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ANNALEN

PHYSIK UND CHEMIE.

I

B A N D LX.

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ANNALEN

DER

PHYSIK

UND

CHEMIE.

A> .^ V

^ t:\v-YoV^

H£RADSG£G£B£N ZU B£RL1N

VON

J. C. POGGENDORFF.

SECHSZIGSTER BAND.

DER GASZEH FOLGE HUITDEaT SECHS UKD DABISSI6STBB«

HKBBT O&BI XUP7S&TAFSLR.

LEIPZIG, 1843.

TBRLA6 VON JOHANN AMBROSIUS BABTB.

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ANNALEN

DER

P H Y S I K

UND

CHEMIE

ZWEITE REIHE.

HERAUSGEGEBEN ZU BERLIN

VOK

J. C. POGGENDORFF.

DREISSIGSTEB BAND.

, - . i.. . .

NBBST D&XI KÜPFKaTAFBlH.

LEIPZIG, 1843.

TERLAG JOHAN« AHBIIOSIUS BARTO.

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Inhalt

des Bandes LX der Annalen der Physik und Chesm.

Erstes Stäck.

Seite

I. t7eber cleiintclie AUiildoDgen ; ven G. Karsten 1

II. UntersucIiuDg über das vom Prof. Moser zu Küoigsberg ent- deckte dunkle Licht» und über die £raeii|;anf ▼on WüriDebil- dern; ton £• Knorr. 18

III. ErwideruDg an die HH* Fizeau und Dagoerre; von L* Moser '40

IV. Ein Ezpenmcai snm BewciM, da£i im QnecluilberdaiBpf 1** lentes Licht vorhanden uj\ von Demaelben 48

V. Entwicklung der Lehre voni Glänze; von J. C. Ücisled. 49

VI. Das specifische Gewicht der Schwefelsaure bei verschiedenen Graden der Verdünnung; ton Chr. Langherg. 56

VIT. Ucber den Nebenstrom im gelbeilten Schliefmingadraht der Bat» terie; von K. W. Knochenhauer 70

VIII. Ein Paar Bemerlcnngen fiber die neue Theorie in Hm. Prof. D op p 1 er*« Schrift M^ebcr da« iarbige Licht der Doppelsteme und einiger anderen Gettime des Himmels**; von B. BoUano. 83

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VI

Seit«

IX. Zweite Dcnkschrifi über die Kaoline oder Poroellaoerden, über

die Natur und MischoDg derselben; Ton A. Brogniert und *

Malaguti 89

X. lieber die Bestandtbeile der Meteorsteine; vom G. Rammela- berg. 130

XI. lieber einige oxaltanre Doppelsaice; von G. A. Kayser. 140

XII. Ueber einige Jb^igenscbaften der von Dagucrre*6chen Licht- bildern erbaltenen galvaniseben Kupferplatten; Ton F. Strebllte. 144

XIII. Hervoibringung eines Vaennma mittelsl der GernnTogalkraft

des Quecksilbers; von Plateau 150

XI Y. Ueber optische Versuche und über einen Apparat zur Be- wSbmng gewisser Eigenacbaften des Scbwcvpnnkts; von Dem- selben. 152

XV. Atmosphärisch - optische Erscheinung, beobachtet von Lang- berg. 154

XVI. Ein nratbmafsÜeber und ein tbalsficblicber MeieorsleinfalL 156

XVII. Sonderbare Wirkung eines Blitzscblages. . i . . . . 158 XVIU. Ueber die Priesll ey'srhea runden Flecke, wcltlie durch

sehr schwache elektrische Funken gebildet werden; von Gh. Mat- te ueci 159

Zweites Stück*

I. UntersnchaDgen fiber das KItma iron Paris nnd fiber die vcm Monde bewirkte atmosphärische Ebbe und Fluth; von O. Ei* ' aenlohr. •' 161

II. Ueber das Klima von Peking; von W. Mabimann. . . 213

III. Leber den Nebenstrom im getheilten Schliefsungsdraht der Bat- terie; von K. W. Knochenhauer. (Sdilufs.) 295

IV« Ueber die chemische Zusammentetzung derProdncte der fre^* willigen ZcrseUung der Kobalt- und Nickelerxe; von K. Kerstea» 251

V. Untersuchung über die Produclc der trocknen Dcstiliailon des Tabackst nnd die B^challenheit -dt» Taback&rauchs; von W. C. Zeite. 272

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vn

Seile

VL Einige Bemerkungen über die Büdong der Gangmassen; von G. Biachof. ^ ... 965

YII« Udbcr dao daa Genmn be^dtenden aeoen Metalle Lantlummni und Dldymmnif so yne über die mit der Yttercrde vorkommen- den neuen Metalle Erbium und Terbium ; von CG. M o s a n d e r. 297

Vm. Ueber die Yersudie, welche von etner CoimtiitaioD des K. NledertSodSschen Tnstitnta mr PrfifiiBg d«p aiigdl»K«ihen Eigen- schaft des OelS| die Meercswo^cn zu ätiilen, angestelh vrordcn sind. . . ' 316

IX. Udber die MmnctuSmng mtfirlidier Magnete von achleehter Beftefaaffenlieit mictebt galvanischer Str9ine 819

Drittea Stück.

I. Achtzehnte Reihe von Expenmeotal-Untersacbungen über £lek- triciUt; von Michael Faraday. 321

Uebcr die Elelciridtäts-Erregong durch Reifamig von Was- ser und Dampf an anderen Kdrpecn.

II. Ucbcr dcu Dampf ah ein Mittel zur Elektricitäts- Erregung ond über die sonderbare Wirkung, eines Damp6irahls auf eine Kugel; von W. G. Armstrong. 348

III. Beschreibung einer fiur die polytechnische Anstalt ^u London angefertigten Hydro -Elektrisirma&clune und einiger damit ange» stellten Versuche; von Demselben 352

IV. Beschreibong eines Mazimom- und Minimum -Barometers, und einige Bemerkungen hierüber; von G. Bischof. 357

V. Beschreibung sweier Gefafsbarometer, das eine mit constantem, das andere mit verlnderUdiem Niveau, nebst Tafel cur Berich- tigung der Gaptllardepression ; von Delcros. ...... 374

VI. Wirkungen einer grofsen cuostantcn Batterie; von J. F. Da- niel!. 37»

De la Rive'a ähnliche Beobachtungen. ..... 385

VII. Veber die sogenannte PoUrisalimi und fiber den Widerstand

in c^Imdriscii geloiniten Zellen; von J. F. Daniell. . . 3b7

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VIII

Mite

Vlli. Elektro- chemischer Condcmator und neue Vollasdic Kette j

' TOD A. de la Rive 397

IX Bon teil*» verbeiaerie KoUenbait«rie und eiiu(c Venuch« nlt dcTMlbeD 402

X. Silliman^s Koblcnbatterie. 405

XI. Neuer Gwuiiutator von Dujardin 407

XII. Betdimbimg cuiea «ch mUmi Kglatnrendcn FludnneMcr^ oebst einigen mit diesem Apparat erbaltenen TorlSufigen EeinIuieo{

von £. Lenz 40S

XIII. JNene» Bathometer} von G. Aim^. 412

XIY. Ucber die Tbeorie der Gletscher; Ton P. Merlan. . . . 417 XV. Vorkoromen von Quecksilber in Frankreich. ..... 444

XVr. Glanzende Luflerscheinung « 446

XVK. ProciraDm der Stadt Mailand snr niebsten Veraammlnng ita-

licnlsdier Natnrforsdier. ^7

Viertes Stück.

I. Ueber die Sirene , von A. Seebeck. 449

II. Kacbtrag in dem in diesen Annatai enthaltenen Aufiats: lieber den Eiaflnfs dar Flasdienfoim auf die Tonhöhe der darin t6« nenden Luft, mit Besieboog auf die Menschenstioime; von

K* F, S. Liikovius 482

III. Zur Theorie der tönenden LuftsSulen; von Demselben. . . 484

IV. Untersuchung der Gichtgase eines norwegischen Kisenhohofens ;

von Th. Schcerer und Chr. Laugherg 489

V. Udler das Temperatur -Maximum in einem Hohofen und fiber

den Effect der erwSrmten Gebläseluft; von Th. Scheerer. 598

VI. Üeh ci den färbenden Bestandlheil des Feuersteins, CarneoU

und Amethystes; von W. Heintz 519

VIL Ueber die Theorie der Gletscher; von P. Merian. (Scblufs.) 527 VIII. Uebiw die Blattstellimg einiger Mamlllarien und Sjngencsi-

sten; von C. F. Maumann. . ^ 550

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IX

Seite

IX. Bemerkuogea über einen Venucb, angestellt von mehren MiigUA- dcm der votn Niederlindisdwn Intdtnt data beanftragien Goin->

mission, «ur Prüfung der Frage« ob die dem Oele zugeschrie- bene wellcQstiiicDde Wirkung begründet sej; von Lipkens. 556 X Versuche über die Fortpflanrangsweise der Wellen anf der

Oberflach« von Flfissighelten; von Dyar. ....... 558

XI. BeschrclLuiig ciuer Maschine zum cxpcrniicntclleu Bcwidsc

des Theorem vom Parallelogramm der Kräfte; von J. G. Grabaj, 562

XII. Ein neues Verfahren die elektromoionscfae Kraft eines galva- nisehen Stromes m's Unbestimmte an erhöhen; von J. C Pog-

gendorff. , 568

Xlll. Notia über eine sonderbar» Folgerang ans den Geieuen der LiehtreflKdba; von Plateau. 67S

XIY. Zweite Notls Ober eine soaderi»are Folgen»^ ans ^en 0^

setzen der LicLtrcÜexioQ ; von Demselben« 581

XV. Ucber die £rscheinaBgen an donnen Platten im polaiisnrteB Licht; von H. Lloyd . 687

XYi. Ueber den Fundort ond die ^rystalUorm der phosphorsau- ren Yttererde; von Tb. Scheerer. . . . , 691

XVU. Ueber den Uvrarowit und Granat beangtich ihrer ZecstÖ-

rang; von Ang. Breitbanpt . . 594

XVIU. Vtbci den Kalkchromgranat. 596

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Nachweis zu den KupfertafeliL

Taf. 1. Fai aday, Fig. 1 und 2, $.322; Fig. 3 und 4, & 323; Fig. 5, S. 32li; Flg. 6, S. 322. Arastrong, Flg. 7 und 8^ S. 350. Bi«chof, F]g.9> S. 357; Fig. 10, S.333; Fig. 11, S. 373. Delcros, Fig. 12, S. 374; Fig. 13, S. 376. See- beck, Fig. 14, S. 451; Fig. 15, S.452. Daiardio, Fig. 16, S. 407. Aim^, Flg. 17 md 18 S. 412.

Taf. II. Be la Rive, Fig 1, S. 397. ^ Bunseo, Fig. 2 «md 3, $.403. Sillinian, Fig. 4, S. 405. Lenz, Fig. 5 und 6, S.409. Crakay, Fig. 7, S. 563. Dyar, Fig. 8, &558; Fig. 9, S. 559; Fig. 10, II und 12, S. 500; Fig. 13, 14 und 15, S. 561$ Flg. 16, S.562. %

Taf. III. Schccrer und Langberg, Fig. 1, 6. 4^0 and 505; Fig. 2,

3 und 4, S. 505»

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1843. ANNALEN JTo. 9.

DER PHYSIK UND CHEMIE.

BAND LX.

I. üeler elektrische jibbildungen;

i^on G. Karsien,

Seit melo letzter Aufsatz über die elektrischen Abbil- dungen in diesen Blättern erschienen ist, sind von ver- schiedenen Seiten her Abhandlungen über die Erzeugung ▼on AbbilduDgeo durdi verschiedene Methoden bekannt gemacht worden. Prof. Moser hat seine Theorie in ei- . Der eigenen Schrift auseinandergesetzt, die Ansichten der HH. Hunt und Knorr sind iu diesen Blättern, die der HH. FizeaUy Daguerre, Masson und Morren in den Comptes rendus zu finden« Es sey mir erlaubt, diese verschiedenen Ansichten einer Prüfung zu unterwerfen. Bevor ich jedoch dieis uuleruehmc, will ich noch einige neue Thotsachen, die sich bei den fortgesetzten Versu- chen ergeben haben, berichten.

Es schien mir zur |^rkenntnifs des Proccsscs der Bilder- Erzeugung von groüser Wichtigkeit, die Art der Oberflächenveränderung einer genauen Prüfung zu unter- werfen. Mittelst dieser Untersuchung hoffte ich zur Ent- scheidung der Fraf;e zu gelangen: welcher Kraft die Biider- Erzeugung zugeschrieben werden müsse, ob dem Lichte y der Wärme oder der Elektricität. Zuerst be- trachtete ich die Platte (meist eine Messing- oder Ku- pferplattc), auf der durch Eleklricität eiu Üild erzeugt worden war, unter dem Mikroskop; allein ich konnte durchaus keinen Unterschied zwischen dem Bilde und den übrigen Theilen der Platte auffinden. Behauchte ich die Platte, so schien auf den ersten Anblick das Bild der erhabenen Theiie nicht benäist zu seyn; allein bei scharfer Besichtigung bemerkte ich^ dafs ein viel feine-

Pogsendotfl*« AnnaL Bd. IX 1

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rcr Hauch diese Theile tibcrao^eil hälfe. Unter dem Mikroskop zei^t sich der Hauch als eine grofse Meuge «wielner Tropfen, dt« so am der PlaUe haften^ wie etwa ein Quecksilbertropfeii an einer Silberplatte.

Der feine Hauch unterscheidet sich Ton dem ge- wöhnlichen dadurch, dals die kleinen Tropfen mehr in einander verlaufen, und fast eine zusammenhängende Was- ser-Oberflöche bilden. Durch den Procefs der Bilder- erzeugung ist also die Adhäsion des Dampfes vermehrt worden. Diese Eigenschaft der elektrischen Bilder, die Dämpfe stärker zu condensircn, führte mich auf die Ver> innthnng, dafs hier ein ähnlicher ProceÜB vor sich ginge, wie bei einer Platinplatte am^Sauerstoffpol einer galvani- schen Kette, dafs also die Platten an den Stellen der Bil- der absolut rein würden. Zwar stellte ich mit Platten verschiedener Metalle Versncbe an, um ta sehen, ob viel- leicht Gasarten von denselben condensirt wGrden; allein ohne Erfolg. Dennodi i^janbc ich, dafs Versuche mit Platinplatten (deren ich mich nicht bedient habe) gute Resultate geben warden.

Statt der Condensation der Dämpfe sadite ich ein anderes Mittel aufzufinden, um die Bilder sichtbar zu machen, weiches besonders dazu dienen sollte, die po- sitiven Bilder von den negativen zu nnterscheiden. Con- densirfe Dämpfe, besonders der Hauch, dessen Gebrauch am bequemsten ist, täuschen nämlich oft über die Art des Bildes, das )e nach der verschiedeneu Lage der Platte zum anffallenden Liebte bald positiv, bald negativ er» scheint. Weil nun ans der verschiedenen Condensation der Dämpfe eine bedeutende Differenz zwischen Platte und Bild ersichtlich ist, so wollte ich untersuchen, wie weit diese Differenz auf einen chemischen Procefs Ein- flufs ausflben könnte. Ich brachte daher zwei Messing- platten, auf denen elektrische Bilder erzeu^^t worden wa- ren, in eine schwache Kupfervitriolauflösung, und ver* band sie mit den Polen eines Calorimotors. In korzer

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Zeit kamen beide Bilder durch entgegeogcsetzte Processe zum Vorschein. Am Saucrstoifpole war das Bild nur Bchwach, aber es war wenigstens so viel ersicttlidi, dafs die, den erhabenen Theilen des Obfects entsprechenden Stellea des Bildes stärker angegriffen wurden, uahezu 80 stark wie der dem andern Pole zugekehrte liand der Platte« Aip Wasserstoffpoie- dagegen schlag sieb das Kupfer ans der Ldsung auf die Zeichnung eben so stark nieder wie au[ den Rand der Platte; es entstand also ein rothes Bild auf gelbem Grunde. Aus diesem Verhalten geht wieder hervor (da die VVirkung an den Stellen des Bildes beschleunigt würde), dafs durch den Procefs der Bilde rerz.euguug irgend welche i\eiuigung der Platte ver- ursacht werde.

Da sich dieser Unterschied im Verhalten innerhalb der Kette gezeigt hatte, konnte ich nun viel ein£sicher ver- fahren. Eine Messin^platte mit darauf befindlichem elek- trischem Büde wurde iu eine sehr verdünnte Auflösung von salpctersaurem Silberoxjd getaucht. Sogjieich wurde das Silber ans der Auflösung gefällt, und zwar auf der Zeichnung stärker, als auf dem Grunde des Bildes. Wischte ich die Platte ab, so wurde das Bild oft er- halten, und zeigte mitunter eine weifse metallische Fär- bung, die von regolinischem Silber herrührte, und sich auf dem gelben Grunde der Messingplatte sehr hübsch ausnahm. Denselben Erfolg, wie zwischen Messing- oder Kopferplatten und salpetersaurem Silberoxjd, hat man zwischen Zinkplatten und schwefelsaurem Knpteroxjd« Eigentlich negative Bilder, d. h. solche, auf denen die Zeichnung gar nicht angegrifieu wurde, habe ich in der Kette nie entstehen sehen. Bei Anwendung von Däm- pfen erscheinen die Bilder .dagegen fast immer negativ, und nur danii positiv, wenn man verschiedene Arten ▼on Dämpfen anwendet; wenn man z. B. eine Platte ml lodtrt und dann quecksilberti so greifen die Queck-

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silherdUiupfo häuGg die Theile an, die von den Joddäm- pfeu freigeiasseu worden waren.

Die Hoser'scbeii Bilder zeigen non sowohl io der Kette als bei der Reducirung des Metalls aus den .Aof* " lösune^cn dieselben Eigenschaften, wie die elektrischen Abbildungen. Wir müssen also folgero, dafs die Kräfte, welche die elektrischen Abbildangen und die Mose ra- schen Bilder erzeugen, eine gleiche Obeifl3chenver8nde> rini;; hervorrufen. Dasselbe gilt von den Bildern, deren Erzeugung durch Wärme beschleunigt wird, worunter ich aber weder die von Knorr, noch die von Hunt angegebenen verstehe, die gar nicht hierher gehören, son- dern ganz andern Processen zugeschrieben werden m(is- seu, wie sich später ergeben wird. Es wäre interessant zu wissen, ob die Daguerre 'sehen Bilder dasselbe Ver- halten zeigen. Halten wir den eben gelundenen Satz fest, und vergleichen wir weiter die Moser*schen und elektrischen Bilder.

Legt man auf eine Metallplatte ein Glimmerblatt und auf dieses eine Mfinze, so entsteht kein Moser'schea Bild; ich habe eine solche Platte Über sechs Wochen ohne Erfolg liegen lassen. Das Glimmerblatt war aus- gezeichnet schön abgebildet, von der Münze aber keine Spur sichtbar. Wenn nun eine Farbe irgend einer Brech*- barkeit Ursache der Moser 'sehen Bilder wäre, so müfste ein Bild entstehen, denn der Glimmer ist für alle Far- ben durchsichtig, er liifst weilses Licht hindurch, das uu* sichtbare Licht wird sich also durch mehr als durch seine Brechbarkeit von allen Farben des Lichts unterschetdai* Jedenfalls werden wir aus dem Vei suche mit dem (Mim- merblalt folgern können, dafs die elektrischen Abbildun- gen nicht von unsichtbarem Licht herrühren; es sejr denn^ dafs die ElektricitSt das unsichtbare Licht in ungeheurer Inlensilät enthielte. Bestinmit isl es nicht das elektrische Licht, was die Bilder hervorbringt, denn von der Münze schlagen über das Glimmerblatt fortwährend Funken nach

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ö

der Platte über. Der Weg dieser Funkeu mufsle also sichtbar seyn, wenn das eMtrische Licht Ursache der

Bilder wäre; allein er ist es nicht, wohl ober die Stelle der Platte) in weiche der Funke hioeinscliiug, wo also die Ausgleichung der eiektriscben Spannung vor sich ging. Nun ist ja Glimmer einer, der stärksten Isolatoren. Ge- setzt also es lägen Gründe vor, die Mos er 'sehen Bil- der einer schwacheu elektrischen Erregung zwischen Platte . und Object zuzuschreiben, so würde es uns nicht mehr auffallen, durch ein Glimmerblatt hinduroh kein Moser'- ' sches Bild entstehen zu sehen ; es hiefse diefs dann' eben so viel verlangen, als ein Bild zu erzeugen, wenn zwi- schen Platte und Object eine Luftschicht wäre, deren Isolationsvermdgen dem des Glimmerbldttchens gleich ist. Gerade aber das Isolationsrermögen des Glimmers ist die Ursache, weshalb die eiektriscben Bilder auf Metall durch Glimmer hindurch in kurzer Zeit entstehen; denn nur hierdurch ist es mdglich, die elektrische Spannung bis zu einem hoben Grade zu erregen. Also das der Elektricität Eigcüthüuiiiche, die elektrische Spannung, ist die Ursache der elektrischen Bilder, nicht das elektri- sche Lieht, nicht die möglicherweise entstehende Wärme; und behaopCet man, unsichtbares Licht sey die Ursache der ekklii^chcu Bilder, so giebt man zu, dais unsicht- bares Licht Elektricität sey.

Die Mos er 'schon und die elektrischen Bilder zei- gen ein genau gleiches Verhalten gegen Dämpfe und ge- gen Licht. Sie haben ^cnau gleiche Eigeuscliaften in Üc- zug auf das !Niveliiren (was ein sehr gutes Keagens auch für elektrische Abbildungen auf jodirten Silberplatten ist). Wir müssen hieraus folgern, dafs die Veränderungen, welche von den beiden Kräften: dem unsichtbaren Lichte und der Elektricität, hervorgerufen werden, durchaus gleich sejrn müssen, da sie von ein und derselben dritten Kraft in glddier Weise modificirt werden.

Die Moser 'sehen Bilder können nicht in grosser

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£ntferDODg entsteheD. Hieraus folgt, da(t das^ ansidit«

bare Licht sich vom gewöhnlichen auch noch dadurch anlerscheidety daCs es sich nicht beliebig weit fortxupflan- zen Tennag, man müfste denn der Luft ein nnverh&U« nifsmSfsig starkes AbsorptionsYermögen üBr das onsichl- bare Licht zuschreiben. Eine Aehnlichkeit mit der Elek* tricität zeigt aber hierin wieder das- unsichtbare Lichl, denn der Wirkungskreis der ElektricitSt ist )a auch nur ein sehr beschriUiktcr.

Die M 0 s e r 'fichen und ciektrischen Bilder schwär* zen weder Jod, noch salpetersaures Silberoxyd , noA Horusilber. Folglich hat das unsichtbare Licht wieder andere Eigenschaften wie das gewuhuliche Licht, die- selben wie die Elektridtüt.

Unsichtbares Licht ist endlich, nach Prof. Moser, in keiner unserer Lichtquellen entbalten, wohl aber in jedem Körper. Elektricität ist auch nicht im Sonneo- strahl, höchstens könnte sie da entstehen, wo der Son- nenstrahl auf einen Körper tiifil; aber elektrische Er- regbarkeit kommt jedem Körper in Verbindung mit ei* nem andern zu.

Wir haben also folgern können : 1 ) die ElektricitSt, und nicht Licht, weder gewöhnliches noch unsichtbares (aufser in grofser Intensität), ist die Ursache der elek- trischen Abbildungen; 2) ElektricitSt und unsichtbares Licht blinken genau dieselben Veränderungen an Kör- pern hervor; 3) Elektricität und unsichtbares Licht un* terscheiden sich gleicherweise vom gewöhnlichen Lichte durch ihren geringen Wirkungskreis und durch ihr Ver- halten gegen lichtscheue Substanzen; 4) unsichtbares Licht kommt nicht da vor, wo Licht ist, in der Sonne, den Sternen u. s. w., wohl aber in allen Körpern; folglich ist es eine alleu Körperu zukommende gemeinsame Ei- genschaft, wie die elektrische Erregbarkeit.

Diese Gründe zusammengefafst scheinen mir die Ana* losie zvTiöclieu Elcktücitat und unsichtbaiem Lichte stark

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genug,»! machea, um beide ideutiücirea zu köiuieu, uud von dieser Ansicht aus will ich ▼enuchen eine Erkiü» mf; der Erscheinungen zu geben.

Wenn zwei Körper, die irgeudwie von einander reischiedeD sind, in Berührang mit einander koniaieD»80 entsteht ein elektrischer Strom. Dieser/ wiewohl sehr

aü^emeiiie Satz, möchte wolA zugegeben werdcii küiiueu; wir wissen, dafs nicht nur durch Berührung zweier Me- talle ein elektrischer Strom entsteht, wie es der Vol tau- sche Fundamentalversuch zeigt, sondern die Untersuchun- gen sind auch auf viele audcre Stoffe auisgedebut wor< den. Wenn auch bei den meisten Körpern ein directer Nachweis der entstandenen Elektricität nicht gegeben ist, so haben wir doch kein Recht ihr Vorhandensein zu läugueu, da uns die Mittel lehieo, eine sehr schwache elektrische Erregung zu messen. Eine Leidner Flasche, stark geladen, giebt keinen Schlag mehr, weuu sie durch einen langen nassen Faden entladen wird. Wir wissen ^och, dafe starke Elektridtät vorhanden war; wie aber, wenn uns die Mittel gefehlt hStten, welche die Spannung der Flasche augezeigt hatten, hätten wir dann Kecht ge- habt, die Existenz der Elektricität in der Flasche zu Uug- Ben? In diesem Falle ist es die Verzögerung des Stro- mes, die uns die S|>aüiiuiig zu erkennen verliioderl. Komiiit nun noch hinzu, dais die Spannung überhaupt nicht kräf- tig erregt wird, nad dafs sie schon wieder ausgeglichen wird, ehe sie einige Intensität erlangt hat, so wird es uns nach unseren jetzigen xMitteln uuoiügUch se^n, den dennof^ ezistirenden elektrischen Strom nachzuweisen. Diese drei Umstünde vereinigen sich bei den Moser*- schen Bildern, um uns die elektribclie Spanuung zwischen Object und Platte, entgehen zu lassen. Legen wir eine Münze auf eine McCallplaUe, so mdchten wir im Augen- blick der JJerülirung noch allenfalls den entstehenden elek- trischen Strom nachweisen k<^uueu. Ist aber das Ob|ect ein anderer Körj^r, etwa ein Halbletter, so ist erstens

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«

die eiregfe Elektricität sclnvach ; zweitens kann die Span- nung zu keiner Intensität gclaugeu, weil eine fortwäh- rende Ausgleichung derselben stattfindet; drittens geschieht diese Ausgleichung ganz allmSlig wegen der materiellen Bescbaffeiilicit des Objects. Diefs wären etwa die Ur- sachen, weshalb die Anwesenheit eines elektrischen Stroms hei dem Processe der BildererzeagODg uns entgehen könnte« Ob dieser elektrische Procefs nun die wahrscheinliche Ur- sache ist, ist eiue neue Trage; viele Ui^stäude weisen darauf hin» dafs er es ist:

1) Wir wissen y dafs durch Elektridtät Abbildangen entstehen.

2) Diese haben viele gleiche Eigenschaften mit den Moser'schen üildern.

3) Die Moser'schen Bilder entstehen darcb einen Pro- cefs, bei dem man die Elektricitfit als anwesend be- tiadilen kann, wahrend das unsichtbare Liclit eine gualitas occulia ist, und die Wärme am wenig- sten als die Ursache der Bilder angesehen werden kann, wie schon Prof. Moser nachgewiesen hat, und wie ich nachher noch weiter zu beweisen denke.

4 ) Werden die Versuche so eingerichtet, dafs kein clek- trisjcher Strom entstehen kann, so entstehen auch keine Abbildungen. Wenn man also zwischen Ob- ject und Pialtc einen liulator eiuscbaltet, entsteht kein Bild. Wenn man möglichst gleichartige Kör- per TOD derselben Temperatur aufeinanderlegt, so entsteht kein Bild. Ein Zusammenhang mit der Elektricität ist also bei der Eildererzeugung wohl ersichtlich, nicht aber mit dem unsichtbaren Lichte, wenn dieses die Haupteigenschaften des Lichtes ha- ben soll.

Bei dieser Gelegenheit will ich einen Versuch an- führen (der aber noch wiederholt werdeu.mufs), wel- cher mir nicht unbedeutend für die Entscheidung dieser Frage zu seju scheint. Eine Silbennünze wurde auf eine

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Messingplaue gelegt, und auCsen herum mittelst eines Ku- pferstreifens mit der Platte Terbanden. Eine gleiche Münze- wurde auf eine gleiche Platte und zwischen zwei Glasplatten gelegt. Die Münzen und Platten waren lange Zeit in demselben Räume gewesen, und wurden drei Tage lang an demselben Orte aufbewahrt. Nach Ver- lauf dieser Zeit gab die erste Mfinze ein ausgezeichne- tes, die zweite ein sehr schlcclites Moser*sches Bild; bei der ersten konnte der elektrische Strom sich durch den Kupferstreifen ausgleichen, während bei der zwei- ten die Ausgleichung der Spannung durch die Münzen selbst vor sich gehen, also die Bildererzeugung hindern mufste. «

Ein Haupteinwand» d^ gegen diese Erklärung des Processes der Bildererzeugung gemacht werden kann, ist

der, dalts auch Diider in einer, wemi auch sehr geringen, Entfernung des Objects von der Platte entstehen. Doch auch hierauf wird sich mancherlei erwiedem lassen. Schon Volta hatte die Ansicht, dafs zwischen zwei einander sehr genäherten Platten eine elektrische Spannung ent- stände. Diese Spannung wir^ natürlich bedeutend ge* linger seyn, als die bei der Berührung entstehende^ we- ^en des Gesetzes der Abnahme der Kräfte; aber man vergleiche auch nur sok lie Bilder, die in einiger Entfer- nung entstanden sind, mit denen, die durch unmittelbare Berührung erzeugt wurden; wie sich diese zu einander, so mögen sich die erregten Spannungen in beiden Fäl* len verhalten. Ferner, können wir wirklich sagen, zwei Platten aus der galvanischen Kette berühren einander vollkommen, ohne dafs eine, wenn auch noch so dünne Luftschicht sie trennt? Gewifs nicht, es handelt sich also hier nur um einen Quantitäts-, nicht um einen Qua- litäts- Unterschied, und wenn man die Elektricitätserre- gong durch sogenannte Berührung zugiebt, so mufs man auch zugestehen, dafs in einer kleinen Entfernung solche Erregung denkbar ist.

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Eiil zweiter bedeuleoder Einwand ist der, dal's durch GalvaDismus keine Bilder erzeugt werden. In dem vo* rigen Aufsatze habe ich erwähnt, dafs es mir weder durch einen Calorimotor, noch durch eine Volla'sche Säule ge- lungen ist unzweideutige Resultate zu erlangen. DieCs schiebe ich jedoch auf die schlecht augesteiiteii Versu- che, und ich bin jetzt beschäftigt neue anzustellen, mit denen ich, wie ich hoffe, zum Ziele kommen werde.

Einen dritten Einwand endlich könnte mau aus dem Schiasse nehmen, den Prof. Moser gegen die Erzeu- gung der Bilder durch Wärme gezogen, hat, und der auch hier passend erscheint. Er sagt nämlich, dafs die Wärme in den Leitern schnell verbreitet wÖrde, und es also unmöglich wäre, scharf begränzte Bilder zu er- halt4^n. Bei der Elektricität 6ndet nun die Leitung noch unendlich viel sdineller statt, aber nicht ihr, sondern der Spaiiiiung, die an ganz bcsliuiinten Punkten erregt wird, kommt die Bildererzeugung zu.

Was nun den Einflufs der Wärme auf die Bilder- erzeugung betrifft, so verhält es sich damit so. Wird durch irgend einen Proccfs die Verschicfleiiheit zwischen Platte und Ob)ect vergröfsert, so wird dadurch nolh>Ycn- dig der elektrische Procefs befördert werden. Die Wärme kann also nach der aufgestellten Ansicht dadurch die BiU dererzeugung beschleunigen, dafs sie eine tlienuü- elek- trische Spannung hervorbringt. Es hat mich sehr über- rasdit, dafs Hr. Knorr, obwohl er der Wärme die Bil- dererzeugung vindicirt, dennoch bei diesem Processe Auf* Schlüsse über Thermo -Elektricität erwartet. Umgekehrt kann man sich auch den Fall denken, dafs die Wärme hindernd wirkt, wenn z. B. durch Erwärmung des Oh- jects, dieses in der Spannuugsreihe der Platte näher ge- bracht wird.

Diefs ungefähr ist meine Ansicht über die Erzeugung der Bilder. Mag sie nicht die richtige seyn, so scheint sie mir doch jedenfalls wahrscheinlidher als die vom un-

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sichtbareu Lichte, von der Wärme u. A. Ucbcrbaupt möchte es wohl zu Toreilig scheinen, |etzt schon mit Er- klärungen aufzutreten, da die Thatsaehen noch so nea siod und täglich durch andere vermehrt werden; allein gerade dadurch, daCs von verschiedenen Ansichten aus Versuche angestellt werden, werden unsere Kenntnisse fiber diesen Gegenstand sich so erweitern, dafs die fal- schen Ansichten bald in den Hintergrund treten müssen.

Die Entdeckung des Prof. Moser scheint mir also keine Verallgemeinerung der Daguerre 'sehen zu seyn, sondern vieloiehr eine solche, die uns ein ganz neues Gebiet eröffnet, indem sie uns Aufschlösse fiber die fein- sten elektrischen Beziehungen der Körper zu einander giebt.

In den andern Hypothesen, die aufgestellt worden sind, wird die WUmfie und eine ocganische Verunreini- gung der Plauen als ÜisaLhe der M o s e r'schcn iülder angegeben. Vertreter der ersten Ansicht sind Ur. Hunt und Hr, Knorr; der zweiten die HH. Fizeau, Da- guerre, Masson, Morren.

Prof. Moser erwähnt gleich in seiner ersten Ab- handlung dafs er zuerst der Meinung gewesen sejr: Temperatordifferenzen mOchten die Ursache der Bilder sejn. Er hatte nUmlich durch Erwärmung bald der Platte, bald des Objccts in kürzerer Zeit Bilder erhalten. Bald aber gab er diese Ansicht auf, indem er fand, dais Kor- per Ton gleicher Temperatur sich ebenfalls auf einander abbildeten. Man hatte glauben sollen, dafs es nur dar- auf ankommen würde, die Richtigkeit dieser Versuche entweder zu bestätigen oder zu läugnen, und die Wärme als Ursache der Bilder zu verwerfen oder anzunehnien* Allein gleich darauf erscheinen zwei Abhandlungen, von Hunt und von Knorr, welche beide der ^^.^ine die Biidererzeuguug viudiciren, ohne der Versuche des Prof. Moser zu erwähnen. Hr, Hun-t sagt zwar nicht genau^

I) Poggeodorrr« Annaleo, Bd^LYI 3.206 bis 208.

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durch welche AeiifseruDg der Wärme die Bilder hervor- gebracht werden, ob durch Xeiuperaturdifferenz oder durch die specifische Wärme u. s. f.; aber setDe Versu- che sind nur dann einigermafsen ▼erstSndlich, wenn man anoimmt, dafs er eine hervorgebrachte Temperaturdifferenz als Ursache der Bilder annimmt. Hr. Knorr ist der Meinung, dafs eine gewisse Quantität Wärme zwischen Platte und Ob)ect in einer gewissen Zeit ausgetauscht werden müsse, um ein Bild zu erzeugen.

Aus den Versuchen des Hrn. Hunt ^ ) scharfe Fol- gerungen zu ziehen, ist durchaus unmöglich. In Versuch No* 9 legte er blaue, rothe, orangefarbene Gläser, Kron- und Flint-Glas, Glimmer und Zeichenpapier auf eine Kupferplalte, und liefs diese Gegenstände eine halbe Stunde liegen. Nach Verlauf dieser Zeit gaben rothes Glas, Krön- und Flint-Glas gute Bilder, das orangefar- bene Glas ein schwaches, Glimmer uiul bKiues Glas keins, das beste aber das Zeichenpapier, rsun folgere man et- was hieraus! Die schiechten Leiter sind es nicht, wel- che die besten Bilder geben, denn sonst mtifsle das blaue und orange Glas und der Glimmer gute und das Zeichen- papier ein schlechtes Bild gegeben haben. In Versuch No. 16 legte er aufser den angegebenen Körpern ein berufstes Glas, ein Stöck Kohle, ein StGck Kupfer auf die Platte, und alles in die Sonne. Nach einiger Zeit brachten QuecksiiberdUmpfe die Bilder in folgender Ord- nung hervor: das berufste Glas, Krön- und Flint-Glas, das rothe Glas, Glimmer, das orange Glas, Papier, Kohle, Kopfer, das blaue Glas. Der Schlafs, den Hr. Hunt aus diesen Versuchen zieht, ist: »Ich habe immer ge- funden, dafs diejenigen Substanzen, welche die Wärme am meisten absorbirten oder durchliefsen, die besten Bil- der gaben.» Unter ilic^< r Form ist der Schlufs sicher falsch, denn Kupfer und Kohle absorbirten ohne Zwei-

1) PfUL Magm. Dee, 1842, /». 467. Poss<»ndorfr's Annalco, LVIII S. 326.

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fei mehr Wärme als die Gläser, und dcunoch gaben sie schlechte Bilder. Der Sinn in diesem Satze ist der, dafs die absorbirenden Substanzen gute Bilder geben, wenn sie schlechte Leiter sind, also zwischen ihnen und der Platte eine Tempcralurdiffereuz hervorgebracht wird, und da(s die Substanzen, welche die meiste Wärme hindurch- lassen» gute Bilder geben, wenn sie selbst kalt bleiben, während die Platte erwärmt wird. Wie anders aus dem angeführten Versuch gefolgert werden kann, ist mir nicht deutlich.

Nach seinen Beobachtungen gidit Hr. Hont noch>

ein Verfahren an, um gute Bilder zu erhalten; ich er- wähne hier desselben nicht augfülirlich, da es schon in diesen Blättern beschrieben ist ^ ). Nur mufs ich hinzu- setzen, dafs Hr. Hunt hier offenbar etwas ganz Fremd- artiges in das Spiel bringt. Biese Bilder sind weder Mo 8 er 'sehe noch Wärme -Bilder, sondern eine Art Li- thographie von Druckerschwärze auf (Quecksilber. Denn die so erzengten Bilder sind erstens schon ohne Anwen« dang Ton BSmpfen sichtbar; zweitens lassen sie sich leicht abwischen, nnterscheiden sich also schon dadurch von den tief in die Platte eindringeudi u Warmebildero.

Femer weifs man wie empfindlich eine reine Queck« säberoberflKche gegen Fett ist, und daraus geht hervor, dafs gedruckte Schrift oder Holzschnitte stets Spuren auf dem Quecksilber hinterlassen werd( n. Sodann habe ich mit Wasserfarben niemals solche Bilder erhalten, wohl aber Moser'sche und elektrische Abbildungen. Will nun Hr. Hunt behaupten, dafs WUrine die Ursache der Mos er 'sehen Bilder sey, so hat er vorerst genauer an* zugeben, worauf sich diese Behauptung stützt, denn seine Versuche beweisen nichts. Dann aber mufs er beweis sen, dafs andere Kräfte nicht Ursache der Bilder sevn koonen ; er muiä erklären, warum durch Elektricitäi Bil-

1) Bd.lYlll s.m

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der eDtstchcn können, ivo von einer Wärmewirkung gtt nicht die Rede sejn kann.

Hr. Knorr beliatiptet ^^^^ gewisse Stadien der Wärmcbilder unterschieden werden müisten. Wenn näm- lich eine gewisse Quantität Wärme zwischen Platte und Obfect in einer Zeit t ausgetauscht ein Moser*sches Bild hervorbrächte, so ^äbe es noch ein weiteres Stadium, wenn die Zeit l verkürzt würde, wo das Bild ohue Au- Wendung von Dämpfen erschiene. Dieses zweite Sta- dium ist nun die neue Entdeckung von Hm. Knorr, denn überhaupt zuerst die Wärme zur Erzeugung voo Bildern angewendet zu haben, kann er nicht behaupten, da diefs schon Tom Prof. Moser geschehen ist, dessen Versuche er aber ganz zu ignoriren scheint. Die Ent- deckung des zweiten Stadiums gebührt also Hrn. Knorr, nur ist es- Schade, dafs die im zweiten Stadium entste- henden liildcr gar nichts mit den i\I o s er 'sehen /ii thun haben, sondern eine ganz fremdartige Erscheinung sind. In No. 5 meines vorigen Aufsatzes erwähnte ich schon, dafs mittelst Wärme erzeugte Bilder oft ohne Anwen- dung von Dampteu zum Vorschein kamen; damals wufste ich von Hrn. Knorr 's Versuchen noch Nichts. Als diese mir bekannt wurden, wiederholte ich dieselben, und f;Hid, dafs es eben jene Bilder waren, die ich früher beobachtet hatte. Jetzt bin ich zu dem Resultate gekom- men, dafe diese Bilder einer Oxydation der Platte zuge- schrieben werden müssen.

Es ist auffallend, dafs Hr. Knorr keine Platten von edlen Metallen angewendet hat, da doch der Gedanke an eine Oxydation bei so starker Erhitzung sehr nahe liegen mufste. Auf Platin- und Gold-PlaUeu habe ich niemals Knorr'sche Thermographien erhalten wohl aber waren dann nach der Eihitzung immer Mos er 'sehe Bilder vor- handen. Hr. Knorr benutzte zwar Daguerreotyp-Platten, allein diese können nicht enischeidend seyn, da ihnen ganz 1) Pof gendorfFi Aniulen, Bd. LVIII S. 321 nnd 563.

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eigeDthömliche, noch unerklärte Eigeuscbaften zozukom- meQ scheinen. Schon Dagaerre hat dieb behauptet, inp dem er sagte, dafs reiae Silberplatten nicht so gut m Da^u e rr eot vp en zu ^(brauclieii wären. Ich kann ein solches eigenthümlichcs Yerhalteu der Daguerrc sehen Matten anführend )m Bd. LVIII S. 117 erwähnte ich, dab aof Daguerreotyp -Platten elektrische Abbildungen der Münze schon ohne Dämpfe sichtbar würden, wenn man eine potse Menge EieiLtricität anwendet Diets Verbal« ttm ist allen Legirungen eigenthömlich; ich habe auf Ter- scbiedenen Messingplatlen ganz ähnliche, nur anders ge- färbte Bilder erhalten« Malteucci macht eine Notis in den Compies rendus bekannt * ), worin er schwarze Fleckeu beschreibt, die sich auf den Daguerreotjp-Plat- ten bilden, wenn man Funken aus dem Conductor hin- mschlagen l&bt. Diese schwarzen. Flecke haben densel- ben Ursprang wie jene Abbildungen, die also von den kleineu Füukcheu zwischen der Platte und dem Glimmer- blättchen herrühren« Auf reinem Silber entstehen eben- falls solche Bilder, nur schwächer« Ferner, wenn man Daguerreotyp -Platten , oder auch reine Silberplatten er- hitzt, so oberzieheu sie sich mit einer weifsiichen Haut, ein Beweis, dafs auf ihnen durch Hitze allerdings Ver- änderungen hervorgebracht werden, die zur Entstehung der Knorr 'scheu Bilder Anlafs geben können. Die An- wendung Ton Daguerreotjrp- Platten (selbst die von rei- nen Silberplatten) war also nicht hinreichend, um dar- zutbun, dafs die Thermographien keine Oxydationen seyen. Da nun auf edlen Metallen keine Bilder des zweiten Stadiums entstehen, und folglich diese Bilder gar keinen Zusammenhang mit den Mo scr'scheii haben, so fällt die Hjrpothe$.e des Hrn. Knorr von selbst zusammen.

V^^as nun die Hypothese des Hrn. Fizeau betrifR^ so behauptet dieser * ), dafs eine flüchtige organische Sub-

1) Compies rendus, T. XVI ^ No, 16, p. 850.

2) Pogfendorrri AmmI« Bd. LVIII S.Ö82. Compies rendus.

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stanz, die an allen Körpern haftet, Ursache der Mo- ser'schen Bilder sey» Diese BehauptoDg wird miet- sffitzt von einem Versache, in wdchein auf einer , nach

Da^uerre's neustem Verfahren vollkommen polirten Platte kein Moser'sches Bild entstand. JJieser Versuch, der der Wiederholung zu bedürfen scheint, würde doch noch den Beweis von der Existenz der organischen Ün- reinigkeit zu führen übrig lassen. Jod auf einer Silber- platte condensirt, wird wohl diese organische Schmatz- decke nicht sogleich erhalten, dennoch erhSlt man mit sorgfältig polirten Gegenständen ein gutes Bild. Eine Platinplatte, die am Sauerstoffpol einer Kette gewesen war, nahm ein sehr gutes elektrisches Bild an; eine sol- che Platte ist aber absolut rein, und könnte nur beim Abtrocknen wieder von der organischen Unreinigkeit etwas aufnehmen. Auf Glas, einem so harten und leicht zu rei- nigenden Körper, erh&It man, )e sorgfältiger es polirt wird, um so schönere Bilder. Eine Glasplatte wurde in destillirtem Wasser erhitzt und dann das Wasser von Ihr yerdampft. Eben so wurde das abzubildende Oh- ject behandelt, und auf diese Weise beide sicher von der organischen Unreinigkeit befreit; nichts desto weni- ger erhielt ich ein vortreffliches elektrisches Bild.

Die Erklärung des Hrn. Fizeau weist uns aller- dings darauf bin, mehr Acht auf die Adhäsions- Erschei- nungen an den Platten zu haben, als diets bisher gesche- hen ist. Eine Messingplatte, die eben, und eine solche, die eine Stunde vorher polirt ist, uuterscheiden sich scboo der Farbe nach bedeutend, die erstere ist vielleicht hel- ler. Wdre Jndessen eine organische Verunreinigung Vt- sache der iiilder, so niüfsle auf der zweiten viel eher ein liild entstehen, wie auf der ersten, während gerade das Umgekehrte der Fall ist. Allein ein Bild auf einer frisch polirten Platte tritt weniger deutlich durch die Dämpfe hervor, weil diese von der ganzen, Platte schoß

in sdir fein zertheUtem Zustande condensirt werdeui in-

des-

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dessen ist das Bild viel schärfer begräiizt In sofern stünuae ich mit Hru. Fizeau übereio, dafs auch ich be- bappte, durch den ( eiektrischeo ) ProcedB der ßilderer- zeuguDg werde irgendwie eine Reinigung oder Glättnng ^ oder dergl. in., kurz ein Zustand der Platte bewirkt, iu welchem sie eine gröfsere Adhäsion zu Dämpfen und überhaupt eine gröfsere Reinheit in allen Wirkungen ' zeigt.

Dasselbe wäre bei den folgenden Versuchen der HH. Masson *) und Morren ^) hinzuzuiügen, welche ungefähr von derselben Idee ausgegangen zu sejn schei- nen wie Hr. Fizeau. Hr. Masson legt eine MQnze auf einen Harzkoclleii, elekttisirt sie, and pulvert nach ihrer Entfernung mit Mennige und Sdiwefel, wodurch das Bild der Münze hervortritt. Hr. Morren bestreut eine Münze mit Tripel, und wischt diesen so weit fort, dafs er nur in den Vertiefungen der Mflnze zurückbleibt. Diese Münze legt er auf eine isolirende Substanz und elektrisirt sie, alsdann erscheint auf dem Isolator das Bild der Münze, indem der Staub abgestofsen wird. Dasselbe Experiment gelingt, wenn statt des Pulvers feiner Was- serdampf iu den Vertiefunjrcn der Münze haftet. Diese Versuche sind bekannt genug, ich habe solche Bilder oft gesehen, wenn ich Lichtenberg'sche Figuren auf dem Harzkuchen machte. Sie könnten aber zur Erklü- rung der Moser'schen Bilder nur dann beitragen, wenn man bei diescu einen elektrischen Procefs zugeben wollte. Dann aber läfst sich gegen diese Versuche dasselbe sagen wie gegen die Ansicht des Hm, Fizeau, dafs nSmIich die Existenz, dieser freien Materie auf den Platten und Ob- jecten erstens unerwiesen, zweitens zur Erzeugung der Bilder durchaus onnöthig ist. Juli 1843.

1) Compies rendus, No, 15, T. XFl p. 762.

2) Mbiä. r. Xri, No. 19, p. 1098.

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II. Untersuchung über das vom Prof. Moser

zu Königsberg entdeckte dunkle Licht, und über die Erzeugung von fVärmebüdem;

von Jtjrnst Knarr,

Professor ord. der Phjsik zu Kasan.'

(Bulletin de in clause phys. math. de Vncnd, »mp. de Sciences de Sf. Pctt rshourg^ T. 1 ^.261. Gek»en in der gelehrten GcscÜ- scLaft zu Kasan am 7. Oct. 1042 ) ^ ).

Um Hrn. Prof. Mos er 's Eotdeckuugea über das duukle Licht und die Wirkung desselben auf alle KOrper, wel- che wir hier als bekannt voraussetzen, so weit als sol- che im 6. und. 8. Hefte von Poggendorff's Anuaieu der Physik, Jahrgang 1842, enthalten sind, einer Prü- fung zu unterwerfen, schien es ¥or Allem nöthig das ge- genseitige Abbilden der Körper auf ciuauder zu versu- chen, und hierauf zu erforschen, ob niciit Temperatur* differenzen hierbei wirklich eine Rolle spielen mfissen. Letztere Meinung verwirft bekanntlich Hr. Prof. Moser unbedingt.

Mit Beihülfe des Hrn. Studiosus Magsig, desseo Ausdauer und Umsicht bei diesen Arbeiten ich beson- ders hervorzuheben mich verpflichtet fühle, habe ich sciioa eine grofse Keihe von Versuchen angestellt, welche je- 1 doch bis jetzt Hm. Prof. Moser's Ansicbt^ dafs solche j Bilder dem unsichtbaren Lichte, welches von den Kör- 1 pern ausströmen soll, und nicht der Wärme, zuzuschrei- beo sejen, nicht ganz gCinstig sind.

Was zunächst das Abbilden zweier Körper auf eiu- ander betrifft, so haben wir Hrn. Prof. Moser's Ent- deckungen durch unsere Versuche vollkommen bestätigt gefunden. Wir haben Gold-, Silber- und Kupfermün-

1) Es ist aiefs die im Bd. LVlll 320 bereita angckandigte Ab. handlang. *

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zen» geschnitteneii StabI» gravirte Kapferplatt^D, Glas mit matt elugeschliffenen Bnchstabco, geschnittencu Topas, Jaspis, Kork, Papier, Glimmer u. s. w. auf Silber, Ku- pfer, Messing, Glimmer, Glas und Quecksilber sidi ab- bilden lassen, und sfets mit gnfem Erfolge, wenn ntdM besondere Umstände eintraten, von denen in der Folge die Rede seyn wird.

Hierbei baben wir im Ganzen stets das von Hm. Moser angegebene Verfahren beobachtet. Man darl|e» doch auf diese Weise keineswegs erwarten Beider zu erhalten, weiche den D aguerre'schcn Lichtbildern an Vollkommenheit des Details gleichkommen; denn in dltt- 9en, nach Moeer'a Ansicht, durch das dunkle Licht her- vorgebrachten Bildern sind es hauptsüchlich nur die Rän- der der eiljaboncn oder veilieflen Theile, welche sidi scharf darstellen, so dafs innere Details der Zeichnung verloren gehen, besonders bei tief geschnittenen Petschaf- ten oder Platten; ist der Schnitt sehr scharf, so bilden sich jedoch auch die inneren Einzelnheiten zuweilen recht gut ab. Hierbei •müssen wir jedoch bemerken, dafa nicht jedes Bild gleich leicht sichtbar ist, wenn es a'ach sonst sehr scharf sich ausgebildet hat ; manche erscheinen schoii bei dem ersten Hanch deutlich erkennbar, bei anderen gehört schon eine gewisse Ucbung dazu, um sie zu ent- decken, waa »ehr oft seinen Grund in der Spiegelung auf der Oberfläche bat, wo sich das Bild befindet, web- halb bei Aufsuchung desselben die Stellung der ObeiflÜ- che gegen das Auge nicht gleichgültig ist.

Wenn es nur darum za (hun ist, Bilder doreh das dnnkle Licht tu erhalten, so ist bei dem erwähnten Ver- fahren keine erhebliche Sorgfalt nüthi^; werden aber die Yersucbc in der Absicht gemacht^ die Ursachen und Ge- setze der Entstehung solcher Bilder und der sich dabei zeigenden besonderen Erscbeinongen zu ergrOnden, ao ist dabei viele Vorsicht uöthig, um nicht in irrthümliche Schlüsse zu verfalieOi von denen auch wir vielleicht im

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Folgenden niclh ganz frei seyn inü^(?ii , obgleich unsere Schlüsse sich auf eine sehr bedeutende Anzahl der sorg- fälligsten Veraache atfitzea. Vor AILem ist bei solchen VmacheD auf die gröfste Reinheit der Oberfh&che dei abzubildenden Körpers sowohl, als auch derjenigen Flä- che an sehen» auf welcher das Bild entstehen soll, und jedes Anhaften von Fenchtif^keit oder irgend einer Fet* tigkeit möglichst zu vcmih id( n. Um die Wichtigkeit die- ser Bemerkung mehr bervorlreicu xu lassen, wollen wir hier einiger Versuche erwähnen, die theilweise sdion vor Mos er 's und unsern Versuchen bekannt waren, von de- nen Moser ebenfalls spricht, die er jedoch weniger za beachten scheint, als sie es verdienen dürften, obgleiok sie ihn, seiner eigenen Darstellung nach, cur Entdeckuug der dunkeln I^ichtbilder führten. Man iieluiie einen Kör- per mit möglichst ebener OberHäche, am besten eine po- lirte Giastafel oder eine polirte Metallplatte, und hau* che dieselbe an, oder lasse überhaupt Wasserdämpfe auf dieselbe condensiren, und schreibe in die Feuchtigkeit mk einem Pinsel oder auf andere Weise. Mit dem Ver- schwinden der Feuchtigkeit von der Platte, verliert sich auch das darauf (xczeichnete, doch kann man diefs su- gleich wieder sichtbar machen, wenn man die Platte auff Neue anhaudit oder Dämpfe darauf condensiren läfst (jaiiz dasselbe zeigt sich, wenn man, anslalt \n die Feuch- tigkeit zu schreiben, einen Körper, z. B. ein Petschaft, darin abdrückt« Man kann aber auch den abzubilden* den Körper behauchen und ihn noch feucht auf die Platte set:&eo,,uud ihn so gewissermafseu auf derselben abdruk- ken; einige Augenblicke Berührung reichen hin, um auf diese Weise ein Bild' zp erhalten, was bei Jedem neuen Hauche sichtbar wird, und sich häufig scliuii und zart zeigt. Solche durch Hülfe der Feuchtigkeit entstandene Bilder halten sich viele Tage lang und sind durch ein? Caches Abwischen der Platten uitiit leicht zu entfernen; besonders fest halten sie auf Glas, denn mau kauu eine

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Glaslafel, woranf sich ein solches Bild befindet , mehr- fach mit Baumv\oIle, Leinw^^nd, Tuch oder Leder ab-, reiben, und doch erscheint bei eiaein neuen Handle das Bild wieder, wenn auch etwas verwischt.

Hierauf wenden wir uns zu den Versuchen über den Einflufs der Temperalurdifferenz auf die schoa be- sprocheuen Erscheinungen. Diese Versuche sind schon sehr zahlreich: sie wurden auf Silber» Kupfer» Messing» Stahl und Glimmer angestellt; als abzubildende K(lrper wurden fast ausschliefslich zu gleicher Zeit und unter gleichen Umstünden zwei Petschafte gebraucht, deren eins aus Stahl» das andere aus Jaspis ist. Die Resultate» wel- che wir bis }etzt erhalten haben, sind nun folgende:

1) lJurch Vergröfserung der Teinpcratui dillerciiz zwi- schen der Platte und dem abzubildenden Körper wird die Zeit» die zur Abbildung nöthig ist, verkürzt Be-^ fragt die Temperaturdifferenz 50^ R.» so sind 3 bis 5 Set uii(l( 11 hinreichend, um ein vollkoinmen cloulliclies Bild zu erhakeii. Bei dieser Temperaturditfereuz wurden Bil- der erhallen» wenn beide Körper nicht mehr als eine halbe Secunde mit einander in Berührung waren.

2) Es zeigt sich im Wesentlichen gleich, ob der abzubildende Körper oder die Platte erwärmt wurde.

Der erstere dieser Sätze ist das ErgebniCs einiger grofsen Reihen von Versuchen, die zunächst auf folgende Weise angestellt wurden: Ein hohes cylindrisches Ge- fäfs von verzinntem Eisenblech» welches so geschlossen werden konnte, dafs die Dämpfe nur durch ein Seiten- rohr ausweichen konnten, wurde bis zu 4 seiner Höhe mit Wasser gefüllt und dieses Über einer Spirituslampe ira Sieden erhalten. Die obere Fläche des Gefäfses, die stets möglichst rein erhalten wurde, diente zur Erwär- mung der abzubildenden Körper; ein Thermometer mit Messingskale, welches auf dem GefiSfs lag, zeigte 59^ R.; die Piatleu, auf welchen die Bilder erhalten wurden, la- gen auf Gläsern, die zur Hälfte mit Schnee gefüllt waren»

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Qiid hatten beiläufig eine Xemperator von 9^ R.; ider Thaupnnkt ffir die umgebende Luft lag einige Grade tie- fer. Bei einigen andern Vcrsuchsieihen wurden die ab- zubildenden Körper auf eiuer KupferpiaUe erwärmt; die Resultate blieben den vorigen gleich.

Die Versuche, aus welchen der Satz No. 2 gefol- gert wurde, sind auf rihiiliclic Weise wie die vorigen angestellt» Jedoch weniger zahlreich. Was die Bildung positiver oder negativer Bilder anbetrifft, so nehmen wir diefa hier nicht in Betracht.

3) Durch Efhöliuug der Temperaturdifferenz kann man dahin gelangen, Bilder zu erhalten, die ob^e Con* densimog von Dämpfen sichtbar sind.

Solcher unmittelbar sichtbarer Bilder von Stahl und Jaspis auf Silber, Kupfer und Messing haben wir wenig- stens einige secbszig erhallen, selbst auf Glimmer sind einige vorgekommen. Diese Bilder übertrafen an Schön- heit, oflt sogar diejenigen, welche durch Condensirung von Dampfen siebtbar gemachl werden nmfsten. Ein aus-, gezackter Bing von Eisenblech bildete sich selbst auf unpolirte Kupferplatten sehr deutlich i^,

4} Es scheint, dafs diese unmittelbar sichtbaren Bil- der durch Einwirkuu^' des Tageslichts eine alluiälige Schwächung erleiden; haben sie ganz aufgehört unmit- telbar sichtbar m seyn, so kann man ihr , Vorhanden- seyn doch noch auf dieselbe Welse erkennen, wie das solcher Bilder, welche scbüu anfänglich nicht unuiiUel- bar sichtbar wurden»

Die Einwirkung des Tageslichts auf solche Bilder zeigte sich besonders wirksam auf Silberfldchen; bei Ku- pfer und Messing erschien sie ungleich schwächer. Eiu V erschwindeu der Bilder wurde nur bei Silber beobach- tet. Die Versuche . haben wegen der fortwährend trü- ben Witterung nur bei sehr schwachem Tageslicht an* gestellt werden können; es ist daher wohl möglich, dafs iuoch andere Einflüsse stattfanden» und ist dieser Satz noch schärfer zu prüfen. *

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5) Dasselbe Schwächerwerden und Verschvri'nden ei- nes uouiitlelbar sichtbaren Bildes, was das Tageslicht so bewirken scheint, bringt eine starke Erhitzung schneller

und eben so vollkommen ficrvor.

Dieser Si^iz ist dos Kesiiltat mehrerer Versuche mit fiildern auf Silber, Kupfer und Messing; die Bilder Ter« schwanden,' wenn die Platten bald nach der Erzeugung des Bildes stark erhitzt wurden. Es ist noch zu unter- suchen, wie sich diese Bilder verhalten, wenn die Plat- ten längere Zeit im Dunkeln oder hn schwachen Tages- licht gelegen haben.

6) Um ein unmittelbar sichtbares Bild zu erhallen, ist es nicht nöthig, dafs beide Körper sich in unmittel- barer Berührung befinden.

Es wurden schmale Glimmerblättchen zwischen die Platte und die abzubildenden Körper gelegt, und auf diese Weise ebeufaiis unmittelbar sichtbare Bilder er- bahen.

7) Bei den uiimittelbar siditbaren Bildern, welche

in 8 bis 1$ Secunden erhalten wurden, zeigte sich die Oberfläche der Silber- und Kuptcrplatte gcvvuliulich an den|ei»gen Steilen verändert, wo der abzubildende Kör- per vertieft war.

Es ist zu bemerken, dafs ich auf Kupfer mehrere Bilder erhielt, wo sith die Oberfläche an denjenigen Stel- len verändert zeigte, die mit dem erhitzten Körper in BerUhrung waren; Hr. Magsig erhielt mehrere solcher Bilder auf Silber; dieselben ergaben sich besonders dann, vienn der eiliilzte Körper länger als die angegebene Zeit hindurch auf der Platte gelassen wurde. Da wir letztere Bilder bis |elzt nur ausnahmsweise erhielten, so wollen wir sie TorlSufig negative unmittelbar sichtbare Bilder nennen. Bei den positiven unmittelbar sichtbaren Bil- dern, zeigteu sic h auf Silber die veräuderteu Stelleu weifs- grau, auf Kupfer rolhgelb, auf Messing in das WeiCs- graue spielend. Bei den negativen Bildern waren die vcraudcrteu Slellcu überhaupt dunkler geworden.

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8)^E8 Gcheiot als dörfe der Körper, weicher sich auf einer Silber- oder Kupferplaüe unmittelbar sichtbar

in 8 bis 15 Secuaden abbiideu soll, nicht bis zu der Temperatur erhitzt werden, bei welcher Stahl anfingt die gelbe Farbe aDzunehmen, um ein gutes Bild zu er« halten. Bie Temperatur, welche hierzu am geeignetsten ist, liegt zwischen der angegebeneu und der des sieden- den Wassers*

Von einem Stahlstempel, der sich sonst besonders leifht und schön abbildete, konnte nie ein anmittelbar sichtbares Dild erhalten werden, wenn man ihn auf ei- ner heiisen Kupferplattc so weit erhitzte, dafs er einen gelben Anflug zeigte, und* ihn dann auf eine kalte Sil- ber*, Kupfer- oder Messingplatte setzte; eben so wenig gelang dieses je mit einem Jaspispetschd[t unter gleichen Umständen als für den Stablstempel. Da wir aus meh* reren Versuchsreihen schliefsen mufsten, dafs zu starke Hitze der Erzeugung unmittelbar sichtbarer Bilder nach- theilig sej, so wurde eine Versuchsreihe auf folgende Weise gemacht. Auf die zur Erhitzung dienende Ku^ pferplatte wurde das früher erwähnte, mit Wasser ge- füllte Blechgefäfs gesetzt, und die Platte so erwSrmt, dafs das Wasser längere Zeit die Temperatur von 75^ R. behielt; das Maximum der Temperatur, welches ein mit der Platte und dem Gefäfse in Berührung befindliches Thermometer zeigte, war 130^ B. Stahl und Jaspis un- ter diesen Umständen auf der Kupferplatte erhitzt, gaben auf Kupfer und Silber schöne sichtbare Bilder, und zwar Jaspis schon bei viel niedrigeren Temperaturen als StahL

Ich mache fedoch besonders darauf aufmerksam, dafs uupüli fe Kupferplatten, die auf einem gezackten eiser- nen Ringe la^en, und mit demselben langsam erhitzt, aber auch wieder langsam bis zur gewöhnlichen Temperatur des Zimmers erkilltet wurden , sehr deutliche unmittelbar sichtbare Bilder des Binges zeigten. Diese Erscheinung scheint jedoch darin ihren Grund zu haben, dafs au den

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Stellen, wo die Kupferpiatte auf dem Eisen lag, ihre Oxydation nicht so frei vor sich geben konnte als an den andern, und ich finde darin nichts dem Obigen Wi* defsprechendes,

9) Zur Hervorbringung eines unmiltelbar sichtbaren Bildes scheint möglichste Reinheit der Oberflüche, wenn

nicht unumgänglich nOthig, doch wenigstens besonders günstig.

Wir haben auf Silber unmittelbar sichtbare Bilder erhalten; die Platten mochten mit Oel oder mit Terdtinn- ter Salpetersiore geschliffen seyn» es zeigte sich aber nie ein solches Bild, wenn die Plalten nicht so viel als mög- lich vom Oel gereinigt waren. Auch die Stahl - und Jas- pisflächen muisten möglichst rein seyn. Drückt man ein Petschaft in Siegellack ab, und setzt es dann auf eine Silber- oder Kupferplatte, so erhält man leicht ein sicht- bares Bild; von solchen Bildern sprechen wir hier nicht.'

10) Unmittelbar sichtbare Bilder, von Stahl auf Sil- ber erhalten, in Qnecksilberdämpfe gebracht, condensir- ten die Dämpfe langsamer und schwächer au denjeuigea Stellen, wo sich die Silberiiäcbe durch Einwirkung des Stahls verändert zeigte.

Vier solcher Bilder, von Stahl auf Silber erhalten, zeigten in Quecksilberdämpfen sogar das Eigenlhümliche, dafs die anfänglich veränderten Stelleu allmälig^ v?ieder das ursprüngliche Aussehen der Silberfläche annahment währenddefs sich die Dämpfe an den anfönglicb unver- änderten Stellen niederschlugen. Bilder auf Kupfer mit Joddämpien bebandelt, liefseu nicht deutlich erkennen, au welchen Stellen die Condensirung am stärksten war.

11) Es scheint als wenn durch öftere starke Erwär- mung und Erkältung mit Silber plattirter Kupferplatten, oder auch reiner Kupfer- oder Messingplatten, die ober- flächliche Schicht derselben, weuu auch nur bis auf eine geringe Tiefe, dergestalt verändert wird, dafs sie die Ei- genschaft verliert, unmittelbar sichtbare Bilder auf die

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oben bezeichnete Weise zu geben; aticli die Oberfläche des abzubiideoden Körpers scheint solche Eiuvrirkangea erleiden zu können, dafs sie die Eigenschaft, nnmittel* bar sichtbare lUlder auf Kupfer oder Messing herrorzu* bringed, verliert.

Den ersten Theil dieses Salzes glaaben wir daraus folgern zu müssen, dafs wenn mehrere solcher Bilder nach einanclcr auf derselben Platte hervorgebracht wur- den, die letzten stets schlechter gelangen, und dafs auf mehreren Platten, die schon vielfach zn solchen Versa« eben gebraucht ond wieder abgeschliffen worden waren, jedoch nur so viel als zur Vernichtung der Bilder nöthig wnr, zuletzt doch, aller Sorgfalt ungeachtet, keine soi^ che Bilder mehr erhalten werden konnten. Einige sei* eher Platten wurden spSter stark mit Kohle abgeschüf» fen, und die Bilder gelangen dann aufs Neue. Was den zweiten Theil anbetrifft, so wird derselbe dadurch sehr wahrscheinlich, dafs mit dem Stalilpetschaft durch- aus kein unmittelbar sichtbares Bild gelang, wenn der Stahl gelb oder blau angelaufen war; wurde die Stahl- iläche aber von dem farbigen AnÜuge gereinigt, so ge* laugen die Bilder aufs Neue.

12) Bedeutende Temperatardifferenzen bringen in sehr kurzer Zeit eben so gut Abbildungen hervor als ge* ' ringe in längerer Zeit; iäist man aber stark erhitzte Kör- per auf dünnen, anfänglich kalten Metallplatteu laogSMU abkfihlen, so' entstehen meistens nur unbestimmte und schwer erkennbare Bilder, besonders wenn die Körper nicht so lange rn Berührung sind, dats ihre Temperatur bis zu der der Umgebung herabfällt. Stahl, bis zur kirsch« rothen Farbe erhitzt, gab, wenn er eine halbe Seeunde lang mit Silber in Berührung blieb, nur ein sehr unbe- * stimmtes Biid; dauerte die Berührung einige Minuten, so erschien die Abbildung überhaupt sehr zweifelhaft, wie auch in einigen anderen Fällen. Wurde die Platte und der abzubildende Körper neben einander möglichst

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gleichmäfsig erhitzt, dann beide heifs auf einander gesetzt, so erhielten wir selbst in einigen Miuuteu kein eigentli- cbes Bild» bdch3teD8 war die Stelle zu erkennen, wo der Kdrper anf der PlattSL gestanden hatte.

13) Die EräcbeinuDgen , welche sieb zeigen, wenn man gute und schlechte Wärmeleiter sich anter möglichst i;leichen Umständeff auf Knpfer oder Silber abbilden lafst, sind nicht immer vollkomuicu gleich.

Liefsen wir Stahl und Jaspis, erwärmt oder nicht, auf Silber nicht unmittelbar sichtbar abbilden, und brach- ten hierauf die Platte in Quecksilberdämpfe, so setzten sich die Dämpfe stets bei dem Bilde von Jaspis dort zu« mt an, wo sich die vertieften Stellen befanden, bei denr Bilde Ton Stahl fand In der Regel das Umgekehrte statt« Jaspis bildete sich leichter unmittelbar sichtbar ab, wenn er nicht so stark o hitzt war als Stahl. Ein Unterschied zwischen dem Verhalten gnter und schlechter Wärmelel* ter scheint sich auch aus folgenden Versuchen zu erge- ben, die bis jetzt zwar nur neun Mal, sechs Mal auf Kupfer y zwei Mal auf Silber nnd ein Mal auf Mesaingt wiederholt wurden, jedoch mit Tollkomroen gleichem Er* folg. Ein Stahlpetschaft, zwei Platinmüiizen, ein JaspiS- petschaft und ein Glas, auf welchem die Worte >»Xara * 137^1 Gran» matt eingeschliffen waren, wurden bei ge* wöhnlicher Temperatur des Zimmers auf die Platten ge- setzt, hierauf zusammen langsam bis ungefähr zu 60^ erwärmt , einige Minuten bei dieser Temperatur erhalten, und dann wieder langsam bis zur ersten Temperatur ab- gekühlt. Der Erfolg war, dafs die guten Wärmeleiter ziemlich schlechte Bilder gegeben hatten, die nur durch Condenslrüng von Dämpfen gut sichtbar wurden; Jaspis und Glas hatten schöne uiimitlelbar sichtbare Bilder ge- geben, so daCs die auf dem Glase gravirten Worte und Zahlen vollkommen sichtbar waren.

14) Bei der constanten Temperatur R., sowohl der Platte als der^ abzubildenden Körper, geschieht die

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Abbildung nar scbwierig, und erscheint aos sogar zwei- felhaft.

Die Versuche wurden in einem Calorimeter auge* stellt» nachdem wir auf andere Weise schon mehr als 300 Bilder erhalten hatten, und daher schon tn einer

ziemlichen TJebung im Auftiiiden vorhandener Bilder ge- langt waren. Es wurden die besten Platten gewählt und besondere Sorgfalt anf ihre Politur verwendet. Die ab- znbildenden Körper waren solche, die uns bei allen frQ- hcren Versuchen besouders gute Dienste leisteten. Zur Sichtbarmachung der Bilder wurden warme und kalte Qtiecksilberdämpfe ) und. Joddämpf^ angewendet Die Versoche konnten nur in einem Räume angestellt wer- den, in welchem der Thaupunkt für die Luft aufserhalb des Calorimeters bei +0^,2 R. lag (nach Psjchrome» terbeobachtongen); es Ist daher wohl möglich, dafs die Feuchtigkeit bei diesen Versuchen einigen Einflufs aus- geübt hat, unbeachtet bei dem Einlegen der Platten und dem Aufsetzen der Körper eine Lufterneuerung im Ca- lorimeter so viel als möglich vermieden wurde. Um den möglichen Einflufs der Feuchtigkeit ganz ku verbannen, hätte ein besonderer Apparat construirt werden müssen, was sich nicht thuo liefs; auch berechtigeu uns einige besondere Versuche zu schliefsen, dafs Feuchtigkeit bei diesen Versuchen zur Erlangung von Bildern eher \ot^ theilhaft als nachtheilig hätte wirken sollen. Wir haben Bilder durch Giiminerplatten hinäwch erhalten, warum

1) Ich , Lern LI kt Iji. i , <lals ich die Methode, kalle Quecksilbcrd. impfe »ur Dagucrreotjpie anzuwenden, zuerst im Seplember 1840 Lei Prof, Steinlieil iu Miinrhen kennen IcrnlCf und seil der Zeh oft ange> wendet habe ; die Platten werden horizontal in eine Blechbüchse gc> legt, deren Kupferboden mit Quecksilber amaYganurt ut. Ffir «Ue heifsen Dampfe bediene ich mich in der Regel ein«« Apparats von Soleil in Paris« wo die Dämpfe durch Erhitzung einer amalganiir- fcn Silberplatte entwickelt werden. Mein Judir.tpparat hat die von Seguicr angegebene Construction, die ich ifirentgstcna Rur eben so gut halte, als die von Prof, Moers voigeicldagfne.

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Mite das 'dunkle Liebt nicht durch cioe Sufserst dttuna Schicht von Feuchtigkeit hindurch wirken und Bilder er«

zeugen können? Wir weisen auch ditscrlialb zurück auf dafiy vvas eben über die Wirkung der Feuchti^^keit be- merkt wurde«

Die Platten wurden in der Regel zwei Stunden im Caloriuieler gelassen, um zunächst die Temperatur 0'^ U. ausLuuebiuen , dann blieben sie gewöhnlich noch zwei ' Stunden ,init den abzubildenden Körpern im Caiarinietec in Berührung, doch wurden auch einige Versuche ge< maclit, wo d\c IJerijhrung 8 bis 9 Stunden dauerte; die Besuitale waren dieselben. Die abzubildenden Körper wurden nur zwei Mal aus dem Calorioieter genommen« um sie abtrocknen zu lassen, weil namentlich Glas und Jas« ' pis etwas feucht geworden zu sevn schienen. Die l\esul- täte, welche wir erhielten, sind nun folgende:

Ein Stahlstempel hätte auf zehn verschiedenen Plirt-* ten zehn Bilder geben sollen; es zeigte sich keins.

Eine gravirte Kupferplatte bäite auf drei verschie-. denen Platten drei Bilder geben soUcn; es zeigte sich keins.

Ein Jaspispetschaft hStte auf zehn yerschiedenen Plal^

len zehn Bilder geben sollen; es zeigten sich nur zwei, die aber unverkennbar durch Feuchtigkeit gebildet waren.

Das Glas mit der oben erwähnten Aufschrift hätte auf zehn Platten zehn Bilder geben sollen; es zeigten sich zwei, die fedoch nur zweifelhaft waren und schwer sichtbar wurden.

Was letztiere Bilder betrifft, so wurde schon bei dem Herausnehmen der Platte aus dem Calorimeter be- merkt, dafs das Glas sich feucht anfühlte, doch glaubte ich nicht die Entstehung dieser Bilder der Feuchtigkeit zuschreiben zu dürfen, weil sie sich sehr scharf begrUnzt zeigten; indessen ist es mir gelungen mit demselben Glase durch Hülfe von Feuchtigkeit einen Abdruck zu erlan- gen, wo die angegebene Inschrift vollkommen eben so

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8cfaarf und weit dentlicher erkeDnbar war ab die im

Calorimelcr erhaltene; ein zweites solches Bild zeigte, wegen Ungleichheit der Platte, die Inschrift nicht ganz, was sich aber gebildet hatte, war schöner als die Bilder aus dem Calorimeter.

Wenn sieb aber auch noch zeigen sollte, dafs un- sere Versuche iin Calorimeter in Folge irgend welcher Umstände unrichtig wurden, wenn sich auch mit Toli* kommener Sicherheit ergeben sollte» dafs bei ganz glei- chen Constanten Temperaturen wirklich Bilder entstehen, so wäre dieses noch immer kein Beweis für die Noth- wendigkeit der Annahme eines dunklen Lichts in Pro& Moser's Sinne, indem man diese £i«ckeinung eben so gut als einen Beweis -der Hypothese Prevost's, fiber das bewegliche Gleichgewicht der Wärme, würde anse- hen können. Defshalb sind wir auch keineswegs der Meinung, dafs bei vollkommen gleichen und constanten Temperataren sich keine Bilder erzeugen werden, son- dern halten nur dafür, dafs unter solchen Umständen eine weit längere und von der Temperatur selbst abhän- gige Zeit zur Erzeugung eines Bildes erforderlich ist, als in anderen Fällen. Dafs sich auch bei Temperatoren unter 0^ bis 4" R. Bilder erzeugen koiiueii, dafür spricht ein vollkommen gelungener Versuch; die Kör- per hatten dabei aber gegen 20 Stunden aufeinanderge- legen.

Unsere Arbeiten über diesen Gegenstand sind noch nicht geschlossen, und wir können uns noch nicht dar- über bestimmt aussprechen, ob wir der Annahme Prof. Moser's wegen des donkein Lichts beistimmen oder nicht; so viel aber geht aus unseren Versuchen unzwei- felhaft hervor, dais bei der Abbildung zweier Körper auf einander die Wärme einen bedeutenden fiinflufs aus- zuQben vermag.

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Nachtrag.

(Geichndben am 26. November»)

Was obeD, Pfinkt 4, von der EänwirkuDg des Ta- ^Ikhts aaf die anmlUdbar sichtbaren Bilder gesagt ist, hat we^eii der noch immer fortwährenden trüben Wit- terung bis jetzt noch nicht grtjudlich geprüft werden kön< neiiy doch sprachen einige Beobachtungen dafür, dafs der Satz keine Anwendung hat auf solche Bilder, die nach ihrer Verfertigung einige Tage im Dunkeln anfbe- wahrt worden sind. Das Schwächerwerden und Ver- sdivrinden der Bilder ist zwar mehrfach beobachtet wor- den, jedoch nur bei neuTerfertigten, welche entweder gar nicht, oder doch nur einige Stunden im Dunkeln aufbe- wahrt worden waren. Es ist daher wohl möglich, dafs hier nicht das Tageslicht, sondern irgend ein anderer uodi unbekannter Unistand die Ursache der Erscheinung war.

In Bezug auf Punkt 5 ist «u bemerken, dafs «idi derselbe durch meluerß neuere Versuche beslaligt gefun- den hat, es darf Jedoch die Erhitzung nicht zu weit ge- trieben werden I denn in diesem Falle zeigte sich zuwei- len, dafs 'das Bild wieder sichtbar wurde. Einige sol« eher Bilder auf einer mit Silber plattirlen Kupfcrplatle gpD^eii sogar in negative über und bljcbeu dann unver« indertich. Es ist mir auch gelungen einige nicht unmit-» tetbar sichtbare Bilder durch allmSlige Erhitzung 'der Piaitc ganz verschwinden zu nuulirn, und zwar gelang diefs leichter mit solchen, die bei geringen Temperatur- differenzen erhalten worden» als mit andern, die mit Hülfe hoher Temperaturen verfertigt waren; letztere liefsen im- mer Spuron zurück, welche freilich oft nur für denjeni- gen erkennbar waren, weicher wufsle, dafs au dieser Stelle der Platte ein Bild gewesen war.

Das Verfahren, welches in der Anmerkung zn 13) angeben wird, um unmittelbar sichtbare Bilder zu erhal- ten, zeigte sich» wie dort gesagt ist, nur vortheiihaft für

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schiechtere Wärmeleiter^ obgleich aach gate Wärmelei- ter auf diese Weise schon Bilder gaben, so blieb doch noch zu untersuchen, ob nicht von diesen durch Erhö- hoDg der Temperatur bessere Bilder zu erhalten i^ären* Dieb bat sich denn auch so gezeigt, und wir sind hier- durch zu einem Verfahren gekommen, welches vielleicht eine solche Ausbildung wird erhalten können, dals man mit Sicherheit stets eine Abbildung erhalten kann, wena nnr der abzubildende Körper eine Temperatur verträgt, die hdher als die des siedenden Wassers ist, und nie- driger als diejenige, bei welcher Stahl die gelbe Färbung anzunehmen beginnt Wir verfuhren zur Erlangung sol- cher Wärmebilder auf folgende Weise: Ueber der Flamme einer B erz el i us^schen Weingeistlampe wurde eine dfinne KupferplaUe \on ungelcihr 20 Quadratzoll Gröfse gelegt; auf diese kamen die Platten, worauf das Bild entstehen sollte, welche bei unseren Versuchen 5 Quadratzoll Gröfoe hatten, und auf diese die abzubildenden Körper. Letz- tere waren gewöhnlich der oben erwähnte Slahlstempel, das Jaspispetschaft, ein kleines Stahlpetscbaft, sorgfältig gereinigte Piatinmünzen und zwei verschieden gravirte Ka- pferplatten. Hierauf wurde das Ganze nicht zu schneit erhitzt, bis zu der Temperatur, wo eine gut poÜrfe Ku- pferplatte eine bemerkbare Veränderung ihrer Farbe zeigt. Hierauf wurde die Lampe verlöscht und die Körper tob der Platte genommen. Auf diese hat besonders mein Ge* hülfe, Hr. Stud. Magsig, bei diesen Versuchen eine ziem- liche Anzahl Bilder erhalten, die besonders auf Kupfer- platten oft 80 schön waren, dafis es mir leid tbat diesel- ben vernichten zu müssen, um die Platten zu neuen Ver- suchen anzuwenden. Die Dicke der PlaLten war gewöhn- lich ein Sechstel Linie, doch sind auch Platten von der Dicke einer halben Linie mit gleichem Erfolg angewen- det worden. Die Dauer der Erhitzung war Im Mittel 8 bis 10 Minuten, die geriniisie 3, die gröfste 15 Minu- ten. Ks war übrigens gleich, ob die Erwärmung durch

die

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die Platte zum abz-ubildenden Körper oder umgekehrt vor sich ging» wenn nur die gehörige Hitze erreicht wurde. Vorzugsweise wurden Kupferpiatten angewendet, doch haben wir auch mehrere gelungene Bilder auf mit Silber plattirtcm Kupfer und auf Messing erhalten. Ich hatte nur eine einzige sehr schiecht polirtc Stahlplatte, auf wel- cher idi jedoch ein ganz leidliches Bild des Stahlstem- pels erhielt Am schönsten zeigten sich besonders diese fFärmebilder , denn so glaube ich dieselben mit Recht nennen zu dürfen, auf Kupferpiatten, wo Farbenspiele hervortraten, die höchst interessant sind, und welche wir durch einfache Erhitzung polirter Kupferpiatten nicht er- halt cu konnten: diese verdienen wohl besonders von ei- nem Chemiker genauer untersucht zu werden. In wie- fern bei diesem Farbenspiele elektrische Thätigkeit etwa im Spiele seyn mag, darfiber hoffe ich mit der Zeit noch selbst einige Untersuchungen anzustellen, wenn ich mir die dazu uöthigen UüUsmittel verschaifen kann. Ich will ' ^ in dieser Beziehung hier nur Einiges erwähnen* Eine Kupferplatte, auf welcher einige Worte gravirt waren, wurde auf eine andere sorgfältig polirte Kupferplatte ge- legt und beide ungefähr bis zu 130" R. erhitzt. Es hat- ten sich auch die feinsten Züge der Schrift abgebildet. Der Grand des Bildes war rothgelb. Die SchriAzüge licht gelbgrau.

Bei einem andern Bilde war der Grund ein schönes Roth mit einem schwachen violetten Schein, die Buch- staben dagegen gelb.

Ein drittes Bild hatte eine dunkelrothe Farbe, die stärker in das Violette spielte; die Buchslaben waren roth.

Ein viertes halte siibergrauen Grund; die Buchstaben waren roth.

Auf eine Kupferplatte waren Stahlstempel und Jas- pispetschaft zugleich aufgestellt und zugleich abgenommen worden. Der Stahlstempel liatte eigentlich ein negatives Bil4 gegeben, denn die vertieften Stellen halten fast gant

Po£;geDdorfr'& Annal. Bd LX. 3

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die Farbe der Platte, die im matten reflectirten Tages- licht sich schön rothgelblich zeigte ; der Gruud des Sten* pels ^ar blaa und das ganze Bild aofserhalb der Grftnze des Stempels mit einem braunrothen Ring umgeben, der sich allmiiiig mit gelblicher Farbe verlor und eine iireite ▼on einer Viertel -Linie hatte. Das Petschaft hatte ein Sbniicbes, jedoch schwächeres Farbenspiel bewirkt, der Grund war bläulich, die Buchstaben aber fahlgelb; auch hier fehlte ein dunkler sich alluidlig verlierender Bing aufserhalb der Gräaze des Petsdiafts nicht, der aber eine bläuliche Farbe hatte« Diesen eigenthfimlichen Rin^ als Umgränzung des abgebildeten Körpers haben whr stets erscheinen sehen, in allen Fällen, wenn der Körper klei- ner war als die Platte, auf welcher er abgebildet wurde; die Farbe desselben war jedoch sehr verschieden auf ▼erschiedenen Platten. Noch mOssen wir hier einen schö- nen Farbenwccbscl erwähnen, den wir auf folgende Weise erhielten: Der mit seiner oberen Messingfassuog 1^ Zoll lange Stahlstempel wurde mit dem Messing unten anf die Kupferplatte der Lampe gesetzt, hierauf auf die jetzt oben beiindliche Stahlfläche eine poliile Kupferplatte gelegt und so etwa 15 Minuten laug erhitzt. Die Kupferplatte hatte einen weifslichen Schein angenommen, und der Stem- pel hatte sich als rdthlicher Kreis abgebildet; die inne- ren Details waren kaum erkennbar negativ. Hierauf wurde die Platte mit dem Bilde auf der Kupferplatte der Lampe erhitzt. Während die Platte selbst erst wieder ku- pferroth wurde und dann nur diejenigen Farbenänderun- gen zeigte, die man an Jeder andern polirtcn Kupferplatte ohne Bilder bemerkt haben würde, wurde das Bild des Stempels erst dunkelroth, dann bildete sich ein sehr schma- ler dunkelgrauer, ^ast schwarzer Strich, welcher das Bild rund bekränzte; hierauf nahm ein kleiner Fleck zi( nilich in der Mitte des ßildes eine schOue bläulichgrüne Farbe an, welche sidi aüraSlig genau bis an die dNinkie Linie gleicfanSbig^ Terbreitete. Diese Farbe TerSnderfe sicii

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liemlicb schnell in ein Rothgelb, was auf der eiuen Seite mit runder BegräDznng ein wenig über üie frühere Gräoze des BHdes hinausging imd »ch dann nicht wdter^Ter-

Die zur Abbildung angewandten gravirlen Kupfer- platten waren etwas kniiniii, und um den Abstand zwi- schen ihnen und der Platte, ivoranf das Bild entstehen ' sollte, la Termindeni, waren wir oft genIHfaigt Bleistflcke anfznfegen; zur innigen Berührung brachten wir auf diese Weise die Platten eigentlich nie. Den Abstand zwischen beiden Platten schätzte ich öfter anf etwas mehr als eine Yiertel-Lioie^ dann zeigte sich aber auch gewöhnlich ein Terwischtes Bild, in welchem man jedoch im schwach reflectirten Lichte selbst die feiurn Buchstaben fast im- mer noch ziemlich deutlich erkennen konnte. Mehrmals zeigten sich auch die Bilder so, dafs die vertieft graVir- ten Stellen sich mit gleicher Farbe wie der Grund ab- gebildet hatten, und sie schieden sich dann nur dadurch ab, dafs die Ränder derselben nach aufsen hin mit an- ders gefärbten ßtteihn eingefafsC waren* Die Streifen zeigten sich nie vollkommen scharf begdlnzt, sondern verloren sich stets allmälig, zuweilen auf den Kupfer- platten init eigenthümlichem Farbenspiel. Ueberhaopt mufs ich hier nochmals auf das zurfickkommen, was schon oben fiber die vorzugsweise Abbildung der Ränder be- merkt wurde. Diese trat bei vielen Versuchen beson- ders deutlich hervor, mochten diese nun bei niedrigen oder bei hohen Temperaturen angestellt werden. Rund vertiefte oder wellenförmige Flächen, die in Dagnerre- schen Lichtbildern sehr schön zu erkeiiueii sirif], stellten sieb bei unsern Versuchen nie dar; nur die Ränder bil- deten sich ab und das Bild erschien stets flach. !6esOn^ ders deutlich zeigte diefs ein Wappen in Topas geschnit- ten, um welches ein breites Ordensband dargestellt war; wir erhielten hiervon mehrere schöne Bilder durch Con- denslnittg von Quecksilberdampfen auf Silberplatten, |^

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doch, stets nur die RSnder, ohne dafs das WellenfOniii^e

des Bandes im Bilde zu erkennen gewesen wäre. Auf- fallend zeigte sich noch dasselbe bei einer der gravirteu Kopferplatten, auf welcher in einigen Steilen schmale wellenförmige Vertiefungen eingescldagen waren, am ei* nige Buchstaben zu vernichten; lelztcie waren aber durch zurückgebliebene scbinale Bisse noch zu erkennen, in den Bildern zeigten sich daher wohl die Buchstaben, aber nie die Vertiefungen, so lange als ihr WärmestraUangs- vcnnöuefi mit dem der ( jruudfläclic einerlei war. Wurde aber die Grundfläche gereinigt, nachdem sie oxydirt worden war die Vertiefungen dagegen nicht, so bildeten sich auch diese ab. Waren bei vertieften Gegenständen die Rän- der weit von einander, der vcrlietLc Grund aber mit der Grundfläche von gleichem Aussehen, so bildeten sich oft, sowohl bei unmittelbar sichtbaren Bildern , als bei sol. dien, die erst durch Dämpfe sichtbar gemacht wurden, oben nur die Ränder als schmale Streifen ab, die dort in einander liefen, wo im Original die Bänder nahe an einander traten. Durch einige Versuche auf Kupfer, wel- che defshalb besonders angestellt wurden, haben wir ge- funden, dafs es möglich ist, sichtbare Würmebilder, die sich etwas unbestimmt zeigten und deren. Bänder nach aufsen zu durch Streifen eingefafst waren, schärfer zu be« kommen; diefs geschah, indem die Kupferpiatie, nachdem der abzubildende Körper abgenommen war, weiter er- hitzt wurde. Das auf dem Grunde der Piatie sich bil- dende gelbbraune Oxyd verbreitete sich allmälig gegen die entstandenen Bilder, vernichtete die farbigen Strei- fen, und das Bild wurde dadurch schmäler und schärfer begriinzt. Diesem ganz analog ist eine Erscheinung, wel- che ich mehrfach beobachtet habe bei Bildern, die durch Qoecksilberdämpfe auf Silber ganz, nach Hrn. Moser^s Verfahren erhalten wurden. Die Dämpfe condensirleu sich zunächst auf dem Grunde der Platte, und die Bilder erschienen viel breiter als Jas Original» allmälig aber

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lüclLfe die CondensiniDg gegen das Bild vor, und das- selbe wurde immer scbmiiler, bis beiläufig 2ur Breite des Originals selbst; solche Bilder entsprechen unsern nega- tiven unmittelbar sichtbaren Bildern. Bei denjenigen, welcbe unsem positiven entsprechen, schien es mir Öfter, als wenn die Condensiruog, von den l\äiidern beginnend, sich nach Innen verbreite. Diese Beobachtungen wur- den Ton mir früher gemacht, als ich die unmittelbar sicht- baren Bilder entdeckte. Das Yorhandensejn von RSn- dern ist aber keineswegs Bedingung zur Erzeugung eines Wärmebildes, sie wirken nur in sofern, als sie eine Ver- schiedenheit im Wärmeübergang bewirken; wo diese Yer« scbiedenheit auf andere Weise bedingt wird, kann eben- falls ein Bild entstehen. Als Beweis führe ich folgen- den Versuch an. Auf eine polirte Kupferplatte wurden mit einem Pinsel einige Worte mit schwarzer Tusche ge* schrieben, und die Platte darauf stark ^hitzt, oin alle flüchtigen StoiTe so viel als möglich zu verdauipfcn; diese Platte wurde alsdann zur Erzeugung von Wärmebildern benutzt, die damit eben so g^t gelangen, wie mit einer ^ravirten Platte.

Der Eiiilluls der VcrschiedeiilHut der Wärmestrah- lung geht auch aus folgenden Versuchen hervor. Eine frisch gravirte, möglichst reine* Messingplatte, bei welcher die Vertiefungen, die unvermeidlichen Rauhhetten abge- rechnet, gleiches Aussehen mit der (^i imdflru he haUcn, wurde auf Kupfer abgebildet; der Grund des Bildes er- schien silbergrau, die Buchstaben ebenfalls silbergrau, sehr wenig verschieden vom Grund, und nur die von den Rilüdeiii nach aufsen gehenden farbigen Einfassun- gen schieden sich deutlich vom Grunde ab. Als einige der gravirten Buchstaben in den Vertiefungen mit Tu- sche geschwänzt worden waren, und wir die Platte vor- her erhitzt hatten zur Verdampfung der flüchfit;eij Sub- stanzen, bildeten sich die geschwärzten Bucüslabeii roth, die andern aber wie früher ab«

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Als Curiositftt führe ich hier noch an, dab wir von einem fOnf Jahre alten Kupferstich in 7 bis 10 Minuten

einige ganz wohl sichtbare Wärmebilder auf Kupfer gam nach der früher angegebenen Weise erhalten haben«

Es mögen hier noch ein Paar besondere Yersnche erwShnt werden. Auf einer Kupferplatte wurde bei ge- ringer Temperaturdiffere? ein Bild gewonueu, durch Jod sichtbar gemacht, und hic/auf die Platten in unterschwcf^ lichtgaores Natron gelegt Das Bild verschwand mit dam Jod von der Platte, diese, wurde dann mit kochendem Wasser gewaschen; das Bi'^ kouute nuu hier durch Jod nicht wieder sichtbar gemischt werden, sondern schien g^nz verschwunden zu seyn. ^

Ebenfalls auf einer Küpferplatte wurde bei hohen Temperaturdifferenzea ein Bild gewonnen, durch Jod* dämpfe sichtbar gemacht, und dann, in unterschwctlichl« saurem Natron 20 Stunden gelassen, ohne dafs das Bild ▼erschwand. Die Platte wurde hierauf mit kaltem Was- ^ ser gewaschen, etwas mit Oel und Tripel gereinigt, hier- nach bis zum Bothwerden erhitzt; jetzt schien das Biid verschwunden^ als aber etwas stark verdünnte Salpeter- säure auf die Platte gegossen wurde, kam das Bild wie- der zum Vorschein.

Es ist durchaus nicht meine Absicht, hier in theore- tische Betrachtungen über die Resultate unserer Yersn- che einzugehen, deren Anzahl jetzt schon mehr als 500 beträgt; ich verschiebe diefs, bis ich einige andere xVu- gaben Hrn. Prof. Moser^s auf ähnliche Weise werdet geprüft haben, wie es hier mit dem Einflufs der Wärme bei der Abbildung zweier Körper auf einander gesche- hen ist. Dals die vorstehenden Untersuchungen nicht auf eine mehr wissenschaftliche Weise angestellt sind, hat seinen Grund darin, dafs dazu mehrere besondere Apparate ntUhig gewesen wären, deren Anschaffung mir für jetzt wenigstens nicht möglich war, und verdiene ich deishaib keinen Tadel. '

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Ich bemerke noch, dafs ich schon im Juni 1841 die negativen unmittelbar sichtbaren Lichtbilder entdeckte, früher als die Kunde davon aus Paris nach Kasan kam, auch glaubte ich aus zwei Versuchen schliefsen zu mOs- sen, dafs solche Bilder wieder iu positive tibergehen'' können ; theils ungünstiger Zustand der Atmosphäre, haupt- sächlich aber Mangel an Materialien, hinderten mieh, dieb weiter zu verfolgen. Hr. Pr . Moser hat einen sol* eben Wechsel der Bilder, der noch mehrfach seyn kauu, dargetban. Ferner veraniafsten mich einige Versuche zu dem Schlüsse» dab eine erh hte Temperatur in der Ca- mera obscura der Erzeugung ' eutUcher und schöner Licht- bilder nacbtbeilig ist.

Ungeachtet der ausgezeijchnelen Achtung, welche ich filr Hm. Prof« Moser hege» mit weichem persönlich be- freundet zu sejn ich mir fOr eine Ehre schätze, erlaube ich mir doch zu bemerken, dals ich einigen Besultaten, welche derselbe mit Hülfe gefärbter Gläser erhielt, kein rechtes Vertrauen schenken kann, weil, ungeachtet der Möhe, die ich mir deshalb vor zwei Jahren in Berlin, Wien, München, Paris und London gegeben habe, ich nicht so glücklich gewesen bin, auch nur ein einziges ge- färbtes Glas von eines Quadratcentimeters Gröbe zu er- langen, welches nicht das geringste weilse Licht durcb» gelassen hStte. Einige Versuche Hrn. Moser's müssen daher mit Hülfe des Heliostats uud guter Prismen ge» prüft werden, was ich beabsichtige im nächsten Früb^ jähr zu thun, wenn ich bis dahin mir noch einige kleine Apparate aus dem Auslände verschaffen kann, die ich dazu nüthig linde.

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IIL Erwiderung an iiie UH. Fizeau und Daguerre; con L. Moser.

in dem L. Bande dieser Annalen beünden sich Aa&ätze ▼on HH. Fizeau und Daguerre, zum Theil Erscbet«

nuDgcn betreffend, welche ich früher beschrieben habe. Sie beweisen deutlich, dafs ihren Verlassem jene Er- scheinungen nur oberflächlich bekannt geworden sejen; vielleicht nur aus einem der Auszüge, welche von mei- nen Aufsätzen gemacht worden, und die öfters nicht ein- mal ganz verständlich sind. Einen gelungeneu Versuch mufs vollen^ keiner der genannten Verfasser angestellt oder gesehen haben; Hr. Fizeau leitet das Abbilden der Körper auf einander von Uureinigkeiten her, mit wel- cher einer der Körper oder beide bekleidet sejen; er ver- unreinigt die Körper absichtlich, und zeigt, da£s man sol* eben Schmutz einige, wiewohl wenige Male von dem ei- nen auf den andciu iibcilrniicn kuiuic. Daiaa lalst sich nicht zweifeln, aber ersuchen muls ich Hrn. Fizeau, die Versuche zu wiederholen , sobald seine Körper kei- nen Schmutz mehr zu übertragen haben, und zwar die Versuche, wie ich sie angegcbeu habe, iu der Eerührung, Entfernung, in Oelen, Wasser etc. etc. Sie werden ihm dann desto reiner gelingen.

Was den Aufsatz des Hrn. Daguerre betrifft, so CiUli.ilt er sehr viele Ünrichtigkeiteu , auf die ich mich jedoch hier nicht einlassen kann. Ich werde es bei dem Einwand bewenden lassen, den Hr. Daguerre gegen mich, und zwar in Betracht meiner Ansicht von unsicht- barem Licht anführt. Hr. Daguerre kocht die Silber- platten, nachdem sie jodirt worden, in deslillirtem Was« ser, giefst dasselbe Vorsichtig ab, und setzt die heifse Platte denjenigen DSmpfen aus, die das Silber empGnd-

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lieh rnach^. Er ^ebl aD/ dafs bei dieser Art zu Ter» fahren die Schnelligkeit im VerhSltnifs von 8 ; 3 wachse

und schreibt diese Beschlennigimg auf das Entfernen ei- nes Luftscblammes, der durch den Wasserdampf der At- mosphäre an die Platte abgesetzt» durch das Kochen aber Wieder entfernt werde. Das Wichtigste fiSr mich war, dafs zwei so gekochte Körper sich bei der gewöhnlichen Temperatur auf einander nicht abbilden sollen. Diesen Versuch jedoch mufs Hr. Daguerre flüchtig angestellt haben; denn nach meinen Versnchen bilden sich die ge^ kochten Körper gerade so ab, wie die nicht gekochten. Hiermit küunte es in Bezug auf Hm. Daguerre genü- gen. Ich konnte ihm überlassen es zu rechtfertigen, wie der Wasserdampf der Luft dazu komme, an eine eben jodirte Platte heranzugehen, da es doch bekannt ist, dafs selbst Wasserdampf höherer Spannung schwer von einer gut jodirten Platte condensirt wird, und um so schwe* rer, wenn sie eben }odirt worden, und also noch etwas erwärmt ist. Ich könnte es ihm übcrlasscD, glaublich zu machen, dafs durch Entfernung des Schmutzes die nach- herige Empfindlichkeit der Platte, wie er angiebt, streng im Verhältnifs Ton 8 : 3 wachse. Solcher Unwahrschein- lichkciteu liefsen sich mehrere namhaft machen; allein man bedarf ihrer nicht. Selbst wenn die Ansicht des Hrn. Daguerre nicht unwahrscheinlich wäre, so wäre sie doch falsch. Hr. Daguerre hat, wie ich yermuthe, so experimentirt, dafs er die gekochte Platte blofs den Joddämpfen, oder erst diesen und dann den Dämpfen Ton Jodchlorür, Brom s. w. aussetzte. Wendet man aber Jodchlorür an, so braächt man die Platte vorher nicht zu jodiren. Man verfahre also mit dem Kochen der Platte, wie Hr. Daguerre es vorschreibt, bringe aber die heifse Platte unmittelbar über Jodchlorür. Man wird dann finden, dafs die Platte nicht allein nicht empfind- licher, sondern sogar vnempfindUcher gewo^rden ist , als wenn man das Kochen fortgelassen hätte. Wo bleibt

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nua hier die Vontdlung von Wirkuigen?

Hr. Daguerre ist mit dem Kochen der Silberplatte auf ciuea der schwierigsten Gegenstände dieser Sphäre getreten, mit welcbem ich mich seit meiiieiii Auftatze über das Latentwerden des Lichts (diese Ado. Bd. LVII S. 1) beschäftigt habe. Ich gab dort im AUgemeineD die £rscheiimDge& an, welche yerdampfendes Wasser auf .Platten 'hervorbringt; seitdem habe ich einzelnen Gelehr- ten von den merkwürdigen Eisclieinuugeu Mittheilimgeu gemacht, auf welche ich gestoisen war, als ich diesen Gegenstand nach seinen Terscbiedenen Seiten nntersnchta Wegen der beträchtlichen Schwierigkeit desselben ist es mir bis jetzt nicht möglich gewesen, ihn in einer abge- schlossenen Form dem wissenschaftlichen Publicum vor- xalegen« Audi jetzt bin ich darin so weit nicht vorge- schritten, ötehe aber nicht an, so viel von meinen Re- sultaten mitzutheiien, als nothig ist, um einen der deii- catesten Processe, der eine Oberfläche betreffen kann, vor den rohen Hypothesen zu schützen, die man seioet- wegen erfindet.

Die Dämpfe von Jod, Chlor, Brom haben bekannt* lieh die Eigenschaft, das Silber gegen das gewöhnliche Licht empüudlicher zu machen. Allein ftie haben aufser- dem eine ganz andere Eigenschaft. Wenn nämlich das gewöhnliche Licht auf eine, nach der üblichen Art prä- pariile Silbciplatte gewirkt uud ein Bild hervorgebracht hat, dann haben dieselben Dämpfe die Eigenschaft, diese Wirkung gradaiim zurückmführen^ das Bild also in je- des der früheren Stadien zdrackzoyersetzen* Von mei- nen sehr zahlreichen Versuchen hierüber theile ich ei- nen als den ausgedehntesten dieser Art mit. Am 11, Februar d. J. war die richtige Zeit ffir das gewöknlicbe WM zwischen 10 und 12 Uhr VormiLta-s 24^ bis 2 Mi- nuten, wenn die iodirle Platte noch dem Chlordampf ausgesetzt worden war» Eine solche Platte brachte ich

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m d^efiem Tage io die Camera obscura uad lieis si« 26 Stunden dario^ Es enUtand natttrlicb ein starkaa nega- tives Bild, dessen helkte Pärthien bedeutend gesehwärzt

waren. Diese Piatie wurde nunmehr 1 Minute über Jod gehalten, und hierauf in den Quecksilberkasten gebracht. Der Qaecksiiberdaiiipf brachte jetzt dasselbe Büd zuß' tpege, als wenn die rialte 2 Miuuteu, uicht 26 SLuiidcu, in der Camera obscura gewesen wäre. Zu Versuchen dieser Art genügt es, die Platte Tier bis sechs Mal lila- ger als nOthig in der Camera obscara zu lassen, und sie . hierauf in Jod» Chlor, Bromdampf u. s. w. zu bringen, wobei man die nöthige Zeit ermittein mofs« Beim Jod* dampf gehört hierzu etwa ein Drittel der Zeit, worin eine jodirte Silberplatte gelb wird, damit ein IJild im 6ladium 4 bis 61 auf xias Stadium / zurückversetzt werde, wo es daon im Quecksilberdampf auf gewöhnliche Weise err scheint. Läfst man den Dampf von Jod u. s. w. zu lange wirken, so wird cjas Bild in noch früliere Stadien ZQrückversetzty und kann sogar bis auf die letzte Spur verschwinden. Wfirde man dagegen die Platte, nachdem sie die Zeit 4 oder 6/ in der Camera obscura gelassen worden» ohne Weiteres in den Quecksilberapparat bria» gen, so wurde der Quecksilberdampf die bereits ange* fangene Schwärzung der hellsten Parlhicn, wegen der Farbe seines latenten Lichts, bedeutend steigern. £r Wörde dagegen die weniger afficirten Stellen weifs ma* eben, und also ein durchaas negatives Bild entstehen las- sen. Läfst man jedoch Jod u. s. w. iu geliöriger Intensi- t9t vorher auf das Bild wirken, so wird dasselbe im Qnecksilberdampf ein so vollendetes, als das gewöhnliche Verfahren es nur zu liefern vermag.

Es ist wohl eine der seltsamsten Erscheinungen, dals dieselben Dämpfe, welche das Silber für das gewöhnli- che Licht so ernpündiich machen, eine geradezu f;ntge- gengesetzte Action gegen die stattgefundeneu Wirkungen dieses Lichts ausüben* Man kann unmöglich glaubeHt

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dafs diese beiden Erscheinangen nur zufällig sich hier bei- samuienfmden soUten. Viel wahrscheinlicher ist es, dab dieser ZusammenhaDg sich auch anderweitig zeigen werden und dafs Oberhaupt jeder Dampf oder fede Gasart, wd- che, mit dem Silber verbuudci], ilnn eine gröfsere Empfind- lichkeit für das gewöhnliche Licht ertheilt, auch die an- dere Eig^enschaft haben werde, die stattgefnndenen Effecte dieses Lichts gradaliui zurückzuführen, und umgekehrt. Ausnahmen von diesem Satze sind mir nicht bekannt; ▼ielleicht dafs später die Bedingungen des chemischen Processes dergleichen herbeiführen. Vorlaufig will ich anderweitige Bestätigungen dieses Salzes mittheilen. Be- kanntlich erhöht der Sauerstoff, mit dem Silber che- misch verbunden, dessen Empfindlichkeit fttr das Licht. Der Sauerstoff führt aber aucli die Wiikungen des ge- wöhnlichen Lichts gradatim zurück. Mau lasse eine jo- dirte, chlorjodirte u. s. w. Platte 4 bis 6 Mal zu lange In der Camera obscura, und bringe sie hierauf in einen Strom reinen Sauerstoffs, ^ oder 1 Minute lang, je nach der Eiasücität des Gases: so wird das Bild auf das rich- tige Stadium, oder tiberhaupt auf ein früheres ziirQckge* bracht sejn, und kann auch ganz von der Platte ver- schwinden. Statt des reinen Sauerstoffs kann man, auch die atmosphärische Luft anwenden, indem man sie mit- telst eines Blasebalgs 1 oder 2 Minuten i:i ^:en die Platte treibt; ihr Bild ist dann ebenfalls auf ein früheres Sta- dium zurückversetzt. Der Luflstrom meines doppelten Blasebalgs hält einer Wassersäule von 4 bis 5 Zoll das Gleichgewicht, und bringt, während zwei iMinuten bei einer jodirten Platte augewandt, das Stadium ihres Bil- des von 4/ auf t herab, wo es dann in den Quecksil- berdämpfen auf gewöhnliche Weise erscheint. Auch die ruhige Atmosphäre bringt durch ihren Sauerstuffgehalt dieselben Wirkungen hervor, wenn man die Platte nur mehrere Stunden liegen läfst. Achnlich wie Sauerstoff irkt auch Fluorwasserstoff. Wenn die jodirte, chlor-

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jodirlc u. s. w. Silberplatte 4 bis 6 Mal zu lange in der Camera obscura gewesen, und man bringt sie einige Se< coodeo über diesen DampC (den ich auf gewObnlicfae Weise, jedoch ohne Wärme, entwickelte), dann ist das Bild auf das Stadium / oder ein früheres zurückgeführt, und man kann auf diese Weise die in jeder Hinsicht vollendetsten Bilder erhalten. Somit übt Flaormsserstoff diese dem gewöhnlichen Licht entgegengesetzte Wirkung. Zugleich macht derselbe Dampf, eine halbe oder eine ganze Minute gegen eine jodirte Silberplatte streichend» dieselbe fOr^das gewöhnliche Licht viel empfindlicher, und ich erhielt durch schwache Sonne auf solchen Plat- ten, nach der Art wie ich sie in dem AuLsalz über den Procefs des Sehens u. s. w. beschrieben, schon inner- halb 16 Minuten sehr gute Bilder, zu welchen die reine Silberplatte 2 Stunden verlangt haben wfirde. Sauerstoff und 1 luorwasserstoff zeigen also wiederum beide Eii^en- schaften vereinigt, sie führen die Wirkungen des sichtbaren Lichts zurück, und machen die Silberplatte für dieselbe Wirkung empfindlichen Allein sie stehen in der einen wie der andern Beziehung den Dämpfen von Jod, Chlor u, s, w. bedeutend nach. W eder erlheil cn sie dem Sil- ber jenen höheren Grad von Empfänglichkeit, noch er- streckt sich ihre zurückführende Kraft so weit. Wenn nämlich die jodirte, chlorjodirte u. s. w. Silberplatte län- ger als 4 bis 6 Mai die richtige Zeit iu der Cnmern ob- scura gewesen, dann wird ihr vorgeschrittenes Bild durch Sauerstoff oder Fluorwasserstoff nicht mehr zurückge- geführt, mindestens bei der gewöhnlichen Temperatur nicht. Dagegen hat der Joddampf die Kraft ein IJild noch zurückzuführen, welches länger als einen Tag in der Camera obscura gelassen, wie ich das bereits ange- fahrt. Messende Versuche sind def^halb, wie man leicht siebt, über Jod, Chlor u. s. w. nicht n)o<;lich, da man nicht anzugeben vermag, in welchem Stadiuni mit Bezug ^ auf die Zeit sich ein Bild befinde, wenn die Platte^ die

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es trS^t, länger als einen Tag in der Camera obscura verweilte. Den genannten gasförmigen Körpern, denen sich viele andere anreihen, die ich bis jetzt nicht ge^ ^ nao genug untersucht habe, reiht sich nun auch die Ver^ darnpfutig des Wassers an. Sie führt die Wirkung des gewöhnlicheu Lichts ebenfalls zurück. Man lasse die )odirte Silberpiatte 5 bis 6 Mai die nIHhige Zeit in der Camet'a obseora, und giefse kaltes Wasser darüber, welches man ablaufen läfst. Bringt man die trocken ge- wordene Platte in die Quecksilberdämpfe, so erzeugeu sie dasselbe Bild, aU wäre die Plaiie die richiige Zeit in der Camera oBseura gewesen. Wendet man heifsea Wasser an, so ist die Verdampfung stärker, eben so die zur Qck führende Kraft, und mau kann dann Bilder ans dem Stadium 8 bis 10^ auf das Stadium t zurück-- ▼ersetzen. Man mufs jedoch bei diesen Versuchen die Anwendung von Wäiiiic bei jodirtcn, cliloi jodirten u. s. w. Platten nicht so weit treiben, dafs die Piatie ihre Farbe ändert.

Da nun verdampfendes Wasser die zurflckffihrende

Kraft besitzt so ist nach dem Vorigen schon zu er- warten, dafs das reine Silber durch dasselbe gegen das gewöhnliche Licht empfindlicher werden wird, und das ^ ist es nun, was dem oben mitgetheilten Versuch des Hrn. Dagucrre zu Grunde liegt, und was derselbe so sehr verkanut hat. Zur nähereu Erläuterung dieser Sache wird Folgendes dienen.

' Wenn man zwei Dämpfe oder Gase, A und By von denen Jeder einzeln die zurückfülii ende Krafl oder die Eigenschaft besitzt, das Silber empündlicher zu machen, hinter einander auf eine Silberplatte wirken läfst, so wird

l) Ich nralt fibngeos bemerken, def«, was ich hier auCBechnuaf der Verdampfung 4chreil>e, eben so gni auf Rechnung der Beruhrong des Wassers geschrieben werden könne» Mir ist kein Versuch geglückr, der awisdien beiden ni6gltchen Ansichten entscheiden könnte, und ich mufs diese Frage daher auf sich hemhcn lassen.

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die definitive Empfindlichkeit der Platte eine andere eejn, als wenn not A oder B allein darauf gewirkt bitte. (Der Fall bleibt natOrlidi hier ansgescbtoasen/ wo der

ciuo Dampf durch seine Elasticilät oder Dauer der Ein- wirkung gar zu sehr übervriegt, so dals der EinfiuCs des andern für den Versuch verschwindet.)

1) Die EmpfindKchkeft der Silberplatte wird durch die successive Anwendung von A und B vermehrt, und zwar in welcher Ordnung man sie wirken lasse. In die- sem Verhältnifs stehen Jod und reines Chlor zu einan- der. LSfst «an gleich nach dem Poliren Chlordflmj^fo auf die Platte wirken, dann Joddäm'pfe, oder umgekehrt, 80 wird in beiden Fällen die Platte für das gewöhnliche Licht empfindlicher, als wenn man bloCs Chlor oder blols Jod genommen hatte.

2) Die Empfindlichkeit der Silberplatte wird durch die successive Auwendung von A und B vermehrt, aber nur, wenn sie in einer bestimmten Ordnung wirken. In diesem Verbältnifs stehen die Dämpfe von Jod und Jod- chlorOr. Läfst man zuerst Jod wirken, dann Jodchlorfir, so wird die Platte ein wrenig empfindlicher, als wenn mau blofs Jodchlori'ir, und viel empfindlicher, als wenn man blofs Joddampf allein genommen hatte. Kehrt man da- gegen die Ordnung um, läfst erst Jodchlorfir, dann Jod wirken, so wird die Platte nicht so empfindlich, als wenn der erstere Dampf allein gewirkt hätte.

3) Die Empfindlichkeit der Silberplatte wird durch den gasförmigen Körper B vermindert, mag man ihn vor oder nach A anwenden. Der Chlordampl vor oder nach dem Jodchlorür angewandt , macht die Platte weniger empfindlich. Fluorwasserstoff vor oder nach dem Jod angewandt, macht ebenfalls die Platte unempfindlidier, und dasselbe lindet Statt, wenn statt des Jods Jodchlo- rör genommen wird. Wie der Fiuor Wasserstoff, wirkt in flieser Beziehung auch der Sauerstoff. Wenn man die Silberplatte, nachdein sie polirt oder jodirt worden, einige

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Zeit liegen läfst uud nachher den übrigen Processen aus- setxt, so zeigt sich die Platte uuempiiudlicher. Obgleich idi keine directen Beobachtimgen bterOber an reinem Saaerstoff angestellt habe, so giebt der SaaerslofC der Luft doch die natürliche Erklärung für das zuletzt er« ' wäbnte Phänomen.

Was nun das von der reinen Silberplatte verdam- pfende Wasser anbetrifft, so reiht sich dessen Wirkung den Fällen ad 2 und 3 an, je nachdem man Jod oder Jodchiorür anwendet. Wendet man Jod an, so wird dnrch die Verdampfung von kaltem oder heifsein Was- ser» wenn sie .vorangeht, die Emßßndlichkeit der Platte vermehrt. Das ümgekfehrte tritt *eiri, wenn Jodchiorür aogewaudl wird. Allein welche der beiden Dampiarten auch gewählt werde, immer wirkt das Verdampfen des kalten und erwärmten Wassers nachtheilig auf die Emp6nd- lichkeit, wenn man dasselbe von einer bereits jodirten oder chlorjodirten Platte eintreten läfst.

Königsberg» im Juli 1843«

IV. Ein Eooperiment zum Beweise, da/s im Quecks silberikunpf latentes Licht tforhanden sey.

Das folgende einfache Experiment weist sehr gut das Vorhandensejn latenten Lichts im Quecksilberdampf nach, und bietet an sich g^ug Interesse, dafs ich dasselbe ein- zeln aus der Untersuchung, zu welcher es eigentlich ge- ^ hört, mittheilen kann.

Man lasse eine Silberplatte jodiren» wobei das erste Gelb genügend ist, und erhitze sie hierauf Ober einer gewöhulicheu Spiriluslampe, etwa während einer Minute. Das Jodsilber wird erst dunkler, dann milchwcifs. Diese weifse Substanz ist gegen das Licht sehr empfindlich, und

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steht hierin anseren empfindlichsten Substanzen wenig nach. Sie wird im Licht, önd zwar von allen Farben

desselbeO) stahlgraii. Mau inuis die Platte daher vor dem directen Himmelslicht schützen, und mit ihr im hin- fern Theile der Stube operiren. Nachdem sie erkaltet worden, bringe man sie hiutcr einem ausgeschnittenen Schirm, der sich bis zu einer Liuie yon der Platte ent- fernt befinden kann, Über Quecksilber, - erhitze dasselbe bis 60° R. , und lasse die Temperatur auf 30® fallen. Kimmt mau jetzt die Platte heraus, so ist sie überall da, wo Qnecksilberdampf hinkam, stahlgraa geworden, und man erhSlt also das Bild der Ausschnitte des Schirms gerade so, als wenn gewöhnliches Licht auf die Platte gefallen wäre. Obgleich der condensirte Quecksilber- dampf weifs isf^ so ist die Wirkung seines latenten Lichts doch in diesem Falle die überwiegende, und bestimmt die Färbung.

Die Wäime spielt hierbei keine RoUe^ denn sie vermag nicht die weifse Substanz stahlgran zn machen. Auch giebt es bei dieser weifsen Substanz iieine chemi- schen Strahlen; denn alle Strahlen des Spectroms ma- chen sie stahlgran. *

Königsberg, im Juli 1813.

Ludwig Moser.

V. Entwicklung der Lehre 0on dem Glänze;

i?on t/. Üer^sieJ.

(MilSedieiU vom Hm. Yerrasser los: Oversigt oper dei K, dmukg Fidenskub. Selskahs Forhandüngtr 1843, iVo.5.)

Der Verfasser fängt mit der Erklärung an, dafs sein Vor- trag nichts wesentlich Neues enthalten werde, sondern

PoggeiiaorfPi AnnaL Bd. LX. 4

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nur eine ZusammenslellnDg bekannter Wahrheiten sej; da diese ZusainmensteiiuDg indessen seines Wiesens nir- gends ausgeführt sey, halte er es nicht für uoxweckmäfBig, den erlangten Ueberblick mitzutheUen.

Um desto leichter die Aufmerksam keil auf das zu richten, worauf es hier ankommt, ging er von dem schein- baren Widerspruche in der Vereinigung der schwarzen Farbe und des Glanzes aus, da zufolge jener so wenig, .zufolge dieses so viel Licht als möglich zurückgeworfen werden soll* Um diese Schwierigkeit zu Idsen, «miCb man wohl die beiden Weisen unterscheiden, auf welche die Oberflächen das von einem leuchtenden Puukte er- haltene Licht zurücksende.

Jeder leuchtende Punkt ist der Ausgangspunkt für eine Reibe von Aethei wellen. Jede gerade Linie, die ¥on diesem Punkte senkrecht auf die WellenÜücben ge- zogen werden kann, bezeichnet eine Wirkungsrichtung, und wird ein Lichtstrabi genannt. Da das von einem Punkte ausgebende, auf eine Fläche fallende Liebt einen kegelfürmigen Raum einnimmt, wird ein so begrfinzter Ausschnitt einer Reihe von Licbtwellen, eine so SuCBer- licb begränzte, innerlich aber unendliche Saumduiig von Lichtstrahlen, ein Lichtkegel oder Sirahlenkegel genannt. Wenn der Strahlenkegel auf eine ebene und blanke Oberfläche fällt, wird er so zai ückgcworfcn , dafs alle Strahlen darin ihre gegenseitige Lage bebaken, so dafs das Auge dieses zurückgebeugte Licht ganz auf solche Weise empflängt, als ob es Ton dem leuchtenden Punkte käme, nur mit dem Unterschiede, worauf es hier jedoch nicht ankommt, dafs das Auge^ welches nichts von der .Veränderung der Bichtungen weifs, sich den Punkt eben so weit hinter der blanken Fläche vorstellt, als er in Wirklichkeit vor derselben liegt. Auch dann, wenn die blanke Oberfläche nidit eben ist, sondern gewisse re- gelmäfsige Formen hat, wie die der Kugel, der Hyper- boloide, ParaboloKde, des Kegels und Cjlinders, werden

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die StraUen so zarttckgeworfen, dab defenlgen, welche in das Auge gelaogen, einem gemeinschaftlichen Strahlen*

kegel anzugehören fortfahren, obgleich die Figur dessel- ben mehr oder weniger verändert wird. Man kann sagen^ dafs die Strablenkegei hier onzerlegt, wie?rohl nicht nn« verändert zuröckgeworfen werden. Bekanntlich zeigen uns die Oberflächen, welclic die Slrahlcnkegel unzerlegt zurückwerfen, die liiidcr der Gegenstände, oder sie sind Spiegel. Besteht eine Oberfläche aas vielen sehr klei- nen, blanken, doch von einander getrennten Theilen» so wird doch jeder der düuncii Strahlenkegel, welche von einem solchen Theile zurückgeworfen werden, un- zerlegt bleiben. Das Nachdenken mnfs einen jeden die- ser blanken Theilchen als einen Spiegel anerkennen; die Oberlldche dagegen, als Ganzes betrachtet, kann nun nicht mehr so geuanut werden; Blaukheit wird man ihr aber nicht absprechen. Von einem jeden der blanken Theile geschieht die Reflexion nach den Gesetzen der Spiegelung, und man kann deshalb diese Reflexion, wel- che die regelmäfsige genannt zu werden pflegt, mit dem Namen: die spiegelnde^ b^eichnen, wodurch die Bezeich* nong der Anschauung näher gerückt wird. In sofern dagegen die Strahlen, welche auf die Fläche fallen, von den empiangenden Theilen in alle möglichen Bichtungen ' zurückgeworfen werden, werden die ursprQnglichen Strah- lenkegel zerlegL In so weit diefs geschieht, voll« ständig geschieht es nie hat man diese llcilcxion mit Becht die zerstreuende genannt; mehr bezeichnend konnte - man sie aber die zerlegende nennen, wodurch man zu- gleich verhinderte, dafs der Gedankenlose sie mit der davon himmelweit verschiedenen zerstreuenden Reflexion verwechsele, die durch die convexen Spiegel bewirkt wird.

Das Licht, welches durch die spiegelnde Beflezion in nnser Auge gelaugt, giebt uns keine Vorstellung von den zurückwerfenden Theilen, sondern nur von dem Yor-

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handensejD des Lichts, and wenn die Theile der:FIS-

che eine dazu geeignete gegenseitige Lage haben, von dem leuchtenden Punkte. Durch die zerlegende ReÜexioQ gelangen wir dagegen zur Kcnntnifs der zurückwerfen- den Theiie selbst. Bei dieser Reflexion scheint es auch zu sejn, dafs ein Theil der empfangenen Lichtstrahkn für die Umgebung verschwindet» absorbiri wird» wie man es nennt Oft wird von einer Strahlenart, d. h. von Lichtwellen einer gewissen Geschwindigkeit der Schwin- gungen, mehr absorbirt als von den übrigen, wodurch die zurückgeworfenen Strahlen also eine gewisse hervor- tretende Farbewirkong erhalten.

Wenn es eine Oberfläche gäbe, weiche nur die spie- gelnde Reflexion ausübte, würde sie im eigentlichen Ver- stände des Worts nicht gesehen werden, obgleich man ihr Yorhandeasejn durch ihre spiegelnde Wirkung be- merken würde. Für das eigentliche Sehen würde sie sich verhalten, als wenn sie sc/uporz wSre. Allein bei jeder noch so vollkommen spiegelnden Fläche leidet das Licht zum Theii eine zerlegende l\cÜexion, wodurch ge- rade bewirkt wird, dafs sie ein Gegenstand des eigent- lichen Sehens wird. Auf der andern Seite giebt es keine Oberfläche, bei der die empfangenen Lichtstrahlen aus- schliefslich die zerlegende Reflexion erleiden. Wir be- legen aber die Oberflächen mit den Namen glänzend oder glanzlos, je nachdem die eine oder tlic audere Art der Reflexion den bemerkbarsten Eindruck auf uns hervor- bringt.

Es verdient in hohem Grade unsere Aufmerksamkeit, dafs dieselben Veränderungen, welche den Glanz ver- stärken, die zerlegende Reflexion schwächen, and omge* kehrt. Man sieht diefs beim Poliren einer malten Flä-

che oder dem Mattschleifen einer blanken. Im ersten Falle nimmt die Sichtbarkeit der einzelnen Theile ab, je nachdem ihre Blankheit einen höheren Grad der Voll- kommenheit erreicht; und bei einigen Flächen, z. D. beim

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Stahle, vcrschwiudet die eigenlhümliche Farbe in dem Grade, da£s man geneigt wird, die Fläche schwarz zu nenneD. Im andern Falle, beim Mattschleifen, erhält die ElgenthfimUchkeit des Stoffes den ▼erlernen Theil seines Einflusses wieder zurück. Man wird mit diesen Verhältnissen noch vertrauter durch einen Ueberblick fiber folgende alte und neue Erfahrungen. Eisen in pul* ▼erförmigem Znstande, so wie man es durch die Behand- lung des Eisenoxyds mit Wasserstoffgas erhält, ist schwarz; wird es aber zusammengeprefst, erhält es den bekannten Glanz und die Farbe des Eisens. Dasselbe läfst sich im Wesentlichen auf alle die Metalle anwenden, die in pul- ▼crförmigem Zustande dargestellt werden können. Viele derselben ,sind in ihrem feinzertheiltcn Zustaiule schwarz oder grau, wie Platin, Silber, Blei, Arsenik, andere far- big, als Gold, Kopfer; aber durch Druck oder eine ge- wisse Zusammenstellung der Theile erhält jedes dersel* , ben seinen bckcUinlen nietallis( hen Glanz und seine Farbe. Man würde irren, wenn man meinte, dafs dieses Ver- hältnifs nur för den metallischen Zustand gälte. Polirt man ein Stfick rothes Eisenoxjd, erhält es mit dem Aanze einen stahlgrauen Schein, und zeigt in demselben Grade weniger l\ölhe, je vollkommener seine Politur ist. Das- selbe gilt yom Zinnober, nur dafs dieser im blanken Zu- stande eine Farbe bat, welche sich mehr der des Bleies, oder, wenn man will, der des Quecksilbers niiherf, wie- wohl mit weniger lebhaftem Glänze. Indigo erhält durcb's Poliren bekanntlich einen Kupferglanz. Das Berliner- blau erhält ebenfalls durch dieselbe Behandlung einen eigenen dunkelblauen Glanz. Hiemit verwandte Versu- che lassen sich dadurch ausführcUi dafs man irgend ei- nen Färbestoff auf Papier streut, dieses auf eine harte Unterlage legt, und es mit einem Stücke harten, blanken Glases, Purcellans, Stahls od. dcrgl. reibt; uiaii wird daun die Farbe in demselben Maafse verschwinden scheu, iu welcbem der Glanz steigt. Mit ähnlichem Erfolge kann

*

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man zu soldien Versuchen gemalte Oberflächcu anwen- den, deren Bindemiltel zu keiaem bedeuteuden Glänze Aoiafs giebt

Bei Versacben mit allen diesen OberflScben ergiebt

sich, dafs ihre Spiegelbilder keine Farbe uiit sich führcu. Zwar sieht man oft in dem Bilde einen Farbenschein von der reflectirenden Fläche; dieser rührt aber von der zer- legenden Reflexion her, welche stets die spiegelnde be- gleitet. Je mehr ein Spiegel im Schatten liegt, der Ge- genstand aber wohl beleuchtet ist, desto weniger nimmt das Spiegelbild diesen Nebenschein an. Das Spiegelbild fedes farbigen Gegenstandes zeigt sich alsdann fast ganz mit seiner eigenen Farbe, obgleich der Körper, dessen Oberfläche dasselbe bewirkt, bei der zerlegenden lie- fiexion eine ganz andere Farbe giebt*

Das Licht, welches von einer glanzlosen Oberfläche in einen Schalten geworfen wird, isL bekaiiDtlich stets gefärbt; ist dieselbe Oberfläche polirt, erhält das zum Schatten kommende farblose Licht ein Uebergewicht, weL dies im VerhSitnifs zur Politur steht. In der dunkeln Kamiher zeigt es sich ebenfalls deutlich, dafs das bei der Spiegelung zurückgeworfene Licht nicht die Farbe des Gegenstandes hat, obgleich es sich leicht mit einem Theile des, bei der spiegelnden Reflexion, ausgesendeten Lich- tes vermischt. x

Da die Oberflächen aller Flüssigkeiten blank sind, müssen sie dieselben Verhältnisse zeigen, und diefs er- giebt sich anch in der Wirklichkeit. Obgleich man fil- tere Versuche hierüber hatfe, hat Oersted diefs doch durch Versuche mit stark gefärbten Flüssigkeiten, z. B, mit dunkelblauer Dinte, tief roth gefärbter Lackmustink- tur, in schwarzen Gef^fsen, bestätigt. Gefärbte Glasar- ten zeigen dasselbe Verhältnifs.

Das bei der zerlegenden Reflexion ausgesendete Licht ist nicht polarisirt, wohl aber das durch Blaukheit re- flectirle. Obgleich dieses Verhältnifs nicht bezweifelt

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SS.

worden ist, wird es docb von Interesse sejrn, es dnrch neoe, die Sache klar darlegende Versuche bestätig za

sehen. Diefs geschieht sehr leicht, indem man die Hälfte einer matten Oberfläche polirt, und sie dann das Licht ODter einem ziemlich spitzen Wiokel auf einen» in den Polarisationswinkel gestellten Spiegel, der gehörig gedreht iVerdcD kann, oder zu einem Polariskop, zurückwerfen laCst. Braucht man Savart's Polariskop, sieht mau auf der glanzlosen Oberfläche wohl einige ganz matte Strei- fen, auf der glänzenden zeigen. sich aber kraftvoll ge- färbte Streifen.

Man bemerkt nicht, dafs die Farbe, welche die Ober- fläche in ihrem glanzlosen Zustande haben würde, irgend einen Einflnfs auf die Farben ausübt, welche die Streik fen im polarisirenden Lichte zeigen, welches wiederum die Ucberzeuguug bekräftigt, dafs die spiegelnde Reflexion farblos ist.

Indem man diejenigen Stoffe polirt, mit welchen

diefs nicht früher yersucht worden, wird man im Stande seyn den Poiaiisationswinkel liiancher Stoffe zu Lestim- men, und daraus ihr Brechungsverhältnifs abzuleitpi, wenn keine andern Mittel angewandt werden können.

Ans diesem Allen geht also hervor, dafs das bei der spiegelnden Rellexion ausgesendete Licht an dem Far- beneindruckc, welchen wir von den Körpern empfangen, keinen Theil hat, sdndem dafs dieser Eindruck nur durch die zerlegende Reflexion bewirkt wird. Man sieht auch, dafs Weifse und Schwärze, die im täglichen Leben Far- ben genannt werden, das mit den eigentlichen Farben gemein haben, dalis sie auf der zerlegenden Reflexion beruhen.

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VI. Das spedßsche Gemchi der Scha^e/elsäure

bei verschiedenen Graden der Verdünnung; von Chr. Langberg.

bekannt, baben schon mehrere Gelehrte , wie Dal ton, Parkes, Ure u. A., zahlreiche Versuche an- gestellt, um das, einem verschiedenen Gehaitc aii was- serfreier Säure eiitsprecheude speciüsche Gewicht einer mit Wasser verdünnten Schwefelsttare zu findeUi und haben Tabellen geliefert, durch welche man den Pro* ccntgeh^lt der Säure Imden kann, Aveiui das i^pcc. Ge- wicht bekannt ist, und i^ice i^ersa. Die genaue Bestim- mung des Procentgebalts und spec* Gewidits der Schwe- felsäure sind jedoch mit vielen und eigentbfimlichen Schwie- rigkeiten verbunden; man findet deshalb 7>vischeu diesen verschiedenen Tabeiieu nicht unbedeutende Abweichun- gen, und obgleich nian wohl im Allgemeinen Ure 's Ta- belle £|r die zaverlSssigste ansieht, so hat man doch bis- her keinen sicheren Maafsstab, weder für die Genauig- keit dieser, noch die der andern Versuche, Diese Un- sicherheit, in Verbindung mit der groben practischen Wichtigkeit dieser Tabellen, macht eine Untersuchung ihrer Genauigkeit wünschcnswerlh , und ich habe daher nicht die Muhe gescheut, sowohl sämmtliche Beobach- tungen U r e 's , wie mehrere von P a r k e s 's , nach d er Me- thode der kleinsten Quadrate zu berechnen, um dadurch den mittleren Fehler der Versuche beider zu üuden, und den wahrscüeiuhchsten Werth von dem spec. Gewicht der Schwefelsäure, welcher aus diesen Versuchen abge- leitet werden kann, zu bestimmen.

Die Art, auf welche Ure's V\ üj^uii^eu ausgeführt, und die Vorsichtigkcilsregcln, welche dabei beobachtet wurden, findet man beschrieben in dessen chemischen

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Wörterbuche *). Die Resultate dieser Versuche, wel- che alle bei eiuer Temperatur von 60^ F, (15**^ C.) an- gestellt siod findet man in der unten angeführten Ta- belle I zusammengestellt, wo das, einem feden Procent- ^ehalte entsprechende specifische Gewicht durch tlireclc Versuche bestimmt und nicht interpolirt wurde.

Ure hat geglaubt, die Abhängigkeit des spec. Ge- wichtes vom Procentgehalt, bei der angeführten Tempe- ratur, durch die Formel /

^•=285/0^^

aasdrücken zu können, wo s das spec. Gewicht und p die Menge wasserfreier Sftnre, welche in 100 Tbeilen der ▼erdünnten Säure enthalten ist, bedeutet. Dafs inzwi- schen diese Formel höchstens nur für eine sehr verdünnte Säure gelten , kann, ist leicht einzusehen. Betrachtet man nämlich p als Abscisse und s als Ordinate einer krum- men Linie, so wird man, bei der Construction dieser Curve, nach Urc's Tabelle, finden, dafs dieselbe von p=0 bis etwa p=b9 couvex gegen die Abscissenaxe, dagegen concav gegen dieselbe ist von /7=ö9 bis /i=81, oder so weit die Beobachtungen reichen. Ungefähr bei P^id9 hat also die Curve einen VN^endepunkt, welches nicht mit der nach oben stehender Formel construirtcn Corve der Fall ist Nachdem ich ein Paar andere Functio- nen versucht hatte, welche fedoch die Beobachtungen nicht {;auz zufriedenstellend wiedergaben, bestimmte ich mich dieselbe nach der Formel

s=l+ap+bp'''hcp*+dp* (I)

zu berechnen, wo s^tks spec. Gewicht, p die Menge was-

1) IlnndwörlcrbucU der practiacUeD CUemie, von Ure. Weimar 6. 145 ff.

2) In eialgcn LchrbAdiem wird die Temperatur bei diesen Versaehcn gIcicU 25^4 «ng^cben; diefs muts eio MtCiverstSndnUj oder cm DruckfcUlcr aeyn, da Ure ao der angeführten Stelle aaadrfickÜck sagt, dafs das spec. Gewicht seiner coneeuirirlen Saure tiei 60* F. gleich i,84!B5 sey, wie dasselbe In seiner Tabelle angegeben Ist.

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serfreicr Säure, welche in einem Thcil der Mischuug eut- halten ist, bedeaten, und a, d CoDstauten sind,

deren wahncheinUchste Werlhe bestimmt werden aoUeb. Durch die Ungewifsheit fibcr die relative Genauigkeit der Beobachluiigen habe ich midi geuöthigt gesehcD, bei der Berecbjauug allea dasselbe Gewicht zu geben, und habe unter dieser Yoraossetrang gefunden;

ass-h 1,017717

* = 1,589705

r =474,980878

J=— 3,628708. Den Unterscliied i^wiscben dem beobachteten nnd dem durch diese Werlhe von a, c, d berechneten spec. Gewichte findet man in der vierten und achten Cohimne der folgenden Tabelle«

Tafel 1.

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81,540

1,8485

—0,0206

84

68,493

1,7570

+0,0039

99

80,743

1,8475

173

83

67,678

1,7465

-1-

31

98

79,909

1,8460

141

82

66,863

1.7360

26

97

79,094

1,8139

109

81

66,0 47

1,7245

+

12

96

78,278

1,8410

82

80

65.232

1,7120

9

95

77,4<j3

1,8376

50

79

64,417

1,6993

32

94

76,618

1,8336

30

78

63,601

1,6870

49

93

75,832

1,8290

7

77

62J86

1,6750

61

92

75,017

1,8233

-i-

9

76

t> 1,970

1,6630

74

91

74,202

1,8179

31

75

61,155

1,6520

74

90

73,386

1,8115

1

74

60,340

1,6415

70

89

72,570

1,8043

58

73

59,521

1,6321

57

88

71,755

1,7962

63

72

58,709

1,6204

60

87

70,939

1,7870

59

71

57,893

1,6090

62

86

70424

1,7774

+

54

70

57,078

1,5975

66

85

69,309

1,7673

46

69

56,262

1,5868

60

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69

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1-

•B 8

"Wasserfreie Saure iu 100 Tti.

Spec. Gewicht, beobachtet.

Unterschied des beobachletcn und berechneten spec. Gewichts.

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<^ a

%-

W^asscrfrcle Saure in 100 Th.

Je . ^ Jo

CO

Unterschied des beobachteten und berechneten spec Gewichts.

68

55,447

1,5760

—0,0057

34

27,724

1,2490

+0,0044

67

54,632

1,5648

33

26,908

1,2409

il

66

53,816

1,5503

32

26,003

1,2334

65

53,001

1,5390

Q1

31

25,277

1,2260

i7

64

52,185

1,5280

30

24,462

1,21841-1-

AI

63

51,370

1,5170

oo

29

23,646

1 2irm

62

50,555

1,5066

Kl

28

22831

"T*

61

49,739

1,4960

t o

27

22.016

in

60

48,924

1,4860

fi7

26

21,200

1 1^7

59

48,109

1,4760

25

20,385

1 17Q2

1,1- tif^

IQ

58

47,293

1,4660

%} 1

24

19,570

Q

57

46.478

1,4560

23

18,754

1 , 1 U u

7

56

45,662

1,4460

22

17,399

1 V

55

44,847

1,4360

3Q

21

17,124

64

44,032

1,4265

Am

20

16,308

17

53

43,216

1,4170

Ii

19

15,493

52

42,401

1,4073

O

18

14,673

51

41,585

1,3977

17

13,862

1,1165

ISA

Ulf

50

40,770

1,3884

A

16

13,046

1,1090

49

39,955

1,3788

Q

o

15

12,231

1,1019

# 1.

48

39,139

1,3 b. 9 7

1 i

14

11,416

1,0953

47

38,324

1,3612

26

13

10,600

1,0887

68

46

37,508

1,3530

39

12

9,785

1,0809

78

45

36,693

1,3440

44

11

8,969

1,0743

76

44

35,87h

1,3345

X

41

10

8,154

1,0682

68

43

35,062

1,3255

45

9

7,339

1,0614

66

42

34,247

1,3165

42

8

6,523

1,0544

66

41

33,431

1,3080

47

7

5,708

1,0477

60

40

32,616

1,2999

55

6

4.892

1,0105

61

30

31,801

1,2913

54

5

4,077

1,0336

56

38

30,985

1,2826

52

4

3,262

1,0268

49

37

30,170

1,2740

49

3

2,446

1,0206

34

36

29,354

1,2654

46

2

1,631

1,0140

22

35

28,539

l,2572;-h

45

1

0,815

1,0074

8

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60

Qaadrirt man die Unterschiede A zvviscben den lieob-

achteteu und berechneten Werthen des specifischen Ge- wichts» und nimmt man die Sunune aller dieser Qua- drate, 80 findet man die Samnue der Fehierqaadrate =0,003507 , und folglich den mittleren Fehler dieser Versuchsreihe gleich:

£j = 0,0060,

oder den wahrscheinlichen Fehler einer einzehien Beob- acfatang:

^=0,0041.

Dieser Fehler scheint gröfser zu seyn, als man mit Grund erwarten sollte; und die RegMmäCsigkeit, mit wei- cher die Fehler A fortschreiten, scheint auch anzodenteOy

dafs fünf Glieder der Formel 1 nicht Iiiureicheu, um alle Beobachtungen vollstündig auszudrücken. Da man aufser- dem vermuthen mufs, dafs die grOfsten Beobachtungsfeh« ler in der Bestimmung des spec. Gewichts für die höhe- ren Cüncentraüonsgrade liegen müssen, su li nbe ich nach derselben Formel die wahrschcinhchsten W ertbe der Con- stanten ^9 ^ für den convexen Theil der Curve^ oder von pszO bis ^=0|57, berechnet, und gefunden:

ii5=-|.0,835S559±0,0030182

*=+0,0894304db0,ÜI63718 . c=+0,4867978±0,0218632 * t / i/=-^0,0038314 ±0,OÜ5d963.

Berechnet man mit diesen Wertheu das spec. Gewicht von p=0 bis /9=0,5708» so erhält man folgende Ta- belle.

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61

Tafel II.

Das spec. Gewicht der Schwefelsaure von ^ = 0 bis yo~0j57 bei der

Tennperalur 13"^ C.

ocuweiei-

T> asser-

opecitiscnes

Unterschied zwischen den beobacht.

säurehydrat

frcic Saure

Gewicht f

und

berechnet, spec

. Gewicht.

10 m Th.

In lüü Th.

berechnet.

nach Fonmel l.|nach

Formel 2.

m

57,078

1,59634

+0,00116

+0,01025

m

56,262

1,58490

1

190

1000

fiS

55,447

1,57357

243

957

67

54,632

1,56237

243

867

66

53.816

1,55127

97

44!

65

53,001

1,54031

131

1

328

61

52,185

1,52945

145

238

63

51.370

1,51871

171

Iii.

142

62

50.555

1,50807

147

99

61

49,739

1,49754

154

29

60

48,924

1,48713

113

13

5d

48.109

1,47681

81

23

5S

47,293

1,46661

61

39

a2

46,478

1,45650

50

71

56

4.5,662

1,41650

50

115

55

44,847

1,43660

60

163

51

44,032

1,42679

30

169

5a

13J21G

1,41708

8

180

52

42,401

41,585

1,40747

LZ

213

51

1,39795

25

216

50

40,770

1,38853

13

257

39,955

1,37919

39

302

48

39.139

1,36994

21

303

41

38,324

1,36079

51

250

16

37,508

1,35171

129

173

15

36,693

1,34272

128

181

11

35,878

1,33381

69

216

13

35,062

1,32499

31

267

12

34,247

1,31624

26

293

11

33,431

1.30738

62

275

10

32.616

1,29898

92

223

39

31,801

1,29013

87

226

38

30,985

1,28202

58

243

31

30,170

1,27365

35

332

36

29,354

1,26535

19

280

*

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Scilwcfcl- 1

** II

saurehyflrnt

Wasser- Ireie oaurc in 100 TL

Speclfischcs < Tfwicht ,

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27,721

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31

25.277

1,22484

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Iii? 1 ID

lUa

30

24.462

l,21o9a

147

OD

29

23.646

1,20908

172

14

28

22,831

1 ,20128

192

27

22,016

l,193.i4

206

4-

26

21,21)0

1,18d86

-4-

1/4

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25

20 3«5

1,17822

4-

98

19

24

19,570

1,1/064

4

23

18 754

1,1631 1

Cl 1

51

13(5

22

17 399

1 1 " TL •> 1,1^^63

—mm—

fr o

73

137

21

17 124

1,14819

19

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20

16,308

I,l40b0

20

11

19

15,493

1,13345

45

30

18

14,673

1,12614

154

IKK.

159

17

13,862

III ooo

1,11888

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238

16

13.046

l.i II (>o

2 OD

15

12 iU

IjlüliO

256

22t>

14

11,416

1,1*9/31

201

1 M)

13

10 600

1,09(U9

1 49

12

9,785

i ,08310

220

1 .) ,2

11

8.969

1 .n / i

1 / 1

10

8,154

1,06901

81

9

7,339

1 fUOiS^f I

Iii

8

6,523

1,05504

64

18

7

5,708

1,04809

39

42 .

6

4,892

1,04116

66

11

5

4,077

1,03426

66

5

4

3,262

1,02737

57

5

3

2,446

1,02051

9

m

2

1,631

1,01366

34

72

l

0,815

1,^0682

58

78

' Die Summe der Febicrquadrate ihidet sich nach der vierten Coiumne obiger Tabelle gleich 0,000102088^ also ^r mittlere Fehler:

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63

e,ssO,001244

•-riu »itc Gv>S.r8cheiDlicbe Fehler einer eiuzeluen Bcob-

fisches j'^^-i«

Bedenkt man alle UnsIcliärW« * M und Fehlerquellen, de- nen diese Beobachtungen unterworfen sind, so wird mau kaum befürchten können, dafs dieser Fehler aufserhalb der GräDzen der onvermeidlichen Beobacbtungsfehler fällt, und ich nehme deshalb an, dafs die angewendeten fOnf crsleu Glieder der Reihe I diesen Theil von Ure s Beob- acbtungcu mit hinreichender Genauigkeit ausdrücken.

Da jedoch die logarithinieche Formel einige Vor- theile in der Anwendung besitzt, eo habe ich zur Ver- gleichung auch dieselben 70 Deobachlungen nach der Formel

logsssap (2)

berechnet, und den wahrscheinlichsten Werth der Con-

slanlen a=l),35I5280dbO,0002102 gefunden. Die Summe der Quadrate der Fehler von log s ist gleich 0,00005205^, und folglich der mittlere Fehler =0,0008685.

Der Unterschied zwischen den beobachteten und den nach dieser Formel berechneten Werthen von s ist in der fünften Columne der obigen Tafel angeführt, und »an findet die Summe der Fehlerquadrate =0,000618695, mithin den mittleren Fehler nach dieser Formel:

€,=0,00299,

und die wahrschciulicheu Fehler einer einzelnen Beob- achtnog:

^=0,00202.

Die Genauigkeit der Formel 2 verhält sich also zur Ge- nauigkeit der Formel 1 ^ie I zu 2,4.

Dafs die nach meiner Formel berechneten Werthe des spec. Gewichts nicht viel Ton den wahren abwei- chen, oder dafs der Unterschied zvrischen den berech- : uelen und beobachteten Werthen innerhalb der Grän- zen der Beobacbtungßfehier liegt, zeigt sich deutlich, wenn

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64

t

man die Resultate von üre*8 and Parkest VerBaehea

mit einander vergleicht, die beide uiit beinahe gleicher Genauigkeit angestellt zu seyn scheinen. Ich habe beide Yersnchsreihen nach der Formel:

berechnet^ wo P die iMenge des SchwefclsäurehjdraU bedeutet, welche ein Theil der Mischung enthält«

Parke 8*8 Versuche geben (38 Beobachtungen) den wahrscheinlichsten Werth von

a = 0,282437 ± 0,000318 mit einem mittleren Fehler von logs gleich «

6, =0,00037, und Ure's Versuche geben (30 Beobachiungcn)

a s0,285432db0,000236

€2=0,00031. Da die von Parkes angewendete Säure, deren in der Mischung enthaltende Gewicbtsmenge ich mit P be- zeichnet habe, ein spec. Gewicht Ton 1,8494, und die von Ure aneowondclc ein spec. Gewicht von 1,8485 hatte, und da beide Versuchsreihen bei derselben Temperatur von 60^ F. angestellt sind, so sollte man erwarten, da(s das spec. Gewicht nach Parkes's Versuchen für jcdcü Werth von P etwas gröfser als nach ürc's gefunden werden sollte, Dieis ist auch der Fall bei den bdhereo Concentrationsgraden, bis P ungeAbr gleich 0,68 ist; aber für eine mehr verdünnte Säure zeigen oben ste- hende Werthe von a, da£s das spec. Gewicht nach Par- kes's Versuchen geringer gefunden wird, als nach Ure^s. Der Untci schied zwischen beiden ist für P = 0,3 gleich 0,0025, also drei Mal gröfser als der vorhin gefundene wahrscheinliche Fehler einer einzelnen Beobachtung. Man mufs deswegen wohl annehmen, dafs entweder eine die- ser Versuchsreihen, oder vielleicht beide, an einer coü- stanten Fehlerquelle leiden.

Das

1) Cluimical Essays, Fol. I p. 504; uod Scbubarlh'» Handbadi d«r iccltoMcIieo Chcmi«, B4. 1 S. 167.

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66

Das Mittel Ton Ure's und Parkes'a Versodien glebl innerhalb der angegebenen GrSnse:

Ich habe auch versucht diejenigen von Ure's Beob- acbfongen, welche den concaven Theil der Curve (von p=s0fi7 bis /y=0,8l54) ausdrfiGken, nach der Formel 1

zu berechnen; aber diese llechruing fiibrtc zu keiuciii brauchbaren Resultate, da die Coefficieotcu in denjeni- gen Gleichungen, von welchen die wahrscheinlichsten Werthe für die Consfanten a, ö, c, d gerunden werden sollten, ein solches Verhältnifs zu einander bekommen, dafs die Aufgabe uDbestiiiimt wird. In practischer Hin- sicht ist auch dieser Theil der Tabelle über das spec. Gewicht der Schwefelsäure von geringerer Wichtigkeit, da uiau ätets den Procentgehall jeder mehr concentrirten Säure dadurch bestimmen kanu, dais mau dieselbe mit einer bekannten Menge Wasser vermischt, bis sl^ in- nerhalb der Gränzen unserer Tabelle gelangt; indem man nun das spec. Gewicht dieser Mischung beobaclitct, und daraus ihren Frocentgebalt ableitet, kann man leicht den Gehalt der ersten Flüssigkeit an wasserfreier Säure be- rechnen.

Man nimmt gewöhnlich an, dafs sich die Schwefel- säure nur iD fünf bestimmten Verhältnissen nlit Wasser chemisch verbinden könne, oder mit anderen Worten, dafs es nur fünf bestimmte Hjdrate der Schwefelsäure gebe. Einige Chemiker haben jedoch neuerlich einen hinreichenden Grund zur Annahme zu linden geglaubt, dafs CS auch eine Verbindung von 1 Äequivalent Säure mit 6 Aequivalenten Wasser gebe.

Da nun 100 Th. S H enthalten 81,68 Th. Wasser

asO,264737 ±0,000214.

S2H

60,02 - 42,61 -

>

S3S

.

S6H

Poggcadorfr« Annal. Bd. LX.

5

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68

2 z= 0,7630667 =fc 0,0020280 , welches folgende Werthc für das speciüscbe Gewicht - giebt:

Ä 1

16,31

1,14212

^0,00112

1M9

1,13407

107

14,67

1,12612

152

13,86

1,11829

179

13,05

1,11056

156

12,23

1,10294

104

11,42

1,0?) 542

12

10,60

1,08801

70

9,79

^ 1,08069

ZI

1,07347

83

8,16

1,06635 1,09932

185

7,34

208

6,52

1,05238

102

5,71

1,04554

-1-

116

4,89

1,03878

172

4,08

1,03211

149

3,26

1,02552

128

2,45

1,01902

158

!,63

1,01260

140

0,82

1,00626

114

Die Summe der Feblerquadrate nach dieser Tafd

ist 0,000035332, also der mittlere Fehler gleich 0,00136. Dieser mittlere Fehler ist gröfser als nach irgend einer der beiden andern Formeln 1 und 2 für diese zwanzig BeobachtuuaeD. Ja selbst wenn man sich auf die bei- den ersten Potenzen von p beschränkt, uud s nach der Fovmei

berechnet, wo die wahrscheinlichsten Werthe von a und b folgende sind:

a= 0,806049

Ä = 0,298483,

ist der mittlere Fehler in derselben Versuchsreihe nur

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0|00085. Aufserdem zeigt die Beständigkeit der zur A gdiörigea Voneichen, dafs die Formel bei (4) nicht die Beobachtungen ansdirficken kann« Ferner da

1

wo die Menge wasserfreier Säure bedeutet, wel-

P

che das Hydrat, das den einen Bestandthei! der Mischung ausmacht, entliäit, und s' das spec. Gewicht dieses Uj- draU, so aiebt man ans obenstehender Tafel, dafs n an* gefibr gleich 0i,ll37 seyn milfste, welches zu dem un- gereimten Resultate führt, dafs ein Theil verdünnte Scliwe*

felsdure, welche z. B. 0,16 Theile S enthält, eine Mi- schung von Wasser mit einem Hydrat seyn würde, das

biüis UM Theile S enthält. ^ " ^

Man mufs es deshalb für bewiesen ierachten^ diifi wenn man zu einer noch so sehr mit Wasser verdünn- ten SchwefelsUiiic mehr Wasser von derselben Tempe- ratur hinzusetzt, beide Flüssigkeiten so auf einander wir- ken werden, dafs das Yoium der Mischung, wenn die- selbe wieder die ursprüngliche Temperatur angenommen hat, geringer wird als die Summe der Volume beider Be- standtheile. Worin die Ursache dieser Volumsvermin- derung bestehe, und von welcher Beschaffenheit die ge- genseitige Einwirkung der beiden Flüssigkeiten sey, mag «einstweilen dahingestellt bleiben.

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70

Vil. Ueber ikn Nebenstrom im getheiiUn Schlie- fsungsdrahie ^ier Batterie; pon K. yy. K noc lienhauer.

In inetDem letzten Aufsatze über die StHrke des Neben* Stroms steille ich am. Schlüsse den Satz auf» dats die La- dung der Batterie bei ihrem Eintritt in einen gescMos-

senen Riug, oder, was dasselbe ist, bei einem gethdltea SoUiefsungsdrahte sich nicht nach dem Gesetze des gal- vanisohen Stroms in zwei Tbeite zerspalte» sondern atlein

durch den kürzeren Bo^en i^ehe, in dem längeren di3{:e- gen einen Nebenstrom inducire. Auf diesen Satz iührte mich einestbeils die Ton mir aufgestellte Formel über die Stärke des Nebenstroms, andernlheils die Beobach* tun^ dais die elektrischen Figuren beim wahren ISebeu- strom sowohl als in der längeren Nebenschliefsang in gleicher Ordnung auftraten, und also, nach der Annahme von l\iefs, in der letzteren einen entgegengesetzten Strom püstuiirtcu, als wie er bei einer Theiiuug entstehen würde. Nun habe ich mich zwar durch Versuche fiberzeugt» dab man aus den elektrischen Figuren keinen sichern Schlafe auf die Richtung des 6lromes macheu künue» denn weuu ich die Spitze, aus weicher RieCs negative Elektricität sammelte, dem Knopfe eines Elektrometers nahe brachte» so erhielt Ich constant eine positive Ladung; ja ich mochte noch isolirte Zwi&chenleiter einschieben und die Anord- nung ändern, wie ich nur wollte, dieser Erfolg blieb überall derselbe. Allein die Figuren belegen doch je- denfalls die unveränderte Richtung des Stromes, und die ziemliche Uebereinstimmung der beobachteten Erwärmung mit der durch die Formel gefundenen Constanten wies noch Humer auf dieselbe Folgerung hin, so dais u»ir eine nähere Untersuchung des Satzes nothwendig erschien.

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71

Die neoeo Vemiche min, die ich bierfiber anstellte^

haben mich auf eine solche Anzahl neuer Thatsachcii ^c« fiibrt, und diese haben sieb bei veränderten Verhallutö- sen 80 veränderlich geiei^, daOs ich mit meiner bisberi* gen Einrichtung der Apparate das ganze Gelkiet onmOg- iich erschöpfen konnte. Es wird mir demnach, in Be- tracht der verwickelten Erscheinungen, wohl erlaubt seyn» vorläufig diejenigen Thatsacben darzulegen, weiche das Da- seyn eines wahren Nebenstroms im getbeilten Schliefsongii- drahte der Batterie beweisen, und die übrigen Untersa- chungen über die Gröfse dieses Nebenstroms späterhin nai^zuliefem, wozu ich mir bereits die noch erforderli« eben Instrumente angeschafft habe.

Bei meinen Versuchen ging ich wieder von einer Messung des Nebenstrouis aus, wie irh sie schon früher ange&teilt balie; nur suchte ich )cUt die wirkenden Drahte noch länger lo machen. Ich nahm hierzu zwei Gestelle, von denen das eine zwei starke horizontale Glasstäbe tru^, etwas über einen Fufs von einander entfernt; das andere enthielt eben solche zwei .Glasstäbe, und auiser- dem in einiger Entfernung zwei runde Holzstäbe. An den einen befestigte idi mittelst einer seidenen Schnor die beiden Kupferdrähtc, führte sie über die beiden obc* ren Glasstäbe der auf 14' etwa von einander stehenden Gestelle, dann zurück über die untern, und spannte sie Min über den unteren Holzstab durch starke Gewichte au seidenen Schnüren; die Länge der so gespannten Drähte betrug 28f Fufs Par. Maafs, und ihr Durchmes- ser war tf",27d, loei welcher Stärke die gehörige Span- nung leicht erzielt werden konnte. Von den Enden der beiden Drähte f;ing€ii Verbindungstiitililc gleichen ^late- rials und gleicher Stärke von dem einen nach rechts, von dem andern nach links durch die Seitenwände des Gestelles, hiervon durch hinreichend lange Glasröhren isolirt. Die Eiulcu des erregten Drahtes für den Ne- benstrom führten unmittelbar in das von mir schon früher

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beschriebene Lofühermometer N; von den beiden Enden

des erregenden Drnlift s stand das eine mit der einen Ku- gei des Ausladers in VerbinduDg (die andere Kugel giug zur Innenseite der Batterie von vier Flaschen); das an- dere wurde mit einem Knpferdrahte verbunden, der quer durch das Gestell in einer Glasröhre ^ing, hierauf durch ein zweites Luftthermouicter führte, dann in eiuer ueuen Glasröhre wieder durch das Gestell verlief, und nun auf die Attfsenseite der Batterie führte. Ueberaü war för gehörige Isoiiruug der Drähte gesorgt, und zu ihrer Ver- bindung waren an ihre £nden runde durchbohrte Ku- pferplatten geiöthet, die durch runde messingene Klemm- schrauben ganz fest an einander gedrückt wurden. Das zweite Lnrtthermometcr besafs eine gläserne Kugel, und wurde, da mir die Einrichtung nicht ganz zusagte, noch durch Wachs auf seinen Fugen Tollkommen luftdicht ge- schlössen. Ich werde dieses Thermometer mit Hg ho^ zeichnen, zum Unterschiede gegen später, wo ein neuer Piatindraht eingezogen werden mufste. Nachdem nun die Kugeln des H e n 1 e jr 'sehen Ausladers durch ihre Schrauben in eine bestimmte, feste Entfernung von ein- ander gebracht waren, ging ein und derselbe Schlag der Battei ie trst dui c !i den erregenden Draht von 28' 9" Länge, und kehrte durch das Luftlhermometer zur AuCsenseite der Batterie zurück; der Nebenstrom des erregten Drathes ging durch iV. Ich bemerke noch, dafs die Angaben Ton nicht dilferirten, wenn die Ladung erst durch das Thermometer und daun durch den gespannten Draht, oder wenn sie nach der obigen Einrichtung verlief. Zwei Beobachtungen an verschiedenen Tagen im Mittel aus fünf Notirungen, vor- und rückwärts genommen, erga- ben, wenn die Distanzen der Drähte im Lichten zu

=3 Par. Lin. gemessen wurden, erstens folgende Eeihe:

•*

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I

1

73

nie

rä*l I <|iir bepbaclitet

JV bfl^ccIlBct. \JIi b^bachtet.

V.

4

6 9

t

7,25 5,27 3,23

2,25 1,j2

7,29 5,26 3,31

2,32 1,50

13,38 14,28 14,66

14,88 15,16

2,28 1,36

0,98 0,78 0,48

I^nraus /i>^ 0,G57103Ü 1 , ,^^=16,05.

War der Nebendraht UDgeseblossen oder offen, zeigte JE^i = 15,64; lagen beide Drähte an einander mit omwik-

keltcu l'juii'ii, so war //j 1 1,S0 iukI :Y=:21,08. tline ^'IjJll^leiciiUiig beider TliciuiuiueLer ci^ab: ^ . 8,53 //, =;30,29 N also l II, =3,55 iV , 5,05 ü, = 19.40 N - IM, =3,85 N ^ 3,54 //,== 14,04 iV - l/^,=3,94iV. J^i^, zweite Beobaciituugsreilic ist iolgende:

\ !jt-<j!),i( hlrf.

Ffi lirolinrfiir!.

Vrrlnst In 7/,.

7,63

15,50

2,()9

5,50

5,54

IM^

1,81

3,50

3,53

17,18

1,01

2,45

2,50

17,44

0,75

1,63

1

1,63

17,04 ,

0,35

Daraus /b;ii= 0,6654234^-1 , ^=16,48.

Bei offenem Nebendraht war = 18,19; beide Drähte verbunden =14,30 und A = 23J2. Als der erregende Draht (von 345 ZoU Lauge ) ohne Nebeudraht war, gingen in die Verbindung mit noch 128 ZoU Kupferdrafat ein. Fenier wurden folgende Messungen gemacht: Die beiden Drähte wurden neben einander ver- bunden, aber die Enden des Nebendrahtes offen gelas- sen, zur Verbindung mit gehörten wieder 128 ZoU Draht, und gab 20,38; als beide DrShte, und iV, mit 128 Zoll Draht hinter einander geschlossen waren, zeigte //, =9,42, iV = 32,96, also l//, =3,50iV: Die Batterie blofs durch und iOO ZoU Draht entladen,

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fand sich ff ^ =26,35; endlich H,, IS mit 115 Zoll Draht yerbundeD, i7, =10,50, iV=36,25p demnach l/f^=3,45 K Eben so bei genSherten Kageln des Aasladers noch:

//.=4,62 , iV= 18,00, daraus lÄ.=3,89iV fr. =1,75 , iV= 6,97, . lÄ,=3,98iV.

Die Angaben des Thermometers iV wurden zunächst nach der schon mitgeiheiiten Formel

berechnet, worin n die Distanzen d bezeichnet. Neo

hinzugekommen sind nur die Beobachtun«;cn von 7/^, dessen Angaben durch den Nebenstrom verringert wer- den; der Verlast findet sich durch Sabtraclion der je- desmaligen Beobachtung voa (1(11 Angaben bei ungeschlos- senem ^ebenstrom. Die Vergleichung der beiden Ther- mometer giebt das auffallende Resultat, dafs die Yerhält- nifszahlen sich mit wachsender Stromstärke Terringern. Ich untersuchte deshalb die beiden Uühren durch emcu eingelassenen QaeclLsilberfaden, fand sie aber beide ganz gat calibrirt. Die Differenz mag demnach nar dadarch erklärt werden, dals bei der ungleichen Weite der Röh- ren und bei den sehr verschiedenen Distanzen, auf wel- che die Flüssigkeit zarQckgedrängt wird, die Beibang an den Wauden sich ungleich äufsert, namentlich scheint diefs am stärksten hervorzutrcteu, wenn N sehr hohe Grade angiebt, wo selbst bei seinem etwas langsameren Gange leicht eine Abkflhlang eintreten kann. Da übri- gens an N nie Werthe über 20 Grad abgelesen wur- j den, so will ich für die Verhältnifszahl das Mittel ans den ▼ier Beobaohtongen innerhalb dieser Gränzen neh- men und setzen:

lir^=3,91iV; Di^ merkwürdigste Thatsacfae nun, welche aas

den obigen Beobachtungen hervorgeht, und die den An- fangspunkt zu den nachfolgenden Untersuchungen bildet, ist diese: Die Entladung der Batterie tritt nadi dem

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Uebergang über die Kugeln des Ausladers in eine ge- spalteoe Leitung dn; de kann sowoU dem 346» Zoll lan- gen doppelten Kapferdraht nachgehen, als auch durch das Luftlhermouieter N und 44 Zoll einfachen Drahtes. Beide Leitungen vereinigen sich wieder, und führen durch das Thermometer ff, nach der Aufsenaeite der Batterie; die NebenleituDg durch N kann dabei durch Oeffnen eliminirt werden. Die zweite Ikobachtungsreihe giebthier

bei geöffnetem N s=20,38,

bei geschlossenem N jff, =14,30 und iV= 23,12. Hieraus folgt unmittelbar: Geht der elektrische Strom durch eine einfache Leitung, so giebt er, je nach seiner Stärke, eiiie bestimmte Erwärmung; kann er dagegen dureb eine doppelte Leitung hindurchgehen, so wird er nicht wie der galvanische Strom verstärkt, sondern sinkt be- deatend in seinem Werthe, wibrend sich in der Ndi leitDDg ein aruleicr Strom kund giebt. Am nächsten möchte man veraniafst sejn, an eine Interferenz der Slrtfine tu denken, und gerade deshalb schaltete ich das Thermometer vor die gespaltene Leitung ein; es gab iüdefs dieselben Zahlen, also wäre schon eine Interfe- renz vor dem doppelten Strome vorhanden« Wie weit aber zu einer solchen Annahme sicherer Grund vorhan- den ist, giebt am besten die Berechnung nach der Ohm - fichea Formel zu erkennen. Bezeichnen wir die Kraft der Ladung mit a, den Widerstand des Thermometers /i, sammt der unveränderlichen Verbindungstheilc mit 1, des Thermometers N mit Ä, eines Zolls Kupferdraht isit b und den Widersland des gespannten Doppeldrahts BHt W, da dieser ^vegen eines kleinen Nebenstroms nicht gauz mit einem Drahte von zweifacher Stärke überein- kommt, so bieten die vorstehenden Beobachtungjen fol- gende fünf Gleichungen dar:

l+^A=2«'^

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T+i28Ä7rnr= »-^^ (5)

aus daneu a, b, W und R bestimmt werdeu künuen. Die Verbindung Tjon (1) und (2) giebt:

b =: 0,001363

0=29,94,

demnach (3):

0,294

und (4):

il = 1,695,

mit weichen Wertheii aus (5) a= 29,79 folgt, also nur wenig abweichend, Nach Obm'a Fonnel ist aber:

H ^ _-_J^?l _ -2095

ond:

JS s ^^^^^^^ff^=0,l43g, r=3,006 in Graden von

/fj, höchstens 12,00 (statt 23,12). An eine Interferenz kann bei diesen Zahlen, die sich wenig von ihrem wahren Werthe entfernen möchten, gar

nicht gedacht werden, sondern es raufs irgend ein ande- res Verhältnifs zum Gninde liegen, das gar nicht unter das Ohm'sche Gesetz gehOrt«

Um dieses VerhSltnifs nSher zu ermitteln, schaltete ich zunächst in die Nebenleitung durch A verschiedene Drähte ein, damit ihr verschiedener Widerstand den ihnen |edesmai entsprechenden EinflnCs ansOben könnte* Ich Itefs mir hierzu aus demselben Stücke Neusilber (von Schneeberg bezogen) vier verschiedene starke Drahtsor- leu ziehen; vier gleiche Stücke, von 8 Zoll 7 Lin. Länge, wof;en von No. I 0,929 Grm., von No. II 0,541 Grm^

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von No. Iii 0,285 Gim. , und von No. IV 0^0 Gm. Das spedfische Gewickt fand ich aas zwei Versnchen

= 9,10. Demnach sind die Durchmesser der Drähte No.I, 11 und IV 0 ',332; ü'',253; 0%169, und ihrem Ldtongswiderstande nach sind 8' von No. I s4',669 ▼on Mo. II =2^,067 von No. IV. Ich machte aas die- se» Drähten sieben Spiralen, die ich in liiin ziehend uei- tcij \V indungeu auf Glasruhreii wickelte und gehörig mit Schellack überzog; an die Enden worden kleine Stücke s^oien Kopferdrahts gelöthet, um die spsteren Verbin- dungen sicherer herzustellen. Die Spiral« n waren:

I von 2 Draht JNo. 1 , Leituügswiderstand ifach Ii - 4' - . I , . . 2 -

l^,, - 4'7"ir . II, . 4 -

SrfV^ - 2'0''9'".5 - HI, ^ - 4 .

. 4 r 7 ,u - iii, - - 8 -

^>¥II/ - 8'3"2"',« - ni, - - 16-

ieiti verfertigte ich aus 12* des bisher erwähnten Kuppet diaht£> eine Spiiale \ U1; es wogen 21" ö ,3 die- ses Drahts 1,582 (^rm., was bei einem spec. Gewicht von 8,74 einen Durchmesser von 0"',279 ergiebt. Zum bo- qaemen Einschalten dieser Spiralen in die Nebenleitung durch N fiihite ich nur das eine Drahtende vom ge- spannten Draht aus in das Thermometer, das andere in eiD dorch einen langen gläsernen Fufs gut isolirtes Glas- gefäfs mit Qaecksilber. Dieser Geftfse hafte ich vier; aus einem zweiten ging ein neuer Draht in das Ther- mometer, und zwischen beide Gefäfsc kamen entweder die Spiralen oder ein kurzer, dicker, kupferner Bügel, dar den an die Enden der Spiralen gelötheten Kupfer- stücken entsprach. Die Nebenleilung erhielt hierdurch aufser N noch 70 Zoll Kupferdraht. Ich machte drei Versudisreihen zu |e fünf einzelnen Beobachtungen; die beiden Thermometer wurden theils gleichzeitig, theils zur sicheren Controle hinter einander von mir allein beob-

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80

Aus (1) and (12) folgt aaf eintn Zoll Kupfeniraht der

Widersland Ä = 0,U0119 und ö = 14,41, aus (l) imd (8) £=0,0ÜI29, im Mittel 6=0,00124, also etwas klei- ner als frOber, aber sieber bier genauer. Ninuiit man diesen Werth iu (2) bis (7) mit Ausschlufs von (5), so findet sich der Widerstand von 2' Neusilber No. I sO,07456 und a= 14,21; damit inR (der WidersUnd von i\ ) nach (10) =1,738 und des eisernen Drabfes =0,5448, endlich W der Widerstand des doppelten Kapferdrabts =0,252. Diese Werlhe weichen nur etwas von den früher angegebenen ab, wenigstens nirgends be- deutender, als es die Umstände bei den Beobachtungen gestatten; denn bei W mafs in Betracht gezogen wer- den, dafs ich Jetzt die langen Drähte an mehren Stellen mit Seide fest vcibunden und dadurch den kleinen ISe- benstrom geschwächt hatte. Wir haben das relative Lei- tnngsvermögen des Kapfers =100 gesetzt, Neusilber =28,2, Eisen =30,9. Merkwürdig ist freilich dieses Verhäitnils, liegt aber in dem Richer sehr unreinen Ku- pfer begründet, das, wie spätere Messungen ergeben wer- den, nur 4 bis 4- so gut als reineres leitet; die Zahl beim Eisendraht mag übrigens bei nur einer Versuchsreihe et- was ungenau sejn. Nun geben 12' Kupferdraht einen Leitongswiderstand =0,1786, so dafs Spirale VIII zwi- schen II und III tritt; in der obigen Tabelle dagegen wirkt sie zwischen Spirale VI und Vll.

Indem ich mir zuvörderst ein Gesetz Über die Wir- kung der eingeschalteten Drähte auf herausbilden wollte, schien mir das einfachste dieses zu seyu, dafs jeder Draht, abgesehen von seinem Material, proportional seiner Länge schwache und umgekehrt im VerhSltnifs zu seiner Ober- fläche; denn hiernach ordnen sich die Spiralen in die Reihe: I, II, V, IV, III, VI, VIII, VII, welche Reihe ziemlich genau den obigen Beobachtungen entspricbt üeberzeugt von der Richtigkeit dieses Gesetzes liatte ich eben den Eisendraht von 10" 10" T\b genommen, der

8«-

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4

81

gerade 11' Kapferdraht repräsentiren wfirde, and wollte ihn, über einige GlasstSbe weillSufig gescblangen, zo den ferneren Beobachtungen als weiteren Beleg hinzuziehen; er mufBte elwas ^veoiger als Spirale ViiI einwirken. Ich ging eben dazn Über, auf verschiedenen Strecken des doppelten Kopferdrahts die Nebenleitung durch iV ab^ zuzweigen, damit der eine Theil der gespaltenen Leitung Terändcrlich, der niiderc durch JS coustant bliebe. Die Art, Mrie meine Drähte ausgespannt waren, erlaubte mir diese Sache mit Leichtigkeit attsziifOhren. Da nümlich * die Drähte narh 12 etwa sich ninlioi^en , so nahm ich zwei kupferne Drahte mit Klemmschrauben, und schraubte sie an zwei tibereinauderliegenden Stellen der gespann- ten und hier noch mit elwas Stanniol umwickelten Drühte fcsl, so (lafs, während dtr Tisch mit dem 1 h* Mnoinetcr iV fortrückte, nach und nach die Ncbonleitung auf 4, 8^ 12 . Fufs der gespannten Drähte abgezweigt wurje. Die Drähte durch N waren zusammen 56 Zoll lang; die liCübachtungen ergeben folgende Mittclwerlhe:

Ä 1

EiDscliali.

iv:

4'

0

2.25

13,87

0

6,00

12,75

VII

3,50

13,42

VII

2,25

13.(K)

VIII

2,83

13,75

ly

E

1,54

13,75

0

9,50

11,92

III

6,00

12,92

VII

4,29

12,70

VIII

5,00

13,25

E

304

13,25

16'

0

11,90

11,00

Die Columne unter D giebt die Länge des Dop* peldrahts an, bei welcher die Abzweigung stattfand; im

Uebrigen sind die Bezeichnungen die früheren, mir dafs \ d^r Kürze wegen für den genannten Eisendraht ge-

Posseodiirfpj AbimI. Bd. LX. ^ 6

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H2

MtM ist Ich mochta die Keihe nicht weiter fcyrtsetz^ da 8ieh die Wirkop^ tob £ überall unter Spbalo YII

stellt, und dennoch entweder das gcwonncDe Gesetz falsch seju mufste, oder die Drähte wirkteu in der Spiralfor^ anders als im freien Zustande« Um sicher im gehen» machte ich einen Probevefsoch geräde Wie fröber, wobei der ganze Doppeldrabt die eine Seite der getheilten Lei- tung bildete, und nahm, i^eil mir kein Neusilberdraht Ton den bisher gebrauchten Sorten zur Hand war, einen {einen Draht von No. Iii» 8' lang» der alap etwas wenl« ^er als Spirale VII schwachen mufste, wenn anders die Spiralfonn nichts schadete* Es ergab sich:

F-irisc)ialtung,

TT,.

0

15,92

9,75

VI

12,54

VII

9,79

VIll

11,00

E

11,00

Neusilber 8'

10,25 J

9,68

Hieniach war daa angenommene Gesetz falsch, und die

Spiralform zeigte ßich ohne störenden Einflufs.

(Schlaf« im nächsten Uclt,)

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i

83

I ^1

VIII. Ein Paar Bemerkungen über die neue Theo- rie in Herrn Professor Chr. D o ppler*s Schrift : „Ueher Jas farbige laicht der Doppel- sterne und einiger anderer Gestirne des Himr melsf^); pon Dr. Bernhard Bolzano.

ährend so manche Schrift in ihren Leistungeo WäX hinter dem zarückbleibt, was sie auf ihrem Titel rer-

Ltilst, iimfafst die Abhandluno; des Hrn. Prof. Dopp- Icr's bedeutend mehr, als ihre üebersclirÜt erwarten iäfst. Sie handelt nämlich keineswegs blofs Qber das fal*bige Udit einiger Sterne; sie ist auch nicht, wie ihr Bweifer in Klnminern geschlossener Titel besagt, ein blolser «Ver- such einer das Bradlcv'sche Aberrationstheorem als in- tegrirenden Theil in sich schiiefsenden allgemeineren Theo* rie«; denn tonch bei diesen Worten werden wir nur vei^- anlafst, an eine Lehre zu denken, welche die Astrono- mie oder höchstens die optischen Wissenschaften berei- ' chert, wihrend es doch eine zur allgemeinen Physik^ nSher tur Lehre von den Flüssigkeiten^ oder noch ge- nauer zur IVeäc/dchrc gehörige Wahrheit ist, auf die und deren tiberraschend wichtige Anwendung auf die Ahistik und Optik Hr. Doppier hier unsere Aufmerk- «amkeit der Erste hjngeicitet zu haben das Verdienst hat. Auf welche Weise die Einwirkung, welche ein wellen^ auffmgender Körper von diesen Willen erfahrt, geän- dert ^erde, wenn entweder er selbst oder der diese Wellen erzeugende Körper in Bewegung gerSfh, das iril die allgemeine Frage, zu deren Untersuchung uns dieser Aufsatz verauiafst. Doch ist es keineswegs ihre Toilslän-

1 ) In den Abliandlungen ih r K. böhmi.'chen Gcselbclinlt di r W isicn- schärtcii, Folge V Bd. 2; aur}i für sich erscUieaco ia Commi&siou ijet Borrosch und Andre (Prag 1842). * '

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t

dige Beantwortung y welche llr. Doppler hierorts ver- sucht, sondern nur einen einzigeni Jedem sehr leicht za

b( aiihvorteiidcn Umstand: welche Veränderung durch die Bewegung des die Wellen auffangenden oder auch sie erzeugenden Körpers blofs in der Zeit^ in der zfpei nächste Wellenschläge aufeinanderfolgen^ hervorgebracht werde $ fafst er ins Auge, und indem er sofort Aiiwcu- dungen hievon auf die Akustik sowohl als auf die Op- tik macht, leuchten uns alsbald zwei höchst merkwür- dige, in diese ^A isscnschaflcn künftig für immer aufzu- nehmende Wahrheilca eiu, au welche ^ meines Wissens, Qw Hrn. Doppler noch Niemand gedacht hat. Die akustische lauLct: dafs ein Ton sich ändere (steige oder falle), so oft entweder der ihn erzeugende oder der ihn auffangende Gegenstand , d. h. das Ohr, mit einer ange- messeneu Geschwindigkeit einander nSher rücken oder sich von einander culfcrnen. Die optische Wahrbett sagt ein ganz Aehnliches in Betreff der Farben aus» dab nSmlich auch die Farbe eines' Objecles sich ändern mOsse, so oft sich Auge und Ol>joc t mit einer hinrcichendt n Ge- schwindigkeit nähern oder entfernen. Nur bei Betrach- tung des Letzteren verweilt der Verf. umständlicher, und leitet die inlcrcssanlcsleu Folgerungen hinsichtlich der auf dem Titel genannten Gegenstände , nämlich des far- bigen und wechselnden Lichtes der Doppelsterne sowohl als einiger anderer Gestirne ab. Alles so gedrängt und mit 80 viel neuen fruchtbaren G^edanken untermischt, dafs der Leser» namentlich der Astronom, hier auf zwei Bo* gen des Stoffes zum Nachdenken und zu noch anzustel- lenden Beobachtungen mehr als in manchem dickleibi- gen Buche antreffen dürfte. *

Gleichwohl sey mir erlaubt, gegen einiges in die- ser Abhandlung Vorkommendes eine Erinnerung zu er- heben.

I. Der Hr. Verf. scheint §• l zu glauben, dab seine Theorie so gut ^Is umgestofsen wäre, sobald in der Lehre

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vom Liebte die Hypothese der ircmsversalen Schwingun- gen sich als richtig bestätigen würde. Diesem nniCs ich nun txk des Verf. oder Tielmeiir 2a seiner Theorie eige- nem Vorlheile widersprechen, indem ich behaupte, dafs hWeSy was er nich^ von den Aenderungen in der In- tensität des Lichtes, i^ohl aber von den Farben seUfsl Torträgt, mit sehr geringer Modification stehen bliebe, aoch wenn jene Hypothese als eine uuumstöfslichc Wahr- heit erwiesen werden sollte. Denn sie betrifft ja be- kanntlich nnr die Erklärung der IniensüiU des Lichts; nur diese soll von der Gröfse der Excnrsion der Trans- Tersalschwingungen abhängen. Uic Farbe des Licbts aber . leiten die Urheber jener Hypothese noch eben so wie alle übrigen Freunde des Undulationssjstems und selbst die Anhänger der alten Newto naschen Emissionstheorie —•lediglich ab von dor Geschmndigkeit des Lichts in sei- ner fortschreitenden Bewegung. Die Transversalschwin- gungen also haben keinen andern Einflufs auf die Beschaf- fenheit der Farbe, als einen sehr mütelbaren bei dem ge- mischten Lichte, welches seine Farbe allerdings einigenna- fsen ändern muis, wenn einige der einfachen Farben, aus deren Vermischung es hervorgeht, ihre Intensitäten ändern. Doch sdbst, was diese Intensität des Licbts belangt, steht es noch dahin, ob sich nicht auch bei der Voraussetzung, dafs sie durch Transversalschwingungdu erzeugt wird, be- greifen liefse, dafs eine hinreichend schnelle Bewegung des lenchtenden Ob)ectes oder des Auges eine Aeode- ruD^ in derselben bewirke; hier nämlich mit der wich- tigen Modiücatiou, dais man die Aenderung nicht in dein Falle zu erwarten hätte, wenn Auge oder Object sich in der Geraden, die beide verbindet, bewegen, sondern nur in dem Falle, wenn diese Bewegung in derjenigen auf die erwähnte Gerade senkrechten Linie statt hat, in welcher die Transversalschwingnngen eben vor sich ge- hen sollen. In diesem Falle, wo also Auge und Ob- ject sich in derjenigen Linie, lu der die Intensitätsschwin-

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gungeu erfolgea» einaiider oäb^ oder eDtfern^D, inüüste offenbar nur immer eines von beiden geacbehen: eotwo- der die nach reebta oder die nach links ^bende Einmt*

sion des Aelhortheilchens müfstc iu ihrer Einwirkung auf das Auge durch die besagte Bewegung verstärkt^ die aor- dere dagegen in einem gleichen Grade gesckfvächl oder grüizlich aufgehoben werden. Und nun frOge es sicb^ ob eine so einseitige, nämlich nur nach der einen Seite hin mit Ueberwucht gerichtete Percussion des iu der. Netz- haut schwingenden Aethertheilcbens in Hinsicht auf die Empfindung wohl ganz gleiehgehend aej mit einer sok * chen, die sich nach beiden Seiten mit gleicher Stärke äufsert, wie es geschieht, wenn Auge und Object iu Ruhe sind, oder sich jedenfalls nur mit einer Geschwindigkeit bewegen, welche mit Jener» in der die Traosversabphwm« gungen erfolgen, in gar keinem Vergleiche steht? Al- lein man mag diefs entscheiden, wie man will, so bleibt es wenigstens dabei, data ^ sich die Farbe eines Ob|ecto mehr oder weniger verändern müsse, so oft aich Ange und Object mit einer angemessenen Geschwindigkeit eot* fernen oder nähern.

IL Micht so unbedingt, wie das so eben Gesagte» spricht, was ich Jetzt noch zu sagen habe, zu Guq^tea der neuen Theorie; es könnte Tielmehr einige Zweifel gegen dieselbe erregen. Hr. Prof. Doppler berechnet nämlich §. 5 , dafs schon eine XieschmndiglieU pqn. 33 Meilen in einer Secmde (wenn sie im Sinpe der Aiir nSbemng oder Eotfernung zwischen Object und Auge stattfindet) hinreiche, eine bemerkbare Farbenveräude- rung zu erzeugen. Dieis nun könnte Manchen veran* lassen zu fragen, warum man dergleichen Farbßnveränr derungen am Himmel bisher so selten und fast ausschüefs- lidi bei den sogenannten Uoppeisterneu begbachtet habe? Denn dafs sich die- meisten Himmelsl^örper mit Gesehen* digiwileii , welche die Gröfse von 33 Meißen in der Se* camde nidit. nur erreichen, spnderi) weit üb^r/steigep, in

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I

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den vtfichieikoiteii AichUHigeQ hia uq4 äer Ji)Cir«geD| also gar oft aneh so, wie aur Erzeugung eines flir am

beinerkbarcu Farbenvvcchscls erfordert wird, ist doch mehr als wahrscfaeiaiidi zu oenaen. Eiumai die AuDabiney 4a(s ifgeBd ein Hiannelskürpeit, ja auch nur irgend ein ctazelner Atom absolut stillstehe ^ wirde Toveuasetzen, dafs die Aozifhuogeu, die er uach allen Seiten hin ei^ Uurt, einander genau daa Gleicbgewieht hallen, oder tial- aMfar eine Reaolfante erzeugen, die seiner Usherigen Geschwindigkeit gerade entgegengesetzt In abnehmender Gff^ie so lange fortdauert , Ims sie diese Gescbirindig- leit gerade vernichtet hat, woranf sie dann S€»gleich selbst aufliören müfste. Ist nun dieses nicht ein Fall, der, weil er unter einer unendlichen INienge anderer tou gleicher H^;lichkeit der einzige ist, eine, wie «an sagt, nnend* Kdi grofsc Unwabrscheinlichkeit hat? Ist aber bei ei* aeiu jeden Himmelskörper vorauszusetzen, dafs er sich ia dsm Zustande der Bewegung befinde, und bemerken irir, dafs die relartiTe Geschwindigkeit, mit der sich ein Nebenplanet um seinen Hauptpiaucien bewegt, bei wei- tem geringer sej , als di^nige, mit welch» der Haupt- flauet um die Sonne kreist: so aaiSssen wir schon hier- aus allein schliefsen, dafs die Sonne mit einer viel gri>- iserefi relativen Geschwindigkeit, als z, B. die Erde um «nett gewissen Centralponkt (oder Kdrpcr) sich bewege Da nun die absoIuUn (ieschwindigk eilen aus der Ver- biDciung der relativen eutspringeu, und in einer meistens tbeilweisen, zuweilen aber auch TdlUgen Addition der- selben bestehen, so ist es höchst wahrscheinlich, dafs schon in unserem Sonnensysteme einzelne Körper sich mit einer Geschwindigkeit bewegen, weiche viel mehr 23 Meilen in der Secunde betragt Da wir ferner so vielen .Doppelsternen Bewegunsen beobachten, welche mit einer die in Rede stehende tausend Mal llbertreffenden Geschwindigkeit vor sich gehen, so mfls« sen wir wohl glauben, dafs auch unter den übrigen Fix-

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Sternen Bewegungen mit einer sehr ^rofsen Geschwin» digkeit stattfinden. Und dieis bat man )a auch durch jdie directeste Beobachtung, die es hierüber geben kann, durcli die gemessene Veränderung in ihrer Lage selbst gei'unden. Allein inau würde mich sehr mifsv erst eben, f^iaubte man, dafs ich alle diese Bemerkungen für etwas mehr als einen blofs scheinbaren Einwurf ^egen die Rich- tigkeit der iicucü Theorie ansehe. iJeiia hat man wohl bis auf den heutigen Tag das Licht der Fixsterne genau und anhaltend genug beobachtet, um sagen zu künnen^ dafs es so ganz und gar keine Veränderung in seiner Farbe erleide? Gewifs nicht; und so crgiebt sich denn aus Hrn. Doppler's Theorie eigentlich nur eine Auf- forderung an alle Astronomen, solche bisher yemachläs- sigte Beobachtungen in Zukunft anzustellen. Das thne man denn, und versäume es überliaupt nicht, die neuen Lehrsätze der Akustik sowohl als der Optik auf )ede nur mögliche Weise zu prüfen ( denn man wird solcher Weise bald mehrere iinden): und ich erwarte mit voller Zn- veibiclit, jene Lehrsätze werden je länger je mehr sich bewähren, und endlich der Beweise so viele erhalten, dafs man sich ihrer dereinst bedienen wird, um eben aus den Veränderungen, welche die Farbe des Lichts der Hiuimelskörpcr mit der Zeit erfährt, die Fragen, ob und in welchen Richtungen und «mit Welchen Geschwin- digkeiten sie sich beweisen, welche Entfernungen Ton uns und unter ein mder sie haben, und noch viel Ande- res zu entscheiden ' ).

1^ Indem ich diesen kleinen Aufsatz sclion aus der Hand gebe, kommt mir ciae Bearlhcilung der Iiier L)tv>|>roclieiieo Schrift in Gersdorf^s RepeHorium^ Heft 3, S. 107 IT., zu Gesichte; es freut mich

sa sehen « dafs auch dieser Beurtheiler die Wiebligkeit der AUiand- loDS wtAtmAy und sie der Anfmerksankeit der. Aslronimiea sowohl als Plijfsikcr empfiehlt

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IX. Ziveite Denkschrift über die Kaoline oder PorceHanerden, über die Natur und den Ur- sprung derselben;

fon Alexander Brongniari und Malaguti.

(Vorgciragea in der Königl. Acadcmie der Wissenschaften in Paris am 11. October 1841. Aus dem Fransösisclico ül>ertrafeii darck Fr ick, Gekciffltti Ober-Beiipnak.)

lo der ersten Denkschrift ^ ) über die Kaoline baben wir QQ8 bemüht die cbarakterisliscben Kennzeichen derselben f€8(zus( eilen, über ihre ZusauuiunscUung bestimmtere An- gaben als die bisher bekannten uiilzulheilen, zu prüfen» ans welchem Minerale sie entstanden sind, ihr richtiges VerhSllnifs zu den Schichtungen der Erdrinde, ihr, in den sie einscbiieLs enden Gebirgsarten eigenlbüinlic(ies Vor- kommen, ihren beharrlichen Zusammenhang, mit etsenbal- ligen Gebirgsarten anschaulich zu machen, und endlich Dach diesen Erfahrungen, aus welchen Geologen allein üire Folgerungen ableiten sollen, einige theoretische Ge* danken über die Bildung dieses Fossils aufgestellt.

Wir wollen iu dieser zvveilcn Denkschrift die Er- gebnisse der mit den Kaolinen zu Sevres angestellten che- mischen Versuche, und die Betrachtungen, die sich daran anscliliefsen, mit den früher aufgestellten Folgerungen vergleichen^ um zu erfahren, ob auf beiden Wegen Beob« acbtimgen und Erklärungen sich gegenseitig unterstützende ScMufsfolgeH gewähren. Zuletzt wollen wir mit der Prü- fung schliefsen, ob nur allein aus dem Kaolin, -diesem natürlichen Thonsilicat, wirklicher Porcellanmasse ange* {«tigt werden kann, oder ob man solche eben sowohl

1) Gedruckt in den Archipts du Misteum ifhisioirm natureUet I

Di-

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bereiten kann, wenn man die chemischen Bestandtheile derselben .in denselben Verhailntssen zusammenmengt.

lY. AibftchniU.

Vou der rationellen Zusamraensetiung der Kaoline. Ver- ^leichung der Bestandtheile des Feid^patiiA und t^A" auflösiicheu Gehalls der Kaoline.

§. 1-

Um hiDsichtUch der Kaoline mi Ibrer Enlsteiiiing in einem folgerechten Ideengang zu bleiben» baben wir

zunächst unsere Aufmerksamkeit auf diejenigen Feldspathe . wenden zu müssen geglaubt, deren Vorkommen und La- gerung ▼olktfindig beSiaiiiit, eine Annäherung «wischen ihrer Znsammensetvung and der solcher Kaoline, die durch ihre ^eo^nostische Stellung Ton iiiueu herzurühren scheinen, erlauben könnten.

Das ehemische VerCahren bei diesen Feldspaih-Ana- Ijven bestand darin, sie mit Fiufssfyathsätire zu behandeln und den Kieselerdegehait durch eine besondere Arbeit mit mnem Gemenge von kohlensaurem Natrum und Kali zu bestlanneo. Der zweite Theii der Arbeit iMSweckt^ nicht allein, den Kieselerdegehait genau zu bestimmen, sondern auch den Alauuerdegehalt zu berichtigen. Die Tabelle 1 A enthök. übersichtlich die Ergebnisse der che- flrischen Analyse von acht gut krjstailistrten Feidsfiatfaeii« Sieben derselben haben fast dieselben Zusammen- setzungen, oder die Verhältnisse in Bezug auf den Sauer- stoff der Kieselsifiore und auf den Sauerstoff des Alnmi* nium- und KaK- Oxyds sind in ihnen zum wmgston dieselben.

Nur der Feldspath No. 6 von Dixou Place zeigt eine ~ abweichende ZusamdieBBatBiiiig* In ihm ist das Yerhüllr nlfs des Sauerstoffs der Siuren gegen die Basen wie

i i 2, stall dafs es bei den andern wie 1 : 3 ist.

Wenn man in der Tabelle No. 1 ß die Bastaud-

*

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tkflife dhr Kaoltee^ daren Lagenung «lit «iaev gr^Cicii An*

zahl der analysirten Feldspathe, identisch zu seyn scbeiot». vergleidlily so findet man, dais füai vqu sttohsen die- selbe defittitiine ^) Fonnel gebeit, und dafs, weiw da» sechste eine abweichende eigenlhümliche Formel giebt, der Feldspaibi mit «welchem man dasselbe vergleicht, ebea- fails eine ganz abweichende Zusammensetzung hat

Mögen dann aach die absoloten Verhsllnisse der Bcstandtheile der Kaoline sejn welche sie wollen (ein Gegenstand, auf vpelchen später zurückgegangen werdea wird), so sieht man doch schon jetst ein» dafe sie sMa fibereinslimmend sind, dab die Ursache, ans welcher diasa Uebereiustimmung entsteht, stets dieselbe seyn mufs, und dafs sie in fünf Fällen unter sechs<}ii genau diejenige ist, die man in der ersten Denkschfift fastsustellen vcm sacht hdt.

§. 2.

Nachdem in den Tabellen 1 ji und £ der reinst* Feidspath mit 'dem Kaolin « welcher sich von deasaelbeA

herzuschreiben scheiut, verglichen worden ist, wollen wir den schon in der Zersetzung begriffenen Feldspalh mit dsm Kaolin vergleichen, von welchem man annimmt, dafs* es völlig zersetzter Feidspath sey. Wir waren so glückr lieh Prubeslücke von naclifol^enden FcldspaLlieii zu be- sitzen, die die .veHangte Beschalfenheit haben.

1) Feldspalh, Mondstein genannt, dessen man sich zu Kandy auf der Insel Ceylon zu Schmucksachen be- dient. Das vüiliaudene Probestück zeigte an eincra und demselben Exemplare (a) Feidspath durch eine anfan- gende Zfßfset^ung zerreibiich, aber noch durchscheinend md vollstftndi^ krjrstaliisirt, (^) denselben Feidspath, der mit einem völlig: peflmutterartif^en (alaiiz eine grö- * fsere Zerreiblichkeit uod eioe uülchweifse Farbe, ange- nommen hatte, und (c) densdben Feidspath, ganz ver-

1) öieke die ficmerkooK 2 rar Tabelle No. 1 ß.

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ändert und in eine weifse, erdige, mit Quarz gemeugle Masse verwandelt.

2) Ejnen ganz yeränderten unreinen Feldspalh, aber Ton sehr bestimmter Form, von Bilin in Böhmen.

3) Einen halbzersetzten Feldspath, der aber doch noch die blättrige Textur zeigtei tob Aue bei Schnee- berg in Saclisen.

Aus dem Probestück ad 1 sind die drei verschie- denen Veränderungen des Feldspaths c sehr sorg- fkltig geschieden und getrennt, und jede für sich che« misch untersucht worden. Für a und b ist bei der Ana- Ijse dasselbe Verfahren angewendet, wie bei den Fcld- spathen in der Tabelle 1, jedoch mit der Vorsicht, dab wir Ä, welches schon etwas zersetzt war, bevor wir es der Analyse unierwarfen, nach einander mit kochender Schwefelsäure und mit Kali behandelten, um eine ge- ringe Menge thonarliger Masse fortzuschaffen. Die wetfse erdige Masse des Probestücks 1 c ist auf dem für alle Kaoline angenommenen rationellen Wege analysirt wor* den, wie er in der ersten Denkschrift angegeben ist; ein Verfahren, welches wir spSfer beschreiben werden.

Die Resultate dieser Analyse enthält die folgende Tabelle; .

u

3 ^

IT.

e

' 3

tf} jFeldspatli, iNIontisk'in gt n.innt, iiu Zastanilc sucr' ndoi- Zt r s<'i7jing, aber oocUdurchicht-i nerifi

6) Fclcl;>p.iili, Moad&leni gtuannU noch itärkcr «ersetzt, fnilcli- wciff mit pcrlmatierarugeni Glans .

64,00

67,10

19,43 M,bliOO,42 00,20

17,83

13,50

00,00

Spu-

1,14 loa

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Kieselerde.

1 C c

9 <

Eisenoxyd, Kalkerde, Kall.

Rückstand.

Verlust.

Summe.

c) Feldspat h, Mondstein ge- nannt, iiD Zustand völliger Ze^set^ung,alswcJfse erdige i^Iasse, mit Quankürnern

9,60

19,30

12,03

i,a2

56,79

0,ÜÜ

100

Die Identität der ZasainmensetzaDg tod a und b wi nicht In Zweifel za stellen, und der geringe Unterschied,

den die Aiialj^se zeigt, liegt in dem durch die Loupe leicht erkennbaren Qaarzgehait von

Die wirklich thonerdige Masse des Probestücks e, die man hier, nicht allein nach ihre in »iiifseren Ansehen, sonclcrn auch nach ihrer chemischen Eigensciiaft, durch öäureu an« gegriffen zu werden, gleich als solche angenommen hat, zti^t ciiic sehr eigenlhümliche Ziisammenselzung, wenn maasie mit der gewöhnlichen Zusammensetzung der kaolin- artigen Thonerde vergleicht; denn während diese mehr Kieselerde als Tbonerde zu enthalten pflegt, so enthält c weit mehr Thooerde als Kieselerde.

Die Masse des zweiten Probestücks, das heifst der Feldspath von Bilin in Böhmen, ist geschlämmt worden. Man hat nur das Feingcschlämmte der Analyse unterwor- fen, und sie durch die aufeinanderfolgende Anwendung der Säuren und der Alkalien ausgefOhrt. Sie hat fol- gendes Resultat gegeben:

Kieselerde 62,23

Alaunerde 5,03

Kisenoxyd 4,29

Mangan 3,42

Kalkerde 1,55 Bittererde und Kali 1,60

Wasser 11,95

Rückstand 8,39

Verlust 1,54

IÜO,UO.

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04 '

Es ist einlencliteBd, dafs das Antaijsirfe kein Thon war.

Die Masse war unbezweifelt anis Feldspaih entstnndea, von weichem sie auch noch das Gefüge hatte; aber die Art der Zersetzung desselben ist ganz eigenthfimlicb, und kann weder mit der des Mondsteins, noch mit der des Feldspaths Ton Aue, wie wir gleich zeigen wollen, ver- glichen werden*

Der Rticksland ScklMmen «les Bäiner Feld* Späths war so ungleichartig gemengt, dafs eine chemische Anaijse desselben unnütz gewesen wäre. Wahrscbeia-* ttoh ist dieser Feldspatii durch eine .der in unserer er- sten Denkschrift erwähnte «UmHli^en ümbitdniigen so abgeändert, die, wenn sie volLständii; wäre, den Feld- spaih dnFcä ^eck^teini Sand oiier Zmuox^d erseizt lätte.

Der halbzersetzte Feldspath v<»i Aue bei -Schoee- berg im driuen Probestück fand sich wie folget zusam- joaeugeselzt:

1 ) Thonerdige, durch SSuren nufMsliche Be- standlheile 14,4^

2) Kückätaud, auf welchen die Säuren nicht eiüfwirken 85.54

Zusammensetzung von jNo. 1 : *

Kieselerde 48,13

Alaunerde 34^7

Wasser ISJtö

Erdige und alkalische Basen 5,11

Zusammensetzung von 2:

Kieselerde 66,00

Alaunerde 17,59 Kali 15,00 Kalkerde 0,40 Bittererdc 0,38

Verlust 0.63 .

100,00.

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M

Bar In Sinrett «iMiillMIclie Theil des hMtme/itr

ten Feldspatlis von Aue ist unstreitig Feldspath, den man sogar für rein aunchmen kann. Dahingegen nähert sick der io Sänren aoflösMche Theil dcsseiben der Zusftm- mensetzuug gewisser Kaoline, die in der Generallabeile der ersten Denkschrift eingetragen sind, und die sich wesentlich von dem erdigen Theiie des Mondsteins un- terscheideii^ weil dieser melir Tboöerde als Kieselerde and die ersten mehr Kieselerde als Thonerde enthalten.

Wenn man nun, um eine allgemeine Ansicht fest* iQ^teUeDi die ZusammeDsettinii; dieser erdichlen Svbstaih seil, die onbezweifelt vom Feldspäth A'K'S'* entstan^

den sind, in chemischen lonnehi ausdrücken will, so iindet mau die erdichte Substanz aus dem Mondstein S ood di« aus dem Feldspatb von Aue A^

Kann man anzanebmen Bedenken tragen , dafs der sich zersetzende Feldspath nicht jedesmal gleiche Ver- hindungea eingeht? und dais sich, wenn man das Ergeh- tiifs der Analyse des Biliner Feldspatbs berücksichtigt^ derselbe nicbt jederzeit in kieselsaure Tbonerde verwan> delt?

Mau wird bemerken, dais wenn die Kaoline gera- de«!, wie sie. die Natur giebt, der chemischen Analyse un- terworfen worden, man, statt feststehende klare Ergebnisse 2.U erhalten, nur die Ungewifsheit vermehrt hätte, und Ssoötbigt wäre, zur Erklärung der Thatsacfaen mehr oder Httnder wabrscbeinifiche Toraussetzungen und Folgerun- gen zu Hülfe zu nehmen. Dieis hat uns bewogen auf die chemische Untersuchung durch die sogenannten ra- tioneUen Analysen vnrttckzngehen, die wir so viel wie ■Sglich auf die mit den Tbatbeständen übereinstimmendste

*) Die Formelu smd Lici nur, um die Vergleichung su erleicktern, oitlu um streng die ZusamroeiJset/uiig anzugeben, angenommen; denn die kieselsaure Thoiierde im zciscUtcn Fcidspalh von Aue kann nicht S*A* sevn, weil die begleitenden erdichten und alkalischen Basen sich bettinuDt ebcDtalb im Zu«Und voa äiUoatcn befinden.

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M

Weise erkliren wollen, und daraas denn, wenn auch

nicht entscheidende FoUcrun^en (denn dem stellt sich die Natur des Gegenstandes eulgegcn), doch solche Fol- geniDgen ableiten wollen, die die - Kenntnisse ^Qber die- sen Gegeuslaud erweiUru.

V § 3.

Empiriscbe Analyse eines Kaolins ist eine solche» die mit der mehr oder minder fein geschlämmten Masse desselben angestellt wird. Da die Masse aus einem Ge- menge von* wirklichem Thon, aus feinen Theilen der zer- setzten Gebirgsart und aus feinem Quarz gemengt ist, so führt ihre chemische Analyse zu keiner wissenschaftlichen Erklärung ihrer Zusammensetzung. Dadurch» da(s ein Verfahren aufgefunden worden ist» diese Terschiedenen Geinengl heile des Thons zu trennen, und von jedem, ge- trennt, die chemischen Bestandtheile auTznOnden, ist io der Analyse der Thonarten ein wirklicher -Fortschritt ge- macht. Diefs Verfahren wird rationelle Analyse genannt, und besieht darin» den bei^^emengten Thon durch wechsel- weise Behandlung nach einander mit kochender Schwe- felsäure und Alkalien aufzulösen. Sie lösen die kiesel- saure Thonerde, das ist, den eigentlichen Thongehalt» au( wirken aber nicht auf die beigemengten zerfallenen Ge- birgßarten , den Feldspath » Quarz etc. Die saure Auflö« sung enllicilL die Tlioiicrdc und die mehr oder uituder grofse Menge der Basen. Die alkalische Auflösung hin- gegen enthält die Kieselerde» die damif verbunden ge^ Wesen ist. Nachdom man die sauren Auflösungen durch Eindampfen vom Säureüberschufs befreit hat, so schlagt man die Thonerde durch Schwefelwasserstoff- Ammoniak nieder und sucht in der Flüssigkeit die begleitenden Ba« sen auf. Die Kieselerde wird aus der alkalischen Aui- lösong durch die bekannten Verfahren geschieden.

Indem wir in wissenschaftlicher Hinsieht die ratio- nellen Analysen über die empirischen stellen , so Lallen wir ihre Ergebnisse doch nicht zureicheodi um darauf

stren«

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strenge chemische Formelo za begründen. Wenn man die Tabelle 2 betrachtet, so sieht man, dafs von 31 kao-

liuajiigpn Thonerden nicht mehr als 3 sind, die nicht, aufser ihrem Aiaunerdegehait, noch Kalkerdc, BiUererde, Kali oder Natron enthalten, und die Quantität dieser letzteren Bestandüieilc schwankt zwischen 9,17 und (),oO auf 100 Alaunerde. F o r c h h a m m e r 's ch eiuische Aua- Ifsen gebeu zu denselben Betrachtungen Veranlassung. Wenn nun die Quantitäten dieser dem Thon fremd- artigen Basen uicht anders als im Zustande von Silica- ten darin enthalten sejn können, so giebt die durch die Analyse ausgeschiedene Kieselerde nicht allein die Menge au, welche mit der Alauucrde, sondern auch mit den sie begleitenden Basen verbunden gewesen ist. Welchen Weg soll man nun einschlagen, um diese verschiedenen (^Udiuitütcn zu trennen? Es giebt keinen Weg, die Quantitäten der Kieselerde zu bestimmen, welche mit der Alannerde und welche mit den begleitenden Basen ver« künden gewesen ist, und daher wird, unbeachtet der un- läugbaren Uebcrlegenheit der rationellen Analyse, doch immer eine grofse Unsicherheit in den Ergebnissen blei- ben, die uns nuthigt bei Schlöfsfolgeroogen sehr vorsich- tig zu sejn, was wir im ferneren Verlauf dieser .Denk- schrift zu thun bemüht sejn werden.

§■ 4.

Wenn nun die rationelle Analyse im Allgemeinen nicht dahin führt, sich von der absoluten Zusammen- setzang der Thune einen klaren Begriff zu machen, so könnte man glauben, dafs eine vergleichende Untersu- chung der darin eingemengten Fossilien pder, mit ande- >^ Worten, die Untersuchung der Rückstände von gro- ßen Nutzen sejn dürfte, um die Frage über die Ent- stehung der Kaoline mit Erfolg zu lösen oder zu prüfen.

Dafs die Kaoline aus der Zersetzung einer Gebirgs- vt entstanden sind, ist unbezweifelt; wahrscheinlich müfs- ten daher die unzersetzten Trümmer der Fossilieu, wei- PoggendoriP« Aniuil. Bd.LX ?

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che sich mit dem Kaolin gemengt fioden, der nrsprOng.

liehen Gebirgsart aiigehuren, aus welcher dasselbe ( Ut- standen ist. Nichts würde aber zu gewagteren Schlüs- sen führeD, als die Untersuchung dieser quarzreichen zu* sammengesetzten Substanzen, die wenig oder gar nichts von der Gebirgsart enthalten, aus welchen das Kaolin entstanden isL Selbst durch die Untersuchung grofser Massen würde sich die Frage wenig anders gestalten. Durch sehr sorgfältiges Schlämmen könnte man allerdings noch eine grolse Menge beigemengten feiucu Quarzes aus- scheiden: der Rückstand würde aber stets bei der Ana* Ijse zweifelhafte Resultate gewähren » die höchstens er- lauben >vürden gewagte Voraussetzungen zu machen. J)a- bei würde stets die Frage sejn, ob der Kückstand ei- nes kaolinartigen Thotis, die Gebirgsart, aus welcher er entstanden ist, zeigte, oder ob er nicht vielmehr das Fos- sil zeigte, welches in der ursprünglich zersetzten Gebirgs- art nicht zugleich mit zersetzt worden ißt. Weil man in den Rückständen des Kaolins Quarz und Glimmerblätt- chen findet, darf man nicht gleich annehmen, dafs er aus der Zersetzung des Gneus entstanden ist, indem Alles zu der Annahme berechtigt, dals er aus dem Schriftgranit (Peg)a(iatit), von welchem' groCse Massen stets Glimmer- blättchen enthalten, herstammt.

Da die Untersuchung der 31 verschiedenen Rück- stände im grofsen Maafsstabe, eine beschwerliche und lange Arbeit erfordert, und nur sehr zweifelhafte Ergeb- nisse gewährt hätte, so ist sie unterlassen wurden.

§. 5.

Die dritte Tabelle enthält die Zusammensetzung der wirklichen kaolinartigen Thone, nachdem fremdartige bei-

gemengte Körper davon geschieden sind, und die unmit- telbaren Formeln, durch weiche sie bezeiclnK t werden. Schon früher §. 3 haben wir uns fiber den Werth die- ser Formeln ausgesprochen, und wir theilen sie nur mit, um die Schwierigkeit zu zeigen ^ zwischen sich so sehr

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Diheniden Formeln, eine wirkliche Verschiedenheit aos- zaMeken. Dessen ungeachtet haben von 31 kaoUnar*

tigen ThoDsorten 24, so zu sagen, ein geiueiuschaftiiclies Baad in ihrem Wassergehalt gegen den in ihnen zur Einheit angenommenen AlaunerdegehalL Wenn es da- her möglich ist unter der Men^e von Kaolinen von so verschiedenartiger Zusammensetzung eine Annäherung auf- mfinden, so ist es unter den 24, in welchen die Alaun- erde zum Wasser in einem Verhältnifs wie 1 : 2 steht. Unter diesen 24 sind 19 (siehe in der Tabelle No. 3 die mit einem Stern bezeichneten), deren Yerschieden- beit der Bestandtheile nicht so beträchtlich ist (mit Rück- sicht auf die Natur derselben und auf die Bemerkungen in §. 3), um, ungeachtet der Terschiedenen Formeln, sie entschieden zu trennen. Wenn man aufserdem durch ein geeignetes Mittel dahin gelangen könnte, diese Ver- schiedenheiten zu verringern oder verschwinden zu ma- chen, 60 glauben wir, dafs man in chemischer Hinsicht diese zahlreiche Gruppe als ihrer Natur und ihrem 11 er- kommen nach identisch annehmen kann, unbeschadet der Einwürfe einer ausschliefslich geognostischen Ordnung» ^ Wenn man Gründe* hat, die Natur zweier Terschie- dcDer Körper nach ihren äufseren Eigenschaften oder nach ihrer Zusammensetzung zu vergleichen, so nimmt nuin seine Zuflucht auf die Gegenwirkungen, die sie un- ter gleichen Umständen auf gewisse Agentien zeigen. Wir haben daher so geschlossen: angenommen, dafs die 19 Kaoline drei oder vier verschiedene Arten von kieselsau* ren Alaunerdeverbindiiui:en zeigen, und wir sie mit einem und demselben Agens, wie eine Kaliauflösung von glei- cher Stärke ist, behandeln, und die Zeit, die Tempera*p tar, die Mengen, mit einem Worte, alle Umstände die- selben sind, wir in dem Yerhältniis Kieselerde und Alaun- «nie auflösen werden, wie dieselben in Bezug auf die Ueselsaure Alaunerde, zu der fene beiden Substanzen gehören, abweichend zusammengesetzt sind. Wir haben

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*

lUO

darauf gerechnet, dafs eine solche Behandlung weder au£ . den QuarZi noch auf die Ueberreste zerCaliener Gebürgg- arten, mit welchen die Kaoline gemengt za seyn pflegen, einen Einfliifs ausüben können, und dafs die Wirkung sich nur allein auf den wahren Thon beschränken würde.

Aber gleich bei unseren ersten Versuchen auf die- sem Wege haben wir eine Erscheinung bemerkt, welche die Wirksamkeit des von uns beabsiditigten Verfahrens vernichtete, aber hinreichend war, die gestellte Frage auf eine seltsame Weise zu vereinfachen, Wir be» merkten nämlich, dafs, wenn man einen kaolinartigen Thon I oder höchstens 1^^ Minute mit einer waisrigea reinen KaliauQösung von 1,075 Stdrke sieden läCst, eiae gewisse Menge Kieselerde ohne Spur von Alaunerde auf-* gelöst wird. Wenn mau dieses Verfahren bei einer gro- fsen Menge kaolinbaltigcr Tbonerden, und im Verhält- nife ihrer Menge zu ihrem wirklichen Thongehalt anwen- det, so gelangt man mit wenigen Ausnahmen dahin, so viel Kieselerde forlzuöchaffen, dafs die früheren Furaiolu für die Bcstandlheile merklich verändert sind, und dafs sie in den mehrsten Fallen einen sehr einfachen und übereinstimmenden Ausdruck annehmen. Bie so abge- änderten Formeln neuneu wir deiinitive Formeln.

Wir haben vorzugsweise die 24 Kaoline, in wel- chen das VerhSltnifs der Alaunerde zum Wasser con- Stent ist, so behandelt. Die Versuche und Ergebnisse sind in der Tabelle No. 4 aufgeführt. Diese Tabelle zeigt, daCs von den 24 Kaolinen, durch Behandlung mit schwacher Kaliauflösung, sechszehn so viel Kieselerde verloren haben, dafs man sie fiidich alle durch die 1 or- mel SA''^2Aq bezeichnen kann, wohlverstanden, wie wir zum öfteren erwähnt haben, wenn man es nicht za strenge in Bezug auf die gefundenen Bestandtheile und die daraus her<^e!eitelen Fonncln nimmt. Die andern acht Kaoline haben durch die Behandlung mit schwacher Kaliauflösung nicht so viel Kieselerde verloren, dafs sich ihre Formeln Sndern sollten, oder wenn sie sich

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lOL

geändert haben, so ist es auf ciue von der Mehrzahl verschiedene Weise gewesen. Fügen wir noch hinzo, dafs wenn die sieben Kaoline, welche die ganze Reihen- folge der analysirten vervollständigen, und in welchen der Gehalt yon Alaunerde gegen den Wassergehalt nicht wie 1 : 2 ist, fast alle bei der Behandlung mit Kali (siehe Tabelle 5) Kieselerde verloren haben, wir auf die allgemeine Erscheinung aufmerksam machen müssen, dafs die Kaoline, und wahrscheinlich auch alle übrigen Thon- arten, Kiesel or(](^ weder als Quarz noch im Zustand von SiUcateu eulhaiteu. Man könnte diefs als eine Folge der Zersetzung des kaolinartigen Thons durch das Kali an- oehmen, eine Ansicht, die aber nicht wahrscheinlich ist uod nicht von uns geiheiit wird.

§.7.

Wenn man auf die Tabelle No. l zarilckgeht, in

welcher man die Beslaiidtheile der Kaoline und der Feld* spathe, die zusammen vorkommen, vergleichen kann, wenn man dabei die in der ersten Denkschrift aufgeführten Er- gebnisse der Tabtilic über die geologische Vcrlheilung der Lagerstätten der Kaoline zu Käthe zieht, so bemerkt man, dafs die gröfsere Menge von Kaolinen von glei- eher Zusammensetzung, A : S, ein und denselben, vor- züglich feidspathartigcn, Lagern augehören» und gleichen Ursprung, zu haben scheinen.

Allerdings kommen in diesen Lagern auch Kaoline vor, die von der eben bemerkten allgemeinen Zusam- mensetzung derselben abweichend sind, aber ihre An- zahl ist beschränkt, und für den gröfsten Theil ist die Abweichung in der Zusammeuselzung nicht bedeMtciid, wie die definitiven Formeln für die Kaoline von Pieux, von Louhossoa, von Sosa u. s. w. gegen die von Limo- ges, von Aue, von Scdlitz u. s. w., bei der Vergleichung zeigen, so dafs man fragen könnte, ob die Abweichung von der Mehrzahl in der Schwierigkeit der Untersuchung oder in ihrer eigcnthümlichen Natur liegt.

Wir woUi^n versuchen auf unsere Weise die che-

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miscben Erscheinungen zu erklären, wekiie die Umän- deruDg des Feldspaths herbeiführen«

Die gewöhnliche Zasammensetzung des Feldspaths ist KS^ ^. Welches nun auch die Ursache seiner Zeiv Setzung ist, so nehmen wir an, er verändere sich in (wirklichen Thon) und KS'\ Nach bestimmten Erfah- rungen ist das Kalisilicat KS^ nicht auflöslicb, es wird * aber auflöslich, sobald es sich durch eine fortdauernde Zersetzung in KS^ und in S verwandelt. Das Silicat KS^, was auch nach Forchhamm er 's Erfahrungen auf löslich ist, wird durch das Wasser fortgeführt und S*^ bleibt gemengt mit dem Thon A^ S^, Ganz auf dieselbe Weise wie zusammengesetzte Substanzen in zwei einfa- che zusammengesetzte Substanzen durch elektrische Strö-* mungen zerlegt werden, und sich später unter gleichem Einflufs abermals zersctzt-n; eben so kann die elektri- sche Thdligkeit (die wir schon früher als die wahrscheiu* liehe Ursache der Zersetzung des Feldspaths angenom- men haben) zunächst auf die Zersetzung des Feldspaths und später auf die ZersetzLini; der Producte derselben eingewirkt haben. Ohne auf diese Ansicht eine gröfsere Wichtigkeit zu legen, als eine Theorie über einen sol- chen Gegenstand verdient, so wollen wir doch bemerk* lidh machen, dafs diese Ansicht auf eine leichte Weise viele Erscheinungen erklärt.

Der Kieselerdegehalt, welcher sich mit der Thon- erde im gallertartigen Zustand gemengt findet, kann nicht beständig sejn wegen der auflösenden Kraft des Was- sers auf denselben. Dadurch erklären sich die so ver- schiedenartigen Zusammensetzungen der Kaoline, die durch Behandlung mit kaustischem Kali auf eine übereinstim- mende Zusammensetzung zurückgeführt werden können* Dadurch erklärt sich auch, warum die chemische Unter- suchung ein und desselben Kaolins, au verschiedenen Zeiten, durch verschiedene Chemiker nicht ein und die- selben Ergebnisse gewährt hat, und warum ein Kaolin von der Normalformel (A^S^ oder AS)^ wie das von

1U3

Opor(o, nichts durch die Bchandiuug mit Kali verliert, während ein anderes Kaolin, von fast gleicher Zusain- Vnensefzang, 'wie das von Wilmington, durch die Behand- luijg mit Kali Kieselerde verliert, und bei ihm die Ein- fachheit der Formel daher verloren geht. Im ersten Fall (Oporto) hat sich die Thonerde, durch die Einwirkung des Wassers oder durch eine andere Ursache, eines Theils der beigemengten Kieselerde entledigt, während im an- deren Fall (Wilmington) der eigentliche Thon, von ei- ner eigenthümlichen Katur und von eben so eigenthüm- lichein oder auch von gewöhnlichem, durch besondere Eiiivvii kungen zersetzem Feldspalli Iien ülii tiul, dnrch eine gewisse Menge gelatinöser Kieselerde versteckt wird, die durch die secundäre Zersetzung irgend eines Silicats ent- standen ist.

Durch die angeführten Tlialsachen nnd Bemerkun- geo wird eine von Berthier vor lauger Zeit ausge- sprochene Ansicht über die normale Zusammensetzung der Kaoline bestätigt. Er hatte angenommen, dafs der sich zersetzende Feldspalh kieselsaure Thonerde bilde, die sich mehr oder weniger der Formel AS nähere« Wir glauben die Richtigkeit dieser von uns gelheilten Ansicht hier bewiesen und durch Versuche bestätigt zu haben.

Ueber die wirkliche Zusammensetzung der Kaoline können wir aus den aufgestellten Thatsachen, Versuchen und Betrachtungen die folgenden Schlüsse ziehen:

1) Die rescircchtea Kaoliue, wie sie die INatur giebt, und nur durch Schlämmen von fremdartigen gro- ben Beimischungen befreit, sind ein Gemenge von kaolinartigem Thon und von einem in Säuren nnd Alkalien unauflöslichen Rückstand aus den Silica- ten der verschiedenen Basen.

2) Der kaolinartige Thon wird durch die aufeinander- folgende Behandlung mit Schwefelsäure und kau- stischem Kali von diesem Eückstand befreit; das ist, durch das Verfahren, welches wir rationelle Analyse benannt haben.

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3) Der kaolioartige Thou ist eine Verbinduug voa Kieselerde, Alaunerde und Wasser in bestimmteDy sich fast Jederzeit gleich bleibenden VerhältnissenJ die man durch eine unveränderliche Formel, die wir unmittelbare Formel {formule immediaie) nen- nen, bezeichnen kann.

4) Viele dieser kaolinartigen Thone enthalten aber einen TJeberschuls von freier Kieselerde, die sich durch eine geeignete Behandlung in kaustischem Kali auflösen, und vollständig von dem wasserhal- tigen Alaunerdesilicat, aus welchem das wahre Kao- lin besteht, abscheiden läfst.

Das wasserhaltige Alaunerdesilicat giebt eine einfa- chere und allgemeinere Formel: AS^^Ag^ welche wir eine formale dcfinilwe nennen.

5) Diese freie Kieselerde im kaolinartigen Thone, nicht gebunden an das Kaolin und durch die oben an-- gegebenen Mittel von demselben geschieden, kann einer elektrischen und allmidigeu Zersetzung des Feldspnths zugeschrieben werden, die denselben zuerst in Kaolin* Thon, A^S^^ und in unauflösli- ches kieselsaures Kali, AS^^ und dann durch eine abermalige Zersetzung in auflösliches Kalisilicat, KS*, und in Kieselerde, verwandelt hat, welche mit dem Thon gemengt bleibt

6) Endlich, dafs die Verschiedenheit der Mengen die- ses Ueberscbusses von Kieselerde in den einzelneu kaolinartigen Thonsorten einer späteren Einwirkung der Tagewasser zugeschrieben werden kann, wel- che eine gröfsere oder geringere Menge dieser auf- löslichen freien Kieselerde fortgenommen haben.

V. Abschnitt.

Erfahrunge]ii und Theorien über die Bildung des Kaolins*

Wir haben in der ersten Denkschrift gefiufsert, dafs die Feldspathe durch die Volta'sche oder Contact-Elek*

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fridtSt zersetzt seyn kOnnteD. Diese Idee war bei dem

Einen von uns (Brongniart) durch eine Denkschrift des bekannten Chemikers Gehlen in München über die Kaoline von Passaii reranlafst worden.

Foarnet, in seiner Denkschrift über die Zersetzung von Mineralien vulkanischen Ursprungs, schreibt die Zer- setzung des Feldspaths zunächst seiner Neigung zum Di- morphismus zu, die beim Erkalten den Aggregatzustand verändert habe, und die dann, durch den ais 1 olgc des Cuntactes von Gebirgsarten verschiedener Natur entstan- denen elektrischen Einflufs, vollendet worden sey.

Diese Hjpolhesen sind durch die Beobachtungen Über die Lagerung dieses Fossils, die in der ersten Denk- schrift über die bemerkenswerthen Umstände beim Vor- kommen der Kaoline angeführt sind, wohl onterstützt» zn welchen wir auch die bestandigen Beziehungen rech- nen, in welchen die Kaoline zu eisenhaltigen (»ebirgsar^ ton stehen, Beziehungen, welche glauben lassen, dals der Feldspatfa, schon früher elektrischen Einflüssen unterwor- fen, sich in den zu seiner Zersetzung günstigen Verhält- nissen befunden habe, obue Bücksicht auf die Ursachen, welche diese grofsen Systeme in Thätigkeit gesetzt haben.

Es erschien ans wichtig durch Versuche die aus den Beobachtungen gefolgerten Vermuthungen zu bestätigen, und zu sehen, ob sich der Feidspath durch einen elek- trischen Strom zersetzen lasse. V^ir haben zwei Ter- scbiedene Versuche, um diefs zu erfahren, angestellt.

Beim ersten Versuch haben wir uns einer Batterie von 250 Piattenpaareu von 55 Miliimet* im Quadrat, und beun zweiten einer Batterie von 300 Plattenpaaren, geladen mit einer Anfldsung von Kupfervitriol, bedient Zu jedem Versuch wurden 5 Grm. des reinsten Feld.spaths verwen- det. * Die Flüssigkeit, welche zum Schiieisen der Kette verwendet wurde, war eine schwache Salmiakauflösung, und der Versuch hat nie lauger als sechs Stunden ge- dauert.

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Beim ersten Vernich hatten sich 0,098 Grm« Feld*

Späth in 0,030 Gnn. Alaunerdc und Kali, welche in der Flüssigkeit aufLelost waren, und in 0,068 Grm, Kiesel- erde, die mit dem anzersetiten Feldspath gemengt wa- ren, verändert

Beim zweiten Versuch wurden 0,159 Grm. Feld- spath zersetzt, und 0,054 Grm. Thonerde und Kali in der Flüssigkeit, und 0,105 Grm, Kieselerde beim unzer« setzten Feldspath erhalten.

§• 2.

Aach durch einen sehr schwachen elektrischen Strom

ist die Zersetzung vüllslaiuJig gelungen.

In eine U- förmig gebogene Glasröhre wurde reiues Feldspathpnlver geschüttet und so viel destillirtes Was- ser darauf gegossen, dafs jeder Schenkel der Röhre bis zu drei Centiuietern vom Rande damit angefüllt war. lu dem einen Schenkel wurde ein kleines Kupferplättchen, in- dem andern ein solches Zinkplättchen aufgehao^eu. Beide Plättchen wurden durch eiuen düuiieii Draht ver- bunden, der durch die Korkstöpsel ging, mit weichen beide Schenkel verschlossen waren. Nach vierzehn Ta- ^cü erschien die Flüssigkeit im Zinkschenkel getrübt, während die im Kupferschenkel klar blieb. Dieser Un- terschied zeigte sich fortdauernd, bis man etwa nach zwei Jahren den Apparat öffnete. Die klare Flüssigkeit im Kupferscbenkei war stark alkalisch, schäumte mit Säu- ren und enthielt nur kohlensaures Kali Die Flüs- sigkeit im Zinkschenkel war neutral, und die weifse Masse,

' J) Unbeftwelfelt hatte die eleicimclie Einwirkaog bereits lange aufge*

hört Das Zinlcblntlchen war mit einer harten kSmigen Masse be- deckt, welche nuiliwendig die längere Dauer elektrisch gni v aiii^cJicr Einwirkungen verhindert halle. Der un7.ersetz,tc Feldspath halle siel» in der Biegung der Glasröhre angehäuft, dieselbe verschlossen und die Verbindung der Flüssigkeiten verhindert. Die alkalische Klilssig- keii liatle, weil die Kork&tdpsel nicht laftdtcht schlössen, Kohlensaure ans der Atmo^bäre angesogen.

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durch welche sie getrübt war, uud die zuüi Theil an der Wand der Glasröhre als eine körnichte Kruste festsais^ war in einer Kaliaufidsung Tollständig Idsltcb, ans welr eher sie durch die bekannten Mittel als Kieselerde und Alaunerde ausgeschieden wurde. Ob beide Erden als Silicat verbunden gewesen sind, darüber haben wir bei der geringen Ausbeute Leine gründliche Untersuchung an- stellen können. Aber die Hauptsache, die wir feststel- len wollten, die Zersetzung des Feldspaths durch die Elektricität« ist durch die Versuche vollständig erwiesen.

§. 3.

Es ist auch von uns versucht worden den Feldspath durch Wasserdäuipfe von einer hohen Temperatur zu zersetzen. Forchhammer h&it die£s für möglich, und behauptet es versucht zu haben. Uns ist der Yei:6U€h

nicht gelungen, wir wollen aber unser Verfahren hier beschreiben.

Etwa 5(1 Grm. feingepulverten Schriftgranit (Pegma* tit) wurden in einen Glaskolben von solcher Form ge»

than, dafs wohl die Wasserdümpfe, aber nicht W^asser in denselben eindringen konnten. Der so gefüllte Kol- ben wurde in den oberen Theil eines Dampfmaschinen- kessels der chemischen Productenfabrik von Payen zu Grenelle befestigt. Er blieb ungefähr zwei Monat au dieser öteiie dem Druck von zwei Atmosphären ausge- setzt, und wurde dann herausgenommen. Der Pegmati^ der im Wasser nicht plastisch wird, war durch die Was- scrdäuipfe in einen sehr plastischen Brei verwandelt, wor- aus man auf eine vollstüudige Zersetzung hätte schUefsen können. Die chemische Untersuchung zeigte aber das Gegentheil. Man verfuhr dabei wie folgt. Die Masse ^urde mit destillirtcm Wasser ausgesüfst und die Aus- sfifswasser im Dampfbade eingetrocknet. Sie hinterlie- Isen keinen Rückstand. Wenn dennoch eine Zersetzung stattgehabt haben sollte, so waren die Producta dersel- ben zum wenigsten in Wasser nicht auflöslich. Um sich

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zu überzeugen, ob sich nicht etwa Hydrate gebildet hät- ten, setzte luau etwas voD diesem Brei, der im luftlee- ren Raum getrocknet war, einer sehr hohen Tempera- tur aas, es fand aber dabei kein Gewichtsverlust statt. Etwas von diesem, bei einer Temperatur yuü +100° getrockneten Brei behaudeite mau. nun mit Schwefelsäure und dann mit Kali, und um sich über die Richtigkeit der Ergebnisse zu yergewissem, behandelte man ganz auf dieselbe Weise zwei Mal von demselben Pegmatit, der aber nicht der gemeinschaftlichen Einwirkung der Was- serdämpfe, des starken Drucks und der hoben Tempera- . tur ausgesetzt gewesen war. Die Resultate waren in allen Fällen dieselben, das Kali, wie die Schwefelsäure hatten weder von dem einen noch von dem andern Peg- matit etwas aufgelöst Mit vollem Rechte kann man da- her wohl schliefsen, dafs bei dem angestellten Versuche keine chemische Zersetzung stattgefunden hat.

Wir wollen aber nicht behaupten, dafs unter an- dern Verhältnissen, zum Beispiel: beim Einströmen von sehr heifsen Wasserdämpfen, begleitet von Kohlensäure, in die Klüfte eines Pegmatits, wie solche Ausströmungen aus den Klüften des Granits der Gruben zu Pongibault durch Fournet beobachtet sind, die Einwirkungen nicht so kräftig seyn könnten, um die Zersetzung zu bewir- ken. Diefs zu beweisen, dazu würden lange und schwie- rige Versuche nöthig seyn, um so schwierigere, als man da, wo die Natur init kräftigen Mitteln, mit Massen, in langer Zeit und mit grofscr Thäti^keit wirkt, keiaeu Er- folg von Versuchen nach einem kleinen Maafsstab er* warten darf«

VI. Abschnitt.

Künstliche Porcellanmassen.

Der Unterschied der Bestandtheile der zur Porcel- lanfabrication angewendeten Kaoline, selbst der aus ein

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I und derselben Grube, der vorzüglich in dem ▼erschiede-

neu Yerhältmis des eigentlichen kaoiinarti^cu Thuus zu i dem» was wir den Rückstand nennen, beruht, bringt in der QaaHiät der davon angefertigten Porcellanmassen ber

trSdifllcbc Verschiedenheilen hervor.

Man kann zwei Porcellanmassen ziemlich ähnlich in ; der Farbe, in der Dnrchscheinbarkeit, im Grade ihrer

Schrnelz-ijaikeit beim ( zarbr emieii , in ihrem Verhalten gegen die Glasur, in ihrer Dauerhaftigkeit^ sowohl ge- gen einen Stöfs, als auch beim Temperaturwechsel und in ihrer SchwiucluDg beim Garbrenncn, kurz mit allen I Eigenschaften nur durch vieles Probireii darstellen.

Schon seit langer Zeit habe ich O geglaubt, dafe I die Porcellan-Manufactur in Sevres wissenschaftliche Prin- cipien aufüßdcu müsse, um stets gleiche Porcellanmasse überall darzustellen, und dafs man sich daher zunächst überzeugen mfSsse, ob dieselben chemischen Bestandtheile in gleichen VerlialUiisscü in denselben cnllmUtii sejcn. I Iq Folge dieser Ansicht sind zunächst durch A. Laurent I eüf der schönsten Porcellanmassen, die von 1770 bis auf tlie jetzige Zeit in Sevres angefcrlifit worden sind, che- misch untersucht, und ihre Bestandtheile an Kieselerde, Alaonerde, Kalkerde und Kali bestinunt worden; dana sind seit 1838 durch Laurent und Malaguti Versu* che angestellt worden, um die chemischen Bestandtheile I des Kaolins, des Feldspaths und der anderen zur Por* i cellanmasse nöthigen Materialien kennen zu lernen, um diese in solchen Verhäitnisseu zu mengen, dafs die da- von gemachte Porcellanmasse stets gleiche chemische Zu« sammehsetzung habe.

Aber nur im An*;emein< n hnt der Erfol°; die Kich- tigkeit dieses wissenschaühchen VV eges bestätigt, und ich babe, seit ich nach demselben arbeite, nicht mehr so

i

1 ) Die in diesem AbscfaDUl enlhaheneD techniaeken Uotersuchungen und Venudie aind allein von Alex. Brongniart, unter Beihfille der diemueben Arheiien Laurent'! und Malagnü'a, angeitellt.

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viele angleiche und fehlerhafte Porcellanmasseu gehabt, wie das iirfiher weder zo Tcrmeiden noch abzuändern war.

§•2.

Solche PorceliaDinassen weichen jedoch uur im AU- gemeinen und merklicli nicht von einander ab, aber be- ständig and absolat sind sie doch nicht gleich. Wenn solche Porcellanmasseu bei der Verarbeitung und beim Garbrennen einen Unterschied zeigten, und daher che- misch untersucht wurden , so fanden sich in ihnen die- selben Besfandtheile in gleichen Verhältnissen, woraus sich wenigstens ergab, dafs weder bei der chemischen Untersuchung der verwendeten Materialien, noch bei ihrer Zusammensetzung ein Fehler vorgefallen war.

Schon seit geraumer Zeit argwöhnte ich, dafs es bei der Zusammensetzung bildsamer Massen nicht allein auf die chemischen Bestandtheile nnkomme, sondern dafs auch der Aggregatzustand und das Eigenthümliche der feinsten Theile derselben auf ihre Eigenschaften, selbst auf die auffallendsten, wie die Schmelzbarkeit, die Schwindung etc. sind, von Einilufs ist, und dafs es daher nicht gleich« gültig seyn dürfe, aus welchen Stein- oder Gebirgs^Arten, die die erforderlichen chemischen Bestandtheile enthalten, man diese Massen zusammensetzt, dafs man daher auf das Gewebe dieser Materialien und wahrscheinlich auch auf die Art, wie die chemischen Bestandtheile in ihnen unter sich gebunden sind , Rücksicht zu nehmen habe.

§.3.

Die Sevres'sche Porcellanmasse, wie sie seit sechs- zig Jahren, ohne dafs man ihre chemische Zusammen- setzung gekannt hat, und seit 1836 mit Berücksichtigung ihrer chemischen Bestandtheile angefertigt worden ist, be- steht aus:

58,0 Kieselerde 34,5 Alaunerde

4,5 Kalkerde

3^0 Kali 100

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ohne den Wassergehalt, der vor der Analyse durch hef- tiges Glühen 'beseitigt worden ist. Diese Bcstandlheile sind in den Materialien enthalten , die zom Yeisatz der Pörcellanmasse verwendet werden, abs

1) in zweierlei Sorten Kaolin, dem thonartigen und dem kieselartigen. Beide Kaoline enthalten Kie- selerde, aber das erste aofserdem und vorzüglich Alaonerde, und das zweite das Kali«

2) Quarzsand von den Hügeln von Aumont»

3) Kreide von Bougival oder Meudon*

Ich habe nun versucht Pörcellanmasse ans anderen Materialien als diesen, aber mit gleichen chemischen Be- standlhcilen zu versetzen, auch einige reine, auf chemi- schem Wege gewonnene Materialien dabei zu benutzen; endlich habe ich versucht, eine Pörcellanmasse aus den reinen chemischen Bestandlheilen, aus reiner Thonerde aus dem Alaun, aus reiner Kieselerde aus der Auflösung in Kali, aus reiner Kalkerde und reinem Kali zu ver- setzen.' Aber fe mehr auf chemischem Wege künstlich gewonnene reiin^ Beimiscliunt^en dazu verwendet wur- den, um desto mehr wich eine solche Pörcellanmasse in allen ihren Eigenschaften von der gewöhnlichen Pörcel- lanmasse ab.

§. 4.

Die ersten beiden Versuche, einzelne Materialien zur Pwcellanmasse durch andere natflriidie Mate^alien

zu ersetzen, gaben günstige Ergebnisse.

1) Pörcellanmasse, statt mit Kreide, mit wcilsem Mar- mor, das ist: reine kohlensaure Kalkerde, keine Kieselerde und keine Bittererde enthaltend, ver- setzt, gab ein Porcellun, das weder bei der An- fertigung, noch nach dem Garbrennen den min- desten Unterschied gegen solches aus mit Kreide versetzter Pörcellanmasse zeigte. In der Scvrcs- schen Pörcellanmasse konnte also die Kreide vollstän- dig durch den Marmor ersetzt werden, obgleich sie

112

niebt 80 rein ist, ab dieser, and obgleich ibr Aggre- gatzustand ein ganz anderer ist.

2) Eben so kann der Quarz des Sandes von Aurnont vollständig durch Feuerstein ersetzt werden , obne dafs sich dadordi ein Unterschied in der Verar- beitung der Porcellanmasse oder m den Eigenschaf- ten des Porcellans zeigt

3) Es sollten nun versacht werden eine Porceilanmassey nach den durch die Analyse der Sevres*schen Por- cellanmasse gefundeneu Bestandtheilen, aus lauter chemisch reinen Bestandtheilen und in denselben Gewichtsverhältnissen zusammenzusetzen. Es wurde dalicr eine Porcellanmasse zuaaLuiiieugebeUt, aus:

reiner Kieselerde aus der alkalischen

Auflösung durch Niederschlagen ge- wonnen 41

eben solcher reinen Kieselerde in der Verbindung mit Kali zu Fritte ge- mach t 17

reiner Alaunerde aus Alaun durch Am- moniak niedergeschlagen und ge- flöht 34,50

reinem Kali in der Fritte 3,00

Kalkerde, als rein bekannten Marmor 4,50

100,00

Diese Materialien wurden lange Zeit hindurch zusammen

fein gerieben.

Bei der Kostbarkeit solcher chemisch reinen Mate- rialien konnten nur 5 Hectogrm. von dieser Masse an- gefertigt werden, die jedoch zu den Versuchen hinrei- chend waren. Diese sehr kurze unplastische Porcellan- masse lieÜB sich sehr s<Shlecht drehen und formen; dennoch gelaug es einem geschickten Porcellandreher eine dünne Schaalc und eine Platte von einer bestimmten Gröfse davon anzufertigen. Beide Stücke schmolzen beim

schwäch-

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sdnrSclBteii Feaergrad des Porcellamrfaiis m mmöt wei-

£sen, pockigen, cinailailij^en Masse.

Maiaguti iiatte sicii durch eine genaue cliemiaohe Untersuchong fiberzeagt, dab die verwendete dkemiscb reine Thonerde nicht kalihaltig war.

Bei Wiederholung des Versuchs verminderte man das Gewicht der Frille um ein Drittheii» um den Kali- gehalt der Masse um so viel zu ▼ermindem. Die von solcher Masse angefertigten Platten erweichten beim Ver- glühen nicht, hatten aber eine Schwindung von 18 Proc. Im Garfener des Porcelianofens waren sie nur erweich^ aber um 28 Proc. geschwunden! Diese zum Öfteren mit einigen AbaiideruDgeu, um die Schmelzbarkeit zu ver- mindem, wiederholten Versuche, bei denen man zu dem bemerkten Zweck » entweder von derselben sdion gar«* gebrannten nnd wieder in das feinste Pulver verwancfel- ten Masse, oder auch statt der durch Niederschlag ge- wonnenen chemisch reinen Kieselerde feingeschlämmten Quarz zusetzte, haben Jederzeit Massen von einer grO- fseren Scbmelzbarkeit gegeben, als die gewöhnliche Por- cellanmasse beim stärksten Feuergrad des Porcelianofens zeigt,

§. 5.

Diese Versuche zeigen, dafs die einzelnen chemi- schen Bestaudiheile der Purcellaiimasse, in denselben Ver- hältnissen wie in gewöhnlicher Porceilanmasse gemengt^ eine viel schmelzbarere Verbindung gebend als wenn sie vorher schon unter sich Verbindungen eingegangen lia- beoy dafs es daher in dieser Rücksicht nicht einerlei ist, Kieselerde^ Alaunerde und eine Kalifritte, oder die schon gebildeten kieselsauren Verbindungen der Alaunerde nnd des Kalis zu mengen.

Nach diesen Erfahrungen ist es aufgegeben worden Porcellanmassen durch directe Verbindung ihrer einzel- nen chemischen Bestandtheile darzustellen; dahingegen fehlte noch die Ueberzeugung, ob es nicht möglich sey

PogftndorfPt AmaL Bd. LX. B

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PorcellanoiaBseii olme Kaolin ans anderen erdif^en Mine>

ralien, in welchen dieselben gleicliea l>cslandthcile be- reits gebunden sind, in denselben chemischen Verhält- nissen dännsteüen.

§^ 6.

Wir haben daher zunächst den Thon c;evvählt, als ein Material, was sich dem Kaolin am mehrsten näherU Wir wollten uns begnfigen eine davon angeCerti^e Masse für Porcellanmasse anzusprechen, wenn sie nur, bei dem- selben hohen Feuergrad gar gebrannt , die Dichtigkeit, Festigkeit, Schwerschmelzbarkeat und Durchscheinbarkeit des Porcellans bStte, ohne dafs sie auch die schöne weifse Farbe besälse, die doch nur eine Nebenbedingung ist.

Es mangeln dem ieueriesteu, kaikerdefreien Thon zwei Bestandtheile:

1 ) Der reichere G«halt an Alaonerde, welchen die Kao^ line, deren mau sich in Sevres bedient, im Allge- meinen besitzen.

2) Das Kali, welches, naeh Mitscherlich's Versa* eben, dieser Thon nur in sehr geringer Menge ent* hält.

Die folgenden Versuche werden zeigen auf welche Weise wir versncht haben, die fehlenden Bestandtheile zn ersetzen.

§. 7.

Feuerfester Thon von Dreoir, statt des Kaolins, Ks hatte manche Schwierigkeit das Kaolin durch diesen Thon

zu ersetzen. Die, welche bei der Verarbeitung der Masse entstehen muiste, konnten wir, weil der Thon viel plasti- ^her als Kaolin ist, vorhersehen. Dieser Thon enthält aber nidit die nöthige Menge Kali, um daraus eme Masse von dem Kaligehalt zu bilden, welchen die Sevresschen Porceliaumassen haben; es muiste daher ein kalihaltiger Kürper, der nicht zu den Thonarten gehörte, angewen- det werden, und man wählte dazu eine Fritte aus rei-- ner Kieselerde und Kaii. Um das richtige Verhältniis

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lU

zwischen der Thonerde und Ki^sel^rde za behalten, wenn die letztere durch die zugesetzte Fritte vermehrt wurden mniste weniger von dem Thon von Dreox genommeii QDd noch reine Alaanerde zugesetzt werden. Man wählte

dazu reine, aus dem Alauu uiedergeschiagcue Alaunerde« Es (ekng die folgende Masse zusammenzusetzen:

A!aon-

crtlc.

[Kalk-

erde.

Kall

9,75 wasserfreier Thon von Dreux

41,64

27,89

16,36

0,89

3,00

6,61

3,61

103,67

58,00!34,5ü|4,5U| 3,üü

Normalbestandtiieiie der Sevres'schen Porcellanmasse.

Diese Masse verarbeitete sich ohne Schwierigkeit nahm aber bei heftigem YerglQhfener die Dichtigkeit und

Härte des englischen Gres ') an, und verzog sich dabei sehr. Im Garfener des Porcellanofens verwandelte sie sidi kaum in Porcellan, erhielt dabei eine nur geringe Durchscheinbarkcit, bei einer Schwindung von 16 Proc, und war mit Pocken besäet. Diese Masse, welche die- selben chemischen Bestandtheile wie das Sevres'sche Por- cellan enthielt, gab doch kein Porcellan.

Viele Versuche, die wir hier nicht einzeln anführen I vollen, beweisen, dais die reine Alaunerde, je nachdem I tte zubereitet, je nachdem sie nur getrocknet oder stark ' S^üht ist, ganz verschiedene Resultate hinsichtlich der

1) 6rb ist Siemwaare, Steioseug, kenntlich an der Härte, die bm- rcicheod ist, kein Wasser emansaugen, am Stahle Funken zu geben, kci einem sasanunenfetinterten, fcinkdmigen, oft splittrigcn Brncli- ■Bwkn, vdUig aiodiirabaclwiiMn^» Die hciperai cogUtchcn We4s^ ivoodwaaren, 4ie Selterwasaer- ond Scheidewaaser* Kraken geh6rtn dtto. Ick bemerke noch, daf« die Sevret'acben Porcellane bei ftSr- hnm. Feoer als die deatscben verglfibt, und bei schwächerem Fener dl die besseren deutschen gargebrannt werden« . Fr Sek«

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Farb^ der SchwiaduDg, Venudim und PocUgwer- d€ii8 zeigt.

§. 8.

Wir haben noch yersuchcn wollen mit anderen Ma- terialieD Porcellanmasse mit; denselben chemischen .Be> standtheUen und in denselben Verhältnissen wie die Sevres^sche Porcellauuiasse zu versetzen. Es wurde dazu eine Fritte, die weniger Kieselerde als die früheren ent- hielt-, verwendet. Dadorch waren wir nicht gezwungen weniger Thon von Dreux nehmen zu müssen, konnten aber die reine, aus Alaun niedergeschlagene Alaunerde fort- lassen«

Wir setzten folgende Masse zosammen:

1 KieseU erde.

Alano- crde.

Kalk-

erde.

Kali.

79^31 (eaerfesten» wasserfreien Thon von Dreux. . 4,51 Sand von Aumont . . 12,50 im Porcellanofen ge- brannte Frittc .... 7,98 Kreide

44,12 4,51

9,37

34,50

4,50

3,00

iü4,au

5b,üü 1 34,50 1 4,50 | 3,00

Die von dieser Masse angefertigten Probestücke, nach

dem Verglühen schon von der Härte und Dichtigkeit der Gres, hatten sich verworfen und verzogen, waren pockig und um 16 Proc geschwunden. Doch waren sie wei« fser, weniger verzogen, weniger pockig als die von der früheren Probemasse, und zeigten einen Anfang. vuu Durch* scheinbarkeit.

Diese Versuche ergeben, dafe man nur das wenig* plastische Kaolin durch einen sehr plastischen Thon zu ersetzen braucht, um, bei gleichen chemischen Bestand- theilen mit einer guten Porcellanmasse, eine Masse zu erhalten, der alle wesentlichen Eigenschaften des Porcet lans fehlen.

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§. 9.

Diese Erfahrnug überraschte keineswegs, weil mau scbon oft erfolglos versucht hat» in Gegeodeo, wo es kein Kaolin, aber doch schöne weifse plastische Thon»

arten giebt, von den letzteren allein Püicellan zu ma- chen. Um dem Porcellan, in Härte, Durcbscheinbarkeit und Glasur nur einigermafsen ähnliches Geschirr, wie das Sanitätsgeschirr (hfi^i'occnwics ) anzufertigen, mufsle mau aber stets dem Thon Kaolin zusetzen ).

Man hätte aber wähnen können, dafs nicht alle Be* standtheile eines Kaolinporcellans sich in der mit einer weifsen Tbonart angefertigten Masse befänden. Die vor« hergehenden Versuche, in welchen Thon statt Kaolin, ond genau in denselben chemischen Verhältuissen wie den besten PorccUaomassen angewendet wurden, zei« geo, dafs die verschiedenen Eigenthümiicbkeiten der bild* samen Massen UM^hr vom Aggregatzustand der Bestand- theile^ als von ihren chemischen Verhältnissen abhängig fiiüd*

§. 10.

Man hat gesehen, welche Schwierigkeiten es macht, in solche künstliche Porcellanmassen die 3 Procent Kali

hineinzubringen, weil mau sie ihrer Auflöslichkeit wegen nicht unmittelbar darunter mengen kann, und dals man sie daher mit der Kieselerde zu einem glasartigen Kör- per, der Fritte, verbinden mufste, zu einer Mischung, die

1) Es giebt zwei Porcelianlabriken, in ^velcheo das Biutn^erdesilicat die Stelle des Kaolius zu. vertreteo schviot, die zu Ketiro bei Madrid und die zu Yioeuf oder Yinovo bei Turin. Wenn raau aber die Be« «Undtheile der Masse dieser letoteren betrachtet, die man alleia aos den Arbeiten von Gioanetti und von Giobert kennt, so iSeht man, dafs annSchst der Feldspath von Fross^sco dieser Masse als Plalsniittel beigemengt, und das der Thon von Barges, eine Art mit Peldspath gemengtes biitererdSges Kaotin, der andere Bestandlheil der Masse ist, dafs also das wahre feldspalhartige Mineral nolhwendig stets in der Masse enthalten ist.

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«

in einem ganz anderen Zustand ist, wie der des Kalb

im Feldspath.

Um die Versuche über künstliche Porceilanmassea zu vervollständigen, ist auch noch die Probe gemacht worden, ob eine gute Porcellanmasse zu erhalten sej, wenn das Kali in einem andern Fossil, als dem Feldäpath, dazu verwendet werde. Unter den Mineralien^ unter denen wir hinsichtlich ihres hinreichenden Kaligchalts wählen konn- ten, haben wir den Leucit {Amphigene) gewählt, weil derselbe alle diejenigen Bestaudtheiie enthält, die wir ver- einigt wünschten. . Der Leucit wurde zu diesem Zweck In zwei verschiedenen Zuständen chemisch untersucht. In einem I all war derselbe ohne merkliche Zersetzung, im anderen war derselbe verändert, undurchsichtig, weifs und zerreiblich geworden. In beiden Fällen enthielt er Spuren von Lava eingesprengt oder anhaftend, die aber auf den hier beabsii hti^fcn Zweck ohne Einfliifs sind, weil es nicht darauf ankam eine neue chemische Analyse dieses Minerals zu machen, sondern nur die genauen c^e« mischen Bestandtheile des anzuwendenden Vorraths ken- * neu zu lernen.

Leucit (Amphigine),

Nicht rer- Sodertcr ,

nach ArfvedsoD.

Nicht vcr-

ilnclerlcr ? mit etwas Lava ge- rneijgt.

Veränder- ter, weils und zer- rabllch.

56,10

62,10

49,42

23,10

24,00

24,54

21,15

9,00

12,00

0,76

1,00

1,08

0,66

Eisenoxjd und Bittererde

0,95

0,96

A^^asser ••*••••*•••

1,10

11 58

101,30 1 99,00 t 99,00

Welches nun auch die Veranlassung des Unterschieds dieser Analysen gegen die von K 1 a p r o t h und von

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119

Arfvedson aej, so findet sich in dieser Gebirgsart, io Bezug-, auf das vor PorcellaniDasse erforderliche Kali, hio- reicbend kieselsaures Kali, um daraus den folgenden Por- cellanmassenversatz anfertigen zu können.

Kiesel -

i\laun-

Kalk.

erde

Kall.

70^37 scharf getrockii et (^r feuerfester

Thon von Dreux

33,48

26,18

21,00

OfiO

3,00

3p'2 Qiiarzsand von Aumont

3,52

3,90

114,22 wegen des Wassers im nichtt58,OÜ|34,50;4,5013,00 geglühten Thon und wegen

der Kohlensaure in d. Kreide

Um dem Thon von Dreux die zu grofsc Bildsamkeit zu nehmen, durch welche die davon angefertigten Mas- sen verbogene und verzogene Geschirre geben, ist in einem der beiden Versuche die Hälfte des Thouzusatzes geglQht^ und wiederum in das feinste Pulver verwandelt, zugesetzt worden.

Uci erste Massenversatz, iu welchem sich kein sol- cher geglühter Thon befand, gab ein wirkliches Porcei- lau, aber ganz von Pocken aufgebläht; der zweite gab ein noch vollkommneres, wenngleich etwas pockiges Per- cellan mit scLüner Glasur, was sich beim Erciuien nicht verzogen hatte, gehörig durchscheiubar war, und eine Schwindung von 10 Proc. nach dem Verglühen und von 12 Proc. nach dem Garbrennen hatte.

§ 11.

Es haben keine weiteren Versuche erforderlich ge- schienen, um zu beweisen, daCs in allen für die Töpferei nöthigen Massen der Aggregatzustand der Bestandtheile von gröfstem Einflufs auf die Verarbeitbarkeit und auf die eigenthmlichen Eigenschaften derselben ist, und dafs, je nachdem man diese Bestandtheile getrennt oder un-

120

ter sich verbunden, oder je nachdem man sie in ver- schiedenem Zustand der Feinheit, sej es aus dem Kiystallr zustande oder ans dem pulverartigen Zustande, oder in verschiedenen Verbindungen unter einander, oder mit oder ohne Wassergehalt, mengt, bedeutende Verschiedenheit ten entstehen

§. 12.

Aus allem Vorstehenden ist zu folgern, dafs bei je- der Fabrication, bei welcher chemische W^irkungen im Spiele sind, es von V^Tichtigkeit ist, auf den Zustand der Verbindungen und auf das mechanische GefOge in den Materialien, die man anwenden will, Rücksicht zu nehmen.

Die angegebenen Untersuchungen nnd ihre Ergeb- nisse erklären die häufigen Anomalien, welche sich bei Fabricaten zeigen, bei denen zwar gleiche chemische Be- standtheile und iu gleichen Verbältnissen angewendet sind, aber ohne dafs man auf den ungleichen Molecolarzustand derselben Rücksicht genommen hat.

1) 'Eckeberg und Thaer {BibL hritt. agricult. T, XVll) haben schon vor längerer Zell Versuche angestellt, in Gemengen den Thon durch Alaunerde zu erselzcn, und dabei zu bemerken Gelegenheit gehabt, dafs diese künstlichen Gemenge sich bedeutend von den na- türlichen unterscheiden. Aber sowolii der Zwcck aU die Art ihrer Versuche "waren aadcrA ab bei uns.

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Chemische Formel

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Tabelle der ersten Denkschr.

Fundort.

1) Kaolin-Thon von Limoges

1838

2) Louhossoa bei Bajonne

3) Pieux bei Cherbourg . .

4) Mercus (Arriege) ....

5) Mende (Lozere) ....

6) Clos. de Madame (Allier)

7) Chabrol (Puy de Döme)

8) Breage, Cornwall ....

9) Plymton, Devonshire. .

10) Chiesi, Insel Eiba . . .

11) Bourgmanero (Piemont)

12) Tretlo , bei Schio ....

13) Rama bei Passau ....

14) Auerbach desgleichen .

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X. Veber die Bestandlheile der Meteorsteine; pon Carl Rammeisberg.

In früherer Zeit erblickte man in den Meteorsteinen eine gleichförmige eigenthümliche Mineralmasse« und uvurde dazu insbesondere durch ihr Sufseres Ansehen verleitet,

wt lchcs, aufser etwas gediegenem Eisen, mit blofsem Auge oft keine Gemengtheiie weiter erkennen lafst. Von die« ser Art sind die Meteorsteine von Ensisheim, Lissa, Aigle

und andere.

.Nordeuskiöld versuchte zuerst die Masse des Meteorsteins von Lautolax in Finnland in bekannte ter- restrische Mineralsubstan^^n zu sondern, und zu zeigen, dafs sie aus Eisen, Oliv|^|^ Leucit und einem grauen la- vaarti^en Bindemittel bes^^' e. Aber die erste ausführli- che m aeralogische Analj , welche zu einem positiven ResuUat geleitet hat, ve aiikon wir Gustav Rose in seiner Untersuchung des . ieteorsteins von Juvenas, einem der deutlich gemengten. Abänderungen dieser so interes- santen Naturproducte ; .

G. Rose hat »^ch mineralogische und chemische Höifsmittel in diesem' Meteorsteine das Vorhandensejn von Magnetkies m ^ Außit aufser Zweifel gesetzt, und es aufserdem höchst wahrscheinlich gemacht, dafs der weifse, fcldspatharf*ge Gemengtheil desselben Labrador sey. Leider be^ ^."^wir von diesem Meteorstein keine - brauchbare vol| andige Untersuchung; denn die Unter- suchung von i.augier ^) ist einerseits mit dem Ganzen angestellt, indem kein einzelner Bestandtheil auf mecha-

1) Diese A|| ilen, Bd. IV S. 173.

1) ArmaL chim. phjrs. XIX ^ p. 264. Schweigger 's Journal, XXXV. S. 417.

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131

Dischein oder chemischeoi Wege von den übrigen ge- sondert wurde; andererseits zci^t sie einen starken Ver- lust von nahe 8 Proc, und übcrdiefs hat G. Kose nach« gewiesen, daCs in jenem Meteorstein 0,6 Proc. Natron enthalten sejen» welche Lau gier ganz Qbersehcn hat.

Dem von Juvenas gleicht der PIcLeorstein von Stan- nern in hohem Grade. Auch er enthält Magnetkies, nnd hdchst wahrscheinlich Augit und Labrador, deren erste- rer schon von Mohs *) darin vennnthet wurde.

Diese Meteorsleiuc besUhcu also im wesentlichen aus Augit und Labrador, d. h. aus zwei Mineralien, wel- che die Grundmasse der meisten neueren plutonischen und vulkanischen Gesteine unserer F>de ausmachen. Au- git und Labrador bilden den Doleril, wie diels die Ana- lysen hinreichend bewiesen haben und Dolerit bil- det die Grundmasse des durr)', Säuren wenig angreifba* ren Theils dei Basalle, diqecin Gehnlt au einein oder mehreren Zeolithen, an N ^fieiin, Oiiviu, Titm-« und Magneteisenstein von den D »^^riten unterscheidet. An- git und Labrador bilden un/^^veifelbart die Hauptmasse sehr vieler Laven, wie derer noih Aetna, so dafs alle diese geologisch ähnlichen Ge. »ine auch in mineralogi- scher und chemischer Hinsicht *'eoselben Grnndcharak- ter an sicli tragen. In den »llt n plutonischen Gebil- den ist es nicht sowohl der Au *, sondern der che- misch ihm gleiche, mineralogisch jedenfalls ganz nahe stehende Hypersthen und HiaUag^ welche im Gemenge mit Labrador zwei ^vichlige GebirgRges'g le, den IJypersthen- fels und den Gabbro, bilden, wie"" 2 ''s von G. Kose in seiner sdhönen Arbeit über die Gi't'^ steine hervorge* hoben ist ^

I ) Grundn'fs der Mineralogie, 11, S. 313. . i

2) Vo'gl. die Untenacliang des Doleriu von Island iiilroeincm ÜMid- wdrtcrboch de» chemischen TheiU djer Uiocralogie} I, S. 198.

3) Diese Annaleo, Bd. XXXIV S. I.

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132

Schon Mohs hat auf die grobe Aehnlichkeit, wel- che der Meteorstein von Juvenas mit dem Dolerit vom Mei&oer in Hessen zeigt, die Aufmerksamkeit gelenkt, und man kann wohl mit Recht sagen, ein Theil der Me> teorsteiue sey nichts anderes als Dolerit.

Aber eine andere Klasse von Meteorsteinen stellt sich als eine fast homogene Masse dar, deren Gleichför- migkeit nar durch eine Beimengung von metallischem Ei- sen. unterbrochen wird. Bei diesen Abänderungen kann die Frage fiber die Natur der Masse nicht auf dem Wege mineralogischer Beobachtung, sondern nur durch Hülfe der chemischen Analyse gelöst werden, und höch- stens läfst sich die Trennung des metallischen Bestand- theils durch Anwendung des Magnets bewerkstelligen«

Glücklicherweise besitzen wir von Meteorsteinen die- ser Art eine Keibe zuverlässiger- chemischer Anaijseu, und zwar in der ausgezeiphiieten Arbeit von Berzelius über Meteorsteine und Meteoreisen, der ersten, welche den Gegenstand in chemischer Beziehung ganz vollstän- dig behandelt hat

Berzelius, welcher die Meteorsteine von Blansko in Mähren, von Aiais und Chautouuay in Frankreich, und von Laulolax in Fiunland untersucht hat, fand als Resultat, dafs diese Klasse zunächst gediegen Eisen ent< hält, welches sich durch den Magnet ausziehen läfst, aber nicht rein, sondern, wie zu erwarten stand, in Verbin- dung mit Schwefel, Phosphor, Kohle, Magnesium, Man- gan, Nickel, Kübalt, Zinn und Kupfer, und welches au- fserdem eine krystallinisehe Verbindung von Phosphor mit Eisen 9 Nickel und Magnesium eingewachsen enthält, Anfserdem enthalten diese Meteorsteine Schppefeleisen (Magnetkies), zum Theil magnetisch, Chrom- und Mag" neteisen ^ und endlich OUvin^ dessen Menge so bedeu- tend ist, dafs er in der Kegel die Hälfte der ganzen er- digen Grundmasse beträgt, und welcher vermöge seiner 1) Diese Annalbi, Bd. XXXIII 6. 1, 113.

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133

leichten Zersetzbarkeit durch Süuren von dem Uebiigcn zu trennen ist» Dieser schwierig angreifbare Theil der Gmodmasse Don hat bisher weiter keine Deotnng erfah- ren, so dafs sich nicht angeben liefs, ob eine Analogie desselben mit der Doleritmasse der früher betrachteten Klasse von Meteorsteinen stattfinde.

Ich will versuchen in dem Nachfolgenden die mine- ralogische Beschaffenheit dieser Grundmasse zu erklären, und zwar durch eine Berechnung der analytischen Re- sultate selbst, welche bis jetzt ohne bestimmte Deutung dastanden. Veranlassung dazu gab Dnfresnoj's Ana- lyse eines Meteorsteins, welcher am 12. Juni 1841 zu Cbateau- Benard im Deparl. Loiret in Frankreich nie- detgefallen ist

Aas den sogleich mitzutheilenden Berechnungen glaube ich nämlich schüefsen zu dürfen, dafs die (iruiKliiiassc dieser Meteorsteine anstatt des Augits Hornblende ent- halte, im Gemenge theils mit Labrador (M. von Blausko nad Chantonnay), theils mit Atbit (M. von Chaieau- Renard). Aber auch dicfs sind Gemenge, welche zum Theil terrestrische Gebirgsarten zusammensetzen. Zwar kennt man bis fetzt noch kein Gestein, welches allein ans Hornblende und Labrador zusammengesetzt wäre, wiewohl beide gemeinschaftlich in der Grundmnsse von Basalten und Laven vorzukommen scheinen; Hornblende miiAlbit constituiren da^^cgen den Diorii Die Me- teorsteine dieser Klasse bestehen also zum Theil aus Biority gemengt mit Olivin und Eisen, welche beide als Meiecreisen für sich oder im Gemenge (Pallas'schc Masse) vorkommen.

Ehe wir indessen zur Berechnung der vorhandenen Analysen übergehen, sey es erlaubt einige Bemerkungen tlber die Constitution der Hornblende voranzuschicken.

Bekanntlich sind die Hornblenden, welche eine hel- lere, wcifse, gelbliche, grüne 1 aibe besitzen, und, zwar 1) Vcff||l. G. Rose** ohco angefukrte Abhandlims*

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134

seltener vollkommen auskiysfallisiit, wohl aber kryslal- linisch ausgesoudert, häuijg io Gesteinen vou gau^ ab- weichender Natur, wie in Kalksteinen» vorkommen, so Kusammengesetzt, dafs die Sauerstoffmengen der Basen und der Säuren sich wie 4 : 9 verhalten. Jene Basen gehören sämmtlich zu den stärkeren, in denen wir i At. Radical und 1 At Sauerstoff annehmen; es sind Kalk- erde, Talk erde, Eisenoxydul und iSatron, letzteres nur im Arfvedsonit und Aegirin. Danach unterscheidet sich die Hornblende von dem Augit durch einen gröberen Säuregehalt, indem in den Aiigiten als Zwcidrittelsilica- ten das Sauerstoffverhäitnifs wie 4 : 8 =1 : 2 ist.

Nun sind es aber gerade die krystallisirten AbSn- derungen der Hornblende voti scliwarzc r Farbe, wie sie z. ß. im Basalt und Basaltluif ^i^efunden werden, welche sich durch einen sehr wechselnden Gehalt (4 bis 15 Proc.) an Thonerde auszeichnen. Schon die Menge derselben scheint deutlich zu beweisen, dafs sie uicht beigemengt sejn kann, und dafs sie nicht in Form eines Silicats gleichsam als Mutterlauge der flüssigen Masse, aos wel- cher die Hornbleudekrjrstaile sich bildeten, in diesen Krj- stallen mechanisch eingeschlossen seyn kann, zeigt offen- bar der Umstand, dafs thonerdehaltige Hornblenden anch im Kalkstein vorkommen (Hornblende vou Paigas, von Aker).

Will man daher die Constitution der sSmmtlichen

Hornblenden in Einklang bringen, so nuiis man nolh- wendigerweisc annehmen, dafs die Tbonerde einen Be- staudtheil der thonerdefreien Abänderungen ersetzen könne, mit ihm also isomorph sey. Zu den Basen derselben kann er aber nicht gehören; denn dagegen sprechen die Re- sultate der Berechnungen unter dieser Annahme, und alle sonstigen chemischen Gründe; es mufs also die Kiesel- säure seyn, mit der die Thonerdc isomorph ist. Ijc- kanntlicU bat B o n s d o r f diese Ansicht zuerst ausge- sprochen.

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Da& dteTbonerde gleich wie alle Oxjde von ttin^

der iutensiveiii clektro- positivem Charakter gegen starke Basen auch eine wahre Säare sejo küime, zeigt ihr che- misches Verhalten za den Alkalien; ea zeigen diefa aber Tor allem die schönen Untersnchungen von Abich über iie spincllartigen Mineralien. Um aber mit der Kiesel- «Sure isomorph zn aejn, mttiatey nach den bisherigen Vorstellungen, die Thonerde ihr analog zosammengesetzt seyn, was jedoch nicht der Fall ist, in sofern wir jene als B+0% diese als R'+O^ betrachten.

Nun haben die wichtigen Untersuchungen der neue- sten Zeit, insbesondere von Kopp, über die Alomvo- lame der Körper, die Ursache der Isomorphie auf eine ombssendere Grundlage zurückgeführt Denn in der That läfst Alles glauben, dafs diese so wichtige Erschei- nung, durch welche Mi tsch erlich zuerst den Zusam- menhang zwischen der Krjstallforro und der chemischen Natur der KtVrper kennen lehrte, und Welche unstreitig einen der gröfsteu Fortschritte in der Chemie und Mi- neralogie bezeichnet 9 dafs sie. nicht immer eine gleiche Anzahl von elementaren Atomen, auf gleiche Weise mit einander verbunden, voraussetzt, sondern dafs Isomor- phie überhaupt eine Folge aus der Gleichheit (vielleicht ganz allgemeine Proportionalität) der Atomvolume der

Körper ist, und weiui diese Glcichlicit kciiie übsolute ist, so ist ja auch die Isomorphie in den meislen Fäl- len (in den ungleichaxigen Systemen) eigentlich nur ho- fnÖomorphie,

Kopp hat selbst auf scharfsinnige Weise nachge-- wiesen, in welchem Zusammenhange die Aenderung des AlofflTolums mit der der Krjstallwinkel bei isomorphen Körpern steht.

Nun ist das Atomvolum der Thooerde etwa 182, das der Kieselsäure etwa 2(MI; sie nähern sich mithin cinauder in dem Grade, wie diois bei isomüij>licn Kör- pern der Fall ist, und wenn .auch Korund uud Quarz

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13S

nicht isomorpb sind, so ist dieb doch kein Einmnd,

weil beide dimorph seyn könntcD, uod zwar iu I ormen desselben Systems, wie wir es au der Titansäure beob- achten.

leb glaube daher, dafs man bei der Hornblende die

schon TOD Bonsdorf gemachte Annahme, dafs die Thon- erde einen Theü Kieselsäure crseUe, als gegründet an* sehen könne*

Unter dieser Voranssetzung haben in der That alle Hornblenden die nämliche Zusammensetzung, d. h. das Sauerstoffverhältnifs der Basen und Sänre von 4 : 9, wie folgende Berechnung einiger der besten Analysen thon- erdchaltiger Hornblenden darthut.

Von Nordmark (Bonsdorf) Von La Frese (Kudernatsch) Vom Baltjmsee (Derselbe)

(Uralit) Von Kongsberg (Derselbe) Von Aker (Bonsdorf)

der Basen der Si u. AL

12,63 : 28^6 12,1 : 29,1 12,21 : 29,67

12,97 : 29»77 12,7 : 31,0

Diese Aemefhungen waren nothwendig, weil nach

den hier entwickelten Priucipien die Hornbieude iu der Grundmasse des Meteorsteins von Chateau-Benard be- rechnet ist.

I. Meteorsleiii von Chatean-Renard.

Zufolge der Analyse von Dafresnoy ' ) entUlIt die

Gruudmasse:

1) Auf deo Campt, rend, m diesen Annalen, Bd. Lllf S. 411.

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187

KieselsSore

61,77

Thonerde

10,22

Eisenoxydol

17,51

.Talkerde

RalKerde

0,47

NalroQ

2,30

KaU

r

0,68

101,27.

Berechnet man, von dem Alkaligebalt ausgehend, den Gehalt an Albä,

K )

so hat man:

fär den Alblt:

KieselsSore

Thonerde

r^atron

KaU

10,54

3,02 2,30 0,68

16,04

ftir den Rest:

KiesebSure 41,23

Thonerde 7,20 Eisenoxydol 17,51 Talkerde 18,33 Kalkerde 0,47

84,74.

In diesem Rest ist das Sauerstoffverhältnifs folglich =11,2 : 24,64, d. h. nahe =4:9, wonach er Hornblende ist, deren Menge 5 Mal so viel beträgt als die des Albits* ' In dem ganzen Meteorsteine würden danach 6,31 Proc. Albit und 31,86 Proc. Hornblende enthalten seyn.

II« Meteorstein von Blaosko.

Nach der Analyse von Berzelius enthält bei die* Sern die durch Säuren nicht zerlegbare Grundmasse:

138

Kieselsäure

Thonerde

Talkerde

Kalkerde

Eisenoxjdul

Mangaaoxydul

Natron

Kali

Nickeloxyd Chromeisen

57,145 5,590

21,843 3,106 8,592 0,724 0,931 0,010

1,554 99,495.

Wenn man hier, vom Alkaligehalt ausgehend, daraus die Menge des Labradors nach seiner bekannten Formel berechnet, so hat man:

Ittr den Labrador:

Sauerstoff

(lir den Rest:

Kieselsäure

Thonerde

Kälkerde

Natron

Kali

10,05 5,59 2,24 0,93j 0,01^

18,82,

5,22 2,61

0,87

Kieselsäure Talkerde Kalkerde Eisenoxydul

47,095 21,843

0,866{ 8,592|

Sauerstcyft

24,46 10,B

Manganoxydul 0,724^

79,120.

Das Sauerstoffvcrhaituiis von 10,8 : 24,46 ist wie* demm nahe =4:9; der Rest ist also Hornblende, aber eine f honerdefreie , weil die Menge der Thouerde ge- rade nur zur Biiduug von Labrador hiureichte. Aucb hier stehen beide Mineralien nahe in dem Verhältnifs von 1 : 5.

III. Meteoratein von Cbantonnay.

Sein unlöslicher Bestandlheil enthielt:

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139f

KleselsSare

56,252

Thonerde

6,025

Talkerde

20,396

Kalkerde

3,105

Eisenoxjdul

9,72e3

Manganoxj^dul

0,690

Natron

1,000

Kak

0,512

Nicke lux jd )

1,238

Chrgmeisen )

98,93a

Schon die grofsc UebereiDstimmuDg des Ganzen mit dem VorhergeheDden lä£Bl auf ein analoges Resultat schlieCsn. In der Thal erbält man:

iur den Labrador: Sauerstoit

Kieselsänre 10,814 Thonerde 6,025 Kalkerde 2,180 Natron l,OOo[ Kali 0,512*

20,531

5,62 2,81

0,94

für die Hornblende: Sauerstoff

Kieselsäure 45,438 Taifcerde 20,396^

Kalkerde 0,926| Eisenoxjrdul 9,723 Manganoxydul 0,690j

77.173.

23^61

10,51

Die Substanz besteht also aueb hier ans j- Labra* dor und Hornblende.

140

XL Veber einige oxahawre Doppdsaltei pon G. A. Kays er aus Herrmannstadt in Sie- benbürgen.

]3ie nachstehende Untersuchung» welche im Laboratorio des Hm* Dr. Raninielsberg angestellt wurde, betrifft einige Doppelsalze der Oxalsäure, deren Vorhandensejn bisher entweder gar nicht oder nur unvollständig be- kannt war.

Oxalsanres Zinkoz yd- Ammoniak.

Eine heiCse Auddsung von 2 fach oxalsaarem Ammo- niak wurde mit frisch geftlltem kohlensauren Zinkoiyd

bis zur Sättigung versetzt, und das Ganze einige Zeit digerirt. £s entstand dabei ein Niederschlag, der sich als ozalsaures Zinkoxjd erwies; die FlQssigkeit wurde von demselben abfiltrirt und abgedampft. ISach dem Erkalten krjstaliisirte ein Salz von milchweiüser Farbe in warzenförmigen Gruppen. Bei der Untersachong zeigte es sich, dafs das Salz sowohl Ammoniak als Zinkoxyd enthält. Es ist iu kaltem Wasser fast gar nicht auflös- lich; durch heifses Wasser wird es zersetzt, indem sid oxalsaures Zinkoxjd ausscheidet; an der Luft verwittert es nach längerer Zeit unter Verlust von Wasser.

I. 1,65 Grm. des Salzes wurden iu Cblorwasser- stof&äure aufgelöst. Das Zinkoxyd, mittelst kohlensau- ren Natrons bestimmt, war =0,29. Die Oxalsäure, mit Chlorcalciiim auf gewöhnliche Art gefällt, lieferte 1,07 kohlensauren Kalk, welcher 0,763 Oxalsäure entspricht.

II. 0,59 Grm. des Salzes wurden zur Bestimmung des Ziukoxjds geglüht, und gabeu Zinkoxjd =0,1. 1,45 Grm. wurden zur Bestimmung des Ammoniaks mit Was- ser and Kali gekocht, das Ammoniak in Chlorwasser-

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141

stoifsSore aiifgefaDgen and mit Platinchlorld bestiminf.

Das scharf getrocknete AmiuouioiDpIatinchlond war =3,18 =0^244 Ammomak.

GefiindcD«

I,

II.

Atome.

Benchaet.

Ammoniak

16,86

2 At.

15,08

Ziiikoxjd

17,58

16,95

1 «

17,69

Oialsäure

46,24

3 -

47,46

Wasser

6 -

19,77

lüü.

loo.~~

Die Formel dieses DoppelsalzeB ist mithio;

Oxalsäure» Zinkox^d-Kali«

In eine siedende, sehr concentrirte Anfldsang tos

neutralem Oxalsäuren Kali wurde trocknes oxalsaures Zink- oxjd eingetragen; es erfolgte eine sichtbare Einwirkung, indem sich ein Tbeil lüste. Nachdem die Flüssigkeit ei- nige Zeit mit einem Ueberschnfs des Oxalsäuren Zink- oxjds digerirt worden war, wurde sie abfiltrirt. Nach dem Erkalten krjstallisirte ein Salz in kleinen durchsich- tigen Täfeichen. Von kaltem Wasser wird es fast gar nicht aufgelöst, von heifsem wird es zersetzt, indem sich oxalsaures Zinkoxjrd auääscheidjst. An der Luft verwit- tert es.

1,5 6rm» des Salzes wurden bis 200^ erhitzt, wobei sie 0i»31 an Wasser Terloren« Das getrocknete

Salz Avurde liierauf geglüht, und das gebildete kohlen* saure Kali mitteist heiisen Wassers ausgewaschen. Der Rückstand betrug 0,28 Zinkoxjd. Die Flüssigkeit wurde mit Chlor wasserstoffsänre versetzt und adgedampft; sie blnterlieis 0,59 Chlorkalium =0,3732 Kall.

142

Kali Oxalsäure Wasser

Ziukox^d

GefandcD.

18,66 24,88

20,öö

AtooM. 'Bcraclioet,

1 At 19,69

1 - 23,09

2 - 35,22 5 - 22,00

100.

Foruicl: ZDG-i-K€-t-,> IL

Oxalsäure« Magoesia-Kati.

In eine siedende couceotrirte Auflösung von neu* tralem oxakauren Kali wurde friseh gefällte oxalsaure Magnesia clnf^etragen , so lange noch eine Einwirkung stattfand, hierauf mit eiiK m Uebcrscliufs jenes Salzes ei- nige Zeit gekocht und dann £itrirt. Nach dein Erkalten krjstallisirte ein Salz in warzenförmig gehäuften Krjatal- len von milchweifser Farbe. Von kaltem Wasser wird es fast gar nicht aufgelöst, von heiisem wird es zersetzt, Indem sich oxalsaure Magnesia ausscheidet An der Luft ▼erwittert es sehr stark.

1,285 Gnn. des Salzes wurden zur Bestimmung des Wassergehalts bis 200® C. erhitzt; sie verloren 0,35. Hierauf wurde das Salz geglüht und das gebildete koh* lensaure Kall mit heiisem Wasser ausgelaugt. Der ge- glühte Rückslaiid gab 0,14 Magnesia, Die Auflusun«^ des kohlensauren Kalis wurde mit Chlorwasserstoffsäure ▼ersetzt und abgedampft; sie lieferte 0,52 Chlorkalinm =0,8289364 Kali.

Die aus dieser Analyse gefundene und berechnete Zusammensetzung des Salzes ist folgende:

Gefuaden. Atome. Berechnet.

Magnesia 10,89 1 10,66

Kali 25,59 1 24,34

Oxalsäure ' 2 37,15

Wasser 27,62 6 27,85

100.

Formel ; Mg€+ K €+ 6H.

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143

Oialsaures Magnesia- AmmoDiak.

In eine siedende concentrirte Auflösung von neutra- lem oxalfiaaren Ammoniak wurde oxakaure Magnesia ein- getragen, so lange noch eine Einwirkung siattfand, hier- ruil mit einem l eberschuis einige Zeit gekocht und dann ültrirt« Nach dem Erkalten krjstaiiisirte ein Salz in war- zenförmigen Gruppen von milchweifser Farbe. Kaltes und heifses Wasser lösen es, aber die Auflosuiit^ ist durch Oxalsäure Magnesia trübe. Es verwittert au der Luft.

I, 1,015 Grm. des Sahes wurden mil Wasser und Kali gekocht, und das in ChlorwasserstoffsSure aufge- fangene Ammoniak wurde mittelst Platincblorid bestimmt Es gab AnuDoniumplatinchlorid =2,85 =0,219222 Am- moniak.

3,135 Gnn. des Salzes hinterliefsen beim Glühen 0,13 Magnesia.

Da die geringe Menge der Magnesia auf ein Ge» menge des gesuchten Doppelsalzes mit Oxalsäuren Am- moniak zu deuten schien, so wurde seine Darstellung von Neuem auf folgende Art versucht:

Eine siedende Auflösung von 2 fach ozalsaurem Am- uioniak wurde mit kohlensaurer Magnesia bis zur Sätti- gung versetzt und einige Zeit im Sieden erbalteo* Es entstand ein Niederschlag, der sich als oxalsaure Mag- nesia erwies; die Flüssigkeit wurde nhiilfrirt und abge- dampft. Nach dem Erkalten krjslaiiisirte ein Salz mit den nttmlichen Eigenschaften als das vorige.

IL 0,64 Grm. wurden geglüht und gaben 0,025 Magnesia.

0,725 Grm. wurden zur Bestimmung der Oxalsfiure in Wasser mit einem Zusatz von Chlorwasserstoffsäure

aufgelöst, hierauf mittelst Chlorcalcium und Ammoniak die Oxalsäure bestimmt; sie gab 0,54 kohlensauren Kalk =0,3851 Oxalsäure.

Die wiederkehrende gleiche Zusammensetzung spricht

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«

144

dafür, dafs das Salz kein Gemenge ist Sein proceDti* scher Gebalt ist denmach folgender:

I. II.

Atonift«

Bcfcciliict»

Magiiesia

4,14 3,9

1

4,4 i

Ammoniak

6

22,11

Oxalsäure

53,11

7

54,13

Wasser

10

19^2

100,00.

Bei allen Berechnongai ist das Atom der Oxalsttore =450 gesetzt.

XII. Ueber einige Eigenschaßen der pon Da-

guerre'schen Lichtbildern erhaltenen galva- nischen Kupferplaiten; ^on F. Strehlice.

enn man über einem positiven ^} Daguerre'schen Lichtbilde eine Platte von galvanischem Kupfer bildet;

80 zei^t dieselbe nach ibrer Trenoung von der Silber- platte bekanntlich ein Abbild des Daguerre'schen Bil- des in hellem und dunkelm Kupfer« Die wei&en Stel- len des D a 11 e r r e'schen Bütits erscheinen auf der Kupferplatte heil fleischroth und von geringerer Poli- tur, die dunkeln Stellen haben eine höhere Politur« Wird dieses Bild auf der galvanischen Kupferplatte, das, trotz aller auge wandten Sorgfalt, wohl niemals die Schön- heit

1) Ein positives D agu erre'sclies Bild zeigt nur im Reflex von dan- kein Gegenständen Lichter und Schatten der Wirklichkeit enispre- chend, im wcifsen Lichte dagegen, wenn man z. B. ein Blalt Papio' vor d.i^. T.irhtbild hält und darober hinweg auf das Bild sieht, odtf das Licht des Himraels von der Silb«rpl«tte reflecliren la(st, erschei-

. nen die donkcla Partliieii der Objecto bett, die beUcn dunbeL Die negativen Bilder bentien dieie lebte Eifenicbaft m jeder Bcleodilniif

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145

hcit des in die Lösung des schwefelsauren Kupfers ge- brachteo Oagnerre'schen Lichtbildes erreicht, mit stark aogreifenden Poltnnitteln bebandelt, so verschwindet )ede sichtbare Spur des Bildes aiif dem galvanischen Kupfer, und es gelingt sehr bald, diesciu eine adsgczeicbnet schöne Politur zu geben, wenn man die Hüifsmittel anwendet^ welche in der Daguerrotypie im Gebrauch sind. Gleich- wohl ist das Bild, bis auf eine gewisse Tiefe, in das galvanisclie Kupfer eingedrungen, und läfst sich dauernd wieder sichtbar machen, wenn man die Kupferplatte .

1) entweder in Quecksilbci dämpfe bringt; oder

2) dieselbe schnell erwärmt bis zum Anlaufen der Ober- üäche; oder

3) wenn man eine dOnne Schicht Ton SalpetersSare

darüber bringt; oder

4) wenn mau die Kupferplatte zur negativen Elek- trode im galvanischen Strome macht

L

Wenn man die galvanische Kupferplatte, welche über eiDem D agu er re'schen Lichtbilde geformt worden, nach ihrer Trennung von der Silberplatte sorgfältig polirt in den Quecksilberkasten des D a gu er r ersehen Apparats bringt, das Quecksilber bis zu 60® R. erhitzt und etwa bis 50<^ sich abkühlen l^fst, so kommt das Bild der Ku- pferplalte, welches durch das Poliren scheinbar verloren gegangen war, im feinsten Detail und mit so scharfer BegriiiiZLing in allen seiiien T heilen wieder zum Vor- schein, wie sie das angewandte Daguerre'sche Bild be* ^Is, Im Reflex von dunkeln Gegenständen erscheinen die hellsten Stellen des Bildes röthlichweifs, und die Far- ben-Nuancen desselben liegen von da ab bis zum tie< feü Brannroth. Das durch die QuecksilberdMmpfe auf ^ galvanischen Kopferplatte hervorgerufene Bild kann Mehrere Male durch 1- oiinnil'ucl entfernt werden, es kommt IQ den Quecksilberdämpfen, wiewohl immer etwas schwä* wieder zum Vorschein, bis es zuletit gans ansbleifat.

^oggcndorfTt Aimal. Bd. LX. 10

1^6

Die Dicke der das Bild enthaltenden Kupferschidit ist wahrscheinlich da ain groisten, wohin die kräftigste Wir- kaDg des uächsten und stärksteD Lichts in dem sum Gmode gelegten Daguerre'schen Bilde gefallen war.

In der Voraussetzung, dafs das Abbild iin galvani- schen Kupfer ein eigentlicher Abdruck des D aguerre'- sdien Bildes sejf wozu der Anblick eines im Ueberku* pfem begrirfenen Daguerre 'sehen Bildes so leicht ffili- ren kann, wenn man es einige Minuten nach dem Ein- legen in die Lösung des schwefelsauren Kupfers betracli« tet, bildete ich einen Irisknopf in galvanischem Kupfer ab, und setzte den erhaltenen Abdruck den Quecksilber- dämpfen ans, fand aber an allen Stellen, sowohl don ebenen als den gefurchten eine gleichmäfsige Ablagerung der Dämpfe. Selbst eine verschiedene Dichtigkeit bei derselben Kupferplatte scheint keinen Einflufs auf die verschiedene Art der Condensiruug auszuüben; denn Ku- pfermünzen, deren Gepräge weggeschliffen worden, hat- ten am Rande und in der Mitte den Quecksilberdampf gleichniäfsig condensirt. Man könnte noch die Eigen- schaft der über D aguerre*schen Bildern galvanoplastisch dargestellten Kupferplatten, den Quecksilberdampf ver- schieden zu condensiren, als eine "Wirkung des von dem Lichlbilde aiip^e^jan^enen unsichtbaren Lichtes ansehen, welches hier mehrere Tage, so lange die Kupferplatte in der Lösung des schwefelsauren Kupfers bleibt, unter den gfinstigsten Umständen auf die galvanische Kupfer- platte wirkt; aber dieser Ansicht steht der Umstand ent- gegen, dafs die erwähnte Eigenschaft der galvanischen Kupferplatten eine bleibende ist, während die Wirkun- gen des unsichtbaren Lichtes auf polirte Metall platten so leicht nivellirt werden können. Ich hatte im September des vorigen Jahres iib^ einem starken Daguerre*schea Bilde eine galvanische Kupferplatte gebildet, das unmit- telbar erhaltene Abbild wcgpolirt, und diese Kupferplatte dann unter andere Metallplaiteu gelegt. Erst im Mai

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147

dieses Jahres nahm ich sie wieder zur Hand, poh'rte sie auf das sorgfältigste und brachte sie jodirt io die Can mera obscura, am zu sehen^ ob sich ein Dagnerre- sches Bild darauf werde hervorbringen lassen* Es zeig- ten sich nur schwache Spuren von del* zuletzt erhaltenen Einwirkung des Lichts» wie ich die Platte in die Queck- sflberdämpfe brachte^ aber das im vorigen Jahre wegpo* lirte Bild war in allen seinen Theilen auf das dentlieh- ste zum Vorschein gekommen*

Das unsichtbar gewordene Bild des galvanischen Ku- pfers kann auch durch Erwärmung wieder hervorgerufen werden. Zu dem Ende bringt man die galvanische Ku* pferplatte auf eine andere Kupferplatte, erwärmt jme durch diese, bis die Oberflädie des galvanischen Kupfers sich zu verändern anfängt; dann zeigt sich das Bild in der Oxj^dschicht desselben. Die den hellen Parthieen des angewandten Daguerre'schen Bildes entsprechen- den Stellen erscheinen hier violett, die den dunkeln zu« gehörigen gelblichgriiu , wenn man die Platte im Reflex Ton dunkeln Gegenständen betrachtet; im ReÜex von hel- len Gegenständen liegen die erwähnten Farben umge- kehrt. Diese durch die WSrme auf dem galvanischen Kupfer hervorgerufenen Bilder sind gewöhnlich fleckig, obgleich man sonst ein genaues Detail darauf wahrnimmt. Vielleicht kann man ^durch Anwendung starker elektri* scher Entladungen durch dünne Platten von galvanischem Kupfer eine gleichförmigere Oxydation der Oberfläche bewirken» und so ein fleckenloses Bild darstellen, Auch diese durch Wärme hervorgebrachten Bilder lassen sieh mehrere Male wcgpoÜrcn und aufs Neue durch Erwär- ,mttng einer darunter gelegten Metallplattc hervorruieu, aber es macht schon einige Mühe^ sie > durch die gewöhn» liehen Polirmittel zu entfernen» da sie so lest an der Oberfläche haileii. IJobrigens lälst sich das unsichtbar gewordene Bild des galvanischen lüipfers oft nocii, wenn

10»

148

es nicht mehr in- den Quecksilberdämpfen hervortritt» darch die Wfirme m Ersdheinang bringeD.

Wenn man über der sorgfältig gereinigten und po- liften gaWaniscben Kupferplatte eine SalpetersSore (1 Th. SSare aof 15 Th. Wa88er).mit Baam* wolle ausbreitet, so kommt das verlorne Bild ebenfalls zum Yorscheio. Es ist anfangs ein negatives. Die Stel-* len desselben, welche den Licbtern des Daguerr ersehen Bildes entsprechen, sind in jeder Beleuchtung dunkel- roth , die übrigen hell ileischroth ; sobald aber die Ver- bindung der Saure und des Metalis einen grünlichen Ueberzii^ über die Platte ^zebracht hat, der durch mehr- maliges Abwischen mit trockoer Baumwolle fast unsicht- bar wird, so wird das Bild ein positives, in welchem die Farbennüancen durch hell- und dunkelbraun den Lichtern und Schatten der Wirklichkeit entsprechend aus- gedrückt sind. Die durch Salpetersäure wieder erweck- ten Bilder shid, wie die durch die WSrroe hervorge- - rufenen, fest, könuen aber durch Anwendung von Tri- pel und Oel entfernt und durch Ausbreitung von ver- dOnnter Salpetersäure mehrere Male von Neuem zur Er- scheinung gebiaciit werden. .Andere Säuren habe ich nicht versucht, mit Ausnahme der Schwefelsäure, welche bei der.gewöhnlicbeD Temperatur das Bild nicht hervor- bringt.

4.

Auch durch galvanische ElektricitSt kann das von dem galvanischen Kopfer aufgenommene Bild wieder sicht- bar gemacht werdeu. iVlaa braucht die Platte nur als negative Elektrode in die Lösung eines Metallsalies zu bringen, so dafs das Metall gezwungen wird, sich auf das Kupfer anzusetzen. Die verschiedeneu Abstufungen von heilem und dunkelm Metall, welches die Oberiläche des galvanischen Kupfers überzieht, machen das Bild sichtbar. Ich habe freilich nur galvanische Vergoldung

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14»

und Verkupferung akigewendet, zweifle aber nicht« daft au<^ in anderen Metallen das Bild hervortreten werde.

Bringt man die das Bild unsichtbar enthalteode galvani- sche iiupferpiaUe nur auf einige Minuten in einen gai- ▼anoplaatischen Apparat und verbindet sie metallisch mit der Knpferplatte desselben, so tritt das verlorne Bild 80gleich in helieui und dunkclm Kupfer hervor, urfd gleicht durchaus jenem Bilde, wenn man ein Daguerre'sches Lichtbild einige Minuten lang verkupfert hat. In beiden Fällen bildet sich wohl kein eigentlicher Abdruck mit Erhöhungen, sondern das Sichtbarwerden des Bildes hängt von einer verschiedenen Anordnung der Molecüie des galvanischen Kupfers ab, die durch das Licht zunächst für das Quecksilber des Daguerre'schen Bildes einge- leitet worden ist. Wenn man das Ueberkupfern der galvanischen KupCerpiatte fortsetzt, so verschwindet zu* . letzt das Bild. Polirt man nur die Platte und bringt sie in den Qiiecksilbt:ikastcii, so kommt das Bild nicht zum Vorschein, aber erwärmt zeigt die Kupferplatte das Bild auch durch die dickere Schicht des durch den galvani- schen Strom abgesetzten Kupfers.

Schliefslich >vill ich noch einiger Eigenschaften des galvanischen Kupfers überhaupt erwähnen. Besser selbst als Silber eignet es sich zur Hervorbringnng der Moser - sehen Bilder und der Knor raschen Warmebilder. Wenn Hohlspiegel aus galvanischem Kupfer, die über cbnvexen Spiegelo gebildet worden, bei kleinen Dimensionen eine ausgezeichnete Wirkung haben, so liegt der Grund da- von auch in der Elasticität des langsam bereiteten gal* vanischen Kupfers.

160

Xm. Heroorbrirtgung eines Facuums mittelst der

Cenirijugalkrajt des (Quecksilbers; pon Hrn. Piateaw

(Milgethdll Tom Hra. Verfasser aus dem BuUet. de faead. roy, dt

Btuxeüesp 7*. AT.)

lo der Sitzung vom April dieses Jahres habe ich der Academie das Resultat eines mir sonderbar scheinenden Versuchs , bestehend ia der Hervorbringung eines Va- cuums mittelst der Ceutrifugalkraft des Quecksilbers, münd- lich mitgetheilt. Die damals anwesenden Mitglieder wer* den sich erinnern, dafs ich eine kurze Beschreibung mei* nes Apparates gab. Um dieselbe Zeit zeigte ich den VersDch den HH. Lamarle und Timmermans» zweien meiner Kollegen an der Universität zu Gent, Hrn. Do* prez, Prufessor an der (iewcrbschule derselben Stadt, und endlich meinen Zöglingen in einer meiner Voriesuogen.

Nun lese ich so eben im V Institut vom 28. Juli d. J., dafs Hr. Cavarra der Paiiser Academie eine Ab- handlung über eine CeiUriJugai-Luflpumpe eingesandt habe.

Ich welfs durchaus nicht, ob zwischen dem von Hrn.

Cavarra^ angewandten Verfahren und dem, durch wel- ches ich mittelst der Ceutrifugalkraft ein Vacuum hervor- bringe, irgend eine Beziehung stattfinde. Ich weifs auch nicht, ob dieser Physiker vor mir Versuche angestellt und gezeigt habe. Endlich bin ich auch noch nicht dahin gelangt, nach dem besagten Princip eine wahrhafte Luft- pumpe cüUbtruirt zu haben, uiui ich bekenne sogar, diefs Princip für wenig geeignet zu einer solchen Anwendung zu halten» Allein ich glaube hier an die Thatsacheii er« innern zu dürfen, die mir vielleicht die Erstbcitsrecbte auf die Eründuug verleihen, das Vacuum auf die eine

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151

oder andere Weise mitUlst der CenUifugalkrafl ktr- Qorzubringen^

Ueberdiefs kann mein Apparat, der sehr einfach ist, mit Vorthcii iu phjsikaiischeii Vorlesungen angewandt werden, ab Mittel die Centrifu^alkraft bei Flüssigkeiten saehzttvf eisen , und zugleidi su zeigen, dafs diese Kraft grofse Widerstünde zu überwinden vermag. Seine Lui- ricbtuiig ist folgende:

Ein Glasrohr, etwa von 5 Millimeter innerem Durch* messer and an beiden Enden offen, ist zwei Mal reckt- wiuklich gebogen, üo dafs es drei Seiten eines UeclUi c ks bildet. Der initiiere Theil hat 38 Centimeter Liinge, die beiden andern jeder 30 Centimeter« Das. Bohr ist auf einem drehbaren Gestell wohl befestigt, so, dafs der lange Ann horizoulal, und die beiden andern senkrocht, ii)it dem offenen. Ende aufwärts, sind. Das Geslell ist, mit- telst eines Systems von Rollen drehbar um eine senk- rechte Axe, deren Verlängerung durch die Mitte des ho- rizontalen Theils der Röhre geht. Endlich enthält die Röhre in dem horizontalen Arm und in einem Theil der veiticalen Armet etwa 8 Centimeter hoch, Quecksilber.

Gicbt man diesem Apparat eine allmälig gesteigerte Rotationsgeschwind igkeily und erreicht diese einen gewis- sen Werth, so sieht man das Quecksilber sich in der Mitte des horizontalen Armes, d, h. in der Rotationsaxe, trennen, und die i)eiden Quecksilbersäulen, bei fortwäh- rend steigender Geschwindigkeit, sich immer uieiir von einander entfernen, sonach ein Vacuum zwischen sich bildend.' Man kann sie solcbermafsen 20 Centimeter von einander entfernen.

Bei diesem Versuch können die Quecksilbersäulen io dem horizontalen Arme nicht Ton einander weichen, ohne nicht in den aufrechten Armen eben so viel zu steigen, und* dabei den Druck der Atinusphäre nebst dem aus ihrem eigenen Gewichte entspringenden Wid,er- stand zu überwinden. Dieser Versocb ist also sehr ge-

152

eignet zu zeigen, dais eioe von der Ceutrifugalkraft an- gelriebene Flüssigkeit einen bedeutenden Effect ausüben kann. n

Es ist unumgänglich nothwendig, so viel QuecksiU ber in die Kubre zu giefsen, dafs dasselbe, wie gesagt, im Zustande der Rube einen Theil der aufrechten Arme einnimmt. Ohne diese Vorsicht würde von den ersten Umläufen der Maschine au Lufl in den wagcreclUeu Arm eindringeu und das Quecksilber gewaltsam zum Apparat hinansgeschleudert werden.

XIV. lieber optische Versuche und über einen

Apparat zur Tiewährung gewisser Eigenschaf' ten des Schwerpunkts; Pön Hrn. Plateau.

(üos dem BuUet, de taead, 'roy, de BruxelL JT, ▼om Hra.

Teifasser mitgeü^lt.)

Hr. P. unterhält die Academie mit einigen Versuchen,

die er zum Behufe physikalischer Vorlesungen erdacht hat.

Zuvörderst, um die Wiederzusammensetzung der Far- beustrahlen des Sonnenspectrums zu zeigen, läfst er das Lichtbfindel nach seinem Austritt aus dem Prisma durch eine cjlindrischc Linse gehen. Sobald die Axe dieser winkelrecht ist auf der Kante des brechenden Winkels des Prismas, erhält man ein in die Breite gezogenes Spectrum, oder, anders gesagt, lange parallele Streifen von respective den Farben des Speclrums. Dicfs erklärt sich leicht. Ist dagegen die Axe der Linse parallel der Kante des brechenden Winkels, . so lieht sich jede Farbe liothwendig im Sinne der Länge des Spectrums aus, und, wenn die Linse zweckiuäfsig gestellt ist, so überdecken sich alle diese farbigen Bilder, uud erzeugen einen lan- gen, vollkommen farblosen Streifen. Wenn nun die Linse

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•o gaMst ist» d*fs sie sich am sich selbst drelien, ited

somit alimälig aus der ersten in die «weite Lage kom- men kann, so kann man ia dem Bilde das FortschreU tsD ckir Verbindung verfolgen, und die Faii>en nach und nach bis zum vollständigen Verschwinden erblassen seheiK Zweitens, um einem ganzen Audilorio zu zeigen, dals die Verbindung zweier homogenen Strahlen durch ein zweites Prisma zerstdrt wird» setzt der Verf. zunächst in den Schieber {porte-bmu^re), welche den Sonnen- strahl in die dunkle Kammer einläfst, ein doppelbrechen- des achromattsirtes Prisma, und föngt dann das dadurch gebildete Doppelbündel mit einem gewühnlichen Prisma auf; er erhält sonach ein doppeltes Spectrom. Wenn nun die beiden Bündel sich nicht zu sehr von einander entferuent so kann man, durch zweckmäfsiges Drehen des doppeltbrechenden Prismas nm sich selbst, es dahin bringen, dafs die beiden 'Spectras einander zam Theil überdecken. Nun fange man sie mit einem schwarzen Schirm auf, der eine enge Oeffnung hat^ die ein aus dem gemeinschaftlichen Theil der beiden Spectra herkommen- des Bündel durchläfst. Man erhält dadurch, wie ersicht- lich, ein einziges. Bündel, bestehend aus zwei verschie-^ denen homogenen Strahlen, welches sich auf der gegen- fiberstehenden Wand abmalt, ein Bild, dessen Farbe aus der Meugung der Farben beider Strahlen heivorgeht. Fängt man aber dieses einzige Bündel mit einem zwei- ten Prisma anf, das unmittelbar hinter dem Schirm anf- gestellt ist, so wird die Verbindung zerstört, die beiden, dieselbe zusammensetzenden Strahlen trennen sich, und man erhält auf der Mauer zwei unterschiedene Bilder von respective den Farben der beiden Strahlen, um. die es sich handelt.

Endlich läfst der Verf. unter den Au^eu der Vcr- 8amDB{|nng einen Apparat wirken, der zum iNachweise der meisten Eigenschaften des Schwerpunkts bestimmt ist. Die- ser Apparat besteht aus einem solideu System, eine Spitze

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danteUend, mittebt weicher matt dasselbe anf eine kleine

HorizoDtalebene stellen kann; er ist versehen mit einer Reibe kleiner Gemchte, die, beweglich durch Kleminscbrau- beoy erlauben den Scbwerpankt nach allen Richtungen m versdiieben. Man kann diesen genau auf den Sdiei-

tel der Spitze bringen, und dann erhält sich der Appa- rat in allen Stellungen, die man ihm giebl, im Gleich- gewicht. Führt man den Schwerpunkt unter die Spitze, so erzeugt man eine stabile Gleichgewichtslage, in wel- che der Apparat wieder zurückkehrt. Bringt mau' eud- lidi den Schwerpunkt oberhalb der Spitze so giebt es nur noch ein instabiles Gleichgewicht und der Apparat schlägt nach allen Seiten um.

XV. Atmosphärisch -optische Erscheinung,

beobachtet von Hrn. Langber'g,

{N/i Magazin /or 'Naiurpidenskabeme, üighe* af den physiogru' phUke Foren&fff i Chrisiiania^ Bd. III S. 4101.)

ich am 20. Januar 1841, etwa 3 Uhr Machmittag?, ISngs dem Bogstad Vand, einem kleinen Landsee, unweit

Christiania (500 Ful's über dem Meere), spaUiercu ^ing, wurde ich auf folgende Erscheinung aufmerksam. Auf der schneebedeckten Eisfläche des Sees sah ich, sobald ich mich gegen die nahe am Horizonte stelieude Sonne wandte, eine leuchtende, regenbogenfarbeoe Curve. ^

Die leuchtende Cnrye schien so breit, wie ein ge- wöhnlicher Regenbogen , und von der Gestalt einer Pa- rabel mit ziemlich kleinem Parameter. Der Scheitelpunkt und die Axe . der Parabel fielen zusammen mit der Ho- rizontalprojection der Linie, welche das Auge mit der Sonne verband, und der Scheitelpunkt lag dicht neben

I

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ISS

* "

nrir, etwa 8 bift 10 EHeii wm tammm Sftaadponkt. Mein

Auge mochte ^ohl 12 Fufs über der Schneefläche des Eises befindlicli seyn. Die Zweige der Parabel erstreck- ten sich deutticii und anunterbrochen bis zur . {gegenüber- liegenden Seite des Sees, und wenn ich meine Stelle yer* änderte, drehte sich die l^arabel so, dals ihre Axc stets in der Projcctioa der Gesichtslinie vorn Auge zur Sonne lag und mir folglich längs der Breite des Sees folgte.

Die Farben waren aierolich lebhaft und deutlich, roth an der innersten concavcn, uiul grün an der etnfser- steü convcxen Seite der Curve. Die innerste rothe Seile war scharf begränzt, aber die Hu&erste g^üne ging fast ODmerklich fiber in den leuchtenden Reflez der Sonnen- strahlen an den vielen Kristallen der Schneefläche. Anf- fali^d war es mir, dafs ich innerhalb des rotheu Uan* des der Parabel nicht einen einzigen der vielen Reflexe erblickte, welche sonst wie Sterne oder Juwelen auf ei- ner von der Sonne beschienenen Schneefläche Üiminern; aber aufsertialb des grtlnen Randes, und besonders in dessen Nähe, flimmerte die Schneefläche wie gewt>hnlich iu den Somicufttiahlcn.

Die Schneefläche bestand überall aus einer Menge änfserst kleiner, feinkörniger und lose liegender Schnee- krystalle; sie glichen Brocken von feinem weifsen Mar- uior. Der Schnee war zugleich sehr trocken, so dafs er sich wie Staub erhob, wenn ich darauf biicis oder mit dem Stocke schlug. Die Luft war ganz ruhig, und £e Temperatur, als ich das Phänomen beobachtete, —16^ R., war aber Voniiittags um II Uhr 18",5 ceweseo, und in der Nacht vermuthüch noch ein Paar l^rade nie- driger,- Am Tage zuvor (am 19.) war es auch sehr kalt and der Himmel klar gewesen; wogegen an den firflhe- ren ebenfalls kalten Tagen, den 17. und 18., ein un- gewöhnlich starker Sturm mit Schneetreiben herrschte.

Am folgenden Tage, den 21. , am dieselbe Zeit, sah idi noch eine Spur von dem beschriebenen , Phänomene,

aber sdtdem liabe iob nieniab etwas Admlichta bemir-

keu küUQeu.

XVl Em muihmafsficher und ein thatsächiidur

MeUorsteinJcUL

In ( iiicm Schreiben aus Rheine im Westphälischeii Mer- kur vom B. Aug. d. J. liest mau: lu der ^acbt vom 6. auf den 7. cL» zwischen 1 und 2 Uhr, wurde bier eine Erscheinung in der Luft bemerkt, die ihrer Eigen- thüoilichkcit und Schönheit halber, auch weil sie ilirer anscheinend grofsen Nähe wegen vielleicht nur hier ge> sehen worden, wohl der Offentlieben 'Miltheilong werth se^n dürfte.

Bei ziemlich stemhellem Himmel entstand nämlidi im Sodwesten , anscheinend ganz nahe in einer Hohe voa

etwa 41 Graden über dem Horizont, plötzlich t iuc etwa 10 Zoll groise kugelförmige Scheibe von äulserst hell- glänzendem, weifsem Feuer, welche fast im Augenblicke

- ihres Lntslehens sich in eine Menfie lierunteischiefsender, theilweise schlaugenförmiger Strahlen von gleich glänzeu dem Feuer und bedeutender Länge auflöste; die Strah- len selbst aber verschwanden, nachdem am Ende eines jeden derselben ein Stern von noch hellerem Licht wie bei einer Leuchtkugel erschien, und. ohne dais wäh- rend ihres Sichtbarsejns die Länge ihrer vom Kera der

^ Scheibe ausgehenden Linie unterbrochen worden, alle gleichzeitig und plötzlich nach einer Dauer von etwa vier Seconden. Etwa fünfzehn Secundeii späte!* ertönte ein dumpfer, langsam nach Südosten hin verhallender Don- ner. Keferent dieses, welcher die Erscheinung im Freien, etwa fünf Minuten von hiesiger Stadt, ganz genau beob- achtete, bemerkte noch, dafs während deren Dauer die Gegenstände umher wie von weifsem bengalischem Feuer

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157

erleuchtet erschienen, ^anz verschieden von dem blen- denden Lichte des Blitzes, .so wie, dais von diesem Lichte die Sfldwestseite der Htaser selbst in der Stadtj wie yran Mehreren gesehen worden, erleuchtet war.

[Wenn es mit dem Donner seine Richtigkeit ge- habt hat, so ist das Meteor offenbar eine innerhalb der AtmosphSre zerplatzte Feuerkugel gewesen, und es wäre daher zu wünschen, dafs man suchte der nieder- gefaiienen Steine habhaft zu werden. P,"]

Man meldet aus Erfurt, sagt die Vossiscbe Zeitung Tom 6. Oct J«: Am 16. September d. J., Nach- mittags gegen 4 J Uhr, waren die FJiefrau des Holzhauers Caspar Schulze, geb. Kothen, aus Kleinweuden, oad der Webergeselle Heinrich Schwarzburger, ebendaher, Augenzeugen einer seltenen Naturerscheinung. Sie befanden sich Beide um die genannte Zeit in der Nähe der Köuigl. Domaine Münchenlohra^ iiu landräth- . beben Kreise Nordhausen, Der Himmel war ganz hell, nirgends umwölkt, auch eine Gewitterschwüle durchaua Dicht bemerkbar. Plötzlich vcrua lauen sie einen aufser- ordentlich starken Knall hoch in der Luft, weichem etwa 2 Secunden ein Gesause und zuletzt ein Geprassel folgte. Die erschreckten Leute hatten bemerkt, dafs dabei etwas aus der Luft zur Erde gefallen war. Anfangs wagten sie sich nicht heran. Nach einer Weile fafsten sie aber Muth, und fanden, 66 Schritte von ihrem Standpunkte entfernt, einen mit der Spiize 5 Zoll tief in die Erde eiogedruDgenen schwarzen Stein, der noch so heiXs war, daCs, als die etc. Schulze darauf spuckte, der Speichel ohne Zischen sofort verdampfte. Nach einiger Zeit grif- fen sie den Stein an, fanden ihn aber noch so warm, dafs sie erst nach längerem Warten denselben aufzube- ben wagten. Später wiirde dieser Stein dem Landrath ▼on Bjla zu Nordbausen zugeschickt, -welcher ihn dem Director der dortigen Realschule, Fischer, und dem Oberlehrer Dr, Kützing zur näheren Untersuchung vor-

198

legfe. Beiie Herren haben tbn ffir einen Meteorstein

anerkannt. Er hntte ungerahr die Gestalt einer viersei- tigen Pyramide und wog 6^^ Pfund, iiei semem Nie- derfallen ist weder eine Licbterscheinung, noch ein Ge- ruch nach Schwefel oder Phos[>hor bemerkt worden.

XVII. Sonderbare fTirkung eines Bläzschlages.

£ine Magistnitsperson, Eigenthttmer im Departement Indre- et -Loire, würde im Jali 1841 vom Blitz getroffen, und blieb ziemlich lange oiumiachtig liegen; Überdiefs erhielt sie durch Berührung mit der vollständig geschmo^ zenen Kette ihrer Uhr eine Brandwunde. Zwei Ver* wandte bemerkten mit Erstaunen, dafs sie auf der Brust Flecke hatte, die volikomuK ii Pappelbiättern ähuelten. Diesß Flecke verschwanden aiimälig in dem Maafse als der Blutomlaof wieder eintrat. Ein Mfillerbnrscbe, der noch stärker gelrufftii ^va^, blieb lodl. Auch auf seiner Brust fand mau dicseibeu blätterähnlichen Flecke. Arn andern Morgen waren diese durch die angefangene Ver- wesung etwas schwächer.

Die Comples rendus, aus deren No. 23 ( T, XFI p. 1328) diese Nachricht eutuommen ist, fügeu Folgendes hinxu:

Am 10. Mai 1785 schlug der Blitz in den Glocken- thurm des Kollegiums von Biom, iu der Auvergne; er fuhr an dem (vom Begen ganz durchnäfsten) Strick ei* ner der Glocken herab, und tödtete einen daneben stehenden Mann, indem er in die Ferse eintrat und zum Kopf hinausfuhr. Er hinterliels auf dem Körper die- ses Mannes sonderbare Zeichei^ die in einem Bericht au die Academie der Wissenschaften, vom Aug. 1786, fol* gendermafsen beschrieben werden:

»Es scheint, dafs er bei seinem Durchgang dasJBint

/

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159

m alle Gefäfse der Hunt getrieben, und so alte Ver98te* langen dieser Gefdfse Sufserlich sichtbar gemacht habe. « »Wie unf;efvObnlich diese Thatsache auch scheinen

mag, ffihren die Berichtersfatter fort (die HH. Bossut und Loroy), so ist sie doch üicht neu: der Pater Bec- (aria bringt eine ähnliche bei. Auch Hr. Franklin hat es pinoin von uns, Hrn. Leroy, mehrmals erzählt, dafs ein MaoOy etwa in den vierzigeu, der während eines Gewit- ters in einer Thür stand, den Blitz auf einen gegenüber- stehenden Baüui fallen sah, und dafs man hierauf, wie dorch «in Wunder ^ ein Abbild .dieses Baums auf der Brost des Mannes wahrnahm . , Hr. Hesiie (Verfas- ser des Berichts über den Blitzschlag von Riom) steht, mit Recht, nicht an, diese Wiikung der Ursache zuzu- sein eibcn, auf welche wir dieselbe, nach ihm, ix zogen haben, nämlich der Irriiption des Bluts in die Ijautgelaise, welche gani ähnlich wie eine Injectiou wirkt.

XVill. Veher die Priestley'schen runden Flecke,

welche durch sehr schwache e/cl frische Funken gebildet werden; von Hm, Ch, MalieuccL

Alle Physiker kennen die Versuche von Priest Icj; ^ als derselbe eine Batterie von 40 Quadratfufs Oberflä- che sich zwischen zwei Kupferknöpfen oder durch ein ZiDnblatt entladen liefs, erhielt er einen runden, in der

Mitte geschmolzenen Fietk, uuigcben von einem Kreise schwarzen S taubes, der von mehren Kreisen mit sehr plauzenden prisrnntischen Farben eingeschlossen war. Die Erscheinungen, weiche ich beschreiben will, haben grofse Analogie mit den Priestley'schen Flecken. Ich nehme eine Daguerr e'sche Platte und stelle sie vor das stumpfe £ndc eines Messingstabes, der mit dem Conductor der £lektrisirroaschine gemeinschaftel. Nach einigen Umgän- gen, drei bis vier, sieht man auf der Tafel, an einem dem Ende des Stabes entsprechenden Punkt, einen i;o- wöhnlich kreisrunden Fleck von schwärzlidier Farbe. Dieser Fleck hält 2 bis 3 Millim. oder nielir iuT Diirrh- ; uiesser, denn er scheint immer die Grundfläche des vom Funken gebildeten Lichtkegels zu seyn.

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16Ü

Der Fleck bildet sich auch, wenn iiiau beinahe an denselben Punkten einige Funken auffangt. Diesen Fleck, der anfauiis nur schwärzlich ist, sieht man, wenn man fortfährt die elektrische Entladung überspringen -zu las- 86D, sich ausbreiten, in der Mitte weifs werden, und nach aufsen sich umgeben mit Kreisen von prismatischen Farben, die man unter der Lupe wohl erkennt. l}m die ElektHcItät der Maschine fiberspringen zu lassen, wandte ich statt des Messiugslifts sehr verschiedene Körper an, z, B. Silber-, Platin-, Kupferdraht oder ein Kohlenstück; irli iiit lt diesen verschiedenen Körpern die Da^uerre'- scbc Platte entgegen, und erhielt gleichtaiis den beschrie- benen Fieck. Ich untersuchte, welchen Einflufs die Gase' auf diese Erscheinungen haben würden. Ich richtete den Apparat so ein, dafs ich unter der Glocke der Luft- pumpe zwischen einer Mctallspitze und der Dagu er r er- sehen Platte einen kleinen Funken überspringen lassen konnte. Ich erhielt den Fleck, und fast in der naaili- chen Zeit, bis der Druck bis auf O^OH verringert war. Ich erhielt ihn auch in mehr oder weniger verdünnter Kohlensäure und im Stickgase. In diesen verschiedenen Fällen schien sich mir der Fleck fast in derselben Zeit zu bilden, wie in der atmosphärischen Luft.

Durch Erhitzen der Platte mit einer Weingeistflamme ist es sehr schwer den Fleck fortzuschaffen, und wenn' man die Wärme zu lange ^virken läfst, wird er endlich weifs. Dieser Fleck haftet ziemlich stark au der Platte. Ziemlich starke Lösungen von Kali otier Natron zerstö- ren ihn nicht, eben so wenig Wasser, das mit Schwe* feisäure angesäuert worden. Nur verdünnte Salpetersäure und concentrirte Ammoniakflüssigkeit wirken stark genug, um diesen Fleck fortzunehmen; diefs könnte glauben las* sen, man habe es hier mit Silberoxjd zu thun. Als ich die starke Ladung einer Batterie von zehn grofseu Flaschen durch zwei Da^nei re öche Platten ^ehen liefs, erhielt ich nichts den eben besprocheneu Flecken Aehn lichcs. Ich sah sehr schöne Sterne von goldgelber Farbe sich bilden, entsprechend den beiden Kugeln des Ausla- ders, zynischen denen die Platten sich befanden. {CompU rend. T.XVlp. 850. )

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1843. ANNALE N .^lli. 10.

DER PHYSIK UND CHEMIE.

BAND LX.

I. Untersuchungen über das Klima t^on Paris, und über die vom Monde bewirkte atmosphä- tische Ebbe und Fluth;

pon -Dr. Otto Eisenlohr zu Karlsrulie.

Ich habe schon früher mehrere Aufsätze über den Ein- fluis des iVloudes auf den BarometerstaDd und die WiU tmog in diesen Annalen * ) bekannt gemacht, und stets die Absicht gehabt, meine Untersuchungen über diesen für die Meteorologie und Astronomie so wichtigen Ge- genstand noch weiter auszudehnen; hauptsächlich wünschte ich die vom Monde bewirkte atmosphärische Ebbe und Fluth, welche üouvard ^) nach theoretischen Aunah* uen berechnet hat, so wie den Einflufs des anomalistischen Umlaiiis des Mondes auf den Barometerstand und die Witterung aus genauen Beobachtungen zu bestimmen, aber ich konnte keine solche erhalten » welche hierzu geeig* neC waren. Die frfiber von mir benutzten Karlsruher uad Strafsburger Beobachtungen sind zwar zur Aufsu- cbuDg des Einflusses des synodischen und anomalistischen Umlaufs des Monds geeignet, aber wegen der nur drei Mal täglich und dabei nach den Jahreszeiten an verschie- denen Tagesstunden angestellten Beobachtungen zur Be- stimmiuig der atmosphärischen Ebbe und Fluth unbrauch- bar. Wenn nämlich der mittlere Barometerstand für jede

1) S. Poggendorü'a Annalen, Bd. XXXV S. 140 und 309. wo die früheren von mir und Andero bekannt gemachten Au&auc angege- ben und.

2) B ouvaid, Berechnung der vom Monde bt.Nvirkten atmosphaiisclicii Fluth; ausdcn Memoires de l'cademie royalt' des sciences^ T, P^II r>. 267, in Poggendorli'ä Annalen, Bd«£lll S, 137.

Pogi^adorff'« AnnaL Bd. LX. 11

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SfanjTe zwiüclien zwei aiifeinaiiderfolgencleti oberen Me-

ridiansdurcbgängen des Monds genau bestiinint werden soUy mtissen die dorch andere Umcben kenrergebraek- ' ten Schwankungen des Barometers entfernt werden, un*

ter welchen nauicullich die von den Mondsphasen be- wirkten, und die täglichen regeimäfsigen Schwankungen ' des Barometers, von Wichtigkeit sind. Diese Ursachen würdt 11 ohne merklichen Einflufs sejn, wenn stündliche Beobachtungen gegeben wären, sie müssen aber desto störender einwirken, an je weniger Stunden die Beob- aclitungen angestellt sind; so geben z. B. die gewöhnlicb Morgens 7, Mittags 2 und Abends 9 Uhr angestellten Beobachtungen die Barometerstände nur fOr solche Stan- den an, wo der Neumond meistens über, der Vollmond aber meistens unter dem Horizont sich befindet. Aus diesem Grunde Wörden stQndlicbe oder wenigstens acht Mal täglich, nämlich alle drei Stunden angestellte Beob- i achlungen zur vollständigen Bestimmuiig des mittleren Ba- rometerstands für jede Motidsstunde bei jeder Phase er- 1 forderlich seyn; weil aber, so viel mir bekannt ist, keine i solche, mehrere Jahre hindurch fortgesetzte Barometer- i beobachfungen Torhanden sind, so wählte ich für diese : Untersuchung die auf der Sternwarte zu Paris von Bon- vard angestellten nnd in den Annales de cHmie et phy- siijue monatlich mitgetheiiten Be^ehtongen, welche den Barome^irstand vter^^inw glich angeben, und dabei hin* sichtlich ihrer G^a^üigkeit vollkommenes Vertrauen ver- dienen.

Die TQn mir benutzten Beobachtungen umfasseli ei- 1

Ben Zeitraum von 22 Jahren (1819 bis IHK)); die Ta- bellen igeben die auf 0^ Wärme reducirten Barometer- \ stände in MiÜimetem, nnd die Thermometerstände in i Graden der hnnderttheiligen Skale für Morgens 9, Mit- tags 12, Abends 3 und Nachts 9 Uhr; sie enlhallen da- bei, noch fttr Jeden Tag daa mit einem. Thermomef rogra- phen bestimmte Majürnum und Minimum der Teu^peratur,

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1<»

md die Höhe des gefallenen meteorischen Wassers iu VliiiimeterD. Ferner sind auch die Beobachtungen des daarbjgrometcrs Tier Mal täglich und die Windrichtung » wie die Witteruog überhaupt um Mittag angegeben; )eide letztere können aber vvef;en ihrer Mangelhaftigkeit lur Aufsucimng genauer Resultate nicht gebraucht werden« Damit alle nöthigen Correctionen ausgeführt werden teniifeD, war erforderlieh, die mittleren Barometerstände ür jede der vier Beobachtungsstundrtl und für jede IVIoads- )hase zu bestimmen, und zur ßeurlbeilung der Richtig- keit derselben auch die monatlichen und |tthrlioben Resul- ate des Barometers (Ür den obigen Zeitraum aufzusu- :heii. Zugleich habe ich aber auch die Kcsultnte aus^ lea Beobachtungen der Maxima und Minima der Tem- lerator und der Regenmenge aufgesucht , indem diesel- )en ebenfalls nicht uninteressant seyn dürften. Daher heile ich diese Abhandlung in drei Abschnitte, wovon 1er erste die monatlichen und jährlichen BesuUate des Barometers, des Thermometers and der Regenmenge ; der iweitc die mittleren Barometerstände ftir jede Monds- >Iiase, und der dritte die Bestimmung der vom iMoudc lewirkten atmosphärischen Ebbe und Fluth enthält.

Erster Abschnitt

ieber den Barometerstand, die ^^bJCJ'"^^ RcgermeDge

zu Pari«.

Das Niveau des Barometers liegt 224 Par, Fufs oder '2,76 Meter über dem Meer, die Barometerstände sind nfi C. reducirt und in Millimetern angegeben, wobei <A aber in den Tabellen zur Abkürzung gewöhnlich 700, iitil bei den luitlleren Barometerständen immer 750 Mil- imeter weggelassen habe^ welche man diesto Zahlen stets 'Uzählen mufs. Die Beobachtungen umfassen 22 Jahre »der bÜ3G Ta^e und 32144 BeoLacLlungen.

11

164

Ich theile hier zuerst die Resultate ^ ) der einzelnen Jahre mit, uämiich die wirklichen Maxima und Minima des Barometerstands, femer die mittleren Sttade an den vier BeobacIitangsstondeOy und die mittleren Barometer-

1. JahrlSeke ResuUaie

Jahr.

Ilöch^

H. St.

tcr Stand. Tac, Monat

Tiefste T. St.

r Stand.

Tac. Mofut.

1 •Tan.

Wall»

3800

1 MSrz

S* &«U|lw

1820

72 60

9 -

26 33

24. -

1821

80 82

15 54

24 Dec

1822

75 Q3

27

34 60

2

1823

72 23

7 Dec

2234

2 Febr.

1824

73 21

27 Mai -

mm 9 m ifXCli

28 66

12 Orf

1825

76 35

Jan

26 82

10 Nnv

1S*>R

74 7Q

17

31 53

13

1827

73 48

28 De«;

33 50

4 März

1S28

71 10

12

30 51

21 Fpbr

1829

73,46

3. Febr.

34,68

7. Oct.

1830

71,90

1. Jan«

29,42

9. Dec

1831

72,40

»• -

33,80

30. April

1832

71,02

4. April

38,05

30. -

1833

74,04

8. Jan.

30,68

1. -

1834

72,00

27. Dcc.

39,16

10» Jan.

1835

76,63

2. Jan.

30,16

10. Ocf.

1836

75,81

2. -

24,00

28. März

1837

72,11

14. Oct.

37,74

13. Sept.

1838

72,31

3l.Dec.

28,88

25. Febr.

1839

71,53

1 . Jan«

35,77

20. -

1810

72.37

11.

4. -

Mittel

73,51

1 14« Jan. 1 31,01

1 19. Jan.

Der mittlere Barometerstand zu Paris ist also =755,9413 Millimeter oder =335,t064 Par. Linien, und es ergiebt

sich hieraus, wenn der Barometerstand an der Mecre^llä- che =:;338,09 Par. Liu. gesetzt wird, eine Höbe von 226^05 Par. Fnfs oder von 73,43 Meiern.

1 ) Die hier initgetheilten Resultate sind alle von mir selbst bcredmct» und nicht deo in den AmuUes de ehimie enthaltenen Tabellen enl> notnin^n.

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Lande vom ^ipMiiab JUteyiiWObei zu bftrltefcl<rWi?nrtffe

die leintoitiiaiilitoWi^ iii>i|tlfi?en^l8tiin jqüi^BT

Monate, sondern aus der Summe alier licobacL- Jm^tü vom gaiuan Jahre berechnet sind.

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5,285:

. 6,764

7J58

6,591

7,020

' 7,0^2

4,796 '

4,353

1,033

4,704

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5,567

5,072

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5, 160

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5,255

5,722

5,157

4,676

5,176

5,091

7,548

7,025

7,597

7,515

5,508

4,988

5,521

5,452

8,650

8,073

8,(i9ü

8,607

6,990

6,494

7,114

^ 6P67

4,578

5,165

5,036

6,3»1

5,861

6,360 .

6,322

4,365

3,896

4,355

4,324

5,102

4,631

:>,() 48

5,011

6,135

5,628

6J98

6,113

0,512 1

5,957 1

5,941

/Von Am^|.yier Eeobacbtungsstiindeii hat 9^ Morgens ".höchsledr« {^/Abends den tie£^ten. Barometer^Und^ 12^ stelil das liaiometer immer, um 9** Abends ge- ,^(ibuUch ub,^^^,n^a|Dehen Jahren aber ai|ch,uute|^

_ Der Unterschied zwischen dem höchsten und tiefsten )%licLeu uiil|i^rea Barometerstand beträgt 4,283 MilU-

leler; dci

i^ed ^wificben d«p grütBten^ ^ die^ein

Digiti

106

Mtmm hechhdktmn BitreiMii: de» Btr—teteretMicU, "welche beide im Jelir 1921 trorkommen, betrügt 65,28

Millimeter, im DurGhscbuiU aber jährlich 42,50 MilliiDet.

2. MonatUcbe Resultate des Barometers.

Mooat.

Bwromclcr«

TT. Sr

T. St

Ünter-

srliicd.

Mhllere BaroiDeterstande.

9^. 12^

31«

Jan.

Febr.

März

Apr.

Mai

Juni

JuU

71,008 69,719 67,27 1 65,308 64,907 64,352 63,738

Aug. 63,718

Sept. Oct.

Nov.

Dec.

64,987 67,354 66,642 69,509

38,906 38,809 38,773 39,251 44,490 46,270 47,545 45,193 42,660 39,092 39,078 39,929

32,102 30,910 28 498 26,057 20,417 18,082

16,

18,525

22,327 28,262 27,564 29,580

193 6

7,825 7,252 6,305 4,851 5,472 6,574 ,705 6,272 5,855 6,385 5,094 6,815

7,495 7,053 6,032 4,474 5,157 6,338 6,416 5,907 5,572 6,142 4,887 6,655

7,127 6,490 5,404 3,869 4,625 5,867 5^957 5,404 5,033 5,611

7,406|7,463 6.870 6,916

5,992 4,436 5,075 6,260 6,316 5,825 5,608 6,113

4,412 4,816

6,344i6,761

5,933 4,407 5,082 6,260 M48 5,852 5,513 6,063 4,802 6,651

Mittel |66,542|41,666|24,876j6,29U|6,0i3|5,516|5,961j5,945

Id der zweiten Tabelle sind die monatlichen Resol-

tate enthalten; man ersieht daraus, dafs der mittlere Ba- xometerstand Ab. 9 Uür im Januar, Februar, Mai, Juli und August unter, in den übrigen Monaten aber Aber dem Mittel ist; unter den vier Jahreszeiten steht das Ba- rometer nur im Summer au dieser Stunde unter dem Mit- tel Ferner bemerkt man, dafs der aus den zwölf Mo* naten berechnete mittlere Barometerstand des Jahrs vm 0,004 Millimeter höher ist, als der aus der Summe aller Beobachtungen gefundene, was hauptsachlich von dem hohen Barometerstande in dem nur 28 Tage enthalten- den Februar herrührt. Der Unterschied zwischen dem höchsten und tiefsten Stand ist im Januar am gröfstcn, im Juli am kleinsten, und die Kegelmä£sigkeit in der Ab- und Zunahme desselben wird nur durch das auffallend lileine Maximum im November etwas gestört. Deo höchsten mittleren Barometersland hat der Januar, den tiefsten der April ^ ein zweites Maximum zeigt sich iio

i^iyiu^cd by Google

167

Jküif Vl^d e'm zweites Minimum im T^oveaiber. Aufser .den vier Jahrecseitea hat 4^r Winter di^n höchatoi rometeMtandy dann folgt der Sommer» hierauf der Herbat

uüd zuletzt der FrühliDg.

in der dritten Tabelle sind die jährlichen Resultate der Beobachtungen des Thermometrographs susammenge- atellt. Sie enthS^It in Graden der handerttheiligen Skale

das wirkliche Maximum und Miiiiiuum der Temperatur, und die mittleren TbermometerGtäDde eine« jeden Jatires; diese nehmen drei Spalten ein, wovon die erste das Mitr td aus den tSglicfaen Maxhnis, die zweite das Mittel auf den täglichen Minimis, und die dritte die mittlere Tem- peratur des Jahres aus sämmtlich^n tägUehfen MaMtnie und Minimis beredinet enthält.

3. Jfihrlicli« Besaitete des Thermoineters.

Jahr.

Höchster Slancl. Grad. [Ta?, Monat,

Tiefster Stande Grad. |Ta|r« Monat.

iMhtl. Hiermomelerst. |Mai. IMm.lMhfel.

1819

31,3

5. Juli

6,3

8. Dec

14,78

7,48

11,132

1820

32,2

31. -

—14 2

11. Jau.

13,50

6,24

9,871

1821

31,0

24. Aug.

n,ö

1. -

14,56

7,43

10,992

1822

33,7

10. Juui

- 8,7

27. Dec.

16,07

8,0512,057

1823

31,3

26. Aug.

—14,6

14. Jan.

14,12

6,67 10,395

1824

35.3

14. Juli

4,8

13. -

14,70

7,66

11,181

1825

36,3

19. -

8,0

31. Dec.

15,57

7,73

11,651

1826

36,2

1 . Aug.

-11,8

10. Jan.

15,07

7,81

11,439

1827

33,0

2. -

—12,8

18. Febr.

14,38

7,24

10,806

1828

32,0

29. Juni

7,8

10» Jan.

15,17

7,74

11,458

1829

31.3

24. Juli

-17,0

24. -

12,61

5,55

9,080

1830

31,0

29. -

—17,2

17. -

13,86

6,33

10,093

1831

29,5

8. -

—10,3

31. -

15,19

8,17

11,676

1832

35,0

13. Aug.

5,9

1. -

14,55

7,06

10,802

1833

29,8

2. Juni

8,5

10. -

14.56

7,35

10,954

1831

32,6

18. Juli

4,0

2. Febi.

15,54

8,21

11.891

1835

31,0

23. -

- 9,6

22. Dec.

14,47

7,06

10,766

1836

34.3

1. -

—10,0

2. Jan.

14,50

7,04

10,771

1837

31,1

19. Au^.

8,9

2. -

13,61

6,12|iU.0l3

1838

34,3

13. Juli

—19,0

20. -

13,27

5,81

9,542

1839

33,3

17. Juui

- 8,1

1. Febr.

14,75

7.07

10,912

1810

33,0

(v Anp:.

- 1 3.2

17. Drc.

MAG

(i, !

10,304

Mittel |32,8ül2U. Juli

|— 10,5l»llO.Jau. |L4,^i|7, 11110,808

168

Der höchste Thermometerstaud in diesem Zeitraum nt 36^3 (19. Jttii 1825), und der tiefste 19^0 (20. Janoar 1838); der UoterscUed twisehen beiden also =:55**,3, wäiireüd die mittlere jährliche Differenz 43^,36 beträgt Das Thermometer stieg in vier Jahren auf oder Ober 35^ und sank in sieben Jahren unter -*12^y5; tiberhaupt kouioicii grofse Wärmegrade und noch mehr grofse Kältegrade in Paris viel seidener vor, als im süd- lichen Deutschland; so stieg s. B. in Karlsruhe» welches nur wenig nördlicher und 134 Fufs höher als Paris liegl^ in demselben Zeitraum das Thermometer in sieben Jah- ren über 35**, und sank in eilf Jahren unter 12^,5; eben so erhält man aus denselben Jahren fitr Karlsruhe den mittleren höchsten Tbermometerstand s33^,66, und den mittleren tiefsten Theriuoineterstand = 13°,68, wo- von der erstere um ü",77 höher, der letztere aber um 3^fl2 tiefer ist als zu Paris; auch beobachtet maA zu Karlsruhe im Durchschnitt alle fOnf bis sechs Jahre eine Kälte, welche das Maximum der Kälte zu Paris (—19^,0) erreicht oder übersteigt. Die gröfsten Wärmegrade fie- len in 'beiden Städten vier Mal, die gröfsten Kältegrade fünf Mal auf denselben Tag.

Die mittlere Jahrestemperatur betrügt in Paris 10^,808, in Karlsruhe für dieselben Jahre 10^,627, daher ein Un* terschied von nur 0^,181 sich crgiebt; in vier Jahren, und z^^ ar besonders 1822 und 1834, war die Jahrestem- peratur in Karlsruhe höher als in Paris, das wärmste Jahr war in beiden Städten 1822, das kälteste 1829. Der Unterschied zwischen dem mittleren täglichen MaKi- rimüi uiid Minimum beträgt 7^,048, iui Jahr 1840 betrug derselbe 8^31, im Jahr 1831 nur 7»,02. Bei den mitt- leren Maximis beträgt der Unterschied zwischen dem höch- sten (16,07) und dem niedrigsteu (12,61) =3 ',4G, bei

1) Nach Arago*s MItüleiluiisen in den JVo/Zcer sdentifiijues siod die beiden gröfsieo, seil 1700 beobachteten Extreme der TeiDpeniior ra Pam «»H-38»4 den & JuU 1793; und -^23,5 den 25. Jan. 1795*

y ui^L-o i.y Google

11»

lereD JakreiteBperatmii (12,06 und 9^08) aA2^,9S, da- her sind die SchwankuDgeo im Maximum um 0^,77 be- deutender als im Minimum.

Die vierte Tabelle enthitt die nonatUchca Rtanl- tate der Temperatur, welchea idi noch snr Yergleichoiig die mittleren Temperaturen für Karknihe aus deuselbea Jabreu berechnet beigefügt habe.

[4, Monatiicli« Re«aUate des Xhermometeri.

Moxiat

Höch- ster 5lao(l.

Xiefster Stand.

Unler- tehied.

KUiil«

Maxt- mtini.

Ott TherR

Mini- mum.

lomeief

Unter- schied

itaBd«

MiltaL

KarlNvke.

Mittleres Therm.

Jan.

Febr.

MSrt

April Mai

Juni Juli Aug. Sept.

Oct.

Nov.

Dec.

11,15 13,12 17,23

22,02

25,89 29,81 31,64 30,90 26,83 21,25 15,83 12,77

—9,57 5,63 2,59 0,11

3,87 7,55 9,75 9,11 5,95 1,49 2,27 —5,88

20,72 18,75 19,82

21,91

22,02 22,26 21,89 21,79 20,88 19,76 18,10 18,65

3,90 6,92 10,14

14,43

18,91 22,17 23,96 23,56 19,94 15,03 9,39 5,79

0,42 1,28 3,02 5,71 9,54

12,46 14,06 14,02 11,32 7,91 4,46

1,90

4,32 5,64 7,12

8,72 9,37 9,71 9,90 9,54 8,62 7,12 4,93 3,89

1,74 4,10 6|&6 10,07

U,23 17,31 19,01 18,79 15,63 11,47 6,93 3,84

0,13 2,61 6,06

10,77 15,49 18,41 20,07 19,46 15,78 10,73 5,62

2,66

Mut.

21,54

^0419

20,55

U,51|

- 7,11

7,40

10,81)

-.10,63

Mau ersieht daraus, dafs die Differenz zwischen dem -höchsten und tiefsten -ThennometerBtand im Juni am grdb- ten, im November am kleinsten ist; die Schwankungen in der Gröfse derselben zeigen aber wenig Regeluiiilsig- keit, nnd sind nicht selir bedeutend. Der höchste Ther- nometerstand ist in den Monaten April bis cum Octo- her, und zwar besonders im April und Mai niedriger, in dcu übrigen Monaten, und zwar besonders im Winter höher ab in Karlsruhe; ^en- dasseUie findet i>ei den tiefsten ThermometerstSnden statt, wobei jedoch za be* rQcIisichtigeu ist, dafö in IcUlerer Sladt der, tiefste Ther«

I

170

■wMliiHmd «adi in >4ra FfBidiauv- tnd Saweemo- mten waintcMnildi utibar dem ron Paris UegdD wilnk»

TFCDU die Ik'obadituügcn mit eiuem ThermometrographeD angestellt worden wären. In den drei Wintermonatan (mit Amnahme de» Deeembcfs 1821) fiel das TJierino* »eter in jedem Jalir tialer des Gefirierficuikf; im Mftra geschah dieses in zwanzig, im April in aeuu, im Oclober in zwei, im November in neunzehn Jahren. Eine Wärme ▼OD 25 Graden brachte der April in drei Jahren , der Mai in fünfzehn, der Juni in einimdzwanzig, der Juli und Angast iu allen, der September in sechszebn Jah- ren, in den übrigen Monaten stieg das Thermometer nicht 80 hoch; in Karlsruhe l^am dagegen Aeser Wärmegrad in demselben Zeitraum im April in acht Jahren, im Mai in zwanzig, im Juni und Juli in allen, im August in einundzwanzig, im September in nennzehn und imOcto- ber in einem Jahr vor. Bei den mittleren Thermometer- stäiidcu bemerkt man, dais die Zunahme der niiltlereu Maxima vom Januar bis Juli, und eben so die Abnahme in 4^r zweiten Hälfte des Jahrs viel bedeutender ist als .die Zu- und Abnahme der mittleren Minima, erstere um- fassen 20,üü, letztere nur 14,48 Grade des Thermome- ters; ferner, dafs der Unterschied zwischen beiden, vom Januar an bis zum Mai schnell» von diesem Monat an bis zum Jnli, wo ^ am gr6fsten ist, nur wenig zunimmt, im August tritt die Abnahme des UnterscliKjds ein, wel- cher anfänglich langsam, vom Optober an aber schnell sich vermindert» und im Decembfir am kleinsten ist«

Die mittleren monatlichen Temperaturen sind von dcfien, welche Bouvard ^) aus 21 )ährigeu Beobachtun- gen (1806 bis 18^) mit^etbeiU hat» nur wenig ve^chie* den; die WitHtsennonat^ haben, nach Letzterem, eine um O^yi höhere, die Sommeruionale eine um eben so viel niedrigere Temperatur» die Temperatur des ganzen Jab- res ist aber ^IcA^h^ T

y i^L-o i.y Google

171

Para mit denen von Karhmlie, so ergiebt sich, dafs in den secbs Monaten, vom April bis September, das Ther- monelcir in Karlarnhe höher,' in den Arlf/ea sechs Mo- Mtett aber tiefer atcbt als ia Paris; Im Wiater betrlgt der Unterschied im Frübliüg -i-0",48, im Som- mer +0^,94, im Herbst 0^,63, und im ganzen Jahr ^0^18« Die Temperatur von Karismhe . Ist aho mir wenig von der von Paris anterschieden, bat dier grölstre Extreme, was am deutlichsten aus folgender Za- sammensteliuDg sich ersehen IftCst, welche die in diesem Zeitramn beobachteten warmsteA «md kältesten Monatt^ und di« DUIerenien derselben Ar beide StSdte enthib»

Extreme der mittleren Temperetoreo.

Monat.

WSnmsler.

KüUe

iter. 1

1 UateradbaeiL

Kail ^rulic.

Paris.

KarKrnlH'.

1 P:n:..

Jan.

7,10

6,96

4,41

7,50

11,51

14,46

Febr.

7,08

6,70

0,94

3,94

8,02

10,64

März

9,94

10,54

2,66

1,96

7,28

8,58

April

12,70

13,15

5,69

7,44

7,01

5,71

Mai

17,67

19,17

10,98

12,94

6,69

6,23

Juni

21,19

22,75

14,42

15,34

6,77

7,41

Jnit

2U0

23,SI0

16,93

17,21

4,17

5,99

Aug.

21,20

nßi

16,48

16,45

4,72

6,39

Sept.

17,87

18,02

13,74

13,67

4,13

4,35

Oct.

14,73

14,45

9,46

7,82

5.27

6,63

Nov.

10,15

8,60

4,74

1,55

5,41

7,05

Der.

7,93

7,22

3,53

4,96

11,46

12,18

Jahr

1 12,U6

12,47

9,08

8,99

2,98

3,48

Weil in Paris der Frühling and der Sommer, be« sonders wenn derselbe in ganz Mitteleoropa m den bei-

fscu gehört, bedcuUud kühler, aber der Herbst und der Winter, uameutiich wenn derselbe zu den kalten gehört, bedeutend wärmer ist als in Karlsruhe, so erkennt man leicht, dafs der Grund davon hauptsächlich in der grö- fsercn Nähe des Weltmeeres liegt, welches die Luft in

17B

Biris in dm utatMi Motwitii dibftUc, ki den kälte- res d>er erwirmt. Jedoch ist dieses nidit die einzige

Ursache der zuweilen bedeutend verschiedenen Tempe- ratur beider Städte; in manchen Jahren nämlich wirdPa* IIS vor eiiieiD in DentscUand kalten Winter beinahe gum oder gr(Uiitenfbeils gesckOtzt, indem der nOriHfcbe Laft- strom nicht so weit gegen Westen vorrückt, was z. B. VI den Jahren 1827 und 1830 eintrat. Eben so wird •snwcilen, wenn der Sominer im südlichen Europa sehr heifs, im mittleren aber kühl ist, in Paris noch eine grofse Hitze bemerkt, während sie in Karlsruhe nicht mehr ein- tritt, was B. im Jahr 1624 Torkam. Dieses ist theils eine Folge von der mehr westlichen nnd sfidlichen Lage von Paris, theils ist die Ursache davon auch darin zu suchen y daOs in Deutschland die wannen südlichen Luft- strömungen oft von .den Alpen abgehalten werden, wäh- rend sie in dem gegen Süden offenen Frankreich ihren ganzen Einflufs äufsern können.

Die Beobachtungen über die Regenmenge zu Paris sind besonders interessant, weil sie an zwei hinsichtlich ihrer Hohe yerschiedenen Punkten angestellt werden, nSm* lieh im Ilofe der Sternwarte iiud auf der Strafse dersel- ben, welche um 28 Meter hoher liegt. Die folgende Ta- belle enthält ffir beide Beobachtiingspunkte die Höhe des gefallenen meteorischen Wassers in Millimetern, von ein- undzwanzig Jahren; die Differenz zwischen der im Hof und auf der Terrasse beobachteten Regenmenge ist auf zweierlei Weise angegeben, in der einen Spalte in wirk-«

litlicr Zahl, in der audciu abtr auf gleiche RcgCDnien- geu reducirt, nämlich in Procenten der im Hofe gefalle* nen Begenmenge.

173

6L Jfibrliehe ItetoltaW-dcr Rcfeanleii^e.

Jahr.

Regenmenge

I DiffereiiK

im iTof. 1

auf <J. TerrasscJ

1 wlrklJclic.

i'n Prorontcn.

1819

697,55

627,24

70,31

10,08

1820

428,99

379,61

49,38

11,51

1821

650,67

588,74

61,93

9,52

1822

467,50

416,45

51,05

10 92

1823

519,22

453,74

65,48

12 61

■M- mm 1 * ' K

1824

651,81

567,52

81,29

12,93

1825

519.33

468 82

50 51

9 73

1B26

472.09

409«55

62.54

74 87

13.25

1827

575.85

500.98

1300

1828

627,65

585.35

42.30

6.90

1829

588.^5

559,75

29,10

4,94

1830

614,35

573,00

71,35

11,07

1831

610,65

529,95

80,70

13,21

1 832

526,98

451,85

75,13

14,26

1833

593,60

502.74

90,86

15,31

1834

462,27

420,70

41,57

8,99

lnt>3

489,38

437,51

51,87

10,60

1836

711,25

610,47

100,78

14.17

1837

624,13

547,36

76,77

12,30

1838

597,22

522,70

74,52

12.48

1R39

66(117

579.56

80.61

1 , 2 1

Mittel

577,12 1

511,12 1

66,00

11,44

Hieraus ergicbt sich, dafs die mittlere jälirliche Re- genmenge im Hof 577,12, auf der Terrasse aber nur 511,12 Millimeter betrftgt; der Uoterschied zwischen bei- den ist also 66,00 Millim., oder in Procenten =11,44 Millim. Die Gröfse dieser Differenz ist in den einzelnea Jahren sehr Terschiedeu, in manchen drei Mal so e,rois als in anderen. Man sollte erwarten, dafs die Differenz in nassen Jahren mehr betragen wttrde als in trocknen, aber selbst bei der wirklichen Differenz trifft dieses nicht immer zu, und bei der Vergleichung der iu Procenten ausgedrückten Differenzen ergiebt sich ein ganz anderes Resultat. Es haben nämlich von neun nassen Jnhrcu nur fünf grobe, und von sieben trocknen Jahren nur

y i^L-o i.y Google

174

irier kldn6 DiffcrtaieDi und das Manniiiai wie das Mi- nimum fallen auf solche Jahre, in welchea die Regeu- menge die mittlere nur um weniges übersteigt. Bevor jedoch der Grund hievon sich einseben läfst, müssen die monatlichen Regenmengen betrachtet werden; diese sind in der folgenden Tabelle mitgetheilf, welche die mittle- ren Regenmengen, nnd ihre Differenzen für jeden Mo- nat in den vier Jahresseiten, so wie die mittleren Fench- tigkeitsgrade nach dem Haarbjgrometer ^ ) enthalt.

Monatliche Resoltate der Regenmenge.

Mcout*

RcgeniaeBge 1

reo. 1

Hygro-

frn TTof.

nnf (] Ten .

\ V II k 1 1 ( 1 1 C .

in Pr'or.

rTic(»*r

Januar

36,27

29,96

6,31

17,39

86,D

Februar

40,50

33,92

6,58

16,25

83,2

März

39,89

33,60

6,29

15,78

75,0

April

45,53

39,83

5,70

12,53

65,8

Mai

59,86

54,82

5,04

8,41

70,0

Juni

54,44

50,70

3,74

6.88

67,5

Juli

47,21

44,88

2,33

4,92

68,2

Aug^8t

48fi9

45»35

3,24

6,67

70,5

Septemb.

57.26

53,04

4,22

7,37

75,2

October

48,10

41,10

7,00

14,54

82,5

Noyemb.

55,87

47,16

8,71

15,59

83,2

Decemb.

36,76

6,84

15,68

87,5

Winter

1211,37

10(M>4

19,73

16,39

85,7

Frühling

145,28

128,25

17,03

11,73

70,3

Sommer

150,24

140,93

9,31

6,19

68,7

Hrrbst

161,23

111,30

19,93

12,36

S0,3

Jahr

577,12 1 511,12

66,00 1 11,44 j

76,2

Die Regenmenge ist in den einzelnen Monaten und Jahreszeiten zwar nicht sehr verschieden, jedoch sind Herbst- und Sommerregen etwas vorherrschend Die

1) Aii5 Kamt« Meieoroloste, Bd. 1 5*333^ von Bouvard aiu lljtt» . rifcn BeobMhtuogtii«

2) Die von Gaspario m BibUoih, unip, T. XXXVlll mil- geibdhca miuiercn lUgcamensai waA 63 Jahrea tiod von den ebi*

175

Regmneoge iit im Rof inmer pöbtr ab Mf Üer Ttr^

rasse, aber der Untr^rschied z^rischcn denselben ist ia den Süüi wänneren MoDaten viel geriii^or als ia den übri« gen; eine regelmttfiige Abaafaiiie dtfr Difftrenzea tom Ja* natir bia Juli ist deatUch m erkennen, aber die Regel-» inaisigkeit der Zuuabmsperiode iu der zweiten Hälfte des Jahres wird dorcb die greisen Differeozen im October ttttd N^rranber geatört« Betrachtet man aber die Diffe- renzen, welche in Procenten der Regenmenge au5%gedrückt su)d| so bemerkt man eine ganz regeimäisige Ab- und Ztmahase der Zahlen, welche nkht von der Regenmenge der eintelnen Monate und Jabresseiten abhängt, sradcm mehr dem Gange der Luftfeuchtigkeit, hauptsächlich aber dem Gange -der Temperatur entspricht. Im Januar ist die Differena am grdfsten, im Juli am kleinsten; sie nimmt fem Januar bis mm Mari langsam, dann aber bis zum Jnli schnell ab, und im Angust und September wieder langsam ZQ, im October erreicht sie aber schnell eine bedeutende Gri^, worauf sie bis zum Januar nur langsam zonimmt». ÜBter den vier Jahreszeiten bat der Winter die grdCrte Differenz, dann folgt der Herbst, hierauf der Frühling' and 'Zuletzt der Sommer. In diesem Umstand liegt aucb der Grunäy warum ki den einzelnen Jahren die Gröke der Differenz mit der GrBfee der Regenmenge keineswegs im Zusammenhang steht. Es zeigt sich nümiich bei genaue- rer Betrachtnng der in den einzelnen Monaten der ver- schiedenen Jahre gefallenen Regenmengen, dafs die gröfsto Regenmenge in denjenigen Jahren, welche sehr grofee Differenzen haben, gewöhnlich in die Monate vom Octo- ber bis M&rz, nnd umgekehrt in solchen Jahren, wo die Differenz sebr klein ist, in dve föarf Sommermonate f^llf» was in den Jahren 1821, 1824, 1828, IS29, 1834, 183^

gen oft sehr vcTfchiedcn, und gebi n im entst lunlv ncs Vorlicmchcn der Somm<-rr«'£^cn. Auch die in Kamt-' Mi tcDrologlc , Bd. 1 S. 4iH, aus 9 jährigen B<Mjl).ichtuDgcD angcgetwocii üegeoffDeogMi weicbfo von den obigen ok J»ed«cileiid ab.

176

'and ' 1889 ' besoaden deoilieh zti bemerken ist Dakar

haben nasse Jahre mit vorherrscheodcn Sommerrcgeu, wie z. 1819» 1821 und 1828» kleine^ dagegen trockne Jahre mit Torhemchetiileii Wintarreg«!!, wie B. 1826 und 1882 , grofse, und nitdere Jahril mit atarken Sonmerre* gen, wie 182Ö, sehr kleine, und eben solche Jahre mit starken Winterregen» wie 1833, sehr grofse Differenzen.

Der Grand dieser neriiwürdigeii Encbeinung isf^* nach mehreren Physikern hjgrometrischen Zustand, der Atmosphäre zu suchen. Da nämlich die Kegenti opfen aus höheren und kälteren Schichten der Atmosphäre her- abfaUen^ so wird ider in den unteren Schichten ir-orhan«> dene Wasserdampf von ihnen grdfstentheils niederf^esehla* gen, wodurch sie sich bei iiirem Herabiallen forlwährcud ▼ergröfsem; je näher also die unteren Schichten dem Punkte der SSttignng sind, desto bedeutender nrafs die« ser Uuterschied sejn, daher ist er im Sommer kleiner als im Winter, weil iu dieser Jahreszeit die Luft feuch* ter ist als in jenier. Vergleicht man aber die Differen* sen mit den in der letzten Spalte angegebenen mittleren Hjgrüuicterständen, so wird diese Ansicht hierdurch nicht ganz bestätigt. £s zeigt sich zwar, dafs iu den vier Jah- reszeiten die gröfseren Differenzen den gröfseren Feuch«» tigkeitsgraden entsprechen, in. den einzelnen Monaten ist dieses aber nicht immer der Fall; so hat namc nüirli der April, weicher nach dem Hjgrometerstand der trockenste Monat istt keineswegs die geringste, sondern eine das Mittel fibersteigende, dagegen der September, wo die Luflfcuchtigkeit der mittleren nahe kommt, eine sehr kleine Differenz, und die Ab- und Zunahme der LuftfeuchUg* keit stimmt mit der Ab- und Zunahme der Differenz nur sehr wenig fiberein, Tielmehr entspricht letztere der Zu- und Abnahme der Temperatur, indem der kälteste Mo- nat

1) Hamilton, Philos, transact. 1765, p. 163; Kfimt?:, Mcicoiolog. 1. S. 418} Ära so, AtmaUs de chünie, JiXVll u. w.

^ yui.L o i.y Google

177

nat des Jahres, der Januar, die gröfste, uod dor wärm- ste Monat, der Juli, die kleinste Differenz hat, und selbst einer jeden langsameren oder schnellereu Zu- und Abnahme der Tettperafnr eine gleichmäCsige Ab- oder Zunahme der Differens entspricht Ueberhaupt steht die Differenz eines Monats immer im umgekehrten Verhältnifs zu sei- ner Temperatur, nur der October, welcher eine sehr grefse Differenz hat, aber bei seiner, das Mittel über« steigenden Temperatur eine unter der mittleren bleibende liaben sollte, macht eine Ausnahme, welche jedocii durch die in jenem Monat gewöhnlich herrschende neblige Wit- terang sich erklären iäfst. Femer wäre es, nach obiger Annahme, nicht wohl möglich, dafs die Regenmenge in beiden Höhen gleich grofs oder so?;ar im unteren Ge- ftfse Iklciner als im oberen werden könnte, was dennoch iMhrmals beobachtet wurde; so war z. B. im Februar 1830 und im September 1834 die Regenmenge vom gan- zei^ Monat in beiden Höben gleich grofs, und in selte- nen Fällen, namentlich bei schwachen Regen an wannen Sommerlagen, gab das untere Gefäfs eine geringere Re* genmenge als das obere, was nur durch theilvTcise Ver- dunstung der durch die trockne und warme Luft herab- fallenden Regentropfen erklärt werden kann. Hiei:aus ergiebt sich, dafs die Gröfse der Differenz der Regen* mengen in verschiedenen Höhen nicht allein von der Feuchtigkeit der Luft, sondern auch von der Verdun- stung abhängig ist ; weil aber diese beiden Einflüsse haupt« sächlich von der Temperatur der Luft abhängig sind, so ist es am zweckuiafsigstcn , die Regendifferenz ebenfalls als Ton der Temperatur abhängig zu betrachten. Zur Bestimmung dieser Abhängigkeit der Differenz der Re- genmenge in verschiedenen Höhen von der mittleren Tem- peratur sind aber die wirklichen Differenzen unbrauch- bar, weil dieselben, wegen der in den verschiedenen Mo- naten und Jahreszeiten ungleichen Regenmengen, nicht gleichmäfsig ia\- und abuehmeu, sondern wegen dea hau- PocgendoriT« Anoa). Bd. LX. 12

y i^L-o i.y Google

ügeren Vorkoiumens kleiner Ddiereniea in nasseren Mo- naten ofl gröfser sind als in trockneren; diher mtocn tn diesem Zweck die Differenzen auf gleiche Ref^enneD* gen reducirt werden, wie dieses in den obigen Tabellen geschehen ist Ich habe nun auf verschiedenen Wcfes ▼ersucht eine Formel aufzufinden^ nach welcher die Dif« ferenzen aus den mittleren Temperaturen berechnet wer- den kdnnen; und nach vielen Bemühungen ist es mir ge- lungen, diese schwierige Aufgabe vollständig zo lösen* Setzt man nämiicb:

Wo p die monatliche, P die jährliche Regeodiffercnz in Procenten, / die monatliche und Tdie )fthrliche mitt- lere Temperatur bedeutet, und bestimmt nach der Me- thode der kleinsten Quadrate die Werthe der unbestimin- ten Coefficienten a, b und c. so erhält man:

/»=1M4— 0,888ö4076x(^ 10,81 )

0,000521 1552 X{t 10,8 1 ) ^ +0,00312835059x(/~- 10,81 )^

Die beobachteten Werthe von p sind mit den nach die- ser i'ormel berechneten Werthen p* und ihren ÜDter- schieden in der folgenden Tabelle zusammengestellt ; den- selben habe ich noch zur Vergleichuug die mittleren Tem- peraturen und die Temperatordifferenzen (/-^ T) bei- gefügt.

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179

'8. Beobaelit«!« und berecbncte Bcf endifferenien.

Monat. 1 /.

1

0.

r

Ion ■9<^aB

Jauiiar

1 74 I,/4

—9,07

17,39

17,12

—0,27

r eoniar

/I in

—6,71

16,25

16,43

+0,18

Marz

—4,23

15,78

14,95

—0,83

Apnl

1U,U7

-'0,74

12,53

12,10

—0,43

Mai

-4-3,42

8,41

8,52

+0,11

•Yani

+6,50

6,88

6,50

—0,38

Jidi '

19 01

+8,20

4,92

5,84

+0,92

A naiief

18 7Q

+7,98

6,67

5,91

—0,76

September

15,63

+4,82

7,37

7,50

+0,13

October

11,47

+0,06

14,54

10,85

—3,69

November

6,93

—3,88

15,59

14,70

—0,89

Deceinber

3,84

o,97

I 0,^D

+0,8 1

' Winter

3,23

—7,58

l ö,39

16,78

+0,39

Frühling

10,29

—0,52

11,73

1 1,90

+0,17

Sommer

18^37

4-7,56

6,19

6.04

^0^15

Herbst

11,34

+0,53

12,36

10,97

—1,39

Jahr

10,81

0,00

11,44

11,44

0,00

Man bemerkt, dafs der Unterschied zwischen der beobnchtcteu und der berechneten Kegeudifferenz id al- len Monaten 9 mit Ausnahme des Oclobers» kleiner ist als 1 Procent; aber in diesem Monat ist er mehr als drei Mal gröfser, als in Jedem andern, sonst ist die Ueber- einstimmung der beobachteten und der berechneten Dif- ferenzes in der That auffallend, zumal wenn man be^ denkt, wie leidbt beim Messen einer Regenmenge yon lOO Millimetern ein Fehler von 1 Millimeter sich ein- schleichen kann. Die obige Formel kann auch dazu benutzt werden, das Maximum und Minimum der mittle» ren Temperatur, und das dazu gehörende Minfnram und Maximnm der Regendifferenz im Jahre aufzusuchen; man erhält nämlich durch Dilferentiirung derselben die Glei- chung:

0 = 0,8885 4 076 0,00 1 04 23104 (/ 1 0,8 1 ) + (M)093850518(/— 10,81 )' ; hieraus findet man:

12*

180

/ ^ ICI^l =0,0595dz9,7303,

folglich wird das Maxiiiium der Temperatur:

und das Minimutn derselben:

10,81— 9,67=1,14; hierzu gehören die Bef^endifferenzeo:

pzszbfi'd ; /!= 17,15. Diese berechneten Extreme der Temperatur stunmeii mit deucn, welche Bouvard *) aus 21)ähngen Beob- acbtuD^cu gefiindcu hat, bis auf l Grad überein ; sie fal- len anf den 1. August und den 13. Januar, die Extreme der Regendifferenzen erreichen aber nicht ganz die wirk« lieben.

Mach dieser Enlwicklung glaube ich auiicbmen zu dürfen, dafs ich durch die Auffindung der obigen For- mel das Gesetz deutlich bewiesen habe, nach welchen die Differenz der Kcgcnmen^e in verschiedenen Höhen von der midieren Temperatur der Luft abhäugig ist; nur uufs man nicht erwarten, dasselbe auf einzelne Fftlie anwenden können, indem alsdann andere Umstände von gröiserem F^influfs sind als die Temperatur. ^ Die Erklärung dieses Gesetzes hat, nach meiner Ansicht^ ebenfalls keine Schwierigkeit, wenn man berücksichtigt» dafs nicht allein der hjgroinelrische Zustand der Luft, sondern auch die Quantität der Verdunstung ^gi ein^r gewissen Jahreszeit von der mittleren Temperatur der- selben abhängig ist. Die herabfallenden Begentropfea kommen aus höheren, also kälteren Srhichlen der At- mosphäre, und werden daher einen Theii des in -der Luft enthaltenen Wasserdampfs niederschlagen, welcher desto grdfser sejn mufs, je näher die unteren Schichten der Atmosphäre dem Ptmkte der Sättigung sind, zugleich wird aber jedem^ Regentropfen ein gewisser Theii durch die Yerdan^tung entzogen, welcher desto grOlser sejn mufs, )e höher die Temperatur der Luft, und je weiter sie von

1 ) Mimoires de i'acadeaäe des ScUnee*^ T* FH p, 326.

18t

dem Puükte der Sl&Uigung enlCernt ist« Folglich wird iu der Loftecbicht, weiche sich zwischen zwei^ in verschie^ denen Höhen aufgestellten RegeDmaafsen befindet, die Regenmenge theiiweise durch weiteren Miederschlag ver- mehrty und theiiweise durch die Verdunslung vermiDdert Lelztercö fuidel hauptsSchüch nur im Anfang des Regens statty weil bald nach dem Anfang desselben die Luft mit Wasserdainpf beinahe gesättigt wird; dadurch wird der hjgrometrische Zustand der Luft während des Regens in allen Jahreszeiten sich ziemlich gleich, und es kommt nur darauf an, wie groCs die anftngliche Verdunstung der Regcnlrüpfeii ist, und nie lauge dieselbe durch die Tem- peratur der Luft unterhalten wird. In den meisten Fäl- len ist die Menge des von den Regentropfen niederge* schlagenen Wasserdauipfs überwiegend über die \ erdun- stung, daher auch das untere Gefäfs gewöhnlich eine grö- Csere Regenmenge enthält, als das obere; tuwetlen jedoch» besonders bei kurz dauernden Regen und warmer Luft tritt auch das umgekehrte Verhältnifs ein, es wird den Regentropfen durch die Verdunstung mehr Wasaer am- zogen, als sie durch weiteren Niederschlag erhalten, und alsdann ist die Regenmenge im unteren Gefäfs kleiner als im oberen.

Im Winter ist bei der niedrigen Temperatur die Ver- donstung ganz unbedeutend, und die Luft der Sättigung am nächsten» daher sind die Differenzen der Regenmenge hl di^er Jahreszeit am gr5fsten. Mit zunehmender Wärme in den ersten Monaten des Jahres wird die Verdunstung nur wenig gröfser und die Feuchtigkeit der Luft etwas geringer, daher nimmt die Regendifferent nur wenig ab; aber mit der schnell Steigenden Wiiruie im April und Mai wird die Luft viel trockner und die Verdunstung gröfser, daher nimmt die Differenz In diesen Monaten schnell ab. Vom Mai bis zum Juli wächst die Wärme langsamer, die Luft ist «war etwas feuchter als im April, aber die Verdunstung, wegen gröfserer Wärme, viel be*

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182

deutender, daher nimmt die Differenz bis zum Joli ab, wo sie ihr MioiiDuui erreicht Im August und Septem- ber wird die Loft wieder etwas kfihler und feitohter, und

somit die Verdunstung gerine;er, deswegen nimmt die Dif- fereui wieder aUmätig zu, im Octaber tritt die schnelle AbDahme der Temperatur ein, die Luft wird feuchter und die Verdunstung geringer, die Differenz uuifs daher schueil zunehmen; weil aber wegen der gröfsereu Wanne des Bodens nur wenig Wasserdampf der Luft ▼on den* selben entzogen werden kann, so wird iu der Nähe der ErdoberÜäche ein Theii des Wasserdampfs in der Lufl selbst niedergeschlagen, wodurch sich Nebel biUen» die Luft dem Punkte der Sättigung sehr nahe kommt, und das Verdunsten der Regentropfen gröfstentheiU verhifl" dert wird, daher ist die Differenz in diesem Monat Tiel gröfser, als sie nach seiner mittiercu Temperatur seyn soUle. Vom November bis zum Januar nimmt die Wärme laoag^am ab, die Verdunstung wird unbedeutend und die Luft fortwährend feuchter, daher nimmt die Differenz ' Iwgsam zu» bis sie im Jenuar ihr Maximum erreicht. i £in anderer intereesanter Gegenstand ergiebt sieb I ebenfalls noch aus den Begendifferenzen. Bemerkt man nämlich, dafs wenn im Jahre die Regenmenge in einer i Hohe von 28 Meter um 11,44 Proc. sich vemiindert, so > mufs m derjenigen Hohe, wo die Regenmenge um 100 * Procente ,sich vermindert hat, die Regenwolke selbst sich befinden. Man findet nun durch einfache BerechmiD( die mittlere Höhe der Regenwolken im ganzen Jahr =;244,8 Meter, im Januar aber, wo sie am kleinsten ist, slfil,0, und im Juli, wo sie am grOfsten ist, sM9,4 Meier.

Obgleidi die Abhängigkeit der Differenz der Regen- menge in Terscbiedenen Höhen von der mittleren Luft- ' tempetalor aus den Pariser Beobaditungen sich dentUch ergiebt, so kann hieraus doch nicht auf allgemeine Gül- tigkeit dieses Gesetzes geschlossen werden» indem das-

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183

selbe m «nderaa Gegenden dorch die versehiedeBe Teiii-

perafur und Feuchtigkeit der Luft, so wie durch das Vor- herrscheu der Sommer- oder Wioterregen bedeutend mo* difidrC werden könnte. Es scheint mir z. B. wfthrscbeiB« lieb, dafs in sehr feoehten Gegenden, wie in England aad Norwegen, der hjgrometridche Zustand der Luft ei« ncD grötseren Einfluds haben, ond daher die Differenz in aUen Jalureazeiten gröfser sejn wird als in Paris; witb* rend im Innern des Contineots die Verdunstung von grö^ facrem Einflofs sejn, nnd somit jenes Gesetz sich noch deatlicher zeigen wird. Aas diesem Grand ist es sehr ZQ wünschen, da(s auch in anderen Städten genaue Beob^ achtangea der Regenmenge in Terschiedenen, wo mdg» lidi mehreren Höhra über dei* ErdoberflSehe angestellt würden, damit dieser für die Meteorologie so wichtige Gegenstand einer aasgedehnteren Untersuchong unterwor'- fea werden kann.

4

Zweiter Abschnitt.

Ueber den Einflob des synodisehen Umlauft des Monds auf den Barometerstand, naeb 22jährigea Beobaebtnngen auf

der Sternwarte zu Paris,

Der EUnflufs des synodisehen Umiaafs des Mondes auf den Barometerstand wurde von mehreren Gelehrten Qßd von mir selbst aus Beobachtungen , welche in ver- schiedenen Städten angestellt sind, untersucht; aber die eriiaUenen Resultate sind noch keineswegs binreicbend» .

die GrOfse dieses Einflusses vollständig zo bestiouDen, daher jeder neue Beitrag für die Wissenschaft von Wich- ^gUit sejQ mufs.

Die folgende Untersuchung habe ich bauptsScblich ^ der Absicht vorgenommen, um den uiittleren Baro- ^ierstand für jede Mondspiiasf^ aufzufinden, und da« dsrch bei der Bestimmung der vom Monde bewirkten teesphärisdwn Ebbe und Fluth eine uoihige Carrection

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aasfübrea za könnfeu. Zu diesem Zweck babe ich den ZeiCraam, ivelclier etaen ejnodifldieii Umlauf bcfreift, wie frflber in acht Phasen einfetbeiUf so daCs jede derr

selbcu nach der schnelleren oder langsameren Bewegung des Mondes entweder drei oder vier Tage umfaist; weil aber nach dieser Einlheilungswebe die oben bemerkte Correction nicht gehörif^ ausgeführt Warden konnte, so babe ich noch eine weitere Eintheilung vorgenommen, ntolich jeder Phase nicht sowohl 3 oder vier ganze Tage, sondern genau so viele Beobacbtongeo lugelfaeilt, als ibr nach der jedesmaligen Geschwindigkeit der Bewegung des Mondes wirklich zukommen. Hierdurch erhält in einem Monaty weil täglich vier Beobachtungen angestellt sind» jede Phase Im Darcbsehnitt funbeho, bei der ErdnSIhe des Monds nur vierzehn, bei der Erdfern aber scchsz.ehu Beobachtungen. Die letztere Methode ist zweckmärsiger» weil dabei in einem Ungeren- Zeitraum einer jeden Phase gleich viele Beobachtungen zugethellt werden; sie hat aber den Uebektand, dafs gewöhnlich die Beobachtun- gen eines- Tages zwei verschiedenen Phasen zugetheilt werden müssen. Die Anzahl der jeder Phase zulom* menden Beobachtungen ist, wenn die Eintheilung nach der ersten Methode ausgeführt wird, etwas verschieden, und ich habe deswegen dieselben in folgender Tabelle zosammengesteilt. « ^

1. Anzahl der BeobachiuMgen.

V\ III (er.

Fi'iiIiliT)^';. 1

SoiTlIlK.'I'. 1

Flciltsl. j

Jahr.

um

ms 1

1U32

i

1. Oct.

964

968

1020

1004

3956

E. V.

988

1028

1032

1024

4072

2. Oct.

968

992

992

972

3924

V. M.

1032

1014

1 Ü20

1028

4124

3. Oct.

964

1020

972

918

3904

L. V.

1044

1032

1060

1020

4156

4. Oct«^

976 1

964

968

996.

Summe >

' 711144

1 8096

8U96

^ tms u

*

^ yui.L o i.y Google

185

Wird . die EmIheihiDg nach der zweiten Methode

ausgeführt, so erhalten alle Phasen gleich ylele Beobach- tuugcD, nämlich im Winter 99 J, im Frühling cmd Som- Iner 1012» im Herbst 1001 and im ganzen Jahr 4018.

Die folgende Tabelle enthStt die mittleren Barome- terstände einer jeden der acht Mondsphasen iu IViiUime- (ern Ober 750 für die vier Jahreszeiten and das ganze Jahr, tmd dabei noch in der letzten Spalte dieselben für das ganze Jahr, wenn nach der zweiten Eintheilungs- Weise jeder Phase gleich viele Beobachtungen zugetheilt werden.

2. Barometerstande bei den acht Mundspiiascn.

Pbase.

Wmler. |FrClinDg.

Sommer.

Hcrbtt. 1

Jahr I. 1 J«hr U.

6,392

6,290

6,174

M62

6,081

6,123

L Oct

6,813

5,657

5,884

4,471

5,696

5,603

E. V.

7,482

5,283

5,704

4,924

5,833

6.005

2. Oct.

7,341

4,408

6,:n3

5,298

5,833

5,836

V. M.

6,770

4,314

6,717

6,209

5,995

5,968

3. Oct.

6,823

4,896

6,408

5,363

5,862

5,945

L. V.

7,064

5,057

6,205

6,628

6,239

6,122

1. Ort.

7,442

5,2S9

5 815

5.969

5933

Mittel I 7,013 | 5,149 J 6,152 [ 5,466 | 5,941 | 5,941

Zuerst eigiebt sich, dafs die Schwankungen des Ba- rometers während des sjnqdischen Umlaufs des Monds im Ganzen wenig bedeutend sind, indem die Differenz zvrischen dem Maximum und dem Minimum im Herbst, wo sie am gröÜBtea ist, nicht mehr als 2,157 Millim. oder 0^6 Lin., im ganzen Jahre aber nur 0,543 Millim* oder 0,240 Lin. beträgt. Ferner zeigt sich, dafs die Maxima and Minima des Barometerstands in den vier Jahreszei* ten und dem ganzen Jahr auf aehr verachiedene Phasen (allen; noch auffallender ist dieses in den einzelnen Mo- Daten. .Zur Vergleichung stelle ich dieselben mit den Differenzen zwischen dem Maximnm und Minimom hier lusamraen.

Oigitized

188

Monat.

L_

iiium.

iVliUifiiuiiJ.

iD liier, to .

1

N.

4,245

Januar

2.

Oct.

Februar

1.

Oct.

V. M.

3 619

März

N.

M.

2. Oct.

5,521

April

F.

V.

L. V.

3,211

Mai

4.

Oct.

V. M.

3,113

Juui

N.

M.

1. Od.

2,064

Juli

3.

OcU

E. V.

2,864

AugU8t

V.

M.

N. M.

1,630

September

N.

M.

E. V.

2,165

October

L.

V.

E. V,

3,072

JNovemDer

t

Li.

IT

V.

1 . i^Ct.

Deceinber

I

L.

V.

o. yjcX.

W inf pr

W 1 1 J 1 ( , 1

F

V

FrübÜDg

N.

M.

V. M.

>

Sommer

V.

M.

E. V,

1,013

L.

V.

1. Ort.

•2,157

Jahr 1

V. 1

1. Oct.

0,543

Jahr n

N.

M. 1

1. Oct.

0,520

Das Maiimom

»Dt

also in den zwölf

Monaten drei

Mal auf den Neumond und das letzte Viertel, und ein Mai auf jede der übrigen sechs Phasen; das Minimum fällt aber drei Mal auf das erste Viertel, zwei Mal auf den Neumond, den ersten Octant und den Vollmond,

nnd ein Mal auf den zweiten und dritten Octant und

aaf das letzte Viertel. Dabei ist keine nach den Jah- reneiten wechselnde Ordnung zu erkennen, was der Be- hauptung von Flaugergues widerspricht, welcher an* nimmt, dafs der Eintlufs der Lunistitieu bedeutend sey, nnd beim nördlichen Lnnistitiam das Barometer höher stehe als beim endlichen. Hiemadi mOfste nSmHch im Winter das Maximum auf den Vollmond, das Minimum anf den Neumond, im Frühling jenes auf das erste, die- ses auf das letzte Viertel, im Sommer aaf den Nenmond und den Vollmond, und im Herbst aof das letzte und« das erste Viertel fallen. Diese Annahme wird aber nur

yui^L-o i.y Google

187

I

im Herbst einigermafsen bestätigt, wo das Maximum auf dit leiste Viertel und dm Mioknum auf den ersten Octan-* teil, also nahe an das erste Viertel fällt; in den übrigen

Jahreszeiten zet^t sich aber keine Bestätigung, und im Sommer trifft beinahe das Entgegengesetzte ein« - In ganzen Jahr filUt das Maximum auf das letzte Viertel, uiid das Minimum auf den ersten Octanten ; aber der Un- terschied ist so gering, dafs durch gleiche Vertheiiung der Beobachtungen auf die acht Phasen, wodurch der Ncuiüüud 86 und das letzte Viertel 138 Beobachtungen verlieren, das Maximum nicht mehr auf letztere Phase, sondern auf den Neumond fällt. Wenn man nun be- denkt, dafs unter 4104 Beobachtungen 86, also unter 100 iicobachtungeo 2 noch einen m^erklichen Einüufs aus* Öben, so läfst sich nicht erwarten, dafs Resultate, wet che einer Boobacbtungsreihe von weniger als dreifsi^ bis vierzig Jahren entnommen sind, ein bestimmtes tiesetx schon deutlich zeigen können«

Ferner bemerkt man in den wenigsten Jahreszeiten eine regelmäfsige Zu- und Abnahme des Barometerstan- des, Im Winter zeigt sich eine zweifache Periode; das Minimum fSlIt auf den Neumond, hierauf steigt das Ba- rometer bis zum ersten Viertel, wo das Maximum ein- tritt, worauf es wieder fällt, und im Vollmond ein zwei- tes kleineres Minimum erreicht ; alsdann steigt es bis zum vierten Octanten, wo ein zweites kleineres Maximum ein- tritt. Im Frühling zeigt sich eine regelmäfsige Zu- und Abnahme; von dem im Vollmond eintretenden Minimum steigt das Barometer allmäiig, erreicht im vierten Getan-, teu die mittlere Höhe, und im Neumond das Maximum^ and {ftllt hierauf fortwUhrend bis zum Vollmond. Im Sommer ist die Zunahmsperiode vom ersten Viertel bis zum Vollmond, wo das Maximnm eintritt, und die Ab- nahmsperiode bis zum vierten Octanten ziemlich regel- mäfsig, aber letztere wird im ISeumond durch ein Stei- gen des Barometers unterbrochen* Im Herbst findet nur

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' 188

TO« entea OetanteD ins «um Volimoiid ein re^mSfst*

ges Steigen statt, in der Zeit vom dritteu Octanten bis zum NeumoDd zeigen sich aber imregelmafsige Schnran- Lungen im BarometerstaDd. Im ganzen Jahr ist sowohl die Zunahmsperiode Tom ersten Octanten bis zum letz- ten Viertel durch ein Fallen des Barometers im dritten Octanten, als auch die Abnahmsperiode vom letzten Vier* tei bis zum ersten Octanten durch ein Steigen des Ba- rometers im Neumond unterbrochen.

Vergleicht man die hier gefundenen Resultate mit dcuen, welche ich schon früher aus den Karlsruher und Strafsburger Beobachtungen erhalten habe, so ergiebt sich wohl einige Uebereinstimmung, was am deutlichsten ans der folgenden Tabelle sich ersehen lafst, worin die uiitt- leren Barometerstände der acht Moodspbasen vom gan- zeo Jahre in Millimetern über 750 fQr Paris, Strabburg und Karl&i uhe zusammengestellt sind. .

4* Vergloichtmg 4er«B«roiDeter«t«ndc flev acbt tfnaiitr

pbaten.

Ph

ase.

I

Paris.

KM.

; 1. Oct.

E. V.

2. Oct. . -V. M. . 3. Oct. . L. V.

4. Oct.

6,081 5,696 5,833 5833 5,99;'! 5,862 6,239

Mittel, I 5,941

•Strasburg.

1,521 1,231 1,201 0,634 1,642 1,468 1,694 1,226

1,249

Karhruhc

4,212 4,369 3,282 2,590 3,363 3,882 4,717

3,855

Der höchste Barometerstand fällt in allen drei StSd-

ten auf das letzte Viertel, der tiefste aber in Paris schon auf den ersten, in Strafsbnrg und Karlsruhe erst auf den »weiten Octanten, auch tritt überall im vierten Octanten

ein Fallen des Barometers ein, welchem im Neumond oder ersten Octanten ein zweites kleineres Maximum folgt;

y i^L-o i.y Google

160

eben so wird daa Slmgen des Baronelcrs in E^vis imd

Slrafsburg im dritten Octanten durch ein zweites kleine- ' res Minimum unterbrochen.

Im AUgemeinen läbt sich hieraas Folgendes eDtaab- men: 1) Die Schwankungen des Barometers während des sjDodiscben Umlaufs des Mondes sind zwar gering, aber iaimer merklich, und nnter den vier Jahreszeiten hat der Sommer die geringsten Schwankangeo. 2) Während der Zeit des abnehmenden Mondes steht das Barometer mei- stens über, und während des zunehmenden Mondes mei* atens anter dem Mittel; das Maximam des Barometerstan* des fällt in das letzte Viertel , das Minimum aber tritt etwas Tör oder nach dem ersten Viertel ein, und die RegeimSfsigkeit der Ab- and Zunahme wird durch Schwan- lungen des Barometers unterbrochen, welche zur Zeit des Neumonds and wieder im dritten Octanten eintreten« 3) Im Sommer röckt die Periode des hohen Barometer- standes näher zum Vollmond, und die Periode, des tie- fen Barometerstandes näher zum Neumond* 4) Der EUn- flufs der Lunistitien auf die Schwankungen des Barome- ters ist unmerklich.

Ferner habe ich noch aufgesucht, wie viele Extreme des Barometerstands bei sämmtlichen Mondsphasen in den verschiedenen Jahreszeiten vorkommen. So oft nümlicli in einem Monat das Barometer über das mittlere Maii- mam stieg, oder unter das mittlere Minimum des Baro* mclerstandes des IMonats fiel, wird dieser der Monds- l^hase als ein Extrem im Maximum oder im Minimum zu- gezählt, die Summe beider giebt die Anzahl sämmtÜcher Extreme. Weil jedoch die Aii/nlil der Beobachtungen, reiche den versdu ( denen Jahreszeiten und Mondsphn^cn zugehören, ungleich ist, so habe ich sämmtliche Zahlen auf 10000 Jjeobachtnn^( II k (lucirf, so dals z. B. die niilt- lere Anzahl der Extreme im ganzen Jahr anhiebt, dafs unter 10000 Beobachtungen das Barometer 340 Mal den mittleren hüchsleii Stand übeisleigt, 227 Mal unter den

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19tt

nMlem tiefsten Stand ffiUt, and aleo aberlumpt o69

Extreme beobachtet werden. Diese Zahlen habe ich in der folgcudeu Tabelle zusammeogestelit , worin die mit Max*« Min« und Srnnme bezeidinelen Spaltifn angebeiii

Extreme dts

1

1 ^

^!nte

r.

Ff

' fi k 1 i n g.

Somm e

r.

1 Max.

Mio.

S.

Max.

Min. 1

S.

Max.

Mio.

S

N. M.

278

357

635

725

162

887

213

339

552

1. Oct.

477

374

851

455

196

651

147

147

294

E. V.

567

344

911

486

282

768

155

329

484

2. Oct.

393

1^6

589

III

343

454

151

141

292

V. M.

407

349

756

58

172

230

539

88

627

3. Oct.

405

145

550

118

245

363

340

288

628

L. V.

556

354

910

368

116

484

132

113

245

4. Oct

481

164

645

415

166

581

248

124

372

Mute!

446 1 285 [ 731

342 1 210

552

241 1 196

437

.ZaersI bemerkt man, dafs das Barometer häufiger Aber das mittlere Maximum steigt, als unter das mittlere

Minimum fällt. Der Grund davon crgiebt sich leicht bei der Betrachtung der monatlichen Resultate des Barome- ters (b. Tabelle 2 des ersten Abschnitts); es liegt näm- lich in jedem Monat das IMaxionnn dem mittleren Sland nm mehrere Millimeter näher als das MiDimum, wefswe- gen das Barometer auch häufiger über das Maximum steigt, als unter das Minimum fdllt; dagegen erreicht das Baro- meter nur selten einen sehr hohen (über 773 Millimet betragenden, also das Mittel um 17 Millimet. Qberlref- fenden) Stand, während es häufiger einen sehr tiefen (weniger als 732 Millimet., also 24 Millimet unter dem mittleren betragenden ) Stand erreicht. Zugleich ergiebt sich, dafs die Extreme im Winter am häufigsten, im Som- mer am seltensten sind, im Frühling und Herbst ist die Anxahl derselben beinahe gleidi, aber etwas geringer als die mittlere des ganzen Jahres.

Betrachtet man die Anzahl der Extreme bei den ver-

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191

wie oft fiitreme des Maxinuoi^ dea Miniiiiimis und wie liel Eitreme Oberbaopt in jeder Jahresteit bei jeder Phase TörkommeQ.

Btromctcrilandcti

Max.

H er b tt.

Min. 1 Snramc.

M.1T.

Ja b r.

Mm.

Summe.

207

98

305

358

239

597

349

229

578

354

235

589

351

225

576

388

295

683

411

206

617

265

222

487

282

195

477

320

201

521

116

496

612

243

292

535 .

549

108

657

399

173

572

411

191

602

389

161

550

335

218

553

340 J 227

567

schiedeneu Mondsphasen, so zeigt sich, dafs die grdfste Anzahl im Winter auf das erste -Viertel^ im Frühling auf ' den Neumond, im Sommer auf den dritten Octanten und im Herbst auf das letzte Viertel , also beinahe imoier auf diejenige Phase fällt, welche den höchsten Barometer* stand hat; im ganzen Jahr ist dieses aber nicht der Fall, indem das erste Viertel, wo das Ijarometer wieder zu steigen anfängt, die gröfste Anzahl bat. Die kleinste Au> zahl f^llt im Winter auf den dritten Octanten, im Früh* Bng auf den Vollmond, im Sommer aaf das letzte Vier- tel, im Herbst auf den Neumond und im ganzen Jahr auf den zweiten Octanten; und hierbei bemerkt man kein regelmSfsiges Znsammentreffen mit einem hohen oder ei- nem tiefen Barometerstand. Im Allgemeinen Iftfst sich aus diesen Resuhaten auf nichts Bestimmtes schlfefsen, )edoch scheint es, dafs die £xtreme während der Periode zwischen dem letzten und ersten Viertel , wo das Baro- meter fällt, am häufigsten vorkommen, und ungefähr zur ZfCit des tiefsten Barometerstandes ihr Maximum erreichen.

in

dafs sie aber, sobald das Barometer wieder nnftu^t m

steigen , bedeutend seltener werden. Die gröfste Anzahl der Extreme im Maximum fällt auf das letzte Viertel, abo auf die Zeit des höchsten Barometerstandes, and die gröistc Anzahl der Extreme des Minimums auf das erste Viertel, mitbin sogleich nach dem tiefit^ten Barometerstand; aber auch die Extreme im Maximum sind zu dieser Zeit sehr häufig. Die Ab - und Zunahme der Zahlen zeigt aber in den einzelnen Jahreszeiten wie im ganzen Jahr nur wenig RegelmSfsigkeit, so dafs man hieraus keinen be- stimmten Zusammenhang zwischen den Mondsphaseu und .der Häufigkeit der Extreme im Barometerstand erkennen kann.

Zum Schlüsse dieses Abschnitts erlaube ich mir noch ZU bemerken, dafs der Einilufs des sj^nodischen Umlaufs des Mondes auf den Barometerstand mir desto zweifel- hafter zu werden scheint, )e mehr ich die aus verschie- denen Beobachtungen erhaltenen i^esultate mit einander vergleiche; jedoch vermuthe ich, dafs das Klima derjeni- gen Stciflte, wovon Beobachtun°;cn zu solclien Untcrsu- ! chungen benutzt wurden, einen nicht unbedeutenden £iu- flufs hierauf ausüben könnte. So ist es mir wahrschein- I lieh, dafs iu südlichen Gegenden der Einflufs der Luni- stitien merklicher seyn dürfte als in nördlichen, und dafs I . ferner die Periode des hohen Barometerstandes, welche i nach den Pariser und Strafsburger Beobachtuugen im i Sommer dem Yolluiond, im Winter dem letzten Viertel > näher rückt, im südlichen Europa vielleicht ganz auf die Zeit des Vollmonds, und im nördlichen mehr auf die i Zeit des Neumonds fallen küunte. Da nun Paris, Genf, ' Strafsburg I Karlsruhe u. s. w. mehr in der Mitte Euro- * pa's und nahe an der Gränze <ler verschiedenen, dem > Korden und dem Süden eigenthümliclicn Klimate liegen, ' so könnten die in jenen Städten angestellten Beobacb- > tongen, welche hauptsächlich zu solchen Untersuchungen ' gedient haben, weniger dazu geeignet seyn, Resultate zu i

lie-

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lirfnfOy aus wclcben tm Gesetz sich deadicb erkennen

läfst, als andere mehr im südlichen und eben so ii.i iiüid- licbeu Europa angestellte BeobacbtuDgen. Ich liabe mir «war vorgenommen im nächsten Jahre den Einflufs des synodisehen und anomaltstischen Umlaufs des Mondes auf den Barometerstand und die Witterung nochtiiais aus den Karlsruber ßeobachtungca zu bestimmen , aber es ist sehr zu wilnsdien, dab noch mehrere Physiker» wel- chen BeobachtongeD aus . dem sfidlichen oder nördlichen Europa zu Gebote stehen, diesen wichtigen Gegensiand untersuchen möchten« .

Dritter Abschnitt.

Bestiromong der Tom Monde enceugten atmosphärischen Ebbe

DTid FIulli, Dach 22jäki-igca zu Paris augestellten Beob- acbiuugen.

Um den Gegenstand und den Zweck dieser Unter- sochuDg gehörig auffassen zu können» wird es nicht Qber*

flössi^ seyn, die Erscheinungen der Ebbe und Flulb des' ^^ eltmeers und der Atmosphäre zuvor etwas uäher zu betrachten.

Es ist bekannt, dafs das Wasser im WeUme<>r zwei

Mal täglich regeltnäfsig steigt und fällt, so dafs auf einen höchsten Wasserstand die Fluth, nach etwa 6 Stunden ein tiefster Wasserstand^ die Ebbe folgt, worauf das Wasser wieder zu steigen anfängt, bis 'nach weiteren sechs Stun- dcu eine zweite Flulh eintritt, welcher nach Verflufs von demselben Zeitraum eine zweite Ebbe folgt. Dieses pe- liodisch wiederkehrende Steigen und Falten des Wassers wird durch die Anziehungskraft des Mondes und der Sonne hervorgebracht, und entsteht süiiiit durch die Ver- einigung zweier partiellen Finthen, wovon die eine be- deutendere vom Mond, die andere schwächere von üer Sonne erzeugt wird. Im Allgemeinen tritt die erste Fluth zur Zeit des Durchgangs des Mondes durch deu oberen, PofgcodorfT« AfinaL Bd LX. 13

I

194

und die zweite zur Zeit des Diirrh^aiiiis desselben durch deo uDtcreu Meridian em, während die ersle Ebbe iDit dem Aufgang y die zweite aber mit i4m Untergaog det Mondes nabe lasamnienfrifft. Weil nun der Mond an jedem folgenden Tag um ungefähr 50 Minuten »pSter dorch den Meridian geht, se verapHtet sich auch die Ebbe und Fhitb tSglich um eben a& ▼tele Zeit, wodatcfa die* selben Erschciuuugen erst nach emem halben Monat wie- der zu denselben Tageszeiten eintreten. Die Einwir- kung der Sonne, durch deren Anziehungskraft eise täg- lich zwei Mal zu denselben Stunden wiederkebvende Ebbe und Fluth erzeugt werden mufs, wird hauptsSchlich nur dadurch merklich, dafs zar Zeit der Sjzjzien, wo die Culminationen des Mondes und der Sonne zu gleicher Zeit erfolgen, die Ebbe und Fluth bedeutender ist, als zur Zeit der Quadraturen, wo die vom Monde hervor- gebrachte Fluth mit der von der Sonne bewirkten Ebbe, und eben so die toui Monde eraengte Ebbe mit der von der Sonne hervorgebrachten Fluth zusammentrifft, und somit die Einwirkung des Mondes durch die Einwirkung der Sonne geschwächt wird. .Ferner zeigt sich noch eine Ungleichheit in den Finthen, je nachdem der Mond in der ErdDalic oder in der Erdferne sich betlndet, indem unter sonst gleichen Umständen die Fluthcn zur Zeit der Erdnähe höher sind, als zur Zeit der Erdfeme.

Die atmosphärische Ebbe und Fluth wird, naeh La Place eben so wie die des Weltmeers dorch die ▼ereiaigte Einwirkung der Sonne und des Mündts ber* wgebraeht, und beide sind denselben Gesetzes noftefw würfen. Mithin entsteht die atmosphärische FintK glelcb» falls durch die Vereinigung zweier partieller Finthen, von denen die eine von der Anziehungskraft der Sonne, die andere von der Anziehungskraft des Moides erzeugt mrd. Die. Periode der atmosphärischen Sonnenfluth ist ein hal-

1) AmuUes de chimie ei physique^ T, XXIF" p,lA\\ dwaus m Foffett^orlPf ADnaleo, Bd. XIII S. 187.

y i^ -o i.y Google

hw SoDUCBtag, wi «kie Periode der Mondafiuth eia hal- ber Mondstag, und dabei mufs die Einwirkung des Mon- des ebeoialls viel bedeutender seju, als die Eiowirkujog der SwDe. Weil aber hierdurch die Hühe der Atmos- phSre in regelndfaigeu Perioden abwechselnd vermehrt und vermindert wird, und der Baromclerslaud vom Luft- drack abhängig ist, so läfst sich vennutken, dafa das Ba- rometer vor Zeit der Floth hoher stehen werde, als zur Zeit der Ebbe; wogegen jedoch ciugevveudet werden kann, dafs wöbreod der Fluth durch die Auziehungskraft d^s Mondes die Aniiehungskraft, welche die Erde auf die Lufttheilcbeu ai^sUb^ d. h. das Gewicht der letzteren, ver- windiBrl; werde, ond deswegen die atmosphörische EU>be ond Fluth kein periodisches Steigen ond Fallen des Ba- rometers hervorbringen könne. Weil jedoch die atmos- pbiriacbe Flnth nicht allein durch die directc Wirkuipif; dar Sonne und des Mondes, sondern auch dori;h die pe- riodische Hebung und Seokung des Weltmeers, ah der beweglichen Basis der Atmosphäre, verursacht wird, und dieses, nach La Place, als Hauptursache der atmosphä- rischen Fluth angesehen werden mufs, so ist es iniiiicr- biü am wahrscheinlichsten, dais dieselbe regelmäfsige Schwaokangen des Barometers erzeugen wird.

Aus vielen, an verschiedenen Orlen augeslclltcn IJeub- aciitungen hat sich ergeben, dafs das Barometer täglich %u denselben Stunden wiederkehrend regeimäCsige Schwan- kungen zeigt, und in jedem Tag zwei Mal ein liüclister imd eben so zwei Mai ^in tiefster Barometerstand ein* tiitt Die Stunden, in welchen diese Extreme eintreten, smd aQ vcrscLiedpncü Orlen ziemlich gleich, und es fal- len im Durchschnitt die beiden Maxima des Baroipetpr- standee auf 10^ Morgens ond 10^ Abends; dagegen die beiden Minima auf 4* Morgens und 4^ Abends. Diese Schwankungen .sind innerhalb der Wendekreise am be- deutendsten, in höheren Breiten geringer. Der Unter- schied zwischen dem Maximum um 9** Morgens und dem

13*

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Mteimmn um 9^ Abends betrügt in Paris , naeb meideii

iin ersten Abschnitt mitgclheiften BesnUaCen , 0,775 Mil- limeter; weil aber diese Beobachtuugsstuudeu mit den eigentlichen Wendestunden, wo das wirkliche Maxfmuin und Minimum eintritt, n^cht ganz znsanmientreffen, so mufs der wirkliche Unterschied noch etwas ^röfser sejD, und kann un|;efähr 0,800 Millimeter betragen.

Die Ursache dieser täglichen Schwänkongen ist noch Dicht vollständif^ bekannt. Mehrere Physiker haben sie aus einer durch die vereinigte Anziehungskraft der Sonne und des Mondes erzeugten atmosphärischen Ebbe uod Fluth hergeleitet, welche Erkl&rung aber schon deshalb verwerflich ist, weil die Extreme immer auf dieselben Stunden fallen, also von der zu verschiedenen Tages- stunden eintreffenden Culmination des Mondes unabhAi* gig sind. WahrscheinKcber ist es, dafs diese Erschei- nung von der Anziehungskraft der Sonne aUeiu verur- sacht werde; da aber, nach der Berechnung Tön La Place, die Anziehungskraft der Sonne viel zu gering ist, um Schwankungen von der bcübac hteten Gröfse liervor- zubringen, so wurde von den meisten Physikern nnge- Bommen, dafs die von den Sonnenstrahlen auf der Erde erzeugte Wärme, welche im Allgemeinen von der Höhe der Sonne über dem Horizont abhängt, die Grundursa- che dieser regelmäisigen Schwankungen des Barometers sej, wobei aber nicht unberOcksichtigt bleiben darf, dais nach dieser Hyputhesc die beiden Extreuie, welche in der JNacht eintreten, nicht wohl erklärt werden können, "weil der Gang der Temperatur innerhalb 24 Stunden leineswegs eine doppelte, sondern nur eine einfache Pe- riode der Zu- und Abnahme zeigt.

Nimmt man nun an, diese regelmässigen täglichen Sdiwankungen des Barometers wQrden der letzte- ren oder einer andern unbekannten Ursache hervorge-' bracht, so werden die von der atmosphärischen Sonnen- fluch verursachten Schwankongen des Barometers, welche

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I I

197

an jedem Tag; zu deuseibea Stunden wiederkehren, mit feuGü regehuäCsi^en Scbwankungen, welche sie loodiiici- reo, tosammetifalleo, ond man kann sie daher aus den Bedbaehfungen des Barometers nicht erkennen. Dicfs ist aber nicht der- Fall bei den vou der atmoq[>hänschen Moiidsflutb erzeugten SehwapkoDgen des Barometers, denn diese ridfeo skh nach den Mondsstanden, und treten erst nach Verlauf eines halben Monats wieder zu den- selben Tageszeit/ea ein. Hiernach ist es zur Bestimmung der Mondafluth am sweckmätsigsten, die gegebenen Ba* iometerbeo1>achtungen von halbem zu halbem Monat zu vergleichen, damit immer diejenigen Mondspbasen, bei weichen die Fiuih auf dieselben Tageszeiten fä^t, mit tbander verbunden werden.

Um jedoch eine so kleine GröTse, wie die Monds- Dutb, unter den grotseu unregelmäfsigen Schwankungen des Barometers erkennen zu können » bedarf man einer, sehr grofsen Anzahl von Beobachtungen. La Place hat zur Bestimmung derselben von den auf der Stern- warte zu Paris angestellten Beobachtungen eine Beihe von abht Jakren benutzt, welche (weil die vierte, Abends ' 9 Uhr angeslelüe Beobachtung nicht aufgcnommeu wurde) eine Anzahl von 4752 Beobachtungen enthalten. Es er- giabt sich aus der Untersuchung dieses berühmten Ge^ lehrten, dafs die Gröfse der Mondsfluth nicht mehr als 0,0556 Millimeter beträgt, und das Maximum des Abends am Tage der Sjzjzien auf 3^20' fällt; La Place selbst bemerkt aber, dafs man, um die atmosphärische Monds» fiulh mit Genauigkeit zu bestimmen, wenigstens 4UÜ00 Beobachtungen anwenden müfste. Ferner hat Bou-

vard nach der von La Place angegebenen For- «

1) Memoires de ^acadimie royale des Sciences, T. VU p»^l; Ueraus in Poggendorfrs Aooalen, Bd. XIU 137.

t) Meeani^ue cdiesUt T, p,231t und Connfu^sa^cc dßs iemi, 1626.

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inel zur Berechnang der Wirkung des Mondes auf die Atmosplittr^, üe GröCse <kr aiiiios|>hamdien Moudsüutk fen^dMiet, ttnd biereii voo den Pariser BeobachtoDgeo eine Kcihe von zwölf Jahren, welche B940 BeobachtuQ- ' gen enthalten, angewandt, um die mittleren Barometw- MSode bei den Sjzjzlen und Quadraturen zn beatlmneD, I>le Berechnufk^ ^lebt die Cröfse der Fluth :tsO,017C3 Millimeter, und die Zeit des Maximums am Tage der Syzyneti 2^ 8' Abends; woraus Boavard sohliefst, dafia itian für dto Breite von Paris den Elnllars des Mondes auf die AlmosphUre als unmerklich ansehen könne. Diese Angaben sind übrigens keineswegs hinreichend, um das Dasejii und die Gröfse einer alvios|4ari8cben Monds- flutb gehörig nachzuweisen, indem di« Anzahl derBeob^ achtungen, welche jene Gelehrten zu ihren Berechnun- gen verwendet haben, zur Entfernung zufäliigor Einflfisse viel zu gering ist. Die Wichtigkeit dieser Aufgabe hat mich deswegen veranlafsf, die Gröfse der atmosphä- rischen Mondsiiuth aus einer möglichst grofsen Anzahl Ton Beobachtungen zu bestimmen, wozu ich einen Zeil- raum You zweiundzwanzlg Jahren, welcher 8M6 Tage und 32144 Beobachtungen umfalst, aus den zu Paris an- gestellten Beobachtungen ausgewählt habe ^ )• Da hier* fiber schon öben das Nöthige mitgetbeilt ist, bleibt nur noch übrig zn zeigen, auf welche Weise ich die Beob- achtungen combinirt und die nöthigen Correctionen ans- geführt habe. Den Zeitranm eines syno^chen Um- laufs des Mundes habe ich in aeht Phasen, wovon fede im Durchschnitt 3-| Tage oder fünfzehn Beobachtungen umfafst, und den Zeitraum zwischen zwei oberen CuU minatlonen des Mondes tu 24 Mondsstunden eingelheiltp von welchen jede etwa 62 Minuten Soauenzeit beträgt;

1) Es -war meine Absicht, wenigstens 40(tOO Beobachtungen antuwen» den, aber die von dem Jahr 1819 io dena Journal de physiquc enthaltenen sind unbrauchbar, weit »ie. nur die tägUchea SxtrtfDC de* Baromeurauods aogebea.

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«

10»

(Ke beiden Stuiiflen, in welchen der Mond den oberen uud den uotereii Meridian pa&sirt| sind mit und 12'' bezekbnci. Die MondsstuDde, mlcber dna der vier täglichen Keobacb(ungBs(nadeu zugehört, habe ich }ede»- mal aus den astronomischeu Jalirbüchern genau bestimmt. £8 erhält jede Mondsstuude in} DurchscbDitt 1339 Beob* aebtongen, aber die Anzahl derselben Ist auf die ver* scbiedeueu Stunden «n«^!eirh verlheilt, die gröfste Anzühl, welche eine Stunde enthält, beträgt 1377, die kleinste 1302 Beobachtnogen; /ganz gleich würde die Anzahl der« selben nur alsdann werden , wenn die Beobachtungen einen Zeitraum umfassen würden, wo die verschiedenen Mondspliasen wieder an denselben Tagen dnd Stuaden eintreten. Von einer )eden der vier täglichen Beobach- tnngsstunden, und eben so von Jeder der acht Phasen, komoien auf eiue jede Mondsstunde im Mittel 335 Beob- aehCttOg^n^ aber auch hier ist die Anzahl in den einzelnen Stunden verschieden, indem einige 362, andere war 310 Beobachtungen aus der nämlichen Tagesstuude enthalten. Ferner ^ebt jede BeobachtJingsstunde in einer )eden Phase drei Mondsslonden; weil nämlich die Phase drei bis vier - Tage enthält, und der Durchgang des Moüds durch den Meridian sich beinahe tun eine Stunde Uiglich verspätet,« so wird die Beobachtung ans einer gewissen Tagesatimde am Tage vor der Phase einer späteren, und am Tage nach derselben einer früheren Stunde zugehören, als am Tage der Phase selbst. So giebt z. B. die Beobachtungs- stonde um 12^ Mittags am Tage vor dem Neumond l^ am Tage des Neumonds 0^, und am Tage nach dem Neu- mond 23^. Da nun vier tägliche Beobachtungen gege- ben sind, so erhält jede Phase nur 12 Mondsstanden^ und die 12 anderen bleiben leer; wären aber, anfser den vier obigen, noch vier weitere Beobachtungen um Abends, 12^ NachU, 3^ Morgens und 6^ Morgens ge- geben, so würden in jeder Phase alle 24 Stunden vor- kommen. Die VertheiluDg säinoUlicher Beobachtungen auf die verschiedenen Phasen und Moi^dsstunden ist aus

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folgeuder Tabelle ersichtlich, worin die iu den iSpalteii oeben einander stehenden drei Zahlen die Mondsstandea am Tage vor der Phase, am Tage derselben und am Tage nach derselben bedeuten, welche von der obeo siehenden Beobachtnngsstande der Phase znkomnien.

1. Vertheiloog der Beobacbtaof en.

Phase.

9i> Morgens. | 12^ Mittags. |

3^ Abeods.

9^ Abends.

IS. M.

22 21 20

1 0 23

4 3 2

10 9 8

1. Oct.

19 18 17

22 21 20

1 0 23

7 6 5

E. V,

16 15 14

19 18 17

22 21 20

4 3 3

2. Oct.

13 12 11

16 15 14

19 18 17

1 023

V. M.

10 9 8

13 12 11

16 15 14

22 21 20

3. Oct.

7 6 5

10 9 8

13 12 11

19 18 17

L. V.

4 3 2

7 6 5

10 9 8

16 15 14

4. Oct.

l U 23

4 3 2

7 6 5

13 12 11

Ffir |ede der 24 Mondsstunden habe ich den* mitt* leren Barometerstand aufgesucht, und zwar sowohl flir die vier Jahreszeiten und das ganze Jahr, als auch für die acht Mondsphasen. Die unmittelbar aus den Beob* achtungen erhaltenen mittleren Barometerstände bedOr- fen aber noch folgender Correctionen:

1 ) Weil die Anzahl der Beobachtungen, welche eiae Mondsstunde aus den vier Tagesstunden erhält, mehr oder weniger ungleich, und der Barometerstand an den letz- teren, wegen der täglichen regelmäfsigen Schwankungea, theils über, theils unter dem Mittel Ist, so müssen diese Schwankungen entfernt und also sämmtliche Barometer- stände auf den mittleren reducirt werden. Es sind aber die Unterschiede des Barometerstands der vier Tages- stunden von dem mittleren:

9^ Morgens +0,3453 Millimeter / 12^ Mittags +0,0680

3»» Abends —0,4289 -

9^ . +0,0157 Daher habe ich von den Barometerständen, welche von

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9^ Metfgetis, 1^ and 9^ Abeads TorkoniiBea, 0,3453,

0,0680 und 0,0157 abgezählt, dagegen den Barometer- slandeu, weiche aus 3^ Ab. auf eine Mondsstuade faiiea, 0,4289 «ogezählt« Diese Correction moiste, um den Eki- flurs jener Schwankungen zn entfernen, flberall ausge- fÖhrt werden; sie verändert jedoch den mittleren Baro- meterstand, welcher für eine Mondsstuude aas allen Pha- sen vom ganzen Jahr gefunden Ist, höchstens am 0,00i Millimeter; dagegen beträgt sie eben so viel als die obi- gen Zahlen angeben, wenn die mittleren Barometers lande der Mondsstunden für die einzelnen Phasen bestimmt werden, weil alsdann eine Mondsstunde immer nur aus Einer Tagesstunde Beobachtungen enthält.

2) Weil eine jede Mondsstuude nicht aus allen, sondern nur aus vier Phasen Beobachtungen erhält, und die mittleren Barometerstände der einzelnen Phasen um 0,52 Millimeter von einander verschieden sind, so ist es gleiebfails nothwendig, die mittleren Barometerstände nach den Phasen zu corrigtren. Indem z. B, 0^ niir beim Neu- mond, ersten, zweiten und vierten Octanten vorkommt, und die Barometerstände dieser Phasen um 4*0,182, «0,338, —0,105 und —0,008 von dem mittleren Stand abweichen, so wurde von den Bai^meterständen, welche vom Neu- mond auf 0^ fallen, 0,182 Millimet. abgezählt, und den- fibrigen, welche von den obigen drei Octanten eintreten, fe nach der Phase 0,338, 0,105 und 0,006 zugezählt, und dadurch der Barometerstand dieser Stunde im Ganzen um 0,063 Milltm. erhöht. Durch diese Correction soll der £inflnfs derjenigen Barometersdiwankungen, weldie vom synodischen Umlauf des Mond« herrtthren, entfernt wer- den; da jedoch die Gröfse derselben noch nicht gehörig bestimmt ist, so könnte diese Correction als überflüssig erscheinen, ' daher habe ich sie audi nur da ausgeführt, wo ein solcher Einflufs von Bedeutung se^n konnte, näm- lich bei der Bestimmung der mittleren Barometerstände der MondsBtnnden, wenn dieselben ans vier Phasen» nicht

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aber wenn 6i# aus deu eiozeIn«ii Phaseo berecluMl ffur- dk». Id feBon Kall wird der nach im TagMtiuideii

omrrigirCe Barometerstand darch diese zweite Correction um, h<>cbstens 0,1 Milliiscter erhöbt oder erniedrig.

In der folgcNaden TabeUe habe idi die nktkren B»* mMteratlliide der 24 MopdealiiiideD in MilUnietem Aber

750 für die vier Jahreszeiten und das ganze Jahr zusam- neDgestelit; sie sind sämmtlich nach den Tagesstunden md in der letsten Spalte «leh «igleioh nach den Uonda- pbasea corrigirt

2. Barometerstäade der einzelnen blanden.

Stande.

Winter.

Frühlinf . j Sorooter.

Herbst.

Jahr 1.

1 Jakir 11.

ü

5,490

5,877

5,290

D,o7o

1

1

1^611

5,420

5,980

D,triO

c%

A

n £\t\ J

5,482

6,104

5,95o

D,8;>4

Q tl

U,ClCJ«>

5529

5 740

0,U4&

d,2#4a

4

7,477

5,558

5,943

5,724

6,181

6.080

5

6,919

5,303

5,941

5,324

5,870

5,909

6

7,104

5,160

6,028

5,272

5,914

5,955

7

6,742

4,893

6,357

5,385

5,850

5,892

8

6,498

5,329

6,228

6,182

6,060

5,969

9

6,707

5,163

6,430

5,968

6,067

5,96»

10

6,689

4,975

6,450

5,792

5,971

5,87;i

11

7,148

5,016

6,361

5,640

6,030

6,052

7,034

4,510

6,360

5,234

5,740

5,760

13

7,262

4,414

6,452

6,005

6,033

6,054

14

6,999

4,878

6,354

5,888

6,006

5,965

15

7,451

4,749

6,156

5,661

6,001

5,959

16

6,946

4,820

6,096

D, ^ / 3

5,920

5,877

17

7,309

4,981

6,169

5,012

5,861

5,960

18

7446

5,461

6,134

4,879

5,997

6,085

19

6,914

4,912

5,997

5,094

5,722

6,820

ao

6,803

5,065

6,263

5,014

5,792

5,814

ai

6,740

5,694

5,964

5,586

5,993

6,0Ü5

22

7,018

5,402

5,994

5,248

5,910

5,929

2a

6,817

5,40,1

6,316

4,989

5,869

5,941

AUllei I 7^13 I M49 | 6^102 \ 5,466 \ ^1 { 6;941

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203

Es ergiebt sich hieraus Folgendes : der bOchste Ba- rometerstand fällt im ganzen Jahr auf 4^ (abo 4 Stull» den nach der oberen Culmination des MoBdee), ond der liefsle auf 19** (7 Stunden nach der unteren Culmination); aber es läfst sich weder eine einfachei noch eine dop- peke Period« des Steigene ond Fallen deotlich erken- neu. Von 23^ bis 4** steigt das Barometer regelmäfsig fort; nach dem Maximum aber folgen drei tiefe Baroaie» tersttade» worauf von 8^ bis 16^^ mit AnsMlime tos

12', wo ein sehr liefer Stand eintritt, das Barometer fortwährend über dem Mittel steht, und auch die darauf folgend« von 16** bis 23' dauernde P«rioda des tiefen Barometerstandes wird mehrmals unterbrochen. Mithin zeigt sich keine regelmSfsige atmosphärische Ebbe und Floth; es mOfste aimlich innerhalb der ersten 12 Ston^ den ein Maximum und 6 Standen später ein Minimum des Barometerstandes eintreten, worauf 12 Stunden spä- ter ein Kweites Maximom und ein xweites Mininmn iol- gen w6rden. Wenn also das Maximum um 4'» wdches der von La Place für die Fluth gefundenen Stunde entr spricht) als die erste Floth betrachtet wird» so mOisCe anf 10' eine Ebbe mk niederem, auf 16' eine «weite Floth mit hohem y und auf 22^ eine zweite Ebbe mit niederem Baroaseterstand eintreten; da¥on ist aber nidits tm be- merken , das Barometer steht um 10' etwas Uber, um 16^ und 22' etwas unter dem Mittel, ein zweites Maxi- mum ist gar nicht vorhanden, und ein zweites Minimoni fUil auf 12'« In der letxten Spalte^ wo die Barometer- stände anch nach den Mondsphasen coirigirt sind, fällt das Maximum auf 18', das Minimum auf 12', weidien beiden ein zweites Minimum in 0' und ein zweites Maxi- mum in 6^ entsprechen sollte; von ersterem ist aber nichts zu bemerken y ond letzteres, fallt schon auf 4'. Ferner zeigt sich ebenfalb kein periodisches, sondern mehr mn abwechselndes Steigen und Fallen des Barometers, ßo dafs auf einen oder zwei hohe wieder eben so viele ti^fe Bare-

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204

ineterstände folgen. Diese Unregclmäfeigkeit der Schwau- koogen xeigl sich auch mehr oder weniger in dea ein- leinen Jafaresseitett. Im Winter tMt das Maximum auf 4^ uu(] das Minimum schon auf 8*^, aber auch in 10^ steht das Barometer so tief, dafs man es als die auf 4^ folgende Ebbe betrachten kann; ein iweites Maximun flllt auf Id"* und ein zweites Minimum auf 21**. Diese Standen würden zwar einigermafsen einer regelmätsigen Folge won Ebbe und Floth entsprechen , aber in dea Zwischenzeiten ist das Steigen und Fallen des Barome- ters ganz unregeiuialsig. Im Frühling fällt das Maxi- mum auf 31^ und das Minimum auf 13^ ^ ein kleineres Maximum fällt auf 4** und ein kleineres Minimum auf 7^1 aber das Barometer steht in den 10 Stunden von 2L^ bis '6^ fortwährend über, und in den übrigen 14 Stun- den meistens unter dem Mittel, so dafs eher eine ejüfa- che als eine doppelte Periode zu erkennen ist. Iia Sommer tritt das Maximum in 13** und das Minimum in 3^ ein, und man bemerkt nur eine einfache Periode, in- dem das Barometer von 1^ bis 11^ beinahe immer tiber, und von 18^ bis 6^ beinahe immer unter dem Mittel steht. Ein ähnliches Verhältnifs zeigt sich im Herbst, nur wird ^ie Periode des hohen Barometerstandes, welche von 8^ bis 16^ dauert, in 12^ durch einen sehr tiefen, und die darauffolgende Periode des tiefen Barometerstandes mehr- mals durch einen hohen Stand unterbrochen, so dab gleichfalls kein regelmäfsiges Steigen und Fallen zu er» kennen ist* Das Maximum fkllt auf 8^ und das Mini- mum auf 18^. Dabei sind in allen Jahreszeiten die Sdiwankungen des Barometers sehr gering;, der Unter- •sehled zwischen dem höchsten und dem tiebten Stand beträgt im Winter 0,971, im Frühling 1,280, im Som- oPtr 0,712, im Herbst 1,303 und im ganzen Jahr 0,459, •oder bei weiterer Correction nach den Mondsphasen nur 0,325 Millimeter, und ist also zur Zeit der Aequinoctien etwas gröfser als zur Zeit der Solstitiea.

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aui

W«iiii in iei That du« atiiiiM|iliirltche Ebbe ond

Floth Yorhanden ist, so müssen dieselben ErscheinuDgen in Zeiträumen Ton 12 Mondaatonden wkderkebren; wei^ den daher die mittlemi Barometerstände von f% zwei

12 Stunden von einander liegenden Stunden zu einem neuen Mittel vereinigt, ao müssen die beiden Maxime imd eben ao die beiden Minima zusammenfallen, wodurch

. eine einfache Periode des Steigens und Fallens entsteht, lodern alsdann der mittlere Barometerstand einer jeden solchen Doppelstunde im Durdiacbnitt aus 2679 .Beob*

achtuugen berechnet ist, so iHfst sich eine Ausgleichung der zufälligen Schwankungen mit grösserer Sicherheit er- . warten. Eine sonst wi<^ die obige eingerichtete 2«n*

sammenstellung der aus je zwei Slundeu hei cchaetcn Ba- rometerstände entiiäU die folgende Tabelle;

d. BarometerstSiid« der Doppelstunden. *

Stiniflen. j

Winter. [

Fi-rililin^'.

.Sc.immrr, 1

JaKr I.

Jahr IT.

0 12

6,985

5,000

6,119

5,262

5,807

5,849

1 13

7,294

4,917

6,2 1 6

5,513

5979

6,026

2 14

7,047

5,180

6,229

5,556

5,981

5,909

3 15

7,168

5,139

5,948

5,853

6,026

5,951 .

4 16

7,212

5,189

6,020

5,749

6,051

5,979

5 17

7,114

5,142

6,055

5,168

5,866

5,934

6 18

7,275

5,310

6,081

5,076

5,955

6,020

7 19

6,828

4,903

6,177

5,239

5,786

5,856

b 20

6,650

5,197

6,245

5,598

5,926

5,888

9 21

6,723

5,429

6,197

5,777

6,030

5,987

10 22

6,854

5,189

6,220

5,520

5,940

5,901

11 23

6,982

5,208

6,338

5.314

5,950

MiUei

7,013 1 5,149

Ü,152

5,46ü

1 5,941 1 5,941

Man bemerkt, dafs im ganzen Jahr das Barometer von 0^ (also vom Meridiansdurchgang des Mondes) an fortwährend steigt und vier Stunden später den böcbaleli

Stand erreicht, worauf ein schnelles Fallen eiotritt, wel* ches aber nicht regelmäfsig fortgeht, sondern uiehruials

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voo hldüreii BaroiBalanliiMlcD uterbrochcn mti^ und

dafs der tiefste Stand schon nach drei Stunden auf den JittchstMi folgt» währeDd er ersi sechs Stunden nach im letitereii dntreten sollte. Noch Tiel weniger Regelml« fsigkeit zeigt sich, wenn die Barometerstände nach deu Phasen corhgirt sind; der tiefste Stand flUit auf den Me- ridniiMhrchgang, uod in der darauf folgenden Stmde findet sich der höchste Stand des Barometers; in den ülirigen Stunden zeigen sich unregelmäfsige Schwankun- gen, und das Barometer steht abwechselnd tiber oder unter dem Mittel. Unter den vier Jahreszeiten hat der Winter die gröfstefiegeimälsiglLeit; vom tiefsten Stand, wel- cher acht Stunden nach der Colmlnation des Mondes sis-

trilt, steigt das Baroinotcr f^leichmäfsig bis zum höchsten Stand, welcher fünf Stunden nach dem tiefsten foigt, als- dann aber bleibt das Barometer ffinf Stunden lang über dem Mittel, bis mit 7^ ein schnelles Fallen beginnt, wel- ches den tiefsten Stand schon in zwei Stunden herbei- führt In den übrigen Jahreszeiten fällt das Maxiinum» 80 wie das Minimum des Barometerstandes, auf sehr ver- schiedene Stunden, im Frühling ersferes auf 9\ letzteres auf im Sommer auf 11'' und 3*", im Herbst auf 3^ u^d t^p und nirgends zeigt sich ein regelmäfsiges Stei- gen und Fallen.

Auf ähnliche Weise habe ich auch die mittleren Ba- nuBeterstHnda aus je drei auf einander folgenden Stan- den (z. B. 23, 0, 1) und aus sechs Stunden {z. ß. 23, 1 und II, 12, 13), alsdann auch aus vier Sfundca (z. B. 23, 0 und 11, 12, oder 0, 1 und 13, 13) aor* gesucht, aber ebenfalls keine Resultate erhalten, aus vvel- eben ein bestimmtes Gesetz sich erkennen läfst; meistens steht das Barometer abwechselnd etwas über oder unter dem Mittel, so dafs häufig auf einen hohen Barometer- stand nach drei Stunden ein tiefer und. nach sechs Stun- den wieder ein hoher folgt.

Ferner habe ich auch für jede Mondsphase den uiili-

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207

leren Barometerstand einer jeden der darin vorkommen- den zwOif Stunden berecbnet; wodurch sich ^eichfall« kein brauchbares Resultat ergeben hat» weswegim ich es filr tlberflüssig halte, die weitläufige Tabelle davon mit. zutheilen. Zuletzt habe ich noch die Beobachtungen, wie La Place vorgeschlagen hat, von einem halben zu ei- nem halben Monat mit einander Terbundenw Dadurch erhält man die Barometerstände aus je zwei nach etwa fünfzehn Tagen auf einander folgenden Phasen (nämlich ▼om NeuSMHid und YoUmond« 1. und 3. Octanteu, VW «rsten und leMen Viertel, und vom «weiten uad vierten Octanten, bei welchen E!bbe und Fluth auf die- selben Tagesstunden follt), und somit die Barometer- stände aus )e xwei zwölf Stunden von einaaderliegenden Mondsstunden. . Ton den gegebenen Beobachtungen kom* men im Durchschnitt auf zwei vereinigte Phasen 8036, auf jede Mondsstnnde aber %1Q odet 1339 Beobachtun- gen; üe letztere doppelte Aneahl entsteht dacbnsh, daft die Beobachtungen von 9** Morgens und 9^ Abends zu- sammenfallen. Jede der vier vereinigten Phasen enlbäU neus Mondsslunden» die drei übrigen Ueihen aber laei; weH in fi^ Abends keine Beubachtungen angesteib wer- den * ). In der folgenden Tabelle habe ich diese Baro- meterstände zusammengestellt, welche, wie die früheren, nach den Tagesslonden» nicht aber nach den Metndsflhaseii corrigirt, und in Millimetern ober 750 angegeben fiind.

1) Ich liäüe die fehlenden Stunden durch Interpolation ausfüllen kön- nen, habe es aber unterlassen, weil bei so geringen Schwankungen ein kleiner Fehler leicht ein ganz unrichtige« Resultat erseugen ki»nn.

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JNflf

4. BuroneUtMind« too \c «wei Pliftt^n.

atltnae.

1 Neumond.

Vollmond,

1

1. Oclant.

3. Ocfrrnf.

E. Viertel.

T,. Vicrul.

! 2. Octant.

' i Octant.

mittd«

0 12

6,379

5,597

5,613

5,807

1 13

6,071

5,720

6,068

5,979

2 14

5,980

6,016

5,913

5,981

3 15

6,185

6,055

5,798

6,026

4 16

6,072

6,106

5,922

6,051

5 17

5,752

6,044

5,919

5,866

O In

5,9^9

0,1 19

e OOS

7 19

5,676

6,016

5,783

5,786

8 2(1

5,836

5,924

6,096

5926

9 21

6,109

5,709

6,176

6,030

10 22

6,104

5,618 i

5,951

5,940

II 23

5,716

5,987 1

6,043

5950

Mittel

6,ü4ö 1

5,774 1

6,063 1 J 5,y4l

In allen Phasen ftllt der tiefste Barometerstand in

die Stunde vor oder nach dein höchsten, bei den Sjzj- zieQ auf 11^ und 0^, bei den Quadraturen auf Itf" und 9^ , bei den Octanten nach den Sjzjzien auf 0^ und 1 1\ und bei den Oclanfen nach den Quadraturen auf Ö** und 1^, und beide Extreme treten zur Zeit der CulminatioB des Mondes und nur bei den Quadraturen (vfo die drei Stunden zur Zeit derselben fehlen) etwas vor derselben ein. Der Unterschied zwischen dem höchsten und tief- iten Barometerstand beträgt bei den Syzjzien 0,663, bei den Quadraturen aber nur 0,225, bei den Octanten 0,390 und 0,455 Millimeter, wonach also die atmosphärische Fluth wie die Meeresfluth zur Zeit der Sjzjzien gröfser ist, als zur Zeit der Quadraturen. Indem jedoch das . Barometer kein regelmäfsiges Steigen und Fallen zeig^ sondern abwechselnd über oder unter dem Mittel steht, auch die Extreme unmittelbar auf einander fol-en, während sie sechs Stunden von einander entfernt sejn sollten, so scheint es mir sehr gewagt, hieraus auf das Dasejn ei- ner atmosphärischen Fluth zu schliefstu

Bevor ich zu den Schlulsbcmerkungcn übergehe, halte

ich

%

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209

ich es ffir zweckmSfsig, fiber die UnsiciierlMit der hier

mitgtthciUcu (so wie ahüliclier) i*esuUale noch Einiiics anzuführeu. Ich habe die mittleren Barometerstände der Moudsstanden« so wie der Mondsphaaen nicht aUein aus dem ganzen Zeitraam von 22 Jahren, sondern ebenfalls aus kleineren Zeitrjiumen von 5, 15 und 20 Jahren iür einzelne Monate und Jahreszeiten berechnet , und da- durch oft ganz Terschiedene Resultate erhalten. Aus den ersten 5 Jahren ergiebt sich Aehnliches, wie aus sämnit- licben 22 Jahren; die Schwankungen des Barometers sind schon sehr gering, der Unterschied zwischen dem höd^ sten und tiefsten Barometerstand betrligt nur 1,586 Mil- limeter: der erstcre fällt auf 9^, der letztere auf 0\ und es zeigt sich kein periodisches Steigen und Fallen. Aus dem Zeitraum von 15 Jahren erhielt ich für die drei Sommermonate ein ganz anderes Resultat; die Schwan- kungeu des Barometers sind ganz regeluiaisig, vom Mi- nimum, das auf 0^ fällt, steigt das Barometer fast gleich- mäfsig fort, erreicht in 7^ den mittleren und in 10^ den höchsten Stand, hltibt bis 13'' beinahe auf gleicher Höhe und bis 17^ über dem Mittel, und fällt von da an mit wenigen Unterbrechungen gleichmäfsig bis zum Minimum. Da ich beinahe dieselben Resultate fOr den Monat Ja- nuar aus 14 und aus Jahren erhielt, so schien es mir wahrscheinlich, der Mond verursache zwar eine doppelte atmospbSrlsfdie Flulh, aber die erste, welche während seioes Verweilens über dem Ilorizont eintritt, werde von seiuer Anziehungskraft gleichsam getragen, also dadurch« das Gewicht der Lufttheilchen vermindert, und somit in den zwölf Stunden, von 17^ bis 6**, wo der Mond (Iber dem Horizont steht, ein tiefer Barometerstand erzeugt; dagegen werde durch die zweite Floth, bei welcher der Mond unter dem Horizont sich befindet, also seine An- ziehungskraft keinen directeii EinÜnls auf die Lufttheil- chen ausübt, nicht allein die Hohe der LuftsÜule, son- dern auch der Druck derselben vermehrt, und dadurch

l^oggeodorfr« Aonal. Bd. LX. 14

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21Ü

der hohe BarometerstaDd von 7*" bis 17^ verursacht. Aber fiir den FrlUilio^ erhielt ich Ydllig das Entgegengesetzte. Das Barometer steht nSniHch Ton 20^ bis 9^, wShrend

welcher Zeil der Mond über dem Horizont pich befia detf fortwährend über, und in deu folgenden 12 Ston- den stets unter dem Mittel, das MaKinmm fällt nahe zum oberen, das Minimum nahe zum unteren Meridiansdordi- gang, und das Steigen und f allen ist ebenfalls regclmäfsig. Aehnliche, }edöch weniger entgegengesetzte Verbältnisse, zeigten die mittleren Barometerstände der acht Mond* phasen. Sulclie widt rs|)r ( ( liende Resnllale, welche schon aus 5520 Beobachliingeu für eine der vier Jahreszeiten, and aus 230 Beobachtungen ffir eine einzelne Stunde ab* geleitet war^n, und deren Gestalt dennoch durch wenige noch weiter in die Berechnung aufgenommene Jahre gröfs- tentheils verändert wurde, zeigen deutlich, wie grofs der Einflnfs zufälliger Umstände ist, und dafs Beobachton- gen, welche einen Zeitraum von fünf oder auch voq zwanzig Jahren umfassen, noch lange nicht genügend sind, um den EinÜufs des Mondes auf den Barometerstand mit Genauigkeit zu bestimmen.

Aus diesem Grunde halte ich es nicht für möglich, nach den von mir hier mitgelheilten, und noch weniger nach den auf einer viel kleineren Anzahl von Beobach* tungen beruhenden Angaben von La Place und ßou* vard über das Daseyn und die Groise einer atmosphä- rischen, aus den Schwankungen des Barometers erkenn* baren Mondsfluth zu entscheiden. Nur fühle ich mich bewogen zu bemerken, dafs luau die regelmäfsigen täg- lichen Schwankungen des Barometers nicht durch eine von der Sanne bewirkte atmosphärische Flulh erklären könne; weil nämlich diese aus Beobachtungen von woiii. gen Jahren sich schon deutlich ergeben, aber von einer vom Mond bewirkten atmosphärischen Fiuth, welche we* nigstens drei Mal gröfser als die der Sonne seyn möfsfe, nichts zu bemerken ist, so kann die Ursache, weiche

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211

Jene tägiicben Sciminkuligen eneugt» nicbt wohl in der

ADxi«huDc;skr»1t der Soüne geeocht werden. Eben so erscheiüt mir der EinfluCs des synodiachen Umlaufs des Mondes auf dea Barometeretand nanmehr sehr zweifel- kiff; deon obwohl ein solcher auf den von Flau^er-

gues, mir selbst und Anderen mitgelbeilten Resultaten «cb ergeben bat, so halte ich, nach meinen jetzigen Ei^ fatirangen, die Anzahl der hierzu angewandten Beobach- toDgen für allzu kieiu, um daraus ein Psaturgesetz mit eiaiger Wahrscheinlichkeit abzuleiten. Metner Ansicht nach sind z«ir genauen Bestimmung des Mondseinflnsses Oberhaupt solche Beobachtungen erforderlich, welche in- oerhalb eines Zeitraums liegen, an dessen Anfang und Ende die Mondsphaseo wieder auf dieselben Tage faU len; kann man aber keine so lange Reihe von Beobach- Ittogen bekommen, so mufs wenigstens bestimmt werden, wie groCs der Einflub der noch fehlenden Jahre seyn ^anu, indem die Resultate nicht allein aus der ganzen Anzahl der vorhandenen Jahre, sondern auch aus einer Ueineren Anzahl derselben aufgesucht werden, welcher letzteren noch so viele Jahre fehlen, als nach dem gan- zen Zeitraum verfliefsen müfsten, um die nämlichen Ver- hältnisse in den Mondsstunden annähernd herbeizufüh- ren. Ferner sind, uni die mittleren Bai uiiieterstände der Mondsstunden, und dadurch die atmosphärische Monds- flutb zu bestimmen, solche Beobachtungen erforderlich. Welche acht Mal täglich, und zwar alle drei Stunden an- gestellt sind, indem nur aUdann sämmliiche Mondsstuu- 'ea in )eder der acht Phasen vorkommen, und somit der Einfhils der Icfztcien wegfallt oder wenigstens unbodeu- leiid wird. Man kann jcdorh unter der Voraussetzung, dafs in 24 Stunden sowohl Floth als Ebbe zwei Mal in gleichen Zeilabbthnitlen eintreten, mit solchen Beobach- tungen ausreichen, welche vier Mal täglich, und zwar m besten Morgens 9^ Mittags 12S Abends df" und Abends 6' angeslelil sind; da uäiuliLh eine Culminaliuu des Mou*

14*

212

des bei den Sjzygien auf 12*', bei den Quadraturen auf 6^ Abends, bei den den Sjzygien voraDgelieuden Octan* fen auf 9^ Morgens und bei den denselben nachfolgen* den Octanten auf 3^ Abends fllllt, so können, wenn im- mer drei Tage auf tiiie Phase gerechnet werden, durch Vereinigung der Beobacblungen von eiDem halben zu ei- nem halben Monat die mittleren Barometerstände der zwi- schen zwei Culminationen liegenden zwölf Stuudeu ftir sämmiliche Phasen aufgefunden werden.

Obgleich nun meine Bemühungen zu keiner £Dt- scheidung über das Daseyn und die Gröfse der atmos- phärischen Mondsfluth geführt haben, so werden sie den- nocÜ für die Wissenschaft von Nutzen seyn, weil die Unzttverlässigkeit der bisherigen Erfahrungen dadurch ge- zeigt, und vielleicht mancher Beobachter veranlafst wird, das Barometer während einer längeren Beihe von Jah- ren an solchen Stunden zu beobachten, wodurch es in der Folge möglich werden könnte, eine Entscheidung Über dieses Problem, von ssen i^liicklichcr Lösun«; die Wit- terungskunde ihre wichtigsten Aufschlüsse zu erwarten hat| herbeizuführen«

«

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213

n, Ueber das Klima pon Peking; pon Dr. fVilh. Mahlmann,

? V eoD man die geschichtliche Eotwicklung unserer kli* matischen Kenntolfs von Asleo aafmerksam verfolgt, so

gelangt man zu dem höchst sonderbaren Resultat, dafs wir die ersten t;enauereii Aufschlüsse über die Kiimato- logie dieses Erdtheils von einer Gegend her erhalten ha- ben, welche noch gegenwärtig za den unbekanntesten Regionen der alten Welt gehört. Schliefsen wir näm- )ich die Witterungsbeobachtungen v. Cossigny's zu Pondiche'ry in den Jahren 1736 bis 1739, wo Instru- mente und JMediodeu noch, mangelhafler waren, und Russel's zu Aieppo 1751 und 1752, die nach weit we- niger wissenschaftlichen Werth als }ene besitzen, aus; so finden wir, dafs die älieslen Vertrauen erweckenden Observatioucn meteorologischer Instriunente auf deui asia- tischen Contioent weder in Indien noch in Sibirien, son- dern in China^. zu Peking, angestellt worden sind« Merk- würdiger Weise sind die ihnen geschichtlich sich anreihen- den Beobachtungen ebenfalls nahe au der Üsikuste ge- macht, indem der berühmte Botaniker Thunberg za Nangasaki auf der japanischen Insel Kiusiu in den Jah- ren 1775, 1776 und 1779 die Temperatur aufzeichnete. Dann erst traten, nämlich zur Zeit der Manbeimer Ge- sellschaft und wahrscheinlich in Folge von deren Yer* einigung, Calcuiia im Jahre 1784 und Canton 1785 in die Reihe der Stationen, obschon nur ganz vorübcrgeheud.

Die erwähnten Beobachtungen zu Peking wurden von dem Jesuiten P. Amiot mit wenigen Unterbrechun- gen vom 1. Januar 1757 bis 31. December 1762 furt- gesetzt ^ )• Sie wurden glücklicher Weise, von Messier

I) Schon früher, namentlich im Jahre 1743, waren 4aselhst vom

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214

zum Druck geordnet, im J. 1774 zu Paris {Mem. de Math, ei ^de Phys, , presenies ä l Acad. des Sciences par dwers Sapms, T. FI p, 519 bis Wl) QoUsiändIg publi- cirt, und Messicr fügte ihnen Tafeln üb<r die monat- lichen Media und Extreme des Barometerstandes in Je- dem Jahre, über die monatlichen £xtreme der Wärme and den Torberrschenden Wind bei. Später erschienen vom P, Cotte Berechnungen desselben Journals, wo- bei er aber nur die Durchschnittsvrerthe für die sechs Jahre znsammen, namentlich die monatlichen Mittel der Temperatur ergänzt (s. dessen TraiU de Mcleorologie, Paris Uli, App, p, 609, und Mem, sur la Mäeor,^ Paris 1788, T. II p. 49i bis 498). Da aUe neuer- lieh die Temperatarverhaltnisse der Ostküsfen der alten Welt berührenden Schriften die von dem uuermüdlichcn Sammler Cotte berechneten Zahlen ihren Resultaten bei der Vergleichung der Ost- and Westküsten zu Grande legten, so glaubte ich, mit Fu^^ und Recht bei meiueii Untersuchungen über die mittlere Vertheilung auf der Erdoberfläche (Dove's Repertorinm der Physik, IV) dasselbe thun zu dürfen, wiewohl mir ein Paar Monate etwas anomal erschienen. Ich halte mir indessen eine nähere Prüfung vorbehalten, sobald die n6uen russischen Missionsbeobachtungen, welche sich an das grofse Sta- tionennelz im russischen Reiche anschüefsen, in's Werk gesetzt worden, um zugleich einen sicherern Maafsstab für die ältere Reibe in Betreff des Instruments und sei* ner Lage zu erhalten. Die Ergebnisse dieser russiscben Obscivaiionen sind nun kürzlich (für das Jahr 1841 ) erschienen, und ich habe seitdem das Amiot'sche Jour* nal nochmals berechnet. Daraus ergab sich, dafs Cot« te's Media der Wärme nur zum kleinsten Theil richtig

G a u b i I Tcioperaltirbcobat htungen angestellt \% orilc2j, über deren Kr- gcbnifs uns jedoch nur eine kurze ISotiz iickannt ist, deren vull^t^n- dige PublicatioD aber, falU das Journal uiciit verloren gegangen, woLl SU wünschen wäre.

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215

sind, imd da(s «ogar in einem Mooafe (Jani) der* Feh- ler bis Ober 2^ C. steigt. £s dürfte daher wobl auch letzt Qocii aügeiuessen erscheinen, die ToUstündigeii Ergeb- nisse meiner Aedboongen hier zosammenzusteUen. Fer- ner wurden Im gegenwärtigen Jahrhundert zwei Mal Beob- achtungen angestellt: 1) vom Decemb. 1830 bis Juni 1831 (ierder nach altem Styl berecbnel), voia Wrn. (i. v. Fuls ( Menu de lAcad. de Si, Peiersb,^ 6. Serie, Seienc^ maik. ei phys., r, / (Si, Pei. 1838) p, 112 bis 117), bei Ge- legenheit der alle IQ bis IL Jahre wiederkeiii enden iMis- sioueu und im Dienste der Kais. Academie der Wissen- schaften; und 2) vom I. Januar bis 31. December 1841 {neuen S(yls) von Hrn. Gtischkewitsch, einem Mit- giiede der neuen kirchlichen Mission, wdciie mit i^ergli- chenen meteorol. und magnet* Instrumenten ausgerüstet war; jedoch obserrirte er. nicht wie an den In den ^A- nuaires rneteor. eic, früher publicirlen Stationen von 8\ sondern von 5^ Morgens zweistündlich bis 9*" Abends. Wir benutzen hier einige von den Resultaten dieses Jahr- ganges, welche Hr. Kupffer im neuen Bulletin physico- math, de l Acad. de St, Pelersb. (1843), T. I p, Mi bis 178» für das Thermometer, Barometer und den Druck der Dämpfe so ebeh veröffentlicht hat.

Wir wenden uns nun im einer ii iheren Betrachtuug der Beobachtungen im vorigen Jahrhundert. A ui i o t stellte seine Beobachtungen am Tkermorneier wie am Ba- rometer täglich Mai an, nämlich: 1) Morgens zu ciuer nicht angegebenen Stunde. Wenn auch Messier nicht sagte, dafs er Grund habe anzunehmen, Amiot hätte, me P. Gaubil i^or ihm, um Sonnenaufgang ob- servirt, so wird dicfs doch schon deshall) wahrschein- lich, weil die zweite Beobachtung stets zu einer und derselben Stunde angestellt worden, und die folgenden Tafeln Ober die mittlere Gröfse der täglichen Varia- tion beben jeden Zweifel darüber bei Vergieichung mit den correspondireuden Stunden der neueren Beobachtun-

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216

gen 2) Abeods um 3^, was ebeofalk fenau die ▼<Mn P. Gaabil f^ewöblte Stande ist Diese Wahl der

ß( oba( htun^szeiten, bei der niao wohl auf die Veniiu- tbung koinmeu kann, dafs sie aus einer Bekanntschaft mit den Zeiten der täglichen Extreme benrorgegangc», -dörfen wir eine sehr glöeklicbe nennen, da dieae Stttode des Thermometers nahe wahre Media liefern und die daraus entspringenden Fehler nicht so grofs sind, als dafs man nicht, nach der damaligen Beschaffenheit der Theraiomctcr, eine lleduclion auf wahre Media für über- Üüssig lialteu möchte.

Die Lage des Instruments war im Schatten gegen Norden, wie aus zerstreuten Bemerkungen in der letz- ten Rubrik des Journals bestimmt hervorgeht, und auch hierin stimmt P. Amiot mit seinem Vorgänger (1743) Qberein. Der von uns (früher (Repert. d. Phjs., IV» S. 96) erhobene Zweifel wegen directen Einflusses der Sonne, namentlich in der wärmeren Jahreszeit, erscheint hiemach nicht gerechtfertigt.

Am Schwierigsten aber ist die Entscheidnog über die Shalc des Iiislruuieiits selbst. Vergeblich haben wir la allen Schriften, welche vielleicht Aufschlufs darüber ge- ben konnten, nachgesucht De Luc, van Swindeo, Cotte u. A. führen nichts Näheres an. Cotte sagt zwar im Ii. llaude seiner Memoires sur la Meteorologe^ dafs er die Beobachtungen Reaumur's (zu Paris u. s. w.) und seiner Correspondenten auf die 80theilige SIwilc des Ouecksilbci iheniionieters {»retabli dans son iniegrite par M. de Luc») des berühmten Academi- kers reducirt habe; aber seine Berechnung der Pekinger Beobachtungen fhut dar, dafs er hierin keine Aendennig vorgenommen, und diefs giebt der Vcnriulhung Hauu), dafs dieselben nicht mit dem fehlerhaften Beaum. Wein- gelst-, sondern mit einem Quecksilber-Thermömeter an- gestellt worden, wovon Cotte vielleicht genauere Kennt-

1 ) Auch wird im Journal selbst öfter aasdrücklicb von der Wluerong MW Zeit des SoiiiiCB«n%eDges und tawcilcn vorher gesprochen.

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ai7

nib besHcen ItoDiite. lo Me^s^ier's Bericht an die Aoe*

demie wird gesagt: »Le P. Amiot ecrit, gue le thermo- melre etait gradue suivant le thermometre ä Uqmur de Mr* de R^aumur» eest^ä»dire que du terms de la eongelation (!) ä celui de Veau bouillante^ ii X a 80 de g res ou dii^isions,» Hieraus geht also keineswegs mit Sicherheit henrar, ob Amiot's Thermo- BMter selbst mit Weingeist geföllt gewesen. Für die AnDabine eines Quecksilbcrlhermometers könDto spre- chen: i) dafs die Anwendung des Quecksilbers weit äl- ter ist, als die Pekinger Beobachtungen, denn Fahren- beit (um 1720), Richter (1729), de Tlsle (1732), Maupertuis (1736), Celsius ( 1742), Christiu zu Ljon (1743), Noiiet (ein Schüler Rea um nr's), Bris* son, d'Arqoier u. A. hatten sich schon der Quecksilber- llicrmomeler bedient; 2) dafs Reaumur schon im J. 1739 zahlreiche Versuche (später auch Michelj du Cr est) über die ungleiche Ausdehnung von Weingeist ond Quecksilber angestellt hatte; 3) dafs» wie Cotta bemerkt {Traite, pA\l), Keaumar's Weinte istthtr- mometer schwer zu transportiren waren, weshalb man sich ffir ferne Gegenden öfter des Quecksilbers bediente; 4) dafs de Luc's genauere üulersuchungen über die Vergleichung von Weingeist- und Quecksiiberther- nometern, welche in die J. 1762 bis 1772 fallen (die erste Ausgabe seiner Recherehes erschien 1772 zu GenO» doch wohl Messier, der selbst vom Jahr 17G2 an zu Paris observirte» bekannt sejn mnfsten, als er in dem 1774 erschienenen VI. Bande der Memoires des SoQons Prangers Amiot's Beobachtungs)ournal publicirte, und dafs Messier nichts destoweniger keinen Zweifel über die Genauigkeit des Instruments erhebt, sondern im Ge- gentheil diesen Observationen ein besonderes Vertrauen schenkt (/. c. p. 531). Diefs sind die Gründe, welche es für möglich halten lassen, dafs Amiot 's Instrument mit Quecksilber construirt war (s. u.)»

Die Ablesungen des Thermometers gehen meist mu*

«

i

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t

21S

aaf ganze Grade; doch kommen häufig auch halbe, YicrCal- und coweikn Drittel- Grade im Journal tot; es dtirften also die Grade der Skale eben wohl nicht grots gewesen sejn. Uebri^ens erstrecken sich Amiot's Beob- achtungen aueh auf Wind^ Himmelsansicht, Regentage, Scbneemenge u. dergl., Ober deren Resultate wir hier am Schlufs eine kurze Andeutung ^cben werden. "Wir lassen nun die Erf^dnnsse unserer Berechnungen für die Temperatur in fünf Tafeln .folgen, worin die beiden Beob- achlnngs reihen im gegenwUrtigen Jahrhundert inr besse- ren Uebersicht mit aufgenommen worden sind.

[Siehe die beifolgenden Tafeln I, II, III, IV und V.]

Zum näheren Verständnifs dieser Tafeln sind nur wenige Bemerkungen erforderlich:

Ho. L Für das J. 1841 ist das Müiel das der absolu- ten täglichen Minima, am Registerthermometer ge- messen, weil dieis die der Temperatur bei Son- nenaufgang zunächst kommende LuftwUrme aogiebt*, die Nachmittagsstunde, welche nicht weit yom Maximum absteht, ist in beiden Reihen dieselbe. Fufs^ Beobachtungsstuuden fallen nicht auf diese Zeiten; indefs ist auch auf diese in

No. II RQcksicht genommen, indem ans den Beobach- tungen vom J. 1841 ungefähr die Grdfse dermonat lieben mittleren Minima und Maxima abgeleitet, und daraus der mitlere tägliche Spielramm des Thermo- meters, welcher sich wegen der Stunden nicht be- trächtlich vom wahren entfernen kann, berechnet ist. Da Fufs' Beobachtungen nach altem Stjl abgetbeilt sind, so können die GrOfeen nur zu ei- ner angenäherten Yergleichung dienen, was auch für die anderen Tafeln, in die sie eingescbait^tflnnikd, ' gilt. / V

No, III enthält die Media aus den in No. I eetreiA\U aufgeführten Stunden. Aus Fufs' 4 täglichen Bed|^-

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I

f

3mm

Februar

Marz

April

Judt

August Septevb.

October Novemb, Decexqti.

I

Morl

- 7,3 Ol

6,7

IM 16,7

20A 18^9

12,2 4,7 0,3

5,8

6 2.

- 2,93 0,93 5,25 14,05 * 18.81 24,07 23,24 23,82 20,04 13,90 5,42 * 0,27

5- oder {] - jälir. Durcliacliiitll:

1757 bis 1762,

ia4L

Morg, 1 Ab

3fc Ah.

- 5,81

- 0,15

1,87

- 5,30

0,50

- 6,13

1,35

0,55

8,00

0,49

4,17

6,92

15,33

6,24

14,95

12,44

22,8'i

11,37

19,89

17,33

26,09

14,41

20,19

18,71

25,39

17,07

22,87

18,15

25,04

16,13

21, 13

13,07

19,95

11,79

18.47

7,23

13,71

6,59

13,14

0,27

5,95

0,27

5,97

- 4,30

0,88

- 5,54

- 0,58

6,63

13,63]

1 5,31| 11,61

Jahr f

12,24

* 1757: Die:a3 und 25 T«ge). Die letsten Tag» im Angiut fcWen, el., 15. bis 28. (25 Tage); im Aogost vom 1. bis 5«, 10. bbacbtungen tm Febmar vmn 1. bis "24.« 27. (24 and 25 Wvirt).

inperatur.

5 bis 6

Jahre :

1841.

1757 bis

17G2-

corrig.

6,18

6,1

7,48

6,3

4,66

8,8

8,71

8,5

8,52

9,6

5,78

7,9

6,80

6,0

5,00

5,9

6,68

6,5

6,55

6,6

570

5,6

4,96

5,6

6^33 1 7,0

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Dlitiel der Temperatur.

ter.

1702.

5 bis 6 Jab«: 116>7 »Is 17«3.

1830 «4 1831 oA« St,

1841«

5 bis 6 Jahre: , 1757 Iii ,

CCnrif'irt.

h 5,30 [ 1,74 1 2,23 i 10,64 15,56

20,62 20,49

16,99

1 1 21 o,l 7

. im

2,98 2,40 4,27 11,12 17,63 21,71 * 22,05 21,74 16,51 10.47 3.11 - 1,71

1,78 0,72 6,28

(10,87) 18,28 20,25

1,36

4,96

~ 2.3!) 1,S4 10,59 15,63

i7,ao

19,97 18,63

15,13

9,86 3,12

3,06

i w

3,9 i

29' ' ' ' Üii

16.7 ' »,5 " " 20,8 »^5

15,7 9,8 2,4

- 2,7

10,13

HM 1 f).l

* 2,6» 9,48

20,53 10,45

t i) 11.01

21.83

10,03

0,81 11,8

1 3,47 9,35 18,63 9,37

- 3,3 t) 10,0 20,6 9,3

December stets mit dem Januar und Februar des /oigenden Jahres aum Mittel

<

UDComgirt.

'S.

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Monat.

Januar

Februar

März

April

Juoi

Jnli

August

Septbr.

October

Njovemb.

DecembJ

Jahr

5- bi» (j~fHhrig, Durclisciiniu : 1757 1762.

IVlini Um,

12,<-10,6 11,-10,0 6,^ 4,6 0,' 1,2 8,- 7,2 14, 13,6 16,' 15,2 15,1 14,5 6, 7,7

- 1.

1,3

5,K5,7 10> fif,0

Max.

6,2 5,7 15,(i 21,7 27,S 30,9 29,5 28,9 24,7 19,1 11,5 6,8

1830 und 1831

1841.

Min.

-lOJ - D,l - 0,9

11,6 14,7

•t . . i

Max.

ID.

8,4-14,5 8,4 13,5

13,2

(6,9) (18,3)

26,0

- 7,8

6,8

h 4,2 2,3 5,2 11,6 14,8 13,7 9,0 0,3 h 7,5 ^ 9.3

^,3 7,2

11,2

20,4 25,9 2t,G 26,1 24,1

21,1 19,6

26,1 i

I -12^^11,2 I 31,2 HO,7l(ai,4)t-14,5| 2.61

19. j!

Die jshrli. dien Extre- me traten 1 8** Ml ein den

I

Die gröfsten l9eD anderthalb Jahren der Beobachiungea dieses Jahrhundt i ts : 14

Digitiz^'^y^OOgU

ler Temperatur.

702.

[Mittel der 5 bis

6 Jabre; 1757 bMl702.

183a bis 1831 aJien Styls.

1841.

5 bis 6 Jahre: 1757 bu 1782; corrigirt.

6,5

16,8

19,1

16,8

17,8

5,0

15,7

13,5

20.7

16,6

9,8

19,6

14,1

15,4

20,1

9,0

20,5

(lU)

18,1

20,9

5,0

20,6

14,4

20,7

20,0

5,0

17,3

16,7

13,0

15,5

1.5

1 4,3

11,3

12,8

2,2

14,4

10,4

13,0

5,75

.17,0

12,1

16,2

8,0 ^

17,8

19,9

17,7 ^

Ifi)

17,2

19,7

17,9

5J5

15,8

14,6

13,9

16,6

(V5

42«4 1 (42,1) t 4U|6 | 40,8

:bta dem abti Mas. und Mb. dioMr BcÜu») betraf 47*,(^ eus

219

en an einem Thermonieter init corrigirter Skale sind wahre Mittel abgeleitet. No. IV uDd V endlich enthalten resp. die monatlichen Extreme und die sich ddraus ergebende Gröfse der vorlioaiEQenden monatlichen Variation der Wärme. Wegen der Beobachtungsstunden sind die Zahlen nahebei als absolute Werthezu betrachten. Unter der Voraussetzung, dais die Am io t 'sehen Observationen an einem Weingeistthermometcr angestellt vrordea» erleiden diese seinem Jonmal entnommenen Grdfsen und monatlichen Differenzen in den einzelnen Jah- ren noch eine Aendemng, welche indets leicht ans Swinden's Tafeln för die Reduction B^aa- niur'scher Weingeistthermoroeter auf Quecksilber- grade Torgenommen werden kann, und wegen Raunt* ersparnifs hier nidit mit aufgeführt ist. Die Uebereinsthnmnng zwischen den älteren und neueren Observationen zu Peking, welche ich im Fol- genden bei der Vergleichnng der Resnltate darlegen werde, erscheint in den meisten Zahlen schon befriedigend, wenn man aonimmt, dafs der P. Amiot sich eines Quecksil- berthermometers bedient habe; aber die Ungewifsheit dar- über veranlafste mich doch, die monatlichen Mittel der beiden iieobacbtuugsstundeu und die Extreme wenigstens Bach der schönen Tafel van Swinden's 2ur Verglei* chuDg der verschiedenen Skalen im vorigen Jahrhundert (in Disseri, sur ia comparaison des ihermomeires^ Am- sterdam 1778) unter der Voraussetzung zu corrigiren, dafs ein Reaumur'sches Weingeistthermometer im Ge- brauch gewesen. Die daraus für die Media hervorgehen- den Wertbe sind zwar nur annähernde; aber eine be* sondere Rechnung gab uns die Ueberzeogong, dafs diese Correctionsmethode genüge. Die so erhaltenen Zahlen Sind in den Taf. II, III und V in die letzte Rubrik (>i5— 6 Jm 1757—1762, corrigiit O gestelll, und da die- selben sich im Allgemeinen den neueren Reobachlungen

Oigitized

noch issser ansdiliefaen, als die ODeorrigirteii, so glanbe

ich, trotz der oben vorgebrachten Gründe, dafs das In- slrameat ein mit Weingeist gefülltes gewesen! Wir ha- ben diesem bisher nieht beachteten Punkte Über die Be- schaffenheit des lustrumenls eine specielle Aufmerksam- keit geschenkt, und Alles, was sich uns zur Entscheid dang darbot y erörtert, weil er für die Brauchbarkeit fe- tter Slteren Observationen offenbar eine Lebensfrage dar- stellt. Jedenfalls hat der Schlafs aus der Vergleichung mit den neueren ein gröfseres Gewicht für steh, als die oben (S«217) erwfthnten Argumente.

Die Resultate der älterea Temperaturbeobachtungen in Vergleich zu den neueren sind kurz folgende: Das mittlere (corr.) Minimum Mit in den meisten Monaten des Jahres 1841 geringer ans, als im Durchschnitt der sechs Jahre 1757 bis 1762 (Taf. I), was schon durch Bcobnchtuug der absoluten täglichen Minima im J. 184 L erklärlich erscheinen dürfte; jedoch liegt in den einzel- nen Jahren der älteren Reihe das mittlere Minfmnm bald höher, bald tiefer. Die Beobachtung um 3^ iNachin. stellt sich im J. 1841 fast in allen Monaten, aufser Februar und November, und besonders im März, Juni und August beträchtlich niedriger heraus; nur im April nnd Ociober stimmen beide Mittel bis auf kleine Bruchtheile eines Grades unter einander überein« Auch bei dieser Stnodo schwankt das Mittel der einzelnen Jahre der Amiot'- scheu Eeubachtungeu bald über, bald unter das des J. 1841. Es scheint ferner keinem Zweifel unterworfen^ dafs das Jahr 1841 in Nord -China ein kaltes gewesen sejn mufs (s. Tnf. III), und diefs dihflc die vorher aus Taf. I abgeleiteten Ergebnisse genügend erklaren; denn mit Rücksicht auf die Eintheilung des J. 183^ nach ahm Styl schliefsen sich doch die sieben Monate der Fufs'schen Beobachtungen den älteren >veit naher an, als denen von Gaschk e witsch; und dafs jene Behaup- tung in Betreff der Wärme des J. 1841 nicht übertrie-

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221

ben ist, geht vielleicht auch daraus hervor, dafs die mitt- lere WinterlemperaCur 183? ( 0^,8 R.) von Fufg aus^ driicklich »ein Maximum der mittleren Winterk&lte« ge« Daont wird, weil ihm der Winter zu Peking selbst als ein verhüiluiLsuiälsig kalter (?) bezeichnet worden * ). Der- selbe meint, daCs die mittlere Sommerwärme nur weni* %(ts unter 24^ R. betrafen wGrde, was sehr wahrschein* lieh viel zu hoch ist, da die dltereii Beobachtuugeii we- nigstens ganz augenfällig dartbuu, wie constant dort die mittlere Wärme der drei Sommermonate (Juni, Juli und August) ist. Hiernach ergiebt sich nSmIich aus seioeB Observationen 1831, dafs in diesem Jahre die mitt«» lere Sommerwänne schwerlich 21^ R. überstiegen , was nahe genug mit den älteren BeobachluDgen, namentlich den corrigirten Mitteln der letzten Spalte Taf. III, im 6)ähngen Durchschnitt zusammenstimmt. Aber daraus folgt zugleich, dab das J, 1841 nicht biofs durch einen kalten Winter ausgezeichnet gewesen ist, sondern dafs auch der Frtlhling und der Sommer vor Allem unge- wöhulich niedrige Temperatur besessen haben; der Herbst 1841 schiieÜBt sieh dagegen den älteren Beobachtun- gen weit inniger an, was eben nichts Ueberraschendes . hat. Das Verhalten der monatlichen Extreme (Taf. IV) stimmt mit diesen Resultaten für die Media überein, und bestätigt dieselben zugleich.

Auch die inoaatlichcn Mittel des täglichen und ino- oatlichen Spielraums des Thermometers treffen mit den obigen Ergebnissen zusammen (Taf. II nnd V), und wenn einzelne Monate, wie der März (Taf. II) und die kälte- ren Monate des J. 1841 (Taf. V) überhaupt beträchtlii> che Abweichungen zeigen, so bedarf es zur Erkläroog nur einer Vergleichong mit der Grdfse der mittleren täg-

1) CiDg et aber Hro. v. Fufs etwa mcht ebeo so, wie fut allen Rei- iendcD? Der Eindruck eines Minimani von 13*,4 G. and eines Wut^ ters vnm P ongefilhr unter 40^ Breite, also etwa wie an Daozig, konnte leicht iu einem solchen Urtheil führen.

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222

liehen Osrillalion an audeieu Orten, ^velcLe das etwas überrasch^uile üi^^ultat giebt, daCs diese GroCse in ^ Derlei Monaten versdiiedeuer Jabre weit bedeateoder va- riirt, als man a priori anzunehmen fi;eneigt sejn möchte* £ioe umfassende und mühsame Untersuchung, welche ich Über diese Veräuderlicbkeit, die offenbar eine Folge der verschiedenen Hiunnelsansicht und aller auf die nicht-pe- riodische Temperaturveitheiiung auf der ErdoberÜächc einwirkenden Elemente ist, vor längerer Zeit angestellt, aber nieht speeiell Terdfrentlieht habe, um die Methode, aus der Gröfsc der täglichen Oscillation wahre Media ab- zuleiten (8. Üove's Repert« der Physik, IV)» einersarg« föltigeren Prüfung zu unterwerfen, liefert den eotscbie- densteu Beweis für jenen Satz, und spricht somit zu Gim- aten der Brauchbarkeit der älteren Beobachtungen.

Combinirt man nun die älteren (corrig.) Mittel mit den neuesten Beobachtungen behufs einer vorlclufigeu An- näherung, so erhalt man im 6- bis 7 jährigen Durchscbttill nach der hunderltheiligen Skale für

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Peking (in 39" 54'

25,9 (Juli.)

n. lir. )

11,3

-4,2

12,4

25,4

11,6

5,2 (Jau.)

wihrend GotteSRcch-

üttugen ') ergeben

12,7

-3.2

13,5

28.1

12.4

- 4,1 (Jan.)

29,1 (Juni)

Peking bat ako in Betreff der mittleren Temperatur ei- nen Winter wie das Nordcap (Skandin.) und Ulica (N. Stork); sein kältester Monat kommt dem von Upsala gleich. Der Sommer ist so warm wie Siciliens am Fufse des Aetna und wie Oahu's (Sandwidis-Iiiseln), und den wärm- sten Monat finden wir im Süden der Vereinigten Staa- ten zu Natchez wieder. Ferner beträgt die Differenz der

1) Vergl. DoTe's Bcpeit.^ IV, S. d5, und nem Tt^l III» Distri- bititon äe ia chaUur sur U gMe etc* tu t. Homboldt't Aät Centrak^ 71 ///.

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tu

Wtoter- lind Sominerleinperatar 29^,6 oder 1^,7 weai« pr, die des kältesten and wfiriDSten Monats 31®»l oder

2'\1 C. weniger, als man früher nach Cotte angab. Wenn wir diese Ergebnisse mit den lieobaclitungen nahe der WcstkOsle der alten Welt in gleicher Breite, nSn« lieh mit Italien vergleichen, so liiuleii wir, dafs hier die Jahreswärme über 5" C. höher ist, dafs Winter und Herbst 6^, Frfibiing gegen wirmer» der Sommer aber Wir U kälter ist, als zu Peking, dafs somit das conti- oentale KUuia sich in weit geringerem Grade bei der Sommertemperator ausspricht, als in den kälteren Jahres- zeiten. Noch schlagender tritt diefs hervor, wenn wir sehen, ivie der kälteste Monat zu Peking 15^ kälter und der wärmste kaum Ij-" C. wärmer ist, als im südlichen Italien; ein Verhältnifs, was bei Cotte's Rechnung, wo* nach der Juni anomal am wärmsten sejn sollte, mehr ▼ersteckt bleiben mufste, was aber init der geographi« scben La^e trefFItch (ibereinstimmt Excessli^ ist also das Klima Nord -Chinas noch in hohem Grade; denn Nord- Ckina wird in den kälteren Monaten in das Gebiet der Temperaturdepression, welcher m hdheren Breiten alle Contincntülflächen (auch nahe den Westküsten der Oceane) unterworfen sind, hineingezogen; aber im Sommer bringt der vorherrschende Sfid- und Südost -Wind, wie auch wobl die Nähe der Gebirge (In-schan und Thai- liaDschan) bei Landwinden eine Mäfsigung der Hitze conti* nentaler LQfte hervor, und sonach scheint Peking zmi Klimaie zu vereinigen, die temporär mit einander ab- wechseln, Dämlich das excessiv^eontinenlale und das ge- mäfsigt pelagische der OslkOsten grofser Continente« Wie weit sich aber die Kälte Nord- und Central- Asiens Dach Süden und bis zum stillen Ocean hin zu erstrecken vermag, das erfahren wir recht aoffallend an der Insel Tschusan (30^ n. Br.), d eren Wintertemperatur 184 ^ üur C. betrug, während Ambala im oberen Gan- gesbecken bei 170 Toisen ttber dem Meere I3'*,2 (1 Ii*" C.

Oigitized

224

selbst im kältesten Monat), Kairo 14«,7 C. Winler- wärme besitzt, und eeibst die Binueiiiäuder uordlich vom mexikaoiachen Golf einen on 6^ müderen Winter ha- ben. Und doch sagt Fufs, dafs die klimatische Bescbaf* fenheit des Gestadelandcs Pe-fscheli in einem so cou- trastireodeu Charakter gegen die des benachbarten Hoch- landes steht, dafs sich aof der 100 bis 200 Werst .brei- ten Terrassen -Landschaft ein Klima -Uebergang von Ilgen zehn Breitengraden offenbart (a. a. O. S. 117).

Es liegt nahe, «wischen den OstkQsten der beide» groCsen Continentalmassen , welche manche beträchtliche Abweichungen in klimatischer Beziehung zeigen, eine Ver- gleiciiuii^ anzustellen. Die Jahres - Isotherme von Ii" C., welche durch die Südspitze der Krym, an Wien and London vorüberläuft, schneidet an beiden Oslküslen nahe denselben Paralleikreis ; aber die geringere Ausdeh- nung des Festlandes im Vergleich mit der umgebenden Fläche der Oceane und seine ConGguration verleiht Nord* Amerika's Ost sin einen (4^ C.) vi^Urmeren Winfer, ei- nen kühleren Frühling, einen (2^**) kälteren öomwer und dnen wenig wärmeren Herbst, und eben so verhält es sich mit dem kältesten und wärmsten Mona^. Diese Yerbültnisse lehren augenscheinlich, wie eine Milderung des Klimas der Ostküsten, eine Abstumpfung der £z* treme wieder von der Grdfse und Form Festlandes bedingt wird. Dringen wir iu den Vereinigen Staaten von der Küste westwärts in das Innere ein, so ündeu wir, dafs sich die Unterschiede der Jahreszeil^n gegen Peking unter einerlei Breite nicht wesentlich verändern, aufser im Frühling und Herbst, wo die andauerdc Kälte oder Wärme der Wasser des atlantischen Oceans In den respective vorhergegangenen Jahreszeiten ihren Epfl^fs auf die Luft über dem Binnenlande nicht merklich üu^^rn kann; daher stimmen diese Jahreszeiten fast genau den gleichnamigen zu Peking überein. t

Höchst Interessaiit ist ferner auch eine VcrgleicM^^c

;fBÄt

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\

mit einem Orte im westlichen Asien, der nahe gleichen Absland i^orn Cenlrum der asiatischen Contincntaliläche besitz (nach Hra. v. Humboldt: 85* dsti. L. Par« und 441** Br.). Zu Bokhara, wo Chanykow im Winter 1841 1842 beobachtete, und welches in fast gleicher Breite (ad«" 43' n.)» aber 140' böber liegt als Peking» batte nümlich der December 1841: 1",2, Januar 1842: 4°,2 und Februar: 0«,l C. (der Winter also CO; demnach war der December hier in demselben Jahre (aonäbernd auf den Meeresspiegel reducirt) Gber 6^ C. wärmer als zu Pekiüg, so nahe dem Gestade des Stil- Jen Oceans!

Die EziremiB der Temperatur zu Peking, welche merkwürdiger Weise in den älteren und neui^ren Beobacb-

tnngen bis auf * ^ mit einander übereinstimmen, und wel- che eine so enorme Oscillalion der Warme (57°,4 C.) unter 40^ Br, ergeben, sind noch nicht ehimal als die absoluten fOr diesen Ort anzusehen. Nach einem Briefe des P. Gaubil (vom 26. Oct. 1750) herrschte daselbst ▼or hundert Jabreü, im Juli 1743, eine so aufserordent- liehe Hitze, dafs sich die ältesten Menschen einer sol* chcu Wiiriiie nicht zu erinnern vermochten. ^Sie rafüe Tausende von Menschen hin, (blofs in Peking und den Vorstädten starben vom 14. bis 25^ Juli 11400 Leute aus der ärmeren Yolksklasse; die grofse Zahl von Vor- nehmereu wird nicht näher augegeben ; ) und der Kai- ser befahl, zur Linderung auf den Hauptstrafsen und an den Thoren der Stadt. Eis und grofse Almosen gratis \\\\ (las Volk anszuthc'ilcn. Gl(ii kli( her Weise besitzen wir auch von dieser Zeit Beobachtungen der Jesuitenväter, welche an einem Hub in 'sehen, in Paris mit einem Beau* mn raschen Weingeistthermometer verglichenen Instru* mente im Schatten angestellt wurden. Daraus ergicbt sich, däfs die Wärme Nachm. 3 Uhr am 20. und 21. Juli auf SO^«", am 22. und 23. Juli auf 3P,2, am 24. auf SX^fi und am 25. sogar auf 32^,5 (auf das 80-theil. PoggendoriFft Aonal Bd. LX. ' , 15

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226

Quecksilberl lierinonieter rcducirt) stief^, worauf ein Re* gen mit NO. -Wind die Xemperatar deprimirte. Dock erreichte die Hitze noch* am 9. August desselben Jahres eine Höhe vou 27*^,8 R. Da nun die corrigirten Knfgh ben Amiot's als Maxima in den 6 Jahren ergeben: imJoli 27,8 27,0 28,7 28,7 27,4 24,8

im Jalire über- haupt resp. 29,1 27,8 30,3 31,6 27,8 26,1 80 folgt daraus, dafs )ene »aufserordentliche« Hitze 1743 kaum 1** R. höher ist, als in den Beobachtungen von Amiot und v. Fuls, dafs also weniger ein absolutes Maximum als die lange Dauer der Hitze za jenen E^ scheinungen Veranlassung gegeben haben wird. Somit scheinen aus den bisherigen Beobachtungen für Peking als Granzen des Tbermometerstandes «^I8*',l (16^ tiefer als in Sfld Italien, 9\ höher als zu INIarietta) und 40°,6 C. (dieselbe Holte erreicht das Thermometer zu Palermo, Athen und zu Fort Colombus, N.-Amer.) hervorzöge* heu. Berichten über das Einfrieren von Handelsschiffen an der Küste des Golfs von Pe tscheli (in gleicher Breite mit der Ins« Menorca) zu Anfang des Decembers darf man also /luch wohl Glauben schenken. ,

Die vollständige Mitlheiiung der Temperatur-Media schien ans unerlafslich, weil im Westen der alten Welt ^/fiVAz^i^^ Beobachtengen an einigen Orten existircn : und ^ da die V ergleichbarkeit der einzelnen Jahre unter sich Ivci- nem Zweifel unterliegt, so liefern sie ein vortreffliches Mit- tel, die Untersuchungen über die nicht-periodischen Tem- peraturänderuugen (s. Dove in den Abhandl. der Aca- demie der Wissensch. 1841, 1842) nicht blofs auf eine frühere Zeit auszudehnen, sondern, was sehr wichtig ist, zum ersten Male West- und Üsikustc der alten Welt ixk dieser Beziehung zu vergleichen. Schon ein flüchti- ger Blick auf die einzelnen Jahre läfst eine ßrofse Ver- änderlichkeit in so niederen Breiten erkennen, und .man findet bald, daCs, in Uebereinstimmung mit dena voo

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4

DoTO fi#oiuMM Beaykate für andere Gegeq^en, wel- che fpeit entfernt vpn Asijeus Oslküste liegen, die geringste Vcrfioderiichkeit zu Pekiog ebenfalls iu eio Frühlings« ood etil Herbiliiioiiat filUt Aoeh erglebt sich selbst schon, bei Vergleichung von Beobachtungen derselben Periode, ein wahrscheiolicber ZusammenUaug zwischen tMpofürer Herabdrückung der Wärme an den O^iküa Hm der beiden grofsen Coniinentet Denn die unge- wöhnliche Kälte, i^elche im Februar 1836 im östlichen und inneren Kord-Amerika eintrat und sich über das süd* liebe £nropa erstreckte, wftbrend St. Petersburg sieb, be- sonders im Gegensatz zu Island, einer auffollend hohen Wärme erfreute, stebt ohne Zweifel in Verbindung mit einem Pbänomene, was in 50 Jabren zu Canton kaum emnuä beobacbtet worden, nämlidi mit einem Schnee» fall am 8. Februar 1836.

Da kürzlich in diesen Annalen (Bd. LYIII S. 177) der Gang des Barometers für Tscbusan nacb engliscben Beobachtungen während der Besetzung dieser Insel {Chin, Repos.^ 1841, New York Vniv, Ann. Reports) mii^e- tkdUt worden, so dürfte es angemessen seyn, bei Be- trachtung der klimatischen und besonders der Tempera- tur-Verhältnisse von Peking auch hier die Ergebnisse für die Wärme an der Küste des miitleren Chinas, oder einea Verbindungimries zwischen dem Norden und Sü- den dieses Landes zu erwähnen. Aus sechs täglichen Beobachtungen mit 3 -stündlichen Intervallen üode ich BärnUch für die Insel Tschusan (dicht am Meeresspiegel):

1841.

1840.

Januar. ! Febr.

Sept.l Ort 1 Nov.l Dcc.

Wahre Mcdi;*

"in, 7

Mon. Min. Mon. Max. Mon* VariaL

- 1,8 13,3 15,1

- 3,1 14,7 17,8

15,1 31,6 16,5

8,4 26,7 18,3

4,4 18,2 13,8

- 2,2

20,0 22,2

15»

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I

Diese Beobachtungen deuten ebenfalls darauf hin, da(6 die ersten Monate des Jahres 1841 an der Ost« koste Chinas angewOhDlich Aaä gewesen sind (s. oben)«

Was die Beobachtungen des Lufidrucks betrifft, so sagt Amiot zvTar, dafs »sein Barometer mit Sorgfalt con- strtiirt worden sey»; aber bekanntlich dachte man in da*

maliger Zeit noch nicht einmal an eine Berücksichtigung der

Temperatur des Quecksilbers. Wir steilen deshalb nur . die 6 -jährigen Mittel (nach Messt er) mit denneperen

zusammen (Fu

fs'

Ob

serv. wieder aach allem Sijrl):

Baropieler.

BaroiDeter.

Barometer.

DaiDpr-

Trockne

1841 (bei

droclu

Lnft. *

t7&7-17e2.

183;(l^eS0*G.)

IQ* C)

1841.

1841.

fraot.

frant.

engl.

engl.

engl

Januar

^8" 2"

,0

3'",72

30" 3%24

r,6i

30' 2*,«

Febr.

28 1

,1

28

3 ,89

30 2 ,56

0 ,90

30 1 ,66

März

27 U

,1

28

2 ,40

30 1 ,51

1 ,54

29 9 ,97

April

27 10

,5

(27

10 ,91)

29 9 ,18

2 ,53

29 6 ,65

Mai

27 8

,0

27

9 ,92

29 7 ,74

3 ,38

29 4 ,36

Juni

27 7

,5

27

7 .60

29 5 ,67

5 ,30

29 0 ,37

Jnli

27 7

,1

29 5 ,61

7 ,14

28 8 ,47

August

27 7

,9

29 6 ,13

6 ,85

28 9 ,28

Septbr.

27 9

,7

29 8 ,45

4 ,31

29 4 ,11

Octob:

27 10

,1

l

30 0 ,24

2 ,65

29 7 ,59

Novbr.

28 0

,7

30 2 ,27

l ,29

30 0 ,98

Decbr.

28 1

,5

28

3 ,44

30 3 .20

0 ,52

30 2 ,68

Jahr

27" 10"

Tri

29 " 9",65

3'",09 1 29 '

Die Beobachtungen vom J. 1841, welche in dem

Originalmaafsst.ibe der Skale mitgelheilt sind, weil diefs zur Vergleichuog des (langes in der jährlichen Periode genOgt, sind nach der Formel:

5F+2FII+2IX'^ ...,+2VII+ 5 IX

24

berechnet (die römischen Zahlen bezeichnen die Beob«

achlungssfunden ). Das Jahresmedium daraus (28" 0"',38 Pariser M, bei O"" C.) ist beträchtlich höher, als das der Amiot'schen Reihe, was wohl mit der Unvollkommen*

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229

heit des allen Instrumcuts zusammenhängt; denn die Beob- achtungen von Fufs, auf das Jahresmedium (aus 1841) re- docirl» Uefeni gleichfalU 28^' 0> Par. bei 0<> C\ ein gerin* «fcr Uillerschied des Mittek, weno man erwägt, dafs der- selbe im südlichen Europa seihst 1 bis l-^ Lin. betragen kann (Monatober. U Erdkunde, I, S. 93). Der Gang des Barometers, des Drucks der Dämpfe and der trocknen Luft schliefst sich für eine einjährige Reihe ziemlich gut an die Beobachtungen zu Nertschinsk im contiuentalen Asien, and zu Tschasan nahe der nördlichen Gränze der ]\Ion- eoons im chinesischen Meere an (s. DoTe's Abhandi. in diesen Ann. Bd. LVIII S. 188): Der Lufldmck nimmt in der iährlichen Periode mit steigender Wärme (in al- len drei Reihen) ab; die Elasticität des Wasserdaropfes, welche zn Peking gröfser* als za Nertschinsk ist, nimmt gleichzeitig zu, und der Druck der trocknen .Luft ver- bSlt sich analog den Gurren im Inneren Nord -Asiens^ welche dnrch ihre starke KrQmmang von denen des west- lichen Europas so wcscuüich abweichen. Die jährliche Schwankung der Monatsmedia beträgt zu Peking für den Druck der Atmosphäre 7'",63, des Dampfes 6%53 and der trocknen Luft 14'^21 engl.

Für die täglichen Veränderungen erhalten wir im jihrlichen Durchschnitte aus Gaschkewi'tsch's Beob«* achtangen folgende Werthe {engl, Lin.X wobei wir die gleichzeitigen Temperaturmedia dauebea setzen:

Stunde. 1

Barometer.

EUsticilat desi Dampfes. ^

Trockne Luft.

Iciuperalur.

299^,745

2'',954

296"',791

5«,74 Ä.

7

299 ,885

. 3 .021

296 ,861

6 ,12

9

300 ,025

3 ,080

296 ,945

7 ,99

11

299 ,930

3 ,125

296 ,805

10 ,t)0

1

299 ,560

3 ,100

296 ,460

11 ,27

3

299 ,290

3 ,037

296 ,253

11 ,ti4

5

299 ,225

3 ,062

296 ,163

10 ,81

7

299 ,415

3 ,216

296 ,199

9 ,38

9

299 ,650

3 ,210

296 ,449

8 ,32

t&gLOsc

0^800

] (ü'',262) 1 0",()I2

5'',9U H.

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234»

Zu Peking verschwindet also, wie zu St. Petersburg und Bogostowsk (s. d. Add. Bd. LVIIi S. 192), das Mof- genmaximani fdr die ganze Atmosphllre nichi, wie an aa- dern Orteu Sibiriens, eine Folge der Nähe des Oceans/ Ferner zeigt sich im Jahre eine doppelte OscUUUion m täglichen Gange der Eiasticität des Wasserdampb, wie eine solche, aber nur fOr den Sommer zu Halle and Prag, und für einen Winter auch zu Mailand beobachtet >vür- den; eine bemerkenswertbe ond ganz eigenthümiicbe Er- scheinung! Nichts destoweniger ergiebt sich nSmlich für den Druck der trocknen Luft ein einziges Maximum und Minimum, wie an den andern Stationen Sibiriens, nur mit dem (wesentlichen?) Unterschiede, dafs zwar das Mi- nimum, wie zu Nertschinsk etc., erst einige Zeit naeh de« Eintreten der grolsten Tages wärme fällt, dafs das Maxi- mum hingegen nicht kurz nach Sonnenaufgang ( oder wie Im westlichen Europa mitten in der Nacht), sondern erst spät Vormittags oder nahe zu derselben Zeit, wie za Prag im Winter, zum Vorschein kommt. Soviel scheint ia- defs auch aua jenen Beobachtungen mit Bestimmtheit her- vorzugehen, dafs jene periodischen Variationen Im Laufe des Tages und Jahres im Zusammenhange mit dem Gange der Wärme stehen. Alles deutet darauf hin, dafs wir über die Veränderungen der Feuchtigkeit Überhaupt noch sehr im Duiikcln sind; und es mufs unentschieden blei- ben, ob jene Resultate nicht mit localen Eintlüssen, die eine wichtigere Bolle spielen, als gewöhnlich angenom- men wird, behaftet sind, um so mehr, als die Schwan- kungen des Dampfdrucks im Laufe des Tages verhältnifs- mäfsig gering sind. Die Lage der Gebirge und andere ört- liche Einfltlsse, die Windrichtung, welche auch zu Peking in verschiedenen Jahren nicht unbeträchtlich variirt u. s. w., werden sieb nach ihrer Mitwirkung erst dann bolracbt^n lassen, wenn längere Beihen dargetban, dafs jene Ge- setze wirklich allgemeine und nicht temporär modi6cirte sind.

Scbliefslich wollen wir noch kurz der übrigen nie-

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leoroIogtscbeD Elemente erwähnen, über welche die neue- stea Beobachiimgen von Gaschke witsch erst im näch- sten Amumre magn. et meL Aufschlnfs geben werden. Wegen der von uns benutzten älteren Materialien ver- weisen wir auf das Journal von Auiiut und v. Fufs' Besume (a. O«)*

Niederschlag in fester oder flössiger Form findet Dur an 58 Tagen im Jahre statt, also nicht öfter als zu Jakozk und Irf^uzk; auch zu Nertschinsk scheint es ziem- lich eben so hiufig zu regnen und schneien. Im Win- ter fällt gewöhniich Schnee, wiewohl nur in ^eriugen Mengen, sehr selten Regen. Den meisten Niederschlag geben die Semmermofk9\ey also dieselbe Jahreszeit, wel- che Hindostau Mousoou - Regeu bringt, welche im südli- chen Sibirien die eigentliche Regenzeit ist, und welche für Japan so charakteristisch ist, dafs die Monate Juni und Juli die » fVasser/iwnaie u heifsen. Wie sich aber au der Ostküste der neuen Welt auf der nördlichen Hemi- sphäre von den Verhältnissen des tropischen Erdgürtels nach Norden bin ein Uebergang zu einem Maximum des Regens im Sommer durch ein Auseinandertreten dessiel- ben in ein Frühlings- und Herbstmaximum zeigt, analog den Verhältnissen im südlichen und mittleren Europa; so findet auch hier merkwürdiger Weise in der Region der Monsoons ein solcher Debergang statt; denn im südli- chen China, zu Canton und Macao, fällt die gröiste Menge dea Regens ebenfalls in ein Frühlings- und ein Herbst- monat, in Nord-China dagegen in die Zeit des Sommers. Zwar ist die Zahl der liegentage zu Peking, selbst im Sommer, nicht beträchtlich, aber um so grOfser ist die Menge des Niederschlags; so z. B. fielen blofs im Som- mer, des J. 1761, nach den Messungen des Missionairs P. Cib.ot, Uber 60 ZoU Wasser herab, ein wahrhaft tropisches Quantum, so dafe ganze Städte und »Mil« lioueu« von Menschen von den Finthen verschiungeu wurd^«

Gemtter sind in der heifsen Jahreszeit nicht selten;

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Sie brechen plötzlich aus und werden in der Befi^el voo

eiiieui Orkau begleitet, gelicni aber scbaeil vorüber; aucb führt Ainiot eiotgeinal tiageÜMe an.

Feuchte Nebel kommen in den Wintermonaten sehr häufig vor. Auch das Piiauuuieu der trocknen Nebel oder des Höhenrauchs im weitesten Sinne des Worts» dessen Existenz ich früher für- Nord- Amerika (tiiese An* iialeu, Bd. XLIV S. 17() folg.) und das südliche Neu- hoiland nachgewiesen habe^ fehlt im östlichen Asien nicht. So heifst es u. a. in Ainiot 's Journal am 3. April 1759: »den ganzen Tag (!) war ein gelber Staub gefallen«; im Juli desselben Jahres: «Der Himmel verdunkelte sich plötzlich; ein gelber Staub fiel, den ein Ireftiger Regen niederschlug«; im April ITüil: »Die Luft >var mit einem gelben Staube erfüllt (! ), bei einem starken NW.- Winde, der den ganzen Tag über anhielt« u. s. w. Häufig ist das IMhinomen eines herabfallenden gelben Staubes offen- bar nicht, wie Cotte behauptet, der denselben, nach damaligen Ansichten, nur vom filumenstaube der » Fichten und Tannen w in der Nähe von Peking herleitet, und so- gleich eine Aehniichkeit mit den sogenannten Schwefel- regen zu erkennen bereit ist; aber doch mag der »be- deckte« llüiunel, welchen das Journal stets ohne weitere Beschreibung angiebt, nicht selten mit jener Erscheinung zusammenhängen. Der Frühling scheint dem Auftreten derselben besonders günstig im sevn uiul nürdliche Winde, wenigstens in höheren i\egionen der Atmosphäre, dabei eine Hauptrolle zu spielen; auch hier vertreibt Re- gen den Staub dieser trocknen Neipel. Es ist wohl am Wahrscheinlichsten, dafs die im NW. von Peking gelegene weite Sandwüste Gobi zu Zeiten ihre Staub- uia^sen über die Gebilde in's nördliche China entsendet, wenn die Witterungsverhältnisse der Verbreitung gün- stig sind, ganz analog, wie diefs bei der trüben Staub* Atmosphäre der Sahara und in anderen Gegenden beob- achtet wird.

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Aus den A m i o t 'sehen BeobadiltiDgeü Über die Windesrichiuiig geht eudiich hervor, dafs S. am Häufig-" steD webt, nämlich mit 37 Proceot; ihm folgt N. mit 15, dann NO. uiil 14, SO. 11, NW. 10, O. 7, W. 3 und eüdlicfi SW. 3 Proceut, alle Wmde = lOÜ gesetzt. Aber man darf hierbei nicht die Lage Pekings in der .Nähe eines langen Gebirgsrückens (des Khin-gan) und des hohen In-scban übersehen, wodurch die südlichen und nördli- chen Winde von ihrem ursprünglichen Wege abgelenkt werden müssen; und wir halten deshalb Kaiser Khang-hi*8 Angabe, dals der vor Uerr sehende Wind der SW. sey, was wohl aus Beobachtungen an anderen Orten im M. des Rei- ches hergeleitet sejn mag, für richtig; er sagt ausdrOcklich, dais alle anderen Winde (und sie sind'zu Peking über- haopt oft heftig, namentlich im Frühlinge» ,wo Wirbel- winde nicht selten auftreten, und zeigen alle Kiennzei- chen locolen Einflusses,) nicht lauge dauern, sonder^ bald wieder auf jene herrschende Bichlung zurückkeb« ren ! ( Mem* de la Chine , 7! IV). Soviel ist ans den obigen Zahlen, die wir, wegen der localen Verhältnisse, zur Bestimmung der mittleren Wiudesrichtung nach der Lambert'schen Formel für nicht geeignet halten, klar, dafs auch im ^turdeu Chinas zwei einander gegenüber- liegende, Sirbme^ ein nördlicher and ein überwiegender südlicher, wie in der ganzen gemäfsigten Zone mit ein- ander wechseln^ und souiit alle Wilteruogserscheinungen, welche von dem temporären Ueberwiegen des einen oder des anderen Stromes abhängen, sich in Hinter Asien in. ähnlicher Weise, nur mudiiicirt durch die Stellung von Land und Wasser, kund geben müssen^ als im Westen der alten Welt, oder an der Ostküste Nord «Amerikas. Dals aber im Winter S. und NO« stets mit einander kämpfend herrschen, während im SomnUer südliche Winde mehr überwiegen, hängt aufs Innigste mit der Wärme- \erlheiluug zusammen; und zugleich folgt daraus, dafs der jm Sommer bis zu dem nordchinesiscben und japa-

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8S4

niscben M««re temporSr hinaafrQckende SW.-Mon^ooD sich keineswegs dauernd io's lonare des Landes erstreckt, sondern nitr hSofiger weht, als der Nordstrom, d. b. den

wahren Momoon- Charakter völlig einbüfst. In Nord- China also bedingt die relative Laj^e und Coofiguration von Meer und Land analoge Verhälfnisse wie im südlichen Europa, doch mit dem wesentlichen Unterschiede, dais dort der Siulstrom, hier bei W citem überwiegend der Nord- strom sieb in der warmen Jahreszeit gellend macht, ein Pliänomen, welches wir durch die eigentbümlicbe Stel- lung Europas gegen Afrika und im Zusammenhange mit den Windverhältnissen höherer Breiten erklärt haben ( Monatsberichte der Gesellschaft fOr Erdkunde zu Ber« lin, III, S. 119 folg.).

Für das Verhältnifs der nördlichen zu den sMVi- chen Winden ergiebt sich 1 : 1,99, der Östlichen zu dcu westlichen l : 0,52; jenes ist somit ziemlich ähnlich dem an der Ostküste Nord - Amerikas, während letzteres an dieser Küste fast gerade umrrekehri ist. Soll man nun annehmen, dafs das (a. a. O. S. 117) von mir ausgespro- chene Resultat: ein westsüdwestlicher Luflsirom herrscht in minieren Breiten der gemäfsigien Zone auf der gan- zen Erde vor, nicht für Nord -China gültig sej; oder mufs man, wenn Kaiser Khang-hi Recht hat» jene Ab* weichung für eine hcale oder temporäre Erscheinung hal- ten? Die Entscheidung über diefs Problem wollen wir von directer Beobachtung erwarten, mag auch die letz- tere Hypothese viel Wahrscheiuliciikeit für sich haben.

Nac/ischrift, Eine spätere Untersarhung hat mich gelehrt, dafs das, wu för Nord-Chioa als ein eigenthilmHcli«« Verhfilin;r9 desKli-

mas beieichnet worden, nSnilSch'ein regclinSr$tger teroporSrer 'V\WIm«1 des continentalen und oceanischen Klimas, allgemeine Gültigkeit für aUe Osiküslen in hölierOi Breiten hat, und sehr wahrscheinlich ulue einfache Folge der Verändcrimgcn der Windrichtung In den vcrschledcDcn Jalires- icllen ist. Diese Eigenltirmilichkell ist aber so rliaraki*? isfr-icli , dals es gereclil fertigt scheinen dürrte, das Klima der Ostküsten als tiiu^^ hcsuudere Gattung mit dem Namen: gemischtes Kitma zu bezeichnen, und den Aus- druck oceanisches Klima dagegen anf Inseln und Westküsten au beschrSo^ kcn« Somit worden wir atif der Erde überhaupt drei wesentlich ver- schiedene KMmate nebst ihren Uebergängen in einander erlialten.

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2S5

III. Lieber den Nebenstrorn im getheilten SchlU- ßungsdrahie der Batterie;

^on K. JV. Knochenhauer.

(Scblufs voo S. 82.)

A^llein um jetzt auf ganz bestimmte Weise zu sehen, ob nicht das Gesetz vielleicht dennoch mit Rerücksich* (iguDg des Materials der yerschiedenen Drähte passe» spannte ich noch verschiedene Dröhte in schicklichen Ge- stellen über Giasstäbe aus, so dafs sich auch diese be- quem einschalten liefsen. Ich nahm zuerst vier Sorten Eisendraht, die aus derselben Handlung gekauft und fort- laufend von derselben Fabrik numerirt, von nicht zu ver- schiedenem Materiaie sejn konnten , dazu vier verachie* dene Sorten Kupferdraht, die ich' mir mit einiger Schvrie- rigkeit hier aus demselben Stücke hatte ziehen lassen, aber nur von beschränkter Länge erhalten konnte. Von dem Eisendrabt wogen:

No. L 12''8'",8 lang 6,477 Grm. No. IL 12 3 ,1 . 1,879 - No. IIL 12 5 ,5 - 0,947 - No. IV. 12 5 ,8 - 0,611 - Das specifische Gewicht von No. I, dessen Eisen brü- chiger war, war 7,540, von No. II 7,732, das ich fQr die feineren Sorten gleichfalls annahm; hiernach sind die Durchmesser No. 1 ü",789, No. 11 0';428, No.111 0^302 und No. IV 0^242. «Von den RupferdrShten wogen: No. L 9" 3' lang 4,145 Grm. No. IL V \V 9';5 . 8^402 - No. IIL 2 8 10 ,6 - 3,763 - No. IV. 2 11 l ,7 > 1,863 - Das specifische Gewicht von No. I war 8,857, von No. 11 8,945, im Mittel 8,75; also die Durchmesser No. 1 0%628,

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No. II 0^498, No. UI 0^348 ood No. IV r,m

Bei den nächstfolgenden Versuchen wurde die ganze Länge des doppeiten Kupferdrabts angewandt, und in der Ne- benschliefsung befataden sich aufser JS noch 70 Zoll Kupferdraht. Nach den vier ersten Versuchen rifs der Piatiodraht im Tberwoineter H, und ich mufste aus Man-* gel eines längeren einen etwas kürzeren als den bishe^ rigen, doch von derselben Starke,, einziehen; das Ver- hällnifs zu iV wird später augegeben werden, vorläufig werde ich das Thermometer mit bezeichnen. Die Versache sind folgende in Mitte&ahlen aus |e drei Mo* tirungen vor* und rücjLwärts genommen.

Neoailber No. I.

Eid. Mlialt

iSfi.

9

Miiul.

Verl.

in iSTf

offen

15,50 15,50

15,50

or

15,67 1(1,33

16,00

10,33 10,12

V0,23

5,27

4

14,00 14,33

14,17

10,75 10,50

10,63

4,87

8

12,37 12,50

12,44

11,00 11,00

11,00

4,50

12

ll,i)6

1 1 ,(>(>

11,25

11,25

4,25

6sso,i4aü ; iS=o,m

Meosilber Ko. lY.

ll^insclial- tung.

N Mittel.

ä;.

ttl

Verl.

n

offen

15,50 15,54

15,52

0

16,3^3 16,29

16,31

10,3:^ 10,12

10,13

5,39

4,134

12,75 12,71

1273

10,06 10,00

10,03

5,49

8,268

10,00 10,12

10,06

9,75 9,94

9,85

5,67

12,402

8,21 8,25

8,23

10,00

10,00

5»52

i^'s0,3094 ; b redudrt =50,2993 ; J3=:0,621.

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237

Eiieadralil No. IV.

ElD-

t. - 1- ICUll,

ir.

N Miuel.

Mittel..

Verl, iD Mit,

offen

\6fi2 15,50

15,56

0-

14,54 15,00

14,77

10,00 10,00

10,00

5,56

4

12,00 12,37

12,19

10,83 10,56

10,70

4,86

8

10,00 10,37

10,19

10,87 10,69

10,78

4,78

12

9,62 8,75

8,69

10.94 10,87

10,92

4,64

16

7,45

7,45.

1 1,00

11,00

4^

6=0,2324 ; BssO,m.

Eisendralit No. I.

Fin-

Sclialt.

N.

''■N Mttict.

1 -Äi.

Ht Mittel

Werl in Hl,

~ offen

t

15,50 15,71

15,62

ff

14,87 15,12

15,00

10,06 10,00

10,03

5.59

4

13,25 13,44

13,35

10,56 10,50

10,53

5,09

8

12,04 12,16

12,10

10,81 10,75

10,78

4,84

12

11^ 11.33

11,29

10,87 11,00

10^4

4,68

16

10.32

10,32

11,08

11,08

4,51

Ä =0,1 149 ; 5=0,240.

Eisendraltt No. III.

wkalt.

N.

N Mittel.

Mittel

Verl

offen

11,62 11,69

11,66

0'

15,71 15,67

15,69

7,75 7,75

7,75

3,91

4

13,29 13,29

13.29

8.00

8,03

3,63

8

11,33 11,25

11,29

8,25 8,19

8,22

3,44

12

10,04 10,Ü4

10,04

8,25 8,25

8,25

3,41

16

8,68

8,68 1

8,37

8,37

3,29

^s0,1932 ; 0.390.

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•m

EUendralii No. IL

* >

Ein- tclialt.

\n Hattet.

1/,.

1 TT 1

Verl. fin £n»

offeD

11.50 11.62

11,56

15.67 15^

15,80

7,69 7,69

7,69

3,87

4

13,46 13,62

13,54

8,06 8,00

8,03

3,53

8

11,75 11,96

11,86

8,12 8,12

8,12

3,44

12

10,42 10,40

10,44

8,19 8,19

ai9

3,37

l(i

9,34

9,34

8,25

8,25

1 3,31

6=0,1697 ; £=0,332.

Kopferdraht £^o. lY.

Ein- schalt.

N Mittel 1

^,M!ttel.

1 Verl.

»n Hj.

offeu

10,00 1(1,21

10,11

or

14.15 14,29

14,22

6,44 6.56

6,50

3ß\

4

12,92 13,12

13,02

7,06 7,06

7,06

3,05

8

11,96 11,75

11,86

7,31 7,25

7,28

2,83

12

1M2

11,12

7,66

7,66

2,4^

Knpferdrtkt K«. IIL

iV Mlüel

//a Millel.

offen

10,21 10,25

10,23

or

11,29 14i»0

14,40

6,56 6,75

6,66

3,57

4

13,21 13,25

13,23

7.00 7,00

7,00

3,23

8

12,75 12,79

12,77

7,31 7,37

7,34

2,89

12

11,60

11,60

7,66

7,66

2.57

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Kupf«r4ralii No. II.

CID*

Ml

N,

N UM.

H%

//a Mittel.

in

ofTen

10.00 10,12

10,06

«

14,00 14,37

14,18

6,19 6,31

6,25

3,81

4

13,25 13,25

13,25

6,62 6,75

6,69

3,37

8

12,37 12.42

12,40

7,00 7,00

7,00

3,06

12

11,62

11,62

7,32

7,32

2,74

£=0,0720.

Knpferdratit No. IV,

Ein-

H>

N Mittel.

J5t

Verl.

III y/,-

offeo

10.12 10,12

10.12

0'

14,37 14,37

14,37

6,31 6,31

6,31

3,81

4

13,62 13,42

13,52

6,75 6,75

6,75

3,37

8

12,62 12,62

12,62

7,12 7,12

7,12

3,00

12

12,12

12,12

7,32 .

7,32

2,74

Ä= 0,0644

Bei den vorsteheDden Versachen vraren aUo. von den verschiedenen Drahtsorten nach einander 4, B, 12 und be^ den Eisendriilileu noch 16 Fufs eingeschaltet worden, und die Mittelwerthe waren aus je drei Beob- ücfatnngen vor- oder röckwfirts genommen, demnach aus sechs eiozelneu, uuler einander schon recht gut übereiu- stimmenden Angaben. Um die Wirkungen der einzel«- nen Drahtlftngen auf einander w beziehen, berechnete

ich h aus der Formel worin für i die jedes- *

malige Erwftrmung, für ü die ErwSnlnung bei eingeschal- tetem Kupferbügel und für n die Zahl gesetzt vFurde, die die liänge des eingeschalteten Drahts zu 4' als Einheil genommen ausdrflckt. Diese Formel stimmt zwar nicht ganz, genau, da die Erwärmungen / auch wieder bei glei- cher BezeicfaüuDg der Formel ^—tt^ttJ^ ziemlich nahe

(1 "v ^/

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240

»

koninien, doch bietet sie fedcnfalls passendes Mitlel dar; um eioe annähernd richtige Vergleichuu«; der ver- scfaiedeoen Drähte unter einander zu erhalten. Da spä- ter häufig nur 8' Draht eingeschaltet wurden» so berech-

Dete ich noch B aus /=£-p^, worin «für / die Erwär- mung für 8 , bei Neusilber Mo. IV bei 8,268 Drahtiänge gesetzt wurde. Bei einem Theile der Beobachtun<^en mufste, wie erwähnt ist, mit operirt werden ; es kann demnach die Frage entstehen, ob hierdurch nicht eine Störung in den Werthen von b veranlafst wurde, da doch der Platindraht in JJ^ etwas lan^^cr als in /J^ war. Um darüber sicher zu seyn, wiederholte ich den Versuch mit der Eisensorte No. IV, indem ich das zweite Ther- mometer ganz elimintrte; ^^war etwa um ^ kleiner, also, wie mir schien, zu unbedeutend gefallen, als dafs ein merklicher EinÜufs von der Veränderung von Hg in entstehen sollte; indefs ist ein solcher Einflufs wirklich vorhanden, wie die späteren Beobachtungen zeis;en wer- den, und die Werthe von b sind bei /i,, im Vergleich ZQ denen bei um etwas, doch bei dem geringen Un- tetiBchlede hier nur um sehr weniges gröfser zu denken. Die Versuche zeigen nun zunächst, dafs das oben angedeutete Gesetz über die Drahtstücken nicht Stich hält; es ergiebt sich nur ganz im Allgemeinen, dafs dOo* nere Drähte mehr schwächen als stärkere, und nament- lich scheint dieser EinOufs bedeutender hervorzutreten, feiner die Drähte werden. In Betreff der weiteren Folgerungen wollen wir zuvörderst auf den Leilungswi- derstand übergehen. Die Beobachtungen mit Eisen No. IV ond Kupfer No. IV, durch bestimmt, gaben folgende Resultate:

Ei.

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Einachalt.

241

Eisen No. IV. H% beob. berechn.

13,00

13,00

4

10,94

10,95

8

9,37

9,45

12

8,44

8,32

16

7,44

7.43

daraus der Widerstand von 4'=0,1872, wenn die fest bleibende Leitung =1 gesetzt wird.

Kdpfer No. IV.

Einschalt.

bcob.

berechn.

0'

13,00

13,00

4

1%50

12,61

8

12,25

12,24

12

12,00

11,90

abo der Widerstand ▼od 4's=:0,0309. Zur Vergleichung

wit den früheren An^^aben wurden zugleich die Neusil- berfipiralen imd JS untersucht. Für ^Neusilber ergab sich:

EinsfJiahano'.

I

TT^ hcoh. iTf-y horeelin.

0

13,26

13,26

Spirale

III

10,25

10,55

Spirale

VI

8,94

8,78

Spirale

VII

6,50

6,55

Mglich der Widerstand von 8' ISeusilber No. I =0»2557.

^ 1

3,55

15,54

8,62

offen

n,. 1

iV.

4,00

18,90

offen

also lir,:^ 4,667 N und Widerstand von i\r=: As 1,620.

l/f,= 4,725 N id iS=s:l,562.

Pogtendorfl^s Aoual. Mi. LX.

16

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242

N.

6,37

28,25

16,ti(»

offeü

l H, =4,435 N

Hiermit ist im Mittel lH^^4fil N und i{=:1,596.

Bei den frühereu üeobachluugeD mit war aber der Widerslaod vod S Neusilber JSo. i =0,2983, also um 1,166 gröfser; eben so war i2= 1,738» also um 1,089 gröfser; im Mittel sind deiiiriach die jetzt gefundenen Werlhe mit 1,127 zu multiplicireu, um mit dem frühe- ren Resultate , auf dieselbe Einheit des Widerstands zu gehen. Soinil folgt der Widersland von 4' des gewohu- licben Kupferdrabts ¥on 0'",279 Durchmesser s 0,0595, von 4' Neusilber No. I zu 0'",332 Durchmesser =0,1491, von 4' Eisendiaht No. IV zu 0"',242 Diirchmesser -0,2110, und von 4' Kupferdrabt No. IV zu 0" ,236 Durchmesser =0,0348. Die relative Leitungsfähigkeit stellt sich jetzt:

Kupferdraht ( No. I V 1 ) = 1 00 gewöhnlicher Kupferdrabt = 41,8 Eisendraht ( No. IV ) Neusilber

Ordnen wir hiemach die verschiedenen, vorhin ange- wandten Diaiilsorlen ihrem Leitungswideistaiide nach, so folgen sie eiuander in nachstehender Ordnung:

= 15,7 = 11,8.

Neusilber No. IV, Widerstand auf 4

Mäl =0,4764

Eisen No. IV, ' - -4

=0,2110

Neusilber No. I , - 4

=0,1491

Eisen No. III, - »4

=0,1355

Eisen No. II , - 4

' =0,0675

Kupfer No. IV, - - 4

=0.0^48

Eisen No. I , - 4

=0,0199

Kupfer No. HI, - 4

=0,0175

Kupfer No. II , » - - 4'

=0,0086

Kopfer No. I , - - 4

=0,0045.

Dieselben Metalle schwachen aber den

durch iV geheo-

den Strom nach den obigen Versuchen iu der Reihe:

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243

Neusilber No. IV, Verzögerungskraft auf 4',]34

:= 0,3094

Eisen No. IV, , -

- 4',

=0,2324

Eisen No. III,

- 4'

=0,1932

Eisen No. II,

.. 4'

= 0,16!)7

Neasilber No. I , - -

. 4'

=0,1430

Eisen No. I,

- 4'

= 0,1149

Kupfer No. IV,

- 4'

= 0,0.050

Kupfer No. UI,

- 4'

=0,0761

Kupfer i^Jo. II,

- 4'

=0,0720

Kupfer No. I ,

- 4'

=0,0644

An eine Anwendung der Ohm

'sbben Formel auf den

▼erliegenden Fall ist biemach gnr nicht zu denken. Nicht weniger beuierkenjnverlh ist der Gang des Ther- mometers Bei Neusilber No. IV hält sich der Ver- last anf gleicher Höhe; bei Neusilber No. I und allen Eisensortea trit^ eine allmälige Abnalime des Verlustes ein; stärker zeigt sich diese beim Kupfer, obschon sich hier der SUpm durch iV^ fäst gleich bleibt. Alle diese Uesuilate sind den früheren Beobachtungen gnnz con- fonn; Eiseidraht schwächt am meisten den abgezweig- ten Strom OStmllch unreines Kupfer ), Einschaltungen von Kupterdraht wirken weniger hemmend auf die Hauptlei- lang zarück« '

Nachdem somit die Verhaltnisse entwickelt waren, ging ich auf die Untersuchung des wahren Nebenstroms bei getrennten Drähten über. Zum unmittelbaren An- schluCs machte ich gleich hinter .einander folgende zwei Versuchsreihen. Die beiden gespannten Drahte bliclun verbunden, und in dem Strom durch iV waren 70 Zoll Knpferdraht; die Mittelwerthe der Beobachtungen, ohne rückgängige Wiederholung, gaben:

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244

Elnscliallung.

m

I 7/,. I VerKislm^i.

offen

^0,75

* >

0

20,83

14,50

6,25 .

III

16,20

15,50

5,25

v

18^62

1433

6.42

VI

16,46

14,L6

6,59

VII

13,25

14,25

6,50

VIII

14,87

16,67

4,08

III und VIII

11,96

17,Ui

3,29

VU uud VlU

10,33

16,29

4,46

Darauf wurden beide Drähte etwa um 3 Linien im Lieb- ten von einajnder entfernt; es folgte:

Einschaltung.

JV.

offon

18,94

0

16,25

I

6,47

16,68

u

6,00

16,81

m

5,18

17,08

IV

5,72

16,81

V

6,10

16,53

VI

5,36

16,67

VII

4,50

16,54

VIII

4,67

17,22

III und VIII

3,37

17,31

VU und Vlil

3,12

17,00

Verlust iw y/i.

2,69

''•2,26

10

1,8

^rhin aoge- ide nach, M

Wurde das Tliermometer TS durch eil 1=0,4764 Draht eliminirt, so war '//. =18^50, Verlust 0,54^—^ Sieht man von einigen kleinen Differenzen in ab, dii( aus nicht zu vermeidenden Fehlern in den Beobachtungen entspringen, so stinunen beide Reihen in ihrem Gange toU^ kommen überein, selbst der mehr frei werdende Hauptstroof durch die Zufügung von VIII zu III uud VII zeigt sidi in beiden. Ich ziehe aus diesen Beobachtungen den Schlul|| dafs beide Ströme auf gleiche Weise entstehen, dafs demj nach auch bei getheiltcr Hauptleitung der Strom durch Ti ein wahrer Nebenstrom ist. Die Torstehenden ResultaM belehren uns zugleich, dafs der von Riefs aufgestellt!

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245

Satz ( Annalcn, Bd. LI S. 181 und 182), wonach die NebeDspirale , durch cioeo immer grüfsereo Widerstand ((eschlossen, die ErwttrmttDg im Hauptstrome erst auf ein Miniouini zurückführe, und dann weiterhin wieder wach- sen lasse, streng auf den Fall seiner Beobachtung ein- geschränkt werden mQsse; denn hier hablen wir den Fall, dafß z. B. erstens die hinzugefügte Spirale III den Haupt- slrom verstärkt, und die andere Spirale VIIl ihn noch mehr hebt; dagegen umgekehrt hebt ihn VIII allein, aber die noch hinzugeseUtc Spirale VII drückt iiin wieder zu- rück; VII allein hinzugesetzt, stürt ihn nicht weiter. Um aiach die fibrigen Drähte in ihrem Verhalten zu prüfen» stellte ich noch einen ganz einfachen Versuch mit Spi- rale III, VII, mit 8' Eisendraht No. IV und b Kupfer- draht No« IV an, und nahm die Mittel werthe aus vor- und rückgä. ^igen Beobachtungen. Die bei(]eü gespann- ten IJaiÄbICA 'varen auf 4 Linien im Lichten von ciuan-

I hier der Stn find U war zur Verstärkung des Neben- Resultate si beseitigt. Es ergab sich:

i form; Eiseu ten Strom ( f Köpferdraht tUDg zurück. Nachdei

Eioichahnng.

M ( A

0

14,15

*

III

11,56

0,224

VII

9,56

0,480

Eisen IV

10,04

(^409

Kupfer IV

12,25

0,155

n

Also auch hier dieselben Verhältnisse, nur in B etwas kleinere Werthe, was von dem entfernten Thermometer U herrührt, wie das Folgende bestiuimter zeigen wird. Nach diesen Versuchen schritt ich zu einer neuen üfung des abgezweigten und des anerkannten Neben- ^oms. Ein früherer Versuch halte mich belehrt, dafs wenn man den Hauptzweig der getheilten Leitung nach Ind nach länger macht, der abgezweigte Strom durch N aach und nach in einer ihm eigenthümiichcn Weise her- jtawäcbst; es blieb hier also noch zu untersuchen Übrig,

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0

welche Einwirkung die ▼eraehiedeDen DrShte henrorbriii*

gea, da nach dem Otiuröchea GeseUe, weuu dieis au- ders hier gelten sollte, die VerbältnifszaUen b zimlicb Goostant bleiben möfsten, weil >a die Leitungsfähigkeit in dem durch iV$;ehenden Ringe durch Einschaltung Ton 2' bis 28' doppelieü oder eiiifaciieii Kupterdrabta in Rück- sicht auf den Widerstand von« N selbst nur wenig ver* ändert wird. Bei dem ersten Versuche wurde auf dem ausgespannten einfachen Kupferdrahte nach und nach, bei 2' bis 28' die l^eitung durch iV abgezweigte und zwar mit HGlfe eines Knpferdrahls, dessen Länge* ich mir nicht nolirt habe. Unter L in der ersten Coluuiue steht die Länge, die Zwischen der Abzweigung lag, unter iV und //j^ findet man die gewöhnlichen Angaben:

N. 1 iSf,.

Verlast in Hx,

offen

13,50

2'

1,00

13,10

0,40

4

3,00

12,70

0,80

6

5,84

12,10

1,40

8

8,33

11,65

1,85

12

11,95

10,72

2,78

16

14,90

10,23

3,27

20

18,40

10,02

3,48

24

1K63

9,85

3,65

28

9,79

3.71

"Wie man sieht, schreitet die Erwiiiniuiig in iV anfäng- lich schneller, später langsamer vor, und //j wird durch* gehend schwächer. Bei 20' befindet sich in N ein san- derbarer Fehler, der davon herrührt, dafs an dieser Stelle der ausgespannte Draht durch die Thürü^iuung zweier Zimmer geht; der Tisch mit dem Thermometer iV wurde so gestellt, dafs die abzweigenden Drähte schräg gegen den ausgespannten kamen, und dadurch eine gröfsere Er- wärmung veranlafsfon. Dieselbe Störung habe ich spä- terhin noch zwei Mal beobachtet, bis ich, darauf auf- merksam» den Tisph wie bei den übrigen Beobachtungen

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247

stellte. Die Angaben in H geben nichts Neues, deshalb beseitigte ich iii dem Folgenden diefs TIiermQOieter, und konnte mit schwächeren Ladungen der Batterie leichter experimentiren. Ich zweigte zunächst auf 12 Fufs vom doppelten Hauptdrahte die Mcbenlcituug ab und prüfte }e S' von den verschiedenen Drahtsorten, Tom Kupfer indefs nur No. IV und III. Die Beobachtungen wurden vor- und rückwärts augestellt. Es fand sich:

K

^ 1

Ve^baltDiffl.

III

1^ ; . : VII

18,48

13,75

in.:^7

0,344

0,782

1,20 1,26

Eisen No. IV

- - m : - - II

issi 11,28 11,92 12,69 14,12

0,579 0,483 0,333

1,49 1,48 1,46 1,39

Köpfer No. IV ! - - iU

18,71 15,37 15,75

0,217 O^löS

\,m

1,47

Die letzte Cohunne giebt das Verhältnifs von B gegen das oben gefundene B an; scblielst man hierbei die Angaben beim Kopfer als unzuverlässig aus, so ist die Einwirkung der Eisensorten stärker als des Neusil- bers gestiegen y was auch mit den späteren Beobacbtun-« gen vollkommen harmonirt* Ich machte nun femer eine Versuchsreihe mit Abzweigungen von' 4' bis 24' auf dem doppelten ]iupferdra!)t, und schaltete, der Einfach- heit wegen, nur Spirale III, VII, 8' Eisen No. IV und S Kupfer No. IV ein. Das Thermometer blieb eben- falls fort. £& jorgaben sich folgende Er Warnungen m iY:

4

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248

Lmschahung.

^- 1

8. 1

12 .

16 .

20.

24.

0

4 56

9 51

12 22

13,61

14 69

1525

III

6,12

9,03

10,34

11,66

12,37

VIT

4,4 /

V /,Ol

Eisen IV

1,37

4,33

6,97

8,58

9,92

10,66

Kupfer IV

2,82

7,06

10,21

11,16

1 3,08

13,72

B.

B.

B.

B.

B.

B.

III

0,892

0,554

0,353

0,326

0,260

0,233

VII

1,980

1,12S

0,846

0,743

0,647

0,619

Eisen IV

2,330

1.196

0,753

0,586

0,480

0,431

Kupfer IV

0,617

0,347

0,197

0,188

0,123

0,112

Alle Erwärmungen in der jNebenschliefsung bei den verschiedenen eingeschalteten Drähten gehen eine erst schneller, dann langsamer steigende Reihe durch. Die Einwirkung der Drähte oder B ist erst grofs und senkt sich allmälig auf den früher beobachteten Wertli zurück, nur dafs Spirale III und Kupfer, selbst Spirale VII un- ter die eben gefundene Gränze sinken, indem mit fortge- nonimenem // der Strom sich im Hauptdraht schneller bewegt und diese Abnahme veranlafst. Eisen hält sich am besten, ja es nimmt im Anfange der Reihe so an Wirksamkeit zu, dafs es bei 4' und 8' noch mehr als Spirale yil schwächt; ein Fehler in der Beobachtung ist hier um so weniger zulässig, als ich diese Einschaltun- gen mehrere Male hinter einander stets mit demselben Erfolge geprüft habe. Die eben gefundenen Verhält- nisse charakterisiren sicher den abgezweigten Strom; es fragt sich also, ob beim Nebenstrom ein Gleiches statt- finde. Hierzu spannte ich die beiden Kupferdrähte, um 4 Linien im Lichten von einander entfernt, ganz straff an, und zweigte von dem Drahte, der den NebeDstron) giebt, nach und nach ebenfalls 4' bis 24' ab, und zwar mit Drähten von 70 Zoll Länge, deren Enden ich fünf bis sechs Mal um den gespannten Draht fest geschlun- gen hatte, damit einestbeils an diesen Stelleu kein Ueber-

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f

91t

gang^ der Elektridllt von einem Drabt zam andern be«

güusligt würde, und andererseits doch eine sichere ver- schiebbare Verbindung bliebe« H war nicht iu der Haupt- ieitoDg. Die Beobachttmgen gaben folgende Erwärmun- gen in iV:

FiniiclirjltuTig. 1 4'.

8'. '

1-2'. 1

16'

20'.

24'.

"I

vir

2 l ^

(»,oa

3,50 2,44

8,67 5,75 4,37

tu

11, Ii) 7,79

^6,2l

12.(11) 8,(i2 7,12 7 33

13,56 1001) 8,19

S.-'R

/;.

y;.

/;. 1

Ii,

J$.

Ii.

, HI Vll Eisen IV

1,120

0,740 l,49(i 1,659

0,508 0984 0,953

0,425 0,770 0,753

1 0,392 1 0,637

0,358 0,ti58 , 0,586

Wie man siebt bleiben sich alle Verhältnisse ganz gleich, selbst der Eisendraht No. IV zeigt bei 8 den Uebergang über Spirale Vll. Die Wierthe von B sind zwar grOfser; allein diese hängen, wie ich schon bemerkt habe, allein von der Yerzögerung ab, die im Haupt- Strome stattfindet. Der Nebenstrom steht also nur iu einem ähnlichen Verhältnifs, wie ein etwas gehemmter Rauptstrom. Um über die Wahrheit dieser Behauptung keinen Zweifel zu lassen, schaltete ich in die Hauptlei- tung bei ihrem Uebergauge auf die Aufseuseite der Bat- terie einen Platindraht von 15 Zoll 10 Lin. Länge ein; davon wogen 16 Zoll 3 Lin. 0,129 Gr., was bei einem spec. Gewicht, zu 19,3 augeuummen, einen Durchmesser dieses Drahtes =0"',I09 giebt £s entstand so die- nach- stehende Versuchsreihe:

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O III

VII

Eiscu IV

im

3,71

S,65 6,58 7,21

15,67 11,00 8,67 9,54

13.04 10,42 11,62

B.

B.

B.

B.

0,648

III

VII

Eiseu IV

1,400

0,716 1,409

0,513 0,986

0,425 0,807 0,612

0,359 0,702 0,5,26

l,aol| 0,815

In dieser ilcihc haben die Verzögeruugskräfte B nahe dieselben Werthe, wie vorhin» nur etebt wieder Eweii No. IV unter Spirale VII.

Uebcrsieht man die vorstehenden üntcrsuchuDgeD, so wird der Schiufs volikoiumen gerechtfertigt seyn, dafs in dem einen Zweige eines getbeilten Scbliefsungsdrahles der Batterie derselbe Strom auftritt, welcher biahtr als Nebenstrom untersucht worden ist.

Meiningen, Juli 1843.

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SSI

iV. Utber die chemische ZusammenseizUng der

ProducLe der frcicvilUgen Zersetzung der Ko- balt- und Niclielerze:

von Carl Kcrsten in Freiberg,

r

»

Der nachfolgende Aufsatz ist das Resultat einer Arbeit, welche mich, mit UoterbrechuDgeu, einige Jahre beschäf- tigt hat, yeranlafst uod begünstigt durch mehrere glück- liche Umstände.

Einmal gelangte ich in Besitz einer Pai thie der rein- sten frischesten Kobaitbiülbe, worunter völlig ausgebil- dete, durchsichtige Krjstalle waren, und dann verstattete mir Hr. Vice-Obci Einfahrer B. v. Herder die Samm- lung seines verstorbenen Vaters nicht nur zum Studium, sondern versah mich auch daraus auf die liberalste Weise ^ yielfach mit Material m den folgenden Analjsen.

I. Ueber die Producte der freiwilligen Zerseuong der

Kobalieree.

Diese Producte sind dreierlei: Kobaltblüthe, Kobalt- beschlag und, in seltenen Fallen, Kobaltvitriol. Die er- sten beiden Mineralien sind, wie^wir spater sehen wer« den, In ihrer chemischen Zusammensetzung ganz von ein- ander verschieden. W ahrend das erste Minerai iaimer eine constante Zusammensetzung zeigt und ein selbst- ständiges ist, ist das andere ein verftnderiiches Gemenge.

A. Kobaltblüthe.

So weit meine Beobachtungen reichen, ist der Speifs-

kobalt die einzige Species der Kobalterze, dessen frei- , willige Zersetzung Veranlassung zur Bildung von Kobalt- blülbe giebt. Häufig ist sie auf Gängen und Lagern ein Begleiter desselben^ dagegen habe ich sie an den

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i62

Fundorten des Glanzkobalts und Kobaltkieses, als in Tunaberg, SkuttenU, Müsen und Ryddarhyttan, nicht an- getroffen, und auch nirgends eigentliche Kobaltblöthe von diesen Orten gesehen. Wiewohl die Kobaltblüthe häufig auf Gängen und Lagern, auf welchen Speifskobait bricht, yorkomint, so sah ich doch noch mV ein Stück desselben» auf welchem Kobaltbifithe mmittelbar aufgesessen hätte. Im Gegentheile findet sie sich meistens auf Klüften auf QoarZy Schwerspath und Kaikspath, am häufigsten aa( Quarz- und Calcedondrusen, an denen kein Speifskob&lt zu bemerken ist, während dagegen der Kobaltbeschlag auf den Kobalterzen» woraus er entstanden ist» direct als Ueberzug aufliegt und damit gemengt ist, oder sie, oder andere JVlincraiieu färbt. Mehrfache Beobachtun- gen machen es mir im hohen Grade wahrscheinlich» daCs sich Kobaltbifithe und Kobaltbeschlag auf ganz verschie- dene Weise bilden. Die Kobaltblüthe krystalUsirt aus Flüssigkeüen^ wahrscheinlich aus Auflösungen pcn ar- seniksaurem KobaUoxydul in i^iirioHsehen Wässern *) als Salz heraus, während der Kobaltbeschlag das uuiDit> telbare Resultat der Oxydation der Beständtheile» des Speifskobalts u. 8. w. ist, und daher auf den Stfickeo, woraus er entstanden ist, direct aufliegt, oder wenn diese gänzlich zerstört sind» deren Stelle einnimmt«

Von der Kobaltbifithe sind mir nur zwei Analysen bekannt, nämlich von der Abänderung aus ßiegelsdorf in Hessen durch Bucholz» und der aus Allemont dorcb Laugier.

iiucholz fand darin:

1) Die Koballblülhe ist m verdünnten Auflösungen von Eisenvitriol in Wasser leiclit löslich. Diese Auilösung 8erscfz.t sie aber bei (]oncen- tralion ; es schlägt sich ein weifscs Lryslallinischcs Salz aus arstnik- saurem Kisenoxjdul bestehend oieder, und in der iriuMigkeit befin- det sich schwefeUaum Kobaliosjfdul. K,

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Kobaltoxyd

38 Arseniksäure und 21 Wasser

98.

Nach dieser Analyse berechnete Berzelios für die Ko-

baltblütbe die I oiuiel:

Walchucr giebt iu seinem Lehrbuche der Mineralogie^ Bd. I S. 512, an, die Formel für die Kobaltblüthe sey

3 M.G. Kobaltoxjd, 2 M.G. Arseniks,1ure und 3 M.G.

Wasser, oder Co^ As"" -|-3H. Für die Kobaltblüthe von Schneeberg führt Berzellos (Anwendting des Löthrohrs»

3. Auü.) die Formel Co^Äs-h^H auf.

Laogier fand die Kobaltblüthe von Allemont zu- sammengesetzt aas: / i .

20,5 KobaUoxjd

9,2 Nickeloxyd / 6,1 Eisenoxyd

40,0 Arseniksäure 24,5 Wasser

100,3.

Hiemach entspräche der Kobaltblüthe die Formel:

Co^AsH-9H.

Die Annahm eil und Angaben über die chemische Zu- sammensetzuDg der Kobaltblüthe sind demnach sehr ver- schieden, und machten eine Wiederholung der Analyse dieses Minerals wünschenswerth. Die derselben unterwor- fene KobaUblütbc in mehreren Abänderungen war von Schneeberg, von vorzüglicher Schönheit, fast durchsichtig, lebhaft Cochenille-, oder pfirsichblüthroth, und nicht im 6e* riDgsten verwittert. Theilweise bestand sie aus einzelnen, 7 Zoll langen ) nadeÜürmigen Krjstallen, theilweise aus büschel- und sternförmig auseinanderlaufienden Parthien.

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Das spec. Gewicht eines TdHig nn^^ gebildeten Krystalkvon

Rappoldsfnnd^rube. bei Schneeberg, fand ich zu 2,836.

Die Kobaitblülbe verblafst, weoa sie längere Zeit dem Sonnenlichte ausgesetzt ist, wobei sie zugleich ei- nen geringen Verlust an Wasser zu erleiden scheint. Als eine Parthie zu einer Analyse abgevrqgener, zarter, fri- scher KrjsUllblättchen, zufällig unter einem Uhr^lase an einem Orte längere Zeit gestanden hatte, wo sie dem Sod* nenlichte sehr ausgesetzt war, wurde sie nachher deutlich verblafst gefunden, die auf der Obcriläche iiegeodcu ÜiäU- eben hatten ihre Durchsichtigkeit i^erloren, und erschie- nen durchscheinend bis undurchsichtig. Gleichzeitig hatte auch eine geringe Gewichtsabnahme stattgefunden. Noch Tor dem Rotbglüben verliert die Kobaltblüthe ihre Co- chenille- oder pfirsichblöthrothe Farbe. Die Farbenver- änderunir, vvekUo staLliiudet, ist niclit stets dieselbe, son- dern meistens bei jedem Stücke verschieden.

In mehreren Lehrbfichern der Mineralogie wird an- ' gefQhrt, die KobaltblOthe werde bei dem Erhitzen smalte- blau. Diese Farbe nimmt sie ab^r nur in den seilen

% mir vorgekommenen Fällen an, wenyn sie ganz reines ar- seniksaures Kobaltoxydul ist. Ist dagegen ein Theil Ko-

s baltoxydul durch Eisenoxydul ersetzt, wie bei mehreren Abänderungen dieses Minerals von Schnceberg, so ist die Farbe nach dem Glühen, bei Abschlufs der Luft, grün in mehreren Varietäten, öfters auch gelblichgrün und leberbraun. Diese Farbeuveränderung, welche die Ko- baltblüthe durch das Glühen in verscfaiosseaen Gefäfsen erleidet, ist alleinig in der Ausgabe von Waseer begrün- det, und die grünen Abändenuigeo der Kübaltblüthe vom Rappolder flachem Gange, bei Schneeberg, sind, wie be- reits früher von mir gezeigt wurde^ wasserfreies arsenik* saures Kobaltoxydul, worin ein Theil Kobaltozydul durcb Eisenoxydul ersetzt ist.

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255

9^ [ M.

Fe^ J

Die letzten Anibeile Wasser werden iu der Kobaitbiüthe sehr hartnäckig zurtickgchalten , und ^chen^erst in an-

lialtei)der starker Rüthglühhitze fort. Eine Ausgabe von arseniger Säure findet bei dem Glühen ganz reiner Ko- baitbiüthe im Kolben im Allgemeinen nicht statt, und nur einige Male hA)c. ich Spuren davon bemerkt. Die ßeactiouen der Kobaitbiüthe vor dem Lüthrobre könuen ab bekannt fibergangen werden.

Wasser äufsert auf die Kob;ilt])lijlhc beim lJii;cnren damit keine Einwirkung; Von Salpetersäure wird sie schon in der Kälte leicht zu einer blafsrothen Flüssig* ' keit vollständig aufgelöst. Es ist hierbei, auch bei An- wendung von Wärme, keine Entwicklung von Stickoxjd- gas oder eine Abscheidung Ton arseniger Säure zu be-, merken. In Chlorwasserstoffsäure löst sie sich ebenfalls, ! ohne Unterstützung von VN'ärme, auf. ^ Die Auflösung ist rosenroth und wird beim Concentriren in der Wärme I blau oder grün, wenn sie Eisenoxydul enthält. Erhitzt man Kobaitbiüthe mit Kalilauge, so nimmt letztere eine schöne blaue Farbe an, und die Kobaitbiüthe färbt sich schwarz.

Karmoismrothe, krjstaliisirte Kobalibliiihe von der Grube W'olfgaog

Maafseu, hei Scbneeber^.

Qualitative Analyse zeigt, dafs diese KoballblQtlie -

öos arseniksaurem Kobaltoxydul, Wasser, geringen IMciigen ,von Eisenoxjdul und Spuren von Nickeloxjdul bestand, Mnentlicb kerne araenige Säure, Phosphorsäure und Flufs- titare enthielt. Das beim Glühen sich entwickelnde Was- ser reagirte neutral» und verdampfte auf einem Ubrglase, ohne das Glas anzugreifen und. ohne efden Rückstand sn hinterlassen.

Die Bestimmung des Wassers geschah durch Glühen der zerrid)eiien Krystallblättchen in einer kleinen Glas*

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SS6

retoiie, wel<Ae mit einer xtivor gewogen RMire mit

geschmolzenem Chlorcalciuni in Verbindung gesetzt wnrde lu dem vorderen Xbeile der gedaditea Köbre waren ei- nige Stückchen geschmolzenen Kaiibjdrats gelegt. Der Qewichtsv^last der vor dem Versuche mit dem Mine- rale gewogenen kleinen Retorte stimmte genau mit der Gewicbtszunabme der Cblorcalciamröhre^ woraus sich er- gab, dafs während des Glühens keine höhere Oxydation des Kobaltoxyduls stattgefunden hatte. Da die Be- stimmung des Wassers vorzu^rs weise wichtig war, so ge- \ schab dieselbe > durch drei Versuche, wozu jedesmal l Gramm reinster Kobaltblüthc verwendet wnrde. Nach dem Mittel dieser Versuche ist der W^assergehalt dieses Minerals 24,102 Proc. Die quantitative Ermittlung der fibrigen Bestandtheile der Kobaltbifithe geschah durch zwei Analysen. Bei der ersten wurde das Arsenik aas der Auflösung des Minerals in Chlorwasserstoffsäure, nach- dem sie zuvor mit schweflichter Süure versetzt und hier« auf erw&rmt worden war, durch Schwefelwasserstoffgas gefällt. Aus dem erhaltenen Schwefelarsenik wurde der Schwefelgehalt durch Behandlung desselben mit Köni^- wasser, Fällen der Auflösung durch Chlorbar juna u. s. w. bestimmt, und hierdurch die Menge des Arseniks und der diesem entsprechenden Arseniksäurc gefunden. Aus der nach der Fällung des Arseniks zurückgebliebeoen Flüssigkeit worden, nachdem sie zuvor eingeengt, mit einigen Tropfen Salpetersäure erhitzt und mit Chloram- monium versetzt worden war, diejenigen Mengen voo Eisenoxyd durch bernsteinsauree Ammoniak niederge- schlagen. Da auch diese Scheidungsmelhode keine scharfe Trennung des Kobaltoxjduls vom Eisenoxjd gewährt, in- dem das Eisenoxyd nach dem Glühen jederzeit mit Phos- phorsalz in der Wärme grüne, erkaltet blaue Perlen lie- fert, so wurde die über dem bernsteinsauren EUsenoxyd stehende Flüssigkeit mittelst einer Saugröhre von dem- selben abgehoben 9 und dieses mit einer AufUtoung ▼od

Chlor-

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ChlorMDmoDimn imd kdiloMawem AiniiMNikik, iiiilier Ab-

schlufs der Luft, digerirt *). Auf diese eiDfarhe Weise gelang es, dem bernsteinsaurea Eiseuoxjd die letzten Aatheile von Kobaltoxjdol 80 ▼oiUtäodig zu eofziebeii, iuh San Eisenoxyd nach dem Glfihen mit Phosphorsalz nur blaisgelbc Perlen lieferte. Die hierbei erhaltene blafe- rosafarbeoe Flüssigkeit wurde der Hauplflüssigkeit bei* gefOgt, diese durch Schwefelammoniam geflllt, der Nie- derschlao; in Königswasser aufgeiiümincii und aus der Auf- lösung das Kobaltoxjdul kochend durch Kalihjdrat prä* dpiürt Der Niederschlag wurde nach dem Auswaschen geglüht, das geglöhte Product im Platintiegel mit Was- ser ausgekocht (um die letzten Theile von Kali auszu- ziehen, welches man auch durch anhaltendes Aussüfsen ded bjdralischen Kobaltniederschlags, wie diefe beim Nik« kcloxrdul der Fall ist, nicht vollständig abscheiden kann), hierauf getrocknet und durch Wasscrätoffgas reducirt.

Das erhaltene Kobaltmelall war nicht pjrophorisch, und enthielt, wie sich aus Behandlung mehrerer damit gesättigter Boraxperlen mit einem Goidkorn im Reductions- feuer s. w. zeigte, nur eine Spur Nickeloxydul. Das bernsteinsaure Eisenoxyd wurde durch Glühen in Oxjd verwandelt.

Die zweite Analyse der Koballblülhe geschah durch Schmelzen derjenigen Parthieu, welche zu den Glühver- suchen gedient hatten, mit 3 Theilen entwässertem koh* lensaurcn Natron und etwas Salpeter im IMatinliegel. Die geschmolzene Masse war schwarz, und der nach dem Aus- kochen mit Wasser bleibende Rückstand von Oxjden wurde, wie so eben angeführt, zerlegt. Die alkalische FItlssigkeit neutralisirte man in der Wärme mit Essig- Säure und fällte sie sodann mit essigsaurem Bleioxjrd, Das erhaltene arseniksaure Blei wurde geglüht, gewogen

1) EiDigemal losten sich kleine Mengen von bernstemsaurem Eisen- oxid auf, die indessen durch Erwärmen der Flassigkeil sogleich wie- der niedeffieieo.

PoggcndortPs Aonal. Bd. LA. 1-7

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2Ö8

mi «In ThetI deiselbcn in möglichst w«Di^ Salpetmlore

aufgelöst, und aus dieser AufldsuDg das Bleiox^d durch Schwefelstlare niedergeschlagen. Aus dem erbalten^ schwefelsauren Bleioxjd berechnete man das Bleioxjd, woraus sich die Menge Arseniksäure in dein ersten Nie- dmchlage ergab.

Nach der ersten Analjse wurde der ArsenlksSure- geliall zu 38,66 Proc, nach der zweiten zu 38,20 Proc gefunden. Beide Resultate differiren hiernach wenig, und die zulettt befolgte Methode zur Bestimmung der Ane- niksäure steht daher, wie ich mehrmals beobachtet habe, der bei der ersten Analyse angewendeten sehr vveoig nach, ist nicht so amstSndilch, Wie diese, und zugleich auch weniger zeitraubend. Nach dem Mitte! dieser beiden Analysen und obigen drei Giühungsversucben be- steht die karmoisinrothe krystallisirte KobaltbUthe ?oii Wolfgang Maafsen, bei Schucebcrg, aus:

Kobaltoxjdul (mit Spur von Nickel) 36,520

Eisenoxjdul 1,011

Arseniksäure 38,430

Wasser 24,102

99,962.

b) PfirsicbblütLrotbe Jüobahblüibe voo Rappold Fuodgrabe« bei

Scbneebetg.

Die der Untersuchung uatcnvorfene Kobaitblüthe be- safs eine pfirsichblüthrothe, etwas in's Ferigrane geneigte Farbe, und bildete ziemlich vollkommen stängliche Zo- sammensetzungsstücke, welche an den Kanten durchschei- nend waren. Das spec Gewicht dieser Abänderung Ko- baitblüthe wurde etwas höher als das der vorigen, näm- lich zu 2,912 gefunden.

Bei dem Erhitzen im Kolben wurde diese Kobalt- bltlthe, unter Ausgabe von Wasser, zuerst undurchsich- tig, dann schmutziggrün, und zeigte nun die gröüste AebD-*

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lickkttt mit der grüMii Kobaltblfltlie von der obenge- naooteu Grube, fieim Gttthen iu offenen Gefafsen nahm sie eine echiniiUigbrauDe Farbe an. Diese Farbeaverin- deniDg. deutete tchon einen nicht unbedeutenden Eleen»

gdiak iu dieser Varietät Koballblüthe an.

Eine Sublimation von arseniger Säure war beim Glü- hen im Kolben nicht zu bemerken. Das sich entwic- kelnde Wasser reagirte neotral und hintetliefe beim Ver- dampfen keinen Rückstand. Wasser zog aus der Ko- baliblülbe nichts aus. In dem bei der Analjse erhal* tenen Kobaltmetall konnte kein Nickel aufgefunden wer^ den. Diese Abänderung von Koballblüthe cnlhiclt fer- ner keine anderen iiasen als die genannten, und keine Phosphorsüure^ Schwefelsfiure und Flu£ss&ure. Der Was* tergehalt wurde durch iwei Versuche, jedesmal mit 2 Grm. zuvor im \A asserbade getrockneten Minerals er- raiUelt. Bei dem ersten wurde er zu 24,074 Proc, bei dem zweiten zu 24,090 Proc gefunden. £r betrug daher im Mittel 24,084 Proc. 100 Th. dieser Koballblüthe wurden zusammengesetzt gefunden aus:

Kübaltoxydul 33J20

Eisenoxydul 4,010

Arseniksäure 38,298

Wasser 24,084

99,812.

f) Unlenucbung eines der koballblüthe verwandten MioeraU von Daniel Fundgrube, bei 5chneeb«rf.

Dieses Mineral kommt in Begleitung von grauem Speifskobalt vor, und bildet kleine Kugeln von hell ro- sarother Farbe, deren Oberfläche drüsig und rauh ist» Diese Kugeln sind im Innern sternförmig auseinanderlau- fend, wie Wawellit, zeigen Ferlmutterglanz , die Häute des Kalkspaths und geben ein weibes Pulver, Die ein- zelnen Blättchen, woraus die Kugeln bestehen, sind durch-

17

r'

f

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I

260

scheinend und etwas biegsam. Von diesem Minerale be- merkte ich in mehr gedachter Sammlung vier Exemplare. Nach deo Etiqoetten sind sie sämmtltch ▼on Daniel Fmid- grube, 60 Lachter unter Tages, auf dessen Spalhgange gefunden worden. Dieses Mineral giebt beim ErhUz«ii im Kolben neutral reagirendes Wassefi aber keine ar- senige Säure aus, und uiiiimt hierbei eine violette Farbe an. Beim Rösten auf Kohle entwickelt es Arsenik dämpfe. Der Rückstand giebt mit Borax im Oxydationsfeaer äs blaues Glas, woraus beim starken Reduciren auf Kohle kein Nickel metallisch ausgefällt wird. - Das Glas bleibt hierbei rein blau. Wird es hierauf am Platindrahte im Oxjdationsfeuer eingeschmolzen, so ist es, sowohl so lange als es warm ist, als nach der Abkühlung blofs blau. Aus diesen Versuchen geht hervor, dafs dieses Mineral kein Nickel- und Eisenoxjdul enthält. In Wasser ist dasselbe ganz unlöslich. Salpetersäure löst es mit blafs- rdther Farbe, ohne Gasentbindung auf. Nach Ausfil« lung der Arseniksäure durch essigsaures Bleioxjd und des Kobaltoxjduls durch Schwefelammooium u. s. w. bewirkt oxalsaures Ammoniak einen starken weifsen Nie- derschlag, welcher aus oxalsaurer Kalkerde besteht. Talk- erde und Manganoxjrdul konnten in der, nach Ausfäl- lung der Kalkerde, zurückgebliebenen FlCissigkeit durch kohlensaures und phospborsaures Natron nicht aufgefim- den werden. .

Aus diesen Versuchen folgt, dafs das beschriebene Mineral aus arseniksaurem Kobaltoxydul, arseniksaurer Kalkerde und Wasser besteht. Der Wassergehalt des- selben wurde zu 23,9 Proc. gefunden. Die quantitative Analyse ergab:

38,10 Arsemksäure

29,19 Kobaltoxydul 8,00 Kalkerde

23,90 Wasser

99,19.

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2«1

Dieses Mineral ist demDach eine Kobaltblfitbe, woria ein Tlieil Kobaltoxjrdul durch Kalk erde ersetzt ist, und man kann es daher gewisserinafseii als Verbiadungg^lied zwischen KobaUblötbe und PharmakoUlh betrachteo, wie- wohl indessen die letztere ein neutrales Salz mit nur 6 Atomen Wasser, nach den Untersuchungen Stro- me y e r 's , ist.

Jedenfalls steht das untersuchte Mineral dem sehr nahe, oder es ist sogar mit demselben identisch, das Levi unter dem Namen Roseiii beschrieben hat, und welches, nach Children, aus Kobaltoxyd, Arseniksaure, Kalk- erde, TalLcrde und Wasser zusammengesetzt ist. Die durch die obigen Analysen in mehreren Abänderungen sehr reiner Kobaltbiütbe gefundene Wassermenge ent- spricht 8 At, Es ist demnach die Formel für die Ko- baltbiütbe:

Co^As+8»,

oder, da öfters ein Tbeil Kobattoxydul durch Eisenoxy- dul, zuweilen auch durch Kalkerde, und, nach Lau- gier, auch durch Nickeloxyd ersetzt wird:

* CoM

Fe^ f •••

) As4-8H. Ni« (

Ca* )

Die KobaltbiQthe zeigt demnach eine ähnliche Zu*

sammenselzung wie das ßlaueisenerz oder der Vivianit, mit dem sie auch, nach G. Rose (Elemente der Krystall. S. 169) gleiche Krystallform besitzt, und für welches Mi- neral V. Kobell, nach der Analyse von Stromeycr,

die Formel Fe^^+8ä aufstellt, welche Formel auch, nach Rammeisberg, die Analysen zweier krystallisir-

ter Eisenphüsphate von New Jersey, die, nach ilün, un- streitig zum Vivianit gehören, am nächsten kommen. Beide Mineralien stehen daher einander sehr nahe, und dürf* ten wohl zu einer chemischen Formation gehören.

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262

Wir werden spSter sehen, dafs hierzu ouch noch der Niekelocker oder die Nickelblüthe gebiert.

Der Umstand, dafs Bncholz in der Kobaltbifithe

weniger Wasser fand, als bei vorstehenden Anaivsen ge- funden wurde, ist vielleicht darin begründet, dafs ihm . m seiner Untersnchang kein so reines und frisches Mi- neral zu Gebote staud, .ils dem Verfasser.

Während in den Speiiskobaitcn , besonders in den VarietSten aus Sachsen, meistens ein ThetI Kobalt durch TS^ickel ersetzt ist, und beide Metalle in nielnllischen Ver- ^ bindungen mehrfach mit einander vorkommen , so ist es auffallend, dafs in allen von mir untersuchten Kobaltblii- thcn gar kein iSickcloxydul ist, oder mir Spuren davüü enthaUen sind. Ich suche die Erklärung dieser Erschei- nung in dem schwachen KrystaHisationsrermdgen des ar- seniksauren Nickelüxjduls, welches, nach meinen Beob- achtungen, in der Natur stets nur amorph angetroffen wird, indem die kleinen, zarten, grfinen Krjstalle auC verwitterten Nickelerzen lagen, kein arseniksaures Nickel- oxydul sind.

B, KobaklKschlag.

Während sich die Kobaltblüthe, nach meiner lieber- ; Zeugung, alleinig aus den Zersetzungsproducten des SpeiCs- kobalts bildet, kann sich der Kobaltbeschlag aus mehre- ren Miueraigaltuugen erzeugen. Mit Sicherheit möchte ich als diese aber nur den Speifskobalt in seinen yerschie- dcnen Varietäten und den TesseraU Kobaltkies (Breit- haupt's) von Skuiterut in Norwegen bezeichnen.

Aus dem Glanzkobalte bildete sich ebenfalls mir die Kobaltblüthe nicht, und in Tunaberg versicherte man mir, noch niemals Kobahbeschlag in den dortigen Glauzko- baltgruben bemerkt zu haben. Auch findet man keioea JKoballbeschlag auf dem Kobaltkies Ton Müsen im Sie- genthal und von Bjrddarhjttan in Westmanland. Wel- che Mineralspecien, aufser den beiden genannten/ noch

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. Veraulafifiuog zur Bildung des Kobaitbescblages geben» ^ tobt sich aus dem Grande* schwer ermitteln, weil diese

öfters bei seiner Entstehung ^äuzlich verschwunden sind. Da der KobaUbeschlag vieUach als Ueberzug und. Ge* mengtheii anderer Mineralien erscheint, so zeigt er zwar im Allgemeinen dem Berf^mann die Nähe oder das frü- here Vorhandeusevn von loetallischen Kobalterzen an, indessen nicht mit Zuverlässigkeit die äpecies, woraus er entstanden ist.

Ueber die chemische Zusaminensetznnf^ des Kobalt* bescblags giebt es sehr verscbiedeue Aunahineu und Au- gaben. Bald wird er für verwitterte Kobaltbltithe^ bald iQr arsenigsaures Kobaltoxydul, bald als Gemenge lies letzteren Salzes mit aiücniksaurein Kobaltoxj'dul au- geseben.

Hr. Prof. Breit hau pt führt in seiner vollständigen Charakteristik des Mineralsjstems, 5,44, an, dafs der

Kobaitbeschlag 3 Aequivalciile mehr Wasser als die Ko- baltblüthe enthalte! Ich habe mit sechs verschiedenen Abänderungen von Kobaltbeschlag Versuche angestellt, welche als Resultat ergaben, dafs dieses IMineral weder arsenigsaures Koballoxj^dul ist, noch solches in seiner Mischung enthält, sondern blofs ein Gemenge vod vie- ler arseniger Säure, arseniksaurem Kobaltoxjdul und Was« ser, wie es scheint, in demselben Verhalüiisse, wie in der Kobaltblülhe, ist. Bei dem Digeriren des Kobait- beschlags mit heifsem Wasser löst sich eine bedeutende Menge arseniger Säure auf, welche aus der Auflösung beim Erkailcn krj^stallisirt. Zuweilen ist diese wäfsrige Auflösung blafs rosenroth gefärbt, und enthält dann Spu- ren von schwefelsaurem Kobaltoxjdul. Wird der Ko- baltbeschl«Tg in einer Retorte schwach erliil/t, so entwik- kcln sich zuerst Wasserdämpfe^ dann sublimirt sich viel arsenige Säure, aber niemals metallisches Arsenik. £s bleibt hierbei meistens ein violetter Rückstand. Ist der Kobaitbeschlag eisenoxjdulhaltig, so besitzt der Bück-

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weilen iiodi eimelne aarte« fleiadmlfae, diarchsicUige,

nadelförmige Krjstalle. Diese siod in Wasser leicht und vollstäudig mit blafsrolher Farbe löslich, uad besteben blofe ans Bchwefeisaiirem Kobaltoxjdal oder Kobaltvi- triol, und niemale koante ich, weder mittelst des Löth- rohrSy noch durch Schwefelwasscrsloffgas, arsenige Säure oder ArseniksSare in ihnen auffinden. In der sehr leichten Aoflöslichkeit des Kobaltvitriols in Wasser ist es wahrscheinlich begründet, dafs man dieses Salz sel- ten auf Stücken zersetzten Speifskobaits, welche aus den Gmben kommen , findet, sondern meist nur auf solchea Speifskobalten wahrnimmt, welche Ober Tage unt€l Um- ständen sich zersetzten, dafs die Zersetzungsproducte von Wasser nicht ausgelaugt werden konnten.

VersQclie sar k&nstUdieii DarsteUuog vod Kobakbludie.

Ungeachtet diesen Versuchen eine längere Zeit ge- widmet wurde, so hatten sie doch nur einen geringjW Erfolg. Es worden sowohl saure als möglichst nentrale

Auflösungen von Kobaitoxjdulbydrat und von arsenik- saurem Kobaltoxjdul in Arseniksäure» in flachen Schalen im Vacanm, so wie fiber Schwefelsäure unter Glasglok- ken, sechs Monate aufbewahrt. Während dieser Zeil hatten sich aus den Flüssigkeilen pfirsichblülhrothe, un- vollkommene Kogeln und sternförmige Grappen ausge- schieden, welche eine auffallende Aeholichkeit mit natfir- lither Koballblüthe zeigten, allein eine von dieser ver- schiedene Zusammensetzung besafsen, indem sie in Was- ser löslich waren. Als in gedachte Auflösungen Kalk- spat h an Plalindrähten gehängt wurde, in der Absicht, hierdurch nach und nach basisches Kobaltarseniat auszu- fällen, setzten sich, während sich der Kalkspath theil- weise auflöste, jene kleine carmoisinrotbe, nadeiförmige Krystalle an, welche der Kohaltblüthe ähnelten; allein die Untersuchung dieser Krv stalle zeigte, dals sie weseul- licb aus arseniksaorem Kalk bestanden. Auch die Ver-

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suche: durch Hineinhangen von Sodakrystallcn, Stücken von Kaiibvdrat und kohieosaurem Baryt an Platindräb- ten in obgedaehte AaflOsungen, basisches Kobaitarseniat krvstallisirt zu erhalteu, luifslangeu, so dafs ich für jetzt alle Hoffnung aufgegeben habe, auf diesen Wegen das beabsichtigte Kesultal zu erreichen.

Ii. lieber die Producte der freiwilligeo Zersettung der

N ickelerte.

Die Ntckelene aeheinen sieb in feuchter Luft leich-

ter und schneller zu zersetzen als die Koballerze. Am leichtesten zersetzt sich der weiCse Nickelkies (i'reies* lebe II 's weifser Kuf^feraickel ) ▼om weifsen Hirsch und einigen anderen Graben bei Schneeberg. Dieser Iftuft sehr bnlfi öchwarz an, und wenn iiiau Stücke dieses Mi- aerais xur Hdlfle in's Wasser legt, so entsleheo auf den, aus dem Wasser hervorragendeo Stellen schon nach ei* nigcn Monaten apfelgrüue Pünktchen. Auf dieses Mine- ral dürften liinsicbtlich der freiwilligen Zerselzbarkcit, Roihnickelkies und Nickelarsenikglauz folgen. Ob sich NickelantimoDglanz und Nickelwismuthglanz freiwillig zer- ' setzen, darüber konnte ich mir keine Gewiisheit verschaff fen. Findet diefs statt, so zersetzen sie sich waUrsclieiu^ lieh viel laogsamer, als die Torgedacbten Specien« Das Product der Zersetzung der Ntekeletze Ist der Nickel^ Ocker oder die sogenauute ISickelöluliie. Aufser diesem finden sich nur zuweilen noch zarte, grüne, durchsich» tige Krjstallnadeln. Nach dem analogen Vertialten, welches Kobalt und Nickel in vielen ihrer \ eibiuduu- gen zeigen, sollte man verouilben, dafs das Zersetzungs- produet der Nickelerze, das arseniksaure Nickeloxydol, gleich wie das arseniksaure Kobaltoxydul aueh bisweilen krjstalUsirt auftreten uiüchte. Diefs ist iodesscu, nach meinen Beobachtungen, nicht der Fall, denn der Nik- keiocker erscheint, wie bereits erwähnt, 'immer amorph« lu der Herder öcben Sammlung war auch nicht ein SUick

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Nickelocker, welches eine Spur von Krjstaüisation ge- zeigt hKtte« Zwar fanden sich auf einigeD Stückeo TOD verfrittertem weiben Nickelkiese rom weifsen Hirsdi, Neu Glück Fnndsrube und von Adam Heber, bei Schnee- berg, zarte, apft^Igrüne, haarförini^e Krjrstalie, die man für Nickelblülhe hätte halten kOnoen* Diese Krjstalle bestanden indessen nicht aus arseniksaurem Nickeloxv- dul, sondern aus einer Verbindung von schwefelsaurem Nickelo^jdul und schwefeisaurem Kalk^ wahrscheinlich durch Einwirkung der Zersettungsproducte von Schwe- felkies auf Nickelerze und Kalkspath entstanden, Ihre Kleinheit und f^eiinge Menge gestattete keine quantita- tive Analyse. Die Erscheinang, dafs das arseoiksaure Nickeloijdul nicht krysfallisirt angetroffen wird, dOrfte in dem s(li\vachen Krjslallisationsvermögen dieses Sal- zes ihren Grund haben. Dasselbe geht auch nicht mit in die Kobaltblüthe, bei deren Entstehung, über. Denn in allen von mir untersuchten Kobalblüthen aus dem sächsischen Obergebirge war entweder gar kein Nickel, oder es waren nur Spuren davon darin enthalten» wäh- rend wohl in den meisten weifsen Speifskobalten, wor- aus sich die Koballblülhe erzeugt, Nickel einen Bcstand- theii auswacht. -~ Bei dem Erhitzen in einer Ketortc gaben die von mir untersuchten Abändmingen von Nik- keiocker Wasser aus, welches zuweilen neutral, zuwei- len sauer rcagirte. Einigcmale sublimirte sich dann ein wenig arsenige Säure. Der Rückstand nach dem Glühen des Nickelockers ist mehr oder weniger weingelb. Bei der Behandlung des Isickclockers mit Wasser wurden stets Spuren von Schwefelsäure, öfters audi von schwe- felsaurem Nickeloxjdul, schwefelsaurem Kobaltosydul und schwefelsaurem Kalke ausf^ezogen. Die Zerlegung des zuvor im Wasserbade getrockneten Nickelockers geschah durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron. Die ge- schmolzenen gelben Massen wurden in Wasser aufge- weicht, und aus der filtrirtcn Flüssigkeil, nach dem rseu-

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Iralisiren mit Salpeteraiare, das Arstnik als Schwefel- arsenik durch Schwefelwasserstoffgas niedergeschlagen. Das Schwefeiarscuik wurde mit Königswasser behandelt^ und durch Be&ümiDung seioes Schwefelgchalts die Meuge

Arsenik güfuuden.

2ticlelock«r vom Haogcnden des Gottes Geicbiden Stehenden Ganges I bei Schneeberg.

Derselbe gab beim Erbilzeu schwacbsauer reR^iren- des Wasser, allein keine arsenlge- Säure aus. Wasser

extrahirte aus demselben eine Spur schwefelsauren Nik- kcloxyduls und 8chwe(eisaureQ Kalks. 100 Tb. dieses Minerals gaben:

36,20 Nickeloxvdul 1,53 Kobaltoxjdul 38,30 Arseniksaure

33,91 Wasser

Spur Eiscuoxjduly Kalkerde und Schwefelsäure 99,94.

IB. Nickelocker von Adam Heber Fundgrube.

Das Wasser, welches derselbe beim Glühen aus- giebt, enthält eine Spur Schwefelsäure. Die Flüssigkeit, die durch Digeriren des Nickelockers mit Wasser erhal- ten wurde, nahm beim Verdampfen eine blaCsrothe Farbe an, und enthielt ein wenig schwefelsaures Kobaltoxjdul, aber keiu Eisenoxvdnl und keine Kalkerde.

100 Th. des Minerals gaben:

35,00 Nickeloxjdul

2,21 Eisen oxydul 38,90 Arseniksäure 24,02 Wasser

Spur schwefelsaures KobaUoxjdul 100,13.

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Dieser Nickelocker liefert beim Erhitzen im Glas- kolben, nach der Verflüchtigang des Wassers, ane ge- ringe Menp;e eines weifsen Sublimats von arseniger Säure.

Bei der Digestion des Minerals mit Wasser erbäU man eine farblose Flüssigkeit, in welcher oxalsanres An- monlak eine Spar Kalk erde, und Cblorbarjuni eine Spur S( livvefelsäure anzei^t-u. Schwefehvasserstoff^as fällt sehr bald aus dem Wasser ein wenig Scbwefelarseuik.

100 Th. dieses Nickelockers gaben:

36,10 Nickeloxydul (koballbaUig)

1,10 Eisenoxydul

37,21 Arseniksäure

0,52 arsenige Saure

23,92 Wasser Spur Gjps

98,85.

Strome jer und Berthier haben, der Erste den !Nicl\eiocker von Kiechelsdorf in Hessen, der Zweite den von Allemont analjsirt. Mit diesen Analysen stimmen die Untersuchungen der sächsischen Nickelocker- Abän* deruugen, hinsichtlich des Nickeloxydul- und Arsenik- sSüregehalts, sehr nahe überein, nur bezüglich des Was- sergehalts weichen die letzteren von ersteren ab. Nach Stromejer beträgt der Wassergehalt des Nickelockers von Riechelsdorf 24,32, nach Berthier von Allemout 25,5 Proc. Der höchste Wassergehalt, den ich fand, betrug 21,02 Procent

Der Nickelocker ist demnach ähnlich zusammeuge- setzt wie die Kobaltblüthe und das Blaueisenerz, und seine Formel ist:

Ni3 As + 8il.

Die genannten drei Mineralspecien enthalten daher eine gleiche Anzahl Atome Wasser,

In mehrgedachter Sammlung, welche eine Ueihe von

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Jahren in einem feuchten Partcrreraunie gestanden hatte, fand sich eine grofse Anzahl von Nickclerzen, welche mit grünen Ausblähungea und Beschlägen von Nickel- ocker bedeckt waren, zum Tbeil sich gänzlich in solche umgewaiKlelt hatten. Diese Zersetzungsprodurte glichen in ihrer Mischung dem Kobaitbeschlag, und waren Ge- menge von wasserhaltigem arseniksauren Nickeloxydol mit arseniger Säure. Alle diejenigen, welche ich unter- suchte, enthielten aufserdem genüge Mengen in Wasser auflösiicber Salze, als schwefelsaures Nickeloxjdul, schwe- felsaures Kobaltoxvdul und schwefelsauren Kalk. Es scheint daher, als sejeu aus den Abänderungen von Nik- keiocker, welche blofs aus arseniksaurem Nickeloxydul bestehen, die arsenige Sftnre und die gedachten auflöslt- cken Salze in den Gruben durch die Grubenfeuchtigkeit und die öfters sauer reagtrenden Grubenwasser ausge- laugt worden. Ftir diese Yermuthung spricht die Beob- achtung des Hm. Plattner') bei Untersuchung kobalt- ond nickelhaltiger Silbererze, welche längere Zeit der atmosphärischen Luft ausgesetzt waren, dafs sich bei der stattgefondenen Oxydation, aufser den In Wasser un* löslichen basischen arseniksauren Salzen, auch arsenige Säure und in Wasser lösliche Kobalt- und Nickelsalze bilden, welche sich aus jenen, durch Behandlung mit Wasser, auslaugen lassen«

l).J4brbiich för den «üchsiscfaen Ber^- und HotlMiinaim.

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V. Untersuchung aber die Producte der trock- nen Destillation des 2\jbacks und die Be- schaffenheit des Tabacksrauchs ;

von fJ\ C Zeise.

(MilgelheSIt vom Hrn. Verf. aas den KongL Danslie fldtn*^. SeM,

Skrifier. 1843.)

«

13er Taback verdient wegen des ausgebreiteten Genus- ses, den er findet, mehr als manche andere Pflanze eine giüudiichc chemische UnlersiKhung. Zwar haben wir ei- nige Versuche thells Über die cbemifichen Bestandlbeile des Blattes im Allgemeinen (von Vauquelin, und spa- ter von Pos seit uihI 1\ ei mann), theils und voinehui- lich besondere Untersuchungen von Verschiedeneu über die in .demselben vorkommende eigentbümticbe Base, das Nicotin; aber die ersten, die über die chemische Beschaf« fenheit im Allgemeinen, sind nur >venig lehrreich.

Ueber die Producte der trocknen DestiUatioa^des TabacksblaKs bat man eine Untersuchung von Unver- dorben (Pogg endorf f's Annalen, Bd. VlU S. 399), aber diese lehrt auch nicht viel, und, wie das Folgende zeigen wird, sind deren Resultate sehr unvollständig.

Die Benutzung von Brunn er*s Aspirator bei ver- schiedeneu Arbeiten führte mich auf den Gedanken, den- selben als Tabacksraucher anzuwenden , dergestalt dafs der Rauch zu einer näheren Untersuchung gesammelt wer* den konnte.

Ich habe diefs ganz einfach ausgeführt, indem ich den Aspirator mit einer Glasröhre verband, die zu ei- nem Pfeifenkopf mit angezündetem Taback führte, so je- doch, dafs der Rauch zu einigen Versuchen durch eine Auflösung von Kali, zn anderen durcb verdünnte Schwe- felsäure, und zu noch anderen durch eine lange, ziem- lich

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lieh weite, mit Glassrli erben gefüllle und beständig wohl abgekühlte Glasröhre geleitet wurde. Auf diese Weise, aber aach nur so, erhält mao das Yerdichtbare des Ratichs, . wenn man es nicht von einer Flüssigkeit eingesogen ha- . bcn will, l)cquem zurückgehalten. Das Verdichtbare setzt sich dann in Menge als eine braune theerartige Masse auf und zwischen den Glasscherben ab.

Obschon ich auf diese Weise die beim gewühnli- cbcQ Tabackrauchcu vorkouiinenden Producta in hinläng- licher Menge erhielt, so versteht es sich doch leicht, dafs man die, welche bei einer ordentlichen trocknen Destil- lation entstehen, noch rt ichlicher erhalten kann. In Be- tracht, da[s diese im Wesentlichen einerlei seyn müssen mit denen des gewöhnlichen Rauchens, da bei diesem der verbrennende Taback beständig die Zerstörung ei- nes anderen Theils Taback bewirken mufs, die der bei der gewöhnlichen trocknen Destillation gleich ist, habe idi auch, und vornehmlich mit den Producten der trock- iitii Destillation des Tabacks, Versuche angestellt.

Um diese in erklecklicher Menge zu erhalten, habe ich die Arbeit mit mehren Pfunden Taback auf einmal in den bekannten Eisenflaschen zu Quecksilber vorge« noiiHiicn, und dabei die Verdichtung der Ilüchtigen Pro- ducte durch eine gute Kühlvorrichtung befördert; doch verband ich die tubulirte Vorlage noch mit einer Glas- röhre, enthaltend Glasscherben, in welchem sicli, unbe- achtet der sehr wohl angewandten Abkühlung des Kühl* apparats, noch eine nicht unbedeutende Masse jenes theer- Artigen Stoffes sammelte.

Bei der trocknen Destillation erhalt man, wenn man die Hitze bis zum Glühen des Rückstands steigert, aufser einer grofsen Menge der gewöhnlichen eigentlichen Luft* arten, ein Destillat, bestehend aus einer röthlichbrannen iväfsrigen Flüssigkeit und einer schwar;(brauuea theerarti- gen oder vielleicht richtiger fettartigen Masse. Unterwirft man diese, abfiltrirt von der wdfsrigen Flüssigkeit, einer

Poggendorff'« Annai. M, tX. 18

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Destillj^tion unter Zusatz von weni"; Wasser, so ^cht iu genidc Dicht geriuger Menge ein liellgelbes Oel über, das auf dem mit übergegangeneii Wasser schwinnDf, staii und ei^enthümlich riecht. Das mit Oberf^ef^angene Was- ser ist reich au Ammoniak in Verbiudung mit Kohlen- säure und einer anderen Säure,

Destillirt man hierauf den RQckstand jener Destit lation abermals mit Zusatz von vor düiinler Schwefelsäure, so erhält ninn Etwas eines audercu dunkelbrauneu Oels, das ebenfalls leichter als Wasser ist, aber ganz andm und unangenehmer riecht, und das nun mit ttbergegan* g^ne Wasser ist sauer.

Der Rückstau^ ist nun eine schwarze, spröde, har- zige Masse, welche im fein geriebenen Zustande mit hei- fseni \A'asser behandelt, so lange als dieses noch sauer wird und eine bräunliche Farbe annimmt, und darauf getrocknet, bei der Behandlung mit Alkohol eine stark gefärbte dunkelbraune Lösung giebt, jedoch einen gro- (seu Thoil eines schwarzbraunen, in Alkohol unlöslichen Stoffs hinterläfst. ^ Das mit Alkohol Ausgezogene giebt nach Verdunstung des Alkohols eine braune Masse, die bei einer Warme unterlialh der, welche eine sichtliche Zerstörung herbeiführt, .nicht iu einen spröden Zustand versetzt werden kann, sondern stets pechartig bleibt, und wahrscheinlich eine Verbindung ist von einem harzigen und einem schwer verdampfbaren öligen Stoff, mittelst desseu der erstere vielleicht in Alkohol löslich ist.

Aus dem nach der Behandlung mit Alkohol getrock- neten Rückstand zieht Aceton eine ^irofse Men^c, und giebt damit gleichfalls eine dunkelbraune Lösung, wel- che jedoch, nach einiger Eindampfung, einen in Ajceton schwer auflöslichen Stoff absetzt; dieser ist zuerst braun, aber nach witidtrhoUer Auflösung in klthien Prismen liei- üsen Acetons wird er bei Abkühlung grau und von lett- artiger Beschaffenheit , erhalt^. Noch leichter erhält man denselben Stoff beim Kochen jenes Rückstandes mit Ace-

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ton und Erkaltenlasscu der hcifs filtiirtea Auflösung. Im Zustande der lleiobeit, in welchem er am leichtesten er- balteD wird 9 vfemx aaan An zuletzt in beifsem Aether löst and die Ldsang erkalten läfst» verhslt er 'sich wie Paraffin, Das Braune, welches den gröfsereu Theil ausmacht^ ist wahrscheinlich ein Gemenge von mehr oder weniger verschiedenen, aber doch nahe verwandten har* ' zigen Stoffen.-

Ein merkenswerthes Verhalten dieses harzigen, mit Aceton behandelten und darauf durch Erwirmung ge- trockneten Rückstandes ist die aofserordentliche Heftig- keit, mit welcher concentrirte Sal|)elcrsäure darauf ein- wirkt. Kurz nachdem man ein wenig von ihr hinzuge- setzt bat, tritt eine besonders lebhafte Verbrennung Über- all in der Masse ein. Diese enthält Kohlenstoff, Wasser- stoff, Sauerstoff und Stickstoff; da .^ie indefs sicher ein gemengter Stoff ist, habe ich nicht die Zeit darauf ver- wenden mögen, ne quantitativ zu analysiren» Bemer- keusvTorlh ist übrigens, dafs sie weder mit braunem Blei- oxjd, noch mit Chromsäure eine etwas heftige Wirkung gpebt. Nach Verbrennung mit Salpetersäure bleibt eine graubraune zähe Masse zurück«

Der wäfsrigc Thcil des ursprünglichen Destillats vom Taback, das nach degi Filtriren zieifilich klar und von « rüthlichbrauner Farbe ist, giebt bei der Destillation für sich nur wenig eines Oels, das von gleicher Eeschaffeu- heit wie das ersterwähnte ist. Setzt man darauf die Destillation fort, unter Zusatz von verdünnter Schwefel- sinre, so erhält man ein blofs wäfsrigcs, stark saores Destillat. Diese Flüssigkeit ist, wie ich gefunden habe, merkwürdig genug im Wesenlüchen nichts als eine LOsuHg von Butlersäure.

Der Geruch, der bekanntlich so ausgezeichnet bei dieser Sliure ist, verräth sie hier nicht sogleich; denn er ist in der verdünnten Lösung zu sehr durch den Geruch einer Spur von eingemengtem Oel versteckt; auch war

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€8 nnr eine ofihere UDtersachung, durch welche ich sie

hier auffand.

Als ich Dämlich jenes Destillat mit ätzendem Kali neatralisirt und die Lösung eiDgetrocknet hatte, erhielt ich, bei Behandlung der eingetrockneten Masse mit AI« küliol, den gröfsten Theil wieder aufgelöst; und als ich diese Lösung wieder eintrocknete, erhielt ich ein Salz, welches mit Phosphorsäure deutlich den Geruch nach Buttersäure gab. Bei Erwärmung uuler Zusatz dieser Säiue erhielt ich Buttersäurc in ihrer ölartigeu Beschaf- fenheit ausgeschieden, und bei Destillation des Salzes mit Phosphorsäure ging Buttersänre Über, theils diartig, theils als gesättigte wäfsrige Auflösung.

Ich neutralisirte nun diefs letzte Destillat, und be- sonders eine neue Portion des ursprünglichen sauren Destillats, erhalten durch Destillation des rohen ^Cw«*, gen Products, mit Baryt. Durch gehörige Et ='9bLj7.\lSi^ erhielt ich von beiden Portionen ein krjstallisirtes Sal:^ welches sich in Jeder Beziehung als butterst)' Baryt verhielt, namentlich durch die diesem Salze Wgenlliümli- che Bewegung: nnf der Oberiläche von Wasser, in wel« ehern es aufgelöst wird.

Die wäfsrige alkalische Flüssigkeit, welche mit dem bei Destillation der fettartigen Masse auftretenden Gel in bedeutender Menge übergeht, so wie diejenige, weU che mit der weit geringeren Menge Oel bei der DestiU lalion des rohen wäfsrigen Destillats übergeht, enthält aufser Kohlensäure, auch buttersaures Ammoniak; auch ist, wie leicht vorauszusehen, in der wäfsrigen Flüssigkeit welche man durch fortgesetzte Destillation des Rückstands von der fettartigen Masse mit Schwefelsäure bekommt, Buttersäure enthalten.

So weit mir bekannt, ist das Angeführte der erste eigentliche Beweis von der Bildung von Buttersäure bei der Zerstörung der Körper durch Warme. Möglicher* weise wird man sie später als Theil der trocknen Destil- lation mehrer Körper finden.

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Diese Thatsache ist überdiefs merkwürdif^ durch den Umstand, dais der Taback die BuUersäure lu bedeuten- iler Menge liefert

Ich inufs zunächst eine Beaction der Bnttcrs^ure an- führen, die weder von Chevreul noch von Anderen deatUch erwähnt worden ist, ein Umstand, der mich an- ' faof^ fast irre geleitet hätte, der nämlich, da(s die bnt- tersauren Salze mit Kopferchlond, bei Anwendung einer nicht sehr verdünnten Ldsung, einen grünen Niederschlag geben.

Da sicli dieses Verhalten bei den Salzen der auf angeführte Weise erhaltenen Säure zeigte, so untersuchte ich es bei buttersauren Salzen, die von mir selbst auf die wohl bekannte gewöhnliche Weise bereitet worden, and fand es dabei ganz eben so. V . dasselbe gilt von dem Verhalten mit basisch essig- ^•WHi^B^ . nxy d und salpetersaurem Silberoxjd, mit de- nen die Salze sowohl der Säure vom Taback als der ans der '!er reichliche weifse Niederschläf;e gaben.

Nur ijcim Silberniederschlag ist zu bemerken, dafs der mit den Salzen der Säure vom Taback beim Er- hitzen in fl 'r Flüssigkeit dunkel wurde, jedoch bei Por- tionen von verschiedenen Präparaten ungleich stark. Viel* leicht bat diefs seinen Grund in der Gegenwart einer Spur von Ameisensäure oder einem anderen Stoff in Veränderlicher Menge; allein ich fand diefs Verhalten auch bei einer Portion Buttersäurc^ erhalten aus Butter durch Zersetzung der Butterseife mittelst Schwefelsäure. Auch mit salpelersaurem Quecksüberoxydul geben die ^ Salze sowohl der Säure aus Butter als der vom Taback einen reichlichen weifsen Niederschlag.

Die bei der trocknen Destillation aufiretcnden Oele, die sogenannten Brandöle, sind noch im Allgemeinen nur oberflächlich bekannt; denn nur von sehr wenigen kennt man quantitativ die Elementar - Zusamuiensetzung. Das BrandOl des Tabacks . suchte Unverdorben nicht in hinreichend reinem Zustand zo erhalten, und unter kei-

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Deui der Ton ihm beschriebenen Tabacksproducte kann i€|i das von mir im Zustand der Reinheil erhaltene Oei wieder erkennen.

Das bei der Destillation der fetlartigeu Masse mit Wasser erhaltene Oei habe ich gereinigt, erstlich durch ' gehöriges Schütteln mit mehren Portionen Wasser, dann durch Stehenlassen über Clilorcalcium zur Abscheidung des Wassers, and darauf durch Fillriren und zweimalig ges Rectificiren. Bei der Reetification blieb stets etwas einer braunen Iheerartigen Masse zurück, jedoch bei der zweiten Reetification nur sehr wenig; ^ber diefs gehdrt doch zu den Oelen, die fOr sich nicht ganz unvertedeEl tiberdcsdllirt werden können. Zur Untersuchung wählte ich die bei der Reetification erhaltene erste Hälfte*

Sogleich nach der Destillation hat es nur eine sehr blafsgelbliciic Farbe, und eigentlich scheint es [arbiiis überzugehen; aber beim Stehen, selbst in wohl mffr pfropften Flaschen, nimmt es doch, wahrscheinlich dordi Zutritt von Luft, eine bräunliche und nach ein Paar Ta- gen sogar eine braune Farbe an. Es erhält sich voll- kommen durchsichtig. Sein spec. 6ev«;icht Ist 0,870. Der Siedpuukt ist ungefähr bei 195^. Es kann ziemlich leicht angezündet werden, und yerbrennt mit einer stark leuch- tenden, aber dabei auch stark rufsenden Flamme. Was- ser löst so gut wie nichts davon auf, Alkohol und Actber tosen es in |edem Yerhältniis. Gegen Probefarben ist es vollkommen indifferent. Jod Ittot sich darin ruhig mit brauner Farbe. Es saugt trocknes Salzsiiurcgas ein, aber nicht in grofser Menge, wird dabei etwas dickflüssig ond lebhaft brittunlicbrotb; bei Zutritt von Ammoniak nimot 66 wieder die hlaisgelbe Farbe an.

Eine Elementar -Analyse dieses Oels hnt gelehrt, dafs es sich wie ein ziemlich reiner Stoff verhält, was nidt häufig ist bei der*ileichen Körpern, die so oft Vcibiü- dungcu von nahe verwandten Stoffen sind, die gewöbft* Hch gesondert erhalten werden.

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Da dieses Oei einenieita nicht zu den sehr flQchtt

gen Stoffen gehört, und defshalb recht gut auf gewöhn liehe Weise ohne merklichen Verlust abgewogeu wer den kann, andererseits in höherer Temperator nicht ganz unverändert verdampft, und defshalb bei einer Analyse Dicht auf gewühaliche Weise tu einer kleiucu Glaskugel behandelt werden kann, weil diese inwendig mit einer onyerbrannten harzigen Haut tiberzogen werden wOrde» so wählte ich zur Analyse folgenden Weg. Ich bestimmte das Gewicht einer kleinen Portion Oel in einer Flasche ■Ht darin gesetzten spitzen Trichter, tröpfelte darauf Oel aus der Flasche in die mit einem Gemenge von geglüh- tena Kupferoxjd und chrqmsaurem Bleiozjd ungefähr halb geffillte Verbrennungsröbre und wSgte dann wiederom die Flasche mit dem Trichter, vrodurch ich also mit vol- ler Genauigkeit eine bestimmte Menge Oel zur Verbren- iRiag erhielt Die darauf mit geglühtem Oxyd gefüllte Köhre-ward nun auf gewöhnliche Weise mit dem \^ as- lersaiBflaler und Kohlensäuresammler Terbunden, und die Verbrennung dann wie gewöhnlich ansgeffthrt.

0,594 Grm. Ocl gaben 1,552 Kohlensäure und 0,6^125 Gm. Wasser. Auf lüO Oel beträgt diefs 71,255 Koh- Icnstotr und 12,019 Wasserstoff, folglich 16,733 Sauer- stoff. Bei einem anderen Versuch mit 0,396 Gmu Oel erhieh ich biemit übereinstimmende Resultate.

Berechnet man nun das Verhältnifs der Atomenmen* gen für diese Stoffe, so erhält man nahe folgendes: 11 At. Kohlenstoff, 22 At. Wasserstoff und 2 At Sauer- Stoff. Als Zusammensetzung dieses Braodöls kann also angenommen werden:

HC =825 22 H =137,256 20 =5200,(KN>

' 1162

darnach giebl die Recbnuog auf 100 1 heile:

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C =71,000 H s= 11,791 O =17,209

was, wie man sieht, ziemlich mit den Ergebnissen der Erfahrung übereinstimmt*

Ich mofs jedoch bemerken, dafs die Resultate etwas weniger genau sind als es scheint; denn jenes Oel ist nicht frei von einem stickstoffhaltigen Stoff. Die Menge Ton Stickstoff, die ich bei einem besonders angestellten Yersach erhielt, belief sich auf etwa 3 Procent.

Aufser dem zuvor angeführten Versuch über dieses Stoffes Verhalten zu anderen Stoffen habe ich noch fol- gende angestellt.

Natrium, in das Tabacks- Brandöl gebracht, scheiat in gewöhnlicher Temperatur nicht darauf zu wirken. Kalium dagegen wirkt stark, doch bei gewöhnlicher Tem* peratur nur langsam. ErwSrmt man es aber, so wirken beide Metalle ziemlich lebhaft. Das Oel verändert sich dabei in eine braunrothe, dickflüssige Masse, welche bei Destillation ein gerade nicht leicht verdampfendes blab- gelbes Oel iiiobt, das aromatisch, stark, tbtMi nicht un- angenehm riecht; der Rückstand ist eine pechartige Masse.

Das Merkwürdigste ist sein Verhalten zu Kalihjdrat. Hsit man es nämlich mit Kalihjdrat, unter Zusatz ys^on we* üiger Wasser, als dessen volle Auflösung verlangt, fünf bis sechs Stunden lang im Kochen, in einem langhalsigen Kol* ben mit einer kugelführenden Destillationsröhre, deren Kugel mit einer Kappe mit Eis umgeben ist, und destil- lirt zuletzt, so erhält man ein gelbes Oel, das zwar, wie das angewandte, leichter als Wasser ist, aber ganz an- ders, weit weniger unangenehm riecht. Diefs ist noch weniger verdampfbar als das ursprünglich angewandte, denn sein Siedpunkt ist 220". ' Kalium hält sich, selbst geschmolzen, vollkommen blank darin.

Verdünnt man hierauf den alkalischen liüc^kstand, trennt durch s Filtrum einen ausgeschiedenen kohlenarti-

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geo Stoff ab, neafräliBirt mit ScbwefelsSure, trocknet ein, zieht die getrocknete Masse mit Alkohol aus und ver- treibt den Alkohol, 8o hat man ein Sah, das sich in jeder Beziehung wie bottersaures Kali verbSlt Znm Ueberflufs habe ich mit Phosphorsäure eine Portion But- tersäure davon abdestillirt«

Hieraus kann nun freilich nicht geschlossen werden, dafs dieis liraudui eine Verbindung von Buttersäure und einem anderen Stoffe sey; denn *es ist leicht möglich, ja sogar wahrscheinlich, dafs Wasser hier mit wirkt, aber das Angeführte lehrt unzweifelhaft, dafs zwischen diesen Brandöl und der Buttersfture ein bestimmter und genauer Zusammenhang da ist.

Bei einer ähnlichen liehandlung des Oels mit ßarjt- kydrat erhält^ man weit weniger Buttersäure, und mit ei* ner alkoholischen Kalilösung erhält man gar nichts; letz- terer Umstand spricht also dafür, dafs Wabbcr bei deren Entstehung mittelst Kali mitwirkt.

Bei )ener Behandlung mit Kali tritt ein Geruch von Ammoniak auf, doch nicht stark. Ein Versuch über die Zusammensetzung des bei der Behandlung mit Kali er- haltenen Oels gab flQr 100 Theile:

79,896 Kohlenstoff 10,015 Wasserstoff 10,089 Sauerstoff

Diefs palsl cinigeriiiarscn zu 21 At. Kohlenstoff, 32 At. Wasserstoff und 2 At. Sauerstoff. Allein obschon CS durch langes Kochen mit 3 Portionen Kali erhalten worden, so kann es doch zweifelhaft seyn, dafs es ein reiner Stoff war; ich lege daher kein grofses Gewicht auf dieses Resultat;

Das dunkelbraune übelriechende Oel, welches Lei Destillation des pechartigen Bückstands mit verdünnter Schwefelsäure übergeht, reagirt sauer, selbst nach dem Auswaschen mit Wasser. Bei der Destillation mit Kali- lauge giebt ein geibweifsesi etwas dickflüssiges ^ ganz

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anders hecheodes Oel. Der Rückstand enthält keine BoltenSare, and überdieCs fand ich nkhU, was Aolmeik-

samjieil verdiente.

Was die Producle betrifft, die beim Tabackraachea erhalten werden, so will ich nur bei denen Terweilei^

»

die TerdOnnCer Schwefelsäure und in verdünnter Kali- lauge erhalten werden, wenn man den Rauch einzeln in eine dieser Flüssigkeiten leitet, so wie bei dein, welches sich in der mit Glasscherben gefüllten, wohl abgekfiU» tea Glasröhre absetzt.

In der verdünnten Schwefelsäure scheidet sich beim Einströmen des Tabacksrauches ein gelbgraaer, schlam- miger Körper ab, welcher, auf einem Filtrum gesannelt und aus^e%Taschen, sehr bald eine braunrolhe Farbe an der Luft annimmt. Getrocknet ist er pulvcrfünnig; er ist nnlöslich nicht blofs in Wasser, Alkohol und Aether, sondern selbst in Kalilauge und verdünnten Säuren. Er ist ohne Geruch. Erhitzt bis zu einem gewissen Punkt, ▼erkohlt er sich*

Derselbe Körper findet sich in dem an buttenao- . rem Aniinoniak reichem Wasser, welches bei trockner Destillation des Tabacks erhallen wird, und scheidet sich auf Zusatz von verdünnter Schwefelsäure aus. Viel- leicht giebt er, ehe er die, wahrscheinlich oxjdireode Einwirkung der Luft erlitten hat, eine in Wasser aofr lösliche Verbindung mit Ammoniak. Aber überall habe ich nur sehr kleine Quantitäten davon erhalten, und des- halb ihn keiner geiicuieren Unlcrsuchuug unterwerfen kön- nen. Die verdünnte Säure hat übrigens einen Tbeil Brandöl und Brandharz, so wie eine bedeutende Meoge Ammoniak aufgenommen.

Die Kalilauge, durch weiche eine hinreichende Menge Tabacksrauch geleitet worden, enthält, aufser Brendöi, Brandharz, Ammoniak, Kohlensäure und etwas Essig- saure, auch eiiiu bedeutende Menge Bullersäure.

Ich habe mich hievon auf folgende Weise über-

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zettgf. Ich neiitralisirle die Flüssigkeit gennu mit Schvfe- felsäure, und vcrdampite uugeiähr ein Drittel; es hatte sich dann ein Theil einer theerartigen Masse ausgeschie* den. Ich fihrirte diese ab luid trocknete das Fillrat nun vollständig ein. Darauf behaudeite ich die eingetrock- nete Masse mit Alkohol; darin löste sieb ein grofser Theil; ich vertrieb den Alkohol und untersuchte die zurückge- bliebene Masse. Diese gab mit Schwefelsäure, beson- ders bei einiger Erwärmung, einen starken Geruch nach IjLUteröäure, doch etwas gemengt mit dem von Essigsäure; eine verdünnte wäfsrige Lösung davon verhielt sich ge- gen basisch essigsauces Bieioxjrd, salpetersaures Queck- ^ Silberoxydul und Kupferchlorid auf die oben angeführte Weise. Zur Einsaugung zog ich Kalilauge dem Barjt- ' ' Wasser vor, weil, bei Anwendung dieses; die Röhre häufig durch den ausgeschiedenen kohlensauren Baryt verstopft wird.

Diefs zeigt also, dafs buttersaures Ammoniak ein

Hauptbestandtheil des Tabacksrauchs ist, obschon das Brandöl vielleicht iu gewisser Hinsicht der wirksamste von ihnen ist..

Diefs Oel erhält man beim eigentlichen Rauchen am reichlichsten, wenn man den Rauch durch die erwähnte, mit Glasscherben gefüllte und abgekühlte Röhre streichen läfst. Alles ist dann zuletzt dick fiberzogen mit einer theerartigen braunen Masse von dem bekannten Geruch des sogenannten Tabackssafts. Schüttet man hierauf die Scherben in eine Flasche mit weiter Oeffnung, spült die Eubre mit Aelber aus und gicfst diesen so wie mehr Aether in die Flasche, so erhält man nach einigem Stehen- lassen, unter gehörigem Umscbütteln, bald eine äufserst stark gefärbte, dunkelbraune Lösung. Beim Filtriren die- ser bleibt, wenn nicht zu viel Aether hinzugesetzt ist^ ein braungrauer Körper zurück, welcher sich zum Theil in etwas warmen Aether löst, und sich beim Erkalten mit einer blafs bräunlich weifsen Farbe ausscheidet. Die-

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ser Stoff Terhält sich wie Paraffin. Das» was aufgelöst bleibt Ist wahrscheinlich ein Gemeuge von baltersaurem»

essigsaurem und kohlensaurem Ammoniak.

Nach Verjafi^en des Aelhers von der braunen klaren Lösung bleibt eine braune theerarli^e Masse zurück. Bei Destillation mit Wasser giebt diese Jirandui und den pech- arügen Rückstand.

Die Bestandtheile des Tabacksrauchs wie des Pro- ductes der trocknen Destillatton des Tabacks sind folg-* lieh: ein eigenthümliches Btandöl, Buttersäure, Kohlea- ' Säure» Ammoniak, Parafiin, Brandharz und überdiefs Was- ser, so wie wahrscheinlich etwas Essigsäüre, mehr oder weniger Kohlenoxjdgas und Kohlen wasserstoffgas. Be- merkenswerth ist, dafs sich hier Kreosot f;ar nicht er- zeugt; vielleicht ist aus diesem Grunde der Tabacksrauch weit weniger scharf, iiaiiientiich die Augen lauge nicht so angreifend, als der Kaucli von Holz.

Znm Rauchen habe ich besonders Portorico-Taback angewandt, zur trockuen Destillation dagegen den wohl- feilen Bischof No. 2.

Bekanntlich ist der Genufs von verschiedenen Sor« ten Taback, besonders beim Rauchen, sehr verschieden. £s könnte demnach ein grof^es Interesse hab^n, die Pro- ducte der trocknen Destillation oder des Rauchens von verschiedenen Sorten Taback zu untersuchen. Indefs sind von einer solchen Untersuchung kaum sonderlich lehrreiche Resultate zu erwarten; denn' wnlirscheiulich werden sich hier, wie in so vielen andern Fälli ui, die Quantitäten eines Stoffs, welche hinsiehf lich des Geruchs und Geschmacks von so bedeutendem Eintlufs sind, nicht deutlich bei dem eigentlich chemischen Verhalten zeigen.

Von weit grOfserem Belange ist es nnzweifelhaff; eine gründliche Untersuchung^ über die ursprünglichen Bestandtheile des Tabacks zu erhalten, zunächst um zu erfahren, ob einer von diesen allein oder vielleicht nur gewisse von ihnen zusammen durch eine Umwandlung in der Wärme Butters3ure geben. Auch gedenke ich bei Gelegenheit eine solche Untersuchung auszuiüiireD.

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VI. Einige Bemerkungen über die Bildung der Gangmussen; von Gustav Bischof,

Tm verflossenen Sommer linhe ich frühere Versuche wie- der aufgeDomiDen, den Processen nachzuforschen, wo- durch die so manoich faltigen BiiduDgen der Gangmaesen in den Erzgängen entstanden sind. Es ist klar, dafs man hierbei nur solche Mittel anwenden kann, von denen mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dafs sich dersel- ben die Natur bedient habe. So wie die Wasserdämpfe es sind, welche bei valisanischen Erscheinungen die Haupt- rolle spielen, das Emporsteigen der Lava etc. bewirken, eben so ist zu vermutben, dafs dieses Agens nicht blofs diejenigen Gangmassen aus dem Inneren der Erde in die Spalten geführt habe, welche nur diesen Ursprung lia- beu können, sondern dafs es auch im Laufe der Zeit die mannichfaltigsten chemischen Veränderungen in ihnen her- ▼orgebracbt habe. So lange, als in den Gängen die Communication zwischen dem Inneren der Erde und ihrer Obertlache, wenn auch in beschränktem Maafse, statt* fand, mufsten die Gewässer, welche durch diese Spalten nur bis dahin drangen, wo Siedhitze herrschte, in iJampfe sich verwandeln. Diese Wassprdämpfe mufsten die in den Gängen abgelagerten Massen erhitzen, und, je nach ihrer Natur, zersetzen, verändern und zu neuen Bildun* gen Anlafs geben. Wenn man daher in unseren Labo- ratorien die Gangmassen ebeuialls der Wirkung der Was- serdämpfe aussetzt, so ahmt man gewifs Processe nach, die in der Natur von Statten gegangen sind. Bringt man dadurch Veränderungen in ihnen hervor, wie wir sie an ihnen in den Gängen wahrnehmen, so ist der Schiufs wohl begründe}, dafs diese Veränderungen durch die Wasserdaiupfc bewirkt worden sejen. Ist es bei uuse-

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reo Versuchen erforderlich, die Substanien, welche der Wirkung der Wasserdämpfe ausgesetzt werdeo, wehr oder weniger stark zu erhitzen, um in einer kurzen Zeit merkliche Veränderungen hervorzubringen: so ist sogar der Sdilufs erlaubt, dafs in der Niilur schon durch die gewöbuiichc Hitze der Wasscrdämpfe dieselben Veräu« demngen in einer langen Zeit hervorgebracht wordea sind. Es steht übrigens der Annahme nichts entgegen, dafs, wenn die Erhitzung der Gewässer in gröfseren Tie- fen unter Pressung erfolgte, die Wasserdämpfe bis za Temperaturgraden erhitzt werden mufsten, welche mehr oder weniger die Siedhitze unter dem einfachen Luft- drucke überstiegen.

Schon a priori läfst sich schliefsen, dafs, wenn die Gangmassen Jahrtausende diesen Wirkungen der Was- serdämpfe ausgesetzt blieben, die intensivsten Veräi^de- rnngen eintreten mufsten. Nun kommen aber in der Na- tur noch andere Agentien hinzu, die, wie namentlich die Bildung der Mineralquellen zeigt, noch jetzt ihr Spiel treiben. Besonders ist es die Kohleusäure, jenes in sei: aer Bedeutung noch immer nicht genug gewürdigte Agens, welches theils die Wirkung der Wasserdämpfe unterstützt, theils für sich allein Zersetzungen und neue BilduDgen veranlafst« Erwägt man, dafs die Kohlensäure in unge- heuren Strömen nicht blofs in Gegenden auftritt, wo thi- tige oder erloschene Vulkane sich finden, oder wenig- stens Spuren ehemaliger vulkanischer Thätigkeit sich zei- gen, sondern auch an Stellen, wo wir blofs neptunische Bildungen wahrnehmen, erwägt man, dafs namentlich ans Bohrlöchern, die nach Salz führenden Schicliten getrie- ben worden, oft die bedeutendsten Koblensäuregas - Cx- balationen ausströmen, so mufs man annehmen, dafs der Procefs, welcher diese Gasentwicklungen hervorruft, eine sehr allgemeine Verbreitung im laueren der Eid« babeu müsse.

Indefs Kohlensäure -Exhalationen sind nicht die da*

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zigen GaseiitwickluDgeu aus dem Erdiuneru: auch brenn- bare Gase, Schwefelwasserstoff- und Koliieo Wasserstoff- ^ ^s treten hier und da als eine sehr frequente Ersehei- nan^ atif. Auch diese Gase werden daher hier und da auf die Umbildung der Gangmassen eingewirkt haben.

Diese Andeutungen zeigen schon den Weg« wel* chen ich eingeschlagen habe, um die Natur in ihren Bil- dan£;en und Veränderungen der Gangraassen nachzuah- men. Einige der HesuUate, welche' ich bereits erhalten habe, theile ich hier mit« In einen Werlte, woran tdi in diesem Augenblicke arbeite, und das bis nächste Ostern erscheinen wird, ündet sich das Ausführlichere hierüber. Das kürzlich von Blum erschienene schätzenswerthe Werk: «Die Pseudomorphosen des Mineralreichs, Stott* £art 1843,« unterstützte mich recht sehr in meinen ün- tersucbüngen, indem die von ihm beschriebenen Erschei* nungen mir häufig den Weg zeigten» der^einzusefalagen ist, am der Natur auf die Spur zu kommen. Auch das mit vielem Ficiiäe ausgearbeitete Handbuch der topogra- phischen Mineralogie von Gustav Leonhard, Ueidel» herg 1843, diente als guter Wegweiser; denn das Zusam* lucnvorkommen verschiedener Gangmassen, die Art ihres Nebeneinanderseyns giebt nicht selten Winke über die Processe der Veränderungen und Umbildungen in den Gangmassen.

Ich habe unter andern die Schwefelverbindungen des Bleis und Silbers der Wirkung der Wasserdämpfe un- terworfen« und es ergab sich als allgemeines Resultat, dafs diese Schwefelmetalle dadurch zersetzt werden.

Bei der Anwendung des Bleiglauzes habe ich nebst den Wasserdämpfen auch Kohlensäuregas zu Hülfe ge- nommen. Es scheint aber, dafs das letztere nicht wesent- lieh für die bewirkten Zersetzungen ist, sondern dais die ersteren allein dazu hinreichend sind. Weitere Versuche hierüber werden entscheiden.

Wird Bleiglanz in einer Porcellan, oder 'Glasröhre

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mäfsig erhitzt, und lan^e Dicht so weit, dafs er tam Schmelzen kommt, während beständig fort Wasserdämpfe über ihn streichen, so entwickelt sich Schwefelwasserstoff ond Schwefligsäuregas, and der Bleiglanz wird redocirt Ich habe zwar diese Versuche nicht so lauge forto^esetzt, bis aller Bieigianz rcducirt wurde^ sondern mich begnügt, diese Zersetzung blofs constatirt zu haben; es ist aber wohl kaum die vollständige Zerset^sung zu bezweifeln, wenn der Versuch lange genug fortgesetzt >vird. üeber- giefßt man den so zersetzten Bleiglanz mit destillirtem Wasser und läfst ihn damit in Berührung mehrere Wo- chen lang stehen, so tritt die bekannte Erscheinung ein, dafs sich das reducirte Blei mit kohlensaurem Blcioxyd überzieht. Jene Zersetzung des BleiglaijiKes durch Was« serdSmpfe bietet interessante chemische Verhäl(tii|$e dar, von denen jedoch hier zu sprechen, Raum und Ze^' nicht gestattet.

Diese Versuche, welche ich noch fortsetze, lassen

hoffen, die Aetiologie der mannichfaltigen Umbildungen nachzuweisen, welche der Bleiglanz in der Natur erlit- ten hat. Ja es scheint, dafs dijeses Erz die einzige pri- mitive Bleirerbindnng ist, aus welcher alle Übrigen Blei- erze hervorgegangen sind.

Können wir zwar nicht wohl annehmen, dafs die Natur gerade so operirt habe, wie ich bei meinen Ver- suchen, so ist doch gewifs keine Frage, dafs die lange Dauer der Einwirkung der Wasserdämpfe auf Bleiglanz die künstliche Erhitzung desselben ersetzt habe. Die Hitze, welche der Bleiglanz von den Wasserdämpfen er- hielt, war daher olme Zweifel hinreichend für seine Zer- setzung durch sie. Auch bei meinen Versuchen, wo ein onnnterbrocbener Strom bedeutender Quantitäten Was- serdampf mit dem erhitzten Bleiglanz in Berührung kam, konnte die Temperatur des letzt ok u nicht sehr viel über 80^ B. steigen, da durch die Dämpfe eine beständige Abkühlung herbeigeführt wurde.

Bei

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Bei diesen Versuchen zeigte sich noch eino andere Erscheinung, die vielleicht Licht auf die Art und Weise des EindriD(;ei» des Bieigianzes in die Gangspalten wirft Die WasiBerdSImpfe fQhrten Dämlich eine nicht onbedea- tende Men^c davou bis zu einer Entfernung von meh- reren Fu£s fort. Der Bleiglanz wurde in Stücken ange- wandt, und das was von ihm unzersetit dnrch die Wasser« dämpfe fortgeführt wurde, bildete einen ganz feinen Staub. Diese Erscheinung ist nicht neu; denn man weifs, welche lietfächtlicbe Quantitäten Bleiglanz beim Schmelzprocesse In Schachtofen fortgeführt werden, weshalb auch in neue- rer Zeit die Gichtgase in Blcikamraern geleitet werden.

Verknüpft man damit die bekannte Erscheinung, dafs mehrere Substanzen durch die Wasserdämpfe in Tem« peraturen verflGchtigt werden, welche weit unter ihrem ' Siedpuhkte liegen, ja dafs sogar Stoffe, weiche in kei- ner uns bekannten Temperatur sich verflüchtigen, durch sie fortgeführt werden, so wird man von selbst auf die wichtige Bedeutung geführt, welche die Wasserdämpfe auf die Ausfüllung der Gänge von unten herauf gehabt haben mögen. Ich erwähne hier nur die Verflüchtigung des Quecksilbers durch Wasserdämpfe, die VerflQchti« gung des Salzes ht im Sieden der Sonic, und, als einen der merkwürdigsten Fälle, die Verllüchtigung der Kie- selerde in einem Fayence -Ofen durch Wasserdämpfe.

Mit grofser Leichtigkeit geht in ganz kurzer Zeit die Zersetzung des künstlichen Schwefelsilbers (das natürli- che habe ich noch nicht versucht ) durch Wasserdämpfe von Stätten. Besonders interessant ist es in geologischier Ijeziehung, dafs diese Zersetzung bei geringer Hitze, wo- bei das Schwefelsilber noch lange nicht zum Schmelzen kommt, viel leichter bewirkt wird, als in der Schmelz» hitze. Bei einer Temperatur, die unter der Schmelzhifze des Zinks liegt, wurden auffallende Zersetzungen bewirkt. Das reducirte Silber erscj^ien in denselben, baummoos- und drahtförmigen Gestalten, wie das gediegene Silber«

PoggendoriTs Annal. Bd. LX. 19

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Nicht blofs also >vird Zcrsetiung des Schwefclsilbers be- wirkt, sondern das reducirtc Silber efflorcscirt aus der Masse und bildet jene Gestalten. Ein abermaliges merk* viürdigrs Beispiel, dafs noch im festen Zustande der Kör- per eine Beweglichkeit in den kleinsten Theilen stattfin- det» wenn nur eine mSfsige Wärme wirkt Es ist nicht nötbig zu bemerken, wie genügend mid anf;ezwungeB aus ilc'ii angeführten Erscheinungen die J^ildunp; des s^e- diegenen Silbers durch Zersetzung des Silber^lanzes er- klärt werden kann. Sehr wahrscheinlidi hoffe ich es bei weiterer Auseinandersetzung in meinem Werke zu machen, dais das meiste, wenn nicht alles in der Natur vorkommende gediegene Silber keine primitive, sondern nur eine secondSre Bildung sey. Wie läfst sich auch von einem Metalle, wic das Silber, ungeachtet seines edlen Charakters, annehmen, dafs es, wenn auch je im metal- lischen Zustande vorhanden, nicht den so Terbreiteten Schwefel, zu dem es eine so grofse Verwandtschaft hat, aufgenommen habe, und nur mit diesem vereint (wie es in Beziehung auf sein, in dieser Yererzung häufigstes Vorkommen wirklich der Fall ist) als erste primitive BiU dung aufgetreten sej? So viel scheint ^ewifs, dafs alles gediegene Silber in den bekannten draht-, baum- und moosartigen Gestalten, selbst wenn man mikrosko- pische Silberkrystalle darin erblickt, als solches nicht im geschmolzenen Zuslande existirt liabe. Gewifs wür- den aus geschmolzenen Siibermassen, wenn sie langsam erstarrt wären, ganz andere Formen des Silbers, eines Metalles, das so leicht in ausgezeichneten Krvstallen kry- stallisirt, hervorgegangen sejn, als wir es in der Regel finden.

Auch auf eine andere Weise, ohne Mitwirkung von

Wasserdiimpfen, kann sich das kiinbllicbe SdiwelelMlber zersetzen. Erhitzt man Schwefelsilbcr, das nicht ganz mit Schwefel gesättigt ist, bis zu einer Temperatur, die wenig fiber der Siedhitze des Schwefels liegt, und läCst

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es dann uoter Zutritt der Luft erkalten, so kann man die iicductiou unter den Augen von Statten geben sehen. Man siebt dann aas der festen erhitzten Masse mit be- waffnetein Auge die Silberfäden herausschiefsen. Also auch dann, wenn der Silberglanz im maisig erhitzten Zu* Staude in die Gang^palten getreten ist, und dort unter Zutritt der Loft erkaltete, wird sich gediegenes Silber gebildet haben; denn weon auch bei meinen Versuchen die Zersetzung des künstlichen Schwefelsilbers, in wel- chem das Metall mit Schwefel gesättigt war, nur unvoll- kommen von Statten ging, so laist sich doch denken, dafs das so wichtige und so mächtige geologische üülfs- mitlel, die Zeit, auch hier, wo nicht der ungeduldige Che- miker auf den Erfolg wartete, das ihrige gethau haben werde*

Unter den Gangmassen ist nicht leicht eine, welche

80 sehr die Aufmerksamkeit des Clieuiikers in Anspruch nimmt, welche, man kann sagen, ihn fast zur Verzweif- long bringt, wenn er sich von ihrem Eindringen in die Gangspalteii Rechenschaft zu geben sucht, als der Ba- rjtspath. Er ist einer der strengÜüssigsten und unauflös* lichsten Körper, die wir kennen. In einer Hitze, in wel« eher ich alle kiystallinischt n Gebir^sai ten, vom Basalt bis zum Porphjr und Graoit, mit Leichtigkeit zum Schmel- zen brachte, sinterte der Barvt^patb nur in Bertihrung mit dem Tiegel etwas zusammen. Um das Eindringen die- ser Gaugwasse in die Gangspaiten zu erklären, scheint aas daher der piutonische wie der neptuntsche Weg zu verlassen, (icht man indefs in die Sache clvras genauer ein, so gelangt man doch bald zu Processen, von denen es nicht blofs als möglich, sondern sogar als sehr wahr- scheinlich anzunehmen ist, dafs die Natur sich ihrer be- dient habe, um diesen so strengtlüssigen und sq unauf« löslichen Körper in die Höhe zu bringen.

Finden wir mächtige Gänge mit Barjtspalh erfüllt, so mag die Erklärung zulässig sejn, dafs er im geschmol- lt *

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veoeD Zustande auff;estiegcn ist. Schon schwicri^^er wird die Erklttrung, wenn wir nur düoue Spalten, wie z. B. aaf einem nar 8 Zoll mächtigen Gfto^ in Serpentin iq der Gegend von Waldheim in Sachsen, damit erfüllt sehen; denn mag man auch noch hoch die Tempera* tur einer solchen geschmolienen Masse annehmen, so \A es doch gewifs, dafs die kalten Seitenwände sie sehr bald, und ehe sie bis zu einer nur einigermalseii beträcbüi- eben Höhe aufgestiegen wäre, zum Erstarren f^bracht babt'ii bürden. Und welche Oebir^sgestcinc sind es, die noch streugOössiger wie der Bar^tspath sind, und die mit- hin der grofsen Hitze in seinem gescfamokeneii Zustaad» hätten widerstehen konncD? "Würden wir nicht, wenn der Barytspath als geschmolzene Masse aufgestiegen wäre, ihn in der innigsten Vereinigung mit dem Nebengesteio, mit ihm zusammengeschmolzen finden?

Noch könnte man sich das Aufsteigen des Barjt- Späths in Spalten krystallinischer Gebirgismasaeii, wie z. ß. im Diorit, Glimmerschiefer, Granit etc., durch die As* nahoie erklären, dafs es erfolgt sey in einer Zeit, vvo diese Gesteine selbst noch ^ im gliih^deii Zustande wa- ren, und imthin die Gangmasse einen langen Weg za* rücklegen konnte, ehe sie erstarrte. Mun iiuden wir aber auch den Barytspath in Gängen in neptunischeii Form^ tionen, wie in der Granwacke, im bunten* Sandsteine elci« von denen mau doch nicht annehmen kann, dafs sie wäh- rend seines Aufsteigens im feuertlüssigen Zustande glöheid waren. In den kalten Gangspalten soleher nepttmlsciicD Gebilde hätte er daher gewifs nicht bis zu Tage aufstei- gen können. ,

Ueberdiefs finden wir den Barytspath in Begleitnog mit sehr flüchtigen und leicht zersetzbaren Substanzen. Wollte man daher annehmen, dafs er als geschmoizeae Masse in den Gängen aufgestiegen sey, so wäre es nicht denkbar, dafs diese Substanzen mit ihm im (jcniense ge- blieben wären. So finden wir ihn in Begleitung mit ge-

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Äegenem Qticcksilber, Arsenik, Schwefel und Zinnober? diese Substanzen würden sich daher während seiner krj- atalliniscfaen Erstarning verfifichcigt haben, oder wir müfo^ teo annehmen, diifs sie in einer spSteren Periode, nadk- dem der ßarjtspalh schon erkaltet war, die von ihni leer gelassenen Räume ausgefüllt butten. Allein auch dieser Annahme lafst sich entgegensetzen, daf« doch gewifs die leichtflüssigeren und flüchtigeren Substanzen früher aus dem Inneren der Erde aufgestiegen wären, als der so fofserst strengflüsaige und feuerbestiindige Barytspath« Was die durch Hitxe leicht zerselibaren Begleiter d<» Barytspaths, wie den Braun eisonät ein, Eisenocher, Eisen- kies, Malachit» das kohlensaure Bleioxyd etc., betrifft, so sehliefst eine solche Begleitung die Annahme gänzlich aus, dafs diese Substanzen mit dem Barytspath im geschmol- zenen Zustande aufgestiegen seyn können; denn wollte man sich auch auf einen grofsen Druck beziehen, der wftbrend des Aufsteigens dieser Massen die Zersetzung verhinderte, so würde doch in den höheren Teufen, wo sich diese S^ubstanzen im Gemenge mit dem Barytspath finden 9 und wo ein solcher Druck nicht mehr gedacht werden körinte, ihre Zersetzung stattgefunden haben. Sollte also der Barytspath als geschmolzene Masse auf- gestiegen seyn , so könnte man sich nur denken, dais )enc zersetzbaren Substanzen später zu ihm oder in ihn ge- drungen wären. Von dem Brauneisenstein und Eiseu- oohcr würde es am leichtesten zu begreifen seyn, dafs sie durch Gewisser zugeführt worden würen« Das so hSuiige, )a fast allgemeine Vorkommen des Eisenocbers im liuiereu des Barytspalhs, als dünner Uebirzug der Krystal! flachen, würde sich sogar dieser Ansicht fügen; denn läfst man Barytspath, der vom Eisenocher durch- drungen ist, mehrere Tage in Salzsäure liegen, so wird alles Eisenoxydhydrat aufgelöst. Ist aber die Süure im Stande zwischen die KrystalUldchen einzutreten, so kön- nen auch eisenhaltige Wasser denselben Weg genom-

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meu haben, nachdem der Barjtspatb schon fertig gebil- det worden war.

Das Vorkommen des Barytspaths in ChaicedbD-I>iie- ren in einzelnen Krystallen und in gröfseren und klei- neren Parthien im Eisenkiesel versenkt, wie zu Schries- heim^ in einem, durch thonigeiseuschüssiges Bindemittel zusammengehaltenen Conglomerate, wie ^zu Heddesheim unfern Kreuznach, in Kalkspathdrasen, als Au&iffillnng der Höhlungen im thonigeu 6pharosiderit, als Versteine- rungsmittel von Ammoniten im Lias etc., schliefst die Bil- dung aus dem geschmolzenen Znstande theils gänzlich aus, thcils kann sie nur in so weit als iLuhissii: betrachtet wer- den, wenn mau iu einzelnen Fällen annehmen kann, dafs der schon früher in die Spalten gedrungene Barjtspath nmhüillt wurde von den Substanzen, in denen wir ihn versenkt linden. Zu Przibrarn in Böhmen findet man Barjtspathkrystalle, welche Eindrücke von Quarz und Kalkspath erlitten haben. Hier mufste er doch noch weich gewesen seyn, als sich auf ihm diese Begleiter ge- bildet hatten, und mau mufste also annehmen, dafs auch diese im geschmolzenen Zustande in einer späteren Pe- riode aufgestiegen wären und sich auf ihm abgelagert hät- ten, wenn man uitlit von seiner Bildung auf feurigem Wege abstrahiren wollte. Könnte mau aber auch eine frühere Erhärtung des noch strengflüssigeren Quarzes an- nehmen, so würde dieselbe Voraussetzung beim Kalk- spathe nur schwierig anzunehmen sejn. Und liefse sich wohl denken» dafs Quarz und Kalkspath im feuerflüssi- gen Gemenge sich einzeln hätten ausscheiden können, isl es nicht vieliuelir wahrscheinlicher, dafs sie ein Kalksili- cat gebildet hätten? Erklart sich diese Erscheinung nicht ▼iel ungezwungener durch die Annahme , dafs der Ba- rjtspath durch Wasser erweicht war, und eben so auf nassem Wege seine Begleiter sich gebildet und jene Ein- drücke veranlafst hatten? Soll ich noch einen Umstand anführen, der für diese Ansicht und gegen die Bildong

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auf leoerflüflsigem Wege spricht, so ist es der, dafs der

in^^ Rede stehende Barytspath auf Gäugen in Grauvvacke, also in eiuer neptuuischcn Formation sich findet, die, nach der Torhin gemachten Bemerkaog, die letztere Bit düDg aosschllefst.

Zu Witlichen in Baden kommt gediegenes Silber, auf Elrzgängen im Granit, in drahtförmigen, iiaumfOrmi- gen and scbdnen zackigen Gestalten, von Speiskobalt, Erdkobalt und Earytspath begleitet, vor. Gröfsere und kleinere Partliien des Barjtspaths erscheinen zum Theii festgehalten imd getragen von den damit verwachsenen SilberdrälUen. Hier war gewifs das gediegene Silber frü her als der Berggpath vorhanden; denn wUren beide als geschmolzene Massen aufgestiegen, so würde der bei wei- tem strengflössigere Barytspath viel früher als das leicht- flüssigere Silber erstarrt sejn. Es würde daher schwie- rig zu begreifen sevn, wie der früher erstarrte Baryt* Späth von den Silbeifaden hätte festgehalten und gctra« gen werden künuen, und noch weniger würde zu be- greifen sejn , warum das so leicht krjstallisirbare Silber in Drähten und nicht in gröfseren Krjstallen sich gebil- det hätte. Eben so hätte das drahtförmige Silber, weau es in einer früheren Periode gebildet und in einer spä- teren mit dem feuerlliissigcii J>arytspalh in Berührung ge- kommen wäre, schmeißen und grolsere Krystalle bilden müssen. Ohne Schwierigkeit erklärt sich dagegen jenes Vorkommen des ^cdie^enen Silbers mit dem ßarytspath durch die Annahme, dafs sich auf dem oben angegebe- nen Wege das Silber zuerst aus seiner Schwefelverbin- dung ausgeschieden habe, und dafs späterhin der Baryt- spath auf nassem Wege auf den Silberfädcn gebildet wor- den sey; also etwa auf ähnliche Weise» wie wir nicht sehen krystallisirte Mineralsubstanzen auf Pilauzentheilen büden.

Wie ist nun aber eine Bildung des höchst schwer- aofldslichcn Barytspaths auf nassem Wege ^zu begreifen?

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Denken wir uns den Barjtspath als eine Urbildiing im inneren der Erde, nehmen wir an, dafs Wasser, wel- che kohlensaure Alkalien (kohlensaures Natron oder Kali) enthalten, mit ihm in Berührung gekommen seyen, so wird eine iheilweise Zersetzung des schwefelsauren liaryls durch die kohlensauren Alkalien von statten gegangen seyn, und kohlensaurer Barjt und ein schwefelsaures Alkali wer- ^den sich gebildet haben. An der Bedingung dieser Zer* Setzung, an der Siedhitze in der Tiefe uusercr Erde wird ^Niemand zweifeln. Aus meinen deshalb angestellten Ver- suchen folgt indefs, dafs diese Zersetzung selbst noch weit unter der Siedhilze, noch bei 20^ R. stattfindet, obg;leich mit abiuhmendei Temperatur der Auflösung des kohlensauren Alkalis die Menge des zerselztwerdeudeu schwefelsauren Baryts abnimmt. Eben so erfolgt diese Zersetzung noch, wenn die Auflösung des kohlensauren Alkalis so sehr verdünnt ist, wie in unseren Säuerlin- gen. Stiegen nun jene Gewässer, welche die Producte der Zersetzung» das schwefelsaure Alkali und den koh- lensauren Baryt, aufgenommen hatten, durch Gangspal* ten auf, wie sie es noch heute ihun, so mufsten bei all- mäliger Abkühlung sich wieder kohlensaures Alkali und schwefelsaurer Baryt regeneriren. Jenes» auflöslich im Wasser, wurde in den Gewässern forlgeftihrt, dieser, höchst schwerlöslich, setzte sich ab und bildete den lia- rytspalh in den Gängen. Schon im reinen Wasser ist der kohlensaure Baryt bei. weitem weniger schwerlöslich, wie der schwefelsaure Baryt; denn nach Saassure Idst er sich in 2304 Th. kodunden Wassers auf. Enthiel- ten jene heifsen Gewässer freie Kohlensäure und befan- den sie sich unter einem starken hydrostatischen Drucke^ so konnten sie damit gesättigt gewesen seyn. Dadurch muiste sich ihre Auilüsungöiähigkeit nueh iui hohen Grade vermehren, da, nach Hope, Wasser mit Kohlensäure gesättigt kohlensauren Baryt auflöst. So erklärt sich also ganz einfach, wie durch eine, Jahrhunderte lind Jahr-

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taasesde fortgeselftte, Wasserdrcalation in einer Gaug- spalte die bedeutendsten QuantitHtcD Barvtspath ,dariu abgesetzt werdeu kounten. Da kühleusaure Alkalien so frequenle Bestandtheile in kalten wie in warmen Mine- ralquellen sind, 80 ist es klar, dafa noch fetzt, wenn sol- che Gewässer in der Tiefe mit Barvtspath in Berührung kommcD, jene Zersetzungen eintreten müssen, und so be- greift man, wie noch Jetzt der an sich höchst schwerlös- liche Barytspath durch Wasser fortgefQbrt werden kann. Ich brauche iiitht zu bemerken, dafs so manche neuere Bildungen des Barjrtspatbs wahrscheinlich auf diese Weise entstanden sind.

§

VII. Heber die das Cerium begleitenden neuen - Metalle Lanthanium und Didymiurn, so wie

über die mit der Yttererde iorkoinrnendeti neuen Metalle Erbium und Terbium;

von C, G. M ü 6 ander

[BhclulAkcades lal «m ^cm Hm. Id 'der VcrsimtnluBg akandma- vitdicr . X^aturfor^lier so SlcM^tiolpi im Juli 1842 ^ehalteaer Vortrag. In ErmaogluDf; vollsiasdlgerer Naclinchten gcbeo wir einstwetlen diesen nach eluer im jP/mV. Mag, VoL XX Hl p, 241 mitgetlieillen cnglS- •chen Debenetavng, die der Major Beamisli verfalst vnd In der YersammltiDg englisdier Nalorfoncber an Cork im August d. J. vor-

' geleseo hat 3

Obwohl ich wegen UnvoUstfindigkeit der Resultate mei- ^

ner Untersuchungen über das Ceriam and Lanthan nicht die Absiebt hatte gegenwärtig eine MiUheiiuug über die- sen Gegenstand zu machen, so schien es mir doch, nach Anhörung der interessanten Vorlesung des Dr. Schee- rer dafs es nützlich seyn könnte, einige bei meinen Ar- beiten erlangte Erfahrungen aiigemeiuer bekannt zu ma- 1 ) VergK AnnaL Bd. LVI S. 47» nad 509. P.

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eheo, vorzüglich um anderen Chemikern munöthigen Zeit- verlust zu ersparen.

Als ich vor sehszelui Jahren einige Versuche über das Ceriuin raacble, führten mich verschiedene Umstände zu der Annahme, dafs das Ceroxjd von einem anderen Metalle bej^leitet sejn möchte; es gelang mir Jedoch nicht dasselbe abzutrenuen, und Mangel an Material verhin- derte mich die Untersuchung fortzusetzen. Vor wenigen Jahren verschaffte ich mir jedoch eine grüfsere Menge Cent und Cerin, und bereitete daraus das Doppelsalz von schwefelsaurem Ceroxyd und schwefelsaurem Kali; ich wusch das Salz mit einer Lösung von schwefelsau- rem Kali, bis die durchgehende Fifissigkeit keine Spur eines jSiuilerscblags mit ätzendem Ammoniak oder koh- lensaurem Matron gab. Ich glaubte auf diese Weise ein reines, von allen fremdartigen Substanzen freies Salz zu erhalten. Hierauf wurde das Doppelsalz auf nassem Wege durch kohlensaures Natron zerlegt, und mit dem so er- haltenen kohlensaurem Ceroxydul alle sogleich erwähn- ten Präparate dargestellt.

Nach langer Untersuchung verschiedener Ceroxydul- salze gelang es nur uidit ein Salz zu entdecken, dafs hauptsächlich aus dem vermutheteu neuen Oxyde bestan- den hätte, obwohl das Dasejn desselben im Laufe der Ver- suche immer wahrscheinlicher wurde. Da es bekannt war dafs es zwei Oxydalionsslufen des Ckis flieht, so hielt ich es für wahrscheinlich, dafs wenn man Ceroxydul Hydrat, gemengt mit Wasser, der Wirkung des Chlors aussetzte^ Ceroxyd gebildet, und das elektro- positivere Metalloxjd in der Flüssi<:keit gelöst werden würde; und diefs ge- schah wirklich zu meiner Zufriedcubeit. Als das Chlor in die Flüssigkeit geleitet wurde, begann das Ceroxyduk Hydrat sogleich sein Ansehen zu ttndern, das Volum nahm ab, und ein schweres, helles, gelbes oder vielmehr oran- geufarbenes Pulver iicl zu Boden. Wenn, nachdem das Chlor keine Veränderung mehr zu bewirken schien, die

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FlQsdfkcil fikrirt wnrde, piig dne brblose, stark iraeh

uDtercIiloriger Säure riechende Lösuug durch, aus welcher Kalifajdrat im Ueberschafs einen Miedemhlag fälUe» der, aof einem Filtram gesammelt, weife oder in'e Violette fal- lend war. An der Luft begann jedoch dieser Nieder- schlag bald gelb zu werden. Ala der Miederschlag wie^ der mit Wasser gemengt and Chlor bineingeleitet wurde^ löste sich der gröfste Theil desselben, tvähreiid sich eine neue Portion des gelb gefärbten 0%yd& bildete und un- gelöst blieb; die fiitrirte Flüssigkeit gab mit KalibydraC wiederum einen Niederschlag, welcher, wie zuvor, mit Chior behandelt wurde, Diefs wurde fünf oder sechs Mal wiederholt, wo dann endlich das Kalihydrat einen Niederschlag fällte, welcher an der Luft nicht \in xMindesteu gelb wurde, und sich, in Wasser eingerührt, bei Hin- einleitong von Chlor ¥ollständig löste, ohne eine Spur eines gelben Oxjds ungelöst zurückzulassen.

Es war dieses an der Luft oder durch Chlor nicht weiter ozydirbare Oxyd, welchem ich den Namen- Xon- ihanoxyd ^ab, nachdem ich, bei näherer Bekanntschaft mit seinen Eigenschaften, eine andere und einfachere Methode zu seiner Darstellung aufgefunden hatte« Die starke Basicität des neuen Oxyds lieferte ein leichtes Mit- tel, es Tom Ceroxyd zu trennen, durch üehandluug des rotbbraunen Oxyds, welches man erhält, wenn sogenann- tes salpetersaures Ceroxydül mit Salpetersäure, verdünnt durch 75 bis lUi) Mal Walser, erhitzt wird. Eine so verdünnte Säure läfst den gröfsten Theil des rothbraa- nen Oxyds ungelöst, und aus der so erhaltenen Lösung gewann ich das Lanthanoxyd, welches ich zu meinen Anfangs 18^ angestellten Versuchen anwandte«

Einige meiner Resultate wurden onglOcklicherweise dem Publicum bekannt. Entdecken wir das Oxyd eines bisber unbekannten Körpers, so ist im Allgemeinen nichts leichter als die Eigenschaften dieses Körpers zu bestim* men; und ich glaubte daher in kurzer Zeit einen voll-

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sl;indi<^en Bericht von meioen Versuchen geben m kön- nen; allein hierin täuschte ich mich sehr. Was einer chemischen Unterattchung zoTdrderst einen Werth gidiit, ist die Gewifsheit, dafs der untersuchte Körper rein sej, d. h. frei vou fremdartigen Substanzen. Ich war indefs nicht weit im Detail meiner Untersochnng Torgeschritteiiy . ab ich ersah, dafs das, was ich znerst für reines Lmthan- oxjd gehalten hatte, in der That noch ein Gemenge war ▼on dem neuen Oxyde mit mebreo anderen Sobstanten» 80 dafs es mir im Laufender Versnche gelang, nicht weni- ger als sieben Substanzen, eine nach der andern, davon abzutrennen. Die erste war, zu meinem grofsen Erstau- nen, KM, in nicht unbeträchtlicher Menge, nnd ich fand dabei , dafs schwefelsaurer Kalk nnd schwefelsaures Kali ein spärlicli lösliches Doppelsalz gabeu. Späterhin wur- den durch Anwendung verschiedener Mittel folgende Oxyde abgeschieden: Eisenoxyd in grofser Menge, Kupfer-, Nik- kei Ceroxyd, ein dem Uranoxyd ähnliches Oxyd u. s. w. Allein selbst das Oxyd» welches nach Abtrennung aller dieser Substanzen 'Übrig blieb, liefs mich, fast in detset ben Lage, in der ich mich zu Anfange meiner Untersu- chungen befand, so dafs ich» obwohl ich zu Ende des Jahres 1839 glücklich genug war, ein leidlich reines Lan- thanpxyd zu erhalten, iiiich nicht eher als zu Anfang des folgenden Jahres im Stande sah, es mit Leichtigkeit und in gröfserer Menge dariustellen. Ungeachtet aller meir ner Anstrenguno;en gelang es mir jedoch nicht, eine Me- thode zu entdecken, das Lanthan mit einem (H'ade ana- lytischer Genauigkeit vom Ceriom a. w. zu trennen.

Das Lanthanoxyd, so rein als ich es bisher zu er- halten vermochte , besitzt folgende Eigenschaften.

Es ist von heller Lachsfarbe oder fast weifs,. nicht im Geringsten röthlich oder braun» und behalt sein An« sehen unverändert, wenn es entweder in offenen oder in verschlossenen Gefilfsen bis zur Roth- oder Weifs* glnth erhitzt wird; die leichte Farbe scheint ton efoeai

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kleinen Rückstand einer fremden Substanz Iierziirühren. Das Oxyd, vvenn auch kuri xavor bis zur Weifegluth erliitzt, verändert im Wasser sein Ansehen bald; es wird nehneeweifs, voluminöser, und geht bei gewöhnlicher Luft- temperatur in 24 SUindeu in ein leicht in Wasser schwe- bendes Hjdrat über. Mit siedendem Wasser erfolgt diese Urawandinng sehr rasch und bef^nnt sogleich. Das friscii geglühte Oxyd, so gut wie das Hydrat, stellen die blaae Farbe des gerötbeten Lackmuspapiers sogleich v?ie* der her. Das Lantbanoxyd löst sich leicht in Sätiren, selbst in sehr verdünnten. Die Salze, die es mit farblo sen Säuren bildet, sind ebenfaUs farblos, auch in concen- triiten Lösungen. Die Lanthansalze haben einen süfsen, schwach zusammenziehenden Geschmack, und aus ihren LösuDgen kann das Lanthanoxyd vollständig abgeschie- den werden, wenn' man schwefelsaures Kali in hinrei- chender Menge zusetzt, weil das Doppelsalz ans schwe^ feisaurem Laothauoxyd und schwefelsaurem Kali ganz unlöslich ist in einer mit schwefelsaurem Kali gesättig- ten Löstmg. Das Atomgewicht des Lanthanoxyds, so wie es bis dahin in mehren Fällen erhalten wurde, lag um 680 bemiD, eine Zahl, die indefs keinen wissenschaftlichen Werth besitzt, seit ich später bemerkte, daCs ein ganz feines Oxvd bisher noch nicht erhalten worden.

Von den dargestellten Salzen will ich nur ein Paar der charakterisiwcheren kurz erwähnen« Schwi^felsaures Lanthanoxyd krystallisii t in kleinen sechsseitigen Prismen mit sechsseitigen Pyramiden, die drei Atome Wasser ent- halten. Dieses Salz bat, wie die Siulfate der Yttererde» Thorerde und anderer Oxyde, die Eigenschaft, in war- mem Wasser weniger löslich zu seyn als im kalten. Bei 73,^4 F. erfordert 1 Th. wasserfreies achwcfeisaures Lan- thanoxyd 42{' Th. Wasser zn seiner Lösung; vom sie- denden Wasser verlangt es dazu aber ungefähr 115 Th. .

Die Krystalle sind sehr langsam löslkh, das was- serfreie Sah löst sich aber sogleich. Letzteres mit etwas

an

kaltem Wasser Qber^otseD, erbifst sich stark, und das

Salz bildet dann eine krystallinische Krusle, welche sich darauf langsam löst. Schüttet man gepulvertes schwefelsau- res Lanlhanoxjd in Wasser von 35®»6 bis 37*,45 F. imd rObirt um, mit der Vorsicht, dafs die Fldssigkeit, welche flberdicfs an der Aulseoseite abgekühlt wird, niemals eine höhere Temperatur als 55^,4 F. erreicht, so kann eia Theil schwefelsaures LanthaDoxjd in weniger als sedis Theilen Wasser gelöst, und die Ldsnng, innerhalb der angegebenen Temperaturgränzen, in verschlossenen Ge- far»>en Wochen lang unverändert aufbewahrt werden. Wenn man aber die Flüssigkeit allmälig erhitzt und aie dabei 86^ F. erreicht, schlagen sich sogleich viele Grup- pen kleiner, von einem Centrum auslaufender Krvslall- nadeln nieder, und wenn diese Krjstalüsatiou ciiunai angefangen hat, ist sie nicht aufzuhalten, wie rasch man auch abkühlen möge. Durch die Anzahl und Form der abgesetzten Gruppen wird die ursprünglich klare Flüs- sigkeit in wenig Minuten in einen dünneu Brei verwan- delt. Wenn bei der Lösung des Salzes auf angegebene Weise ein Theil der FlQssigkcit durch die bei Verbin- dung de« Salzes mit dem Wasser entwickelte Wärme eine höhere Temperatur erlangt, so beginnt sogleich ein Theil des Salzes heraus zu krjstaliisiren, und wenn diese Erscheinung einmal begonnen hat, fährt sie selbst bei Temperaturen wie 55®,4 und 57°,2 F. noch fort, bis die Lösung nur noch vom Gewicht des wasserfreien Sal- zes enthält. Das solchergestalt abgesetzte Salz enthält dieselbe Menge Wasser, wie das durch Verdampfung, sejr es bei 55'',45 oder 212*^ F. gebildete Salz. Wenn das schwefelsaure Lauthanoxjd eine Stunde in der Weifs- gluth erhalten \vird, verliert es die Hälfte seiner Schwe- felsäure und das entstan^deue basische Si\li ist uulöslich in Wasser.

Salpctersaures Lanthanoxjd ist ein in Wasser und Alkohol leicht lösliches Salz, welches aus einer bis zu

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am

Sjrupsstelfe abf^edampften LösuDg in groben primati- schen, an feuchter Luft rasch^ zerfliefslichen Kryßtallen anscbiefst. Dninpft mau die Lösung bei einer Tempera- tor von 86 F. uod darüber ab, 'so wird eine trübe milchweifse Masse erlialtep. Erhitzt roan das Salz vor- sichtig, so daTs alles Wasser auss:etrieben wird, so kann das wasserfreie 5ak bei einiger Sorgfalt in höherer 'i'em- peratur ohne Zersetzung geschmolzen werden, und nach dem Erkalten ühneit es einem farblosen Glase; allein bei geringster Uuachlsauikeit liinsiciitiich der Temperalur wird ein Theii der Salpetersäure ausgetrieben, und die ge- schmolzene Masse ist ein Gemisch von neutralem und basischem Salz, das zu einer schneeweifsen opaken Masse erstarrt, welche einen Moiiicnt nach dem Erstarren die merkwürdige Eigenschaft zeigt, in ein voluminöses wei- fses Pulver zu zerlalieo, mit aolcher Heftigkeit, dafs, un* ter einer Art von schwacher Detonation, Theile dessel- ben bis mehre Zoll fortgeschleudert werden.

Das Lanthanoxyd hat eine besondere Neigung ba- sische Salze zu bilden, und nur solche werden durch ätzendes Ammoniak gefällt, in wie grofsem Ueberschufs diefs auch hinzugefügt sejn mag; trifft es sich, da(s es mit einer organischen Säure, wie Weinsäure, verbunden ist, so löst es sich in dem überschüssigen Ammoniak. Mehre der basischen Salze, z. B. das basisch salpetersaure Lan- thanoxjd und das basische Lanthauchlurid, zeichnen sich durch die Eigenschaft aus, dafs sie auf dem Filtrum nicht ausgewaschen werden können mit Wasser; vielmehr geht dieses milchig durch, bis nichts mehr, auf dem Filtrum ist. Kocht man den erhaltenen Niederschlag mit Was- ser, so läuft sogleich das Ganze durch das Filtrum. Läfst man den Niederschlag einige Tage feucht auf dem Fil- trum, so verändert er sich in ein neutrales Salz, welches sich in Wasser löst, während kohlensaures Lauthanuxj'd auf' dem Filtrum zurückbleibt.

In Bezug auf das Cerüm sind meine Untersuchung

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gen so aiivollkoinineii, wie die über das Ldfiihaii. Ich

will jedoch kurz Liiiigo Tliatsachea uabiubaft machen, die mir für jetzt iuteressant scheineD.

Das rdthlichbrauoe Palver, welches nach der Ans» Ziehung des Lnnllmnoxv ds mit verdünnter Salpetersäure zurückbleibt, ist ein Geiueugc von Ceroxvd mit Lantbaa- oxyd und all den oben erwähnten begleitenden Substan« zen. Ich war nicht im Stande eine ^iite Methode zur Darstellung reinen Cenumoxjds aufzuüuden. Die Sake des Ceroxydols sind^ gleich denen des Lantbanoxyds, ▼ollkominen farblos, und das Ceroxydul wird durch schwe- felsaures Kali voiistäudig aus der Lösung gefällt. Wenn Ceroxydul -Hydrat, gefällt durch ätzendes Kali, auf ei< nem Filtmm gesammelt wird, so beginnt es sogleich gelb zu werden, und nachdem die Oxvdation so weit als auf diese Weise an der Luft möglich fortgeschritten ist, blei- ben nach dem Trocknen opake, hellgelbe Klumpen, wel- che Wasser enlhalton. J^ach Verlreibung dieses durch Hitze bleibt sogenanntes Ceroxyd, welches nicht die ge- ringste braune Farbe hat, sondern nach einstlindiger Er- hitzung in der Weifsglulh einen schwachen Stich in's Bolhe besitzt. Wenn das so dargestellte Ceroxyd den geringsten Stich in's Braune hat, oder nach dem Trock- nen und Erhitzen dunkel wird, rührt es von fremden Substanzen lier.

Diefs gelbe Oxyd enthält jedoch immer Ceroxydol; es ist mir nicht geglückt, Ceroxyd frei von Oxydul »t erhalten. Das hellgelbe Oxyd, welches sich bildet, weua Ceroxydul-Hydrat, entweder allein oder gemengt mit Lanthanoxyd -Hydrat o. s. w., der Wirkung von Chlor ausgesetzt wird, ciUhält nicht nur Clilor, sondern sogar Ceroxydul. Wird salpelersaures Ceroxydul erhitzt, so erhält man ein hellgelbes Pulver, aus welchem sich ntti- lelst Salpetersäure viel Ceroxydulsalz ziehen läfst, uud wird diese Lösung abermals eingedampft und die trockne Masse erhitzt, so erhält man wieder Ceroxydulsalz, ond

diefs

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diefs bleibt so selbst nach fünfmaliger Wiederholung der OperatioD. Was ich Ceroxjd Denne, ist also in Wirk- lichkeit ein GemeDge von Oxyd und Oxjdol.

Das geglühte Ceroxjd wird kaum von siedender concentrirter Salzsäure angegriffen, noch weniger von an- deren, schwächeren Säuren. Das Hjdrat dagegen löst sich leicht in Salzsäure, unter Entwicklung von Chlor; allein selbst nach langem Sieden behält die Lösung eine gelbe Farbe. In schwächeren Terdiinnten Sainni löst sich kaum eine Spur von Ceroxjd -Hydrat; allein es nimmt eine dunklere gelbe Farbe an und Terbindet sich mit einem Theil der an^ewandf Säure. In Lösungen TOD kohlensauren Alkalien, namentlich kohlensaurem Am- moniak» löst sich das Ceroxyd- Hjdrat in grofser Menge» und die Lösung nimmt eine hellgelbe Farbe an. In Lö* sungen, die bis zum Sieden erhitzt sind, wird das Cer- oxjd durch Klecsäure augenblicklich zu Ccroxvdul re< dudrt, während sich Kohlensäure, entwickelt. Mittelst warmer concentrirter Schwefelsäure wird das geglühte Cerox d soi^leich löslich gemacht, in Folge seiner Ver- hiudui^ mit der Säure. Neutrales schwefelsaures Cer- oxjd ist, getrocknet, schön gelb» wird bei Erhitzung orangegelb und in einer noch höheren Temperatur fast zinnoberrolh, nimmt aber beim Erkalten /lic hellgelbe Fnrbp wieder an. Das Salz ist in einer kleineu Menge Wasser löslich, erhitzt man aber die Lösung zum Sie- den, wird der gröfsere Theil des Salzes abgesetzt» in Fori; einer zähen, weichen, halb durchsichli<;en und sehr kiel Ifen Masse. Verdünnt mau die couceiitrirte Lösung^ wel rothgelb ist, so wird sie heller gelb,t beginnt aber sogl ich trlib zu werden und ein schwefelgelbes Pulver abzi setzen, welches ein basisches Salz ist, das 250Ü Tb. Wa .ser zu seiner Lösung erfordert. Mit schwefelsau- rem Kali giebt das schwefelsaure Ceroxjd ein schön gel- bes Salz, welches in einer gesättigten Lösung von schwe- felsaurem Kali ganz unlöslich ist; ailciu das Doppelsalz PoggendorlPt AanaL Bd. UL 20

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kanu uicht in Wasser gelöst vrerden, ohne dafs es sich «ersetzt and ein basisches Salz ablagert. Ungeachtet das Ceroxyd fast unlöslich ist in verdQnnten Sloren,

niuis doch bemerkt werden, dafs es sich, innig gemischt mit anderen leicht löslichen Oxyden» leicht auflöst. Sch1r^ felcerium ist dunkel braunroth.

Das Laüthauoxyd, welches ich zuerst erhielt, >yar Ton brauner Farbe» wurde aber nach £rhitzung bis zur Weifsgluth scbmntzigweifs. Auch bei Erhitzung in Was* serstoff^as verliert es seine branne Farbe, obwohl dabei nur ein kaum wahrnehmbarer Gewichtsverlust stattiiodiet. Bei Erhitzung an der Luft kehrt die braune Farbe zurOck.

Diese Unistände, vereint mit mehren audcrcn Er- scheiuungen , die sich mir bei Untersuchung der Eigea- Schäften des Ijanthanoxjds darboten, veranlafsten mich zu Termuthen, dafs das bisher erhaltene Lanthano%jd noch von anderen Oxjden begleitet scy; erst zu An- fange 1840 gelang es mir, das Lanthan von derjenigen Substanz zu befreien, welche die braune Farbe bewirkte. Dem Radical dieses neuen Oxjds ^ab ich den MameD Didymium (von dem griechischen Worte Siövfiog^ des- sen Plural SiSvfioLy Zwillinge, bedeutet), weil es in Ge- Seilschaft des Lanthans entdeckt worden ist. Es ist das Didjrmoxyd, welches den Salzen des Lanthans und Ce* riums die amethystrothe Farbe giebt, die diesen Salzea zugeschrieben \^ ard, eben so auch die braunrolhe Farbe, welche div Owde derselben Metalle annehmen, wenn sie an der Luft bis zur Rothgluth erhitzt werden. Un* geachtet aller möglichen Sorgfalt ist es mir nicht gelon- gen diefs Oxyd im Zustand der Reinheit zu erhalten; ich bin nur so weit gediehen, micli zu versichern, dafs auf ver- schiedene Weise eine constantc Verbindung mit Schwe- felsäure dargestellt werden kann; allein aus der Menge des Krystallwassers und aus anderen Umständen läfst sich schliefsen, dafs diefs Salz in Wahrheit ein Doppel- salz ist, obwohl ich für jetzt nicht zu sagen vermag, ob

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das begleitoide Oxyd LaDdiaiit)xj(l oder ein anderes sey.

*'Das, was ich jetzt kurz als Didymoxyd beschreiben will, ist die Basis in dem schwefelsauren Salz, dessen Eigen- schaften und Darstellangs weise ich nun mittheilen werde.

Das auf verschiedene Weise bereitete schwefelsaure Didjmoxjrd ist weit löslicher in Wasser als das scbwe- felsaore Lanthanoxjd. Dieser Umstand veranlafste mich ta Tersuchen, ob nicht, bei Behandlung eines Gemen- ges der wasserfreien Salze beider Ox^de mit klemen Mengen Wasser, Lösungen entständen» welche, |e nadi der Ordnung, in welcher sie erhalten worden, reicher an Didymoxjdsalzen , namentlich am schwefelsauren, sejn würden, während ein beinahe reines schwefelsaures Lan- thanoxyd znröckbliebe. Allein nach Untersuchung von fünf gesättigteu Lösungen, die nach eiuauder von dem- selben Gemenge der wasserfreien Salze erhalten worden, fand sich, dab ein Theil wasserfreies Salz bei dem er- sten Versuch in 7,(>4 Tli. Wasser gelost worden, beim zweiten Versuch in 8,48 Th.; beim dritten in 7,8 Th.; beim vierten in 5 Th. und beim fünften in 7,44 Tb.

Diese merkwürdigen Verhältnisse von gelöstem Salz erklärte ich so: Während der ungleichen Temperata- ren, welche zufällig entstehen durch die Wärmeentwick- lung, die stattfindet, wenn das wasserfreie Salz, beim Zusatz von Wasser, Kry stall wasser aufnimmt, bildeten sich Salze von ungleichem Gehalt an Krjstallwasser und ungleicher LOslichkeit; um- die Richtigkeit dieser Vor- aussetzung zu prüfen, bereitete ich spater die Lösung der Salze auC die schon bei Beschreibung des schwefelsauren Lanthanoxyds angegebene Weise, wobei eben die un- gleiche Löslichkeit dieses Salzes bei verschiedener Tem- peratur entdeckt wurde. Wenn daher die gemischten Salze bjei einer nicht 48^,2 F. übersteigenden Tempera- tur in 6 Th. Wasser gelöst werden und man darauf die erhaltene Losung bis 104^ F. erhitzt, so wird eine Quau-

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üVkt von hell amethystfarbenem Lanthansalz abgesetzt,

welches bei 10 bis 15 Mal wiederholler gleicher Behand- lang farblos und fast rcio wird. Die vom Lauthansali getrennte ametbystfarbene Lösung wird zur Trockne ver- dauiptl und das Salz vom Wasser befreit; es wird auf jene beschriebene Weise wiederum gelöst, die Lösung nun aber bis 122^ F. erhitzt, und, nachdem sich keia Salz iiiclir absetzt, filtrirt. Die nun reihe Losun^^, verdünnt mit einem gleichen Gewichte Wasser, das mit einer Portion Schwefelsäure angesäuert worden, wird an einem warmen Ort abgedampft. Es bilden Bich nun mehre Arten von Kristallen, von denen viele eine bedeutende GröCse ha- ben und zu Boden fallen. Wenn nur noch ein Sechstel der gewöhnlich gelben Flüssigkeit Öbrig ist, wird sie ab- gegossen, die am liodeu liegende Salzkruste abgeschie- den, und die gesammelten Kristalle mit siedendem Was- ser geschüttelt, welches plötzlich abgegossen wird, sobald ihm eine Anzahl kieii]cr Kristalle foleen. Die zurück- gebliebenen grofsen rothen Krjstaüe bringt man wie- derum in Wasser, säuert die Lösung mit Schwefelsäure an, dampft iii zuvor beschriebener Weise ab, und trennt die.grolsen rothen Krystalle ab, wo es sich bei näherer tJtttersuchung finden wird, dafs sie ein Gemenge von zwei Arten darstellen. Die einen, welche in Gestalt lan- ger, schmaler, rhomboidaler Prismen erscheinen, werden herausgenommen, und die übrigen grofsen rothen Krj- stalle mit vielen Flächen, die, nach Wallmark's Mes- sungen, zum triklinometrischen Sjsteme gehören, bilden ein Salz, welches ich schwefelsaures Didjmoxyd nenne.

Aus einer Lösung eines Didymsalzes wird durch ei- nen Ueberschufs von Kali Diel vuioxyd-Hvdrat niedero:e- schlagen und auf einem Fillrum gesammelt. Es hat eine bläulich -violette Farbe, absorfoirt während des Waschens Kohlensäure aus der Luft, und der Rückstand, der mei- stens aus kohlensaurem iJidymoxjd besteht, ist nach dem Trocknen hell röthlich- violett. £rhitzt man diesen zum

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Eotliglühcu, so gehen Wasser und Kohlensäure leicht davou. .

Das auf diese Weise dargestellte Oxyd erhält man

als kleine Klumpen, von dunkelbrauner Farbe an der Oberfläche, zuweilen von hellbrauner im Bruch, von Harz- glaoz, zaweilen fast schwarz, mit dem Glanz und dem Ansehen des dunklen Orthits; zugleich erhält man Theil- eben von den verschiedenartigsten Farben, so dafs sie eine Musterkarte der verschiedenartigsten Abänderungen des Ortbits» vom hellrothbrannen bis zum fast schwarzen, darstellen. Das Pulver ist hellbraun. Erhitzt man die* ses Oxyd zur Weifsgluth, so nimmt es eine schmutzig- weifse, in's Graugrüne fallende Farbe an.

Das Didymoxyd ist eine sclmächere Basis als das Lanthanoxyd. ^ £s hat keine alkalische Reaction, und scheiDt, nachdem es geglüht ^worden, kein Wasser zu absoi l)iien. Es lost sich jedoch ziemlich leicht selbst in verdünnten Säuren, und das braune Oxyd mit einer Gas- entwicklung. Es ist unlöslich in kohlensaurem Ammo- niak. Seine Salze sind amethystroth, eben so die Lo- sungen derselben. Letztere werden nicht durch Schwee felwasserstoff- Ammoniak gefällt, sobald man nicht eine grofse Menge von ihm hinzusetzt oder die Fiössigkeit erhitzt, wo dann Schwefelwasserstoff entweicht und ein basisches Salz von einem schwachen Stich in's Rothe nie- derfallt. Löst man das Oxyd vor dem Löthrohre in Phos- phorsäure, so wird die Perle amethystfarben, stark in's Violette fallend, ganz wie von einer Spur Titansäure nach der Reduction.

Das Diiiyinoxyd , auf I'lalinhlech mit kulileusaurem Natron erhitzt, schmilzt zu einer ^rauwcifsen Masse. Hin- sichtlich der Didymsalze will ich im Kurzen die bescbrel- beu, die den zuvor erwähnten Lanthan- und Cerium- salzen annlog sind, wobei ich zugleich anführen mufs, dafs das durch ätzendes Ammoniak gefällte basische Didymsalz gewaschen werden kann^ ohne durch das Filtrcun zu gehen.

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Die DarsteUoDgBweise des schwefelsauren Didjm- Oxyds, 80 wie das Ansehen desselben, ist 'bereits ange*

geben. Diefs Salz ist in Wasser von der gewöhnlichen Temperatur der Luft leicht lösiicb, obwohl die Krjstaiie sich sehr langsam lOsen. Das wasserfreie Salz löst sieb anf einmal, wenn man es vor der Lösung sich nicht mit Krj^stallwasser verbinden läfst. Sollte diefs der Fall ge- wesen seyn, indem man das Salz mit nur wenig Wasser übergössen hat, so erhitzt sich die Masse and es bildet sich eine harte Salzkruste, welche gepQlrert werden mufs, che sie sich leicht löseu kann. Ein Tbeil wasserfreies schwefelsifureß Didjmox yd erfordert bei gewöhnlicher Luft- temperatur fünf Theile Wasser zu seiner Lösung. Bei 127^,4 F. beginnt diese Lösung Krystalle abzusetzen, de- ren Anzahl in dem*Maafse, als die Temperatur steigt, zu- nimmt, so dals die siedende Lösung nur einen Theil was* serfreien Salzes auf 50,5 Th. Wasser enthält. Bei schwn« eher Rolhglulh geht ein unbedeutender Theil Schwefel- säure davon; allein nach einstüudiger Weifsglühhitze ver- liert das Salz zwei Drittel seiner Säure. Mit schwefel- saurem Kali giebt das schwefelsaure Didymoxyd ein ame* tli yslftn benes Doppelsalz, welches in einer gesättigten Auf- lösung von schwefelsaurem Kali ganz unlöslich ist. , Salpetersaures Didymoxyd ist sehr löslich in Was- ser und krystallisirt schwierig. Zu einem dfinnen Syrup abgedampft, hat die Lösung eine scliün rothe Farbe, wel- che, iti gewisser Richtung betrachtet, in's Blaue spielt« Dünstet man die Lösung an einem warmen Orte zur Trockne ein und erhitzt den Rtickstand zum Schmelzen, was nicht ohne Zersetzung eines grofsen Theils der Sal- petersäure geschehen kann, so erhält man eine rothe Flüssigkeit» welche, erkaltet und erstarrt, nicht so mit Heftigkeit zu Pulver zerfällt wie das entsprechende Lan- thansalz, soudtiii seine Form behält.

' Ich mufs bei dieser Gelegenheit noch erwähnen, dais unter den vielen Körpern , welche ich im Laufe dieser

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UntersuchuDgcD zu prüfen genöthigt war, sich auch die Yttererde darbot, und dafs ich fand, daOs diese Erde^ frei von fremden Substanzen, yollkommen farblos ist, und

voilkouiiiRD farblose Salze liefert; doch will ich nicht behaupten, daCs die Amelhjstfarbe , welche diese ^öalze fiir gewöhnlich zeigen, vom Didjm herrühre.

Nackschrifi Ueber Yttererde^ Terbium nftd Erbium*

Im letzten Sommer veröffentlichte ich eine kurze No- tiz über Yttererde, hinBichtiich welcher Erde die folgen- den späterhin entdeckten Thatsachen Beachtung verdie- nen. Als ich früher an^ab, dafs reine Yttererde, so wie deren Salze mit farbloser Säure, farblos sejen, so waren meine Versuche nor so weit gediehen, um zu zeigen, daCs alle Yttererden, die ich mir zur Untersuchung verschaffen konnte, mit Leichtigkeit in zwei Portionen zu trennen Seyen, von denen die eine eine stärkere farblose Base, die andere eine schwächere ist, welche in dem Maafse als sie frei Ton Yttererde ist, bei Erhitzung eine mehr intensiv gelbe Farbe annimmt und mit Säuren Salze von röthlicher Farbe giebt. Im folgenden Herbst und Win- ter setzte ich meine Untersuchungen fort, und ward da- durch nicht nur in den Stadd gesetzt, die Richtigkeit meiner früheren Beobaciitungen zu bestätigen, suadcru auch die unerwartete Entdeckung zu machen, dafs, wie beim Ceriumoxyd, das, was die Chemiker bisher als Yttererde betrachteten, nicht aus blofs einem Oxyd be- steht, sondern meistens als ein Gemenge von wenigstens drei betrachtet werden mufs, von denen zwei bisher un- bekannt waren, welche aber alle die meisten ihrer che- mischen Charaktere gemein haben, und eben deshalb so leicht von den Chemikern als einerlei angesehen wurden.

Die Kennzeichen, welche diese Oxyde von allen Übrigen unterscheiden, sind folgende:

Erstens. Obgleich diese Oxyde kräfuge Salzbasen

1) Daürt vom Jali 1843.

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sind, alle mehr als die Beryllerde, so sind sie doch un- löslich iD Wasser uud atzenden Alkalien, )cdoch ande- rerseits, selbst wenn sie einer starken Hitze ausgesetzt worden, löslich in einer kochenden Lösung von kohlen- saurem Natron , wiewohl sich nach einigen Tagen der gröfsere Theil in Form eines Doppelsaizes aus der Lö- sung abscheidet

Zweitens. Verbunden mit Kohlensäure, sind sie sehr löslich in einer kalten Lösung von kohlensaurem Ammoniak, und wenn diese mit ihnen gesättigt ist, be- ginnt sogleich ein Doppelsalz von ihren Carbonaten und dem kohlensaurcu Ammoiiiak sich abzuscheiden, und zwar in solcher Menge, dafs nach wenig Stunden nur noch sehr wenig Oxyd in der Lösung vorhanden ist. Diefs erklärt die Beobachtung mehrer Chemiker, dafs^ wie sie sich ausdrücken, die Yltererde sich zuweilen leicht, zu- weilen fast gar nicht in kohlensaurem Ammoniak löse. Die Salze dieser Oxyde haben einen süfsen Geschmack» und die schwefelsauren lösen sich schwieriger in warmem als in kaltem Wasser, und bilden Doppelsalze mit schwe- felsaurem Kali, welche iu einer gesättigten Auflösung des letzteren unlöslich sind.

Wenn man ffir die stärkste dieser Basen den 'Na- men Yitererde beibehält, die nächste in der Reihe Ter^ biumoxyd und die schwächste Erbiumoxjrd nennt, so fin- den sich zwischen diesen drei Substanzen folgende cha- rakteristische Unterschiede.

Die salpetersaure Yttererde ist ungemein zerfliefslich, so sehr, dafs wenn eine geringe Menge der Lösung die- ses Salzes Wochen lang an einem warmen Ort steht» das erzeugte Salz nicht frei von Feuchtigkeit ist. Die Lösung des Salpetersäuren ierbiumoxyds ist von blafs röthlicher Farbe, dampft bald ein und hiuterläfst eine strahlige krystallinische Masse, die sich an der Luft, wenli sie nicht sehr feucht ist, nicht verändeil. Die Kivslalle der schwefelsauren Yltererde sind farblos, und bleiben

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in einer Luft, deren Temperatur von 86^ bis F. schwankt, Wochen lang klar and durchsichtig wogegen

eine Lösune; vom schwefelsauren Teibiumoxyd bei Ab- dainpteu in niederer Temperatur ein Salz liefert, welches sogleich zu einem weifsen Pulver verwittert Xerbium- oxjd, dessen Salze von rOthlicher Farbe sind, scheint, im Zusiaade der Keinkeit, gleich der Yttererde farblos zu seyn.

Das Erbinmoxjd weicht von den beiden obgenann- ten durch die Eigenschaft ab, dafs es beim Erhitzen an der Luft dunk ei orange wird, und diese Farbe beim Er- hitzen im Wasserstoffgas, unter einem unbedeutenden Gewichtsverlust, wieder verliert. Es ist das Daseyn des Erbiumoxyds, dem die Yttererde ihre gelbe Farbe ver- dankt, wenn sie wie bisher bereitet wird, und überdiefs ist wahrscheinlich, dafs in all« den Fällen, wo man meinte farblose Yttererde erhalten zu haben, diese angebliche Yttererde meistentheils aus Beryllerde bestand, wenigstens ehe es bekannt war, wie diese Erde vollständig abzu- scheiden sej.

Das schwefelsaure und das salpetersaure Erbium- oxyd sind farblos, obwohl die Lösungen des Oxyds in Säuren oft eine gelbe Farbe haben. Das schwcfel: saure Salz efilorescirt nicht.

Diese und mehre andere weniger merkwürdige Ver« schiedenheilen der drei Oxyde, scheinen es mir aufser Zweifel zu setzen, dafs das, was bisher als Yttererde cr^ halten und beschrieben worden» nichts anderes ist als ein Gemenge )ener drei Basen, wenigstens in den FäL len, wo die Yttereide aus Gadolinit, Cciiu, Ccril und Orthit bereitet worden. Iiis jetzt bin ich jedoch noch nicht 80 glücklich gewesen, eine einigermafsen leichte oder sichere Weise zur Darstellung des einen oder an- dern Oxvdes im Zuälande chemischer Reinheit aufzufinden, und daher werde ich mich für jetzt auf diese kurze An- gabe der Thatsachen beschränken.

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S14

Ztmftdist will ich «w«i leichte Methoden aBgebeo,

niittclst welcher die Chemiker die JQichtigkeit der obi- « gen Aogabea prüfen ktoneo.

Wird ätzendes Ammoniak nach nnd nach in klci- iicu Menden zu einer Lösung vou Yltererde in Salzsäure gesetzt, der auf jeden Zusatz entstehende ^Niederschlag für aidi ausgewaschen and getrocknet, so erhält man basische Salze, von denen die zuletzt gefällten farblos sipd, und nur Yttcrcrdc enthalten* Geht man von dem letzten In umgekehrter Ordnung zurück, so findet man, dab die ' Niederschläge mehr durchscheinend und röthlich werden» und mehr und mehr Terbiumuxjd enthalten, während die ersten Niederschläge gröCstentbeils Erbinmoxyd, («7 mischt mit Terbiomoxyd und Yttererde, einschlietsen«

Behandelt man eine Lösung von gewöhnlicher Ytter- erde in Salpetersäure auf dieselbe Weise, und glüht die verschiedenen Niederschläge fdr sich, so giebt der erste ein dunkelgclbcs Oxjd, die Farbe eines joden folgendea ist blässer und blässer, bis man zuletzt eiu wcifses Oxyd bekommt, welches hauptsächlich aus Yttererde besteh^ und nur eine unbedeutende Menge Terbiumoxyd enthält.

Bei Anstellung dieser Versuche ist es von Wichtig- keit, dafs die Yttererde frei sey von Eisen, Uran u, s. was beträchtliche Schwierigkeiten bat Es ist daher bes- ser die Fällung mit einer schwachen Lösung von 6chvv€- felwasserstoff-Ammoniak zu beginnen, und erst, wenn der Niederschlag keinen Stich in*8 Blaugrüne mehr hal, das ätzende Ammoniak in der beschriebenen Weise an- zuwenden.

Eine bessere Methode ist im Allgemeinen, dafs man etwas freie Säure zu einer Lösuni^ von Yttererde setzt, und dann eine Auflösung von saurem kieesaurea Kali unter fortwährendem Umrühren hinzufttgt, bis sich der Niederschlag nicht mehr auflöst. In ein Paar Sluuden wird ein Niederschlag entstehen; diesen sondert man ab und behandelt die Ldsung wie zuvor, und 'zwar so lange

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ab Doch ein Niederschlag entsteht Wird die TÜckstBii*

digc Flüssigkeit alsdauu mit eiuem Alkali neutralisirt, sa erhält man eiue geringe Menge fast reiner kleesaurer \ tter^ erde. Von den Niederschlfigen sind die zaerst erhalte« nen am krystaUiniscbsten; sie fallen leicht zu Boden, während die letzten mehr pulverfönni^ sind und lang- sam niedersinken. Die ersten enthalten meist Erbium- oxydy gemengt mit Terbiomoxyd und Yttererde, während die letzten immer mehr und mehr Yttererde, gemischt mit Terbiuüiox yd , einschliefscn. Die ersten IsiederschlSge sind immer rötblich und die letzten farblos. Wird ein Gemenge von Oxalaten dieser Basen mit sehr Terdflnift- ter SSure behandelt, so bekommt man zuerst ein Salz, das meistens Yticrerde enthält, dann eins, das reicher an Terbiumoxjd ist, und das Uebrige enthält hauptsach- lieh Erbiumoxjd* £s ist mir sogar einmal gelungen ein Doppelsalz Ton schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Erbiumoxjd (welches in einer gesättigten Lösung von schwefelsaurem Kali schwer löslich ist) zu erhallen» in- dem ich eine etwas concentrirte Ldsnng von Salpeter- saurem Terbiumoxjd und salpetersaurem Erbiumoxyd mit einem Ueberschufs von schwefelsaurem Kali behandelte.

Dafs viel Zeil und Arbeit darauf verwandt wurde, um selbst nur zu den bisherigen Resultaten zu gelangen, wird aus dem Wenigen erhellen, welches ich bekannt zu machen vermochte, besonders, wenn man erwägt, dafs öfters ein oder zwei Gran Yttererde in fast hundert Nie- derschlägen zerföllt wurden, die ich einzeln untersuchte. Ich lebe indcfs der Hoffnung, dais die bereits erlangte Kenntnifs mich bald in den Stand setzen werde, einen / vollständigeren Abrifs von meinen Untersuchungen zu ver- öffentlichen.

m

yUL Ueber die Versuche, welche pon einer Com-

mission des K. Nltuh^rltuidlschen Instituts zur Prüfung der angeblichen Ji^i^cnschafi des Oels, die Meereswogen zu stillen, angestelü ' worden sind.

(Von fsSnem MilgHede dieser K6rperscliftft der Pamer AcademSe mitge- tbeUt Compt, rend, T. XFI p. 399.)

Die AmuUes de chimie et de physique vom März 1843 enthalten eine Abhandlung des Hrn. van Beeki über die Eigenschaft der Oele, die Wellen zu stillen und die Was- serÜäciie voUkonimen durchsichtig zu machen ^ ). Nach- dem er für das Dasejn dieser Eigenschaft und ihre Wirk- samkeit mehre Zeugnisse beigebracht, geht der Verfasser so weit, dafs er die Idee ausspricht, man hätte an dem Gele, wenn man es bei Sturm eszeiteii unweit des Ufers in das Wasser schütte, ein Mittel, Deiche und andere Meeresbaoten gegen'die Gef?alt der Wogen zu schützen.

Eine so sewagte und sonderbare Voraussetzung kuiiDte nicht ermangciu, die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich zu ziehen ; auch hat die Pariser Academie der Wis« senschaften so eben eine Commission zu ihrer Prüfung ernannt. Es wird bei dieser Gelegenheit fiu unsere Le- ser nicht ohne Nutzen uud Interesse sejn, zu erfahren, dafs dieselbe Frage schon in -Holland aufgeworfen wor- den ist.

Hr. van Deek, der Mitglied des K. Niederländischen Instituts ist, machte im vorigen J ilire in einer der Sitzuu« gen der Klasse (der Wissenschaften) den Vorschlag, die Regierung zu bewegen, ihn Versuche anstellen zu las- sen, um zu sehen, ob das Oel das Vermögen haben würde, Deiche gegen die Gewalt des Meeres zu schützen.

1) Yei^l. Aonalen, Bd. LTII S. 419.

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Dieser Vorschlag wurde nicht allgemein genehmigt. Man wählte drei Mitglieder, uiu die Wichtigkeit dessel- ben näher zu prüfen. Da indefs diese drei Personen sich in ihren Betrachtungen und Ansichten nicht einigen konn- ten, so hielt innii es, um die SHmierigkeit zu beseiti- gen, fÜr's Beste, die lierathuug über den Vorschlag zu vertagen, allein sich yoridufig und sogleich einige posi- tive Angaben Über besagte Frage zu Terschaffen. Dem- gemiifs ernannte man eine Coinmissiou aus fünf Mitglie- dern, und übcitrug ihr die Anstellung directer Versuche fiber den Einflufs des Oels auf die Wogen nahe bei der Kfiste. Es ist der Bericht dieser Commission, der hier mitgeteilt werden wird.

»Die aus Mitgliedern der ersten Klasse des Küuigl. Niederländischen Instituts ernannte Commtssion, welche beauftragt worden ist, Öber das den Oelen und anderen fetten Substanzen zugeschriebene wogenstiÜLiuie Vermö- gen Versuche anzustellen, hat die Ehre, der ersten Klasse beigehends den Bericht von dem zu erstatten, was sie fiber diesen Gegenstand aosgefÜhrt und beobachtet hat. «

»Nachdem die Commission das Doii ZaruJv'oort^ an der ^^ordsee, zuiü Orte der Versuche ausgewählt, kam sie fiberein sich am ersten stfirmischen Tag daselbst zu versammeln. «

»Sie war indefs genöthigt diese Abrede zu ändern und irgend einen Tag festzusetzen, weil es die Jahres- zeit "(Juni) war, wo Störme selten sind, und weil etwas starke Windstöfse nur eine kurze Bauer haben, es also unmöglich war sidi zur rechten Zeit im besagten Dorfe zu versammeln. Sie entschied sich um so eher hieiür, weil, wenn wirklich das Gel auf ein stark aufgeregtes Wasser den angeblichen Einflufs austibt, derselbe noch leichter an einem durch Wind von mittlerer Stärke be- wegten Meere wahrnehmbar sejn müfste. Zwei Com- missfire indefs, die sich an einem Tage, da der Wind mit Helligkeit blicls, auf dem Laude befanden, machten

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einen Venaoh, nidem eie eine Uetiie Menge Oel auf das

Wasser eines Baches schütteten, und eine offenbare Ver- änderung in dem Ansehen und der Bewegung des WaiB- am beobachteten.«

' »An demseiben Tage machte ein anderes Mitglied einen ähnlichen Versuch auf der Spaarne (kleinem Fiufs bei Harlcm), und zwar mit demselben -Erfolg.«

»£rmathigt darch diese Beobachtungen, setzte man den 28. Jnni zur Anstelhing der ferneren Versuche fest«

» Die Commissiirc versammelten sich an dem genann- ten Tage, morgens 9 Uhr, zu Zandvoort. Ein Theü Uefs sich eine kleine Strecke in's Meer fahren, um da- selbst Oel anszugiefsen und die Resultate zu beobach- ten; die andern blieben am Ufer, und da sie nicht wurs- te, wann und vrie oft die Ausgie£sungen erfolgten, so konnten sie nur die Wellen betrachten, weldie vom Boote nach der Küste rollten. Auf diese Weise konnte ihre Meinung, auf weiche nichts Einiluis hatte, für um 80 unpartheiischer gehalten werden.«

»Der Wind war SW. und von mittlerer StSrke. Die zu vier Malen, nämlich um 9^* 43', 45', und 54', ausgegossene Oelmenge betrug 15 Liter. Die Flulh war im Steigen, und mnfste um Ii'' 21' ihre grdfste Höhe erreichen. «

Sowohl die aui TJfer belindlichen Commissäre als die mit der Ausschüttung des Gels beschäftigt gewese* neo, konnten keine der Wirkungen beobachten, die man dem Oele zugeschrieben hat; man durfte daher die Frage, ob OeK unweit unserer Deiche ausgegossen, diese gegen die Wuth der Wogen schützen würde, als verneint be- antwortet ansehen.«

»Indefs hielten es die CommissSre fQr ihre Pflicht, einen zweiten Versuch in einer etwas ^rufseren Eutfer- nuug von der Küste anzustellen. Zwei von ihnen lie- ben Bich bis jenseits der Brandung fahren und warfen da- seibat. Anker,«

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»Die Entfernung wurde von den Bootsleuten auf 300 Meter f^eschatzt. Das ßleiloth gab etwa 3 Meter Tiefe ond dai Meer giog bohl (houleuse)* lonerhaib 5Minaten (von 15' bis W vor Mittag) worde die HAlfte vou 15 Liter 0(1 nusgesthüttet, ohne dafs die Commis- sion den miudestcn Erfolg in Bezug auf deu Gegenstand ihrer Sendung wahrnahmen. Sie sahen das Oei aaf dem Wasser schwimmen, theils als Fleche von niuregelmSbi* ger Gestalt, theils zu einer Haut ausgebreitet, theils ge- mengt mit dem Schaum der Wogen und an deren Wel- lenbewegung theilnehmend.«

»Auf der Rfickfahrt, als sie die Brandung durch- schnitten, liefsen die CouimissUre wiederum Oel ausschüt- ten, und sie können bezeugen, dafs dieis keine Yerriu« geruDg in der Bewegung der Wellen zur Folge hatte, denn sie wurden mehrmals reichlich von ihnen benftfst «

»Es ist unnöthi^ hintuzufCi^en, dafs die am Ufer Gebliebenen durchaus nichts beobachteten, was der Aus- schüttung des Oels hätte zugeschrieben- werden können.«

»Nach alle dem, was über diesen Gegenstand ge- sagt ist, sind die Coumiissäre erstaunt über das negative Kesultat ihrer Versuche. 'Sie begnügen sich, dasselbe anzugeben, ohne eine Bemerkung hinzuzufOgen. Sie hal- ten sich indefs berechtigt, als ihre individuelle Meinung, zu sagen, dafs die Idee, unsere Deiche mittelst Oel zu schützen, keine glückliche ist«

IX. Veher die Magnellsirung natürh'cher Mag- nete i^on sclilechier Beschaffenheit rniudst gal-- mnischer Ströme.

Hn Billand hat der Pariser Academie eine Notiz über« reicht, worin er zeigt, dafs man, zuwider der Angabe in

Pouiilelä Lehrbuch der Phjöik, deu natürlichen Mag-

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net kfinstlicb etnen starken und dauerbaften Magnetismus luittheileu kann. Ein soldier von ihm eiDgesandter Mag- net, der vor sechs Jahren von ihm magnetisirt worden war, hatte seitdem nichts Merkliches von seinem Mag* netismus verloren.

Das von ihm angewandte Verfahren, wie es .in den CompL rend, T. XFII p, 248 beschrieben wird, ist fol- gendes. Er legt den Magneteisenstein zwischen mftfsig angczüodeic Kohlen, so dafs er langsam erwärmt wird und die Hitze bis zur dunkeln Rothgiuth steigt. Danii bringt er ihn an die Pole eines kleinen Elektromagne» ten, dessen Drahtgewinde zu einer einfachen Danieli- schen Kette führt, und unterhält den Contact bis zum vollständigen Erkalten des Steins. Ein zweites Verfah- ren weicht nur darin ab, dafs er den Stein an die ent- gegengesetzten Pole zweier Elektromagnete legt und eine stärkere Kette anwendet. In beiden Fällen ist es gut, wenn die Stärke des Stroms zunimmt, in dem MaaCse als die Temperatur des Steines abnimmt

Zur Aufsuchung des eben genannten Verfahrens wurde Hr. B., wie er sagt, veranlafst, weil er erfahren, dafs der Mechanikus Clark aus Mangel an einem sehr kräftigen natürlichen Magpet keine elektromagnetische Maschine habe verfertigen können. [Diese Aeofserung klingt auffallend, da man heut zu Tage in der That nicht mehr der natürlichen Magnete bedarf , um Stahlsläbe zu magnelisiren, sondern dazu in den sogenannten Elektro- magneten ein weit kräftigeres und leichter zu habendes Hülfsniiltel besitzt, das auch schon längst von mehren Mechanikern, namentlich von Hrn. StOhrer in Leipzig, mit Erfolg hiezu angewandt wordien ist. J?.].

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1843. ANMALEN JTo. 11.

DER PHYSIK UND CHEMIE.

BAND LX.

I. Achtzehnte Reihe von Eccperimental'Unter^iir^ chungen über Elektricitat; . , [ \ |

von Michael Far adaj.

[Mitgetheüt nmi Hni. T«rf. aot den Phihseph* Trantact» 1843,

§.25« Ueber die Elektriicitäts-Erregung durch Reibung von Wasser und Dampf an ande- re ii K i) i p e i n.

2075) Vor zrrei Jahren wurde von Hm, Arm* strong und Andern ein Versnch beschrieben in wel«

cbem das Ausströmen eines Dampfs von hohem Druck in die Luft eine Fülle von Elektricitat erzeugte. Die Quelle der Elektricität ward nicht ermittelt, sondern Tor« aasgesetzt, sie Hege in der Verdampfung oder Aggregat- . \ei Minderung des Wassers, und stehe in directer JieziehuDg zur atmosphärischen Elektricitat. Seit dem Mai des letz« ten Jahres habe ich zu verschiedenen Zeiten Ober den Gegenstand gearbeitet, und wiewohl ich erfahre, dafs Hr. Armstrong in neucron Mittheilun^en einige auch von mir erhaltene Thatsachen bereits veröffentlicht hat, so wird doch die K. Gesellschaft einen gedrängten Ab- rifs meiner Ergebnisse und SchllSsse wohl nicht der Be- achtung für unwerth halten,

2076) Der von mir angewandte Apparat war nicht darauf berechnet, Dampf in Menge oder von hohem Drucke zu liefern, reichte aber hin zu meinem Zweck, welcher in der Untersuchung der Wirkung und ihrer Ursache be- stand, und nicht in einer Verstärkung der Elektricitäts-

1) PhiL Mag. 1840, FoL XPli p. 370, 452. (Aiuialen, Bd. LH S. 328 u. ir.)

Pog^endorfr« Anaal. Bd. LX. 21

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sast

Erregmigi Hr. Armstrong bat das Letztere m einer neueren Arbeit wobl ansf^ffibrt Der von mir ange- wandte Dampfke.ssel, der London InsillutLon gehörig hält ungefähr zehn Gallonen Wasser und gestattet fünf Gallonen zu verdampfen» An ihm befestigte ich eine 4,5 Fufs lange Röhre, an deren Ende sich ein grofscr Hahn uebst einer Metallkugel bcfaud. Letztere, die 32 Kubikzoll fafste» will ich Damp/hsgei nemen; an ihr MundstQck konnten verschieden geformte Apparate an- gesetzt werden, die als Ausgänge für den ausströmenden Dampf dienten So konnte man mit der Dampfkugei einen Hahn verbinden, der bei den , Versuchen als Aus- gang des Dampfes {expenmental sieam passage) diente, oder konnte ein hölzernes Rohr einschrauben, oder konnte eine kleine Metall- oder Glasröhre in einen Kork stek- ken und diesen einschrauben; in diesen Fällen war die Bahn des Dampfes in der Kugel und der zum Kessel füh- renden Röhre so weit, dafs man sie als eiueu Tlicil des Kessels ansehen konnte, und diese Endkanäle als die Hin* dernisscy welche allein, das Ausströmen des Dampfes hem- mend, einen bedeutenden Grad von Reibung austlbten.

2077) Ein anderes .Alundstiirk bestand in einer Me- tallröbre, endigend in einem Metalltricbter und einem Kegel, der sich mitteist einer Schraube mehr oder weni- ger in den Trichter schieben liefs, so dafs der ausströ- mende Dampf auf den Kegel stofsen mufste (TafI Fig. 2). Der Kegel konnte entweder mit dem Trichter oder dem Kessel elektrisch verbunden oder isolirt werden.

2078) Ein anderes Endstück bestand aus einer Röhre mit einem Hahn und einem oben darauf gesetzten Fülterer {/eeder% mittelst dessen eine Flüssigkeit in den Dampf-

1) Phii, Mag. im, FqL XXU p, 1.

2) Diese Kn^el und die Gbrigeo Theile des Apparats sind in den va diesem Andels gebSrigtn Fignrtn (Ta£ I Ti%. 1 hh 6) im Yicrtd der natorlicben Grd&e abgebildet.

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sCrom gebnicbt und mit demselbeD fortgeflihrt werdeo

konnte (Taf. I Fig. 3.).

2079) Noch ein anderes Endstück bestand in einer kleiiien cjlindrischen Kammer ( Taf. I Fi^. 4), in wei- che sich verschiedene FlOssigkeiten bringen liefeen, so dafg, wenn die Hahne geöffnet waren, der aas der Dampf- kugei (2076) strömende Dampf in diese Kammer treten, idles daselbst Befindliche fortnehmen and in den End- kanal fahren, oder gegen den Kegel (2077) treiben mufstc, je nachdem der Apparat zusammcDgefügt worden war. Diese kleine Kammer werde ich immer C nennen.

2080) Der Druck, mit dem ich arbeitet^ ging von acht bis dreizehn Zoll Quecksilber, und ward nie höher als dreizehn Zoll oder etwa zwei Fünftel einer Atmos- phäre. .

2081) Der Kessel war isolirt auf drei kleinen Klötzen Lack, und der Schornstein verbunden durch eine trich- terförmige Röhre, die nach Belieben fortzunehmen war. Es wurde mit Coke und Holzkohle geheitzt, und die Isolation war so gut, dafs wenn der Kessel mit einem Goldblatt - ElektroAieter verbanden and dann geladen wurde, die Divergenz der BläUer sich nicht änderfo, we- der durch die Anwesenheit eines starken Feuers, noch durch das. reichliche Entweichen der Verbrennungsproducte.

2082) Bei der Elektricitätserregung durch ausströ- menden Dampf lassen sich zwei Dinge untersuchen, ent- weder der isolirte Kessel, oder deren tweichende Dampf ; beide sind immer im entgegengesetzten Zustande. Ich befestigte an dem Kessel sowohl ein Goldblatt- als ein Entiadungs Elektrometer; das erstere zeigte jede Ladung kurz vor einem Funken an, und das zweite durch die Anzahl von Funken in einer gegebenen Zeit, die zur Messung der entwickelten Elektricität verwandt wor- den. Der Zustand des Dampfes läisl sich beobachten, entweder indem man ihn, durch eine isolirte weite Böhre

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treibt, vrorin einige Scheidewände von Drahtnehs, wel- che dem Dampf ab Entlader dienen, oder indem man

einen Puff (a puff) von ihm neben einem Elektrometer vorbeigehen läfsf, wo er verlheilend (öjr induction) wirkt, oder indem man Drähte und Platten ans leitenden Sab* stanzen in seine Bahn bringt und ihn so entladet. Den Zustand des Kessels oder der Substanz, an welcher der Dampf gebildet wird, zu untersuchen, ist, wie schon Hr. Armstrong beobachtet hat, weit zweckmäfsiger, als sich wegen der Elektricttät an den Dampf zu wenden, nnd daher werde ich in diesem Aufsatz, wenn nicht das Ge- gentheil gesagt wird , immer den Zustand des ersteren angeben.

2083) Zur Ursache der Elektridtätserregnng fibe^:- gehend, mufs ich zuvörderst bemerken, dafs sie, wie Ich

mich überzeugt habe, weder in der Verdampfung noch in der Verdichtung (zur Tropfbarkeit jP.) liegt, und auch weder durch die eine noch die andere abgeändert wird. Wenn, bei voller Spannkraft des Dampfs, die Sichcrheitsklappe plötzlich gehoben und fortgeuommen wurde, fand keine EiektricitUt in dem Kessel statt, ob* wohl nun die Verdampfung sehr stark war. Wenn fer« ner der Kessel, vor der Oeffnung der Klappe, durch ge« riebenes (ezcitcd) llaiz geladen ward, änderte das Oeff- nen der Klappe und die nun erfolgende Verdampfung diese Ladung nicht- Als es mir endlich gelungen war» Dampf- Ausgänge zu constroiren, die entweder den posi«- tiVen, oder negativen, oder den lu ud^ilen Zustand g;a- ben (2102. 2110. 2117), konnte ich diese an die Baha des Dampfs befestigen, und so den Kessel mit einem und demselben Dampf naeh Belieben, entweder posiffv, negativ oder neutral machen, während die Verdampfung in der ganzen Zeit unverändert fortdauerte. Somit ist denn die Elektricitäts- Erregung offenbar unabhängig toh

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dir Verdampfang ^er der Aenderong des Aggregatzi»?

Standes.

2084) Der Austritt von Dampf aiieia ist nicht ge- ofigend Elektricität entwickeln ^ ). Zur Erltaterung

dieses Salzes kann ich sagcu, dafs der Ke^el- Apparat (2077) ein vort refflieb er Erreger ist, so auch eine Üuclis- kHim -Röhre (2102. Tat 1 Fig. 5), getränkt mit Wasser and eingeschraubt in die Dampfkugel. Wenn mit einer dieser Vorrichtungen die Daiupfkugel leer von Wasser ist» fio dafs sie das aus der Verdichtung des Dampfs ent- stehende anfangt und zurückhält, so erregt, nach den ersten Momenten (2089) und sobald der Apparat heifs ist» der austretende Dampf keine Elektricität. Ist aber die Dampfkugel so weit gefüllt , dafs der Rest des ver- dichteten Wassers durch den Dampf fortgetrieben ^yird, ^ so erscheint eine Fülle von Elektricität. So dann die Kugel wieder geleert wird vom Wasser, hört die Elektricität auf; füllt man sie aber bis zur geeigneten Hübe, so erscheint die Elektricität abermals in voller Kraft. So zeigte sich keine Elektricität» wenn der Füt- ter-Apparat (2078) gebraucht ward, und kein Wasser in dem Kauale ^var; leitete man aber Wasser in die- sen aus dem Fütterer, so entwickelte sich sogleich Elek- tricität.

2085) Die Elektricität entspringt gänzlich aus der Aeibung der vom Dampfe fortgeführten Wassertheilchen an der umgebenden festen Masse des Kanals (passage) ^er des ihm eigeuds entgegen gehaltenen Körpers, wie des Kegels (2077), ganz wie bei der gewöhnlichen Er-* 'sgong durch Reibung. Es wird späterhin gezeigt wer-

(2130. 2132), dafs eine sehr klei DO iMeiige Wasser, ^weckmäfsig an einen verstopfenden oder vorgehaltenen

1) Auch Hr. Armstrong hat feseigt, dafs Wasser wesentlich ist zu oncr Stadien Elektricstäu-Emgang. Phil Mag. 1843, fo/. TiXU

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KOrper gerieboi» eine sdir metklicAe Btenge ElektricMt

erzeugt.

2086) Von den mannigfachen Umständen , dte auf diese filektricitäts-EiregODg einwiilLen, gidit ee eineik oder zwei, deren icb hier erwftlinen iniifs. ErhGlnmg des Drucks (wie es durch Hrn. Armstrong's Versuche wohl erwiesen ist) vergröfserl den Effect bedeutend, eii^ fach dadurch, dafs die beiden erregenden Substanzen Mr- kcr an einander gerieben werden. Erhöhung des Drucks ändert zuweilen den positiven Zustand des Kanals in den negativen nm, nicht weil sie an sich das Vermögen hat, die Beschaffenheit des Kanals zu Sndem, sondern, wie mati

(2108) sehen wird, durch Forlführung dessen, wodurch die positive Elektricität erregt ward; keine Verstärkung des Drucks Termag, so weit ich finden kann, die Negativitit eines gegebenen Kanals in Positivität umzuwandeln. Bei andereo, weiterhin (2090. 2105) beschriebenen Erschei- , nungen, ist die Verstärkung des Drucks ohne Zweifel von Einfiafs gewesen, und eine Wirkung, wekhe abge* nommen hat und selbst verschwunden ist (wie bei Zo^ salz von Subslanzcn zum Wasser in der DampfkujECel oder zum austretenden Strom von Wasser und Dampf>, kann nnzweifeihaft durch Verstärkung des Drucks wie- der erhöht oder hergestellt werden.

2087) Die Gestalt (shape and form) des erregen- den Kanals {cxciiing passage) hat grofsen EinfluCs, in- dem sie die Berührung und nachherige Trennung der Wassertheilchen und der festen Substanz, au welche sie sich reiben, befördert.

2088) Wenn der mit Wasser gemischte DampC durcb eine Röhre oder einen Hahn (2076) geht, so kann er beim Austreten entweder einen zischenden sanften, oder einen schnarrenden rauhen Ton hervorbringen '), und

1) Hr. Armstrong und Hr. S< li lihaull haben beide den Zusam* iDcnhang gewisser i öne oder Geräusche mit der Elektricitäts - Erre- gung beobachtet.

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Tmvt mit der Kegelroincbfiiiig, oder einer Bdiire

gewisser Länge plötzlich mit einander abwechselnd. Bei dem sanften Ton wird wenig oder keine Eiektricität er- regt, bei dem scbnarrenden dagegen vieL Der sckneiv reade Ton begleitet jene anregelnifsige rohe Vibration, welche das Wasser heftiger und wirksamer gegen die Substanz des Kanals schleudert , und somit eine bessere Eiektrieitäta Erregung hervorbringt» Ich wandelte. m dem Zweck das Ende des Kanals in eine DampfpfeiSa nni| indefs ohne Nutzen.

2089) Wenn sich kein Wasser in der Dampfkugel befindet, so ist der erste JSiffecl bei Oef^ng des Dampf- haims sehr aaffallend; es findet eine gute Elektricitttta- Frrej^uiig statt, allein sie hört bald auf. Dieis lübit von dem in den kalten Kanälen verdichteten Wasser her, welches durch Reibung an ihnen ElektiicilM erregt. . Be- stdit der Kanal B. ans einem Hahn, so wird, so lange -er kalt ist, mit dem, was man nur füi Dauipf hält, Eiek- tricität erregt; allein sobald er heiüs wird, verschwindet diese Erregong« Wenn man dann, während der Dao^f ianistrOrat, den Hahn durch einen isolirten Wasserstrahl abkObU, nimmt er sein Veiuiügen wieder an. Wird er andererseits mit einer WciugeisUampe eihitzt» ehe der Dampf austritt, so findet iein erster Effect statt. Aul diese Weise habe ich einen erregenden Kanal gemacht, indem ich einen Theil einer AusgangsrÖiue mil einer kleinen Cisterne um^ab und darin Wasser oder Weior geist that. > . /A

2090) Wir finden also, dafs Wassertheikhen, ge- rieben durch einen Dampfstrom an anderen Körper»

Eiektricität erregen. Zu dem Ende mufs jedocli nicht blofs Wasser, sondern reines Wasser augewandt wer- den. Bei Anwendung der Fütter -Vorriitong (207S)^ wekbe das reibende Wasser in das Innere dea Dampf-

luiBalB ffihrte, fand ich, wie zuvor geaigt, dafr ich mt Dampf aUeiii keine ElektricUttt bekam (8084 ). Bei Htn-

cinleitung von destillitlem Wasser wintle reichlich Elek- tricität eDtwick«it; aU mdei« ein kleiner Krystail tou achwefelsaarem Natron oder Kochsalz in das Waaeer ge4han wurde, hörte diese Entwicklung ganz auf. Aber- iDdlige Anwendung von dcstiiiirtem Wasser rief die Eick- tdcilftt wieder hervor« Aia ich das gewöhnliche Was- ser, mit dem London versorgt wird, anwandte, konnte ich diefs nicht bewerkstelligen.

2091) Wenn ich ferner, bei Anwendung der Dampf- kqgel (2076) und einer Buchsbaum-Röhre (2102), di^ Bobald deatillirtes Wasser mit dem Dampf ans dem Kea» sei durch sie geleitet ward, gut erregte, einen kleinen Krystail von schwefelsaurem Natron oder Kochsalz, oder Salpeter, oder den kleinsten Tropfen Scbwefelatture in die Dampfkugel mit dem Wasser brachte, war der.Ap- pcuat höchst unwirksam, mit ihm keine Elektricitat zu er- regen. Nahm ich aber solches Wasser fort und ersetzte es dorch deslillirtea Wasser, so war die Erregung wie- der vofftrefnich. Sie hOrte auf, so wie eine sehr gering Menge jener Substanzen hinzuo^efügt ward, und erschien abermals, so wie wieder reines Wasser hineiagebracht wurde.

2092) Gemeines Wasser in der Dampfkugel war un- vermögend zur Elektricitäts- Erregung. Ein wenig Kali zu destillirtem Wasser hinzugefügt, nahm diesem alle Kraft. Dasselbe that der Zusatz irgend einer jener aal* zigen oder anderen Substanzen, die das Wasser leitend machen.

. 2093) Diefs rührt offenbar davon her, dafs das Was* ser ein so guter Leiter wird, dafs bei seiner Reibnng an

Metall oder sonst einem Körper die erregte Elcktrieilät sich unmittelbar wieder entladen kann. Es ist gerade 80) wie wenn wir Lack oder Schwefel durch Flanneti zu erregen sudMO, d«r, statt trocken zu scyn, feocbtiat

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Es s«igt tebr kl»r, däb A Ekktneittfs-BrregaDg, w«m

sie stattfindet, vom Wasser luid nicht vom durchstrO- aenden Dampf herrührt.

2094) Da Anoioiitak die Leifanggföhigkcit des Was- sers nnr in geriDgen Grade eriidht so sehlofe ich, es würde hier das En cgnngsvcrmügeü nicht foitnelunen. DcmgemäCs brachte ich etwas davon in das reine Wasser der Kogdy nnd Mrirklich ward Elektridtttt entwickelt^ ob- gleich der mit Wasser gemischte Dampfstrom Kurkuoift- papier röthete. Allein der Zusatz einer sehr geringen Portion verdünnter Schwe^sfiore nahm, durch Bildung von schwefebanren Ammoniak» alle Erre^arkeit fort.

2095) Wenn in einem dieser Fälle die Dampfku- gel Wasser enthielt, welches keine Elektricitat erregen konnte, so war es niedlich za beobachten, wie beim - Oeffnen des Hahns, welcher vor der Dampfkng^ in die Dampfröhre eingesetzt wat (der bezweriite, das in der Böhre vor ihrem Eintritt in die Dampfkugel verdichtete Wasser fortzunehmen), augenbiicklich £lektricitMt entwik- kelt ward; eimge Zoll weiterbin war der Dampf ganz wirkungslos, Nveil die Bescbaffenhcit des Wassers, über welches er hin weggestrichen und weiches er mitgenom- men, ein wenig geändert war,

2096 ) Als eine hölzerne oder metallene Röhre (2076) . als erregender Kanal gebraucht ward, zeigte die Anbriu- gung von Salzlösungen auf der Aufsenseite oder das Ende der J&öhre in keiner Weise einen Einflufs auf die Erre- gung. Gebraudite man aber einen bdizernen Kegel (2077) und befeuchtete denselben mit den Losungen, so zeigte sich beim ersten Herauslassen des Dampfs keine Erre- gang; vielmehr erschien diese erst als die Lösung fortge- waschen war, und stieg dann bald auf ihre volle Höhe»

2097) Nachdem ich diese Punkte hinsichtlich der Nothwendigkeit des Daseyns^ und der Reinheit des Was- sers. ermitteU hatte, untersuchte ich zunächst den Ein-

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SM

Arfs der SabBtal»» «n welcbe dnr Strom ton Dampf

und Wasser sich rieb. Zu dem Ende gebrauchte ich anfangs Kegel (2077) Yon verschiedenen Substaozeu iso- Itrt oder nicht. Folgende^ nilmlichs Messing, Bachsbeam, Bfiefacnlholz, Elfenbein, Leinen, KMimir, welfse Seide^ Schwefel, Kautschuck , geölte Seide, lackirtes Leder, ge- schmolzenes Kautschuck und Harz, wurden sämmtlich negrtir, machten also den Stroü ans Dampf und Wal- ser positiv. Die Gewebe (fabnes) worden fiber Hol«- ke^el aus^eppünnt. Das geschmolzene Kautschuck wurde auf einem buchshölzerneu oder leinenen Ku^el ausge- gebreitet, und der Hartkegel war ein leinener Kegel, der in eine concentrirte LOsuog von Harz nnd Alkohol ge- taucht und darauf getrocknet worden. Ein in Terpen- tbinöl getauchter Holzkegel, ein anderer mit Baumöl ge- tränkter» und ein mit alkoholiscber Harzlösung bestriche- ner und darsd^' getrockneter Messingkegel waren anfangs wirkungslos und wurden darauf allmälig negativ, wobei es sich aber ergab, dafs dann das Terpentfainül, das BanmOl nnd das Hars sich von den darcb den Strom ans Dampf und Wasser getroffenen Stellen abgelöst hatten. j£in Kegel von Kasimir, der zwei oder drei Mal nach- einander in eine alkoholische Harzlitoung getaucht und darauf getrocknet worden, wirkte sehr «nregelmäfsig, warfl bald positiv, bald negativ, in einer Weise, die anfangs schwer, hernach aber (2113) leicht zu begreifen war.

2098) Das Ende einer Schellackstange ward auf ei- nen Moment in den Strom ans Dampf und Wasser go- halten, und dann an ein Goldblalt-Elcktrometer gebracht. Es zeigte sich negativ, genau wie wenn es mit einem Stfick Flanell gerieben worden. Die Ecke einer Schwe- fefplatte verhielt sich eben so, wenn sie auf gleiche Weise untersucht wurde.

2099) Eine andere Methode, die geriebene Substanz KU' untersuchen, bestand darin^ dieseUie in Form tob Drfthten, Fäden oder StOdien anzuwenden, und, wfth-

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rend sie mit dem Goldblatt-Eiektrometer verbanden wac, aa einer ieolirten Handhabe in den Danpiilrom m hal- ten. Aaf diese Weiee worden folgende Sobetanneii

tmadkU

*

Platin Roishaar Holzkohle

Kupfer Bärenliaar Asbest

Eisen Flintglas Cyanit .

Zink Grüüglas Hamatit

Schwefeikujrfer Federkiel Bergkrjstall

Leinen Elfenbein Operment

Baumwolle Schellack auf Seide Schwerspalh

Seide Schwefel auf Seide Gyps

Wollen -Garn . Stangenschwefel Kohlens. Kalk

Holz . Graphit Flufsspath

Atte diese Sabstaween -worden negativ, obwohl uicht in gleichem Grade. Dieäe auscheineude Verschiedenbek im Grade hangt nicht blofs ab von der specHiechen Ten- denz, negativ zu werden, sondern auch von der Leitungs- fähigkeit des Körpers, vermöge welcher derselbe seine Ladung an das Elektrometer abgiebt; femer von aeinefr Neigung, feucht zu werden (welche sehr verschieden ist^ 2. B. bei Schellack oder Federkiel einerseits und Glas oder Linnen andererseits), was auf seine Leitungsfähig^ keit einwirkt; und endlich von seiner Gestalt und GrOtse. Defsun^eachtet konnte ich unterscheiden, dafs Bärenhaar, Federkiel und Elfenbein» verglichen mit den andern Kör- pern, ein sehr geringes Vermögen zur £lektrioitat8err0> gung besitzen.

2100) Ich muis hier ein Paar Bemerkungen machen tiber die Einbringung der Kt^rper in den Dampfetrom. Um die Verdichtung an der Substanz zu Verhüten, macble ich einen Platindraht durch eine isolirte Yolta'sche Bat- terie weifsglühend und brachte ihn in den Strahl* Er wnrde bald durch diesen bis auf 212^ F. abgekühlt, konnte .jedoch uatürlich niemals unter den Siedpunkt

m

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kmiMii* Kein Uotenchied war ttditbar xwisdien der

"Wirkung der erstcu Eintauchung und jedem späteren Zeitpunkt derselben. Er wurde augenblicklich elektri- airl und zwar negativ.

2101) Die angewandten Fftden wurden Aber eine Gabel von steifem Draht ausgespannt, und mit ihrer Mitte in den Dampf gehalten. Wenn hicbci die Schnur oder der Faden genau in der Mitte des Strahls gehalten, und Itogs auf sie gesehen wurde, so erschienen sie.rnbig; führte mau sie aber im Mindesten rechts oder links von der Axe des Strahls, so vibrirten oder rotirten sie (sehr, natürlich), wobei sie einen schönen Kreis beschrieben, dessen Tangente die Axe des Strahles war. Das Interes« santeste war, dafs, wenn der Faden rotirte, gleichsam mit dem Strom wanderte, wenig oder keine Elektricität erregt worde, wogegen sieh, sobald er nahe oder ganz ruhig war, eine Fülle von Elektricität zeigte, somit den Effect der Keibuug erläuternd.

2102) Der Unterschied in der Beschaffenheit der oben (2099) beschriebenen Substanzen giebt ein werth> Tolles Mittel zur Abänderung der Versuche. So macht eine metallene, gläserne oder hölzerne Röhre ^) (2076), als Dampfmündung benutzt, den Kessel gut negativ und den Dampf stark positiv. Wenn man aber einen Fe* derkiel, oder, besser Doch, eine Elfenbeinröhre anwen- det, so erhält der Kessel kaum eine Ladung, und der Dampfstrom ist anch neutral. Diefs Resultat unter- stützt nicht nur den Beweis, dafs die ElektricitSt nicht von der Verdampfung herrührt, sonderu ist auch für die experimentelle Untersuchiing sehr werthvoll. Es war in einem solchen neutralen Strom aus Dampf und Waa- ser, worin die Erregung der vorhin beschriebenen Körper (2099) erlangt wurde.

1) Eine Holzröhre, 3 Zoll laog und lonen 0,2 Zoll weit, gut mit deiullirtem Wasser durchzogen titicl m die Dampfkusel geschraubt»

151 ein bcwuaderoswürdjger ülleklricilati Krieger.

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3108) Es kUnncn deanach Sobstamce enlfreder im im neotmlen Strahl aus eioem Elfettbeinrc^r oder in

den positiven aus einer Holz- oder Metall rühre gehal- ten werden, and im letzteren Fall treten Ersdieinungea ein, welche^ nicht TerBlaBden» m grofser yenrimmg fthren. So hielt tdi einen isolirten Draht in den aus einem Glas- oder Metallrohr Iicrvorkommcnden Dampf- Strom, etwa einen halben Zoll von der Mündung de^ Rohrs, und fand ihn nnerregt. Entfernte ich ihn mehr« so wurde er positiv, näherte idi ihn dagegen mehr der Röhre, so war er negativ. Diefs entsprang einfach dar- ass , dafs der Draht, wenn er dem Rohre nahe, in dem krilftigen Theil des Stromes war« erregt und negativ wvrde» dabei den Dampf und Wasserstrom positiver als zuvor machte, dafs er dagegen weiter ab, in dem ruhigerercn Theil des Stroms, blofs als Entlader des zuvor in det ' Ausgangsröhre erregten Stromes diente, und somit den- selben Zustand wie dieser zeigte. Platin, Kupfer, Baad {siring)^ Seide, Hob, Graphit oder irgend eine andere der zavor (2099) genannten Substanzen, mit AosDabme v6n Federkiel, Elfenbein und BSrenhaar, konnte auf diese Weise positiv oder negativ gemacht werden, je nachdem sie, durch den ihr in dem Strom gegebenen Platz, als Erreger oder Entlader benutzt wurde. Ein Stück feinen Drahtnetzes, quer vor dem Strom gehalten, zeigt die obige Erscheinung niedlich. Eine Verschiebung von einem Achtelzoil rück- oder vorwärts aus der centralen Stelle ändert schon den elektrischen Zustand des Netzes.

2104) Wenn statt eines erregten Stroms von Dampf und Wasser (2103), ein aus einem FJfciibciurohr (2102) heraustretender, neutraler angewandt wird, kann man den Drahten o. s. w. nicht mehr abwechselnd die bei- den Zustande geben. Sie können zwar negativ (SNiMX aber in keinem Abstände zu Entladern oder positiv ge- macht worden.

2105) Wir haben bereits gesehen, dafs das Dasejrn.

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einer sehr geringen Menge einer Substanz, die das Was- ser leitend zu machen vermag» alle Erre^ungsfähigUt fortnimnt (2000 etc.) bis cu den bödhsten Graden van DmA, d. h. mechanisdier Reibung, die ich anwandte (2086). Das Nächste war nun zu versuchen, ob dieb för alle dorcfa den Strom gerubene^bstanzen gelte^ oder ob sieh dem Grade nach Unterschiede bei denselben zci> gen würden. Ich untersuchte daher wiederum alle Kör- per und setzte einmal etwa zwei Gran Glanborsak zu den vier Unzen Wasser, wekhe die Dampfkugel bei gelmäf8i<^er Wirkung beslSndif^ eiithieU; ein ander Mal fügte ich noch nicht ein Viertel so viel Schwefelsäure hion (2091). In beiden FMuk bUeben al|e die Sob- stanzen (2099) gänzlich neutral. Sehr wahrscheinlich würde eine groise Verstärkung des Drucks einige Wir« long gegeben haben (2086).

3106) Ich Ihat Schwefelsäure von der äufsersten Schwäche bis zur beträchtlichen Saiierheit in die Dampf- kogel, und wandte Röhren und Kegel von 2ink an» konnte aber keine Spur von Eiektridült erhalt«». Cbemisclie Action scheint daher mit der Elektricilätscrregung durcb den Dampfstrom nichts zu schaffen zu haben.

2107 ) Nachdem ich sonach das Resultat der Rd^ buii^ von Dampf und Wasser ^eeen so viele Körper angegeben,, will ich hier noch den merkwürdigen Um* Stand hervorheben, dafs. das Wasser gegen sie alle po- sitiv ist. Wahrscheinlich sieht es über allen Subslanzea, selbst über Katzenhaar und kleesaurem Kalk (2131)* Wir werden spftterhtn finden, dafs wir es in anserer Macht haben ,> nicht mir, durch Anwendung einer Elfeo« beinrühre (2102), das Posilivwerden des Dampf- und Wasßer- Stroms vi TcrhüteOi sondern auch seine elgiSDt Elektricitttt, wenn er durch oder gegen Substanxen, wie Holz, Glas, Metall u. s. w., strömt, zu sciiwächen. Ob wir, bei einem so geschwächten Strom, unter -den obeo (2090) genannten KOrpern einige finden werden, welche

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ikn positiv, und andere, welche ihn negativ machen, ist eine Boch.zu beantwortende Frage.

2108} Im Fortschritt der Untersuchung war es nun eine neae Frage, wie sich andere Kdrper als Wasser bei der Fortführung ihrer Theilcben durch den Daropf- strom verhalten vrürden. Zu dem Ende wurde der Füt- ter-Apparat (2078) aufgesetzt und mit Terpentbiiidl gev laden, am dieses nach Belieben in die MiiDiInng des Dampfkauais zu bringen. Zuerst wurde der Fütter-Hahn geschlossen, und der austretende Strom von Dampf und Wassert machte den Kessel negativ. Als mm Terpen- tbinöl hiuabgelassen wurde, änderte sich dieser Zustand sogleich; der Kessel wurde stark positiv, und der Strom von Dampf u* s* w. eben so stark negativ* . Bei Ab-» schliefsuDg des Oels verschwand dieser Zustand allmälig, und nach einer halben Minute war der Kessel so nega- tiv als anfangs. Die Einführung von mehr TerpenthinOl naehte ihn vrieder positiv, and so hatte man die Erschei- nungen ganz in seiner Gewalt.

2109) Als der Ftttter« Apparat fortgeiiommen und blofs die Dampfkugel nebst einer hölzernen Ausgangs- röhre (2076) angewandt wurde, war das üesuhat eben so schön. Mit reinem Wasser in der .Kugel war der Kessel negativ und der austretende Dampf etc« positiv. Allein ein Paar Tropfen Terpenthinöl, in die Dampfku- gel mit dem Wasser gebracht, machten sogleich den Kes sei positiv und den ausströmenden- Dampf negativ. Bei Anwendung der kleinen Zwischenkammer C (2079) wa- ren die Wirkungen eben so entscheidend« Ein Stiksk Bcues Segeltuch, zu einem Ring geformt , mit Teipeq* Ihinöl benetzt und in die Büchse gebracht, machte, so lauge eine Spur der Flüssigkeit in der Büchse war, den Kessel positiv und den ausströmenden Dampf negativ«

2110) So kann der positive oder negative Zustand'

«MNV

Aach B«li«b6B entweder der geriebenen Substanz oder dem reibenden Strom gelben werden, besonders mit- telst Terpenthinöl , da, wegen seiner vollkommenen und leichten VerÜuditiguug bei fortdauerndem Ausströmen des BampfSy der neue Effeet bald verschwindet^ aber aof aber- maligen Zusatz sogleich wieder' erscheint.

2111) Mit Olivenöl sind im Allgemeinen die Er- scheinungen .dieselben , d. h. der Strom von Dampf etc« wird negaÜQ^ und die geriebene Substanz posüüf* Al- lein wegen der verhaltnifemaisigen UnflQchtigkeit des Ods ist der Zustand bleibender; sehr wenig Oel, in die Dampf- kugel (2076) oder die Kammer C (2079) oder die Ansgangsrafare gebracht, macht den Kessel für lange Zeil positiv. Es ist )edoch erforderlich, dafs diels Oel sich an solcher Stelle befinde, dafs der Dampfstrom, nach- dem er durch dasselbe gegangen, gegen andere Substan- zen reibe« Nahm man z. fi. eine Holzröhre (2076u 2102) zum Erreger und brachte etwas Oel au deren inneres Ende, oder an das Ende, worin der Dampf eintrat, so wurde sie positiv und der austretende Dampf negativ; brachte man aber das Oel an das äofsere Ende der RtMire an, so war diese Rühre, wie bei rciuem Wasser, nega- tiv und der ausströmende Dampf positiv.

2112) Wasser ist wesentlich für diese ElektricitSts- Erregung durdi fettes Oel, denn wenn die Dampfkugel vom Wasser geleert wurde, konnte mau Oel in diese und die Kanäle bringen, ohne dafs eine Erregung statt- fand* Zwar war der erste Effect (2069) wirklich eine Erregung, bei welcher der Kessel positiv wurde, allein dieser Effect rührte von dem in dem Kauale verdichte- ten Wasser her, verbunden mit der Wirkung des Geis. Späterhin als Alles heifs war, fand keine Elektricitüa- Erregung statt.

Ich versuclitc macdie andere Substanzen mit der Kammer C und anders geformten Apparaten, dabei die feuchte HoUröbre (2102) als den Ort and die Sub- stanz

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stanz ElektridCSts- Erregung des Dampfstroms be- nutzend. S()eck, Wallrath, Bieneawacbs, Riciuusöl, Harz gelM in Alkohol; alle diese, nebst Baainöl, Terpenthinöl und Lorbeeröl machten den Kessel positiv und den aas- frefendeu Dampf negativ. Vou Substauzea mit dem um- gekehrten Yermdgeu ist zweifelhaft, ob irgend eine über dem Wasser stehe. Schwefelkohlenstoff, Naphtalin, Schwe* fei, Kaoipher, 'geschmolzenes Kautschuck, schienen zu- weilen. Im strengen Gegensatz zu den vorher genannten Körpern, den Kessel sehr negativ zu machen, allein, als gleich darauf Wasser versucht wurde, schien es diefs ganz eben so stark zu thun. Einige der letzteren Sub- stanzen, nebst Oelgas- Flüssigkeit, Naphtha und Kautschuck, gaben zuweilen veränderliche Resultate, wie wenn sie die Folge unregelmälsiger und conipiicirter Effecte wären. In der That ist leicht einzusehen, dafs eine Substanz, je nachdem sie an dem geriebenen Körper baftet, oder von dem Darnpfstrom fortgeführt wird, also vom Genebeuen zum Reiher wird, verschiedenartige Wirkungen geben mnfs. Diefs, glaube Ich, war der Fall bei dem zuvor erwähnten Kegel aus Harz (2097).

*^2il4) Dafs Salze, Säuren etc., wenn sie im Was* ser vorhanden, dessen Wirkung vernichten, habe Ich bereits erwähnt ( 2090 etc.). Hinzufügen kann ich noch, dafs Schwefeiäther, Holzgeist und Borsäure dasselbe thun.

2115) Alkohol schien anfangs den Kessel positiv zu inachen. Halb Alkohol und halb Wasser machten den Kessel negativ, doch viel sthwHcher als reines Wasser.

2116) Zu bemerken ist, dafs eine Substanz, die das uiiit;ekohrle Vermögen des Wassers, jedoch nur in ge- ringem Grade, besitzt, dieses nur durch eine Schwächung des Vermögens des Wassers äufsern kann. Diese Ver- ringerung des Vermögens ist. in ihrer Ursache sehr ver- schieden von der, welche aus der Erhöhung der Lei- tnngsfähigkeit des Wassers, durch Zusatz eines Salzes (2090) entspringt, obwohl der sichtbare Effect derselbe ist..

Poggendorffs AnnaL Bd. LX. 22

im

2117) Soli der ausströmende Dampf bleibend nega- tiv sejrD, 80 erlangt mau dieÜB sebr leicht. Es genügt dazu, etwas Oel oder Wachs in die Dampfkugel (2076)

oder einen dicken Ring von Schnur oder Hanf, geträiikt mit Wachs oder einer alkoholischen Han&lösung, in die Kammer C (207d) zu bringen. Richtet man es dabei gehö* rig tili, so ist es leicht die Kraft des Wassers zn neutrali- siren, so dafs der ausströnK^nde Dampf weder elektrisch ist, noch an dem geriebeueu Körper sich clektrisirt.

2118) Wir sind demnach zu drei Methoden gelangt den Strom aus Dampf und Wasser neutral zu machen, nämlich durch Benutzung einer Eliciibeiiirühre oder ei- nes Federkiels (2102), durch Lösung von Substanzen in Wasser (209Ü etc) und durch Neutralisation von des« sen natürlichem Vermögen durch die enlgegeugesetzte Kraft von Oel, Harz etc.

2119) Bei den Versuchen der eben beschriebenen Art kann eine Elfenbeinrdhre nicht mit Sicherheit mit Säuren oder Alkalien in der Dampfkugel angewandt wer- den, denn diese greifen das Elfenbein an, andern, durch Ausscheidung oder Lösung der öligen Substanz dessen Zustand ab, und machen sein ei^enthumliches Erregungs- vermögen sehr veränderlich. Auch andere Umstände wir- ken zuweilen kräftig darauf ein (2144).

2120) Sehr wenig Oel in den Beibungskanälen hat einen grofsen Einflufs, und diefs war anfangs eine Quelle beträchtlicher Vcrdriefslirhk eilen, indem fortwährend uner- wartete Besultate erschienen. Ein wenig in dem Gang ei- ner unvermutheten Schraube verborgen, ist hinreichend für eine Woche den Effect jeder Einrichtung zn verderben. Digerircii und Waschen mit etwas Alkaiüosuni: luid Ver- meiden aller geölten Wäscher (aii oiled washer) ist das beste Mittel bei deÜcaten Versuchen das Uebel zu ver- meiden. Zuweilen habe ich gefunden, dafs ein Kanal, der, von etwas geschmolzexiem Kautschuck, bis zu einem gewissen Grade bleibend negativ, oder durch Oel, Harz

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etc. positiv war, dadorch ^Dzltcb gereinigt werden konnte, dafs mau etwas TcrpcülhinOi durchbliefä. Der Kanal nahm dann för eine Weile den positiven Zustand an; aliein weDo jenes durch den Strom fortgenomroen^ war (2110), zeigte er sich vollkommen rein und gut in seinem nor- malen Zustande.

2121) Ich versuchte nun die Wirkung von Oel u. s. w., wenn etwas Salz; oder Säure dem Wasser in der Dampf- kugel (2090 etc.) zugefügt war, und fand, dafs wenn das Wasser in dem Zustand war^ dafs es für sich keine Kraft ausübte, doch Terpenlhiuöl, Oel oder Harz in der Kammer C die Kraft sieigten, in Verbindung mit solchem Wasser, den Kessel positiv zu machen ; doch schien ihre Kraft geschwächt. Verstärkung der Spannkraft des Dampfs würde sie hier, wie in allen andern Fällen, das leidet wenig Zweifel, wiederum erhöht haben. Wenn Alkali in der Dampfkugel war, so verloren Oel und Harz sehr viel von ihrer Kraft, Terpcuthinul aber sehr wenig. Diese Thatsache wird späterhin wichtig (2126).

2122) Wir haben gesehen, dafs Körper, wie Oel, In den Dampfstrom gebracht, dessen Kraft verändern (2108); allein nur durch den Versuch konnten wir er- mitteln, ob diese Veränderung so weit gehe, dafs die Elektricitiit für wenige oder viele der vom Dampf gerie- benen Substanzen geändert werde. Mit Olivenöl in der Kammer C werden alle zuvor (2097) aufgezählten Ke- ^el positiv. Mit Essigsäure in der Dampfku^el werden sie alle neutral (2091)* Mit Harz in der Kammer C werden alle Substanzen der früheren Liste (2099), keine ausgenommen, positiv.

2123) Die merkwürdige Eigenschaft des Oels, Ter- penihinülsy Harzes u. s. w. , in sehr geringer Menge das ErregungBvermögen des Wassers zu schwächen, obwohl einige von ihnen (2112) ohne Wasser wirkungslos sind,

22»

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wii^ einige tbeoretische Betraehtangeii tSber deren Wir- kungsweise entschuldigen. Zunächst erhellt, dafs Dampf allein durch Reibuug keine Eicktricität zu erregen ver- maf^ sondern dafs es nur die von ihm mit fortgeführten Wasserkfigelchen sind, die, Ober den Kdrper hinweg* streichend, denselben reibend, und von diesem abgeris« sen (2085), die £Lcktricität erregen und selbst elektrisch werden, gerade wie wenn die Hand auf einer Scbeliack- stange hinwegfährt« Wenn Banm- oder TerpenthtnOl zugegen ist, so bestehen die KO^elchen, glaube ich, aus diesen Substanzen, und es ist nicht mehr das Wasser, sondern die nene Flüssigkeit, welche den getroffenen Körper reibt.

2121) Die Gründe zu dieser Ansicht sind folgende: Wenn ein in Baum- oder Leinöl getauchter HoIzspliUer die Oberfläche von Wasser berührt, so breitet sich so- gleich eine Haut von diesem Oele darauf ans. Es ist also gewifs, dafs jedes Wasserkiigelchen, weiches durch die Baum- oder Terpenthinül enlhalteude Kammer C geht, mit einem Häutchen davon überzogen ist. Wenn ferner line Waagßchale von Metall, Holz oder anderer Sub- stanz, wohl gereinigt und bendfst mit Wasser, auf die Oberfläche von Wasser in eine Schiissel gebracht wird, und man belastet die andere Schale bis sie beinahe, doch nicht ganz, die erste von dem Wasser abreifst, so hat man dann ein rohes Maafs der Cohäsiouskraft des Was- sers« Wenn nun der ölige Holzsplitter irgendwo die reine Fläche des Wassers in der Schüssel berührt, so wird das Oel sich nicht nur auf der Wasserflache aus- breiten, sondern auch die Schale von dem Wasser los- trennen, und wenn man diese wieder niederdrückt, wird das Wasser nicht mehr im Stande sejn, sie festzuhalten. Hier erleichtert also offenbar das Oel die Zci (Iieilung des Wassers durch eine sonst nicht hialüuglichc mecha- nische Kraft und bekleidet die entstandenen Theilchen mit einer Schicht seiner eigenen Substanz.

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2125) Alles diefs mu(s in dein Dauipfstrom iu grö- berem Maafse stattfinden; die Wassertheilcben milwen dariif mit einein Oelbftulchen bekleidet scyn- Die Zart-»

he'it des Häutchens ist kein Einwurf gegen die Voraus- setzuu^, denn die ii^rregung geschieht ohne Zweifei an der Oberfläche, wo das Häatchen als vorhanden ange* nommcQ wird, uud solch ein Kügelchen, obwohl fast ganz aus Wasser bestehend, kann als ein Oeikü^icheu wirken 9 and durch seine Reibung das Hob u* s* w. po< sitiv inachen, während es selbst negativ wird.

2126) Dafs Wasser, welches durch ein wenig Sals oder Säure unwirksam gemacht ist, doch die Wirkung des ihm anhaftenden Oelhäutchens (2121) zeigt, stimmt ixnt dieser Ansicht vulikoonneu überein. So auch die noch^ auffallendere Thatsache, dafs alkalisirtes Wasser (2092), das für sich keine Kraft besitzt, die Kraft des Olivenöls und Harzes bedLutend htiiwäclit, dagegen die des Terpenthinöls kaum verändert (2121), denn Oiiveudl und Harz bilden dann nicht mehr eine Haut auf dem Wasser, sondern lösen sich, während das Terpcnlhinöl fortfährt diese Haut zu bilden«

2127) Dafs Harz eine starke Wirkung giebt und Schwefel nicht, ist auch in der Ordnung, denn ich finde, dafs Harz auf sicdcudeui Wasser schmilzt und eben so auf eine Waagschale wirkt wie Gel (2124), wogegen Schwefel diese Eigenschaft nicht besitzt, weil sein Schmelz- puukt zu hoch ist.

2128) Es ist sehr wahrscheinlich, dafs, wenn Holz« Glas oder selbst Metall durch dieser Oelströme gerieben wird, das Oel nicht blols als reibend an Holz u. s. w., sondern auch an Wasser betrachtet werden mufs, indem nun Wassnr an der Seite des Geriebenen ist. Unter diesen Umstanden hat das Wasser eine giül^ere Auzie- huug zum [geriebenen Holz als das Oel, denn iu dem Dampfstroin werden Leinwand, Holz u. s* w., die lange Zeit mit Oel ^cUäukt worden, scLucii von diesem be-

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freit und mit Wasser gesättigt. lu solchen Fällen v^iri dann noch die PosUivität der geriebenen Substanz und die Negativität des ausströmendea Dampb eriiöiit.

2129) Nachdem ich die Vei^ache so weit mit Dampf

angestellt, und die Ansicht erlangt hatte, dafs der Dampf an sich unwirksam sej, und blofs als mechanisches Mit* tei, weiches die reibenden Theiichen forttreibt, wirlie, schritt ich zu Versuchen mit comprimirter Luft ^ Zo dem Ende benutzte ich eine starke Kupferbüchse, 46 Ru- biksoil fassend, mit zwei Hähnen, durch welchen einen die Luft immer eingepumpt ward, wahrend der andere als Ausgangsröhre diente. Die Büchse war sorgfaltig durch Aetzkali gereinigt« Aeufserste Sorgfalt war getrof* fen (und erforderlich), am Oel, Wachs oder Harz an den Ausgangsöffnungen zu entfernen und zu vermeiden. Die Luft wurde durch eine Compressionspumpe einge- pumpt, und in Fällen, wo sie trocken seyn mufste, wur- den vier oder fünf Unzen Aetzkali in Stangen in die Büchse getbau, und die verdichtete Luft zehn oder fünf- zehn Minuten lang mit ihnen in Berührung gelassen. Die Luftmenge, welche man durchschnittlich bei jedem Ver- such ausströmen liefs, betrug 150 Kubikzoll. Es war sehr schwierig, diese Luft von dem Oelgeruch zu be- freien, den sie in der Compressionspumpe erlangt hatte.

2130) Zunächst will ich von ungetrockneter gemei> ner Luft reden. Wenn solche Luft plötzlich gegen den Messing- oder Holzkegel (2077) herausgelassen wurde, so machte sie denselben negativ, genau wie der Strom aus Dampf und Wasser (2097). ich schrieb dieses den Wassertheilchen zu, welche durch die Ausdehnung ond Abkühlung der au dem Metall oder Holz sich reiben- den Luft verdichtet werden. Solche Theiichen werden in dem erscheinenden Nebel sichtbar, so wie auch dadurch,

1) Auch Hr. Armstrong hat Luft in gröfscren Quantitäten mgt' wandt PAil Mag. 1841, f^ol XFIU p, 113, 328.

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daüs sie die Oberfläche des Fiolzes oder Metalls feuelit machen. Dia hiebet entwickelte ElektmitHt stiamit gant mit der doroh Dampf und Wasser erregten, atid wfder« spricht der Ausicht, dals sie vou der Verdampfung her- rühre (2083), aars Schlagendste.

3131) Als man Jedoch gemeine Luft gegen Eis str5* mcQ iiefs, machte sich dieses positiv, ein Mal wie das andere, während sie dazwischen Holz und Metall nega- ÜT elektrisirte. Diets bestätigt die höbe Positivität, wel- che Schöll dem Wasser beigelegt wurde (2107).

2132) Bei Versuchen mit trockner Luft (2129) fand ich, dafs sie in allen Fällen ganz unfähig war, an Ke- geln von Höh, Schwefel oder Messing (2077. 2097) Elek- tricität zu erregen; allein wenn ich, mitten in diesen Ver- socben» einen Theii der Luft, sogleich nach ihrer Co«- pression, heransliefs, ihr nicht Zeit zum Trocknen liefs, so machte sie das geriebene Holz oder Messing negativ (2130). Diefs ist für mich ein tiberzeogender Beweis^ dafs in den frOheren Fällen der Effect von dem verdun- steten Wasser herröhrte, und dafs weder Luft allein noch Dampf allein Körper, wie Messing u. s. w., so er- regen kann, dafs sie die in Untersuchung genommenen Erscheinungen zeigen.

2133) Hierauf befestigte man die Büchse C au die- sem Luft- Apparat und machte die Versuche mit verschie- denen in dieselbe gebi.ichlen Substanzen (2108): dabei gemeine Luit als fortführendes Vehikel gebrauchend.

2134) Mit destillirtem Wasser in C war der Me- tallke^el ab und zu negativ, häutiger aber neutral. Der Maniicl eines lumierwährenden Luftstroms störte sehr die gehörige Abpassung des gehörigen Antheils Wasser in dem austretenden Strom.

2135) Mit gemeinem Wasser (2090), einer sehr verdünnten Salzlösung ^ sehr verdünnter Säure (2091) oder Ammoniak konnte ich niemals irgend eine Spur von Elektricität erhalten.

2136) Mit Terpenthinöl allein in der Büchse C wurde

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fkr Metallkegel poattiv^y wurden aber Waeser and Terpea- tbinöl zugleidi hlneiDgeAan , so warde der Kegel sehr

posiiw^ weil lueiir als zuvor. Gegen Eis gesandt, ward dieses positiv.

2137) Baumöl und Wasser oder alkoholische Harz- lösuu^ und Wasser auf dieselbe Weise in C gebracht, machte den Kegel positiv, genau vrie wenn diese Sub- stanzen durch den Strom mit fortgerissen wären«

2138) Obwohl die Untersuchung, was den Dampf- Strom betrifft, hiemit als geschlossen betrachtet werden konnte, so wurde ich doch veranlafst im Zusammenhang

mit dem Gegenstand einige Versuche mit dem Luftsfrom und trocknen Pulvern zu machen. Schwefelblumen mach- ten eowohl Metali als Holz, ja selbst einen Schwefel- kegel negativ; nur einmal machten sie das Metall positiv. Gcpähertes Harz machte im Allgemeinen Metall negativ und Holz positiv, zeigte aber Unregelmäfsigk eilen und gab oft beide Zustände in einem und demselben Ver- such, indem es- anfangs die Goldblättchen zum Divergiren brachte und sie doch am Ende ungeladen liefs. Gummi gab unstete und doppelte Resultate wie das Harz. Stärke machte Holz negativ. Kieselerde, entweder als fein ge- pülverler Bergkrystall oder als Niederschlag aus Fluor- kieselsäurc durch Wasser, gab sehr beständige und kräf- tige Resultate; sie machte sowohl Metali als Holz stark positiv, und wenn sie mit einem feuchten isolirten Brett aufgefangen wurde, zeigte sie sich negativ.

2139) Diese Versuche mit Pulvern veranlassen ein Paar Bemerkungen» Zunächst ward der hohe Grad von Reibung, der zwischen den vom Dampf oder von der LufL fürtf»;efiihrteD Thcilchcn stattfindet, wohl erläutert durch den Vorgang beim Schwefel, £r zeigte sich in dem ihm entgegengehaltenen Kegel von trocknem Buchs- baumholz mit solcher Kraft eingetrieben, dafs er nicht

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abgewaschen oder abgewischt werden konnte, sondern nur durch Abkratzeo zu eDtferoen war. Mfichstdem wa* reo die doppeUm Erregungen sehr merkwürdig. Bei ei- nem Versuch öffneten sich die Goldblättchen anfangs sehr weit und fielen dann plötzlich zusammen, während der Strom noch fortdauerte, und zuletzt blieben sie neu- tral, oder sehr wenig positiv oder negativ zurück. Dicfs IFdr besonders der Fall beim Gummi und Harz. Die Anhaftung einiger der zu Anfange des Blasens herausge» rissenen Theilchen au das Holz und der Niederschlag von Feuchtigkeit durch die Ausdehnung der Luft sind Umstände, welche , neben andern, diese veränderlichen Resultate hervorzubringen suchen.

2140) Schwefel ist uahe, und Kieselerde sehr con* stant in den Resultaten, doch sind ihre Zustände die umgekehrten von denen, die man wohl erwarten möchte. Schwefel in Stücken ward negativ beim Reiben au Holz oder irgend eins der von mir versuchten Metalle und machte diese positiv (2141), und doch machte er in den obigen Versuchen immer beide negativ. Kieselerde, als Krjstall, an Harz und Metall gerieben, macht diese negativ; allein so angewandt wie oben, macht sie die* selben stark positiv. Diese Verschiedenheiten müssen ciue natürliche Ursache haben; für jetzt müssen sie jedoch als unvollkommene Resultate stehen bleiben, da ich nicht Zeit habe sie weiter zu untersuchen.

2141) Zur Erläutcruug der Wirkungen, die Dampf und Wasser beim Reiben mit andern Körpern gaben, rieb ich diese anderen Körper (2099) paarweise zusam* men, um ihre Ordnung zu ermitteln. Ich fand sie wie folgt :

1 ) Katzen - oder Bärenhaar 6 ) Flintglas

2) Flanell 7) Raumwolle

3) Elfenbein 8) Lciu^vand, Segeltuch

4) Federkiel 9) Weiise Seide

5) Bergkr^ stall 10) Die Hand

S46

11 ) Höh Messing, ZinD, Silber Pla-

12) Lack tin)

13) Metalle (Eisen, Kupfer, 14) Schwefel

Jeder dieser Körper wurde negativ gegen die vorherge- henden und positiv fzogon die nachfolsenden. Es giebt jedoch einige AusnahmeQ von dieser üegel. 5o war eine Stelle eines Katzenfells sehr negativ gegen eine andere und selbst gegen Bergkrystall. Auch verschiedene Stilche Flanell wichen sehr von einander ab.

2142) In einigen Fällen macht auch die Art des Rei* bens einen grofsen Unterschied, obwohl es nicht leicht ist zu sagen warum, da die Theilchen, welche wirklich reiben, denselben constantcn Unterschied darbieten müfs- ten. . Eine Feder leicht auf Segeltuch hinweggestrichen, wird stark negativ, und dennoch wird dieselbe Feder» mit etwas Druck zwischen den Falten desselben Segel- tuch durchgezogen, stark positiv. Diese Effecte wech- seln ab, so dafs es leicht ist, den einen Zustand in ei- nem Moment fortzunehmen durch den Grad des Reibens, der den andern Zustand hervorruft. Halbiit man ein Stück Flanell und zieht die beiden Stücke quer auf ein- ander hin, so haben beide onregelmäfsig verschiedene Zustände, oder dasselbe St&ck zeigt beide Zustande an verschiedenen Slellen, oder beide Stücke zeigen sich zu- weilen negativ, in \v eichen Fällen ohne Zweifel die Luft positiv geworden und darauf entwichen sejn mufs.

2143) Elfenbein ist' merkwürdig in seinem Verhat- ten. Es ist sehr schwierig durch Reiben an Metall zu erregen, schwieriger als Leinwand, Baumwolie, Holz u* 8. w., welche in der Skale (2141) unter ihm stehen und zugleich bessere Leiter sind. Dennoch wtirden die beiden Umstünde erwarten lassen, dafs es, beim Reiben an Metallen, besser als sie erregte. Diese Eigenschaft hat wahrscheinlich Einflufs darauf, dafs eine Röhre. von ihm den Dampf nicht erregt (2102).

2144) Ehe ich diesen Aufsalz schiiei'se, will ich er-

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wähnen, dafs eine dünne Elfenbeinröhrei die ich za vielen Venudien mit Oel, Hm o, in einem Kork (2076) befestigt hatte, coletzt einen solchen Zustand annahm,

da£s sie nicht nur einen erregenden Kanal für den Dampf darstellte, sondern auch auf ihn einen vernichtenden Ein- flnfs aosObte, denn der durch sie strömende Strahl yon Dampf und Wasser erregte keine Elektricität an irgend einem der vorgehaltenen Körper, wie bei einer früheren Gelegenheit (2099). Die Röhre war anscheinend ganz rciii, und ward späterhin in Alkohol getränkt, um alles Harz zu entfernen, behielt aber seinen eigenthllmUch«i Zustand«

2145) Endlieh will idi noch sagen, dafs die Ursa- che der Elektricitäts- Erregung bei der Freilassung von eingeschlossenem Dampf nicht Verdampfung ist, sondern, wie ich glaube, Reibung, dafs sie also mit der allgemein uen Elektricität der Atmosphäre und deren Erzeugung in keinem Zusainmenhang steht, und dafs, so vreit ich zu ermitteln ▼ermochte, reine Gase, d. h. Gase, unver- mengt mit starren oder flüssigen Theilchen, bei Reibung an starren und flüssigen Substanzen keine Elektricität erregen *).

1) Vei^L Armstrong, Phii Stög. VoL XFH pp. ZIO und 452;

Foi. Xrm pp, 50, m und 328; rot XIX p. 25; ^ol. XX

5; f'oLXXIl p. 1. Pattlnson, Phil. Mag. rol. XVII pp. 375, 457. Schafhaeutl, PhiL Mai^. Fol. XFII p. 449; Voi. AP ilT pp. 14, 95, 265. [Von flitsen AuCs-iueri wird es ieut ^eaügeo, den leutcn des Uro. Armstroag miuutbeileo. i'«]

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II. Ueber den Dampf als ein Mätel zur Elekiri- citäts ' Erregung , und über die sonderbare VFirkung eines Dampjstrahls auf eine Kugel; pon FK G. Armstrong.

(PhiioMoph. Magaz. Str, lU VuL XXll p, 1.)

Die Versuche, die ich seit meiner letzten Mittheilung angesteiit, haben den Schlafs, zu weichen ich damals gelangt, Tolikommen bestätigt, nämlich, dafs die £iek» trieitfits- Erregung dort stattfindet, wo der Dampf eine Reibung erfährt. Durch Verbesserung der Ausströmungs- weise des Dampfs habe ich die Wirksamkeit desselben 80 erstaunlich erhöht, dafs es sich fragt, ob jemals eine Elektrisirmaschine constmirt worden sej, die so viel Elektricität entwickelt als mein Dampfkessel {elecirical boiler). Jedenfalls besitzt dieser Kessel über ^/^^^/t Mal mehr Kraft als eine vortreffliche Maschine mit einer Platte TOD drei FuCs Durchmesser bei 70 maliger Umdrehung in einer Minute. Der Vergleich wurde miUelst eines Entiadungs- Elektrometers gemacht; Folgendes wird eine Idee Ton der von beiden Erregem gelieferten Elektricl- tätsmenge geben.

Die Flasche des Elektrometers fafste nahe 7 Gal« lone, und ihre belegte Oberfläche, beide Seiten gerech- net, hielt 198 QuadratzolL Der gegenseitige Abstand der Elektrometerkugeln betrug ein Drittelzoll.

Anzahl der Entladungen in der Minute, wenn das Instrument mit dem ersten Conductor der Maschine ver« bunden war:

=29.

Anzahl der Entladungen in der Minute, bei Ver* kntipfong mit dem isolirten Dampfkessel:

=220.

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M9

Bei VerkDfipfbng des Elektrometers mit dem Dampf- kessel erfolgten die EDtladungen so aufserordcntlich rasch, dafs es schwierig war, sie mit Genauigkeit zii zählen; doch ist die aDgcgebeoe Zahl nicht tibertrieben.

Als Dampfkessel diente ein gebrauchter Eisencyliu- der mit runden Enden, von 3,5 Ful's Länge und 1,5 Ful's im Darchmesser. £r ruhte auf einem eisernen Rahmen, welcher das Feuer enthielt, und der ganze Apparat stand, 7'Ur Isolation, auf Glasfüfsen. Die Vorrichtung zum Heizen war nnglUckUcherweise sehr unvollkommen , und daher konnte der Kessel auf längere Zeit nicht so viel Dampf liefern, als zur Hervorbringung der angegebenen Effecte nölhig ist. Eine kurze Pause reichte jedoch hin, die erforderliche Spannkraft wieder herzustellen und den Kessel wu ksaai zu machen.

Es ist bequemer und zweekmäfsiger die Elektricität ?on dem Kessel zu sammeln als von der Dampfwolke; iÜein um die höchsten Wirkungen von dem Kessel zu erhalten, mufs die Elektricität des Dampfs mitteist ge- eigneter Leiter in den Erdboden geleitet werden.

Ungeachtet, bei starker Spannung, durch den Staub und die Ausdünstungen des Feuers, so wie durcli die eckigen Vorsprünge des Apparates, eine ungeheure Menge Elektricität entweicht, kann ich doch 12 Zoll lange Fun- ken in rascher Folge aus den zugerundeten Enden des Kessels hervorziehen; und wahrscheinlich würden noch weit längere Funken erhalten werden, wenn man 'mit dem Apparat eine hervorstehende Kugel von gehörigen Dimensionen verbände.

Ich finde es wesentlich für eine starke Elektricitäts- EiUwicklung, dals dem Dampf etwas Wasser beigemisciit sejr, obwohl diefs, aus einer Ursache, die nicht erklärt zu werden braucht, nicht der Fall zu seyn schien bei den Versuchen, die ich früher mit einem Dampferzeu- ger aus Kanon enmetall ansteliie.

Ein Stück hartes Holz, wie Ebenholz (or pariridge

SM)

0ood), ist, meiner bisherigen Erfahning naeh, des be- ste Material für den Entladungskanal; all genwärtigeu kräftigen Wirkungen erhielt ich besonders» wenn ich vor dem Holifcanal eine Messingkappe von eigenthümlicher Constructioii anbrachte. Das Holzstück, welches den Ausgangskanal bildet, ist, der zweckinäfsi- gen Befestigung halber, in Form eines Pfropfens anzih wenden; die erwähnte Messingkappe wird an dem dün- neren Ende des Pfropfens befestigt. IM an siebt sie ab- gebildet in Taf, 1 Fig. 7, welche einen Längendurcliscbmtt des Pflocks in voller Gröfse darstellt, nnd sowohl dea Kanal in dem Holz als die innere Einrichtung der Kappe zeigt. Der Pfeil giebt die Richtung des darcbströmen- den Dampfes an, erstlich in einem in Messing gemachten Seitenschlilz oder Sägenschnitt von etwa -^'^y Zoll Breite, dann in einem runden Loch von etwa Vir ^oii Weite in der Milte der Kappe, nnd endlich in dem Hohkanal, ans welchem er in die I-.uft entweicht. Der Kanal in dem Holz ist cylindrisch und etwas weiter als das runde Loch in dem Messing. Fig. 8 Taf. I ist ein Hahn mit einer Dille zur Aufnahme des Pflocks, welcher oben durch eine Schraubcumutter fest niedergeschraubt wird.

Verschiedene Hähne von dieser Einrichtung, Jeder versehen mit einem solchen Holzpfropfen, wie eben be- schrieben, wurden eingeschraubt in ein eisernes GefSfs, das mit dem Kessel verbunden war, nnd in welchem sidi, durch Verdichtung, die nöthige, vom Dämpfe fortzufüh- rende Menge von Feuchtigkeit ablagerte. Der Dampf wurde bei einem Druck von etwa 70 Pfund auf den Quadratzoll angewandt und horizontal in einem divergi- reuden SUahl entladen. Jeder Strahl giebt ganz eben so viel Eiektricität als eine gute Elektrisirmaschine von gewöhnlichen Dimensionen; und wenn man erwägt, dab ein Kessel von gleicher Verdanipfungskraft wie eine Lo comotive hunderte solcher Strahlen zu liefern im Stande wärci so kann man sich eine Idee machen von der an-

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geheuren ElektncitHtsmenge, die milteist des Dampfes m erregen wäre.

Obwohl es vollkommen klar ist, dafs die Elekfrici tät in dem Ausgaogskanal erregt wird, wo der Dampf eine heftige Reibung erfährt, so ist doch die von mir beschriebene Ausstrdmongsweise weder durch eine be- sonders heftige Reibnni; noch durch eine besondere Gröfse der vom Dampf geriebenen Fläche ausgezeichnet. Ich fühle daher grofse Schwierigkeit, die aufserordentliche Wirksamkeit derselben durch die Annahme zu erklären, dafs Reibimg allein die Ursache der Elektricitäts- Erre- gung sej.

Im Laufe meiner Versuche habe ich am Dampfstrahl eine sehr sonderbare Wirkung beobachtet, welche mei- nes Wissens noch nicht beschrieben wuiijcn ist. Wenn eine lyugel in einen aufrechten Strahl von Starkgespann- tetn Dampf getaucht wird, so bleibt sie, ohne anderwei- tige Unterstötznng, in demselben schweben, und wenn man sie mittelst einer daran angebrachten Schnur seit- wärts zu ziehen sucht, so iindet man, dafs dazu eine ganz fühlbare Kraft erforderlich ist. Noch auffalle er wird der Versuch, wenn man den Strahl schief in die Höhe gehen läfst; dann nimmt die Ku^el eine von der Rdhrenmündung enlferniere Lage an, bleibt aber in der- selben, ungeachtet die Schwerkraft jetzt einen Winkel mit dem Dampfstrahl macht. Eine Hohlkugel von dün< nem- Messing oder Kupfer, zwei bis drei Zoll im Durch- messer, entspricht dem Zweck sehr gut, wenn der Dampf aus einer Oeffnuug von nicht* weniger als 0,05 Quadrat- ^

Fliichenraum hervorschiersl.

lu dem wohl bekannten Versuch, wo eine Kugel von einem Wasserstrahl getragen wird, ruht dieselbe blofs in der Verliefung, welche das Wasser beim üeber-

gan^ aus der aufsteigenden in die niederfaUentie iiewe- gung bildet. Diels ist etwas ganz anderes als das öchwe- benbleiben mitten in dem Dampfstrom«

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HL Beschreibung einer ßir die polytechnische

Anstalt zu London angefei ll^leii „Hydro- JLlekirisirmaschine" und einiger damit ange- stellten Fersuche; von VF. G. Armstrong*

(Frdcr Auniig m dem PhiL Mag. Str. Iii Fol XXUi p. 194 )

Die Starken elektrischen Wirkungen, welche Hr. Arm- strong in der letzten Zeit mit aassfrömendem Dampf

erhielt, haben die Vorsteher dei polytechnic Inslitiäion zu London veranlafst, für diese Anstalt einen eigcnds eingerichteten Apparat anfertigen, and Hrn. A. damit eine Heilie von Versuclieu anstellen zu lassen.

Dieser Apparat, weichen Hr. A. den ^lamen «H/- dro-eleciric Machine» giebt, besteht aus einem Dampf- kessel in Form eines Cylinders aus gewalztem Eisen, 3^ Fufs im Durchmesser und 6^ Fufs lang, abgeiecbnet die Rauchkammer, welche einen Fortsatz am Cylioder bildet und dessen LSnge im Ganzen auf 7 Fufs bringt. Der Feuerheerd ist in dem Kessel enthalten, und die erhitzte Luft wird in Rdhren durch das Wasser zu der mit dem Schornstein Terbundenen Bauchkammer geführt. Der Apparat ruht, drei Fufs iiber dem Buden, auf sechs starken Stützen von dunkelgrünem Glase, welche sehr gut isoliren.

Der Dampf eii(\veicht durch sechs und vierzig eiserne Rdhreu, in weichen die Kalte der äufseren Luft so viel Wasser niederschlägt als der Dampf mit fortführen roufs. Jede dieser Röhren ist am Ende mit einer IMündung von der Einrichtung versehen, wie sie im vorhergehenden Aufsatz beschrieben und abgebildet vrorden. Die Wirk* samkeit dieser Mündung (oder vielmehr des darunter be- üüdlichen eingesägten Stücks Messing) beruht, nach Hrn. A.

dar*

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darauf» dafa sie den Dampf ausbreitet, und dadurch krif*

tig gegen die Wand des Ilolzkauals reibt.

Der Dampf strömt gegen eine Reihe von Metall- spitzen, die mit dem Boden in Verbindung stehen und somit die Eiektricität des Dampfes ableiten. Wenn eine bedeutende Menge Elektricität ohne groise Funken ver- langt wird, werden diese Spitzen dicht vor die Dampfstrah- len gestellt; will man aber eine hohe Spannung haben» so entfernt man die Spitzen bis drei oder vier Fufs von den AusströmungsöffnuDgen.

Als einen ersten Beweis von der Kraft dieses Ap- parats wird angeführt, daCs eine grofise Leiciner Flasche, welehe sich, wenn sie mit der kolossalen Elektrisirma- schine des Instituts versucht wird, 50 Mal frciwillie^ in einer Minute entladet, in gleicher Zeit 140 solcher Ent- ladungen giebt, wenn sie mit dem Dampfapparat verbun-, den wird.

Die Funken, welche der Kessel giebt, obwohl bis- weilen zwei und zwanzig Zoll lang, sind doch keines- wegs seinen Obrigen Wirkungen angemessen.

Die gröfste Kraft entwickelt er, wenn die Elektri- cität in Form eines Stroms, ohne zerreifsendc Entladun- gen, ausgezogen wird. So wird die wahre elektroljti- sche Wasserzersetzung, welches bisher niemals unzwei- felhaft mit der Rcibungs- Elektricität erhalten worden ist, auf die klarste und entschiedenste Weise durch diese Maschine zu Stande gebracht

Folgender Versuch wird diefs zur Genüge darthun. Es wurden zehn Weingläser in eine Reihe gestellt. aNo. l und 2 enl hielten destillirtes Wasser, No. 3 und 4 destil- lirtes Wasser, gesäuert mit einem Sechstel seines Vo- lums Schwefelsäure, No. 5 Glaubersalzlösung, geröthet mit gesäuertem Lackunis, No. 6 Glaubersalzlösun^:;, gebläut mit Lackmus, No. 7 Bittersnlzlösung, geruthet mit ge- säuertem Lackmus, No. 8 Bittersalzldsung, gebläut mit

PoggeiuloriPs Aonal. Bd. LX. 23

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Lackmus, No. 9 destiliirtes Wasser, geröthe tmit gesäuer- tem Lackmus, und No. 10 dasselbe, ^eblSat mit Lackmus.

Glasröhren von 3^^ Zoll Länge und Zoll Weite, die oben verschlossen, mit den rcspectiveo Flüssigkeiten gefüllt, and am oberen Ende mit eingeschmolzeneD, theils hinein- Zoll tief), theils herausragendeu Platindrähten verschen waren, verbanden, mittelst dieser Drähte, die Gläser No. 2 und 3, 4 und 5, 6 und 7, 8 und 9, während die Gläser 1 und 2, 3 und 4, 5 und 6, 7% und 8, 9 und 10 durch nasse BaumwoUcnfaden verbunden waren, und zwei Köhren von der beschriebenen Einrich- tung, die eine im Glase 1 und die andere im Glase 10, zur Durchleitung des von Dampf erzeugten Stromes dien- ten, indem (lio ersfere verknüpft war mit dem Dampfkes- sel und die letztere mit einem Enlladungsapparat, beste- hend aus einer bleiernen Köhrenleitung, die zu einem Brunnen führte.

So wie die Dampf - Eleklr isirmaschine in Thäligkeit , gesetzt ward, erschienen Gasblasen an allen Drähten, an den negativen genau in doppelter Volumenmenge als an den positiven, und es zeigte sich bei nachheriger Untersu- chung, dafs das erste Wasserstoff und das letzte Sauer- stoff war; nach zwei bis drei Minuten ward, das destil- Ilrte Wasser in 9 ringsum den Draht J>lau, und das in 10 rolh, und ähnliche Farbenveränderuugen traten, wenn auch nicht so rasch, in den Glaubersalz- und Bit- tersalzlösungen ein. Der Versuch ward fortgesetzt, bis die Spannkraft des Dampfes von 75 Pfund auif 40 Pfund pro Quadratzoll herabgesunken war. Dann wurde der Dampf abgesperrt, der Kessel verschlossen gehalten, bis die Spannkraft wieder auf ihren anfänglichen'Werth ge- langt war, und nun der Versuch mehrmals wiederholt, immer mit demselben Erfolg.

Es war keine Abnahme in der Menge der entwik- kelten Gase zu spüren, wenn in dem Ableitungsdraht ir- gendwo eine kleine Unterbrechung augebracht ward, so

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4^

dafs die Elektricität, statt in eioeiD stetigen Strom überr zugehen, es in kurzen Funken that«

Bei ähnlichen Versuchen leitete man den Strom bloft dorch zwei mit destillirteni Wasser gefüllte Gläser, die durch einen Scideufadeu mit einacder verbunden waren. Es zeigte sich dabei die von der Volta'schen Säule her wohl bekannte Erscheinung, dafs das Niveau in dem den negativen Pol enthaltenden (auf Seite des Dampfkessels ste- henden) Glase bedeutend stieg und in dem andern sank.

Es wurde hi^bei indefs noch eine andere interessante Erscheinung beobachtet. Als nSmlich die beiden Gläser (Spitzgläser) bis zum Rande mit dem Wasser e^ fiillf, auf 0,4 Zoll mit ihren Räudern einander genähert, und durch einen feuchten Seidenfaden, der lang in das Wasser bei- der berabschlängelte, verbunden wurden, zeigte sich:

1 ) Dafs sogleich zwischen beiden Gläsern eine den Fa- den einhüllende Wassersäule entstand, und der Seidenfa- den sich von dem mit dem negativen (zum Kessel führen- ^ den) Pol verbundenen Glase zu dem andern in Bewegung setzte, und sehr bald in dieses, das den positiven oder zum Erdboden führenden Pol enthielt, herübergezogen war.

2 ) Bafs , nachdem diefs geschehen , das Wasser ei- nige Secunden fortfuhr, und zwar ohne Hülfe des Fa- dens, zwischen beiden Gläsern ausgestreckt zu bleiben, und dafs darauf, als es sich zertheilte, die Elektricität in Fun- ken fiberging.

3) i)ais wenn der Seidenfaden iiiil seinem Ende im negativen Glase befestigt ward, das Wasser im positiven ^ Glase abnahm und im negativen anwuchs, deutlich zei- gend, dafs seiner Bewegung der des Drahts, bei freier Beweglichkeit, entgegengesetzt war.

4 ) ßei Aufschüttung von Staubtheilcben auf die Ober- fläche des Wassers gewahrte map» iläfs zwischen den Glä- sern zwei entgegengesetzte Ströme vorhanden waren, ei- nen inneren vom negativen zum positiven Glase, und ei- nen äufsern, den andern einschiiefsendy vom positiven

23» /

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zoiii negativen. Zuweilen reichte der äuCsere Strom nicht in das negative Glas, sondern trOpfclte an der Aafaen-

seile desselben herab, und dann häufte sich das Wasser nicht im negativen (^lase an, sondern verminderte sich sowohl in diesem als dem positiven.

5) Nach vielen fruchtlosen Versncheti gelang es, das Wasser auf meine Minuten, ohne Hülfe eines Fadens von einem Glase zum andern übergehend zu machen. Nach Verlauf dieser Zeit konnte an der Wassermenge in beiden GlSsern keine merkliche Veränderung wahrge- aomtnen werden. Es schien daher, dafs die beiden Ströme beinahe, wenn nicht gar ganz gleich sejen, sobald der innere nicht durch Reibung an den Faden verzögert wird.

Es ist wesentlich ffir das Gelingen dieses Versodies, dafs das Wasser in den Gläsern vollkommen rein sejr; die geringste Verunreinigung macht das Wasser auf dem Faden sieden, statt in der beschriebenen Weise zwischen den beiden Gläsern überzugehen, und in dem Augenblick wird der Faden beinahe trocken und durch die vom elek< Irischen Strom entwickelte Hitze zerstört. Um den Er* ' folg zu sichern, mufste Wasser, das in Glasgefäfsen destil- lirt worden, angewandt werden; denn es fand sich, dafs das in den Apotheken käuiliche destiilirte Wasser nicht rein genug war.

Auch andere chemische Wirkungen, wie die Fftllung von Kupfer aus seiner Lösung auf Silber, die Zersetzung von Jodkalium u. s. w., liefsen sich mittelst dieser £lek- trisirmaschine vollständig bewirken.

Endlich gelang es auch, indem die vom Dampf ent- wickelte Elektricität durch ein Drahtgewinde geleitet wurde, die Magnetnadel abzulenken und einen Cylinder von wei- chem Eisen zu magnetisiren.

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IV. Beschreibung eines Maximum- und Mini- mum-Barometers, und einif^e Bemerkungen hierüber; von Gustav Bischof in Bonn.

Die Construction eines IMaximuin- und Mininiiim IJaro- meters, welches, wie die bekannten Maximum- und Mi-

ommiii-Themioineter, das Maximam oDd Minimum des Barometerstandes innerhalb einer gewissen Zeit markirt,

ist schon längst als ein Bedüifnifs gefühlt worden, und es fehlt auch nicht au früheren Versuchen , ein solches darzustellen.' So wie mir scheint» ist diesem Ziele Hr. Greifsler, ein sehr gesdiickter Glasbläser, so nahe, als man nur immer wünschen kann^ gekommen. Schon seit länger als einem Jahre ist er damit beschäftigt; zu yer- schiedenen Zeiten zeigte er mir seine progressiv fortschrei- tenden Verbesserungen ; mancherlei Projecte zur weile- - ren Vervollkommnung tauchten zwischen uns auf. Mit unermüdlicher Beharrlichkeit verfolgte er sein Ziel, scheute keinen Zeit- und Geldaufwand, und brachte sonach der Wissenschaft nicht uubcdtiutcndc Opfer. Seit Anfang dieses Jahres üherliefs er mir sein Instrument, um damit Beobachtungen anzustellen und es zu prfifen.

Ich lasse demnächst die Beschreibung desselben fol- gen, und theile hieiaul einige Bemerkungen mit, zu weU chen meteorologischen Beobachtungen es sich vorzugs- weise eignen möchte.

Eine gewöhnliche Barometerröhre ab, Fig. 9 Taf.I, länger als 28 Zoll, ist in ein kugelförmiges Gefäfs ^ luft- dicht eingeschmolzen, und endigt sich in der Mitte des- selben trichterförmig. An dem Geflfse ist eine zweite Barometerröhre cd angeblasen, welche sich oben etwas verengt, und unten heberförmig umgebogen ist. Werden beide Bühren nebst dem Gefäfse g mit Quecksilber ge-

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füllt und ausgekocht, uud die Röhre ab in ein mit Queck- silber gefülltes Gefäfs gestellt, so wird in ihr das Queck- silber bis zum aiigenblicUichen Barometerstände herab- sinken, und z. B. an der Mündan^ b stehen bleiben. In der zweiten Röhre wird das Quecksilber etwa bis zu c herabsinken uud das Ueberschüssige aus d auslaufen. Ueber diesen beiden Quecksilberständen wird sich mit- hin eine Torricellische Leere bilden. Wenn nnn der Luftdruck zunimmt, so wird bei b so viel Quecksilber aosfliefsen^ bis die Höbe der Quecksilbersäule dem Luft- drücke entspricht, und das Quecksilber in dem Gefäfse / wird sinken. Je weifer das Gefäfs ist, desto gröfser wird die bei b ausÜieisendc Menge des Quecksilbers sejn. Es ist klar, daCs auch die Röhre cd ein Barometer ist, und mithin die Quecksilbersäule darin ebenfalls durch zunehmenden l.ulkliuck sich verlänefit; da aber die Bohre bei c und d sehr eng ist, ungefähr ^ Lin. Durch« messer hat, während der Durchmesser des Gefäfses un- gefähr 2 Zoll ist, so verhält sich der Querschnitt jener Röhre zu dem des Gefäfses wie J : 9216. Die gröfsere Menge Quecksilber, welche also wegen der Verläugerung der Quecksilbersäule in cd stehen bleibt, verschwindet gegen diejenige Quantität, welche durch den vermehrten Luftdruck an> (lern Gefälse / in die Röhre ab getrieben wird uud unten bei b abÜieist. Uebrigens kann man diese, im Verhältnifs zu der ganzen Menge Quecksilbers, welche abliefst, verschwindende Quantität, die in der Röhre cd zurückbleibt, in Rechnung bringen.

Die heberförmig gebogene Böhre hik dient als Skale für das beschriebene Barometer. Sind die Durchmesser dieser Röhre und des Gefäfses / ^enau ausgemittelt, so findet sich die Uöbe des in die Mefsröhre abiii eisenden Quecksilbers, wenn das Quecksilber in dem Gefäfse z. B. um 1 Linie gesunken ist. Man hat es daher ganz in seiner Gewalt, die geringste Zunahme des Luftdrucks in der Melsröbre noch merklich zu machen. Ist z. B. der

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Querschnitt des GeQlfses / zwanzig Mal so grofs wie der der MefsrOhre, so wird ein Steigen des Quecksilbers im

Gefäfse ein Steigen von 20 Linien in der Mefsröhre ge- ben. Nach diesem Verhältnisse der beiden Durchmes- ser ist die Mefsröhre graduirt ^ )*

Es versteht sich von selbst, daCs die Quecksilber- säule in dem Gcfälse / wenigstens so iioch seyn müsse, als die Barometerreränderungen an dem Orte betragen, wo das Barometer aufgestellt werden soll, und dab mit- bin ik, nach dem eben angeführten Beispiele, wenigstens zwanzig Mal so laug seyn müsse, als die Queciisiiber- säule in dem Gefäi'se.

Die Ziffern an der Mefsröhre richten sich natürlich nach der Höhe des Orts über der Meeresfläche. Ist z. B. der mittlere Barometerstaad 27 Zoll, so kommt ungefähr die Ziffer 27 an dem iu der Mittender Mefs- röhre befindlichen Theilstrich zu stehen.

Das Steigen des Barometers nimmt man nicht blols an der Verlängerung der Quecksilbersäule in der Mefs- röhre wahr, sondern man hört es sehr deutlich; deun da die bei b aosfliefsenden Quecksilbertropfen in einer Torricellischen l.cere auf das in de .stehende Quecksil- ber herabfalleu, so verursacht diefs ähnliche Schlade wie im Wasserhammer. Diese Schläge sind so laut, dafs man sie fiberall in einem grofsen Zimmer hören kann, worin da^ Barometer aufiicstcllt ist. Befindet sich da- her das Barometer im Scitlatzimmer , so kann man wäh* rend der Nacht deutlich hören , ob es steigt. Die* Aus- flufsröhre bei h ist so sinnreich construirt, dafs nicht gröfsere Quanliiatcu Quecksilber stolsweisc ausdicfseu,

1) £• ist indeb aicht duchaos oGtbig, dftdi die Me£irdbre »weisctienk- lieh ut. Sie kann eben sowohl aus einer einteloen f raduirieii Röhre bestehen, und begrclflirherweisc verdoppcU sich dann die Empfind- lichkeit. Der Künstler hat einer tweischenUichen RSbre den Voraug gegeben, weil m ihr die Beweglicbkek des Quecksilbers verhindert, daft beim Ab(rop(co desselben keine Luftblasen eingefangen werden.

*

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sondern das Ausfliefsen stets tropfenweise erfolgt. Es machte dem KQniBtler besondere Bftübe, bis er die gehö- rige Conslruction dieser Ausflufsröhre ' fand, damit dieser Zweck erfüllt werde. in dem Barometer, weiches ich von ihm besitze, fallen 261 Tropfen Quecksilber ab, wenn es um 1 Linie steigt. man daher die Schläge

innerhalb einer gewissen Zeit, so kann man daraus auf die Höhe, um welche das Barometer in dieser Zeit stieg, schlie&en. Erfolgt das Steigen rasch, so hdrt man aacb die Schiige rasch hinter einander und umgekehrt. Beob» achtet man das P.nrometer nur einige Wochen lang in seinem Wohnzimmer, so kommt man bald dahin, aus den schneller oder langsamer auf einander folgenden Schlägen auf die gewöhnlichen Folgen des schnelleren oder langsameren Steigens des Barometers zu schlielscn. Liest man jedesmal innerhalb einer gewisses^ Zeit, / z. B. innerhalb 24 Stunden, an den Mefsröhren ab, so findet man das Maximum des Barometerstandes flKr diese Zeit. Es ist aber freilich zu bemerken, dafs dieses Maxi- mum abhängig von der Temperatur ist, die zur Zeit, als es eintrat, herrschte; daher findet es sich nur approxi* mativ, und in dieser Beziehung läfst das Barometer noch etwas zu wünschen übrig * ). Der Küustier hatte jedoch die Absiebt, diesen Mangel auf folgende Weise zu er- gänzen:

Er beabsichtigte nämlich das Gefafs / an eine Me- tallstange zu hängen, deren oberes Ende oberhalb des Barometers an der Mauer befestigt ist. Kennt man das Verhältnifs der Ausdehnung ZMrischen dem Quecksilber und dieser Slaiigo, so bestimmt sich daraus die Länge, welche man der Stange zu geben bat, damit ihre Aus- dehnung, durch irgend eine Temperatur, der des Queck-

1) Es p\t übrigens für dieses Baromcler, wie för jedes eodere, die allgemeine Begel, es an eraem Orte anfsuhSngent wo die Tenperetnr sich wenig Sodert

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Silbers in der Barometerröhre f:lcich wird. Das an das untere Ende der MetalistaDge befestigte Gefäfs / würde «ho unter diesen Umständen durch die Zm- oder Ab* nähme der Temperatnr um eben so Tiel binab- oder hin- aufgescboben werden, als die Quecksilbersäule sich ver- IttDgert oder yerikürzt. Auf diese Weise würde sich der Barometerstand nach der fedesmaligen Temperatur von selbst corrigiren. Wenn auch diese Correction nicht ab- solut wäre, da die Metallstange früher von der Tempe» rator affidrt werden würde, wie das in die Glasröhre eiogeschlossene Quecksilber, so würden doch die Wir- kungen der veränderlichen äuiseren Temperatur dadurch gröfstentfaeils eliminirt.

Da indels die lineare Ausdehnung des Quecksilbers ungefähr zehn Mal so grob ist, als die des Kupfers, so würde die Stange, wenn man sie aus Kupfer machen wollte, eine sehr unbequeme Länge bekommen, und da- her möchte es vorzuziehen sejn, die Metallstange an den kurzen Arm eines einarmigen Hebels zu befestigen, an dessen längerem Arme das QuecksilbergeAlfs befestigt wäre. Es ist übrigens nicht zu verkennen, dafs bei der Ausführung dieser Idee manche practiscbe Schwierigkei- ten entgegentreten dürften.

Nachdem mau bei der dermali^en Einrichtung des Ba- rometers das Maximum des Barometerstandes innerhalb einer gewissen Zeit gefunden hat, so öffnet man den Hahn / an der Mefsröhre und läfst eine Portion Quock- silber in ein kugelförmiges Glasgefäfs fliefsen, welches in eine« Spitze ausgezogen ist, um das Quecksilber wie- der bequem in das Gefäfs / zurückgiefsen zu können. Sollte das Quecksilber noch nicht bei b zum AusOiefsen kommen, so wiederholt man dieses Ablassen so oft, bis das Quecksilber ausfltefst. Beobachtet man, nachdem der letzte Tropfen ausgeflossen ist, den Stand des Quecksil- bers in der Mefsröhre, so findet sich der Barometersland im Augenblicke der Beobaditung, und es ist klar, dafs

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wenn gerade in diesem Momente das Mazimnm mnge*

treten seyn sollte, eben so viel Quecksilber ausfliefseii wird, als zugegossen worden ist, und es wird in der MeCsröhre auf den vorigen Stand zurCickkommen«

So kann man durch diese Manipulation zu allen Seilen den augenblicklichen Eaj ometerstand beobachten, aber ungefähr zwanzig Mai kleinere Theile ablesen, wie beim gewdhnlichen Barometer. Auch kann man dann» begreiflicherweise, die Correction wegen Thermometer- stand anbringen.

Um das Verbältniis des Durchmessers der Meisröhre und des Gefäfses / genauer als durch diese blofse Mes- sung zu ermitteln, ruht das letztere, was in der Zeich- nung nicht angerieben ist, auf einem eingetheilten hoh- len messingenen Cylindcr, Reicher sich in einem zwei* ten Cjrlinder, welcher als Spannring dient, und auf wel- chem ein Nonins sich befindet, mittelst- einer Mikrome- terschraube auf- und abschieben iaist. Diese Vorrich- tung dient als eigentliches Calibrir- Instrument; denn wird das Gefäfs / von Linie zu Linie hinaufgeschraubt, so fliefst die einer jeden Linie entsprechende Menge Queck- silber aus b in die andere Röhre und aus d in die Mefs- röhre, wo der jedesmalige Stand des Quecksilbers mar- . kirl wird, und die so erhaltenen Theile geometrisch in eine beliebige Zahl kleinerer Theile gctli» ik >verden. Die Theiluug auf der Mefsröhre meines Barometers gestaltet, bis zu (^,0089 einer Par. Linie genau zu messen. Man sieht ein, dafs auf diese Weise eine Ungleichheit im Ca- über der Mefsröhre keinen merklichen EinÜufs auf die Genauigkeit der Eintheilung haben könne. Es versteht sich übrigens von selbst, dafs dieses Caiibriren zu einer Zeit vorgenommen werden müsse, wo sich das Barome- ter wenig oder gar nicht verändert, weil sonst die Menge des bei d ausfliefsenden Quecksilbers nicht ganz gleich ist der des bei b eintliefsenden.

Mittelst dieser Vorrichtung läfst sich auch sehr ge-

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Dan ennttteln, wie viel Tropfen Quecksilber bei b aus-

iliefseD, wenn das Barometer z. B. um I Liaie steigt. Durch eine sehr langsame ' ) ElevatioD des Gefäfses / um 1 Linie habe ich gefunden, dats 261 Tropfen ab- Hicfsen, und ^viederboU man diefs mehrere Male, so fin- den Dur Unterschiede vou I bis 2 Tropfen slaU. Ein |eder Tropf eu, den man daher bei b abfallen hört, ent* spricht einem Steigen des Barometers um ungefähr einer Par. Linie. So kann mau uamcutiidi bei xSacht, wenn das Barometer im Steigen begriffen ist, durch Zäh- len der Tropfen, so genau, als man nur immer wfin- scbeu kann, das Steigen des Barometers bestimmen.

Das Minimum -Barometer, Fig. 10 Taf. I, besteht aus einer Barometerröhre aß, an welche oben ein \\ Zoll weites, ausgeschliffeues, cvliudrisches Gefäfs und un- ten zwei Schenkel aS und a angeschmoUen sind. Beide Schenkel sind mit eisernen Hdhnen versehen, um das Quecksilber ivrilncnd des' Tr.nisports absperren zu kOuueu. Das ir'nncip dieses Minimum-Barometers ist im Allgemeinen dasselbe, wie das des Maximum -Barome- ters; nur mit dem Unterschiede, dafs das Quecksilber bei 1] ausilieÜst, wenn das Barometer fällt, während es beim Maximum -Barometer beim Steigen ausliefst. Das Quecksilber sammelt sich auch in einer Mefsröhre, und die Ausiluisrohre ist bei ii ebenfalls so conslrunt, dais das Ausfliefsen nur tropfenweise erfolgt. Findet bei dem Minimum -Barometer dasselbe Verhältnifs zwischen den Durchmessern des Gefäfses y und der Mefsröhre statt, wie bei dem Maximum -Barometer, so ist klar, dafs je- nes dieselbe Empfindlichkeit wie dieses besitzen werde.

1) Schraubt man namlicli sclinell in die IIölic, so wird aiigcnblicklicU eine vcrbaUnifsmafsig grofse Menge Quecksilber bei b /.um Ausflie- Cien gebracht, and es bilden sich grofserc Tropfen, als beim langsa- men Erheben des Geföfses. Daher kommen in diesem Falle «ine kleinere Zahl von Tropfen bei gleicher Elevation aum AuaOosae, wie beim langsamen Schrauben.

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Da das hier abtropfende Quecksilber durch einen laftvollen Raom fällt, so hört man es nicht in solchen

Schlägen fallen, wie beim Maximum -Barometer. Uui es jedoch für den Beobachter hörbar zu machen, fallen die Tropfen in das birnfdrmige Glasgefftfs s, das an einem Faden hangt und dessen Spitze in den Trichter der Meb* röhre sich mündet. Duicli das Einfallen des Quecksil- bertropfens kommt dieses leicht bewegliche Gefäfs in eine schwingende Bewegung, atöbt an den Trichter und be- wirkt dadurch ein Klirren, das sich wesentlich von dem . Schlage des Quecksilbers in der Torriceliischen Leere des Maximum-Barometers unterscheidet. Selbst im schlaf* trunkenen Zustande, während der Nacht, kann man sehr deutlich diesen Schlag von jenem Klirren unterscheiden, und mitbin wissen, ob das Barometer steigt oder fällt.

Mau sieht leicht ein, dafs auf das Minimum -Baro* meter der Wechsel der Temperatur keinen EinfluCs haben kann; denn der Luftdruck trSgt eine Quecksilbersäule von bestimmtem Gewicht, gleichviel ob sich diese Säule durch den Wechsel der Temperatur verlängert oder ver- kürzt Man findet daher das Minimum des Barometer- standes ganz unabhängig von der Temperatur in dem Staude des Quecksilbers der Mefsröhre für einen gewis- sen Zeitraum« Hat man dieses Minimum notirt, so öffnet man den eisernen Hahn an der Mefsröhre, läfst eine Por- tion Quecksilber in das kugelförmige Glasgefars fliefsen, und giefst es durch den Trichter in die Köhre zu* rück. Sollte das Quecksilber noch nicht bei 13 zum Ana* fliefsen kommen, so wiederholt man dieses Ablassen so oft, bis CS ausfliefst. Auch dieses Ausfliefsen erfolgt, wie beim Maximum-Barometer, so schnell man auch das Queck- silber zugiefsen mag, tropfenweise«

Beobachtet man, nachdem der letzte Tropfen ausge* flössen ist, den Stand des Quecksilbers in der Meisröhre, so findet sich, wie beim Maximum- Barometer, der Ba- rometerstand im Augenblicke der Beobachtung. Sollte

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gerade in dicsein Momente das IMinimum eingetreten seyn, so wird ebeu so viel (Quecksilber ausÜiefsen, als zuge- gosseo worden ist, und es wird in der Mebrdhre auf den vorigen Stand aKurQckkommen.

Sollen die beiden Barometer an irgend einem Orte aufgestellt werden, dessen mittlerer Barometerstand ap- proximativ bekannt ist, so wird auf zwei Bretter, die hinter die beiden MefsrObren so befestigt werden, die Zahl dieses mittleren Barometerstandes auf einem unge- fähr in der Mitte der Mefsröhre befindlichen Theilstrich notirt. Auf der Zeichnung stdit s. B. die Zahl 27 in der Mitte der beiden Mefsrdhren. Mittelst des Minimum- Barometers bestimmt man den augenblicklichen Barome- terstand, indem mau, nachdem vorher durch den Trich- ter in die Röhre so viel Quecksilber gegossen wor- den, dafs ein Theil davon bei rj ausgelaufen ist, die Höhe genau mifst. War z. B. dieser Barometerstand 26,5, so giefst man in die beiden Mebröhren so viel Quecksilber, bis es auf den Theilstrich 26,5 zu stehen kommt. Nun sind die beiden Barometer regulirt. Der Bequemlichkeit wegen kann man eine Skale neben das Minimum -Barometer befestigen, um nach Gefallen von Zeit zu Zeit diese Regulirung leicht vornehmen zu können. Es verstellt sidi, dafs diese Regulirung jedesmal statthaben mufs, wenn vielleicht durch irgend einen Zufall aus dem einen oder andern Barometer etwas Quecksilber verlo- ren gegangen sejn sollte. Das Maximum -Barometer kann in diesem Falle auch dadurch regulirt werden, dafs das Gefäfs / mittelst der Mikrometerschraube hinaufgeschraubt wird, bis so viel Quecksilber aus d ausgelaufen ist, dafs es in der Mefsröhre auf dem, den augenblicklichen Baro< meterstand entsprechenden Theilstrich zu stehen koiiimf.

Mach den Erfahrungen, die ich seit acht Monaten durch tägliche Beobachtung der beiden Barometer gemach» habe, dürfte es für Meteorologen ein schätzcnswerthes In- strument werden. Nicht deshalb, weil man damit die Baro-

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melcrstSnde viel genauer als mit den p;ewöhnlichen Ba- roineteru messen kann, sondern weil man zu jeder Zeit des Tages und der Nacbt b(Vrt, welche Veränderungen in dem Lnftdrucke von Statten geben. In dieser Be- ziehung hat es gewifs Vorzüge vor dem gewöhnlichen Barometer; denn der eifrigste Meteorolog kann doch nn- möglich ohne Unterbrechung die Osciliattonen seines Ba- rometers so beobachten, wie sie sieb bei dem in Rede stehenden Barometer von selbst merkbar machen. Hört er für längere Zeit weder die Schlüge des Maximum>Ba- romef ers, noch das Klirren des Minimum -Barometers, so wcifs er, dafs keine Veränderungen im Luftdrücke von statten gehen. Hört er aber das eine oder das andere, so kündigt «ich ihm eine Veränderung des Luftdrucks an, und folgen die Schläge oder das Klirren rasch auf einander, so wird er angetiicben, seine Aufmerksamkeit zu verdoppeln.

Man.weifs, dafs langsame Veränderungen des Luft- drucks andere Witterongs- Veränderungen herbeiführen, als schnelle; ein sfeles Steigen oder Fallen des Barome- ters andere, als ein Oscilliren des Quecksilbers. Alle diese Veränderungen im. Luftdrucke kann man aber an unserem Barometer auf die leichteste Weise wahrneh- men. Es ist mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten, dafs der aufmerksame Beobachter aus den Zeitintervallen zwi- schen den Schlägen des Maximum - und dem Klirren des Minimum- Barometers bald dahin kommen werde, auf be- stimmte Wiüerungs- Veränderungen zu schiieiseu.

Die Anfertigung dieser Barometer fordert, wie man leicht einsieht, einen geschickten Glasbläser; denn die luftdichte Verbindung der einzelnen Theile eines joden Barometers hi mit Schwierigkeilen verbunden. ISoch schwieriger ist das Auskochen. Wird mein Maximum-Ba- rometer geneigt, so füllt sich die Torricellische Leere in ^ so voll) oiniuen mit Quecksilber aus, dafs man auch nicht das kleinste Luflbläschcu bemerken kann. Eben

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ist es beim Minimum -Barometer der Fall, weoD man I es neigt und bei S Quecksilber nachfüllt. Man macht vieHefcht die Bemerkung, dafs durch die beständige Circulatiou des Quecksilbers nach und nach Luft in die Torricellische Leere der beiden Barometer dbergeftihrt, and mithin ein öfteres Auskochen derselben nothig werde. Da indefs ein langer Zeitraum verÜieist, che die bedeutende^ Menge Quecksilber in dem Gefäfse / durch die OefTifung b ausfliefst, und da die Röhre bis auf den Boden des Gefäfses reicht, so scheint sich wäh- rend dieser Zeit alle Luft^ welche das Quecksilber beim wiederholten Eingicfsen eingefangen hat, ans dem Queck* Silber wieder zu entwickeln. Ich habe wenigstens nicht bemerkt, dafs, seitdem ich das Barometer besitze, die Torricellische Leere weniger vollkommen geworden sej. Was das Minimum -Barometer betrifft, so kann das bei S eingegossene Quecksilber nie in die Barometerrohre und ia die Torricellische Leere kommen, sofern nur der Schen- kel aS höher ist, als der Umfang der Barometer- Ver- änderungen, ücberdiefs versicherte mir der Künstler, dafs selbst dann, als er feuchtes Quecksilber in das Ge- fefs / eingofs, sich doch keine Spur Ton Feuchtigkeit in der Torriceliischen Leere zeigte. Wenn nun das Was- ser nach und nach verdunstet, ohne in die Röhre über- zutreten, so darf man wohl erwarten, dafs auch die beim Eiiigiefsen eingefangene Luft sich nach und nach wieder entwickeln werde, ehe dieses Quecksilber erst nach län- gerer Zeit in die Röhre tritt.

Um jode, nur kurze Zeit anhaltende Oscillation in dem Luftdrücke, wahrzunehmen, ist freilich einige Auf« merksamkeit nölhig. So lange man, ohne längere Un- terbrechung, das Maximum- oder Minimum -Barometer bort, weifs mnn, dafs der Luftdruck stetig zu- oder ab- nimmt. Hört man indefs eine Zeit lang %, B. das Maxi- mum-Barometer, und hören dann plötzlich die Schlüge mi, so ist der Luftdruck entweder constant geworden,

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oder er nimmt ab« Nun mab man, oni zu eolBcheideii, welcher dieser beiden Fälle eingetreten ist, Quecksilber

aus der Mefsröhre des MiDimum- Barometers ablassen uud bei d eiogieiseD. Nachdem das überschüssige Quecksilber wieder bei ti abgetropft ist^ wird man bald hören, ob das Klirren sich fortsetzt oder wieder aufhört. Setzt es sich fort, so nimmt der Luftdruck ab; setzt es sich nicht fort, uud hört mao auch nicht das Maximum-Barometer, so ist der Luftdruck stationär geblieben. Um mit völliger Sicherheit entscheiden zu können, ob während jener Pause, in der mau uichts geiiört bat, wirklich keiue Oscillatiou im Luft- drucke stattgefunden habe, läfst man auch aus der Meüe- röhre des Maximum «Barometers etwas Quecksilber ab» und giefst es in das Gefäfs / zurück. Findet sich nach dem Abtröpfeln des Quecksilbers wieder derselbe Stand der Meforöbrcb so zeigt auch diels, daüs während der Pause der Lufldruck stationär geblieben ist. Kommt hin- gegen das Quecksilber in der Melsröhre nicht auf den vorigen Stand zurück, so hatte sich der Luftdruck wäh- rend der Pause etwas vermindert.

Auf dieselbe Weise, wie man, nachdem eine Zelt lang das Maximmu Jiarometer gehört worden ist, erkennt, ob die ciutreleude Pause eine Fol^e eines stationär ge^ wordenen oder Terminderten Luftdrucks ist, kann man auch umgekehrt wahrnehmen, ob, nachdem eine Zeit lang das Minimum -Baroaicter g'ehört worden ist, und hierauf eine Pause eintritt, dieselbe eine Fol^e eines stationär gewordenen oder Tcrmehrten Luftdrucks ist. Tritt nSm< ' lieh eine solche Pause ein, so läfst mau aus der Mefs- röhre des Maximum- Barometers etwas Quecksilber aus- laufen und giefst es in das Gefäfs / zurück, ist das zu- gegossene Quecksilber wieder abgelaufen und setzen sich die Schlüte fort, so ist es ein Zeichen, dafs der Luft- druck wieder zunimmt. Hören aber die Schlage auf, so ist der Luftdruck stationär geworden. £ben so wie Tor- hin kann man nun mit völliger Sicherheil entscheidoD,

ob.

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ob wahrend der Paose wirkitch keine Oscillation In dem

Luftdrucke stattgefunden habe. La ist inaü Dämlich aus der Mofsr^re des Mioimum Barometers etwas Quecks alber ab und giefal es wieder zurück, so findet sich, wenn nach dem Abtröpfeln desselben der vorige Stand in der Mefsröbre wieder eintritt, dafs der Luftdruck wäh- rend der Pause atationfir geblieben ist. Kommt hinge- gen das Qaecksilber in der Mefsröbre nicht anf den vo- rigen Stand zurück, so hatte sich der Luftdruck wäh- rend der Pause etwas vermehrt.

Alles tras ich über Oscillationen im Luftdrücke Ton kurzer Dauer oder über einen kurzen stationären Stand bemerkt habe, l'afst sich in folgende allgemeine Re^el zusammenfassen: Will man die geringsten Oscillationen in dem Luftdrücke wahrnehmen, so lasse man von Zeit zu Zeit aus beiden Mefsrdhren Quecksilber ab und giefse es in die rcspectiv on I)niüaieter zurück. Auf diese Weise bleiben beide Barometer stets bis zum Aiislaufeu ange- füllt, und die geringste Veränderung im Luftdrucke wird skh in dem einen oder anderen Barometer zu erkennen geben. Dieses Ablassen kaini man von Stunde zu Stunde, oder in noch kürzeren Zeiten wiederholen. In weniger als einer halben Minute kann dieses Ablassen und Zo- giefsen bewerkstelligt werden.

Sind die Barometer stets so vorgerichtet, so ist man leicht im Stande, bei irgend einem au Cserord entlichen Ereignisse wahrzunehmen, ob dasselbe einen Einflnfs auf den Barometerstand habe oder nicht. Bekanntlich herrscht, selbst bei einigen Physikern, der Glaube, dafs Erdbe- ben einen Einflufs auf den Barometerstand haben ; wenig* stens finden wir bei Mittheilongen dieser Ereignisse mei- stens deu Stand oder die Veränderungen des Barome- ters während der Erdstöise angeführt. Obgleich nach den sorgfältigen Beobachtungen, welche Cacciatore in Palermo wShrend 57 Elrdbeben in Sicilien anstellte, we- der in dem relativen Stande des Barometers, noch iu der Poggenilorirs Annal. Bd.LX. 24

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dkr Zeitfolge des auBbrechenden imd wieder aufhdreiideii

Gewitiers, an verschiedenen Orten, eintreten oder oder nicht. Ich will damit nicht sagen, dafs dazu nicht auch gewöhnliche gut banDonirende Barometer zu gebrauchen wSren; nor das leuditet ein» dafs bei solchen atmosplift* Tischen ErschciiuiDgen die Beobachter auch niclit eiiieu Augenblick von ihren Barometern sich entfernen dürfen, um jede Oscillation wafanunehmen. fiei unseren Baro* metern reicht es dagegen hin, blofs die Schlage der Se- cundeuuhr mit denen der Barometei vergleichen und zu notiren, um den ganzen Gang des Barometers vor, während und nach dem Gewitter kennen zu lernen. Und es Ist klar, dafs sich diese Schläge bestimmter markiren werden, als die Oscillationcn im gewöhnlichen Br^i onieter.

Mehrmals habe ich im verÜossenen Sommer Geie- genheit gehabt , zur Zeit eines ausbrechenden Gewitters meine Barometer zu beobachten. ThQrmte sich ein Ge- witter auf, und zeigte das Minimum -Barometer ein un- unterbrochenes Fallen, so gofs ich iu ganz kurzen Zeit- intervalien Quecksilber in das Gefäfs / des Maximum- Barompters, um das wieder eintretende Steigen äugen- blicklich wahrneiimen zu können. Stets nahm ich dann wahr, dafs im Augenblicke des ausbrechenden Begena das Maximum*Barometer zu schlagen anfing. Die Schläge folgten meistens sehr schnell auf einander, und um so schneller, je stärker der Regen war. Die Schnelligkeit der Schläge war immer der Heftigkeit des Regens pro* portional; denn sie nahm mit Ihm zu und ab. Diese Erscheinung nahm ich indels bei jedem Regen wahr; denn stets kehrte sich augenblicklich das vorhergegangene Fal- len des Barometers In ein Steigen beim Ausbruche des Kegens um. Mit der gröfsten Präcision nimmt man wahn wie augenblicklich der hrrabfallendc Regen erkältend auf die Luft wirkt und ihren Druck vermehrt.

ich übergehe so nianche andere Beobachtungen» die ich mit diesen Barometern gemacht habe, um diesen Auf- satz nicht über die Gebühr auszudehnen; denn Meteu

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rologen vom Fache werden selbst ersehen, wie sehr

dieses InstrumeDt geschickt ist, VerSnderuugen in der Atuiüsphärc wahrzuDchroen, welche sich au den gewöhn- liehen Barometern nicht mehr oder doch nur unvolikom* inen tu erkennen geben. Nur das will ich noch bemer- ken, dafs der Künstler die Idee hatte, das Instrument Doch weiter zu vervoIlkommeueD, damit es zu allen Zei- ten die geringsten Osdlliitionen im Luftdrücke anzeigen könne. Die Flg. 11 Taf« I erlfintert diese Idee.

Wird Diiiiilich das Minimum Barum der A mit ei- nem Maximum -Barometer B verbundeu, so wird, weon

m

der Luftdruck im Zunehmen ist, das bei b ausiiiefsende Quecksilber das Minimum -Barometer stets voll erhalten,

und es wird daher, wenn der Luftdruck wieder abnimmt, diese Abnahme sich augeubiicklich au dem bei a aus- fliedBenden Quecksilber zii erkennen geben. Dasselbe wird der Fall seyn, wenn das Mazimum- Barometer C mit einem Minimum- Barometer D verbunden wird; denn nimmt der Luftdruck ab, so hält das bei d ausfliej[sende Quecksilber das Maximum. -Barometer stets voll, so dafs die darauf folgende Zunahme des Luftdruoks sich augen- blicklich durch den Ausflufs des Quecksilbers bn e zu ecken ju n geben wird. Steckt man dann in die respecti- ▼en Mefsröhren m und n die Schwimmer o und wel^ che oben mit einer Bleifeder versehen sind, und bringt zwischen die beiden Mefsröhren den mit Papier übei7.o- genen Cjlinder E, der mit einem Uhrwerk in Verbiu* duog ist, und dreht sich dieser Cylinder in 24 Stunden etwa einmal um seine Axe, so wird sieh der relative Stand auf dem Papiere maikiren, und man erhält eine « graphische Darstellung der Barometer- Veränderungen in den verflossenen 24 Stunden. Doch ich unterlasse es, in das Specielle dieser weiteren Ausführung einzugehen, da sie bis )etzt blofs ProjecL ist, und jeder Meteorologe, der eine solche Ausführung wünschen sollte, nach sei« nen Wünschen den Apparat einrichten könnte.

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y. Beschreibung zweier Ge/äfsbarometer , das

eine mit constantem, das andere mit cerän^ derlichem Nii tau, nebst Tafel zur JHerichii- gung der CapHiardepression.

Im BuUeiin de üb Saciätä geologijue de France^ Tn XIl 1^.446, beschreibt Hr. Delcros zwei Barometer, wel- che er vom Mechanikus Linst in Paris hat verfertigen lassen ' ). Da die Constuciion dieser Instrumente eini^ ges EtgeDthümliche besitzt» so bringen wir hier das We- sentliche derselben zur Kenntnifs unserer Leser.

Gefäübarometer mit consuatcm Niveau«

Dasselbe ist im Ganzen eine AbSndemng des be- kannten Barometers von Fortin, nach dessen Todt, wie Hr. Delcros glaubt, die Kunst der Vcrferligung dieses Instruments verloren gegangen seyn solL In dem obe- ren Theil ist es ihm sogar ganz gleich, nur in dem an« teren, der das Gefäfs enthält, weicht es in einigen Stük- ken von ihm ab, daher auch nur dieser lo Fig. 12 Taf.,1 abgebildet worden ist, zur Hälfte in Durchschnitt, zur Httlfite in Ansicht.

Das Gefafs ist zusauimeDgeselzt aus zwei iiauptstük- keu neb und bb'a"q'.

Der obere Theil desselben besteht aus einem Dek- kel bn* mit einem darauf stehenden Cjlinder; letzterer endigt oben in einem erweiterten Hals w, über welchen das Leder g gezogen wird, das sich in eine Verengerung g' der Barometerröhre tt' legt, und dadurch einerseils diese Röhre auslösbar befestigt, und andererseits zwi- scheu n und g' hiudurcii dem üuisereu Lufldrucii geslat-

I) Schon in dem Aufsatz van Brav'aSs (Ann. Bd. LII S. 519) ward dieser ErnsTschen Barometer gedacht.

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tet auf die Oberfläche cc' Quecksilbers im Gefäbe zu wirken. Diefs Stück nn* ist von Buchsbaumboh.

Dasselbe ist lunschlosseii von dem Mcssiugcj linder /"> der oben einen Ansatz mit der Schraube oo trägt. Auf letztere schraubt sich die Mutter des unteren £udes der Messingröbre e^e*", welche, wie beim Fort in 'sehen In- strument, die ganie liarometenohre uiiischliefst. und mit Skale und Nonius versetieu ist. Bei /" geht durch den Deckel n' der Elfenbeinstift ,d hindurch, der an der Messingplatte ee* unvei^nderlich befestigt ist, und immer denselben Abstand von dem letzten Tiicilstrich der Skale behält. Die untere Spitze dieses Stifts befindet sich mit- ten in der Breite des ringförmigen Meniskus c" der Queck- silberkuppe, und entspricht genau dem Nullpunkt der Ba- rometerskale. Drei Stifte mit Schrauben fl«, aa\ a" verbinden den oberen Theil des Gefäfses mit dem Cj- linder, der .den unteren Theil desselben bildet.

Dieser untere Theil besteht zunächst aus einem Glas- cjlinder bb'b", welcher das Durchsehen auf das Queck- silber gestattet. Unten bei b' ist derselbe in dem Cj- linder fest gekittet, und oben bei b wird er mittelst der Schrauben «, a', a" gegen einen uiilor dem Deckel lie- genden Lederring geprclst. Dieis bewirkt cineu siche- ren Yerschlufsy und erlaubt den Cjlinder abzunehmen und zu reinigen.

Der uutere Theil des Gefäfses, welcher das Oucek- silber enthält, besteht aus zwei hohlen Cjlindern von Bucbsbaumholz A und m, welche durch die Schraube r ▼erbunden und von einem Messingcy linder umschlossen sind, der sich in Ss' von einander sdnauben liifst. Die untere Hälfte enthält an ihrer Grundfläche eine Mutter mit der Schraube. welche bestimmt ist, den Buchs-' haumboden hh' zu heben oder zu senken. Auf letzte- rem ruht der Ledersack h/i'/i"/i"\ der das Quecksilber enthält, bei h' au dem Buchsbaumboden und bei A"' ap dem Buchsbaumc^linder festgebunden ist.

376

Die Vonfige dieMs Barometers vnr dem Forlln - Beben bestehen wesentlich' darin, dafs es sich, wenn die

Queckßilberfläche oxjdirt oder der Glascjlinder blind geworden ist, mit Leichtigkeit auseinandernehmeu uud reinigen läfst, und dafs eben so, wenn die Röhre be- schädigt worden, Jeder Reisende ohne Umstände eine neue einsetzen kann, falls er solche iin Vorrath mit sich führt. Dabei ist das Instrument etwa drei Pfund leich- ter. Es hat sich übrigens ToliiLommen bewährt, da es aof der französischen Nord -Expedition, in -Lappland, Finuuiarken und Spitzbergen vielfach ^ebraurlii, und ua beschädigt wieder nach Paris zurück gebraciit worden ist.

GcfSfsbaroroelcr mit TeriDclerUcbeni Niveau,

Mau sieht die wesentlichen Theile desselben in Fig. 13 Tai I abgebildet. Die Röhre hält bei aa' 1 bis 8 Müli- meter im Lichten, nnterbalb bb* ist sie enger, und ihre' Oeffiiuug iiuleii hei a Iiat noch geringeren Durchmes- ser. Bei pp' enthält sie, wie die Gay-rLuss^ac'schea Heberbarometer ( welche Instramente, wegen ihrer gro* fsen Enge, Ton Hrn. Delcros mit Recht für eben so unzuverlässig erklärt werden, als sie wegen ihrer com- piicirteu Gestalt zerbrechlich sind) einen trichterförmi- gen Einsatz (poche ) om die eben eingedrungene Luft auf- zufangen und am Aufsteigen in das Vacoum zu hindern« Das Gefafs besieht aus einem Glascjlinder bb'b"b"'b'^, der den dünneren Theil der Ilöhre umschliefst, und oben mit einer (eisernen) Motter qq* versehen ist, mittelst welcher und der auf die Röhre gekitteten Schraube i^i^* die Verbindung beider hergestellt wird. Nach unten hat es eine Verengerang und oben ein Löchelchen, um der äufseren Luft den Eintritt zu gestatten.

Der Durchmesser des cjliudrischeu Gefafses uud der Röhre sind so berechnet, dafs die Capillardepression des ringförmigen Meniskus mm' im Gefäfis beinahe die in der Röhre anibebt. Wo indefs eine grofse Genauigkeit ver* langt wird, uiufs mau diese Depression besonders bcrich<

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377

tigen. Dazu giebt Hr. Delcros die folgende Tafel, die von ihm neuerlich (1841) nach den Formeln von Schleiermacher berechnet worden ist ' ).

Tafel tur Berichtigung der Capiltardeprcsston In ßaroroelcro.

Höhe des Meniskus io Mniirnetero

O.I

0.2

0.3

0.4

0.5

0^

0.7

0.8

0.9

1 .26S 2,4 60 3.5 1 6 4,396 5,085

0,3780,747 1,103

(»,302 0,598 0,885

0,245 0,487

1,161

0,203 0,403 0,599 0,787 0,966

0,170 0,337 0,502 0,661 0,813 0,958

0,143 0,285 0,425 0,560 0,691

0,122 0,243 0,362 0,478 0,591 0,698 0,800 0,896 0,985 0,105 0,209 0,312 0,412 0,509 0,602 0,691 0,776 0,855 0,09 1 0,181 0,269 0,356 0,441 0,523 0,601 0,079 0,157 0,234 0,310 0,384 0,455 0,524

0,069 0,137

0,047

0.042

0.037

0.021

0,019 0,037

O.Ol

0.0 1 5

1.715:2,484 3,162'3.728 4,190 1,256 1,836 2,363 2,825'3.2 18 3,542

0,876

0,638

0,184 0,955, 1,404 ! 1,820 2, 196 2,528 2,812 3,050

1,746 2,024 2,270 2,483

1,437 1,158

0,723 0,948

1,413

1,648 1,859 2,046 2,209 1,360 l,54lil,7()5 1,851

1.135

0,2051(^271

0,336 0,399 0,459 0,517

0,060 0,120 0,180 0,238 0,295 0,350 0,404 0,455 0,504

0,053 0,106 0,158 0,210 0,260 0,309 0,356 0,402 0,446 0,140 0,185 0,230 0,273 0,315 0,356

0,094

0,074

0,033 0,065

0,083 0,124 0,164 0,204 0,242 0,280 0.316 0,351

0,029 0.058 1 0,087 0,116 0.144 0.171 0,198 0,224 0,248 0,026 0,05210,078 0,103 0,128 0,153 0,177 0,200 0,222 0,023 0,047lO,07o|o,092!o,115 0,137 0,158 0.1 79 (»,199

0,014 0,027 0,011 0,()54|0,067

0,(> 12 0,(^24

0,011

2,662

1,292 1.436

1,565

1,093 1,218

0,815 0.932 1,041

1,332

1,142

0,675 0,745 0,590 0,652

0,110 0,146 (»,181 0,215 0,249 0,2810,312 (»,098 0,130 0,161 0,192 0,221 0,250 0.278

0,042 0,(»62 (»,(»83 0,1(»3 0,122 0,142 0,160 (».178

(»,056|(»,074 (»,092 (»,110 0,127

0,030 (»,(»15

0O60 (»,(»74 0,(»S9 (»,l(»3 0.116 (»,!30

(»,(»37i(»,049 0,(»61

0,572

(»,395

0.144 0,160

(»,(»22i(»,033 (»,(»44 (»,055 (J,065 0,075

(»,0S(»,(»,(»93(»,105(».117

0,0720.084

(1095

0,105

0,085 0,095

1) Derselben gcschali schon in dem Aufsau von Brava is Erwähnung (S. Anoal. Bd. LVll S. 529). dessen Tafel sieh wesentlich nur da-

378

FortsetsuBg der TafeL

U6he des Mentskns m MSIIimelem.

1,0

1,2

1.3

1.4

1,&

1.6

1.7.

1.Ö

2.0 2.2

2,4 2,6 2,8 3,0 3.2 3,4 3,6 3,8 4,0 4,2 4,4 4,6 4.8 5,0 5.2 M 5,6 5,8 6,0 6,2 6,4 6,6 6,8 7,0

2.348 1^782,087

1,680 1,436

1,235 1,068 0,928 0,810 0,710 0,624 0,551 0,487 0,432 0,384 0,342

1,780 1,528 1,318 1,143 0.995 0,871

1,866 1,6081,676 1,392.1,456 1,210 1,270 1,057 1,112 0,926 0,976 0,860 0,760

Ojm 0,330 0354 0377 0,398

0.272 0,244

0,218 0,196 0,176 0,158 0,142 0,128 0,116 0,105

0,7640,814 0,6730,718 0,594 iO,635 0,673 0,526,0,563 (),597 0,467 0,5000,531

0,416 0,370

0,445 0,397

0,295 0,264 0,237 0,213 0,191 0,172 0,154 0,139 0,126 0.114

0,317 0,284 0,255 0,228 0,205 0,185 0,166 0,150 0, 1 35

0.437 0,422

1,511

1,322 1,161 1,021 0,901

0,797 0,707 0,628 0,559 0,499 0,445

0,337

1,368 1,203 1,061

0,938 0,831 0,738 0,657 0,585 0,522

0,356

0,302 0,319 0,2710,287 0,243 0,257 0,219 0,231

0,197 0,177 0,160 0,144

0,122|0.ia0

0,208 0,187 0,169 0,153 0,138

0,418

0,374 0,336 0,301

0,271 0,243 0,219 0,197 0,178 0,160 0,145

1,238 1,095 0.970 0,861 0,766 0,682 0,609 0,544

0,467 0,4860,504

0,4360.452

0.390 0,350 0,315

0,283 0,254 0,229 0,206 0,186 0,168

0,887 0,790 0,705 0,630 0,563

0,405

0,364 0,327 0,294 0,264 0,238 0,214 0,193 0.174

0,15210,158

0,418

0,376 0,338 0,304 0,273 0.246 0,221 0,200 0,180 0,163

durch tintcrsciieidet, dafs das eine der Argumente ein anderes ist als hier. Dort war es der Einfallswinkel der Quecksilberfläche gegen die Rührenwand, hier ist es die Höhe des Meniskus der Quecksilber- fläche. Bei der Correclion im Gelafs, welche von der Correction in der Röhre ab7.u7.ichcn ist, mufs natürlich statt des« Röhreodurch- mcssers die halbe DifTerens »wischen den Durchmessern des GeGÜiea und der Röhre genommen werden. p.

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«79

Vi. FFirkungen einer grofsen consianten Baiie^

rie; von J, F, DanielL

JL/ie aogewandte Batterie bestand aug siebenzig Zeilen, |ede zasammeDgesetzt aus einem KopfercjUnder, yon 3^

Zoll Durchmesser und Zoll Höhe, welcher gesättigte KupfervitrioUösuiig enthielt, und einem Zinkcylinder, der steh in einem Gemisch von 8 VoU Wasser und 1 VoK Vitriolöl befand. Beide Flüssigkeiten waren durch po* röse Thoucyliuder getrennt, und, wie man aus einer frü- heren Angabe des Verf. schliefsen möchte, wurden sie, um sie im unveränderten Zustande zu erhalten, fortwährend erneut, dadurch, dafs man unten einen Theil derselben durch Hähne ablaufen, und oben durch Heber neue Por- tionen aus gröiscren Geiälsen zulli eisen liefs.

Bei Verbindung mit einem (nicht näher beschriebe- nen) Voltameter, das verdünnte Schwefesäure enthielt, gab die Batterie 17 Kbzll. (278,6 Kübik( entiuieter) Knall- gas in der^Minule enthielt es aber destiUirtes Was- ser, so stiegen nur wenig Gasblasen an den Elektroden in die Höhe.

1) Der Inhalt der irfihcrea dieser an Hm. Faraday genditeten Briefe wurde auszugsweise mStgetheilt in Bd. XXXXIl S. 263 und S. 277, IJd. LV ^. 511 und Bd. LVl 6. 150.

2) Eine Grove'achc Batterie ans sechs Zellen mit Platinplatten von 5} Zoll LSnge ood 3| Zoll Breite entwickelte hier bei gewdholicher Lufttempereiw 380 Kabiitcentimeter (23,2 Kobikaoll engl) Koall- gea in einer Minule. Und «eUiat diese Menge, die sich unter wahr- haft stunnisdiem Aufbrausen entwickehe, ist kaum ein Drittel von der, welche man erhallen wurde, wenn man die Polarisation und den Wi- derstand «wischen den Platinplattcn des Voltamcters aufheben kSonle.

P.

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SM

ZwischeB nigespitzten HoizkoMeii gab die Batterie

eine Flamme von bedeatendem Volum^ und als die Spitzen etwa drei Viertelzoll von einander eutferut wurden, bil- dete sich ein zusammeobtogeDder Licbtbogen.. Diese Ent-r ladangsweite schien in einer luftleer gepumpten Flasche nicht gröfser zu seju. Das Licht und die strahicude Wärme waren äufserst intensiv, und wirkten auf die Au- gen niehrer Personen» die den Verf. bei seinen Versu- chen nnterstfifzCen, höchst nachtheilig. Bei ihm selbst, obwohl er durch graue Gläser von doppelter Dicke ge- schützt war, trat eine starke Augenentzündung ein, wel- che eine sehr durchgreifende ärztliche Behandlung, sogar Anlegung von Blutegeln, nölhig machte. Auch das ganze Gesicht war versengt und entzündet, wie wenn es stun- denlang der brennendsten Sonnenhitze ausgesetzt gewe- sen wSre.

Reflectirt von dem unToUkommenen Hohlspiegel ei- ner F. n ferne und dann durch eine Glaslinse gesammelt, brannten die Strahlen, mehre Fufs von ihrer Quelle, ein Loch in Papier. Nahe der Laterne war die Hitze für die Hand ganz unerträglich.

Papier, welches in eine Lösung von salpetersaurem Silberoxjd getaucht und darauf getrocknet worden, wurde schnell gebräunt, und als ein Drahtnetz vorgehalten wurden erschien das Muster desselben in Weifs auf dem Papier, entsprechend den TLeilen, die geschützt waren.

Das, wahrscheinlich zuerst von Hare beobachtete Phänomen der Fortwanderung von Holzkohle von einer Elektrode zur andern zeigte sich in vollem Maal'se. Die Fortführung geschah von der Zinkode (der mit dem letz- ten Kupfer verbundenen Kohle) zur Plaliuode (oder der mit dem letzten Zinkstab yerbuodenen Kohle); auf der ersten bildete sich eine wohl begränzle Vertiefung, und auf der andern eine entsprechende Warze oder ein Vor- sprang. Die letztere Kohle erlangte groCsc Härle, und das warzenförmige Gefüge der Kohle, welche die Gas-

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981

relorfen aoskleidet. Die Fortfdliran^ der Kohle fand aisdi

noch statt, wcdd ein Platiustab zur Platiuode genoui- ineD ward; es bekleidete dann dieser mit Kohle, die sieb niediicb um sein Ende anlegte. Als diese Vonriehtimg umgekehrt, die Zinkode von Platin und die Ptatinode von Kohle genommen ward, wurden Platintheilchen Öber- geffibrt, und die Kohle mit deutlichen Kügelchen des geschntolienen Metalls bekleidet.

Die Fortfülirung solcher rerschiedenarttger Stoffe in einer bestimmten Richtung macht es wahrscheinlich, dafs sie der zerreifsenden Entladung angehört; sie ist ganz ana^ log den von Fusinieri bei Entladungen von Leidner Flascben beobachteten Fortführungen, so wie den ana- logen Erscheinungen beim Blitze.

Der Verf. bemühte sich einen Funken vor dem Con- tact zu erhalten. Er brachte demgemSfs die Enden der mit den Polen der Batterie verbundenen Platindrähtc ein* ander so nahe wie möglich, doch ohne allen Erfolg. Selbst wenn die Drähte in einer Löthrobrflamme erhitzt wurden, erfolgte keine Entladung.

Auf Anrathen von Sir J ohn H ers eh el verband er zwei messingene Hohlkugelu uiit den Enden der Batte- rie, brachte sie einander Aufserst nahe, und liefs nun, während sie in dieser Lage wareta, den Funken .einer Leidner Flasche zwischen ihnen tiberschlagen, sogleich stellte sich ein Battencslrom ein, der die Kugeln ver* brannte. Ist es nicht wahrscheinlich, sagt der Verf., dafs hier die Leidner Entladung die leitende Substanz über- führte, welche zur Existenz der Volta'schen Flamme we- sentlich ist, und späterhin von der Batterie aUeiu gelie- fert wird.

Der Flaromenbogen zwischen den Elektroden ward,

wie es Humphry Davy zuerst zeigte, von den Polen eines Magneten angezogen oder abgestoisen, je nachdem mnm ihn darüber oder darunter hielt. Die Abstofsung war znwellen so grofs, dafs der Liehjtbogen erlöschle»

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•88

Als die Fiamwe von dem Pol des in die BatUiie adbat mit etDfüeschlosseneii Ma^oels angezogen wurde, tq6^

sie um diesen in sehr niedlicher Weise, wie es Hr. Stur- geon zuerst beobachtet bat. Als die Zinkode mit dem ge- zeidineten Pol (d. h.naeh gewöhnlicher Spradie: Nent pol. JP. ). verbunden und die Platinodc darüber gehal- ten wurde, ging die Rotation von West nach Ost oder umgekehrt wie der Zeiger einer Uhr. Als aber die Ve^ richtung umgekehrt, die Zinkode mit dem ungezeichne- ten Pol verbunden ward, kehrte sich auch die Rotalioo um. Die Flamme wurde auch zum Rotiren gebracht mil- teist der Indnctien des Erdmagnetismus auf einem in Bich« tuug der Neigung gehaltenen Eisenstab (poier of iron).

Der Versuch wurde auch dahin abgeändert, dafs mao den Strom durch eine um ein Hnfefeen von weichem Ei> sen gewundene Spirale gehen, und die Flamme unter dem EinfluCs ihrer eignen magnetischen Kraft rotir^ lieb.

Die thermische Wirkung der Batterie war sehr groi% und die höhere Intensität der Hitze auf Seite der Zinkode als auf Seite der Platinode äulserst merkwürdig« Hr« Gassiot theiite dem Verf. mit, daCs wenn man zm dicke Kupferdrähte, von 0,2 Zoll Durchmesser, mit des Enden der ßatterie verbinde und sie über Kreuz halte, so dafs die Flamme zwischen ihnen Übergebe, der Draht an der Zinkode rotbglfihend werde, wahrend der andere verbUltnilsmäfsig kalt bleibe. Ein Platmstab, ^ Zoll im Quadrat y ^schmolz leicht und tropfte in grofsen Kügel- eben in der ersteren Lage, zeigte aber keine Zeichea von Schmelzung an der Platinode.

Wenn die harte Kohle aus Gasretorten zur Zinkode genommen und eine Gffube in ihr gemacht ward, liebeii sich die schwerflüsgigsten Metalle iu derselben lu bedeu- tender Menge schmelzen.

Heines MAodium üob sogleich zu einer voUkomnie- nen Kogel und verbrannte mit Funkensprühen und blaue» Licht« Die natürliche Legürung Ton Iridium und Osmium,

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SO wie reines Iridium^ schmolz vollstäodig. Tilati schmoiz ebenfalk augeDblicklicb und verbrannte mit einem Wm- keospröhen, das sehr dem von Eisen glich« NatÖrlidbeft

Vlaiinerz schmolz vollständig; allein nach dem Erkalten erwiefs vsich die Masse sehr spröde*

Nach vierstündiger nnnnterbrochener Wirkung zeigte sich die Kraft der Batterie unverändert, und der Ver- brauch an Zink sebr gering»

Zum Schlufs giebt noch der Verf. die I^osnltate ei- niger Ulterer Versuche (im J. 1837 angestellt) über die Entwicklung der Gase bei der Wasserzersefzung in ver- schlossenen GefJlfsen, also unter liohem Druck. Er be- zweckte dadurch zu ermitteln: 1 ) wie sich die Leitung verbalten würde, wenn der Wasserzersetzungsapparaf ganz mit dem Elektrolyt pefüHt ^v;ire, also zur Ansammlung der Gase keinen Raum übrig lieise; 2) ob, nach erfolgter Zersetzung; eine Wiedervereinigung der Gase unter ei- nem bestimmten Druck stattfinde; und 3) ob aus der hinzugetretenen mechanischen Kraft, die der Strom der Batterie zu überwinden haben würde , eincReaction auf denselben entsprcingc.

Der zuerst angewandte Apparat bestand aus einer starken Glasröhre, in deren unteres Ende ein Platindraht als Elektrode eingelassen war. Diefs Ende wurde her- metisch verschlossen. ])as obere Ende wurde abgeschlif- fen und durch eine Platinklappe verschlossen, auf wel- che ein Hebel drückte» der mit ^edem erforderlichen Ge- wicluc belastet werden konnte. Von dieser Klappe ragte ein Draht in die Röhre, der als zweite Elektrode diente. Bie Röhre wurde mit Sfiure von der normalen Verdün« nung gefüllt, und dann in die Kette gebracht, zugleich mit einem Vollameter, mittelst dessen die Menge des ent- wickelten Gases bestimmt werden konnte. Die ange- wandte Batterie bestand aus zehn grofsen Zellen mit der

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384

f^ewdliDKchen Laflün^. Ehe der Unick an^waiidt wurde,

bestimuite luau, die Röhre und das Voltaoieter an ihren Ort, immer erst die Stärke des Stroms {rate of mrk). IH9 aligemeinen Resultate vieler Vereudie waren fol- gende:

Als der Druck auf eine Kreisfläche von ^ Zoll Durch- messer bis ZQ 98 Pfund erhöht war, schien der Apparat auf ]ange Zeit ganz dicht zu sejn, und, weon die Bat- terie geschlossen ward, entwickelten steh Gasblasen an beiden Elektroden. Die Flüssigkeit wurde trübe, und Gasbiaseo schienen die Röhre zu bekleiden. Där von itfA oberen Draht aufsteigende Sauerstoffstrom wurde hinunterf^edrückt, gleichsam mit bedeutender Kraft. Zli- letzt sickerte die Flüssigkeit zwischen dem Rand der Röhre und der Klappe durch» wo dann der Versuch unterbro» eben wurde.

Als der Druck auf die Klappe entfernt wurde, er- folgte ein Puff von Gas und die Flüssigkeit brauste eine beträchtliche Zeit träge auf, spritzte aber keineswegs mit Heftigkeit hervor. Die Compressionsrdhre fühlte sich warm an, nicht aber sehr heifs; die entweichende Gas- menge schien nur ein kleiner Theil von der zu sejn, welche das in die Batterie eingeschlossene Yoltameter anzeigte, und der Gang der Zersetzung ward durch die Anhäufung der Spannkraft durchaus nicht geändert.

Um den Versuch so weit zu treiben, als es die Festig- keit dies Glases gestattete, lieCs der Verf. eine Röhre von 4 Zoll Wanddicke machen, die 1,3 Kbnotl fafale. In ihr unteres Ende wurden zwei Platindrähtc einge- schmolzen, dann wurde ein KubikzoU der Normalsäure eingegossen und die Böhre oben zugeschmolzen. Nach * Einschaltung dieser Röhre und eines Voltameters In die Batterie wurde der Ver.^uch begonnen und aus gehöri- ger Entfernung beaufsichtigt.

Die Gasentwicklung, welche in kurzen Zwischenzei- ten gemessen ward, erfolgte mit Rcgchuäfsigkeit, und

schien

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395

sdueD durch die steigenda CompressioD nicht im MiQde«

steil gestört zu werden. Nach ij IMinuten, da sich 19 , KbzQÜ Gas im VoUameter augesammeit hatten, zersprang die Compressionsrdhre mil einem lauten Knall, und da- bei wurden die Seherben, welclie sehr klein waren, überall im Laboratorium herumgesclilcudert.

Wttren die 19 KbzoU in den Raum von 0,3 Kbzoll» der nicht von der Flüssigkeit eingenommen ward, ein- gezwängt worden, so würde eine Compression von 63 zu 1 oder ein Druck von nahe 940 Pfund auf den Qua« dratzoll stattgehabt haben« Nimmt man aber an, was wahrscheiulich ist, dafs unter diesem hohen Druck zwei KubikzoU der Gase von der Flüssigkeit absorbirt wur- den, so hätte die Compression das 56 fache und der Druck 840 Pfund auf den Quadratzoll betragen.

Zusatz. Auch Ilr. De la Rive hat neuerlich die thennischen Wirkungen eines kräftigen Voila'scben Stroms zum Gegenstande einiger Versuche gemacht (Dessen Archii^es de PElectr, T. I p. 262). Die dazu angewandte Batterie war eine Grove'sche von vierzig Elementen« Seine Resultate sind im Wesentlichen folgende«

Zwischen den mit Kohleospitzen bewaffneten Polen konnte er nicht eher einen Lichtbogen erhalten, als bis sie in Berührung gesetzt und sich um den Berührungs* punkt erhitzt hatten. Dann konnte er die Kohlen von einander entfernen und noch bei drei Cenlimeter (1,1 Zoll) Abstand einen Lichtbogen zwischen ihnen erhal- ten. Holzkohlen y stark geglüht und in Wasser gelöscht {irempe)y gaben das beste Licht; nicht gelöschte Holz- kohle konnte wegen schlechter Leitung nicht zu diesem Versuche angewandt werden. Coke wirkte zwar so gyt wie gelöschte Holzkohle, lieferte aber nicht ein so wei- fses Licht, sondern ein etwas bläulich -rutiiliches. Die Fortwanderung der Kohle vom positiven Pol zum nega-

PoggendorflT« Aniiit Bd. LX. 25

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98S

tWeD, wobei sich am ersterett eine Vertiefbng und m

letzteren durch die angehäufte Kohle ein Vorsprung bil- detei .war bei nicht sehr starkem Sirom, schon mit blotsem Auge sichtbar, besonders im Vaconm. Hr. De la Rive hSit mit Recht den Lichtbogen der Kohle im Wesentli- chen für ein biofses Glühphänomen, da es sich auch im Vacnum zeigt (sogar in erhöhtem Maafse. H. Davj iLonntc mit seiner gi üfsen liatteric von 2ü00 Plattenpaa- ren in der Luft nur einen Lichtbogen von i^ier Zoll Länge zwischen Kohlen erzeugen» im Vacnom dagegen dneil Ton sieben Zoll); in der Luft tritt allerdings eine'theil» weise Verbrennung der Kohle hinzu.

Dieselbe Fortwanderung zeigt Platinschwamm, den man in Glasröhren eingestampft und mit dem positiven Pol verbunden hat, so wie Kupfeipulver, erhalten durch Reduction des Oxyds mittelst Wasserstoff, und überhaupt, wie es scheint, jede Substanz von geringer CohSsion. We- nig macht es, ob der negative Pol aus einer ähnlichen Sub- stanz oder einem compacten Metall besteht. Bei umgekehr- ter Vorrichtung; bei Verbindung der Kohle odeir aonsti- gen lockeren Substanz blofs mit dem negativen Pol er- hält man nur einen unbedeutenden Funken.

Auch die Einwirkungen des Magnets auf den Licht- bogen wurden von Hrn. De la Rive wiederholt und bestätigt. EUidlich überzeugte er sich auch, da[s das zwi- schen Kohlenspitzen entstehende Licht wie das Sonnen- licht zum Daguerreotjpiren angewandt werden kann» und ein nnpolarisirtes Licht ist. [Auch ich überzeugte mich vor längerer Zeit, dafs das Licht eines in der VoU ta'schen Batterie glühenden Phtindrahts keine Spor von Polarisation zeigt, obwolil sie an dem von einem schwar- zen Spiegel reflectirteu Bilde desselben, wie vorauszuse- hen» sehr deutlich wahrzunehmen war. jP.]

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887

VII. Ueber die sogenannte Polarisation, und

über den JViderstond in cylindrisch geform- ten Ketten; 4?on J, F. ßaniell.

^Freier Auszug des "Wesentlichsien licr vom Ilm. Verf. initgfMlH'ikcn nntl unter dem Titel: Sixth Letter on foltaic comhinations in den Phil, TramacL /. 1S42, pL 11^ verdtfendichtcn Abhandlnog.]

D,

^as schdne und einfache Gesetz yon Ohm Qber die elektromotorische Kraft und den Widerstand der Volta'-

sehen Kelle, hebt der Verf. an, setzt mich in den Stand, manche der aus meineo frühere^ Versuchen f;ezogenen Foigerungen 2a berichtigen , und neue Versuche anzu- stellen, deren Resultate die Dunkelheiten und Zwcifel- haftigkeiten meiner früheren Abbandlungen heben werden.

Naher zu seinem Gegenstände tibergehend ^ fahrt er dann fort: Prof. Ohm hat (ich glaube unglöcklicber- weise) die Contacttheorie augenomiiieD; indeis kann seine Formel leicht auf beide der rivalisirenden Theorien an- geirandt werden, und so ist es vielleicbt nöthlg,. dafs ich, als Anhänger der chemischen Theorie, genau anseioan- dmetze» welche Meinung ich mit seinen Symbolen ver- knfipfe.

Die Formel iäL bekanntlich:

worin E die (sogenannte) elektromotorische Kraft, R den Widerstand m den Zeilen, r den äoiseren Wider- stand und ji die Stromstärke (effectipe forte) beteicbnet.

Nach der chetmischen Theorie mttfs nun B das Re- sultat {baiance) verschiedener Kräfte seyn, nämlich I) der stärkeren Verwandtschaft B der erzeugenden Platte iQr das Anion des Elektrolyten, 2) der schwächeren Ver- wandtschaft b der leitenden Platte für dasselbe Anion, und 3 ) der Verwandtschaft e des ^us dem Elektrolyten

25»

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abgeBchiedenen und an der leitenden Platte angehSoften

Kaiüms zu dem Anksn. Die beiden letzteren erzeugen

die Polarisation (wie man sie eben nicht sehr passend genannt hat) und suchen einen Strom in entgegengesetz- ter Richtung wie B zu erzeugen. Es ist also: E=B'—{b'^€)=B—h^e.. »)

Für eine aus n Zellen zusammengesetzte Batterie wird die Formel:

. dS7=^-- <■>

So lange der Snfsere Widerstand r blofs von Me- tallen entspringt, stimmt die Formel genau mit der Er- fahrung, und wenn man daher zugleich die Anzahl der Zellen und den wirksamen Theil der Flächen jeder Zelle ▼erdoppelt, d." h. den Widerstand der Zellen halbirt, be- kommt man genau die doppelte Stromstärke, da:

InE f nE \_ 2nE

« R . \nR^r)~ nR+r '

Wenn jedoch ein Voltameter oder ein anderer che- mischer Widerstand in die Kette eingeschaltet wird, so

hlilt die O h m sehe Formel nicht mehr Stich, sobald man nicht die entgegengesetzte elektromotorische Kraft, wel- che aus der Zersetzni^ dm Elektroljrten und der An- häufung der Jonen an den Elektroden der Zersetzungs- zelle entspringt, und mit der früher niit e bezeichneten .von gleicher Art ist, iu Rechnung zieht.

Aus einer Reihe gemeinschaftlich mit mir und mei- ner Batterie angestellter Versuche,^ fährt der Verf. fort, schliefst Prof. Wheatstone, dafs man die entgegenge-

1) So einlach and MmcfamUch «olcbe ZerlSlhmg der elektroiDO- torüchen Knft auch encheiDen mif , so ist es doch gut in Erinne- ninf cA bdiilictt, dats sie hts jetat durch keine Erfahrung besiSugt wird, schon deshalb nicht,^ weil wir kein anderwoliges Maal« fir |t die'cheauschea Verwandcsdiaften hahca. P.

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389

setzte elektromotorische Kraft ab constant betrachten und somit die Formel

aufstellen könne. Um, in dieser Annahme, die entge- gengeaeUte elektromotorische Kraft za bestimmen, ohne emes anderen Mefsapparats als des Voltameters m be-

dOrfen, vergl eicht Prof. W, die Ströme zweier Batterien, bei welchen der Widerstand derselbe und bloüs die Summe ihrer elektromotorischen Kräfte yerschieden ist. Es leuch- tet ein, dafs, wenn keine Gegenkraft vorhanden wäre, die Stromstärke in beiden Fällen sich wie die Anzahl der angewandten Zellen verhalten würde. «Eine Batte* rie von fOnf einfadien Ketten z. B. müfste die halbe Strom« tfärke einer Batterie von zehn doppelten Zellen haben; allein eine Messung mit dem Voltameter ergab:

^t>.^ ' ^ •* 20 woraus 2,857 £.

In ähnlicher Weise wurde der Widerstand r be^

stimmt, nämlich durch den Vergleich der Stromstärken zweier Batterien, jede von zehn Zeilen,. die aber bei der einen doppelt so grofs waren als bei der andern« Das

Voltameter ergab: '!'.?^~" . ^ : : 12,5 : 20, woraus r=3,333/i.

Hierauf wurden die Stromstärken einer Batterie von successive 3, 4, 5, 10, 15, 20 Zellen am Voltameter ge- messen, und die erhaltenen Gasmengen mit denen ver- glichen, welche die Formel ( 1 ) crgiebt, wenn darin die obigen W erthe von e und r substituirt werden. Das Resultat war:

Anzahl der Zellen 3 4 5 10 15 20

Beobacht. Gasmenge ^ 6 12^^ 15^^ 17^- Kbzoll Berechnet ' H 3^ 6 12^ 15| 17^ -

Die nahe (Jebereinstimmong dieser Resultate mit der

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Auuahmc, dafs e constant sey, hat den Verf. veranlafst dieselbe ferner weitig zu prüfen« wobei^cr jedoch im Vor- anft bemerkt, dafs man bei der ÜnyoUkommenheit sei- nes Mefsverfahrens keine absolute Genauigkeit erwarteu dürfe. Er bediente sich dazu einer constanten Batterie mit Kopfaivifliiidem vob « Zoll HMie und S;^ ZoU IhtrA- messer, die, wie gewöhniicb, in einer Mtsehang ^«d Schwefelsaure und schwefelsaurem Kupferoxyd standen. Zunächst maafs «r» mit dem Voltametar^ die Stron- atttrke zweier Batterien, die an InaeMm Wideratande gleich und nur an elektromotorischer Kraft Terscbieden waren. Es gaben nämlidi:

fünf einfache Zellen —=-n s=ll,25Kbz.in 5MinoL

zehn doppelte Zellen jjp^g^^— ^^»^ - - -

Hieraus flieCst:

bE^e : IOjE:— ^ :: 11,25 : 33,7,

also:

^=2,49 E.

Hierauf bestimmte derselbe in ähnlicher Weise, wie vorhin angegeben, den Widerstand r des Yoltamcleft (dessen Platten, 3 Zoll lang und 1 Zoll breit, in Sebwe- fclsäure von 1,126 spec. Gew. einen Zoll von einander standen). Das Mittel aus mehren Versuchen ergab:

r=0,&41 R.

Diese Wcrthe von e und r wurden nun in der all- gemeinen Formel;

nE—€ .

sobstituirt, und dann, für verschiedene Werthc von n, der Zellenzahl, und ^ dem Widerstand jeder Zelie^ die Resultate der Rechnung mit denen der Erfahrung ver- glichen.

Um endlich für die Rechnung eine Einheit zo babei^ schlob der Verf. eine eimelne Zeile durcb einen kurzen

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m

und 4i4eQ Draht, wo4arch alsp e oad r =0 gemacht wurden, und bestimmte^ wie viel der Zmkstab iimerhalb

i Mioutea au Gewicht verlor. Der Verlust betrug 11,26 GraD, entsprechend 25 Kb^il Kaaiig^s. £s war ako:

^=1=25 KbzoU.

Der Vergleich der Rechnung und der Erfahrung fQhrle nun m folgenden Reaultatex^:

- Kb£oU KmllgM in

4 einfache

~ 4-ha»541

s0,332ft

8,31

7,5

4 doppelte

4—0,249 —4.1+0,541

=0,5942

14,85

13,7

4 dreifache

4 0,249 ~4,i-|-054i

=0,8071

20,17

21

4 vierfache

_ 4^0,249

-^4.^-1-0,541

=0,9799

24,5

25,5

4 fünffache

_ 4— 0»249 ~ 4 4+0,541

= 1,126

28,15

30

5 einfache

5 0,249

5+0,541

=0,453

11,33

11,25

5 doppelte

5—0,249 ~5.4+<^541

= 0,8254

20,63

20,5

5 dreifache

5 0,249 ™5.i + 0,54l

= 1,137

28,42

28,7

5 vierfache

5—0,249 ~5.i4-0,541

= 1,401

35,04

35,2

10 einfache

10 0,249 ~ 10+0,541

=0,7124

17,81

15.9

10 doppelte

10—0,249

""10.4+0,544

= 1,355

33,88

33,7

15 einfache

15—0,249 ~ 15+0,541

:=0,81H

20,29

18,7

20 einfache

_ 20— 0,249 ~ 20 + 0,541

=0^524

21,31

22.

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m

Die Uebereiustiniiiiaiig zwischen den berechneteii und beobachteten Resoltaten unter so complidrten Um-

stäudeu iDufs, glaube ich, sagt der Verf., für sehr he- firiedigeDd gehalten werden.

Er begnügte sich indefs hiebei nicht, sondern stellte noch mehre Versuchsreihen an, von denen eine hier noch aufgeführt sejn mag. Bei dieser wurden 20 Zeilen von sdner Construction angewandt, zuerst sämmtlich in glei* eher Richtung, und dann mit einigen in umgekehrter Rich- tung. Es fand sich hiebei, dafs der Strom, wenu die Batterie Zeilen in umgekehrter Richtung enthielt, nach iiurzer Zeit an Stäri^e abnahm, , theils weil, wie der Verf. zeigt, das Kupfer, welches in den umgekehrten Zellen zur Ziukode wird, sich mit einer Oxjdschicht bekleidet, mit einer um so dickeren, als e^ kleinere Flächen dar- bietet, tbeiis weil durch den an das Zink angehäuften Wasserstoff die elektromotorische Kraft dieser Zellen etwas erhöht wird. Sonach bildet er für die Stromstärke die Formeln;

TiE n*E' e nE n'E^ e

(n+n')Ji^r+n'r' ^^^^ nÄ+n'Ä'+r in der ersten bezeichnet r' den Anwuchs des Wider- standes in jeder ^umgekehrten Zelle, und in der zweiten R' den gesammten V^iderstand jeder dieser Zellen, fer- ner in beiden n* die Anzahl derselben und E* ihre elek- tromotorische Kraft.

Bei der folgenden Rechnung ist gesetzt (vermuthlich nach vorgängigen Messungen) £=1; /t=l| €=2,8ö; r=l,725; JB'=1,1; r'=0,5. Letztere Gröfse ist als constant augeseben, was, sagt der Verf., ziemlich richtig ist, sobald die Kupferflächen gegen die Zinkflächen so groCs genommen sind wie bei den folgenden Versuchen.

Die Ueäultate waren:

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393

Zelleo.

0

Kbüll Knallgas. RccbniHif . Bcobacht.

20 gleichttnnig

20-2,85

_ 17,05 »

18^18

17,5

20+1,725 '

"21,725

1 umgekehrt

19-2,85-1,1 20+1J25-0,5^

_ 15,05 ""12,225

15.57

15,5

2 umgekehrt

18-2,85-2,2 20+1,725+1,0

12,95 "22,275

12,75

3 umgekehrt

20+1,725+1,5'

_ 10,85

"23,225

10,74

10,5

4 umgekehrt

16-2,85-4,4 20:1-1,720+2,0

8.75 "23,275

8,48

8,5

5 umgekehrt

15^2,85--5,5

20+1,725+2,5

6,65

"24,225

6,31

5,5

Q umgekehrt

14-2,-^5-6,6 20+1,725+3^0

4,55 ■^24,725

4,23

3,5

7 umgekehrt

13-.2,85-7,7

20+1,725+3,5

2,45

"25,225

2,23

1,625

8 umgekehrt

12-2,85-8»8 20+1,725+4,0

0,35 ■"25,725

0,31

1

1,16.

Die UebereinstimmuDg zwischen Rechnung und Beob- achtung ist «war, sagt der Verf., nicbt so grois als su-^ ▼or, besonders in dem unteren Theil der Tafel, kann

aber doch bei einem Problem von so Tcrwickeller Na- tur als eine erste Annäherung für befriedigend gehalten werden.

Ein anderer Theil der Abhandlung des Hm. D. be- handelt die interessante Frage fiber den Widerstand in

cjlindrisch geformten Zellen. Bei parallelepipedisehen Leitern oder bei cylindrischen, die der Strom der Länge nach durchläuft, ist der Widerstand bekanntlich direct der Länge / und umgekehrt dem Querschnitt s propor- tional, 60 dafs, wenn man den Widerstand der Subätauz

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I

394

für die Einheit der Dimensiüueu mit c bezeichneli er in jedem andero Falle wird:

/ s

Wie gestaltet sich Dun aber dieser Ausdruck, fragt Hr* D.y wemi der Leiter nicht mehr paraUelepipedisch ist, wenn die Platten, welche den EldLtroIyt begrSnzen, von ungleicher Grufsc sind, nameDtlicfa in cjlindrischen ZeUea, wo B. ^in Zinkstab von einem KapfercjUn- der umgeben ist? Macht es einen Unterschied in der Stromstärke, wenn man die Metalle gegen einander ver- tauscht, den Stab z. B. von Kupfer und den Cjlinder ¥on Zink nimmt? In früheren Veisnchen hatt« er hie- bei bedeutende Unterschiede erhalten.

Um hierüber in's Kein.e zu kommeui wählte er eine Grove'sche Combination. Er umgab zuerst eineo Pla- tindraht, in Salpetersäure stehend, mit einem Zinkcylin- der, in Schwefelsäure gestellt, und darauf einen Zink- drahty in Scbwefeisäore^ mit einem Platincjlinder, in Sal- petersSnre. DrShte und Cjlinder waren in beiden Fd- len von gleichen Dimensionen, und die Flüssigkeiten dnrch einen pordsen ThnnejUnder getrennt. Die Strom- . «tSrke {efftci) wurde mittelst mnes Bregnet'siAeii Tfcep- mogalvanometers gemessen. Nachstehendes waren che mittleren üesnltate mehrer Versuche.

AsM^mSitet Ziiiic»

1 Platin.

Thermogalva-

iiüTtickr.

Cjünder, 2|" Durchm.

Draht

Draht

CjUnder» Durchm.

Draht

Cjlinder, 2|' Durchm. Cjlinder, 1^" Durchm. Draht

274

255 •)

279

273

Der Strom war afao in beiden Füllen so gut wie

gleich, und es macht mithin keinen Unterschied, ob das poflitiTc oder das negative Metall die ^tsere OberiUicbe 1) Soy woiil heilm 27ftf p.

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* m

darbietet, wenn nur die Gestak cmd die Ausdehnung der Flüssigkeit coBStant ist.

Zur ferneren PrOfmig dieses Saties dieiile ein zwei-

ler Versuch, bei dem das Platin ersetzt war durch Ku- pfer und die Salpetersäure durch Kupfervitrioltosung, an» gesSaert mit Schwefelsaure. Auch worden statt der Drehte runde Stäbe genommen, und die Stromstärke durch den Zinkverlust gemessen.

Kupfer. ! Zinkrerlurt.

Stab, 4" Durchm. Cylinder, 2|" Durhhm. Sfab, V' Durchm. CjJij^der, Durchm.

Cylinder, 2f Durchm. Stab, 4' Durchm. Cylinder, 5^" Durchm. Stab, 4" Durchm.

30 Gr.

ao

29,7 30

AwSi Mer MKeb also der Strom conetant, und nitiiin war

der obige Satz bestätigt * ).

Nachdem der Verf. noch einige analoge Versuche gemacht, unter andern darfiber, ob die StromstfiAe sieh

veraudere, wenn successiv 1, 2, 'S Zinkstäbe iu eine Kette Ton seiner Construction gestellt werden (wobei er fin- det, *af8 wenn diese Stabe nahe ausanunen, in der Milte, angebraobt werden, «wei nnd drei nidit yiel mehr wirken als einer, sie dagegen eine, etwas grössere Stromstärke berrorbringen, wenn sie, in gleichem Abstände tob ein-- ander, der Innenseite des Kopferejlindera^ nahe gestellt werden) geht er zu der Frage über, wie der Wider- stand eines cylindrischeu Ringes von Flüssigkeiten be- schaffen aey.

Seine Mcinuug ist kurz die, dafs (wenn die beiden,

, 1) Bei ShoUdMB T«Madwo, 4m Vorf. frSlMr UMtdltt, mIl die StrontftSrln «af iiie HSSA«, weno «r jEjak, in SchfrofdiSui« atchitaid, nun SqCieren Meudl «od eiiien Platuidr«^, In Knpfcrvitriolldsiiiif fettettl, umercB Metall mdun. DcrGfimd hiefoii war, wie er sagt, weil Meh dam am letaleren das Kupier pidreiförmi^ nieder- icblog uud sogleich WasAerston* eulwickelte.

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die Flfioigkeiftti begrimenden efliikkbdMNt M«UilIffil^

chen conceiUrisch stehen. P,) der Widerstand der Flüs- sigkeit proportional sey dem Abstände der CyliDdeiflft- chen dtvidirt durch die Fliehe des mittleren Quenchniflt der Flüssigkeit. Unter diesem mittleren Querschnitt ver- steht er die Oberfläche eines Cvliuders, dessen Durch- messer das arithmetische Mittel ron den Darchmessem der beiden Metallcjlinder Ist.

£r sagt dann ferner: »Nun müfstc die Stromstärke (amtnmi of current) für jeglichen Durchmesser des änfse* reo Cy linders dieselbe seyn, denn der Widerstand» der durch Verlängerung {increasing oj depth) des Elektro- lyten, d* durch Vergröfsening des Radius des Cylin- ders, erzeugt wird, wird genau aufgehoben durch das vcr- gröfserte Leitungsvermögen, in Folge des vergröfserten Areals des Durchschnitts des Elektrolyten und so umge- kehrt. Die Resultate der Versuche bestfifigen diesen Schlafs, denn aus der ersten Tafel erhellt, dafs, unter gleichen Umständen» Cylinder son H und 2| Zoll Durch- messer gleiche Stromstfirke henrorbrachteUt und aus der zweiten Tafel ersieht man, dafs dasselbe von Cylindem von 2| und 5^ Zoll galt.«

Weiterhin bemerkt der Verl indefa^ dab diefs Gesetz nicht allgemein gültig sey, sondern nur in dem Fall, wo der Durchmesser des inneren Metallcylinders klein ist.

[Und in der That ist die(s auch leicht zu sehen^ denn wenn wirklidi der Widerstand des cylindrischen Rin- ges der Flüssigkeit proportional ist:

so kann er offenbar nur dann bei wachsendem Durch- messer R des äufseren Metallcylinders constant sey n, wenn der r des inneren gegen ihn Tersdiwindet jP.]

1) DttGi bei fitner aosenaiiiiten «omuiDttii Kette die Stioiiittirke oidii SeSndert wird, weno man die negeiive MetellflSche abwcdiMiBd sor Srdlieitn und eiir UehieM ninmit» seheld aar dabei die CutJ!

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9

m

Bndlich hat der V«rf. die Stromstärke noch fttr den

Fall mittelst eiues Tbermogalvanometers zu messeu ge- sooht» wo imieiiialb eines in KupfervitrioUösang stehen*- den Knpfercyiinders von gegebener GrOfse, du Zfnkcy* linder bis zu verschiedeneo Tiefen in die Schwefelsaure des eingeschlossen en Tboncylinders eingetaucht ward. Er fand, wie natfirlich^ die Stromstärke mit vermehrter £in- taachang wachsen, gelangte aber zu keinem Geset«.

VIIL Elektrochemischer oder Fblia'scher Con^

densator, und neue T oUa sche Kette.

TJ^nter erstereo nicht eben glücklich gewählten Na- men beschreibt Br. De la Kive eine Vorrichtung, in welcher der Strom einer einfachen Kette durch den Ton ihr selbst erregten Indnctionsstrom so verstärkt wird, dab er im Stande ist, Wasser zwischen Fiatinplatten in be* trächtlicher Menge zu zersetzen. Man sieht diese Vor- richtung in Fig. I Taf. II abgebildet.

^ist eine einfache Kette, entweder eine Dani eil - sehe, die für sich das Wasser zwischen Platten gar nicht zu zersetzen vermag, oder eine Grove'sche, die es un- ter gleichen Umständen nur in sehr anbedentendem Maalse

und die Griilke der FlotaigIceSl migeSndert bleibt, dafs dabcr AlleSf wm

man früher von der Vortheilhartigkeit einer Verdopplung oder Ver» grölseruiig dt^i negativen Metallfläche gesagt hat, nur für gewöhnli- che, dem Eiüilufs der sogenannten Polarisation ausgeset/.ic Ketten gültig ist, davon habe auch ich mich schon vor einigen Jahrm hinreichend nherzcugt.

iNicht so unterschreiben kann ich aber den Salz, welchen Hr. D. für deo Widerstand eines cylindrischcn hinges aufstellt. ich halte den Sats nur (ur eine Annnlierung zvl dem wahren Gesetz, das ich be- nitt in den Abnaleo, Bd. LV S. 47, aniodentcs w«gtfl| bia jeiat aber «erhmdert ward openBieiMcU. darantboii. P.

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398

zmelM. Die an ihre Phtten gdOllMleii Drftble eodigen

in deu Quecksilbernäpfcheo B und G.

C ist da Scbäidien von amalgirteiD Kupfer« CD ein Metalbtab, vmehen bei D ntil einer Feder, die sein

herabgcbo^encs Ende C mit dem Boden des Schälchens iu Berührung hält; DE ein Leiter, weleäer den Stab CD mH dem Draht £FG in Verbindnog setzt.

Dieser Draht EFG, eiu mit Seide bcsponnener Ka- pferdraht, ist um eine Htilse gewickelt. Er mnis dick seyn und dar£ keine zu groCse Länge liaben. Hr. De la Rive nimmt statt ^rit^^ Drahtes lieber drei neben ein- ander, jeden von 1 Millimeter, die er 100 Umgänge um die HOlse machen läbt, and dann an ihren Enden in E und G vereinigt ' ).

mn ist ein Cylinder von weichem Eisen im luDerü der Hülse; p ein StUckchen weiches Eisen, das an dem Stab DC befestigt ist und vom Ende m des Eiseacylin- ders heraufgezogen wird, sobald dieser durch den StroHi magnetisirt ist.

U und / sind die Enden zweier Leiter, «Ke data dienen, das mit Platinplatten versehene Voitamcter V'vn den Kreis der Kelte zu bringen.

So wie man die Kette schlieist, kreiCst der Strom In BCDEG; angenbUcktieh wird das Stfickehen h«^ aufgezogen, weil mn magnetisirt ist. Allein dadurch wird auch sogleich die Scliliefsung bei C unterbrochen, weil der Stab DC, dessen herabgebogenes Ende auf den Be- den des Scliälchcns C druckte, sich hebt. Diese Uulcr- brechung ruft in dem auf E gewickelten Draht einen In- ductionsstrom hervor, welcher gleiche Richtung mit dm 'der Kette besitzt. Andererseits ist, so lange der Stab DC gehoben bleibt, ein neuer Schliefsbogen gebildet, von der Kette ^ aus ISngs ECU zum Vohameter K und von da ISngs lEG zur Kette zurück. Das Volla-

1) So da£i dt einen einosot Dnht von 3 Mglimet Bnrduneaicr to*d« len, Mst Hr« IL; datn bcdOite et aber nenn loldKr DfeihlB»

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m

«eter ftM also zn^Mcb daralilaiileo von dem lodactiooft«

Strom und von dem VoUa'schen Strom (verstärkt wie Hr. la Kive meint durch den Durchgang des In* doctionsstroms durch die Kette)* So wie indefs die ScUiefennf^ bei C anterbrochen wird, ist aoch das Eisen BBcht mehr magnetisirt oder wenie;stens sehr schwach, weil das Yoltameter sich in der Bahn des Stromes befindet; das Stöekchen p wird nicht mehr faeranfgezogen, der Stab DC daeegcü von seiner Feder niedergedrückt und der Kreis wieder bei C geschlossen. Der Strom fängt , abo wieder an durch BCDEG zu kreisen und die« selbe Reihe von Erscheinungen wiederholt sich ' ).

Die Kraft der Feder D und der Abstand des Stück- chens p von der Unterseite des Endes m des Eisen cj- linders mflssen so abgeglichen werden, dafs die oscilla« torische Bewegung des Stabes D C leicht und sehr rasch geschehe. Durch Probiren gelan<^t man sehr bald dahhl, den ApfMrat in dieser Beziehung unter die günstigsten Bedingungen su versetzen.

Mittelst einer solchen Vorrichtung erhielt Hr. De la Rive 10 bis 15 Kubikccntiuieter Kuaikas in einer HUnute» doch nur mit Anwendung einer Dan ieiTschen oder Gröve'sehen K^tte. Eine gewöhnliche Zink-Platiii* . Kette, mit Saure oder Salzwasser geladen, bewirkte keine Wasserzersetzung zwischen den Platinplatten des Volta- meters» Eine Bleihyperoiyd- Kette, die fOr sich 9 Ku- bikcentimeter Gas in der Minute gab, lieferte in obiger Vorrichtung 18 Kubikcei)tinicter. Hr. De laRive hält seinen VoUa'schen Condensator, wegen der Einfachheit

1) Es ist eine ähnliche Mechanik wie sie früher Nee ff lum raseliea Oeilncn und Schiielsen einer Keltc, behufs phy sKjlfigisrher \^^irkun- gen, angewandt hat ( Ann. BJ. XXXXVl S. 101) Au< Ii verdient wohl bemerkt zu werden, dais der durch eine einfache Kelle zu er- regeode iaductionsstrom schoo für »ich im Stande ist, Wasser so MMttBen, wie nnter andern der von Pohl «msUniirto Apparat dar^ thoi (Ann. Bd. XXXIV S. 185 und 600 )b

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und WohlfeilheU, besondera flir practteche Auwel gen braudibar.

YontdiendeB ist ans &nem ISngeren Aufsatz geDom-

men, den Ilr. De la Rive unter dem Titel: Vehcr die chemische Wirkung einer einfcichen Kette und die Mit- tel ihre Kraft zu oerstärken^ in den Ardu^es de (Eieciri- €äe\ T. III p. 159, veröffentlicfat bat.

Derselbe enthält unter andern auch noch die Be- schreibung der eben erwähnten Bieihjperoxyd Kette, welche der Verf. als sehr wirksam rQhint. Diese Kette besteht aus Zink und Platin, von welchem ersteres in verdünnter Schweielsaure oder Salzwasser steht, letzte- res sich aber in einem porösen Thoncjrlinder befindet, inmitten von Bleihyperoxjd (peroxyde, also doch wohl braunes Hjpcroxjd, und nicht cl>va Mennige), mit dem, wohl eingestampft, der Cjlinder gefüllt worden ist

Eine solche Kette ist, nach Hrn. De la Rive» wirk- samer als eine Grove'sche» denn während letztere das Wasser in einem Vollanieter mit Plalinplalten kaum wahr- nehmbar zersetzt, giebt erstcre unter gleichen Umstän- den 10 Kobikcentimeter Knallgas in der Minute, Bei zwei Ketten, zur Säole vereint, würde aber doch, nach des Verf. Angabe, das Uebergewicbt wieder auf Seite der Grove'schen Combination sejn, denn diese lieferte 27 CG. Gas in l\ während die Bleioxjd*Combinalio& nur 24 C.C gab.

Noch sonderbarer klingt die Angabe, dafs eine Biel- oxydkette^ vereint mit einer Grove'schen, 32 C.C., und ▼ereint mit einer Danieirseheui 31 CG. Knallgas in

der

1} Mit anderen Metallen als Zink, namentlich mit Eisen, ist das Hlei- hjrperoxjd früher schon von Schönbein corabiairt worden. (S. Ann. Bd XX X XI S. 55, Bd. XXXXUl S. 89, Yergl. aucK Fa- raday, Ann. Bd. Uli 556.) P.

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der Minute liefert, d. h. betriiclitJich mehr als eine Com. bioation von zwei Kellen jeder der drei Arten fOrsich.

Die Wirksamkeit der neuen Kette, die Hr. De la Rive als das Resultat zweier chemischen ActioDeii, der Oxydation des Zinks und der ReducUon des Bieibjper- oiyds, ansieht, findet nicht mehr statt, wenn statt des Bleihyperoxjds Mangan -Hypcroxjd, oder statt der Pla- tinplalte eine Kupferplalte genommen wird; den Grund 2u letzterem setzt der Verfc in eine locale elektro-che* mische Action auf das Kupfer, das auch dabei rasch ver- ändert wird.

Die Dauer der Wirksamkeit dieser Kette ist, nach des Verf. Angabe, beträchtlich, weshalb und wegen ihrer geringen Kostspieligkeit (da sollte man wieder glauben, er wendete Mennige an, denn braunes Hyperoxyd ei- gends dazu zu bereiten, wäre doch nicht eben wohlfeil) er sie besonders für technische Anwendungen geeignet hält, aber coustant ist sie doch nicht.

Ueberdiefs enthält die Abhandlung noch mancherlei Betrachtungen über die Unfähigkeit oder geringe Fähig- keit der bisherigen galvanischen Combinationen, als ein- fache Ketten angewandt, das Wasser zwischen Platin- platten zu zerselzeii. Hr. De la Rive setzt den Grund dazu in den »Widerstand, der sich hauptsächlich in den drei Theilen der (mit i^wischenpiaUen von Platin verse- henen) Kelle äufsere, wo der Strom aus der Flfissigkeit in das Platin, oder aus dem Platin in die Flüssigkeit fibergeht « und ist auch der Meinung, dais, damit eine einfache Kette, unter den genannten Umständen, Wasser zersetzen könne, immer zwei chemische Actionen erfor- derlich Seyen ' ).

1) In diesen heiden, wie in so manchen anderen Punkien, kann icli mich nicht mit dem geehrten Hm. Verf. einverstanden erklären. Wa$ znnfichst die Unrahlgkeit oder geringe Fähigkeit der meisten einfachen Poggendorir^ Annal. Bd. LX 26

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IX. Bunsen's verbesserte Kohlenbatierie und

einige Versuche mit derselben.

Oie arspriinglicbe and die nachherige Einricbtong der

von Prof. Funsen construirten Kohlenbalterie werden den Lesern aus den früheren Aufsätzen über diesen Ge- genstand (Annal. Bd. LIV S. 417 und Bd. LV S. 265) bekannt sejn. Seitdem hat der Erfinder einige neue Docunieute über seine Batterie in den ^nn, de chimie et de phys. Ser. III T. VIII p. 28, veröffentUcht, aus denen wir Nachstehendes zur VervolUtSndiguug jener Auf* Sätze glauben hervorheben müssen.

Im Ganzen ist die zuletzt in diesen Annalen be- schriebene Einrichtung beibehalten worden; allein die

Ketten zur T^a^sirzersclzung zwischen Platinplatten betridt, so liegt diese offenbir uicht od er Wenigsteiii nicht allein in einem Wider- derstand, denn soust niüfstc man durch Vergrßfserung der Platten, oder überhaupt durch Verringerung des W'^iderstaudes in der eigent- lichen Kette die Wasserzersetzung heryorrufen können. Bekanntliclk ui didb aber nickt der Fall. W^enn auch die Acten über den so- genannten Uebei^angswidersiand noch nich^ für geschlossen m hal- ten sind, so ist doch so viel gewifs, dafs nicht diesenTallein , son- dern wesentlich der sogenannten Polarisabon die Hemmung der Wsm- senerseiznag angeschrieben werden muls, was aach ja von den mci» sten Physikern iSngst anerkantit ist. Eben so scheint mir der Sau von den Erfordemils sweter dkonischcn Aciionen aur Wa*ser»er- setKung wenig erwiesen \ idi glaube vielmehr, dafs eine einaige chemi- sche Action (um im Sinne der chemischen Theorie au sprechen), oder vidmehr eine eintige defctroraolorische Kraft, wenn sie nnr hinling- lich stark ist, am die an den Platiaplatien des Voltameters ^tstan- dene elektromotorische Gegenkraft gehörig zu überwältigen, vollkom- men da&seihe bewirkt. Auch möchte ich fragen, wie der Verf in seiner Kette die Reduction des Hyperoxyds als eine zur Erzeugung des Stromes beitragende cl»en)ische Actiou betrachten könne; icli Linn sie für nichts andere« halten, als für eine VFirkung^ eine 1^'olge, des Stroms. P,

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GlasgefilCBC der Zellen haben «ine xweckmftfoigere Ge- st att erhalten, in sofern sie das Entweichen der salpe- (rigsauren Dämpfe beschränken. Die Glasgefäfse BBAA (Taf. II Fig. 2) sind nfimlich Cylinder» die sich nach oben balsföruiig verengern. In diesen passen die hohlen Kohiencjr linder CCC C so, dais oben nur ein geringer Zwischenraam bleibt. Sie umschlieben die porOsen Thoi^ cjlinder i)2), in denen wiedenim die Zinkcjlinder zzzz stehen. Die Kohlen, obwohl von der härteren Art,, sind doch im geringen Grade porös« und deshalb am heraus- ragenden Ende mit Wachs getränkt; damit der Zinkring; dessen Ansatz P' mit einem ähnlichen Ansatz des näch- sten Zinkcvlindcrs durch eine Kieiiune verbunden wird, nicht von der Salpetersäure leide. Den Ansatz des Zink- cylinders sieht man fdr die abgebildete Zelle in P". Die Glaser werden init Salpetersäure von 1,305 spec. Gewicht gefüllt, und damit diese desto uiigr tiioderter zum Thoncjlindery der Schwefelsäure von 1»170 spec* Gew. enthält, gelangen könne, sind die Kohlen ringsum mit einigen schräg eino;ebohrfen Lochern versehen.

Mit einer Batterie von 48 solchen Zellen hat Ur. Prof. Buneen verschiedene Versuche angestellt, unter anderen, um die Anwendung des zwischen ihren Polen sich, bildenden Lichts zu Beleuchtungen zu prüfen. Der Lichtstrom zwischen Kohlenspitzen konnte, durch Aus- einanderrCickung derselben, bis sieben Millimeter verlän- gert werden. Seine Intensität nahm zu, so wie man die Spitzen einander näherte.

Zur Messung dieser Intensität wurde folgendes Ver- fahren benutzt. Es sejr ein durchsichtiges Diaphragma, z. B. ein Stück dünnes Papier aa (Fig. 11 Taf. 3), in der Mitte durch ein zweites Papicrslück verdoppelt. Dieses Diaphragma werde von der hinteren Seite L durch ein schwaches, aber constantes Licht a erhellt, von der vorderen L' aber durch das Licht a^ dessen Intensität man messen will. Man sieht» dafs die Vorderseite des

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Diaplira^ma durch die Coincideuz der beiden Lichter verschiedeuartig erbellt seyB wird. Die Heiligkeit der Seiten ab besteht au8 dm von L aosgegapgeneu Strah- len a und dem, nicht durch das Diaphragma gegaugeoen Theil .des Lichts L'. Folglich ist die Helligkeit beider Seiten s=:a+ß. Der Theil bb der Vorderseite des Dia- pbragma empfängt gleichfalls die Lichtmenge weBiger die von dem doppelten Papier zurückgebaiteueü Strah* ien X. '

Die Seite bb empfängt van a' die Lichfmenge und iiberdiefs den Theil des von a' ausgegangenen Lichts, welches das erste Papier durchdringt und vou der Ober- fläche der zweiten zurückgeworfen ist Wir bezeiclmeo

ihn durch y.

Die Helligkeit der Seite bb ist also im Ganzen a-^rß X+y. Wenn ji:z=y^ sind die Helligkeiten der Sei- ten bb und ab gleich, nämlich und das Papier er- scheint als eine weifse, gleichförmig beleuchtete Fläche. I

. Wenn ar>>;^, so empfängt die Seite bft weniger Liebt als ab, und erscheint als ein dunkler Fleck mit weibem Grunde. ...

Wenn endlich y'>^y hat man den umgekehrten FalU und die Seite bb erscheint als ein weifser Fleck auf dunklem Grund. ' '

Näherl iiian die Lichtquelle L' dem Diaphragma, so ' zeigt die Oberfläche successiv die angegebenen drei Pha- sen. Zur Vermeidung der sub)ectiven Farbentöne, wel che den üebergang des Schwarz in Weifs begleileu, be- dient sich Hr. Bansen zweier matter GlaspIatteOi <he zwei auf einander gelegte Stöcke Briefpapier einschlie- fsen, ein gröfseres und ein kleineres. Stellt man diese Platten an die Vorderseite eines im Innern schwach er- leuchteten Kastens, so ist es leicht, durch llfäbem ^ Entfernen dieses kleinen phulometrischen Apparats, dco Abstand zu finden, bei welchem die Oberfläche glci^^' förmig erleuchtet scheint^ ohn« einen weifsen oder eiaea

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chwarzen Fleck zu zeigen. Das Quadrat dieses Abstan- des giebt das gesuchte Verhaltniis der LichtstSrke*

Nach dieser Methode, welche auch die Vergleichung verschiedenfarbiger Lichter erlaubt, bat sich gefuadeD, dafs die Flamme eiu^r Kobleobatterie yoo 48 Zellen eben so iDtensW ist, als Licht von 576 Stearinlichtern. Der so wirkende Strom hatte eine absolute Intensität =52,32.

Hn Prof. B. hat überdiefs beobachtet, dafs sich/ ohne VerstHrkuDg des Stroms^ der Lichteffect mehr als verdoppeln lälst, wenn man die Kohlenspitzcn uithrnials mit einer concentrirteu Lösung von schwefelsaurem Na- tron tränkt .

'* m

X. Silliman s KohUnbatlerie,

Hr. Ben) a min Silliman, seit einie;en Jahren Mit- herausgeber vom American Journal of Science and Arts seines Vaters , ist durch einen Brief von Berzelius an den Dr. Hare, worin der Batterien mit Kohlen als gleich- zeitigen Stellvertretern des Platins und der porösen Thon- cjrllnder (.abo von ^Bonsen'schen Batterien anfänglicher Einrichtung) erwähnt wird, veranlafst worden, ähnliche Batterien aus Graphit zu constiniren, was freilich olmc sein Wissen schon Hr. J. F. Cooper zu London im J. 1839 gethan hat '.}• Wiewohl nun in der Anwen- dung dieser Substanz zu Grave 'sehen Säulen nichts Neues liegt, so möchte doch die Form, welche Hr. S. seiner Batterie giebt» und im obigen Journale, VoU XLIV (1843) p. 180, beschreibt, noch kennenswerth seju.

Hr. S. wandle anfanglich natürlichen Graphit au, verwarf denselben aber später wiederum ^ nicht weil er nicht in hinlänglicher Menge zu erhalten sey, sondern

1) Phil. Mag, Ser.ill VoLXFl p/^. (AuchAou. Bd.XXXXIX

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weil die selbst äufserlich gesuud aussehendeu Stücke im- mer Sprünge und Klüfte im Innern besitzen, und des- . halb beim Zersägen von einander fallen. Er nahm da- her seine Zuüucbt zu sogenanntem küustlicheu (^rapliit, der Tiegelmasse (der Mischung von Graphit und feuer- festem Thon), die er in Formen von geeigneter Gestalt fest einstampfen und brenneu liels Solide Cyknder aus dieser Masse bilden das negative Element seiner Batte- rie, deren Einrichtung' aus dem in Taf, II Fig. 4 dar- gestellten Durchschnitt einer Zelle verstSndlich seyn wird.

CC ist ein Cv linder von Steingut, 4 Zoll iui Darcb- messer und 3 Zoll hoch; in diesem steht zunächst der hohle Zinkcjlinder dann das porOse Thongefäfs

TT, und endlich der solide Graphitcjlinder P, Wie gewöhnlich ist der Kaum zwischen C und T mit Schwe- felsäure, und der zwischen T und P mit Salpetersäure gefüllt. Die Zinkcylinder sind an zwei gegenüberliegen- den Stellen mit Ansätzen oder Oliieii ec versehen, und reichen mit diesen in die Oeffnungen eines Hoizrahmens Ff worin sie- durch kleine Keile' ip fest geklemmt wer- den. Mit demselben Rahmen ist auch jeder solide Gra- phitcjiinder mitteist einer Messingschraube S fest ver- bunden. Das eine Ohr eines jeden Zinkcjlinders Ter- längert sich horizontal in einem breiten Streifen wel- cher auf die Messingschraube des Graphitcylindeis in der nächsten Zelle drückt, und somit die Zellen unter einander in Verbindung setzt.

Zwölf Zellen in drei Reihen gestellt, stehen in ei- nem Holzkasten, und unter ihnen liegt, getragen von den Zinkcyliudern, der Iloizrahmen der dazu die Ge- stalt eines Rechtecks mit einem Querriegel in der Mitte besitzt. Als einen Vorzog dieser Einrichtung gegen die Grove'sche hebt Hr. S. hervor, dafs sie geslattet, sämmtliche Kohlen- und Zinkcjlinder aus den Flüssig- keiten heben zu können ' ).

1/ Dasselbe läfst sich auch bei der Grove^^cliCQ CoD&trucuon crrci*

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Hr. S. hat eioe Batterie Von acht solcher Kasten (also 96 Zellen) construirt, die sich auf verschiedene Weise combiniren lassen. Mit allen Kasten, hinter ein- ander gereiht» gab diese Batterie neun Kubikzoli Knall»

gas in der Minute. s

XL Neuer Commutator; pon Hrn. Duj ardin,

{jinnal de chim. et de phjs Ser. III 7. IX p. 110. Aussog.)

jnLuf einem rechteckigen Brett AB (Taf. I Fi^;. 16) sind fünf recht blanke Kopferplättchen befestigt: CD^ GH^

EF, IK, LM. Die bcidcu ersten, CD und GH, ste- hen durch einen angeiötbeten Kupferdraht X mit ein- ander in Verbindung. Die beideq . letzten» IK and L enthalten die Löcher K und M, worin die Polardrähte der S^lule eino;esteckt, und milleJst Holz- oder Metall- püöcke festgeklemmt werden. Eben so siud die Galva- nometerdrähte ¥Z in den Löchern EG der Piättchen FE und HG befestigt.

iVO und PQ sind zwei Kupferstreifen, die in O und Q durch Stifte mit den Plättchen IK und LM drehbar verbunden sind. Ein Holzriegel RSy an wel- chem sie mittelst locker angezogener Schrauben befe- hligt siud, erhalt sie in Paralleiismus. Eine Feder TU Ton Eisen oder Messing drückt auf diesen Riegel^ um die Kupferplatten in gehöriger Berührung zu halten.

Die ( lüüuuutation geschieht dadurch, dais man die JStreifeu ON und PQ mittelst des tlokriegels A«^ hin-

clien, wenn man die Zinkplatten nicht unter, sondern neben die Tbookasten hlnweggeben lälsL Udirigcns ist es bei Bntterieo mit ftwei Flüssigkeiten, wenn man sie möglicbst schonen will, nieht ge> nngy nach gemachtem Gehraucb, die starren £lemenle kerausanheben, sondern man muls auch die TbongefSIse mit der Salpetersäure aus der Schwefelsiure nehmen. P,

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und berschiebt. Berühren diese Streifen die PISttcben

FE und HG^ 80 gehl der Strom in , einer Richtung durch die Galvauomoterdräbte, berühren sie aber die Streifen D C und FE^ so durchläuft er dieselben in ent- ge^cugescUter RichUmg. Damit die Verschiebung sanft geschehe, sind die Zwischenräume der drei Piättchen D F£t HG durch Holzplatten Von gleicher Höbe ausge* füllt, und damit sie nicht zu weit getrieben werde, stehen zu beiden Seiteo die Holzpflücke A' und B\

XII. Beschreibung eines sich selbst registrirenden Fiuthmessers, nebst einigen mit diesem Ap- parate erhaltenen vorläufigen Resultaten;

pon £. Lenz,'

(Aus doDu BuUetia der St. Peiersbuigrr Academie vom Uro. Verfasser

mitgetheiit. )

Als im Jahr 1839 der Capitaiu Etolin als Gouver- neur der russischen nordamerikauischcn BesilzuDgen sich nach dem Orte seiner Bestimmung einzuschiffen im Be-. griff stand, ward ich von Sr. Excellenz dem Hm. Admi- ral von Lütke aufgefordert, es zu bewirken, dafs Hrn. Etolin ein sich selbst registrirender Apparat mitgegeben werden möchte, um den Gang der Floth und Ebbe im Hafen von Neu- Archangelsk auf der Insel Sitcha zu ver- zeichnen; zugleich hatte Hr. von Lütke die Güte mir seine Idee über die Einrichtung eines solchen Flutbmes* sers mitzutheilen. Ich machte dem zufolge bei der Con- ferenz den Antrag, dafs mir die Erlaubnifs ertheilt wer- den möchte, einen solchen Apparat nach meiner, Anwei- sung bei unserem Mechanikus, Hrn. Girgensobn, aus-

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' fthrai zo lassen, and denselben alsdann Hrn. Etolin

mitzugeben. Als mir dieses gestattet worden war, nahm ich mit Hrn. Girgensohn Rücksprache über die vor- theiihafteste Construction des Apparats , und in Folge dessen wurde derselbe ausgeführt, wie ihn die nachfol- gende Beschreibung darstellt, wobei im Ganzen die Idee des Admiral v. Lütke beibehalten ward. Ich habe mit der Bekanntmachung dieser Beschreibung so lange gezd* gert, weil sich zuvor seine Brauchbarkeit an einer mit ihm angestellten Beobacbtungsreihe geprüft wissen wollte. Im Herbst des Jahres 1841 erhielt Hr. Lütke tlie erstbn Beobachtungen zugeschickt, welche mit dem Apparat wäh- rend eines Monats an«;este!lt worden waren, und er lirüte die Güte mir selbige zu nachstehendem Gebrauche mit- zutUeilen. Durch diese ersten Beobachtungen wurde die practische Brauchbarkeit des Apparats vollkommen er- wiesen, und ich will nicht länger zaudern, die Con- struction des Apparats zu beschreiben und in zwei Zeich- nungen (Taf*II Fig. 5 und 6) zu erlSutern, damit er, wenn es wünschenswerth erscheinen sollte, auch an an- dern Orten ausgeführt werden könne. Zugleich theile ich die krummen Linien mit, durch welche der Apparat im Laufe eines Monats den Gang der Ebbe und FInih selbst an°;ezei^t hat, nur im verkleinerten Maafsstabe, nicht um aus ihnen ein Resultat für die Fiuththeorie zu ziehen, wozu der Zeitraum zu kurz ist, sondern nur als Beweis der Brauchbarkeit des Apparats ^ ).

Der Fluthmesser ist auf Taf. 11 in achtfach verklei- nertem MaaCsstabe dargestellt, in Fig. 5 in einer Ansicht ▼on ^orn, in Fig. 6 von der Seite; auf beiden Tafeln entsprechen gleiche Buchstaben denselben Theilcu des Apparats.

1) Ick bedaure diese graphischen Darstcllangen nicht wieder gebeo so koonco, da sie, ««Ibat in dem verkleinerten Maaftstahc, welchen der Hr. Verfataer gewählt hat, für die Annaloi noch an ml Baum fort- genonunen haben wüiden. P/

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Um die horizontale Axe DC drebf Bich die Kren- scheibe AB, um welche ein Draht gewunden ist, an dessen unterem Eude der Schwimmer e'm getheerler Holzklotz oder ein hohler kupferner Kdrper, befestigt ist Dieser Schwimmer schwimmt in einer Art von Brunnen OR, welcher in's Meer herabgebaut ist, an einer sol- chen Stelle des Ufers, dicf auch bei der niedrigsten £bbe nicht trocken gelegt wird; in der Tiefe communidrt der Brunnen mit dem Meere durch eine enge Röhre T2^, oder auch durch eine oder einige kleine Oeffnungen; es wird also das Wasser im Brunnen mit der Flnth des freien Meeres zugleich steigen und mit der Ebbe sinken, ohne doch, wegen der engen Commanication, an der Wellenbewegung des Wassers Theil zu nehmen. Um die kleine Rolle C ist ein anderer Draht geschlungen, welcher ein Gewicht Q trägt, wodurch die Kreisscheibe AB nach der entgegeugeselzteu Seite, als von P, gezo- gen wird, und welches, so schwer ist, dais es den Draht JBP immer gespannt hält.

Auf der Axe DC sitzt bei E ein Drilling, der mit seinen Zähnen in die Triebstangen F G greift, und diese daher senkt oder hebt, je nachdem sich der Schwimmer P senkt oder hebt; dabei bemerke ich, dafs das Gewicht dieser Stange so grofs ist, dafs dadurch jeder todte Gang im Getriebe' vermieden wird. An dem oberen Ende der Triebstange ist mit einem Gelenke ein Theil GH be* festigt, dessen Construction in Fig* 6 deutlich zu ersehen ist £r besteht am oberen Ende aus einem gabeiför- migen Halter, in dessen Lagern bei a, b sich ein hob* 1er Messin gcy linder HW ohne alles Schlottern um seine Axe drehen kann. An seiner hohlen Axe befindet sich ein Schieterstift weicher durch drei Schrauben bei H und möglichst genau in die Axe des Messingcjrlinders gestellt und in dieser Stellung fisirt werden kann. Die Spitze des Stifts k wird dann dadurch genau in die Axe

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«

dieses Cjlinders gebracht, dafs der ganze Thcil GH, nach ' bei Seiteschieben der Feder cd^ zurlickgeschlagcn , die Schnur eines Drehbogens um die Rolle fg geschlungen nnd der Stift in schnelle Drehung versetzt wird, wShrend eine feine Feile sclirü^ an den Stift gehalten wird. Be- greiflich mufs bei dieser Art der Zuspit7uiig die Spitze genau mit der Axe des sich drehenden Tbeils zusammen* faUen, und folglich sich bei |eder neuen Zuspitzung im» mer wieder in derselben Höbe tiber dem Ende F der Triebstange befinden. Hierauf wird der Tbeii G/i wie- der heraufgeklappt und die Feder cd davorgeschoben, so dafs sich die Spitze k dadurch mit einiger Kraft ge-. gen die Sclüefertafel iüf iV (Taf. II Fig. 5) andrückt. Die Tafel selbst y In einem Messiograhmen gefafst, wird in einen besonderen MeSsIngrahmen KL eingeschoben, wel- cher mittelst zweier Rollen auf einer kleinen Eisenbahn Xy hin- und hergeschoben werden kann. Der Mes- aingrahmen KL (ragt an seinem hinteren Theile, der gan- zen LSnge nach, ein horizontales messingenes Lineal, wel- ches bei m ( Taf. II Fig. 6) im Durchschuilt zu sehen und unten, der ganzen Linie nach, gezahnt ist. An diese Zähne greift der Driiiing der durch die Uhr U ge- dreht wird, so dafs er den Rahmen KL mit der Tafel in etwa 28 Stunden vor der Spitze des Stifts K gleich- mäfsig vorüberschiebt

Aus der obigen Beschreibung ist nun klar, dafs wenn der Schwimmer P durch die Ebbe und Fluth fallt und steigt, die Bleistiftspitze K um einen cutsprechenden Theil ' sinken und steigen wird, wob^i das YerfaäUnifs seiner Bewegung zu der des Schwimmers beliebig eingerichtet werden kann durch Bestimmung des iJurrlmiessers des Drillings E gegen den Durchmesser der Scheibe In dem nach Neu- Archangelsk gesendeten Apparate, der ffir eine Flnthverändemng von 22 Fufs eingerichtet werden rnuiste, ist das \ erbdltuifs beider Durchmesser =1 :32 genommen worden. Ist nun die Schiefertafel durch ho-

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t

rizontale Paralellstriche an der Vorderfläche in zwetnnd-

zwanzig gleich breite horizontale ZoDeu getheilt, wovon jede 77 Fufs breit ist» so wird der Stift um eine sol- che Theilang steigen, wenn die Floth den Schwimmer P um einen Fufs hebt. Da nun «u ^i^leicher Zeit die Tafel in horizontaler Richtung sich an dem Stifte vor- beischiebt, so wird der Stift ini' Laufe des Tages eine krumme Linie beschreiben, dessen horizoiitaie Abscis- seu der Zeit, die verticalen Ordinalen aber der Fluth- hohe entsprechen, und wenn daher die Tafel auch durch verticale Parallelstriche so getheilt ist, dafs jeder Theil einer Stunde entspricht, so werden sich sogleich beim blofsen Anblick der Tafel die Fluthhdhen für jede Stunde angeben lassen.

Der Apparat hat zwei solche Tafeln, so dafs wenn die eine herausgenommen wird, um die angegebenen Fla- then zu copiren (was auf genau sp, wie die Tafel, schon fertig Hniirten Papier geschieht), unterdessen die Fluth sich auf der andern Tafel verzeichnet.

XIII. Neues Baihomeier; pon Hm. G. Aimi.

(Freier Aii«u^ aus den Arnml de ehim. et de phys. Ser. Ul T. FIf

p.m.)

> 1 I

Dieses Instrument, welches zu denen gehört, welche Meerestiefen durch die Länge eines mittelst des Senkbleis

hinabgelassenen Seiles mifst, ist so eingerichtet, dafs uiaii das «Senkblei in jeder beliebigen Tiefe ablösen . kana (Ohne Zweifel um das Seil rascher heraufziehen zu kön- nen, P.) Man sieht es m Fig. 17 und 18 Taf. I ab- gebildet.

Es . besteht aus einem kleinen Hohlcjlinder TonKa«

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pfer, in weichen ein Kupfersfdbcfaen mit sanfter Reibung

hineingeht. Der äofsere Theil dieses Stäbchens endigt in einer kleinen Scheibe; der. innere ist unten hakenförmig gekrümmt. Dieser Haken steht» bei einer gewissen Stel- lung des Stäbchens, vor einer in der Seitenwand des Cj- liuders ängebraciileii Oeffuuug, entfernt sich aber von derselben, so wie das Stäbchen hinuntergeschoben wird/

An den Enden des Cjlinders sitzen zwei kleine Ringe; einer oben, um das Seil aufzunelimcn, welches durch den Mittelpunkt der genannten Scheibe geht, der andere unten, zur Aufnahme eines Kupferstäbchens, welches in der Mitte ein Scharnier hat, und dadurch aufwärts j^cbogen und (ohne Zweifel mittelst eines Ringes an seinein Ende P.) .auf den Haken gesteckt werden kann* In der Riegung hängt das Senkblei; Soll dieses abgelöst werden, so wird ein auf das Seil gesteckter Bleiriug hinuntergelassen; die- ser drückt auf die Scheibe, schiebt den Haken hinab und löst das Stäbchen ans, dieses schlägt um und das Senk- . blei fällt ab. Der Kostensparung wegen, kann man das ' Senkblei durch Steine ersetzen.

Bei den gewöhnlichen Peilungen belastet man das Seil nur mit der Hälfte des Gcwichls, welches zum Zer- reif^en desselben erforderlich ist. Hier kann u)an es zu zwei Drittel oder drei Viertel dieses Gewichts belasten, und spart dadurch an Zeit, weil es dann schneller hin- absinkt. . Auch ist u^aii dabei der Senkrechlheit des Sei- les sicherer.

Da die Reibung des Seiles am Wasser seinem Durch- messer- proportional ist, so ist es vortheilhaft seiden^ Seile anzuwenden, die an Dichte wenig vom Meerwasser ab- weichen und eine gröfsere Festigkeit besitzen als Hanf- seile. Es ist auch gut Seile von verschiedener Festigkeit aufeinander zu knüpfen ^ die festesten nach oben.

' Es ist auch vortheilhaft (zur Senkrechthaltung des Seils P,) zwei oder mehre solcher Auslösungs Apparate anzuwenden. Den ersten läfst man an einem dünnen

/

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Seile litiiab» und wenn es bis zu solcher .Tiefe gelangt ist, dafs das Seil nicht mehr recht zieht, so bindet maa 09 an den zweiten Apparat, dessen Seil wenigstens dop- prit so ^rofscn Dük liincsser hat, und iJifst nun das Gt^nze langsam weiter hinunter, so dafs das erste Seil senkrechte bleibt. Will man die Operation beenden, so Ulfsl man einen kleinen Bleiring hinab, der den ersten Haken aas- löst; nach einigen Minuten sendet mau eiuen zweiten King hinunter von solcher Oeffnung, dafs er über den ersten Apparat hinweggeht und vom zweiten das Gewicht ablKMint. (Das Seil dieses uulereu /Apparats reicht also neben dctn ersten bis zum Beobachter hinauf. P,) Auf dieselbe Weise kann man, bei sehr grofsen Tiefen, einen dritten Apparat zu Hülfe nehmen, und um zu wissen, ob iiiau den Grund erreicht hat, an den unteren ein mit Talg bestrichenes ßlei binden.

Die Festigkeit der Seile mufs zuvor ermittelt sejo. Auch ist zu bemerken, dafs die Peilungen grofser Tie- fen, selbst bei stillem Wetter, nicht vom Schiffe aus unternommen werden können, weil, wegen der Winde, die selten ganz fehlen, und, wegen der Strömungen an der Oberfläche des Meeres, das Seil immer abtreibt. IM an mufs sich auf ein Boot mit Ruderern begeben, die im- mer darauf achten, dafs das Seil senkrecht sejr.

Heereawasaer ao« ▼erscKiedenen Tiefen.

In Ermanglung eines Biot'sdien Apparates ^) hat

Hr. Aime mit einem von seiner Erfindung ^) und mit-

1) S. Ann }\(\. XXXVII S. 4Öl. Dabei rauchte auch wohl an den Lenr/schcn Appar.it (Ann. Bd. XX 73 ) zu eriimera seya, den Hr. A. nicLt zu. JkeoDen scheint.

2) Hr. A. beschreibt diesen also: // *e eompose tttm iube äe ferx termini pwr un edne de mime miiait dant le diam^tre de base est iroh ou qitatre fois igai h eelm du cylindre. Ce c6ne est relanu au cjlindre par une chariütre et pur un nissort} en

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(ekl dee obigen Batbometers (appareU ä ächappemetU) aaf der Rhede tod Algier Wasser aus Terschiedeneii

Tiefen heraufgeholt, um deo Luftgebalt desselben zu uo- lersuchcD.

Gemeiniglicb nimmt man an, sagt er, dafs Wasser ▼on Gasen unter jedem Drack ein gleicbes Volum ab- sorbirt, so dafs das absorbirte Gewicht des Gases dem Druck proportional ist.

Wenn indefe die vom Meerwasser absorbirte Luft- ineDge blofs vom Druck abhinge, inüfslc das aus eiuer Tiefe von 1000 Metern geschöpfte Wasser, da es sich unter einem Druck von 100 Atmosphären befand, 100 Mal mehr Gas enthalten, als das Wasser an der Ober- fläche. Nun weils man, dafs das Wasser, bei 15" C. und 0'",760 Druck, etwa •^V seines Volums an Luft ab- sorbirt. Mitbin mtiüste das in 1000 Meter Tiefe geschöpfte Wasser, an die Oberflache gebracht, beinahe das Drei- fache seines Volums au Luft entweichen lassen.

Hiemit stiomien aber die Resultate genauer Yersu« die keineswegs. Die Gewichtsmenge der Luft, die ein gcgebcucs Gewicht Meerwasser enlhall, isl lu jeder Tiefe fast gleich.

Diese Anomalie glaubt Hn A. auf folgende Weise erklären zu können. -

poussani if^krement ce dtntier^ on peut faire dicrire un move- ment de rotütion au c6ne» et textrimiti du cyUndre ^mpini- trait dans ie edne se trowfe digagie, On prend aiore une ipraui' Ivette pieine de mereure , on tintroduit dans ie fube de Jer et on rmnhte U c6ne h sa prenukre posiiion, '

On adapte ce eyetime h fappweil h ithappement^ on ie deseend ä ia mer^ r/, quaind ii est arripi ä ia profondeur tfou- Sue, on abandonne fanneau de pUvnb , qiu tnent par eon choc faire haseuler VSprouvette»

Le mereure est projete dans ie c6ne, et sr trouve remplaci par de Veau de mer ^ qui ne peut plus s' i' chafiper ^ ä cause du hain de mereure dant iequel plonge ia partie ouperte de tiprou- tfeite.

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Nimmt man an. dafs in dem an der Meeresfläche befindlichen Wasser Poren enthalten sind» so mufs isan auch annehmen, dafs sie in dem am Grande beinahe eben so grofs sind,' denn das Wasser ist wenig zusam- mendrückbar.

Gleitet nun die gelOste Luft in den ZwischenrSa- raen der Flüssigkeit hinunter, so mufs sie vom Bo- den bis zur Oberfläche beinahe gleichförmig ausgebreitet seyn, denn da der Druck der Wassertheilchen ^on. die- sen selbst getragen wird, so gleiten die LufttbeUchen ia den Püieu des Wassers hinab, wie in denen eines star- ren Körpers. Die Compression ist gleichförmig, deoo sie hängt nur ab vom Druck der Atmosphäre und dem Gewicht der gelösten Luft, das zu vernachlässigen ist. Diese Hypothese bat Aehnlichkeit mit der von Daitoa für, Druck auf Gasgemehge, denn er nimmt an, dafe je- des Gas so wirke, wie ftlr sich allein.

Uebrigens mufs daff Wasser in der Tiefe, wegen der geringeren Temperatur, , etwas wehr Luft lösen als an der Oberfläche.

Was nun die auf der Rhede zu Algier angestellten Versuche betrifft, so ergaben sie insgesamnit zum Resul- tat, dafs das aus Terschiedenen Tiefen heraufgeholte Was- ser entweder gar keine oder eine fiufserst geringe Meage Luft entweichen läfst. Es entliefs nämlich Wasser aus 65 Meter Tiefe ein Mal 0,02 seines Volums

T 65 - - ein ander Mal 0,01 -

- 255 - - 0,02 -

- 1249 - - nichts

. 1246 - - ein Paar Bläschea .

- 1606, - - nichts.

' Im mittelländischen Meer herrscht, in 3- bis 400

Meter Tiefe, die Temperatur 12°,6 C, und, darunter ist

sie unveränderlich. Wenn Unterschiede in dem Salzge-

halt dieses Meeres vorbanden sind, so mufs man sie m

der Schicht suclieii, wo die Temperatur variirt. Hr.

bat

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hat Wasser ans 100 und aas 1606 Meter Tiefe auf seine Dichtigkeit geprüft, uod dieselbe gieicb gefimdeo mit der des Wassers toh der Oberfläche

XIV. Vcher die Theorie der GletscJier; vom Mathsherrn Peter Merian in Basel

(Mitgethcik vom Hm. Verf. aus dem Bericht über die Verhaadlungen der Naturforscbeoden GescUschaft io Basel. JSo. V.)

Di

le genauere Untersuchung der Gletscher, die verschie- denen Erscheinuns;cn, welche an iliiicii sich wahrnehmen lassen, und die l^forschung der Ursachen, denen sie ihre Entstehung verdanken, hat in den letzten Jahren aufs Neue das lebhafte Interesse der Naturforscher in An-

1) Hr. A. hat auch den bekannten Versuch von Gay^Ltissac (^Ann,

de chini. et de phys. T. XI p. 299) wlcdcrliolt, wodtircli er zeigte, dafs eine 2 Meter hohe Säule einer Salzlösung n u K 'iOniunatiicheiu Stielten iu einem R.inrn von unveränderlicher 1 ti)|)cratur imtcn keinen an- deren Salzgclialt besitzt als oben. llr. A. ist mit einer Zlnkvitrlol- Idsuog zu denjselben l\esultat gelaugt; doch möchte woltl sein Ver- such, da dabei keine bcsQndere Vorkehrung zur Beständighaltnng der Temperatur getroflen au sejn «ckeint, nicht eben den älteren zur be> sonderen BettStigong gcraiehen. P.

2) Der Verfasser sachte tn einem ausfiihrltchen Vortrage, wdchcr der ISaturforschendcn Geseibchaft zu Basel in den Sitzungen vom 12. MaY,

9. Juni und T.Juli 1841 vorgelegt worden iil, die Gesainnjlbeit der bis dahin In k iiiiu gewordenen Tliatsachen über die (^iletschcr auf mogiichsl vollständige Weise zusairiracnzuslellen. Seil dieser Zeil sind verschiedene wiclitige Beiträge über diesen Gegenstand ersdiic- nen , namentlich das W^erk von Charpentier, und die Berichte über die seitherigen Arbeilen von Agassiz und Korbes. Bei dem Abdrucke des auf die Gletscbertbeorie bezuglichen Theils jenes Vor- traget ist daher sweckmäfsig erachtet worden, das \\^cseniliche au« den Mittbeilungen mit anfzunehmen, welche der Verfasser nach ei- nen ba Agassix auf dem Aaiglebcher geroachten Besuche derGe- aellacfaaft m der Siunng vom 19. October 1642 gegeben hat,

Ptiggeadorß*« Annal. Bd. LX. 27

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Spruch geuommeo. Venetz luiilJob. von Charpeu- ticr stelilcu bekanntlich die Behauptung auf, die grofsen Blöcke alpinischer Felsarten, welche wir in der sogenann- ten ebenen, zwischen den Alpen und dem Jura sich er* streckenden Schweiz, und auf dem südlichen Abhang des Juragebirges zerstreut finden, .sejen einst durch Gletscher, welche Ton den Alpen bis zum Juragebirge herausreich- ten, au Ort und Stelle gebracht worden. Agassiz ver- folgte die Idee noch weiter, und gelaugte zu der Ansicht, der geologischen Epoche, in welcher wir gegenwärtig le- ben, scy unmittelbar vorher eine sogenannte Eiszeit vor- ausgegangen, während welcher nicht nur die Schweiz, sondern der grüistc Theil der gemälsigten Zone unserer Erde in Schnee und Eis eingehüllt gewesen sej, und alles frühere organische Leben aufgehört habe. Diese Theo* rieen stellen folglich die Gletscher dar, als ein mächti- ges geologisches Agens, in dem Zeiträume, welcher dem jetzigen Zustande der Dinge auf der Erde vorhergegan- gen ist. Die Urheber der Hypothesen haben sich nicht damit begnügt, eine Beihe von Erscheinungen von den Qletschern herzuleiten; sie haben auf eine lobenswerthe Weise die Gletscher selbst, wie sie jetzt noch in den Alpen sich darstellen, einer genauen Beobachlun^ unter- worfen, und sind zum Theil zu einer Erkläruugsweise der beobachteten Erscheinungen gelangt, die wesentlich abweicht von derjenigen, welche vor ihnen gründliche [Naturforscher, und namentlich Saussure, aufgestellt haben.

Um sich Begriffe zu bilden über die Wirkungen,

welche in früheren geologischen Epochen den (Tietschern zugeschrieben werden können, ist es vor Allem notbweu- dig, über die Ursachen in's Klare zu kommen, welche gegenwärtig die Erscheinungen, die wir an den Gletschern beobachten, bedingen. Es mag daher der Muhe lohueu, die Hauptztige der bestrittenen Saussure'schen Erklä* rungsweise einer genaueren Prüfung zu unterwerfen, und

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sie zusammenzuhaUen mit den Theorien, welche man statt ihrer aufzustellen versucht hat. £s soll das der Zweck der gegenwUrtigen AbhandluDg sejn, id weicher ich mich ansschliefslich aaf die Betrachtung der jetzt existirenden, und zwar vorzugsweise der schweizerischen Gletscher be- schränke, aad die Erörterungen einstweilen unberührt lasse, mittelst welcher man eine ▼orroallge weit gröfsere Ausdehnung der Gletöchei uachzuweiäeu versucht hat.

1) Das ewige Eis der Uöhea.

Die abnehmende Temperator mit zunehmender Erhe-

buog bewirkt, dafs auf Bergen, die eine gewisse Höhe übersteigen, der Schnee das ganze Jahr hindurch sich erhält, an allen Stellen wenigstens, wo eine nicht zu grofse Steilheit der Abhänge die Ablagerung von Schnee gestat* tet. Die Linie, welche den ewigen Schnee der Höhen Ton den tieferen Gegenden sondert, nennen wir die Sckneelmiey die Berge, welche diese^ Hohe übersteigen, Schiieeberge.

Die Lage der Scbneelinie, in einer gegebenen Ge- gend, ist zunächst abhängig von der mittleren Jahres- virarme, die in derselben Gegend in der Tiefe stattfindet, Je höher diese Jahrestemperatur ist, desto höher wird, unter übrigens gleichbleibenden Bedingungen, die Schnee- . linie auf den Bergen angetroffen werden« In einem war? men Jahre, oder nach einer Folge von warmen Jahren, wird in der Regel die Schneelinic sich höher hinaufzie- hen; sie wird umgekehrt in kalten Jahren sich herunter- senken.

Die mittlere Jahrestemperatur ist aber nicht das ein- zige Element, weiches die Lage der Schnceliuie bedingt« Auch die versdiiedene Vertheilung der Wärme in den verschiedenen Jahreszeiten, und namentlich die Masse dto im 'Winter sit Ii ansainmelnden Schnees, übt einen wesentli- chen Eintluis aus. Fällt im Winter sehr viel Schnee, so vf ird er in dem darauf folgenden Sommer sich theüweise

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au Stellen erhallen, wo er b«i glcidier Soimnerwinne in

eiuem anderen Jahre verschwunden ist, dessen Winter keine 'so ^rofse Schneemasse gebracht bat Aus diese« Grande Hegl die ScbneeltDie im Innern des Festlandes unter denselben LJi eiton^raiicn merklich höher, als in der !Nähe der Meeresküsten. Denn einerseits ist an der Mee- resküste die Menge des im Jabre, and TorsUgUcb im Winter, hefabfallenden atmosphSrlscben Wassers weit gröfser, als in einem Continentalklima ; es häuft sich also auf den Hdbeu eine ungleich groisere Menge von Schnee an. Andererseits ist der Unterschied der Wärme d^ Jahreszeiten nicht so grofs: der kOhlere Sommer des Kü» stenklimas wirkt also zur Verminderung der im Winter angesammelten Scbneemasse nicht so kräftig ein, als der beifserc Sommer im Innern des Festlandes. So fanden z. B. W a Ii 1 e 11 b e r g , S c h o u w und Smith die Gräuze des ewigen Schnees auf der Ostseite des skandinavischen Gebirges um mehr als 100 Toisen höher, als auf der norwegischen Seite, ungeachtet die |ährlicbe Mitteltem* pcralui in gleicher Mcereshöhe und unter demselben Brei- tengrade auf der norwegischen Seite beträchtlicher ist« Die Scbneelinie am Kaukasus steht, nach Kupfer und Parrot, um volle 300 Toisen höher, als an den unter gleichem Breitengrade liegenden Pyrenäen, wo sie in un- gefähr 1400 Toisen über dem Meere angetroffen wird. Am Kaukasus zeigt sich aber in gleicher Meereshöhe eine merklich geringere mittlere Jahrestemperatur, als in den Pyrenäen. '

Einen ferneren wesentlichen Einflufs auf die Höbe der Sdineelinie hat die eigenthömlicbe Lage eines Orts. Unter denselben ümstäiulen wird auf einem der Sonne zugekehrten Abhänge der Schnee eher wegschmelzen, als in einem gleich hoch liegenden engen schattigen Thale; und zwar abgesehen davon, dafs Winde and Lawinen einen Theil.des aus der Atmosphäre herabfallenden Schnees ▼on höher gelegenen Orten in die tieferen herabfilbreii»

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und auf untlclbare Weise die Schnee niasse daselbst ver- mehren. Auch die auf die UmgebimgeQ sich erstreckeade erkältende Einwirktmg grdfserer vorhandenor Schbeean- ^änfungen* ist von Einilufs. Auf Bergen, die vereinzelt die Region des ewigen Schnees sich erhebeu, wird aus dieser Ursache die Schneelinie höher liegen, als auf solchen, die mit einer ausgedehnten Kette von Schnee* gebirgeu im Zusammenhange stehen.

Es folgt aus diesen Erörterungen, dafs die La^c der Schneelinie auch in ein und derselben Gegend ziemlichen Verschiedenheiten unterworfen ist, und das um so mehr» je veränderlicher in einem gegebenen Klima die Uinsfiinde sind, weiche eine Einwirkung ausüben. Uuler den be* Ständigen 'WitterungsyerhKitnisseo der heifsen Zone ist diese Linie scharfer bezeichnet, und ihre Lage daher auch leichter zu bestiuuiieD, als unter unserem Himmelsstriche, wo deren Fixirung genauere Erwägung der einwirkenden Verhältnisse, and Verglelchung einer gröfseren Anzahl von Beobachtungen erfordert. Saussure {Voy. 912 und 943) nimmt die Höhe der Schneelinie in den Alpen aaf zusammenhängenden Scbneegebirgen zu 1300 Toisen» auf vereinzelten Bergspifzen zu 1<100 Toisen fSber der Meeres fläche an. Als Miltclzahl können wir folglich 1350 Toisen oder 8100 Par. Fufs setzen, müssen aber niemals die Veränderungen aus dem Auge verlieren, denen diese Annahine nach den Localverhältnissen ausgesetzt ist.

Die mittlere jährliche Lufltemporatui uiHerder Schuee- linie fällt blofs in den Aequatorinlgo^eudcn ziemlich nahe mit dem Eispunkte zusammen. In den Alpen steht sie be- trächtlich niedriger. Nach Bischof^s (Wärmelehre des Innern unseres Lrdkörpers, S. 224 ) Ausmiltlung, welcher in den Schweizeralpen die mittlere Lufttemperatur von 0^ R. in 6165' Meereshöhe setzt, und eine Abnahme von 1" 1\. für 677' Erhebung anniitinrt, würde in 8100' die mittlere Lufhvärmc ungefähr 3" R. heiraten, was mit Pictet's Schätzung (Gilb. Ann. XXV S.3I8) gut zu.

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sanunenstinmit In höheren Breiten, und mehr im Innern

des Festlandes, liegt sie uoch betrik litlich tiefer, aus Gründen, die sich aus den vorhin gegebenen Erörterun- gen ableiten lassen, in die wir jedoch hier nicht eintre- ten wollen.

Das ewige Eis ist iodefs nicht auf die Gebirgshöheo beschränkt, die oberhalb der Schneelinie liegen. In den Thalgründen, welche von den beständig beschneiten Re- gionen der Ilülien herunlerreicheu, werden Eismassen ge gen die Niederungen bervorgeschoben, und erhalten sich nur darch das immerwährende Nachrücken des Eises von oben herab, in Umgebungen, wo ewiger Schnei längst nicht mehr selbstständig zu bestehen vermag. Diese Eis- massen, die folglich nicht gebildet sind aus dem 5chnee, der aus der Atmosphäre an Ort und Stelle herunterfällt, sondern die unterhalten werden aus dem oberhalb der Scbueelinie ursprünglich abgelagerten, und in die vorlie- genden tieferen und wärmeren Thäler sich hervordrän- genden Eise, sind die eigeniiichen Gletscher.

Die Gletscher reichen bis in den Stellen herab, wo das in der wärmeren Lufttemperatur der Tiefen zusam- menschmehende Eis durch das Nachschieben von oben ersetzt zu werden vermag, was für die einzelnen Gletscher, je nach den eigenthümlichen Verhältnissen eines jeglichen, in verschiedenen Höhen stattbndet. In der Alpenkette giebt es Gletscher, die bis zu 3000 Fufs Meereshöhe her- abkommen. So liegt z. B. das Ende des unteren Grin^ deltvald-GlelscherSy nach Bischofs barometrischen Mes- sungen, in einer Höhe von 2989 Fufs, in UmgebungcD, deren mittlere Lufttemperatur ungefähr zu +5^ an- gciiomiuen werden kann (Wärmelehre, S. 113). Der auffallende Gegensatz zwischen dem starren ewigen Eis des Gletschers, und der tippigen Vegetation, die unter solchen atmosphärischen Verhältnissen unmittelbar dane- ben gedeiht, hat von jeher die Aufmerksamkeit der Alpen- besucher auf die Gletscher hingezogen. Der Endpunkt

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«lies Gletschers ist indefs eben so wenig ein fixer Punkt, als die Lage der äcbueeiiuie. Tritt eine Reibe von kal- teo Sommern ein, wo die Gletscher weniger abschmei* xen, oder rücken mächtigere Eismassen, als die g^Öhn- lichen, von oben nach, so rückt das GleLschereude vor; in wannen Sommern» oder wenn der Machdrang von oben sich Termindert, zieht es sich zurück.

Die Gränzlinie, über welcher der auf dem Gletscher bcrabfaliende atmosphärische Schnee das Jaiir hindurch Dicht mehr abschmilzt, oder, mit anderen Worten, die Öthnef linie auf dem Gletscher, nennt Hngi (Alpenreise, S. 332) Firniinie. Er behauptet, dieselbe sejr viel schär- fer und bestimmter abgegrenzt, als das was man gewöhn« lieh Schueelinie zn nennen pflegt; and es erscheint diese Behauptung begründet, denn wenigstens ein auf die Lage der Scbn^elinie mächtig einwirkendes modificirendes Ele- ment, der erwärmende Einflufs des Erdbodens, nament- lich wenn derselbe ihcilweise entblöfst von der Sonne beschienen wird, fällt hier weg, da die Unterlage immer Eia ist. In den Eisgebirgen des Bemer Oberlandes und der nördlichen Keife des Wallis hat Hugi nach seinen Beobncbtungcu die Firniinie beständig zwischen 7600 und 7700 Fofs Meereshöhe angetroffen. Sie liegt im Ailge- loeinen etwas tiefer als die Schneelinie am Abhänge der ßerge, eines Theils wegen der erwähnten eisigen Unter- lage, andererseits weil die Gletscher die dem Einflufs der Sonne im Ganzen weniger ausgesetzten Thäler er- füllen. Bei Verschiedenheit der Lage und der klimati- schen Beschaffenheit der einzelnen Jahrgänge ist jedoch aach diese Linie gröfseren Veränderungen unterworfen, als Ilugi anzunehmen geneigt scheint.

Ich enthalte mich hier auseinanderzusetzen, wie der lockere, nur theilweise zusammengesinterte Schnee ober- lialb der Firniinie, der Firn, wie mau ihn in den Alpen nennt, durch Einsickern des an der Oberfläche abschmel- zenden Scbneewassers' und nachheriges Gefrieren zum

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feMen GIel8ch«reiB6 wifd, und wie daatdbe durdi Her- unterrücken in die tieferen Regionen an Consistenz zu niunut, da im Wesentlicben Saussure mit den oeue reu Beobachteru den Hergang fibereinstiinniend beschreibl, und das kein streitiger Punkt der Theorie ist. Die TreH" nung von Gletscher und Firn ist übrigens keine scharfe, denn der letztere besteht in der Tiefe ebenfalls aas Gkt- fcbereis (Charpentier, §.3X und nimmt bis zn einet« freilich nocli nicht genau ausgemittelten Höbe au dersel- ben abwärts gerichteten Fortbewegnng der ganzen Matte TheU.

2) Geschichtliche Nach Weisungen.

Die ersten Nachrichten von den Gletachem fiiuiei

wir 'b (1 J (> s i a s S i m 1 e r ( allesiae et Atpimn dcscripiio 1574) und Rudolf Rebmann (ISalurae Moßnaäa 1605). Die Schilderung des letzteren wiederholt Ma- thcius Marian fast wörtlich in der EilauUniiii^ zur Ab- bildung des unteren Griadelwald- Gletschers, die er ia sei- ner helvetischen Topographie mittheilt (1642). Mehr von dem Standpunkt des Naturforschers ans fafst J. H. Hot- tinge r (Ep/iem, Not. Curios, 1706) die Erscheiauoges auf. % Er erwähnt bereits die deutliche Schichtung, & im Eise einiger Gletscher bemerkbar ist. J. J. Scheuck- zer beschäftigt sich mit der Betrachtung der Gletscher in seiner vierten, im Jahr 1723 zuerst im Druck erschie- nenen Alpenreise. Er fügt den Wahrnehmungen seiotf Vorgänger wenig Neues bei, sucht hingegen die Bewe- gung des Gletschereises und das angebliche Ausstofseu fremder Körper durch das Wasser zu erklären» welches sich in den Spalten und aoclei en im Rise sich vorfinden- den Zwischenräumen ansauimeit, daselbst gefriert, und weil es nach dem Gefrieren einen gröfsej'en Baum eior nimmt als vorher, nach allen Seiten einen Druck ausBil und den Gletscher thalabwärts drängt.

Job. Georg Altmann, in seinem Vcrsoch eiaer

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UstoriflciieQ und phjai8cbea BeschreibuBg der heiv«ti^ sehen Eisberge Tom Jahr 1751, theilt inanclie scbStzbai^

BeobachtuDgeu über den Grindelwald-Gletscher mit, den er selbst gcoau uater&ucbt hat. Id Beziehung auf die Theorie der Gletscher sucht er darzuthun, »dafs der ganze Glet- scher wie ein Gewölbe, 4:Ieichsam auf Süulen ruhe, und nur an etweichcD Orten auf der Erde feststehe, u Das Fort- rOcken werde befrirkt durch das von oben herVorgesto^ fsene Eis, »dadurch denn der an dem Berg liegende and gleichsam hangende Gletscher von oben her gedrucket wird, und auf diese Weise geschiebet es^ dafs durch die«- ses grofse, Ton oben herkommende Gewicht der ganze Gletscher weiter ge^en das Thal hinuntergeschoben wird.« (S. 44 und 45 )• Freilich ist er mit seinen theoretischen Ideen nicht immer glücklich , namentlich * nicht mit der Annahme eines sogenannten helvetischen Eismeeres, wel- ches die Thalgründe zwischen den höchsten Eisgebirgen erfüllen, in der Tiefe flüssig und nur an der Oberfläche mit Eis bedeckt seyn soll.

Ausführlich werden die Gletscher beschrieben in dem im Jahr 1760 gedruckten Werke: Die Eisgebirge des Schweizerlandes, von Gottlieb 'Siegmund Gruner. ' Die beiden ersten Üäude dieses Buchs eulhaltcn Beschrei- bungen und Abbildungen der vorzüglichsten Gletscher der Schweiz. Der dritte Band ist den physikalischen Betrachtungen über die Eisgebirge gewidmet, und be- schäftigt sich namentlich aucli mit der Beschreibung der Erscheinungen an den Gletschern und mit deren Erklä- rung. Sa u ss LI 1 e giebt dieser Arbeit das Zeugnifs: »Dans ce traiie lauteur a epuise son sujel, autanl du moüis ^uun sii^et de physique est suscepiible de tSlre; et bien quun physicien ne füt peui-Stre pas de son üpis en iout, il serait cepenäant dijficile de donner en generai de rneil" lewres expUcalions des differenis phmomenes que pr4^ senteni ces amas de glace.u ( Voy, §. 519). Bei Ourch- iesung des Werkes mufs mau indefs gestehen, dafs Saus-

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aure ein zu wohlwollendes Urlheii. über die Arbeit sei^ nes unmittelbaren Vorgängers fällt, und dafs, abgeselicii ▼on mancherlei physikalischen Verstöfsen, die S äussere nur leise rügt, die Gruner'schen Erklärungen io Hin- sicht der Schärfe und Bestimmtheit mit denjenigen von Saussure den Vergleich nicht aushalten. Gruner Diinuit an, tlais die Gletscher bei dem fortwährenden Ab- schmelzen durch ihre eigene Schwere auf abhäogigem Grunde thalabwärts vorrücken können; er stellt abernidit mit derselben Bestimmtheit, wie Altmann, die Behaop* tun^ auf, dafs das ganze Hervordringen der Gletscher- mas&e auf diese Weise geschehe. (S. 135 und 156.)

Am umfassendsten und gründlichsten ist die Theo- rie der Gletscherfoildung von Horace Benedict de Saussure behandelt worden. Derselbe hat, wie er seihst berichtet, die GrondzOge seiner Theorie bereits im Jak 1764 in einem academischen Vortrage entwickelt, als er das Gl Lin er sehe Werk noch gar nicht kannte. Durch , den Druck hat er sie jedoch erst im Jahr 1779 iin er- I sten Bande der Quartausgabe der Alpenreisen bekanot ' gemacht.

Ganz mit den Saussur ersehen Ansichten übereia- slimmend und auf gründlichen eigenen Wahrnehmungen beruhend, ist der im ersten Bande des Höpfner'scben Magazins für die Naturkunde Helvetiens (1787) abge- druckte Aufsatz über den Mechanismus der Gletscher von B.ernhard Friedr. Kuhn. (Dazu der Nachtrag, Bd.ili S. 427.) Er giebt unter Anderem die richtige Erklärung der Guferlinieii auf der Mitte der Gletscher. Derselbe Band enthält eiiicii Brief Ton Prof. 6 tu der dem Vater, in welchem die Gletschertische, die mit Erde bedeekteo Etshügel, und die engen, tiefen, mit Wasser geffilUen Löcher des vorderen Aargietschers näher beschrieben werden.

Die Beiträge zur nfiheren Kenntnifs der Sehweiten«

sehen Gletscher aus späteren Zeiten halte ich für über* flüssig hier aufzuzählen.

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3) Tk«orle der B«wefiiBg der Gletscher durch die Au#debr nang des gefrierenden Waesert.

Wie wir gesehen haben, hat Scheu chzer den Wacbstham und die abwärts gerichtete .Bewegung des Gletschereises durch die Ausdehnung zu erklären ver- sucht die das in den Spalten sich ansammelude Wasser beim Gefrieren erleidet. Die Erfahrung bat gelehrt, dafs das Eis der Gletscher, wenigstens In den Sommemiona« ten, in continairlicber fortschreitender Bewegung ist. Zu diesem Zeit sind aber die Gletscherspalten nur ausnalnns- weise mit Wasser getüllt. Gefriert dieses Wasser bei kalten Nächten, so geschieht das nur an der Oberfläche. Diese ErklStungsweise der Erscheinungen, die in neue- ren Zeilen wieder von Toussaint von Charpentier (Gilb. Annal. Bd. LXlll 5.388) und Biselx (Gilb. Annal. Bd. LXIII S. 192) versucht worden ist» ist daher allgemein als unzureichend anerkannt worden.

Hingegen ist sie, unter Beibehaltung dei^ Grundidee, von Venetz, J. von Charpentier und Agassiz auf eine eigentbOmliche Weise modlficirt worden. Das an Sommci tagen durch Abschmelzen des Eises der Oberflä- che entstehende Wasser, oder auch dasjenige, welches als.Begen auf den Gletscher herabfällt, zieht sich nach dieser Ansicht in alle feinen Haarspalten des Gletscher- eises hinein, und tränkt dasselbe wie einen Schwamm. »Nothwendiger weise besitzt dieses Wasser eine Tempe^ ratur, die nur sehr wenig den Eispunkt fibersteigen kann, und wird im flüssigen Zustande nur durch die geringe Wärme erhalten, welche ihm das von der Oberfläche oder der umgebenden Luft nacbstrdmende Wasser zuge- führt wird. Das absorbirte Wasser mufs folglich gefrie- ren, sobald diese einzige Wännequellc ihm entzogen wird. Das mufs aber jederzeit geschehen, sobald bei eintretender Erkaltung der Atmosphäre das Abschmelzen des Gletschers an der Oberfläche aufhört. Eine solche Erkaltung wird aber in der Regel in allen Souimei nach- ten eintreten. Die Gletscher werden folglich während

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der Sommertagc nüt Wasser getränkt, und dieses gefriert während der NäAte.« (Chairpentier, essai sur les glacierSy 1841, §. 6). Beim Gefnereo dehnt das Was- ser sich aus, und diese ausdehnende Gewalt treibt den Gletscher abwärts.

Da im festen Elrdboden die tiglichcn WftrmeSiide* rungen der angrenzenden AtmosphSre nur bis auf eine sehr geringe Tiefe fühlbar sind, so ist wohl au sich klar, dafs die Erkältung der Nacht nur bis in. eine sehr ge* ringe Tiefe in das Eis des Gletschers herabreichen kann; dafs daher auch das in den Zwischenräumen des Glet- schereises enthaltene Wasser tlüssig bleiben mufs, wenn die Oberfläche des Gletschers überfriert« Zum Ueber- flufs fahrt Forbes {BtbL icruV. de Geneae, XXXXU, p. 3{>ri) die Erfahrung an, dafs auf einem bei eingetre- tener kalter Witterung schon mehrere Tage laug über- frornen Gletscher, überall, in der Tiefe von weniger als einem Fufs, nasses Eis anzutreffen war. Die unmit- telbare Miitheilung der täglichen Wärmeäuderungen der Atmosphäre bis in gröfsere Tiefen des Gletschers wird auch nicht angenommen, sondern der Vorgang wird dar« gestellt, wie wir es oben, möglichst mit den eigenen Worten von Charpentier, zu geben versucht haben. Offenbar ist aber eine solche Darstellung unzulässig. Das in die Haarspalt«n des Gletscherelses eindringende Schmelzwasser kann nur gefrieren, wenn das Eis eine niedrigere Temperatur besitzt als 0^, sonst mufs es tlüssig bleiben. Dann mufs es aber, wenn es in die feinen Zwi« schenräume des Eises eindringt, im Augenblick des Eiu- dringeus gefrieren. Es ist also gar kein Grund vorhau« den, dafs das Gletschereis blofs am Tage mit flüssigem Wasser sich tränken, und das eingedrungene Wasser - blofs in der Nacht gefrieren soll. Die einzige zulässige Art zu einem Wachsthum des Gletschers von innen her- aus»' und einer Ausdehnung durch das in seinem Innern gefrierende Wasser zu gelangen, ist folglich die, ein Käl-

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temagazin In seioem lonerD anzanebineti, welches bewirkt,

dafs das täglich einsickernde Wasser sofort gefriert, wenn es III die unter 0^ stehenden Theile des Gletschers ge-. langt. Es ist das auch die Vorstellongsweise» welcher - gogonwSrtig Agassiz zogethan scheint. Es scheint mir, dais wenn solche angebliche kalte Massen im luiiern des Gletschers wirklich existirtcn, das Einfiitriren des von oben hindurcbsickernden Wassers nnr an den iafseren Umgebungen der erkalteten Masse stattfinden könnte. 'Durch das erfolgende Gefrieren des eindringenden Was- sers an allen Stellen, wo das Eis. unter 0^ zu stehen anfängt, wfirde der fernere Zutritt in die feineren Zwi- schenräume des erkalteten Eises verstopft. Erst wenn die Erkaltung dieser fest gefrornen äulseren Hülle des kälteren Gletschertheils durch allmälige Wärinemitthei- lung aus den Umgebungen abgenommen hätte, wäre ein ferneres Vordringen des einsickerntlen Wassers gegen das Innere des kalten Gletschertheiles möglich. Die Art und Weise, wie nach dem Winter, wo allerdings eine solche Erkaltung der äufseren Kruste des Gletschers statt- gefunden hat, das Wasser an der Oberfläche der Glet- scher in vielen Spalten und Vertiefungen längere Zeit' angesammelt bleibt, bis es den Zutritt in das zerklüftete Innere des Gletschereises ljudet, scheint mir einen di- recleu Beweis für diese Ansicht darzubieten. Das fort- währende Gefrieren des täglich eindringenden Wassers und die mit demselbdn in Verbindung stehende Ausdeh- nung des EUses könnte folglich, unter suitlien Voraus- setzungen, blofs an der äufseren Hülle des unter er- kalteten Theiles der Gietschermasse stattfinden» und so unregelmäfsig auch die Gestaltung dieser Hülle seyn möchte, so wäre eine Ausdehnung, die blofs an derr^- ben erfolgt, offenbar anzureichend, um die That^ des täglichen Vorrtickens der ganzen mächtigen^Apparat des Gletschers zu erklären. .ihren, als

Doch wir wollen von diesem Einwurfe n der. Ober-

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abstrahircQ, uud die Grüude untersuchen, die zur An nähme des angeblichen Käkemagazlns im Innern des Gletschers berechtigen sollen. Es mdfsle dieses Külte- magazin ein sehr bedeuteudes sejn, wenn es zur Erkia rung der Erscheinungen znreicben sollte, mreil es durch das beständig vor sich gehende Gefrieren des einsickeni- den Wassers, durch welches die beständig fortschreitende Bewegung des Gletschers erklärt zu werden versucht wird, eine fort^r Ahrende Verminderung erlitte, .Nehmen wir eine Eismasse im Innern des Gletschers von B. Temperatur an, so wird bekaiiiitlich jedes Pfund Was- ser auf 0^, welches sie zum Gefrieren bringt, mehr als 60 Pfund dieser Eismasse durch die beim Gefrieren ent- wickelte latente Wärme bis zum Eispunkt zu crwinnai vermögen; denn die beim Gefrieren frei werdende Wärme könnte bekanntlich die Temperatur von Pfund Was- ser um einen Grad erhöhen» und die speciBsche Wärme des Eises ist ^erin^er, als die des flüssigen W'assers. Noch am untersten Ende des Gletschers, während der langen Reihe von Jahren, die das Gletschereis braucht, um von der Firnregion bis dahin zu gelangen, mGfstefl 'aber noch Leberreste dieses Kältemagazins voilianden seyu, denn die fortschreitende Bewegung, welche durch dasselbe erklärt werden soll, zeigt sich auch da nodi immer; und. das trotz der bestSodigen Abnahme, weleks dasselbe erlitten hat» ohne dafs ein zureichender Ersatz för diese beständig vor sich gebende Abnahme sich dar- bietet. Ein Ersatz wäre zunächst denkbar, durch die KSlte, welche während des Winters, vorzüglich in des kalten oberen Regionen, in das Gletschereis eindringt, Auch dieses Eindringen kann aber, zufolge der Erfab- vaM^n, die* wir Ober die Mittheißing der jährlichen Wä^ Dieänderungen in das Innere der festen Erdnude bcsilzeo, sicli uuf bis in eine mäfsige Tiefe erstrecken, und iBüis folglich «H^rch das bei eintfetender warmer Jahreszeit wieder sialtfindende Eiusickcru des Schmelzwassers voo

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der Obcrflticbe bald beseitigt seju. Durcb dirccten Ver- nich fand Agassiz» dafs eiu« während des Winters von 1841 aaf 1842, 24 Fub tief in das Eis des Aarglctschers

beim hotel des Neuchatelois, also in ungefähr 7500 Fufs Meeresböhe, eingesenkter Theriuoinetrograpb keine tiefere WinterkShe als ^0^»3 €. zeigte. (Campies rendus, XF^ p, 736). Dasselbe beweisen die verschiedenen Glelscher- seen, die in, durch Glelscber abgesperrten Vertiefungen sich bilden» deren Ausgänge im SpAtjahr durch die Ein- wirkung der eindringenden kalten Luft und durch das erfolgende Gefrieren gesperrt werden. Das Wasser, wel- ches den 'Sommer hindurch unter dem Gletscher seinen Abflnfs gefunden hat, häuft sich dann an und ffillt end-

lieh das Becken aus. Im Winter gefrieren diese Seen, jedoch nur au der Oberfläche, in der Tiefe bleibt das Wasser fltissig» Sie erhalten sich bis in den Sommer, wo dann durch den Einflufs des den Glctsdicr durch- sickernden Wassers, oder durch die Bewegung, welche bei sunehmender Wärme im Gletscher merkbarer wird und Spalten erieii^t, die Ausgänge wieder eröffnet wer- den, und der ganze See, oft in wenigen Stunden, unter dem Gletscher hindurch abfliefst. z. die Beschrei- bung, welche Saussure ( Foy. §. 1013) vovt einem die« ser Seen, der Gouille ä Vassu im Entremontthale giebt, dessen Rand ungefähr 7700 Fufs über dem Meere liegt* Es beweisen diese Erscheinungen, dafs, selbst in einer so beträchtlichen Höbe, die Winterkälte nicht zureicht mehr als die Oberfläche des eiskalten Wassers dieser Seen zom Gefrieren zu bringen; dafs das eben so wenig durch Kältemittheilung aus dem umgebenden Erdboden bewirkt wird, die einzige Erkältungsqucüe, die uebst dem Einflufs der Winterkillte der Atmosphäre» noch «a Hülfe gezogen werden könnte.

Es läfst sich in der That kein geeigneterer Apparat denken, um die Temperatur von 0^ zu bewahven, als gerade der Gletscher es ist. ErkaltoDgen von der Ober-

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fliehe ans kötmen« wie wir ebao getdien habee, nar

auf eine geringe Tiefe sich erstrecken. Eine Erwärmung über 0" ist voUeuds uniuöglicli. Der erwärmende Ein- flofs der Sommeneit bleibt daher nicht, wie im Erdbo* den, in der Sufaereten Kruste haften, um durch den entr ^e^engesetiten Einflufs der kahen Jahreszeit wiidennn beseitigt lu werden. Er äulsert sich blois dadurch» dala er Eis von im Waaser ^on eben derselben, oder nur ausnahmsweise von etwas darüber erhöhter Temperatur verwandelt, was sofort durch die ganze zerklüftete Masse hinuntersickert. Ist das Gletschereis mit der Wasser- menge gesättigt, mit welcher es, in Folge seiner Porosi* tat, getränkt bleiben kann, so wird das hiuuntersickernde Wasser auf seinem Wege bis zum Gletsch erb öden nir- gends haften bleiben; es sey denn es träfe Eis an, wel* ches unter 0^ erkältet ist, und welches sein Gefrieren bewirken inülste. Durch die bei Gcfrioron frei werdende latente Wärme würde aber dieses kältere Eis sofort er« wärmt, bis es ebenfalls die Temperatur von 0^ beaäfsc^ und sich verhielte wie die übrige mit Wasser getränkte Eismasse. Alles wirkt folglich darauf hin, die Tempe- ratur von 0^ im Innern des Gletschers zu erhalten, und sie wieder herzustellen, wenn sie durch eine zufällige Ursache in irgend einem Theil sich verändert haben sollte. Das Innere eines Gletschers besteht folglich aus Eis auf 0°, dessen Zwischenräume mit Wasser von ebenfalls 0^ benetzt sind. Die Kälte der äufseren Umgebungen kann nur bis auf eine niäfsi^e Tiefe eindringen, und das be- netzende Wasser zum Gefrieren bringen. Nur ausnahms- weise wird die kalte Winterluft» wenn durch Ungleich* heit des Luftdrucks ein Luftzug erzeugt wird, in die wei* (eren Zwischenräume des Gletschers gelangen, und eine Erkaltung unter auf ihrem Wege bewirken kOnneo. Zu den feineren Zwischenräomen des Eises wird •sie sich selbst sofort den Zugang verstopfen, indem sie das aus denselben uachsickernde Wasser zum Gefrieren bringt,

Alle

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Alle bifiberigen ErfahruD^en weisen darauf hin, dafs es sieb im Innern des GleUcbers wirklich auf die angege* bene Weise verbdlt, so weit man bat eindringen kdn« neo. Bei seinen Bobrversucben im Jahr 1812 auf dem

Aar^Ietscher fand Agassiz die Temperatur immer auf 0', bis in 200 Fufa Tiefe. {Compt. rend. XV, p. 204.) £in Kttilemagann im inneren onzagSngUchen Theil ist folglicii eine jeder Wahrscheinüchkeit widersprechende Aunabine, die Jeder Begründung durch Tbatsacben er« mangelt.

Ist aber die Beschaffenheit der Gletscher die ange- gebene, so folgt von selbst y dafs kein Wachsthum des Gletschereises Ton Innen heraus stattfindet, dafs tiber« baupt, auch in Folge der Wtnterkälte, die Eisbildung durch Gefrieren des im Gletschereise enthaltenen Waa- sers, nur in einer mäfsigen Entfernung von der Aufsen«* fläche eintreten kann. Die Erklärung des Fortschiebens der ganzen Gletschcnuasöe , durch die Ausdehnung des gefrierenden Wassers, fällt dadurch von selbst.

Es folgt daraus ferner, dafs die Temperatur des Erd- bodens unter dem Gletscher das ganze Jahr hindurch auf 0^ sich erhalten wird, diejenigen Stellen ausgenommen, wo ein durch Höblungen sidi hindurcbiiehender Luft* Strom auf eine etwas bleibende Weise erkaltend oder erwärmend wirkt. Derselbe Grund, welcher bewirkt, dal» die äufserste Erdhülie an jedem Orte eine Mitteltem* peratur annimmt, die der Mittempcratur der umgebenden Luft un-^efähr gleich ist, mufs bewirken, dafs die Erd- oberfläche, unter den Gletschern, die seit undenklichen Zelten mit Eis auf 0*. in BerOhning ist, dieselbe Tem- peratur mufs angenommen haben. Ihrer cigenthümlichcu Verhältnisse zufolge sind also Gletscher Apparate, wei- che einerseits die Temperatur des Bodens, den sie be- decken, auf 0^ erhalten, in Umgebungen, deren mittlere Lufttemperatur beträchtlich über 0^ steigt; auf +5^ R. z. fi* am Ende des unteren Grindelwald- GletscherB, wie

PoggendorfPs Annal. Bd, LX. 28

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oben ist angeführt worden; andererseits aber auch iu den oberen Gletscherregiooeu , in UmgebuDgeo, deren mittlere Lufttemperator bedeatend oofer 0^ siokt. MTie weit aufv?är(s dieser eif^enthOmliche Einflufs der Glet- scher statUiiidet, mufs noch genauer ermittelt werden. Wabrficbeiiiiich erstreckt er sieb so weit' noch eine fort- schreitende Bewegung im ewigen Else der Höben be- merkbar ist, also noch weit in die Firnregion hinauf.

Wir wollen nunmebr untcrsucben, wie die Tbeorie^ wodurch man die Saossure'scbe zu verdrängen versucht, von der Thatsache Reclienschaft giebt, dafs das Glet- schereis nur thalabwärts vorrückt. Wir legen hier wie- der Cbarpentier's Darstellung zum Grunde. (§.11.) »Wenn,«* so sagt er, »das in allen feinen Zwiscfaenrfto- men des Gletschereises enthaltene Wasser zum Gefrie- ren kommt, so nimmt es an Raum zu/ und tbeiit eine Art von Ausdehnung der ganzen Masse mit Diese Aus^ debnnng mufs vorzüglich nach der Richtung sich KoCsem, wo sie am wenigsten Widerstand findet; also einerseits in der Richtung des Abhanges oder der Länge des Glet- schers; andererseits nach der Richtung der Dicke des £i- ses, von der unteren Fläche des Gletschers gegen oben; denn nach deu anderen Richtungen findet sie Wider- stand, sowohl von dem Berge, von welchem der Glet- scher herabkommt, ab von den Thai wänden, die ihn der Länge nach zu beiden Seiten einschliefsen. Bei einem bleibenden Zustande des Gletschers wird durch das erfolgende Abschmelzen an der Oberfläche und am Ende des Gletschers die nach beiden Richtungen erfol- gende Ausdehnung der Eismasse beseitigt, dem ganzen Gletscher entlang bleibt aber die thaiabwärts gebeude Bewegung des Eises bemerkbar.

Wäre eine solche Erklärung die richtige, so müfste man allervorderst am oberen Ende des Gletschers und an den ihn einschiiefs enden Thalwänden Spuren der uacb diesen Richtungen sich äuisernden ausdehnenden Kraft

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des Eises iioden; denn der hier erfolgende Widerstand soll es ja seju, und nicht das eigene Gewicht des Eises, weicher den Gletscher thalabwärts drXDgt. Nun lesen wir aber bei Charpentici selbst (S. 81), dals wenn eio Gletscher an seinem oberen Ende an einer Felswand endigt 9 das Zusammensinken (iassemeni) des £ises die uomttteibare Berührung hindert und eine weite Kluft zwi- schen der Felswand und dem Gletschereise erzeugt. Also gerade das Gegentheil von einem Anstemmen des Eises gegen das binferliegende Gebirge, und eine Erklärung des Ablösens durch das eigene Gewicht des Eises nach Saus- Sur e 'sehen Grundsätzen. Ueberhaupt mülste eine in der ganzen Eismasse Tor sich gehende, nach allen Richtan- ^en sich iiulscindo Ausdehnung alle Spähen, leere Zwi- schenräume und Klüfte, die den Gletscher durchziehen und ihn von den einschliefsenden Felswänden trennen, vollständig schliefsen, ehe sie eine mehrere Stunden lauge Eismasse, auf öfter wenig geneigter Unterlage, abwärts zu schieben vermöchte. Von diesem Alien bemerkt man aber nichts. Die Reibung, die beim Vorwärtsschieben einer so Ungeheuern Eismasse zu überwinden ist, liefse schlechterdings keine andere Ausdehnung zu, als ein Auf- qaellen der ganzen Eismasse nach der Dicke, auch ohne die Annahme, die Charpentier aufserdcm noch .ver- theidigt, da(s der ganze Gletscher an seiner Grundfläche angefroren sey.

Es hat Charpentier das Gewicht dieses Einwur- fes, der ihm 183b bei der Versammlung der Schweizerin sehen Naturforscher in Basel bereits gemacht worden ist, gar Wühl gefühlt Er giebt zu (S. 105), dafs wenn die Ausdehnung nur an einer einzelneu Stelle des Gletschers sich äufsern würde, auch nur ein solches Aufquellen der Gletschermasse an der entsprechenden Stelle eintreten könnte; allein da die Ausdehnung dem gauzeii Gletscher entlang erfolge, so kdnne das nicht eintceten. Es will mir jedoch scheinen, dab, wenn man das Aufquellen an

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einer Stelle für zutSssig findet, dafs bei einer Ausdeh- uuug, die in der ganzen Gletscbermasse sich kund giebt, eben ein Aufquellen an allen Stellen, ond kein Vonfärts« achieben des Gletschers stattBnden mOfste.

Die Annahme des Aogefrorense^as des Gletscherei- aea an dem Boden acheint mir vollends schlechterdiagK anvereinbar mit der Tbatsaohe des Vorrdckens der Glet- scher, sie mag nun hergeleitet werden von welcher Theo rie man will. Wenn das Gletschereis zu jeder Stunde des Tages im Vorrficken begriffen ist, wenn durch die zwischen Eis und dem unterliegenden Felsboden cioge- prefsten Gesteinstrümmer bei diesem Vorrücken Ritzen auf dem Felsboden entstehen, nnd das sind Thatsacbea, die Charpentier und Agassiz lebhaft verlheidigen, so können doch unmöglich Eis und Erdbaden zusammeo- baften. (Vergl. auch Forbes, jimh de dunu ei phil. 3e Ser. FI, p.25l.)

Charpentier führt nun freilich eine Tbatsache an, welche das Angefrorenseyn der Gletscher an ihrer Grund* fläche darthun soll (§. 34). Von dem über eine Feit* wand herabhängenden Gietrozgleischer im Bagnethal lö- sen im Sommer tagtäglich Eismassen sich ab, die unten im^Thale eine Eisanhäufung bilden, den sogenannten an- teren (xietroz^letscher. Häuft dieses Eis sich sehr an, so sperrt es den Abtluis der ßrance^ welche dann zu ei- nem See anschwillt, dessen Abflufs beim Durchbrechen des Eisdamms schon mehrmals bedeutende Verheerungen angerichtet hat; so nauienliich im Jahr 181 B. Um das zu verhindern, hat die Hegierong von Wallis im Jak 1821 einen Stollen durch den Eisdamro anlegen lasseOr durch welchen der Abflufs der Drance offen erhalten wird. All)ährlieh wird diescv Stollen aufgeräumt. Jedes Jahr, und zwar vom Juni bis in* den October, hat am nun, nach Charpentier, bei diesen Arbeiten den Bo- den des Gletschers gefroren gefunden, mit Ausnahme nes Streifens von etwa 10 Fub Breite, Ober wekbca

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die iJiance unmittelbar wegfliefst. Die Stelle liegt etwa 5500 Fuf8 über dem , Meere. Weno die Thatsache rich- tig ist, and ich habe keine Ursache an Charpentier's Angabe zu zweifeln, so wird eine nShere UnlersuchuDg wohl lehren, dais an einer solchen Stelle kein Vorrük* ken des Gletschereises über dea unterliegenden Boden stattfindet. Die Frage würde, gerade weil alIjShrlich Ar- beiten vorgenommen werden, leicht zu entscheiden seyn. Jedenfalls ist das eine sehr vereinzelte Thatsache, denn fiberall sonst, wo man unter einen wirklich in Bewegung begriffenen Gletscher eingedrungen ist, hat sich das am Boden anfliegende Eis im Zustande des Abschinelzens gezeigt.

Eine zweite Thafsache , die , nach C h a r p e n l i e r, das Angefroreusejn der Gletscher an dem Boden, und folglich eine Temperatur anter 0^ beweisen soll, ist die, dafs Wurzeln perennirender Alpenpflanzen, die im Jahr 1818 beim Vorrücken des Gletschers du Tour im Cha« moanithale in 470U Fnfs Meeresbdhe von demselben be* deckt worden sind, noch Triebkraft genug zeigten, um wieder ausschlagen zu können, als vier Jahre später der Gletscher sich wieder znrfickzog* Diese Wurzeln hät- ten, nach seiner Anstdit, während dieses langen Zelt- raums faulen und gänzlich absterben müssen, wenn sie nicht in einer niedrigeren Temperatur als 0^ verweilt hätten. Ich sollte indefs meinen , dafs solche Wurzeln in einem gewöhnlichen Eiskeller, in welchem das aulbc- waliiie Eis ebenfalls immer auf 0" bleibt, ihre Lebens- kraft ohne zu faulen würden erhalten haben.

Ich komme nunmehr zu der Erklärungsweise der an- geblichen Säuberung des Gletschers und des Ausstoisens von fremden Körpern, die man auch als Stütze derGe- frierungstheorie und eines Wachsthums des Eises von in- nen nach aufsen geltend gemacht hat. Die meisten Glet- scher zeigen nämlich auf ihrer Oberfläche an gewissen Stellen, den sogenannten G^i/^i'&ii^Ay Anhäufttugeo von

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SteinblOcken ood FdktrÜmmeni» von denen in der Re*

gel das Imierc des Gletschereises frei bleibt. Doch ist der Fall so seheu nicht, als man öfter behauptet, dab Schichten des Gletschereises durch Zwischeniageo ▼ob Sand, Kies und ^röfseren Steinen unterschieden sind, wie das z. B. Kuhn bezeugt, der längere Zeit Griudclwald bewohnt hat (Hdpfner's Magazin, I, S. 120) und neaer- lich Arnold Escher (Poggendorff's AnnaL BdXVI, S. 611). Dafs alle SteiiiU üiumer, die von den umgcbeo- den Felswänden auf den eigentlichen Gletscher heruater- fallen , auf seiner Oberfläche müssen liegen bleiben; ist an sich klar, denn der im \A iuLi r ntederfallende Schuce schmilzt hier in der warmen Jahreszeit vollsläudig nie- der ab. Nur in der Firnregion, wo aus der jährlich her- abfallenden Schiuemasse eine neue Schicht von Glet- schereis sich bildet, welche durch die abwärts schrei- tende Bewegung nach Jahren in die unteren Gletscher- regionen vorgeschoben wird, können SteintrGmmer in dss Innere des Gletschereises gelangen. Auch diese erschei- nen allmälig an der Oberfläche, was Saussure aus der immer vor sich gehenden Abschmelzong des der Atmos- phäre zugekehrten Theils des Gletschers erkliirt, wodurch die im Innern begrabenen fremden Körper allmälig zum Vorschein kominen, auf dem Gletscher liegen bleiben, und iiiit demselben thalabwärts vorrücken. Wenn das der Hergang der Sache ist, so wird behauptet, es müU^ das Gletschereis, was aus Firnregionen herkommt, zum Thcil das Aussehen einer durch Eis verbundenen Trüin* merbreccie darbieten. (Charpentier, S. 17.)

Wir wollen uns hier nicht mit den Erklärunpwei- sen befassen, die nach Art der Aelpler ein wirUicbes Autwartsbewegeu der nii Innern begrabenen fremden Kör- per, durch das umgebende Eis hindurch, annehmen. Char- pentier hat in seiner Schrift deren Ungrund binläoglidi dargelegt (§. 25). Er selbst erklärt sich den Vorgang auf folgende Weise: Durch das Gefrieren des in die

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Zwiflohenrftame des Gletschereises eingesickerten Was» sers ond die damit verbandene Ansdehnang gelangt eine . jede Schicht des lonern des Gletschers nach und nach in eine immer gröbere Entfernung von dem Boden. An der Oberfläche findet aber durch Abschmelzen eine fort* dauernde Verminderung des Eises statt, die eben durch |enen angeblichen Wachslhum von innen heraus ersetzt wird. Jede mit Unreinigkeiten erfüllte Eisschicht, die aus der Firnrcgioii heruntei^cscliobcu wurden ist, gelangt daher endlich au die überiläche, wo dann die Uureinig- keiten» nach stattgefundenem Abschmelzen des umgeben- den Eises, liegen bleiben. Charpentier h^lt es so- gar für möglich, dais auf diese Weise Steiubiucke, die bis .an den Boden des Gletschers heruntergefallen sind, auf die angegebene Weise an die Oberfläche gelangen , können, wenn sie sich in einer solchen Lage betuuien, dais die Eisbildung unter ihnen vor sich gehen kann« Wenn ich diese Erklärungsweise recht verstehe, so wäre nach derselben in den unteren Regionen der Gletscher alles aus der Firnregion herabgeschobeue Eis vollständig abgeschmolzen; der Gletscher bestände hier nur aus dem durch Gefrieren des einfiltrirten Wassers allmälig gebil- deten Eise, und zeigte aus eben diesem Grunde die grofse Reinheit.

Abgesehen von den Einwendungen, welche oben ge- gen deu Wachstimm des Gletschereises von innen her- aus überhaupt geltend gemacht worden sind, streitet die Erklärungsweise gegen die schönen, im letzten Jahre von Agassiz gemachten Beobachtungen über die Schichtung des Gletschereises, von deren Kichtigkeit ich mich mei- nes Orts, unter dessen Führung auf dem Aargletscher^ vollkommen überzeugt habe. Einen kurzen Abrifs die- ser Beobachtungen hat derselbe bereits im Jahrbuch von Leonhard und Bronn mitgetheilt (1843, S. 84 und 86 }• In der Firnregion, am Lauteraarfim z. B., ist die % Eismasse in horizontal liegende Schichten abgetheilt, die

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wahrscbeislidi ans den SchneeabUgeroDgen der ehnd« neu Winter entstehen, nnd deren Absonderungen dordi

den Staub und Sand, welclie zur Sommerzeit von den eutblofsten Felswänden durch die Winde hergeweht wer- den, bezeichnet sind. Jede Schicht deütet folglich einea Jahrgang an. Bereits Hottinger {Ephem, nai, cor, 1706, S. 41), und nach ihm Saussure (f^oy. §§. 514 und 2015) und Andere haben auf diese Schicblung des Firns aufmerksam gemacht. So wie der Firn thaiabwM In die eigentliche Gletscherregion gelangt, biegen sieb die anfänglich horizüiUaleu Schicliteii, indem sie sich von beiden Räudern gegen die Mitte einsenken. Das Aus- gehende auf dem Gletscher bildet daher nicht mehr eine gerade Linie, sondern einen Bogen, dessen ConvexillK tbalabwärts gerichtet ist. Weiter unten niuiiitt die Eio- senkung der Mitte zu, das Ausgehende der Schicbteo auf der Gletscheroberfläche «eigt eine mehrfach eingekniekte Zickzacklinie, deren aligemeine (Konvexität immer noch abwärts gerichtet ist. In den Üingebungeo des HoUl des JSeuchateloiSf wo der Lauteraargletscher, durch dea grofsen Guferwall getrennt, mit dem Ton der andern Seite des Abschwungs herabkommenden Finsteraargletscher zusammengestofsen ist, hat die Eiubieguug der Schichten dermafsen zugenommen, dafs sie an den beiden Räudem unter steilen Winkeln gegen die Mitte einfallen, und aaf der Mitte des Gletschers selbst theilweise senkrecht ste- hen, nach der Längenerstreckung des Gletschers fortschrei- tend. Ein Ahnliches Verhalten zeigt der Finsteraarglct- scher auf der locIUea Seite des Guferwalls. Wo ein kleinerer Seitengletscher mit dem grofsen Hauptgletscher zosammenstdfst, wird sehr bald seine ganze Masse so aufgerichtet, dafs seine Schichten steil vom Hauptglet- scher gegen den Rand zu einfallen. Die einzelnen Schich- ten lassen sich deutlich erkennen durch die gewöhnlich etwas abweichende Beschaffenheit ihres Eises, und durch den Sand, welchen sie vorzüglich an der ursprünglich

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nach oben gerichteten Oberfläche einschlieCscn , und der «nweilen nahe liegenden Schichten eine etwas verschie- dene Färbung mittheilt Bei -der vor sich gehenden Ab« schmelzuug wird dieser Sand nicht sofort von den Glct- scherbächen vollständig weggespült, sondern er bleibt tbeilweise an der Stelle der Abscbmelzung liegen, was zu einet deutlichen Bezeichnung der Linien des Ausgehen- den, wenn man den ganzen Gletscher überblickt, we- sentlich beiträgt. Es kann wohl kein unmittelbarerer Be- weis des beim Vorschieben des Gletschers erfolgenden Einkeilens und Zusannnendrüngens der ganzen Eismasse gegeben werden, als eben diese Structur.

Nebst dieser Schichtenabtheilung wird das poröse Gletschereis durchzogen von blauen BSndem dichteren Eises, die offenbar entstanden sind durch das Gefrieren des das Gletschereis tränkenden Wassers, während der kalten Jahreszeit, so weit die Winterkälte in das Innere der Gletscher« oder Fimmasse einzudringen vermag. Es hat nämlich dieses Eis eine ganz übereinstimmende Be- schaffenheit mit demjenigen 9 welches sich in künstlich gemachten und mit Wasser angefttUten Vertiefungen im Winter auf dem Gletscher bildet. Die blauen Bander existiren schon in der Fimregion. Zumstein (v. Wel- den, der Monte üosa, 1824, S. 152), welcher bei sei- ner ersten Besteigung des Monte Rosa, im August 1820, in einer Firnspalte in 13128 Fnfs Meereshöhe die Nacht zubrachte, giebt davon eine sehr anschauliche Beschrei- bung. Später haben sie bekanntlich die Aufmerksamkeit von Forbes auf sich gezogen. (Edinb. new, phU, Journ, Jan. 1842.) Sie laufen, auf dem eigentlichen Gletscher wenigstens, im Allgemeinen parallel mit der Scbichtong, stehen daher senkrecht, oder fallen steil ein, wo die Schichten eine entsprech^de Stellung haben. Der Pa- rallelismus ist jedoch nicht immer vollständig, sie laufen den Schichtungsabsonderungeu zuweilen unter spitzen Winkeln zu. Wir haben deren ntlhere Beschreibung

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und die Darstellung ihres Verhaltens in deu verschiede- nen Regionen des Gietecbera von Agassiz zu gewärti- gen. Forbes scheint anznuehmen {BüU, uniif, de Gi- neve, 42, p, 352), es entstünden diese Bänder aus Spal- ten, die sidi durch die uugleichfüriuige Bewegung der ▼erschiedenen Theile des Gletschers nach der Richtung der Bänder» auf dem mittleren Theil des Aargletschm also seiner Längen erstreckun^ uncli, bildeteü, spiiler sich mit Wasser iüiiten, was im Winter gefriere. Die ün- Statthaftigkeit dieser Erklärung ergiebt sich wohl daraiu, dals solche Längenspalten, die doch bei der stärksten Bewegung des Gletschers während des Sommers in die- ser Jahreszeit vorzugsweise beobachtet werden luülsten, auf dem Aargletscher gar nicht existiren. Alle Spalten laufen in der Regel queer über den Gletscher.

In den tieferen, vom Hotel des Neuchatelois wei- ter abwärts liegenden Theilen des Aargietschers wird die Schichtensteliong wieder verändert, auf eine Art und Weisen in die wir hiernicht eiiilretcii wollen. Im Allgemeinen wird sie verworrener, blaue Bänder und wahre Schichtungsab- sonderungen lassen sich kaum mehr von einander unter- scheiden. Das Dasejn einer Schichtung wird indefs Idcbt erkannt, wenn man sich einmal von der Tbatsache an denjenigen Stellen des Gletschers überzeugt hat, wo sie wegen grdfserer Regebnäfsigkeit anschaulicher hervortritt.

Das Vorhandensejn einer Schichtung im Gletsche^ eise spricht nun ganz gegen eine Entstehungswcibe des Eises in den unteren Regionen der Gletscher, wie Char- pentier sich dieselbe vorstellt. Eine blofs aus gefro- renem Wasser entstandene klare Eismasse könnte keine Schichtung zeigen. Charpeutier behauptet, auch die geschichtete Structur des Firns gehe verloren, wenn er sich zum Gletscher umwandelt (S. 18). Es ist über* haupt merkwürdig, wie lange die Structurverhältnisse der Gletscher auch von emsigen Beobachtern übersehen wor- den sind. Es erklärt sich das zunächst daraus, dafs die

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Gietecber gewöhnlich nur bei sch<teier Witterung besucht werden. Dann ist aber dufch die vor sich gehende Ab- scbmelzung die Sofsere Oberfläche des Gletschereises auf- gelockert; Schiciitung und biaue Bänder sind kauai be- merkbar, so deutlich sie bei Regenzeit sich darstellen. Ist man aber einmal durch genauere Beobachtungen auf die Sache aufmerksam geworden, SO wird mau überall die Schichtung erkennen.

Dafs man im Innern des Gletschereises selten grö- bere Gesteinstrümmer antrifft, erklärt sich wohl genü- gend daraus, dafs erstlich die Steiien, wo durch Herab- fallen von Schutt derselbe in die Fimmasse begraben werden kann, im Vergleich zu denjenigen, wo kein Schutt auf deu Firn gelangt, nur vou unendlich kleiner Aus- dehnang sind« Dann liegen diese Stellen am Rande des sich bildenden Gletschers. Beim Herabschieben gegen die Tiefe zu erleidet aber das am Rande liegende Eis gewöhnlich eine besonders starke Abschmelzung, wie die Vertiefungen beweisen, welche die Oberfläche des Glet* Sehers häufig von den das Thal einschiiefsenden Fels- wänden trennen, namentlich wenn die Thaiwand der Er- ^rmung durch die bescheinende Sonne ausgesetzt ist Die im Eise des Randes eingeschlossenen Felstrümmer werden also bald eiubiölst und gelangen in die Gandecke des Gletschers. Oder der Gletscher vereinigt sich mit einem andern, wo dann, wie wir bei der Darstellung der Schichtungsverhältnisse gesehen haben, der Rand in der Höhe bleibt, die Schichten in der Mitte sich einbie- gen und einknicken und zusammengedrängt weriden. Auch hier bleiben also wieder die Theile des früheren Randes in der Höhe dem Abschmelzen durch den Einflufs der warmen Atmosphäre vorzugsweise ausgesetzt; die heraus- sdimelzenden Steintrüuuiier gelangen in die auf dem zu- sammengesetzten Gletscher sich hinziehende Guferliuie; die theilweise aufgerichteten und zusammengeprefsten Schichten des mittleren Theils des früheren Gletschers

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tchmelten . hingegen nur an den der Atmosphäre ng^ kehrten Kanten ab. Alles trägt folglich dazn bei, dab

diejeoigen Theilc des Firns, welche gröbere Steiülrüm- mer enthalten können , zusammenschmelzen , ehe sie io den unteren Theil des Gletschers gelangen, und es ist daher kaum zu verwundern, daiä man solche selieü iiii Innern des letzteren wahrnimmt

So absoint rein, wie man gewöhnlich anzanehmen pflegt, ist indefs das Gletschereis durchaus nicht. Der Sand, den die Winde auf die Mitte des Firns treiben, und der zur deutlicheren Bezeidknnng von dessen Schieb- tungsabsonderung beiträgt, bleibt in den Schichtea des (Gletschereises und theilt ihm selbst eine schwache Fär- bung mit, wie wir oben gesehen haben. Es findet das nicht nur an der Oberfläche statt, wo dieser Sand aller» dings beim Abschmelzen den Trenuun^slinien der Schich- ten entlang sich anhäuft. An allen Spalten auf dem Glet- scher bemerkt man, wie die durch Sand ▼erschiedeatlidi schwach gefärbten Eisschichten sidi in die Tiefe hinan- terziehen. 'Durch Schmelzen des aus eineqpi Bohrlocbe von 20 Fufs Tiefe heraufgeförderten Eises hat Agassiz dae Vorhandenseyn des enthaltenen Sandes direct oadh gewiesen. {Comptes rendus, XF, 435.) Und doch müfsten diese feinereo Unreinigkeiten, die im Firneis mit herunterkommen, eben sowohl im Gletschereise verscbwiD* den, wenn Cha i p eu tier's Darstellung begründet wäre.

(Schlufs im nächsteo Heft.)

XV. Vorkommen pon Quecksiiljer in Frankreick

In einem früheren Bande^ dieser Annalen (Bd. XXXIX, S. 527) wurde Nachricht gegeben von dem VorfcomiBeo des Quecksilbers im Dep. Haute- Vienne. Ein Sbnliclics, freilich eben so spärliches Vorkommeu dieses im Ganzen seltenen Metalles ist kürzlich von Hrn. Leymericio

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eioem Briefe an Hro. E. de Beanmont nacbgewiesen

(Cornpf, rend. XVI, p. 1313). Er selbst war freilich nicht so glücklich, bei einer JSachsuchuDg au Ort und Stelle dieses VorkommeD zu bestStigeD, bringt indefs eine Anzahl unverdächtiger Zeugnisse der Landesbev^ ohiier bei (die das Quecksilber Argen- biou iieuueu), so dafs an der Sache nicht zu zweifeln ist. Der neue Fundort ist beim Dorfe Saint -Paul- des -Fonts, Canton St, Affrique, Deparl. Aveyron^ wo es am Fiifse des Plateau de Larsac^ einem westlichen Vorsprunge der Cevennen, theils im Mergel, theils in dem darüber liegenden Kalkstein, hin und wieder angetroffen ist, so dals es in kleinen Men- gen hat gesammelt werden können. Es iiodet sich vor- zflglich in der Nähe eines Baches, wo auch der nach- (heilige Einflofs desselben auf die am Ufer stehenden Pappeln eehr sichtlich ist.

In einer späteren Notiz {Ibid. 1451) macht Hr. L. idarauf aufmerksam, dafs die vier bis |etzt bekannten Fundorte Ton Quecksilber n\ Frankreich, nämlich der bei MontpelUer, in subapeuniuischen Mergeln an der an- dern Seite des Larsac (der schon 1760 vom Abt Sau- vages nachgewiesen und 1830 und 183 t bestätigt wor- den) ' ), der von St, Paul, im Depart. Avejron, der von Peyrat^ im Depart« Haute- Vienne, und der von Menildot, bei Mortain, im Depart. Manche, sämmflich iu der Richtung N. 32^ W., d. nahe in dem von fieaumoDt für das Viso- System angegebenen Streichen liegen. Er setzt hinzu, das Vorkommen des Quecksil- bers iu so jungen Schichten, wie die bei Montpellier, dürfe um so weniger verwundern, als, nach Hrn. Da- niel Sharpe, unter ganz ahnlichen Verhältnissen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts zu Lissabon eine Grube auf Quecksilber angelegt, indefs 1801 wieder auf- l^egeben worden sey {Bullet, de la Soc* Geol. de France^ T. , 108. Vergl. AnnaL Bd. LIX, S. 350.)

1) Auch fiicr, wo zugleich natürllclu r Calorael vorkommt, hat mao den •chädiichcn Eioflufs auf die Vegetation bemerkt.

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XVI. Glänzende Lufierscheinung.

Am 19. October 1843, Machmittags um 1 Uhr 35 Mi- nuten mittL Zeit, zeigte sich zu Berlin eine überraschende, glänzende Lafterscbelnang. Während zwei Wolkenzüge

über einander sich befanden, der untere aus dicken, schwarzgrauen Haufeiiwolkeu bestehend, die iu schnel- ler Bewegung von NW. her begriffen waren, der obere aber ein schönes, weifses, stillstehendes LSmmergewdlk bildend, erglänzte das letztere, nur wenige Grade senk- recht über der Sonne, von den hellsten Regenbogenfar- ben; es waren drei horizontale Streifen über einander, von ziemlich gleicher Breite, die beiden äufseren mit dem- jeuigcn gelblichen Roth geiärbt, welches den einen Rand eines gewöhnlichen Begenbogens bildet, der innere aber lebhaft grfin. Die Breite der drei Streifen zusammen betrug wenigstens 5 Grade, ihre Länge aber gegen 15 Grade. Auf den zunächst benachbarten Lämmerwölk- chen, aufserhalb der drei Streifen, zeigten sich dieselben rothen und grfinen Farben in unregelmäfsiger Zerstreuung. ISach einigen Minuten ward die Ersciieinung schwacher; dann machte eine dunkle Haufenwolke sie ganz unsicht- bar. Der Unterzeichnete würde es dankbar anerkennen, wenn man ihn belehrte, ob eine ähnliche Erscheinung schon öfter in hiesiger Gegend, zumal bei so hohem Son- nenstande, beobachtet worden sey,

Dr. Lehmann.

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XVIL Programm der Stadt Mailand zur näch- sten Versammlung italienischer Naturforscher.

(Mochte es bei uns Ifadifolge fioden das Beispiel, das hier aafgeatellt

wird! P.)

lia cUtSb di Milano, lieta dell* oDore

d' accogHcre fra Ic sue mura la sesta riunione degli Sclenuali ilaliani e bramosa di darc agil Scienziali stessi qualchc lestimonIanz.a della propria CODSidcrazione che in piu particolar modo coUa natura de' ioro studj s'ac- cordi, ha determinalo di disporre la somma diansiriache lir. 10,000 desü- nata ad oaao pm grandiose espenense relative a qualsiasi delle scienae fisi- cfae e oaturali, da esegiiirsi durante W Congresso iDedesimo*

S* mvttano qutndi tutti i euliori delle scienze Stesse, tanto italiani clic siranieri, a far pervenire, non piu tardi del 31 gennajo 1844 alla Congregazione niunicipale della regia dUa di Milanoi rindicazionc dell* esperienza che cssl intenderebbero cse- goiret della quäle Tiotiera csecoxione ?errebbe sernprc afTidata al propo* nente, limltaodosi il concono della civlca AminioislraaioDe al solo rim- borso dcllo spese.

Scadato U termme sopra iodieato, vcrianno i divcrsi progetti presi in esame da un'apposita Commissione scienllfica, dalla qualc verra deter- raioato, secondo ii rclativo grado d'imporlaDza e di spesa, se ad uno od « piu dei proposii esperimeoti si possa dare esecuzione. Non ap- pena avrä la GoiDiDisstoDe delibe- rato sopra tale argomento, essa sl porrä In comumcaaione iniinediata coli* autore o cogli autori dei pro-

Jfoyeuse ^aeeueUUr dans ses murs ta sixikme riunion des Sa- pons iiaHens^ ei animie du diair

de leur donner un timoignage cclutant. de sa haute considcra- iiüu^ (jui puisse en mt'nu Ums s'accorder avec Ic hiit constant de leurs efforiSy la Ville de Mi- lan n'enl de prendre ia deterim- na t ton suivante:

Ohe somme de 10,000 lipres att- triehiennes {/r,ß,100 environ 0) sera affeeile ä une ou piusieu'- res grandes expirieneet da do~ maine des sciences physiquts ou naturelles^ que ton devra eacieu' ter pcndant la durie du Con^r^s.

TTn conscf^uence de t/uoi /aus les Sacans itaiiens ou etrangers sont infites ä faire pan-enir ä la Congrigation municipale de la ville roy alt: de Milan, non plus tard du 31 janvier 1844. rindi- eaiion de fexpirienee qu'iis pro- poseroient ei doni texieuiion en- iih'e ieurs s/roii tou/ours con^ fiie en egard que PAdminisira' Hon entend ne s'immiseer que pour ce <pii concerne U rvnhour* seinent des frais.

A l'ccheance du lernte f^i-des- sus indique, les dit^ers projets siront soumis ä l'examen d'une Commission scientifique ä ce nommie qui eonsiditant tim- porianee ei la dipense rilaiive düerminera sUiy aura Beuttlxe»

1 ) Etwa 2300 Tbalec prcursUrli

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fem «doltati, e pit»ccdcr4 d*.iecordo Goi medesliDi a tutti {II occonrentl preparalivi.

L*espenenu da eseguirsi don^ esserc talc da poter far conoscere qualclie nuovo fatio o qualchc re- centissimo progrcsso della scienKa, essend o da escluderst tutte quelle che non offrlssero alcun Interesse di no- vila scientifica; dovrü parlruenti es- sere di natura da non richiedere nn sovercbio teoipo di eaecauone, do- vendo poter essere eseguito in modo che i Membri del Googresso pos- saDO conimodaiDente assistervi.

La Gitta ood «'iocarica che dclie apese immediatanieiite relative all*es- penmenlOt rimeneodo le «pese di viaggio a caiicG dd propooenie; e qualora loteodati che «'abbiaoo a soatenere anche altre spese, Paceor- darle o meno, fera soggetto di par- ticolare deliberazione sccondo Teve- nienza del caso.

Le indicazioiii beo partuol.iriz- zate delle espeiicnzc che si vorreb- bero esegulre c che verranne dlrcUc dai proponenti alla Coogregaztone municip&le della regia citlk di Mi- lane dovranno essere scritte in noa delle «eguanti liogue: latina, italiana o francese«

n presente prqgramnia verra pab- blicato diraoandoloaiprinapalicor- pi sdcBtifiGi d*£uropa, noD che per mesto delle piiSt importaDti pnbbli- catioDi periodiche.

MHaoo dal palasao nramapale U 18 settembre 184a

Oiißr une ou phtsUures det «jv pirienees p rojeiies, jiussii6t ^ue la CommUsion aura pris sa di' cision , eUe se metira immidio'

tement en rapport nvec t'auteur^

ou Ics anteurs des praj ets (nlop- tes-, afin de proct der de continun arcorä aujp dUpositions neceS'

saires.

JL'expiricnce cn tauest ion devra itre de nature äpoutfoir devoiler im /<»'/ noupeaug ou bien ^ de^ morUrer qnelque prt^rks scien^ tifique trks-rdceni. En outre tiU devra powft^r se faire dans im iaps de tems assez couri pour gue U Membres du CongrhspuU" seni y mssisier Uui ä teur aise*

La ViMe ne st tJkarge gue des dipenses rehtthes ä texpirientm» Celles du poyage restant h la Charge de la personne <jui aura Jaite la propositi'on.

Le cus echi'tifit d un surcroit de depense unpri\ n ce ne sera que par une iiouvellc dt idjt^ration que l' Administration inunicipale pourra ou non taccorder.

Les indicaiions detailUs des laepirieness qui seront presentees deirronl itre.adressies ä la Con^ gregatlon munic^nUe de la ville roytde de Milan^ en langue ito' Henne, kUine^ ou franftdse*

Pour gue le presenlprogramme puisse apoir la plus gnmde pubU'- eiti posstble il sera adressi auac prineipales aeadimies d'Murope et sera insM dans le fourneauar scientißques et politiqucs les plus renoni/nes.

Du palüis municipal de Milan 18 septembre 1843.

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1843* ANNALEN ^o. 12.

DER PHYSIK UND CHEMIE.

BAND LX.

L lieber die Sirene; von August Seebeck.

1) In einer so eben erschienenen interessanten Ab- hancUung ^) hat G. S^Ohm eine Theorie der Töne der Sirene gegeben, und sich dabei anf einige Beobachtun- gen bezogen, welche von mir an diesem Instrument an- gestellt worden sind ^ )• Obgleich ich diesem Gegen- stände einige Mafse za widmen gegenwärtig nicht im Siaiitle bin, so halte ich doch ein Paar Beniei klingen, welche sich mir beim Lesen jenes Aufsatzes dargeboten haben 9 und welche mir geeignet scheinen, füniges zur l>erichti^ung und Erg^inzung der Ansichten des gelehrten Verfassers i}eizutrageu, besonders deshalb für mitlhei- lenswerth, weil es sich dabei um eine für die Akustik ungemein wichtige Frage handelt, nämlich: ipos ist als das fVesenilichc der fVel/en eines Tons anzusehen^ sey es dafs derselbe aliein, oder zugleich mit andern Tönen aoftritt? Es bildet diese Frage einen Tbeil einer andern, über welche ich seit laugercr Zeit, wenigstens etwas Auf- schlufs zu erhalten, einige Versuche gemacht habe, näm* lieh: welche Vorstellung hat man sich von der eigenthüm- iicLeu Wellenforin verschiedener Klänge zu machen?

2) £s wird häufig angenommen, dafs die Geschwin- digkeit, welche ein zu den Wellen eines einzelnen Tons ^( iuM cndes Thetichen zur Zeit t besitzt, vorgestellt werde durch a cos 27i(inl-i-0), wo a die Schwingungsweite, m die Schwiugungsmenge und 6 einen constanten Zeitwerth

1) Diese Awualun, No. 8.

2) Ebenaaselbst, 1841, No. 7.

PoggendorlTs Annah Bd. LX. 29

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bezeichnet. Der Grand zu dieser ADnahme liegt, so viel mir bekannt ist, nur darin, dafs man durch die Theorie

der Schwinguugcu iu gewissen einfach crcn i allen der Tonerzeugong auf diese Form geführt wurde, und in an* deren, weniger einfachen Fällen mittelst einer Betrach- tungsweise, deren Strenge durch die neuere Matbemaiik erwiesen ist, die Welle auf Bestandtheile vun dieser Form, also auf verschiedene Tdne von jener Beschaffenheit, zu- rQckzuföhren sich im Stande sab. Wie dieses Letztere auch auf die Sirene und überhaupt auf jene Ttnic , die durch eine Üeihe mehr oder weniger gelrenuter Ein- drücke erzeugt werden, anzuwenden sej, ist Ton Ohm in der genannten sehr werthvollen Abhandlung gezeigt worden. Es ist meine Absicht iui Nachfolgenden zu un- tersuchen, in wie weit die Richtigkeit der Ansicht, dafs jene Wellenform als das Wesen des Tones zu belracli- ten sey, durch die Sirene- Versuche bcsLätigt werde.

3) Ich habe ein Paar Worte über die in Rede ste- henden Versuche vorauszuschicken. Wenn durch ein enges Röhrchen ein Luftstrom gegen die Löcherreihe der rotirenden Scheibe geblasen wird, so ist es eiiilcurhteud, dafs der aus dem Röhrchen tretende Luftstrom, so lange er gegen den nicht durchbrochenen Theil der Scheibe tritt, zurückgeworfen und seitwärts verbreitet werden muls; doch wird durch diese Ausbreitung jedenfalls die Luftbewegung in so bedeutendem Maafse geschwächt, dafs man annehmen darf, es finde die Hanptwirkung eines jeden l^uftslolscs dann statt, wenn ein Loch der Sirene in den dircclea Luftstrom, oder doch sehr in dessen Nähe tritt. Sind daher die Abstände der Löcher von einander grofs genug gegen deren Durchmesser bei meinen Ver» suchen in der Kegel 4 bis 12 Mal so grofs und auch das Röhrchen eng genug bei meinen Versuchen noch etwas enger als die Löcher, so können die Luftstöfse mit mehr oder weniger Annäherung als getrennte Ein- drücke betrachtet, werden, oder genauer: es mufs ein

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I

451

WellenzDg entstehen, In welchem die positiven Halb«

wellen viel hervortretender sind, als die negativen, ^vcon man unter einer positiven Halbwelle diejenige Uäiitc der Periode versteht, in deren Mitte die Löcher sich gerade vor der Röhre befinden, und unter einer negativen die andere iiäiile, in deren Mitte sich die Röhre milleu zwi- schen zwei Löchern befindet« Fig. 14 Taf. mag unge* fäbr ein Bild einer solchen Wellen Fonn geben, indem die über irgend einer wagerechten Abscissculinic errich- teten Ordinalen der Ciirve ambcnd,,,, die (lescbwin'* digkeiten der Lufttfaeilchen für irgend einen Zeitmoment vorstellen; AB ist nicht diese Abscissenlinie, sondern ihr parallel, und so gezogen, dafs sie den Wellenzug in Hälften von gleicher Länge ab=hc=cd=de , theilt; die positiven Halbwellen amb, cnd,^* sind so hervortretend, dafs sie augenähert als getrennte Eindrücke zu betrachten sind.

4) Diese in der Natur jener Tonerzeugong begrün- dete Ansicht findet in den Erfahrungen, von welchen it Ii a. a. O. Nachricht gegeben habe, vielfältige Bestäti- gung. In diesem Sinne wurden und werden auch jetzt noch die in jener Abbandlapg unter IIL genann« ten Versuche, so wie auch die Interferenz eines Tones mit seiner Octave als einfache und nolhwendige Folge- rongen von mir angesehen, während die Interferenz zweier Unisonotöne ganz einfach auf dem Wesen entgegenge- setzter Gröfsen beruht, sobald nämlich worauf diese Versuche eben zielten die Ansicht F. Savart's auf- gegeben wird, als habe das Gehörorgan die Eigenschaft, die aus verschiedenen Orten kommenden Eindrücke durch- aus getrennt zu halten. Iii der That Ihidc ich auch in Ohm s Erklärung dieser Erscheinungen wesentlich die- selbe Auffassung wieder, nur unter einer specielleren Form, deren Zolässigkeit ich nachher beleuchten werde.

5 ) Nicht in gleichem Maafse ciufath sind die a. a. O. unter IL beschriebenen Versuche > und es schienen mir

29*

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4ö2

dieselben aus Terschiedeneii GesichtspaiiKteii aafgefafisl

werden zu können. Namentlich entging es mir bei wei- terer Erwägung nicht, dafs z. B. in den Fällen, wo die Abstände der Eindrücke abwechselnd / und sind« die Bewegung einige Aehnlichkeit mit der haben nfisse, wel- che aus zwei regelmöfsi^en Wellenzügen gebildet wer- den können, etwa wie in Fig. 15 Taf. Allein der Ver- such, dieser Aehnlichkeit weiter nachzugeben« schien mir scheitern zu müssen, einerseits an der Unkennfnifs von der näheren Beschaffenheit der Sirenestöfse, un^d ande- rerseits an der in §. 1 berührten Ungewifsheit über das, was als wesentlich zur Wellenform eines Tones gehO* reiitl zu bell achten ?ej. Dieser Schwierigkeit ist Ohm dadurch entgangen, dafs er als das Wesen der Touwel- len die in §• 2 erwähnte Form acos2n(mt+d) por^ ausseid y und dabei annimmt, dafs die Stärke des To*

nes durch den Werth von ^ bestimipt werde' 'S, in Be<

m

treff der Sirenestdfse aber zunächst der Einfachheit we- gen eine ganz einseitige Form in's Auge fafst, auf wel- che sich jedoch, mit Hülfe des auch für die Akustik so fruchtbaren Satzes von der Darstellung wiUkührlicher Functionen durch Sinusreihen, diese Eindrucke jederzeit zurückführen lassen. Die unter diesen Voi aushiilzAiiigca entwickelten theoretischen Resultate iindet der gelehrte Verfasser in Uebereinstimmnng mit meinen Versuchen. Ich werde im Folgenden untersuchen, wie es sich mit dieser TJebereinsüinmung verhalle, wemi man

I. an Ohm 's Theorie keine Aendcrungen vornimmt, als ein Paar kleine, aber wesentliche Berichtigungen ;

II. wenn man diese Theorie verallgemeinert in Betreff der über die Sireueslufse zu machenden Voraus- setzungen, aber bei der Annahme bleibt, dafs das Wesen des Tones in der bezeichneten Wellenform liege;

1 ) A. a. O. S. 5i8 uDd 558 Aomcrk.

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ni. wenn man in der JeUteren Beziebang von einer weniger beschränkenden Annahme ausgeht

I.

6) Zuvörderst darf wohl der von Ohm an die Spitze seiner Betrachtungen gestellte Grundsatz, »dafs zur Er- kläruDg einer Naturbegebenheit keine anderen Ursachen anzunehmen seyen, als welche noüiwendi^ und hinrei- chend sind,» dahin ausgelegt oder ergänzt werden, dals, um auf dem Felde der Empirie das Ausgemachte von dem Wahrscheinlichen und Hypothetischen zu unterschei- den, mau die VorstelluDg von den wesentlicheu Ursa- chen einer Erscheinung nicht weiter beschränken dürfe, als die Erfahrung unbedingt verlangt. Diesem Grund- satze gemäfs kann über die Ursachen eines Tones zU" nächst so viel gesagt werden: Ein Tou entsteht durch periodische Wiederkehr eines gleichen oder ähnlichen Bewegungszustandes; die Dauer der Periode, deren Länge wohl ohne Zweifel zwischen gewissen Gränzen lie«jen mufs, bestimmt die Höhe des Tones. Obgleich durch minder regelmäfsiges Einhalten der Periode ein unvolU kommener Ton erzeugt wird, so kann doch die BegeK mäfsigkeit derselben als Norm für den vollkommenen Ton betrachtet werden. » Diese Erklärung ist, indem sie die Bewegung innerhalb der Periode noch völlig un- bestiunnt läfst, offenbar zu weit, denn sie pafst eben so- wohl auf die Falle, wo der durch die Periode bedingte Ton allein auftritt, als wo wir ihn von den Tönen sei* ner harmonischen Oberreihe begleitet hören. Die Art der Bewegung Wcihrend der Dauer eiuer Periode mufs also, damit der Ton einfach sey, noch einer gewissen Beschränkung unterliegen* Macht man nun die Annahme, es bestehe diese Beschränkung darin, dafa die Wellen des einfachen Tones von der Form a cos27i(mi'^Ü) sind, und es beruhe überhaupt das Auftreten des Tones ' m stets und nur auf dem Vorhandenseyn eines Wellen- zugs von dicöer Fuiiu, bo gelaugt mau z. B. an der Sirene

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zu gewissen Folgerungen, welche mit der Eifahruog ver- glicheu werden künueo. Sollte diese mit ihnen in Wi- derspruch treten, so würde dadurch bewiesen sejn, daÜB jene Annahme entweder unrichtig oder wenigstens su be- schränkt ißt; stimmen sie dagegen mit der Erfahrung über- ein, 60 gewinnt |ene Annahme an Wahrscheinlichkeit, oder es bilden wenigstens die in Rede stehenden Er- scheinuiiiKni kein Argumoiit i;t ;:eu dieselbe, wenn sie sich anderweitig bewährte; erwiesen aber würde dieselbe erst dann sejn, weon gezeigt würde, dafs man bei jeder an- dern vAnnahme zu erfahmngswidrigen Resultaten gelangt, dafs nicht nur jedesmal dann, sondern auch nur dann der Ton m gehört wird, wenn Wellen von der angege- benen Form da sind. Welcher von diesen drei Fällen auch eintrete, so wird daraus immer ein Gewion für un- sere Einsicht in das Wesen der Töne erwachsen. Auf diese Weise bleibt Ohm's Arbeit durch die angeregte Art der Behandlung jedenfalls ein entschiedener Werth

gesichert.

7) Ich habe zu den früher beschriebenen Erfahrun- gen nur eine hinzuzufügen, welche ich damals zn unvoll- kommen kannte, um etwas darüber zu sagen. An der einfachen Sirene nämlich, mit gieichabstehenden Löchern, also isochronen Eindrücken, kann man öfters neben dem Hauptstrom, wenn auch äufserst schwach, einen und den andern Ton seiner harmonischen Oberreihe mitklingen hö- ren. Auch beim Anschlagen der Löcher mit einer Kar- tenblattspitze können sie bemerkt werden. Hierin ist zunächst eine Bestätigung der Ohm'schen Theorie zn fniden, denn nach dieser müfste jeder Sireneton mehr oder weniger von diesen Beitönen begleitet sejn. Ich habe früher einige Versuche zur Erklärung dieser Wahr- nehmung gemacht; da ich aber fand, dafs bei ungcänder- tem Apparate bald dieser, baid jener Ton der Reihe er- kennbar wurde, je nachdem ich den Standpunkt des Obres veränderte, so schien mir das Wahrscheinlichste^ sie ent-

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4

ständen dadurch, dafs die von den Wänden zurückge- Offenen Stöfse zwischen die directen Ireten, und da- durch eine vermehrte Schwingungsmenge geben. Ich halte es aber jetzt für viel wahrscheinlicher, dafs sie im We- sentlichen auf dem von Ohm bezeichneten Wege zu er- klären sind, ivonach ihre Entstehung von der Zurück* werfuiig unabhängig ist, und nur ihre verschiedene Stärke an verschiedenen Stellen des Zimmers durch eine Inter- ferenz mit den zurückgeworfenen Wellen auf bekannte Weise zu erklären ist *

8) Bei' einer genaueren Erwägung zeigt sich )edoch einige Schwierigkeit in der ungemein geringen Stärke die- ser Töne. Zwar stellt Ohm (a. a. O. S. 558 d. und S. 564 ) den Satz auf, dafs die Beitöne, welche bei sehr kurzen, getrennten Eindrücken äufsersl stark sejn müs- sen, unter Umstanden gegen den Uaupttou verschwin« dend schwach werden können, wenn nämlich die aus jedem Loche hervorgehenden Eindrücke sich nahe über das ganze Intervall (Periode) erstrecken; allein diesem öatze liegt ein Versehen zum Grunde, das zwar oÜeu- bar nur auf einem Schreibfehler beruht, aber gerade hier zu ganz irrigen Resultaten führt. Setzt man nämlich Xzzzl^ so wird die Schwingungsweite nicht, wie S. 558

siebt, —r^—TTi sondern ^ . f,^ rr *). Dann w ird

1) Ein anderes Versehen liegt aueh In dem Satze c auf denselben Seite; denn seut man X^\i^ so wird die Schwingungsweite nicht son>

7C

dem . < v cos -^i. Dieser Werth wird Null, so oft i eine un-

gerade Zatil ist, auTser wenn /=1, wo er in ~ übergeltt. Die Töne erhalten also nicht gleiche SUIrke, sondern die mit der Schwlogongs-

roengc "i^» 8»°* weg, und für die übrigen ^

2 4..

, TTt' ' ' i^iiuo^^ die Starke mit der Höbe ab. Diels wird unten in §. 9 «n bcrucksichtl^D sejn.

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aber der erste Ton nicht uoeudlich Mal stärker, als die BeUdne, sondern es verhalten sidi die Schwingongswel«

12 3

ten der Töne ~y , 7^ wie die Zahlen x'y»

Wenn nun, wie man mit vieler Wahrscheinlichkeit an- nehmen darf, die Slirke der Töne (bei gleicher Empfäng- lichkeit des Ohres) ihrer lebendigen Kraft proportional ist, so werden die verhäUnifsmäfsigen lutcusitäten jener Töne ^, ^3^, ttVs Biese Zahlen bezeichnea die Gränze, unter welche die Stärke der höheren Töne im Vergleich 7Aim tieferen nach Oiuii's Theorie nicht würde sint^en können, dagegen sie bei sehr kurzen, getrennten Eindrücken mit viel gröfserer Stärke auftreten und bei« nahe 4 , 9 . . . Mal stärker als der erste, tiefste Ton wer- den inüisleu. Nun erscheinen diese höheren Töne je- derzeit, die Löcher der Sirene mögen einander sehr nahe stehen, oder durch sehr grofse Zwischenräume getrennt seyn, nur äufserst schwach, so dafs sie wahrscheinlich von den Meisten, weiche sich mit Versuchen au diesem Instrument beschäftigt haben, gar nicht bemerkt worden sind, und obschon die Vergleichung verschiedener Ton- stärken miL dem Gehöre eine sehr unsichere Sache ist, so würde ich doch kaum anstehen zu behaupten, dafs sie noch nicht einmal jene untere Gränze erreichen, auch wenn sich nicht aus der Vergleichung der so eben berech- neten Zahlen mit denen des folgenden §. ein festerer An- haltpunkt für die Vergleichung der Intensitäten ergäbe.

9) Das vorhin bezeichnete Versehen übt- auch- ei- nen bedeutenden LliiÜiifs auf die Rechnung aus, zu wel- cher einige meiner Versuciie O h ni Anlafs gegeben ha- ben, und aus welcher er d^ Schlufs zieht, dafs an mei- ner Sirene die Eindrücke sich nahe Ober die ganze Länge des Inlervalls erstrecken (a. a. O. S. 561 bis zum Schlufs), Setzt man nämlich l nahe =/, so erhält man für den Versuch, wo die Löcherabstände an meiner Sirene ab- wechselnd 5^ und 7^ betrugen, das Verhältnifs der Schwin-

m

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(;uDg8weite des ToDes Tones ^ wie

cos 75^ eoslM^

folglich das Verhaltiiifs der Inteositäteu beider Töne wie

\ 3 / ' \ 15 ) * ^ 0:7, so

dafs der zweite Ton noch etwas stärker als der erste seyn luüfste, da ihn doch die Erfahrung sehr viel schwä- cher giebt. Für die Löcherreihe mit abwechselnd 9^ und 11 0 würde der zweite Ton fast 16 Mal und für die mit 9^ und 10 j Grad »üitle er gegen 70 Mal stär- ker seyn, als der erste Ton, was auf keine Weise mit der Erfahrung stimmt. Nun ist abeir in der Tbat nicht abzusehen, wie bei der Art, wie die in Rede stehenden Versuche ausgeführt worden sind, der Werth von X dem von / gleich kommen, d. der Eindruck das ganze In* tervaü ausfüllen soll; denn wenn auch diese Annahme zulässig seyn möchte, wo zwei getrennte Löcherreihen mit zwei dazu gehörenden Kohren so augehiaseu wer- den, dafs auf der. einen der eine, auf der andern der andere Eindruck des Intervalls erzeugt wird, so ist diefs doch hier nicht der Fall, da iiiiL einer l\uhre auf einer Löcherreihe der beschriebenen Art die beiden zu einem Intervall gehörenden Eindrücke erregt wurden, und es könnte A höchstens nahe =7/ gewesen seyn; alsdann aber niüfste gar bei der Löcher reihe mit abwechselnd 5^ und 7" der zweite Ton wenigstens 6 Mal stärker seyn, als der erste, bei der mit 9^ und II® ungefähr 70 Mal, und bei der mit 94 und IO4 etwa 300 Mal. Um die beobachteten iutensUaten mit der Ohm scheu Theorie in Einklang zu brinjgen, müfste man annehmen, daüs X etwa zwischen ^-^l und betragen habe, eine An« Dahme, welche aus mehreren Gründen unzulässig erscheint. Ich unterlasse es, diese Betrachtung auf die Fälle aus-

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zudeboeD, wo an teroären Löcbersjrstemen der Ton ^

gehört wurde.

10) Ich habe mich bis hierher gaiiz an die unmit- telbaren Ergebnisse von Ohm^s Abhandlung gehalten,

und nichts daran geändert, als ( in Paar offenbare Rech- nuugs- oder vieliuelir Schreibfehler. Diese Ergebnisse stehen, wie sich gezeigt hat, mit der Erfahrung in töU ligem Widerspruch. Ehe Jedoch hieraus ein Schlafs ge- gen die von Ohm zum Grunde gelegte Aiiuahnie iilur das Wesen der Tonweilen gezogen wird, oder Hjrpo- thesen zur Beseitigung dieser Schwierigkeit versucht wer- den, ist zu untersuchen, ob nicht die aufgedeckten Wi- dersprüche vielieicht nur auf der zu grofsen Verallge- meinerung beruhen, welche den theoretischen Resulta- ten gegeben ist, indem sie unter einer ganz bestimmten Voiaubselzung von der Form der einzelnen SirenestüLse entwickelt sind. Zwar sagt Ohm (S. 522 Anm.), dafs die Untersuchung sich völlig allgemein mit dem gleichen Erfolge durchführen lasse; allein man darf sich durch diese Aeufserung und durch die wohl zu allgemeine An- . Wendung, welche jener Gelehrte von seinen Resultaten macht, nicht zu der Ansicht verleiten lassen, als gelange man worauf es hier ankommt bei jeder Form der Eindrücke zu denselben Intensüälsbestinwiimgen, Ich werde zunächst eine Art der Behandlung andeuten, durch welche man diefs prtifen kann, im engsten Anschlufs an Ohm 's Theorie und mit Beibehaltung seiner Zeichen.

1 1 ) Zuerst leuchtet ein, dafs alle Ergebnisse we- sentlich ungeändert bleiben, wenn man voraussetzt, es werde jeder Eindruck durch eine Summe solcher Halb» wellen, wie Ohm deren eine einzige annimmt, gebildet von verschiedener Länge Twar, aber alle in ihrem Maxi- mumpunkte zusammenfallend. Auch die Bestimmungen -über die Stärke der Beilöne der Sirene bleiben m die- sem Falle so weit gültig, dafs die Öchwingung^weite für

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i 4

den Ton ^ zwischen den Gränzen ^2aX und

Nun denke man sicli zwei gleiche und gleichgerich- tete solche Halbwellen, die eine auf die Zeit ö t, die

andere auf 6+t fallend ^ nämlich acos27i

uud acos2n'^^^^^^\ so geben sie nach Ohm's Theorie, S. 526:

wofür man schreiben kann:

%aXl Xi ^ ti öl

und eben so:

Sali Xi xi . di

Beide Eindrücke zusammen üben also in Beziehung auf den Ton ^ denselben Eiuflufs aus^ wie ein einziger von

t 0

der Form cos 27t von i = d X bis 6+k ge-

iiommen, wo ai^acosn^* Sie können also ersetzt

werden durch einen einzigen Eindruck von der Ohm'- scheu 1 orm, aber dieser eräetieiidc Eindruck ist abhäfl- gig Qon i zu denken.

Jetzt nehme man einen Eindruck von ganz beliebi- ger I Oun, nur sey derselbe symmetrisch in den zu bei- den Seiten von 6 gleich weit abstehenden Punkten, so kann derselbe dargestellt werden durch einen constanten Werth plus einer Summe von Gliedern von der Form:

acos2ft-r-:r i

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welche aber nicht blofs von /=:0 X bis B+k^ sondeiti fiber die ganze Dauer des Eindrucks erstreckt zu neh- men sind, so dafs jedes Glied nicht eine Haibwelle, son- dern einen WcIIcnzug vorstellt. Theilt mau nun ei- nen solchen Welienzug in lauter einzelne Halbwelten» so entspricht 9 bei der vorausgesetzten Symmetrie, jeder

Halbwelle acos2n r-r— ^ eine andere acos2n ^-5 -

und es kann jedes solches Paar, nach dem so eben Be- wiesenen, ersetzt worden durch eine einzige in 6* wir- kende Halb weile, also auch alle zusammen, so dafs der ganze Welienzog durch einen einzigen von der Ohm'-* sehen Form ersetzt werden kann, nur dafs diese er- setzende Haibwelle mit verschiedener Stärke in Rech- nung kommt, je nach dem Werthe von 1. Di dasselbe ▼on aüen anderen Welienzügen gilt, in welche der ge- gebene Eindruck zerlegt worden, so kann der letztere durch eine solche Summe von Halbwellen ersetzt wer- den, wie iin Eingänge dieses §. angenommen wurde, (vo* bei Jedoch die SlärAe dieser UalbmUen je nach dem Werthe von i verschieden zu denken ist, Nimmt man an, der Eindruck sej nicht symmetrisch, so kann er zunächst in zwei Eindrücke zerlegt werden, von de» neu der eine zwei symmetrisch gleiche, der andere zwei symmetrisch entgegengesetzte Hälften hat; der erste kauu auf die so eben bezeichnete Weise behandelt werden, der letztere aber durch ein ähnliches Verfahren auf eine gleiche Form gebracht werden, nur dafs für, 6 der Werth

B zu setzen ist Diese beiden Beständtheile des ee- , ^

sammten unsymmetrischen Eindrucks sind von ungleicher

Stärke, und beider Starke, oder vielmehr die ilirer ein- zelnen Componenten hängt von i ab.

Der Zweck dieser Andentungen ist, nur zu zeigen, dafs, wenn vorhin einige Widersprüche zwischen der Erfahrung und Ohms Theorie aufgedeckt wurden, die-

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selben doch eioe Widerlegunig der von ihm über die Form der Tonwellen gemachten VorausBetzang nicht be*

grOnden, dafs aber auch audeiciseits die Bestätigung, welche für jene Voraussetzung aus meinen Versuchen heryorzogehen schien, auf ein sehr viel kleineres MaaCs

zLisainmenschwiiideii dürfte. Wie es sich in der letzte- reu Bezichuug verhält» soll in der folgeudeu Abtheiiuiig untersucht werden,

IL

12) Die Aanahme, da{i|, die Wellen ^ines Tones» dessen Schwingungsmenge nt isjt» von der Form aeos(mt'^) sejn müssen» und dafs der Werth von a, oder vielmehr

Ton die Stärke des Tones bestimme, erscheint nach m

§• 11 in sofern wieder zulSssig» als das Bisherige nichts

enthält, was dieselbe widerlegte. Legen wir daher diese Annahme aufs Neue zuui Grunde, und untersuchen wir in der vorliegenden Abhandlung» welche Folgerangen sich Witer iUeser Voraussetzung aus den Yersucheh ziehen lassen, und wie weit diese Folgerungen unter sich über- einstimmen. Zu diesem Zwecke ist es nöthig der Thco< rie eine gröfsere Allgemeinheit zu geben» und das kann auf eine Weise geschehen» wodurch sie in der That noch einfacher wird, als bei der Beschränkung, unter welcher Ohm sie behandelt hat.

13) Gehen wir auf die Gleichung zurück» durch welche die in der Zeil 2/ periodisch wiederkehi ende Luft* beweguug bei der einlachen Sireue vorgestellt werden kann» nämlich:

t 2/ 3^

F{i)zzA^;\'A^cos7i-j'\^A^co&7i-j-^A^cosn-j-^, . , .

Wir können dieselbe unter die Form setzen:

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I

\

462

4

wo ^1 und 6i ao8 jt^ mi B^, so wie tt^ and 9^ ans

^2 und u. 8, w. auf eine Weise beshuiiiU werden, die entweder aus meinen Bemerkungen über den Ein- klang (S. 434 der erwähnten Abhandl.) oder aus Ohm'a Echaiidlun^ (S. 520 seines Aufsatzes) entnommen wer- den kann. Das Glied ist constant und gtebt also keinen Ton; jedes der feigenden Glieder aber würde nach der gemslchten Annahme ^inen Ton repräsentiren ; die Schvvinguugsmenge dieser Töne ist der Reibe nach 12 3

21 * 21 * 27 * * ' * ' ^^^^ Stärke wird durch die Wcrtbe der Factoren a,, a^, ... bestimmt, wobei aof das Vorzeichen derselben nichts ankommt; die Werlhe von ^1» * » haben aaf die Höhe und Stärke keinen

Einflttfs ' ).

Werden nun auf einer zweiten Löcherreihe Ein- drücke erzeugt, weiche zwar von derselben Periode und

Stärke sind, aber um ^ später erfolgen, als die der er« sten, so wird die durch sie erzeugte Bewegung vorge- stellt durch F(^t+^^ und man hat:

r 2f-e , 2.t1 r 2t-o, Sni i

+«2 COS ^ ~j— 4- —J+aaCOjl + ^— + J-^ . . . . J

1) Es verdient eriooerl zu werden, dafs alle d=NuU gesetzt werden können, ^vcnn die Zu^ und Abnahme der Bewegung innerhalb je* des Eindrucks s)'mcDelri$ch angenommen werden darf, was zwar we- gen der rotireoden Bewegung der Scheibe nicht genau cejn kano« aber doch in tiemlicher AnnSlieruii^ der Fall lejn mag;.

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463

Bildet mau eben so F(^t imd addirt die entste*

bende Gleichung zu der vorige^» so erhält man durch eine leichte Verwandlung:

^2a^cos cos 7t y-2.+2flf.C05 cos*

iC)

Diese Gleichungen reichen für die meisten der angestell- ten Versuche bin.

14) Vergleicht man die Gleichang mit der Er- fahruns;, dafs neben dem Hanplloiie der Sirene dessen Larmoiiische Obeireihe bemerkbar, doch äufserst schwach mitklingt, so ist daraus, im Sinne der in.§. 12 gemach- ten Voraussetzung, der Schlufs za ziehen, dafs die Facto- reu «2, «3 . , . zwar nicht Null, jedoch sehr viel klei- ner sind, als a,, und es niufs auffallend erscheinen, dafs sie weder bei kleinen, noch bei grofsen Abstanden der Löcher sich zu einem bedeutenderen Werlhe erheben. Offenbar müfsten diese höheren Töne ganz verschwin- den, wenn die einzelnen Eindrücke von der Form

^ . ^ ^1

^0 -l-«! COSn j—

wiiren. Gleichwohl darf hieraus nicht gefolgert werden, dafs, wo jene Töne äufserst schwach werden, diese letz- tere Form angenähert stattfinden müsse; denn es ist denk- bar, dals in der Gleichung (^) das erste Glied nach j4q jedem der folgenden weit überlegen wäre, ohne darum auch die Summe oder Resultante dieser letzteren zu über- treffen.

15) Um den Fall darzustellen, wo zwei Löchenei- hen von einer Seite her so angeblasen werden, dafs die Stöfse der einen mitten zwischen die der anderen fallen,

und wo der fast allein gehörte Ton um eine Octave höher wird, als mit einer Löcherreihe, wo also dieser Ton

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464

2

^ ist» hat man in der GleicbuDg (B) nssl zq setsea und sie zur Gleichung (ji) zu addiren, dieb giebt;

'^'j^a^cosTi j + ....

2

Das erste Terfinderlidie Glied drückt den Ton ^

die folgenden dessen harmonische Oberreihe; danimdie

letztere auch hier nur äufserst schwach mitklang, so füljl daraus» unter gemachter Annahme, dais u^^ a^, a^,>> wiederum sehr viel kleiner sejn mQssen, als a,. Es tritt

aber hier eine Erfahrung eiu, welche iniL der Folgerung

des vorhergcheDden §• niclif hinreichend übereinsümmt;

da sich nämlich ergeben hatten dafs sehr viel Ueioer

2

als ist» so müfste auch jetzt der Ton ^ nur schwach

gehört werden, was nicht eben der Fall ist Diefswird besonders auffallend, wenn man erwägt, dafs 2/(0 diesen Ton eben so stark geben müfste, als d. h. eben so stark, wenn die beiderlei Eindrücke zu- sammenf allen, als wenn sie alterniren, nur mit dem Un- terschiede, dafs im ersteren Falle noch der Tod ^

hinzutritt, weicher im letzteren wegßlUt (eben so wie

3 &

auch die Töne ^ » 27'*'' weniger in Betracht

kommt). Obgleich ich nun die Intensitätsscbätzna^es durch das Gehör ffir sehr mangelhaft hake, so schcifit

2

mir doch der Ton bei alternirenden Eindrücken von

AI

solcher Stärke zu sejn, im Vergleich zu dem Tone -^^

bei zusammcnfalienden Stöiseo, dais er im letzteren I alle, wo er diesen tieferen Ton nur begleitet, nicht überhört

wer-

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465

werden könnte. Hierfür spricht auch der Umstand, dafs mau mit eiaer einzigeu Löcherreihe von doppelter Lö- cherzahl» die natürlich auch die obere Octave giebt, die- sen Ton nicht eben sehr viel stärker hört, als mit den beideu abwechselnd angeblascuea Löcherreihen.

16 ) Werden zwei Löcherreihen eben so isocbroniscb abwechselnd, wie im vorhergehenden aber entßcgen" gesetzt angeblasen, so i^t uur F{t-\rl) üe^ativ zu neh- men, und man erhält:

so dals dieser Ton sich, nicht nur durch gröfsere StSrke^ sondern auch durch den Mangel der geraden Beitöne von

dem der einfachen Löchei teihe unterscheiden müiste. In der That höre ich audi in diesem Faiie neben dem Haupt-

1 3

ton ^ den Beiton ^ am kenntlichsten, und etwas merk- licher als bei einer Löcherreihe mitklingen, was vielleicht

2

dem Wegfallen des Tones ^ zugeschrieben werden dürfte. Doch hat mau auch hier Gelegenheit zu bemerken, dafs bei der einfachen Lticheneihe Jei Ton ^ sehr schwach ge- gen ^ sejn mufs, weil sonst sein Wegfall durch das

Hinzunehmen der zweiten Keihe auffallender erscheinen müCste,, als die/s in der That bemerkbar wird. Wenig- stens fand ich diefs so bei Anwendung von zwei Löcher- reihen, bei welchen die Abstände der Löcher ungefähr zehn Mal so grois sind, als ihre Durchmesser.

17) Setzt man in der Gleichung {C) so er-

hält man einen Fall, wo die Eindrücke der einen Reihe auf 4^ des Intervalls der andern Reihe fallen, oder, was dasselbe sagt, ein System *von gleichen Stöfsen, deren

Poggeodoffff'« Annal. Bd. LX. 30

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Zwischenräume abwecbselnd und 7/ betragen. Es ist aber:

4/-a. 5^-0.

+2a3 CQS71 ^ a^cosTi ^-^""«4 ;i ^

+2ag ^TM»

3

Hier bekommt also der Ton ^ und seine harmonische

Oberreihe eine doppelt so ^rofse Schwingungsweite oder vier Mal so grofse Stärke^ als mit einer Locherreihe, dage- gen die übrigen Töne nur eben dieselbe Stärke. In der

Thal hurt man auch in diesem FaUe nächst dem Ilauptloiie

^ dessen Duodecime ^ recht merklich mitklingen.

16) Addirt man zu der letcten Gleichang noch die

Gleichung {A) hinzu, so erhält man den Fall, wo drei Löcherreiben von einer Seite her so angeblasen werden, daHs sie das Intervall 2/ in drei gleiche Thdie theilen;

es ist bereits in meiner früheren Abhandlung gezeigt, dafs

3

man in diesem Falle die Duodecime, d. i. 2/ hört, eben

so, als wenn eine einzige Reihe von drei Mal so viel Löchern angeblasen würde. In der That hat man auch:

Da man in diesem Falle wieder den Ton ^ fast ohne

höhere Beitöne hört, so folgt, dafs a^, . sehr viel kleiner seyn mOssen, als cr^. Es tritt aber auch hier,

ähnlich wie in ^. 13, die ^Erfahrung ein, dais bei diesem

3

Versuche der Ton»^^ ^^^^^ gehört wird, stärker als mau

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467

Dach dem geringen Wcrthe. den nach §.14 haben jimiiB, m erwarten hätte. Auch hier mttfste dieser Ton eben so stark, and nar von seiner Unter -Duodectnie be^ gleitet gehört werden, wenn mau 3F(l) nimmt, d. b. die Luftstöfse aller drei Löcberreihen zusammenfallen läist. Oer Versach aber zeigt, dafs man ihn im ersteren Falle sehr stark and deutlich hört, entschieden stärker als im letzteren Falle, wo mau ihn kaum bemerkt, obgleich der hinzutretende tiefere Ton gar nicht etwa eine solche Stärke besitzt, dafs dadurch der höhere überhört werden könnte. Diese Erfahrung stellt sich also ebenfalls der in dieser Abtheilung (§• 12) zum Grunde gelegten Voraussetzung entgegen.

19) Um auf einige andere Versuche überzugehen, «reiche mit dem des §«17 Aehnlichkeit haben, mufs ich eine Untersdieidung hervorheben. Eine Folge von Ein* drifekeo, die in abwechselnd gröfseren und kleineren Ab- ständen auf einander folgen, lafst sich auf verschiedene Weise hervorbringen, namentlich: 1 ) dorch eine Sirene mit ungleich abstehenden Lö- chern, welche mit einer Röhre angeblasen werden (Vergl. S. 421 meiner mehrerwähnteu Abbaudluug); 3) dorch eine Reihe gleichabstehender Löcher, aber an- geblasen mit zwei Röhren, welche so gestellt sind, dafs die Stöfse aus der einen Röhre in der beab- sichtigten Weise zwischen die der andern fallen; 3) dnrch zwei Reihen gleichabstehender Löcher, deren jede mit einer Röhre angeblasen wird. Das Entsprechende gilt auch von der Hervorbrin* ;ang einer Folge von isochronen EindrQcken. <— Der iritte Fall nun ist sowolil in Ohm 's Theorie, als bei 1er jetzt von mir gegebenen Darstellung vorausgesetzt; 1er erste Fall aber ist bei den unter IL meiner früheren Vbhandlung beschriebeneu Versuchen hauptsächlich an- ;ewendet worden, weil er die meiste Genauigkeit in der Lasführung zoläfst. Inzwischen ist es nicht nar durch

30*

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46S

die in §. 3 gemachten BemerkuDgen wahrscheinlich ge; naeht, daCs alle drei Versachsarien ziemlich dassdbe ben, wenn wenii^stens die LöcherabstSnde viel ^Hlfiier

sind, als ihre Durchmesser, soDclcrn es ist auch diese Au- eicbt durch meine Versuche vieifäiüg be&tiltigt ' ).

20) In $o weit nun die VorauseeCzong culiesig ist, dafs die dritte Yerisachsart durch die erste ersetzt wer- den darf, kann die Gleichung, ( C) auch auf die Versu- che angewendet werden, wo eine Löcherreihe mit ab- wechselnd gröberen und kleineren Abständen durch eina Röhre angeblasen wurde. Bie Beobachtungen mit Lö- cherreiben von abwechselnd 5^ und 7^ Abslaad, von 9** und 11°, so wie von 9i und 10^ Grad, geben dann zu einer ahnlichen Berechnung Anlafs» wie >ene, welche von Ohm versucht und von mir in §. 9 besprochen wordea ist. Ehe ich diese Berechnung, die zu einem sehr ▼erschiedenen Resultate führt» anstelle, mufs ich bevor- Worten, dafs die lüer in Betracht kommenden IntensiUts- ano;aben nur eine bedingte Gültigkeit haben; denn nicht nur besitzt unser Ohr über Tonstärke wohl ein eben so unvollkomoienes Urtheil, als unser Auge Über Lichtstürke, sondern die Resultate werden auch wahrschelnlldi von dem YerhUltnifs, in welchem die Durchmesser der Roh ren und Löcher zu dem Abstände der leUteren ateheot

1) DitTs isl unter vielen andern Beispielen sehr auffallend bei der In terftneni eines Tones mit seiner Octave; denn wenn die KiiHlrü ke des tieferen Tones durch die eine llalfte der Eindrücke des Ijoiicnn ganz oder fast gant aufgehoben werden können, so müssen die ein- zelnen Eindrüclie der einen Loclicrreilic denen der andern ganz oder beinahe gleich sejn , obglcicii zu jenen der doppelte Abstand als zn diesra gehört. In diesem Sinne liatte ich jenen Versuch früher (a. .1. O. S. 420) dargestellt, und es scheint mir Ohm*s Erklärung desselben ($. 554 seiner Abhandlung) davon durchaus nicht verschieden, obgleich dief« mit seiner bmils nvidei legten Ansicht, dafs bei meinen Ver- sucbcn 1=/ la setten «ej, im Widerspruch stellt Dafs dieser Gc- lehrte auch bei den Ersdielnungen des gestörten Isocbronismns das dritte Yerllihren dem «men substiluirt btt» ist bertH» in j. 9 in Be- tracht geaofen worden.

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m

mehr oder weniger abhängig seyn. Dennoch können in Ermaügiuog genauerer Data folgende Angaben zum Grande gelegt werden. Von den beiden, um eine Octave unterschiedenen Tönen, welche bei diesen Versuchen ge- bort werden, ist:

a) bei der Reihe mit und 7^ der tiefere sehr wt starker ab der 'höhere;

b) bei der Reihe mit 9 7 und 10^ tritt der höhere stär- ker hervor, als der tiefere;

^ bei der Reihe mit 9^ und 11® halte ich den tie- feren für etwas starker, als den höheren. Der Durchmesser der Löcher betrug in allen drei Fäl- len gegen 2 Grad; die Abstände sind von der Mitte des einen Lochs bis zu der des nächsten gerechnet.

Setzt man nun, um den ersten dieser drei Falle zu 12

berechnen, /i=— , so giebt die Gleichung (C)i ^lAfA-la, cos 75® cos 7-^ 2a ^ cos 30^ cos 71— 2—

--2a, eos4&^ cos«^^^^ +2a4 cos 60** eosn—^

5/— 6 a 7/— 6, +2a5 cos 15® C0S71 2 a, cos 15® cosst 7~^+ '

Wendet man die Erfahrung a) auf das zweite und dritte Glied dieser Reibe an, so ergiebt sich, dafs a|C0^75^ viel grOfser seyn mufs, als 2 a, ro^SO®, oder betracht*

lieh gröfser als 7 a^. Dafs iu diesem Falle die Tüue 3 5 7

2? ' 2/ ' 27 stärker hervortreten, scheint zu be-

weisen, dafs dieWerthe «g, a,, er, nicht nur gegen a,, sondern auch gegen uur sehr klein siud; doch darf nicht unberücksichtigt bleiben, dafs gerade bei diesem Versuche die Abstände der Löcher im Vergleich gegen deren Durchmesser wohl nicht ^rofs genug waren, um die itn vorigen §. erwähnte dritte Versuchsart der ersten mit hinreichender Annäherung zu substituiren.

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47«

Um die Gleichang (C) auf den Veraudi b) auiK

weudeD, setze uiau /i = |^; diefs giebt:

2/^0+2« 1 cos 85 ^,5 ?r y-i- -2a ^ C05 9 ;i +

Hieraus ergiebt sich in VerbinduDg mit der ErfabuBg ö) dafs a^cos9'^ beträchtlich grofser, als ia^cos85^5 oder tti <2&a2 seyn muts. Seist man endlich, od

20

den Versuch c) darzustellen, it=— , so erhält man:

2^(^-h2a 4 81 ° roj ;r -y^- ^2a2 cos IS^ cos ti + .

und hieraus rr, coj 81® wenigstens nicht kleiacr ak 2^2^0518®, oder nickt kleiner als 12^2.

21 ) £ben so können auch die Fälle behandelt wl^ den, wo vou den beiderlei Abständcu der eine ein ali- quoter Theil von dein andern ist, und wo der dem er- steren entsprechende Ton neben dem ihrer Summe ent- sprechenden gehört wurde. Setzt man in der GlekkoDg

{C) z. oder -|, so erhält man den Fall, fvo

die Abstände Ii, ^1, Ii sind. Es ist aber:

n i'—O

2«, cos j cos 71 2 2«^ cos n j^^' ' * '

Da cos^ = \^ ^ ist, so wird, wenn mau die Stärke

Töne dem Quadrat ihrer Scluvingungsvvcitc propOTtiorf annimmt, der erste Ton, und so auch die übrigen uu- geraden zwei Mal, der vierte aber und seine barmoitt' scheu Obertöne vier Mal so etaric, als mit einer eiob- eben Löcherreihe F{t) allein, während die übrigen {^

raden Töne ^ » ^ > ^ 6^*** verschwinden. Man

bat also zu erwarten, dafs in diesem Falle nächst dem

l 4

Haupttone ^och der Ton ^ bemerkbar hervortreten

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471

5

werde. Ebeu so der Tod wenn man »=5 setzt,

d. h. wenn die Abstände abwechselnd ? / und | / sind. Diese beiden Fälle fiodeu in der That Bestätigung in ein Paar EeobachbiogeB, welche ich a. a* O. S. 424 an- geführt habe, nämlich io dem Versuche, wo die Abstände abwecliselnd 3" und betrugen, und in dem, wo sie 4^ und 16^ waren, obgleich auch hier der kleinere Zwi- acbe^raiUD wohl nidit groCs genag ist, rnn die Gleichong (C) mit grofser Annäherung auf diese Fälle anzuwenden.

22) Auch das Bemerkbarwerden des Tones, welcher den gemeinsamen MaaCse der beiderlei Abstände ent* spridit» ergiebC steh aus der Grleichiing (C); denn setzt

man ^—j^f ^ und A relative Primzahlen sind, so wird

€:o^^ = dbl , und die zur Periode costi^ ^ ^' gehö- rende Schwingungsweite erhält den gröfsten Werth, den sie bei zwei gegebenen Löcherr^hen annehmen kann; eben so auch das (2i)t«, (30^^ Glied der Cosinas-

reihe, während dieis mit deu übrigen Gliedern nicht der Faü ist.

23) Die Versache, wo immer aof zwei gleiche Ab- stände ein ongleicber folgt, lassen sich darstellen, indem

man die Gleichungen { A) und ( C) addirt Dafs hier- bei stets der den gleichen Abständen entsprechende Ton gehört wurde, ist, wie auch Ohm fand, nicht der Theo- rie gemäfs ; es wird aber, wie ich bereits in meinem frü- heren Aufsatze benieikt habe, auf die Savart*schc Beob- achtung, dafs schon zwei Eindrücke durch iiireu Zwi< schenraum einen Ton bestimmen, zurückzuführen seyn, eine Ansicht, welcher sich anch Ohm anschliefst. Um diese Betrachtungen nicht zu sehr auszudehnen, übergehe ich die, wenn auch nicht schwierige, doch minder einfa- che Theorie der wenigen noch übrigen Versuche, von welchen mein früherer Auisalz. xSachricht giubt.

.■i

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473

24) Man siebt aus den in dieser AbtheOang ange- stellten Veigleichuugen, dafs zwar die meisten der Er- fahrung^resultate, zu welchen ich früher gelaugt war, sich mit der nach §. 12 zum Gronde gelegten Annahme Ober die Natur des einfachen Tones in Einklang bringen las- sen, so dafs sie der Dichtigkeit dieser Auuahine wenig- stens nicht entgegenstehen; allein diefe ist doch nicht mit allen der FalL Namentlich zeigt sich für die in 19 und 18 beiiaudelten Fälle eine solche Ueb^einstiauDiifig

2 3

nicht. Die Töne ^ und ^ werden, wenn die zwei oder

drei Systeme von Eindrücken das Intervall 2/ in z>vei oder drei gleiche Xheiie theiien, entschieden stärker ge- hört, als diefs nach den fibrigen Beobachtungen der Fall

sevn sollte, und nameiulich stärker, als weuu die zwei- oder dreierlei Eindrücke zusammenfallen ^ ). Ob^eicii

nun in dem letzteren Falle der Ton ^ hinzutritt, und

dadurch den andern weniger auffallend erscheinen las- sen dürfte, und obgleich ich nicht verkenne» dab das Ohr ein schwaches Mitklingen des höheren Toaes wn

so leichter überhören könnte, da es durch iilase- ond öaiteuiüstruniente an ein solches Mitklingen gewöhnt sejn mag, so halte ich dennoch die genannten Versuche fiir entscheidend genug, um mich gegen die iu ^.12 bezeich- nete Voraussetzung zu erklären.

UI.

25) Ich ziehe aus den zuletzt berührten Erfahroa-

1 9

gen den Schlufs, dafs die Stärke der Töne ' 21'

1) Diese Eriabrun^' u iu skUo dem von Ohin, S. 557, attr«eate]llcii SalM entgegen , welclier zu den Resultaten seiner Theorie gcliöi t, die Dick

an die von ilini. gewählte beschränkte Foi iu dci i iriyelncn Eindrö^ geknüpft ist, sondern bei der Annahme seinci Dcfiniiion eines Tonci allgemein gültig bleibt, wie aucii die einaelncn Eindrücke bescbafleo «e^n mögen.

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473

3

^ . mdU blofs pm der Gröfse derbezügUchen Facto»

rm a^y a^t »9 •* abhängig ist^ da aber weder nodi die Werthe der 0, noch das Vorzeichen der a

bieran einen Antheil haben können, so glaube ich an- nehmen za mOssen, dafs jeder dieser Tötm nicht blofs durch das eine seiner Periode entsprechende Glied ge- bildet wird. Um diefs näher zu begründen, diene die folgende Darstellung.

- 26]^ Man bezeichne durch /(/) «ine Anuihl GlieAir der Gleichung {A)^ uämlich die Glieder vom an, 80 dafs:

J(i)=ag cos 7t j 1- cos si j

^^a^^cosn^ ^ (ö)

und denke eich zonSkhfit, die durch /(/) vorgestellte Be- wegung werde unabhängig von den vorausgehenden Glie- dern der Gleichung i^A) hervorgebracht. Es ist sehr wohl denkbar, dafo von den GUedem der Gleichung (di) einzeln keines eine merkbare Wirkung auf das Gehör- organ hervorzubringen vermag, wahrend sie doch zusam- mengenommen stark genug sind^ um eine solche zu er* zeugen. Wenn namentliich unter s eine hinreicfaend grofse

S 5 + 1

Zahl gedadit wird» so können die Töne ^ , "^f* s -f- 2

unmerkbar bleiben, theils weil sie bereits die

Gränze der Hörbarkeit nach der Höhe übersteigen kön- nen» theils auch wohl weil das Ohr unter den vielen einander nahe liegenden Tönen kennen einzelnen zu un*

terscheiden vermag, indem zugleich die einzelneu a äu- iserst klein gedacht werden können. Dessen ungeachtet können diese Glieder als Gesammtwirkung eine beträcht«» liehe Bewegung hervorbnügen, und es ist nicht wahr- scheinlich» dafs diese ganz ohne Wirkung auf das Gehör

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«nsfatt fii) so schreibeD. Dadurch wierdcn die Glitdtr auf der rechten SeHe ebwecbidiid positiT und n^ati?, z. B. wenn s eioe gerade Zfahl ist:

J{t'^l)zza^€OS 71 cos n ^

Addirt man hierzu die Gleichuug (a), so erhalt maot

Da hier ^+2, i + 4 .... gerade Zahlen siod, so nimmt die rechte Seite der letzten Gleichung periodisdi densdben Werth an, so oft / um i Termehrt wird, bat

also dieselbe Periode, wie das Glied a^cosTi *

der Gleichung {A), und mufs der obigen Annahme »

2

folge zu der Bildung des Tones ^ wesentlich mitwir«

ken, so dafe dieser Ton, wenn auch nicht alkin dadurdi

erzeugt, doch jedenfalls dadurch verstärkt wird. Hier isl nun gar kein Grund vorhanden, dafs der durch

2

YOrgesteilte Ton ^ nicht eine gleiche SläriLe erlangea

1

sollte, wie vorhin der durch /(/) erzeugte und es

▼erschwindet hiermit die In §« 15 berQhrte Schwierigkeit,

die Erfahrung mit der Theorie in Eiuklang zu briogeo. Denn da die letzte Gleichung sich tou der Gleicbaog (a) darin unterscbeidet, dafs die ungeraden Glieder weg- gefallen und die geraden verdoppelt worden sind, so mofs

es von der Geltung der einzelnen Glieder abhängen, wei-

2

che Stärke der Ton ^ durch /(/)-^/(^+/) erhält, im Vergleich zu dem Tone ^ durch f{t) allein; es wird

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477

diefs also von der Form der einzeln«!! LwßstOffle der

Sirene abhauf;en, und ^vahrscheinlich nach der Beschaffen* heil der Sirene sich einige Veracbiedenheit darin seigen» Man kann das hier Erörterte auch unmiltelliar aoi

dtiin Wcrlhe euliiclimen, welchen jp(/-|-/) nach

1& erhält. Alle die Glieder, wdche nach unaerer )elz«<^

2

gen Annahme zur Bildung des Tones ^ mitwirken kön- nen, sind darin entliallen, und zwar verdoppelt, dage- gen alle diejenigen, welche hierzu unwkksa» bleiben wDrden, sind weggefallen.

29) Auf gleiche Weise läfst sich der in §. 18 be- handelte Fall betrachten. In jP(/-^/)+f'(/)+/'(/+|/) .

sind alle Glieder, welche zur Bildung des Tones ^

mitwirken können, vorhanden, und zwar in dreifacher

Gröfse; alle übrigen sind weggefallen, nnd so bogreift . man, warum dieser hier in so betrcichtlicher Stärke auftritt, als es an jener Stelle angegeben worden ist. Dieser Versuch spricht daher eben so bestimmt als der vorhcrgeliende für die an die Spitze dieser Abtheilung gestellte Ansicht.

30) Man sieht leicht ein, wie die Übrigen unter IL bespiodienen Fälle nach unserer jetzigen Ansicht zu bc- haudelu sind, und dafs namentlich die in §. 17, 21 und 22 behandelten Fälle sich dieser Auffassnngswctse eben so natGrIieh ansjcliliefsen , als der früheren. Was die in §, 20 besprochenen ])n]ip( liöne betrifft, so versteht es sich, ^ dafs in )cuem über das Verliültnils von und gezogenen Schlüsse nunmehr ihre Gültigkeit ver- lieren ; es geslatten aber diese Versuche jetzt keine so bestimmte Folgerung, weil niclil mehr blofs die Wcrlhc dieser beiden, sondern aller a in Betracht kommen, also eine viel gröfserc und nicht einmal bekannte Anzahl von Uubekainiten zu bcsliminen scju würde.

31) Endlich gicbt der Versuch des §.16 (jclegcn- heiif die beiden unter IL und IIL behandelten Ausich-

478

ten auf eioe ziemlich entscheidende Probe zu stellen, weldie ich auszuführen nicht unterlassen habe. Ich nahm dne Scheibe mit zwei Beihen Löcher, deren AbstftBde 20 Grad, ond deren DorehmeBser nahe 2 Grad betragen, und richtete gegen dieselbe drei Röhren, zwei von der einen Seite her gegen eine Reihe so gerichtet» daÜB sie am den LOcherabatand von einander entfernt waren, also ihre Stöfse zusammenfielen, die dritte entgegengesetzt, und so, dafs ihre StöOse mitten zwischen die der ersten oder die der zweiten fielen. Ich verglich non den Ton,, wenn ich 1) eine der Rdhren allein anUieSy 'was natfip» lieh in allen drei l allen das Nämliche giebt, und zwar, bei sorgfältiger Aufstellung, in gleicher (nicht merklich verschiedener) StärlLe; 2) wenn idi die beiden ersten Rohren zusammen anblies; 3) wenn ich die dritte mit einer der beiden ersten zugleich blies, wie in §• 16. Diefs giebt also im ersten Falle:

F{i)=AQ'i'a ^ cos ^ ^ -i-a 2 cos 7t j-^

+a^€Osn j— ^+

im zweiten:

i^S £ 0

i^(0+^('+2/;=2^o+2a 1 cos n —j^ + 2a ^ cos n

+2«, cosn ^+

im dritten:

F(t)'-I\i-^l)z=2a 4 cos 71 ^+2a3 cos 71 ~ + Würde non der Ton ^ einzig durch das Glied

dg cos 71 j

gebildet, so mfifete er im zweiten und dritten Falle in

gleicher Stärke erscheinen, dagegen im ersten bei halber Schwingungsweite vier Mal schwächer. Diefs findet aber keineswegs statt, viehnehr hörte ich ihn im dritten Falle

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47fr

nur unbedentciid «tSriier ab Im enfen, und sehr aaffal*

- lend schwachei als im zweiten. Der Unterschied zwi- schen dem zweiten und dritten Falle ist bedeutend, und kann nicht wohl dem Hinzatreten oder Wegfallen der 2

Octave ^ als solcher zugeschrieben werden, weil sonst

dieser Ton sich dem Gehöre ^viel bemerklicher machen mfibte, wenn man den zweiten oder ersten Fall mit dem

dritten abwechseln läfsf. Da nun das constante Glied für den Ton gar nicht in Betracht kommt, so kann

die verhältnifsmäfsig geringe Stärke des Tones ^ im

dritten Falle nur daher kommen, dafs das 2ie, 4»^, 6tc... veränderliche Glied weggefallen sind, und es scheint mir daraas mit Bestimmtheit hervorzugehen, dafs überhaupt

an der Erzeugung des Tones ^ nächst dem ersten Gliede

der Cosinusreihe auch die folgenden Glieder dieser Reihe einen wesentlichen Antheil haben.

32) Da der Sircüctüii, wie bemerkt worden, nicht ganz einfach, sondern von Beitönen noch eben merklich begleitet ist, so folgt hieraus um nicht zu viel zu sagen allerdings nur, dafs ein Ton wenigstens durch hörbare Obertöne verstärkt werden kann. Ist diels aber der Fall, so sdieint nur in Verbindung mit den Bemer* kungen des §. 26 die Vermuthung sehr nahe zu liegen, dafs das Gleiche auch auf einen Ton, der gar keine Bm- töne erkennen läfst, Anwendung linden kann, dafs also der einfache Ton m nicht nothwendig von der Form acos(mi+0) sejn mufs, sondern anberdem noch eine Anzahl Glieder von der Form ascos27i{smi+0s) ent- halten kann, wenn s sehr grofs und sehr klein ist. Ja es ist sogar die Vermuthung nicht ausgeschlossen, dafs diese letzteren Glieder zusammengenommen allein den Ton m erzeugen köniieu, wenn auch gar kein Glied von 4 der Form acos27i(mt+0) vorhanden ist. ^

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480

83) Ich will hm noch eine BetnchlnDg nicht nnbe^

rührt lassen. Man hat vielleicht Gruud zu vermuthen, dafs

ein Unterschied zu machen sey zwischen der objeciwen

WeUeDbewegQDg» nämlich der der Lofüheiie, und der stilh

jeclwen^ d. b. der der Gebörswerkzeuge, und könnte ver-

wutbeQ, dafs der Autheil, welchen das 2tc, 3'^, is^,...

1

Glied der Cosinusreihe au der Erzeugung des Tones ^

bat, darin liegen möge, dafs sie im Gehörorgan eine Be* vreguug von der Form des ersten Gliedes erzeugen. Da wir keinen Grand haben, vorauszusetzen, dafs die Be« wegung der Lufttbelle ganz ohne Veränderung der Wel- lenform an das Trommel feil, und von da bis zu den Ge- hörnerven übertragen werde, so bin ich der Ansicht nicht abgeneigt, dafs z. B. ein System von Eindrücken von der Form /(/), wo also a^=NulI ist, dennoch im Gehörorgan eine Bewegung erzeugen könne, wo «j einen bestimmten Werth erhält. Allein immer dürfte, auch sub-

jectiv genommen, das Glied a^cosn nicht allein

die Empfindung des Tones ^ begrOnden, denn es scheint

mir unabweislicb, daCs die übrigen Glieder der Cosinus-

reihe die Verschicdciiheiteu des Klanges bedingen müs- sen, und ich halte es für sehr glaublich, dafs gerade hieran auch diejenigen Glieder einen Antbeil haben k^neo» welche einzeln nicht vernehmbar seyn würden, und nur in ihrer (jcsammlheit, durch die ihnen gemeinsame Pe- riode 21 einen hinlänglichen Eindruck auf das Gehör- organ ausüben.

34 ) Ich unterlasse es diese Betrachtungen , an wel- che sich noch Manches auknöpfen liefse, für jetzt wei- ter auszudehnen. Das Ergebnifs der unter I., IL und III* geführten Untersuchung kann auf folgende Weide gefabt werden:

I. Unter den beschränkenden Voraussetzungen, wel- che

\

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4

481

che Ohm in Betreff der Sirenestöfse der Einfach« heit wegen augeoommeD hat, gelangt man zu Rc- sttUaten, welche durcli die ErfahroDg niebt bestä- tigt iiverden« und man mufs vrcDigsteDs von dieser Seite her die Theorie allgemeiner behandeln.

II. Vollzieht man diese Verallgemeinerong, halt aber da- bei noch die Annahme fest, dafs ein Ton von der 8ch\vingqn^smen^e m ausschliefslich gebildet werde durch eine liewe^ung von der Form acos2n(mt-\-Q\ so kann diese Voraussetzung mit mehreren Resul- taten der Sirene- Versuche in Einklang gebracht werden, steht jedoch mit einigen anderen Erfah- rungen (§§. 15. 18. 31. )> so viel ich habe bemer- ken können, nicht in Üebereinstimmnng.

III. Die Annahme, dafs an der Erzeugung jenes To« nea aadi die übrigen Glieder von der Form

a cos 271 (im l + 6i),

1

vermöge der ihnen gemeinsamen Periode einen

Antheil haben, I^fst sich nicht nur mit den erste- ^ ren Beobachtungen ebenfalls in Uebereinstimmong setzen» sondern erklärt aoch auf eine einfache Weise die Erfahrungen, welche der in IL versuchten Vor- aussetzung entgegenstehen. Die Erfahrung spricht also für die in III. gemachte Annahme. Da mir die hier behandelte Frage in verschiedenein Betracht von W^ichtigkeit zu sevn scheint, so kann ich nur wünschen, es mögen Andere, und namentlich der scharfsinnige Physiker, durch dessen höchst schätzbare Arbeit der vorstehende Aufsatz veranlafst ist, dieselbe mit Beröcksichtignng meiner Bemerkungen ferner prüfen, da die Erledigung derselben ohne Zweifel durch mehr- seitige Beleuchtung nur gewinnen kann. Es ISfst die Annahme, weiche sich mir als die wahrscheinlichste her- ausgestellt hat, der ferneren Untersuchung noch ein wei- tes Feld in Beziehung auf die Gröfse und die Beschaf- fenheit des Anlheils, welchen die höheren Glieder der Cosinusreihe an der Erzeugung des dem ersten Gliede entsprechenden Tones haben. In einem Langst entwor- fenen Aufsatze über das IVIittönen , welchen ich uäch* stens zu liefern hoffe, werde ich denselben Gegenstand von einer anderen Seite her zu berühren haben.

Pdggendoi'irs Annal. Bd* IX. 31

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*

II. Narhlrag zu dem in diesen Anruüen^ Bd. LV III S. 100 , enthaltenen Aufsätze: Veher den Kitijluß der Flaschenforrn auf die Tonhöhe der darin tönenden Luft, mit Beziehung auf die Menschenstimme; von Dr, Karl Fried r, SaL Liskopius in Leipzig.

XJm )6De UotersuchaDg weiter zu Terfolgen, wählte ich eine Weinflasche mit cyliodrischein Bauche, flachem Bo- den und sehr llacli gewölbter Docke des Bauches, weil diese Form vorzüglich mefsbar ist, und überhaupt am besten zu den folgenden Versuchen sich eignet.

Länge des Bauchs (den Boden abgerechnet) 5 Zoll 6 Linien Par. Maals, Lüpge des Halses 5 Z. 3 L., Breite des Bauchs (die Seitenwandung abgerechnet) 3 Z., Breite des Halses unten 1 Z. oben ^10 L., Capacität der

ganzen Flasche 414 Kubikzoll, Tonhöhe, wenn die (leere) Flasche oben querüber angeblasen wird, grofs A.

Ich verengerte den Bauch der Flasche durch Ein- senken von HolzstUbchen , 5 Z. taug, so, dafs sie sich an die Wand dtis liaiiches anlegen konnten und die Milte des Kanals frei liefsen. Auch wurde zu demsel- ben Behnfe die Flasche liegend angeblasen. Je mehr solcher Holzstäbchen, desto schwächer der Ton. War der Bauch bis etwa zu einem Drittel der Breite davon angefüllt, so sprach die Pfeife gar nicht mehr an. Die Tonhöhe aber wurde durch diese Verengerung nicht ver- ändert.

Es entstand die Frage: Wurde die verdrängte Luft etwa durch das elastische und bekanntlich sehr tonOihige Holz hierin ersetzt, und auf diese Art der Ton auf gl ei- eher Höhe erhalten? Anstalt des Holzes nahm, ich da- her Pappstreifen, ihrer geringen Eiasticität wegen* Der Erfolg war derselbe.

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Abo ganz, wie bei jeneu Labialpfeifen Bd. LVllI

VfIL

Noch war (ibrio;, anstatt jener festen Körper Was- ser einzulullen. Dann aber iiei das Ergebaifs anders aus; dann trat Tonerböbung ein, und zwar ^leichviel^ ob die Flascbe lag, und also das Wasser eine Seite ein- nahm, oder ob die Flasche onfrecbt stand, und also 'das Wasser auf dem Boden ruht iu beiden Fallen war bei einer und derselben Wassermenge auch die Tonhöhe dieselbe.

Ich stimmte die Flasche von ihrem tiefsten Tone ans durch nlliiiälilit hen Wfisserzusatz stufenweise die dia- toüisclie Tonleiter hinauf, und bemerkte dabei jedesmal die Höhe des Wassers und der Luft nach Par. Zollen, nnd das Voluui des Wassers und der Luft nach Par. KubikzoUen. Den Betrag zeigt folgende Tabelle:

1

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des W^assers. 1

der Luft

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des "Wassers. 1

der Luft

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41

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484

Je höher hier die Ttae, desto matter und heiserer.

Dik» höchsten sind nur hauchartig. *

Zur VergleichuDg liefs ich bei einem Orgelbauer eine cjlindrische Köhre maeheD, ebeo so lang als die Flasche^ und eben so breit als der oberste Theil des Halses. An beiden Enden offen, giebl sie das zwei^^csttichenc d. Der tiefste Ton der Flasche ist also, zwei Octaven und eine rehie Quarte tiefer » als es der YMAlange nach sejn sollte. Allerdings eine auffallende Tiefe.

Eine Octave davon ist zu rechnen auf die Deckung durch den Boden» Erwägt man nun hier das Verhält- nifs der Breite %w Höhe, und vergleicht man dieses Ver- bältnifs mit den Resultaten meiner obigen TIntersuchong über den Eiuflufs der verschiedenen Weite der Labial- pfeifen auf ihre Tonhöhe (Bd. LViU, YUI), erwSgt man ferner die Convergenz dieser Flasche, von 3 Zoll bis zu 10 Linien Querdurchmesser oder von 9 Zoll bis 2^^ Zoll Querumfang, also beinahe bis zum Viertel, und be- denkt man, wie weit ein solcher Grad der Convergenz bei den Labialpfeifcn loneniicdiigeud wirkt, so wird jene auffallende Tiefe sehr erklärlich.

Dreierlei also ist es, wovon die so auffallend tiefe Stimmung der Luft in Flaschen herrührt, nämlich die Deckung durch den Boden, die Breite des Bauchs und die Convergenz des Halses.

Daraus folgt: In der Flaschenform stimmt sich die Luft nicht nach besonderen, eigenthOmlichen, sondern ganz nach denselben Gesetzen, wie in den Labialpfeifen.

III. Zur Theorie der tönenden Luftsäulen; von Dr. Karl Friedr. SaL Liskovius in Leipzig.

ier akustische Untersuchun^^eu hatte ich kürzlich dt Ehre in diesen Annalen initzuihcilen , 1) über die Pfei fen mit häutigen Wänden (Bd. LVH, 1842, Ho. 12, L

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2) fiber den Eioflufs der verschiedenen Weite der La- bialpfeifea auf ihre Tonhöhe (Bd. LVUL YIIL), 3) über den Einflufs der Flaschenform auf die Tonhöhe der darin

tönenden Luft (Bd. LYIU. IX.)» und dazu 4) obigen Nachtrag.

Diese Tier Untersttchnngeo zusammengenomiDen füh- ren zu Resultaten, welche mit gewissen gangbaren An- nahmen im Widerspruche stehen. Es ist nämlich ange- nommen:

1) die Breite der tönenden Luftsiolen mache ket-

nen wesentlichen Unterschied in der Tonhöhe;

2) die Schwingung der tönenden Luftsäulen geschehe nur in der Bichtung ihrer LSnge.

Nun aber zeigen fcne Untersuchungen, besonders die zweite, dals die Breite der tönenden Luftsäulen aller- dings einen bedeutenden wesentlichen Unterschied in der Tünhohe machf, denn, wenn der Querumfang, unter übri- gens ganz gleiciien Umständen, in einem Falle sich zur Länge verhält, wie eins za vier, und in einem anderen, wie eins zu zwei, und also im letzten Falle zwei Mal so grofs ist, als im ersten, so ist der Ton im letzten ^ Falle am eine g^ofse Terz tiefer, als im ersten« Ist der Qoerumfang eben so grofs, als die Länge, so ist der Ton über eine reine Quinte tiefer, als bei dem Verhält- nisse von eins zu vier, und, ist der Querumfang zwei Mal so grofs, als die Länge, also acht Mal. so grofs, als bei dem Verhältnisse von eins zu vier, so ist der Ton beinahe um eine Octave tiefer, als bei diesem letzteren Verhältnisse.

Einen anderen dahin einschlagenden Versuch machte ich auf folgeude Art: Eine vierseitige Labiaipieiie, 6 Zoll 4^ Linien Par. M. lang, an der Labialseite und an der gegenüberstehenden Seite 2 Z. 2 L. , an den anderen bei- den Seiten 3 Z: breit, wurde so eingerichtet, dafs man die vordere Hälfte und das vorderste Viertel der Weite durch Einschieben eines Brettcbens winddicht absperren,

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4m

und also nach Willkühr )edeu dieser Theile für sicL allein oder das Ganze iutooiren kann. Das Viertel giebt Kweigestricheu die Hälfte zwcigcstricben d, das Ganze ' eiiigeetrichcu a.

In solchem Maafse tODerniedrigend ist die Erweite- roQg ttaeoder Röhren. Was ist aber der Grond davon?

Etwa die mit ziinolmn mler ßrcitc der ^Vande zu- nebnieude Reibuug der Luit au denselben? Üauu mülstc auch vermehrte Rauhigkeit der Wände ohne vcr- mehile Breite den Ton erniedrigen. Das ihut sie aber nicht. Eine zinnerne KOhre beklebte ich auf ihrer j ganzen inneren Fiädie mit grobem Streusand. Der Ton , war derselbe, nach wie vor.

Oder schwingt etwa die Luft an und für sich selbst desto langsamer, |e breiter ihre Masse? Bektinntlicb ist das nicht der Fall. Als Beweis dient die Fortpflanzung des Schalles durch die atmosphärische Luft. Diese Fort- pflanzung mag durch enge oder weite Räume geben, das ändert nichts in der Tonhöhe;* also auch nichts in dem ^ Zeitmaafse der Schwingungen. Einen neuen Beweis, und zwar au sclbsttönender Luft, ^iebt jenes Einseukeu fester | % Kdrper in Labialpfeifen und Flaschen (2. und 4. Unter* , suchung), indem dadurch ein Thcil der Luft verdrilogt, also die Luftmasse iu der Länge und Breite verringert, und dennoch die Tonhdhe nicht verändert wird.

Oder schwingen die tönenden Luftsäulen nicht blofs in die Länge, sondern auch in die Breite? Es bleibt nichts Anderer übrig. Auch ist es sehr naturgemüCs, dafs eine elastische Flüssigkeit, sobald sie an irgend einer Stelle in Undulalion versetzt wird, von dieser Stelle aus ihre Wellen nach allen Richtungen hin wirfK Und wirk- lich erweist sich, dicfs bekanntermafsen ebenfalls wieder bei der Forlpflan/ung des Schalles durch die alniosphii rische Luft. Nicht minder natürlich ist es ja wobi, dais die Luft in Röhren und dergleichen Behältnissen, wenn sie veruiitteist des Labiuuis oder auf andere Art zur ToB- ^

1

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ßchwiii^uu^ an^er^ot wird, von da aus ihre Wollen eben auch nach allen Kichliiii^en hin treibt, also iiiclu nur in der Richtung der Länge, sondern auch in der der Breite und in den Diagonalen zwischen der I^Hnge und Breite, nur mit dem Unterschiede, dafs hier die WelleD ton , dem Uinfange des Behältnisses zurückgeworfen werden, und auf diese Art eine Wechselwirkung, eine gegensei« tige (reciproke) Bewegung der Wellen unterhalten wird, so lauge die Anregung dauert.

Dadurch erklärt es sich, warum die vorschiedeiie Breite der tönenden Luftsäulen so vielen L^inlUiis auf die Tonhöhe ausübt. Das ist auch einer der (rrimde, warum die Flaschefifoj m so s( lir lonv( rticfeud wirkt. Und darum endlich nehmen bei Pfeilen mit häutiuen Wänden letztere 60 willig und leicht Antheii au der Touschwiu- ««Dg.

Hiernach und zufolge obiger Tabelle über die durch allmäligen Wasserznsatz steigende Stimmung der Luft in Flaschen könnte man glauben, das Volum oder vielmehr die (Gewichts-) Menge der Luft sey es, was hier den Ausschlag gebe. Insbesondere spricht dafür obiger Um- stand, dafs eine Flasche bei gleicher Wassermenj^e ei- nerlei Ton giebt, die Flasche ma^ stellen OiJt r liegen, das \\ asser also den I>odcn oder eine Seite einnehmen, und die Luftsäule fül°:Hch in der Läntic oder i^reitc da- durch vermindert werden. (^h'ieluvohl zeigt die zweite und die vierte jeuer Liutersuchungcn, dafs Labialpfeifcn und Flaschen, über ein Drittel ihrer Breite mit festen und zwar möglichst wenig elastischen Körpern erfüllt, wodurch dodi eben so viel l^uft entweichen tnofs, den- noch nicht die mindeste Aendernng des Tones in seiner Höhe, sondern nur SchwIKchung desselben erleiden.

Man sieht also, dafs nicht sowohl die Menge der . Luft es ist, worauf es hier ankommt, als vielmehr die von den Wellen zn bestreitende We^län^e. Man sieht auch 7i?^leich, dafs <liels Deides, die Menge ilci Luit und die von ihren Wellen zurückzulegende Weglänge, nicht immer in so eleidiem Verhältnisse 7\\ eiuinider stc-

t

hcn, als es wohl scheinen möchte. Durch die Einbrin- gung jener festen Körper wird zwar ein Theil Luft aus dem Behältnisse verdrängt, und also die Luftmen^e darin um so viel verringert. Das hindert )edocb die Wellen nicht, ihren Weg zwischen )cnon festen Körpern hindurch

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bis au die Wandung des Behältnisses forlzuselzcn , so- fern nicht jene festen Körper unter sich und mit der WaaduDg wiiiddicbt zusainmeDbäDgen. Es bindert sie auch nicht, diesen Weg in denselben Zeiträumen zurück- zulegen. Daher das Gleichbleiben der Tonhöhe. Wohl aber muTa die Stfirke der Schwingungen durch die Schmfi- lerung der schwingenden Luft und durch das Anstofsen und Reiben an den entgegenstehenden Körpern vermia- dert werden. Daher die Schwächung des Klanges. An- ders verhält es sich, wenn die Lange des Weges ftir die Wellen der Luft durch einen winddicht absperrenden Körper, wie durch eingefülltes Wasser oder durch eine eiugefalzte Zwischenwand abgekürzt wird. Dann freilich mufs die Schwingung der Zeit nach kürzer und also der Ton höher werden.

So ergiebt sich denn hieraus hauptsSchlich Folgendes:

1 ) Die Breite der tönenden Luftsäulen hat einen be- deutenden Eintluis auf ilire Tonhöhe. Je breiter eine Luftsäule, unter übrigens gleichen Umständen, desto tie- fer der Ton.

2) Die Schwingung der tönenden Luftsäulen ge* schiebt nicht nur in der Riditung der Länge, sondern auch in der Richtung der Breite und der Diagonalen zwischen der Lange und Breite.

3) Die Tonhöhe der tönenden Luftsäulen richtet sich, unter übrigens deichen Umständen, nach der toh den Wellen der Luft zurückzulegenden Wegläuge Tiel mehr, als nach der Luftmenge.

4) Die Lufliuenge der fönenden Luftsäulen und die Ton ihren Wellen zurückzulegende Weglänge nehmen nicht immer im gleichen Verhältnisse ab und zu« son« dern unter gewissen Umständen nimmt die «erstere ab, während die letztere sich gleich bleibt, wenn nämlich feste Körper einen Theil der Luft yerdrängen» aber mit der Wandung des Behältnisses nicht winddicht zusam- menhängen, so dafs sie zwischen sich und dieser einen, wenn auch noch so schmalen, Weg für die Wellen der Luft übrig; lassen.

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IV. Untersuchung der Gichtgase eines Norwegi- schen Eisenhohofens; von Th. Schecrer and Chr. Langberg in Christiania.

Obgleich die Untersuchung der iu Scbacbtüfeo sich ent- wickelnden Gase schon der Gegenstand von einigen grö- fseren, mühevollen Arbeiten gewesen ist, so dfirfte den* noch jeder fernere Beitrag zu diesem noch so neuen Theile hüttenmännischer Erfahrungen nicht nnwillkom- men seyn, um so mehr da jene Arbeiten nicht ganz fiber- einstimmende Ucsultale geliefert, sondern einige nicht un- wesentliche Punkte zweifelhaft gelassen haben. Erst durch eine grofse Reihe genauer Untersnchongen, die unter we- sentlich Terschiedenen Umstanden angestellt sind, kann die sehr schwierige Aufgrabe: «die chemischen Verände- rungen des, durch die Beschickungssänic eines Schacht- ofens aufsteigenden Luftstromes, für alle Punkte zwischen Form und Gicht, genau zu bestimmen,« künftig vielleicht in ihrer ganzen Allgemeinheit gelöst werden. Wir schmei- cheln ans daher keineswegs durch unsere vorliegende Ar- beit mehr als einen kleinen Beitrag zu dieser Lösung ge- liefert zu haben.

Die AuCfangung der Gichtgase geschah auf dem, etwa 14 Norw« M. von hier entfernten Eisenhüttenwerke Bänim, dessen Besitzer, Hr. Baron v. Wedel-Jarlsberg, sich durch die sehr zuvorkommende Weise, auf welche er uns diese Arbeit erleichterte, grofse Ansprüche auf un- gern Dank erworben hat Wir bedienten uns der Bun- sen'sclieu Auffangungsmetbode, und transportirten die ge- sammelten Gase in zugeschmolzenea Glasröhren nach Chri- stiania, weil es ans an Zeit und Gelegenheit fehlte, die analytische Untersuchung an Ort und Stelle vorzuneh- neu. Anstatt des Bleirohrs, welchem bei Bunseiis Ap-

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4iMI

I

parat das Eisenrohr mit dem Chlorcaiciom- Apparat ver- bindet, wShlten wir ein Rohr von Zinn. Die Gase ström- ten aus joder Tiefe mit einer Lebhaftigkeit aus der letz- ten Glasröhre des Auffangunji^s- Apparalcß, welche den Gebrauch einer Säugpumpe gauE fIberflQssig machte. Den- noch bcdienttu wir uns einer solchen für die oberen Teu- fen, um ganz, sicher zu sejn, jede $pur von Luft aus dem Apparate vertrieben zu haben.

Die Hauptdimensionen des Bärunier Hohofenschach- tes zwischen Gicht und Form sind auf t'af. III Fig. 1 angegeben. Der Wind wird durch eine Düse von 2{ Zoll Rheinl. im Durchmesser zugeführt. Während der Zeit der Gichtgas- Au rfaugun^ war der miülcre Mauome- terstand 14 Linien Rheinl. Quecksilber. Die Tempera- tur der durch einen Wasser- Alfinger -Apparat erwärmten (k l)läselufl hielt sich etwa zwischen 2{)(r' und 230" C, indem nämlich darin eine Stange metailischeu Zinns deui Schmelzen mehr oder weniger nahe gebracht wurde. Ein au der WindIeit«no;8röbre angebrachtes Metall -Spiralen- Tberuiouielcr konnte nicht zur nähereu Bestiunnuug der Temperatur gebraucht werden, da es, wie diefs mit allen derartigen Thermometern der Fall zu seyn pflegt, schon nach kurzer Zeit faul und ungenau geworden war«

Man verschmelzt auf Bärum ein Gemenge aus Ei* senglanz und Magneteisenstein mit einem durchschnittli- chen Eisengehalte von 40 bis 42 Procenl. Da die Erze theils kalkige ( kohleusauren Kalk bei sich führeude), theils kieselige sind, so entgeht man durch eine zweck- mSfsige Gattiruug jedem Zuh.i! /i eines scIiUh kennildt u den FlufsmiUels. Als Brennmaterial werden gute Tan- nenkohlen angewendet. Die wöchentliche Production beträgt etwa 140 Schiffpfund graues Rohciseu.

Die Analyse der aufgefangenen Gase geschah ver- mitteist eudiometrischer Bestimmung« Der Liebig*schc Apparat, dessen sich Ebelmen *) bei seinen Unlcrsu*

1 ) Annul. dts mitwt , T. X.X.

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dmngeii bedient hat, läfst sieb «ckwierig anweiiideiiy 'weDA die Gtditf^aee nicht in der Nähe des Hohofens iknalysirt

werden kuuneu. lu uusereui t aiie wären wir al&dana geuöthigt gewesen y eineii Meilen weiten Traoapoit sehr groiser Gaavolumina TononehoievYmaliedeatende Schwie*

rigkciteu gehabt haben würde, und dennoch vielleichl zu Uugeuauigkeileu hätte Veranlassung geben können. Uebri« gens kann die eodiometrische Analjse, bei einigen Vor« sichtsmafsregeln, zu einer Genauigkeit gebracht werden, wie sie wohl kaum grölser bei Untersuchungen dieser Art erfordert wird, deren mehr oder weniger scliwau* kende Hesultate keineswegs in der nicht hinreichend voll* kommenen analytischen Methode, sondern leider haupt- sachlich in den Vorgängen im Inneren des Oieusciiach« tes selbst begründet sind.

Da die Analyse im Allgemeinen auf die von Bun* scn zuerst in Anwendung gebrachte Art geschah, so \vir<] es hier nur nOlhig sejn, einiger specieller Vorsichtsmais- regeln zu gedenken, welche wir anzuwenden {Cir zweck- mSfsig erachteten. 1) Nach der, durch zugelassenen Sauerstoff und vermittelst des elektrischen Funkens be- wirkten Verbrennung der brennbaren Gase, wurde nicht allein einen ganzen Tag gewartet, damit sich die erhöhte Temperatur des Gases wieder mit der der umgebenden Luft ins Gleichgewicht setzen konnte, sondern es wurde auch noch während dieser Zeit alles gebildete Wasser durch ein Stflck eingeführtes Chlorcalcium ' ) absorbirt. 2) Die Absorption des überschüssig zugesetzton Sauer- stoffs geschah durch Phosphor, aber bei Berücksichliguug folgender Umstände. Der um einen Draht angeschmol- zene Phosphor mufs bis an das oberste Ende des Eodio- meters eingeführt werden, damit sich die Nebel der ent- stehenden pbosphorigeu Säure nach unten senken, wo sie

1) Uals sowohl (Ilefs Clilorcaiciura , wie überliaupt jedes andere, l>ei uDserco An.ii^seu arigewcnJcle, dIcIiI aikatlscb rvagiile, davou Iia4len - wir HO« oaiürlidi überzeugt.

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das Phosphontiick nicht amhfiUeD, üDd dadurch dessen fernere Wirkang beeiotrSchtigen können. Dennoch aber

ist man genüthjc^t den Phosphor 1 bis 2 Mal aus dem Eudiometer zu nehmen, und ihm durch Abschaben un« ter Wasser eine neue» schnell absorbirende Oberfläche zu verschaffen. Nur bei Beachtung dieser Vorsicht ge- lingt die gänzliche Absorption des Sauerstoffs, welche sonst allerdings, wie Heine sehr riditig behauptet, keineswegs TollstSndig geschieht. 3) Die Spannkraft der zuletzt beim Stickstoff zurückgebliebcDcii phosphorigen Säure brachten wir nicht dadurch in Anschlag, dafs wir ▼on dem ^yesammtToluraen des Stickstoffe und der phosphorigen SSnre in Abrechnung brachten. Im Allge- meinen mag dieis ziemlich richtig seyn; jedoch fanden wir, indem wir es vorzogen die phosphorige Säure durch Kali zu absorbiren, jenen Correctionsbruch fast stets

grölser.

Wir geben nun nach diesen nothwcndigeu Prälimi- narien eine Uebersicht unserer analytischen Beobachtungs- Resultate, und werden alsdann die durch Rechnung hier- aus gefundenen Znsamnicnselzungen folgen lassen. Es scheint uns einen Vorzug zu verdienen, anstatt die Tie- fen der verschiedenen Ansammlunggpunkte unter der Gicht, die Höhen derselben fiber der Form anzugeben. Wäh- rend der Zeit der Ansammlung der Gase kamen keine bedeutenden Niveauveränderungen in dem oberen Theile der Beschickungsäule von

1) Bciprerksfreund, Bd. V S. 431.

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ä«4

So

e *

s g

HO

= 4-5

£1.

1. a.

Gas ans 23 Fufs Rhciol. Hdhe über der Form.

1) Angewendete Gasmenge

2) Nach Absorptioa der Koh- leDSäare

3) Nach Eiolassang von Sauer- stoff

4 ) Nach der Bilduag ond Ab- sorption des Wassers * .

5) Nach Absorption der gebil- deten Kohlensäure ....

6) Nach Absorption des Sauer- stoffs und der ph. Säure

I. b,

Oas an« gleicher HAbe üb« d. F.

1) Angewendete Gasmenge

2) Nach Absorption der Koh- lensllnre'

3 ) N ach Einlassung von Sauer- Stoff . .

4) Nach der Bildung uuii Ab- süiption des Wassers . . .

5) Nach Absorption der gebil- deten Kohlensäure ....

6) Nach Absorption des Sauer-

stoffs und der pL Säure

II. *).

Gas ans 20} Fnfs Höhe fib.d.F.

1) Angewendete Gasmenge

2) Nacii Absorption der Koh- lensäure

47,50 137,60

33S,97 333,80

07,40333,53

51,00

45,00 30,00

44,00 33.90 55,50

333,32 332,03 340,87

341,06 343,85

343,89

49,25 342,43

44,90 28^70

38,40 30,75

340,21 334,31

338,41 342,69

12,3 13,2 12,2

14,2

15,25

13,0

13,2 12,4

12,6 10,1 12,9 12.0

13,0 12,4

45,37 35,23 53,97 47,4» 42,13 29,31

42,12 32,38 53,72 47,98 42,94 27,07

36,51

29,86

1) Eine aweite mit dieicr Gichtgaiart vorgenommene Analyse milk« glikkte; ein Gleiches war der F^U mit dem aus 10 Fn(s Höbe über der Form enloommenen Gase. Leider hatten wir nicht Materie! ge- nug, um die Analysen an wiedeiholen.

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2

«r, o

0 w - 3

GH y

c

®? .'S

3) Nach Einlassung von Sauci - sloff

4) Nach der Bildung und Ab- sorption des Wassers . .

5) Nach Absorption der gebil- deten Kohlensäure . . . .

6) Nach Absorption des Sauer- sloffs und der pb. Säure

III. a.

Gas aas 18 Fuft Höhe üb. d. F.

1 ) Angewendete Gasuienge

2) Nach Absorption der Koh- lensäure

3 ) Nach Einlassung von Sauer-

stoff . . . ,

4 ) Nach Bildung u. Absorption

des Wassers ........

5) Nach Absorption der gebil- deten Kohlensäure ....

6) Nach Absorpfion desSauer- stofis und der ph. Säure

III. b.

Gas aus gleicher Höhe ub. d. F.

1) Angewendete Gasmenge

2) Nach Absorption der Koh

lensaine

3) Nach Einlassung von Sauer- stoff

4) Nach Bildung u. Absorption des Wassers

5) Nach Absorption der gebil- deten Kohlensäure «

6} Nach Absorption des Sauer- stoffs und der ph. Säure

40,40 34,95 29,00

342,53 12,9

342,37 339,95

23,60341,41

44,20 38,20 50,33 41,66 33,70 28,26

45,60

39,33

50.66

42,40

32,80 28,13

341,38 344,73

344,52 344,76 311,62 335,37

U,4 12.1 12,0

331,03 333,20 333,27 335,05 337,93 336,78

12,0 12,0

12,8 11.0

>

10,6

*

*l,4

13.7 11,0 11,2 12,0 12,1 11,2

39,09 34,06 27,90 22,87

42,58 37,16 48,76 40,70 32,68 26,81

42,28 37.14 47,81 40,09 31,27 26,82

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495

'S o

'5^ 3

^ 1 ^ o

IV. «.

G n 5 n 11 s 163 F u £s U ü Ii e ü b. d. F.

1) Angewendete Gasiiviip:o

2) Nach Absorption der Koh- leD«Sarc

3 ) Nath EintassaDg v ou Sauer- stoff

4) Nach Kildunji 11. Absorption des W.köL'rs ........

5) IS ach Absorplioü der gebil- deten Kolli« iisäure

6) i^ach Absorption des Sann Stoffs uud der pb. ^äure

IV. h.

Gas aus gieiclier Höhe ^h, d.- F.

1) Angewendete Gasmenge

2) Nach Absorption der Koh

lensäure . .

3) Nach Einlassung von Sauci Stoff ,

4) Nacli r>i!(!ung u. Absorption des W fissers

5) Nach Absorption der gebil- deten Kohlensäure . . . .

6) jNach Absorption des Sauer- stoffs und der ph. Säure

V. a.

Gas aus la Fuf« Höhe ub. d. F.

1 ) Angewendete Gasmenge

2) Nach Absorption der Koh- lensäure . .

3) Nadi l'.iuiassuug von Sauer Stoff

4) Nach Bildung ü. AbsurpLiou des Wassers

88,90

67,96336,81 12,4 6(),()5 329,28 11,5

329,04 12,0

75,24 330,8011,0

'>1,21 331,56

11,3

13 SO 333,58 10,5

46,26 333,5012.5

43,78

58,44

49,.52

337,76 337,68 337,89

35,70 337,61

11,9 ,5 12,0 12,0

29,00341,7213,5

56,20 340,1913,9 51,24 338,17 11,7 68,801337,92 12,1 58,78,336,58 12,8

64,47 61,55

8?.54 70,54 50,90 41,50

43,44 41,74

55,33 47,21 34,01 27,78

48,96 65,q7 55,63

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496

3"

TT

u

^ e

O 3

V S

E

C ü

IS

4i

•^06 "

5) Nach Absorption der gebü- deteu KohlcDsSare ....

6) Nach Absorption des Sauer-

stoifs und der ph. Säure

V. b.

Gas ans gleicher HAke ub. d. P.

1 ) Angewendete Gasnien^e

2 ) I^ach Absorption der Koh- lensäure

3 ) n ch Einlassung von Sauer-

stoff

4 ) Nach Bildung u. Absorption

des Wassers

5) Nach Absorption der gebil- deten Kohlensäure ....

6) Nach Absorption des Sauer- stoffs und der pb. Säure

Vf.

Gas aus 10 Fufs Höhe üb. d. F.

48^02,337,59

58,22 49,31

337,63

335,66

1 ) Angewendete Gasuienge

2) Nach Absorption der Koh- lensäure

3) Nach Einlassung von Sauer- stoff

4) Nach Bildung u. Absorption des Wassers ........

5) N«icli Absorption der gebil- deten Kohlensäure ....

6) Nach Absoqition des Sauer- stoffs und der ph. Säure

Die auf diesen Beobachtongs- Resultaten begründete

Berechnung ergiebl die procentische Zusammensetzun der Gichtgase, aus den sechs verschiedenen Höhen über der Form» wie- folgt:

I

47,30

37,18

44,62

336,07

338,04

46,62

3Ü,22 29,56

338,03

40,82336,98 54,90337,02

49,99

336,78 338,27 337,70

11,8

12,3

44,89

338,72

36,40328,47 32,äü,334,08

12,0

11,2 11,0 12,4

am

44,46 34,72 28.12

12,0 15,5

15,5 14,6 12,9

4V8! 45,06 54,64

4G,21 33,61'

11,8 I MM

er

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497

2a Fofs über der Form.

AT.

Mittel.

SUcketoff 64^

64,27

64,43

KohlengSiire 22,35

22,05

22,20

Kohlcnoxvd 7,49

8,59

8,04

Grubeogas 4,34

3,39

3,87

WasserstpOr 1,23

1,70

1,46

100,00

100,00

100,00

Brennbare Gase 13,06

13,68

13,37

Verbrauchter Sauerstoff 13,04

11,92

12,48

IT.

20,5 Fuis über der F

o rni.

Stickstoff

62,65

Küblensäure

18,21

1533

Grobepgas

1,28

Wasserstoff

2,53

100,00

Brennbare Gase

19,14^

Verbrauchter Sauerstoff

11,50

III.

*

18 Fufs über der Form.

a.

h.

Miitel.

Stickstoff

62,97

63,44

63,20

Kohlensäure

12,73

12,17

12,45

Kohlenoxyd

17,97

19,17

18,57

Grubengas

0,87

1,07

1,27

V^asserstoff

5,46

3«55

4,51

100,00

100,00

100,(H)

Brennbare Gase

24,30

24,39

24,35

Verbrauchter Sauerstoff

13,46

14,71

14,09

PoggendociP* AnnaL Bd. LX.

32

I

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498

IV.

15^ Fuis

über der F

OTfU,

IT.

O*

Jnitttl»

(>4,/U

tvoiiieiisaure

4,94

i Off

Kohlenoxvii

GrubcDcas

1,G2

0,85

1,23

Wasserstoff

0,61

1,46

1,05

1 HA IIA

1 nn nn

Brennbare Gase

31,10

31,81

31,46

Yerbraacbter Sauerstoff

17^7

17,18

17,58

13 Fnfs ü

StiGkstoff

Kohlensäure Kohlenoxjd Grubengas

Wasäerätüif '

Brennbare Gase Verbrauchter Sauerstoff

V.

>tr der Form.

a.

b.

MiueL

66,21

66,04

66,12

8,50

8,49

8,50

19,60

20,96

20,28

0,47

1,90

1,18

5,22

2,61

3,92

100,00

100,00

100,00

25,29

25,47

25,38

13,36

15,59

14,47

VJ.

10 FuIs über der Form.

Stickstoff 64,97

Kohieosäure 5,69

Kohlenoxjd 26,38

Grubengas 0,00

Wasserstoff 2,96

100,00

Brennbare Gase 29,34 Yerbraacbter Sauerstoff 14,68

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499

Um eine bessere Uebersicht dieser Resultate za ge- wHbren, haben wir sie in der folgenden tabellarischen

AuordauDg zusammcugestellt. Yoo allen Aüaljscu, wel- che zwei Mal gemacht wurden, sind hierbei die Mittel«- werthe benutzt worden.

ub» d. F.

öb. d. F.

Jo

üb. d. F.

Gb. d. F.

üb. d. F.

MV

ab. d. F.

Stickstoff

Kohlensäure Kohlonoxyd

Gl ülj t'n«:n,« Wasserslolf

Rrennbare Gase Verbrauchter öauer&toli

64,43

22,20 8,04 3,87 1,46

62,65 18,21 15,33 1,28 2,53

63,20

12,45 1857 1,27 4,51

64,28 4,27

29,17 1,23

1.05

66,12

8,50 20,28 1.18

3,92

64,97

5,(^9

0.00

29,34 14,68

13,37 12,48

100,00 19,14

11,50

100,00

24,35

14,09

100,00

31,40

17,58

100,00

25,36

14,47

!

An diese durch die Analyse erhaltenen Resultate

kDÜpfen sich die folgenden IjeUachluiigen:

1 ) Ob die Abweichungen, welche sich zwischen den berechneten Zusammensetzungen von Gichtgasen aus glei- chen Hdhen über der Form zeigen, allein auf schwer vermcidlichen Beobachtungsfehleru beruhen, oder ob sie theilweise auch in der, selbst in gleichen Höhen über der Form, mehr oder weniger wechselnden Beschaffen- heit der Gichtgase ihren Grund haben, lafst sieh natür- lich nicht mit Sicherheit entscheiden. So viel dürfte aber ausgemacht sejn, dafs die mittlere Zusammensetzung der (iicht^asc desto schwieriger zu bestimmen ist, je Düber der Form dieselben eutuommen sind,

2) Bei allen Analysen, mit Ausnahme der letzten, haben wir kleine Mengen von Grubengas erhallen, die bei den Analysen I. a und 1. b sogar bis auf etwa 4 Pro- cent steigen. Aehnliche Resultate erhielten Bunsen und Heine; Ebeimen fand dagegen, bei seiner Untersuchung der Gichtgase des iiuhuiens von Clerval, dtudiaus kei-

32*

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neu Kohlenwasserstoff, und führt sogar oiisdrückiich an, dafs durch seine Analjrsen das NichtvorhandeDseyn die- ser Gasart in den untersuchten Gasen bewiesen sej. Freilich lassen sich die Mengen der brennbaren Gasarien in den Gichtgasen durch die eudiomelrische Methode nicht so genau bestimmen, wie Stickstoff und Kohlensäure. Die einfache Betrachtung der Formeln, nach welcheü die relativen Quantitäten von Kohlcuoxvd, Grubengas und Wasserstoff berechnet werden» genügt schon, um diese geringere Sicherheit einleuchtend zu machen. Wäh- rend es zur Bestimmung des Stickstoffs nur einer Beob- achtung (einer Ablesung am Eudiometer, Barometer und Thermometer) bedarf, und zu der der Kohlensäure de- ren zwei, so sind zur Bestimmung des Kohlenoxjds sechs, zu der des Grubengases fünf, und zu der des Wasser- stoffs ebenfalls fünf derselben erforderlich. Aber auf der anderen Seite erscheint es auch als sehr unwahr- scheinlich, da[s Buiisen's, H eine's und unsere Anga- ben von vorhandenem Grubengase aHein auf Fehlern in den Analysen beruhen sollten. Solche Fehler hätten als- dann doch eben so gut einmal ein Minus als ein Plus geben, und es hätte sich das absurde Resultat eines -h Grubengases herausstellen müssen, was- aber nie der Fall gewesen ist Dafs dagegen mehrere Analysen von Heine, so wie die letzte unserer Analysen, genau Null Gruben- gas ergeben haben, beweist genügend, dafs keine con- stante Fehlerquelle vorhanden seyn kann, welche stets da Grubengas finden läfst, wo keins vorhanden ist. Wenn also, was wir nicht bi^zweifeia, Lbelmen's an.il^tische Resultate richtig sind, so bleibt nichts anderes anzuneh- men übrig, als dafs in den von Heine, Bussen und uns untersuchten Gichtgasen Grubengas vorhanden vrar, in dem von Ebelmea untersuchten Gasgemengen dage- gen kein solches existirte. Man braucht nicht zu fragen, woher das Kohlenwasserstoffs in die erst erwähnten Gichtgase gekommen sej, sondern man wird vieluiebr

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501

Dach ciucm Grunde sucheu müssen, aus wclclicm die Gase des Ofens von CUervai kern Grubengas eDthielteo, iDdem, wie Bunsen ^) bewieseii hat, Holzkohlen wohl niemals so ▼oHständig verkohlt sind, dafs sie nicht, bei einer stärkeren EihiJzung, noch kleine Mengen von Koh- len wasserstofi entwickeln. Bedeakt man zugleich, daCs selbst unter gnten Hoizkohlep mehr oder weniger unvoll- ständig verkohlte/ bräunliche Kohlen vorkommen, so wird man in der That nicht eiuselieu können, wie es Fälle geben sollte, in denen Gichtgase (aus den oberen Schacht- teofen) kein Grubengas enthielten. Man wird hierdürch auf den einzigen Ausweg geleitet, welcher noch offen bleibt, dafs nämlich die Oelschicht, über welche Ebel- men bekanntlich ^eine Gase auffing, vielleicht conden- sirend auf das Grubengas gewirkt haben möge. Freilich bemerkt derselbe ausdrücklich, er habe die (»ase, sowohl in einiger Zeit nach dem Auffangen, als auch nach iän* gerer Aufbewahrang, stets von gleicher Zusammensetzung (und in beiden Fällen kein Grubengas enthaltend) ge- funden. Dieis kann aber nur beweisen, dafs weder Koh- lensäure, noch Kohlenoxjd, Stickstoff oder Wasserstoff von Oel absorbirt werden; wie es sich aber in dieser Hinsicht mit dem Grubengas verhält, ist hierdurch kei- neswegs ausgemacht. Dieser fragliche Punkt würde sich durch einen mit reinem Grubengase angestellten Versuch leicht aufs Reüie bringen lassen, wenn es bekanntlidi nicht sehr schwierig wäre, diese Gasarl ganz frei von fremden Beimengungen zu erhalteu. Wir wäliiten daher statt dessen ein Gasgemenge, wie man es bekommt, wenn . Alkoholdampf durch eine stark glühende Porcellanröhre geleitet wird. Ein solches Gasgemenge besteht aus Koh- ienoxjd, Wasserstoff, Grubengas und vielleicht Kohlen- säure; enthält also }edenfalls gleiche Bestandtheile , wie die Gichtgase. Eine gemessene und vermittelst Chlorcal- cium getrocknete Quantität desselben wurde in ein mit 1) FofgeDdorfft Annalea, B4. XXXXTI $.207. ,

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502

Oel gefälltes Eadtometer gebracht Dardi zweckmSCBi-

ges Bewegen der absperrenden Oelscbicht verminderte sich das Gasvolumcu schon sichtlich nach wenigen Mi- iiii(en. AU darauf der Apparat 24 Stunden in Rahe ge- lassen wurde, zeigte sich nach Verlauf dieser Zeit, dafs von 48,5 Kubikcentiiueter der Gasart cUva 6 Kubikcen- timeter verschwunden waren. Sowohl gereinigtes Rüböl, als ganz reines Olivenöl zeigten ein solches Absorptions- vermögen. Es dürfte daher hierdurch zu einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit gebracht seju, dais der Grund, warum Ebelmen kein Grubengas in den von ihm untersuchten Gichtgasen fand, hauptsächlich in der Oelschicht zu suchen sey, über welche er diese Gase aufijug.

3) Wenn man annimmt, dafs die bei der Verbren- nung der verschiedenen Gichtgase entwickelten WSnme-

mcngen in demselben Verhältnisse zu ciü^inder stehen, wie die zu dieser Verbrennung erforderlichen respecti- ven Sauerstoffquantitäten, so zeigt sich, in der Höhe von 154 Fufs über der Form, ein deutlich ausgesprochenes Maximum des durch Verbrennung der Gichtgase zu er- reichenden Wärme -Effectes. An dieser Stelle, also fast genau in ^ Schachthöhe tsber dem Bodenstein, würden die Gase des Büruiiicr ilohofcns dalier abgeleitet werden müssen, wenn sie den gröLslmöglichstea Effect bei iluer Anwendung zum Puddein leisten sollten. In der Nähe der Gicht entnommen, wt&rden sie dagegen ganz unbrauch- bar für diesen Zweck sejn. Dafs ein solches Maximum, je nach den obwalf enden, hierbei wesentlichen Umstän- den, in anderen Hohöfen theils eine etwas höhere, theils eine etwas niedrigere Lage im Schachte haben könne, ist kaum nuthig hinzuzufügen. , Bei allen norwegischen Hoh- öfen sind jedoch die Abweichungen von dem hier auf- gestellten Beispiele schwerlich bedeutend.

4) Der ganze' SauerstoOgchalt der Gichtgase kann hauptsächlich nur drei Quellen haben: 1 ) den Sauerstof f-

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gehalt der eingcblaseiieii afmosphSrisclien Lnff, 2) den

der Erze, 3) den der Kohleiisäure, welche sich aus dem kohleDsauren Kalke der Beschickung entwickelt. Da man nun annehmen kann, dafs die beiden letztgenann- ten SaiiersloffquelleD, in dem untersten heifsesten Theilc der Beschickuugssäule, von gar keiner Bedeutung sind, indem hier sowohl alle Kohlensäure aus der Beschickung entwichen, als auch das Erz reducirt sejn mufs, so folgt daraus, dafs die in den Gichtgasen, aus giöisereu Schacht- teufen, enthaltenen Stickstoff- und Sauerstoffquantitäten, sehr nahe zu einander in dem Verhältnisse von 79 : 21 (wie in der atmosphärischen Luft) stehen, dafs sich da« gegen in allen Gichtgasen aus höheren Teufen grofsere, mit der Nähe der Gicht stets zunehmende relative Sauer« Stoffgehalte zeigen mtlssen. Man kann diesen Umstand zu einem Prüfungsmittel für die Richtigkeit von Gichtgas- Analysen benutzen. Wenden wir es auf unsere vorlie- genden Analysen an, so ergiebt sich folgendes Resul- tat Es enthielten die Gichtgase von: 23' üb. d. Form auf 79 YüI. Stickstoff: 31,28 Vol. Sauerstoff 20^'. ... 79 - . 31,03 . 18' . - - . 79 . - 24,35 - 15V- - - * 79 ^ - 22,34 - 13' . - . . 79 - . 19,93 . l(y . . - . 79 - 21,16 - Ans Ebelmen's Analysen ergeben sich diese Verhält- nisse wie folgt:

25 üb. d. Form auf 79 Vol. Stickstoff; 29,69 Vol. Sauerstoff 21V - - - 79 . . 30,18 . 17' , . - « 79 - - 30,38 - 123' .... 79 - - 28,11 - 8V - - - . 79 - 22.52 -

7V - . - . 79 - 20,72 -

1) Bei dieser Berechnung ist noch zu berücksichtigen, dafs aller in den Gichtgasen enthaltene Wasserstoff von Wasser herrührt, welches durdi

Bei B Unsen 's Analysen der- Gichtgase des Hoholens

▼on Veckerhagen *) ergiebt sich dagegen: 17|' üb. d. Form auf 79 VoLSückstoff: 27,17 VoL Sauerstoff 16V . . . 79 . . -80,41 - 144' . - - 79 ^ . 19,73 . 13V .... 79 . . 24 11 - III' . . . . 79 - - 26,11 - S^' - . - - 79 - . 27,87 - 5J' - - - . 79 26,52 -

Ebelmen*s und unsere Besultate stimmen also mit dem, was nach der obigen Betrachtung gefordert wiri sehr gut überein; dagegen ist dieis mit Bunsen's Ana- lysen nicht der Fali. Dafs z. B. das Yolümenyerhäitiu& des Stickstoffs zum Sauerstoff in den aus I3j-' Hfthe fiber der Form entnommcueu Gichtgasen wie 79 : 24,14 gewe- sen, in den Gasen aus 14^' Höhe dagegen bis auf 79 : ldJ3 gesunken, und endlich in den aus 16^ Höbe wieder bis auf 79 : 30,41 gestiegen seyn sollte, sieht in der That wie eine Uumuglichkeit aus. Vielleicht dürfte der Grund dieses paradoxen Verhältnisses zum Theil in Bunsea's Berechnung seiner Analysen liegen, welche, wie Heioe*) bemerkt hat, nicht immer richtig seyu soll, t— Ein sehr auffallendes Resultat, trotz der dafür tou Ebelmen ge- gebenen Erklärung, bleibt es immer, dafs derselbe in den aus I;' tlülie über der Form aufgefangenen Gasenein Verhältnifs des Stickstoffs zum Sauerstoff wie 79 : 2^^ fand, und in den beim Tümpel entnommenen Gasen bo* gar wie 79 : 41,79. Man sollte die Menge des, aus dem geschmokexiea Koheisen entwickelten Kohleno&ydgases

die glühentka Kolilcii xcrseUt wurde, weshalb für ]ede$ Voluru Wa»* sersloli 2 äaucrsloif ia Abrechnung zu bringen ist.

1) Dessen Höbeodimensioneii aogenonimeQ wurden, wie man sie 0 ,,Merbach*fl Anwendung der erwannten Geblaseloft** angegdieB findet.

2) Bergwerksfreund, Bd. V S. in der Anmerkung.

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nicht ftfr 80 grofs erachten, dafs dadurch ein solches Ver-

hältnifs zwischen Stickstoff und Sauerstoff entstehen könnte; um so weuiger, da gewiis nicht die ganie Menge des auf diese Weise entwickelten Kohienoxydgases sei- nen Sauerstoff Ton eisenoxydhaliigen Schlackentheilen (wie beim Frischprocesse), süiideru auch gewiis durch direct eingeblasene atmosphärische Luft erhält. ISur das auf erstere Art entstandene Rohlenoxyd kann aber auf jenes Verhältnifs sauerstoffvermehrend >vii ken. Die Beob- achtung Ebeimen's scheint uns daher Aufmerksamkeit zu verdienen. .

Der übersichtlicheren Anschauung wegen haben wir unsere so eben mitgetheilteo Kesullate, über das Stick- stoff-Sauerstoff-Verhältnifs der Gichtgase aus verschie- denen Teufen, durch eine in der Zeichnung des Roh- ofcnschachles, Fig. 1 Taf. III, angebrachte Doppel-Curve deutlich zu machen gesucht. Alle horizontalen Abstände zwischen beiden Curven entsprechen etwa den, in den zugehörigen Schachthülien voihandenen Sauerstoff mengen. Man ersieht aus dieser Darstellung, dafs die Zunahme des Sauerstoffs fiber das Verhältnifs desselben in der atmosphärischen Luft, in der Nähe des gröfsten Schacht- durchmessers eintritt, woraus folgt: dafs die Erze sich hier schon in fast völUg rßducirUm Zustande befinden müssen. Ganz dasselbe Resultat ergtebt sich, nach Ebel* men's Untersuchungen, für den Ilohofeu von Clerval,

Eine ähnliche bildliche Darstellung, wie die eben er- wähnte; haben wir für die 2jusammensetzong der[][Gicht- gase der lioliofcii von Barum, Clerval und Veckerha- gen iu den Figuren 2, 3 und 4 Taf. HI gegeben. Die Linie iViV, welche alle drei Figuren gemein haben, deu- tet die in gleiches Niveau gebrachte Lage der Formen alier drei Hoböfen an; die Linien A Fig. 2, B Fig. 3 und C Fig. 4 Taf. III entsprechen den Lagen der drei Ofengichten, deren Höben über dem Form -Niveau durch - die» zu beiden Seiten der ganzen Abbildung laufenden

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Skalen (in rheinl. Fufsen) entnommen werden können« Die schraffirten Bänder, welche sich, in jeder der Figu- ren, neben einander hinziehen, ^cben ein Lild von den in jeder Schachlhöbe (die zwischen den respectiven Grän- zen der Untersuchungen liegt) vorhandenen relativen Men- gen von Stickstoff, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Wasser- stoff und Grubengas. Die btaikcn Linien A 1 i^. 2 und K Fig. 3 Taf. Iii deuten die Lage des grölstcu Schacht- dnrchmessers an, und die punktirten Linien M Fig. 2 und (M) Fig. 4 Taf. III die Stelle, an welcher die Gicht- gase den gröfstcn Wärme.- Effect bei ihrer Verbrennung leisten. Bei dem Hohofen von Clcrval würde diefs Maxi- mum dicht bei der Form zu liegen kommen; "denn nach Ebt;inien's Versuchen ist die rtlalive Menge des Kob- lenoxydgases , von der Gicht abwärts bis zur Form, in steter Zunahme, die Menge der Kohlensäure dagegen in entsprechender Abnahme, wie auf Fig. 3 Taf. III durch zwei ptiiiktirlc Linien ane;edcnfet ist. In 7V HöIjo über der 1^ orm verschwindet die Kohlensäure sogar gänzlich, SO dafs der ganze Raum zwischen Kohlensack und Gicht, beim Ofen von Clerval, so gut wie gar keine Kohlen- säure enthält. Wenn diefs wirklich der Fall ist, so glau- ben wir, mit Berzclius ^) und Heine, nicht, dafs ein solches Resultat eine Gültigkeit ftir alle Hohdfen haben könne. Wir vcrmuthen sogar, dafs diefs hauptsächlich nur iür den Hohofen von Clerval und vielleicht für we- nige andere Hohöfen gilt. Efaelmen giebt nämlich an, dafs, bei 0",065 (s:2,4B'' rheinl.) Dfisendurchmesser und 175 bis 190° C. Wnidlemperatur, der mittlere INLi- uometerstand etwa 0^0165 ( = 7,57'" rheinl.) Quecksil- ber gewesen sej. Diefs ist eine so ungewöhnlich nie-

1) Beim Holiofen von \ ctkLili igcn war uns die Lage des gröi^len SchachiUurcUmes&ers niciu bckäunt.

2) Jabmbcricht, Bd. XX, Heft 2, S. 75. .

. 3) In seiner {ruber gedachten Abhandlung.

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607

»

drige Pressung, dafs sie wohl nar bei sehr wenigen ao^ deren Holzkohlenhohdfen (bei Coakshohdfen natürlich gar

nicht) angetroffen werden möchte. Es läfst sich hiciaus leicht berechnen, dafs der Uohofen von Barum in einet Zeiteinheit über 1^^ Mal so viel Wind erhält, als der von Clerval, und dafs folglich die Geschwiiuligkeit des Wiudstromes im Obergesleli des Ofens von Barum etwa 1^, im Kohlensacke aber 1^ Mal so grofs ist, als an den entsprechenden Stellen des Ofens zu Clerval. Zwi- schen Koiileusack und Gestell kommt also, da der Koh- lenverbrauch in beiden Oefen ziemlich gleich ist, durch- schnittlich, auf einen Gewichtslheil Kohle, 1|- Mal mehr Sauerstoff zur Verbrennung, als in dem letzteren. Dafs diefs zu einer weit lebhafteren Verbrennung und zur Bildung einer grofseren Menge Kohlensäure (zugleich auch besseren BronDmatci ial - Benutzung) wesentlich bei- tragen müsse, kann keinem Zweilei unterworfen sejn, Dafs dagegen der schwache Windstrom im HohoXen von Clerval fast nur Kohlenoxydgas erzengt, ist hiernach sehr erklärlich, da sich diese Gasart bekanntlich bei jeder un- vollkommenen Verbrennung von Kohle bildet. Unter- stützt wird die Bildung des Kohlenoxjdgases im Ofen von Clervai aber gewifs auch noch dadurch, dafs sich, wie Ebelmen angiebt, eine nicht unbedeutende Menge Zinkdämpfe bei der Verschmelzung der Erze entwickeln« Da iiielallischer Ziukdauipf sich in einer Almosphäi e von Kohlensäure sogleich oxjdirt und Kohlenoxydgas erzeugt, so mufs das Verschmelzen sehr zinkischer Erze natür- lich die Bildung einer grdfseren relativen Menge von Kohlenoxvd zur Folge haben.

Nach B Unsen 's Analysen geben die Gichtgase aus 8|' Höhe über der Form das Maximum der Wärme bei ihrer Verbrennung. Untersucht man dieses Resultat ge- nauer, so ergiebt sich, dafs an der Lage dieses Maxi« mnms hauptsächlich die hier vorhandene grüfsere Menge des Grubengases Schuld &cj. In 1 ig. 4 Tai. III gieh

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man diefs durch die l.rweitemne; des schraffirten Ban- des, weiches die Grubeugasmeugcü aogicbt, dargestellt Diese vennebrte Grubengas -Eotwicklang in der Nähe ▼on M erscheint ans etwas anmotiTirt. Man sollte mei- nen, dafs das Kohlenvvasserstoff^as, welches doch sicher nur durch eine, den Verkohlungsprocefs fortsetzende De- stillation der Hoizkoblen , in den oberen Scbacbtteufen entwickelt wird, fast schon ganz, oder doch ^röfsten- theils entwichen seyn müiste, wenn sich die glühenden Kohlen nur noch 8 bis 9 Fufs von der Form 'befinden. Hält man daher die Angabe von 2,54 Proc. Grubengas in 8|' Höhe über der Form für fchlciliaft, oder duch weuigsleus für kein normales Resultat, so würde jepes Maximum im Hohofen von Veckerhagen, anstatt bei bei {M) 7XL liegen kommen. Alsdann findet zwischen den Verlauf der Bänder, welche die relativen Mengen der verschiedenen Bestandlheile der Gichtgase in den Hohdfen von Bäram und von Veckerhagen darstellen, eine viel gröfsere Analogie statt als zuvor, besonders in den Theiien defselben, welche über den eutsprecheoden Maximum < Linien belegen sind*

y. Veber das Temperaturmaximum in einem

, Hohofen, und über den EJfect der er^värrn^ ten Gebläseluft;

pon Th. Sehe er er in Christiania»

Im Schacbtraume eines joden in Eetiieb stehenden Hob- ofens giebt es bekaunllicli einen^Ort, wo die durch das G^iäse unterhaiiene Verbrennung am lebhaftesten ge» schiebt, und wo deshalb eine Temperatur entwickelt wird, welche gröfser ist als die an irgend einer anderen Stelle dei^ aus £rz und Kohlen aufgeschichteten Beschicknngi-

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509

siiule. Die Bestimmung der Temperatur dieses »heifse- 8ten Ortes» ist von mehrfachem Interesse, und wird na- meDÜich erfordert» wenn man den Effect der bis zu ei- nem gewissen Grade erwärmten GeblSseluft berechnen wilL Da es bisher unüberwmdlicbe Schwierigkeiten gehabt hat, dieses Temperaturmaximum durch direcie Messung zu fin- . den, so babe ich in dem Folgenden einen Versuch ge- maclit, der Beslimnumg desselben durch eine Berech- •nung möglichst nahe zu kommen.

I. Bestimmung des durch Verbrennung von K<»lile erreich*

b a 1 e II 1 c III p e r a t u r lu a x i ui a m s. «

Nach Principien» wie sie Mitscherlich zur Be- stimmung der, durch Verbrennung des Wasserstoffgases mit atmosphärischer Luft hervorgebrachten Temperatur angewendet bat, ist es nicht schwer, die folgende Be- rechnung anzustellen. Bezeichnet man nämlich:

1) mit a das Atomgewicht des zum Verbrennen be-

stimmten Körpers (wobei das Atomgewicht des Sauerstoffs =1 gesetzt ist);

2) - n die x\nzahl der Saiierstünalome, welche in

dem Verbren uungsproducte mit 1 Atom des ▼erbrannten Körpers verbunden sind;

3) - die Wärmecapacilät der Gasart, weiche das

Verbrennuugsproduct ausmacht;

4) - ^ die Temperatur, welche der zum Verbren-

nen bestimmte Körper hatte, ehe die Ver- brennung erfolgte;

5) - y die Temperatur des Sauerstoffgases oder der

atmosphärischen Luft, je nachdem das eine oder die andere zur Vci breiiiiung diente; und nimmt man zugleicli als bekannt an: 1) dafs 0,2754 die Warmeeapacitat des Stickstoffs sej; 2) dafs die atmospfaä* rische Lufl aus 23,1 Gwth. Sauerstoff, und 76,9 Gwlh. Stick- stoff bestehe; und 3) dafs die Anzahl der Pfunde Wasser,

l) LeMhicb der Chemie, 2. Aqfl. S.200.

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die ciü Pfund Sauerstoff bei seiner Verbrennung mit ir- gend einem andern Körper (namentlich mit Kohlenstoff and Wasserstoff) von 0^ bis zu 100<*«C. erhitzt =29,25 scy; so ist mau in den Stniul gesetzt zu berechnen, wel- che Temperatur entstehen mufs, wenn ein bis zu einem gewissen Grade erwärmter Körper in Saaerstoffgas oder atmosphärischer Luft von bekannter Temperator verbrennt, ^enut man die gesuchte Temperatur des Verbrennuugs- productes so ist:

1 ) wenn ein Körper von in reinem Sauerstoff- gase von C. verbrennt:

T=^-^[^2y2u./i.^+«.y-ha./?J . . . (I)

2) wenn ein Körper von C. iu almosphärischer Luft von C, verbrennt;

Alle Kohlen, welche in einem Hohofen von der Gicht bis zu dem im Obergestelie, in der Nähe der Form, iie- genden heifsesten Orte herniedergegangen sind, haben natürlich auf diesem Wege durch Verbrennung an der Oberfläche Ihr Volum vermindert, und dadurch zugleich schon einen sehr bedeutenden Uitzgrad erlangt, noch ehe ihre Verbrennung am heifsesten Orte fortgesetzt wird. Kennte man diesen Hitz^rad, so licfse sich daraus durch die Formel (II) die, am heifsesten Orte entwickelte Tem- peratur leicht berechnen. Da diefs aber nicht der Fall ist, so mufs man der in Rede stehenden Aufgabe von einer anderen Seite her beizukommen suchen. Es fragt sich nämlich, ob die Formel (II), in gewisser Hinsieht; keines Maximums fähig sey ? Ein solches wird aber wirk- lich eintreten müssen, sobald p=zT wird, d. h. sobald "iie in die Zone des heifsesten Ortes gelangten glühen- Kohlen schon por ihrer Verbrennung eine so hohe

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Temperatur haben, dafs dieselbe durch den Verbreu* nungsprocefs nicht mehr gesteigert werden kann« Ea ficheint nan zwar sehr paradox zu klingen: ein Körper

kam, so stark erhitzt seyn, dafs seine Temperatur durch Verbrennung meld mehr zu steigern ist; allein die Wahr- heit dieses Satzes läfst sich sowohl durch directe Folge- rung aus der Formel (II) nachweisen, wie auch auf an- derem Wege deutlich wachen* Der durcli Verbreunung . von Kohle oder irgend einem anderen Kdrper hervorge- brachte Hitzgrad ist nämlich tlieils eine von p abhängige, theils eine davon unabhängige Function, was sich durch die Formel

ausdrücken läfst Der von p unabliäugige Theil C ist alsOi sobald nur p veränderlich gedacht wird, constant; * der von p iibhSngige Theil f\p) wächst dagegen, bei je- der Ycrgröfserung voD um ein Gewisses. Jeder Wachs- thum von p selbst hat aber, wie mau sich leicht über- zeugen wird, einen geringeren absoluten Wachsthom von der Function p zur Folge, und folglich iiiufs es eine Gränze geben, C sey so grofs es wolle, wo C+F^^y isip wird, oder Fssp^ d. h, wo die Temperatur der durch Verbrennong eines Kdrpers entwickelten Gasart genau eben so grofs wird, als die Temperatur dieses Körpers vor der Verbrennung war. Setzt man also ^ in der Formel (II) p^T und entwiciLelt nach so erhält man:

^= ' 02754 '

nämlich das Temperatarmasimnm, welches darch Ver- brennung eines Körpers in atmosphärischer Luft von hervorgebracht werden kann, wenn dieser Körper, noch ehe er zur Verbrennung gelangte, durch die Verbren- nung eines glddiartigen Stoffes schon möglichst erhitzt

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I

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irtirdc. Für die Verbrennung von Kohle zu Kohlensänre, in atmosphärischer Luft von 0^, ergiebt sich, wenn man in der Formel (III) für p die specifiscbe Wärme der

Kohlensäure substituirt:

7=2571«

welches also das gesuchte Temperatarmaximam ist, das, unter den günsiigsten Umständen, durch Verbrennung

von Kühle erlangt werden kann. JDie Icmpcratur an dem heijsesien Orte eines Hohofens kann alsOy bei An^ Wendung kaher Gebläseluft^ höchstens 2571° C. erreichen.

Plattner bestimmte, nach einer auf Versuchen begrflndeten Bercclmung, den Schmelzpunkt des Platins zu 2534° C. Es scheint also hiernach nur unter den günstigsten^ aber wohl schwer zu erreichenden Umstan- den möglich, Platin durch die Hitze, welche durch Ver- brennung von Kohle entwickelt lyird, schmelzen zu kön- nen» Hr. Geheimer Ober-Bergrath Prössel, Director der Sanitäts- Geschirr -Fabrik in Berlin, theilte mir mit;, dafs er Platin in den Bieiinüfen dieser Fabiik (die canz wie Porcellauöien construirt sind) bis zum beginnenden Schmelzen gebracht habe. Hr. Prof. Winkelblech in Cassel hat dagegen, wie er mir sagte, kleine PlatinstQcke in einem Sefström'scheu Gebiäseofen zum wirklichen Regulus geschmolzen. Diese Thatsachen ergeben also dasselbe Resultat, wie die bier entwickelte Theorie: dafs das Maximum der^ durch Verbrennung tfon Kohle in einem Strome gewöhnlicher atmosphärischer Luft, zu er- reichenden Temperatur und der Schmelzpunit des Pla- tins etwa zusammenfallen.

Aus der Formel (III) läfst sich zugleich der über- raschende Schlufs ziehen: dajs ein^ bis über eine ge^ wisse Gränze hinaus erhitzter Körper durch Verbren- nung kälter werden Aann. Für Kohle ist diese GrSnze

na-

1) F. Th, Merbacli, die Anwendong der erwSrmten Geblasclaft im Gebiete der McuUorgle, S. 300.

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natürlich das gefuudene Teniperatar-Maxicnuco, nSmlich iöll^ C. Verbrennt z. B. Kohle, welche vor der Ver- brennang bis za 3000^ C. erhitzt war, so ist die dabei eutwickellc Temperatur Dach der Funiicl (III) =2880° C. In diesem Falle ist also die durch Verbrennung entstan- dene Kohlensäure 120^ C fpeniger heifs, als es die Kohle ▼or der Verbrennung war.

2) BestiiDBiuiig des Effectes der erwärmtcii Gehlaselnft bei

Eisen-Hohdfen.

Der heifseste Ort in einem Hohofen, welcher wahr- scheinlich nur einen so geringen Raum einnimmt» dafs wir ihn bei den folgenden Betrachtungen als Punkt an- nehmen können, knim also, wie im vorigen Abschnitte nachgewiesen wurde, möglicherweise einen Hitzgrad von etwa 2571^ C. erreichen* Von diesem heifsesten Punkte aus wird die Temperatur im Schachlraume nach allen Richtungen hin abnehmen; doch wird das Eisen noch an |eder Stelle schmelzen, wo eine 1550^ C. übersteigende Temperator ^ ) herrscht. Der eigentliche Schmehraum eines Hohofens wird also, so zu sagen, durch eine Gränz- ione von 1550^ C umschlossen sejn; und innerhalb dieser Begrenzung wird die Temperatur in allen centri* scheu Richtungen bis höchstens zu 2571** wachsen. Es kommt nun darauf an zu wissen, welche Veränderung geschehen wird, wenn man, zur Unterhaltung des 6e- bläscslromes, anstatt Luft von mittlerer Temperatur (0® C), eine z. B. bis zu 300^^ C. erhitzte Luft anwendet. Durch die Formel (11) ergiebt sich, dafs diese Veränderung in einer gleichmäfsigen Temperaforerhöhung von 280*^ C au allen Theilen des Schachtrauuies (der ßescliickungs- Säule) besteben mufs. Der Hitzgrad des heifsesten Punk- tes kann also für diesen Fall zu 2851^ C. .angenommen werden, während der Hitzgrad der Gränzzone des oori-

I ) Der durch Versuche aDnaheroossweisc ermitteke SchmeUpnskt des ^ftitea Roheisens.

PoggcndorfTs Annal. Bd. LX. 33

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gen SchmdKraufiies bis anf 1830*^ C steigen wird Es

wird daher jetzt eine neue, weiter als vorher von dem heifsesten Puolkte eoliemt lie^^ende GräazzoDC iür deu Schmelzimmi entstefaeii, welche ihre Lage da haben wird, wo, bei der Anwendung von kalter GeblSs^hift, nnr eine Temperatur von 1270'^ C. herrschte, die jetzt um 280'* C. gröfser werden, also zu 1550" C. heranwachsen mofs. Die Wirkung der bis zu 300^ C* erwärmten GeblSse- luft in einem Hohofen ist also doppelt.

1) Während der Scbmelzraura, bei Anwendung kal- ten Windes» nur die zwischen 1550" und 2571" C liegenden Temperaturzonen in sich lafste, wird die Temperatur, hei Anwendung der bis zu 300" C. erhitzten Gchliiseluft, überall um 280" C. erhöht, und der Schmeizranm mnfs daher jetzt alle zwi- sehen 15IM>^ und 2S51<* C. liegenden Temperatur- ; Zonen enthalten. Folglich mufs sich der vorige \ Schmelzraum nach allen Richtungen bis zn einer < Zone erweitem» deren Temperatur, bei Anwendung I kalter Luft, 1270" C. war. Nimmt man an, dafs i die Temperatur vom heiisesten Punkte, nach allen ( radialen Richtungen bis zur Gränzzone hin, in ei- ' ner gewöhnlichen arithmetischen Reihe (zweiter : OrdiiuD-) abnimmt, so wird sich das Volum des bei v Anwendung kalter Gebläseluft erfolgenden Schuielz- u raumes, zu dem des durch Anwendung «heifsen Windes (von 300** C.) erweitcolen Scfamelzrau-^ mes verhalten, wie ;

(2571 1550)3 : (2571— 1270)% b oder, in einfacheren Zahlen ausgedrückt, wie l : 2,07. '

2) In demselben Verhältnifs als die Temperatur, durcl^ Anwendung des 300" C. heifseu Windes, au de$^e verschiedenen Stellen des früheren. SchmelzraumdiJ erhöht worden ist, mufs auch die Schmelzung schneM 1er erfolgen, also z. B. am heifsesten Punkte iurJ Verhältnifs von 2571 : 2851, und in der Grän l i

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Zone des vorigen Sclmielzraoines wie 1550 : 1630.

Unter der gedachten Voraussetzung, hinsichtlich der TeiDperaturabuahuie rings um den beiiscsten Punkt, geschieht die Schnielzang io dem ganzen Räume, in welchem sie bei Anwendung kalten Win* des staUfaiul, diuchschnittlidi jetzt also (bei 300" C. warmer Luft) schneller, im Vcihältniis von:

(2571+1550) : (2851 + 1830), oder, in redocirter Zahl, wie 1 : 1,13. Der {^aiize Yortheil, weicher durch Anwendung ei- ner, bis zu 300*^ C. erwärmten Gebläseiuit erfolgt, wird folglieh darin bestehen, dafs die absolute Productioo ei- nes Hohofens (wenn man das, bei Anwendung von kal- tem \\ lüde, iiöthig gewesene Brenimiaterial - Quantum bei- behält), ungefähr 2,2 Mal gröfser wird, als dieselbe bei Anwendung 0^ warmer Gebläseluft war. I Es ist, bei Berücksichtigung des Angeführten, nun I nicht mehr schwierig eine Formel autzusteilen, welche . den Effect der warmen Gebläseluft allgemein ausdrückt, ; oder mit anderen Worten: wie viel Mal die absolute Pro- duction eines Ho liofcns durch Anwendung einer bis zu 1 eii^em gewissen Grade erwärmten Gebläseluft gröfser wer- den mafs, als dieselbe bei Anwendung von kaltem Winde war. Bezeichnet man, wie früher, die Anzahl der Wär- megrade, welche die erwärmte Luft besitzt, uut y, und i nennt mau den Etiect so ist:

2571+y+1550+y [2571 (1550->y)]«

2571+1550 (2571 1550)^

Dumt^^eductiou dieser Formel erhält man:

t Richer Aüstlruck die verlangte Allgemeinheit besitzt; für ssen Anwendung aber noch die folgenden Erinncrun* nöthig sind.

Man bedient sich der vortheilhaften Wirkung der

j^^rmcn Gebläseluft niemals auf die Weise, dafs mau

\\ 33

\

\

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dasselbe Brennmaterial -Quantom beibehält, welches bei

Anwendung kalten Windes erfordert wurde, und dadurch die absolute Production direct bis zu einem soidieu Grade erhöht, wie die Formel (IV) angiebt; sondern man zieht CS vor, jenes Brennmaterial - Quantum mehr oder weni- ger zu vermindern, und zuweilen selbst in dem Maafse, dafs die Production des Uobofens dadurch beinahe wie- der zu 1, d. h. zu der bei kaltem Winde erhaltenen Production, reducirt wird. Bei den meisten Hohöfen hat mau es jedoch so eingerichtet, dafs sowohl die Pro- ^duction um ein Gewisses erhöht wird, wie auch, dafs ge- wisse Procente des früher verbrauchten Brennmaterials gespart werden. Will man also, unter solchen Umstan- den, den wahren Effect der warmen Gebläseluft berech- nen, so mufs man natürlich nicht blofs auf die vermehrte Production, sondern auch auf die Brennmaterial- Erspa- rong Rücksicht nehmen. Es geschiehl diefs auf folgende Art. Angenommen, ein Hohofen habe durch Anwendung heifser Luft eine 1^ Mal so grofse absolute Production als früher erlangt, und die zugleich eingetretene Erspa* mng an Brennmaterial betrüge |, d. h. 25 Procent; wie grofs würde nun der wahre Effect der heifsen Gebläse- luft in diesem Falle seyn? Hätte man, bei Anwendung kalter Luft, nur J des eigentlich erforderlichen Brenn- materials verbraucht, so würde die absolute Production natürlich auch nur etwa -1 von der früher erhaltenen ge- wesen seyn. Da man aber, durch Anwendung der war- men Gebläselufl, unter diesen Umständen Jetzt eine Pro- duction erhält, welche =It der früheren ist, so '*«t es klar,, dafs der Effect der erwärmten Luft eigenäiKh in

diesem Falle gewesen ist. Nennt man also^

Ersparung an Brennmaterial b (das bei Anwendung k»- ter Luft verbrauchte Quanlum =1 gesetzt), und dhn

Coeflicicnten, welcher die zugleich erfolgte Productioiid- vermchrung ausdrückt, so hat man:

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r

^=ra

mit Hülfe welchen Ausdrucks, man nun erst im Stande

ist zn utUersuchen, ob die, durch die Formel (IV) be- rechneten Effecte auch wirklich mit der Erfahrung über- einstimmen.

Walter de St. An^e und le Blanc geben in ihrem bekauuten Werke über den Eiseubütteobetrieb an, dafe man bei allen englischen und schottischen Höh- Öfen, wo man bis zu etwa 322° C. (dem Schmelzpunkte des Bleies) erwärmte Gebläseluft angewendet bat, fol- gende DurchscbuiUs-Besultate erhielt: 1) die absolute Production wurde um 50 Proc. vermehrt, und 2) die Ersparung an Brennmaterial betrug 0,33 bis 0,40, im Durchschnitt also 0,366 des früher gebrauchten Kohlen- quantums. Der watwe Effect ist also hier, nach Formel (V)» =2,36 gewesen, und der nach der Formel (IV) berechnete =2,31.

Auf der Saigerhütte in Bhcinpreufseu hat man, durch Anwendung einer bis zu 210^ C. erwärmten Luft, 16 Proc Kohlen gespart, und die Production um 57 Proc. ver- mehrt. Der wirkliche Effect war also =1,87; der be- rechnete ist =1,79.

Auf dem Hüttenwerke Brefven in Schweden hat man eine erwärmte Gebläseluft von durchnittlich 145® C. an^ gewendet. Man sparte hici durch etwa 19 Proc. Kohlen, und vergröfserte die Production um 13,87 Proc. Wirk- licher Effect =1,71; berechneter Effect =1,52.

n

Auf dem Hüttenwerke Aker in Schweden hatte der

angew endete waiiiie Wind eine Temperatur von 100® C, und man erreichte hierdurch eine Kohlenersparnifs von etwa 20 Proc, ohne jedoch zugleich eine Productions- Vermehrung zu erzielen. Der wirkliche Effect =1,25; der berechnete =1,34.

Auf dem Hüttenwerke Morgenröthe in Sachsen hatte' die erwärmte Luft eine Temperatur von 250^ C. Man

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ersp^arte 23,28 Proc. Kohlen und vermehrte die Production om 29 Proc. Wirklicher Effect =1»70; berechneter Effect = 1,97.

Es würde nicht schwierig seyn, noch viele solcher, mit den Resultaten der entwickelten Theorie mehr oder weniger gut übereinstimmenden Beispiele anzuführen, {e> doch könuen die voihaudciieu genügen, besonders da das aus Walter und le Blanc's Werke citirte Bei- spiel ein, bei einer grofsen Anzahl von Hohöfen erhal* tenes Durchschnitts -Resultat abgtebt. Allerdings fehlt es auch nicht an Bespielen, welche durchaus nicfit mit der hier aufgestellten Theorie hannonircn. So hat man z. B. beim Hüttenwerke Kiefer in Tjrol, durch Anwendung einer 270° bis 280*^ C. warmen Gebläseluft, keinen an- deren Vortheil, als eine um 2,72 Proc. vergröisertc Pro- duction erlangt. Dergleichen paradoxe Resultate kdnnen fedoch wohl nur als Ausnahmen betrachtet werden, de- ren wahrer Grund nicht bekaimt ist. Im Allgemeinen dürfte CS daher durch die entwickelte Theorie wahrschein- lich gemacht sejn: dafs der ganze Effect^ den die warme Gebläseluft auf den Hohofenprocefs ausübt, in genügen- der Art durch die gröfsere II arme erklärt werden kann, welche durch sie in den Ofenraum gebracht wird, ohne da/s es nöthig ist , bei dieser Erklärung andere Hypo- thesen zu machen, als die, dafs die Wärme, rings um den heißesten Ort eines huhujens , in einer einfachen arithmetischen Progression abnimmt.

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VL Lieber den färbemUn Bestandiheä des Feuer-

sieins, Carneols und Amethystes; von VF. Heiniz,.

der Ir'cuerstcio seine Farbe Körpern orgauiscber Natur verdankt, kt schon seit langer Zeit aligemeiii an- genommen. Nicht nur der Geruch, welcher beim Feuer-

schlagen und beim Zei reiben des Feuersteins erzeufjt wird, und die Zerstürung der Farbe vieler Sorten desselben, wenn man ihn bei Luftzutritt heftig glüht, sprechen da- für, sondern aiich Ehrenberg 's glänzende Entdeckung, dafs er aus den Kieselpanzern mikroskopischer Thier- eben gebildet ist. Dennoch scheint es mir nicht unin* teressant die Versuche hier anzoföhren, durch welche ich den Kohlenstoffgehalt desselben direcl nachzuweisen vermochte, obgleich sie eigeutiich dazu dienen sollten, die beim Amethyst und Carneol zu demselben Zweck anzuwendende Methode zu prüfen.

I)ie Hesultate derselben bestätigen zugleich die Ver- schiedenheit des Jurafeuersteius und des von Rügen. Denn es war nicht möglich jenen durch Glühen im Sauer- stoffgase vollstSndig zu entfärben, wogegen dieser da- durch vüllküiiHiitii weils Nvurde. % Die Versuche geschahen auf folgende .Weise:

Der Feuerstein, Carneol und Amethyst wurden zwi- schen starkem Papier io Stücke von solcher Gröfse zer- klopft, dafs sie mit Leichtigkeit in ein gewöhnliches Ver- brennungsrohr gebracht werden konnten. Sie wurden darauf von dem feinen Pulver und anhaftenden Papier- stück cü Üieils durch sorgfältiges Aussuchen, theils durch Abwaschen befreit.

25 bis 30 Grammen dieser so vorgerichteten Sub- stanzen, wurden 'in ein an beiden Enden offenes, bis zu

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^ seiner Länge mit Kupferoxjd angefülltes V erbrennungs- rohr gebracht, so daCs sie das mittlere Drittel desseibeo einnahmen. Das hintere Drittel blieb frei, und wurde mittelst eines Korks mit einem Apparat verbunden, der mit dem von Erdmanu und Marchand zur organi- schen Analyse angewendeten vollkommen übereinstimmt, nur dab die Stelle ihrer Spirituslampe ein gevvöhnlicher Liebig'scher Ofen vertrat. Zur BestimmuDij; der Koh- lensäure wurde, aulser dem Lieb ig 'sehen Kaliapparat, ein mit geschmolzenem kaustischen Kali gefülltes Rohr angewendet, welches dazu diente, die durch jenen etwa noch hindurchgehende Kohlensäure, so wie das durch den Gasstrom aus ihm fortgerissene Wasser aufzunehmen.

Durch einen Strom trockner atmosphärischer Luft wurde die Substanz sowohl wie das Kupferoxyd, weU che beide übrigeus so heifs in das Rohr gebracht wur- den, dafs sie kaum noch Wasser enthalten konnten, voll- ständig getrocknet, was durch Wärme noch beschleu- nigt wurde. 30 Grammen eines nicht sehr dunklen Feuer- steins vom Jura, aut diese Weise im Öauerstoffgase hef- tig geglüht, gaben:

0,011 Grm. Kohlensäure und 0,342 . Wasser.

Die geringe Quantität Kohlensäure, welche ich hier erhielt, entspricht dennoch wahrscheinlich der ganzen Menge des Kohlenstoffgehalts dieses Feuersteins; denn wenn auch s.eino 1 arbe kaum verändert schien, so wa- ren dennoch sämmtliche Stücke im Innern vollkommen weifs. Es scheint daher nicht allein organische Substanz Ursache der Färbung dieses Feuersteins zu seyn; wenig- stens wäre nicht einzusehen, wie sie im Innern der Stücke durch Hitze und Sauerstoff zerstört werden könnte, wäh- rend sie gerade auf der AnÜBenseite diesen Agentien Wi- derstand leistete. Dagegen erhielt ich aus 30 Grammen eines ziemlich hellen Feuersteins von Rügen: 0,073 Grm, Kohlensäure und 0,331 - Wasser;

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Olefs eDfspricht 0»0199 Grm. oder 0,066 Proc KoMenstoff

und 1,103 Proc. Wasser.

£beD so viel eines auderea sehr dunklen Feuersteins ▼on demselben Fundorte gab:

0,0802 Grui. Kuhlciisäure und 0,3895 - Wasser was entspricht 0,0219 Grm. oder 0,073 Proc. Kohlenstoff und 1,298 Proc Wasser. Beide waren nach dem Glü- hen voUkoinmen weifs.

Es ist höchst wahrscheinlich y dafs der Wasserstoff wenigstens zum grOfsten Theil als Wasser in dem un- tersuchten Feuerstein enthalten war. Denn wer\p man die geCundcnen Zahlen in Atoinverhäitnissen ausdrücken wollte, so würden, nach den beiden Analysen, auf 1 Atom Kohlenstoff etwa 22 bis 24 Atome Wasserstoff kommen, welches VerbindungsverbältDÜs zu abnorm ist, um irgend annehmbar zu seyn.

Nachdem Ich mich so überzeugt hatte, dafs auf die- sem Wege der Kohlenstoff in den genannten Mineralien nachgewiesen werden kOnne, achritt ich zur Untersu- chung des Cameols«

Dieser ist schon früher Gegenstand einer Arbeit von G a u 1 1 h i e r de a u b r y * ) gewesen. Seine Ver- suche geschahen auf folgende Weise, Der Cameol wurde fein ^eiieben (auf welche' Weise wird nicht angeführt), dann mit Kupieroiyd gemengt und geglüht. 100 Grm. desselben gaben 29 Kubikcenüm. Kohlensäure, was etwa 0,057 Grm. KohlensSure entsprechen würde oder 0,0155 Grm, Kohlenstoff. Aus der Erzeugung dieser geringen Menge Kohlensäure den Schlufs zu ziehen, dafs irgend eine organische Substanz Ursache der Färbung des Car- neols sey, ist wohl etwas gewatet, weil beim Pulvern des Minerals ieicht kohlenstoffhaltige Körper an demsel- ben haften bleiben konnten, woher diese Kohlensäurebil- dunii; erklärt werden dürfle. Aufserdem hat de Ciaubry Carueol angewendet, der angeschiiifen, also vidleicht

1) jännalfs de ehim, et de phjr** X, p, 436.

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mit Gel dorchsoges war. Er bat nun «war den Ver- sttcli gemacht, ihn durch Kochen mit Kali von demsel- ben zu befreien, indessen möchte dieis wohl nur unvoll- kommen geschehen können. Diese Bedenken rechtfer«* tigen die folgende Arbeit

Meine Untersuchung eines durchaus nicht angescblif- feueu, sehr dunklen Carneols aus der Gobinskoi-Steppe in China stimmt nicht mit der von deClaabrj Überein« Denn 25 Grm. des auf die oben angeführte Weise in Saner« stofi gei^liiliten Steioes gaben mir nur 0,003 Gnu. Kohlen- säure, welche 0,00082 Grm. oder 0,00328 Proc. Kohlenstoff entsprachen. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dafs dieser geringe procentische Gehalt an Kohlenstoff auf die Fär- bung des Steins keinen EinOufs hüben k.nnn. Er hat seinen Ursprung gewifs den trotz des sorgiäitigsten Bei- nigens desselben nicht vollkommen entfernten organi- schen Unreinigkeiten zu verdanken. Dafs aber der in dewselbeu etwa enthaltene Kohlenstoff vollständig zu Kohlensäure verbrannt seyn mufsle» dafür bürgen foK gende Eigenschaften des geglühten Steins.

Die Stücke waren uuduieh^ichtig, ciuf der Oberflä- che entweder braunroth oder weiCs, im Innern ohne Aus- nahme weifs gefärbt. Braunroth waren besonders die Flachen, welche vor dem Zerschlagen des Steins seine Oberfläche bildeten.

Wenn aber auch nur geringe Mengen Kohle un ver- brannt geblieben wären, so wäre eine grauliche Färbung nothwendige Folge davon gewesen.

An Wasser cuthielten die von mir untersuchten 25 Grm. Cameol 0,0978 Grm. oder 0,391 Proc.

Durch eine Analyse suchte ich darauf den firben- den Bestandtheil des Carneols zu bestimmen.

Um ihn zu pulvern, wurde er in steifes Papier ge- wickelt und in einem eisernen Mörser mit der Vor- sicht zerschlagen, dafs er nicht in unmittelbare Berüh- rung mit ihm kam. Durch ein Sieb wurde das Feine

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▼om Grob€n gesondert, und diese Operation so lange wiederholt, bis die gehörige Menge des Steins in ein feines Pulver verwaDdeit war. 15 Grm. desselbeo^ mit FIttiissäare aufgeschlossen, gaben:

0,0075 Gnu. Eisenoxyd =0,050 Proc.

0,0122 - Thonerde zzz 0,081 - 0,0042 INlaguesia =0,028 0,00064 . Kali =0,0043 -

0,0113 Natron =0,075 -

Mangan konnte auf «keine Weise gefunden werden.

Diese Untersuchung zeigt, dafs die Farbe des Car- neols wirklich Ton einem Eisengehalt herrührt; denn kein anderer der darin gefundenen Stoffe vermag geflSrbte Ver- bindungen hervorzubringen. W ie aber das Eisen in dem Carneol enthalten ist, darüber mOchte wohl nicht so leicht Anfschiufs gegeben werden können. Doch am wahrscheinliclisten ist es als freies Kisenoxyd darin.

Die Erscheinung aber, dals durch Hitze die Farbe des Caraeok bedeatend schwächer wird, wenn nicht gam verschwindet, findet leiclit ihre Erklärung. Iin ungeglüh- teu Dämlich durchsieht man die ganze Dicke des Stücks, weil nirgends durch ein anderes eingeschaltetes Medium dem Licht ein Hinderaifs entgegengesetzt wird. Der ge* glühte dagegen ist von unendlich vielen höchst feinen Rissen durchzogen, welche das Licht nicht allein grOfs» tentheils verhindern, den Stein zu durchdringen, sondern auch es zerstreuen, dafs dadurch der Eindruck von Weifs entsteht.

Den Amethyst, welchen ich za meinen Unfersnchon- gen anwendete, verdanke ich der Güte des Hrn. Pro- fessor G. Kose. Leider war sein Fundort nicht ge- nau bekannt. Ich kann nur angeben, dafs er von Bra- silien stammt. Er war besonders wegen seiner sehr dunk- len Farbe geeignet zu Auffindung des gewifs nur in gerin- ger Menge in demselben enthaltenen fftrbenden Stoffs.

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Durch Hitoe zerspringt^ wie bekannt, der Amethyst und wird dann entfärbt. Die Temperatur, bei welcher diefs

geschieht, ist etwa 250° C. Zuerst schien es mir wich- tig, die Annahme zu prüfen ^ dafs Mangangehalt die Ur* Sache der Farbe des Amethystes sey. Ich schmolz daher 9 Grm. desseibcu, der auf dieselbe Weise, wie oben vom Carneol erwähnt ist, gepulvert worden war, in zwei Portionen mit kohlensaurem Natron im Piatintiegel, schied die Kieselsäure auf die gewöhnliche Weise ab, und fällte das Eisen mit bernsteinsaurem Ammoniak. Auf diese Weise erhielt ich 0,016 Grm. Eisenoxjd. In der abfil- trirten Flüssigkeit gab Schwefelwasserstoff-Ammoniak noch einen schwarzen Niederschlag, der, in Salpetersäure ko- chend gelöst, mit Kali gefallt und geglüht, 0,001 Grin. wog. Ich schlug diesen Weg ein, weil ich die Unmög- lichkeit einsah, so geringe Mengen Eisenoxyd Ton etwa vorhandenem Mangan genau zu scheiden. Auf diese Weise iieis sich noch die Färbung, die dieser iSieder- sehlag dem kohlensauren Natron, womit er geschm.olzen wurde, mittheilte, mit der Tergleichen, welche eine glei- che Menge kohlensaures TSaliün durch eine gewogene Quantität Mangauoxydoxydul erhielt. Natürlich brauchte ich nur den durch Schwefelwasserstoff -Ammoniak ent- standenen Niederschlag auf die angegebene Weise zu be- haudehi, da in dem dprch bcrusteinsaures Aumioniak er- haltenen Eisenoxyd unmöglich Maugan enthalten seyn konnte.

Aus den Versuchen folgte, dafs das im Eisenoxyd enthaltene Mangan das koiilensaure Natron noch nicht so stark färbte, wie ein Milligramme Manganoxydoxydul, das übrigens, um die Versuche ganz übereinstimmend zu machen, mit drei Milligrammen Eisenoxjd versetzt war; aber eine grünliche Färbung war nicht zu verkennen. Dessen ungeachtet ist dieser Versuch wohl hinreichend, um darzuthun, dafs Mangan nicht der färbende Bestand- theil des untersuchten Amctiijstcs seyn kann, denn es war

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höchstens rhf Proc. MangaD in demselben enthalten, wel- che geringe Meuge unmöglich eiue so intensive Farbe hervorbringen kauu.

Mehr noch als diese Analyse spricht dafür die fol- gende.

20,345 Gnn. eines leider bedeutend heller, doch auch noch intensiv gefärbten Amethystes von demselben Fund- orte wurden mit Fluorwasserstoffsäure aufgeschlossen, der nicht bedeutende Bückstaiul in Salzsäure gelöst, mit Sal- petersäure gekocht und mit Ammoniak gefällt. Das nie- dergeschlagene Etsenoxyd betrug 0,004 Gnn« In der ab- filtrirten Flüssigkeit war selbst nach langer Zeit keiu iSie- derschlag von Schwefelmangan zu erhalten. Wenn also in diesem Amethyst Mangan enthalten war, so mnfste es zugleich mit dem Eisenoxyd niedergeschlagen worden seyn. Ich schmolz daher dieses mit kohlensaurem Na- tron in einem Platintiegel, konnte aber keine oder doch nur eine so schwache Färbung erhalten, dafs ein Uube- fangeuer gewüs nicht auf den Mangangehait der geschmol- zenen Masse geleitet worden wäre»

ücbrigens gab mir die Analyse folgende Zahlen: Eisenoxyd 0,0040 Grm. =0,0197 Proc. Kalkerde 0,0048 - =0,0236 Talkerde 0,0037 - =:0,0133 - Natron 0,0085 - =0,0418 -

4

Merkwürdig und wichtig ist, auch in Beziehung auf Bestimmung des färbenden Stoffs des Amethystes, sein Ge- halt an Natron, überhaupt an starken JÜascn, und es ist nun nicht mehr so unwahrscheinlich, wie früher, daCs das Eisen, mit der gröfstmöglichen Menge Sauerstoff verbun- den, die Säure ist zu den gefundenen slaiken lksen. Wenn demnach Eiseusäure der färbende Bestandihe^l des Amethystes ist, was schon früher als Vermuthung von Prof. Poggendorff ausgesprochen ist * ), so erklärt sich dadurch leicht die vollkommene Zerstörung der Farbe 1) Poggendorrr« ADoalen, Bd. L1V S. 377.

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deaielbeD in der Hitze durch ihre Zmtitxmg, Zwar ge^ adudit jene EntförbuDg erst bei etwa 250^ C, während

nach Fremj eine ^ crdüDiile Auflösung des eisen.^auren Kalis scbou durchbioises Kochcii entfHrbt wird; aber Prof. H. Rose hat in neuerer Zeit gezeigt, daCs concentrirte Auf- lösungen desselben gekocht werden können, ohne dafs sie sich entiürben ' ). Freilich werden sie nach dem Ko- chen schneller zersetzt ^ als es geschieht, wenn sie nicht gekocht werden.

Wenn die Nachricht richtig ist, dafs in frfiheren Jahren in Frankreich durch Erhitzen des Amethystes ein Stein dargestellt worden ist, der dem Topas an Farbe ganz tiinlich war, so ^richt diese Umwandlohg des Vio- lett in Gcib sehr für die oben angeführte Ansicht. Sie würde sich durch Reduction der Eisensäure zu Eisen- oxyd erklären lassen* Ich versuchte daher einen ge- schliffenen Amethyst zu entfärben, ohne ihm seine Durch* sichtigkeit zu rauben. Zu dt im I n de füllte ich einen Tie- gel mit Koblenpuiver und senkte den Amethyst in das- selbe hinein. Darauf erhitzte ich ihn aehr alimählig bis über die Temperatur, welche seine Entfärbung bedingt. Es ist mir zwar nicht gelungen ihn vollkommen klar zu erhalten; dennoch zeigte er, ungeachtet er opalisirend war, im durchfallenden Lichte eine deutlich gelbe Farbe.

Der so eben entwickelten Ansicht entgci;en steht noch eine andere, welche widerlegt werden mufsle, wenn {eue bei dem feizigen Standpunkte der Untersuchungen über diesen Gegenstand als die richtige angenommen wer-* den sollte. Es ist diefs die Annahme, dafs organische Substanzen die Farbe des Amethystes bedingen.

Um sie zu widerlegen, wurden 30 Grm. Amethyst auf dieselbe Weise, wie schon oben yom Feuerstein und Carneol erwähnt ist, im Sauerstoff geglüht. Ich erhielt daraus 0,003 Grm. Kohlensäure und 0,0168 Grm. Wasser.

0,003 Grm. Kohlensäure entsprechen 0,000819 Gnn.

1) Poggendorff's ADnaleo, Bd. LIX S. 319.

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Koblensloff. lOOTh. Ametbjst gaben also 0,00373 RoU«ii'

8toff. Auch hier kanu die geringe Quantität Kolilenstoff, die, beiiäuiig bemerkt, mit der aus dem Carneoi erhal- tenen ziemlich genau fibereinstimmt, wohl eher geringen, trolz aller Vorsicht anhaftenden Mengen organischer Sub- stanzen zugeschrieben werden, als daCs sie zu der Be- hauptung berechtigte, im Amethyst sey der gefundene Kohlenstoff, und iwar in einer förbenden organischen Verbindung vorbanden gewesen. Auch müiste, wenn diese Ansicht nur irgend WahrscheinlichlLeit haben sollte^ der durch Glfihen im Sauerstoff entfärbte Amethyst eine an- dere Farbennüance zeigen, als der, welcher nur gerade so stark erhitzt worden war, dafs er entfärbt wurde. Denn in diesem Falle konnte unmöglich der ganze Koh- ' legehalt verbrannt seyn. Es hätte also die Farbe durch den unverbrannten Kohlenstoff modiiicirt werden müs- sen. Beide waren aber mit demselben Stich in's Gelb- Jiche opalisirend.

Aus den erwähnten Versuchen geht hervor, dafs der Feuerstein zwar durdi organische Substanzen gefürbt ist, dafs dagegen diefs beim Caineol und Amethyst nicht der Fall ist. Jeuer erhält seine Farbe von einem Gehalt an Eisen, welches wohl als Oxyd darin seyn möchte. Bei diesem aber ist höchst wahrscheinlich eine eisensaure Verbindung die Ursache seiner eigenthümlichen Färbung.

VII. Veher die Theorie der Gletscher; vom Rathsherrn Peter Merian in BäseL

(Schlufs von Seite 444 dieses Bande«*)

4) Die S a u s& ure^sclie Theorie der Gletsclier.

Das Vorrücken der Gletscher geschieht, nach der von Altmann zuerst aufgestellten und von Saussure näher

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entwickelten Theorie, durch ihr eigenes Gewicht Wenn die Stellen i an welchen der Gletscher auf der abschfis* sigen Unterlage auilicgt, aliiiialig abschmelzeu, ^so be- wirkt die TOD oben aufdrückende Last ein Vorrücken thalabwSrts* Die Ungleichheiten der Unterlage, worüber der Gletscher weggleitet, oder auch die unregelmäfsige Gestaiiuug der Seitenwände, neben welchen der Glet- scher Torgeschoben wird, bewirken die Entstehung von den Spalten, die den Gletscher durchziehen. Die Spal- ten ^anz oder theilweise abzuleiten von einer Spannuni; der Masse, die durch ungieichmäfsige Verlheiiung der Temperatur in ihrem Innern entstehen soll, ist unstatt- haft, weil, wie oben näher entwickelt worden ist, Alles darauf hinweist, dafs der ganze Gletscher in seinem In- nern die gleichmäfsigc Temperatur von 0^ besitzt.

Dafs die Gletscher an ihrer AufiagerungsOäche im Abschmelzen begriffen sind, beweist die unmittelbare Er- fahrung au allen Stelleu, wo man unter den Gletscher hat eindringen können. Unter vielen Gletschern ziehen sich zwischen dem Boden und dem Eise Höhlungen hin- durch, als unmiUelharcr Beweis der hier vor sich achen- den Abschmclzuug. Die Eisgewölbe, unter welchen die Gletscherbache am unteren £nde vieler Gletscher her«* vorkommen, sind allgemein bekannt, so z. B. dte des Glacicr des Bois im Chamounilhal, des Rhonegletschcrs, des Zermatfgietschers , welches letztere Agassiz {EUu^ des sur Ics GldcierSf Tafel VI ) abbildet u. a. m. Es ziehen sich diese Gewölbe öfter weit unter die Glet- scher hinein, und verzweigen sich auf mannigfache Weise. Einen Beweis davon liefert das bekannte Abentheuer des Wirths Christian Bohren, welcher im Juli 1787 auf dem oberen (irindelwald- Gletscher in eine 61 Fufs tiefe Spalte stürzte, und trotz seines gebrocheneu Arms glücklich einen Ausweg fand, indem er in dem Bette des Bachs unter dem Gletscher heraufkroch (Wyfs, Reise ins Berner Oberlaad, S. 653). Hugi beschreibt (Al- pen«

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penreise, S. 261 ) die Gewölbe unter dem Urazgkisehery ain Fufse dea Titlis, in welchen er während \\ Stun- den hermDgekrochen ist. Die ganze Gletschermasse ruhte hier auf einer anz8hligeD Menge kleinerer und grOfserer unregelmäfsig verthcüter Pfeiler, wie Aitinann sich die Sache Torgesteilt hat. Ganz übereinstimmende Wahr- nehmungen machte er am Oberaar Viescher- und Gast€rn<^leis€her ^ wo es ihm ebenfalls gelang ziemlich Mcit unter die Eisma&se vorzudringen. Die Endpunkte fieser Gletscher liegen nach seinen Beobachtunge in 7000, 4151 iiud 5341 Fuls iMccreshühc (S. 350 und 339). Auch Enneuioser konnte im liette des Baches, der aus dei9 Pfelderergletscher in Tyrol hervorkommt, sehr weit aufwärts gelangen, und sah noch immer das Eisgewölbe ^ich fortziehen (Bischof, Wärmelehre, S. III). Es nehmen diese Höhlungen wahrscheinlich an Umfang ab, je höher der Gletscher ansteigt; dafs sie aber auch aa hocU gelegenen Punkten noch existiren müssen, bewei- sen die starken Gletscherbäche, die auch dort noch durch Spalten in die Tiefe stflrzen und ungehindert abfliefsen. Sehr oft kann man durch die Spalten das ll^inschen der unter dem Eise fortströmenden liäche vernehmen. Am angenscheinlichsten wird das Vorhandenseyn von zosam- menhän^^cnden Höhlungen, die unter dem ganzen Glet- scher sich fortziehen, durch jene oben erwähnten, oft hoch am Gletscher liegenden Gietscherseen bewiesen, die f;ewöhnlich in kurzer Zeit sich leeren, und dann plötz- licii die am Ende der Gletscher ablliefsenden Bäche be- trächtlich anschwellen.

Die Urachen, welche das Abschmelzen an der un- teren Fläche der Gletscher bewirken, sind: das von au- fsen in die Klüfte des Gletschers eindringende Wasser, die eindringende warme Luft, die Wärme des Erdbodens, und endlich die Quellen, die unter dem Gletscher ent- springen.

Unter diesen Ursachen ist wohl die wirksamste das

PoggendorfTs AnnaU Bd. LX. 34

Abuhmehen durch die an den Boden des Gletsehere ge- laogendea Wasser. Aga-ssiz {Eiudes, p.7XI%) fand

die Temperatur der kleinen Wasserrinnen und Bäche auf der OberÜäcbe der Gletscher immer selir geuau auf 0^, so Lange sie auf reinem Eis flössen, welches auch die Wärme der umgebenden Luft seyn mochte; sobald sie aber auf der OberDäcbe des Gletschers über Saud und Kies rieselten , stieg ihre Temperatur höher, bis zo •1-0^,6 R. Eben so verhieU es sich mit dem in den ober- flächlichen Vertiefungen des Gletschereises sich aiisaiu- meludeu Wasser. Bestanden deren Wände aus reinem Eis, so war das Wasser immer auf 0°, sie mochten klein, oder sehr weit und tief seyn; sobald aber der Boden mit Schlamm, Sand oder Kies bedeckt war, stieg die Temperatur des Wassers bei warmer Lufttemperatur höher, bis zu +1^,2 R. Das aus dem Abschmehm des oberflächlichen Eises entstandene Wasser wird folglich, wenn es durch die Klüüc des Gletschers abÜiefst, zum Abschmelzen des Eises im Innern seiner Masse und auf dem Boden beitragen. In viel höherem Maafse wird das bei dem Wasser der Fall seyn, welches über die von Schnee eutblüfsten, den Gletscher einschlieiseudeu Tbal- wände demselben zuströmt und unter seine Masse sich versenkt. Das auf die Oberfläche des Gletschers herab-

falleiuie und von den Seiten ih.ui ^uÜieiiseude i\egcuwas- ser wirkt auf ^Ihnlichc Weise.

Femer wirkt abschmelzend die Luft, welche unter den Gletscher eindringt. Die in den ZwischenrSumen des Gletschers enthaltene, auf ()" stehende Luft wird mit der äufseren, zur Sommerszeit stärker erwärmten Luft sich in's Gleichgewicht zu setzen suchen« Sie wird, wie die Luft in den Bergwerken, in den abwSrts geneigten Kanälen in die Tiefe sinken, zu deu uulcu liegeudeu Oeffnungen ausströmen, während die wärmere äufaere . Luft durch die höher liegenden Oeffnungen eingesogeu J wird, und, indem sie durch die Höhlungen des Li^e^

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dringt, tu deren Erweitening dureb AbBcbmelzang ben frSgt. Wie bei den LufttQgen der Bergwerke ist die- ser Luftwechsel in dea hohlen Räumen unter dem Glet- scher» und der an gewissen Stellen ausströmende Glet- scberwind um so stärker, je gröfser der TemperatumnT t erschied zwischen der iiuiseren und inneren Luft ist. Er niiomt an Starke zu bei sehr warmen Tagen, ist häufig unmerklich des Morgens und wSebst, gegen den Mittagi Im Uebrigen sind diese Luftzüge natürlicherweise sehr abhängig von der Gestaltung der unter dem Gletscher sich durchziehenden Höblungen« Sinkt die Temperatur der äufseren Luft merklich unter den Eispunkt, so kann die Richtung der Luftströmungen auch im entgegengesetz- ten Sinne eintreten und erkältend im Innern des Glet«- Sehers einwirken, wie wir bereits oben bemerkt haben. Diese Einwirkung ist aber ungleich ijeschränkter, weil durch das eintretende Gefrieren des durchsickernden Was- Itors die kalte Luft den ferneren Zugang in das Innere des Gletschers sich bald selbst verstopft. Im Winter kommt noch dazu die bedeckende äUfsere SchneehüUe^ welche die Zugänge zu den Höhlungen des Gletschers von aufsea ebenfalls verschliefst.

Die Wärme dea Erdbodens muls ebenfalls zum Ab- sdimelzen an der unteren Fläche der Gletscher beitra- gen, wenn auch nicht in dem Maafse, wie Saussure CS sich scheint vorgestellt zu haben, zu einer Zeit, wo man über die Vertheiluilg der Wärme im Innern des Erdkörpers noch wenig bestimmte Erfahrungen besafs. Diese Ursache ist aber von Einflufs, weil sie an allen l^uokten, wo das Gletschereis aufliegt, und zu jeder Jah- reszeit, ungefähr gleichmäfsig sich äufsern mufs. Die Thatsache, dafs die Wärme des Erdkörpers zunimmt, so ynQ man in sein Inneres eindringt, bringt als nothwen- dige Folge mit aich, dafs an allen Punkten der Erdober- fläche Wärme ausströmt, bei dem stattfindenden Vertbei- luiigszustande freilich in so geringer Menge, dafs sie die

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nritüere LufUeuip6ratQr eioes Ortes nicht merkbar m er* höhen vermag. Elie de Beaamont (Leonh. ond

Bronn, Jahrbuch, 1842, S. 855) berechnet, dafs die Wärmcausströmung für Paris jährlich eine 6^ Millimeler dicke Eisrinde zu schmelzen vermag. Es nimmt diese GröCse zn, wenn die Znnahme der WSrme gegen das Erdinnere, oder wenn die Wärmcleidingsfähigkeit des Erdbodens wächst; die Veränderungen dieser GröCsen können aber, nach Elie deBeanmont's Ansicht, nicht gar befrUchllich seyn. Dem zufolge Wörde man, wenig- stens näherungsweise, annehmen können, dafs die Wär- meausströmung des Erdbodens unter dem Gletscher un- geCahr dieselbe ist. Sie trifft hier, wie wir gesehen ha* ben, eine besländi^e Teiuperatur von 0' au, sie wird also vollständig zur Schmelzung des aufliegenden Eises verwendet. Nach diesen Angaben würde sie demnach jährlich 6| Millimeter Eis an der Grundfläche des Glet- schers schmelzen, oder monallich etwa 4 Millimeter, also im Zeitraum eines Monats nicht mehr Wasser iietero, als ein ganz unbedeutender Regenschauer. Die Annahme, dafs eine der Gröfsen, von welcher die jährliche Wir- meausslrömung abhängig ist, nämlich die Zunahme der Wärme des Bodens, wenn man in denselben eindringt; nnter dem Gletscher nicht wesentlich abweichen kann, vüii dem was an anderen üi ten beobachtet wird, scheint mir, wenigstens für die unteren Gletscherregionen» sehr unwahrscheinlich. Am Gietscherboden wird ananahms- weise eine bestfindige Temperatur von 0^ erhalten, wäh- rend in den Umgebungen die mittlere Bodenwärme eine viel höhere sejn kann. Am Ende des unteren Grindel* wald- Gletschers herrscht z.fi., wie wir angefOhrt haben, eine mittlere Lufttemperatur von «4-5° R.; die mittlere Bodentemperatur ist wahrscheinlich noch höher. Die Vertheilung der Wärme nach dem Erdinnem wird aber , hanptsächlich abhängig seyn von der Temperatur, die an der weit ausgedehnteren, vom Gletscher nicht bedeckten

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Bodenfläche bemcht. Aaf dem verh&ltmfsmäfsig sehr ge- ringen Flächenraam, der vom Gletschereis bedeckt wird,

muis daher in der äiifsersten Erdhülle ausnahmsweise eine stärkere Temperaturziinahme nach innea eiiitreteo» In gleichem VerhSltnisse nimmt aber die Wänneaasströmung zu. Nehmen wir aber auch eine beträchtliche Verviel- fachung der von EiiedeBeaumont berechneten Gröfse an, der Satz» woza er gelangt, bleibt richtig, dafs die Abschmelzung, welche in Folge der Wänneausströrnang des Erdkörpers unter dem Gletscher erfolgt, nur einen ▼erhältniijBmäfsig sehr kleinen Beitrag liefert, zu der Was- sermasse der Bäche, die aus den Gletschern abfliefsen.

Auf eine mehr mittelbare Weise kaun die Erdwärme abschmelzend auf die untere Fläche der Gletscher ein- wirken, durch die Quellen, die unter dem Gletscher selbst entspringen, und welche, wenn sie aus einer etwas be- trächtlichen Tiefe kommen, die wärmere Temperatur der tieferen Erdschichten mit sich bringen. Diese Ursache der Abschmelzung ist eine durchaus örtliche, der Um- fang ihres Einflusses kann daher nur sehr schwer beur- theilt werden. Wo die Mitteltemperatur derOberflädie des Bodens unter sinkt, derselbe folglich in einer ge- wissen Tiefe fortwährend gefroren bleibt, die atmosphä- rischen Wasser also nicht mehr eindringen können, müs- sen auch alle Quellen verschwinden. Nach den Erfah- rungen, die man im Norden von Europa gemacht hat, steht in Gegenden, welche einen beträchtlichen Theil Tom Jahr mit einer SchneehOlle bedeckt sind, die Mit- teltemperatur der äufsersten Schicht des Erdbodens im- mer höher als die Mittel temperatur der umgebenden Luft, weil der entblöfste Erdboden die Sommerwärme aufnimmt, im Winter hingegen die Schneebedeckung das Eindrin- gen der Kälte hemmt, und übcrdiefs, wenn der £,oden gerroren ist, das Einsickern von Wasser aufhört. In den Alpen, wo ähnliche Verhältnisse obwallcii, wird da- ker die mittlere Bodentemperatur von Ü"" sich höher hin-

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aufziehen, als die mittlere Lufttemperatur von 0*^, wei- che, wie angeführt worden, nach Bischof in einer Mee* reshdbe von 6165 Fufs anzutreffen ist Deber die Hdhe,

in welcher in den Alpen die Mifteltemperatur des Bodens uuter sinkt, fehlen noch genauere Beobachtungen. Jedenfalls mufs daselbst jeder Einilufs der Quellen auf* hdren.

Die unter den Gletscher gelaugenden Wasser geben nicht einmal unter allen Umständen ihren Temperator- Qberschnfs aber 0^ vollständig ab, bis sie am Ende des Gletschers wieder zu Tage kommen Bischof (Wärme- lehre, S. 109) fand den Gletscherbach des unteren Grin- deli^ald- Gletschers an seinem Ausflusse auf +0^,4 am oberen Grindelfpald" Gletscher auf +0'',6, und an Lämmern gleis eher auf der Gcmmi auf uogearh- tet die beiden letzteren keine Eisgewölbe an ihrem Ende hatten, und das Wasser unmittelbar unter dem Eise her- vorkam. Es ist das ein Beweis, dafs ein Wasserstrahl von einiger Stärke den Uebcrscbufs von Wärme an das Eis, mit welchem er in Berührung kommt, nur allm&lig . abgiebt, dafs er daher noch in beträchtlichen Enlfernnn« gen von den Punkten, wo er unter den Gleischer ein- tritt, Abschmeizuugen an dessen Grundfläche bewirken kann« Ennemoser (Bischof, a. a. O.) beobachtete bd sechs Tyroler Gletschern die Temperatur der abflie- fsenden Bäche sogar auf-f-P R. , am PJelderergletscher auf +L%7. Agassiz (Eiudes, p, 215) fand die Tem- peratur der Fisp beim Ausflusse aus dem Zermaitg/ei^ scher des Morgens immer fast genau 0**; während des Tags erhob sie sich aber bis auf +1^,2 R. Eine ganz ' ähnliche Wahrnehmung machte er am Bache des Zamti- ' glet Sehers, Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dafs die höliere Temperatur bei den Bächen dieser beiden Glet- scher hauptsächlich herkommen mag von der gröfseren Wärme, welche die von d«r Seite zuströmenden, unter die Gletscher sich versenkenden Bäche mitbringen, and

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beim Durcfaflofs durch die Gletschergewölbe nicht ganz

verlier«;!!, da sie diese höhere Temperatur nur wahrend des Tages besitzen. Die unter deu Gletscher hauptsäch- lich während des Tages mnstrdmende warme Luft kann jedoch auch Ton Einflufs seyn. Die Awr, beim Austritt aus dem Unteraargletscher, zeigte, nach Agassiz, wah- rend des Tages gewöhnlich -f* 0*^,8 R.

Die Eisschicht, weiche an der Bodenfläche eines Gletschers abschmilzt, mufs an denjenigen Stellen, wo hauptsächlich nur das eindringende Schmelzwasser wirkt, sehr unbeträchtlich seyn, im Verhältnifs zu der Abnahme, die der Gletscher durch das Abschmelzen an seiner Ober* iläcbe erleidet; denn die Schmelzwasser können nii gün- stigsten Falle nur mit einem geringen Temperaturüber- schufs über 0^ an den Boden des Gletschers gelangen« Die Totaleinwtrkung der ausströmenden Erdwärme ist, wie wir gesehen haben, ebenfalls nur iiering» Unter gün- stigen Verhältnissen, iiciitHiulich wenn der Zutritt der Snberen warmen Luft lebhaft statt6ndet, kann hingegen das Abschmelzen am Boden sehr bedeutend werden. Vom 26. Juni bis zum 10. September 1842 beobachtete For- bes {BibL unw, de Genet^e^ XLJJ, p,36i) nahe beim Rande des Eismeers im Chamounithal ein Einsenken der Oberfläche des Gletschers von 25 engl. Fufs und Zoll. In der Mute des Gletschers war das Einsinken noch be- deutender. Er hat sich überzeugt, dafs dasselbe bei wei- telb zum gröfeten Theil vom Abschmelzen des Eises an der Bodenüäche herrührte (p. 35ü).

&) Wfirdigaog einiger gegea die S4a««ttre*scke Tbeori«

erhobenen Einw&rfe.

Ein Einwurf gegen die Theorie des Herabgleitens der Gletscher auf geneigter Grundtläche in Folge ihres eigenen Gewichts, welchen man oft geltend gemacht hat,

ist folgender (s. /. B. Charpentier, §, 11): Viele Gletscher ruhen auf einer so stark geneigten Grundflä-

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che, dafs nicht abzusehen sey, warnniy wenn sie einmal in's Gleiten kommen, dasselbe nicht fortdauere, und die

ganze Gletschermasse in die Tiefe stürze. Der Einwurf wäre begründet, wenn ein Gletscher aus eiuer starreui fest zusammenhängenden Masse bestSnde, wie z. B. eine Scheibe von Glas, oder ein Felsblock. Ein Körper tod dieser Beschaffenheit würde allerdings fortgleiten, wenn sein Gewicht einmal die Reibung am Boden, welche ihn auf einer gleichmSfsig geneigten Grundfläche festhält. Ober* wunden hat; deuu die Fieibuug auf der Grundfläche bleibt beiiu Fortbewegen eines solchen Körpers ungefähr die- selbe; zu dem Druck von oben, der einmal diese Ro» bung Oberwunden hat, kommt die Gewalt der Bewegung selbst; es ist folglich keine Ursache da, welche die ein- mal eingeleitete Bewegung hemmt, und die ganze Masse Stürzt mit beschleunigter Geschwindigkeit in die Tiefe. Die angegebene Beschaffenheit ist aber durchaus nicht diejenige eines Gletschers. Er besteht im Gegentheil aas i einer vielfach zerklüfteten, dem Drucke nachgebenden Masse, kann also besser verglichen werden mit einer Anhäufung von Schutt, welcher auf einer geneigten Grund- fläche aufliegt, als mit einem zusammenhängenden Fels- block. Der wesentliche Unterschied zwischen einer Schutt- masse aus FelstrGmmem und einer TrQmmermasse von Eis, wie wir uns den Gletscher denken müssen, ist der- jenige, dafs die erstere unverändert dieselbe bleibt, dafs folglich Felsschutt auf geneigter Grundfläche liegen bleibt, wo er einmal sich abgelagert hat, es sey denn, dafs nach- fallende Massen den Druck von oben vermehren, oder dafs einsickernde Wasser die Beweglichkeit der einzel- nen Theile erhöhen* Eisschutt auf geneigter Grundflä- che erleidet aber eine beständige Veränderung durch die fortdauernde Abschmelzung, die an der Auflagerunggflä- che vor sich geht. Es löst sich dadurch der Zusammen- hang an allen Stellen , wo die Masse auf der Grundlage aufsitzt^ und es mufs folglich ein Zeitpunkt eintreten^ wo

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der Dra€k toh obaa den Widentead an der Grundfltt- ehe flberwiikdet und die Masse weiter gleitet So wie

aber das Gleiten ciotritt, vermehren sich durch Nach«^ie- bigkeit der gaozeu Masse die Berührung^tellen, der Giet- sdier greift wieder voIistSodiger ein ia die Unebenhei* ten der Unterlage, der Zusammenhang mit derselben nimiiU zu, bis er durch die immer fortschreitende Abschmelzuug wieder geschwächt wird. Der Gletscher, bei seiner Fort* bewegung, erlangt also niemals ein starkes Bewegungs- moment; die durch das fortwährende Abschmelzen au der Grundfläche dogeleitete Bewegung wird eben so all- mälig durch die mit der Bewegung selbst wieder zuneh- mende Keibung gehemmt, und diese wieder eben so alU mälig vermindert« Der Gletscher mub sich folglich mit gleichmäfsiger langsamer Bewegung forlschieben, so lange das Abschmelzen an der Bodenfläche in gleichem Maafse vor sich geht, und der Druck von oben auf der geneig* ten Grundfläche derselbe bleibt.

Erlitte die Reibung am Boden nicht auf die ange- gebene Weise eine beständige Verminderung, so wäre auch kaum zu begreifen, warum bei einem nur etwas mächtigen Gletscher, der auf abschüssiger Unterlage wei- ter gleitet, die Fortbewegung in der Regel immer iu der ganzen Eismasse, vom Boden bis zur Oberfläche gleich- mätsig, stattfindet, und nicht ein oberer Theil des Glet- schereises häuGg über den unteren weiter gleitet; denn der zu fiberwindende Zusammenhang im Innern des Glet- schereises selbst könnte kaum grdfser seyn, als die zwt« sehen dem Gletscher und seiner Grundll iche. Am aller« wenigsten ist ein Unterschied denkbar, wenn, nach Char« pentier's Behauptung, die Gletscher am Boden festge« froren >vären.

Wir wollen hier die zum Theil höchst unglücklichen Erklärungsweisen nicht berfihren, die eine verschiedene Geschwindigkeit in der Bewegung verschiedener über ein- ander liegender Schichten des Gletschereises darzulegen

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▼machen; Qberall, wo man den Gletschern durch di*

recte Beobachtung hat beikommen können, hat sich die gleicboiäfsige Fortbewegung in der ganzen Mächtigkeit des Gletschers als Tbatsache erwiesen; die angebliche Ungleichmäfsigkeit der Bewegung nnter solchen Verhalt* uissen blois iu diejenigen Stellen zu verlegen, die der directcn Beobachtung unzugänglich sind, ist bei physi- kalischen Erklärungen ein höchst miCsliches Untemehmea. Bewegt sich aber das Gletschereis In der Regel Immer Seiner ganzen Mächtigkeit nach gleichmäfsig, so ist das einer der directesleu Beweise, dals die Lösung des Wi- derstandes fortwährend an der Bod^fläche stattfindet^ und dafs das eigene Gewicht der Gletschermasse die Ur- sache ihrer Bewegung ist.

Dafs es übrigens viele Gletscher gebe, die^wie Char- pentier behauptet, auf einer mehr als 45^ geneigten Grundfläche liegen, bedarf noch der Nachweisung durch genauere Messungen, da bei einer bioisen Schätzung nach dem Aogeomaafse in der Beurtheilnng der Bergabbänge bekanntlich leicht Irrthümer unterlaufen.

Ein zweiter Einwurf ist dem vorigen gerade entge- gengesetzt. Viele Gletscher sollen eine so geringe Nei« gung der Oberfläche zeigen^ dafs bei einem so schwa- chen GefHUe ein Vorwärtsschleben durch ihr eigenes Ge* wicht nicht denkbar ist. Auch dieser Einwurf scheint nicht von £rhebiichkeit. Es ist noch kein Beispiel eines in Bewegung begriffenen Gletschers nachgewiesen worden» dessen Oberflficfae nur in einiger Erstreckung völlig hori- zontal läge. Der Unteraargletscher wird als ein Beispiel eines sehr wenig geneigten Gletschers angeführt, und doch zeigt seine Oberfläche einen Abfall von 3^ und 4®.

Elie de Boauuiout, welcher sich mit AusmiUluug der Neigung der Gletscher specieli beschäftigt hat, bemerkt ausdrücklich, er kenne in den Alpen keinen Gletscher, ißT sidi in einiger Ausdehnung, z. B. von einer Stunde, auf einer erheblich geringeren Neigung als von 3^ be-

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we^to (Leonh. und Bronn, Jahrb. 1842, S, 858). Ein Wasserstrom voa der Mäcbiigkeit des Gietscberciscs, mit einer solchen Neigung seiner Oberfläche, nvflrrfe eine gant Ungeheure Geschwindigkeit besitzen, und das ja auch nur In Folge des eigenen Gewichts seiner Wassermasse. Auch auf wenig geneigter Fläche mufs folglich das Eis gegcti die Tiefe gescholten werden, wenn di« Stellen, wo es auf dem Bodcu aufliegt, zusammenschmelzen. Es sind überhaupt zwei Elemente, welche das Fortrücken eines Gletschers hauptsächlich bedingen: der abwärts wirkende Druck, der wiederum abhängig ist TOn der Neigung der Bodenfläche und vom Gewicht der aufliegeiHlen Eismasse, und die GrÖise des an dem Boden stattfjnd enden Ab- schnelzens. In Folge des Druckes allein bewegt sich der Gletscher so wenig vorwärts, als eine auf geneigter Fläche abgelagerte Schutfmasse, die Abschmelzung auf Boden mufs dazu kommen. Ist diese sehr gering, so kann auf sehr geneigter Grundfläche ein Gletscher langsamer vorrücken, als einer von demselben Gewicht, der auf einer viel weniger geneigten Bodenfläche ruht, auf wel- cher aber das Abschmelzen viel rascher vor sich geht; Ist das Abschmelzen aber gleich, so mufs unter densel- ben Umständen das Vorrücken auf einer genti^lcn Un- terlage allerdings schneller vor sich gehen. Der Einflufs jedes der Elemente, in einem gegebenen Fall, ist freilich schwer zu bestimmen. Wenn Agassiz im Sommer 1842 die mittlere tägliche Bewegung; auf dem Aaro;!etscher etwa 3^ Schweizer Zoll gefunden hat ( Cornples rendus^ XF^ p. 786), an einem Punkte freilich, der noch nicht fern vom Rande lag, und wo daher der Gletscher nicht die schnellste Bewegung hatte, Forb es hingegen ungefähr zu derselben Zeit diese tägliche Bewegung am Eismeer im Chamounithale von 15 bis 17j- engl. Zoll, gegenfiber dem Moutanvert sogar von 27 Zoll gefunden hat {BibL unw. de Gen. XLH, 340 und 345), so können wir blofs annehmen» dafs die Geschwindigkeit des Fortschle-

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bens an TevBcUedeiiea Gletschern eine sehr verschiedene

ist, €s maugeln uns aber noch alle Thatsachen, um aus- zumitteln, weicheo Antheil an dem so ungleich stärke- ren Fortschreileo, was Forbes beobachtet bat, diestSr« kere Neigung des Eismeers, nnd wdchen die stSrkere Abschmelzung am Boden gehabt hat.

Aückt ein Gletscher in verschiedenen Abständen von seinem unteren Ende, ans irgend einer Ursache, mit ver- schiedener Geefchwindigkeit vor, so sind zwei FSHe denk- bar. Ein weiter, thalabwärls liegender Theil schreitet schneller vor; dann werden, weil .die hinteriiegenden Theile nicht nachkommen, eine' Menge von Spalten ent- stehen , und die LSngenaosdehnung des Gletschers wird in Folge der vielen entstehenden und sich erweiternden leeren Räume zunehmen, während die Gesammtheit der voibandenen Eismasse dennoch in stetem Abnehmen be- griffen ist. Oder ein Ihalaufwärts liegender Theil des Gletschers bewegt sich schneller, als ein ihm vorliegen» der. Es wird in diesem Falle ein Druck der hinterlie> genden Massen gegen die vorliegenden entstehen, deren erster Effect sejn wird, die vorhandenen Spähen zu sehlie- fsen. Nur bis in eine mäfsige Entfernung wird aber der Druck der hinterliegenden Theile gegen die vorliegenr- den fDhlbar sejn können, und die Geschwindigkeit ver- mehren, welche diese letzteren für sich annehmen wür- den;-denn die beim Vorrücken über die Grundfläche m. fiberwindende Reibung wird bald zu grofs werden. Durch den von hinten wirkenden Druck und den weiter abwärts stattfindenden Widerstand, wird dann die ganze Glet- schermasse sich aufstauen; die Dicke des Gletschers wird an solchen Stellen zunehmen, bis das mehrere Nachrftk- ken von hinten mit dem vorliegenden Widerstände sich in's Gleichgewicht gesetzt hat. Diese Erscheinung wird vorzOglieh eintreten, wo das Bett des Gletschers von einer starken Neigung plötzlich 'zu einer weit geringeren fibergeht An solchen Stellen wird daher die Dicke des

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Gletschers in der Regel bedeutend zunehiiieD. Auf dem Aargletscber ist die Gegend beim Abschwung eine Stelle^ an welcher wir durch dae Einsiokon md Einknicken des mitfleren Theils der Gletscherschichten einen unmittelba- reu Beweis von dem erfolgenden Zusammeudrängen und Aufquellen der ganzen Masse vor uns haben, und das Alles durch das erfolgende Nachrücken, ohne Irgend ein Anwachsen des Gletschereises von innen heraus.

Es erleiden diese Vorgänge noch einige Modifica- tionen durch das Abschmelzen, welches im Gletschereise nicht nur nii der Oberfläche und am Bodcii, sondern in seiner ganzen Masse stattlinden muis. Namentlich mufs das eintreten durch die Einwirkung ,der warmen Luft, wenn sie durch die stark zerklüftete Masse eines Glet- schers Zutritt iiodet; ferner durch die von der Oberdä- che abfliefaenden Schmelzwasser, und noch in stärkerem Maafse durch die herabfallenden wärmeren Regenwasser, die allerorts durch die Klüfte des Gletschers eindringen. Bei dem oben erwähnten, durch Forbes Tom 26^ Juni bis zum 10. Sept. 1842 beobachteten so bedeutenden Zu- sammensinken des Gletschereises am Eismeere des Cha- mounilhals, hat unstreitig diese allseitige Abschmelzung des Eises mächtig mitgewirkt. Es lassen sich dem zufolge Stellen an einem Gletscher denken, wo in Folge einer stärkeren Bewegung der thalaufwärts liegenden Xheile die Entfernung zwischen zwei gegebenen Punkten der Oberfläche abnimmt, ohne eine damit verbundene Zu- nahme der Mächtigkeit des Gletschers, indem bIo[s die durch das allseitige Abschmelzen erfolgende Erweiterung aller Klüfte, durch das schnellere Nachrücken von oben ganz oder theilweise ersetzt wird.

Aus diesen Erörterungen geht henror» dafs auch der Beweis eines Ersatzes des Eises von innen heraus, den Agabsiz aus der geringen Abualime der Mächtigkeit ei« nes Gletschers an seinen thalabwärts liegenden Theilen abzuleiten versuchti ohne Gewicht ist. Er führt das Bei-

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eines 4000 Fufs langen Gletschers an^ der an sei" nem Ursprting 50 Fufs Mftcht^keit besitzt, und fast die- selbe M^chli^kciL noch an seinem Ende zeigt (Curnpies r/mdus, XF , p, 284). Es scheint ihm das unvereinbar mit einem fortdauernden Abschmelzen an der oberen und unteren Fläche, während des langen Zeitraums, den die Eisuiasse bedarf, um vom oberen Ende des Gletschers bis zum unteren vorzurücken, wenn*nlcht ein Ersatz durch Anwachsen der Eismasse von innen heraus stattföude. Das bei thalabwärts stattfindender Abnahme der Geschwindig- keit des Vorrückens erfolgcinde Aufquellen durch den Druck des hinterwärts liegenden Theils des Gletschers, . kann aber die durch das Abschmelzen erfolgende Ab- nähme der Mächtigkeit hinreichend ersetzen. In der Re- gal scheint jedoch die Mächtigkeit der meisten Gletscher gegen den Punkt hin, wo sie ausmtinden, allerdings ab* zunehmen.

Die genauen, von Agassiz und Forbes im Som- mer 1842 ausgeführten Messungen haben gezeigt, daCs die Gletscher contlnuirlich zu allen Stunden des Tages and der Nacht im Voiiücken begriffen sind; und dafs die Mit(§ des Gletschers schneller vorrückt, als seine Rän- der. Ob zu keiner Zeit ein rock weises Vorschreiten ein» trete, bleibt noch zn erdrtern; denn nach einigen alte- ren, schwer zu bezweifelnden Antraben ist ein solches bestimmt beobachtet worden. Der Pfarrer von Grindel- wald, Friedrich Lehmann, giebt ( Wyfs, Beise in'a Berner Oberland , S. 659 ) folgende Beschreibung eines Ereignisses auf dem unteren Grindelwald-Gleischer : »Das Ziel unserer Tagereise, die Hütten am Zesenberge^ ruh* ten schon sichtbar vor unseren Augen, und eine Vier- telstunde davon lagerten wir uns, um eine Pfeife anzu- zünden, ganz sorgenlos auf dem Eis. Kaum aber safg ich, so hatte das wundersame Ereignifs des Gletscher- wadisens statt. Ein nnvergletcfabar schreckliches Getttee^ ein beiüubeuder Donner liefs sich hören. Um uns her

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fing Alles au sich zu regeu. Flinten, Bergbickel, Waid- säcke» die wir auf den Boden gelegt, schienen lebendig m werden. Felseustflcke, rubig zuvor auf dem Gletscher' haftend, rollten behend übereinander. Schrßnde ver* schloöscu sich mit eiueui Knalle, dem Schufs einer Ka- none gleich, und spritzten das Wasser, das gewöhnlich in ihnen sich befindet, bis zu Hauseshöhe, wobei wir tüchtig beregnet wurden. Neue, 10 bis 12 Schuh breite Spalten öffneten sich mit einem ganz unbeschreiblich wi- derwärtigen Getöse* Die gesammte Gletschermasse rückte vielleicht um einige Schiü'e vorwärs. Eine schreckliche Umwälzung schien sich zu bereiten ; aber in wenigen 5e- cunden war Alles wieder still, und nur das Pfeifen ei* niger Murmellhiere unterbrach das bängliche Todesschwei- gen, ci Fast ganz übereinstimmende Beobachtungen, eben- falls vom unteren Grindelwald Gletscher, theilen Alt* mann (S. 47) und Kuhn (a. a. O. S. 129) mit. Es mag sich indeis mit der Dichtigkeit dieser Beobachtun- gen verhalten, wie man will, die Thatsache steht fest; dafs das conttnuirliche VorrOcken der Gletscher Regel, das ruckweise jedeufalis nur seltene Ausnahme ist.

Auf den ersten Blick könnte man allerding9 glau* ben, nach der Saussure'schen Theorie mflfste ein ruck* weifses Forlgleiten des Gletschers beobachtet werden. Die continuirliche Forlbewegung ist auch noch von For^ bes als Haupteinworf gegen diese Theorie geltend ge«^ macht worden, nachdem er die Unstatlhaftigkeit der C har- pentier'schen ausführlich nachgewiesen hat (JiiöL univ, de Genii^e^ XLII^ p. 362)* Eine genauere Betrachtung der Sache, wie sie oben gegeben worden ist, führt aber zum Ergebnifs, dafs in der Kegel ein allmäliges, langsa« mes Fortschreiten der Gletscher stattfinden mofs; eine ruckweise Bewegung kann fast nur beim Einstürzen grö* fserer, am Boden des Gletschers entstandener Gewölbe

m

beobachtet werden« Es müfste nämlich eine ruckweisa Biewegung eintreten, wenn der Gletscher, wie ein fester

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Fels, nur ati wenigen Punkten änf seiner Unterlage auf- läge. Würde dann der Gletscher an seiucu Auflage- rungsponkten abschmelzen, so würde er fortgleiten, bis die vermehrte . Reibung am Boden ihn wieder zur IRuht bräclite. Da aber das Aufliegen der ibrem Gewichte nachgebenden Gletscbermasse an sehr vielen Punkleii stattfindet, die Bewegung Jeder einzelnen Parthie dea Gletschers bedingt wird, dnrch den Widerstand, den diel vorliegenden Parthien darbieten, und den Druck, den die hinterUegenden ausüben, so kann, wenn das Abschmel- zen am Boden ein allmäliges ist, die fortschreitende Be> weguDg auch nur eine allmälige continuirliche sejn. Die ruckweise unrcgelmäfsi^e Bewegung, welche die einzel- nen Theile für sich anuehmen würden, gleicht sich, wie bei allen VorgSngen tthnlicher Art, zn einer mittleren allgemeinen Bewegung der ganzen Masse aus.

Aus einer ähnlichen Ursache bemerkt man wohl auch einen so geringen Unterschied in der Geschwindigkeit des Gletschers während des Tags und der Nacht. Die den Tag über, namentlich in der letzteren Iläiftc des Tages, in den Gletscher sich versenkenden Wasser sind stärker und wSrmer, als des Nachts, sie müssen folglich kräfti- ger das Abschmelzen befördern. Bis sie aber an den Boden gelangen, und auf die Ablösung der Auflagerungs- punkte ihren vollen Effect ausüben, vergeht eine beträcht- liche, schwer a priori zu bestimmende Zeit. Aehnliches gilt von der Einwirkung der eindringenden wärmeren Tagesluft. Wenn daher der Gesammteffect während ei- ner Reihe auf einander folgender Tage derselbe bleibt» so wird man einen geringen Unterschied in der Bewe- gung des Gletschers während der einzelnen Tagesstun- den wahrnehmen kOnnen, der noch überdieis von den eigenthümlichen Verhältnissen eines gegebenen Gletschers abhängig seyn binfs. In der That fand A g assiz im Som- mer 1842 die Bewegung des Aargletschcrs während der Nacht von 7 Uhr Abends bis 7 Uhr Morgens, etwas weni- ges

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geB stärker, als während der zwölf übrigen Stunden, im Mittel Ton 23 Beobachtungstagen- 19 Linien des Nachts,

16.J Lin. des Tags (Cuniptes rendus, A7 , p. 736). For- bes hingegen beobachtete am Eismeer im ( Jianiounithal •in den letzten Tagen des Jani 1842, von 6 Uhr Abends bis 6 ühr Morgens , ein Fortschreiten von 8 oder 8^ Zoll; während der zwölf Tagesstundoii von ungefähr 4 Zoll mehr (Bibl. unw, de GmevCy XLII^ p, 340). Nahm hingegen während mehrerer auf einander folgender kal* ter Tage die ii sowohl, als die Wiirnie der in den Gletscher eindringenden Wasser bedeutend ab, so ver- minderte sich allerdings auch die fortschreitende Bewe- gung des Gletschers auf eine sehr entschiedene Welse (Forb CS, S. 361 ).

Der stärkere Druck, der in der Mitte des Gletschers mächtigeren Eismassen, und die gröfsere Menge der ein- dringenden Wasser, welche in Folge der Neigung des Bodens daselbst zusammenfliefscn und eine stärkere Ab- scbmelzung bewirken, sind wahrscheinlich die Ursachen der von Agassiz sowohl als von Forb es ansgemittel- tcn Thalsache, dafs die Bewegung des Gletschers in der Mitte beträchtlich grober ist, als an den beiden Sciten- rändem* Mit dieser ungleichmäfsigen Bewegung mufs nothwendigerweise ein Verschieben der gegenseitigen Lage zweier ungleich vom Rande entfernter Puiiklo auf dem Gletscher verbunden seyn. Läügenspalten können aber dadurch keine entstehen, denn die in der Mitte schnel- ler nachrückende Masse füllt alle entstehenden Zwischen- räume sofort wieder ans, oder läfst sie vielmehr nicht zum Entstehen kommen, aui ähnliche Weise, wie die Querspalten in einem Gletscher sich schltefsen, wenn die Bewegung des Gletschereises oberhalb stärker ist, als mehr tbalabwärts. In der Tbat werden auch auf einem in die Länge sich erstreckenden, in einem regelmäfsigen Thale eingeschlossenen Gletscher, wie z. B* auf dem Aarglet- scber, keiuo Längenspallcu beobachtet, so häufig auch Pog^enUoiIFs Antial. BU. LX. 35

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die aus der schnellereu Bewegung des tbalabwärts lie- genden Eises entsteheuden Qaerspalten sind. Hingegen zeigen sich auf dem Aargletscher an denjenigen Stellen des Randes, wo die den Gletscher einschlielseude Thal- wand Felsenvorspriinge zeigt, sternförmig sich verbrei- tende» von diesen Vorspriingen schief aufwärts laufende Spalten. Der Grund ihrer Entstehung liegt am Tage, in der Verzögerung der Bewegung in dem tlialaufwärts He- genden Eise, welche der Felsenvorsprung veraulafst, wäh- rend das thalabwärts liegende Eis ungehemmt vorrQckt. In einiger Entfernung abwärts Tom Yorsprung sind aber diese Spalten vollständig wieder geschlossen, so wie die Verzögerung der Bewegung, welche der Vorsprung ver- anlafst hat, wieder ausgeglichen ist. Wie man aber zwei Stücke Gletschereis, die man an cinaiid^ i drückt, zusain- meuhaften sieht, so bildet die Gletschermasse, wenn Spal- ten durch den Dnick sich wieder geschlossen haben, auch wieder eine ununterbrochene Masse.

Schlielslich ist noch der Einwurf zu berühren, wel- cher gegen die Saussure'sche Theorie, aus der angeb- liehen Unbeweglichkeit der Gletscher im Winter, herge* leitet worden ist. Ob diese Unbeweglichkeit im Win> ter wirklich stattOnde oder nicht, ist noch ein Gegen- stand des Streites, der nur durch bestimmtere Beobach- tungen erledigt werden kann. Ans dem Zustande der Schneedecke, welche den Aargletscher im März 1841 gleichmaisjg überdeckte, als Agassiz denselben besuchte, leitet er den Schlufs ab, dafs der Gletscher zu dieser Jahreszeit sich «licht bewegen könne (Btbl, unw, de Gen^ Avril 1842). Hugi hingegen führt das bestimmte Zeug- nifs des Pfarrers Ziegler m Grindeiwald an, dafs die dortigen Gletscher ein sehr deutliches Vorrticken zur Win- terszeit zeigen (die Gletscher und die erratischen Blöcke, ' S. 33). Diese letztere iMeiuung scheint mir die wahr- scheinlichere, schon wegen der allgemein beobachteten Thatsache» ,dafs die Gletscher im Frtihsommer weit weni-

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ger Spalten zeigen , als im Spät)ahr, was auf cia Zusam- menrOcken der ganzen Gletschennasse während des Win- ters hinweist. Jedenfalls ist die fortschreitende Bewe- gung viel geringer, als im Sommer, was übrigens ganz im Einklänge ist mit den oben gegebenen Entwicklun- gen. Im/Winter können nnr die Erdwänne nnd die ganz local wirkenden, unter dem Gletscher entspringt lulen Quellen eine Absciimelzuug an dessen Grundfläche her- Torbringen. Wie gering, aber der Effect der Erdwärme gegen die der übrigen im Sommer einwirkenden Ursa- chen sejn mufs, haben wir genugsam dargethan. Da die Erdwärme an allen Stellen des Gletschcrbetts viel gleicfamäfsiger wirkt , als die eindringenden Wasser und die warme Luft» die zur Sommerszeit in den unteren Thei- len des Gletschers eine ungleich gröfscre Abschmelzung zu Staude bringen müssen, als in den höher liegenden, so läfst sich vermuthen, dafs zur Winterszeit die Bewe- gung des Gletschers in den tieferen Gegenden verhält- nifsmäfsig sich mehr verzögert, und dafs eben deshalb durch das Nachdrängen der weniger Verzögerung erlei- denden oberen Massen, die Spalten zur Winterszeit sich schliefsen und der ganze Gletscher unten an Mächtigkeit zunimmt. Auch das Festfriereu des Gletschers, was im Winter um seinen Rand herum durch Eindringen der Kälte eintreten kann, wenn die deckende Schneehülle nicht genugsam schützt, mufs die Bewegung am Ausge- henden des Gletschers hemmen, und das Nachrücken der oberen Eismassen befördern.

Die Ton den Gletschern abfliefsende Wassermasse ist im Winter sehr gering, was in dem eben Gesagten seine Erklärung findet. Aus der Klarheit dieses Was- sers den Schlufs abzuleiten, dafs dasselbe blofs von unter dem Gletscher entspringenden Quellen herrühren könne, scheint mir etwas gewagt; denn das spärlicher und folg- lich langsamer iliefsende Wasser mufs weniger fremde Theile mit sich führen, als die stärkeren Gletscherbäche

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im Sommer, deren Wasser beständig eine gewisse Trü*

biii)^ be^itzl. Als Saiissui e im Winter 1764 das Cha- uiüunilhal besuchte, wo eiue tiefe Schneedecke das ganze Thal bedeckte, sah er noch sehr beträchtliche Bäche un* ^ ter allen Gletschern hervorkommen. Bei einigen Glet- schern versiegen indcfs die Liäthe ganz. Nach den von Bischof (Wärmelehre, S. 104) eingezogenen Erkundi- gungen scheint das beim Lämmerngletscher auf der Gemmi einzutreten. Es ist das freilich ein kleiner, auch im Som- mer nur wenig W^asser liefernder Gletscher, dessen un- teres Ende 7000 Fufs über dem Meere liegt. Nach den Beobachtungen des Pfarrers Ziegler (Bischof, S. 116) liefert der sehr tief iivs Thal sich herunterziehende un- tere GrindeUvald- Gletscher im Winter ebenfalls kein Wasser, während der Bach des höher liegenden oberen Grindelwald -Gletschers beständig fortfliefst. Es ist sehr möglich, dals in diesen Fällen die Au?f^ange an der äu- fsereu, der Einwirkung der kalten Luft ausgesetzten Seite des Gletschers zufrieren, und das im Innern, sehr lang- sam abschmelzende Wasser hinter dem Eisdamme, der ihm den Ausweg verschliefst, sich ansammelt, und iui Frühjahr wieder durchbricht. Nach der Beschreibung des Pfarrers Ziegler ist das der Vorgang am unteren Grindelwald - Gletscher.

In neuester Zeit Ikat Forbes (a. a, O.) die Er- scheinungen an den Gletschern abzuleiten versucht von einer Plasticität oder Halbflüssigkeit ihrer Masse. Sei- nen ! ikiärungen mangelt aber die nöüii^e Bestimmtheit und Klarheit. In Bewegung begriffene Schuttmassen, wie wir uns die Gletscher denken können, zeigen* allerdings, in Folge der Verschiebbarkeit und Nachgiebigkeit ihrer Bestandmasse, gewisse Erscheinungen, welche sie den flüssigen Kürperu nähern. Das abschmelzende Eis auf 0^ Temperatur, wie wir es zur Sommerszeit überall auf dem Gletscher antreffen, und wie es im Innern das ganze Jahr hindurch besteht, ist aber ein fester, keineswegs

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ein halbüüssiger Körper. Es mufs dabei auch, wenn es sich in Bewegung setzt, ein verschiedenes Verhalten von einem zähen Schlammstrome zeigen. Der Hauptanter* schied bosUli( darin, dafs die Bewegung nur duicli die an der Autiageruugsilache stattimdende Abschmclzuug mug- lieh wird, dafs daher die einzelnen Parthien eines' Glet- schers in ihrer ganzen Mächtigkeit vom Boden bis zur OberÜiichc gleichmäräig vorrücken, während die TLeiie eines Schlammstroms über einander sich wegschieben.

Das Vorrücken durch das eigene Gewicht auf ge- neigter GruudÜdchc, in Folge der daselbst vorgehenden Abschmelzung, und -der, so zu sagen, ausschliefsliche Er- satz der abschmelzenden Masse durch Nachschieben von oben liciab, sind die Grundlagen der S a u s s ur e'schen Gletschertbeorie. Weit entfernt, durch die neueren Er- fahrungen geschwächt worden zu sejn, sind sie durch dieselben nur klarer mikI vollständiger bewiesen worden. Gletscher, die über eine ausgedehnte Ebene vorrückeUf wie man solche zur Erklärung gewisser geologischer Er- scheinungen hat anucbnien wollen, sind eine physikali- sche Umnöglichkeit. Ueberbaupt giebt sich der Ungrund der Erklärungsweisen, die man an die Stelle der Saus- sure'sehen hat setzen wollen, überall kund, sobald man sie einer genaueren Prüfung unterwirft.

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VIII. Ueber die Blattstellung einiger Mamilla

rien und Syngenesisten; von C, /T- Naumann in Leipzig,

Während die Geschlechter Melocactus, Echinocactus, Ecbiüopsis uod Cereus, wegen der in den Rippen des Stammes so deatlich aasgebildeten Orthosüchen oder ver« ticalen Blattreihen, eine sehr leichte Bestimmung der ver-

schiedencu Strophen gewähren, so scheinen die Mamil- iarien auf den ersten Anblick einige Schwierigkeit dar- zubieten, weil die Orthosücben nicht unmittelbar in der Oberfläche des Stammes ausgeprägt sind, sondern lediglich in den vertical übereinander gestellten Warzen erkannt werden können. Bei einer genaueren Betrachtung über« zeugt man sich Jedoch bald, wie die Auffindung der vertical übereinandersteheuden Warzen (und sonach der Orthosti- chen selbst) in den meisten Fällen mit eben so viel Leich- tigkeit als Sicherheit gelingt« Dann sind aber auch die Archisirophen gefunden, und man wird sofort ein Jedes andere, in der Pflanze ausgebildete Strophcaöjstera be- stimmen können. Nur in einigen Fällen, wo die Blatt- warzen sehr dicht gedrängt stehen, wie z. B. an Mamilla' . riaHysirix Mart., M. Webbiana Lern, bleibt die Auf- findung der Orthostichen etwas schwierig oder unsicher. Bei der Mehrzahl der Mamiliarien treten die Pro- tostrophen der zmiten und driiien Ordnung als ganz eiiu- nente * ) Strophen auf, und pflegen solche mit grofser Begeimäfsigkcit ausgebildet zu sejn. Während aber die gerippten Cacteen nur selten mehr als 21 Orthostichen haben, so ist bei den meisten Mamiliarien eine weit grö- fsere Anzahl vorhanden, indem bei ihnen die höheren Glieder aus den Reihen der Blattstellungsgesetze zur

1) Vergl. Poggendorff*» Annalen, Bd. LVI S. 23 ff«

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Ausbildung gelangt sind. Sie stehen gröfstenfheils uQter

den Gesetzen der Hauptreihe:

1 1 4 8 5 B t 9 ^iiicw*

T » T > r > T > Tl" > "IT > ?T > TT

allein in der Regel sind es die Jenseits stehenden Glieder dieser Reibe, denen wir begegnen. Gewöhnlich

ist der OLiiiicuiix nur in <?/7imaligem Cyclus ausgebildet; indessen kommen auch Repetitionen vor, und dann ist die Pflanze mit Blattwirteln versehen, welche |edoch, bei der grofsen Anzahl und dem dichten Gedränge der Blatt* Warzen, so versteckt siud, dals sie erst wahrgenommen werden» nachdem man ihr Yorhandensejrn aus den Stro- phenzahlen erschlossen hat.

Einige zwanzig, ganz willkübrlich ausgewählte S|>e- cies aus der schönen Sammlung des Hrn. Wechselsensal Kob gaben mir folgende Resultate:

1) Quincunx nach 8 links aufsteigende Archistro- plien, und 5 rechu aufsteigende Protostrophen zwei- ter Ordnung.

Mamillana hexacentra^ Berg.

2) Quincunx nach 41 ; B Protostrophen zweiter Ord- nung, 5 Protostrophen driiier Ordnung, beide wi- dersinnig aufsteigend.

ManuUaria biglandtUosa^ Pfr.

cornifera. De C. ceratocenira^ Berg. . - ClaQa, Pfr.

Lehmamd, Pfr.

PlascJiuickii, Otto. - macrothele^ Mart. Ein Exemplar von M, eroddaia Lern, zeigte den- selben Quincunx in zweimaliger Ausbildung, also zweizSh-

lige Blattwirtel, und 16 Protostrophen zweiter ^ 10 drit- ier Ordnung.

3) Quincunx nach W\ 13 Protostrophen Zfli^^iV^r Ord- nung, 8 Protostrophen dritter Ordnung, beide wi- dersinnig aufsteigend.

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Mamiüaria pjrrrhocenira^ U, Ber.

ceratocentra^ ein gröfseres Exemplar. aerugmusa, Schdw. uncinaia^ Zucc.

4) Qisincunx nach 21 fratoBtxofhen zmiier, 13 Protostrophen dritter Ordnung.

Mamillaria acicuiata, Otto. - ' - tetracetUra, Otto.

xanihotricha , Schdir. poijcenira ^ Berg. recurm^ Lehm. Ein grofees Exemplar Ton M, Hysirix Marl, zeigte denselben Quincunx in zweimaligem Cyclus, also zwei- zähUge Blattwirtel und doppelte Stroplieozablen.

5) Qumcunx nach ^V?; 3^ Protostrophen zweiter, and

21 Protostrf)|rlicii dritter Ordnung. Mamillaria kucocarpa, Schdw. Einige Species zeigten Gesetze aus der ersten *Ne- benreihe aber ebenfalls AöA^r^ Glieder derselben ; so z. B. fand ich an Mamiüaria comifera^ De C. Qoinconx nach -fl*, Webbiana, Lern. Quincunx nach tVt- Von der zierlichen Pelecyphora aselliformis , wel che Ehrenberg zuerst beschrieben und fixirt hat finden sich in Hrn. Kob's Gewächshause drei Exem- plare; zwei derselben zeigen 21 Protostrophen zweiter und 13 Protostrophen dritter Ordnung, sind also nach dem Gesetz || gebildet ; das dritte Exemplar hat 16 links aufsteigende Prolosli oplieii zweiter und 10 rechts auf- steigende Protostrophen dritter Ordnung, ist also nach dem Gesetze 2(7^) gebildet. und mit zweizähligen Wir- tein versehen.'

Das Vorkommen so compiicirter Zahicnwerlhe lür

1) V«rgl. diese Annaleii, Ed. LVUI $. 521 «od 525.

2) Bota&Udie Zeituog, Jahrgang, 43. Stuek.

.^.d by GüOgl

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die Charakteristik des Quincunx, wie 4$ , ^W , kann uns uicht befremden, nachdem BrauD schon lange auf die Existenz derselben aufmerksam gemacht bat. Die Inflorescenzen mancher Syngenesisten lassen uns diesel- ben und noch höhere Zahlwerthe erkemien.

So finden sich z. B. an denen, nicht sehr regelmä- fsig gebildeten Anthoklinien von Tarazaeum officüude 21 Protostrophcn zweüer uud 13 Protostrophen drilter Ordnung, was den Quiucunx nach ^ giebt. Die schei- benförmigen Anthoklinien von Chrysanthemum Leucan- ihemsum und die fast cylindrischen Anthoklinien Von Rudbeckia amplcxicaulls zeigen 34 Protostrophen zwei- ter und 21 Protostrophen dritter Ordnung, und enthal- ten folglich den Quincunx nach

Das Maximum der Zahlwerthe im Zähler und Nen- ner der Charakteristik iindet sich aber wohl in den Schei- ben der gewöhnlichen Sonnenblume {Helianthus aanuus\ welche nach dem Verblühen, wenn die Samenkörner ent- wickelt sind , den concentrischen Quincunx * ) mit gro- fser Begelmäisigkeit erkennen lassen. Die radialen Or> thostichen lassen sich sehr gut bestimmen, indem die kleine Carina am oberen Ende )edes Samenkorns in die Richtung dersLlbca fällt, und die Auffindung des, in der- selben Orthostiche darüber oder darunter stehenden Kor- nes erleichtert. Ich fand nun an einigen Exemplaren ' 34 Protostrophen dritter Ordnung, und 55 Protostrophen zweiter Ordnung, beide widersinnig aufsteigend» woraus die Charakteristik

folgt. An anderen, grüfseren Exemplaren liefsen sich sehr bestimmt 4

89 Protostrophen zweiter Ordnung, und

55 ProtObUophen dritter Ordnung abzählen, was für die Charakteristik den Werth

1) PogfeDdorfr* Annaleik, Bd. LVI S. 29 fil

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m ^^^

giebt ' ).

Dieses Yorkommeu der beiden Zahlen und 777 an verschiedenen Blumen derselben Speeles, fa sogar des- selben Indinudams , ist zwar an und för sich nichts Auf-

fallendes; denn diese Zahlen sind )a zwei unmittelbar auf einander folgende Glieder der Hauptreihe. Wenn man jedoch bedenkt, wie aufserst gering die Differenz dieser Zahlen ist, und wie höchst regelmäfsig, dennoch aber wie auffallend verschieden die aus ihnen folgenden qoincuncialen Anordnungen sind, so mnfs man in der That erstaunen über die ^rofse Bedeutung, welche eine 80 kleine arithmetische Differenz für die ganze Erschei- nung zur Folge hat. Diefs wird besonders einleuchtend, wenn man die absolute Gröfse des Maafsstabes berück- sichtigt, in welchem sich die Erscheinung ausgebildet zeigt«

Es betrug nSmIich in der Nähe des Randes der Son- nenblumenscheiben der Abstand je zweier Blümchen oder Samenkörner derselben Orthostiche ungefähr einen Zoll. Bringt man die beiden Zahlen -^-^ und ^rr gleichen Nenner, so werden sie |f||r "i^d l^f .^-lxi so dafs beide nur um differiren. In ihren absoluten Dimensionen

sind also beide quincunciale Anordnungen nur dadurch von einander verschieden, dafs in einigen Blumen von Uelianihus annuus die Blümchen je zweier, neben ein- ander liegender Orthostichen etwa um den nemzigiioh sendstel Theil eines Zolles weiter aus einander gerückt sind, als in anderen Blumen. Dennoch aber hat dieser winzig kleine Unterschied eine so augenscheinlich und handgreiflich verschiedene Erscheinungspoeise des Quin- cunx zur Folge, dafs ein Blinder im Stande seyn wördc^ mit dem Finger diejenigen Elemente (nämlich die Stro-

1) Zugleich will ich bemerken, dafs im ersleren FaUe allemal 34, im ftweiten Falte 55 unfrochUiare StrahlblumdbeD am Grand« der Pn>- tostrophen dritter Ordnung vorhanden waren.

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phen der Samenkörner) abzuzählen, aus welchen eine so kleine Differenz der Charakteristik mit mathematischer Nothwendigkeit gefolgert werden kann ^ ).

Wer die Wirklichkeit dieser Zahleiigesetzc doshalb bezweifeln wollte, weil sie mit der überall vorausgesetz- ten £infachheit der Natar nicht ganz im Einklänge zu sejn scheinen, der untersuche die Scheiben mehrer Son- nenblumen, zähle die spiralförmigen Strophen derselben ab; und er wird sich von der bewundernswürdigen Re- gelmäfsigkeit in der 'Zahl und Anordnung dieser Stro- phen und von der unläugbarcn Thatsache überzeugen, dafs die natura geometrizans das Mosaikbild jener Schei- ben wirklich' nach solchen complicirten Zahlengesetzen zur Ausführung bringt.

Anhangsweise will ich noch eine Erscheinung er- irähnen, welche mir, eben so wie die Rippen der Cac* 'een und Sigillarien, für die Quincuncialuiethode zu spre- chen scheint. Es ist diefs die nicht selten vorkommende fciige Form der Markröhre, welche dann mit der Zahl 1er Orthostichen genau übereinstimmt. So haben z. B. JDsere Eichen und italienischen Pappein bekanntlich die Blattstellang •§-; durchschneidet man einen Zweig, so er- icbeint die MarkrOhre im Querschnitte als ein Pentagon, a, fast als ein 5 strahliger Stern; sie ist also ein pcnta- ;onaIes Prisma, dessen Kanten genau den Insertionspunk- en der Blattstiele entsprechen, und folglich die Ortho- (iclieo repraseiitiren Bei manchen PÜauzen von der iiattstelluug i ist die Markröhre junger Zweige achtek- ig. Der Oleander, welcher altemirende dreizShlige Blatt-

1) Sollten sich nicht zur Messung sehr kleiner Linear -Ausdehnungen Apparate ausdenken und benutzen lassen, welche auf der Theorie des Qumcunz beruhen? Die blofse Abzahlung von 89 und 5!S paralle- len LaoieD iSfst uns hier den 87B41sten Theil einer £inbeii erken- nen , welche «elbst kaum einen Zoll grelj ist Ware dieüs nicht ei- ner Anwendang (Shig?

2) Dieselbe Beobachtung hat kürzlich Hr. Prof. Kunth in hiesiger Academle Torgeiragen. P.

1

I

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wirtel hat, zeigt die MarkrObre als drcikautiges Prisma, ifelches von emem Wirtel zam ändern seine Stellang \ verändert, wie es die Insertionspnnkte der Blätter ver- ,

langen. Also auch in der Markröhre sind hiiiifig die \ Orihosiichen, aber wobi niemals die Spiralen ausgeprägt.

IX. Bemerkungen über einen Versuch, angestelU

von mehren Afilg/iedern der vom Niederlän- dischen Institut damit heaujiragten Com- mission^ zur Prüfung der Frage, ob die dem Oele zugeschrieijene ivcllenstillende JVirkung begründet sey; von Hrn. Lipkens*

(^Contpt. rend» T. XVI 684. Aus elncni Briefe an Hrn. Ar^go.)

]3er Compte rendu der Sitzung der Academie vom 13. I

Febr. d. J. enthält in einer von einem Mitgliede des Isie- . derländiscben Instituts mitgetheilten Note die Resultate I der Versuche, welche die damit beauftragte Commission über die Eigenschaft des Oels, ilic vom IVinde erzeug- ten Wellen zu stillen, angestellt hat eine Eigenschaft, welche Hrn. van Beek zu dem Vorschlag veranladste, , bei der Regierung darauf anzutragen, dafs sie unteTSQ> chen lasse, ob dieselbe zur Scbützung der Deiche und Meet esbauten gegen die von den Wogen verursachten Beschädigungen angewandt werden könne.

Da ich, als Mitglied des Instituts, beauftragt war, gemeiuscbaftlich mit zwei uiciner Collcgen einen Bericht über diesen Vorschlag zu machen, so glaube ich, da(s es nicht unpassend seyn wird, in dem Augenblick, da eine Commissiou der (Pariser) Academie der \^"ibsen Schäften sich mit derselben Frage beschäftigt, Ihnen ei-| nige Betrachtungen über das von mir studirte PhUDomeDi

1) Siehe S. 316 diese* B«ides.

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▼orzttlegen, ein Phänomen, das, meiner Meinung nach,

vernünffigerweisc nicht m Zweifel gezogen werden kann.

Diese Meinung ^ die ich auch iu mcmem Bericht an das Institut ausgesprochen habe, gründet sich nicht nur auf die Behauptungen einer ^tofsen Anzahl Gelehrte al- ler Länder, sondern auch auf directe von mir augeslellte Versuche, die mir vollkommen entscheidend zu sejn scheinen.

Ich bedaure, sonach mit meinen gelehrten Collegen, die andere Resultate erhielten, in Widerspruch zu ste- hen; allein ich kann mich darüber nicht wundern, nach- dem ich gesehen, dafs ihre Versuche gerade unter sol- chen Umständen angestellt wurden, dafs sie nicht gelingen konnten. In der Tbat sagen sie selbst: » der Wind war nur von mittlerer Stärke und blies aas Südwest mit- hin parallel der Küste. Wie konnte man aber nur er- warten, dafs das jenseits der Braudung in s Meer geschüt- tete Oel, am Ufer, wo zwei der Herren zur Beobachtung geblieben, die Wellen beruhigen werde? Ueberdiefs hatte man es zur Zeit der Versuche mit den Wellen zu ihun, die wirklich vom "W^inde gebildet werden, wie die, ^velche bei stürmischem Wetter gegen die Deiche anpral- len? Gewifs nicht; man hatte nur die undulatorische Jjevveguug dos 31ecrcs bei steigender Fluth zu bosänfti- geu, und sicherlich hat noch Niemand behauptet, dafs das Oel diese Eigenschaft besitze. Beim Zurückfahren durch die Brandung gössen die Herren, wie aus Ver- zweiflung, den Rest ihres Oels in die Wogen; allein ebenfalls ohne Erfolg; auch diefs ist ganz natürlich, denn das Gegentheil würde ein wunderbares Phänomen gewe- sen seyn. Wer wüfste nicht, dafs die Brandung sich bihlet, selbst bei vollkommener Windstille, jedesmal so wie die Fluth steigt, und dafs sie ihren Ursprung nicht dem Winde verdankt, sondern der Böschung, die ge- wühulich am Ijodcn des Meeres existirt, in einiger ILnt- feruuug von der ölelie, auf welcher hernach die Wellen

ui^witu Dy Google

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sich aufrollen, die mau einige Augenblicke zuvor, nach- dem sie auf die Unebenheit des Bodens gestoisen sind, ihre Gestalt verlieren und jenen nnregelmäfsig bewegten Wasserstreifen bilden sah, welchen man Brandung nennt.

Mach Allem diesen bin ich der Meinuug, dafs, selbst wenn man glaubte, die Existenz des besagten Phänomens in Zweifel ziehen zu mQssen, wenigstens in den Versu- chen der Commission des Niederländischen Instituts dazu kein genügender Grund vorhanden ist; sie hat mit solcher Uebereilung cxperimentirt, dafs sie nicht nur den gün- stigen Augenblick nicht abwartete, sondern gar den Tag festsetzte, an welchem, fVind oder nicht, ein Phänomen untersucht werden sollte, das wesentlich vom Winde er- zeugt wird. Hatte man die Höflichkeit gehabt, den Ur- heber des Vorschlags und der drei ersten Berichte mit zu den Versuchen einzuladen oder wenigstens zu be- nachiichtigcii, dafs man dergleichen anstellen wollle, so würden die Sachen anders ausgefallen sejn.

X. Versuche über die l^orlpßanziingsa^eise der VFellen auf der Oberfläche vön Flüssigkeiien;

i on Hrn, Dyar,

Burger der Veieinigtea Staatea Nord-AinerikaV

( Annales de chcmie et de phjsique, ^cr. III T. VU p, 421.)

I. iflan kann immer an der Oberfläche einer Flüs- sigkeit eine W^elle erregen, die sich ganz unter oder über der freien Oberfläche dieser Flüssigkeit fortpflanzt.

Es diente dazu ein Kanal von S^jSS Länge und 0%16 Breite (Taf. II Fig. 8). Eine der langen Wände dieses war von Glas, damit man durch sie hin die freie OberÜäche der Flüssigkeit sehen könnte, und auf dieser Glasplatte war, entsprechend dem Niveau der Flüssigkeit im Zostand der Ruhe, eine Linie gezogen.

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Zur Erregung einer Welle gebrauchte man einen starren Körper, dessen Gestalt und Dimensioneu durch die drei in Fig. 9 Taf. II abgebildeten Proiectionen hin> reichend angezeigt sind. Diesen Köq>er taucht man, an einem Ende des Kanals, in das Wasser, mit solclier Ge- schwindigkeit, dafs das Wasser etwa 0*^,03 steigt. Diese Welle verläfst sogleich den Körper, und pflanzt sich in dem Kanäle bis zum anderen Ende fort, wo sie reÜcctirt wird; endlich verschwindet sie nach und nach in Folge des Widerstandes, den sie bei ihrer Fortpflanzung er- leidet.

Wenn man während dieses Vorgangs das Niveau der Flüssigkeit in dem Kanal sorgfältig durch die Glas- platte liin beobachtet, so findet man, dafs dessen Hori- zontalität nicht gestört worden ist, und dafs sich das Ni- veau an keinem Punkte unterhalb der auf das Glas ge- zogenen Linie gesenkt hat. Kurz die einzige Welle O ist bei ihrer Fortpflanzung gänzlich oberhalb der ebenen Oberfläche der Flüssigkeit geblieben. Man kann daher diese Welle Wellenberg {onde elevee) neiHun.

Nachdem die Welle verschwunden und die liori- zontalität der Oberfläche sich vollständig wieder herge- stellt hat, ziehe man den Körper C senkrecht in die Höhe, mit derselben Geschwindigkeit, mit der man ihn eingetaucht hatte. £s wird sich in der Flüssigkeit eine Vertiefung bilden, welche sich in Gestalt einer ein- zigen concaven Welle fortpflanzen wird. So wie sie ei- nen Punkt des Kanals durchlaufen hat, nimmt die Flüs- sigkeit in diesem Punkt ihr früheres Niveau ohne irgend eine Oscillation wieder an, so dafs in der ganzen Erstrek- kung des Kanals die freie Oberfläche der Flüssigkeit voll« kommen eben und horizontal bleibt» bis auf die veränder- liche Stelle, welche die Welle einnimmt, die zuletzt ver- schwindet. Man kann diese Welle, im Gegensatz zur ersteren, Wellenthal {onde ddprimee) nennen.

II. Diese beiden Wellen, nämlich die erhobene

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und die vertiefte, lassen sich auf mebre Weisen hervor- briugeu.

So z. B. wurden gleiche Versuche» wie die obigen» an einem groben kreisrunden Gefüfse von 6*^,66 Durch-

MK sser angestellt, in welchem sich an lueliren Punkten Stifte erhoben, an denen die Niveaulinie bezeichnet war, um die Bewegung der freien Oberfläche zu beobachten. Der zur Erregung der Wellen dienende Körper ist ein Umdrehuugskörper ABCD, Fig. 10 Taf. II, welchen man in der Mitte des Gefäfses senkrecht eintaucht bis zum Niveau CD. Alsdann bildet sich iiiii diesen Kör- per eine kreisrunde Weile, welche sich vom Mittelpunkt bis zum Umfang kreisförmig fortpflanzt, ohne die freie Oberfläche der Flüssigkeit anderweitig zu verändern. Die erzeugte Welle ist also ein Wellenberg,

Zieht man, nach Wiederherstellung des Gleichge- wichts, den Körper ABCD rasch heraus, so entsteht ein kreisrundes Welleuthal, ohne dafs sich die Flüssig- keit irgendwo über das allgemeine Niveau erhebt.

III. Lälst man einen Körper in Wasser mit ruhi- ger Ob erfläch f iUen, so bestimmt die Gestalt dieses Kör- pers die Bildung einer oder mebrer Wellen«

Wenn z. der Körper ABCD, Fig. II Taf. II, an einem Faden hängend, in der Mitte des kreisrunden Gefäfses rasch und vollständig eingetaucht wird, po ent- steht nur eine einzige Welle, die sich auf der Oberflä- che des Wassers fortpflanzt.

Zerschneidet man denselben Umdrehungskörper nach seinem gröfsten Kreis CD^ Fig. 12 Taf. II , und taucht eine seiner Hälften auf dieselbe Weise ein, so wird sich eine Beibe Wellen bilden und in dem Becken fort- pflanzen.

IV. Die Breite einer Welle kann in Bezog auf die

Höhe derselben beliebig vcrgrOrsert, aber uichl unterhalb eines gewissen Minimums verringert werden.

Schaltet man z. B. zwischen die beiden Hälften des

za

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za den emShnten Versuchen angewandten Umdrehuugs- körpers ein cjlindriscbes Stück CDUC ein (Fii;. 13 Taf. Ii), und taucht man das Ganze nun in der Mitte desselben Bebfilters mit mfifsiger Geschwindigkeit unter, so * beobachtet man, dafs die Welle iu Breite zugenommen hat, und oben eine gewisse Strecke eben ist.

Macht man denselben Versuch in dem Kanal, unter nnaloo^er Abänderung des früheren Körpers (Fig. 14), so zeigt eine Beobachtung durch die Glaswand, dafs der ebene Theil der Welle in Beziehung steht zu dem Theil CD DC des eingetauchten Körpers.

Diese Erscheinung zeigt sich immer, die Welle mag eine erhobene oder vertiefte sejn.

V. Den Durchschnitt einer Welle in ihrer einfach- sten Gestalt, d. h. im Minimo ihrer Breite, will ich hy- perbolische Parabel nennen« AOB^ AO'B (Fig. 15) stellen diese mit Sorgfalt durch die Glaswand des Ka- nals beobachteten Curven dar.

VI. Die auf der Oberfläche des Wassers sich fort« pflanzenden Wellen haben keinen Einflufs auf die TheiU eben, die sich in einer Tiefe gleich der doppelten Höhe der Wellen unter dem allgemeinen isiveau befinden. Diefs wurde in dem Kanal beobachtet, indem man fei- nen Staub in die Flüssigkeil biachte.

VII. Wenn zwei Wellen von gleichem Volum, eine erhobene und eine vertiefte, sich in entgegengesetzter Richtung bewegen, so verschwindet jede Störung des Ni- veaus im Moment wo beide Wellen einander treffen allein nach dieser Durchdringung pflanzt )ede sich in ihrer Richtung fort, ohne die mindeste Störung.

Macht man den Versuch in dem Kau'dl mit einer Flüssigkeit, die Staubtheilchen in Schwebe enthält, so sieht man im Augenblick des Zusammentreffens beider Wellen die Bewegung dieser Theilchen verschwinden.

Man änderte die Versuche dahin ab, dafs man zwei erhobene, und dann zwer vertiefte Wellen zusammenstofsen

Puggendoiir« Aooal. Bd. LX. 36

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lieb, Die WürkuDgeD überdeckten sich im Moment de6

ZusammeDtreffens beider Wellen. Hierauf fahr jede fort sich wie zuvor forta^upilanzeD.

ViU* Wenn zwei Wellen Terschiedener Arl, die sieh in f^leicher Richtung fortpflanzen,' einander treffen,

80 verscitwinden ihre Effecte im Moment der Durchdrin- gqng, sobald sie 'gleiche Dimensiooen haben, oder er- stere sobtrahiren sich, wenn sie ungleich sind. AlleiD

nach der Trennung kehren beide Wellen auf ihren frühe- ren Zustand zurück. In keinem Falle also kann eiue Welle eine andere bleibend abändern.

Von . / bis />, Fig. 16, ist eine Ueihe erhobener Wellen dargestellt, von B bis C eine Reihe vertiefter, endlich Ton C bis D eine Reibe abwechselnd erhobe- ner und vertiefter ' ).

XI. Beschreibung einer Maschine zum eorperi- menldlen Beweise des Theorems vorn Paral- Mogramm der Kräfte; con J. G. Crahay,

Mitglied der K. Ac-aciemie zu Brüssel. (Mkgetbeilt vom Hm. Verf. «iis dem BuUeL de taead, roy, de

Die Mützlicbkeit, das wichtige Theorem vom Paralle- logramm der Kräfte dnrch Versuche zu bestätigen, hat verschiedene Apparate hervorgerufen, unter denen der von S'Gravesande erdachte der genOgendste ist. Er besteht bekanntlich aus einem horizontal befestigten Brette, parallel welchem drei Schnüre laufen, die in einem und deinselben Knoten endigeui und an den anderen Enden,

1) Vollständigere und gründlichere Untersuchungen über diese Gegen- stände besitzen wir bekanntlich in der ^WeUenUhre**" von £. U. und W. Weber (idpug 1825). P.

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Uber Rollen hinweggehend, mit Gewichten belastet sind,

welche die Stelle von Kräften vertreten, die um den Knoten iui Gleichgewicht sind. Ein auf dem Brette ge» 2ogenes Paralielogramm von zweckniäfsigen Dimensionen, zeigt durch die Coincidenz seiner Seiten und der Ver- iäogeruiig seiner Diagonale mit den drei Schnüren, und durch die'Gleichheit des Verhältnisses zwischen den Län- gen dieser Linieif ond zwischen den an den Schnüren befestigten Gewichts- Einheilen, idi^s die angegebenen Be- ziehungen zwischen der geometrischen Figur und den. Kräften wirklich vorhanden sind.

Diese Maschine besitzt einige Unvollhomroenheiten, unter welchen als die gröfste die genannt wnrdon kann, dais sie den Beweis nur für die besonderen auf dem Brett verzeichneten Fälle liefert. In der Absicht ihre Anwendung zn verallg^eineni, habe ich sie nach einem neuen Plan ausführen lassen, in welchem der wesentli- che Theil ein Parallelogramm mit veränderlichen Dimen- sionen ist, damit man Kräfte von einer grofsen Zahl ver- schiedener VerhäUnis.se vorstellen könne. Auch die Winl^el können verändert werden, um den £inÜuis ihrer Gröfse auf die Intensität der Resultante zu zeigen; end- lich erlaubt ihre aufrechte Stellung, dafs alle Zuhörer eines f!;rofsen Auditoriums mit gleicher Leichtigkeit die Richtigkeit ihrer Beweisführungen beurtheilen können. Da die Ausführung dieses Plans meiner Erwartung voll- kommen entsprochen hat. so glaube ich, dafs die Ver- öffentlichung für den Unterricht von iSutzen sejn werde.

Die beifolgende Zeichnung (Taf. II Fig. 7) stellt im Zehntel der natürlichen Gröfse ein Exemplar vor, wel- ches Hr. Bernaert für das physikalische Kabinet der ka- tholischen Universität zu Gent vortrefflich ausgeführt hat.

Das Parallelögramm ist gebildet aus vier Holzleisten CB, CD, AE, AF, von 6 Millimet. Dicke, versehen mit drei runden Löchern, die, auf der mittleren Längs- iinie der Leisten liegend ^ von A und C aus gleich ab*

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8l8Ddif; ▼ertheilt eind. Id A nnd C sind die Leisten UQ-

veiiiuderlich durch Zapleii yerbuiuleu, um welche sie siA drehen, und somit verschiedene 'Winkel bilden könneo. Ueberdiefs sind sie in G und H durch fortnehmbare Stifte verbunden, welche in entsprechende Löcher zweier zu- sammenliegenden Leisten gesteckt werden. Vermöge die- ser Einrichtung kann nian zwei anliegende Seiten des Pa- ralleloeraunns in so viele Längenverhältnisse bringen, als sich (Kombinationen zwischen den Lücheru der Leisteu machen lassen. Die Componenten treffen in der 'Mitte des Zapfens C zusammen, und ihre Richtungen sind pa- rallel den auf der Milte der Leisteu gezogenen Geradeo. Der Winkel, den sie mit einander bilden, wird gemes- sen an einem in Grade getheilten Halbkreise, der so an der Leiste CT) befestigt ist, dafs sein Nullpunkt mit der Mitte dieser Leiste zusammenfällt; eine in der Leiste CD angebrachte .rechteckige Oeffnung erlaubt das Sehen des iheilpunkts, welcher der Mittellinie dieser entspricht.

Der Zapfen A sitzt auf einer Metallhülse, welche den prismalischen, 18 Milliinet dicken, Holzstab IK nm- fafst, verschiebbar ist und durch eine Feder drang an- ' schliefst. Dieser 6tab ist senkrecht befestigt oben auf der Säule, die dem Apparat als Träger dient, nnd zwar so, d.its die verlängerte IMille seiner Breite durch das Centrum des Zapfens C geht, VermOge dieser Einrich- tung ist die Diagonale des aus den vier Leisten CB^ . CU, AE, AF gebildeten Parallelogramms, und folg- lich auch die KesuUaute der Kräfte, welche durch die im Scheitel C zusammenstofsenden Seiten vorgestellt wer- den, immer senkrecht. Auf dem Stabe IK sind von C aus Theilstriche gezogen in gleichen Abständen wie die, welche die Löcher auf CB^ C D, AE^ AF trennen. Sie dienen zur Messung der LSnge der Diagonale bei den verschiedenen AbänderuDgen sowohl der \Vinkci als der Seiten des Parallelogramms. Da das Centrum A nicht licht durchbohrt ist, und man also nicht geradezu sehen

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kann, wdchem Theilpunkte des Stabes /jT dasselbe ent-

spi iclit, 60 köuufe mau in der Hinterseite der Hülse eine Oeffnang in der Höhe des Centnims A machen, und dufch diese Oefhong die Theilstriche ablesen, die man auf der Rückseite des Stabes gcuiacht hiitfc. Allein ich bielt.es für vorzüglicher, alle TbeiluDgen an der Vor- derseite der' Maschine anzubringen, und deshalb habe ich ' den . Stab IK so graduirt, dafs alle seine Theilstriche erhöht sind, um eine constante Gröfse, die gleich ist der welche das' Centmm A vom oberen dl^and der Hölse M trennt, wodurch der mit diesem Rand .zusammenfallende Theilstrich die Lauge der Diagonale CA ausdrückt.

Massen JP, O, bestehend aus Messingscheiben von gleichem Gewicht, dienen als componirende Krftfte. Diese Scheiben sind in der Mitte durchboiirt; sie werden auf Stäbchen gesteckt, an denen unten ähnliche Scheiben be- festigt sind, am die übrigen zutragen; überdiefs sind die Scheiben längs einem ihrer Radien aufgeschlitzt, um von den Stiften abgenommen werden zu können, ohne die Stäbchen von den Fäden, an denen sie hängen, ablösen zu dürfen. Zu dem Ende sind die Schlitze schmäler als die Stäbchen, aber hinlänglich breit, um die Fäden durch- zulassen. Diese Aufhängefäden, dünn und biegsam, ge- hen über die Rollen B ond ö, deren Ebene der des Parallelogramms parallel sind; sie vereinigen sich in ei- nem kleinen Kupferring, dessen Mitte der Durchschnitts- pnnkt der Componenten ist, und mit dem Centrum des Zapfens 6 zusammenfallen mufs. Eine dritte Masse R, gebildet aus ähnlichen Scheiben wie P und ist mit- telst eines dünnen Fadens gleichfalls an . dem kleinen Ringe befestigt. Diese senkrecht herab wirkende Kraft mufs das Gleichgewicht halten der Resultante der Kräfte P und Q, welche ebenfalls senkrecht gerichtet ist, aber den Ring von unten nach oben zu bringen sucht. Der ganze Apparat ruht auf einer massiven Säule, getragen von einem. Dreifufs, versehen mit drei Stellschrauben.

Will man nun mittebt dieser Maschine die Efgeo^ Schäften des Parallelogranmis der Kräfte erweisen, so

fängt man damit au, die Diagoiiah^ IK senkrecht zu Stelleu. Diefs geschieht mittelst eines Senkbleis, dessen* Faden, im Mittelpunkt A angebracht, auch durch den ▼on C gehen mufs. Gesetzt die Intensitäten der gege- benen Componcnlen scyen ausgedrückt durch p und» y Einheiten, so stellt man zunächst die Leisten CB, CD^ ji£f AF mittelst der beweglichen Stifte G, H solcher- gestalt, dafs sie ein Parallelogramm bilden, dessen Sei- ten CG, CH respeclive p und q von den durch die Löcher der Leisten angegebenen Abiheilungen umfassen. Hierauf fafst man die Hülse M und verschiebt sie an den) 5€ukrc( litca Stab, bis der am getheilten Halbkreise abgelesene Winkel GCH gleich ist dem gegebenen Win- kel und ist dieÜB geschehen, so hängt man respective in P und Q die p und q Gewichtseinheiten an, so wie in R eine Anzahl r (mit ünterabtheilungen wenn's de- ren giebt), gleich derjenigen, welche die Länge der Dia- gonale CA ausdrückt und an dem senkrechten Stabe IK angezeigt wird durch den oberen Rand der Hülse Jlf. Wird nun der Apparat sich selbst überlassen, so nimmt der Ring, der Vereinigungspunkt der Kräfte, eine sol- che Stellung an, dafs seine Mitte mit dem Centrum des Zapfens C zusammenfällt. Lenkt mau ihn davuii ab, so .kommt er nach einigen Hin- und Hergängen darauf zu- rück; diefs beweist, dafs die Kraft r gleich und entge* gengesetzt ist der Resultante von p und Die Fig. 7 Tal. 11 stellt den Fall vor, wo /?=12, y = 8, r=17, alsdann ist a=65^ 3'.

Um zu zeigen, welchen Einflufs die GröCse des Win- kels a auf die Intensität der Resultante ausübe, braucht man nur die Hülse M an dem Stäucler zu verschieben» um den Winkel GCH zu vergrüfsern oder zu verrin^ gern. Im ersten Fall überwiegt das Gewicht r und der Ring sinkt, im zweiten lall steigt er über daö Centrum

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C. Für^ feden neuen Winkel endlich brauche man nur R zu belasten mit einer Anzahl Gewichtseinheiten, die

gleich ist der Zahl von Abtheilungcii der Diagonale, und der King kehrt auf den Punkt C zurück»

Läfst man den Winkel unverändert, und verändert dagegen den Werth einer dec Kräfte p und so sieht man sogleich den Ring seine centrale Stellung verlassen und sich derjenigen der beiden Kräfte nähern, die ei- nen relativen Zuwachs eihalteu hat.

Will man die Winkel messen, welche, beim Gleich- gewicht; die Resultante mit den Componenten macht, sp bindet man au den iVin^ einen dünnen Faden, fafst des- sen anderes Ende uüt der Hand und spannt ihn sanft über das Centrum des Stiftes Die Pro|ection dieses Fadens auf den getheilten Kreis giebt den Werth dee gesuchten Winkels.

Der Kopf der Säule hat quer durch, upd durch den Zapfen C einen cylindrischen Kanal, dessen Axe mit der des Zapfens zusammenfällt. Man steckt darin von der Hinterseite einen cylindrischen Bolzen mit Knopf. Wenn derselbe ganz bis zum Knopf hinein gesteckt ist, ragt das Ende diesseits ein bis zwei Centimeter «-^us dem Zapfen C hervor, und auf dieses hervorragende Ende schiebt man den Ring, wenn man die Scheiben -Gewichte än- dert, damit die l liden sich dabei nicht verwickeln. Sind die Gewichte auigeiegt , so zieht man den Bolzen an sei- ' nem Knopf zurück und der Ring ist frei.

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XII. Ein neues Verfahren, die elektromotorische J^raft eines galvanischen Stromes iri's Unbe-

stirnnUe zu erhöhen;

pon J. C. P Qg gendo r//

Im Laufe einer Untersuchiuig, deren Resultate ich näch- stens zu yerdffentlidien gedenke, bin ich auf ein Prin-

cip zur Verstärkung der Intensität oder Spaonung elek- trischer Ölrüiue vcriaUeu, das mir in seiner Anwendung - neu zu seyo scheint, und auch'' abgesondert von dte Hauptgegenstand ^Interesse genug besitzen dürfte, um hier mitgetheilt zu werden.

£s ist bekannt, dafs wenn zwei homogene ]V|etaIi- platten, die in eine leitende Flüssigkeit gestellt sind, z. B. zwei Platinplalten, mit einer Volta'schen Kette verbun- den werdeu, sie fast augenblicklich die sogeuaiiute Po- larisation erfahren, in^Folge welcher sie den Strom der Kette sehr bedeutend schwachen, und, wenn man sie von dieser trennt, in ( inem sie verbindenden Metalldraht einen $trom in entgegengesetzter Hicbtung hervorrufen, zwar von kurzer« Dauer, aber immer von beträchtlicher Stärke. Es ist auch bekannt, dafs man auf diese' Weise eine ganze Reihe solcher Plattenpaare, wie man es neunt, poiarisiren kann. £s ist diefs die Ladungssäule Ritter 's, * die zu ihrer Zeit so viel Aufsehen erregt hat, die Was- ser zersetzt, auf ein Elektrometer wirkt, Fuukea giebt und Erschütterungsschläge ertheilt.

Zur Belebung solcher Ladungssäulen, die an sich ohne Wirksamkeit sind, hat man bisher kein anderes Mittel gekannt als Volta'sche Säulen von einer grofseu Anzahl Platteupaare, also von hoher Intensität des Stroms, und der auf diese Weise- erlangte secundäre Strom be-

1) Gelesen in der Acadcniic am 21. Deccmber.

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safs Diemak eine grOfsere oder aach nor eben so grofse elektromotorische Kraft als der primäre, der ihn hervor- gerufen hatte. y

Eine' nähere UntersachaDg der vor einiger Zeit von Hrn. GroVe construirten Gassäule, die nichts weiter ist als eine Ladungssäule, und zyrar, wie ich zu zeigen ge- denke, nur eine unTollkommene, hat mich nun darauf geführt, dafs itian zur Ladung solcher scdindären Säu- len nicht nothwendig einer primären von eben so viel oder mehr Piattenpaaren als jene enthalten bedarf, son«

deru dieselbe vollküiiinieu so gut miUelät einer einfa- chen Voltaschen Kette ausführen kann, wie grois auch die Plattenzahl der secundären Säule seyn mag, und dafs man darin ein Mittel besitzt, die elektromotorische Kraft eines galvanischen Stromes ins Unhestimmte zu erhöhen.

Das Verfahren dazu ist sehr einfach. C^etzt man habe eine Reihe Plattnpktten ; paarweise iii Zellen ge- stellt, die mit verdüimler Schwefelsäure gefüllt sind. Die eine Platte jeder Zelle müge mit die andere mit O bezeichnet sevn. Der bisherige Weg zur .Herstellung einer Ladungssäule bestand nun darin, dafs man das H jeder Zelle mit dein O der nächsten durch einen Metall* draht verband, und dann den priml(ren Strom die ganze Äeihe der Zelleu der Länge nach durchlaufen liofs. Dazu bedurfte es, wenn anders die Laduugssäule eine etwas beträchtliche Wirksamkeit erhalten sollte, einer Yolta- sehen Säule von mindestens eben so viel Plattenpaaren als diese.

Mein Verfahren besteht nun dariq, dafs ich zuvör- derst sSmmtliche H mit dem Zink, und sämmtliche O njit dem Platin einer einfachen Grove 'sehen Kette ver- knüpfe; dadurch werden alle diese Platten polarisirt oder geladen, indem sich die H mit Wasserstoff und die O niit Sauerstoff bekleiden, und zwar alle gleich stark, eben stark, wie wenn man nur ein einziges Paar solcher Platten von gleicher Grüfse, wie sie insgesamnit, mit der

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. priiDttreQ Kette verbnodeii Utte. Nachdem diete Ver- bioduDg eioe gewisse Zeit bestanden hat, hebe ich sie

rasch auf, und verkuüpfc die nunmehr geladenen Plat- tenpaare nach dem Princip der Säule unter sich und zu- gleich auch mit einem Voltameter, falls es die Absicht hi, die chemische Wirkung des sectindären Stromes zu beobachten.

Der so erhaltene secundäre Strom besitzt eine elek* tromotorische Kraft, welche die des primttren der einfa»

chen Kette, im Allgemeinen, desto mehr übertrifft, aU die Zahl der Platlenpaare in der Ladungssüule gröfser ist; und wenn sie auch nicht mit dieser Ansah! in's Un- begrftnzte wachst, weil die Platten desto schwacher po- larisirt werden, je mehr ihrer da sind, so wird sie doch um so länger wachsen, als der Widerstand in der pri- mUren Kette kleiner ist.

Der sccundäre Strom besitzt indefs nur eine kurze Dauer, und diese JÜauer nimmt in dem Maarse ab, als man seine elektromotorische Kraft erhdht. Man über» sieht diefs leicht, wenn man- erwägt, dafs die seci|nd&re Säule bei ihrer Ladung zwar für jedes Aequivalent Was- ser, welches in der primären Kette zersetzt wird, die Bestandtheile eines in ihr zerlegten Aequivalents Was- ser empfängt, dafs aber diese Bestandtheile auf sammtli> che Zellej;! vertheilt werden, mithin jede Zelle, wenn de- ren n vuriiauden sind, nur die Bestaadlheile von ^ Aequi*

valent erhält, d. h. desto weniger, je gröfser die Zahl n der Zeilen ist. Die Wiedervereinigung der Bestand- theile dieses - Aequivalents, welche den secuudaren Strom u

bedingt, wird aber, bei Gleichheit des Widerstandes in der secundären Säule und der primären Zelle, offenbar in ei- nem iztei der Zeit geschehen, welche die primäre Kette mw Zersetzung eines vollen Aequivalents erforderte.

Hieraus geht hervor, dais, wenn man den secundä- ren Strom zu etwas Anderem als zu einem momentanen

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ErschütteruDgsschlag benutzen will, man die oben ange- zeigte Operation sehr oft wiederholen müsse. Das wäre noQ mit der freien Hand eioe ganz anaasfilhrbare Ar- beit, da schon die einfache Operation, auf cKese Weise bewerkstelligt, so viel Zeit kostet, dal's während der- selben der bei weitem gröfste Xheii der Wirkung Ter* loren g^eht.

Mittelst einer kleinen mechanischen VorrichtuDg, ei- ner Wippe, von ähnlicher Construction« wie mau sie früher za einfadieren Verfauschungen der Schliefsungen benutzt liat, lassen sich iudefs die Ladaiigcu uud Entla- dungen der secundären Säule sehr leicht und rasch volU uelien. I3m des lästigen Wartens auf den Mecbanicus üb ci hüben zu seyu, habe ich mir selbst aus einem Paar Stücken Holz, etwas Quecksilber und einigen Kupfer- drähten eine solche Wippe angefertigt^ mittelst deren ich jene' Doppel - Operation sehr bequem mit einem Finger 2- bis 300 Mal in der Minute ausführen kann ^ ). Man erhält somit einen zwar immer intermittirend» aber doch beliebig lange wirkenden Strom, den man nun zu ver« schicdenen Zwecken benutzen kann.

Physiker, denen grofse Mittel zu .Gebote stehen» werden Idcht sehr eclatante Effecte hervorbringen, wenn sie das angezeigte Frincip aut JJatterien von einigen hun- dert Platinplatten von beträchtlicher Gröfse übertragen wollen. Was mich betrifft» so sah ich mich auf eine viel l)cscheidenere Zahl beschiiinkt. ich konnte nur vier Plattenpaare verwenden, jede Platte etwa von 2^ Qua- dratzoll Fläche auf einer Seite. Die Wirkungen dieser kleinen Säule konnten natürlich nur mäfsig seyn. In- dcCs glaube ich doch an ihnen genügend beobachtet za haben » dafs die Bicbtigkeit des Princips und seine An- wendbarkeit auf gröbere Batterien keinem Zweifel un- terworfen ist.

Als furimäre Kette gebrauchte ich eine einfache von

1) Zum besseren Versländnils dickes Insli uiiicnts werde ich ciuCDi der oäcUsteo U«fte eine Abbiitiuog davon gcbco.

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Grovo*8cbcr Consfraction. Bekanntlich wird durch eine

solche KuUo das Wasser in oiiieiii V^oltaiiielcr mit Pla- tiuplatteu nur höchst unbedeutend zersetzt. Es beklei- den sich im Grunde blofs die Platten mit Gasbläschen, und nnr sehr wenige steigen von ihnen auf* Verbindet man nun die Wipjie mit dieser Keltc und der secimdä- ren Säule, in deren Kreis dasselbe Voltaineter einge- schaltet ist, und* 'setzt darauf die erstere in Bewegung, so erhält man sogleich eine sehr lebhafte Wassener- Setzung, zum aui^eufalligeu Beweise, dafs die elcktrümu- torische Kraft des secundären Stroms beträchtlich stär- ker ist als die des primären, welcher ihn hervorrief.

Mit einem VollaiiuUr, dessen Platten, eine Seite gerechnet, etwa 3 Quadratzoll Fläche dem mit Schwe- felsäure versetzten Wasser darboten, erhielt ich 5 bis 6 Knbikcentimeter Knallgas In der Minute, wenn ich die Wippe in derselben Zeit etwa 80 Mal hin und her gcr hen liefs.

Vor der Anstellung dieses Versuchs hatte Ich eine grdfsere Wirkung erwartet. Nach reiflicherer Ueberlegang

der Sache scheint mir indefs, dais schon die erhaltene Wir- kung in gewisser Beziehung eine auffallende genannt wer- den mufs. Denn während sich )ene 6 C.C.' Knallgas im •Vollameter ansammelten, mufsten t^ich, nach wohl he- kannten Principien, die noch durch neuere Versuche von Grove bestätigt worden sind, in )eder der vier Zellen' der Ladungssäule 6 CC, dieses Gasgemisches zu Was- ser vereinigen, und diese Gasmenge war vorlier durch Wirkung der primären Kelten aus dem Wasser entbun- den* worden.^ Es mufste also die primäre Kette, die ohne das Spiel der Wippe und die' dadurch bewirkte Depo- larisatiuu der Flatinplatten vielleicht noch nicht 0,1 CC. Knallgas in der Minute liefert, mit diesem Uülfsmittel 6x4, d. h. 24 CC. in derselben Zeit aus dem Wasser entwickelt haben, find doch war diefs noch nicht die halbe Wirkung, da die Pausen und die Schliefsungsmu-

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mente der Laduogstäiile notbweildig mehr ab die Hälfte

der Minute aupfüllten.

Die Wasserzersetzuug erfolgt übrigeus schon, weuu man 'unter den obigen UinstSnden anch nur zwei Zellen

der Ladunii.ssäule wirken läfsf. Sie ist dann nur schwii- eher. Ich bekam 1,5 C.C. Knallgas lu der Minute. Sie hängt aach natürlii^h vom Spiel der Wippe ab; je rascher diese bewegt wird, desto gröfser ist aoeb, wenigstens inuerhaib, der vou mir uDtersuchleu Gräuzen, die Menge des zerlegten Wassers* '

Mit einem kleineren Voltameter gaben die vier Zel- len der Laduugäsäule, weiiu ich sie durch eine einfache Grove'sche Kette anregte, vier CG Knallgas in der Minute. Als ich darauf, statt einer, zwei Grove'scfao Ketten säukiitTi lig vetbunden zur Laduni^ verwandte, er- hielt ich nahezu 8 CG. Gas in derselben Zeit.

Die Wirkung der secnndftren Batterie steigt also mit der Intensität des Stroms der primären. Das ist ganz in der Ordnung; allein es zeigt sich auch, dafs, wenn man die Intensität des primären Stroms erhöht hat, man zu^ i^leich die Zahl der Plattcnpaare in der Ladungssäule, so wie deren Leitungsfahigkeit, vergrülscrii mufs, wenn an- ders man eine Verstärkung der Wirkung haben wilL

Im eben genannten Fall fand sogar eine Schwä- chung statt. Denn die primäre Säule, direct mit dem Voltameter verbunden, würde etwa 20 C.C Knallgas in der Minute geliefert haben, während die durch sie angeregte Ladungssäule deren nur acht gab. '

Es gilt dieis jedoch nur von dem ^iutzeffect, von der Wirkung der« Ladungssäule im Voltameter. Die \^ ii kung der primären Säule wird durch das Spiel der Wippe immer verstärkt, wie wenig Zellen die Ladungs-' Säule auch enthalten mag, wenn diese in Summa nur keinen gröfseren Widersland darbieten als das Voltame- ter. Im genannten Fall lieferte die primäre Säule, statt

jener 20 wenigstens ax4, h. 32 C.C« Gas in

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die secondSrei t^fthrend diese eben deshalb nur 1x8 CG Im Voltameter entbaad.

üeberhaupt ist klar, dafs die chnnischc Wirkung der secuudäreia Säule no Li i wendig von dem galvanisch- chemischen Procefs in der primären bedingt wird, und dafs also in dieser Beziehuifg niemals von der Anwen* duug einer secundären Säule eine Ersparung im Zink- verbrauch zu erwarten steht. Wenn diese ein Aequiva« lent Wasser zersetzt, so mofs sich auch in Jeder ihrer n Zellen ein Aequivaleut Wasser bilden, und diese n Aequivalente gebildeten Wassers setzen immer voraus, dafs sich in der primttren Kette, angenommen sie sey eine einfache, it Aequivalente Zink elektrolytisch gelöst ha« ben, also k< nau dieselbe Menge, die sich, zur Ausübung einer gleichen Wirkung, in der Ladungssäule hätten auf- lösen mttssen, falls diese statt des Wasserstoffs mit Zink als positivem Element versehen gewesen wSre. Der pri- märe Strom würde sogar 2X« Aequivalente Zink ver- braucht haben, wenn er durch> eine Sttule aus zwei ein- fachen Ketten hervorgebracht wäre. Die Anwendung der Wippe und Ladun^ssäule hat nur den Voitheil, dafs sich, mit liüife derselben, in der primären Kette eine Zink- menge eiektroly tisch löst, die sieh, ohne sie, entweder gar nicht oder nicht in derselben Zeit gelöst haben wfirde. Die Quantität der in der Zeiteinheit circulirenden Elektri- cität wird vergröfsert, aber diese Quantität ist in der

«

Ladungssäule nicht gröfser als in der primären.

Bei Anwendung einer primären Säule aus zwei 6ro^

V e schen Ketten hat man übrigens Gelegenheit zu beob- achten, dafs die lebhafte Wasserzersetzung, welche sie in den Zellen' der Ladungssäule hervorruft, sobald die Wippe rhhig die Lage einnimmt, bei welcher sie die pri- märe Säule schliefst, für's Auge so gut wie gänzlich auf- hört, so wie nian die Wippe in rasche Bewegung setzL Es ist wohl klar, dafs die kleine Gasmenge, welche nun in den kurzen Momenten der abwechselnden Wirkung des primären Stroms an den Platten frei wird, an die-

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sen haften bleibt» ohne Blascbenform aozaBeboien , bis sie In den darauf folgenden Momenten der Schliefsung

der Ladiin^ssaule vernichtet oder wieder in Wasser ver- wandelt wird.

Wenn die chemische Wirkung des sceundären Strom» gesteigert werden soll, so mofs, wie eben gezeigt, noth- wendig auch die chemische Wirkung des primären ver- stärkt werden* Eine solche Verstärkung ist aber nicht mehr erforderlich, wenn man blofs eine Erhöhung der elekUüuiütüiiscben Krnft verlangt. Diese wächst gera- dezu wie die Anzahl der Zeilen iu der Ladungssäule, ond man hat es also in seiner Macht sie beliebig zu stei« gem. Zu einer kraftigen Wirkung ist aber natGrIich gut, dic-e Kraft schon in jeder einzelnen Zelle so stark wie^ möglich zu macheu.

Die Polarisation oder elektromotorische Gegenkrafit, welche aus der AnhSnfong der gasförmigen Bestandtheile des Wassers an den Platten der Ladungssäule entspringt, hat, wie erst kürzlich durch Lenz, durch Wheatstone und Dani eil gezeigt worden ist, ein Maximum, und dieses Maximum dürfte mit einer Säule von zwei Grovc'schen Ketten schon so ziemlich erreicht werden. Eine solche Säule würde also hinreichen, |ede beliebige elektromo-» torifiche Kraft, folglich auch Funken und Erschfitterungs- Schläge in j( (1( in beliebigen Maafse, hervorzubrinf2:en, so- bald mau nur dem entsprechend die Zahl der Plaiten paare io der Ladungssäule Termehrt, und zugleich den Wider- stand der primären Kette verringert, oder, wenn diefs die Umstünde niciti in hinreichendem Grade erlauben sollten, die Dauer der Wirkung des primären Stroms verlängert«

Leider konnte ich diese Seite des Phänomens ans angegebenem Grunde nicht hinreichend verfolgen. Ich habe mich indefs überzeugt, dafs die Ladungssaule, wel- che durch eine einfache Gr o versehe Kette angeregt wor* den ist, Funken gtebt, sie mag aus mr» aus drei, ans Zfpei, ja selbst nur aus einem Plattenpaarc bestehen. Im letzteren Falle sind die Funken freilich nur schwach^

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aber doch onverkennban Es ist wohl das «vste Mal, 'dafs man mit einem einzigen Paar polarisirter P]atinplal*

ten elektrische Funkeu erhalten hat.

Alle diese Funken» mit Ausnahme der vom einzige Plattenpaar erhaltenen, erschienen» auffallend genug» nur bei Schlief smg der Ladungssäule, nicht beim Oeffoen derselben. Sie erschieueu immer nach den 1 unken, die auf der anderen Seite der Wippe bei vorausgegangener Oeffnung der primären Kette- zum Vorschein kamen.

Bei einem einzigen Paare Platinplatten von größe- ren Dimensionen, jede Platte nämlich vüu beinahe 29 Quadraten Par. Maa(s Fläche auf einer 3eite, erhielt ich indefs die Funken regelmässig beim Oeffnen, selbst mehre 31alü hinter einander, ohne dafs die Platten zu» Tor wieder durch die primäre Kette geladen worden wä- ren. Mur zuweilen erschien auch beim Schiiefsen ein Funke; doch will ich nicht gerade behaupten, dafs diefs ein wahrer Schliefsungsfunke gewesen sey, da bekannt- lich das Quecksilber hiebei.zu Täuschungen Anlafs ge* ben kann.

I Zwei RQcksiditen sind es, derentwegen mir der Ge- genstand dieser Miltheilung nocii ein besonderes Interesse zu besitzen scheint.

Für^s erste in Bezug auf die Frage, ob ein elektri- scher Strom durch Wasser gehen könne, ohne dasselbe zu zersetzen. Die Meinungen darüber suid bekanntlich ▼erschieden, und ich selbst bin dieserhalb in eine Dia- GUSsion gerathen mit Hrn. Martens Ich habe die An- sicht verthcidigt, dafs ein elektrischer Strom, wie schwach er auch sejr» das Wasser nicht ohne Zersetzung durch- laufen könne» und, in dieser Ansicht bin ich durch das» was ich bis )etzt beobachtet habe, nur bestärkt worden.

Eine D an i eil 'sehe K-ettc zersetzt bekanntlich das Wasser zwischen Piatinplatten sichtbar gar nicht; den- noch wird ihr Strom durch ein solches Plattenpaar nicht

ganz

1) S. Aonal. Bd. LY S. 450 und Bd. LVIU S. m

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ganz aaf Null gebracht, sondern es bleibt ein an einem'

euipiiudiichen Galvauometer recht merkbarer Rest, von dem es sich nun fragen iiann, ob er blofo geleitet oder zersetzend durch das Wasser gehe. Mir scheint nicht zweifelhaft, dafs, wenigstens vorher, Wasser zersetzt wor- den sejn mufs; denn wenn man die Wippe mit der DanieU's^hen Kette und der Ladtingssäule yerbtnde^ erhält man iu dem Voltameter der letzteren, eine ver- hältnifsmäfsig ganz ansehnliche Wasserzersetzung , 1,5 C»C. Gas in 5 Minuten. Diese Wasserzersetzung kann aber offenbar nicht anders erfolgen, als dadurch, daCs die Danieirscbe Kette zuvor die Bestandtheile des Was- sers' an den Platten der Ladungßsäule ausgeschieden hat

Das Zweite, was der hier beschriebenen Ladungs^ weise einer secuudären Säule Interesse verleiht, ist die ziemlich nahe liegende Frage, ob sich nicht die Matur bei den elektrischen Fischen eines ähnlichen Processes bediene? Bekanntlich besitzt der Gjmuotus ein der Vol- ta'schen Säule analog geformtes Organ. Könnte diefs nicht blofo eine LadungssSule sejn, bestimmt die elek- tromotorische Kraft eines Stroms zu erhöhen, der ihr aus einer im Gehirn des Tbieres liegenden Elektricitätsquelle Yon ▼erhältnifsmäbig sehr niederer Spannung zugeführt würde? Ich begnüge mich diese Fragen anzuregen; uiügen Andere sie zur Entscheidung bringen.

Bei allen zuvor angeführten Versuchen war immer nur von den Wirkungen des secundttren Stroms die Bede^ da ^die Wippe eine solche Einrichtung hat, dafs, wann dieser Strom wirkt, der primUre unterbrochen ist. Es hat indefs gar keine Schwierigkeit, mit derselben Wippe auch die vereinte Wirkung beider Ströme zu erhalten, falls diefs in Absicht läge; es bedarf dazu nur einer an- deren Drahtverbindung. Ich habe den Versuch mit ei- ner einfachen Gro versehen Kette und einem einzigen Paare Platinplatten (den grofsen) angestellt, wo er ei- gentlich nur von. Interesse ist, und dabei eine sehr leb-

PoggendorfTs Annal. Bd. LX. ' ' 37

578

hafte Wasserzersctzuug erhaiteu. Man hat hier Gele- genheit recht deutlich zu beobachteo» wie sehr die Daaer der Ladung von Emflafis ist. Lsfst man die Wippe eine Mmute lang in der Lage, dafs uur die primäre Kette ladend wirkt, und schlägt sie daun uiD| wodurch diese Kette und die secundttre ihre Wirkung vereint im Vol- lamcler ausüben müssen, so erhält man eine lebhafte Wasserzerselzuug , die anderthalb Minuten und länger anhält. Geschah dagegen die Ladung momentan» so ist auch die Wasseraersetzung von kurzer Daner. Dasselbe zeigt sidi auch iu den Fallen, wo, wie früher, die Wir- kung des secundären Stroms von der des primären Stroms geschieden wird, Überhaupt immer dann, wenn der primäre Strom relativ schwach, und die Oberfläche der za laden- den Plauen grofs wird.

XllL Notiz über eine sonderbare Folgerung aus den Gesetzen der Lichtreflexion; " i?on Hrn. Plateau in Gent.

( Mitgetheih Tom Hrn. Verf. aus dem Bullet, de Pacad. roy, de Brujcei'

/es. T. IX y No. yil. Es ist dn.U die Noti/,, ticienLwcgcu Hr. Coliaciou gl.iiihte einen PrioritäU- Anspruch erheben zu idüs^cq. Annaicn, Bd. LViU 6, lai.)

]3ie Gesetze der Lichtreßexion führen zu einer merk- würdigen Folgerung, welche der Achtsamkeit der Physi- ker entgangen 2u sejn scheint. Gesetzt ein LichtstraU falle schief auf eine polirte, ^e^en ihn concavc Curve, Nach einer ersten Kellexion wird dieser Strahl abermals die Curve treffen, ein zweites, drittes etc. Mal reflectirt werden, und so eine geknickte Linie bilden, die sich in allen ihren Scheiteln gegen die reflectirende Curve stützt. Für eine gegebene Curve sind nun die Stücke dieser ge- knickten Unie offenbar desto kleiner und desto zahlrei- cher, je beträchtlicher der Einfallswinkel des ersleii Strah- les ist. Ist endlich dieser Winkel ein rechter, d. h. fällt

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*

der erste Strahl taDgentiell von Innen anf die Curve, so

werden die Stücke der gebrochenen Lichtlinie unendlich kleio und unendlich zahlreich, oder, mit andern Worten, die gebrochene Linie selbst wird eine Curve, welche mit der polirten Curve znsammenfällt In diesem Falle glei- tet also der LicbtstraLl auf der polirten Curve cullaug und folgt deren Gang, so lange die Krümmung dersel* ben das Zeichen nicht wechselt.

Wir sind also zn dem sonderbaren Resultat geführt, dafs das Licht, dessen geradlinige Fortpflanzung fast Axiom ist» und das sich nur bei der atmosphärischen Strahlen* brechung anf eine merkliche Weise von diesem Gang ent» femt, nach unserem Belieben gezwungen werden kann, in krummen Linien zu wandern und sogar eine gegebene Corvo zu beschreiben.

Um zu sehen, bis wie weit die Erfahrung diese Schlüsse bestätige, brauchte ich folgenden Apparat. Auf ein wohl abgehobeltes und mit weiisem Papier bekleb* tes Brett zog ich einen Halbkreis von 20 Centimeter Borchmesser, höhlte nach dieser Curve eine sehr schmale i uge von etwa 1 Centimet. Tiefe aus, und liefs in diese eine vollkommen polirte Uhrfeder ein, die etwa 2 Cen- timeter breit nnd so lang wie der Halbkreis war.

Hierauf wurde ein Bündel Sonnenlicht horizontal in eine dunkle Kammer geleitet und in einiger Entfernung mit einem schwarzen Schirm aufgefangen, der einen etwa l Millimet. breiten horizontalen Schlitz besafs, um eine dQnne Lichtschicht durchzulassen. Dann wurde das Brett

der kreisrunden polirten Stahlfeder unmittelbar hin- ter dem durchbohrten Schirm aufgestellt, und zwar so, dafs die Lichtschlcht auf das eine Ende der Feder fiel, ^ einer mit der Innenseite dieser Feder nahe tangentiel- len Richtung und die Papierfläche des Brettes streifend.

Alsdann sah ich wirklich einen Lichtfaden das Pa- pier längs der Feder bdenchten, in abnehmender Inten- Mtät vou dem Ende, wo das Liebt einfiel, bis zu dem

37»

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Ö80

anderen Ende; dort verliefs der Lichtfaden die Feder, uod se(7tc iu KichtuDg der Tangente des letzLea Ele- ments der Cunre seinen Gang aaf dem Papier foft.

Man kann auch bei diesem Versuch den Lichtfaden verfolgen, indem man von einem Ende der pulirtcu Fe^ der zur anderen ein Stückchen weifses Papier so bin- fflbrt, dafs es die diesen Fäden bildenden Strahlen senk- recht auffängt.

Mitteist ähnlicher Apparate, wie der vorstehende» habe ich solchergestalt das Licht ein Stück einer Para» bei und einer archimedischen Spirale durchlaufen lassen. Diese letzte machte drei TTmgänge, und maafs, abgewik- kclt, 80 Centimet-; defsungeachtet folgte ihr der Licht- faden vovl einem Ende bis zum andern. Besonders bei dieser Curre bietet der Versuch ein sehr sonderbares Schauspiel dar.

Wollte mau eine Curve anwenden, deren Krüm- mung das Zeichen wechselte, so brauchte man offeiibar die Lamelle nur aus zwei, längs ihrer ganzen Concavi- tät polirten und am Infleuonspunkt getrennten Theilen zusammenzusetzen,, und zwar so, dafs der Lichtfaden, im Augenblick y wo er den ersten verläfst, tangentiell vom ersten Element der Concavität der zv^eitcu aufgefangen wird. Oder man könnte zwei parallele Laraellen neh- men, sie längs der ganzen Curve in sehr kleüiem Ab- stände einander parallel halten, und somit einen sehr en- gen, inwendig polirten Kanal bilden.

' Die in diesen Kanal, nach Richtung seines ersten Elements eindringlende Lichtschicht wird offenbar gezwun- gen sich mit ihm in jedem Sinn zu beugen, und also alle seine Krümmungen zu durchlaufen.

In allen diesen Fallen' ist es freilich nur eine ua- endlich dünne Lichtschicht, weiche sich wirklich in kram- mer Linie bewegt, und alle tibrigen Strahlen der Ge- sammtschicht beschreiben, ohne Zweifel gebrochene Li« nien von sehr vielen Elementen; allein da diese ver-

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öSt

schiedenen Elemente nicht gleiche LSnge haben für alle

diese Strahlen, und da die verschiedenen, aus ihneu zu- sammengesetzten gebrochenen Linien nicht von Punkten in gleicher Entfernung todi Ende des Kanak ausgehen, so entsprechen diese Linien einander nicht, und ihre 6e- sammtheit bildet einen krummlinigen Lichtstreifen, der überall eine gleiche Breite zu haben scheint. Mithin ist der Erfolg derselbe, wie wenn alle diese Strahlen wahr- hafte Gurren beschrieben, und parallel liefen mit denen, die in Wirklichkeit auf der Lamelle entlang gleiten.

Wie bekannt, wird das Licht durch mehrfache Re- flexionen, unter gewissem Winkel, an einer Metallfläcbe zuletzt vollständig polarisirt. An Stahl z. B. hat Dr. Brewster gefunden, dafs nach acht Reflexionen unter dem Einfallswinkel von 75^ eine ToUständige Polarisa- tion des Kerzenlichts erfolgt. Ich war demnach begierig zu erfahren, ob das Licht, welches in obigen Versuchen längs der polirten Stahlcurve fortgeglitten, mehr oder weniger polarisirt sey. Zu dem Ende fing ich mit dem Ange durch ein NicoPsches Prisma den von der halb- kreisförmigen Ciirve abtretenden Lichtfaden auf, und fand ihn vollständig in der Pxcilexionsebene poiarisirL Es ist hier zu bemerken, da£s das Licht Sonnenlicht war, und folglich eine ganz andere Intensität besafs als das einer Kerze, dessen sich Sir Brewster bediente, und zwei- tens, dafs der Einfallswinkel nicht ganz dem Polarisa- tionamaxlmom am Stahl entsprach, weil der einfallende Strahl laugentiell 2.ur Flache war.

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XIV. Zweite Notiz über eine sonderbare Folge- rung aus den Gesetzen der hichtrefleacion; pon Hrn. Plateau.

(Milgetheill vom Hro. Verf. aus dem Bullet, de facad. roj* de

Bnmiies, T. JT, iVb. %)

In meinen früheren Versuchen habe ich gezeigt, dafs das Lieht, welches ISngs der ConcavitSt eines pollrten, halb- kreisrunden Stahlstreifens fortgegangen ist,, sich vollstruidj^ poiarisirt erweist, wenn man es durch ein Nicoi'sches Prisma mit dem Auge auffängt Hiebei konnte ich nidit wissen, welches Stück der Curvc zur Bewirkung dieser vollständigen Polarisation hinreiche, und konnte auch nicht in dieser Beziehung verschiedene Metalle verglei- dien; Ich habe also seitdem die folgenden, sich leicht darbietenden Methoden angewandt, und damit Eesuitate erhalten, an denen man wohl einiges Interesse nimmt

Zunfichst liefs Ich das horizontale Bflndel Sonnen- licht, ehe es mit dem durchbohrten Scbirm aufgefangen ward, durch einen Turmalin gehen« Ab ich dann den Turmalin um sich selbst drehen liefs, gelangte ich zo einer Stellung, bei welcher, je nach dem Fortschritt der Polarisation am Streifen, der läng^ demselben fortwan- demde Lichtfaden rasch erlüsdite und in einigem Abstände vom Lüde dieses Streifens vollständig verschwand. Liefs ich hierauf den Turmalin eine Viertel -Umdrehung ma- chen, so sah ich den Lichtfaden läng^ der ganzen Corre wieder erglänzen, um abermals rasch an Intensität abzu- nehmen, so wie der Turmalin eine neue Viertel- Um- drehung gemacht hatte, und so fort.

Ich ersetzte den Turmalin durch ein achromatisirtes Kalkspatbprisma, welches also zwei unter sich rechtwink- lieh polarisirte Strahlen in die dunkle Kammer sandte.

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Bei sweekmftÜBigem Drehen dieses Prismas und bei folg- weisen Richten eines Jeden der Bfindel auf den ausge- schnittenen Schirm, erhielt ich mit dem einen das Maxi- mum und mit dem andern das Minimum der Heiligkeit des Lichtfadens, und ich hatte den Yortheil, ein stärke- res und farbloses Licht zii besitzen. Als ich hierauf an das polarisirende Pxisma eine senkrecht gegen die Axe geschnittene Bergkrjstallplatte legte, nahm der Lichtfa-« den bei einem der beiden Bändel nicht mehr ab wie zuvor, sooderu er glänzte mit farbigem Licht. Diese, am Anfange des Fadens nullgleiche Farbe wurde immer vor- waltender, immer reiner, so wie man sich von diesem Anfange entfernte» dadurch in sonderbarer Weise den Furtgang der Polarisation au dem Streifen zei^cud.

Richtete ich das zweite Bündel auf den ausgeschnit- t^en Schirm, so färbte sich, wie zu erwarten, der Licht- faden oomplementar gegen zuvor, und zeigte in seiner Färbung einen ähnlichen Fortgang.

Sir Brewster hat gefunden, dais sich das Licht viel schwieriger auf Silber polarisirt, ab auf Stahl ' Ich habe diese Beobachtung vollständig bestätigt, als ich statt des Stahlstreifens einen Streifen polirteu Silbers von gleichen Dimensionen nahm« Als ich mit diesem Strei- fen einige der vorigen Versuche wiederholte, sah ich, dafs der Liclitfaden am Ende des Halbkreises nur noch eine sehr schwache Polarisation darbot.

Ich mufs hier bemerken, dafs die zur vollständigen Polarisation erforderliche Strecke der Curve mit der Breite des Schlitzes, durch welches das Licht zum Streifen ge- langt, abnimmt. In der That ist einleuchtend, dafs man, |e schmäler dieser Schlitz ist, desto mehr der mathema- tischen Bedingung einer unendlichen DQnnheit der Lidit- schicht naher kommt und desto mehr ilefleidonen in der

1) An Silber wird, nach Sir Brewster, Kerzenlicht erst vollstiinillg

polarisirt nach 36 succcssivcn liüflexioiien UDlcr Jeiu Wiokci von 73", welche» der güosugstc ist.*

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GesanHntheH des Fadens erhäU. Um daher SlreiCen von * yerscfaiedenen Metallen mit einander za Tergleichen, mufe

man also liüüiwendig ciuen und denselben Schlitz oder Sdiiilzc von gleicher Breite anwenden. .

Um die Anfzäblnng der aonderbar^en Versocbe, die man mit meinen polirten Streifen anstellen kann, za be* scLlielsen, will ich noch erwähnen, was sich begiebt, wenn man die dünne Schicht Sonnenlicht, statt tang^tieli ,aul den Anfang des Streifens fallen zu lassen , daselbst pn- ter einem mehr oder weniger grofsen Winkel auftreten läfst. Alsdauu geschehen die successiven Reflexionen nicht mehr in einem hellen Faden» sondern sie bilden.noth- wendig anf dem Papier, mit dem das Brett überzogen ist, ein Slück eines Polygons von mehr oder wenig vie- len Seiten; und wenn man das Brett in seiner Ebene dreht und dadurch die Neigung des ersten Elements der Curve gegen die auf dasselbe einfallende Lichtschicht Sn- dert, so hat man das sonderbare Schauspiel, zu sehen, dal£ sich da^; leuchtende Poljgon verändert, sowohl in der Zahl als .der Gröfse seiner Seiten.

In einem am 24. Oct. vorigen Jahrs in der Pariser Academie gelesenen Brief, worin Hr. Colladon Ver- sudie von sich beschreibt, die ebenfalls eine sonderbare Anwendung der Gesetze der Lichtreflexion darbieten, fügt

JJciselbe hinzu: »Hr. Plateau hat am 4. Juli 1842 in der Academie zu Brüssel eine Notiz über die Biegung des schief auf eine concave Metalliläche fallenden Lichts vorgelesen; die Versuche, welche ich so eben aufzahlte, sind einige Monate älter als die Mitfheilung des Hrn. Plateau. Das Kabiuet des Conservatoire des arls et metiers zu Paris besitzt seit October 1841 einen meiner Apparate, n. s. w.«

ijm die Academie selbst in Stand zu setzen zu bc- urtheilen, bis wie weit diese Prioritäts- Erbebung begrün-

1) S. Annalen, Bd. LVUI S. 131.

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det sejf will ich zimächst in wenig Worten angeben^ worin die Yersache des Hm. Coliadon bestehep*

Ein Gefäfs voll Wasser hat zur Seite nach unten ein kleines Loch, aus welchem ein Strahl der Flüssig- keit entweicht Diesem Loche gegenüber, in der entge- gengesetzten Wand, ist eine grofse Oeffnung, verschlos- sen durch eine convexe Linse von zweckmäfsiger Brenn- weite. Man stellt den Apparat in eine dunkle Kammer und Mst durch die Linse ein horizontales Bündel Son- neostrahlen treten; diese gehen durch das Wasser des Gefrifses und conver^iren senau in der Oeffnung, aus weicher die. Wasserader entweicht. Alle Strahlen die- ses Bündels treffen dann die innere Oberfläche des flüs- sigen Fadens unter zu grofsen Winkeln, als dafs sie austreten können; sie erleiden eine erste, zweite, dritte, 8. w. totale ReflexioOt so da£s alles Licht in dem pa* rabolischen Faden eingeschlossen bleibt ond demselben folgt, bis er sich beim Begegnen eines Hiiideruissos z,er- theilt. Bis dahin kann das Licht nicht in s Auge gelan« gen, die Wasserader ist nur schwach erhellt; an den Orten aber, wo sie sich zertheilt oder wo sie auf ein Hindernifs stöfst, entweicht das Licht in glänzenden Er- güssen.

Ich erkenne willig die Aelterkeit dieser sonderbaren Versuche des Hm. Coliadon, und wenn ich sie ge- kannt hätte, würde ich sie, wegen ihrer Beziehung zu den meinigen, in meiner iNotiz angeführt haben. Allein diese Beziehung scheint mir nicht der Art zu seyn, um eine Erstheits- Erhebung darauf zu begründen. Meine Versuche weichen wesentlich von denen des Hrn. Col- iadon ab, sowohl in dem Prindp, welches sie zu ent- vrickeln bezwecken, ab in dem Verfahren des Experi- mentirens und dem Schauspiel, das äie dem Auge ge* währen.

In der Tbat war mein Zweck zu zeigen » es gebe aus den Gesetzen der Lichtreflezion die merkwürdige

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Folgerung hetvor, da/s mm das licht in krümmer Li"

nie gehen lassen, und selbst zwingen könne ^ eine ^ege- bene Cun^e zu beschreiben. Und indem ich diesen Satz attfelellte, habe ich» wie man sieh ans dem Anfange mei^ ner froheren Notiz libeneageii kann, reeht eigentlich darunter verstanden, dafs es sich um eine fpahrhajie Curve handeici beschrieben von einem elementaren Licbt- strahL Um la zeigen, wie man diesen krummlinigen Gang erhalten könne, habe ich angenommen, ein einzi- ger Strahl falle tangentiell auf das erste Element der Concavität einer poiirien Curve. Alsdann ist wirklich der Strahl gen5thigt iJIngs der Curve fortzugleiten ond ihr ¥oIIstäudig zu folgen, so lange die Krümmung die- ser nicht das Zeichen wechselt.

Zwischen diesem und den Principien, auf welchen Hin. Colladon's Versuche beruhen, wird man, hoffe ich, keine Analogie finden.

Nun habe ich, um den krummlinigen Gang des Lichts recht augenfällig zu machen, statt der polirten Curve die polirte Oberfläche einer gekrümmten Stahlfeder an- gewandt, und statt des elementaren Strahls eine sehr dQnne Schicht Sonnenlicht, die ich auf das eine £nde der besagten Feder in fast tangentieller Richtung fallen liefe. Allein ich habe auch in meiner früheren Notiz deutlich gesagt, dafs sich nur eine unendlich dünne Licht- sdiicht wahrhaft in krummer Linie bewege^ und dafs alle anderen Strahlen gebrochene Linien von sehr vielen Stfik* ken beschrieben.

Die daraus aus der Gesammlheit der geknickten Strah- len für das Auge hervorgehende krummlinige Lichtschiebt bat, ich gestehe es, viele Aehnlichkeit mit dem Lichtbtin« del, welches Hr. Colladon in die parabolische Was- serader einschliefst; denn die Elementarstrahien dieses Bündels bilden ebenfalls in Folge der successiven tota- len Reflexionen gebrochene Linien, deren Gesaiimiiheit in eine krummlinige Hülle eingeschlossen ist. Allein, wie

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mm flieht» sind bei memen Venuehen die ^kniditett

Strahlen nur ein grobes unvollkommenes Miltel, die Ver- TvirklichuDg des genannten Princips vor die Augen za filhreo» Diefs Prindp selbst» welches den Zweck aod^ die Grundlage meiner Versoche ausmacht, hatte Hr. Col- ladon durchaus nicht für seine Untersuchungen nöthig, und hat auch nicht daran gedacht. '

Ich mufs hinzufflgent dafs, so wie Hm. Colladon'Si and meine Verfahrungsweisen wesentlich Terschieden sind der Effect für das Auge es nicht minder ist. Bei den Versuchen des Hrn. Co Ii ad on erleuchtet sich die ge- krOmmte Wasserader nur an gewissen besonderen Stdi» len. Bei meinen Versuchen dagegen ist der Lichtfaden, weicher den Gang der Licbtschicbt auf dem Papier an- giebt» leuchtend ^on einem Ende bis sum andeni« End* lieh machen die Polarisations^-Erscheinnngen an den ge. krümmten Metallstreifcu uoch eine den Coliadon'schen Versuchen fremde Eigenthümlichkeit aus.

In der Sitzung der Pariser Academie, wo der hier besprochene Brief vorgelesen ward, machte auch Hr. Ba- binet Versuche von sich bekannt, die denen des Hrn. Coiiadon ganz ähnlich sind Alles Vorhergehende gilt auch von den Versuchen des Hm. Babinet.

XV. Veher die Erscheinungen an dünnen PlaU

ten in polarisirtem Licht; von Hm. Praß Lloyd in DubUn.

(Ans den Proceding* of tht roy* IrUh Acad, T, FI 266.)

Der Verf. wurde auf diesen Gegenstand aufmerksam gemacht durch einen von SirBrewstcr erhaltenen Brief, worin eine grofse Klasse bisher unbeaditeter Eischei-

1)5. ADDaku, Bd. LVili 6. 131.

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nuDgeu beschrieben werden. Da Sir D a v i d in die- sem Brief den Wunsch ausdrückte, zu wissen, ob die Wellentfaeorie eine Erklärang von den von ihm beob- achteten Erscheinungen liefern könnte, so wurde Hr. L. zu der Untersuchung veranlaCst, welche der Gegenstand ▼orliegender Mittheilung ist.

Aus einer Betrachtung der Form der Fresnel'sohen Ausdrücke für die Intensität des reflectirten Lichts hatte Hr. Airv vor lange gefolgert, dafs wenn senkrecht ge- gen die Einfallsebene polarisirtes Licht auf eine dünne, ▼on ungleich brechenden Mitteln begränzte Platte falle, eine merkwürdige Aenderung in dem- reflectirten Lichte vorgeben müsse, sobald der Einfallswinkel zwischen den Polarisationswinkeln der beiden Oberflächen, der Platte . liege. Diese tlieorchschc Anticipation ward duich"s Ex- periment vollkommen bestätigt. Wenn eine Linse von geringer Brechkraft auf eine Platte i^on starker Breche krafit gelegt ward, so hatten- die sich bildenden Ringe einen schwarzen iMittelpunkt, sobald der Einfallswinkel kleiner war als der Polarisationswinkel der schwach bre- chenden Substanz 9 oder gröCser als der der stark bre* chenden; dagegen war der Mittelpunkt der Ringe weifs und das ganze System zu dem früheren cornplementar^ sobald der Einfallswinkel zwischen jenen beiden Win- keln lag. Beim Polarisationswinkel selbst verschwanden die Ringe, da dann kein Licht von einer der Oberflä- chen der Platten reÜectirt ward, und also keine Interfe- renz stattfand.

Seitdem ist die üntersochnng von Sir David wie^ der aufgenommen; er hat die Versuche Airy's in ver- allgemeinerter Form wiederholt, indem er das einfallende Licht in jegUch&r Ebene polarisüi anwandte. Er ist so zu manchen neuen Resultaten gelangt. Die Ringe sah er verschfpinden unter Umständen, unter welchen Litht von beiden Flächen der Platte reflectirt wurde, und beim

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Uebergange der Ringe in das coinplcmentare Sjstem zeig- ten sich maucbe EigeDthümlichkeitcn

Zar theoretischen Untersocbun^ dieser Erscheinaii- gen verallgemeinerte Hr. Lloyd die ^ou Hrn. Pois- son und Hrn. Airj bei demselben Gegenstand befolg- ten Methoden. Die einfallende Vibration wird in twei zerlegt, eine in der Einfallsebene und die andere in dar- auf senkrechter Ebene; jede Portion giebt Anlafs zu ei- ner unendlichen Reihe reflectirter Vibrationen, in wel- che sie an den GranzflSchen der Platte zerteilt. Nach« dem dann der Ausdruck der reflectirendeu Intensität für jede Portion daraus abgeleitet worden, ist die Summe dieser Intensitäten die wirkliche Intensität des reflectir« ten Strahls. Für ihren Werth wurde die Formel ge- funden:

^ X-k-luu' cos a\LL U'^ ' l+2(P (P COS a-tfv^fp'*

in weicher bezeichnen: u und u' die Verhältnisse der refleetirten zur einfallenden Vibration an beiden Flächen der Platte, wenn das Licht in der Einfallsebene polari- sirt ist; und w' die entsprechenden Gröfsen für in winkelrechter Ebene polarisirtes Licht; und a die Pha- sendifferenz der successiven Portionen des refleetirten Bündels. Die Werthe von u, u\ fv, (p' sind:

worin; ^ den Eiofalls^vinkel au der ersten Fläche der Platte, der entsprechende Kefractionswinkel oder Ein- fallswinkel an der zweiten Fläche» und &" der Refractions-

winkel au diCbcr zweiten. Der Werth von a ist:

1) Brewster'« Uolenucbiiiigai sind seitdem in den PhO» Tramaei» / 1841 endneoen. (S. Amul. Bd. LVIII 8. 453 imd 649.)

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worin T die Dicke der Platte und X die Wellealäuge.

Wenn die Schiefe des einfallenden Bündels nidit sehr pob ist, können die Quadrate ond höhmn Poten- zen von u\ fv* vernachlässigt werden gegen die Einheit, und dann bekommt der Ausdruck für die Is- tensitat deii angenäherten Werth:

Dieser Ausdruck wird unabhängig von der Phase a, und daher wird die Intoisität cMstmU^ nnd die Ringe

verschwinden ^ wodii

uu' cas^ y-^PPfp' sin^ 7=0,

d. h. wenn das Atimnth der Polarisationsebene den dank die Formel

im' cos(&—&')cos(&'^&")

tarier^ - r I

gegebenen Werth hat. In dieser Formel sind eos(&-^') nnd cos(&' immer positiv, und folglich wird der resttltirende Werth von iangy immer reelL Das Ver- schwinden der Ringe ist also nur mt^;Uch, wenn ^05(^H#) uüd cos(&' '^&") von entgegengesetzten Zeichen sind, d* h. wenn die EinCnUswinkei an beiden Flächen iu dem einen Fall grdiser und in dem andern kleiner sind als der Polarisationswinke!. Die Media an beiden Seitco der Platte müssen demnach verschiedene Brecbvermögen haben.

Femer werden die Phasen der beiden Portionen dtf reüectirten Bündels , welche respective in der Einfails- ebene und senkrecht darauf polarisirt sind» gegeben doidk die Formeln:

^„_f u'jl-'U^ysina

Die Phasen und a" sind also im Allgemeinen ver-

- 'd'-'- VJ^.<v.'

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schieden, and daher wird das Licht im Allgemeinen el^ih tisch polaristri sejn.

Der Verfasser geht alsdauu in eiüige mit diesem Tbeil des Gegeustands verknüpfte Entwicklungen ein,^ weiche von Sir D. Brewster im Laufe seiner Versu- che nicht scheinen beobachtet worden zu sejn, und er schlieist mit Hervorhibung der wichtigen Beziehungen, welche derselbe möglicherweise mit den Erscheinungen der elliptischen Polarisation an Metalien haben könne.

XVL Ueber dm Fundort und die Krysiallform der phosphorsauren Yttererde; (^on l'h. Scheerer in Christiania.

In allen neueren Hand- und Lehrbüchern der Minera- logie, in denen die phosphorsanre Yttererde (Ytterspath, Glocker) erwfihnt wird, findet man angeführt, dafs die« ses äufserst seltene Mineral beim Cap Lindesnäs in Nor- wegen vorkomme ' ). Diese Angaben sind sämmtiich aus Berzelins's Abhandlung, über die phosphorsaure Ytter- erde entlehnt, in welcher es hieifst, dafs das genannte Mineral durch Hrn. Tank )un. in der Nachbarschaft vom Cap Lindesnäs gefunden worden sejr Diefs ist jedodi nicht ganz richtig, indem der Ort, an welchem die phos- phorsanre Yttererde vorkommt, etwa 5 geographische Meilen in gerader nordwestlicher Richtung vom Cap Lin- desnäs entfernt liegt. In einigen von Hm. Tank über

1) Glocker iuhit in seinem Grundrils der Mineralogie noch ein an- deres Vorkommen des Tttenpalh« an« nämlich mit GadoUnik «a Yt- terby.

2) Kongl Vetensk, Acad. Handl. 1824, ^.334, so wie v. Leon- harde,^ Zciischria f. Min. 1825, Bd. II 5. 267 und Posgendorff's Annal^ Bd. Iii 5. 203.

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nonreglsche MineralvorkomoiDisse gesammelten Notizen, die )ctzt im Besitze Prof. Kelihan's sind, wird D9m*

ch von Ersterem aogeführt, dafs er die phosphorsaure Yttererde, begleitet von Orthit, in einem Gange von grob- k((rnigem Granit auf der Insel Hitteröe, bei FlekkeQord, gefunden habe. Diese Insel besuchte ich im vergaogeuen Jahre, und habe bereits in diesen Anualen, Ed. LYI S. 488 9 eine knrze Beschreibung der dortigen Mineral- vorkommnisse geliefert. Ich erwähnte damals eines Mi- nerals , von dem ich sagte, dals es der phosphorsauren Yttererde gleiche. Eine genauere Untersuchung dessel- ben hat mir gezeigt, daCs es wirklich Tank's pho^hor- saure Yttererde za seyn scheint, wie folgende Charak- teristik desselben beweist.

Aeufsere Gesialt, Mur krjstallisirt in etwa Linien langen Quadratoctaedem, deren Polkantenwinkel etwa 124® , und deren Mittelkantenwinkel 82« beträgt. Be- rechnet man den ersteren Winkel aus dem letzteren, so ergiebt sich derselbe zu 124" 44'* Diese Abweichung ist nidit bedeutend zu nennen, da die Krystalle, obwohl völlig scharf ausgebildet, keinen hinreichenden Glanz be- safsen (einzelne sind sogar völlig inatt), um mit dem Keflexionsgoniometer gemessen zu werden. Die Octae- der treten ohne alle Combinationsflachen auf.

Jnnere Gestalt . Deutlich spallbar parallel den Flä- chen der quadratischen Säule.

Farbe. Chocola'denbraun, Haarbraun in's Gelblich- braune und Fleischroth.

Farbe des Pulvers, Gelblichweifs bis Fleischrotb.

DurchsichtigkeU. In dünnen Splittern mit bräunli- cher oder gelblich rtVthlicher Farbe.

Glanz, Sowohl auf Krvstall- als auf BrucLUacheu schwach, etwas fettartig glänzend.

Bruch. Theils blättrig, tbeils splittrig.

Härte, Etwas grötser als die des Fluisspaths.

6pecijisches Gewicht. 4,39. '

Fer-

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VerhiJten por dem Lothrohre. In der Plafinzange

unschmelzbar, eine dunklere, scbmutzige Farbe aiineh- juend. lo kleinen Stückchen angewendet, wird das Mi- neral TOin Pfaosphorsalz äufserst schwierig und nar un- ▼oilkommen gelöst, etwas besser dagegen in Palferfonn. ])ürn\ löst das Mineral leichter auf, wobei sich eine ge- ringe Eisenreaction zu erkennen giebt. Mit Soda und Salpeter auf Plalinblecb geschmolzen, zeigt sich keine Spur von Manganreaction.

Chemische Consiiiuiwn, Da ich nur sehr wenige Kiystalle dieses Minerals besitze, konnte ich keine voll- ständige analytische Untersuchung desselben Tornehmen. In kochender Salzsäure ist das gepulverte Mineral un- iöslicb, verliert aber seine Farbe, indem hauptsächlich etwas Eisenoxjd extrabirt wird.* Schmelzt man es mit Soda im Platintiegel, behandelt die Masse mit kochen- dem Wasser, fiUrirt die Lösung, übersättigt sie mit Essig- säure, und legt, nach abermaligem Kochen, um die Koh- ledfeabre zum Entweichen zu bringen, ein Stückchen saU petersaores Silber in dieselbe, so bildet sich ein citron- gelber Niederschlag. Der in kochendem Wasser unge- löste Rückstand besteht aus Ytlererde, einer geringen Menge Eisenoxjd und einer Spur Kalkerde. Aufserdem enthält das Mineral noch eine geringe und gewifs unwe- sentliche Quantität Kieselerde. Durch eine Analyse, wel- che aber nur mit der sehr kleinen Quantität von 0^166 Gnu. Mineral angestellt wurde, erhielt ich das Resultat, dafs das Mineral etwa 68 Procent Yltercrde und F^isen- oxyd enthalte. Die übrigen 32 Procent waren Pliosphor- säure (durch Bleizucker - Auflösung gefällt) und Kie- selerde*

Berzelius fand das spec. Gewicht der phosphor- sauren Yttererde 4,557. Ich halte diese Angabe für rich- tiger als die meinige, theiis weil ich nur etwa 0,6 Grm. zur Bestimmung des spec« Gewichts anwenden konnte,

theiis weil es möglich ist, dafs einzelne der angewende-

PoggCDdorff*« AnoaL Bd. LA. 3S

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leii Krjstalle nicht ganz frei von eingemengtem und da- mit verwachsenem Fcldspath waren, der zuweilen eine ganz ähnliche Farbe wie die phosphorsaare Yttererde hat Glocker giebt in seinem Gmndrifs der Mineralogie das spec. (Tcwicht des Ytterspaths zu 4,14 an. Woher diese Angabe eiUuommen wurde, ist mir nicht bekannt.

Die Krjstaüform des Ytterspaths bat Haidinger nntersnchf. Da unsere UniTersitStsbibliothek nidit im Besitze des Edinburgh Journal of Science ist, konnte ich mir keine nähere Einsicht in die Resultate dieser Un- tersuchnng verschaffen. In Glocker's genanntem Werke wird die Krystaliform des Ytterspaths als quadratoctae- drisch bezeichnet, das Quadratoctaeder mit Polkanten von ungefähr 120'' und mit Mittelkanten tou Wenn diefs die Angabe von Haidinger ist, so haben demsel- ben wohl keine scharf ausgebildeten Krjrstalle zu Ge- bole gestanden.

XVII. Leber den Uwaromt und Granat beLÜg- lieh ihrer Zerstörung; pon jiug. Breithaupt.

Durch die Mittheilungen Über den Uwarowit in diesen Annalen, Bd« LIX S. 488, wird 'man endlich mit diesem

Körper näher bekannt. Indessen füge ich darüber noch Folgendes hinzu. Nur die glänzendsten und iui Bruche auch frisch erscheinenden Stücke können zum Anhalten für die mineralogische Charakteristik dienen. Die BrOck- chen, welche ich zuerst von diesem Körper erhielt, sind jedenfalls schon zerstört, und zeigten auch deshalb das niedrige specifische Gewicht 2,969, während doch Hr. Komonen den frischen zu 3,418 fand. Neuerlich er- hielt ich durch Hrn. Graube, der Jahre lang Verwal- ter der Butera'schen Bergwerke bei Bissersk war, ei-

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nige E^einplare des Uwarowits, darunter eins fast glanz- los uud kaum vod der Härte 6 (der des Apatits), wäh- rend ein anderes lebhaft glänzendes die Härte 8 erreicht und selbst fibersteigt. Durch diese Umstände dürfte be*

i^iesen werden, dafs der Uwaiowit der Verfvitteruug leicht unterworfen sejr.

Ist der Uvrarowit ein Granat, ^orran kaum noch zu zweifclu, so kann ich von anderen Granaten gleich- artige Verwitterungen hinzufügen. Schon seit lange kenne ich Uebergänge des Aplom- Granat in eine dunkelgrüne cblorit- ähnliche Masse, die zum Theil so weich ist, dafs sie hin und wieder Eindrücke vom Fingernagel annimmt. So aus dem Forstwalde bei Schwarzenberg in Sachsen, aus dem Elsafs etc. Im vorigen Jahre kaufte ich ein grölseres Stück Cbloritschiefer mit inneliegenden Parthien und Krjstallen des gelbbraunen sogenannten halbharten Fahlunits von Fahlnn. l)iese Krjstalle waren deutliche und undeutliclie rhombische Dodecaeder, die undeuth'- chen in die Körner form übergehend. Diesen Fahlunit» welcher nach seinen Merkmalen dem Serpentin nahe steht, darf man wohl als das Prodiict einer Umwandlung des Granats ansehen, da Granat oft ein gleiches Vorkom- men zeigt, der Fahlunit aber in seinem Innern durchaus unkrystallinisch ist. Gleichfalls Im vorigen Jahre erhielt ich ein Stück schwärzlichgrünen Aplom- Granat von der Grube Zweigler bei Schwarzenberg, durch die Güte des Hm. Finanz -Procurator Lindner, in deutlichen und ziemlich grofsen Dodecaedern. Während an der einen Seite der Granat noch ganz frisch ist und mit dem Stahle Funken schlägt, geht er allmählig nach der entgegenge- setzten Seite hin in ein halbhartes bis weiches Mineral über, was in den meisten Kennzeichen mit Serpentin und Fahlunit übereinstimmt, und nur noch 2,775 wiegt*

38»

XVIIL Veber den KeUkchromgranat.

Td Bd. LIX S. 4S8 dieser Anualeo, ist eine Analyse des Kalkchromgranats von Bisserks im Ural (des frfther so-

gcüanntea Uwarowits) vom Hrn. H. Komoiicu luiigc- tbeilt worden. Dasselbe erhält eine Bestätigung durch eine Analyse des Hrn. Erdmann in Stockholm nach welcher dasselbe im Hundert zusammengesetzt ist aus:

Kieselerde

36^3

Thonerde

5,68

Eisenoxyd

1,96

Cbromoi^jd

21,84

Kaikerde

31,63

Talkerde

1,54

Kupferoxyd

5pur

99,58.

I

Erdmann g^ebt keinen Wassergebalt an, der ge- wifs auch bei der Analyse des Hrn. Komonen durch

Feuchtigkeit herrührte, welche das gepulverte Mineral angezogen haben konnte.

1) Berselios Jafareshericht für*« J«hr S* 243.

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