor- gehens in Kordchina werden mit den russischen Ingenieuren and. Beamten als militärische Bedeckung Kosaken in das Land einziehen nnd den Grund für die thatsächliche Schatzherrschaft Kulslands in Persien legen. Die Nordprovinz Aderheidsdian hat Rulsland bereits wirtschaftlich okkupiert und ehenmäfsig begonnen, auch militärisch einen ansschlaggebenden £inflnlB zn üben, seitdem die Organisation.

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31t> Kufslaada neueste fügeab&hnprojekte in Mittelasien and Pendea.

der persischen Kavallerie russischer Leitung übertrafen ist. Somit dürfte es kaum einem Zweifel unterlieg:en, dafs die Russen ein er- drückendes Uboro-owicht iu Persion frewinnen und ihrem unauihalt- samen Drängen nach Süden kein ernstliches Hemmnis entgegenstehen wird, vorausgesetzt, dals sieh nicht unvorhergesehene Konstellationen der Weltlage herauübiideu, iuneihaib deren auch die persische Frage aufgerollt würde.

Wer konnte noch vor wenigen Jahren ahnen, dals ein Krieg zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und S[)anien solchen Neriauf nehmen und diese Folgen hal)en wUrdeV Nord- amerika ist mit einem Schlage eine gewaltige Kolonialmacht und ein Faktor ersten Hanges in der Weltpolitik geworden. Niemand konnte voraussehen, dafs die ostasiatisehe Frage so rasch und gründlich ange.-^ehnitten werden und dafs das Deutsche Reich nicht nur durch seine Handelsinteressen, sondern noeh mehr durch jene strategisch höchst vorteilliat'te Heset/.ung von Kiautschou, ein durch seine .Machtfülle auszuübendes lieeht, im fernen Osten mitzustimmen, erhalten würde. Welches Heisjiiel für die beherrschende Position der Kriegsmarine in Ui u Welthändeln ist in dem denkwürdigen Worte „Faschoda" mit blitzartiger Plötzlichkeit zu Tage getreten? Wer konnte endlich vermuten, dals England einen grofsen Krieg in Südafrika zu tühreu haben würde und wer kann iieute wissen, was sich au.s diesem Keime noch alles entwickeln wird?

Inzwischen hat Britannia, mifstrauisch und arglistig das Vor- gehen Rufslands in Persien beebachtet und ungeachtet ihrer augen- blicklichen Bedrängnis in Südafrika (irgenmafsregeln zu treffen versucht. An der nordw^estlichen Ecke des Persischen Golfes liegt das kleine Sultanat Koweit. in dessen Hafen sich kürzlich ein britisches Kriegsschiff vor Anker legte Über die Gründe dieses -seltsamen Besuches ist freilich nichts bekannt, vermutlich waren jedoch militärische und merkantile Zwecke damit xerhiinden, um gegen die russischen Unternehmungen am jenseitigen Ufer des Golfes Stellung zu nehmen. Ob diese N'ersuche sich in den zwischen dem Sultan voll Koweit und den türkischen Behörden entstandenen Streit einzumischen Erfolg gehabt oder nicht, entzieht sich der Kenntnis. Vor einigen Jahren waren dort Thronstreitigkeiten entstanden, infolge deren sich eine der Parteien um Beistand an England wandte. Seit jener Zeit hat diese Macht ihr Augenmerk nicht mehr von Kow^eit abgelenkt. Wiederholt ist in London darauf hingewiesen, ein wie trefflicher Stützpunkt Koweit für die Kürzung des Weges nach Indien werden könne und dabei als wesentliches Moment betont wordeu, dals dieser Platz sich vorzüglich zur Endstation einer anza-

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Bul'sliuida neueste iäsmbahnprojekte in Mittelasien und Penien. 317

legende» Eisenbahn von Kairo über Norchirabien nach der KUste des persischen Meerbust iis ei^me. Koweit lie^'t gerade gefjenUber d<*in Haupthandelshafen Buschir, wo es den Engländern ^^elun^en ist, Fiifs zu fassen und von wo das Mündungsgebiet der vereini<rten Zw illiii^^sströnu' Euphrat und Tigris mit Erfolg beherrscht werdt-n kann, w as diesem Küstenpnnkte nicht geringe Bedeutung verleiht. In dem nordwestlich von beiden Flüssen umschlossenen Tiefiande, dem alten Babilonien. heutigen Irak-Arabi, thront über dem Tigribufer die einstige Millionenstadt Bagdad mit den geringen Resten des seiner Zeit „schätzereichen" Kte^iplioii Bis Bngdad soll nun die aiiatolische Eisenbahn als Kulturträger Kleiiiasiens unter Leituug eines deutschen Syndikats ver];inirert und si hiielslich bis zum Nord- rand des Persischen Golles mitten liiiinii /wischen die britische und russische Interessensphäre weiter^'» liilirt werden. Dieser deutscherseits jetzt unternommene, berciis weltkundig gewordene Wettbewerb dürfte voraussichtlich den notwendigen UnterstUt/.ungs- punkt für das politische Gleichgewicht der sich entgegenwirkenden Kräfte Englands und Knislan is im Westen und Osten des Strom- systems von Euphrat und Tigris erbringen. An der Verwirklichung der mesopotamischen Bahn Angora Mosul Bagdad liegt kein Zweifel vor und damit gravitiert die Zukunft der asiatischen Türkei unbe- stritten nach Deutschland, So kann auch Kufsland, w enn die KUste des persischen Meerbusens mit eisernen Banden an die des Kaspi- sehen Meeres so wie an das transkaukasische Bahnnetz angeschlossen sein wird, seinen EiiiHufs in Persien gelti'nd machen und durch den (^man-Sund in den Indischen Ocean gelangen. In einem so günstigen Werdegang Rulslands auf persischem Roden liegt indessen für England die drohende Gefahr einer Flankierung des iiidotnitischen Seeweges, was gleichbedeutend sein würde mit einer wirtsciiaftlichen und strategischen Abschli( fsung Ostindiens, jener Basis der englischen Welt.stellung. (irofsbritaunien ist jedoch viel zu sehr und annehmbar für längere Dauer mit dem Kriege gegen Transvaal beschäftigt, auch militärisch zu sehr geschwächt, als da Ts es Verlangen nach neuen Schauplätzen für nulitärische Operationen hegen kJinnt^^.

Im Besitze einer von Transkaukasien bis zur Ormus-Stralse laufenden EisenlKilm Alexandropol Beseht— Ispahan Bender Abbas dürften die Küssen von der beschränkten und zeitraubenden Fahrt dureli den Bosporus und den Suezkanal völlig unabhängig werden und einen beträchtlich näheren und sicheren Weg zum Indischen Ocean haben als die Engländer vom Mutterlande aus. Mit einem die östlichen Provinzen Persiens durchschneidenden Schienenwege würde iiuisland einen gewaltigen Schritt weiter nach Asien hinein

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318 BoTslaiidB nenesto EiMiibihnprojekte in Mittel tden and Ptosien.

gethan haben, sieh aber mit dieser Bahn yorerst begnflgen mUssen, bei derai weiteren Bau von immeriiin 11^1200 km in dem mannigfach abgestoften Hochlande eine Fülle technischer Schwierig- keiten sn Überwinden sein wird. Ein Rückblick anf die Vergangen- heit lehrt, dafs die Bassen bei ihrem Vorgehen in Asien niemals das Haltbare dem Abenienerlichen geopfert, sondern üue Expeditionen immer erst nach Sicherstellang der letztgewonnenen Basis zn nenen Erwerbungen yorgeschoben haben. In Ansehung eines solchen Vorbereitnngsmodos können auch nur yon einer Dir leistangsfilhig befiindenen persischen Ostbahn ans neue Sohienenstiftnge nach der WesthKlfke des Beiches yerlej^ werden, zumal leti^ere durch wenig zngSngliche yon Nordwest nach Sttdost laufende Gebirgszüge yon der Osthälfte geschieden und überdies in weit grOlserem Umfange yon Sumpistrecken und Sayannenflächen durchseist ist Erscheint der Gedanke einer Sohienenyerbindong mit dem Westgebiet noch nicht sog^leieh durchführbar, so bleibt doch deren Möglichkeit nicht ans dem Auge gelassen. Wenn dann in yielleioht absehbarer Zeit ein Zu- sammenschlufs des transkaspisch-turanischen und persischen Bahur netzes erreicht ist, so werdeu Afghanistan und Beludschistan yom Amu bis zum Oman-Sund durch rassische Eisenschienen umklammert sein. Beide iranische StaatengebUde sind aber als Durchgangs- länder deijenigen Strafsen, welche Mittelasien und Persien mit Indien und der oceanen Küste yerbiuden, von hoher kommerzieller und militärischer Bedeutung. Und je fester diese Umklammerung, je sicherer der Wep: zum Meere!

Wer die grofsen Verkehrsmittel des Landes, die Eisenbahnen in Händen hat, beherrscht auch in handelspolitischer und strategischer Beziehung das Land! Eine so greifbare Konsequenz werden die Rassen wie bisher in Turan, so fortan auch in Persien nicht unbe- achtet lassen, dessen L^nanskömmlichkeit und Unfertigkeit hinsicht- lich seiner Selbstverwaltaog nicht mehr bestritten werden kann. R ulsland strebt wie die anderen Grolsmfichte nach Wirtschaft] ie Ii er Geschlossenheit und Unabhängigkeit, weshalb es mit onermUdlichen Anstrengungen aus Mittelasien nach Süden yorrückt, um Positionen auf dem Weltmarkte zn gewinnen. Dazu aber mufs es sich den Weg zum Ocean tffihen, zum weiten, warmen Meere dec: Südens!

F. Udt.

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Du Heenraten d«r Bepiddik Hoadmai.

319

xxm.

Das Ueerwessn der Republik Honduras.

Bei Schilderang mittelamerikaniacher HeeresyerfattltDisBe mit der aosgesprochenen Abeicbt, das Inteiesse für Jene Länder in Deutsch- laad sa beben getragen von dem Wunsch» dafo» wenn dort Be- sitsererschiehuigen eintreten, wir anf den Posten sein mochten, mnls man es von voniberein beklagen, dafo diese VerhSltnisse wenig erfreuliche sind, nnd man das yortreffliohe Henscbenmaterial so wenig nntzhringend zn Tcrwenden versteht Die Zustände sbd nnd bleiben dort nnlEonsoIidiert, Bttrgerkriege nnd Unrohen aerstOren inuner ement die Hoffnnng anf einen glttcUichen Ansban des Staats- kOrpers! Dabei mnls man es geradezu erstaunlich nennen, dals diese Dnodes-Repnbliken, statt sich mit der Verbesserung ihrer inneren nnd ftuberen Lage zu befassen, die Kttbnheit besitzen, sich, wie das in letzter Zeit mehrfach vorkam, mit fremden Ifttchten zn Überwerfen. Nun wäre das ja von nicht allzu erheblicher Bedeu- tung, wenn sich nicht in Jenen Ulndem, die so wenig noch von der Kultur beeinflulst shid, ein Werk vollzöge, das berufen ist, diese im höchsten Ma&e zu fördern. HeüGst es doch Jetzt dort mit grOfstem Eifer und lebhaftem Wortkampf: Hie Panama, hie Nikaraguakanal! So sehr man im deutschen Handelsinteresse nur wünschen kann, dab die Entschddung Panama sein wird, umsomehr als die Ver- einigten Staaten, welche das Kikaraguaprojekt in bekannter Un- eigenntttzigkeit (!) fördern in Mittel-Amerika viel an ihrer früheren Sympathie einbttlsten, so ist dennoch die Freude hieran keine ganz reine. Fttr die Hensobheit wäre es ein Glttck, wenn einmal dort Ordnung nnd Ruhe geschafft wOrde und das versteht niemand besser, grflndlicher und rttcksichtsloser als der Nord-Amerikaner.

Viel würde er auch in Honduras zu thnn finden, wohin er schon heute eifrigst sieht, und wo er bis Jetzt friedUohe Eroberungen macht, föUt doch dies Land unmerhin in die Interessen-Sphäre des Nikaragua- Kanals, dessen grolse Kosten kaum von einem als notwendig er- kannten Bau, abhalten werden, obwohl seine Länge 826 km gegen 86 des Panama-Kanals betrilgt

Die Republik mit einer GrOise von 119 820 qkm (somit wie Bayern, Württemberg und Baden zusammengenommen) hat 898 877 Einwohner, welche meist Mischlinge sind. Wilde Indianer giebt es ca. 70000.

Das Land arbeitet mit einem Budget von 2400272 Pes., wovon för das Heer 748412 Pes. entüftUen bezw. angesetzt sind, denn die thatsächlichen Verhältnisse entsprechen niemals den angenommenen,

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320

Das HeeffweBen der BepabUk HondarM.

und die meisten amerikauischea Budgetsauf stel Inneren erfreuen sich eines ausgedehnten, beneidenswerten Optimismus. Darin durfte Honduras nioht zurückbleiben, immerhin ist seine finanzielle Lage aber keine besonders ungünstige, die MUnzverhältnisse (es wird £ast kein Papiergeld ausgegeben) rauls man selbst gut nennen.

Die Verwaltung des Heeres erfolgt durch den isLriegsmiiiister, dem ein gröfserer Stab zur Seite steht.

Einen tiefen Blick in die eigenartige politische Lage des Landes bietet allein schon die Verteilung der Truppen auf die 15 Departe- ments, Städte etc., die hier folgt und die sich in solcher Zersplitte- rung in keinem Staat wiederfindet.

{ Offidere, {

Unter-

Departement etc.

i Beamte i einschl.

offiziere [ und

Soldaten

Bemerkungen.

.

1 StSbe

Spiellente

*o

xv

. i^ciruiiicr uw n ii r iifcOTi uor

Ari.uicno-r>rjga(u'.

Olanoho

10

6

80

Dazu 2 Musikmeister.

Paraiso

8

5

'J.')

Daaa 1 HnaUuneister.

Danli

6

5

11

Chüluteoa

9

8

50

Dazu ein Chef der Artillerie und 10 Kadetten.

VaUe

9

8

60 j

1

Dazu 1 Lent. der Artillerie 6 Schiller, 1 Musikmeinter.

12

18

20 j

Dazn : Marine mit 1 Lent..

j

i

1

1 SergoHut, 20 Soldaten.

Dampfer „22. Februar" mit 3 Beamten Dauiufer .KL Vigia- mit 8 Off?z , 4 Unter- offiz., 20 Soldaten. Ar- tillerie-Schule: 2 OfiSiiere, ,40 öohüler.

Gomajragna

11

8

60 !

IDaant 1 Mnaikmeister. 1

1

Kommandant von Opoteca.

la Paz

' 8

6

20

Intiboei

i 8

6

80 1

Gracias

9

9

40

Dazu 10 Musiker.

Copan

9

40

Daza 22 Mosiker.

Oootepeqae

9

7 1

40

St Barbara

10

8

«0

Cort^s .

8

6

1

CortÖa (Hafen)

1 1

1

9

68

Davon 8 von der Marine.

1

Dampfer „Tatumbla" mit 8 ( »ttiz , 8 Bo.'imt , 8 Unter- ofti^ierun, 27 Suldautn.

Onaoa (Fort)

1

2

20

Jon»

8

5

20

Colon

9

H

48

Darunter 8 Mann von der Marine.

Mosquito (Küste)

4

5

La (J«iba

9

7

48

Darunter 8 Mann von der Marine.

BabUhlnaefai

8

6

22

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Daa Hoefwnen der Bepablik Hondoraa.

321

Hierzu kommeD noch 15 sogen. Schutz-Kommandos, welche mit fe l Korporal und 4 Mann Uber das Land zerstreut, sowie 5(> Distrikts-Kommandantaien, die allermindestens mit 1 Sekretär besetzt sind. Die meisten Garnisonen and DetachemeDts werden in liska- lischen Gebäuden imtergebraoht nod ist dies nur bei 4 derselben nicht der Fall.

Jedenfalls kann man naeh meiner Ansicht diese Verhältnisse eigenartig nennen.

Mit Personal wird, wiederum aus politischen Grtlnden, reichliche Verschwendung getrieben. So setzt sich die Kommandantur Teguci- galpa aus einem Stab zusammen von 1 Kommandant, 1 Platz-Major, 1 Oberst als Chef der Miliz, 3 Stabsoffizieren ftlr diese, 14 Adjutanten und Beamten. Die Garnison selbst ist stark: 23 0£Sziere, 198 Mann (darunter 60 Kadetten).

An anderen Plätzen ist das Mifsverhäitois ein noch viel aut- Üallenderes!

Das stehende Heer wird zusammengesetzt ans dem Ordinarinm (a) oder dem Extraordinarium (b) und besteht: Divis.-Generale Brigade-Generale Stabsoffiziere Offiziere Trappe

a) 6 5 76 174 1247

b) 12 16 405 In Summa: 11 Generale, Stabsoffiziere, 19Ü Offiziere. Ftir

eine Truppe von: 1652 Mann.

Der Stab des Präsidenten und die Kadettenschule sind besonders stark mit Oflizieren dotirt und zählen zusammen : 1 Divisions-General, zugleich Ciief des Geueralstabs, 7 Stabsoffiziereo, 6 Kapitaius, 20 Kadetten, 1 Unterleutnant als Musikmeister etc.

Die Kr/ichan^ /um Offizier ist seit einigen Jahren eine viel bessere geworden und man beniUht sich, wenn auch nicht mit allzu grofsem Erfolg, den ^«'potismus /urilckzadrängen, der bis jetzt bei Vergebung der Olti/.ierstellen herrschte.

Viel geschieht für die zahlreichen Musikkorps, die zum Teil vortrefflich sind, das gröfste besteht aus 1 Musik -Direktor (mit mehr <Teha]t als ein Divisions-Kommandeur), 1 'i"aiiih(»ur .Major und 813 Musikern nebst Schülern, darunter 3 mit dem ungelahreu Gebalt eines Majors.

Während des Hlirgerkriegs 1897 waren in Honduras im stehenden Heere 8670 Mann unter den Waffen, darunter zu diesem von Anfang angehörig 1922 Mann, die übrigen Kriegsfreiwillige.

Aufser den permanenten Truppen ist die Miliz /.u erwähnen, für welche, nach den Listen, 31)688 Manu disponibel sind. Dieselbe wird in 62 sog. aktive und 21 Keserve - Bataillone eingeteilt, es

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:322

Das Heerwesen der Bepnblik Heodoras.

zählt die I.Kategorie ca. 27000, die zweite ca. 9000 KOpfe, welche der Charge nach zerfoUen in: 28 Diyisioiw-Generalef 27 Brigade- Generale, 99 Obersten, 87 Oherstlentnants, 219 Kommandanten, 513 Kapitaina, 784 Leutnants, 718 Unterleutnants, 450 Sergeanten I, 1869 Sergeanten II, 2708 Korporale, ca. 80000 Soldaten.

Von diesen sind ca. 2000 Hann im Departement la Paz noch nicht organisiert. Die Verteümig auf die Departements ist eine ^am verschiedene nnd gewährt einen Blick anf die BeYtflkemngs- dichtigkeit.

So liefert Tegncig:alpa 5455 Mann, Obolnteea 8550 Mann, La Oeihn 400 Mann, die Inseln nnr 87 Mann etc. etc. KaTallerie giebt es in Honduras ebensowenig wie s. B. in Kolombien.

In den sehr umfang^reichen offiziellen Angaben ist tlber die Zahl der vorhandenen Waffen und AnarQstnngBStttcke nur gesagt, dafs sie sich in gntem Zustand nnd genügender Zahl in den staat* liehen Magazinen vorfänden, wie es ancb an der nötigen Munition nicht mangele. Im Bürgerkrieg war die sog. „freiwillige Division** mit dem Remington-Gewehr der staatlich eingeführten Waflfe ans<ro^^tattet, und führte dieselbe einige Kruppsche 7'/, cm Kanonen, nebst desgleichen Schnellfeuergeschiitzen mit sich.

V' on letzteren ist anoh eine Gebirgs - Gesehtttz - Batterie in Tegucigalpa vorhanden.

Von einer Marine kann in Honduras kaum gesprochen werden, die in der oben anf^'^eluhrten Znsammenstellung erwähnten Dampfer dienen nur polizeilichen Zwecken und sind tbeilweise nicht imstande, auf das hohe Meer zu gehen. Bestrehungen zum Erwerb einiger Sehiffe, welche den Kern einer Marine bilden sollten, sind noch in den ersten Anfängen, auch in dieser Hinsicht ist der EinHufs des aktuellen Präsidenten nicht zu verkennen, welcher auch deutsche Kräfte zur Mitarbeit heramdeht.

Das Aulsere der Armee und Marine angehend, so mufo man zwischen den Offizieren und Mannschaften unterscheiden, erstere kleiden sich in französische Uniformen; die Mannschaft trägt Jacken und Hosen von grauem Drillich mit rotem Aufschlag und Kragen. Die Miliz tritt, besonders bei einer plötzlichen Revolution, meist in Civilkleidern in den Kampf. In letzterem zeigt der Soldat die vortrefflichen Eigenschaften Tapferkeit, Gehorsam, Genügsamkeit, Ausdauer die er in so hohem Mafse besitzt und welche wohl geeignet wären, die (Grundlage für einen glücklichen Ausbau seines Vaterlandes zu schaden, den bis jetzt immer noch die inneren Un- mhen und die schwierigen Verkehrsverhältnisse zurückhalten.

T.

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DiB Iftetirkenftaife der Inftnieile-KmiipagBifln in Ftnknkk. 828

XXIV.

Die Iststärkentrage der Infanterie -Kompagnien in

Frankreich.

Der Kriegsminister Gallififet, dem man eine nngewöhnliche Energie in den Bestrebongen zum Erreichen vorgesteckter Ziele, wie aach die Frage der VerJUngnog des Offizierskorps mit den zugehörigen Gesetzentwürfen und Verordnungen bewelsti nieht absprechen kann, hat anoh fUr die Lösung einer brennenden anderen Frage die nötigen Erhebungen reranlafst und will aof diese Erhebongen einen Gesetzentwurf basieren, der eine Änderung des Rekrutierungsgesetzes ▼on 18S9in einigen Artikeln anstrebt. Das Programm desKriegsministerSi in welchem ja bekanntlich aueh die Reorganisation der Artillerie, deren Umbewaffnung bei der fahrenden Batterie nahezu durchgeführt istf während sich der für diese Batterien gewählte 7,5 cm Schnell- feneigesehtttz-Typ für die reitende als nicht hinreichend beweglich erwiesen, sowie die Kolonial-Armee, deren Notwendigkeit im Parla- ment nicht bestritten wird, deren Unterstellung unter das Kriegs- ministerinm aber wohl »ehr energischen Widerstand begegnen wird, orscheinen, erflUirt durch diesen Gesetzentwurf eine weitere Be- reicherung.

Das im Jahre 1899 eingereichte Kekrutenkontingent hat bekannt- lich zum Teil wegen der geringeren Zahl Geburten im Jahre 1878, zom Teil auch wegen der schärferen Bedingungen bei der Beurteilung der Diensttauglichkeit einen AnsfftU ?on mnd 2:^0(X) Mann ergeben. Dieser Ausfisdl hat daza gezwungen, auf die im Hudc^etvoranschlag fUr 1900 vorgesehene Bildung von 22 weiteren 4. Bataillonen zu verzichten, er bat aber auch, zumal für 4 Zuaven-, 8 Tiraillcur-Bataillone und 5 Fursbatterien, sowie ein lG4te8 Infanterie -Regiment aof Corsica die Etatstärken nu hr zu versorgen waren, die Folge gehabt, dals die Iststärken der Infanterie-Kompagnie, abgesehen von denjenigen auf hohen Etat, anter 100 Köpfe herabgesetzt werden müssen. Rechnet man dann noch die Kranken, die Handwerker. Köche, Schreiber, Ordonanzen, sowie die übrigen aus der Front abkomman- dierten Leute ab, so kommt man zu den so stark verabscheueten Skelettkompagnien zurück, die weder eine gründliche Ausbildung im Kompagnie- und Bataillonsverbande erlauben, noch als hinreichend starke Kerne für die mobilen Einheiten angesehen werden können. Diese Hoffnung konnte einen Mann, wie Gallitfet, der oft genug seine Hoffnung dahin ausgesprochen hat, dafe gerade bei der sehr ver*

JakrbAokar fAi di« deatiok» Arm»« und Xuln* Bd. HA. 3. 21

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824 ^ btsMitafrage d«r Iiiftiiteife-Koiii|Mgiilai in Fnnknioh.

schiedeneu Dauer der aktiven Dienstzeit die mobilen Kornpag:niea eines starken aktiven Kerng bedürften, dals die g^esetzlichen Übungen der Reservisten, von denen mau aucli die ältesten Jabr^räni^'e und ifrene Formationen im mobileu Heere L Linie verwenden müsse, nur das äulserste Minimum bedeutete, selbstverständlich auf die Dauer nicht zulässig dünken. Die Kiickkehr eines so niedrigen Kontigents an Ausgehobeiien. wie lS!)i). soll ausgeschlossen werden, umsomehr. als mit diT beabhiehtigten Reorganisation der .-Artillerie auch eine Ver- mehrung verbunden sein w ird. Eine Steigerung der Iststärken der Infaii- teriekomj}agnien auf dem schon einmal betretenen Wege durch Auflösung von 4. Bataillonen zu erreichen, betrachtet Gallitfet als ausgeschlossen, eine derartige Mafsnahme würde auch die nachteiligen Folgen der geringen Stabilität im französiachen Kxiegsministeriam zu deatlich ülaetrieren.

Zur Vermehrung der Einstellung von Ausgehobenen gie!)t es einen Weg, der allerdings nicht ganz neu ist, von früheren Krieg>- rainistem schon vorgeschlagen wurde, den Gallifict aber doch zU be- treten gedenkt, zur Steigerung der Friedensdurchschnittsstärke bleiben mehrere andere, die allerdings auch eine Änderung des liekrutieruugs- gesetzes von 1889 bedingen und also die Bewilligung durch das Parlament nötig macheu. Eine oftizielle Statistik hat den Nachweis erbracht, dafs in der Zeit vom Inkrafttreten des Rekrutierungsgesetzes von 188Ü bis 1897 die Zahl der auf Grund der Artiki-i i'l, 21 und 23 des Rekrutierungsgesetzes Dispensierten fast oüOüOU erreicht, von denen noch nicht lOOCKK) wirkliche Familienstützen waren. Der Rest ist also auf Grund der Artikel 21 und 23 dispen- siert worden und zwar beträgt der jährliche Durchschnitt, der nach Artikel 21 mit Rücksicht auf fortzusetzende Studien Dispensierten ca. 40ÜUU. Die Durcbschnittsziffer der nach Artikel 23 Dispensierten ist sehr viel geringer, Gallitfet betrachtet aber nur 2 Kategorien als wirklich zur Dispensation berechtigt: die Lehrerkandidaten und die Kleriker. Selbst wenn man den Begrirt" der Familienstutzen sehr viel weiter falste, als jetzt, statt 10 000 jährlich 20CKX) Dispensierte, konnte man unter Beschränkung der Dispensation in Artikel 21 und 23, die Ziffer der mehr als ein Jahr dienenden Leute um 23UÜ0 jährlich vermehren und das ist es. was Galliffet beabsichtigt.

Wie aber schon angedeutet, will der Kriegsminister die Ziffer der kombattanten und in der Front bleibenden Leute aber auch noch auf einem anderen Wege steigern. Die Schreiber. Köche, Kranken- wärter, Ordonnanzen, Magazinarbeiter u. s. w., die heute den völlig dienstfähigen, kombattanten Leuten entnommen werdcji, sollen durch bediug;t Taaglicbe des „service auxiiiaire'* ersetzt werden, die nur eine

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Armee- und Marine-Nachrichteu aus RuTsland.

825

mehr oberflAeUiebe, allgeinein mOitSrisehe Schulung erkalten wlliden. Die Heranzidiimg Ton bedingt Tauglichen soll sich anf nind 22000 erstrecken, so dab also dem Frontdienst im ganzen etwa 45000 Mann jährlich anwachsen. Mit dieser Ziffer wäre man in der Lage, nicht nnr die noch fehlenden 4. Bataillone an bilden, sondern anch die Iststärlce der Kompagnien anf dem dnrch das Cadregesetz yor- gescliriebenen Stand ron 125 KOpfen erhalten. Dais nebenher noch der Gedanke besteht, die Tmppen in Algerien in höherem M alse, als dies bisher geschehen, dnrch Eingeborene za. ergSmeen, wodurch man anch billiger wegkäme nnd ohne bedentende Mehrkosten die Tirailleors nnd Spahls zn verdoppeln TermOchte, wnrde frtther schon erwähnt

Dafs Galliffet bei der Verminderong der Dispensierten in der Kammer grofee Widerstände zn Überwinden haben wird, unterliegt keinem Zweifel, er hat aber schon Terschiedene Fragen mit Energie angegriffen, an denen sieh andere Kriegsminister in Frankreich die Zähne ansgebissen hatten und die Umstände sind seinem Vorhaben nicht nngllnstig. Daüs das Kriegsbudget eine Stufe weiter aufwärts machen mttlste, ist selbstverständlich. 18.

XXV.

Armee- und Marine -Nacbrichteü aus Rulsland.

Ende August (a. St.) 1900 soUen zwischen Kursk und Arj6l grolse Mandver in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers' stattfinden, an denen 154 Bataillone, 76 Eskadrons nnd Ssotnien und 848 Geschtttze teilnehmen werden. Es werden 2 Armeen gebildet: Die Moskauer, bestehend ans 18. (mit 2. selbst Kav.-Brig.) und 17. Armeekorps, 1. KaraUerie* Division, 2. und 8. Res.-Art-Brig., 18. und 17. Sappenr-Bat. und 2. Train-Bat (75 Bat, 86 Esk., 168 Gesch.), nuter Befehl des Oberbefehlshabers der Tmppen des Moskauer Militärbezirks, GrofsDlrsten Ssergei Alexandrowitsch, und die Sttd -Armee, bestehend aus Truppen der MUitärbexiike Kijew und Odeba, nnd zwar dem 10. Armeekorps (mit 10. Kav.-Div.), einem

21*

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326 Armee- and MArine-Naefariobteo ans Rufalanil.

kombinierten Armeekorps (15. n, 34. Inf.-Diy. and 4. Schlttmi-Biig.) der 2. kombinierten Kasaken-Diyision^), 4. Ke8.-ArtL-Biig.y 7. and 14 Sappeor-Bat. und 4. Kadre-Train-Bai (79 Bat., 40 Esk., 180 Geseh.) nnter Befehl des Kriegsministers. Gen.-Lt Koiopatkin.

Wie schon bei frttheren grofsen HanÖTem tritt wiederom die Frage der Verwendang der Kavallerie id den Vordergrand. Wie bekaunt, ist die gesamte rnasiache Kavallerie im Frieden in 28 KaYaUerie-Divisionen (davon 4 zo 2 Kavalleriekorps zusammeng^ zogen) und 2 selbst. Kavallerie-Brig:aden formiert: KaYaUerie-Divisionen nnd -Brigaden sind grölstentells den Armee-Korpe onterstelit Wenn auah diese Organisation in Bezug auf Ausbildung von Führern und Truppen ihre Vorteile hat, so liegt ihr Nachteil darin, dais sie bei der Mobiliiiachung nicht aufrecht erhalten werden kann. Wollte man die Kavallerie-Divisionen den Amiee-Korps belassen, so wttrde die Kavallerie in ihrer strategischen Aufgabe, der Aufklärung vor der Front der Armco, behindert sein; als Divisions- bezw. Korps- Kavallerie erscheint aolserdem eine KaTallerie-Division Ton 24 Bs- kadrons als zu stark. Entzieht man aber den Aimee-KorpB ihre Kavallerie Divisionen und nnterstellt sie den Armee-Oberkommandos, so fehlt es wiederum den Armee-Korps und Infanterie-Divisionen an der fllr die unmittelbare Aufklärung und Sioherang erforderlichen Kavallerie I Divisions- Kavallerie); denn die hierzu in Aussicht genommene Kasaken -Truppenteile 2. Aufgebots stehen zu Heginn des Feldzages nicht zur Verfügung. Die Erkenntnis der Notwendigkeit einer zwei- fachen Art von Kavallerie einer Armee- und einer Divisions- Kavallerie führt daher dazu, dafs die im Frieden im \'erbande der Armee-Korps befindlichen Kavallerie-Divisionen bei der Mobil- machung zum grölsten Teil den Annee*Oberkommandos unmittelbar unterstellt werden, zum Teil aber, zur Versorgung der Infanterie- Divisionen mit Kavallerie, zunächst wenigstens, aufgelöst werden mttssen.

Bei den diesjährigen Kaiser-Manövern wird die Armee-Kavallerie bei der Moskauer Armee durch die 1., bei der Süd- Armee durch die 10. Kavallerie^Division gebildet werden. Als Divisions- Kavallerie wird den Armee-Korps der Moskauer Armee je ein Re- giment der 2. selbst. Kavallerie-Brigade t pro Division also 3 Eskadrons), denjenigen der Südarmcc je eine Brigade der 2. kombinierten Ka- saken-Division (pro Division also 4 Eskadrons) zugeteilt Die ver- schiedenartige Stärke der Divisions-Kavallerie soll Gelegenheit bieten, ein Urteil Uber die wünschenswerte Stärke derselben zu bilden.

1) 2. komb. KM.-Div. ritckt nur mit 4 Ssotnlfln pro Begiment mm Ha- nffviir «US.

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Annee- und Mwiiie-NaolirlolitBn aiu RuAluid.

327

Die an dem achttägigen ManöTer teilnehmeDdeu Trappen sollen leichiich mit allen teohniaoben Mitteln, Telegraphen, Telephonen nnd Luftballons venehen werden. Auch wird beabsiehtigt, in grobem ICafsstabe die Yerwendnng toq Kadfahrerkommandos zu erprobeUi sowie Versuche mit Übermittelung von Nachrichten durch Telegrapbie ohne Draht sowie durch Brieftaaben anzustellen. Da es in dem Manöver-Gelände stellenweise an tauglichem Wasser gebricht, werden die Truppen mit abessinischen Röhrenbrunnen versehen werden.

Der „KoBsische Invalide^ bringt in seiner ersten Nummer des neuen Jahres eine militärische Übersiebt ttber das Jahr 1899. Die Änderongen und Neuerungen in der Organisation der Armee, welche übrigens das obgenannte offizielle militärische Organ nicht erwähnt, waren, was die Truppen des europäischen Kufslands anbetrifft, im verflossenen Jahre verhältnismälsig unbedeutende. Die wichtigste organisatorische Malsregel war die Bildung eines 2. kau- kasischen Armee-Korps, wodurch jedoch Nenformationen von Truppen nicht erforderlich wurden. Im übrigen beschränken sich die organisatorischen Maisnahmen auf Durchführung der im Jahre 1898 befohlenen Neuorganisation der Reserve- und Ersatz-.\rtillerie' i, Bildung eines Happeur -Bataillons (Nr. 21), sowie unbedeutender Festungs-Truppenteile. Sehr viel einschneidender waren die Än- derungen in der Organisation der im asiatischen Kufslaiid befindlichen Truppenteile. Diese betrafen vor allem die Neu - einteilung der asiatischen Militärbezirke, die Bildung von 2 turkestanischen Ai mee-K orps, mit dem Sitze der General- Kommandos in Taschkent und Aschahad, aus den in Transkaspien und Turkestan stehenden Truppen; beide Armee-Korps, sowie die im Gebiet Sserairjetschensk befindlichen Truppen, werden dem Ober- befehlshaber des Militärbezirks Turkestan (Gen. Duchowskoi) unter- stellt, so dafs der Oberbefehl Uber sämtliche Trupj)eu in den au Afghanistan grenzenden Gebieten des russischen Central -Asiens (39 Bataillone ohne die jetzt nach Kusehk befiirderte Kauk. SchUtzen- Bri{;:ade). lU'/, Kasaken-Regimenter, irrcg. Turkmenen Heit.-Reg., 16 Battr., L>'/, Sappeiir-Bat., 2 Eisenb.-Bat.. 1 Fest.-Art.-Hat.) in einer Hand vereini^^t ist. Nachdem Ende 1899 der Hau des Zwei^'es der transkas))ischen Militärbahn von Merw nach Kusehk (Kuschkinski pnsti beendet worden, fand die Verlegung der Kauka- sischen SchUt/en-Brigade von Tiflis nach Kusehk statt. Ferner wurden, wie im Jahre 1898, die Truppen in Ostsibirien bedeutend verstärkt; nachdem im vorhergebenden Jahre die 10 ostsibirischeu

Siehe November-Heft 1098, S. 226.

328 Armee- tmd Marine-Naohriohten aus üufiiUacL

SchützeD-Bataillone in Ke{2:iiiu nti'r verwandelt und 2 Schützen-Re- ginieuter neu gebildet worden waren, ist Ende 1899 die Umwandlunp: der fünf Bataillone der 2. oslsibinsehen Linien-Brigade (Küstengebiet) In Regimenter zu 2 Bataillonen erfolgt; aulserdem wurden neu ge- bildet: ein 2. Festungs-Infanterie - Regiment in Wladiwostok: eine sibirische Reserve-Art.-Ahteilung, als Stamm für 4 selbst, sibirische Art.-Abt.; eine Sappeur- Kompagnie in Kwantung; 6 Festungs-Art.- Kompaguien in Fort Arthur und 1 Feüt.-Art.-Komp. in Nikolajewsk (Küsten-Gebiet). Die Besatzung der Kwa ntung-Halbinsel bilden nach dem Ende 1SS)9 herausgegebenen Truppenver/eiehnis: die 3. ostsibirische Schützen-Brigade mit je 2 Regimentern la 2 Bat.) in Port Arthur (Nr. 9 u. 10) und Talienwan (Nr. 11 u. 12;; das Werchne-Udinsk Reiter-Regiment des Transbaikal-Kas.-Heeres; die ostsibirische Schützen-Art.-Abt. l i liattr.). die Kwantuug-Sappeur- Kompagnien und ti Festungs-Art. -Kompagnien.

Abgesehen von diesen Änderungen in der Organisation der Armee, betrafen die Maisnahmen der Heeresverwaltung im ver- flossenen Jahre in erster Linie die Verbesserung der materiellen und dienstliehen Lage der Offiziere. Zu diesen Mulsnahmen gehörte vor allem die sehr bedeutende Erhöhung der Offiziers- Gehälter, wodurch der Sia;ii>ka.sse eine Mehrausgabe von 1()40()0()0 Rbl. wuchs. Um eine Verjüngung de s Offizi erkorp s. namentlich der höhereu Fülner, herbeizuführen, wurde die. bisher rmr für die unteren Chargen festgesetzte Altersgrenze auch auf die höheren Chargen, vom Oberst ab aufwärts, ausgedehnt. Um den Offizieren die Er- ziehung ihrer Kinder zu erleichtern, wurden die Bedingungen für die Anfnahme in die Kadetten-Korps vereinfacht, ein neues Ka- detten-Korps wurde in Warschau eröftnet. Die den aktiven Offizieren zustehende Vergünstigung fUr Preiscrmäfsigung bei Eiaen- bahniarten wurde zum Teil auch auf die inaktiven Offiziere aus- gedehnt

Weitere Mafsnahmen der Heeresverwaltung betrafen den inneren Aasbau, die Ausbildung der Armee, indem an Stelle der Anfang der achtziger Jahre erschienenen, gröfstenteils veralteten Reglements, neue Reglements und Vorschriften ausgegeben wurden.') Kaum jemals in einem anderen Jahre ist eine so grofse Zahl, die AnsbUdung der Armee betreffender Bestimmungen erlassen worden. Die wichtigsten derselben waren: Schiefs Vorschrift ftlr alle mit Gewehren bewaffnete lYii|^>eoteile, Felddienstordnung, der IL Teil des Exerzier-Reglements fttr die Feldartillerie,

1) Siehe Juli- and NoTember^ellk 1899.

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Armee- und Mulne-Nftotaitehtoii ans Ba&lud.

829

Beglement für das Gefecht der reitenden Abteilung, Ka- saken-Keglement, Vorschrift für die Lawa der Kasaken, Vorschrift fUr Aasftthrang von WinterUbungen n. s. w. Ferner wurde begonnen mit Dnrcbsieht nnd Neubearbeitung des Iniaiiterie-Exerzier-Reglements, die Instruktion fUr das Gefecht eines, ans den 3 WatfODgattungen besteh enden Detaohements, der Verordnung Uber Ausbildung der llnter- ohargen; sowiederAf ohilmachungsvorschrift fttrdie Infanterie.

Za Frtlfong der Zweckmäi'sigkeit der Bestimmungen Uber Ein- bernfang Ton Hannsohaiten und GesteUong Yon Pferden bei der Mobil - machnng, fanden in zwei Kreiden, und swar im Kreise Krementschuk (Gouv. Poltawa) nnd im Kreise Jurjew (Gouv. Livland) Probe- mobilmachungen statt, bei welchen nicht nur die Regeln für Ge- stellung der Mannschaften und Pferde, sondern auch die Art der Ergänzung der Trappenteile einer praktischen Prüfung nntenogen wurden.

Auch in ökonomischer Beziehung fanden bedeutende Neuerun- gen statt, indem eine neue V'orschrift für die Truppenwirtschaft aus{re«reben und die Vorschrift für die Verpflegung der Truppen im Kriege neu bearbeitet wurde. Mit der Verwirklichung des Allerhöchst gebilligten Planes für Kase rnen bauten wurde ))pp:onnen; 35*/o des hierfür bewilligten Kredits werden iür Bau von Offizier-Wohnungen verwendet.

Im Staatshaushalt für 1900 sind die Ausgaben fUr das Kriegsiiiini steriuni mit 324 343686 Rbl. (0 Millionen mehr als im ^driallr('l veranschlagt; unter den einzelnen Posten ist derjenige für ..l'iuiiewatinung der Armee" mit -21220 773 Rbl. (5 Millionen mehr als im Vorjahre) bemerkenswert. Für das Marine- ministerium sind 86G2B015 Rbl. ausgeworfen Mill. mehr als im Vorjahre), darunter 14 240 028 KM. für Indienssteilung von Fahrzeugen (2'i, Mill. mehr als im Vorjahre), 29 060 987 Rbl. ftlr Schirtsbauten (5 Mill. weniger als im Vorjahre), 8 200000 Khl. ftlr Hafenbauten ('A Mill. mehr als im \ orjahre). l'nter den aulser- ordentlichen Ausgaben befinden sich 28300000 Hbl. tür Bau der sibirischen Eisenbahn, 30*/» Mi'^« Kbl. für sonstige Eiseubahn- bauten, gegen 44 Mill. zur Beschaflung rollenden Materials, u. s. w. Den 1. 2. 1900. v. T.

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830

Kleine heensgeiehielifliebe IßttalhuigeB.

XXVL

Kleine beeresgeschichtliche Mitteilungen.

Ober die AnsbUdan^ der jungen hannoverschen Kavallerie- Offiziere sagt das ^Dienstreglement für sämtliche Chor-Braimschweig- Lttneburgische Truppen vom 25. Angast 1786 in seinem als „Be- sonderes Dienst-Reglement für die Kavallerie" bezeichneten 2. Teile (HannoTer 1787) im V. von der Unterweisung im Dienste handelnden Kapitel: „^er neu in Unsere Dienste tretende Ofticier, der nicht bereits als Cadet oder Unterofficier bei der Cavallerie gestanden, soll vor seiner Einsetzung von einem dazu tüchtigen Unterofficier in der Exercice unterrichtet werden, und zur Erlernung des Dienstes bey den in den Reithäusern und Casernen befindlichen Commandos 2 bis 3 Wachten als Reuter oder Dragoner, auch eben so viel als Ge- freyter, Unterofficier und Corporal verrichten, zuletzt aber unter der Aufsicht des ältesten daselbst commandiereiiden Officiers die Iii- spection bei dem Keit-Commando ftthren. Während solcher Zeit hat Derselbe sieh zu<rleich mit der Wartung, Fütterung, dem Satteln, Packen und Zäumen der Pferde. Kenntnifs zu verschatfen. Hat der ernannte üfticier obige Verrichtungen mit Fleifs gehörig erlernet und versehen, so soll selbiger hry finfr Compagnie eingesetzet und vorgestellt werden. Der Capitain oder älteste Otficier der Compagnie unterrichtet ihn sodann von dem Compagnie- und Regiments- Dienst, den er als Officier wissen und beachten muls, und hält ihn dazu an, solchen mit der gröfsten Genauigkeit zu verrichten, Da ein solcher erst eingesetzter Officier wenigstens das erste Jahr seines. Dienstes nicht ohne höchst wichtige Grllnde beurlaubt werden soll, so muls er diese Zeit vorzüglich mit dazu anwenden, um die einem Cavallerie -Officier noth wendige Kenntnils von Pferden und deren Behandlung. WartunL-- und Hesclilag zu erlangen, auch die Güte und beste Einrichtung des beiten- und Schieisgewehrs, und wie damit umzugehen sey, zu erlernen. Er mufs die Dienst-, Haushalts- und Exercier-Reglements sich genau bekannt machen, sich in allen sonstigen Militär-WissenschHltcn Kenntnifs zu verschaffen suchen, auch hauptsächlich das Reiten und Zureiten der Pferde, als eine am Cavallerie-Officier uuentb ehr liehe Sache, gründlich zn erlernen sich befleilsigen. 14.

Generalmajor Johann Ritter von Sziljak, der Verteidiger der Festung .\rad in den Jahren 1848 und 1849. war 1785 zu Bolic in Kroatien als der Sohn eines Grenzoffiziers geboren und, nachdem er, schon als Koabe in da« Heer eingereiht, zehn Jahre lang Kadet

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Kleioa hetwugeachiohtUehe MitteUangeB.

381

und Unteroffizier gewesen, im Jahre IBÜiS zu gleicher Stellung be- fördert worden, seit 1799 bis zum Ende der Refreiung^^kricge au mancherlei Kämpfen des K. K. Heeres auf den versehiodcm n Schau- plätzen teilgenommen und auch noch später lange Zeit den Räuberbanden an der türkischen Grenze gegenüber vielfach im Felde ge.staiKleii hatte, im Jahre 1845 zum Oberst und zum Kommaudiinteu des in der genannten Festung stationierten 2. Garnison-Bataillons aufgerückt. Es war eine Stellung, deren Erreichen den Abschluls der militärischen Laufbahn bedeutete. Da berief ihn unerwartet das Jahr 184H zu neuer kriegerischer Thätigkeit, Seine Erscheinung ist eine der Lichtgestalten jen(*r trüben Zeit. Er führte fn ilith dem Namen nach nicht den Oberbefehl in der Festung, da über ihm als Kommandant der Feldmarschall Leutnant Freiherr Herger von der Pleilse stand, aber er wurde die Seele der Verteidigung, sobald dieVerhältnisse eine solche erheischten. Berger war ein Mann von achtzig Jahren, dem sowohl die erforderliche Thatkraft. wie das \ er- ständnis fehlte, zwischen den Regierungen zu Wien und zu Pest zu unterscheiden. So war er denn auch bereit einzuwilligen, als, nach- dem schon früher alle Feldtruppen aus Arad abmarschiert waren^ am 16. September 184H vom Ungarischen Ministerium die Auf- forderung an ihn gerichtet wurde, die einzige in der Festung be- findliche K. K. Truppe, das Garuisoubataillon gleirlilall> abrücken zu lassen und dagegen ein Honvedbataillon autzuuehineii. Sziljak, welcher einsah, dals dann Arad für den Kaiser verloren sein würde, weigerte sich, unter Berufung auf die seinem Bataillone obliegende Sonderbestimmung als Garnison zu dienen, dem Ansiuni'n zu ent- sprechen. Sein entschiedenes Auftreten, bei welchem die Kompagnie- Kommandanten ihm zur Seite standen, bewog den Kommandanten zieh zu fügen. Er that es widerwillig und konnte sich nicht eiit- schlielsen, bestimmt Stellung zu nehmen. Als bald darauf die Gegensätze sich so zuspitzten, dals Farbe bekannt werden mufste, blieb er stumm, während Sziljak die Festung dem Kommando des Banus Jellacic unterstellte und dem (ieneralkommando zu Ofen line förmliche Absage zugehen liels. Sziljak wurde nun zum Brigadier der in Arad und der Umgebung liegenden Truppen ernannt.

Solort trat ein Kriegzustand zwischen den l'artrit-n ein. Die Haltung der Besatzung zeigte ihren (Gegnern, dals sie ohne harte Kämpfe nicht in den Besitz der Festung gelangen würden. Sie ver- suchten es nun mit der Bestechung. Am Abend des '25. November erschien in Sziljaks Wohnung eine von aulserhalb entsandte Magd seines Hauses und übergab aus ihrem aufgetrennten Schuh ein Schreiben, durch welches das Tester Landesverteidigungs-Ministerium

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332 Kleine heeresgesehichtliehe MitteUtmgen.

H'/iljak neben anderen Versprechungen fUr seine Zukunft, 2UU0Ü Gulden nicht aU Bestechung, sondern als Belohnung für seine Vaterlandsliebe bot; weitt-n* -20iH) (Julden sollte er erhalten, wenn er aueh die ihm untergebenni I iujijxmi der Ungarischen Re- gierung zur \ ertügung stellte. Szil jak schickte den Brief sofort mit nachstehender, auf die Aolsenseite des Briefes geschriebeneu Er- widerung zurück:

„Empfangen dnrch meine Köchin Regine L(n asz am 25. Oktober lS4vS. und nachdem ich durch 50 Dienstjahre immer ein Ehrenmann war. so bin ich fest und unerschilttorlich entschlossen, meinem Kaiser und der guten Sache treu zu bleiben und eher zu Orunde zu gehen, als einen \ errat zu spielen. Dies sehwöre ich meinem (^ott.'*

Was auf diesem Wege nicht zu erreichen gewesen war, ver- suchten nun dit' Belagerer auf andere Weise. Aber die durch eine starke Artillerie unterstützten Angriffsuntemehmungen derlionved hatten keinen l'rffdL'. Erst gänzlicher Mangel an Lebensmitteln und an Schiefsbedarf führten am 1. Juli 1S4<) zu einer ehrenvollen Kapita- lation. Sziljak war inzwischen zum (Jeneralmajor und zum Adlatus des Kevtnnirsko?nmandanten ernannt worden. Am 27. .lanuar erhielt er die Nachricht. An dem Verhältnisse zwischen Beiden wurde darunter nichts geändert. Sziljak befahl und Berger führte den Titel als Kommaudaut. Berger war an jenem 1. Juli in den Kube- stand versetzt.

Kossuth versuchte jetzt zum zweitennuile Sziljak aufsein«* Seite her- überzuziehen, erhielt aber zur Antwort, ob Ko^;iuth glaube, dafs er dann die dem Kaiser gehri »ebene Treue ihm halten werde. Vm das Militär - Maria -Theresien -Kreuz bewarb er sich jedoch vergebens. Mit Rücksicht auf sein Lebensalter am 15. Oktober 1S49 in den Ruhestand versetzt, starb er am 21. Oktober 1853 zu Fiume. (Armee- biatt 1H99, Nr. 38 /Ho.) 14.

Eine Sporiflcation deren Vöstun^^en und foniendanten, welche der Wiener Hofkriegsrat im Jahre 1739, also kurz vor Ausbrach des Schlesischen und des Osterreichischen Erhfolgekrieges. ausstellen liefs, um die Meinung der kommandierenden (ienerale darüber ein- zuholen, welche von den in dem Verzeichnisse aufgeführten Festungen und festen Plätze als solche beizubehalten und welche aufzulasbeu seien, nennt deren eiuhundertundacht, nämlich:

In Ungarn: Prefsburg, Raab, Comom, Orann. Ofen. Erlau, Leatschan, Eperies, Munkacs, Szegedin. Arrath (Arad), Caschao, Hust (Hnszht). Orolswardein, Sigeth, Stuhlweilsenburg, Trentscbin, Zollnock (Szolnok), Leopoldstatt;

In Slavonien: Essegg, Peterwardein, Brodt, Kaczka, Gradiska;

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I

Kleine beereBgescblehtUohe Mlttelliiii^.

333

In ServieD and im Temeswarer Banat: Bellgrad, Temes- var, OnoTa, Uypalanka, Jagodina, Semeodria, JPancsoTa, Budnik, Sabacz ;

In Siebenbürgen and Wallaobey: Oarls-Borg, Gronstadt, Glausenborg, Deira, Fogaras, Crajoya;

in Inner -Österreich, Warasdiner und Carlstätter Generalaten, dann Croathen: Gräz, Warasdin, Copreiniz, Creuz, Ivanitsch. St. Georgen, Fetrinia, Carlstatt, Ogulin. BrUndl ( ? ) Thum, Thuin. Sluin, Sichelburg, Ottoschaz, Agrani, Kostaniza, Zrin, Warilovicb, Zeug, Licca und Carrabavia, Göiz, Gradisca in lo. Österreich, Fiume, Triest;

In Böhalrab, Schläsien und Mähren: Prag, Kgger. HrUn, Hradisch. Olrnllz. Grofsglogfrau, Brugg iBrieg), Glaz, Jablonka, Namlslau (NB. Breslau ist nicht aufgeführt);

In Ober- und N.- Oste rr eich, dann Tvroll: Inns Prugg, Koveredo. Scharniz. Kllr('Ill)er^^ Britlstein (Peuteistein), Kuefsstein. Breysach. Freyburg, Bregenz, KheinfeUlen, Coustauz, Hobeuzoilem;

Im Kelch- Philippsburg, Kehl, Uheinfels ;

In Niederlanden: Antwerppen. Ath. Tostreau (Courtrai), Möns, Brüssel. Ostende, Rusmonde (Koerraondei, Grujleiu ( V ) Fer- monde (wohl Tcrmonde». Liixenhiirt:-, Lier, Charleeroy, I>imburg;

I n Itn 1 if'u: Maylaml. ("rt iiKma. Maiitua, Pizzigethone. Pavia, Lodi.

Ftrner werden genannt, aber keiner der obigen Gruppen zu- gezählt: Ost-Fridiand und Wienu. (Neue Armee-Zeitung Hi. 147.)

14.

Die Umwallung von Paris, welche jetzt fällt und bald ganz Tcrschwunden sein wird, ist die neunte seit Begründung der Stadt. Zuerst sicherte Julius Caesar die Niederlassung Lutetia indem er die Cite mit Befestigungen umgab. Seine Anlagen wurden ö',ib durch Julianus Apostata erwf^itfrt Ihm folgten mit neuen Werken die Könige Philipp August, Karl \ .. Franz 1.. Heinrich IV., Ludwig XIV., Ludwig XVI. Kr schuf die äufseren Boulevards mit ihren Barrieren und Thoren. Dann kam die Befestigung unter Louis Philipp, mit welcher der Name Thiers in enger \ erbindung .steht, und an ihre Stelle trat unter der zweiten Republik das verschanzte Lager von Paris, welches eine Umwallong überflüssig machte. (Le Gaolois Nro. 6573) 14.

Die Trommeln der altpreussischen Armee waren von ver- schiedenen, aber im V ergleich zu den jetzigen, recht ansehnlichen Malsen. Preufsische Dragonertrommel 15 '/4 Zoll hoch, 16 V4 ^oU breit, Musketier-Trommel 19: 19 '/» Zoll, Trommel der Garde: 18 */« Zoll hoch und breit, Potsdamer Trommel (verrnntlich die der alten

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334

Umschau aaf militäiteohnisohem Gebiet.

Hiesengarde, spätere Grenadiergardtbataillun Nr. bj: J9V4 Zoll hoch, 18 '/4 Zoll weit, Trommelklöpfel: gelb, hellbraun oder rot lackiert (z. T. anteii mit Messing besehlagen), blau, grün, schwarz gebeizt. Von Interesse dürften auch folgende Notizeu über die Standarten. Pauken und Trompeten sein. Ks kostete eine Stan- darte von Dainmast in Silber gestickt mit silberneu Kränzen 4<i Thlr. 20 Gr. 6 Pfg., in Gold: 81 Thlr. 18 Gr. 6 Pfg., die Banderole 4 Thlr. IG Gr., die Stange mit Beschlag 14 Thlr., 200 Nägel 6 Gr.. der Überzug 2 Thlr. Paukenfahnen von Dammast in Silber gestickt 78 Thlr. 15 Gr., in Gold: KK) Thlr. 15 Gr.. der l'berzug 10 Thlr. Silberne Pauken von der Gröl'se derer, die die Gardes du Corps hatte: 1400 Thlr. Die (irolse der ordinären Kauken in der Armee betrug: 20*/» Zoll breit, 14 'Z, Zoll tief. Eine silberne Kavallerietroinpete kostete 9(1 Thlr., eine silberne Infanterietrompete mit Aufsatz und Krummbogen 120 Thlr. (Lehmann, L'niforniierung der Kreuls. Armee. S. XVT.) Scbbg.

XXVJl.

Umschau auf militärtechnischem Gebiet.

Von

Joseph Sehott, Major o. D. a. Deutsotaland.

Hinsichtlich der beiden Feldgeschütze können wir auf Grund weiterer Veröffentlichungen unsere Mitteilungen in iler Dezember- Umschau, die sich lediglich auf die dienstlichen Vorschriften stützten, ergänzen und erweitern. Es handelt sich zunächst um die Ausrüstung mit Munition in den Batterien und leichten Munitionskolonnen, vgl. hierüber eine Veröffentlichung in ,.Neoe Mil. Bl.," Dezember 1899, auch als Sonderdruck erschienen. Es hat danach eine Kanonenbatterie 36 Granaten in der dafllr ein- gerichteten Protze des ersten Vorratswagens; die Monitionswagen fuhren nur Schrapnels mit Im ganzen hat die Kanonenbatterie 744 Schrapnels, 36 Granaten in Gefecbtsbatterie und Stafifel. Eine leichte Monitlonsholonne hat in der Granatsektion 3 Ztlge zn 3 Wagen, nicht wie wir ang^enommen, zu 2 Wagen, so dafe anf jede Kanonen- hatterie des betretenden Begimenle Vt Wagen mehr entfiiUt. Da jeder Monitioaewagen Air die FeldkaiDonen im gaioen 88 Sehvfi mitführt, so hat die leichte Mnnitionekolonoe 1056 Sohrapuels, 792

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Unuehu tuf mUttirteeliniioheai Gebtel

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Granaten, oder ftlr jedes Geschtttz des Regiments 29*/» Schrapnels, 22 Granaten. In Batterien nnd leichten Manitionskolonnen entfalleo iUr jede Foldkanone 153 bis 154 Schrapnels, 28 Granaten, Im ganzen 181 bis 182 Hchnfs. Diese Zahl erhöbt sich dadurch noch, dals für die Kanonen^Abteilnng des Kegiments, welchem die Haabitz- Abteilang des Armeekorps angehört, statt einer halben noch eine ganze leiehto Munitionskolonne mitgefUhrt wird. Es kommt daher die Hälfte der Munition mit 528 Schrapnels, 396 Granaten den 21 Kanonen batterien des Armeekorps zu gute, so dafs jet/t auf jede Feldkanone ca. 158 Schrapnels. 32 Granaten oder ca. 190 Schufs entfallen (anfänglich waren ftir Material 96 168 Schufs, darunter 29 Granaten für jedes Geschütz vorhanden; es hat also eine nicht unerhebliche N ermehruntr stattgefunden, die gegenüber dem Material 73/Ö8 mit 147'/3 Schufs für jedes Geschütz noch schärfer hervortritt).

Hei der Feld Haubitze ist die (4ranate das Hauptp;eschols. In der Hatterie tritt dies noch nicht hervor, indem hier 326 Sehrajiiiels, 192 (iranateri mitgelUhrt werden. Dage^-en hat die fllr jede Haubitz- Abteilung vorhandene leichte Munitionskolonne 1044 Granaten, 174 Schrapnels. Während die Batterie für jede Haubitze 54 Schrajimds. 34 Granaten oder S8 Schufs mitfuhrt, steigert sich die Zahl unter Hinzurechnung der leichten Kolonne auf 92 (Tranaten, 64 Schraj)nels oder 156 Sehufs. Legt man die gleiche Wagen/ahl bei der leiehtpn Keldhaubitz-Munitionskoioime. wie bei der tUr Kanonenbatterien zu 'rruiKle. so ergiebt sich eine Beladung des Feldhau bitz-Munitio ns- wagens mit 58 Schuls. Die Einteilung der leichten Haubitz-Munitions- kolonne hat man sieh zu denken in 2 Granat-Sektionen zu 3 Zügen zu 2 Wagen, oder 1 gemischte Sektion mit 2 Granat-, 1 Schrajtnel- zug, jeder zu 3 Wagen. Die Beladung einer Feldhaubitzprotze ergiebt sich zu 24 Schufs, wobei vorausgesetzt wird, dals hier die Protze des 1. Vorratswagens gleichfalls Munition aufnimmt.

Die leichte M n n i tionsk olon ne für eine Kavallerie- Division hat 2 Schrajinel-ZUge, 1 Granatzug, jeder zu 3 Wagen. Hier entfallen auf 12 Feldkanoneu 2352 Schufs oder für jedes Geschütz 196, also eine noch stärkere Ausrüstung als bei den Batterien der Infanterie-Divisionen. Es hängt dies mit der \ er- wendung der Kavallerie-Divisionen zusammen, welche es erschwert, auf die Artillerie-Munitionskolounen der Armeekorps zorttckzagreifen. Die Zahl der Granaten für jedes Geschütz ist 28.

Die Zahl der Artillerie-Munitionskolonnen für das Arnn-e- korps .soll von 6 auf S erhöht sein. Hiervon sind 7 für Kanonen, 1 für Haubitzen. Die gewöhnliche Artillerie-Munitionskoloune hat 2312 Schrapnels, 464 Granaten oder 2776 Schafs, was f\ir jede

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UmsohAU Mif miüUirteohmsohem Gebiet.

Feidkanone des Armeekorps 12b «ScbrapoelSf 26 Granaten oder 154

•Schuls ergiebt.

Die Feldhaubitz- Munitionskoloiine hat 1044 Granaten, 226 Schrapnels, oder 1270 Scbufs, was für jede Feldhaahitze 58 Granaten, 13 Schrapnels oder 71 Schuls ergiebt.

Die gesamte Ausrüstung im Armeekorps für die Feldkanone ist danach 844, für die Feldhauhitze 227 Schufs.

Die Arlillerie-MunitionskuUninen sind in zwei Staffeln geteilt, jede eine Abteilung zu 4 Kolonnen zählend. Die erste Statiel folgt der fechtenden Truppe auf Tagemarsch, kann also noeh am seihen Tage auf dem Gcfechtsfeld eintreffen, die zweite Staffel auf 1 bis 1*/, Tagemärsche, so dals sie noeh in der Nacht oder am nächsten Vormittag das Gefechtsfeld erreichen kann. Die zweite Statiel hält zugleich \ erbindung mit den Munitiousdepots der Etappen -Munitionsverwaltuug, der zeitweise zur Aushilfe Etappen- fuhrpark-Kolonnen Uberwiesen sind. Die Ausstattung mit Munition und die Gliederung des Munitiousersatzes, wie sie jetzt eingeführt ist, läfst nach allen Kriegserfahrungen ermessen, dals die Munitions- versorgung auch mit Rücksicht auf häutigeres Vorkommen gesteigerter Feuertempos gewährleistet ist.

Die Belastuugs Verhältnisse bei einer Feldhaubitzbatterie sind weniger günstig als bei einer Kanouenbatterie. Man kann an- nehmen, dals bei ersterer das ausgerüstete Geschütz um 2(K) kg schwerer ist, als die Feldkanone. Immerhin bleibt dabei die Feld- hauhitze noch um fast KK) kg hinter dem Feldgeschütz 7;i/88 an Tot ilgewicht zurück. Die Mehrbelastung wird hauptsäehlich auf Rerhnung des Munitionsgewiehts kommen, wenngleich die l*rotz- beluduüg der Schufszahl nach nur */j der Feldkanone beiträgt. Das Rohr an sich, zu 11'/, Kaliber Länge angenommen, wird nicht er- heblich schwerer als das einer Feldkanone sein (welches Uber 27 Kaliber Länge hat), wenngleich bei der Wandstärke auf die gröfsere Wirkung der Granat-Sprengladung im Fall von Rohrkrepierern ge- rechnet werden inufs. Hei der Lallt le wird trotz der grölsercn Erhühuugswinki 1 aich kein grolser Lnterschied sein, da das Ladungs- verhältnis wesentlich herabgesetzt ist. Die Hauptsache kommt jeden- falls aut die Munition. Das Schrapnel soll nach einer Angabe auf Seite 81 200 Kugeln mehr als hei der Kanone haben. Hinsichtlich der Gescholsgewiehte fehlen nähere Anhaltspunkte, ähnlich wie bei der älteren Artillerie i>t es nicht ausgeschlossen, dals das Schrapnel und die Granate verschiedene Gewichte haben, das Schrapnel diesmal das geringere ( etwa 14 kg l, im Hinblick auf eine gröfsere Geschwindigkeit und Rasanz der Bahn, die Granate das grölsere (etwa 16 kg) mit Rücksicht auf

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Umsohui anf militärtechnisobem Gebiet

337

die Geseholswirkuüg. Die bei IIaul)ilzen vorkommenden ^Tölsten Gesell wiadigkeiteu gehen bis 300 m, die kleiüsteo sind wenig unter 150 in.

Der Nenabdruck der Schielsvorsehrif t für die Infanterie, welcher ontenn 10. November 189!) die Geuehmij^ung erfahren hatte und Ende Januar 1900 zur Veröffentlichung^ ^^elangt ist (Berlin, E. S. Mittler & Sohn), lierücksichtigt das neue Gewehrmuster, welches in der September-Unisehau kurz, fresehildert ist. Es hat die Be- zeiehrmng Gew ehr 98, die S('liit fs\ (ir>ehrift nimmt aber anch weiter- hin auf das Gewehr 88 Be7,u^% (la> nur jiHmählich durch Gewehr 98 ersetzt wird. Ein „Leitfaden bei dem < Gewehr nnd S«'iten^'e\vehr 98" wird über die Einrichtung genauere Au^kunit <;el»en. System, Kaliber, Munition sind beibehalten, die Fiugbabuverhältuisse die gleichen wie bisher.

Einer der Hauptuntersehicdr beider Gewehre liegt in der Visieruug. Das Standvisier entspricht lieim Gewehr 98 der Ent- fernung von 200 m (Gewehr 88 'iöO m), die kleine Klappe ist we]u- gefallen, das verstellbare N isier wird von HCK) m ab bis auf die gröfste Entfernung von 20r)0 m gebraucht. Es gestattet eine bessere Ubersicht, während beim (rewehr 88 der Schütze von 47}() m ab durch den Schlitz der voll aufgerichteteu grofsen Klappe zu zielen hatte. Der Kasten (Magazinj springt nicht mehr nach aufsen Uber den Schaft vor, sondern vergleicht sich damit, auch ist er unterhalb geschlossen. Die Patronen sitzen zu fUuf auf Ladestreifen; beim Abstreifen lagern sie sich im Magazin zu 2 und 3 im Zickzack nebeneinander. Die Patronen können auch einzeln mit der Hand ins Magazin eingebracht werden ; bei gefülltem Magazin ist Einzel- ladung möglich. Der Laufmantel ist weggefallen, der Lauf wird unmittelbar vom Schaft umschlossen und hat eine zweckmäfsigere Befestigung in demselben, der Oberring ist weggetallen. Der Ober- schaft dient als Handschutz. Ein mehrkantiges Stichbajonett ist am Schaft, nicht am Laut befestigt. Diese Veränderungen werden durch Andeutungen in der SchieIsvor.se luift bestätigt.

Die Angaben Uber Schulsleistungen bekräftigen die volle Über- einstimmung beider Muster in den Flugbahnverlialtnissen. Die Geschwindigkeit des Geschosses m vor der Mündung ist im Durchschnitt 620 m, die Gesamtschufsweite ungefähr 4000 m bei einem Erhöhungswinkel von etwa ;52 Grad. Die in früherer \'orschrift gemachte Angabe über die höchste Flugbahnerhebung auf dieser Ent- fernung ist nicht wiederholt, sie sollte rund öOO m auf 2200 m Abstand von der Mündung betragen.

Die Einfallwinkel auf den grösseren Entfernungen werden jetzt

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Unuehfta auf militiürteohnisohem QebieL

wie fol^n augrsrebon. auf 4()(K) ra etwa m Grad (früher 33), auf 2000 m rund 14 Grad (früher 11), auf löou m rund 7 Grad (früher 0); die Werte für 1000 m mit 3 Grad und 6(X) ra mit 1 Grad sind bei- behalten. Die Angaben Uber Flughöhen der Geschosse Über der Msierlinie, Treffgenauigkeit, bestrichene Käume, Geschofiswirkung sind unverändert geblieben.

In den l insehaaen vom September und Dezember 1898 sowie Tom Juni 18!)1) hatten wir Auszüge aus dem I. und III. Teil des Werkes von Kapitänleutnant Schräder gegeben, betitelt: ^.Leitfaden für den I nterricht in der Artillerie an Bord des Artilleriesehulsehities'* (Berlin. Verlag der k. Hofbuchhandlung von E. S. Mittler i"t Sohn). Es liegt nunmehr zum Schlüsse der Ii. Teil vor, der Pulver und Munition behandelt. Aueh hier finden sich wieder eine Reihe schätzenswerter Angaben, von welchen wir nur die wichtigsten auswählen. Der II. Teil ist von Kapitänleutnant Aders verfafst.

Ein in der Marine eingeführten Pulversurten sind unter- schieden in 1. mechanisch gemengte und 2. chemische. Die ersteren zerfallen nach der Form in Korn- und prismatisches i'ulver. nach dem Hauptgebrauehszweck in Gcschiit/- und (iewehrpulver, nach der Farbe in Schwarz- und Brauupulver. Die chemischen Pulver zerfallen nach der Form in Blättchen-, Würfel- und Röhrenpulver, nach di r Zusammensetzung in SchielswoU- (Nitrocellulose- ) und in Nitro- cellulose-Nitroglycerinpulver; Sf hiefswollpulver wird in der Marine nur zu Patronen der 8 mm MasL'hinengewehre verwendet.

Die mechanisch gemengten Pulversorten kommen haupt- sächlich noch bei älteren Waffen vor, sie sind Jetzt von unter- geordneter Bedeutung. Für Handfeuerwaffen und Kevolverkanonen hat man das Neue Gewehrpulver M/71 mit 30prozentiger Kohle und einem spezifischen Gewicht nicht unter l,7ö5. Zum Geschütz- palver in Körnerform gehören: das schlechtweg so genannte (ieschützpulver, hauptsächlich noch als Sprengladung kleinerer Granaten verwendet, das grobkörnige Sprengladnngspulver für Granaten, das grobkörnige Pulver für 6 cm Bootskanone L/21 und 15 cm Haubitze L/12. Einen umfassenden Gebrauch findet das prismatische Pulver, besonders das braune, weniger das schwarze. Vom letzteren sind die beiden älteren Sorten 0/68 mit sieben und C/75 mit einem Kanal, C/68 für kurze Kanoneo, C/75 für Kttoten- artillerie.

Das braune prismatische Pulver, in 2 Sorten C/82 ond C/85, stets mit einem Kanal, bat die bräunlich aassehende 40prozentige Kohle, erhöhtes ^eziiisehes Gewlebt (^1,86 und 1,88), C/85 ohn« Sebwefel, langsamer rerbrennend ab sobwarzes prismatisehes, Atr

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Umsehaii auf mUitärteohoisoliem Gebiet.

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sie eioe besondere Zündladuug von letzterem erforderlich. Braunes prismatisches C/82 findet bei den 21 em bis 30,5 cm kürzen und bei langen Kanonen mittleren Kalibers, C/85 bei 80.5 cm L/35 der Küstenartillerie nnd bei 28 cm Kanonen L/35 ond L/40 Verwendung.

Die Nitrocellulose - Nitroglyceriupulver der Marine- Geschütze kommen in zwei Formen vor: als Würfel- und als Röhreupul ver. Die durch Nitrieren der Baumwolle erhaltene Nitrocellulose geringeren Stickstuffgehalts, auch Kollodiumwolle ge- nannt, wird zunächst in Nitroglycerin gelöst.

Beim WUrfelpulver C/89 findet in einem Misch werk die Roh- masse durch Vermischen von Nitroglycerin und Kollodiuin wolle bei 30 Wasser ihre Herstellung. Dann erfolgt das Auspressen des Wassers in einem Walzwerk und das Trocknen der Uohniasse in einem Trockenhause. Später wird die Masse zu Platten von be- stimmter Stärke ausgewalzt und gleichzeitig durch die leicht an- gewärmte Walze zu einer hornartigen Masse gestaltt t, das sogenannte Gelatinieren. Es eriolgt dann das Schneiden der Platten in Streifen und Würfel.

Das Kübreiipulver C/97 und C/98 wird besonders gelatiniert Die vom Wasser befreite Rohniasse wird mit den sonstigen Bestand- teilen, deren Art und Menge geheim gehalten werden, zusammen mit einem besonderen Gelatinierungsmittel vermengt und durch- geknetet, worauf man eine gunuuiartigc, zähe Masse erhalt. Diese niuinit, durch Matrizen geprefst. die Fonii von Röhren an, die in TrockenhiiusL'rn bei 40 C. so lange getrocknet werden, bis sie fast das ganze Gewicht des Gelatinierungsmittels wieder verloren haben.

Die chemischen Pulver sind schwerer entzlludlieh als Schwarz- pulver. Würfel- und Röhrenpulver^bedUrfen daher besonderer Zünd- laduDgen. Die Verbreimung zeichnet sich durch eine grofse Gleich- mälsigkeit aus. Die Verbrennnngsprodukte sind fast ausschliefslich gasförmiger Natur. Die Verbrennungsgase sind etwa zur Hälfte Kohlensäure und Kohlenoxyd, dann Wasserdampf, Stickstoff und Sumpfgas. Die Würfel- und Röhrenpulver sehen schwarzbraun aus. Sämtliche chemische Scbiefspulyer zeigen nur geringe Raucb- entwickelung beim Schuls, sind gegen Feuchtigkeit in hohem Grade unempfindlich. Sie enteUnden sich nicht unter ISC C. ond Ter^ brennen dann in freier Luft, aaob in gröfiserer Menge, mit bell leachtender gelber Flamme. Temperatorscbwankungen beeinflussen die Wurkong der Nitroglycerinpnlver erheblich.

Die Nitroglycerinpolyer der Marine werden von der FnlTerfabtik Dttneberg bezogen und für die Oeschtltzladnugeu, besonders der ScbnelUadekanonen verwendet

Jilivbl«li«r ftr 4it 4«ittMh* Arno« naa MariM. Bd. 114. S 28

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UnwoliMi Mf miUtirteohniflebem Gebwt

Die chemischen Pulver Sorten haben vor den mechanisch gemengten folgende N'orteile:

1. Zwei- bis dreilache Leistungsfähigkeit infolge der viel gröfseren Verbrennungswärme der Gase, des grölseren Gasreichtoms and des Fehleus fester Rückstände im Verbreuuungsraum.

2. Fortfall der Rauchentwickleung, der die volle Aosnntzang der Schnellladekanoueu überhaupt erst ermt^glicht.

3. Viel weitergehendes Anpassungsvermögen an jede Rohr- konstraktion durch Änderung der Form und Al)mt'ssun«ren.

4. Gröfsere Gleich mäfsigkeit der Wirkung infoige grölserer Gleichfürmigkeit der Masse.

5. Gröfsere llnempfindlicbkeit gegen Feacbtigkeit.

6. Fast völlige Staubfreiheit.

7. Geringere Gefahr bei der Anfertigung.

Als Nachteil ist eigentlich nur der erheblieh höhere Preis der chemischen Pulver zu bezeichnen.

Über die Schiefspulver fremder Staaten entnehmen wir dem II. Teil folgendes besonders Interessante.

In England sind für ältere Geschütze leichtrn wie mittleren Kalibers fein- und grobkörnige Pulversorten aus der Fabrik zu Waltham Abbey im Gebrauch. Schwarzes wie braunes prismatisches Pulver wird für einzelne Geschützarten gebraucht. Es giebt auch noch ein braunes, besonders langsam l^rcnnendes prismatisches Pulver (slou burninfr cocoa powder) für die schwersten Geschütze.

In den Schnei ludekanonen benutzt man Cordit, ein Nitro- glyeerinpulver aus 57 '/o Nitroglycerin, 37 "/o TrinitrocfUulose, G "/o Vaselin. Wenn das Pulver bei der Bereitung, durch eine siei>artige Matrize durchgeprelst, die Fadenform erhalten hat, werden die dünnen Pulversorten auf Rollen gewickelt, die stärkeren in Stücke ge- schnitten. Die Entfernung des Gelatinicrungsmittels erfordert monate- langes Lagern. Die KraitauLM rung ist sehr bedeutend, es werden aber auch die Rohre sehr angegriffen. Man will daher mit dem Nitroglyceringehalt nocli bedeutend herabgehen.

Frankreich hat für ältere Geschütze verschiedene Kornpulver- sorten. Für Marinegeschütze schwerereu Kalibers verwendet mau noch braune prismatische Pulver (B,, B,, B,), ähnlich unserem C/82. Ein Teil der gröfeeren Marinegeschütze ist mit dem rauchlosen Pulver B ausgerüstet, das aus etwa zwei Teilen Schiefs- und einem Teil Kollodiumwolle besteht. Bei der Herstellung wird etwas Vaselin zugesetzt. Das Gelatinieren geschiebt mit Aethyl-Alkohol (Weingeist). Das Pulver wird in die gewünschte Form zerschnitten and mufs nun etwa zwei Monate lang warm lagern, um stabil zu werden.

Umsohan ant miUtfrleeliiiisohMik Gebiet

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In Rafsland wird an&er Kornpol ver rerschiedener Ktfnier- gröfse schwarzes wie brannes piiBiiiatisobes Palyer benutzt Für

Sehnelladekanonen gebraucht man neben dem französischen rauch- losen Pulver ein solches des Professor Mendeleyeff. Dieses ist eben- falls ein Schiefswollpalver. FUr die schweren Geschütze wird das Sehielswollpolver in verschieden dicken Streifen geliefert^ die dann n einem Bündel in der Kartusche vereinigt werden.

Österreich-Ungarn verwendet fein- and gzobkttnige Pulver für leichte ältere Geschütze, die deutsoben braunen prismatischen Palversorten 0/82 und C/8o für mittlere und besonders schwere Kaliber. Hauptsächlich für mittlere Kaliber sind von mecliaiusob femeDgten PnlTersorten noch „Animon-Kuchenpulver/ prismatisches Ammonpulver, sowie 21 und 38 mm WUrfelpulver vorhanden. Für die Feldartillerie ist ein rauchloses Pulver M/93 eingeführt, aus Schiefs- wolle ond Nitrogly(feriD bestehend in ähnlichem Verhältnis wie Cordit. In den Sehnelladekanonen mitHeren Kaiibers wird deutsch es WUrfel- pulver C/89 und in den neuesten schweren Schiffsgeschützen dem deutschen ähnliches Köhrenpolver mit Barytsalpeter als Beigabe benutzt.

Italien besitzt Schwar/piilversorten mannigfacher Form und Grölse aus den Staatspulveriabriken von Fossano & Scafati. Braunes prismatisches Pulver wird von den Ktfin-Üottweiler Pulverfabriken

ans Deutschland bezogen.

Das für die Sehnelladekanonen eingeführte Pulver heilst Ballistit, ein oOprozentiges Nobelpulver, zu gleichen Teilen aus Kollodiumwolle und Nitroglycerin bestehend, und als Zusatz erhält es eine kleine Menge Anilin. Für Gewehre hat das Ballistit die Form kleiner Blättchen, für Geschütze wird es in Form ^röfserer Blättehen hergestellt. Eine Abart ist das fadenf^)^mige Filit von 0,5 von i.ö qmm Querschnitt, für Gebirgs- und für leichte Schnellfeuer- gescblitze.

Nordum e rika hat aufser den verschiedenen Sorten Schwarz- pulver ein Sfhirlswollpulver für Handfeuerwaffen, ein Schiefswoll- Nitroglyceriupulver v(»n Leonard für die Feldgeschütze und die Sehnelladekanonen der Marine. Im Versuch ist ferner Pulver des amerikanischen Chemikers Maxim, mit nur 10 "/o Nitro^^lycerin. Das Pulver von Leonard hat einen sehr hoben Nitroglyceringehalt, der herabgesetzt werden soll.

Von besonderem Interesse sind die iiii Kapitel der Spreng- und Zündstoffe enthaltenen .:Viigaben über die Pikrinsäure. Sie wird dorch Nitrieren von Phenol gewonnen, heifst daher auch Triuitro- pbenoL Keine Pikrinsäure ist chemisch stabil, im Wasser löslich,

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Uoitelum mf miUtlrteelniaeheiii Grebiet.

nnempfindlich gegren gewöhnliche Temperaturunterschiede, sowie un- gefährlich hei der Bereitung und Behandlung. Sie krvstallisiert in Form gelber Blättchen, schmilzt bei 122 C. und besitzt das spezifische Gewicht 1,7. In heifsem Wasser gelöst, benutzt man sie zum Gelbfarben vieler Stoffe, wie Seide, Wolle. Augezündet ver- brennt Pikrinsäure langsam, mit stark rulsender Flamme. Durch eine geringe Menge detonierenden Knallquecksilbers kann sie zur Detonation gebracht werden und entwickelt dann eine Sprengkraft, die der einer Schielswolle von gleichem Rauminhalt noch Uborles-en ist und der des Nitro^rl vcerins etwa gleichkommt Umgeschmolzeu und dann pulverisiert und geprel'st ist die Pikrinsäure gegen Schlag oder Stols in hohem Grade unempfindlich. Dies macht sie zur Geschols-Sprengladang geeignet; als solche führt sie bei uns die Hezeichnung: GranatfUllung 88, wie sie bei den Granaten der Feld- artiilerie vorkommt. Auch in andern Artillefien wird die um- geschraol/.ene Pikrinsäure als brisante Sprengladung der Granaten benutzt, so ist sie der Hauptbestandteil des Melinit (Fraükreich)i Ljddit ( England), Ecrasit (Osterreich- Ungarn).

An Geschols arten sind für die Scbififs- und Küstengeschütze folgende eingeführt:

Stahlvollgeschosse, Hartgufs- und Stahlgranaten gegen Panzerungen,

Granaten und Sprenggranaten gegen weniger widerstandsfähige Ziele i leichtgepanzerte und nngepanzerte Schiflsteile, nicht gepanzerte K(lstenl)efestigungen),

Sehrapnels und Kartätschen gegen lebende Ziele.

Das Matt:nal des Geschofskerns ist gewöhnlicher, gepreföter oder geschmiedeter und gehärteter Stahl, Hartgufseisen (für Hart- gufsgranaten), Gulseisen ftlr Granaten und ältere Schrapnels.

Granaten erhalten Aufschlagzünder, welche bei den neuesten Konstruktionen BodeuzUnder sind. Die Schrapnels haben Doppel- zünder. Stahl- und llartgulsgranaten erhalten als Panzergeschosse gewöhnlich keine besonderen Zünder. Kartätschen verbleiben nur noch bei Kootskanonen, für Landfrontengeschütze der Küsteuaitillerie und LUV (irabeubestreichung. Bei schwereren Geschützen werden sie aufgebraucht.

Mit den gesteigerten Geschofsgesch windigkeiten und der wachsenden Widerstandsfähigkeit der Panzerplatten genügten die Hartgui's- granaten, die früh zu Bruch gingen, nicht mehr. Man führte die Stahlgranaten aus geschmiedetem Stahl mit gehärteter Spitze ein. Letzthin ist die 24 cm Schnellade-Kanonen L/40 mit einem Stahl» vollgeschofs ausgerüstet worden.

Seit 1882 wurden, um die Geschosse auf weitere Entfernungen

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Umsohaa auf inilitärteohnisohem Gebiet.

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wizksamer zo machen und giOfeeve Arbeitsleistiiiigen aas den Bohren zn dehen, längere Gtesehofise, StabIgranaSen von 3*/t« Granaten Ton 4 Kalihem Ulnge eingeführt

Der Oranatittnder 83 wurde in Stelle der lUteren Zllnd- ▼oniehtong mit YorsteolLer eingefhhrt nnd 1894 dnreh das Einsetzen einer Spiralfeder yerbesserL Danehen hat man die GranatzQnder 89 nnd 91 von ähnlieher Konstraktion. Um die Haltbarkeit nnd DnrehsehlagsleistQng anoh der Granaten weiter zn erhöhen, erhalten die Gesehosse der mittleren nnd schweren Kaliber unserer nenen Schiffe („Kaiser Friedrich iU.^ nHeraa*") BodenzOnder. Zar Ein> lUirang ist der Bodenzttnder 98 gelangt; die Hartgnisgranate der 28 cm Hanbitze L/12 hat den Bodenzttnder 96.

Sehr lange Granaten mit grolsen AnfangsgeschwindigkMten er- gaben Bohrkrepierer, dies Aihrte znr Verwendung des Sprengladnngs- pnlvers nnd seit 1884 znr Benutzung von flanellenen, neuerdings doppelte Ladebeutehd fkir dieselben» um den Stöfs zu mildem^ den die Sprengladung beim Beginne der Gesoho&hewegnng erhiUt. Auch sah man bei sehr hohen Anfoogsgeschwindigkeiten (6—800 m) von den 4 Kaliber langen Geschossen ab und zog die 2'/« bis 8 Kaliber langen G^bosse vor (z. B. 28 cm Granate L/2,8)} der 28 cm Kanonen L/35 und L/40, 21 cm Granate L/d,! der 21 cm Schnelladekanone L/40), die sieh rohrsicher erwiesen.

Eine Sprenggranate besitzt die Marineartillerie nur bei der 15 cm Schnelladekanone L/40.

Schrapnels waren bisher vornehmlich bei der KttstenartOlerie im Gebrauch; die SchiffiMurtillerie fllhrt solche nur fttr die 16 cm Kanone L/22 und die 24 cm Kanone L/86. Anfilnglich nur bei minieren Kalibern der KttstenartUlerie wurde die Verwendung nach Annahme der StaUschrapnels (1887) bis zur 21 cm Kanone L/85 ausgedehnt Hit Annahme des Doppelzflnders 92 smd StaUschrapnels bis zn 30,5 cm einscldieblich eingeftünt Für die SohiffsartiUerie sieht eine ausgedehntere Beschaffung Ton Schrapnels in Aussieht, da ihr Vorhandensein (ttr manche Gefechtszwecke wünschens- wert ist

Bei den Harlgufqpranaten entzündet sich die Sprengladung von selbst, wenn sehr vriderstandsfiihige Ziele durchschlagen werden; um dieselbe auch in anderen FKIlen znr Explosion zn bringen, hat man der Hailgul^gnuiate der 28 cm Haubitze L/12 den Bodenzttnder gegeben. Bei Stahlgranaten vermag die Kraft des Sprengladnngs- pulvers nicht die Granate zu zerreifsen. Vorläufig bis man mit brisanten Sprengladungen und deren Zttnderkonstruktion im Beinen ist, werden Stablgranaten ohne Sprengladung verfeuert

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Dnsehaa auf mOititrteohiiisefatiD Gebiet

Die Stahlschrapnels gelangen seit 1889 zur Verwendung. Den Gresoholskem bildet hier eine StablhUlse, die auf */» ganzen Länge Tom Boden ab stärker gehalten ist Die innere Wandung zeigt hier einen Absatz, der den Stofsboden aafoimmt Dieser ist ke^elf()rmig und hat in der Mitte eine Darcbbohrang, die oben eine Aosdrebnng für die KammerbUlse bat. Die durch den Stofs- boden begrenzte Bodenkammer nimmt die Sprengladung anf, daher die Bezeichnung Bodenkammer - Sc hrapnel. Nachdem der Stofsboden in die Stahlbulse eingeschoben ist^ wird deren offenes Ende in die Form des Gescholskopfs znsammengeprelst. Im Mund- loch wird eine Mnndlochbaehse durch einen Niet befestigt. Diese hat das Muttergewinde zur Anfiiahme des Zünders und hält die Kammer- bUlse mit ihrem oberen Ende fest; diese stützt sich unten auf den StoDsboden und dient so diesem zugleich als Halt. Die KammerbUlse ist ein Stahlrohr, das durchbohrte, aus geprefstem GeschUtzpulver hergestellte Pulvero\ linder zur Verstärkung des ZUndstrahls und Fort- pflanzung desselben bis zur Sprengkammer aufnimmt. Die RugelfüUnng bilden die 13 oder 26 g schweren Antimonbleikugeln (6 Teile Blei, 1 Teil Antimon), deren Zahl mit dem Kaliber und der Gescholslänge stark wächst. Die Kugeln werden vor dem Einfüllen mit Graphit überzogen, nach dem Lagern im Geschofs mit Kolophon fesigegossen. Die Sprengladung wird durch die KammerbUlse in die Bodenkammer gebracht und füllt dieselbe völlig aus.

Das 8,7 cm StabUSchrapnel L/2.2 hat 209 Bleikugeln ä 13 g

« 15 „• n n , 564 « 26

aufbraucht, Geschosse mit kleinen Fehlern oder Ersatzgeschosse und werden bei Schiefsübungen benutzt, Ersut/schrapnels sind ohne Kugelfüllung, aber mit Sprengladung und Zünder versehen, um die äulsere Erscheinung des Schrapnelschusses wiederzugeben.

Die Granatzünder der Marine sind Aufschlagzünder, welche in der Spitze des Geschosses sitzen, man unterscheidet drei Konstruktionen: C/83, C/89 und 0/91; Aufschlagzünder ini Boden von Granaten sitzend, heü'sen Bodenzünder, es giebt 2 Konstruk- tionen: C/95 und 0/98. Bei Schrapnels hat man die gewöhnlichen Zeitzünder, welche als Schrapnelzünder C/83 bezeichnet werden, und neuerdings die Doppelzünder C/92.

Die GranatzUnder gehören zn den FertigzUndem. Der Nadel-

L/2.3 1387 ^ 26

L/3,2 ,, 1Ö34 26

L/2,4 1741 ,, 26

L/2,3 2949 26

entweder ältere Konstruktionen, die man

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Umadiaii aaf mOttliteoliiiiaeheiD Gebiei

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boJien mit der Zttndnadel ist dnroh eben Spening imd eine Sidier* heitsfeder beim Transport feitgeballen. Beim Stob der Pulver- gsee atreift sieli der Spenring infolge des BeharrangBrermOgens Uber die Sieberbeitefeder ond den Nadelboiaen, dieser ist jetxt aktiions- fltUg oder sobari Der Regel naeb fliegt ^r erst vor, wenn das Ciesebois plfitdieb anf ebien Widerstand stOist, also namentiieb beim Treffen des Ziels» Es kamen indess Öfter fiobrlcrepieier and voneitige Krqderer ▼or, infolgedessen bat man noch eiÄe Spiralieder swisoben Siober- bdtsfeder nnd Zttndbttteben eingelegt

Der Granatzttnder G/89 ist von C/83 nnr unwesentlich Terschieden. Der GranatzUnder C/91 bat eine stllrkere Sieberbeitsfeder. C/89 ist fOr leichte Sobneliadelcanonen, 5 und 8,8 cm, sowie für 6 cm Boots- kanonen, C/91 fUr 10^ und 15 cm Schnelladekanonen L/36 be- stimmt.

Der Boden zttnder hat die umgekehrte Stellung der Teile. In der ZUnderliUlse ist nach dem Innem des Geschosses zu der ZUnder- deckel mit der ZUndnadel (Spitze nach hinten) eingeschraubt. Auf dem Boden der ZUnderhUlse sitzt der Pilieobolzen, die Pille der Zttnd- nadel zagelcehrt. Zum Festhalten des Bolzens beim Transport dient die gleiche Einrichtung mit Sioherheitsieder und Speiring wie beim Nadelbolzen des GranatzUnders.

Auch die Spiralfeder ist zur erhöhten Sicherheit eingelegt. Die Wirkungsweise ist entsprechend der des GranatzUnders, nur dals der Pülenbolzen vorfliegt. Der BodenzUnder C/95 ist ftlr die Hartguis- granaten der 28 cm Haubitze L/12, C/98, für die Granaten der 15. 21 nnd 24 cm Schnelladekanonen L/4j0^ beide sind nur unwesentlich ▼on einander verschieden.

Die reinen ZeitzUnder sind veraltete Konstruktionen. Der Doppel- aflnder C/92 ist ein Fertigattnder und wird im ttbrigen geheim gehalten.

Die GeschUtzzUndungen sind entweder Friktions- oder Schlagzttn- dungen. Elektrische Zündungen befinden sich noch im Versuch. Das Weitere geben wir in nächster Umschau.

2. Belgien.

Unter den Kriegswaffen, welche 1897 auf der Welt-Ausstellung in Brüssel die Aufinerksainkeit anf sich gezogen haben, befand sich ein Repetiergewehr Mod. 96 des hervorragenden Waffenüabrikanten H. Pieper in Lüttich. Wie in der Umschau Deiember 1897 mit- geteilt worden ist, war eine gröfsere Smnme ausgesetzt gewesen, am Lösungen von Preis-Aufgaben konstruktiven Charakters zu belohnen nndumzu einem Wettbewerb in wichtigenFragenanzospomen. Anf dem

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(JmsdUHi nf mfliarteehiüsohgin Gebiet

GeMet derEriegsgewehre war ein PrdB auf eine Waifegceetit» welehe die gegenwürtig im Oebrandi befindliclien KonstiulLtionen in balliatisofaer Hinsieht) wie in Bezug auf Leielitigkeit, Funktionieien, Konetniktion und InatondhaJtung ttberlrifit Das Gewelir System Pieper liat diesenPreis davongetragen. Wir geben ein knnes Bild der Einriehtnng. Der Eiiinder bat sieb bemflbt, den fiinwttnden, welehe gegen die Jetzt im Gebranch befindliehen Repetiergewehre erhoben worden sind, sn be- gegnen nnd alle Forderungen m bertteksiehtigeny deren EiAUlnng ein gntes Krlegsgewehr in sieh vereinigen soll. An Einielheiten werden hervorgehoben:

1. Vermeidung des Lanfmantels; der Lanf ist nnndttelbar im Sehaft gelagert nnd anf seiner hinteren KÜfke gans von demselben umgeben, als Handsehuti. Es wird hier anf das Beispiel Deutseh- lands mit seinem Gewehr 98 hingewiesen. Die Lanfwände konnten um so stitrker gemacht werden, wodurch die Seliwingungen erheb- lich vermindert werden.

2. Die gttnstige Lage des Hngazins, welches nicht mehr Aber den Schaft vorspringt, wodurch die Handhabung der Waife erleichtert wird.

8. Die Art der Bajonettbefestigung. Das Bajonett liegt in der Symmetrieebene des Laufes und ist ganz in den Schaft eingelasBen, ans dem es nach Bedarf herausgezogen werden kann. Das Gewehr hat sonach immer sein Bigonett nnd dieses kann in keiner Weise die Handhabung des Gewehrs beMndem.

4. Der Visierapparat ist anf der Httlse des Schlosses befestigt und wird die Stellung des Visierarms durch einen Zeiger mit Kreis- einteilang an der linken Seite der Httlse bewirkti das Korn befindet sich auf dem Oberring.

5. Die Kepetier-Einriohtnng erinnert etwas an das norwegische Gewehr Krag -Jörgensen, Indem die Patronen wie hier im Kreise gelagert sind.

6. Die sichere Funktionierung des Mechanismus, der ein vorzeitiges Losgehen des Gewehrs ausschliefst; erst wenn das Gewehr vollständig geschlossen ist, kann der Schlagbolzen das Zündhütchen treffen.

Das Gewehr hat den Cylinderverschlnfe. Der Verschluls^linder hat einen Verscblnlskopf, dieser trSgt den Anszieher, ent^ep:engeselrt dem letzteren ist der Auswerfer angebracht Die Spiralfeder ist ver- mieden und dafllr ein Hahn mit plattenförmigrer Schlagfeder ange- bracht. Spiralfedern verlieren mit der Zeit erheblich an Kraft. Das in U-form geführte Magazin nimmt 6 Patronen auf. Das Gewehr kann als Elnlader benntet werden, dann tritt vor die oberstCi dem

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UuMkan taf siiHtirteelmiMbem Gebiet

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Amtritt nitoliBte Patrone eine Sperre. Das Visier entsprieht in seinem Prinzip dem sogenanntenQnadrantenTisier, welches das freieste Gesichts- feld gewährt Das Einstellen TermOg^ des Zeigers, der doreh ein Zahnrad mit dem Visieraxm in Verbindung steht, erfolgt sehr rasch. Die Einteilung der Kreissoheibe geht bis auf 2000 m. Beim Hahn- sohlofs dient der zweite Arm der Schlagfeder als Abzngsfeder. Eine Sicherung ist yorfaanden. Der Schaft ist geteilt Das Bajonett ist Tierkantig mit Hohlkehlen, wodurch es sehr Idcht ist (125 g), die Eimiohtung erinnert an die preuCnsche Zttndnadelbttchse von 1854. Der Halter nimmt 6 Patronen auf.

Das Gewicht des Gewehrs mit Bi^onett ist 4 kg, die Lihige ohne herausgezogenes B%|onett 1,285 m, mit solchem 1,525.

Das Laufkaliber ist 7 mm, die Lauf lange 0,725 m oder 108,5 Kaliber. Das Gewehr hat 4 konzentrische Zttge von 0,125 mm Tiefe, 81,4 Kaliber DrallSnge, entsprechend einem Drallwinkel von 5>7 Grad.

Die Patrone ist 78 mm lang und wiegt 24,85 g, die Patronen- httlse hat 11,5 g Gewieht, die Ladung von RottweU-Pulyer 2,45 g. Das Geschofo von 4,7 Kaliber Lttnge wiegt 11,1g und hat eine Quer- dichte Yon 27,7 g auf den qcm. Der Geschoismantel ist von Stahl und yemickelt, der Kern Hartblei.

Die Geschwindigkeit des Geschosses an der Mündung ist 710my die Gesohoisarbeit 285,5 mkg. Die Tragweite geht bis Uber 4000m. Auf 100 m liegen 50*/» der Schlisse in einer H5he von 1,9 cm, einer Breite von 1,5 cm. Der höchste Gasdruck ist 2800 his 8400 Atmo- sphäre. Die Feuergeschwindigkeit beim Einzelladen ist 10 gezielte Schüfe, aus dem Hagazk 25 gezielte Schüfe in der Mbute.

Auf 12 m dringt das Geschols in Fichtenholz 1,88 bis 1,4 m^ iB Buehenhdz 0,72 bb 0,78 m ein.

Als Vorzöge des Gewehrs ergeben sich:

1. heryonragende ballistische Eigenschaften,

2. giofee Feuergeschwindigkeit, ,

8. Leichtigkeit des Ladens und der Handhabung in allen Körper- lagen des Schlitzen,

4. Einfeehheit der Einrichtung, Zeriegnng ohne alle Werkzeuge,.

5. Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit der Waffe,

6. Unempfindliehkdl gegen Temperatur, Feuchtigkeit, Staub,

7. geringes Gewicht der Waffe und Munition,

8. yerhältDismäfsig geringer Preis. (Nach „Reyue de rarmöer helge^ Juli- August 1899.)

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Umschau aut luilitärteohnisohem Gebiet.

3. Frankreich.

Über die Feidkanone C/97 finden sich in verschiedenen Zei^ schriftei^ weitere Angaben, die wir hier wiedergeben. In der Hanpl- Sache decken sie sich mit dem, was wir sefaon fiüher mitgeteilt

Nach der j^evae de Tairate beige" (Sepi, Okt 1899), die sieb aaf verschiedene Qnellen beruft, ist das Gesobtltz leichter als daa bisherige Oeschttts de Bange, Laden nnd Richten geht anlserordenl- lioh rasch vor sich. Die Munition wird ein^ MunitionswageB ent- nommen, der neben der Laffete aufgestellt ist Hau kann 16 Sefauiii in der Minute mit dem GesehUta abgeben, in welcher Zeit beim frttfaeren Material die ganze Batterie nur 12 Schufs «reichte. £8 sind swei Arten von Geschossen: Melinilgranaten gegen widerstandsfi&hige Ziele und Schrapnels. Das Schrapnel hat 300 Kugeln, es ist das Baupt» geschofs auf dem Scbiachtield. Die Höhe des Rohrs Uber dem Erd- boden ist geringer als AUher, das G^chtttz ist überhaupt aus der Ferne schwerer za erkennen als bisher. Die beiden am Rohr be- schäftigten Kanoniere sind durch Panzerschilde gegen Gewehr- und Sehrapnelfener gedeckt

Verschiedene Angaben finden sich in dem „Almanaoh du drapean** ▼on 1900, die von Interesse sind, aber nicht recht zuTeriXssig ersheinen. Das Geschtttarohr in Stahl habe den SchranbenTerscbluls, seine Lttnge sei 2,50 m, die Stiirke am Verschluisteil 8 cm, an der Mttiidang3,5 cm. Das Totalgewicht des Geschtttzes wäre 1750 kg, des Hnnitionswagens 2000 kg. In der Gesohtttzprotze seien 24 Schnls untergebracht

Das Geschtttz wendet Patronen an. Die Gesamtlänge einer solchen ist mit 75 cm angegeben, was aber viel zu grob erscheint Die Patronenhttlse Ist von Messuig. Zur Hemmung des Rohrrttcklauft und zum s^teren Vorianf dient die hydropnenmatiacfaie Bremse. Um dem Rücklauf der Lafi^ zu begegnen, hat jedes der beiden Räder einen Gleitschuh, der beim ersten Schuls den Boden berOhrt nnd sich mittelst Schneiden feststellt Er hält das Geschttte fest, ebenso wie der Sporn, der am Laffetenschwanz angebracht ist und in den Boden eindringt Die Laffete steht so unbewegiioh fest; der richtende und der abfeuernde Kanonier kOnnen sich nun bei der Bedienung auf den Laffetensitzen niederlassen.

Das Geschtttz giebt fttr gewöhnlich fltnf Schnis in der Minute ab; man kann aber, wenn es darauf ankommt, 20 Schub in der Minute erreichen.

Zu beiden Seiten des Geschtttzes Ist em StaUsohild aDgeliraefat Der Mnnitionswagen nimmt 72 Schob auf. Belm Schieben werde er umgestürzt nnd Ofine dch wie ein Schrank. Auf 6000 m Abstand

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Umsohau auf miUtärteohnisohem Gebiet.

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8ofl du Gesohaii einen Lnfiballen sefsiOrt hab^ der 600 m ttl>er der Erde Behwebte.

£b ist bedaaerlich, dafo luer das Qewieht des feuernden Ge* sehtttzes felilt. Kaeh den Erfohmngen an anderen Konstroktionen mit BohrrthdLlanf mats man es als siemlieh hoeh annehmen.

Beseiebnend ist die geringe MnniÜonsmenge in der Protse; es hat dies jedenfalls dem Totalgewieht des GesditttEes sn Liebe stattgeAmden.

Die dem ^manach dn drapean** beigegebenen Zeiehnnngen sind wenig dentiieh.

4. GroDibritaimieiL

Die Bewaflhnng hat aagenblieklieh des Krieges in Sttd-Afirika halber ein erhöhtes Interesse. Von Gesdmtsen sind beteiligt: Feld- uid Gebirgsmaterial, Geschtttse der Marine, welche der Schiflfo« aimienmg entnommen and zam Gebranoh anf dem Lande eingeriehtet worden sind; erwartet wurde noeh ein Belagerangs-Train.

Über das Material der Feldartillerie haben wir in der Umsehan rem Joni 1899 eine vollständige Obersioht anf Grand bester Qoellen gegeben, in der September-Umsehan ist der Be- strebuDgen, an der Feldlafibte nachttttglieb eine Btteklanfhemmang anmbringen, sowie der bevorstehenden Versnobe mit Sehnellfener- geschttteen gedacht, die man einftlhren wollte. Die Feldartillerie, welche seit der Bttckkehr zar Hinterladong von 1884 sehen yer- schiedene Wandlongen dnrchgemacht hatte, stand wiederam Tor einer und swar noch gründlicheren UmwiUzaDg. 1884 hatte man das Einheits- gesehtttz angenommen, am 1890 ehie neoe Laifete fUr fohlende Artillerie, die sehr fortgeschrittene Einriohtangen darbot, wie FlUssigkeits-Bremse Air den Rohrrlicklaaf, dann ein erleichtertes Geschttts mit Drahtrohr illr reitende Artillerie, daraaf wieder eine Erhdhang des Gescholsgefrachts bei der fahrenden Artillerie. DerZwOl^ftnderwnrdehiersnmFttnfeebnpRlnder. dabei anch die Laffete Terttndert nnd etwas erleiohtert So entstand das Material von 84, 95, das nnn die RttcklanfhemmTorrichtimg von Clarke erhalten sollte. Wieweit die vonEngland ans nach Afrika entsandten Batterien damit ver- sehen gewesen sind, vermag niemand anzugeben, vielleicht ist es nor aom Teil der Fall. Eine in mehreren Zeitangen gebrachte Bescfareibong ergiebt eine ÄbnÜchkeit mit ehiem federnden Achsspaten. Es hiels aach an anderer Stelle, man könne mit der Vonichtong anfgeprotzt schieben, doch könnte dieses in keiner Weise als ein Vorteil erseheinen.

Versochsbatterien von wurkliehen SohnellfenerfeldgeschtttBen sollten in Woolwich, dann bei Vickers nnd bei Armstrong bestellt sein. Zar DorchfUbrong der Versnobe ist es aber Jedentalls noch

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Umsdifta auf milttirteoliiiiaoheiii Gebiet

mcht gekommen mid kanm amonehmen, dab man eine etwa abge- lieferte Venmehsbatterie cUiekt mit nach Afrika genommen hat.

JedeoiaUs kam in ßesng anf das Material der Feldartillerie der Anebmeh des Krieges selir ungelegen, also auch hier Mangel an gehöriger Kriegsrorbeieitnng.

Knrz sei wiederholt, da6 die Feldbatterien den 15Pftonder haben mit dnem Schiapnel Yon 6,ft4 kg, die reitenden den 12 Pftlnder mit einem Salir^»nel von 6,67 kg, die Mttndnngflgesohwindigkeiten betragen hei beiden ea. 472 m. Granaten sind nieht vorhanden, was gegenüber den festen Stelinngen der Gegner ein Mangel ist; wohl aber hat man wenige Kar^tschen in der Batterie. Drei Batterien der Feld- artiUerie sind mit der 6 zölligen oder 12,7 cm Hanbitze bewafinet, die ein Sehrapnel nnd die zuerst im Sodanfeldzng erprobte Lyddit-Granate, sowie ebenfalls wenige KartfttBchen hat Die beiden ersten Gesehosse haben ein Gewicht von 22,65 kg nnd 4 Ladungen ▼on 0(Hrdit, die Anfangsgeschwindigkeiten liegen zwischen 289 m nnd 123 m. Der Hanptbeetandteil des Lyddit ist Pikrinsäure, also ein brisanter Sprengstoff, ähnlich wie unsere Granatfüllung 86. Eine grölsere Zahl von solchen Geschtltzen wäre am Platze gewesen. Die Gebirgsartillerie hat noch einen Vorderlader, von 6,3 cm Kaliber, Granate und Sehrapnel wiegen 3,45 kg. Das Rohr ist in 2 Teile, die Laffete in 3 Teile zerlegbar, jeder Teil ist eine Traglast. Be- kannt ist das Schicksal der einzigen vorhandenen Gebirgsbatterie bei Ladjsmith, die dann durch eine andere ersetzt wird.

Von der Marine seheint man haaptsäclilioh 6 nnd 4,7z0lllge oder 15,24 und 12 em, sowie 12 pfUndige oder 7,62 cm Schnellfeuer* geschUtze entnommen zu haben, die prorisorisehe Laffetiernng erhielten. Nach Ladysmith scheint man schon TOr den Unfällen 4,7z0llige und 12pfiindige Marinegeschütze herangezogen zo haben.

Neuerdings versieht man die Geschtltze schon in Wolwich mit geeig- neten Aushilfslafieten. Die ,fievue milit saisse" (Januar) giebt hierüber nach dem £ngineer vom 6. Januar eine durch Zeichnungen erläuterte Schilderung.

Es ist nun auch noch ein Belagerungstrain zur Absendnng gelangt, welcher 6zöllige Haubitzen und 4zöllige Kanonen umfassen soll« Nach dem Gang der Ereignisse dürfte sich für diese Geschütze nur zur Verwendung als Positionsartillerie Gelegenheit finden.

Wir haben es hier also mit einem bunt zusammengesetzten Material zu thun, wie es bei der mangelhaften Kriegsvorbereitung und bei der Unkenntnib der Verhältnisse beim Gegner nicht anders kommen konnte. Die Ereignisse haben dem entsprochen; der Artillerie selbst kann man am wenigsten Vorwtirfe mai^en.

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Umachau auf militärteohiuschem Gebiet

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Das Gewehr der enf^seben biftntefle lai du früher geschilderte Lee-Metford-Gewebr you Kaliber 7,7 em. Es hal in den letzten Jahren eine Reihe ron Wandinngen in seiner GesehoÜBiLonstmkti«» durchgemacht, inuner im HinblioiL daran^ dem Gesohofo gegenttbei nneivilisierten VolIcssfcKmmen die nötige Verwnndnngskraft sn geben. ZnlelEt war man bei dem frtther erw&hnton Hohlspitzengesehols an- gelangt, aneb Master IV genannt, das besonders gransam ist Die Versttrlinngstnippen sollen ein Muster V, gleiehfalls Hoblspitsen- gesebols, oder mit härterem fileilLen, erhalten haben, die indiseben Trappen das alte Vollmantelgesehob fllhren. Das Gewehr selbst ist als Mehrlader ziemlioh primitiv.

Bei der Beratung des Budgets Ende NoTember 1899 hat der damalige Kriegsminister darauf hingewiesen, dafis die italienisehe Artillerie im Vergleioh mit anderen Heeren im Rttokstand sei und dalis dem abgeholfen werden mttsse. Neueidings yerlantet, dab die Versnehe dem Ende nahe sind. Ende Januar 1900 sollte das Modell festgestellt werden. Naeh der „Italia militare e marina** vom 16. und 17. Januar kann die Fabrikation nieht Tor Juli d. J. beginnen.

Es handelt sieh zunächst nur um den Ersata des Idehten Feld- gesehtttzes C/74 vom Kaliber 7^ em, dessen Abänderung zum sehnellfeueinden Geschütz nieht mehr lohnend erschiene war. Das neue Modell wird ToraussiehtUoh in den Staatofabriken Turin und Neapel hergestellt werden. Es werden im ganzen 90 Batterien sem.

Die Versuche finden auf dem Schielsplats yon Nettuno bei Rom statt Die Versuchsgeschätze sind nach einer Meldung der ,,RevTie du cerele militaire" vom 6. Januar 1900 von den Konstrnktions- Werkstätten in Turin und Neapel und von der Firma Fried. Krupp in Essen. Der Vorsitzende der Versuehs-Kommission ist der General- Inspektor der Artillerie, General Afan di Riyera.

6. Nied6rla2ide.

Im Frttlyahr 1899 wurde eine Kommission von Artillerie- Offizieren mit dem Studium der Frage der Schnellfeuerkanonen beauftragt Sie sollte Vorschläge (Ox die Vonrersnche machen. Der Bericht der Kommismon ist nicht TerOfl^entlicht worden. Man glaubt aber kaum, dab eine Bewafinung in baldiger Aussicht steht, um so weniger, als die Kammein wenig geneigt sem werden, eine Erhöhung des Kriegsbndgets anzunehmen.

Inzwischen wolle man eine AUlnderung des gegenwärtigen Ge- sehtttzes Ton 8,4 cm Kaliber System Krupp Tersuchen. Es ist dabei

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ümMbaa anf nilttSrteehnladieiii Gebiflt

auf dne Änderung am VenohlalB und im liadangsimom abgesehen, dnroh welehe die Anwendung Ton HetaDlittlsen bei den Karftnaehen ermöglioht wiid. Man habe ein Gesohtttirohr nur Änderong naeh Bssen geeehiekt and wolle dann einen VeigieiolisTeraaeh mit einem anderen eehon früher anr MekalU^artaBolie eingeiiehteten Rohr yor^ nehmen, das damals keinen Anklang &nd.

Eb scheint danach an eine Änderung der Laffete nicht gedacht an werden, was doch noch wichtiger wäre. Wenn die Sache so liegt, wie wir der „Beyne de Tarmte beige**, Sept., Okt 1899 entnehmen, so kann das Ganze nnr als eine unsnreicbende Bestrebung be- aeiebnet weiden, wie auch die Zeitschrift andeutet.

7. Schweden und Norwegen.

Die beiden skandinaTischen Staaten haben keine Einheit in der Bewaffnung, es wird aber eine Obeieinstunmnng gleichartiger Waffen in dem Grade angestr^ dats schwedische Munition in norwegisohen Waffen und umgekehrt verwendet werden kann. Dies hat bereits bei der Bewaffiiung mit dem Repetiergewehr von 6,5 mm stattge- fnnden. In beiden Staaten steht man jetzt Tor der Wahl eines Sohnellfeuer*Feldgeschttt2e8. Vor dem Eintritt in die Versuche hatte man ein gemeinsames ArtiHerie*Komitee gebildet, das aus je 8 OMzieren, 1 Oberst, 1 Major, l Hauptmann der beiden Artillerien besteht Das Komitee sollte eine Einignng hinsichtlich der KonstmktionsYerhttltnisse von Rohr und Munition in obengedachtem •Sinne herbeiftlbren; an eine Gemeinsamkeit der Versuche war auch gedacht worden, insoweit unter den dazu bemfenen Gtoscbtttzmustein bei bdden Artillerien sich eine Obereinstimmung ergeben sollte.

Eine Einignng Ober das kllnftige Muster fand hi folgenden Pnnktenstatt:Rohrkaliber7,5om,GewicbtdesGescbosseB6,5kg, Geschoss- geschwindigkeit 600 m, Gewicht des feaemden Geschtttases höchstens 950 kg, des an%eprotzten kriegsmSIsig ansgerllsteten Geschlttzes höchstens 1700—1750 kg. Anwendung der Einheits-Metallpatrone. Für die Übereinstimmung in den Abmessungen Ton Rohrseele und Maoition, soweit dies fttr die Verwendbarkeit der l»ddersdtigen Patronen in den später zur Annahme gelangenden Geschtttzmustem nötig ist, sollte die Beschaifang gemeinsamer Eontroll-Instmmente f\lr die betreffenden Teile in ihren Abmessungen geii^hrleiaten. Norwegen hatte sich in dieser Hinsiebt bereits gebunden, insofern es nicht ftlr seine Feidartillerie, sondern für den Landsturm ohne vorherige Versuche bei einer auswärtigen Firma 16 7,5 cm SchneUfeuerkanonen in Bestellung gegeben hatte. Man ist aber in

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Umaehaa «if milttirteQlmiMlieoi QtUet

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Sebwedeo geneigt, sieb in den AbmeBsongen der Pationen nnd des Bobis beim kttnftigen FeldgesohtttK der Obereinstimmnng balber, biemaeb n liebten. Die Anstellung gemeinsamer Versoebe ist ftlis eiste ans- geseblossen, jeder der beiden Staaten nunmt snnJIebst seine Veisnobe allein vor, giebt aber den Offiiieren des andern Staates Gelegenheit diesen beiznwobnen. Das gemeinsame Komitee batte Torgescblagen:

1. einen SebielsTeimieb, nmfiwsend Prifceisionssebielsen, Sebieben in Being anf Fenergesebwindigkeit nnd Sebielsen in yersebleden- artigem Gelände,

2. Ifarsob- nnd Fabrversnobe in grölberer Ansdehniing,

3. einen nnmittetbar naeb AnsfUhmng der Versnobe anter 2 ansostellenden SebielsTersoeb.

Scbweden legt einen grotsen Naobdinek auf baldige LOsnng der Feldgescb titzfrage. In Norwegen sobeint man es weniger eilig an baben. Die sebwediscbe Artillerie bat ibre ersten Versnebe bereits im November 1899 abgesoblossen, die norwegische aber bis Anfong 1900 verseboben. Erstere ist dabei sebr rationell Tor- gegangen, indem sie sehon im Frttlgabre 1899 eine Eonmiission Ton vier Artillerie-Oflisieien mit einer Stadienreise im Ausland beauftragte, um Einblioke in das Feldartilleiie-Material neuerer Konstruktion za gewinnen. £s ist anzunebmen, dafs man sieb auf PriTatetablissements bescbrSnkt bat, unter denselben baben sieb, soweit bekannt, be- fanden: Fried. Krupp in £ssen, J. Gockerill in Seraing, Armstrong, Whitworth and Co., sowie Yiekers Sons and Maxim in England, Hotchkiss, Werkevon StCbamond, Scbneider et Co.]n Frankreich, Skoda in Filsen. Der seitens der Kommission gewonnene Einblick konnte nicht so tiefgebend sein, um omnittelbar eine bestimmte Konstroktion zu Versaehen in grOiberem Malsstab Torzaschlagen, daher hat sie zunächst Vergleichsversuebe mit rerschiedenen Materialien iltr ratsam erklärt. Die wesentlichste Abweichung unter den letzteren findet die Kommission in der Art, wie der Httcklauf aufgehoben wird. Sie nntersebeidet hier zwei Hauptgruppen:

1. Laffetensysteme ohne Rttokwärtsbewegung innerhalb derlisffete,

2. solche mit Bttckwttrtsbewegong innerhalb der Laffete,

Zu ersteren mttftten solche gerechnet werden, bei denen die ganze Laffete Ton vornherein am Kttcklauf teilnimmt, zu letzteren diejenigen mit Kohrrücklaui, sei es nun das Bohr allein, oder sei es mit einer Ober- oder Vorderlaffete.

Von allgemeinerem Interesse sind die Urteile, welche sich die Kommission Uber beide Gruppen gebildet hat. Der ersten Gruppe wird der Vorzog der gröfseren Einfachheit und geringeren Empfmd- liebkeit zuerkannt, sie wird für feldmälsiger gehalten. Bei der

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Umschau auf militärteohiüsohem Gebiet

zweiten Groppe eneiieiiit als Vomig, dab unter gewöhnUehen BodeoTerbftltnissen die Kanoniere beim Abfenem ihre Ptttae bei- behalten l^Onnen. Anoh bleibt die Biebtmig dabd von einem Sehnfo mm andern besser erhalten, die Bedienung ist beqnoner nnd die Fevern gescbwindigkeit l&bt eine etwas grObere Steigerong zn als beim ersten System.

Da indessen ein System der ersten Art bei fbldmäfsiger Feoer- abgabe ebne Anstrengung der Bedienung nocb aeht Ins zebn Sobnfii in der Minute znlälst nnd eine weitere Steigerung der Fenerge- sebwindigkeit dnreb Btteksicbt anfMnnitiensTeisorgung nndTempiemng des Scbrapoels ansgescblossen ist, so bleibt fbr die zweite Qmppe als dnziger Vorzug die bequemere Bedienung ttbrig. Wie em- pfindlieh die zur Rttcldauibeseitigung gehörigen Einriebtungen sind, erseheint der Kommission nur durch einen Versuch zu ergründen.

Da die beiden Gruppen in den einzigen bis jetzt mit neuem Feldmaterial ausgestetteten Staaten Deutschland nnd F^nuikreieh ver- treten sind, so kann es die Kommission nicht empfehlen, eme der- selben ohne Prtliimg der andern anzunehmen und glaubt, dals beide yersucht werden mttssen.

Mit den seitens des gemeinsamen Artillerie-Komitees aufgestellten Bedingungen hatte die schwedische Kommission, Ton welcher zwei Mitglieder jenem angehören, Obereinstimmung, sie hatte aufiwrdem noch möglichst unveriUiderte Anwendung der schwedischen Anspannungs- art beim Fahrzeug und die bisherige Fortschaffung von fünf Ka- nonieren auf der Protze und den Laffetensitzen betont. Für die Fahr- und Schiefsversuche sollte eine Versuchsbatterie gebUdet, auch das gegenwärtige Geschtttz dabei berttcksichtigt werden. Für das Geschtttz sind 400 Süinls, davon die Hälfte blind, empfohlen.

An erster Stelle schlug die Kommission vor, Material folgender Firmen heranzuziehen:

1. Fried. Krupp in Essen,

2. Cockerül (Seraing) mit einer Laffete ohne Flttssigkdtebremse, 8. Werke von Si Gbamond und zwar ein System mit Rttcklauf

innerhalb der Ijaffete.

Die beiden ersten Geschtttse gehören der Gruppe der Systeme ohne Bttckhiuf innerhalb der Laffete an. Die jetzt gewöhnlich als Daimander- Laffete bezeichnete Konstruktion der Werke von St Chamond hat ebensowenig Rohrrttcklanf, sondern eine aus dem Achsspaten hervorgegangene Schieisbremse mit Vorbringer unter Anwendung von FlQssigkeits- und Luft- oder Federdruck, wobei die ganze Laffete am Btteklauf teilnimmt Ob diese trotzdem oder eine andere Konstruktion gemeint ist, war nicht zn ersehen.

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Umsehau auf miüftXrtaohoüohem Qebiet

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Es wurde tUr gut befunden, noch eine zweite Konstruktion mit Kücklaof innerhalb der Latfete heranzuziehen und wurde hierzu eine solche von Schneider-Creusot bezeichnet, von welcher man annahm, dafs sie der in Frankreich angenomaieneu Schnellfeaerkanone am nächsten kommt.

Die beiden französischen Firmen vermochten den gestellten Bedingungen hinsichtlich des Gewichts des feuernden GreschUtzes nicht sofort nachzukommen. Es war nicht anerheblich höher als festgesetzt. Uie beiden Firmen versicherten zwar, sie würden in einiger Zeit VersuchsgeschUtze herstellen können, welche der Be- dingung entsprächen. Die Kommission war aber der Ansiebt, dafs dies bei derartigen Konstruktionen ohne Beeinträchtigung, der Halt- barkeit kaum zu erwarten sei; eine Zulassung zu VergleiobsTeisQoheo ohne Innebaltung der Bedingung erschien der Kommission nicbt ratBam, ebenso wenig war sie aber für einen Anfscbnb jener Ver- saebe und so haben de riob anf die beiden Konstruktionen von Krupp und Cockerül bescbränki^)

1d Norwegen hatte das Feldaengmeteter-ABift ^en Wettbewerb aosgesehrieben und ron iolgenden Firmen BereiteridiniDgen eriullen, znm September 1899 den Bedingungen entepieehende GeBohtttse mit Mniütlon znm Vennehe an steUen:

1. Aimstrong, Whitworth & Co.,

2. Skoda in PHsen (Böhmen),

3. Rheinisehe Hetallwaaienfabiik in Düsseldorf;

4. Sehneider in Le Cieasoi

5. St. Chamond,

6. Hotohkilh.

Die Finnen Krapp nnd VielLeis hatten erUSit, GeBohtttae zom gleichzeitigen Versneh mit den Modellen oben genannter Firmen nicht liefern zn wollen, Coekerill hatte Itetne bestimmte Zosage ge- geben. Krupp sowohl als Coekerill hatten sieh zum Versneh in Schweden im Herbst 1899 bereit erklärti erstere Firma aber nur unter der Bedingung, dafo alle angelassenen Hnster die bekannten Fordemngen hinsichtiieh des Gewiebts nnd der Abmessungen exfUlten. Danach mnlitte der gemeinsame Vergleiehsversneh vor dem vereinigten tfehwediseh-norwegischen Komitee unterbleiben.

Die sohwedischen Mitglieder des Komitees haben noch ein besonderes Gutachten abgegeben, woraus wir folgendes als besonders interessant entnehmen. Auf Grund der bei der Studienreise ge-

') Es ist nicht itekanrit, welche Konstniktion von Schnellfeaer-Feld- kanonen System Krupp gewühlt war, vua Coekerill konnte nur die in der Um- sehaa Tom Deitimber 1899 geMhUdeite Tertretea setn.

JtlwbKokw Ar dl« dMiMk* AnnM «ad Maria*. Bd. tli. S 28

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Unaehtn taf nUitibteoliiilBefaeiik Gebiet

wonnenen Einsicht an Ort nnd Stelle haben die liiBtglieder der sehwedischea BdsekommiKion rieh dahin aoBgeeproohen, dals sie bei den drei in Norwegen angemeldeten VennehsgeeehtttEen Ton Armstrong (England), Skoda (Östreireieh), Hotchkifs (Frankreieh) keinen Anlafs geftmden haben, eme weitere Prttfhng desselben anzulegen. Das Versnehsgeschttte der Rheinischen HetaUwaarenfabrtk wurde als bis Jetst gans unbekannt nnd nnerprobt bezeichnet

Ein gememsamer Versnob im nächsten Jahre mit Batterien von Sehnellfeaerkanonen, welche znr Annahme in Frage stehen, erscheint den schwedischen Mitgliedern des Komitees nicht nnvorteil- baft, weder in artilleristlsoher noch in Ökonomischer Beziehmig, yor- ansgesetet, dab filr Schweden dadnieh kein Anfechnb in der end- gültigen Annahme eines Systems entsteht

Der schwedische Reichstag hat für diesen entscheidenden Veisnch hi 1900 bereits die Snmme von 235000 Kronen für Ma- terial nnd Munition angewiesen. Es ist dabei der Wnnsoh zum Ansdmck gekommen, dals bei einer späteren Lleferang des nenen Materials die schwedische Industrie thnnlichst Berflcksiobtignng er- £dire.

FUr den Versuch im gröberen Malsstab hat die schwedische Kommission das Sebnellfener-Feldggeschtitzder Firma Fried. Krapp vorgeschlagen. Dasselbe hat sich nach der Erldärung der Kmmnission in den Hauptsachen vOllig feldmälsig erwiesen. Dieses Geschütz erfüllt die Forderungen an ein zeitgemälses Schnellfener- Feldmaterlal in solchem Grade, dafs es der Kommisrion ratsam er- schienen ist, den Versuch mit ihm in einem grölseren Mabstab fort- Kusetzen. (Schwedische Artilleiie-Zeitschrift, Y. lieft 18d9.)

8. Schweiz.

Die Kommission für die Neubewaffnung der Feld-Artillerie bat sich ftlr die Vornahme weiterer Versuche anspesprochen, bevor den eidgenössischen Räten ein Kreditbegehren zur PMufUbrung der neuen Schnellfeuergeschfltze ein^^ereicht wird. Die Keobe- wafihnng wird sich somit noch weiter hinausziehen, als nrsprthi^^lich in Aussicht genommen war. Die Kosten werden auf 18 Millionen Franks, inbegriffen die Manition, veranschlagt

Der Bundesrat ist demnach mit seiner ursprünglichen Absicht nicht dürph<:edrungen, wonach, wie in letzter Umschau auf Grund unserer Informationen dargelegt war, Anfang 1900 spätestens die Entscheidung fallen sollte. Die Neubewaflnung, so hiels eSi vertrage keinen Aufschub. Die Herbsttagung der Bundesversammlung zeigte

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Uinaohau aut milttärtecbniächüm Gebiet.

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das Bestreben, eher die MUitSraiMgibeii herabznseteen, als neae Summen zu bewilligen. Doeb ist hier wolil nicbt der Ansseblag gegeben worden, sondern mebr in der Konunissioo, wo eine, andere StrOmnng zur Geltang gekommen m sdn sebeint, welcbevon den GesehflteE- Iconstroktionen von Kordenfelt (Paris), wobl anob von Schneider m Grensot nnd von Si Cbamond eine hohe Heinang hat. Ganz speziell ist, soweit wir Übersehen, die Konstruktion Ton Cockerill- Nordenfeit, Uber welebe in letzter Umsehaa unter „Belgien" ein- gehend beriebtet worden ist, ins Aage gefa&t, einmal des exeen- trisehen Sehraabenversohlnsses von Kordenfelt halber, sodann weil man wegen des (wenigstens in der Theorie) freibleibenden Laffeten- sehwanzes einen leichteren Zielwechsel annimmt Man hat hier die Hemmong durch zwei Hemmkeile oder Gleitschuhe, welche durch Excenter mit der Achse und durch einen horizontalen Bremsbaum miteinander yerbnnden und beim Schielsen sich unter die Räder legen. Es soU* damit gleichzeitig die Hemmung beim Fabren bewirkt werden. Hierfklr liegt aber der Bremsbanm etwas tief nnd es kann auf einem Boden mit vielen Unebenheiten eine Behinderung eintreten. Beim Hang des Bodens nach rom kommt das Geschütz leicht ins Bollen; beim Hang nach rttckwärts legen sich die Räder auf den Keilen unter Umständen so fest, dals das Nehmen der Seitenriehtung sehr erschwert wird«

Die Lösung des Problems einer Schnellfener-Feldkanone ist durch den Bescblnls, wieder in das Stadium der Vergleiohsveisaehe znrttekzutreten, auf längere Zeit hinausgesoboben. E^e sehr einsichtsTolle schweizerische Monatsschrift sagt gelegentlich der hastigen Umwandlung englischer Harinegesobtltze in Positionsgeschtttze für den Krieg gegen die beid^ sttdafrikanischen Republiken: „Hoffen wir, dafo unser Land niemals zu ähnlichen Ansknnfismitteln zu greifen branche,zudenenmanjetztio£nglandgezwnngeniBt, weil manes versäumt hat, sieh b^ Zeiten ein ausreichendes Material fertig zu stellen!*^ Nach der ganzen politischen Lage ist ja nicht zu erwarten, dals die Schweiz durch den Aufschub der Bewaffnung der Feldartillerie in eine ähnliche Lage kommen sollte, vrie jetzt England durch den Mangel an Kriegsvorbereitnng auch in Hinsicht auf das Artillerie- Matnial; so traurig werden die Folgen nicht werden. Es ist nicbt ausgesprochen, welche Bedenken man gegen das Versucbsgeschlltz, iessen günstiges Verhalten in Schweiser Berichten des vorigen Jahres stets hervoigehoben wurde, geltend gemacht hat. Wir haben Grund anzunehmen, dals es sich um die Richtungsveritnderongen beim Rttcklanf handelte. Darttber hätte man aber schon bei den Vergleichsversncben von 1898 ins Klare kommen können. Ohne

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Uumhui auf mlfitirteoliidseheni OeUet

eine Kontrolle der Richtung nach jedem Schafs aach im Schnellfeuer wird man bei keiner Konstruktion an Feldgeschützen wegkommen, ist diese doch auch bei Geschützen, die auf festem Unterbau stehen, unentbehrlich. Wenn wir recht unterrichtet sind, sollten die neuen Vergleichsversuche bereits im Februar beginnen. Es ist an- zunehmen, dafs die deutsche Firma mit einer ihrer neuesten Kon- stmktionen hervortreten wird.

9. Transvaal-Bepabllk.

Die südafrikanische Kepublik hat sich in neuerer Zeit mit mo- dernen Waffen, sowohl Gewehren als Geschützen ausgerüstet. Letztere sind verschiedenen Ursprungs, teils aus Deutschland von Fried. Krupp, teils aus Frankreich von Schneider in Le Creusot stammend, auch solche englischen Ursprungs sind vorhanden. Unter den neueren (ieschützen werden aufgeführt von Krupp 7,5 cm Schnellfeuer-Feldkunonen, 3,7 cm Schnellfeuer-Gebir^'skanonen, 12 cm Feidhaubitzen. von Schneider ebenfalls 7,5 cm Schnellfeuer-Feldkanonen und 12 cm Feldhaubitzeu, auiserdem 15,5 cm Positionsgeschütze. Aus England stammen die Konstruktionen von Maxim-Nordeuf elt , der sich mit \' Ickers zu einer Firma vereinigt hat, nämlich 7,5 cm Schnellfeuer-Feldkauonen und eine gröüsere Zahl 3,7 cm automatischer Maxim-Geschütze.

Die französischen und englischen Sehneilfeuergesehütze der Transvaal-Buren stimmen im allgemeinen darin überein, dafs die Kohre Schrauben verschlusse, die Geschütze im übrigen Kohrrücklauf mit P'lilssi^keitsbremsen und Hemmung am Boden durch Spuru l)ezw. bei Maxim-Nordenfelt auch durch Kadbremsunghaben. Über die Einrichtung der Kruppschen Schnellfeuergeschütze ist nichts Genaueres bekannt geworden, es lälst sich aber atmehnien, dafs kein Rohrrücklauf ist, dagegen Hemmung des RUckiauis. durch Federsporn stattfindet, die Rohre Keilverschlufs haben. Es stehen hier also auf derselben Kampf^eite Vertreter der beiden Hauptgruppen von Schnellfiuer- Feldgeschützen im Wettbe\v«Tb. Es wird später von grofsem Inter- esse sein, etwas Näheres über das Verhalten derselben zu erfahren, namentlich wie sich die Einrichtungen zum Kuhrrücklauf im Kriege bewährt haben. Im ganzen zeigt sich die Artillerie der Buren der englischen überlegen, was dem voUkonnneneren Material der ersteren zum Teil auf Rechnung gesetzt werden kann. Vermilst wird be- den Buren eine ausreichende \ ersorgung mit Schrapnels, auch wird . häufig über nichtkrepierende Geschosse, anscheinend bei dem französischen Material, berichtet.

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Umschau auf militärtechnischew Gebiet

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Die 15,6 cm Grensot-KanoiMii sind in nur gerinSer ZaU Tor- iumden; die leteten Bestellungen sind nicht mebr rar Ablieferang gelangt. Es sind keine SchneUfenerkanonen nnd sie sobieesen mit Sebwarzpolver. Die Robre ans Stabl mit SduranbenTersoblnls nnd 4,20 m lang nnd 2680 kg aekwer, die Lafieten wiegen 8940 kg. Die Granate von 89,6 kg Gewicbt soll mit einer Oesobtttzladnng von 9,9 kg eine Gescbwindigkeit ^on 480 m erhalten, das Sebrapnel wiegt 41 kg ond bat 480 Kngehi. Die Zünder sollen mangelhaft sein. Aach ein pynamit-Gesebttts, ähnlich dem von Sims- Dndl^ sollen die Boren haben. Älteres Material aas den achtziger Jabien amfabt 8 cm Feld- nnd 6 cm Gebirgsgesobtttase von Erapji. Die Oraige*Bnren haben haaptsäehlich 7,5 cm Krapp- Fddkanonen. Die Aosstattong der Transraal-Baren mit Maxim- Maschinengewehren erstreckt sich auf die Kaliber von 11,4 and 7,6 mm nnd soll ehie reichliche sein.

Die Baren hatten 1894 Henry -Martini- Gewehre von 11,4 mm angekanft, später aber eine gröbere Zahl von Mauser-Gewehren des Kalibers 7 mm aas Deutschland beschafft Mit letsteren sind oe der engliscben Infisateiie überlegen, obgleich das Maaser- gescbols Tiel weniger gefthiliohe Verwnndnngen erzengt als das englische Gescbols.

Das Maasergewehr, welches Air anser Grewehr 98 in technischer Hinsieht TorbUdlich war, wird mit Ladestreifen geladen nnd ninunt 5 PMronen im Magazin aof, welche im Zickzack lagern. Die Patrone wiegt 24,8 g; das Geschob 11,2 g schwer, bat einen Hart- bleikem nnd einen Vollmantel von nickelplaltiertem Stahlblech. Die Ladung ist 2,5 g Bl&ttchenpnlyer. Das Gescbols, dessen Qaerdichte 29,1 g aof den qcm ist, erfaSlt eine Geschwindigkeit Ton 728 m. Die Bewegangsarbeit an der MUndong ist 308 mkg. Das Gewehr wiegt ohne Bi^onett nnd mit leerem Magazin 4 kg. Die Visierang geht bis 2000 m. Das Gewehr bat einen CylinderdrehTcrschlais mit 2 senkrechten Stiltzwarzen. Der Lauf ist im hinteren Teil vom hOlzemen Haadschatz omgeben. Der YoUsNlndig bestrichene Banm von der Mllndnng an betrttgt gegen den stehenden In&nterlsteii 600 m, gegen den Reiter 700 m. Die Elndringangstiefe des Ge- schosses in TannenhobB dicht tot der Mllndnng ist 140 cm. Es lassen sich 25 gezielte Schafs in der Minute abgeben.

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ümschao in der MilitSr-Lltteratnr.

XXVIII.

Umschau in der Militär-Litteratur.

L Ausl&iduche Zeitoehnfken.

Strefleiirs Astemiehisdie lUlitSriseheZeitsolirift (Januar 1900.) Der Entwurf des Bxerzier-Reglements fQr die französische FeldartUlerie,

Die Kämpfe Italiens gegen Abessitiien 1804 1896. Das neue

Exerzierreglement für die deutsche Feldartillorie. Ein österreichischer Veteran. Tornister-Tragbahre, Tornister-Z«'lt. - - Feldmarsrhall Leut- nnnt Franz Baron Uchatius, Die Belaixeninir von Ladysmith. Ver- pflfiiunj^ und Train der Eni^länder in Südafrika.

Organ der nillitürwisseiisehaftlielieii Vereine. (J a h rjj^an tr 1^09.) f). (Schlufs-)Heft. Österrciciior und Küssen in Italien, 1799. (Hierzu 2 Tutein.)

Hitleilungeu über (veg^nstSiide des Artillerie- und Geniewesens. (Jahrgang 1900.) 1. Heft Obersicht der Versuche auf dem (}ebiete des Artillerie» und Waffen-Wesens in den Jahren 1898 und 1899. * Zur Theorie der SicherheitssprensrstotTc Die Beanspruchung der Kanenenrohre nach der dynamischen Theorie.

Amieeblatt. («»st erreich.) Nr. 1. Die Kriegslair»* in >^üdafnka.

!)oktor Kronawt'lter und der arme Leutnant. Mas« hint'np'\vehre und Panzerzüge (Schlufs in Nr. 2). Nr. 2. Heeres- und .Marine-Fragen.

Der Krieer in Südal'rika. - Der englische Soliiat. Wie .\dmirai Cervera prophezeite. Nr. 3. Lassen Sie die .Vnuee in Kuhel (Worte Kaisers Franz Josef an den tschechischen Abgeordneten Siransky). Der Wert der Feldbefestigung. Der Krieg in Sfidafrika. ~ Das Zepelinsche Luftschiff. General Albert Fürst. Nr. 4. Franz v. Karst f.

Die Mannschaftsschule. Geschichte des Fel4)Sgerbataillons Nr. 8.

3liIitär-Zeitung. (Österreich.) (Jahrgang 1900.) Hr. 1. Das Miiitärjahr 1899. Automobiis im Feldkriege. Nr. 2 Tnser Offizier- mangel. ~ Die britischen Heereseinrichtungen. Die i u^si'srhe Trup- penkonzenirierung bei Kuschk. - r>er Krieg in Afrika. - Nr. 3. Kaiserworle. Das Zepelinsche lenkbare Luftschiff. Nr. 4. üfüzier und Bürger. Der Krieg in Afrika.

Journal des sciences müitaires. (Januar 1900.) Anmerkung über die Lage der Engländer im Flufsgebiet des Yang-Ts^-Kiang. Vorbehalte bezüglich der praktischen Bedeutung des Schiefsens in ge- neigtem Gelände unterhalb der Visierlinie. Über die «Reserve-Armee von 1800"* (Schlufs). ^ Der Gebirgskrieg. Studie über die Organi- sation der Küstenverteidigung. Die Ernähiung der Armee. Der österreichische Erb fol bekrieg (1740—1748). Feldzug in Schlesien (1741—1742. Ports.). Beförderung der Zukunft und Vegttngung der Armee-Cadres.

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Unuoliatt in der MiliUr-Uttenfenr.

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Revue militaire umverteile. (Janti ar 19W.) Nr. 94. Allgemeiner Bericht über die Gesamtlage von Madagaskar (Forts.); von General Gallieni. ~ Die Belagerung von Pfalzburg 1Ö70 (Forts.). Unter- suchungen über geheuchelte Krankheiten und SelbBtYeretümmelungen, beobachtet von 1859—1896 (Ports.). Studie über eine taktische Präge.

Rerve do eerde militaire. (Jahrgang 1900.) Nr.l Ausbildung der Gadres und Speeial'Übungen des SaniUltsdienstes. - Die Ver- mehrung der deutschen Flotte. Der Krieg in Transvaal (Forts, in Nr. 2. 3, 4). Nr. 2. Die transsaharischc Eisenbahn. (Mit Karte.) iSchUifs in Nr. 3 ii. 4.) 1 »ie italienische Kriegsschule. (Schlufs in Nr. .''). Nr. 4. l'er Bankerott des Saivenfeuers. Deutschland. Die Feliiariillerie im Jahre 19()0.

Camet de la Sabretache. (31. Dezember lö99.) Nr. 12. Der Ursprung der vormaligen 18. Chasseurs. Beschwerden der Veteranen (1814—1818). Die Verabschiedung Jouberts (Januar 1798). Archive der Infanterie. Ausrüstung des ftanzösischen Infhnterieoffiziers. Der Soldat früherer Zeiten. In Vergessenheit geratene Uniformen.

Revue dlaHuiterie. (Januar 1900.) Manöver-Disziplin (Schlufs). Verteidigung von Anhöhen gegen Infanterie (Schlufs). - rreschichte der Intanterie in Frankreich (Forts.). Schiefsen mit schwachen Ladiing« n ( Zi nun eii^e wehre) bei der Infanterie (Forts.). Eine Feld- dien.st- Autgabe (Furtü..).

Revue de Cavalerie. (E)ezember 1899.) Die Beförderung der Leutnants in der Kavallerie. Neue Worte, alte Lieder (Forts.). Anmerkungen Über das militttrische Zureiten (Ports.). Die Kavallerie der I. u. II. deutschen Armee in den Tagen vom 7. zum 15. August 1870 (Obers, des Peletsehen Werkes.) (Pbrts.).

Revue d'ArtUIerie. (Januar 1900.) Peuerverteilung der Artil- lerie (Forts.). Schiefsvorschrift der deutschen Feldartillerie. An- merkung über das verdeckte Aufstellen der Batterien. Das auto- matische Mauser -Mehrladegewehr. Russischer Entwurf für das bchiefsen aus Küstengeschützen.

Revue du Genie militaire. (Januar 1900.) Studie über be- ständige Befestigung (Schlufs). Die deutschen Pioniere 1870 (Forts.). Automobiler Transporteur bei Schwebebahnen. Ventilation des Gott- hard-Tunnels.

La France nilitaire. Hr. 4738. Verteidigung der Kolonien unterseeische Kabellinien. Prankreich hat mit seinem Kolonialbesitz nur durch englische Kabel Verbindung. England kontrolliert dadurch im Frieden den französischen Handel: im Kriege mit England verliert Frankreich jede Verbindung mit seinen Kolonien. Der Krieg in Süd- Afrika hat dies zur Erkenntnis gebracht. Verschiedene Entwürfe liegen vor, aber das Sicherste für unsern afrikanischen Besitz, so sagt das Blatt, bleibt die telegraphische Verbindung auf dem Landweg durch die Sahara. Die Militär-Attaches werden für unentbehrlich erklärt, um sich über Veränderungen und Fortschritte in fremden Armeen auf dem

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Uaiduut in der MiUtÄr-Litteratar.

LtttftodeD m «riiatton. Fnuiknteh denke oieM dana, sie ateabe- nilen (?). Mw. 4789. Die Ureiebeii eines SfiÜBerfblgB. Der Plan der EngÜnder, ihre Streitkrfifle vieifiwh au teilen (petito paqaets) war fehlerhaft Der Schwerpunkt lag Im Osten« von Durban 9xd Pratoria.

Die kolonialen Unternehmungen gegen acUecht bewaffnete Völker- schaften oder Aufständische, Gegner ohne militärische Ausbildung, waren für die englische Armee eine ebenso schlechte Vorschule für den grofsen Krieg, wie die Peldzüge in Algerien vor 1870 für die Franzosen. Herbstmanöver. Die eine Partei soll aus dem V. und IX.. die andere aus dem IV. Armeekorps bestehen, zur ersteren stöfsl die 7.. zum letzteren die 1. und 6. Kavallerie-Division. Die Manöver sollen in der Gegend von Chateandnn sein. Kr. 4740. Die Festungen und die Strategie. Festungen bringen eine grofse Gefahr, wenn sie einen Teil der aktiven Truppe festlegen an einer Stelle, wo sie der Ent- wicklung der strategischen Manöver nicht zu gute kommen. Anwendung auf die Engländer in Ladysmith. Nr. 4741. Der kleine Krieg. IV. Herbstmanöver I>as IV, und X.Armeekorps mit der 1. Kavallerie- Division unter Brugere g*'g<*n das V. und IX. mit der .">. Kavallerie- Division unter Lucas, die Oberleitung hat Jamont. Nr. 4742. Mili- tärische Vorlagen. IV. Militär-Justiz. Nr. 4744. Die Lehre des Kriegs. Einfache Beobachtungen. Nr. 4746. 1899—1900. Betrachtung beim Jahres- und Jahrhundert-Weehsel. Hr. 4747. Das Avancement in der Inliuiterie. IL Sittliche Theorien. Die Engländer wollten am Tage der Sohlacht an der Alma ihre Truppen nicht in Marsch setzen» bevor sie ihr Frfihstttck eingenommen bitten. Auch jetzt wird den Eng^ ländem vorgeworfen, dafs sie zu sehr am Wohlleben hängen. Man soll dem Soldaten nicht blofs sagen, was er zu fordern, sondern auch was er zu leisten hat. Nr. 4749. Milit.irische Vorlagen. V. Die provi- sorische Annahme der mit der 1 nenstzcit sleigetulen Pensionen. Nr. 4750. Die Iststärken der Infanterie. I. Die Lanzenreiter. I. I»ie (ininde der Abschartung nach dem Kriege 1870/71 waren: Notwendigkeit, der gesamten Kavallerie eine Feuerwaffe zu geben; schwierige Ausbildung bei der verkürzten Dienstzeit; geringe Wahrscheinlichkeit von Kimpfen derKavallerie gegen Infonterie imZukunftskrieg; beimZosammenstofs der Kavallerie sei die Lanze von Nachteil Nach Ansicht des Verfassers waren die meisten Gründe nicht stichhaltig. JXr. 4761 Der kleine Krieg. V. Die Lanzenreiter IL Nr. 4753. Ausfall der ( bungen von Reserve und Territorial- Armee im Ausstellungsjahr. Nr. 4756. Die Iststärken der Infanterie. IL Es wird gegen die meisten Dispense von der vollen aktiven Dienstzeit auf Grund des Artikel 23 des Wehrgesetzes ge- sprochen, es genüge für die Lehrer und Geistlichen. Alle anderen könnten voll dienen, wie Advokaten, Arzte, Schüler von Handelsschulen etc. Nr. 4766. Dos ächiefsen in der Zukunft. Geht von der Über^ legenheit der Buren Uber die Bngl&nder infolge der SoUeJhfertigkeit aas.

Le Fregrta aülltaife. Nr. 8002. DerSftbel und das neue Regle- ment. — Daa Beflirderungs-Ritsel. I. Der südafrikanische Krieg

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Umschau in der Miliuir-Litterfttor.

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(Ports, in Nr. 2005, 2007, 2006). Vr. 2006. Die von der Beförderung AusgesohlosBenen. Hr. 2007. Ausgewählte Offiziere und Offiziere ohne

Zukunft. Nach dem Militärbudget. (Behandelt besonders die Untere Stellung der Kolonialarmee und der Küsten Verteidigung unter das Marine-Ministerium. I Nr. 2008. Öffentlichkeit der Beförderungsüsten.. Verwaltungs- und Satiitäls-Horsfuial der Kolonialarmee.

La Belgique railitaire. Nr. 1492. I'er anglo-transvaalsche Kriea: (Forts, in Nr. 1493, Hdb.) Nr. 1493. Lord Roberts. Die Krofsen Manöver. Studie über ihre Ausführung. Nr. 1494. Das belgische Gewehr, verglichen mit dem Trans vaal-Oewehr. Das Lyddite. Die Wirkungen Uehnkalibriger Geschoese.

Bevme militaire Misse. (Januar 1900.) ManOver^Eindrücke. Der indirekte Schufs. Die Befestigungen in Österreich-Ungarn.

Schweizerische Zeitschrift für Artillerie aad Genie. (Dezember 1899.) Die Thätigkeit der deutschen Festangsartillerie bei den Be- lagerungen, Beschiefsungen und Elnschliefsungen im deutsch- französi- schen KriofTo. (Hespr. d. Müllorschen Werkes.» Die neuen Vorschriften der deutschen Feldartillerie. Das rauchlose Maxim-Schüpphaus-Pulver.

Die BodeutunET des Exerzierplatzes und des Geländes für die Aus- bildung der Feldarlillerie.

AUgemdae Schweizerische Hiiit&rzeitung. (Jahrgang 1900) Mt. 1. Einige Beobachtungen bei den deutschen KaisermanOvem 1899 (Sehlufs in Nr. 2). Die Kriegslage auf dem westlichen Kriegsschau- |»latz. Hy. 2. Die Kriegslage in Südafrika. Hr. 3. Die Herbstmanöver 1899 (Fort.s in Nr. 4). Die Neuorganisation der deutschen Feld- artillerie. Nr. 4. Das Va-banque-Hpie! des Generals Buller.

Army and Navy üazette. Nr. 2082. Die militärische Lage in Südafrika. Zusanimenstelluni:; der iü'iegsereijrnisse, in taireweise geordneten Mitteilungen (Forts, in Nr. 2083). Verlustlisten, re^i- menterweise geordnet. Offizielle Aufstellung der Etappen-Linien in Südafrika, mit Angabe der zu diesem Zweck gebildeten Kommando- St&be. Hr. 2068. Die mflitärische Lage in Südafrika. Kritische Be- trachtung über die Niederlage des General Buller am Tugela. Das Kommando in Südafrika. Bemerkungen über die Sendung Lord Roberts zum Kriegsschauplatz. Saehverstindige und Kritiker. Richtet sich gegen die meist unverständigen Kritiken der öfTentlichen Blätter über die militärischen Mafsnahmen in Südafrika. Ursachen der Nieder- lage Bullers am Tugela. Urteile der deutschen Presse. Nament- liche V'erlustliste

Journal of the Royal United Service Institution. Nr. 262. Moderne Waffen in ihrem Einflufs auf Taktik und Organisation. All- gemeine Betrachtung über die taktischen Veränderungen in den letzten Jaluzehnten unter Hinweis auf die Erthhrungen in den letzten Kriegen.

Mttitär-Btatistisohe und strategische Betrachtung Indiens, mit einem zukünftigen Kriegsplan. Aus dem Russischen übersetzt. Ldbells Jahresberichte Über Veränderungen und Portschritte im Militärwesen.^

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Umschau in (ier iMilitar-Litteratur.

Neu-Organisation des SanitStswesens fm Heere. ~ Brief eines Offiziers aus Ladysmitli. Die Probe^Mobilmachung in Rulsland. Zn- -sammenstellungderdabeigemachten Br&hntngen.nachrussischen Quellen.

Army and Navy Journal. Nr. 1894. Bericht des General- majors Otis. Eingeliende Mitteilungen über seine Operationen auf den Philippinfn - Eine Xational-Universität. Verlang:t die Eintührunsr ■der Militär- Wissens chatten für die Akademie in Washington. Letzte Nachrichten aus Manilla. l»ie Lage in Südafrika. Nr. 1896. l>ie Operationen im Xonlen von Luzon. Mit Phin. Kriegsleben auf den Pllilippinen. Vor^chrit'ien i'ür das Sanitäts-Korps. Südafrika und •die Philippinen. Ein kritischer Vergleich. Der Krieg in Südafrika.

Bwsski InTBlid. Nr. 276. Aufnahme von Offizieren in die Nikolaus- Akademie des Generalstabes im Jahre 1899; von 285 Offizieren bestanden .55 die Aufnahnie-Prüfüng nicht, davon 12 wegen ungenügender Kennt- nisse in russischer Sprache: 153 Offiziere ^vurden in die Ak idemie aufgenommen, aufserdem ohne Prüfung 4 bulgarische Offiziere. Nr. 277. Die Kriegs-Akademie und ihre Aufgaben : von General-Major Mnksrhejew, Profes.*^or d. Gen.-St.-Ak.; Verfasser bespricht die Einrielitungen und die .\iilgaben der Kriegs-Akademien in Deutschland, Österreich und Frankr»'ich und stellt dieieniut n der Berliner Kriegsakademie als .Muster für die in Aussicht genommene Änderung der Organisation der rus- sischen Generalstabs-Akademie hin. Nr. 279. Bs werden 3 leichte Feldbatterien neuformiert, von denen je 1 der 19. Artillerie-Brigade» der 1. ostsibirischen Art.-Brig., und der 8. Schützen-Artillerie- Abteilung zugeteilt wird. Nr. 282. Bei der 3. Sappeur^Brigade (Mil.-Bez. K|jew) wird ein neues Sappeur-Bataillon (Nr. 21) formiert. Nr. 282. 284, 296. Die neue Vorschrift für die Verpflegung der Truppen im Kriege. Nr. 286. Die bisher mit der Michael-.\rtillerie-Akademie verbiindt^no Michael-Artillerie-Schule (Kriegsschub'l wird von ersterer getrennt und mit der Konstantin-Artillerie-Schule einem gemeinsamen Chef unter- stellt. Nr. 1/1900. Militärische Übersicht über das Jahr 1899. Nr. 2. Am 30. 12. la. St.) starb in Petersburg Generalleutnant Tillo, einer der wissenschafUich gebildetsten und gelehrtesten Offiziere der russischen Armee; bis Ende 1899 Kommandeur der 87. Division, wurde er wenige Tage vor leinem Tode in den regierenden Senat berufen; General T. war Vorsitzender der Abteilung für mathematische Geographie der russischen geographischen Gesellschaft, Ehrenmitglied der Berliner geographischen Gesellschaft, korrespondierendes Mitglied der Pariser und Petersi)urger Akademie der Wissenschaften u. s. w. Nr. 3. Kaiser- Manöver im Jahre 1900 |s, Aufsatz: „Armee- und .Marine-Nachrichten aus Hufsland"!. Das Reichsbudget für 1900. Nr. 5. r>ie Militär- schule in W'tdsk wird in ein Kadettenkorps mit beschranklcni sfchs- klassigen Kursus umgewandelt; die Hauptuulgabe des neuen Kadetten- korps besteht darin. Kadetten aus anderen Korps, welche in ihrer wissenschaftlichen Ausbildung surttckgeblieben sind, aufzunehmen und für den Eintritt in die .untere Klasse einer Junkerschule vorzubereiten.

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Umsobau in der Militär-Utteratur.

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Wajeiwüj Ssbornik. (Dezember 1899.) Skizze des Aufstandes in der Herzegowina 1875 und des Montenegrinisch-Tarldschen Krieges 1876 und 1877. Der Krieg (Übersetzung des Werkes von Clausewito) XII. Die Galizischen und Posenschen Banken wahrend des Auf- standes 1863 in Polen (Sclilufs). Das Schief8^vesen in den fremden Ai-meen. II. Noch etwas über das Pferd für den jungen Offizier. .Artilleristische Bemerkuniren. V. Die Überwindung künstlicher Hindernisse. - Materialien zur Frage über den r>ienst im I>onheere. Kurzer geschichtlicher Rückblick auf die Ableistung des Kriegs- dienstes seitens unseres Adels und die Bildung tMiier Reichswehr (Schlufs). Über die Bedingungen und die Aufgaben für die heutige Ausbildung und Erziehung des Soldaten. Der Sattel und das Gepäck der reitenden und fahrenden Artillerie. Die Notwendigkeit des MiUtftrgerichtes. Bemerkungen ttber die Pflichten der Mannschafben der Reserve. Die grofaen Manöver in Deutschland, Österreich- Ungarn und Itniien im Jahre 1899.

Isbofiiik Raswjedtschika. 1899. XIV. In Buchara. Die Re- montierung der Feld-Artillerie. .Aus den Briefen in meiner Junkerzeit 1849. Die Russen in Kreta. I>ie Altersgrenze.

Raswjedtsehik. Nr. 477. Das Regiment Nowo-Ingerinatinland im Manöver. L>as fünfzigjährige .Jubilautn des 2. Moskauer Kadetten- korps. Nr. 478. Taktisch« Beschäftigungen mit den Offizieren. Die Stellung der Offlzierburschen in der Familie des Offiziers. Reserve-RSder für die Geschütze und Munitionsfahrzeuge. Der Krieg in Transvaal. Nr. 479. Französische Offiziere in der russischen Schieis- schule. — Das englische TelegraphenbataiUon. Das Exerzieren zu Pub in der Artillerie Nr. 480. Die Duelle. Der Krieg in Sfid- afirika. General Joubert.

Wjestowoj (Litttnaturblatt) Nr. 53 enthält die Fortsetzung einer Übersicht über die Suworow-Litteratur. - [»io Schulbildung der Re- iüruten. ('bersicht über die russische SoKlaten-Bibliothek.

Russisches Artillerie-Journal. Nr. 12. Artilleristische Fragen. Zur Instruktion für die Leiirkommandos der Feldartillorie und Programm der Vorbereitung zu ihren Feuerwerkern. Unterrichtsschiefsen nach Blickfeuem. Einige Worte vom Projekt eines Reglements des Dienstes der FuHsartillerie. Gesellschaft zur Förderung der Militärwissen- schaften.

L'Italia militaro e marina. Nr. 289. Für die Offiziere des Ruhe- standes. Nr. 287. Stehende und improvisirte Heere. Nr. 290. Die Karabiniers im Prozefs Xotarbartolo. Abwehr von Anschuldigungen gegen einzelne Karabiniers, als hütten sie gecrenill)er von Mitghedern der Maffia Schwäche oder Begünstigung ge/ei^t Nr. 291. Die l)is- ziplin und der Zeitgeist. - Der Krieg in Transvaal und das englische Heer. Gute Zahlenangaben nach der „Nazione". Nr 294. Bekleidung und Ansrflstung. Nr. 295. Eine Avancementsft-age. Nr. 296. Die militärischen Bedbigungen am Anfange von 1900. Nr. 297. Neuer

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UniioIiAii In der Hi]Itfr*Ilttttttar.

Typ eines Schlachtschiffes vom Ingenieur Caniberti. 1900. Kr. 8. Die

militärische Lage von Italien am Anfanp: von 1900. Hr. 3. Das neue Reglement für die Kriegsschule. Nr. 6. Die Rüstungen und der Friede. Nr. 6. Das Fechten in den Regimentern. Nr. 8. Die Vergehon im Heere. Das Budget des Kriegsministeriums tür 1900/01 beträgt 239 Millionen Lire, davon 22970000 ordenüiches, 16030000 aufser- ordentliches. Nr. 9. Die Verbesserung der Arsenale. Die Torpedo- jäger „Fulmine** und „Lampo".

Rivista Militare Italiaaa. (16. Januar.) Was die Kavallerie ist und was sie sein mfilste. Knegshunde.

iisenito Italiaao« Hr. 156. Neues Reglement für den Territorial- dienst Hr. 1 (1900). Das italienische Heer 1899. Hr. 8. Die sosiale Frage und das Heer. Nr. 4. Der Krieg in Transvaal (Forts.). Hr. 5. Die Zusammensetzung der italienischen Kriegsflotte. Nr. 6. Beratungen über die Reorganisation der Alpentruppen. Nr. 7. Drei Monate Boeren- krieg (Forts, in Nr. 8). Nr. 8. Generale in politischer AUssion. Nr. 9 u. 10. Der Transvaalkrieg.

Revista cientiflco-militar. (Spanien.) Nr. 1. Die Selbstfahrer im Heere. England und Transvaal (Forts.).

MMBaiial delmgeBieros deli||«n^t«. (Spanien.) Hr. 11 Bäsen- babn-Projelrte. Seekrieg und Kttstenverteidigung (Ports.).

B«Ti8ta Militare. (Portugal.) Hr. 1 Der sttdafrikanische Kriag. Beförderung nach Wahl SelbstiUidige Kavallerie.

Krig.svetenskapsAkademiens-Handlingar. (Schweden.) Heft 84. Wie mufs ein Militarlazaret eingerichtet werden? Friedenskonferenz im Haag.

Norsk Militaert Tids.skrift. (Norwegen.) Heft U. .\ltc Regi- mentstli.strikte. Abteiiungsschiefsen der dänischen Infanterie.— Mitrail- icuben für Kavallerie.

Militaire Spectator. (Holland.) Nr. L Skoda - Schnellfeuerge- schtttse (mit Skizzen). Prinz Friedrich der Niederlande und seine Zelt. Mitteilungen über Land und Seemacht Chinas.

MlUtttire Qids. Hr. L Die Anlage des Transvaalkrieges. Die britischen Streitkrfifte in Südafrika.

H. Bücher.

Die Bedeutung der Deutschen Kriegsflotte für unsere Gegenwart und Zukunft. Von Dr. Heinrich Weber, Oberlehrer am Viktoria-Gymnasium in Potsdam. A. W. Hayns Erben, Berlin und Potsdam. Preis 25 Pfg.

Jülianoen seindt gut, aber eigene Krifle noch besaer^ heUat es im Testament des Grossen Kurfürsten» jenes weitblickenden Herrschers, der mit einer auf sem mfichtiges Gebot erstandenen brandenburgiscfaen Kriegsflotte Rügen eroberte und afrikanische Kolonien gründete. Dafs wir «eigene Kräfte" brauchen, eigene Kr&fte nicht nur zu Lande,

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Umsohaa in der MilitärJJtteratar.

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sondern auch zu Wasser, um durch Seegewait die Reichsgewalt zur Geltung zu bringen, diese Erkenntnis liat sich, dank der ernsten Thätigkeit unseres Kaiserlichen Kriegsherm, dank den nnanfhörliclien Bemühungen einsichtsvoller Fachm&nner und weitbliokender Vater- landsfivunde, in unserem Volke langsam, aber stetig Bahn gebrochen. Nach don verschiedensten Richtungen hat sich die Presse beeifert» aufklärend, belehrend und warnend auf die Gefahren hinzuweisen, die dem deutschen Handel, der deutschen Wohlfahrt, dem deutschen Ansehen drohen, wenn wir nicht alle Kraft daran setzen, uns eine Kriegstlotte zu scharten, die ein Wort mitsprechen kann, wo es sich um die Lebensinteressen des Reiches handelt. Und als sollte der deutsche Philister, der es noch immer nicht begreifen wollte, zu welchem Zwecke ihm solche «Opfer* zugemutet werden mflssen, durch die unerbittliche Logik krasser Thatsachen zum Bewußtsein der Lage gebracht werden, hat die rflcksiohtslose und widerrechtliche Beschlagnahme unserer Schiffe, wie wir sie in jUngster Zeit haben erleben müssen, auch denen die Augen gedflhet, die gleich dem Vogel Straufs den Kopf in den Busch stecken, um nicht zu sehen, was sie nicht sehen wollten

Trotz der vielen Flugschriften, in denen die Flotten frage, meist unter Hervorhebung der zwingenden Notwendigkeit einer ertieblicben Verstärkung unserer Seemacht, besprochen worden ist, mufs auf die vorliegende Broschüre als eine ungemein klare und den Kornpunkt treffende Abhandlung hingewiesen werden, das sind die «Jahrbflcher für Armee und Marine" ihren Lesern schuldig.

Der Verfasser begmnt mit einer Darlegung der MachtverfaÜtnisBe und der wirtschaftlichen Lage Deutschlands, wie die Orttndung des Reiches und die daraus sich ergebende Neugestaltung sie hervor- genifen hat. „So blühend und scheinbar wuhlgesichert auch unsere Ausfiihrindustrie hontitren Tages noch (iasleht, so ist doch für den weilerblickenden Wirtschaftsp(ditiker schon jetzt deutlich zu sehen, wie schwere Gefahren ihr in einer nahe liegenden Zukunft drohen.** Die Bevölkerung Deutschlands vermehrt sich in immer steigendem Mafse, die Industriebevölkerung gewinnt immer mehr das Ueber- gewicht tiber die Ackerbau treibende, „das Deutschland von heute mufe über die See verkaufen oder untergehen." Wir dürfen uns um keinen Preis «von der See abschneiden lassen", das wäre für Deutschland schlimmer, wie für jedes andere Land. Unsere Handelsflotte, die lÄngst die französische überholt hat und nach der englischen die zweite Stelle einnimmt, wird von 7 Panzerkreuzern geschützt, während Frankreich 37. England 110 solcher Kreuzer besitzt. Während unsere Kriegstlotte 1885 freilich in grofsem Abstände nach oben die dritte Stelle unter den Flotten der \\ eit euinahm. ist sie Jetzt von Rufsland, Amerika, Japan und Italien überholt, also in den siebenten Hang herabgesunken. Was das aber zu bedeuten hat, darüber belehrt uns England selbst, we^n in der Saturday Review (11. 9. 97)

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Umsohau in der Miiiiar-Liiteratur.

ZU lesen steht: „Es giebt in Suropa zwei groÜBe unversöhnliche ent- gegengesetzte Kräfte, zwei grolse Nationen, welche die ganze Weit zu ihrer Domäne machen mdchten, England und Deutschland wett- eifern miteinander in jedem Winkel des Erdballs. Wenn Deutsch- land morgen aus der Welt vertligt würde, so gäbe es übermorgen keinen Encrliindcr in ilor Welt, der nicht um so reicher sein Nsürde. Völker haben jalirelan,!? um ein Erbfol.irerecht oder eine t?tädt gekämpft; müssen sie nicht um einen jährlichen Handel von 250 Millionen Pfund ♦Sterling Krieg führen?**

In einem Kriege gegen England würden uns selbst die Unter- stützung der italienischen und Gsterreiohischen Flotte nichte helfen, und überdies würde gegen diesen Feind solche Hilfe nicht einmal zu haben sein. Hören wir die sehr auftichtige Saturday Review noch weiter: „England ist die einzige Grofsmacht. welche ohne enormes Risiko und ohne Zweifel am Erfolge Deutschland bekämpfen kann. Deutschlands Bund» ^Lrcnitssen würden nutzlos sein. Deutsch- lands Schiffe würden bald auf dem Grunde des Meeres liegen. Ham- burg und Bremen, der Ki<"ltM' Kanal und die (»stseehäten würden unter den Kanonen von Knghinü liegen. Wenn unser Werk geihan wäre, könnten wir 7ai Frankreich und Hufsland sagen: Nehmt inner- ijaib Deutiichlaüds was ihr wuilL, ihr könnt es haben I Ceterum censeo Qermaniam esse deleDdam.**

Diese Auslassungen lassen an übermütiger Unverfh>renheit nichts zu wünschen übrig. Wenn auch der wacl^ere Brite übersehen hat, dafis Frankreich und Ruisland gegenüber uns^ Landheer noch ein Wörtchen mitzusprechen hätte. w.Min es sich um die „Entschädigungen" handelt, so haben wir Deutsche den entgegengesetzten Hechnungsfehler geinacht, die Macht unseres henlichen Heeres zu ülterschätzen. weil wir unsere Erfolge von lb64 bis 1871 nur (i»'r Landarmee verdanken.

.,Wenn es so wie bisher weitergeht", sagte Heinrich von Treitschke angesichts der deutschen Wasserscheu, so eröffnet sich die gräfsliche Aussicht, dafs England und Rufsland sich in die Welt teilen; und da weifs man nicht^ was unsittlicher oder entsetzlicher wäre, die russische Knute oder der englische Geldbeutel.**

Seit der Marinevorlsge von 1898 haben sich die Verhältnisse total geändert: unser Kolonialbesitz hat sich wesentlich vermehrt und erweitert, sämtliche Seemächte entwickeln eine fieberhafte Thätigkeit, um ihre Flotten zu vermehien und in bessern Stand zu setzen. Amerika ist erfolgreich in diesen \\ ffrlH werb eingetreten.

Was jetzt von unsj-nn- Marineverwaltung gefordert wird, das sind keine „uferlosen Elotlenplan»'". sondern das thul uns nach des Kaisers Wort „bitler not", das beschränkt sich auf das äufserste Mafs des unbedingt Notwendigen.

Verfasser gedenkt am Schlüsse seiner Ausiührungen in anerkennen- der Weise des Deutschen Flotten vereine und seiner echt patrio- tischen Bestrebungen: «Wir haben hier in unserm durch den Partei-

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LImttoliau in der Militär-Litteratur.

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liader zerrissenen Vaterlande eine Vereinigung, die etwas betreibt« was nicht Paiteisache, sondom im eigentliclisten Sinne die gemein- same Saelie aller ist DaCs sie nielit umsonst thfitig ist, dafs die

Deutschen zur rechten Zeit die Einsicht gewinnen und in Thaten umr setzen, die sie befähigt, sich neben den riesigen Weltmächten unserer Tage und dor nahen Zukunft, neben den Angelsachsen und Russen

und Mongolen zu behaupten, djis walte Gott!"

Soweit der für die gute Sache wahrhaft l>egt isiei le l'rofessor. Möchte seine treffliche Schrift in recht viele Hände gelangen, möchte sie überall beherzigt werden, auf dafs ihre Worte Thaten zeugen.

P. V. S.

Der Krieg in Sfid-AIHk* lud seine Lehren für Devtseh-Sfidwest* AfHlLa. Von Dr. Georg Hartmann. Nach einem Vortrag, ge»

halten in der Abteilung Bremen der I 'eutschon Kolonial- üesellschaft. Berlin 1900. K. S. Mittler & Sohn. Preis 75 Pfg.

Ans der kleinen Schrift sprieht ein sachkundiger Militär (Verfasser \v?\r bis vor kurzem aktiver Üflizierl und ein gereifter Kolonial- politiker: er kennt zwar aus eigener Ansehaiiung weder die Buren- staiiten noch Britisch Siid-AlVika. um so genauer aber unser südwest- afrikanisches Schutzgebiet. Die Schilderung der Verhältnisse in letzterem steht daher im Vordergrund und bietet Kolonialfreunden viel Wissenswerthes. Was in Kürze Über die Vorgeschichte und den Verlauf des Krieges gesagt wird, ist grofsentheils aus Zimmer^ manns Sammlung II. Bd, und aus zahlreichen Aufe&tzen in der mili- tirischen und Tagesütteratur bekannt.

Die eigenartigen kriegsgeschichtlichen Erscheinungen werden in fachmännisch klarer Weise auf die Eigenait der kriegführenden Heere und des Kriegsschauplatzes zurüekgt'Kihrt. Sehr richtig wird beioiii. dafs diese Erscheinungen allgemein«' Schlüsse und Ldiren nicht zulassen. Alle Versuche. Milizheere oder berittene Inianterit^ als vorbildlich auch für europäische Verhältnisse hinzustellen, werden mit Recht als laienliaft und utopisch bezeichnet

Neu und von hohem Interesse ist der Ausbliclc, den Dr. Hart- mann fQr den Ausgang des Krieges eröffnet.

Unterliegen die Buren, so werden ihre nächsten ntreks** wohl auch nach Deutsch-Südwestafrika sich richten ; dann haben wir mit dem „schwierigen Unterthan", wie r>r. H. den Buren nennt, zu rechnen. Vermehrung der Seliutztruppe würde die hieraus er- wachsenden Schwierigkeiten nicht paralysieren: nur massenweise Ansiedelung verlässiger, deutscher Elemente und Festhalten an dem System der allgemeinen Weiirptlieht auch in der Kolonie konnte dauernd das erforderliche Gegengewicht herstellen. Diesen not- wendigen Zuzug deutscher Kolonisten könnte aber nur eine blühende Uinenindustrie (Kupferminen) anlocken. Ich sehe hier einen inneren Widerspruch; denn die verlftssigsten Elemente sind es gerade

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Ümschau in der Militär-Ldtteratiir.

nioht, die im transvaalisohen Rand, in Kimberiey und Klondyke sn- «ammenströmten! Und Leute, die in den li^nen schnellen und reichen Brwerb finden, sind auch muxig geneigt^ der aUgemeinen

Wehrpflicht zu genügen, die aie auf mehrere Jalire des Oeldgewrinnes beraubt. Einfacher liegt, wie auch Dr. Hartmann meint, die Sache jedenfalls, wenn die Buren im Siege bleiben; dann haben wir nur als Nachbarn mit ihnen zu rechnen: auch in diesem Falle ist es unab- weislich. ein starkes deutsches Element in Südwestafrika zu haben.

Ob Verfasser Recht hat. eine Vergewaltigung unserer Interessen in Südwestafrika durch englisches Kapital seit der Beteiligung der Diskonto-GesellschafI an der South West AlHoa Co. nicht melir zu befftrchten, entzieht sich unserem Urteil. Kaum aber dürfte er es heute ~ nach der Behandlung der deutschen Schiffe noch fflr «unAiir und undankbar* halten, die englischen Kapitalisten aus der Kolonie zu verdrängen. Wir denken, dafs künftig bei jeder Berührung mit Engländern nur kalter, rücksichtsloser Egoismus am Platze ist. Hat sich doch leider auch des Verfassers Behauptung, „die englisclie Politik wisse sehr wohl mit der Machtzitier i »eutschiands in der Weltpolitik zu rechnen", in den letzten Tagen als Trugsclilufs erwiesen! Um so mein* gilt „die zweite grofse Wahrheit", von der er spricht, die Notwendigkeit der Verstärkung der deutschen Flotte!

DarsleiliiBgeii aus der Bayeriseheii Kflegs« und Heemgesehiolite.

Herausgegeben vom K. B. Kriegsarchiv. Heft 8. München 1899. J. Lindauersche Buchhandlung.

Die beiden ersten Abhandlungen dieses Heftes verdienen beson« dere Anerkennung, da sie wertvolle, weit über die bayerischen Ver- hältnisse hinausgehende Aufschlüsse über bis jetzt wenitrer bekannte Ereignisse zum Nutzen der ge.sammten deutschen kriegsgeschichihehen Lilteratur geben. Die erste Studie betitelt sich: „Wilhelm III. von England und Max Emanuol von Bayern im niederlän- dischen Krieg 1692 bis 1697** von Karl Ritter von Landmann, K. B. Generalmigor und Kommandeur der 2. Feld-Artillerie-Brlgade. (Mit 11 Kartenskiizen im Text und 1 Uebersichtsiuurte.)

Dem Herrn Verfasser, welcher durch die im verflossenen Jahre im Buchhandel erschienene Arbeit über „L)ie Kriegführung des Kur- fürsten Max Emanuel von Bayern in den Jahren 1703 und 1704" München 1898. 8«. C. H. Becksche Verlat::sbuchhandlung Oskar Beck sich als Schriftsteller sehr vorteilhaft bekannt gemaciii hat. ist es auch hitT gelungen, in knapper und übersichtlicher 1 Darstellung unter Beniitzunp vielfach noch unverütl'entlichter Akten aus geheimen Haus- und Staatsarchiven, manche bisher noch dunkle Verhältnisse in politischer wie kriegsgesohichtlicher Beziehung aufzuklären. (Die Einleitung lilist uns die Umst&nde und Beweggründe Icennen lernen« welche die beiden Ffirsten zu gemeinsamer Th&tigkeit in den spanischen Niederlanden geführt haben. Hierauf folgt die Besprechung

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Umiohma in der MmtMr-Littecatnr.

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der politischen und militärischen Verhältnisse im Frühjahr 1692 und dann eine treffliche Schilderung der beiderseitigen Armeen. Aul' der einen Seite das aus den verschiedensten Teilen zusammengesetzte Heer der Verbilndeten olme einheitliche Organisation, Auabildung und BewaAiung unter der Oberieitung eines Pflhrera (WiUlelm III.) von zweifelhafter BefShigung, welcher noch dazu mit den Wfinschen der zahlreichen Kontingentsherm rechnen mufste, auf der andern Seite eine einheitliche, nationaiOp von kriegserfahrenen und ruhmgekrönten Foldherrn geführte Armee. DaTs aber dennoch durch die Tapferkeit der deutschen Truppen es standen brandenburgsche, lüttichscho, hannuveraniöche und braunschweigsche Heeresteile gegen Öubsidien in englischen, holländischen und spanischen Diensten unter einer selbständigen Leitung des genialen Türkenbezwingers Max Emanuel grofae Brfolge hätten errungen werden können, beweist deren Thätigkeit in der Schiacht bei Neerwinden. Hier stellt die FOhrung dieser Truppen durch benannten Peldherrn eines der schönsten Ruhmea- bUttter in der Qeachichte dieses Pürsten dar, welcher nach dem dritten Angriff auf seine Stellung durch stark überlegene Krfifte noch nicht weichen zu dürfen glaubte und mit den 10 Schwadronen seiner bayerischen Kürassierregimonter Arco und Weikhel nochmals dem Feinde sich entgegengewoi len und ihm den rfieg entreifsen wollte.

Wir sehen der Fortsetzung der Studie, welche mit dem Fall von Charleroi (1693) absclüiefst, im nächstjährigen Hefte mit Interesse entgegen.

Die zweite Abhandlung: „Die Operationen dea im Reichs- dienste stehenden Neckarkorps innerhalb des Grofa- herzogtnms Baden während des Sommers 1841).* (Vom ver- storbenen Oberstleutnant dea k. bayer. Generalquartienneisterstabs Kail

V. Liel) iat der Abdruck einer dienstlich eingereichten Denkschrift dea als Generalstabschet bei genanntem Korps dienstthuenden Verfassers, worin die Operationen des plötzlich gebildeten Reichskorps dargelegt werden. Zum ersten Male wirktt>n hier Truppen vieler deutschen Staaten unter preufsischer Oberleitung zusammen, da das Korps aus nicht weniger als 11 (später sogar 13) Kontingenten zusammengesetzt und dem damaligen Reichskriegsminisier, dem k. preu/s. General- leutnant Peucker unterstellt war. Von besonderer Wichtigkeit sind die verschiedenen Operationsbefehle, deren Abftosung zwar den heutigen Lapidarstil sehr vermissen. Jedoch neben den meist weitaua- greifenden Anordnungen auch die maßgebenden Beweggründe ersehen lassen. Sehr beachtenswert sind die der Abhandlung beigenonmienen Dokumente, welche in Gernsbach gefunden worden waren und den Plan Struves zur bereits eingeleiteten Erregung des Aufruhrs in Württemberg und dessen Unterstützung vom Seekreise und Schwarz- wald aus enthielten. Nicht minder ist auch die Durchsicht der Beilage ^Denkschrift über das Verpflegsgeschäft bei der Reichsarmoe (Nockar- korps) während des Feldzuges in Baden" zu empfehlen, da diese uns JftkrkleHw ftr dto 4*mtMto Arm«« aad Muim. B<. 114. $. 94

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Unuoluui in dor MUifeSr-Iittentnr.

so recht die aus Mangel an Erfahrun^r nach langer Friodonszoit, an Einheit im Kommando und an gleichen Dienstesvorschnlten zu Tage getretenen Mif.sstände gegenüber den glücklich errungenen Vorteilen der heutigen einheitlichen Einrichtungen vor Auge führen.

Der dritte und letzte Ten bringt: „Bayerische Einselthaten und Gefechtsbüder ans dem deutsch-französischen Kriege 1870/71.** Gesammelt und bearbeitet zumeist nach Kriegsministerial- Akten und Aufzeichnungen der Truppenteile von Adolf von Erhard, Oberst z. D. und Vorstand des Kriegs-Archivs.

Ursprünglich zur Aufnahme in dem soeben erschienenen 3. Bande des vom letzerwähnton Archive neuvcrfafstcn Werkes: „Der Bayerische Soldat im Felde'* bestimmt, mufsten die (33) Erzählungen hervor- ragender Thaten. welche in diesem Bande aus riiiimlichen Gründen keine Aufnahme mehr finden konnten, in die „Darstellungen" ein- gereiht werden. Daraus entsprang aber auch der Vorteil, dafs die Schilderung nicht in die knappe Form geprefst zu werden brauchte, wie diese beim Werke selbst mit Rflcksicht auf dessen Handlichkeit einer- und auf die Ansammlung des gewaltigen Stoffes andrerseits geboten schien, sondern ausffihriicher und stilistisch schwungvoller t»ehandelt werdi n konnten. Proi von chauvinistischer Färbung und eitler Ruhmsi'lii^ktMt, in einfacher und doch vielfach begeisternder Abfassung würden iiianchi' der Eraählungen zur Aufnahme in die Lesebücher für die reifere Jugend vorzüglich sich eignen.

Die Vorführungen geben uns aber auch willkommenen Anlafs, auf das oben angeführte Werk selbst gebührend hinzuweisen. Das schon im Jahre 1858 mshienene Buch schilderte in 288 Aufsätzen die Thaten der Helden in den Kriegsjahren 1805 mit 1815. Da jedoch durch den Jahrzehnte langen ausgiebigen Gebrauch in Käsern- undWacht- stuben nur mehr Fragmente hiervon llbrig geblieben waren, erachtete das Bayer. Kriegsministerium eine Neubearbeitung und zugleich Erweiterung durch Beinahme von Erzählungen aus den Feldzügen 1849, 1866 und besonders 1870/71 als notwendig und beauftragte hiemit das (1885 aufgestellte) Kriegsarchiv Dafs die Aufgabe glänzende Lösung fände, vc^rbürgte schon der Name des Vorstandes dieser Stelle, welcher sich der mühevollen Arbeit selbst unterzog. Wenn je ein Werk geeigen- schaftet erscheint, im besten Sinn des Wortes populär zu werden, so ist es dieses. Schon die Oberschriften der einzelnen Schilderungen, welche den Kern des Inhalts sofort erkennen lassen, sind gewählt und packend. Durch die den Namen der Tapferen beigesetzten Bezeichnungen der damaligen und heutigen Heeresteile bis zur Kom- pagnie herab, sowie durch Angabe der Heimatgemeinde wird zudem neben dem kameradschaftlichen Interesse auch das heimatliche geweckt: die Erzählungen werden gelesen und. was die Hauptsache bleibt, dank dem unsitem Volksempfindon glücklich angepafst«n Vor- trage auch verstanden und im Gedächtnisse behalten. In die Heimat zurückgekehrt, erzählt der Reservist die Thaten namentlich der Lands-

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Umselitii ia der llflltBr-Littttratiir.

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leute weiter und so vererbt sich das hohe Lied von der Pflicht- und Könipstroiic auch auf Kinder und Kindeskinder, als eine unvcrsiepfbare Quelle zur Krhaltunir und Kräfti^^ung' dor roinston Vaterlandsliebe. Da sich die Erzählungen nicht allein auf (iie Thatcn im Rahmen {TTöfsorer Heereskörpor erstrecken. sonrieiTi am-h jene ans Licht ge- zogen werden, welche innerhalb der einzelnen Teile des grofsen Heeres-M echanismus sich abspielten« so wirkt das Werk durch den ffinblick in solche sonst meist unbekannte Verhältnisse auch mili- tärisch erzieherisch und erhebend fQr alle, welche fem von der grofsen Masse wirken müssen.

Wir beneiden die bayerischen Kameraden um dieses herrliche Werk und wünschten sehr, dafs ein gleiches Unternehmen auch bei den übrigen deutschen Kontingenten vielleicht Armeekorpsweise in das Leben gerufen würde, zur Verküudigunir der Heldeiithaten der Väter und zur Xacheiferung für die zukünftigen Vaierlandsvei teidiger. An Stüfl' hiezu hat es ja in der deutschen Armee nie gefehlt. Mef sy s.

Der Krieg von 1806 und 1S07. Bearbeitet von Oscar von Lettow- Vorbock, Oberst a. D. Erster Band. Jena und Auerstädt, Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Mit einer ('bcrsichts- skizze, 3 Schlachtplänen u. 18 Skizzen. Berlin E. S. Mittler &

tSohn Preis 10 Mark. Die lb9Ü erschienene erste Auflage dieses ausgezeichneten Oeschichtswerkes hat in den „Jahrbüchern'* bereits gebührende Wür- digung erfahren. Die Thatsache, da& jetzt schon eine zweite Auflage nötig wurde, spricht für die glänzende Aufhahme, welche Lettows «Krieg von 1806 und 1807" gefunden hat. Einstimmig wurde dieses Werk als eines der lehrreichsten und gediegensten zur Gesctüchte der napoleonischen Zeit bezeichnet. Die nunmehr im Erscheinen begrÜTene zweite Auflage hat zahlreiche mittlerweile neu erschlossene Quellen benutzen können, z. B. der in den „Jahrbüchern" veröff*entlichte Nach- lafs Rücheis, die Memoiren von Haug\vitz u. s. w. Für die Richtigkeit von Lettows Behauptung, „dafs Napoleon nach dem Eingang der Nachricht von der Verwerfung des Oubrilschen Vertrages durch den Zaren zum Kriege gegen Freufsen entschlossen war*", die von beachtenswerter Seite angezweifelt wurde, haben sich neue Beläge gefunden in «Correspondance de Napoleon und der „Lettres in- edites de Napoleon I**. Femer ist der zweiten Auflage eine mehrfach gewünschte Ubersichtsskizze des Kriegsschauplatzes beigegeben worden, auch wiiidi n die Pläne und meisten Skizzen derart ergänzt, dals zwischen ihnen und dem Texte nun völlige Übereinstimmung er- zielt ist I.

Forsehimgeii und Urknndeii lur Geflehiehte der Unlfermierung der

Preufaisehen Armee. 1713—1807. Von Gustav Lehmann (Wirklicher Geheimer Kriegsrat). Erster Teil. Berlin 1900. E. S. MitÜer 4e Sohn. Pi-eis 4 Mark.

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UmsolMn in der HiUtär-Lttter«tiir.

Obwohl es an Darstellungen der Uiiiforraierung der Preufsischen Armee bis zum Jahre 1807 keineswegs mangelt, so doch an zu- verlftSBigen und genauen Nachrichten über die Eänzelheiten der- selben. Dies liat selbst der Altmeister Menzel bei Herstellung seines rühmlich bekannten Werkes ,Die Soldaten Friedrichs des Qrofsen'* er- fahren mflssen. Es hat dies, wie auch der Herr Verfasser Yor- liegender Schrift hervorhebt, seinen Qrund darin, dafs die Katastrophe von 1806 unmittelbar und mittelbar unglaubliche Verluste an Akten und Archivalien im Gefolge gehabt hat. Ist es doch Thalsache, dafs wertvolle und unersetzliche Regimentsakten in der Franzosenzeit zu Patronenhülsen verarbeitet worden sind! Um so erfreulicher ist OS, dafs Geheimrat Lehmann in unermüdlicher Forschungsarbeit doch noch eine sehr grofse Zahl an vielen Stellen verstreuter Urkunden zur Uniformierungsgeschichte an das Tageslicht gezogen hat und in denselben uns nun wirklich genaue Nachrichten Aber die Unifor- mimng in dem angedeuteten Zeiträume au geben vermsg. Es sind im Oanzen 15 hier verfiffentlichte Urkunden. Die wichtigste stammt aus einer Sammlung dt s Landgrafen Ludwig IX. von Heßsen-Darrastadt, der in 5 „Montierungskammorn" über 3000 Stücke von Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken der fVeufsischen Armee aufgestellt hatte. Diese Sammlung ist der franzi>sischen Revolution zum Opfer gefallen, aber das mit grofser Sorglalt geführte Inventar ist erhalten und hier wörtlich mitgeteilt. No. I der Urkunden ist betitelt: Uniformen, und Ausrüstungsstücke 1740 bis 1718. (83 Seiten.) No. II. „Extract auch nnterthänigster Rapport* der für alle Regimenter erforderlichen Uniformproben (1724). No. III. Beschreibung der Uniformirung einiger Infanterieregimenter (1732). No. IV. Nachrichten zur (Jeschichte der Uniformirung des Regiments von Boroke (1713—1736). No. V. Be- schreibung der beim Tode Friedrich Wilhelms L getragenen Uniformen (Ende 1797 gesammelt) u. s. w. Es ist ein wahrer Schatz an Materialien zur Uniformierungsgeschichte der alten preufsischen .\rmee in diesen Blättern zusammengetragen worden. Nicht nur Freunde unserer vaterländischen Hoeresgeschichtc, sondern vor allem auch Geschichtsmaler vom Fache, werden ihre Freude an demselben haben und diese Schätze nutzbar zu machen wissen. Dem um unsere Heeresgeschichte hochverdienten Herrn Verüuser sei fiir diese aber- malige Bereicherung der einschlagigen Lttteratur unser wSrmster Dank hiermit erstattet I.

Wehrkraft und Jugenderziehung von Lorenz. Herausgegeben vom Centralausschufs ziu* Förderung der Volks- und Jugendspiele in Deutschland. Leipzig 1899. Fr. Voigtländer. Preis 1 Mark. Ein prächtiges, zeitgemäfses Büchlein, das seinen Preis wert ist und mehr! Hervorgegangen ist die Schrift aus einem Vortrage, den der Verfasser im Au t trage des im Titel genannten Centraiausschusses in Königsberg i. Pr. über das Thema hielt: „Welche Anforderungen

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Umsohaa in der MilitSr-IitterAtnr.

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stellt der Heeresdienst an die moraliachen und körperlichen Eigen- schaften der Jünglinge, und wie kann die Jugenderziehung im LUenste der nattonalen Wehrkraft die Vorbedingungen dazu schalTen?*

Von vornherein sei bemerkt, dafs der Verflwser mit Recht ein entsohiedener Gegner der nntzlosen, ja gemeinachädlichen Soldaten- spielerei ist, wie sie in den vielgepriesenen Jugend wehren i^übt wird. bezw. geübt werden soll. Wohl will der Verfasser die Jugend vorbilden für den Heeresdienst durch Stählung ihrer Körper- und Seelenkräfte, aber er warnt ernstlich davor, den Bildnern und Rr/iehern des Heeres vorzeitig ins Handwerk zu pfuschen. Die Eleven der Jugendwehr würden mit dem dünkelhaften Hewufstsoin in die Armee treten, dafs sie eigentlich nicht viel mehr zu lernen brauchten, während man im GegenteU gerade bei ihnen erst recht wieder von vorn an- fangen müsse, nachdem man ilinen mit Mühe klar gemacht, dafs sie alle diese schönen vermeintlichen Vorkenntnisse erst wieder verlernen müfeten. Die Jugendwehr-Schwftrmer glauben freilich, dab man mit dieser Einrichtung die Dienstzeit noch viel mehr abkürzen könne es wäre dann nur noch ein Schritt zur Miliz.

Von ;>llen solchen Irrlehren hält sich der Verfasser nicht nur flrei, sondern er bekämpft sie aiisdrücklich und überzeugend.

Als Fundamente der moralischen Anforderungen an die Wehr- kraft werden bfzeichnet: Gottesfurcht, unbedingte Treue zum Kaiser und Landesfürsten, \ aterlandsliebe. nationales Ehrgefühl, Opferwilligkeit, der Geist des Gehorsams und der Zucht.

Kurz und schlagend werden die Schwärmer vom ewigen Frieden abgewiesen. Hierbei werden diejenigen, die über die ftirohtbaren Verluste in den Schlachten klagen, auf die Thatsache auftnerksam gemacht, dafs im Deutschen Reiche al^ährlich 25000 Menschen eines gewaltsamen Todes sterben, während im ft'anzösischen Kriege 41122 Offiziere und Soldaten, gefallen sind. Mithin sind in 25 Friedens- jahren nach dem Kriege fünfzehnmal soviel Menschen eines gewalt- samen Todes gestorben, als in den Schlachten von 1870/71. Auch die bekannte Thatsache wird erwähnt, dafs die modernen Schlachten prozentmäfsig viel geringere Verluste aufweisen, als die Kämpfe älterer Zeiten.

Eingehende Anweisungen werden gegeben für die moralische Erziehung der Jugend: Furchtlosi^eit und Mut soll errungen werden durch Überzeugen und Gewöhnen. Für die Überzeugung werden packende Vorbflder empfohlen; für die Gewöhnung is es doch wichtig, dafs der Zögling stets furchtlos die Wahrheit sagt. Um auf die Mühsale anstrengenden Marsches vorzubereiten ist es wichtig, dafs der grofsen Masse unseres Volkes schon in der Jugend die Fähigkeit zu ausdauerndem Marschieren eingepflanzt wird. Verfasser spricht von der Nervosität unseres Geschlechts, von den vielen schwächenden Zeitverhältnissen, denen entgegengearbeitet werden mufs durch die Stählung eines unbeugsamen Willens und durch die Schulung

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UnnelMu in der Militltr-Utteratiir.

eines wideretandsiUhigen Körpers. Das städtische Treiben ist ent- ner\'end. dor Born, aus dem die Heere ihre besten Kräfte schöpfen, ist das Land. Das moderne Biertrinken, die leidige Genufssucht ist ein gefaliHichtT Feind unserer Wehrkraft. Turnen, .Jugendspiele und Turnmarsche sind die drei Hauptgebiote der leiblichen filrzichung. L eiter die Art und Weise, wie das Turnen j::etrieben werden soll, ver- breitet sich der Verfasser in ausführlichen und beherzigenswerten Darlegungen. Die edelste l*erle des angewandten Turnens ist das Jugendspiel; Verfilsser weist nach, wie die Jugendspiele auf die Kr&itigung und Gesundheit des Körpers wirlcen Icönnen, wenn sie zweckmilbig geleitet werden. Die Knabenschulen aller Grade haben den Turn marsch als einen Zweig des Lehrplans in grundsatzliche und geordnete Pflege zu nehmen. Indem bei den Märscheu der Blick ins Weite schweift, wird auch die leidige Kurzsichtigkeit bekämpft. Damit eine Anregung dazu gegeben wird, soll man das Schätzen der Entfernungen iil»en Als Höhepunkt der Jugendspiele und damit ver- bundenen Wetikarnpfe möge die Feier des Hedanfestes dienen. Alle geistige und leibliche Erziehung soll auch insbe.sundere der ent- setzlichen Verrohung unserer Jugend entgegenwirken; dies sei eine hechwichtige Aufgabe für den Lehrer der Jugend. Jetzt erhält die Armee alljährlich eine betr&chtUche Anzahl unzuverlilssiger, sittlich verdorbener Elemente, die sich der militftrischen Zucht nur wider- willig unterwerfen und durch schlechtes Beispiel nachteilig wirlcen. Sehr richtig mahnt der Verfasser im letzten Kapitel zur Heranbildung eines moralisch tüchtigen Lehrerstandes, l'nsere Seminar- bildunir erzeugt oft Halbbildung, Dünkel, falsches streiken und Unzufriedenheit. Davon kann sich jeder überzeugen, der (lelegenheit hat, das Wirken mancher unserer Volk.sschullehrer zu beobachten. „Wer erziehen will, mufs selbst erzogen seinl" hat unser Kaiser gesagt. „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft"*, so heifst es im Schlufswort in Übereinstimmung mit dem Stahlschen Ausspruch: «Wer die Schule hat, hat die Zulninft.''

Die aphoristischen Anführungen, die wir hier gegeben haben, mögen die Anregung bieten, die trefTliche Schrift selbst zur Hand zu nehmen ; niemand wird sie unbefriedigt aus der Hand legen."

P. V. S.

Die Gefallenen der Sehlachten um Metz 1870. Die Verlustlisten dor an den Kämpfen um Metz 1870 beteiligten deutschen Regimenter. Nach den vorhandenen ainiliehen Quellen zusainiiiengestellt und bearbeitet von A. Geibel. Melz 1899. G. Lang. Preis 80 Pfg. Der Verfasser dieser Schrift hat^ sich stützend auf die ihm von den beteiligten Regimentern zur Verfügung gestellten namentlichen Veriustlisten, diese, geordnet nach den Armeekoips» und in diesem Rahmen wiederum regunenter- und kompagnieweise geordnet, die Namen aller Qetallenen unter Angabe der Dienststelluug, Jedoch ohne

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Umsohan in der MiUtir-Litterattu-.

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Vornamen« hier wiedergegeben. Ein Zug des Todes ohne Gleichen. Leider fehlen die Namen der Gefallenen einiger Trappenteile» an-

L'eMit h, weil sich dieselben bei dem Regimonte nicht mehr feststellen liefsen" (so bei Xr. 78, auch der 3. Landwehr-Division) oder: „von dem Refjimente nicht zu erlangen waren" (Inf.-Iu p;. Nr. 52|. Wir hütten gewünscht, dafs den Namen auch der Schlachtla.ix. ;in dem die He- tretVenden fielen, beigefügt worden wäre. Den Teiineliniern an den blutigen Schlachten um Metz, aber auch den Angehörigen der Gefallenen wird dieses Verzeichnis der dort heldenhaft gebliebenen Krieger ein manchem stillen Wunsche entsprechendes litterarisches Denlanal sein. 4.

Um die Erde mit 8. H. S. „hei^üf^ iiir FlaggeBhUisiuig in Asgi»-

Peqtuena. Nach Tagebüchern und mit 46 Illustrationen des Korvetten-Kapitäns a. D. Kohlhauer. Herausgegeben von H. Meville. Berlin, Karl j^iegismund.

„Noch einmal sattle mir den Hippoj^ryphen zum Kitt ins alte romantische Land" so mufste man mit dem I »ichter ausrufen angesichts dieses anziehenden Buches, das uns aiiscliaulich und lebensfrisch in eine vergangene Zeit zurückführt, in eine Zeit, wo zwar der fliegende Holländer nicht mehr den Ocean unsicher machte, wo aber neben den gepanzerten Dampfkolossen noch die schlanke Fregatte ihren Platz behauptete, mit ihren hochragenden Masten und vom Winde ge- schwellten Segeln, bald in rahiger Fahrt das leichtbewegte Meer durchfahrend, bald gleich dem ungestümen Renner sich bäumend vor hochgehenden Wogen, kühn und sieghaft den Meergöttern trotzend.

Mit den Seglern ist ein gut Stück Seegröfse geschwunden auf Niiiniierwiedersehen. Selbst in den Handelsflotten werden die Segel- schille mehr und mehr von den Dampfern verdrangt; in den Kriegs- marinen der Gegenwart, wo die ehernen Kiesen mit ihren gigan- tischen Gliedern und ihrem glutgeschwellten Odem das Meer be- herrschen, werden die Segelman5ver fhst nur noch auf Schulschiffen geübt die Panzer haben keinen Raum mehr fElr Masten und Segel, Aeolus hat die Meerherrschalt an Vulcan abgetreten.

Und doch sind erst 16 Jahre vergangen,, seit die Leipzig ihre Reise um die Erde machte und seit ihre wackere Mannschaft der Flaggenhlssung von Angra-Pequena beiwohnte. Freilich war auch die Leipzig mit Maschine und Schraube ausgerüstet und machte häufig Gebrauch von der I »ampfkraft. Aber mit ihren Masten und ihrer Takelage bot das schlanke Schiff den Anblick einer Segel- fregatte und in Meeresstille und Sturm bewährte sie sich als wackerer Segler, ihre Bemannung als unerschrockene Seeleute, die auf den Rasen wie auf dem Mars sich heimisch fühlten und dem Boreas «in Schnippchen schlugen.

Der Verfasser hat Herz und Verständnis fttr die Poesie 4es Meeres; dem Ocean und dem Kampf mit Wind und Wetter, aber auch

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CJmsohaa in der Miiitär-litterator.

dem frOhlichdn Treiben auf dem Seldffe ist der gröfste Teil der Be- schreibung gewidmet» wihrend die kleinen Ausflöge an Land nur eine anmutige Abwecbslung bieten sollen; dabei wird das Getriebe und der Dienst an Bord eingehend und veivtftndlich gessbUdert, ohne

durch Häufung von Einzelheiten und technischen AusdrQclcen zu er- müden. „In der Atlantic Im Passat Weihnachten Im stillen Ocean Tn sohlechtem Wetter Um das Kap" bieten besonders ansprechende und lebendige Schilderungen. Das Buch ist fesselnd von Anfang bis zu Ende, es läfst den Leser nicht los und die Schlufsinspizierung vor dem Kieler Hafen durch die gestrengen Admirale wii'd man mit demselben Interesse lesen, wie die Ansprache des nicht minder gestrengen Qottes Neptun beim Passieren der Unie.

Natfirlich ist das Buch illustriert, bei einem Seebuch, das noch dazu anschaulich sein soll, auch gamicht zu tadeln. Jedoch sind nur die gröfseren Bilder einigermafsen befriedigend ausgefallen, wogegen ▼on den kleinen in den Text gestreuten Ansichten manche vdUig un* genügend und nichtssagend erscheinen.

Das Buch aber ist unteriiaitend, belehrend und emp f e h 1 e n s w er t

P. V. S.

Mit S. M. S. „Nixe** nach Kamerun 1897 98. Reise-Skizzen und Bilder von R. v. Uslar, Landrat. Mit 30 Illustrationen und einer Karte. Altenburg, Si Geibel. Preis 4,60 Hk. Die vorliegenden Reiseeindriiclce sind tür jeden, der über das Leben und Treiben auf ebiem grofsen Schiffe, das in erster Linie sum «Segeln** bestimmt ist, das zudem aber als deutsches Kriegsschiff zur Ausbildung der Schifli^ungen dient, noch nicht orientiert ist, von In- teresse. Denn gerade weil der Verfasser als Laie diese Fahrt mit- machte, hat er unparteiisch seine Eindnicke wiedergebeii können. Und da dürfen wir es mit Stolz konstatieren, dafs das, was Herr von Uslar über S. M. S. „Nixe" und seine Besatzung erzählt, der Marine zu hoher Ehre gereicht. Aber auch für denjenigen der Leser, der Natur, Laad und Leute kennen lernen möchte, bietet das Buch viel Hübsches. Ich greife hier nur die treffliche Schilderung der berilhrten und be- suchten StSdte wie Amsterdam, Dartmouth, Vigo, Lissabon etc. heraus; ich mache auf die Beschreibung der Marokicanischen Zustände, von Madeira, La Palmas, St Vincent und Preetown auftaerioBam und kann nur einem jeden, der lUr tusere Kolonien etwas übrig hat, empfehlen, die Kapitel aus Kamerun zu lesen. Es ist dem Verfasser gelungen, in die Verhaltnisse der Kolonie <Mnen tiefen Einblick zu gewinnen. Er hat auch in den „Beiträgen zur Kolonial-Politik und Kolon ial-Wirt- schaft" sich über die wirtschaftliche Entwickelung des Kamerunge- bietes ausgesprochen; er ist auch hier der Meinung, dafs deutsche Intelligenz und ArbeitBamkeit mit der Zeit zum Öiege verhelfen werden. Wunderschön sind seine Naturschilderungen z. B. Tom Kameruner Urwalde mit aU seinen Schfitsen; nicht minder fesselnd die kleinen

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UmaohAa in der MiUtkr-Iitteratar.

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Jagdabenteuer init mehr oder weniger positivem Resultate. Mit vief Hmnorist das Paaaieren der Linie geschildert und Sehnsuchtsgedanken sind 68, welehe den Releenden erflusen, als mit dem Hissen des

fleiniatswimpels eine lange RflckfUirt Uber Liberia, San Thiago und FogOr

Fayal und Falmouth beginnt.

Trots aller herriieher Reiseeindracke kann Verfasser mit Recht

schliefeen:

.Nord, Süd. Ost, West:

Zu Haus ist's Bestl** 68.

Ahoi! Deutsche Meereslyrik. Für alle Freunde deutscher Seefahrt und der deutschen Flotte ausgewählt von Maximilian Bern. Illustriert von C. Schön, i^rlin. R. Siegismund. Preis geb. 4 Mark.

Seitdom das kaiserliche Wort: „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser" Wurzel gesclilagen hat in allen l\reisen unseres Volkes, will auch die Poesie nicht mrüekstehen, um ihr Scherflein dazu beizutragen, dals die Begeisterung fOr eine starke deutsche Flotte, diesem Leben s> uerT der Zukunft unseres Vateriandes, nicht wieder wie im Jahre 184^ nach kurzem erfreolichen AnfSuige, von neuem schwinde. An Herz, und Gemüt des Volkes wenden sich diese Dichtungen, zu deren Ver> fsssem die besten Namen zählen, so E. M. Arndt, Bodenstedt, Dahn, Dingelstedt. Eichendorff. Fontane, Freilijjrrath. Geibel, Goethe, Gottschall, Heine. Herder, Kopisch, Lenau, Storm, Uhland u. v. a. Es ist eine überraschende Thatsache, dafs seit mehr als 100 Jahren schon die edelsten Geister unseres Volkes ein warmes Empfinden für die Poesie des seemännischen Berufes hatten, und deshalb ein sehr glücklicher Gedanke gewesen, diese Dichtungen, die zum Teil den besten der deutsehen Lyrik beizndUüen sind, zusammenzustellen zu einem Pracht- werice, an dem Alt und Jung ihre Freude haben werden.

Ahoi wird in seiner Weise der guten Sache dienen und kann deshalb auf das Wirmste empfohlen werden. 4.

Die MilitärstmflsctiehtsoidBung vom 1. Dezember 1898 nebst Kln-

fUhrungsgesetz. Zum Selbst-Unterricht für Offiziere. Fahnen- junker und Reserve-Offizieraspiranten, sowie zum Gübrauch an militärischen Lehranstaitei^ von Lüning, Hauptmann. Metz 1900.. H. Scriba,

Die kleine, nur 32 Seilen tuUende Schrill enthält nur das, was dem oben verzeichneten Leserkreise, für den es verfafst ist, zu wissen not thut, kurz, büijdig und verständlich. Von prakiischem Worte sind die zum Schlüsse beigegebenen 10 Beispiele, die den Verlauf eines Ifilititr-Stra^fMesses knrz Idar legen, unter Hinweis auf die Ziffern des. Textes. 8.

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Umschau in der Miütör-Litteratur.

IHenstalten^Llste der KSnlglleh PiwifidBeheB Amee urnd des XIII. (KSniglich Wflrtleiiibefgisdifin) Aimeekoips flir ISflW/UMM.

Im engen Anschlufs an die Reihenfolge der Rangliste mit An- gabe des erst- und letzterteilten Patents zusammengestellt. I. nach Stäben, Truppenteilen u. s. w., II. nach Dienstgi-aden. Ab- geschlossen am 20. November lö99. Berlin, E. S. Mittler & Sohn. Preis 5 Mk.. geb. 6 Mk. Die diesjährige Ausgabe der vorliegenden Dienstaltersliste enthält u. a. im Zusammenhange die erste Veröffentlichung der Neuformationen (Artillerie und Yerkehrstruppen), nicht minder die gesamte Armee- einteilung, dann die Dienstaltersverhältniese innerlialb jedes Truppen- teiles und der einzelnen Waffengattungen. Dieselbe ergftnzt nicht nur, sondern ersetzt sogar die Rangliste bis zu gewissen Grenzen. 4.

Uniformenli^unde. Lose Bliitier zur Geschichle der Entwickelung der militärischen Tracht. Herausgegeben, gezeichnet und mit kurzem Text versehen von Ii. Knötel. Band X. Heft 3 und 4. Rathenow 1899. M. Babenzien. Preis jeden Heftes 1,50 Mk. Heft 3: Herzoglich Sachsen Meiningensehes Infanterie-Regiment 1862 und 1866. Anhalt: Regt Anhalt 1866. Hessen-Darm- stadt: Landgräflich Hessisches Ghevaulegw-Regt 1799. Grenadiere vom Leib-Bataillon des Königs-Regiments (1806 Grenadier-Garde Nr. 6)- Um 1713

Heft 4: Österreich-Ungarn: Kaiserliche Infanterie 1690, 1700, 1701, 1703. ITOs ~ Niederlande: Statthalter Wilhelm V, 1779. Preufsen: 4. und 8. Kürassier- Regt. 1845. Österreich-Ungarn: Wallachisches Georg-Dragoner-Regt. 1763—1773. 2.

Temie des Troapes de Fnmce. Publication mensueUe. Texte par plusieurs membres de la Sabretaohe. Aquarelles de Job. Paris, Hue des Ganettes 7.

Die Herausgeber dieser vom 1. Januar d. J. ab erscheinenden neuen Monatsschrift haben sich die Aufgabe gestellt, die Cniformierung der französischen Truppen aller Zeiten durch Text und Bild darau- stelien. Für dif Zuverlässigkeit des hier Gebotenen bürgt die ThaL- sache, d:ifs .Mitglieder der sehr geschätzten Zeitschrift „Carnet de la Sabrotache'*, über die wir un anderer Stelle allmonailich kurz berichten, die Herausgabe übernommen haben. Jede Liderung soll vier Aquarelle bringen, der Jahrespreis sich auf 34 Fr. ffir das Ausland stellen. Die vorliegende Probenummer hat nur zwei Aquarelle mit Text: 1. Tam- bours du 15* Regiment dlnfiuiterie l^re (1812). 2. Offlciers suissee de la Garde royale (1830). Die Ausstattung dieses eigenartigen Werkes ist eine vorzügliche, es sei dasselbe Freunden der Heeresge* schichte besonders empfohlen. 2.

Appant für da» Festugs-KriegB-Splel von Oberst z. D. Kunde mit 4 Anlagen. Berlin 1900. Vossische Buchhandlung.

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Umsohau in der MilitSr-Litteratar.

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Im Ansehlufs an seine »Qrundsätaie fQr die Leitung des Pestungs- kriegsspiels" hat sich Oberst Kunde der Mtthe unterzogen, einen Apparat

für das Festungslirieirsspiel zu bearbeiten, welcher sich praktischer Weise an die praktisch bewährten Truppenzeichen des Reginients- Krieg:sspiel-Apparates von Oont^ral Meckel anschliefst und iragleichen MaTsstabe die Zeichen für Fufsartilierie. Batterifii, B('ft'stij2:ungs- und sonsti^^c Anlap'H u. dgl. mehr hinzufügt. Dir beigt'.i?ebenen Er- liiiitetungeti, bildlichen Darstellungen etc. sind zum Verständnis voll- ständig genügend. 49.

KfOklemaflBatab mit sich berührender Metern und Schrittakala zum direlLten Messen gerader und krummer abgeschrittener Strecken ohne Zirkel. D.RG.M. Ad. Henselin, Berlin 54. (Skala 20 cm lang, auf Karton papier gedruckt, Stück 15 Pf.) Neu ist an diesem Mai'sstab. den ich als sehr pi-aktisch bezeichnen kann, dafs das 1 : 5000, 1 :2ri(X)0 u. s. \v. verjüngte Metermafs an eine Schrittskala grenzt; beide Skalen sind so angeordnet, dafs sie sich berühren und i^l eich zeit ig am iiul'seren Rande des Mafsslabes er- scheinen. 1 >ie Berührung ermöglicht ein direktes Ablesen der um- gewandelten Mafse (Meter in Schritt oder Schritt in Meter) und die gleiche Teilung an der auf sc ren Mefskante gestattet direktes Messen mit beiden Skalen ohne Zirkel. Krumme Wege schreitet man also einfach ab, biegt den elastischen Mafsstab beim Auftragen auf die Zeichnung nach Augenmals in die richtige Kurve und steckt daran das abgeschrittene Mafs mit einem spitzen Bleistift ab.

Aufserdem kann man mit diesen Mafsstäben direkt von der General- stabs-Karte messen, man kann sie zu diesem Zwecke stets bei sich tragen, da sie leicht auf jede Länge beschnitten werden können. 4.

III. Seewesea.

Auualeu der Hydrographie ujid maritimen Meteorologie. Heft 1. Azoren. Aus dem Reisebericht S. M. S. «Moltke*. Kommandant Kapt z. S. Schröder, August 1899 (hierzu Tafel 1). Bemerkungen zu den Landmarken m und bei der Vigo-Bucht. Aus dem Reisebericht S. M. S. «Nixe**, Kommandant Freg.-Kapt. von Basse, Juli 1899. Tarres* StraTse, innere Route, Bericht des N.ivigationsoffiziers S. M. S. „Falke**. Oberlt. z. S. von Knppelow. Die Insel Barbadoes. Nach englischen und amerikanischen Quellen, ergänzt nach Berichten des kaiserlichen Konsulats daselbst und des Kapt. F. Müller, Barke „Adonis", bearbeitet von H. Meyer, Assistent bei der Seewarte. Zur Ivüstenkunde von Argentinien, nach Berichten des Kapt. H. i)anielssen, Kosmos-L)ampfer „Ammon" und des Kapt. H. Hansen. Hbg.-Südam. Dampfer „Tucunian'*.

Wind, Wetter und Strömung auf der Rhede von MazaÜan. Aus dem Reisebericht des Kapt. A. Teschner, Vollschiff «Pera", Oktober 1898.

StromTersetsungen bei der Fahrt durch die Bai von Biscaya. Aus

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382 Umsciiau in der Miiitär-Litteratur.

dem R^sebericht S. M. S. »Nixe*. KonunandaDt Rreg.-Kapt von Basse, Juli 1899. Wasserwinne, spezifisches Gewicht und Sal^halt bei Kap Spartel. Aus dem Reisebericht 8. M. 8. ,8tosch'', Kommandant Freg.-Kapt Bhriich. Beobachtungen im Äquatorini Gegenstrom des Stillen Oceans, von L. E. Dinklage. Sturm an der polaren Grenze des Südostpassatgobietes im südwestlichen Teil des Stillen Oceans im März 1898 Nach dem Tagebuche des Schilles „Aldobaran". Mittlere Ent- fernungen auf Dampferwegen in Seemeilen. Im Auftrage der Direktion der Seewarte berechnet von Kapt. Hegemann, Assistent bei der See- warte. — Die Beschickung von Lothungen auf Niedrigwasser, von Dr. G. Schräder. Zur Berechnung der Breiten- und Längenberich- tigung nach der Standlinienmethode, von W. Reuter, königl. Navi- gationslehTer (mit drei Textflguren). Zur Berechnung des Schüb- ortes aus swei Oestirnshöhen nach der HShenmethode, von Dr. Bolte. Oberiehrer an der Navigationsschule in Hamburg. Über die Halo- Phänomene, von Dr. J. B. Messerschmitt. Ankerplatz in der Bucht von Callao. Die Witterung an der deutschen Küste im Monat November 1899.

Marine-Rundschau. Heft 1 Titelbild: Stapellauf S. M. S. «Niobe*.

D. Bonamico: Die Lehre von der Seemacht. Autorisiortc Über- setzung von Kapitän z. See z. D. Meufs (Schlufs). Das Reltungs- wesen an den Küsten Europas von Kapitänleutnant Troje (Schlufs). Die Vermessung in Kiautschou. Einiges über Erfahrungen mit eng- rohrigen Wasserrohrkesseln von Marineingenieur Lemke. Sprich- wörter und sprichwörtliche Redensarten über Seewesen, Schifler- und Fischerleben in den germanischen Sprachen (Eorts.) Nordelbiscb- DSnisohes von Viceadmiral Batsch (Porta.). Statistischer Sanitats- bericht Ober die englische Marine für das Jahr 1897. SanitStsbericht ttber die Marine der Vereinigten Staaten von Nordamerika fttr das Jahr 1897 und den Zeitraum des Krieges mit Spanien im Jahre 1898. Sanitätsbericht über die kaiserlich-japanische Marine für das Jahr 1896. Elektrische Hilfsmiuschinen S. M. S. „Ägir**, Vortrag des Kapitänleut- nant Eckennann, gehalten am 25. März 1899 in der Marine- Akademie zu Kiel (mit 9 Tafeln). Neues von der Telegraphie ohne Draht Öignalwesen. i:{ouisbau,

Army and Navy Gazette. Nr. 2084. See- oder Landausbildung.

Über Drill. Die Marinegeschütze im Transvaalkriege. Hat die Delagoa-Bai einen solchen \Vt>rt für die Boeren, als angenommen wird.

Die Kreuzer auf der Kap-Stütion. Wie der Transvaal krieg für die Zwecke der deutschen Flottenvormehning beitragen mufs. Um- bau des „Courbet ? Nr. 208Ö. Das Manne- Jahr. Unfall der neuen königlichen Yacht. Die Stärke der Seemächte. Hr. 2086. Wünsche der Marine-Infanterie-Offliiere. Oberiegenheit der Krauser den fhmzösischen und rassischen gegenüber. Die Marine-Infuiterie im Jahre 1899. Ober die französischen Untersee-Boote. Hr. 2067.

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Umsciiau in Uer Miiitjir-Litterattu'.

383

AusMische See-Verteidiguog. Die Unteraachung der La<jlung des JBundesrat*. Der Anteil der Mwine-Brigade an der Solilaoht von Colenso. Steigen der Kolüen- und Fleischpreiee. Stapellanf der

^Pandora**. Schiffsneubauten in Holland, Prankreich und Italien. Der Bau des fOr die deutsolie antariitisohe Expedition besUnunten Sclüffes.

Journal of the Boyal United Service Institution. Nr. 263. Der

französische Kreuzer 2. Kl. „Cassard" (Titelbild). Nach Indien, eine miUtärisclie, statistische und strategische Sldzze. Marine-Nacliricliten.

Army and Nayy Journal. Nr. 1896. Umwandlung des „Sumner" in ein Transportschiff. Admiral Cerveras Verteidigung. Nr. 1897. Die Regelung der HospitalschifITrage durch die Mächte. - I'iu Er- hebung eines grofsen Volkes. Erinnerungen eines Offiziers über die Fähigkeiten englischer Offiziere. L)a.s l^hotographieren von Fischen. Nr. 1898. Einige Winke für englische Offiziere. ~ Überblick über unsere Handelsmarine. Wer soll Vice-Admu ai werden. Das Neueste von Manila. Die neuen Panzeraohiffe. Admiral Montojaa Ver- teidigung. — Die neue Marine-Rangliste. Nationalgarden und Marine- Milisen. Patrioten durch den Sohlachtendampf erzeugt Die eng- lischen Schiffswegnahmen. Die Marine-Geschtttze hei Ladyamith. Nr. 1899. Moderne Waffen, Taktik und Organisation. Die Wahrheit über die Philippinen. Rettung der Bemannung des „Charleston''. Prämienzahlung für die Zerstörung der Flotte Montojas. Wacht- dienst in Maschinen- und Kesselraum.

ReTue maritine et coioniale. (November 1899.) Dio Geometrie der Diagramme. Die Verteidigung der Küstt ti Frankreichs von Dünkirchen bis Bayonne im 17. Jahrhundert (Forts.). Maritime Operationen verbunden mit Armee- Mafsnahmen. Die englischen Marinemanöver 1899. Die deutschen Marinemanövor 1899. Das englische Marinebudget für 1899— 190ö. Streiflichter auf das Mittel- meer. — Fbrtschritte der Dampf schitTahrt Versuche mit dem Gath- mann-Geschofs. Die Betrachtung der Unteraee-Kabel als Kriegs- walTe. Die Ingenieur-Schfller der deutschen Marine. Entwurf eines Qeeetaes für die Handelsmarine.

rV. Verzeichnis der zur Besprechung eingegangenen Bücher.

(Die eingegangenen Büctier erfibren eine Be^iprechiing' nicii Miliig^ibe iiirer Bedeutung und dea ver- fügbaren Raumes, Eine Verpflichtung, jede« eingehende l^uch zu beepreoben. Obemimint di« Laitn^f dar ^ahrbftoh«!^ Biokt, doob ««rdeo die Tital •AmtUohsr BbohM B*b«4A«gab* dM PreiMa »tSmu ÜMsr iDltfftWlU ««fj* U«r ««merkt. Ka» BMumAmg m Blckam ibd«! aleht itstt)

1. Kriegsgeschichtliehe EinzeLschriften. Herausgegeben vom Grofsen (Jeneralstabe. Abieilung für Kriegsgeschichte. IL Heft 27. Friedrich des Grofsen Anschauungen vom Kriege in ilirer Bntwickelung von 1746 bis 1756. Mit einer Skiffise im Text. Berlml899. R S. Mittler & Sohn. Preis 2,50 M.

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Umschau in der Miiitar-Litteratur.

2. 9er Krieg in SttdeMkA und seine Leinen IBr Denteeh« Sfidwest^Afirika. Nach einem Vortrag gehalten in der Abteilung Bremen der deutschen Kolonial-GeseUschait von Dr. Georg Hartmann. Berlin 1900. B. S. Mittier & Sohn. Preis 75 Pf.

S. Dokumentarieeh-kritieelie Darsteilung t^er Strstegie für die Schlacht Ton Tionville-Mars-la-Tour. Von Fritz H o e n i g. Berlin 1899. Militär -Verlags ans talt. Preis geh. 5 Mk., ord. netto 3,75 Mk.

4. Methode einer neuen Geheimschrift, Geheimtelegraphie. Ge- heimspracho. Geheimtelephonie und Geheimdrucic von A. Boetzei. Leipzig 1900. P. A. Berger. Preis 2 Mk.

5. Die ungarische Donau- Armee 1848/49. Von Anutolc Wac- quant. Mit zwei Abbildungen. Breslau 1900. S. Schottländer. Preis geh. 5 Mk.. geb. 6,50 Mk.

6. Das Vordringen der russischen Macht in Asien von M. Graf Yorck von Warten bürg, Oberst im Gr. Gcneraisiabe, Mit einer Karti^ in Steindruck. Berlin 19CK). H. S. Mittler k Sohn. Preis 2 M.

7. Die Itedeutung der deutschen Kriegsflotte für unsere (i egen- wart und Zukunft. Von Dr. Heinr. Weber, Berlin u. Potsdam 1900. A. W. Hayns Erben. Preis 25 Pf.

8. Mariue-Tascheubuch für das Jalir 1900. Erster Jahrgang. Herausgegeben von August ekel. Kiel 1900. A. Böckel. Preis IM.

9. Contessa A. M. AdamoIi-CastigUoni Branda. Genni Bio- grallei de! Generale AchiUe AngelinL Fürenze 1900. Bemardo Seeber Successore Loescher.

10. Graf Hertzherg als Minister Friedrieh Wilhelms IL Von

R. Krauel, kaiserl. Gesandten z. D. Berlin 1899. B. S. Mittler & Sohn. Preis 2,76 Mk., geb. 4 Mk.

11. Einftthrnng in die HilitHrstrafji^riehtsordnnng vom 1. Dezem- ber 1898. Systematische Darstellung der Militärgericht.'^vcrfassung und des Militärstrafverfahrens unter Bcriicksichtisrung der Ausführungs-

h<-stimmungen. Von r>r. Julius W e i f i en ba<- b . Wirk). Geh. Kriegs* Kau Berlin 1900. E. Ö. Mittler c\: Suhn. Preis 4 M.. geb. 5 M.

12. L'Etat militaire des principales piiissances etrangeres en

19<MI 7. edition. augmentee et niise a jour pur J. Lauth. chef d'escaUron. Paris-Nancy 11KX>. Berber Levrault et Cie. Preis 7.50 Fr.

13. Ein neuer Tornister. Von Oberstabsai-zt a. !>. I>r. Hast- roi ter (Strafshurg i. E.). Sonderabdruck aus der „Deutschen Militär- ärziiichen Zeitschrift" 1897.

14. Die Neutralität der Schweiz. Hede, gehalten vom a. Bundes- rat Emil Frey am 16. November 1899 in der demokratischen Ver- einigung Winterttiur. Winterthur 1900. Buchdruckerei Geschwister Ziegler.

16. Kriegsgeeehiehtliehe Beispiele aus dem dentzch-fhuizSBizehen Kriege von 1870/71. Von Kunz, M^jor a. D. 11. Heft Beispiele

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J

Omsohaa in der Militär-Utteratar. 385

ffir GeliadevefstSrkttngen auf dem Sohlachtfelde. Mit zwei PMnen in Stflindruok und drei SUzsen im Text Berlin 1900. B. 8. Mittler & 8. Preis 2 Mk.

16L KriegsgesehidrtUdie Beispiele des IMongskriegee ««b dem dMtseli-frsmMeeieK Kriege Ton 1870/71. Von Proben! us, Oberst-

leotnant a. D. 3. Heft. 1. Einschllefsung (Cerniening). 1. Paris. Mit einem Plan in-Steindniok. Berlin 1900. E. 8. Mittler k Sohn. Preis 3.7.5 M., geb. 5 M.

17. General-Feldmarschall Ton Steinmetz. Aus den Familien- papieren dargestellt von Hans v, Krosigk. Nfajor a. D. Mit einem Büdnisse. Berlin 1900. E. S. MitUer k bohn. Preis 7 M., geb. 8.75 M.

DnMk T«B A. W. ÜAjra't Erbtn. Berlio nad Potadsn

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Drackfehler-Berichtigang.

Im Februarhefte lies; Seite 195» Zeile 6 von unten Weinberger nicht Weing&rtner.

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Jahrbücher

Ar die

deutsche Armee und Marine

Venutworllieh geleitet

E. Schnackenburs

ObentleatDaat tu D.

116. BaaA.

Apffl bis Jul 1900.

BERLLN W. 8. Verlag von BatlL

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1

Inhalts-YerzeiclLüis.

Nr. Mt. H«ftl. ApriL ^

I. Ober das Stadium der Länder und y(51ier mit Bezug auf den

Krieg (Militärgeographie). Von Generalmajor a.D. v. Zepelia 1 IL Die 8. Kavallerie-Division im Kriege 1870—71. Von Jnnk,

Rittmeister a. D. (Fortsetzung) 29

m. EiD Beitrag war Heeresgesehiebte Friedlich WOhehnt L Von

Lehmann, Leutnant 46

IV. Die Kntwiokelung des französischen Seewesent sdt Colbert.

Von Korvetten-Kapitän a. D. Jaebmann 60

V. Das Heerwesen Paraguays 68

VL Mataiitl mid IMmgtn der Peld-Aitfflerle im Batenkiiege . 74

VII. „Tod dem Sohema** 86

Vm. Campagne de Russie (1812) per I^GJ*. OpMiou mltttaireB

(24. Juin— 19. Juillet) ' 87

IX. Kleine heeresgeschichtUche Mitteilungen 98

X. Armee- mid 'Marine-Naohriohten ans Rulsland 97

XL UmaehM in derMOittr-UttavatBr:

1. Ausiaadtaalw ZellMhiifteB 104

U. Bücher 112

TIL Seewesen 128

IV. Verzeiohnis der aar Besprechung eingegangenen Btteher 126

Nr. 844. Heft 2? Mai.

XII. Die 8. Kavalierie-Division im Kriege 1870 71. Von Junk,

Rittmeister a. D. (Fortsetzung) 12»

XHL Die ThlUgkalt der Flotte im Dienate dar KriagfHhrang n Lande. Vortrag, gehalten vor den Offizieren der QandaoB Wesel am 19. Jannar d. J. (Mit 8 Skizzen im Text) .... 166

XIV. Der arrierikanisch-spanische Seekrieg und die Strategen in Washington 17o

XV. Die nem maaiaelio Fdddienat-Voraohrift 182

XVL Der Dienst anf den rllekwirtigeii Vartriodangan dar aMbÜmi

französischen Armee 192

XYIL Nene Mafsnahmen im Heere FortngaU 198

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XVIII. Tnippen-Cbttngsplitz« 203

XIX Sohtttze nnd Helm 208

XX. Charakter, Wmm nid KBumb tai Ihrer Bedeatang für den

OflUer 21S

XXL Klehie heeres^reschiobtUohe VitbeStarngm 820

XXIL UoMohM fai der Militir-Litteratnr:

I. AuUnduohe Zeitschriften 227

IL Bttoher 2S4

m. Bt99dMa S6S

IT Virwiinhiti dnr rar Itwiiironliniig: nhiimirMirnnnn ÜBnhar 266

Nr. SAK. ItttS. iutL

XXIIL Die 8. Ksraltorie- Division im Kitog» 1810—71. Tob Jask,

Rittmeister a. D 'Schlafs) 257

XXIV. Der Krieg in SUdatrüta 1899/1900 272

XXV. La ^erre sor mer et set le^ons 290

XXTL Heer «od Fkrtte Ilillaw In 2. flil^ihr 1888 802

XXTn. Die neue TerordBug betniM den Dtenet dee Oenewlrtibee

!a ti'rankreich 885

XXVIU. Offiziere bürgerlicher Herkunft in der Armee Friedrich WUheimaL und Priedrioha des Grossen von £. Schnaokeabarg,

OlMnUeoteaat a. D. 828

XXDL Die fleereff eihlllBiBie Beeadon 887

XXX. Kleine heeresgesohlohtliohe Mitteilungen 840

XXXL Umschau auf uriHtlirteehBiiehea Gebiet Von Joaeph ScboU,

Major a. D. 844

XXXU. Cmsohaa in der MiUtär-Utteratnr:

L Awattdiiehe ZetteehilfteB 880

n BSdittr 868

III. Seewesen 880

IV. Verseichaia der zur BeapreehoDg «n^egan^enea Bttober 882

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I.

lieber das Studium der Länder und Völker mit Bezug auf den Krieg (Militärgeograpiue).

Generalmajor a. D. ?ra Zepelin.

Betraöhtiuig der mUitärgeQgraphiBohen Objekte, welche Gegenstand des Studiums und der Sohildernng eines Landes ^CriegssehaaplatBes) werden kdnnen.*)

Nachdem in den vorangehenden Abhandinngen das Wesen nnd die Aufgaben der BfUitäigeographie sowie die Hilismitlel nnd die Vorbereitung znm Stadium dieser Wissenschaft er5rtert snid, erflbrigt noch, diejenigen Momente in den Kreis unserer Betraehtung zu ziehen, welehe für die millt&rgeogräphische Sohildernng eines Landes (Kriegsschanplatzes) von Bedeutung sind.

Es sind dies:

1. Die Lage des Landes im VerfaJUtms zu den Kaefabiistaaten und dem Meere, seine aUgemeine Gestaltung und die Be> schaiFenheit seiner Grenzen.

2. Die C^taltnng seiner Obeifliche (Orographie).

8. Die Beschaffenheit und die Bedeckung des Bodens.

4. Die Gewässer (Hydrographie).

5. Das Klima.

6. Die Verbindungen.

7. Die Wohnplätze.

8. Die Landwirtschaft (Forstwirtschaft), der Handel, die

Industrie nnd die Gewerbe.

9. Die Bevölkemng, die Staatseinriebtung-en (Verfassung, Ver- waltung, Finanzen), Wehreinrichtangen {Wehrverlassung, Heer, Flotte, Streitmittel aller Art. Militärische Hilfsquellen).

10. Die Landesverteidigung. Festungen. Mobilmachung.

^) Siebe die Autüätze des Verfasäer» im Februarheft 1900 S. 129 und im Deiemberheft 1899 S. 256.

Jakibft«bw ftr di« dMtMb« AnoM «4 UartiM. BA. 11». t. ]

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2 Ueber dt» Stndimn der LKnder und Volker mit Besag auf den Krieg.

An anderer Stelle wurde enhyickelt, dals es Aufgabe der Militärgeograpbie sein mufs, die Bedeniong jedes einzelnen dieser Oegenstände für den Krieg klarzustellen, um auf (rrund der gewonnenen Anschannng die Verhältnisso eines Landes (Kriegssehanplatzes) in jedem gegebenen Falle beurteilen zu können.

Wenn wir die oben aufgeführte Reibe von Gegenständen durch- gehen, welche in den Kreis nnsercr Betrachtung falleu, so tritt uns in ihrem Charakter ein sehr wesentlicher Unterschied entgegen. Ein Teil von ihnen, die unter 1 bis 5 erwähnten, zeigt abgesehen von den andauernden, unmerklichen Umgestaltungen unserer Erd- oberfläche, die meist in das rrebiet der Geologie und (ieognosie gehiiren - keine oder nur geringe \ eiiindcruniren, ist ;iIso als (lauernd anzusehen.') Der andere ist mehr oder vveni^MT 1 ort- währenden Veränderungtü ausgesetzt, fUr deren Kenntnis der Offizier wesentlich auf die Hilfe der Statistik angewiesen ist. Endlich ist, wie an anderer Stelle ausgeführt wurde, das ganze weite Gei)iet der für die Beurteilung; eint s Landes in ni ilitärgeograjjhischer Hinsicht zur Geltung kommenden (Gegenstände in seiner Bedeutung wesentlich von den durch die andauernde technische Verbesserung der Kampfmittel und des Verkehrs bedingten \ eränderungen und sogar von der Änderung der taktischen Anschauungen ahliängig. Hieraus ergiebt sich, dufs für die so durchaus lebensvolle Wissenschaft (ier M i 1 i tärge og ra ji h i e wenn wir der Kürze halber die Leliri' vor dem Studium und der Sc liil der u ng der Länder und ihrer Völker mit Bezug auf den Krieg in Zukunft so nennen dürfen nichts ungeeigneter wäre, als eine schablonenmälsige, schematiscbe Behandlung. Die Unmögliehkeit eines solchen Verfahrens springt noch mehr in die Augen, wenn man berfleksiebtigt, dafs die oben antgeftthrten militargeographiscben Momente in einer so engen Wecbselwirknng steheD, dafs eine sebarfe, scbematiscbe Trennung derselben ganz nnmdglieb ist

Wer z. B. die Leistnng der Landwirtscfaaft eines Landes für die Verpflegung der Heere beurteilen will» kann Bodenbescbaffenbeit nnd Klima nicbt ans dem Bereieb seiner Betraobtnng lassen. Von der Bodenbescbaffenbeit bftngt endlicb wieder der Zustand der Landyerbindungen ab. Der Charakter der WobnpUltze steht in enger Beciebung zum Klima^ zn dem Cbarakter der Bewohner, dem im Boden

') Selbstverständlich sind Meliorationen dc^ Bodens, Reguliernnp: der Ge- wäas«r u. s. w. hiervun ausgenommen. Dies hätte aber unter Landwirtschaft, Veitindtingen «to. Enriflmiiiig zu finden.

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Ueber liaa Studium der liiuder und Völker mit Bezu|^ auf den Krieg.

oder in der BodeDbedeeknng Torhandeoen Banmaterial. Der Zustand der Webreinriehtongen nnd der Staatsrerfassnngf soweit diese filr die Welirhaftiglieit der Nation sor Geltang kommt, steht wieder in Weeliselwirknng mit der Tüchtigkeit des Volkes. Es wird also das militftrgeographisehe Stndinm nnr mit Vorteil getrieben werden können, wenn man diesen höheren Standpunkt nicht ans den Angen verliert

Was aber die Einwirkung der technischen Verbesserang der Kampfmittel, des Verkehrs nnd der Veränderung der taktischen An- schauungen anlangt, so darf hier wohl nur auf die verschiedene Bedeatung der Deckungen zur Zeit der glatten Flinten und der des Eleinkalibers, der Ebenen zur Zeit der Lineartaktik und der Vor- herrschafk des Schiitzenjcefi'chtos hinjsrewiesen werden.

Aber anch das ver<;leieheiuie Element darf ähnlich wie in der all^emeiDeii 6eograplii(> in der Militärgeographie nicht iniherttck- sichtigt bleiben. Oft erhalten erst dann unsere eigenen Forschungen iOr uns, nnd unsere Schilderangen fUr andere « inen •rrcltharcu Wert, wenn die gewonnenen Ergebnisse mit uns hekannteu Verhältnissen in Verjrleich pesteilt werden. Nur wenijje Offiziere durften z. B. so Tertraut mit landwirtschaftlichen \ erhältnissen sein, dals sie sich aus den blofsen Angaben Uber die Ernteerträge eines russischen Gouvernements oder eines Jisterreichischen Kronlandes ein genügendes Trteil Uber den landwirtschaftlichen Charakter dieser Provinzen, Uber ihre L(usnmgsfähi<:keit fUr die N'erpflegung einer Armee u. s. w, bildeu körnieii, ithiie da.sselbe mit einem an Areal jrleich grolseii Bezirke des eigenen Landes /ii vergleichen. Ahnlich verliält es sich mit Angaltcn Uber die Dichtigkeit der Hevidkerung und dir dieser entsprecheiiden l 'nterhringnng der Trup))en und ähnlichen Fragen.

Wir sehen alsd. welch weite> Feld tUr die Betrachtung eines Krieg0sehaujdat7.es und welche Anforderungen au eine allseitige Be- leuchtung sich hier dem Offizier bieten, wenn er mit thatsächlicheni Nutzen ftlr sich oder für seinr Armee ein Land beurteilen will.

Wenden wir uns nun wieder zu dem Ausgangspunkte dieser Erörterung zurück !

Zu den fJegenständcn die im allgemeinen keiner oder doch nur v( rhältnismäLsig geringen Veränderungen, und diesen auch innerhall) gröfserer Zeiträume unterworfen sind, ur hören: Die allgemeine Lage des Landes, sein N'erhältnis zu den benachbarten Staaten, zum Meere, der Charakter der Grenzen, die Bodenplastik, die Besch atTenheit des Bodens, die Gewässer, das Klima. Zu denen, welche mehr oder weniger andauernden Veränderungen grölserer oder geringerer Art unterworfen

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4 Ueber daa Studium der Länder und Völker mit Bezug aul' den Krieg.

sind, wären zn reebnen: Die Bodenbedeeknog, die Verbindnngen, die Ortscbaften ond WohnpUtze aller Art, die Bevölkerong nnd die Staatseinriobtangen, die WehrreiüuBQng, Heer, Flotte, Festnngen, die LandwirtBcbaft (Forstwissensebafl), der Handel, Indastrie und Gewerbe.

Jede Sebilderang eines Landes mnls mit einem all- gemeinen Überbliek aaf der Grundlage der mebr oder weniger nnveränderliehen Verhältnisse beginnen.

Man bat nnn von einigen Seiten, nnd zwar von sehr rer* scbiedenem Standponkte ans, eine Einteilung des zu sohildemden Landes in einzelne Unterabteiinngen Torgescblagen, die man Operations- schanplatz, Eriegsschanplatz, Operationslandsehaften, Operations- bezirke, einfache, geteilte and zosammengesetzte Operationsscbaa- plätze etc. genannt hat. Die Abgrenzung dieser Abteiinngen yon einander geschah und geschieht teilweise noch heute nach den ver- schiedenartigsten Grundsätzen. Generalfeldmarschall Graf Roon sagt in dieser Beziehung in seiner mehrfach genannten Einleitung zur „Monographie der iberischen Halbinsel,^ dats die „formelle Seite" der militärgeographi.scht'ii Untersuchung und Schilderungen je nach der Individualität auf sehr rerscbiedene Weise aufgefalst werden könne. „Eine reifliche Erwägung der Verhältnisse" heifst es wörtlich „ergiebt ohnehin, wie es unzweckmäfsig sein dürfte, eine streng systematische (ileichförmigkeit in der Anordnung des Stolfes auf Kosten der .KUr/.e und Natnnnälsigkcit' überall durch- führen 7.11 \v(dlen. Es wird häufig unthnnlich ^ein. die konstanten') und die wandell»areii Hieinente des Stoffes streng ausciiianderzuhalten ; ohne Zweifel erscheint es zweckmälsiger. beide auf eine solche Weise mit einander zu verschmelzen, dats ein möglichst naturgetreues T?ild von der militärischen Physiognomie eines Landes gewonnen werde, woraus schon von selbst folgt, dafs der zu diesem Ziele f\lhreude Weg fast bei jedem Lande notwendig ein anderer sein müsse. Es ist Ul)ernll. um liildlich zu sprechen, die physiologische einer hiofs anntnini-ciicii Methode vorzuziehen. In den meisten Fällen Jedoch werden die konstanten Elemente in ihrer Gliederung als Einteilungs- grund für den ganzen Stoff dienen können " Zum Reweise

hierfür giebt nun der Feldmarschall ein Beispiel, indem er die gröfsere oder geringere Gangbarkeit eines Geländeteils zur Grund- lage der Abgrenzung verschiedener Teile eines Landes macht. \ idlig fUr Truppen ungangbares Gelände giebt es - - so gesteht lioon selbst

>) 5^0 hezeichiu'i (i(*r Foldmarsoball dio keinen oder nur geringen Ver äaderuugen unterwurt'enen Verhältnisse.

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Debef daa Studiiim der Länder und Vfllker mft Besag auf den Krieg. 5

ein in absolntem Sinne kanm oder nur selten and meist auf nicht kq ansgedelmtein Flächenranm. Er seUfigt daher vor, gleichsam als „trennende Scheiden** alle Geländeteile nngangbar za nennen, ^welche von passierenden Truppen ohne Torhergängige künstliche Anlage (Brücken oder Stralsen) nicht auf geordnete Weise oder Ton allen oder einselnen WatTen nur mit Verzichtleistang anf ihre Gefechts- bereitschatt unentwickelt, defilierend durchschritten werden können.** Solche Scheiden nennt Roon „Operations-Barrieren'' und reebnet su ihnen Geländegegenstände von der allerverschiedensten Bedentong Gebirge, Ströme und Gewässer, Sümpfe, Wälder, Hecken n. s. w. Wie schwierig und unhistimint aber alle diese Geläiidegeg:ent>tände sowohl in ihrer absoluten Natur wie in ihrer BeschaÖ'enheit m den verschiedenen Jahreszeiten und unter besonderen taktischen und strategischen Verhältnissen für den ihnen zuzuerkennenden militär- geoirraph Ischen Wert sind und sein müssen, ist Hoon selbstverständlich nicht entgangen. Um in dieser Bezi»*hiHiü: wissenschaftliche Be- stimmtheit zu schaffen, unterscheidet er ilaupt-Operaüonsbarriercn von Neben-Opcrationsbarrieren oder Operarious-Scheideii. Erstere haben ppniiaiu ntc und strategische Bedcntung und nehmen selbst unverteidigt /u ihrer Ul>erschreitung miiuiesu ns einen ganzen Tag in Anspruch; die Neheii-Opeiatiunsi)arrieren dagegen bilden nur unter besoiiderr 11 \ t r'nliltiiisscu ein Hindernis, welches aber rasch umgangen werdeil kann. Die zwischen den Haupt -Operationsbarrieren liegenden Teile eines Landes, in welchen also die Bewegung der Truppen und (Iii* Watfenwirkung auf gar keine oder doch nur auf Hindernisse von untergeordneter Bedeutung tretfen würde, nennt Uoou Operationsschauplätze.

Wir glauben nicht fehlzugehen, wenn wir vernmthen, dafs Roon selbst an der wissenschaftlichen Unfehlbarkeit dieser „Klassi- likationeu" Zweifel gehegt hat. Kin Land mit einer so eigenartigen orographischen Gliederung wie .Spanien, dessen militärgeographisehe Schilderung für Koon die praktische Anwendung der hier ent\vickelten Lehren bildete, mag allenfalls eine solche wissenschattliche Gliederung gestatten. Ganz anders liegen die Dinge, wenn wir z. B. Dentscb- land oder Roisland betrachten. Roon sehwKeht aehie oben wieder- gegehene Ansfllhning aach selbst ab. Wir fttbzen »ir Begründung unseres Ton seiner AnBohanang abweichenden Urteils seine ErOrternng hier an. Es bdfst da o. a.: „Die Klassifikagon der versehiedenen Terrainteile in Operations-Barrieren und Operations-Sehanplätse ist indes häufig eine sehr schwierige Aufgabe, wo die plastische Boden - form, wie s. B. in Deutschland, eine Menge von Übergängen ond Mittelstiifen bildet, so dab man häufig selbst nach genauer Erforschnng

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6 lieber das Stndlnin der Libider und VOlker mit Besag auf den Krieg.

des betreffenden Ahschnittos noch zweifelhaft bleibt, ob man ihn der einen oder der andern Klasse hinzurechnen soll. Hier kann nnr die reifliebste Erwä^unp: aller, nicht blols der orographischen, sondern auch der Anbau- und Kultur- Verhältnisse etc. den Ausschi Treben, l.'nd wenn man sich die Karte eines Landes nach dem Grade seiner Ganirbarkeit illuminiert denkt, so wird man bäafig nicht blols zwei verschiede!! i> Tlauptfarben. sondern eine Menge von Lbergangrs-Tinten erblicken, deren manni^altiger Wechsel nur mit Schwierigkeit die Gegensätze erkennen läfst, auf die es nach dem X'orijren ankommt."

General von Aster hat in seinen Gedanken ülier eine systcma- ti^chf Militär- GeofTraphie" diesen Norschln^- durch di»* Inrbiire ( harakt< risierunp der Karte des westlichen Deutschlands verwirklicht. Er unterscheidet bekanntlich ..Manbvrierterrain.'* welches einer Truppe irestattet. sich in p't'eclitsbereiter Form /u bewep'u und nach allen Richtun<r<"n hin /.u manövrieren von „IJurchj^au^^slaud" oder ,,Zwischeu- land.-- welche zu aiihälteudem Defilieren, d. b. zum Durchgang in schmaler Front, nötijren.

Ein Blick auf diese Karte beweist die praktische l n/iiläiij^^iich- keit einer solchen abstrakt-wissenseiialtlichen (iliedenm;.'-. Da finden wir Gegenden als Durcli<:arj^^slaiid lie/eiehnet. die wohl in Wirklich- keit keiner deutscheu Armee irireiid eine Schw ieriirkeit bieten würden. Sieht sich docii der bayerische liauptinanu VVi)iiruiii in seiner vor- treti'licheu kleinen Sehritt ,.Anleituii;r zum Studiuni der Militär- }:eo;rraphie und der militärischen Länderbesehreibunir.*" welche freilich nur als ein \ ortrajr für KriegsschUler und junp- oili/.iere jredacht ist. trotzdem er sich der Theorie des Generals von Aster anschlielst. zu dem Geständnis genötigt, dafs durch solche Charakterisierung „sehr irrige Vorstellnngeu hervorgerufen werden können." Als Belag hierfür führt er selbst an, dals „die flachhUgelige Wasserscheide zwischen Altmtthl and fittnkischer Kezat, eine Gegend, wo ziemlich yiel Hopfen gebaut wird, gaaz ebenso als Dnrehgangsland bezeichnet wird, wie die höchsten und schwierigsten Teile des oberen Schwarz- waldes."

Wir glanben nach eingehender Prttfang aller dieser Theorien nicht fehl zn gehen, wenn wir die mehr oder weniger auf „Soppositionen" anfgebante Feststellung Yon „Operationslandschaften,'* „Dnrchgangslandschaften" nnd wie diese militärgetgraphisoh'Strategisehen Gebilde heiUen mögen, ftlr die Aufgaben militärgeographischer Stadien nicht in erste Linie stellen. Wir glanben vielmehr, dafs der Offizier, welcher sich völlig klar Uber die militftr- geographischen Eigenschaften aller der oben geuannten

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Ueber dtt Stndinm der LXnder und Vttlker mit Besag auf den Krieg. 7

Elemente elDes Landes ist, eine solche mehr oder weniger kflnstliche, den thatsSchlichen Verhältnissen der Krieg- ftthrnng widersprechende Gliederung entbehren kann.

Dagegen empfiehlt es sich für die Erleiehternng des Ober- blicks Uber ein gröfseres Gebiet nach den Scheide-Linien oder Be- zirken, welche mehr oder weniger in sich gleichartige Landesteile Ton einander abgrenzen, Unterabteilungen zn bilden. Oh man diese Hanpt- oder Neben-Operations-Schauplätze, ManOviiergebiete n. s. w. nennt^ ob nian die Gewässer oder die Erhebangen znr Abgrenzung wählt, er^ bcheint nns ohne wesentlii-he Bedeutun<r. vorausgresetzt, dals man die luilitärgeographische Schilderung richtig dorchAlhrt In den meisten Fällen werden die GcwäsHer zu dieser Art der riliederung dienen können. Für die durch sie begrenzten Unterabteilungen mOchten wir die Bezeichnungen Landbcbafk, Gebiet, wnd ira weiteren Sinne Kriegsschauplatz vorschlagen. Hieraus jrelit auch hervor, dafs. wenn wir nns nicht unbedingt an die politischen Grenzen binden, dennoch aber hervorheben möchten, dalk mit Rücksicht auf die wichtigen inilitärgeographischen p]iemente statistischer Natur ein zu häufiges Abweichen von den Grenzen der Venvaltun^seinheiten die Durch- liiiirun^ einer sor^Halti-rtn and allseitigen militärgeographischen . '»Sehihierung sehr rrsclnvert.

Wir wenden uns nunnu hr zur Betrachtung der Gegen- stiii!<!c. weU'he in den Kreis niilitärL^foprajihiseber riiter- >ueliuiii: /.u ziebt'n und hei der militärgeographischeu hchilderuDg zu berücksichtigen sind.

1. Die Lage des Landes im Verliiiltnis zu den benach- barten Staaten uiul zum .Meere, seine allgciiit ine Gestaltung sowie die Beschaffenheit der Grenzen. Die Lage eines Landes wird stets von hohem, zuweilen sogar entscheidendem Werte für seine strategische Bedeutung sein Die t)j»erationsentwürfe des (Jeneralstabes weidfii sie «dalier /uiiiicbst ins Auge zu fassen iiahen. Wir verweisen hier .statt längerer Er- örterungen auf einige ins Auge springende Beispiele, die in dem Gedächtnis des deutschen Offiziers zudem lebendig sind. Man ver- gleiche die Bedeutung der Lage Preul'sens zur Zeit Friedrich des Grofsen mit der zur Zeit des Beginnes des Feldzuges 1866. Damals war die Grenze Polens bis auf wenige Märsche an die Landeshauptstadt Torgescboben, und fast ebenso nahe die Grenzen Sachsens und Schwedts. Schon diese Lage forderte die Hüiaus- schiebong unserer Grenzen gegen die Weichsel. Und 1866, welche Rolle spielte im Operationsentwnrf die in zwei getrennte Landes-

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8 lieber des Stndhun der Linder and Volker mit Besag auf den Krieg.

teile zerrissene Form des preufsischen Staatsgebietes. Wie günstig ist dagegen die Lage Kafslands mit seiner schwer za erreidienden natioDiüea und seiner auf dem Landwege fast ebenso weit Ton der Westgrenze entfernten goavemementalen, heute auch zur See dorch Kronstadt und die eigenartigen geographischen Verhältnisse Finnlands geschützten Hauptstadt an der Ostsee.

Die militärische Schwäche F^nglands wurde bisher durch die insulare Lage des durch eine übermächtitre Tiotte die See be- herrsch«'!ulen Landes ausgeglichen. Welche S('hvvieriL''keiten stellt die Gestaltung Italiens der nachhaltigen Landesverteidigung gegen einen die See beherrschenden (iegiier entge^^en. Wie ungleich schwieriger ist die strategische Lage des deutschen Reiches bei einem Kampfe geirt-n das vereinigte liulsland und Frankreich wie die Frankreichs gegen einen AuL^riff des mit Italien vcrliUndeten Deutschlands. Endlich vergleiche man die französisch-spanische mit der französisch-deutschen Grenze und erinnere sich an die militärische Lage der von der See abgeschniltenen südafrikanischen Freistaati'n.

Die allgemeine Betrachtung der Grenze ist unter dem zwiefachen Gesichtspunkte der Verteidigung und des Angrift'es durch- zutUhren. Neben ihrer Gestaltung, der Kutfernung von der Hauptstadt, bezw. den Garnisonen der Truppen kommt die Länge, das \ erhältnis der Land- zu den Wassergrenzen, die BeschatVenheit des Grenz- gebietes an sich (Gebirge, Gewässer, ungangiKires (ielände. die Fe.stungen und Sperrforts), die Stiinnunig und Gesinnung der Be- völkerung im Grenzgebiet zur Geltung, sowie die \ erhiiidungen von dort mit dem Innern und die innerhalb des (irenzl)ezirks. Endlich wird es sich darum handeln, festzustellen, welche Ortschaften, indastrieile and militärische Einrichtungen und Anstalten von Wichtigkeit im Grenzgebiete liegen, welche Eisenbahn- nud Strafisen- knoten in ihm von besonderer Bedeatang sind, wie dieselben nnd die vennntliehen Aoftnanohliiden zur Grenze liegen and in welcher Wdse der Grepzscbnts za fuhren ist In dieser Hinsicht wllide also nach die Verteilnng der Trappen Im Grenzgebiet za erwähnen sein» Znm lefchteren Yeistindnls der allgemeinen Gestaltnng des Landes and zur Obersicht Uber alle diese YerhiUtnisse empfiehlt es sich, die Aasdehnnng der Grenzen, das VerhSltais deiselben zor Gesamtoberflttche, die Länge des Darehmessers des Gebietes nach den Haaptrichtnngen, die Entfemongen der einzehien Hanpt- festangen n. s. w. Fon einander, ihre Lage zn einander und za der Haaptstadt in Kilometern anzuführen. Dafs die Lage eines Landes zom Pol entscheidend ist fftr Klima nnd Tagesdaner, and aUnk eine Erwähnung erheischt, sei hier noch zom Schlofs erwähnt.

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Ceber cUs ätodium der Liiader und Vülker mit Bezug auf den Krieg. 9

2. Die Gestaltung diT Erdoberfläche fdie Orographie).

Jedes Land trägt mehr oder weniger in Folge der (xestaltung seiner Oberfläche einen in oft verschiedener Weise die Kriegfllhrung in ihm beeiDflosseuden Charakter. Selbstverständlich giebt es beute ID Eiiropa nur wenige Kriegsschauplätze, welche in ihrem Gesamt- charakter der Kriegftthmng ihren Stempel aufdrucken. Zu solchen kann man Finnland, einen Teil von Holland und die Hochgebirgs- länder rechnen. In den anderen Weltteilen, in denen die Kultur auf (lif natürlichen Verhältnisse der Länder keinen oder nur geringen Einliuls übte, finden wir dagegen noch weite Gebiete, deren ,. Boden- plastik'' entscheidend für die Art der Kriegführung in ihnen ist. Wir erinnern hier nur an die cenlralasiatisi-licn Steppen, an das (i('l)irgs- land von Tschitral, den Pamir, die Indien von Afghanistan trenntMuifn Grenzgebirge, die von Gewässern durchschnittenen, mit Sümpfen bt - deckten Teile Cochin-Chinas. die algerische Wüste, das Ilochlanil Abe.>.syniens, Daliomey, Ueutschsüdwestafrika, unsere üstafrikanischeu Kolonien, Transvaal und den Oranje-Fn istaat.

Eine Betrachtung aller dieser Kr iegssc hau platze tührt uns aber mit Notwendigk eit zu der Überzeug ung, dafs eine Beurteilung des Einflusses der Gestaltung der F.rdober- fläche auf die Kriegführung untrennbar verbunden ist mit der Beschaffenheit des Bodens und seiner Bedeckung sowie der \'erteilung und Beschaffenheit der (iewässer.

Wir werden daher in dem Folgenden es nicht vermeiden können, bei der Untersuchung der Bedeutung der ..Bodenplastik" für die militärgeographischen Verhältnisse auch auf diese Faktoren einzu- gehen. Nur so erhalten wir ein klares Bild des zu schildernden Gebietes. Da nur wenige Rriegs^chaupiiit/.e. seien sie für die Schilderung zusammenfallend mit den politisclieu Grenzen, seien sie bezeichnet durch rein geographische Al)grenzungen. einen einheit- lichen Charakter an sich tragen,') so ergeben sich oft schon

V) Eine Aufnahme raaolit wie iTwUlmt in Kuro|>a u. a. das Grol's- fürsteDtam Finnland. Be^eiciiDtind äugt daher auch der Verfasser des „Pr^eb des ivteements mllitidres des oampagnes de 1806 et 1809 en FInUutde/ Graf Suehteleo, bei der ScbUdenug des «von den Rnflaen in Tielen, Uelnen^ DetHcbetnents geführten Feldzngea. „EUie solche Zersplittenmt? der Streitkräfte fand ihren (Jrund in der eigentümlichen Beschaffenheit des Lande:«. Dies Gebiet, in aUen lücütungen hin von Seen, Sümpfen, Felsen und Urwäldern donbteludtten, hat indes viele Vwidndnngen. Sie fBhreii ille fOm ^nen fetten Boden und Truppen Itoimieo belnalie ttbendl nnd m jeder Jalureeseit Mif ihnen fort. ... In Finnland fiUlt die Gefahr, in den kleinen Detachements geschlagen SU werden, fort. (?) In diesem Lande trifft es sieh selten, dafs man selbst bei

10 Ueber d»» Stndiniii der lünder und Völker mit Bezug aul' den Krieg.

ohne Zubtllfcuahnic \on mehr oder minder kliiistlii'h koDstruierten Dperationsscheidei) dur^'li den rschiedeuen Charakter der einzelneü Gebietsteile die Anhalts^pünkte tiir die Gliederuüg der luilitär- geographisehen Schilderung-.

So läfst sieh z. B. für eine Sehilderuug SUdwesl- deutscblauds, zu dessen Begrenzung raan etwa im Süden die Linie des Austrittes der Alpentbäler gegen Deutschland, beziehungs- weise die politische Grenze innerhalb der Alpen sowie den Bhein bis Basel, im Westen die dorch geschiehtliehe ond strategisehe Gründe im Jahre 1871 festgestellte fieichsgrensse, im Norden den Main mit den ihn zn beiden Seiten begleitenden Berglandschaften, im Nordosten das Fichtelgebiige nnd den BChmerwald und im Osten den Inn mit der Salzach wählen kann, eine natorgemäfse Gliedemng in eine Anzahl weniger dorch scharf ausgesprochene Grenzen (Operationsscheiden) wie dnreh den verschiedenen Charakter der Bodengestaltong, Bedeckung ete. bezeichneten Landschaften anfstellen. Es würde z. B. die Rheinthal-Ebene des rechten, die des linken Ufers, die schwäbisch-bayerische Hochebene mit ebensovielBerechtigong zur Grundlage einer abgeschlossenen Schildemng dienen können wie der Schwaizwald, der Odenwald und der Böhmer Wald.

Die besonderen Formen der Erdoberfläche sind nun aber nicht das Werk eines Zufalles, sondern das Ergebnis von Naturgesetzen, rm Feststellung den Gegenstand der Forschungen der Geologie bildet, Dat< \ e rständnis für die Eigentümlichkeit des Geländes wird daher unzweifelhaft dureh ein gewisses Mafs geologischer Kenntnisse er- leichtert. Für den Offizier genügt es jedoch zo wissen, wie die äulseren Formen des Geländes sich za den Innern geologischen Vorgängen verhalten.*) Ebenso wie die änlsere Form ist aber auch die Beschatt'enheit des Bodens, die Bodenkruste ein Ergebnis der geologischen BesehaflTenheit der Gesteinsarten, welche sie Itilden Wie von der Bescbaflenheit des Bodens neben der Gang- barkeit und Bedeckunir wesentlich die Fruchtbarkeit des I.niides, die Möglichkeit der Ernährung von Menseh und Tier, also auch die der Armeen abhängt, so von den iu den Gesteinsschichten vorkommenden

ttb«rlegeneii StreltkriUten mf einem Flecke dne gtoCse Trnppeniahl «nhSiitai kann"

Wenn wir mich nicht in allem den taktischen Ansehauungon des (irafen ."^uchtelen beipHichteu küuuen, so tiitimmen wir ibm doch darin vüUig bei, dals die luIHtSrgeographlseheB VerUntoteae FtaiilaBda dem gansea Laad« ttom einheitlieheB CÄiarakter aofpiitgen.

1) Selbstverständlich wollen vir Uenuit nicht etwa dnem Stadium der Geologie das Wort reden.

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L'eber das Studiiun der Länder und Volker mit Bexuj; anl den Krieg. H

Mineralien die Kniwickelun^ der Industrie Die Beschatfenhflt des Bodens ist aber auch hostinimeiid lllr das iiauniaterial der nicnscli- lichen Wolinuii^^t'ii und der Ortschaften. Unterbringung der Truppen uud \ i rteidigungstähigkeit der Wohnplätze stehen also in enger Verbindung mit den geologischen Verhältnissen.

So verhältnisniäfsig jung die Wissenschaft der Geologie auch kif 60 besitzen wir doch bereits eine Aozabl von Werken, die dem Oflfauer, der sich einige Orientlening Tersehaffen will, dies in hohem Grade erieiebtem. da es sieh doch nor um die jedem ge- bildeten Laien notwendigen oder willlcommenen Begriffe handeln kann. Es seien hier nnr angeführt:

Deatscblands Boden, sein geologischer Baa and dessen Einwirkung auf das Leben des Menseben. (1. Anflage, Leipzig 1854) von Bernhard ron Cotta. Feldmarschall-Leatnant Ritter Unschuld von Melasfeld. ,,Bnt8tehang der Formgebilde von Unebenheiten ODserer Erdoberflüohe and ihre Darstellang als Vorschale fttr die Geologie. Ein Leitfaden fttr jeden Militllr nnd fllr alle, welche Geologie studieren wollen. Ans den Papieren des Feldzeogmeisters Ton fianslab.«' Wien 1884.

„Josef Zaffank Edler von Orion, K. K. M^or and Lehrer an der technischen Ifilitärakademie in Wien. Die Erdrinde and ihre Formen. Ein geographisches Nachschlagebach in lexikalischer An- ordnang nebst einem Thesanras in 37 Sprachen.** Wien 1885. ,3onklar von Instftdten. Allgemeine Oiograpbie. Die Lehre von den Reliefformen der Erdoberflttche. Wien 1878.**

Die Darlegung der Bedeatang der geologischen Verhältnisse für die Entwiekelung der Industrie, des Ackerbaues und des Volksreichtams ttberhaupt ist zum Gegenstand einer besonderen Wissenschaft, der sogenannten „Technischen Geologie** geworden. Über diese, welche natürlich fttr die Militärgeographie von besonderer Wichtigkeit ist, orientiert in vortrefflicher Weise das 187S in Halle erschienene Werk des Dr. Brauns, ,.Die Technische Geologie in Anwendung auf Technik, Gewerbe und Landbau."

8ehr erleichtert wird für den Laien der Überblick Uber die geologischen Verhiiltnisse eines Landes durch die vortrefflichen, beute für die meisten Länder Eoropas in gröfster (ienauigkeit vor- handenen ..geologischen Karten." Eine solche Karte bezeichnet zunächst nur die horizontale oder geographische Verbreitung der Gesteinsarten, ihr Vorkommen nach Reihenfolge und Areal an der Oberfläche. Sie stellt eine Gegend dar in einem Bilde, wie es etwa ersehiene für einen Beobachter hoch Uber ihr in der Loft, wenn dessen Auge durch die Decke von Felsschutt und

12 lieber du Stadium der Länder und Völker mit Besui^ auf den Krieg.

Vegetation das daronter liegende Gestein erblicken oder wenn diese bergende Hülle, der Mantel von Pflanzen und Dammerde, plötzlich entfernt werden könnte. Ergänzt werden die geologischen Karten durch die „geologischen Qner- und Längs- Profile/' welche die Lagerang der einzelnen Gesteinsschichten Über- und zueinander rer- anschanlichen.

Die „Geologischen Landesanstalten** bearbeiten diese Karten, so z. B. die prenlsiscbe eine geologische Spezialkarte von Prenfsen und den Thüringischen Staaten im Malsstabe der Melstiscbblätter

des Geoeralstabes 1 : 25000.

Die Hersteliang einer ganz Europa umfiissenden Karte im Mals- stabe TOD 1 : 1 500000 ist von dem geologischen internationalen Kongrefs beschlossen wordeu. Von den 49 Sektionen entfallen auf Deutschland, England. Frankreich, Italien und Spanien je 4, auf Österreich-Ungarn und die Skandinariscbe Halbinsel je (i, auf Kufs- land je 20 Karten. Zur Orientierang fUr den Offizier dient auch: „Über das Verhältnis der Topo^aphie zur Geologie bei der Dar- stellung der Gebirgskarten von Ziegler. Winterthur 1869.'*

Wir beschränken ans auf diese kur/e Hinweisong. Nicht jedf-r Offizier bedarf Kenntnisse und kann solche erlangen, wie sie der um die preufsische Armee so sehr verdiente Oberst von Sydow in so hohem Malse besafs. P>/.iihlt uns doch sein Biograph, Oberstleutnant Dr. Max Jäliiis vou ihm, dals der (larnals den Dit-nst als Geueral- stabsoffizier dt r -I Kavaileriedivision versehende rreniierlentnant v. 8. während der Besatzung Kuriiessens im Jahre 1850 einen verdächtigen Hauer, der eine unwahre .Auskunft Uber die Richtung gab, aus der er herkam, völlig aulser Fassung brachte, als er ihm zurief: „8ie haben rote Erde an den Stiefeln! Da können Sie nicht vou sondern nur von B. herkoiumenl"

Zum Schlüsse dieser Ausführung sei ein Beispiel an- geführt, wie die Eigenart einer geologischen Formation für die Kriegführung in den betreffenden Kriegsschau- plätzen entscheidend werden kann. Wer erinnert sich nicht noch von den älteren Lesern der schwierigen, strajiazenreichen Kämpfe der Österreicher in Dalmatien, in der Boche dl ( attaro. Albanien und Bosnien. Diese Länder gehören zu dem Gebiete des Kalkes, welcher sich durch ebenso schroffe Formen wie durch die eigentümliche Beschaffenheit der oberen ßodt nkrustc auszeichnet. Der Kalk bildet bald stockförmig aufgebaute Plateaus, bald zackige, vielgeschartete Kämme, welche sich über tiefen Spaltenthälern er- heben, denen die Gewässer au> ebenso wilden und schroffen Seiten- thälern zuHielseu. Oft ist den steilen Wänden noch eiu höheres

Leber daa Studium der Länder und Völker mit Bezug auf den Krieg. 13

PUteaa anfgesetst, das gewObolioh nach einer Seite hin sanft geneigt ist, führend es anf der andern Seite steil abstOizt. Anf dem nn- fraehtbaren Boden gedeihen nur selten nnd lEttmmerlieh giO&ere Biome, meist nnr Knieholz. Eine der eigenartigsten EUUcformationen ist Dan das Gebirge, welches vom Isonzo ab östlich sich ttber die Balkanhalbinsel bis nach Serbien nnd Bosnien, nordostlieh aber bis in die Caristftdter Militärgreoze hmein erstreelLt, der Karst

Das Gebiet des Karstes, den Kriegssohanplatz der wieder^ holten Kämpfe in der letzten Hftlite des vergangenen Jahrhunderts, macht nicht etwa die absolnte Höhe des Gebuges, sondern dessen eigentttmlieher, dnreh das Gestein bedingter Charakter des Geländes so schwierig ftlr alle milifiiriscben Operationen. Der Terwitterte Kalk hat hier ude. weilsgraae, zerrissene SteinwUsten gebildet, ttber welche ein eisiger Wind, die Bora, dahinfegt, jede Spur einer Erd- deeke fortreifsend und so mit Ausnahme weniger bewaldeten Stellen, namentlich auf den höchsten, schwer zugänglichen Kttcken, das r^anze als ein endloses öteinmeer erscheinen läfst. Die gröisten Thalkessel enthalten gewöhnlich gröf.scrc Flni'slänfe, welche plötzlich nnter einer Felswand als bedeutende Bäche emporquellen, ebenso plötzlich in Schlünde sich verlieren, um nach längerem onterirdiscben Laufe wieder hervorzutreten. Häufige Kegen im Frtthjahre und die Schneeschmelze lassen diese Gewässer, welchen zuweilen keine ge- nügende Abflufsölfnungen haben, plötzlich anschwellen nnd grolse Strecken tiberschwemmen.

In diesem Oelände spielten sich u. a. die Kämpfe der öster- reichisohfn Truppen gegen die Bewnhner der Boeche di C'attaro ab, in welchen die geschilderteii Besnndcrheiten dieses Kalkgebirges den Österreichern so verhängnisvoll wurden. Doiiii in dem Karst konnte eine kleine, entschlossene Abteilung ein Deiilec stuiiderilang ver- teidigen, ein paar mit dem (xelände vertraute Eingeborene durch das plötzliche Herabroiien von Steinlawinen, welche oft bei der all- gemeinen Eintönigkeit der grauen Farbe der Berge, des Nebels, der Wolken erst dann von den Abhängen zu unterscheiden sind, wenn es zmii Ausweichen schon zu spät ist. ein ganzes Bataillon oder eine aus liiK'ksicbt für das Gelände auf Hunderten von Maultieren trans- portierte Munitions- oder Proviantkolonne in die grölste Verwirrung bringen. Und zu allen Hemmnissen, welche dies Gebirge der Be- wegung der Truppen entgegenstellt, kommt noch der gänzliche Mangel an Trinkwasser aut weiten Strecken, in denen der Regen oft nur strichweise fällt und das Kegenwasser in den Oisternei» oft wochenlang austrocknet und auch zuweilen im Kreidekalk keine Wasserader entdecken ist, so dafs aul'ser den Nahrungsmitteln

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14 üthvt dJM Stadilim der LSadur und Völker mit hwng auf den Kneg.

das Trinkwasser fttr MeDSchen nnd Tiere während der an sich schon 80 schwierigen Märsche anf Tragtieren nachgefilhrt werden moTs.

Soweit von der Bedeutung der geolojrischen Verhältnisse für die Erleiehterang des Verständnisses für die Formen der Erdober- fläche, namentlich soweit diese in der Bildung der Gebirge zom Aas- druck kamen.

Die Bodenerbebun^^en.

Wir wenden ans nunmehr zu der Betrachtung des Einflusses, welchen die Bodenerhebungen anf die Krieg- führung äulsern.

Man kann Hügel-, Berg- und Gebirgsland unterscheiden. Das Hügelland bildet den Übergang von der Ebene zum Get)ir<rsland. be/.w. zum Berglande. Es setzt den Trupi)enbewegungen im all- erem-ineii keine oder nur gerin^'-c Hindernisse ent^'f;:('n, obwohl seine weilijren Formen in taklis<*h(T- Hinsieht, was die Deekun^" geircn Auge und Feuerwirkung betrillt, von ijoher Wichtigkeit sein kOnneu.

Anders liegen diese Ve r h ;i 1 1 nisse im G e bi i L^slande. Dies /eiirt oft inuerhalb räumlich kaum von einander getrennter Strecken sehr bedeutende Höhenunterschiede. Hochanstei-tndc Berge und Kücken umgeben hier oft tief eingeschnittene Thalt r. Ganz besonders aber macht sich die Bedeutung des Gebirges geltend mit Bezug auf die Bewegungsfreiheit der Truppen. Nicht niehr das vorhandene Baumaterial sondern die Beschatlcnheit des Untergrundes entscheidet hier, abgesehen von der Thätigkeit des Meu.>>ehen. in ersirr Linie Uber die Wegsamkeit. Der Felsbudeu in seiner manuiglachen Zusammensetzung sowie die Firnfelder und die .Schneenlassen der Schnee- und Eisregion erschwerten in viel höherem Grade die M a rschbe weguugen wie die Be- schatfenheit der meisten Verbindungen in der Ebene. Zunächst wird eine militäxgeographiscbe Schilderung diesen L iustand berücksichtigen mftosen. Aui' dem sogenannten Scbotterboden, der aus meist abge- rnndeten Steinen besteht, wird die Infanterie wenn anch mit einigen Strai>azen und mit Nachteil für die Fnlhbekl^dung, sich fortbewegen können, KaTallerie nnd Artillerie aber nur mit Mtlbe nnd mit Schädigung des Pferdematerials in schnelleren Gangarten. Trttmmergestein, wie wir es in oft in kolossalen nnd regellos nmheigestreutenBlöcken,nament- lich im Hochgebirge, finden) wird, da, wo die Köpfe der Schicht- nnd Trttmmergesteine kantige oder schräge Flächen zeigen, kaum mehr einen Marsch in taktischen Formationen ermöglichen nnd schlielslich nor noch dem einzelnen In&nteristen, nnd zwar nur unter Aufwendung gro&er Anstrengung, das Fortkommen erlauben.

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üaber dM StiMttiiiii der Linder und Volker mit Besag uf den Krieg. 15

Ober den Oebirgskrieg ist, oamentlieh von Östeneieheni, Uatienem aod Spanieni) In neoerer Zeit ancb yoo Franzoseo, Eng- liodern nad RasBen, vieles gesohriebeD worden. Es wttrde m weit Akren, auf diese Litteratnr hier n&her einsngehen. Das bekannte Werk des Feldzeagmeisters Freiherrn von Kahn Uber den Krieg im Hoohgebirge, sowie die Abbandinngen im „Spectatenr miiitaire** 1898 bei Gelegenheit der SohUdening der „Tronpes alpines" enthalten soviel Vortreffliehes hierüber, dals ich an dieser Stelle daranf verweisen möchte.

Man nnterscheidet die Gebirge naoh ihrer bori/.ontalen Gliederung, d. h. nach der Form ihres Grundrisses in Massen- und Ketteni^ebir^e, und in vertikaler Be/ieliun<r in Nieder-, Mittel-, Hoch-, auch wubl Alpengebirge. Die l^ieder- Gebiige werden meist mit Uucksiobt anf ihre Lage zum Uanpt- gebirge. Vor^ehirire. bezw. Vorberge genannt.

Die Mehrzahl der Gebirge zeigea die Ketten form. Nach der Bedeatang der einzelnen Glieder unterscheidet man hier auch wohl Haupt- und Nebeaketten, bezw. Kttckeu des (rebirges. Die HauptrUcken sind in gewissem Sinne der Stamm, der die einzelnen Gebirgsglieder zusammenhält, gleichsam das RUekgrat des Gebirges. Auf ihm liegen meist die höchsten Erhebungen, es bildet die Haupt- Wasserscheiden, besteht auch meist aus den ältesten Gesteinsarten. An ihm setzen sich Seitenglieder, die NebcnrUcken, gleichsam wie Hippen an. Nicht iminfr sind diese Seitenglieder imbedeutender wie der HauptrUcken, sondern zuweilen tragen sie die höchsten Gipfel. (ISo liegen der Montblanc, der Ortler, der Grolsglockner. der l'ic de Nethou. der Elbrus, der Dychtau und der Kasbek aiilserhalb des die Hauptwasserscheide bildenden Ilauptkaninies. \

Dieser Gliederung des Gebirges entspricht die der Thäler.

Nach der Lage zu dem Grundrils des Gelnrges unter- scheidet man Längs- oder Längenthäler. welche die Ketten eines Gebirges von einander scheiden, also nieist parallel der Haupt- kämnie oder Kücken des Gebirges laufen und tiefe Thaliurchen mit geringem Gelalle haben und Querthälern. welche, am Hauptkauira an Quersätteln entstehend, entweder senkrecht oder diagonal zu den I..ängenthälern verlaufen und sehr oft ein i»edeutendes (iefalie haben.

Nach der Lage zum HauptrUcken und nach ihrer Be- deutung für die Wegsamkeit, Unterkunft und Verpflegung unterscheidet man wohl auch noch Haupt-, Neben- und Seiteuthäler. Die Hauptthäler zeichneu sich aus durch breite Thalsohlen, grölsere und nicht so reilsende Gewässer, bessere Ver-

16 Ueber das Stadium d«r Linder und VOIker nrit Besag auf den Kxieg.

bindnngen and entsfirechend der dichteren Bevölkenmg darch ^öiflere OrtBchafteo. Sie werden daher im Gebirge meis.i den Sebaa- platz der grörseren Operationen bilden. Iii »den Neben- thälerDf weiche vom Hanptrttcken ahgehon, flndot i an meist noch brauchbare Verbindungen, die mit den Tbälern iu das Haapttiial mttnden. Die zusammenhänge nden Ortschaften sind in ihnen seltener. Diese verschwinden endüch fast ganz in den Seitenthälern, welche TOn Nebenrttckon ansgeheo. Sie sind meist steil, haben mangelhafte Verbindungen. Ihre Gewässer bilden oft Staub- und Sturzbäche.

Sattel ((ichirgs attel) istira allgemeinen die I^ezei^hnung fUr alle Einschnitte im Kamme, insbesondors für dieticfstenPunktedersolben. Sie fuhren sehr verschiedene Hrzcichmingen lokaler Art wie Scharte, Scheideck, Joeh ii. s. w. i'afs nennt man iu der Kegel einen Sattel, der vnr/u^rsweise für den Übergang benatzt wird and über den daher Mral'seii von Wichtigkeit führen.

Für den Krieg sind die Pässe und Oebirgssättel von be- sonderer Bedeutung' und tniissen sie in niiiitärgeographischen Schilde- rungen eiugehend berückhiehtigt werden. Denn sie sind nicht allein die AntaiiiTSpunkte von Tbälern und durch ihre Tiefe und Lage aiit- bestitnniend tilr den f'harakter de>s (iebirges, sondern vor allem die Hriicken für den \ t rkrlir vom Saumpfade an bis zur Eisenbahn und ott auch noch die <iien/.niai ken verschiedener staatlicher, nationaler und klimatischer Gebiete. Besondere Wichtigkeit erhalten die Pässe in den Eis- und Schnee-Hegionen der Hochgebirge, weil hier die Zahl der brauchbaren , zur Herstellung bequemer Übergänge geeigneter Sättel viel geringer und der Bau von Kunststraisen schwieriger und kostspieliger ist. namentlich weil es vieler Mittel der Technik be- darf, um diese Verkehrswinkel zu schlitzen und brauchbar zu erhalten. In der Kriegsgeschichte aller Zeiten spielen daher die Pässe der Alpen, wie der Moni C^nis, der St GK>ttbard, der grolse St Bernhard, der Simplen, der SplUgen dne gro&e Bolle.

Fttr die Gangbarkeit eines Gebirges ist die Steilheit der Pllsse, Stratsen und Abbiinge von Bedeutung. Die elementaren Einzel- heiten sind ans der Terrainlehre bekannt, nm sie liier Übergehen sn können. Es sei nur darauf hingewiesen, dafis es erfahrunga- millsig nieht leicht ist, bei einer Rekognosoierung den Neignqgs- winkel eines Abhanges auch nur für eine einzelne Stelle aanftbenid riohtig zu bestimmen. Die Sehätaung wird meist Uber das richtige Mals hinansgreifen. Auch darf man sich nicht der unriehtigen Auf- fassung hingeben, als sei es nur die Tertikale Erhebung, welche auf die Gangbarkeit des Gelitndes Einfluls hfttte. Sondern es ist dies die jedesmal zu ersteigende Böschung, d. h. die Anlage des von

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Ueber du Stadinn d«r LSnder und WXkju mit Besag «of den Krieg. 17

den Truppen zarückzulegenden Wegres. Man kann z. B. im HUgrel- lande dure das Erst^'ifren eines auf märsigre Höhen in gerader Linie hinau etUhrten Wejres oft mehr erniUdet werden, wie durch den Marsch auf den die Erhebunjren des Hochgebirges in kunst- vollen Serpentinen, hinansteijrenden Strafsen. Wir werden auf diei«»' Frage noch bei der weiteren Hetrachtunfr des Oebirircs zurückkommen.^

Die T 1er sind bei der Heurtc i Iii iig eines Gebirges \ oii der höchsten Hedeutung. Da die Hauptthäler der Schau- platz der griUseren Operationen und der entscheidenden Kämpfe sind, entscheidet ihr Besitz meist zugleich Über den der angrenzenden Thäler. Die strategisch wichtigsten Funkte sind die Thal- knoten, an welchen sich die Längen- und Querthäler treften. Fast immer liegen an diesen Stellen Thalerweiterungen, welche die Ent- wickelung der Truppen begünstigen. Solche Knotenpunkte sind in Tyrol z. B. Bötzen iür das Etseh- und Eisackthal, Brixen mit der Fran/.ensfeste und der Mtlhlbacht r Klause für das Wipp- und Drau- tbal. Nauders, I^andeck. Inii/^hruek lür das Innthal und seine Nehen- thaier. Im Wallis könnte man Martigny und Ürieg zu ilnieii rechnen.

Den Thalknoten an Wichtigkeit gleich sind die Thali»iinungen am Aasgange aus dem Gebirge in die Ebene, bezw. die Thal- eingänge beim Eintritt der Strafsen in dasselbe. Es ist Sache der milikäigeographischen Beschreibung, ihre Bedeutung im Einzelfalle, und Ewar fbr die Verteidigung wie fUr den Angriff klar zu legen.

Die Lage der Thftler za einander, ob gleichlaufend, obsn- sammentreffend, ob anseinandergehend, und die Lftnge der Tbftler

1) Es seheint an dieser Stelle geboten, davor za warnen, auch bei Detail- MhildenmgeD taktlMher Natur in sohematiseber Webe die Stelgang In matiie-

tiachen Graden als Mafsstab der GangbaAeit und der SchwieriKkeit einea Wegas zu Grunde zu legen und etwa zn sagen: „Da der Abhang eine Nfignng von so und soviel Grad hat, ist er noch gangbar für geschlossene Kavallerie im Trabe" o. s. w. Einmal macht die Länge des Abhanges einen sehr bedeutenden ünteraehled: Eine ▼ob derattaklerenden KaTsUerle anf efner kanett Streek« mit Leichtigkeit tfberwnndeno Böschung, kann anter Umstfinden auf ganze Attaken- länge keinen energischen Angriff inobr j^cstatten. In noch hJJherera Grade wirkt die Boilcnlx'schaffenheit ein, um :ille srhematirtchen, an die Böschnngsverhältnisbe gekniiptten Angaben zu Soliauden zu machen. Tiefer Saud, auigeweiohter Thon- boden, eine knne, glatte Grasnarbe, welche den Fofs beetibidlg som Gleiten bringt, können gaaa miürige BUsebongen sehr schwer ersteigbar machen. Aufserdem bleibt zu erwägen, dafs ein Winkel von B" zwar in der {graphischen Darstellung r^ehr unbedeutend aussieht, eine solche Böschung iu einer Länge von einigen 100 m, aber schun eine recht schwierige Steigung darstellt. Die steilsten Chanaseea in den Vogesen haben a. B. idofat mehr als 7 bis 8* 8t^ gong «ad maehen dennoeh aehon lllr knne Strecken den Henunaehuh not- wendig.

JikfbBflkBr ftr dit dtnta^« Amt« oad lUrfaa. Bd. US. I. 2

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18 lieber das Studiam der Länder und Vtflker mit Besag auf den Krieg.

sind auch von so hohem Einfluls in taktischer Hinsicht, dafs diese Mo- nienti' ein<:ehende BerUcivsichtigung finden mUsseo. Die taktischen Folgerungen übergehen wir hier.

Das Hochgebirge dürfte wohl nur iu seltenen Fällen Schaujilatz des grofsen Krieges werden. Dennoch sehen wir in der Kriegs- geschichte es zeitweise in die Operationen hineingezogen werden. Denn wenn auch der Angreifer das Gebirge möglichst za vermeiden suchen winl, so zwingt ihn doch die Lage desselben zu dem Gange der Operationen, es anfzasochen. Dennoch sehen wir in der Kriegs- gesebiehte, dafs die Entscheidangskämpfe nie in den höheren Teilen des Gebirges dorchgefochten worden, sondern in den Thalniedemngen oder in den Ebenen am Folse derselben. Selbst in FeidzUgen, in Mreleben sieh wie im Jahre 1799 üi der Sehwdz aneh der grobe Krieg gegen alles Erwarten nnd ohne zwingende Notwendigkeit in das Gebirge gezogen hatte, wurden dennoch die Entscheidnngs- k&mpfe in den kultivierten, von vielen Verbindungen durebsehnittenen Unterlanden am Wallenstädter, Vierwaldstädter und Züricher See einer- und der Rheinthal-Ebene andererseits durchgefochten. In früheren Zeiten, besonders im vorigen Jahrhundert, hat man dem Besitze des Gebirgslandes einen viel zu hohen Wert beigelegt Die falsche Auffassung, dafo wie in taktischen Verhältnissen die Weg- nahme eines Höhenzuges, welcher den Seblttsselpunkt einer Stellung bildet, Uber dieselbe entscheidet, oder dafs wie die Besetzung der ein Thal einschliefsenden Höhen durch den Gegner dessen Verlust nach dch zieht, so auch in strat^ischer Beziehung der Besitz des Gebirges Uber die anli^nden Ebenen entscheide, führte zu der ganz unrichtigen Anschanang, Wasserseheiden und Gebirgsknoten ans rein geographischem Gesichtspunkte als strategisch entscheidende Stellungen anzusehen. Da man femer das Gebirge auch wohl wie eine Mauer betrachtete, deren Eingänge man mit Posten schliefsen könnte, so zersplitterte man die Armeen in lauter kleine meist zu energischem Widerstande unfähigen Detaobements, eine Malsregel) die natürlich zu vielen Niederlagen der so unrichtig verwendeten Heere führte.

Wir treffen auch hier wieder auf die verhängnisvollen Folgen einer ganz abstrakten Überschätzung des geogra- phischen Elementes in der Kriegführung, eine FoIl-c drs Mangels an Klarheit über den militärgeographlscben Wert und die Bedeutung des Gebirges.

Weder zu den Zeiten der IJneartaktik im 18., geschweige denn im nun ver;iraiigenen Jahrhundert, linden wir Fälle, in den<'n Armeen in einer zusamnieiihiingenden Aufstellung ein aiis^'-edehntes Gebirge m verteidigen vermochten. Niemals aber üudeu wir Heere dort, wo

Ueber das Studium der Länder und Völker mit Bezug auf den Krieg. 19

sie nach der „Uberhöhungstheorie" hätten stehen müssen, d. b. auf dem Kamm autgestellt. Gebirgssteliaugen wie die in den frideri- cianischeo Kriegen bei SchmottB^fen and Landshnt, oder die bernlimte Stellung von Feldkircb in Vorarlberg waren doch eigent- lieb nnr Stelinngen in TlUUem. Und omgekebrt waren es gerade sehr ranhe nnd nnwegsame Pässe, welebe die Heeren Napoleons nnd Snworows in der Offensive Qberscbritten. Die Erscheinnngen in den Kämpfen am den Balkan im letzten rossiscb-tUrkiscben Feldzoge können wir bei den Feblem der tOrkisehen Fttbrong wobl nicbt als mafsgebend fUr unser Urteil anseben.

Von weleber Bedentong aber andererseitb anch ein niebt zam Hoobgebirge zu reebnendes Gebirgsland, riebtiger Bergland, welebes aas einem Gewirr von einzelnen Bergkappen, antermisebt mit Berg- ketten bestebt, gewinnen kann, wenn es ron einem mit der Eigenart des Kriegssehanplatzes vertraaten, kriegeriscben nnd waflfengettbten Volke verteidigt wird, lebrt der angenbliekliebe Krieg in Sudafrika Kanm ein Gefeobt, in weicbem nicbt die „Kopjes** eine oft ent- sebeidende Rolle spielen. Und die Natnr des Kriegsse banplatzes war bier bisher von geradezu lähmendem Einiluls auf die in reichster Weise mit Kriegsmitteln ausgestatteten Engländer.*)

Diese Erscheinung bestätigt die vor mehr als einem Jahrzehnt ▼on uns ausgesprochene Auffassang, dafs, wenn aueb das Gebirge auf längere Zeit nie Schauplatz des grofsen Kriege«; sein und nie den Verteidiger die N'orzüge einer absolut sichernden Mauer bieten kann» es aber in allen den FäUeu eine wichtige Rolle sj)ielen wird, wo der V'erteidiger es versteht, die Streitkräfte des Angreifers womöglich durch an den Kampf im Gebirge gewöhnte 1 rnppen oder die mit der Eigenart des heimisebeo Bodens vertraute Gebirgsbevölkerung zu Kämpfen im Gel)irge zu zwingen.

Der Angreifer wird dann, ermüdet und geschwächt, unter Um- ständen auf eine andere Thätigkeit ganz ver/icbten als die Ver- hinderung von feindliche Zufuhren an Lebensmitteln, Waffen und Munition. Er wird unverbiiltiiisniäfsig grofse Kräfte zur Sicherung seiner Ver- bindungen verwenden und sich schliefslieh darauf beschränken müssen, mit mobilen Kolonnen das Land zu durchziehen. Die Kämpfe im Kaukasus, namentlich in Daghestan, in Tvrol 17(i:^ und 1809, in neuester Zeit die Kämpte in der ik)cche di Cattaro, in

Siehe unter den in der deutsehen Militärlitteratur ersohienenen Weriten Uber Deataeh-SttdweBtafHk«: „Sehwabe. Mit Schwert und Pflog in Deoteeh- stldweetsfrika.** Für die Verhältnisse des Kriegsschauplatzes in Süd-Afrika verweisen wir u.a. auf: ,,Tjiti\vi<,' von Kstorft" Dt-r Buerenkrieg in Siidafrilu." (Beide Werke bei Mittler in Berlin in neuester Zeit erschienen.)

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20 Ueber daa Stodlmii dw Lllnder und Yfflkor mit Benig anf den Kxieg.

Bosnien, in Montenegro, auch in AbessynieD and Tsehitral, Ueten Beispiele eines solchen Gebirgskrieges.

Um für die VerhältnisBe dos Rampfes im Gebirge sieb ein Bild von der Katar desselben zu machen, hat man die Gliederung in vertikaler Beziehung in vier durch den Charakter ihrer Wo^samkeit, ihrer Bodenbedeckungy ihres Klimas und ihrer Kultur (im weitesten Sinne) unter- schiedene KegiüiiPii zu Hilfe jrcnommen: in die Basis- (Gebir^'sfu fs-), Wald-. Alp- nnd Fels- oder Schnee-Kegion

Hochgebirge, ]< ! lüs in das Gebiet des ewigen Schnees hinein* ragen, weisen alle diese Kegionen ani; die Mittelgebirge reichen oft nnr bis in die Alp-Kegioi) hinan, zuweilen, wie viele unserer deut- schen nur bis in die Wald-Ke^ion. Klimatische und andere Ein« wiri\ungeQ verändern häufig; seihst auf einem und demselben Gebirge, die Lajre der ein/.ehien He<:iunen zu einander, so dals z, B. die Basis-Kegion unmittelbar in die Fels- oder Schnee-Kegion Ubergeht wie bei tief in das Thal hinabhänp'nden (iletschern. (iebirgen im hohen Norden, wie den Norwegischen, oder mit verhältnismäfsig hoher Lage des Fulses Uber dem Meere wie z. R. den ( ichirgen des P^.ngadin, fehlen oft die unteren Kefrionen (»(it r es finden sich dieselben dort nur in gerinirein Umfaufre. Wenn ('aber auch die in dem Fol-t luien gegebene Charakterisierung der ein/einen Ke^ionen nur eine allgemeine Bedeututifi: haben kann und durch lokale Vcrhiütnisse oft mehr oder weniger verändert wird, so giebt sie doch andererseitj, einen solchen Anhalt zur Beurteilung der Verhältnisse für Unterkunft. Verpflegung. Weg- uii(i < langbarkeit des Cehirges, dafs die Angaben hierüber in keiner milit;a<reogra))hisclien Bt-M-hreibung fehlen sollten.')

Die Hasi<- Kej.'-ion bildet den untersten Teil des Gebirges. Von der (nsaiiitcrlu bung eines grülseren Gebir^^es nimmt sie viel- leicht etwa den achten, von der Grundlinie des Quer|)rofds etwa den dritten Teil ein. In ihr befinden sicii die meisten fxrolseren Ort- schaften und sie zeigt die verhältnismäfsig entwickeltsten Kultur- verhältnisse. Es gedeiht Getreide, und die Wegsamkeit ist eine ver- hältnismälsig gute, insofern als nach Zahl nnd Beschaffenheit ge« nttgende Verbindungen den Verkehr zwisehen den einzelnen Ort- schaften yermitteln. Die Basis-Region zeigt deutlich die Wirkungen der Abschwemmnugen nnd Abspulungen von der HOhe des Gebirges her. Daher finden sich in ihr mächtige Schott-, GerOU- nnd Sand- massen, wenn aneh meist bedeckt mit einer Hnmnssehicht

M Wir folgeo auch im Naohsteheadea vorzugsweise dem obenerwähnten vortreffUoben Werke des Feidzeugmeisters Freiherrn von Kuhn „Der Gebl^ga» krieg'*.

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Ueber daa Stadium der Lünder und Vülker mit Bezug auf den Krie^. 21

Diese Ko^ion hat (im Hoch^ehirpei einen doj iultcii Chiirakter: 1. Der untere Teil, der Ful's, üti'i'^t lucist steil von (Ut Thalsohle auf, ist felsi^^ rauh, wenig bebaut, oft mit dichtem Gehölz bestanden und von tief eing:esehnittenen, zuweilen von Wild- bächeu darebströmten Schluchten durchsetzt, welche die Gangbarkeit sehr enebweren. 2. Der obere Teil der Ke^ion hat Hachere BöRehDDgen, verhältnismilfeig geringere Erhebungen und oft einen plateauarttgen Charakter. Die Binneo, Scblnebteo nnd kleinen Tbäler, welche sieb von den Hohen berantenieben, sind hier sanfter einge- schnitten, so dafs sie der Gaogbarkeit geringere Hindernisse entgegen- stellen. Anf diesem Teile finden sieh noch Ortschaften, er ist femer ron Waldungen, kultivierten, von einzelnen Wegen durchzogen und daher ftlr die Bewegungen und das Gefecht kleiner Detachements wohl geeignet

Die Wald -Region nimmt Vi)n der Gesamtböhe des Querprofils etwa die Hälfte, von dessen Grundlinie etwa den dritten Teil ein. Sie zeigt steile Böschungen, von 35 Im 45^ und besonders in ihren unteren nnd ihren höchsten Teilen so schroffe Felswände, dals diese oft sogar von Einseinen nicht zu erklettern sind. In ihr stürzen die ans den Wasserreservoirs der Schnee- nnd Eisregion sich bildenden reifsenden CrebirgsbMche herab, weiche Ober den senkrechten Abstürzen zu Wasser&llen werden. UrsprUii^licb war diese Waldregion wohl ganz mit Wald, nnd zwar nach den klimatischen VerhiUtnissen in Europa mit Tannen, Kiefern, Lärchen und Arven, bestanden. Dieser Wald vrird von unten nach oben lichter und endet endlich in einigen ver- krüppelten Anrochen. Wo die BevOlkernng des Gebirges zunahm oder wo die Industrie und der Handel sich des Waldes bemächtigte, da ist oft im Laufe der Zeit der Wald vernichtet worden. Dann wird wohl auch das lockere Erdreich durch die herunterstürzenden Wassermassen abgeschwemmt, kahle Felsmassen treten zu Tage, das Gestein verwittert und stürzt in das Thal hinunter, wo die Schuttmassen grofse Verheerungen anrichten, Wege versperren, Häuser, ja ganze Orte vernichten. (So im Bergell unweit CSiiavenna das Dorf Plurs; Goldan zwischen dem Znger- und Lowerzersee.)

Die Alp - (oder Alm-) Region bildet emen Gürtel von etwa der Hübe und der Grundfläche der Querprofils. Sie ist sanfter geneigt nnd zeigt mehr Muldenform; neben zahlreichen, schwer über^ schrdtbaren Schnttfeldem weite mit nahrhaften Futterkräntem be- deckte, meist als Sommerweide für das Vieh der tiefer liegenden Ortschaften benutzte Grasflächen, die sogenannten Alpen oder Almen. Ab und zu trifft man auch anf Kniehohs. In dieser Zone ttber-

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22 lieber d&s Studium der Lüuder und \'ülker uiit Bezug auf den Krieg.

sebrelteD die KonststraliBeD meist die HanptrückeD auf den Sätteln (Pässen).

Id ihr haben die Gewässer ihien Unpmng ans zahtreiehen Ideinen Qaellen, Bergseen nnd Wassergallen anter der äniseren RasendeekCf so dafis der Fnls des Marschierenden an diesen Stellen beständig ins Wasser tritt: Dennoeh versiegen zuweilen im Hoeh- sommer, obwohl sich auf den flachen Stellen das Wasser sammelt, die Quellen, so daCi dieser Teil des Grebirges wasserarm wird.

Die Fels- oder Schnee-Region bildet den eigentliehen Kamm des Gebirges, und nimmt etwa Hobe und der Grundlinie

des Qaerproiils ein. Steile, zerrissene Felsen, grolse Schnee- und Gletsehermassen charakterisieren ^ie and machen diesen Gürtel nur für einzelne, genau mit der Örtlicbkeit vertraute Bergsteiger tlber- schreitbar. Der Fufs der Felsregion ist häufig; mit Steingeröll be- deckt, welches von dem yerwitterten Gestein herabbröekeliid mäch- tige Trttmmerhalden bildet, auf denen man sich nur mit Mühe vor- wärts zu arbeiten yermag.

Was nun die militärische Bedeutung der zuletzt ge- schilderten drei Kegionen anlangt, so kommt für militä- rische Bewegungen die Fels- oder Scbnee-ftegion nicht in Betracht. Die Alp- oder Alni-Kegion wird nur soweit von militärischen Operationen berllhrt. als die grofsen Kunst- strafsen ihre Sättel Ul)erschreiten. Sie ist ein Durchzugs- gehict. da sich in ihiicii nur die zerstreuten Hloekhäuser der Senneu (nur in der warmen Jahreszeit benutzt) und, abgesehen von den etwa weidenden Herden, auch keine VerpflegunsTsmittel vorfinden. Auf den grünen Matten selbst führen nur Fufs- pfade. deren Spuren ebenso selmcll verschwinden, wie sie von Menschen und \ ieh getreten wiinh n. auf denen daher in dem häu- fiiren Nebel und in der Dämmerung nieht nur ganze Truppenteile, sinidern auch einzelne l'atrouillen liichtimg und Weg verlieren kiiiuit n. ^lit Ausnahme der sehr wenigen Kunststral'sen werden aber auch zu den Sätteln nur Keit- oder Fulswege hinanftlhren, die von der Truppe nur zu Einem hinter einander (der Franzose nennt diese Formation a la Hie indienne) benutzt werden krumon. also in sehr verlängerter Kolonne, das Gepäck und die Bagage auf Trag- tieren.

Was die Wald -Kegion anbetrilTt, so ist ihre Wegsamkeit im unteren Teil oft etwas günstiger. .Man findet zuweilen schmal- spurige Waldwege, welche von den mit einem Pferd gezogenen Rarren, deren Spuren, sich tief in den Felsboden einschneiden, durch- zogen werden, welche aber Ton anders gebauten Kriegsfahrzeugen

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üeber das Stadiom der Linder und VSlker mit Bein« anf den Krieg. 23

nicht zu durchschreiten sind. Höher hinauf finden sich nur noch Fufs- and Saumwetre wie in der Alp-Kejrion. Es ^iebt hier zwar noch Holzsehlägf r-. Kfihler- und einzelne AlphUtten, letztere auf den den Wald unterbrechenden Weideplätzen, dies sind aber auch die fin/joren rfiterkunftsräume, von denen wohl nur die g"rölsten Alp- hUtten einer Kümpap:nie ein notdürftiges Unterkoramen gewähren könncMi. Kleine Ortschaften frehören auch hier zu den Ausnahmen.

Diese l{e;:iün wird daher nur von kleineren Detache- nients in Ausnahme-Fällen zum Schau j)latze k riejtre rischer Thätigkeit gewählt werden. Mrist kann sie von deu Truppen nur auf dem Marsche durciizogen werden.

Aus dem bisher (lesagten ergieht sich das Folgende:

Die (rangbarkeit und Weg^a^lkeit des Hoch{rebirges ist zunächst von di-r Beschaffenheit der Thäler und Sättel ai)hängig. Die gndsten 1 häler, in welchen die Kunststrafsen tuhit n, sind oft von einander durch ein Oelände getrennt, welches entweder gar nicht iulcv nur mit grofsen Schwierigkeiten zu überschreiten ist. dessen Überschreitung aber wenigstens einen, zuweilen auih mehrere Tage- märsche in Anspruch nimmt. Ein Marsch in Parallelkolonnen, die sich beim Zusammentrnffen mit dem Feinde gegenseitig unteiBtUtzen sollen^ ist daher fast nie ausführbar. Die Seiten- kolonnen werden nur die Aufgabe za erfUllen vermögen, die Haupt- kolonne gegen Bediohnngen nnd anTenniitete Angriffe in den Flanken zu schlitzen nnd die strategisch wichtigen Strafeenknoten zn sichern.

Die Beschaffenheit der in giolsen Windaugen nnd zum Teil steUen Anstieg oder Senkong geführten Wege erfordert grollsmn Zeit> anfWand znr Zortteklegung von auf der Karte ganz knrz erseheinenden Streeken. So rechnet man onter gewöhnlichen Verhältnissen aof die Ersteigung von 4 bis 500 m Höhe eine Stande fllr die Trappe Bei diesen Märschen im Gebirge wird die meist za Einem mar- schierende Infiuiterte nicht gefechtsfilhig sein. UberfilUt nan eine solche Kolonne die Nacht oder ein Unwetter oder stört der Feind den Marsch, so sind die Folgen nnberechenbar. Schon der angen- hlickliche Krieg in den Bergen Sad-Afrikas bietet Beispiele hierfür. Es ergiebt sieh also bieiaos die Notwendigkeit, die Kolonnen groise Umwege machen zn lassen aaf sicheren Strafsen, sobald ein Zn- sammentreffen mit dem Feinde ttberhanpt möglich erscheint.

Sehr gefährdet werden die Wege nnd mit ihnen die Bewegangen von Trappen im Gebirge anch dnreh die Gewässer. Diese werden weniger ihrer Tiefe als ihres starken Gefälles wegen za Hinder- nissen. Schnee8chmel/.en und Hegen lassen sie olt unvermutet schnell anschwellen. So werden häufig ganz anbedeatende Bäche za taktisch

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24 Ueber das Stadium der Länder und Volker mit Bezog auf den Krieg.

nicht uuu ichtiiren Hindernissen. Der Marsch der Truppen kann plötzlich durch das Anschwellen von für fjewöhnlich kaum Wasser enthaltenden Bächen uumüjrlich jremacht und es kiinnen hierilurLh für Operationen und (it Ifchte sehr entscheidende Folgen herheigettihrt werden. Jeder mit dem Wesen des Gebirges Vertraute kennt die Gefahren, welchen selbst die Kouststrafisen des Gebirges durch die Wasserverhältnisse aasgesetzt sind uod weils, welohe Mittel der Ingenieur aafwendet, sie za schützen.

Die klimatiBohen Verhältnisse des Hochgebirges haben einen nioht m onterschätronden Einfofs aof die KriegfOhnmg. Ab- gesehen Ton den Schwierigkeiten des Biwaks in schneidender Kälte und hei Eis nnd Schnee, der langen Unterbrechung des VerlLehrs durch dauernd liegende Sehneemassen im Winter, der bekanntlich tHi die höheren Teile oft im September beginnt nnd bis in den April hinein za dauern pflegt, erschwert die Rauheit des Klimas auch die Verpflegung in hohem Grade. Welche Folgen aber ein längeres Verweilen von Troppen auf den Hohen eines nicht einmal hohen Gebirges im Winter haben kann, davon bietet die Kriegs^ geschichte viele Beispiele.')

I) Einen interessanten Beleg hitTtür giebt aus dem letzten rnssisoh- türkis eben Kriege das Tagebneb des rassischen Kegiment» Jenisseitk ttber seinen Anfentlialt anf dem Sohipka, in einem Mittelgebirge

dessen Verbindungen mit der lieimat zudem in keiner Weise gestört waren. Dies Regiment war, als t-s Knde Oktohcr 1S77. olinr ]>h dahin mit dem Feinde zusammengetroffen zu sein, am Schipka eintraf, in seinen 8 Bataillonen zn je 6 Kom- pagnien 76 Offiziere, 276 Unteroffiziere, Spioileute, 27UO Streitbare, 5 Beamte, 164 Niohtstreitbare mit 41 Fshneogen nnd 114 Pferden stnrlc. Sehen bei dem Aufstieg auf die PasshOhe froren die ^on Sebnee durchnälsten Halbpelze, so dafs die Leute diese nicht mehr an/.uziflien vermochten und sich hierdurch teil- weise ohne schützende Kicidun*: hctViriilfn Auch ilic an und für sich wenig braucbhuron Stietcln froren zusammen und waren kaum mebr auf die ge- sebwoUenen FIKse su bringen. Dt» starke Glatteis maelite es hfinfig nnmüglich, die unten bereitete Verpflegung anf Wagen hinaaftnftthreD, so daft sehliersUeh nur die Fleiscbportion und der Schnaps in den Packtanchen von Mannschatlen iiinaufKcbracht werden konnte. Bereits kur/.c Zeit nach seiner Ankunft hatte das Kegimeut 1074 Kranke. Am lo. November enthalt das Tagebuch die Notiz, dala die Gewelire v<m Sebnee vüllig verstopft seien, der VwcMnftmeehanismna nieht mehr fnnitüoniere, die Spixalfehem mdst nnbnraehbar wiren. Das Fett, mit dem man die Gewelire eingescbmiert, war gefroren; man mufste die Ver- schlüsse, am sie funktionierend zn erhalten, in die Hosentaschen nehmen. Am 17. Dezember hatte das Regiment 1747 Kranke. Als es am darauffolgenden Tage ab- gelöst wurde, betrug die Gesamtstärke der Kouipagniea nur gegen 800 Mann. Das 8. Bataillon, welches am IXngsten anf dem Selüplca angebraobt hatte, cShIte sogar in seinen 5 Kompanien nur 65 Mann Die Entkriftong der zum Trans- port auf die l'asshrdie verwendeten Pferde der Bagage war SO gTois, dafs dieso nioht mehr den Märschen folgen konnte.

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Ueber das Studium der LSnder und Völker mit Besag auf den Krieg. 25

Der W o h n )) 1 ii t/.c im (iebirp' ist schon vorübergehend beider Charakteri8ieruii;:(lrrein/,elüenl{epioiuMi i:e(laehtw()rden.Der2:erinjri'ren und verstreuten Einwohner/alil.dermaugehKlfn \ erkehrsverhäitnisse und des iui allgemeinen wenig entwickelten HaudeU und der Industrie wegen gieht es gnilsere Städte nur sehr ausnahmsweise, meist nur in den Erweiterungen der Hauptthäler, Man mufs daher auf die Mittel, die diese sonst fllr die Verpflegung. Ausrüstung, vur allen Dingen aber tür die ^reschlüssene UoterbriDguug in grölseren \ erbändeu gewähren, verziehten.

Die meist aus grölseren Dörfern bestehenden Ortschaften sind in den Thälern fast durchweg massiv gebaut, die (iehi»fte mit Steinmauern umgeben, im allgemeinen geschlossen. Kreilich sind hier iirtliche Eigenart u. s. w. bestimmend und giebt es daher zahl- reiche Ausuahnieu. 80 ündet man z. ii. im Obcrwallis viele lloiz- bauteo.

Fllr die Verpflegung werden sich FleischTon'äte wobt in genügender Menge vorfinden, dagegen daif man wohl nur selten anf genügende Getreide- nnd Kartoflelrorriite rechnen. Felda&eng- meister Kohn, der Verteidiger Sttd-Tyrols im Feldznge 1866, hält anf Gmnd seiner reichen Kriegserfahmngr, es sogar fUr geboten, dafe anch der Verteidiger inmitten einer ihn nach allen Kichtongen nnter- stutzenden BeTOlkemng seine Verpflegung anf Magazine statze.

Fllr den in ein Gebirge eindringenden Angreifer wird aber die Verpfiegnng nnendlich erschwert, da Beitreibungen nnr selten ge- nügende Ergebnisse haben werden, die NachfUhmng der Verpflegung durch Kolonnen bei der Natnr des Gebirges aof sehr viele und groliie Hindemisse stolsen wird. Hierdurch wird die Troppenstärke fttr Operationen im €rebirge stets anf ein Minimum zu beschränken sein. Die Kriegsgeschichte bietet zahlreiche Beispiele hierfür 1799, 1866. (Hier in Sttd-l^rol Garibaldi mit seinen in zwei Thälern eingepferchten 88 000 Mano den 7000 Österreichern gegenüber. Siehe anch das 1883 erschienene Werk von Eggers: „Die Verpflegung der Tmppen während der Besatzung Bosniens und der Herzegowina 1878").

Da die Natnr des Gebirges dem Kriege den Charakter von Einzelkämpfen um Defileen geben wird, nnd da der Ver- teidiger — wie erwähnt in der Stärke seiner Truppen beschränkt ist, so w ird es notwendig sein, die Eingänge znm Gebirge möglichst durch Befestigungen, welche nur schwache Besatzungen erfordern, tu sichern, um seine Kräfte nicht zu sehr zu zersplittern und in der Lage zu seiu, an einem Punkte den Gegner bei seinem Vor- geben mit Überlegenheit anzufallen, ohne befürchten zu müssen, dals dieser indessen ao dnem anderen eindringe. Hieraus ergiebt sich

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26 Ueber das Sfeudinm der Länder und Vfflker mit Besag ant dm Krieg.

dio hohe Bedeutung der Sperrforts, hei deren Anlage sich im Ge- birge Sturrtlfreiheit mit einer Lagt- verbinden läfst. durch welche der Gegner au der Anlage von Augriftsbatterien verhindert ist. Die moderne Technik gestattet, durch Anlage von Befestigungrii mit Panzerdrehturnjen auf schwer zugiiiiglichen Punkten, in welche man neben einzelnen weittragenden Geschützen aubgesuchte bchUteen postiert, diesen Bcdinirungen zu entsprechen.

Ähnliche Hefesriguiiireii wird mau mit Vorteil zur S[)erruug wichtiger Thalknoten, Passübergänge u. s. w, verwendeu können.

Die Eigenart des Gebirgskrieges erfordert einen Hihigen Ftlhrer. der sich trotz seiner Unterlegenheit gestutzt auf die Sicherungen der strate- gisch wichtigsten Punkte, namentlich der Eingänge, nie in die Defensive drängen liifst, sondern gegen den etwa in das Gebirge eingedrungenen (Tcgner Teilerfoiger zu erringen sucht. Hierzu sind aber auch mit der Natur des Gebirges vertraute, zum Uberwinden der Strapazen iietahiule Truppen erforderlich. Aus diesem Grunde finden wir in Frankreich und Italien besondere Alpentruppen, Jäger und Gebirgsartillerie, in Usterreieh die Tyroler Kaiserjäger and Landes- schützeu suwif Gebirgsartillerie.

Die Ebene. Das Tiefland. Den Berg- und Gebirgsländern iregenüber steht das Tiefland, bezw. die Ebene.') F^ine reine El)ene. d. h. eine an keinem Punkte von Erhebungen unterbiucliene, giebt es im all- gemeinen nicht; wenigstens kommt sie nur ausnahmsweise vor. Dagegen giebt es weit ausged<'hnte, und selten Erhebungen zeigende Tiefländer und Hochel»enen. Meist erhalten sie lUr militärische Operationen besondere Bedeutung erst durch ihre Boden- besehaffenheit oder Bodenbedeckung. In der Kriegs- geschichte haben derartige Kriegsschauplätze in neuester Zeit vorzugsweise in den auf dem Boden fremder Erdteile stattgehabten Kämpfen eine Kolle gespielt. So die Sand- w listen Centraiasiens im Feldzuge gegen die Achal Teke und gegen China, so die Wüste Ägyptens, des Sudans und Al- geriens.') Die Hussen haben bekanntlich eine eigene Taktik des „Steppenkrieges ^ auf Grand ihrer kriegerisclien Erfahnrngen ge-

>) Die mehr oder weniger mit dem Uebirgslande in Verbindung stehenden Hoehebeaeiif Hochländer, Plateaus bieten für die Verwendimg der Trappen kefaie allgem^en Beaonderheiteii.

Wir verweiaen auf die vom Verftaaer im Jahrgang 1880 und 1884 dar „Jahrbtteher für die deataohe Armee nnd Karine" verOflSsntUehten AvftXtae Uber

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üober du Stadiam der LKader und Volker mit Brnng auf den Krieg. 27

schaffen, die sie io den MUreiehen grttfseren oder kleineien, mit die Skobelewsohen Expedition absolilielkenden Kttmplen inTranskaspien tmd Torkestan gewannen. Die grofsen Snmpf^ebiete ^ie das für den westrassischen Kriegsschauplatz so wichtige Polessje, d. h. das Oehiet des Fripjä^* und sinner Zuflüsse, haben mit den Steppen and Wüsten gemeinsam, dals die Natur des Gebietes ftlr die Ope- rationen in ihnen geradezu entscheidend ist, alle militärischen Mafs- regeln sich ihr unterordnen müssen. In gewissem Sinne gilt dies auch für die Marschen Hollands, auf deren Bewässerungs- und Entwässerungssystem die ganze Landesverteidigung des Königreichs der üiiederlaude sich gründet. Da im allgemeinen die Wüsten und Steppen nur Nationen von untergeordneter kultureller Entwickelung zum Wohnsitze dienen, so tritt in diesen Kämpfen für die europäischen Armeen der Gegner in die zweite, der Kampf mit dem Klima und der wege- und \vasserloseii Steppe und Wuste in die erste Linie, eine Erscheinuni:, die uns namentlich in vielen Kämpfen der Küssen und Engländer nicht zum Vorteile der Ausbildung ihrer höheren Fuhrer entgegentritt.

Durch die Art der Bodenbedeckung erhalten oft weite Ebenen ihren Charakter für die Kriegführung, so die ober- italienische Ebene durch die Kultur der sogenannten be- schatteten Felder, der Terrassen und der Ueisfelder. Man mUlste diese Ebene, welche kaum von irgend wie nennenswerten Erhebungen unterbrochen ist. ohne Wald, voll dichtgedrängter Ort- schaften aus dem fruchtbarsten Kulturboden besteht und von einem engen Netz von Kunststrafsen alier Art durchzogen ist, zu den gangbarsten Kriegstheatern rechnen, wenn nicht die Bodenkultur Hindernisse ge- schatt'eu hätte, durch welche die Thätigkeit der Truppen fast ebenso beschränkt wird wie in den unkultivierten Suujpf- und Waldgebieten Osteuropas. In dem Gebiet der beschatteten Felder, dem Gelreidelande Oberitaliens (Teile von Piemont. Parma, Piacenza, der dem Gebirge zunächst liegende Teil der Koniagna, die Ufer des Po bis aliwärts gegen Ferrara sowie die besten Gegenden von Venedig und Friaulj ist der Weinbau mit dem Feldbau insofern verbunden,

die Steppeu Zentxalaaiens and die £xpeditiun des Generale .Skobelefl gegen die Achal-Tekintsen.

Eine ehigebende Gbankteristik des Ehifliiasee der Nstar der Saadrteppe auf die Kriegftthnuig vom VerCsMer ist s. Z. als Hsnnskifpfe ▼erttflentUeht

worden.

In geradezu inusterf^ültiger Weise haben die Engländür in ihren Vor- bereitaugen zu dem Feldzuge gegen den Muhdi unter Lord Kitchener die VerUUtiiisse der den NU umgebenden Wttste berfloludditlgt.

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28 Ueber das Studium der Liader und Völker mit Benig auf den Krieg.

als man zwischen and aof den einzelnen Feldern, an den Ufern der sahlreiehen Flosse oadnoch Kahlreicheren Kanälen namentlich Maalbeer- biame gepflanzt hat, die zum Spalier fllr die Weinpflaozoiigen dienen. Diese mit Kebengewinden dorcbflochteneo Banmpflanznngen verleihen

der ganzen Land^'chaft das Aussehen eines Waldes nnd erschweren in hohem Mafse die libersicht, wie auch die Bewegungen der Troppen auDserbalb der Wege, welche schon durch die zahlreichen nassen Gräben nnd die zur Abgrenznng der Gmndstticke errichteten

Steinwälle behindert wird.

Noch schwieriger gestalten sich diese Verhältnisse im Bereiche der sogenannten Terrassen kultur. Zu ihrem Gebiete, dem der lionohi e giardini, frehnren die niedrio:en Vorberge der Gebirire und die isolierten, sieh aus der Ebene eihebeiulen Berggruppen wie die pAigiineen. Es sind dies also die htigeligen Lcindschaften stldlieh vom Tiarda- und am Iseo-, Leeco-, Conio- niui Varese-hee sowie dem Lago Maggiore, ferner aulscr den schon erwahntin Euganeen die Monte Herici. Auf diesen Mügeln werden vitde Maulbeer-, Kastanien-, Oliven- und Niifsbäume gepflanzt. ! >a nun aber hier auch sehr viel Wein und edles Obst in umniaui rlen Gärten und an Mauern auf Terrassen gezogen wird, so wird die> rJ<'wirr von Bäumen. Wein- ptiauzungen und Mauern so unübersichtlich und schwierig zu durch- schreiten, dafs sich marschierende Truppen ohne ortskundigen Führer kaum hindurch/.uwinden vermögen, oft aber ftlr die höhere Führung die IJbersicht ganz verloren geht.')

Das Gebiet der Reisfelder endlich unifalst die tiefsten Teile der oberitaiieidschen P^bene zwischen Ticino und Lambro, längs des unteren Ticino, der unteren Sesia, dem linken Ufer des Vo zwischen Minciü und Etsch u. s. w. Diese Reisfelder stellen sich dar als weite, mit fahlem Grün überzogene Flächen <dnie Schatten, mit wenigen Wohnplätzen und geringer Bevidkerung, Sie sind durch eine grolse Zahl von Kanälen in gleichniälsige Vierecke von 200 250 m Seitenlänge geteilt, welche von Dämmen eingefalst sind, und durch deren vSchleusensystem das Wasser von Zeit zu Zeit in diese ab- geteilten Felder geleitet und nach seiner Verdunstung dorch nenes ersetzt wird. Der Boden wird durch die fortdauernde Wied^holung dieser Bewttssemng ToUkommen aofgewelcht nnd daher im Sommer Air geschlossene Tmppen völlig nnpassierbar. Nor znr Erntezeit nnd wfthrend des Winters wird das Wasser abgelassen, allein aneh dann ist das Fortkommen Ton geschlossenen Abteiinngen schon der vielen Gräben wegen sehr erschwert

») Dies lehrt be.suüdeib die Geschichte der Feldzüge lb4b und 1869 in OberiUlieo.

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Die 8. KftTaUerio-DIviaion in Kriege 1870-71.

29

Die Oeflchielite der auf dem Boden Oberitaliens gefllbrten Feld- zttge ist reich an Beispielen flir den Einflnis dieser Beseliaffen- beit der Ebenen aof den Gang der Gefechte.

Wir glauben, dals diese Ansftihmngen genügen, nm zn zeigen, von wie grolser and wie yerschiedenartiger Wiehtigkeit aocb die Ebenen fttr die Kriegflihning weiden iLönnen. Wir konnten dies Bild uoch erweitern; so weisen wir hier z. B. nor anf die ^Knicks' in Holstein und Schleswig bin, wie sie sieh in alien Kämpfen auf der jutisehen Halbinsel geltend machten.

II.

Die 3. Kavaileria-Divisiofl im Kriege 1870—71.

Tob

Jimk, Rittmeister a. D.

(Fortsetsimg.) IV.

BiB vor Soblaobt an der Halhie.

Anf dem Marsche des Gros der I. Armee i;e^eii Kouen befand sieh bei der auf dem äufsersten rechten Flügel vorgehenden Kolonne das dem Ylll. Armeekorps zugeteilte 8. KUrassier-Kegimeut, bei der anf dem ttnisersten linken Flttgel befindliehen das dem L Armee* korps überwiesene 5. Ulanen-Regiment Als am 3. Dezember die Spitzen der Armee den Epte- nnd Böthnne-Absohnitt erreichten, wurden die beiden genannten Kayallerie-Begimenter der zor Zeit in nnd am Pommerenx befindliehen Armeereserre, der dnreh 2 Batterien Teistärkten 80. Infiinterie-Brigade, zugeteilt Sie bildeten in derselben eine kombinierte Brigade anter dem General Graf zu Dohna. Es tritt Mer in die Erscheinung, wie nnzweolunftlsig es gewesen war, die beiden Regimenter verschiedenen Brigaden za entnehmen. Nach nur leichten Gefechten am 4. bei Boso le Hard nnd Buchy seitens Teilen des VIII. Korps, dem 7on diesem Tage an die Garde-Dragoner- Brigade zugeteilt worden war, gegen noch hier befindliche Trappen des Generals Briand, warde am 5. Iiereits, zunttchst ron der 82. und

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Die 8. KaTallerie-DiviBion im Kriege X870— 71.

Bpäter aacb noch der 29. Infaoterie-Brigade, Rooen besetzt General Briand war anf Le Hävre abgezogen, seine Tmppen hatte man nach Zahl QDd Wert Überschätzt. Am 6. Desember rückte auch das 1. Korps in Rouen ein. Die Armeereserre gelangte in die Gegeod von Epreville. Als dann aber von Ronen aas nach allen Richtungen kombinierte Brigadekoiüuiu'n abgesandt wurden, um die Verfolgong des Feindes, die Entwati'nung des Landes, die vorübergehende Be- setzung wichtiger offener Städte vorzunehmen, erhielt (lenerai Graf zu Dohna liet'ehl, zu solchem Zwecke sich nach Dieppe zu wenden, um dort auiserdem noch die längs der Kn^tr laufende TelfL^rapht-u- leitung zu unterftrecheri. Aufscr 'tt-r komhiuicrteu Kavallerie-lirigade wurden dem General Graf zu l)nlina das I. und FUsilit r-Hataillon 29. Regiments, dif 2. rcitcndr l);itt»'rif s Feld- Artillerie-Regiments und ein Pionier-Deiachcnicnt hcigcgchfii. .Mit der Avantgarde von Loeuilly und Hose le Hard. dem Gros von ( irres aus wurde am S. die Gegend von Omonville und am fulgeiideu Tage bereits die SL'e= Stadt Dieppe erreicht. Die an der Tete der Avantgarde befindliche Eskadron Luck der 5. Ulanen hatte zunächst durch Patrouillen nach allen Richtungen die Stadt absuchen lassen, dann wurden vun je 1 Zuge die -Mairie und die Telegraphenstation besetzt, während die beiden anderen am Eingange belassen wurden bis auch da^ aus dem I. Bataillon und einer Kürassier-Eskadron bestehende (Jros der Avantgarde eintrafen und von der Stadl liesitz nahmen, zu deren Kommandanten Major von Klern eriiannt wurde. Das (iros gelangte nach Arques. In Dieppe wurden an löOO Gewehre vernichtet und der Küslentelegraph sowie 27 schwere (TcschUtze der Strand batterieu anbraucbbar gemacht. Das letztere geschah durch Eiugiefsen von etwa 4 Quart Salpeter- oder Schwefelsäure in jedes der Geechflte- lohre nnd dann festes Znkeilen derselben. Die Sänre soll In knner Zdt das Eisen derart zerfressen, dafs die Geschütze dann nicht mehr branehbar sind. Das PolTer des Pnlvertnrms wnrde ins Meer ge- sehttttet. Am 10. Dezember disloclerte die Tmppenabteilang, welche dnroh Relais Verbindung nach Ronen hatte, in die Cregend von Anffay. woselbst sie bis 14. blieb. Die 3. Eslsadron (Rittmeister Graf t. Looz^Corswarem) der 5. Ulanen befand sich vom IL Dezember ab in Tdtes als Relau (Ur das Generalkommando VIII. Armeekorps. Bei Teilung der Aufgaben der h Armee war dem General t. Goeben am 9. Dezember die geworden, mit seinem Korps nnd der 3* Kavallerie- Division den Somme-Abschnitt zu behaupten. Hit dem Marsche nach Amiens war seitens der 16. Division eine Erkundung von Le H&vre zu verbinden und geeignetenfalls der Platz durch Handstreich zu nehmen; zeitraubende Unternehmungen hatten aber zu unterbleiben.

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Bereits am 11. Bezember stand es fest, daCs Le H&vre dorch Hand- streich niebt ra nelimen sei. Das Generalkommaodo wandte sieb daher yon Bolbec Uber Si Valeiy en Canx nach Dieppe, wo es am 14. eintraf nnd am 15. blieb. Auf die Naebricbten hin, dab die Franzosen, ^on Arras her Torrllckend, die Somme in der Gegend ▼on Ham nnd La Fdre mit ihren Spitzen bereits erreicht hätten, war die 15. Division am 13. Dezember von Ronen direkt anf Amiens in Marseh gesetzt worden. Als dann aber die ans dem grofeen Hauptquartier unter dem 18. Dezember ergangenen DirektiYen als die Hanptanfgabe der L Armee bezeichnet hatten, feindliche Troppen- Ansammlangen im freien Felde zu zersprengen, namentlich aber etwaigen Vennchen des Feindes, Paris zn entsetzen oder unsere VerbiDdang:('n zu onterbrechen, entgegenzutreten, und dazu die Haupt- kräfte der 1. Armee bei Beauvais zu konzentrieren, wurde (i* ik ral T. Goehen anprowinsen, am 16. Dezember mit der 10. Division sich uaeh dorthin in Marsch zn setzen. Die lö. Division hatte aber, den augeiil)lieklichen rmständen entsprechend, auf Montdidier weiter zu marschieren. General Graf Groeben sollte in Amioiis ;i BatHÜlone der 3. Brigade, die zu dieser gehörenden beiden Batterien and 1 Kavallerie-Refriment als Besatzung: unter General v, Mirus lassen, sich selbst aber mit den übrigen Bataillonen and den bis dahin heran- gezogenen Regimentern der 3. Kavalli rie-Division sowie deren reitender Batterie am Dezember nach Uuye in Marsch setzen, wo er weitere Befehle von General v. Goeben erhalten werde. Die Ver- bindung mit der 15. Division war aiif/.unehnien.

Ks sind bis zu dies<'ni Zeitpunkte zunächst die Vorgänge bei Amiens und auf französischer Seite iiaelizuliolen.

In einer besonderen Instruktion war dein Getjeral (iraf Groeben aufgetragen worden, seine Sicherung in weil vorzupoussierenden De- tacbements zu suchen. Dieselben niüfsten in nordwestlicher, nürdlielier und nordöstlicher Richtung sowie längs der Somme streifen und mit allen Mitteln des kleinen Krieges Itestrebt sein, den Feind Uber unsere .Absichten zu täuschen, die seinen aber zu erkennen trachten. Eine Konzentrierung der Kräfte in Amiens sei daher nur dann au- gezeigt, wenn die Maisnahmen des Feindes es erforderlich machten. Die von Amiens nach Abbeville und Arras. sowie die von La Fere nach Canibrai führenden Eisenbahnen und Telegraphen seien, die beiden letzteren jenseits Alliert und .St. Quenlin zu zerstören. Diese Orte seien auch abwechselnd mit mobilen Kolonnen zu besetzen. Die Bahnstrecke von Anüens nach La Fere sei zu decken. Die dem General Graf Groeben gewordene Aufgabe war eine sehr schwierige und wäre ttberhaapt nicht zu lösen gewesen, wenn die französische

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Noidannee zunächst nicht so ansschlie&lich mit ihrer Reorganisation beschäftigt gewesen wäre. Die Schwierigkeit der Aufgabe lag in der Beobaclitnng und Deckung der etwa 10 Metten langen Bahnlfade Amiens-La F6re von einem FlOgelpnnkt deiselben ans, während die Vormarschlinie des Feindes zn dem anderen fast senkrecht lag. Es heifet Gottlob in der Armee: „Wm befohlen wird, das wird anch gemacht!'* Man ersohttttere dieses schöne Wort aber nicht dadurch, daTs man je Unmögliches verlangt Damals in Frankreich gelang manches eigentlich Unmögliche, man httte sich jndes, das anf andere, zukünftige Kriegsfälle so ohne Weiteres zu ttbertragen. Dnrch Eint- Wickel un»: einer aufserordentlichen Thätigkeit um Amiens gelang es in der That, die Franzosen zu tUuschen. Lehautcourt sagt dazn: „AUemands dans plosieors directioDS ä la fois et donnaient a leurs forces une importance apparente, heauconp plus grande qu elles n'en avaient räellenient." Die von Amiens aus entfaltete Thätigkeit hätte aber einen weniger anstrengenden und dabei doch durchgreifenderen Charakter gehabt, wenn man. anstatt die 3. KaTallerie- Division ge- wissermafsen anfzulöseo, derselben zunächst die Verfolgung des am 27. November geschlagenen Feindes und dann, unter Zuteilung eines BatailliiMs, jenes Beobachtung etwa von Albert aus übertragen hätte. Ein Kavallerie-Regiment wäre allerdings zur anmittelbaren Verfllgung des Generals Graf v. d. Groeben in Amiens zu stellen gewesen, und zwar j'in solches der H, Kavallerie-Brigade, da den-nKommandenr. der General V. Mirus. Kommandant von Andens wurde. Die Übrigen Kegitnenter mit der Batterie liätten d;niu, wie das p auch später geschah, als kombinierte Brigade unter das Kotnuiaudo des Generals Graf zu Dohna gestellt werden können. Der Bewegung der I. Armee nach Ronen auch noch 2 Kavailcric Keginienter der Kavallerie-Division an- zuscbliefsen. war damals, schon im Hinblick auf das Gelände der Normandie. ganz zwecklos.

Alle nun /unächst Uber den \'erbleib der franzosischen Nord- arniee einire/ogenen Nachrichten stimmten dahin tiberein, dafs sie in völliger Auilosung teils über DouUens, teils direkt auf Arras ab- ge/i»gen sei. Mit den beiden bis dahin in Harn gewesenen Eskadrons, der 2. und 1. der 7. Ulanen hatte der etatsmäfsige Stabsoltizier derselben, Major lieinichcn, um :^0. November gegen Pöronne er- kundet. Eine Ubergabe des vorzugsweise von etwa 8500 Mobil- und Nati(malgarden besetzten Platzes wurde von dem Kommandanten (iarnier verweigert. Am 1. Dezember waren dann zwei stärkere Detachements nach Albert und auf Abbeville entsandt worden, nm die befoblenen Bahn- and Telegraphenzerstörangen vonninehmen. Nach ersterem Orte war mit 2 Bataillonen (LF./4.); 2 Eskadrons

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(3./U. 7, 2./U. 14), 2 Geschützen und 1 Pionier-Detuchemcnt Haupt- mann V. Steinwehr abgerückt. Es wurde nicht nur die Eisenbahn und derTeleo:raph bei Albert zerstört, sondern auch am fol<renden Tag^e der nördlicher gelegene Eiseubahnviadukt Uber den Encre-Bach bei Beaucourt gesprengt. Zahlreiche Patrouillen durchstreiften das Land. Gegen Peroune war Premier-Leutnant v. Müller TL yorg(\sangen. Er gelangte bis CI6ry sur Sorame, woselbst er Verluste durch feind- liches Feuer hatte. Auf dem Rückmärsche des Detachements am 3. nach Aniiens wurde auch noch die Eiseubahnbrllcke bei Treux, zwischen Corbie und Albert, gesprengt.

Das gegen Abbeville entsandte Üctachement (IL/4., 4./U. 14 und 1 Pionier-Detachementj führte Hauptmann Memniinger. Bis nach Pont Remy hin, nur noch 1 Meile von Abbeville entternt, wurden Eisenbahn und Telegraph an 5 verschiedenen Stellen zerstört. Am 2. Dezember gelangten 2 Ulanensttge anter den Leutnants v. Ramin und Y, Lorch bis fast an die WftUe won Abbeyille, aus welchem sie beschossen wnrden. Im Übrigen wurde die ganze Gegend frd Tom Feinde gefunden nnd allenthalben WaffenserstOrongen vorgenommen. Anch dieses Detaohement kehrte am 3. Deaember nach AmloiS snrUck, von wo nnn eüi solches anob nach Si Qnentin entsandt werden konnte.

Migor Bock erreichte an demselben Tage mit diesem Detacbement noch das 6 Meilen entfernte Chanines. Von )lort marschierte er am mit 1. F./44., d./U. 14, 2 Geschtttsen nnd 30 Pionieren nach Harn, während die 1./U. 7 gegen Fironne vorging. Rittmeister Jonanne begab sich, begleitet von dem Lentnant der Reserve Liegniez nnd dem Trompeter Zimmermann unter Parlamentäraflagge in die Festung, woselbst er mit seinen Begleitern aber kriegsgefangen nnd später nach Calais gebracht wnrde. Faidherbe Snihert sich darüber folgender- maben: „Us n*avaient aneui des caractdres Syriens da parlementalre, et plus tard, on aoqnit la oertitade qne leor d^manshe ötait Ögalement nne fanfaronnade.** Erst am 27. Febmar kehrten die Offiziere wieder zn ihrem Regiment znrttck. Die Eskadron folgte, nachdem sie noch durch Feuer ans verschiedenen Gehöften 11 verwundete Pferde hatte, dem Detacbement nach Harn. Daselbst verblieb die 12. Kompagnie. Mit dem Gros wandte sieh am 5. Major Bock nach St. Qnentin. Dem Fourierkommando unter Hauptmann Bötticher wnrde daselbst der Eintritt verwehrt. Die erete Unterstützung brachte dem kleinen Detacbement Rittmeister v. Sohanbert. Der in die Stadt zur Auf- kl&rong entsandten 3 Mann starken Patrouille war es zwar gelungen, bis an die nächste Strafiaenbiegung yorzudringen, dort wnrde aber nicht nur auf die Ulanen aus den Fenstern geschossen, anch zahl-

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reiche Arbeiter drangen auf dieselben ein. Beim Zorllekreiten sMnie ein Ulan. Ab er sich aofgeraflt hatte, wurde er mit Entitteln and Messein angefollen. Da B|urengte Bittmeister t. Scbanbert mit einigen (Jlanen in den wütenden Hänfen, zerstreute denselben doreh BeTolversehttäse, nnd beireite den ans vielen Wunden blutenden Ulanen. Mittlerweile hatte aber Uigor Bock auf einer nur 500 Sehiitt Ton der Stadt abliegenden Höhe die beiden Geschtttse anf- fahren lassen. Die beiden abgeschossenen Granaten genügten schon, das Volk zu zerstreuen. Zwei Häuser, aus denen geschossen worden, wurden später in Brand gesteckt Em von Korden herandampfender Zug war zur Umkehr veranlabt worden. Mittlerweile hatte das Detachement auf dem linken Somme-Ufer Stellang genommen. Nach- dem bei Harly noch die Schienen aufgenommen worden waren, auch die Sprengung der Brücke vorbereitet war, rllekte das Detachement nach Gauchj und Grugies in Alarmquaitiere. Am folgenden Tage wurde nnter Bedeckung zweier Kompagnien seitens der Pioniere die Brücke bei Harly und unter Bedeckung dreier anderer Kompagnien auch die weiter nördlich gelegene bei Essigny-le-Petit gesprengt. Mit dem Reste des Detachements hatte Major Bock an der Strafse von La Fdre Front gegen St. Quentin Stellung genommen. Zwei Mitglieder des Magistrats waren indes als Geiseln auf die von der Stadt ZQ zahlende Kontribution aasgelost worden. Am Abend wurden Quartiere in Essigny-le-Grand, sUdlich St. Quentin, bezogen. Am 7. marschierte das Detachement nach Harn nnd von dort mit dem mittlerweile von La F^re eingetroffenen Belagerungsgeschütz am 8. nach Hangest, am 9. nach Amiens. Dort waren die AufBensicherungen seit dem 5. durch Detachements vervollständigt worden. Es standen die 9./4. und die 2./IJ. 7 bei Qnerrieux. die 10./4. und die 3./U. 7 bei Villers Hocage, die 11. /4. und die 2./U. 14 bei Picquioruy. die 12./4. und die 4./1'. 14 bei Molliens-Vidanies. Bei den genannten Orten hatten die Quartiere täglich jcevvechselt. „Von dem alten Friedensxopf der permanent aufgestellten Vedetten wurde hier an- gefangen, ganz abzusehen, da die Sicherheit durch fortwährend weit vorgeschickte Patrouillen, die sich ablösten, viel besser herzustellen ist. Nur in der Dorflisiöre wurde Jedesmal eine starke Infauterie- feldwache mit einer Kavallerievedette aufgestellt.*'

Zur Bewachung der Stralsen von Pt^ronne und llani war dann auch am 7. Dezember die 4./Ü. 7 nach Marcelcawe detachiert worden. Der Feind, der sich bis jetzt völlig unthätig gezeigt hatte, fing an, sich wieder zu regen. In Marieux, an der Strafse Albert- Doullens gelegen, stiefs mau auf feindliche Jäger. Bei Beaueourt wofden französische Arbeiter au der Herstellong des zerstörteu

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Eiseubahiiviadukte aiiji:etrüften. P^in daraufhin am !i. nach Albert entsandtes Detachement sprengte auch noch die liisenhahnhrücke bei Aveiuy. Die von Querrieux entKandten Patrouillen stiefsen überall auf kleine feindliche Trupps. Auch die Detacheraents bei Molliens- Vidamcs und bei i^icquiguy, die am l'd. Dezember eine gemeinschaft- liche „demonstrative'^ Kekoornoscierun^ gemacht hatten, meldeten, dals der Feind sich in und um Abbeville verstärkt habe. Leutnant Schachtrupp hatte den IMatzzurLbergabe aufgefordert, aherablehnenden Bescheid erhalten. Er hatte aber in Erfahrung gebracht, dafs sieh dort 3 Regimenter Mobilgarden und etwas Artillerie behiideu sollten.

Am :'). Dezeml»er war der Platz, nacluli iii er nach der Schlacht bei Amieus geräumt worden war, von '.i Kou\\>n^uu'n tlcs 1. Bataillons der Mobilisierten der Somme wieder besetzt worden. Bereits nach 3 Tagen war es ahtr erforderlich gewesen, dieselben durch eine „garnison plus serieuse" zu ereetzen. Diese bestand ans einem Bataillon 91" de ligne, einem Bataillon der Mobilen de Pas-de-Calais and einem Bataillon Mobilisierter da Nord unter OberstleDtnant Plancftflsag.

Bittmeister Frhr. r. Le Fort ging am 10. Dezember mit seiner EsiLadron von Villezs Boeage über Donllens gegen Arras znr Er- iLondnng TOr. Bei Beanmetz ies Logas stiels er aoi feindliebe Krftfte, welcbe ein weiteres Vordringen auf Arras aomöglich maebten.

Nnn batte sieb aber am 9. Dezember ein Ereignis zogetragen, welebes die AnfinerluamiLeit in ganz nnverbttltnismiUsiger Weise anf sieb zog, weil es ▼üllig unerwartet kam. Der Oberfall von Ham seitens der Franzosen batte eben eine der verwondbarsten Stellen der Sommestellong getroffen. Man waiste deotseberseits znnAcbst sebr begreif lieberweise gar niebt, was man ans dem Vorgange maeben sollte. Hatte man es mit einer Nebenontemebmong von Pdronne zu tfaon oder begann aii& Nene bier die Tbätigkdt der firanzOsiseben Kordarmee? Das blieb znnäcbst festzustellen and war dnrebans nicbt so leiebt, wie es scbeinen könnte.

Am 3. Dezember batte General Faidberbe das Kommando der französischen Nordarmee übernommen. Die Reorganisation brachte die Stärke derselben anf 8 Divisionen, die nnn das XXII. Korps bildeten. Aas den besten 11 Bataillonen, 2 Eskadrons and 3 Batterien war anter Befehl des Generals Lecointe ein fliegendes Korps gebildet worden, welches zu besonderen Unternehmungen in 3, von Oberst- Lentnants gefUbrte Gruppen zerfiel. Anf die Naebricbt bin von den Vorgängen am 5. Dezember in St Qnentin hatte General Lecointe am 6. Cambrai verlassen und war Uber Fins und St. Vermand am 8. mit der Kolonne des Oberstlentnants de Gislain in St Qaentin

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ein^etroflen. Dort wurden die Jirückeii wieder hergestellt nnd am 9. früh 11 Uhr wandte man sich j^egeii Ilam, woselbst unter Be- deckung eines Zuges der 8. Kompagnie des 81. Regiments die Feld- Eisenbaba-Abteilung Nr. 3 tbätig war. Der tod 4 Bataillonen und einer Batterie unter gesebiekter Leitung des Generals Lecointe statt- findende Ubei&li gelang yoUstilndig. Die Dentsohen bttlsten dnich denselben 3 Offiziere und 202 Mann, daronter 22 Beamte^ ein. Der Verlnst der Franzosen betrug 5 Mann tot nnd 15 Terwnndet. Dann wandte sieh General Lecointe mit den ihm anteratellten Truppen naob La F^. Als man aber erfuhr, dafe die dortige Besatzung bereits aaf den Überfall in Harn bin Verstttrknng erhalten hatte, war der ebenfalls anwesende General Faidherbe nnnmehr entschlossen, Amiens in seinen Besitz sn bringen. Die übrigen Heeresteile, welche in der Zeit vom 10. bis 12. in nnd bei P^nne eingetroffen waren, wurden demnächst herangezogen. Am 14. Dezember gelangte das französische Hauptquartier nach Voyennes. Die 1. Division (General Lecointe) nach Rhötonrillers an der Strabe Nesle-Bojre, die 2. (General Paolze d'Jooy) nach Nesle und Gegend und die 8. (Kontreadmual Moulac) in 2. Linie nach Harn. Uber Chanines erreichte am 16. das Hauptquartier Corbie, die beiden ersten Dirisionen den Rayon Corbie-Villers Bretonneux-Foncanconrt, die 3. Division aber Uber Croix erst Pertain östlich Cbaulnes. Die Bataillone der Mobilisierten des Generals Hobin, aus welchen in diesen Ta^en die 4. Division gebildet und die Armee aof 2 Korps, das XXll. und XXUL, gebracht wnrde, gelangten am Ifi. Dezember in Albert an. Den so schon im voraus skizzierten Marsch der feindlichen Armee deckten in der linken Flanke Dragoner, deren Stärke auf 4^« Eskadrons Migewachsen war. Am 17. ging dann die franzöBische Armee bei Lamotte-Brebiöre, Daours und Corbie auf das nördliche Somme-Ufer Uber, da General Faidberbe erfahren hatte, dafs die preu&iscben Kräfte südlich Amiens in der Versammlung begriffen wären.

Als die Nachricht des Überfalles von Ham am 10. nach Amiens gelangte, entsandte General Graf v. d. Groeben noch am selbigen Abend den Hauptmann v. Lukoxvitz mit K/44., 3./U. 14 und 4 Ge- schützen mit dem Befehl, wenn irgend möglich, Ham wieder zu neiimen. Früh ä l hl cm iclite das Detachement Bouchoir, rastete daselbst bis 10 I hr und traf nachmittags 4 Uhr in Ercheu ein, woselbst Quartiere geuommeu wurden. Ham sollte von 2 Marine- und 1 Mobilgarden- Bataillon besetzt sein. Am 12. Dezember früh (1 Uhr stiefs da Detachement bei Kppevillc auf anscheinend stärkere feindliche In- lanterie, welche einige FHlirikirel>iiude und das Gelände sUdüeh der bomme besetzt hielt. Das Gros wurde entwickelt, aber das Gefecht

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um Uhr ab^^ebrochen und abmarschiert. Die 12. Koinpa^rnie

hatte die Arrieregarde. die Ulanen beobachteten die l'lanken. Spat naehmitta^y wurde Koye erreictit. am andern Morgen (13.) 7 Uhr Mezieres, um 4 Uhr Domart und am 14. Amiens. In Domart hatte man ein ans der 1. Kompagnie 4. Regiments und 8 Zügen der 1. Eskadron der 14. Ulanen unter MaJ(>r Frhr, v. Troschke gebildetes Detachemeut angetrotfen, welches nach Koye hin nulzuklären hatte. Nach Lehautcourt wäre das Detachement Lukowitz nur aut eine Kompagnie des 75" de Jigne unter Capitaine Patry gestolsen. Auch gegen Foocaacoart war ein Detachement anter Major Heinichen ent- sandt worden. Dort war am 11. der Lentnant Loeper, obgleich er nnter FarlamentSiflagge von Mareeleave ans nach P^nne wollte, von den Einwobnem umzingelt worden, hatte sich aber, allerdings mit Verlast seiner ans 4 Hann bestehenden Begleitung dnrohgeschlagen. Am 12. gelangte Hi^or Ueinichen mit 2 Kompagnien (2. 3./4.), 1. Eskadron 7. Ulanen and 2 Gescbtttaen der 6. leichten Batterie I. nach Lamotte-en-Santerre. Das am folgenden Tage erreichte Dorf Foncaaeoort schien wie ausgestorben. Die Ulanen hatten aber noch nicht den jenseitigen Aasgwig eneicht, als plötzlieb ein Schals fiel, dem ein lebhaftes Feuer ans allen H&osem folgte. Den Ulanen ge- lang es, mit nnr 2 verwundeten Pferden aus dem Orte wieder heraus- zukommen und bei den beiden sofort in Stellung gegangenen Greschtttzen sich zn sanmieln. Noch bevor die Infanterie den Ort erreicht hatte, hatte die ArtiUerie bereits das ihrige gethan, Foueanoourt war schon ger&nmt. Nachdem das Dorf ausfouragiert war, wurde es nieder- gebrannt, ein Verfahren, welches in ähnlichen Fällen, trotz aller etwa gegenteiliger Ansichten von Friedensaposteln und ebensolchen Kon- gressen, als das einzig Richtige bezeichnet nnd daher unbedingt bei- behalten werden mofs. Humanitätsduseleien entsprechen nicht dem Wesen des Krieges. Das Detachement marschierte nach Lamotte zurück und folgenden Tages nach AitiirDs. Lehautcourt schildert den \'organg anders, als er war. Nach ihm hätte die Freikompagnie des Mar({uis de Lameth. 35 Mann, benachrichtigt ron dem Anmaisob der Deutschen, am Eingang von Foucaucoort Stellang genommen und die Feinde mit einem heftigen Feuer von nur korzer Dauer empfangen. Alsbald hätten 2 Geschütze ihre Granaten in das Dorf geschleudert, welches von den Franktireurs anter dem Schutze des Nebels bereits geräumt gewesen sei. Trotzdem also die Deutschen bei ihrem Eindringen in den Ort keinerlei weiteren Widerstand gefunden, hätten sie dennoch in ihrer Wut einige 20 Häuser niedertri hrannt und 5 Einwohner, Greise oder ganz junge Leute, ohne jeden Grand niedergemacht. Sic!

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Die Pakonillett des am 13. naeb Domait gelangten Detaehemeiits Troschke konstatierten am Abend sttdlicb Roye Biwakfeaer. Leutnant Meier batte mit einer 10 Pferde starken Patroaille ans leliEterem Orte am Naobmitkag Fener erhalten, war aber naeh Noyon weiter geritten, woselbst er die seit einigen Tagen dort befindliche 4 Kompagnie 4. Regiments antraf, yon weleber eine Patroaille aach Gnisoard rom Feinde besetzt gefanden hatte. Am folgenden Tage stiefs Portepee- Fähnrich Freiherr y. Twickel (Aagast) der Ulanen^Eskadron von der sieh seit dem 11. Dezember zor Deekosg von deren linker Flanke ein Zog anter Leatoant y. Ramin in Ailly befand, zwischen Mtoiöres and le Qaesnel mit einem halben Zage aof eine gleich starke Erkandang französischer Dragoner, die sofort attackiert wurde. 2 Gefiuigene, die der Feind in unseren Händen zarttcklassen molste, behaapteteni einer in le Qaesnel liegenden Eskadron anzugehören. Dort war übrigens Ton ihr an demselben Tage ein Verwundeten- Transport aa%ehoben worden, angeblich weil dessen l'ersonal be- waflinet gewesen sei. Die Ton Marcelcave aus vorgehenden Patrouillen der 7. Ulanen erhielten ans allen Dörfern der Gegend südwestlich P^ronne Feuer. Es ist das der Ranm, wie wir vorweg schon gesehen haben, durch welchen die französische Armee auf Amiens marschierte, die sogenannte äanterre. Ein auf dem rechten Somme-Ufer von Amiens am 14. vorgeschicktes Kekognoscierungs-Detachement kon- statierte das Vorgehen starker Kolonnen auf Albert, es waren die sich sammelnden Bataillone der Division Kobin. Einer etwa dort von den ersten De/.euibertagen ab aufgestellten Kavallerie-Division hätte keine der Bewegiin«ren der Franzosen so leicht entgehen können, wie das bereits früher bemerkt worden ist.

Am IT). Dezember zog General Graf v. d. Groeben alle seine Detachements die der N ordosten w aren an diesem Tairr » i st ab- gelöst \^<)^(len ~ nach -Vmiens heran, denn er war entsclilossen. trotz mancher anderer Hedenken dabei, in der Sorge, von den Franzosen eingewickelt zu werden, und dann nicht mehr seinem Auftrage nach- kommen zu können, am Iß., mit Ausschlul's der Citadclle, Amiens zu räumen. Er marschierte an diesem Tage nach Ailly ab, um sich am 17. in Montdidier mit der Tetenbrigade der !."), Division zu vereinigen. Die Räumung von Amiens ist hauptsächlicli eine Folge des Zerreilsens der Kavallerie-Division, anstatt sie, wie dies früher ausgeführt worden ist, einheitlicii und watTengemäl's zu verwenden!

Die Division hatte auf ihrem Marsche gegen Beauvais am 17. mit der Tete bereits Gournay erreiclit, als für sie abermals ab- ändernder Befehl dahin erging, in die Gegend Breteuil-Cont^' zu marschieren. Der erstere Ort wurde von der 31. Brigade, der letztere

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von der 32. am 19. Dezember erreicht. Es stand ja Jetzt fest, dals der Feind Uber Roye nicht hinausfrefrangen war, vielmehr durch die JSanterre sich Amiens zugewandt hatte. Seitens der 15. Division wurde am 17. ein Detachement unter Oberst Frhr. v. Loc nach itoye vorgeschoben, welebes hiermit dem sächsischen 18. Ulanen-Kegimente in Verbindnng trat Man erfahr, dafs am 15. und 16. feindliche Trappen TOn Nesle naeh Ohmhies marschiert waren. Von Roje hatte der Fefaid gletebfoUs die Richtong nach Chaohnes genommen. Am 17. hatten dann ein Bataillon Jäger and einige MobUgaiden* iLompagnien Chaolnes in Richtung auf Amiena wieder verlassen, Patrouillen des Obersten v. IM worden von diesen Trappen in Chaolnes noch beschossen. Am 18. Dezember hatte General v. Kommer die dnrch das 14. Ulanen-Regiment and die Batterie Schräder ver- stärkte 30. Brigade in die Gegend von Davenescoort vorgeschoben starke KavaHerie-Vorposten gegen die Somme , während die 29. Brigade Hontdidier erreichte. General v. Ifiras hatte noch an diesem Tage mit den 5 Bataillonen der 8. Brigade, den 7. Ulanen, sowie den. beiden Batterien fL Amiens wieder zo besetzen. Es ge- schah zom Glttck ohne jeden Zwischenfall. Von Davenescoort be- setzte dann am 19. ein Bataillon and */• Eskadron znr Flanken- sicherong der an diesem Tage zwischen le Qoesnel and le Qoesnay wieder zasammentretenden 3. Kavallerie-Division ohne 7. Ulanen Koye. So sehen wir denn jetzt das VIII. Armeekorps in dem Viereck Conty-M oreoil-Montdidier-Breteail versammelt, die 8. Kavallerie-Division l>ei It* Qoesnel; Amiens und Koye waren besetzt. Das Oberkommando der 1. Armee befand sich mit der General-Etappen-Inspektion in Breteuil.

Die kombinierte Brigade des Generals Graf zu Dohna war aus der Gegend von Dieppe mit der 16. Division abmarschiert. Die 4. Eskadron der 5. Ulanen war zur Sicherung der linken Flanke Uber Blan^ und Poix entsandt worden. In ersterem Orte befand sie sich nur 3 Meilen von Abbeville entiernt In der Nacht durfte nicht abgesattelt werden, am anderen Morgen wurde schon eine Stande früher al)^'ertlckt, als bekannt gegeben war. Der 5 Meilen lange Weg nach Poix wurde auch von der Bagage in nur 6 Stunden zu- rUckfrelegt. Dort wurde in einem en<rlH'i;renzten Teile des Orts die Eskadron untergebracht, es durfte wiederum nicht abgesattelt werden. Auf allen Strafsen wurde nel)en den sonstigen Sicherungen ein un- unterbrochener Patr(iuilleii;r;uig erhalten. Eine aul der Strnfse nach Abbeville vorgehende l'atrouilie stiefs in der Morgenfrühe des folgenden Tages, noch im Dunkel der langen Nacht, auf Wagen, die auf Poix fahren. Auf das ihnen zagerofene Halt erhielt die Patrooille Feuer.

40 IHo 8. KftvaUerie-Divisioii im Kriege i »70—71.

Der eine Mann derselben, der Gefreite Post, wurde schwer, der andere, Ulan Kleemann, leicht yerwnndet Diesem gelang es in Poiz noch rechtzeitig zn alarmieren. Premier-Leutnant FVhr. y. Brenken L worde mit seinem Zöge gegen den Feind vorgeschoben, während Premier- Leatnant Heister die Eskadron sammelte. Leutnant t. Banch wurde alsbald mit der Bagage zorttckgeschickt Es scheint nun, dab der in besonderer Bereitschaft gehaltene Zug des erstgenannten Offiziers mit Chassepotgewehren bewaffnet gewesen ist, denn in der Begiment^gesebichte heiÜBt es, dafo gedeckt durch das heftige Feuer des inzwischen verstärkten Alarmznges, der übrigens in der Nacht auch nicht abkantart hatte, die Eskadron sich langsam zurückgezogen habe. Dieselbe traf in Gontay mit der General-Etappen^Inspektion der I. Armee zusammen und ging mit dieser bis Breteuil zurttck, woselbst auch das Regiment angetroffen wurde. Vom 19. Dezember ab wurde übrigens Poix sowohl wie Formerie zum Schutze der Bahn Ronen- Am iens von je einer KompagDie (3. und 4.) des 70. Re- giments mit je einem Zuge der 1. Eskadron der 9. Husaren besetzt Aufser den bereits genannten Verwundeten, von denen der Gefreite Post in Gefangenschaft gerathen war, wurden noch 2 Mann und 2 Pferde vermifst. Die seit dem 11. Dezember in Totes auf Relais gewesene 3. Eskadron der 5. Ulanen stiefs über Forges, Crövecoeur- le Grand-Ailly am 20. in Mauconrt südlich Libons wieder zam Regiment An diesem Tage war die bei Warvillers versammelte 3. Kavallerie- Division in eine Stellung zwischen Rosißres und Chaulnes gegangen und hatte die Front gegen die Somnie genommen. Die 3. und 4. Esk;uIron der 14. Ulanen unter Befehl des Majors v. Strantz war nach Chaulnes zur Beobachtunjr von Föronne detachiert worden. Von dort waren seitens der Fran/.oseti Vorposten bis Villers-Carbonnel vorgeschoben worden. Längs der Luce war die der 15. Division (Divisionsstab in Hargard) aufgestellt, die IG. Division befand sich mit der 32. Brigade in Amiens, der 31. in Sains und Boves und die Korps-Artillerie in Ailly und Moreuil. \'on Amiens ging ein Detacbement (F./4., 3./U. 7 und (i. l./I.) uuter Major Bock früh 8 Uhr gegen die Hallue vor, welche schon tags vorher von den zahlreich unternoinnienen Erkundungen der 7. Ulanen besetzt gemeldet worden war. Die .Vvantgarde (3./U. 7, ^)./4.) besetzte zunächst Allonville, indes Major Bock sich mit dem Heste des Detachements (lern diesseits Querricux liegenden Walde zuwandte, die Batterie aber unter Bedeckung eines Offiziers mit 16 Füsilieren und einer halben, der Avantgarde entnommenen Eskadron auf die Stralse .\niiens- Qaerrieux schickte. Am Ostrande des Waldes befand man sich stärkeren feindlichen Abteilungen bei Querrieux gegenüber. Nachdem

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Die 8. KAYAllerie-DlTiBioii ha Kriege 1870—71. 41

es dem Detachement gelungen war, den Gejrner zur Entwiekelnng TOD Querrieux bis l^assy-les Oaours hin veranlalst zu bähen, zog das- selbe sich fechtend mik emem Gesamtrerlust von 3 Offi/.ieren and 68 Mann gegen Amiens zarttok. Der Feind hatte nur 7 Tote und 20 V erwundete. Die Soranie-Übergänge bei Lamotte-Brebiere und Glisy wurden von 2 Kompagnien des 44. Regiments, 2 Zügen 7. Ulauen und einem Pionier-Detachement unsererseits besetzt.

Weitere Kekognuscierungen am 21. ergaben die Anwesenheit feindlieber Truppenraassen bei Corbie; auch die Somme von dort bis Brav wurde feindlichersj'its besetzt ntundeii. Alle Brucken waren auf die>^er Strecke abgebrochen. Uber die nur stehengebliebenen Mühlen- und .vhleusenstege aber \ Orposten geschoben. Auch von der Peronne'er Seite her befanden sich kleinere Trupps auf dem linken Sonime-l^fer. Zu beiden Seiten der Strafse nach Albert standen die feindlichen Vorposten den unsererseits auf zwei Batiiillone verstärkten östlich der Fbg. St. Pii'rre gegenüber. Die Strafsen nach i>ituileus und Ahbeville waren frei vom Feinde. In letzterer Richtung wurde die l. Kskadron der 7. Ulanen imch Montieres vor^reschohen, am folgenden Tage das ganze 7. L laiien-Heginient bis nach Picquigny. General v. ManteuflFel, dessen Haupl(|uartit'r sich ebenfalls in Amiens befand, hatte sich entschlossen, die für ihn anrllckenden Verstärkungen, die 3. Reserve-Division von Mezieres (Festung) und die kombinierte Garde-Kavallerie-Brigade von Beauvais her. ebensowenig wie die von Rouen per Eisenbahn heran beorderten (i Bataillone vollends abzuwarten, sondern am 23. Dezember den Feind in seiner an der Hallne genoDimenen Stellung anzugreifen. Im Laafe des 22. war dazQ die 31. Brigade io die nAehste Nttbe von Amiens gezogen woideo. Der Stab der 15. Division gelaugte Daeh Lfongaean, ebeo- &U8 dorthin, femer naeh St Nioolas, Boves nnd Cagny die 30. Brigade, die 29. naeh Camon, Lamotle-Brebi^ie, Glisy and Blangy. Dem 8. Jäger^Bataillon in VUlers-Bretonnenx fielen die Vosposten gegen Corbie zq, die aof dem diesseitigen Ufer Torgelegenen Orte Foailloy nnd Hamelet waren aneh noch franz^toiseherseits besetst. Anf dem rechten Flttgei verblieb noch immer die 3. KaTallerie-DiYision, sieb an diesen in Richtung ani Gentelles heranziehend, die beiden in Chanlnes befindlichen Eskadrons nach Lihons zorttekgehend. Das Vorgehen gegen die fefaidliobe Stellang erfolgte am 23. nnn derart, dalÜB die 15. Division and die reitende Abteilang (3 Batterien) der Korps-Artillerie anter Benataong der bei la Neuville nnd Camon oberiialb Amiens geschlagenen BrttckeD, von denen die erstere indes bald onbranchbar wurde, gegen die Front der ieindlichen Stellang (F^rMenconrt-Qaerrieax-Vecqaemont) vorgingen, während die 16.

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42 I>io 8. Kftyaltorie-Divisloii Im Kri^ 1870—71.

Division dieselbe Id der rechten Flanke zu omfasseo bestrebt war. Ein Detacbement, bestehend aus den beiden von Ronen eingetroffeaen Grenadier>BatailloDen des 3. Kegiments, der 1 . Eskadron der 5. Ulanen und der 6. leichten Batterie /I, stand von 10 Uhr an bei Laniotte- Brebi(>re bereit. Diese Truppenabteilung war aus der Reserve des Generals v. Manteutfel ausgeschieden worden. Diese letztere bestand darnach noch aus den 5 HatailloiHii der Infanterie-Bri^^ade, 3 Kskadrons der 5. Ulanen und der .'). sehweren Batterie /I unter lietehl (renerals v. Mirus. Da inin bei dem Abmarsch der Kavallerie- Division aus ihrer bisherigen ►Stellung die beiden, an diesem Tage von Libons naeli Mc^haricourt zurückgehenden Kskadrons der 14. Ulanen zur weiteren Beobachtung gegen IVronue auf dem linken .Somme-Ufer verblieben, ertlbrigten nur noch 0 Eskadrons und die Batterie. Ihnen wurde die Aulgabe, die Verbindung bei deren beider- seitigen Vorgehen /.wischen der 15. und 16. Division zu erhalten. Die ( itadelle bliel) besetzt, die Stadt selbst von 2 Etappen-Kompagnien und einem aus Fulskranken zusaniniengestellten Bataillon unter Haupt- mann Lütke vom 40. Regiment. Bagagen wurden über die Somme zuFiächst nifht initgeDounnen. \ t»n der 15. Division war das S. Jäger- Bataillon mit 1 Zuge Königshusaren bis 0 Uhr vormittags in \ illers- Bretonneux v erblieben, um das Vordringen feindlicher Rekognoscierungs- Abteilungen zu verhindern. Als das Korj)s dann aber die

Somme Uberschritten hatte, zog sich auch das Jäger- Bataillon Uber Lamotte heran.

An der Hallue-Selilacht. oder, wie die Franzosen sie iienuen, bei Pont-Xoyelles nahm also die Kavallerie-Divison mit 10 Schwadronen und 6 Gesehlitzen in .3 Gruppen teil.

1. /U. 5 bei Lamotte-Brebiäre bezw. Vecquemont-

Daours = 131 Pferde

2. 3. 4./U. 5 in Keservestellüüg bei les

Alengons F" = 393

8. Kürassiere 1. 2./U. U 1. rtd./Vli.

= 550 D

bei St. GraticQ sss 285

= (i Gesch.

ZasammeD : 1359 Pferde, 6 Oeseh.

Mit den letzteren 6 EBkadieos und der reitenden Batterie ging General Graf sn Dohna bei Camon Uber die Somme nnd nahm dann den Weg zwiflehen Cardonnette nnd Allonville hindoreh naeb St Gratien. Es war ein klarer, windstiller Wintertag, an dem das Thermometer am Morgen nm 8 Ulur nocbS* KiUte zeigte. Die Hallne war aber nieht zogefroren, anch das an derselben sieb hinziehende Torfinoor niefai

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Die 8. Kavanerie-IMvi^ii im KiteKe ISTO^Tl.

48

Wählend die 15. Division seit 11 Ulir Totmittags in heiligem Kampfe stand, enrelchte die 16», der die Fnlsabteilang (4 Batteilen) der Korps* Artillerie zugeteilt war sie folgte der 81. Brigade in nOrd- lieber Riobtnng um 1 Uhr mit der 82. Brigade Rnbempii, mit der 31. die Gegend nordOstlieh Villers-Boeage. Die erstere wurde nnn erhaltenem Befehle gemSls anf Beanoonrt, die letstere auf 91. Oratien dirigiert. Rnbemprö blieb von 2 Kompagnien des 70. Regiments und einem Zöge der 9. Husaren besetzt Von St. Gratien beobachtete zur Zeit bereits General Graf zu Dohna mit den ihm unterstellten 6 Eskadrons der 3. KaTaUerie-Division den vor ihr befindlichen Teil der französischen Stellung. Als aber um etwa 3 Uhr die Vortrnppen der 31. JBrigade St Gratien erreichten, nahm General Graf zu Dohna weiter nördlich Stellung, während die reitende Batterie etwa 8000 Schritt südlich Beaucourt iicircn die bei Behenconrt betindlichen Truppen der Division Derroja in Tbätigkeit trat. Die nun folgenden Infanterie- KlUnpfe gaben der „Kavallerie-DiTision'* keine Gelegenheit zum Ein« greifen in den Kampf, denn es ^^ ^r ein solcher um Ortschaften an einem Fronthiudernis. Der bald nach 4 Uhr unternommene, aber allein von unserer Artillerie zurückgewiesene Vorstols der Brigade Aynes von Contay auf Beaucourt zeigte, dafs man nichts weniger als den feindlichen 'rechten FlUgel umfast hatte. .\ls es schon stark dunkelte, erfolgte ;iuf diesem Flügel noch ein AngritT von 3 noch intakten Kegimentcrii der hier in Reserve befinfllichen Division Robin von Contav aiit elincmirt und Bt^hencourt, wurde aber ebenfalls abgeschlagen. Der Kampf" bei der 15. Division hatte sich besonders hartnäckig bei Qnerrieux-I'ont-Noyelles und Vec(iuemont- Daours gestaltet. Hier hatte das bei Lamotte-Brebiere bereit ge- stellte Detachement, bei welchem sich die 1. Eskadron der ö. Ulanen befand, eingreifen müssen. Die Dunkelheit machte dann im All- gemeinen dem Kampfe auf der ganzen Linie ein Ende. Die 8. Kürassiere, die beiden Eskadrons der 14. Ulanen und die reitende Batterie erhielten Unterkunft in Moiliens-au-Bois und Pierregot, die bei der Armeereserve befindlichen Eskadrons der 5. Ulanen in Car- donnette und Alluiiville. die beim Detachement Lamotte-Brebiere kommandierti' 1. Eskadron in Vecquemont.

In Anbetracht der i'berlegenheit des Feindes hatte General V. Mantenffei beschlossen, sich am folgenden Tage vorläufig auf die Behauptung der eroberten Stellung zu beschränken. Dementsprechend halten die Truppen um 8 Uhr früh eine GefechtsbereitschaftostelluDg einnmehmen. Die kombinierte Brigade Dohna, wie wir dieselbe nennen wollen, nahm AufbteUung am Wege Molliens-Montigny, die Speziaireserve der le. Division vor ihr am Schnittpunkte der Wege

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Die 8. Kavaltotie-Diviafon im Kriege 1870—71.

St. Gratien-Beaucoort und M()lliens-MoDtig:ny. DiejenigL' der 15. Division befand sich zwischen Hussy und Querrieux, die Arraee- reservo halbweg:s zwisdien diesem Orte und St. Gratien. Um 12 Uhr wurde die letztere nach dem Walde südöstlich Allonville Kf- zogeu. Schon mit Tafresirrauen hatte der Geo:uer den 'l'halffrund der Hallue unter Artill«*rieteuer genommen und machte auch ver- schiedentlich Versuche, von Conta\ -P.caufourt jiciren den linken FlU;.^el der IG. Division vorzudrehen. Als dann aber gegen 11 L'hr der .Marsch feindlicher Kolonnen aus der (iegcnd von Lahoussaye anscheinend auf \ adeucourt gemeldet wurde, erhielt Geneni! (iraf zu Dohna Befehl, auf Contay vorzugehen. Das \K Hnsaren-liegiment schlofs sich der Brigade mit den 1'/^ zur Stelle hclimUichen Eskadrons an. nachdem eine nordlich Beaucourt aufgestellte feiiuUiche Abteilung sich auf Contay zurückgezogen hatte, (regen diesen Ort fuhr die reitende Batterie auf 1500 Schritt aut. Das Feuer der ihr peg^ nüher befindlichen feindlichen Batterie war ohne jegliche Wirkung. Als aber noch 2 feindliche Batterien vom linken Ufer der Hallue ihr Feuer ebenfalls auf die reitende Batterie richteten, wurde dieselbe zurückgezogen. Das 9. Husaren-Kegiment, dessen zur 31. Brigade abkommandierte 4. Eskadron auch mitllerweile wieder eingetroffen war, blieb bis Eintritt der Dunkelheit mit der KayaUeiie-Brigade Tereini OffensiT wurde der Feind aber nieht mehr. Man glaubte sogar Anzeichen fUr den beginnenden Abzog zu bemerken. Wie wir jetzt wissen, hatte General Faidherbe in der That schon den Rttek- zag beschlossen, welcher nnter Znrttoklassong der sayerlttssigsten Truppen als Arriergarde in Richtung auf Arras um 2 Uhr Nach- mittags angetreten wurde, ohne dafis man das aber diesseits bemerkte. Die Optimisten, welche am 24. behauptet hatten, wie General y. Goeben schreibt, „morgen ist der Fdnd yerscbwunden**, hatten also doch Recht. Nach herehigebroebener Dunkelheit bezogen die zur Stelle befindlichen Eskadrons der 3. Kayallerie-Division Alarm- quartiere in Ponlainyille, das 9. Husaren-Regiment in Rertanglea, Rainneyille und St Gratien. Die Armeereserve hatte nebet der Korps-Artilierie die Bestimmung erhalten, erforderlichenfiüla am folgenden Tage den Gegner Uber Corbie in Flanke und Rücken anzugreifen und war zu diesem Zwecke noch um 6 Uhr ttber Lamotte- Brebidre auf Villers-Bretonneux in Maisch gesetzt worden. Dort be- zogen der Stab und 2 Eskadrons (2. und 4.) der 5. Ulanen Quartiere, die 1. in Bassy-les Daoors und die 3. in Daours. Die Schlacht an der Hallue, in welcher die 3. Kayallerie-Division übrigens nur einen Verlust yon 8 .Mann und 1 Pferd hatte, war bekanntlich eine im yollsten Sinne des Wortes unentschiedene. Die Kälte, der Mangel

Di« 8. Katalkrie-DlTteioii In Kriege 18T0--71.

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an Verpfle^g und die nach jedem sohweren Kamfvfe bei der fran- xOdseben Nordannee in die Enolieiniiiig tieteDde Lockening der tak- tisoben Verbände zwangen den General Faidherbe zum Bllekznge, den er, obne dabei irgendwie belXstigt zu weiden, geaeliiekt doroh- fthrte.

Wie wir erfahren, hatte man am ersten Scblachttage deatBeher- seits gehofft, in der Gregend von Hontigny-Beancourt den feindlichen rechten Flttgel zn nmfiMsen. Dazn wäre es allerdingrs erforderlieh ^rewesen. zu wiesen, ob derselbe sich dort auch befand. Diese Kenntois keimte erst die Grundlage fllr das Gelingen der Umfassong o:cben, auf welche beim AngrilH der feindlichen iStellung besonderer Wert gelegt werden mufste. Dals die französische Stellung sich bis Vadeneoart ausdehnte, darüber wurde man erst belehrt, als man YOB Contay her sich selbst flankiert sah. Wir haben es, wenn auch etwas modificiert, in dieser Beziehnng mit einer Neuauflage des 18. August zu thun. Dafs man aoch Uber die Stärke der Franzosen nicht genügend orientiert war. ist verzeihlicher. Die Entsendung des 7. Ulanenregiments am 22. nach Picquigny hätte erst stattfinden dürfen, nachdem die *». Kavallerie-Division naeh Amiens herangezogen worden war. Wenn das am 21. bereits gesehehen wäre, hätte seitens derselben der 22. dazu benutzt werden können, die an der ilallue genommene Stellung der Franzosen aufzuklaren, was doch um so nötiger war, als die Sehlacht eine beiderscitii: ^'( plante war. Schon seit dem 2U. war die Stellung der Kavallerie-Division auf dem rechten Flügel gegenstandslos. Was wollte man denn dort mit ihr, nachdem mau erkannt hatte, dals ein Ubersehreiten der Somnif im Rücken der französischen Stellung nicht ni(ii:lirli warV Allein auf dem linken Flüirel hatte die Kavallerie-Division allenfalls sich zur (Geltung bringen können. Den noch in einer Hand verbliebenen 6 Eskadrons war indes die Holle von Divisions-Kavallerie zugefallen, während ein i'eil dieser sieh auf dem äulseren Flügel befand, ohne aber eine eigentliehe Kavallerie-Divisions-Thätigkeit zur Durchführung bringen zu können. Der Kavallerie-Division hätte es, auf dem linken Flügel der Armee verwendet, gelingen müssen, spätestens am 24. Dezember Einblick in die Mafsnahmen des Feindes zu nehmen. Der zwar erst am frühen Nachmittag begoimene, aber schon seit dem Morgen eingeleitete Abmaisch des Feindes von der Hallue hätte einzelnen ge- schickt oder ungeschickt geführten Patrouillen gar nicht entgehen können. Es wäre eben nor darauf angekommen, dieselben richtig anznsetaen nnd ihr Augenmerk aof entsprechende Ziele zn riehten. Die Sebald, dafs das nieht gesehehen ist, trifft lediglich die Ftthmng, die Tmppe ist sehdldlos daran. Die 8. KaTallerie-Diridon in ihrem

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Beftng nr Gesohiebte des Freoisiieben Heerm otc.

vollen Verbände mit nur 2 detachierten EskadronS) je einer snr BeohachtiiDg der Strafsen von Abbeville and P^ronne, hätte in der Hand eines wirklichen Kavallerie-Generals, den es aber auch bei der 3. Kavallerie-Division nicht gab, am 24. Dezenibor nachmittags ihrer

Waflfe ein herrliches Weihnachtsgeschenk in Gestalt frischer T.orheer- reiser zum alten Iiuhmeskranze raachen können. „La retraite ;iuraii entraiiK^ des pertes plus grandes (jue la rontinnation de la lutte. si l'ennemi eüt poursuivi l'arm^e." Der stattgehabte Abmarsch der Franzosen wurde auch keineswegs zuerst von dem Kavailerie- Divisionchen, sondern von den !). Husaren gemeUlel, deren niich in der Nacht gegen Franvillers (Leutnant Kleinh(»lz|, Haizieux (Leutnant V. Mechow I.) und Uber Warloy (Leutnant der Reserve Frhr. v. Bleuli gegen Bouzincourt entsendete Patrouillen keinen Feind mehr vorfanden, selbst seine Nachhut nicht einmal mehr einzuholen verrouchten.

(Fortsetzung folgt.)

III.

Beitrag zur Geschichte des Preulsischen Heeres wahrend der Regierang Friedrich Wilhelms I.

Von

Brudt Lelnuyn, Lentnant im 3. Posensebeo Infanterie-Regiment Nr. 58.

Fttrst Leopold von Anlialt hatte, geettttzt aof das von ihm in langen Jahren gesammelte Material im Anftrage Friedriehs des Grolsen einen Entwnrf zn einer Geschichte des prenlsisohen Heeres fertig gestellt, welcher am 12. M&rz 1747 ongefMhr einen Monat' vor dem Ableben des Flinten abgeschlossen nnd anoh dem KOnige roigelegt worde.

Des Vaters Sammlangen znr preo&isohen Heeresgesehiehte setate Fürst Dietrich fort Aach er war schon in jongen Jahren (1718) in das prenfoiscbe Heer eingetreten, in welchem er zn den höchsten EhrensteUen anfrttckte. Nach seinen Erfolgen bei Mollwitz nnd Hohenfriedberg ernannte ihn Friedrich der Gro6e znm General der Infanterie nnd 1747 znm Genenü-Feldmarschall. Nachdem er 84 Jahre lang dem Heere angehört hatte, verliels Fürst Dietrich im Jahre 1751 den prenlsisdien Dienst» am in den anhaltischen Landen

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Bdtnif sor QesoUdita des PrenlUseheii Beeret eto. 47

die Regierung dir seiiien noch anmttndigen Neffen Leopold Fdediieli Fhua so ttbernehmen. Aach während dieser Zeit setzte er das Dbemommene Werk fort and stand za diesem Zwecke mit den be- deutendsten Kennern der UeeresgeBcbichte in Verbindung') u. a. mit dem Geneiallentaant von Massow, dem General-Kommissarios der Montterangs-Angelegenheiten der Armee.

Massow stand bereits 1713 als Kapitän in „Seiner Majestät rotem Leib-Grenadier Bataillon" nnd war infolge seiner langen Dienstzeit berufen, Uber jenen Zeitabschnitt genaueste AosJiunfi SU geben.

Dem Briefwechsel des Fürsten Dietrich mit Massow verdanken wir nun die Nachricht, dafs letzterer die am Schlüsse abgedruckte Liste Uber die Heeresverstärkungen von 171'^ bis 1740 bereits im Januar 1748 Friedrieh dem Grolsen einreichen mufste, und welche geeignet ist aufzuklären, wie der grolse König das Material zu seinen Arbeiten Uber die Armee erhielt.

So wie Friedrich dem Grofsen jene Liste als Erganzun<r und Berichtigung der ihm im November 1747 von der Geheimen kriegs- kanzlei eingereichten schriftliehen St.-uinniiste sicherlich gedient huliön wird, hio hat es auch alle Wahrseheiiilichkeit für sieh, anzunehmen, dals dieser Stammliste der am 12. März 1747 abgeschlossene Entwurf Leopolds von Anhalt mit zu Grunde gelegen bat. Die zeit- liche Folge der einzelnen Arbeiten iäfst diese Annahme berechtigt erscheinen.

In Nachstehendem folgt nun das oben bezeichnete Sehreiben von Massows an Fürst Dietrich mit der genannten Liste, welche im wesentlichen Wortlaute unter Richtigstellung der Namrn der Regi- menter wiedergegeben ist (Auszug aus dem Herzoglich Anhaltischen Haus- und Staatsarchive zu Zerl»sti.

Durchlauchtiger FUrst,

Gnädiger FUrst und Herr! EwT. Hoch Fürstl. Durchlauchtigkeit haben mir so sehr gnädig zum Neuen Jahr gratnliret, obgleich es von mir meiner Sehuldigkeit nach noch nicht geschehen, welches mir aber wegen meiner L'upäfslichkeit zu verzeihen bitte. Ich bedanke mich demnach unterthänig und wünsche dafs der grolse (>ott Ewr. Hoch FUrstl Durchlauchtigkeit bis ins späthe Alter be} Hohen FUrstl. VVohlsejn erhalten wolle, damit ein FUrst von Anhalt^

') Urkundliches Material war nur unzureichend vorhanden, da bekanntlich dfo Urkunden und Akten der Gebeimen Kriegskanzlei gröfstenteils i. J. 1745 zQ Patronenhtilflen Temboitet worden.

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BtiUng va Gesehieht» dM Pkwiftiadien HaflMs etc.

gleichwie schon von des Königs Friederichs des ersten Zeiten Sr. KOnigL MajesM AnnteB als Feld Marschal viele Jahre

eommandiren möge.

Ewr. Hoch FUrstl. Darchlauchtigkeit gnädigen Befehl zu Folge Uberschicke btebey die verlangte Nachricht soviel mir deren Wifsend ist, nebst eine Kachweisung wie die Armee bey des HöchstHeel. Königs Zeiten von Jahr zu Jahr angmeotiret worden ist, and weiche ich sof Seine Königl. Majestö Befehl im Jan. 1748 habe machen mtifsen.

Empfehle mich zu Ewr. Hoch Fttrstl. Dorchlanchtigkeit Beständigen Gnade nnd bin mit aller Devotion

Ewr. Hoeh Fttrsfl. Dorchlanebtigkelt

Unterthäniger Diener

H. J. O. V Massow.

Herlin, den 29. Dezember 1751.

100 Köpfe 1170 n

Liste.

Wie viel Begimenter und BaiuiUous, und wie stai'k eme jede Oompagnie an Ober-Offle., Unter-Ofllo.« Tamb., Grenad., Mnaqn. und folgl. wie stark ein jedes Regiment und Bataillon und die gantze Inlluiterie bey Antritt des Höchstseel. Königs M^j.Segienuig Anno 1718

gewesen ist.

Infanterie.

2 Komp. Schweizer, j. K.V) 3 Oflf., ö Untflf., 40 Gem.

2 Bat Grenadier- Carde (Nr. 18) j. K. 3. Off.,

10 UntlT., H Tamb., 1 Pfeifer, 100 Gren. . .

3 Bat Musketier-Garde (Nr. 1) j. K. 3 Off., 11

Untff.,aTamb.. 12 Grn., lOT.Moaii;., iZimmerm.

3 Bat Kronprinst (Nr. 6) wie vor 20öo

2 Bat Leib-Regiment (Nr r,) j. K. 3. Off., 11

Untff., 12 Gren., 107 Musiv., 1 Zimmerm. 2 Hat. Prinz Heinrich (Nr. 12) wie vor . . 2 Hat. Markj^raf Albrecht (Nr. 19) wie vor 2 Hat. Markgraf Ludwig (Nr. 7) wie vor . 2 Hat. A n Ii :ilt -Dessau iNr. 3| wie vor 2 Hat. I.Ott um (Nr. 15) wie vor . . 2 Hat. Alt- Dohna (Nr. 10) wie vor 2 Hau Jung- Dohna (Nr. 4) wie vor 2 Hat. Holstein (Nr. 11) wie vor 2 Bat Doenhüff (Nr. 2) wie vor

2( )55

1370 1370 1370 1370 1370 1370 1370 1370 1370 1370

n

II n n n n ti II »

Übertrag 19080 Köpfe

1) j. K. = jede Kompagnie.

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B«itng sor Gatehidil» des Prenftkohen Heeres efte. 4Q

Übertrag 19080 Köpfe

2 Bai Finkenstein (Nr. 14) wie vor 1S70

1 Bai Heyden (Nr. 26) j. K. 3 Oft., 11 l Dtif., 3 Tamb., 1 Zimmeim., 12 Gren., 107 Mask, und

Pfeif. 685

1 Bat. Waldbur«,' (Nr. 26) wie vor 686

1 Bai Börstei (seit 1711 eohon Stille) (Nr. 20)

wie vor 686 n

1 Bat. Schlabrendorff (Nr. 25) wie vor; 4 Komp.

in KüBtrin, 1 Komp. in Drieseo 686

X Bai Wakenitz (nauss beisBen Pannewitz) (Nr. 25)

wie vor; 2 Komp. in Peitz, 1 Komp. in

Friedriehsborg, 1 Komp. in Memel, 1 Komp.

in Pillau 686 «

In holländisi hcn Diensten waren die ö Bataillone (je 12 Kompafjnieii »:

1 Bai lärbprinz von Hessen (Nr. 10) j. K. 3 Off.,

o ('ntfir., 2 Tamb., 50 M 720

1 Bat. Anhalt-Zerbst (Nr. 8) wie vor . . , . . 720

1 Bat. Grumbkow (Nr. 17) wie vor 720

1 Bat du Troussel (Nr. 9) wie vor 720

1 Bai Vareone (Nr. 13) wie vor 720

Garnisonen:

1 Bat. Mikrander, jede K. '^ Off., 11 Untff., 3 Tamb.,

1 Zimmerm., 12 Gren., 107 Mosk., 4 Komp. in

Kolberg 648

2 Komp. Spaudaa, j. K. 3. Off., 11 Untff., 3 Tamb.,

107 Musk 248

1 Komp. Frankfurt, wie vor 124

1 Ban-Komp. Berlin, wie vor 124

1 Frei-Komp. Lippstadt, 2 Off., 4 Untö., 2 Tamb.,

60 Mosk 68 ,1

1 Frei-Komp. Oderberg, wie vor 68

2 Marinier-Komp. Emden, j. K. 2. Off., 5 Uutff., 2

Tamb., 100 M 218

Artillerie:

1. Berlin, 9 Off., 6 Feuerwerker, QKorpor., 12 Bombard.,

III Kan. 147 ,

Ubertrag 29020 KOpfe

JaUUfltor ftr di* IratMlw AmM «ad MuIm. Bd US. 1. 4

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50 Bettng svr GeMbielito des FnnfidMlieB Heen« 6le.

Übertrag 29020 Kttpfe

2. Ma^^d ohaig, 3 Off., 2 Feaerw^ 3 Korp., 4 Bombard.,

a7 Km 49

3. Spandau, wie vor 49

4. Wesel, wie vor 49

5. KUstrin, wie vor 49

6. Kohlenz, wie vor 49

7. Memel, wie vor 48 ^

8. PUlaa, wie vor 49

KavaUepie: 9096

Sa. 38459 Köpfe

Angmentation 1713. Aus 2 t^at. (Trcnadier-Garde and 3 Bat Musketier- Garde ist formiert:

1 Bat. Grenadier-Garde (Nr. 6) 4 KompaguieD,

2 Bat. Wartensleben (Nr. 1), 2 Bat. Kameciie (Nr. 23),

Aagm. am 10 Off., 10 Untff., 6 Zimmerm., 12 Gren.,

239 Musk 337 Köpfe

2 Bat. Erbprinz von Hessen (Nr. 10), aus 12 holländisphen Komp. umgeformt in Komp., 2 Komp. an Jung-Dönh(>flr. Augm. um 10 Off., 60 Untff.. 10 Tamb., 10 Zimmerm.,

120 Gren.. 570 Musk 780

2 Bat Anbait-Zerbst (Nr. 8) wie vor 780 ,

2 Bat. (irurabckow (Nr. 17) wie vor 780

2 Bat. du Troussel (Nr. 9) wie vor 780

2 Bat. Varenne (Nr. 13) wie vor "780

2 Bat. .1 un^- Dönhoff (Nr. 21) aus den 5 vorge*

nannten Regm. gebildet. 2 Bat Borcke (Nr. 22) aas dem III. Bataillon Kron- prinz (Nr. 6) and den Frei-Komp. Lippstadt o. Oderberg gebildet Angm. um 21 Off., 47 Untff., 11 Tamb., 5 Zimm.,

60 Gren., 415 Mask 559

2 Bat Sebwendy (Nr. 24) ans 4 Komp. Mlkrandw, 1 nengeworbenen Komp., 1 Komp. Frankfert, 2 Komp. Spandau, 1 Komp. Tom IIL Bat der Mnsketier-Garde. Hierron 1 Bat an Sehwendy, das andere an Schönbeek. 1715 beide vereinigt an Sehwendy, augm. am 13 Off., 11 Untff., 3 Tamb., 5 Zimm., 60 Gren., 107 Mnsk. ... 199

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Beitrag sur Oesohiohto des Freafiiiaeheii Heeres ele.

51

Außserdem bei jeder Komp. noch 1 Sekondlcutnant, macht hei 28 Bat. der Rgrtr.: Warten sie he n (Nr. 1)') Kleist iLoeben) Kalkstein,') Arnim (Nr. 5), Prinz Heinrich (Nr. 12), Markg^raf Albrecht (Nr. 19), Markgraf Christ. Ludwig (Nr. 7). Anhalt-Dessau (Nr. 3), Kronprinz (Nr. 15), Dohna (Nr. 16), Dohna (Nr. 4). Holstein, (Nr. 11), Doenholf (Nr. 2), Finkeuatein (Nr. 14).

Augmentation 1714. 2. Bat. Stille (Nr. 20). Ans dem Bataillon BOntel ein Rgi gebfldet Angm. nm 25 Off., 55 Untff., 15 Tamb., 5 Zimm., 60 Gien., 535 Hnsk. . .

Augmentation 1 7 1 (J.

2 Bat. (iersdorff (Nr. 18). Au» dem GersdorfTscheu Grenadier-Bataillon aujrm. um 28 Ofl'., Untff,, 18 Tamb., 2 Pfeifer, iiiO (rren.. 48U Muük.. .

2 Bat. Prinz Leopold von Dessau (Nr. 27), neu errichtet, augm. um 40 Off., 1 10 Lntflf., 30 Tamb., () Pfeif., 130 Gren., 1080 xMusk 139Ü

Ausserdem 24 K^t. mit je 1(> Musk. vermehrt durch-

weg jede Kump, auf 108 Musk 384

WO bisher kein Pfeif, stand, hatte d. Komp. 107 Mann

» }i » » n :j

Artillerie.

¥Siik Feld-Bataillon za 3 Komp. nnd 4 Komp. GaniiBon- Artillerie gebildet, angm. nm 4 Off., 14. Fenerw., 5 Koq>., 14 Bomb., 10 Tamb., 260 Kan. . . 307

.\uprmentation 1717. 1 Bat. Wobeser, neuerrichtet, 15 Oft., 30 üntü., 10

Tamb.. 540 Gern 595

Artilleristen, Bombardiere 5 »

Augmentation 1718. 1 Bai Saek 3 Komp. nenerriehtet, 9 Off., 24 Untff.

9 Tamb., 399 Hnsk. 441

1 Bat. L*Hopitel wie vor 441

t) Es können hier mir die BateUlone Waldbvrg nnd Heyden (seit 1714 ab

Rgt. Löben Nr. '25 vereiniKt) und Sohlabrendoiff nnd Pannewiti (1715 ala Sgl SeUabrendoiff Nr. 25 vereinigt; gemeint sein.

4*

140 Köpfe

695

724

52

Beitrag mr OMebiehto des FteolUMlMB Heerat ete.

Angmentatlon 1719. 1 Bat fax Regt. Anhalt (Nr. 3) nenemehtet, aii|^. am 20 Oll., 55 Unt^., 15 Tamb., 65 Gnn., 3 Pfeil, 540 MoBk.

1 Bat ROseler (KrOcIier) neaerricbtet

Aagmentation 1 720. Bei jedem Kgt 2 Adjatanten (27 Kegt) . . .

Augmentation 1721. Bat L'Hopitel, aagm. um 6 Off., 21 Untff.,

6 Tamb., 65 Gien., 141 Mmk

Bat Sack, aagm. um 6 Off., 16 Untff., 1 Tamb.,

141 Gem.

Aogmentation 1722. ArtiUeiie, Kanoniere , . . . .

Augmentation 1723.

2 Bat Bardeleben (Nr. 2\)) neuerrichtet, 42 Off.,

110 Untff., 30 Tamb., ö Ffeit., 130 Greu.,

1U8U Musk 1398

2 Bat. Mosel (Nr 2Si wie vor 1398

1 Bat Beaufort ueuerrichtt^t 3 Komp. 12 Off., 33

Untff., 9 Tamb., 39 Gren., 329 Musk 417

Augmentation 1724. Bat Sack, aagm. am 5 Untff., 5 Tamb., 65 Gren. 75 Bat Sero (Wobeser) aogm. am 15 Untff., 5 Tamb., 65 Gren. 85

Angmentation 1725. 1 Gain.-Komp. Drabeim and Tempelburg nenerriehtet

3 Off., 6 Untff., 2 Tamb., 112 Musk 123 ,

1 Garn.- Komp. Regenstein nenerriehtet, 3 Off., 6 Untff.,

2 Tamb., 64 Mosk 75

Augmentation 17 27. Rgtr. jede Komp. mit 5 Überkompletten . . . 1525 ArtUlerie 1 Feaerw., 1 Tamb., 15 Kan. ... 17

Augmentation 1728. 1 Gank-Komp. in PeitE and Driesen errichtet, 3 Off.,

8 Untff., 2 Tamb., 120 Gem 133

698 K9pfe 698

54

239 164

50

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Beitrag rar Uesehichta des Preufsuohea Heeres eto.

58

A ujrnif ntation 1729. 2 Bat. Dossow (Nr. 31) neu errichtet. -12 Off.. 110 Untff., Tamb.. 0 Pfeif., 13<> Greu., 1080 Musk.,

50 Überkompl 1448 Köpfe

2 Bat. Thiele (Nr. 30) wie vor 1448

Garnison-Regrt. zu Herlin, welches des Früh- jahrs zusHinnien kommt. 29 Off.. S4 Untff., 21 Tauib.,

1400 Gern 1534

Garuisou-Rgt. zu Magdeburg 17 Off., 48

Untff., 12 Tamb., 800 Gern 877

6arnisoD-Kgt. zn Stettin 29 Off., 84 Untff., 21 Tamb^ 1400 Gern 1534

Aagmentation 1730. Bat. K r ö c h e r (Uöseler) zum FUsilier-Bat. umgeformt 2 Garn. Komp. in KUstiiu emohtet, 6 OC, 14 Untff^

4 Tamb., 300 Gern 324

.\rtillerie 1 Off., 2 Feaerw., 2 Korp., 7 Bomb.,

37 Kan 49

Garnison-Hgt. zu Königsberg errichtet, 14 Off., 48 Untff., 12 Tamb., 800 Gern 877

Aogmentation 1781. Artillerie 8 Off., 16 Korp., 8 Tamb., 195 Kan. 221

Augmentation 1732. Garnisou-Komp. Kegenstein augm. um 2 Untff. 48 Gern öO

Aagmentation 178S. 1 Ganuson-Komp. in Spandan emehtet, 4 0£, 10

Untff.. 3 Tamb., 180 Gem.

I Garnison-Komp, in Fort Prenflsen errriebtet, 4 Off.,

10 Untff., 3 Tamb., 150 Gem 167

Auj^- in rill Uli Uli 17 34. Ans 3 Gam.-Komp. Beaufort ein I Usilier-Bat. augm. um 8 Off., 22 Untff., G Tamb., 3 l'feif., 26 Gren., 216 M., 25 Überkompl 806

Aagmentation 1735. Grenadier-Kompagnien formiert Hegt. Anhalt (Nr. 3) augm. am 9 Uff;, 9 Untff.,

II Tamb., 87 Gren., 60 Musk 176 n

Bgt Kronprinz (Nr. 15) augm. 6 Off., 6 Unt£,

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54

Beitrag zur GesohicliU) des Preafsiscben Heeres etc.

7 Tamb., 58 Gren., 40 Mu8k 117 EApfe

Die Übrigen 28 Rgtr. wie vor je 117 ... . 3276 fittt Kr 0 eher augm. 3 Off., 3 Untff., 3 Tamb.,

29 Gieii^ 20 Hnsk 58

Bat Beanfort wie vor 58

Augmentation 1737.

1 Bat, Persode (Wachhol/j errichtet, 23 Olf., 58 Lntff.,

18 Tamb., 2 Pfeif., Gren., Ö6ü M., 29

Überkorap 780

Bat. Sack, augm. 8 Off., 13 Untff., 3 Tamb.,

2 Pfeif., 29 Greil., 20 Musk 75

Bat. L'Hopitel wie vor 75

Natalis wie vor

Garnison Moeurs errichtet, 1 Off.. 3 Untff.,

19 Geni 23

Garnison Altena errichtet 2 Off., 1 Untff.,

12 Gern 15

Augmentation 1738. Hegt. Anhalt (Nr. 3), aogm. 3 Off., 3 Untfi.,

18 Gren 24

Jedes andere Kgt. aagm. 2 Off., 2 Untff., 12 Gren.

für 29 Rgtr 464

Bat Kroch er augm. 1 Off., 1 Untff., 6 Gren.. . . ^ n

Bat Beaufort wie vor ^ »

Bat L'Hopitel wie vor Ö

Bat N ata Iis wie vor 8

Bat Sack wie vor 8

Bat. Persode wie vor 8

Augmentation 173j9. Bat L' Hopitel mit einer 4. Gren. -Komp. augm.. 4 Off, 9 i:ntff.. 3 Tamb., 2 Pfeif., 96 Gren., 4 Überkomp. 118 Bat Natalis wie vor 118

Kavallerie 1713.

2 Esk. Garde du Korps (Nr 10), je 4 Komp., 6 Off.,

10 Untff., 4 Tromp., 120 Gern 280

1 Esk. Gens d' armes (Nr. 10) je 2 Komp., 5 Off.,

5 l ntff., 2 Tromp., 80 Gem 92

3 Esk. Leib-ligt. KUrass. (Nr. 3) je 6 Komp. 6 Off.,

12 Untft., 4 Tromp., 150 (lern., 2 Feldsch., . . 522 3 Esk. Kronprinz Kiirass. (Nr. 2) wie vor . . . 522

Bettng zur GeMMohte des FMubiiolieii Heene oto.

65

3 Esk. Markgraf Friedrich Kür. iNr 5) wie vor 522 Köpfe 3 Esk. Wartensleben Kür. (zu Nr. 2, 3, ölwieyor 522 3 Esk. Heyden Kür. izu Nr. 1, 8, 9) wie vor . . 522

8 Esk. Bayreuth Kür. (Nr. 8) wie vor 522

3 Esk. du Portail Kür. (Nr. wie vor .... 522

3 Esk. Schlippeubach Kür. (Nr. 1) wie vor. . . 522

2 Esk. Katte Kür. (Nr. 9) 9 OS^ 18 üntff., 6 Tromp.,

150 Gem., 3 Feldsch 372

4 Esk. Leib-Rgt. Dragoner (Nr. 4) je 8 Komp.

6 Off., 12 Untff., 4 Tromp., 150 Gem. 2 Feldsch. 696 4 Esk. Markgraf Albrecht Dragoner (Kür. Nr. 11),

je 8 Komp., 6 Off., 12 Untff., 4 Tromp., 150

Gem., 2 Feldsch

4 Esk. Albe Drag. (KUr. Nr. 7) wie vor . 4 Esk. Drtrfling Drag. (Nr. 3) wie vor 4 Esk. du Yaine (Nr. 1) wie vor ....

3 Esk. Pannwitz (Kür. Nr. 12), je 6 Komp. wie vor 522 1 Esk. Taschen oder Küchen Drag. (Kür. Nr. 12)

2 Komp 174

606 69G 696 696

n n Ii II

n

n

II n 11 n n

ti

Angmeotatioo 1718.

2 Eek. Gens d' armes (Kr. 10) neu euichtet, 18 Oft.,

22 Untff., 7 Tromp., 220 Gem., 6 Feldseh. . . 268 1 Esk. Katte KUr. (Nr. 9) ISO

Augmentation 1714. Gens d' arm es (Nr 10) Esk. augm. um . . 177 Hierzu von Garde da Korpe 6 Ofi., 18 Untff*,

3 Tromp., 150 Gem.

Von der Garde du Korps sind die 90 Altesten nnd Schlechtesten abgedankt.

Pannewitz Drag. (Nr. 12) vermehrt am die Esk. Taschen- oder KUcheu-Drag.

Augmentation 1716. Leib-Drag. (Nr. 4) von 4 Esk. & 150 Gem. «of 5 Esk. i 180 Gem. getoaoht, aagm. um 6 Off., 12 Untff., 50 Gem., 2 Feldseh. 70

Augmentation 1717. dn Portail Kttr. (Nr. 6) von 3 anf 4 Esk. angm. um 6 Off., 12 Untff., 160 Gem., 2 Feldseh, . 170 Esk.Wnthenow Drag. (Nr. 6, Foraellan-Begiment)

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66

Bettrag nur Oeaehiehta das PreoTsiMheii Haeras alo.

nenerrichtet, 25 Off^ 48 UntS., b Tromp^ öüO Gen.,

8 Feldsch ö89 Köpfe

4 Bsk. Schulenbarg Drag. (Nr. 5, Bayreuth,) 8 Komp. neuerrichtet, 25 Ofl^ 48 Untflf., 8 Tromp., 600 Gem., 8 Feldsch 689»

Augmentation 1718. Rgt. Gens d' armes (Nr. 10) von 4 Esk. k 150 auf 5 Esk. ik 130 aagm. um 6 Off^ 15 Untff., 50 Gem^

4 Feldsch 75

Leib- Regt. Kür. (Nr. 3) dazu vom Kegt. Wartens- leben 1 Esk.. von 4 Esk. ä 150 auf 5 Esk. ä 130, aogm. um 6 Otf., 12 Üntff., 50 Gem., 2 Feldsch. . 70

Markgraf Albrecht Drag. (KUr. Nr. 11) von 4 Eek. 4 150 auf 5 Esk. k 130 aogm. am ti OfÜ^

12 üntff.. 50 Gem., 2 Feldsch 70

Es wurde 1717 Kürassier-Rgt.

Kronprinz KUr. (Nr. 2) daza von Warteosleben

1 Esk. sonst wie vor 70

Markgraf Friedrieh KUr. (Nr. 5) wie vor . 70 S c h 1 i p p e n l) a c Ii Kür. (Nr. 1), dazu von Heyden

1 Esk. boust wie vor '0

Lottum Kür. (Nr. 7) von 4 Esk. a 150 auf 5

Esk. ä \:\0 70

Es wurde 1717 Kürassier- Rgt.

Blankensee KUr. (Nr. l) bisher Leib-Drag.

Es wurde 1717 KUrassier-Rgt.

Dewitz KUr. (Nr. 8), dazu von Heyden 1 Esk.,

von 4 Ksk. ä löi) auf 5 Esk. 4 130 .... 10

Winterfeld Kür. (Nr. 12) von 4 Esk. k 150

auf 5 Esk. 4 130 70 ,

Es wurde 1717 KUrassier-Kegt

Kalle Kttr. (Nr. 9), dazu von Heyden 1 Esk.,

von 4 anf 5 £sk 70

Prinz Gnslav von Anhalt Kttr. (Kr. 6) von

4 Esk. anf 5 Esk 70

Dorf 1 in g Drag. (Nr. 3) wie vor 70

Ansbach Drag. (Nr. 1) wie vor 70 ^

Wntbenow Drag. (Nr. 6) wie vor 70

Schalen borg Drag. (Nr. 5) wie vor ... « 10 n

AuirnH'Mtation 1722. 1. Esk. Wiensen leichte Draiioner (Nr. 9) errichtet,

6 Off., 12 Uütft., 2 Tromp., löU Gem., 2 Feldsch. 172

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Beitrag snr QeBeUehte des Pzenfttaelieii Heeres eto.

5T

Augmentation 1720.

Schulen bürg Grenadiere (Nr. 3) von 4 auf Esk. 12 Off.. 20 Untff., 4 Trouip., 450 Gem. . . 486 Köpie

Sonsfeld Drag. (Kr. 2), errichtet durch Teilung des Regts. Platen Drag. (Nr. 1), welches auf 10 Esk. vermehrt war, augm. um 11 OE, 30 Untö., 4 Tromp., 550 Gern 595 „.

Wuthenow Drag. (Xr. (>) von auf 10 Esk. augui. um 11 Off.. 30 IJnttf. 10 Tromp. 400 Gem. . 501 „.

Schulen bürg (Alt) Drag. (Nr. 5) wie vor . . 501 „.

Augmentation 1726. Sebnlenbnrg Grenadiere (Nr. 3) augm. um

10 üntit, 100 Gren 110

Wntlienow Drag. (Nr. 6) angm. nm 100 Drag. 100 n Scbolenbnrg (Alt) Drag. (Nr. 5) wie vor . . 100 ,r

Augmentation 1727. Bei Jedem KUrassier-Kegt 6 Überliomplettef bei

der Esk. auf 12 Regtr 360

Desgl. für 3 Drag.-Kegtr. von 10 Esk.: 50 Mann 150 Desgl. ftlr 2 Drag.-Regtr. von 5 Esk.: 25 iMann 50 ^ Nach dem Tode Wuthenows ist das Regt. (Nr. 6)

geteilt worden und die Regtr.: Kos ei Drag. (Nr. 6)

Q. Doeknm-Drag. (Nr. 7) gebildet.

Augmentation 1729. BrunikowHky Korps Husaren (Nr. 1) errichtet, 7 Off., 12 Untö*., 2 Tromp., 150 Gem., 2 Feldsch. . 173

Augmentation 1730. Bei 12 Kttraseöer-Regtrn. noeh je 2 Off. . . . 24 ,r Leiebte Esk. (Platen) Wensen Drag. (Nr. 9) um 1 Eak, vermehrt, augm. nm 4 Off., 12 Untff.,

4 Tromp., 110 Drag ISO

Leib-Korp8-Hosaren(Nr. 2) neneniehtet, 8 Off.,

6 Untff^ 1 Tromp., 00 Gem., 1 Feldseh 71

Prinz Engen Korps-Hnsaren (Nr. 1) 4. Esk.?

7 Off., 9 Untff., 4 Tromp., 150 Gem., 1 Feldsch. . 171

Augmentation 1731. Lpib-Korps-Husareo (Nr. 2), angnL. um 4 Off., 7 Untff., 1 Tromp., 80 M 92 „.

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^8 B^fertff SV Greaohiclito dM PrenlUMsheii HeetM eto.

Aagmentatioo 1732. Schnleobarg Grenadiere (Nr. 3), angm. am

22 Off., 30 UntC, 10 Tromp., 100 M 162 KOpfe

Bayreuth Draj;. (Nr. 5) wie vor 162

Leib-Korps-Husaren, angm. mn 2 Off., SUniff.,

1 Tromp., 82 M., 1 Feldseh 89

Aagmentation 1733.

Bei 12 Kttrasaier-Regtm. je 10 Hami angm. . 120

Bei Begtm. Schalenborg ond Bayreath je 20 M 40

Bei den 5 Dragoner-Regtni. von 5 Esk. eind die 10 Mann nnter der Angmentation begriflbn.

Leib-Korps-Hnsaren (Nr. 2), angm. 5 Off., 17 Untff., 3 Tromp., 153 Gem.. 1 Feldseh., 27 noeh in Okt. (?) 206,.

Angmentation 1734.

Leib-K orps-Hnsaren (Nr. 2) angm. 1 Off., 1 Untff. 2

Prinz Engen Korpe-Hasaren (Nr. 1), angm. am 1 Off., 15 Untff., 102 <3em 118

Aagmentation 1735. HOllendorf Drag. (Sit, 6), angm. nm 11 Off.,

16 Untff., 5 Tromp., 60 Gem 91

Prins Engen Drag. (Nr. 7) wie vor .... 91 » Plate n schwere Eak. Drag. (Nr. 1) wie vor . 91

Sonsfeld Drag. (Nr. 2) wie vor 91

2 leiobte Esk. Platen Drag. (Nr. 9), angm. nm

.22 Off., 86 Untff., 9 Th>mp., 400 H., 3 Feldsch. . 470

Angmentation 1739. Höllen dorf Drag. (Nr. 6), angm. nm 5 Untl£,

5 Tamb 10

Thflmen Drag. (Nr. 7) wie vor 10

Sonsfeld Drag. (Nr. 2) wie vor 10

Diese 3 Regtr. sind von 5 anf 10 Esk. gesetet

worden.

Bronikowsky Korps Hnsaren (Nr. 1}, aogm. um 10 Off., 24 Untff., 6 Tromp., 318 Gem., 8 Feldseh. 361

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Bellz«^ mr GoMhlehto dM PrenJUBohen Heen« eto.

59

ArtiUerto.

1714. 10 Kompagnien in: 1, 2, 8 Berlin, 8 Pilian, 4 Wesel, 5 Kelberg, 6 Kttstrin, 7 Hemel;' 9 Spaiidaii« 10 Hagdebnig, je 3 Off., 2 Fenerweifeer, 8 Korp., 4 Bombaid^ 87 Kanon.

1716* Einteilung in 1 Feld-Bataillon- 5 Komp.- und 3 Garnison- Komp. Das Bataillon in Berlin; 1 Oaro.-Komp. Wesel, 2 PUlaa, 3 Stettin.

1717. Bei jeder Komp. des Feld-Bat. 1 Bomk>ardier melir. Die I. rxarn.-Komp. in Magdeburg errichtet

1722. Jede Komp. des Feld-Bat. mit 10 Kanonieren verstärkt

1726. Garn.-Komp. in Wesel mit 1 Fenerwerker, 15 Kanonieren,

1 Tambour verstärkt.

1780. Feld-Bat: 5 Bomb., 5 Kanon. Verstärkung.

Komp. Wesel: 1 Sek.-Leuto., 1 Feaerwerk., 2 Korp.,

2 Bombard., 20 Kanoniere, Verstärkang.

12 Kanoniere, welche zu keiner Komp. gehören: 6 in Geldern, 2 in Moeurs. 2 in Lippstadt, 2 in Minden.

1781. Feld-Bat. erhält die 6. neue Komp.

1740. An Stelle von 8 Dudelsäcken erhält das Feld-Bat 10 Mohren des ehemaligen Königs-Begiment zu Janit- scharen.

174L Ein 2. Feld.-Bat aufgestellt; 6 Komp. in Freolisen.

Bezeicbnnng: Feld-Keoriment. 1742. Gamisou-Komp. in Breslau errichtet.

1748. Gam.-Komp. in Neifse errichtet (28 M. aus Breslau, aus Berlin. 123 von Kegimentem. ) Bezeichnung: Garnison-Bataillon.

1749. Magdeburger Garn.-Komp. mit 86 Köpfen vom 2 Feld- Bat verstärkt

1. Feld-Bataillon 792 Köpfe,

2. / < 0 ,y Garnison- 736

Sa. 2298 KOpfe.

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QQ Die Eiitwtokcitiiig de« inaiMachm Seewesens seit Coibert.

IV.

Die Entwickelung des französischen Seewesens seit Coibert

Van

Korretten-KapitäD a. D. JaehMann.

Eine der Hauptsorgeii Colberts war die Befesti^uü<r und \ er- besseruDg der Häfen Frankreichs und xwar sowohl seiner Handels- ais besonders seiner Kriegshäfen. Frankreich hatte /o seiner Zeit sechs Kriegshiifen : Dunkircben, Havre. Brest, Brouage, Marseille, wo die Galeerenflotten lagen, und Tonion. Brest wurde durch Aushau und Vergröfserung die Hauptwerft für die Marine Ludwigs XIV.. und statt des Hafens von Brouage, welcher zu versanden drohte, wurde in Kochefort eine Kriegswerft ftlr grol'se Schifte von Coibert geschafien. Vauban legte den (irund zu der grolsen Bedeutung von Toulon als Kriegshafen durch die Anlage seiner Befestigungen. Die Werft daselbst wurde erst unter Colherts Nachfolger, seinem Sohuc. dem Marquis von Seigm lai, Ii riij;. Zur Herstellung von Anker und Kanonen gründete Coibert die Hüttenwerke von La Chaussade und Guesigny und unterstützte die schon vorhandenen Eisengielsereieii von St. Gervais. Um ein geregeltes Ersatzwesen tUr die Marine her- zoBtellen, welehea sogleich den bereehtigten Waosohen der Handels- marine and derFlseher dadweliBeebnaDg trug, dafe niebt «nrlel Seeleute und Fischer ihiem Bemf entzogen worden, schof er das System der Inscription maritime nnd der Klassen oder Jahrgänge.

Darnach war die gesamte KttstenberOlkerung , die Fischer, Kttstenschiffer and Seeleute Fon Beruf, verpflichtet, sich denAnshebings- beamtoo an stellen, welche in den verschiedenen Seebearken mit den Einschreibelisten der Seelente betraut waren. Die Seeleute wor- den nach ihrer Zahl in drei, vier oder füat Klassen nach der Pro- vinz, XU welcher sie gehörten, geteilt nnd in die Eünschreibelisteii eingetragen. Jede Klasse molste dem Staat ein Jahr dienen. Wäh- rend ein Jahrgang einberufen wurde, konnten die andern auf Kanf- fahrteisohiffSsn zur See fahren. Die Jahrgänge dienten abwechselnd ein Jahr und mulsten wenigstens 6 Monate an Bord eiogesobiffi sein. Wenn wiUirend der Übrigen sechs Monate keine IndienststeUnng be- fohlen wurde, konnten die Matrosen des einberufenen Jahrgangs in ihre Heimat gehen, wo sie die Hälfte der Löhnung erlüelton unter der Bedingung, sich während dieses halben Jahres Dicht auf Kauffahrteischiife zu verheuern. Bis zum 60. Lebemgahie konnton die Seeleute zum Dienst in der Marine einbemfen werden.

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Die Entwfokelang de« franilMsdieii Seeweieiu seit Colbert

61

Die elDgeaehriebeiwii Seeleute genofleen anf Colberts Anregang viele Beronngungen : Sie durlken alldn ohne Abgaben za zablen and ohne Crewerbescbeio die Fischerei treibeD, waraH während ihrer Diensteelt und Tier Monate nach derselben tob Einqnartierangen, allem Waeb-

nnd Arbeitsdienst, z. B. zur StrafsenverbesseniDg in ihren Provinzen und ähnlichem befreit and weder zur Übernahme einer Vonnondsebaft noch städtischer Amter Terpflichtet Für die invalide gewordenen Öeeleute nnd die Witwen nnd Waisen im Dienste gestorbener wurde vom Staate gesorgt;, und war dies eine der Hauptsor^n Colberts. Er hatte zu diesem Zweck die „Kasse der Invaliden-Mariueangehörigen" gegründet, welche er durch LöhnungsabzUge der Kriegsschiffs- und Kauffahrteimatroseii unterhielt. Dieser Invalide nfoiuis fUr Marine- angehörige besteht noch heutzutage. Auch in der Jetzta&eit genielsen die elD^reschriebeneii Seeleute und deren Familien grofse Bevor/ug-- Dn<ren in Frankreich, aufser den schon erwähnten dürfen sie unent- geltlich die Steuermannsschulen besuchen, sie werden kostenlos in den Lazaretten behandelt, wenn sie in den ersten 40 Ta^ren nach Antritt ihres Urlaubs erkranken, auf den Eisenbahnen werden sie tlir den vierten Teil des Fahrpreises befördert und haben dieselbe Ermässi- gung, wenn sie vom iTlaub zurückgerufen werden. Die Kinder und Waisen der Eingescliriebeuen werden in der Erziehungsanstalt für Zöglinge der Marine in Brest unentgeltlich aufgenommen, die Waisen auch in der Schiffsjungenscbule daselbst. Im Alter von öO Jahren hat jeder Eingeschriebene nach einer Dienstzeit von 25 Jahren, welche er auf Kriegs- und Handelsschifl'en oder Fischerfahr/eugen abwechst-lnd abgedient haben kann, das Anrecht auf i^ension. genannt Halloold- Unter dem Einflufs Colberts entwickelte sich auch der Bau von Kriegsschiffen in bedeutendem Matse und nicht nur in Ikzug auf die Anzahl, sondern auch die Gröfse der Schiffe. Die Linienschiffe wurden damals in ö Klassen geteilt, die ersten beiden waren Dreidecker, die übrigen Zweidecker, ihre Lunge war /.wischen ö'? und .'«(i m. die Breite zwischen 15 und 9 m. Das gröl'ste Deplacement betrug 4800, das kleinste 600—700 Tons. Die Linienschiffe erster Klasse hatten 1000 Mann Besatzung und 110 Geschütze, die kleinsten 160 Mann Bemannung und 36 Geschütze. Aufser den Linienschiffen wurden noeb Fregatten-, Korvetten- nnd Bombenfahrzenge gebaut. Die BVe- gatten waren besonders sobnelle Sebifie, batten nnr eine Reibe Kanonen, welebe anf dem Vorder- nnd AebWdeek anfgestelH waren, nnd sebr seblanke Formen, nm die grOstmögliche Gesebwindigkeit zn endelen. Ihr Deplacement betrug ungefHbr 300 Tonnen nnd die Besatanng 150 Mann. Die Korvetten dienten als Branderscbifle, sie wurden dnrob Rnder nnd Segel fortbewegt nnd batten nnr einen Hast.

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Die Entwiokelimg des fhunttsiseben Seeweaeiu seit Colbert

Sie sollten die Flotten als Avises begleiten, ihr Deplaeement betrag 200 Tonnen and ihre Besatzung; 60 Köpfe.

Die Bombenschiffe waren sehr stark gebaute Fahr/enge von ca. 23 m Länge and 8 m Breite, deren Annieroog aas zwei Möraem auf starken Bättnn^en bestand.

Colberts Sohn und Nachfolger, der Marquis von Seignelai, schuf zur Bedienung der Geschütze die Marineartillerie, welche sich aus Freiwilligen und aas den Seeleuten der verschiedenen Jahrgänge er- gänzte. Dieselben wurden auf den Artillerieschulen in Brest. Toulon und Rochefort praktisch und theoretisch ausgebildet. Die Schiffs- artillerie zur Zeit Colberts und später zeichnete sich durch die An- nahme der grölseren Kaliber und das fast vollständige Aufgeben der kleinen Geschütze aus. Das stärkste zu dieser Zeit in Gebrauch beliudliche Kaliber war der 48-FlUudt'r, mit ihm und dem :{(j-PfUnder wurden die unteren Schitisbatterien der Linienschiffe armiert, nach diesen kamen die 24-. 18- und lÜ-PfUnder.

Mit dem Tode des Sonnen-Königs Ludwigs XIV. geriet die fran- zösische Marine in \ erfall. ihre Wiederaufriehtung begann erst unter der Regierung Ludwigs X\'. durch den Marineministcr. den Herzog von Chüiseul. Dieser wandte seine besondere Ftirsorge den Schiff- bauern und dem Schiffbau zu. Nachdem erstere ihre Kenntnisse durch die Gesetze der Hvdraulik und Mechanik bedeutend erweitert hatten, wurde ihnen die offizielle Bezeichnung „Ingenieure*" 17t)ö zuerkannt. Cboiseul gab ihnen zugleich eine besondere Rangordnung, setzte die Bedingangen für die Zolassoiig za dieser Laufbahn fest und re- orgauiflierte die Ingeideiireehiile in Paria. Das Ingenienrkorpa he» stand damals ans einem Cbefingemeur, mebreien Ingenienren, Unter« ingenienien nnd Ingenienraspiranten. Auf den Werften lag ihnen die Uberwaebung der Nenbanten nnd Reparaturen, sowie das Doeken der Sebiffe ob.

Choisenl beschäftigte sieb aneh eingebend mit dem Schiffban. Er sebiclLte KonstnÜLtenre nach England, am die dortigen Nenbanten zn stodieren nnd regte in Frankreich GelehrtCi Offiziere nnd Ingeni- enre an, den Schiffban sa einer Wissenschaft zo eiiieben. Ans diesem Znsammenarbeiten worden sehr bemerkenswerte Erfolge erzielt Das Verhältnis der Länge aar Breite nnd Tiefe der Sebiffe wurde damals festgesetzt, znm Ban besseres Material verwendet^ die Verbände ver- melirt nnd die gesamte SohiflbaosrAstong an Inventur nnd Bfaterial methodisch und rationell an Bord untergebracht, wodurch die Lebens- dauer der Schiffe wesentlich erhobt wurde.

Unter Ghoiseuls Nachfolgern, dem Herzog Ton Choisenl-PnwUn nnd dem Marschall de Castries wurden mehrere wissenschaftliche

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IMe Entvickclung des l'ranzüäiäoben Keeweseas neit Colbert.

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£xpeditioneD ftOBgerOBtet, welche Iflr das fraozOBisohe Seewesen tod auAerordentlicbem Notseii waren. Auf dner derselben erfand Borda 1776 seinen Kreis, welcher ftlr askronomisefae Beobaehtongen auf See lortaa von gxoiser Bedentang wurde. Andere Forseher beschlütiglen sieh mit der Berechnung der L&nge durch M onddistanzen und der Be- obachtang und Prüfung der Chronometer an Bord. Viele geographische Punkte wurden durch astronomische Beobaehtongen festgelegt und danach die Seekarten verbessert.

In diese Zeit fiUIt auch der Bau des ersten Trockendocks in Toulon, weicher 1774 begonnen wurde. Zehn Jahre später wurden die greisen Hafenbauten in Gherboufg in Angriff genommen. Um die Rhede von Cberbonig durch einen Wellenbrecher abzuscbliefsen, hatte damals der Ingenieur Cessart vorgeschlagren, neunzig enorme Holzkasten mit Cement gefüllt in einer fortlaufenden Reihe zu verseDken nnd den Baom zwischen je zwei dieser Kasten bis zur Oberfläche des höch- sten Wasserstandes mit Steinen auszufüllen. Dieses Projekt wurde Ton der Regierung angenommen nnd im Jahre 17S4 der erste Kasten ins Meer gesenkt, er sollte den östlichen Endpunkt des Dammes bilden. 1786 inspicierte der König die Hafenarbeiten, 1789 waren zwanzig solcher Kasten versenkt. Dieser Wellenbrecher, w(>h! einer der grüfsten. welche existieren, ist erst in vierzig Jahren fertig ge- worden, da der Baa häufig durch Stürme nnd Flutwellen arg mit- genommen wurde. Seine Länge beträgt ca. 4000 m, seine mittlere Breite auf der Grundlinie etwa 270 m. und seine Höhe ca. 2<i ni. Durch dif'spn Wellenbrecher ist ein grofser Hafen geschaffen wordf-n. in welchem Kriegsschiff«' jed«"r Art und Oröfse ankern küniien. Die we!?tliehe Kinfahrt ist mvhr als 2 Seemeilen, die östliche 4(j<> ni breit, dnrcb jede können die Schiffe bei allen WiUenmgsveibältuibseu eiu- laofen.

Ch rti ur- hat jetzt acht Trockendocks und elf Hellings, das groi>i- !• ' k i-t llH» m lang und 27 m breit.

wurde von dem damaligen Marinemini-^ter Frankreichs eine MTDariere Kontrolle des Kr^atzwe^^ens für die Marine eingeführt, um die genaue Reihenfolge der eiuzubtrufendon Jahrgänge b<-ser inne- halten zu kennen nnd dadurch den nicht einberufenen Seeleuten Gelegfu- heil za L'» f>eri. auf Kautiahrteischifff n zur See zu fahren oder Fi^^chert-i zu bt-tr^-ibt-n Zu diesem Zwt-ck wurde das ^^f^amt*' Kii-tt-ngebiet Frankreiebs in !i**ch^ Departements (.Seeb»-/irk»- 1 mit den Hauptstädten liiiiikifch^ü, Havrt-. Bre>l. l: ^ hefort, Bordeaux und Toulon eing» ilt. Jedes Departement wurde nach seiner Grölse in \( rs( hi'-d»'f)e l nter- bejürke. jeder L'oterbezirk in >,\Ldikate nach der rauiiiii< n Aüi^- dehnong und Antahl der Seeleute, welche sie enthielten, eingeteilt.

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Die Estwiekalung des frftiusOaUcben Seewesraa seift Colbert

An die Spir/e wurde ein Oeneralinspekteur der Klassen gestellt, welcher aus den Fla^g-oflizieren der Marine bestimmt wurde, unter ihm stan- den vier Inspekteure, einer ftir Brest, einer (\\r Toulon, einer fUr Rochefort und Bordeaux und einer für Ha\Te und DUnkirchen. Die Inspekteure waren verabsehiedete Linienschifiskapitäne. Mehrere Unterhc/irke bildeten ein Arondissement, an deren Spitze unter den Inspekteuren die Chefs des classes standen, welche aus verab- schiedeten LinienschiffskapitUnenoder Linien.schillsleutnants aus^^ewählt wurden. Diese hatten \ erwaltung;sbeaniten unter sich, welche mit der genauen Führung der Einschreibelisten, der gesamten Kechnungs- führung, der Einteilung in Klassen, den Aushebungen und Musterungen betraut waren. Zur Unterstützung derselben waren in jedem Syn- dikat wieder Aufsichtsbeamte angestellt, welche aas Yerabsehiedeten Deckofifizieren, Unterofliriereii, Kanffahrteikapitäneii und Steaerlenten aoBgewäbll wmrdai. In jedem Unterbesirk wurde ein Zahlmeister mit der Verwaltung der Kasse fllr die Seelente betrant, wodoreb den Angehörigen derselben ermöglicht wurde, wihrend Ihrer Abwesenheit Heimataahlnngen zu erhalten. Diese Organisation ist im grofsen and ganzen bis zum heutigem Tage dieselbe geblieben.

Napoleon I. verfllgte im Jahre 1800 die Einteiinng des ge- samten Küstengebiets Frankreichs in sechs Seebezirke mit den Haupt- stftdten Brest, Lorient, Roebefort, Tonlon, Havre und Anvers ond stellte an die Spitze derselben einen Seeprftfekten, welcher ein Flagg- offizier der Marine, General der Armee oder ein hoher Verwaltnngs- besmter sein konnte. Diesem worden anmittelbar miterstellt in den KriegshKfen ein hoher Seeoffizier als Oberwerftdirektor, welcher zu- gleich den Befehl Uber das seemünnische Personal und die Seeartillerie, weiche Napoleon zur Verteidigang der Kriegshäfen geschaffen hatte, ausübte, femer ein Schiffbaadirektor, ein Hafenkapitiln und ein Verwaltungsdirektor, welcher zugleich mit den ElnschreibeUsten für das seemännische Personal des Bezirks und dem Anshebungswesen l>e- trant war. Diese bildeten unter dem Vorsitz des Seeprftfekten den Verwaltungsrat des Kriegshafens. Auf dieser Grundlage wurde 1844 das gesamte Ktlstengebiet Frankreichs in fünf Seebezirke eingeteilt, diese Einteilung ist die noch heute bestehende. Eine andere sehr wichtige Einrichtung Napoleons war die Organisation der KUsten- beobacbtungsstationen längs der ganzen franzAsisehen Küste und des Eqoipagensystems für die Flotte. Letzteres wurde nach dem Sturz Napoleons von den Bourbonen wieder abgeschafft. Nach längerem Stillstand, welcher durch die ilherstandenen grofeen Kriege veranlafst worden war, wurde erst unter der Regierung Louis Philipps dem Seewesen wieder die gebührende Sorgfalt zugewendet, in

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Die Entwiekelmig des fraaiSsfaeben Seewesens seife Ck»lbert.

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diese Zeit fällt die EinftUurang der eisernen Wassertanks auf den

Si liiflt'n, des stf^hcnden Gats aas Draht, der Ankerketten, sowie die EinriebtoDg, die Seitenboote in Bootsdavits zu heitsen, nm die Be- dienung der Geschütze aat dem Oberdeck nicht za bindern. Die Kopferan^ der Schiffe war schon am Ende des vorigen Jahrhunderts nach dem Vorbilde Englands in Frankreich i infrt fUhrt worden. Diese Verbesserungen hatten die Sej^clschiffe zur Zeit Louis Philipps auf eine hohe Stufe der Kntwickeiung gebracht In diese Zeit gehört auch die Einführung der Paixhanskanonen. der SchlH^öhren und des Perkussionsschlosses. wodurch die Bedienung der Artillerie auf den Schiffen sicherer und schneller wurde.

Seit 1820 hatte sich das Marineministeriura mit der Einführung \oü Dampfschiffen in die Marine beschäftigt. Das erste Dampfschit), welches den Namen eines Kriegsschiffes verdiente, die ..Sphinx", wurde im Jahre \H21 erbaut. Dasselbe hatte die Dimensionen einer frUberei) Korvette, auf dem Vordeck und am Heck waren je eine grol'se Kanone und in der Breitseite einige kleinere Kaiiber auf- gestellt. Damit das Schiff durch die Radkasten nicht zu breit wurde, war der Rumpf an diesen Stellen etwas eingezogen. Die Maschine war eine Niederdruckmaschine von 1(>0 Pferdekräften, welche in England gebaut worden war. da man in Frankreich so grolse Schiffs- maschineu damals noch nicht herstellen konnte. Die Geschwindig- keit betrug 7 ^ Knoten. Nach diesem Typ wurden mehrere Rad- dampfer gebaut, weiche alle die Bezeichnung .,U)0 " nach den Pferde- kräften der Maschinen erhielten. Später wurden grülscre Sehifle von dem Typ der Sphinx" gebaut mit .Maschinen von 450 Pferdekräften, welche ihnen eine Geschwindigkeit von 10 Knoten verliehen. Diese Schiffe konnten mit ilireni Kohlenvorrat ülter den atlantischen Oeean gehen, daher sie transatlantische Fregatten genannt wurden. Sie waren mit 22 Kanonen armiert, aber wenn sie gegen die früheren Schiffe auch ein bedeutender Fortschritt waren, konnten ihre See- eigenschaften doch nur als mittelmälsige bezeichnet werden. Diese Sebiffe hallen ungeschützte Maschinen, weiche sehr viel Kohlen ver- brauchten, dahor sehr kostspielig waren, aneh waren die Badkisten und Ruder leiohl Besohädigungeu und ZerstÖrangen durch feuidliehes Feuer ausgesetzt, daher beschäftigten sieh die tianzOsisehen In- genieure sehen frühzeitig damit, die Sehranbe zur Fortbewegung der Sebiffe anzuwenden. Aber erst im Jahre 1848 wurde das erste Schraubensebiff in Frankreich, der Aviso „Napoleon" gebaut, es war von dem Ingenieur Nonnand in Havre konstruiert worden nnd da- mals ein Heisterwerk des Schiffbaues. Die in Frankreich gebaute Maschine von 200 PferdekrSften gab dem Schiff eine Geschwindig-

JikAKttor Ar 41« «Mtotl« Aidm oad Maria*. N. lISw 1. 5

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Die Entwickelung des iranzüsischeu Seewesenis seit Colbert.

keit TOD 10 MeüeD pro Stunde, aaeh seine Segeleigenschaflten waren sehr gute. Einige Jahre s|Mlter konstmierte der französische Kapitän Labronsse den Sebranbenbmnnen aof nenen Schiffen, um die Schranbe beim Segeln lichten zn können. Das erste Schiff^ welches so gebaut wurde, war die Korvette nChaptal'*.

Unter Gnizot, welcher zeitweilig Marineminister im Jahre 1847 war, worde nach den Plänen des Ingenienr Dapny de Ldme ein Zweideckerlinienschiff von 100 Kanonen mit einer Ifaschine von 900 Pfeidekiifken gebant. Das nene Schiff hieCs zuerst der „24. Febmar^*, später der „Präsident^* nnd znletet „Napoleon'^ Es machte seine ersten Probefahrten im Jahre 1862, aof denen es eine Geschwindig- keit Ton 12*/a Meilen erreichte. Dies war ein sehr bedeutender EIrfolg im SchiiT- and Maschinenbau, und begann damit das Ende der Segelschiffe in der französischen Kriegsmarine.

Zur Zeit des amerikanischen Secessionskrieges begann in Frank- reich der Bau von Hocbseepanxerschiffen. Nach den Plänen drs Ingenieur Dupuy de Lome wurden mehrere Fregatten gebaut, welche in der Wasserlinie, 2 m unter derselben und ganz Uber der Wasser- linie vom Achter- bis zum Vordersteven mit 12 cm dicken Eisen- platten gepanzert wurden. Diese Schiffe erhielten starJce Maschinen, die äufseren Formen waren wenig von denen der Schilfe vom Typ „Napoleon'' verschieden. Die durch den Panzer entstandene flewichts- vermehrnng wurde durch Verkleinerung der Takelage und den Fortfall der zweiten Batterie ausgeglichen. Die erste so gel)aut<' l'anzerlrejrattc „La Oloire" tnaehte ihre Probefahrten im Jahre ISiJO, sie rolltf jednph sehr stark und murste schon sehr frllhzeitijL: die (les("hütz[)torteu scblielsen. Dujiiiy de Lome konstruierte daher zwei neue gepanzerte Zweideckerliuieuschitie, ...Magenta" und ..Solferino". Dieselben hatten ein Deplacement von 70(X) Tons und wurden nur teilweise aber starker wie die ersten Panzerfregatten j:epanzert und zwar 1'/, m Uber und unter der Wasserlinie und die Batterien jranz. Auf diesen neuen Sehillen konnten die Geschütze besser bedient werden , die Sehitl'e hatten nur geringe Schlinger- und Stampf- Uewegungen und führten für die Kriegsmarinen und das Seewesen Frankreichs eine neue sehr bedeutende Umwälzung herbei. Der schnelle Fortschritt im Kriegsschitfbau Frankreichs wurde durch den un- glücklichen Krieg gegen Deutschland 1870/71 gehemmt. Nach dem- selben wurde 1872 ein I'rugrauim des Marineniinisters zum Umbau der zum Teil veralteten und den Anforderungen nicht mehr ge- nügenden Flotte von der Kanuner angenommen, nach welchem die englischen Schiffstypen mehr oder weniger verändert zum Vorbild ge- nommen wurden. In den Jahren 1872— 7;i wurden zwanzig Kriegs-

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Die EntwiokeliiBg des IruiBOiäsoben Seewesens seit Oolbert

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schiffe nach den Plänen sehr hervorra^'rnder Injrenieure auf Stapel g:esetast, und von 1873— 7S der Bau von 8!» Sohitlen xerschiedener Klassen, darunter einige der grölsten Panzerschitlr. schnelle Kreazer und einer g'rofsen Zahl von Torpedobooten anfrclanfren. Auch im Bau der modernen ungepauzerten Flotte wurden sehr bedeutende Fortschritte fremacht. Alle Schilfe alten Typs, Segelschiffe, hölzerne Schraubensehitfe und Haddanipfer wurden aus der Liste der Kreuzer gestrichen, diejenigen, welche nicht verkauft oder abgebrochen werden konnten, wurden im Hafendienst verwendet und durcii neue Typen ersetzt. Nach dem Programm von 1872 sollte die neue Flotte 8 Kreuzer erster, 8 Kreu/.er zweiter und 18 dritter Klasse, 18 Avisos, [V2 Kanonenboote und 2.") TransportschitVe erhalten. Wenn man die Thätigkeit betrachtet, welche seit 187:5 in der franziK^ischcn Marine entwickelt wurde, so kann man ihr seine volle Hewunderung nicht versagen. Die Kiesenanstrengungen, welche gemacht wurden, unj die Flotte za reorganisieren, kamen denen zur Neugestaltung der Armee völlig gleich. Wie Frankreich sich eine von der des Kaiser- reichs gttnzHch Terschiedene Armee geschaffen Iiat, so hat es auch eine ToUkommeD neue Flotte sich ^baat Frankreich besitzt beute die 2wei$grO[8te Flotte der Welt, seine Ausgaben für das Seewesen werden nnr Ton England ttbertroffen.

Wenn man in Betracht zieht, dals Frankreich nach einem yerlorenen Kriege, welcher ihm aa&er andern schweren Opfern und Yerlnsten eine Rriegssehnld von fünf Milliarden auferlegte, in einer nnglanhlicb kurzen Zeit dies erreicht hat, so ist dieser glänzende Erfolg, welcher mit Recht das Staunen und die Bewunderung der Mitwelt erregt bat, ein beredtes Zeugnis Ton der Energie und Lebenskraft dieses in- telligenten Volkes, und die vorschnellen Urteile Uber seinen Nieder- gang können nur mit Achelzncken belächelt werden. In dieser Hin- sieht sollte das siegreiche Deutschland, welches nach dem Kriege um seine Existenz schnell zu einem ungeahnten Wohlstand sich empor« geschwungen hat, dessen Handelsflotte die zweitgrOlste der Welt ist und dessen Industrie auf dem Weltmarkt mit die erste Stelle ein- nimmt, sich das geschlagene Frankreich zum Vorbilde nehmen und sich eine seiner GrOfise und Stellung als Grofomacht würdige Flotte schaffen. Jeder Deutsche mtlfste es als eine heilige Pflicht gegen das Vaterland betrachten, heinerseits dazu beizutragen, dals Deutschlands Kriegsmarine aus ihrer unwürdigen Stelle im Konzert der seefahrenden Mächte so schnell wie möglich herauf kommt zu der Höhe, welche ihm gebührt. Leider lassen sich Fehler, welche seit Jahren gemacht worden sind, nicht so schnell wieder gut machen, namentlich nicht in maritimen Dingen. Eine Flotte improvisiert sich nicht, hat sehr

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Dm Heerwosen Phragnays.

treffend der französische Adroiral Aobe gesagt Gauz besonders hat das Tiel zu starke Betonen des rein defensiven Charakters der Marine, me es sich der Nachfolger des General von Stosch zur Ricbtschnar seines Handelns nahm, der dentschen Marine geschadet. Hätte damals unsere Marineleitung einen weitsichtigeren Blick gehabt, statt der auf hoher 8ee uiibraucliharen Kllstenverteidigungsschiffe der Baden- Klassf SohlachtschiÖe zu bauen, und wäre sie mit regel- mäfsigen und planvollen Forderangeu von derartigen Neubauten an die Volksvertreter herangetreten, so würden die Nachfolger dieser unfruchtliarcn Ära eine willfahrigere und weniger mifstrauisehe Auf- nahme im Keichstage gefunden haben. Es ist die höchste Zeit, dals das deutsche Volk sich ermannt und seine Vertreter im Reichstage zwingt, für eine bedeutende \ ermehrung unserer darniederliegenden Flotte einzutreten, ehe es zu .spät wird. Gelingt es England, mit den Boren fertig zu werden, so wird es sehr bald danach trachten, Deutschlaiul aus Afrika zu verdrangen, wo es ihm unbequem ist. Auf Bündnisse allein kann Deutschland sich nicht verlassen, sie sind trUgeriseli uud mit Kompensationen verknüpft, eine grofse Nation mufs durch und in sich selbst die Kraft und die Macht haben, ihre (beschicke zu leiten und. wo es Fiot thut, mit Erfolg das Schwert in die Wag- schale werfen zur Wahrung seiner Ehre und seiner vitalen Interessen. Auch heute gilt das Wort, welches jeniT alte Kömer dem Senat zurief, für jeden wahren Vaterlandsfreoud: „Caveant consules ne qoit detrimeuti capiat Respublica.*'

V,

Das Heerwesen Paraguays.

Einst wehten die rot-wd/s-blaaeo Streifen im Kriege gegen Brasilien, Argentinien und Uruguay Uber einer Armee tod 70000 Ins 300000 Mann mit 200 GesebfltKen, naolidem der grofte PrSsident Lopez mit fester Hand die Regierung des Landes geleitet nnd es in einem blühenden Zustand ohne Sehnlden, seinem Sohn (fast testamentarisch) Übermacht hatte! Dann sanken Macht und Ansehen Paraguays infolge der Verluste des heroisehen Krieges Ton

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Das Ueerweaen Paragnaya.

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1865 187(1 in den Staub, nm sich von der schweren Nicdcrlafre bis heute nicht wieder ^jänzlich erholt zu haben! Hraehteii al»er auch jene Kämpfe Entbehrunfren, Manjrel und Not, unvergessen sind dennoch die Züge wahren Heldeutunis, die den Verzvreitiun<rskanipf schmückten und ihn /u einer jrrolsen, wenn auch schmer/vollen Erinnerung' für das Land machten, dem er schliel'slich fast die Freiheit gekostet hätte.

Jetzt würde nur von unblutigen Parteikämpfeu zu erzählen sein und den Begrifif eines geftlllten Staatsschatzes den gab es bisher oitdit wieder! Die Republik hat heute eine GfOIse toü 317000 km mit 500000 Einwobnern (danmter 1800 Deotsche). Ihre finanaellen VerfaftltniMe sind zu eii^entttmlieh, am sie hier nicht erwähnen zu sollen. Für 1900 ist da» Budget mit einer Einnahme Ton 1152254 Pesos in Gold (1 Peso = 4,08 Mark) und mit einer Ausgabe von 8122179 Pesos Papier als balancierend bezeichnet, wonach der Knrs des letzteren etwa am 700 geringer ist Entsprechend hoch sind die Staatsschulden, obwohl sie soeben eine grolse Verminderung erfahren haben. Sind doch Brasilien und Argentinien Überein- gekommen, der Terarmten Regierung die Zahlung der Kriegsschuld zu erlassen, ein Geschenk, das mit grofser, sehr erklärlicher Be- geisterung angenommen wurde, betrug die Summe doch mit Zinses- zins: Zweihundert acht und neunzig Millionen Pfund Ster- ling. Ebenso zufrieden wie der EmplUnger kttnnen die Geher sein, denn solche Schulden kann man eben nicht bezahlen, umsomehr, da seit Beendigong des Krieges nunmehr 29 Jahre vergangen sind. Immerhin läfst es sieb wohl erklären, dafs ein Finauzminister Para- guays auf das Sparen angewiesen ist und das «geschieht denn, wenn meist anch am unrichtigen Ort und besonders bei den Beamtengehältem und der Armee.

Letztere ist auf das ganze Land zerstreut und thut zugleich

Polizeidienste.

Es sind garnisouiert in:

Villa Hayes. nahe der Hauptstadt: 9 Stabsoffiziere, 27 Haupt- leute, 86 Leutnants, 182 ünteroftiziere, 5(K) Soldaten. In Asuncion: 6 Offiziere, 8 Ünteroftiziere, 4 Spielieute, 78 Soldaten. In Hahia- Negra: (5 Offiziere, 10 Unteroffiziere. 40 Soldaten. In Fuertc Olinipo: 5 Offiziere, 10 Unteroffiziere. 60 Soldaten u. s. w. In Summa (ver- teilt auf 15 Garnisonen): 2! Stabsoffiziere, 45 llauptieute, 47 Leutnants, 57 Unterleutnants. h;2 rnterolfi/.iere. Sdl Soldaten. An festen Verbänden sind im (iiin/.en vorhanden: 1 Infanterie-Bataillon zu 4 Kompafrnicn CJöO Manu), 1 Kskadron Kavallerie (12Ü Mann), 1 Batterie Artillerie.

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Dm Heerwesen Peragneys.

Aulserdetn: 2 Musikkorps mit 150 Köpfen.

Ein grol'ses MUitärlazarett befindet sich in Villa Uayes.

Auf dorn Paraguay sind 2 Kanonenboote mit 2 Offizieren, 2 Ma-schinisten and 12 Marinesoldaten stationiert.

Wenn auch die allgemeine persönliche Dienstpflicht zwar ein- geführt und jeder Bürger vom 20. bis 35. Lebensjahr ihr gesetzlich onterworfen ist (ausgenommen sind die Besuchf-r hrthen r Schulen), 80 kommt sie doch in Wirklichkeit nicht zur Ausfuhrung, da nur ca. 100 Mann jährlich in das aktive Heer eingestellt werden Das Verfahren ist derart, dal's dem betreffenden Polizeiehei die lierbei- schaffung einer gewissen Zabl üekruten ;ius seinem Departement aufgegeben wird. Dieser sucht solche nach Belieben aus, natürlich diejenigen, welche ihm uubequem oder arm. sind. Die aktive Dienst- zeit für einen P>ingestellten beträgt dann 4 Jahre, während welcher Zeit der Soldat aber gut behandelt wird und sich wohl fühlt, ist er doch durchweg viel besser ernährt und bekleidet als zu Hause. Die Trupp»' macht infolge des gutbeanlagten Mensehenmaterials einen nicht unmilitärischen Kindruck; dafs die Leute aufser bei Parade meist barfuls gehen, entspricht der Landessitte.

Von der Eskadron sind nur die Offiziere lieritteu; die Mann- schaft ist zur Hälfte mit Lanzen ausgerüstet. Soll sie ausrUcken, 80 werden Pferde geliehen. In Summa sind fUr diese und ähnliche Zwecke im Budget 72()() Pesos ausgeworfen.

Die vorband r HO Batterie ist ohne Bespannung und führt gute Hinterlader-Kanuüt II sowie 2 Mitrailleuseu. Nebtni den pcrnia- nenten Truppen ist noch die militärisch organisierte guardia civil 250 Mann zu nennen, welche den Polizeidienst in Asuucion versieht Eine bisher ^vorhandene Kompagnie Marinesoldateo wird immer mehr vermindert.

Dnreh Dekret Tom 17. Dezember 1898 ist im Wetten des Staates eüie Militärkolonie ein^riehtet Dieselbe steht onter einem Stabsoffizier^ welchem 1 Hauptmann, 1 Zahlmeister und so viel Ser- geanten beigegeben sind, dals ein solcher auf 20 Bewohner der- selben kommt Diese bestehen ans HilitftiBtrttflingen, welche anf diese Art einen bisher wüsten Teil ihres Vaterlandes bebaaen mttssen nnter Aufsicht; nach abgebttCster Strafe kann ihnen, im Falle sie sich für diesen Berof eignen, ein Stttck Land zanttchst provisorisch tibergeben werden, das ihnen als Eigentum zufällt, wenn sie nach zwei Jahren 100 Orangen-, 50 andere Fmchthäome gepflanzt, eine bestimmte Bodenfläche mit Mais, Zackerrohr, Kar- toffeln in Betrieb and ein Haas für sich gehaat haben. Die Vei^ waltnng anterhtUt Läden für Fleisch and ViktaaUen, der Verkauf

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Du Hflerwmen Paragiuiy«.

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TOD Schnaps ist streng yerboteo. Zu ähnlichen Bedingungen wie für die Milikärgefangenen kann aaeh an Pri?ate Land abgegeben werden.

Die Ausbildmig der Trappen erfolgt nach französiscber Art, die Einzelarbeit ist Temaohlässigt, Übungen im Tiraillieren fehlen gSnzüeb, ebensowenig giebt es Schielsttbongen. Es wird täglich ein Pensum von l*/«— Stunden heranterexerciert nnd damit ist der Dienst zu Ende. Für die Infanterie ist 1897 ein nenes Reglement herausgekommen, dessen Einzelheiten aufzufUhren zu weit ftUucen würde. Es sei hier nnr angegeben, dafis die Griö'e in Tempos geübt und zunächst langsam, dann schneller ausgeführt werden sollen. Die Belehrung bat in einer Weise zu geschehen, dafs sie auch der wenigst beanlagte Rekrat versteht. Heftig«* Stöl'se und Schläge am Gewehr sind zu veraieiden. Die Aufstellung der Truppe ist dabei in einem Glied; auf eine feste sichere Haltung soll hingearbeitet werden. Marschiert die Tiui»]ie im Schritt. s<j nimmt sie auf das Kommando: ..Do})pr'lscliritt" das Gewehr auf die linke Schulter. Als Hdiiiienr ini Marsch gilt das Kommaudo Augen rechts oder links. Eigentümlich ist das Vt'rhalten der Schildwache bei Honneur von ^.Gewehr ab". Der Mann nimmt dabei 4 Schritt vor der zu ehren- den Person ..Gewehr über ', behält aber die rechte Hand am Schiols, folgt mit den Augen auf wiederum 4 Schritt und bringt dann erst die rechte Hand mit einem Ruck an die Seite.

Das Offizierkorps ist wie in Südamerika durchweg Üblich sehr zahlreich und zertiillt der Charge nach in Divisions- und Brigadegeneral, Oberst, Oberstleutnant, Major, Hauptmann, Leutnant, Unterleutnant oder Fähnrich; in letzter Zeit hat man mehrfach Offizier- Aspiranten nach Chile zu ihrer Ausbildung geschickt, es sind im Etat dafür jährlich 1200 Pesos ausgeworfen.

Die Unteroftizier-Chargen sind: Erster und zweiter Sergeant erster und zweiter Corporal.

Es wird merkwürdig empfunden, wenn man von Divisionen und Brigaden im Mobümachungsialle hört, aber abgesehen davon, dab eine Brigade nur aus 2 Bataillonen, bei der Artillerie ans 2 Batterien ä 6 Gescbtttzen bestehen soll, mufs man sich auch erinnern, dals Paraguay, welches 1872 allerdings seine nördlichsten Gebietsteile an Brasilien verlor, während des Krieges bis 300000 Mann unter den Waffen gehabt hat. Diese, damals ebensowenig wie heute aus- gebildeten Soldaten, schlugen sich unter einer energischen Führung Uber alles Lob, und in gleichem \ erhältnisse würde man auch jetzt noch dasselbe zu erwarten haben. Die brasilianischen

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Dw Heerwesen Paraguays.

Hiliztrappen sind ebensowenig aosgebildet wie die ParagDays» während Argentinien allerdings mehr in dieser Richtung yorschritt. Das sind aber diejenigen Feinde, mit denen die RepnblilL infolge ihrer kontinentalen Lage allein zn thnn bekommen durfte, da Bolivia zunächst mit sich selbst genttgend beschäftigst ist Dem entspricht anch die gesetzliche Auffassung, nach welcher ein para- guayischer Soldat nur ein bewaffneter Bürger ist, der allein während des Dienstes unter dem Militärgesetz steht. Die Verwaltung des Heeres erfolgt durch den Krieg:sm in ister. dem 3 Offiziere und 2 Sekretäre zar Seite stehen. Im Kriege tritt ein Generalstab za- sammen und sind besondere Formationen auch in dieser Hinsicht vorgesehen. Wober die hierzu qualificierten Offiziere genommen werden sollen, ist allerdings unklar, denn die wissenschafUichen Anforderungen für diesen Beruf sind recht gering: Lesen und Schreiben und der Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte! Die Emennangen erfolgen v om Major an aufwärts seitens der Kammern^ bis zu dieser Char?:e durch den Präsidenten.

In allerletzter Zeit sind die monatlichen Gehälter festgesetzt mit: Oberst 3(X), Oberstleutnant -ir.O. Major 200. Kapitän Leutnant lOn. l. Sergeant 40, 2. Koi[)(»ral 25. Soldat 20 Pesos etc.

Mit Rücksicht auf die demokratische Staatscinrichtung wird in den offiziellen Veröt!entlichungen, eutireir'-n den meisten andern süd- amerikanischen Staaten, das Wat!enband\verk nicht als das erst«' bezeichnet, sondern als ebenso gut und ebenso schlecht wie jeder Civilberuf. Das Duell ist verboten: ,.Tapterkeit und Moral zeigen sich aut dem Schlachtfeld und in der genauen Erfüllung der Prtichten, doch wird verlangt, dafs die Haltung eines Militärs kriegerisch, würdevoll und ungezwungen sei, ebenso fern von Affek- tation wie von Kleinmut^. „Schlaffheit und Weichlichkeit passen nicht für diejenigen, welche ihr Leben gering achten."

Die im Jahre ISOS eingebrachte HUrgerwehr Vorlage ist von beiden Kammern angenonmieu und von der Regierung zum fieset/. erhoben worden. Die aktive Bürgerwehr besteht aus allen ledigen Bürgern vom is. bis zum 35. I>ebensjahrc, die Reserve aus den verheiratelrii lUirgern vom 18. bis 40. und aus den ledigen vom

bis 4."». Jahre. Die .Aushebung geschieht in der Hauptstadt durch das Kriegsministerium und im Kamp durch die Ortsbehürden. Befreit vom Dienst sind abgesehen von körperlicher Untauglichkeit

die Mitglieder der Staatsgewalten, Schollebrer, Post- und Tele- graphenbeamte, Angestellte der Eisenbahn soweit sie nnc»itbehrlich, Arzte und Ueilgehilfen, Angehörige der Qeistliehkeit, sowie Söhne, welche für den Unterhalt hochbetagter oder erwerbsunfähiger Eltern

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Das Heerwesen Paraguays.

7a

m sorgen haben; letelere sind jedoch nur ron der aktiven Bttrger- wehr befreit und haben in der Reserve Dienst zn leisten.

Die Lehrllbnngen danem während 4 Monaten im Jahr an jedem Sonn- und Feiertag 3 Stunden. Fehlen bei diesen Übungen wird mit 3 bis 6 Tagen Eixereitien in der Linientrappe bestraft.

Wer sich der Einschreibung in die Ausbebongslisten entzieht, wird mit 1 Jahr Frontdienst im stehenden Heere bestraft.

Die Regierung soll fttr Bewaffnung und Unifonniernng der Gnardia National sowie ftlr deren £rbaltnug Sorge tragen.

Alle Jahr einmal kann die aktive Btligerwehr ganz oder teil- weise zn Kasernen* und Feldttbungeo eiuberafen werden, die aber nicht länger als 60 Tage währen dürfen; in dieser Zeit beziehen die Nationalgardisten Kation nnd Sold in derselben flöhe wie die Linientrappen.

Nach dem „Boletin Oficial ' ist dw> Militärbudget fllr 1900 mit 540000 Pesos festgesetzt und weist gegen trliherere Jahre (abgt'selien von 1899) eine grulse Verminderung nach, nicht zum Besten der Armee, aber der jetzt ailgemeiueu Hichtong in Südamerika folgend: Ersparnisse da zu machen, wo sie am meisten schaden, wo sie in Zeiten der Not nicht wieder einzubringen sind ond oft mit dem Ansehen, ja mit der Freiheit des Landes bezahlt werden müssen!

Die Infanterie träjrt dunkelblaue Köcke ond Hosen mit roten Abzeichen, die Kavallerie hat rote Hosen. Die Artillerie ist in der- selben Uiiit'(irni-(Trundfarhe p'kleidet, jedoch mit karmoisinroten Abzeichen, vorn am Käppi hat sie 2 «rekreuzte Kanonenrohre und eine Granate. Oewühnlich werden dunkelijlaue Hlouse und Hose mit roten Ahzeiehen von allen Waffen und im Sommer weifse Anzüge getragen. Die Gala-l'nitorm lllr Generäle ist reich mit Gold gestickt. Die Generaistabsottiziere und Adjutanten des Präsi- denten haben Fangschnüre in Gold und Silber. Die Generale können aulser Dienst Civil anlegen; in Unifonn dürfen Sonnenschirme vom .Militär nicht getrajren werden. Die Bewaffnung ist eine gute, die Infanterie führt Winchesterbüehsen, die Kavallerie den Karabiner und zum Teil Lanzen. Das Artilleriematerial lagert, ebenso wie dasjenige der Infanterie, teilweise Im Armeepark zu Asuncion.

Es sind 4-, 6- und Seni-(ieschtttze (teilweise Krupp) vorhanden.

Die Disziplin ist in ruhigen Zeiten ganz gut und hält auch, bei eiserner Strenge, \m Kriege. Bei innern l nruhen ist aber auf die Truppe kein Verlals und kann es nicht sein. Da die Soldaten auf die Verfassung vereidigt sind, ist jeder berechtigt, sich ein Urteil Uber Thnn and Lassen des Präfildenten zn bilden. Ja, der gewissenhafte Mann wSie sogar irerpffichtet^ zn opponieren, wena

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74 Stärke, lUterial and Lelitungen dor Feld-Artlllerle im Barenkfiege.

nach seiner Ansicht I np^setzliches angeordnet wird. Es ist selbst- verständlich, dafs damit Jede Widersetzlichkeit entschuldigt werden kann und crstaunlieh, dals noch alles in so fruter Ordnung-, wenigstens äufserlich. bleibt, wie es der Fall ist, so lauge bis eine ernstliche Probe auf das Exenij>el gemacht werden muls. Ein solcher Zustand mag flir den sogenannten \ olksbegliicker ein erstrebenswerter sein, der Soldat mufs ihn gänzlich verwerten.

Auch in Paraguay wird einmal die Stunde kommen, wo man das Falsche der gepflegten Auffassung einsieht, möchte es dann nicht zu spät sein und Volk wie Heer erneut jenen Mot und die hervorragende Ausdauer zeigen, mit welchem es io seiner gri^üsten Zeit sich die Bewunderung der Welt errang. T.

Vf.

Stärke, Material und Leistungen der Feld-Artiilerie

im Burenkriege.

Anfang Februar d. Js. erUBzte der Staatssekretilr Wyndham im EngUschen Parlament, dals binnen Knizem (ohne die 8. DiriBlon and ^e 4. KavaUerie Division) 180000 Mann in Sttd-Äfiika stehen würden, mit 234 Feldgesehtttasen, 54 Geschtttaten reitender ArtiUerie, 36 schweren (Feld-) Haubitzen, 36 Belagemngs- nnd 38 Marine- geschützen. Dies würde bei einer Stiirke von rand 56000 Mann regulärer Infanterie (Kombattanten) eine völlig ausreichende Artillerie- Ansrttstang bedeuten, wozu noeh 50—60 halb-automatiBche Mazim- gesohtltze hinzukämen.

Trotzdem haben während des ganzen Feldzuges die Klagen ttber die zu schwache ArtlUerie nicht aufgehört, obgleich deren stete, wenn auch „tropfenweise*' Verstiirkung, diejenige der anderen Waffisn mhältnismäMg ttbertroffen hat. Eine nähere Berechnung ergiebt sogar, daÜB die oben angegebenen offiziellen ZaUen in Wirkliohkdt noch zu gering sind.

Während im Anfang des vorigen Jahres nnr 5 Batterien, im Anfang des Krieges in Natal nur 7 Batterien (darunter eine Gebirgs-

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Stürko, Hatorial und LoiBtungen der Peld-AitUtorie im Baranlutoge. 75

batterie), im Kapland sogar nar 2 Festnngskompafiiieii standen, war bis Mitte Febmar d. Jb. die ZaU der Feid- (and reitenden) Oesehtttze anf Aber 860 angeBcbwoUmi. Denn aniser den DividonB- Artillerien^) (immer 3 Bttm. pro DiviBion) worden noch besondere Artillerie -Versttrknngen gesandt: am 13. Dezember v. J. 3 reitende Batterien, dann die 4. Gebirgsbatterie f an Stelle der bei Ladysmith ver> lorenen), sowie ans Indien 2 reitende Hatterien (N.A. nnd J.). 2Battcrien der 7. Division trafen erst Ende Febmar ein.

Von den rqnd '360 Feldgesobtttzen gehörten znr Haoptannee Roberts 156, zu Baller 60. /ii Gatacre 18, zu den Truppen bei Arundel Naauport '2(> Geschütze; die übrigen standen ant den \'erbindung-en, in den festen Punkten and Städten. Von den 18 Feldhaubitxen gehörten 12 zum Korpz Methuen, die andern za dem Ballers. Von den Mariuege schützen befanden sich Mitte Februar bereits 58 aasgeschiffit, deren 12 bei Buller, 8 in Ladysmitb, 12 bei Lord lloberts.

Dazu kamen Ende Februar oder im März noch weitere 72 Feld- geschütze. 36 aus den Kolonien. 46 aus Eng:land (die 13. 1-4. 15. Abteilung:, den letzten noch in Irland verbliebenen 14 Batterien entnouuncii), sowie eine neue Ilaubit/.abteilung mit 18 Geschützen. In der Mobilisierung begriffen sind noch 18 Feldgeschütze in England, 6 in den Kolonien.

Damit sind aber Eujrlands Kräfte nicht erschöpft, vielmehr sind zur Bildung der Artillerie für 2 vollständige neue Armeekorps (48 Battericnl) sowohl von Araistrong- wie von Maxini-\ i'ckers neue 4,7 zollige und 6 zollige Geschütze bestellt, von di nrn 6 bereits Ende Januar in See gegangen sind. Ob es sich bewahrhcitiit. dafs durch die \ erzichtleistung Japans und anderer Staaten auf ihre in England gemachten Bestellungen -zu < Gunsten Englands, oder mit Hilfe aus- ländischer Finnen der Bedarf gedeckt werden soll, erscheint bis jetzt zweifelhaft ebenso ob für all diese Neuformationen die ausge- bildeten Offiziere und Mannsehaften zu beschaH'en sind.

Ergiebt sich so die nummerische Stärke als absolut und relativ sehr hoch, so sind auch die englischen Klagen über die Minder- wertigkeit des -Materials nicht berechtigt. Das Feldgesciiütz, ein 15'PfUnder, von 76,2 mm Kaliber stammt zwar aus dem Jahre 1884, ist aber als Geschütz C/95 unter gleichzeitiger fiRBfarung des raucb- sebwacben PnlreiB, albnäblieb sehr verbessert worden. £s ist daher, Ton den grofeen mittleren Streuungen auf den weiten Entfemnngen abgesehen (anf 6000 m ist die mittlere Lllngenstrenung mit As. a. B. 142 m gegen 40 m des dentsehen Geschtttces) dem früheren

0 uud der Korpä- Artillerie BuUer»

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76 Stiirke, Material und Leistimgeu der Feid-.\j-tiiierie im BureDkriege.

deutschen FeldgeBchtltz C/88 in ballistischer Beziehiing nicht iriel unterlegen. Aofiier Kartiltschen Terfeoert es nnr Sehrapnels, nnd zwar Bodenkammerschrapnels mit Doppelzllnder ond 200 Kageln FttUong nnd einer Anfangsgeschwindigkeit von 471 in. Der Brennzttnder reicht bis 3650 m. Die Lafetten sind zun Teil mit hydranlischen Bremsen versehen, die Fahrbarkeit ond Handlichkeit im allgemeinen aber nicht hoch. Als Maximalschnfsweite flir Az. geben die englischen Schals- tafeln anf horizontalem Boden (bei 15 Grad Erhöhnngswinkel) nnr 5000 m an, während es thatsilchlieh am etwa 2000 ro weiter tragen könnte. Für die reitende Artillerie, für die das System C/84 besonders nngttnstig war, hat man, entgegen dem sonst Überall erstrebten Prinzip des Einheitsgeschtttzes, nachträglich ein besonderes, als ,4)rahtkanone'* angebautes Gühlitz einführen mttssen (jedoch von demselben Kaliber 7,6 cm), das als 12-Pfllnder mit 263 Kl. Zaglast pro Pferd das leichteste aller Feldgeschütze darstellt Die Schrapnels sind wosentlich leichter, and mit dem Feldgeschütz ver- taaschhar, aber nicht die Kartuschen!

Von den Granaten der 7-pfUndigen Gebirge batterie (4.) kann man keine grofsen artilleristischen Leistungen yerlangen. Die mit Lydditgranaten und Schrapnels ausgerüsteten 12,7 cm-kalibrigeu Feld- HaubitzenM sind fllr den beweglichen Feldkrieg eigentlich schon za schwer (die deutsche Haabitze hat nnr 10,5 cm Kaliber), und als wirkangsvollcs Positionsgeschiitz wieder etwas leicht Von den etwa 30 schweren Geschützen des 1^» ! n jernngsparkes, dessen erster Teil am {). Dezember TOn England abgegangen ist, liesteht der gröfsere Teil an- iri,> cm. der kleinere aus 12,5 cm und 10 cm Haubitzen, für LydUitgranatPii und nndfre rieschosse bestimmt.

Obgleich ursprünglich lUr die Belagerung der feindlichen liaupt- stiidte bestimmt, würden die Engländer sie mit grolsem Vorteil auch gegen die Burenstellungen im Felde verwenden können, was aber nicht geschehen zu sein scheint. Durch Abänderung der Lafettierun^' soll auch das 12-pfündige Schnellfeuer- Oesehütz der Festuiifr^^artilierie für den Positionskrieg in Siulafrika brauchbar gemacht werden. Es ist zwar etwas schwerfällig, verfeuert aber Lydditgrauaten bis auf

') Lydditi^ranatcn t'xistii'iten noch im Jahre I8i>7 nur Iflr die 15 em-Haiibitz«'. Lyüdit iat geschmolzene Pikrinsäure; e.-* wird also kaum eine wosentUch hühere Wirkung haben wie die FUllnng onserer .Sprenggranateo.

Die HsnbitM verfeuert 22,7 kg sobwere Sebmpnels mit 288 Kugefai und bis 8100 m mit Brennzfbider. Die grOfste Sehnfoweite (Bogeniehtifft) mit As. ist 4 500 ni.

Die Manusciialten sind ebenso wie bei den fahrenden Batterien mit PLstuleu und pro Batterie mit 12 Karabinern ausgerüstet.

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StibkOt Matorlftl und Ldstongen der Feld-ArtiUerie im Bnreokilege. 77

lüOOO Vards Entfernung:. Die Marine- (Flachbahn-) GesehUtze, nafliträirlich fahrbar jreraacht, sind moderne Schnellfeuer -Geschütze verschiedenen Kalibers und zwar von cm, 12 cm and 7,02 cm.

Die M ax im -(U* schütze bedeuten zwar mehr <'ine Verstärkung des infanteriefcuers; sie müssen aber, bei der ^^rolseu KoUe, die sie bisjetzt im Burenkriepre ^^espielt haben, erwähnt werden. Sie sind Ijekaautlich nach Art der alten Mitrailleusen. deren Namen sie auch vielfach führen, für Infanterie -Patronen einfrerichtetj jedoch sind von den Engländern auch mehrfach schon solche für stärkeres Kaliber als besonders wirksam erprobt worden. Je 2 solcher Maximgeschütze bilden unter einem Oftizier eine ..Sektion''; jeder Infanterie- oder Kavallerie brigade. und jedem Bataillon berittener Infanterie ist eine solche Sektion zugeteilt. Die Maxiras der Infanterie haben besondere Lafetten, während bei denen der berittenen Truppen das Geschützrohr direkt auf der Protze befestigt ist.

Anders steht es mit dem l)Qnt ..zusammeugewürlelten'* und an- scheinenil jdaulos zusammengestellten Artillerie - Material der Buren, bei dem jedoch das sicher vorhandene von dem wahr- scheinlichen zu trennen ist. Sicher ist, dals die Buren H moderne Schnellfeuer- Geschütze haben, von Kaliber 7,5 cm, aber von ver- schiedenster Herkunft: von Krupp, Schneider -Creasot, ja von Maxim- Nordeofeld in England. Die Geschütze sind ziun Teil leicht, zum Teil aefawer, mit oder ohne MetallpafcroDen, mit raaehaturkem oder raadiBchwaebem PolTetf ohne oder mit fiimlehtiiog zum schneUeren Feuer. Diecte 44 Geschtttze verfeaem (anlser Kartätschen) Granaten nnd Stahlschrapnelfi Bz mit 450 m bis 460 ro Anfangsgeschwindigkeit» and leisten ungefähr dasselbe in ballistischer Beziehung wie das englische Feldgeschtttz, oder wie das deutsche Feldgeschtttz G/73; jedoch sollen die von Grensot gelieferten schweien 7,5 cm hinsichtlich der SchieMeistnng, der Beweglichkeit nnd namentlich der Munition (Brauchbarkeit der Zünder,) weit hinter jenen von Krupp stehen. Anfserdem verfügen die Buren noch Uber 6 ältere, nur fttr Granaten eingerichtete ,7,85 cm-Geschttize, Uber 4 alte 6 cm nnd 4 (6) neue 3,7 cm-Gebirgsgeschtttze von Krupp, 24 (oder 36) 8,7 cm-MaiBchinen- kanonen von Maxim- Nordenfeld nnd 50 Maxim-Maschinen-Gewehre, die zum Teil die Munition des alten Maztui- Henri -Gewehres, zum Teil die des Mauser- Gewehres veischiel^en.

Die schwere Feld -Artillerie wird durch acht (oder zwölf} 12 cm -Feld -Haubitzen, zur Hälfte von Krupp bezw. von Schneider- Creusot, repräsentiert; sie verfenem Granaten, Schrapnels undS p r e n g - granaten, sind den englischen Feld-Hauhitzen an Beweglichkeit wesentlich Überlegen, können aber ihre Munition gegenseitig nicht

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76 Sl&ke, Matorial und Ldstoiigea der Feld-ArtillMie im Borenkriefe.

Tertaaschen, so dafs hier in Bezug auf Munitionsersatz dieselben Schwierigkeiten hostohen, wie bei den Übrigen Geschützen^ welche ebenso wie die Uanbitzen meist in Batterien & 4 zosammengestelit sdn sollen.

Als PositionsgeschUtze dienen 6 lange Kruppsche 15,5 cm- Belagernn^sgcschUtze (darunter der .J^d?^' Tom'' vor Ladysmith t. Bei einer Kobilänirc von Uber 4 m Länge verteuern sie fast 40 kg schwere rrpschossc mit einer Anfaiv'-- 'Geschwindigkeit von 4Sü ra. Die Zahl der .Schrapnelkupreln betrU-rt an 500. Diese schweren Creusotireschtitze haiien sich im Gegensatz zu den 7,5 cm-Creuaot- Feldkanonen bis jetzt gut bewährt.

Aulser vorstehend angeführten sollen aber nach Dokumenten, die in Durban aufgefunden wurden, noeh eine grölsere Anzahl (xeschUtze in den Jahren 1894 bis zum Heirinn des Krieges «'in^^'fUhrt worden sein, abgesehen von 20 Geschützen, die uoch während des Kricfres eingeschmuggelt worden sind, .lene Rechnungen zählen vor allem scbsvere (4esehUt/.e auf, zum Teil von ganz kolossalen Dimen- sionen; 1 davon sollen bis 12000 Yards weit schiefsen. /um Teil zur \ erteidigung der Engpässe zwischen Natal und Transvaal und gegen Tjadysmith, zum Teil für die Forts in i'n l »ria bestimmt sein. Ob diese Geschütze teilweise mit den oben erwähnten 15.5 cm-Kanonen identisch sind, ist nicht erwiesin. Ebenso ist von 4H schiiellleuernden 14*/,-pflindigen Schneider- Canet, sowie von 40 schnellfeuernden Maxim-Geschützen die Rede; im ganzen sollen nach dieser Quelle die Buren etwa 22<» -2:30 schwere und Feldgeschütze neuester Kon- struktion besitzen.

Die Richtigkeit dieser Quelle lälst sich uoch nicht prüfen. Bei der aniseroidentiieh geheimen Kriegsvorbereitnng der Baren, und in Anbetracht des wohlerwogenen Bntschiosses. den Kampf mit dem Weltreich England an&nnehmen, können die Schlolszablen schon richtig sein.

Freilich hat sich bis jetsst die Baren -Artillerie bei vielen Gelegen- heiten nammerisch sehr schwach gezeigt Aach der Umstand, dafa nach dem eigenen Bericht des Majors Albrecht „er mit der Hftlfte setner Artillerie von Natal nach der Modder geeilt sei, dort die beiden Schlachten mitgekämpft, nnd dann mit derselben Artillerie am 15. Dezember wieder bei Oolenso mitgewurkt habe", dies alles spricht eher für eine wenig zahlreiche Artillerie, macht aber der Gewandt- heit der Boren and ihrer geschickten Ansnatzang der Eisenbahnen anf der inneren Linie alle Ehre.

Jedenfalls ergiebt sich ans Vorstehendem, dafo das Material der Boren im allgemeinen modemer and daher wohl leistnngsföbiger,

stärke, Material imd LeUtungen der Feld- Artillerie im Burenkriege. 79

aber dafür noeh viel mannigfaltiger ond insofern wieder nnzweek- mäfsiger als das englisehe ist. Bei seiner Beschafihng haben jeden- falls aooli ganz nnmilitirisohe, wabrsolieinUeh politiseh-wirtBehaftliche MotiTe mitjgespioehen. Sehen wir nnn ,wa8 die beiderseitigen Heere bisher mit ihrem Material geleistet haben.

Natttrlich Ittfst sieh heute bei der Unsieherheit und Einseitigkeit aller Kaehrlehten noeh kein eraehOpfendos Urteil Uber die eigenartige Erscbeinnng geben, dais bis jetzt die beiderseitige Artillerie meist nnr eine nebensächUohe Rolle gespielt hat Immerhin aber lassen sieb sehen manehe interessante Tbatsaehen feststellen, ans denen uament- lieh hervorgeht, dats hier auf diesem Kriegsschaaplatze dnrcb ganz besondere Verhältnisse eine eutscbeideode Thätigkeit der Artillerie erschwert wird, and dafe man daher noch keineswe^^s ein allgemeines angllnstiges Vorurteil gegen die Artillerie in ktlnftigen europäischen Kriegen fassen darf.

Was zunächst die Klagen der EuL^länder selbst in Iktretl' der Leistnngen ihrer Artillerie, namentlich hinsichtlich der viel gerin- geren Sc hüls weiten, gegenüber denen der Baren angeht, so können die Engländer infolge der oben envähnten, durch die Schulktafel und Visiereinrichtung auf 5000 m fixierten Maximalschulsweite. die grölst- mögliche Tragweite ihres Geschützes im Az- Feuer bis etwa 7500 bezw. 6500 ra nicht ausnutzen, welche die Buren mit ihren neuem Oesehlitzen nach Eingraben des Lafettenschwaii/ps und besonders bei ihren meist von oben nach unten gerichteten Flugbahnen erreichen. Wahrscheinlich wi-rden dir Kurf n üIxt auch (mit dem Krappschen Zeit/.ündcri i)is r.ut' 42(H) ni. also um (iOO ni wcilir wie die EngUliultT mit 8chrapnels Bz. schidsen können. erklärt sich auch, dals nach Angabc Vich-r, z. B. auch des Baltischen Ar/,t«'s von Gernet, die meisten durch Englische .Artillerie hervorgeruteneii Verwundungen (und sie sind bis Jetzt weit zahlreicher, als die durch Infanteriegeschosse) meist sehr leichter Art sind. Denn die englische Artillerie, schtm wegen des weittragenden Mausergew ehre.s meist auf grulse Entfernungen angewiesen, schiefst wohl oft auf Entfernungen, die Uber H6()<) m liegen mit Schrapnels Bz.. so dafs zu grolse ."^preng- weiten entstehen, und die Schrapnelkugeln ..matt wie Pistulenku^reln*' keine Durchschlagskraft melir haben. Denn da das englische (rc-chors auf z. B. :?000 m mit 257 m noch eine gröl'sere Endgeschwindigkeit und einen gröfseren bestrichenen Raum als das Deutsche (Tcschütz C/91 zeigt, so trifft nicht das Material, sondern der falsche Gebrauch desselben die Schuld an der niangel hatten Wirkung.

Sehr wichtig ist es daher, tlals den Buren aufser dem Schrapnel noeh die Grauute zur Verfügung steht, so dals sie also auf weiten.

so StXrfce, Mftterial und LebtuBg«! der Feld-Aitilletk im BoMnkiiflge.

Uber der Maxirnalbrennzeit lu-croiiden EnttVrnungeu, dem englischen Öchrapnel Az. ein viel wirksameres Geschols entgegensetzen ktinnen.

Und die Wirkung: eines gut gezielten Graiiatfeuers bat man doch noch vom Jahre IJSTu. als es noch keine Sehrapnels gab. in bester Erinnerung. Gegen ein Graiuitfeuer von über 5(KK) ni. oder schon Hbf r :5(;.">(), der englischen Maxinialsehrapnel- Entfernung für Bz. an. kuiHKMi also die Engländer weder mit Feld-Geschützen noch mit Feld- llaubit/.en etwas gleichwertiges einsetzen, wenn sit- nicht Marine- Gex'htltze oder schwere Haubitzt'n zur Stelle haben. Nur ganz aus- naliiii-wcis«' hat man daher von wirksamem Schrapnelfeoer der Buren, auf weitere Entfernungen, fast immer von ihrem verderblichen Grauat- feuer gehört jz. B. vor der Wiedereinnähme des Spioukops).

Dazu konnnt aber noch ein sehr wesentlicher Faktor. Da die betretiende Zahl des Brennzünders bekanntlich mit der ermittelten Az. -Entfernung mei>t nur unter normalen Verhältnissen, d. h. bei gleiclier Hohe des Geschützes und des Zieles, bei bestimmten Lutt- und 'reinperaturverhältnissen, bei tadellosem Zustand der Munuimi u. s, w. Ubereinstimmt, so muls nach dein Eiiischiefsen mit Az. gewühnlich durch das sog. „i'iattenverfahreo" erst noch die Brenu- ÄCit reguliert werden.

l8t dies auch nach anseren Begriffen, bei methodisch aoB- gebildeten Otüziereu und MaDoscbaften ein einfaches, gewissermaiseo selbstretständliehes Verfahren^ so wird es doch bei flttohtig aos- ^ebiideten Milizen ond Söldnern seine Schwierigkeiten haben, zmnal das Schieben im Gebirgsgelände doieh den Ansgleich der oft groben Höhenunterschiede zwischen Batterie ond Ziel noch liomplizierter wifd. Es seheint nns daher sehr wahrscheinlich, dab das Schrapnel- «chiefsen anf beiden Seiten sehr oft in Folge mangelhaften Verständnisses and nngenttgender Ansbildnng rerfehlt nnd wirlcnngslos, die Ursache davon aber irrtttmlicher Weise wieder dem an ond fUr sich gnten oder doch genügenden Material zur Last gelegt wird. Es macht daher fast den Eindmok, ab ob die Baren, von deren Scbrapnelsohieben man so wenig bOrt^ nelfacb auf das prekäre Bx-schielsen verzichteten, nnd sich auf das einfachere Schieben mit Sehrapnels Az. oder Granaten, and aaf Maschinen- Oewehrfeaer beschränken. Infolge nnrichtiger Behandlang der Zünder sowohl bei Az. wie namentlich bei Bz-schieben, entstehen natürlich oft wirknngslose „Blindgänger^. Aach wird oft der sttdafrikanischewdehe Sandboden das Krepieren der Anfschlaggeschosse, ancb der englischen Lyddltgranaten verhindern. Scheint auch tbatsächllch die Munition der von Schneider -Creosot gelieferten Feldgeschütze, im Gegensate zn dem deatsehen Material nicht fehlerfrei, and so den Boren groben

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stärke, Material und Leiatongen der Feld-Artillerie im Bureoknege.

uuverscbuhleten Nachteil zu brbgen, so kann doch jetzt ein Ver- (lamniunfTsurteil noch nicht gesprochen, vielmehr als gröl'stcr Nachteil für jede, auch die In^ste Munition, der lange Seetransport, das oft enorm feuchte und wechselnde afrikanische Klima, sowie die un- vermeidlichen schlechten Lagerungs- und \erpackungs- Verhältnisse unter ungeschulten Händen genannt werden. Dasselbe gilt natllrlich aacb TOD den englischen Zündern, namentlich der Lydditgranaten, ron denen nach dem Zeagnils des Migor Albrecht höchstens 10*/, krepieren sollen (.'). Die gfobe EnMoflcbang, welehe die von ihm seibBt „organisierte^ und ausgebildete Burenartillerie herrorgerufen hat „dals dieselbe oft trots stundenlanger Bescbieisong noch keine 100 Engländer aulser Gefecht setze*^ findet zum Teil gewüs in den oben angeführten Verhältnissen ihren Grund.

Dazu kommt bei den Buren noch, dafe sich nur selten eine eigentliche „Fttbrung** der Artillerie, in unserem Sinne wenigstens, gezeigt hat. Noch nie wurden Buren bat terien, immer nur einzelne Geschütze erwähnt, sowohl bei der Belagerung von Ladysmith als im freien Felde. Briefe von deatsehen Artilleristen lassen z. B. erkennen, dals oft Gesehtttze des Terschiedensten Systems und Kalibers, in stets wechselnder Zahl neben einander im Feuer stehen. Von einem planmäbigen Einschieisen, einer Feuer- Kon- zentration n. 8. w. soll fast nie die Rede sein, so dals die sehr gute artilleristische Vorbildung und Findigkeit des Einzelnen doch schlielslich nicht voll zur Geltung kommt Das einzelne Geschütz ist gewisser- raafsen die taktische Einheit, wie z. B. nach der 2. Tugela- Schlacht ein Gegchtltx den abrückenden Engländern folgte und ihre PoDton- brUcke beschols! Ob das Verfahren, in überlegenen teindliehen Artilleriefeuer den Kampf einfach aufzugeben nod vorübergehend volle Deckung zu suchen, immer empfehlenswert ist, erscheint fraglich, pafst aber entschieden in das ganze System der Burentaktik, fttr welche die Artillerie überhaupt ein zwar notwendiges, aber noch etwas fremdes und ungewohntes Element bedeutet. Mit ihrer Führung haben die Buren daher aach vorzugsweise fremdländische üftiziere der verschiedensten Waffengattungen betraut, was ihrer Leistung, anfangs wenigstens, wohl auch nicht zweckdienlich war. Dals die Kämpfe am 5., 6. und 7. Februar l Bullers 8. Kntsat/versuch) vielfach als eine Artillerieschlacht" bezeichnet werden, beweist an und für >ich noch keine sachgemäfse .\rtilleriefUhrung, da die Situation des Geländes den Buren aufserordentlich günstig war. wahrend die Engländer ihre schwere Artillerie südlich des Tugela lassen und mit ihren Feld- batterien den Kampf von dem niederen Flulsthale aus gegen die feindliclierseits vorbereiteten Höhenstellungen aufnehmen mufeten.

Jaüirbücber für dia d«aUche Anne« us4 Muui«. Bd. llö 1 6

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82 Stiirke, Material and LeiatmigMi der Feld-Artillerie im finrenkriege.

Dabei darf nicht Übersehen werden, dafs Schrapnelfeaer ge^en kunstjje recht eingegrabene Infanterie wie die Buren, stets so gut wie wirkungslos ist, selbst von der Flanke aus, wenn die SehUtzen- gräben wie hier in .,S"-Form angelegt sind. Eine wirkliche Vor- bereitung des Sturmes kann also blos durch Steilfeu ergesehütze geschehen, d. h. durch die wenig zahlreichen, flir den Feldgebrauch etwas schweren 13 cm-llaubitzbatterieu wenn man auf \ erwendung der Geschilt/e des Heiagerungsparkes verzichten will oder niufs. Die Maximalschulsvveite der Feldhaubitze beträgt nur 4 ö00 ni ; znr Wirkung verlangt sie wie jedes Wurfgeschütz eine sehr sorgfältig geschalte Bedienung, namentlich ein sehr genaues Einscbielsen^ was bei der Kansl der Boren, ihre Erdwerke zn maskieren, nur selten gelangen sein wird.

Die Geländeverhältnisse in Natal waren den Engländern ttberaus ungünstig, da sie, meist tiefer stehend, infolge der stets sieb voreinander anfbanenden Httgel oud Ketten, keinen Überbiiek Uber Feind nnd Gelände, eine Haaptbedingaag Jeder artiUeristischen Thätigkeit, erlangen konnten, and oft dabei anf die Meldangen des Loftballons angewiesen waren. Der hoher stehende Gegner hatte aber alle Vorteile des Geländes nnd der Verteidigung auf seiner Seite. Die Kämpfe unter Lord Roberts m dem mehr ebenen nnd freien Oraigefreistaat brachten daher aneh gleicbmätsige Chancen und em Überwiegen der englischen Artillerie.

Hat so die englische Artillerie gewife mit sehr gto&en Schwierig- keiten za Wimpfen, so tritt als weiterer Nachteil aaeh bei ihr die geringe taktische Ausbildang hinzu. Bekanntlich ist ja jeder englischen Division von 8 Bataillonen Infanterie dnrehscbnittliob eine Abteilung von 3 Batterien zugeteilt (abgesehen von der Korps- Artillerie und besonderen Formationen). Aber bei der allgemeinen Zerreitsung fast aller höheren Verbände, die, nach den Niederlagen Wbites in Natal, infolge der Verlegnng des Haupt kriegsschauplatzes von Kapland nach Natal eintrat, and für den Feldzng verhängnifsvoll wurde, hat auch die Artillerie vielfach ihre Verbände und ihre Zu- gehörigkeit geändert, and ein noch weniger organisches Veriiältnis zn den andeni Waffen eingenommen, als bisher.

Eine Zersplittenmir des englischen Artilleriefeuers wird auch dadurch begünstigt, dais höhere A rtilleriefUhrer Uber die Ab- teilungskoiuniandeare hinaus nicht vorhanden sind, und diese oft noch zu anderweitiger Verwendung abkommandiert werden. So geht denn auch die taktische Leitung auf die Batteriekoniniandeure Uber. So wären z. ß. die Abteiiungskoinmandeure Methuens in De Aar zurückgelassen worden. Man sieht, dals es noch an den

ui^ui-L-j cy Google

SOrfce, Material und Leiatangeii der Feld*ArtiUerie im Burenluiege. 83

wichtigsten modernen Bogriffen der KriegsfUhrang fehlt. So wird es erivlärlicher, dals ein richtiges Zusammenwirken der Waffen aasbleibt Die Artillorit» arbeitet der Infanterie vor, begleitet sie aber nicht während des Sturmes mit Feuer, so dals der vorher oft aus den Verschanzungen herausgetretene Verteidiger der stürmenden Infan- terie völlig unerschUttert entgegen tret«*n kann. Der Verlust der beiden Batterien Nr. 14 und 7 l>ei Colcnso (durch (iewelirfeuer auf H<M) m, nicht durch Schnipnelfeuer der Buren) zeigt grofse rnvtM- jiiehtifrkeit iiiui mangelhafte Aufl^lHrll^L^ trotz vorheriger besonderer Warnung seitens des OberkoinniaiKÜerenden.

Die iiTofse Wertschät/iin^', vveh'he die Kiigläiider einer vor- herigen Bfschielsung beilegen, zeigte sich namentlich hei Magerst'ontein. wo stundenlang am Tage vorher die Marine-GescliUtze und Haubitzen ihre Lydditgranaten. die Feld batterien ihre Schrapnels gegen die „mntmafsli ch e rr' Ilühenstellungen der Biir<'n - verschwendeten. Die ,,Morning- Post" nennt die.se Kanunadf selb>t ..ein Feuerwerk von groi'sartiger Wirkung". Den eigentlichen AngrilV am tolgenden Tage konnte die Artillerie aber nicht vorbendttm, da die Infanterie bereits im Dunkel der Nacht vorgegangen und vidlig geschlagen war. Das weitere Fingreifen der Artillerie (während die Buren nur ein Maxim- OeschUtz zeigten) war entschieden anzuerkennen, indem >ie chliefslich bis auf 1500 ni. die Haubitzi>atterie bis auf 3iK)0 m, an die feindlichen Schützengräben heranging und bis zuletzt, den Rückzug deckend, aushielt. Aber sie hatte trotz langer Besehiefsung nicht vermocht, das Burenfeuer in den Schützengräben zu dämpfen. Vielmehr er- öffneten beim endlichen KUckzag der Engländer ausnahmsweise die Boren ein „wirksames" Schrapnelfener, das die desdmierten Hoch- länder endgültig mm eiligen ,^arttekflateo** veranlalste. Bei der Deeknng des Rttekzugs hat Übrigens die englische Artillerie sowohl bei StormboTg (unter Gatacre) als bei Goienso gute Dienste gethan; die Rtleksioht auf sie ist wohl einer der Grttnde, welche die Ab> neigung der Baren zum Nachstofsen und Verfolgen veranlassen.

Fast nirgends aber haben die Engländer bis jetzt eine greisere taktische Wirkung durch einheitliehe Verwendang einer grölscren ZahlBatterien zn erzielen vermocht Nachdem die Kämpfe amSpionskop mit dnrcb das Aasbleiben der Gebirgsbatterien einen so an- gttnstigen Aasgang genommen hatten, scheinen endlich in den Kämpfen am 5. bis 8. Februar die 70 bis 80 englischen Geschütze hanptsächlich in 2 grolsen Groppen, die eine auf dem linken FIttgel, die andere aof demSwartskop gemeinsam gewirkt zn haben. Bei der Einsohliefsnng Grolles war durch die Verhältnisse selbst ein Massenfeuer geboten. MtfgUeherweise machte auch die Bespannung der Geschtttze bisher

34 Stärke, Material nnd Leistungen der Feld-Artillerie im Burenkriege.

unerwartete Schwierigkeiten, da die enropaischen Pferde sehr unter dem Klima leiden, vielfach auf demSeetraosport nnbraacbbargeworden, nnd die nenbeschaflften Kaatöere noch» nnzaverlilaaig sind. In Anbetracht der schlechten Wege nnd Verpflegong ist dieser Umstand einer offen siyen Verwendung der Artillerie doppelt hinderlielL

Dagegen ist es eistannliob, mit welch praktisohem Blick die Bnren schon zn Beginn des Krieges ihre schweren Gescbtttze froh- zeitig und geschwind auf das Kampffeld brachten. Noch ehe White ein befestigtes Standlager eirichten konnte, beherrschten die schweren BnrengeschQtze Ton 3 Seiten aas die Umgebnn^ von Ladysmitb aaf 6 7 km Entfernung. Als Antwort darauf erfolgte die Landung englischer Marinegeschütze und ihre Vi rw( udong viele hundert Kilo- meter weit im ßinnenlande (im Kapland war dasselbe schon im Oktober v. J. erfolgt i. Nur diese Geschütze waren der schweren gegnerischen an Schulsweite gewachsen, nnd gaben der Stellung Whites iwie derjenigen Methuens) einen grofsen Rttckhalt, wie sie Überhaupt eitis der wenigen Mittel bedeuten, bei denen die gewaltige, aber zur Unthätigkeit verurteilte Flotte, bei diesem ausgesprochenen Landkrieire eine Hilfeleistung gewähren konnte. Auch ist es jetet das erste Mal in der neueren Kriegsgeschichte, dafs sich gezogene WurfgeschUtze, und überhaupt wieder Fcldhaobitzen, die seit Jahr- zehuten von den Schlachtfeldern Terschwunden waren, wieder ein- ander ^^egeiiUber stehen.

Und trotz der Neuheit dieses Krie^smittels haben die Huren gerade die Verweiidiiii^^ ilirer schweren Geschütze auch in den bewe;:lichen Feldschlachten beheiTscht, und z. B. während der Kämpfe bei Culenso und am 7. und s Februar (auf dem Doomkloefi wahr- scheinlich teilweise unter Benutzung von Feldbahnen, mit ihnen je nach Bedarf schnellen Positionswechsel vorgenommen, auch die schnelle ZurUck/.ieliuii«;- und ForlschatVung der Belagerungsgeschütze vor Kiiuberley verdient Bewunderung. Nähere Nachrichten gerade Uber diese TliUtigkeit der wackeren Freilieitskämpfer werden von höchsteiu Interesse sein, da auch künftige europäische Kriege wieder zu grofsen Stellungskämpfen führen werden, bei denen die schwere Artillerie ein entscheidendes \V ort mitzusprechen hat.

Koelsler.

,Tod dem Scbema."

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VIL

.Jod dem Schema!"

Tod (lern Schema! So kann raan heutigentags überall und immer wieder in der Militär-Litteratur, in (iespraehen und bei Be- sprechungen ausrufen hören. Wer für die Festsetzung eines Schemas eintritt, der mufs sich als ein \ ertreter der hnhlcn Form, als ein Verfechter des ..geistlosen" Schematismus scheiten la^sen. Wer für die Festlegung vuu-s AngriflTsschemas oder eines Normal-Verfahrens ein- tritt, dem wird nachgesagt, er wolle den Angrift* in jeder Lage uud in jedem Oelände nach demselben Schema durchführen lassen.

Und doch wird niemand behaupten kennen, dal's thatsächlich in der Praxis irgendwo ohne Schema'), ohne Muster verfahren wird. Das Schema ist tot, es lebe das Schema! so kann man auch hier sagen.

Zwar lilist unser Heglement hei genauem Studium der in Frage kommenden verschiedenen Keglementssteilen schlielslich wohl er- kennen, welches Verfahren in jedem einzelnen Falle das richtige ist, aber ein klar erkennbares und als Anhalt verwendbares „Grund- yerfahren'* enthält unser Keglement nicht. Statt dessen hat die Truppe wegen der thatsächlich recht Terschiedenartigen Auslegung unseres Reglements mit den verschiedenen Sehematas der jeweiligen Vor- gesetzten za rechnen.

Wohl wird Ton keiner Stelle ein fest formuliertes Schema schriftlich ausgegeben; aber was ist es denn im Gmnde genommen anders, wenn Anhaltspunkte *, „Grundsätze" oder „Gesichtspunkte** nittr den Fall" des Frontangrifis aber die Ebene im beiderseits an* gelehnten Rahmen oder tttr irgendwelche anderen „Fälle" gegeben werden, and wenn diese dann bei Vermeidung strenger Bttgen stets befolgt werden müssen? Aber kann es denn überhaupt anders sein? Kann denn überhaupt irgend jemand taktisch unterrichten, eine

') Um jedwedes Mi.ssver.ständnif» auszuschliefsen. lu'iiK«rken wir vonvep, dafs, wenn wir hier fllr ein geregeltes Angriffs- Verfahren eintreten, wir gewils nicht daran denken, die Anordnungen der Leitung, wann, wo and mit wieviel Rritft«n entsttheldmid oder hinhaltend, frontnl oder flankierend angegriflleii werden soll, in ein Schema irgend weleher Art zwingen zn wollen; vielmehr ist hier lediglieli das Verfahren ins Auge j^efHlst, welches von derjenigen Truppe anzu- wenden ist. die sshlielslieh den Befehl bekommt, in einem bestimmten Abschnitt frontal oder entscheidend einzugreifen. Es handelt sich also lediglich um das, was an anderer Stelle wohl fan Ansdmek vielteioht etwas gekünstelt, dem Wesen nach aber gewifs zutreffend aU der entscheidende AngrifRikampf im Gegensatz Sur Gefeehtsleitung beaeiohnet worden ist

„Tod dem SchenuL*

Mehrheit Ton Trappen einheitUeb taktisch ausbilden, ohne Muster anzogeben, nach welchen in gewissen Fällen, Uber deren Grandlagen man sieh am leichteston einigen kann, verfahren werden soll? Wie kann jemand „nach Umständen" handein, d. h. also doch wohl naeb Umständen anders handeln, abweichen vom Normalen, wenn er gar- nicht weiiS) wo von er abweiohen soll, wenn er nicht weifs. was besondere und was normale „Umstände*' sind und in welcher KichtQDg weiter dann die Umstände zum Ahwoichcn vom Normalen zwingen? Es mufs doch Klarheit z. R. wenigstens darüber herrschen, ob eine weitere oder kUreere über freie Kbene /urllckzulegende An- gritVsstrecke zu einem stärkeren oder geringeren Zurliokbalten von l'nterstUtzungstrupps und Reserven, d. h. alsit zu einer stärkeren oder geringeren TiefenL'liederung, zwingt. St'll)^t Uber SO wichtige Fragen herrscht bisher kaum einheitliclu' AutVassunp-.

Können wir aber ohne grundlegende Muster bei der Ausbildung nicht auskommen und das dürfte den Thatsachen entsprechen , dann ist es doch gewils besser, diese werden schriftlich un<l einheit- lich festgelegt, als dals sie der unzuverlässigen mündlichen Uber- lieferung überlassen bleiben und dazu noch mit den Vorgesetzten wechseln.

Es scheint, man hat hier das Kind mit dem Bade ausgeschüttet; Uber den zweifellosen Gefahren eines tichemas hat man auch seine gaten Seiten vergessen.

Uns sclu iiit, die N'erhältnisse liegen so: Niehl das Schema ist das schädliche, nur die sinnlose Anwendung eines Schemas ist verderblich.

mn in seinen Gründen klar gelegtes Schema, ein Schema in GrondsttbEen, ein „Orondverfahren", von welchem jedes Mal nach UmstilDden in klar angedeateten Kiehtungen absaweiehen ist. kann in den Händen eines Offizier-Korps, welebes nach unserem jetzigen Reglement ausgebildet ist, unmöglich Sehaden stiften. Es konnte nor die Klarheit und EinbeitUebkeit der Anffassnng fördern, und dem Nachdenken nnd der geistigen Selbstthätigkeit des Einseinen bliebe wahrlich noeh Spielraom genog. Es würde nach dem alten and naoh dem jetBigen Reglement, so zn sagen, nor eme gesonde Fmeht- folge bilden.

In dieseiii Sinne sagen wir daher: Es lebe das Schema! oder richtiger: Es lebe das in seinen Grundsätzen erläuterte „Grand- verfahren'' l vs.

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Gampagse de Rnasle (1812) pir L.O.F.

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Vlll.

Campagne de Rossie (1812) par L.G.F. Operations militaires

(24. Jttm-19. JiulleO.'>

Seh dem letzten grofiBen Kriege hat die MUitttrlitteratiir Frank- reichs unter dem EinüiilB des KriegsminiBterininB einen Anftchwnng l^nommen, den man ftHher dort nicht kannte, nnd sie wendet sich in begreiflicher Weise gern der Alt-Napoleoniscben Zeit za. Neben «nsgedehnter Jonmalistik bringt sie Tiel&ch die An&eichnnng von Erinnerangen an die Öffentlichkeit, welche so lange handschrifUich in der Stille geroht haben, femer Biographien, nnd in noch grölserer Menge liefert sie Tmppen-Geschichten aof den Markt Wenn wir ' damit Überwiegend leichte Ware erhalten, so findet man doch aaeh me oder die andere für die Kriegsgeschichte verwendbare Kotiz, und einige dieser Arbeiten sind mit FleiliB nnd Sachkenntnis unter Beibringen anthentiscben Materials angefertigt, so dafs sie volle An- erkennong verdienen.

Über der Masse dieser Erscheioangen heben sich von Zeit ZQ Zeit Werke ab, die beweisen, wie reich die Archive Frankreichs (Archives de la gnerre und Archives nationales) aasgestattet sind, und wie es nnr deren Aasbeotnng bedarf, um der Kriegsgeseliirhte des Schlacbtenkaisers Napoleon einen festen Boden zu bereiten. Wir rechnen dahin besonders die Arbeiten Roussets und Foucarts.

Jetzt liegt unter dem an die Spitze gestellten Titel wieder ein Werk vor, das mit Sachkenntnis und Gründlichkeit geschrieben, das teehniiiche Verfahren des grofsen französischen Feldherm za vollem Verständnis l)ringt.

Der Verfasser setzt sich den Plan. unter Übergehen des politischen Kinflusses nur den militärischen Teil des Feldzuges IHl'i. und davon die obere strategisolie Heeresleitung auf fran- zösischer St'ite zur Anschauung zu stellen. Kr handelt zwerkniUIsig mit dieser Heschränkung; deun der htotf bleibt nielitsdesto\v( uirrer so massei) li.'itt und -schwer zu bewältigen, dals die einstweilen vor- liegende Schilderung di r Zeit vom 21. .luni bis IH. Juli einen starken Band fllllt und volle Kraft des Studiums in Anspruch nimmt.

Die Methode besteht darin, dafs er die Aktenstücke wörtlich, tageweise übersichtlich geordnet, mitteilt, aus denen die Berichte der Avantgarden in diesem Falle der 4 Reserve-Kavallerit -Koriis und der Armeekorps, dann die auf sie gegründeten Befehle

1) Paria, Looiea Gougy, Ubraire. 6, Qnai Conti 1900. Prix: 12 frm.

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Campagne de Russie (1812) par L.G.F.

Napoleons und in weiterer Folge diejenigen der Korps hervorgehen. Der Briefwechsel der Korps untereinander vervollständigt das Bild.

Dueh letzteren wiederiiolt sieh freilieh .öfters der Inhalt, was dem Leser lästig ersoheinen kann. Es gewährt ihm dagegen den Vorteil, dafo er die Kenntnis der Korpsitthrer vom Stande der Dinge and deren davon abhängendes Verhalten selbst za beurteilen vermag. Gewife ist es vorzoxiehen, dals man eher zn viel Material erhalte, als einem Kils im fortlaufenden Faden begegne. Eine Strategisehe Studie wie einen bequemen Lesestoff zn verfolgen, ut ja ttberhanpt nicht angängig. Indessen erleichtert es der Verfasser, indem er den einzelnen Aktenstücken ihren wesentiichen Inhalt im AnszQg voransohickt. Noch weiter wttrde das dadoreh gefördert sein, wenn er am Abend jeden Tages in kurzer Zusammenfassung die Linie bezeichnet hätte, welche die Armee ione Meli Wir bedauern mit ihm, dals bei seiner Arbeit eine neue Karte gefehlt und nur die 1812 ftlr den Feldzag angefertigte vorgelegen hat Diese war voller Ungenauigkeiten und Lttcken, die vieles im Ungewissen lassen. Dazu kommt, dals sie in phonetischer Weise die Aussprache der russLschen Kamen wiederzugeben sucht, und dats gerade das französische Idiom am wenigsten geeignet ist, deren Laute zam Ausdruck zu bringen. Durch eine Übersichtskarte mit der Schreibweise des Bochteztes würde dem Leser manche Schwierigkeit erspart werden.

Bis auf die kurzen verbindenden, mitunter erläuternden Sätze, hat sich der \ erf. meistens versagt, den Aktenstücken etwas eigenes binza/ufUgen. Sein Verdienst an diesen ist nur die syste- matische KinordooDg. Des weiteren läfst er die Dieustscbreiben fUr sich selbst sprechen and ein Bild entstehen, welches wie das einer Camera ohscura nicht sachlicher auf den Plan geworfen werden könnte Oäbe es doch solchf Grun(lla<rt'n für alle Kriegs- preschichtel um wieviel solider würde sie dann aufgebaut sein, als wir ihr oft be^'epien. Freilich ist die l'bersichtlicbkeit hier durch den klaren feinfühlenden Kopf des Feldherrn gefördert, dessen (icislrsarocit in jenen Akten niedergeh'jrt ist; und mit Bewunderung erkennen wir, wie die ilandhahung der ^jewaltiiien Armee mit dei- zeitip'ii Mitteln organisiert war. Die Schriftstucke siud fast voll- ständig^ erhalten, so dafs die irerinjren Ausfalle kaum entbehrt werdt n. l herdies hat der Verfasser in solche Lücken wenigstens die thatsächüchen Bewegungen nach anderen Quellen ein- geschoben. Seinem Grundsatz gemäfs, die Wirkun;^ der Akten nicht VM beeiniius>en. versagt er sich die Kritik der lU gebeuheiteu. Das halt ihn indessen nicht ab, gelegentlich seine Meinung durch-

CknipafDe de Rassle (1812) par L.(i.F.

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Bcbeinen zu lasseOf uid die kaizen Andentangen reichen ans, am die UnbefaogeDbeit sdnes Urteils selbst Napoleon gegenüber zn be- wogen (S. 78, 99i 106/7, 181, 22B/4, 236, 307, 437, 477, 490j, wenn schon wir ihm nicht immer beitreten kOnnen.

Dnrch die im vorliegenden Falle glücklich gewählte Einseitigkeit der Darstellung nach französischen Quellen, wird der Leser ganz in die spannende Lage nnd Stimmnng versetzt, wie sie sieb im Geist der Heerftthmng entwickeln mufsten: die Ungewifshelten, Wahr- seheinliehkeiten, Vermntongen, das Bedürfnis nach Anfklürangen, Vorstolsen, Sicherungen, andererseits m gesochien oder zu meidenden Entscheidnogen. Erst nachdem man eine Strecke lang in dieser Atmosphäre von I.^nprewifsbeit mit der französischen FtthroDg gewandert ist. giebt der Verfasser als Prolu? auf das Eiempel eine ('bersicht dessen, was die russische Armee that- 8äcblicb geplant und ausgeführt hat Kr stut/.t sich dazu auf die in der Litteratur, mit der er sowohl der russischen, als der deutschen vOllig vertraut ist, verOffentliobten Aktenstücke.

Nach dieser Charaivteristik der Darstellunj^sweise haben wir die Hauptraomente ans der Geschichtscrzählniif: hervorzuheben.

Arn 2r?. Juni standen die 11 Armeekorps (mit Einschlufs des österreichischen und der Garde) an der russischen (Jrcn/.o, die frrofscnteiis dem Laufe des Niemcii tnlirtc auf 55 Meilen au^irelireitet. t^ie reichten von Tilsit in Ostpreulsen bis Lankow, IT» .Meilen östlich von Warschau. Nur drei dieser Korps, das 6., 7. und 8. (Gouvion Saint- Cyr. Ke\ nier und Vandamme) waren noch um etliche Märsche zurück. In den 25 Tagen bis zum 19. Juli fillirte der Kaiser die Armee in die Linie der Düna und des ünjepr zwischen Kig:a und Mohilno vor. Das betrug für den linken Flügel 40, fltr den rechten 70 Meilen Marsch.

Beim .\nfang: der Hewejjung hefrte Napoleon Hesorffnis um seine FlUfrel und hielt sie hinter der vor^-^ehenden Mitte /urlick: zur Linken da.s 10. Korps (Macdonald), zur Kechtcu das österreichische (Schwarzenberg) und das 7. französische (Keynier). Den letzteren beiden war zur Pflicht gemacht, auch das IliT/o«:tum Warschau, namentlich die wichtigren Cberf!fänp:e der Weichsel Modlin und Warschau gegen die IIL russische Armee (Torraasow) in Wolhynien zu decken (^S. 5, 19).

Bis zum 30. Juni wird Kapoleon darttber aufgeklärt, dafs die Russen rieb von der Gremse abrieben und der Angriff von links her riebt sn erwarten ist Er scbiebt seine Flügel nnnmebr vorwärts nnd trifft Anordnungen, die Truppen vor seinem recbten Flttgel

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Gampagne de Rusde (1812) pur L.6.F.

(U. Annee unter Bagration) mit Eotschiedenheit zu drängen. Zu dem Zweck giebt er auch einem Teil des 1. Korps (Davout) mit dorn 4. Kavalleriekorps ( Latour-Maubourg) vom Centrum die Richtung rechts hinüber nach lünsk. Die Deckung Warschaus durch das 7. Korps soll indessen nicht aulser Acht gelassen werden (S. 70—7(5). Diese Mafsregeln führten nicht zu dem erwarteten Erfolg, weil Napoleon die Lage nicht richtig durchschaut, Davout nicht stark genug gemacht hatte (S. 105), und der rechte Fliiirel nicht sobald vorwärts kam. als er voraussetzte (8. 157). Bagration befand sich am 12 Meilen im Vorsprang vor dem 5. Korps (Pooia- towski).

Am 4. Juli ist Napoleons Aiifmerksanikeit diesem FlUp-el durch- aus zugewendet. Er hält seine .Mitte fest, während er hot!% dem an die I. Armee (Barclay) heranziehenden Bagration in die Seite zu stolsen, ist aber vorsichtig darauf gefafst, von diesem selbst an- gefallen zu werden. Mit besonderem Nachdruck verlaugt er nach genauerer Nacliricht Uher dessen Bewegung (S. ISO).

Am (i. Juli - nach den an den beiden vorhergehenden Tagen erlangten Aufschlüssen fafst Napoleon den Plan (S. 2S6|, Bagration südwärts in die Pri[»etsüuipfe zu werfen odei /.uni Ah/ug auf Mohilew zu nötigen, damit er seihst vor ihm nach Witebsk ge- lange, um die Vereinigung mit Barclay zu hindern. Den Ubergang Uber die mittlere Düna bei DUnaburg will er meiden, vielmehr rechts mit der Richtung auf Witebsk abmarschieren, wo die Düna on- bedeutend ist. Darch die Umgebang auf Smolensk oder Poloek soll Moskau und Petersburg bedroht» und der Feind Teraolafot werden, entweder die Stellang an der Düna za rftomen oder eine Soblaeht zu wagen. Vor dem Beginn der Bewegung mnft jedoeh die Armee erst verschoben, und das von den Erfolgen gegen Bagration abhängig gemacht werden (S. 236—239).

Am 7., S., 9. ist die Fttblang mit Bagration verloren, und erst Am 10. findet Latour-Maubourg die Spur wieder. Er meldet, dafo dessen Armee Uber Sluck in der Richtung auf Bobmisk an der Berezina marschiert (S. 376).

Da erliilst Napoleon am 12. Jnli die Befehle für den 18. und 14. zum Beginn der Rechtsschiebung mit dem ausgesprochenen Ziel, sieb am linken Flttgel Barclays vorflber zn ziehen. Zwischen den 20. und 25. Juli rechnet er, bei Polock die Dttna zu ttber- Bchreiten (S. 411) und den Feind, wenn er die Stellung räumen mnfs, anf dem Marsche anzugreifen (S. 485). Murat soll mit 3 Armee- und 2 Kayalleriekorps zum Verdecken der Bewegung zunächst vor dem Lager von Drissa beobachtend stehen bleiben.

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Campagne de Roasie (1812) par L.6.F.

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£ine Herausforderaog der Rassen zum AngrifT ist aber SQ meiden, and ihüvü deshalb aolser Kayallerieposten, keine Trappe sa seilen <S. 411, 534).

Als am 17. und 18. Juli abends der Abmarsch Barclays aus dem Lager von Drisaa flaisaafwärts nach Poloek festgestellt wird, da ordnet Ni^ioleoD zum in. endgültig den Marsch auf diesen Kiehtopgspnnkt an und weist dem 4. Korps (Vioekönig Engen) als Avantgarde den tlbeigang an dem Knie der Dttna bei Bjiseben- iLOwitsehi zu (S. 616).

Das Abdrängen Bagrations aof die Pripetsttmpfe war indessen nicht gelangen. Wörde er zwar rerhindert, Barclay noch an der Düna zu erreichen, so konnte er doch die Richtung Uber Bobrutsk nnd Mohilew nehmen nnd sieh bei Smolensk mit der L Armee Ter- einigen (S. 64d, 648).

Hiermit haben wir in der Kttize das Skelett der Gesehiehts- erzählong, die an dieser Stelle einstweilen abbrieht, hingeworfen. Das lebensvolle Bild, aas dem es heraasgeschttlt ist, bietet dagegen eine Fülle von WechselfttUen nnd Peripetien, in denen die täg- lichen Aufgaben des niederen Kavallerie-Offiziers nnd Soldaten ineinander flielsen mit der geistigen Arbeit der Fttbrang, bis sie in der oberen Leitang zo einem Produkt sich verdichten and in prak- tischen Ergebnissen Gestalt gewinnen. Es war ein dankbares Unternehmen, die Urquellen ans Licht zu ziehen und daraus zur Aoschanong zu bringen, wie ein ttberlegener Kopf die Menge der durch den ganzen Mechanismus der Armee laufenden Fäden in der Hand hält nnd zu aystematischer Thätigkeit anzuziehen weifs.

Hierin besteht der Hauptinhalt des Buches. Doch werfen die authentischen Quellen auch wertvolle Nebenergebgnisse ab. Wir sehen insbesondere, in wie aalsergewOhnlichero Grade die Auf- klärung durch die polnische Bevölkerung, welche den Franzosen sympathisch gestunmt war, gefördert ist, wie aber diese Unterstatzung an der Düna und dem Di\jepr mit der Grenze des ehedemigen Grofs* Polens aufbort Diese Kachrichten sind weiter eingehend durch die Fahnenflüchtigen vervollständigt, welche aus den pohlischen Landen in russische Regimenter eingestellt Uiglich zu den Franzosen aberliefen.

Ebenso wird in verlässiger Weise dargethan, in welcher Aus- dehnung gleich nach dem Beginn des Feldzuges als Folge von Strapazen nnd noch mehr aus Mangel an Unterhalt die Manns- zacbt zurflckghig. Die Bfärsche reichten ftber die Kräfte von Mann

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Campagne de Kuüsie {Itil'J) par L.Ii. F.

und Pferd hinaus, besondeis als vom 29. Jani ab fttnf Tage lang ein scbwerer Regen die Wege mit ihrem fetteo, oft sompfigen Boden so aofweiehte, dab sie groleenteils onbenntzbar worden (S. 94); dann so anerträgliche Sonnen^lnt anf tief sandigen Wegen ansetzte, dals Nachtmärscbe denen bei Tage Torzaziehen waren. Am 30. Jnni blieben beispielsweise Ton der 1. Garde-Division 9 Mann anf dem Maiscbe tot (S. 95). Die Lebensmittel*Kolonnen Termoehten nieht zn folgen, nnd die Russen ihrerseits zerstörten die VorriUe, selbst die DOrfer beim Rttekznge derartig, dab nnr aus- nahmsweise nnd geringes für den Unterhalt gefanden wnrde. Unter solehen Umstanden blieb dem Soldaten nnr der Versoeh znr Selbst- hilfe, nnd diese trat mit ihren schildliehsten Folgen bald in grofisem Umfang ein. Am 26. Joni, dem dritten Tage des Feldzages, ordnet DavoQt schon kriegsgerichtiiehes Verfahren gegen das Uberband- nehmen des PlUndems an (S. 29); am 12. Jali hat das 33. leichte Regiment freilich für den Krieg wenig sympathisch fühlende Holländer ohne ein Gefecht nor ein Drittel seiner Mannschall bei der Fahne |S. 418). Fast täglieh werden von allen Seiten gerichtliche Krschiefsungen erwähnt.

Noch schlimmer stand es om die Pferde, die selten Kömer erhielten und neben der grolsen Anstrengnng als Hegel auf Ortin- futter angewiesen blichen. Einige Beispiele m()geu das näher be> leuchten. Am 30. Juni, dem dritten Tage, nachdem der verderbliche Regen angefangen hatte, verlor Oudinot schon Pterde im Geschirr; die Garde-Artillerie, die best bespannte, machte die gleiche ErfahruiiL'' und konnte nicht mehr mit der Infanterie Schritt halten (S. 94, 422 1. Das 4. Armeekorps hatte zn dieser Zeit ohne Gefecht schon 400 Pferde grofsenteils in t'iner Nacht verloren (Ö. 97); das 5. Korjis, seit es aus Warschau alnuarschicrt war, 500 (S. 17')). Trotz rücksichtslosen Vorwärts! reibens. besonders des rechten FlUgclh Napoleon untersagte dem Fürsten Poniatowski. der Not seines Korps selbst nur Erwähnung zu thun sah sich der Kaiser doch genötigt, die Bewegungen anzuhalten und die Artillerie abzuwarten, damit es nicht etwa ohne diese zum Zusainmenstors mit den Küssen käme.

\ on der Kavallerie sagt Gronchv um 2. Juli: die Sterblichkeil der Pferde ist aufserordentlich, uuil das Wetter so schlecht, dafs die notwendige Scliuelligkcit darunter leidet (S. 149); und Murat am 4. .luli: Sie ist in erbarmungswertem Zustand. Die Pterde lalli n au-^ Kraftlosigkeit, und ich weifs nicht, ob die erschöpft zurückgeschickten noch bis zum Zwischendepot in Troki kommen werden (S. 193<. Von der Division Seba.stiaui tielen am 13. Juli 42 Pferde von

Kleine heereageaohiohtliohe Mitteiliiiigeii.

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Überaastrengong (S. 447); nnd in dieser Weise wiederliolen sieb Überall die Verlaste.

Der Verfasser des Werkes, das ilim zur Ehre gereicht, hat seinen Namen nicht genannt Wenn wir deshalb nur erwähnen, dals er ein Ofßzier von kaum acht Jahren Dienstzeit ist, auf welche selbstTerständlich die Anforderungen der Trappe den nächsten Anspruch erheben muteten, so erweist es, da& selbst nicht sehr lan^ährige Studien t inem logischen ond strebsamen Kopfe die Mög- lichkeit zu vollwertigen Ergebnissen auf strategischem Gebiet ge- währen. Ein ähnlicher FaU trat ?or wenigen Jahren in der öster- reichischen Armee hervor.

Wir können nur den Wunsch liegen, dal's der Verfasser fUr die Fortsetzung seines Unternehmens, welches mit dem 19. Juli abbricht, die nötige Zeit finden, und dals ihm der jfleiehe Reichtum an Quellen nicht versa«ren möge. Ob die letzteren unter den Trümmern, als welche die [{este der Armee aus Kul'sland heimkehrten, erhalten worden sind, haben wir leider Anlafs zu bezweifeln. Sollte aber unsere Erwartung in Erfüllung gehen, so hoffen wir in der Fort- setzung der Arbeit auch eine Übersichtskarte und die Kinteilung der Armee zu finden, ohne welche der Text nicht ausreichend ver- ständlich wird. C. von Quistorp.

IX.

Kleine heeresgeschichtliche Mitteilungen.

Einen I berfall im tiefen Frieden fUhrteu im Jahre 1702 Kor- ftirst Creorg Ludwig von Hannover, späler König Georg I. von Grols- britannien ond Herzog Georg Wilhelm TOn Celle gegen die brann- sehweigisch - wolfenbttttelsohen Truppen ans. Es bandelte sieh bei Beginn des spanisohen Erbfolgekrieges dämm möglichst viele Bundes- genossen für Kaiser nnd Reich zn gewinnen, aof deren Seiten im nörd- lichen Dentsehland König FHedrieb L von Preulsen nnd die genannten WelfenfUisten standen. Letztere nahmen es auf sieh, ihre brannsehwei- gisch-wolfenbttttelschen Vettern, die mit Recht fransösischer Sympathien

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Klfliii« heeresgesclüahtndiö MitMhmgeii.

▼eidäebtig waren, nnsobidlieh zu machen. In der Nacht zum 19. besw. zun 20. März brachen die hanooTerscben nnd die celleschen Reiter- regimenter anf, am die wolfenbattelsehe Kavallerie in ihren Winter- quartieren anfzubeben. Diese lagen weit auseinander, die Angreifer hatten starke Märsche zu machen, um an Ort nnd Stelle zu gelangen. Dieser Umstand and der tiefe Schnee, welcher das Land bedeckte, erschwerten die Ansfübrnng der ihren sieben Kolonnen gestellten Anf- gaben. Die Nachricht von dem Einbräche verbreitete sich mit Blitzesschnelle und setzte die Wolfenbuttelsehen in den Stand, sich in Sicherheit zu bringen oder Verteidigangsmafisregeln zn treffen. Über die materiellen Erfoljre der Aiifjreifer stimmen die Berichte nicht ^anz Uberein. Nach 0. Kister, beschichte der stehenden Truppen im Herzogtum Brannschweig- Wollenbuttel 1600—1714, Seite 262, Leipzig 1899, sollen nur etwa 500 Heiter «refangen genommen sein; Pfefifinger berichtet in seiner Historie des Ikaunsehweigiscb-LUue- bnrgischen Hauses W , 620 von einem vollständigen (Jelin^rrn des Uberfalles. Jedenfalls war der moralische Ertolg der heahsichtiirte. Durch einen am 12. April 1702 abgeschlossenen Vergleich trat das Herzogtum der Allianz des Kaisers und seiner Bundesgenossen bei.

14.

Die Stärke der siebenbürgiseheii Rejrimenter hing bis zum Jahre 1H48 vom Gefallen der Stände des (iroIsfUrstentums ab. Diese hatten sieh ITIÖ bereit erklärt, zu den Kosten eines stflicndeii kaiserlichen Heeres beizutragen und bewilligten fortan bei einer jeUett Tagung eine bestimmte Anzahl \(»n Wehrfähigen. \ on dieser Be- williu'unL'' hinu- zunächst dt*r Mund der iieirinienter ab. Derselbe wiiKi»' liinT ferner dadurch erheblich bceinllurst. dals fUr (b'n zwischen zwei durch aufeinand('rfol«:»'tHle Landtage zugf-tandenen Au^lictiuimm stattliudenden Abjrang kein Ersatz an l'riiehtigen zur Vcrln^rung stand. Als ein Aiishiltemittel gritf man zur freiwilligen Werbung; das Krgebnis derselben war aber meist gering, die Siebenblirger zogen das freie Leben im WalilL^ebir^e dem ueniL' lockenden in der Kaserne vor, und so kam es. dals die l'eLrim -nler inmier unter dem Mangel einer genügenden Zahl von I Menstthuern zu leiden hatt»'n. Heispieisweise erhielt das Infanterie - Heiriment Lrzlierzog Karl I't rdinand Nr. "il im Jahre 1840:62, 1841 ilöö Kekruten. walirend CS im 1 rsteren Jahre 85, im letzteren (U) Mann als Invaliden entliefs; 1842 stand sogar einem Ersätze von 47 Kekruten ein Abgang von 267 Invaliden gegenüber, so dafs das in der Heimat hetindliehe Ba- taillon an die beiden anderen in Italien stehenden 1.50 Mann abgeben mulste, damit diese den an sie gestellten dienstlichen AnforderoDgen einigermafeen genügen könnten. An dem Torgeschriebenen Stande toh

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Kleine beeresgesohichtliche ^tteilungen.

3640 MaDn fehlteo dem Regimente 1762, für dea Ganusondienst waren kaum IGOOTerfUgbar^sodarsFeldmarflchaU GrafRadeteky die Verlegung TOD Venedig nach Mantna anordnete, an dessen Besatenng geringere AnsprUobe gemacht wurden nnd dab er dem Regimente später ganz kleine Stationen anwies. Beim Exerzieren liels er dasselbe anf zwei Glieder rangieren und bei größeren Ansrttekongen be&bl er es zn einem Bataillone von vier Kompagnien zn formieren. So onhaltbftre ZnsUUide braobten endlicb zn Wege, dato der Landtag im Sommer 1847 11 000 Rekraten, welcbe aebt Jahre dienen sollten, in der Art anbot, da& znr Komplettierang der drei vorhandenen Infanterie- Regimenter 4000 Mann auf das schleunigste nnd die Übrigen 7000 Hann in den nächstfolgenden sieben Jahren mit je 1000 Mann ge- stellt werden sollten. Die AnslÜhning des Beschlnsses liefs indessen auf sich warten. Im Jahre 1847 ward noch kein Mann g:est('llt und als im Mai I84K bei dem in Galizien stehenden Infanterie-He^imeute Graf LeiningeD Kr. 31 der erste £rsatz eintraf, wiesen sieben in Rzeszöw stationierte Kompagnien einen Dienststand von zusammen 120 Mann auf. Die Grenadierdivision des Regiments Purszky Nr. (»2 in Ungarn und Siebenbürgen zählte 29 Mann, beim 1. und 2. Ba- taillon hatte die Kompagnie durehschnittlich 25 bis 30, beim :>. 30 bis 40 Gemeine in ihrem Stande. Die alsdann anlangenden \>r- stärkangen mehrten die Zahl, aber es waren Hekruten und der Ernst der Zeit fonir-rte fertige Soldaten. ,.\]m so höher anzuschlagen ist was sie geleistet, um so milder zu beurteilen ist wo sie gefehlt haben mögen". (Organ der militär- wissenschaftlichen Vereine, LVl. Band, 6. Heft, Wien 18!)H.) 14.

Vor etwa l.')0 .laiiren wai' in der sächsischen Armee eine jetzt nicht mehr vorhandene MilitiirlM'Hmteneharge vertreten, die eines vOherhärkernieisters", dem die iiesamte Hrotversorgung des Heeres unterstand, l iiter seiner Olterleitung wurden die iifudi heute in „un- veränderter Form und Gewieht gehriiiiehlichen ,.K()intnifsbrote" her- gestellt, die zu Jener Zeit als einziges Beisj)iel reg< lniäl'siger staat- licher Fürsorge fllr den Soidatenmagen, auch in Friedenszeiten, galten und danach diesen Namen erhielten. Kein Vertreter jener wichtigt n Charge hat aber je wieder eine solche Berühmtheit erlangt, als der königlich polnische, kurfürstlich sächsische ,,()l)erbäckcrniei>ter* Zacharias iu Dresden, der auch in seiner Art zum Huhnie seines Kriegsherrn, August des Starken, durch originelle Erzeugnisse des Berufes beigetragen hat. Den ersten Anlafs hierzu gab das berühmte Lustlager zu Zeithain im Mai und Juni 17M(), mit dessen merk- würdigen Darbietungen Sachsens prunk liebender Kiu iia ^i -:anz Europa in Staunen versetzte. Eine wesentliche V orbedingung für die

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Kleine heeres^esoUiclitUche MitteUangen.

Durchführung- dieses gewaltigreii militärischen Schauspieles war näm- lich die g:ere«relte Verpflegung der ;30 OUO Köpfe zahlenden La<:er- troppen und ZaL'harias war dem Kurlürbteu sicherlich als der rich- tige Mann bekannt, wenigstens den auf dem Gebiete des Backens liegenden Teil der riesigen Aufgabe zur Zufriedenheit aller Parteien zu lösen. Schoo am 24. April brach er mit 150 „Beekenkneehten" von Dresden nach ZeithftUi auf, am in den dort erltaaten Back- häusern alles nötige zn Teranstatten. Das EbrenTolle seines Aof- träges war auch den Dresdener bUrgerlichen Znnftgenossen bewolat^ denn 25 derselben, eine Mnsikbande ToiaD, begleiteten die ,,Zeift- hainer^ im festlichen Zöge bis an die Stadtgrenze. In Zeithain waren zwei Backhänser erbant, ein allgemeines mit 14, das Hofback- haus mit 4 Öfen, in denen „kontinnierlich gebacken^' wurde. Da aber ancb „kontinuierlicb'* gegessen worde, hatte Zacharias eine Riesenarbeit zn vollenden, die ihren Höhepunkt jedoch erst am 26. Joni, dem Tage des grolsen „Heeresgastmahles^ erreichte. Ffir diese imposante Massenspeisung hatte Zacharias zum Nachtische ein Ungeheuer von einem Kochen gebacken, dessen lAnge 16, die Breite 6 Ellen und die Höhe Vi ^Ue betrog, wozo 18 Scheffel Mehl, 82 Schock Eier, 3 Tonnen Milch, 1 Tonne Hefen nnd 1 Tonne Butter verwendet worden waren, ganz zu schweigen Ton ähnlichen Mengen anderer Zuthaten. Zacharias lieferte femer 1732 im Lager zo Warschau ein iihnliches kolossales Backkunstwerk, nttmlich dnen mesenstollen von 9 Ellen Länge, 3 Ellen Breite und */« Ellen Höhe, wozu er 8 Scheffel Weizenmehl, 1 Centner Rosinen und 3 Fafs Butter verwendete. FUr das Lager hatte Zacharias einen Backofen nach eigenem Plane konstruiert, der binnen 24 Stunden 5000 Brote lieferte. Der König- Kurfürst Uberwies seinem „Oberfeldbäckermeister^^ ein Geschenk von 50 Spezies- Dukaten hierfür und setzte ihm aufaer- dem ein lebenslängliches Gehalt aus. Von einer anderen „remar- quablen" That Zacharias wird aus dem Jahre 1754 berichtet Als nämlich zu dieser Zeit die Dresdener Festungsbaugefangenen auf dem Königsteine beschäftigt waren, errichtete hier Zacharias auf freiem Felde einen neuen Feldbackofen, der binnon sechs Stunden hergestellt war. Schon drei Stunden später wurden dann in diesem Ofen in einem Zeiträume von ii Stunden siebenmal hintereinander je 72 Stttck dreipfündige Kommilsbrote gebacken. 40.

Bestandtefle einer ^fOber Offffier-MondiTUig** tau dem Jahre 17S4 iNR Die Spezialbestimmnngen haben aoi das Regiment des Forsten Leopold von Anhalt-Dessau [1806 Nr. 3] Bezog):

3 Ellen blau Tuch.

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Aimee- und Hiriae-NaehrlehteD ant Bnlaland.

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3*/4 Ellen weiÜB Tacb zu Kamisol and Hosen, worunter die TOten Aufschläge mitgerechnet, weilen nnr SEUen weUs gelmaehet wiid.

9 Pillen rother Etamin.

4 Ellen Futterleinewnnd anter die Kiunisöler.

IV4 Elle steife Leinewand.

2 Schaffelle /um Futter in die Hosen.

V, Loth blaue Seide, 1 Quentin weilse.

1 Luth Kammeelhaare, wenn solche niithig ist.

5'/, Füpn breite Tressen oder 11 Ellen dito schinalo, sollen aber nicht mehr wiegen als 6 Loth i 30 ggr. 3 Quentin Goldfaden, wenn welcher benöthigt

5'/, Dosin (Dutzend?) Knöpfe.

Ein Hut, wie der von S. K. M. aliergnädigst ordiuiret und zu Potsdam gewesen ist.

Loht massive Hut Tressen und Knopf, kostet 1 Kthlr. 12 gr.

1 Paar Stiebeletten, von feiner e^raler Leinewand; es mllsseii aber nicht mehr als 14 Knöpfe <laran kommen, nämlich 12 unter die Knieriemen und 2 oberhall) des Knieriemens. Dii' Knieriemen kommen dichte unter der Kniescheiben, die Länge aber der Stiebe- letteu muls bis über die Kuiescheib«'n jjehen. Die obersten J Knöpfe werden so dicht als es nur sein kann an einander gesetzet, damit sie nicht von einander klappen; vor allen ist zu sehen, dafs das Leinewand nicht striesiir. sondern recht hell weifs und vor alle Offiziere egal sei. (Lebmann, L uitormierung der Prenfs. Armee. S. 83, 84.)

Schbg.

X.

Armee- und Marine-Nachrichten aus Rulsland»

(Die neue (xeleohtsvorsehiift.)!)

Wählend des russisch-türkischen Feldzuges war das Fehlen einer allgemeinen Gefechtsinstruktion als Maugel empfunden worden. Infolgedessen wurden im Jahre 1882 gleichzeitig zwei „Instrak-

I) »BuadttliiTaUd«, No. t2 und 88. 1900.

JaMMter fir 41« dMtMto Am«« ■■d Ihifam. Bd. IIS. ].

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Aimoo nd MiiiM^-Mtfliirkihtwi tu Ri^Mflif*

tionen" heraiisgiegeben : 1. ,.fUr die Gefechtstbätigkeit von aus allen WafiTengattungen gemischten Detachements;^ 2. „für die Gefecht» thätigkeit der Feldartillerie in Verbindung mit den anderen Waffen* gattangen.^ Diese bis anf den beatigen Tag p-tilti^en Instniktionen waren mit der Einführang kleinkalibriger Gewehre n. 8. w. toIU kommen veraltet und stimmten auch mit den in den nenen (Ende der 90er Jahre heraosgegebenen) Beglements der einzelnen Waffen für daa Gefecht gegebenen Anweisungen nicht mehr Uberein. Da man aber eine geraeinsame Gefechteinstraktion ftir alle Waffen- gattongen für erforderlich hielt, 80 wurde am 1. November 1899 beim Hauptstabe eine Kommission, unter Vorsitz des Stabschfts de«: Warschauer Militärbezirks, Generals Pusyrewski. zor Durchsicht und Neubearbeitung obiger Instruktionen eingesetzt. Diese Kommission hat nunmehr ihre Arbeiten beendigt und eine neue „Instruktion für das Gefecht der Truppen" (nakas woisskam kböju) auf- gestellt, welche sich auf^enblicklich im Druck befindet und dem- nächst den Trappenbefeblsbabern zur Beorteilang Ubersandt werden wird.

Die neue Instruktion unterschtidct sich von den für die ein/A-lm-n Waffengattungen erlassenen, wie Uberhaupt von allen sonstigen offiziellen Vorschriften schon durch ihren Namen. An Stelle der sonst Üblichen l'ezeichnungen: „usstaw" (Reglement), „insstrukzija", .,nasstawlenije" ( \ orschrift), ist für ihre Benennung ein altrussisches Wort ..nakäs'* (etwa: Verhaltungsnialsregelnl «rewählt worden. Die Instruktion fafst alles dasjenige zusammen, was in den Reglements der einzelneu Waffen Uber das Gefecht verstreut enthalten ist, giebt Anweisungen fUr das Zusammenwirken der Waffen im Gefecht und erläutert die allgemeinen Bedingungen und den Charakter des heutigen Gefechts, der Technik der (iefechtsleitung und der Trupjx'jifUhrung. Die neue Instruktion umlalst 12 Abschnitte, von denen die beiden letzteren Angaben Uber die technischen Hilfs- mittel, Leistungen u. s. w. der Artillerie und der lugenieurtruppen enthalten. Im Vergleich zu der alten Instruktion enthält der neue „nakäs'' im wesentlichen folgende Änderungen:

Abschnitt I.

(Allgemeines Uber die Verwendung der Truppen.)

1. Es ist unter Umständen nicht durchaus erforderlich, dals eine Allgemeine Reserve ausgeschieden wird.

2. Die vordere Gefechtslinie (das Kampftreflen) wird in Gefec htsa lisch II ittr eingeteilt.

3. Die Artillerie, welche früher verzettelt aultrat, und nach

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Aimae- und lUriiie-NMhttehteii am BafUnd.

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und nach aus der Besetre yorgezogen wurde, soll Tornehmlieli in Massen in das Qefecht treten.

4. Die Kayallerie ist in Massen in der Hand eines Führers zu Teieinigen.

5. Die Ingeniear-Trnppen treten, &lls sie nicht einen be^ sonderen, ihrer Bestimmnng entsprechenden, Zweck zu erfttUen haben, zur Reserve.

6. Die Bedeckung der Artillerie ist Saciie der zanächst be- findlichen iDfanterie-Trappenteile; nur in AnsnabmefäUen ist eine besondere Bedeckang aaszoscheiden.

7. £s sind die Bedingongen angegeben, von denen die £nt- fernang der Reserve, sowie die Art ihrer Formation abhängen, wobei für die Kompagnien- und Bataillons-Keserven, der Abstand, sn Beginn des Gefechts, auf höchstens 300 Schritt zu bemessen ist

8. Die auf den t'lankeu beobachtenden Truppenteile sollen nach Möglichkeit mindestens 2 Werst von der betreffenden Flanke entfernt bleiben.

9. Wie alle neuen Reglements die Selbständigkeit der Unterführer zu erhöhen bestrebt sind, so hebt auch die In- struktion hervor, dals den Unterführern eine entsprechende »Selbst- ständigkeit zu belassen ist; gleichzeitig wird erörtert, in welcher Weise die Initiative der Unterführer hervorzutreten und wenn seiner- seits der höhere Ftthrer sieh in die Anorduangen der Unterführer anzumischen hat.

10. Unter den Obliegenheiten des Kavallerieführers ist besonders hervoigehobeu, dafs die Kavallerie während des Gefechts die Aufklärung nicht nur nicht unterbrechen darf, sondern im Gegen- teil verstärken mufs; dals sie verpflichtet ist, thätigen Anteil an der Erfüllung der dem Detachement gestellten Aufgabe unmittelbar auf dem Schlachtfelde zu nehmen, dals sie keinen geeigneten Augenblick vorübergehen lassen darf, den Feind zu attackieren und dals sie sich, um die eigenen Truppen zu degagieren, selbst dann auf den (k'guer stürzen muls, wenn die Sachlage eine Attacke nicht begiiustigt; duls ferner die Kavallerie nicht jedesmal erst aul Befehl warten, sondern selbständige Entschlüsse fassen soll.

11. Bei den (>l)li«'irf'iih eiten der ArtilleriefUli i t- r sind Anweisungen fUr die Leitung des Gefechts von Massen- Batterien, welche in einer Stellung vereinigt sind, sowie für die Leitimg der den Gefechtsabscbuitteu zugeteilten Artillerie gegeben.

Absohnitt n giebt allgemeine Anweisungen für den Angriff.

12. Der Avantgarden-K ommandenr reitet, sobald er

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Anne»- und Marine-Naehrichtoit ms Rafobnid.

Nachricht Uber die Nähe des Gregners erhält, ohne den Weitermaraeb der Trappen aufzuhalten, zu den vorderen Teilen der Avantgarde zar persttnlicheii Erkandnng vor. Das Detaohement beschleunigt, nachdem er das Zoflammeutreffen der Avantgarde mit dem Gegner erfahren, den Vormarseh des Gros nnd reitet selbst zur Avant- garde vor.

13. Es wird darauf hingewiesen, dafii ein energischer Angriff das beste Mittel bildet, nm die Stftrke des Gegners xa er- kennen nnd ihn zn ttberrasehen; daher soll die Avantgarde in jedem geeigneten Angenblicke davon Gebraach machen, om den €regner noch in der Marschordnnng anzugreifen and ihm keine Zeit ZOT Entwickelnng zn lassen.

14. Zar Brkandang der Zugänge einer feindlichen Stellung sind seitens der Infitnterie naeh verschiedenen Richtungen Anfklärungs>Kommandos vorzuschicken, während die Jagd- kommandos nur in den idcbtigsten Richtungen zur Erkundung vor- znsenden sind.

15. Die bei der Avantgarde befindlichen Sappenr-Truppen haben durch Herstellung von Obergängen, Beseitigung von Hinder- nissen u. s. w. dafür Sorge zu tragen, dafs die Truppen m ihrer Ent- wickelnng zum Gefecht, samentlich die aus dem Gros in Stellung fahrende Artillerie, keinen Aufenthalt finden.

16. Die erste Artillerie-Stellung des Angreifers ist so nahe am Gegner zn wählen, dafo gleich von vornherein eine ernstliche Wirkung erreicht wird. Stellungswechsel der Artillerie finden auf Befehl des Detachementsftlhrers statt nnd sollen mindestens 1 Wenrt betragen.

17. Alle Bewegungen der Infanterie im Bereiche des wirk- samen Gewehrfeners finden in beschlennigtem Schritt statt.

18. Das unaufhaltsame Vorgehen wird als bestes Mittel zur Verminderung der Verluste durch feindliches Feuer empfohloi, weshalb die Gefechtsordnung bis zum Eintritt in den Bereich des wirksamen Gewehrfeners, ohne zu halten, vorzu- rücken hat.

19. Vor dem Auflösen von Schlitzen sind, zur Sicherung der Gefechtsordnung' in Front and Flanke, „dasory*' (öicberheits- patrouillen) auszuscheiden.

20. Um den Gegner durch Steilfeuer zu ireflen, können die Mörser-Rjitterien auch hinter den Kanuiien-Batterien in btellong geben und Uber die letzteren hinweg; sehiefsen.

21. Ein Teil der Batterien kann zar unmittelbaren Unter-

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Anne«- und Miirine>Naeliriohten tos RnrslaniL

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Stützung nnd BegleitUDg der zum Staim Torgehenden Infanterie be- stimmt weiden.

22. Die Trappen gehen znm Sturmangriff, ohne zu scbielsen, indem sie die Riebtnog nach den vordersten Toppen halten, vor, and nicht nnr mit Musik und Trommelschlag, sondern mtfgliehst auch unter Singen von Kriegsliedern.

23. Die Artillerie-Kommandeure haben alle Mafsnahmen zu treffen, um augenblicklich hinter der Infanterie mit ihren Batte- rien in der gewonnenen Stellung an&nfahren.

Abaohnitt III

giebt allg:emeine Weisungen iUr die Verteidigung.

24. Erci^iebt die Aufklärung der EaTallerie, daüs ein Angriff Aussieht auf Erfolg hat, so hat der Verteidiger, ohne zu zOgern

und enero^isch, zum Angriff überzugehen.

25. Zur Schonung der Kräfte sollen die Truppen die Stellung nicht zu frühzeitig besetzen, sondern, indem sie selbst in der Nähe ihrer Abschnitte ruhen, Abteilungen du jonr und Posten in die Steüunfr vorschieben.

2(>. Der Zeitpunkt der Feuereröffnung wird durch die Abschnitts-Komraandeure bestimmt, falls nicht der Detachements- fübrer die Erteilung dieses Befehls sich vorbehält.

27. Es wird nocbmals hervorgehoben, da£s der Verteidiger jeden geeigneten Aageublick zu benutzen hat, um zum allgemeinen Angriff überzugeben.

28. Eis weiden Angaben gemacht Uber Wrteidigung von Feldbefestigungen nnd dabei bestimmt, dah» der befestigte Stütz- punkt, zusammen mit seiner äulseren - ileserve, einen besonderen Gefechtsabschnitt bildet.

Abaohnitt IV.

29. Dieser Abschnitt behandelt die £ägentttmlichkeiten des Nacht- gefeehts. Unter Anderem wird bestimmt, dals der Angreifer unter keinen Umständen feuern darf, während es dem Ver- leidiger auf ganz nahen Entfernungen, wenn das Ziel deutlich sicht- bar wird, gestattet ist, wobei jedoch ausschlielslich Salven, und zwar mtfgliehst im Bereiche des ständigen Visiers (400 Schritt = 285 m) anzuwenden sind.

Abschnitt V

:^0. bespricht die Eigeiitüiiiliilikeiten des Gefechts im Winter, welches häutig den Charakter von Delilee-Kiimpten annimmt. Der Abfassung dieses Abschnitts hat die im Jahre 1899 erlassene „\ or-

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Aimee» und Marine-Naobriehteii ans Riiliiland.

Bchrift fUr die AusfllliniDg Ton Wi nterttbnogen im GeJände"» sa Grande gelegen.

AbBOhnitt VL

31. Dieser gänzlich nen bearbeitete Abschnitt behandelt das Gefecht gegen Steppenvölker nnd ist auf Gmnd der während der Kriege in Hittelaäen gesammelten Erfabnmgen angestellt. Es werden die Bedentnng nnd das Verhalten jeder einseinen Waffen- gattang charakterisiert, wobei besonders daranf hingewiesen wird, dafs gegen SteppenvOlker, welche leicht in Panik geraten, besonders eneigisch TOrzugeheo ist, dafs man sie nicht den geringsten Erfolg dringen lassen darf, und dafs dieselben nach ermngenem Siege bis snr vollen N eroichtung zn verfolgen sind.

32. Um zur Abwehr des Gegners nach allen Richtnngen hin bereit zn sein, ist die Artillerie auf die verschiedenen Seiten der GefechtsordnoDg zn vert eilen, Bagagen nnd Trains mUssen sich möglichst innerhall) der Gefechtsordnung, von allen Seiten von Truppen nmscblossen, befinden. Bei Auswahl von Stützpunkten zur Verteidigung, sowie bei Aufführung von Befestigungen, ist darauf am achten, daüs Wasserquellen innerhalb derselben vorhanden sind.

Abschnitt VH behandelt den Gebirgskrieg.

AbBöhoitt Vm

enthält die bereits in der „Vorschrift fltr die Verwendung der Infanterie im Gefecht e vom Jahre 1897, niedergelegten Be- stimmungen, mit folgenden Änderungen bezw. Ergänzungen:

83. Während nach obiger Vorschrift, bei der ersten Entwickelaog zum Gefecht, ganze Kompagnien aufzulösen sind, um gleich von Anfang an FenerQberlegenbeit zu gewinnen und um ein Voigefaen der Kompagnie durch späteres Einschieben zu vermeiden, beibt es in der neuen Gefechts-Instruktion, dafo es beim Angriffsgefecht, „in Anbetracht der Notwendigkeit^ die SchQtzenlinie vorzureilsen, ntttzlich ist, nicht nur Bataillons-Reserven, sondern auch Kompagnie- Reserven tUntersttttzungstmpps) zurttck zu halten.

84. Das Einzelfeuer in der Schtttzenlinie wird als lang- sames (Qedlu), lebhaftes (tschassty) nnd als Päckcbenfeuer (patschkami) (Schnellfeuer) abgegeben. (Nach der bisher gOltigea Gefechtsvorsehrift derlnfiuiterie gab es nur langsames und lebhaftes Einzelfeuer, welches letzteres auch „Päckcbenfeuer*^ genannt wurde.

) Siehe Novemberbeft der „jAhrbttober für die deatsobe Armee

and Marine* S. 216.

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Annee- und Harine^NBehiiehtoD am Solalaiid.

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35. Eine Aenderung der Formatiou znr Abwehr von KaTallerie-Attacken ist nur dann statthaft^ wenn sie m Rohe ansgefülirt werdeo iLann. IMe SchUt/enlinie luiDii sieh himo in Gmppen und Zügen zusammeDschliefsen.

36. Nea bearbeitet siud die Bestimmungen Uber den Fatronen- ersatz, sowie über die Verwendung der Jagdkommandos im Gefeeht; letztere sollen nicht lllr Aufträge milsbraaeht werden, welche andere Trappen aaob erfUllen können, sondern nur für solche Auf- träge (im Aufklärangs- nnd N'erbindongsdienst) Verwendung finden, welche Findigkeit, Umsicht nnd spezielle Kenntnisse erfordern.

Absohnitt IX

enthält die in den Kavallerie-Reglements vom Jahre 1896 fOi dasGtofecht in grölseren Kavallerie- Verbänden gegebenen Bestimmungen, mit geringen nnwicbtigen Elrgänzungen.

37. Auf die Bedentong der Anwendung der Lawa seitens der Kasaken, aof Grnnd der Verordnung für das Gefecht der Kasaken in der Lawa^'j vom Jahre 1899, wird hingewiesen.

Abschnitt X

behandelt das Artillerie-Gefecht and ist auf Grund des nenen Artillerie-Reglements' > aufgestellt.

38. Eine Trennung der Abteilung (diwisiön) im Gefecht ist nicht erwünscht, eine Trennung der Batterie nur in Ausnahmetällen zulässig.

Abschnitt XI

enthält verschiedene technische An{xabeu über Feucrleiluug und Feuerwirkung' der F el d a rt i 1 1 e r ie , ballistische Eigenschaften der verschiedenen Geschütze, Unbrauchbarmachung von Geschützen u. s. w.

Abschnitt Xn schlieMieh enthält Angaben Uber Organisation, Verwendimg, Ans- rllstang mit Material n. s. w. der Ingenieor-Trnppen (Sappeur^, Pontonnier-Bataillone, Telegraphen-Kompagnien, Lnftsehiffer-Abtei- Inngen, Feldingenienr-Parks). v. T.

1) Siehe Juliheft 1899 der „Jahrbücher für die deatsehe Annee und Mi- nne' S. 90—98.

s) Siehe Norembeibeft 1899 der »Jahrbtteber für die denteehe Axmee und Mttine« S. 209—211.

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UiBMbm in der MiUtSr-Littentur.

XI.

Omschan in der Militar-Litteratur.

I. Aullndiselie ZeitschrifteD. StreflleuFS fisteneichische Mflitlrisdie Zeitschrift (Februar

1900.) Plufsflotillen. - Ein napoleonischer Entwurf. Zu ^Taktik im Sanitätsdienste**. General Miles über den Krieg mit Spanien. Retrospektive Betracht uneben über den Bocinn dor Operationen der Eng- länder auf dem südali ikanischen Kri«';^ssc hauplatze.

Organ der inilitärw issensehaftlichen Vereine. LX. Bd. 1. Hefi. Ein Musterleidzug aus dt-m Altertunie. Die Unterwerfung des allge- meinen gallischen Aufstandes unter Vercingetorix durch Cäsar im Jahre 52 vor Christoa. Die russische Vorschrift fttr Winterfibungen.

Milteilmagen über Gegenatlnde des ArttUerle- imd GeBiewesens. (Jahrgang 1900.) 2. Heft Angriff und Verteidigung einer Qfirtel- festung. Die Gesetze der Drücke in den Feuerwaffen von E. Vallier.

Ameeblatt. (Österreich.) Nr. 6. Die Milizidee und der Boeren- krieg. Die Gageregulienin^j: Die deutsrhc Flottennovelle. Der Krieg in Südafrika (s. auch Nr. 6. 7. 8t. Nr. 6. Erziehung für Volk und Heer. Territoriale I )islokation. Die ungarische Donau-Armee 1848/49. Das patriotische Friaul. Nr. 7. Erziehung für Volk und Heer. Die neue deutsche Felddienstordnung. Kosten der Kriegs- schiffe. Hr. 8. Erziehung für Volle und Heer. Generalatab und Landwehren. Ein Wort fttr unsere Kriegsmarine.

HilitBr^ZeltHng. (Österreich.) Nr. 6. Die Gagenregulierung.

Der Krieg in Afriica (Ports, in Nr. 7). Nr. 6. Rüstungen zur See.

Offizierk;i^in - - Tnsere Militärversorgungsgesetze. Der Krieg in Afrika. Nr. 7. I>ic Reorganisation dos Generalstabes.

Journal des scieneos ntilitaires. (Februar 1!HK).) Die Beförderung bei Schhifs (b's Jahrhunderts. Der Gebirgskrieg (Forts.). Napo- leonischf (iruiidsiitze. Militärisches Repertoire. Rückzug. Verteidigung, standige Feldbefestigung. Wie halten wir Metz lb7ü verlassen können? (Forts.j. Studie über die Organisation der Küstenverteidigung (Forts.).

Der österreichische Erbfolgekrieg 1740—1748. Peldzug in Schlesien 1741—1742 (Ports.).

BeYiie mllltain universelle. (Pebruar- und Marz -Heft) Allge- meiner Bericht Ober die Gesamtlage in Madagaskar (Ports.). Die Belagerung von Pfalzburg 1870 (Forts.). rntersuchuttgen über ge- hf'iH'hclt«' Krankheiten und frciwiliigo Verstümmelungen, beobachtet von 18r>9 bis 1>?1*6 (Forts.) - Studium einer taktischen Frage.

Kevue du eerele niilitaire. Nr. 5. Deutschland. Die Feldartillerie im Jahre IIKK) (l'urts. u. Schlufs in Nr. 6 und 7). I>er Krieg in Transvaal (Forts, in Nr. 6, 7, Die Stellung der Hauptleute in Deutschland (Poris, in Nr. 6, 7). Nr. 6. Taktische Übungen des Sanitäts- wesens. — Die Teufvisbracke. Nr. 7. Bericht über das Militärbudget.

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Umschau in der Militär-Litteratur.

105

Grof8e österreichische Manöver 1899. Das 8. u. V6. Korps in Böhmen (Schiurs in Nr. 8). Nr. 8. über das Kriegsspiel bei den Truppen- teilen. — Ober den Nutzen der SchieCsgeflellsohaften. Das militärische und maritime Jahr in Spanien» Italien, Portugal.

fievue d'Infanterie. (Februar 1900.) Nr. 158. Krinnorungen eines belpschen Offiziers. 0»'S( hichte der Infanterie in Krankreicii (Forts. I. I ber das Schiefsen mit i'bungsmunition sch\vach«'r Ladunsr (Tir nWiuit) (Forts.). Die hohe bchule der Keitkunst. - Eine prak- tische Fflddit'M.si frage (Forts.)

Revue de Cavalerie. (Januur 1900.) Briefe eines Kavalleristen.

Die Schulen und die Beförderung. Saujuur. Die Kavallerie der 1. und 2. deutschen Armee in den Tagen vom 7. zum 15. August 1870 (übers, des Peletschen Werkes. Forts.). Militärreitwesen im 18. Jahi'- hundert (Forte.). Von Bautzen bis Piaswitz. Mai 1818 (Forts.). Das englische Vollblutpferd in der Kavallerie.

Revue d* Artillerie. (Februar 1900.) Feuervert<>ilung der Artilleri«' (Ports ). - Übungen im Felddienste im Abteilungs- Vorbände (Ports.).

I>ie deutseht* Schiffsartillerie

La France niilitaire. Nr. 47Ö7. Der kleine Knet:. VI. Behandelt die Vorwendunf; der Kameel-Korps in Afrika und in Asien. Nr. 4758. Madagaskar. Von General Gallium. 1. Das Programm des Generals von 1896 bestand darin, die Howas 2U isolieren, den ihnen bisher unter- worfenen Stämmen Freiheit zu geben, den eigenen Binflufs weiter aus- zudehnen, den Handel zu entwickeln, Verbindungen und Transport- mittel zu schaffen und eine politische Verfassung zu geben, welche den Bedürfnissen und dem Tirade ii<T rivili.sation des Land«'s eiit.spricht. Nr. 4759. .Madaf^askar. II. Nr. 4760. Die Sc hiefsausitilduni: unter Hinweis auf den Krie^ in Sürlafrika. Nr. 4762. I»ic Vcrit-idiKung der Inseln. I. Nr. 4763. Der kleine Krieg. Tual. Nr. 4764. Die Ver- teidigung!: der Inseln. II. Nr. 4765. Der südafrikanische Krieg. Taktik und JSchiefsen. 1. Die Ablehnung einer Forderung von 18 Mill. Pres, im Budget, welche Schaffung von Schiefspiätzen betraf, seitens der Kommission veranlaTsi General Philebert, unter Hinweis auf die Miß- erfolge der Engländer in Afrika zu der vorliegenden Betrachtung und ihrer Fortsetzung. In Transvaal. Militärische Lehren. Nr. 1. Be- merkungen anläfslich des Gefechts bei Stormberg. Nr. 4766. Bajonett- angrifle. Die Lanciers. III. Nr. 4767. Der südafrikanische Krieg. Takiik und Schiefsen. II. Nr 4768. f'esgl. III. Nr. 4769. Der kleine Krieg. VIII. Behandelt die Lehren des Transvaal- Kriesres. Nr. 4770. Der südafiikanische Krieg. Taktik und Schiefsen. IN. Nr. 4771. Desgl. V. Die Buren verdanken ihre Erfolge und ihre Überlegenheit über den Gegner der individuellen Kenntnis ihrer Waffe und deren Eigentümlichkeiten. In Buropa ist etwas Ähnliches nicht zu erreichen. Militärische Lehren. Nr. 3. Bemerkungen bezüglich der Schlacht am Modder River (28. November). Nr. 4742. Der süd- afrikanische Krieg. Taktik und Schiefsen. VI. Nr. 4774. Die Lancier».

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Umschau in der MiUtär-Littentnr.

V. Nr. 4775. l'er kleine Krieg. Wertvolle T.ohren V(in Transvaal. Nr. 4777. Die Lanciers. VI. L>er Krieg in Transvaal. Nr. 4. Kritische Bemerkungen eines Generalleutnants der deutschen Armee. Nr. 6. Meinung einer Autorität der englischen Armee. Hr. 4778. Der Bericht Ton Camille Pelletan über das Kriegsbudget Der Grund- gedanice ist die Untersuchung: Was ergiebt jede für die Armee ver- wendete Million für eine wirkliche zum Gefecht vorbereitete Stürke bei uns und bei unsern Nachlmrn? Unter anderm weist er nach, dafe in Frankreich 267 Oi'üzierv im K'iW>n-*;minisferium angestellt sind, gegen 114 in l)eut.-5chland und III* in < »strm'U'h: eine ähnliche Übertreibung i-^t bei den Stäben der .Xrnieekorps und Divisionen. I^ie Generale werden h(iher als irgendwo anders bezahlt, die Subalternoffiziere am schlechtesten in Centrai-Europa. Einen enormen Anteil haben die nicht streitbaren Truppenteile, es giebt sehr viel Nichtdienstthuer und Ver» stecicte (non-valeurs et embusques). Die Kolonial-Armee I von Oberst Pamin der Marine-Infanterie. Nr. 4770. Desgl. IL Die notwendige Organisation in grofsen Zügen. Nr. 4780. Der südafrikanische Krieg. Taktik und S-Miiefsen. VH. Die Kolenialarmeo. III. Der Kolonial- dienst. Nr. 4781. IMe .\rmee und das Budget. 1. Nr. 4782 Neue Gefahr. He/i.-ht si<'h auf die Truppenverstärkungen in Madagaskar. Nr. 4783. Vfiirleirli <ler .\rtillerie der Flotten in Frankreich und Kng- land. Der er.steieii wird uie I berh'genheit. namentlich in der Schnellig- keit des Schiefsens zugeschrieben. Acht Dragonerregiraenter, welche Korpskavalleriebrigaden angehören, erhalten die Lanze.

Le Progfto mUiteife. Nr. 2009. Der Transvaalkrieg und der Sanitätsdienst Marine- und Militär-Programm; dasselbe beansprucht rund 000 Millionen in 7 Jaliren für Schiflsbauten. Häfen etc. Der südafrikanische Krieg (Ports, in Nr, 2010- 2016i Nr. 2010. Die Mitrailleusen-Ausbildung und Organisation der Genietruppen. Nr. 2011. Die zweijährige Dienstzeit. Die (Jeneralinspektionen Nr. 2012. Kinige Kinzelheiten über die Kolonialarmee. Der Bericht über das Budget, l. (Forts, in Nr. 2013). Nr. 2016. Die Truppen-Generalstäbe.

Die Militärärzte.

La Belgique militaire. Nr. 1496. Reorganisation der Kavallerie.

Der englisoh-transvaalsche Krieg (Forts, in Nr. 1496, 1490). Nr. 1407. Befhtgung des Landes über die MilitSrfrage. Über die Landes- verteidigung. ~ Das Lyddite. Nr. 1408. Bedeutung der Technik und Kunst des Peuerns. Militärbudget für 1900 (53 520 911 FVcs., gegen das Vorjahr mehr 623141 Pres.). Nr. 1499. Gesetzentwurf Ober Organisation und Befugnisse der Gendarmerie.

Bulletin de laPres.se et de la BibFufgraphie militaire. (L'ezember 1899.) Nr. 374. 375. Die Haager Konferenz «Seblufsi. Die Infanterie- laktik seit 1870 nach Loubells .Jahresberichten. Der Burenkrieg. (Januar l&j'J.) Nr. 376, 377. Die neue deutsche Feldartillerie (Forts, in Nr. 378). Der Burenkrieg (Ports, in Nr. 878). Bedeutung der Technik und Kunst des Feuems. Deutsche Kaisermandver 1899

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DmMhtn in. der MUttlr-Llttentiir.

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(Forts, in Nr. 378). ^F.'hruar 1899.t Nr. 378 ErfahiunKen währond des Jahres 1899 im Lajrcr von Boverloo an der intanierielehrschule,

Revue de TArniee beige. (November-Do/ember 1899.) Studie über die Seitenabweichungen cylindro-ogivalor Geschosse. Studie über die OeheimschrifU ihre Verwendung im Kriege und in der Diplo- roaUe. Die militärische Korrespondenz des Marschall Moltke und die Neutralität Belgiens. Automatische Pistole und Karabiner Bergmann. Modell 1897. Kine Seite aus der ridschichte Indiens

SehweizerisrlH^ Monatsschrift für Offiziere aller Walfen. (Januar 19(X\) Die Vorl)«.MtMtunir des Intanterieofflziers auf den Dienst im Wiederholungskurs - - IHt Giitfirrad von Schützen in Bczuij; auf Foin- schiefpen. Die Friedrich Kruppsehen Werke Die Streitkrälte der britisciien Armee für den Krio^ in Südafrika. Der Krieg Englands gegen die südafrikanischen iu'puhliken.

Revue militaire suissc. (Februar 1900.) Ausbildung im feld> mäTsigen Schiefsen der Infanterie. Die Peldhaubitze. Die Pon- tonniere des I. Armeekorps. Die Befestigungen in Österreieb-Ungam (Forts.).

Schweiserische Zeitschrifl fUr Artillerie und Genie. (Januar 19(X).) Das neue Exerzierreglement für die deutsche Feldartillerie. Gröfseti <i. iit<( h( Pionienibungen im Jahre 1900. Panzerzüge und Geschütze auf Eisenlcihiuvagen.

Allgemeine Schweizerische Militiirzeitung. Nr. 5. Die militärische Entwickelung des deutschen Kanahietzes. Die ^Kriegslage in Süd- afrika. Nr. 6. Ladysmith. Nr. 7. Die iNiederlage der Engländer am Spionskop. Die Herbstraanöver 1899 (Forts, in Nr. 8). QrSfsere Truppenübungen der deutschen Armee im Jahre 1900. Nr. 8. Die Aufgabe des britischen Höchstkommandierenden Peldmarschalls Lord Roberts.

Army and Navy ttaaette. Nr. 2084. Die militärische Lage in

Südafrika. Bemerkungen zu der Kriegführiin?. Mitteilungen aus französischen und heidnischen militärischen Zeitschriften. I ><'rTrans- vaalkriej; Kriegsnachrichien. ta<re\veise zusnnimenj^estellt. Nr. 2085. Die niilitiirische l.n^o in Sijiiafrika. Die politische Lage. Richtet sicii gigen die mangelhafien Vorbereitungen zum Kriege. Kriegs- nachrichten, tageweise zusammengestellt Der Kaiserin von Indien 21. Lanzenreiter-Regiment. Geschichte des Regiments, erriehtet 1760, seit 1898 mit Lanzen ausgerüstet - Die Schlacht am Modder-River. Ansichten eines Veteranen über den Krieg. Äufeerungen des M^ors von Blud\\itz, f^her in der nordamerikanischen Armee währetid d( s Bürgerkrieges. Der Tod di s Generalmajor Wanhope. Nr. 2086. Die militärisrhi' Lage in Südafrika. L>as deutsche Militär- Wochen- blatt über General Bullers Oporntionen. L>er Transvaal-Kriecr. Tage- weise zusaniniongestellte Kne<j:snachrichten. Verlustlisten. - Der Frontal-Angrilf. Der Angritl' auf Ladysmith. - .Vufsemngen der europäischen festländischen Zeitschriften. Nr. 2087. Fortschritt in

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ümiioliau in der Mititär-Iittentar.

Südafrika. Hespriclil das Eingreifen Lord Roberls und Kitchfiiers in die Heeresführung. Die Feldartillorie in Südafrika. Es wird der Vorwurf erhoben, dafs die ArtiUerie den InfanterieungrifiT nicht durch Feuern bis zum letzten Augenblick des Binbruchs unterstatzt hat. Die Geschfitzfhige. Der Transvaal -Krieg. Tageweise Nachrichten vom Kriegsschauplatz. Nr. 2088. Die Lage Bullers. Bespricht den vcnmglückten Plankenangriff am Tugela. i.oid Landsdown. Ver- teidi;ii:ung der gegen den Kriegsrainister erhobenen Beschuldigungen.

Unsere Artillerie in Südafrika. - Die Kolonial-Truppen in Südafrika.

Der Transvaal-Krieg. Tageweise Nachrichten vom Kfi<'«rsschauplaiz. Nr. 2089. Die militärische Lage in Südafrika. - Die (•tfi/.u.'llen i\riegs- depeschen aus Sudalhka. Starke borechnung dm liuppen auf dem Kriegssohauplatz. Die Rekruten-Anwerbung in Schottland. Der Transvaal-Krieg. Tageweis geordnete Nachrichten vom Kriegsschau- platz. — Die Londoner Artillerie -Kompagnie. Geschichte des eigen- artigen 1537 errichteten Korps, das die Artillerie der Volunteers bildet.

Journal of the Royal United Service Institution. Hr. 263. I)er Rekrut vom militär-ärztlichen Standpunkte betrachtet Mili- tärische, statistische und strategische Skizzen über Indien. .\us dem Russischen übersetzt, behandelt besonders den Kriegsschauplatz der Zukunft. Der englische (ieist und die Armee-Reorganisation. Vom verstorbenen General Sir (ieorge Chesnay. - Deutsche Versuche mit Motor- Fahrzeugen bei den Manövern und 99. Organisation des Heeres der Vereinigten Staaten Nordamerikas.

Jounwl of the United Service Instttation of ladia. Hr. 188. Chinesische Angelegenheiten. Von Captain Wingate, spricht über Sitten und Gebräuche des Landes und beschreibt eine Reise mitten durch China. Kbbe und Flut des Sieges. Allgemeine Betrachtung von Beispielen der Kriegsgeschichte. Grundsätze für die Taktik, wie sie in einem Grenzkricire Indiens am besten geeignet ist. Über die Anlage und den Hau eines Lagers. L)ie Verwendung von Faiirrädem im Kriege. Nach deutschen (Juellen zusammengestellt.

Russki Invalid. Nr. 10. Entwurf einer 1 nsirukiion l ur Aus- führung von „beweglichen Konzentrationen**. Nachdem die sogenannten «beweglichen Konzentrationen**, d. h. Manöver mit Wechsel der Unterkunft und des Geländes, in der russischen Armee erst seit etwa 10 Jahren allgemeinere Verbreitung gefunden haben und einige Erfahrungen gesammelt worden sind, glebt der neue Entwurf allgemeine Regeln über Abhaltung dieser Manöver, aus denen Folgendes als be- merkenswert hervorzuheben ist: Den Detachements ist stets Kavallerie zuzuteilen, während früher letztere durch Jagdkommandos der Infaniene ersetzt werden ktumte, und zwar jeder Infanterie- Division höchstens ein Kavallerieregiment; die Bagagen .sollen kriegsgemäfs hinter der Truppe marschieren und nicht voraus in die Quartiere geschickt werden; dagegen ist die Mittagskost, damit die Truppen nach dem Einrücken in das Biwak sofort verpflegt werden können, in fertigem warmen Zu-

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Umsehfta in der MiUtäi^Iittentor.

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stand»' in Poldkfirhen hei der kleinen Bagage mitzuführen: die Zahl der PlalzpaUoiien wird auf 50 (früher 100) pro Infanterist beschränkt, ^da die Mannschaften beim Schiefsen mit Platzpatronen nachlässig zielen und nicht auf die richtige Stellung des Visiers achten .... was in der Folge einen ungflnstigen Einflufs auf die TrefTergebnisse mit scharfen Patronen ausüben kann**. Nr. 19. Auf Grund eines Befehls vom .Jahre 1H96 ist am 1. .Januar 1900 das 2. Transbaikal -Kasaken- Bataillon in ein Kasaken-Kei ttT- Reir imont zu 6 Ssotnien umge- wandelt worden. Das Transbaikal-Heer hat nunmehr 4 Kt'jjimenter ersten Auftrebots. Nr 22 I niforrn Abzeichen der in den Militär- bezirken Prianiur und >ifiiri< n n< u ••: rirht'^t'n Truppenteile fBarnaul- Heserve-Batailloii. WladiwustuktT l'i stunirs- Infanterie-Regimenter. Kwar- tung-Sappeur- Kompagnie. Süd-Ussuri-Tniin-Kuiupagnio. Ostsibirische Linien-Regimenter). Hr. S7. Erfahrungen mit der Verwendung von Hunden fttr Kriei^szwecke. Die in den drei lotsten Jahren mit Kriegshunden vorgenommenen Versuche haben ergeben, «dafs, wenngleich Kriegshunde den Truppen, namentlich bei Ableistung des Peldwachdienstcs. einigen Nutzen bringen können, dennoch kein aus- reichender Grund zu ihrer obligatorischen Einführung bei den Truppen vorliegt". Verfasser dieses offiziösen .\ufsatzes .scheint über den Stand dieser Frage in der deutschen .\rm« e recht mangelhaft unter- richtet zu sein, da er von der Voraussetzung ausgehl, dafs bei allen Truppen der deutschen Armee Krii gshundo offiziell eingeführt sind. Bin Kommandeur, bei dessen Truppen Versuche mit Kriegshunden statt- gefunden hatten, berichtet u. a. «dafs die Blnftthrung des Kriegshundes in der deutschen Armee der beste Beweis dafür sei, dafe die ernsten Bindrücke der Kriegseriahrung verloren gegangen seien". (!) Hr. 28. Kin neues Kadetten-Korps (mit 425 Stellen auf Staatskosten inA 75 Pensionären) wird in Ssumy, Gouv. Charkow, errichtet. Nr 30. Befehl über Versorgung der Festungen und Festungstruppen mit Fahr- räd«'rn: v<m Interesse in dicm-m Befehl ist. nachdem in den letzten 'Jahren N'ersuche mit dem aii< !i in der französischen Armee gebräuch- lichen zusammenlegbaren Kahrrade gemacht worden, die Bemerkung, dafs „in Anbetracht der festgestellten geringen Tauglichkeit der zusammenlegbaren Fahrräder nur gewöhnliche nicht zusammen- legbare Pahrrfider zu beschaffen sind. Abzeichen der neu errichteten <S. Peld-Oendarmen-Eskadron. Der in Stettin im Bau befind- liche Kreuzer «Bogatyr** soll im Sommer d. J. von Stapel gt lassen werden Nr. 31. Ausgabe eines Entwurfs einer neuen Oefechts- vorschrift für gemischte I lotachemen ts.

Wigennüj Ssbornik. Hhk), Nr. 1. risuworow am Kuban 17TS und jenseits des Kuban 1783. (Mit einem Hilde und 2 Fliinen.) - Unsere Kasakenheere. Die unbedingte Notwendigkeit zum Verständnis des Wesens der Kasaken und deren Geschichte zu kennen, wird nach- drücklich hervorgehoben. Schilderung der Oefechtstaktik der eng- lischen Armee. Die heutigen Anschauungen über Organisation und

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Umsohaa in der Militär-Littontnr.

numerisches Verhältnis der Reiterei. Die (jelechtsordnun^f einer Feldbatterie. Die allgemeinen und örtlichen Wetter-Voraussagungen und die Verwertung der Luft-Drachen (Drachenbellons) zu diesen Zwecken. Geschichtliche Übersicht fiber die Grundsätze für Er- ziehung und Unterricht in unseren MilitftrbUdungsanstalten von der Gründung der ersten Militärschulen bis heute. (Forts, in Nr. 2.) I. Die auf Gegenseitigkeit beruhende Offizier •Versicherung. Ssiiworow in der russischen Litteratur. 1. Skizzen von der Marniaraküste (mit Karte). 1. Einige Mitteilunjren über die Organi- sation des Nachrichten wesi-ns vor dem Keldzujje 1877 'Tb. /\i's der Pra.vis unserci Militärgerichte. Ein Rückblick aiit <iie Ereignisse in den Armeen der europäischen Grofsmächte im vergangenen Jahre. Nr. 2. Der Vorstofs des Generals Doroohow gegen die Smolensker (Moshaisker) Strafse vom 9^/21. bis 14./26. September 1812, eine Episode aus den Operationen im September des Jahres 1812. (Mit einem Bilde Dorochows und eineF Übersichtsskizzo.) Das 34. Inftoterierei^ment in dem Gefecht im 27 nnd 28. Dezember a. St. im lahre 1877 am Schipka und sein Vormarsch auf Konstantinopel. Die Feld/'iL'c bis in das 16. J.ihrhimdtM-t in Sibirien (mit einer Skizzei. (Aus «it-r Ge- schichte der Kricu-skunst in Hiifsland i Die Schiefsausbildung in den fremden Armeen. III. Einheitskavaileri«' lult^v zwei Gattungen der- selben? — Der Ki iL>; in Südafrika. SchiidtM ung lit-r Taktik der Buren und der Engländer. (Mit drei Skizzen.) Über die eingleisige Bahn nach dem System Monorail und ihre Anwendung fQr militärische Zwecke.

Artilleristische Bemerkungen. VI. Das nationale Schterswesen.

Der Haushalt der deutschen Armee. Ssuworow in der russischen Litt'-ratiir. II, - Skizzen von der Marmaraküste. II. Trans%*aal.

h dem Werke Zeidels, „Transvaal"). Übersicht über die 1898 in ivufsland ausgeführten aslrunomischen . i:i'odätischen und topo- graphischen .\rbeitcn. I. Organis;(i(M"is< [u' i'ra;j:t'n in der deutschen. österr*Mrlilsrli-nngarischen und Iran/'i.sischcn .Xrnioc.

Journal der Vereinigten Staateji-Artilleric. (Januar. Februar 1900.) Das Problem des Windes beim Schiefsen. Automatisches Richten. Mitteilung ttber Erhöhungs-Skalen beim Feuer der Küsten- artillerie. Der irreduktible Fail bei kubischen Gleichungen.

L'Italia militare e marina. Nr. U. Militärische Lehren. Der Nutzen von Schutzschilden an Feldgeschützen, abgeleitet von der Nieder- lage zweier englischer Batterien bei Colenso (15. Dezember). L>er Ver- fa.s.ser, Tieneral Biancn-di. weist u. a. darauf hin, dafs die Feld- Mitraillt'usen bereits Schutzsohilde h.tl'cn Nr. 12. Militärische Kehren. (Schlufs). (ieneral Hiancardi hat das Thema der gepanzerteji Feld- geschülzü in der „Rivista militare ital." bereits 1883/84 behandelt. Die Jahrbücher von 1884 enthalten eine freie Wiedergabe der Arbeit. Nr. 13. Auffliegen der Dynamitfabrik Avigliana bei Turin mit sehr grofsen Verlusten an Menschen durch F^uersbrunst Nr. 14. Die Kohlen und der Krieg. Nr. 16. Die neue Instruktion fiber die PersonalUsten

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ümsobau in der Militär-Littoratur.

III

der Militärs. Nr. 17. ISuii der Kriegsministor Politiker oder Fachmann sein? Hr. 18. Der Soldat und der Tornister. Hr. 80. Signalwesen im englischen Heere. Steht auf hoher Stufe« wie der fortwährende Verkehr der Besatzung von Ladysmith mit dem Ersatzheer beweist. Hr. 24. BfilitSrische Lehren. II. Bedingungen fUr die Wirksamkeit der Feldartillerie (Forts, von Nr. 11. 12). Nr 25. 26. Desgl. (Ports, und Schlufs). Nr. 28. Der Stuhl für Kohre und Laffett^n der neuen Feldgeschütze soll von Terni geliefert werden. Die [.afTetenkonstrukiion ist vom Arsenal Neapel. Nur die heimische Industrio wird überhaupt beteiligt sein. Nr. 31. Die neue .\ushildungs-Methode für die Infanterie. Nr. 32. Die englische Taktik gegenüber den Buren (au.s einrr Wieder- gabe der Artikel der „Presse'* von Turin über den Krieg). Nr. 35, 36. Militärische Lehren. III. Ergebnisse vom Kriege. IV. Die Starke des Heeres.

BiYista Hilitare Italiana. (16. Januar.) Was die Kavallerie ist

und \v;is sie sein raüfste. Militärische Erinnerungen aus dem Tridentinischen. - Kriegsliund»'. ruUliffets Heförderungsgesetze.

E.serc'ito Italiano. Nr 14. Pelloux' (Jesetzentwurf. betreffend Landesverteidigung und l'inbewafTnung der Artillerie. Nr. 15. Die nruf .Xusbildungsmethodc für Infanterie. Nr. 16. Die iifum Hc- iurdiTungsg^^setze in Frankreich. Nr. 17. l>er Hrsatz an rnitTotlizit'rrü. Nr. 18. England, Italien und der Boerenkrieg. Nr. 19. Die Bevölkerung m Europa. Hr. 20. Der Transvaalkrieg (Ports.). Hr. 21. Die Cadres und die Schulung der Offiziere des Beurlaubtenstandes. Hr. 22. Politik und Heer.

Beviat» dentölle«»militar. (Spanien.) Hr. 2. n. 8. Der Automobiiis-

mus im Heere (Schlufs in Nr. 3). Die Wiederaufrichtung (Ports.).

England und Transvaal (Forts, in Nr. 3). Übersetzung aus dem Militär- Wochenblatt.

Memorial de liigenicros del Fjercito. (Spanten.) Nr. 12. Die besoldete Reserve des lngenieurkt)r|»s (Schlufs). l>as Kruppsrii«^ Feldschnollfeuergeschütz. Kriegsmarine, Seekrieg und Küsienver- teidigung (Forts.).

Bevista Militare. (Portugal.) Hr. 3. Oesetzvorlagen in den Cortes (betreffend teilweise Neubewaffhung , dann Kapitulationen. Pensionen und Civilverao^gung der Unteroffiziere).

Krigsvetenskaps Akadeniens-Uandlingar* (Schweden.) Heft 1 u. 2. Abfassung und Ausführung von Operatit risl ctehlen. Die Peld- dienstübungon <h'^ hihres, be.sonders betr» ITt'inl die Kavallerie.

Norsk Militacrt Tidsskrill, (Norwegen.) Helt 12. Unsere alu-n Regimentsbezirke (Schlufs).

Militaert Tidsskrift. (l)anemark.) Heft 5 u. 6 I >ie h>gebnis>e der Festungsschiefsübungen 1897/98. Die neue Kekruteaausbildungs- methode in Italien.

MUitidre Speetator. (Holland.) Hr. 2. Die Skada-MltraiUeuse (mit Skizzen). Die Militär-Rechtspflege.

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Umsehaa in der Militär-Utteratnr.

n. Büchfr.

Kriegspos<'luchtH(')iP Kinzelschriften. Hrraus2:Ps;<*hon vom «irofsen GeiieralsUilK'. Abteilung für Kiit-gs^eschichto II. Heft 27. Friedrich dos Grofsün Anschauungen vom Kriege in ihrer Bntwickelung von 1745 bis 1756. Mit einer SUzse im Text. Berlin 1899. B. S. Mittler k Sohn. Preis Mk. 2,50. Im Januarheft 1900 ist ein Aufsatz enthalten: »Was können wir von Friedrichs d.Grofsen Lehren für die heutig« Kriegführung brauchen?* Nach einem kurzen Überblick über den im Heft 27 der Einzelschriflen niedergelegten KntwickeliingsjjMng des grofsen Königs geht Verfa^^ser auf die I mdeutung seiner wichtigsten (.ehren für die Verhältnisse unserer Zeit über. Ks ist hier nieht der Platz, diesen rnideutungen zu ft)ljr«'n. (lanz zweifellos ist es, dafs sie zutreffend sind, wenn uns auch mancherlei anfangs befremden will. Das Eine bleibt für alle Zeiten bestehen und wird uns so recht beim Studium dieses Heftes 27 wieder Idar, däfs selbst der genialste Mensch fortgesetzt an sich arbeiten mufs, will er sein Können den stftndig wechselnden Verhältnissen seiner Zeit dienstbar machen. Was hätte es Friedrich dem Qrofsen iremitzt. wollte er auf den verhältnismäfsig schnell erworbenen kriege- rischen Lorbeeren ruhen! Seine übermächtigen Gegner hätten ihm nur zu bald Srliadi irt-bulen. l>ies und die Notwendigkeit, mehr als sie zu leisten, diiingie Fi'iedrich die Überzeugung auf diesr ersten Krfolge auszunützen. Kr hat daraus nicht nur liif ThatijLckcit seiner (renerale, sondern seine eigene zum (iegenstande eingehendsten Studiums gemacht; er wollte selbst sich in der grofsen Kunst des Krieges mehr und mehr vervollkommnen und arbeitete darum unablässig an sich und seinem Heere- Wir möchten meinen, dafs die Geistesarbeit des grofeen Königs nach dem zweiten schlesischen Kriege nicht nur seiner Armee, sondern vor allem seiner eigenen Persönlichkeit zu gute ge- kommen ist. Sein (leist strebte weit hinaus über die engen Grenzen der Zeitperiode, in der er lebte. Und doch legte er diesem nach ße- thätigung dürstenden (Jeiste. der »Mne schnelle Entscheidung ersehnte, Kesseln an. Has ist doch wahrhaft grofs! Und welch''s war das Hesultal dieser strengen Selbstbeherrschung und Selbstprüfung.' Eine Läuterung der eigenen Ideen, eine genaue Erkenntnis, welche Ziele und durch welche Mittel diese zu erreichen seien, ein weises Uuta- halten in allem und jeden. Wer so, wie Friedrich der Orofee, seine Zeit erkannt hatte, der war sich auch bewubt, dafs er mit deren Schwächen zu rechnen habe und darum allein meisterte er sie. Fried' rieh der Grofse las nicht nur viel, er schrieb noch mehr und gerade, weil er viel schrieb, entwickelten sich seine Anschauungen klar und logisch, ist eine fortwährende Steigerung seines Werdegan i,'es zu er- kennen. Die „Hisloire de nion temps'*. die „Politische Correspondenz'*. die militärischen Instruktionen und Lehr.schriften geben Zeugnis davon, dafs es ein praktisches Studium ist, das der König betreibt. Die Überzeugung, dafs Truppen desto leichter zu führen, Heere desto be-

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quemer zu handhaben seien, je besser ihre Schulung und Ausbildung ist. sie leuchtet in ihrer einfachen Klarheit in die Augen und wenn dann der König hinzufügt, die preufsischen Truppen könnton es im Kriege stets getrost mit einem stftrkeren Feinde aufoehmen, so ist ihm die stete Arbeit an seinem Heere die Hauptaufgabe seines Lebens. PortwShrend arbeitet er, weil er es für notwendig erachtet und er setzt mit eiserner Energie seinen Willen überall durch. Die engherzigen Auflassungen seiir^r '/oit zerbrach er durch sein Erziehen der Führer zur Selbstthiitigkcil l'^s ist besser, eine üble Resolution fassen und solche auf der Stolle exekutieren, als irar keine resolulions nehmen. I>ur taktische Anirritl' ist es, dem dcf König vor allem das Wort ndet. „Die ganze turce unserer Truppen besteht im attaquieren und wir würden thöricht sein, wenn wir. ohne Ursache, darauf renoncieren wollten." Die Kavallerie, deren eigentlicher Schöpfer der grofse König ist, soll Mlmm^r eher fertig als der Feind sein.** In der Schlachten- taktik kam Friedrich, abweichend von seinen Zeitgenossen, von der gro&en Zaiil verschiedener Schlachtarton zurück; er giebt nur wenige knappe Lehren. Von der Verteidisrung und der Feldbefestigung hält er sehr wen!?:. In der eigentlich allein zu schlagenden Angrinsschlacht fordert er raschen Entschlufs und rücksichtslose Durchführung. Der Kampf „en rase campagne". das stolze und eneri^ische, einheitliche und geschlossene Vorrücken, das Hinhalten der Schlachtordnung und Angriflsrichtung, die innige Verbindung von Infanterie und Kavallerie werde zum Ziele führen. Aus dem Suchen nach einer allgemein an- wendbaren und Erfolg verheilsenden Form fOr den Schlachtenangriff ging schlieblich Friedrichs schräge Schlachtordnung hervor.

Es ist das Prinzip zu erkennen, die Anlage der Schlacht von Hause aus auf den Angriff eines feindlichen Flügels zu basieren, den äufseren angreifenden Flügel einzusetzen, den inneren aber so lange wie möglich zu verhalten. Mit der Ausnützung des Sieges durch die Verfolgung beschäftigte sich Friedrich eingehend und weist nach, dafs sie bisher nicht genügte: er sieht aber auch ein, dafs seine Zeit der Erreichung seines Ideals in dieser Beziehung noch recht fern sei. Eine schnelle Entscheidung des Krieges strebt er mehr denn seine Gegner an. Die Kriege sollten „kurz und vives sein", „es sei besser, dafs ein Mensch sterbe, als da£s das ganze Volk verderbe*. »Schlachten müsse man suchen, wenn man an Zahl und Truppen überlegen sei.* Es lag in den An.schauungen jener Zeit, nichtalles auf eine Karte zusetzen, dafs die Kliege meist von längerer Dauer waren. Die Kriegttihrung hatte nber auch mit Schwierigkeiten zu rechnen, die für moderne Ver- hältnisse nicht vorhanden sind. Hierher gehört die Desertion, der mangelhafte Zustand der Verkehrswege u, a. m. ,.Ein langwieriger Krieg würde ohnvermerkt unsere admirable disciplin lallen machen, das Land döpeupliren, unsere Ressources aber erschöpfen. " Dazu kam die Schwierigkeit, diese Ressourcen nachzuführen; in Feindesland flüchteten die Bewohner und man konnte vom Lande selbst nicht

Jabfbftektr Ite dto dratNk» AiaiM luA MuIb*. B4 Ut. 1. 8

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UuMdiM in der llilttir4ittentar.

leben. Eine grofse Rolle in den kriegerischen Ereignissen spielte nalur- gemäfs der kleine Krieg und in ihm wieder die Aufhebung von convois pp. Dafs Friedrich kein Mittel scheute, oll selbst zu solchen grilV. die wir jetzt als inhuman bezeichnen würden, um sich Nachrichten vom Gegner Sil verachaffeii. ist bekannt; „man bedient sich im Kriege der Ldwen- und der Pachshaut* Lftngere Abhandlungen und Befehle bat der Kdnig fiber die «Lager* binteriassen; er unterscheidet solche, in denen sich die Armee yersaramelt» Stand- und Still-Liger, Lager, um zu fou- ragieren. verschanzte, defensive und solche, um ein Land zu decken. Die Lagerkunst war, wie wir sehen, zur Zeit Friedrichs des Grofsen ein sehr wichtiger und schwieriger Teil des Krieges. Hingehend be- handelt sind die Marsche und Flulsübergänge. Für ♦•rsten- galt in allen Heeren als Regel, streng nach derSchlachtordnuntc abzumarschieren, um jederzeit in der Latrt' zu sein, sie wied<M h«'rzustellen. Der Feslungs- krieg spielte eine grofse Rolle; Schweidnitz war die erste Festung mit Ports. Die Kriege Priedricha d. Ghrofsen sind Angrifbkriege, wenn auch oft dadurch entstanden, den Gegnern zu „praevenven'* ; er scheute sich dann auch nicht, die Winterquartiere aufzugeben und im Winter zu agieren. Er unterscheidet zwischen Peldzugsentwürten für den Boginn des Krieges und solchen für den weiteren Verlauf. ,War Friedrichs Heer," so sagt die Einzelschrift. „zwischen 1745 und 1756 taktisch dem (iegner entschieden nht^rlegen. so fohlte doch die aus- gesj)rochene strafr'trische Überlegenheit.'* „Wann Ihr offensive agiret, so detachiret niemals!'* „Wann Ihr eure tbrcen theilet. werdet Ihr en detail geschlagen I" Das shid beherzigenswerte Worte. Die gröfsesie Einschränkung seines persdnlichen Wollens legte sich der grofse König in strategischer Beziehung auf. Denn seine Zeit, die des Hinhaltens, dee Manövrierens war nicht dazu angethan, weiter hinausgesteckte Ziele ins Auge zu fhssen. Wir möchten ghiuben, dafs zu dieser Ein- sieht Friedrich erst nach schweren inneren Kämpfen und durch den unglücklichen Feldzug von 1744 gekommen ist. Gerade aber in diesem Bemeistern seines Selbst lietrt der Beweis seiner (JeistesgrÖiise, jener allen Zeilen vorbildlichen Gestalt, die aus dem eig«'nen Thun, ja aus den eigenen Fehlern seine eigenen Ordonnanzen gfscliatren hat.

Die vorliegende Kinzelschrift. die demnächst eine Fortsetzung OThält, welche die taktische Schulung der preufsischen Armee während .der Priedenszeit von 1745—1766 schildern wird, Ist eine wertvolle An- leitung zum Studium des ^gröfsten aller Könige der neueren Zeit.** 63.

Die angaiiMiie IHman- Armee 19i8/49. Von Anatolo Vacquant. Breslau. Kunst- und Verlagsanstalt v. S. Schottlaender. 1900.

I)ie ungarische Donauarmee nimmt vermöge ihrer Leistungen in dem Kriet:»» 1848/49 unzweifelhaft den ersten Platz ein unter den da- mals neugCf^ciiatTenen Honvedschaaren. In ihrer eigenartigen Zusammen- setzung bildete diese Armee ein Produkt der politischen Wirrsale. welche den Sommer 1848 ausfüllten. L>er Verfasser des vorliegenden

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Umsohaii in der MiUtir-Uttoratar.

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Buches wollte das Werden und Wachsen dieses Heereskörpers schildern, die politischen Vorgänge dabei aber nur in allerknappostür Form be- rühren. Andererseits hat der Verfasser auch keine militärische Ge- schichte der ungarischen Donauarmee schreiben wollen unter eingehender OarateUung der Organisatioo, sowie der Operationen und Waffonthaten derselben. Er zeigt uns vielmehr die ungarische Donauarmee, dieses Kind jener Zeit voller Verwirrungen und Verirrungen in einem unter- haltenden und anregenden kaleidoskopischen Bilde und führt uns somit ein Stück Zeitgeschichte vor.

Da.s Buch soll jedoch nicht hlofs U'w die I nterhaltung geschrieben sein, der Verfasser verfolgt damit am h den sittlichen Zweck, der Wahrheit die Khre zu geben, «ihr Hecht zu verschatVen." Hine Flut von Schrillen halte der ungarische Krieg von lö4ö/49 im Gefolge gehabt und es hielt schwer, darin Dichtung von Wahrheit zu trennen. In Hals und Erbitterung tauchte der Ungar seine Feder, zornentbrannt schrieb aber auch der Österreicher. Die zeitgenössischen Berichte mufsten daher mit grofeer Vorsicht aufgenommen werden. Der Ver- lauf des Feldzuges hatte zweifellos auch eine gewisse Anzahl von Fehlern zu Tage geföidert. die Zeit war Jedoch noch nicht dazu an- gethan, eine saeh liehe Kritik zuzulassen.

In l'ngarn war es lange Zeit gt-radezu verpönt, anders als mit üoldtinktur zu schreiben. I ber Ludwig Kossuth, den damaligen Bannerträger der ungarischen Nation, durfte man, wie der Verfasser sich ausdrückt, nur sprechen mit einem Weihrauchfafs in der Hand, Jetzt jedoch, seitdem Ungarn innerlich erstarkte und in der Civilisation rOstig mitarbeitete, verlangte es nicht mehr ausschliefslich Lobeshymnen. Kossuth und Görgey, der Führer der Donauarmee, bildeten die Pole, um welche sich die Breignisse des Jahres 1848/49 in Ungarn drehten. Beide Männer hatten ihre Verehrer und Bewunderer gefunden, wobei anfangs die grofse Mehrheit auf Kossuths Seite stand, flörgey be- schuldigte man nach seiner Kapitulation zu Vilägos 1849 in l ugarn allgemein dos Verrats. Doch auch dies lialte sich geändert. Auf die Ihiuer liefs sich solbst in Ungarn das vom Auslanfle über Görgey gefällte gerechtere Urteil nicht von der Hand weisen und allmählich wandte sich auch dort die öffentliche Meinung zu Gunsten Oörgeys. Das Buch ist sehr interessant und geistvoll geschrieben und kann der Leserwelt nur warm empfohlen werden. 38.

Leutnant X. La Guerre avec l'Angleterre. PoUtique navalc de la France. Paris, Nancy 1900. Berger- Uevrault. Preis 8 Mk. her ungenannte Verfasser, von der Hoffnungslosigkeit erfülli. Eng- land mit denselben Wafl'en auf See bekämpfen zu können, weil es an Schlachtschiüen, Kreuzern und Torpedobootszer^^törern Frankreich weit überlegen ist und immer bleiben wird, emptiehlt im ersten Teil des Buchs, welcher „Apres Faschoda'' genannt ist, den Kreuzerkrieg und den Krieg mit Torpedobooten und unterseeischen Booten.

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Umschau in der Miiitär-Uctcrauir.

Der sweite Teil besch&ftigt sich mit den YorbereitungeD Frank- reichs für den Seekrieg. Er veriangi zu einem glücklichen Ausgang des Krieges 1. wenigstens 60 Kreuzer mehr, 2. wenigstens 150 Torpedo- boote mehr, 3. wenigstens 50 Unterseebote, 4. eine jsresicherte Küsten- verteidigung. Munitions- und Kohlenergänzung. Gesicherte Stützpunkte für die Flotte. Als Heizmaterial verlang-t er für die neuen Torpedo- boote Petroleum und für die zu «-rhauenden Kreuzer I*etroleum und Kohlen, um sich von England zu t iiiancipieren. Da Rufsland haupt- sächlich Petroleum produziert, wiinir dies für Frankreich von grofsem Nutzen sein bei der gegenwärtigen Allianz der beiden Nationen. Er bespricht dann die Unterseeboote und veriangt fflr die Kreuzer und Torpedoboote junge Kommandanten voll Wagemut und frei von Be- denklichkeiten, Oberhaupt eine allgemeine Verjfingung des Ofllzier- korps. Die erste Operation im Kriege mufs für Frankreich sein, alle englischen Kabel zu zerstören, da die englische Kabelkarte mit allen ihren Verzweifrunpen im französischen Besitz ist. müssen die Kabel von dazu bestimmten Kreuzern mit den dazu notwendi«ren Hinrich- tungen ausgerüstet, aufgenommen werden. Die Politik Kraiikreichs für den Seekrieg mit luigland mufs darauf gerichtet sein, (i- n Handnl und die Verbindungen Englands zu zersluren, es dadurch auszuhungern, jeden Geschwaderring zu vermeiden und sich auf eine thätige Defensive zu beschrSnken.

Der dritte Teil des Buchs handelt von dem angenommenen Fall, dafs Frankreich sofort den Krieg erklftren mufs. Die Kolonien können

alsdann nicht verteidigt werden, sie müssen ihren eigenen Verteidigungs- kräften überlassen bleiben, zumal Landungen in den französischen grofsen Kolonialgebieten sehr schwierig auszuführen sein werden. Das Schicksal der Kolonien wird in Europ;i entschie ien wenien Im Mittelmeer hat England eine furchtbare l l'ermachl. daher mur- sich die französische Flotte in Toulon versammeln und durch ihre Kreuzer fortdauernd über die feindlichen Bewegungen unterrichtet, nur dann zum Angriff übergehen, wenn die englische Flotte sich teilen sollte und eins von den Geschwadern dem französischen Mittelraeergeschwader an StSrke inferior sein sollte, dann ist die Vernichtung desselben auch mit und trotz den schwersten Opfern geboten. Auf den Seekrieg im Mittelmeer näher eingehend, hält er den Besitz von Mahon auf den Haiearen für eine Lebensfrage U'w Frankreich, der Besitz von Mahon ist der Schlüssel zum Kriege im .Mittelmeer und darf niemals in die Gewalt der Encrländer kommen. Hei dem geringsten Versuch seitens Englands, sich der Belearen zu bemächtigen, mufs Frankreich Spanien zwingen, mit seiner HUfe Gibraltar zu belagern von der Landseite aus. Für den Seekrieg im Kanal empfiehlt der Verliisser ebenfalls den Kreuzerkrieg, das Nordgeschwader soll seinen Stützpunkt in dem un> einnehmbaren Brest haben und dort eine Binschlielsung durch die stärkere englische Flotte ruhig erwarten, die Defensive aber soll durch Oflensivstöfse von Torpedobooten und Unterseebooten dem Feinde

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Umaobau in der Militkr-Littoratar.

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Schaden zutugt-n. von letzteren Ix'idcii rnuls rinc nio^liohst grol'so Zahl bei den horvurragondstcn Werftfn im In- und Auslände bestellt werden. Zum Öchlufs fordert er einen Massenankauf von 900 000 Tons Kohlen eine sofortige Ausgabe von 30—35 Millionen Pr. welche er in folgender Weise auf die fUnf Hanpthilfen und Stützpunkte (Qr Schifte verteilt haben will: 800000 Tons zwischen Dünkirchen und' Brest, 200000 Tons von Brest bis Bayonne und von 200000 von Port Vendres nach ViUefranka, 100000 Tons in Korsika und Bisorta und 100 000 Tons in Algier. Mit einem Kassandraruf nach dem Manne, welcher die Kraft hat. dem Parlament über die Schwächen der fran- zösischen Marine die Augen zu öttnen, nach dem Retter Prankreichs gegen Englands Habgier, schliefst das sehr bemerkenswerte Buch. Am Schluls sind sehr schätzenswerte Tabellen gegeben über die eng- lischen Seestreitkräfte, fiber die beabsichtigten Neubauten, Vergleich der beiden Flotten und Budgets, ttber die englische Handelsflotte und den englischen Handel, Englands Bevölkerung und Ernährung, die grofsen englischen Dampferlinien, die Auxiliarkreuzer, Kabellinien und das Personal der beiderseitigon Flotten. l>as kompendinse Werk des ungenannten Verfassers deckt, von dem Gefühl glühender Vater- landsliebe getragen, mit schonungsloser Offenheit die Schwächen der französischen Marine auf und giebt in geistvoller Weise den Weg an, der erdrückenden ('hermacht Englands mit Erfolg zu begegnen. Wenn sich auch verschiedene von den gemachten Vorschlägen nicht weiden verwirklichen lassen, wenigstens nicht in absehbarer Zeit, kann die Lektüre dieses Werkchens nur empfohlen werden, zumal da es wohl die Ansichten des französischen Marineofflzierkorps in breiteren Massen wiedergeben wird. Der Styl ist prSgnant und verschiedene neue Ge- sichtspunkte in dem geistvoll geschriebenen Buch geben zum Nach- denken Aniafs. 69. (J.)

Der Krieg in Südafrika Ihi)*.! r.HM) und seine Vorgeschichte. Bear- beitet von Altred von Müller. Oberleutnant im 1. Hanseatischen Infanterie-Regiment No. 75. Mit zahlreichen Karten. Skizzen und Anlagen. I. Teil. Vorgeschichte der beiden Buren-Staaten und die Kriegsereignisse bis zum BintrefTen des englischen Expeditions-Korps. Berlin 1900. Giebersche Buchhandlung. Preis 2 Mark.

Es ist gewifs nicht zu leugnen, dafs der zur Zeit in Südafrika sich abspielende Krieg nicht nur das berechtigte regste Interesse wachruft, sondern auch zu Gunsten der Prüfung unserer eigenen An- sichten zum eingehenden Studium auffordert, hie eingehende Dar- stellung der Kriegsereignisse wird deshalb einen hohen Wert haben, wenn durch wahrheitsgetreue lierichle eine genügend»' (Jrundlage für eine solche gegeben sein wird. Zur Zeit kann man davon niclii reden, da infolge der britischerseits geübten Censur nur auiserordentlich lückenhafte, entstellte und von grofsem Mangel an taktischem Ver-

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Umsehan in der HlUtitr-Litteratiir.

ständnis zeugende Mitteilungen nach Europa gelangen. Unter diesen Umstünden erscheint das Unternehmen sehr gewagt, eine Geschichte dieses Krioiies bereits Jetzt in AnfrrifT zu nehmm. wo dessen noch irar kein Ende abzusehtni ist. und eine solche fortlaufend mit den l^^reij;- nissen zu veröffentlichen. Wirft man nun - wie svohl jeder thut beim oiVnen des l^uches zuerst einen Blick auf die beigefügten 3 Karten, 80 wird man in der Erwartung noch mehr herabgestimmL Die MaCs* Stäbe (für Natal 1 : 800 000) Bind sehr grofs und lassen ohne genaue Darstellung aller wichtigen Einzelheiten zu. Anstatt der. wenn auch noch 80 flüchtigen, doch wohl nach irgend einem System zu verlan- genden, lesbaren und verständlichen Skizzierung der Geländeformationen, welche gerade auf dem südafrii^anisohen Kriegsschauplatz von griMirter Wicht iiikeit sind. •'rl)r!rk»Mi wir nur ein jranz wirres Gestrichele von einei' Systenilusigkeil. wic man «'s von ointMii deutschen Offizier nicht erwarten solltf. Mit dei selben Mühe halle er auch verständliche For- mationen zeichnen können. Ubersichtlich kann man diese Pläne nicht nennen, wie der Verfa^üer in merkwürdiger Selbsttäuschung es im Vorwort thut.

Als Zweck seines Buches giebt er nun an, ein klares, zusammen- hängendes Bild von den kriegerischen Ereignissen gel»en zu wollen. Er will also keine Geschichte des Krieges schreiben. Und wenn man jene Absicht dahin versteht, dafs er das in Zeitungsnachrichten

Mitgeteilte zusammenstellen, möglichst nach seiner Auffassung er- gänzen und in Zusammenhang bringen will, so kann man der Arbeit eher zustimmen. Kin Mehr hat er auch bei r sichtbaren Bemühung mangels hinreichender drundlatren nicht schatVeii künnen; es bleiben Überali Lücken in den üperuiionen, die auszutuUen unmöglich war. Anderseits sind allerdings Vervollständigungen zu verzeichnen, welche wenn sie nicht auf willkürlichen Kombinationen beruhen dem Verfasser zu Gebote stehende, sonst nicht bekannte Nachrichten vo^ aussetzen lassen, wie vor allem die genauen Dislokationen und Be- wegungen der Beeren-Abteilungen. Die Angabe der Quellen wäre hier erwünscht gewesen. Auffallend ist dagegen das stillschweigende ('hergehen anderer Hreignisse, wie z. H. des Vorstofses des Generals White iim 27. Oktober in der Richtung auf Helpneakar. .\us der Zeit vom \b. HO. Oktober liegt eine ganze Reihe von Nachriehten vor. welche vuniVerfasser nicht benutzt wurden und welche zu verwerten doch im Interesse der Vollständigkeit notwendig gewesen wäre.

So kann der Arbeit des Oberleutnant von MflUer eine andere Be- deutung nicht zuerkannt werden, als etwa einer Serie zusammen- flusender Zeitungsartikel. In diesem Sinne hat sie aber gewifs auch für manchen Wert. 49.

Jahn, Oberleutnant, («esehiehte des Königlirli Säeh.sisehen Cara- binier-Kegiments, vormaligen .3. Reiter-Regiments. Auf Befehl des Regiments zusammengestellt. Mit 2 Bildnissen und fünf

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UniBolun In der MiHtitr-Iittentiir.

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Karten im Steindruck. Berlin 1899. E. ^. Mittler u. Sohn.

Preis n Mark.

l^ine sorgfältig und ihrem Zweck entsprechend gesciuriehene Kegimentsgescichte !

I>er Herr Verfasser hat e's verstanden, ein Bild der äufsern Schick- sale und des innerii Lebens seines Truppenteils zu geben. Hierbei ist von dem Hintergrund der groCsen weltgesohichi&ohen Ereignisse nieht mehr, aber gerade so viel gegeben, wie für das Verständnis der Teil- nahme des Regiments an den groÜBen kriegerischen Breignissen not- wendig ist In lebendiger und daher belehrender Weise haben auoh Kinzelthaten, namentlich Patrouillenritte, Erwähnung gefunden. Als Muster eines solchen mochten wir den Ritt des damaligen Leutnants Freiherrn von Knde am 26. August 1870 zur Einholung von Nach- richten über den Abmarsch des Feindes von Heims auf Metz be- zeichnen. 17,

JHe Neutralität der Schweiz. Rede, gehalten von dem Bundesrat Emil Frey am 16. November 1899 in der demokratischen Ver^ einigung Winterthnr. Winterthur. Ziegler. 1900. Die ideine Schrift hat unseres Erachtens eine weit über ihren

Umfang hinausreichende Bedeutung. Verfasser ist kein Geringerer, als der frühere Gesandte bei den Vereinigten Staaten, Herr Emil Frey. Als Motiv für seine offene und ihm gewifs viele Gotrner erweckende Aussprache leitete ihn das Bewufstsein, dafs im Kriegsfälle die unrich- tige Auflassung der Rechte und Pflichten der f^idgenossenschalX un- sügliches Unglück über sein Vaterland bringen mü.sse.

Er wendet sicli in energischer Weise gegen die seiner Ansicht nach irrtümliche Äuffessung der Neutralität der Schweiz, und zwar nicht nur im Auslande, sondern auch im Lande selbst Daüs diese Neutralität überhaupt vor kriegerischen Verwickelungen schütze sowie (lafs sie, von den Vertragsmächten anerkannt, die Schweiz unter allen Umständen zur Neutralität verpflichte. Er erinnert daran, dafs die Schweiz seit dem Wiener Frieden ausschliefslich durch niemals zu vermeidende „diplomatische Zwischenfälle" vor dem Ausbruche eines Krieges gestanden und nur wie Verfiisser scherzend bemerkt durch „L>ei Providentia und hominum contusio" vor demselben bewahrt sei. Als Beweis hierfür führt er die Kontlikte mit Frankreich wegen Ludwig Napoleon Bonaparte, mit Preulsen wegen Neuenburg und mit Deutschland wegen dem bekannten Fall Wohlgemuth an. In allen drei Fällen hatte nicht die Rücksicht auf die Neutralität» sondern die Yerliandlungen der Diplomatie den Krieg vermieden.

Wir stimmen hierin völlig dem Verfasser bei und auch darin, dafs im Falle zwei fremde Nachbarnationen mit einander Krieg führten, je nach der Kriegslage die eine Macht einen wesentlichen Vorteil darin erblicken wird, dafs die Schweiz die Neutralität wahrt, während für die andere diese Neutralität ein Hindernis sein wird.

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UmseluHi in der Müttlr-LittetatDr.

Dagegen wird keine Orofemaclit die Schweiz im Beeitee einer

andern sehen wollen und aus diesem Grunde liegt ihre Unver- letzlichkeit im steten Interesse aller Mächte. Diese Unvorletoliciikeit kann aber nur gewahrleistet werden, wenn man sich auf eine ge- nügen«!»' L;indesvtM'tei(iiü:ung stützt. „I)aher" sagt Frey beruht die HtMieutui)^ dei- Schweizer Neutralitiit in letzter Instanz aut den Kanonen und Bajonetten und auf dem unerschütterlichen Entüchlu^M- unseres Volkes, für seine Freiheit und Unabhängigkeit zu fechten bis zum letzten Mann."

Wir IcOnnen die kleine Schrift allen empfehlen, die sich für die staatsrechtliche und militürische Stellung der Schweiz interessieren.

V, Z.

L*Etat mlUtaire des prindpales puissaaoes ^angins en 1900.

7itaie Bdiiion, augmentee et mise a jour par I. Lauth, chef d'escadron. Paris-Nancy, 1900. Bei^r-Levrault et Cie. Pk^is 7,öO frcs.

Dieses jetzt in 7. Auflage vorliegende Werk erschien, unter der Redaktion des Genend Ran. zum ersten Male im Jahre 1877; es behandelt mit gröfster Gründlichkeit und Zuverlässiirkeit das Heerwesen folgender Staaten: Ueutschland. Österreich - I ngarn. Belgien. Spanien, (hofs- Britannien, Italien. Rumänien. Rufsland, Schweiz, und zwar in je 12 Kapiteln: 1. Oberbefehl und Central-Verwaliung, 2. Ergänzung und Re- serven. 3. Remontierung und Pferdeaushebung. 4. Aktive und Hilfs- Kadres, ö. Organische Fonnationen der Operationstruppen, 6. MilitSrische Einteilung des Landes und Truppenverteilung (Organisation der Landes- verteidigung), 7. Formation des Heeres im FUle einer allgemeinen Mobilmachung, 8. Fahrzeuge und Fuhrpark » Ines mobilen Armeekorps. Angabe der Munitionsvorräte. Schanzzeug der Pioniere und Lehensmittel. 9. Bewafl'nung und Artillerietn ateriai, 10. Militärische Institute, 11. Kolonialarmee, 12. Unifurniieiung.

Man sieht, dafs der Herr Verfasser seinem Prt^granuu geniäfs über die Heere jrenanntei- Staaten die erschöpfendste Auskunft iri^dit. F'i-.s Werk hält die Mitte zwischen dem 1. Teil der Loebellsdu n .. lalues- berichte"* und dem Werk des General v. Zepelin „Heere und Flotte der Gegenwart**. Aus dem oben genannten Verzeichnis eriiellt, dafs die Heerwesen der Niederlande, Portugals, Norwegen-Schwedens, Ser- biens, Bulgariens. Griechenlands, der amerikanischen Republiken, dann Japans und Chinas keine Berttcksichtigung fanden, leider auch nicht das der Jetzt im Vordergrunde des Interesses stehenden südafrikanischen Republiken. Das aber, was uns geboten wird, befriedigt in hohem Grade. Wir können das Werk als einen zuverlässigen Ratgeber auf dem (iebiele der Heeresorgan isa i inn bezeichnen. 1 'er Preis von 7.Ö0 frks. ist für dieses 754 Seiten fülU'nde Werk, im Vergleich zu den Preisen ähnlich umfangreicher deutscher Bücher, ein sehr mäfsiger.

1.

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UniMhMi in der MültiiiwLitterattir.

Konstruktion der ^ezo^eneu (iesoliützrohre. Von (U'ov^ Kaii^er, k. u. k. Hofrat. ord. Professor. Mit 14 Figuren-Tal'eln. Zweite umgearbeitete Auflage. Wien 1900. Veriag voa W. Seidel u.

Sohn.

IMe erstt^ Auflag«' (iies»vs hervurragonden Werkes ist er- schienen. Eö bildet einen Teil der vom V'erlasser am k. u. k. höheren Artillerie Kurse gehaltenen Vorlesungen über Artillerie- Konstruktions - Lehre. VerO&sser hat es fttr zweckmälsig ge> halten, zur richtigen Wflrdigang und zum grandlichen Verstjindnis der bestehenden Konstruktionen Angaben aus der geschäftlichen Entwicke* lung der gezogenen Geschütze der Besiu t chung der einzelnen Kon- 8truktionsl)eziühungen voranzustellen. Nur in Bezug auf lif Ver- schlufsmerhanismen hat er sich eine Flinschränkuung auferlegt. Die der s{»äterrn Zeit angehörenden Versehiufsmechanismen der Schneilffuer- Kanunt*n sind in einer besonderen Abhandlung besprochen, die .schon eine zweite Autlage und hierzu wieder einen Nachtrag gefunden hai. Der Behandlung des Stoffes dienten die zahlreichen guten Bücher über Maschinonbau als Muster. Die neue Auflage hat den bisherigen Charskter des Werks gewahrt, die seit L892 im WaJTenwesen ge- machten Fortschritte, besonders die BinfUhrung des rauchlosen Pulvers und die hierdurch ermöglichten groCsen Geschofsgeschwindigkeiten nötigten zu einer vollständigen Umarbeitung des Buches.

Das Werk zerfällt seinem Inhalt nach in folgende .Abschnitte: I. Kaliberbestimmung. II. Konstruktion der Züge. III. (Jnifse des anfänglichen Verhrenniingsraumes. IV. (Jestalt des Laderaumes. V Bestimmung der Seelenläng«'. VI. r)rall. Vll. Theorie der Elasti- citätund Festigkeit röhrenfürniiger Körper. VIII. Theorie der beringten Cylinder. IX. Rohrmetalle, X. Kohrbau. XI. Zündung der Ladung. XIL Rohrverschlüsse. XIII. Bestimmung des Rohrgewichtes und des Rohrschwerpunktes. XIV. Schildzapfen. XV. Vorgang bei der Berech- nung eines Rohres. Der Anhang A behandelt: Dimensionierung der Panzer- und Pulver-Granaten. B: Bestimmung der Widerstände bei den Zügen des Rohrs.

Die Darstellung und Begründung konnte zum Teil nur durch Zuhilfenahme höherer .Mathematik durchgeführt werden. fJiese Teile würden besonders für Konstrukturen in Betracht kommen. Ks l)lciben immer noch manche Kapitt^l übrig, welche bei gewöhnlicher Schul- bildung verständlich sind. In keinem Falle soll man aber bei dem Werk vergessen, dafs es auf einen höheren Artilleriekurs berechnet ist Die sehr zahlreichen Figuren sind in einem Atlas vereinigt Die Aus- stattung des Werks Ittfst nichts zu wünschen übrig. 18.

Anleitung zur Herstellung von Unterbau für Vullbahnen durch Eisenbahntruppen. (A. U.) und Kntwurf einer Anleitung zur Ausführung von GelSndeauÜnahmen in unübersichtlichem Terrain mittelst Bandzuges. Berlin 1899. B. S. Mittler u. Sohn. Preis 0,75 bezw. 0,50 M.

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UnMohan in der Uilltllr^LlttenitDr.

l)ie beiden kloinen Hefto. wHrhe 7.ur Vorvollstfinrli^ng der Instruk- tionen unsonM' technischen Truppen dienen, wahren den Standpunkt der Alljjeniein Verständlichkeit, so dafs sie ebensowohl dem Offizier, als dem L'nterulTizier und inlelligenleren Pionier in die Hand gegeben werden können. Die erstgenannte Anleitung behandelt lediglich den kriegsmIUiBigen Bau; die letstgeoannto ist für gute GeUndeaufhalimeB von Interesse und Wert. 49.

Weiffenbach, Dr. Julius (Wirkl. (leh. Knegs-Rat und Chef der .lustiz- Abt im Kgl. Preufs. Kriegsnjinistnrium. uid. Hon, -Professor an der l niversitat Berlin). £infüliruiig in die MiiitärstrafgericlitH- ordnung vom 1. Desember 1896. Systematisclie Darstellung der MUitargerichtsverfassung und des MilitarstrafVerfahrens unter Berfic1[8iclitigung der Ausführungsbestimmungen. Berlin 1900, E. S. Mittler u. Sohn, Berlin S. Preis 4 UX geb. 5 Mk. Die Einführung der neuen M.>St.-G.-0. hat eine umfangreiche Litteratur gezeitigt. Wir haben an dieser Stelle ziemlich ein Dutzend dieses Thema behandelnde Schrif!* !! bt'sprochen. denen wir durchweg pi-aktische Brauchbarkeit zusprechen mulsten Wenn demnach ein sog: „dringendes Bedürfnis** für vorliegendes ziemlicli als letztes in der iieihe im Handel erschienene Werk nicht vurlag.so verdient es doch last not least insofern eine besondere Beachtung, als der Herr Verfasser an der Ausarbeitung des Gesetzes, als Mitglied des Generalauditoriates her- vorragenden Anteil hatte und gegenwärtig, unter Ernennung aum Professor, mit den Vorlesungen über das neue MilitSrstrafverfahren an der KgL Universität zu Berlin beauftragt ist; die Sachkenntnis des Verfassers und Bedeutung vorliegenden Werkes ist damit zur Genfige gekennzeichnet und überhebt uns jeder weiteren Empfehlung, 2.

A f^neh-english millUry teehsiefti dielioBary by Comelis de Witt coc. first lieutnant of artillery (United States Army). Part I

^^'ashington Government prinling office 1899.

Es handelt sich hier um die Wiedergabe französischer der militärisch - technischen .\usdrucksweise anueh'iritren Wörter in der englischen Sprache. Ihe Auf^^abe hatte ihre Schwierigkeiten, da die englische Sprache die Begriffe weniger kennt und gliedert, als die französiche, jene oft den Klassen-Namen aul jedes einzelne Objekt der Klasse anwendet. Es kann daher häufig der französische Begriif im Englischen nicht durch einen einzelnen Namen wiedergegeben werden, sondern es wird gewissermafsen eine Beschreibung erforderlioh.

Bs liegt die erste Lieferung vor, welche mit „abaissement* be- ginnt und mit „espace" endet. Als Quellen sind eine ganze Reihe technischer Schriften, dann auch wieder solche lexikographischen In- halts aufgefürt r»ie Aufstellung der einzelnen Wörter mit ihren durch Zusätze erlulglen näheren Bestimmun;:en ist mit grofser Gründlichkeit erfolgt. So kommt z. B. das W ort canon mit 92 verschiedenen Zu- sätzen vor.

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UnMohan In dar MiHtXr-Iitkaritar.

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Einen besomii rtu Nutzen brinixt das Unternohmen zunächst nur für diejenigen, welche einer der beiden Sprachen angehören; für andere hat es unserer Ansicht nach nur zu Studienzwecken Bedeutung.

12.

III. Sefwesen.

Aimaleji der Hydrographie und maritimen Meteorologie. Heft 2. Ansteuerong des Hafens von Gensan aus den Rdseberichten S. M. S. «Irene**, Kommandant Preg.-Kapt Obenheimer, Juli 1699, und S. M. S. „Deutschland'*, Kommandant Kapt. z. S. Mfiller. August 1899. Hafen von Fusan. Aus dem Reisebericht S. M. S. ^Irene", Juli 1899 (hierzu Tafel 2, Vertonung 1). Ansteuepung der Masanpho-Pöhrde. Aus dem Reisebericht desselben Schiffes. Ebenso: An der Westküste von Nipon und Yezo treibende Bambusstan^^en nnd Baumstämme. Durch die Kurosima-no-seto-Strafse nach Kobe. Aus dem Heiseberichi S. M S. „Deutschland**. Juni 1899. Lotungen im Gelben Meere Uiierzu Tafel 3). Nach Japan auf der Koute ösllicii von Australien, im April und Mai. Heise des VoUschififes „Aldebaran"*, Kapt. Chr. Bruns,

1898, von L. E. Dinklage. Durch die Sunda- und die Kaiitimastralse in das sadcliinesische Meer und von der Nordspitze von Luson an der Ostkttste von Ponnosa nach Norden. Aus dem Reisebericht des Kapt P. Albrana über die Reise des Vollschiffes „Osorno" von New- York nach Slianghai, Marz bis Mai 1899. Shanghai. Bericht desselben Kapitäns. Die Witterunsr zuTsingtau im Juli. August und September

1899. Nach den Aufzeiclmungen der Kaiserlichen Vermessung im Kiautschougtibiei. Die wichtigsten Häfen des Asowschen Meeres. Nach Fragebogen eingesandt von Kapt. H. Sclck. Dampfer „Gutrune", und Kupt. H. Heinrichs. Dampier „Imbros**, bearbeitet durch J. Herr- mann, Hilfsarbeiter bei der Seewarte. Das kalte KOstenwasser, von S. Witte. Flaschenposten. Besiehung der Fahrrichtung von Segel- schiffen zu der auf ihnen beobachteten Windhftuflgkeit, von L. B. Dinklage. Über die Auflösung des Zweihöhen-Problems nach einer Näherungsmethode von Raper, unter Benutzung der Tabelle der Mercatorschen Funktionen von Prof. Dr. C. Br»rgen. Die Witterung an der deutschen Küste im Monat I>ezemher 1^99.

Marine-Rundschau. Heft 2. Titelbild: Bildnis (Statuei Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm II. Die Ansprache Seiner .Majestät des Kaisers an die Offiziere der Garnison Berlin am 1. Januar 1900. Von der deutschen Tiefsee-Expedition 1898/99. Ein Tag an Bord des Bxpeditions- dampfers „Valdivia**, von Dr. Qerhard Schott (Hamburg, Seewarte), mit 7 Abbildungen. Doppelte Staatsangehörigkeit, von Oberleutnant zur See von Natzmer. Hygienische und sanittoe Verhältnisse in Tanger (Marokko). Las Palmas (Kanarische Inseln) und Porto Grande (Kap Verdische Inseln) von I.>r. Reinhold Rüge. Marineoberstabsarzt 2. Kl. Nordelbisch-Dänisclit's von Viceadmiral Batsch t. II. Kapitel (Fortä). Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten über See-

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(Jmsohin io der MiUtSr-Iitteratiir.

Wesen, vSchUTer- und Fischorleben in den germanischen Sprachen (Forts.). Die französischen Handels^^psellschaften. Beitrag zur Theorie des Wasserwiderst^indes der Schifi'e (mit 3 Skizzen). I>ie türkische Marine von ihn*n AnHingen an, von Kalaii vom Hole. Pascha (2. Forts.). Thätigkeitsberichte der Fischerei-Kreuzer S. M. S. «Blits* und „Zieten''.

HitteiliugeB aus den Gebiet« des Seeweseos. Nr. 8. Einige Resultate der Anwendung von Wasserrohrkesseln auf Kriegsschiffen.

Die neuen SciilufsprOfungsvorscliriften für die nautisclien Scliulen in österreicll. Elelitrische Hilfsmaschinen In der Kriegsmarine der Vereinigten Staaten. Kohrbrucliventile, System Hübner .1 Mayer. Der französi.sche Marinubiid^et- Voranschlag für das Jahr 190(). - Der Transport der Ti-uppon und des Matei*ials von England nach der Kap- Kolonie. Der neue Distanzmess»n- von Commander .1. F. Stuart. Dampfer „Oceanic" der White-Star-Line. Der Ostsee -Schwarzes Meer-Kanal. Ein Schwimmdock für Deutsch-Osufnka.

Aimy «nd Nary CUuette. Hr. 2088. Geschlitzte Kreuzer. Unsere Stärke zur See. Das Verhalten englischer Seekadetten im Transvaalkriege. Nr. 2080. Die Vergröfserung der deutschen Marine.

Gerüchte über eine bevorstehende Mobilisierung der Reserven in den Werften. Wie die deutschen Marine -OtTfiziere mit dem Durch* suchen englischer SchitTe auf Kontrebunde in Samoa verfuhren. Ver teilung der neuen Torpedoboot -Zt-rstörer. Frankreichs Marine -Ver- mehrung. — L'ntalle russischer Kriegsschiffe. Nr. 2090. Das .Marine- Programm. - - i'ber den rnfall der Kgl. Yacht „Victoria and .Mbert**.

Englische Versuche mit der drahtlosen Telegraphie von einem vom Schiff geschk ppuMi Ballon nach Land zu. Englische Kohlenlieferungen an aosw&riige Marinen. Kriegsgericht in Sachen der Kollision des «Sans Pareü" mit dem „Bast Lothian*. Hr. 2001 Die Flotte und die Heimat- Verteidigung. Marine-Ausbildung. Kollision zwischen dem ^Pegasus" und „Trefusis*. Marine-Pensionen. Die Marine-Debatte im deutschen Reichstage.

Army and Navy Journal Nr. 1900. Gebt das Schiff nicht auf.

Zollschitf- 1 kirnst. Zusainnu'nwirkcn von ArnK'c und Marin«' in Manila. - Naiuungsmittol als Kriegskontrebande. Nrue KaiiuiK ii. Amerika als eine Weltmacht. Die Expansion des britischen Reiche.

Emplehlenswerte Steine lür Trockendocks. Nr. 1901. Die Zukunft Chinas. Bin elektrisches Qeschfltz. Bnglands Probestunde. Das Neueste von Manila. Bericht über die Torpedoboote. Hr. 1002. Das Gefecht des Kanonenbootes «Urdaneta** bei Manila. Scheiben- schiefisen für die Marine. Der Ruf nach Schlachtschiffen. Das Neueste von Manila. Das Eingreifen der Marine in Manila. Nr. 1008. Unsere internen Wasserwege. Der Nicaragua-Kanal- Vertrag. Die Hevölkerung von Kuba und Porto-Rico. - Sanitätsdienst im südlichen Luzon. iMe Marine-Akademie. l>ie Marinen der Welt.

Uivista marittinia. (Januar 1900.) Die Scharfschützen an i^ord.

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Umsobau in der Militär-Littoratur.

125

Kolonialkrieg^. Die Geflchwindigkeit in der Seetaictilc. Der Bin- flufs der Handelsmarine. Die Kohlen •Kriats. Scliifia -Kollisionen.

Die Kapitäno in Italien und in Deutschland. Fischeroi und Wasser- kultur. — E.xplüsionen, hervorgerufen durch gewöhnliche Substanzen.

Die batometrischen Kosultate der belgischen Antarcii( - Expedition.

Honderheft der 3iarine-Kundschau, enthaltend den Kntwurf einer Novelle zum (ies«»tze. betrellfiul die deutsche Flotte vom 10. April 1898, nebst Begründung und Anlairen und angtd'ügter BeUage: Die Steigerung der deutschen Seeinteres.seu von 189G— 18i>8. Berlin 1900. E. Ö. Mittler & Sohn.

Es ist ein entschieden glücklicher Gedanke gewesen, dies Sonder- heft jetzt herauszugeben, wo die Frage der PLottenTermehrung im ganzen deutschen Reiche alles l'brige. sogar das Interesse am Transvaalkrlege. beherrscht. HotTentlich wird das Heft eine aufser- ordentliche Verbreitung finden, dann kann nicht ausbleiben, dafs sieh auch die l nentsehiedenen odei auch (iegiier ;iuf Seiten der Regierung Stellen, denn in der That ist die Flotlcnvermehrung uns bitter not. Zu bedauern ist nur. dafs das Hefl ei*st jetzt herauskommt, wo die Verhandlungen des Reichstages dicht vor der Thüre stehen. Ein früheres Erscheinen wäre ein nicht zu untersohlltzendes Agitations- mlitel mehr gewesen. Namentlich der Anhang »die Entwickelung des deutschen Seeverkehrs* mit seinem ausgezeichneten und kolossal umfangreichen statistischen Material ist überaus interessant. Aus dem Inhalte desselben sei folgendes hervorgehoben: L Teil: Bevölkerungsbewegung.

TT.

M

Der Aufsenhandel, speziell Seehandel.

III.

Der deutsche Schitlahrtsverkehr.

IV.

Die deutsche Khederei.

V.

Entwickelung des deutschen Schillsbaues.

VI.

M

Hafenwesen.

VII.

n

Die deutsche Hochseefischerei.

vm.

m

Kabelwesen.

IX.

Kolonien.

Jeder dieser Teile zerfallt wieder in mehrere Sonderkapitel, so dafe ca. 90 Seiten Text auf diesen Anhang entfallen. Es kann Jedermann die Lektüre dieses Sonderheftes nur dringend angeraten werden.

Marine-Taschenbuch IlKMK Herausgegeben von August Bockel, im Selbstverläge. Kiel 19UJ. Das vorliegende Taschenbuch erscheint in diesem Jahre zum ersten Male und kann nur anerkennend begrüfst werden. Es bringt alle tüi- das Mai ine-Personal wichtigen Bestimmungen und interessanten Angaben, wie die Laufbahnen der einzelnen Chargen, Qehalter, Uniförmierung, Verpflegung, organisatorische Bestimmungen, Geschftftsverkehr, Liste der Kriegsschiffe mit Plänen, allgemein für den Seemann wissenswerte Angaben etc., so dafs es sich zweifellos in Marinekreisen viele Freunde erwerben wild. Die Mitwirkung von Fach- leuten sichert dem Taschenbuch gediegenen Inhalt.

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126

ümselttii fai An Hilitilr-Uttefatar.

Monkol Sbenik. Pebfuar 1900. Hr. 2. Offizieller Teil:

Verzeichnis der Kriegsschiffe in fremden Gewässern. Auf dem Wege zum Stillon Ocean befinden sich: Geschwaderpanzerschiff „Petropowlowsk'' (643 Mann Hes.. 52 Gesch.). Kreuzer I. KI. ^Admiral NachimoW (522 Mann. 42 Gesch.) und Kanonenboot .Giljak" (170 Mann. 16 Gesch. I, wahrend aus dem Stillen Ocoan zunickkehrt: Kreuzerl. Kl. „Pomjaiz Asowa". Verzeichnis der I)ampfer der freiwilligen Flotte. Das Verzeichnis führt 14 DampfschilVe auf. von denen jt-doch nur & eine Geschwindigkeit von 18*/« bis 20 Knoten haben, während die Schnelligkeit der Übrigen 13 Knoten und weniger beträgt.

Nichtoffizieller Teil: Villeneuve und Cervera(au8 dem Franz.).

Die Schlacht bei Tschesma und die russische Flotte hn Jahre 1769.

Die Fürsorge der deutschen Verwaltung für die Arbeiter auf Staats- werften. — Die Fähiijkeit der Sprenggeschosse. Holz zu entzünden.

Bemerkungen über Hydrographie.

lY. Yeneielmis der zur Bespreehimg eingegaBgenei Bücher.

(Die ein^eixangen^n Iluciior «rfabren pine I<i>«pr«obung nach MaCHgabe ihrer Redentaif ojld d»a «rr- ragkwm Raum«. Ein« VerpfUektung. jede« eiagebrad« Haeii sa bM^raehta. ibeminmt di* Uituff der ^ahi1il«h*t" aiokt. d«oh w«d»B dl« Titel ■tatUohm Btakw mbftAagab« da« PntoM

Bti&m diMOT nitgwtoilt ««rd« » kl*r TwtnvrU. Bta* BtclMadiiDf vm Bl«kM» tadM Biefet •!■».)

1. Das Meer als <|velle der VSlkergrSflse. Eine politisch-geo-

graphische Studie von Friedrich Ratzel. München u. Leipzig 1900. a Oldenbourg. Preis 1.20 Mk.

2. Biographische Volksbücher : 1. Heinrich Schliemann und seine Homerische Welt von Ur. J, Nelson. Mit 20 Abbildun<ren. 2. Thomas Alva Edison, der Krfinder. von Fi'anz Pähl. Preis je 1 Mk.. geb. 1.2.Ö Mk. Leipzig. R. VoiLahinders Verlag.

IL Der Krieg in Siid-Ai'riku 1H99/1900 uud seine Vorgeschichte. Bearbeitet von A. v. Müller, Oberleutnant. Mit zahlreichen Karten. Skizzen und Anlagen. I. Teil. Vorgeschichte und Kriegsereignisse bis zum Bintreifen des englischen Bxpeditions - Korps. Berlin 1900. Liebeische Buchhandlung. Preis 2 Mk. II. Teil. Der Oraige-Modder- Feldzug. Stonnberg und Colesbcrg. I )er Tugola-Feldzug. Preis 1 ..')0 ^fk.

4, La guerre avec l'Angleterre. (Leutnant X. . . .) Politique navale de ia France. Paris 1900. Berger- Levrault et Cie., editeurs. Preis 3 fr.

5. Uuerre hispano-americaine 1898. La ,o:uerre .sur mer et .ses leQons par A. T. Malian. Traduit de langlais avec lautorisation de Tauteur par le comte A. de Diesbach. Paris 1900. hJerger-Levrault et Gie., ^teuis. Preis 4 fr.

II. La d^Bse aarale par B. Lockroy. Paris 1900. Berger- Levrault et Cie., editeurs. Preis 6 fr.

7. W. Roth's Jahresbericht über die Leistungen md F^rtsehritte auf dem Gebiete des Militär-Hanitätswesens. Herausgegeben von der Redaktion der Deutschen militärürztlichen Zeitfichriit. XXIV. Jahrgang.

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Umachau in der Militär-LitU-ralur.

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Bericht fflr das Jahr 1896. Supplementband zur Deutschen iniHt£r- ärztlichen Zeitschrift BerUn 1899. B. S. Mittler Sohn. Preis 4,50 Mk.

8. Die Leibesübung^en und ihr« Bedevtnuf? für die Gesundheit.

Von Prot. Dr. R. Zander. Mit 19 Abbildunc^cn im Text und auf Tafeln. Leipzig 1900. G. Toubnor Preis gebd. l.lf) Mk.

9. Das strate^sche uud laktisi'hp Zusammenwirken von Heer und Flotte. Von v, Janson. Gcm'ialhnitnant z. D. 1. Heft. Berlin 1900. E. S. Mittler & Sohn. IVois 1,Ö0 Mk.

10. Die heutige Grundlage der deutschen Wehrkraft von Ligo Brentano und Robert Kuczynski. Stuttgart 1900. J. C. Cotta Nach- folger. Preis 8.50 Mk.

11. Fflr Dentsehlaads Kraft war See. Aufsatze aus der Deutschen Flotten-Zeitung «Überall". Beriin 1900. E. S. Mittler k Sohn.

12. RptraehtungeB fiber die Zukunft dos irieehanischeii Zuges fiir den Transport auf Landstrafsen, hauptsächlich über seine Vor- wendbarkoit im Krioir<\ Angestellt auf (irum] 'ler in der pinschlä^iixeti Litteratur niederirelei^ieu Erfahrungen von <> Lay riz, Oberstleutnant z. l Mit 20 Abbildungen im Text, lierlin IIKX). E. S, Mittler k Sohn. Preis 1.75 Mk.

13. Beschreibung der (Garnison Frankfurt a. 0. vom Standpunkte ier tlesttiidiieltspllege «ui aa^gestellt. Mit 1 Abbildung im Text, 8 Anlagen. 2 Kartenbeilagen und 64 Tafeln. Berlin 1899. B. S. Mittler & Sohn. Preis 9 Mk.

14. Das Entfenmngssehitsen der Infanterie. Wie können wir die LtMstun.tren im Entfernungsschätzen erhöhen und die Fertigkeit am einfachsten beurteilen? Von J. Stark, Hauptmann. Neuburg a. D. 1900. Griessmayersche Buchhd.

1.5. Nautiscli-Teehnisches Wörterbuch der Marine. Deutscli. Italieni.sch. F'ranzösisch und Englisch. Herausgegeben ven der Redaktion der „Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens", lirganzuiiy; /um ersten BanOe. Bearbeitet von Julius Heinz. Pola 1900. Verlag der Redaktion der «Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens**.

16. Fortsehritte imd YerSiideniiigeii im Gebiete des Woffen- wesess im der ■eMSaten Zeit. (Als Ergänzung und Portsetzung der gemeinfafeliohen WafTenlohre.) Von W. Witte, Oberst z. D. Mit Abbildungen im Text. Zweite völlig umgearbeitete Auflage. In drei Teilen. Herlin IW» I.i. l.elsclie Buchh. Preis 8 Mk.

17. Die russische Armee in Kinzelsehriftcn. Von Freiherr v( n Tot tau. Hauptmann. Heft 5—-'^ Herlin 1899. Liebeische Buchh. Heft h: Kampfmittel und Gefecht der FeUhutillerie. Preis 1,50 .Mk. Heft 6: Ausbildung der Infanterie, unter besonderer Berücksichtigung der Schiefsvorschrift vom Jalire 1899. Preis 2 Mk. Heft 7: Ausbildung der Kavallerie. Preis 2 Mk. Heft 8: Ausbildung und Gefecht der Kasaken auf Grund des Kasaken-Reglements vom Jahre 1899. Preis 1,00 Mk.

18. Wie lernt mu Instruieren I Eine Anleitung filr den Betrieb

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Umschau in der Militär-Litterator.

des Dienstunterrichts. Für Offiziere und Unterofiiziere verf^t von T. Klafs, Major. Zweite Auflage. Berlin 1900. Liebeisohe Buchh.

19. InstruktloA über KorporalschaflsfÜhning für junge Ualei^ Offiziere und Reserve-Unterofflziers-Aspiranten. Von Sasse, Oberst leutnant. 5. Auflatr»' Berlin 1900. Liebelscho Buchh. Preis 30 Pf.

20. Die Trinlisitton im Heere. Kin«* Ansprache an die Offiziers- liauen von einem Kavalleneoltizier a. D. Alt» Manuskript gedruckt Verlatc von o. V. Böhniert, Dre.sden 1900.

21. Santa Barbara. Seiner Waffe. Ai üllerie-Oberleutnant Rözsjl Wien 1900. Im Selbstverlage des YeTfassers.

22. Der Krieg in SfidaIHka. Nacli den besten vorhandenen Quellra bearbeitet von v. Kunowski, Hauptmann, und Pretzdorff. Ober> leutnant. Erster Teil: Die Vorgeschichte des Krieges und die Kriegs- ereiirnisse bis SchluTs des Jahres 1899. Leipzig 1900. Zuckschwerdt u. Co. Preis 1..^0 Mk.

2:j. Lehrgang der Kurzschrift nach dem System der vereintachten deutsciion Steiioß:raphie zum .^t'l!).>^tünterricht und (iebrauch an Kapi- tulantenschuleii von .\. v, Wittken. Berlin 1900. i.iebelsche Buchh.

24. Die königlich preufsische Infanterie -Schiefssehule. Unter Zugrundelegung amtlicher Quellen im Auftrage des Kummandos der Inftnterie>Schiefs8chule bearbeitet von Th, Wagner, Hauptmann. Mit drei Plänen in Steindruck. Berlin 1900. E. S. Blittler k Sohn. Preis 6 Mk.

25. Ein Schlachtenangriff im Lichte neuerer Kriegsgeschichte. II. Theil von: „Der SchlachtenangrilT im Lichte der Schlichtingschen Grundsätze und der Boguslawski'schen Betrachtuntr^'n". Von W. von Scherff, General dei- Infanterie /,. L). Mit einer «Skizze im Text Berlin 1900. B. Eisenschmidt. Pn is 5 Mk.

26. Kuba und der Krieg. Von J. Herrings. Eine Darstellung der Ereignisse während des spanisch-Hmerikanischen Krieges nach eigener Anschauung des Verfnssers, sowie ein Leitfbden fttr „Kuba- Lustige''. New- York 1899. Ohas. Wildermann.

27. H. Kleiiis Lehrbach f6r UiiifonnsehiieUlMr xur Selbsl* belehrung. Teil II: Die Uniformen des deutschen Reichs-Heeres und d<>r kaiserlichen Marine. 2. Auflage. Preis 8 Mk. H. Kleins Verlag, Dresden- N.

28. Unifurmenkunde. Lose Blätter zur Geschichte der Entwickelung der militärischen Tracht. Herausgegeben, gezeichnet und mit kurzem Texte versehen von K. Knütel. Bd. .\. Heft 5 und 6. Rathenow 1899. M. Babenzien. Preis jeden Heftes 1,50 Mk.

Druck von A. W. Hayn« Brben, Berlin and Poitdnm.

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xn.

Dis 3. Kavallerie-Division im Kriege 1870—71.

Jink, Büfandster a. D.

(Fortaetsung.)

V.

Oegren Amu-Cambral und b«l Bapaume. General Faidberbe eneiohte mit der znrttokgebenden Armee am 24. Dezember nocb Albert und die Oegead nördlich and wesüieh davon. Die in letzterer Richtung am Dächsten der Hallne zo ge- legenen Orte VarenneSySenlis, LaTi^ville and Baire waren immerhin von derselben schon gegen zwei Meilen entfernt Da kann es denn nicht Wander nehmen, data die am 25. erat im Laufe des Vornüttagg in Marsch gehetzten prenfsischen Trappen, wenn aneh noeb mehrere hundert Nachzügler, so doch geschlossene Abteilangen des Gegners niebt mehr antrafen. General Goeben gelangte mit der 30. Brigade der 15. Division nach Albert die 29. kam nach Querrienx , der 16. nach Boazincourt and Gegend, Avantgarde Aveluy und den ibr beig^^benen Teilen der 3. Kavallerie-Division nach Senlis. Die tags vorher noch aaf dem Schlachtfelde eingetroffene kombinierte Garde-Kavallerie-Brigade (General-Leutnant Prinz Albrecht, Sohn) folgte von Amiens bis Baizieux. Selbst den noch Uber die Avantgarden hinaus vorgehenden Patroaillen, so einer des Leotnants der Reserve Staettler der 9. Hasaren von Aveluy nach Mesnil, gelang es nicht, fest- snstellen, ob die feindlichen Streitkräfte aaf Arras oder auf Cambrai zurückgegangen waren. Das Thermometer war an diesem Ta^-e bis auf 1 unter Null gesunken, es wehte ein eisiger, scharfer Nordostwind, der die Glieder erstarren machte, und jedem Teilnehmer am Feldzuge durfte dieser Tag dadurch noch in ebenso frischer Erinnernng geblieben sein, wie deijenige des Regenbiwaks in der Nacht vom 10. zum IL August desselben Jahres. Am 2ü. Dezember setzte das VIII. Armee- korps den N'ormarscb in breiter Front derart fort, dafs die 15. Division mit der 30. Brigade und dem Königs-Husaren-Kegiment Bapanme,

Jihrbftakar Oi di« dratmk« Am«« aad MjoiM. Bd. 11«. 9. 9

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Die 8. Kavallerie-Division im Kriege 1870—71.

die 29. die Gegend von k Sars^ die 16. DiyisioD mit der 32. Brigade and 2 Eekadrons (8. nnd 4.) 9. HoBsren die Aebiete nnd Gegend nnd der 31. Brigade, sowie der 1. und 2. Eskadron der 9. Hnsaren nnd der 3. Kayallerie-DiTiBion Boeqaoy und Gegcud, wesftlieh bis Hannescamps nnd nördlich bis Donchy, erreiolite. Znr Anftlttmng war die 3. Ka?aUerie-DiviBion anf der groisen Strabe gegen Anas Yorgegangen nnd fand Boiiy noch besetzt. Einige Schnls der Batterie liatten indes die baldige Bttoronng des Ortes znr Folge. Obgleich nnn ant der ganzen Front Patronillen bis in die Vorstädte von Arras streüten nnd anch noch Gefangene gemacht wurden, befand man sich gerade darum besttglich der flanptrttckzugslinie des Fdndes im Irrtum. Man glaubte, dieselbe auf Cambrai annehmen su sollen. Das G^s der feindlichen Armee war aber thatsächlich auf Arras snrttck- gegangen nnd nahm hinter der Scarpe swisohen Famponz nnd Oorbehem Stellung nut dem Hauptquartier in Vitiy-en Artois. So &nd sich denn auch die ganze Gegend westlicb yon Airas bis zur Scaipe hin und selbst Uber diese noch hinaus frei vom Feinde. Diese Unkenntnis vom Feinde zeigt am deutlichsten, wie schwer die «Eavallerie-Didsion** gesttndigt hatte, da(h sie nichts gethan, den Abmarecb des Feindes am 24. zu erkennen und sich ihm denn doch wenigstens anzuhängen. Die Garde-KaTallerie-Brigade, die durch das lU. Bataillon 8a Regiments und die 1. leitende Batterie (YHL) Tcrstärkt und damit anter den Befehl des Generals Graf t. d. Groeben gestellt worden war^ kam anf den rechten Flügel der Armee nach Sallly-Sailiisel and Gegend and streifte gegen Gambrai Diese Auf- stellnng wurde infolge der sich allmählich kittrenden Sachlage, dafs der Feind mehr nach Dooai hin stehe, am 28. dabin geändert, dafo die 29. Brigade an Stelle des Detachements Graf Groeben rttckte, welches seinerseits nach Fins verlegt wurde. Eretere dehnte sich demnächst bb Bertinconrt aus. Der also ^egen die französische Nordarmee genommenen Aufstellung, hatte sich dann auch am 27. seitens des Detachements Mirus und der Division Senden die Ein- schliefinmg Pöronne's angeschlossen, die ihren Fortgang um so an- gestörtor nehmen konnte, als auf eine Versannnlnng der Haoptkräfte der L. Armee bei BeanTais seitens des groisen Uanptquartiers definitiF Verzicht geleistet wurde.

Qencnral v. Mirus hatte am 25. mit dem Gros der ursprünglichen Armeereserve Corbie erreicht. Dort stiel's auch das in Amiens abgelöste IL Bataillon 44. Regiments zu ihm. Ein Detachemeni, bestehend aus L/4. nnd *ltl.l\J. 5 anter Oberst v. Tietzen a. Hennig wurde noch selbigen Tages in die veränderte Marschrichtung nach Warfus^e-Abancourt TOrgeschoben, desgleichen eine aus der 2. und 4. Eskadron der

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Die 8. KaTftllerie-DiTision im Kriege 1870—71.

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6. Ulanen kombinierte Eskadron unter Rittmeister v. Lnck anr £r- knndnng des reehten Somme-Ufers entsandt Als aber am 26. ans dem Hauptquartier lianteuffel's zu Biay Befehl erging, dato das Truppenkoips des Generals Mirus folgenden Tages Pöronne von Norden und Westen einausohlietoi habe, wührend das auf den beiden anderen Seiten seitens der Division Senden gesefaeben werde, wurde das Detaohement Tietaen ron Eströes ans in die Linie Herb^urt- Villers-Carbonnel gegen P6ronne voigeschoben, indefli das Gros von Foncanoourt Uber Bray abmaischierte. Die beiden gegen P^ronne stehengebliebenen Eskadrons der 14. Ulanen hatten berdts am 25. dem weiteren Drängen der Pöronne'er Mobilgarden nachgeben mttssen und waren von Möharioonrt nach Warvillers zurückgegangen. Als aber dort am folgenden Tage die Nachricht des Vorgehens gegen Pdronne eintraf, gingen die beiden Eskadrons vrieder nach M^aricoort vor, um vom 2& ab Uber Boves, Franvillers, Albert am 31. in Serre in den Divisions- Verband znrUcksukehren.

Die ersten, die Ton Norden her vor Peronne erschienen, waren die 6. Ulanen, die stob in der Avantgarde befanden und deren Toten - Eskadron (2.) die meisten hier liegenden Dörfer noch besetzt fand. Gegen die Ubetgänge des Tortille-Baches bei Allaines and Moislains waren mit je 3 Pferden der Portepee-Fähnrich v. Bemntb und der Sergeant Schnittker vorgeschickt worden. Bei ersterem Orte stieÜBen die beiden Patrouillen \Yieder zusammen. Der Sergeant machte daran! aufmerksam, dafs seitwärts des Dorfes sich eine etwa 20 Mann starke feindliche Intanterie- Abteilung, wie es scheine im A^^^ng auf Peronne begriffen, befände. Nachdem der Fälmrich sich von der Tiiatsaohe persönlich Uber/.eogt hatte, näherte er sich' mit der gesamten Mannschaft, durch einen Hohlweg gedeckt, dem Feinde, der in schneidiger Attacke gesprengt wurde. 10 Mann wurden zu Gefangenen gemacht. Der fciergeant erhielt das eiserne Kreuz, der Fähnrich, der sich in dieser Beziehung mit Anderen trösten mufs, aber nicht. Die Avantgarden-Infanterie besetzte den Tortille-Bach von Allaines bis zu dessen Einmündung in die Sorame unweit Halle. Die Ulanen Eskadrons erhielten durehgehends Ortsunter kunfk, hatten aber auf dem linken Flügel 2 Feldwachen gegen Peronne vor- geschoben. Das Gros befand sich in Clery. Bereits am 29. wurde das Truppenkorps des Generals v. Mirus durch ö Bataillone der 31. Brigade ab- und damit zu gleicher Zeit aufgelöst General v. Mirus kehrte mit dem 5. Ulanen-Regimente am :U in den Verband der 3. Kavallerie-Division zurtlck, die nun wieder bis auf die 7. Ulanen vollzählig war. Wenden wir uns vorerst diesen zu.

Die am 23. Dezembei von Picquigny auf Abbeville znr Erkundung

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Die 3. Kavailerie-Divisiua im Kriege 1&70 71.

entsandte 2. Eekadion derselben war berdts bei Hangest-enr-Somme anf etwa SOO Mobilgarden gestoben, welche deh snnSehit in das Dorf warfen, dann aber anf Conde-Folie abzogen. Die am nSehsten Tage von la Chaussee aus ebenfiüls zur SrkunduDg gegen AbbeWUe Torgebende 1. Eskadron stiele in AiUy-ie H4 Cloeber anf Mobil- garden. Mit der daraufhin stattfindenden Zuteilung des Fttsilier- Bataillons 70. Begiments unter Hani»tnuuui am Ende am 25. Dezember hatte Oberstleutnant t. Pestel Befehl erhalten, sieh als „fliegende Kolonne" zu betrachten und das ganze Gelände gegen AbbeviUe hfai Ton Freischaareo zu säubern, den Telegraphen von dort nach Ams und Hesdin, sowie auch die nach Boulogne fthrende Eisenbahn zu zerstören. Von Picquigny ging am 26. Dezember die 9. Kompagnie mit der 2. Eskadron zur Erkundung nach Hangest-sur-Somme ror. Die von dort Torgetriebenen Patrouillen erhielten aber, sowohl bei Conde-Folie ab auch bei Longpre-les Corps Saints Feuer. Am 27. marschierte Oberstleutnaut t. Pestel unter Zurtteklassung der 9. Kompagnie und der 2. Eskadron in Hangest nach Flixeoonrt, von wo die 3. Eskadron mit einer Kompagnie auf Ailljr weiter vorging. Ais TEtoile aber bereits besetEt gefunden wurde, folgte Oberstleutnant T. Pestel mit dem Gros in dieser Richtung. Der bei TEtoile be- findliche, etwa 2 Kompagnien starke Feind, gab vor der aus- schwärmenden 10. Kompagnie seine Stellung auf und ging auf das linke Somme-Ufer Uber, die Brttcke hbter sich zerstörend. Das Detachement kehrte nach FUzeconrt zurück. Die Ortschaften Longpre- les Corps Saints und Cond6-Folie sollten von 8 Bataillonen Mobiler besetzt sein. Oegen ersteren Ort wandte sich am folgenden Tage ttber Molliens-Vidame and Airaines Oberstleutnant y. Pestel. Der Eingang des vom 1. Bataillon des 7. Rq;iment8 der Mobüisieiten du Nord (Orehies) besetzten Ortes wurde um 2 Uhr im ersten An- lauf von der 11. Kompagnie genommen. Im Orte selbst aber entspann sich ein tiartaiäckiger Häuserkampf, an dem sich zahlreiche F^inwobner beteiligten, so dals auch die 12. Kompagnie in Thätijrkfit treten mufsto, die sich insbesondere des ebenfalls besetsten Kirchhofes und der Kirche bemächtigte. Die 10. Kompagnie war am Eingange des Ortes in Reserve geblieben, die Ulanen hielten seitwärts desselben. .\ls der Kampf im Dorfinnern noch tobte, wurde der Anmarsch eines feindlichen Bataillons von Cond6-Fülie her gemeldet. Es waren 3 Kompagnien des 4. Bataillons der Mobilen du Pas-de Calais, welche TOr dem tou Hangest her anruckenden Detachement Heinicben zurtlckgingen. Die Ulanen schickten sich zor Attacke an, als das ..Bataillon^', ohne einen Schuls zu than, einfach davonlief. Was bei dem tiefen Schnee, welcher die Bewegung zu Pferde aulser-

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Die 8. Kavallerie-IHviaion im Kriege lö70 71.

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ordentlich beeinträchtigte, erreicht werden konnte, wurde nieder- gemacht oder gefangen genommen. Als nun aber von Conde her das Eingreifen der 9. Kompagnie sich geltend machte, suchte der Feind sein Heil in wUder Flucht anch aus Longpre heraus. Die ▼erfolgenden, dam besonders stark gemachten KaTalleriepatrouilleu steigerten die Niederlage des Feindes £ut rar Vernichtung. Naeh Lehaoleomrt betrog der Clesamtrerlnst der Franzosen gegen 300 Mann, davon 250 Mann Gefangene. Die 70er Fttsiliere nahmen 1 Major, 3 Kapitäns, 6 Lentnants nnd 220 Mann gefangen und erbeuteten 8 Fahnen. Von den am Kampfe beteiligt gewesenen Bauern wnrden Qeliaagene nicht gemaebi Der diesseitige Verlast betrog 1 Mann tot, 1 OflBzierdienstUiner, Viaefeldwebel £manael, nnd 3 Mann ver- woDdet Die Ulanen hatten gar keinen Verwundeten; der Leutnant Frbr. v. Sinner hatte sieb aber doreh Sturz mit dem Pferde nicht nneibeblicb verletEi Am 29. langte in Bapaume, woselbst General y. Goeben sein HaupKiuartier hatte, die Kunde von dem errungenen Eriolge aa Pestel meldete, er iiabe eine feindliche Abteilung an- gegriffen und „kdstlich'' geseblagen mit nur geringem eigenen Verlust, es seien aber ein Bataillonskommandeur, 9 Offiziere und 250 Mann zu Gefangenen gemacht worden. Damach hätte der Feind also noch etwa 50 Mann an Toten und Verwundeten eingebttlst Am 29. Dezember marschierte das vereinigte Detachement wieder Uber die Summe zurttek nach Domart-les Fonthieu und am folgenden Tage naeh St Biquier, mit schon nördlicher Abweichung östliob Abbeville gelegen. Leutnant der Beserve Karcher der 7. Ulanen wurde ent- sandt, den Kommandanten zur Übergabe des nicht mehr als Festung in Stand gehaltenen Platzes aufzufordern; Oberstleutnant Plancassagne ▼erweigerte die Übergabe. Die Garnison zählte gegen 3000 Mobilgarden und Mobilisierte, das Bataillon des 91. Linien-Begiments war an die Armee herangezogen worden. In der folgenden Nacht trafen aber Ver- störknngen aus Lille ein und mit ihnen General Babouin, welcher das Kommando ttbemahm nnd die Verteidigung organisierte. Am 31. er- reichte das Detachement Pestel Gr^cy-en-Ponthien nOrdlich Abbeville. Am 1. Januar unterbrach Bittmeister v. d. Osten mit seiner Eskadron (4.) nnd einer unter Leutnant Pappritz aus Eisenbahnarbeitern etc. zusammengesetzten Abteilung 70er bei Bue die Eisenbahn- nnd Telegraphenyerbindung von Abberille naeh Boulogne, wobei der Fäsüier Berg I. durch eine umstUrzende Telegraphenstange tödlich Terletzt wurde. Die sonstigen Unternehmungen am Neujahrstage galten der Franktireurssuche in den Nachbarorten. Dabei war aut eine Ulanen-Patrouille aus einem Hause in Machiel geschossen worden. Durch einen Zug der 9. Kompagnie wurde das Hans niedergebrannt.

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Die a. Kavallerie-Divisioa im Kriege 1870—71.

Das Detaobement marsohiexte noeh selbigen Tages nach Anxj'le Chftteaa, wo die Yerbindnng mit dem Detaobement Lölsberg ber- gestellt worde, auf das wir an anderer Stelle liommen werden. Am a Januar marsebierte Oberstleutnant t. Pestel Ober Domart-les Ponibieu naeb Piequigny. Von hier wurde die 2. Esl^adron (v. Lack) nach Beiloy Torgeschoben und patrouillierte nach Longprö und Monflers. Am 6. marschierte das Detacbement unter ZnrUcklassung der 4. Eskadron in Piequigny naeb Villers Bocage und am folgenden Tage nach Acbeux, um Ton dort aus im wieder engerem An- sohlttis an die 3. Ea?allerie*Division gegen Arras und Doullens zu siohem und au&nidttren. Doeh jetzt zu dieser selbst wieder zurttek* Nack dem Abmärsche der 5 Bataillone der 31. Brigade, sowie auch der noch hier befindlichen 70er Musketiere zur Besetzung Ton Amiens, blieben von der 16. Diyision als kombinierte 32. Brigade, deren Führung sdt dem 27. Dezember dem Obersten r. Hertzberg vom 68. Regiment übertragen worden war, nur noch das 40. Regiment, das I./69., welches sich zur Zeit des Abmarsches der 31. Brigade bei dem gegen Leus entsandten Detaobement des Obersten r. Wittieh befand, das 9. Husaren-Regiment ond die 6. schwere sowie 6. leiebte Batterie VUI. znrttck. Das UI./40. wurde yon Bihnconrt nach Buequoy verlegt, die 11. Kompagnie naeb AblainzeTelle vorgeschoben. Auch der Infanterie-Brigadestab siedelte am 30. nach Bncqnoy über. Nachdem nun die unmittelbar sUdlich Arras gelegenen Orte Beaurains üivl Arhieourt Ton den Franzosen wieder l)esetzt worden waren, auch in den folgenden Tagen westlich des Platzes sich eine gröbere Rührigkeit seitens des Feindes zeigte, wur lt n am ?>1. dir 11. Kom- pagnie mit der 2. Eskadron der :>. Ulanen nach Ayette und die 12. Komfiagnie mit der 4. Eskadron derselben Ulanen nach Monchy vorgeschoben und ein Detachement unter General v. Miras, bestehend aus dem am 30. nach Bavincourt zurückgekehrten Bataillone des 69. Kegiments, dem Kürassier-Regiment und einem Zuge Artillerie nach dorthin und la Cauchnc zur Beobachtung der Strafse von Arras nach Doullens entsandt. \ on der 9. Kompagnie 40. Regiments worden je ein Zug nach Les Essarts-Bucquoy nnd Puisienx detachiert. General Graf Groeben hatte das Kommando dieses Flügels über- nommen. General t. Goeben hatte sein Hauptquartier nach Combles verlegt, um Pdronne näher zu sein. Als dann am 1. Januar das L/40. mit dem Uegimentsstabe aaf dem Marsche von Acbiet-le Grand nach Buequoy sich befand, ging die Meldung ein, der Feind habe Kansart und Baiileulmont stark besetzt und die 12./40. bei Monchy heftig angegriffen. General Graf zu Dohna wurde dadaroh veranlatst, unter Festhaltang von Ayette und Monchy, dessen Besetzung durch

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Die 8. Kavallerle-Dlvisioo in Kilefe 1870—71. 135

die auf HanneBcampe dirigiertea 1. 4./40. unter Migor Frhr. t. Rosen eventnell sn yentärken gewesen wttre, das gaose Detaohement nm 10 mir m alannieren nnd bei Pnisienx sa kmentrieren« üie Meldung Ton einem Angriff anf Moncby erwies sieb indessen als fiüsob. Higor V. Bosen lekognosderte noeb bis la Canobne, welebes er vom Deteobement des Genends y. Miros besetatt £uid. Dieser besetite später Bienyillers-aux Bois. GeDeral Graf v. d. Gioeben befabl endlich am 4 Ubr das Abrttcken in die Qoartiere. Das Gros marschierte nach ßacqooy, die 10./40. Terblieb mit einigen Eskadrons in Puisieox. In vorderster Linie iiamen: Mach Ayette die 11. Kom- pagnie mit der 2. Eskadron der 5. Ulanen, nach les Essarts-Bneqnoy 1 Zag der 9./40. und nach Uannescamps Migor Frhr. v. Rosen mit 1. 4./40. und der Begiment^stab der 5. Ulanen mit deren 4. Eskadron. Die 1. Eskadron war naob Donilens detachiert worden. An der den Alarm bei Bucqaoy veranlassenden Meldung war thatsächlich etwas Wahres. Die französische Nordarniee hatte am 31. Dezember bereits zwischen der StraÜBe TOn Arras-Donilens nnd der Scaipe behufs V'ersammlung som Vormarsch anf P6ronne Bewegungen ausgeführt Westlich Arras nnd der Bahn Ton dort nach Amiens gelangte das XXII. französische Korps mit der 1. Division nach Beaumetz-les Loges, Riviöres-Grosville und Wailiy, mit der 2. nach Dainviile, Achicourt nnd Agny. Am 1. Jannar fanden dann Vorsehiebnngen bezw. Erkundungen anf den am 2. Januar festgesetzten Vormarsch der Armee statt. Gerade derartige Bewegnngen auf feindlicher Seite sind bezüglich ihres Zieles schwer zn erkennen, die Thätigkeit derPatroaillen war aber eine nicht weit genug gehende, weil sie eben mehr der eigenen iSicherung, denn der Aufklärung diente. Hätte man beide getrennt, dann wäre die Bewegung der Fianzosen am 31.. die mit der Besetzung der genannten Ortschaften abschlnls, nicht ganz un- bemerkt geblieben. Das war aber der Fall, denn es ist uns keine Meldung bekannt g-pworden. die das Gegenteil bekundete, auch wäre der :{]. Dezember dann nicht ohne Alarm verlaufen, ebenso wenig wie der Neujahrstag. An diesem waren die 4. Kompagnie (59er (Preniie r- Leutnant Pfeiffer) und '/i 1-^ '/» •5- und 4. Kürassier- Eskadron unter Kittmeister v. Lölsberg von Bavincourt niit dem Auf- trage entsandt worden, die Verbindung mit dem bei Abijeville streifenden Detachement Pestel aufzusuchen. Von diesem schreibt General V. Goeben an seine Gemahlin unter di 111 31. Dezember: „Pestel macht mir Sorge, da er gar zu weit gi ht und sein Detachement dadurch sehr exponiert. Das ist immer die Gefahr bei solchen fliegenden Korps. Er meldet gestern, dals er in Domart sei, weiter auf St. Kiquier rttcke, sich von dort auf Ciecy und dann aui

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Die 8. KAvallArie-DMskHi im Kriege 1870-.7i.

NoüvioD wenden wolle. Werde mich freuen, wenn ich ihn erst indder glttoklieh in der Hand habe. Ich habe nau befohlen, dals morgen von meinem linken Flttgel aas starke Patrooillen auf Bernaville and Aoxy-leChateäD gehen, nm ihm wenigstens eine moralische

ünterstützang zu geben."

Rittmeister ?. Lofsberg hatte sein Detachement in 3 Abteilangen gegliedert, jede bestand aus */» Eskadron und einem Zuge Infanterie. Das rechte FlUgel-Detachement (Premier-Leutnant Pfeiffer) hatte über ATCSnes-le Comte und Frövent nach Auxy-le Chätean zu marschieren, wohin mit dem mittleren sich Kittmeister v. Lölsberg direkt wandte, während das linke (Premier-Leutnant v. Buchwaldt) nach BernaWUe rückte. Frövent wurde mittags erreicht. Als am Nacbnüttafr nach stattgehabter \'erpflegung der Marsch nach Auxy fortgesetzt werden sollte, wurde der Einjährig-Freiwillige Rommel der Kürassiere ver- mifst Er werde mit Stichen in Hals und Brust, ermordet, auf- gefunden. Der Maire wurde als Geisel festgenommen und ihm seine schwere Verantwortunir vorgestellt, wenn der Mörder nicht ausfreliefert werde. Bis '/,7 Uhr fand sich derselbe. Da eine Exekution bei der Dunkelheit nicht wirkuui^svoll «rewesen wäre, liefs Premier- Leutnant Pfeiti'er ihn rnit nach Auxy nehmen. Auf dem Marsehe dorthin wiirdo das Dorf Ligny von Franktireurs besetzt gefunden. Die Infanterie rückte iiu Laufschritt in dasselbe ein und vertrieb die Franktireurs. FAn Haus, aus dem noch Schüsse fielen, wurde gestürmt und die bewatiiieten Einwohner niedergemacht. Der Kürassier Thomas war tötlich verwundet worden. Um 1 1 I hr Abends wurde Auxy erreicht, in welches das Detachement Lolsberir nach einem Gefecht mit Franktireurs eingerückt war. Das Detachement Buchwaldt hatte Bernaville, ohne auf Widerstand zu stofsen, besetzt. Da Oberstleutnant v. Pestel. den wir ja auch in Auxy-le Chäteau noch selbieren Taires hatten ankommen sehen, keiner Unterstützung bedurft, rückte am andern Tage (2. Januar) Rittmeister v. Lofsberg mit dem ganzen Detachement von Auxy zunächst nach Litrny. liel's dort das Haus, aus welchem Tags vorher geschossen worden war, in Brand stecken und setzte den Marsch nach Frevent fort. Nach- dem man dort den Mörder auf dem ^larktplatze aufgehängt hatte, und aufserdem zur Strafe lOüOO Frs. gezahlt worden waren, wurde nach Bavincourt zurückuiarschiert. Man erfuhr, dafs (ieneral v. Mirus bald nach dem Abmarsch des Detachements ebenfalls abmarschiert war. Das Detachement Ubernachtete in Bavincourt, also 2 Meilen hinter dem zur Zeit bei Achiet-Ie Petit stehenden feindlichen rechten Flügel. Als Patron ill n am folgenden Tage (3. Januar) keine Verbindung mit preuisisehen Truppen finden konnten, marschierte das Detachement

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Uber Doullens nach Aniicns. Die Kürassiere fanden bereits am 5. den ADSchliifs an ihr Regiment. Erst am 10. Janaar gelang es der Kompagnie, in Fins wieder ihr Bataillon aafzutindeii. Dals von Barineoort ans am 3. Janaar die \'erbindang mit der eigenen Partei nicht gefanden wurde, läfst auf eine besonders grofse Gewandtheit im Patronillendienst gerade nicht sohiielsen. Die Brigade Graf Dohna befand sich während des ganzen Tages westlich der Stralse Arras-Aibert und gelangte sogar schliefslich nach Sailly an Bois. Es wäre aber vor allen Dingen Sache des Generals v. Miras gewesen, das Detachement Lölsberg von der Käamang Bavincoart's in Kenntnis za setzen, damit es iiaeh seiner Rückkehr dorthin nicht einer derart gefahr- vollen Lage ansp'esetzt wnrde. Beim Abmärsche aus Bavinconrt eine Avertissements-Abteilaog mrttckzalassen. wäre nicht ratsam, weil selbst za gefährdet gewesen. Man hätte aber dem Detachement eine Patrouille bis Zags stärke nach Aaxy nachsenden und ihm von dort die Richtung auf Doullens geben können, was auch aufscrdem noch seitens der 5. Ulanen, die wir am 1. Januar nach dort hatten eine Eskadron detachieren sehen, hätte geschehen können. Ein Anderes wäre es noch gewesen, wenn General \. Mirus um den feindlichen rechten Flügel herum nach Bavincourt zur eventuellen Verbindung mit dem Detachement einige Patrouillen entsandt hätte. Das wäre, wie wir aus den Ereignissen entnehmen können, ohne besondere Schwierigkeiten zu ermöglichen gewesen. Man hatte aber wohl nicht daran gedacht.

Als nun am 2. .lanuar der llv^i der 32. Brii^ade üher Bapaunie in 2 Kolonnen nach Fins zur \ erstärkung des dortii^'-cn l liiuels -regen Cambrai hin abmarschiert war, verfügte die Kavallerie-Division imr noch Uber die a Kompagnien 6J)er, war also im al!<remeinen auf ihre eigenen Kriifte. !()'/, Eskadrons mit 14:{o Pferden und (i (iejschUtzen, angewiesen. JSie postierte je eine Eskadron Ulanen in Ahlaiiizevelle und ('ourcelles-le Comte. Die in Hannescamps stehende Eskadron der ."). Flauen war durch die i./l . 14 von Serre aus abgelöst worden. Die Ablösung war kaum Ix'werk^telligt, als schon starkes Schielsen hörbar wurde. Die alarmierte Eskadron ging auf FouccjueviUers zurück und hei steter Beobachtung der feindlichen rechten Flanke bei kurzem Aufenthalt in Mirauiiiont nach IN)zi(''re8. Es wäre nun geboten gewesen, ungesäumt die ()!)er von Bienvillers nach Bucquoy heranzuziehen, was nicht geschehen zu sein seheint, denn sonst hätte doch Buc(iuov nicht so schnell geräumt zu werden brauchen, wie das alsbald geschah. Von Seiten der lö. Division war zur Verbindung mit der H. Kavallerie-Division unter dem Hauptmann Lossius ein Detachement, bestehend aus F./28., 1 Zage der 2. Eskadron Königs-

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Die 8. Ktvalloiie-DlTlBioD im Kriege 1870—71.

baBaren und 2 Gesehtttzen der 2. schweren Batterie, nach Aehiet*]e Grand entsandt worden.

Entgegen der Ansiebt eines am 31. Dezember zu Beannüns abgebaltenen Kriegsrates» an welchem sSmtliohe Generale der fransOsiscben Nordarmee teilnahmen, hatte General Faidherbe sieh zur Ergreifong der Offensive entschlossen. Es ItUst das schon den Wert des Generals Faidherbe erkennen. Der Fall ist sehr selten, dais wie hier, durch einen Kriegsrat das moralische Element in schwieriger Lage wieder gehoben wird. Aof dem rechten FlOge] hatte am 2. Januar das XXIL Korps in Divisions-Kolonnen anf Bncqnoy, an! dem linken das XXUI. ebenso gegen B^anme vor- zngehen. Es will nun scheinen, dato dieser Vormaisch prenfsiacherseits nicht rechtzeitig erkannt worden ist, denn das Erscheinen des Fdndes trägt den Charakter der Überraschong besonders anf dem linken Fittgel Von Seiten der Kavallerie-Division, die ihren Platz anf diesem Fittgel hatte, hätte der Anmarsch aber frtther erkannt werden müssen* Das wird immer verspätet geschehen, wenn das Anfklärangs- instrament wie hier nicht richtig gebandbabt wird. Nor frontal vor- gebende Patrouillen können nicht Genügendes erkennen. Einen Einblick in die Verhältnisse des Gegners kann man sich nur von der Flanke her versdiafl'en. Das hätte damals gar keine Schwierigkeiten gehabt, da der Gegner selbst keine Kavallerie hatte, die diesen Hinblick gewehrt hätte, was in Znkonft aber sicherlich geschehen und deshalb Einblick zu nehmen, schwerer sein wird. Der auf dem äufsersten rechten Fittgel der Franzosen befindlichen Di\ ision Derroja war der Weg nacbBucquoy. woselbst man dem haaptsäcblicbsten Widerstande zu begegnen glaubte, Uber iiansart und Hanneseamps, der Division du ßessol, bei welcher sich der Oberbefehlshaber anch am folgenden Tage befand, aber die greise Strafse zum Vormarsch ange- wiesen worden. Gegen */,l 1 Uhr vertrieb die erstgenannte Division die Vorjiosten der 3. Kavallerie-Division aus ihren Stelinngen südöstlich Bienvillers anx Bois. General Graf Groeben versammelte seine Truppen bei l'uisieux und nahm dann Stellung bei Miraomont, weshalb auch die Aufforderung des Generals v. Kummer an die 'S. Kavallerie-Division, die Brigade Strubberg zu degagieren, jene nicht erreichte. Die Besetzung von Miraumout, Irles und Pys mit je einer Ii'.) er Kompagnie erinnert an die Besetzung von Marcelcave in der Schlacht bei Amiens am 27. November. Auf deni preulsisehen linken Flügel befand sich nach dem Zurückgehen der ;i. KavHHerie- Division nun vorerst das l)etachenient Lossius in Achiet-le lirand. Böhagnies. nn der Strafse Arras-Bapaunie gelegen, auf welcher die Division f ayen vorging, hatte von dem einen dort befindlichen

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Die 8. Kavallerie-Divisioa im Kriege 1870 71. 139

Bataillon der 28 er Bchliebliob gerttnmt werden mttssen. Als der Angriff der IMrinon Payen In Sapignies aber endgttltig von nur 2 Bataillonen, 2 Batterien und 2 Zttgen Hnsaren abgeschlagen worden war, worde aneh Böbagnies prenJaiscberseito wieder genommen. Die Franmen gingen von hier naeb Ervillers znrttek. Die andere DiTision (Robin) des XXI1L Korps war Uber Si östlieh der

groÜBen Strafee vorgegangen, liam aber nioht Uber Mory nnd Yrancoort hinaus vor. Das in Aohiet-le Grand stehende Detachement Lossios war an Infanterie nnr noch 2 Kompagnien stark, als es von Ablatnzevelle seitens der Division dn Bessol angegriffen wurde. Es leistete einen Vft stttndigen heldenmütigen Widerstand. Und als es anf ATCsnes-lcs Bapanme abziehen roolste, worden noch die dazwischenliegenden Dörfer Bibnconrt nnd BieMllers-les-Bapanme vorllbergehend gehalten. Das Gefecht bei Aehiet-le Grand hatte anch die Division Derroja bestimmt, sieh von Bncqnoy auf Achiet-le Petit zu wenden. Der 2. Jannar war nur die Einleitung fOr den 8., an welchem die Sehlaeht bei Bapanme geschlagen wurde. Der Morgen tand das Gros der 15. Division in und um Bapanme. Es befanden sich noch, bezw. wieder von ihr besetzt Frömiconrt, Bengn&tre, Favreuil, Biefvillers nnd Grivillers. Das Tmppenkorpa des Generalleutnante Prinzen Albrecht (Sohn) hatte bei Bertincourt, die 3. Kavallerie-Division auf der Hohe unmittelbar südlich Petit Ifiraumont und die Reserve des Generals v. Goeben bei le-Transloy bezw. Sailly-Saillisel Stellung ge- nommen. Die bei letzterem Orte bestand aus 3 Bataillonen und 4 Batterien des Cemiemngskorps von Pöronne. Der Disposition geroäfis hatte die 1&. Division ihre Stellung bei Bapanme hartnäckig zu verteidigen, das Truppenkorps des Prinzen Albrecht bei Bertincourt bereit zu stehen, General Graf Groeben aber aus seiner Stellung bei Pys zur Deckung des linken Flttgels 2 Kavallerie-Regimenter und 2 Geschütze mit der bestimmten Aufgabe links zu detachieren, um „un Falle feindlichen Angriffs auf Bapanme in Flanke und Rttcken der Nord- armee vorzugehen und namentlich daselbst seine Geschtttze zur Geltung zu bringen.** Bereite frtth 7 Uhr hatte General Graf Groeben die 7. Kavallerie-Brigade mit 2 GeschlltBen der reitenden Batterie von Coureelette, woselbst dieselbe sich versammelte, gegen die französische rechte Flanke vorgehen lassen. Zum Angriffe der prenlsischen Stellung bei Bapanme am 3. Januar, einem kalten, aber trüben Tage, entwickelten sich die Franzosen zunächst in der Linie- ßihacourt-Sapignies. Von der auf dem rechten französischen Flttgei befindlichen Division Derroja hatte sich die Brigade Aynös an dem Gefechte der Division dn ßessol um Biefvillers beteiligt. Die Brigade Pittiö aber hatte sieh nach Grövillers gewandt, welches preufsiseher-

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Seite etwas später wie Biefvilleis das erste Mal hatte geräumt werden rnttssen. Ans der gewonnenen Stellang delmten sich, den prenfeisohen Unken Flllgel bei ÄTesnes nmfassend, die Franzosen nut starken Tiiailleorsohwärmen schon jetzt fost bis an die nach Albert führende Strafse ans. Als dann aber die 29. Brigade in nnd die 80. sttdlich Bapamne za nnmittelbarer Verteidigimg des Platzes gesammelt worden nnd die Brigade Ayn^ sich Uber Avesnes gegen die West» Seite der Stadt wandte, sncbte die Brigade Pittiö von Gr^villers Uber Tilloy weiter zn umfassen, mit kleinen Infanterie-Abteilnngen das Oetaehement der 3. Kavallerie-DiTision beobachtend. Oasselbe hatte sich aber mittlerweile aus seiner Stellung Miraamont-Fys, nachdem es um Mittag eine Erkundung gegen Achiet-le Petit gemacht and seine fiskadrons auf Grdvillers dirigiert hatte, Uber le Sars an den diesseitigen linken Flügel gegen Ligny-Tilloy herangezogen. Tilloy sowie Ligny waren von dcu 8. Jägern besetzt worden. Ligny wurde Ton ihnen behaaptet. Tilloy wieder zn nehmen, ge- lang erst den vereinten Anstrengungen der Infanterie des Detachements Mirus, denen des 111./33. und der 2'/, von Bapaurae durch General V. Strubberg herangeftlhrten Bataillone. Der Angriff war durch die auf der Höhe südöstlich Ligny in Stellung gegangenen Batterien, denen sich nuch die 4 rreschut/e der reitenden Batterie Sehrader angeschlossen hatten, vorbereitet worden.

General Graf /.u Dohna hatte sich Uber MiraamoDt auf Fuisieox au Mont gewandt. Da letzterer Ort aber ebenso wie Serre feindlicher- seits besetzt getundeu wurde, nahm die Kavallerie-Brigade, unter Umgehung dieser beiden Dörfer zunächst die Richtung Uber Höbuterne auf Hannescamps, dann auf Bucquoy. Östlich dieses Ortes stiefs die an der Tete befindliche 2. Eskadron der 5. Ulanen auf feindliche Infanterie, wahrscheinlich das Bedeckungs-Bataillon der Trains der Division Derroja und bog auf Ablaiiizevelle ab. woselbst 2 Fourage- wagen erbeutet wurden. Dort wurden nun auch die beiden Geschütze in Stellung gebracht und beschossen in nördliclu r Richtung im Ab- marsch begriffene Kolonnen. Dazu bot sich noch einmal Gelegenheit, als die Brigade auf Achiet-le Grand vorging, welcher Ort gerade von den Franzosen l)esetzt wurde und auch besetzt blieb, ebenso wie auf diesem Flügel Bihucourt, Biefviliers und Grevillers. Bei eintretender Dunkelheit ging dann die Brigade in westlicher Richtung über Hebuterne nach Sailly au Bois zurück, fast 3 Meilen westlich von Bapaume. und bezog Alarnicjuartiere. Diejenigen des Deta- chements Mirus. hei deru sich der Divisionsstab befand, waren in Ligny und den nächstgeh'genen < )rtschaften. Der Verlust der 3. Kavallerie -Division belief sich am 2* and 3. Janaar aaf 4 Mann

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and 3 Pferde. Im HinbUek daranl nnd die schwierige AUgemeln- läge, die die AnsiintKiiiig aller EjMe bis anfe ÄnDaerste erforderlioh machte, ist die FVage wohl berechtigt, ob Ton der Brigade Graf Dohna, deren Einflofs aof den Gang der Sohlacht ohne jeglichen Einflols blieb, nicht eine grölsere Thätigkeit hätte erwartet werden können un Gegensats sn der entfalteten, doch geradezu dürftigen. Bei Bejahung der Frage mufs gleichzeitig der Fttbrung der Vorwurf gemacht werden, wenig energicToll und thafkrilftig gehandelt zu haben; hier galt es zuzufassen. Die Trappe war allen an rie zu stellenden Anforderungen mehr denn je gewachsen. Es dürfte sich zu- nächst empföhlen hahen, spätestens als die Brigade Puisieux au Mont und das sttdlieher gelegene Serre besetzt fand, die Brigade etwa bei Beaucourt-Beaumont vorerst eine Bereitscbaftsstellung nehmen nnd durch Patrouillen aufklären zu lassen, um so mehr es bis Mittag nicht unbedeutend nebelte. Ifit der ganzen Brigade aber auf gut Glück ▼oizugehen, war nicht zweckentsprechend. Das dokumentierte eine gewisse Unthätigkeit Kur yon einem planyollen Handeln waren Erfolge zu erwarten. Östlich, also nicht in Bucquoy stiefs man auf feindliche Infanterie. Wie bereits erwähnt^ hatte man wahr- scheinlich das Bedeckungs-Bataillon der Trains der Division Derroja ▼or sich. Das Bois de Logeast, in welchem die Trains sich gerade befunden haben sollen, liegt inmitten des Ortsvierecks Bucquoy, Ablainzevelle, Gomiecourt, Achiet-le Grand, am nächsten Ablainzevelle. Nach Lehanteourt wären nun diese Trains auch attackiert worden, aber der Angriff seitens des Bataillons und der Dragoner-Eskorte abgeschlagen worden. Da sieb indes in keinem prenfeischen Berichte darüber etwas findet, so liegt der französischen Darstellung zweilellos ein Irrtum zu Grunde. Die prenlsische Brigade ist auf Ablainzevelle ausgewichen. Warum man nun aber nicht die östlich Bncquoy angetroffene Infantene anzukeifen versucht hat, ist unTerständlich, da ein Vogel-Straufs-Verfahren doch hier ganz und gar nicht am Platze war. Auch Verluste mafsten in Kauf genommen virerden, ohne solche war doch einmal ein Auftrag, wie der vorliegende, gar nicht zu erfhUen. Sind wir Kavalleristen übrigens doch ebenso zum ..TotgeschosseDwerden" da, wie unsere Kameraden von den anderen Waffen. Wenn das Gelände der in Rede stehenden Gegend auch wellig nnd vielfach eingeschnitten, der Hoden fent gefroren und mit Schnee bedeckt war, so waren das alles keine absoluten, einer Attacke entgegenstehenden HindemngsgrUnde, denn was in diesen Tagen andere Kavallerie-Abteilungen zn leisten vermochten, hatte auch die 7. Kavallerie-Brigade leisten müssen. Kine andere Kampf- art als die zu Pferde war für die Ulanen allerdings ausgeschlossen,

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Die 8. Kavallerie-DiTiiion im Kriege 1870—71.

da dieselben als Schufswaffen nur Pistolen hatten. HUtte man den Auftrag also auf die BeutEergreiiang gewisser, wenn auch nur leicht besetzter Örtliclikeiten gründen mttssen, dann wäre er alleidings nnaiisfUhrbar gewesen. Dieser Aasblick woist aber daraaf bin, welche Bedeutung: das Fulsgefecht aaeh bei der KaTallerie erlangen kann. Man sollte, wie selbst heate nooh, nicht geringschätzend darüber hinweggehen. Einen grofsen Erfolg hätte die Brigade Graf Dohna am 3. Janaar im Rücken der französischen Nordarmee nur erringen können, wenn sie in der Lage gewesen wäre, Reitergefecbt and Fufsgefecht in zweckmälsiger Weise miteinander za Terbinden. Warum General Graf zu Dohna sich so weit, in noch dazu westlicher Richtung von Bapanme, dem Ort der Handlang enttemte, dafUr haben wir Grttnde nicht aa£(ofinden vermocht

VI.

Die Operationen bis zum 17. Januar, dem Vortage der

Entscheidungskämple. Der Fall, dals nach einer, wenn auch unent8chi('<li'TUMi Schlacht beide Teile zurtickir»'h(^n. wird sehr selten sein. Nach Baiiaume liejrt ein solcher seltener Fall vor. Die Prtnifseii gingen «r« ,L't n und Uber die Somme ziirUok, di«^ Fran/.osen bis hinter die Linie Adiiiter-Bovelles- Croisilles. Aul preulsischer Seite wurde der feiu(iliehe Abmarsch alsbald erkannt, auf französischer der der l'reui'sen aber nicht. General Faidherbe glaul)te noch Tajre hinaus, dafs Hapaunie von den Deutschen stark mit Truppen aller Watlen wieder besetzt sei. Die t'in Umstände ist es /.weifellos mit zu danken, dafs die Holairerung von P^ronne ihren ungestörten l'ortgang nehmen konnte. L>er rechte preufsische Flügel war auf Roisel in die Linie Hervilly-Nurlu zurilek- gegangen. die Front nun gegen Canibrai wendend, die 1."). Divisiou und die Korps-Artillerie über die Somme in den westlich von Peronne gelegenen Kaum mit dem Haupttpiartier in Dompierre, der linke Flügel, auf welchem sich die Ii. Kavallerie-Division befand, nach Albert. Dorthin wurden auch die tags vorher aus der Richtung von Peronne eingetroffenen beiden Bataillone des 19. RegimeuUs dirigiert und der Kavallerie Division zugeteilt. Das bisher bei derselben ge- wesene Bataillon des 69. Regiments kehrte in seinen Verband zurück. Wahrend die Divisions-Kavallerie den um 8 Uhr begonnenen Rückzug deckte, gingen die allein noch zur Hand befindlichen Kürassiere der 3, Kavallerie-Division, dem Feinde nach, zur Erkundung gegen Arras vor. Es waren nur 7, in zwei Eskadrons eingeteilte Züge unter den Rittmeistern v. Marees und Göschel verfügbar. Die Eskadron des ersteren bestand ans 4. and einem Zage der 3., die des letzteren

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ans einer 1. und dem grO&eren Teile der 2. Znnttebst stiefB die Tom BittmdsterFclir.Geyi^T.SehweppeDburggeftthrteATaiitgaiden-Alite^ auf einen etwa 20 Mann starken feindlieben Nachtmpp, der attaekierl and gefangen genommen wurde. Beim weiteren Vorgehen bemerkte man zwisoben BiefvillerB and Bibnconrt eine im geordneten Rttokzuge begriffeiie feindliebe Infimterlekolonne. Rittmeister Goesebel erbielt Befehl, reebts der Stralbe vorgebend, deren T6te, Kittmeister t. llaröes» ▼on Imks her die Qaene sn attackieren. Als die FVansosen der Kürassiere ansichtig wurden, liels ihr Kommandant Hecqnet seitwärts des Weges bei geschiekter Anlehnung an einen hier befindlichen Hohl- weg Ewei Karrees formieren. G^egen das eine derselbe ritt noa aof 1000 bis 1200 Schritt Rittmeister t. Harles an. Der bart- gefrorene Boden war mit Schnee bedeciiter Sturzacker. Die gate Haltung des 20. Marsch-Jäger-BataiUoos, denn dieses hatte man vor sich« kommt schon in dem Abstoppen des alsbald beg:onnenen Schnell- feners zum Aasdruck. £rst als die Kürassiere sich auf etwa 100 Schritt genähert hatten, wurde anf Befehl hierzu wieder gefeuert. Nur wenigen Kürassieren gelang es, einzubrechen. Die Eskadron Ctoescbel hatte wegen des nicht zu überspringenden Hohlweges nicht einzugreifen vermocht So blieb denn das 2. Karree intakt und feuerte ebeutalls auf die Schwadron Marpes. Rittmeister v. Marees selbst erbielt einen SchulÜB in den Oberschenkel; er erlag seiner Verwundung am 24. Januar in Albert. Den Leutnants v. Falkenhayn und Schallehn wurden die Pferde erschossen. Letzterem im Karree, welcher Umstand zur Gefangennahme des Offiziers führte. Aufserdem waren tot oder starben an ihren Wunden 1 6 Mann, verwundet 12 und yermüst 4. An Pferden betrug der Verlust l'S und zwar waren tot 52, verwundet 19 und Termirst 2. Wäre die Attacke, die nach Lage der Dinge übrigens, entgegen anderer Ansicht, geboten war, aof eine erschUttiTte Truppe gestoisen, dann wäre sie sicherlich ge- langen, sie traf aber auf eine in guter Haltung freiwillig zurück- gehende. Es tritft hier das Wort drs Krzherzogs Karl zu: „Schnelligkeit und Überraschung sind flir die Kavallerie die Hauptelemente des Sieges, doch bedarf man auch oft der überlegenen Kraft zur Wahr- scheinlichkeit des Erfolges." Die übrigens bald wieder railiierten Kürassiere folgten dem aut Arras abziehenden Feinde noch bis Boyelles, von wo sie in die Gegend von Bapaunie zurückgingen. Nach dorthin am folgenden Tage vorzugehen und den Feind zu beobachtpti. war die nächste Aufgabe der Kavallerie-Division. Am 5. Januar früh «s Uhr trat dieselbe den Marsch nach Hapaume in folgender, eigentümlicher Gliederung an: Avantgarde General Graf Dohna (5. Ulanen, F./ 19.); Gros 14. Ulanen und 11./ 19.; Keserre die

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2*/t Kttrassier-Eskadrons des Bittmeistera Lofsbeig ond die reitende Batterie. Diese Marschordoang sebon Iftist erkennen) wie wenig taktisch fortsobrittlicii man gesinnt war. Naelidem t. Yerdy in dem bereits yor Beginn des Krieges erschienenen ersten Hefte s^er Studien Uber Trappenfllbmng darauf hingewiesen hatte, dab fitr die Anaoheidnng einer Reserve anf dem Marsche Orttnde nicht zn er- kennen seien, sahen die denn ftir die TrappenfUhrang bereits im Kriege 1870/71 maGsgebenden Direktiren das Ansscheideo einer Reserve aucli erst für das Gefecht vor. Die Anssobeidnng einer Marsohreserve scblng jedem gesunden Begriffe dner Reserve geraden ins Gesicht Denn einer Reserve bedarf man erst, wenn das Gefecht begonnen hat. „Alle Truppen, soweit sie noch nicht in das Gefeclit eingegriffen haben, sind Reserven der obersten Ftthmng." Nach dem Eintreffen in Bapaume Übernahm die Avantgarde die Vor- posten bei Besetsung folgender, an den StraÜBen nach Cambral, Dooai, Arras und Ablainsevelle bezw. Bncqnoj gelegener Ort* Schäften: Främicourt (12./ 19. und 2./U. 5), Beognfitre (9./19. und 3./U. 5), Sapignies (11./19. und 4./U. 5), Bihncoart (10./19. und l./U. 5). An der Strabe Bapaume-Arras standen sieh die Vor- posten der Prcnfsen und der Franzosen knapp eine Meile gegenüber, was selbstredend zu ^glichen Scharmützeln derselben führen mufsle. Um sich möglichst gegen Überrasehnngen zn sichern, wurden vom 6. Januar ab auf angemessene Entfernungen stehende Patrouillen vorgeschoben. Man hatte nun ulso doch schon heransgefanden, dafs den Patrouillen mehr Bestand am Feinde gegeben werden mofste. Die He/.eichnung „stehende Patrouille'' ist aus unseren Dienstvorschriften mit Unrecht «ranz verschwunden. Man sollte sie baldmöglichst wieder einfuhren und damit auch diese Patrouillen, die in der Richtung gegen den Feind vorgeschoben werden und ihm gegenüber zunächst beobachtend bleiben sollen. Man würde sofort ])essere Resultate der Patrouillen erzielen, weil die beobachtende Thätigkeit am Feinde durch das fortwährende Kommen und Gehen zur Feldwache keine Unterbrechung erleiden würde. Es ist selbstredend, dafs auch diese Patrouillen nicht am Flecke kleben dürfen, wie etwa ein Posten, sondern sich im Kanme bewegen müssen, um auch dem Zwecke jeder Patrouille gerecht zu werden. Die Bezeichnung .,8teheud" ist eine zeitliche und keine örtliche, was den Mannschaften beigebracht werden mufs. Vor allen Dingen müssen aber dem Offizier alle taktischen Begriffe klar sein, was nicht durchgehends der Fall ist, wie wir aus leider mühsamster eigener Erfahrung wisset?. Auf die Meldung hin, dals der Gegner im Vorrücken auf Erviilers uud Mory sei, entstand am 6. ein allgemeiner Alarm. £r lUbrte zu der An-

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o^tlmlil^^ dafs im Falle eines Uberlejrenen Angrilfs die kleinen De- tachenu'uts si^^h nar so lan^'-e in ihren vorgreschobenen Stellungen halten sollU'u, als für das Ausrücken des Gros aus Hapaume Zeit erforderlich sei. Die vom Feinde besetzt gemeldeten Orte Ervillers und Mory wurden indes von ihm bald wieder geräumt gefunden. Die seitens des Detachements Heister von Sapignies nach Behagiiies vorgeschobene Infanterie wurde noch durch einige 20, mit Chassepot- gewehren ausgerüstete Ulanen verstärkt. Kälte und Glätte hatten so zagenommen, dafs eine bessere Verwendung der mit Chassepots bewehrten Leute allerdings gar nicht stattfinden konnte. Wiederam ein Fall ans der Praxis, in welchem zu des Kavalleristen Haoptwaffe ancfa einmal die Schnfswaffe werden k&mj mit der er aber dämm eben gehörig mnzngehen Tersteben mnfs. Die täglich im Sommer auf dem Exerzierplatz stondenlang im Sinne eines noch nicht lange Terabscbiedeten kommandierenden GeneralBbetriebenaiLanzenflbnngen, aneh Messerspiele genannt, sind Zeitrergendnng. Die Lanze ist in der Hand eines geschiekten Reiters gewüb eine vortreflliehe Waflfe, sie darf aber nieht znm Steckenpferde werden und noch dazn anf Kosten des Felddienstes. Die gerade anf dem ftolbersten linken FIttgei inBnc<iuu) befindliohe Eskadron Kaisenberg (4./U. 14) war am 6. Janaar nachmittags 8 Uhr Ton zwei Kompagnien Ton Ayette her angegriffen worden. Die Eskadron hatte keine Chassepots, besetzte aber trotz- dem mit 40 Hann den Dorfrand nnd liefiB die abgesessenen Ulanen mit ihren Pistolen den nötigen Lärm machen. An ein Treffen war natttrlich nicht zn denken, denn die Pistolen trogen, wenn unsere ErinneniQg nicht trttgt, nnr anf etwa 50 Schritt, dieselben wären sich bietenden Falles bekanntlich besser als Keole zn hand- haben gewesen, denn als Sohnlswaffe. Hier genügte aber der Lärm, die Franzosen zunächst in respektvoller Entfernung zn halten, nnd auch schie61ich zum Rttokznge zn bestimmen. Der Vorgang hatte aber neben dem diesseitigen herrlichen moralischen Erfolge noch das Gute, da(is nnn anch den Schwadronen der 14. Ulanen einige diassepotkarabiner Überwiesen wurden.

Am 7. Januar wurden bei grOister Gefeehtsbereitsehaft, auch in Bapaome, zwei grO&ere Erkundungs-Abteilungen k 3 Ztlge Ulanen nnd. dO Füsiliere anf Wagen in das Vorgelände entsandt, ohne dab der sich taktisch ganz untliätig verhaltende Feind angetroffen wurde.

In der Absicht des Generals r. Goeben hatte es gelegen, zur Linie Bapaume-Ptonne bei Albert eine Flankensteilnng zu nehmen. Die 29. Brigade war bereits mit 2 Eskadrons nnd 2 Batterien am 6. Januar ttber Bray nach dorthk abgeräckt, die 30. am folgenden Tage bis Bray gefolgt nnd die dem Generalleutnant Prinzen Albrecht

JalnbMIwr Ar dMiMk« km— a»d MiriM. B4. US. i 10

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jetzt nntenleUte 3. Reserve-Diyiflioii, der die kombinierte Garde« Kayallerie-Brigade atkaohiert blieb, in die Gegend yon Ciombles gelangt, als Naebriehten eingingen, die es angezeigt etsebeinen Uelsen, die Hanptkrttfle der dem Genend v. Croeben antenteilten Trappen für aUe ETentaalitäten aof dem linicen Somme<Ufer sUdlicb Braj and Feoillöres bereit zu balten. Dem Gros der 16. Division lag mit selbständiger Sieberang nacb aaisen im Verein mit der Beserve- Kavallerie-Brigade Strantz aaob femer die Belagerong Ton Ptomne ob. Die Garde-Kavallerie-Brigade war in der Gegend Ton Combles ▼erblieben, die 3. Kayallerie^DiTision in und vorwärts Bapaame. Oberstleatnant v. Pestel war mit seinem Detaobement in Aebeox eingetroffen, von wo aas er gegen Arras-Doullens anfkUlrte. Er- forderliehenfalls sollte er anf Albert zarttokgehen. Die am 8. Janaar mit je 20 Pferden eutsandten Premier-Lentnants Roesingb und v. Müller II. der PeHtel'schen Ulanen hatten die ganze Gegend westlich Arras frei vom Feinde gefanden. Aus Agny sttdlioh Arras hatten sie schlieislicb Feuer erbalten. Auf (lim liückwege nach Acheux kehrten sie in Monchy-aux-Rois ein. Dabei wurden sie von 34 tirailleurs volontaires do Nord, also Franktireurs, unter Fuhrung des Kapitäns Delaporte ond des Leutnants Denol Uberfallen. Nur wenigen Leuten gelang es, zu entkommen nnd die Hiobspost nach Acheux zu bringen. Premier Leutnant Koesingh war durch einen Schufs in den Arm ver- wundet und ebenso wie Premier-Leutnant v. Muller II. mit 4 Unter- offizieren nnd 29 Mann, darunter der Avantageur Loeb, zu Gefangenen gemacht worden. 35 Pferde wurden vermifst. 3 Mann waren schwer verwundet. Gefallen waren der Avantageur Graf zu Salm-Hoogstraeten, der Einjährig-Freiwillige Kraus und der Ulan Horn. Sie wurden am 10. in Aohenx beerdigt. Auch Premier Leutnant Uoesingh erlag am 29. Janaar in Lille seiner Verwundung. Bereits am 9. Januar frUh 4 Uhr wurde ein Detachement, bestehend aus 9. 11./ 70 und l./U. 7 nach Monchy entsandt. Das Gehöft, in welchem der Überfall geschehen, wurde eingeäschert, der Ort mulste 2000 Frs. Strafe zahlen und aufserdem wurden Pferde aus demselben mit- getUhrt.

Am Morgen des .s. Jauuur hatten die 14. Ulanen die 5. auf Vorposten nörfllich Bapaume abgelöst, die letzteren erhielten dort, in Lifrny und in Tilloy Quartiere. Wiederum entsandte Detachements fanden Ervillers und Mory vom Feinde stark besetzt. Im übrigen hatte derselbe sein Verhalten wenig geändert. Am 9. l<»ste das II. Bataillon das Füsilier-Bataillon auf Vorposten ab. Es war praktisch, dafs die Ablösung der Infanterie und Kavallerie nicht gleichzeitig bewirkt wurde. Als aber das FUsilier- Bataillon mit dem Regiments-

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fliabe (Oberst y. Goeben) noch selbigen Tages nach Hanzepas ab- marschierte, worde die 7. und 8. Kompagnie nach Bapaume zarttck- gezogen, während die 5. Frömicourt und Favreuil belegte, die 6. aber in Sapigoies verblieb. Patrouillen meldeten das Vorgehen feindlieher Abteilungen auf Bucqnoy und Noreuil. Z\v' i iregen Mittag von En-illers Uber Sapignies vorstofsende feindliche Kompagnien zogen sieh znrttck, als diesseitige Infanterie von Bapaume vorging. Schon am folgenden Tage marschierte auch das II. 19ner Bataillon nach Proyart ab, nachdem es durch das von Albert gekommene II. der 88er abgelöst wurden war. Dieses hatte Fr^micourt, Beugnätre and Favreoil mit der 7., Sapignies und Bihucourt mit der 8. Kompagnie besetzt. Auch waren die 14. Ulanen wieder von den 5. abgelöst worden. Die französische Nordarmee hatte ihren Vormarsch bejronnen; die Divisionen Derroja, Payen und du Bessol standen mit den Teten in Mory, Ervillers, Courcelles-le-Comte, Hamelincourt und in Ayette- Donchy, die Division liobin hinter der letzteren in Linie Hendecourt- Boiry, die Kavallerie in Blaireville. Die Freikorps de Jonrdan und de Pousseur deckten die Front des rechten FlUgels von Ablaiozevelle und Oomit'court.

Durch die Kapitulation von Peronne in der Nacht vom i). zum 10. Januar hatte die 1. Armee, deren Ol(erbefeh] infolge anderer Ver- wendung des Generals Frhr. v. ManteulVel tags vorher auf den General v. Goeben Ul)ergegaugen war. ihre volle Bewegungsfreiheit wieder er- langt. Die Kntwickelung der Ereignisse sollte daher hinter der Somme abgewartet werden, rirrade als die 3. Kavallerie-Division in der Frlliie des 11. Januar in der Ausführung des aus dem llaupt(|uartier ergangenen Befehls war, liei Bapaume nur 1 Kavallerie-Kegiment beobachtend zu lassen, mit dem Gros aber westlich der Bahn Arras- Amiens in der Gegend Beaucourt-Mailly Stellung zu nehmen, wurde ihr nach Sapignies vorgeschobenes Detachement überfallen, nachdem soeben die Ablösung der s. durch die */» ^- bewirkt worden war. Portepeefähnrich v. Knoliclsdurtr hatte zu gleichem Zwecke ndt der andern 6. noch nicht liihucuurt erreicht, als bei Sapignies heftiges Infanteriefeuer hörbar wurde. In Bihucourt tilternahm der mit der halben 8. Kumpa^'uie dort befindliche KonipagniefÜhrer Premier-Leutnant Lehfeldt den Befehl auch über die halbe (i. und marschierte mit beiden aufBapaume ab. InSapignies hatte der dortanweseiide KonipagniefÜhrer der 6. Kompagnie mittlerweile Befehl erhalten, nach Bapaume zurück zu marschieren. Er warf sich zwar dem Feinde entgegen, um den Ulanen Zeit zum Ausrücken zu verschafleu, mulste aber der Ubennacht bald weichen und ging auf Bapaume zurück, von beiden Flanken her schon bedroht 10 Füsiliere fielen, zum Teil verwundet, in Feiudes-

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band. Den Nordrand von Bapaunie hielt die dort eingetrotTono, in Sapignies abgelöste */» 8. Kompagnie unter Portepeefähnrich Hunger bis zur KUekkehr der C). besetzt. Premier-Leutnant Lehfeldt liatte zunächst noch Biefvillers besetzt, von wo aus er dann über rirevillera in Richtung Ligny auf die Strafse Bapauiiic- Albert gin^; und hier Anschlufs an das auf le Sars abmarschiercmir Bataillon gewann. Der Fuhrer der in Sai)ignies befindlichen Ulanen- Kskadron. Premier- Leutnant V. Heister sammelte noch die Eskadron, als der Feind auch schon von der Bapaunie er Seite her in den Ort eindrang. Die auf Ervillers entsandten Patrouillen, wie auch die in dieser Hichtung vorgeschobenen \ edetten, hatten bei dem starken Nebel und der noch herrschenden Dunkelheit das \ orgelien des Feindes erst \erhältnis- mäfsig spät erkannt und waren bei der Glätte mit ihm fast gleich- zeitig in Sapignies eingetroffen. Die nach Beugnätre zur Ablösung der 7. Kompagnie bestimmte 5. hatte bereits auf dem Marsehe nach dorthin die vor starker feincilicher Infanterie aut Bapaunie zurück- weichende 7. Kompagnie getrtdVen und sich ihr angeschlossen. In Beugnätre war also der Uberfall nicht gelungen. Der L^msicht und Kaltbltltigkeit des EskadronfUhrers in Sapignies gelang es aber die Eskadron noch in der freien westlichen Richtung aus dem Dorfe zu fuhren, was mit einem Gesamtverlust von 13 Mann und 16 Pferden gelang. 1 Mann und 3 Pferde l)lieben tot, 1 Mann und 1 l'ferd waren verwundet und 11 Mann sowie 12 Pferde stUrzten bei dem Glatteise und ge- rieten in Gefangenschaft. Das Regiment wurde gesammelt und Uber Lii:iiy zunächst auf Flers, und von da nach Courcelette geführt, wo- selbst es die Vorposten übernahm. Die anderen Regimenter und die Batterie hatte General Graf v. d. Groeben bei Tilloy gesammelt und ilann Uber le Sars in die Gegend von Beaucoort-Mesnil geführt, sich dort mit dem Bataillon wieder vereinigend. Erst am Abend wurde Bapaume von einem feindlieben Detachement besetzt, dem am 12. die Armee in die Linie Buc<iuoy-Bapaunie folgte, deren liaujitqnartier nach Bapaume ^ing. Am 13. verblieb sie in der tags \(»rher er- reichten Stellung, um dann am 14. den Marsch nach und auf Albert fortzusetzen.

Beim Zurückgehen der 3. Kavallerie-Division am 11. in die ihr durch Befehl angewiesene Stellung war die Fühlung mit dem Feinde vollständig verloren gegangen, denn sonst hätte am 12. anmöglich gemeldet werden können, daTs auch le Sars feindlicherseits stark besetzt worden sei, woraus ebenso, wie ans dem weiteren Znittokgehen der KaTallerie-Division gefolgert wurde, der Feind sei im Tollen Anmajrseb auf Albert. Der Befehl, dats die KaTallerie-DiyisioQ eich bei Albert dislotiereD und die auf Amiens

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führende Stralse daroh fliegende Kolounen skht rn solle, auch Albert als wiebtigen Punkt zu halten und nicht bei jeder feindlieben An- nähenmg gleicb abzuziehen habe, war ihr noch nicht zugegang:en, sie manebierte also aof die falsche und so weiter (reicht ne Meidung hin am 12. ohne weiteres von ihrem ISamnielplatz bei Mej^nil bis hinter die Hallue Uber Contay ab. Auf eben dieselbe Meldung hin war in and bei Albert, woselbst sich noch die 29. Brigade befand, alarmiert und in Stellung gegangen worden. Als dort dann bekannt wurde, dafs vom Feinde nichts zn bemerken sei, marschierte die Rriirade, erhaltener Weisung entsprechend, auf Kray ab. Das 5. ülanen-Re^'iiiK-tit war auf der grofsen, Uber Albert führenden Stralse bis Franvillers zurückgegangen, von wo es gegen Albert sicherte und links Anschlals an die Kavallerie-Division nahm, die in Contay, Beaacourt, Montigny and Cardonuette (Dirisionsstab) derart Quartiere genommen hatte, dafs in jedem der genannten Orte eine Kompagnie lag. Nach Amiens war bereits aus Dompierre die Kunde gekommen, dafs der Feind mit starken Massen weiter auf Albert marschiere und schon bis le Sars gekommen sei, und dals solchem \'or- marsch gegenüber die auf dem rechten Somme-Ufer betindlichen Truppen der 15. Infanterie-Division auf das linke Ufer genommen würden, während die 8. Kavallerie-Division in der Richtung Amiens nach Contay zurückgehe. Nach Eingang dieser Meldungen wurde General v. Memerty, d( r mit 9 Bataillonen und 4 Batterien des I. Atiiicekorps in und um Aniiens stand, ersucht. , .sofort gegen Albert vorzuschieben, um genaue Meldungen Uber den AngritV des Fciudes ein/n/ii'ht n. und alle ^fafsregeln zu treffen, um die oberhalb und unterlialb von .\niierjs zunüchstliegcnflcn Sornine-Übergänge, besonders die bei Daours, zu verteidigen.' Die 3. Kavallerie-Division, mit welcher das zu entsendende Detachement Verbindung aufzusuchen hatte, wurde gleichzeitig angewiesen, „nur vor wirklich konstatierter Überlegenheit des Feindes zurückzuweichen und immer bereit zu bleil>en, offensiv gegen des Feindes Flanke vorzugehen.'* Da ein- gegangene Nachrichten dagegen den Abzug der bei Abbeville betind- lichen feindlichen Kräfte nach Arras angaben, sollte auch in diesen Richtungen durch die Kavallerie -Division aufgeklärt werden. Als dann aber bekannt wnrde, dals der Feind nur mit Rekognoszierungs- Abteilungen nach le Sars vorgegangen sei. den Ort bereits wieder geräumt habe und seine Vorposten südlich Bapaume aut der Stral'se nach Albert nur bis in die Höhe von Warlencourt und aof der Strafse nach Peronne bis Beaulencourl vorgeschoben habe, änderte General v. Goeben seine Befehle dahin ab, dals (ieneral v. Memerty oicbt auf das linke Somme-Ufer Überzugehen, vielmehr eine aus

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allen Waffengattungen zusammengesetzte Avantgarde TonnBchieben and durch Kavallerie Ftthlnng mit dem Feiode zu nehmen habe. Nur einem wirklich konstatierten Überlegenen feindlichen Angriffe gegenüber sollte sich jenoB Detaeheroeot gegen Amiens nnd Uber

die Somme ah/ichen, indes auch auf diesem Abzüge so lange wie möglich die Deboucheen über die Hallae, besonders bei Daours sowie Uber die Somme hei Vecquemont und weiter unterhalb festhalten. Die 3. Kavallerie -Division aber hatte am 13. wieder naob Mesnil vorzugehen, deo Keiiul im Auge zn behalten ond jeden wirklieben Vorstols desselben nach Stärke und Kicbtaog zu konstatieren. Wenn hier die falsche Meldung Uber die Besetzung von le Sars bis an ihr Ziel verfolgt wurde und die sich an dieselbe knüpfenden Maisnahmen möglichst in ihrem Wortlaute angeführt worden sind, so ist das ge- schehen, um zu zeigen, wie wichtig es ist, nur über völlig auf- geklärte Dinge zu melden. Bevor das geschieht, sind von ver- schiedenen Seiten gekommene Meldungen über dieselbe Sache mit einaiuler zu vergleichen, und ist nicht die erste Iteste eingehende Meldung gleich weiter zu geben, liesonders wenn es sich um eine Alarm- naeliriclit ersten Hanges handelt, wie iiier. Beim Stnhe der 'A. Kavallerie- Division hätte jiian sieh die I)in;r(^ in aller Hube ansehen können. Uberraseliuiigen irgend welcher Art waren nach Lage der Kin^tände ganz ausgeschlossen, die französischen Drasroner konnten doch der Kavallerie-Division solche unnu'güeh hcn itrn. Im Nerfolg des ihr gewordenen Befehls dislozierte die Kavallerie-Division am 13. Januar noch Hedauville, Biuizineourt, VVarloy-Baillon ^Divisionsstah), Vaden- court und ( ontay. Die Uber .Mesnil hinaus bis nach Hamel vor- geschobene Eskadron hatte sich dort nicht halten krmnen. Man kann sich denken, wie anstrengend der Vorposten- und Kantonnements- dienst auch für das der Kavallerie-Division beigegebene Bataillon nach den weiten Märschen war. Die Kopfstärke der einzehien Kompagnien betrug dazu nur l'yO Mann. Es wird aber die grolse Fürsorge anerkannt, die ihnen besonders hinsichtlich der Verpflegung seitens der Kavallerie- Division zu teil wurde.

Bei den 8. Kürassieren kam es an diesem Tage zu verschiedenen Begegnungen mit feindlichen Dragonern, Zunächst erhielten Kürassier- Vedetten von einem plötzlich quer über die Strafse Puisieux-Ht^dan- ville autmarschierten Zuge französischer Dragoner Feuer. Vor dem zur Erkundung gegen I^uisieux daraufhin entsandten Leutnant der lieserve BUrgers gin-en die Dragoner zurück, von dem Offizier und nur f) Kürassieren nun aber heftig verfolgt. Da mau es auf den leiiui liehen Offizier abgesehen hatte, wurden die nach und nach von den Kürassieren überholten Dragoner vorerst weiter nicht beachtet

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Diese 5 an der Zahl wurden zu Gefangenen gemacht, nachdem mau die Absicht, den Offizier gefangen zu nehmen, hatte aufgeben müssen, üer eine dieser Dragoner gab au. Ordonnanz des Generals Faidherbe zu sein nnd sich mit einem Pferde desselben verirrt zu haben. General v. Goeben befahl, jene Ordonnanz und das Pferd mit einem hufiii'l'.en Schreiben an General Faidherbe nach Bapaume, woselbst dersell)e sein Hauptquartier haben s-ollte. zurückzusenden. Auch eine Patrouille des Premier-Leutnants Sem buch war auf feindliche Dragoner gestofsen. welche aber schleunigst auswichen. Gleichzeitig mit der Kavallerie-Division war das seil dcni 11. Januar in Querrieux be- findliche DetachenuMit des Obersten v. Tietzen- u. llennig (I. II./4., 1*/, Kskadrons 7. Ulanen nnd 4. schw./T.) nach Albert vorgegangen. Von dort war Leutnant der Reserve Schult/ mit einem Zuge der 2. Eskadron z,ur Krkundung gegen Bapaume entsandt worden. Heim Dorfe Pozi(^res hatte er durch feindliches Feuer i2 Manu und ;} l'lerde tot, 1 Mann verwundet, sowie 2 Mann und 3 Pferde vermilst. Da indes erst am 14. .lanuar die französische Nordarmee aus der Linie Bapaume-Bucquoy mit der Division Derroja nach Albert, der Division du Bessol in die Gegend von Pozieres, der Division Payen nach Martinpuich und Umgebungen, der Division Kobin in die Höhe von Bapaume, der Kavallerie nach Lignj und Albert gelangte, müssen dem Ulanenzuge die Verluste dnxefa Fimnktireois Terumolit wmrden sein. Mit demselben Recht, wie die 8. KavalMe-Dividoii am 12. le San stark besetst meldete and in Anbetraeht dessen abmarsehierte, bKtte dies am 18. das ant jenen Vorgang hin aneb das Detaebement Tietsen tbnn kOnnen. Wenn das aber geschieht, dann brancben wir keine Kaydleiie, die den Befond feststellen nnd dem wahren Wert nach einsebftlEen soll. Als nnn am 14. Januar nachmittags der fortgesetzt beobachtete Feind mit einer ganzen Division im Vor- marsch gegen Albert gemeldet wurde, da war es begründet, den Ort zn rttnmen, um so mehr befohlen war, das ohne Kampf zu thnn. Die Karallerie-DiTision hatte festgestellt, dafs nördlich von Albert bis Bneqnoy ebenso wenig wie westlich dieser Linie feindliche Kräfte stünden. Am Morgen des 14. seien indes im Marsch von Bnoquoy über Pni^enx nach BOranmont etwa 8000 Mann Infanterie, 2 Eskadrons nnd 15 Geschütze beobachte worden. Den Rttckmarsch des Detache- ments Tietzen nach Qoerrienz begleitete die Kavallerie-DiTidon in der linken Flanke. Es wurden Ton ihr aber nnr die beiden an der Stra&e Albert-Aehenz befindlichen Kantonnements Bomdneonrt und H^anviUe geräumt An ihre Stelle traten Beanconrt (Divisionsstab) nnd Montigny an der HaUne. Sämtliche belegten Ortschaften wurden zu nachhaltiger Verteidigung eingerichtet, auch durfte nicht abge-

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Die 8. Kavallerie-DhitioB In Kriege 1870—71.

sattelt werden. General Graf y. d. Groeben wurde aber nach Amiens berafen nnd ihm der Befehl Uber die dort vereinigten Trappen des L Armeekorps übertragen nnd er direkt nnter die Befehle des Oberkoromandos der Armee gestellt Die 3 bei der 8. Kavallerie-Division noch befindlichen Regimenter nebst der Batterie hatten nonmehr eine Kavallerie-Brigade onter (General Graf zu Dohna an bilden, indes anch femer ebenfalls nnter Kommando des Generals Graf V. d. Gioeben zu verbleiben. Znm Detaehement des Generals von Memeriy trat dauernd das 7. Ulanen-Regiment Aber, die 3. Eskadron hatte bis anf weiteres in Amiens zu bleiben, während die seiner Zeit in Picqnignyzarttckgelassene 4. Eskadron herangezogen wurde. Anch am 15. Januar war unter Major v. Elpous ein Detaehement (1I./U I. II./4., 1. 2,/U.7, 4.L/I.) zur Erkundung gegen Albert entsandt worden. In der linken Flanke sollte das Vorgehen desselben von dem zu diesem Zwecke bei Warloy^BaiUon versammelten Kavallerie- Detaehement des Generals Grafen Dohna begleitet werden. Aber sehen Ostlieh Franvillers stiels das erstgenannte Detaehement auf anscheinend stärkere feindliehe Abteilungen und nahm Stellung nordöstlich des Ortes. Das eingetretene Thanwetter hatte eine derartige Glätte der Strafeen zar Folge, dafe selbst Patrouillen streckenweise fahren mnlsten. Darunter inufste natargemärs die Aufklärung leiden. Stollen- besohlag batteu wir damals noch nicht. Das Schärfen der Eisen war das einzige Mittel, durch welches der fieiter mit seinem Pferde der Glätte zu widerstehen vermochte. Die geschärften Eisen nutzten 8ich aber bald ab. Die Schmiede waren infolgedessen Tag und Nacht in Thäti^keit, um nur das notwendigste zu leisten. General V. Goeben schreibt, dals beim Fähren die Patrouillen natürlich nicht Gentl<renrles sehen konnten, stielsen i^io aber nnversebens auf den Feind, dann wären sie geradezu wehrlos, wtlrden herunter- geschossen oder eingefangen. Es siod das gewil's in mancher Be- ziehung für eine nicht stets prompte Aufklärung Milderungsgrtinde, zu Resultaten mnis sie aber dennoch fUliren, Zweifel dürfen nicht Bestand bekommen. Es mul'sten daher soviel Pferde mit frisch- geschärften Eisen stets vorhanden sein, um für den Patrouiliendienst die nötigen Kräfte laufend zu haben. Wir wissen aus eigenster Erfahrung in jenen Tagen, dals das sehr w ohl möglich war. Das Detaehement Elpons vermochte festzustellen, dals der Feind von Bresle her gegen Araiens nicht weiter vorgehe und trat den Rück- marsch nach der Uallue an. Das Kavallcrio-Brigade-Detachement hatte mit dem vorgenannten Detaehement die Verbindong aufgenommen und dann eine Eskadron mit 2 Geschützen gegen das ebenfalls fcindlicherseits besetzt gemeldete, nach Albert zu liegende Dorf H^nencourt entsandt

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IM« 8. KavaUerie-DiTision im Krieg« 1870—71.

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Die gegren die Stralse Acheax-Albert vorgegangenen Patrouillen hatten auch auf dieser Truppenbewegungen des Feindes beobachtet. An Stelle des hei der Kavallerie-Brigade befindlichen Bataillons der S3er trat das IL/ Land dislozierte mit dem Stab«' und der 7. a. 8. Kompagnie nach Contay, der G. nach Ba?elinconrt und der 8. nach Montigny und Beaacourt. So viel stand am 15. abends fest, dals der Feind in stärkeren Verbänden Uber die Stralse Acbeax*Albert insbesondere Uber letzteren Ort hinaus nicht vorgegangen war. Die Ubergänge über die Halliu' hätte er bei weiterem Vorgehen am 10. Januar stark besetzt gefunden. Die Teile der ursprunglichen 3* Kavallerie- Division befanden sich auf dem linken FlUgel an folgenden Punkten: In Fr^cheneourt und 8t. Gratien die 14. Ulanen, in ersterem Orte aufserdem die 12. Kompagnie des 44. Regiments, in Montigny, Beaucourt, Bavelincourt und Contay, wie wir schon gesehen hatten, die Kronprinjt-Grenadiere, aulserdem in diesen Orten die 5. Ulanen und in Beaucourt beim Brigadestabc die reitende Batterie. Weiter zurück war mit dem F^ilier-BataUlon des 1. Regiments das KUrassier- Kegiment in Villers Bocage, Front nach Norden mit der Aufklärung gegen die Linie Abbeville-Arras beauftragt. Vom 7. Ulanen-Regiment befanden sich die l. Eskadron bei dem Detachement in Querrienx, die 4. bei einem solchen in Daours etc., die 2. in Cardounette und die 3. endlich in Araiens zur Verfügung der dortigen Kommandantur.

Am Morgen des 10. .Tnnunr war Rittmeister v. Schaubert mit Va3./U. 14 und 12./44.. die Inianterie auf 14 zweir^rigen Karreu über Böhencourt und Baizieux zur Erkundung Vorgegangen. In Baizieux verblieb die Infanterie, indes die Kavallerie Uber Varennes anf H6dauville und Uber Henencourt auf Albert patrouillierte. Letzterer Ort wurde noch besetzt, die anderen Orte, wie Uberhaupt das ganze Gelände westlich Albert aber frei vom Feinde gefunden. Auch anf dem anderen FlUgel war von Daours aus ein Detaehcinent (Va6./44. und 1 Zug/U. 7) unter Premier-Leutnant v. Windheim auf Ribemont entsandt worden. Leutnant der Reserve Clemens zing mit seinem Ulanenzuge zur Krkundnng nach Alberl vor und fand den Ort vom Feinde verlassen. Leutnant Clemens muls schon um Mittag in dem nur 1 Meile von Ribemont entfernten Albert einge- troffen sein, denn er kehrt«* bereits von dort um ' ,2 Uhr nach Ribemont zurück. Das war eine der wichtigsten Meldungen, die im ganzen Vorlaufe des Somme-Feldzuges erstattet worden ist. In den Händen des das Detachement in Daours etc. befehligenden Majors Bock ist die Meldung bereits um 3' gewesen und sofort an General v. Menu.'rty nacii dem kaum '/^ Meile enttt-rnten liussy-les Daours weiter gegeben worden. Wo mag die Meldung uuu stecken gebiiebeii.

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Die 8. KavaUofie-Division fan Kriofo 1870—71.

fleiD, Greneral y. Goeben hat aie in Amieos nicht erhalten. Erat am andern Morgen (17.) früh 5 Uhr wnrde er dnreh General Graf V. d. Groeben mttndlioh benachrichtigt, dab schon am Mittag des Torfaergegaugenen Tages Albert vom Feinde geräumt gefondeii worden sei Dafs er davon nicht früher Kenntnis bekommen, be- zeichnet General t. Goeben in seiner Korrespondenz als einen groJsen Fehler. Es war nicht das allein, sondern eine grobe Fahr- nnd Nachlitssigkeit, die nicht streng genug hätte geahndet werden liönnen. Der Befund des Leutnants Clemens war von diesisr Seite ein glttck- licber Zufall. Den in nnd bei Albert befindlichen Feind ohne jegliche Unterbrechnog zn beobachten, wäre Sache des KaTaUerie-Detachenients Graf Dohna gewesen, weshalb es am 15. Jannar bei Warloy hätte Terbleibeii mUsscn. Das war der geeignetste Pnnkt filr die Ton ihm zn entfaltende Thätigkeit Diese zn steigern, wäre von nm so grösserer Bedeutung gewesen, als man gar nicht wnfste, was der Gegner eigeotlich beabsic tit!<d;e, das aber baldmöglichst zn erkennen doch von IiervorrageDder Wichtigkeit war. Am 14. Jannar hatte General Faidherbe in Pozi^res von de Freycinet das Telegramm erhalten, in welchem dieser mitteilte, dafs Paris eine letzte äufserste Anstrengung machen werde, dii- deutschen Linien zu durchbrechen. Die Nordarmee sei eiii/i;: in der Lage dabei dadurch mitzuwirken, dafs sie möglichst viel Truppen der Kinschliefsongsarmee auf sich abziehe. Faidherbe entschlofs sich, auf St. Quentin zu marschieren, um sich von dort gegen die rückwärtigen Verbindungen der Deutschen den l'iiiständcn entsprechend zn wenden. General Faidherbe be- absichtigte also eine Diversion, er vergafs aber dabei, dafs er dazn nicht frei war, sich vielmehr bereits in engem Kontakt mit der L Armee befand. Er konnte nicht mehr thon, was er wollte, er ^war abhängig von den MaXiuiahmen seines Gegners. Um diesem nun seine wahren Absiebten zn verhüllen, benutete General Faidherbe den 15. Jannar zn Demonstrationen. Die Division du Hessol sollte zwar nach Albert marschieren, aber nicht nur auf der Strafse gegen Amiens, sondern auch Uber Hedauville gegen die obere Hallue dabei demonstrieren. Wir sehen also, dafs die Meldungen der 8. Kavallerie- Division am 15. ganz zutreffend waren. Die Division Derroja hatte sich gegen Brav zu wenden und sollte slldlieh der Somme demon- strieren, was natürlich nicht gelingen konnte, da man dazu erst im Besitze des Flufsüberganges hätte sein müssen. Die beiden Divisionen des noch weiter zurückbefindlichen XXIII. Korps hatten südlich der Strafse Hapaume-Albert aufzuklären, die Kavallerie insbesondere von Albert auf Corbie und von Ligny auf Perorine. ,.Le bat principal de tous ces moovemeuts dtait de faire voir nos troupesj on devait

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Die K Kavalterie-Division im Kriege 1870—71.

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cviter tont en^agement." Nachdem General v. Goeben am 17. Januar früli erfaliren hatte, dafs der Geg^ner von Albert ab- marsobiert sei, war er sofort entschlossen, ebeDfalls rechts abzn- marecbieren. Jet/.t war der Augenblick gekommen, das Instroment zu stimmen. General Graf v. d. Groeben hatte mit Zurlicklassung nnr eines Rataillons sofort Uber Albert in die Gegend von Combles und nördlich von Peronne abzumarschieren, die anderen HeeresteÜe in die von Ham-Nesle und nördlich. Nach letzterem Orte gelangte per Eisenhahn abends 8 Uhr davS Armee-Oberkommando. Üals auch nördlich von Amiens keine Kräfte des Feindes mehr verblichen waren, ergab eine Meldung des Leutnants der lieserve Körte der 8. Kürassiere des Inhalts, dals westlich Albert keine feindlichen Abteilungen die Strecke Acheux-Doullens passiert hätten. General V. Goeben machte sich von der ganzen Sachlage ein durchaus zu- tretTendes Bild. Die sächsische Kavallerie-Division hatte übrigens am 16. schon V(»r der Brigade Isnard St. Quentin räumen müssen. Die Avantgarde des Generals Graf v. d. Groeben unter Oberstleutnant V. Pestel il. Il./ I., Ulanen 7. ohne und G.l./I.) gelangte am 17. nach Clerv sur Soniinc, das Gros nach Maricourt, die Bagage war unter Bedeckung der Konij)agnle des 44. Regiments über Albert und Bray nach Cappy dirigiert worden, von wo sie am folgenden Tage Biaches zu erreichen hatte. Das Detachcnn nt des (n'nenils Graf ZQ Dohna, zu welchem auch das Füsilier-Bataillon des 1. Begiments mit dem Hegimentsstabe hei Uontay stiefs, marschierte von dort zunächst nach Aveluy. Oberst v. Massow wandte sich dann mit den beiden Bataillonen seines KeginnMits, den ö. Ulanen und 2 Geschützen Uber Pozidres, Bozantin le Petit und Longueval nach Combles und liefs gegen Fins und Hoisel rekognoszieren. Mit dem Best seines Detache- ments war General Graf zu Dohna von Aveluv Uber Bc^court nach Maricourt und Gc^rt nd weiter n)arschiert, Hittmeister v. Luck war von Combles aus gegen Fins. Hittmeister Grat Lnoz gegen Roisel zur Erkundung entsandt worden. Bei Fins wurden seitens einer Patrouille einige Infanteristen zu (Tcfangenen gemacht, der Ort selbst war stark von (eindlicher Infanterie besetzt. Dem nach Koisel mit 10 Ulanen vorgeschickten Leutnant der Reserve Peddinghaus gelang es, bei schon eingebrochener Dunkelheit eine feindliche Feldwache zu Uberfallen und 17 Mann derselben zu Gefangenen zu machen. Die Eskadron Luck nahm Quartier in Sailly-Saillisel, die F^skadron Graf Looz in Moislaius. Es war liegen and somit Thauwetter eingetreten. (bcliiais folgt.)

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156 ^ ThStigkeit der Flotte im Dienste der Kiiegitfhmiig xa Laade.

XIII.

Die Thätigkeit der Flotte im Dienste der Kriegführong

zu Lande.

YorCng, gebalton vor den Offizieren der UHmi-^on Wesel am 19. Janoer d. J.

(Mit a Skizzen im Text.)

Die Erfolge des deiitsclicn lln'res in Frankreich einerst'it>. die ans der Schwäche sich orgelieri(ie p-riii-re Thätigkeit der iiorddeutsehen. sowie die inangelhatte, nur iiiihedeiitende Ergebnisse liefernde \ d- wendung der französischen Flotte andererseits waren die Ursacho, dafs man nach dem Kriege 1870/71 in Deutvschlanti wie anderwärts den Ereignissen zur See zunächst eine nur untergeordnete Bedeutuni: beiraals. Nach Gründung ih's Deutschen Reiches und mit dem P^nipor- bllihen des deutschen Handels sah man aber ein, dals zu den ersten Lebensbedingungen für unsern Staat und unser V olk neben der Wehr- haftigkeit zu Lande auch eine solche zur See gehöre; mehr und mehr erkannte man, dals eine starke Flotte nötig sei, die mit dem Heere gleichmäfsig an der Verteidigung des Reiches teilnehmen niufste: mehr und mehr wandte man auch von selten des Heeres der Flutte eine erhöhte Aufincrksamkeit zu.

Allen voran trat unser Kaiser in der UlMTzeugung, dals ..Deutsch- lands Zukunft auf dem Wasser liege- für eine VermehninL'^ der Wehr- kraft zur See ein; immer enger traten unter seiner Rtgii riiii«: Heer und Flotte in Berührung und iiir Zusanmienwirken in einem künftigen Kriege sicher zu stellen, wurde inuner mehr der Gegenstand des Studiums unseres Generalstabes. Verschiedene in den letzten .Jahren getroffene Mafsnahmen beweisen, welch hohe Bedeutung man an leitender Stelle einer gegenseitigen Kenntnis und Gleichberechtigung beider bei der Landesverteidigung beimifst; so die alljährlich wieder- kehrende Kommandierang von Landoffizieren, namentlich solcher des Generalstabs, zur HerbstUbuugsflotte, die Kommandierung eines höheren Seeoffixien sbin Generalstabe der Armee, die seit 1898 in der Kriegs- akademie eingeführten Vorlesungen ttber Seekriegslehie und endlieb die kttnlieh in den Zeitungen gemeldete Absicht, im die^i&hrigen KaisermanÖTer ein Zusammenwirken Ton Heer and Flotte zor Dar- stellung zu bringen.

Ober die Bedeutung und die Leistungsfähigkeit der Heere herrscht beute wohl nirgends mehr ein Zweifel; anders steht es aber mit den Flotten, über deren Verwendung die Ansichten noch sehr yersehieden sind« Dies liegt zunächst daran, dafs in England trotz der Erfolge seiner Seemacht zu Ende des 18. und im Anfang des 19. Jahr-

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Die Tbätigkeit der Flotte im Dieasto der Kriegt'iibrung za Lande. 157

hüllderL> (las Verständnis für die Krie*:fUhrung zur Scp verloren ^ing"; war dies aber schon hier der Fall, wie sollte es anders sein in Staaten, die nur eine kleine oder überhaupt keine Flotte besalsen? Wie z. B. in Deutschland, wo die in den 40er Jahren herrschende Flottenbe^eisterung ini Jahre 1848 zwar einen Flottenplan zustande jrebracht, wo aber Mangel an Geld im Jahre 1852 zur Versteigerung der bis dahin geschaffenen Flotte geführt hatte? Eine Weiter- entwickelang der bisher auf dem Wege der Erfahrung gewoDDenen Lebren fand niebt statt and eine planlose Verwendung der Seemacbl war die Folge in den Kriegen der ersten Hällle des 19. JahriiimdertB sowohl als in denen späterer Zeit Eäne andere Craaebe ffeLr dte groise Yersobiedenheit in den Ansicbten bildet die anfberordentliohe ond noch immer wfthrende UmwSIznng des Flottenmaterials, ebie Umwälzung, die bei weitem alle die tlbertrifik, welcbe seit Jabrbmiderfcen In den Heeren stattgefianden haben. Denn der Übergang von der Segel- zur Dampfeohiffahrt nnd der Kampf zwischen Schiffiikanone und Panzer stellen Fortsehiltte dar, wie sie auf dem Lande nnr dnieh Einittbnmg des ScbielspnlTers hervorgemfen worden waren.')

In erster Linie bat die Kriegfllfarnng znr See den Sebntz der heimischen Kästen, des Handels nnd der ttberseeisehen Besitzungen im Auge zn halten; nicht dorch Deckung aller gefährdeten Punkte, sondern durch Zusammenfassen der ganzen Kraft und Vernichtung der feindlichen Seestreitkritfte wird sie diesen Zweck eireiohen. Die feindliche Seemacht bildet also das Hauptziel der Flotte. Daneben wird sie aber auch der Kriegfähmng zu Lande wichtige Dienste leisten können, die um so wertvoller sein werden, je mehr es ihr gelungen, die Herrschaft zur See zu erlangen. Sich diese zu sichern, mufe daher fttr alle KUstenstaaten ein ernstes Bestreben sem und sie dazu fllhren, nicht nur eine an Zahl gro&e, sondern namentlioh auch eine solche Flotte zu besitzen, die hinsiehtlich ihrer Bauart» Auarästung und Bemannung auf der Hohe steht

Keben der gemeinsamen Aufgabe, daa Vaterland zn schätzen, haben die Streitkräfte zur See mit dem Heere drei Eigensehaften gemein: die Operationsfähigkeit, die Fähigkdt, feindlichen Besitz und feindliches Gebiet zu zerstören, und die Notwendigkeit, ftir Un- brauchbares und Verlorenes Ersatz zu erhalten. Der Thätigkeit beider setzt aber die Grenze zwischen Meer und Land eine Schranke; hier bedarf also der eine Teil der Wehrmacht der Unterstätzung des anderen. In der nachfolgenden Abhandlung sollen nun die Dienste betrachtet werden, welcbe die Thätigkeit der Flotte der Kriegführung zu Lande zn leisten vermag.

*) Straael, Die Flotte der Nordstaatea im Seoessloukxiege.

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156 -^i^ Tbätigkeit der FloUe im Dien«te der Kxiegfiüinuig zu Laude.

Mittelbar äolsern sieb diese nmäcbst dadarcb^ d&fs das Dasein einer stariien Flotte ausgedehnte und kostspielige Befestigungen, namentlich an der Kllsle, ersparen Iftbt.*) Beispiele werden dies am besten erläntem.

Rnfiilaiids Bestreben z. B. wird si^ sein, AnseUoDs ao das lOttelmeer su gewinnen, mit anderen Worten: Konstantinopel in Besita sn nehmen. Hierzn tilfit es schon seit langem seine Vor- bereitaDgcQ, so namentlich durch Schaflbog einer starken Flotte im Schwansen Meere. Solange dieses von der tOrkisehen Flotte beherrscht und solange diese stark genng war, gldehzeitig anch die Dardanellen an sperren, solange war eine starke Befestigung Konstantinopels nicht erforderlich. Als dann aber die Lelstuiigstabigkeit der tllrkisdien Flotte gesunken, nod sie unfähig zur Herrschaft im Sehwarzen Meere nnd zu wirksamer Sperrung der Dardanellen geworden war, mnlsten, um Konstantinopel, das Marmara-Meer und die in dasselbe fahrenden Meerengen zu schützen, zahlreiche nnd teure Befestigungen geschaffen werden, die einen Wert von vielen Millionen darstellen. Ähnlich steht es mit Dänemarks Hauptstadt; auch hier kostete die Befestigung ungeheure Summen, die unnötig gewesen witren, weon Dänemark mne starke Flotte besä&e.

Andererseits lehrt Englands Beispiel, wie eine starke Flotte nnd die damit verbundene Seeherrschaft viele Befestigungen nnn5tig machen; London mtt&te befestigt sdn, wenn beide Voraussetzungen nicht mehr zuträfen; leicht konnte es ihm sonst ergehen wie am 14. Juni 1667, da Rnyter die Themse aufwärts segelte, die im Flusse liegenden Schiffe verbrannte und dadurch England zum Frieden von Breda zwang.

Militärisch betrachtet, spielt aber bei Erspamils von Befestigungen der Geldpnnkt natürlich nicht die Hauptrolle; noch viel wichtiger ist es, dnfs Besatzungen fortfallen und der Kriegführung zu Lande zu gute kommen. Dem Feinde mdglichst stark entgegenzutreten, ist aber einer der ersten Grundsätze derselben.

Weiterhin wirkt die Flotte durch Beherrschung der See und Wahrung der Verbindung mit dem Auslände mittelbar auf die Krieg- ftlhrung zu Lande dadurch ein, dafe sie die Widerstandskraft des Landes erhöht. Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung der von (Vankreich angriffsweise begonnene Krieg von 1688 bis 1697, der damit endete, dafs der Angreifer sich Überall auf die Verteidigung

^1 In Ühereinstiinmung hiennit heilst es auch in der Be^Tündunfr der Novelle zum Klotteo^esetz von 1898: „ürölKCru Aat'wünduogea für Kü^itea- befeftigangen sind am m weniger driogHoh, ja mehr die Sehlaehtflotto tw- ■titrkt wird.«

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Die ThStigkeit der Flotte im Dienste der Kriegrührung za Lande. 159

besohi^kt sah. Dies war aber banpMIchlich das Ergebnis der Thäligkeit der englisch -holländisoben Flotte, welche Handel und SehifTabrt Frankzdehs schwer schädigte ond in dem gewonnenen Gelde den Verbttndeten anf dem Lande das Mittel gab, die gegen Frankreich kämpfenden Heere zn unterhalten.')

Welchen Einflois eine solche Thätigkeit der Flotte fUr Anf- ateUimg nnd Aasrttstnng, Bekleidung nnd Verpflegnng, Erhaltung und Ergänzung des Heeres besitzt, drttckt auch sehr deutlich das deutsehe Generalstabswerk Uber den Krieg 1870/71 aus, indem es bei BesprecbuDg der französischen Neubildungen anftthrt, dafe für diese Kriegsmaterial alier Art aus dem Auslande aufgekauft und anf dem Seewege schnell und ncher herangefbhrt worden sei. Dies war aber nur möglich, da Frankreich stärker zur See und die norddeutsche Flotte nicht imstande war, des Feii^des Seeverkehr zu hindern. Hätte sie dies thun können, dann wäre die Zuiuhr von Wulfen, Bekleidungs- stücken nnd Material aller Art, wenn nicht ganz, so doch sicher zum grölsten Teii unterblieben; Frankreich hätte schwerlich so viel neue Heere aufsteUen, ausrttsten und bekleiden können; der Widerstand irtae geringer gewesen; der Fall von Paris und damit die Beendigung des Krieges hätten früher stattgefunden.

Auch die Geschichte des Sezessionskrieges zeigt klar, wohin gänzliches Abschndden der Zufuhr todi Meere her fllhren kann. Denn die Nordstaatenflotte hatte, dank aniserordentlichster Thatkraft und angestrengtester Thätigkeit, während des Krieges eine solche Stärke erreicht, dals sie die 4400 km lange Küste der Sttdstaaten blockieren konnte, derart aber, da(8 schon im Frtthjabr 1862, also ein Jahr nach Beginn des Krieges, die iremden Regierungen die Blockade als wirksam im Sinne der Pariser Seerechtsdeklaration von 1850 anerkennen mulsten. Damit waren aber die einzig und allein auf den Seeverkehr angewiesenen SUdstaaton völlig vom Auslande abgeschnitten; ein gänzlicher Niederbruch ailer wirtschaftliobeD Ver- bältnissf trat t in; Unterhaltung und \'ersorgung des Heeres wurden unmöglich) und eine solche Erschöpfung der Streitkräfte zu Lande war die Folge, dafs die Sttdstaaten zu weiterer FortfUhmog des Krieges unfähig waren. 3)

Die Möglichkeit, die beiden sUdafrikauischeo Republiken vom Meere abschneiden zu können, sowie die Wahrung der eigenen Ver- bindung zur See sind auch in dem aagenblicklichen Kriege Englands in Südafrika zwei Bedingungen, weiche Toraussichtlioh zn einem Erfolge des britischen Reiches führen werden.

1) Mahsn, Der Einflvb der Seemtoht $nt die Gesohiehte. *) Steoiel, Die Flotte der Nordetaalea im SeeeflsioiiBkriege.

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1(^0 Die Tbätigkeit der Flotte iiu Dieuste lier Kriegführung zu Lande.

Neben diesen mittelbar geleisteten Diensten Tennagjdie Flotte der KriegfUbnug sn Lande auch unmittelbar Unterstützung zn ge- währen. Bei dieser mehr ins Ange fallenden Thätigkeit maeht sieh das Zusammenwirken von Heer nnd Flotte beme^bar, dessen Erfolg auf dem wechselseitigen Verstilndnis Air die Eigentttmliehkeiten und anf dem flbereinstimmenden Handeln beider Teile einer Wefarmadit berohi Der schon mehrfach angeführte Sezessionskrieg bietet anch für solche gemeinsame Thätigkeit von Heer nnd Flotte viele lehr- reiche nnd beachtenswerte Beispiele.

Unmittelbar wird die Flotte der Kriegfkihrong zu Ltande zonlichst dadurch einen Dienst leisten können^ dals sie das längs einer Ettste vorgehende Heer begleitet oder ihm voraoseilt nnd wichtige Kttstenpnnkte in Besitz nimmt, wie dies beispielsweise denkbar ist, wenn Deutschland im Kriege gegen Rulsland mit einem Heere längs der Ostsee vorginge. Die Flotte ttbemimmt hierbei die Sicherung der einen Flanke, so dafo das Heer, von der Sorge am diese beireit, grölsere Freiheit der Bewegung in der Front, sowie anf dem landeinwärts gelegenen Flttgel gewinnt und seine Hanpt- kräfte anf diesem verwenden kann. Eine solche Thätigkeit whni um so wirksamer sein, wenn die Flotte das Heer beherrscht und das Heer danach streben darf, den Gregner gegen die See zu drängen. Wirft sich in einem solchen Fall der Feind in eine Kttstenfestung, oder sucht er in einer nahe der Küste gelegenen Stellung Widerstand zu leisten, dann kann hierbei die Flotte dem angreiienden Heere da- durch Unterstützung gewähren, dafii sie unmittelbar am Kampfe teil nimmt, und Flanke wie Rücken des Gegners bedroht Dieser kann einer solchen Crefahr nichts Gleichartiges entgegensteilen und wird in seiner Widerstandskraft sehr beeinträchtigt werden.

Andererseits vermag aber die Flotte den Kampf um Befestigungea an oder in der Nähe der Küste auch zu erleichtem. Kol borg z. B. konnte sich 1807 nur deshalb so lange halten, weil befreundete Schiffe die Verbindung zar See offen hielten nnd die Zufuhr mancherlei Art ermöglichten. Ahnlich wirkte die Seemacht mit bei der Verteidigung von Stralsund, welches vom 13. Mai bis 24. Juli 1628 durch Wallen- stein belagert wurde, sich aber, dank der Hilfe der schwedischen Flotte, gegen alle Angriffe hielt, und bei der Verteidigung von Gibraltar, welches 1770 von den Spaniern eingeschlossen nnd bis znni Frieden im Jahre 1783 belagert wurde. Wenn auch jeder An- griff vom Lande her abgewiesen werden konnte, so gestaltete sich doch die Versorgung des Platzes mit Sehielsbedarf und Lebensmitteln sehr schwierig, und nur der Mitwirkung der Flotte war es zu danken» dafe sich die für England so wichtige Festung hielt Einmal sogar,

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Die Thätigkeit der Flutte im Dienste der KhegfUhruog zu Lande. iQi

im Jshre 1780, moAite erst eine spanisolie Flotte geschlagen werden, ehe die englischen Zaftdmehiffe in den Hafen einlaufen konnten.*)

Es möchte hier, beim Angriff nnd hei der Verteidigang von KflstenpnnlLteni am Platee sein, eines Beispiels ans dem Sezessions- Itriege Erwlhnnng zn tlinn, welches die Thätigkeit der Flotte bei solcher Gelegenheit snr Darstellnng bringt; ich meine die gewaltsame Besitsnahme des Port-Koyal-Snndes.

Die Nordstaatenflotte hatte als Operationsbasis ftlr die Dnreh- itlhnmg der Blockade an der Atlantischen Kttste snnKchst den Pam- liko-Snnd benatzt, der aber des flachen Fahrwassers, später auch

wegeu der weiten Entfemuuf; von Charleston dafür wenig greeiguet war. Als neue OperationshaBis wurde daher der Port-Koyal-Suud gewählt, zu dessen Fortnahme die Nordstaaten ein Geschwader von 17 Schiffen, sowie 35 TraosportschifTe mit 15 000 Mann Laudongs- truppen bestimmten.

Nachdem am 28. Oktober zor Tänscbnng des Gegners 35 Kohlen- schiffe in Be^dc itaug eines Kriegsschiffes nach Sayannah abgegangen waren, folgte am 29. die Flotte. Bei ungünstigem, meist sttlrmischem Wetter ging die Fahrt vor sich ; 2 Transportschiffe sanken, 2 trieben anf den Strand nnd fielen dem Feinde in die Binde, 4 mnlsten be* schüdigt nach der Cbesapeake-Bai snrllckkehren nnd fast alle Schiffe hatten die Ar die Lsadnng bestimmten F^me nnd Boote wlmcen. Die Flotte selbst war dnrch den Stnrm so xerstrent worden, dals

1) Maban, Der Einflnfs der Seemacht auf die Gesohiebte. JahibtskM Ar di« dMitMh* AnoM aod Hula«. B4. 11«. & 11

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162 ^ Tbxa^kat der Flotte im Diente der Kii^cfUhmig m Lande.

am 2. November vom Flaggsoliiff kos nur eio Schiff za sehen war; der Fflhier des Unteruehmenä, Kommodore Dapont, liefe sich aber nicht irre maeben and behielt die iüehtimg nach dem Port-Royal- Sund bei

Am 4. November 8 Uhr vormittags lagen denn anch 25 Sebiffe vor dem Sand; alle Seezeichen fehlten nnd Tom Lande war auch fast nichts za sehen ; eine vorliegende fiane erschwerte die Einfahrt. Sofort erknodeten Offiziere das Fahrwasser nnd schon am 8 Uhr nachmittags war ein Weg für Schiffe mit 6 m Tiefgang festgelegt, so dals die Flotte bis auf einige tiefer gebende Schiffe Uber die Bazre gehen and in stillem Wasser ankern konnte. Der Rest folgte am 5. mit der Fiat. An diesem Tage vormittags fand dann eine Erkondang des weiteren Fahrwassers nnd der Forts statt; Kanonen* boote snebten die Werke zar Feaerabgabe zn veranlassen und stellten daraufhin wenigstens annähernd Aufstellong, Kaliber und Schalsweiten der Geschütze fest. Da währenddessen aach die noch fehlenden Schiffe eintrafen, hätte naamebr zam Angriff geschritten werden können. Ein Unfall des Flaggschiffes yeizOgerte ihn aber noch bis znm 7.

Dem Angriff lag folgender Plan zu Grunde: in zwei Kolonnen vorgehend, sollten die Kriegsschiffe Fort Walker niederkämpfen^ Fort Beauregard beschäftigen und die Muskitoflotte zurückdrängen. Nach Niederkämpfang des Forts Walker sollten dann die Trappen gelandet werden, um in den Kampf einzugreifen. Dies alles kam in energischer und geschickter Weise zar Ausführung. Beide Kolonnen fuhren in den Sund ein; die rechte trieb die Muskitoflotte zurück, ging oberhalb des Forts Beauregard in Stellung, bescbols das Fort and entsandte 2 Kanonenboote gegen Fort Walker, um dieses von Norden her unter Feuer zu nehmen. Die linke, aus den 8 besten Schiffen bestehende Kolonne schwenkte oberhalb des Forts Walker und aufser dessen Schulsweite links, fuhr dann möglichst nahe am Fort vorüber, dabei eine Breitseitenlage abgebend, und schwenkte unterhalb des Forts wieder links, um dasselbe Manöver zu wieder- holen, 2 Kanonenboote beschossen währenddessen das Fort von S.O. her. Nach vierstUndifreni Kampfe wurde Fort Walker, welches unter einem beständigen Kreuzfeuer zu leiden hatte, geräumt; da am Abend auch Fort Beauregard verlassen wurde, befand sich der Port- Koval-Sund widerstandslos in Händen der Nordstaaten. Dabei waren die Verluste nur gering; sie betrugen 8 Tote und 23 Verwundete. Alle Schitie war(Mi getroffen worden, aber nur ein Raddampfer war aufser Ttefeeht ^^esctzt.

Der Eiuflulb dieses Erfolges auf die Kriegführung za Lande be-

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Die Thftigkelt der Flotte im Dienete der Kiie^ührong sn Lande. I63

stand darin, dafe Heer und Flotte Tereint die reiobsfee Gegend Sttd- Kiirolinas in Besitz Dahmen, die von Savannah nach Gharleston führende Bahn bedrohten nnd dadurch eine starlie Sicherong der^ selben, also Abgabe von Truppen für Nebenzwecke, ndtig machten.') Aus neaester Zeit ist bemerkenswert die Einnahme von Santiago de Goba. die nnr erronglicbt wnrde durch die Untenttltznng, welche die amerikanische Flotte dem Heere nach seiner Landung zwischen Santiago und der Bucht von Ouantonamo zu teil werden liels.

Einen vvoitoron sohr \vie}itiir»'ii Dienst Ifistrt die Flotte der Knc«:- führuiii: zu Lande dadurch, dafs sie Truppen schnell auf weite Knt- fernun«ren iü»er See bef^irdert und so dazu beiträfrt. dafs die Grenze, welche das Meer den Heeresl>eweiruniren steckt, Uberschritten werden kann, Solclie Iruppenreisen können stattfinden: hei Ueuiiin des Krie<res zur Entlastung: der Kisenbahnen und zur l'berwinduno: von Meeresarnien, während des Krieges zur \ ersetzun^; von einem Kriegs- schauplatz auf den anderen und zur AusfUhrnng' von KUckzUgen.

Truppenreisen zur See haben nun ihre besonderen KigentUm- lichkeiteu. Zunächst sind sie bei weitem nicht so sicher als solche

>) Stensel, Die Flotte der Nordstaatem im SeseaBionskriege.

II*

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104 ThXtigkeit der Flotte im Dieaste der Kiiegfiiliniiig n Lande.

mit der Eisenbahn; denn die Einführung der Dampf kraft in der See- schiffahrt hat zwar eine grrOlsere Unabhängigkeit vom Winde and eine Beschleimigting der Fahrt zur Folge gehabt, konnte aber weder die Gefabren der 8ee noch die damit Terbundenen Unfälle beseitigen. Weiterhin kann eine längere Seefahrt die daran nicht gewöhnten Menschen nnd Tiere in ihrer Leistnngsfähigkt it beeinträohtigeai dafs sie in den ersten Tagen nach der Aosschifi'ung nnr wenig za brauchen sind. Sie kann sogar einen solchen Verlast an Tieren herbeiführen, dafs die Gebrauchstähigkeit der Truppe sehr herab- gedrückt ist, wie dies kürzlich erst die Engländer in Südafrika er- lahren haben; denn von den 24 OOO Mann, welche G Wochen nach Beginn des Krieges gelandet waren, war der frrölste Teil operations- nntlibiir. da die vorhandene gerin^re Artillerie infol<:;e des Znstandes der Zuj,^tiere und man^'els pMiüj^cnder liespannunj: bewetrunirsiinfähig war. Ein weiteres Beispiel daflir. wie die Seefahrt und die mit ihr verbundenen 1 nfälle einen \ erlust an Tieren herbeiführen können, liefert naiiientlieli auch die Beförderun;r /vveier Eskadrons des eng- li^('lu'n 1). rianen-He|iinients nach Südafrika. Die 320 Pferde der- selben wurden nämlich bei einem 24 Stunden währenden Sturme derartiir durch<'inander geworfen und beschädigt, dafs mehr als drei Viertel der Tiere getötet und über Bord geworfen werden mulsten, womit aber die beiden Eskadrons gebrauchsunfähig geworden und zunächst zu längerem Aufenthalt an ihrem Ausschiffungspunkt ge- zwungen waren. M F'.ndlich kommt in Betracht, dafs immer nur eine beschränkte Zahl von Truppen befördert werden kann, dals daher eine btatl'elweise Beförderung mit kürzeren oder läugereu Zwischen- räumen stattfinden mufs und dafs sich bei einer grölseren Stärke und bei weiterer Entfernung Schwierigkeiten geltend machen, wie solche ebenfalls die jüngsten englischen Truppenreisen gezeigt haben. So schrieb z. B. unterm 20. Dezember 1899 eine Zeitung:** i „Der Transport der ersten loooü Mann nach dem Kap vollzog sich ohne jede Schwierigkeit, und auch die darauf folgenden Divisionen kamen noch leidlich schnell hinüber. Bei dem Transport der 5. Division aber begannen bereits die Schwierigkeiten, hinreichend Schiffe zu finden, und die Absendang der (5. Division, welche auf den ver- schiedenen Schlachtfeldern dringend gebraucht wird, kann nur ganz langsam vollzogen werden, weil es an den nötigen Fahrzeugen ge- bricht. Wie aber die 7. Division befördert werden soll, das scheint man hier d. h. in London iu amtlichen Kreisen selbst noch nicht /u wissen.**

ij Mittciluti^ aus cinciQ Privatbrief in der ,lllusuiertea Welt."

3) Neue Ziiriclicr Zeitung.

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Die TliStigkeit der Flotte Im Dienste der Kriegltthnuig m Lande. 165

Als Befördernngs mittel dieoen Kriegs-, Handels- und he- sondere Transportschiffe. Die soerst genannte SchitVsart wird durch dne solche Verwendung Torttb^ehend kampfunfähig premacht und dem Zweck, für den sie bestimmt ist, entzogen. Auch besitzen Kriegs- schiffe meist einen solt-hen Tiefgang, dals Ein- und Ausschiffung sehr erschwert sind. liei Benutzung von Handelsschiffen müssen meist erst sehr umfangreiche und zeitrauhende Änderunfren in der Einrichtung nnd Ausrüstung erfolgen; ihre Leistungsfähigkeit ist je nach ihrer Grölse sehr verschieden. Im allgemeinen nimmt man an, dafs ein etwa 100 m langes und 12 m breites Schiff von m Tief- gang ein Hataillon, eine Eskadron oder eiue Batterie aufnehmen kann. Das Fassungsvermögen eines Dampfers der P-Klasse der Hamburg-Amerika-Liiiie von 170 m Länge, 19 m Breite und S m Tiefgang wird etwa 2 Bataillone betragen. Im Uhrigen ist anzu- nehmen, dals das diesjährige Kaisernianöver genauere Kenntnis uher die Leistungsfähigkeit un^cri'r grolseu llandelsschitle bringen wird. Am geeignetsten für die Truppenheförderung sind natürlich die hier für besonders hestinimten Transportsehiffe, da hei ihnon die irtiti^tig^te Kaumausnutznng statttindet; ihr Tiefgang ist mögliehst gering, dumit die Schiffe ni igliehst nahe ans Land herankommen können, nuifs aber mit IJiicksielit auf die Fahrt auf hoher See immerhin wenigstens 5 m hetra;:('n. Df iitsehland besitzt nur ein der Kriegsflotte im Frieden angehöreiulcs TransportschifT, den l'elikan von 24()() Tonnen Wasserverdrängung; indessen bietet sich in denSeedampfern der grolsen überseeischen Linien eiue genügende Zahl von Schiffen, die für eine Trnppenbetörderung geeignet sind.

Auf die Dauer der Einschiffung ist neben der Stärke der Truppen und deren Ausstattung mit Tieren und Material besonders von Einfluls, ob die Einschiffung unmittelliar vom Lande aus oder auf otiener See erfolgt. Im ersten Fall, der bei grolsen, gut vor- bereiteten Truppenreisen meist vorliegen wird, gelangen die Truppen in Seehäfen vom Bollwerk aus aufs Schiff; Witterung und Seegang machen sich nur wenig bemerkbar; die Einschiffung kann ununter- brochen fortdauern; sie wird also in verhältiiisinulsig kurzer Zeit be- endet sein. Anders auf uffener See, wenn also ein Hafen nicht vor- handen ist oder die Schiffe ihres Tiefgangs wegen nicht ans Land heran können. In solchem Fall, z. B. wenn ein KUckzug über das Me<^r angetreten werden soll wie 18(14 von den Dänen bei ihrem Rückzüge von Alsen nach Fünen, ist erst ein Heranfahren der Truppen und ihres Materials an die Schiffe und dann ein Undaden auf diese nötig; beides erfordert Zeit, die durch den Eindufs von VVitterunir and Seegaug noch verlängert wird. Besonders hoher Seegang und

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106 IM« Tbitigkett der Flotte im Dienste der KriegfUiniiig m Lende.

sturmiscbes Wetter kOnnen die EinschiffoDg sogar gtazlicb ver- hindern.

Namentlich wird sich auf otffnier See das Einladen von Tieren und Material schwierig gestalten; und dies ist um so mehr zu be- achten, als das Material das am meisten in Betracht kommende Ge- wicht darstellt. Als das tranzösische Heer LSoO aus der Krim zu- Uck kehrte, währte seine Einschitl'iing vom 1*). April bis zum .">. Juli. Dabei erforderte das Material des l-'eld- und des Belageruncr'^parkes allein 4<tn SehiliV*. eine Zahl, wie sie heute infolge der Vergrolseruüg des T()uneni:-eh;i!ts allerdings wohl nicht mehr vorkommen wird.')

Die Fahrzeit ist abhängig von der Entfernung und von der für die Hefiirderung benutzten SchiHsart. Heute, wo die \ erwcndung von Dampfern die Kegel bildet, lälst sie sieh im allgemeinen ziem- lich genau bestimmen. Als Mafs gilt dabei die Seemeile gleich ISö'J m. Hei 1() .Seemeilen 1 aiirt in der Stunde wllrde /.. H. die Strecke Danzig-Kiel (:{")(» Seemeilen) in etwa Ta;:en, die Strecke Kiel-Hamburg jJ(K) Seemeilen) in etwa '/« die Strecke Ham-

burg-London (4i{() Seemeilen) in etwa 2 Tagen zurückgelegt werden ki^nnen, während die 11 400 Seemeilen betragende Strecke liamburg- Kiautschou etwa 47 Tage erforderte. Ini letzteren Fall ist aber noch zu berUcksichtig(»n. dal's die Dampfstrecke durch das Kohlen- fassnngsvermögen begrenzt ist, und dafs der mehr oder minder grofse Aktionsradius deh Schilfes unterwegs noch einen längeren Aufenthalt zum Kuhlenauffllllen nötig macht.

Was Übrigens noch die Schnelligkeit angeht, so besitzt die schon einmal erwähnte P-Klasse der Hamburg-Amerika-Linie (Patria, Patricia. Pennsylvania etc.) eine solche von 115' /4 Seemeilen, während der neueste Dampfer der (iesellschalt, Deutschland, eine Geschwindig- keit von 2:i Seemeilen erhalten soll. Eine derartige Fahrleistang bildet aber eine .Ausnahme und darf daher Truppenreisen zur See nicht zu Grunde gelegt werden. Ist Eile nötig, können allerdings au l ii gröfsere Leistungen als 10 Seemeilen in der Stunde erreicht werden. Mit KUcksicht auf eine (Tefährdung durch den Feind ist aller das Zusannnenfahren einer gröiseren Zahl von TransportschitTen und ihre Begleitung dunh Kriegsschiffe erforderlich, weshalb nur die Leistungen der am langsamsten fahrenden Schiffe zu Grunde gelegt werden können. Ist dagegen ein Zusammentreffen luit dem Feinde ausgeschlossen, dann kann aucii die höchste Leistung der einzelnen Sehiflfe gefordert und ein Alleinfahren derselben gestattet werden; solch eine Lage, wie sie z. B. augenblicklich im Kriege

') Wei^lt, Die Belugeruag vuu Sebastopol.

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Die IMtigkeit der Flotte im Dienste der Kriei^föhnuig m Lande. 167

tler Engländer gegen die Boren vorliegrt, gehört aber zu den Aus- nahmen und wird sicher nicht vorhanden sein, wenn Deutschland z. B. iin Kriege mit England wäre and Truppen dorthin befördern wollte.

Englands augenblickliche Truppenreisen zur See geben übrigens noch zu zwei besonderen Bemerkungen Veranlassung. Zunächst wurde bei ihi»en Wert weniger auf Zusaiiunenhalt der Truppen als auf Ausnutzung des iiaunies gelc^'t. Da die Verhältnisse bei Schiffen anders liegen als bei Eisenbahnen, bei denen man Wagen an- und abhängen kann, mag dies seine Berechtigung namentlich da hai)en, wo an geeigneten Seiiitlen Mangel ist. Im allgemeinen ist aber auch bei Truppenreiseu zur See Wahrung der Verbände möglichst 2n beachten. Weiter fuhren die Offiziere zum grofseu Teil in be- sonderen Schiffen, was ebenfalls unserer Anschauung widerspricht. Wran aach während der Fahrt eine Überwachung und llntenveisung 4er Mannschaften durch die Unteroffiziere stattfand, auch täglich ge- tarnt, exerziert und möglichst geschossen wurde, so machte doch das Femsein der Offiziere ein gegenseitiges Kennenlernen von Fttbrer ond Soldat unmöglich, dafs solches aber stattfinde, wird in onserem Heere mit Beeht gefordert; es wäre bei den Engländern am so mehr am PlaftEe gewesen, als die meisten ihrer Soldaten erst vor kurzem eingestellte Sdtdner rind.

Die Fahrt wird oon beendet dnreh die Ansschiffang. Sie hängt Ton denselben Umständen ab wie die Einsohifliing nnd wird daher ebenfklls kniz sein, wenn die SebiflTe in Häfen anlegen können, nnd länger danem, wenn die Fahrzenge ihres Tiefgangs oder anderer Umstände wegen vom Lande abbleiben müssen. Bei stiller See kann ein Boot 1000 m beladen in 20, anbeladen in 10 bis 15 Minaten znrtteklegen; Ein- nnd Ausladen eriordem weitere 90 Mi- nntea Jede Fahrt eines Bootes wird somit wenigstens eine Stande dauern.*) ROnnen also s. B. von einem 1000 m vom Lande ent- fernt liegenden Schiffe gleichzeitig 12 Boote mit Je SO Hann abge- lassen werden, dann wäre die Aassehiflung eines Bataillons ohne Pferde nnd Fahnenge in mindestens 8 Stunden ansgeführt Diese Zeit wird aber nmso länger dauern, je grOfser die Entfernung, je hoher der Seegang und je ungünstiger die Witterung ist. Stürmisohes Wetter nnd hoher Seegang kOnnen die Ansschifiang sogar gänzlieh nnterbreohen, die im übrigen bei Dunkelheit meist nnterbleiben wird. Wie bei der EinsehiflFung das Einladen, so bereitet bei der AnssehifFung das Ausladen der Tiere nnd des Materials auf hoher

1) Blume, Strategie.

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IQQ Die Tbätigkeit der Flotte im Dienste der Krie(j;fUbnuig zu Lande.

See grobe Schwierigkeit IMe Amerikaner iudfen deh bei ihrer Landang auf Kuba im Jahre 1898 damit» dals sie Hnnderte tob Pferden ins Wasser warfen und allein ans Land schwimmen lieihenf woltei nur Terhältnismälsig wenig Tiere Terloren gingen nnd viel Zeit gewonnen wnide.^) Übrigens werden meist aneh die ICann- sehaften noch eine Strecke weit doiohs Wasser waten müssen; erste Sorge der Pioniere oder yon Mannschaften der In&nterie wird es dann sein, fOx Landuugsbrttoken zu sorgen, damit wenigstens das Material, namentlich Schieisbedarf nnd Lebensmittel trocken ans Land kommen.

Die fechtenden Teile eines Armeekorps sind im allgemeinen in 48 Stenden an Land gebracht Einen Anhalt hierfür giebt die Ans> schiffnng des verbündeten Heeres anf der Halbinsel Krim im Jahre i854, bei der es sich am 63000 Mann mit etwa 230 Geschtttsen handelte. Dieselbe begann am 14. September 8'* V. und wurde so gefördert, dab nm 7*" N. der grOfste Teil der fransOsisehen Toppen, etwa 20000 ICann mit 60 Geschfltaen, an Land war. Stttrmisohes Wetter nnterbraoh dann die Ansschififong, die aber trotz des an- haltenden starken Windes in den nftcbsten Tagen fortgesetst nnd bis auf einige wenige Teile, am 16. abends beendet wnrde.') Die Ansschiffnng eines etwa 1*/« Armeekorps starken Heereskörpers hatte also trotz ungünstiger Verhältnisse drei Tage erfordert

Anders steht es nnn, wenn die AnsschifiEtmg als kriegerische Untemehmimg nnd als unmittelbarer Obergang zu den Operationen sich darstellt Diese Art der Aussohiflfnng, die Landung,*) wird heute aber selten und dann nur zu bestimmten Zeiten und in be- stimmten Fällen stattfinden. Wenn auch die Verwendung des Dampfes gegen früher ein plOtEÜches Erscheinen an der feindliehen Küste erleichtert, so hat andererseits die Landesverteidigung durch die Ausgestaltung der Wehrverfassungen, durch die Verbesserung des Nachrichtenwesens und durch die Entwickelung der Verkehrsnetze so an Sttrke gewonnen, dafs die Abwehr von Landungen sehr be- günstigt ist

Immerhin vermag die Flotte der KrlegfUhrnng zu Lande durch Landangen noch recht gute Dienste za leisten. Zunächst da, wo der feindliche Staat nur schwer rechtzeitig Oegenmalsregeln ergreifen kann, wie z. B. dano, wenn das feindliche Heer im Aufmarsch an der Grenze begriffen, das Bahnnetz also voll in Anspruch genommen

1) Mittoilnng des Grafen Goetzen in der Militärischen (iesellscbal't. >) Weigelt, Die Belagerung vun Sepastopol.

^) Blume, Strategie; d. Golts, Kriegsflihniiig; t. d. Golti, Das Volk in Wallen.

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Die Tbätigkeit der Flotte im Dienste der KriegtUhrun^ zu Lande. 169

nnd wegen der Schwierigkeit, in der Fahrt betindliche lletresteile auf andere nach der Küste führende Linien abzulenken, nur unvoll- kommen imstande ist, Truppen sohneil an die bedrohte Küste zu schaffen. Auf jeden Fall kann aber eine erhebliche Störung des Aufmarsches erfolgen nnd dadurch die Gestaltung des Krieges sehr beeintrüchtigt werden, ein Ergebnis, welches wohl eine Beendung bei Beginn de« Krieges reehtferfcigen könnte. Eine solche Ut femer ausfilhrbar da, wo dem feindlieben Staate die Mittel snr Abwehr fehlen; so namentUeh bei Kolonialkriegen and bei Kämpfen mit militärisch wenig entwickelten Staaten in fernen Weltteilen, da hier ein kleines wohl aasgerQstetes nnd gut ausgebildetes Heer zar Dnrebfllhnuig des Krieges genügen wird. Die Möglichkeit solcher Kämpfe wird aber immer mehr sehwinden, je mehr diese Gegenden dem Weltverkehre eischlossen werden. Namentlich erscheint es aas* geschlossenf dab z. B. Oentschland zom Schatze seines eigenen überseeischen Besitzes Liandungen größeren Malsstabes in feindlichem Chibiet vornehmen wird, ehe nicht der Kampf znr See nnd die Frage, wer zur See herrschen soll, entschieden sind. Dies kann aber nar dorch eine starke Flotte geschehen and, eine solche za schaffen, mals Deatschlands Streben sein.

Während des Krieges wird eine Landnng in Feindesland nar da von Erfolg sein, wo das gelandete Heer bei dem Volke oder bei einem l»enachbarten Staate aaf Unterstätzang rechnen darf. So lagen die Verhältnisse 1898, als die Amerikaner aai Kaba nnd anf den Philippinen landeten, and ähnlich hätte 1870 eine Landung iranzOsisoher Tmppen Erfolg haben können, wenn Dänemark die Nentralititt aafgegeben und sich Frankreich angeschlossen hätte. In solchen Fällen hört aber der Begriff einer Landung als ein be- sonderes Unternehmen aof, da es sich dabei mehr am einen ge- sonderten, mit Hälfe der Flotte ausgefilhrten Aofmarsch eines Heeres- teils handelt, der dann in dem verbündeten Gebiete den Aasgangs- pnnkt fttr seine weiteren Bewegangen findet. Was Übrigens die Unterstfltzong bei dem Volke angeht, so ist darauf nicht za sehr za banen. Tänschongen in dieser Bcziehang haben schon oft die un- angenehmsten Folgen gehabt, so z. B. während des nordamerika- nischen Unabhängigkeitskrieges beim Einfall in die sttdiichen Kolonien, während der Bevolntionskriege bei der Besitznahme von Gnadalonpe durch die Engländer a. a. m. Landungen anter solcher Voraussetznng mögen zwar in der Absicht, den Gegner von anderen wichtigeren Punkten abzulenken oder ihm durch den Aufstand der Bevölkerung Verlegenheiten zu bereiten, versucht werden; nie darf- aber durch sie eine fUr die Entscheidung besser angebrachte Streit-

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X70 I^i^ Thätigkeit der Flutte im DieDste der Kriegfubnuig zu Lande.

kraft abgezogen werden. Anden TerliSlt es deh mit Landangen, welehe die Besitsnahme eines an oder in der Nllbe der KUste liegenden and ftr den Kiiegsrerlaaf wichtigen Punktes liesEweeken. Wie miUtilrische Gründe solcbes verlangen können, zeigte schon das Beispiel des Poit-Royal-Siindes; aber ancb politische ChUnde können oft mafegebend sein, so z. B. dafs dorch Einnahme nnd Beseteong der Hauptstadt eine fremde Regieruug zam BQndnIs oder zur Ken- tralitftt gezwangen werden soll (Konstantinopel, Kopenhagen l^)

Endlieh lälst die Möglichkeit, vom Feinde besetetes Gebiet st überspringen nnd anerwartet In solchen Landesteilen anfzatreten, die bisher noch vom Kriege anberOhrt waren, Landungen besonders aneh

fUr Flanken- nnd Rückenbedrohnng geeignet erschienen, wie sie z. E 1877/78 bei der Verteidigong der Linien von Tscbataldscba Ins Aoge gefalst war. Eine solche wftre hier umso wirksamer gewesen, als die Türken das bnlgariscbe Festnngs- Viereck im Besitz nnd betrSchtUohe Streitkräfte znr Verftgnng hatten.

Gegen Ende des Krieges Bobliefslich kann eine Landung dann stattfinden, wenn der Gegner in seinen Machtmitteb erschöpft nnd des Krieges müde Ist. Denn bei der meist nor noch schwachen Abwehr nnd bei der Möglichkeit, da& die Regierang dem Eindruck, den jede Landung auf die BevOlkerang ausübt, nachgiebt, kann dne gut gelungene Liandnng zn schneller Beendung des Krieges führen. Die wesentlichste Elgentttmlichkeit einer Landung Ist die, dafii die dafür anzuwendende Truppenzahi beschränkt ist. Einmal sind die Landstreitkräfte der für die vorliegende Betrachtung haupt- sächlich in Frage kommenden Staaten derart gleich an Zahl, dab keine Macht gern Teile für solche Nebenaofgaben abgiebt, nnd zwar um so weniger gern, als Landungen wenig sichere Aussiebt auf entscheidenden Erfolg haben und duroh etwaige Vorteile nicht die

1) Es sei liier noch auf die Landunp^en hingewiesen, welche die Flotte fern vom eiiropäisohen Krie<>:3schaui>latze ausführen kann in der Absicht, dadurch dem Gegner die Benutzung der Uäfcn anmüglich zu machen and sich selbst Sküt^mikte fHr £e eigenen Bewegungen ra schaffen. Wenn meh nicht der KriegflUvoag so Lande uunittelbar dienend, können derartige Iisndmigeii der Flotte nnd damit ndttelbar wieder dem Heere gute Dienste leisten.

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IKe ThStigkeik der flotte im Dienste der Kriegführung an Lande. 17]

dem HeMTo dnrch Schwächung entstehenden Nachteile aufwicjren. Weiter wird die Stärke der Landungstruppen durch die Unmciglich- keit eingeschränkt, eine irrofse Zahl von Schiflfen gleichzeitig zu entladen, ohne dafs die wescntlii hste Hedingnng ftlr den Erfolg, die Überraschung, darunter litte, (ientnai von Blume hat berechnet, dafs eine Laiuluugsflotte von öü Schiffen, wenn alle gleichzeitig landen sollen, einer Ausdehnung von 20 km bedUrfe. Solcher Aus- dehnung stehen aber die Beschaffenheit der KUste, die selten oder fast nie in solcher Breite für Landungen geeignet ist, als auch die Notwendigkeit entgegen, die I^andungstruppe wegen der Gefährdung durch den Feind zusamnien/uhalteii. Im allgemeinen wird ein Landungskorps höchstens öOOOO Mann, also ein starkes Armeekorps, betragen; allerdings kann, wie dies jetzt auch von den Kngländern gemacht worden ist, die Flotte neue Stalfeln heranführen. Dazu ist aber Zeit nötig, während der ein energischer und thatkräftiger Gegner geeignete Kräfte versnninielt haben kann, um einen Krfolg Uber die zuerst geiuiideten Truj)pen davonzutragen. Weiter ist der Landung eigeniiiinlich. dafs die Landungstruppen mit berittenen Waffen und Trains meist ungenügend ausgestattet sind, es sei denn, dafs ein benachbarter und verbündeter Staat damit aushelfe, wie dies l>ei einer frauzi)Nischen Landung 1870 durch Däin inark hätte geschehen können. Der Grund für den Mangel liegt in der so \nel schwierigeren Beturderung von Tieren und in den Flntbehrungen, welche diese während der Seefahrt erleiden nitissen. Eine längere Dauer derselben kann nennenswerte Verluste an Tieren zur Folge haben, zu denen schliefslicli noch solche bei der Ausschiffung kommen. Eine mangelhafte Ausstattung mit berittenen Waffen und Trains hemmt aber eine energische Vorwärtsbewegung, die gerade zur Aunnurzung der Landung und zur Vergrölsernng der Bads nötig wäre.

Eine gnte Basierang der Landungstruppe ist aber um deswillen erforderlich, als diese vom Hauptheere TÖlUg getrennt and nur auf die Verbhidaiig snr See angewiesen sind. Holtke sagte einmal: ndafo er wolil wisse, wie man ein Heer naoli England hiozoschaffen babe, da& es ibm aber verborgen sei» wie man dieses Heer wieder snrttekbringen wolle. Er wollte damit ansdrttcken, wie wicbtig die VerbindoDg cor See sei nnd wie nnr die B^emehong der See die Brhaltnng des gelandeten Heeres ermöglichen könne. Eine Basiemng auf die See and anf die Flotte ist aber stets nnroUkommen, da Wind und Wetter den Verkehr mit der Flotte stören, ja ihn

Naeh einer Mitteilung im „Flottenfraund*.

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172 Tbätigkeit der Flotte im Dienste der Kriegfühmn^ zu Lande.

gänzlich unterbrechen können. Eine iJautrude Trennuujr von der Flotte ist für die schwachen alleinstehenden Landungstrappen aber gleichbedeutend mit Vernichtung, zumal sie bfi der Unsicherheit der Verhältnisse unbekannte rrofrond, feindselii.'-c licviilkcrung nnd bei der Unmöglichkeit weiter Aufklärung vom Feinde völlig abhängig und deshalb mehr als sonst zum Zusammenhalt der Kräfte gezwungen sind. Dies hat Schwierigkeiten in der Verptlt irung zur Folge, die sich mit dem weiteren Vorschreiten der Bewegung nur verschlinum rii. damit der Fntfcrnung von der Landuiigsstelie die Verbindun^'Nlinieii länger werden und ihre Empfindlichkeit, sowie die Gefahr der Unterbrechung zunehmen. Starke Etappentruppen werden notwendig, und ihre N'erwendung im Kücken des Heeres entzieht sie dem Kampfe in der Front. Auch die erste Ordre de Bataille des kürz- lieh für Südafrika aulgestellten englischen Armeekorps ') trug dieser Eigenschaft der \ erbinduugslinien lU chnnng; denn aulser den 27 Bataillonen erster Linie waren von vornherein 7 Bataillone als Etappentruppen vorgesehen. Zweifellos wird aber die Unsicherheit der Verhältnisse abgesehen von der späteren Verstärkimg der Kampftruppe noch einen erheblichen Mehrbedarf an Truppen zur Deckung der rückwärtigen Verbindungslinien nötig gemacht haben, wie deoD ancb kttralieb gemeldet wurde, dato Ton den aogenbliok- Ueb*) in SttdaMka befindlicben 105000 Mann nur etwa 70 bis 80000 fttr den Kampf in der Front verfügbar seien.

Der Erfolg einer Landong hängt besonders davon ab, dafs sie ttbeirasohend ins Werk gesetzt und ausgeführt wird. Sie wird daher im Gegensatz zu Ansscliiffiingen am Ende von Truppenreisen nur aasnahmsweise in Häfen, meist aber an solcben KUstenstellen stattfinden, an denen ein Herankommen der Transportschiffe an Land nicht aosfOhrbar, an denen also znnäobst ein Umladen von Menschen, Tieren nnd Material nötig ist Die Wahl des Landongsponktes ist daher von hohem Wert Am günstigsten, namentlich aaeb tttr die spätere Basierang, wäre eine Ansscbifinng unter dem Scbntze einer Insel; docb wttrde dies die erste Bedingung fbr den Erfolg einer Landung, die Oberrascbung, in Frage stellen. Andererseits giebt es nur wenige für eine Landung geeignete Kttstenpunkte, die aber dem Feinde bekannt nnd daher besonderer Aufmerksamkeit und Be- wachung unterworfen sind. Es kommt also darauf an, den Feind zunächst zu täuschen und dann überraschend an dem wahren Lan- dungspnnkte aufzutreten. Fttr diesen kommen in Betraobt: ein guter Ankerplatz und die MOgHobkeit, alle Scbiffe gleichzeitig zu entladen.

I) Militär-WoobenbUtt für Nr. 97. ^ Anfimg Jaansr.

Die ThStigk«it der Flotte im Dienste der Kriegftthnmg ni Lande. 173

DatUr ist aber eine Steilküste mit vorgelagerten Klippen ebenso wenig geeignet als ein weit in die See hinausragender Strand j während erstere die Bewachung erleichtert und den Zugang er- schwert, notigt letztere die Schiffe zu weiterem Abbleiben und yer« langsamt so die Ausschiffung.

Tin übrigen häugt der Erfolg einer Landung auch davon ab, gegen wen sie unternommen wird: geiron eint-ii starken und wohl- geordneten Staat wird die Aussicht auf Ertbl^'^ nur gering sein; grölser dagegen ist sie, wenn ein erschöpfter oder ein aller Abwehr- inittel barer Staat das Angrit^'sziel bildet. Stets bleibt aber zu be- denken, dass die Aussieht auf Krfnl::- ciiir unsichere ist.

Die Ausfuhrung einer Landung richtet sich danach, ob eine Gefährdung durch den Feind zn befürchten ist oder nicht. Im letzteren Fall gehen die rrans|)urt>chiflfe an die Kllste heran und beginnen mit der Landung der Infanterie, die dann durch Aufstellung vorwärts der Landungsstelle das I nternehinen zu sichern hat. Zur Erhöhung ihres Widerstands ist aui baldige Nachfllhrung von Artillerie Bedacht zu nehmen, zu deren AusschiiVung nötigenfalls von den Pionieren Landungsbrtlcken herzustellen sind. Kavallerie, die aber meist nur in geringer Stärke vorhanden sein wird, ist möglichst bald nach ihrer Ausschiffung vorzusenden, um .Aufklärung zu schaffen, wichtige Bahn- und Telegraphenlinieu zu zerstören und ein feind- liches Vorgehen zu verzögern. Sind sämtliche Truppen an Land, dann ist sofort ohne dals aber dadurch die Vorwärtsbewegung der Landungstruj)pen aufgehalten wtirde mit der Befestigung der Landungsstelle zu beginnen, während die Flotte durch Besitznahme wichtiger Punkte die Ausbreitung längs der Küste und die Sicherung der Landungsstelle zu erleichtem sucht, da nur so dem Landungs- korps die Freiheit der Bewegung und die Möglichkeit, Erfolge zu erzielen, gewahrt werden,

„Die Beherrschang einer KUstengegend beruht im Kriege auf dem Ubergewicht einer Flotte", sagt Mahan in seinem schon mehr- mals angeführten Werke; dies weist wieder auf die Bedeutung einer starken Flotte hin, stark genug, um im Kampfe auf offener See die Überlegenheit Uber den Gegner zu gewinnen, ohne die eine Ausüllirung von Landungen und der dauernde Besitz der Landuuga- etelle unmöglich erscbeinen.

Eine Landung zu erzwingen, also an Bord von Schiffen befind- liebe Truppen mit allen Waffen und allem Material angesichts des Feindes an Land zu bringen, ist ein äufserst schwieriges Unter- nehmen, welches nnr an solchen Punkten ausftthrbar ist, an denen die die Transportschiffe begleitenden Kriegsschiffe sich dem Strande

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174 ^ ThiitigfceÜ der Flotte in Diansto der JintgSühnng m Lande.

80 weit nähern können, dafs ihre weittragenden (ieschütze den Feind in solcher Entfemang halten, dafs sein .\rtillerie- und Infanteriefener unwirksam sind. Gelingt dies, dann kann mit der Aassehilfonsr der bisher aulser 8chufsweite grehalteneu Landan^rstroppen be^'unnen werden; anderenfalls muls von der Landunpr Abstand jjenominen und diese an anderer Stelle versucht werden. Bei Hachen Uteru und fehlenden Büchten sind p-öfsere Truppenlandungen angesichts des Feindes kaum möglich; dennoch können einzelne von Kriegsschiüeu begh'itetc Trausportschitle dadurch von Nutzen sein, dafs sie durch Scheinlandnngen den Feind zu täuschen und zur Abzweigung von Truppen zu veranlassen suchen.

Die Thätigkeit der Flotte bei der Abwehr von Landungen be- steht darin, dafs durch Torpedoboote und besondere für den Küsten- schutz gebaute Schiffe ein Herankoninini tVindiicher Fahrzeuge wenn nicht verhindert, so doch erschwert und dir wahre Landnngspunkt thonlichst bald erkannt wird. In Deutschland sind für diesen Zweck aulser den Torpedobooten 18 wenig gefechtsfähige Panzcrkanoneii- boote von 3,5 m Tiefgang und 9 bezw. 15 (die beiden neuesten) Seemeilen Schnelligkeit bestimmt, während tür den besonderen Schutz des Kaiser-Wilhelm-Kanals die 8 KUstenpanzer der Siegfried- Klasse dienen sollen, die in den Jahren 1888—1893 erbaut sind und einen Tiefgang von 5,3 m, sowie eine Geschwindigkeit von 15 bis 16 Seemeilen besitzen. Sie entsprechen ihrem Zweck vollständig, sind aber zum Gebrauche auf hoher See ungeeignet; die Überzeugung, dafe die Kttsten am besten durch Vernichtung des Gegners, also dorch den Kampf auf hober See, verteidigt werden, bat denn aneh dazu geführt, dais die KoTelle znm Flottengesets von 1898 an Stelle^ der KUstenpanzer bei fiimehnng Uirer Altersgrenze einen Ersatz durch vollwertige Liniensehiffe Torsehlägt. Die Tbfttigkeit der ge* nannten Schiffe soll nnn die Zeit gewähren, die Kttstensehntztruppen nut dem Telegraphen herheiznmfen and anf der Eiaenhahn heranzn- Ülhren, nm eine Landung zn verhindern, oder den schon gelandeten Gegner zorttokznwerfen. Der Führer der Landtruppen moCs sieh dabei vor ttbereiltem Eandehi httten und darf sieh nicht durch die Aufregung der KttstenberOlkerung zur Verzettelung seiner Kraft verleiten lassen. Ist aber einmal der wahre Landungsponkt erkannt, dann mnls seine Losung sein: schnelles und energisches EfaiBetcea aUer verfügbaren Truppen!

Fasse ich nun n*eine Betrachtung noch einmal zusammen, so kann die Thätigkeit der Flotte der Kriegsführung zn Lande mittel- bar durch Erspainis ?on Befestigungen und durch Wahmng der Verhuidnng mit dem Auslände, unmittelbar durch Untersttttznngp

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Der UMiiluttüseh-apaiiiBohe Seekrieg und die Strategen in Washington. 175

der Heeresbeweguiitron län^s der Kliste, besonders beim Angrift'und bei der Verteidigung von KUstenfestungen, durch llbprfl\hrung des Heeres oder von lieortpilen Uber das Meer, endlieh durch AusfUhrang und Abwehr von Lauduniren wichtige Dienste leisten. Neben dem verständnisvollen und wohl Mherb^irten Zusunnrienwirkeii von Heer und Flotte ist dazu aber Voraussetzung, dals die ISeeinacht das Meer beherrsche oder doch imstande sei, gewisse Abschnitte in acbtuogs- gebietender Weise zu besetzen und wirksam zu verteidigen.

Dafs dies von der deutsehen Wehrkraft zur See geschehen könne, ist das Ziel der steten Fürsorge unseres Kaisers, das Ziel, welches er, unbeirrt durch entgegenstehende Anschauungen Jeder Art, seit seinem Kegiernngsantritt unausgesetzt verfolgt hat und welches er. wie seine am 1. Januar au die Offiziere der Garnison Berlin gehaltene Ansprache wieder gezeigt bat, aacb iu Zukauft fest im Auge halten will.

Hotfeu wir, dals Deutschland dieses Ziel erreichen und iu der Lage sein möge, in einem künftigen Kriege nicht nur wie vor 30 Jahren - njit der Landmacht, sondern auch mit seiner Marine reiche Lorbeeren zu ernten! F. 57.

XIV.

Der amerikanisch-spaaischs Seekrieg und die Strategen

in Washington.

Der bekauiite amerikanische .Marineschrittsteller Kapitän Mahan hat kürzlich ein Buch über den letztei] Krieg gegen Spanien herausgegeben, welches er „der Seekrieg und seine Lehren" (the war on sea and its lessons) betitelt hat. Dieses Buch ist zu früh erschienen, am die vielen fUr das vollständige Verständnis der Operationen wichtigen An- gaben berücksichtigen zu können, wie z. B. di& offiziellen spanischen Anweisungen and Depeschen an die Trappen- ond Gescbwaderchefs. Der Autor setzt uns selbst davon in Kenntnis. Aneb^ist es niebt die Rtteksiebt aaf die wirkliehe Sachlage, welche diese Übentttnoog bat yeranlassen mtlsseD, sondern der lebbafte Wunsch, die Rollen welche die amerikanisebe Marine während des Krieges gespielt bat, in Terteidigen nnd die Mafsregebi tn recbtlertigen, welebe bis zur

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176 I^or amMllMiiiBeh-spttiiBolie Seekrieg und die 8tnteg«ii in Washinglon.

bchliersliehcn Entuickelun^r erfrnfTt*n wurden. Das Buch ist ge- schrieben worden, um (iie iifVentliche Meinung zu bilden, mit andern Worten zur \ erteidiiruiii: des Adiniralstabes oder des Strategie Council in Washin^'ton. dein Kapitän Mahan während des Krieges angehörte. Wir sehen uunnielir. wie in diesem Buche der bedeutende Gesehiehts- philosoph sich nicht mehr mit der Verganirenheit befalst wie in seinen bekannten Büchern ,4ö^lu^"ce of seapower upon history". sondern mit den konkreten und sehr einschneidenden \ erhäitnisseu der Gegen- wart, und wie er diese in der matten und niittelmäfsigen Art be- handelt und geleitet hat, welche selbst in den Augen der Amerikaner die Fuhrung iii< scs Seekrieges charakterisiert. Es ist eben ein ge- waltiger riitorsehied zwischen der Arbeit eines Historikers, welcher mit kuhler Seelenruhe Uber Kriegsoperationen urteilt und der eines Mitgliedes des Admiralstabes, welches militärische Operationen von grölster einschneidender Bedeutung leiten soll. Mahan beginnt zuerst mit der Betrachtung, dals mit dem Verlust des „Maine-' im Hafeu von llavana das Gleichgewicht zwischen den beiden ttiiidlieben Flotten zu Ungunsten dvr Amerikaner gestört war. Daher wurde der „Oregon'' aus dem Stillen Ocean nach dem Atlantischen beordert und Admiral Sampson verboten, seine Schilfe Gefahren auszusetzen. Er sollte nur dann etwas wagen, wenn er sicher wäre, die spanische Flotte oder wenigstens einen beträchtlichen Teil derselben zu ver- nichten Der kiilirje und einsichtsvolle Plan des Admirals, Havana anzugreilen. wurde verworfen. Was soll nun dieses Geschwader be- ginnen, welches sich sorgfältig intakt halten sollte bis zum Moment der Vernichtung des Feindes? Wenn das feindliche (Geschwader in Europa geblieben wäre, würde mau es dort haben aufsuchen müssen, während dieser Zeit hätte der Feind den ungeschützten Küsten der Union einen sehr unbequemen Besuch abstatten können und würde reiche Beute unter den HandelsschiflFen gefunden haben. Daher tällt dem reicheren Feinde immer die Verteidigung zur Last, derjenige, welcher weniger zu verlieren hat. wird immer entschlossen zum Kreuzer- oder Kaperkriege übergehen. Wenn der Admiral Cervera bei den kanarischen Inseln geblieben wäre, wie er es wollte, würde die amerikanische Strategie sich vor einer sehr schwierigen Aufgabe befunden haben; der Krieg in Kuba würde seinen normalen Verlaut genommen haben in der Provinz Havana, wo die Spanier alle ihre Streitkräfte konzentriert hatten, und das Schicksal des Krieges würde nicht in einem so ganz excentrisch gelegenen Ort wie Santiago ent- schieden worden sein. Aber diese unangenehme Perspektive blieb den Amerikanern erspart. Man empfing in der That in Washington alle Telegramme, welche für Cervera bestimmt waren, man erhielt sie

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Der amerikaDihoh-3pam»ühe .Seekrieg und die Strategen in Waalüngtun. X77

sogar vor ihm. Man wnlMe also, dab er troti aller seiner Gegeo- TorsteUiiDgen von der iLanatehtigen Regiemiig den Befehl erhalten liatle, naeh den französisehen Antillen in See m geben und zwar Portorioo als äolserste Station. Man hranehte ihn also nnr dort an erwarten. Daher war man anoh im Kriegsrai tlher die allgemeine Volksstimmnng so ungehalten, welche ganz kategoriseh das fliegende C^ehwader bei Hampton-Boads Terlangte, nm die Kttste zu be- schützen, welche man nicht bedroht wobte. Wie dämm, dab man allen diesen tapferen Yankees nicht zomfen konnte, wir haben die besseren Longen, es ist keine Gefiihr. Das Buch von Mahan ist ▼oll Ton Anspielungen aof diese unsinnige und wttrdelose Panik. Dank dieser Kopflosigkeit konnte der Kommodore Schley sich nicht rechtzeitig an der Sttdkttste von Kuba ehiiinden, so ist das Meer, itlnf Tage fbr Cerrera frei geblieben, welcher in Santiago ankerte. Da die Kabel die Geheminisse Cerveras Teirieten, war es sehr tot- teilbaft, die Blockade von Kuba so danustellen, dals die Armee ausgehungert würde, um so die Marine zur Intervention zu zwingen Diese Blockade ist naeh dem Geständnis des Verfassers in Idig^ lieber Welse gehandhabt worden. Drei Viertel der an der Küste stationierten Schifle hatten überhaupt keinen Gefechtswert, man war ohne Unterlab bemüht, sie von ihrer eigentlichen Bestimmung abzu- wenden zur Eskortiemng TonKouTob, Ausflihrung von Transporten u. a. Mahan konstatiert den bedeutenden Sebmuggelhandel während der stärksten Blockade und ans den Berichten der dentsehen Offideie weib man, wie es in Havana in Bezug auf die Lebensfrage be- stellt war. Auch waren die Blockierten mäbige Südländer, die Blockierenden verlangten mehr für den Magen, die Partie war daher ungleich. Sampsons Geschwader gab die Blockade gerade in dem Augenblick auf, als aller Voraussicht nach das spanische Geschwader in diesen Gewässern ankommen sollte, am sich nach San Juan de Porto Rico zu begeben, eine sehr befremdende Bewegung, für welche Mahan Muhe hat, eine befriedigende Erklärung abzugeben, obwohl er sich bemüht, zu beweisen, dab der begangene Irrtum ohne Gefahr war. An der Beweiskraft seiner Gründe verzweifelnd giebt er zaietzt offen und ToUständig die Wahrscheinliehkeit zu, dab San Juan der wirkliche Bestimmungsort von Cervera war. Die eigene Schuld, welche er sich auf Grnnd dieser Operation beimilst, wird nur kurz gestreift, und er sohliebt mit der ebenso resignierten wie trivialen Reflexion, dab man niemab die gegebenen Anordnungen autgeben soll, wenn man seiner Sache sicher ist. Da wird das spanische Ge- schwader auf der Höhe von Martinique gemeldet. Nach Mahan ist es sicher, dab die Nachricht yom Bombardement von San Juan ihm

JiMMot IBr ai* dwlNk* AmM «aA MiiiM. Bd. IM. S. 12

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178 ^ imerikaiüMlMpMBUehe Seekrieg und die Strategen in Waaliington.

mitgeteOft woiden ist Es wird daher die urBprttnglichen so wohl be- kannten Instroktionen nioht befolgen. Wohin wird es geben? Man wnfote ans früheren genauen Erknndignngen, dats KcMenschiffe den Befehl erhalten hatten, das Geschwader im Golf von Venezuela hnndeit Heilen von Cnragao zu treffen. Für ans, die wir die offiaellen Do- komente besitzen, welehe von Oervera Teröfllentlicbt worden, ist es nicht sehwer zo erraten, wober man es wnlste. Der Marineminister Annon hatte in der That telegraphiert, dats er Ihm ein RohlenschifiT nach Cora^ an seiner Verfügung schickte. Dieses Kohlenschiff ist zu spät gekommen, aber Mahan, welcher davon nichts weils oder vor* giebt, es nicht zu wissen, erklärt, da(s seine Nachrichten ungenau waren, weil Cenrera in Curacao nur sehr wenig Kohlen genommen zu haben scheint Welehe Komödie fllr den unparteiischen Dritten!

Als Cervera Curacao veriiels. wurde noch ein dritter Zaflocbtt>- ort für seine Bestininiuug ins Treü'eo geführt „Man hatte die Naeh- rieht erhalten, dals Cervera Kriegsmanition znr Verteidigung von Havana brächte, und dafs er die bestimmte Ordre hatte, entweder Havana oder einen Hafen zu erreichen, welcher mit Havana durch die Eisenbahn za erreioher) war, was otTenbar an! Clenfuegos biU' deutete." Infolgedessen wurden die kleinen Fahrzeuge, welche diesen Hafen blockierten, im Interesse ihrer Sicherheit auf die hohe See geschickt, Kommodore Schley sollte sie ersetzen, und Schhy konnte sich nicht entschliefsen, diese Blockade aufzugeben. Es ist sehr wahrscheinlich, dals diese Nachricht auf Kuba zu einem politischen Zweck verbreitet wurde, aber das Geschwader Cerveras brachte in Wirklichkeit keine Munition, was die bitteren und gerechtfertigti u Klagen des Marschall Blanco veranlalste. Man erkennt, dafs dsui reiche Volk der Amerikaner zuerst daran denkend zu sich schützen, dann das Gebiet des Gegners zn blockieren und ihm so in der That die strategische Initiative Uberlassend, im übrigen im Besitz der genauesten Nachrichten Uber die Absichten des Feindes, sieb dennoch in einer beillosen \ erlegenheit befunden bat. da alle von dem Kriegsrat angeordneten Maisnahmen nachhinkten. Natürlich findet sich diese Bemerkung nicht in dem Werke Mahans. Die guten Ku- baner benachrichtigten die Amerikaner zum Gluck, dals Cervera in Santiago war. Dieser Admiral liefs es geschehen, dafs der englische Kohlendampfer Kestomiel, welcher 2400 Tons Kohlen lUr das spa- nische Geschwader an Bord hatte, vor dem Hafen von dem kaum armierten amerikanischen Hilfskreuzer Saint-Paul weggenommen wurde, dessen Zeitpunkt der Abrcis»' von Curai^ao und Geschwindigkeit der Admiral kannte, welchen er um jeden Preis in den Hafen zu bringen versacht haben sollte. £ndUch konnte er sich nicht entschüeisen.

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Der aiiieiilumiBch-spaiiigehe Seekrieg und die Strategen in Waahington. 179

zor rechten Zeit aus dein Hafen aaszulanfen, um nach Cienfuegoa zu gehen, wozu ihn die beiden thatkräftigrsten seiner höheren Offiziere vergeblieh zu bewegen suchten. Die Amerikaner erfuhren also, wo die spanische Flotte eingeschlossen war. Die (Jberleitung wollte aber keines ihrer wenig ersetzbaren Panzerschiffe in die Hafeneinfahrt auf ein ungewisses Wagnis hin einlaufen lassen. Die wenigen Torpedo- boote, weiche die Union besiafs, waren durch den Depescliendieust, weichen der Mangel an Kreuzern ihnen auferlegte und durch den Blockadedienst, welcher iimen an der Xonikllste durchaus im Gegensatz zu ilirer Bestimmung obla^:, lahiii wonleu. Es wurde daher bestimmt, dals die Armee den Tlat/. zu Fall bringen sollte und mit demselben Schlage die Flotte. Die Marine reservierte sieh die Aufgabe, die Flotte am Auslaufen zu verhindern, was aut die wohlfeilste Art geschehen wäre, wenn der Anschlag des „Mi 1 1 imac" geglückt wäre. Hier muls unser Autor seine ganze Dialektik an- wenden. Bis hierher hat er ziemlich leicht die öffentliche Meinung berahigen können, indem er erklärt, dafo die ersten Operationen ihm sehr viel Überraschnngen gebracht haben. „Wenn unsere Kombina- tionen nicht Ton Erfolg begünstigt waren, sagt er zum amerikanischen Leser, ist es tnerst and vor allem Eure Selnild/* ffia habt Furcht ▼or einem Bombardement der Häfen gehabt nad habt ein Verteidi- gungsgesehwader zor Unthätigkeit Terdammt'*. „Ndd wohl, wenn Jhr 80 ängstlich seid, hättet Jhr mehr Geld iUr die Befestigungen and die Flotte ausgeben sollen, mit vier G^hwadem wttiden wir Knba bloekierti unsere Kästen gedeckt nnd ao&erdem den Fehid in seinem eigenen Meere anfgesnebt haben. Dann wärde es keinen Krieg ge- geben haben, denn die spanische Admiralität wttide dann eingesehen haben, dals die Union Spanien am die vierfache Zahi an Schiffen ttberlegen ist and wttrde sieh beeilt haben, nnsem Wünschen nach- zukommen. Aber anfser Euch hat auch noch Cervera Sobald, welcher unsere sehr mäfsigen Hoflhnngen getäuscht hat, denn man nimmt doch nicht an, dals man so lange Zeit braacht, am Uber den atlan- tiseben Ocean zn gehen.'* Jetzt aber handelt es sich darum, die abwartende Haltung der Flotte vor Santiago zn rechtfertigen, welche sehr streng verarteilt worden ist, es handelt sich dumm, anfeaklären, warnm sie so lange anthätig geblieben ist damals, als Spanien sieh rttstete, sein Reservegeschwader nach den Philippinen za entsenden, welches dort sicherlich Mher angekommen wäre als die sich mtthsam von der Stelle bewegenden amerikanischen Monitors. Hier wird nun em politischer Grand angefahrt „Man maia sich erinnern, daTs die spanische Marine nicht allein hier in Betracht kam." Oflenbar ist damit Deutschland gemeint, aber dies Baisonnement ist ziemlich

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XgO ^Bi* amerikaoisüh-spaaische Seekrieg und die Strategen in Washington.

schwach. Das beste Mittel, eine enropftische Intenrention zu yer- iiindeni, war, schnell einen entscheidenden Sehlag aof Kuba m führen nnd dem Feinde keine Zeit zn lassen, aof den Philippinen das ersohtttterte Gleichgewicht wiedeifaerzastellen. Nicht anf Knba konnte der*dentsche Admiral in die VersnchoDg kommen, zu handehi nnd nicht dort molste man sich bereit halten, ihn zn empfangen. Troto aller gemachten Fehler wnrde die Gefahr dnreh die Geschicklichkeit Deweys abgewendet, welcher es erreicht hatte, die Dentschen glanben zn machen, dab der englische Kommodore die Ordre hätte, ihn zn onterstlltzen, was der gröfste Dienst war, den er seinem Lande leisten konnte. So fadenscheinig dieser politische Gmnd aneh ist, so hat dieser Abschnitt des Bnches mit den vielen geheimnisvollen Anspielungen nnd Vorbehalten des Verfassers aof den amerikanischen Leser Ein- druck machen rottssen, welcher {ene Bennmhigongen nicht vergessen hat, die das deatsche Geschwader durch seine nicht leicht verständ- liche Haltung verursacht hat. Mahan beeilt sich allerdings die Hetz- hunde abzurufen, wie man sagt, indem er sieb eingehend ttber die Sorgfalt ausllKst» mit welcher die ICarine die Eskorte des Expeditions- korps nach Kuba organisierte. „Wenn die spanischen Kanonenboote, welche den Polizeidienst an der Kttste versahen, um die Waffen- Zufuhr für die Insurgenten zu verhindern, sich etwa einfallen lassen sollten, gegen den Konvoi vorzugehen, sagt er, würden sie von dem Panzerschiff „Indiana*^ wohl emp&ngen worden sein, von dem übrigen zu schweigen.^ Ende gut, alles gut „Oervera machte seinen Durohbruchsversnch, nnd wir haben ihn in Santiago zermalmt, nnd wenn er ans seinem Zufluehtshafen verschwunden würe, würden wir ihn irgendwo anders abgefalst baben.^ Was würde aber ge- schehen sein, wenn Oervera mit seinen Schiffen sechszehn Knoten hätte laufen können, was doch keine nngeheueriiche Forderung ist? Man denke nur daran, dafo der Kreuzer Oolon beinahe entkoromen wäre, der nur 13 Knoten lief. Der verzweifelte Darchbruch würde dann geglückt sein, nnd der Admiral würde in einen andern kuba- nischen Hafen eingelaufen sein, der weniger einem LandangritT aus- gesetzt war. Dann hätte sich die Angabe, ihn zn fangen, fUr die Amerikaner unter unendlich ungünstigeren Bedingungen wiederholt Die moralische Wirkung der Ankunft und des Vorbandenseins des ( rt scinvaders Oerveras und die reichlich erwiesene Ohnmacht dei AuKTikaner, es su zerst()ren, moTste auf die Loyalität der Kubaner von EinHuls sein. Die herannahende Jahreszeit der Stürme mufhte jede Blockade nnmi^glich machen und die Aussicht einer regelrechten Truppenansschiffong auf Monate hinausschieben. Dadurch wurde Zeit gewonnen nnd eine Intervention europäischer Mächte ermöglicht

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Der amerikaaüab-spaniaobe Seekii^ und die Strategen in Washington, igi

Mahan erklärt zwar, dafs der mutmafsliche Wert einer Uberhaupt vorhamleuen Flottr sqaadroii in being, wie er sie bezeichnet sehr übertrieben worden ist, obwohl er sie an anderer Stelle seines Werkes für „eine fortgesetzte Bedrohung für die verschiedenen Inter- essen des Feindefi** eiidärt, „welefaer den beabsichtigten Schlag nicht ▼oransseben kann nnd daher seine Operationen, die sonst mOglioh wttren, einsebrttnken mols, bis diese Flotte vernichtet oder sonst nnsebädlieh gemacht ist" Er sa^ „im besten Falle kann das Ans^ weichen vor der Sohlaeht doch nor ein Resultat haben bei einem hartnäckigen (Gegner: „die stärkere Macht wird sshlielslich Uber die schwächere den Sieg davontragen^'. In dieser letzten Bemerkung liegt sozusagen der Kern der Lehre Mahans, der gröfsere wird sicherlich den schwächeren aufzehren. Dieser Grundsatz ist nicht dorcbans richtig, ^das Genie des Oberbefehlshabers kann sehr wohl die numerische Uhermacht wett machen, wie der so oft von ihm citierte Nelson in glänzendster Weise bei Trafalgar bewiesen hat und hochgeniale Fuhrernaturen vor und nach ihm. Es wirkt daher komiseh Mahan mit sich selbst in Wi(lersj)ruch zu finden, wenn er uns begeistert ausrinniiderst'tzt. was der Oregon" gcthun hiittc, falls er sich unvernuitet dem Geschwader Cerveras gegenüber befunden hätte. FiS ist mit dürren Worten gesagt, der Kampf der lloratier und Curiatier. Übrigens fügt Mahan hinzu, dals ihm das Ende des Kampfes nicht zweifelhaft wäre, dies beweist, dab der gesunde Menschen- Tentandsntetzt Immer gegen die systematisohe Theorie siegen wird. Die Lehre Mabans ist im ttbrigen Wasser auf die Mflhle Englands. Mdgen die Engländer es glauben oder nteht» sie sind sehr zu ihrem Vorteil beflissen, die Welt glauben zu machen, dals der Kampf gegen sie nach wissenschaftlicher nnd geschichtlicher Logik hoffnungslos ist Die Ereignisse in Südafrika sind dasn angethan, diese Legende zu zerstören, sie können ein Nachspiel auf dem Meere haben. Viel- leicht wird England dereinst sein Prestige in einem Kriege mit Frank- reich wiederherzustellen suchen, mögen die Franzosen daher die Augen ofTen halten und zeitig zielbewuÜBt rttsteu, damit ihnen ein zweites Trafalgar erspart bleibe.

Der spanisch-amerikanisehe KrieL' hat die Hiehtigkeit der Lehren erwiesen, welche Mahan. der begabte Verfasser, in seim in l)ekannten Werke ..Eiufiuls der Seemacht auf die Geschichte" ausgesjirochfn hat. Die amerikanische Marine hat wohl gezeigt, dafs sie im stände und befähigt ist, an eine noch schwerere Aufgabe heranzugehen als die, welche ihr im vorigen Jahre ziigetailen ist. Aber man kann nicht sagen, dafs alles in allem die Flotte mit bemerkenswerten) Ge- schick geleitet worden Ist, nnd die Strategen in Washington sind der spanischen Regierung zu grobem Dank verpflichtet

Jach mann, Korr.-Kapi a. D.

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Die neue rusäische FelddieustrYorächrift.

XV.

Die Dsoe rassische Felddienst-Vorsehrift.

VoD der neneD rassischen Felddiensl-Vorschrifl ist der I. Teil, welcher im Sommer yorigen Jahres den Trappen Übergeben wurde, vor kurzem in mehreren deutschen Übersetzungen erschienen und damit weiteren Kreisen znginglieh gemacht Bei der grofeen Be- dentang, welche die Vorglinge innerhalb der Armeen unserer Nach- barn ftlr ans besitzen, dürfte auch die neue russische Felddienst- Ordnung, besonders in den Bestimmungen, welche gegen die früheren und in deivjenigen, welche gegen die unserigen abweichen, ein all- gemeines biteresse beanspruchen.

Die neue Vorschrift stellt eine Umbearbeitung des Felddienst- Reglements Tom Jahre 1881 dar, welche sich im wesentlichen auf Vereinigung zusammengehöriger, Vereinfachung' komplizierter, Er- gänzung fehlender Bestimmungen und Verminderung der groÜBen Zahl regiementarischer Bezeichnungen und Fremdwörter erstrecken sollte.

Der I. TeU entbftlt die Kapitel:

1. Organisation der Heere für Operationen im Felde,

2. Leitung der Heere im Kriege, 8. Aufklärang und Sicherung,

4. Märsche,

5. Unterkünfte.

Von diesen sind die Kapitel 1 und 2, sowie im Kapitel 5 die BeBtimmungen Uber Ortschattslager nen.

Zu dem nur wenige Nummern enthaltenden 1. Kapitel sind be- sondere Bemerkungeo nicht zu machen.

Das 2. Kapitel enthält die Abschnitte:

1. Befehle, Meldun^'^eii, Mitteilungen,

2. llbermittelangen derselben,

3. Fliegende Post.

Grofser Wert ist auf eme recht zeitige Ausgabe der Befehle gelegt. Die durch sie bedingten Anordnungen sollen bei den Truppen zeitg:erei*ht und mit Kuhe ausgefllhrt und, wenn thunlich, vor Einbruch der Dunkelheit beendet werden können. Wenn ein Befehl mit Detail-Bestinimunjron für den nächsten Tag ans irgend einem Grunde verspätet zur Ausgabe gelangt, so sollen Jedenfalls Ort und Zeit der Versammlung der Truppe rechtzeitig bekannt gegeben werden.

Dem Wunsche der Truppen-Kommandeure entsprechend sind in die Felddienst-Vorschrift eine Anzahl Muster-Befehle au%enommen. Diese Malsregel an sich, wie auch die Befehle selbst lassen auf eine

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Die neue rurtünche Felddienst- Vorschrift.

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giolse Gewandtbeit io der BefebU-Aosgabe nicht gehlieÜBeii. Sie sind scbematiseh, weitschweifig, disponieien zn weit Tonns und greifen mit einer Ansaht TieUStch nnolttiger Einielbestimmangen in den Befehlsbereich der Unterführer ein. Recht sobematiseh z. B. er» scheint ein Befehls-Passns wie: „Der Vortrupp hat Siobernngs- patroniUen in der Sttrke eines Znges m entsenden: Vorwärts mn . . . , rechts nm . . . , lintLS nm . . . nnd gegen . . . nm' oder „die Naeli- hat entsendet Späher-Patronillen nach rechts, Ifaiks nnd rttckwirts.* In keinem der Master-Maisohhefebie fehlt die Angabe, wo nnd wann die grosse Rast gehalten, nnd wo die Treppe für die Nacht unter- gebracht weiden soll. In dem Korps-Befeld fflr den Vormaisch eines Armee-Korps in 8 Kolonnen mit einer allgemeinen Avantgarde Tor der mittleren Kolonne wird der Ayantgarde und den Seiten-Kolonnen das Vorschieben eines Vortrupps, der Avantgarde nnd Amtlichen Kolonnen das als Regel geltende Anscheiden einer Nachhut, den Seiten-Kolonnen die Sicherung der Flanken durch Seiten- Deckungen Yorgesehrieben und sogar die Stlirke der letsteren be- stimmt Auch die Zahl und die einzelnen Aufgaben der von der Ayantgarde su entsendenden Nachrichten-Patrouillen werden ange- geben. Die ttbrtgen Befehls-Instanzett geben ähnlich detaillierte Befehle.

Alles auf Ausgahe, Übermittelung und Empfang tou Befehlen, Meldungen und IGtteilungen Bezügliche wird unter dem Begriff ^Verbindungsdiensf* zusammengefiilst und der persönlichen Verant- wortung des Generalstabscbefe bezw. des den Dienst desselben ver- sehenden Offiziers unterstellt Die Bestimmungen Uber den Verbindungs- dienst sind besonders umfangreich und umständlich, wabrschdnlicb, weil, wie in der Einleitung der russischen Felddienst-Ordnung erklärt ist, „die Praxis der FHedensttbuogen zeigt, dafo der Verbuidnngsdienst sich als eine der schwächsten Seiten unserer Truppenansbildung darstellt** In wenig glttcklieher Weise scheint diesem Übelstande durch die Errichtung von Relaislinien („Fliegende Post^) i^Uuend der Ruhe, während des Marsches und während des Gefechtes fast überall, wo überhaupt eine Meldung etc. geschickt werden kann, ab- geholfen zu sein. Die vielen Relaislinien, wie auch die «.periodischen Meldungen'^ welche zu bestimmten Zeiten, meist alle Stunden oder alle 2 Stunden geschickt werden nnd dem Führer eine Rontrolle über die Thätigkeit der Patrouillen etc. und Uber das sichere Be- stehen der betreffenden Verbindung bieten sollen, bilden eine erheb- liche Belastung der Kavallerie und verbrauchen Kräfte, die an anderer Stelle besser verwandt werden kOnnen. In den Muster- Befehlen für den Vormarsch des Armee-Korps sind z. B. nicht mehr

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Die neue nmiMlw Pelddieiuit>Vonolirift.

nnd uicbt weniger als 3*/* SebwAdronen aosseblielBlich (Hr deo

Relaisdienst bestimmt.

Auffallend ist dafs die Schnelligkeit, mit welcher Meldungen etc. za befördern sind, fOr jede Kelaislinie besonders ang^egeben werden soll. Abweichend von onseren Bestimmangen kennt die mssische Felddienst-Ordnnng nur 2 verschiedene Schnelligkeiten, wechselnde Gangarten (X ) und grufstmögüche Scbnelligkeit , X X )- An anderer Stelle findet sich die Bestimmong, dafs bei allen Berecbnnngen, welche sich aof die Übermittelang von Meidongen bezieben, wenn nicht besondere abweichende Befehle ergangen sind, die Ge- schwindigkeit mit 0 -8 Werst (0,4—8,5 km) in Ansatz gebracht werden soll) was zweifellos eine etwas geringe Leistung bedeutet

Im Gegensatze zu der russischen Vorliebe für Heiaislinien betont die deutsche Felddienst-Ordnnng, dafs zur BeHirdcrung wichtiger Befehle und Meldungen auch auf längere Strecken die Verwendung: gut berittener Ordonnanz-OlBziere neben gleicher iScbnelligkeit grölsere Sicherheit gewährt

Die Priichten des Leiters des Verbindungsdienstes sind in einer längeren lieihe von Punkten aufgezählt Unter anderem soll »r ausnahmsweise mündlich gegebene Befehle notieren und ))ei nächster Gelegenheit vom Kommandeur unterschreiben Iji«";-;«'!!. Es ist dies zweifellos zweckmUfsig. wenngleich die Aoöfilbrang im Drange der üjreignisse oft fraglich werden kann.

Kbenfalls recht eingehend ist das Kapitel Uber ,,Aafklärung und Sicherun L'.'* welches viele nach unseren Begriffen selbstverständ- liche Bestimmungen enthält. Während in der deutschen Armee der eigentliche Träger der Aufklärung der gut berittene Offizier ist, der zur Rücksendung von Meldungen und zu seiner Bedeckung von einer beschränkten Anzahl Reiter be;_'leitet wird, ist der BcgriÖ' der Olti/.ier- Patrouiile als solche in der russischen Armee unbekannt Die Auf- klärung liegt hier in erster Linie den „Nachrichten-Patrouillen'* ob, welche von den „fliegenden Detacheraents" ( Kavallerie-Koqjs, Kavallerie-Divisionen etc.), die sich vor der Front der Armee be- finden, vorgeschoben werden. Ihre Stärke wechselt von der eines Schwarms bis zu der einer, ja selbst zweier Eskadrons; ihre Eilhrer sollen im allgemeinen üttiziere sein. Di»' Xachrichten-Patronilltn treiben je naeh ihrer Stärke Sicherungs-ratrouillen mit Späher- Patrouillen oder nur Späher-Patrouillen vor, welche jedoch auf- klärende Zwecke nur so weit verfolgen, als es zur unmittelbareu Sicherung der Nachrichten-Patrouille nötig ist Sie richten ihren Marsch nach di in der Nachrichten-Patrouille ein und halten sich thunlichst in demselben Verhältnis zu ihr. Vor dem zu weiteu

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Dia neue rntalMhe Felddienst-Voraehrift.

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Vortrdbeii der Späher wird aiisdillckUch gewarnt, weil dadarch leicht eine Entdeekuig der Naehrichten-Patronille doroh den Feind herbei- geftohrt werden könne.

Oberhaupt wird auf rerdecktes Vorgehen der Patrouillen greiser Wert gelegt ^e geheimer nnd fttr den Feind anauffölliger die Aufklärung betrieben wird, desto grOfser ist die Möglichkeit nnd Wahrscheinlichkeit, die notwendigen Nachrichten zu erlangen, ohne die Aufmerksamkeit des Gegners auf sich zu lenken". Deshalb sind die groben Strafsen, häufig auch die Landwege zn vermeiden und Torwiegend verdeckende Terrain^'^eircnstände aufzusuchen. „Die Wahl eines entsprechenden Patrouillen-We^n s bildet eine der wesentlichsten Aufgaben in der Kunst der Patrouillen-Führung".

Unter den sehr umiangreicben Vorschriften Uber „die Thätigkeit der Nachrichten- Patrouillen in besonderen Fällen^^ ist die Bestimmung bemerkenswert, dals Sümpfe, Moore oder Flüsse, auf welche die Nachrichten-Patrouille stöfst. durch eine Kette von Späber-Patroailieu durchsucht werden sollen. Zum Durchsuchen eines grofsen aber lichten Waldes werden die Späher-Patrouillen verstärkt und eine Kette \ on Keiterpaaren gebildet; in dieser Formation wird der Wald im Trabe passiert.

Es ist nicht recht erfindlich, was in den Sümpfen, Wäldern etc. m 80 eingehender Weise gesucht werden soll. Grölsere feindliche Abteilangen können sich in ihnen nicht aufhalten; einzelne feindliche Patrouillen aufzusuchen, ist aber im allgemeinen nicht Sache der aufklärenden Truppenkörper.

Die neuen Bestimmungen über den Aufklärungsdienst unter- scheiden sich hauptsächlich dadurch vorteilhaft von den früheren, als den Auf klärungs- Patrouillen bestimmte Aufgaben gegeben, be- stimmte Ziele gesteckt werden. Früher wurde die von einem Kavallerie-Körper aufzuklärende Front ganz schematisch auf eine Anzahl von Eskadrons verteilt und jeder Eskadron eine Front vou 5 Werst 1 5,li km) zugewiesen. Vor der Front der Schwadronen breitete sich dann ein Schleier von Patrouillen aus, von denen jede Schwadron 2 entsandte, und welche von einander einen Abstand von 2—3 Werst (2,1— 3,2 km i zu halten hatten.

Völlig getrennt vom Aufklärungs- ist der Sicherungsdienst; jeder wird durch besondere Ahteilunireii ausgeführt, so zwar, dafe die in einer liestiinniten Hichtuiii: \ crgetriebeiie Aut kliirungs-Patrouille von der Entsendung einer Sicberau^-Patrouiüe in gleicher Uichtoug nicht entbindet.

Die Sieberung im grolsen liegt den Avantgarden ob. Für weiterreicbende Aufklärimg haben sie nur in dem Falle zu sorgcu,

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Die neue rus?<i-icUe Folddu'nst-Vorscbritt.

wenn sich keine fliegenden Detachements tot der Front befinden. Anderenfalls haben sie niur „das im nKehsten Bereielie liegende Ge- Ittnde^ «B&niclftreo.

Die Sttrke der Ayantgarde soll Va~~V« gesamten Infanterie, einen „entspreelienden Teil" der Kavallerie und V4— Vs Artillerie betragen. Bei dem Vormarsch eines Armee-Korps in 3 Kolonnen ist diese Stärke für die .«allgemeine Avantgarde*' gewählt, welehe der mittleren Kolonne yoraosgeht, während die Sdten-Kolonnen Dor eine schwächere Vorhat vorschieben. Anlfallend ist, dafs nicht der grOlste Teil der Kavallerie, ond dafe gnmdsätzlich Artillerie den Avantgarden zugeteilt wird. Von der Artillerie können sogar TeUe beim Vortrapp marschieren, wenn demselben eine „defensive Aufgabe zofällt^'. Diese Bestimmong ist nicht recht verständlieh, da es in den meisten Fällen im voraas nicht za bestimmen sein dflifte, ob dem Vortrapp eine defensive Aa%abe zufallen wiid oder Dicht Überdies fahrt diese Mafsregel za einer Zersplitterong der Artillerie, denn mehr als eine Batterie durfte man in der Regel dem schwachen Vortrapp kaom zateiien, welche einer einheitlichen Verwendung dieserWaflfe nicht forderlich sein kann.

Die Avantgarde gliedert sich in Vortrupp, Haupttrupp und Nach- trupp. Der Vortrupp scheidet auf der Maisch-Sträfse der zu sichernden Kolonne und auf den nächsten Parallel-Wegen vornehmlich aus Kavallerie bestehende Vor-(Sicherungs-)PatrouiIlen von der Stärke wenigstens eines Zuges aus.

Diese Vor>Patrouillen senden aus einigen Mann bestehende Späher-Patrouillen auf bezw. 1—3 Werst vor. Nach den früheren Bestimmungen sollten die Späher-PatrouUlen vor der Front ein dttnne bewegliche Sicherheits-Kette bilden und unter einander Augen- Verbindung halten. Diese Bestimmung, welche beim Vormarsch in breiter Front eine vollständige Zeisplitterung der Kavallerie bedingte und eine nutzlose Belastung der Truppe herbeifhhrte, ist in der neuen Felddienst-Ordnung fortgefallen.

Wie die Avantgarde, so scheidet auch das Gros der Kolonne, auch bei Vormärsclien, eine Nachhut aus, welche auf eine Entfernung von */g Werst der Kolonne folgt. Der wesentliche Zweck dieser hinter Avantgarde und Gros folgenden TruppenkOrper ist polizeilicher Natur, wie aus der fttr den Kommandeur der Nadihut in der Feld- dienst-OrdnuDg gegebenen Vorschrifl, das Sammehi der Zorttek- gebliebenen zu ttberwachen, hervorgeht

Im allgemehien erscheint der ganze liarscb-Sicherungsdienst umständlich nnd immer noch recht schematisch. Besonders bezeichnend hierftar ist die Bestimnmng, dals den SfAher-Patronillen ihr Abstand

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Diü neue ruäsisebe Felddienst-Vorachrift.

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▼OD den Siebenmgs-PatroiiUleti vorgesebrieben werden soll, and dab die Spfther-Patronillen ihre Siehernngs-Patronillen womOfrUeh niolit ans den Angen verlieren sollen. Der C^anke, dab die beste Sicherang in einer weitgreifenden Auf kli&rang besteht, ist zwar an- gedentet, in die Pnais ttbersetat ist er nieht. Eine Betraehtnng der gesamten Aofklttrangs* nnd Sicbenugs-Maisregeln beim Vormarsch schliefst sieh zweekmtt&ig der Besprechung des Harsches an.

An den Marsoh-Siohemngsdienst reiht die rassische Felddienst- Ordnung den Vorpostendienst.

Die Vorposten werden Ton den Marsch -Sicherongs-Trappen entnommen. Bei kleineren R5rpem (anter einer Brigade) bilden die Avantgarden in ihrer vollen Stärke die Vorposten. Da die rnssischen Brigaden 8 Bataillone haben, kann bei starken Avantgarden (von Vt des Ganzen) diese Bestimmung leicht zu einer ttberflOssigen Stärke der Vorposten nnd Belastung der Trappe fahren. Während naeh den früheren Bestimmungen der Vorposten-Dienst vorwiegend Saehe der Kavallerie war, nnd Infanterie nur ausnahmsweise dazu verwendet wnrde, erklärt die neue Felddienst-Ordnung: „Zu Vor- posten wird vorwiegend Infanterie bestimmt** An Kavallerie werden zum Beobachtnngs-, Sioherungs* und Melde-Dienst jedem Bataillon etwa 1 bis 2 Reiteizttge überwiesen. Die Zuteilung von Artillerie findet nur in besonderen li^Ulen statt. Die besonderen Fälle werden durch den Hinweis auf eine Nummer erläutert, in der es heilst: „Zum Vortrupp wird Artillerie nur in dem Falle eingeteilt, wenn demselben eine defensive Angabe zuftUt". Eine andere als eine defensive Aufgabe dürften Vorposten aber wohl ttberhapt nicht haben. Die Fassung der Vorschrift ist daher nicht recht verständlich.

Die Stärke der Vorposten kann bis zu 2<i sichernden

Truppen betragen. Das Vorposten-Gros, welches nach den früheren Vorschriften und ansnahmsweise aufgestellt und durch „die Bereit- schaft^ der ruhenden Trappen ersetzt wnrde, wählt seine Entfernung von der zu sichernden Truppe je nach der Zeit, welcbe diese zur Ge fechtsbereitschaft brauohi „Jedenfalls muls die ganze Vorposten- Aufstellung 80 weit vorgeschoben werden, dafs die Haupttruppe vor feindlichem Artillerie-Fernfeuer (etwa 6400 ra) gesichert sei."

Zur Erhöhung der Gefechtsbereitschaft wird vom Vorposten -Gros

'/s besondere Beieitsehafts-Abteilang bestimmt Dieselbe darf die Tornister ablegen und die Gewehre zusammensetzen, aber nicht auseinandergehen; die üälfte der Leute kann schlafen.

Vom Vorposten-Gros werden Vorposten- Kompagnien (-Eskadrons) vorgeschoben, denen bestimmte Gelände-Abschnitte von 3 bezw. 6 Werst (3,2 bezw. 6,4 lun) Frontbreite zugewiesen weiden. Die

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Die neue rnsaisolie Felddienst^Vorschrift.

£ntfenianfc der KompagDien (fiskadrons) vom Vorposten-Gros soll so bemessen sein, dals letzteres seine Aufgabe, als UDtersttitzang und Rttekbalt für die YOrd^n Abteilungen zn dienen, erfüllen könne. Der durch eine Kompagnie (Eskadron) gesicherte Kaum wird Vor- posten-Abschnitt genannt Jede Kompagnie (Eskadron) stellt einen bis vier Sicherangsposten vomehmUch anf den feindwärts führenden Strafseii aof^ von denen einer als Hauptposten bezeichnet wird, bei welchem sich auch der Kompagnie-fKskadron-)Cbef aofhält. Der Hauptposten kann 1 bezw. 2 Werst hinter der Linie der übrigen Siobemngßposten, aber aaob innerhalb derselben stehen. Im Gegen- satz zu dem Verfahren in anderen Armeen geschieht die Beob.x htnng des feindwärts gelegenen Geländes dorcb einen Mann, welcher bei der Infanterie 10 bis 50, bei der Kavallerie 20 bis 150 Schritte vor den Sicherungsposten vorgeschoben vard. Zu seiner unmittelbaren Unterstützung im Falle der Not wird beim Sicherungsposten ein zweiter Mann, „Aufpasser'-, bestimmt, welcher den Posten dauernd im Auge haben und auf das erste Zeichen bereit sein soll, ihm zu Hüte zn kommen.

Ist sonst noch die Besetzung anderer Orte '/» Werst von den Infanterie-. ! Werst von den Kavallerie-Sicherungsposten nötig, so geschieht dies durch Posten von 4 6 Mann, welche sich ihrerseits wieder durcb einen einzelnen Yorgeschobenen Posten mit Aufpasser sickern.

Auf regen Patrouillen-Gang innerhalb der Vorposten-Linie zur Verhindunp: der einzelnen Teile und ,,zur Kontrolle des Dienstgauges^' bei denst'Iheti wird besoiider.s grolser Wert gelehrt.

Die Tiefe eiue.s Vorposten-Abschnitts einschl. des Patrouillen- Rayons der Spilher-PatrouilU-n soll bei der Infanterie bis zu 2 Werst, bei der Kavallerie bis zu 4 Werst betragen.

Eine besondere Einrichtung der Hussen bilden tlie ..Geheim- posten*', Posten von 2 3 Mann, welche versteckt aufgestellt, nicht geweehselt, von Vorgesetzten nicht revidiert werden und den Zweck haben, „die Posten vor l'berfalleu durch einzelne Leute und kleine Gruppen zu schützeu und aus der Nähe den Feind heimlich zu beobachten".

Das Beziehen der Vorposten erfolgt etwas umständlich, indem alle Truppen auf den Aufstellungsort des Vorposten-Gros und erst von dort auf ihre Plätze rücken.

Bemerkenswert sind die ausdntekiiehen Bestimmungen, dafs Posten auf Fragen ihrer unmittelbaren Vorgesetzten zu antworten haben, und dals sie ihre unmittelbaren Vorgesetzten, ohne sie anzu- halten, passieren lassen, wenn sie dieselben persönlich kennen.

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Die neue rusabuhe Felddienst-Vorschritt.

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Beträgt die Entfemiing Tom Feinde mehrere Tagemärschef so werden Yorposten-Detaohenients ans allen 3 Waffen bis anf einen Tagemaneb vorgescboben.

Bei grofser Näbe des Gegners wird eme nnonterbrocbene Kette ▼on Posten in der Stibrlie von 4 6 Mann etwa 400^ von dnander angestellt.

Die nenen Bestimmungen Uber den Vorpostendienst sneben die alten, gänzUoh sebematiseben Vorsebiülen abzustreifen, nacb denen das Streben naeb einer m* -iii:hst hermetiscben Abspermng des Ge- ländes zn einer fortlaufenden Kette von Posten ohne grobe Rück- sicht auf Gelände, Kommunikationen und Lage geführt hatte. Die Beobachtung des (Geländes dureh einen Mann erscheint naeb unseren Begriffen ungenügend. Seine Entfernung vom Sicherangsposten ist sehr gering, kann aber für den einseinen Mann nicht gut weiter bemessen werden.

Die Aufstellung des Hauptpostens der Kompagnie in der Linie der Übrigen Sieherangsposten, welche gestattet ist, raubt der Vor- posten-Aufttellung die nötige Tiefengliederung und Widerstandskraft.

Das Vorschieben gemischter Vorposten-Detachements auf einen Tagemarsoh erscheint nicht unbedenklich und ist^ falls sich Kavallerie- KOiper Tor der Front befinden, ziemlich zwecklos.

Das 4. Kapitel enthält die Bestimmungen Uber Märsche:

Die Marsch-Gkschwindigkeit beträgt für Infanterie und Detache- mente aUer Waffen 4 Werst (4,27 lun) pro Stunde bei einer Tages- leistung Yon 20—25 Werst (21,3—26,7 km), Air berittene Waffen 6 8 Werst (6,4—8,5 km) pro Stunde bei einer Tagesleistung von 80 10 Werst (82—42,7 km). Die Manch-Formation der Infanterie ist die Schwann- oder die Doppebeihen-Kolonne, die der KaTallerie die Kolonne zn 8 oder zu 6. Ausnahmsweise können beide Waffen in Zug-Kolonne marschieren. Die früher gebriinchliche Kolonne zu 2 ist als Maneh-Kolonne der Kavallerie in Fortfall gekommen. Bei jedem Maisch sind stündliche Rasten tou 10 Minuten und eine groÜBe Rast von 2—4 Stunden und mehr nach Zurttcklegung des gröberen Teils des Weges zu halten«

Die Verteilung der Kavallerie in der Marsch-Kolonne weist die alte Zersplitterung auf. In den Muster-Befehlen tHr den Vor- marsch eines Armoe-Korps in 8 Kolonnen werden der allgemeinen Avantgarde 5 Schwadronen, der rechten Kolonne der Hauptkräite l^t» der mittleren l Schwadron zugeteilt, während aalkerdem zu den Kelaislinien noch eine weitere Sehwadron bestimmt ist. Für die linke Kolonne der Hauptkräfte, deren Kavallerie nicht angegeben ist, bleiben von der Kavallerie-Brigade 2'/« Schwadronen ttbrig.

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Die nene rasaiaelie Felddi«n8t*Vorwhilft.

Von der Aitilierie komt der Weite bis dritte Teil, wie erwUwt» ZOT Avantgarde. Ist ein Zosammenstola mit dem Feinde walmelidDlich, so wird die Artillerie an die Tete genommeD and vor ihr nor Boviei Infanterie oder Kavallerie eingeteilt, als za Uiier unmittelbaren Sieherang nOtig ist Diese Mafsregel bat ihre grotsen Bedenken. Das weite Vorziehen der Artillerie in den Margeh-Kolonnen wird häufig zn einer Gefährdangy noch häufiger aber zu einer UbereilteD Entwickelung derselben ftthren und unter Uniständen den Aufmarseh des Gaozen in Bahnen zwingen, welche den Absiebten der btfheren Ftlhrunj^ widersprechen.

Die Teten-Bataillone jeder Infanterie-Brigadt- werden als HiT»'it- Schafts-Abteilungen bestimmt. Als solche haben sie im nrsentliehen die Aufgabe, Seiten-Patrouillen zn entsenden nnd während der grofsen Rast in Bereitschaft zo bleiben.

Zur grof'son na2:age wird grundsätzlicli eine besondere Bedeckong gegeben. In deu Muster- Befehlen ist diese bei einer Kolonue tou der Stärke einer gemischten Brigade auf eine Kompagnie feptpresetzt. Nach unseren Ansichten ist im allgemeinen eine derartige Gefährdung der grofsen Bagage nicht zn befürchten, dals sie das Zurückhalten geschlossener Kompagnien Tom Kampfe rechtfertigen könnte. Der Abstand der grolsen Bagage von der Truppen-Kolonne soll im allgemeinen so bemessen werden, dafs die Tete der grofsen Bagage am Orte der grolsen Rast nicht eher eintrifi't, als die Qaeue der Truppen-Kolonne denselben verläfst.

Für den Marsch in breiter Front scheint eine besondere Vorliebe zu herrschen. In den Moster-Befehlen ist der \ onnarseh eines Armee-Korps in 3 Kolonnen angeordnet, jede au Intanterie 8 Bataillone stark. Vor der mittleren Kolonne marschiert die allgemeine Avant- garde von 8 Bataillonen, ö Eskadrons und 1 Batterien, vor dem Armee-Korps da^ fliegende Detachement von 12 Schwadronen und l Batterie. Durch diese Einteilung sind naturgemäls die Verbände der Infanterie-Divisionen völlig /.errissen. Die 1. Infanterie-Division hat eine Brigade in der allgemeinen Avantgarde, die zweite in der linken Kolonne. Hinter der 1. Brigade der 1. Division niarsehiert in (It r mittleren Kolonne die 1. Briijade der 2. Division, welche mit ihrer 2. Brifrade die rechte Kolonne bildet. Dals dies unter l'ni- ständen auch zu einer völliiren Trennung der Brigaden derselben Division im Gefecht fuhren kann, ist unbestreitbar. Das Auflieiit'ii des Divisions-Verbandes im Gefeclit dürfte nbcr eine einheitliche Durchfilhrung desselben auf das Aufserste erschweren und damit unberechenbare Folgen fllr den Verlauf des Kampfes herbeifllhren. mag gestattet sein, das Bild dieses Tormarsehiereuden Armee-

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Die Mae russisehe FelddienstpVonohrifk.

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Koips etwas näher sa betraohten, am daran aaeh die Sieberongs- und Anfklftrangs-HIalbregeln im ZnsammenhaDge za wiedeibolen.

Das fliegende Detachement entsendet znr Anfklärnng eine Sehwadron in 3 PatrooUien Ton der Stärke eines l>ezw. zweier Zttge, znr Sieherang anl^erdem */« Eebadron in 3 Patrouillen von der Stärke eines Zages ,,nacb vorwärt« rechts and links*' and verbrancht eine ganze Schwadron zar Kelaisverbindnng von der Tete ihres Gros zar Tete der Mittel-Kolonne der Haaptkräfte. Anliserdem haben sieh alle Anfklärnngs-Patronillen mit dem Gros des fliegenden Detaehements dorch Relais zn verbinden.

Dem fliegenden DetacheroeDt folgt die allgemeine Avantgarde io Vortrupp (2 Bataillone, 3 Eskadrons), Hanpttrupp (ö*/4 Bataillone, 1 schwacher Zug Kavallerie, 4 Batterien) und Nachhut (1 Kompagnie) gegliedert. Das Teten-Bataillon ist als „Bereitschaft* bestimmt.

Zur Aufklärung entsendet die allgemeine Avantgarde 3 Pa- trouillen in der Stärke von '/^ Eskadron und 10 Reitern; zur Sicherung werden von dem Vortmpp 5 Patrouillen von der Stärke je eines Zuges „rechts, links, vorwärts, gegen . . . und gegen . . . yon der Bereitschaft Späher-Patrouillen „nach rechts, links und je 2 entlang der Kolonne'', von der Nachhut Späher-Patroaillen „nach rechts, links and rückwärts*' entsandt.

Relais wird von der Tete ck-r Avant^%irde nach der Tete der mittleren Kolonne, sowie nach der Vorhut (schwachen Avantgarde) der rechten und linken Kolonne gelegt, und dazu eine ganze Schwadron bestimmt.

Hinter der allgemeinen Avantgarde marschiert die mittlere Koloniie mit einer Nachhut von einer Kompagnie. Das Teten-Bataillon ist als Bereitschaft*^ hestimmt und entsendet Späher-Patrouillen „rechts, links und je 2 entlan^r der Kolonne."

Es folgt dann noch die grolse Bagage mit der Bedeckung von einer Kompagnie.

Die Seiten-Kolonnen decken die Flanken durch je eine »Seiten- Deckung von Eskadron auf der angelehnten und von 1 Bataillon und 1 Eskadron auf der nicht angelehnten Flanke. Sie sichern sich durch einen Vortrupp von 2 Bataillonen und 1 Eskadron, durch eine Nachhut von einer Kompagnie, durch Sicherangs- Patrouillen in der Stärke eines Zuges ,,nach vorwärts und nach rechts" (bezw. links) und durch vom Teten-Bataillon entsandte Späher-Patrouillen „rechts und links der Stral'se und je zwei entlang der Kolonne."

Man sieht aus diesen Malsrcgeln tUr Aufklärung und Sicherung, dafs auch die neue Felddienst-Ordnung von gänzlicher Befreiung vom alten Schema noch recht weit entfernt ist.

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192 DiMWt auf den rttokwirtigen Vefbindnngen der mobttea fruisOe. Annee.

Das 5. nnd letete Kapitel, welebes ttber die ,,Uoter]Lfliiile** liaadelt, isl Im aUgemeinen ktlizer gehalten als die andero and stimmt in seinen Bestimmungen im wesentliclien mit den nnsem flberein.

Abweichend wird bei Orts-Unterknnft wie im Orts-Biwak nnd im Biwak stets eine Bereitschafks-Abteilnng bestimmt Anch die innere Elinrichtnng der Biwaks der einzelnen Waffen weicht von der nnsem Yöllig ab, doch durften die Einzelheiten derselben ein all- gemeines Interesse nicht beanspruchen.

Wir können dem 1. TeU der nenen mssischen Felddiensl- Ordnnng die Anerkennung nicht versagen, dals er einen groisen Fortschritt auf dem Gebiete der Trnppen-Ansbildnng bedentet Wenn aber auch immer noch manches nns als unzweokmäfidg und Yer> bessernngsfllhig erscheint, so wollen wir bedenken, dafe eine andere Armee andere Ueglements bedarf, und dafs diese mit der Armee entstehen, mit ihr nnd ihrer Eigenart innig verbunden und oicht durch einen Federstrich von ihr sn trennen sind. Andere Völker, andere Sitten! 51.

XVI.

Der Dienst auf den rückwärtigen Verbindungen der mobilen französiscben Armee.

Das neue Reglement „sur les Services de rarri^re". das seit 5 Jahren erwartet wurde, ist durch das vom Kriegsminister Galliffet veranlafste Dekret vom 11. Februar 1900 zur That geworden. Die AusfUhrnngsbestimmungen werden wohl bald folgen und die weilsen Blätter die seit 1895 sich in dem „.\ide Memoire d'ödat major" fanden, werden dann verschwinden. Die Neuerungen, die das Dekret vom 11. Februar I9(K) bringt, sind fast durchweg auch Verbpssorungen, auch ohne die Ausfuhrungsbestimmungen macht die Begründung des Dekrets und dieses selbst die Olit'derung des Dienstes auf den rück- wärtigen Verbindungen erkennbar, die einer zif-nilieh engen Anlehnung an ..berühmte iMuster" freilich nicht entbehrt. In Betracht kommen bei dem oeueu Dekret die Gesetze vom 3. Juli 1877, betreffend die

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Dienst auf den rttokwärtigen Verbinduii|;eQ der mobilen t'ranzGs. Armee. 193

Ht'quisitiou, vom 28. Dezember 1S88, das das Ciesct/. vom 1:5. März 1875, betreffend den militärischen Eiseiiljahndienst änderte, die Dekrete vom ö. Februar 1889, bezüglich der oberen Militär - Eisenbahn- Kommission, der Linien - Kommissionen und der Feld - Kisenbahn- Sektioaeu, vom 10. Oktober 1889, betreffend die Organisation des Dienstefl auf den rückwärtigen Verbiudangen , vom 19. No- rember 1889, betreffend die strategischen Eisenbahntransporte, endlich das Reglement für den Dienst im Felde vom 28. Mai 1895, die Ändenmgen erstrecken sieh aber besonders anf die Dekrete vom 10. Oktober und 19. November 1889. Erfahrongen aas der Ptazis kann man als Grandlage ftlr die Neaeruiigen nicht haben, man grttndet sie, wie die MotiTierong selbst aasspricht^ aaf die General- Stabsreisen und Arbeiten anf dem Plane. Sie erweitem die territo- rialen Eommandobefugnisse des G^eraldirektors der Etappen und Eisenbabneo nnd der Etappendirektoren der einzelnen Armeen. Während nach den froheren Bestimmongen die Generale, die in der Etappenzone einer Armee ein Territorialkommando innehatten, dem General- Direktor des Etappen- nnd Eisenbahnwesens dnreh besondem Befehl unterstellt werden konnten, llbemimmt jetzt der Etappendirektor einer Armee in der Etappenzone derselben die nötigen Kommando- befagnisse nnd in Feindesland provisorisch aaeh die Civilverwaltong. Damit wird eine Centralisation bewirkt, die aber aneh erforderlich scheint, am Ordnung und Sicherheit im Rücken der Armee aofrecht zn erhalten, die polizeiliche Aafeicht za führen nnd die lokalen Hilfs- qaellen anszonatsen*

Die Begrttndnng des Dekrets betont weiter, daTs es notwendig war, „dieBeziehnngendes Eisenbahn- nnd Etappendienstes za einander zn vereinfachen,** dabei die Centralisation der Leitung des Bahn- dienstes in einer Hand anf einem Operationssebaaplatz beiznbehalten, mit der Aosnatzong der Bahnen so weit als irgend denkbar za rechnen, am mOgliehst den direkten Kontakt der Trappen mit Bahnen als VerbindnngsUnlen zn erhalten and dem Eisenbahndienst die „Initiative nnd LeistongsfUiigkeit za geben, die erforderlich sind, am den ttglich wechselnden Anforderangen des Etappendienstes an Transporton za genttgen**. Dalb mit den grOfeeren Heeresmassen ond man wird zugeben massen, dals sie seit 1889 noch zogenommen haben nnd der Weito der Rftnme, auf welchen sie sich ausbreiten, die Sdiwierigkeiten des Naobschnbs nod der Evakaiemng wachsen, bedarf wohl besonderen Beweises nicht Das neae Dekret schafll eh neues Organ im Feldeisenbahndienst nnd stellt einen neuen Grandsatz für den Nachschub aut Um beide zu erlüftren mflssen wir hier schon etwas vorgreifen. Nach den früheren Be-

JahAlkator fkr dt* daulMte AmM nad MbIb«. B4. IM. 1. 18

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X94 I^ienst aal den rückwärtigen VerbiuiluDgea der mobilen franzOs. Armee.

stfanmimgeii trat der AnBehlalii der Leadteuieporle (Trains, Etappen- fahrpark) an die Bahntransporte anf BalinhOfen ein, die die Bezeioh- nnng „Kriegs-£tappen*Kop&tationen^ Miten and ein beatimmtee Mafs ▼on Sioherheit, sowie anch UnterbringongsiiUunen besitzen rntJaten, im ftr einige Zeit Vorräte anfitapeln sa kOnnen. Man hat nnn er- kannt, dafs die frühere nt6te d'^tapes de gnerre*' naeh den genannten Gesiohtspnnkten eingerichtet, im allgemeinen nicht anoh den Abadilnls, die Endstation der Bahntransporte an hüden braneht, dab man die Vorräte per Bahn(nel£MshSchmalspnrbahn) näher an die Tmppen heraosnaehieben vermag. Ober die firtthere „t&te d'ötapes de gnerre** hat man daher anter derselben Bezeich- nnng, noeh eine Anzahl von Annex-Stattonen liinaasgeschoben, an denen die [iefernng des Nachschnbs entweder direkt an die Trappen- fahrzenge, oder an die Trdns stattfinden soll. Die frühere Eisenbahn- Kopfttation heilst fortan „Regnliemngsstation'* nnd wechselt nach dem Fortgang der Operationen. Hier hat aach das neae Organ des Eisenbahndienstes, „die Begolienrags - Kommission*' ihren Sitz. Sie hat die Aoigabe, aUe Bedehnngen mit der Armee, oder den Armeen, welche anf die Verbindnngslinie, fbr welche die Kommission ionktio* niert, angewiesen sind, sicher sn stellen nnd ihr ist, innerhalb mner bestimmten Zone nnd nach Mafi^^be der ihr von der Feldeisen- babn-Direktion überwiesenen Transportmittel die MOgUchkeit ge- geben, die Instradiemng der von Tug za Tag behnft Nachsehab der Verpflegung bereit zn haltenden Züge vorzubereiten and anznordnen. Dank diesem Organ anf jeder Verbindangslinie sieht man es als möglich an, dem nenen Grundsatz zo entsprechen^der darin besteht, dals ohne Anfordern durch die Armeekorps, gewissermafsea durch antomatisches Vorschieben, der Tagesvorrat au Verpflegung, den jeder Armee-Etappendirektor in der Zone der He- gnlierungskommission bereit haben mnfs, bis in die Höhe des Unterbringungs-Baames der Armee koprs gelangen soll. Die Be^rründimfr des neuen Dekrets betont dann noch ganz besonders, dals für den Naohsohnb, wo dies irgend möglich, anch die Wasser- straJsen zn yerwenden sind.

Kommen wir dann auf den eigentlichen Text des Dekrets» so bringt dasselbe in Kapitel I „Allgemeines'^: Wir erfahren, dais der Kriegsminister beim Beginn des Krieges die Grenzen zwischen dem Gebiet zieht, das als „Armee-Zone" dem Befehl des Generalissimus unterstellt wird, und der „inneren Zone^', welche dem Kriegsminister untergeordnet bleibt. Diese Grenze kann durch Vereinbarung mit dem grofsen Haaptquartier ira Verlauf der Operations geändert werden. Wir erfahren ferner, dals der Kontakt der Armee im Felde mit der

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Dienst aul' den rückwärtigen Verbindungen der mobilen tranzös. Armee. X95

Heimat doieh die Verbindangslinien erfolg meist Eisenbahnen, eigimt eveotiiell dureh WasBentrafoeD, Yerlftngert, weim erforderlich, diireb EtappenstralBea.

Bei ^ner Eisenbahn als Verbindon^linie werden, Ton der Heimat nach dem Oegiier hin, folgende Ponkte besonders genannt: Sammel- stationen ftlr die Herkunft aas demselben Korpsbereieh, Ver- pfleg angsstationen (gares haltes repas) ttlr die Verpflegnng der transportierten Mensehen nnd Pferde, Magasinstationen als Stapel- orte ftlr Lebensmittel für die Armee, die weiter oben genannten Keguliernngsstationen, sowie eine Obergaogsstation dort, wo der sogenannte normale Betrieb dnroh das Personal der Bahngesellschaften denjenigen dnrch die Eisenbahntroppen Platz macht; endlich die oben sehon erwShnten Kriegs-Eisenbahn-Kop&tationen. An Stralsen als Verbindongslinien sind Etappenorte zn nennen, Ton denen der den Trappen zon&ohst liegende „tSte d'ötapes de roote*^ heibt Die Era- knierong findet im aUgemeinen auf denselben Verbindungslinien, wie der Nachschub, statt, für dieselbe sind Bahnfaofslazarette und Ver- teünngsstationen zu nennen, an den lefa&teren werden die Kranken- transporte auf die einzelnen Heimatslazarettbeiirke verteilt

Die Aufgaben der „Services de Tanidre", welche die dauernden Weehselverbindungen zwischen Operationstmppen nnd Heimat erhalten sollen, werden, wie folgt, angegeben:

a) Nachschub an Verpflegung fUr die Armeen, b) Entlastung der Feldtmppen von Verwundeten, Kranken, Gefangenen, unbrauchbarem Material, c) Regelung nud Sicherung des Dienstes auf Verbindungs- linien aller Art, Bewachung, Einrichtung, Reparatur dieser Linien, d) Unterbringung nnd Verpflegung der Menschen nnd Pferde, die im Rücken der Armee Verwendung finden, e) Au&tapeb, Erhaltung und Ersatz der Vorrftte und des Materials, die entweder aas der Heimat naebgeschoben , oder in dem besetzten Gebiet zusammengebracht worden sind, f) Verteilung nnd Verwendung der Etappentruppen, Re- gelung des Polizeidienstes, Aafrechterhaltung der Ordnung, g) Ver^ waltang feindliehen (Gebiets, bis Militttr-Territoriai-Koromandos ein- gerichtet sind.

In der Armeezone erstreckt sich der Dienst aaf den rückwärtigen VerbindanfTcn auf deren ganzes Gebiet. Für alle einem Befehl onterstehenden Armeen liegt die oberste Leitung dieses Dienstes in der Hand des Generaldirektors der Eisenbahnen und Etappen, bei einer isoliert operierenden Armee in der Hand eines Direktors der Etappen und Eisenbahnen. Der Generaldirektor, ein General mit dem Kange eines Generalquartiermeisters, tritt in Thätigkeit auf Befehl des Generalissimus, untersteht dem Chef des

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296 IMenst Mf den rttdcwärtigeD Veri>iBdii]ig«ii der moUlen franste. Armee.

GeneralslabB im grofsen Hauptquartier nnd erhält Ton diesem aiieh MitteilnogeD Uber die Operationeii mid die darans moh ergebenden Bedttrfiiisse der Armeeo, innerhalb der Grenzen dieser Instmktionen ist ihm der weitgehendste Spielraom Itlr die Macht der Mittel rar Deckung dieser Bedürfnisse gegeben. Er leitet in groisen Ztigen den Eisenbahndienst nnd regelt dnrch generelle Weisungen das allgemeine Funktionieien des Etappendienstes, Tor allem auch bezOglieh der Be- ziehnngen des Eltappendienstes der einzelnen Armeen zu einander und zum Eisenbahndienst. Durch Vermittelnng des G^eralissimns richtet er an den Krlegsminister die nOtigen Anforderungen an Per- sonal nnd Material und giebt demselben die Transporte bekannt, die in der „inneren Zone^' zur and von der Armee im Felde n<Kig werden, sowie den Grad der Dringlichkeit. Auf Vorschlag des Armee* Bisenbahndirektors bestimmt er die L t)ergaiigsstationen, schreibt Tor oder Ycranlafet Wechsel in der Zuteilung der Magazinstationen und ordnet eventaell noch die Schaffung 7on Reserre-Magazinen an. Er korrespondiert direkt mit den Armee-Oberkommandos, die er ?on den für den Eisenbahndienst und fUr den Etappendienst im groÜBOi getroffenen Anordnnogen benachrichtigt. Er erhält ihre Forderangen bezüglich dieser Dienstzweige nnd benachrichtigt sie von den Instruk* tionen, die er an die Etappendirektoren ihrer Armeai erläfst Ihm zur Seite steht ein Stab, der neben militärischem, auch technisches Personal enthält. Die lic^uliernngsstationen werden von ihm fest- gesetzt nnd er l)ezeichn(;t die Kegolierangskommission, mit welcher jede Armee sich in \ erhindang zu setzra hat Sind mehrere Armeen auf dieselbe Verbindungslinie angewiesen, bo bestimmt dt i General- direktor, in welcher Weise der Transportdienst für jede derselben ausgenutzt wird. Nach den Weisungen des Chefs des Generalstabs im grofsen Hauptquartier grenzt der Generaldirektor die Etappenzone jeder Armee ab, bestimmt die Verwaltungsthätigkeit der Etappen- direktoren in feindlichem Gebiet, ihre Befugnisse in Bezufr auf die territoriale HefehlsfUhrung und verteilt die ihm vom Kriei:sminister zur \ erfUgunfT gestellten Etapp<'ntrup|)eii, Bei Kreuzungen oder Zu- sammenlaufen der \ erbinfluii'rslinien versL'hietleuer Armeen weist er jeder dt rselheu eine Etappen-Linie zu. Kr verfügt auch über Be- nutzung der Wasserstrafsen im Klicken der .\rinee.

Der Armee-Eisen bahn direkter, ein General mit einem ans militärischem und tec^hnischeni Personal zusammengesetzten Stabe, leitet den ganzen Eisenbahudieust auf allen Linien bezw. Teilen von solchen, die zur Verfügung des grofsen Hauptquartiers gestellt sind und zwar sowohl in Bezu<r auf nriranigation, Fnterhaltung und Be- trieb, als auch auf Bau bezw. Zerstörung. £r stellt den Babodienst auf

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Dienst auf den rttokwXrtigen Verbindiingeii der mobilen franxda. Armee, igj

den Linien, die dem Personal der Eisenbahngesellschaften aiivcrtraat werden können, durch dieses mit Hilfe der Linienkommissionen neber, auf den Übrigen Linien and Strecken mit Hilfe der Feld- Eisenbahn - Kommissionen durch die Eisenhabntrappen. Über- gangs-, Hegaliemngsstationen, sowie Keguliernugskommissionen wurden oben schon einprehend erwähnt

Während für alle demselben Befehl unterstehenden Armeen nnr ein Eisenbahndirektor vorgesehen ist, bat jede Armee, wie ihre eigene Etappenzone, auch ihren eigenen Etappendirektor. Die Decentrali- sation nach dieser Kichtung ist verständlich und zweckmälsig, in der Armee hätte man aber, wie wir hier gleich bemerken wollen, noch eine weitere erwartet. Früher war es zulässig, dafs die komman- dierenden Generale im Falle der Not ihre Bedürfnisse an Nachschub direkt dem Etappendirektor mitteilten, man nahm in der Armee an, dafs diese Bestimnuioi; Uber den Fall der Not hinaus veralliremeinert werden würde, statt dessen spricht das neue Dekret bestimnit aus, dals derartige Forderungen stets an den Chef des Oeneralstabs des betrctfenden Oberkommandos und von diesem an den Ftappendirektor zu richten sind. Damit ist eine prinzipielle Franc < iitscliieden. der Etajjpeudirektor ressortiert ja direkt auch vom < in t t[r< Kr-neral- stiibs des Oberkommanilos. erhält von ihm Nachrichten über den Ver- lauf der Operationen und die NNciten n Absichten, meldet ihm alle Vorkehrungen für die \'erpflt\uung. lokale Hilfsmittel und macht Vor- schläge zur Sicherstellung der Verbindung des Etappendienstes mit den Truppentrains. Der Generalstabscbef di'S Oberkommandos ist also in der I^age. zu beurteilen, ob den Forderungen der .Xrmeekorp.s ent- sprochen werden kann. Der Etappendirektor, ein General mit einem Stabe, (lehnt seine Thätigkeit auf die ganze „Etappenzone" der be- treft'enden Armee aus, ihm unterstehen auch die Chefs der Etappen- dienstzweige und die ihm überwiesenen Etappentruppen.

Uber seine rerritorial-KomraandoheJugnisse wurde, ebenso wie Uber seine provisorischen Verwaltungsaufgaben in feindlichem Gebiet, schon oben berichtet. Für die \ Crpflegung hat er zur \ frfügung die Hiltsquellen und Vorräte, die sieh in der Etappenzone >einer Armee befinden, die Nachschübe aus der inneren Zone, die er heim {General- direktor der Flappen und Eisenbahnen beantragt. Für die notwen- digen Transporte wendet er sich an die Regulierungs - Kommission, indem er dieselben nach der Dringlichkeit autlührt, in den Eisenbahn- dienst darf er aber unter keiner Bedingung eingreifen. Die Punkte, an denen die Tmppenfahrzeuge mit den Organen des Etappendienstes behufs Übernahme von Verpflegung etc. in Verbindung treten BoUen, werden vom Oberkommando dem Etappendirektor und gleichzeitig den

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Nene Hafenahmen im Heere Portagals.

Korps, beiuiimittplbarem Anschlufs derBahiieu an die Trnppi'ii auch den Kegulierunjrs-Koniniissionen direkt niitjjeteilt. Zwischen diMi Zeilen des Dekrets lesbar wird, namentlich bei einem \ erjrh ich mit den früheren Bestlmmunisren. das Bestreben, in umfassendem Mafse auch von den schraalspuriiren Feldeisenbahnen Gebrauch zu machen. Man darf gespannt sein, ob sich an das neue Dekret nicht auch eine veränderte Gliederaug, bezw. Zuteilung des Truppentrains ausctiiicfsen wird. 18.

XVll.

Nene Mar$aahmen im Heere Portugals.

Nachdem für die hier schon dargestellte, zugleich aoch deo Übergang zu einer tbatsächlicb 2jährigen aktiven Dienstzeit, sowie die nötigen Mafenfthmen für die Scholuug der I. und IL Beserre bringende Heeresreform die AnifÜbningsbestimmangen eiscbienen sind, hat der Eriegsminister dem Parlament nun 8 GesetBentwlIife Torgelegt, die mit der Heeresreform in msttcblichem Znsammenbang stehen. Sie sind wichtig genug, hier Erwähnung zn finden, zamal sie erkennen lassen, wie der Kriegsminister Sonsa Teles, überein- stimmend mit seinem echt soldatischen Könige, es versteht, aiieh bei schwieriger Finanzlage den Bedttrfiussen des Heeres Rechnong zv tragen. Wo mehr ans dem Vollen gewirtsohaftet werden luuin, ist das ja wesentlich leichter, der Kriegsminister Portugals hat aber mit eng gezogenen Grenzen an Mitteki zn rechnen nnd dabei treten Bedttrfiiisse md^ filr welche die Aasgaben nicht anf eine lange Reibe von Jahren Terteilt werden können, die Tielmehr baldigst zu decken sind. Das bezieht sich namentlich auch anf die Sicherstellnng ans- reichender Waffen fbr das Heer, die als das dringendste Bedflrfhts bezeichnet werden mnfs, nachdem die fiVagen der Ergänzung und Organisation des Heeres eine zweekmftliüge LOsun^^ erfahren haben. Die nötige Vermehrung der Wafien kann in Portugal selbst nicht beschafft wollen, ein Krieg, der jetzt ausbräche, schlösse die Landes- grenze gegen Waffeneinfuhr Ton aulsen ab, mit dem, was an ver-

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Nene Mafimahmen im H«er« Portugal«. 199

alteten Gewehren noch vorhanden ist, könnte man eine Truppe ^regen einen moderne Gewehre führenden Gegner nieht ins Feld stellen, Eile ist daher geboten. Das heutige Gewehr der portugiesischen Armee, Kropatscheck. stammt aus dem Jahre 1880, der Kavalleriekarabiner ist Jüngeren Datums (1895), die Armierung der wichtigeren Festungen ist unlängst modernisiert, die Geschütze der Feld-Artiilt'rie wurden 1S74 und 1878 beschafft. Die Daten der Beschaflung lassen schon erkennen, dass die \\ allen der Infanterie (obwohl das Kropatscheck- gewehr recht lange zu den brauchbarsten gerechnet hat) und Feld- Artillerie nicht mehr auf der Höhe der Zeit stehen. Der Mehrbedarf der Infanterie des mobilen Heeres beträgt TUOOi) Gewehre und man thut nun einen Schritt vorwärts, indem man für die mobile aktive Infanterie diese 70000 Gewehre nach einem absolut modernen Modell beschaflft, welches eine Kommission schon seit Jahresfrist erprobt hat Die Resenreformationen werden dann mit dem bisherigen Gewehr zunächst noeh ausgestattet bleiben, der Dualismus in der BewalRuig ist zunächst nicht za vermeiden. Obwohl der Kriegs- minister in seiner Begründung settist aiiBB|nidit| da& die hentigen FeldgescbtttM der Armee den modernen löideier Staaten reiehlidi eben so sehr unterlegen sind, wie die Kropatseheck-Gewehre den iiirigen, es daher als dringend erwttnsolit bexeiehnet werden müsse, bei der Feld -Artillerie so zu yerfahren, wie bei der Infknterie, d. h. neues Bfaterial tür die mobilen Trappen I. Linie zu erwerben und das veraltete der Reserve ond den Festungen su Überweisen, so verbietet die Finanzlage doeh zunächst so dnrehgieifende Änderungen, nur 8 neue Batterien zum Ersatz des ältesten Gesebtttzmodells werden zunächst verlangt. Gleichzeitig muis die nötige Kriegs- chargierung für die neuen Wafien erworben werden, da man diese zunächst im Inlande nicht herzusteUen vermag. Die Kosten sind auf 3000000 Ifibeis (& 4,5 Mark) veranschlagt und die Schwierigkeit liegt darin, diese Summen in verhältnismäfslg kurzer Zdt, bei der beutigen Lage der Staatsfinanzen sicher zu stellen. Das wird nun so bewirkt, dafe man eine innere oder äulsere Anleihe, mit maximal 6*/« Zinsenzahlung in der genannten Höhe aufiiehmen und diese durch einen Teil der Loskaufgelder decken will. Die Begründung ver- breitet sich dann des Weitem äber den Loskand der in anderen Staaten verworfen sei, den aber Portugal zulassen dttrfe, weil man fttr das ganze Bekrutenkontingent im aktiven Heere doch nicht Raum habe und durch die Loskaufsbetrilge sonst nicht verfilgbar zu machende Summen fttr die Zwecke des Heeres und der Landesver- teidigung gewinne. Seit 1892 ist der Ertrag des Loskaufe für Kriegsmaterial bestimmt und 1896 wurde dies noch schärfer betont.

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Neue Mafanahmen im Ueere Portugals.

indem man sich entschlofs, der 2. Reserve Schulonp zu Treben. So lanfre man das Prinzip verfolgte, den l'.rtrafr des Lo^kauls in (ieni hetreffi iiden Jahre zu verwenden, konnte man langsam das Kriegs- material verbessern, die nötigen Reparaturen bewirken, auch das weniger teure Material ankauten, nicht aber die oben näher be- zeichneten Erwerbungen machen. Diese Enverbungen müssen rasch eintreten, nicht allein, weil man sonst mit den anderen Mächten in Bezog auf Zeitgemärsheit nie Schritt halten wUrde, sondern auch, weil that- sächlich Mangel au genügendem Waffenmaterial vorliegt. Den Ertraf? des Loskands kann man im Onrchsehnitt auf 450000 Milreis annehmea, 100000 = 450000 Bfark, sollen ftlr die AnsbOdang der 2. Reserve« 100000 fUr Beparataren des MateriaU ondAnkanf von weniger kost« spieligen, 250000 fOr die Deckung der Anleihe behnfs Bescbaffnng der 70000 Gewehre nnd 8 nenen Batterien verwendet werden. Diese als Minimnni betrachtete Snmme soll erhobt werden, wenn man vom Loskanf grttlsere Brtritge hat, eine andere Verwaltung der Ertrige stattfindet, oder die Finanzlage sich bessert Der Gesetzentwurf bildet emen zweckmäJsigen Answeg ans einer sehr schwierigen Lage nnd, neben der Erwerbung des mehrfach erwähnten Materials will es nns aach vrichtig erscheinen, dafs in der Begründung eine bestimmte Snmme fttr die Ausbildung der 2. Reserve fest* gesetzt und dieser damit ein fester Rahmen gezogen wird.

Ein 2. Gesetzentwurf betrifft die Civil Versorgung länger dienender Unteroffiziere. Die Begründung weist dabei ausdrücklich auf das Beispiel des deutschen Heeres hin, eui Zeichen dafttr, dals der Kriegsminister Sousa Teles nicht nur die Einrichtungen fremder Armeen aufmerksam studiert^ sondern auch deren Wesen verstanden hat Selbstverständlich sind die fttr Portugal vorgeschlagenen Mafs- nahmen nicht nur ciDÜMhe Kopie der deutschen, sondern entsprechen den nationalen Verhältnissen. Das Prinzip besteht darin, dals man die Unteroffiziere bis zu einem gewissen Alter im aktiven Dienst dnroh aufeinanderfolgende Rengagements erhält, dann aber ihr Ausscheiden ans dem aktiven Dienst erleichtert^ um Stellen Itir weitere Kapitulanten frei zu erhalten und den Reserve -Formationen die eriörderliche Ziffer branchbarer Unteroffiziere zu sichern. Gleich- zeitig verspricht man sich In Portugal von der Versorgung der länger dienenden Unteroffiziere auch eine sehr brauchbare Kategorie von Beamten, die zum Gehorsam, zur Pflichterfllllnng nnd zur Zu- verlässigkeit erzogen sind. An Vorgän^^en bat man in Portugal das Gesetz vom 28./7. 1880, betreffend Kapitulation nnd Ausscheiden der Sergeanten, das aber eigentlich nie in Wirkung trat, 1883 er- schien ein neues Gesetz, das durch das Reglement von 1889 die Aus-

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Nene MafsiMliiiien im Heere Portogab.

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fttfamngsbestiiiimongeii brachte. Hätte man dieses Gesetz and das Reglement zweokmälaig angewendet, so bedürfte es hente keiner Änderungen, aber die verscbiedenen Reformen in den einsebien Ministerien haben die Liste der für die Unteroffiziere reservierten Posten sehr wesentUeb TerSndert, so zwar, dab es hente schwer ist, Sergeanten za Tersoigen. Die Regierung erbittet daher die (Ge- nehmigung zur Umgestaltang des betrefifenden Gesetzes, ohne die Tendenz desselben im Übrigen zu ändern, und zwar weil «iine neue Klassiemng der für die Sergeanten reservierten Stellen entsprechend der heutigen Einteilung der Ministerien nötig geworden. Die Be- rechtigung zur Civilversorgung in ausschlielslicb für sie reservierten Stellen erwerben Sergeauten des Heeres, der Manicipalgarde und der Marine, sowie solche, die ielddienstontaugUcb ausgeschieden sind, wenn sie bei fortgesetzt guter Führung, 9 Jahre, darunter 3 als Sergeant, frodient haben, die reservierten Stellen worden durch die Regierung bestimrat und bekannt gegeben. Die in solchen Steilen, versorgten Serjreanten Übernehmen die Pflicht, bis zum 52. Lebens- jahre für die Verwendung in den Reserve- Korraationen zur Verfügung zu bleiben, es sei denn, dais ihre Gesundheit sie untauglich auch für ihren Civilposten erscheinen läfst, in welchein Falle ihnen für die Pensionierung die aktive Dienstzeit und die halbe in der Civilstelle angerechnet wird. Während ihrer CivUverwendung ruht der Bezug- der Militärpension.

Der H. Gesetzentwurf handelt von den Kapitulationen und den Tensionen für Unteroffiziere und Mannschaften, liengagements (readmissoes) werden, so sagt die Begründung, um so notwendiger, je mehr man die Dienstzeit, die andrerseits das Kekruten- kontingent zu vermehren erlaubt, abkürzt, da die kürzere Zeit intensiver flir die .Schulung ausgenutzt und die grülsere Masse von Streitern durch brauchbare Cadres fester einirerahmt werden muls. Beide (rründe erfordern ein .Schulungs- und iinterführerpersonal von längerrT Dioiist/eit. Mit der Abktirzunfr der Dienstzeit auf 8 Jahre wnrdi- ilalior auch in das Kekrutieruiigsgesetz der Grundgedanke Üir Ivt n;:;iiri nH'iits aufirenoinnien und durch das Tiesetz vom 2;^./7. 81) für (iic S('r2:eauten noch näher ausgei'uhrt. In den Ik'StinunuK^M'U wurde alier keine Rücksicht auf Weiterdieuen von Korporalen und Gemeinen genommen (bei letzteren kommen besonders auch Spezialisten in Betracht) und doch wird es für Nvilnsciionswert gehalten, wenn auch diese kapitulieren und dem sollen die neuen gesetzlichen Verordnungen abhelfen. Da die Steifreruiiir der Re- krutenkontingente einerseits, die durch die Finanzlairc bedingte Beschränkung der Präsenzstärke andrerseits die aktive Dienstdauer

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Nene Mafimabineii ho Heere Portugals.

ihalsilehlieb $xi 2 Jahre besoIultiikeD, so Beheinl die^VeimehmDg des Aosbildangshilisperaonals nötig. Unbesebrilnkt dttrfen die Kapi» tolationen allerdings nicht sein, da man sonst die Reknitenkontmgente Tennmdem nnd das Gadre-PersoDal fUr die Reser?e-Fomiation in Frage stellen wttrde. Im Prinzip sind Kapitulationen anf je 3 Jahre bis zom vollendeten 52. Jahre mttglich, die Zahl der Korporale I. Klasse darf aber Etats, die der Korporale II. Klasse

(Gefreite) und Gemeinen nicht 40 bei jedem Kavallerie-, 20 bei jedem Feld-Artillerie-Kegiment, Infanterie- und Jägerbataillon Überschreiten. Bei der Kapitolation werden z. B. dem Sergeant- Adjutanten 120 Reis bei der ersten, 100 bei der zweiten, 200 bei der Dritten, 240 für jede folgende Kapitulation an Zulage gewährt. 2. Sergeanten 60, bezw. 80, bezw. 100, bezw. 120, Gemeiueo 20, bezw. 30, hezw. 40 für die 3. und jede der folgenden Kapitulation, bei schlechter Führung kennen die Kapitulationen nach Anhören des DissiplinaT-Rats des Trappenteils aufgehoben, die Betreffenden der Resen-e Uberwiesen werden. Das Pensionierungs-System flttr Mannschaften datiert von 1868, für Sergeanten trat 1880 eine Yerbesserong ein. Die Vorschläge der Regierung geben non dahin, analoge Verbesserungen wie sie 1887 itlr die 0£6ziere eintraten, auch für die Mannschatten einzuftlhren, eine bedeutende Mehrausgabe soll nicht verursacht werden. Die Verbesserung besteht darin, dafs man die Pensionssätze von 15 30 Dienstjahren in Perioden von 5 Jahren zerlegt und die Invalidenbeiträge bei Dienstbeschädigungen gerechter verteilt. Beim Ausscheiden nach 30 Jahren wegen Dienstuntauglichkeit tritt die Maximal-Pension ein (Sergeant- Adjutant und 1. Sergeant r.(ut. Korporal I. Klasse :K>0, Gemeiner 200, Fahnenschmied 450 Reis täglich \ nach 25 Jahren werden HO*/,, nach 20 Jahren ßO*/^. nach 15 Jahren 50°/o des Maximums gewährt, gleiche Sätze können auch bei Di<iistdaQer unter 15 Jahren gewährt werden, wenn die Dienstuntauglichkeit durch Verwundung oder durch Bf .'^chiidigungen im Dienst verursacht worden ist. Wer nur fUr den aktiven Dienst untauglich wird oder mit 52 Jahren ausscheidet, kann als Halbinvalide noch im Gamison- dienst verwendet werden, die Pensionäre bilden 10 Kompagnien. Sergeant- Adjutanten, bezw. 1. Sergeanten mit 25 jähriger I)i( nstzeit werden als Alferes (Unterleutnant) pensioniert. Sergeanten, weiche die Prüfung an der Central-Sergeanten-Schule bestanden haben, können zu Alferes der Reserve ernannt werden, wenn sie den Übrigen He- 4ingungea entsprechen. 18.

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Trappea-Übangsplitae. 203

XVIII.

„Truppen-Obungsplatze;*

Unter der Aufschrift „camps d'instruction" ftlhrt in der „Revue du eercle miiitaire'^ vom 9. 12. 99 ein sich ..Nyx" zeichnender Wissender einschlägiger Verhältnisse bitter Klage darüber, dals in Frankreich es um die Truj>penUbungsj)lätze aurserordentlich sehlecht bestellt sei, und er bricht unter schlierslichem Hinweise auf Deutsch- land filr die schleunigste Ausbauung der vorhandenen nnd Anlage von neuen Plätzen sehr energisch eine Lanze. Die Ausführungen des Herrn Nyx sind so interessant, dals es lohnt, sie uusern Lesern im wesentliehei) /u unterbreiten.

Herr „Nyx" leitet sie so ein: „Die an sich schon so kurze Dienstzeit, vielleicht noch weiterer Kürzung gewärtig, zwingt ge- bieterisch, die Ausbildung des Soldaten derart za leiten, da& aneh nicht eine Minute der kostbaren Zeit verloren geht. Um rasch und gut zum Ziele zu gelangen, müssen die vollkommensten Mittel und die geeignetsten Aasbildungsstätteu vorhanden sein. Die cadres müssen auf dem Exerzierplatze und im Gelände ihrer Aofj^abe gemftÜB aus- gebildet werden/*

In Ansehiing dessen unterzieht „Nyx" das, was der Infanterie ond der Artillerie hierfttr za Gebote steht, einer seharfen Kritik, lüt der Ansbfldnni^ des eimelnen Mannes, meint er, stehe es in dieser Beziehong ja nieht schlecht, da sie sich anf dem Kasemenhofe Tollziehe; aoeh die Sehnlnng der Kompagnie nnd des geschlossenen Bataillons gebe keinen Anlafs zu AossteUnngen. Aber sobald man an die dem Emstfalle entsprechende Aasbildnng gehe, da zeigten sich sofort bedentende Schwierigkeiten. Schon wenn man die Ent- Wickelung zom Oefecht klarmachen wolle, tdlten einem greise Schwierigkeiten entgegen. Der Obnngsplatz sei hierzu meist zu klein; man müsse daher die betreffenden Obnngen in mehrere Ab« schnitte zerlegen, und in jeder Phase wäre man genötigt, wieder anf den Ausgangspunkt zurttoksagreifen, anstatt die G^esamtaktlon auf einem einige tausend Meter grofeen Felde dem Emstfalle entsprechend sich entwickeln zu lassen. Und wenn einmal mne Gsmison im glttcklichen Besitze eines im allgemeinen den Anlorderangen gerecht werdenden Obungsfeldes sei, so sei dieses oft weit yon der Garnison entfernt, und aulserdem müssen sieh verschiedene Begimenter in den Platz teilen, ganz abgesehen Ton dem Zeitrerlust, der durch den weiten Hin- und Btlekmarsch verarsacfat werde. Das hiufig schlechte Wetter thut dann das ttbrige, so dafe häufig jedes Begiment, das

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Truppen-Übungsplätze.

noch dazu gar nicht selten andern Dienst leisten nillsse. in der Woche höchstens ein- oder zweimal zur l'bunp käme. Dals dabei nicht viel gutes herauskomme, sei klar. Was die Hrigadeübungen anlange, so könnten solche nur bei einigen Garnisonen statttinden, sei CS infolge der weiten Entfernungen zwischen den beiden Brigade- regimentern, oder infolge der zu geringen Ausdehnung des hierzu verfügbaren Platzes. Die zeitweilige Zosammenziehung der Brigade sei aber anlsefordentlieli nlltdieh. Date einige der im Westen Fnmlaeiolis liegenden DivisioneD, die in fraf^cher Biehtong gtlnstiger als andere dran seien, einen TOrtrefflieben innem Zusammenhalt nnd eine Torzttgliehe Ansbüdnng im ManOyerieren besitzen ein solches Lob könnten diese Divisionen mit vollem Hecht fbr sich in Anspruch nehmen das habe vor allem seinen Gmnd darin, dals dieselben hänüg zu gemeinsamen Übungen zusammengezogen würden. Wenden wir uns nun, f^rt Verfasser fort, vom Exerzierplatz zu den Feld- dienstttbungen der Kompagnien, Bataillone und Regimenter im Gelände, die fttr die cadres notwendig sind, um zu lernen, das Gelände richtig auszunutzen, so sind wir Überall mehr oder weniger beengt durch die bebauten nnd eingefriedigten Felder. In einigen Gegenden, namentlich in der Normandie, ist es fast unmöglich, die Stralsen zu verlassen. Die Folge davon ist, dafs die Entwickelangen nnvoU- ständig bleiben, die gegeneinander fechtenden Truppen in ganz un- geeigneten Formationen auftreten und Gefechtsstellungen einnehmeur die in Ansehung des Bmst&lls geradezu als gefährlich bezeichnet werden mttssen, während nur 100 Meter weiter ausgezeichnete Stellungen lägen, die man aber nicht betreten darf; &lsche Gefechts- bilder endlich, die trotz aller Erläuterungen Verwirrung nnd Unklarheit in den Köpfen der Liente und auch der cadres hervorrufen.

Das gleiche gilt von der Ausbildung im Schielsen. Zu dem Schiefestande, dem Übungsplatz ftlr das Einzelsehiefsen, kann man schon ^e grölsere Zahl von Leuten heranziehen, um das Stand- schielisen zu lernen, und sie genügen auch bis zu 600 Meter. Wie aber, fragt Herr „Nyx*S sieht es bei uns aus, wenn es zur Aus- bildung im kriegsmäßigen Schielsen kommt ? Zum Bdehrungssohieisen genügt das Schulsfeld schon; Massenfeuer ist nur möglich, wenn das Schnisfeld 1000 Meter lang ist, und ein solches findet sich auch wohl. Aber die neue Schieisvorschrift enthält noch eine andere, sehr wichtige Bestimmung, die nämlich, dals der Mann ein tttohtiger Scharfschütze werden soll, der einen Schuis abgiebt, wie er im Gefecht verlangt werden muls. Ein solcher Schufs mnfs aber auf ungekannte Entfernung abgegeben werden, so dafs der Schütze sich selbst das nötige Visier wählen muls. Das ist aber auf dem Schieis-

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Tmppen-ÜbungspÜUxe,

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stunde, ^vo alle Entferiuinireu ht'kainit sind, einfach ausj^eschlosseu. Der Manu mufs ferner auf verschiedi iiartie^c Ziele schiofsen lernen, die auch plötzlich auftreten, und auf verschiedene Eutfernunpen. Auf dem SchielsBtande kann man aber nur p-radeaus schielsen, wenn man kein ruirlUck anrichten soll. Anch die Instruktion über den krit'i:sniülsiM:en Kinzelschul's, von deren \Vichti;u'kt'it ^icli die meisten unserer Oftiziere auf der Schielssehule Uberzeujrt haben, kann auf dem Schiefsplatze nur sehr unvidlkomnien ^ej^eben werden. Tiid dennoch! Der bchielsstaiid ist der einzige i'laU, Uber den man bei uns verftlfrti

Die Schiefsinstruktion j;;ipfelt im kriegsmäfsi^en Schielsen, wobei der Mann die Fenerdisziplin, die ( adres die Feuerleitunor erlernen sollen. Um das zu können muls man zum mindesten mit den Bataillonen (ietechtsUbuniren vornehmen können, die in sieh begreifen: Den Anmarsch, die Kntwickelung zum Gefecht und das Feuer. Rechnet man hierfür 20(X) Meter, ftlr die Tragweite des Gewehrs 3000 Meter, so hat man ein Feld von mindestens 5000 Meter Länge nöti^-, und da von den oben erwähnten unvorherfjesehenen Fällen nicht jrrols die Rede sein kann, wenn mau nur ge- radeaus schielsen kann, so mufs der Platz auch 5000 Meter breit sein. Noch mehr! Es bedari auf den i'bunj;splätzen, um ernstgemeinte oder dem Ernstfalle möglichst entsprechende Übungen anszufUhreo, zahlreicher, beweglicher Scheiben, die erscheinen und verschwinden: ein beträchtliches Material, welches schonende Behandlung von vorn herein verlangt. Alles das. sagt das Reglement, findet sich auf den Lehrplätzen. Um kostspielige Transporte zu vermeiden, niu>seii die Korps, die in der Nähe von günstigem (ielände stehen, sich mit der Stadtverwaltung in Verbindung setzen, die ihnen ein solches Gelände vermieten oder leiben. Aber anter welchen Bedingungen nnd was IfÜr ein Gelände? im allgemeinen ist der Platz von 1500 Meter Lange kaum verwendbar zum Entwickeln. Die Ziele sind auf eine Zone Ton 2 800 Meter Tiefe yerteilt, da verbietet sieb das Sebielsen schräg znr eigentlieben Sohnfiriinie von selbst; yom HanttTerieren, von nnvorheigesehenen FttUen keine Bede, denn am zweiten Tage kennt jedermann die Sntfemnngen. So liegt es z. B. beim Sohiebplatie von Bois TEveqne für die Ganisonen Nancy and Tool, bei dem SebieTsplatze von St Vigos für die Garnisonen der Kormandie. Soviel Uber die VerblUtntsse bei der Infanterie.

In Betreff der Artillerie gilt dasselbe fast, nor in erhöhtem Maabe, da sie bedentend gröbere PlStze branchi Sie besitzt aber nnr Sehiefostünde, die man eigentlioh Scbielssehl&nehe nennen mlUste, die gerade nor aosreichen, nm mit den Biehtkanonieren Untenieht

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Trappeii-ÜboiigqkUttM.

über das Schiefsen an sich abzohalten, wo man aber nichts findet, mn die Offiziere zu l)elebren, wo kaum Platz ist, sich zu beweirt-n. So z. B. der Scbielsplatz von Fontainebleau, Cercotfces, und vor allem der von Braconne ganze 400 Meter breit! Die staatlichen Schieisplätze sind im allgemeinen BillardtUchern ähnlich; es scheint, als ob man besondern Wert darauf lege, dieselben untereinander so ähnlich als möglich zu machen, indem man nach und nach die natllrlichen Hindernisse entfernte. Die Schieisplätze von Sissone, kaum 2500 m, absolut nngenügeiid. Kuchard, \ albome, Carpiagne

armselig und völlig ungenügend ebenfalls!

Herr „Nyx-* macht nan seine „Vorschläge zur Verbesserang und Neu an läge" :

„Ein Scbielsplatz mufs 4 5 km. Aasdehnung nach jeder Richtung haben."

Chaluiis ist d(T einzige, der den 3 Waflfengattungen geniiircntlen Ranra zur Zusanimenziehnng bietet; aber man kann ihn nur fUr einen Teil der Garnisonen des Westens benutzen. Es ist unerUUslich, dals man. nnd zwar schleunigst, noch einen äliiilieltrii im Westen, im Siuit ü. im Osten und im Centruni auU - i. l ud man kann das auch erreichen, indem man die vorhandenen vergröfsert, oder neue Plätze ankauft. hu Westen konnte man den Scbielsplatz von Bois l'Eveqae, zwischen Ouest und Nanc> auf dem Plateau, welches das linke Moselafer beherrscht, südlich der KrUmmung der Mosel beim Hazeforst vergrölsem. Er bat bei einer Länge von etwa 4 km. eine Breite von 500 Meter und ist gut gelegen; ringsam findet Bich genog kanfbares Gelände, um ihn anf eine Breite tob 4 'ktu. m beben. Die Gamiionai von Nancy und Toal, aacb Nenf- obateaa, selbtt Epinal ktinnten ibn benutzen, obne grobe Kosten für dfo Mincbe m Um m Terusaeben. In der Konnandie ist die Sacbe scbon scbwieriger, sebr schwierig, da bier das GelSnde sehr teuer ist. Eän ScbielsplatB in der Bretagne wflrde nicht genügend ansgennlxt werden können. Fttr diese Gegend nnd lllr die Trappen des Gentnuns könnte man den SehieisplatK von Raohard TergrOiseni. Aneb meine ich, wtirde sich das Gelünde anf dem Platean Ton P^rigord sebr gnt eignen. Im Südosten endlich könnte die Ebene von Camargne oder die Umgebong des Sees de Bene ebnen ganx TOnUglichen Scbielsplatz nnd übongsplatz fbr die meisten Garnisonen des 16. nnd 17. Korps abgeben. Also 2 Scbielspliltze znuKebst ▼eigrölsern, 2 nene schaffen, dafür müssen nobedingt nnd möglichst bald die Gelder flüssig gemacht werden.

Zur Bekräftigimg seiner Fordernng iiihrt nunmehr Herr „Nyz**

Dentschland ins Treffen. „Die Dentechen sind uns in dieser Be-

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Truppen-ÜbnngsplStie. 207

liehang ▼oraogegaogen.*' „Die .Obongsptttee", sagt die Kölniaehe Zettnng, ^nd eine Notwendigkeit, einesteils weil die Gesobttlse in heutiger Zeit eine solebe Tragweite baben, dals die Artillerie besondere SeMdbplfttsse baben molB, nm wirkUcb sobiefsen xa kffnnen, andererseits, weil mit der Einfthrang der swegtthrigen IMenst» idt nnd der| Aosdebnnng bentiger Eriegsftbrnng es onerlttblieb ist, FObrer nnd Lente daran zn gewObnen so zn manöverieren, wie es im Kriege ndt grolsen Einbetten der Fall sein mols'*. „In Rttoksiobt Ueraaf bat man die VeigrO&ening aller Sebielsplfttze bemessen» Seit 1891 bat man in Dentsohland 17 nene Übangsplätse gekauft; man bat infolgedessen jetzt 20 solcber Plätze, deren banptsäcbliebste sind: Döberitz, Arys, Loburg, Biedmsko dieser nördliob von Posen ftlr das 5. Korps 14000 b giofs, wird so schnell ein- geriebtet sein, dals er im Herbst 1900 benntzt werden kann; femer Sprottan, Paderborn, Mongole, Lockstedt, Soltan, Gruppe. Für die

17 neaerworbenen PUUse bat Dentseblaad seit 1891 80 Millionen Franks aufgewendet; im Budget für 1900 ist auiserdem noch die Summe von 2,5 Millionen Franks angesetzt^ um im Elsals einen Platz zn erwerben. Jeder Platz milst im Mittel etwa 2500 h, der Preis für 1 h stellt sich also aaf rund 1900 Franks.

Nun stellt ,.Nyz^* eine Bereobnong an, wie sich die Kosten für Frankreich stellen würden, wenn die oben geforderten Plätze aus- gebaut bezw. neu erworben und angelegt werden. Der Hektar wird, sehr teuer veranschlagt, etwa 2500 Franks kosten. Zur Vergröfserung des Platzes Bois TEveqne 1200 h = 3 Millionen Frank. Die Neu- beschaffung zweier Plätze je 5 km. lang und breit zusammen L2 Millionen, davon l Million zur ii^inriobtung; Kucbard in seiner Gröfse verdoppelt = 3 Millionen, Gesamtsumme fUr diese 4 Plätze

18 Millionen Frank. Auiserdem müssen noch 8 kleinere Plätze neugeschaffen oder verbessert werden fUr die Truppen eines Korps, die von einem der grofsen Plätze zu weit entfernt liegen, um sie gehörig anasonntzen. 1—1,5 km. schmäler als die groisen könnten diese kleinen Plätze schon s^n, in der Länge aber müssen sie den groben gleich sein, so dals wenigstens die Infanterie hier nach Be* dürfnis mariöveriereu und schielsen könne nach jeder Richtung hin. Für diese Plätze müsse der Staat etwa 32 Millionen, im ganzen also 5n Millionen Franks opfern, wenn er den unabweisliehen Armeebedurt'nissen Keehruifür tragen wolle, l'ni das weniger schmerz- lich fiir (las Budget zu machen, schlägt Herr .,Nvx" vor, man solle zunächst jährlich 1 Million ausgeben wahrhaftig eine lächerlich kleine Summe, die der Staat noch dazu für den eigenen Beutel hergäbe. Alierdings meint er, daljs, sobald man von der Absiebt

208 SchUue und - üelui:

der Regierong Im Volke eifllhre, die Pteise fttr die GnmdBfctteke ins UDgUrabliche in die Hohe selmeUen worden." Damit bat Herr „Nyz** jedenfalls Recht, das ist Überall dasselbe^ überall nimmt man ,,die Koigonktnr wahr'^ Westen ist das, wie der Herr Ver- fasser sagt, sehen znr Thatsaehe geworden. Hier kostet, seit dem man Lnnte geroehen, der h SOOO Franks; man müsse also, wenn das Bndget des Reiehs vielleieht räien danemden Zuwachs an Ausgaben nicht vertragen kOnne> xnnächst einmal 5 Millionen springen lassen nnd dann alle 5 Jahre wenigstens einen neuen ObnngsplatK dnriohten!'' Diesen etwas sarkastischen Vorschlag beendet er dann mit: „il faat se häter.'* „Die Sache heischt Eile" nnd eine Hinschleppnng, wie sie sich ans der Befolgung des zuletzt gegebenen „guten" Rates ergebe, sei unzulttssig. Das oben geforderte sei unbedingt nötig und Tag für Tag trete die Notwendigkeit mehr und mehr hervor. „FVankreioh kann und darf nicht mtüsig dastehen, heute, wo die Fortschritte in der Bewaffnung der benachbarten Mächte so gewaltige sind. Schnelle Lösung der Frage ist Pflicht fttr uns, eine Frage, die bereits seit 10 Jahren uns .beschäftigt." 52.

XIX.

Schütze und Helm!

Seit der Bewaffbung der Infanterie mit dem gezogenen Hinter- lader, besonders dem kleiukalibrigen, wird die Kampf-fintscheidang: nicht mehr durch den Stols in geschlossener Ordnung, sondern durch die zasammengefalste Feuerwirkung der Einzel-Schielsleistungen der Schützen, aus welchen sich der käropfeude Schützenschwann zu> 8ammenf*etzt, herbeigeführt Die taktische Entscheidung hängt somit in erster Stelle von der selbständigen, gewandten Ausnutzung der Feuerwirkung des Gewehrs dfirch die Schützen ab.

Es versteht sich daher von selbst, dals unablässig darnach ge- strebt werden muls, den Schützen zur möglichst wirksamen Ver^ Wertung seiner vorzüglichen Wafie auszubilden dafs aber auch alles zu vermeiden ist, was jene Verwertung irgendwie beeinträchtigen könnte.

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Sohtitze und üelm!

209

In letzterer Hinsicht wäre zu wtJnschen, dafs der knapp an- liegende WuÜeuroek mit steifem Kragen und engen Ärmeln, welcher besonders bei umgehängtem Gepäck jede Anschlagsart er- schwert, einem loser sitzenden Waffenroek mit bequemem weiten Umlegkragen Platz machte. Auch die blinkende Knopfreibe mtliste geopfert werden. Die Litewka also für das Feld!

Von ebenso grober und noch gröiserer Bedeutung wäre es aber, wenn der kämpfende Schütze, welcher im Liegen, Knieen und Stehen feuern, welcher, am sich an den Gegner beranzuschiefsen, laufen, TOistttrzen und kiiecben mnls, welcher endlich während des Ladens dem Auge des Gegners bezw. dessen Geschossen sich durch gewandte Deckung entsiehen soll warn dieser Sehlltze rem dem Helm be- freit wttrde.

Die guten Eigenschaften des Helms nm dieselben im voraas amrafHhien bestehen darin, dafe er bei Kegenwetter den Kopf trocken hält, und dals er ventiliert ist Diese gnten Etgensehaften des Helms welche aooh, ond zwar vollkommener, mit anderen Kopf- bedeckungen verbanden sein können fallen aber nicht ins Ge- wicht gegenüber seinen Naehtdlen.

Znnächst steht fest, dalis ein ganz betcttchtlieher Prozentsatz der Verloste an Verwondeten nnd Toten des Feldzages 1866 nnd be- sonders desjenigen von 1870/71 der Aosrflstong mit dem Helm znzii« schreiben ist Der glänzende Helm zieht die Angen nnd Visierlinien des Feindes gleichsam magnetisch an. Es mnls bei St Privat ihr die franzOsisehen SchlltBen ein leichtes gewesen sein, die glänzenden, wogenden Hehn-Felder der Prenüsisehen Garde- Bataillone unter Fener zu nehmen. Instinktiv nahmen daher die in Stellung befind- lichen Schlitzen die unbequemen „Magnete** meist ab. Auch Uelsen schon 1866 einzehie lYnppenteile die Helmadler sehwaiz lackieren, andere setzten zum Gefedit die Mätzen auf und trogen die Helme an der Seite.

Dnieh den eingefähiten Hekn-Oberzog ist allerdings dem Glänzen des Helmes auf die einfachste Weise abgeholfen. Der Oberzng wird jedoch im Felde bald schadhaft werden nnd geht alsdann Idcht ver- loren; derselbe vennehrt, wenn nals geworden, das Gewicht des Helmes nnd verhindert hänfig die so nOtige Ventilation. Anch ist an bedenken, dafs bei Felddienst-Obungen dnsohlieblidi Manöver die Partei mit Hehn - Obersttgen insofern verwöhnt wird, als de die Gegen-Partei Idobter erkennen und daher anch Idchter aoft Korn nehmen kann.

Neben dem dnzeh den Obeizag fUr einige Zeit onschäd- Heh gemachten Glanz hat der Helm aber noch andere schwer

JakAMtorflrdtodmlNteAmMudlUilB». Bd. IM.«. 14

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210

SMtM und Helmt

wiegende Nachteile. Zanäobst ist aneb der Helm, selbst nenesteo niedrigen Modells» immer noob m sobwer nnd trotz der Loftttfcber

im Sommer zu heifs. Die als Zierrat dienende metallene Spitze vermehrt das Gewicht des Helmes and ist dadurch, dals sie den Schützen unnötig h(iher und sichtbarer macht, nicht kriegsgeniäfs.

Da ferner der aufgesetzte Helm nnr mit einem im Verhältnis zn seiner ganzen Höbe schmalen Streifen am Kopf anliegt, und da das lackierte üelmleder steif ist, kann der Helm nicht elastisch >t sitzen, er wackelt bezw. ratscht bei stärkeren Kopfbewegangen, tioU Lederfutter und Einlagen. Wird der Kinnriemon fest angezogen, so werden dadurch Hals und Kopf geprefst, somit Atmung and Blnt- umlauf gehemmt; dies hat zur Folge, dafs der Schutze nicht scharf sehen und zielen kann die wichtigsten Bedingungen zu einem raschen guten Schufs sind dadurch also aufgehoben. Ist der Kinn- riemen aber nicht henintergenümmen oder nicht fest angezogen, so wird der Helm dem Schützen bei raschen Bewegun:ren und Erschtltterungen. z. B. wenn jener sich nach einem Sprung hinwirft, leicht vom Kopf fallen oder Uber die Augen vorrutschen. Anstatt dalsr der im stärksten feindliche Feuer vorstürzende und sich hinwerfende Schütze sofort das Feuer aufnehmen kann, muls er in diesen kritischsten Oefeehts- momenteu. in welchen es sich um Ausnutzung jeder Sekunde zur Feuerabgabe handelt, häufig um st lif n und zielen zu können den tief gerutschten Helm zunächst zurückzuschieben. Jede Sekunde bringt aber feindliehe Geschosse und somit die Möglichkeit, durch Treffer aufscr Gefecht gesetzt zu werden.

Beim Schiefsen im Liegen kann der Schtit/e sehr oft den Kopf zum Sehen und Zielen nicht genügend aiitrichttii oder zurUcklegen, weil der Helm mit dem Hinterschirm an den um den Tornister ge- schnallten Mantel bezw. die Zeltbahn stüfst; es bleil)t dem Schüt/en dann nur übrig, deu Helm abzunehmen. Bei lebhaftem Feuern im Liegen rutscht der Helm schon wegen der mit jedem Schufs ver- bundeneu ErscIiUtterung. MuCs sieh ferner der Schütze, weil er im Liegen kein freies SchulstVld hat, zum Knieen oder Stehen auf- richten, so wird durch das rasche F'.mporschnellen zum Anschlagen, sowie durch das Heruntergehen oder ÜU(d\en nacli dem Schufs der nicht elastisch fest sitzende Helm wieder aus seiner Lage gebracht und dadurch hinderlich.

Das Aufsetzen oder Mitnehmen der herunter gefallenen oder abgenommenen Helme l)ildet. wenn das Kommando zum „Sprung" erfolgt, wieder eine Hinderung in der raschen Ausführung sowohl des Aufspringens wie des Vorstürzens.

Der Helm erschwert somit die ganze, aus Bewegung und Schielseu

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Sobtttie und Helm!

211

bestehende Thiitigkeit des Schützen im Gefecht; er hindert ihn, die Wirkung seiner Schnlswaffe möglichst auszunutzen und gieht ihn dafür umsoDiehr den feindlichen GeschosHeu Preis; der Helm bildet daher mehr oder minder einen Faktor der Feuer-Unterlegenheit, mithin zur Niederlage. Der Helm ist m. E. aus diesen Gründen trutz IJberzng keine kriegsgemälse Kopfbedeckung. Für da« moderne Feoergefecht, in welchem die hoch gesteigerte Wirkung des klein- kalibrigen Mehrladers den Angreifer zwingt, sich aufzulösen und als SchUtzenschwarm unter Ausnutzung des Geländes im zähen, oft stuiulcnlang hin und her wogenden Feuergefecht sich an den Gegner heran und diesen aus seiner Stellung herauszuschielsen (wobei die Intelligen/, und (rcwandiheit Jedes einzelnen Schützen sehr in die Wagschalc fällt) mit der Bedingung: „mehr Schütze als Scheibe" zu bcin, palst der Helm nicht mehr.

Die erste Frage bei der Wahl einer Kopfbedeckung sollte lautt ii: Ist sie bei anstrengenden Märschen, sodann beim Schiefseu in allen Anschlagsarten, bei den im Angriffsgefecht vorkommenden Bewegungen als: Laufen, Vorstürzen, sich Hinwerfen, Aufschnellen, Aufspringen, über Gräben springen, Uber Zaun oder Mauer klettern, beim raschen PaBsieren tiefeingescbnittener Hohlwege, beim Vorkriechen, bei eiligstem Ansbeben tod Schtttzengrilbeii ele. eto. ist die Kopf- bedeekQDg in allen diesen Fällen niebt nor nicht im geringsten nn- praktlseb und hinderlich, sondern durch Leichtigkeit, elastisch festen Sitz, Form nnd Farbe praktisch nnd forderlich?

£& kann kein Zweifel bestehen: jede andere Kopfbedeckung ist fttr die heutige Kampfweise der Infanterie praktischer als der durch Stoff, Form, Sitz und Gewicht dazu wenig geeignete Helm.

Schon unsere Feldmtttze, wenn aus wasserdichtem Tielleicht scbilffarbenem Stoff gearbeitet, mit Luftltf ehern und mit ab- stehendem d. b. nicht an der Stirn anliegenden Schirm versehen, ist durchaus kriegsbrauchbar. An ihrem hinteren unteren Rand könnte allenfiAlls, damit bei anhaltendem Regen das Wasser nicht in den Hals läuft, em dttnner konkav geschweifter und sich nach unten etwas ▼erbreitender Schirm angebracht werden; an den Tündern desselben wären zur Wahrung seiner Form Aluminium Drähte emzuoäben. möchte sich zur Unterscheidung von Freund und Feind im Ge- fecht, besonders bei weiten Entfernungen, empfehlen, einer ev. einzn- fllhrenden neuen Kopfbedeckung auf der Hinterseite einen breiten weithen Streifen zu geben, denn von den in erster Linie kämpfenden eigenen Truppen sieht man doch meist nur die Rückseite.

Zweierlei Kopfbedeckungen eine für Parade etc. und eine ftlr das Feld können wir nicht das Wort reden.

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212 Glumüctor, Vossen und KOnnen in ihrer Bedeutani^ fllr den Oifliier.

Weich kostbare Zeit wird schon zq Helni-A{i]>olls Terbianoht, aber trotz eingeleimter Tuchstreifen oder Papier-£üilagen ete. sltaEk der Hplni uud kann er nie elastisch festsiteen.

Was die sonst g:ewil8 sehr wichtige Tradition betrifft, so fällt hinsichtlich des Helmes jedes Reeht m. £. darauf weg. Der Helm wurde allerdings in drei FeldzUgen getragen, aber er war oft genug Yeranlassunc: empfindlicher Gefechts Verluste.

Zudf'ni wurde der Helm bei verschiedenen historischeu Waflfen- tbaten der letzten FeldzUge, so z, B. isf; ( bei Alsen und bei Düppel, dann 18G6 bei Königgrätz von Terschiedenen Truppenteilen, aaeb 1870 bei Belagerang französiseber Festangen meist nicht getragen ans oben entwickelten Gründen.

Was die anderen Waftengattungen betrifft, so hat das betreffs der Infanterie gesagte auch für Fulsartillerie , Pioniere und Be- dienungsmannschaften der Feldartillerie volle Anwendung; auch für die beritteneu Waffen wäre eine leichtere Kopfbedeckung mit elastisobem Sitz gewifs wünschenswert.

Die Thatsache, dafs der Helm von fremden Armeen angenommen worden ist. entkräftet das Gesagte nicht; häufig wählt die Nach- ahmungssucht gerade das am wcnigstm praktische; aul'serdem ist z. B. zwischen dem ans Pflanzenfasern bestehenden luftigen, porösen und elastischen Tropenhelm und unserem Armee «üelm doch noch ein erheblicher l'nterschied.

Möchte unserer Infanterie zur Ausübung ihrer, die Einsetzung der ganzen ^'•eistigen und kr»rperlich( n Energie und Kraft jedes ein- zelnen Schützen fonierndcn Kaniplcsthätigkeit elFie diese nicht hin- dernde K()j)ff)('deckung gegeben werden. Der Burenkrieg in Süd- afrika giebt auch in dieser Beziehung zu denken! V.

XX.

Charakter, Wissen und KönneQ in ihrer Bedeutung

tfir den Offizier.

Es wird erzählt, dafs ein hochgestellter deutscher (xeneral einem Autographensammler einen für ein in neuester Zeit vielgenanntes Sammehverk von Sentenzen bedeutender Männer bestimmten Denk-

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Charakter, WtoBen und KOnnen in Ihrer Bedeatnng flir den OfBder. 213

sprach anvertraut habe, der ein nicht eben schnieiehelhaftes rrteil Ober unser Oflßzierkorps zum Gegenstand h(ätte.*) Wir wissen, dals die deutsche sozialdemokratische und die ihr nahestehende sogenannte „linksliberale'' Presse das Unglaublichste an Unwahrheit and Dreistigkeit leistet, wenn es gilt, das deutsche Offizierkorps anzu- greifen und zu verdächtigen. Wir freuen uns dessen insofern, als wir in dieser Erscheinung den Beweis sehen, dafs unsere Armee 70n dieser Seite noch immer als das unerschütterlichste BollwerlL onseres Vater« landes angesehen wird. Aber wir glauben auch, hierin einen Finger- zeig zu sehen, seitens autoritativer Persönlichkeiten vorsichtig mit Aussprüchen Uber unser Offizierkorps zu sein, sobald die Gefahr vorliegt, dals diese entstellt oder gemilsbraucht werden können. Wie sollte es auch möglich sein, dafs es einem noch so grofsen. geistig bedeutenden Manne gelingen könnte, die Summe seiner in einem laiijrcn Leben errungenen Lebenserfahrung and Lebensweisheit in einem kurzen Citat zu verdichten.

Dies voniiisgesc'hickt, zweifeln wir noch immer daran, dafs dir von der oben charakterisierten Seite verbreitete Nachricht, jenes Urteil lial)e dahin L'f'lautet, dafs zwar „das Wissen" in nnsereni Offi/.ierkorjis heute ^criHser sein nii»ge als ehemals, dals aber „das Können" früher in höherem Mafse vorhanden gewesen, zutreffend sei. Wir L^laubcn kaum, dafs in dieser Fassung und in dieser Tendenz jener Ausspruch gethan ist. Sei dem aber, wie ihm wolle; für uns bot dies \'orkommnis die willkommeue Veranlassung, ans mit der aufgeworfenen Frage zu beschäftigen.

Unsen' Zeit ist wahrhattig nioht arm au Wissen. DafUr zeugt die iii geradezu erstaunlicher Weise zunehmt nde Zahl derer, welche die höchsten Stufen unserer ohnedies so verfeinerten Schulbildung erklimmen und hierdurch auch die Zahlen der Besucher unserer Hochschulen in schier unheimlicher Weise ansehwellen machen, ferner das immer mehr und zwar fllr den Staat in gefäiirliehster Weise anwachsende „gelehrte i'roletariat-'. die gefährlichste Art desselben. Unsere Zeit ist wahrhaftig auch nicht arm an Können. Dafür spricht die Kntwickelung unserer Technik, unserer Industrie im weitesten Sinne des Wortes, die Ausdehnung unseres Handels und Verkehrs.

Aber unsere Zeit wird immer ärmer und schwächer an dem was dem Manne, vor allem unserem im Innern von den Männern

1) Wir verhehleo unsere Ansicht sielit, dab mit derartigen litterarisehea (?) Enengnissen modemer Sp^nUtioB heute oft ein sehr grofser Mifsbraach

getrieben wird. Hierzu kommt die geradezu schamlose, tcndenziJSHe Aus- beutung selbst von bücbster Stelle um stammender Aussprüche, deren Sinii ohne jedes Bedenken verdreht wird.

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214 C^uvafcter, Wissen und Kttnnen in Uirer Bedeutung für den Offizier.

der Revolation nnd von den radikalen Elementen bedrohten deutschen Vateilande heute nnentbehrtioher ist denn je an Charakter.

Was wir hier im aUgemeinen yon dem heutigen Gesohlecht sagten, gilt mntatts mntandis auch von dem Stande, der berufen ist» der Träger aller edelen Eigenschaften zn sein, die unser Heer und Volk grols gemacht liaben dem Offizier. Aber dennoch mochten vir nicht falsch verstanden sein. Wir wissen wohl, dab das Offiziers- korps heute wie früher in emster Zeit der „Rocher de bronce** sein wird, an dem die Wellen des änfiseren und inneren Umstar/x's unserer Verhältnisse zerschellen, so Gott ans hilft. Aber walirUch grols sind auch die Gefahren, welche ihm drohen. Wach gilt es zu sein, dals die an ihn andanemd herandrängenden Wogen der gesinnungslosen Zeitströinung unserer Tage nicht das feste Fundament untergraben, aof welfhcni es bisher heo^rttndet war.

£he wir hierauf eingehen, möchten wir unsere abweichende Meinung von dem oben beleuchteten Gitate festistellen und be- gründen. Die heutige Generation unseres Oftizierkorps hat so glauben wir nicht durch übertriebene Betonung des Wissens die richtige Schätzung des Könnens verlernt. Sondern im Gegen- teil, es will uns scheinen, als ob gerade dem Wissen zuweilen ein zn bescheidener Platz in der dienstlichen Schätzung des Offiziers eingeräumt werde. Nicht. (iaTs das Ol'fizierkorps nicht auch Teil nähme an der allgemeinen üebuug der Bildung des deutschen Volkes. Dafilr sprechen schon die höheren Ansprüche, welche man heute an die Kenntnisse in der Fähnrichs -Prüfung stellt, dafür die so un- endlich bessere wissenschaftliche Ausbildung des angehenden Offiziers auf unseren vortreflflichen Kriegssi-hiiltMi wie einst auf den Divisions- schulen der tUnf/iger Jahre, dafür aueh die so sehr viel gröfsere Zahl der Abiturienten unter unseren Oftiziersaspirantcn. dir voraussichtlich in F(»lge der neuesten Allerhöchsten Verordnung in Zukunft noch eine bedeutende \'cnnehrung fitahrin wird.

Aller andererseits glaube ich nicht fehl zu greifen, wenn ich behaupte, dafs das ülfizierkorps der Armee Friedrich Wilhelms III. und I\., ja. auch noch in dem ersten Teile der Regierung Kaiser Wilhelms I. einen weit gröfseren l^rozentsatz von Otlizieren enthielt, welche sich im Laufe ihrer Dienstzeit mit sehr umfassenden Studien, auch nicht rein dienstlicher Natur, beschäftigten und auf diesem Felde hervor- ragendes leisteten. Man lese nur die Lebensschilderuugeu vieler unserer bedeutendsten Generäle,deren militärische Jugend in jenen Zeitraum fällt, wie eines Multke, iioon, Werder. Welcher auf wissenschaftliche, oft aufserhalb des eigentlichen Berufes liegende Thätigkeit verwandter Fleüs tritt uns da entgegen! Hat das meist auf dem Gebiete des

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Gbanktor, Wissen und Kttoneii in Ihrer Bedentung Ar deo Ofliiler. 215

WiflseuB Erreichte ihrem KKnnen gesehadet? Wir glauben, die RühmesbUttter prenlbiflob-deatseher Geaciiiehte geben die Antvrort hieraal Es kann aaeh garnioht anders sein. Denn ein vollendetes Können des Offiziers ist gar nicht denlLbar ohne ein dnreh klares Wissen gest&rktes sicheres UrteU. Die KriegiUhnmg ist ja eine Kunst; aber die höchste Stnfb der Kunst erreicht auch der genialste Künstler nicht ohne Fleifs. Das lehren nns die Blätter der Kunst- geschichte aller Zeiten. Und auch auf diesem Gebiete gilt neben dem Grundsatz: „Ohne Fleils kein Preis!^ auch der alte and doch ewig wahre: ,^asnahmen bestätigen die Regel!" Solcher Aus- nahmen hat es aber Ende des neunzehnten Jahrhnnderts kaum ge- geben, und das kommende wird sie noch weniger kennen. DafUr btirgt die andauernde Verbesserung der Bewaffnung, die bisher un- geahnten Fortschritte der Technik, des Verkehrswesens und die un- ermttdUch geförderte Organisation und Gefechtsgewandtheit der Heere der eiiropäiseheo Grofsstaaten sowie die Schwierigkeit die grolsen Massen der heotip:en Volksheere zu leiten und zu bewegen.

Wissen und Können schliefsen sich ihrer Natur nach in keiner Weise ans. Selbstverständlich ist ein Wissen ohne Können unfruchtbar fUr den Offizier, und der, welcher nnr Im ab- strakten Gebiete des Wissens lebt und das Können nicht übt, wird auf keiner Stufe militäriscli'T Hierarchie seine Stelle ausznfttllen Terniftgen. Aber ebenso wird der nur in der Schablone der Routine thätige Offizier, dem jedes höhere Wissen mangelt, sehr bald in eine Lage gelangen, wo er sich selbst nicht verhehlen kann, dals er seine Stellung nicht mehr auszufüllen vermag.

Oder verletzt der Vorgesetzte nicht seine Pflicht, wenn er einen seiner Untergebenen reif für die Leitung eines Offizierkorps erklärt, der seit seiner Leutnantszeit niemals an die Weiterentwickelang seines Wissens gedacht hat und der nur von dem Drill zu guten Vorstcl hingen, die meist mit den Knochen und der Freudigkeit der l'ntergelienen erkauft sind, sein Emporsteigen erwartet, wie er in den niederen Chargen diesi-n Mitteln sein Heil verdankt hat.

Wenn wir es somit fUr eine grobe Unwahrheit erklären, dal^ Wissen und Können in gewissem Sinne (n'gensätze sein sollten, so müssen wir auch die heutige Generation gegen den Vonvurf in Schutz nehmen, als Uberschätze sie den Wert des Wissens gegeuüber der Hodeutung des Könnens. Wir bedauern, uns im Gegenteil nicht der Überzeugung versehlielsen zu kiiniu n, dals die oft an die Zeit und die köri)erlichen Kräfte der Untergebenen gestellten Forderungen es heute dem Offizier fast unmöglich machen, wenn er nicht aut jede Art von geselliger Erholung verzichten, nicht in freiwilliger

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216 Glumkier, Wlsm and KOnoeB in Uir«r Bedontonir ^ dm Oflhier.

Vereinsamang leben will, sich so eingebend wisBenschaftlich za be> sohttftigen, als dies noeb unseren Vorgängern im Oifizierkorps bis in die siebenziger Jabie des nun abgelaufenen Jabrbnnderts mOglicb

war.') Wir wollen diesen Gedanken nicht weiter ansspinnen. um nicht pessimiBtiscb zn eischeinrii und die Zukunft onseres Oflisier> korps and der Armee zn sehr Gran in Gran malen zn müssen, was

weder unserer Absicht noc;h unserem Charakter entepricbt.

Wir glauben aber auch, dais Uber dem Wissen and dem Rönnen des Offiziers die Anfordemngen nicht vergessen werden dürfen, die man an den Charakter za stellen berechtigt ist. Künstler können YortrefiTlicbes leisten, Gelehrte die Höhen des Wissens erklinmien, ohne Charaktere zo sein. Niemals aber wird der Oifizier vor dem Feinde nnd in ernsten Augenblicken seines Dienstlebens im Frieden Vorzügliches leisten, ja nur den berechtigten Anforderungen gentigen, wenn er kein Charakter ist.

Die Gefahr liegt aber sehr nahe, dais derjenige, welcher sich seiner raanjrelnden Befähigung für die ihm anvertraute Dienstteilung bewulst ist, leicht an seinem Charakter bedenklichen Schifflirach leiden kann, sei es. dafs er die Schwächen seiner Vorcresetzten b* - mitzend, nur auf Tänschnnt;^ derselben durch äufsere Erfolpe hiii- arlicitet. denen jeder innere Wert fehlt, sei es dafs er in steter Sorp' um seine Person in sinnloser Weise die Verantwortung :iuf die Schultern seiner linterfrebenen abwälzt, Solche Man in r werden aber zum Fluche für die von ihnen befehligte Truppe. Sie verpriften zu^'leieh das Höchste, was eine Armee besitzt, den Geist des Offizierkorps, seine ritterliche Ge- sinnung.

Unsere Zeit scheint, wohin wir auch blicken, die Bildunfr von Charakteren nicht zu begünstigen. Das wüste Streben uach materiellem Genuls hat natcrpemäls eine Unter- schätzung der ideellen Guter im Gefolge. Die Entwertung des Geldes, welche den frühzeitig oder doch noch in bester Mannes- kraft in den Kahestaad tretenden Offizier in eine oft hilflose Lage

1) Wir Terwshren uns hierbei «aBdrttokUeh gegen die Avttuamg, als

wollten wir etwa das Wissen irgendwie (Ibersohätzen, namentlich als wollten wir der Bevorzugung der dorch ilire Stellung aufserhalb des Frontdienstes begünstigten Generalstabsoffiziere a. s. w. für die hüheren FtthrerateUen das Wort ledea. Im OegenfeeB «flidea wir ee tlir ein groisef Unglttek halten« wenn man doh je der Uebensengong Tersehlieften konnte, daOi ein vortreMieher Adjutant and Generalstabsofßzier ein recht uiäfsiger Truppenftthrer sein kann nnd dafs die franziisische Armee ihre traurigen Erfahrungen 1870/71 nicht zum goring.sten Teile der Abgesohloasenbeit der Laufbahn der St. Cyhens ▼erdankt hat.

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Gfavakter, Wlueo und KOnneii In ihrer Bedeatuog für den OfBsler. 217

Tenetst, Iftfet in manchem natorgemäb den Wonsoh entitehen, rieb wenn irgend thnnlieh lange in «einer Laufbahn zn erhalten. Dieser Umstand ond die ObertttUnng der sogenannten gelehrten Berufe bei fortwährendem vennehrten Andrang zn ihnen ist die Veranlaesnng zn einem Streben, das leicht in eine Konkurrenz mit Mitteln qnand ro§me ausartet Alle diese Momente dienen selbst- ▼erstSndlieb nieht der Entwickelnng des Charakters. Die Gefahr ist aber fUr keinen Stand so grols wie für den deR Offiziers. Denn was nns Ptenlken, nns Deutsche grofs gemacht ist vor allem der Charakter seines Ofßzierkorps. Ohne Charakter ist der Offizier ni I ts; mit ihm kann auch der weniger Begabte Vortreffliehee leisten. Was wird aus der Armee, aus dem Offizierkorps, wenn nicht immer die tllobtigsten Charaktere in die malsgebenden Stellangen gelangen, sondern auch gewandte, vielleicht auch in Wissen und Können nieht untüchtige, aber charakterlose Streber? Welche Erziehung wtlrde iinst r junger Offizier genielsen, wenn er zu seinem Kommandeur nieht mehr aufsehen könnte als zu einem Mann, dessen untadelhafiter Charakter ihm ein leuchtendes Beispiel bietet, /u dessen selbstloser Gerechtigkeit und dessen stets bereiter Freudigkeit, ohne KUeksieht auf die eigene Person fllr seine Untergebenen einzutreten wo und gegen wen es aueli ^^ Ite. er ein felsenfestes Vertrauen haben darf. Wie gestaltet sich die Zukunft unserer Armee, wenn je in höhere Stellungen Männer gelangen sollten, denen die ihnen anvertrante Truppe nicht eki ihnen von ihrem Kriegsherrn anvertraut^s heiliges Pfand ist, sondern nur ein Mittel für die Ersteigung einer höheren Stufe militärischer Hierarchie, das ohne Rücksicht auf seine körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte zur Erreichung für den V'orgesetzten günstigen Ergebnissen „Resultaten** anzusi)annen ihr einziges Ziel ist Nicht die Erhaltung der Gesinnung des Otlizicrkorps, nicht die Steigerung der Schlagiertigkeit der 'IVuppe ^Lrilt solchen Persön- lichkeiten als ihr Endzweck, sondern nur der persönliche V^orteil. Es scheint uns, als wenn es die erste und wichtigste Aufgabe unserer obersten Heeresleitung und aller mal'^irehenden Stellen unserer Armee sein müsse, das Emporkommen solcher Elemente zu verhindeni. Ereilieh kann dies nur dadurch geschehen, dafs man selbst den entscheidenden Willen kund thnt. das Betreten solcher Bahnen zu verhindern und alles vermeidet, was mittelbar oder anmittelbar solche Gesinnung begünstigen könnte.

Fassen wir also nceh einmal mit wenigen Worten unsere Ansicht zusammen, so geht sie dahin:

Unser Offizierkorps hat unstreitig im „Können** Fortschritte gemacht. Die vortreö liehen, nur auf das Wesen des Krieges be-

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218 Charakter, Wisaen und Ktfnneii in ihrer Bedeutung für den Offizier.

gittodeteo Voracbriften aller Waffen, die Art der Aosbildang der Tmppe and die Grond^tze für die Heranbildung der Offiziere dnreb Übnngsritte, Kriegsspiele, Gamisonttbnngen aller Art, Kooimandiernng KQ anderen Waffen, den Schielascbalen, Telegrapben-Kanen n. a. w. begünstigen dies in erfreoliobem Halse.

Die „Vertiefong des Wissens'' ist dem CMfizier aber dnreb die bentige fieberhafte, seine Zeit ttbermälsig in Anspruch nehmende Tbätigkeit, namentlioh bei der sweyftbrigen Dienstzeit nnd der immer grülseren Schwierigkeit, sich ein branehbaies Hilfepersonal an Gefreiten und Unteroffizieren zu schaffen, sehr ersebwert. Es mols seitens der mafsgebenden Stellen dringend darauf Bedacht genommen werden, nach dieser Ricbtnng hin Abhilfe zn schaffen.

Am wichtigsten erscheint nns aber die Sorge, dab anter dem Einflnsse der Strömungen unserer Zeit nicht „der Charakter des Offizierkorps*' Schaden nehme. Dafs man bisher im Offi^rkorps selbst noch Widerstand leistet, das seheinen uns die Angriffe aus nicht immer dem sozialdemokTatiscben Radikalismus, sondern auch dem „sogenannten" bürgerlichen Liberalismus angehörenden Kreisen gegen den „Ehrbegriff des Offiziers*' zu beweisen. Dafs aber die Strömungen des schrankenlosen Materialismus und des charakterlosen Strebertums an die Mauern der festen Borg, die unser Of&zierkoips bisher ftlr unsere Hobenzollern nnd das Vaterland stets gewesen ist, pochen und Einlafs begehren, davon sprechen schmeraliche Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit und ernste Wamrafe aus treugesinnten Kreisen Tor dem Lnzns, dem Strebertum, ond so manchen Ofilzierehen, in welchen statt der edlen, gut erzogenen Frau nur der Geldsaek von Familien herrscht, deren Gesinnung und Blut nie unser ritter* liebes Offizierkorps degenerieren sollte.

Als wir diese Zeilen schrieben, kam ans der Mahnruf in den Sinn, den General Troohn in seinem geradezu klassischen Buche: „L'armöe fran^aise en 1867" dem französischen OfiBzierkorps des dritten Napoleons gleichsam prophetisch wenige Jahre TOr den Tagen TOD Metz und Sedan zurief.

Da heiffit es in dem Kapitel: ..L'Esprit du siecle dana 1' Armee", nachdem auf die Gefahren des charakterlosen Strebertums nnd des Jagens nach nintcriellem Gewinn, hingewiesen wurde:

,,Chez les oflioiers et les göneraux, la meme cause cröe les memes effets, avec des pc^rils plus irrands encore. car ceux-lä ne re^oivent pas l'exemple, ils le donnent, et quand dans leurs ämes le calcul a pris la place du patriotisme, c'en est fait des arm^es. Les annales de tous les peuples et de tous les temps nous ont appris des v^iites, et ii ue faudrait pas remonter bien loin en arriere dans

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Chankter, Wissen lud Ktfanen io ihrer Bedeutung tllr den OUtsier. 2 1 \}

]'hiBtoiie oontemporaine, ponr eonstater oe qoe sont, an jour des grands rerers militaiies et dea grandea ^prenvea nationalea, la Boliditö de caractöre, la fennetd dana la fid61it6 et dana le devoir, dea gtotonz qne la foiinne a Bondainement eomblto en les deyant aa- desans de toas! Enfin qni ne Tolt qne riiiTasion pami nona, de ces prineipea destrocteon da dösintöresaemeDt profeaaionel, flut naltre les riTalitÖB et r^goisme, favorise les aadadeoz, öcaite les d^rone* meots siiioöres et dösorganlse pea 4 pea, par toute sorte de moyens aper^ns et inaper^as^ cette grande famille fran^ise dont les membres dtaient si ^troitement nnis dans la slmplicitö et dans rhoaneor.'* .... Soweit der französische General.

Unser prenlsisch-deatsches Of&derkorps ist so reich an herrlicbeD, selbstlosen Charakteren, dals es uns schwer wird, einzelne Männer herau^/.u'rreiten. V(»n einem Ziet(Mi, einein BlUcber, Gneisenau, Boven, Yorok bis sa einem Koon and Moltke, welche anendlich lange Reihe von Männern könnten wir nennen !

Allen diesen Offizieren, welche in ernsten Stunden unsere Armeen znra Siege führten and das Vaterland retteten, stand die Pflicht höher als jeder persönliche Vorteil; daher ihr forchtloser Mannesniut, wo es galt, ihr Wort im Frieden aud im Kriege in die Wageschale ihrer Überzeugung zn legen. Ihnen mtlssen die kommenden Geschlechter unseres Offizierkorps nacheifern, ohne Rücksicht darauf, ob andere Klassen der Gesellschaft den modernen Götzen ihre Opfer bringen.

Dulden wir incht, dafe in unsere Reihen Männer treten, die durch Erziehung und Gesinnung diese ritterlichen Tugenden verleugnen. Entfernen wir rücksichtslos aus unserem Standesleben alles, was uns hindert, Männer von Charakter zu sein, die nie versagen in emster Zeit und nieraalB das Vertrauen unseres geliebten Allerhöchsten Kriegsherrn täiisch<'n. Dann wird unser Heer, unsere Flotte bleiben, was sie in grolaer Zeit gewesen sind, der Schrecken unserer Feinde, der Stolz des Vaterlandes und der Gegenstand der Bewunderung der Welt. Dann werden wir in der Armee in echt deutscher Weise selbstlos und unermüdlich arbeiten, die Wehrkraft des Vaterlandes zu fördern nach allen Richtungen, nie auf unsere Person bedacht, sondern nur darauf, das Ver- trauen unseres Obersten Kriegsherrn zu rechtfertigen und das Wohl der uns anvertrauten Untergebenen nach allen Richtungen hin zu fördern als Männer von Charakter.

Fs liegt uns fern, schrofi' oder pessimistisch sein zu wolh n. wir haben ein felsenfestes Zutrauen zu der Zukunft unserer Armee, ge- griludet auf die Charakterfestigkeit imseres Oftizierkorps. Wir glaubten

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Kleine heeresgeschicbtlicbe Mitteilangen.

aber, unsere Ansichtc n. die onserer tiefen Überzengun^ eutspringen. nicht znrUckhalten zu dUrfen. Irrten wir, so belehre man uns eines Besseren. Bis dahin aber gilt fllr uns das echt deutsche Wort:

^Wer (He Walirlifit k«^nnt und sagt s*ie nicht, Dor ist fürwahr ein erbärmlicher Wicht! Wer die Wahiliflift Sogatlieh raror erwä^ Der beugt sieh, wo die Gewalt aieh regt!

17.

XXII.

Kleine Ueeresgeschichtliehe Mitteilungen.

Eil ^renftMer Ofliner in bayeriMbei Diensten Ter 100 Jahren.

Unter den fremdlUndiBehen Offizieren, welehe von dem Knrfttfsten Max IV. Joseph (von 1806 ab KOnig Maximilian 1.) Ton Bayetn einen Ruf erhalten hatten, bei der Reorganisation der bajerisehen Armee mttsnwirken, befand sieh anob der Yormalige prenlsisohe Artillerielentnant Georg Alexander von Sehweiniehen (ans dem Hanse Heiren-MnseUitz).

Geboren am 8. Februar 1752 sn Berlin als der Sohn eines Infimterie-Lentnants, hatte t. Sehweiniehen am 4. NoTemher 1768 seine Ernennung zum Sekondlentnant beim kOniglieh prenlsisehen Feld-Aitillerie-Korps nnd swar bei der reitenden Artillerie erhalten, in weleher Eigensehaft er bei der Armee des Prinzen Heinrieh von Plenisen den Feldzng 1778 in Saehsen nnd B9hmen mitmachte. Andauernde Krttnkliehkeit zwang ihn jedoeh, bereits mit Begmn 1779 um seinen Absebied naehzusuohen, welcher ihm aneh unter Ans- steUnng eines ansgezeiohneten Zeugnisses Ober sdne Verwendbarkeit, Tttehtigkeit und Uber sein tapferes Verhalten^ unterm 12. Februar gevriUut wurde. Es konnte ihm daher naeh Festigung seiner Gesund- heit nicht schwer fisUen, die erstrebte Wiederanstellung bd der reitenden Artillerie und zwar 1790 bei den Terehiigten belgischen Staaten nnd 1798 in holländischen Diensten sn erhalten, woselbst er anch den Feldzügen m Brabant (nnter Glt t. Schönfeldt) und in Holland beiwohnte.

Wohl auf die Empfehlung des Prinzen Wilhebn t. Prenisen

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Ktoilie lioentgeieliielilllohe MUteiliuigan.

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hin, bei dessen Gemahlin die Schwester t. Sohw., eine Baronin D'Orville, als Oberhofmeisterin Dtorate leistete, wurde, wie schon erwähnt, v. Schw. als Hauptmann zur Einrichtnng einer reiten- den Artillerie mit einem Patente vom 8. August 1799 in die bayerische Armee aufcjenommen. Nach seinen Anordnungen fand sofort die Herstellung von S neuen Geschützen mit verbesserter Lafettierung, dann von Keit- und Zugs-Equipagen nach Mustern statt, welche v. Schw. von Berlin aus mitgebracht hatte. Trotzdem dieser anfaniis sehr viel unter der Milsgunst der neuen Kameraden, noch mehr aber durch den Widerstund der Miinehener Handwerks- meister, welche sich weigerten, nach Berliner Mdiltdlen zu arbeiten, zu leiden hatte, besiegte er, dank dem persönlichen Wohlwollen des Kurfllrsteu und seiner ungewöhnlichen Thatkratt. dennoch alle Hinder- nisse, so dais seine aus 120 Mann und llö Pferden, dann aus 4 Sechspf.- Kanonen und 2 JSiebenpf.-Haubitzen bestehende Batterie schon im Feld/ujre 1800 und zwar namentlich in den Gefechten bei Monheim und Neuburg a. D. (2r). und 27. Juni) ausirezeichnete Dienste leistete. Selbst der Verlust seiner sämtlichen (ieschUtz,e in der unglücklichen Schlacht bei Hohenlinden |3. Dezember) konnte v. Schw, das Vertrauen seines neuen Kriegsherrn nicht rauben, denn gerade diese traurige Katastrophe hatte bewiesen, mit welcher Ausdauer, Unersclirockenheit und Selbstzucht die reitenden Artilleristen selbst unter den schwierigsten Verhältnissen ilwe Pflicht zu erfüllen verstanden. Obwohl nur 4 Geschütze rechts und links der Stralse in einem 1*/, Stunden langen Waldengnis wirken konnten, hielten diese dennoch den fast zweistündigen Anprall der durch den Wald gedeckten und von allen Seiten andringenden französischen Ab- teilungen aus. Erst als fast alle Zugpferde am Boden lagen, die Bedeckungsmannschaflen tut oder zersprengt und die Verluste der Batterie selbst zu grofs geworden waren, mu£ste der Rest auf seine eigene Rettung Bedacht nehmen.

Sofort nach Beendigung des Feldzuges begann die Neuauf- stellung auch der reitenden Artillerie. Um allen Hemmnissen zn begegnen, erklärte der Kurfürst unterm 30. Mai 1801 diese Abteilung als vollkommen selbständig und nur unter seinem persönlichen Befehle stehend. Als der Batterie auch noch d:is Schlofs Fürstenried (bei München) als ausschlieisliches Kasernemeut zugewiesen worden war, da konnte von Schw. seit 25. April 1801 zum Major er- nannt — , unbeirrt seine Ideen zur Geltuug bringen. UnterstQtit ▼on wackeren Offizieren und tüchtigen Unteroffizieren hatte von Schw. aus seiner l^atterie gar bald ein Elitekorps sich heran- gebildet; sein Lehrprogramm zur Erziehung der Chargen, srine

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Klebie heeresgesdiielitiidie lOttdIiiiigai.

Erfolge im Scheibenschieften ond in der Theorie, der ganze innere Betrieb liefsen erkennen, wie weit von Sebw. den Anscbaanngen seiner Zeit schon voiansgeeilt war. Solche fireTentliche VersUndi^Dgen gegen den Zopf der noeh tief im Zünftgeist steckenden Fafe-Artillerie and gegen die Bequemlichkeit und Unwissenheit so mancher hoher Stelle mulsten eine kräftige Reaktion bervorrafen. Verstärkt dorch verbohrten PartikaiarismQS and geheime Wühlerei verbissener Zuuftgenoflsen vermochte selbst die Persönlichkeit des RarfUrsten anf die Dauer den fortwährenden AngriffSen gegenüber niehr mehr Stand za halten: durch Erlals vom 14. März 1804 erfolgte die Aaflösang der reitenden ArtiUerie und die zur Dispositionsstellang ilires bis- herigen Kommandanten von Schweinichen.

Aber die Saat, welche dieser ausgestreut hatte, zeitigte nach einigen Jahren doch herrliche Früchte; denn als 1806 die fahrenden (sog. Wurst- iBatterien zur EinfUbrang kamen, an deren Spitze in erster Linie die früheren SchfUer von Schw., Tausch, Casfyers, von Willenf'els und Rohr gestellt wurden, wirkten diese im Geiste ihres früheren Lehrers weiter. Schneidig und doch mit L'm- sicht geleitet, errangen sich diese beweglichen Batterien gar bald die allgememe Anerkennung, Tor allem aber sehr häufig die des grofsen Kriegsmeisters Napoleon.

Was den späteren Lebensgang v. Schw. betrifft, so wissen wir. dafs er bis 1809 zu Berlin lebte, jedoch am 28. März 1809 unter Befordenius: zum Oberstleutnant zum Platzkonimandanten des kleinen befestigten Ortes Forchheim lini nördlichen Bayern) ernannt worden war, woselbst er auch bis zu seiner wegen Krankheit her>"or- gerut'enen \ erabschieduni'- verblieb, welche ihm auf Nachsuchen unter Verleihung des Charakter'^ als Of)er«^t am 10. Februar 1824 gewährt wurde. Oberst von Schwcinichen starb am 5. Man; IS'VI. 80 Jahre alt. /n Hainberi: unter Hinterlassung einer Witwe (geli. Schmidt aus Magdeburg i und eines als Leutnant im köuigl. bayer. 3. Chevaulegers- Regiment stehenden Sohnes.

Sein Andenken wird in der bayerischen Armee nie erloschen'

V. Messvs.

Weneral Lewal, ein in seinem Vaterlande Frankreich hocb- angesehener Militärschriftsteller und früherer Kriegsminister der Republik, sehreibt im Journal des sciences militaires, vom Februar 1900 auf Seite 169 in einein .,L'avancement fin de siede" betitelten Aufsätze: ..Die heutigen preufsischen Heere stellten in den Kriegen der Jaiire 1866 und 1870 hinter ihren Linien eine Kette pomnier- scher Gendarmen mit geladenem Revolver in der Hand auf, mit der WeisuQgi einen Jeden uiederauschiefsen, der stehen bleiben oder

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Kleine heeresgaMshiehtUohe MitteOnngwi.

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zurüpk^jTchf'ii würde. Einigemal^ luihcn sogar Batterien die Truppen bedroht, welche zu vcrsaireu schienen. In Deutschland, wo man laut die Ehre, das \ aterland, die Minfrehung predigt und wo man mit allen Mitteln benülht ist, diese Gefühle zu steigern, hat man zu ihrem Ersätze häutig (iewaltraalsregeln ergriffen, und zwar ist es in solchem Mafse geschehen, dal's man mit Recht sagen kann: „Für den deutschen Soldaten ist das Hetirieren mit griilserer Gefahr verbunden als das Daraufgehen.** Ks ist das eine Frage des Temperaments, eine Rassenfrage, in Frankreich hat man nie nötig gehabt, solche Mittel in .\nsprach zu nehmen. Allcrdinirs sind aueli hei uns. wie Uberall. Fälle von Kleinmut vorgckoninicn. al)er jedesmal haben moralische Mittel, das Beispiel und der FiiiHurs der Vorgesetzten hingereicht, um das Gleichgewicht lier/ustellen. Im Jahre 171)0 befahl Honaparte, auf die Fahnen von zwei liegimentern, welche sich im Gefecht schlecht benommen, die Worte zu setzen: Sie gehören nicht mehr zur Armee von Italien. Diese Trupjjen. auf das empfindlichstf getroffen, machten Vorstellungen gegen die .\nordnung und sagten, hei der nächsten Gelegenheit werde man sehen, ob das der Fall sei. In ehr That benahmen sie sich bewunderungswürdig. Eine Variante auf Friedrich den Grolsen im siebenjährigen Kriege. Anders freilich urteilt (rcneral Lewal über die preufsischen Offiziere, indem er anf Seite 181 schreibt: Am 8. August 179H rief Brissot (ein Girondist) auf der RednerbUhne aus: „Mit \'aterlandsliebe. Mut und gesundem Menschenverstände zieht man binnen kurzer Zeit brauch- bare Offiziere heran, freilich niciit nach preufsischem Muster, aber echt französische." Dazu bemerkt der (iciu ral: „Auch heutigen Tages giebt es noch Leute, welche meinen, man könne Offiziere aus dem Stegreife schaffen. Sie haben schon vergessen, was im .lalire 1870 sich ereiirnete, sonst würden sie sich wohl hüten, eine derartige Sprache /ii lilhren.** 14.

Der Schematismus füi- das K. und K. Heer ünd Hii' die K. und K. Kriegs-Mariüc, dessen kriegsgeschichtlicher Teil in der zu Neujahr 1900 erschienenen Ausgabe eine wesentliche Bereicherung erfahren bat, nennt als ersten Hofkriegsratspräsidenten den Edlen Ehren- reich von Kunigsperg, welcher im Jahre 150(5 den Vorsitz Uber- Dabm. Ibm folgte Gebhard von Welzel, diesem 1 .')()(> Georg von Tenffel ond alsdann 1578 Wilhelm von HofkircbeD. Als der erste Hilter diesen WUrdenträgern, welcher oachwcislich FeMmarseball war, erscheint Johann Caspar von Stadion (1619—1624). Von 1632 hia 1634 und von 1801—1809, wttfarend Erzherzog Karl gleichzeitig die Amter als Generalisnmne des Heeres, Kriegs- nnd Marineminister bekleidete, blieb der Posten onbesetEt. Der letzte Inhaber war der

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fiUelne faeeresgefloliiohtlidie HttteilmigeD.

General der Kavallerie Graf Ficquelmont, welcher im Jahre 1848 zurücktrat. Ihm fol^tcu bis 1858 die Kriegsmioister Zaiüni, Latour. CordoD, Gyulai und Csorieh; dann befand sich Erzherzog Wilhelm als Armee-Oberkommandant bis 1860 an der Spitze des gesamten Heerwesens, eine Stellung, weiche später, als Erzherzog Albrecht mit ihrer Wahrnehmung betraut war, neben der des Kriegsministers bestand. Der letzteren gab es in den vierzig Jahren von 1860 1900 aeht, nämlich Degenfeld von 1800—1864, Franck von 1864—1866, .lohn vnu 1866—1868, Kuhn von 1868 1S74, Koller von 1874 -1875, ßylandt-Kheidt von 187() -1888, Bauer von 1888—1893 und seit dieser Zeit Krieghammer.

Di«' Keihc der Feldni arsehällo eröffnet Tilly, welcher freilich btreng genommen im Dit-nf^te der Liga stand, während der erste eigentliche kaiserliche Feldmarschall Michael Graf Althann ( 1610 bis 16861 war, neben welchen eine grolse Zahl von anderen be- kainiten Generalen den Marschallstab tührten: Bouquoy. Caraffa, Colalto, Wallenstein, Maradas, Arnheim (Arnim), Schlik, ein anderer Althann, Torquato, Conti, Pappenheini, Teuflenbach {Tiefenbach ), Aldringen, Gallas, Holck. Schaiimhurg. Ilow (Illo>, Mannsfeld, der Erzherzog Ferdinand (später Kaiser Ferdinand III. ), Colloredo, Picco- Inmini. Erzherzog Leopold Wilhelm, Werth u. a. Auch später war der Dienstgrad, namentlich iu Kriegszeiten, stark vertreten. (Armee- blatt 1899, Nr. 52.) 14.

Eine Episode aus dem (ielecht bei Helinstadt, 25. Jnli 1866. In diesem (rcfecht geriet die 8. Eskadron des 2. Rheinischen Husaren-Regiments Nr. 9, Rittmeister Klaatsch in ein heftiges Hand- gemenge mit bayerischen Chevaulegers. Die Standarte des Regiments befand sich zwischen dem 2. und 8. Zuge mid geriet iu harte B- drangnis. Deren Träger, der Sergeant Mnmbauer, wurde von allen Seiten umringt. Vergebens war aber das Bemühen des Feindes, diese Trophäe zu erbeuten. Mumbauer verteidigte dieselbe wie ein Löwe; er kehrte die Standarte um, und mit der Stange nach allen Seiten wuchtige Hiebe austeilend, hielt er sich die Feinde so lange vom Leibe, bis Unteroffizier Burkus und eini^-L Husaren, seine Gefahr erblickend, sich auf die Angreifer stürzten und ihn von diesen befreiten. Das Militärzeiclii n 1. kiasse lohnte das tapfere Verhalten des Sergeanten M umbauer. - Aulser dieser Standarte ist nur noch eine der preufsischen Reiterei, die des Zieten-Husaren-Regiments, beim Einbruch in die feinlichen Reihen, umdrängt von erdrttckender Übermacht, von ihrem Träger umgekehrt and durch wuchtige Keolen* schlage mit der Stange gerettet worden. (Gesch. d. 2. Bheln. Hii&- Regts. Nr. 9 nnd Gesch. d. Kgl. PreoTs. Fahnen und StandarteD.)

Schbg.

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UmsohM in der Militär-Litteratur.

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XXIII.

Umschau in der Militär-Litteratur.

I. Ausländische Zeitschriften. Streffleurs Österreichische Militärische Zeitschrift. (Märzhoft.) Das neue Exerzier-ReglenuMit für dio deutsche Feld-Artillerie (Schlufs).

Erfahrungen und Lehren aus dorn südafrikanischen Kriege. Kinige JBeirachtungen über die <ieländo- und Ziel-Aufklärer der Feldarlillerie,

Versuch eines kriegsbrauchbaren Systems für den Munitionsersatz im Infanteriel^ampfe.

Ofgait der iiiUitibrwl880B0eli«flli«liai Teniiie. LX. Bd. 2. Die K&mpfe in den Österreichisch - steierischen Alpen während der Pransosenkriege. Die Belagerungen von Ragnsa 1806 und 1813/li,

Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und GenieweseiiB. (Jahrix iiig 1900.) S.Heft Wirkungsftthiglceiikleinkalibriger Gewehre.

I)ie Verwendung goniometrischer Apparate zur indirekten Erteilung der ersten Seitenrichtung bei Geschützen. Die nächsten Folgerungen aus dem südafrikanischen Kriege.

Armeeblatt. (Österreich.) Nr. 9. Erziehung für Volk und Heer! (Öchlufs in Nr. 10). Das Parlament und die Armee. - Löhnungs- Erhöhung! Der Krieg In Südafrika (s. auch Nr. 10, 11, 12. 13). Die MunitionsTorrftte der Buren (Schluß üi Nr. 10). Die ungarische Donauarmee 1848/49. Nr. 10. Magaains-Offiziere Die Waffenübungen der Reserve-Offiziere und Reservisten. Hr. 11. QroliBbritannlens Wehr- macht und ihre politische Bodcutuni^:. Die ungarische Donau- Armee.

Der Transport nach Afrika. Nr. 12. Der Kadett Offiziersstell- vertreter. F Z M Freiherr v. Beck. Zur neuen Generalstabs- Organisation. Nr. 13. Scliutz für unsere Militärmusik. Französische Reitkunst. Die Staboffizioi-sprüfung 1900.

Militär-Zeitung. (Österreich.) Nr. 8. Betrachtungen und Perspektiven.

Die Wiener Kasernenfrage. Die Organisation der Kriegsschule. Hr. 9. Heer und Parlament Offensive Kriegführung. ^ Der Krieg in Afrika. Hr. 11 P, Z. M. Preiherr v. Beck. Wann kommen die neuen Qagen. Gamisonwechsel, Transferierungen. Die Manöver und Waffenübungen im Jahre 1900.

Journal des sciences militaires. (März 1900.) Die Beförderung am Ende des Jahrhunderts (Forts.) r>ie Schlachten Xapoleons. Organisation und Ausbildung dei- Kavallerie. Studie über die Organisation der Küsten Verteidigung (Schlufs). Studienreisen der Offiziere in der deutschen Armee. Der Gebirgskrieg (Schlufs). Die Bmährung der Armee (Forts.).

Revue da eeiele nilltaiie. Hr. 9. Qamison-Bibliotheken. Der Krieg in Transvaal (Forts, hi Nr. 10, 11, 12, 18). Ober das Kriegs- spiel bei den Truppenkorps (Schlufs). Das miÜtSrische und maritime Jahr. England. Hr. 10. Oarni8on-Bibiiotheken(Sclilul8). Hr. 11 Herbste

JtMtabOT fir dl« 4«BtMk« Aibm ui XiiiMb Bd Itt. % 16

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Umschau in der Militär-Litterator.

manöver (Schlub in Nr. 12), Grobe Osterrelohische Manöver 1899. Dan 3. und 14. Korps in KSmthen (Sohlufo in Nr. 12). Nr. 12. Siehe oben. Vr. 13. Deutschland. Die Peldartillerie im Jahre 1900. Das

militärische und maritime Jahr. Vereinigte Staaten.

Revue d'Infaiiterie. (März 1900.) Nr. 164. Geschichte der Infanterie in Prankreich (Forts.). Cbungs-Schiefsen mit schwachen Ladungen (Zimmergewclire) bei der Infanterie (Forts.). Die neue deutsche Schiefsvorschriff der Infanterie. Der Haupigrundsaiz Jominis in Gefahr. Eine Foiddienstaufgabe (Forts.).

ReYne de GaTalerie. (Februar 1900.) Briefe eines Kayalleristen. Die Schulen und die Beförderung: Saumur (Ports.). Neue Worte, alte Lieder (Schlufs). Die Informationskurse der Oberstleutnants (Kommandierung zu einer andern Waffe der zur Beförderung vor- gesclilagenen Oberstleutnants). ~- Die Kavallerie der I. und II. deutschen Armee in den Tagen vom 7. zum 15. August 1870 (Ühers. d. Pelet'schen Werkes) (Forts ). - Leichenrede nach dem Ableben des Divisions- generals Lasalle, 15., 18. und 25. Juli 1809.

Revue d'Artillerie. (März 1900.) Feuerverteilung der Artillerie (Forts.). Die Felddienstübungen im Abteilungs- Verbände (F'ürlü.).

Die Schnellfeuergeschütze der englisehen KflstenarUUerie.

Heyne da GMe militaiie. (Februar 1900.) Anmerkungen über die Einrichtung elektrischer Beleuchtung in der polytechnischen Schule.

Beschreibung eines Rettungsversuches ausgeführt in Böthisy- Saint Pieire durch ein Detachement des 3. Oenie-Regts. Über den Nutzen eines national -ökonomischen Kursus an der Ecole d'application in Fontiiinebleaii. Über eine der Ursachen der Zerstörung in üyps> schichten erbohrter Brunnen.

La Franca militaire. Nr. 4784. Die Pensionierung der Hauptk'ute, Nr. 47Ö5. Die notwendige FloLio. Es sollen sein: 28 Schlachtpanzor. 4 Geschwader lu 6 Panaem bildend ; 24 Panzerkreuzer, 8 Divisionen zu 3 bildend; 52 Torpedojäger, 208 Torpodeboote, 98 Unterseeboote. Es ergeben sich hieraus zwei Kriegsflotten, welche dem durch die Lage dos Landes geforderten Maiine-Programm in befriedigender Weise entsprechen. Nr. 4787. Die Armee und das Budget II. Mr. 4788. I><'r Marsch auf Igli, wichtiger Punkt in Nord-Afrika, welcher Tust von .Marokko trennt. Nr. 4789. In Afrika. Unsere Einflufssphären. i>er Krieg in Transvaal. Nr. 4790. Das Kriejrsbudget. Das Intanlerie- (lewehr. Die Verbesserung wird aufs strengste geheim gehalten. Es ist allein boltannt gegeben, dais nie die Ladoweise betrifft. Nr. 4791. Das Beispiel der Buren. Bs wird davor gewarnt, aus den Vorgängen praktische Lehren, namentlich auch in Bezug auf Herabsetzung der Dienstzeit zu ziehen. Kr. 4798. See-Verteidigung. Nr. 4703. Der kleine Krieg. X. Hr. 4794. Das Kriegs-Budget. Unsere Kolonien. Nr. 4795. Das Dekret vom 9. Januar 1900 über die Aufstellung der Beförderungslisten. Die frühen) Festsetzung seitens des Kriegsministers betreffend die Minimalgrenzen des Dienstalters für die zur Beförderung

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UuuoJuiu in der Militär-Litteratar.

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vorzuschlagenden Kandidaten ist aufireliohen. Der Krieg in Transvaal, Bemerkungen über Artillerie. Bewallung. Peldanzug des englischen Soldaten. Nr. 4802. Schiefsstände und Schiefsplätzc. ^ Unsere Artillerie. fiSne ministerielle BesUmmung setzt die Zalü der »Maltres pointeurs* (Richtkanoniere) einer fohrenden Batterie auf 4 fest. Man glaubt darauf auf die künftige Zahl von 4 Geschützen in der Batterie schliefson zu können ; dazu treten 9 Munitionswagen Nr. 4805. Das englische Phantom. Untersuchung der Situation Englands als Land- und Seemacht (Forts, in Nr. 4811). Nr. 4807. Im Generalstab. BetritTl eine .Änderung hinsichtlich der Ordonnanz - Offiziere. l »er Krie? in Transvaal. Bemerkungen liinsichtlich d.s Treffens l>ei Heiniont Nr. 4808. Die Oase Figuig. liegt aut dem Marsche dei- Kolonne gegen Igli (v. Nr. 4788). Die deutsche Feld-Dienst-Ordnung vom I.Januar lyOO. I. Nr 4800. Das neue Reglement fQr die St&be. Bericht der Kommission» betreffend die Vorlage über die Reorganisation der MilitSr-Telegraphie (Forts, in Nr. 4810. 11, 12, 13). Nr. 4812. Die Politik und der Krieg.

Napoleon und Moltke. Besprechung eines Artikels der „Deutschen Heereszeitung". Nr. 4813. Wehe dem Besiegten! Mit Anwendung auf den Burenkrieg.

Lc Progres niilitaire. Nr. 2017. TMe Cadres unserer Batterien. r>er südafrikanische Krieg (Forts, in Nr. 2018. 19. 20. 21. 22. 2:!. 24). Nr. 2018. Die Fahrikatton des Materials (es wird für De/eniralisaiion derselben eingetreten |. Nr. 2019. Fine Studie über ständige Be- festigung (bezieht sich auf ein» n Aufsatz der „Revue du genie militaire"). Hr. 2020. Zur Frage der zweijilhrigen Dienstzeit. Militärtelegraphie. Nr. 2021. Die Batterie zu 4 Geschützen (scharfe Polemik gegen dieselbe Poris, in Nr. 2022). Ärzte und Krankenwärter. Nr. 2022. Die Be- förderung in Deutschland und bei uns. Nr. 2023. Der Gebii^krieg.

Die Pttfsartillerie. Nr. 2024 IMe neue Vorschrift über den Dienst des Generalstabes. Nr. 2025. IMe Aufnahmeprüfungen zur Kriegs- akademie. Nr. 2026. Der Kampf gegen den Alkohol.

!4i Helgique niilitaire. Nr. löOO. Wie verhalten sich Söldlinge?

Hefiagung des Land«'s über die .Militäi tVage. E)er Schlacliten- angritf des (leneral v. SchertT. Nr. 1501. L nsere Infanterie-Lehrscluile.

Der anglü- tiansvaalsche Krieg iForts. in Nr. 1502). Nr. 1502. Kritische Luge der Festung Antwerpen. Nr. 1508. Militärbudget für 1900. ^ Unsere zukünftige Feldartillerie. Nr. 1504. Die neue deutsche Pelddienstordnung. Pistole und automatischer Karabiner System Bergmann, Mod. 97. Das Liddite (Ports.).

Bulletin de la Presse et de la INbliogntphie miiitaire. Nr. 379. Die neue deutsche Feldartillerie (Ports, in Nr. 380). Deutsche Kaisermanöver 1899 (Forts.). r)er Anglo-Burenkrieg (Forts, in Nr. 880) Nr. 380. Prinz Frietlrich der Niederlande und seine Zeit

Schweizerische Monatsschrift für Offiziere aller Waffen. (Februar 1900.) Unsere Kavallerie. Fragen der Ausbildung und Verwendung.

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Umaohan in dar UiUtiir-Iitteratar.

Die Friedrich Kruppschen Werke (Schlafe). Der Krieg Bn^nds gegen die südafrikanischen Republiken (Ports.).

Revue militeire sulsse. (März 1900.) Ausbildung im kriegs-

gcniäfsen Schiofsen der Infantrrio. Du: Befestigungen in Osterreich- l ngarn (Schlufs). - I bespannten FuXsartilierien und die sciiweizerische Positionsartillerie. - Marse liübung.

Sfliweizerische Zeitsclirift für Artillerie und Genie. (Februar.) Das neue Exorzierregleuiont für die deuUsche Feldartilierie (Forts.). GrtJfsere deutsche Pionierübungen im Jahre 1899. Die Beschiefsung gedeckter Ziele im Peldkriege oder Peldhaubitzen und schwere Batterien des Feldheeres. Extrabeilage: Die Resultate der feldmalsigen Schiefsübungen der schweizerischen Artillerie im Jahre 1899.

Allgemeine Sehwoizrrische Militärzeitung. Nr. 9. Die Herbst- manöver 1899 (Forts, in Nr. 10 und 12). - Die Aufgabe des Höchst- koii.niundieronden Feldmarschall Lord Roberts (Schlnfsi Nr 10. Die Kriegslage. Nr. 11. Dio grofscn österreichischen Manöver im Herbste 1899 (Schlufs in iNr. 12). Die Kapitulation üeaeral Cror\jes. Nr. 12. Siehe oben.

Army and Navy üazette. Nr. 2090. Die militärische Lage in Südafrika. Mitteilungen Ober den Charakter und die Kampfweise der Buren. Der Pferdebedarf für die Armeen im Felde. POr Süd- afrika sind kleine Pferde, besonders Ponies, am besten geeignet« die

von Indien und Australien eingeführten Pferde haben sich gut be- währt. — Dor Transvaal- Krieg. Tageweise geordnete Mitteilungen vom Kriegsschauplatz. -- Verlustlisten. Nr. 2091. Die Hetrierungs- Vorlag»'!! BetritTt die Absichten der Ki'tri«>runir ftelrctVs Vonnchrung des stelitMiden Heeres und Erleichterung der Mobilnuichung. Die militärische Lage in Südalrika. Mangel an Kriegsmaterial. Die Pferdeausrüstung für die Yeomanry sowie der Reserve- Vorrat an Gewehren sollen ungenügend sein. Der Transvaal-Krieg. Tageweise geordnete MitteUungen vom Kriegsschauplatz. Ein amerikanisches Urteil. Behauptet, dafs die militärische Ausbildung in England eine zu wenig individuelle ist. Verlustlisten. Nr. 2092. Die militärische Lage in Siiilafrika. Dio Vermehrung des Heeres. Bespricht die dem Parlamente vorgelegten Pläne Lord Lansdownes. Der Transvaal- Krieg. Tageweise geordnete .Mitteilungen vom Krieu:sschaiiplatz. Nament- liche Verlustliste. Gesetz für den Wiedereintritt ausgedienler Soldaten in <iie Re.servo- Bataillone für Landes- Verteidigun.e. Nr. 2093. I)er Wechsel der Flut. Schilderung der Gefangennahme Cronjes. Die Kapitulation bei Paardeberg. Deutsche und firanzösische Urteüe über die Kriegsoperationen. Die Truppenstärke der Buren. Die ägyptische Armee. Schildert die Entwickelung derselben unter engliseher Führung und Ausbildung seit 1882.

Journal of the Royal United Serviee Institution. Nr 264. Die letzten französischen H.xpeditionen in Westafrika 1894 1899. öttchlich gehaltene Darstellung mit Planen. Das Gefecht vom Campo

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UmaobAu in der Militär-litterMiir.

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Major. H(\sc'hreibiin.£r des am 25. März 1811 im spanischrn Kriege stattgehabten üet'echtes. Von Löbells Jahresberichte, l t>ersetzung einzelner Abschnitte aus denselben. Oifizier-Boförderungon aus dem Mannschaftsstande im englischen Heere 1706-*1855. Ein Beitrag zur Heereegeschichte. Die französischen Manöver für 1900.

Amy aad Navy ionnal. (New-Yorlc.) Nr 1903. Die General- 8tabs-.\bteilungen des Heeres. Die Teilung der Samoa-Inseln. Ctoneral Wheatons Expedition. Hin Bericht aus dem Kriegsleben auf den i'lülippinen, \U'v N'crtrap: Ix'trefTs des Nilcarajrua-K.'tnfils. Die poUtische Vorwaltiini^ der Philippinen für die Zukunft. Nr. 1902 Moderne Artillerie. Kuthält allgemeine Grundsätze für die Stärke der Artillerie im Verhältnis zur Infanterie General Lawtons Expedition am Zagoto-Flufs. Bericht aus dem Kriege auf den Philippinen.

Beweis aus der Geschichte. Nachweis, dafs Nordamerika gezwungen ist^ sich ein starices stehendes Heer zu halten. Das Gefecht von Maicersfontein. Die Lage in SüdalHIca. Nr 1904. Bericht aus Manila. Gesundheitszustand von Havanna. Die schrecklichen Philippinen. Englische Fortschritte in Südafrika. Nr. 1905. Re- organisationsplan für das Heer. Vorlage des Krieg.s-Sekrctärs. Die Errichtung einer Kriegsakademie. Der zweite Abschnitt des Burenkrieges.

Itu.sski Invalid. Nr. 38. „Rechte und Pflichten des General- stabsofliziers im Gefecht." Uie neue Gefechts - Instruktion (siehe April«Heft: „.\rmee- und Marine •Nachrichten aus Rufsland") enthält auch Anweisungen über die Thätigkeit des Generalstabsoffiziers im Gefecht; dieselben enthalten nichts Neues. Nr 89. Das neue Kadetten -Korps in Ssumy (Gouv.) Nr 41. Die Umbildung des Transh.i ikal -Kasalten- Heeres Ist nunmehr vollendet. Während das Heer bis zum Jahre 1897 aus 2 Reiter-Regimentern und 2 Pufs- Batiiillonen bestand, sind letztere beide allmählich in Reiter-Regimenter zu je 6 Ssotnien umgewandelt worden, so dafs jet/f /um 1. Aufgebot des Heeres 4 Reiter- Regimenter gehören, von denen die beiden neu- gebildeten in Tschita stehen, während das 1. Regiment Talienwang (Kwantung* Halbinsel), das 2. Regiment Nikolssk-Ussurisski im Süd* Ussuri-Gebiet zur Garnison hat. Nr 45. Ergebnisse der Vakanz -Be- förderung der KapitSne und Rittmeister zum ersten Stabsoffizier-Rang. Nr 46. „Die Versorgung unserer Truppen mit Fahrrädern bespricht die seit 4 Jahren angestellton Versuche mit FahrrSdem verschiedener Systeme, welche schliefslich zur Verwerfting des zusammenlegbaren Fabi rarles des französischen Kapitäns Gerard (modele de Tarmee nisse) geführt haben.

Wajennüj HsbomilL. 1900. .März. Zur Biographie des Fürsten Golenischtscheff-Kutiisow (mit BUd). Plewna. 1. Über den Entwurf einer Felddienstordnung. Das Schiefswesen in den fremden Armeen. Österreich-Ungarn, England (Schlufs). Über die Organisation der Kavallerie nach den Anforderungen der Jetztzeit Das Reglement

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Umsohaa in der MIUtiüsLittttatar.

der deutschen PeldartiUerie vom Jahre 1899. 1. Die materielle Lage unserer Kasakenoffiziere. Die Ökonomie der Truppenteile im deutschen Heerp (Schlufs). Ssuworow in der russischen Litteratur. III. Über die bürgerlichen, militärischen und treistlichen Gesetze Schamiis.

Schilderungen von der Miumanküste (Schlufs). I)ie Frage der Organisation der Kavallrric in d«"r linitschen Litteratur. I >ie Statuten der Siidrussischen Schutz» u - {Jesellschaft. Die neue Organisation des preufsischcn Kadeiienkorps vom 24. Oktober 1Ö99. - Isbornik Raswjedtschika XV. Der Kanonensohuls. Übersetzung aus dem Französischen des Art Koe. ^ Die Verpflegung des Heeres nach dem französischen Reglement. Skobelew über die Kasalcen. Der Krieg in Südafrika und die sich aus ihm ergebenden Fragen.

Ra.swjedt.schik. Nr 481 Was vermag Euer Bajonett gegen dies? (Eine Zurückweisung der Tendenzen der Verehr»M- d»'r Ssuworowschen Taktik der blanken WatVe.) l»ir deutsche Taktik. (Wiedergabe einer .Aufi^ahe beim .\iifnahme- pAanieii zu uns.'ier Kriegsakadeini«* t Soldaten -Theater des 148. Kaspisriu-n Infanieriereginients. Nr. 482. Die Verpflegung der englischen Truppen in Südalrika. Der neu« Oberkommandierende der englischen Truppen in Südafirika, Lerd Roberta. ' Der Krieg in SfidafHka (Porte, in Nr. 485, 87« 88, 89). Hr. 488. Biographie und BUd des Generais Lobke» des neuen Relchskontrolleurs der Finanzen. Die Einberufung der Reserve bei einer Mobilmachung.

Die Flrleichterung des Gepäcksattels in der reitenden Artillerie. Freiwillige .\rbeiten. Nr. 484. Die Tigerjagd. L>ie rnteroffiziere,

F'ie Ilerbstnianöver des 1. Schweizer-Armeekorps. - I)ie Umgebungen von Ladysniith und das Timl des Tugela. Nr. 485. .Vus dem Soldaten- lel>en (Forts, in Nr. 486|. Vergangeulieit und Zukunft der Terek- Jvasaken. Die Re.serve- Batterien. Das Telegraphieren vom Luft- ballon aus ohne Leitung. Nr. 486. Unser Militärhaushalt. Ein ,,ru8«scher Buer** Ober Afrika. I. (Ports, in Nr. 487). Hr. 487. Die Festungs-AriUleristen (Forts, in Nr. 488). Die kaukasischen Schützen jenseits des Kaspischen Meeres. L Die groben für dies Jahr in Aussicht genommenen Manöver im Bezirke Kursk-Orel. Nr. 488. Die grofsen Manöver. I)ie Offiziere und Mannschaften der Reserve in Deutschland. Die kaukasischen Schützen jenseits des Kaspi.schen Meeres. II. Die Verstärkung der Küstenbefestigungen. Nr. 489. Statut des Vereins zur Fürsorge für die Ultizierskinder im II. .\rniee- korps. I>ie Kijewei- ukonumische Offiziers - ücsellschaft. - Die Schnelligkeit des Feuers in der Fufs-Artillerie. Der jüngere Stabs- offizier. ^ Port Arthur (mit 8 Sldzzen). Die ZuTeraicht ist daa Unterpfand des Sieges. Die Wirkung des Feuers der Artillerie- Chnppen. Mitteilungen über die Verleihung des Feldmarschall-Ranges seit Einfühnmg dieser Einrichtung in Rufsland.

Russisches Artillerie-Journal. Nr. 1. Von den Korrekturen nach den Schufstafeln für Küstenmörser. .\rtilleristische Fragen. Zur Frage vom WetUchielsen der Feuerwerker bei der Festungs-Arüllerie.

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Umsobau in der MiUtär-Iitteratar.

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Das kleinste Zeitmafo zur Bröflkiung des Feuers und zum Bin- schiefsen der Feldbatterie. Von der Bewerbung um die Prämie im Namen des Oeneralleuinant Leer. Oesellschaft zur Fürsorge für

gewcsono Zöglinge des Ordowsky Bachlin Kadettenkorps (MilitSr- Gymnasium). Vom Beibehalt der ursprünglichen Seitenrichtung eines Geschützes der Pestungs- und Bolagerungs- Artillerie beim Richten mit Hilfe des Winkelmessers, wenn das Ziel iür das feuernde Geschütz nicht sichtbar ist.

L'Italia militare e marina. Nr. 37. Die UberstleutnanLs in den Regimentern. Nr. 41 Neue und alte Soldaten. Nr. 42. Von der neuen Ausbildungsweise für die Infanterie. Nr. 44. Das Gesetz über die Stellung der Offiziere. Die Luftscliiflfahrt im Transvaal-Kriege. Nr. 49. Eine Präge über das Heeres -Reglement Nr. 6L Die Oriranisation der Kolonie Eritrea. Nr. 52. Die militärischen Ausgaben. Nr. 55. Dir Disziplin in heuliger Zeit. Technische und fechtende ArtillfM'ie. Nr. 58 I>er 14. März, Geburtstag des Königs. Die Feldartillorie. .\uszug aus dem Bericht des Reterenten der Kammer über den (Jesetz-Kntwurf. betreliend die aufserordenllichon Militär-.\us- gaben für 1900 bis 1905. 90 leichte Feldbatterien und 32 üubirgs- batterien, im ganzen 732 Geschütze sollen sogleich durch 7 cm Schnell- feuergeschütze mit Stahlrohren ersetzt werden, die Versuche sind dem Abschlufs nahe. Es wird beabsichtigt, 25 Batterien von Feldhaubitzen zu beschaffen, welche in Anrechnung auf ebensoviel Kanonenbatterien kommen. Nr. 69. 60. Technische und fechtende Artillerie (Forts). Verfasser ist der Ansicht, dafs das beste System wäre, die Herstellung de.s Kriegsmaterials ganz der Privat-Iiidustrie /ii fiherlassen. Doch sei fürs erste hieran noch nictn zu denken. Nr. 62. l>ie l'nteroffiziere mit Aussieht auf Civil-Versorgung. Technische und fechtende Artillerie. Nr. 63. Militärische Lehrer. V. Die aufserordentlichen Ausgaben für die Artillerie. General Biancardi wendet sich hier gegen die Aus- fdhrungen des Referenten der Kammer (t. Nr. 68), Urteile Aber Kaliber seien dessen Sache nicht Biancardi verlangt für Italien die Mitführung grofserer Kaliber von Steilfouergeschtttzen bei der Feld- Armee, unter Hinweis auf Rufsland.

Rivista di artiglieria e geilio. (Januar.) Organisation und Material des Feldartillerie-Parks. ~ Rinige praktische Regeln, um Sonnenuhren anzulegen. Eine Einteilung der Explo.sivstoffe. Das Trinkwasser im Lager von San Maurizio. Neues System der Signal- gebung zwischen Vorposten und Feldwachen. Die Plioiographie in der Anwendung auf die Kriegskunst (Februar.) Die technische und die fechtende Artillerie. Die Losungen des heutigen Problems der Küstenverteidigung» besonders mit Rttcksicht auf Einführung von Brisanzgeschossen in der SchiffsartUlerie. Einige Gedanken über die zusammenfassenden Vorschriften der Feldartillerie. Die Wirlcsamkeit der neuen deutschen Feldkanonen. Die Transporte von Erde und Materialien bei Bau-Unternehmungen.

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282

UmMhan In d«r MUitilr-Littentiur.

Rivista Militere ItaUana. (März.) König Carl Alberl. - Moltkes Ansichten über den Binmaroch in Böhmen 1866. Der Krieg in Sttd- afrika ( Forts, i.

Esercito Italiaiio. Nr. 26. Dtis Decn-to-ieg^e in der KamnuT. Nr. 27. Der Er.satz der Unteroffiziere. Nr. 28. Die Altersgrenzen in der .Marine. Nr. 30. Sondernummer, beiicflend König Carl Alben. Nr« 31. Die aufsorordentliche militärische .Ausgabe. Nr. 32. Schiffs- leute in den Arsenalen. Nr. 88. Einteilung der Kolonie Eritrea. Nr. 34. Die Umgestaltung der Feld •Artillerie. Nr. 86. Die Reorganisation der IhinzSsischen Artillerie.

Revista cientiflco-militar. (Spanit-n.) Nr. 4. Der Krieg. Die Wiederaufrichtung (Forts.). England und Transvaal. Übersetzung aus dem Militär-Wochrnblatt (Forts ).

Memorial de Ingenieros del li^ereito. (Spanien.) Nr. 2. Das britische Heer.

RevistaMilitar.(Poriugal.) Nr. 4. Veränderungen im portugiesischen Offizierkorps 1899. Selbständige Kavallerie (Forts.). Nr. 5. Die Reorganisation der Kolonialkrifte. Selbständige Kavallerie (Ports.).

KiigsTetenskapaAkademieiifl-lIaiidiiiigBr. (Sohweden.) 5. Haft Studium ttber TruppenfOhrung und Generalstabsdienst (Ports.). Panzerschilde für Feldgeschütze.

Militairc Spectator. (Holland.) Nr. 3. Strengere Kriegszucht. Bin Volkslager, Niederlande und die iSchwoiz.

Militaire Gids. ( H o 1 1 a n d . i 2. Lieferung. Einiges über infantehe- feuor. Das neue Kriegsbudget.

n. Bücher.

Weltwirtsehaft und Hotte. Ein Vortrag zur Flottenverstfirkung von K. Paschen, Viceadmiral z. D. München, Becksche Verlags- buchhandlung.

Wenn ein so berufener Sachkenner das Wort in der Flotten frage ergreift, so gebührt sich'.s, dafs er in weiten Kreisen Gehör finde. Und sollte wirklich der Reichstag gleich den Gelahrten des Odysseus seine Ohren verstopfen, das deutsche Volk in seiner überwältigenden Mehrheit wird und mufs zu der Erkenntnis kommen, dafs es sich hier um keinen trügerischen Sirenengesang handelt, sondern um einen wahrliaftigen Weck- und Mahnruf:

„Sieh die Naehbaro; Meer nm Meer

Sperron sie mit Ketten.

Michel, sobärl' die alte Wehr,

Bette, was sa retten!

Miohel, bist do tanb and Mfaidt

Hartif^ an» den Kissen!

Hnrti^ auf, ins Hoot gesohwlnd,

Segel gUt'ä zu bisaeo!*

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UmBohaa in dw MOitir-Xittoratar.

23$

I)er Verfasser beginnt mit lichtvoller Darlegung der wirtschaft- lichen Verhältnisse. Die Land- und Forstwirtschaft hat einen Einführ- bedarf von nahezu zwei Milliarden. Deutschland wird mehr und mehr Industriestafit, eine Thatsache, die man vielleicht bedauern, aber nicht ändern kann. So stellt die wiilsclialtliche Lage Deutschlands der Stiiatsleiuing Aulgaben von höchster Tragweite und Schwierigkeit. L>ie Bedeutung des Reiches beruht auf seiner Exportindustrie und auf seinem überseeischen Handel. Deutschland hat keine Flotte, die annähernd die Aufgabe erfüllen könnte, diesen ttberseeischen Handel su schützen ; aber es hat die Macht und somit die Pflicht, sich solche Flotte zu schaffen. Seit der Verkündung des Flottengesetzes von 1898 haben sich die Verhältnisse vollständig zu unseren l'ngunsten geändert. Täglich haben uns die einander überstürzenden Kreignisse neue und immei" empfindlichere Lehren gegeben. Wir müssen eine starke Flotte haben oder gar keinel Wie Deutschland durch sein Landheer den europäischen Frieden gewahrt hat, so mufs es auch imstande sein, den Frieden zur See zu wahren. Wer die Macht be- sitzt, den greift niemand an; mit dem Schwachen verfährt man nach Gutdünken. „Sengen, Plündern und Morden, rücksichtslos den gröfsten Schaden zufügen** bezeichnet ein (hmzösischer Admiral als die Auf- gabe der Marine in künftigem Kriege. Und wie sollen wir uns dessen erwehren ohne Sohlachtflotte, ohne kriegstüchtige Kreuzer .' Die lokale Küstenverteidigung mag sich auf wenige Punkte be.schränken : die Hauptsache ist die aktive Verteidigung durch die bewegliche Schlachtllotte.

Es folgen interessante und auf eingehender rfaciikuniitnis beruhende Ausfühmngen über die noch grofser Steigerung fähigen Leistungen unserer deutschen Werften, die Vermehrung unserer Handelsflotte, die Ausdehnung unseres Seehandels. Alle Gründe sprechen dafür, mit der neuen Verstärkung so rasch als irgend möglich vorzugehen. Unsere Finanzen gestatten solches Vorgehen durchaus. Bei Annahme der neuen Fl« ittrn Verstärkung kommen auf den Kopf der Bevölkerung Deutschlands 3,7ö Mark, während in Kngland 1 1 Mark, in Frankreich 6 Mark auf den Kopf für Marineaii.sgaben entf.dlen. Auch die Ver- meiirung des Flottenpersonals stöfst bei uns auf keinerlei Schwierig- keiten. L»er Mannschat'tsersatz unsiMer Marine ist vorzüglich. „Möge die neue Vorlage," .so schliefst der Verfasser seine überzeugenden Darlegungen, „einen erleuchteten Reichstag finden, in dem nur Vater- landsliebe und Sorge um des Vaterlandes Wohl das Wort, das Partei- interesse keine Stätte findet Möge die ganze Nation sieh durchdrungen fühlen von der Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit unserer Weltstellung, von dem, was auf dem Spiele steht. Zum Wiederau fblühen seiner alten Macht und Grr)fsr. /.um Fi starken seiner Macht, wie in den Tagen der Hansa, mufs DeutschUad endlich seine Seegeltung erlangenl**

P. V. S.

Industrie, Handel und Flotte. Volkswirtschaftlicher Atlas in fünf

I

234 Unsoba« in der Militi&i^Iittentar.

Tafeln und zwei Karten nebst erläuterndem Text. Unter Beihilfe mehrerer KOnstler herausgegeben vom Deutschen Flotten» vorein. Braunschweig. G. Westermann. Preis 1.50 Mk. Im Vorworte wird gesagt, mit der Herausgabe dieses Atlas werde beabsiclitigt. dem gebildeten Laien das zur gründlichen Beurleiiung der Flottenfrage notwendige volkswirlschaftlirh-statistische ^falerial in an- schaulicher Form zu bieten durch grapliische Darstellungen. L>er Ge- danke ist ein sehr glücldicher und hier in höchst gelungener Weise zur Ausfflhrung gekommen. Auf sieben Tafeln, denen Erlfiuterangen beigefügt sind, werden folgende Themata behandelt: I. Die haupt- sSehlichsten deutschen Austuhrgüter. n. Die Rohstoffeinfuhr nach Deutschland auf dem Seewege und die beteiligten Industrien. III. Die Seeeinfuhr an Nahrungs- und nt iiufsmiiteln und die beteiligten In- diistiit'n und Gewerbe. iV. Wichtige Vergleichszahlcn. V. Vergleich der Fluttenstärkcn und der Ausgaben für die Flotte lu-i don sieben bedeutendsten Si oninchtcn nach verschiedenen Gesiclitspunkten. VI. Dor deutsche Seohandfl und die im Auslande angelegten deutschen Kapitalien. VII. Die Blückadegefahr. Es ergiebt sich aus dem hier gebotenen Material mit yölliger Klarheit, dafs der milit&rische Schutz unserer ausländischen Kapitals- und Handelsinteressen durch die Kriegsflotte im Gesamtinteresse der ganzen deutschen Volkswirtschaft, nicht zum wenigsten auch der Arbeiterklasse liegt Der Wert unseres See- handels betrug 1898: 6300 Mill Mark, er wird nur übertrofTen von England mit 12863 Mill. und den Verein. Staaten mit 7411 Mill. Zu diesen Zahlen steht in schreiendem Mifs Verhältnis die Stärke unserer Flotte, die nach Linienschiffen über 5000 t und Kreuzern über 800 t im Deplacement 1899/1900 erst an 6. Stelle steht; Kngland, Frankreich. Rufsland, Vereinigte Staaten und Italien stehen Deutschland voran. Frankreich s. B. um mehr als das Doppelte. Wihrend England vom Nationaleinkommen 2,4Vt auf die Flotte verwendet, Frankreich 1,2V«. verwendet Deutschland nur 0,55, d. h. per Kopf der Bevölkerung 2 Ifk. 36 Pf., England aber 16 Mk. 40 Pf.. Frankreich 6 Mk. 20 Pf. Diese Zahlen sprechen eine sehr beredte Sprache. Wer hören will, der höre! Sehr lehrreich ist besonders Tafel XII: Die Blockadegefahr; sie stellt die deutsche Bucht der Nordsee als Mittelpunkt des deutschen Seehandels dar und zeigt, dafs keine Küste so leicht zu blockieren ist wie die deutsche. Möge dieser zeitgemäfse Atlas dazu beitragen, unser Volk in allen Kreisen davon zu überzeugen, dafs die Schaffung •einer starken Kriegsflotte für Deutschland eine absolute wirtschaftliche wie politische Notwendigkeit ist. 2.

42«ii6nd-Feldmanehall von Steinneti. Aus den Pamilienpapieren

dargestellt von Hans v. Krosigk, M^Or a. D. Mit einem Bildnis. Berlin 1900. £. S. Mittler k Sohn. 8* XiV und 328 Seiten.

Preis 7 Mk

Das Vorwort stellt ein abgerundetes und geschlossenes Lebens-

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Uinaelwo in der UmOr-Lltteratiir.

235

und Charakterbild in Äussloht^ welches in den bisher veröffenUichton

Arbeiten des Generals von Conrady und von Brachvogel nicht geboten sei. Wenn der Verfasser des Buches an diesen Arbeiten auszusetzen hat. dafs sie nur einzelnes und Stürke gebracht babt»n und dafs sie nicht bis an das Lebensende des üeneral-Feldmarschalls hinanreichen, so mufs der letztere Einwand als berechtigt anerkannt werden. Anders aber ist es mit dem erstoren. denn lediglich einzelnes und Stückwerk bilden den Inhalt gerade dieser neuesten VerötTentlicbung, und das Bild der Persönlichkeit Stoinmetz\ welches die Vorgänger anschaulich gezeichnet haben, mufo der Leser hier selbst entwerfen. Der Verfiiisser liefert dazu aus dem Nachlasse des General-Feldmarschalls» seines Schwagers, ein reiches Material, welches sehr wertvoll sein würde, wenn es nicht in der Hauptsache auch schon den Voirgängem des Herrn Major von Krosigk zur Verfügung gestanden hätte.

Die HtMb'utunir st'incr Arbeit licirf zumal <la die kriegerische Thütigkeil im F'eldzugc von 1866. über welche aus des Generals eigenen Autzeichnungen etwas zu erlahrcii besonders erwünscht gewesen wäre, mit keiner Zeile erwähiji ist in dem, was sie über die Teilnahme am Kriege des Jahres 1870 und insonderheit über die Verhaltnisse bringt, unter denen die Enthebung des Generals vom Oberkommando der I. Armee erfblgte. In das Dunkel, in welches diese Vorg&nge bis jetzt gehüllt waren, ist volles Licht gebracht, wenn auch zahlreiche im Gewahrsam der Familie boflndliohe Niederschriften des General- Feldmarschalls über diesen Zeitraum nicht veröffentlicht sind. Es ist nur gesairt. dafs ei- in seinen Aufzeichnungen die ( borzeugung von der Richtigkeit seines ihm zum Vorwurfe gemachten Verbaltens in den ersten Augustlagen aufrecht erhält, dafs er über den dienstlichen Fehler, welchen er dem Prinzen Friedricli Karl gegenüber sich liat zu Schulden kommen lassen, vollständig geschwiegen hat und dafs er bis zuletzt von dem Argwohne erfüllt gewesen ist, eine michtige, ihm feindlich gesmnte, auf seine Erfolge von 1866 eifersüchtige Partei ihm ent- gegengearbeitetund ihn beimKönige in ein ungünstiges Lichtgestellthabe. Die Aufklärung ist durch den Abdruck des hochbedeutenden, bisher in der otlentlichkeit ganz unbekannt gebliebenen königlichen Schreibens gebracht, durch welches General v. Steinmetz seiner Stellung als Ober- befehlshaber der I. Armee enthoben wurde. Es ist ebenso beschämend für den Hmidlinger. wie es Zeugnis ablegt von dem Edelmute und der Grofsherzigkeit seines Kriegsherrn, der „die Ordre mit schwerem Herzen erlassen hat, sich künftig nur mit dankbarer Anerkennung der aus- gezeichneten früheren Dienste des Generals erinnern und vöUig ver- gessen will, dafs dieser nicht vermocht hat, seinen BigenwiUen dem des Königs unterzuordnen". Bs ist ein h&rsUcher Mifoton, mit welchem dei Sang vom Löwen von Nachod ausklingt.

Seine Tüchtigkeit, das Aufgehen in seinem Beruf und die Erfolge seiner militärischen Thätigkeit hatten bis dahin die Bedenken 7.urvi< k- gedrängt, zu denen die Scliroflfheit seines Aul'lretens, sein aigwühnischer

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286 Umaolwii in der MiUtItr-Utteratar.

Charakter, seine anspruchsvolle Überhebung Veranlassung boten. Er war der Mitwelt als das Muster eines altpreufsischen Offiziers mit allen Vorzüfren und Schwächen dieser .Menschengattuns: f'rsrhien«»n. Als solches kann (ir hinfort nicht gelten, denn es fehlte ihm die (Inirid- budingung für die Bethätigung aller soldatischen Tüchtigkeit, die Fähig- keit, zu gehorchen, eine Eij^enschafl, ohne deren Vorhandensein das gedeihliche Zusammenw^irken aller Glieder eines Heeres undenkbar ist.

Wer das Buch besitzen will, möge ein gebundenes Ex^plar er- werben. Der an die Schriftleitung der Jahrbücher gelangte broschierte Abdruck zerfiel, als er in Gebrauch genommen wurde, sehr bald in eine grofse Zahl kleiner Hefte. 14.

Neue Volksbücher. Herausgegeben von Freunden chrisrlichcr Vulks- litteratur. Unser Bismarck. \'(in Paul v, JSchmidl. Geiifra!- major z. D. 65. Bändchen. Mit 24 Illustrationen. Berlin 1900. Schriftenvertriebsanstalt. Preis 40 Pfg. Der Herr Verfasser, auf dem üebiete der vaterländischen Lilteratur rühmlichst bekannt, besitzt die seltene Gabe, wirklich volkstümlich, dazu belehrend und fesselnd zu schreiben, ohne in Überschwftnglich- keiten zu verfallen. Seine hohe Begabung auf diesem Gebiete bewährte sich u. a. in den an dieser Stelle gebührend gewürdigten Schriften: „Kaiser Wilhelm II. Kin Lebensbild" (Nr. 57. „Neue Volksbücher") und dem rharaktcrhild Moltkes in der Volksausgabe der Schriften desselben: „Gencrai-Pi Idmarschall Graf v. Moltke in seinen Prielen". Dafs sich P. V. Sc timidt nun den unvergefslichen Baumeister des deutschen Reiches zum Thema wählte, unseren Bismarck, freut mich ganz be- sonders. Die hier gestellte Aulgabe konnte nicht in geeignetere Hände gelegt werden. loh hoffe, dafs dieses Büchlein dazu beitragen werde, die Erkenntnis vom Leben und Wirken unseres grOfsten Staatsmannes in immer weitere Kreise zu tragen und kann es Schulen, Volks- und Soldatenbibliotheken, nicht minder aber dem deutschen Volke aller Stände nicht warm genug empfohlen werden. 4.

Kriegsgeschichtlichc Beispiele aus dem deutseh-ftranzösischen Kriege von 1870/71 von Kunz. Major a. F». Klftes Heft. Beispiele für Geländeverstarkiingen auf dem Schlaehtfelde. Mit zwei l^läncn in Steindruck und drei vSkizzen im Text. Berlin 1900. E. S. Mittler & Sohn. Preis 2 Mk. Wenn der Herr Verfasser in der Binleitung sagt, „künftige Kriege werden die Wichtigkeit des Spatens voraussichtlich noch weit mehr in die Erscheinung bringen*, so pflichten wir ihm hierin, entgegen den gegenteiligen Anschauungen der Spatenfeinde, unbedingt bei. Be- sonders für den Verteidiger wird die künstliche Geländeverstärkung unentbehrlich werdi^n. zumal in Stellunsren. welche, wie man zu sagen pflegt, wirklich Stellungen sind. I>afs im Frieden meistens Gelände- verstärkungen nur darum gemacht werden, um schlielsiich gai'nicht

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UiuäcUau in dar Militär-Litteratur.

237

besetzt zu werden» hat seinen Grund darin, daTs der Gegner die Stellung toumierte oder gamioht angrifl oder dafs der Verteidiger aus der

Stellung offensiv wurde. Die kfinstliche GeUndeversUirkung wird sich für den Angreifer wohl nur auf V^erbesserunjr des Sohufsfeldes und auf Mafsnahmen beschränken, die ihm vorühorccehend Schutz gegen das fVindHrhe Fcwv <rowähron. Aus diesen (iriinden hat der Herr Verfasser in seine Heispiele nur solche hinoingezopfn, w«^lfh»; dem Verteidiger dienstbar gemacht werden. I>ie neuenMi Kriege, im be- sonderen der russisch- türkische und der thessalische Krieg haben er- neut die Wichtigkeit solcher Anlagen ergeben, und die Ereignisse in Transvaal zeigen« welchen hohen Wert der Anlage von Feldbefestigungen beizumessen ist. Wie in diesen Heften bereits eingehend dargethan wurde, sind die Erfhhrungen darüber« wie wir befestigte Feldstellungen zu bekämpfen haben« noch lange nicht abgeschlossen weil wir eben thatsfichlich hierin noch keine Erfahrungen haben. Erst neuerdings sind reglementarische Bestimmungen darüber getroffen worden, wie solche verstärkte Stellungen anzulassen seien, die Einführung sctiwcier Steilfeuerffeschütze bei den Feldaitillerien wird als im unmittelbaren Zusammenhange hiermit zu betrachten sein.

Von den fünf Beispielen zeigt dasjenige der Schlacht von Spicheren die Eigentümlichlceit, dalls der französische General Prossard« selbst der Geniewalfe angehörend, das von ihm selbst erwfihlte Schlachtfeld mangelhaft fttr die Verteidigung vorbereitet hatte« obgleich er sich ge- rade hierin in früheren Feldzügen ruhmvoll hervorgethan hatte. Fast überall befand sich der Angreifer sehr bald im toten Winkel.

In der Schlacht von Gravelotte haben „die riolHndeverstärkungen der Division .Montaudon ihre Prol)e nicht best« h*'n können, weil sie an keiner Stelle angcgritVen wurden", im ül)riKeii „waren die (iel iide- verstärkungen der Divisionen Metman und Aymard sehr zweckn afsig und haben hervorragende Dienste geleistet". Von der Besetzung der vorgeschobenen Stellungen von St Hubert und im Walde von Genivaux« der fhinzösischerseits vergeblich in Brand zu stecken versucht wurde« hatten die Franzosen geringen oder gar keinen Gewinn; endlich fehlten ihnen gedeckte Verbindungswege von rückwärts her nach ihren Schützengräben. Liafs das Gelände und die zahlreichen Peldsteinmauern vor St. Privat mustergültig vom Verteidiger ausgenützt worden sind, hat Major Kunz auch früher bereits nachgewiesen

Vor Amiens galt es. der neugei»iUieien französischen Nordarmee, dem Gegner sich mit aller Kraft zu wideisetzen. Während auf dem rechten Flügel die von der Verwaltung der Stadt Amiens hergestellten Versohananingen, eine zusammenhftngende Linie von Schützengraben, die von Bastionen flankiert wurden« sich vorzüglich bew&hrt haben« indem sie den Franzosen einen, völlig ungestörten Rückzug ermöglichten, hatten die Verteidiger auf dem Abschnitt zwischen Marcelcave und Villers-Bretonneux wenig taktisches Verständnis gezeigt Von dem verschanzten Lager von Orleans, dem Picwna eines Osroan Pascha«

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UmMfaM in der HilttSr-Littsratar.

von dem das französische Volk so viol erhofl't hntU'. sagt der Major Kunz zutrettend. es sei ein Unglück für Prankreich gewesen, dafs. obgleich für die Ausrüstung ungemesseno Mittel zur Verfügung standen, die Männer fehlten, die vom Kriegswesen etwas verstanden. Auch Btand dieses Lager im Widerspruche mit dem eigentlichen KiiegB- zwecke, Paris zu entsetzen.

Von den Verteidigangsmafsnalimen an der Lisaine wird gesagt, es dürfte Inom möglioh sein, in so kurzer Zeit und bei so ungfinstiger Jahreszeit mehr zu leisten als von den den Franzosen an Zahl so weit unterlegenen Deutschen. „Nicht auf die Masse der Kämpfer kommt es an; die Entscheidung liegt, wenn man von der Führung absehen "will, in dem inneren Werte der Trupiti-n. Das lehrt keine ISchlacht des glorreichen Krieges von 1Ö70/71 so übei-zeugend, wie die bchlacbt an der Lisain«'.

Auch dem vorliegenden Heft sind wiederum eine Anzahl Aufgaben und Quellen zu deren Lösung beigetügt und wir dürfen es auf das wttrmste empfehlen.

Wie wir hören, wird ein in Vorbereitung befindliches weiteres (zwölftes) Heft die gesamte Gefechtsth&tigkeit der Infanterie in etwa 500 kriegsgeschichtlichen Beispielen vorführen. 63.

Kriegsgeschichtliche Beispiele des Festungskrieges aus dem deutsch- französischen Kriege von 1870/71, von Proben ius, Oberst- leutnant a. 1). Zweites Heft: 1. Einschliefsung (Cernierung). 3. Metz. Mit einem Plan und 5 Skizzen in Steindruck. Preis 3,50 Mk.. geb. 4,75 Uk.

Drittes Heft: 1. Einschliefeung (Cernierung). 4. Paris. Mit ehiem Plan in Steindruck. Pr^ 3,75 Mk., geb. 5,00 Mk. Berlin 1899. E. S. Mittler u. Sohn. Wir haben die Auftaierksamkeit weiterer Kreise schon auf das erste Heft zu lenken versucht, die nun folgenden verdienen dies in noch höherem Grade. Strafsburg und Beifort waren Ereignisse auf sekundärem Kriegsschauplntz und liefsen daher den Festungskrieg immer noch als ein den grufsen Entscheidungen fernliegendes Gebiet behandeln. Dementgegen führten Metz und Paris grofse Feldarmeen und damit nahezu die ganze deutsche Streitmacht unmittelbar in den Bereich der Festungen. Tbatsächlich lag also hier die Portsetzung des Peldkrieges mit anderen Mitteln nahe, aber man war ja gewohnt, erst mit dem »förmlichen Angrifft den Festungskampf beginnen zu lassen. Dieser fiel den SpezialwafTen, den übrigen nach überlieferten .\n- schauungen lediglich di«> \urgabe zu, mit einer Sicherheitskette den Platz zu begrenzen, auf weichem das Schauspiel sich entwickein sollte.

Welche weittragenden Folgen diese ,\utVnssiing des Pestungs- kampfes in beiden Fällen (Metz und Paris» hatte, legt der Verfa.sser in lichtvollen Betrachtungen des Näheron dar, gleichzeitig auf die

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Unaehfttt in dar MilitSr-Uttarttar.

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gftnzUch veränderten Verhaltnisse einer Festung mit Forts gegenüber einer Vaubanschen hinweisend.

Aber nicht nur die wirkliche Festung (Paris) hielt den Feldsoldaten

von einem energischen Vorgehen ab, hierzu genügte schon der ge- heimnisvolle Zauber des ihm fremden Wesenn Festung auch da, wo sie eigentlich nur dem Namen nach vorhanden war (Metz|. So sehen wir hier abermals, wie unsere (iegner vor Sebastopol, die Festung erst vor den Augen des Angreifers entstehen, der in gänzlicher Verkennung der wahren Verhältnisse ihr eben hierzu Zeit gelassen hatte. War ja doch diese neue Festung einer wesenüichen inneren Wandlung und Stärkung auch nach der Einschliefsung fähig, nament- lich dann, wenn sie so gewaltige aktive und passive Streitmittel wie Paris in sich barg und lediglich nach Aufsen abgesperrt, aber nicht in ihrer Entwickelung bodioht war. Dafs andernfalls ein energisches Herangehen schon von An l ang an bis über die Grenze d«'s Schufs- bereichs notwendig war. dafs hierbei auch den anderen Watten, also der Feldarmee eine wichtige Aufgabe zufiel, das hat namentlich Paris in überzeugender Weise gelehrt.

Der unerwartet lange Widerstand war ja es wird dies sehr treffend betont ~ nicht allein dem mangelhaft vorbereiteten und daher verspäteten Eintreffen der Geschfitse, er war vor allem auch den unklaren Vorstellungen zuzuschreiben, welche noch in weiten Kreisen über den Festungskrieg bestanden. Eben deshalb und dank der ab- wartenden l'nthiitigkeit „des grofsen Publikums" hatte sich die Scene schliefsüch derart verändert, dafs man über die beschütze gar nicht mehr frei verfügen konnte. Sie waren zur Abwehr eines Verteidicrers notwendig? geworden, der nunmehr selbst das Gesetz bis zu einem ge- wissen ürade vorschrieb. (Mont Avron.)

Wer mit dem Verfasser die denkwürdigen Ereignisse dieser grofsen Festungskämpfe in dem eben angedeuteten Sinne durchwandert, wird sich seinen Folgerungen Im ganzen wohl nur anschlielsen können. Damit wird aber zugleich die hohe Bedeutung des Festungskrieges, wie des Studiums seiner Geschichte für alle Waffen unmittelbar aus dem Kri( LT ' heraus in einer Weise abgeleitet, welche der Schrift einen bleibenden Wert sichert.

Oegenüb(M' der unheilvollen Veiwirrung, die in Metz aus dem planlosen Zusammenwerfen von Feldarmee und Festung entstand, bot aber Paris das Bild «-iner Verteidigung dar, von der wir gewifs wir möchten dies mit dem Verfasser besonders betonen in vielen I >ingen schon deshalb lernen können, um unsern Gegner künftig richtiger als 1870 zu beurteilen. Verband sich doch damals in ganz merkwürdiger Art bei dem Angreifer eine Unterschätzung der Festung in ihrer Widerstandsdauer mit einer Oberschätzung der von ihr drohenden Gefahr, wie dies in den kritischen BotrachtunRen über die Einschliefsungs- linie sehr treffend hervorgehoben wird. Wer aber künftig den Festungen eine derartige Bedeutung als Zuflucht gesciilagener Feld-

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(Jmächau in der Idilitär-Iitterator.

anneen nicht mehr einrftumen will, der irnifs vor allem die Kiust. sie energisch anzupacken und zwar besser verstehen, als sie in den Be- trachtung'n jroschildort wird. In der Venvertung der Festungen aber das sei bei aller ZuKtimjnung zu dem Standpunkt des Verfasser gesagt siri'l di** Vcrhältnisso nicht in allen Landern gleich und geni'li' III lYankreich von iinstTcn tlfMitschf'n wcsfntli<-}i verschieden.

l sonst ahweichendt' Anschauungen in Einzelheiten gehen wir unis(^ij('l)<r hinweg, als wii- den unl)estreitbar hohen Wert der Schrift auch in den vorliegenden Fortsetzungen in keiner Weise schmälern mochten.

Nur der öfters betonten Notwendiglceit von Pestungpionieren seien noch einige Worte gewidmet Die hohe Bedeutung der technischen Waffe in der heutigen KriegfQhrung ist ja fttr Sachverst&ndige un* bestreitbar. Die volle Leistungsffihigiceit ist aber unseres Erachtens bei dieser Waffe auch ohne Festungspionier dann zu erreichen, wenn sie nur von allem unnötigen Beiwerk entlastet und lediglich darin ausgebildet wird, was ihr h< iitf noch allein zufällt.

Vielleicht bieten die wcilcien Ausführungen, welche nach ihren Vorgiiniren mir zu begiüfsen sind, Holegenheit auf diese schon mehr- fach beliandelle Frage zurückzukommen. 45

Der Krieg In SOd-AMka IM/mO imd seine Torgwdiickte. Be- arbeitet von A. v. M All er, Oberleutnant im 1. Hanseatischen In- fanterie-Regt. Nr. 75. Mit zahlreichen Karten, Skizzen und An-

lagen. II. Teil, her Oranje-Modder-Feldzng. Stormberir und ('ol(>sberg. 1>(M' Tugela-Feldzug. Berlin 1900. Liebeische Buch* liandlung. H\ Seiten. 2 Mk. I >as er.-^tf lieft des vorliegenden hJuches wurde bereits besprochen. Das zvveiie trägt selbstvei-stiindlich denselben Charakter. Ein etwa.s gröfseier Fleils ist auf die Kartenskizzen verwendet, deren Gelände- formationen doch wesentlich richtiger gezeichnet sind; auch giebt die Skizze des Geländes von Ladysmith im allgemeinen die Situation richtig wieder, während auf der betroffenden Zeichnung des ersten Teils eigentlich alles fidsch war. Aufikllender Weise ist die Skizze von Magersfontein wieder aufserordentlich wenig dem Bilde entsprechend, welches uns die guten Karten zeigen, und doch lag hier in einer Skizze des Militär Wochenblattes eine allem Anschein nach im all- gemeinen riclilige harstellunir vor

Im Text scheinen einige wesentliche Irrtümer untergelaufen zu sein, wie S. 81 der Veumarsch Methuens, welcher nicht am 2*2. und 23. November, sondern am 21. und 22. ausgeführt wurde und am 23. frQh zum Zusammenstofs bei Behnont führte. Nach der DarsteUnng Müllers hätten die KnglSnder am 23. von 2 bis 4 Uhr früh 15 KQo- meter zurücklegen müssen. Bei BCagersfontein läfst der Verfhsser die Buren einen OffensivstoCs ausführen, von dem sonst nichts bekannt ist. S. 94 gehen die Buren am 7 Dezember von Anindel bis Coles- berg zurück und trieben am 10. French wieder bis NaauwpoorL Nach

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«nderen Nachrichten spielton sich die hetreffenden Gefechte bei Amndel und nicht bei Colesberg ab. Ebenso sind in den Truppenflbersichten

Irrtümer, und French hatte finde November durchaus nicht „fast die ganze Kavallerie-Division zur Verfügung", wie S. 93 behauptet wird. Es ist nicht gut, mit solcher Aiisfiibrlirlikpit kricprerisrho Ereignisse zu beschrfMhen. wo solche wesentliche Irrtümer noch unterlaufen und beinahe unvermeidlich sind. 49.

Ein Schlachtenangriff im Lichte neuerer JkriegsgeiMjhichte. II. Teil von: „Der ScUachtonangriff im Lichte der SchMohtingsehen Grund- sätze und der Boguslawskischen Betrachtungen". Von W. von Scherff, General der Inf. z. D. Mit einer Skizze im Text

Berlin 1900. R. Eäsenschmidt

Es ist alle Mal ein Ereignis für die kriegswissenschaftlich gebildete Welt, wenn ein neues Werk aus der Feder des Generals von Scherff erscheint. Das taktische Bekenntnis, für welches General von Scherff eintritt, ist den Eingeweihten wohl von vornherein bekannt. Es ist im wesentlichen das Eintreten für die Notwendigkeit und Möglichkeit einer festen Regelung des Angriffsverfahrens, sowie für die Notwendig- keit einer strengen Unterscheidung der Thätigkeitsgebiete der „Schlachtonleitung" und der „Kampfdurchfahrung" („Schlachten- angrüT*); fttr das erstere Gebiet handelt es sich hierbei um die Grund- sätze fEhr die Beantwortung der Frage, in welcher Kampfort und wie- viel KriUte zu bestimmtem Zeitpunkt und an bestimmter Stelle ein- zusetzen sind, während es sich für das letztere Thätigkeitsgebiet lediglich um die Grundsätze handelt, nach welchen die befohlene Truppe dann als Werkzeuir der Leitung an der durch diese bestimmten Stelle, zu dem durch diese festgesetzten Zeitpunkt, in der durch sie befohlenen Kampfart ihre Waffenthätigkeit ausüben soll. Lediglich dieses letztere Thätigkeitsgebiet ist es, fflr welches General von Scherff einer festen Regelung des Angriffsverfahrens das Wort redet; aber auch nur innerhalb dieser Grenzen die Anwendung ein und desselben Schemas ein fflr alle Mal fordern zu wollen, ohne das Gelände zu be- rflcksichtigen, davon ist General von Scherff wohl ebenso weit entfernt, wie diejenigen, die ihm solches unterlegen. Was rieneral von Scherff fordert, ist ein fest gelegtes Vertahren für einen bestimmten Fall (ent- scheidender Angriff über eine (ieckungslose Ebene, rechts und links angelehnt), welches als Anhalt dafür, wovon dann eigentlich im ge- gebenen Faüü nach Umständen abgewichen werden soll» dient. Wer von General von Scherff behauptet wie es häufig von demjenigen, dte für die Pestsetzung eines Schemas ehitreton, geschieht er setze die Form Aber den Geist und dergleichen, der hat seine Werke wohl kaum grfindlich studiert

In dem diesem Buche vorangegangenen I. Teil desselben: „Der Schlachtenangriff im Lichte der Schlichtingschen Grundsätze und der Boguslawskischen Betrachtungen" hatte General von Scherff seine An-

JakrbAobn fAr di« daatMh« AnoM and Marin». Bd. 116 3 16

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UmMium In der Mltttfr-Uttentar.

schauungen auf rein theoretischem Wego durch Vcr^^leich seiner Lehren mit denen der genannten Generale dai/.ulegen gesucht. In dem vor- liegenden Werk belegt er seinr* Bohauptungen und widerlegt diejenigen des Generals von Schlichting durch die Untersuchungen an einem kriegsgeschichtiichen Beispiel. Er wählt hierzu die Angriffe der 88. Brigade und der SO. Division am Spätnachmittag dea 16. August bei Mars-la-tour-Trouville. Br ftthrt den Nacliveis, dak der einheitUcli und ann&liemd gleiclixeitig, jedenfalls al>er rficksiclitslofi duroligefülirte Angriff der gegen erhebliche Obermacht eingesetzten 6 Bauiülone der 88. Brigade stellenweise thatsHchlich den Gegner geworfen hat, trotz* dem der AngritT fast ohne Aitillorievorberoitung und nach einem un- zeitgemäfsen, aber eben immerhin nach einem gereireiten Verfahren durchgeführt worden ist. Wenn der Angriff der .'58. Brigade dennoch zu einem Mifsci tolge führte, so habe das einmal daran gelegen, dafs er im lelzien Augenblick auf völlig irisch eingesetzte, abermals über- legene Krfifte, denen gegenüber preuTsischerseits keine Reserven mehr eingesetzt werden konnten« stiefo. Nicht zum wenigsten aber auch habe es daran gelegen, dafs der Angriff der firfiher zur Stelle beflnd- Uehen benachbarten 20. Division nicht rechtzeitig zur Wirksamkeit gelangte, so dafs die 88. Brigade konzentrisches Feuer auch von solchen feindlichen Truppen erhielt, die bei entsprechendem Verhalten der 20. Division durch diese hätten gebunden werden müssen. Djifs letzteres eintrat, das schreibt General von ScherlV in erster Linie dem Umstände zu, dafs die '2n. l M\ ision nicht zu einem einheitlichen „SchlatrhtenangrilT^ („entscheidenden Angriffs kämpf") eingesetzt wurde, sondern dafs sie selbständig zu fechten begann und nach dem ^Auftrags- und Stütz» punktverfahren** des Generals von Schlichting verwendet wurde, dessen Ergebnis dann an Stelle einer rechtzeitig sich geltend machenden ein- heitlichen Handlung eine Reihe vweinzelter. zu spat wirksam werdender Binselhandlungen war.

r>ieser Teil der Ausführungen des Generals von Scherff ist ganz besonderer Beachtung wert; er hätte vielleicht zweckmäfsiger den ersten Teil des Buches gebildet. Aber auch die diesem Teil voran- gehenden Auseinandersetzungen des (ienerals mit den Li hi - n d''> Generals von bchlichting, insbesondere seine Hinwendungen gegen das von diesem vertretene „Stützpunktverfahren'', kann dem inter> essierten Taktiker nur dringend empfohlen werden. Wenn die geistig Groleen ihre MeinungskSmpfe auskämpfen, so kann die Masse und der aufhtrebende Jüngere davon nur lernen. Freilich ist das Studium dieses Teils meha eine Arbeit als eine leichte Unterhaltung: wenn aber manche Stelle der Bücher des Generals von Scherff auch nicht leicht zu er- lassen ist. so unterscheiden sich seine Arbeiten doch von denen mancher anderer voru-illiaft dadurch, dafs sie nicht nur Behauptungen aufstellen, sondern jede derselben auch bis auf den Grund logisch zu beweisen suchen, freiUch dann manclimal auf Kosten der leichten Lesbarkeit: doch dürfte es aber auch mit Recht fast als anmafsend gelten, ein

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Problem wie das des Infanterieangriffes, über welches sich die Besten schwer zu einigen venndgen, in leichter Unterhaltungsleictare lösen

SU wollen.

Zwei Hauptgrundsätze, in denen General von Scherfl" das wesent- liche der Änderung der Taktik infolge der vervollkommneten Watten ziisammenlafst. iniichlen wir hier n(»ch anführen; nämlich die beiden balze, dafs „das Herankommen bis auf Hauptteuerstellung sich voraussichtlich nicht mehr ohne eigenen Feuereinsaiz wird ermöglichen lassen und dafs das Nachkommen bis auf Haupt- feuerstellung ohne feste Regelung des Verh&Itnisses zwischen vorderen und hinteren Staffeln (Treffen!) nicht mehr gewähr- leistet werden kann*.

Zur Bedingung macht General von Schlichting aber, dafs der Schwerpunkt aller intanteristischen Offensive nicht in der Hindung an die Zufälligkeiten des Geländes, sondern in der rationellen Ausnutzung; ticr Waffe zu suchen ist.

I>ie KrkUiruiiu; d iliir al>»'r. dafs Cieneral von Schciit" alM-i iuals in den Kampf der Meinungen ütjer den Infanterieangrifl" eiagi-eüt, giebt uns folgende Stelle seiner Sclilufsworte:

„Auch jetzt kann ich immer wieder aufs neue! meinen Standpunkt zu dieser Frage nur dahin präzisieren, dafs ich es für eine Pflichtverletzung eroehten müfste, der Infanterie in einem Zukunftskriege überlassen zu woUen» sich ihre zeitgem&lisen An- griffsmittel erst auf Grund zu machender Erfahrungen heraus- zuprobieren.**

Das teure Lehrgeld, welches die Engländer jetzt in Sttdaftika haben zahlen müssen, giebt diesen Worten nur zu recht

Wir aber können stolz darauf sein, dafs der Meinungskampf über diese wichtigste Frage, so wenig günstig die augenblickliche Zeit- strömung in wissenschaftlichen Erörterungen über diese Frage auch ist. niemals einschläft. Nur so können wir dereinst mit ruhigem Ge- wissen sagen, dafs auch die Militärlitteratnr ihre öchuldigkuit gethan hat! V. s.

Das Vordringen der russisehen Macht in Asien. Von Maximilian Graf Yorck von Wartenburg, Oberst und Abteilungschef im groJsen Generalstabe. Mit einer Karte in Steindruck. Berlin 1900. E. S. Mittler Sohn.

Nachdem der viel verbreitete Glaube an die unerschütterliche Weltmachtstellung Englands durch den Verlauf des gegenwärtigen

südafrikanischen Krieges wesentlich beeintrftchUgt worden ist, richten sich die Augen der Welt jetzt wolü mit Spannung auf das Verhalten Rufslands, seines besonders in Asien gefahrlichsten Rivalrn. Es liegt das ujii so näher, als Rufsland irrade jetzt trotz aller Bt-leut-rung seiner Friedensliebe den Einfall hatte, eine probeweise Mobilisierung und

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Umsohaa In der lIUMIr-Iitteratar.

Überführung eines Armeekorps von Tiflis nach der afghanischen Grenze in Scene zu setzen!

Höchst willkommen und überaus interessant ist daher die vor- liegende hochl)rd<'iitende Schrift, welche uns eine historische Dar- stellung von dem Vordringen der russischen Macht in Asien seit dem 16. Jahrhundert bis auf die heutigen Tage bringt. Sie weist dabei nach, wie Kulsiand hautig, mehr der Notwendigk«'it folgend als dem inneren Triebe, von Etappe zu Etappe weiter ging. Teils durch kommersdelle Verhältnisse, teils durch das Bedfirfhis, sich feste Grenzen zu sohaflTen. wurde es Teranla&t, langsam aber sicher die letzteren immer weiter hinaus zu verlegen und seinen Besitz durch Befestigungen,

in neuester Zeit aber auch durch die Anlage eines Eisenbahnnetzes sicher zu stellen. Nach einem Rückblick auf die früheren Jahrhunderte sehen wir, wie unter Kaiser Nikolais I. erneute Unternehmungen gegen Ciiiwa ins Auge gefafst wurden. Wir verfnls^en di»' Anla^jren von Be- festi^rungen am Kaspischen .Meer und Aralsee, denen die Einnahme vonAk Metschet am Ssyr-Darja durch General Porowski im Jahr 1850 folgte.

Fast gleichzeitig operierte der zum üouverneur von Sibirien er- nannte Hurawiew am Amur und nalun im Jahre 1858 von diesem Gebiet Besitz, um 1860 ihn auch auf das Ussuii-Gebiet mit dem jetzigen Wladiwostok auszudehnen. Sp&ter erlbigte hierauf die Anlage der sibirischen Bahn und neuerdings ihre Fortsetzung durch die Mantschurei sowie die Erwerbung von Port Arthur uud Taliewan. Im Jahre 1854 wurde ferner über den Iii vorgegangen und Wjerny gei^nindet. - 1861 begannen die weiteren Operationen am Ssyr-liarja und 64 das endgiltiy:e und planmäfsige Vorgehen ge^en Kokan in zwei Kolonnen von Wjerny und Porowsk aus. welche im Jahre 1.S65 Taschkent ein- nahmen. Hierdurch war der Kampf mit i3uchara unvermeidlich ge- worden und 80 wurde Im Mai 1866 seitens des Genend Romanowski die Offensive gegen das Heer des Emirs ergriffen und Ghodshent, Saamin und Dshisak erobert, was im Juni 1867 die Errichtung des Militarbezirlts und Generalgouvernements Turkestan unter dem Befehl des Generals von KaufVnann und sogleich auch die Ansiedelung von Kasaken zur Foltre liatte. Indes bereits« im Jahr«» 1869 veranlafsten den letzteren Grenzstreitigkeiten mit dem Emir von Buchara wieder zu einer Expedition in sein Land, welche nach heftigen Kämpfen mit der Besitzergreifung des Gebiets von Ssamarkand endigten. Ehe indes hier eine feste Grenzlinie geschaffen werden konnte, erschien es notwendig, sich in den vollen Besitz des Hinterlandes zu setzen und 80 wurde im Jahre 1878 der Feldzug gegen Chiwa eriMIhet, indem Generai von Kaufmann mit der Hauptkolonne von Turkestan und drei weitere vom Kaspischen Meer ans gegen dasselbe vorrQckten, was mit der Einnahme Chiwa« und der Unterwerfüng des Chans Seid Mehemmed endigte, wodurch der Amu-Darja nunmehr die westliche Grenze des russischen Gebiets bildet»- im Jahre 1876 wird nach einer weiteren Expedition endlich auch Kokan durch General Skobelew erobert, Chan

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Ab-dnr-Rachmann nach RuTsIand gesendet UDd sein Ghanat als Gebiet Fergana dem russiachen Reich einverleibt, wobei gleichzeitig die ersten Sohritie gegen Pamir unternommen werden. Wiewohl innere Rümpfe

in Afghanistan. spezi«>ll diu von dessen Thronbewerber unter einander« endlich auch im Jahre 1880 der englische Feldzup gegen dieses Land, es Rufsland nahe gelegt hätten, sich in die dortigen Angelegen- heiten einzumischen, so sah man doch vorläufig d.ivon in der Er- kenntnis ab, dafs weitere l'nternehmiingen in dieser Rirhtuntr, ins- besondere gegen England nur dann aiisiührbar sein würden, wenn gesichertere Verbindungen der dortigen Besitzungen mit dem russischen Reiche geschaffen sein würden. So wird denn am Kaspischen Meere eine zweite Basis zu schaffen gesucht» um, wenn nötig, zuerst auf Herat, nicht auf Kabul vorgehen zu können. Zu dem Zweck wird 1878 Krasnowodsk befestigt und 1880 unter Skol>elew von Tschikisoh^ar aus eine Expedition gegen die Teke-Turlmenen unternommen, welche deren l'nterwerfuntr mit der Eroberung von Oeojr-Tepe am 24. Januar 1881 sowie die Einverleibung ihres (Jebiets in das transkaspische Reich zur Folge hatte. GleiciizeitiLr vcranlafste Skobelew aber auch den Eisenbahnbau von Krosnowudsk uacli Kisyl - Arwat. l'iesem Schritt folgt© aber auch 1884 die fast freiwillige Unterwerfung der Merw- Turkmenen, so dafe Merw nun auch besetzt und die Bisenbahn des weiteren bis dahin fortgeführt werden konnte. Als nun aber auch die Ssalor- und Ssaryk» Turkmenen ihre Unterwerfung antrugen und Rufsland Sseraohs besetzte, erhob Afghanistan Widerspruch, besetzte Pendhs^de und «iie von Rufsland bereits besclilagnahmten Bezirke von Pamir, was dahin liilirte, dafs Kamarow sie am 30. März 1885 bei Pendhs-de angriff, in di«« Flucht schlug und den dortigen Bezirk eben- falls einverleibte. Hierauf wurden unter Mitwirkung Englands Grenz- regulierungen vu! ircrioninien, in denen doch der \\ ille Hulslands im wesentlichsten zum Ausdruck kam. Es war das um so wichtiger, als die bis Ssamarkand projektierte und nunmehr auch bis Taschkent und Andishan ausgeführte Bahn auch im Jahre 1898 von Merw bis Kuschk geführt werden konnte. Auch in der Pamirfrage behauptete Rulsland seinen Willen, indem 1892 afghanische Truppen dort mit Waffengewalt zurückgewiesen wurden und England auch hier den Afghanen die Unterstützung versagte. Weitere Verhandlungen zwischen den drei Staaten setzten srhliefslich die Grenzen bis an das Gebiet Chinas fest, wonach im östlichen Teile Afghanistans am Hindukusch zwischen der englischen und russischen Grenze nur ein schmaler, an einer Stelle kaum 20 km breiter Streiten als sog. Puller- staat bleibt.

Auf die Frage einer russischen Aktion gegen Indien näher ein- gehend, giebt nun Verfasser die in Torkestan und Transkaspien stehenden Truppen im Frieden auf 35000, in Kriegsstärke auf 63000 Mann an, wogegen die Englander in Indien 78000 englische und 188000 Mann eingeborene Truppen zählen sollen, von denen aber kaum die Hälfte

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UiDMcbau ia der Militär-Litterator.

zur Verwendung nach aufserhalb gerechnet werden dürfe! Rnikland bedürfe daher allerdings der Heranziehung eines der kaukasischen

Armeekorps und weiterer europitischer Verstärktinjren. dii* auch im ferneren Verlauf der Operationen mit Hilfe seiner Bahn schneller heranziehen könne als Kniriand, desstMi Kräfte bald erschöpft sfin würden. Der erste iSchrill Hufslands würde unhedins^t die Besetzung? Herats sein, was leicht sei. da die Kntfernun.i; bis dahin von der End- station der russischen Bahn Kusclik nur ein Fünftel der Strecke be- trage, dio zwisc hen Herat und der letzton englischen Station Tschaman liege. Bs würden die Engländer daher wohl Kandahar besetzen, was eine gleichzeitige russische Operation vom Amu-Daija aus auf Kabul nötig mache, welches indes u. U. die Engl&nder früher erreichen könnten. Von gröfster Bedeutung für beide Teile würde aber hierbei das Ver- halten des Emirs von Afghanistan sein. Er könnte mit seiner 40— 5000<^ Mann starken Armee den Hussen elx-nsosehr den l'beriranc: über den Hindukusch eischweren. wie den Kiitrliindern die Defileen des Kahul- Thales sperren, beiden auch später die Verpflegung und wt'itHivn Nachschub sehr erschweren. Die diplomatische Vorbereitung zur Gewinnung des Emirs spiele daher hierbei eine Hauptrolle; indes habe es den Anschein als ob Rufsland vorläufig hier im Vorteil sei! Bs er- scheine den Asiaten als die stSrkere Macht, da es stets im Vordringen geblieben sei, während Bngland, häufig sogar auf Kosten der Afghanen, nachgab. Auch habe Rufsland es verstanden, in den einverleibten Gebieten 8i(;h mit den Eingeborenen schnell auf einen guten Fufs zu stellen. Vor allen Dingen sei zu erwägen, dafs bei einem Kampf um Afghanistan die Kngländci- nichts gewinnen kimnen, da sie kein Interesse daran und keine Möglichkeit haben, weiter in das russischi) Reich hineinzustofsen. Sie könnten nur Hufslands Ansehen in Asien schädigen. Dieses setze also nur einen Teil seiner politischen Stellung und Macht auf das Spiel, in Bngland aber das Ganze! v. M.

Die heutig« Grundlage der deatsehen Wehrkraft Von LujoBrentano

und Robert Kuczynski. Stuttgart 1900. Cottasche Buchhandlung. Hervorgegangen ist diese auf statistischen Grundlagen beruhende Schrift aus einem Vortrage, den HeiT Brentano in München irehalten hat. In diesem Vortrage wurde die Behauptung autgestollt, dafs nicht, wie man allgemein anzunehmen püegt. die landwirtschaftliche Bevölkerung, sondern vielmehr die industrielle das gröfste Kontingent an Ersatz für das Heer stellt. Dieser Vortrag erregte, wie natürlich, lebhaften Widerspruch in der Presse, zumal bei den Agrariern. Nun hat Herr Kuczynski an der Hand sehr sorgsam zusanmiengestellten statistischen Materials den Nachweis zu fahren venucht, dab die industrielle Be- völkerung nicht nur absolut mehr Rekruten stellt, was ja bei der Bevölkerungsdichtigkeit in Industriebezirken noch kein Beweis für die Qualit;it wäre, sondern dafs sie auch relat i v sich leistungsfähiger erweise, indem von tausend Landleuten weniger Rekruten zur Einstellung ge-

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Umschta in der Militär-IitterAtur.

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langten, als von tausend Industrie-Arbeitern. Nur die handeltreibende Bev51kerung steht nach Herrn KuczynsUs Berechnungen noch hinter der Ackerbau treibenden zurftek.

Dies im wesentlichen die QnintessenB der beiden einander er- gänzenden Schritten, wolcho in dem vorliegenden Heft vereinigt sind <132 Seiten). Nebenbei werden der amtlichen deutschen Statistik vielerloi Vorwiirf«» gomacht.

Statistische Zusamnu-nsteilungen sind sehr wichtig und schätzens- wert: sie gellen, wenn richtig ermittelt und richtig gruppiert, eine sichere Grundlage für die Beurteilung. Aber mitunter kommen zwei Gegner an der Hand statistischen Materials zu genau entgegengesetzten Ergebnissen, je nachdem sie ihr Material auswählen und gruppieren. Oft wird der Leser, der beide Darlegongen liest, bei Nr. 1 sagen: „Der Mann hat Recht und bei Nr. 2: „DerMann hat auehRechf*; analog König Friedrich Wilhelm I.. als er sich von zwei Advokaten Aber denselben Fall Vortrag halten Uefs.

Wir können den eingehenden I 'arlegnngen der Doppel-Broschüre liier nicht folgen, wollen nln-r nicht versäumen, unsere sich für die vorli. Inende Krage interessierenden Leser auf diese bemerkenswerte statistische Studie hinzuweisen. P. v. S.

Das Heer als ()nelle der TSIkergröfto. Eine politisch-geographische Studie. Von Dr. Friedrich Ratzel, Profbssor zu Leipzig. München. Oldenburg. Preis 1,20 Mk.

Der Verfasser ist kein Geringerer als der in der geographischen Welt rühmlichst bekannte und hochgeschätzte Autor der „Poiitüschen Geographie. ** Wenn über dies grofse Werk seiner Zeit von der berecht iirsten Seite, der Gesellschaft für Kikunde zu Berlin geurteilt, wurde: „Hier zuerst sind die geschichtlichen Thatsachen aller Zeiten und aller I-änder zur „Ermittelung d*'r geographischen Grundfesten der Politik herangezogen worden,** so gilt dies auch von der vorliegenden geistvollen Schrift, mit der Ratzel dem deutschen Vaterlande in der hochwichtigen Zeit, welche wir in seiner politischen Entwickelung durchleben, seinen patriotischen Tribut abtragen will Mögen es sich die engherzigen Parteimänner in unserm Reichstage gesagt sein lassen. daTs bei der Betrachtung des Umstandes, dafs auf unserer Erde in einer Wasserfläche von Ji65 Millionen nur 144 Millionen qkm Land in Form von Erdteilen und Inseln liegen, sich vor unserm geistigen Auge ein ehenso gewaltiges Stück Menschheitsgeschichte erhebt. Von diesen Zahlen gehen unsere Gedanken zu dem, was sie für die Völker be- deuten. Wenn das Meer lusi drei Vierteile der Erde bedeckt, dann kann nur aus dem Meere der Schatz der Herrschaft über die Erde gehoben werden. Und dabei sind die ilusgangspunkte so eng wie unser Dünenstrand.

Wenn der Verfasser sagt: «Nur das Meer kann wahre Weltmächte erziehen!* so fügt er auch an anderer Stelle mit Recht hinzu: «Das

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UmseliM in dm M lUtibsLittentar.

Meer ist eine Quelle politischer Kraft für jedes Volk, das sich ihm

anvertraut.** Doch dürfen wir hierbei nicht vergessen, dafs hier nur die Reichtumsquellen dauernd sind, die auch zugleich Machtquellen sind. Und darum ist es das weltgeschichtliche Verhängnis der See- mächte von Sidons Z»Mten an. dafs sie die Machtquellen vernachlässigen, um nur die Roiclislhiiius.juellen zu pflegen. Die Machtquelle zur See liegt aber in einer starken Flotte. Und da glauben wir. dafs mit Flammenschrift die nackten statistischen Daten sprechen, dafs am Schlüsse des 19. Jahrhunderts Deutschland im Tonnengehalt seiner HandeU> flotte Frankreich fast um das Doppelte übertraf« und in zweiter Stelle gleich hinter England stand, w&hrend Deutschlands Kriegsflotte noch nicht die Hälfte des Tonnengehaltes der französischen zählte. MQgen daher die Vertreter des deutschen Volkes sich einmal erheben von dem niedrigen Standpunkte kleinlichen (iczänkes und es vorstehe n l^Tnen. dafs, wie im 20. Jahrhundert ein Grufsstaat ohin- wirtschaltliche \\ elt- interessen undenkbar geworden ist, auch ©in wahrer Seestaat ohne Seemacht nicht mehr zu denken ist. C. v. Z.

Freiherr von Tettau. Die russische Armee in Einzelschriften. Teil I. Taktik und Reglements. Heft 5. Kampfmittel und ricfeclit der Feldartillerie. Heft 6. Ausbildung der Infanterie unter besonderer Berücksichtigung der Srhiefsvors ch rift vom Jahre 189P. Heft 7 Ausbildung der Kavallerie. Heft 8. Ausbildung und Gefecht der Kasaken. Auf Grund dos Kasakenreglements vom Jahre 1899. (Mit vielen Abbildungen un Text u. s. w.). Berlin 1900. Liebel. Ermäbigter Gesamtpreis für alle bisher erschienenen 8 Hefte 12 Mk. staU 15 Mk. (Einzelpreis Heft 5 und 8 je 1,60 Mk Heft 6 und 7 je 2 Mk ). Mit den vorliegenden Heften hat Freiherr von Tettau den ersten Teil seiner Arbeit abgeschlossen. Das ungeteilte Lob. das wir den vorangehenden aussprechen durften, können wir zu unserer Befriedigung hier nur wiederholen. Es verdient besondere .Anei kennung, dafs Ver- fasser die erst im Jahre 1899 endgültig eingeführte neue Schiefsvor- schrift, die Felddienstordnung, die Vorschritl für die Ausführung der Winterfibungen im (}el&nde, das Reglement der Feld>Artillerie und der Kasaken schon jetzt unseren Offizieren zugänglich gemacht hat Es wird das Studium der in so hohem Grade gegen frfiher verbesserten russischen Ausbildungs-Grundsätze gewifs in unserer Armee zu erhöhtem Streben anregen, um auch bei den in allen europlUschen Armeen unausgesetzt gemachten Fortschritten stets die Führung zu behalten auf allen Gebieten soldatischer Thiitigkeit. Wenn Verfasser in der Einfiihr ungseiner .Arbeiten darauf hinwies, dafs diese eiin- wiilkuniniene Ergänzung dos Bandes „Rufsland" des bekannten Sammelwerkes ^Heere und Flotten der Gegenwart" bilden sollten, so können wir aus eigenster Kenntnis beider Werke dies nur voll best&tigen. HofTentlich ISfst die als 2. Teil der Einzelschriften in Aussicht gestellte «Organisation der russischen Armee" nicht zulange auf sich warten. 17.

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Umschau in der Militär- Litter atur.

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PoitBchritto imd Teiliidenuigen Im Geliiete des WalfoBwesens in der neaesten Zelt. Von W. Witte, Oberst z. D. Mit Abbildungen

im Text Zweite, vollständig umgearbeitete Auflage. In drei Abteilen. Berlin 1900. Liebelsclie Buclkh. Die vorstehende VeröfTentlichung. in erster Autlago 1895 er- schienen, sollte die vom V<'rfa.ssei' l^Sl heniusgegebene „Oemein- t'afslirhr Waüenlehre** ergänzen und l<»rtselzen. Mit Kücksicht auf dio fort währenden Neuerungen im Waffenwesen erschienen in lien F<»lge- jahron Nachträge zu den „Fortschritten etc." Verfasser hat es nun für zeitgem&iB geiialten, mit einer Neuauflage lierauszutreten. Hierzu ist der ZeitpunlKt nicht unglilclclicli ausgewählt, wenn wir gleich einen gtewissen Abschlufs in den wichtigsten Fragen der Armeebewaflhung nicht zu erkennen vermögen, insbesondere auch mit Rücksicht darauf,, dafs eine ganze Reihe von Staaten mit üiren Feldgeschütz-Modellen sich noch im Versuch befinden Ks sind aber wenigstens einige Staaten., tiber deren Vorgehen man in ziemlicher Klariieit ist.

Verfasser hat eine Dreiteilung des .Stotles vorgenommen. Der erste Teil utnfafst: (leschichtliche Kntwu kt lung des WafVenwesens, Treib- mittel und Sprengstotle. das Öchiefseii und die Wirkung der Feuer- "waffen, die Einrichtung und der Gebrauch der Handfeuerwaffen. Hier Ut jedenfalls Vielerlei zusammengefalst. Der U. Teil behandelt: Ein- richtung der Geschützrohre, Lafetten und Fahrzeuge, ßevolverkanonen, Schnellfeuer- und Panzergeschütze and der Artillerie-Munition. Im. ganzen handelt es sich um die niechani-sche Einrichtung der Geschütze.. Der III. Teil giebt: Gebrauch der Feld-Belagerungs-, Festungs- und Küstengeschütze. Man vormifsl die Aufschrift: Wirkung der Geschütze.

Verfasser hat alle neueren Konstruktionen von Handteuerwatten und Geschützen, soweit sie bekannt sind, berü< ksj( btiy:t. So finden wir u. a. die deutsche Feldkanone 96 und einige .\ndeutungen über die Feldhaubitze 98. Bei ersterer möchten wir zu Seite 219 bemerken, dafs die völlige Spannung der Schlagfeder erst mit dem Anziehen der Abzugsschnur eintritt Unter „Frankreich* S. 225 erscheinen die ein- zelnen Konstruktionen an Schnellfeuergeschfitzen nicht genügend aus- einander gehalten. Über das französische Feldgeschütz 97 hätten sich, einige Andeutungen machen lassen. Auf weitere ll'u/elheiten können wir nicht einerehen Zur Anmerkung Seit'- unten möchten wir bemerken, dafs der Fanzerzug auf der Militärbalin trar niehi existiert hat.

Unser Gesamt-lVteil möchten wir dahin abgeben, dafs du- vorliegende Schrift, welche mit vielen Abbildungen, auch Tabellen a usgeslattet ist, ein geeignetes Orientierungsmiltel auf dem Gebiete des Waffenwesel»- und insbesondere zur Vorbereitung auf die Offizier-Prüfung ein passendes Hüfsmitlel bildet 1^*

Betraehtongen über die Zukunft des meehauischen Zuges für den

Transport auf Landsirafsen, hauptsächlich übi»r seine Verwend- barkeit im Kriege. Angestellt auf Grund der in der einschlägigen

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Umschaa in der MilitUr-Litteratur.

LUteratur niedergelegten Brikhrungen von 0. Layriz, Oberst- leutnant a. D. Mit 20 Abbildungen im Text. Berlin 1900. B. S. Mittler und S. Im yorliegenden Buclic wird uns ein sehr zoitj^emftfses Thema

vorcreführt. Es ist keine Fra^e. dafs wir b»*i der Soriro um die Er- haltung der ^2n*ofsen ZukunfUs-ArnietMi mit dem tierischen Zuge nicht auskommen werden, ahgesehm davon, dafs der mechanische auch viele ihm eigene Vorteile vcrschatTt. Als erste (iattung des mechanii^chen Zuges tritt uns die iStrafsenlokomotive entgegen, die schon ihre Kriegs- erfiihningen hat; die neueste Zeit hat die Automobile gebracht, die auoh als Vorspann benutzt werden Icann. Wir haben solche mit elektrischen und mit Bxplosionsmotoren, für grofse Lasten können sie aber als noch nicht kriegsbrauchbar bezeichnet werden. In alle diese Beziehungen führt uns die Schrift ein, die aufser der Einleitung in noch sieben Abschnitte zerfallt.

In der Einleitung lu'ht Verfasser u. a. hervor, dafs es Zeit ist für die Anerkennung des Ht'dürfnisses, dafs Einrichtungen für den niecha- niscluMi Zug in den Rahmen der im Frieden für den Krieg zu trefViMiden Vorbereitungen gehören. lYiese Hrkennlnis mufs weiteren Kreisen der Nation zugänglich gemacht werden, da an die Vertreter in nicht zu femer Zeit die Forderung herantritt, Geld dafür zu bewilligen. Die Anschaffüng der Maschinen und Lastflihrzeuge wird eine nicht geringere Summe ausmachen, als bisher die Ausgaben für eine Neubewaflhnng der Infanterie betrugen.

Der zweite Abschnitt führt uns in sehr interessanter Weise in die r,f.srhichtt> d*>s mechanischen Zuges ein; das erste Vorkommen fällt in den Krimkrieg, wo die Strafsenlokomotive seitens dei- Engländer zum Transport ihrer schweren Artillerie benutzt wurdo. Seit lb96, wo es g^'lun^en, die Explosionsmotoren so herzustellen, dafs damit kleine, auf guten StraTsen rasch laufende Fahrzeuge möglich wurden, kann erst von einer weitergreifenden Bewegung zu Gunsten des meclianischen Zuges die Rede sein. Die Automobile als Selbstihhrer ohne Anhfingewagen ist das Thema des dritten Abschnitts, das uns mit den verschiedenen Einrichtungen bekannt macht. Der Automobile in dieser (iestalt wird wenig Aussicht gemacht, für militärische Zwecke im grofsen Stil Verwendung zu finden, wogegen ihr im vierten \h^<'hni*t eine gröfsen* Redeutunu als Vorspann zuerkannt wird. Hici- wrnien noch ganz Itesonders die 1 »ampfmotoren betrachtet, für welche bereits kriegsgeschichlliclie Erfahrungen zu Gebote stehen. Der fünfte Ab- schnitt beschäftigt sich nui den Dampfwagen, die in erster Linie Selbstlahrer und nur in zweiter Linie Vorspann sind für kleinere Laston, die in einzelnen Geschützen oder beladenen Beiwagen bestehen. Der Bestrebungen, den Dampfmotor durch andere Motorarten zu ersetzen, ist im sechsten Abschnitt gedacht Die Stellung des Transportbetriebes mittelst Strafsenlokomotiven zu dem mittelst Feld- Bahnen betrachtet der siebente Abschnitt Wenn zur Zeit wie

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L'uiHciiau in der Militär-Littoratur.

251

Verfasser nachzuweisen versucht, nur der Strofsenlokomotive die Aus- sicht gegeben ist. als mechanisches Zugmittel im Kriege statt des tierischen Verwendung zu finden, so lann Iceineswegs die Armee im Frieden so viel Maschinen bereit halten, als sie im Krieg(> bedarf. ist daher von grofsem Interesse, inwieweit diese Maschinen im Lande verltrcitot sind, um im Krieere darauf ziiriiok^rcifen zu krmnm Tli«>rmit beschiit'tifff sich »irr .irhtc Abschnill. Kinr Anlap^ stellt die Erfahrungen in mechunischeni Zum- mit dt-r Strarsenlokomotive für Kriegszwecke zusamnwiuMi und ist besonders lehrreich. Hier erfahren wir auch, dafs England in Südafrika eine besondere Strafsenlokoniütiv-Abteilung tür den gegenwärtigen Krieg gebildet habe. Zu den fhchgemllfi9en Aus- filhrunfcen des Verfassers liefern die betgegebenen Lichtdruckbilder eine sehr willkommene Erläuterung. Die Arbeit wird in militärischen wie technischen Kreisen eingehende Beachtung finden. 12.

Die Leibesübungen und iliro Kedeutnn^^ für die Gesundheit. Von Professor Dr. K. Zander. Mit VJ Abbildungen im Text und auf Tafeln. Leipzig 1900. (1. Teiihn.Mv {»reis 1,15 M.

Vorliegende Schrift ist das 13. Bandelieii der Sammlung wissen- schaftlich gemein vei-ständlichei Darstellungen aus allen Gebieten des Wissens (nAus Natur und Geistesweh*) und verdiente auch in militä- rischen Kreisen volle Beachtung.

Mit Freuden ist es zu begrüfsen, dafo ein so berufener Gelehrter wie Dr. R. Zander in streng wissenschaftlicher Weise, aber allgemein verständlicher Form das Wesen der Leibesübungen dargestellt, in Wort und Bild geschildert und den günstigen oder schädlichen Einflufs derselben auf den ganzen Körper eingehend behandelt hat. Kr er- läutert, weshalb nicht jode Übung für einen jeden pafst, und zeigt, wie nötig es ist. dafs Individualität und Lebensalter bei der Wahl der Übungen Berücksichtigung linden.

Mit Recht darf dieses fiftndchen einem jeden empfohlen werden, der sich fflr LeibesObungen und Sport irgend welcher Art üitereasiert

S.

III. Seewesen.

Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie. Heft 3. I'^ntwurf zu einem Hafenhandbuch der Seewarte. Bemerkungen über die i'arafai-Bucht. St. Antonio. Kap Verdische Inseln. Anstcuening des Ankerplatzes. Aus dem Reisebericht S. M. S. ^Charlotte'-, Kunid. Kapt. z. See Vüllers. Dezember 1899 (hierzu die Vertonung im Te.\i). Be- merkungen fiber den Bismarck-Archipel. Admiralitäts-Inseln, Neu- Hannover, Neu-Mecklenburg. Aus dem Reisebericht S. M. S. „Möwe*, Komdt Korv.-Kapt. Dunbar. Juli, August 1809 (hierzu Tafel 4). Santa Rosalia. Nach Berichten der Kapt. Mehring, Schiff MArtemis* und Jolles, Schiff MBarmbeck" ergänzt nach älteren den f sehen und englischen Angaben. Puerto ei Triunfo. Nach Fragebogen und

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ümsoluui in der MiUtibr-Uttentar.

Bericht des Kapt. 0. Niemann, Bark „Philip Nelson**, sowie älteren Quollen, Die Ouan<»-!nsol Lobos de Afiiera. Xarh Bericht von Kapt C. Schulz, Bark „Edith" nebst Ergänzung aus englischt?n Quellen. San tos. Einige Angaben über das Entladen der SchitTe. Nach der Xuidüstküste Austraii«nis. Aus dem Reisebericht der Bark „Enderdale". Kapt. K. ßulier. August bis Oktober 1898. Von Neu-Süd- Wales nach Gallao und Talcabuano von demselben Schiffe. Stunn auf dem SfldaOantischen Ocean im Februar 1899. Wasserhosenartige Er- scheinungen im Gol&trome» von Kspt H. Haltermann, Aaaistent bei der Seewarte. Die gegenwärtige Eisnieerfischerei und der Walfang. Treibeis in südlichen Breiten von L. Dinldage. Hiifstafel zur Berechnung der Besteck Versetzung bei der Längen- und Breilenmethode. von W. Reuter, Navigatinnslohror in Leer. Zur Berechnung des Schiffsortes aus zwei Gestirnshöhen nach der Höhenmethode, von E>r. R. Schorr. Zur Berechnung des Schiflsortes aus zw»m und mehr üestirnshöhen nach der Höhenmeihode von (J. Holf, Kgi. Navigations- schul-Direlctor. Über Echo bei Nebel und ein auffälliges Verhalten der Wassertemperatur. Die Witterung an der deutschen Käste un Januar 1900.

Marfaie*Bundschau. März 1900. Viceadmiral z. D. Paul Freihenr

von Reihnitz t. Über New- York und seine Kampfmittel, von W.Staven- hagen (hierzu 1 Plan mit 5 Bildern). Die fremden Kriegsmarinen im Jahre 1899. von Marinebaumeister Sülsenguth (mit 5 Ski/./en». - - Das WerkstnttsrhifT „Vulkan" der Vereiniirten Stuaten-Flutte. von Meufs, Kapi z. S. z. D. Die Vermessung m Kiautschou. Über Eisenbahnen im westlichen Alrika, von Oberleutnant z. See Küsel. Zur deutschen Marine^Utteratur in den vierziger Jahren, von J. Nassen, Gymnasiai-Oberlehrer in Jülich. Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten über Seewesen, Schiffer- und Pischerieben in den germanischen Sprachen. Statischer Schiffsgeschwindiglceitsmesser mit Fernmessübertragung. Thätigkeitsbericht des Fischereikreuzers S. M. S. „Blitz'* für den Monat November 1899. Sclinellsi^elnde Gaflelschooner. Mobilisierung alter SchifTe.

Mitteilungen aus dem (»ebiete des Seewesens, Nr. 3. L)ie Campagne von Abukir. lun Diagramm zur graphischen Lösung der astronomischen SchilVulu t^-Problerae. Die Genauigkeit der heutigen Chronometer-Erzeugung. Kohlenüberschiflung in See. Der Stern- Sucher. Fremde Kriegsmarinen. Die Flottenstarke der gröfseren Seemächte. Stapellauf des deutschen Schnelldampfers „Deutsch- land*. —

Amy and Navy (Gazette. Nr. 2092. E)ie erste Reserve-Flotte. - Das neue Marine-Budget. Über den Zwischenfall mit englischen Marine-Offlzieren in Kapstadt. Probefahrt des Torpedobootszerstörers „Viper**. Nr. 2093. Das Marine-Budget. Ansicht des Kapitäns Mahan über Englands Zukunft nach dem Transvaal-Krieg. Nr. 2094. Ausweich-Regeln. Der Nicaragua-Kanal. Zurückziehung der

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UmMluui In der MIHtir-Iitteratar.

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Marine-Bfannschaften vom sildaiHkaiuBchenKriegsscIiaupUits. Ht.SOOB.

Gewehrdienst in der Plotto. Der Hay-Panncefote- Vertrag Die Leistungen der Marine-Brigade im jetzigen Kriege. Unfälle fran- zösische*!- Torpedoboote Cyclono und Hallpbarde. Einrichtung von L)ar es Salaam zu einer befestigten Kohlenstation. Die Verteilung der russischen Auslandsschiflc.

Journal of the Royal United Service Institution. Nr. 264. Titelbild: Das russische geschützte Kanonenboot 1. Kl. „Kbrabri". Neuere französische Expeditionen in West-Atrika. Gründe für die Einfllhnmg der 'Waseerrohrkessel in die Bforiiie der Vereinigten Staaten. Marine-Nachricbten.

Army and Navy JonniaL Hr. 19M. Die Verbesserung des Krieges. Von Manila. Die Siarinefbrtschritte im Jalire 1899. Von den Inseln. Starke Explosivstoffe. Diese schreoUichen Philippinen, Die Gesundheitsverhältnisse in Havanna. Von der Marine- Akademie. Kr. 1906. Spanische Kritiken über Santiago. Die Schnelligkeit des Baues neuer Schiffe. Gratifikation für Deweys Flotte. Bedarf an Marine-Offizieren. Überwachung eines Untersee- Kabels. Nr. 1907. Die Bubonen-Plage. Kranke Philippinen- Soldaten. Die ^New-York" vor La Guayra. Das Neueste von Manila. Die Befestigung des Isthmus-KanaJs. Marine-Soliulschifre. Das Pacifle-Kabel.

ReTue maritime et coloniale. (Januar 1900) Mitten durch Tonkin; der Fluls Ciaire. ^ Die Sicherung von Convois. Die Ver^ teidigung von Convois. »Victoria und Albert" die neue englisohe Kdnigs- yacbt Der amerikanische Kreuzer «Chicago". Der amerikanische Kreuzer „Kearsarge". Fortschritte der japanischen Marine. Meteorologie im fernsten Orient. Die Kohlen des Donetz -Bassins. Seepostdienst nach den Antillen. Die Lage unserer Handels- marine. — Über Schiffsunfälle.

Rivista inarittinia. (Februar 19CX).) Kanonen und Panzer. Bestimmung der Widerstandsmomente gegen die Beanspruchung der Längsverbände von Schiffen. Über die Schlacht bei Setto-Pozzi und deren Folgen. E)ie Geschwindigkeit in der Seetaktik. Der Transpurt •englischer Truppen nach dem Kap. Yachtsegeln. Ergänzungs- band: Über Ballistik.

Morakol Sbonük. Nr. 3. iMärs.) Offisleller Teil: Instruktion für Spreng- Arbeiten (Zerstörung von Küsten-. Telegraphen- und Telephon- Linien, Signal -Stationen, Eisenbahnlinien und Eisenbahnkunstbauten in Nähe der Küsten, Hafeneinrichtungen, Geschfitsen u. s. w.). Nicht- offizieller Teil: Hilfskreuzer im spanisch-amerikanischen Kriege. Die Reorganisation des Personals der nordamerikanischen Flotte. Grundlagen der Organisation der Seemacht. Verwendiinc: von Lpucht- Bojen bei Geschwader-Fahrten im Nebel. Stern-Beoh;u'litungen auf dem Meere. Rettungs-Einrichtungen an den Küsten Europas.

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Umsebau in der MiUtär-Litteratur.

VI. Verzeichnis der zur Besprechung eingegangenen Bucher.

(Dte •!n^«>!rang(>n9B Bfleh«r erblir«!! »In» B»<K|>r(<cfaung saeh IfalVi^l)« Ihrtr 1M*ntldl|t '** **>^ ffiplKi r>'ii il.'itime«. Eine Verpflichtung, jede*- einpf htTiiln Itu ii /u l'».«;.rprln>n. QberDimmt die Leitung der .«Jalirb&eiier' nicht, doch werden dl» Titel BiLmtlicher Bücher nebst Angabe des PreiMt tofMB 4l«Mr ialt(«Mlt «arl* hl«r vtmwM. EIm HMkMnlaiff ven BOobtni fbd«! bI«U Matt.)

1. Geschidite des 2. Rheinischen Husaren -Regiments Nr. 9. Im Auftrage dargestellt von v. Bredow, Oberstleutnant. 1815 bis 1871. Pdrtgesetet von Böhmer, Leutnant. 1871 bis 1899. Dritte Auflage. Berlin 1899. EL S. MMer & Sohn. Preis 10 Mk.

2. Lehncrf s Handbnoh für dem Tmppenfilhrer. Vnter Berück' sichtigung der Felddienst-Ordnun^ vom 1. Januar 1900. Neunzehnte, völli«; neu bearbeitete Auflage. Berlin 1900. £. S. Mittler & Sohn. Preis 1,50 Mk.

3. V. VVedoKs Offizier- Taseheubueh tiir Nf.imiver. ('buuucsriti«'. Kriepsspiel. taktische Arbeiten. Mit Tabellen iiiui ^ignaturental'eln. Nüu bearbeitet von Bai ck, iiauptmann. Berlin 1900. R. I^^isenschmidt. Preis 1,50 Mk.

4. Jahrbneh für Kadetten. Herausgegeben von Schaarschmidt. Miyor a. D. Erster Jahrgang 1900. Oldenburg i./Qr. 1900.

5. Reglements der Kaiserlieh Russischen Armee. 6. und 7. Heft

Die Schiefsvorschrift vom Jahre 1899. I. und II. Teil. Mit Zeichnungen. Bearbeitet von Küster. Hauptmann Preis 4..¥> Mk

6. Was enthält die Felddieustordnung vom 1. Januar 1909 Keuesi Berlin 1900. E. S. Mittler \- Sohn Prei.s 60 Pfi?.

7. Der Kriefj: in Südafrika, ivurz (iargestellt von Ludwig V. Kstorfr, Major iiu gr. Ucnei-alstabe. Erste Lieferung. Mit 4 Texl- skizzen und zwei Karten in Steindruck. Berlin 1900. E. S. Mittler & Sohn. Preis 1,80 Mk.

a Zur AusbUduig der Feld- Artillerie. Studie von OttA-ied Layriz, Oberstleutnant z. D. Berlin 1900. R. Eisenschmidt Preis 2 Mk.

9. Takti.sehe EntwiekelimgBMif^aben für Kompagnie, Bataillon,

Regiment und Brigade von K. v. Briese n, Oberstleutnant Mit 63 Figuren im Text und auf 18 Tafeln. Berlin 1900. R. Eisenschmidt

Preis 2 Mk.

10. Die Schlacht von Vionville-Mars-la-Tour und das Königl. Preufs. X. Armee-Korps. Eine kritische btudie über die 19. L»ivision von Fr. von der Wengen. Berlin 1900. Militär - Verlagsanstalt Preis 80 Pfg.

11. Kriegsgeschicshtllehe Beispiele ans dem deatseh-transSsisehen Kriege von 1830/71. Von Kunz, Major a. D. 12. Heft Beispiele

für das Gefecht und den Sicherheitsdienst der Infanterie. Berlin lOOO. E, S. Mittler Sc Sohn. Preis 3,50 Mk.

12. Die Waffen hoch! Illustrierte I>ekadenheffe für Deutschlands Heer und Flotte. Nr. 2. Preis 10 Pfg. Saulgau, Leipzig, Stuttgart 0. Bachmann.

13. Neues aus der Felddien stordiiuug. Von Oldenburg i./ür. 1900. G. Stilling. Preis 45 Pfg.

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UuiMfaAa in der Milttir-Littorator.

255

14. üictioiiiiaire müitaire. Encyclopedie des sciences militaires, redi^jee par im comite d'offlciers de toiites armes. 15*" livraison: Magasins-Montagne, Paris -Nancy 1899. Librairie militAire Berger Levrault et C'«^ Preis 8 fr.

15. Fritz Lienhard, liureuiieder. Flugschriften der Heimat Holl 2. Preis 50 Pfg. Leipzig und Berlin 1900. G. H. Meyer.

16. AIHkanliwiher Totentens. Nach den Erinnerungen eines englischen Offiziers vom Stabe des General BuUer. I. Teil. Von London nach Ladysmith. Preis 1 Mk. Berlin 1900. Fassingers Buchh.

17. Kriegseifahmiigiii. Von H Graf von der Schulenburg, Oberleumant a. 0. Braiinschweig V.m. Preis 1.20 Mk.

IS. >\ eitwirtsehttft und Flotte. Kin Vortrag zur Flotten Ver- stärkung von K. Paschen, Viceadmiral z. D. München 1900. C. H. Beck'sche Buch Ii. Preis hO Plg.

19. Die Meere.sbeherrschung in ihrer Biiciiii irkung auf die LandoperstioBeii ta grohea Krieges. Ein Beitrag zum Studium modemer Strategie von Albert Mar gu tti, Hauptmann un K. u.K. General- stabe-Korps. Mit 5 KartenslLiszen. Wien und Leipzig 1900. W. Brsu- müller. Preis 4 Mk.

20. Neue Volksbücher. Herausgegeben von der Vereinigung von Freunden christlicher Volkslitteratur. Unser Bismarck. Von Paul von Schmidt, Generalmajor z. D. 65. Bändchen, Mit iilustratiooen Berlin 1900. Srhril'tenvertriebsanstalt S. W. 13.

21. Lehren aus dem südafrikanischen Kriege für das deutsche Ueer von v. Fran<,'ois, Major a. D., früher Landeshauptmann von Deutsch-Südwestafrika. Mit 8 Skizzen. Berlin 1900. B. S. Mittler k Sohn. Preis 1,40 Mk.

22. Denkirürdigkeiteii eines wfirttembergisehen OfUers aus dem Fddsnge im Jabre 1812. Verdffentlicht durch Freiherm v. Rote n ha n « Oberst z D. Dritte Auflage. Mttnchen 1900. Franz*sche Buchh. Preis 1 .Mk.

23. Das strategische und taktische Zusammenwirken von Ueer und Flotte. \ on v. Jansen, Generalleutnant z. I). Zweites (Schlufs-) Heft. Berlin 1900. K. S. Mittler Sohn. Preis 2,25 Mk.

24. Der Krieg in Süd-Afrika 1899/1900. Bearbeitet von A. v. Müller. Oberleutnant. III. Teil. Die englischen Rüstungen im Dezember 1899 und Januar 1900. Der Tugelafeldzug des Generalleutnants Buller. Die Kriegslage im Süden und Westen. Berlin 1900. Liebersche Buchh. Preis 1 Mk.

25. Die Heere und Flotten der Gegenwart. Herausgegeben von C. v. Zepelin. n » i ilmajor a. D. Frankreich. Das Heer am Ende des neunzehnt^^n Jahrhunderts von Hepke. Oberst. .Mit einer Karte der Truppenstandorte und einer Armee -Einteilung von Exner, Oberst- leutnant. Berlin. A. Schall.

20. Industrie, Handel und Flutte. Volkswirtschaftlicher Atlas in fünf Tafeln und zwei Karten nebst erläuterndem Text. Unter Beihilfe

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Umaohan in der MilttSr-Uttwaftar.

mehrerer Künstler herausgegeben vum De u Ischen Plottenverein. Braunschweiff. G. Westormann. Preis 1.50 Mk.

27. Skobelew im Türkeiikriege und Yor Achal-Teke. Er* innerungen eines Augenzeugen von A. W. Wereschtschagin. Autorisierte deutsche Ausgabe von A. von Drygalski. Berlin liNX). J. Räde. Stuhr'sche Buchh.

28. IHe Flottonfllhiiiiig im Kriege auf Onoid des DoppebrtaM- Systeins. Von Rudolf v, Lahres, K. und K. Linienschiffs- Kapitän. Mit 260 Abbildungen im Text und ö Tafeln in Steindruck. Berlin 1900. B. S. Mittler Ä.- Sohn. Preis 10 Mk.

29. Der Kriegin Südafrika. Nach den besten vorhandern n Ouellen bearbeitet von v, Kunowski, Hauptmann und Pretzdorff. Olu iieutnant. Zweiter Teil: Die Ereignisse im Januar und Februar 1900 bis zum Eingreifen FeldmarBchall Lord Roberts. Leipzig 1900. Zuckschwerdt&Co. Preis 1,50 Mk.

M. Lehnertfs Handbneh für den TnippoifliliTer. Unter Berück- sichtigung der Felddienst- Ordnung vom 1. Januar 1900. 19. völlig

neu bearbeitete Auflage. Berlin. April 1900. B. S. Mittler & Sohn. Preis gebd. 1,50 Mk.

31. Sy.stem der Reiter-Ausbildung Den Offizieren der deutschen Reiterei gewidmet von Paul Plinzner. Major a. D. Dritte, durch- gesehene Aullage. Berlin 1900. E. ä. Mittler & Sohn. Preis 2,40 Mk.

Druck von A. W. Hayos Erben, Berlin und PetMdam

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XXIII.

Die 3. Kavalleris-Division im Kriege 1870—71.

Von

Jnnk, Kittmeister a. D.

(Schlafs.) VII.

Das Gefecht bei Poeuilly und die Sohlaoht bei

8t Quentin.

Am 18. Jwiaar halte das Trappenkoips des Generab Graf y. d. Gfoeben auf Yennand aa manchiezen imd unter den Befehl des Generals t. Enmmer m treten, dessen Bzigaden ttber Saint-Christ nnd Tertiy sowie ttber Brie nnd £str6ee-en*€9iaiissee auf Etreillen yorgingen. Die Kavallerie des Generals Graf y. d. Groeben hatte naeh links an shshern nnd bis an nnd über die Sehelde anfeaUXren. Sollte der Feind bei Si Qnentin stehen bleiben, so lag es nicht in der Absieht des Generals y. Goeben ihn daselbst sehen am 18. an* zagieifen, die genommenen Stellnngen sollten dann nnr rekognosziert werden. Sudlich St. Qnentin marschierte die 12. Kavallerie-Division nach Vendeoil, Brissay, Moy und Hamögiconrt, die 16. Division in die Gregend Ostlich nnd nördlich Jnssy, die 3. Beserre-Division, welche dem Befehle des Generals v. Bamekow mit nnterstellt wurde, in die westlich dieses Ortes. Die Korps-Artillerie war naeh Qnivitoes nnd Ugny-r£qnip6e beordert worden. Das Hauptquartier ging nach Ham. Eine etwa auf Keims hin stattfindende Bewegung des Feindes beabsichtigte General v. Goeben zn kotoyren.

Franz nRischerseits sollte die Brigade Föister der Division Derroja, sowie die Division dn Bessol tlber Caolaincoort, Beanvois nnd Grand- Söranooart, die Brigade Aynös aber mit der Division Payen Uber Vemand naeb St Qnentin marschieren, die Division Robin Bellen- glise erreichen, die Brigade Panly indes nnr bis Lempire und Bonssoy bei le Catelet folgen, Brigade ianard in nnd bei St Qnentin aber verbleiben.

JaMMtr Ar dtatsoto ktmm maä HuIm. Bl. UL t, ^'i

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258 8- KaTaUerie-DivisioB fan Kriege 1870—71.

In AnsfÜhniDg der beiderseitigen Anordnungen mnlste es in der Gegend westlicti Vennand zu Znsammenstöfsen des deutschen linken Flttgels mit den feindlichen Marschkolonnen kommen.

Nach den Stärkerapporten zählte die ursprüngliche 3. Kavallerie- Division in jenen Tagen in 16 Schwadronen 1942 Herde und 6 Ge- sebtttse. An den Kämpfen des 18. und 19. Januar nahmen dem- entsprechend in 14 Schwadronen, per Schwadron wieder 15 Pferde abgerechnet, gegen 1500 Säbel mit 6 Geschützen teil. Vom Truppenkorps des Generals Graf v. d. Groeben hatte sich das Detachement des Generals v. Memerty in folgender Maxsehordnung um 9 Uhr von Cldry-snr Somme anf P(^Tonne in Bewegung gesetzt: Avantgarde Oberstleutnant v. Pestel Ulanen 7 ohne 3., I./4., 61./I, 1LF./4. Gros Oberst v. Massow I./44., 4. 5. schw., 4.1./L, II.F./44., 1. 4./U.. 5, F./l. Reserve Major v. Elpons II./l. und 2/3 rtd./VIL Bei Doinj:;t östlich Pöronnc wurde kurz nach Mittag ein Halt ge- macht. Die Kavallerie-Brigade Graf Dohna 9 Eskadrons (Kür. 8, St. 2/U. 5, Ulanen 14) und 2 Geschütze (Leutnant Granier) die 3./U. 5 war auf Armeebefehl zur Verfü^utip des Koniniandanten nach Peronne detachiert worden - hatte Peroime nördlich uni- gan<:en, war aber noch zurück. Das Herankommen der Brigade in gleiche Höhe mit dem Detachement Memerty wurde erwartet. Als dann aber aus der Gegend von Tertry Kanonendonner erschallte, marschierte es diesem nach. Er mufste von der 15. Division her- rühren. Zur Aufklärung der linken Flanke wurde die 4./U. 7 nach Hoisel entsandt, die Brigade Graf Dohna aber in Richtung V'ermand belassen, nachdem noch die 1. und 4./U. 14. unter Major V. Strautz an das Detachement v. Memerty abgetreten worden waren. In Estrees-en-Chaussöe angelangt, erhielt dieses Befehl, sich gegen Poeuilly zu wenden, die Kavallerie-Brigade wurde von Hancourt heranbeordert. Man hatte die Division Payen sich gegenüber. Durch den von der Avantgarde des XXll. Korps aus der Gegend von Beanvois herUberschallenden Kanonendonner hatte auch General Payen mit seiner Division den Marsch nach \ ermand nicht fort- gesetzt, sondern die Brigade Michelet auf Caulaincourt, die Brigade de Lagrange auf Poeuilly dirigiert. Dort befanden sich noch 2 Kompagnien des 69. Marschregirnents der Brigade Foerster und dem- nächst das 19. Marschjägerbataillon der Brigade Michelet, der Rest derseli)en südlich und in Caulaincourt. Die Brigade de Lagrange hatte mit 2 Bataillonen des 72. Marschregiments sowie dem 47. Mobilgarden-Regiment zwischen Poeuilly und Soy6court Stellung ge- nommen, letzteren Ort selbst hatte das 24. Marschjäger-Bataillon besetzt Die Batterie d^r PestePschen Avantgarde fuhr 2000 Schritt

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Die 8. KavaUerie-Divmoii im Kriege 1870—71. 259

westlich Poeniriy auf, alsbald durch die Batterie des Gros verstärkt, indes die Infanterie gegen den Ort vorging und ihn nach kurzem, aber heftigem Kampfe besetzte, während der Kavallerie die Deckung der äulseren linken Flanke zufiel. Die beiden 14. L lanen-Eskadrons hatten dabei den sich zwischen Flöchin nnd Sov6court hinziehenden Grund erreicht, in welchem sie weiter vorgingen. Als das Infanterie- gefecht dann nach Besetzung des stcik n Hanges östlich Poeuilly auch 3 Batterien waren Uber denselben vorgezogen worden zum Sti hcii gekommen war. bemerkten die genannten Ulanen ungeordnete Hauten aus Soyecourt abziehender Infanterie. Nachdem Rittmeister v. Kaisen- berg mit seiner Eskadron die Flanke des ihm zunächst befindlichen feindlichen Trupps gewonnen hatte, attackierte er denselben und ritt ihn aach nieder. Die Eskadron war noch mit der Entwaffnung der niedergerittenen Franzosen beschäftigt and Sergeant Ackermann bemQht, seinem Rittmeister unter dem gestürzten Pfeide hervorznbelfen, als Leutnant der Reserve Scbacbtrupp IL, früher aktiver Offizier des Regiments, rieh mit etwa 20 Ulanen auf dne andere Infanterie- Abteilong warf. Der Offizier mit den ihm zunächst befindlichen Reitern erreichte dieselbe zwar, der Angriff aber scheiterte voll- ständig. Vor dem Fener der felDdiicben Abteilong mnliBte ancb die £skadron zurückgehen. Ob die Attacke Teile des 47. Mobilgaiden- regiments oder des 24. Marschjäger-Bataillons oder beide getroffen hatte, sei dahingestellt, nach Löhaotconrt die Jäger. Leutnant Schachtnipp IL war gefallen. Mehr oder weniger leichte Kontosionen hatten durch das Fallen ihrer Pferde aulser dem Rittmeister T. Kaisenberg, dessen Wunsch, doch vor Thoresschluls noch zur Attacke zukommen, sich erffiUt hatte. Major v. Strantz und Leutnant T. Einem erhalten. Tot waren 2 Mann, 8 Pferde, verwundet 3 Mann und vermilst 1 Mann, 9 Pferde, so dab der Gesamtveriust 4 Offiziere, 6 Mann und 17 Herde betrug. Die l./U. 14 war in der irOheren Richtung weiter gegangen und kam solcher Art nicht zur Thätigkeii Ihr waren auch noch die 1. und 2. Eskadron der 7. Ulanen, bei welchen sieh später bei Harcourt auch die 4 6e- schütze der reitenden Batterie in Thätigkeit befanden, gefolgt, ohne daih irgend ein Zusammenbang bestanden hätte. Die yetsprengten Infanteristen, die von ihnen zu Gefangenen gemacht wurden, dfiiiten von der Attacke Kaisenberg herrühren. Auch soll nach der Rei^ents- gesohichte der 7. Ulanen eina auf Soyteonrt marsehieiende feindliche Abteilung von einem Zuge der 2. Eskadron unter Vizewacht* meister BOeking attackiert und dabei einige Gefangene gemacht worden sein.

Zur Deckung der linken Flanke war das TetenbataiUon des

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260 I>te >• Kayaltorie-Dlviiioii in Kiiege 1870—71.

Gffoe (ohne 8.) inswiBeben nOrdlieh Poeoilly gegen Soj6coart auf- gestellt worden. Als nnn aber seitens der seit 4 Uhr wieder auf dem linken Flügel befindlichen und aufklärenden Kavallerie-Brigade Graf Dohna das Eintreflfen weiterer feindlieber Kräfte zwiseben Sojteonrt and Vendelles (Division Bobin) gemeldet wurde, konnte aacb mit der Infanterie des Gros an eine wirksame Oftensive auf Vermand nicht gedacht werden. General Graf Groeben gab gegen

5 Uhr im Gegenteil ganz zatrefieudenfalls Befehl, die Höhenstellong (istUch Poenilly za räumen. Nun ging der Feind seinerseits sowohl von Soy6court als auch aus der Richtung von Vermand her znr Offensive Uber. Der Flankenstols wurde dueb I./44» and die eben- falls nördlich Poenilly in Stellung genommene 4. schwere; sowie die reitende Batterie der Kavallerie-Brigade von südlich Bernes her abgewiesen, Soyäconrt nnd Fl^chin wurden dabei in Brand geschossen. Zur Aufnahme der vom Plateau von Vermand langsam zurück- gebenden Schützen des 4. und 44. Regiments hatte das II. Bataillon des letzteren an dem Östlichen Rande des Grundes von Poenilly mit

6 ausgeschwärmten Zügen Stellung: geoommen, die 7. und 8. Kompagnie waren indes geschlossen geblieben. Als die zurückgehende Linie aof- genommen war und wieder Front gemacht hatte, empfing die hitzig nachdrängenden Franzosen ein vernichtendes Schnellfeuer. Die 7. und S Kompagnie aber traten tambour battant zum Gegenstofs an. Die ganze Schützenlinie erhob sich, alle Tambours schlugen und mit echt preulsischem Hurrah stürzte sich alles, die Führer voran, dem Feinde entj^egen. Gent ral v. Memerty war schon beim Zurückgehen schwer verwundet worden. Oberstleutnant v, Pestel, dem das Pferd erschossen worden war, befand sich zu Fufs in der Schützen- linie, mit ihm Leutnant v. Haeseler. Als der Feind dann auf der ganzen Linie zurückgegangen war, wurden in den nächsten Ort- schaften Quartiere bezogen. Die Kavallerie erhielt solche in Bernes, Haucourt, ßouvincourt, Beauinetz und Cartigny. Das Füsilier- Bataillon L Regiments hatte die \'or])osten längs der Schlucht von Poenilly gegen Vermand, ^e^'^en Soyecourt das L. des 44. Regiments. Poenilly blieb vom II. Bataillon des 1. und dem Füsilier-Bataillon des 44. Regiments besetzt. Die 15. Division befand sich in Caulain- ourt, Trefcou, Heauvois, Lanchy und hinter dieser Front mit dem Gros in Tertr>'.

Das Gefecht von Poeuilly war seitens des Generals Orat V. d. Groeben thatkräftig und umsichtig geleitet worden und hat das auch besondere Anerkennung gefunden, was General v. Goeben, wohl im Hinblick auf frühere \ or «ränge, besonders hervorhebt. Das ist fUr uns aber insofern von Interesse, als es zeigt, dals ein Reiter-

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Die 8. Kavallerie-Division im Kriege 1870—71. 261

ftbrer ganz besonderer Eigensehaften bedarf bei deten Maugel aber immer nocb ein goter Allgemein-Oeneral ttbrig bleiben kann. Eäne gxObere Zersplittemng der Kayallerie wie bei Poeailly ist allerdings Icanm denkbar. Änfiwr dem Kttrassier^Begimente ist nicht ein einziger Verband gesobonti selbst der der Batterie nicht Das Detacbement Memriy war ttberreieblicb mit Kavallerie versehen, man liätte es nur verstehen müssen, den Dienst der Masse der Kavallerie von demjenigen der IKvisionskavallerie sn trennen nnd jedem Teil seine Aufgabe anroweisen. Dem General Gzaf m Dohna waren sehlieislich nur noeh 7 Eskadrons nnd 2 Geschtttse geblieben, wihiend ebenso viele Eskadrons und 4 GesohUtBe sich beim Detaehement Memerty be£uiden. Wliren diese letzteren Eskadrons nun zasammenge&(st nnd dem Oberstlentnant v. Pestel nnterstellt worden, am dessen kavalle- ristisehe fiegabnng zu verwerten, so hätte man wenigstens noch ans der Not eine Tagend gemacht^ aber auch das geschah nicht Ganz von selbst wäre dem Oberstlentnant v. Pestel dann zanächst die frontale Verwendong, dem General Graf zu Dohna aber die in der Flanke geworden. Die 7 Eskadrons beim Detacbement des Generals V. Memertjr traten aber in nicht weniger als o Gruppen in die Erscheinang.

1. Die gegen Roisel zur Aofklänmg entsandte 4. Eskadron

der 7. Ulanen.

2. Die zunächst noch im Gronde westlich Soyteoort verbleibende 1. Eskadron der 14. Ulanen als

3. die 4. Eskadron zur Attacke bei Soy^coart abbog.

4. Die 1. und 2. Eskadron der 7. Ulanen klären ebenfalls für sich aaf and bilden später die Bedeckung der zunächst bei Hanconrt auftretenden 4 Geschtitee der Batterie Schräder.

5. Die beiden Eskadrons (1. nnd 4.) der 5. Ulanen finden schliesslich zwischen Poeuilly und Fl^cbin Verwendung als Binde- glied des Detacbements mit dem nOrdlich Flöohin aofklärenden Gros der Kavallerie-Brigade.

Dieses nnn war Uber Haucourt heranbeordert worden, als das Detacbement gegen den bei Poeailly sichtbaren Feind sich ent- wickelte. Indem man dagegen aber gleichzeitig die Detachemonts- kavallerie zur Aufklärung und Sicherung in die linke Flanke nahm, kam ein richtiges chatis^-crois^ der beiden Kavalleriegruppeu zu Stande nnd ganz folpreriehtig znm zweiten Male als die Detachfinents- Kavallerie Bich heranzog: und die Kavallerie-Brigade wieder auf den linken Flügel geschoben wurde und dann das Vorgehen frischer feindlieber Kräfte, zanächst mit Schlitzen, zwischen Soyecourt und VendeJJes meldete. Diesen gegenüber begnügte sich General Grat

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Die 8. Kav«Uerie-Diviaio& im Kri«ge 1870—71,

zu Dohna eine beobachtende htellunj:: nordöstlich Fl6chin za nehmen und mit seinen beiden Geschützen die feindliche 8tellong zu be- schielsen. Es war fab^t zu spät geworden, noch etwas Anderes zu thun. Man denke sich nun aber einmal die hier befindliche Kavallerie mit 8 Eskadrous 7. l'lanen beim Detachenn'Ut Memerty als Divisions- Kavallerie und mit 10 Eskadrons (eine nach Kuisel und gegen die Scheide detachiert) sowie der reitenden Batterie als Kavallerie- Masse eingeteilt und letztere beauftragt, Uber Haucourt gegen Soyecourt Vendelles vorzugehen, während das Detachement sich von Doingt nach Tertry wandte. Im Verlaufe der Begebenheiten wäre es ganz von selbst gekommen, dals die Kavallerie-Miisse sich in Richtung auf N'endelles gegen die Flanke der feindlichen Stellung gewandt hätte und dabei auf die sich erst später entwickelnde Mobilisös-Division des „Generals" liobin gcstofsen wäre. Gegen diese Gesellschaft es ist nicht zuviel gesagt sachgemäss die 10 Eskadrons und die Batterie eingesetzt, hätte von grofseni Er- folge, ohne wesentliche Neriustc sii<rc«r. t-ciii müssen. Andernfalls hätte die blolse Anwesenheit dieser Kavallerie in dem Gelände nord- östlich Vendelles genügt, das Einrücken der Division Kobin in die Gefecbtsstellung traglich erscheinen zu lassen und somit auch den Vorstols der Division Payen gegen Poeuilly. Aber für die Leistungen keiner Waffe ist die Person des Ftlhrers von so eminenter Bedeatang wie der Kjiyallerie. Die Führung der 3. Kavalleiie- Diviflion ete. ermangelte vor wie naeh jeglioher InitiatiTe nnd jeg- lioher Unternehmungslust, rot lanter Bedenken kam man ganz natur- gemftb nioht zum Handeln. Dazn aber gebOrt Beweglichkeit, noeh- mals Beweglichkeit nnd immer wieder Beweglichkeit, wenn auch Tielleieht einmal zn leichtsinnig. Es bleibt zn bedaaem, dab ein Mann wie der Oberstleatnant t. Pestel in der Anciennetftt noch zn weit znrttok war, nm im Lanfe des Krieges ans semem engeren Wirkungskreise etwa in der Weise herauszutreten, wie der Gteneral T. Sehmidt bei der 6. KaTallerie-DiTision.

Der Zersplitterung der Waffe nnd dem Hangel an InitiatiTe ist es aneh wieder Tomehmlieh zuzuschreiben, dals die Kavallerie in der Hasse in der Schlacht bei St. Onentin, zn der die Gefechte bei Tertiy und Poenilley das Vorsinel waren, so wenig leistete.

Der vom General v. Goeben ftir den 19. Jannar gegebene An- griffsbefehl hebt ein energisehes Vorgehen aller Heeresteile von den bis dahm eireiehten Punkten besonden hervor. „Sollte aber der Feind", so schliefst der Befehl, „unseren Angriff nicht abwarten, so ist er mit Anfbietnng der letzten Kräfte energisch zu verfi^lgen, da die Er&hruog lehrt, dafo bei so schwach organisierten Streitkzäfiken nicht

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Die 8. KsvAllMto-Dhritioii im Kriete 1870—71. 263

MwoU der Kampf Belbst, ala die dmehgreilende Ansbentang desaeLben die grObten Erfolge giebi** Dem €^enl t. Kumner nebet der Korpe- Artillerie waien die Straben Uber EtieillerB ond Vermand zum Vor> marseli beseiduiet wordeiL Zu mögliebster Umfusimg von St Qaentin TOD Norden ber, batte deb insbesondere General Graf d. Groeben naeb links hin bis anf die Strafse naeh Cambrai anssndebnen. Die gemisohte Division setste sieb frttb 8 Uhr yon Poenillj ttber Ver^ mand auf Holnon-Selen€j in Maneb, indes die Kavallerie-Brigade * Graf Dohna in genau dezselben Zusammensetzang wie tags Torber, am OmignoD-Bache entlaog, in Richtung Bellenglise die naeh Cambrai führende Stralse erreichen sollte. Bei der Pestel'seben Avantgarde befanden sich, aulser den drei fisiLadrons 7. Ulanen, die 1. und 4. der 5. nnd die 2/3 reitende Batterie, im Gros dagegen die 2. und 4. der 14. Ulanen. Kine Marschreserve fand sich an diesem Tage nioht wieder ausgeschieden. Auf dem Flügel der feind- lichen StelloDg, gegen welchen der prcafnische linke FlUgel sieh vorwärts bewegte, befand sich das XXilL französische Korps, dessen linker FlUgel sich mit der Division Payen an die Somme anlehnte, während der rechte mit der Division Kobin von Franeilly bis Fayet reichte. Zwischen beide Divisionen eingeschoben war die Brigade Isnard. Die vorderste Linie der Franzosen wurde hier bezeichnet darch die Orte Fayet, Holnon, das Wäldchen südlich des letzteren Ortes ond die Höhen bei Dallon. Der Zufall wollte es also, dafs die minderwerteston Trappen der Franzosen an deren Hauptrtlck- ZQgsstrafse nach Cambrai standen, was man aber preufsischerseits selbstredend nicht wissen konnte. Es war das vollends ausgeschlossen, als General v. Goeben die Operation von Amiens ^egen den eben- falls noch in der Operation befindlichen Gelmer ansetzte. Das Wetter war trübe, ab und zn liel feiner liegen. Der kreidehaltige Boden war sehr erweicht, stellenweise sotrar mit Wasser bedeckt, wodurch jede Bewegung aufserhalb der Strafsen aulserordentlich erschwert war. Dazu bot das Gelände mancherlei Schwierigkeiten, besonders durch die Dämme, welche häufig die einzelnen AckerstUcke be- grenzten. Der seitens der g-enüschten Division auf Vermand ein- geschlagrene Weg zeigte die deutlichsten Sparen des auf ihm statt- gehabten Rückzuges der Franzosen. In Vermand wurden zahlreiche Nachzügler augetroffen. Zur Säuberung des Urtes mufste vorerst eine Kompagnie (4./44.) zurückgelassen werden. Ostlich Vermand stiefs die an der Tete der Marschkolonne befindliche 1. Eskadron der 7. Ulanen auf eine geschlossene Abteilung, welche aber so- fort in schneidiger Attacke zersprenget wurde. Etwa 100 Mann, Mannesoldaten und Mobilgarden, wurden zu Gefangenen gemacht.

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Die Ulanen verloien 7 Mann nnd 18 Pfeide. Das Gfos der Ayant- gaidenkavallerie nebst der 2/8 reitenden Batterie nahm Ostlicb Vennand, an der Moalin de ViUeeliolles AnfirteUnng. Die mittler* weile aof Holnon weiter Torgegangenen Abteilungen der 7. (Jlanen fonden den diesem Orte vorgelegenen Wald zwar noeb nnbesetet» den Feind aber gerade im ßegriffe, die Besetzung Ton Holnon ber zu bewirken. Die den Ulanen Uber l'Abbaye, also aaf der n^rdlieheren StraCse gefolgte Avantgarden-Infanterie erreiebte den dies- seitigen Rand ebenfalls noch vor dem Feinde. Die an der Tete befindlichen, nnn ^anz in Schützen aufgelösten Kompagnien der 44er trieben die dann hn Walde angetroffenen feindlichen Sebtttzensebwänne der Mobilgarden des Ardennes vor sich her, drangen mit deren nicht SD Gefangenen gemachten Resten gleichzeitig in Holnon ein and besetzten selbst den nördlichen Teil von Selency. Die Avantgarden- batterie sowie die 4 reitenden Gesobtttze hatten anter Bedeckung der 2. Eskadron der 7. Ulanen ans einer Stellung am Waldrande Dördliob der Chaussee (Höhe 134) das Voi^ehen der Infanterie gegen die genannten Dörfer dorob Granatfener unterstützt Die beiden in Selency befindlichen KompagnleD der 44 er Ftlsiliere worden später nach Holnon znrUckgenommen nnd Selency ebenso wie die nörd- licher gelegene Moulin Coutte vom II. Bataillon des 1. Regiments besetzt. Die 1. und 4. Eskadron der 7., sowie die beiden Eskadrons der 5. Ulanen waren unter Befehl des Rittmeisters v. Luck der 7. Ulanen links an Fresnoy-le Petit vorbeigegangen und hatten südlich Pontru-Pontruet zur Siehenin£r der linken Flanke des in da-«; CTofecbt getretenen Detachements Stellung genommen. Das Dort Ciricourt wurde alsbald stark besetzt gemeldet, es sollen sich dort 2 Bataillone befunden haben. Das Gros der gemischten Division hatte die Direktion auf die Windmllhlenhöhe nördlich Moulin Coutte genommen, indes die Batterien desselben unter Bedeckung der beiden Eskadrons der 14. Ulanen nördlich Holnon Position nahmen. Das 1. Bataillon Voltigeurs du Nord, welches die genannte WindmUhlenhöhe besetzt hatte, wurde nach einem „simulacre de combat" in Unordnung auf Fayet und Bois des Roses zurückgeworfen. Jetzt fuhren die gesamten 28 Geschütze der gemischten Division auf der WindmUhlenhöhe Coutte auf, 18 nordöstlich Moulin Coutte, 16 zwischen diesem Gehöfte und Selency und beschossen die grolse, zur Zeit aus 18 Geschützen bestehende feindliche Batterie bei Moulin de C6py, desgleichen die hin und her flutenden feindliehen Infanterie-Abteilungen. Die nun aber den Batterien ganz ausgehende Munition nötigte dieselben, nach Holnon abzufahren. Trotzdem gelang es 6 Kompagnien 44. Regiments unter Major Bock gegen 1 Uhr in Fayet einzudringen, dessen öst-

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Die 8. KaTiUerle-DiTision Im Kriege 1870—71. 265

iicher Teil aber vod Teilen der Division Robin besetzt blieb. Zwei inzwischen wieder mit Monitioii Terflehe&e Batterien kehrten in die vorher innegehabte StelloDg niTttek, am den Kampf mit der feind- lichen Artillerie Ton neuem aufzimehmen. Auch die Kavallerie- Brigade Graf Dohna war nun in der Sohlacbtstellnng erschienen. Sie war Uber Soy^court auf der Strafse von Vermand gegen Bellen- glise vorgegangen, nm hier die Stralse von Cainhrai zu g:ewinnen. Die Ortschaften Rihtcourt, Maissemy, Pontrn und Pontruet waren anbesetzt gefunden worrlen, in Vendelles. Jeauconrt und le V'erguier aber nur Versprengte vom Tage vorher. Das Dorf Bellengüse liegt unmittelbar jenseits der zwischen hohen Dämmen Uber den Kanal von St. Quentin fllhrenden Brüok(v Bei der Annäherung der preulsi- echen Kavallerie wurden die BrtlL-ke sowohl, wie die Dämme zu beiden Seiten derselben von dem in Bellenglise betindlichen II. Ba- taillon der 4. Mobilisds du Nord, sowie der Bagagenbedeckung des XXIIL Korps besetzt. Die Tete der Kavallerie-Brigade wurde mit heftigem Feuer empfangen und mnlste znrtlckgehen. Seitens der wenigen mit Chassepots ausgerüsteten Mannschaften war der Über- gang Uber den Kanal selbstredend nicht zu erzwingen, warum aber, schon des Eindrucks halber, die beiden Geschtltze nicht in Thätigkeit getreten sind, entzieht sich der Beorteilnng. Da nun aber auch der Ubergang bei Pontru über den Omignon-Bach stark besetzt gemeldet wurde es können dort nur Versprengte oder Franktireurs ^'ewesen sein , mulste die Brigade noch bis Maissemy zurückgehen, von wo sie dann l)ei Fresnoy-le Petit anlangte. Dort wäre es nun au der Zeit gewesen, die gesarate auf dem linken Flügel befindliche Kavallerie nnter Belassung nur einer Eskadron zur Beot)achtung gegen Pontrn Pontruet Bellenglise zu einheitlicher \ erwendung zu- sammenzuziehen. Das geschah aber nicht.

Das Dorf Fayet nächst der Strafse nach Cambrai war ein fUr die Franzosen hervorragend wichtiger Punkt. Daher war die noch in Reserve bei Fbg. St. Martin befindliche Brigade Michelet der Division Payen nach Fayet herangezogen, auch die Batterie bei Moniin de Oepy um 9 Geschütze der Armeereserve ver- stärkt worden. Der Anmarsch der Brigade Pauly über Bellenglise wurde gemeldet. Um denselben zu beschielsen, hatte Rittmeister V. Luek um Zuteilung von Artillerie gebeten. Dem WlUMOhe konnte nicht entsprochen werden. Das kombinierte Regiment war auf die Höhe südlich Pontruet geführt worden. Dort Uefe Bittmdater V. Luck die mit Chassepots bewaffiieten Uaunsehafkea »bsÜKen and den Feind beschielsen. Die Wirkung dürfte keine neimenaweiie gewesen sein, ersieht man aber doch daraus, dab es an 'dem «8016»

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Die 8. KaTallerie-Divtoios im Kilttge 1870—71.

WUlen zam Handeln nicht fehlte. Unter grofsen Verlasten mafiiften die 44er Fayet ränmen und auf die Windmlihlenböhe znrUok- geben. Gegen die Flanke der siegreicb naohdringenden Franzosen etielsen aber von Selency 5 Kompagnien vom 4. and eine des 44. Regiments vor; die Franzosen gingen auf Fayet snittek; das Gehöft Bois des Koses wnrde genommen. An dem om diese Zeit aneh stattfindenden Sturm auf Francilly waren 6^/. Kompagnien vom 1. und 4. Regiment beteiligt, 6 Kompagnien ebenfalis Tom 4. und 44. Regiment an dem auf die weiter südlich gelegene Wind- mUhlenböbe (13S). An diesen beiden letzten Kämpfen waren auch die 4 reitenden Geschütze der Batterie Schräder beteiligt. Für den linken Flügel auf dem auch die letzten beiden noch bei Holnon be- findlichen Batterien wieder in Tbätigkeit getreten waren, trat ein Abermaliger kritischer Moment ein. Gleichzeitig mit der inzwischen eingetrotli'uen Brigade Pauly ging zum zweiten Male die Brigade Michelet zum Angriff der WiudmUhlenhöhe vor, indes die feindliche Artillerie das Feuer verstärkte. Es war gegen 4 Uhr. Für uns ist das Vorgehen der Brigade Paulj auf dem feindlichen rechten Flügel, welches mit 5 nebeneinander entwickelten Bataillonen erfolgte, von besonderem Interesse. Die Gliederung ermangelte also der Tiefe, die einzige Deckung taud das Vorgehen an den kleinen südlich von Fresnoy liegenden Büschen. Die einschliefslich der beideu reitenden Geschütze (Leutnant Tillessen) der Brigade Graf Dohna hier in Stellung befindlichen 2() Creschütze richteten ein verheerendes Feuer auf die angreifenden Feinde. Alle nur verfügbar zu machenden Kompagnien wurden in die Feuerlinie möglichst auf den linken P'lügel gezogen. Dem kräftigen Schützenfeaer, im Verein mit dem Granatenhagel, gelang es, die Brigade Pauly und den rechten Flügel der Brigade Michelet abzuwehren. Dem linken Flügel der letzteren glückte es zwar bei Bois des Roses festen Fuls zu fassen, aber auch das nur auf kurze Zeit, denn der von der üöhe 138 unternommene Flankenstofs verfehlte seine Wirkung nicht Der Feind flutete auf Fayet zurtlck, welches Dorf zuerst wieder vom II. Bataillon 44. Regiments besetzt wurde. Die durch die Truppen- einteilung auseinandergerissene ursprüngliche 3. Kavallerie-Division aufeer den beiden in Amiens bezw. in Peronne befindlichen Eskadrons hatte der Zufall auf leicht durch den Willen zn be- herrschendem Räume auf bezw. hinter dem diesseitigen linken Flügel, also gerade an der richtigen Stelle zusammengeführt, so dafs ihrer einheitlichen Verwendung nichts im Wege stand. Selbst die Ver- säumnis, dafs eine \'ereiuigung der Division nach dem Eintreffen der Brigade Graf Dohna nicht stattgefunden hatte, wäre mit

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Leichtigkeit noch nachzuholen gewesen, als der letzte Angrifif des Feindes sich einleitete. Man benntzte nicht die so einer Attacke im grolsen ÖtUe sieb darbietende Gelegenheit; ohne zu einem Ent- schlüsse zu kommmen, blieb man in abwartender Haltung mUfsiger Zuschauer des heldenmütigen Kingens der Scbwesterwaffen. Der geeignete Moment zju Attacke war gekommen, als der feindliche Angriff abgeschlagen war und die Trümmer desselben auf Fayet- Grioourt zuriicktluteten. GlUokte dagegen der feindliche Angrifif, dann bfttte erst recht attackiert werden mttssen. Attackiert mnlate also auf alle Fälle werden. FUr diese Unterlassung giebt es keine £nt* schuldigong, denn was der General v. Strantz mit seinen Reserve- Dragonern anf dem alleren Flttgei der Schlachtstellung so herrlich vollbrachte auch kleinere Kavallerie-Abteilungen gelangten dort zu erfolgreicherXhätigkeit ,das hätte man hier ebenfalls leisten and somit den Gesamterfolg erhöhen können. Den Exerzierplatz kann man natürlich nicht mit in den Krieg nehmen. Das Gelände muls man sich dadurch dienstbar machen, dals man die demselben entsprechende Attaekeuform wählt. Kann man nicht in breiten Fronten attackieren, dann thut man das eben in weniger breiten, selbst die Attacke in Kolonne bleibt nicht L-anz ausgeschlossen. Die abgeschlagene Bri- gade Pauly niederzureiten, war in jeder Form möglich. Vielleicht wäre darnach eine Panik auch in die grolse französische Batterie bei der Moulin de C6py zu tragen gewesen. Aber es geschah nichts, selbst der ^'ersnch, gegen die Strafse St. Quentin-Caiiihrai. auf welcher die frauzüsiscbe Armee ungestört „sa retraite pr^cipit^e'* bewerkstelligte, vorzugehen, unterblieb.

Die 6 Geschütze der reitenden Batterie hatten 224 Granateu verbraucht. Die \erluste der Kavallerie des Truppenkorps Graf Groeben betrugen am Tage von St. Quentin eiuschlielslich der- jenigen der reitenden Batterie nur 14 Mann und 25 Pferde.

Die hereinbrechende Dunkelheit sah das geschlagene französische Heer mit dem XXIIL Korps in eiligem Kückzuge nach Cambrai, mit dem XXII. schon frtiher noch auf Bohaiu und le Cateau Cambresis. Die i'reufsen blieben ftlr die Nacht in St. Quentin und den eroberten Dörfern, die kombinierte Kavallerie-Brigade in und bei Maissemy.

vra.

Verfolgruug und Sclilufs. In der Schlacht von St. Quentin war seitens des Generals v. Goeben der französischen Nordarmee endlich die entscheidende Niederlage, von welcher sie sich nicht wieder erholen sollte, bei-

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Die a. Kavallexie-DiTiiloii im Krieg« 1870—71.

gebracht worden. Der dem Tage folgende Nachtmarsch führte eine völlige Auflösang des an nnd für sieb lockeren GefÜges der feind- lieben Armee berbei. Da bereits am 20. Jannar früh 4 Ubr die ersten Trappen derselben in Cambrai eintrafen and in den anderen Rttekzagsrichtungen entspreobende Entfernungen zurückgelegt wurden, konnte eine erst am anderen Tage in die Wege geleitete Verfolgung, die es als nnerlälslicb bingestellt batte, dafs alle Truppen 5 Meilen sn marschieren hätten, von nennenswertem £rfolge nicht mehr sein. Es zeigte sich auch hier wieder, welcher nnglan blichen Marsch- leistungen geschlagene Truppen fähig sind. General v. Kummer batte Uber le Cateiet, (^i neral v. Bamekow Uber Sequehart auf Clary-Candry, General Graf Lippe über Bohain auf Le Cateau- Cambresis und auf Guise zu verfolgen. Die Tete des linken FlUgels hatte das Truppenkorps Graf Groeben. Die kombinierte Brigade Graf Dohna brach bereits früh 6 Uhr mit 9 Eskadrons, aber nar 2 reitenden Geschützen (Leutnant Tillessen) von Maisseray Uber le Cateiet gegen Cambrai auf. Dafs nicht die franze reitende Batterie der Verfolgungskavallerie zu^^eteilt war, niuls als fehlerhaft be/.eiehnet werden. Bei der nur unzulänglichen Aüsrtlstunfr mit g-eeifrneten Handfeuerwaffen, bedurfte es des ganz besonderen Nachdrucks der Artillerie, um etwa sich entgegenstellendem Widerstande nachdrück- lichst zu begegnen. An der Tete befanden sich die 14. Ulanen. Die 3. Eskadron ging auf der Stralse selbst vor, die 1. und 2. links, die 4. rechts derselben. In Bellicourt wurden die ersten Nachzügler angetroffen. Von solchen dort, bei le Cateiet und weiter hin gegen Bonavy Ferme, wie auch später bei Masnieres nnd Rumilly geleisteter Widerstand wurde bald durch die Artillerie im Verein mit den zu Fuls fechtenden, mit Chassepots bewalFneten Ulanen gebrochen und so bis Cambrai hin einige hundert Gefangene gemacht. Um 4 Uhr traf die Brigade vor der südlichen Vorstadt des Platzes ein. .^Is der Feind aber mit Infanterie vorging, muiste die Brigade bis Rumilly zurückgehen. Die Avantgarde der gemischten Division be- setzte später Rumilly, während das Gros bis Masnieres folgte. Die Kavallerie-Brigade ging nach Riböcourt und Gegend, sich westlich bis Flesqui^res ausdehnend. Das Verfcdgungsresultat aber war wiederum, wie auch nach der Schlacht an der Hallue, ein durchaus negatives, denn am 20. Abends schrieb General v. Goeben in Belli- court: „Sehr gut hat Faidherbe aber seinen RUckzug bewerkstelligt, noch bin ich durchaus nicht ganz sicher Uber die Richtung desselben. Es scheint eine kleine Abteilung auf Cambrai, die gröfsere aber auf Landrecies gegangen zu sein.** Eine verhältnismäfsig spät und dann uaturgemäls direkt augesetzte Verfolgung wird aucii, was das

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Die 8. Kavallerto-DiTiakm im Kriege 1S70— 71.

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EikeDnen der femdllohen Rllekzagsrichtimg anbetriflfk, steto nor tin- genttgeode EigebnisBe haben. £mt am folgenden Tage meldete Bittmeister Lnek, General Faidberbe solle (kir sdne Person bereite in der Naeht znm 20. Jannar nm 2 Uhr In Gambrai eingetroifen sein and daselbst aneh Im Laufe des Tages ein grolser Teil der Armee mit viel ArtiUerie, anf swei Straben, etwa 10- bis 16000 Mann. Das feindliehe Heer war also im allgemeinen doeh auf Oambiai nirttokgegangen, wenn aneh, wie besonders das XXIL Korps, von Si Qnentin ans sonSehst in nordOsdieher Riehtang ansholend. Genend Faidherbe gianbte sn seiner Beorganisation die eimehien Heeresteile in feste Flätie bringen an soUen. Cambrat wurde für die DiTision da Bessol, Anas für die Division Demtj^ Doom fVat die Division Robin, Videneiennes ftir die Brigade Paaly, Lille für die Division Payen nnd Sk Omer fUr die Brigade Isnard bestimmt Faidherbe selbst begab sieh naeh Lille. Die stattfindenden Be- wegongen, sn denen aneh die Bahnen in Anspmeh genommen worden, waien sehwer erkenntlieh, denn selbst für Patronillen war es schwierig, in den Bereieh der sehfltzenden Festangen zn folgen. Mit der Armee war dies gans onthanlich. Deshalb fand ancb mit dem bereits am 20. erreichten Abschnitt Masniöies-Marcoing fUr die ge- misohte Division die Vorwirtobewegnng schon ihr Ende. Links schob sieb die 15., reohts die 16. neben die gemisehte Division. Von ihr wurden die Orte westlich des l'Escaut daher am 21. Januar geräum^ dafUr dehnte sie sich aber in der Tiefe bis Lesdain und nach rechts bis zur Eisenbahn Gambrai-St Qaentin aus. Die Kavallerie-Brigade dislozierte nach Crövecoeur, woselbst die 9. Kompagnie 1. Regiments ihr zageteilt wurde. Als dann aber am 22. Januar die 15. Division mit der Fulsabteilnng der Korpsartillerie und dem 8. Kürassier- Kegimente in Linie Achiet - Bapaome - Beugny le Cbäteau -Beaamets gegen Airas nnd Cambrai aasgebreitet wurde, liel dem Truppenkorps des Generals Graf v. d. Groeben im Anschlufs nach rechts zur Be- obaohtang von Cambrai der Abschnitt Marcoing-Masni^res-Crävecoeor wieder zn. Die 16. Division befand sich westlich der Bahn Cambrai- St. Quentin in Claiy, Marets, Pr<^mont und Brancourt westlich Bohain und beobachtete aufserdem die StraDse Cambrai-Le Catean Cambresis. Aus dieser Stellung der Armee das Truppenkorps war jetzt wieder dem Oberkommando direkt unterstellt worden sollten die im Rayon des Feindes liegenden Eisenbahnen und Brücken, ebenso auch die TelegraphenlcituDgen und zwar durch Zerschlagen der Isolatoren zerstört werden. Eine solche Zerstörung wurde am 22. Januiir nordöstlich Cambrai an der Strecke nach Bouchain bei f^caadoeuvres von der 4. fislLadron der 5. Ulanen und einer Kompagnie

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Die 8. Kavallerie-Division im Kriege 1870—71.

des 1. Begimento ansgefltbri Die foitgesefaEl beoliaeliieteii Truppen* ableituDgen tod Cambrai naeb dem Norden lieÜBen die Annabme berechtigt ersebeinen, dab CSambrai nnr noeb aebwacb besetzt» daber einer Eapitnlation TieDdebt niebt abgeneigt wL Hieran anfrofordeni, war seitens des Generals Graf d. Groeben dessen Ordonnanz-Oflisier» Fremier-Lentnant t. Voigt ron den 7. UJanen beaoflragt worden; er erliielt indes yom Kommandanten des Platses einen ablelmenden Besebeid. Das Armee-Oberkommando, welebes am 21. sieb in Caadiy befänden batte, ging am 22. naeb 8i Qnentb zorttek, wobin Beiais za etablieren waren. Am 23. waren Kontribntionen von mtfglidist 25 Franes anf den Kopf der BevOlkemng zo erheben. Zn diesem Zweeke wnrde am 28. ein Detaehement des Trappenkorps (IL/1., 1. 4./U. 5, 2 Geschtttze) nnter Migor y. Elpons entsandt Es batte gleichzeitig die Soarpelinie zwischen Donai und Azras 7on Corbebem bis Famponx rekognoszieren zn lassen. Um 9 Uhr moigens wnrde ▼on Masniires angetreten nnd Uber Bibtoonrt, Havrinconrt, HoenTres nnd Jneby nach Marqnion an der 8tra(se Gambrai-Amis marsehiert Am nXehsten Morgen Irflh 6 Uhr wnrde dann I Offizier mit 46 Pferden mit der Erkundung der Scarpe beanjftragt. Das Detache- ment marsebierte indes, die 8. Kompagnie in Marqnion znr&eklassend, nach Ltolnse, von wo ans Beitreibnngen vorgenommen wurden. Bei Arlenx ferner an der Senste bei Dnry, Etreplgny nnd Anbigny-an Bae stiefe man anf feindliche Detacbements, anch wnrden Tmppen- milrsebe beobachtet Vor einem dann anf L6olnse vorgehenden feindlichen Detaehement trat Miyor v. Elpons den Rttckmarsch aber Marqnion, woselbst das Detaehement gespdst wnrde, nnd Jnchy nach Havrinconrt an. Von dort wnrden am folgenden Tage nnter Be- decknng der 6. Kompagnie die requirierten Vorräte nach Pdronne instradiert. Das Detaehement marsehierte nach Masniöres znrBck.

Mitflerweile hatte auch am 24. Januar der Abmarsch hinter die Somme, zn welchem General v. Goeben sich entschlossen hatte, begonnen. Die 3. Reserve-Division nebst der Garde-Kavallerie- Brigade war Uber le Catelet abmarschiert. Am 25. folgte die 16. DiviBioD and am 26. die kombinierte. Die Kavallerie-Division gelangte an letzterem Tage nach Combles und Sailly-Saillisel. Sie war von der kombinierten Division, welcher aber die 3 Eskadrons der 7. Ulanen zugeteilt blieben, jetzt getrennt ond wieder nnter direkten Befehl des Generals Graf v. d. Groeben gestellt worden. Am 27. erreichte die Kavallerie-Division Albert nnd Gegend. Für den Fall feindlicher Offensivbewegungen in diesen Tagen hätte die Division sieh dem noch gegen Bapanme stehenden General v. Kummer zn nnterstellen gehabt Als dann am 2a Jannar die 15. Division

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Die 3. Kawülerie-Division im Kriege IB'iO—li.

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derart etabliert worden war, dafe die 80. Infanterie-Brigade nebst 2 Batterien und dem Königs-Hosaren-Regimeot zwischen Achenx und HädaQTÜle stand, die 29. Infanterie-Brigade aber mit dem 66. Regiment, dem 8. Kürassier-Regiment and den beiden anderen BfttteiieD Yorwftrts VOIers Boeage in Unie Maonrs-Talmas-Rnbemprd, dem Rest aber in Amiens, kantonnierte die 7. Kavallerie-Bri^e nebst der Batterie rom 29. ab auf dem linken Flügel der hinter der Somme aafgestellten Armee stidlieb der Stral^e Amiens-Holliens- \idame mit dem Dlvisionsstabe In BoveUes. Ein Detaefaemoit anter Migor Sehenck (I. I1./3., 1. 2./U. 5, 1. sebw./I.) war znr Be- obachtong von Abbeville naeh Hangest nnd Pioquigny vorgesehoben worden. Ifit der Heldong des Yorbandenseins sttrkerer feindlieber Truppenabteilungen in Ailly-le Hant Gioeher ging gleichzeitig die Naohricht von dem bereits nnterzeiebneten WaffenstUlstandsvertrage ein, der jedoeh erst am 31. Janoar mittags 12 Uhr in Kraft za treten hatte. Bis dahin war eine Einstellnng der Feindseligkeiten auf Grundlage des statos qno zwar zulässig, es malste aber mOgliehst yiel Terrain naeh dem Feinde zu besetzt werden. General Graf T. d. Groeben wurde angewiesen, den Befehl Uber die gegen Abbeville disponibelen Trappeo za übernehmen, bis znm 31. mittags HaUeneonrt and Longprö-les Corps Saints za besetzen nnd Vortrappen naeh Oisemont, Pont-Remy nnd Aüly vorzasehieben. Die 7. Kavallerie- Brigade war von Bovelles über Briqoemesnil, Molliens-Vidame, Camps naeh Airaines vorgegangen. Der letzteie Ort warde feindlicher- seita besetzt gefanden, dann aber in Riohtang aof Abbeville gerttamt. Als am 8. Febraar die kombinierte Division des L Armee- koips aa%elöst warde, traten aaeh die 7. Ulaaea in den Verband der 3. KavaDerie-Division znrttck, dereo Bezirk in der Gegend €U>amay-Beaavai8-Breteail sie am 4. Febraar eireiohten. Am 23. Febraar waxdea Quartiere Ostlieh Amiens in der Gegend von Roddres und B/o/ye and vom 10. MSrz ab an der Hallue genommen. Am 18. März standen die Trappen der 1 Armee vor Seiner KOnig^ Rehen Hoheit dem Kronprinzen des deutschen Reiches nnd von Prenfeen in Parade zwischen Allonville nnd les Alen^ons F'^, Front gegen die Straise Amiens-Albert. Im 2. Treffen befanden sich die Kavallerie nnd Artillerie, auf dem linken Flügel der ersteren die 3. Kavallerie-Division. Der Parademarsch fand im Schritt in Zügen statt. Am 21. März dislozierte die Division in die Gegend von Morenil, Roye, Nesle und Ham, woselbst sie dann am 25. Mai 1871 behofs Rückkehr ihrer Truppenteile in die Heimat oder Übertritts znr Okknpations- Armee aufgelöst wurde.

Wie aach die vorstehende Darstellung der Thätigkeit einer

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Der Kttog in Slldafrik* 1899/1900.

Kavallerie-Division zeigt, ist eine solche gar nicht denkbar, olne dabei die Operationen im Grolsen und Ganzen zu bertlhren. Damu ergiebt sich aber, dafo das Stndiom Hlr die Verwendong grofeer Kavallerieköiper nur dann tod Katzen sein kann, wenn greise Ver- httltnisse angesogen werden. Das endliche Verständnis ttli solehe zn gewinnen, xanSa das Streben jedes Kavallerie-Ofißziers sein, aiieli wmoi die Anregaug dazn von etwa nicht „benifenei^* Seite sa kommen, erachtet werden sollte. Die Haaptsaebe ist Immer, ob man sich selbst tttr berufen bält oder nicht

XXIV

Der Krieg in Südafrika 189911900.

Am 26. Jannar ds. Js. warde in No. 27157 der „London Ga/ette*' die erste Serie amtlicher Dokumente Uber den Krieg in SUdafriku v( rüffentlieht,') der am 17. April eine zweite folgte.

Auf Grund dieses ersten authentischen Materials kann nonmehr endlich eine kriegsgeschichtliche Abhandlung sich gründen, insoweit eine solche aus den Gefeclitsberichteu nur der einen Partei Uber- haupt aufgebaut werden kann. Amtliche Berichte der Boren dUrtteu aber wohl noch lange auf sich warten lassen.

Schon an dieser Stelle mufs vorausgeschickt werden, dafs alle bisher in der militärischen Fachpresse Englands erschienenen ,.Ofticial despatühes*' sich meist nur als mehr oder minder auglUckliche oder

1) Eine Sondermsgab« diftser, niuerem BetohMOMifer entepnehMidn

Zeitung ist unter dem Titel: „The trae history of the war, Part I and II, beinjf the ofticial despatches and enolosures frora the General (Dommanding- in-Chiet the torces in South-Africa" am 26. Janiuir 1900 und 17. April 1900 erschienen. Der 1. Teil umfafst den Zeitrauu vom 7. Oktober löä9 bu 28. Deiember 1899, der 2. Teil hier «uebllerseiid bis mm 24. Jaimar 190a Die VerSfiendioluingen, welche die Fehler der englischen Führer in helles Uahk rücken, begegneten dem heftigen Widerspruche der Tinß:o Presse Trotzdem sind Fortsetzungen dieser amtlichen Quellen zu erwarten, aamal die oMohste Serie das erfolgreiche Eingreifen Roberts behandeln wird.

Luyitizuü by GoOglc

Der Krieg in Südafrika 1899/ 19U0.

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nngesohiokte, jedenfftllB wUlkttrliehe Anszttge ans den jetast vor- liegenden TolUtändigen Gefechtsberichten danteUen.

0ie mtÜiBamen Kombinationen, die hlerdnzeb militürisehen Kritikern aller Kationen auferlegt waren, sind seitdem groIsenteilB wertlose StUObnngen geworden.

Eine Sehwierigkett ist besteben geblieben, der Mangel an brauch- baren Karten ein Mangel, den die englischen Tmppenfthrer selbst am hifitesten empfenden haben. Ldder sind aneh die den Gefechts- berichten beigelegten und im Text erwähnten sketches nnd plaas nicht ndt snm Abdruck gelangt, sondern in den Archiven des War Office liegen geblieben.

I. Vorgesoliiohte des Krieges.

Ober die unmittelbare Vorgeschichte des Krieges liegt anthen* tisohes Quellenmaterial bereits seit Oktober 1899 vor in den Blau- bttchern ^Sonth Aftican Bepublie, 0. 9846, 9404» 9415, 9518, 9521 n. 9580", welch letrteies mit dem Ultimatum schlieisi

Die Vorgeschichte des gegenwärtigen Krieges, die Geschichte der Entstehung und steten Verschärfung der zur gewaltsamen LOsnng drängenden GegensStae, reicht jedoch viel weiter, auf ein ganzes Jahrhundert zurück; es ist daher noTermeidiich, die ältere Geschichte Südafrikas in Kürze zu entrollen. Ich folge hierbei in der Haupt- sache den trefTIichen Ausführungen Zimmermanns, im 3. Bande seines jungst erschienenen Werkes „Die caropäischen Kolonien."

Am 16. September 1795 mafste die niedergehende Seemacht Holland nach I50jähriger Herrschaft Kapstadt nnd die Kapkolonie einem englischen Geschwader ausliefern.

Noch einmal, im Frieden von Amiens 1802, gab das Macht- wort eines Allgewaltigen die Kolonie an Holland zurUek.

Aber England mufste das Kap haben, wenn es Indien halten wollte! - Die Invasionsgefahr von 1805 ist kaum vorüber England atmet auf; 1806, während Kapoleon den Kontinent za Boden ringt, gewinnt England mit seinen Scbififen das Kap zurück.

£8 ist nun kein Zweifel, dals die Kolonie eist anter englischer Herrschaft ihren Wert bekam.

Aber schon damals schuf die englische Verwaltung den Ur- grund zu jener Spannung, die in dem gegenwärtigen Kriege gewaltsam sich löst: Übertriebene Humanitätsschwärmerei führte zu der überstürzten Sklavenbefreiung und zu der uuklngen Malsnahme der politischen Gleichstellung der Ureinwohner mit den altein- gesessenen holländischen Kolonisten, die hierdurch wirtschaftlich ruiniert wurden.

Jthiitaolter für di« d«aUoha Arm»« und Marin«. Bd. 116. 9. 18

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Der Kitof in SttdilHU 1899/190a

Das Sklavereiverbot Uberschwemmte das Land mit arbeitsscheuem Qeundel England machte an sich selbst die £ifahnmg des Goethe- Mhen ZaaberlehEUngsl

Die schwer gesdUkUgten and dftyh^li^ oosufaedraen holländischen Kolonisten, die Buren, scharten sieb zosammen und entschlossen sich zur Auswanderung. Seit 1834 zogen sie nach honderten mit ihren Yiehherden nordwärts und gründeten neue Staaten in Natal and jenseits des Oranje und Vaal.

Diese Staatenbildung fremder Elemente war England natürlich ein Dom im Auge; mit den Waffen in der Hand folgte es nach: 1843 wurde Natal, 1848 auch das Gebiet zwischen Oranje und Vaal als britisches Eigentum erklärt. Gleichzeitig versprach jedoch der englische Gouverneur Harry Sniith, „das Laud jenseits des Vaal iTransvaal) würde niemals als britischer Besitz proklamiert werden, aufser auf Wunsch der Mehrzahl der Ansiedler selbst.-'

Ein Aufstand der Oranje-Buren unter Pretorius wurde nach kurzem Erfolge niedergeschlagen; Pretorius floh nach Transvaal. Als er dort neuerdings Scharen um sich gesammelt hatte und mit der Rtlckkehr drohte, versicherte sich England in der Sandriver- Konvention vom 17. Januar 1852 der Neutralität der \ aal- Buren, indem diesen volle Selbstregierung, ohne jede Einmischung der britischen Kegierung, zugesagt wurde. Pretorius war nun zwar isoliert; es waren aber inzwischen die eingeborenen Stämme, im Oranje-Gehiet die Basutos und in der Kapkolonie die Kaffem, den Engländern über den Kopf gewachsen; da zudem die englische Politik, unter dem Druck der gleichzeitigen indischen Ereignisse, jeder Expansion abgeneigt war, so räumten die Briten das Land und erkannten am 23. Februar 1854 auch den Oranje-Frei- staat wieder als unabhängig an.

Aber die Krisis für England ging vorUber. Mit Hilfe von deutschen Landsknechten, denselben, die im Krimkriege ihre Haut zu Markte getragen, wurden die aufständischen Kaffern gezüchtigt; eine Viehseuche fegte die lästigen Leute vollends aus dem Lande, indem 25 000 iiuuL^ers starben und etwa 100 000 auswanderten. Auch der grofsc Auirnhr in Indien war glücklich vorbei England hatte wieder Luft und damit kehrte sein Appetit zurück.

An die Burenstaaten jedoch dachte man zunächst nicht mehr! Der Suezkanal ging seiner Vollendung entgegen; mit jedem Spatenstich, der diesen kürzeren Seeweg nach Indien eröflben half, sank das britische Interesse an Kapland selbst und ganz be- sonders an den sttdafrikanischen Grenzstaaten. Die Oden Gras- steppen, wo die Bmen ihre Rinder weideten, waren doch nicht des

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Der Krieg in Sildiirika ]809/190O.

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fiinsatzes tod Gold qdcL Blut wert! Ja, man echlng Rogar zwei- mal, 1858 und 1866 das Anerbieten des Oraige-FraBtaates, sich freiwillig unter engÜBehe Oberhoheit zn stellen, ab.

Da trat ein anerwartetes Ereignis ein; 1867 worden am Oranje-Flnfs die ersten Diamanten gefiuiden. Mit einemmale schlag die Politik der Regierung um. Die bisherige Zorück- haltnng worde zor heftigsten Gier nach den Diamantengebieten. Als Vorwand molste gelten, dafs es im Interesse des Friedens in der Kapkolonie liege, die Barenstaaten einzuTerleiben. Zunächst wurde kurzweg das Diamantengebiet Griqua-Land annektiert. Die Buren- staaten widersprachen; eingesetzte Schiedsgerichte entschieden für England. Transvaal wollte mit Besitzergreifungen bis zur Delagoa- Bai antworten, scheiterte aber an Englands energischem Wider- spruch.

Dem englischen Begehren nach den Humistaaten kamen iiulsere Umstände zn Hilfe: Die Zulus, die mit di^i l'uren stets im Streite lagen, riefen Englands Schutz und Hilfe an. Auch die Missionare machten ihren Eintiufs zu Englands (ninsten geltend.

Unter dem Titel, die Hechte der Eingetjorcnen zu schützen, wurde am V2. April 1877 die Annexion Transvaals proklamiert. Englische Truppen rückten in Pretoria ein, englisches Geld flois in die leeren Kassen des kleinen Freistaates. Beides half zusammen, um zahlreiche Anhänger Englands in Transvaal selbst zu werben. Vergebens remonstrierten Deputationen der Transvaal-Buren, deren Führer der Vice-Präsident Krüger war, in London gegen die An- nexion. Die Niederschlagung des Zulu-Aufstandes (unter Uetewayo, August 1879) erhöhte das britische Ansehen.

Endlich, am IM. Dezember 1880 erklärte ein von Krüger. Jonbert und Pretorius einberufener Volksraad die Tr ansvaal - Kepu blik als wieder hergestellt. Die geringe englische Truppenmacht wurde noch im Dezember überwältigt. Auch die aus Natal herbei- gerufenen britischen Hilfskräfte (1400 Mann, G Geschütze) erlitten bei Majuba Hill eine schmähliche Niederlage (27. Februar I8S1).

Greises Erstaunen in England! Der Präsident des Oranje-Frei- staates sollte vermitteln. Gleichzeitig gingen aber lUüOO Mann als Strafexpedition unter Sir Roberts nach Südafrika ab. Zu spät der Führer der geschlagenen englischen Truppen, Sir Evelyn Wood, hatte noch vor Ankunft der Verstärkungen mit den Buren einen Waffenstillstand geschlossen, unter Bedingungen, welche Transvaal die Selbstregierung, jedoch unter der 0 berh oheit Englands zugestanden. England hielt sonach die Wiederaoinahme der Feind- seligkeiten nicht fUr geboten.

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Der zwischen Wood und Transvaal abgeschlossene Paki wurde im Auprust Ihsi durch einen f(>milichen Vertrac bestätigt.

Das mit diesem Vertrage errichtete Suzeränetäts -Verhältnis er- hielt aber eine den Boren sehr unangenehme äufsere Form durch die Einsetzung einen englischen Residenten in Pretoria. So begannen denn die Huren sehr bald sich an der Suzeränetät zu stolsen. Nach langem Hin und Her liels England in einer neuen Konvention von 1884 den betreffenden Passus des Vertrages von 1881 fallen and ersetzte ihn durch folgenden: „Die Südafrikanische Republik i diesen Namen le^'te sich der Transvaal-Staat 1884 bei) willigt ein, k. inen Vertrag noch Blhidnis mit irgend einem anderen Staat oder Volk als dem Uranje-PVeistaat, noch mit irgend einem eingehon uen Stamm östlich oder westlich der Republik, zu schliefsen, bevor derselbe nicht durch Ihre Majestät die Königin gebilligt worden wäre."')

Eigentlich ist damit der Begriff der politischen Unmündigkeit aoch wieder ausgesprochen, wenn auch mit anderen Worten.

Inzwischen machte eine neue Entdeckung den Transvaal noch begehrenswerter: Zu den Diamanten war das Gold ge- treten.

Von diesem Zeitpunkte (1884) ab verfolgte England systematisch jene Politik, welche darauf ausging, die Buren -Staaten durch einen breiten Gürtel englischen Landbesitzes zu umschliefsen.')

So wurde Betschuana-Land (1885). Zulu-Land (1887), Matabele- uud Munit^f'-I^aud'') etc. (1888) bis zum Nyassa hinauf erworljcn. (Mitbesliiniiiend war dabei inii^'-lieherweise auch die Furcht vor der Ausbreitun«; Deutschlands Uber diese (rebiete.)

Die reichen Ausbeutungs-Syndikate, an deren Spitze der aus bescheidensten Anfängen einpnrgekomraeue Cecil Rhodes stand, spannten Draht und Schienen Uber die weiten Ländergebiete. IMe Bahn vom Kap bis Buluwayo, die ihre Fortsetzung bis Ghaiinm finden soll, dann die Linie Beira —Fort Salisbary, verbanden Rbo-

^) Die hier angewandte sophistisohe Form erfamert lebhaft an den Veittag von UaeialB, wo Menelik ebeuo muiiefUieh in ein Vaeallen-yeriiillidB sn Italien

gebracht wurde (siehe Jahrbücher 1896, Nov. Seite 136). Ebenso wie dort daa Wort „Protektorat" selbst nicht erschoint. so ist auch in der engiiach-trans- vaaliticbcn Konvention von lHb4 das gelaiiriiche Wort „SnzeräneWf* au^drUckHch vermieden; die italieniachen bezw. englischen Diplomaten konstruierten sich einÜMli ana dem Sinne das Teitea das gewttnaehte Protcktorata- beaw. Svae- riinetilte.VeiUatnia.

■'•) Bei allen diesen Landerwerbtmgen schob die Regierung zunächst Kaut- lunnnschatten oder Missionare vor. JedeofaUs die praktischste Art kolonialer Besitzergreifung!

') Später Rhodesia genannt

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Der Krieg in SfldaMka 1899/1900.

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desia mit zwei Meeren. 1S91 sicherte sich England durch einen Vertrag mit Portugal das Vorkaofsrecbt auf die portugiesischeo Be- siUuogeo slldlieh vom Sambesi.

Aber gerade nach der portugiesischen Delag<i:i-H;ii ging auch der einzige Weg zum Meere, den Transvaal noch otien hatte; Präsi- dent Krüger erkannte mit klarem Blick die Wichtigkeit dieser Ver- bindung und betriel) mit allen Mitteln den Bau der Delagoa-Bahn. Aber auch hier wulste England bei der portugiesischen Strecke der Bahnlinie seine Hand ins Spiel zu bringen. Der dortige Bau- unternehmer war vor Vollendung der Strecke zurückgetreten, weil Portugal kontraktbrüchiger Weise eine Konkurrenzhabn kon- zessionieren wollte; der Unternehmer verlangte eine enorme Ablösungs- summe (2 Mill. Pfund Sterling) für die unfertige Bahnstrecke. Ein Schweizer Schiedsgericht sollte die Streitsache entscheiden; nach 11 jähriger \ erschleppung ist der Schiedsspruch kürzlich in Bern gefallen und zw^ar so günstig für Portugal, dals dieses die ihm auf- erlegte Summe, zur grofsen Enttäuschung Englands, wohl wird be- zahlen können. England muls nun auf andere Mittel sinnen, um die Delagoa-Bai zu erwerben and die Bareo endgültig von der See abzuschneiden.

Nachdem auf solche Weise Transvaal nach aulsen hin fast gänzlich isoliert war. begann England ein jahrelanges System von Chikanen, welche die Buren entweder zur freiwilligen Unterwerfung oder zu einem Verzweiflungsakt treiben sollten.

Die Goldfelder hatten Ausländer aller Nationen nach Transvaal gelockt. Die Zahl der Weilsen in Transvaal, die 1883 etwa au 000 betragen hatte, war 1890 auf rund 120 000, jetzt bekaimtlich auf 290 0(X) gestiegen. Hierbei hatte freilich auch der aufserordentliche Gehurtenübersehufs des Burenstammes seinen guten Auteil; immerhin kamen die Uitlanders den Buren an Zahl nahezu gleich. Die Uit- landers begannen daher sehr bald, sieb zu fühlen und hier setzten die Engländer den Hebel ein, indem sie eine mehrjährige regelrechte Hetze organisierten.

Der Anlals war bald gefunden. In der Konventioo von 1884 war in Artikel 14 den Uitlanders, welche sich den Gesetzen des Landes unterwarfen, volle Erwerbs-, Besitz- and Bewegungs-EVeihMt sagestandeu worden, ohne andere Lasten (taxee), als de die Bttiger Transvaals selbst za tragen hatten; von gleichen politiBchen BechteUj wie sie die Blliger besaHsen, war fttr die Uitlanders im Vertragstezte nirgends die Bede.

Gleiehwobl wurden solche Becfate» wie Stimm- nnd Wahlrecht

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Der Krieg in ättdafhka 1899; 1900.

im Laufe der 80 er Jahre durch freiwillige Entschliefsungen der Transvaal-Uegieruog jenen Uitlanders zagestanden, welche nach einem gewissen Zeitraum daaemden Wolmsitzes den Nataralisations- eid schworen and sich beim Feldkomet sam Kriegsdienst ver- pflichteten.

Bald aber eototand bei dem mftchtigen Anschwellen des Einwandmrstnnnes aas dem spontanen Entgegenkommen der Regierong eine innerpolitleche Gefährdung.

Der Bozen-Regierung war ja die Auf bessemng des Staats^ ckels sebr SU statten gekommen; das Anwacbsen der fremden BeTölkemng bildete jedoch eine förmliche Oberschwemmongsgefahr, der ein Damm entgegengesetzt werden molste: Damit die Baren selbst nicht ans den maisgebenden Stellen verdrängt worden, schnf man 1890 einen zweiten Volksraad, in welchen die natoralisierten Uitlanders nach 4 Jahren wählbar werden sollten; nach weiteren 10 Jahren eist konnten sie aneh in den ersten Volksraad gewühlt werden, beides Jedoch nnr, wenn sie beim Natoralisationseide ihre frühere Natio- nalitttt aosdrttcklioh abgeschworen hatten.

Diese Schranke erwies sich als nicht aosreichend; ein neues Gesetz entzog den nach 1890 natoralisierten Uitlanders einen Teil der bisher zugestandenen Rechte. Indem das Wahlrecht zom ersten Volksraad normehr ganz aosnahmsweise zogestanden worde, ond diese Körperschaft allein über wichtige Angelegenheiten zn entscheideo hatte, so war die Hehrzahl der Uitlanders fortan von jeder politischen Einflolsnahme aosgeschlossen. Der grolse Hanfe der AosUlnder machte sich ans dieser Besehneidong der politischen Rechte nicht aUzoTiel; sie fanden in dem Goldlande reichen Gewion, die Traosraal-Regiernng sicherte ihnen Leben ond Eigentom, mehr wottteo sie too dem Boren- staate nicht

Anders dachten die grolsen englischen Unternehmer nnd be- sonders zwei geschäftlich sehr interessierte engiisehe Staatsmänner,

der Minister-Piäsident der Kap-Regierong Cecil Rhodos nnd der britische Kolonial-Minister Chamberlain: ihnen war es ein Dom im Auge, dafs ein Teil ihrer BetriebsOberschüsse in die Kasse der Transvaal-Regierong floib; der Burenstaat war ihres Erachtens ein Parasit, der sich von ihrem Fleische nährte.

Als 1893 im Witwaters-Rand neue Goldfelder die ergiebigsten bisher entdeckt worden, ond in den folgenden Jahren ganze Str(}me Ton Einwanderern nach Transvaal zogen, da hielten die beiden genannten Männer die Zeit des Handelns für gekonunen. Bis Ende 1895 hatte infolge ihrer rastlosen Agitation in Transraal ein Uitlander-Bond von 40000 Mitgliedern sich sosammengeschlossen,

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Det Kii^ In SttdiMi 1899/1900. 279

Qod Olm glaubte man, sieh mittelst eines Handstrdoliee der Hemchaft in Transvaal bemSchtigen zu kOnnen. Mit einem Hänfen Lands- kneebte, gefllhrt von einem Abentenrer sebUmmster Sorte, wollte Rbodes Jobannesbarg mid Ftetoria ttbermmpeln nnd, ontersttttit von dem Uitlander-Bnnd, die Staatsgewalt an sieb reifsen.

Der kl&gUcbe Ausgang dieses Pntscbes ist bekannt Am 29. Deiember 1896 ttberaebritt Dr. Jameson die Grenze, am Keigabre- tage war er mit allen seinen Splebgesellen bereits in der Gewialt der Buren.

Sdi den EnthUllnngen der Ind^pendanee helg:e woifs man, dals hinter dem Kap-Minister Cecil Rhodes der englische Kolonial-Minister stand. Damit erklärt sieb aach die Schwenkung in der Politik des Foreign office seit 1897: ihr Ziel ist die Kaebe einer nm den erhofften Gewinn betrogenen Krämerseele.

So lange der Prozefs gegen Jameson und Genossen schwebte and hierbei eine Indiskretion seitens des einen oder anderen Be- teiligten zu befürchten stand, so lange war Obamberlain der mals- volle, Uber den Parteien stehende Staatsmann; so schreibt er noch am 4. Februar 1896 in einer amtlichen Depesche, dals England mit der Konvention von 1S84 die Sttdafrikanisehe Republik in allen inneren Angelegenheiten als eine freie nnd nnabbäugige Regiemng anerkannt habe.

Mit der aafserordentlich milden Bestrafung der Flibustier schwand die Gefahr, dafs einer derselben aus der Schule schwätzte. Sofort ändert Chamberlain seine Tonart. Er fordert den Präsidenten Krüger auf, nach London zu kommen, um dort die Vorschläge des Kolonial- amtes über innere Reformen in Transvaal entgegen zu nehmen. Krüger lehnt mit Entschiedenheit ab, und Jetzt stellt Phamberlain mit aller HartnUckitrkeit den Satz von dem Fortbesteheu des »Suze ränetäts-Verhältnisses auf, welcher Forderung KrUger das Verlangen entgegensetzt, den Artikel 4, aus welchem Chamberlain die Oberherrlichkeit Englands Uber Transvaal konstruiertei aas der Konvention von 18R4 zu streichei).

Präsident KrUger war es längst klar, dafs England Händel suche; in aller Stille traf er seine Vorbereitungen. Nachdem er schon im März 1896 sich eines Bundesgenossen, des Oranje- Freistaates, ver- sichert hatte, widmete er sich mit vollendeter Umsicht der Landesver- teidigung. Die Landeshauptstadt Pretoria wurde zu einer modernen Lagerfestung ausgebaut; Johannesburg, die Centrale der Uitlander, erhielt eine Art Citadelle. Krapp, Grenzet und Mauser lieferten in Mengen die modernsten Waffen.

Alledem sab man in England mit der gleichen souveränen Ver-

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280 I>or Krieg in SttdaMk» 1899/1900.

achtang so, mit der num 1870 in Frankr^eb die Bfaüiniingeii des Oberaten Stoffel ttbeihOrte. Die Folgen waren nngeftlir die gleichen, wenigstens anl^ngs.

Indessen war Chamberlain nneimlldlieli in der Erfindung Ton Cbikanen. Ende 1897 fand er einen Vertragslmieli Transvaals darin, daÜB die Republik, obne voiber Englands Genehmignng naebznaneben, der Genfer Konvention beigetreten war; dann folgte die Znmntnng, dafe SebloJknoten, Fraebtbriefe ete. niekt in der Landessprache, dem HolUmdiscben, sondern englisch abKafessen seien. Krüger bewahrte eiserne Ruhe; er trat vielmehr, trotz der Gegnerschaft einer starken Partei von Ultra-Boren, den Wünschen nnd Bedürfnissen der Minen- Indnstrie anfinerksam, aber klarsehend, näher, and zog hierdurch die vernünftigen Elemente der Uitlander sowohl im Transvaal, wie im Kaplande auf seine Seite. Seine mit überwältigender Mehrheit erfolgende Wiederwahl zum Präsidenten (Februar 1898), dann die Wahl des Atrikaanders Schreiner an Stelle des Vollblat-Briten Sprigg znm Premierminister im Kaplande waren deutliche Belege für den Umschwung der Stimmung in Südafrika.

Nachdem auch ein Angriff auf das Dynamit-Monopol der Trans- vaal-Regierung (wobei die Familie Chamberlain geschäftlich inter- essiert war) an Krügers Widerstand ges<dieitert war, bot ein Polizei- Zwischenfall (Mäiz 1899) Erschieisung eines verhafteten Engländers durch einen Transvaal-Polizisten einen willkommenen Anlals zu weitergehenden Eingriffen. Die Sache \^iirde zn einer Staatsaktion aufgebauscht; eine Adresse von 21(X)0 Unterschriften bat die Köni^n von England um Schutz des bedrohten Lebens, und obwohl eine Gegenadresse von 25 (KH) Uitlanders dies für absolut unnötig erklärte, benutzte Chamberlain die Gelegenheit, um zur näheren Untersuchung der Mifsstände eine seiner Kreaturen, den iüip-Gouvemeur Müner, aufzustellen.

Dieser bestätigte natürlich, dafs es höchste Zeit sei, Ernst zu machen. Wenn man nicht allen Eintiufs in Südafrika verlieren wolle, müsse die Regierung zeigen, dafs sie imstande sei. den bedrängten Engländern in Transvaal zu ihrem Hechte zu verhelfen.

Chamberlain schlug hierauf eine Konferenz zwischf n Krilger und Milner vor. Am 31. Mai 1899 trat diese in i^ioemfontein zu- sammen.

6 BlaubUcher (C 9345, 9404, 9415, 9518, 9521, 9530) be- schäftigten sich mit dieser merkwürdigen Konferenz und ihren Er- gebnissen.

Die von Chamberlain diktierten Forderungen, mit welchen Milner in die Konferenz eintrat, waren absichtlich so gestellt, dafs sie ihre

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Der Krieg ia Südafrika 18d9/t900.

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Urheber selbst wohl ftlr indiskutabel hielten. Kein Wunder, dafs Milner mehrfach aus dem Konzepte kam, als KrU^er sehr wohl sieh aat die Besprechung der Vorschläge einliels; und nur seinerseits- Modifikationen verlangte.

In der Hauptsache drehten sieh die Verhandlungen daruni, dals die Uitlanders dem englischen \ erschlag zufolge schon nach 5jährigeni Aufenthalte und Ableistung des Naturalisationseides (NB. ohne Ab- schwören der bisherigen Nationalität) volles 8timmreeht erhalten, sollten; für dies Gesetz wurde überdies rückwirkende Kraft verlangt.

Krüger erklärte in aller Ruhe, ein imperiura in imperio. wie es der englische Vorschlag zur Folge haben würde, werde der Volks- raad niemals annehmen; ebenso wenig liels er an der Form des fiädes rütteln, wogegen er hinsichtlich der Frist fUr die Erlangnng. des Stimmreohies yon 14 Jahren auf 7 Jahre herabging. Im übrigen sehlng er m, ttber alle noch strittigen Paukte der Sebweiz das Scbiedsrichteramt sa ttbertragen. Lelsterer Vorschlag wiurde hobeits- ▼oU abgelehnt: zwiseben England and Transvaal kOnne höchstens ä]i2»-«riTate Sehiedsriobterkommission entBcheiden.

Hiln^*ging Boweit» sich sogar an der Bedingung zn stolsen, dafs« Lente mit entehrenden Vorstrafen das Bttrgerreeht nieht erhalten sollten; er telegraphierte bterttber Tertranllch an Chamberlain: «l^iese Bedingung würde 4 Hanptmitglieder unseres Reform-Komitees in Johannesbnig von 7ome herehi ansschlieben** (Blanbneb 9415 No. 48)..

Wie wttrdeyoU erstattete dagegen Krttger im Volksraad zn. Pretoria Beriebt Aber das Ergebnis der Konferenz: „Unsere Gegner haben uns nichts gegeben, wir haben die Hälfte unserer Rechte ^geben. Das ist ihnen nicht genug, and neileicht machen sie Kiieg.. Wollten wir mehr geben, so gäben wir unsere Unabhängigkeit bin», und hätten Räuber und Diebe unter den Bürgern. Um das Stimm- recht ist es unseren Feinden nicht zu thua, sie wollen das Land.. Der Herr hat bisher unsere Frdheit gesehatzt, Er wird sie uns nie- mals veriieren lassend (9415/41).

Schon 8 Tage nach Sohluls der Bloemfonteiner Konferenz, wo- \m feierlich der status quo ante verkündigt worden war, ging die Transvaal-Regierung auch auf den Gegenvorschlag IfUners, ein privates SchiedsrichterkoUegium betr., ein. Dieses „arbitration- tribunal** sollte bestehen aus je einem Vertreter der beiden Staaten,, welche beide zusammen sich über ein drittes das ausschlaggebenda

Mitglied einigen sollten; dieses letztere durfte keinem der beiden, Staaten angeboren.

Auf dieses freimütige Anerbieten antwortete BCilner erst nach: 14 Tagen, er habe allerdings dergleichen selbst vorgeschlagen, könne-

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es aber seiner Kegierong; zur Annahme nicht empfehlen (9518/4, Beil. 1). Und erst weitere 5 Wochen später verliert Cbamberlain das erste Wort darüber (9518/10): Milner habe ganz recht gehabt, dafe er ablehnte, denn die ESimuschiing eines Fremden (als Pritai- denft des Schiedsgerichts) kOane England ideht anndimen. Hit anderen Worten, der PrSsident mttftte auch Engländer sein!

Aiieh dafs Krüger, um England noch weiter entgegen zn kommeD, die Zahl der Vertreter der lOnenindnstrie im Volksraade von 3 auf dann anf 10 (von 36) UnanÜBetzte, dals er den jReolennachweis als Omndlage fbr den Erwerb des Wahbreckts Ton 200 auf 100 ond sefaliefsUeh 50 Pfond Sterling reduzierte, wurde nickt gewürdigt Inzwischen wurden diese so sekr en^egenkommenden Vorscklttge Erttgers dnrck Volluraadsbeschlnls vom 26. Jnli 1899 znm Gesetz erhoben.

Chamberlaui erklärte dies Air eine politische Ohrfeige; da übrigens das Parlament seit Ende Jnli geschlossen war, so hatte er freie Hand, am Ernst za machen: in aller Stille leitete er Troppensendungen nach Südafrika and Kriegs- rflstangen in Natal und der Kapkolonie ein.

Anf die Anfrage Stegns (15. Aagost 1899 9521/24) ond Krügers {12. September 1899 9521/28), was mit den Truppen- anhänfbngen längs den Ghrenzen gemeint sei, erwiderte Hilner dem ersteren trotz bestehender Thatsachen dais niebts wahres daran sei, es übrigens kein Wunder wäre, wenn England „gegenüber den Rüstungen Transvaals** militärische Gegenmafsnahmen treflim würde; und Krüger lieb erfragen, von weicken Truppenanhäufungen denn die Bede sei? Alle biitiseken Truppen in Südafrika bäHen den Zweck, britiseke Interessen zu vertreten. Gleichzeitig verlangte er die Bevision des Wahfrechts-Gesetzes dnrck eine ans Engländern ond Boren gemisobte Kommission, sowie die Streiehnng des Artikels 109 in dem Entwurf zur neuen Transvaal -Yerfrwsung (Grondwet), wonach anch Landesbewohner, welcbe nicht Burgkers sind, zur Landesverteidigang aofgerofen werden kttnnen, und griiF endlich die alte Snzeränetätsfrage wieder aof.

Krüger ging, des lieben Friedens kalber, soweit, dals er am 21. August 1899 versprach, alle auf der Bloemfonteiner Konferenz gestellten Forderungen dem Volksraad zur Annahme zu empfehlen unter der einen Bedingung, dais England eki für allemal die Suzeränetätsfra^e fallen lasse (9521/86).

Chamberlain erklärte am 28. August (9521/43), die englische Regierang könne Sick unmöglich eines Becktes selbst entäursem, das ihr kraft der Konvention von 1884 zustehe; zur Entseheidung der

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Dntergeordneteu Fragen wollte Chamberlain statt eines Schieds- gerichtes eine britische Kommission, mit dem bhtisohen Geschäfts-

ttthrer an der Spitze, aufgestellt wissen.

FjS hätte sieher nicht dieser ganzen Reihe von Unverschämtheiten und auch nicht der oflenen KriegsrUstungen F^nglands hedurlt, am Krü^rer über die wahren Ziele der rhaniberlainschen Manöver auf- zuklären; er und sein Kollege Steijn zögerten daher nicht iiinger, auch ihrerseits die Konsequenzen zu ziehen. Abermals lieferten die besten Fabriken Deutschlands, Frankreichs und Englands selbst Seuduug auf Sendung von Gewehren (nach Transvaal allein 14ÜU0Ü, Blaabuch 9530, S. 9), Geschützen und Munition.

Infolge der schroffen Ablehnung zog Krüger sein Anerbieten vom 21. August in vollem Umfange zurück; in dem klugen Bestreben jedoch, vor aller Welt jede moralische Mitschuld an dem drohenden Kriege von sich l't rii zu halten, ging er sogar auf das tVllhere Ver- langen Chainberlains, betr. die Revision des Wahlgebetzes, ein. ah- wohl dies eine Einmischung in innere Angelegenheiten, also einen wirklichen Bruch der Konvention von 1SS4 bedeutete. KrUger veihiügte nur das Eine, es möge gleichzeitig konstatiert werden, dals das ausnahmsweise Entgegenkommen Transvaals keinen Träcedenztall schaffen dürfe.

Chamberlain erwiderte (9521/52), England könne sich in dieser Beziehung die Hände nicht binden, und verlangte überdies die Re- Tision darch eioe britische Kommission auf der Basis der letzten, eist küralicb abgelehoten und hierauf von KrUger znrückgezogeaeu Vorschläge.

In einer stilistisch nicht gerade glttcklichen Note vom 16. Sep- tember (mitenehiieben: Beitz, 9680/7) verharrte Transvaal aaf seinem Standpmikte und gab sieh der Hoffiiimg bin, dals die englische Regierung ihr „System, immer neue und sehnierigeie Bedingungen tn erfinden,** anfgeben and sich begnügen ivoUe mit dem, was Chamberlain seinerzeit selbst Terlangt nnd was Transraal nunmehr zugestehen wolle.

Am 22. September drttckte Chamberlain hieranf sein Bedanem ans (9580/12), dafo sein gemftlsigtes (!) und versöhnliches (!) An- erbieten abgelehnt worden sei; die Saehe sei nnn nahezu 4 Ifonate Tersehleppt worden (natOrlieh doreh die Schuld Transvaals!). „Die englische Begierang sei nunmehr gezwungen, die Sachlage de novo zu erwägen und ihre Yorsehlftge fttr endgültige Bei- legung zu formalieren.'*

Hierzu kam es nicht mehr!

Schon am 8. September hatte der Yolksraad zu Pretoria

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Der Krieg in Südafrika 1899/ IdOU.

fol^'-endeii einstimmigen Beschlufs gefafst (9530/2): „Der N'olksraad bedauert die englischen Truppenansaramlangen au den Grenzen und erklärt, dals im Falle eines Krieges Transvaal eine Mitschuld nicht treffen könne."

Am 19. September, als der erste englische Truppentransport, das II. BataUloD Lancasbire von Kapstadt nach Kimberley abging, versicherte Milner den Präsideateo Steijn aoter lebhaften FreondscbafU- bezeugongen , dafis alle diese llafsregeln niemals gegen den Oranje- Freifltaat geriehtet seien. SteQn antwortete noch am gleichen Tage in nicht milesaTeratehender Weise „er IcOnne iLeinen Grond sehen, wes- halb man die bestehmden Differensen mit Waffengewalt losen wolle. Wenn England fort&bre, Tmppen an die Grenzen sn schieben, die gleichseitig den E^reisftaat bedrohen, so ltdnne er beim besten Willen nicht dafür gut stehen, dafo die Enegong ün Lande nieht weite Kreise ergreife. IMe Begiernng des Onuye-Freistaals lehne daher jede Verantwortang ftr eine unerwünschte Entwickelnng der Dinge ab.^

Dies war doch dentlich genug! Gleichwohl fahr Chamberlain in den uKohsten Tagen fort, Stqjn mit frommen Mahnungen and Beehtfertigongcn sa bestOrmen, bis der Bescblois des Oraige-Volks> raads am 28. September die Sachlage endgültig klarlegte (9530/18):

„Der Volksläad erkllErt, es liege kern Gmnd som Kriege vor. Beginnt oder veranlalst England gleichwohl den Krieg gegen Transvaal, so werde dies moralisch ein Krieg gegen die ganze weilse Berdlkernng Ton Südafrika sein, ▼erhängnisToU and yerbreeherisoh in seinen Folgen; der Oranje- Freistaat werde tren and redlich seine Verpflichtnngen gegen Trans- vaal hochhalten, kraft des politischen Bttndnisses beider Staaten mag kommen, was da wolle!'*

Einen Tag froher, am 27. September, scheint die Transvaal- Begiernng Bestimmnngen erlassen zn haben, welche den Kriegs- znstand bedeuten: die Bnrghers wurden zn iea Waffen geralbn, alle Wirtshftnser geschlossen; nach 6* abends dorfken keine KalTeni, nach 9^ abends keine Weifte mehr auf der Stralse sich aeigen etc.

Milner will Uber diesen liedentnngsvollen Vorgang am 4. Oktober depeschiert haben; eine Fofsnote za 9580/46 besagt hieiza: Not yet received in Colontal Office (!).

Am 29. September hörte der Eisenbahnverkehr Katal-Transvaal* Grenze aof; nur der Posttelegraph spielte noch.

Am 30. September liels Krttger den britischen GeschttflBflUirer in Pretoria, Conyngham Greene, bitten, seine Regierung zn veran- lassen, dals bis spätestens 2. Oktober die angekündigten end- gültigen Vorschläge bekannt gegeben würden (9680/28).

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Obamberlain antwortete am 1. Oktober, es wfirde wohl noeb einige danem (9680/29).

Ais bis zum 2. OlLlober abends keine Antwort der englischen Regierong in F^retoria eingetroffen war, vertagte Krttger den Volksraad ,^ine die**. Emst nnd mliig ging die Versammlnng auseinander, nachdem der Präsident die Thatsaehe festgestellt hatte, dafo England den Kampf wolle (9680/82).

Am gleichen Tage kündigte Steijn an, dato er im Hinblick auf die tiefgehende Beonrnhigang im ganzen Lande, henroigemfen durch die Ao&tellnng englischer Tmppen im Osten nnd Westen, das Aufgebot an die Burgbers erlassen habe (9580/31).

Am 8. Oktober fingen die TransTaal-Boren einen Goldtraus- port an der Grenze ab (9530/37).

Jetzt erst ting:en die leitenden Männer iu Kngland an, daran zn glauben, dals die Buren Kvuat machten; und sie sahen mit Schrecken, dals England noch nicht gerüstet warl

Die Korrespondenz Milners mit Steijn vom 8. <). Oktober (95*30/34, 38, 40, 44) ist daher ein Kampf um Zeitfjewinn: Eng- land habe die friedlichsten Absichten Steijn wolle doch ver- mitteln — die englischen Truppenansamnilungen seien nur eine Gegenniafsregel gegen die KUstongen Transvaals etc.

Aber Steijn reiist Milner schonungslos die Larve ab ('9530/52): „Vorbedingung jeder \ erniittlung sei. dals England seine Truppen zurückziehe nnd die noch auf dem Wasser schwimmenden Ver- stärkungen nicht landen lasse. Als er am 27. September erstmals sich Uber die Aniiäufung englischer Truppen beschwert habe, sei noch kein einziger Bur zu den Waffen gerufen gewesen. Dafs später- hin dies geschah, das habe die Erfahrung von 1895 (Jameson) dringend geboten; die Rüstungen beider Bureurepubükeu seien daher Notwehrakte."

Am gleichen Tage dem 9. Oktober Uberreichte Transvaal sein IMtimatum. Entsprechend der Wichtigkeit dieser letzten diplomatischen Note (9530/53) erscheint es von Wert, sie im vollen Wortlaut hier wiederzugeben, zumal dieselbe den ganzen Hergang der fruchtlosen Verhandlungen noch eiinnal zusammenfalst:

„Die Kegierung der sUdafrikanisohen Republik ftihlt sich ge- zwungen, die englische Regierung neuerdings auf die Konvention von 1884 zu verweisen, deren Artikel 14 der weifsen Bevölkerung der Hepublik gewisse liechte sichert, nämlich, dafs alle Persooen. Eingeborene ausgenommen, iosoferne sie den Landes-Gesetz^ äeb airterwerfeu,

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a) volle Freiheit haben sollen, mit ihren Familien einz-uwandern, zu reisen und zu wohnen, wo immer in Transvaal sie wollen;

b) dals dieselben das Recht haben solleii, Häuser, Fabrikea etc. ZQ mieten oder zu besitaMn;

e) dafs dieselben in eigener Person oder doreh Agenten Handel treiben dttrfen;

d) dab dieselben weder binsichtiich ihrer Person noch ihres Eigentoms, Handels oder Gewerbes anderen allgemeinen oder Ortliohen Lasten unterworfen sein sollen, als sie von den Bttrgem der Republik selbst getragen werden.

Dies sind die einzigen Reehte, welehe die englische Regiening in der genannten Konyention den UitUmders reservierte; nur eine Verletzung dieser Rechte konnte der englischen Regierung eu Recht la diplomatisohen Vorstellungen oder Interventionen geben. Die Regelung aller Übrigen Fragen, betreffend Stellung und Rechte der Uitlanders ist durch eben dieselbe Konvention aus- drücklich und ausschlierslioh der transvaalischen Regierung und Volksvertretung vorbehalteni Unter diese Fragen fallen jene, welche das Stimm« und Wahlrecht und die Vertretung der Uitlanders im Volksraad angehen. HierQber ist die Regierung der Republik mit der britischen Regierung freundschaftlich ins Benehmen getieten, ohne der letzteren hierdurch irgend welche Eänspruchsiechte einzuräumen. Diese freundschaftliche Aussprache stand unserer Regierung bei Abfassung des nunmehr in Kraft getretenen Wahl- rechts- und Vertretungs-C^esetzes stets vor Augen. Auf Seite der britischen Regierung hat jedoch die freundschaftliche Art der Aus- sprache einen mehr und mehr drohenden Ton angenommen. Sdt- dem hat grolse Erregung in unserem Volke um sich gegriffen. £in Zustand ttalserster Spannung wurde gesobaffen. Bndlich bnck die englische Regierang durch die Note vom 25. September 1899 jeden freundschaftlichen Schriftwechsel Uber den Gegenstand ab und deutete an, dafe sie nonmehr daran gehen mttsse, ihre eigenen Vor- schläge fllr endgültige Beilegung zu machen. In dieser Andcutang kann die diesseitige Regierung nur eine neue Verletzung der Kon- vention von 1884 erblicken, wonach der britischen Regierung kein Recht für einseitige Regelung einer Frage zusteht, welche ausschliels- lich eine interne Frage der diesseitigen Regierung ist und durch diese bereits geregelt wurde.

Im Hinblick auf die gespannte Lage und die hiermit sich er- gebenden Bandels-Verlnste und Verkehrsunterbrechungen war eine Einigung dringend erwünscht; bis zur Stunde shid jedoch die

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mehi&oh in Aaaaicht gestellten Menäf»ttltigen Vonehlttge" niebt an ODS geUmgi

Es worden sogar, w&brend der fireondschafUiche Schriftwechsel noch im Gange war, TrappenTerstärkuDgren greisen MsÜMtabes von der britischen Begiemng ebigeleitet und dicht an anseien Gxenzen* postiert.

Im Hinblick auf gewisse Vorkommnisse in der Geschichte unserer Hepablik, deren Erwähnimg Uberfitlssig ist, mnfste die diesseitige Kegierung in den Trappenanhäafungen au der Grenze eine Bedrohong der Unabhängigkeit der Südafrikanischen Bepnblik erblicken, zomal man sich keinerlei Umstände bewafst war, welche die Anwesenheit einer solchen Tmppenmacht in Sudafrika und vollends nahe an nnseren Grenzen rechtfertigen konnten. Eäne diesbezügliche An- frage wurde zu nnsereni grofsen £r8taanen mit der verschleierten Unterstellung beantwortet, als sei von unserer Seite ein Angritf im Werke; gleichzeitig wurde auf mysteriöse Möglichkeiten hingedeutet, welche nnseren Verdacht bestärkten, daXs die Unabhängigkeit der Bepublik bedroht sei.

Zum Zwecke der Abwehr mofste daher ein Teil der Bürger aufgeboten werden, nm den erwähnten Möglichkeiten wirksam zn begegnen.

Ihrer Majestät ungesetzliche Inter\ention in internen Angelegen- heiten der diesseitigen Republik, eine lnter\ention, welche der Kon- vention von 1SS4 widerspricht, dann im Gefolge derselben die aufser- ordentliche Truppenanhäufung nahe an unseren Grenzen, hat sonach eine unerträjLHiehe Sachlage geschaffen, welche der diesseitigen K»'- gierung. nicht allein im Interesse unserer Republik, sondern ganz Südafrikas, die Pflicht auferlegt, sobald als niö*rlich ein Ende zu machen, ond ernstlich und nachdrtlcklich auf eine unigehende Lösung der Spannung hinzuwirken und Ihrer M^gestät Regierung za ersuchen, OBS die Versicherung zu geben,

1. dals alle strittigen Punkte auf dem freundschaftlichen We^xe eines Schiedsgerichts oder irgend einem anderen friedlichen Wege geregelt werden würden;

J. dafs die Truppen au den Grenzen unseres Staates omgehend zurückgezogen werden sollen:

3. dals alle Truppenverstärkuiigen, welche seit 1. Juni 1899 in Südafrika ankamen, in einem entsprechenden, noch zu vereinbarenden Zeitraum wieder entfernt werden sollen, wogegen die diesseitige Regierung versichert und sich verbürgt, dafs keinerlei Angriff oder Feindseligkeit gegen irgend einen Teil der britischen Besitzungen in einem noch zu vereinbarenden Zeiträume erfolgen sollen und, im

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Falle des jenseitigen Einverständnisses, auch die bewaffneten BUrger unseres Staates von den Grenzen zurückgezogen werden wurden;

4. dafs Ihrer Majestät Trappen, welche sich jetzt noch auf bober bee befinden, in keinem Hafen Südafrikas landen sollen.

Die diesseitige Ke^ierung mufs auf eine unverzügliche und be- jahende Beantwortung lUescr 4 Fragen dringen und Ihrer Majestät Regierung ernstlich ersuchen, besagte Antwort vor oder am Mitt- woch, 11. Oktober 1899. nicht später als nachmittags ein- zusenden, wobei angefügt werden m(>ehte. lials. im Falle einer un- erwarteterweise nicht zutriedenstellendcn Antwort innerhalb des genannten Zeitraums, wir uns mit grolsem Bedauern genötigt sehen würden, die Handlungsweise von Ihrer Majestät Regierung als eine förmliche Kriegserklärung zu betrachten, und dafs wir uns selbst für die hieraus entstehenden Folgen nicht für verantwortlich halten, und dals wir in dem Falle weiterer Truppen liewegungen während des erwähnten Zeitraumes in Richtung unserer Grenzen gleichfalls eine förmliche Kriegserklärung erblicken müisten."

Am 10. Oktober 1899 10** abends telegraphiert Chamberlain an Milner ( 95:50/07): „Ihrer Majestät Regiening hat mit grofsem Bedauern die peremptorischen Forderungen der Regierung der Süd- afrikanischen Republik erhalten. In Erwiderung derselben wollen Sie die Regierung der Sudafrikanischen Republik in Kenntnis setzen, dafs die von derselben aufgestellten Bedinguniren derart sind, dals Ihrer Majestät Regierung sie für indiskutabel c i achtet.

Schon H Standen vorher. 7'° abends, war der britische Ge- schäftsführer in Pretoria aufgewiesen worden, bei Übergabe der Antwortnote seine Pässe zu verlangen (95:^0/56).

In welche Verlegenheit die englischen leitenden Staatsmänner durch das Ultimatum versetzt wurden, zeigt ein letzter verzweifelter ^'ersuch Milners. wenigstens den Präsidenten Steijo noch für sieh za gewinnen; auf die Anfrage, ob die Parteinahme des Bloemfonteiner Volksraads flir Transvaal aacb seine (Steijns) persönliche Za- stimmang and Uatersttttzaog finden werde, kam folgende drastisehe Abfertigung:

,,Die boehmutige und niebt zn rechtfertigende Politik und Ge- babmng von Ihrer Majestät Regiening, indem diese sieh diktatorisch in rein interne Angelegenheiten der SttdafHkanisehen Bepnblik misehte, was einen offenbaren Brach der Konvention von 1884 bedentet indem sie femer zaerst mit Kriegs-Rttstangen, späterhin mit tbat- sächlieber ErOflnong der Feindseligkeiten vorging, von welchen sie sich dorch keine unserer frenndschaftlicben nnd wohlgemdnten Be- mtlhongen abbringen liefs diese Politik nnd Gebahrung sielll

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sweifeUo« einen uDgereelileD Angriff auf die SelbBttndigkeit der Sttd- Afrikaidselien RepabülL dar, so dafe unserem Staate Iceine andere RIelitBoluHir belassen ist» als in Ehren bei dem mit Transvaal gesehlossenen Bttndnis ansxnharren. leb bitte daber Notix sn nehmen, dafs unsere Begiernng, gezwungen dnreh die Handlnngs- WQise Ton Ihier Migesttt Regiemng, entschlossen ist» die Instruktionen des VoUcsraads anaanfttbien (9680/61).*'

Diese direkte Absage war aaeh flir Chamberlain eine pelnliehe Oberrasehnng, wie das TorletEte Dokument (No. 62) des filanbnehs 9530 beknndet: |,Hieinaeb seheint es (it appearey* so tele- grqihiert er am 12. Oktober an IGlner „dab der Oratye-Fieistaat sieh der Südafrlkanisehen Republik endgültig angeseblossen baf

Dem Staatsmann Chamberlain „scheint es** erst, was der übrigen Welt mindestens seit dem 27. September ~ bekannt war; es eiging ihm ihnlieh wie 1870 den Franzosen hinsichtüeh der slld- dentseben Staaten.

Die bisherigen VerOfliBntlichnngen Uber den sttdafrikaniseben Krieg haben die diplomatische Vorgesohiohte des Krieges gamieht oder nur kurz berttfart Ich habe daher trotz des breiten Ranmes, den der amfongreiehe Stoff beansprachte geglaubt» dafs es den Lesern der »»Jahrbttehei^ erwünscht sein würde» eine zu- sammenhttngende und authentisohe Darstellung der Kriegs- nrsaohen oder besser, wie unser Mommsen küizlieb sagte, „des Vorwandes zoni Kriege" TOizufiDden, um so mehr, als die kommenden Friedensveriiandlungen auf die gleiche Basis zurüek- greifen werden.

Auf welcher Seite das Recht ist, wird auf Grund der von der englischen Diplomatie selbst yeröffentlichten, im Vor- stehenden wiedergegebenen Dokumente, niemand schwer fallen, zu entscheiden.

Und wo das Recht ist, da dürfen, da müssen auch die Sym- pathien der ganzen gebildeten Welt sein und bleiben. 82.

(Fortaetning folgt)

J»kr»»ok*r f&r di» d*atMh* Ahdm lud Marin*. M Iii. 3. 19

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La gnene rar mer et Mi la^oiu.

XXV.

La guerre sur mer et ses leconsJ).

Das neueste Werk des bekaanten amerikanisch en Marineschrift- stellers und Gescbichtsphilosopbe n Kapitän Mahan behandelt den letzten KtIp^ Amerikas gegen Spanien. Kapitän Mahan bearbeitet den StotV in fünf Abschnitten. Der erste handelt von den Ursachen des Krieges und ihrem Einsals auf den Beginn desselben, der zweite von dem ungenügenden Verteidigungszustand der Küsten und der Wirkung desselben auf die Bewegungen der Marine, ferner werdeo in demselben die Streitkräfte des Feindes zu Lande und zur See besprochen. Der dritte Abschnitt behandelt die Grlinde für die Blokade von Kuba, das Ziel and die Bewegungen des Admiral Cervera.

Der vierte Abschnitt bespricht die Aufgaben, welche der ameri- kanischen Marine durch das Erscheinen Cerveras in Westindien zufielen und wie dieselben gelöst worden sind. Endlich der fünfte handelt von den Maisuahmen znr Bewacbong Cerveras and der Beobachtung des Admirals Camara.

Dieses neueste Buch Mahans ist in einer gewissen Über- sttlrzung geschrieben worden. Es konnte die vielen wichtigen An- gaben, welche zum vollständigen Verständnis der Operationen nötig ^^ind, wie z. B. die offiziellen spanischen Instruktionen und Depeschen an die Truppenführer und Gi-schwadercbefs noch nicht berücksichtigen, wovon der Verftisser uns selbst in Kenntnis setzt, es ist in der Absicht geschrieben worden, die Rolle, welche die Marine während des Krieges gespielt hat nnd die Mafsnahmen des Admiralsstabes in Washington zor Leitung derselben zn verteidigen, dem Kapitän Mahan selbst wttbrend des Krieges angehörte, es ist sozosagen eine Apologie der Oberleitung dieses Seekrieges. Da diese dorchans nicht einwsndM gewesen ist, sondern einen hoben Grad an Zaghaftigkeit ond UnentseUoBsenheit an dsii Tag legte, welche nnr durch sbfloliile Uiiihitigkeit des einzigen spaniseben Geschwaders, welches imstande war, in See zn gehen, nentraliaiert worden, ohne dafe sehr enute Folgen daraas entstanden, Termifirt man in diesem WeriLC anoh jene Klarheit nnd Entschlossenheit, welche Mahans firtthere Werke, dnich welche er berühmt geworden ist, in so hohem Grade chaiakteilBiert Es ist freilich ein gewaltiger Unterschied zwischen der Arbeit eines

>) La guerro sur mer et ses le^ons. Par A. T. Mahan . . . Tradait de l'anglais .... par ie Comte Alphonae de Diesbaoh. Berger-Levrault & Üie. Paris 1900. Prab 4 fr.

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La gaerre bot mer et ses le^ona. 291

Oeschiehtephilosophen , welcher mit groüser Seelenrnbe feniliegende Ereigniflse und Eriegsoperationen In der Seekriegsgeschichte be- hsDdeh und der dnes Mitgliedes des obenten Kziegsnls, Wiehes niflitiliüolie und maritime Operationen tod der bOoluten WIebtIgkeil leiten soll. Aber dennoeb, wenn Mnban weniger nbbftngig oder ganz unabbäDgig von der Offenfliehen Meinung gewesen wäre, der Kiiegsrat in Washington war aber sehr abhängig von derselben, Wälde sein Stil und, das was er sagt, weniger gewunden und gesehraubt sein, und er wttrde Tielleieht manches anders aus- gesprochen haben, was jetzt snm Widerspruch herausfordert und mit seinen firttheren Werken nicht in Einklang zu bringen ist Alles, was Eapitiln Hahan äber die Ursachen des Krieges am Anfang seines Werkes sagt, ist ein weitschweifiges, manchmal unklares Umher- schweifen, ToU Ton Vorbehalten und Zweideutigkeiten, um den Kern- punkt, welchen Mahan offenbar in semer brutalen Nacktheit nicht aussprechen will: der amerikanische Imperialismus verlangte Kuba und Portorico, wie Uber den spanischen Inseln im westindischen Meere soll auch äber den andern, welche jetzt noch kleineren Mächten angehören, das Sternenbanner wehen, ebenso wie der englische Im- perialismus Afrika verlangt, daher der Krieg gegen die Buren. Diese imperialistischen Bestrebungen smd in Amerika durchaus nicht neu und sind in der Verwickelung mit Spanien zum ersten Male der Welt ganz deutlich und brutal vor Augen geführt worden. Da Kapitän Mahan dies nicht sagen konnte oder nicht wollte, sind s^e Aus- fttbrungen im ersten Abschnitt gewunden und weitschweifig, Schein- grUnde, welche den Kern nicht trefTen. Wenn Kapitän Mahan uns glanben machen will, dai's durch deo Verlust des amerikanischen Panzerschiffes Maine im Hafen von Havana das Gleichgewicht zwischen den beiden Flotten zn Ungunsten Amerikas gestört worden sei, so können wir nur ungläubig darüber lächeln. Kapitän Mahan sowie dem Admiralstab wird wohl ganz genau bekannt gewesen sein, in welchem Zustande von Schlagfertigkeit sich die spanische Marine befand, ebenso wie sie über das Geschwader des Aflmiral Cervera, des einzigen, w 1 *h' s beim Bepnn des Krieges Überhaupt in See gehen konnte, gewifs genau orientiert gewesen sind. Daher ist wohl die Weisheit der Malsoahmen des Admtralstabes, das Panzer- schiff Oregon aus San Francisco nach dem westindischen Kriegs- schauplatz zu beordern, über Gebühr von Mahan gelobt worden , wäre diese Mafsregel auch ebenso weise und lobenswert geblieben, wenn dies Schiff dem spanischen Geschwader in die Hände gefallen wäre, was späterhin sehr wohl hätte eintreten können V während die Schwierigkeiten, welche das spauisohe Geschwader auf drei-

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Im gWR» mir aMr et ms le^ons.

tafwead Heilen und mehr von seiner Operalionsliasto zn ttberwinden hatte, nicht genügend von ihm gewürdigt worden sind; znmal dieses unsinnige Abentener dem spanisehen Admirsl teoti seiner energiseben Gegenrorsteilongen Yon seiner Iransiehtigen Begiemng anfgednmgen weiden ist. Admiial Cenrera wollte bei den kanaiiseben Insebi bleiben und die Amerikaner erwarten, dann hätte der Krieg woU einen weit andern Verlanf genommen. Die langen Ansfahmngen Kapitiln Hakans am Seblols des eisten AbsehnitlB Ober die Kot- wendigkeit der Kttstenbefestigmigen, nm welobe es in den Vereinigten Staaten besonders bei Beginn des Krieges sehr schlecht bestellt war, „and dafs die Marine diesem Mangel abhelfen mtiiste, obwohl sie zur Offensiye nicht zor DefensiTe organisiert isf*, ist wohl auch unter dem Druck der (öffentlichen Meinnng znm Teil geschrieben worden, welche kategorisch ein Verteidigongsgescfawader bei Hampton Kowds forderte. Es wllide den Amerikanern einem thatkräftigen Gegner gegenüber schwer gefallen sein, mit diesem einen Greschwader ihre langgestreckte Ktlste zu verteidigen, sie wnlsten aber wohl sehr bald, dais die Spanier gar nicht in der Lage waren, mit sehnellen Panzer- kreuzern offensiy g^n die atlantische Küste Yorzngehen. Dieses Verteidigongsgeschwader war ein Zugeständnis gegen die von den Schrecken einer Invasion kopflos gewordene Menge, was Mahan später auch durchaus tadelt, man kann diese weitschweifigen Auslassangen Uber den Wert von KUstenbefestigongeD, welche wohl viel Richtiges enthalten, iiiglich tibergehen, gerade dieser Krieg hat dargethan, dalls selbst sehr bescheidene KUstenwerke, wenn sie nur passend armiert und besetzt sind, den Bedürfnissen o^enügen; daher werden diese Ausführungen nicht unwidersprochen bleiben. Zum Schlufs plädiert er lebhaft ftlr die Abschaffung der Monitors, welche sich in jeder Beziehung als unbrauchbar erwiesen haben.

Der zweite Abschnitt behandelt den ungünstigen EinHufs der mangelnden Küstenbefestigung auf die Bewetrunircn der Flotte und Mahan kommt zu folgendem Schlufs ; ..der ungenügende Küstenschutz wirkte ungünstig auf die Kriegsflotte zurück, welche in allen ihren Bewegungen von Jeder Verantwortlichkeit für die Sicherheit der Häfen, weiche sie verläfst, befreit sein sollte. Unter den obwaltenden Umständen wäre es Spanien möglich gewesen, unsere ganze Flotte zu zwingen, auf ilire Olfensivbewegnng gegen Kuba zu verzichten und nur die Küste zu verteidigen.*' Den ersten Satz kann man nur unterschreiben, den zweiten aber wohl nur. wenn auch das folgende eingetreten wäre, was der \ erfasser später sagt : ,,Wenn statt allein nach Westindien zu gehen, das Geschwader Cerveras nach Spanien zarUckgerafen and dort durch die beiden Panzerschiffe

La guerre aar mer et ses legons.

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▼erBtaikt worden wire, welche spSter mit Camara Dach Snes gegangen sind, wie man es fafttte tbnn sollen wttrde dieses Geschwader unsere Flotte gezwungen habeUi sich ta konsenteieren, denn vor der Ankunft des Oregon wäre jede unserer DlTisionen aus drei Sebiffm zu schwach gewesen, um den Kampf gegen die sechs femdüdien Schüfe au&unehmen." Mahan sagt „wie man es hätte thun soUen" ^ nun in Wirklichkeit ist es aber nicht geschehen, Admiral Gervera wurde trota seinen energischen Protesten nach den Antillen geschickt, der Admiralstab wie der oberste Kriegsrat in Washington wnfote dies ganz genau, und da Admiral Cerrera die Oberfiihrt Uber den Ozean in einer unverhältnismäTsig langen Zeit- daner machte, ist in diesen etwas sophistischen Spiegelfechtereien wohl kein Grund zu finden für das yon yomherein zur Untbtttigkeit verdammte Kttstenverteidigungsgeschwader, welches, wie schon gesagt, nichts weiter als eine Konzession gegen die kopflose Panik war, welehe sich der Union beml&chtigt hatte, und welche Mahan an anderer Stelle auch zugiebt und bitter tadelt Den weitschweifigen Auseinandersetzungen Mahans, durch welche er die Teilung der amerikanischen Flotte und damit die Anordnungen des Admhralstabes zu rechtfertigen sucht das Geschwader oder vielmehr die Division des Admiral Sampson in den kubanischen Gewässern, die Division des Kommodore Schley aof der Rhede von Hampton-Rowds wird man kaum ohne Widersprach folgen und ihnen trotz allem dialektischen Geschick des Verfassers nicht beistimmen können. Am Schlafs dieser Anseinandersetzan§:en macht Mahan die hypothetische Ueberlegung, wie grolse Vorteile ein drittes und noch ein viertes Geschwader anf Seiten Amerikas im Gefolge gehabt hätten, dem Geschwader Cerveras allein wttrde der Weg nach San Juan auf Portorico, wie Cienfaegos und Havana durch ein drittes Geschwader verlegt worden sein, and selbst wenn Camara sich mit ihm vereinigt hätte, wie er es thun sollte , würde eine solche Macht ihnen die Häfen von Cienfaegos and Havana verschlossen haben. Wäre aber noch ein viertes Geschwader dagewes^ bei demselben unvollkommenen Zustand der Küstenbefestigungen, so würde diese Übermacht zur See wahrseheinlich die spanische Flotte in £aropa zurückgehalten haben, nnd es wttrde keinen Krieg gegeben haben." Abgesehen von dem Appell an die Kegiemng, welcher in diesen Betrrachtangen liegt, die Flotte zu verstärken, sind dies wohl mUfsige Betrachtungen, da sie den konkreten Verhältnissen, wie sie nun ein- mal lagen, nicht Rechnung tragen. Nach diesen weitschweitigen Obstruktionen erkennt man dann in folgenden Bomerkunpen den Verfasser wieder, wie er ans in seinen Mberen ausgezeichneten

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La guerre sor uier et sea legoas.

Werken, nnbeeugt von anderen Bttcksichten, wert geworden ist: ^die Offensive nicht die Defensive entscheidet das Besoltat des Krieges. Die wichtigen Handelscentren and die internationalen maritimen HandelsfltraÜBeo mttssen einen lokalen Schnta erhalten, wenn sie einem Angriff von See ansgesetst sind, die andern mttssen sich der Flotte anvertrauen, auf diese mnls man alle Mittel verwenden, nm sie zo einem wirksamen Werkaeug im Kriege an machen* Die thörichte nnd erniedrigende Panik der letsten Monate, an glauben, dals eine feindliche Flotte ihre Kohlen verschwenden würde, am schate- lose Dörfer and Badeorte an der Kttste an beschieisen, wird sich hoffentlich nicht wiederholen.^ Am Schlafe des Abschnittes behandelt der Verfasser die militKrisohen and maritimen Streitkittfte Spaniens. Er giebt die militärische Überlegenheit an, aber die Kttstenbefestigimgea der spanischen Häfen waren aach nngenttgend, so dafs sich in der amerikanischen Marine eine starke StiOmmnng geltend machte, den See-Krieg nach den spanischen Gewässern and seioen K listen zn 'übertragen. Davon motste abgesehen werden, weil weder Panzer- schiffe noch Kreuzer dazu verfügbar waren, wenn die beabsichtigte Blokade von Kaba dorchgefUhrt werden sollte. Anderseits würde der Kreuzerkrie^ gegen den spanischen Handel nur dnen geringen Wert gehabt haben, denn der spanische Handel war darch die £iq>editionen gegen die Kolonien Kuba und Manila vernichtet, die geringe Küstenschiffahrt nnd der Handel nach England war für ein SO groüses Risiko keii) genügendes Äquivalent." Unter diesen Um- ständen wurden die Küsten der Philippinen and von Kuba ftir ans die Küsten Spaniens, wie Mahan sagt, und noch viel bequemer als es diese gewesen wären/' Mahan betrachtet dann die spanische Flotte and vergleicht sie mit der amerikanisehea in Bezng auf ihre Stärke ond Kriegsbereitschaft »Wie schon gesagt, waren die Panzertiotten der beiden Gregner wenig von dnander verschieden und die Spanier hatten einen Vorzug von aufserordentlichem Wert, welcher für die amerikanische Flotte nicht existierte, nämlich fünf Panzerkreuzer, fast hoinoiren. "H'hr schnell und sehr ahnlich in Bezug auf die nautischen Eigensehafteu und Armierung.'' In dieser Zahl ist nun freilich der Panzerkreuzer „Emperador Carlos mit einbe<rriffeu, ■svelcher das Geschwader Cerveras auf seiner Fahrt nach \\'estindien nicht begleitet hat, und wie es um die Geschwindigkeit dieses letzteren bestellt war, hat die ungewöhnlich lange Überfahrt über den Ozean zur Genüge bewiesen. Nach einem weitschweifigen Exkurs über den Wert ein»'r j.Hotte eu vie'* (squadron in being) ein Ausdruck, dessen ganze Bedeutung man im Deutschen kaum mit der erfürderiicbeu Prägnanz wiedergeben können wird , in dessen Verlauf sich

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La gueire aar mer et ses le^ons*

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Mahan selbst widerspricht, indem er eicuial sagrt, dals die mutinals- liche Bedeatung einer solchen Flotte sehr stark übertrieben worden ist, an einer andern Stelle aber erklärt, dals das Vorhandensein einer solehen eine fortgesetzte Bedrohung der Interessen des Feindes ist, aacb wenn de minderwertig ist, immer unangenehme Überraschungen in sieh birgt, die Opemtionen UUimtr so lange sie nicht zerstört oder onsohädliob gemadit ist, der Flanken* oder Anieregardenbedvolinng eines Heeres vergleiehbar", konunt er 8ohlieldie]i zn dem niebt Uber- rasehenden Resoitat, dab das Auswichen tot einer SeUaeht wie in dem yorliegenden FaUe anf die Daner immer nor ein Resnltat haben wird, dafs die st&rkere Flotte znletzt Uber die sehwiebere siegen wird. Er ergebt sieb dann nocb in hypotetiscben Auseinander- setznngen, was das Gtesebwader CSenreras alies bstte leisten und welche Ungelegeobeiten es der amerikaniseben Kriegfllbrong hätte bereiten können, kommt dann etwa zn der Scblnlsfolgemng, dab das genannte Geschwader wabrsebeinlicb nicht die dazu erforderliche Tüchtigkeit gehabt bat, zomal da das Masebinenpersonal ganz nn- zoreicbend nnd nntttehtig aof den spaniscben Schiffen gewesen wire. Anf die Geschwindigkeit der spanischen ScbiffiB dann Übergehend, welche, wie die Thatsaoben erwiesen haben, sehr gering gewesen ist, kommt er nach selir weitschweifigen Auseinandersetzungen zn dem BesnUat, dals nicht die Geschwindigkeit, sondern der offensire Gefechts wert der ansscblaggebende Faktor für eine Flotte im Seekriege ist nnd sein wird, schon ans dem Gmnde, weil eine Flotte in ihrer Fahrgeschwindigkeit sich nach dem am wenigsten sdmeUen ScUff richten muls, „die wahre Geschwmdigkeit un Kriege ist nicht eine nngestttme ÜI>erha8tQng, sondern die nnermttdüche Energie, welche keine Zeit nnntttz vergeudet," was man wohl unterschrdbeo kann. Nach vielen Abschweifongen und Lingen, unter denen dieses Werk Mahans tllierhaupt sehr leidet, kommt der Ver- &8ser zu dem Schlufe, dafs der spanische Admiral wahrscheinlich wenig Vertraoen in ein Geschwader hatte, welches trotz der BraTOor und den andern guten Eigenschaften seiner Offiziere und Mann- Schäften, niemals im Geschwader bis zu seiner Abreise nach den Kap Verdischen lusein manövriert hatte. Dann ftlhrt er die aller- dings nach der Zerstörung des Greschwaders ihm angeblich bekannt gewordenen wenig TertrauensvoUen Aulserungen Cerveras selbst an, dagegen die unkluge Überhebung eines anderen hohen Offizier, welche der Heraldo TerOfifentlicht iiat, wie sie in allen Lttndem vor einer Katastrophe unmer vorgekommen ist und vorkommen wird, so lange es Menschen geben wird und die Klagen von Marineoffizieren Uber den Hangel an Schielsttbnngen, durch welche die Kriegs-

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La gnerre »ur rner et sea le^ns.

tuchtigkeit des Geechwadera sebwer gelitten liatte. Mit einem Worte, das Geschwader Cerveras war in keiner Welse kriegstUcbtig und angriffisHUiig. Hiernach begreift man nmsoweniger die wOrdelose Panik, welche die Union vor einem solchen Geschwader ergiüfen liatte, noch die malle nnd nnentsoblossene Leitnng der amerikanischen Flotte, nm einen solehen Gegner ni yernicliten.

Der dritte Abschnitt, welcher Ton den Gründen fttr die Blokade Kubas nnd den Absiebten and Bewegungen des Admnral Cenrera handelt, bat anch sehr nnangenebme Längen, nnd ist sehr sn sdnem NaehteU vor dem fielunntwerden der anibentisehen Briefe des Admirals in der Epoca de Madrid rom 5. November 1898 geschrieben worden; andem&Us würde er wohl anders ansgefidlen sein. Es würde in einem Referat viel zo weit ftlfaren, niber aof die vielen hypo- tbetisehen Anselnandersetsangen einingeben, im greisen nnd gamen hat das Bedttifiiis, den Admbralstab nnd die Malbnabmen des Kriegs- rats an rechtfertigen, anoh diesen Abschnitt dem Verfasser m die Feder diktiert Er verurteilt aueh scharf die waghalsige Fahrt Cerveras naeh den AntiUen, wenn er aber behauptet, dafs sowoU das Geschwader des Admiral Sampson als anch das des Komnpodore Sehley imstande war, ihm ebe erfolgreiehe Schlacht zn liefern oder ihn in einem Haien au blokieren, so setzt er sich sowohl mit den Tbatsacben wie mit seinen Irttberen AnseinandenwtBangen in Widersprach; es soll dies anch die viel and mit Recht viel£Mh an- gegriffene and verorleilte Teilnng der amerikanisohen Flotte recht- fertigen. Nach weitscbwdfigen Aaseinandersetzangen tiber den Wert von Biokaden, welche sehr wohl hätten fortfollen kttnnen, kommt er su dem Schlafe, „dals, so lange die Landangsarmee noch nicht fertig war and bis die spanische Flotte aof Schafsweite heran- gekommen war, die Blokade die einsige entscheidende unfehlbare wenn anch langwierige Mafsregel war, welche man fassen konnte, am die feindlichen Schiffe Uber den Ozean herUberzoholen, wofern nicht Spanien aof den Kampf verziehten wollte ; ihre Bedeutung berahte auf dem doppelten Zweck, die feindliche Armee in Kuba annobnngem und die Marine zu zwingen, ihr za Hilie zu kommen." Das ist nur richtij^ und wUrde nar dann den beabsichtigten Zweck erflült and die iÜcbtigkeit der crotroffeuen Mafsnahmen erwiesen haben, wenn die amerikanische Flotte dazn imstande gewesen wäre. Nach dem eigenen Geständnis des Verfassers war die ameri- kanische Flotte dazu nicht imstande, denn das eine Geschwader war in Hampton-Koads zurückgehalten, um die Bevölkening za beruhigen, die andere Panzerdivision war vor Havana stationiert, am die Blokadefabrzeuge za verstttrkeo und die Operationsbasis in

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La goerre tnr nier et ee« legou.

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Key -Wert ni sichern. Erstlich war es daan nicht imstande, und überdies Terliefii dies Geschwader Sampsons schon am 4. Mai, ftlnf Tage nachdem Cenrera die Kap Verdischen Inseln Terlassen hatte, seinen Standort, nm ihm in der Windward-Paasage nnd noch weiter <)8tUeb wenn erforderlich entgegenzugehen. Er beschreibt dann mit sehr nmsttlndlioher Weitschweifigkeit alle die falschen Naehricbten und das ganze für den amerikanischen AafklärDii<:<rH(>n8t wenig schmeiehelhafte Umhertappen nach dem Verbleib des Ge- sdiwaders Cerveras und als Folge dieser unsicheren Nachrichten den nach einem Kriegsrat aller Kapitäne gefaxten Entschlals des Admirals Sampson, nach San Juan auf Portorico zu gehen, um dort das spanische Geschwader zu erwarten. Es erfolgte sodann das ganz überflüssige zweistündige Bombardement dieses Hafens. Diese Fahrt wirkte sehr befremdend auf jeden Unparteiischen, znmal nach den eitrenen Worten des Admirals, mit denen er seinen Rückzug nach llavana be<rrlUKlpt : ..Da die vollständige Besetzung der Stadt uns mehrere Tage aiit'irehaltcn hätte, ein Teil des Gesehwaders hätte zurückbleiben müssen, um die Hesetzungstru|)pen zu erwarten, die Bewe2:an<ren des spanischen Geschwaders, unsers Hauptziels, noch immer unbestimmt waren, das fliegende Geschwader noch im Norden und nicht in der Lage war uns irgend eine l int' rstiit/.uiig zu gewähren; und Havana, das naturgemäfbe Ziel ( erseras. einer Macht wie der seinigen exponiert war", und otlcn la<r „während wir tausend Meilen davon entfernt waren, alle diese Gründe machten iinsern sofortiireu Rückzug nach Havana unum- gänglich." Ich glaube, dafs in diesen klaren Darlegungen des Admirals Sampson für den Rückzug zugleich die ganze Verurteilung der ebenso befremdenden wie unnützen Fahrt nach San Juan de Portorico mit dem ebenso zwecklosen Bombardement dieses Hafens liegt; zumal da am 12. Mai verlälsliehe Nachrichttii dem Admiral- stabe zugingen, dafs Cerveras Geschwader auf der Höhe von Martinique angekommen war. Nach weitscfiweifigen und die Situation nur unklar machenden Auseinandersetzungen nach dem gefundenen Lügbuch des später in der Schlacht bei Santiago genommenen Panzer- kreuzers Cristübal-Colon Uber diese Fahrt Cerveras nach Martinique und der sehr unwahrscheinlichen Vermutung, dals Admiral Cervoa den AngriflF Sampsons auf San Juan erfahren und, um von Sampson nicht abgefangen zu werden, seine i aliit beschleunigt hatte, ergeht- sich dann der Verfasser in verschiedeneu Betrachtungen Uber den von Cervera gemachten Umweg Uber Cura^ao vor seinem uaseUgca Einlaufen in den Hafen von Santiago, nachdem er in Maittnique keine Kohlen erhalten hatte. Der Grund war in Wirkliobkelt der,

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La guerre aar mer et ses le^ons.

dab der Adnidnl dneii eagÜBchen Kllstradampier, 7om spaidMben Kii^gsminister fUr sein Geschwader bestiiniiit, bei Goia^ erwartete, welcher leider so Bpllt kam, zwei Tage naehdeni der Admlxal diesen RendeKTODsplats verlassen hatte. Diese mtlisigen Betnushtnngeo würden alle tortgefallen sein, wenn Mahan das Erscheinen der Briefe und der Rechtfertigung Cerreras vor der VerOffenflicbnng seines Briefes abgewartet hätte, aas den schon erklärten Gründen geschab dies nicht. Er kommt znm Schlafe dieses Abschnitts an dem Er- gebnis, dafe der Admiral in eine ganz falsche Lage darch die Sebald seiner Begierang gebracht, sein Bestes gethan habe, and dafo er dnrch seine Handlnngsweiseder Oberleitangdes KriegesZcdten grofew Verlegen- heit verarsacht habe. Nach den mannigfachen llilsgriffen and dem nnent- schlossenen Umhertappen der amerikanischen Flottenleitong berührt es ebenso befremdend wie anangenehm, wenn der Verfesser Uber die fiewegangen des spanischen Admirals am Schlafe dieses AbsefaiuttB sehr von oben hmb arteilt. „Wir haben ihn in Santiago veroichtet, nnd wenn er aas diesem Hafen yerschwanden wäre, wMen wir ihn irgendwo anders abgefefet haben**, mit dieser etwas selbstherrlichen and einem so ernsten Kritiker wenig anstehenden Fanfeutonnade schliefet dieser Abschnitt Es hätte sehr leicht ganz anders and weit ungünstiger für die Amerikaner verlaafen können.

Der Yierte Abschnitt, welcher von den Aachen handelt, welche der amerikanischen Marine dnrch das Erscheinen Cerreras aaf dem westindischen Kriegsschaaplatz zufielen, und wie dieselben gelöst worden sind, giebt eine chronologische Darstellnng der Ereignisse nnd Maisnahmen bei dem Geschwader des Admiral Sampson nach der Ankunft Cerreras auf der Höhe von Martmiqaa Er beschäftigt sich eingehend mit dem glücklichen Entkommen des rereinzelten Panzerschiffes Oregon, welches aas dem stillen Ozean nach der westindischen Station befohlen war, und seiner Vereinigung mit der amerikanischen Flotte und behandelt weitschweifig mit einer gewissen naiven Begeistemng, was dieser tapfere Kommandant gethan hätte, wenn er sich dem spanischen Geschwader plötzlich gegenüber befanden hätte. Es ist der Kampf der Horatier nnd Kariatier ins Moderne und auf die See übertragen. Er giebt dann im weiteren Verlauf dieses Abschnittes eine chronologische Übersicht der Be- wegnagen des sogenannten fliegenden Geschwaders anter dem Kommodore Schley, an wp1r>ho sich dann eine sehr weitschweifige Abhandlung über den Nutzen und Wert der Kreuzer im Seekriege anschliefst. Er behauptet mit einer gewissen Berechti^^uno:, ,.dal8 nach den Erfahrungen der Seekricgsgeschichto keine Marine jemals genügend Kreuzer gehabt hätte", trotz aller weitsob weiligen Aus-

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La guerre sur mer et ses le^uns.

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einander setzunjren, welche im jrrol'sen und ganzen auch wieder auf eine llecbttVrti^^uiig der Oberleitung, also des Admiralstabes und seiner verschiedenen Maisnahmen hinaaslaafen, bleibt dies richtig, dai's wenn die Amerikaner mehr braachbare Kreuzer und Hilfiskreazer gehabt hätten and diese glücklicher dirigiert worden Ktlkretjx, die Be- wegungen des spaoisehen Adminüs weder so lange Zeit Iifttten ver- borgen bleiben können noch so rlel Kopfzerbreeben nnd Herz- beklemmnngen der Strategen in Wasbington yenusaeht liitten. Dieses oflbne Zugeständnis wäre riebtiger gewesen, als aUe gewondenen Weitschweifigkeiten Ifabans «her die Krenzer ttberhanpt nnd im besondem. Sehr bezeichnend für die ganze Sachlage ist folgendes Eingeständnis des Yerfksseis, welches keines Kommentars bedarf. Er sagt: »Wir kOnnen nicht erwarten, jemals wieder emen Gegner ▼on derselben gftnzlichen Unfähigkeit zn haben, wie sie Spanien gezeigt hat; aber anch selbst nnter den gegebenen Verhältnissen bat die Division Cerveras Santiago am 19. Mai erreicht, zwei Tage, bevor unsere Divinonen vor Havana nnd Qenfbegos mit allen ver- fllgbaien Streitkritften erschienen waren. Wenn der spanische Admiral versnobt hätte, in einen oder den anderen dieser Häfen ein- zolanfen, selbst mit der langsamen Fahrt, welche er auf der Reise von Coragao nach Santiago innegehalten hat ca. 7 Knoten in der Stunde , hätte er von Cura^ao am Abend des 15. Mai fortgeben und in Cieniiiegos am 21. Mai zwischen Mittemacht und Tages- anbruch nnd im Hafen am 8 Uhr morgens ankommen kOnnen, d. h. mehr als 12 Stunden vor der Ankunft des fliegenden Geschwaders unter Sohley. Dieses Zuspätkommen des letzteren Geschwaders ist nach der Ansiobt des Verfassers natttrlicb durch die mangelhafte Kttsten- verteidignng veranlagt worden. Auf die sich hier anschlielsenden strategischen Kombinationen und Koigunkturen sowie die Verteidigung der g^tnzlieh verungltiekten und unüberlegten Reise des Geschwaders Ton Sampson nach dem Osten, welche niemand überzengen wird, wtirde weder lohnend sein noch in den Kähmen des Referats passen.

Der letzte Abschnitt handelt von der Bewachung Cerveras und den Bewegungen des zweiten spanischen Admirals Camara. Mahan giebt zuerst eine Schilderung der vielen Befehle nnd Gegenbefehle in der widerspruchsvollen Leitung der beiden amerikanischen Ge- scbwaderdivisionen, denn Cervera war am 19. Mai in Santiago ein- gelaofen, ohne von einem einzigen amerikanischen Schilfe bemerkt worden zn sein. Das Marinedepartement, also der Admiralstab, erhielt diese Nachrieht auch an demselben Tage, hielt sie aber nicht für wahr- scheinlich. Am 25. Mai war vor dem Hafen von Santiago der englische Kohiendampfer Restormel, welcher für das Geschwader

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300

La guerre sur mer et ses le^ns.

Gervms bestimmt war, yod einem l^aam amiierten amerikaniscben Hilfekrenzer aufgebracht worden, weleher exzihlte, dab noch zwei andere Eohlenscbiffe sich bei Portoiioo beftmden hätten, als er von dort in See ging. Nun nahm man an, daÜB Portorico nnd nicht Santiago die erste Bestimmung Cerreras war, besonders da in Santiago nor 2900 tons Kohlen waren, und man schwankte nnn wieder hin und her im Kriegsrat m Washington. Kommodore Schley wollte nach Key West zorttckkehren wegen Kohlenmangels, daher beschleonigte Sampson, weleher den Feind in Santiago rer- mutete, seine Ankunft dort ndt s^en beiden schnellsten Schiffen, wäh* rend dieser Zeit hätte Oervera sehr wohl ohne Kampf ans dem Hafen entrinnen and von nenem im Dnnkel yeisehwinden können, znmal der Kommodore Sehl^ sich noch vor Cienfaegos aufhielt, um zu erfahren, ob das spanische Geschwader nicht etwa dort wäre; da- durch verzögerte sich seine Überfahrt nach Key West Es gelingt Mahan nioht^ die abwartende Haltung der Flotte vor Santiagro zu rechtfertigen, za erklären, warnm sie so lange untbätig gehlieben ist, als Spanien sich rtlstete sein Reservegeschwader unter Camara nach den Philippinen zu senden, welches dort sicherlich früher angekommen wäre wie die sich mttbsam fortbewegenden amerikanischen Monitors. Und dies noch nmsoweniger als der \ eri'asser erklärt: „Unsere Schlachtflotte vor Santiago war genügend stark, um in sehr kurzer Zeit das feindliche Geschwader zu vernichten, wenn dieses versuchen sollte, zu kämpfen, am sich zu verteidigen.*' Mit Recht fragt man sich da, warum dieses starke nnd Übermächtige Geschwader nicht den Feind im Hafen von Santiago aufsuchte, statt der Lan- dungearmee diese Aufgabe zuzuweisen, den Feind aas dem Hafen zu treiben. Nach langen Abschweifungen gieht Mahan die gewundene und niemand Überzeugende Erklärung, dals bei der politischen Lage des letzten Sommers die Kegierung sich nicht hätte erlauben dürfen, ohne ein sehr bedeutendes Äquivalent auf der feindlichen Seite nur ein einziges Schlachtschiff zn verlieren, wenn auch nur zeitweilig. Mit BezujL' auf die Entsendung des spanischen rie«;chwaderR nach den Philippinen unter Admiral Caraura, welches nur bis Suez kam und von dort wieder /urUckkehrte, sagt Mahan: Indem die Marineleitung die Streitkräfte im äulsersten Osten iiilerior liefs und alle verflltrbaren Kräfte bei den Antillen vereinigte, dadurch unsere Uberlegeuheit gegen jede Kombination der spanischen Schiffe in diesen Gewässern sichernd, hat sie korrekt und den wirklichen militärischen V^orkonmi- nissen entsprechend gehandelt; aber man raufs sich erinnern, dals nicht allein die spanische Marine hier in Betracht kam.'' Es ist dies ein politischer Graod. Offenbar ist damit Deutsch-

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Lt gneire tnr mer et tM le^iu.

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land gemeint, jedoeh ist dieses RaisonnemeDt ziemlich sohwaob. Das beste Mittel, eine europäische loterrention zo Terhindem, war, schnell einen entscheidenden Schlag auf Kuba zu führen und dem Feinde keine Zeit zu lassen, auf den Philippinen das erschütterte Gleich- gewicht wieder herzustellen. Nicht anf Knba konnte der deatsobe Admiral in die Versuchung kommen, zn hradehiy ebenso wenig wie man sich dort bereit zu halten brauchte, uro ihn zn empfangen. Die Gefahr wurde trotz aller begangenen Felder durch die Geschicklich- keit Dewey's abgewendet, welcher es erreicht hatte die Deutschen glauben zn maehen. dalis der englische Kommodore die Weisung hätte, ihn zu unterstützen, damit hat er seinem Vaterlande den gröliiten Dienst erwiesen. So schlecht dieser politische Grund Mahans ist, hat dieser Teil des letzten Abschnittes in einem Buche mit den vielen geheimnisvollen Anspielungen und Vorbehalten un- zweifelhatlk Eindruck auf das amerikanische Publikum machen müssen, welches die Beunruhigungen und Eifersüchteleien nicht vergessen bat, die das deutsche Geschwader durch scinr nicht leicht verständliche Haltung erregt hat. Mahan beeilt sich allerdings, die Geister, welche er rief, wieder zu bannen und sucht abzuwiegeln, indem er sich darauf eingehend Uber die Sorfrfalt ausläfst, mit welcher die Marine- leituug die Eskorte des Expeditionskorps nach Kuba orfranisierte. „Wenn die spanischen Kanonenboote, welche den Polizeidienst an der Küste versahen, um die Warteuzufuhr ülr die Insurgenten zu ver- hindern, sich einfallen lassen sollten, den Konvoi zu stören, würden sie von dem Panzerschift' Indiana" gehörig empfangen worden sein." Von dem übrigen zu schweigen, Ende ^ut, alles ^rut.

Es macht dies einen sehr sclhsthewulsten Eindruck, was durchaus unberechtigt ist. denn die Amerikaner sind bei ihrem Transport der Laudungsarraee von Tampa nach Kuba ungewöhnlich vom Glück begünstigt worden; er hätte weit ungünstiger verlaufen können bei einem einigermalsen thatkräftigen Gegner.

Der Gresamteindruck, den dies letzte Werk Mahans hinterlälst, Ist der, dafs es wohl das schwächste Geisteserzeuguis des begabten Geschichtsphilosopheu ist und mit seinen früheren bedeutenden Büchern, welche seinen Kamen bekannt gemacht haben, keinen Vergleich aushält.

Der amerikanische Admiralstab hat durch seine Marsnahnua wenig zur Vernichtung des spanischen Geschwaders und damit zur Beendigung dieses Krieges beigetragen, er ist der spanischen Regierung, welche durch unverantwortliche Kur/sichtigkeit und Über- hebung ihren Admiral ins Verderben jagte, zu grofsem Dank ver- pflichtet. Jachmanu, Korv.-Kapt. a. D.

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Heer tmd Flotte ItaUens im 2. Halbjahr 1899.

XXVT.

Heer und Flotte Mens im 2. Uaibjaiir 1899.

Aoeh der Berieht für das 2. Halbjahr 1899 amiii etwas vor- greifeiv da manche sehr wichtige Fragen, die in der BeiiohtBzett in der Schwebe waren, an Beginn des lanfienden Jahres ihre Erledigang gefunden, ein unerwarteter Wechsel im Kiiegsministerinra dicht nach der Jahreswende eintrat ond neben dem FJottenerweiteningsprogramm ein grober LandesTCrteidigungs- and Umbewaffnongsplan zu erwähnen ist, dessen Grnndzttge aber noch in der Bericbtxeit festgelegt worden waren. Unfrachtbar war das zweite Semester 1899 auf keinem Ge- biete des Heeres- nnd Flottenwesens, im Gegenteil bestanden, wie schon der letzte Bericht andeuten konnte, mehrere Einrichtungen TOn Bedeutung glänzende Proben ; aaf dem Wege der Lösang anderer Fragen wurden entscheidende Schritte ^rethan, besonders in den beiden schon erwähnten von vitaler Wichtigkeit fllr Heer nnd Flotte, die der Bericbtzeit geradezu den Stempel aufdrücken. Ohne die ObstnÜLtion im Parlament wäre man wohl noch weiter gekommen, die Leitung von Heer ond Flotte kann fUr das, was die Obstniktion Ter- fiobnldete, nicht haftbar gemacht werden. Die organischen Be- stimmungen für Eritrea wurden kurz nach Jahresbeginn nea heraas- gegeben nnd anch sie mllsssen im diesmaligen Halhjahrsbericbt wenigstens insofern Aufnahme tiuden, als sie sich auf die Kolonial- trnppen beziehen.

Der Übersicht halber stellen wir hier das Heer nach Jahr- gängen, den Bestand der Marine an fertigen Schiffen am 1. Janaar 1900 and die Trup])en in Kritreanach den neuen organischen Bestinimnniren zusammen. Dals das liudget 1899/1000 für die Armee mit einer Durchschnittsstärke von 13527 Offizieren und Beamten,. 212200 Mann, 9584 Oftizier- und 3()628 xMannachalispfcrden und Ein- beorderung'en rnnd 93 OCX) Mann des Beurlaubtenstandes rechnete, wurde im letzten Berieht schon angegeben. Zar Gegen U berstellang bringen wir hier zweckmälsig aneh wohl gleich die wichtigsten Daten des Budget-Voranschlags flir 19(H)/1901. Bei 239 Millionen Gesarat- forderung weist derselbe im Extraordinarium 16014000 Lire auf. Letzterer Betrag wird aber infolge der grolsen Vorlage Pelloux', be- treffend Landesverteidigung and Umbewaffnun? der Artillerie nra rund 7 Millionen aus den Bewilligung-en der Gesetze von 1885 und 1894 gesteigert werden, von welchem Betrage u. a. ö Millionen auf

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H«er und Flotte ItaUens im 2. Bdl^ihr 1899.

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Erwerbang ton FeldartÜleriematerial, 1 Mittion auf KttoteDTerteidigiing nnd Befestigung yon Rom nnd Capna entfaUen. Im Ordinaiiiun entfallen 34549614 Lire anf Karabinieri, nationale SebielsTeieiney fignratiTe Ausgaben. Man reehnet mitEinbeordenug von 89000 Mann des Bearlaabtenstandes nnd 90000 Lire Aofwenclnng für hilfs- bedürftige Familien von EinbeorderteD. Im ttbrigen erscheinen im Ordinariam 92874800 Lire fitr Infanterie, 28896600 fUr Kavallerie, 34726000 ftlr Artillerie, 7388300 ftlrGenie, 2981200 fllr Schulen. \on Interesse ist es auch, die organische (Soll-) der biul^retiiiroa (Durchschnitts Ist-) Stärke gegenüberzustellen. Die organische Stärke wttrde 235148 Köpfe aofweisen, die bndgetaire 186679, Differenz mnd 50000 Mann.

Die organisehe Stärke betrttge bei

Infanterie

13.') 506 K

(liebudg.

127214,

Differz. 36242 =

22,2%

Kavallerie

24277

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11,8%

Artillerie

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Genie

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Verpfleg.-Truppcn

213!)

1737,

11

702 =

32,8%

Die Differenz ist richtiger Weise am kleinsten bei der Kavallerie, am grölsten bei den Hilfsdiensten. Vom 15. September bis 1. März hat man im Dnrehsohnitt ca. 135000 Mann nnter den WatVeu, in der Hauptausbildnngszeit mnd 240000. Der Jahresdorchschnitt betlägt 189000. Wollte man die organische Stärke während des ganzen Jahres nnter den Waffen halten, so nitllste man das Kriegs- badget im Ordinarium nm 24 Millionen erhöben, was die Finansdage nicht erlaubt.

Am 1. Januar 1900 setete sich dus Heer nach Jahrgängen vrie folgt zusammen: Aktives Heer und Reserve: Leute 1. Kateg. Jahrgänge 1871—79, 2. Kateg. Jahrjränge 1871 nnd 76, aufserdera Jahrgänge 1867 70 der Artilleriearbeiter, 1870 der Karabinieri nnd Kavallerie.

MobilmiUi (Landwehr): Alle Lente 1. nnd 2. Kateg., Jahrgänge 1867—70, aufser Gefreite nnd Gemeine der Karabinieri, KavaUerie nnd Artilleriearbeiter.

Teiritorialmiliz (Landstnm): 1. nnd 2. Katag. Jahrgänge 1861 bis 66, 1. Kateg. Karabinieri nnd KavaUerie, Jahrgänge 1867—69, 8. Kateg., Jahrgänge 1861 79.

Nach den Beilagen snm Voransohlag ftlr das Marinebndget 1900/1901 zählte die Flotte am L Janttar 1900:

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Heer und Flotte ItalienB im 2. Hillijalir 1899.

Kampfsobif fe 1. Kl.

Baujahr

Deplacement

Kosten

Andrea Doria

1889

11 204

%

14757536 L.

Dandolo

1882

12268

n

17 HM »000

n

DuUiu

1877

11 138

n

1 i loöOüyj

n

F. Morosiui

1889

11 324

ti

14866936

n

Italia

1884

15 654

n

23937 769

w

Lepanto

1887

15 900

n

23537181

jt

Re Umberto

1890

1 3 893

n

24667967

n

Kaggiero di Laaria

1887

11174

n

14836936

»1

Sardegna

1893

13860

21642292

n

Sicilia

1893

13 298

»j

21600000

im Ganzen 10 Schiffe mit 129 710 Tons, 226 177 066 Lire Kosten.

b) K Hiiipfsphiffe 2 Kl. Baujahr Deplacement

Carlo Alberto 1890 ()500 t

Vettor Pisani 1899 6500

im Ganzen 2 Schiffe mit 13 000 t, 23 164 000 L.

o) Kampfücbiffe 8. Kl. Baujahr Deplacement

Affondatore

Aneona

Castel Fidardo Marco Polo Maria Pia San Martino

1866 1S66 1866 1894 1863 1864

3913 t 4693 4259 4583 4268 4234

im Ganzen 6 (anteu näher zu bewertende) Schiffe

27 888 856 L.

Kosten 11 507 000 L 11557 000

Kosten 4 OOO 000 L 4 223 137 4 223 070 6 818 000 4 327 028 4 297 626 mit 29 950

d) K am pfhchiffe 4. Kl.

Baujahr

Deplacement

Kosten

Etna

1887

3530 t

3 962 237

L

Fieramosca

1880

3595

4 297 631

Giovanni Bausan

1885

3336

3 708 450

V

Stroinboli

1887

3898

3 796 600

Vesuvio

1887

3427

3 762 779

n

im Ganzen 5 Schiffe mit 17 780 t, 19

527 677 L.

e) K:im)) f schifte 5. Kl

Baujahr

Deplacement

Küsten

Laliibria

1897

2467 t

3 750 000

L

Dotrali

1887

2088

3 272 324

Elba

1894

2732

3 798 ÜOO

* n

Etruria

1893

2281

3 750 000

Liguria

1893

2281

3 750 000

Lonibardia

1893

2389

3 850 000

Piemonte

1889

2639

4 108 000

11

Umbria

1894

2281

8 750 000

11

im Ganzen 8 Schiffe mit 19 158 % 30 020 324 L.

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Heer und Flotte fiaUeos im 2. Halbjalir 1899.

305

Hienm kommeii: 18 Schiffe 6. Kl. mit zasammen 11096 i, 14884 700 8 Sohiffe 7. Kl. mit zuMmmen 1069 t, 2458400 L, 8 Tocpedoboote 1. KL mit snsammen 3 157 750 94 Torpedoboote 2. Kl. mit soBammen 25 526 250 38 Torpedoboote 3. KL mit zuBftmmen 8 882 920 L, 4 Torpedoboote 4. KL mit zusammen 556 600 18 Torpedobarken mit 861 800 L, so daCs die Marine an fertigem Material am 1. Jannar 1900 nm&fete: 204 Sohiffo mit 228 121 tons nnd 887 536 348 Lire Kosten.

Die Truppen der Kolonie Eritrea weisen nach den nenen organiseben Bestiminuiigen an rein italieniscben Formationen, aulser dem Depot in Neapel und dem Tribunal, nur noch 3 italienische Jttgerkompagnien mit ll Offizieren, 500 Mann auf. Alle Übrigen Formationen sind gemischte oder rein eingeborene mit italienischen Kadres, nämlich 1 Karabinieri-Kompagnie, G eingeborene Bataillone, 1 eingeborene Eskadron, 1 Kanonier-, 1 Küstenkompagnie, 2 eingeborene Batterien,! Geniekonipagnie, TraindetachementSf sowie die verschiedenen Dienstzweige mit 196 italienischen Offizieren und Beamten, 1186 italienischen Unterofifzieren nnd Mannschaften, 5554 eingeborenen Offizieren und Mannschaften, 1862 Pferden and Maultieren.

Beztiglich der Ergänzung des Heeres geben wir, wie im letzten Bericht fUr den Jahrgang 76, so jetzt fllr den Jahrgang 1877 einige der offiziellen Statistik entnommene Daten. Von 417 458 Leuten, die sich stellten, wurden 13 454 während des Aushebungsgeschäftes aus begründeten Ursachen von den Listen gestrichen, 85 256 untaug- lich erklärt. 95 643 zurückgestellt, 104 820 der 1., 551 (Restanten von 187()) der 2., 01215 der 3. Kate^. zu're'wiesen. Am 1. Juli 1898 setzte sich das pcnnanente Heer zusauinieu aus ;>lu 602 zu den aktiven Klassen rechnenden Leuten, 503 857 des Beurlaubtenstandes total 814 459 Mann, die Landwehr aus 465 349 Leuten 1. und 2. Kateg. darunter 2016 Angestellte der Bahnen, die als aktiv gelten, der Landsturm aus 5394 Mann der Bahngesellschaften, die als aktiv betrachtet werden und 1 936 524 Leuten 1^ 2. und 3. Kateg^ zusammen an Wehrpflichtigen 3 221 726 Mann.

An Offizieren des aktiven Heeres waren am 1. Juli 1898 vorhanden 13 834 gegen 14 076 zum gleichen Zeitpunkt 1897, die Verminderungen entfallen in geringem Malse auf die höheren Dienstgrade (General- leutnant 4- L Greneralniajors 3, Obersten 12, Oberstleutnants 1, Majors 5) dagegen in höherem Malse auf Leutnants und Unterleutnants. Die Heiraten der Offiziere stiegen in dem Jahre von 5325 auf 5608. Steigerungen waren besonders bei den Stabs- offizieren und Kapitäns, aber auch bei den Leutnants zu konstatieren. Gestorben sind in der Zeit 363 Offiziere. Im ganzen waren am

J&hrbfteliar fftr di* deataoha Anne« und MmIii*. Bd. tift. f 20

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306

Heer und Flotte ItiHens im 2. Halbjalir 1809.

1. Juli 1898 Torbandeo (die Ziffern ftlr 1897 in Klammern gegenüber- gestellt): Aktive Annee 13834 (14076), auf Wartegeld, bezw. in Dispoiübilitiit250 (284), Mobilmiliz 12(18), Temtorialmiliz 4500(4677), Ersatz-Ofüziere 0914 (9811), in der positione aosiliaria 1030 (1196), BeBerve 6219 (6116)» total 35 765 (36178).

Sergeanten-Eleven nahmen am Koisiis 1897/1898 III? (\'or- korsus 894) teil, davon schieden aus den verschiedensten Grtlnden ans 336 (285). Bis zum Schlnss blieben 781 (609), davon wurden sn Sergeanten befördert 724 (551), d. h. 64,8 (61,6 Vo), also eine wesentliche Steigerung. Am 15. Dezember 1899 wurden bei 12 In- fanterie-, 3 Bersaglieri-, 3 Alpen-Regimentern Kurse zu je 50, bei 4 Kavallerie-Regimentern Kurse zu je 25, bei 3 Feldartillerie- und dem Gebirgsartillerie-Regiment Kurse zu 40, bei je 3 Küsten- und Festungsartillerie-Bri^aden Kurse zu je 25, beim 1. Genie-Regriment zu 12, 3. Genie-Ro^^iment zu 36, beim 4. Genie-Regiment zu 18, beim 5. zu 20, bei der Eisenbahn-Brigade zu 10 Aspiranten eröffnet.

Zur Entlassung kamen vom 99 ab die Leute 1. Kateirorie

Jahr^^inc:« 1876 mit 3 jähriger Dienstzeit, aulser Kavallerie, die Leute 1. Kategorie Jahrgangs 1877 mit 2 jähriger Dienstverpflichtung, die Leute 1. Kategorie, die mit Jahrgang 1878 eingestellt worden, aber frtiheren Jahrgängen angehörten und das 39. Lebensjahr vollendeten, bezw. 2 Jahre Zurtlekgestellten; gleichzeitig verfllgte der Kriegs- minister, dals die l^cnitp Jahrgangs LS77 mit 2 jähriger Dienstzeit, die in der Zeit vom 1. April 1897 bis 6. März 1898 eintraten, heimzusendeo seien, sobald sie 30 Monate, die des Jahrganges 1878 mit 2 jähriger Dienstverpflielitung, die vom 1. April 1898 bis 14. März 1899 ein- getreten, sobald sie 18 Monate gedient hatten, endlich vom 29. November an die Leute 1. Kategorie Jahrgangs 1876 mit 3 jähriger Dienstverpflichtung der Kavallerie.

Die, wie schon im vorigen Bericht gemeldet, zunächst in der Form eines Dekrets erlassenen, dann als Gesetz vom Parlament an- genommenen Bestimmungen Uber die Rekrutenaushebung unterschieden sich nicht wesentlich von denen des Vorjahres, die Rekruten der berittenen Truppen wurden zum 5. Dezember eingereiht, die Ein- stellungen derJeniiTfri der unberittenen Waffen auf Ende März ver- schoben. 50*/o der auf 3 Jahre Eingestellten kann der Kriegs- minister nach 2 Jahren entlassen.

Zweckmäfsig wird hier auch gleich der Ersatz an Offizieren berührt. Die frei werdenden Stellen fUr den 1899 begonnenen Körens waren an der Militärschule auf 145, an der Militärakademie anf 100 festgesetzt Bürgerliche Kandidaten konknirierten 287| beiw. 165, dazn 30 Zöglinge der beiden Militärkollegien. Für den

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Heer und Flotte lullens im 2. Halbjahr 1899.

307

3. KnnoB der HUitttiakadeiiiie irarde dk Zahl der ZolasBongen von 40 auf 56 erhobt, das Alter Ar die Aspiranten auf 18Vt— 24*/, Jahre bemessen. Fttr die Znlassnng zun 2. Jahr der Militiirkollegien er- weiterte man das Alter von 14^18 Jahre. Zu den HDitttrkoUegien wurden für den 1. Kursus 82 Zulassungen in Neapel, 25 in Bom, fttr den 2. Kursus aui 22 m Neapel, 17 in Rom festgesetet» d. h. ftr die jungen Leute, die nur auf Cteund von Sehnhseugnissen aspirieren (fllr das 8ehul- jabr 1900/1901 auf Grund von Schulzeugnissen zum 1. Kursus in Neapel 55, in Rom 50, znm 2. Kursus Neapel 25, Rom 20). Zum Spezialkursus der Militibnohnle liels man 59 Unteroffiziere, dayon 6 auf Grund Ton Zeugnissen a]s Offizieraspuanten fttr die kom- battanten WalTen, 20 fbr die Zablmeister-Karriiie zu. Zur Kriegsschule (unsere Kriegsakademie) berief man 42 OfBziere der In&nterie und Kavallerie, 18 der Artillerie und des Genie ein. Beim Generalstab begann am 1. November die ProbedienstleiBtnng tou 21 Offizieren, welehe die Kiiegssehule mit £rfo]g absolviert hatten. Ersatz-Offizier-Kurse zu 6 Monaten (Vorbedingung: Abiturienten- Zengni& eines Lyoeums oder teohnisohen Instituts, bezw. bei Artillerie und Ingenieuren aneh noch UniTersitätBstudinm) wurden bei 10 In- fanterie-, 3 Bersaglieri-, 2 Alpen-, 5 Feldartillerie-, 2 Genieregimentem, der reitenden und Gebirgsartillerie, 4 Festung«- und Kttstenbrigaden errichtet, [Kurse zu 9 Monaten (Vorbedingung: Zengnüs der 2. Kl. eines Lycenms oder technischen Instituts bezw. Bestehen einer Prttinng) bei 9 Infanterie-, 3 Bersaglieri-, 2 Alpen-, 4 Kavallerie- regimentem, dem Train von 2 Feldartillerie- und 1 Geniereginient»

Erwähnen wir ferner die Thatsache, dafs sich 20 Ersatzoffiziere der Kavallerie der Prttfong für den aktiven Dienst bei der Kavallerie- schale Finerolo untereogen und zu den Kursen an der Central- Schiefsscbule Ulr Artillerie in Nettono aneh je 12 dienstleistende Ersatz-Offiziere kommandiert wurden, um uns dann der Reform der Militärschalen zuzuwenden.

Der vorige Berieht wies schon auf das im Dekret vom 8. Juli 1899 aufgestellte Prinzip hin, nach welchem die Central- Schieissohole fUr Infanterie und die Kavallerieschule als notwendige Ergänzung fttr die Aosbildnog der Offiziere beider WaflFen in dem- selben Sinne zn betrachten sind, wie die AppUluitionsschnle für die der Artillerie und des Genies.

Ein Dekret vom 2G. November 1809 genehmigte ein neues organisches Reglement flir die MilitUrschulen. Für die Kriegsschule waren Anderunfren schon nach dem Dekret vom 80. Oktober 1899 angeordnet. Das neue organische Hefrlement trat mit dem 1. Januar 1900 in Kraft, mit der Maüsgabe jedoch, dafis die aus den Uoter-

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Heer und Flotte ItaUeiu im 2. Eallijilir 1899.

oilizieienhenroigegaiigeiieiiUiiteiletilnanlB derlnfapterie undKayallerie, die sieh dann anf den Ergttnsnngaeehnlen befinden, den nenen Ver- ofdnimgen noeh niebt ontenroifBn sind. Die IGUti&nebnlea weiden eingeteilt in a) yorbereitende Sobnlen (lOlitSrkollegien), b) Sebnlen tnx Ofiiziereiaati (UOilftncbnle nnd Militärakademie), c) Ergänmngs- schulen (CentralsehielBBehnle für Infanterie, Kayalleriesehnle, Appli- kationsschnle ftr Artillerie nnd Genie, Centralscbieteehnle für Artillerie, Sanitäts-Applikationsscbale), d) Vervollkonunnnngssehnlen (Kriegsschule), e) Spezial-(Fecht-)Schale. Das Reglement giebt den Zweek und die Aufgaben der Schulen, den Etat an Kommando- und Instmktionspersonal, die Bestimmangen über Zulassung, Ausgaben fllr die Schulen, halbe und ganze Freistellen. Bei der Contralschiefe- schule fllr Infanterie (und analog bei der Kavallerieschnle) erfolgt am Schlufs des Kursus eine BefähigangBprttfong; wer sie nicht be- steht, wird zu Beginn des nächsten Kursus zu einer Wiederholunsrs- prttfong angelassen; bei Milserfolg auch in dieser kann nach 1 Jahr Dienst im Regiment eine zweite Wiederholungsprüfung stattfinden, wer sie nicht besteht, rangiert in Bezug auf Patent hinter allen Teilnehmern des betreffenden Korsos. Die Reihenfolge der Patente wird bestimmt: a) bei den aas den Unteroffizieren hervoi^henden Offizieren nach dem Mittel des Resultats der SchluIsprUfung an der Militärschule, der Centralschiefsschule und dem Dienstalter als Unter- offizier, b) bei den Zöglingen der Militärschule nach dem Mittel der SchluIsprUfung dort und an der Centralschielsschule, c) bei über- getretenen Krsatzoffizieren nach dem Mitte! des Offizierexamens, der SchluIsprUfung au der ( entralschielsschule und dem Dienstalter als Ersatzoffizier. Bei der Kas allrrioschule gelten ähnliche Grundsätze. Ht'i (ier Applikationsschule tur Artillerie und Genie werden die Schüler am Sehlufs jeden Kursos einer Prüfung unterworfen, die >\'iederholt werden kann; wer die Wiederholungsprüfung nicht besteht, wird einem Truppenteil übenviesen und unterliegt den Bestimmungen ftir die aus dem l 'uteroffizierstaiidi' liervorgebenden Offiziere. Die Nummer der SchluIsprUtoug des zweiten Kursas ist maisgebend ftlr das Patent als Leutnant.

Was die Kriegsschule anbetrifft, so konkurrieren nach wie vor um Zulassung ilauptleute und Leutnants der kombattanten Waffen, Stellen sind maximal jährlich 48 für Infanterie und Kavallerie, 12 fUr Artillerie und Genie vorgesehen. Wer die Schule mit Erfolg absohiert hat, erhalt ein F^ignungsdiplom. das ihm die im Beförderungsgesetz vorgesehenen \ urteile sichert. Durch die bestimmte Regelang der Programms und Disziplinen der Militärschulen wird das Reglement zo einem wichtigen Fortschritt gestempelt Eine neoe Einrichtong

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He«r und Flotte Italiens im 2. Halbjahr 1899.

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iBt der Tom Kriegsminiater geschaffene Yorbereitangsknrs für die lUtesteD Haupfleate der Infimterie (22), der sieli anf ßeiten, Taktik, Schienen mit Handfeaerwaffen eistreciLt and yom a Dezember an 3 Monate dauert BezUglieh der CentralschlelBSohide in Nettnno sei Jinrz darauf hingewiesen, dals nach dem 1. Korsos eine bis som Febroar reichende Paose eintrat behoft Versoeben mit SchneUfeoer- gesehtltsen, dann der 2. ond 8. Korsos bis Wkn bezw. bis April folgten. Zorn 1. Korsos worden je dn Hanptmann der 8 ersten FeidartiUerie-Regimenter ond des Gebirgsregiments, sowie 17 Leotnants der anderen Feldartillerie-Kegimenter ond der reitenden Artillerie, znm 2. ond 8. Korsos analoge Ziffem von den andern Kegimentem kommandiert Der Schole worden je 8 7 cm* ond 9 cm-Batterien ZOT Verfbgong gestellt Die Bestimmongen fttr die Centralsehiefe- schole in Parma 1900 berflcluiehtigen schon die neoen, oben be- rührten Kormen fOr die praktische Aosbildong der jongen Infanterie- Offiziere, bis zom 12. Mai daoert der erste, sogenannte Eii^bizoiigs- korsos für diese Unterleotnants. Esd» lange der Beratong onter- worfene organisatoriscbe Nenerong ist nach Genehmignng doroh das Parlament am 24. Dezember znm Gesetz erhoben woiden, die Beform der Sobalternofnziere des Kommissariatsdienstes (Intendaator), SobaltemofBziere der Intendantor fallen in Znkonft im Flieden fort, der niedrigste Dienstgrad ist der des Kapittns ond die Kapitiins werden den Leotnants der kombattenten Waffen ond des ZahlmeisterkotpB, die den doroh Dekret festgesetzten Bestimmongen entsprechen, entnommen. Ihre Versetzong in die Intendantur kann entweder im Moment der Beförderang, oder anch später, je nach den Vakanzen, erfolgen. Die heotigen Leutnants ond Unterleotnants des Kommissariatskorps bleiben zonäcbst in diesem ond kOnnen, wenn zor Beförderung geeignet, auch in die höheren Stellen aof- rücken^ die nicht geeigneten werden in das Zahlmeisterkorps versetzt Die Versetzansren von Leotoants der kombattanten Waflfen in die Intendantur beginnen erst, wenn die geeignet erklärten Sabaltem- Offiziere dieses Korps anfgebraucht sind. Aufser diesem Gesetz- entwurf und aufser der Anshehunir Jahrgangs 1879 genehmigte das Parlament in der Tagung vom 14. November bis 19. Dezember auch noch Gesetzentwürfe, betreffend Änderung des Rayongesetzes vom UK Oktober 1859, Überweisung einiger Kategorien von Leuten des Benriaubtenstandes der Marine zum Heer (betrifil Leute des Eisen- bahn- und Telegraphendienstes), die von der Kammer schon vor der Vertagung angenommenen und im letzten Bericht aufgeführton extra- ordinarien Ausgaben 1899/l!H)(i tlir das Heer, das Kriegs- und Marine- budget, den l^achtragsiuedit von 4,7 Millionen tttr dos Marinebodget

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Heer und Flotte Italiens im 2. Halbjahr 1899.

1898/1899 (bedingt dnreh die ans politiseben OrOnden nötige etSikeie Indienststellong), den Naelitragslaedit ftlr das Heer 1898/1899 in der Höhe Ton 7113176 L. (zom Teil gedeckt dnieb Erspaniiese), bedingt durch politisebe Grttnde, die zur Venögerong der Entlassung des ältesten Jahrgangs im Jahre 1898, cor Verst&rlLnng der Cazabinieri, grölserer Reise- nnd Transportkosten swangen, dorch die Trappen auf Kreta und dnreb die DorcbfÜbning der Beorganisation des Heeres. Diese Mehrkosten konnte das sogenannte konsolidierte Budget von 239 Hillionen niebt tragen^ In der Sebwebe blieben die im Yorigen Beriebt sehen erwftlmten Änderungen des BekmtieningsgeBetKes, die Entwürfe fttr die Ändemng der Organisation der Kavallerie und Artillerie nnd die noeb der Erwägung unterliegenden Beformen der Alpentrappen.

Sowohl bei der Beratung des Extraordinariums zum Kriegsbudget 1699/1900 (mit 14 5G0 ODO L.) und der Verftigung^ über 15 Millionen für nenes Feld> und Gebirgsartillerie - Material in der Zeit nach

1899/1900 (1. vorigen Bericht), als auch bei der Beratung des Kriegsbadgets, dessen Annahme zugleich mit der schon im letzten l^erieht erwähnten Tajresordnung erfol^rte, erklärte der Kriegsniinister Mirri auf Befragen, dals das Ordinarium des Budgets möglichst unver- ändert bleiben wUrde, im Extraordinär! um aber ttir Zwecke der Landes- verteidigung und Neubewafinnng der Feldartillerie zeitweilig eine Erhöhung eriabren müsse, die sich nach der Finanzlage richten nnd die er in einem Gesetzentwurf bald vorleq-en werde. Dieser gegen- wärtig dem Parlament vorliegende Entwarf bildet, wie Bettolo's Flottenerweiterungsplan für die Marine, einen der Ecksteine für die Weiterentwickelung der Wehrkraft and muis daher eingehender be- leuchtet werden. Wurde der Gesetzentwurf auch erst am 31. Januar dem Parlament vorgelegt und der Budgetkommission baldigst über- wiesen, so ist er doch in grofsen Zügen noch vom General Mirri entworfen, von ihm der durch königliches Dekret vom 10. Juli 1899 geschatlenen obersten Landesverteidigungskommission unter Vorsitz des Prinzen von Neapel unterbreitet und von ihr einigermafsen modifiziert worden. Seine Gei)urtszeit lieirt also in der Berichts- periode. — Bemerkenswerl ist in der Vorlage, die sich im ganzen auf 25 Jahre erstreckt, das Bestreben, das konsolidierte Budget von 239 Millionen möglichst wenig zu stören, die Einteilung der Ausgaben in solche für die dringendsten Bedürfnisse, denen im nächsten Quinquenniuni Rechnung getragen werden sollte, und solche, die noch etwas warten können, die hervortretende Sorgfalt, mit welcher Kriegsverwaltung und Generalstab seit einer Reihe von Jahren ziel- bewulst gearbeitet, daher, wie ein Vergleich mit 18äl ergiebt, auch

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Heer a&d Flotte Italiens im 2 H&ibjahr

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£rfolg ao&aweisen haben, endlich die Yerwendang von Mitteln «na Verkanf veralteten Walfenmateiia]s mid toh Featmigsgelliide ftr die Zwecke der neaen Verlage. Ijetitere hat aneb in der Fresee im allgemeinen eine dnrchans wohlwollende Anfhahme gefiinden. Kxitiaeh iat man nnr an die Thataadie herangetreten, dab die Dnrehfthrong 25 Jahre beansprneben soll Das ist ja aber in der Vorlage, die nnr Ulr das erste Qninquennlnm die Jahresraten in Ansata bringt, nieht aasgesprodien; naeh den Ertrügen der Verftnberongen nnd den Ersparnissen in anderen Kapiteln, z. B. HandwafiiBn, wird man die Zeit Ton 25 Jahren ablLtlixen können. Pellonz* Begründung wies «inttohst anf den bei den Extraordinarien stets befolgten Grrond- satSy das konsolidierte Budget nieht zu Überschreiten, dann anf die bis 1899 Tiel&ch wiederholten Aufforderungen des Parlaments hkt, einen Entwurf Ar die Gesamtbedttrfnisse der Landesverteidigung Yorsulegen, weiter anf die Thatsaehe der Einbringung emes solchen für 1899/1908 und das Heransschneiden des Eztraoidinariums filr 1899/1900 durch die Budgetkommission. Schon am 7. Desember 1897 betonte Peüoux in seinem Bericht ttber die Gesamtlage des Heeres, dals die Neubewaffnung der Feldartillerie notwendig, führte an, dals man mit Terschiedenen Typen Versuche machte, der Ersatz der zwanzig Jahre alten 7 cm onabweislMur, der 9em^noch Terbesserungs- ^ig, und nach mnigen (heute dnrehgeführten) Änderungen an Bohr und LaflSste als Übergangsgeschtttz noch einige Zeit brauchbar sein werde. Die Erwartung, dafls man baldigst einen neuen geeigneten Typ finden werde, bestätigte sich nicht; erst im Joli 1900 wird man mit der Massenfabrikation des Ersatzes für den 7 cm fUr fahrende und Gebirgs- artillerie beginnen können (Kaliber 7, 4, Rohrblöcke vooTemifVerscblufs- system vom Arsenal von Neapel, Bedarf 600 Geschütze zu je 30000 L,, total also 18 Millionen, die zur Verftlgnng stehen, bei Heranziehung aller Waffenfabriken, DurchfUbrnng des Ersatzes des 7 cm bis spätestens 1902). Felioux bemerkt dann, dafs die finanziellen Mittel nicht fehlen wttrdoi. Er weist anf den Bericht Afan de Kivera's, Berichterstatter der Kommission tUr die Beratung des Extraordinarinms 1809/ 1000, vom 24. September 1899, hin. welcher die Aptierung des 9 cm .billigt, die Zeit für den Ersatz des 7 cm abgekürzt sehen möchte (was ja anch der Kriegsminister wünschte) nnd darum weitere 15*/, Millionen für die Zeit nach 1900/1 sofort zur Verfügung des Kriegs- ministers gestellt sehen wollte, was durch Gesetz vom 10. Dezember 1899 erfolgte. Der Minister wurde dabei wieder aufgefordert, einen Gesetzentwurf für die Zwecke der Landesverteidigung nnd Uni- bewatfnung sofort nach Beendigung der Studien vorzulegen. Dt r Berichterstatter Tavema sprach im Senat am 29. Juni 1899 aas, dals

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Beer uad Flotte lUliens im 2. Halbjahr löU9.

man die fttr den BescrreTomt an Handwaffen verlangten Sommea auf eine längere Rdhe von Jahren rerteilen nnd dadurch, wie ans dem EiiOs des Verkanft von Geweliren nnd Festnngsgelllnde, die Fordemngen Air sehlennige Umbewaffiinng nnd die Landemrteidigimg zum Teil decken aolle. Diesen Gmndsäteen folge aneh er; es wäre tbOrichty TOn denselben absnweieben und so yielleicht die dozeb Gesetz vom 2. Jani 1897 abgeseblossene Organisation des Heeres wieder zur Diskussion sn stellen. Man ki^nne gegenwärtig niebt mehr als 239 Hillionen auf das Kriegsbndget verwenden, da aneb die Marine berechtigte Forderongen habe, man mllsse sieh also aaf andere Welse hellen. Bei den „speziell ünamdellen Vorkebrangen'' sagt PeUonx, dah die schon doreb bewilligte Gesetze verfilgbaien Mittel erlauben, nach der bis zum Jnli 1900 zn erwartenden defini- tiven FeststeUnng des l^s Ersate 7 cm in die Massenfiiü^rikation einzutreten. Für 1900/1 habe man verfbgbar fast die ganzen 8 Millionen, die schon fttr 1899/1900 genehmigt wurden, dann 6 BOl- Uonen von den fttr die Zeit nach 1899/1900 bewilligten 16,5 Millionen, sicher also 8 Millionen, mehr als man sofort aufbrauchen könne. Für das folgende Jahr rechne er mit einer Quote der 15,6 Millionen, dem normalen Posten im Eztraordinarinm, dann mit einem Teile des Ertrags der Verftulsemng von Waffen und Festnngsgelände. Bezüglich der greisen Fragen der Landesverteidignng wurde im Herbst die oberste Landesverteidigangrskommission zu Studien berufen. Sie haben zu Sclütlssen geführt, die man als definitive betrachten kann, da sie den ganzen l'infang der Befestigungen and ihrer Armierung, den Grad der Drinf^lichkeit der einzelnen und ihre Bedeutung be- rühren und der Heeresverwaltung die Möglichkeit gaben, ein Pro- gramm aofisustellen, auch die überflüssig werdenden Werke zu be- rttcksicbtigeD und aus ihnen Mittel zn gewinnen, die Kosten der neuen zum Teil zu decken. Indem man zu den Angaben der obersten Landesverteidigungskommission die Kosten fUr die Um- bewafihung der Feld- und Gebirgsartillerie incl. 9 cm hinzurechnete, kam man (siehe unten) auf 393 Millionen Gesamtkosten. Die vom Generalstabskomitee und den Verteidigungskommissionen 1881 1883 gemachten Studien liefsen für Befestigung nnd Armierung 1000 und mit neuen Handwaffen 1200 Millionen fordern, d. h. 3 X so viel wie heute, ein sprechender Beweis filr das, was seither von der Heeresverwaltung geleistet worden ist. Mit 239 Millionen wird man normal nach Pelloux wohl auskommen, nicht nber. wenn grolse und dringende BedUHnisse in kurzer Zeit befriedigt werden müssen. Nach dem Ansatz der obersten Landesverteidigungsknmmission sind für Befestigaugeu, Armierung, Umgestaltung der Armierung, Munition

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Heer imd Flotte Italiens im 2. Halbjahr lb9». 313

260 Millionen tu)ti^^ da/.u die Ausgaben für Umbewaffnimg der Feld- aitillerie, die Haudwaöen-Keserve sowie andere Dienstzweige ergeben die Summe von 393 Millionen, in denen auch die Geschütze schweren Kalibers modernsten Typs, Uiawandlung des älteren Teils der bis- herigen Armierung der Festungen, der Belagerungsparks a. s. sowie selbstverständlich auch der Ersatz der 9 em (die eben mit Aufwand von 8 Millionen aptiert würden) einbegriffen sind. Hit dem Enats des 9 em soll begonnen werden, sobald der des 7 em dnreb- geftlbzt und dasn werden j&t&ä^tm werden neben den znniehst fllr den ErsatB des 7 cm bestimmten Jabre8(|aoten auch die Snmmeo, die naob VoUendang des Beserve-Vorrats an Gewehren irei werden. Sebon im näcbsten Qninqoennram werden, nacb Pellonx, aniser der sebon dmeb Spezialgesetze genebmigten Sonime flJr den Ersatz des 7 em noch 9 MlUlonen fOr Ersatz des 9 em yerwendet werden- und der Ersatz 1903/4, vielieiebt aaob frttber begonnen werden können^ Von besonderem Interesse ist aaob, was die Begründung ttber die fllr die Gesamtansgaben angesetzte Zeit sagt. Ebe die- oberste LandesTerteidigongs-Kommission gespiocben, reebnet Mirri mit 425 Millionen Ausgaben, die er auf 25 Jahre verteilen zm Abbilie der dringendsten Bedttrfiiisse dabei in den eisten 5 Jahren das Eztraordlnariam Ton 16 auf 21 Millionen stdgem wollte. Da die Gesamtfordemng Jetzt 398 Millionen betrügt, so konnte man sie In 25 Jahren mit den normalen 16 Millionen des Eztraordinarioms bestreiten, bei der absolaten Dringlichkeit einzehier Bedürfnisse steigert aber auch die Pellonzscbe Vorlage im ersten Qainqnenniom die Extraordinarien. Wenn man in Eapitebi des Ordinarinms Er^ spamisse machen künnte, so müfsten diese yerwendet werden, am die Iststärke der Trappen zn steigern. Es sind Ja aber aneh andere Qnellen für die Erhöhong der Extraordinarien im Qmnqaenninm ▼or'- banden and zwar 1. Rüokstttnde des Kriegsbadgets, 2. Verteilong dec Aasgaben für den Beserre-Voirat an Gewebren auf eine längere Reihe TOn Jahren, 8. Ertrüge aas Verkauf veralteter Waffen und Vec- wendong der noch brauchbaren Teile für neue, 4. Veräufserung militärfiskaliscben Geländes, 5. Benatzung des brancbbaren Materials aufgelasseoer Festungen fUr neue. Aulserdem kann man in Sperrforts und einigen andern Werken Marinegeschütze verwenden, die in der Flotte durch Schnellfeaergeschütze ersetzt werden. Da man schon jetzt über 900000 Gewehre 91 verfilgt (ein neuer verkürzter Kara- biner 91 ist 1899 für Spezialtruppen eingetübrt worden), so kann mit dem Verkauf der Gewehre 71/87 begonnen werden, sobald der Krieg in Südafrika beendet ist. Bei militärfiskalischem Gelände kommen zunächst in Betracht die Festungen Aiessandria, Genua,

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Heer und Flotte Italiens im 2. Halbjahr 1899.

Bologna, Anooaa a. 8. w., die Einnahiiieii kdnnen toII in Redmang kommen, da die Nenanlagen sSmtUoh in der Summe von 393 Mil- lionen erscheinen.

Die Gesamtansgaben von 398 Hillionen Terteilen sieh wie folgt:

Befestigangsarbeiten 130000000 L.

Anmerang nnd Umgestaltnng der bisherigen, sowie

Hnnition 80000000

Ergänzung und Umgestaltnng der Belagernngsparira

für Artillerie nnd Genie 30000000 «

StralseUf Eisenbahnen, Material fta die Eisenbahn- brigade 20000000

Ergänzung des HandwaffeuTonrats 24000000

Umbewaffnnng der gesamten FeldartUlerie (1806 qcmj 68500000

Militärisehe Gebäude . . . . 30000000

MobilmachnngsTorräte, Material f&r feste Plätze 8500000

Kasernenmaterial fllr Truppen i^oiioiidn

Total 393000000 U

In diese Summe Ton 393 Millionen sind alle heute roraus- zusehenden Bedttrfiiisse eingereehnet, dem Bedtbfius sohleunigster Umbewafinung der Feld- und Gebirgsartillerie ist Beehnung getragen, und wenn damit noch nicht begonnen ist, so liegen daDir nicht finanzielle Grttnde, sondern die technischen Sohwierigkdten vor, auf die man gestolsen ist.

Pelloux' Begründung kommt dann zu den Beträgen fttr das Qninqnennium 1900—1905. Er rechnet dabei mit 7 Millionen Rück- stand des abgelaufenen Jahres, den 3 Millionen, die im lanfendeo Jahre schon fttr Ersatz des 7 cm bewilligt wurden, ebenso den 15,5 IGllionen, die man fllr die Zeit nach 1900 znr Verfügung gestellt mit den 2475000 L., die yon den am 2. Juni 1888 fUr KUsten- Terteidigong schon beviilligten 47,5 Millionen L. übrig sind, dann einen Teil der schon früher ftir militärische Gebäude bewilligten

Beträge und stellt folgende Forderungen:

MiUtärische Gebünde 10nm(X)0 U

Handwaffen 12(K)OüüO

Karte von Italien 280Ü00

HohUmaohuugävoiTlite 2000000

Schwere KtUber, Armiening der Festungen, Be>

lageriingsparks, AussteUoilg fester PUlM . . . 24000000

VerteidigTing der Küsten 7 475000

Grenzbefestigungen und Rom 9000000

Straiaen, Bahnen o. 8. w 8400000

Eraats der 7 em, Begtain dee EmtM« der 9 cm . 84600000

Kaaemieruuf; der Truppen 2000000

MAteriAl flir £iseiibahnbrigade .... . . . . 3000000

Total 97605000 L.

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Reer and Flotte lUiiens im 2. iUlbjabr 1899.

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Diese Summe entspricht ^enau der Leistungsfähigkeit der Eta- blissements und auch den mötrlichen Fortschritten der Arbeiten in der Gebir^'szone. Mehrbedarf ist, da 22 42ö(XX> L. schon durch frühere Gesetze bewilligrt sind, nur 7r)lvS0Ü(H) I>. Die Mittel zur Deckung des Bedarfs für das Quinquennium sind < 16(H>0(M)() L, des nor- malen jährlichen Extraordinariunis, 7 Miilioin*n KUckstände und ca. 10 Millonen aus Veräufseruugen von Waffen und Festunfirsjrebäudcn, auf welche aber im ersten Jahre des Quinquenniums nicht eiiiinal gerechnet zu werden braucht. Die Begründung berührt daim weiter die Forderungen für 11>0C)/1, die 22 714000 L. umfassen und gedeckt werden sollen durch ein normales Extraordinarium von 16 Millionen und den Überschüssen des laufenden Jahres. Innerhalb des Rahmens will der Kriegsminister die Beträge verteilt seÜen mit 1 750000 U anl miUtSriselie Gebäude, 3,5 IfiUioneii Handwaffen, 90 000 L. Karte tod Italien, 400000 L. MobihnaehungBrorrftte, 2,5 Millionen aehwere Kaliber, 1,2 Millionen Anniernng von Festangen, 1 Million Belagerangsparks, 1 MlUion Arbdteii an Küstenbefestigungen, 17 Millionen Speirforts nnd Rom, 500000 L. Strafeenbahnen, 8 Mil- lionen Umbewafintug der Feld-Artflleiie, 174000 L. Material für die Eisenbahnbrigade, 600000 L. Kasemierang der Tmppen. Das Gesetz veriangt aber davon nur 9 764 ODO L., da der an 16 Mil- lionen fehlende Betrag sehon dorch Spezialgeselze genehmigt ist. Wie sehon oben bemerkt, fordert der Kriegsminbter an Mehr- bedarf fttr das Qainquenninm nur 75180000 L. und yertellt die- selben in Artikel 1 wie folgt: Gewehre und Karabiner 12 Millionen, Karte yon Italien 230000 L., Mobilmaehongsvorrttte 2 Millionen, sohwere Kaliber für Kflstenbefestigimgen 12 Millionen, Stralsen, Eisenbahnen 8,4, Kttstenbefestigangen 5, Sperrforts nnd Rom 8 Bfil- lionen, Armierang nnd Munition fester Pllltze, Material für Festnngs- Artillerie nnd Belagemngsparks 12, milltftrisehe Gebäude, Schielis- pläize etc. 9,5, Kasemenntensilien 2, Material fttr die Eisenbahn- brigade 8, Umbewafihnng der Feld-Artillerie 6 Millionen, znsamroen 76 180000 L. Artikel 8 des Gesetzentwnrfea bestimmt, dafs der Erlös ans Verkünfen Ton Waffen nnd Festongsgelttaden ein Spezial- kapitel bilden nnd dafe Ton 1899/1900 das sog. konsolidierte Bndget Ton 239 Millionen im Extraordinarinm nm die Snname erhobt ^ erden soll, die znr Deckung der oben genannten Beträge nOtlg erscheint und ans den in Artikel 3 genannten ErUtoen gedeokt wird.

Der dnreh KOnigUches Dekret vom 19. JnU 1899 geschaffenen, mehrfach erwähnten obersten Landesverteidigungskominissioii weist das Dekret als Aufgabe im Frieden die Beratung der wieb- tigsten Landesrerteidigungsfragen zu (Einheit der Gesichtspunkte,

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Heer md Flotte Italiens im 2. Halbjahr 1899.

Stabilität der Anncbten). Pritoident ist der Prinz von Neapel, Vice- prSttdent der Herzog Ton Gemu^ wirklieh daoemde Mitglieder dnd die für die Fttbmiig tod Armeen deeignierten Generile, Chef des GeDeraktabz, ftr die Flotte der Piilaident des obem Marinerats, die designierten Flottenkommaiidanten, Cbef des Adnüialstabs, beratende Mitglieder die kommandierenden Grenerale, GeneniUnspekteare der Artillerie nnd des Genies, Admirale als Chefs der MarinedepartemenlB, Generaldirektoren der Artillerie nnd die Annierongen im Marine- Ministerium.

Bezüglich vortlbergehcDder Organisationen weisen wir kurz anf die (ind. noch za errichteDde) liadfabrerkompagnien von 0 Offizieren 130 Mann der Bersaglieri-Hegimenter und auf die Einrichtung von Lehrpelotons bei den Bersaglieri-Regiraentern hin, fUr welche der Kriegsminister einen Bestand von £ädern Hlr 3 Kompagnien bestellt hat, auf die Boihehaltung der rersuehsweisen Bestimmungen fUr den Lebensmitteldienst, die schon im letzten Bericht berührte Verbessening der Soldatenkost, die Verordnungen fUr die cavalli di ageToIezza, durch welche bestimmt wurde, dafs die höchste Schuldsumme gegen- über dem Remontefonds für vom Staat Uberlassene Pferde für Generäle und Oberste des Generalstabs 2000, ftlr Offiziere mit 400 L. Plerde- abnutzungsgeld 1500, mit 340 L. 1200 L. betragen darf, anf den Kursus im Campagne-Reiten in Tor di Quinto, die Versuche mit liniformänderungen, das Reglement tUr den Telegraphendienst im Kriege, die durch Dekret vom 2. Juli erfolfrte Bildung einer per- manenten Militärtelegraphen-Kommission beim Generalstab, die gröfsere Sicherstellung der Civilversorgung der l nteroffiziere, das neue Regle- ment für den Territorialdienst, die neue Kriegs-Sanitätsordnung. Er- wähnen wir kurz noch das neue Reglement für den Dienst der Carabinieri im Kriege, die allgemeinen Normen für den Intendantur- dienst im Kriege, das Gesetz, das für den Kriegsniinister beim Schatze ein Kontokorrent zur Sicherstellung der drini:enden Be- dürfnisse der Truppenkassen schafft, um uns noch auf einige neue Bahnstrecken hinweisend dann den grofsen Truppen- und Belagerungsübungeu kurz zuzuwenden, die 1899 eine besondere Bedeutung dadurch gewinnen, dfils, wie schon in einem Souder- aufsatze ausgeführt, die neue durch Gesetz vom 28. Juni 1897 geschaffene Organisation des Heeres sich auch bezüglich der neuen Normen für Einbeorderung und Instradieruug, wie Einkleidung und Verteilung der Leute des Beurlaubten- standes, ^^länzenrl bewährte und Gemeindevorstäntle einer- seits, Tru|)peiidej)ots andererseits sich den zum erstenmale an sie herantretenden Aufgaben für die Mobilmachung über Erwarten

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H«er und Flott« Italiens im 2. Halbjahr 1899.

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ge wachse n erwiesen. Aaeb besttgtteh der HobUmilh (Luidwelir) Einbetten, deren AnfeteUang ja den Depots softUt, bat man reeht gute Erfijimngen gemacbt^ wie sieb denn aneb die HobibnilizdiTision, naob Vorttbnngen vom 19. Angnst ab im Lager yon San Hanriuo, bei den ManOyem dnrebans anf der Höbe erwies. Obwobl Leute der Jahrgänge 1867 nnd 1869, com Teii 1868, die zwischen 30 nnd 38 Jahre alt nnd l&ngere Zeit nicht melir einbemfen waren, sie bildeten, fanden sich dieselben sehr sehnell in den Dienst nnd be- wiesen TorzQgliche Dis2i]iUn nnd beste Ansdaaer (Uber 10000 Mann Landwehr). Die Dirision wies 2 Brigaden (Reghnenter 101, 108, besw. 105, 107), 2 Bersaglieri-Batalllone (48 nnd 41), eine Genie- kompagnie (18) an Landweltren anf, sngeteilt waren 4 aktive Batterien, alle Snbaltemoffiziere waren dem Beorlaabtenstand ent- nommen, die Eapiti&ns entstammten zom grofeen Teil, die Stabs- offiziere sämtiich denen, die bei den aktlTcn Begimentem als Cadres fttr Landwehreinheiten ttberzShlig vorhanden sind. Bezttglich der Einbeordemngen von Leuten des Benrlanbtenstandes, sowie aooh be- zUgUeh der Herbstttbongen der nicht an den grolsen ManOvem teil- nehmenden Korps können wir uns anf den letzten Berieht bedehen, dasselbe gilt ftir die sehr am£Msenden Sonder - Übungen der Kavallerie.

Die grofsen ManOver zerfielen in 2 Perioden, vom 28. 8L August und vom 1—8. September, in der 2. Periode operierten die Korps gegeneinander, dann eine Armee-Abteilung unter General Leo Pelloox gegen einen markierten Feind zwischen Chisole nnd Sangone. Die Mobilmilizdivision traf am 3. Angnst, nach den Übungen im Lager von San Maarizio, beim h Korps, die Kavalleriedivision, der eine Bersaglieri-Radfahrerkompagnie zugeteilt worden, an demselben Tage ein, nacli SonderUbungen bei Gallarate. Der Kavallerie beider Korps waren Eisenbahn-, -Sapenrs- nnd Telegraphentrupps auf Fahrrädern beigegeben, das II. Korps verfügte Uber eine Abteilung Feldbäeker mit 12 fahrbaren Öfen, die täglich den Truppen frisches Brot liefern sollten, bei der Manöverleitung wurden Fesselballon^ nnd sog. „fliegende Hirsche'* zur Übermittelung von Befehlen and Nachrichten verwendet.

Das II. Korps, General Bosozzi. bestand aus der L Division (Brigaden Como und Modena), 4 ^> cm Batterien, eine Sapevir- kompagnie mit halbem Park und Bruckensektion, Artilleriepa^rK, Sanitäts- und Verpflegungssektion, der 2. Division ( Brigaden ReggVo nnd Basilicata) im übrigen wie 1. Division, und den so^'. Verftignu^ti- truppen: Bersaglieri-Resriuient 7, Cavalloorprlcri Roma VlOl 4 7 exu Batterien, Telegrapheukompagnie mit Park, banimtssektion, FeVAi-

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H6«r und Flotte ItaUeBB im 2. Hilt^alir 1899.

lazarett) Verpflegongssektion. Die MobilmilisdiTision wuzde oben sehoD berührt.

Das II. Korps (Greneral Kngin) setzte sich zusammen aus der V,. Division (Brigaden Casale und Pistoiai sonst wie 1.), der 4, Di» Vision (Brigaden Cuneo und Ke, sonst wie 1.) und den Verfügung»- trappen, Bersafrlieri B, Cavalleggieri Piaeenza (18), sonst wie l.KoipB^

nur war das Feldlazarett vom Roten Kreuz geliefert.

Dir Kavalleriedivision bestand aus 2 Brigaden mit den Regi- mentern i'ienionte Reale (2) und Laneiers Aorta ((5), bozw. Ca- valleggieri Caserta (17), Umberto (2.{) 2 reitender Batterien, Radfahrer- konipagnie, Artilleriepark fllr Kavalleriedivision, Sanitäts- und Ver- ptlegungssektiou. In den höheren Stäben waren alle Dienstzweige vertreten.

Auf den Verlauf der grofsen Manöver im Einzelnen einzugeben, erscheint ausgeschlossen, einiges besonders Bemerkenswerte mufs aber hervorgehoben werden. Dem Manöver vom 1. September war folgende allgemeine Kriegslage untergelegt: Eine SUdarmee marschiert von Tauaro und Stura auf Turin, ihre Avanttranle, das II. Korps, hat Brä erreicht, eine Nordarmee, die auf Sommariva Bosco zurück- gegangen, hat nach Eintreffen einer Mobilmiliz- und einer Kavallerie- division sich wieder zur Offensive entschlossen, ihre bisheriire Arriere- garde war um Sommariva Bosco vereinigt Die zur Aufklärung vor- getriebene Kavalleriedivision traf gegen 8^* V. bei Fosso Merlo in Gegenwart des Königs auf die Regimenter Roma und Piacen/.a der Sudarmee. Am 2. September versuchte das 11. Korps, dem vom rechten Stura-Ufer 2 Divisionen Verstärkungen zugehen sollten, das Hochplateau von Brä zu halten, um den \ erstärkungen Zeit zum Eintreffen zu geben, die Division auf dem rechten Flügel, die 4. Division zwischen den iiühen und der Bahn Bra - Sommarivji, jede Division mit einer Speziaireserve, die Verfllgungstruppen des Korps als Hauptreserve bei Madonna dei Fiori, die Kavalleriedivision die linke Flanke des Korps deckend und das Herankommen der \'er- ßtärkungen sichernd. Das I., durch die Mobihnili/divisiuu verstärkte Korps griflf mit der 1. Division den rechten feindliehen Flügel in dem bergigen Gelände zwischen Sanfrä nnd Paropaglia umfassend an, während die 2. Division gegen die Front und das hochgelegene Taxlopini vorging. Kaeh grttndlieher Vorbereitong durch Artillerie sebritten beide Divirionen zum Angrifi, die Veifttgungstruppen folgten und auf sie nnd 4 Eskadrons traf die in der linken feind- Uobea Flanke yon SaTigliano anf Foieste la Motte Torgehende KavalleriediTision. Das Eingreifen der KaTalleriediTision hielt difr Verfugungstruppen anf, demnach wurde das II. Korps dueh Dmek

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Heer und Flotte ItaHens Im 2. Halbjahr 1899.

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auf seine rechte Flanke zum Abzug gezwungen. Am 6. September bildeten L and II. Korps und die KaTalleiiedivision eine Armee- Abteilung unter General Pelloox, die gegen einen aus der Mobil- miiizdlvision und die je eine Division darstellenden Bersagiieri-Regi* menter G und 7 unter Zugabe der nötigen Kavallerie gebildeten, markierten, zur Verteidigung von Turin bestimmten Feind vorjrin^. Das Vorgehen des Angreifers erfolgte mit Staffeln vom rechten Flügel gegen den linken des Gegners, rechts ging das I. Korps von La Loggia und Vinuova Uber Michelino vor, links davon die 3. und 4. Division auf der Stralse westlich Stupinigi mit dem Ziel, den Sangone zu Uberschreiten und den rechten südlichen Flügel zu um- fassen. Besonders bemerkenswert war der Moment, in welchem Pelloux aut dem Hochplateau von Drosso 2 Divisionen mit sehr starker Artillerie vereinif^t hatte und dann zum Stöfs gefcen die rechte Flanke des Verteidigers schritt, der zu eiligem Al>zu<r ire- zwungeu wurde. Wenn der Ausdauer, Disziplin und dem taktischen Verhalten aller Truppen bei den Manövern einschl. Mohilmiliz, selbst auch vom Könifre aus^^es])rochenes höh gebUhrt, das Hervortreten der Individualität der verschiedenen Führer in der Leitung ihrer Trup{)en durchaus keinen Vorwurf bilden kann, so muls tloch darauf hingewiesen werden, dals vielfach das Streben hervortrat. Brigaden und Re^'imenter zu sehr in der Hand der Fuhrunj; massiert zu halten und den Bataillonskommandeuren nicht immer der nöti^'e Spiel- raum blieb. Man ist nach dieser Richtung; entschieden etwas in das andere Extrem geraten. Die Parade bei Turin am 8. Sep- tember (über 50 0UO Mann) verlief glänzend für die Truppen. Be- merkenswert ist auch, dafs in 8 Tagen der Rücktransport der Truppen und die Entlassunj: der Leute des Beurlaubtenstandes und des ältesten Jahrgangs l)ewirkt wurden. Die Radfahrerkompagnie, 2 Sektionen mit starren, 2 mit zusammenklappbaren Fahrrädern, ist bei den Manövern mehrfach in den Rücken feindlicher Infanterie und Kavallerie gelangt, Flankenfeuer gegen feindliche anreitende Kavalk-rie. Otfnen von Engwegen für Kavallerie, Besetzen von Brücken, Zerstörung von Eisenbahn und Telegraphen, Flankenschutz für eigene Truppen, Schutz der Artillerie, Herstelluni: provisorischer Übergänge, Zusammen- bringen von ij'bersetzmaterial, Rückhalt für Kavallerie -Vorposten waren weitere Aufgaben.

Vor Beginn der grolsen Manöver hatten sieh schon vom 1. bis 23. August die Übungen in Angriff and Verteidigung fester Plätze bei Susa, der wichtigen Sperre der Thäler der Oora ond Cemischia abgespielt. Beim Angriff waren beteiligt: 4 InfjMiterie-, 2 Alpenbataillone, 1 Zog Kavallerie, je 1 Brigade Feld- ond GebirgB-

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Haar uiid Flotte ItilieiiB im 2. Balbjalir 1809.

artillerie (6 Batt.), 4 Brigaden P'estunfrsartillerie (13 Komp.), 2 Zü^e Artillerie-Arbeiter, 3 Kompagmien Sapourc je 1 Telegraphen- und Mineurkompagnie, 1 Artillerie-Hela^eraug:spark, 'A Sapenr-, 1 Mineur-. 1 Telejrraphcn-Halbpark, photographische und photoelektrische Sektion, ein Avantfrarden-Geniepark flir Gebir^stroppen, bei der Verteidigung: 3 Bataillone, 1 Znir Kavallerie, 3 Kompaornien Festunirs artillerie, 1 Genie, 1 Zü^ Teiegraphisten, 1 schwerer photoelektrischer Park. Auch hier ist es unmöglich, auf Einzelheiten einzugehen, wichtig ist, dafs man die Therzeugung gewann, dafs die Plätze von Moncenisio und Susa, verstärkt durch provisorische Werke und mobile Verteidigung, in der Lage sind, mit Erfolg auch stärkeren Kräften den Zugang zum Pothale und nach Turin so lauge m ver- wehren, bis starke italienische Abteilungen bereit sind.

Soviel sich bis jetzt Ubersehen läfst sind für 1900 grolse Manüver nicht, wohl aber Feldmanüver bei allen Koq)s, griifsere Kavallerie- Übungen, Belagerungs-Übungen und Genie-Übungen, sowie auch Übungen in der KUstenverteidigUDg im Verein mit Fiotteuteileu vorgesehen.

Bezüglich der Kolonie Eritrea inekleu wir, aufser der oben aiigegeheneu organischen Gliederung der Truppen, nur kurz die neue administrative Einteilung in die Regional Commissariate Massana Asmara, Assab, Keren, die Bildung der oben auch schon bertlhrten KUstenkompagnie. die Bemessung der Abgaben der Kolonie auf 587 650 E., den Beginn des Baus der Bahn Sawti-Üigsa durch Unter- nehmer Veudelio, endlich die Keise des Gral'en von Turin durch die Kolonie.

Bei der Marine drückt der grolse Flottenerweiterungsplan Bettolo's der Berichtszeit einen besonderen Stempel auf. Als ein gutes Omen für denselben kann es bezeichnet werden, dafs das Budget 1899/1900 (wirkliche Ausgaben 119 002 826 L.) oaeb den Erklärungen des Ministers, die schon die wichtigsten Teile seines Programms enthielten, von der Kammer mit groiser Helnlieit) vom Senat in geheimer Abstimmung einstimmig ein nie da- gewesener Vorgang angenommen wnide. Vorab baben wir, ohronologiacb Ter&brend, nooh den Naobtiag toh 4,7 BGIlionen lom ICaiine-Bttdget 1898/99, bedingt doreh stilrlEere Entsendungen wibiend des sfmnisob-ameriluuiiseben Krieges naeb China nnd Kreta, zn er- w&hnen.

Bettolos Progammrede fan Senat vom 14. Desember, bi der Aas- ftbmng schon angebahnt dnieh die Gesetsentwtlife, betreSiBQd die Reformen der Marine «Verwaltang, des Personals und der Arsenal* Arbeiter, mols ihrem Hauptinhalt nach angegeben werden. Ans-

He«r nnd Flotte Italiens im 2. üaU)jahr IH^d. 821

gebend toh der tod den Bänken des Senate ans aasgesproehener ubenengang von der Notwendigkeit, Italien eine seinem Verteidigongs- bedttrfiüs and seinen berechtigten Ansprttcben genügende FlotteniLraft sa geben, betont BetoUo, dais nicbt nur finanaieUe Kalamitäten die Ansflihrang dieses Wnnsehes Tenllgert liaben, sondern aneh die nicht genttgende Erlcenntnis von der Bedeutung der Seemaehi £r tritt dann dem Pessimismus entgegen, der u. A. behauptete, Italien besitze gegenwärtig nur 2 bereite Sehlaehteebiffe und wüde in einiger Zeit weitere 4 nnd in 6 Jahien weitere 5 haben. Wenn man 25 Jahre alte Sohiflfe mit den modernsten fremden Tergleiohen wolle, so mttlsten dieselben natUrlicb veraltet erseheinen, der Vergleich sei aber nur dann gerechtfertigt, wenn die fremden Nationen derartige Schiffe Ton ihrer Flottenlisto abgesetet hätten. So lange fremde Nationen noch mit Schiffen rechneten, die Horosini, Lanria, Andrea Doria, Dandolo sieher Übertreffen, wäre es thöricht, diese Schiffe mit den modernsten fremden Tergleiohen zu wollen. Italien habe eine Phase erlebt, in welcher es mit den Fortsehritten der fremden Mächte nicht Schritt gehalten und swar gerade in der Zeit, in welcher man die Schnellfeuer -Artillerie und die verstärkten Panzer einftthrte. Während man sich in Italien bei den Typs Umberto, Sardegna auf- hielt, die dem englischen Miyestic entsprachen, schritten die anderen Mächte vorwärts. Bettolo erklitrte nun, da(s er inneriialb des Rahmens der finanziellen Leistungsftiiigkeit das Bestreben haben werde, durch Ersparnisse in der Verwaltung and ohne in das lebende Fleisch der Flotte zn schneiden, den BedUr&issen der Flotte ab- zuhelfen. Er gewänne dnreh einen auf 4 Jahresraten zu verteilenden VorschuDs von 40 Millionen aus dem Staatsschatz die Mittel, den dringendsten Bedttrfnissen bald abzuhelfen, der Vorschuls werde dann von 1905—1918 zorttckgezahlt Die QesetzentwUrfe, betreffend die Reform des Marinepersonals und der Arsenal-Arbeiter hängen daher mit dem Flottenprogramm eng zusammen. Nach Bettolo kann Italien, ohne San Martino, Maria Pia n. s. w. zu rechnen, 9 Schlachtschiffe zählen, dazu Italia und Lepanto mit ausreichender Geschwindigkeit nach der Modernisierung, also 11; Garibaldi ondVarese treten bald hinzu, dann also 13. In den nächsten 5 Jahren werden mit Mitteln des Vorschusses 5 gegenwärtig in Bau begriffene Schlachtschiffe fertig, ebenso 2 modernsten Typs ansgerttstet werden. 1903/4 würden also 20 Schlachtschilfe bereit sein nnd man ruhig in die Zukunft blicken können. Auch die heute veraltet erscheinenden Schiffe können in einem Seekriege nach einer Seeschlacht schwer geschädigten feindlichen noch den Gnadenstofs gehen. Geschützte Krenzer, einer Periode entstammend, in welcher man sich Uber die

Ja^&ehw fit di« dcatMk« AimM yod MAria«. Bd. ilf. S. 21

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Heer und Flotte Italiens im 2. Halbjahr 1899.

m vMksDiiea Sehiifetypen noch unklar war, bat ItaMeu genag, andere Machte haben mehr. Die hoben Kosten der Panzer lielsett anf den Gedanken kommen, die Unverletzbarkeit der Geschwindigkeit^ die ja aneb ein wichtiger Faktor, so opfern. Yaln nnd Santiago haben bewiesen, dals die geschttteten Kreuzer als moderne Sehlachl- schiffe nicht betrachtet werden können, itlr politische Ifissionen haben sie Werk Dagegen wird der Destroyer bei den Seeoperationen eine grolse RoUe spielen, Italien mnls eine grobe 2Sahl dieses tj^ haben. 10 sind in Ban, weitere sollen in Auftrag gegeben werden. Wenn man sich mit Recht Uber die Langsamkeit des Schiflbbans beklage, so dttrfie nicht vergessen werden, da(s man fBot Schiflsban 23 Hillionen zor Verfllgnng habe, in den Arsenalen (4 nnd eine Staatswerft) 18000 Arbeiter verzeichne, die von dieser Summe sehr viel absorbierten. Er habe daher festgestellt, wie grols die Zahl der Arbeiter itir Nenbanten nnd Instandhaltung sdn dürfe. Bei Sardegna, Saint Bon entfielen ■/« Ausgaben auf Arsenalarbeiten, */• Material wie Maschinen, Panzer, Armierung, */, des Werts der Schiffe auf Arbeitslöhne. Bei Instandhaltung der Schiffe kommen etwa 8 Millionen auf die Arsenale, bei Sebübersatzban von ^* lionen, Summa 12 BfUlionen, der Überschnls 6 Millionen sei also zn ersparen^ daher die Notwendigkeit, sich auf 12000 Arbeiter zu be- schränken, wie der betreffende Gesetzentwurf TorschUgt. Nach dieser U( (laktioD könnte mau die Arbeitskräfte intensiver ausnutzen, die Jsteparnisse auf Sohiffsbaa verwenden. Die für Instandhaltung aus- geworfene Samme (13 M.) entspreche nicht 3"/» des Wertes, schon im DächstfMi Budget würden 20 Millionen erscheinen. Bettolo giebt dann das Versprechen, Personal and Material daaemd in Übung zu halten, die zur Verfna-nii«: stehenden Mittel möglichst nutzbar zu ver- brauchen ohne Rücksicht auf Popalarität.

Bettolos Programm sieht für 1899/1000—1902/3 im Extra- ordinarium jährlich ein Mehr von 10 Millionen vor und schlägt vor, dafs in den Ordinarien der Budgets 1899/1900—1908/4 unter £in- rechnung der noch vom Gesetz vom 18. Juli 1891 übrigen Summe, zu verwenden seien: 1899/1900 = 23,5, 1900/1 = 24,5, 1901/2 = 24,4, 1902/3 = 24, 1903/4 = 24 Millonen L., so dafis in den 4 ersten Jahren also, unter Hinzurechnung der 40 Millionen Vor- schuls verbraucht würden 136,8 Millionen, in den 14 folgenden Jahren 3 Millonen wenip:er, die aber durch Ersparnisse in der Verwaltung weitaus trodcekt werden, da diese 9 10 Millionen betragen werden. Erwähnen wir hier gleich noch, dafs 1900 der Flotte hinzutreten: Schlachtschiff St. Bon, Schiffe II. Kl. Emanuele Filiberto. Vettor Pisani, Garibaldi, Varese, 5. lüasse (kleine Kreuzer) Agordat, Coatit,

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Heer md Flolte Italiens Im S. Halbjahr 1899.

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6 Dfstroyers, cme Anzahl lloehseetorpedoboote, im Bau sein werden, aulser Destroyers, 8ehifie 1. Klasse Kegina MarL^herita. Benedetto Brin. H Schiffe II. Klasse, deren IMäne fertig, um uns dann kurz den Gest tzeiihvUrfen vom 28. November, betreffend die Keorganisatinn des Marincpersonals und die Reduktion der Arsenalarbeiter auf 12ÜU0 zuzuwenden. Ersterer ersetzt das Gesetz vom 3. Februar 1S7H, nimmt definitiv den oberen Marinerat und den Admiralstab auf, trennt das Maschinistenkorps von den Schiflsing:enieuren, stellt das Civilpersonal der N'erwaltung und des Arsenals auf eine feste öko- nomische Grundlage, erzielt, bei Stei;j:eruug der Leistun^^en, wesent- liche Ersparnisse, lälst dem Minister Spielraum, je nach Entvvickeluiii: der Seemacht die Bemessung der militärischen Formationen in jedem Budget vorzu8chla<ren. während fllr das Civilpersonal ein fester Etat besteht. Die Ersparnisse berechnet Bettolo steigend auf tiber 6 Millionen.

Aus dem Gesetzentwurf ersieht man, dafs der Minister, aufser Uber den Unterstaatssekretär, Uber den oberen Marinerat (Gut- achten über Sehiffsleute, (iesetze, Reglements, alle die Flottenkraft betreffenden Fragen), die Admiralstabsabteilung (Studien Uber Kriegsvorbereitung, Seekriegführung), die Generaldirektion, Direktion und Abteilungen der Centralver^valtung, Kommandos der Marine- departements und der Flottenteile als Organe verfügt. Die mili- tärischen Kori)s der Flotte umfassen: Admiralität, Admiralstab, Maschinistenkorps, Corpo Reali Equijtaggi, See - Ingenieurkorps. Sanität»-. Kommissariatskorps. Für HKM)/1 hat der Minister in der Verwaltung schon :J,5 Millionen Ersparnisse angesetzt. Durch Dekret vom 17. Dezember wurde auf Grund des Budgets das Seeoftizier- korps auf 1 Admiral. 7 Vice-, 14 Contreadmirale, 58 Kapitäns zur See, 70 Fregatten-, 75 Korrettenkapitäns, 400 Schiffsleutnants, 166 Unterleatnants, 120 Fähnriche, das Ingenieorpersonal auf 114, Masellinenpersonal 252, SanhiltBkorps 174, Intendantur auf 291, das OflSderkorps des Equipageokorps aof 134 EOpfe festgesetzt Pör das Equipageokorps efäebein«!! neae Besümmimgen Uber Eintritt, ein Gesets, betreffend Kapitolationen, ein nenes organisclies Reglement and ein Dekret} betreffend Heiraten; fkir das Marineministeriom ein Dekret, betreifend die innere Organisation, ftr Marine-Akademie nnd MaseiilnlslenkorpB ein organisobes Cadre. Von 50 Aspiranten anf der Marine-Akademie bestanden die Prüfung 14.

An Stapellftofen ist nnr Coatit (kL Krenzer, Castellamare, 87,6 lang, 9,3 m breit, 8000 Ind. Pferdekraft 24 Knoten) am 17. Oktober zu Tendebnen, Masebinenproben bestanden gut Veenvio und Proyana. Bis Mftrz 1900 liefert Sebicban 4 Destroyers, der Torpedobootigttger

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824 Verordanng betr. den Dienst des Generalstobes in Franicreioh.

Condor, bei Ansaldo gebaut, 2G,3 Knoten. 47 m lang, 5.5 ni breit 139 Tons, wird als neuer, vorzüglicher Typ bezeichnet. Die Krieg^s- besetzung für die Torpedo bootsjäger Lampo, Frescia. Dardo, Strale, Euro und Ostro wurde auf 5 Offiziere, 48 Mauu bemesseo. Ein neuer Torpedo ist in Versuch.

Das Marine-Aushebungsgesetz für Jahrgang 1879 unterscheidet sich nicht wesentlich von seinem V^orgänger.

Am 15. St-pteniber vereinigte sich im Golf von Gaeta das aktive, Reserve-Geschwader und die Torpedoi»u(itstiottillen zu Manövern unter Leitung des liiiAugs von Genua. Das aktive Geschwadii be- stand aus Sicilia, Sardegna, i\o Umberto, Dandolo, Lauria, Dorla, Urania, Caprerii ( \'ice-Adniiral Ma,:ija^hi).

Das ReservL'-CH'sehwader ( \ ice-Admiral Frigerio) ansLepanto, Murosini, Maria Pia, Lorabardia, Calatafirai, Goito, Savoia, Volta, 5 Torpedoboote 1. Klasse (Typ Aquila) bildeten ein Geschwader, 36 Torpedoboote 11. Klasse 5 Flottillen. Nach den Sondertthnngen übernahm der Herzog von Genna die Leitung, die sehr zairieden- gtdlend verlaufenen Übungen schlosBen mit einer Elottenparade (sa September) im Golf von Gaeta. IB,

XXVil.

Die neue Verordnung betreffend den Dienst des General- stabs iü Frankreich.

Der Kiiegsmioiflter Galliffel bal nnteim 20. Febmar 1900 eme nene InstmktioD für den Dienst der Stäbe TerOffentUebt» dnreb welebe di^enigen vom 3. Jannar 1890 nnd 6. Hftn 1893 an^ieboben werden and beBonden in dem für uns Interesee bat, was den Dienst des Generalstabs, namentlieh im Felde beträft Als An^iabe des Generalstabs im Felde wird in der Instmktion angegeben: Über- mlttelnng der Befehle der FObrong, die sich anf Operationen and die einzelnen Dienstsweige beziehen, Beschaffung und Sammeln der für den Führer idcbtigen Nachrichten. Der Chef des Generalstabs leitet und Uberwacht den ganzen Dienst und teilt den Greneralstabsoffizieren ihre Aufgaben zu.

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J>]6 neae Yerordniing betr. den Dienst des Genendstabee in F^udir^h. 325

Kapitel II behandelt den sogenannten „änfseren Diensf* nnd f^ebt an, (lals die Generalstabsoffiziere mit allen Entsendungen betraut werden können, die die Ftlhrang für zweokmäfsig hält, besonders auch jji die OrtsunterkUnfte und Biwaks, zu den Lazaretten, zur VerteiluDg der Lebeosmittel und dem Nachschubsdienst, zu Gelände- erkundungen und zur Grewinnnng von Nachrichten tiber den Feind, ZD den Trappen in Bewegung, zur Regelung des Marsehes, zur Ver- meidung von Kieozongen, zur Bestimmung der groben Basten, der Unterkunftsräume, zu den Vorposten, zur Überbringung wichtiger Befehle, Sieherstellung ihrer Ausftthrong, Beobachtung des Verlaufs einer Aktion, endlich auch zum Gegner. Der mit einer Mission betraute Generalstabsoffizier kann von den Truppenkommandeuren alle Aus- kunft und Unterstützung verlangen, bei Gleichheit des Dienstgrades fuhrt er den Befehl Uber alle an der Erfüllung des Auftrages be- teiligten Offiziere. Uber jede Entsendung ist Bericht zu erstatten. Die zu Truppenteilen geschickten Geueralstabsoffiziere soIIpti nur beobachten, uicht in die Führung eingreifen, nur Befehle bringen und auf Fragen Antworten ^^ebcn. sowie den Oberführer orientieren. Der l'herbringer eines schriftlichen Befehls mufs dessen Inhalt auch mündlich wiederholen können. Hat sich die Lage, auf welche sich der Befehl bezieht, geändert oder war sie überhaupt nicht so, wie der Belehlsgeber annahm, so hat der Offizier trotzdem den Befehl zu Ubergeben und dann die Absichten des Betehlsgebers auseinander zu setzen. Bezieht sich der Befehl auf etwas sofort Auszuführendes, 60 bleibt der BefehlsUberbringer, bis die Ausführung begonnen hat.

Im Generalstube eines Armee- 0 berkommandos werden die Offiziere auf drei Bureaus verteilt. V'on diesen Bureaus bearbeitet das erste Personal und .Material, das zweite Nachrichten und politische Angelegenheiten, das dritte Operationen und Bewegungen, analog ist die Einteilung bei den Generalkommandos und Divisionen, nur sind hier das zweite und dritte Bureau vereinigt.

Die Aufgaben des ersten Bureaus erstrecken sich auf Organisation, Tagesstarken, Verluste, Evacuierungeu, Ersatz an Leuten und Pferden, Beförderungs- und Belohnungsvorschläge, Polizeidienst, Disziplin, gerichtliche Angelegenheiten, Civilstandsfragen, weiter auf Munitions- ersatz, Lebensmittel. Material aller Art, Sicherstellung, Verbrauch, Ergänzung der Vorräte, femer auf die Korrespondenz mit den ver- schiedenen Branchen und die Beziehungen zum Dienst auf den rück- wärtigen \ erbindungen. Dein ersten Bureau ist auch das Kommando des Hauptquartiers zugeteilt.

Die ,, Situation de prise d armes*' orientiert die Führung an jedem Morgen Uber Iststärke, \orrat an Lebensmitteln und Munition,

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826 ^ >uii6 Veroidnung beta:. den Dienst des Genenlstebes in Fnnlueiefa.

wird vom Generalstab des Anneekorps zusaiumen^eblellt und anf dem kürzesten Wege, möglichst per Telegraph dem Oberkommando übermittelt. Alle 5 Tage wird ein allgemeiner Rapport vom General- stab {les Oberkommandos an den Kriegsminister gesendet, eventuell unter Aiifunlcrn von Nachersatz.

Das zweite Bureau hat neben der Bearbeitung der Nachrichten und politiscbeu Angeletrenheiten auch noch topopraphische Autgaben, die sieh auf alles erstrecken, was für die Orientierung über das Gelände Bedeutung hat. Der tüpofrrai)liisclie Dienst beim Ober- kommando hält die Karte des Kriegstheaters auf dem Laufenden, entwirft die Operationsskizzen, die tägliche l 'nterbringung der Truppen nach Mitteilungen des dritten Bureaus und die Krokis der benutzbaren Komiuunikationei) im Bereich von 8 Tagemärschen, eingetragen werden dann die Krokis, die für die Marsch- and Gefechtsbefehle wichtig sein können, sowie diejenigen, die dem Marscbtableau beizu- iiigi'ii sind. In die Operationskarten ist täglich auch die Situation beim Gegner, soweit sie bekannt, einzutragen. Armeekorps und Divisionen filhreii keine lautenden Operationskartell. In die Kubrik Nachrichten uiui i)olitische Fragen gehören die Kriegsgliederung des Gegners, seine Unterkunft und seine Bewegungen, Erkundungen, Dolmetscher, Zeitungs-, Agentur -Nachrichten, Parlamentaire, Gefangene, Deserteare, Verhandlungen mit CivilbehOrden im feindlichen Lande, Kontributionen, Requisitionen. Über den geheimen Fonds fttr Nach- riehten veifUgt der Chef des Generalstoba.

Zn den Aufgaben des dritten Boreans gehört in eister Linie die Abfassung der anf die Operationen bezaglichen Befehle 1>eKw. InstrniLtionen, es bearbeitet anch die täglich an das grobe Hauptquartier zn richtenden Meldungen Uber den Fortgang der Operationen und führt das Marsch- and Operation^onmal

Wir Übergeben hier die detailierten Weisongen für die Einriehtomg der Bnreaasy fttr die Einrichtung and das Joamalisieren des Sehrifk- Verkehrs, die Obermittelang der Konespondenz, die Angaben ttber die Schrifkstttoke, welche die Fflhrer selbst su nnteizeiclinen haben, die Dienstvorschrift ftlr die Kommandanten des Hauptquartiers und die Weisungen für die tilgliche Entsendung eines Offiziers ron jedem Stabe zur vorgesetzten Dienststelle, um ans Kapitel V, Befehle zuzuwenden.

Nach der lostrulLtion werden die Entscheidmigen des Ober^ Itommandos den interessierten Stellen entweder in der Form von B efeh len, oder von Instruktionen mitgeteilt, leteteres, wenn nur das zu erreichende Ziel, nicht anch der Weg zu demselben näher bezeichnet werden soU. Befehle und Instruktionen sind, auch wenn sie mttnd-

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Die aeno YocordnoDg betr. den Dienst des Generalstabee In Frtnkreieli. 327

lioh erfolgen, Ton der befehlenden Stelle sehriftlich niedenolegen, Regel ist der schriftliche Befehl. Die aaf die Operationen bezüg- lichen Befehle, allgemeine oder spezielle (Marsch-, UnterkonflB-, Gefechts-, Vorposten-Befehle, Weisungen fUr Verpflegong und Eva- eaiemng) sind in dem Register der Operationsbefehle. Tagesbeiehle werden in extenso mitgeteili

Die von dem Oberkommando zn erlassenden Operationsbefehle oder Operations-lnstmktionen sind entweder allgemein für die ganze Armee gUltige, oder spezielle, nur auf einen Teil der Armee, oder eine der Branchen sieh beziehende. Abfr( sehen von besonderer Weisong des Oberkommandos werden diese Befehle nor den General- kommandos und den interessierten Teilen zor Kenntnis gebracht Befehle und Instroktionpii der Armee-Oberkonunandos können sich anf mehrere Tage erstrecken.

Beim Armeekorps werden die Operationen täglich durch einen allgemeinen Befehl und wenn nöti^, noch durch spezielle Befehle und Instruktionen geregelt. Die Befehle gehen ihrem ganzen Inhalt nach an die Divisionen, die Kommandeure der Korpskavallerie-Brigade, der Artillerie und des Genies, im Auszug an den Intendanten, Generalarzt, Post und Telegraphie. Spezielle Befehle oder In- struktionen bestimmen, wenn nöt'vj:, die Aufgabe, die im allgemeinen Befehl nur summarisch angeg:el>('n wurde, näher und bezeichnen die Punkte, auf welche besonders /u arhteu ist, um den Absichten des Befehlenden zu entsprechen. Sie gehn im allgemeinen den Instanzen- zug- Spezielle Befehle erhalten der Artilleriepark, eventuell auch der Genie-Park und BrUckentrain (welche beiden gewöhnlich zur kleinen Bagage rechnen), die Trains (incl. Bekleidunfrsvorrat, Schlachtvieh, Feldbäckerei, Pferdedepot, Feldlazarette). Bei den Train.s werden auch die Bewegrun^ren der einzelnen StatVeln befohlen. Die weiter nach unten gehenden Befehle sollen nur das enthalten, was die Truppen wissen müssen. Wenn der definitive Befehl nicht zeitig genug abgesendet werden kann was die lustruktion als die Kegel bezeichnet so muls ein ,-vorläufiger Befehl" rechtzeitig gegeben werden, der die zum Inmarschsetzen der Truppen nötigen An- gaben enthält.

Operationsbefehle sollen im allgemeinen enthalten: Zweck der Operation, \\ Cisun-ren für die AusfUhrung, Vorschriften ftlr Ver- pflegungund Evaeuirungen. Bezüglich der Ueihenfolge in den Operations- befehlen giebt die Instruktion folgende Fingerzeige : Nachrichten Uber den Gegner, eigene Aufgabe, soweit die unteren Stellen diese kennen müssen, eigene Absieht, Aufgabe für die Ka\allerie, Zusammen- setzung uud Gliederung der Marschkolonne bezw. der Marschkolonnen,

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828 Die neu« Verordniuif ^etr. den Dienst des Generalstobee In Fmdoprieh.

Befehl fttr den Marseb, Angabe der einzoschlagendeo Wege, Platz für die grofse Bagage, Aufbrachszeit, bezw. Zeit, zn welcher die wichtigsten Glieder der Marschkolonne einen bestimmten Pnnkt zu erreichen haben, Basten, Aufenthalt des Führers, besondere Aufträge fttr die Avantgarde. Arrieregarde, Flankendeokimgen, erentneli Ver- bindung der Marschkolonnen untereinander.

Befehle für die Unterkunft grenzen die Unterkunftsräume für die grofsen Verbände ab, bestimme!! die Unterkanft der Sföbe, die Sicherungslinien und das Verbleiben der Kolonnen und Trains.

Gefechtsbefehle sollen enthalten die Punkte, welche die Avantgarden anzugreifen, bezw. zu besetzen haben, Aufmarsch- räume für das Gros, Bezeichnung der nüohsten Gefechtsziele, Aufent- halt des Fuhrers.

Für die einzelnen Branchen ist zu befehlen (und soweit nötig, den Truppen mitzuteilen) a) Munitionsersatz, b) N'erpfiegungsart, Em- pfang lind Ersatz der Lebensmittel, c) Bewegungen der Trains, d) Fuiiktioiiit ren des Sanitäts-, £iseubabn- und Ü^tappendieustes, der Telegraphic und der Post.

Marsch- und Unterkunftebefehle können, wenn nio^^lich. in der Form von Tabellen gegeben werden. Neue Nachrichten vom Gegner machen es eventuell nötig, dem ersten Befehl noch einen zweiten folgen zu lassen.

Von Interesse sind auch die Fingerzeige für die Abfassung der Befehle: Volles und genaues Ausschreiben der Bezeichnung von Ortlichkeiten (eventuell in den Grenzbezirken in 2 Sprachen), Angabe der benutzten Karte, Angabe der in der Nähe liegenden gxols- gedruckten Orte zur leichteren Aultindung von kleineren, ebenso bei Höhenbezeichnungen, Angabe der Himmelsrichtung statt rechts, links, vorwärts, rückwärts, die Zeiten in Zahlen und in Buchstaben schreiben und hinzufügen. Matin von 12* Uhr nachts bis 11*' mittags und soir fllr die Zeit von 12" Uhr mittags bis II" nachts.

Die Übermittelung der Befehle erfolgt durch die von den unteren Stäben zu den oberen täglich gesendeten Offiziere, treffen sie nicht rechtzeitig ein, so überbringt ein Offizier des Stabes des Belehlenden den Befehl. Die Operationsbefehle werden an das grofse Haupt- quartier gemeldet und den Neben-Armeen mitgeteilt, von den Generalkommandos dem Oberkommando und den Nebeukorjis. vou den Divisionen dem eigenen Generalkommando und den anderen Divisionen des Korps.

Jeder Führer muis Uber die eigenen Truppen, die nächsten anderen und über den Gegner orientiert sein. Alle Nachrichten vom Feinde werden beim Generalstabe, dem sie zugehen, geordnet, ge-

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OfSxiere bOrgeriieber Herkunft in der Armee Friedrich Wiibelms I eto. 329

sichtet, TergUohen and so ein Bild gewonnen. Jede Naehriobt Uber den Gegner ist ron dem Meldenden an den eigenen Voigeeelstenf eventnell aaeh direkt an die Oberftlurang nnd die zonSebst geflUirdeten Truppen zn Übermitteln. Jede telegrapbiscbe Hittdlnng mab briefliob noob einmal wiederholt werden, kein Generalstabebnreaa darf im Kriege ein Telegramm absenden, anter welobes der Chti des Generalstabs nicbt sein „Visom" gesetzt bat In jedem Generalstab ttbemimmt dn Oflider, eyentaell aaeb nocb ein Arobivist, den Tages- dienst nnd hat dann aaeb im Borean sa nttebtigen nnd dalttr zn sorgen, dafo danemd Befeblsttberbringer, Reiter oder Radfahrer, bereit sind, wichtige Befehle sind aber nar Offizieren anzayertraaen.

18.

XXVJU.

Offiziere bürgerlicher Herkunft in der Armee Friedricli Wilhelms L und Friedriciis d. Gr.

Tn

E. Schnaekenbarg, Oberstleatnant a. D.

Nach weit verbreiteter Ansicht wären in der altpreuTsischen Armee Offiziere bürgerlicher Hcrkonft nnr bei der Artillerie, den In- geniearen, den Garnison-Regimentern und den Hasareu zugelassen worden.^) Diese Ansicht bedarf der Berichtigoog.

1) Im In^enienrkorps and Mineurkorps dienten nach der Rangliste 1788 (JEn- ataad dtr KgL PraolaiMhea AraiM*) 78 Oflisiere, davon 87 Bürgerltohe. Babn

Gamlaon-Regt. v. Kowalsky iNo. 7) von 17 Kapitäns 7, beim Gamisun-Regt. y. Hencking (No. 8)>on 11 Stabsoffizieren 4, von 13 Kapitäns 9 Bürgerliche Bei der Artillerie (Feld- und Gnmi=?on-Art ) waren von 81 Stabsoffizieren und Kapitäns 54 Nicbtedelleate, beim Jä^erkorps zu Fuia von 9 ätabsottizieren and Kapitäns 6. bflim Zietan-Hnaareii-Regt. l Major und 6 Btttmeiater, bei Üaedom-Hnaana (No. 8) 4 BIttmeiater, bei den Bosniaken 5 (die Lentnaata und ?^ä]mriohar bexw. Comets aind in dieser alten Rangliste nicht aufgefllhrt). Aehnlich lagos die Yerbältaiaae bei den übrigen Begimentem dieser Trappengattongeo.

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^30 Offldera bttrgerJtoher Herkunft in der Armee FHedtioli mnihebne L ete.

Das Offizierkorps der preulsischen Armee war im 18. Jahr* hoodert allerdings grölstenteils adeliger Gebart Da der brandeo- bargisch-preolsiacbe Staat im Kriege grofs geworden war, so er- sebeint es ganz natürlich, dals der zaUreiobe, keineswegs durch Vennßgen hcirtinstigte märivische, pommersebe und preufsiscbe Adel, den Oevvohnlieit, Sitte und Bedürfnis durch alle Generationen zum Waffendienste geführt hatten, mit Vorliebe dem Offizierstande sieh widmete. Irrtümlich ist aber die Ansicht, dafs bei den Infanterie- (Feld-)Kegimentern and der Kavallerie Bürgerliche garnicht ge- duldet worden seien. Den Gegenbeweis liefern die alten ge- schriebenen Ranglisten dieser Regimenter.

Friedrich Wilhelm I. schlofs die Bürgerlichen nicht aus vom Uftiziersstande, er verfügte sogar zuweilen, dafs bei ent- stehenden Lücken im Ofiizierkorps Uiiteroffr/iere bürgerlicher Herkunft zu Offizieren vorgeschlagen werden sollten, wie sieh aus einem Schreiben an den General - Major Prinzen von Holstein, d. d. Potsdam den 1*>. Februar 1727, er;.nebt:'t ..Durch- lauchtigster Fürst, freundlich lieber Vetter. Euer Liebden sollen Mir von dem Kegiment 10 Unteroffiziere vorschlagen, die capable sind, dafs ich sie zu Officiers machen kann. Vier davon sollen keine Edelleute sein; es müssen aber selt)ii:e recht dUchtige Leute sein, und soviel möglich die sihoa in canijjaune gewesen und die capable sind, dals ich sie gleich zu Lieutenants machen kann, davon Euer Liebden auch versichert sein müssen, dals sie keine Brand- weinsäufer sind, wie sie denn auch nicht zu jung sein müssen. Euer Liebden soll mir also ihre Namen und wo sie zu Hause ge- hören, mit dem Fordersahmsten einschicken, inzwischen dieses geheim halten, dals es niemand erfährt. Ich bin übrigens Euer Liebden freundlich williger Vetter Friedrich Wilhelm." Das Regiment Prinz von Holstein war eines der ältesten Regimenter der Armee, es führte die Stammnummer 11, war 1685 errichtet worden und stand in Ostpreufsen (Königsberg) in Garnison. Es ist anzunehmen, dafs den andern Regimentern ähnliche Weisungen zugegangen sind.

Dem hier gemachten Vorschlage entspricht auch der Inhalt eines Schreibens, das der Kronprinz Friedrich 1739 an seinen \ ater richtet: ,.Was das avancement der officirers betrift, so Wolte Meinen Allergnädigsten \'ahter gebehten haben, ob er Wollte die Gnahde haben und den Feldwebel Schiling, welchen ich Meinen allergnädigsten Vahter bei der Re\'ue prescntiret, und welcher mihr dieses Jahr die grölsten and besten Recmbten bei dem

1) Man. boru.sa. toi. 506.

Oflbiere bttigeriieher HoriLunft in der Armee Friedrich WUlielmB I. ete. 33 1

Begiment geworben hat, wie Es Hein^alleigniUligBter Vater aach bei der Revae selber sehen wird, ob Hein allergnSdigster Vater Wolte die gnade haben, ihn znm Leutnant zu machen, so wtlide er rieh gern gefallen lassen, nihmalen weiter zn avansiren nnd wollte ich ihn in solchem Falle bei der Grenadir^Gompagnie setzen, faidem es gewifs ein recht braver nnd tüchtiger Kerl ist. Und wegen des anderen of&eirers wolte Meinen aUergnftdigsten Vater den Unterofisier Wictor vohr- geschlagen haben, vohr welchen der König Stanislaus als anch der Graf Affalinsqni mihr vielle Briwe geschriben haben and grofse promesen gethan, mihr danach in der Werbung anf aller Art behtUf> lieh zu sein." (Das kronprinzliche Regiment [Stamm numraer 18] war eins der hervorragendsten Regimenter; es wurde bekanntlich beim Kegierongsantritt Friedrichs d. Gr. znm „Regiment Garde zn Fnls'* gemacht)

Die Reglements von 1726 nnd 1727 für die Infanterie und Kavallerie (Kürassiere) bestimmen ausdrücklich, dals Unteroffi/.iere anch anadeliger Gebort, wofern sie sich durch Leistungen, Fähig* keiten, gnte Führung und erlangte Dienst- und Kriegser&hrong vor- teilhaft auszeichnen, dem Könige zur Beförderung zum Offizier in Vorschlag gebracht werden sollen. In § 3 der „Instruction, Vor die sämpti Chefs und Commandenrs derer 5 Regimenter Infanterie, so mit zu Felde gehen", vom 8. März 1734, heilst es: ,,Wan sich Unter- Oftiziers, sie sein von Adel oder nicht, wUrcklich Distingoiren, so sollen die Chets und Commandeurs deren Regimenter solches an Sr. Köngl. Majestät berichten, auch bei vorfallenden Avancements auf sie reflectiren und sie dazu vorschlagen."

Die Reglements Friedrich d. Gr bestimmten in diesem Sinne: .,Wenn ein Unteroffizier, wrkhcr kein EdehnaiHi. irrosse Meriten und einen ofTenen Kopt, auch dabei ein gut Exterieur und wenigstens 12 Jahre gedimt hat, injrleichen kein Braudeweinsäufer ist, so soll solcher zum St-cuud-Leutnant Sr. Königl. Majestät vor- geschlagen w«.'rden." In einem Armeebefehl bei Beginn des baye- rischen Erblolgekrieges, vom ä. Februar 1778, heifst es femer: „Sollten sich mank den ruti-roffizieren welche so hervorthun, dafs sie sich sehr distinguiren, so sollen sie nicht allein OfHzier werden, sondern auch eines Adelspatentes sich verdient machen." Bekannt ist, dafs der König zahlreichen Offizieren bürgerlicher Herkunft den Adelsbrief verlieh, geniäls seinem Grundsatze: ,,0n devient noble par r^p^e et non par la pluine - ivergl. Fridericus Rex und sein Heer von E. Gr. Lippe- Weilsenfe ki). Professor Preuls führt im Anhange zu seinem Werke „Friedrich der Grolle" mehrere hundert dieses Schwertadeis namentlich auf.

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882 Ofliiieie bOigoriieher H«ikiiiift in der Anno« FUedrloh WlllMims I. eto.

Bei der Durchsicht alter Kanglisten und He^Mmentsgeschichten fand ich in der Geschichte und Nachrichten von dem Könipl. preuss Infunterie-Kecrimente Fürst Franz Adolph von Anhalt-Bernburg von der Zeit seiner Stiftung bis zum 18. August des Jahres 1767" unter 3ii7 Offizieren der Zeit von 1706 1767 SB bürgerliche Namen, sämtlich in der Leutnants- und Kapitäns-Charge. Die Kaii^'liste des Berliner Regiments No. 13 vom Jahre 1720 (Kegt. v. Panuwitz) nennt 4 Bürgerliche: Kapitän Daniel Lipp, Leutnant« Grevinger, Kademacher und Rose. Die Rangliste 1740 desselben Regiments ftlhrt letztfrcnannteu Rose als Chef der 6. Kompagnie auf, 1749 wird in der .jAbgangsliste" der mittlerweile preadelte Kapitän Rose als Oberst von Rose und „dimittirt"' genannt. In der Rangliste 1777 dieses Regiments fand ich drei bürgerliche Namen: l'reniierleutnant Rüger. Sek. -Leutnant Penne und Fähnrich Kluge. Letzterer wird als 24 Jahre alt, aus Potsdam gebürtig, mit Hjähriger Dienstzeit er- wähnt, ist also nicht im Kriege zum Offizier befördert worden (NB. Der Fähnrich" war damals die unterste Offizier-Charge).

Bei den Dragoner-Regimentern nennt die Rangliste 1783 im Regt. Lottura (No. 1) einen Oberstleutnant Schoenholz, im Kegt. Borcke (No. 7) die Stabs-Kapiians Sehirmann und Mlllver- stedt, im Regt. Platen (No. 8) den Stabs-Kapitän Meinecke. Der ..Gnadenbrief", welcher dem berühmten Dragoner-Regiment Bay- reuth nach der Schlacht von llohenfriedberg verliehen wurde und der sämtliche Offiziere namentlich aufführt, nennt 4 Offiziere bürger- lichen Namens, die Leutnants Borchard, Köhler, Fock and Pfeiffer. Die Rangliste 1786 weist nach beim Kürassier- Regiment T. Baokhof einen Stabsrittmeister Bresemann, bei den Bayreath- Dragonern die Stabsrittmeister Milow lud Ktthnbaam, beim Inl- Regt No. 14 ^en Stabs-Kapitlln Miehaelis, Inf.-Be|^ No. 82 einen Stalw-Ea^tKn Mttller n. 8. w.

Wie stark das burgerliehe Element im OfiBsierkoips vertreten war, erhellt aneb ans den von mir dnrebgesehenen Berliner Zeitongen des Jahres 1776, welche die Ernennung Ton 71 bOj^liehen Offizieren melden. Unter den Beförderten sind 1 Waehtmeister, 2 Feldwebel, 20 Unteroffiziere, 46 der Beförderten gehörten allerdings m 8 yer- sehiedenen Gamison-Regimentem.

Nachstehend einige Beispiele der Beförderung von Nicht- edellenten zum Offizier, als Belohnnng für anlserordent* liehe Verdienste Tor dem Feinde.

Der bekannteste Fall betrifit den Grenadier David Krauel rom Grenadier-Bataillon Kahlbnts, der bei ErstOnniing des Ziska-Berges Tor Prag, am 12. September 1744 als erster die Brustwehr erstieg, den

Otfidero bürgerlicher Herkunft in der Armee Friedrich Wilhelms 1. eto. 333

der König in den Adelstand erhob unter dem Namen „Krauel von Ziska- berg" und denselben als Sekonde-Leutuant iu das Grenadier-ßaiaillon V. Byla versetzte. Die „Berliner Zeitung" vom 24. September 1744 sagt (hirilber: ..Üal's ein gemeiner Soldat zuerst eine Bastion er- stiegen und sich, nachdem all sein Pulver und Blei verschossen, mit dem üegen in der Faust solange det'endiret, bis die übrigen gefolget und dieses Werk erobert. Sr. Kgl. Majestät haben hierauf zur Be- lohnung dieser heroischen That und erwiesenen grolseu Bravoor ge- dachten Soldaten in seiner Geraeinen-Montnr an die Königliche Marschailstafel ziehen lassen, ihn mit einer wichtigen Summe Geldes besehenkel und zom Lientenank deklarieret; wie denn auch denelbe besondexB toh dm GeneralfeldmusohaUs und Erbprinzen Leopold ▼OD Anbalt-Dessan Dareblanebt die Bokatenbörse erhalten haf

Ein zweiter Fall ist folgender: Im Treffen bei Keicbenberg am 21. April wurde, so berichtet Stadliuger in seiner ,,(reschichte des wUrttembergischen Heerwesens" (S. 46G), der an der Spitze von drei preulsisehen Dragoner-Kegimentern fechtende Herzog Friedrich Eugen V. Württemberg vom Feinde umringt. Sein Pferd wurde vom Feinde erschossen, aber ein prenlsischer Dragoner eilte herbei, spaltete einem der Heiter den Kopf und bemächtigte sieb dessen Pferdes, worauf er das seinige dem Herzog gab, mit dem dieser niiB auch glücklich sich durchhieb. Der König ernannte ihn dafür zmn Lentoant. (Leider ist der Name dieses Tapferen nicht genannt.)

Andere Fälle betrellen Unteroffiziere. Während der Blokade von Brieg 1741 ging der Unteroffizier Zander vom Infanterie- Keglment v. Grävenitz als geheimer Kundschafter (verkleideter Pater) in die Festuu«;- hiiu m und brachte die genauesten ^Nachrichten Uber ihre Beschaffenheit, auf Grund deren dieselbe iu der Nacht vom 3. zum 4. Mai erstürmt wurde. Der König ernannte ihn zum Hauptmann und Kompagnie -Chef bei dem in Breslau stehenden Oamison-Regiment

Im Gefecht bei Lesch, am 14. März 1742, hatte der Unter- offizier Meilsner vom Infanterie -Regiment Truchsel's die Geistes- gegenwart, eine umgestürzte Kanone, deren Bespannung erschossen war, zu vernageln. Er wurde vom General v. Truchsels zum Offizier vorgeschlagen and vom Konige bestätigt (Droyseu, Friedrich d. Gr. I, 412).

Der im Jahre 1789 verabschiedete Major v. Buchhorst des In- fanterie-Regiments Nr. 13, Sohn eines F'eldwebels, wurde nach Hoch- kircb, wo das Regiment stark gelitten hatte, Sekond- Leutnant, dann

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334 Offiziere bürgerlicher Herkunft in der Armee Friedrich Wilhelms 1. etc.

Adjutant, 1773 Kapitän, 1775 wurde er geadelt, 1782 Major und Kommandeor eines Grenadier-Bataillons.

In der Schlacht hd Leathen zeichnete Bich der Wachtmeister Biber vom Ktlra8sier-Reg;iinentSchmettaa(TonBal8Ge8sler) beimKampi um die Standarte des Oeterreichischen Dragoner-Begimenta Ldwensteln so ans, dafs ihn der KOnig mit Obergehong der Charge als Komet zum Leutnant beförderte. Das gleiche geschah nach der Schlacht bei CSzaalan beim Dragoner-Regiment Werdeck; hier wnrden 6 Wachtmeister und Korporale, mit Obergebang der Ffthnrichs-Charge^ sam Lentnaot befördert (Kähler, Gesch. d. Uthanischen Dragoner- Kegiments I, 74).

General (v.) Kohdich, Sohn eines Feldwebels, hatte von der Pike anf gedient, wnrde 1779 als Generalroi^or Chef des Grenadier^ Garde-Bataillons, starb 1796 als G^eral der Infanterie nnd Kriegs- minister. — Tobia8(v.) K ttm pe 1 , ehedemTambour, starb 1804 zn Potsdam als Generalmigor a. D. 1808 erhielt er noch das von Prinz Heinrich testamentarisch ansgesetzte Legat von 2000 Thalem för deigenigen Offizier, der 1762 den Mnldettbergang mitgemacht and in der Schlacht bei Freibelg mitgefocbten. (Kttmpel war damals JSgerkapitftn im y. KleistBchen Freikorps gewesen). Der 1746 rerstorbene General- major Emst Ludwig t. GOtze, Bitter des Ordens ponr le mörite, entstammte einer bürgerlichen Berliner Familie, er wnrde 1722 in den Adelstand erhoben. Johann Emst t. Alemann, General- mijor, Ghef eines Dragoner-Begiments nnd Bitter des Ordens ponr le möiite, gestorben 1756 nach 53 jähriger Dienstzeit, war ebenfoUs bttigerlicher Herkunft and warde von Friedrich Wilhelm L geadelt Ebenso General Friedrich (y.) Engeln, Chd des Kttrassier-Begi- ments Nr. 8, erst als Stabsoflider geadelt (f 1784). Stolhofen, Generalmajor nnd Kommandenr des Infmterie-Begiments Nr. 1, Bitter des Ordens ponr le mörite, war bei einem Feld-Begiment ein- getreten nnd wurde erst 1744 bei der RcTue, nach seiner Beförderung zum Major, geadelt, sein Vater war Prediger. Der General Mayr, Chef eines Freibataillons, ein hervorragend tttchtiger Ftthrer, war ein Bastard, der seinen Vator nicht einmal kannte.

DaCs der König die bürgerlichen Elemente in dem Oifizierkorps keineswegs nach dem Kriege wieder za beseitigen strebte, im Gegen- teil den dahin abzielenden Bestrebungen der Begimenter energisch entgegentrat, erhellt aus einem Schreiben an den Kayallerie>In* spektcur. General-Major v. Löllhöfel, d, d. Potsdam, 18. November 1772. Es waren nämlich bei dem zur Inspektion dieses Generals gehörenden Husaren- Regiment y. Bellings das 1770 zur OkkapatioD der polntsohen Nachbaiprovinsen verwendet worden war, arge Ans»

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Ottsiere bürgerlicher Uerkunft in der Armee Friedrich Wilhelms I. etc. 335

sehrehungeD, ongereohte BeitreiboDgen, PlnndeningeD nod übnliebe BedrttekmigeD Yorgekommen. Der in hohem Grade enUmte Kiiuig liefe das Regiment seine volle Ungnade itlhlen nnd veriangte, dab die Soholdigen sn strenger Verantwortung gezogen würden und sehreibt an LOllhOfel: ^ ist kemesiiv-egs meine Intention, nnd habt Ihr solche gaas nnreeht Terstanden, wenn Ihr Inhalts Enren Berichtes vom 14. d. IL nnter denen vom BeUingscben Regimente wegza- schaffenden Offizieren nnr diejenigen bflrgerlichen Standes nnd sogar solche, welche dnrch ihre rechtschaffenen Dienste nnd bravonr sn offioiers aTanciret sind, wegznschaffen mir in Vorschlag bringt; sondern ich will alle die officiers, adeliohen nnd bttrgerliohen Standes, welche sich Plttndereien oder Erpressungen nnd anderer dergL niederträchtiger Behandinngen hi Polen theilhafitig gemacht, wissen, nnd davon werdet Ihr demnach mir eine Liste ein- snschicken nicht ermangeln, weil ich dergleichen Offiziers als Meines Dienstes nnwttrdig beim Begimente sn dulden nicht gewillt bin.*' (NB. Unter den bei dieser Gelegenheit yerabschiedeten Oflfideren^ befand sich der Bittmeister von BIttcher, spätere FeldmarsehalL)

Der Offizier war folglich als ein Mann ?on Ehre dem KOnige gleich, ob er nnn adeliger oder bttrgerlicber Herkunft war.

SAne Ausnahme ron dieser Regel machten die Offiziere der Freikorps, anter denen sich allerdings viele sehr zweifelhafte PersOnlichkeÜen beiden. Das Offizierkorps der Frmkorps wurde zu- meist ans fremdländischen Offizieren ergänzt, zum Teil waren es Aben- teurer, die Sucht nach Beute und Gewinn gelockt hatte. Welcher Art die von den alten Regimentern zu den Freikorps abgegebenen Offiziere waren, erhellt aus einer schriftlichen Äulserung des Königs vom Jahre 1758. Er schreibt dem Grafen Dohna, der ihm einen guten und soliden Offizier znm Ubertritt in die Freitrappen vorschlägt: „Ihr müsset den Brigademajor v. Kalckstein nicht zu dem (B*rei) Ke^riment Hordt setzen, denn Ich zu den Frei-Bataillons gern brare nnd deter- minierte Offiziers gebe, die aber liederlieb nnd bei guten Feld* Regimentern nicht mehr zo gebrauchen sind."^)

Als nach dem bayerischen Erbfolgekrieg die nur für die Kriesrs- dauer ang:eworbenen Freikorps wieder aufgelöst wurden, schreibt der Köllig' dem General der Infanterie von Tanentzien am 24. Mai 1779: „Die Offiziere der Freikorps werden entlassen, weil das ge- wt^hnlich liederliches und schiechtes Zeug ist, so darum ausrangirt

Vergl. „Forschungen zm brandenburgiscben und preui'sisohen Ge- •efatehte.« 12. Bd. S. 97iK: ^Hlehers Austritt ins dem Heer. Von Enut Priedländer."

3) MarMhall SulioU, Krieg in Pommern. S. 26.

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836 Offiitere blirgeriioher HerkanH in der Annee Frlediteh Wüheliiit L eto.

werden und wo oicbt viel draa ist; ndtidii mOBset Ihr Eaeli mit selbigen wohl in Aobt nehmen."*)

Zahlreiche tüchtige Offiziere dieser Trappen hat der Ktfnig Übrigens bei den Feld- oder Garnisoutrappen imtergebracbt, mehrere von ihnen haben es bis zo den höchsten Stellangen gebracht; ich nenne nnr Coarbi^re (der spätere Feldmarschall), den bekannten Hu- saren-General (v.) Gunther, die Generale v. Hordt and Wunsch, ferner des Königs gelehrten, militärvvissenschaftlich hoch gebildeten Ftennd, den Oberstleutnant Guichard, der im Tjährigen Kriege ein Frei- regiment kommandierte und vom Könige zn seinem Flügel- Adjutanten ernannt wurde, unter Beifügung des Namens Quintus Icilius.

£& kann allerdings nicht geleugnet werden, dafs Friedrich sich zuweilen auch gegen die Beibehaltung nnadeliger Offiziere nach dem TjUhrigon Kriege bestimmt ausgesprochen hat; er geriet in diesem Punkte mit sich selbst iu Widerspruch. Niemals aber hat er die ererbten otfiziellen. in den Reglements niedergelegten Bestimmungen aufgegeben, wonach l)Urgerlich geborenen, bewährten Männern die höhere militärische Laufbahn eröffnet blieb, wenn auch nickt ttberall mit gleichen Erleichterungen, wie dem Adel.

Friedrieh war dem Grundsatz getreu, das Talent Uberall zo fbrdern; es ist mir kein einziges Beispiel bekannt^ dals das Ver- dienst hätte der „Geburt" weichen müssen.

Wiederholt aber äulsert sieh der König, dals das ..Verdienst" der „Crcbort" voran gehen inllssp. so im Antimacchiavcl:^) „Je dois aimerle sang des h^ros, mni'^j'aime eneore pluslemerite." Ferner in der Instruktion für die Erziehung des Thronfol|:ers: ,,La naissanee n est qu'une chimere si eile n'est pas sou- tenue jiar le merite.'*^*) Sodann in dem Aufsatze „Sur l edueation: ..Tont serait perdu dans an ötat si la naissance derait remporter sur le mörite.''*)

Diesen Anschauungen entsprach, wie l)ekannt die bei der Thron- besteigung vollzogene Trawandlung des Ordens de la genörosit^, dieses Ordens von höchst zweifelhaftem Werte, in den Orden poar le merite.

t) Preuls. I rk.-Buch. IV. S. 228.

3) Oeuvres de Fr^dSiie le Gnnd VIII. 88.

>) A. a. 0. IX. 89.

«) A. a. 0. IX. 122.

U'l;^UlilL,o Oy

Die UeerMverhiUtnkse ülouadoni

837

XXIX.

Die Heensverhältnisse Ecaadors.

Die nach dem Äquator. welcher das Land nahe der Haupt- stadt durchschneidet, benannte Kepulilik, deren Gröfse emschl. der Gaiapagoö-lnseln 807 243 qkra. ( Grofsbritannien bat 314 628 qkm) beträgt, zählt 1 400 000 Einwohner. Die Bevölkernng setzt sich meist aas Mischlingen zwischen Weilsen und Indianern zasammen nnd aas Hochlandsindianern. Keine Weifse sind selten, Neger finden sich nur in den KUstengegenden. Der Schwerpunkt des Staats beruht auf dem dicht bevölkerten, aber sterilen Hochland, während das westliche Küstengebiet hervorragend fruchtbar ist.

Nachdem sich die Republik, deren Ausgaben die Einnahmen um ca. 2 Millionen jährlich Ubersteigen, in ihren Finanzen soeben „arrangiert" hat, steht es mit diesen nicht allzuschlecht und es ist sogar HotFnung, dafs, politische Ruhe vorausgesetzt, Ecuador besseren Zeiten entgegengeht, nachdem sich nunmehr genügendes, ausländisches Kapital für Hebung der reichen Miueralschätze etc. gefunden hat. Aber mit der politischen Ruhe, da fehlt es in Stid-Amerika so gar eicht! Das nominelle Budget arbeitet mit 4*/i Millionen Sücre, (1 Sucre = 4 Mark), wovon 97()923 ftlr Heer und Marine entfallen.

Das stehende Heer ersetzt sich im Frieden durch Werbung. Seine Stärke ist auf 5435 Mann festgesetzt, es waren jedoch 1898 nur 4575 Mann unter den Waffen.

An aktiven Trappen sind vorhanden

1. 3 Brigaden Artillerie mit je einem Stab von 1 Komman- deur und 4 7 Offizieren (darunter ein Musikmeister) und 3 Batterien von zasammen 330 resp. 402 Mann. In Summa (auüser den Stäben): 9 Haaptlente, 53 Leutnants nnd 1064 Mann.

Hiemi an Material: 26 Krupp-Kanonen (1880—1884) Kai. 7,5; 4 Kanonen Whitworth Kaliber 5 (Vorderlader); 5 Miftrailleasen Kordenfild. Die Beschaffung von neaen Kiopp-GesehfltMDy wie solche in Chile in Gebrauch sind, ist angeregt

2. 10 Bataillone Infanterie Ton ganz verschiedener Stärke» sowohl an Offizieren wie an Mannaehafteii, formieit in d— 4 Kom- pagnien, nebst Bataillons-Stab.

JaMUhM Ar Jfo iMtaato Asm» maA JfMda*. Bd. IM. t 22

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338

Die üeeresverhäitoiMie Eeu^urs.

£b weiterer Tefl der In&iiterie iit in KolooneD (7), oder anf saUxeielie Pikets (5) und GamisoneD vezteilt^ deren Sttrke nnd Formation dauernd weehaeü

In Samma besteht die alLtive Infoaterie ans 260 QfBsieren mid 3000 MaDDsehaften.

8. 1 Karallerie-Begiment Ana einem Stab ▼on 7 Offiiieren ond 2 Eafcadrona mit aoeaauaen 21 Offideren nnd 162 Mann. Im Krieg8&U wird die aktive Armee dureh die Miliz (a. nnten) ver* aOrkt^ sowdt die Bekrutierang niefat s^nllgt In Bolehen ZdHioften pflegt man in Slld-Amerüut aUgemein nieht yiel Umgtlinde an maehen, geeignete Individnen werden anf den Straiaen eigrüfen nnd in den Soldatenroek gesteckt» in dem sie sieh ttbrigens bald meist gana Wold ffihlen. Die Kavallerie veiaehalR aieli, gleich der Artülerie, fehlende Pferde und Manlliere anf ähnliche Art

Aach im Frieden genttgen die vorhandenen Pferde ffir die Kavallerie in kmner Weise. Whd diese mit einem Auftrag entaandt, so geht oft eine Bauia voraoa, bei welcher man die nütigen Vier- ItUsler aufgreift. Der Besitser kann seine Forderung geltend machen und erhftlt, wenn ihm das Glttck hold ist, einen geringen Eisats in Geld. Und das im vielgepriesenen freien Amerika!

Die Verwaltung des Heeres and seine Vertretung vor dem Kongrels findet durch den Kriegsminister statt, dem ein Stab von 14 Offizieren zor Seite steht. In den 7 Provinzen : Carchi, Pichincha, Tnngnrahna, Loja, Gaayas, £1 Oro, Manabi sind Militäx-Komman- dantnren eingerichtet, fieichliches Feld-Material etc. lagert in den grofsen Parks von Gnayaqail and Riobamba»

Um im Ernste die Reihen des Heeres anf eine grOfsere Zahl Streiter zu bringen, ist die Miliz bestimmt, in welcher jeder Ein- geborene zn dienen verpflichtet ist (Gesetz vom Jahre 187G).

Im Frieden sind nar die Stäbe teilweise formiert, welche in der Stärke von 2 3 Offizieren, 1 Tambour etc. Uber das Land verteilt, zugleich die Aashebangs-Listeo etc. laufend halten.

Es ist (auf dem Papier) vorgesehen die AuÜBtellung von:

88 Bataillonen Infanterie 3 Brigaden Artillerie Miliz. 9 Regimenter Kavallerie Fttr diese sind an OfiBzieren nnd Mannschaften vorhanden: 54 Stabs-Otlfiziere des stehenden Heeres, 78 Stabs-Offiziere der Miliz, 44 Offiziere des stehendoi Heeres, 1490 Offidere der Miliz, 23 657 Mann.

L/'iyiki<_cCi Ly

Die Heeresverbältnisse Kcuadurs.

339

Die Stifke In den einseinen Provinzen ist eine sehr verschiedene, in einifen Trnppentdlen war bei der un 29. Mai 1898 vor- genommenen allgemeinen Mneternng ttbeilianpt niemand vorhanden, andere lihlten 2—3 Offiziere. In der Frovini Piehineba halle die Hills einen Bestand von 32 Stabsoffideren, 261 Offizieren, 8342 Hann, in der Ftovinz Tnngnrahna: 10 Stabsoffiziere, 123 Offiziere, 2818 Mann.

Die gesetzlich vorgesehenen Übungen finden nieht statt, was den Wert dieser IfiUzfoimatlonen, einem emstBcben Gegner gegenüber genügend kennzeiehnei Wenn Stimmen dnrobdringen soUten, welebe, immer ement eine Vermlndemng aneh deo stehenden Heeres verlangen, so wird es in einigen Jahren nm die Widerstandskraft Ecuadors schwach bestellt sein.

Im Interesse des Landes kann man nur bolTen, dafo wenn der Gegner anrückt, der schon jetzt in Süd-Amerika Umschan hült nnd seine fein gesponnenen Ketee auswirft, es nieht hdlhen wird: Zu spil! Beiestignngen gielit es einige wertlose ans spanisoher Zelt, sie würden niemanden bei der Landung und dem Vormarseh zu hindern imstande sein.

Die Uniform des Heeres besteht ans dunkelblauem einr^igem Roek und Hose. Die KnOpfe zeigen das Wappen von Ecuador.

Die Infanterie onterscheidet sich durch gelbe Kragen, Ärmel- anlbehläge und Hosennath, die Kavallerie zdgt dasselbe bi wetts, die Artillerie in rot. Letzlere führt am Kragen noch tSai Abzelehen, welches eine platzende Granate darstellt

Die Käppis sind dunkelblau mit roten Abzeichen.

Die Mariüe der Republik ist wenig bedeutend und besteht aus dem Kreuzer „Cotopani", dem Kanonenboot „Tnngnrahna" und dem Fl ots- Dampfer „Jaramigo*^, letzterer ohne Geschütze, nor mit 6 Man- licher (Gewehren ausgertlstet.

Der Kreuzer (10 Offiziere) ftihrt 2 schwere Nordenfild Kanonen Kaliber G-Pfdr.. 2/(> em-Kanonen Kmpp, 2 Mitraillensen, 30 Manlicher- Gewehre, Die Ausrüstung des Kanonenboots besteht aus 1 Kevolver- Kanoiie Kaliber 4 cm.. 2 Mitraillecsen, 23 Manlicher-Gewehren.

UaieQ-Kommandantoren sind an 5 Seeplätzen eingerichtet worden.

Vielfach macht sich, wie oben bemerkt, entsprechend der Stimmung in anderen Staaten Süd -Amerikas, auch in Ecuador, der Wunsch nach Verminderung des Landheeres und Verraehrunf; der Marine geltend. In einem von Parteien zerrissenen Land wechseln solche Projekte mit der Mode, so auch in Quito, Parteihäupter nehmen sie in ihr Progamm auf, die, wie in manch anderen Staaten,

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840 Kiffaif leerasgesehiefaUiebe MtttniliBfBa.

aach dort, mehr vom Gefühl ihrer Unentbehrlichkeit durchdruDgen sind, als von demjenigeD der Pflicht Ecuador ist aaf dem Lande noch nicht genügend gefestigt, om sich schon mit grölserer Macht auf da«? Wasser begeben zu können! Einem kräftigeren Gegner gegenüber, wie ihn Revolotions-Truppen und wilde Indianer darstellen, würde seine Widerstandskraft trotz des vorzüglichen Menschen- materials nicht nll^'en. weshalb zu wünschen ist, dals diejenigen Stimmen durchdringen möchten, welche vor allem in energischem Ausbau der vorbandeoea btreitkräite das Heil des Landes erblicken.

T.

XXX.

Kleine heeresgesciiiciitliGhe Mitteilungen.

Ein Beispiel höchster Opferfreadi|^keit nid Vatorlanikliebe «is der Zeit der Befreiungskriege. Anfang Augmt 1815 fehlte es der preufsisobeii in Fnnkreioh stehenden Armee nnter Bltleher an den nötigsten Bedttrfidisen, aneh der Sold Air die Truppen war seil 2 Monaten rttekstHndig. Es sollte, anf VerfUgung des Staatskanslen Fliist r. Baldenberg, das nOtige Geld ans der Heimat bezogen werden. Fttrst Blttoher richtete ans seinem Hauptquartier Ghartres den 12. August 1816 das folgende Sehreiben an den EOnig:

«Ener KOnigliehe Hajestit haben AlleignSdigst befohlen, dals dem stehenden Heere der rttokslllndlge Sold ansgeaahll werden solL Da aber in Fhmkreieh nooh niehts eingegangen ist» so hat der Staats- kansler Fttast r. Hardenberg dnreh den Finanzminister t. Bttlow die nötige Summe ans dem Vaterlande sn ziehen befohlen.

Euer M^Jestit erlauben, dals ieh meine Meinung und Bitte und die des Heeres offen und unrerhohlen Tortragen darf:

Bei unserem Vordringen in BVankreieh beseelte uns der Wunseh, niehts fttr uns sn erwerben als Ehre, dagegen aber dem bediSqgten

Kleine heeresgesohiohtUehe Mitteilungen.

341

VaterUulde au&nhelfeD and £ver Majestät in die Lage zn setzen, die Wunden cn heilen, die ein langes Unglttok und feindlieber Über- mut dem Vaterlande nnd jeder einzehien Familie geecblagen baben. Aas diesem Grande forderte ieb die Kontribution von 100 Millionen Franken ans Paris, nnd von dieser Summe allein wttnsebe ieb nur dnen Teil fute die Armee zu verwenden, nnd trug Euer Miueelttt eine zweimonatliche Soldzahlung fllr die Armee vor, die aueh Allergnttdlgst bewilligt wurde.

Da aber die TeründerteD Umstände dies unmOgUeh maehen, so wild die ganze Armee nioht nur freudig auf ihre zweimonatliehe Soldzahhmg Verzicht leisten, sondern wir bitten auch Euer Ki^^^^ untertbllnigst, nur so viel Geld uns verabfolgen zu lassen, als wir fOr die Verwundeten und die nnarogttngliche Notwendigkeit bedürfen.

Wir wollen lieber uns auf das Itulserste einsehrilnken, als das mühsam zasammengebracbte Einkommen unseres Landes nach Frank- reich ziehen und so dieses Land bereichern, das wiederanfkeimende Lieben unseres Vaterlandes dagegen vernichten.

gez. V. Blttoher.

Ein schöner Zag ans längst vergangenen Tagen! (v. Bredow, Geschichte des 2. Rhein. Hu8.-Kegts. No. 9. S. 18/19.)

Eine ei^entnmliehe Sitte, welche im iranzdsischen Heere während der ersten Hälfte des 18. Jahrhonderts in Blüte stand, war die den hentigen Ansichten Uber Aufstellung von Nationalen nnd unserer Aufbssnng standesamtlicher Pflichten in hohem Grade zuwiderlanfende der willkürlichen Namensändemng beim Eintritte in das Heer. Es war bei den Kekruten Branch geworden, dals, wenn sie dem Aller- eludstlichsten Könige ihre Haut verkauft hatten, sie ihren Familien- namen ablegten und einen in die Listen getragenen Namen wählten, welcher der Stimmung and den Erwartungen Ausdruck gab, von denen sie in diesem Augenblicke erfüllt waren. Dergleichen Be- nennungen lauteten beispielsweise Sans-Quartier, Va-de-bon Coeur, Beau -Visage, Brin-d'-Amonr, La Tnlipe, La Pen enehe. In einer am 5. Oktober 1899 zu Paris abgehaltenen Sitzung der fünf Akademien verlas Henri Houseaye die Lebensbeschreibung eines derartigen Pseudonymen, dessen nom de guerre Sans-Soucy lautete. Der Mann hiefs ursprünglich Michel Anbry und war am 6. September 1721 in Lothringen geboren. Mit sechzehn Jahren trat er in das Infanterie- Regiment de Tüurnaisis, 1742 erhielt er die Hellebarde des Unter- otfiziers. Als er, zum Ludwigsritter und zum Grenadierhauptraann anf- gestiejren, starb, hatte er seinen früheren Namen wieder angenommen, doch nannte er sich dann d' Anbry. Er war der Ansicht, dals die von ihm verrichteten Heldentbaten die Beilegang des Adelstitels aus

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Kleine heeresgeschichtUche Mittoilnngen

eigener Machtvollkommenheit darchaas rechtfertigten. (Le Progres militaire Nr. 1938.) 14.

Als am 24. Juni 1839 in der Schlacht von Nisib der vom Sultau Mahmad II. ge^en die Afrypter entsandte Hafiz i*a^^ha durch Ibrahim Pascha, den Sohn des Vizi'küui^'s Mthemet Ali geschla;:en wurde, hatte jenem als Berater ( Mustescharj, dessen Katsehlägen er aber nicht fol^rte, der preufsisehe Kapitän Freiherr von Moltke zur Seite gestanden. In gleicher Eigenschaft begleitete den ägyp- tischen Heerführer ein französischer Offizier, der Kapitän Beanfort d'Hantpool. Nach mehr als drei(^ig Jahren begegneten sieb diese beiden Generalstabsoffiziere and machten peraOollelie BekaiiiitBeha& Es geschah am 23. Januar 1871 zo VenaOles, w6töa der General de Beeofiurt den Vertreter Frankreiehe Jalee Favre beg^leltet hatte, den Yertieter der Regierung der natbnalen Verteidigung, welcher gekommen war, am wegen der Kapitolation Ton Paris in anter- handeln. (Le Ganlois Nr. 6629.) 14.

Vem den hnreinknitiseheii FomeBwesen, welches aar Zeit des italienischen Krieges Tom Jahre 1859 die Verwaltung des Öster- reichischen Heeres TerknOeherte and die Leistangen der Truppen beeintrilehtigte, legen an Terschiedenen Stellen Anfteichnnngen Zeug- nis ab, welche anter dem Titel ^Altes Eisen** der K. and K. Oberst Moritz Edler yon Aogeli als Jntimes ans Kriegs- and Frieden^jahien*' TcrOffentlicht hat (Stattgart 1900). Zwei Beispiele daTon seien an- geflthrt Das Infanterie-Regiment Erzherzog Joseph Ko. 37, bei welchem der damalige Oberlentoant Edler too Angeli stand, war aas Prag nach dem Kriegsschaiiplatie abgerttekt, am Abend des 29. Hai 1859 mittelst Foismacsches in Bozen angekommen and vier- ondzwanzig Standen später auf der Eisenbahn mr Befi^rdernng nach Mailand yerJaden. Hier erfolgte die Ankauft am Morgen des 1. JnnL Das Regiment werde einqnartiert and bedeotet^ dais der Aafenthalt einige Zeit danem werde. Statt dessen ward am Mittag alarmiert nnd die Nacht hindarch bis an den TIeino marschiert Eine regel- mftbige Verpflegung hatte seit Bozm nicht stattgefimden. Es wurde daher der Proriantoffizier der Brigade zum Empfange nach dem Magazine Ton Abbiategrasso entsandt, auf welches die Tmppe an- gewiesen war. Er kam jedoch nnTerriehleler Sache nnd mit leeren Händen zurück. Die Magazinverwaltong hatte ihn abschläglich be- schieden, weil die Verordnang, dab das I. Korps Clam Gallas, welchem das Regiment zugeteilt war, zur italienischen Armee gehöre, noch nicht eingegangen seL Mehr Glttck hatte Angeli mit seinen BeitreibnngeD. Aber eine von ihnen sollte ein Nachspiel bringen. Sie war in der Zeit zwischen den Sdilachten too Magenta nnd Ton

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Kleine heweegeicliiehtiiehe lOttoUimgen.

84S

SoUMdo, also nhteo im Kriege, amgeflthrt und hatte unter andeieai eiinmddreibig Oetasen eingebraehtp ttber deren Empfang oidnonga- ml&ig qnlttlBrt war. Ah naeh FriedenaeeblnaBe mohbar woide, dab wttluend des Feldsngee maneheriei Unterachleife und Betrttgereien Torgekommen waren, fümdete das Rechmmgsdepartement des Kriegeministeriams auf alle Fälle, welche zn Schttdigongea dee Aerara Gelegenheit geboten haben konnten. So gelangte auch an den nnnmehrigen Hanptmann Edlen von Angeli der Befehl „binnen 48 Standen standhaft za äufsern", was ans den Hänten nnd dem Unschlitt jener einuoddreilsig Ochsen geworden sei, da „diese Be- standteile bei der Mannschaftskost nicht niitbegriifen wären, aber aneh nirgends zu Gnnsten des Hohen Aerars in Kechnnng gestellt YOrkllmeo.'^ Angeli erwiderte, dais er die Ochsen lebendig abgeliefert habe, man mOge sieb wegen weiterer Auskunft an die wenden, welche das Fleisch gegessen, Häute und Unschlitt aber wahrscheinlieb sarttckgelassen hätten. Damit hatte die Sache ihr Bewenden. 14.

Der Schematismns fiir das K. und R. Heer anf das Jahr 1900 Terzeichnet 33 inländische Oiden und Medaillea. Die letzteren, welche in diesem Jahre zum erstenmale in das Buch aufgenommen Warden, sind die nachstehend genannten : Kriegsmedaille, Erinnerungs- medaille an den Feldzug von 1864 gegen Dänemark, Denkmünze an die Tiroler Landesverteidigung aus den Jahren 184H und 1866, goldene und silberne Hofmedaille, goldene und bronzene Jubilännis- Erinnerungsmedaille für die bewaffnete Macht, Jubiläums-Erinnerungs- medaille fllr Civil-Staatsbedienstete, Militär- Dienstzeichen fUr Oftiziere 1., 2. und Klasse, Militär-Dienstzeichen für die Mannschaft 1. und 2. Klasse, Erinnerungszeichen an den F. M. Erzherzog Albrecht, Seereise-Denkmllnze von 1891 1892, im ganzen also 15 Medaillen. Unter den Orden sind der Deutsche Orden und der Malteser Ritter- orden verzeichnet, nicht aber das Marianerkreuz des Deutschen Ordens. Die Kriegsmedaille ist im Heere 1420 mal vertreten, in der Landwehr tragen sie 140 Offiziere, in beiden bis zum Hauptmann bezw. Rittmeister abwärts. (Vedette. Nr. 200.) 14.

In der altpreufsischen Armee unterlassen die „Bestallungen" der Offiziere einer ziemlich hohen Stempeltaxe, von :i4 Thalern. die der Generalfeldmarschall zahlte, bis :] Thaler der Kapitän ohne Kompagnie (Stabskapitän), während der Kapitän mit Kompagnie 6 Thaler zahlte. Die Leutnants hatten keinen Stempel zu zahlen. Bei Beförderungen, femer bei Verabschiedung mit Gnadengehalt, zahlten aufserdem alle Oftiziere vom Feldmarschall bis zum Major, ein Monatsgehalt an die Chargenkasse. PerrUcken zu tragen war ..nur im Notfall" erlaubt. Das „Reglement für die KönigL Preafsiscbe leichte In-

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344 ümehaii ud iniBlirtMliDiMliflB Qcibict.

fanterie^' (1788) bestimmte: PernckeD, welche der Unteroffizier, Hornist, Tambonr oder Geoieine zu tragen genötigt ist, moIiB der Kapitain geben md solehes gebOrt m den Konpagnie-Unkosten."

Sehbg.

XXXI.

Dmscliau auf militärteclmischem Gebiet.

Von

Josepk Sehott, Major a. D.

L Deutschland.

In letzter Umschau haben wir Aaszüge aas dem II. Teil des „Leitfaden ftlr den Unterricht in der Artillerie an Bord des Artillerie- schalschifTes" (Berlin, \ erlag der k. Hofbachhandlung von E. S. Mittler k Sohn) gegeben. Der II. Teil ist betitelt: Pulver und Munition and von Kapitänleutiiant Aders abgefaDst, es war noch ein Teil des Auszugs im Rückstände.

Die in der Marine angewandten FriktionszUndungen sind: 1. FriktionszUndschrauben für Rohre mit Keilverschlufs and axialer Zündung, 2. Schlaorfihren fbr Oberzündung und fllr KeilzUndung.

An vSchlagzüuiUmgen hat man 1. Zündhütchen, 2. Zündpatronen, 3. Zündschrauben fUr die Patronen der Schnelladekanonen. Eine Zündschraube besteht aas ZUndschraubeahUlse, Zündhütchen, Pulver- ladang, Satzpille und deren Abscbluls.

Elektrische Zündung ist in verschiedeneu Marinen, wie En^^land, Frankreich, Nordamerika, Osterreich, teilweise im Gebrauch, in Deutschland im Versuch. Sie besteht entweder in der Verwendung elektrischer Zündschrauben, welche durch Scblielsen eines Stroms enMlndet werden, oder bei Patronenmnnition ond Httlsenkartnscben darin» dab dnreb Stromschlols mit Hilfe eines Elektromagneten der gespannte Seblagbolien aaageUtot wird. Der Strom wird entwoder der Liebtieitnng entnommen, oder mit einer besonderen Zttnd- anaflehine erzeugt. Abeolnte Siebeilidt gegen nnbeabsichtigte Tor- seitige Zttndnng ond MOgliebkeit lofortiger meebankcher Abfeaemng

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UbmIuhi tof iBÜitlMadiBiBdMai Gablet.

34»

im Falle Versagens wenden gefordert Es tritt bei der elektriscbeo ZünduDg ÜMt kein Abfeneningsverzog ein, da der Scbtttze die ZUd- dang last momentaii, ebne KiattMifwand bewirkt Dm Ergebnis ist ein genaues Abkommen, welehes naiUDtlich bei bewegtem Geschtttz- stand, beim ScbiebeD in Seegang, znr Geltonir kommen wird. Fttr Geschütze, welche vom Zielenden bisher nicht selbst abgefeuert wniden, fällt der BefehlsTCrzng: und die Möglichkeit ▼on MiiBventtnd- niesen seitens des Abfenerndeo fort. Mit dt r EioflUining verbesserter Visiereinrichtongen and vervollkommneter Entfemnngsmesser gewinnt die elektrisebe Zllndnng an Bedentong.

Die Patronenmnnition, wie sie bei etnem Teil der Schnellade- kanonen angewandt wird, ergiebt ein aufserordentlich Tereinfachtes Laden nnd viel grOfsere Ladegeschwindigkeit der Gescbtltze. Die Patronenhülse übernimmt die Liderung, die Zündschraube braucht nicht t"ür jeden Schnfs eingeschraubt zu werden. Ein Ansetzen des Geschosses findet nicht statt. Ein Nachteil Hetrt in d(T rrcwichts- vernu hruii^'. sowie in der Länpre. wodurch die I^atronenmunition t"Ür gröfsere Kaliber unhandlic h wird Man geht daher in der Verwendung der Patronenmonition nicht über das 15 cm Kaliber hinaus. .\uch für dieses ist neuerdings wieder getrennte Munition beschafft. Das Nichtansetzen der Geschosse bat leicht Ansbrennnngen im Gefolge, da ein \'orbeischlagen von PnlTergasen an den Ftthrongsringen hier- durch begünstigt wird.

in der Marineartillerie sind Patronen vorhanden für: 5 cm 2Scbnellade-Kanoneu L/40, 8,8 » » L/30,

10,5 L/35,

15 ., L/35.

Man unterscheidet: sfharfe Granatpatronen und Übungspatronen.

Die erstgenannten bestehen aus der Granate, der Patronenhülse mit der Zündschraube, der Kartusche nebst Prefsspanboden, dem GranatzUnder, der Verschlnfsschranbe. Die Patronenhülsen werden aus Messingscheiben durch Ziehen hergestellt und bestehen aus Mantel und Boden. In der Mitte des Bodens befindet sich das ZUad- Bchrauhenlager. Die Kartuschen füllen die Patronenhülsen nicht ganz aus und sind durch den Preisspanboden nach dem Geschois zu abgeschlossen.

Die i buiii.'>patronen haben eine geringer bemessene Pulver- ladung der .Schonung der Geschütze halber.

Hinsichtlich der Munition der 15, 21 und 24 om Sebnettade- kanonen L/40 entnehmen wir folgendes : die 15 cm Sehnelladekanone L/40 bat die 15 cm Granate L/3,2 mit Bodenzllndnng, eine Spreng-

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:S46 UmBehAtt auf mOttibtediiiisdiem Gebiet

granate (geheim 1, die 15 cm Uülsen-Kartasche mit Gefechts- und mit ÜbaogtladiUlg. Die Granate besteht aus dem Geschofskeni mit 2 FUbrungsringen, der Bodenschraube, der Sprengladung, dem ZUnd- schlag C/98 und dem BodenzUnder bezw. der V'erschlufsschraube. Die Sprengladung besteht aus 1,1 kg grrob körnigem Spreogladepulver in Ladebeuteln aas Flanell. Die HUlsenkartusche mit GefechtB' ladnng ist zusammengesetzt aus der Kartuscbhtllse, der Palverladimgy dem Kartuschhtllpendeckel und der Zilndschraube C/95.

Die 21 cm Schnelladekanone L/4() hat die 21 cm Granate L/3,1 mit BodenzUnder und ZUndschlag 0/98, die 21 cm Stahl- grranate mit F'tillnng von Sand und Säcrespäuen und die 21 cm FlUlsen- kartusche. Die Stahl^ranate ist aus freschmiedetem Stahl herg^estellt. Die 24 cm Schuelladekanone L' 40 hat die 24 cm (Tranatc 1^/2,8 mit BodenzUndung:, das 24 cm Stahl voH^rpsphofs (aus ^'e^chmiedetem Stahl) L/2,4 und die 24 cm HUlsenkartusche. Auf der Spitze des Stabivoll<rescbossps ist eine konische Kappe bet'estigt| welche das Durch sc hiajren des Panzers begrUnstigt

\ on den besonderen Krieg-sfeuern und deren Zündungen sind für die Marine t»csonders die Signalfeuer von Bedeutung:. Zu ihnen gehören : Achseustabsignalraketen, Fackelfeuer, Sterusignalpatroneü Kettungsbogeuliehte C/88 und Kanonenschläge.

Im folgenden stellen wir noch die Gewichte der gefüllten Stahi- grauaten und ihrer Füllungen zusammen.

Gewicht

Ltd.

Beaennang der

der gefüllten

der

No.

Geschosse

Stablgrauate

Füllung

1.

15 em L/3,5

50,910

0,70

2.

21 em L/2,5

96,515

1,20

3.

21 cra L/3,5

140.020

2,00

4.

24 cm L/2.5

139,521

2,70

ö.

24 cm L/3,o

215,325

3,00

6.

26 em L/2,5

187,673

3,20

7.

28 em L/2t5

234,850

8,00

8.

28 cm L/2,6

240,040

3,30

9.

28 cm L/3,5

348.944

4.00

10.

30,5 cm L/2,8

327,536

4,00

11.

30^ cm L/3|5

455,060

4^

347

In der Felddieosl-Ordnnnp 1900 ist auf die schweren Batttfien des Feldheeres, welche von der Fulsartillerie besetzt werden, ein erhöhter Wert gelegt Das Material besteht aas Geschützen des Steilbogenfeoer« : der 15 cm Haabtee and dem 21 cm Mörser mit Stahlseele, wie des Flachbahnschnssea : der sekwereo 12 cm Kanone mit Stakiseele. Die 15 cm Haubitze hat Sprenggiaiiaten mit dicker Wandnng und kleiner Ftiilong: and Langgranatra mit dfinner Wan> dang nnd grolser Füilang. Die ersteren haben den Doppelzttnder. die letzteren den Aufschlagzünder mit Verzögerung:. Das Gewicht beider Gescholsarten ist 40 kg. Die Hauhitze wird ohne Bettung verwendet and bedient sich zur Kiicklanfheinmnng der Fabrbremse. Das Gesamtgrewieht ist i*G.">0 k^. Die Sprenggraiiate wird geiren lebende g^edeekte Ziele mit Brenn-, gegen widerstan(i> fähige Ziele mit Aufschlagzünder gebraucht. Die LanirL'rrinate ist den stärkjsten l'el(lriiäf>i_'en Deckungen irfwaehsen. Die Haubitze vormair durch ihre ßt we.-liehkeit und die grofse Splitterwirkung der Sprenggranate gegen lebende Ziele in deo Kampf gegen Feldartülerie and Infanterie anzugreifen.

Der 21 cm Mörser hat eine Sprenggranate von 78.83 kg und eine Lauggranate von 144 kg Gewicht, beide mit Aufschlagzündern. Seine Haupt-Aufgahe ist cegen Eindeckungen permanenter Werke, insbesondere von ^pt rrtV»rts zu wirken. Zur Herantührung bedarf es guter Strafsen, für die Feuertliätigkeit vorbereiteter Stellungen.

Die schwere 12 cm Kanone hat Granaten von l."),G4 kg mit Aufschlag- und Schrapnels von 19 kg mit DoppelzUnder. Sie dient besunders den Zwecken der Verteidigung unter Ansnutzaug des Schrapnelschusses.

Der Versuche mit Maschinengewehren bei einzelnen Jagcr- bataillonen (u. a. bei den vorjährigen Kaisermanövern) ist trüberhin gedacht. Es hat den Anschein, dals die Frage ihrer Lösung näher rückt Bereits finden Informationsknrse für Oberjäger einer Anzahl von Batailloneu im Gehraueh des Maschinengewehres in Spandau statt. Die Ma-chiucngewebre werden voraussichtlich bataillousweiaa in Batterien /.usammengestellt und mit feldmäfsiger Bespannnng versehen.

Über die Darstellung gefeclitsmftfsiger Ziele fllr die Infanten© ist im Verlag der Königl. Hofbaebliandlang von E. S. Mittler & Soho eine Anleitaug erschienen. Abgesehen von den ^eneluedenen Arien ▼on SdieibeD» werden nntenehieden : Erseheinende nnd fereehwin- dfinde ZIde, bewegbare ^ele, feststehende ZaxAe, endUeh Ztelfeaer filr Infanterie- und ftlr Artillerieziele.

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ünMluui «nf milttiirteoluiiMbem Gebiet

2. Oesterreich-Ungram.

Die „Mitteiluneren Uber Gegenstände des Artillerie- und Genie- Wesens" I. Heft 1900 geben eine Übersicht der Versuche auf dem Gebiete des Artillerie- imd Waffenwesens, wie sie vom k. n. k. tech- nischen Militär- Komitee in den Jahren 1898 nnd 1899 durchgeführt worden sind. Selbstredend sind die der Geheim haltnng: unterliegenden Versuche ausgeschlossen. Aas der ßearbeitang seitens des Haapt- manns K. Eisner entnehmen wir folgendes :

Auf dem Gebiete der Handfeuerwaffen wurde der Karabiner M/95 nach durchgeführter Truppen-Erprobung eingeführt. Es ist aus (lern Kepetier- Stutzen M/95 durch Ausstattung mit einer der Kavallerie-Truppe entsprechenden Tragevorrichtung hervorgegangen.

Die verbesserte Kepetier-Pistole System G. Uoth und der 8 mm Revolver System Gasser sind der Truppen-Erprobung unterworfen gewesen. Der 8 mm Revolver wurde dabei als eine vollkommen brauchbare Waffe anerkannt und gelangt nach einigen geringfügigen Änderungen als Revolver M/98 bei den Fufstruppen zur Einführung. Die Repetier-Pistole System G. Roth galt noch als zu kompliziert, um ihre Einführung beantragen zu können.

Die N'ersuc'he auf dem (rebiete der P^estungs- und Küsten- geschütze umfafsten zunächst die Erprobung der 8 cm Feld- kanone M/75 mit hydraulischer KUcklaufbremse. Dieses vor längerer Zeit aas der FeldartilJerie ausgeschiedene Geschütz sollte für beschränkte Aufstellnngsräume eingerichtet und ihm zugleich eine erhöhte Feuergeschwindigkeit verliehen werden. Das Mittel sollte die genannte Bremse sein. Wegen des geringen Rttcklaaf- wegB igt ^ xeUtiy groto Bfemswiderstand erforderlich, daher ein nicht iineriiebliohes Springen des ganzen Systems beim Sehnsse die Folge. Eine Abhilfe wurde dnreb EineebaltDng ebnest FedeielUile swiflehea Ptrotboek imd Laflfetenaehse erlangt.

Bei der 15 em Batteriehftobitze worden die im Vorfabre begonnenen Versnehe snr EihOhnng der Seholspräzinon fbrtgeeetit Eine solehe ErbOhong liebe sieh unter Beibehalt des normierten Ladongsranmes dnreb Heranziebong emer weniger brisanten Polver- Sorte erreieben, welche bei voller Ausnutzung der zollssigen Inan* spraobnahme des Bobrmaterials die Vermebrung der Anfangs- gescbwbdigkeit gestattet Es war dabei nOtig, aueb die Lafiete zu Terstirken. Es worden dann auch noeh Versuche mit konstantem und mit pffogressivem Drall vorgenommen. Der erstere zeigte sieb im allgemeinen der Präzision günstiger, jedoob nicht in solchem Mabe, dals es angezeigt erschienen wire, eine Anderang in Kon- struktion der Bohrung des Greschlltzrobres Torzunehmen. Em

L/'iyiki._cCi Ly

ünsehta auf nilttliteeliiitMheiii €M»i0t

840

anderer Versuch erstreckte sich auf die Besehränkung: des Rück- laufs in der niederen Batterielaffete (dient zur \ erwendung als mobiles Geschütz). Die günstigsten Ergebnisse lieferte die \er- biudung einer Seilbrerase mit KUcklaufkeilen. Hierdurch wurde es möglich, das Geschütz bei einem verhältnismälsig kleinen Rücklauf selbstthätig: in die urspründliche Feuerstellung zurückzubringen, wo- durch die Arbeit der Bedienungsmannschaft sehr erleichtert und die Feuergeschwindigkeit des Geschützes wesentlich erhöht werden kann.

Zum Zwecke der Verwendung in Küstenbefestigungen wurde ein 15 cm Batteriehaubitzro hr in einer Mittelpivot-Schlitten- laffete Erprobungen unterzogen. Betreffs der ballistischen Leistungsfähigkeit erwies sich das aptierte Geschütz der Batterie- bezw. Panzerhaobitze vollständig ^'U*ichwertig, hinsichtlich der Aus- dauer hat es den gestellten Anforderungen vollauf entsprochen.

Die Erprobung des 21 cm Küsten mörsers M/80 wurde fort- gesetzt und ergaben sich dabei auch die Eiuzelbeitea der Koostruktiou als zweckmäfsig.

Über die Erprobung eines 24 cm Mörsers, welche zum Be- lagerungsmörser M/08 führte, ist sehr ausllihrlich berichtet. Ein- gehende Studien und \ orversuche zur Schaffung eines Brisanz- geschosses mit bedeutender Sprengwirkung bei gleichzeitig zufrieden- stellender Scbufspräzision des betreffenden Geschützes auf allen Ent- fernungen, welche den Bomben L/5 des 21 cm Mörsers mangelte, führte zur Erprobung mehrerer Typen von Mörsern im Kaliber des 24 cm. Hieraus ist das oben genannte Geschütz hervorgeganfren. Das S Kaliber lange stählerne Mörst-rrühr ist zur Lagerung in einer Wiege und zur Aufnahme eines Schrauben v erschlusses eingerichtet. Eigentümlich ist die Anwendung einer an der Verschlufsschraube leicht abnehmbar angebrachten Liderungshülse, welche die PolTer- ladung aufnimmt, sowie die Sperre und die SicherheitsvorrichtQDg. Als AbfenerungsYorrichtuDg ist ein dnfacber Schlsgboken mit Spaan- und Gegenfeder Terwendet IHe Laffete ist nach dem Ptinzip der Yorderpivot-Wiegenlaffeten koutrolert Die Wie|;e bildet zugleich die Obeiiaffete, welche mit ihren Sehildzaplien in Pfannen der Unter- iaffete lagert Hydranliaehe Btteklanfbremae nnd VorholTenriehtongen dnd an der Wiege angehraeht. Das Bohr hal einen Rtteklanfweg Ton 81 em. Ifit ffilfe eines Protsbalkens, der an der Wiege an- gebracht wird, nnd dner Protse können Bebt nnd Wiege n einem vienldxigen Fuhrwerk omgestaltet werden; ebenso können Bettung nnd Unterlaflbte als Fuhrwerk fortgesohaffi werden. Die Geschosse haben 8 Kaliber LSnge. Dnreb Kombination von TeiHadnngs- Patronen kOimen die Sehnbwelten von 1400 bin 7000 m bebtiisifci

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Umtehan auf milttSrtMhniMlieni G«biei

werden. Die Elevatioiien liegen zwischen 40 und 68 Grad. Bs waren mancherlei Übelstände zu beseitigen, in der letzten Aasftthrong konnte die Koastruktion als vollkommen kriegsbraocbbar bezeichnet werden. Die Armierung geschieht entweder mittelst Feldbahn oder mittelst Strafsentransport.

Im weiteren finden wir die Versuche mit Schnellfeuer- kanonen and zwar zunächst die Erprobung der 57 mm Schnell- feuerkanone in der fahr baren Panzerlaffete ((3 cm Fabrpanzer- Kanone M/98). Es haudelte sich hier am Schaffung einer Kartätsche mit zufriedenstellender Wirkung, die Verbesserung der Schrapnel- Ronstruktion, die Erhöhung der Feuergeschwindigkeit des Geschützes und um die Schaffung von Innen-Einrichtungen des Panzergehäuses zur Unterbringung einer genügenden Mnnitionsmenge. Die Feuer- geschwindigkeit mit zu tempierenden Schrapnels im gezielten Feuer wurde von 4 auf 6 bis 7 Schufs in der Minute erhöht; mit lade- fertiger Munition konnten im gezielten Feuer 11, im angezielten 18 Schüsse in einer Minute abgegeben werden.

Die der Erprobung unterworfene 57 mm Schnellfeuerkanone in Schartenblendiatlete soll als 0 cm Casematt-K anone M/99 ein- geführt werden. Es handelt sich um Verteidigung der Gräben von Befestigungen, wobei die Schartenöffnung gegen eindringende schäd- liche Gase gewahrt werden soll. Als ambulantes Geschütz in der Kttstenverteidigung soll die 7 cm L/42 Schnellfeuerkanone in fahrbarer Walllaffete dienen. Aus den Erprobungen von Schnell- feaerkanonen sind noch bemrgegangen die 8 cm Minimal- Bcharftenkanone M/98 und die 12 cm desgleichen M/96, bei beiden banden es sieh vm Festeftelliing der Latfeten.

Eine weitere Abteilung bilden Gescbofs- nnd Zttnder- ▼ersnobe. Spedell bandelt es sieh nm StablhttlBeo^SofataiHiels, 4 Kaliber lange Hinengranaten, Etagensflnder, sowie nm Boden- nn Mitteblinder.

Die Pnlyerrersnehe nnififirten nnr ranehsebwaehe Gesobtttspnlver- sorten nnd zwar ftr 12 nnd 15 om Belagenmgs-Kanonenrobre M/80, 16 cm Ktlstenkanonen L/85 nnd L/40» Es kamen Tersehiedene Formen: Plilleben-, Sebeibehen-, Rübrenform, Bandfbrm vor. Aneb wurden ranebfreie GeBobtttEpnlTersorten mit niedrigerem Nitroglycerin- gebalt in der 7 em L/42 Kanone erprobt

Von sonstigen Versnoben ist noeh sn erwttbnen : Laffetenilder, Sebildzapfenbremsen, bydranlisebe Bremsen.

8* Frankreiob. Von einer Abindernng des Lebel-Oewebrs war in der

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Umaehaa auf militärteohotöchem Gebiet

861

Unsebaa yom Desember 1899 die iEtede. Die „Ffanoe niltteiie'' vom 22. Febraar J. kommt hierauf zaittok. Sie ben^ aeh anf eine Infeenmg des gegenwirtigeiiKriegsmiiiiilefS in der Depntierlnknnuner ▼em 21. Feinnnr iber eine eriieblielie VenrolUuMnmnuig, die am In- ifUiteiie-Gewehr TerwiikHebtiBi EäneTom Kabinett deeMinirten erbetene niheie Auskunft besdiiäai^«ieh daraof, dafr es sieh am die Ladeweise liandele. Der Beiielilenfeitler saebt aber die Verbeasening anf einem noeh anderweiten Gebiet and irt der Ansieht^ es werde sieb s. eine erhebiiebe VergrObernng der Tragweite lieransaleUeiL Die aenliehe Angabe der Beyne beige, es sei das Gewehr 1886. 98, ist insofern nieht zntraffiBBd, als dieses lediglieh eine wenig erhebliehe Aptienang am VeneUois seigt.

In dem Beliebt an die italienisehe Kammer beillglieh der Um- wandlung des ArtHlerie-Haterials sind einige Angaben Uber das Material anderer Groteiehte gemaefat, damnter aneh Fhmkreieh. Erwähnt wird die bydropneomatisebe Bremse, der Speni unter dem Laffetensebwans, sowie die Hemmung der JGUlder dnreh Gleitsehnhe and die Anwendung von Stahlsehilden. Beim SehneUfeoer rer- Ueiben swd Kanoniere anf den LafieteneitKn. In gewdhnüehem Feuer werden ftnf Sebnlb in der Xinnte abgegeben. Doreb Ver- langeamnng in der Ferfigstellung der Laffeten und Änderungen am Selmpnel ist die Ausgabe des Materials versOgert worden; sie hatte im sweiten Halbjahr 1898 begonnen.

Für die reitenden Batterien soll die Feldkanone M/97 sn schwer sein; man beabsiditigt, ihnen «m neues Idehteres ModeU suyerleihen. Bis jetzt filhren rie noeh das ältere GreaehtItE.

Ober die Verriehtangen am Feldgesehllti wird neuerdings an- gegeben, dab der Kanonier links vom Bohr das Biehten, der rechts die Bedienung des Verseblasses und das Abfeuern besorgt Bisher nahm man hioiig das Umgekehrte an.

Aueh Frankreich hat sieh Versuehen mit einem Maschinen- gewehr ftir die Feldarmee zugewandt Die Versoche beziehen sich auf eine Konstruktion Ton Hotcbkiss. Hier ist nicht der Kttckstofs des Laufes, wie bei Maxim, sondern ausströmendes Fnl vergas benutrt, am den selbstthitigeD Gang des Mechanismus zu bewirken. Es lassen sich 500 bis 600 Sebuls in der Minute erreichen. Das Gewicht der Wafie bt 24 kg, der ganzen Vorrichtung mit DieUnls 72 kg. £8 wird die Patrone des Infanteriegewehres benutzt.

Die „Revue d'artiUerie'* Oktober 1899 enthält Angaben ttber Sebndifeuer-KOstenkanonen System Sehneider-Canet

4. OroClBbittumieiL Über die 5s«llige (12,7 cm) englisehe Feldhanbitse

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Umschau auf oiilitärtechüischem Gebiet

llaike I sind in der Umsehaii Jnni 1889 die notwendigsten llit- teünngen gemaehi Mit Rtteksieht anf das Interesse, welehe das in Sttd-Afrika bei 8 Batterien Tertietene Gesehttti lieanspnielien kann, ftgen wir anf Grund dner Daistelinng im IQ. Heft der Mit* teOnngen ete. weitere Angaben sn.

Das Bobr ohne Sebildsi^fen ist nadi der MaoteL-KonstnÜLtion ans StaU eiBengt Das Kemrohr selber bestellt wieder ans 2 mit Pression Ober einander gesogenen BObren, deren änfteres das Ver- sehlnislager entidttt Cber das bintere Mantelende ist der Scblnls* ring gesebranbt Am Mantei sind seitlieb zwei Leisten, welcbe die Oradfilbmng des Bob» in der JaolLO bewirken. Die Bohrbolirang entbält 20 Zttge mit konstantem DralL

Die Verseblofssobnuibe, welebe 8 glatte nnd 3 Gewinde-Sektoren enfliSlt, ist cor Aninabme des den Ztlndkanal enthaltenden Lidemngs- stempels ansgebobli DieVeisoblnlstfallr ist dnrebGhamierbolsen mit dem Soblnlsring Terbnnden. Die Liderung wird in der Art bewirkt, dals zwisehen dem pilzförmigen Stempelkopf und der Torderen ElAehe der Sobranbe ein Polster eingesdialtet ist, das b Zinnsobalen dn- geseblossen ein mit starkem Segdtucb umgebenes Gemenge von Asbest und Hammeltalg enthMlt Zwisehen Polster und Stempelkopf einerseits, nnd Polster nnd Sebraubenfläebe andererseits sind Söhnte- sebeiben aus Stahl eingeschaltet

Der Verseblols ist gegen selbstthätigee Öffiien ebenso gesehtttet, wie gegen vorzeitige Abgabe des Sobusses bei niobt ganz geschlossenem Verschlusse. Das Bohr bat ehie rechts- und eine linksseitige Visier-Vorrichtung.

Die Jacke umschlierst das Kohr nnd verbindet es durch ihre in den Schildpfannen der Laffete gelagerten Schildzapfen mit dar LatTete. Sie hat die Lager fttr die beiden hydraulischen Bremsen nnd fUr die Vorhol-Vorrichtnngen. Der Rohrrücklauf beträgt 15 cm. Die Laffete ist eine starre stählerne Wandlalfete, ohne Seitenricht- maschine nnd ohne Sporn. Als Btlcklaufhemmnng während des Sobiefsens, wie als Fahrbremse dienen Kadscbuhe. Die Räder haben doppelte Speichen und Metallnaben. Die Laffete hat eine Zahn- bogen-Richtmasehine. welche Erhöhungen von 5 Grad bis 4- 45 Grad gestattet. Die KQoklaafbemm- nnd Brems-Vorricbtong besteht aus 2 Radschuhen, wovon jeder mit 2 Anfhängeketten nnd 1 Sperrkette versehen ist An/ser Gebrauch hängen die Badschohe jui Haken der Laffete.

Die Protze nimmt G Schrapnels. 13 Granaten, 2 Kartätscheu auf. Der Protzkasten öffnet sich nach hinten, er hat hier 2 Thür- flttgel, von weichen einer nach oben, einer nach nnten aa%ekUippt

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Cauduni «■£ niUtiirteduiiaolieai Gebiet.

853

werden kann. Der untere Teil kann in bomootaler Lage als Tisch- platte erhalten werden.

Die Granatt'n sind grewöbnliche nnd Lyddit-Granaten. Die gewöhnliehe Granate ist aus Gufseisen und 3 Kaliher lau^. Die SprensrladuDg besteht aas 1,175 kg Pistolen- and 0^09 kg fein- körnigem Pulver.

Die Lyddit- (t ranate stimmt äufserlich mit der gewöhnlichen überein, ist aber aus Sihmiedestahl er/euLi und bat dünnere Wände, sowie einen grölseren inneren Raum. Die Sprengladung beträgt 2,22 kg L vddit nebst einer Initial Ladung von Pikrat-Pulver. Beide Granaten haben den Aufschlag-Zunder,

Das Schrapnel hat die Bodenkammer und besteht aus geschmie- detem Stahl. Die Sprengladung. 0,113 kg J^istoleu-Pulvt r ist in einer ZinnbUchse eingeschlossen und in die Rndenkammtr eingesetzt. Die Füllung besteht aus J^^ Kuiri lo von _*"^.."» g und s4 von 1> g. Die Zwischenräume sind mii Harz ausgegossen. Der Zünder ist der DoppelzUnder mit 16 Sekunden Brennzeit Es existiert auch noch eine Kartätsche.

Die Ladung aus Cordit kommt in vier Grölsen Tor: 0,323 kg, 0,251 kg, 0,179 kg, 0,106 kg.

Ans den nnmerischen Angaben eDtnehmen wir noch folgendes. Das Bolur ist 93 Kaliber lang nnd wiegt 488,52 kg. Der Drall- winlLel ist 6* 24^ Die Feaerliillie des Geselitttns ist 1,09 m. Dss fenernde Gesdittts wiegt 11^46 kg, das an^protcte GesdilltE ohne Mannsekallen 2298,83 kg. Die Protee bat 21, der Mmdtkmswsgen 46 Schnls. Das Gesehols wiegt 22.65 kg. Die Mflndangsgesehwin- digkeit bei voller Ladung ist 238,5 m, die Mttodnngsatbeit 65,7 m, pro kg Bohrgewicbt 134,4 mkg.

Das GesebfltE entspricbt 1>ei einem Gesamtgewieht Ton mnd 2300. kg in Bezog anf Beweglicbkeit den Anfoideniiigen an ein Feld- gesebntz in keiner Weise. Die Bewegung aolseriialb gebahnter Strafsen mala auf erfaeblicbe Sebwierigkeiten stolsen. Der Bohrbaa ist ziemlioh komplizieit, ohne eine erbebliehe Verwertong anfinwdsen; in der Hinsieht bleibt die englisebe Hanbttse hinter der franzOsiseben 120 mm kusen Kanone (153,2 mkg) ond besonders hinter der 12 em Feldhanbitze von Sehndder (202 mkg) znriick. Trotz des hohen Gewiehts des feuernden GeseblltaKS steht die Verwertung desselben mit 56,2 mkg hinter der fransQsiseben 120 mm kurzen Kanone mit 57,2 ndtg (obgideb diese nahezu 300 kg mehr wiegt) und wiederum bedeutend hinter der Sehneidersehen Haubitze mit 65 mkg sorflek.

Die Verwertung des Setarapneis mit 39,6 Froaent ist eine rer-

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Umtohau auf iniUtärteobnischeni Gebiet

bftitnismälsig hohe. Die Kegrelwinkel sind im allgremeinen ziemlich klein. Die Brennzoit der Zeitzünder ist für ein Feldwurfgeschütz kaum ausreichend, die Tragweite des Schrapaels mit 3100 m Lu klein.

5. Italien.

Nach dem der Kammer seitens ihres Beiichteratatters vor- gelegten Bericht werden zum Elrsatz der leichtea Feld- nnd der Grebirgsgeschtttze des permanenten Heeres und der Mobilmilis 90 Feld- nnd 32 Gebirgsbatterien binnen 2 Jabien neo liesoiiaflL £• bandelt sieh nm ^ SduttUfenergesehttti Tom Kaliber 7^4 em, mit dem die Vennobe naheBa beendet sind. Der Enali des eeliwerai FeldgesehlltMB wird erst sirilter erfolgen. Im gamen soUeo 25 Balterieii Ton FädhaobitMO neu beschalEI werden, aber anf Kanonen- batterien in Anreebnnng Icommen.

6. Raisland.

Wie in dentsehen Blättern verlautet, soll man die Absicht haben, gegen tausend Geschütze nach der (früher erwähnten) Konstruktion des General Engelhardt in heimischen Fabriken zq besoluiffen. Die BewafiPhung damit soll noch keine endgültige sein, man will sie unter die einzelnen Truppenteile im Europäischen Rufsland verteilen und rechnet darauf, dafs der Gebrauch die etwaigen Mängel auf- deckt. Inzwischen sollen die bisherigen Versuche mit nichtrussischea Sc'hnellfeuergeschUtzen fortgesetzt werden. Im Falle das Geschütz von Engelhardt nicht zur allgeiniMnen Annahme gelangen sollte, würde man die jetzt bestellten Geschütze in Asien verwenden, so dals die jetzt bevorstehenden grol'sen Aasgaben nicht umsonst gemacht sind. Das Ganze klingt wenig wahrscheinlich.

Durch Erlals vom 5. Au^rust 1S99 wurde tUr die Feld-, Gebirg-s- und Mrtrserbatterien ein neuer Quadrant mit der Bezeichnung M/99 eingeführt, welcher eine Verbesserunir des Quadranten M/87 darstellt. Es wird damit ein leichteres Stellen und eine sichere Rektifikation bezweckt. Der Quadrant ist in Linien geteilt und kann genau auf halbe Linien eingestellt werden. Der Quadrant für den Feldmörser unterscheidet sich von jenem ftlr Feld- und Gehirgs- batterien nur durch die Dimensionen und die Teilung, welche nach

der Zeiclmung bei jenem für Feld- und GebirgsgeschUtze bis 140, bei jenem für Fcldmürser bis 200 Linien reicht. Die Einteilung in Linien ist in Ubereinstimmung mit dem Aufsatz. (Mitteilungen Ii. 1900 nach Kuss. Artillerie Journal Nr. II.)

7. Schweiz.

in den ersten Monaten dieses Jahres sind in Thnn die Veisnebe

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UnMohan anf iidlitirteeliiiiidiem GeUet

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mit Modellen von SchnellfeDer-Feldkanonen wieder aafgenommen worden. Srmeit bekannt, hat es sieh anber um Fried. Kropp und Cookerill-Nordeafelt am eine Konstraktion von Schneider in Grensot und von der Rheinischen Metallwarenfabrik Düsseldorf gehandelt, beide mit RohrrUcklanf. Das Creasot-GeschUtz soll eine sehr grolae Feaergwehwindigkeit entwickelt haben. Nach Zeitungsmeldongen soll es aber sehr empfindlich sein und an die Aasbildong der Mann- schaften Anfordenmgen stellen, die sich bei der kunen Dienstieh nioht eifllllen lassen, ancb befördert es die Munitionsverschwendong. Vor HeramdehnDg zn weiteren Versuchen ist Abstand genommen worden, ebenso hinsichtlich des Geschützes der Düsseldorfer Fabrik; Näheres Uber das letztere and sein Verhalten ist nicht bekannt geworden.

Eine Botschaft des Kundesratt» an die Bundesversammlung vom 13. März 1900 gedenkt der Versuche von 1S99 mit der Batterie Krupp. Der Zweck sei nicht blofs gewesen, den Wert dieses Materials dar/uthun, sondern besonders den taktischen Wert des SchnellfeuergesehUtzes im Vergleich mit der bisherijjen Ausrüstung festzustellen. Die Krorebnisse der Versuche hätten zu aasroichenden Schlüssen keine genügende Unterlage geboten. Das Material selber sei im allgemeinen gut und einige abweichende Beurteilungen in der Presse wären nicht zutreffend. Wenn das Ergebnis der Ver- suche nicht in Jeder Hinsicht befriedige, so läge es daran, dafs die übungskurse. wobei man das Material angewandt habe, von zu kurzer Dauer seien und es nicht möglich gewesen wäre, Chargen und Truppe genügend einzuüben, um einen zutreffenden Vergleich zwischen altem und neuem Material anzustellen. Aus demselben Grunde sei es nicht möglich gewesen, den Wert der Schnellfeuer- kanonen hinreichend sicher zu prüfen, um seitens der Kommission die Versuche abscbiiefsen und uns eine endgültige Entscheidung vor- legen zu können. Infolgedessen hat die Kommission vorgeschlagen, die Versuche in erster Linie mit dem schon angewandten Material fortzusetzen. Mit Zustimmung des Militär-Departements hat die Kommission die Zwischenzeit benutzt, um sich zu vergewissern, dals das Material Krapp nicht durch Konstruktionen neueren Ursprungs überholt sei Die Versuche vom letzten Februar ( 19001 mit mehreren Geschützen anderer Systeme haben dies bewiesen. Im Gegenteil, die Kommission hat die Überzeugung bewahrt dals man dem einfachsten und beweglichsten Material tlcn \ orzug schenken mufs und keinen entscheidenden taktischen Wert Geschützen grolserer Feuergeschwindig- keit, aber komplizierteren Systems zuschreiben darf.

Bei den kurzen Versnoben von 1898 hat es der Kommission.

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Umatihm auf iiiiBtirfeeeliiiia«hem G«biet.

gesehienen, als ob dn Geschttti GookeiiU-Nordeiifelt vielleiclit Yoa gleichem Wert mit Kiapp eeL Dieselbe sohlSgt daher Tor, za den Versnehen von 1900 anoh eine Batterie von GeBohtttKn OoekeriU* Nordenfelt herangnziehen.

In jedem Falle mnfe man, nm Aneechlag gebende Versuche m haben, einen besonderen Versncbs-Knrs Ton Tierwöchentlicher Daner einrichten, mit einem viertägigen Kars ftlr die Chargen. Es ist notwendig, die Trappe aus Freiwilligen zu bilden. Besonderer Wert wird auf das Modell der Munition gelegt. Die Versuche mit Feld- hanbitzen sollen fortgesetzt werden. Die Gesamtkosten betrogeD 360000 Fr. Die Kommission beabsichtigt, mit den Versuchen aaeh eine Entscheidung Uber die Frage, ob Batterien ron 4 oder tob 6 Geschützen herbeizuführen.

Unsere in letzter Umschau geäufserte Ansicht, dafs man auf die (von uns firühereingehend geschilderte) Konstruktion Cockerill-Nordenfelt besondeien Wert legt, findet hier ihre Bestätigung. Andererseits kann man aber sich nicht der Erkeinittiis verschlielsen, dal's bin- sichtlich der Wertschätzung der verschiedenen Systeme eine gewisse Übereinstimmung mit den Anschauungen der schwedischen Kommission herrscht, weshalb man auch Uber das endliche Ergebnis nicht in Zweifel sein kann.

8. Belgien.

Dals Budget für 1900 enthält eine Forderung: vou SoOOOU Fr. fUr die Bewaftuung der Feldartillerie. Bereits vor zwei Jahren war ein Wettbewerb für SchnelltViuT-Feldkanonen ausgeschrieben. Neuer- dings hatte sich eine Spezial-Komiuission in Brasschaet vereinigt, um unter dem seit zwei Jahren, dem Studium unterliegenden Material die Wahl zu treffen. Man hat sich für das Material der Gesellschaft John Cockerill entschieden, das die Modelle der fremden Firmen <ps scheiui u noch Schneider in Creusot und St. Chamond vertreten ge- wesen zu sein) weit übestroüen hat. Die Werke von Seraing sollen schleunigst eine Versuchsbatterie von b Geschützen. 4 Munitious- wagen liefeni. diese wird dann in den Händen der Truppe weiterhin geprüft werden, um Uber alle noch nicht hinreichend aufgeklärten Punkte Licht zu. verschaffen. Man ist der Ansicht, dafs der Sporn, wenn es sich um Ziele in Bewegung handelt, grolsen Aufenthalt verursachen kann, auch für sehr harten und felsigen Boden un- geeignet ist. Man ist daher sehr zufrieden, dafs bei Cockerill auf den Sporn verzichtet ist. Es ist dafür, wie bekannt eine Schuls- und Fahrbremse. Die Geschofsgeschwindiirkeit ist 520 ra, Gescholsgewicht 6,5 kg, Totalgewicht bei 40 Schuls in der Protze

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tmadiaB auf nilltirtediBiMlMB Gebiet

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182S kg. (Belg. miL 25. Män 1900 und Berne beige Januar, Fe- brnar 1900.)

FcntiigaL

In einer Vorlage ttber die Bewaffnnng der Infanterie nnd nber das Artillerie-Material wird darauf hingewiesen, dab das gegen- wärtige Infanterie-Gewehr M/86 System Kropatsebek ron 8 mm Kaliber (Schaitmagaain) nieht mtht anf der Höbe der Zeit steht Man will es daher den Formationen sweiter Linie ttberweisen nnd ftar das stehende Heer nnd sdne Reserve 70000 Gewehre eines allen Ansprttehen genttgenden Systems beflchaffen. Für die Kavallerie bleibt es bei dem 1895 besehafilen Mannlieher-Karabiner. Das gegenwtirtige Material der Feldartilierie ist 1874—78 beschafft nnd iwar eine 8 em Kanone von Kmp|i. Für die aktive Annee werden jetzt 8 nene Feldbatterien verfangt Die gesamten Ken- hesebalhingen werden 16800000 Fr. in Anspmeh nehmen. Für die wenigen reitenden Batterien ist eine Schnellfenerkanone von Kropp angenommen worden. (Rev. dn eerele milit Nr. 8 von 1900.)

10. VermiBoliteg.

a) Methoden zur Herstellung von Hohlröhren.

In Ergänzung: der Mitteilungen in der Umschan vom Dezember 1899 unter 12. entnehmen wir das Nachfolgende dem U. Heft 1900 der „Mitteil, über Geg. d. .\rt.- und Geuie-Wesens.**

Es handelt sich um das Ehrhardt sehe Irrels verfahren, wie es in dem Düsseldorfer Werk der „Rheinischen Metallwaren und Masebiiienfahrik'" zur Anwendung komoit. Anlänglich wurde das N erfahren nur zur Malseiitabrikation von Geschofskernen benutzt, später wurde es auch für aiuicre Zwecke, besonders zur Erzeugung von Röhren, herangezogen. Nach etwa siebenjähriger Thätigkeit in diesem Zweige haben heute die Betriebs-Eiurichtungen der Fabrik eine solche Aasdebnuog gewonnen, dals täglich 3—4000 Geschosse der yenehiedensten Kaliber hergestellt werden können. Diese An- gabe entstammt einem Bericht des Oberstlentnant a. D. Callenberg, artüleristiBchen Bdbrats der genannten Fabilk. Man konnte anch znr Heistellnng der kompliztertesten Hohlkörper, wie solche die Gescfallti&brikaÜon bedingt, übergehen. So wird n. a. die Nabe eines Bades samt Speichen ans einer eigens voigeprefsten nahtlosen BShre enengt Den Felgenkrans bilden kreismnd gebogene, nahtlose Bahren, deren nrepriinglich kreisrunder Qnersehnitt in einen recht- eckigen umgestaltet ist Die hauptsächlichsten Fabrikationsartikel in dieser Hinsicht sind: nathlose Böhren für Dampikessel, Drock-

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UmtdiM Mf miUtlrteehniMhem Gebiet

leitüngen, KUhlschlaugen, nathlose Stahlbehälter für horhirespunote Gase (Kohlensäure, WasserstutT etc.), Ortscheite tllr Artillerie-Fahr- zeuge. Hoblachsen, Hohlwellen, Lanzen. Masten für Heleuchtun^'s- und Leitungszwecke, Granaten, SchrapnelhUlsen, Kanonenrohre ete.

Das Verfahren besteht der Hauptsache nach in dem exakten Lochen eines in einer Matrize von rundem Querschnitt gelairerten, vierecki^'^en bis zur Rot;:lUhhitze erwärmten Stahlblocks. Das Lix-hen geschieht mittelst eines Dorns, beim Eindrin^'cn desselben weicht das Material derart aus, dals es die Hohlräume der Matrize füllt. Während dieses \ oriranjres wird das vordere Ende des Blockes durch eine Cenlrier- Vorrichtung festfjrehallen. Ist der Dorn mit Hilfe eines Centrier-Hiu<res {renau c entrisch angesetzt, so centriert er sich während des weitereu Eindringens von selljer. Nach dem Lochen folg:t das Strecken der Röhre; es ist möglich, für die erste und zweite Streckung bei geringem Nachwärmen noch mit derselben Hitze auszulaugen, so dafs man auf diese Weise verhältnissmäfsig bedeutende Rohrlänge erhält. Die Druckkräfte liefern hydraulische Pressen in Verliindung mit Akkumulatoren; mit riucm Druck von etwa 180 t kann man Röhren bis zu '10 cm lichter Weite herstellen. Gegen das übcr- mäfsige lleil^wrrdcn der Dorne dienen Kuhlvorrichtungen.

Dem Prels\ ( rtuhreii wird eine Qualitäts-\'erbesserung desMateriuls zugeschrieben, welches durch das Verfahren au Festigkeit und Dehnung gewinne. Von höchster Wichtigkeit ist diese Er-^cheinung iUr die Erzeugung von Geschützrohren aas Nickelstabl und ist sie auch die Ursache, daCs die nach diesem Verfahren erzeugten Geschosse Biok dor^ liedentende Festigkeit bei erhöhter Zähigkeit, bezw. Dehnung anazeicfanen.

Die Hentellnng Ton C^ebttte- besw. Hantelroliren geschieht in der beeproobenen Weise; ein nah Torgesebmiedeter Biock ans Niekel- etakl wud in eine «ntspreeb^ ansgearbdtete Matrixe eingelegt nnd mittelst eines einzigen Drnekes der Presse bei gleichseitiger KnliBerer Formgebung geiocht Es ist dann im Veigleioh mit den bisherigen Hersteiinngsmethoden nnr noch eine geringe Naeharbeit an der Dreh- bank, das Eänschneiden der Zttge ete. nOtig. Das hierbei an der Seeien- wand stark verdichtete Material soll anch der Einwirkung der hohen Temperaturen der jetzigen PulTersorten besser widerstehen.

Die Enengung der erfbrderliehen Stahlsorten geschieht (mit Ausnahme des Bessemer-Stahles) im benachbarten Metallwerk Rath; hier werden auch noch ganz eigenartige gleiohfidls von Ehrhardt herrtthrende Fabrikations-Methoden gellbl, unter welcher besonders die Erzeugung Ton spiralgesohweilster Röhren Beachtung verdient

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CwMhni nf

b) Motorfabrseng als Motorkaodsehafter. In den lOtteilnngcn Uber Gegensünde des AitiDeiie- nnd Genin- WeseoB XL 1899 irird nacb der „Times** ein cngHscbes Moloi^ ühaeog erwifant, welebes den Kamen „MotoiknndsebaAer*' fHbri. Es ist Tienidrig und wlid dmeb einen Beniinmotor Ton 1*/« Pfeide» knft bewegt, mit einer Gesdnrindigkeit bis n 18 engl MeUen in der Stunde. Der voibandene BensinTonat reicht ftr 120 aigfiscbe Heilen, aaeh kann noeh ein Beservebehilter beigeftgt werdwL Das Fahneog belMeii swd Mann, oder einen Mann nnd eine leidile Mazimkanene (Marke welche Tom Ober den Lenkiftdeni so angebracht ist dafs \-orwärt$, rechts and links geschossen werden kann, sowohl in Hube als während der Bewegung. Es können 1040 Patronen mitgeführt werden. Die Fahr/enge sind angen- scheinlicb als Beigabe ftlr aufklärende Kavalleiie-Abteilnngen, Vor- huten etc. gedacht, aber für diesen Zweck noch za sehr an Straisen und Wege und an das gangbare Gelände gebunden. Nach dem Urteil der Zeitschritt erscheint die Konstruktion noch sehr empflndlich an sein, Ciewehrgeschosse des Gegners können Störungen im Betrieb hervorrofen. Die Frage des Bc^ebsmaterials, welches bei den Alotorfahrzeogen praktisch ra verwenden ist, erscheint noch nicht gelöst. Benzin bietet wegen der Explosionsgefahr noch nicht gentigend Sicherheit. Dem Dieselmotor, bei welchem auch Petroleum verwendet werden kann, wird für den Betrieb solcher Fahrzeuge eine Zukunft er-'ffnet Verwendung leichter Motorlahrzeuge bei KadfahnT-.Abteilungen, als Untersttitz uns: un<i Rückhalt fllr dieselben kann in Betracht gezogen werden. Durch Ausrüstung mit Ma-schuien- gewehren wäre dem Fahrzeuge Gelegenheit gegeben, Eug\vege und bestimmte Geländeteüe onter bestreichendes Feuer zu nehmen.

c) RauehIo.«ies Pulver.

Die Zeitschrift „New York Herald*' brachte vor eini^'er Zeit die Mitteilung, der amerikanische Oberst Smart habe entdeckt, dals mit Hilfe violetter Gläser es möglich sei, auf grol'se Entfernung eine Kauch- entwickelnng beim Schitlsm mit rauchlosem Pulver deutlich wahr- zunehmen, und das Kriegs-Dfparten)tiit habe angeordnet, diese Entdeckung bei den Operationen auf den Philippinen zu verwerten. Die Offiziere sollten mit Doppelfernrohren mit violetten Gläsern ver- gehen werden und auch die Maunschaiieu bekämen violette Gläser für das Schiefsen auf grolsen Entfernungen.

Nach den Mitteilangen XL 1899 wurden in Österreich prak- tische Versuche mit violetten Gläsern verschiedenster NUanoen bd Beobaehtong des Sehieisens ans Feld- und FestungsgesehlltM an-

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aeO Umsohaa in der Hiütib^Iittantiir.

gestellt. Die Entfemnngen des Beobaobten von den OeeebtttaeD betragen 200, 500 und 1600 m, die Polverladiuigen weebseltea zwischen 0,5 und 2,0 kg. Mao beobaebtete aber so gat wie keinen Untenebied mit der Ersoheiniing bei Beobaehtong mit freiem Aoge. namentlioh anf weitere EntÜBinnng, wo man mit blanen oder violetten GISaein sehleebter oder gar niobts mebr rieht

XXXU.

Umschau in der Militär-Litteratur.

1. Ausländische Zeitschriften.

Streffleurs Österreicliisehe MilitXriaehe Zeitschrift (Apriiheft)

Versuch eines kriegsbrauchbaren Systems für den Munitionsersatz im Infanteriekampfe (Schlufs). Die neue Pelddienst-Vorschrift für dio französische Feld-Artillerie (Schlufs). KurzL'efarste Zusammenstellung und Erläuterung der Neuerungen auf dem üebiete der Handtcuerwaflfen und der zugehörigen Munition. Aufsätze über Gegenstände der all- gemeinen Kriegsgeschichte. Skizzen und üefechtsbilder aus dem Feldzuge 1866 in Böhmen.

Organ der militlnrissensdiaftliehenTerdBe* LX.Band. 3. Heft Die Operationen im Südosten Flrankreichs bis zum WaffenstiUatande. Von C. V. H.

mtteUvngeiL über Gegenstände des Artillerie- und Genieweseaa. Jahrgang 1900. 4. Heft Die Infanterie im Festungskampfe.

Studie über Gebirgs-Artillerie.

Arraeeblatt. «Österreich.^ Nr. 14. Avancement und Pension. E>er Kadett-Offiziers-Stellvertreter. II. ~ Der Krieg in Südafrika (Förths, in Nr. 15, 17). Schweizer Schncllfeuergeschütze. Nr. 15, Finanziell unmöglich. Der Korpskonmiando-Weehsel in Innsbrack. Pensio- nisten-Jammer. Nr. 16. In der Pensionsfrage. Über unsere Armee- Signale. Der Krieg in Sadafrika. Hr. 17. Akademiker und Kadetten- schüler und ihr Rang. Zur Frage der Neubewaffnung der Feld- Artillerie in der Schweiz. Parade-Eindrücke. Pensionisten-Jammer,

Militär-Zeitung. (Österreich. i Nr. 12. Ma.ssenpensionierungen. Erzherzog Eugen. Zur üeschülzfrage. Der Ivrieg in Südafrika. (Forts, in Nr. 14, 15.) Nr. 13. Zu den grofsen Manövern 1800.

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UmMhM In der mUtlr-Utteratiir.

Mdtorwatren für den Feldgebrauch Nr. 14. Zum künftigen Heeres- bud£:et Nr. 15. Militärische Hoffnun^^n für das Jahr 1901. Die ungarische Landwehr.

ReTue miliUure universelle. (April heft.i Allgemeiner Bericht über die Gesamtlage in Madagaskar (Forts.). Die Belagerung Ton Pisyzburg 1870 (Ports.). Unterauclningen fiber geheuchelte Krank- heiten und fteiwilUge VerstOmmelungen, beobachtet von 1859 bis 1896 (Forts.). Stadium einer taktisehea Präge.

Revue du eercle militiüre. Hr. 14. Ein (>adre-Man$ver im Gelände (Forts, u. Schlufs in Nr. 15, 16. IT). Der Krieg in Transvaal (Ports, in Nr. 15. 16. 17). Defensiv oder offensiv, - Grolise österreichische Manöver Das II. u. IV. K«trps. Unsere Alpentnippen nach

italit-nischf m Uneil. Nr. 15. Reorganisation der .\rtUlerie »Schlufs in Nr. 16 u. 17). Die neue deutsche Schiefsvorschrifl. I 'er Zukuiuis- inieg. Hr. 16. Die O^-mnastik in der italienischen Armee. Hr. 17. Den Reserve-Offizieren. Ausiandische Taktik. Italien.

Berae dlBtatarie. (Aprilheft.) Hr. 160. (Seschicbte der Infenterie ia Prankreich (Ports.). Über das Schieben mit Übnngs- munition schwacher Ladung (Tir reduit). Schlufs. Die neue deutsche Schiefsvorschnft. Eine praktische Fekidienstftage. Geschichtliche Studie über die Taktik der Kavallerie.

Revue de Cavalerie. (.Märzheft.) Die Verwendung des Feuers bei der Kavallerie. I»ie Kavallerie der I. u. IL deuL-^chen Armee in den Tagen vom 7. zum 15. August 1^70 iCberseizung des Pelei schen Werkes). Taktische Aufgabe beim Examen zur Kriegsakademie 1900.

Anmeikiingea über müitirische Dressur (Schlufe). Die Peuer* taufe der saharischeo Spahls. Ein deutsches Urteii fiber fran- zöaisctaea Reitwesen.

ReTue d* Artillerie. (Aprilheft.) Feuer- Verteilung der Artillerie (Schlufs). Paleotechnologische Studie über das Rad.

Revue du Genie militaire. (Märzheft. Method-- der .^chnell- aufnahni»^ bei der Studien-Mission der Eisenbahn an >U:r Eilenbeinküste.

Moderne Befesugung der Schlachiieider. Phulographische Studie der Explosionen bei freier Luft. Anal>s« und Schriftwechsel Vaubans (Forts.)

Im Fnaee ■Ottaire. Hr. 4876. Das bedrohte Ägypten. Bezieht sich auf den Einfluls der religiösen Sekte Sennssia, die sich vieder dem Sultan unterworfen hat Militär -Telegrapiiie'Cbtmgen der

T. !»-erniphenschu]en. F'!'' allgemeine Lage un.seres Kolonialbesitzes. Hr. 4877. Das englische F'aniom. Würdigung der briüschen See- marht. Cbun^^laser. Hr. 4879. Das Prytaneum von La Fleche, Zuz'ückweisung der -\npriiT^' auf das>;Hlbt-. Nr 4820. L-er General- stab. Hr. 482L Das Prvian II Nr. 4822. L'ie militärische

Kraftanstrengung Englands. Hr. 4823. Lue zweijährige Luenslzeiu Wird als ein Wahlmanöver bezeichnet, das von allen erfahrenen Militärs gemUsbilligt wird. Hr. 4824. Die Kolonial-Armee. Die Pr^

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ümaoluitt In der lOUtir-Utlenitiir.

ihrer Zuteilung. Nr. 4825. Die allgemeine Verptlichtung zu Schiefs- übungen; Gesetzentwurf einer Gruppe von Abgeordneten, wonach alle tauglichen Franzosen von zohn (I) bis 40 .Jahren zu Schiefsiibunt!:*"n verpflichtet sind. Nr. 4827. Erinnorungsmedaille an Beifort. Gesetz- entwurfeiner Gruppe von Abgeordneten. Nr. 4828. Das Prytaneum. III. Nr. 4829. Die Kolonial-Armee. I. Nr. 4830. Nachrut an ViUebois- Mareuil. Nr. 4831. Das Prytaneum. IV. Bericht Aber die Be- lagerung von Ladysmitb. Hr. 4883. Verkfirsung der DienstxeiL Nr. 4834. Das Prytaneum. V. Der Ehrensabel für Kaiser Wilhelm II. von der Stadt Solingen. Nr. 4886. Die Kolonial-Armee. II. Die Einweihung der Ausstellung.

Le Progres niilitaire. Nr. 2027. Die grofsen deutschen Manöver.

Uber die .\rchiv-Beamten Der südafrikanische Krieg (Forts, in Nr. 202« Nr. 2028. L)iu Kekruteneinstellung zum 1. Oktober. (Wird helürwortet. in llinldick auf die deutsche Kinstelhmsr.) Nr. 2029. Diu deutsche Felddiensiordnung. Nr. 2030. Die iMnheitlichkeit des OffizierBtandes. (BefOrwortet die Gleichstellung aller, auch dar Ver- waltungsbeamten, Aerzte etc.) Nr. 8031 Die Ausbildung der Genie- truppen. — Die Kapitulation von Baylen. Nr. 2038. Dienstpflicht und Dienstbefreiung. Der Übergang über Flüsse. Nr. 2084. Die grofsen deutschen Manöver, - Der Generalstab der Marine.

La Belgique militaire. Nr. 1505. Die deutsche Felddienstordniing (Forts. \v. Xr 15O0. 7. S). Der Anglo-Transvaalsche Krietr (Forts, in Nr. 150bj. Nr. 1506. Heraontierung im Falle der Mobilmachung. Für allgemeine Wehrpflicht und Verstärkung der Armee. Schiefs- vorschrifi. Nr. 1507. Altersverhältnisse und Beförderung der Offiziere in Deutschland. Nr. 1808. Das Budget der aufserordentlichen Aus- gaben.

Bnlletfai de la Presse et de U ffibliograplde miUtaire. Nr. 881

Der Anglo-Burenkrieg (Ports.). PHnz Friedrich der Niederlande und

seine Zeit (Ports, in Nr. 382). Praktische Ausbildung der Truppen und Cadres. Manöver, Generalstab-sreisen. Cadres-Manöver. Kriegsspiel (Forts, in Nr. 382). Nr. 382. Die Eisenbahnen vom militfirischen

Gesichtspunkte.

Revue de FArmee beige. (Januar— Februar 1900). Arraee- Reorgani.salions-Entwurf. Studie über Geheimschrift, ihre Verwendung im Kriege und in der Diplomatie (Forts.). Die Portschritte der Tele- graphie ohne Draht Eine Seite aus der Geschichte Indiens (Forts.).

Belgischer Wettbewerb für die Wahl eines Feld-Schnellfener- geschützes.

Schweizerische Honatsschrift fUr OfBsiere «Her Waffen. (März- heft.) Unsere berittenen Mitrailleurkompagnien. Das Gefecht bei Frauonfeld am 25. Mai 1799. Die Hebung der Schiefsfortigkeit unserer Infanterie dnrrh Reorganisation des obligatorischen Schiefsens aufser Dienst. L'er Krieg Englands gegen die südafrikanischen kopubliken (Forts.).

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Unatthta in der MOttSr-Uttentar.

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ReTne militaire suisse. (Aprilheft.) Die neuen Ausbildungs- Methüdt^n im Schiefsen der Infanterie. Feidartillerio. besichtigt durch die Generale. Die österreichisch-ungarischen Kaisermanöver in Kärnthen.

Schweizerische Zeitschrift für Artillerie und (lenie. (Märzhet't.j Das neue Exerzierreglement für die deutsche Feldartillerie (Schlufs).

Über die Sicherung der Artillerie. Die neue AusrOstung der Ofllzier-Pferde.

Allgeneiae Sehweixerlsehe Hililineitiiiig. Hr. 13. Die neue Kriegslage. Die Herbstmanöver 1899 (Forts, in Xr. 14. 15, 16). Nr. 14. Der Kampf um den Vaalkrans. Nr. 16. S. Nr. 13. Kr. 16. Die neue Kriegslage in Süd .\fnk;i

Army and Xavy (Jazette. Nr. 2095. \hv Hesotzung von Bluem- fonlain. L>ie Vorlage des Kriegsiiiinisteriunis. Das siehende Heer soll dauernd vermehrt werden um 4 Kavallorie-ltegimenter. 7 Batterien reitender Artillerie, 36 Feld-Batterien, 12 Haubitz-Batterien und mehrere Kompagnien des Ingenieur-Korps. Meldungen aus SüdafHka. OlBzieller Bericht Lord Methuens über das Gefecht am Modder River am 15. Februar. Kriegsberichte. Tageweise geordnete Nachrichten vom Kriegsschauplatz. Nr. 2096. Die militärische Lage in Südafrika. Kritische Betrachtung. Deutsche Urteile über die englische Truppen- lührung. Kriegsberichte. Offizielle Verlustliste. Nr. 2097. l>er Krieg in Südafrika. Totens -h.iu. Nachruf an die gefallenen und gestorbenen Generale und Stabsotflziere. Lord Wolseley über die Miliz. Der Besuch der Ktinigin in Irland. Nr 2098. I»er Krieg in Südafrika. Britische und ausländische Arlillerie. Vergleich des engUschen Artillerie-Materials mit dem der Franzosen und Deutschen.

Die Schwierigkeiten des Transportwesens in SfldafrUuL Bespricht den Pferdeveriust und den Mangel an guten Strafsen. Kriegs- berichte. Tageweise geordnete Nachrichten. Die Streitkräfte Natals. Osman Paschas Tod. Ein Nachruf. Bei der Artillerie in Natal, Mitteilungen eines .\ugenzeugen über die Thätigkeit der englischen Artillerie in verschiedenen Gefechten. Die Schiefs- Aus- bildung im Jahre 1Ö99. Die üelangennahme Cronjes. Das eng- lische Infanterie-Gewehr.

Juuruai uf the Royal United Service Institution. Nr. 265. 60 Jahre Grenzkrieg. Von Major Yate. Kritische Betrachtung über die in den Jahren von 1838—1897 an der Afghanischen Grenze ge- führten Kriege der EnglSoder. Wie ist die Überiegenheit des Infanterie-Angriffs zu erreichen? Übersetzung des im Deutschen Militär-Wochenblatt erschienenen Aufsatzes des General Rohne. Organisations-Verändeningen im englischen Heere im Laufe des Monats Februar dieses Jahres. Zusammenstellung der Verluste in den gröfsien Schlachten der leizl<'n 150 Jahre. Versuche mit grofsen Munilions-Transporten in <) Tierreich.

Army and Navy Journal. (New-York.j Nr. 28. Nachrichten

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364 Umschau in der Militär-Litteratar.

von den Philippinen. Bnidische Ärzte im Felde. Militärisches Leben in Alaska. Berichte aus Manila. Die Sehechfiife des Soldaten. Die Befestigung des Isthmus-Kanals. kaSaer der Be- festigung des Kanals wird eine bedeutende Vennehrnng der Flotte verlangt. Unsere Kavallerie auf den Philippinen. Nr. 29. Die neuen IVanzöschen und deutschen Gewehre. Die Organisation der englischen Armee. Fürsorge für den deutschen Soldaien. An- erkennende Besprechung der Behandhing kranker Soldaten. Ein neues französisches Geschütz. Nachrichten aus Manila. Hin Organisation des englischen Sanitätswesens in Südafrika. Nr. 30. Bericht des Bischof Potters über die Truppen auf Manila. Die amerikanischen Soldaten auf den Philippinen. Nr. 9L Die britische und burisohe Artillerie. Vergleich des Materials beider Artillerien. Der Einfluls der modernen Waffen auf den Angriff. Russische Eisenbahnen in Porsien.

Ruäski Invalid. Nr. 53 und 55. „Briefe über die deutsche Armee": Verfasser, N. Potapow, äufsert sich in äufserst synipatischer Weise über das, was er von der deutschon Armee, namentlich beim Koinpagiiie-Exerzieren auf dem Tempelhofor Felde gesehen. Nr, 57. Die Chefs der Bezirksstäbe des selbständigen Korps der Grenz- wache (7 Bezirke zu durchschnittlich 4—5 Brigaden) sind in Zukunft den alteren StabsofSzieren des Generalstabes zu entnehmen. Hr. 67. Neuorganisation des Remontierungs- Verfahrens der Ka- vallerie. Wahrend bisher der Ankauf der Remonten für die Kavallerie durch Remontur-Offiziere stattfand, welche für jedes zu stellende Pferd eine besimmte Pauschsumme erhielten und daher für den An- kauf der Remonton diejenigen Gegenden (r>on-Stpppe) bevor/u irton, wo sie die Pferde am billi^rsten erhielten, was wiederum den Rück- gang dt'p Gestiils-Pferdezuchi im Innern liufslands zur Folge hatte, geschieht vom 1. Januar 1901 ab der Ankauf der Rojnonten nach den gleichen Grundsätzen wie in den westeurop&ischen Armeen* d. h. durch Remonte-Ankaufs-Kommissionen. Es werden 7 standige und 2 zeitweilige Kommissionen errichtet; von den ersteren sind 4 für die Gebiete der kulturellen Gestfitepferdezucht (Poltowa* Jelissawetgrad, Kyew und Charkow), 2 für die Don-Steppe, 1 für die Astrachan-Steppe und den nördlichen Kaukasus bestimmt. Die zeit- weiliffen Kommissionen kaufen in soU-hen Gebieten, deren Pferdemittel zu gering sind, um die Kosten für die l nterhaltnn^r ständiger Kommissionen zu rechtfertigten (Wolga- und Weichsel-^ lebiet). iüese Vertlieilaiig der Koniiiiisiunen beweist, dafs man in Zukunft dem ^Kulturpferde'' gegenüber dem Steppenpferde wiedertun den ihm ge- btthrenden Platz zuzuweisen beabsichtigt Hr. 72. „Aus Anlafs der «besonderen Ansicht* des General-Leutnants Sskugarewski"; von General Pusyrewskl In der Kommission, welche unter Vorsitz des Generals Pusyrewski die neue Gefechtsvorschrift (siehe Aprilheft der «Jahrbücher/ S. 97) bearbeitet hat» ist General Sskugarewski

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UnueliM in der HiUlir-IJtteratar.

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viellach in seinen Anschauungen von den durch die Kommission ge- fafstcn Beschlüssen abgewichen. Diese abweichenden Anschauungen sind der den höheren Truppen-Kommandeuren als Entwurf zugegangenen Vorschrift als „Besondere Ansicht des Genoralleutnants Sskugarewski'' beigegeben worden; General Sskugarowski ist namentlich gegen die Festsetzung jegUcher Norm und verlangt, dafs sich die Oefechts- TorBchrift auf Darlegung der Obliegenheiten der Ftthrer und der Gliederung der Gefechtsordnung beschr&nken solle; General PusyrewskI wendet sich gegen diese Ansichten.

Raswjedtschik. Nr. 490. Die Schule und der Konvikt für die Kinder der Offiziere des II. Armeekorps. (Der Umstand, dafs ein grofser Teil der Offiziere in Garnisonen aiifserhalb des eigent- lichen Hufslands, namentlich in ehemals polnischen, von russischer Sprache und Sitte fast ganz unberührt gebliebenen Landesteilen garnisoniort, ein anderer in asiatischen Garnisonen einen grofsen Teil seiner Dienstzeit zubringen mufs, zwingt dazu, zum Teil durch eigene ESnrichtungen für die Erziehung und den Unterricht der Kinder zu sorgen. Eine solche ist die obengenannte Anstalt, die nach zwei- jährigem Bestehen in Grodno die Zahl ihrer Zöglinge YerfÜnffooht hat). „Die Leinwand der Intendantur, mit der niemand etwas anfertigt (1). (Eine Klage über die völlig ungenügende Be- schaflfenhoit der seitens der Intendantur gelieferten Leinewand.) Die Unitorni der Offiziere und der Beamten. Die bulgarische Militär- litteratur. Die kaukasischen Schützen jenseits des Kaspis( hcn Meeres. (Eine Schilderung des Transportes, bezw. der Märsche der kaukasischen Schützenbrigade in die neuen Garnisonen um Kuschk.) Hr. 491. Das Jubilfinm des IL Moskauer Kadettenkorps. Die Ssuworow-Kirche in Susdal. Die «Jungen* Offiziere. Taktische Beschäftigungen mit den OMzieren. Qn Autograph Bonapartes. Nr. 492. Vergessene Gräber. (Erinnerung an die in den berüchtigten Militärkolonien des Grafen Araktschejeff infolge der Cholera des Jahres hervorgerufenen Soldatenrevolten, denen das

Leben mehrerer Offiziere zum Opfer fiel.) Unser Heereshaushalt. Der Dienst in den Mililärbildungsanstalten. Die Eisenbahnen im Rücken der englischen Armee in Südafrika. Die Duelle.

Wajennüj Ssboraik. 1900. IV. Zur Lebensbeschreibung des Pürsten Oolenitscheff-Kutusow-Smolenskoj. Der Anfang von «Plewna." (SchluÜs mit einer Karte.) Der Marsch der „fliegenden Kolonne** des Oberst Jonow in Roscban (am Pamir) 1893. Die Kasaken von Irkutsk und von Jenessei. (Eine geschichtliche Untersuchung). Über den «Entwurf der Felddienstordnung.** II. Bemerkungen eines Schützen. Das Reglfinement der deutschen Feldartillerie vom -Jahre 1899 (Schlufs). 1 )ie Keginieiiis-.Iairdkonimandos in ihrer Verwendung als Sappeure. Fragen des militärischen Schulwesens. Ssuworow in der Russischen Litteratur. IV. Das Kaspische Meer. Zu dem Artikel „Der Anfang von Plewna.** - Bibliographie: Das X. Heft

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Cnuehaa m d«r MiUtir'Uttentar.

der «Sammluncr ^rcschichtlicher Malerialien** aus dem Archiv der Höchsteigenen Kanzlei Sr. Maj. des Kaisers. (Berichte Kutosows in dem Feldzuge 1812). Übersicht über die astronomischen, geodätischen und topographischen Arbeiten im Jahre 1998. II. Die Militirreal* schulen in Österreich-Ungarn.

BaasMies AiÜXkaM^mnaL (Februar.) Artilleiistische Fragen.

PrOfüng der Richtmeister beim Oesehfits. SeliieliBregeln« an- genommen in der österreichischen Festungsartillerie.

L*ltalla Billtare e maiiBa. Hr. 64. Die Reserve- Offlsiere.

Är. 65. Der Krieg der Zukunft. Verfasser denkt sich die Kriep«- der Zukunft viel andauernder und verderblicher als diejenigen früht-rer Zeiten. Ein Monat Krieg in iiir-'^nT Zeit brin^^t viel mehr ' k ■n .ni -chon Schaden als früherhin ein Krieg von einem Jahr»'. Nr. 66. Der Kriptr der Zukunft. Nr. 68. r»ie Offizierburschen Nr. 70. Über einen zweiten Kongrefs der verabschiedeten Offiziere. Der erste hatte keine Ergebnisse und es wird vom zweiten ebenso wenig erwartet Viel vorteilhafter ist die dauernde Arl»eit in der Presse, als im Kongrefs. Br. 71 Die verhehvteten Offiziere. Die Seekriege der Zukunft Mr. 72. Eine Lehre des sQdafrikanischen Krieges. Hr. 75. Erginznng der Offlzi« r.' *if s Trains. Mr. 76. Die Vereinigung der Kräfte eine Frage der iCriegskunst. Nr. 77. Die Befestigungen. Nr. 78. Das Reglement über die BefJtrdHrung. Nr. 79. Die Offiziere, welche Jubiläen gefeiert haben, Nr. 81. f'ie Befestigungen von Verona. Die Beförd»'rungsverhältniss<* bei den l'nterotflzieren. Nr. 82. Die Befestigungen von Veronü. Nr. 83. Die Frage der Unterolliziere. I.

Die Vorherrschaft Englands zur See. Nr. 84. Die Präge der Unteroffiziere. II. Hr. 86. Die Schlaehtverschanzungen. Vr 97. Bin edler AufHif. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Blviata MlUtara Itallwa. (März.) König Cari Albert. Moltkes Gedanken Uber den Einmarsch in Böhmen. Der Krieg in SfldafKka.

Was die Kavallerie ist und was sie sein sollte.

Eserdto Italiaiio. Hr. 37. Aufserordentliche militfirische Aus- gaben (Forts.). Nr. 38. Krieg zwischen Buren und Engländer (Forts.). Hr. 39. Krieg in TransvaaL Hr. 40. Der Sanitätsdienst im Heere. Nr. 41. Tripoii. Der neue Kriogsminister. Hr. 42. Der neue

Kriegsmini.ster Ponza di San Martino.

Rivistn di artiglieria e genio. (März.) Vom Einflufs der be- sonderen lugenschaften des Pulverkorns auf n»»srhorsgoschw indigkeiten und (jasdriicke. Apparat für das s(>lltNnhalige Funktionieren von Weichen für Straf.senbahneii und Eisenbahnen. Bau eines Inlanterie- Steges über den Voliurno. Schiefsvorschrift für die deutsche Feld- artillerie.

Berlflta dentifloo militar. (Spanien.) Hr. 5. Aus meinem Tage- buch (Auszüge über den Burenkrieg aus der WeeUy Times). Eng* land und Transvaal (Forts.). ~~ Die Wiederaufrichtung (Forts.).

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Umaobaa in der Militär-Iittentar.

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Nr. 6. Neue Versucho mit Telegraphie ohne Draht. England und Transvaal (Forts.).

Xminial de Ingenima del li;jeroito. (Spanien.) Hr. 2. Die^ Znlaeenng stur Ingenieur-Akademie. Das britische Heer. Leichte Telegraphenparlcs.

Be?toto Militär. (Portugal.) Kr. 6. IMe Sehlacht Yon Teuro (1476). Selbständige Kavallerie.

Kii^vetenskaps Akademiens-Handlingar. (Schweden.) Nr. d. Studien über Truppenführung und Stabsdienst (Forts.).

Militaert Tid.sskrift. (Dänemark.) Beilageheit. Studien über Danemarks Heerwesen im 16. Jahrhundert. III.

Norsk Militaert Tidiiskrilt. (Nur wegen.) Helt 2. Kriegs- mürsche. Der Krieg zwischen England und Transvaal (Ports.).

MUitaire Speetalor. (Holland.) Nr. 8. Strengere Kriegszucht (Ports.). Volksheer in den Niederlanden und der Schweiz.

Militaire Gids. (Holland.) Nr. 2. Einiges über Infhnteriefeuer. » Die höhere Kriegsschule.

II. BQclier.

Das Strategisehe und taktische Zusammenwirken von lieer und Flotte. Von v. Jansen, Generalleutnant z. D. Berlin 19(X). E. S. Mittler^ Sohn. Hefte 1, 2. Preis 1.50 und 2.25 Mk. Das sehr lesenswerte Werk mit einer POlle anregender Oedanken basiert auf eine umfassende Kenntnis sowohl der MilitSr-, als der Marinelitteratur, füllt eine Lücke in derselben aus, indem es mit Klar- heit und Sachkenntnis den Gegenst^ind behandelt Das erste Heft handelt von der Notwendigkeit und Natur des Zusammenwirkens und von dem strategischen Zusammen\virk«'n. und zwar behandelt der erste Abschnitt dieses Teils die Anwendbarkeit der strategischen BegritTo des Landkrieges auf den Seekrieg und die daraus zu ziehen- den Folgerungen, der zweite Abschnitt den Krieg zwischen Mächten mit gemeinsamer Landgrenze und der dritte Abschnitt schon im zweiten Heft enthalten den Krieg zweier durch das Meer getrennter Mächte. Im ersten Heft auf Seite 32 will der Verfhsser Torpedodivi- sionsboote und die neuen Topedoboote zum Meldedienst bei der Be- fehlsübermittelung im Aufklärungsdienst verwenden, dem kann ich unter keinen Umständen beipflichten. Torpedodivisionsboote und Tor- pedoboote sind ein viel zu kostbares Material, um derartig verwendet zu werden, sie haben ihren lmhz bestimmten Zweck im Seekrieg und müssen für diesen stets bereit und scharf sein, um nicht im Bedarfs- falle zu versagen, wenn vorher unrichtig verwendet. Dadurch haben die Amerikaner im letzten Kriege gegen Spanien ihre wenigen Torpedo- boote lahm gemacht und, als sie bei Santiago mit grofsem Vorteil gegen die eingeschlossene spanische Plotte h&tten verwendet werden kdnnen, waren sie nicht verwendungsbereit.

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Omsehau in dor MUitir-Uttenttiir.

Wenn der Verfasser ferner in demselben lieft auf Seite 33 San- tiago „für die geringe Aussieht eines verzweifelteo Durchbruchs auf Erfolg** als Beispiel anführt, so waren die Grande für das Mifslingen dieses Dnrclibnichs der spanischen Flotte nicht der enge Hafeneingang

und die Einschliersung überhaupt, sondern ganz andere. Erstlich war

das Geschwader Admiral Cerveras nicht gefechtsbereit, es fohlte an Munition, die Geschütze' konnten teilweise nicht gefechtsmäfsig bedient werden, die Geschützmannschaften waren im Schiefsen völlig ungeübt, vor allem aber hatten die Schiffe bis auf den Panzerkreuzer „Colon* eine ganz ungenügende (leschwindigkeit. welche durch die L'berlahrl und das schnelle Bewachsen der SchiÜsböden in den tropischen Gewissem noch bedeutend Terringert worden war. Das Maschinen- personal auf den spanischen Schilfen war durchgingig seiner Auf- gabe nicht gewachsen, Admiral Gervera hatte keine Kohlen, weil er den ihm nach GnraQao nachgeschickten Kohlendampfer verfehlt oder nicht abgewartet hatte und ihn dann vor dem Hafen von Santiago durch einen kaum armierten amerikanischen Hilfskreuzer wegnehmen liefs. während er diesen mit allen Mittehi in den Hafen hätte hineinbringen müssen. Auch hatte der Admiral den richtiiren Zeit- punkt zum Durchbruch versäumt. Wäre dies alle^ nicht zu.sammen- getroffen, und hätte die spanische Flotte statt der kläglichen Geschwiodi^- keit von 7 Knoten aulker dem Panzerkreuzer Colon eine solche von 14—16 gehabt was doch eine ganz gewdlinliche Forderung für einen modernen Panzerkreuzer ist, so wire der Durchbruchsversueh [sehr wahrscheinlich geglückt, trotzdem die schon enge Hafeneinfkhit von Santiago durch die Versenkung des „Merrimac** seitens der Amerikaner noch verensrert worden war. Denn in dem nach dem Auslaufen der spanischen Schiffe folgenden Vernichtungskampf wäre der nur 13 Knoten laufende Panzerkreuzer »Colon'* beinahe den amerikanischen Schiffen entkommen.

Das zweite liett des Werkes behandelt aufserdem in eingehender Weise das taktische Zusammenwirken von Armee und Flotte und xwar bei Landungen, im Kampf um Küstenbefestigungen und bei der gegea- seitigen Unterstützung in der Peldschlacht Der letzte Abschnitt handelt von den Friedensvort>ereitungen für das Zusammenwirken, und zwar behandelt der Verfasser darin die Organisation und den Ober- befehl, die Gefechtsvorschriften. Litteratur und Unterricht, Versuche und Übungen und besonder*- Ausbilduns: der ' Offiziere. Dieser letzte Abschnitt de^^ kompfnili'i.sen Werkes ist mehr in grofsen Zügen ge- halten. In dem W i rk.* des geschätzten Verfassers lieirt eine Fülle an- regender Gedanken und umfassender Kenntnisse auf kriegsgeschichi- lichem und seekriegsgeschichtlichem Gebiet, man liann das Erscheinen desselben nur mit Genugthuung begrOlsen und wird ee in Wirklichkeit bei sich darbietender Gelegenheit einen schfitzenswerten Anhalt f8r die IVuppenfflhrer am Lande wie auf See und deren Offlsiere vom Stabe bUden. 59 (J.)

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Umiohin in der MUitir-Utteiatar.

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Lehren aus dem südafrikanischem Kriege für das deutsche Heer. Von V, Franrois, Major a. D., früher Landeshauptmann von Deutsch-iSüdwestafrika. Mit 8 Skizzen. Berlin 1900. E. S. Mittler k Sohn. Preis 1.40 M.

WSbrend v. Pran^ois in seiner Broschflre „Kriegführung in Sfld- afHka* damals pro domo den Beweis ttthrte, dab die eigen- artigen VerhUtnisse des Klimas und OeMndes «Abweichungen von nnserer europäischen Kriegführung bedingen", giebt er dies in der YOlliegenden letzten Schrift nur mehr „auf dem Gebiete der Truppen- bewegrung" zu, während im übrigen „Taktik eben Taktik bleibt, in Afrika wie in Europa". Und obwohl er in der ersten Schrift die Kampfweise der Buren mit jener der Eingeborenen als der „Lehr- meister der Buren" identifiziert, hält er nunmulir gegenüber den Buren eine spezifisch „südafrikanische Taktik nicht fUr nötig**. Diese an die Spitse gestellten Thesen sucht er an der Hand der grOfseren Gefechte im Burenkriege zu beweisen. Dreimal fahrt er uns von Qlencoe bis Stormberg* indem er uns jedesmal den Gefechtsverlauf durch eine andere Brille betrachten läfst, n&nlich von den Gesichts- punkten: Beurteilung der Gefechtslage durch die Führer, Angriff und Vertoidi^JTung. Bei dieser Glioderun.e: des Stoftes waren Wiederholun- gen unvermeidlich. Und der Beweis? Genau genommen, bleibt Pranrois ihn schuldig. Er versucht ihn dadurch, dafs er zeigen will, wie die Engländer nur nach Vorechritl z. B. der deutschen Re- glements zu verfahren brauchten, um günstigere Ergebnisse zu er- lielen. (Idi mOchte dem hinauffigen, dab die Bnglftnder schliebUch nur nach iliren eigene n Dienstvorschriften zu handeln brauchten, denn diese sind (seit IBdß) den kontinentalen getreu nachgebildet).

Bald jedoch kommt Fran^ois zum Schlüsse, dafs die europäische Karapfart doch nicht ausreicht; so empfiehlt er z. B. für den Angrifi auf gröfsere Burenstellungen ein von ihm erdachtes „südafttkanisches** Rezept (S. 36, Skizze 8). In seiner früheren Schrift sagt Frangois: „Unser europäischer Soldat wird hauptsächlich für die grofse Schlacht ausgebildet und daran gewöhnt, in der Masse und durch die Masse

zu wirken." (S. 32) ^In Südafrika wird das Schiefsen einer

Truppe nie den Charakter unseres Abteilungsschielbens tragen, sondern melir demjenigen unseres Binaelsohiersens. Eine einh^tliohe Peuer- leitung, sogar innerhalb der Gruppe, wird meist durch die weiten Zwischenriume der einzelnen Schütsen und die NichtsichtbariMÜ der Ziele ausgeschlossen. Die Schützen haben also eine, bei uns unge- kannte Selbständigkeitr (S 54).

In diesem Widerstreit der Ansichten des Franf^ois von damals und heute möchte ich seinen früheren beitreten.

Was Fran(,-ois übrigens damit meint, dafs „die Normaluhr taktischer Denkfähigkeit in Afrika denselben Takt wie in Europa schlage** , ist jedem Denkenden Uar: Francis meint damit nUdit etwa eine »euto- pSische Normaltaktik**, sondern nichts anderes, als den gesunden

JiMMhtr fir dt» «ralMto Ahm* uA HuIm. B4. lU I S4

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Lmscbau in der Miiitür-Lätteratur.

Mensohenverstand! Diesen hat jeder IViippeiifGUirer, in Afrika wie in Boropa, in erster Linie von nSten; und gegen diesen haben sich die englischen Führer schwer Yersfindigt^ als sie ohne Aufldimng und

in dichten Massen gegen moderne Feuerwaffen anrannten.

Auf jeden Fall bietet die Prancois'sche Schrift dem militärischen Leser eine Fülle von Anregungen; für unsere koloniale Schutzti-uppo hat sie einen unmittelbaren Wert. um so mehr, als vielleicht die nächsten trekks der Buren sich nach Deutsch-büdwestafrika richten werden. 32.

Der Bomkiieg im Sidafrika* Kurs dargestellt von Ludwig V. Bstorft, M^jor im Groben Generalstabe. Erste Lieferung. Der

Kriegsschauplatz. Die gegnerischen Streitkräfte. Der erste Abschnitt des Krieges. Mit 4 Textskizzen und 2 Karten in Stein* druck. Herlin 1900. E. S. Mittler & Sohn. Preis 1.80 Mk.

Diesem neuen Lieferungswerke über den Transvaal-Krieg mufs von vornherein der Vorzug zugestanden werden, dafs der Verfasser gleich Hartmann, v. Franvois. Leutwein die südafrikanischen Ver- hältnisse aus eigener Erfahrung kennt

Die ersten Abschnitte: »Der Kriegsschauplatz" und »Die krieg- fahrenden Parteien* tragen daher auch den Originalstempel der Uo- mittetbarkeiU die fHsche Farbe des Selbstgesehenen. Sehade nur, daüs v. EstorlT» wie jeder lebhafter Erzähler, „von fernen Ländern und Menschen" häufig vom Thema abspringt und demnach die im Inhalls- verzeichnis angegebene Ordnung des Stoffes nicht einhält In d^r Vorgeschichte des Kriege.«? bleibt auch EstorlV. wie alle bisiiengen Be- arbeiter, uns die Darstellung der jüngsten Kriegsursachrn schuldig; von Januar 1896 springt er unvermittelt auf iSeptember löyy. Die Schilderung der Kriegsereignisse ist progranungemäfs kurz und klar; das erste Heft sehlielst mit der Sehhwht von Golenso (15. 12. 99) ab.

fistorff ist weder Burenlhoatiker nach Anglophobe; Tomirteilslos fahrt er die Fehler auf beiden Seiten zum greisen Teile auf die b6> stehenden Schwächen der Organisation und der Ausbildung der Truppen und auf die Eigenart des Volkscharakters und Kriegstheaters zurttclc

Dieses Streben nach objektivem Urteil sichert der Schrift einen besonderen Wert 32.

Der Krieg in Südafrika, nach den besten vorhandenen Quellen be- arbeitet von V. Kunowski. Hauptmann, und Fretzdorff, Ober- leutnant Erster TeU: Die Voigeschiolite des Krieges und die Kriegsereignisse bis Schlufo des Jahres 1899, Mit ehier Übersichts- karte^ drei SUuen vom Kriegssohauplats und einer Beilage. Leipzig 1900. Zuckschwerdt & Co, Preis 1.50 Mk. Unter der sich täglich melirenden Anzahl von Bearbeitungen des süd- afrikanischen Krieges ist die vorliegende als zweite aufgetaucht. Sie liat zwei Vorzüge: sie ist kurz, und läfst sich auf keine gewagte iuitik

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Umschau in der MiUtär-Litterator.

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ein und sie hat wenige aber für die vorliegenden schwierigen Vor- h&ltniBse immerhin bimii«]ibm Kartonskizseii. Natürlich haben den Verfassern auch keine anderen QueUen zur Verfügung gestanden, als anderen Bearbeitern; was wollen vielleicht einige Friratbriefe sagen, die höchstens über einige persönliche Verhältnisse, aber niemals über die vielen Dunkelheiten dieses ungeheuren Kriegstheaters Licht verbreiten können! Ist es doch nicht einmal möglich, die Gruppierung der brit- lischen Truppen und die Zugehörigkeit der einzelnen Regimenter zu diesem und jenem Armeekörper mit voller Sicherheit festzustellen. Namentlich streitet man sich bekanntlich über die Verteilung der Kavallerie, wo die Zerreifsung einiger Regimenter und die Verwendung ihrer ehizelnen Schwadronen auf verschiedenen Kriegsschaupl&tien au vielen Irrtümern Anlafs gegeben hat. Die Verfasser tragen nun zu einer Klürung dieser Verhültnisse bei, indem sie die Zuteilung der Schwadronen des 14. Husaren-Regiments zu 4 Divisionen als Divisions- Kavallerie zeigen, aber sie bringen eine neue Verwirrung, indem sie neben dem 5. Ulanen- auch ein 5. Dragoner-Regiment aufführen, ob- gleich sie S. 10 ganz richtig auseinandersetzen, dafs die Linien- kavallerie-Iieginienter fortlaufende Nummern tragen, ohne Rücksicht auf ihre besondere Bezeichnung, dafs dieselbe Nummer also nur bei der Garde-Kavallerie noch einmal vorkommen kann.

Dies ist eine wahrscheinlich leicht aufkuldärende Nebensache. Bedenklicher jedoch ist die doch ziemlich kritiklose Wiedergabe der Nachricht, dafs Methuens Truppen am 28. November nach Oranje-River- Station zurückgekehrt, am 24. dort geblieben, und am 25. fHih 3 Uhr aufgebrochen seien, dann einen Marsch von 40 km zurückgelegt, ein hartnäckiges Geffcht bei Graspau geliefert und dieses um 10 Uhr vor- mittags ahgchrochen hätten; also ein Marsch von 40 km und ein Ge- fecht innerhalb 7 Stunden! Das ist um so aulTallender, wenn man es mit den sonstigen Marschleistungen der Engländer vergleicht. Dafs hier ein Irrtum der Berichterstattung vorliegt, ist wohl mehr als wahr- scheinlich.

Im allgemeinen ist anzuerkennen, d&fs die Verfasser es vermeiden, Lücken der Berichterstattung durch Phantasien oder Hypoth«ton auszu- füllen; trotzdem ist der Wert der Arbeit wohl kaum ein über die nächste Zeit hinwegreichender. 49.

Kuba und der Krieg. Von J. Herrings. Rathenow. M. Kabenzien.

Der Verfasser ist der ein/ige deutsche Kriegsberichtserstatter, der im amerikanischen Heere den Feldzug gegen Santiago von Anfang bis zu Ende mitgemacht hat. Er will keine Geschichte des Krieges schreiben, denn dazu liegt das ganze Material noch allzu verworren und, wie er steUenweise andeutet, absichtlich verwirrt» vor. Br schildert vielmehr seine persönlichen Erlebnisse und Beobachtungen während des Krieges in amüsanter, oft rocht sarkastischer Art; um dabei aber dem Leser den Überblick über den Verlauf der Kriegs-

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Umtehaii b dar Milttir-Iittentiir.

beereb-'nhi'it»'n zu erleichtern, fügt er diese, tageweise geordnet. Verbindung zwischen den einzelnen Abschnitten beL Er beginnt mit der Versammlung der Truppen im Lager vom Port Tampa, der Ver- ladung auf die Transportschiffe und der StSgigen Seereise bis Kuba. Der zweite Teil schildert die Kfimple um Santiago und enthilt viele recht interessante Eänselheiten. Nach der Obergabe begab sich der Verfasser nach Havana. Den Aufenthalt in diesmi Tabaks-Paradieee beschreibt er im dritten Teile, in dem er auch den dort lebenden Deutschen ein besonderes Kapitel widmet. Zum Schlufs beantwortet er noch einige Fragen vom ;illp:emeinen Interesse, z. B.: Wer soll nach Kuba gehen? Was sind die Hauptprodukte, und wie lassen sie sich auf dem Weltmarkte verwerten? Was man in Kuba verkaufen kann u. s. w. Zahlreiche Holzschnitte, zum Teil nach Augenblicks- Photographien sind dem Text beigefügt. D.

IHe Heeie uid Flotten der Gegenwart. Herau^egeben von C. von Zepelin, Generalmigor a. D. Frankrdeh. Das Heer am Ende

des neunzehnten Jahrhunderts von Hepke, Oberst. Mit einer

Karte der Truppenstandorte und einer Armee-Einteilung von Exner, Oberstleutnant. Berlin. A. Schall. Preis 13,ö0 ML.

geb. 15 Mk.

In dem schon zur Geniige bekannten Gesamtwerke ist dieser Band der fünfte. Eis erschienen bereits: Deutschland. Grofsbritannien und Iiiand» Rufsland, Österreich-Ungarn, und zwar von genannten Staaten Landheer und Seemacht je in einem Bande, wihrend der vorliegende auescliliefslich das Landheer Frankreichs behandelt, da die Flotte ehien noch im Laufe dieses Jahres nachfolgenden besonderen Band bilden soll. Der Herausgeber begründet dieses Abweichen von der Regel mit der „eingehenden, möglichst einseitigen Schilderung Frankreichs und ihrer Entwickelung seit dem Jahre 1871, " Der Verfasser, Oberst Hepke. meint, der über den anfänglichen Kähmen weit hinausgehende Umfang der Arbeit und der Inhalt der einzelnen Abschnitte sprechen laut dafür, was Frankreich inmitten schwerer innerer Krisen für den Wiederaufbau und die Ausgestaltung seines Heeres geleistet hat. Wir stehen nicht an, nachdem wir die Lektüre dieses stattlichen, Aber 600 Seiten fallenden Bandes beendet haben, es auszusprechen, dab derselbe nicht allein an Umfiing seine Vorglnger Oberragt, sondern einige derselben unbedingt auch an Gediegenheit des Inhalts und ge- fälliger, fesselnder Darstellung. Werke dieser Art sind der Gefahr ausgesetzt, schnell zu veralten. Das vorliegende ist bis zum Schlufs des J ihres 1899 auf dem Laufenden gehalten, es ist deshalb jedem Besiizer, der an den seit der Jahreswende eingetretenen Veränderungen besonderes Interesse nimmt, ein Leichtes, dieselben nachzutragen. Besonders angenehm berührt es mich, dafs V^erfasser der geschicht- lichen Entwickelung breiten Raum gewfthrte; ist es doch unbestreli- bar, da&, wer die Gegenwart verstehen will, die Vergangenheit

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Umsolwii in der Mitttilr-Iitteratiir.

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kennen mufs. Die geschichtliche Entwickelung steigt folgerichtig bis zur Revolution hinauf und bildet das 1. Kapitel des ersten Haupt- abschnittes, dessen 2. dann die „Grundlagen der militärischen GeBetzgebung" bietet Der iwelte Haupt&bflehnftt bebandelt 1. die oberste Leitung und Verwaltung des Heeres (Kriegsministerium, Ober- kriegsrst und Oberbefehl. Genemlstab, die Verwaltung des Heeres, Budget), 2. die militfirische Einteilung des Gebietes und Befehls- Verhältnisse, 3. der Ersatz des Heeres, 4. die Gliedening des Heeres, die einzelnen Waffengattungen, die Truppenstärken im Frieden und im Kriege. - Auffallig ist es, dafs hier der Kolonialtruppen ^arnicht gedacht wurde, zumal die Marinetruppen hier Autnahme landen. Meines Erachtens hätten die letzteren, nebst den Kolonialtruppen in dem noch ausstehenden Flottenbande behandelt werden können. Der dritte Hauptabschnitt behandelt l. die Landesverteidigung, 2. Obungslager und TruppenQbungsplätse, 8. das Verkehrswesen (Eisenbahnen, Etappenwesen, HiL-Telegraphie, LuftschUrahrt, Brief- tauben, Radfahrwesen, Motorwagen). 4. Mobilmachung. Der vierte Hauptabschnitt bietet: Disziplinarverhältnisse, Militär-Gerichtswesen Ehrengerichte, Sanitätswesen, Veterinärdienst, Seelsorge, Dolmetscher. Bekleidung und Ausrüstung, Be\vaflhun>r. Besoldung. Formen des Au.sscheidens aus dem Dienste und Versorgungswesen, Ehrenlegion und Militärmedaille. Der fünfte Hauptabschnitt: die taktische Ausbildung des Heeres, Dienst im Felde, der innere Dienst, endlich der sechste: MilitSrische Rangstufen, Disziplin und Geist, das aktive Otflzierkoips, die Unteroffiziere, die militirische Jugenderziehung, Militir^Litteratur und Kartenwesen, die nordafirikanisohen Kolonien (leider nur diese!). Im Anhange befinden sich die im Titel erwähnten (s. 0.) Karten, dann Nachträge (abgeschlossen am 15. Dez. 1899) und Übersieht der benutzten Quellen, dann (dies ist sehr wesentlich für den Handgebrauch) ein alphabetisches Sachregister. Dies das Gerippe des breit veranlagten Werkes, dem wir gegenwärtig in seiner Art kein ähnliches zur Seite stellen könnten. Wir müssen der Versuchung widerstehen, aui Einzelheiten einzugehen, möchten aber noch besonders betonen, dafs es mit Illustrationen fiberreich versehen ist, 68 VoUbUder, 70 Textbüder und 4 Karten zahlten wir. Wie sehr durch bildliche Erläuterungen das Verständnis des Textes gefördert wird, bedarf keiner Beweise. In Summa: Wir stehen einer vortreiT- lichen Leistung gegenüber, deren Bedeutung für das Studium nicht hoch genug zu veranschlagen ist 1.

Die Königlieh preursische Infauterie-Schiefsschule. Unter Zugrunde- legung amtlicher Quellen im Auftrage des Kommandos der Inlanterie-SchieÜBschule bearbeitet von Th. Wagner, Hauptmann. Mit 3 Plänen in Steindruck. Berlin 1900. R S. Mittler & Sohn. Preis 6 Mk.

Der Herr Verfasser sagt in der Vonrede, dafs mit der (Srfindungs-

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CTinaehca tat der HUltibr-Iitterator.

und Entwickolungsgeschirhte der Infanterie-Schiefsschule die wieder- holten Vermehrungen der preufsischen bezw. deutschen Armee, sowie die allmähliche Vervollkommnung deren Handfcuprwaffen von den dreifsiger Jahren ab in ursächUchem Zusammenhange stehe. Diesem Oedanken entspricht die kurze ^Einleitung** des Buches, welche die Entwiokelung der Handfeuerwaffen von 1880—1856 in Ktiize scbilderi. Im Jahre 1855 trat> als Vorg&ngerin der Infanterie-Schiebschule die Gewehr-Prfifungs-Kommission Ins Leben, die als solche bis 1860 bestand, um der, den erweiterten Aufgaben der reorganisierten Armee entsprechenden Militär-Schiefsschule (1861—1890) Platz zu machen. Seit dem Jahre 1890 wurde dieser Name in den jetzigen. Infanterie-Schiefsschule, umgeändert. Wer in diesen Blättern eine Darstellung der von der InHinterie-Schiefsschule gemachten hoch- interessanten Versuche zu linden Uuü'u wird sich enttäuscht finden, da deren Veröffentlichung dienstlich verboten ist; nur einige wenige der froheren Aufgaben wurden beigegeben, um doch dem Leser klar zu legen, in welcher Weise solche Versuche durchgeführt wurden. Das Verbot dienstlicher Geheimhaltung erstreckte sich auch auf die aus- führliche Darlegung der dort gewonnenen Brfhhrungen und der An- sichten über Waffentechnik, Schiefsausbildung und Gefecht. Desto ausführlicher ist in dem 2.'>7 Seiten füllenden Werke das Gebiet der Personalien und der dienstlichen Verordnungen, dann der Erlebnisse dieser wichtigen Lehr-Anstalt bearbeitet worden. Die 14 Anlagen enthalten u. a. die sämtlichen Ranglisten der Stammofilziere, den Wortlaut der A. K. 0. und K. M.s betreffend die G. P. K. u. I. Seh., tabellarische Zusammenstellung sftmtlicher Kurse u. a., außerdem drei Plane vom SchiefsstandsgeUnde 1869, 79, 99. Das Werk will überdies, da es alle einschlägigen Besttanmungen enthilt, einschlielsUch der Gebühmisse für die Kommandierten, ein für die Truppenteile kompetentes Naccschlagebuch sein, nicht minder ein Denkmal der segensreichen Wirksamkeit der Infanterie-Schiefsschule. Es wird namentlich in den Kreisen derjenigen Offiziere, die der l.-Sch. kürzere oder längere Zeit angehört haben, siciferiich freundlich aufgenommen werden. 4.

Die Taktik der FeMutülerie für die Oflsiere aller Wafflen auf

Grund der für die deutsche Artillerie bestehenden Bestimmungen. Von H. Rohne, Generalleutnant z. D. Zweite vermehrte und

verbesserte Aunns^e. Berlin 1900. E. S. Mittler k Sohn. Die erste Auflage dieses ausgezeichneten Werkes hat bereits im Januarhefte eine ei-schöpfende und gebührende Würdigung erfahren. Das Erscheinen einer zweiten Auflage nach so kurzer Zeit beweist, wie sehr das R.sche Buch einem Bedürlnisse entsprochen hat. Wir geben von dieser Auflage nur deshalb Kenntnis, um darauf hinzu- weisen, dab dieselbe mehrere Ergänzungen, besonders in Bezug auf auf die erst neuerdings bekannt gewordene Munitionsausrflstung ent-

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Unaobm in der MHiHr-Iittanftnr.

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hüt, auch sind die kriegsgesohichilichen Beispiele Termehri worden. In einer besonderen Beilage wurden verschiedene Einzelfragcn be- handelt, so das Stärkevertialtnis der Artillerie zu den anderen Waffen,

die Frage dor Hattcrien von 4 und ^ Geschützen, die Reitende Artillerie ira Kavalleriekampf u. m. a. Einer weiteren Empfehlung bedarf dieses artilleristische Vademekum des Truppenführers nicht 1.

TalEtisehe Ent wickelungsauf gaben für Kompagnie, Bataillon, Regi- ment und Brigade von R. v, Bri eisen, Oberslleulnant. ^11163 Figuren im Text nnd anf 19 Tafeln. Berlin 1000. R. Eisen- Schmidt Preis 2 Mk. Das vorliegende Buch geht von dem Grundsatae aus, an der Hand des Reglements diqenigen Qefechtssitnationen durchzusprechen, in denen eine Entwickelung der betreffenden kleineren oder gröfseren Gefechtskraft für den Gefechtszweck erforderlich wird. Es ist dabei besonderer Wert auf die Entwickelung der gröfisten dieser Gefechts- kräfte, die hier in Frage kommen, der Brigade, gelegt. Wir bedauern das insofern, weil gerade die kleineren Verbände weit öfter in solche und ähnliche Lagen kommen wie sie für dieselben iiier nur flüchtig an- gedeutet werden und weil Brigaden nur sehr selten auf dem Exerzier- platz, derselbe nicht als Gelände angesehen, entwickelt werden.

Wenn wir auf die Art der Entwickelungsau l'gaben näher eingehen, 80 m&chten wir betonen, dafs dieselben niemals einfach genug sein Jcönnen. Wir sind der Meinung, dafs die Entwickelung einer Truppe für einen demnftchst zu erfüllenden Qefechtszweck noch durchaus nicht

bedingt, diese Truppe in dem landläuiBgen Sinne zu entwiclroln. Viel- mehr ist der Unterschied streng festzuhalten, ob sich die Truppe nur zur Entwickelung bereit stellen, oder ob sie bereits in die Gefechta-

handlung eingreifen soll.

im ersteren Falle wird es sicli darum handeln, die Gliederung so vorzunehmen, wie sie für die beabsichtigte Gefechtshandlung am zweckdienlichsten ist: im letzteren Falle um diese Gefechtshandlung selbst. -Grundsätzlich soliie die eine Art erst der andern folgen. Es ist etwas anderes, wenn eine Truppe z. B. aus der Marschfbrmation unmittelbar in das Gefecht eintritt^ oder wenn üir die Zeit bleibt, sich erst In Ruhe zu gliedern.

Für den beabsichtigten Zweck, Schulung der Pfihrer, würden wir den Ausdruck: ^gliedern" als zweckdienlicher erachten als „ent- wickeln". Immerhin bringt das Reglement den letzteren nnd Verfluser .steht sonach auf dessen Boden.

Jedenfalls bieten die Aufgaben mancherlei Anregung, für welche dem Herrn Verfasser nur Dank ausgesprochen werden soll.

Wenn wir auch bei den Lösungen vielfach Vereinfachungen vor- schlagen möchten, so ist das keineswegs Grund, die dortige Lösung Jiicht anzuerkennen. Es führen nirgends mehr Wege zum Ziele, d. h.

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ümieliaii in dar miltilrXittontar.

Kttm Siege, wie in der kriegerischen Tb&tigkeit; das erlebt man jeden

Tag von neuem.

Die beigo^obencn Figuren erleichtern wesentlich das Studium der empfehlenswerten Schrift. 63.

Das EntfemunefssohätBen der Isfaffiterie. Wie kdnnen wir die Leiatiingen im BDtfemttngsachfttsen erbdlien und die Fertigkeit am besten beurteilent Von J. Stark» Hauptmann. Netiburga.D. 1900. Griefemayeroehe Buchhandlung.

Mit scharfem Nachdenken, mit anfserordentlicher Liebe und grofsem Pleifse hat der Verfasser das von ihm gewählte Gebiet behandelt. Mit Recht hebt er hervor, dafs ohne eine ausreichende Ausbildung im Ent- fernungsschätzen die beste Präzisionsleistung im Schiefsen nicht nur hinfällig wird, sondern geradezu schädlich wirken kann. Allerseits wird wohl heutigentags auch zugegeben, dafs neben der Treffsicherheit des einzelnen Schützen die Zuverlässigkeit der Feuerleitung und hier be- sonders die Wahl des riclitigen Visiers, einen mindestens gleicliwer- tigen Faktor für den Brfolg der Ptoertlifttigkeit einer Truppe bildet Auch darin dürfte dem Verfasser Recht zu geben sein« dafs trotz aller Erfindungen und Hilfsmittel das menschliche Auge immer noch als derein- zige, überall und stets anwendbare Entiemungsm^ser für die Infanterie anzu.sehen ist. Aber dieser Entfernungsmesser ist von Natur aus so unvollkommen, dafs wir bestreiten möchten, dtifs es auch mit der vom Herrn Verfasser vorgeschlagenen Ausbildungsmothodo möglich wäre, selbst bei genauester Befolgung derselben zu zuverlässigeren Ergeb- nissen zu gelangen, d. h. den erfahrungsmäfsigen Durchnittfifehler unter das Mab von 16—20 */# herunterzudrücken. Die Erftihrung lehrt« dab auch der begabteste und ansclieinend zuveriSssigste Bntfemungs- Schätzer im unbekannten Qel&nde beim reinen Bntfemungsschfttzen, d. h. dort, wo alle als Anhalt dienende Nebenumstände fehlen, vor Fehlern von 100 und mehr Prozent nicht sicher ist, und wir möchten den Ausspruch nicht für unberechtigt halten, dafs derjenige am wenigsten vom Entfernungsschätzen versteht, der sich am meisten über hierbei vorkommende Fehler wundert. Wir glauben, dafs das Entfernungsschätzen nicht so sehr eine Thätigkeit des Auges als eine solche des Verstandes ist; der Augenschein mufs unter Umständen ZU Fehlem führen; nur richtige Überiegungen, d. h. Würdigung der Beleuchtungsverhältnisse, der erfohrungsm&bigen Gestaltung der Erd- oberflSche, der taktischen Lage, der Vergleich mit anderen in der Nähe befindlichen Oegenst&nden bekannter GröCse vermag vor erheb«» liehen Irrtümern zu bewahren. Diese Fähigkeiten zu entwickeln, halten wir daher für das Wichtigste; und das führt dann dazu, die Ausbildung im Entfernungsschätzen auf die Führer und Unterführer nebst ihren Stellvertretern zu beschränken. Bis der Feuerkampf auf 600 m herangetragen ist, werden diese noch ihren Einflufs auf die Anwendung des richtigen Visiers geltend machen; von da ab kann

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ümsohaa in der MUttlr-LWtntiir.

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der Fehler dann kein allzu ^lofser mehr sein, wenn der Schütze nur den einen Grunds-atz befolgt, dafs er. je näher der Angriff herange- tragen wird, desto mehr von dem zuletzt befohlenen Visier nach unten zu abzuweichen hat.

Das Auge nirt einen auf 1200 m knieenden Gegner für näher halten als einen auf 900 m liegenden Gegner; selbst mit einem Doppelglase wird es aber oft nicht möglich sein, zu unterscheiden, ob ein Gegner liegt oder kniet Auch das Ablesen der Entfernung am Erdboden entlang wie es zur Ermittelung der Entfernung empfohlen wird mufs, wenn es wirklich angewandt würde, zu Fehlern führen; im unbekannten Gelände weifs der Si hittze nie, wieviel er von dem zwischen ihm und dem Ziel liegenden Erdboden einsehen kann, und w^ieviel nicht; wollte er sich an die tür ihn sichtbare Erdoberfläche halten, so mürste er zu erheblichen Fehlern kommen; denn der liegende Schatze sieht oft noch nicht den zehnten Teil der zwischen ihm und dem Ziel liegenden Brdoberfl&che ein. Nur die richtige Wtlr^ dignng der sonstigen Anhaltspunkte und Nebenumstftnde vermag das. Auge vor groben Irrtümern zu bewahren.

Ausdiesen und ähnlichen Erwägungen möchten wir daher diesen vomi Verfasser empfohlenen, zum Teü etwas weitschweiflgon Ausbildungsgang nicht unbedingt empfehlen; er hält sich unseres Erachtens nach zu lange mit den Vorübungen und dem reinen Entfernungsschätzen auf: wir würden es vorziehen, von vornherein, d. h. sogleich nach der Rekruten- einstellung, neben den unbedingt nötigen Vorübungen, von denen wir das Einprägen der Grdfse der Zidereeheinun^ auf 300, 600 und 1000 m; als die wichtigste ansehen, mit Übungen hau .angewandten" Bntfemungs- sehfttzen zu beginnen. Mit je weniger Schreibwesen der Dienst hier» bei belastet wird, desto freudiger wird er unseres Erachtens nach aus- geübt werden ; unserer Erfahrung nach lassen sich auch ohne Sch&tz- bücher, Fortschrittslisten und der^'l. dieselben Ergebnisse erzielen wie mit solchen. Die von dem Herrn Verfasser vorgeschlagene „Ent- fernungsschätzkarte" kann gewifs nur empfohlen werden. Hierbei möchten wir auch eines bisher in der Lilteratur wohl noch nicht er- wähnten Hilfsmittels zum Entfern ungsmessen gedenken; es ist das Fahrrad mit einem daran angebrachten Entfernungsmesser (Curvimeter).. Bei Übungspl&tzen mit gutem Boden hat es den grofsen Vorteil, dab bei jeder Übung und zu jeder Zeit die jeweiligen Entfernungen genau festgestellt werden können; man wird sich dabei Überzeugen können,, welche gewaltigen Fehler selbst auf den bekanntesten Übungsplätzen oft gemacht werden. Auch im Gelände läfst sich zu diesem Zweck das Fahrrad stets dort benutzen, wo nur fahrbare Wege in der >iähe sind.

Die vom Verfasser vorgeschlagene Art der Beurteilung der Leist- ungen im Entfernungsschätzen glauben wir nicht empfehlen zu können; sie entbehrt fUr den GelHranch der Truppe immerhin die Einfachheit;, zudem ist es unseres Brachtens für die Beurteilung der Gröfse des.

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Ümteliaa ia der HiHtir-Iittantar.

Fehlers, den ein Mann gemacht hftt, gleichgültig, welche Folgen der

gemachte Fehler hat

Sind wir somit auch nicht mit allen Vorschlägen dos Verfassers einverstanden, so sind wir doch der festen Überzeugung:, dafs das Studium seiner Schrift dem Verständnis für den wichtigen Dienst- zweig des Entfernungsschätzens förderlich sein mu£i.

Es wSre gewiis Ton hohem Interesse, wenn einmal hSheren Orts durch entsprechende Versuche ermittelt würde, welche Ergebnisse sich seitens der Truppe in unbekanntem Gelinde flberhaupt erzielen lassen und weiterhin, mit welcher Methode sich die besten Ergebnisse erzielen lassen, bezw. ob sich bei gleicher Ausbildunis^zeit und ver- schiedener Ausbildungsmethode überhaupt nennenswerte Ver- schiedenheiten nachweisen lassen. v. s.

A. W. WeresehtM-hagiu. Skobelew im Türkenkriege und vor Geok-Tepe. Erinnernngen eines Augenzeugen. Autorisierte deutsche Ausgabe von A. ▼. Drygalskt Berlin 1900. 1. Ride (Stuhrsche Buchhandlung). Der Verfasser dar interessanten Skizzen: «In der Heimat und im Kriege" hat unlängst unter dem Titel: .N'eue Erzählungen' ein*' n«'ue Reihe von Skizzen folgen lassen, die nach der Anordnung ilirt's Inhaltes, wie ein russischer Schriftsteller nicht tr^inz unrichtig bemerkt, eigentlich den Tit»'l: „Im Kri'-tre und in der Hpimat* führen müfsten. li'-nn das unbedingt anregeiid>te in der kleinen Schrift sind die den Krieg behandelnden Schilderungen. Der Verfasser giebt in ihnen Erinnerungen aus den Feldzügen, an denen ihm persönlich Teil zu nehmen vergönnt war. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht der moderne russische Heros, Skobelew, der «weilse General* mit dem deutschem Ausdruck seines vom blonden Backenbart umrahmten Ge- wehtes, er. der Deutschenfresser. Wereschtschagin beftnd sich be- kanntlich als Ordonanzoffizier in seiner nächsten Umgebung. Die beiden Kapitel des ersten Teils der „Neuen Erzählungen": „Jenseits der Donau" und „r>ie Achal-Teke** werden dem deutschen f.»^ser hier in der t bersetzung vorgeführt. Sie sind, wie alles, was We- rechtschagiii sehreibt, ausgezeichnet durch Lebendigkeit und objektive Wahrheit der Darstellung. Diese Offenheit, die auch den Schatten- seiten russischer VerhSltnisse nicht ans dem Wege geht, hat fMlich nicht iauier den BeifUl russischer Kritiker gefunden. So namentlich der Schlafs der Erzihhmg, der die Überschrift: „Das Kriegsgericht* tragt. Hier charakterisiert Wereschtschagin in allerdings sehr offener Weise das System „der unerlaubten Ersparnisse", das besonders früher in der russisch<^n Armee eine so grofse Rolle spielte und norh in neuester Zeit durch die Prozesse gegen mehrere Generale und frühere Ver- "waliuiig>beamie in Petersburg und Ssewastopol illustriert wurde. Wir sehen da zwei Offiziere, Befehlshaber von Ssotnien. im Kreise der jflngeren OfBziere sitzen und berechnen, welche „Ersparnis" fürsiebeidem

L/'iyiki._cCi Ly

Uiuücbaa in der MiUtär-Litteratur.

379

fteibftndigen Ankauf der für ihre Ssotiden erforderlichen dreimonat- lichen Pourage ahfKUL Wereschtschagin schildert diese Szene fol-

gendermafsen: „18540 Rubel! ruft, endlich mit seiner Rechnung fertig, Mahomcd, reifet die kleine Tossetinisohe Papacha (die Pelzmütze der Kaiikasicr) von seinem grauen, ganz kurz geschorenen Kopf und schwiriiTl sie feierlich in die Luft, da fällt was ordentliches für unsere Tasche abl Unsere Subalternofflziero verhalten sich bei dieser Nachricht ziemlich gleichgültig und essen in dem Bewufstsein, dafs sie nichts von dem Segen abbekommen, ruhig weiter. Wir beiden Ssotnienkommandeure beschliefsen dagegen, schon in aller Fr&he zum Geldempfang nach dem etwa 40 Werst entfernten Stabsquartier zu reiten.* Sehr drastisch schildert Wereschtschagin dann, wie in ihren Freudenbecher hier ein bitterer Tropfen Wermut fallt, da ihnen, „für den Ökonomiefond des Regiments" vom Zahlmeister Ssemler Petro- witsch ein „Abzugs von 20% gemacht wird.

Dieser Abzug spielt nun in dem vor dem Kriegsgericht statt- findenden Prozesse eine Rolle, da der vor dasselbe geforderte Regiments- kommandeur die „20 Prozent" Hatto in seine eigene Taschn gleiten lassen und deshalb von den Führnri der Divisionen (Halbiegimeiiterj. denen nicht wie den Eskadronskummandeuren die Möglichkeil, auch ihrerseits „Ersparnisse" zu machen, gegeben wurde, denunziert worden war. Der Angeschuldigte wird freigesprochen und spfiter Brigade- kommandeur. — W. schliefet seine ErzShlung nun mit einer Äußerung Skobelews, der im Kreise mehrerer Offiziere einem derselben sagt: .Wissen Sie, Oberst, dafs während des ganzen türkischen Krieges nur drei Regimentskommandeure die Okonomie- gelder vollständig an die Kasse abgeführt haben: Graf S.. Oberst R. und Haron K.' Mit gedämpfter Stimme und halb traurig fügte er dabei hinzu: l'nd das waren lauter Deutsche!*" Hierzu bemerkt W. Apuschkin im „Invaliden." dafs, wenn „der weifse General" aus seinem vorzeitigen Grabe stiege, er sicher seinen früheren OrdonanzofBzier bitten würde, aus dieser Er- zählung die Äufserung über die Deutschen zu streichen.

In allen Erzählungen W.s kehrt die Bewunderung der magischen Gewalt wieder, den die Persönlichkeit Skobelews, seine Todesverachtung, seine Siegeszuversicht, seine Klarheit in der Befehlsführung auf den

russischen Soldaten ausübte. Bekanntlich hat ein russischer Militär- schriftsteller, Herschelmann, im Wajennüj Sbornik „Das moralische Element in den Händen Skobelews 1880 1881** zum Gegenstande einer eigenen Abhandlung gemacht.

Dafs der Humor bei der NatuiwahrtH'it der Erzählungen W.s zu seinem Rechte kommt, darf kaum erwähnt werden. Köstlich ist in dieser Hinsicht die Skizze: „Der Feldzahlmoister."

Die Übersetzung giebt das Original gut wieder. Die unrichtige Wiedergabe russischer Titel u. s. w. (wie Pragorschtschik für

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Umschau in der Wlitlr-Iitteratiir.

Praporschtscbik, Priskow für Pristaw u. m. a.) ist wohl auf Druck- fehler surOckzuftthran. Die beigegebenen Bilder des Verfassers und seines Ueblingshelden sind eine willkommene Zugabe. 17.

Blnteiluiig und Dislokation der Russischen Armee nebst einem Verzeichnisse der KriegsschiiTe. Nach russischen offiziellen Quellen bearbeitet von v. C.-M.. Major. April 1900. 6. Ausgabe. Leipzig. Zuckschwerdt. Preis 1 Mk. Wir müssen es dem Verfasser und dem Verleger zum besonderen Verdienst anrechnen, dafs sie so schnell der letzten Veröffentlichung eine infolge der inzwischen eingetretenen Veränderungen richtig ge- stellte neue Ausgabe folgen UeTsen. Da diese sich meist auf die Flotte und die Truppen in Asien bestehen, so sind diese Verbesserungen bei dem hohen Inteiesse, das gegenwärtig gerade der mÜitarisehen Lage in diesem Weltteile entgegengebracht wird, um so wichtiger.

17.

III. SotwMan.

Amudem der Hydrographie imd navittMen MetoOMlofle. Hsili.' Port Elisabeth. Nach Berichten des Kaiseriiohen Konsulats daselbst, des Kapitäns B. M. 0. Loders, Bark „India" und ergSnzt nach eng- lischen Quellen (hierzu Tafel 5). Die Delagoa-Bucht Nach Berichten

vom Kaiserlichen Konsulat in Lorenzo Marques und von den Komman- danten S. M S Schiffe in Ostafrika, nach neueren Veröffentlichungen in den „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie** und Bekanntmftchunp:en in den „Nachrichten für Seefahrer" aus portu- giesischen, holländischen, englischen und amerikanischen Quellen, er- gänzt nach sonstigen englischen Angaben. Rasche Fahrten deutscher Segelschiffe auf afidllehen Breiten von L. B. Dinlüage. Rttckbliok auf das Wetter in Deutschland im Jahre 1890. Sprungwelle und Flutgröfse im oberen Teil der Pundy-Bai. Nach einem kanadischen amtlichen Bericht bearbeitet von Dr. G. Schott (Hierzu Tafel IV.) Die Witterung an der Deutschen Küste im Februar 1900.

Marine-Rundschau. Heft 4. Titelbild: Der russische geschützte Kreuzer „Askold " Was verdankte die athenische Demokratie ihrer Herrschaft zur See. L>ie türkische Marine von ihren Anfangen an. Von Kalau vom Hofe Pascha. (3. Forts.) Von der ostasiatischen SiHiion. Dienstliches und Aufserdieiistliches. Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten über Seewesen, Schiffer- und Fischerleben in den germanischen Sprachen (Schlub). Betrag sur Theorie dee Wasserwiderstandes der Schiffe. Von tfartaie-^berbaurat Schwan. Das Wassergas und seine Verwendung. Von Torpedo*8tabsingenieur Diegel. (Mit 10 Skizzen.) Die Vermessung in Kiautschou. Neue elektrische Glühlampen.

Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens. Nr. 4. Die KesseleiLplosion auf S. M. Torpedoboot ^dler." Graphische Methoden

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UniMluui in dar MmUr-Llttanitiir.

881

für die astronomische Ortsbestimmung in See. Die Fortschritko der Piiotogrammetrie. Budget der K. K. Kriegsmarine für das Jahr 1900. Der deutsche kleine Kreuzer „Gazelle." Der brasilianische Torpedokreuzer „Tamoyo." Das schwedische Marinebudget für das Jahr 1900. Fremde Kriegsmarinen. Der Hafen von Piume. Nr. 5. Astronomische Ortsbestimmung zur See ohne Rechnung und Tafeln. Der SeecQstanzmeaser der Profeeaoren Barr und Strond. Die Zunahme der OrttfeenTerhSltniaee der Seeschiffe. Der 8ehiffi»au im Jahre 1899. Die neuen Gesohfitze (Ur rauchloses Pulver in den Vereinigten Staaten. Der Schiffspark der österreichischen Handels- marine. — Ein für eine geplante antarktische Expedition bestimmter Dampfer. Petroleumgewinnung der Erde. Die Naphta-Ausbeute Rufslands im Jahre 1899.

Army and Navy Gazette. Nr. 2096 l^ie Rückkehr des „Power- ful." Die Proi»aganda für die deutsche Flottenvermehrung. Besuch des Kanaigt;s(^h\vaders in Kingstown zur Anwesenheit der Königin dort. Mangel an Ingenieuren in der französichen Marine. Nr. 2097. Mit Masten und Raaen. Französische Schiffe und Kanonen. Die SohiflbausrOstungsfrage. Marine-Depeschen flber den Anteil an den Gefechten des Boeren-Krieges. Hr. 9098. Die Marine und die Kolonien. Pranaösisohe Marine-Politik. Englische Schiffs-Geschütse in der Front. Das österreichische Marinebudget für 1900. Hr. 2099. Die Marine. Die japanische Marine. - Rückkehr der »PowerM.**

Erfahrungen mit dem Personal im Transvaaikriege.

Journal of the Royal United Seryice Institution. Nr. 265.

Titelbild: Der deutsche Aviso I. Klasse „Heia.** Taktik bei dem „Jane"- Seekriegsspiel. wie sich dieselbe bei den verschiedenen Marinen er- giebt. Eine Einleitung in das Studium von Marine-Taktik. Marine-

Nachrichlon.

Ariny and Navy Journal. Nr. 1908. Ein neues französisches Geschütz. Das Neueste von Manila. Die Feuerzone. Nr. 1909. Ausgaben für die Ktlstenbefestigung. Der Marinegerichtshof. Arbeiten der Marine-Inihnterie in Alaska. Das Neueste von Manila.

Nicht entzflndliches Holz. Hr. 1910. Die Befestigung von Guam.

Unser Konsulardienst. Revision der Marine-ReglementB. Das Neueste von Manila. Neue Klassifikation von Kriegsschiffen. Nr. 1911. Die Frage der Panzerplatten. Anwachsen des ameri- kanischen Seehandels über den Stillen Ocean. Die Lage in Süd- afrika. — Die Geschichte der Marine-Akademie. Pensionierung von Seeoffizieren. Versuche mit Etagentürmen. Ausländische An- sichten über unsere Kommandanten.

Revue maritime et cuiuniale. (Februar 1900.) Achter Beitrag zur Schiffs-Kinematik. Die Verteidigung der fkvnzSdsehen KOste von Bayonne bis Dunkerque im 17. Jahrhundert Schill^egnahmen «ur See. Die Wirkung des Feuers zur See. Die Konstruktion

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Umsohaa in der MmtSr-IitteratDr.

von Torpedobooten. Der „Oceanie.* Das Personal der deutschen Marine. Versuche mit den Babcock- und Wilcox-Kessoln E)as Torpedoboot „Bailey." Vergleich zwischen den bestehenden und den im Hau befindlichen amerikanischen Kreuzern. Die englische Seefischerei. Fischerei verlrag zwischen Schweden und Dänemark.

Das Lyddite. Reorganisation des amerikanischen Marine* Personals.

Rivista marittima. (März 1900.) Schlufslolgerungen über den spanisch -amerikanischen Krieg. Eine neue Veröffentlichung des Herrn Loctaroy. Die Herrschaft über das Mittelmeer im Mittelalter.

Elemente des Schiffbaues. Die Erziehung des italienischen Matrosen. Der deutsche Dampfer «Deutschland.** Yachtsegeln.

Eine auf See ausgeführte Maschinenreparatur. Neue Forschungs- ergebnisse auf dem Gebiete der italienischen Seekriegsgeschichte. April 190n I»ie Punktionen des Exerzierens und der Bewaffnung bei der Vrrtcidigung der Nation. Die n<»ue Idee. Der Einflufs der Wa.sserliefe auf den Widerstand gepen die Schiftsliewegungen. Erfahrungen mit dem Schlingerpendel in hoher See. Die Lage Italiens als Kohlen-Konsument. Versuche mit Wasserrohrkesseln.

Mor»kui Sbornik. Nr. 4. (.April.) Nicht offizieller Teil: HilAikreuzer im spanisch-amerikanischen Kriege. Armee und Flotte unter den augenblicklichen VerfaSltnissen; von Graf A. Heyden. Der Personalbestand der danischen Flotte. Stembeobachtungen auf dem Meere. Grundsätze für Wahl und AufeteUung der Artillerie eines Schiffes. Metallurgische Bemerkungen.

IV. Verzeiebnis der zur Besprechung eingegangenen BOcher.

(Dto «llfafaagtoen BBelitr »rfUirtB •iae Be»pr«cliang oaeh Mar»gabe ikrer Bedeutung and daa T«r- nftma RauMt. Ha» V«rpflJoktaBg, jadm «ingekMid« Baoh xn bMpiMhta, ftiwtaüuit 4to Uitof der ^■kAMhM» itf kt. «mIi wnimm «U« TttdH lialilchtr BMwr mM Aag>k« iM PnIm«

Hbm 4lM«r oiitMrilt mtte khr immmM. BfawKidMBdniv vwBtokn taitl tUkH aMt)

1. System der PfMe-Gymaastik. Den Offizieren der deutschen Beiterei gewidmet von Paul Plinzner, Major a. D.. Leibstallmeister S. M. Vierte durchgesehene Aullage. Berlin 1900. R. Schröder.

2. HiUtKriache Reiseerinnerungen aus Rntelaild. Sommer 1899. Von A. von Drygalslii. Sonderabdruck aus ^Neue Müitftrische Blätter.- lanu.'ir-März 1900. Berlin 1900. R. Schröder.

3. Was bringt uns die FelddienstoidBUig 1800 Neaesi Für

Offiziere aller Wdflen dargestellt von A. von Hennings, Hauptmann.

Berlin 1900. R. Schröder.

4. Otto von Bismarck. Sein Lehfn und sein Werk von Johannes

Kreutzer. Zwei Bände mit zwei Bildnissen von I. V Cissarz. Leipzig 1900. R. Voigtländers Verlag. Preis 6,50 Mk., geb. 8 Mk.

5. Die Taktik der Feldartillerie für die Offiziere aller Waffen aul Grund der für die deutsche Artillerie bestehenden Bestimmungen.

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UoMOhau in der Militär-Litt«ratur.

383

Von H. Rohne, Oeneralleutnant & D. Zweite vemetarte und ver- besserte Auflage. Berlin 1900.- E. 8. MitÜer A Solin.

e. Krieg «nd Arbelt. Von Michael Anitehkow. Berlin 1900. Puttkammer & MUhlbrecht

7. Batillviig oBi Staadorte des deutBehea Heeres imd der Katoeriiehen Kaifiie^ Berichtigt bis zum 8. AjirU 1900. Von C. Alandt VierunddreiTsigater Jahrgang. (Erste Ausgabe.) Berlin 1900. A. Bath. Preis 1 Mk.

8. Einteilung und Dislokation der russis^Aeii Amee nebst einem Verzeiclinisse der Krie^sehiife. Nach russischen offiziellen Quellen bearbeitet von v. C. M. Mijjor. 6. Ausgabe. Leipzig 1900. Zuckfichwordt & Co. Preis 1 Mk.

9. Statistik der SaniUit.sverhältnisse der Mannscliaft des K. und K. Heeres im Jahre 1898. Über Anordnung des K. u. K. Reichs-

Kricgs-Minisleriums bearbeitet und herausgegeben von der III. Sektion des K. u. K. technischen Militär-Komitee. Wien 1899. Druck der K. K. Hof- und Staatsdruckerei.

10. Oescliichte des Feidartillerie-Regiments General-Feldzeug- meister (1. Brandenburgischen) Nr. 3. Auf Befehl des Königlichen Regiments bearbeitet von v. Stumpl'f, Hauptmann. Mit Skizzen, Karten und Plänen. Berlin 1900. E. S. Mittler & Sohn. Preis 13,50 Mk.

11. Geschichte des 4. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 67. Ergänzte und bis 1899 fortgeführte Auflage von „Die ersten 25 Jahre des 4. Magdeburgischen Inf.-Regts. Nr. 67," dargestellt von Heinrich, s. Zt Hauptmann v. N. B. d. gr. Generalstabes. Auf Befehl des Königlichen Regiments bearbeitet von Weberstedt» Leutnant Mit Abbildungen, Karten und PlXnen. Berlin 1899. B. S. MitUer k Sohn. Preis 12,S0 Mk.

12. T. LQbeU'a Ja]ire8beri<Ate Iber die Verindenuigem und Fortaefavitte in HilitinreeeB. XXVL Jahrgang 1899. Unter Mit- wirkung mehrerer Offiziere herausgegeben von v. Pelet-Narbonne»

Generalleutnant z. D. Mit 6 Skizzen im Text Berlin. B. S. Mittler k Sohn. Preis 11 Mk., geb. 12,50 Mk.

IS. L' Armee k travers les agea. Chefk d'armee. Gonferencee

faites en 1899 ä l'ecole speciale militaire de Saint-Cyr. Paris 1900. Librairie militaire R, Chapelot et X)ie.

14. Quartter^ «nd Katniallelatiiiiff für die bewallkete Macht Im

Frieden in den Jahren 1894 bis 1897. Von Dr. M. Neefe, Dbektor

des statistischen Amts der Stadt Breslau. Sonderabdruck aus dem 8. Jahrgang des Statistischen Jahrbuchs deutscher Städte. Breslau 1900, W. Korn.

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Umsoiuui in dar MUitir-Litteratar.

Vorgeschichte. Mit 2 Karten, Berlin 1900. Militär -Verlagsanstalt Preis 2 Bfk.

la HisteiMi» Stadien. Heft XVI. Die KiiegfHhiug iM EnhonogB Cail. Von Heinrieh Ommen. Beriin 1900. R Ebering. Preis 4 Mk.

17. General Gallieni. La FacÜMlttoii de Madagascar. (Operations d'Octobre 1896 a Mars 1899.) Ouvrage redige d'apres les Archives de rKtat-Major du corps d'occupation. Par P. Hellot, oapitaine. Paris 1900. Librairie müitaire H. Chapeiot et Cie.

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DnMk VM A. W. Hsym^fe

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Pnncelon Univejsity Libi n

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