ZEITSCHRIFT DES —V GESCHICHTE UND

ALTERTHUMSKUND =

1984 ‚436 48

#: ihrarı of

Princeton Universitn.

Inhalt.

Seite

Prüfung des Schutz- und Immunitätsbriefs K. Ludwigs von Oſt—

franten für das Jungfrauenkloſter Drübeck vom 26. Januar 877. .

Ben BR 10) EEE 1—16 Die Urkunde K. Lubwigs III. für Drübel. Bon E. Mühlbacher 16—25 Gloden des Mansfelder Scekreifes und die ältefte mit der Jahres—

zahl ihrer Entftehung verſehene Glode Deutichlande. Yon

Dr. 9. Größler in Eisleben. Mit drei Tafeln Gleden-

infhriften. Anhang: Die Glode zu Gonna bei Sangerhaufen.

DRS: DE. IUEE 26 —46 Holting auf dem Timmerlah, Herzogthum Braunſchweig. Amt

Salder, 1459— 1681. Bon H. Langerfelbt, Oberförfter

in RIODOBSBANIER innen 47 —89 Einige Urkumden bes Klofter8 Marienthal in Bezug auf ben

Lappwald. Mitgerbeilt von demſelben zeuerssnssseesnseeneenssnenenen 90 100 Ein Criminal» Procei aus dem 16. Jahrhundert. Bon Levin,

Freiherrn v. Wintzingerode-Knorr ..ussesssnenssnsennesnonssnunnnrere 101 118

Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues. Ein Nachtrag zur Zeitſchrift des Harzvereins, Jahrg. 1875, ©. 335 424.

Vom Gymmafialoberlehrer Dr. H. Größler in Eisleben ........ 119 231 Zur nie der Halberftäbter Bifchöfe III. Von Dr. Guftav

S 409 433 Brodenfragen. Bon Ebd. Jacobs ..........R.p.......R.......RRi........ 433 475

Heraldil und Münzkunde.

1. Ueber das Regenſteinſche Wappen, beſonders mit Bezug auf

deſſen Darftellung im der Bignette bed Harzvereins. Bon

G. A. v. Mülverſtedt, Staats-Archivar in Magdeburg und

BER. rhireee 232— 246 2. Die Münzen der Grafen von Regenſtein im neueren Zeitalter

und die nach ihrem Erlöſchen für die Grafſchaften Regenſtein

und Blankenburg geprägten Münzen. Bon bemfelben ......... 247 286 3. Beiträge zur Mansfeldifhen Munzkunde. Bon Paſtor Th.

Stenzel in Dobndorf, Borfteher bes Herzogl. Münz-

OTTO een 287 354

Vermiſchtes.

J. Ein Brief Johann Melchior Goezes vom 23. September 1777. Mit Anmerkungen von Earl Bertbeau in Sa nee 355 366

U. Zu ber Lutherbibel v. 3. 1541, Ha 234 auf gräfl. Biblio- thek zu Wernigerode. Vom Archivrath H. Beyer in TODE asien einen issue 366 367

iv Inhalt.

Sei

III. Das Gericht der Grafen von Negenftein zu Haffelfelde

auf dem Harze 1363. Vom Amtsrihter G Bode zu

HEIDEN anne een re 367 369 IV. Mittheilungen über die Archive ber Hleineren Harzftäbte.

Von demſctihhe 369 373 V, Ueber zwei Rectoren der Ilfenburger Klofterfchule. Bon

D. Freiheren Grote zu Schauen.zunssssessensnsesnseseseensnnnnnnnns 373 375

VI. Einige fih aus den Nentei- und VBogtei- Rechnungen pro 1508/9 ergebende Nachrichten über des Grafen Hein- rich des Fingern zu Stolberg Tetten Aufenthalt in ber Heimat, feine Erkrankung, feine Babdereife nah Ems, feinen am 16. December 1508 zu Cöln erfolgten Tod und jein Begräbnig in Stolberg. Bon dem verft. Kammerrah üb neeeeee —— 375 392 VI. Wernigerödiſches. a) Klofter Drübeck; b) Ulrich v. Schermbfe, Klofterbruder zu Ilfenburg 1301 1310; c) den Abt zu Ilſenburg betr.; d) die Familie de Domo (van der Kemenaben, Kemden?). Bon Ed. Jacobs .... 392 399 VII. König Wenzels Achtbrief wider Halberftadt, Quedlin— burg und Aſchersleben 19. März 1389. Mlitgetheilt vom

Arhivrath Prof. Fr. Kindſcher in Zerbft cernssrnnssnenenene 400 —401 IX. Alte Glode zu S. Morik in Halberftabt v. J. 1281. Bon D. th. H. Otte in Fröhden zessssnassseussssssasesunssssisniues 401 402

X. Ueber die Zeitbeftimmung ber Inclufe Sifu zu Driübed.

Thietmar 8. 6. Bon Dr. Jul. Schadeberg in Halle... 402—406 XI Grabinfhrift des Grafen Earl zu Barby in der Domkirche

zu Barletta, Apulien. Bon Dr. Jul. Schmidt... 405

I. Der alte Taufftein aus ber Walbeder Stiftskirche. Bon Ahreus, Hauptmann a. D. 476 -477 IE Anfrage. Bon E. Dümmler un. 477 478 III. Theilung von Aedern des Stifts Gernrobe und der Klöfter Sl fenburg und Huysburg ſüdweſtlich von Halberftabt bei Fangenftein und wüſt Erfftebt, (Holtemme-) Ditfurt und Groß- und Klein- Ballenfole. Bon Ed. Jacob8 ....... 478 479 IV. Den Ort und Klofter Drübed betreffend. Bon demfelben.... 480— 482 V. Plünderung des Klofters zur Klus durch die von Warberg

im marfgräflicden Kriege 1553. Bon bemfelben ame 482 486

VL Zobergut bei Sangerhaufen. Bon El. Menzel... 486 —487 ea, STARTEN 488— 492 Mitglieder⸗ Verzeichmgggg 493 504

Berzeihniß ber für die Sammlungen des Harzvereins ein- gegangenen Gefchenke und Erwerbungen zusssssnenenee 505 510

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Prüfung des Schuß- und Immunitätsbriefs K. Ludwigs von Offranken für das Jungfrauenkloſter Drübeck vom 26. Iannar 877.

Sedrudt: Urkob. des Kl. Drübed Nr. 1 mit Facfimile in Lichtfteindrud.) Bon Ed. Jacobi.

Der im Drübeder U. B. Nr. 1 abgedrudte und als erfte Anlage nach einer Vorlage auf Pergament dafelbit in Lichtiteindrud jorg- fältig nachgebildete Simmunitätsbrief kann befonders auf Grund einer von mir ſelbſt an der Hand des Drübeder Originals, fowie von mei- nem Freunde v. Schmidt Phijelded in Wolfenbüttel an zwei unzwei— felhaft echten gleichzeitigen Gandersheimer Urkunden aus derjelben Kanzlei, welche jegt im herzoglich Braunſchweigiſchen Yandes-Haupt - Archive aufbewahrt werden, vorgenommenen Vergleihung nicht ala eine Urfchrift im engeren Sinne oder als eine unter Mitwirkung des Ausſtellers entitandene Ausfertigung gelten.

- Zwar ift die Schrift der Drübeder Urfunde der der Gander- heimer Driginale mit Einſchluß von Chrismon und Monogramm ziemlich genau nachgebildet und namentlih find in ihr die Kanzlei- formen und -Angaben die entſprechenden und richtigen, aber bei genauerer Bergleihung ergeben fich, abgejehen vom Pergament, doc) mande unverfennbare Verſchiedenheiten. So hat der Schreiber der Nachbildung doch die Weife der Buchftabenverbindung in Karo- lingiſcher Zeit nicht mehr verjtanden und beherrfcht, einzelne Buch— ftaben, namentlich das e, zeigen eine unverfennbare Verſchiedenheit, auh würde man vielleiht öfter ae als e-caudata erwarten. Dann aber fehlt bei Drüb. 1 das Kanzlerzeihen ganz und gar. Zu beachten ift auch, daß die Driginale beim Datum die Ziffer zehn jo: ac haben, während Dr. 1 „x hat.

Nach unferer, in dem Folgenden weiter zu begründenden Ueber— zeugung ift das Drübeder Diplom als eine fahlih unverdächtige, etwa 100 Jahre jüngere Abjchrift des verloren gegangenen Drigi- nal3 anzufehen. Daß man auch in Karolingifcher Zeit häufiger auf jolhe Weife wichtige Urkunden, bejonders königliche Immuni— tätöbriefe, um fich gegen ihren Berluft zu fichern, durch möglidjit

Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 1

2 Prüfung des Schuß- u. Immumitätsbriefs K. Ludwigs für Drübed.

getreue Nachbildungen vervielfältigte, iſt bekannt. So finden ic) von K. Ludwigs Immunitätsbrief für Fulda vom 2. Mai 816 neben dem erhaltenen Driginal noch zwei Abjchriften vor, von denen die eine die Urfchrift faſt täufchend, Die andere aber nur ſchlecht nach— ahmt.!

Bejonders wichtig für die Kritif unferer Urkunde ift es, daß wir in den beiden Gandersheimer Urkunden nicht nur zwei voll- fommen gleichzeitige Originale aus derjelben Kanzlei, jondern von der einen dem Gandersheimer Immunitätsbrief aud eine Nachbildung zur Vergleihung benugen fonnten, die ſich als unzwei— felhafte Fälſchung ermeiit.

Es wird fich daher empfehlen, einige Bemerkungen über jene zu Wolfenbüttel aufbewahrten Urkunden vorauszuſchicken. Beid durch verfchiedene Drude befannt gewordenen Diplome König Lud wigs des Jüngeren für Gandersheim v. 26/1 877 Liegen in Dri- ginalen vor, deren Echtheit nach jorgfältiger Prüfung unanfehtbar if. Die eine iſt die mehrfach gebrudte und bei Scheidt Origines Guelf. IV, 377 facfimilirte über Tennftedt und Ehrich. Das Fac- fimile bei Scheidt ift buchſtäblich genau bis auf Zeile 1 sate, wofür im Original stae, Zeile 3 piissimorom, wofür im D. piissi- morum, Seile 7 immunitates, wofür im D. inmunitates und Beile 2 v. E. Luitberti, wofür im O. Lautberti fteht. Die Scriftzüge find dagegen jo gänzlich mangelhaft nachgemadt, daß das Facjimile zu irgend welchem Fritiichen Zwede völlig unbraudbar genannt werden muß —. Die Einficht des Driginals ſelbſt aber läßt feinen Zweifel über defjen Echtheit Raum’.

2. Die andere Urkunde iſt die von Harenberg ©. 583 f. vorgeführte über das Recht des Gandersheimer Conventes, fi in Ermangelung einer geeigneten Dame aus dem Haufe der Grafen Brun und Dtto eine Webtiffin frei zu wählen u. f. f. Dieſe Ur- funde ift, ſoweit e3 den eigentlichen Tert betrifft, von einem andern Schreiber als die erjtere Urkunde, wenngleid mit völlig überein- ftimmendem Schriftharafter, oder noch genauer, nach augenfcheinlich gleicher Schriftfhule, gejchrieben, weshalb denn auch das Chrismon und Kanzlerzeichen etwas anders ausjehen. Recognitionszeile und Datirungszeile derjelben aber find von derjfelben Hand, wie die entjpredenden Theile aus Nr. 1 hinzugefügt (wobei «8 nur auf Nr. 2 dem betreffenden Beamten begegnet ift, im Mono- gramm das unten ftehende I auszulaffen); ebenjo find die tiro- niſchen Noten im Kanzlerzeihen auf Nr. 1 von demjelben ge- jhrieben, der fie auf Nr. 1 gemadht hat. Das auf beiden

1) Sickel, Acta regum et imperatt. Karol. I, 11, Am. 2.

Don Ed. Jacobs. 3

Urkunden jehr gut erhaltene Siegel ift mit einem und demjelben Stempel gemadht. Es darf ſonach als feititchend angenommen werden, daß auch dieſe Urkunde, wie Nr. 1, fo mie fie vorliegt aus der Föniglichen Kanzlei hervorgegangen ift, und daß beide von dem Kanzler Wolfher, bezw. feinem nächſten Stellvertreter, eigenhändig vollendet und vollzogen find. !

Nun liegt aber von der zuletzt befprochenen Urkunde auch noch eine Fälſchung vor, die fi fowohl aus äußeren Gründen, welde auszuführen an diefer Stelle zu weit führen würde, als aus inneren, jahlichen, auf welche wir theilmeife weiter unten noch Bezug nehmen werden, als ſolche ermweilt, obwohl die älteren Herausgeber faſt alle, darunter angefehene Diplomatifer, fie für eine zweite Driginal- ausfertigung hielten und ihr durch den Abdrud den Vorzug gaben, ? and nur v. Edhart das Diplom nah feinem echten Originale ab- ‚drudte.?

Mährend wir aber noch fehen werden, daß jene Gandersheimer Nachbildung fich, trogdem dies von den meiften früher nicht erfannt wurde, als eigentliche Fälichung deutlich ergibt, kann die Drübeder als eine folche nicht gelten, fondern es ift anzunchmen, daß fie zur Erſetzung des etwa durch den Einfluß elementarer Kräfte, Wafler, Feuchtigkeit, Feuer Shabhaft gewordenen Originals von diefem abge— ſchrieben, möglicherweife auch nad) einer bloßen Abſchrift künſtlich reconftruirt wurde.

Da im vorliegenden Falle einem Nichtoriginale gegenüber die äußeren diplomatiſchen Merkmale wenig in Betradht kommen, fo würde unfere Unterfuhung zunädjt die inneren diplomatiſch formellen Eigenſchaften zu prüfen, dann die hiftorifhe Kritik an dem Anhalt zu üben haben. Im Wefentlichen joll diefer Gang inne gehalten werben; da ich indeß privatim durch meinen Freund Dr. Shum auf einige Punkte aufmerffam gemacht worden bin, an die fih bedenkliche Einwürfe knüpfen könnten, jo ſchien es fich zu empfehlen, inſoweit auch bei der diplomatischen Kritik auf den Inhalt einzugehen.

I.

Es Fönnte feinen, als hätte man fih, nahdem Drübed duch Nr. 3 Immunitätsbrief K. Ottos II. v. 980] das

1) Die beiden in Anführungszeichen gefetsten Abfäge find einer freund— lichen Mittheilung des Herren Archiv-Secretairs und Eonfiftorialraths C. v. Schmidt-Phifelded vom 29. Mai 1877 entnommen.

2) Keudfeld Gandersh. S. 93 f.; Leibniz SS. U, 372, Harenberg Hist. Gandersh. 583 f; Scheidt Origg. Guelf. IV, 370.

3) Comment. de Franc. or. II, 888.

ı *

4 Prüfung des Schuß- u. Immumitätsbriefs K. Ludwigs fir Drübed.

Wahlrecht der Aebtiffin [n. b., es heißt außerdem: talique prorsus iure perfruantur, quali cet.] nad dem Mufter von Gandersheim [und Duedlinburg] verliehen war, von dort die betreffende Urkunde Ludwigs des „Jüngeren fommen laffen und unter möglichſtem Anſchluß an diefelbe fi ein ähnliches Diplom gejchmiebet.

Daß man fi im Klofter follte veranlaßt gefehen haben, nad): dem Kaiſer Dtto II. ihm Königsſchutz und völlig gleiche Gerechtjame, wie die angejehenen Schweiterftifter am Harz nah D. und W., feier- lich verbrieft hatte, einen ähnlichen Brief des fehr wenig hervor» tretenden Königs von Dftfranfen zu erdichten, wird nicht als wahr- fcheinlich bezeichnet werden können.

Ob man fih den Immunitätsbrief für Gandersheim jo leicht von dort habe können fommen lafjen, ſcheint mir fo wenig ent— ſcheidender Werth darauf gelegt werden fol doch zweifelhaft. Solche neben Kleinodien und Heilthümern unter ficherftem Ver— ſchluß bemwahrte Documente wurden jelbft nahe Betheiligten nur ungern zur Einficht verftattet. Ich habe ſogar Grund anzunehmen, daß jelbit heute jenes vielfach gedrudte und nur noch wifjenfchaft- lihen Werth befigende Document von Wolfenbüttel nicht verjandt werden wird. Wie ſchwer es hielt, von einem folchen Föniglichen Document au nur eine einfache Abjchrift zu nehmen, zeigt eine Kanzleibemerfung aus Ilſenburg v. %. 1493, wo es fih um eine Ilſenburg felbft betreffende Urkunde König Heinricha II. v. 1003 im Archiv des Didcefans handelte: „Literam, cuius hec est copia, magnis instantiis summisque laboribus legendam et excopiandam obtinui. Cave, ne omnibus legenda prebeatur!“ (Ilſenburger Urfob. I, ©. 2.)

Dr. Shum: „Dafjelbe (Diplom v. 26/1 877) zeigt des— halb im Großen und Ganzen ziemlich richtige Kanzleiformen, aber auch eine bedenkliche mechanifche Uebereinftimmung in dem ganzen Verlauf des Rechtsgeſchäftes: hier mie dort müſſen es natürlich zwei Grafen fein, die das Klofter ihrer Schweſter tradiren.”

Die mechanifche Uebereinftimmung mit dem gleichzeitigen Gan- deräheimer Immunitätsbrief fomeit eine folche anerfannt werden fann darf um fo meniger auffallen und Bedenken erregen, als wir die Formen des lehteren mit denen des unzweifelhaft echten gleichzeitigen Schenfungs brief3 Ludwigs d. J. für Gandersheim ganz ebenfo übereinftimmen jehen.

Den Parallelismus von zwei gräflihen Brüdern und einer Schweſter in beiden Urkunden vermag ich nicht für etwas Auffal- lendes zu halten, zumal meiterhin die Geftalt und der Inhalt dev

Von Ed. Jacobs. 5

Drübeder Urkunde durhaus felbftändig erfcheint. Beziehungsmeife ift auch die Mebereinftimmung im dietamen nicht fo groß, wenn man den Schematismus de3 damaligen Kanzleiweſens berüdfich- tigt. Soweit die Mebereinftimmung vorhanden ift, hat man dieje von anderer Geite gewiß nicht ohne Grund als Inſtanz zu Gunften der Echtheit der Drübeder Urkunde in Anſpruch ge: nommen. !

Die felbjtändige Faffung des doch ganz gleichartigen Diploms zeigt fih bejonderd darin, daß nichts darin aufgenommen ift, was den Verhältnifien nicht ganz entfprädhe, fo am Schluß der Sag: Et homines illius abbatissae, sive liberi sint, sive servi, nulla iudiciaria coerceantur potestate, sed in praesentia eiusdem abba- tissae advocati et eorum rectidudinem adquirant et ceterorum perficiant.

Ferner könnte e3 verdächtig fein, daß, obwohl beide Ur- funden an demfelben Tage über ein gleiches Nechtögefchäft in der Föniglichen Kanzlei ausgeftellt find, die Drübeder Urkunde in der Arenga nicht genau mit der Gandersheimer übereinftimmt, fondern erftere eine höchft merkwürdige Dop- pelarenga zeigt, deren erfter Theil nicht zu einer Trabition, ſondern zu einer Privilegienbeftätigung paßt; während doch in dem folgenden Tert durchaus nichts von bereit vorhan- denen königlichen Urkunden gejagt wird.

Daß die Vorrede dem nachfolgenden Tert des Diploms theil- mweife nicht vollfommen adäquat ift, kann zugegeben werden; es ift aber auch anerkannt, daß in weitem Umfange auch fonft bei der mecha— niſchen Benutzung der Formelbüder die Prologe zu dem Inhalte der Schriftftüde nicht genau paſſen.“ Zu Ludwigs d. %. Zeit kann das um fo weniger auffallen, als die königliche Kanzlei damals auf feiner bejonderen Höhe ftand.? Wir jehen, daß während im 9. Jahrh. die Arengen der Immunitätsbriefe traditionell find, gleihbedeu- tende Diplome doch verſchiedene Prologe Haben, oder daß in der Arenga gemwechjelt mwurde.* Auf den Wortlaut derfelben ift jevenfall3 fein Gewicht zu legen.

Da der Schreiber an demfelben Tage ſchon bei zwei Urkunden diefelbe Einleitung gebraucht hatte, jo mochte er bei der dritten eine Abwechſelung belieben und, wie es öfter geſchah, aus einer Bene in eine andere analogen Inhalts übergehen.” Die bejondere

1) Boe, Sarzzeitihrift 4 (1871) ©. 23 f. 2) Sidel a. a. O. 1

3) Dümmler, die Ars Karolinger II, 651; vol. Sickel a. a. O. J, 134. 4) Sidel a. a. ©. I, 168.

5) Dai. I, 132° 2

6 Brüfung des Schug- u. Immumnitätsbriefs K. Ludwigs fir Drübed.

Betonung Föniglicher Beftätigung mochte bei Drübed auch nöthiger erſcheinen, da es ſich hier nicht, wie bei Gandersheim, um die ältere Stiftung eines mit den Königen ſelbſt verfchmägerten Geſchlechts handelte.

Was übrigens die Bedeutung der zunächſt in Rede ftehenden Diplome betrifft, jo Liegt dieſe keineswegs in der Tradition als Schenkung, die nur Form und Mittel zum Zweck ift; die Bedeutung und ausgefprochene Abficht! ift vielmehr die unter damaligen Ber: hältnifjen hochwichtige Beftätigung von Seiten des Königs, Daher e3 am Schluß nur: et ut haec auctoritas nostrae concessionis et confirmationis heißt.

Meinerfeit3 befenne ih, daß mir der erſte Theil der Arenga um deswillen auffällt, weil ich diefe Formel in den älteren For— melbüchern und in Karolingerdiplomen nicht habe auffinden können.

Auffällig könnte es ferner fein, daß, trog Nr. 1 von königlichen Privilegien redet, dies in den Urkunden Nr. 2 u. 3 nicht gejchieht; man hätte nach dem Gebrauche jener Zeiten bei Erlaß der erfteren wohl ficherlich die letzteren vorgelegt ; in Nr. 2 wäre Drübef alsdann vielleiht monasterium nostrum, monasterium regale genannt worden. Am meijten könnte Nr. 3 vielleicht überhaupt gegen die Eriftenz von Nr. 1 geltend gemacht werden.

Troß jenes Einwandes kann ich die daraus gezogene Folgerung nicht als nothmwendig erkennen. Wie wenig wir auf Grund der vorhergegangenen Tradition auf ein „monasterium nostrum’ ober ‚regale’ ſchließen dürfen, zeigt um nur bei den allernädhiten Beijpielen ftehen zu bleiben, eine Vergleihung der beiden unzwei— felhaft echten in der Urſchrift erhaltenen Urkunden Drüb. 3 u. 5. Trogdem das Kl. am 8. Sept. 980 dem K. Otto II. tradirt und trotzdem es durch ein gleiches Privilegium vom 7. Juli 995 von Dtto IH. in des Königs Schuß, „regimen et mundiburgium’ ge- nommen war (Nr. 4), läßt K. Heinrichs II. Ymmunitätsbrief vom 1. Aug. 1004 nichts von folder vorhergegangenen Tradition und Privilegirung erfennen, fondern redet nur von Drübeck als einem quoddam monasterium. Und um ein Beijpiel von dem benad)- barten Kl. Ilſenburg anzuführen, jo läßt König Heinrichs II. Urk. v. 15. April 1003 gar nichts davon erfennen, daß die darin ge- ſchenkte Königsburg bereit von K. Dito III. war übereignet worden, wie eine 15 Jahr jüngere unverdächtige Urkunde des von beiden Königen beſchenkten Biſchofs Arnolf jagt. (Ilſenb. Urkob. 1 u. 2.)

Daß Drübeck vor der übrigens nur in einer Participial- conftruction (tradentibus) erwähnten neuen Uebereignung an

1) eo videlicet rationis tenore.

Bon Ed. Jacobs. 7

König Otto II. ein vom Gefchleht Wikkers übergebenes Fönigliches Klojter war, fcheint ſchon bei näherer Betrachtung aus dem Inhalt der Urk. 2 hervorzugehen. Wir lernen daraus, daß die Schweiter eines Aufrührers wider den König,! des Bairiſchen Edeln Diot- mar, defjen Güter confiscirt und dem Könige zugeſprochen waren, in das weit entfernte Sächſiſche Klofter geſteckt (velata) war. Daf der König defien Familie in der ihm gehörigen Stiftung wird untergebracht haben, ijt wohl anzunehmen.

Und wenn die Wiederholung von Privilegien und Immunitäts— briefen an und für fi etwas Gemwöhnliches war, fo konnte man ſich beſonders veranlaßt ſehen, trot aller idealen Rechtscontinuität zwifchen den Dftfränfiihen und den fpäteren Deutfchen Königen, die einem Ludwig dem Jüngeren gejchehene Tradition bei Kailer Dtto II. zu erneuern. Die Immunität wurde doch von beiden Seiten als eigentlicher Zwed und Hauptſache erfannt. Die Vertaufhung der ſonſt ſehr ungleihartigen Objecte Kiffenbrüd und Stift Drübed im 3. 1058 hatte für Letzteres auch nur die Bedeutung, daß es in einer den Verhältnifien der Zeit entfprechenden Weiſe vom Königs- ſchutz in die tuitio, regimen et mundiburgium des Biſchofs ‚von Halberftadt, feines Didcefans, überging.

II.

Vermochten wir nun aus den bisher erörterten Einwürfen fein Bedenken gegen die wefentliche Echtheit des allerdings als Ab» ichrift und Nichtoriginal anerfannten Drübeder Schutz-⸗ und Immu— nitätöbrief3 zu entnehmen, fo glauben wir viel leichter durch eine im Wefentlichen Hiftorifche Unterfuhung die Zuverläffigfeit und die Unerfindbarfeit des Inhalts beweijen zu fünnen. Bei dem durchaus fragmentarifchen Charakter des überlieferten Klofterarhivs, bejonders aus den eriten drei Jahrhunderten, werden wir es nur als einen günftigen Umftand betrachten fünnen, wenn wir nod hier und da unmittelbar urkundliche Beweisftüde beibringen können. Ebenfo wie das Todtenbuch bis auf einen winzigen Neft? verſchwunden tft, find auch ältere Copialbücher nicht erhalten. Die als Copialbuch bezeich- neten Auszüge und Notizen aus dem fünfzehnten Jahrhundert 1) Mon. Boica XXVIII, I, S. 188 f., Nr. CXXX. König Otto I. üibereignet dem h. Emmeramm bei Regensburg am 4. Febr. 961 partem here- ditatis nobilis viri Diotmar zu ‘Priemberg im Nordgau, nostrae regiae potestati iudicio scabineorum cum omnibus, quae ipsius iuris erant, pro suo commisso indicatam. Nachher wird von Diotmard possessio und dominatio zu Priemberg geredet. Urſchrift mit vollftändig erhaltenem Siegel in München.

2) Zeitichr. des Harzvereins 3 (1870) ©. 381 322.

8 Prüfung des Schug- u. Immumitätsbriefs K. Ludwigs für Dribed.

geben unjern Immunitätsbrief, als ältejtes, merkwürdigſtes Stüd, in vollftändiger Abſchrift an der Spite.!

Bei der Annahme, das Diplom ſei gejchmiedet, würde man wohl in erfter Linie Zmed und Abjicht nachweiſen müſſen. Daß es feine Rechte verbrieft, melde nicht von andern Königen und Kaiſern feit 980 zugefichert vorliegen, wurde ſchon erwähnt. Eine in anderen Fällen anzunehmende Abficht der Anfnüpfung an einen berühmten Namen oder der Erdichtung einer möglichft hohen Bergangenheit ift auch nicht anzuerkennen, denn es handelt fi) nicht um einen Karl den Großen oder den kirchlich beliebten Ludwig den Frommen; und da im Jahre 960 das Klofter in Stand und Weſen war (Nr. 2), fo iſt eine ältere Gründung zu juhen, und daß das Klofter auch bereit3 mirklih ein Fönigliches geworden war, glaubten wir darin angedeutet zu jehen, daß die Schwefter eines aufftändifchen Großen aus Baiern in diefem fernen Klofter verjchleiert wurde.?

Daß aber bei erdichteten Urkunden, troß aller Mühe, melde fih die Fäljcher gaben, in den meitaus meijten Fällen nicht bloß ſtiliſtiſche Incongruenzen, fondern faſt immer hier und da fahlidhe Unmöglidhfeiten, unvereinbare Anahroni3men oder der Kritil offenbar vorliegende Abſichten und Zwede nahmeisbar find wenn au nicht alles diefes zugleih kann als allge- meiner Erfahrungsſatz diplomatifcher Kritik bezeichnet werden.

Es fei verftattet, hier nur auf zwei Beifpiele Hinzumeifen, welche gerade die allernädhjten find. Sehen wir die mühſam gejchmiedete Urf. Drüb. Nr. 6 an, fo erweiſt fie ſich, ganz abge: jehen von paläographifchen und anderen äußeren Merkmalen, als unzweifelhafte Fälſchung ſchon durd die chronologisch ganz verfehr- ten Ranzlei= Angaben und die Bezeihnung Heinrichs II. im Jahre 1004 als Raifer, deren Duelle wir auch in Nr. 7 erfennen lernen. Es handelte fich aber auch um bedeutende Güterſchenkungen, darunter um eine foldhe zu Heudeber, über welche man nur eine nicht perfect gewordene föniglihe Urkunde von 1021 befaß (Nr. 7), bejonder aber um eine Siderung der Vogtei im Gejchlechte

1) Bal. Drüb. Urkdb. S. 2, 226; Zeitfchr. d. Harzver. 9 (1876) ©. 116.

2) Das Siegel von Dr. 2 ftimmt allerdings auffallender Weife zu der von 8. Folt Neues Archiv d. Geſellſch. für ältere deutfche Geſche-Kunde 3 ©. 36 f. als Dtto III. Nr. 2 bejchriebenen Form, auch fteht das Mono— gramm auf Rafur und ift der Schreiber der Urk. bisher anderweitig nicht befannt. Wenn trosbem auch Sidel (nach gütiger briefl. Mittheilung vom 11/7 1877) die Echtheit vertritt, jo ift wegen bes Inhalts befonders die oben befprochene Urf. v. 4. Febr. 961, welche in einem unbezweifelt echten Original zu München vorliegt, von entjcheidender Bedeutung.

Bon Ed. Jacobs. 9

Riffers.! Die unrichtigen Kanzlerangaben entlarven den Fälſcher, obwohl das Klofter in Urkob. Nr. 5 eine echte Urfunde von demjelben Tage bejaf.

Noch näher liegt die Vergleihung mit der bereit3 oben erwähn— ten Gandersheimer Fälſchung von demfelben Tage 26. Yanuar 877. Hier Tiegt ganz abgefehen von einer weiteren Prüfung der äußeren und fonftigen inneren biplomatifchen Eigenſchaften der Zweck der ſonſt ſehr forafältig und an der Hand zweier Dri- ginale in der Kanzlei eines bedeutenden Stift gefchmiedeten Fäl— Ihung klar vor: Um nämlich einerfeitö eine alte königliche Zu— fiherung des Gandersheimer Güterbefites zu fchaffen, an welcher es bisher noch fehlte, andererfeits die eigene Gerichtäbarfeit des Etifts, welde nah den Worten der Originalurfunde nur gegen die Grafen gefihert war, auch gegen die Eingriffe der benachbar— ten Reihsfürften, d. h. der Braunfchweigischen Herzöge und de3 Bischofs von Hildesheim, zu verwahren, wozu es an hiftorifch nachweisbarem Anlaß nicht fehlte, wurde in die gefäljchte Urkunde nullus princeps gefegt, wo das Driginal nullus comes hat, und erſteres redet von einer imperialis munitas im Munde Ludwigd des Jüngeren? Mie ungefhidt auch heutzutage der hiftorischen Kritik eine Aenderung der Urfchrift erfcheint, welche König Ludwig feine Macht eine imperialis nennen und ihn von Reichs» fürften im fpäteren Sinne umgeben fein läßt, fo fiel das doch früher nicht auf, die Fälſchung that ihm Dienfte und wurde felbft bis in neuere Zeit für eine Originalausfertigung gehalten.

Gehen wir nun im Einzelnen zu Berfonen und Saden über, von welden der alte Drübeder Immunitätsbrief berichtet, fo liegt e8 in der Natur der Sache, daß wir bei dem vollitändigen Mangel an weiteren Nachrichten aus diefer Zeit und Gegend nicht beitimmt an befannte Gefchlechter und Individuen anfnüpfen fön- nen. Bei dem Geſchlechte Theti- Wikfers ift auf die fehöne Unter- fuhung und die fcharffinnigen Zufammenftellungen Bodes in der Beitfchrift des Harzvereind 1871 (4) 25 31 und 1868 (1) 15 zu verweifen, wo auf die Verbreitung diefer und anflingender Namen bei den Thüringifch- Sahfifhen Gefchlechtern der Goſeck-Putelen— dorfer und Wettiner hingewiefen ift, die gerade in der Gegend des hier zunächſt in Betracht fommenden Hornburg angejeffen waren.

Der Name Theti, den ich nicht, wie Föritemann St.-B. 1. 1143 f. durch Tat Vater erflären, ſondern für eine Kojeform

1) Bol. meine Gef. d. Kl. Drübed. Wernig. 1877. ©. 5 f. u. Anm. 28. 2) Bol. das ſchon angezogene Schreiben von C. v. Schmidt - Phi- felded in Wolfenbüttel.

10 Prüfung des Schug- u. Immunitätsbriefs K. Ludwigs für Drübed.

für Deoderic, Theoderie halten möchte, hat wohl, ebenfo wie Liu- tolf in dem entiprechenden gleichzeitigen Gandersheimer Immuni— tätsbrief, Die harte Tenuis ftatt der üblichen Formen Dedi, Dedo, Liudolf, erft in der oberdeutichen Kanzlei des Königs erhalten.

Der Name Adelbrin, Adalbirin, »brin, -brun fommt andermeit nicht häufig, Doch gerade in alten Quellen mehr- fad) vor. Unfere Kloftergründerin wird uns in erhaltenen gleich- zeitigen Quellen nicht genannt. Zu erwähnen ift, daß SHalber- jtädter Chroniften feit der Mitte des 16. Jahrhunderts ihrer mehrfach, wenn auch in ganz verfehrter Weife, gedenken, jo Winnigſtedt, der die fundatrix, „die fromme Matrone Albina” im %. 1080 am heil. Ofterabend mit ihren drei Brüdern durch B. Burchard II. zu Halberftant als Neubefehrte getauft werden läßt.“ In Dru- dens hdoſchr. Halb. Chron. ift der Name richtiger als Albrina verkürzt.” Im Kloſter ſelbſt fehen wir fie, wie die lampas s. Albrinae, presentien Albrinae zeigen, im jpäteren M. A. als Localheilige verehrt. *

Fefteren Anhalt, als die Namen einzelner Perfonen, bietet die Nachricht, daß; der neugegründeten Stiftung zur Erhöhung des Baues und zur DVerbefjerung der Ausftattung das Klofter Horin- burg in pago North Thuringa einverleibt worden fei.

Es ift bereit3 Harzzeitfchr. 4, 24 f. darauf hingewieſen worden, daß hierbei nur an das monast. s. Mariae in cella Horenburch oder Hornburch, Hornburg = Belle, ſüdſüdöſtlich von Eisleben nad) Querfurt zu, gedacht werden fann. Es ift daran zu erinnern, daß der Name felbft als Hornbere, -burch u. f. f. anderweitig aud) Ihon vor 900 vorfommt,d daß dieſes Benedictiner - Jungfiauen- Hojter, defjen Urkundenſchatz leider faſt gänzlich verloren gegangen it, von vornherein arm und ‚unbedeutend war und eines Anz ſchluſſes an ein größeres bedurfte, daß feine älteren Schutzherren unbefannt find und daß feine befannten Patrone B. V. Maria und S. Joh. Baptista ® auch die des Kloſters Drübeck waren.

Menn ſchon in vielen anderen Fällen ſolche Incorporationen bald wieder gelöft wurden, fo ift die Dauer des uns fonft nicht weiter bezeugten Verhältnifjes zwijchen Drübek und Hornburg um jo vorübergehender anzujehen, als fonjt Befigverhältniffe Drübeds

1) Förſtemann N.-B. I. 140.

2) Abel, Samml. ungebrudter Chroniten S. 295.

3) Niemann, Gefh. v. Halberftadt ©. 151 Anm. *f. 4) Drüb. Urkdb. ©. 236 und 256.

5) Harzzeitſchr. 1874 ©. 91; 1875 ©. 362.

6) v. Mülverftebt, Harzzeitſchr. 1868 ©. 34.

Von Ed. Jacobs. 11

wie der Nachbarflöfter am Südharz faft gar nicht vorlommen und bei dem einzigen nachweisbaren Fall einer Schenkung in der Nach— barſchaft bei Eilversdorf durch Landgraf Ludwig II. von Thüringen, diefes Beſitzthum ſchon nad ein paar Jahrzehnten gegen einen 3— 4 mal Eleineren günitiger gelegenen Landbeſitz am Norbharz wieder vertaufcht wurde. !

Nah Dr. U.-B. 1 liegt das Kloſter Horinburg in pago North Thuringa. Schon in Bodes Unterfuhung über Namen und Herkunft der Grafen von Wernigerode, Harzzeitfchrift 1871 ©.25f., ift hierbei auf die zu Karolingischer Zeit umfafjendere Be— deutung des Ausdruds pagus und jpeciell auf die des pagus North Thuringa zumeiſt auf Grund von Ledeburs Schrift über Nordthüringen ©. 2 ff., 16, 24, 28, 30 und 32 hingemiejen worden.

Bon allen Gaunamen ift wohl feiner mehrdeutiger und ſchwan— fender, al3 der Thüringens, Schon der Abt Gotfr. Befjel unter- icheidet in feinem chron, Gottwicense p. 719 richtig den an bie Sachſen gelommenen großen pagus Nordthüringens, nördlich von Unftrut, Saale und Helme, von dem fleineren, als folcher jpäter feftftehenden, Norbthüringgau. In dem größeren Norbthüringgau lag Hornburg » Belle.

Zur Ergänzung und Betätigung unferer Auffaffung kann aud die gleichzeitige Schenfung Ludwigs d. %. für Gandersheim dienen, nach welcher die Dörfer Tennftedt und Ehrich in pago qui vocatur Suth Thuringa (aud) die Namensform entſpricht genau der in dem Drübeder Diplom) lagen.? Bei anderweitiger genauer Bezeichnung lagen Tennſtedt und Ehrihd im Altgau,? mährend Thuringia australis oder fchlehtweg Thüringen den füdlic vom Altgau gelegenen Landftrih, in welchem Mittelhaufen, Berljtebt, Dachwig u. ſ. f. lagen, befafte. *

Eberhard von Gandersheims Reimchronik macht auch die rich- tige Unterjcheidung: Nortdoringen, dat nu het oster Sas- senland ok ligen twei dorp (eben Tennſtedt und Ehrich) in Suddoringer land.? Bon Einfluß für die Behauptung des

1) Url. v. 13. Jan. 1156 Harzeitfchr. 1876 ©. 115. Dagegen ift e8 unrichtig, wenn wir bafelbft die 12 Hufen u. f. f. bei Eilversporf als Reft- beſtand des Hornburgifchen Beſitzes bezeichneten. Es war vielmehr das Urkob. Pr. 12 aufgeführte Gefchent Landgraf Yubwigs zu Eliwardesdorf.

2) Vol. Scheidt Origg. Guelf. IV, 377; Harenberg, Gandersheim 584 ff. u. a. a. OO.

3) So jhon 775 Wend, Heſſ. Yand.= Geſch. III, 9.

4) So im 3. 973 Dronke, c. dipl. Fuld. p. 331. the Chroniken in der Duartausgabe der hiftor. Commilfion

12 Prüfung des Schut- u. Immumitätsbriefs K. Lubwigs fiir Dribed.

Namens Thüringen in den füdharziihen Gebieten des Hafjegau » Frieſenfelds, die erſt feit fie an Halberſtadt kamen zu Sachſen ge- rechnet zu werben begannen, war auch ihre frühere unmittelbare Zugehörigfeit zum Mainzer Sprengel. Vgl. von Rieftebt, Alftedt und Ofterhaufen im riefenfelde: ad cuius (Erzb. Lulls von Mainz) dioecesin eaedem ecclesiae cum decimationibus prae- dietis pertinebant!, Landſchaftlich erhielt fich hier auch der Name Thüringen, daher die Grenzbeſchreibung des Ninus von Trebeta ſagt, daß Sangerhauſen in Duringer erden’ liege.? In Säch— fiiher Zeit würde Hornburg als im Gau Frisoneveld gelegen bezeichnet worden fein, mährend damals der engere Begriff von Northuringa ſchon fejtftand.

Aber den greifbarften Beweis für die Wahrheit des eigent- lichen Inhalts der Urkunde und für diefe und ihr Alter felbft ver- mögen wir durch die Beitätigung ihres Zeugniffes von den Klo— fterpatronen zu führen, um fo Fräftiger, als die Inſtanzen zunächſt ganz unfceinbar find und der Gedanke einer Abfichtlichkeit hier durchaus ausgeſchloſſen iſt.

Wie es bei einem älteſten Documente und dem Geiſte jener Zeit entſprechend iſt, werden uns die Namen der geiſtlichen Schutz⸗ oder Hauptherren ber neuen Stiftung in einer in den uns erhal- tenen jonftigen Klofterurfunden nirgendwo miederfehrenden Bollitändigfeit genannt, nämlich außer sancta Maria perpetua virgo s, Johannes baptista und die sancti martires Vitus, Crispinus et Crispinianus.

B. Mar. Virgo, die übrigens als Specialheilige bier nicht gelten Fann, kommt noch mehrmal3 neben dem SHauptpatron ©. Veit in älteren Urkunden vor (3. 5—7), ſonſt wird Lebterer nur allein ald Patron genannt, und noch 1535 heißt es: beatus Vitus, sub cuius vocabulo dedicatum est monasterium.

Iſt es nun ſchon beachtenswerth, daß auch das einverleibte Sungfrauenklofter Hornburg neben der Maria den Heil. Joh. d. Täufer zum Patron hatte, fo gewinnen wir doch in ganz unermwarteter Weiſe über Wahl und Alter der Drübeder Schub: heiligen eine Beftätigung in gelegentlihen Nachrichten über Reli— quien, Altäre, Kapellen und Feiern gerade diefer Heiligen im Klofter.

1) Wend, Hell. Landesgeſch. > Di B. 11, ©. 83. 2) Lepfius, Kleine Schriften 3 3) Wie e8 „den 932 geichieht, hend a. a. O. III, 27; vergl. Harz- zeitichr. 1874, 4) ar 1868 ©. 34.

Bon Ed. Jacobs. 13

Zunädit fommt in Betradt ein am 6. März 1529 aufge ftelltes Verzeichniß der Drübeder Heilthümer und Paramente, welche damals zu getreuen Händen der Gräfin Anna zu Stolberg» Wernigerode, einer eifrigen Freundin und ‘Pflegerin der Klöfter und des mittelalterlichen Kirchenweſens, dem Gemahl derjelben, Gr. Botho, nah Wernigerode in Verwahrung gegeben wurden. Wir befiten dieſes Verzeichniß in mehrfacher Abſchrift. ine ältere wurde zwilchen 1586 und 1590 angefertigt, als die damalige Domina Margareta Wineken diefe Kleinodien vom Grafen ausge— händigt zu haben wünjchte, um fie mit ihren Jungfrauen zu bejehen und theilmeife zur Beftreitung der Klofterfchulden zu veräußern. ! Eine andere wurde im %. 1621 angefertigt, ald das Stift mit dem Grafen Wolf Georg der Verwaltung und Delonomie wegen im Streit war. ?

Hier jehen wir nun, wie felbjt diefes Verzeichniß, obwohl es noch ein paar Namen von Heiligen, deren Neliquien erſt fpäter erworben jein mögen, mehr aufweift, die Patrone, entiprechend dem ihnen zugemefjenen Werth und SHeiligfeit, genau in der Reihenfolge aufführt, wie der Stiftungsbrief vom 26. Jan. 877, und daß fein Heiliger fehlt, den jenes Document an- gibt. Darnad) enthielt der alte Kloſterſchatz:

1 silbern Unser Lieben Frawen bilde. sanct Marien Magdalenen arm, silbern s. Vits bilde. sanct Johannis heupt. sanct Jacobs heupt.

1 silbern fligenden arnt s, Johannes.

1 silbern groß schrien sanct Vits.

1 klein silbern schrin Crispin und Chriß,. Nur einmal nennt das Verzeihnig den nadhapoftoliihen Blutzeu- gen, aber Hauptpatron, ©. Bitus in nicht ganz angemefjener Weife vor Xpojteln und Evangeliften.

Entjprechend der Stellung und Verehrung diejer Heiligen im Drübeder Klofter können wir denn auch, troß der fehr fragmen- tarifchen Meberlieferung, Kapellen und Feiern daſelbſt nachmweijen. So gab es eine Unser leven Fruwen cappelle in und eine vor dem Klofter, welche legtere au) kerke heißt, aud U. 1. Fr. luchte;? eine capella s. Jacobi wird jchon 1231 und noch 1535

—8

1) 28 Zeitſchr. bes 1871 S. 211 ff.

2) Gräfl. H.- Arch. zu Wern. B. 66, 2.

3) Urfbe, 1305, 49; 1308 ©. 229: 1396, 98; 1422, 112; 1500 ©. 274 f.

14 Prüfung des Schuß- u. Immunitätsbriefs K. Ludwigs fir Drübed,

erwähnt;! obwohl zu beachten ift, daß der Stiftungsbrief dieſen Patron noch nicht fennt. Das altare s. Viti wird 1294 gelegentlih genannt,? der bejonders feierlihen Begehung feines Feſtes ſchon viel früher gedaht.!? Sanct Jacobs Altar nennt una das Neliquienverzeichnigt, s. Johannes luchte eine Ur— funde im %. 1442. 5

Aber mehr als alle andern haben wir bier die charakterifti- jhen und weniger gewöhnlichen Heiligen ©. Crispinus und Crispinianus ind Auge zu faſſen. Das Märtyrerpaar von Soiſſons, von dem wir wiſſen, daß es zu den in Karolingifcher Zeit gefeierten Heiligen gehörte, ® kam wohl zuerſt gegen Anfang des 9. Jahrhunderts in Osnabrück, deſſen Dom ihr foftbares Re— liquiar bewahrt, auf Sächſiſchen Boden.“ Merkwürdiger iſt es, daß Reliquien von ihnen fih aud in dem im J. 859 gemeihten älteften Hauptaltar des Halberftänter Doms befanden, die 992 wieder mit in den neuen eingefchloffen wurden.® Wielleiht am meiften, im Hinblick darauf daß fomohl zu Drübel, als in der benachbarten bis 1140 Eorveifhen Kirche zu Wollingerode, ©. Vi- tus Hauptpatron war,? ift e8 zu beachten, daß auch zu Gorvei neben dem Hauptheren S. Vit die HH. Crispin und Crispinian in hohen Ehren waren.

Als Mitpatrone des Kloſters Drübeck hatten Crispin und Crispinian natürlih auch ihren eigenen Altar mit bejonderer Feier. Daß aber die zu Lande nicht viel gehörten Namen zu Ende des Mittelalters fait verflungen und felbft zur todten Reliquie gewor- den waren, fcheint aus der angebeuteten mißverſtändlichen Abfür- zung Chriß hervorzugehen. Der Abfchreiber von 1621 verftand

1) Nr. 18 u. ©. 257.

2) Urkdb. 33.

3) Daf. Nr. 11 v. 3. 1141.

2 Harzzeitichr. ee ©. 214,

) Urkob. Nr. 1

e) Mabillon, Votera analecta p. 170 sq. litaniae Karolinae.

7) Allerdings find die älteften brei bei Sandhoff, Antist. Osnabr. ecel. res gestae, abgebrudten Diplome, welche dieſe Patronennamen nen- nen, gefälfcht, vgl. Sickel, Acta reg. et impp. Karol. II, 427 f. aber d. Priept 8 K. Arnulf vom 13/10 839 u. Privil. vom 16/7 895 Sandhoff

5 u in

8) Ges ie Halberst. Mon. Germ. SS. 23, p. 88.16; annal. Quedl. SS, 4

9) ent 17, 25, 71.

10) Wie jehr man die ‚reliquias pretiosas martyrum Crispini et Crispiniani zu Corvei verehrte, zeigt eine Wunder pelrichte aus ber Zeit Abt Liudolfs rar 998). Acta ss. ord. 8. Benedicti edid. Mabillon saec. V. p. 707

Bon Ed. Jacobs. 15

jedvenfall3 die Namen gar nicht mehr, denn während er ſonſt das ganze Kleinodienverzeihnig vollftändig wiedergab, ſah er ſich veranlaßt, bei den Reliquien der genannten Heiligen die Namen wegzulaſſen, jo daß nur noch dajteht: 1 klein silbern schrin.

Als bejonders günftigen Umſtand müfjen wir es anjehen, daf wir dur eine ganz gelegentlide Notiz den Altar ©. Cris- pins und Crispinians im Kloſter Drübed urfundlih nad- mweifen fünnen: In einem unter Copiarienbücher Nr. 761 im föniglihen Staats-Arhiv zu Magdeburg aufbewahrten Zinsregijter des Kloſters Drübef von 1527 1534, für defien gütige Ueber— fendung ich meinem theuren Freunde, Herrn Archiv-Rath v. Mül— verſtedt, beſonders verpflichtet bin, findet fich unter dem Titel Aderstydde (Aderſtedt im Bruh Kr. Ojchersleben) zum J. 1529 folgende Abrechnung:

Dusße nachgeschreven ist Tylen Bodeker rekenschaff:

mith Tilen Bodeker gereket anno 1527 .... 3 mr dath

kloster om getan von dem altar Chrispini und Chris-

piniani up 1 halffe hufe landes jerlich tins dar up tlıo

geven, alle jar 1 fertonen Werningrodensem.

Faſſen wir das Ergebniß unferer Unterfuhung furz zufam- men, jo fünnen wir den königlichen Immunitätsbrief für Drübed vom 26. Jan. 877 zwar nicht für eine Originalausfertigung hal- ten, aber für eine fachlich unverdächtige Nachbildung des jest ver- Iorenen Originals. Das Diplom enthält weder diplomatische noch hiſtoriſche Widerfprühe und Unmöglichfeiten. Die Uebereinftim- mung mit der gleichzeitigen Gandersheimer Urkunde gleichen Inhalts, wie fie nad) dem unzweifelhaft echten Original bei v. Eckhart Franc. orient. II. 888 gedrudt vorliegt, kann nur zu ihren Gunjten jpre- hen und ift weder in der Erzählung, noch jonft in Form und Inhalt eine ſklaviſche, mechanische. Nichts, was den Verhältniffen nicht entſpräche, ift darin aufgenommen und, abgejehen von der doppelten Arenga ſteht z. B. in der dispositio bei dem Drübeder Diplom nad) munitatem et electionem fein nullo inquietante, und wenn gleich danach immobilem ftatt inviolabilem geleſen wird, jo zeigt dies allerdings die Abjchrift an, wie bejonders aud das Fehlen des Kanzleizeichens mit feinen tironifchen Noten, deutet aber nicht auf eine Fälfchung. !

1) Zu beachten ift das, was Fider, Beiträge zur Urkundenlehre 1. ©. 32 ff. über bie Unbefangenheit mit ber man bei der Nachbildung von Urkunden verfuhr, wenn man ſich bewußt war, daß man fi einer ſach— lichen Fälſchung nicht ſchuldig mache, ausführt.

16 Die Urkunde K. Lubwigs IH. fiir Drübeck.

Betrahten wir den Inhalt, fo können wir darin durchaus feinen Zweck und Abfiht einer Fälfhung, zumal feit 980, erfennen. Für die uns berichteten Perfonen und Thatſachen, über melde das Diplom zu einer für unfere Gegend fo jehr urfunden- armen Zeit ein wenig den Schleier Lüftet, find zwar unmittelbare andere urkundliche Zeugniffe aus gleicher Zeit nicht beizubringen. Was es uns aber über die Gründung und die Bewidmung des 877 gegründeten Klofter8 durh ein in Thüringen und Sachſen ange- jefienes Geflecht, feine frühe Auftragung an die deutfchen Könige, die Einverleibung eines Klofter3 Hornburg in Nordthüringen be- richtet, ftimmt, bei allem leider obmwaltenden Mangel an beftimm- ten Nachrichten aus fo alter Zeit, fo fehr mit den allgemeinen gefhichtlihen VBerhältniffen, mit unferer Kenntniß von dem Jung— frauenflofter Hornburg, auch mit der Urf. Dr. 2 von 960, daß wir zumal bei dem eigenthümlichen Charakter des Inhalte nicht an eine Erfindung denken können.

Hierzu kommen nun aber die zunächſt unjcheinbaren, aber unjeres Bedünkens um fo enticheidenderen Inſtanzen für die Echt- heit, die ung aus der vollfommenen Beltätigung der Angaben über die Klofterpatrone, welche nur Nr. 1 ala Stiftungsbrief vollftändig nennt, und die er aus feinem andern entnahm, fich darbieten.

Die Urkunde A. Ludwigs III. für Drüber.

Bon E. Mühlbader.

Die Drübeder Urkunde von 877 Jänner 26! bietet, wie ichon der Herausgeber betonte, der diplomatifhen Kritif bedeutende Schwierigkeiten; drängen ſich einerſeits entſchiedene Verdadhtsgründe auf, fo reichen fie doch nicht Hin ein vollitändiges Verwerfungs- urtheil zu rechtfertigen; andrerfeits fehlt e8 aber auch nicht an pofitiven Spuren, melde auf Echtheit hinmeifen.

Die äußeren Merkmale allein find ſelbſt am Driginal nod nicht das entjcheidende Kriterium,? umfo weniger an einer Kopie, welche die Form des Originals zu wahren ſucht. Auch das ver-

1) Jacobs, Urkundenbuch des Klofters Drübed mit 1 Facfimile. ; J —— Ueber Kaiſerurkunden in ber Schweiz 8, acta Karol. 2, 02 :

Von E. Mühlbader. 17

dächtigt an fich noch nicht ein Stüd, wenn es in feiner ganzen äußeren Geftalt als Original aufzutreten beftrebt ift; die innere Echtheit kann dabei vollflommen unberührt bleiben.” Doc jelbit in diefem Falle werden die äußeren Merkmale herangezogen werden dürfen und herangezogen werden müſſen.

Von den Urkunden 8. Ludwigs IL. find nur zwei, Böhmer 881, Schenkung an Gandersheim, Orig. in Wolfenbüttel, * und B. 896, Privileg für Hersfeld, Drig. in Kafjel,? in vollftändigem Facſimile veröffentliht. Won B. 886, Immunität für Fulda, Dr. in Marburg, gab Schannat? eine ziemlih umfangreide Schrift: probe. Die Schriftprobe des Privilegs für Gandersheim B. 880° it, wie auch der Herausgeber verfichert, nad der hier abgedrudten Fälſchung gefertigt; dieje jcheint eine ziemlich gelungene Nachzeich- nung des echten Originals zu fein.

Daß die Drübeder Urkunde nicht dazu bejtimmt war als ein- fahe Kopie zu dienen, fondern daß fie die Stelle eines Originals vertreten follte, bemeift ihre ganze äußere Erjcheinung. Sie it daher bemüht ihre Vorlage mit großer Sorgfalt, aber jehr gerin- gem Geſchick nachzuzeihnen. Als Schreibvorlage diente eine zwei— felsohne echte Urkunde aus der Kanzlei Ludwigs II. und zwar von der Hand jenes Schreibers, weldher aud B. 881 für Gandersheim ſchrieb.

Auch nur ein flüchtiger Vergleich der Faeſimile von B. 881 und 896, die fritiihem Zwecke allerdings nur nothdürftig ent- Iprehen, beweiſt, daß beide Urkunden von verjchievenen Händen gejhrieben find. Schon Invokation und Titel zeigen die charakte- riſtiſchen Unterjchiede; dort die Schrift mit Fanzleigeübterem, ſenk— rechterem Zug, der namentlih in der Haltung der Oberſchäfte bervortritt; fie zeigen ſich auch an den einzelnen Budjftaben, jo dem dort in doppeltem Zug gemachten und eingeferbten, hier ein- gebuchteten e, dem dort verfchlungenen, bier einfach gehaltenen t, dem dort unten ſcharf abgebrochenen, hier mit einem Häkchen ver- jehenen d, dem r dort mit, hier ohne Unterlänge, dem Anjat des Oberfchaftes von c und deſſen Stellung. Denfelben Unterjchied = die Minuskel des von denſelben Händen geſchriebenen

1) So Sickel Acta P 7, K 1, 21, 108, L 66, 143, Böhmer Reg.

' Kar. 800 Orig. und Sefiegelt Kopie in Wien, vol. Sidel Beiträge zur

ie, u: „Biene Situngsber. 39, 127, Stumpf Reichskanzler Einl. 115 nm. 22 2) Orig. Guelf. 4, 377 tab. XI. 3) Kopp, Schriftt. 36. 4) Vindiciae tab. VI. 5) Orig. Guelf. 4, 370 tab. X. Zeitſchr. d. Harzvereind. XI, 2

15 Die Urkunde 8. Yubwigs IL. für Drübed.

Terte8 auf; ich erinnere nur an die Verfchiedenartigfeit des Ab- fürzungszeichens, der Verſchränkung in et, der Kurfivverbindungen und einzelner Buchſtaben wie 1, g, s u. a, dort find auch die Worte nahe an einander gerüdt, hier durch Zwijchenräume ge— trennt. !

Bedeutend ſchwieriger gejtaltet fih die Schriftvergleihung, wenn diefe auf eine Nachzeihnung und nod dazu auf eine wenig gelungene fih jtügen muß; die charakteriftiihen Merkzeichen der Borlage bleiben indeß doc jo weit fenntlih, um einen ficheren Schluß zu geitatten. Dies gilt aud) von der Drübeder Urkunde. Sie erweiſt bejtimmt, daß ihr eine Urkunde von der Hand des Schreiber, welcher B. 881 fertigte, als Vorlage diente; die Echt— heit derjelben kann alfo nicht in Frage gejtellt werden.

Schon das eigenartige Chrismon, das von jenem faſt aus— jchließlih zur Geltung gefommenen Cberhards ? gänzlich abweicht, zeigt diejelbe Grundform, diejelben Verzierungen. Als bejonders bezeichnend hebe ich scae [sanctae] in der erjten Zeile hervor; hier derjelbe Anſatz zu c, dieſelbe Verbindung defjelben mit dem Ab- fürzungszeihen, die Einkerbung des e. Machen fih auch einige Berjchiedenheiten geltend, jo das Fehlen der durchlaufenden Schlinge im t in der verlängerten Schrift? oder der Berfchränfung in et, jo find fie doch feine wefentlichen; fie zeigen, daß der Schreiber Ichwierigere Nachbildung zu vermeiden ſucht. Dagegen zeichnet er anderweitig gemiljenhaft nah, jo das charakteriftiihe Abfürzungs- zeichen, die Anſätze des c, die Lage der Oberſchäfte, die Kurjiv- verbindungen wie pr oder des o mit dem folgenden Buchſtaben; hier findet fich dafjelbe r mit der öfters fichtlich nachgebejjerten Unter- länge, dajjelbe p, q in quapropter, g oder x mit einer Schlinge.* Noch deutlicher tritt die Nachzeihnung im Schlußprotofoll hervor, jo in dem Verſuche die Verzierungen des s in signum, regis oder des c in hludouuici, das eigenartige Kürzungszeichen über febr und das in die Breite gezogene und verzierte n in amen getreu wie— derzugeben. |

Diejelben charakteriſtiſchen Kennzeichen dieſes Schreibers zeigt auch das Facjimile des gefälichten Privilegs für Gandersheim B. 880; nach diefer Nachzeichnung muß aud die echte Urkunde von derjelben Hand wie B. 881 gefchrieben fein.

1) Das Facfimile bei Schannat, das ungenügendfte von allen, zeigt ebenfo entſchieden eine dritte Hand.

2) Stumpf, Die Wirzburger Immunität=Urf. 1, 21 vgl. 2, 14.

3) Das t der Minusfel J dagegen wieder genau nachgedilbet.

4) exigatur Drüb, Urk. Z. 2, xpi in B. 881 2. 4.

Bon E. Mühlbacher. 19

Zeigt fih in der Drübeder Urkunde genaues Felthalten an der Vorlage, jo doch Selbftändigfeit der Abweichung. Außer der Modernifirung von ae fallen namentlid die Kürzungen auf. Kür- zungen, wie fie in genere, augmentando, contradiderunt, femi- nae, quamcungque, non, vel, monasterii abbatissae u. a. oder in der Korroborationsformel für per futura tempora, propria, beſon— derd aber im Namen liutberti in der Rekognition ſich finden, fönnen in einem Original Ludwigs III. nie verwendet worden jein; durchwegs zeigt ſich hier ein jehr ausgebildeter Abkürzungstrieb, jo in der Afopie der Endfilben, dem Ueberfchreiben der Vofale, der nicht jeltenen Berwerthung der Siglen für pro, per, prae. Daraus ergibt fih, daß der Schreiber in diejem Punkte ſich nicht ängjtlich an jeine Vorlage hielt, daß aljo aud für fraglihe Stellen auffal- lende Kürzungen nicht als äußerer Verdächtigungsgrund herangezogen werden fünnen.

Aber in anderer Beziehung find diefe Kürzungen und ihre aus- gebildete Syitematif von Bedeutung für die Altersbeftimmung des Stüdes. Wird man auch im Auge behalten müfjen, daß Alters» beitimmungen von Nadhzeihnungen um fo jchwieriger und felten mit voller Sicherheit zu geben find, als die Schrift hier in Maske auf- tritt, fo dürfte die Drübeder Urkunde doch faum ſchon im 10. Jahr: hundert entftanden fein. Diefem ift jene Syftematif der Kürzungen nod fremd; aber aud einzelne Buchſtaben weiſen auf fpätere Ent- itehung, fo die Brechung des legten Schaftes von m in antecesso- rum, nostrorum, reperimus 3. 2 u. ö. oder von n in transigendam, aeternam 3. 4, von u in presentium, futurorum 3. 5, oder das a im Beginn der 2. Zeile und in sigillari, incarnationis.! Ein Schreiber des 10. Yahrhunderts würde kaum aud das Rekogni— tionzzeihen an Raum fehlte es wohl nicht als unweſentlich fortgelafjen haben. Scheint mir daher aud das Stück entichieden jünger als zehntes Jahrhundert, fo berührt dies an fich nicht die Frage der Echtheit, da zweifelsohne ein echtes Driginal als Vorlage diente.

Der Schwerpunkt der Entſcheidung Liegt bei den inneren Merf- malen. Doch gerade dieſe bieten eine befondere Schwierigkeit, bie Uebereinftimmung mit dem Ganderöheimer ‘Privileg, B. 880. Dieje fann eine urjprüngliche und unabhängige oder auf Grund des Gan- dersheimer Diplom gefälfchte fein. Für eine Fälſchung fönnte indef; nur das echte Diplom benutzt worden fein, denn der Drübeder

1) Beachtenswerth ift auch der Anfangsbuchftabe M in Mariae. 9%

20 Die Urkunde 8. Lubwigs ILL für Drübed.

Urkunde fehlen die in der Gandersheimer Fälſchung interpolirten Stellen.!

Die Uebereinftimmung zweier Urkunden aus derjelben Kanzlei und derjelben Zeit für verfchiedene Parteien verdächtigt an ſich noch feine Urkunde; es ift nicht jehr felten, daß bei gleihem Rechtsin— halte nur eine Urkunde foncipirt und zugleich ala Vorlage für eine zweite benutzt und mutandis mutatis wörtlich nachgefchrieben wurde. ? Defto größere Beachtung verdienen die Abweichungen.

Das Auffallende der Doppelarenga wurde längft betont. Geit unter Ludwig dem Frommen das Formelmefen neu bearbeitet und geordnet wurde, bleibt die Doppelarenga, welche aud früher nur ganz vereinzelt und dem jpeciellen Falle angepaßt auftritt,? der Kanzlei vollfommen fremd.? Doc felbjt davon abgefehen kann Die erfte Arenga der Drübeder Urkunde Quia postulant stabilitatis nota nicht als genuin bezeichnet werden; ihre Fafjung entfpricht in feiner Weife der in der Karolingerzeit üblichen;? ſchon der erſte Sat Quia postulant iura regum | et inevitabilia debita legum zeigt jene Neimprofa, wie fie im 11. Jahrhundert auch in die Urkunden, namentlid) die Arengen eindringt.® ch Halte daher die erjte für entjchiedene Interpolation, welde noch durch igitur an die echte Urenga anzufnüpfen ſucht.

Diefe und die Bublifationsformel lauten in der Drübeder Urkunde und im Gandersheimer Privileg vollftändig gleich. Die bedeutendfte Abweichung zeigt die narratio. ich Stelle beide Terte gegenüber.

1) Der Tert der echten Urfunde bei Eckhart, Comment. de Francia or. 2,888, Harenberg, Hist. Gandersh. 63, jener der interpolirten Orig. Guelf. 4, 370 u. 8. vgl. Stumpf, Wirzb. Immun. 2, TI, Anm. 117.

2) ALS Belege dafür mögen die von Karl TIL. 882 Februar 13—15 für die Kirchen von Neggio, Verona, Brugnetto, Arez30, Bergamo, Ere- mona, B. 936 939, Cod. Lang. 521, Zacharia, Cremon. ep. 71, verlie- benen gleichlautenden Privilegien dienen, für welche wieder eine Urkunde Ludwigs II., Campi Piacenza 1, 460, als Vorlage diente. So werben auch von ben beiden Gandersheimer Urkunden B. 880. 881, foweit dies thun— ih, die eine für die andre als Borlage benußt; außer gleihem Protokoll baben fie mwejentlich gleiche Arenga, Bublitations- und Korroborationsformel. Bol. Fider, Urfundenlehre 1, 330.

3) Bol. Sidel, Urkundenlehre 170.

4) Anders liegt die Sache natürlich bei den Formeln. Wenn etwa Roziere Nr. 24 fcheinbar mit doppelter Arenga verſehen ift, jo war e8 dem Formelſammler doch nur darum zu thun für ein und diejelbe Urfunden-

Fa * verſchiedene Arengenmuſter zu liefern, vgl. Sickel, Urkunden— ehre 118.

5) Vgl. Roziere Nr. 155, 156, welche denſelben Gedanken in ber alten Faſſung bieten.

6) Fider, Ueber die Entftehungsverhältnifie der Constitutio de expe- ditione Romana, Wiener Sigungsber. 73, 200.

Bon E. Mühlbacher. 21

Drübeder Urkunde. Gandersheimer Urfunde.

Qualiter Theti etWikker nostri Qualiter Brun et Otto fideles comites in procerum nostri fideles comites nostrorum praesentia tradi- in procerum nostrorum derunt nobis quoddam mona- »praesentia tradiderunt sterium quod dicitur Drubiki, nobis quoddam mona- quod domna Adelbrin soror eorum sterium quod dieitur prima in genere suo ad deum Gandesheim, quod Liutolf conversa in honorem s. Mariae genitor eoruminprimis aedi- perpetuae virginis et s. Johannis ficare coepit et reliquias san- Babtistae et s. martirum Viti Cris- ctorum Christi confessorum pini et Crispiniani construxit Innocentii atque Anastasii ibique deo famulantibus habitu ca- obhonorem Christi illue venire nonico prima praefuit, ipsi autem fecit, quod est constructum postea constructionem exaltando et in honore s. Stephani pro- dotem augmentando quoddam mona- tomartiris Christi et omnia sterium quod dicitur Hoenburg! quae ad idem monaste- in pago Norththuringa situm cum rium iure et legitime per- omnibus ad idem monaste- tinerevidentur et cui Ger- rium pertinentibus contradi- birg soror eorundem comi- derunt eo videlicet rationis tum sanctimonialibus feminis tenore... praeesse videtur, eo vide-

licet rationis tenore... Die Uebereinftimmung ift eine augenfällige.. Mehr als die mörtliche Hebereinftimmung befremdet die fachliche. In beiden Fällen find e3 zwei Grafen, welche in gleicher Weiſe das Klofter tradiren, in beiden Fällen wird deren Schweiter Aebtijfin; die Tradition findet zur jelben Zeit ftatt, man fönnte jagen am felben Tage. Ein derartiges Zufammentreffen ift geeignet Bedenken zu erregen. Das Geſchlecht der Stifter ift für dieſe Zeit nur in dieſer Urkunde nachmweisbar;? erft 980 wird wieder ein Graf Wicher genannt, der dafjelbe Klojter an Dtto II. tradirt.? Auch für Die Stifterin Adelbrin fehlt es an gleichzeitigen oder wenigſtens unmit- telbareren Nachrichten; ihre Verehrung als Lofalheiliget tritt zu ſpät auf, als daß man eine Kontinuität der Tradition annehmen müßte. Es mangelt alſo weitere hiftorifche Beglaubigung.

1) Hornburg bürfte faum zu leſen fein, noch weniger Horinburg, Drüb. U. 8. ©. IX; der fragliche Buchftabe ift Doch wohl nur e, nicht r, ba dieſes dem r der Vorlage nachgezeichnet mit Unterlänge auftritt; eher möchte ih in dem ilbergefchriebenen Buchftaben ein r vermuten, alfo Horenburg. 2) Zeitfchrift des Harz- Vereins 1871, 23, vgl. Drüb. U. B. XIV.

3) Drüb. U. 8. 3. 4) Driüb. U. 8. XIII

22 Die Urkunde K. Lubwigs III. für Drübeck.

Auch die hier und unter den alten Urkunden nur hier genannten Patrone s. Johannes Bapt., s. Crispinus et Crispinianus werden erit „ganz ſpät“ wieder erwähnt,! mohl zu fpät, um als direlter Beweis verwerthet werden zu fünnen.

Dagegen ift nach freundlicher Mittheilung von Herrn Dr. Jacobs der Klofterort Hornburg in pago Norththuringa vor 900 nachweisbar, nicht nachweisbar ein Eigenthumsrecht Drübecks. Daß ein ſolches geltend gemacht werden follte, iſt nicht abzufehen; ebenfo ift e3 durch— aus unwahrſcheinlich, daß ein Fäljcher die Erwähnung des Klöfter: leins nur zur Staffage aufgenommen haben follte; es dürften alfo nähere, wenn auch jet nicht mehr nachweisbare Beziehungen zwi— ihen Drübed und Hornburg ftattgehabt Haben, welche einer jehr frühen Zeit angehören.

Die formellen Abweichungen der narratio der Drübeder Urkunde von jener der Gandersheimer jprehen nicht zu ihren Gunften. Die Konftruftion ift eine ziemlich ungefüge, man wird fie indeß kaum als unfanzleimäßig beanftanden fünnen. Dagegen fallen einzelne Ausdrüde auf, vor allem domna; diejes Chrenprädifat ijt den Karolingerurfunden volllommen fremd? und weilt auf jpätere Zeit

1) Drüb. U. 3. XI.

2) Zum Belege dafiir wenigftens für ein halbes Jahrhundert und die deutſche Kanzlei ftelle ih die Urkunden Ludwigs des Deutfchen und Ludwigs III. zufammen, in denen Frauen und zwar immer ohne das Prä— difat domna erwähnt werben umd füge der Regeftennummer Böhmers Die dort noch nicht verzeichneten neueren Drude bei.

Urkunde Ludwigs des Deutfchen:

B. 741, Tante Theodraba. 769, Wyß Abtei Zürich Beil. 1, Tochter Hildigard. 768, Wilmans Kaiferurf. 119, Webtiffin Addila. 779, Mon. Boica 31, 92, Tante Theodrada, Tochter Hildigard. Dirtemberg. U. 8. 1, 149, Tochter Irmingard. 780, Wyß Abtei Züri 5, Tochter Hiltigard. 783, Mohr 45, femina Waldrada. 789, Wyß Abtei Zürich 6, Tochter Hildigard. 811, Wilmans 142, Aebtiffin Hademwi. 814, Wilmans 147, Nebtiffin Haduwie. 805, Wyß Abtei Zilrih 8, Gemahlin Hemma, Tochter Bertha. Bilmans 154, Gemahlin Hemma. Beyer1, 119, Pippins I. Gemahlin Bartraba [nad der Vorlage]. 831, Wilmans 171, Aebtiffin Walburg. Beyer 1, 107, Gemahlin Hemma, Frau Hildigard. 842, Böhmer C. d. Francof. 3, femina Routlint. 856, Cod. Lang. 441, Nichte Hirmingarb. 845, U. ®. von St. Gallen 2, 198, femina Beata. 848, Gemahlin Hemma. 857, Nichte Angilberga.

Dal. den Brief an die Kaiferin Angilberga, Floß, Bapftwahl unter

den Ditonen Urk. 81, und die Fälſchungen B. 726, Mon. Boica 31, 68,

Bon E. Mühlbacher. 23

oder Interpolation hin; prima in genere suo ad deum conversa ift mindeftend ungewöhnlich, nicht minder habitu canonico; ftatt praefuit würde man der karolingiſchen Terminologie gemäß prae- esse videbatur erwarten. Nicht ohne Bedenken fcheint auch, daß nicht die im Amte jtehende Aebtiſſin, fondern nur die erite des Klofter3 genannt ift; es darf als Negel gelten, daß eine Sedis— vafanz ausgenommen der jeweilige Klojtervoritand in der Formel, welche auch die Gandersheimer Urkunde aufweiſt, ausdrüdlich er: wähnt mwird.!

Die Echtheit der narratio in ihrer jetigen Geftalt fcheint mir daher in Frage zu Stehen. Möglich daß nur unmefentlihe Aende- rungen oder interpolationen ftatt hatten. Bedenken gegen diejen Theil der Urkunde müffen aber um fo fchwerer wiegen, als hier ein, wie ich glaube, für eine Fälſchung genügender Erflärungsgrund nahe läge, eine möglichjt alte und vornehme Stiftungsgeihichte zu ichaffen. Andererjeit3 muß man aber betonen, daß die Drübeder Urfunde an diefer Stelle eine gewiſſe Selbſtändigkeit zeigt, die in ihrer Fafjung um fo eher für die Echtheit einzutreten vermöchte, ala fie eine ungewöhnliche ſachliche Genügſamkeit aufweiſt; Fälſcher, welche Beweiſe für Kloſterſtiftungen fabriciren, pflegen anſpruchs— voller aufzutreten.

Die narratio dürfte faum da3 entjcheivende Wort ſprechen; jte läßt namentlich die Möglichkeit offen, daß für die übrigen Theile der Urkunde das Gandersheimer Privileg doch noch benutzt ſei. Diefer Verdacht könnte fih um jo mehr geltend machen, als Dtto II. und Heinrich II. Drübed dafjelbe Recht verleihen, quali vel Gan- deresheim vel Quidilingoburg moniales uti videntur. Trotz der Sorgfamfeit, mit der man die eignen Privilegien bewahrte, wäre in diefem fpeciellen Falle ein Benugenlafjen für ein benachbartes Klofter nicht ganz außer dem Bereihe der Wahrjcheinlichkeit, denn

Gemahlin Hemma, B. 778, Webtiffin Bafılla und Harenberg, Hist. Gandersh. 139 fir Lamfpring. Urkunde Ludwigs III.: B. 879, M. G. SS. 21, 373, Gemahlin Liutgarba. 880, Aebtiffin Gerbirg- 8831, Gemahlin Liudgarba. 895, M. G. SS. 21. 374, Gemahlin Liudgarba.

Dagegen wird das Prädifat domnus fehr häufig den Vorfahren, aber nicht ben im den Urkunden auftretenden Perſonen beigelegt; es findet ſich befanntlih noch in der Signumzeile und der Datirung für den regierenden Herrſcher.

1) Ich erwähne noch als nicht weſentlich, aber doch beachtenswerth, daß der Anfangsbuchſtabe des Namens Wikker nicht einer Vorlage des 9. Jahrhunderts entnommen fein kann, während doch fonft der Schreiber die - Buchftaben möglichft genau nachzuzeichnen jucht.

24 Die Urkunde 8. Ludwigs II. für Drübed.

es könnte nur das echte Gandersheimer Diplom benugt fein, das durch die erweiterte Fälſchung ſchon antiquirt fein und feinen praf- tiſchen Werth eingebüßt haben mochte. Die Entfcheidung über dieſe für die Glaubwürdigkeit der Drübeder Urkunde maßgebende Frage liegt bei den übrigen Abweichungen.

Man wird bei diefen genau unterfcheiden müfjen. Auf Aus- lafjungen einzelner Worte wird man an fich fein befonderes Gemicht legen können, dies find Verſehen, wie fie jedem Kopiften zuftoßen fönnen; diefe Auslaſſungen, welche außer einer einzigen Ausnahme den Sinn nicht ſchädigen, treten aber in der Drübeder Urkunde zu häufig auf fo nullo inquietante sed, praefatum monaste- rium,? in eodem monasterio, morum jtatt omnium bonorum morum, ex consensu ftatt ex consensu seu petitione als daß fie diefem gewifjenhaften Kopiften gegenüber auch nur wahrfcheinlich wären. Sp wenig ferner graphifh oder fachlich geringe Aenderungen wie immobilem jtatt inviolabilem oder Wortumftelungen wie nostra eas auctoritate protegente ftatt nostra auctoritate eas protegente Bedeutung beanjpruchen können, dejto größere Beachtung verdienen tertliche Abweichungen; diefe zeigt namentlich. die Formel über die Mahl der Aebtiffin.

Drübeder Urkunde. Ganderäheimer Urkunde. et si talis, quod absit, in etsialiter, quod absit, eveniret, quod illa progenie non invenire- talis in illa progenie inventa non tur, sanctimonialem femi- esset quae praefatis scilicet virtu- nam dignam dei servitio tibus non ornata videretur, caeterae quamcunque vellent elige- sanctimoniales feminae dignam dei rent libere. servitio quamcunque vellent eligere

inter illas potestatem haberent.

Daß ein Schreiber, der fich, ſoweit fich dies Fontroliven läßt, auch äußerlich ängftlih an feine Vorlage hielt, diefe Aenderung der Formel felbjt vorgenommen haben follte, ift durchaus unwahr— ſcheinlich. Nicht minder, daß er die Immunitätsformel der Gan— dersheimer Urkunde ut nullus comes vel aliquis quilibet exactor iudiciariam potestatem ... in nullius potestatis persona iudicia- riam potestatem umgemodelt haben follte.

Iſt ein Plus gegenüber der Vorlage geeignet eine Urkunde zu verdächtigen, jo dagegen ein Minus für ihre Echtheit einzuftehen. Das Gandersheimer Privileg bietet aber noch einen Schlußſatz,

1) Nach dem Facfimile fcheint die Gandersheimer Fälfchung älter zu fein als die Drübeder Nachzeichnung.

2) Demgemäß durfte vielleicht hatt subleva[rentur] befjer zu ergänzen fein subleva[retur]. Die Ganbersheimer Urkunde ift für die Ergänzungen jedenfalls verwerthbar.

Bon E. Mühlbacher. 25

welher der Drübeder Urkunde fehlt: et homines illius abbatissae, sive liberi sint seu servi, nulla iudiciaria coerceantur potestate, sed in praesentia eiusdem abbatissae advocati et eorum rectitu- dinem adquirant et caeterorum perficiant.! Mag für die Zeit, in der das Drübeder Stüd gefchrieben wurde, ein ſolches Vorrecht für die Kloftergerichtsbarkeit auch nicht mehr die Bedeutung gehabt haben wie für das 9. Jahrhundert, ein Fäl' er hätte ſich dieſe bedeutfame Stelle fiher nicht entgehen laffer .v würde fie, hätte fie in feiner Vorlage gejtanden, zweifelsohne getreulich Fopirt haben. Das Fehlen diefer Stelle ſcheint mir deshalb den Beweis zu er— bringen, daß für die Drübeder Urkunde das Gandersheimer Privileg nicht benugt wurde. War aber dies nicht der Fall, jo kann nur eine andere echte Urkunde aus der Kanzlei Ludwigs III. als Vor: lage gedient haben. Daß diefe an Drübeck felbit verlichen war, fann dann feinem weiteren Zweifel unterliegen.

Aus diefen Gründen glaube auch ich die Drübeder Urkunde als „ſachlich unverdächtig“ bezeichnen zu dürfen und bezeichnen zu müſſen. Schon die äußeren Merkmale erweifen eine echte Vorlage, die wenig gelungene Nachzeichnung läßt ſogar noch die Hand des urſprünglichen Echreibers erkennen und feititellen; daß die Vorlage niht das Ganderäheimer Diplom geweſen, dürfte aus der fonft unerflärlihen Auslaffung des rechtlih wichtigen Schlußſatzes und tertlihen Abmweihungen erhellen; die Uebereinftimmung mit diefem it noch fein Verdachtsgrund, fie wird, da ſich daneben doch eine gewiffe Selbftändigfeit geltend macht, ein Beleg für die Echtheit. Die Drübeder Urkunde ift indeß verunechtet; entjchieden interpolirt it die erfte Arenga, verunechtet, wenn auch nicht mwefentlich, viel- leiht nur theilweife, jcheint auch die narratio; die übrigen Theile find formell wie ſachlich unbedenklich.

1) Daffelbe Recht wird verliehen an Werben B. 883. Lacomblet 1, 36, und an Paderborn, Wilmans 188.

26 Glocken des Mansfelder Seefreifes ıc.

Glocken des Alansfelder Seekreifes

und

die ältefte mit der Jahreszahl ihrer Entſtehung verjehene Glode Deutſchlands.

Dom Gymnafialoberlehrer Dr. 9. Größler in Eiäleben. Mit drei Tafeln Glodeninfchriften.

Die Grafihaft Manzfeld mit ihren Städten und Dörfern von zum großen Theil uraltem Urfprunge und früher Cultur erfreut ſich des Befises nicht weniger, wenn aud der Mehrzahl nach bejcheidener Ueberbleibjel der chriſtlichen Kunft. Freilich ift mander Ort, der ehemals als Sit eines Erzpriefter3 oder gar eines Archidiaconus höhere Bedeutung hatte, jett entweder ganz vom Erdboden verjhwunden, oder dod zur Bedeutungslofigkeit herabgefunfen, und auch die Klöfter find im Bauernfriege ohne Aus nahme zerjtört worden. Gleichwohl überrafcht jelbjt noch manche Dorfliche in dem füdöftlihen Borlande des Harzes den Beſucher durch Erzeugniffe der Kunjt, welche er bier nicht erwartet hätte. Einen umfafjenden Ueberblid über die bergenden Gebäude und das in ihnen Geborgene zu geben, das verbietet vorläufig die noch nicht erreichte Volljtändigfeit des Stoffes; daher ſoll einjtweilen aus ber Fülle des Wahrgenommenen ein Einzelnes hevausgegriffen werben, dad auch in feiner Vereinzelung der vorläufigen Mittheilung würdig ſein dürfte.

Nicht Die letzte Stelle unter den uns erhaltenen Proben mittel⸗ alterliher Kunftfertigfeit nehmen die Gloden ein. Darf man fchon Gloden mit Minusfelinscriften im Ganzen zu den Seltenheiten rechnen, feitdem die Dorfgemeinden aus oft nichtigen Gründen bemüht find, ihrer alten Glocken fi zu entäußern oder gegen Guß— ftahlgloden fie umzutaufchen, fo noch mehr folde mit Majuskelin- ichriften. Unter 85 Inſchriften, welche vor Zeiten der fleißige Sammler Aug. Varges vorzugsmweife von Gloden am Süd- und Dftabhange des Harzes gefammelt hat,! befinden fih nur 27 Ma- jusfelinjhriften. Um fo größer war da die Freude des Bericht erftatters, daß er auf feinen Wanderungen durch die Kirchen des

1) Neue Mittheil. des Thür.— Sädl. Vereins für Gef. und Alterth. VII, L, 187.

Bon Dr. H. Größter. 27

Manöfelder Seefreifes,! ſoweit er diefelben bisher in Augenschein genommen, doc immer nod) eine ziemlich große Anzahl alter Glocken mit Majuskelinfhriften gefunden hat. Wohl mag bei manden der- jelben die Sage Recht haben, die Mansfelder Gloden hätten darum jo ungewöhnlich jchönen Klang, weil die Grafen von Mansfeld für jeden Neuguß einige Pfund Silber beigefteuert hätten, aber die Klangverhältniffe diefer alten Gloden zu unterſuchen überlafje ich Dazu geeigneten Sadverftändigen. Ich gedenfe an diefer Stelle im MWejentlihen nur ihre Inſchriften mitzutheilen, die ich nicht felten nur unter jehr erjchwerenden Umftänden abnehmen fonnte, unter denen fih aber auch einige befinden, welche allgemeine Beachtung verdienen. Zum mindeiten hoffe ich), man werde die beigegebenen drei Tafeln Nahbildungen, welche von der funjtfertigen Hand des Herrn Schönerjtedt in Eisleben ſorgſam in verfleinertem Maßſtabe Hergejtellt worden find, als einen wünfchenswerthen Beitrag zur Epigraphif des Mittelalters willkommen heißen. Faſt alle Inſchriften habe ich ſelbſt gefammelt; nur einige verdanke ic) der Güte Anderer. Die Barnftedter Inſchrift ift mir durch Herrn Paſtor Wettler zus gegangen; die Bornftedter hat Herr Stud. Jecht auf meine Bitte abgenommen, und der von Herrn Dr. ul. Echmidt in Sanger- haufen der Nedaction eingefandten Inſchrift der Glode zu Gonna habe ich der bequemeren Herftellung halber auf Tafel III. einen lat gegeben, während die dazu gehörige Erläuterung des Ein» jenderd meinen Mittheilungen auf dem Fuße als Anhang nad) folgen wird. Scheint es übrigens erwünſcht und ift mir’3 möglich, jo gebenfe ich fpäter noch andere, namentlich aud Minustelin- Schriften zu veröffentlichen.

Die romanische Kirche S. Nicolai zu Unterröblingen am falzigen Eee mag den Neigen meiner Ddiesmaligen Mittheilungen eröffnen. Diefelbe befist zwei Gloden von unftreitig hohem Alter. Die Eleine, ſehr lang gejtredte trägt oben die Inſchrift Cecilia in römischen Majusfeln. Die Buchſtaben find paarweife durch Kreuze getrennt; nur das abjchließende A fteht allein zwifchen zwei Kreuzen. Nicht nur die Form diefer Glode, auch die römische Form der Buchſtaben und die edige Geftalt des U fprechen für das hohe Alter der erfteren. (Nr. 24° auf Tafel III, mwofelbjt auch ein Umriß der Glockenform.)

Die große Glocke zeigt außer zwei Bracteatenabdrücken nur je zweimal hinter einander die bekannte apokalyptiſche Bezeichnung

1) Wo ſich die Gelegenheit bot oder die nachbarliche Lage dazu auf— forderte, habe ich auch einige außerhalb des Seekreiſes, aber unweit ſeiner Bet a aa Orte mit berüdfichtigt, nämlich Siersleben, Bornftedt und

arnſtedt.

28 Glocken des Mansfelder Seekreiſes ıc.

Jeſu durch Alpha und Omega, deren VBorhandenfein fie der Zeit vom 11ten bi3 fpäteftend zum 14ten Jahrh. zumeilt, ift aber auch durch ein merfwürdiges, den ganzen Mantel der Glode bededendes Bandgefleht ausgezeichnet, welches in diefer Weife nur fehr jelten begegnet. (Nr. 24° auf Tafel III.)

Der Verwandtſchaft wegen ſei hier fogleich der größeren Glode auf dem Thurme der S. Marienkirche zu Köchſtedt bei Deutjchen- thal gedacht, welche, wie die eben erwähnte Unterröblinger Glode, je zwei Mal und zwar immer auf entgegengejesten Seiten das be- freuzte Alpha und Omega zeigt und deren äußere Fläche eine ganz ähnliche Geflechtzeichnung bedeckt. Sie ift daher vermuthlid von demjelben Meifter, wie jene. (Vgl. die Abbildung auf Tafel III.)

Mit ähnlich einfacher Symbolik begnügt ſich die große Glode der Kirche S. Mauritüi zu Gnölbzig bei Alsleben a. d. Saale, denn diefe hat nur auf beiden Seiten eine 12 Mal im Zidzad gebrochene, oben didere, unten dünnere Linie, welche ich für die rohe Darftellung einer Schlange halte, (wie eine ſolche auch auf einer Glode in Rollsdorf bei Seeburg erfcheint) und außerdem ein am unteren Schaftende gehenfeltes Kreuz nebjt dem Buchſtaben Alpha. Auch ein Omega fehlt auf diefer Glode nit, doch muß ih auf defjen Wiedergabe verzichten, da die Form im Guffe fo mißlungen ijt, daß fie nicht wohl nachgebildet werden kann. (Nr. 23 auf Tafel IIL)

Auh die auf dem Thurme der ©. Petrifirhe zu Müller- dorf unweit Salzmünde hangende Mittelglode darf man zu diejer Gruppe rechnen. Diefelbe zeigt auf zwei einander gegenüberliegen- den Seiten den fterbenden, auf den beiden andern den thronenden Erlöfer. Zu Seiten des letzteren finden fi innerhalb des Die Geftalt umſchließenden paraboliihen Rahmens die befreuzten Buch— itaben Alpha und Dmega. Ms Zugabe einer größeren Inſchrift werben wir die leßteren noch öfter erfcheinen jehen.

Die romanische Kirche S. Stephani zu Dberröblingen am falzigen See befitt außer einer kleineren, ziemlich Tanggeftredten Glode ohne alle Inſchrift auch eine große mit den durch ein Kreuz eröffneten Anfangsmworten des englijhen Grußes:

Ave - Maria - gracia » plena - -

in gothifcher Majusfel. Die noch fehr einfach gehaltenen Buchſtaben find zwar nur wenig erhaben, treten aber doch faft durchweg band— artig hervor. Auffallend ift die drei Mal wiederkehrende Unvoll- ftändigfeit des Buchſtaben A. Zwiſchen dem letzten Worte und dem die Inſchrift beginnenden Kreuze erblidt man die Abdrüde zweier Bracteaten. (Nr. 1 auf Tafel J. Die Form der Glode auf Tafel II.)

Bon Dr. H. Gröfler. 29

Etwas vollftändiger enthält die Worte des englifchen Grußes eine in ſchon ziemlich verjchnörfelter Majuskel gehaltene Inſchrift auf einer Glode der Pfarrkirche zu Bornjtedt bei Eisleben, denn diejelbe lautet:

Ave Maria gracia plena dominus te

Die Buchſtaben find bandartig erhaben und zum Theil fehr jondeibar. Da der Raum im Stranze nicht weiter reichte, ift nicht nur das fonjt übliche Eröffnungskreuz mweggelafjen, jondern es bricht auch in die Snjchrift mitten in dem Worte tecum ab. (Wr. 2, Tafel 1.)

In künſtleriſch Schönen Formen aus der Blütezeit der Gothit findet fich diefelbe Inſchrift mit volljtändigem tecum, jedod unter Anwendung des eröffnenden Kreuzes ſowie verjchiedener Verſchlin— gungen und Abkürzungen, auf der dritten Glode der Pfarrkirche S. Gertrudis in Dorf Alsleben:

+ Ave Maria ° gra ' plena * dos * tecü °

Die Buchſtaben find bandartig erhaben; in dem Worte Ave iind V und E mit einander verjchlungen, während in den Worten gracia, dominus und tecum die Abfürzung in gewohnter Weiſe durd den wagerechten Strich über der Abkürzungsjtelle angedeutet ift. (Nr. 18 auf Tafel II.)

Noch volljtändiger jteht der engliſche Gruß auf einer Glode der Kirhe ©. Nicolai zu Ajendorf bei Schraplau. Die anfangs aus gothiihen Majusfeln beſtehende, zulegt aber in Minusfel eigens thümlicher Art übergehende Inſchrift wird durch ein Kreuz eröffnet, und aud die vier erjten Worte find von einander durch eingejcho- bene Kreuze getrennt. Die Buchftaben jcheinen in jpielender Laune hingeworfen zu jein und find ficherlih mit einem Griffel kurzer Hand in die Glodenform eingerigt worden. Ich leje folgender Maßen:

+ Ave + Maria + gracia + plena dominus tecum benedicta in mulieribus es.

Herr Paſtor Dr. Otte dagegen, dem ich den Driginalabdrud mitgetheilt, ift geneigt, das letzte Wort nicht es, fondern et zu lefen, da der engliihe Gruß an diefer Stelle noch nicht zu Ende, fondern bei dem Worte et abgebrochen fei, indem er nad) mulieri- bus weiter laute: „et benedicetus fructus etc.“ Dennoch fcheint mir der fraglihe Buchſtabe unzweifelhaft ein s zu fein. Eigen- thümlih ift die Figur, welche über dem die Inſchrift beginnenden A Steht; man möchte fie faft für den nämlichen, nur in fleinerem Maße vorgezeichneten Buchſtaben oder aud für ein frönendes Kreuz

30 Sloden des Mansfelder Seekreiſes ꝛc.

halten. Mit fonderbaren Formen find aud die erften Buchſtaben des Mortes gracia bedacht worden. Ganz eigenthümlih iſt die das ct in benedicta andeutende Verfhlingung. (Nr. 3 auf Taf. 1.)

Betrachten wir nun eine andere Gruppe. Die Kirche S. Mar- tini zu Stedten bei Schraplau befitt auf ihrem Thurme eine große Glode von etwa 36 Zoll Höhe und 44 Zoll Deffnungs- durchmefjer, welche in. gothifchen, mit einer Menge feiner Bier- linien nad) Art der Glodeninfhriften zu Nelben und Freift, auf welche ich verweife ausgeftatteten Majusfeln folgendes Dijtichon als Inſchrift trägt:

Matheum signat vir bos Lucä. Leo M’CV. Ales disciplm . pulsü sorde fuit.

Auh hier eröffnet ein Kreuz die Anschrift im Kranze, und bie befreuzten ſymboliſchen Alpha und Omega jchließen fie ab. (Nr. 4 auf Tafel 1.) Bevor jedoch die meitere reihe Ausftattung der Glode beſchrieben wird, ift erft die Frage zu beantworten, welcher Sinn denn mit der zweiten Hälfte des Pentameters zu verbinden jei. Unter dem discipulus muß Johannes zu verftehen fein; aber da jein Name nicht ausdrüdlich genannt ift, jo follte man mwenigjtens eine Umfchreibung defjelben erwarten. Deshalb ijt Herr Otte der Meinung, e3 ſei ftatt „pulsum sorde fuit“ zu lejen: „qui sub (oder super) corde fuit,* und zwar aus folgenden Gründen. Der erite Buchſtabe der in Frage ftehenden Vershälfte, den ich für ein ver- fehrtes P genommen Habe, jei ein Q, und da der dritte jehr wohl ein J fein fönne (was zugegeben werden kann) jo müfje qui gelefen werden. Das nun folgende SV könne ein abgefürztes sub oder super fein; freilid jei mit sorde durchaus nicht? zu machen. Da jedoch auch der Name Marcum nicht correct gefchrieben fei, fo fei es nicht ohne Berechtigung auch bei sorde eine incorrecte Schreibung (s ftatt c) anzunehmen. Dagegen habe ich aber dod) einige Be— denken. Denn jo fehr auch die Faſſung: „discipulum, qui sub corde fuit“ anlodt, jo ijt Doch zu beachten, daß Marcum zwar mit Abkürzung, aber nicht incorrect gefchrieben ift, wogegen die Leſung corde jtatt sorde eine Gewaltſamkeit in ſich jchließt, da derſelbe Buchſtabe noch einmal in der Inſchrift ganz zweifellos ald 8 erſcheint; wie auch die Abfürzung für sub oder super wohl ohne Beifpiel if. Es würde dann freilich das, was da fteht, erklärt werden müſſen; namentlid müßte man das Wort discipulum aud) ohne näher bezeichnende Umfchreibung miemohl auh Mat— thaeus ein discipulus war in hervorragender Bedeutung nehmen und durch „Lieblingsjünger”“ überjegen, die zweite Hälfte des

Bon Dr. H. Größer. 31

Verſes aber für einen jelbftändigen Sat anfehen. In diefem Falle ſcheint fih mir nur durch die Beziehung auf den Guß der Glode ein Sinn zu ergeben. Man müßte nämlich etwa das Wort vas oder

opus (= Ölode) ergänzen, und der Sinn würde dann unter Beziehung auf „die Form, aus Lehm gebrannt“ etwa diejer

jein: „Aus dem Staube ijt fie (es) hervorgegangen.“ Das Diftihon felbit ift, wie Herr Otte bemerkt, vermuthlid jehr alt, weil es reimlos ift, und mohl älter, als die Glode. Denn dieje kann früheftens dem 13 ten Jahrh. angehören, da, wie ich jogleid) bemerken werde, die h. Elifabeth auf der Glode mit genannt und bildlich dargeftellt ift. Unterhalb der Kranzlegende nämlich umſchlingt die Glode eine Reihe von 6 Bildern in Geftalt freisrunder Me— daillons nur eins entbehrt der Umrahmung —, welche zunächſt die in der Inſchrift erwähnten Symbole dreier Evangelijten, den Engel des Matthäus, den Adler des Johannes, und den Löwen des Marcus der Ochſe des Yucas fehlt jonderbarer Weife —, jodann aber nod drei Abbildungen mit dazu gehörigen, darüber jtehenden Namen zeigt. Dem Löwen des Marcus folgt zunächft der Name Samson über einem Medaillon, welches den den Rachen des Löwen aufreißenden Simſon daritellt. Zu zweit folgt der Name S. Elisabeth. Unter ihm erblidt man eine weibliche Ge— ftalt, melde einen Korb im Arme trägt; ihr zur Seite jteht ein behelmter Ritter, den Arm in die Seite gejtemmt, die erftere an- fchauend: ohne Zweifel die h. Elifabeth mit ihrem Gemahl, den Landgrafen Ludwig. Nur dieje bildlihe Darjtellung entbehrt eines Rahmens. Zu dritt fteht der Name S. Nicolaus; unter ihm erblidt man in freisrundem Rahmen eine jigende Gejtalt, melde in ihren ausgeftredten Händen faum erkennbare Gegenftände hält: fiherlih eine Darftellung des Heiligen, deſſen Name darüber fteht. Doh aud ein Münz- oder Siegelabdrud von etwa °/, Zoll Durd- meſſer fhmüdt an 2 Stellen die Glode. Bejonders merkwürdig aber ift der auf der nach Dften gefehrten Glodenflähe unterhalb der Bilderreihe, etwa in halber Höhe der Glode ftehende Name Tammo, höchſt mwahrjcheinlih der Name des Gießers oder des Stifter der Glode. Der mwagerechte Verdoppelungsſtrich fteht un- regelmäßiger Weife nicht über dem m, jondern über dem a. (Bol. Nr. 5 auf Tafel I.)

Eine nit minder merkwürdige Evangeliftenglode hä:.yt Zn Thurme der nach jchriftlicher Weberlieferung der 5. Anna, sad mündlicher dem 5. Johannes gewidmeten Kirche von Augsdorf bei Eisleben. Ihre Höhe beträgt 35 Zoll, ihr Oeffnungsdurch— mefjer 38 Zoll. Sie enthält im Kranze eine Inſchrift aus gothis ſchen Majusfeln, welde, weil fie aus wenig erhabenen füdenförmigen

32 Glocken des Mansfelder Seekreifes ac.

Strichen beftehen, mit einem Griffel in die Glodenform eingerigt worden fein müffen. Die Legende lautet:

+ Mateu + Lucas + Marcus + Johanes (Nr. 6 auf Taf. I.)

Unter ihr aber jchlingt fih um die Mitte der Glode noch eine Reihe von Buchſtaben, welche, reichlih eine Spanne hoch, aber ebenjo wenig erhaben wie die zuvor erwähnten, gleichfalls jchnörfel- haft verzierte gothiſche Majusfeln find. Die vier erjten Buchftabe:: jtehen nahe an einander, Faum durch Zollesweite von einander gejchieden; der fünfte dagegen ift vom vierten durch einen Zwifchen- raum von 20 Zoll getrennt, und den Abſchluß der Reihe macht, bis an den erſten Buchſtaben heranreihend, eine bildliche Darftellung des Erlöfers am Kreuze von großer Eigenthümlichleit. Die fünf Budjtaben find: AMLRN.

Geht man an die Deutung diefer fünf Buchſtaben, die ohne Zweifel eine Sigle bilden, jo wird es ſchwer fein, eine befannte Formel von fünf Wörtern zu finden, auf die die fünf Buchſtaben zurüdgeführt werden Fönnten, und Herr Paſtor Dr. Otte findet auch feine. Stünde nicht Anderes entgegen, jo gäbe e3 einen Haren Sinn, die Buchſtaben folgender Maßen zu deuten:

A(nno) M L R(edemptoris) N(ostri)

eine Deutung, an welche fich die bildliche Darftellung des Erlöfers, welde nun folgt, ganz trefflich anjchlöffee Aber diefe Deutung wird, wie Herr Otte bemerft, nit nur durch die in die fpätere Majusfelzeit verweifende Eigenthümlichkeitt der Buchſtabenformen, fondern auch durch die Art, wie der Gekreuzigte dargejtellt ift, auß- geihloffen. Allerdings zeigt diefelbe manches Unerklärlihe. Doch ih laſſe Hier Herrn Otte felbjt reden: „In den aus Elfenbeinen und Miniaturen befannten Darftellungen der Kreuzigung aus dem 11ten Jahrhundert ſteht Jeſus ſtets mit wagerecht ausgebreiteter Armen en face am Kreuze; das Herabhangen des Körpers an dei Armen, wie e3 hier der Fall ift, und die gebogenen Kniee gehören einer viel fpäteren Zeit an. Der ganze Charakter des Crucifixus auf der Glode iſt entjchieden gothifh und mit Ausnahme des Herr- gottsrodes und der fehlenden Dornenkrone ohne jede romaniſche Reminiscenz.“ Achten wir ſodann auf das Beiwerk diefes Cruci- fixus, fo ift e8 klar, daß an die Kreuzarme eine Darſtellung des Mondes und der Sonne, an den Fuß des Kreuzes dagegen eine der Erde ſich anjchließt, während zwiſchen den Armen des Kreuzes und des Erlöſers auch noch 2 Sterne fich zeigen. Herr Dite findet in diefen Beigaben nur Darftellungen nach Art der Kalenderzeichen,

Bon Dr. H. Gröfler. 33

wie jolche jelbft im 16. Jahrhundert noch vorfommen, und in der Darftelung am Fuße des Kreuzes den Schädel Adams in einer Erdhöhle, was ebenfalls mindeftens bis ins 15te Jahrh. fich zeige. Jedoch in diefer einfachen Darftellungsmeife ſcheint mir noch feine Nöthigung zu liegen, von einer fymboliihen Auffafjung des Dar- geftellten abzufehen, da der Gießer oder Zeichner eine funftvollere Darftellung vielleicht nicht zu leiften vermodte. Mir will bedünfen, Sonne und Mond jeien hier als perfonificirte Yeidtragende, und die Erde als der Schemel der Füße des Erlöfers aufgefaßt, mas zwar nicht für ein hohes Alter der Darftellung jelbit jpridt, aber doc als eine Reminiscenz aus der romantjchen Periode gelten fann, da dieje Auffafjung in der älteren Zeit häufiger ift, fo 3. B. erfcheint fie befanntlih auf den etwa dem Jahre 1115 angehörigen Stein- bildwerfen der berühmten Eafterfteine bei Horn im Lippeſchen, und aud aus dem 9Iten Jahrh. find dergleichen bildliche Daritellungen des Mondes, der Sonne und der Erde tim Bunde mit Darftellungen des Dpfertodes und der Taufe Chrifti nachgewieſen. (Kugler, Kunit- geſchichte II, 417.)

Auf dem Thurme der jegt in ein Schulhaus mit Lehrerwoh- nung umgemwandelten S. Wipertifiche zu Strenz bei Alsleben hängen zwei mwohlflingende Gloden von ſehr ähnliher Form (vgl. Tafel III), mit Majusfelinfchriften aus der Blütezeit der Gothik geijhmüdt, deren Züge mit denen, welche in Dorf und Stadt Als- leben diejer Periode angehören, eine fehr nahe Verwandtſchaft zeigen. Die Fleinere Glode von etwa 29 Zoll Höhe (immer ohne Krone) und 32%, Zoll Deffnungsdurchmefjer bei einer Stärke des unteren Nippenrandes von 2%, Zoll hat im Kranze die Legende:

+ + Anna mater Marie

Ein freuzgefröntes Omega fchließt diefelbe ab, dagegen wird fie von 2 Kreuzen eröffnet, bzw. macht ein foldhes den Anfang und ein anderes den Schluß. (Nr. 16 auf Tafel II.) Das fehlende gefreuzte Alpha mwird hier ausnahmsweiſe durch ein Alpha inmitten der Inſchrift ſelbſt vertreten, wie der Anblid des A in dem Worte mater zeigt.

Ehe ih nun zu der Bejchreibung der anderen Strenzer Glode übergehe, will ich erjt einer Friedeburger Glode gedenfen. Die Kirche zu Friedeburg befitt einige Gloden von eigenthümlicher Geftalt. (Bgl. die Abbildungen auf Tafel III.) Die eine, an erjter Stelle abgebildete, hat gar feine Inſchrift, die zweite dagegen, welche aus der alten Rumpiner Kirche ftammen foll, hat eine ziemlich räthjelhafte Inſchrift. (Nr. 25 auf Tafel IT.) Wenn diefelbe über- haupt einen bejtimmten Namen enthält, jo dürfte e8 der Name

Zeitſchr. d. Harzvereind. XI. 3

34 Glocken des Mansfelder Seekreiſes ıc.

Ana fein. Die Zeichen und Buchftaben müfjen mit einem Griffel in die Form eingeritt fein, da fie nur fadenförmige Erhebungen bilden.

Doch ich fehre zu der größeren Strenzer Glode zurüd. Diefe, von etwa 33 Zoll Höhe, 38 Zoll Deffnungsdurdhmefjer und einem 34, Bol ftarfen untern Rippenrande, trägt in auöge- zeichnet ſchönen gothiſchen Majusfeln die Inſchrift:

+ In honore sancte Marie virginis, welde, wie gewöhnlich, durch ein Kreuz eröffnet und durch das iymbolifche Alpha und Omega abgejhloffen wird. (Nr. 17 auf Tafel II.) Die Buchſtaben A und N in dem Worte sancte find, wie man leicht fieht, zu Einer Figur verbunden. Die Form diefer Glocke zeigt Tafel III.)

Die Kirche ©. oh. Bapt. zu Naundorf bei Beejenftebt befigt nur eine und noch dazu Feine Glode von ziemlich langge— jtredter Form (vgl. die Abbildung auf Tafel III.) Die im Kranze befindliche Inſchrift lautet:

+ 0 rex glorie veni (Nr. 12 auf Tafel II.)

Der befannte Sprud ift unvollftändig, denn das Wort pace fehlt, mußte aber auch unvollitändig bleiben, weil der des Lateini- nischen jedenfalls unfundige Zeichner mit dem Raume verjchwende- riish, ja man kann fagen, die Worte finnlos zerftüdelnd, wie Die Abbildung zeigt, umgegangen, jo daß jogar das Wort cum zulegt noch abgekürzt werden mußte.

Bollitändig dagegen fteht der Spruch auf der einzigen, aber großen Glode der Kirche ©. Joh. Evang. zu Beefenftedt, deren Filial die Naundorfer Kirche ift. Auf die dur ein Kreuz eröffnete Legende in gothifcher, zum Theil noch romanifirender Majuskel:

+ 0 . rex - glorie - veni - cum - pace - folgt noch eine undeutliche bildlihe Darftellung in Form eines Me- daillond. (Nr. 13 auf Tafel II.)

Befonders reih an alten Glocken ift die Fledenfirhe S. Nicolai zu Seeburg am füßen See, denn diefelbe befigt nicht nur eine Glocke mit Minusfelinfchrift vom Jahre 1484, fondern auch zwei mit Majuskelinſchriften. Die Mittelglode zunächſt zeigt in einem Gemifh von römischen und gothiſchen Majusfeln, welche mit einem Griffel in die Form eingegraben fein müfjen, weil fie fih nur wie jhmale Schnüre über die Glodenfläche erheben, nad dem üblichen Anfangskreuz folgende Inſchrift:

+ S Nicolaus - Anna - mater - S Marie + O rex clorie veni - cum - pace -

EL nn nn m U mn zn en en

Bon Dr. H. Gröfler. 35

Beachtenswerth ift, daß nicht wenige Buchſtaben diefer In— ichrift verkehrte Stellung erhalten haben, jo daß erft ihr Spiegel: bild die richtige Lefung ermöglicht. (Nr. 8 auf Tafel 1.)

Die große Seeburger Glode trägt in ſchöner, Fräftiger, band- artig fich erhebender Majusfel, den mit einem Kreuze beginnenden leoninifchen Hexameter:

+ Sit - töpestatü - per - me - genus - omne - fugatü,

welcher die Glode als eine Wetterglode Fennzeichnet mit der von dem kirchlichen Aberglauben des Mittelalters ihr zugemwiefenen Be— ftimmung, jede Art von Unwetter durch ihren Klang zu vertreiben. (Nr. 9 auf Tafel 1.)

Diefe Inſchrift muß in biefiger Gegend jehr beltebt und jener Aberglaube allgemein verbreitet geweſen fein, da jene ſich noch auf einigen andern Gloden der Mansfelder Kreife findet. Auf dem Thurme der fogenannten Apoftelfiche oder Kirche S. Matthiä zu Hübitz bei Eisleben, welches feine beiden Kleinen Gloden vor etwa 40 Jahren „von Wettin her” angekauft haben foll, hängt eine Glocke von langeitredter Form, welche genau die oben erwähnte Inſchrift in gothifshen Majuskeln trägt. (Nr. 10 auf Tafel 1.) Die Worte find aber hier nicht, wie bei der vorherbefchriebenen Glocke, durch Abtheilungszeichen getrennt.

Die dritte Trägerin derjelben Legende iſt die große Glode der Kirche S. Andreä zu Siersleben unweit Hübig, nur daß hier die Buchſtaben aus römiſchen und gothiihen Majuskeln beftehen, und daß gleich hinter dem Eröffnungskreuze ein Crucifixus mit Zohannes und Maria zur Geite folgt, deren Stelle durch den leergelafjenen Raum auf der Abbildung (Nr. 11 auf Tafel I.) an— gedeutet ift, wie auch eine zweite bildliche, aber undeutlich ausge: fallene Darftellung die beiden Buchſtaben des Wortes me von ein- ander ſcheidet. Es entipriht dem ſchon öfter wahrgenommenen Braude, daß die beiden fymbolischen, befreuzten Buchſtaben Alpha und Omega den Bers abjchließen; ungewöhnlich ift nur, daß hier das Omega vorangeht und das Alpha nadhfolgt.

Auch in der Kirde ©. Laurentii in dem unmeit Siersleben gelegenen Thondorf hatte ich eine merkwürdige Glode zu finden erwartet, da fih an eine der dortigen Gloden die Sage knüpfte, ein auf dem ehemaligen Sattelhofe zu Thondorf wohnender Ritter, Namen? S. Georg, habe der Thondorfer Kirche die große Glode geſchenkt und darum trage diejelbe auch feinen Namen. Als ich jedoch den Thurm erftiegen hatte, ftellte fich heraus, daß die Glocke in ihrer alten Geftalt nicht mehr befteht, denn fie ift, wie ih nun erfuhr, im Jahre 1874 umgegofjen worden, und Niemand hat es

3*

36 Sloden des Mansfelder Seekreijes ıc.

fich angelegen fein lafjen, ihre Inschrift der Nachwelt zu überliefern. Der hiſtoriſche Kern jener Sage aber dürfte der fein, daß irgend ein Graf von Manzfeld der Kirche jene mit dem Bilde feines Ge- ſchlechtsheiligen, der zugleich Patron der Grafihaft war, geſchmückte Slode geſchenkt hat, eine Thatjache, welche eine jpätere Zeit zu dem im Dorfe gelegenen Sattelhofe, welcher zum Ritter ©. Georg hieß, und zu weldhem die .noch jetzt befannte ©. Jürgenbreite gehörte, in Beziehung geſetzt haben mag.

Der ſchon berührten abergläubifhen Anficht von der Wirkung des Glodenklanges, haben aud noch andere Gloden des Seefreijes ihre Entjtehung zu verdanken. Bekanntlich jtand das Cyriacusglöd- lein des Kloſters Wimmelburg bei Eisleben noch zu Luthers Zeiten in dem Rufe, daß durch das Anhören feines Klanges Kranke und namentlich Bejefjene geheilt würden, meshalb täglih eine große Anzahl Leidender auf den umliegenden Höhen ſich Iagerte, um durch das Anhören des DBespergeläutes der Heilung theilhaftig zu werden. Eine Beichreibung diefer berühmten Glode hier zu geben ift deshalb nicht möglich, weil diejelbe in einem Brande des jahres 1680 ihren Untergang gefunden hat.

Dagegen bat fih in Nelben a. d. Saale unweit Alsleben auf dem Thurme der dortigen S. Nicolaifiche eine Glode erhalten, deren Inschrift die Bitte an Gott enthält, er möge diefe Glocke jegnen, daß e3 dem Volke wohl ergehe und Luft und Wetter ge- veihlich ſei. Diefelbe wird zunächſt durch das Kreuz eröffnet, welchem jeltener Weife das befreuzte Alpha und Omega fofort nadhfolgen, und erft dann beginnt die Legende ſelbſt, welche, ein leoniniſcher Herameter, folgender Maßen lautet;

Vas - deus - hoc signa - plebs - salva - sit - aura - benigna.

Die an fich nicht geſchmackloſen Buchftaben find in beinahe gejhmadlofer Weife mit einer beengenden Maſſe feiner Zierlinien überladen. (Nr. 14 auf Tafel IL) Sch Habe die nicht geringe Mühe der Wiedergabe all diefes Beiwerks auf mich genommen, um eine bezeichnende ‘Probe der in diefer Inschrift ſich offenbarenden Gefhmadsrichtung zu geben. Fraglich kann erfcheinen, ob fi das Wort salva auf das leibliche oder geiftige Heil des Volkes beziehen foll, denn beide Deutungen find möglich. Ich meinerfeit3 möchte, unter Berüdfihtigung des beim Wimmelburger Cyriacusglödlein hervorgetretenen Aberglaubens der Beziehung auf das leibliche Heil den Vorzug geben. Unter der Inſchrift befindet fih auf der einen Seite eine flaherhabene Darjtelung der mit dem Jeſuskinde dafigenden Maria, auf der andern (nördlichen) eine Darftellung des Erlöfers am Kreuze mit Johannes und Maria zur Seite. Da

u

Bon Dr. H. Größter. 37.

dieſe letzterwähnte Darſtellung einen alterthümlichen Typus zeigt denn Chriſtus hält die nicht angenagelten Hände wagerecht aus— gebreitet und entbehrt der Dornenkrone, hat dagegen den langen Herrgottärod, und aud die Füße jtehen, ohne angenagelt zu fein, neben einander auf einem eigenthümlihen Fußgeſtell —, fo habe ich eine Abbildung derfelben beigefügt.

Auch die auf der Nelbener Glode befindliche Inschrift wieder: holt fi) noch einmal auf der großen Glode der Kirche zu Freift bei Friedeburg; nur ift hier die Abtheilung der Worte minder jorgfältig; auch fehlt den Buchſtaben das Gepräge phantaficvoller Formenſchönheit, ja es findet fih ſogar ein Vergeplichkeitsfehler. Denn die mit dem Kreuze beginnende Inſchrift lautet:

Vas.. Deus. hoc signa plebs .alva.sit. aura benigna.

Der des Lateinifchen vermuthlih unkundige Zeichner jcheint das an- lautende s des Mortes salva für überflüjftig gehalten zu haben, oder er hat es überjehen. Doch noch eine andere Eigenthümlichkeit muß hervorgehoben werden. Da der Kranz ſämmtliche Buchſtaben der Inſchrift nicht faſſen fonnte, fo find die beiden legten Worte aura benigna auf der Haube der Glode untergebraht und durd) Einrigen in die Form hergeſtellt worden, entbehren aud aller Zier- linien, während die im Kranze ftehenden bandartig erhaben find. (Nr. 15 auf Tafel II.)

Wie nun fon auf den beiden leßterwähnten Gloden Die Glocke felbft durch das Wort vas bezeichnet wird, fo iſt dies aud) der Fall auf der dritten Glode der S. Gäctlienfirhe in der Stadt Alsleben a. d. Saale. Dieje rühmt ſelbſtbewußt ihren Werth in folgendem leoninifchen Hexameter:

Laudis sum digna vas nobile dieta Benigna. Und in der That, diefe Benigna ift ein vas nobile, eine „feine Glocke“. Zum mindeften gehören die Formen ihrer Buchſtaben, gleich denen der beiden Strenzer Gloden und denen der Dorf - Alslebifchen der Blütezeit der Gothif an. (Nr. 19 auf Tafel IL.) Es bedarf faum der Erwähnung, daß das eröffnende Kreuz nicht fehlt.

Einige intereffante Gloden hängen auf dem Thurme der S. Petri-Paulikirche zu Alberftedt bei Eisleben. Die Inſchrift der großen Glode, melde aus einem Gemiſch römifcher und (vor- wiegend) gothijcher Majuskel befteht, muß von rechts nad links gelefen werden, ift alfo Spiegelihrift und lautet, fo weit mir die Leſung derfelben gelungen ift, wie folgt:

Alfa et O: Tetragramaton : (Nun folgen 4 mir unverjtänd- lihe, zum Theil zufammengezogene Buchſtaben). Messias. Maria ,

38 Gloden des Mansfelder Seekreifes ꝛc.

Auch fie wird von dem üblichen Kreuze eröffnet. Befonders beach— tensmwerth aber ift, daß die großen, breiten, etwa , cm,, alfo auffallend hohen Buchſtaben einer Schablone ihre Entjtehung nicht verdanten können, fondern in die Form eingegraben fein müffen, da diejelben jcharfgratig und in ihrer Grundfläde etwa 3—4 Mal jo breit find, als auf ihrer Oberfläche. Hieraus erflärt fih aud) ihre umgefehrte Stellung leiht. Ohne Zweifel ift diefe Glocke fehr alt. Unter der eben mitgetheilten, im Kranze befindlichen In— ſchrift erblidt man überdies mehrere Mal das zwifchen dem Pfeile und dem Gröffnungsfreuze abgebildete Ornament. (Nr. 20 auf Tafel II.)

Giebt Schon dieſe Glode dem Forſcher zu denken, jo noch mehr eine Tleinere Glode der Alberftedter Kirche, welche nur auf Dad; fparren oder durch eine hohe Leiter zugänglich ift und ein wahres Curiofum von Inſchrift hat. Wo eigentlich der Anfang derfelben und wie das Einzelne zu deuten ift, das ift mir felbft noch nicht Har; doch hat es den Anfchein, daß auch Hier Spiegeljchrift vor- liegt. Ob ich aber den wirklichen Anfang herausgefunden Habe, das mögen Kundigere beurtheilen. Alt muß auch diefe Glode fein, da Schrift und Bilder lediglich eingeritt find. Eine Wiedergabe des jchriftlih und bildlih Dargeftellten verbietet fich bei der erft noch zu erforjchenden Bedeutung der Zeichen von ſelbſt; nur fo viel möge bemerkt fein, daß, wenn man rechts beginnt, auf ein eröffnendes Kreuz zunächft ein gothiſches A, diefem ein Paar einan- der zugefehrter Fechter oder Nitter, diefem ein Schriftzeichen von nicht näher zu bezeichnender Beltimmung und dann außer einer anjcheinend eine Armbruft darjtellenden Zeihnung ein Paar fid zugefehrter Drachen folgt. Eine zweite von Kreuzen eingefchlofjene Gruppe ſcheint zunächſt die umgekehrten griechiſchen Buchftaben Alpha, Beta, Gamma und Delta (Ietteren als geöffnetes Dreieck) zu enthalten, auf welche nach zwei unerflärlichen Figuren abermals ein Beta und Delta folgt. Die dritte Gruppe zeigt und wiederum die 4 erjten Buchſtaben des griechifchen Alphabet3 und zum Schluffe noch zwei, anjcheinend nur ornamentale Figuren. (Nr. 21 auf Tafel I) Man möchte fait glauben, daß hier die Buchitaben des griechiſchen Alphabet3 gleich Zauberrunen Verwendung erhalten haben. Möge es Kennern diefer Dinge gefallen, fich hierüber zu äußern.

Die nunmehr folgende Inſchrift der Feuerglode der Kirche S. Wenceslai zu Barnjtedt im Kreife Querfurt (Nr. 22 auf Tafel II.), welde der jetige Pfarrer diefer Kirche, Herr Paftor Mettler, hat abzeichnen laffen, ift bereit8 von Herrn Paſtor Wal- ter in Crumpa, einem zugleich eifrigen und befonnenen Forſcher

Bon Dr. H. Größler. 39

auf dem Gebiete der kirchlichen Alterthümer feiner Umgebung, fo vollitändig gedeutet worden, daß mir nichts übrig bleibt, als mich jeiner Deutung anzuichliegen und diejelbe hier unter Beifügung einer Abbildung der Inſchrift mitzutheilen. (Nr. 22 auf Tafel II.) Richtig find von demfelben die aus einem Kreife und Kreisabſchnit— ten bejtehenden Kreuze als Anfangs= und Endmarken, die übrigen concentriihen Kreife aber als Abtheilungszeichen der Worte erfannt worden. Diefe Budjtaben find verzerrte, faſt groteske gothifche Majusteln; nur die zwei Mal vorlommende befannte Abkürzung des Namens Chriftus ift aus den griehiihen Buchſtaben XPC zu: jammengejegt und über ihnen zeigt fi) der wagerechte Abkürzungs- ſtrich. Was die Technik der Buchſtaben betrifft, jo find ihre Kör— per nur durch zwei erhabene Nanditriche marfirt; der Zeichner hat aljo die Züge in die Form eingegraben und fo erklärt fih, da er fie richtig eingrub, das verkehrte Bild des Abguſſes. Es ift dem— nad von recht3 nach links folgendermaßen zu lejen:

+ Christus vivikat . agia.. + Christus imperat . + regnat X +

Unerflärlih ift mir nur die Bedeutung des vor dem Schlußfreuze jtehenden Zeichens, welches feiner Gejtalt nah ein griechiſches X ift. Das zweite Wort der Inſchrift müßte eigentlich vivificat lau— ten, jedoch die mangelhafte Form der Inschrift kann nicht allzufehr auffallen, da dergleichen Verſehen bei Yeuten, die, wie die mittel: alterlihen Glodengießer, der lateinischen Sprache nicht felten unkun— dig waren, häufig find. ch erinnere nur an die oben berührte Schreibung alva jtatt salva auf der Freifter Glode. Wenn dage- gen Herr Baftor Walter meint, er ftehe faft rathlos vor dem Worte agia, jo zeigt Doch feine Deutung des Sprudes:

„Chriftus erwedt, Chriftus beherrſcht und regiert die

Heiligen,

daß er das Nechte getroffen, wenn er das Mort als Object der drei Verba nimmt. Denn daß es nicht ald zweites Subject nad) dem erjten Subjecte (Chriftus) gefaßt werden kann in weldem ‚alle man darin die durch Kreuzfahrer aus dem Morgenlande nad) dem Weſten mitgebrachte Bezeichnung der Mutter Gottes (— 9 arte) finden müßte —, beweiſt nicht nur der dann fich ergebende, dogmatiſch unzuläffige Sinn der Worte, ſondern aud das nod)- malige Erſcheinen des alleinigen Subjects im Sate, des Namens Chriftus, nad) dem Worte agia.

Es erübrigt nun nur noch, die mit Jahreszahl verfehenen, in die Gruppe mittelalterliher Majuskelglocken gehörigen Oloden des Mansfelder Seekreiſes vorzuführen. Ihre Zahl ift freilich Klein

40 Gloden des Mansfelder Seelreifes ꝛc.

8 ſich, aber im Verhältniß zu andern Landſchaften immerhin an- ehnlich.

An erſter Stelle ſei einer zerbrochenen, durchlöcherten kleinen Glocke gedacht, welche auf dem Boden des Thurmes der Kirche S. Godehardi (nach Andern S. Ambroſii) zu Amsdorf am ſalzi— gen See liegt. Dieſelbe iſt nur ungefähr 12“ hoch und zeigt am Kranze drei Medaillons, deren eines anfcheinend die Jungfrau Maria mit dem Jeſuskinde, deren zmeites einen die Rechte jegnend erhebenden und ein Buch in der Linken haltenden Bifchof, deren drittes endlich den gefreuzigten Chriftus darftelt. Aber auch eine zum Theil herausgebrochene, zum Theil unleferliche Legende um— zieht den Kranz, von welcher die zwar jehr Heinen römischen Zahl- buchjtaben ACCCXXXII doch deutlich erfennbar find, fo daß man wird annehmen dürfen, die Glode ſtamme aus dem J. 1332.

Zweifellos deutlih und klar ausgeprägt ift die Schrift der mit einem Kreuze beginnenden Legende auf der Kleinen Glode der ©. Mauritiiliche zu Steuden bei Deutjchenthal vom J. 1336. Diefelbe lautet einfach:

+ Anno.dominii.M.C.C.C.XXXVI..XVI..Kl. Augusti..

ift aber wegen der genauen Angabe des Tages ihrer Entjtehung merkwürdig. (Nr. 26 auf Tafel IIL)

Die weitaus merfmwürdigfte und unter ihres Gleichen einzige Glocke aber befigt die Pfarrkirche S. Georgii zu Helfta bei Eis— leben. Denn die auf dem ziemlich modernen Thurme diefer Kirche bängende große Glode ift nicht nur die ältejte mit der Jah— veözahl ihrer Entftehung verjehene Glode aller Landſchaf— ten am Harz, fondern, was weit mehr jagen will, von ganz Deutfhland. Um den Werth und die Seltenheit derjelben im da3 rechte Licht zu ftellen, fei es geftattet, einige ftatiftiiche Bemer— fungen über datirte Gloden voranzujhiden. Von den noch vor= handenen 87 Gloden der Stadt Erfurt erreicht die ältefte, mit Jahreszahl verfehene nur das Jahr 1331 (Correfpondenzblatt des Gejammtvereins d. deutfchen Geſchichts- u. Alterthumsvereine 1870, Nr. 8 ©. 57 u. 58); unter 27 von Aug. Varges abgezeichneten Majuskelinichriften an Gloden der Harzvorlande erreicht die ältefte der legteren nur das Jahr 1318 (N. Mitth. d. Thüring.-Sächſ. Ber. VII, 1, 197 ff.). Erheblich älter find ſchon die feitvem durch Dr. Jacobs befannt gemachte Glode der ©. Silveftrifirhe in Wer— nigerode vom Jahre 1297; ferner eine Glode zu Wilspruff in Sadjen, melde die Jahreszahl 1290 trägt (Correfpondenzblatt 1.1. Nr. 4, ©. 29), und eine erjt neuerdings von Dr. Julius Schmidt in Sangerhaufen aufgefundene Glode zu Gonna bei San:

Bon Dr. 9. Gröffer. 41

gerhaufen von demfelben Jahre, welche weiter unten ©. 45 f. bejprochen werden wird. Von den 35 Gloden des glodenreichen Halberftadt gehört nur Eine, welche auf dem füdlihen Thurme der Moritzkirche hängt, dem bdreizehnten Jahrhundert an; dieſelbe jtammt aus dem ‘jahre 1281. (Zeitſchrift des Harzvercins IX, 292). Demfelben Jahre gehört die zweitältefte Glode im Freibur- ger Münjter, dem Jahre 1280 eine Glode der ©. Blaſienkirche zu Mühlhaufen i. Th. an. (Correipondenzbl. 1. 1.). Eine Glode vom Jahre 1273 (die Jahresangabe 1261 ift nach briefl. Mittheilung des Herrn Otte ein Irrthum) beſaß ehemals Yühnde bei Hildes- heim; dieſelbe ift aber im Jahre 1859 umgegofjen worden. Die zmweitältefte Glode des Domes zu Minden vom jahre 1270 hat noch eine Zeitgenojfin in einer jüngft dur Th. Voges befannt gemachten Glode im Braunfchweigifchen. Dieſe ebenfalls im Jahre 1270 gegofjene Glode befand fich früher in dem Michaelisklofter zu Hildesheim, fam dann nach Burgdorf im Braunfchweigiichen (Harzzeitichr. X, 78) und ſoll fich jest, wie Herr Otte zu mifjen glaubt, im Mufeum zu Braunjchweig befinden. Cine Glode der Liebfrauenkirche zu Moringen, die ältefte im Hannöverſchen Lande, trägt das Datum 20. Juni 1263 (Mitthoff, Kunftdenfmale und Alterthümer im Hannoverfhen, Bd. IL); in noch ältere Zeit reichen zurüd eine Glode zu 5. Peter in Nahen, im Jahre 1261 gegof- jen vom Magiſter Jacobus de Croailles; bie ältere Glode im Freiburger Münfter vom Jahre 1258, und die ältere Glode im Dome zu Minden vom Jahre 1252. Würzburg aber glaubte in jeiner von dem Director Wiggert in Magdeburg entdedten und in der ©. Burchardifirche hängenden Katerina die durch ihr ausbrüd- lich bezeugtes Alter ehrwürdigſte Glode Deutichlands zu bejigen, und aud Herr Paſtor Dtte, der rühmlich befannte Kunſtarchäo— log und Verfaſſer der Glodenfunde, fannte bisher feine ältere; nunmehr aber muß die Katerina ihren Chrenplat einer Manzfeldi- ſchen, bezw. Norbthüringifchen Glode einräumen, denn die Glode von Helfta ift noch anderthalb Jahrzehnte älter als fie. Allerdings ift e8 ja richtig, daß es noch ältere Gloden giebt, aber auf diejen zweifellos älteren Glodın ift die Jahreszahl der Entftehung nicht ausdrüdli angegeben, ſondern erft durch Schluß erlangt. So wird die Entjtehung einer aus dem Dome zu Walbed a. d. Aller nah Diesdorf bei Magdeburg gebraten Heinen 1°/,° Hohen, bienenforbförmigen Glocke, welche Director Wiggert entdedt hat, aus paläographiihen Gründen von demjelben in die erſte Hälfte des 11. Jahrhunderts verſetzt, und es ift nichts, was abhalten fönnte, dieſem Urtheil zuzuftimmen. Dagegen beruht es auf einem Irrthume, beziehungsmweife auf ungenügender Kenntniß der Epi—

42 Glocken des Mansfelder Seetreifes :c.

graphif, wenn (jo z. B. nad einer freundlichen Mittheilung des Herrn Oberl. Dr. Keber in Afchersleben in der Magdeb. Zeitung vom 29. Aug. 1872) die Behauptung verbreitet worden ift, in Zorbau bei Weißenfels gebe ed eine Glode, melde am Schluffe ihrer Inſchrift: „Vox mea sit grata Tibi virgo Maria beata“ noch die Zeitbeftimmung „ANNO MX“ und fomit das ältefte nach— meisbare Glodendatum in Deutihland enthalte. Denn Herr Baus rath Sommer in Zeit hat bereit3 in den Neuen Mittheilungen des Thür. Sächſ. Ver. (XI, 326) nachgewieſen, daß die obige von Heydenreich herrührende Behauptung auf einer falſchen Deutung der die Inſchrift abjchliegenden, befreuzten apofalyptiihen Buch— ftaben A und 2 fowie des dieſelbe beginnenden Kreuzes fußt. Heydenreich nämlich hatte das A troß dem darauf gejehten Kreuze für eine Abfürzung des Wortes Anno, das 2 für den in gothi- ſcher Form gegebenen Zahlbuchftaben M, und das dahinter fich anſchließende Eröffnungsfreuz, fo unglaublid es auch ift, für das römiſche Zahlzeihen X gehalten und auf diefe Weiſe die Zeitbe— ftimmung Anno 1010 glüdlih zu Stande gebradt. Wenn demnach dieſes Ergebniß lediglih auf einem Trugjchluffe beruht, jo jcheint die Sache anders zu ftehen mit einer Glode der S. Bar: tholomäikirche in Giebichenftein, von welcher v. Dreyhaupt (Bejchrei- bung des Saalkreifes II, 900) im Jahre 1750 Folgendes berid)- tet: „Die andere, 17— 18 Etr., ... hat vordem auf der Gapelle auf dem Sclofje Giebichenftein gehangen, ift 546 Jahr alt, wie die darauf befindliche Auffchrift bezeuget: Anno incarnationis domini MCCHII. Regnante Ludolfo Archiepiscopo fusum est vas h.“ Aber diefe Glode, welcher fonft in der Gruppe der mit Jahreszahl verfehenen Gloden die erfte Stelle gebühren würde, bejteht nicht mehr, wie ich mich durch den Augenschein überzeugt habe, ift viel- mehr im Jahre 1788? umgegofjen worden. Der Mög- lichfeit einer indirecten Zeitbeſtimmung endlich erfreut fih eine Glode zu Gilding in Oberbayern, melde die Inſchrift trägt: „Arnoldus sacerdos de Giltekin me fundi fecit“*, und deren Ent- ftehung mit Recht in die Zeit von 1162 1194 gejegt wird, weil fi der erwähnte Priefter und Stifter der Glode in Urkunden der bezeichneten Jahre findet. (Otte, Olodenfunde ©. 79 und 83). Aber auch fie giebt doch nicht beftimmt das Jahr ihrer Entjtehung an, was die Helftaer Glode thut, zu deren Bejchreibung ih nun übergehe.

Bei einer Höhe von 94 cm. und einem Deffnungsdurchmeijer von 110 cm. dürfte das Gewicht derfelben etwa 15 Centner betra- gen. Ihre Form zeigt Tafel II. Die auf derſelben jtehende Inschrift ift, wie auch Herr Otte annimmt, erfichtlich mit einem

Bon Dr. H. Größer. 43

ſpitzen Inſtrument in den Mantel der Glodenform eingefragt wor: den. Dies mußte links gefchehen, was dem Zeichner (ob dem Sieger oder einem Geiftlihen?) nicht geläufig fein mochte; er ichrieb daher rechts und der Abguß zeigt nun das Epiegelbild der Buchſtaben, welche nicht nur den Kranz erfüllen, ſondern auch den unteren Theil der Glode umjhlingen. Die Form der Buchſtaben iſt theils römiſch, theils gothiſch, ein Umftand, der allein jchon, auch wenn die Glode nicht die Jahreszahl 1234 trüge, auf ein ſehr hohes Alter derjelben hinweifen würde. Auc hier beginnt die Kranzlegende mit dem üblichen Kreuz und den apofalyptiichen Buch— ftaben Alpha und Omega. Diejelbe lautet:

+ + +.4. 02. Ave Maria - gracia - plena - dominus - tecum - Anno » · CC? . XXX° IIII° - fundata sum,

Sie giebt alſo den unvollftändigen engliihen Gruß und die Mit- tbeilung,, daß fie im Jahre 1234 geftiftet worden. (Nr. 27” auf Tafel II.)

Die fchon erwähnte, weiter unten befindliche Legende, deren Worte wiederholt von freisrunden Brafteatenabdrüden, welche etwa 1 Zoll im Durchmefjer haben, unterbrochen und überdies hier und da durch Tpannenlange Zwifchenräume getrennt werden, enthält in einem Gemifh von römischen Majusfeln und frühgothischen Minus: feln von ſehr ungleicher Höhe die Worte:

Titulus (©) triumfalis (©) Jesus Nazarenus (©) rex Judeorum

Ex tot cineinariis sum XVII ©). (Nr. 27* auf T. III.)

Diefe untere Inſchrift bereitet dem Ueberſetzer beſonders durch das Wort cincinariis, denn jo glaube ich leſen zu müſſen, Schwierig— keit. In Ermangelung einer anderen Erflärungsmöglichfeit glaubte ih, darin einen Glodennamen erbliden und annehmen zu bürfen, das Wort cincinaria fei unter Anlehnung an die hebräifche Pil— pelform >x>x (zilzel), welche „Eingen‘ bedeutet, gebildet und darum durch „Klingerin‘ zu überjegen, wie ja aud das halb deutſche, Halb lateiniſche Wort Clinsa in der Bedeutung Klingerin auf einer alten Glode vorfommt. Unter diefer Vorausſetzung über: jeßte ich:

„Die Triumphauffchrift (des gefreuzigten Chriftus) lautet: Jeſus von Nazareth, König der Juden. Von jo viel Klingerin- nen (die mir, dem Gießer, ihre Entjtehung verdanken) bin ich die achtzehnte.“

Herr Paſtor Dite dagegen, dem ih den Abdrud der Inſchrift zur Kenntnißnahme zujandte, überſetzt:

44 Gloden des Mansfelder Seckreifes ıc.

„Die (für wunderkräftig gehaltene) Aufſchrift des (am Kreuze) triumphirenden Chriftus (lautet): Jeſus von Nazareth, König

der Juden. Aus fo vielen Gentnern bin id: 18%, indem er cineinariis gleichbedeutend mit centenariis faßt, und bemerkt dazu, durch diefe Notiz werde die Schon durch ihre Dati- rung fehr wichtige Olode auch noch in anderer Hinficht merkwürdig. Denn bisher kenne er nur 2 Gloden, auf mwelden fich eine Gewichts— angabe befinde, beide zu ©. Florian in Defterreih. Auf der einen vom %.1318 fteht: „de XXVI centenariis facta sum“ und auf der andern vom Jahre 1319: Ao. D. MCCCKIX fit hoc opus ex X c. Wenn nun bei der Glode zu Helfta laut ihrer eigenen Angabe das eingelegte Metall 18 Gentner betragen habe und man bringe 5-10%, Feuerabgang in Abzug, jo ftimme meine Schägung des Gewichtes auf 15 Centner ausgezeichnet zu diefer Angabe. Wegen all diejer triftigen Gründe ftehe ich nicht an, der Deutung Ottes vor der meinigen den Vorzug zu geben, wiewohl offenbar cincinariis und nicht centenariis in der Inſchrift fteht.

Uber woher mag die foftbare Glode mit dem ehrwürdigen Alter von nunmehr 643 Jahren, melde man auf dem ziemlich jungen Thurme der Helftaer Pfarrlirhe kaum vermuthen follte, rühren? Zwei Wahrfcheinlichkeiten liegen nahe. Entweder ijt fie jeit der Zeit ihrer Entftehung ein Eigentum der Kirche geweſen, welche fie noch jest befigt, oder fie ift aus dem Nonnentlofter B. Mariae Virginis zu Helfta nach defjen Aufhebung in die Pfarrkirche gefommen. Iſt Lebteres der Fall, was gar wohl möglich wäre, da der lange Zeit in Neuhelfta vor Eisleben angefievelte Klojter- convent in der letzten Zeit feines Beftehens ſich wieder in Althelfta niedergelafjen hatte, jo müßte die Glode ſchon in der früheren Klofterfiche zu Nothardesdorf (wüſt Roßdorf zwifchen Eisleben und Helbra); ja, da das Klofter erjt im Jahre 1229 geftiftet worden war und während der erſten fünf Jahre feines Beftehens bei der Burg Mansfeld ſich befunden hatte, vieleicht ſchon dort der Andacht der frommen Schweitern gedient haben und würde allem Vermuthen nad) von der vermittweten Gräfin Eliſabeth von Mansfeld, der Stifterin des Klofters, geſchenkt worden fein. Gehörte fie aber von jeher in die Pfarrkirche S Georgi, fo würde man annehmen kön— nen, daß ein Biſchof von Merfeburg fie gefchenft hat, denn die der Glocke aufgedvrüdten Bracteaten jcheinen einen Biſchof darzuftellen, und über eine Kirche zu Helfta hatten nad urfundlichen Zeugniffen die Bischöfe von Merſeburg das Collaturreht. Wenigftend nennt Bifhof Ditmar von Merfeburg im Jahre 1014 die Kirche zu Hel- pithi die feinige, doch ift die Frage, ob unter derjelben die ſchon von Kaifer Otto II. dem Bisthum Merfeburg geſchenkte Kirche der

Die Glode zu Gonna bei Sangerhaufen. 45

h. Radegund in Helfta oder die Pfarrfiche S. Georg zu verftehen ift. Uebrigens fünnte man auch an einen Erzbiſchof von Magde- burg als Stifter der Glode denfen, da Erzbiihof Wichmann von Magdeburg im Jahre 1191 das Collaturrecht der Stirche zu Helpede der Probſtei Seeburg zueignet. Verhalte es fi hiermit, wie es wolle: die Pfarrkirche S. Georgii wird wohl thun, ihren Fojtbaren Schatz jorgfältig zu hüten.

Anhang. Die Glode zu Gonna bei Sangerhaufen,

Das eine Heine Wegftunde von Sangerhaufen entfernt liegende Dörfchen Gonna fommt jhon in den frühejten Zinsvegiftern mit vor. Das dortige jehr alte Kirchlein hat zwei alterthümliche Merk: würdigkeiten aufzumeifen: einen Taufjtein mit Reliefs verziert und eine Glode aus dem XIII. Jahrhundert. Von der an letterer be- findlihen Inſchrift zeigt Nr. 28 auf Tafel II. eine getreue Abbildung. Bei der oberen, höheren Inſchrift ift eine Bezeichnung des Anfangs nicht zu bemerken; um nun die untere in ununter- brochener Yinie geben zu fönnen, war in der Zeichnung die obere mit dem Worte MEVM zu beginnen; die etwas verfümmerte Form des M vor dem K läßt aber vermuthen, daß diefer Buchftabe zuletzt eingeflidt wurde und daß die Inſchrift lautet: Karitas Apellatur Omen Meum.! Die untere Inſchrift ift zu leſen: Anno. Dni. MCCXC. Price. Halberstadn. Me, Fieri. Jussit N. In dem Worte PRIC haben mir jedenfalls eine jehr ftarfe, meitgetriebene Abbre- viatur vor und. it es ein Eigenname? ober bezeichnet es die Würde: Prior von Praedicator Halberstadensis? In einer ander- weiten Inſchrift aus demfelben Jahrhundert bedeutet wenigſtens ORD’ PRIC’: Ordinis Praedicatorum. Das Bemerfensmwerthefte an der betreffenden Glode ift übrigens, daß eine genaue Betradhtung derjelben Schlüffe auf die Art der Formirung der Buchſtaben der Inſchrift ziehen läßt. Lestere fteht nämlich in umgekehrter Stellung, d. h. von Rechts nad) Links laufend am Obertheile der Glode. Diejer Umijtand, fomwie die unregelmäßig zadige Bildung der Buch— ftabenränder laſſen feinen Zweifel darüber auffommen, daß fie in den Lehm des Mantel der Form eingegraben wurde. Es erklärt fi jo leiht, warum unjere älteften Gloden ihre Inſchriften in folh ungewöhnlicher Stellung tragen. Die neben dem V der Silbe tur bemerfbaren Buchftaben TV fo wie der Strih am L lafjen erfennen, daß man den Tert der Schrift vor dem Eingraben erit in kleineren Buchſtaben vorgeriffen hat.

1) Letztere Folge beobachtet die Abbildung. Gr.

46 Die Glode zu Gonna bei Sangerhaufen.

Schon mit dem Anfange des XIV. Jahrhunderts fcheint in unferer Gegend eine Aenderung in der Technik eingetreten zu fein; eine Glode der St. Ulrihsfirche in Sangerhaufen vom Jahre 1326 zeigt eine Inſchrift, die richtig von Links nach Nechts ſteht und in der noch jetzt gebräuchlichen Weife angefertigt worden iſt, indem man nämlich aus Wachs boffirte Buchſtaben auf das Hemd der Slodenform klebte und darüber den Mantel formt. Zum befjern Berftändnifje der gebrauchten Ausdrüde wollen wir hier einige An— deutungen über den Aufbau einer Glodenform geben. Zunädjt wird in der Mitte der tiefliegenden Dammgrube ein hohler Kern aufgemauert, dejjen äußerer Oberfläche mittelft einer drehbaren Schablone genau die Geftalt der Innenſeite der Glode gegeben wird. Auf diefen Kern formirt man nun aus Lehm das fogenannte Hemd, dem man, wiederum mit einer drehbaren Schablone, Die vorher berechnete Geftalt der Glode giebt. Auf der Oberfläche dieſes Hemdes befejtigt man an gehöriger Stelle die aus Wachs boffirten Modelle der Buchſtaben, Berzierungen und Einfafjungen, welche die werdende Glocke zieren follen. Diefelben hinterlafjen auf der inneren Fläche des über das Hemd geformten Mantel3 einen umgefehrten Eindrud. Zum Behufe de3 Gufjes wird der mit eifernen Schienen und Reifen gebundene Mantel vom Hemde abge- hoben, dieſes vollftändig befeitigt und dann der Mantel wieder über den Kern gejtülpt, jo daß er feine urfprüngliche Stellung wieder einnimmt. Natürlich bleibt jet zwijchen Kern und Mantel ein leerer, der Gejtalt und Mafje des Hemdes entjprechender Raum, der das flüffige Metall aufnimmt.

Die älteften Gloden erhielten gewöhnlich als einzige Verzierung zwei um den oberen Theil laufende Feine Wülfte, deren Modelle man einfach durch zwei um das Hemd gelegte dünne Geile bildete. Später dienten auf das Hemd geflebte Bracteaten al3 Verzierung. In einigen Fällen find diefelben im vom Hemde abgenommenen Mantel jteden geblieben und ſodann auf die Glode aufgefhmolzen worden, oft aber dienten fie nur als Modell, und zeigen dann die Kleinen Nelief3 beim Reinigen die Farbe des Glodenmetall3. Auf der Nordjeite des Harzes find fo verzierte Gloden ziemlich häufig und verdienen diefelben wohl die Beachtung des Numis- matiferd, der an ihnen manchmal feltene Exemplare entdeden dürfte. Schlieglid möchten mir noch allen denen, die Glodeninfhriften copiren, empfehlen, dabei auf die hier erörterte Verfchiedenheit der Entftehung derjelben zu achten und diesfalls gemachte Beobachtungen den Gopien beizufügen. Dr. Julius Schmidt.

we

Holting anf dem Timmerlah, Herzogthum Braunſchweig, Amt Salder, 1559 1681. Aus den Aeten des Fandes- Hauptarhivs in Wolfenbilttel zufammengeftellt

von

H. Zangerfeldt, Oberförfter in Riddagshaufen.

Das Timmerlah, ein Laubholzbeftand, wie alle im Kreiſe Braunschweig belegenen Forften damaliger Zeit, gehörte zu den zahlreihen Märkerforjten des jetigen Amtes Salder, ſüdweſtlich, etwa 2 Meilen von Braunfchweig, vor dem Bergzuge des Harde- weges (Harve im Volfsmunde) belegen.

Wenn v. Maurer in feiner Schrift über die Markverfaffungen die jeßigen Dorf- und Feldmarken eines Bezirkes auf eine Urmarf zurüdzuführen ſucht, jo haben wir hier vielleicht die Nefte einer folhen vor und. Denn der jo jcharf hervorgehobene, jo eiferjüch- tig fejtgehaltene Unterichied von Märkern und Ausmärkern (Holzen und Unholzen) ift in den nachfolgenden Weisthümern, zwar nicht erlojhen oder verwiſcht, aber augenjcheinlich jo weit beſchränkt, daß 3. DB. Bewohner weit entlegener Dorfihaften in dem Holzgerichte Sig und Stimme haben, Ortſchaften, die heute noch eigene Holzun- gen befisen, und nachweislich eigene Holzgerichte hielten (ich nenne nur das wohl 2 Stunden vom Timmerlah entfernte Berel und das nicht nähere Cramme). Der ganzen örtlichen Lage nach wird die Annahme einer ſolchen Urmark hier nichts Ungereimtes haben, denn der eben genannte Hardeweg trägt noch heute Märkerforften, zu denen eine Mehrzahl Gemeinden gehören, und das Timmerlah lag im engen Anjchlufje an den Hardeweg, der andrerſeits durch die Holzungen bei Aſſel (Aslah?) in das bei Berel Berla gelegene Berelries ausmündete. Auch der Zufammenhang mit dem j. g. Crammerholze im Dften des Bergzuges müßte unjchwer nach— zumeijen fein.

Das Timmerlah gehörte der Gemeinde Heerte und ift im 5. Jahrzehnt dieſes Jahrhunderts feiner ganzen Ausdehnung nad gerodet. Mit dejien Grund und Boden find die umfangreichen

48 Holtung auf dem Timmerlab.

Weideberechtigungen der einzelnen Höfe in Heerte und in den be- nachbarten Gemeinden abgefunden, und zugleich die mannigfach vermwirrten Nutungsverhältnifje in den nahegelegenen Holzungen geregelt. Einjchlieglih des, in den nachfolgenden Weisthümern mehrfach erwähnten Strauchholzes Struk —, hielt dafjelbe nahezu 1000 Morgen Fläche. Die ganze Umgegend des Timmerlah deu— tet auf eine weit hinauf reichende Cultur. Die Dorfihaften Dutzen, Kirchheerte und Lüttgenheerte werden ſchon Anfangs des 15. Jahr: hundert als wüſte genannt; auf der Feldmarf Heerte find, etwa Mitte diefes Jahrhunderts in der Nähe eines Forjtortes Arzbur- gerhai (Eresburg?) bedeutende Mengen von größern und flei- nern Afchenkrügen aus der Heidenzeit gefunden; im Giebel der Heerter Kirche iſt ein uraltes Steinbild eingemauert, welches, der Volksſage nah, der milden Erretterin aus Hungersnoth zum An- denfen dienen fol, und mande andre halb verflungne Sagen deu- ten auf hohes Altertbum im Anbau der Umgegend. Die ganze Dertlichkeit ift eine foldhe, wo der Uebergang des Hügellandes in die norddeutſche Ebene bejonders ſcharf hervortrit. Der Boden gehört zu den fruchtbarſten im gejfegneten Herzogthum Braunſchweig.

Die in den Weisthümern genannte Yamilie v. Bortfeldt wird als Seitenzweig der mächtigen v. Hagen genannt. Sie blüht nur noch in der Nebenlinie der v. Gramm. Wie und wann ihre Pa- piere, zu denen jene Weisthümer gehören, in das Lanbeshaupt- archiv gefommen find, möchte nod zu unterfuchen fein. Sie fchei- nen einige der wenigen, von den zahlreich ausgeftorbenen Familien geretteten, jchriftlihen Nachrichten zu jein.

Zur allgemeinen Erläuterung der nachfolgenden Weisthümer werden diefe Sätze ausreichend fein. Gegenüber der Mehrzahl der bisher veröffentlichten, bieten fie ein befonderes Intereſſe, weil fie dur zwei Jahrhunderte ſich erjtreden, und mehr als jene den Einfluß verfolgen lafjen, melden das immermehr ſich eindrängende Schrift- und Beamtenthum, neben der Aufhebung des alten Sach— ſenrechtes, auf das innere Leben des Bolfes hatten. Daß fie immer nur ein dürftiges Ueberbleibjel alter Markverfaffungen find, liegt in den Zeitverhältniffen und in den Perfonen, melde ihre Aufzeihnung beforgten. Jene waren grade in den Jahrzehnten des 30jährigen Krieges für die ganze hier in Frage kommende Gegend befonders drüdend und troftlos. Sie ſprechen ſchon aus dem Weisthbum von 1619. Wie einflußreid aber die Perſön— lichfeit, melde das Weisthum zu Papier bradte, und deren Bil- dungsgrad fein mußte, geht aus der Schwierigfeit hervor, die wir heute noch finden, wenn wir es verjuchen, die niederſächſiſche Sprache ins Hochdeutiche zu übertragen, und zwar in unmittelba=

Bon H. Langerfeldt. 49

rem Austaufh. Und unzweifelhaft wurden alle Urtheile der Achts— leute in niederdeutſcher Sprache eingebradt.

Die anjcheinend fonderbare Beftimmung der MWeisthümer, daf die Markgenoſſen, welche wüſten Dorfihaften angehörten, ihr Holz nach diejen wüſten Hofitellen zu fahren hatten, erflärt fi aus einer Verordnung Herzogs Otto von Braunſchweig vom Jahre 1322, monad alle Nutungen (Achtwort) aus ſolchen Holzungen, die noch wüjten Dorfichaften gehörten, auch nur nad diejen gefah- ren werden durften. Ohne Zweifel war dieje Verordnung erlafjen, um dem Wiederaufbau folder wüſten Dorfichaften allen Vorſchub zu leiſten.

Eine zweite vielfach wiederkehrende Frage nad den Unfojten der Jägerzehrung jcheint durch die damaligen Beitverhältnifje bedingt zu jein. Die zahlreihen Beltallungen Herzogs Julius aus dem Ende des 16. Jahrhunderts weilen den Jägern, Schüten, Waid- männern u. j. mw. „Futter und Mahl‘ auf den herzoglichen Amthäus jern oder in den Klöftern an, und lafjen damit die für jeßige Zeiten fo überaus fparfame Befoldung (nur wenige Thaler jähr- lich) erflärlich erjcheinen. Wahrſcheinlich waren auch einzelne Dorf- Ihaften zur Reichung ſolchen Futter und Mahls verpflichtet. Der Name Fägerzehrung, Hundelorn u. f. mw. deutet darauf hin.

Daß unter der Bezeichnung „Jicht und Jagd‘ die peinliche Gerichtöbarfeit (die Blutrunne) und die Jagdhoheit verftanden ſei, wird faum der Erwähnung bedürfen. In Beziehung hierauf war die ftändige Bezeihnung „unfer gnädiger Fürft und Herr‘ oder „Reverendissimus, Illustrissimus“* fein leerer Titel.

Daß mit dem Jahre 1611 Schon die Bezeichnung: „Intereſ— jent“ den Namen ‚Erben‘ oder „Miterben“ verdrängt hatte, zeigt, wie weit in einem Menjchenalter das alte Sachſenrecht dem römiſchen Rechte hatte weichen müfjen.

Die Rechtichreibung ift weder in den verichiedenen Protofollen, noch in den einzelnen, eine durchweg gleichmäßiae. Sie wurde möglichit getreu wiedergegeben.

Wy Asken undt Heinrid von Bortfeldt hebben in dem Timmer- lah und in dem Gtrufeholte 22 „nelicke“ Nutte und ein Holtgrave- fhapnutt thovoren. Undt wordt gefunden anno 1459 am Mont— tage post Cantate an Bartoll von Salder feligen Holtgraveichap- nuth de je ſcholden brufen alſe Bartoll von Salder borde und anderſt forder nit. Hir weren bey von unjer Herren wegen —— Friederich von Polens, Curtt von Bodmar Voigt auf dem ichtenberge und ander ſeiner Voigte; von unſer wegen Asken und

Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 4

50 Holting auf dem Timmerlab.

Sivert von Cram, Tile von Nette, Hans von Sauminge Ludlolfs Sohn, Dered von Hardenberge, Curdt von Wirdte, Lodewig von Gremschleben, Arnt von Getter, Heinricus unfe fchriver und wy.

Anno Domini dujent viefhundert darna in dem elveden are am Montage na Walburgis hebben Gevert undt Asken von Bordt- feldt ein SHolting geholden vor dem Timmerla in Beimejende Borcherde8 und Curdes von Gteinberge Gebrüder, Ludlolf und Jacobs von Salder und Herrn Laurentius Pornnern zu Freden, da dutt nabefchrivene vor dem Gerichte gewroget, gefragt und to Rechte gefunden ift:

Item fo haben die Männer gewroget, daß die von Duzem haben getheilet fonder Willen und Bollbord der von Bortfeldt und der Erben. Hier ift auf gefunden, fie brechen daran eine Holtfore.

Item fo ift gefragt: ob fie nicht brechen fo mannige Holtkore, al3 mannig Mann auf das Holz gehöre? Hier ift gefunden, fie brechen fo mannig Holtfore jo mannig auf das Holz gehöret.

So iſt ferner gefragt: was die Holzkore fei? it zu Nechte gefunden: die Heilter 3 8 und die Wede 3 4. braunſchw. Münz.

Item fo iſt forder wieder gefragt um ein Ordell das Recht fei: an wen ſodane Brüde fallen jolen? it zu Rechte gefunden, daß die von Bortfeldt al3 Holzgreven den erjten Pfennig vor- griffen und die von Bortfeldt jollen nehmen und haben den andern Pfennig vor ſich ſelbſt undt den dritten Pfennig jollen theilen unde lifehalf nehmen die von Dußen mit den andern Erben die dazu gehören, und die andre Hälfte des dritten Pfen- nig3 follen nehmen undt haben die von Heerte mit den Erben die dazu gehören.

Item fo ift forder gewroget, daß Henni Clames habe ein Fuder Wafen gehauen im Timmerlah butten der Theilung. Hier tft zu Nechte auf gefunden: er breche jo mannige Holzfore ald mannige Wede er gehauen habe.

Item fo ift forder gemwroget, daß Henni Bufjen zu Heerte babe eine Espen gehauen im Timmerlah butten der Theilung. Dar ift zu Rechte auf gefunden: er bredhe einen Holzlor daran, 3 8 nie.

Item (eine gleihe Wroge gegen Hennig Lüders).

Item ift forber gewroget, daß Hennig Darme zu Watenſtedt habe gehauen. fonder Wiffen und Willen der von Bortfeldt und

Bon H. Langerfelbt. 51

der Erben zwei Bäume im Timmerlah. Diejelbe ift mit Rechte dedet (gethan) in der Herren Gnade.

Item jo ift forder gewroget, daß Hennig Garbrechts Scaf- meijter zum Lichtenberge habe gehauen im Timmerlah das er gekauft hatte. Dar ift auf gefunden: Man folle ihn pfänden.

Item jo haben Borhhard und Curt Gebrüder von Steinberg mit Wiffen, Willen und Vollbord der andern Erben dies nach— beichriebene bedinget unde beſprochen: Ins Erſte jo haben die von Bortfeldt mitjammt den Erben den Männern auf diesmal bie Brühe alle quitt gegeben undt fallen lafjen undt den Zimmerlah mitfammt den Erben jo dazu gehören, einem jeden an feiner Ge— rechtigfeit unfhädlih, mit dem Grevenholze drei Jahre lang zu- gefchlagen undt aud das Strufholz;, jonder das Unterholz joll man alle Jahre theilen undt einem jeden feine Gebühr daraus geben. Und wenn man foldhes thun will, jollen die Männer fordern als vor oben gejchehen ift. Auch joll man gleihwol das SHolting alle Jahr halten auf den Montag nad) Walburgis und mer bafelbit nicht kann fommen, der mag dazu fhiden, damit e8 alle Jahr mag einen Fortgang nehmen.

Holting auf dem Zimmerlah.

Auf den Mitwoch nad) Galli anno 65* der weniger Zahl (1565) haben die ehrenfeiten und erbarn Junker Hennig und Lud— lolf von Bortfeldt Gevettern von wegen aller der von Bortfeldt, fo erbfchaft(lih) dazu gehören, eine Holzung vor dem Bimmerlah gehalten im Beifein der ehrenfeften und erbaren Burghard von Cram, Statthalter, und Chriftoff von Bortfeldt, und ift vor dem— jelben Holzung gemwroget wie folgt.

Das Holzung hat gefeflen Ulrich Heinzen zu Oberfreden wohn— haftig, und find noch aus dem Gericht Lichtenberg diefe nachbeichrie- benen Männer, die dazu gebeten und von den Erben gefordert, bei- geweſen als die beicheidvenen Hans Sukop von Bruchmachterſen, Johannes Rethen von Niederfreden, die um der Erben Bitte willen diefe Brüche nachfolgend erfannt; Friderich Wibben von Leffe, Claus Bredefop und Tile Banje von Broiftent, Ludeke Be— heme und Bartold Floren zu Engelftent, Bartold Viſcher zu Leben» ftedt, Hans Klauenberg und „Merten über die Haide” zu Hallen»

*) Die 1. Ziffer ift mit Sicherheit nicht zu Tefen.

52 Holting auf dem Timmerlab.

dorf, Brand Nüter und Hennig Freundt von Cramme, Ludeke Gifedoptt und Hennig Fürdermang von Gebhardshagen und noch Andreas Moller der Hogreve und alle die von Heerte.

Meifter Hans Luneburg der Holzgreve hat gemwroget Hana Boffen mit dem Pferde auf den Lohden. Erkannt zu Rechte: er breche daran ein Holzköhr, denfelben zu bezahlen mit 3 @ nie.

(Folgen noch 8 gleiche Wrogen.)

Noch hat der Holzgreve gemwroget Ulrich Hanen von Salder, daß er etliche Hafjelnftöde im Timmerlah gehauen, und als er von Lichtenberg gefommen ihm damit begegnet. Erfannt zu Rechte: er breche damit ein Holzköhr, 3 4 nie.

(Folgen 13 Wrogen wie oben über Pferde.)

Noch derjelbe Holzfneht (Hans Egling zu Heerte) gewroget MWasmus Töchter zu Hallendorf ihrer zwei, daß eine jede ein Bund dröge Holz aus dem Timmerlah geholt. Darauf zu Recht erkannt: die Fremden ſeien pfandbar und nicht zu bewrogen.

Hans Berrendes zu Salder hat ein hafjeln Knüppel gehauen. Breche 3 ß nie.

Der Holzfneht Berndt Wenſen hat gemwroget feinen eignen Knecht mit den Pferden auf den Lohden. Bricht 3 8 nie.

(Folgen 5 ähnlihe Wrogen.)

Noh jo Hat Meiſter Bartold Luneburg Holzgreve gemroget Heinrich Probft den Schäferfneht, daß er mit den Schafen durch die Lohden getrieben. Bricht eine braunſchweigiſche Mark, ift 3 fl.

Durch Ulrich Heinzen ift vor diefem jetigen Holzung ein recht Drdel an Claus Bardefop gefraget: weil die von der Dubner Feldmark ihrer Gerechtigkeit halber vor diefem Holzung befchieden und außen blieben und das Holzung verachten, ob fie jolches wohl mit Beſcheide thun mögen oder nit? Urtel durch Claus Brede— fop eingebracht, daß ein jeder fo viel der ift, die von der Dutzner Feldmark darin berechtigt, breche einen Holzkohr und der Holzinecht doppelt.

M. g. F. u. 9. iſt im Rechte die höchſte Obrigkeit, Jagd und Halägericht hierin zuerfannt.

Iſt auch ein recht Urtheil an Friedrih Wibben von Leſſe ge= fragt: wem die Erben die Brüche geftändig oder aber wie viel die ehrbaren Junker von Bortfeldt daran follen zu berechtigen haben? Urtel durch Friedrich Wibben eingebradht, daß die ehr— baren Junker von Bortfeldt den 3. Pfennig von allen Brüchen zu berechtigen haben.

Noch ein recht Urtel gefragt: das Holz das im TQTimmerlah den von Lütkenheerte und Kirchheerte auch denen von Dutzen zuge- theilet wird, ob fie dafjelbe wohl führen können ihres Gefallens ?

—F

Von H. Laugerfeldt. 53

Darauf ein recht Urtel gefällt, daß die von Lütken- und Kirch— heerte mögen ihr Holz wohl führen in Heerte, aber die von Dutzen ſollen ihr Holz zu Dutzen ablegen unde nicht in Salder führen ohne m. g. F. u. Herrn Vorwiſſen.

Noch ein recht Ordel Lüdeken Behmen gefragt: wenn Maſt im Timmerlah vorhanden, wie man dann das damit im Rechte halten ſoll. Urtel durch Lüdeken Behmen eingebracht alſo: wenn Maſt im Timmerlah vorhanden, daß dann die ehrbaren Junker von Bortfeldt und die Erben auf jede Nutt ſollen ein Schwein trei— ben. Da aber nicht viel Maſt vorhanden, ſollen ſie ſämmtlich nießen.

Wie viel Nutt die Erben den ehrbarn Junkern darin geſtän— dig? Die ehrbarn Junker von Bortfeldt haben darin zuvor vier und zwanzig Nutt; denen von Dutzen ſeien ſie darin geſtändig 37 Nutt, davon nimmt m. g. F. u. H. die erſte Nutt bevor ab und fie behalten 36; denen von Kirchheerte ſeien fie darin geſtändig 17 Nutt.

Iſt aud) ein Urtheil gefragt: wer (ob) auch die Erben ohne der Sunfer von Bortfeldt Vorwiſſen im Timmerlah wohl theilen mögen? Urtel dur Claus Bredefop eingebradt: wenn die Erben darin theilen wollen, das follen fie mit der ehrbaren Junker Vorwiſſen thun, und wenn fie dann Grobholz theilen, jo müſſen fie den Jun- fern geben ein Pfund Geld, das ift 6 gr. 4 pf., und von dem klei— nen Holze gleichermaßen auch fo viel geben.

Noch ein Urtheil gefraat: da die von Heerte des Holzes halber von wegen der von Dutzen, SKirchheerte oder Yütlenheerte, An— ſprache hätten, vor wen fie das klagen und zu Rechte fuchen follten? Urtheil in Recht darauf eingebradt: das follen fie thun vor den ehrbarn Junkern von Bortfeldt, die follen fie der Anſprache ent- ledigen.

Die von Heerte haben im Timmerlah ein hundert Nutt, damit fie berechtigt ſeien.

Iſt auch ein recht Urtheil gefraget: da fich etliche, jo in Brüche gefallen, in der Bezahlung aufhalten wollen, wie man diejelben zu der Bezahlung bringen folle? Urtheil darauf eingebracht: die Holz- vogte jollen auspfänden, und da fich alsdann etliche in der Bezah- lung aufhalten und nicht bezahlen wollen, jo jollen fie derhalben bei den ehrbaren Junkern von Bortfelot Hülfe ſuchen.

Wenn aud) ein Holzgreve oder die Anechte über den Timmer- lah jollen gejegt werden, wer die Macht dazu haben joll? Urtheil in Recht darauf eingebradht: es fei billig, daß die ehrbarn Junker von Bortfeldt den Holzgreven ſetzen, doc daß e3 mit der Erben Wiffen und Willen gefchehe.

54 Holting auf dem Timmerlah.

Es ift auch im Rechte erkannt, daß die Unfoftung, fo auf die Holzung gehen wird, alle diejenigen follen helfen gelven, jo Nutte im QTimmerlah haben.

Es ift auch noch ein Urtel an Tillen Koh zu Lobmachterjen gefragt: ob auch die Erben das Holz jo im Timmerlah getheilt wird, mögen ausmwärt3 verkaufen? Urtheil durch Tilen Koch ein- gebracht: da etliche wären die das Holz zu verfaufen, die jollten es unter die Erben und nicht den Fremden verfaufen.

Auf heute Montag nad) Martini hat Hans Luneborg Holz- greve nachbejchriebene Brüche eingebradt und foll ohnedas das Holzung auf jchierften Montag nach) Walpurgis anno 69. gehalten und gebührlicher Weife feinen Fortgang nehmen. Signat. ut supra:

(e8 folgen 10 Wrogen von Hans Luneborg über Pferde, melde in den Lohden gehütet find, mit 6 gr. und falls fie zweimal betroffen mit 12 gr. Strafe, ſowie eine größere An— zahl anderer Wrogen).

Auf heute den 7. des Monats Octobris anno 1574 iſt vor dem QTimmerlah ein Holzung gehalten worden durch die edlen, ehrenfeiten und ehrbaren Hennig, Gebhard, Philipp und Claus, jeligen Chriftoffs Söhne, alle Gevettern und Brüder von Bortfeldt und anjtatt der von Bortfeldt fo damit zugehörig und auf gerech- tiget find.

Das Holzung hat gejeflen Dreves Grottefeldt Hogreve zu Ba— rum; die Achtsleute find gemwejen Ulrich Hinze von Ober-Freden, Bardel Viſcher von Lebenſtedt, Hans Blome von Lebenftedt, Hans Klaubenbarch von Hallendorf, Hans Bruggemoller3 von Cram, Hans Bernd? von Barum, Henni Harmens von Barum und mehr fromme Leute.

MWrogen und Fragen:

Bartold Luneburg Holzgreve hat eingebradt:

Ludlolf von Salder hat im Timmerlah gehauen 6 eihen Heifter, bricht an jedem eine braunſchw. Mark, ift 18 fl.

Hennig Steinmeger eine Naht mit den Pferden gefunden, bricht ein Holzkor 3 4 nie (folgen noch 3 Holzkor— Wrogen).

Der Schäferfneht am heilgen Chrifttage mit den Schafen 3 fl.

Summa der Brüche 22, fl.

Bon H. Langerfelbt. 55

(Folgen 14 ähnlihe Wrogen.)

Hans Berens im Timmerlah gehauen, ift von Dusen, bricht 2 ß nie. Wilken Steinmeiger von Salder hat zu Nachtheil aller Erben Edern gelejen, ftehet bei den Junkern, bricht 3 fl. (Folgen 9 Wrogen wegen ‘Pferde Hütens.) Summa S""" aller Brüche 29 fl. 10 gr.

Frage und Erfenntniß, was dem durchlauchtigen, hochgebor: nen Fürften und Herrn, Herrn Julius, Herzogen zu Braunjchmweig und Lüneburg, unferm gnädigen Fürften und Herrn, vor Gered- tigfeit im QTimmerlah wird zuerkannt von Rechts wegen? Henne Heine zu Rechte darauf eingebradht, daß hochgemeltem unjern gne— digen Fürften und Herren die Hoheit, Gicht und Jagd und dem Jäger einen Quaſt, wenn er aber daraus wieder reitet, daß er ihn dann zurüd wieder darin werfe. Aber Grund und Boden fammt Brüchen und aller Gerechtigkeit wird den Junkern von Bort- feldt zuerkannt.

Wenn im Timmerlah de facto mit Gewalt gehauen und Ein- griff darin gefchehe, wer diefelben zu firafen Macht habe? Darauf Hans Blome zu Recht eingebradht: wenn die Erben ſolches zu reden und zu wehren zu jchwad fein, jo follen fie die Junker von Bort- feldt als die rechten Erben dazu rufen.

Mer von Recht und alter Gewohnheit wegen einen Holzfnecht oder Greven im Timmerlah habe Macht zu ſetzen? Bartol Fiſcher darauf eingebradt: die Erben erwählen einen Holzgreven und ftellen ihn dann den Junkern vor, die beeiden ihn und bejtätigen ihn ferner. Da aber die Junker einen müßten, der ihnen und den Erben füglich, jet billig, daß die Junker den jegten.

Wem die Brüche, jo im Timmerlah gefällt, von Rechtswegen zugehören? Darauf Bartold Viſcher eingebradht, daß die Junker von Bortfeldt von allen Brüchen den dritten Pfennig zu befräftigen haben.

Ob die Erben aud Macht haben, ohne Vorwiſſen der Junker von Bortfeldt zu theilen oder jennig Grobholz zu hauen? Darauf Hana Blomen zu Recht eingebradt: wenn fie theilen wollen, müffen erftlich die von Bortfeldt dabei jhiden und wird dann den Junkern von Bortfeldt ihr Gebühr gegeben, ala 1 dZ., ilt 6 gr 4 4.

Weil die von Heerte vorgeben, daß ihnen habe frei gejtanden, wenn fie bauen wollten die Nothdurft Grobholz zu hauen, aud) einen alten Baum zur Nothdurft der Feuerung, und die von Bort-

56 Holting auf dem Timmerlah.

feldt ein ohne des andern Vorwiſſen darin nicht dürften haueıt laſſen, ob jolches die Erben bei den von Bortfeldt auch nicht erit- lich fuden müßten? Darauf durd Heine Heineman eingebracht: da jet ein Holzgreve, der müfje Achtung darauf haben und was einem jeden dienlih, doch dem Holze unſchädlich, einem jeden meifen; gleichergeftalt müfje er den Junkern von Bortfeldt auch thun.

Wenn Maft vorhanden, wie man es damit halten folle? Durch Heinemann eingebracht: jo mannig Nutt als jeder darauf hätte, jo mannig Schwein, als die von Bortfeldt 24, gleichergeftalt die andern Erben, außerhalb den von Kirchheerte ift man auf die Nut feine Schweine geſtändig. Doc wenn volle Maft vorhanden, Tann man ſich darauf vergleichen; gleichergeftalt auch wenn halb oder wenig vorhanden.

Ob aud die Erben ihres Gefallens ihr Holz verkaufen und führen mögen an andere Orter? Darauf Bartold Vifcher einge: bracht: die bier auf das Holz hören, müjjen e8 binführen da es hin gehört, die von Duten nah Dutzen, die von Kirchheerte bis zu Kicchheerte, es gejchehe denn mit Willen der von Bort- feldt.

Ob man den von Kirchheerte an Maſt und grobem Holze was geſtändig? Darauf Hans Blomen eingebracht: daß man den von Kirchheerte nicht mehr als das Unterhol; und alte untüchtige Eichen zur Nothdurft der Feuerung geftändig; ſonſten ift man ihnen von Alters her Nichts gejtändig gewefen an Maftung und Eichen zum Gebäude.

Wenn einer einen eichen Heifter feine Gefalleng im Tim— merlah hauete? Darauf Hans Blomen zu Rechte eingebracht, daß der vermöge unfres g. F. u. H. Holzordnung breche an jedem Hei— jter eine braunſchw. Mark.

Da derjelbe Thäter wohnete, daß ihn (weder) die Erben noch die Junker von Bortfeldt trafen könnten, wer ihnen dazu verhelfen jole? Darauf Hans Blome eingebracht, daß man folches bei unferm g. 3. u. Herrn oder ©. F. ©. Amten fuchen folle.

Zu gedenfen: weil man den von Kircchheerte an nutzem Bauholze, es jei an Espen oder Eichen, von Alters her Nichts gejtändig, gleichergeftalt an der Maft, hat Chriftoff von Bortfeldt, Tedel von Walm (!) und Hans vom Haufe durch ihre Männer, als Henni Müller und Ludifen Greiftop, ein Urtheil durch den Holzgreven wollen fragen laffen: weil fie das Unterholz und verdorben Feuerholz genofjen, ob man fie mit Recht des Bauholzes und der Maft entjegen fünne? Darauf Hat ihnen der Hogreve die Antwort gegeben, daß er

Bon H. Langerfelbt. 57

aus Vergünftigung feines Amtmanns Johannes Map den ehr- barn Junkern von Bortfelot und den Erben des Timmerlahs ein Holzung fite, und wüſte Chriftoffer von Bortfeldt, Walmoden und Haufe auf ihr Erfordern fein Urtheil desfalls zu fragen; wie denn ſolches vor dreien Jahren Sivert von Salder auch begegnet wäre und damit aus der Holzenbant gemwiejen worden.

Auf den Dinstag welder war der 17. Monatstag Januarii anno 81 der weniger Zahl (1581) haben die edlen, ehrenfeiten und erbarn Junker Claus, Chriftoffers jeliger Sohn, und Claus, Hennigs jeliger Sohn, Gevettern von Bortfeldt auch von wegen aller der von Bortfeldt fo erbichaftlih dazu gehören, ein Yolting in Heerte, welches vormals in obgemeltem Holze geichehen, gehalten, doch mit dem Bedinge und ausdrüdlichen Vorbehalt, einem jeden an jeinen habenden Rechten unjhädlih, im Beimejen der edlen und ehrenfejten Staats von Münnichhaufen, des edlen Claus von Bortfeldt, Chrijtoffers jeligen Sohn, und Joachim von Aſſel des ältern, und ift vor demfelben Holting gewroget wie folgt:

Das Holting hat geſeſſen Andres Grottevendt, Hogreve zu Barum, Reinhard Maruf, Hennig Fogezen, beide Bortfeldifche als Claus, Chriftoffs feligen Sohnes, und Claus, Hennigs feligen Sohnes, Diener. Und find nod aus dem Gericht Lichtenberg dieſe nachbejchriebenen Männer, die dazu gebeten und von den Erben gefordert, beigewejen: als die befcheidenen Dirih Rober Voigt zu Barum, Hans ride zu Leſſe Landvoigt, Hans Büri von Berell Vorſprache, Hennig Bürt von Leſſe, Hand Borhdorf, Hennig Tammann von Barbefe, Hennig Oppermann von Barbefe, Hen- nig Sicher, Hans Solings beide von Lebenftedt, Borchard Fiſcher, Hennig Willen zu Hallendorf, Hans Berns, Tile Hemſtedt, Paul Bucht, Daniel Berns alle wohnhaft zu Barum, Hand Brugge- mann, Ludicke Luers zu Cram und alle die zu Heerte.

Frage und Erfenntniß.

Hand Bruggemann mwohnhaftig zu Cram warb gefragt: was dem durchlauchtigen hochgeborenen Fürften und Herrn, Herrn Julius Herzogen zu Braunſchweig und Lüneburg, unferm g. F. und Herrn, vor Gerechtigkeit im Timmerlah wird zuerkannt von Rechts— wegen? Hans Bruggemann zu Rechte darauf eingebracht, daß hoch— ermeltem unjern 9. 3. u. H. die Hoheit, Gicht und Jagd, aud) dem Jäger einen Quaſt, wenn er aber wieder daraus reitet, daß er ihn wiederum zurüd darin mwerfe.

58 Holting auf dem Timmerlab.

Wem fie die Brühe, Holzgeredhtigfeit, Grund und Boden zuerfennen und wer dejjelben der rechte Erbe jei? Hans Brugge- mann zu Nechte eingebracht, daß die von Bortfeldt fein die rechten Erben des Timmerlah, denjelben gehöre audh Grund und Boden und Die zu Heerte neben den wüſten Dorfjtätten wären Mit: erben.

Weil fie u. g. F. u. 9. die Hoheit zuerfennten, was fie dem Haufe Lichtenberg an Nusgholz von wegen u. g. F. u. 9. aus dem Timmerlah geftändig? Hans Büri wohnhaft zu Berell zu Rechte eingebradjt: die von Bortfeldt wären die rechten Erben und Die zu Heerte Miterben und fein u. g. F. u. 9. fein Bau- oder Nutzholz auf das Haus Lichtenberg daraus geftändig, verhofften auch nicht, daß ©. F. G. die Erben mit Neuerungen werde be- ſchweren, fondern ſie bei alter Gerechtigkeit fügen und hand— haben.

Wenn im Timmerlah einer mit Gewalt haue und Eingriffe thue und darüber befunden würde, mer dafjelbe Macht habe zu ftrafen? Hans Büri zu Recht eingebradht: wenn die Erben folches zu reden und folches zu verrichten zu ſchwach fein, jo follen fie die von Bortfeldt als die rechten Erben dazu rufen.

Wer von Rechts- und alter Gewohnheit wegen einen Holz. fnecht oder Greven im Timmerlah habe Maht auf und abzu- jegen? Hans Büri eingebradt: die Erben ermwählen einen Holz- greven oder Knecht und ftellen ihn dann den Junkern vor, Die beeidigen und bejtätigen ihn ferner. Da aber die Junker einen müßten, der ihnen und den Erben füglih, wäre billig, daß die Jun— fer den jeßten.

Menn Brüche im Timmerlah gefallen, wen die von Rechts— wegen zuftändig? Hans Büri eingebracht, daß denen von Bort- feldt von allen Brücden fo gefallen der 3. Pfennig zufommt und zu befräftigen haben.

Ob die Erben auch Macht haben, ohne Vorwiſſen der Jun— fer von Bortfeldt zu theilen oder einig Grobholz zu hauen? Hana Büri eingebradht: wenn fie theilen wollen, müſſen erjtlich die von Bortfeldt dabei ſchicen und wird alsdann den Junkern von Bort- felbt ihre Gebühr gegeben.

Ob die Erben auch Macht haben, ohne Vorwiſſen der Junker von Bortfeldt einig Bauholz oder andre Bäume zu hauen? Da- niel Berens wohnhaftig zu Barum eingebradht: wenn die Erben wa3 an Bäumen bedürfen, daß fie alddann die Männer auf den Kichhof jämmtlih fordern und danach dur den Hogreven mas ihnen dienlih, doch dem Holze unſchädlich, ausmiejen; gleicher: geftalt müfje er den Junkern von Bortfeldt auch thun.

-

Bon 9. Yangerfelbt. 59

Wenn Maft im Timmerlah vorhanden, wie man es damit halten ſolle? Durch Daniel Berns eingebradt: jo mannig Nuß als jeder darauf hätte, jo mannig Schwein, als die von Bortfeldt 24, gleihhergeftalt die andern Erben, außer den von Kirchheerte ift man auf die Nuß fein Schwein geftändig. Doch wenn volle Maſt vorhanden, fann man fid) darauf vergleichen; gleichergeſtalt auch, wenn halb oder wenig vorhanden.

Ob auch die Erben ihres Gefallens ihr Holz verlaufen und führen mögen an andere Derter? Darauf Daniel Berns einge- bracht: die auf das Holz gehören, müfjen es hinfahren da es hin» gehört: die von Duſſem nad Dufjem, die von Kirchheerte bis zu Kirchheerte, es geichehe denn mit Willen der von Bortfeldt; da es verfauft werden fol, joll e8 unter den Erben bleiben und verfauft werben.

Ob man aud den von Kirhheerte an der Maft und grobem Holze was geftändig? Hans Büri eingebracht, daß fie den von Kicchheerte weder an Hole noch an Maft nichts geftändig, aber denen von Dufjem geftehen fie auf jede Nutz ein Schwein und wenn das Holz wird getheilet, werden fie gleich den Erben an ihre Theis Yung verwiejen; den von Kirchheerte gejtehen fie fein Holz oder Nichts, denn fie einen Ort Holz, das Kirchheerter Strauchholz, da— gegen zu gebrauchen haben.

Wenn fich auch einer bei Tag oder Nacht in das QTimmerlah begeben und einen eichen Heilter feines Gefallens abhauen würde? Darauf Hans Büri zu Recht eingebraht, daß der Thäter vermöge u. 9. 3. u. 9. Holgordnung ſoll geftraft werden an jedem Heiiter eine braunſchw. Marf.

- Weil denn Dufjem gleich Kirchheerte eine wüſte Dorfitätte, ob fie nicht der Maſt gleich denen von Kirchheerte verluftig jein und (folche) bei den lebendigen Erben billig allein bleiben fole? Hans Bruggemann wohnhaftig zu Cram zu Recht eingebradt: fie müßten die von Dufjem nicht aus der Maft zu mweifen; da aber die Junker von Bortfeldt mit alten Regiſtern fie daraus entjegen Fönnten, müßten fie jolches gejchehen laſſen.

Melchermaßen denn die Erben die von Kirchheerte vor den von Dufjem aus dem Holze auswiefen und (lies: da ja) Duffem gleich Kirchheerte eine wüſte Dorfjtätte ji? Hans Bruggemann wohn- haftig zu Cram zu Recht eingebracht: fie haben von ihren Voreltern nie gehört oder erfahren, daß die von Kirchheerte in die Holzung oder Maſt gehören, feien ihnen darin aud im Geringiten Nichts geſtändig.

60 Holting auf dem Timmerlah.

Ob auch einer ohne Vorwiſſen der Junker v. Bortfeldt und der Erben Macht habe eine Theilung anzufangen? Hans Bürt zu Recht eingebracht: wenn fie theilen, jo kommt zumeilen, daß einer an geringes Holz wird verwiefen, dem fie danach zu Hülfe etwas ausmeifen.

Wenn aud einer eine Nachtheilung ohne Vorwiſſen der Jun— fer anfangen würde, was derjelbe verbriht? Hans Büri zu Recht eingebracht: wer foldhes ohne Vorwiſſen der Junker v. Bortfeldt würde empfangen, derfelbe bricht hölzern Köhr.

Mer denn die Unkoſten jo auf das Holzung gehen, joll erlegen? Hans Bruggeman zu Recht eingebradt, daß alle die Nuß davon haben wollen, die Unfojten müfjen erlegen helfen. Aber bitten, daß die Junker v. Bortfeldt ihnen den 3. Pfennig, welcher den Junkern von der Wroge zufommt, zu Hülfe überlafjen mögten,

(Folgen die Wrogen von dem Holzgreven Heinrich Peters . . zufammen 17 3. 3 gr. dem Holzfneht Hans Luneburg . . BT

u. ſ. w. fämmtlih nur se Namen nad aufgeführt. Summa S"" 44 Fl. 17%, gr.)

Anno (15)89 Donnerätaged post Johannis baptistae, war der 26. Junii, hat die edle, erbare und viel tugendfame rau Agnes geb. Freitagin, feligen Claumwefjen von Bortfeldt nachgelafjene Wittwe, anjtatt ihres unmündigen Sohnes Chriftoff Gebhard v. Bortfeldt und dann von wegen des auch edlen und ehrenfeften Clauweſſen v. Bortfeldt, Henniges jeligen Sohnes, (durch ihren) Befehlhaber zum Neuenhagen Henricus Goslar ein recht Holzungsgeridht über den Timmerlah zu Heerte in Jurrien Lappen des Amtmannes zum Lichtenberg Behaufung halten laſſen, jedoch mit dem Vorbehalte, einem jeden an jeinen habenden und wohlhergebrachten Rechten unfhädlih, im Beifein der ehrwürdigen, edeln, ehrenfeften, hoch— gelahrten und achtbaren Herrn Claumefjen von Zeerſen und Herrn Jochim von Randoum beide Thumbheren zu Hildesheim, Heinrich von Cram, Bartel Ludighen der Rechte doctoris, Jurrien Lappen Amtmanns zum Lichtenberg, Conrad Kuiſels und SHeinrichen. .*

Das Holzung hat geſeſſen Andreas Grotevend Gogreve zu Barum; die Urtheilträger und Achtsleute fein geweſen Sivert Meier

*) Xilde.

Bon H. Langerfelbt. 61

und Hermen Floir von Broiftedt, Henni Viſcher und Hans Soli von Lebenſtedt, Bernd Fride und Henni Wehrkop von Kalbedht, Hans Volberg (!) und Hand Bremer von Lobmachterſen; der Vor— ſprach Hans Buri von Berel.

Frage und darauf eingebradtes Urtheil und Erfenntniß:

Was die von Bortfeldt den Fürften von Braunjchweig am Timmerlah vor Gerechtigfeit geftändig fein? Hans Buri von Berel eingebracht: fie erfennen unſerm g. %. u. H. die Hoheit, Jigt und Jagd zu und dem Jäger einen Quaſt.

Wroge: Baftian Kruger von Salder hat Gerdtſtöcke zu Zäunen gehauen; Ulrich Schrader von Salder hat auch Gerbtitöde gehauen; Clauwefjen von Bortfeldt feligen nachgelaffene Wittwe, wie fie ihre Theilung ausfahren lafjen, hat ihr Hofmeifter gehauen Ride unten in den Wagen darum der Holzgreve nicht erfucht worden, mweldes ohne Brüche nicht gejchehen mag. Die Wittwe v. Bortfeldt hat auch ohne Vorwifjen der Miterben eine Eiche hauen laſſen.

Wer mit Gewalt ins Holz falle und haue darin ohne der Erben Erlaubniß, was defjen rechte Strafe oder Brüche jet? Henni Fiſcher von Lebenſtedt eingebracht, wer darin gehet und hauet darin und ijt ein Miterbe, jo bricht er einen hölzern Köhr; ift er aber fein Miterbe, jo bricht er einen doppelten hölzern Köhr. in hölzern Köhr ift 6 gr., ein geboppelt hölzern Köhr aber 12 gr., wenn es feine Heifter - Wroge ift.

Wenn fi einer nöthigt ins Holz und hauet ohne Vorwiſſen einen eichen Heiſter oder Eichenbaum, was defjen Brüche oder Strafe fei? Hermen Floir von Broiftedt eingebradt: ein Miterbe bricht daran 3 fl., das ift eine braunſchw. Mark, ein Ausholze aber bricht doppelt, find 6 fl

Mer die rechten Erben de3 Timmerlah fein? Sivert Meier- ding eingebradt: die von Bortfeldt feien die höchſten und rechten Erben, aber die von Heerte und andere Mitinterefjenten feien nur Miterben.

Was die von Bortfeldt an den Brüchen berechtigen können? Hans Buri zu Rechte eingebradt: denen von Bortfeldt komme ber 3. Pfennig davon zu.

Was dem Haufe zum Lichtenberg vom Holze auf dem Timmer- lah zuerkannt werde? Hans Holtberg eingebracht: eine Nut Holzes wegen der wüſten Dorfitätte zu Dutzem.

Ob man auch unferm g. F. u. H. von wegen des Haufes Lichtenberg außerhalb der einen Nut fonften etwas an Bauholze oder Nutholze im Timmerlah geitändig fei? Der Richter und Achts⸗ leute haben hierauf nichts finden wollen.

62 Holting auf dem Timmerlab.

Wenn im Timmerlahe gehauen würde mit Gemalt, wen folhes zu ftrafen gebühren wolle? Darauf erkannt und durch Hans Buri eingebradht: die vou SHeerte haben fie darum zu trafen, wollen jie fi aber von denen von Heerte nicht ftrafen laſſen, jo -follen fie die von Bortfeldt darum zu Hülfe ziehen.

Menn die von Bortfeld zu ſchwach wären und aud die von Heerte, wer alsdann denen von Bortfeld und den Leuten die hülf- lihe Hand darin leihen jollte? Hans Buri eingebracht: fo follen fie den Haushalter zum Lichtenberg darum anſprechen.

Wer einen Holzgreven über das Timmerlah zu fegen und zu entjegen Macht habe von Rechts wegen? Hans Sehles eingebradt: die von Heerte machen einen namhaft und ftellen alsdann denfelben denen v. Bortfeld vor. Iſt derjelbe alsdann denen v. Bortfeld dienlih, jo nehmen die v. B. ihn an. Wüſten aber die v. B. außerhalb dem Nambhaftigen einen andern der befjer dazu wäre, fo nehmen fie den an und beeidigen den darauf.

Ob die Erben auch Macht haben, ohne Vorwiſſen der v. Bort- feld Grobholz zu theilen? Hans Viſcher eingebracht: wenn fie theilen wollten Buſch- oder Grobholz, ſchicken fie an die v. Bortfeldt und geben ſowohl von dem kleinen al3 von dem groben Holze jedesmal 1 €. Geldes.

Ob die Erben auch Macht haben, Bauholz oder Bäume zu bauen ohne der v. Bortfeld Wiffen und Willen? Sievert Meier- ding eingebracht: wenn ein Mann Bauens Bedarf hat, das fuche man nicht bei denen v. Borifeld, fondern bei denen von Heerte.

Wenn Maft im QTimmerlah vorhanden, wie e8 damit folle gehalten werden? Durch Sievert Meierding eingebradht: wenn volle Maft vorhanden ift, fo treibt man von jeder Nuß ein Schwein, wenn aber feine volle Maft vorhanden, fo vergleihet man ſich darüber.

Ob aud die Miterben Macht haben, das Holz, das ihnen getheilt wird, an anderen Orten zu verlaufen? Hand Buri ein- gebracht: man jolle es den Erben in Heerte verfaufen und jonjten nirgend anders hin.

Db fie e8 auch an andere Drter führen mögen? Erkannt und durch Hans Soli eingebradt: die von Dutzem und die von Kirch— heerte follen ihr Holz, was ihnen zugetheilt wird, ablegen die von Dutzem zu Dutzem und die von Klirchheerte zu Kirchheerte; was aber übrig bleibt das fie nicht verzäunen, darum follen fie den Amtmann zum Lichtenberg anſprechen.

Ob aud einer unter den Erben außerhalb der v. Bortfeld und der Erben Wiſſen und Willen Macht habe, eine Theilung

Bon H. Langerfelbt. 63

anzufangen? Hans Holzberg eingebradt: das folle nicht ge— ſchehen.

Was der verbreche, der ſolches ohne der v. Bortfeld und der Erben Vorwiſſen thue? Durch denſelben Holzberg eingebracht: wer eine eigne Theilung macht, der bricht ſo mannigen Holzköhr als mannig Mann auf das Holz gehört.

Wenn einem Gewalt geſchehe im Timmerlah, wer darüber zu richten habe? Durch Hans Buri eingebracht: der Amtmann zum Lichtenberg wegen unſres g. F. u. Herrn.

Wenn der Holzgreve und die Holzknechte denen v. Bortfeld ungehorſam wären, ob die v. B. nicht Macht haben, den oder die— ſelbigen zu entſetzen und einen andern wieder zu ſetzen? Durch Sievert Meierdink eingebracht: das ſollen die v. Bortfeld und die Miterben thun.

Ob die v. Bortfeld nicht Macht haben, wenn ſie ihre Theilung ausführen laſſen, daß ſie alsdann unten in den Wagen ein paar Ricke hauen laſſen, darauf ſie die Waſen laden? Hans Buri ein— gebracht: ſolches könne nicht nachgegeben werden, man ſoll bleiben bei der alten Gerechtigkeit, denn wenn es die v. Bortfeld thäten, würden es die Miterben auch thun, und würde das Holz dadurch geſchwächt. Die v. B. mögen aber ſo viel Bäume zu Oelber auf den Wagen legen und darauf die Waſen ausführen.

Wenn die v. B. den Holzgreven anſprechen laſſen, daß er ihnen Bauholz ſoll ausweiſen, und der Holzgreve weigert ſich deſſen, ob nicht alsdann die v. B. möchten in den Timmerlah ziehen und das Holz hauen da es ftände? Hans Buri eingebradt: dad fönnten die Miterben feineswegs nachgeben, wollen es auch nicht geihehen laſſen, viel weniger eingehen.

Wer die Unfoften des Holzungs abtragen folle? Hans Buri darauf eingebradt: das jolle von den Nuten des Holzes abgetragen werden.

Hiermit ift das Holzung aufgegeben.

Frage und Erkenntniß des Holzungs auf dem Timmerlah. Anno (15)89. 1. Was dem durdhlaudtigen, hochgebornen Fürften und Herrn, Herrn Julius, Herzogen zu Braunſchweig und Lüneburg u. g. F. u. H. vor Gerechtigkeit im Timmerlah wird zuerkannt von Rechtswegen?

64 Holting auf dem Timmerlah.

Darauf wird zu Rechte gefunden und eingebracht, daß hochge- meltem unfern g. F. u. 9. die Hoheit, Jicht und Jagd und dem Jäger einen Quaſt gebühre, wenn er aber wieder daraus reitet, daß er ihn dann zurüd wieder darin werfe.

2. Wem fie die Brüche, Holzgerechtigfeit, Grund und Boden zuerfennen und wer defjelben der rechte Erbe fei? Die v. Bortfeldt fein die rechten Erben des Timmerlah, den- jelben gehöre auch) Grund und Boden, und die zu Heerte neben den wüften Dorfitätten fein die Miterben.

3. Wie viel die ehrbaren Junker v. B. an den Brüchen jollen zu berechtigen haben ? Darauf wird erkannt: den 3. Pfennig von allen Brüchen haben die v. Bortfeldt zu befräftigen.

4. Weil unferm g. F. u. H. die Hoheit wird zuerfannt, was man denn dem Haufe Lichtenberg an Nusholz von wegen unſres g. F. u. H. im Timmerlah zuerfenne?

Die v. B. wären die rechten Erben und die zu Heerte Mit- erben und fein Illustrissimo fein Bauholz oder Nutzholz auf das Haus Lichtenberg oder fonjten anderswohin daraus gejtändig, fie wollten fih aud nicht verhoffen, daß S. F. ©. die Erben mit Neuerung werde bejchweren, jondern fie vielmehr bei alter herge- brachter Gerechtigkeit fhüten und handhaben.

5. Wenn im Timmerlah mit Gewalt und de facto gehauen würde und Eingriff darin gejchehe, wer folche Frevler zu Strafen babe? Wenn die Erben folches zu reden und zu wehren zu ſchwach wären, jo follen fie die v. B. als die rechten Erben dazu rufen.

6. Wer von Rechts» oder alter Gewohnheit wegen einen Holz- fnecht oder Greven im Timmerlah auf und abzufesen Macht babe?

Die Erben ermwählen einen Holzgreven und ftellen ihn den Junkern vor, die beeiden ihn und bejtätigen ihn ferner; da aber die Junker einen wüßten, der ihnen und den Erben träglich, märe billig, daß die Junker den jetten.

7. Ob die Erben auch Macht haben, ohne Bormifjen der v. Bortfeldt zu theilen oder einig Grobholz zu hauen?

Wenn fie theilen wollen, müßen erjtlih die v. B. dabei ſchicken und wird dann den Junkern ihre Gebühr gegeben, als 1 /., it 6 Gr. 8 Pf.

Bon H. Langerfelbt. 65

8. Ob die Erben au Macht haben, ohne Vorwiſſen der Junker v. B. einig Bauholz oder andere Bäume zu hauen?

Es müſſe ſolches mit Vormwiffen der Junker gefchehen, doch müßte der Holzgreve Achtung darauf geben, was einem Jeden dienlich, daß er das einem Jeden ausweiſe, da es auch dem Holze unſchädlich ſei; gleichergeſtalt müße er es den Junkern von Bortfeldt auch thun.

9. Wenn WMaft im Timmerlah vorhanden, wie man es damit halten folle?

So mannig Nut als ever darauf hätte, jo mannig Schwein, als die v. Bortfeldt 24, gleichergeftalt die andern Erben, außer- halb der von Kirchheerte, denen ift man auf die Nuß fein Schwein geftändig, jedoh wenn volle Maſt vorhanden, fann man ſich darauf vergleihen, gleichergejtalt auch wenn halbe oder wenig Maft vorhanden.

10. Ob man auc denen von Hirchheerte an der Maft und grobem Holze etwas geftändig ?

Denen von Kirchheerte feien fie weder an der Maſt noch grobem Holze Nichts geftändig, aber denen von Duſſem geftehen fie auf jede Nut ein Schwein, und wenn das Holz wird getheilet werden fie gleich den Erben an ihre Theilung verwiefen. Denen von Kicch- heerte geftehen fie fein Holz oder Nichts, denn fie einen Ort, das Kirchheerter Strauhhol; genannt, dagegen zu aebrauden haben.

11. Ob aud die Erben ihres Gefallens ihr Holz; verkaufen und führen mögen an andere Orte?

Die auf das Holz gehören, müfjen ed an Ende und Orte führen, da es hin gehört: die von Duſſem nah Dufjem, die von Kirchheerte bis zu Kirchheerte, es gejchehe dann mit Willen der v. Bortfeldt; da es aber verkauft werden foll, joll es unter den Erben bleiben und verfauft werden.

12. Wenn fi einer bei Tage oder bei Nacht in das Timmer- lah begebe und einen eichen Heifter jeines Gefallend ab- hauen würde, mie hoch derjelbe folle gejtrafet werden ?

Derfelbe bricht vermöge unſers g. F. u. H. Holgordnung an einem jeden Heifter eine braunſchw. Mark.

13. Da derſelbe Thäter mohnete, daß ihn weder die Junker no die Erben ftrafen fünnten, wer ihnen dann dazu ver» helfen ſolle?

So fol e8 bei unferm g. F. u. 9. oder ©. f. ©. Amtmann gejucht werden.

14. Da fi etlihe, jo in Brüche gefallen, in der Bezahlung aufhalten wollten, wie man die zur Bezahlung bringen ſollte?

Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. MI)

66 Holting auf dem Timmerlah.

Der Holzgrefe joll fie auspfänden, und da fich alsdann et- lie in der Bezahlung aufhalten und nicht bezahlen wollten, jo jollen fie deretwegen bei den ehrbaren Junkern v. Bortfelot Hülfe ſuchen.

15. Weil denn Duſſem gleich Kirchheerte eine wüſte Dorfftätte, ob fie nicht der Maft gleich denen von Kirchheerte verluftig jein und dieſe allein bei den lebendigen Erben bleiben ſolle?

Man wiſſe die von Dufjem nit aus der Maft zu mweijen, da aber die Junker v. Bortfelot mit alten Regiftern fie daraus entjegen könnten, müfjten fie jolches gejchehen laſſen.

16. Weldermaßen denn die Erben die von Kicchheerte vor denen von Dufjem aus dem Holze weiſen, da doch Dufjem gleich Kirchheerte eine wüſte Dorfitätte fei?

Sie haben von ihren Voreltern nie gehöret oder erfahren, daß die von Kirchheerte in die Holzung oder Maft gehören jollten, jeien ihnen aud daran im Geringiten Nichts geftändig.

17. Ob aud einer ohne Vorwiſſen der Junker v. Bortfeldt und der Grben Macht habe, einige Theilung anzufangen ?

Wenn fie theilen, kommt e3 bisweilen, daß einer an geringeres Holz wird verwieſen, denen fie danach zu Hülfe etwas ausweisen.

18. Wenn aud einer eine Nachtheilung ohne Vorwiſſen der Sunfer anfangen würde, was derſelbe verbrede ?

Mer folhes ohne Vorwiſſen der Junker v. B. würde an- fangen, derfelbe bricht hölzern Köhr.

19. Wer denn die Unfoften, jo auf das Holting gehen, foll erlegen ?

Alle die Nutz davon haben wollen, müßten die Unfoften helfen erlegen.

Anno 1611 am 18. Novembris haben die edlen, gejtrengen, ehrenfeften und manbhaften Friedrich Jobſt, Heinrich® feel., Friedrich, Werners feel., und Chrijtoph Gebhard, Klaus jeligen Söhne, Gevettern von Bortfeldt ein Holzung über den Timmerlah gehegt und im Kruge zu Heerte gehalten, und hat anftatt des Richters gejefjen der Holzgreve Hans Cuers in An- und Beimefen aller Intereſſenten des Timmerlah und vorerwähnter Junker Schreiber Antonius Frömfe und Johann Müller und ift folches folgendergejtalt gefra- get und zu Nechte darauf erfannt worden:

1. Der Holjgreve ala Richter gefragt, ob joferne Tages und Stunde jei, daß man möge von wegen der edlen und ehren- feiten Junker v. Bortfeldt ein Holzungsgeriht anfangen?

Darauf erfannt und Hans Struve eingebradt: Ya!

2. Gefragt, was der Holzgreve auf diefem Holzung gebieten oder verbieten jolle?

Bon H. Laugerfeldt. 67

Erfannt und eingebradt durch Hans Struven, daß er das Hecht ſolle gebieten und das Unrecht verbieten.

Darauf der Holzgreve verboten Läfter = und Scheltworte und dergleichen unbefugte Sadıen.

3. Gefragt, wer die rechten Erben des Timmerlah jeien?

Erkannt und durch Heinrich Helm eingebradt, daß die v. Bort- feld die höchſten Erben des Timmerlah feien, und die andern Inter— efjenten Miterben.

4. Gefragt, was reverend. illustr. unfer g. F. u. 9. vor Gerechtigkeit im QTimmerlah habe?

Darauf erkannt und durch Hennig Borcherd eingebradht, daß reverend. illustr. unfer g. F. u. 9. darin Sigt und Jagd habe, dem Jäger aber gebühre einen Duaft auf den Hut, wenn er aber daraus ziehet, daß er jedoch alsdann denjelben wieder zurüd mwerfe.

5. Gefragt, meil reverend. illustr. unferm g. F. u. 9. nicht mehr erfannt als Jigt und Jagd, ob wegen Ihrer 5. ©. der Amtmann zu Lichtenberg befugt Hopfenbände und ander Holz darin zu hauen?

Erfannt und durch Hand Barteld eingebracht: es hätte unfer 9. 3. u. H. nicht mehr als Jigt und Jagd darin, was aber durch den Amtmann gefchehe, wäre den Junkern zu nahe und wider Nedht.

6. Weil der Amtmann zu Lichtenberg nicht befugt wegen re- verend. illustr. unſers a. F. u. 9. Holz darin fällen oder hauen zu lafjen, wenn er nun de facto zuführe, was er daran verbrochen?

Erfannt und eingebradht durch Wilhelm Schrader: fie könnten unjerm 9. 5. u. H. weder Ziel noch Maaß feben.

7. Gefragt, ob es mit Recht oder Unrecht gefchehe ?

Erfannt und dur Hans Floer eingebradht: es gejchehe wider Recht, und wenn es mit Gewalt gefchehe, könnten fie es nicht ändern.

8. Gefragt, wenn die Jäger im Timmerlah jagen und darauf etwas verzehren, ob fie defjen berechtigt?

Erfannt und eingebradt durch Harmen Epperd: fie jeien nicht berechtigt, daß das Holz die Unkoſten abtrage.

9. Gefragt, ob die von Heerte und andere Mitinterefjenten Macht haben, das Holz ohne der v. Bortfeldt Wiffen und Willen zu theilen?

Crfannt und durch Clawes Lüders eingebracht: fie fünnen ohne der v. Bortfeldt Wiffen und Willen nicht theilen, ſondern laſſen e3 bei voriger Junker Gerechtigkeit und alten Urtheilen bewenden.

10. Gefragt, wie viel Holz den Junkern v. Bortfeldt zugetheilt wird?

84

68 Holting auf dem Timmerlah.

Erfannt und eingebradt durch Andreas Niehof: jo oft als getheilet wird, befommen die v. Bortfeldt 24 Ruthen.

11. Gefragt, wie viel denen von Heerte zugetheilt wird ?

Erkannt und Durch Asmus Tiemann eingebradt: die von Heerte haben auf jede Nug eine Ruthe, feien 100 Ruthen.

12. Gefragt, wie viel denen von Kirchheerte zugetheilt wird?

Erfannt und eingebraht durch Curd Luers: wenn getheilt wird, befommen fie 17 Ruthen.

13. Gefragt, wie viel Ruthen denen von Dutzem zugetheilt werben ?

Erfannt und durd Hans Struven eingebradt: 37 Ruthen ; davon aber befommt reverend. illustr. unfer g. F. u. 9. eine Nuthe, behalten 36 Ruthen.

14. Gefragt, wenn Holz getheilt wird, ob fie dafjelbe führen mögen, wohin fie wollen?

Erfannt und eingebracht durch Heinrich Helmes, daß die von Lüttgen» und Kirchheerte ihr Holz wohl in Heerte führen mögen, aber die von Dutzem jollen ihr Holz zu Dutzem ablegen und nicht in Salder führen ohne unſres g. F. u. H. Vorwiſſen und Willen.

15. Gefragt, wenn Holz verfauft werden folle, wer den nädjiten Kauf daran habe?

Erfannt und eingebradt durch Hans Struven: die Erben follen den nädjten Kauf daran haben.

16. Wenn die von Heerte des Holzes halber von wegen der von Dutzem, Kirchheerte und Lüttgenheerte, ſowohl auch hinwieder um die von Heerte gegen bdiefelben Anſprüche hätten, vor wem diejelben Tagen jollten ? \

Erkannt und eingebraht duch Hennig Borders: bed denen v. Bortjeldt jollen fie es flagen und ihr Recht ſuchen. \ Ä

17. Gefragt, wenn einer jeines Gefallen? ohne der Janter Borwiffen und Willen Holz fällt, was er daran ger: f brochen? u.

Erkannt und dur Hans Beder eingebradt: wenn einer Elein Holz hauet, für jeden Stod ein Holzlöhr, iſt 6 gr.) für einept Heilter 3 fl. wenn e8 Erben find, aber ein Fremder bricht Doppel

18. Gefragt, fo etliche, jo in Brüche gefallen, in der Syahtun B

ſich aufhalten wollen, wie man dieſelben zur Bezahlung

bringen fol?

Erfannt und eingebraht durch Andreas Anoppen: die Polzen follen ihn auspfänden, und da fi) alsdann etliche in der Vezah— lung aufhalten und nicht bezahlen wollen, follen fie derhalben ei den Junkern v. Bortfeldt Hülfe juchen. (

Bon H. Langerfelbt. 69

19. Wenn einer feine Gefallens ohne (wie zu 17).

20. Wenn Maftung vorhanden, wie es damit gehalten werben joll ?

Erfannt und durch Hans Heinrih von Gebhardshagen ein- gebracht: es werde getrieben auf jede Nuß ein Schwein wenn volle Maft vorhanden, wenn aber feine volle Maft, werde folche bejehen, und hat man fich dann deshalb zu vergleichen.

21. Gefragt, wenn einer mehr als ihm gebühret in die Maſtung treibe, was er daran verbreche?

Erlannt und durch Hennig Borchers eingebracht : wenn es vor» fegliher Weife gejchehe, breche er für jedes Schwein 3 fl.

22. Gefragt, ob auch die von Heerte Macht haben, Schweine in die Maftung zu treiben, ehe derer v. Bortfeldt darin fommen ?

Erfannt und eingebracht durch Asmus Tiemann: es wird denen v. B. notifieirt, wenn die Eintreibung gejchehen jol, und treiben fie alsdann zufammen ein.

23. Gefragt, mer den Holzgreven zu ſetzen Macht habe?

Erfannt und eingebracht durch Heinrich Steinmeier: die Erben fchlagen denen v. Bortfeldt eimen vor und jo derjelbe ihnen gefällig, beeidigen fie denjelben.

24. Gefragt, wie lange ein Holzgrefe bleiben joll?

Erfannt und durd Peter Steinmeier eingebracht, daß jo lange der Holzgreve den Junkern und den Erben gefällig, er in Beftallung bleiben jol.

25. Gefragt, wenn ein Holzgreve wider geleijtete Pflicht auch

\ ohne Vorwiſſen der Junker und Holten Holz aus dem

Timmerlah verfaufe, was er daran verbreche?

Erfannt und durch Curd Luers eingebradt: da er in ſolchem befunden, wäre er mit doppelter Strafe zu belegen, jedod) hätten ihn die Junker Macht zu trafen oder zu begnaden.

26. Gefragt, wenn einer wäre, der die Junker v. B. als an- erfannte Obrigkeit dieſes Holzunges nicht gebührlich respectire, bejondern verachte, was er daran verbrocdhen ?

Erfannt und eingebradt durch Chriftoff Elers: jo Jemand wäre, der die Junker verachte und jonften mit Worten angriffe, joll daran jo mannig Holtenföhr als mannig Mann aufs Holz

‚. gehöret gebrochen haben.

27. Gefragt, weil Barwerdt Unverzagt gejagt: fie geftänden Chriftoff Gebhardten von Bortfeldt nicht ein Arshaar mehr als das Stammende vom Holze, mas er daran gebrochen ?

Bon H. Pangerfeldt. 71

Erfannt und eingebraht durch Hand Brunfen, da er an jedem Stode, weil er ein Miterbe ift, verbreche ein Holzköhr, thut 2 fl. 8 gr.

37. Gefragt, weil vorm Jahre bei der Holztheilung Streit vor: gefallen wegen des DOpfermanns, daß er dabevor 12 Stöde im Timmerlah gehauen, und er bazumal nicht Abtrag machen wollen, fondern die Sade bis zum Holzung ver- jhoben worden, was er daran gebrochen?

Erfannt und dur Heinrih Helmes eingebradt, daß er an jedem Stod ein Holzköhr gebrochen, thut in allem 3 fl. 12 gr.

Ferner Wrogen, fo eingebradht der gepfändeten Pferde

halber:

38. Der Holzgreve gemwroget worden, meil feine Pferde unter» ſchiedlich gepfändet 15 Mar. (Folgen noch unter 39 bis 62 24 ähnliche Wrogen von 2 gr. bis 3 fl. 10 gr.)

63. Und ift hienächft weiter gefragt, wem die Brüche gehören?

Erfannt und eingebracht durd Heinrich Helmes: denen v. Bort— feldt gebührt der 3. Pfennig.

64. Gefragt, wer einen Heifter im QTimmerlah gehauen, was

die Strafe?

Erfannt und durch Hans Schoppen eingebradht: er breche von jedem eine braunjchw. Mark, ift 3 fl.; ein Fremder fo nicht auf das Timmerlah gehört, bricht doppelt.

65. Gefragt, wenn einer Unterholz gehauen, was er daran gebrochen?

Erfannt und durch Hans Schoppen eingebradt: er brede von jedem Stod ein Holzlöhr, ift 6 gr., wenn er Erbe ift, ein Fremder bricht doppelt 12 gr.

66. Gefragt, wenn Pferde im Timmerlah gepfändet, was von einem gegeben werden muß ?

Erfannt und durh Hans Schoppen eingebradt: von jedem 1 gr.

67. Gefragt, wer die Unfoften fo aufs Holzung gehen, abtragen muß?

Erfannt und durd Caften Rofen eingebracht: was die Wrogen und von jeder Nutz 2 gr. nicht abtragen fünnen, muß aus dem Timmerlah geſucht werden.

Iſt demnach den Leuten durch den Holzgreven angezeigt: da Jemand wäre, der noch etwas anzuzeigen, der ſolle es bei Strafe thun. Als ſich aber Niemand gefunden, iſt dies Holzung aufge— hoben, den Leuten einen Abtritt zu nehmen befohlen worden, und

72 Holting auf dem Timmerlah.

haben die Junker ihnen nachfolgende Punkte dur einen Ausſchuß anmelden laſſen:

1. daß eine richtige Theilung und feine Nachtheilung, wie wohl biebevor gefchehen, gehalten werde,

2. daß fie durchaus fein Holz aus dem Timmerlah außerhalb der Theilung verkaufen jollen,

3. daß fein Holz ohne Wiffen und Willen der Junker oder des Holzgreven gefällt werde,

4. daß die Brühe vom Holzgreven von einer Holzung zur andern richtig verzeichnet und angezeigt werben,

5. daß auch die Holztheilung und das Holzung alle Jahr auf Simonis et Judae gehalten werde, wäre er aber auf einen Sonntag, den erſten Tag darnad,

6. daß immitteld wegen überflüffiger Zehrung bei dem Holzung ein Gemifjes dazu geordnet werden foll,

7. daß die von Heerte und andere Intereſſenten denen von Bortfeldt einen Holzgreven vorjchlagen jollen.

Diefe Punkte alle ihnen der Gebühr vorgebraht und ihrer zwei vorgefchlagen, als Hans Bartel3 und Aamus Tiemann, und haben die Junker Asmus Tiemann zum Holzgreven angeſetzt, und bat derjelbe nachfolgenden Eid abgelegt, welcher ihm durch Antonium Frömken vorgehalten:

Ihr follt geloben und fchwören einen Eid zu Gott und jeinem

heiligen Wort bei Vermeidung zeitlicher und ewiger Strafe, auch

Verluſt Seel und Seligkeit, daß ihr follet und wollet, jo viel

diefe Holzung im Timmerlah anlangen thut, den Junkern

v. Bortfeldt als erfannter Obrigkeit und Erben des Timmerlahes,

getreu und hold fein, nichts ohne der Junker Vorwiſſen und

Willen daraus vermweifen oder in andere Wege verpracticiren, alle

Wrogen vor die Junker oder das Holzung bringen, an ihrer,

der Junker, Gerechtigkeit nicht? in Abbruch fommen lafjen,

hiervor fein Gefchent, Gift oder Gabe nehmen, weder Gunft,

Ungunft no Freundfchaft anfehen. So wahr euch Gott helfe

und fein heiliges Wort.

Diejen Eid hat auch der neue Holzfnecht gefchworen, ald Hans Bartels, und jein die andern Holzknechte, Heinrih Wasmus und Hana Floer, geblieben.

Damit nun deſto beſſer zu ſehen, wem eigentlich der Timmerlah zukomme und wer Macht habe, etwas daraus zu vergeben, ſein im Anfang dieſes Holzunges den Leuten nachfolgende Schreiben, welche Herzog Heinrich d. Aeltere zu Braunſchweig und Lüneburg an die von Bortfeldt gethan, vorgeleſen:

Bon 9. Langerfelbt. 73

Bon Gottes Gnaden Heinrich der ältere zu Braunſchweig und Lüneburg Herzog. Unfern günftigen Willen zuvor, liebe Getreue. So wir jegund Wolfenbüttel eingenommen und fajt baufällig an allen Enden befunden, bitten darum, Uns zwantzig Sügeblöde aus dem Timmerlah wollen geben defjen feine Weigerung thun, gutwillig in beweifen, wollen wir um euch in einem größern gern verjchulben. Begehren des eure zuverläffige Antwort bei Gegenwärtigem. Datum Molfenbüttel unter Unferm Pittſchir am Freitage nad Nativitatis Mariae virginis anno (14)91.

Heinrich der ältere von Gottes Gnaden Herzog zu Braunjchmweig und Lüneburg. Unjere Gunft zuvor, liebe Getreue, Wir haben vernommen, unjer Haus zu Wolfenbuttel darin etwas zu bauen wäre, mie daſelbſt zu behuef etliche Sägeblöde zu gebrauchen. Begehren wir darum gnädiglih, uns zu Gefallen mwollet vergönnen in dem Timmerlah und in dem Strufe, den Hölgern, zu hauen 20 oder 30 GSügeblöde. Das wollen wir um euch in ©leichem ver- jchulden und eriennen geben. Datum ‚Wolfenbüttel am Sonntage nad) Nativitatis Mariae virginis anno (14)91.

Auf beiden Copien Ueberfchrift:

Unjern lieben getreuen SHeinrih und Ludloff Gebrüdern v. Bortfeld auf dem Woldenberge.

Nah gehaltenem Holzung find nadfolgende zu Abhandlung ihrer zuerlannten Brüche erfchienen:

1. weil Richard Pramme zu Salder, wie zuvor erwähnt, wegen 8 Hajelnftöde, jo er im Timmerlah gehauen, in 2 fl. 8 gr. Brüche erkannt, jo haben die Junker auf jein fleißiges Bitten diefelben gelafjen auf 1 fl.

2. weil Barnwert Unverzagt in Brüche erkannt, fein ihm die: jelben auf Fürbitten Friedrichs v. B., Werners Sohnes, wegen gethaner Abbitte auf drei Holzköhr gelaffen 18 gr.

3. es jein Hans SHentinges Söhne von Vallftert in 12 fl. Brühe erfannt, fein auf Fürbitte Jungfer Katharinen Grotten gelafjen auf 3 fl.

Defjen alles zu Urkund und mehrer Befräftigung jein diefer Protocol drei gleichlautend verfertigt, von Friedrich v. Bortfelbt, Merners feligen Sohne, und Chriftoff Gebhard v. Bortfeldt, auch Ulrich Steinmeier wegen der Gemeinde von Heerte mit eignen Händen unterfchrieben worden.

Geſchehen im Jahre und Tage wie oben vermeldet.

Chriftoff Gebhardt v. Bortfeldt.

Friedrich v. Bortfeldbt, Werners |. Sohn. Ulrich Steinmeier.

14 Holting auf dem Timmerlah.

Holzung, jo am 15. Decembris anno 1612 in Georgs Lappen Behaufung zu Heerte über den Timmerlah gehalten.

Anno 1612 den 15. Decembris haben die edlen, geftrengen, ehrenfeften und mannhaften Friedrich Jobſt, Heinrich felig., Chriftoff Gebhard, Claus felig. und Friedrih, Werners felig Söhne, alle Ge- vettern v. Bortfeldt, ein Holzung über den Timmerlah in Georgs Lappen Behaufung zu Heerte gehegt und gehalten, und hat anjtatt des Richters gefeffen Asmus Tiemann, jegiger Zeit Holzgreve, in An = und Beiweſen aller Interefjenten des Timmerlah und wolermelter Junker Schreiber Johann Schaar, Antonius Frömfe; Und iſt folgen- der Geftalt angezeigt, gefragt und zu Rechte, auch uralter Gewohn— heit nach darauf erfannt und eingebracht worden:

1. (mie auf Holting von 1611 unter 1.)

2. Gefragt, was der Holzgreve gebieten und verbieten jolle?

Erfannt und eingebradht durh Hans Struben: Recht fol er gebieten und Unrecht verbieten und Niemand nicht? zumwerben, es gefchehe denn mit Achtsleuten, mit Vorſprachen, Recht und Urtheilen.

3. (mie 1611 unter 2.)

4. Gefragt, was reverend. illustr. unfer allerfeits 9. F. u. 9. vor Gerechtigkeit im Timmerlah habe?

Erfannt und eingebradt durch Hans Bartold Luers: die Jigt und Yagd, dem Jäger einen Quaſt, jedoch daß er ihn wieder zurüdwerfe, wenn er aus dem Timmerlah reitet.

5. Gefragt, weil ©. f. ©. nicht mehr als voriges erfannt, ob wegen Ihrer f. ©. der Amtmann zum Lichtenberg oder jennige andre Perjonen befugt, einiges Band» oder ander Holz darin zu hauen?

Erkannt und eingebraht durd Hans Gtruben: fie könnten dem Landesfürften fein Ziel oder Maß fegen.

6. (wie 1611 unter 7.)

7. Gefragt, wenn die Jäger im Timmerlah jagen und darauf etwas verzehren, wer die Unfoften abtragen folle ?

Eingebracht durch Hans Bartold Lüers: das Timmerlah habe damit Nichts zu thun. Es müſſe ſolches die Dorfichaft thun.

8. Gefragt, ob die von Heerte und andre Intereffenten Macht haben, das Holz ohne der v. B. Willen und Willen zu theilen ?

Eingebraht durd Claus Lüers: die von Heerte haben nicht Macht zu theilen ohne der Junker Wiffen und Willen, was das Unterholz belangt.

9. (mie 1611 unter 10.)

10. Gefragt, wie viel den von Heerte zugetheilt werde?

Eingebracht durch Heinrich Helmes: 100 Ruthen.

Bon H. Lanaerfelbt. 15

11. (mie 1611 unter 12.)

12. (mie 1611 unter 13.)

13. Gefragt, wenn Holz getheilt wird, ob fie es hinführen mögen, wohin fie wollen ?

Erfannt und eingebradt durch Hans Beder: die von Dutzem legen zu Dutzem ab; die von Kirchheerte dürfen es nicht weiter führen, es gefchehe denn mit des Amtmanns Wiffen und Willen.

14. Gefragt, wern Holz verfauft werden foll, wer den nädjten Kauf daran haben foll?

Eingebraht durch Claus Lüerd: die nächſten Erben, als die v. Bortfeldt.

15. Gefragt, wenn die von Heerte, Kirchheerte, Yütgenheerte und Dutzen Klage und Zufprud gegen einander deö QTimmer- lah und Holzes halber haben, vor wem fie folches klagen ſollen?

Erkannt und eingebracht durch Hans Bartelüers: vor denen v. Bortfeldt und den ganzen Erben.

16. Gefragt, ſo etliche in Brüche gefallen und ſich in der Zah— lung aufhalten wollen, wie man die zur Zahlung bringen ſoll?

Erkannt und eingebracht durch Hans Brunke: das ſoll man an den Holzen ſuchen.

17. Gefragt, ob nicht billig und Recht, daß alle Jahre von den Wrogen richtige Rechnung geſchehe?

Eingebracht und erkannt durch Heinrich Helmes: Ja, was die Wrogen nicht thun können, muß das Holz tragen.

18. Gefragt, wenn Maſtung vorhanden, wie es damit zu halten?

Eingebracht durch Chriſtoff Elers: es ſolle bleiben, wie zuvor erkannt iſt.

19. Gefragt, ob die v. Bortfeldt nicht Macht haben, wenn übrige Maſt vorhanden, mehr zu treiben ala 247

Eingebracht durh Hans Bartelüers: es fol bleiben mie vor Alters.

20. Gefragt, wenn einer mehr treibt, als er berechtigt, was er daran verbredhe ?

Eingebradt durch Curd Lüers: 3 fl.

21. Gefragt, ob die von Heerte und andre Intereſſenten Macht haben, die Schweine in die Maftung zu treiben ehe der v. Bortfeldt Schweine darin fommen?

Eingebradt duch Hans Bartels: thun es den Junkern zu wiffen und treiben zugleich.

22. Gefragt, wer den Holzgreven zu fegen Macht habe ?

76 Holting auf dem Timmerlab.

Erfannt und eingebradht durch Claus Lüerd: die Erben jchla- gen einen vor, die v. Bortfeld beeidigen einen und behalten ihn, mwofern er denfelben gefällig.

23 Gefragt, wie lange ein Holzgreve in Beftallung bleiben fol?

Eingebradt durch Hand Barteluers: jo lange er den Erben gefällig.

24. Gefragt, wenn ein Holzgreve wider geleiftete Pflicht und Eide ohne Vorwiſſen der Junker und Holzen Holz aus dem Timmerlah verfaufet, was er daran verbreche?

Eingebradht durch Heinrich Helmes: er folle geftraft werden dar- nad er zu jtrafen jet.

25. Gefragt, wenn einer wäre, der die Junker als erkannte Obrigkeit dieſes Holzunges der Gebühr nad) nicht respectire ſondern veradhte, was er daran verbredhe?

Eingebracht durch Curd Lüers: er folle geben jo mannig Holz- föhr, als mannig Mann aufs Holz gehe.

26. Gefragt, wie mannig Mann auf3 Holz gehört?

Eingebraht durch Hans Bartels: die von Heerte 45, wie viel der anderen fein, will fih im Ausfehr wohl finden.

27. Gefragt, wenn etliche, melde ſich ohne erhebliche Urſache diefem Holzung abfentiren?

Eingebradht: er wäre ftrafbar ein Holzköhr.

28. Gefragt, wohin die Brüche gehören?

Eingebraht durh Heinrich Helmes: den Junkern gebühre der 3. Pfennig. "

Wrogen:

Ulrich Helmes hat gehauen 9 Spielen, was ſeine Strafe ſein

ſollte?

Curd Luers bringt ein: vor jeden Stock ein Holzköhr, ift 2 fl. 14 gr.

Hand Tröſcher eine Espen gehauen, mas jeine Etrafe?

Luder Burchard eingebradt: 3 fl.

Georgs Lappen Schafe im ftehenden Holze gehütet, was deſſen Strafe?

Eingebradt durch Hans Bartelüerd: feine Strafe eine Holz- mark 6 fl.

Heinrich Peters hat einen Dornenbuſch gerodet, was deſſen Strafe?

Heinrich Helmes eingebracht: ſeine Strafe ein Holzköhr.

Heinrich Peters Sohn eine Espen zur Miſtbahre gehauen, was deſſen Strafe?

Hand Bartelüers eingebradt: ein Holzföhr, weil es ohne Ver— laub gejchehen.

Bon 9. Langerfelpt. 77

Claus Lüeder hat etliche Stöde im Timmerlah gehauen, was deſſen Strafe? Eingebradt durch Hans Bartel3: weil er ihn bei dem Stamme nit gefunden, giebt nichts. Ob Jemand Macht habe, ohne des Holjgreven Wifjen und Willen Holz zu fällen? Claus Lüeder bringt ein: nein. Menn es nun gefchehen, was deſſen Strafe jei? Eingebradt durch Hans Bartelüers: feind jolchergeftalt zu ftrafen als die vorigen, jo ohne des Holzgreven Wiffen und Willen gehauen. Meil e8 nun die von Heerte jelber gethan, was ihre Straffe jei? Durch Wilhelm Schrader eingebradt: wenn fie den Holzgreven anfprehen und er will nicht, jo hauen fie. Es wird gefragt, ob der Holzgreve jeinen geleijteten Eid nicht halten joll? Eingebracht durch Curd Luers: Ja, fol jeinen Eid und Pflicht halten. Wenn die v. Bortfeldt oder ihre Diener ohne des Holzgreven Vorwiſſen etwas hauen, was ihre Strafe? Erfannt und eingebradht durch Chriftoff Elers: er bricht von einem Heiſter 3 fl. und von einem Stode ein Holzköhr. (Folgen 21 nur dem Namen nad) aufgeführte Wrogen 32 fl. 2 gr.) Was den Eid ſowohl die uralten Schreiben anlangt, bleibt es bei dem 1611 den 18. Novembris gehaltenen Protocoll und Holzung.

Nachträge: Ob mehre Theilungen geſchehen ſollen als eine?

Darauf bringt Curd Lueders ein: es ſoll wegen der Theilung bleiben, wie vor Alters geſchehen.

Es wird hiemit von den Intereſſenten des Timmerlah als den von Heerte ein neuer Holzgreve Namens Hans Bartels vor— geichlagen und zu Holzfnechten Hans Angerjtein und Bartold Stein- meier, darauf ſolche allerjeit3 von den von Bortfeldt ala erfannter höchſter Obrigfeit des Timmerlah beeivigt und angenommen worden. Demnad iſt der alte Holzgreve als Asmus Tiemann fomohl beide Holzfnehte Heinridh Wasmus und Hans Floren ihres Eides erlafjen.

Actum am 16. Decembris 1612.

Friedrich v. Bortfeldt, Chriftoff Gehhardt v. Bortfeltt,

Jobſt Heinrichs felig. Sohn. | Antonius Frömke im Namen und Bollmadt jeines gebietenden Junkers Friedrich v. Bort-

feldes, Werners felig. Sohns.

78 Holting auf dem Timmerlah.

Anno Dom. 1617 am 10. Februarii haben die wohleblen (u. |. mw. wie 1612. Die Abweichungen over Zufäge find dagegen folgende :)

Zur 1. Frage: „ob es jo viel Tages und Stunde fei, daß man ein Holzungsgericht wegen des Timmerlah und deſſen Gered- tigfeit anfangen, hegen und halten möge?

eingebraht durch Chriftoff Eilerd: wenn der Holzgreve von den Junkern v. Bortfeldt die Macht habe, fei es fo viel Tages und Stunde wohl.‘

Zur 2. Frage: „was der Holzgreve u. j. w.?

eingebracht durch Wilhelm Schrader: ....... es geſchehe denn durch Achtsleute mit Vorſprachen, Recht und Urtheil, auch Keinen mit Worten oder Werken anzugreifen ohne genugſame Er— laubniß.“

Zu 8: „ob die von Heerte ..... ?

Andreas Niehoff bringt ein: wenn die von Heerte theilen wollen, wird es denen v. Bortfeldt zu entboten, jchiden fie ihre Diener dabei und bleibt bei Vorigem.“

Zu 10. „wie viel denen v. Heerte....?

eingebracht durch Heinrich Helmes: wie von Alters her gebräud- lich geweſen, 100 Ruthen.“

Zu 13. „wenn Holz getheilet wird ...... ?

Hans Floer bringt ein: die Junker führen e8 nah ihren Siten, die von Dutem legen es zu Dubem ab, die von Kirch— beerte zu Kirchheerte, wollen fie e8 weiter führen, müßte es mit des Amtmanns Willen gefchehen.”

Zu 14. „eingebracht durch Bartold Steinmeier: die Erben haben den nädjten Kauf.”

Zu 15. „Hans Struve bringt ein: vor den Junkern v. B. und dem Holzung, wollen fie denen nicht gehorfam fein, werde die Obrigfeit zugezogen.‘

Zu 16. „Hans Brunfe bringt ein: wenn fie auf das Hol; gehören und Mitholzen find, werden fie von den Junkern v. B. durch Strafe dazu angehalten, wegen Fremde erfucht man dag Amt und die Obrigfeit.’

Zu 17. „Joachim Giejemann von Salder bringt ein: es ſei billig, daß alle Jahre richtige Rechnung davon geſchehe.“

Zu 18. „Hans Eggeling von Salder bringt ein: von jeder Nu werde ein Schwein getrieben, als die v. Bortfeldt 24, die von Heerte 100, die von Dutzem 36, die von Kirchheerte Nichts.”

Bon 9. Langerfelbt. 79

Zu 19. „Claus Lüders bringt ein: es werde nicht mehr erfannt ala 24.”

20. „wird gefraget, ob denn die von Heerte in übriger Maft mehr Echweine zu treiben Macht haben ?

Hana Floer bringt ein: es bleibe bei den Nuten, auf jede Nut ein Schwein, fein 100 Schweine.“

Zu 21. „erfannt durch Hans Floer: wenns vorfeglicher Weife geichehen,, breche derjelbe 3 fl.‘

Zu 23 eingebracht: jo lange es denen vw. Bortfeld gefällig ift.

25. „wenn einer wider des SHolzgreven Berbot, che er gefragt, etwas herausplaudert, wird gefragt, was derſelbe ver- brochen?

Joachim Giefemann von Salder bringt ein: der brede 3 fl. Darauf Hans Lüders alsbald in 3 fl. Strafe erkannt.”

26. wie 24 v. 1612 „wann ein SHolzgreve wider geleiftete Pflicht .... ?

Heinrih Helmes bringt ein: wenn ein Holzgreve und feine Zugefhwornen ein foldhes thun, breden fie noch eins jo viel als ein andrer.‘

Zu 28. „mie mannig Mann...... ?

eingebraht durh Hans Struven: aus Heerte 45, wegen der andern wiſſe man nicht eigentlich.‘

Zu 27. „wenn etlihe wären, welche fi diefem Holzung ?

Claus Lüers bringt ein: wenn es berjelbe gewußt, breche er ein Holzköhr.“

31. „Wird endlich gefragt: wer die Unfoften auf das Hol» zung abtragen foll?

Eingebradht durch Hans Struven: da werden zu genommen die Wrogen und Brüche, das Uebrige ftehe der Timmerlah.”

Von 1613. 1614. 1615 und 1616 find nur einzelne Wrogen aufgeführt, deren Summe 26 fl. 17 gr. (vergleihe auch Nach— trag zu 1619).

Zu 1616 ift nachträglich bemerkt: „die 3 fl., worin Hans Lüders erfannt (oben 25), haben die Junker auf bejchehene intercession auf einen doppelten Holtenföhr gelaſſen, ift 12 gr. Weil darauf nochmals für ihn von den ſämmtlichen Holten intercedirt und angezeigt, wie er bei feinem Gutsherrn gewefen und etwas bezecht aufs Holzung gefommen, und von diefem Werke was gehandelt, nichtö gewußt, ift es mit Verwarnung fi hinfüro deſſen zu ent- halten, ihm gänzlich erlafjen.“

80 Holting auf dem Timmerlah.

„Klage und Nachfrage:

Es haben auf jest gehaltenem Holzungsgerichte Johannes Dro- pen und Heinrich Konig wegen der von Dutzem und ihrer Gerech— tigkeit im Timmerlah bei den Junfern v. B. fih beflagt und vorgebraht: ES gebührten denen von Dutzem um da3 7. Yahr fieben große Eichenblöde aus dem QTimmerlah, melde ihnen von der Dorfichaft Heerte nicht ausgewiefen fondern hinterhalten worden. Darauf vor dem ganzen Holzung gefragt worden, wie e8 darum bewandt und wie weit und viel die von Dutem wegen des groben Holzes im Timmerlah berechtigt ?

Eingebradt durch Clages Xüders: fie feien ihnen um das 7. Jahr feine Eichenblöde gejtändig, jondern berichten: wenn fie, die von Heerte, Eichenblöde theilen, befommen die von Dutzem aud) etwas fo viel das Holz ertragen könne, wie denn den von Dutzem anno 1616 drei Eichenbäume ausgewieſen, welche fie nicht annehmen wollen.

Ferner ift von den Junfern v. Bortfeldt angezeigt, daß ſich im Werke und augenjcheinlich befunden, wie der Timmerlah von Fahren zu Jahren verwüjtet und bald von diejem bald von jenem darin gehauen würde, deromegen die Junker den jämmtlichen Erben zum Beiten, auch zur Erhaltung des Timmerlah begehren, daß eine Malbarte verordnet werden ſollte. Darauf der Holzgreve Hans Bartels, beide Bauermeifter Heinrih MWasmus und Hans Nögener nebft zugeordneten Viermannen, als Hans Struven, Heinrich Helms, Kaften Roje, Herman Banns, der Dorfihaft halber fich erflärt, fie blieben bei alter Gewohnheit und wollten feine Mal— barte. Die Junker v. B. behalten fi) protestando ihre alte Gerechtigkeit bevor. Worauf die Holzverwüftung verboten worden und daneben angezeigt, daß fie, die Holten, zur Ausnehmung eines neuen Holzgreven etliche Perfonen ihres mittels vorjchlagen jollten. Sind darauf vorgefchlagen: Harmen Baens, Harmen Bofjien, Asmus Tiemann, Heinrich Wasmus. Weil aber Asmus Tiemann mit Krankheit befallen, die andern zum Theil ihrer Handarbeit ich ernähren müfjen und aljo feiner dienlich befunden, fein fie nicht admittirt, worauf die Holten Hans Struven und Heinrih Helmes wieder vorgejchlagen. Hans Struve entihuldigt fih und zeigt an, daß er an dem andern Holze bereit Holzfnecht, ift derowegen erlaffen und Heinrich Helmes angenommen und jind demjelben als Holzgreven zu Holzfnechten zugeordnet Harmen Rog— gen, Harmen Bofjen und Heinrih Wasmus und haben jämmtlich gejchworen.

Weiters iſt abgeredet, daß Fein fremder Wagen ind Holz fommen follte, wer darüber betreten, jollte ein Faß Bier zur Strafe geben, imgleichen auch, der Fremden etwas verkaufte.

Bon H. Langerfelbt. 81

Nah diefem allen ift der vorige Holzgreve feines Eides ent- lafjen und dies Holzungsgericht im Namen Gottes aufgehoben. Actum am 10. Februarii 1617. Chriftoff Gebhartt v. Bortfeltt.‘‘

„Anno 1619 am 24. Novembris haben die edlen, geftrengen“ u. ſ. w. ... wie 1612, nur mit folgenden Abweichungen:

Zu 3. „eingebradht durch Asmus Tiemann: die von Bortfeldt, die von Heerte Miterben und die vom Dutzem, Kirchheerte und Lutkenheerte.“

Zu 7. „eingebracht durch Hans Bartels: ſie ſein den Jägern darin Nichts geſtändig, was von ihnen verzehrt werde, müßten die von Heerte abtragen.“

32. „wird gefragt, wie hoch die Wroge von einem Heiſter zu hauen, Stock, Pferd und Kuh ſei?“

Eingebracht durch „Hans Bartold Lüers: vom Heiſter 3 fl., vom Stocke ein Holtenköhr, vom Pferde 1 gr., von einer Kuh 1 gr. Ein Fremder bricht doppelt.“

Klage (wie 1617: Dubem wegen der 7 Eichen).

„2. Es lagen die von Heerte wider die von Dugem, daf fie die Junker v. B. vorbei gegangen und vor dem Amte geflagt, da fie doch Holten wären; was ihre Strafe fei?

Hand Bartels bringt ein: ein ever ein Holtenföhr.

Wegen der von Dutem aus Salder find gemwejen anitatt ihrer Herren: Wilhelm Schraders ein Heiner Junge; Bartold Schrader auch ein Junge; Hand NReutefum, ein Junge Dremwes; Herman Göfefen, ein Heiner Junge, fein Sohn Heinrich; oft Germefjen fit feinen Jungen Hand Sievers; Ulrih Herweg ihidt feinen ungen Dreves Horn; Brand Hagen jchidt feinen Sohn Hans; Hans Sievers ſchickt feinen Jungen Hennig Dens.”

(Folgen 30 Wrogen über Pferde - Hude.) „Den 25. Novembris’ vorgejchlagen vor Holzgreve Hans Brinfe und zu Holzfnehten Peter Steinmeyer und Cord Bofjen und Cord ride, jo aljobald beeidet worden. Chriftoff Gebhardt v. Bortfeltt. Friederich v. Bortfeltt.“

1614 klagte Georg v. Lappen in Heerte bei Herzog Friedrich Ulrich, daß die von Heerte wider ſein Wiſſen und Willen den Timmerlah ver— wüſteten. Herzog Friedrich Ulrich verfügte hierauf unterm 10. Juni 1614:

——— „hierum fo gebieten wir euch von hoher unfrer landes— berrlichen Obrigfeit, auch Gerichts- und Rechtswegen bei Pön 400 rhein. Goldgulden, halb unferm Hofgerichts-Fisko und zum andern halben Theile Supplicanten unabläffig zu bezahlen, hiemit nochmals ernitlich und wollen,

Zeitſchr. d. Harzvereind. XI. 6

82 Holting auf dem Timmerlah.

Es jcheinen in den Jahren 1620 bis 1639 die Holzgerichte nicht abgehalten zu fein; in dem Metenhefte folgt zunächſt ein notarielle8® Document vom 25. Februar 1640:

„sm Namen der heiligen Dreifaltigkeit Amen. Zu mifjen fei hiemit Jedermänniglich, denen dies offene Inſtrument zu verlefen oder anzuhören vorfommt, daß im Jahre nad) unferes Erlöſers und Seligmachers Jeſu Chrifti Geburt 1640 indictione octava bei Herr- Schaft und Regierung des allerdurchlaudtigften, großmädtigiten und unüberwindlihiten Fürften und Herrn, Herrn Ferdinand IIL, erwählten Römiſchen Kaifers, zu allen Zeiten Mehrern des Reiches u. f. w. (der volle Titel) des Böhmifchen Reiches im 13. Jahre, am Tage Matthiae war der 25. Februarii, Vormittags zwiſchen 9 und 10 Uhr zu Braunfchmweig, hat der mohledle, geftrenge, veite und manhafte Chriftoff Gebhard v. Bortfeldt, Capitain, auf Olber Erbgejeffen, mid, nachbenannten Notarium, und bierunter benannte Zeugen in Geiner Geftrengen adlichen Hof hinter der Brüdern- Kirche in die unterfte Stube fordern laffen und haben u. ſ. w. angezeigt, welchergeftalt die Eingeſeſſenen und Gemeinde des Dorfes Heerte, im Gericht Lichtenberg belegen, gegenwärtige beide Männer David Hameln und Henni Müller zu Heerte wohnhaftig derobehuf an Ge. Geitrengen abgeoronet, Sr. Geftrengen wegen dejjen vermeintlichen in Gtreit gezogenen Bauholzes vor obans geregtem Dorfe Heerte belegen etwas anzudeuten; als wolle mehr: erwähnter Gapitain Chriftoff Gebhard v. Bortfeldt für fih und im Namen feines geliebten Vetters, des auch wohledlen, geftrengen und veiten Werner v. Bortfeldt, auf Nienhagen und Nienrode Erb- gejeffen, an mich, Notarium, mit Ueberreihung gewöhnlicher arrhae gejonnen und meines Amtes erinnert haben, in Gegenwart der bei mir habenden und hiezu abjonderlich erforderten Zeugen obge— dachter Abgeordneten (Namen) An- und Vorbringen fleißig zu notiren.... Darauf obgedachte Daniel Hamell und Henni Müller unico ore und einhellig angezeigt, daß an mohlermelten unter Capitain Chriftoff Gebhard v. Bortfeldt fie derobehuf von der fämmt- lichen Gemeinde und Dorfihaft obangezogenen Dorfes Heerte ab- gefertigt und Seine Geftrengen anzuzeigen befehligt wären, daß diefelben gern fähen und Ge. Geftrengen bittlich erfuchen thäten, daß nicht allein im bemelten Dorfe das Holzgericht wieder gehegt, gehalten und Ge. Geftrengen demfelben beizumohnen

daß ihr hinfüro ohne des Supplicanten und aller Intereffenten Vorwiſſen und Beliebung obangeregtes Eichholz (den Timmerlah) ferner nicht ver- le Bag ber devastation und Berwäftung befjelben euch gänzlich ent- altet“ u. ſ. w.

Bon H. Langerfelbt. 83

fih dahin an berührten Ort verfügen und begeben, befondern auch der Holzgrefe und Knechte beftellt werden, auch die Holztheilung gejhehen mögten; fonften aber wegen des Bauholzes und defjen Hau- und Fahrung, darüber unter anderm Mifverftände ent- ftanden geweſen, wollen obgemeldete Eingefeffenen und die ganze Gemeinde zu Heerte hinfüro darüber feinen Streit mehr haben und follte folches nicht mehr ferner gedacht werben, auch mehrermeldete Gemeinde und Hausleute dafelbjt gern und gutmwillig ohne einige Einrede und Sperrung hinfüro und infonderheit gejchehen laſſen wollten, daß oftgedachter Gapitain Chriftoff Gebhard v. B. und jeine Lehnsnachfolger nothoürftig Bauholz im Timmerlah nicht allein hauen, jondern aud nach den adligen Siten zu Delber oder nad) Braunſchweig, mojelbjt Se. Geftrengen foldes von Nöthen haben mögten, fahren lajjen wollten oder follten (u. ſ. w. eine gleiche Befugniß wird aud für Werner v. Bortfeldt zugeftanden), und daß damit, wie ſchon erwähnt, aller Zwieſpalt unter ihnen aufgehoben und in Emigfeit vertragen und diefe irrige Sache hiemit gänzlich und im Grunde beigelegt fein und bleiben folle und dieſes von der Gemeinde zu Heerte unmiderruflich gehalten und dagegen, unter welchem Schein folches gejchehen könnte oder möchte, nichts gehandelt oder vorgenommen werden folle, welches Se. Geftrengen obbemel» deten Gevollmäcdhtigten der Dorfihaft Heerte, wie auch mir, No- tario, und den hiezu erforderten Zeugen mit handgebender Treue verfprochen und zugefagt, worauf Se. Geftrengen dieſes Anbringen und Erbieten der Einwohner zu Heerte acceptirt und fi) resolvirt, wegen Haltung des Holzgerichts oder was fonjten daneben begehrt, fi in wenigen Tagen zu erklären, mi), Notarium, nochmals bittend, dieſes mit Fleiß in notam zu nehmen und berofelben hierüber eins oder mehre offne Inſtrumente zu verfertigen und herauszugeben, weldes ich Sr. Geftrengen Amts halber nicht weigern follen. Geſchehen find diefe Dinge im Jahre, Indiction, Kayferl. Mayeft. Regierung, Monat, Ort, Tag, Stunde und Stelle wie allbereits obgemelt, in Gegenwart“ u. ſ. w. (folgen die Beglaubigungen und Zeugen).

Daran fließt fich folgende Urkunde:

„Zu wiſſen, daß auf freundliches Anfuchen und Begehren der Junker v. Bortfeldt, als Chriftoff Gebhard, Werner und Bur- hard, Gevettern v. B., die Gemeinde zu Heerte freiwillig belicht: Alldieweil die v. B jest mehren Theil ſich in Braunſchweig auf: halten, daß mohlgemelvete v. Bortfeld zur nöthigen Reparirung zweier Bortfeldtfcher Höfe in Braunfchweig, fo fie befigen oder durch andere Leute in ihrem Namen befigen lafjen, jährlich wenn es von Nöthen ein Fuder zwei oder drei Bauholz, wie imgleichen

6*

84 Holting auf dem Timmerlab.

ein Fuder Wellholz an Espen durch den Holzgrefen ausweiſen follen und nad Braunfchweig fahren laſſen follen und wollen. Wenn aber die v. Bortfeldt obgemelt nicht mehr im Leben wären oder die Höfe abhanden thäten, foll diefe Bewilligung aufgehoben und die Successores und Nachfolger nah Braunfchmweig aus dem Timmerlahb Bauholz zu fahren nicht mehr befugt fein.

Defien zur Urkund find dieſer recesse zwei eines Lauted abgefafjet und von beiden Theilen und in deren Namen unter jchrieben.

Geſchehen Hehrtte den 20. Aprilis anno 1640.

Jörgen Lappe. Cordt Steinmeier. Chriftoff Gebhardt v. Bortfeltt, Capitain. Heinrich Lüers. Lüder Ringemuth. Cordt Roggeners.

Hans Helmes.‘

Am gleichen Tage ward zu Heerte in Georg Lappens Behau- fung und unter defjen Vorfige ein Holting gehalten in der gewöhn- lichen Art und Weife und mit den hergebrachten Fragen und Ant worten. Die Abweichungen oder Zuſätze gegen das SHolting von 1612 find:

„13. Gefragt: wenn Holz getheilt wird, ob fie dafjelbe hin- führen mögen wohin fie wollen ?

Eingebradt: die Junker v. Bortfeldt führten das ihrige nad) den Sitzen, die von Lüttken- und Kirchheerte das ihrige in Heerte, aber die von Dutem müßten ihr Holz in Dutzem ablegen und nit in Salder fahren, ohne unfres gnädigen F. u. H. Benilli- gung.

31. —— wer die Koſten dieſer Gehölzungs-Gerichte ab— trage

Erkannt und eingebracht durch Andreas Brandes: die von Dutzen und Kirchheerte geben zu dero behuf von der Nut 2 Mar. da3 Webrige würde von den Wrogen und, im Fall damit nicht audzureichen, der Mangel aus dem Timmerlah genommen... .

: von nachgeſetzten Holzknechten an Wrogen einge— racht:

Hennig Borchers eingebradti: wie Curd Papen von Salder, ein Dutzenſcher Miterbe, vor Jahren ein Bund Bandftöde aus dem Timmerlah geholet, worin ungefähr 20 Stöde gemefen; jeder zu 6 Mgr., thut Brüche 6 fl. Heinrich Peters eingebradht: wie Curd Heinefe zu Watenftedt felb dritte aus dem Timmerlah trodene Espen gelanget, daran verbrochen 6 Mgr., und wie berichtet, fol felbiges mit des Förfters Hans Blumen Willen gejchehen fein, fo zu beitrafen auf 12 Mer.

Bon H. Langerfeldt. 85

Und weil feine Wroge mehr beizubringen gewejen, ift den fänmtlihen Holten angezeigt: da jemand wäre, der nod etwas anzuzeigen hätte, derfelbe ſolle es bei Strafe andeuten. Als fi aber Niemand gefunden, ijt folche Geholzung damit aufgehoben und den Leuten einen Abtritt zu nehmen angedeutet worden. Und haben die Junker von Bortfeldt ihnen nadfolgende Punkte an- melden lafjen:

1. daß eine richtige Holztheilung und feine Nachtheilung gehalten werden follte.

2. daß durchaus Fein Holz aus dem Timmerlah außerhalb der Theilung verkauft werben follte.

3. daß fein Holz ohne Wiffen und Willen des Junkers oder Holzgrefen gefällt werde.

4. dab die Brüche vom Holzgrefen von einer Holzung zur andern richtig verzeichnet und alsdann angezeigt werben follten.

5. dab auch die Holztheilung und Holzungägericht alle Jahre auf Simonis et Judae gehalten werden joll. Da jelbiger aber auf einen Sonntag fäme, den nächſten Tag danad). Doch daß die Aenderung denen v. Bortfeldt frei ftehen jollte.

6. iſt mit fernerm angedeutet, daß die von Heerte und andere Sintereffenten den v. Bortfeldt ftünblid einen Holzgreven vorschlagen follten.

Ermelte Punkte nun von ihnen, ermelten Holten, acceptirt, und haben fie darauf Curd NRoggener und Hand Helmes zugleich vorge: ſchlagen (u. f. w. wie 1612).

NB. Wegen vorgehender geſetzter Wrogen und weniger Brüche it Niemand zur Handlung erjchienen; meil auch ohnedas bei den Verbrechern feine Mittel vorhanden fein follen und demnach wenig zu erwarten, aljo wird folches nachrichtlich angeführt.

Defien alles zu Urkund und mehrer Belräftigung find dieſer Protofolle auf vorhergehende Schließung zwei gleichlautend ver- fertigt, von vorwohlgemelten Gevettern von Bortfeldt auf Delber und Nienhagen Erbgeſeſſen, ala höchſten Erben des Timmerlah, auch durch Nachgefezte aus der Gemeinde in Vollmacht der fämmtlichen Holten und Miterben zu Heerte mit eigenen Händen unterfchrieben worden.

Geſchehen im Jahr und Tag wie oben vermelbet.

Chriftoff Gebhardt v. Bortfeltt, Capitain.“ (Außerdem Unterfchriften.)

Es folgen alsdann zahlreihe Weisthümer aus den jahren

1649, 51, 52, 54, 55, 56, 59, 60, 62 und 1681, jämmtlich im

86 Holting anf dem Timmerlah.

Mejentlihen mit den mitgetheilten übereinftimmend und nur im Einzelnen Abweihungen und Zufäse enthaltend.

So lautet 3. B. im Jahre 1649 die 28. Frage: „ob bie v. Bortfeldt befugt, zu nöthiger Bauung und Reparirung ihrer Site, doh ohne Berwüftung, das nöthige Bauholz; im Timmerlah zu hauen ?

Eingebracht durch Curd Bartels: es verbleibe bei dem Urtheil und Abſchied. Weil nun das Urtheil auf das Gut Delber nur ziele, fo müffe e8 auch billig fein Verbleiben dabei ungeändert behalten.“

Zur 32. Frage wegen der Brüde lautet das Erfenntniß, durch Henni Beder eingebradht‘ „was über die Unfoften verbleibt, davon befommen die Junker v. B. den 3. Pfennig.‘

Auh wurden die Brühe auf die eingebrachten Wrogen durch den das Holting abhaltenden Werner v. Bortfeld ſogleich und ohne eine eingelegte Fürbitte um ein Bedeutendes „moderirt.“ Als neu hinzugefügt jcheint die Beftimmung am Schlufje des Holtings (vor der Beeidigung des neu gewählten Holzfnechtes): „Und hat der v. B. der Gemeinde anzeigen lafjen, daß nun hinfüro die Unterholztheilun- gen von einem jeden allemal auf Walpurgis gefället und zurecht gemacht, auch gegen Johannis-Tag aufs längjte alles Holz und Waſen herausgefahren fein follten. Wer dem nicht nachjete, follte ſeines Holzes verluftig fein. Wobei der v. B. vermilligt hat, daß der Gogrefe Henni Boden item Curdt Steinmeyer Holzknecht in ihrer Verwaltung noch zur Zeit verbleiben follten. Es hat aber die Gemeinde zu Heerte aufs neue zu Holzknechten vorgefchlagen Henni Müller und Hans Helms, welche dann vorwohlgedachter der v. B. auch alfo angenommen und beliebet“ u. ſ. w.

Sm Holting von 1651 lautet das durch Curdt Bartels einge- brachte Urtheil auf die 28. Frage wegen des Bauholzes!: „es verbleibe bei dem Urtheil und Abſchiede. Weil nun das Urtheil auf das Gut Delber zielt und aber beizubringen, daß nad) dem Gute Engerode je und allewege die Nothdurft dem v. B. glei) dem Gute Delber ab- gefolgt worden, fo thut der Bortfeldfhe Verwalter Lüder Ringes muht im Namen feiner Junker, der Gebrüder v. B., dagegen proteftiven und ihnen alle rechtliche Nothdurft dabei vorbehalten.‘

Das Holting von 1652 führt unter den Wrogen auf:

„Gieſen Bebdies Söhne haben wider Verbot hinten aus dem Holze ihr Theil Holz gefahren. Erkannt: 6 Mer. Die Gemeinde Heerte hat wider vorigen Jahres Schluß und des Holzgreven Verbot behuf des Schweinhaufes vier

Bon H. Langerfelbt. 87

Süllftüde eigenmächtig hauen und fällen laſſen: behandelt auf 2 fl.”

Solder „behandelter” Wrogen find mehre aufgeführt.

Am Schluffe heißt 8: „Zur Zehrung find anzuwenden nad)

folgende behandelte Wrogen: (zufammen . . . 15 gr.) die Gemeine zu Herte . 2 fl. die von Duten geben aus altem erbringen dazu 2 The, tbun . . . 3fl. 12 gr. item die von Kichhere . . ». . . 1, 12, diefelben vom vorigen Jahre . . . ». 1, 12, Hans Lüneburg wegen Ausbleiben . . —. 6, 95. 17 Der.

Uebrige Zehrung was diefelbe nach zugelegter Rechnung austragen wird, muß altem Herfommen nad) aus dem Holze des Timmerlah genommen werben.‘

Ueber den Betrag diefer „Zehrungen” enthält nur das letzte der vorliegenden Weisthümer, vom 29. Juni 1681, am Schlufje eine nähere Angabe. Nah Aufführung der Wrogen der unerlaubten Hauung von 40 Espen und 4 Apfelftämmen, des Hubefreveld von 75 Pferden etc. heißt e3 weiter: „Sa. aller erfannten Strafen 40 Thlr. 26 gr.

Bon obigem Post werben abgezogen die Unfoften:

1. drei halbe Faß Bir. . 7 Thle. 27 gr.

i (wahrſcheinlich 2. 2/, Himte Gerſte ,„ 30 | gut für bie

Pferde ber v. 3.)

3. Schreibegebühten . . . 1 —u 4. dem Herrn Landrentmeifter 1 19 Thlr. 21 gr.

bleiben -. . » 2... .21 The. 5 gr.

davon befommen der Herr dv. Bortfebt . . . 7 Th. die Gemeine . . . . 14 The.” (Folgen noch einige Holzverwilligungen und bie Unterſchriften.)

Nachtrag.

Dem Einſender kam erſt nachträglich der neueſte Jahrgang dieſer Zeitſchrift zu Händen, welcher Auszüge aus dem Holtingbuche der Stadt Hildesheim mittheilt. Die Gegend beider Holtinge liegt nur wenige Meilen von einander getrennt, und die Verſchiedenheit

88 Holting auf dem Timmerlah.

ihrer Weisthümer ift befonders begründet darin, daß das eine Hol- ting dem ftädtifchen, das andre dem ländlichen Gebiete angehört.

Schon in der Grimm’ihen Sammlung werden im 3. Bande zahlreiche Weisthümer aus Niederfachjen mitgetheilt. Alle ergänzen das Bild der frühern Markverfaffungen, das erjt volljtändig fein kann, wenn ed gelungen ift, die fämmtlihen Marken Niederſachſens nachzumweifen.

Einfender war längere Zeit mit der Aufficht über im Amte Salver belegene f. g. Gemeindewaldungen betraut, und fand dabei Gelegenheit, aus den, allerdings ſehr lückenhaften Gemeindeladen alles auf die frühern Markverfaffungen der Waldungen Bezüg- liche auszuziehen. Es ift mandes der Mittheilung Werthe Darunter, und er behält eine Veröffentlihung fid vor. Vorläufig bemerkt fei nur: daß einzelne diefer Urkunden bis 1590 hinaufreichen, daß aber ein klares Bild damaliger Berhältnifje ſchwer daraus zu gewinnen ijt, weil fie, ihrer Natur nah, nur Bruchftüde find. Es haben außerdem zu viele Veränderungen ſtörend in jene Berhältniffe eingegriffen. Ein Jahrhundert nad) der Beendi- gung des faſt alles Beftehende, namentlich innerhalb der Grenzen jenes Amtes, über den Haufen mwerfenden 30 jährigen Krieges, dem die nicht minder zerjtörende Stiftsfehde vorauf gegangen war, trat die erſte Landesvermeflung im Herzogthume ein, welche die ganze Bewirthihaftungsart der Felder änderte, da fie die bis dahin gemein- ſchaftlichen Aderftüde in größere Wannen und nad dem Drei- felderfyftem zufammen legte. (Ob eine frühere, durch Herzog Julius 1585 vorgejchriebene Landesvermeffung zur Ausführung gekommen war, läßt fich nad) einzelnen in jenen Gemeindeladen enthaltenen Feld- beichreibungen zwar vermuthen, aber nicht nachweifen.) Die in der Neuzeit ausgeführten Vermefjungen, Separationen und Verkoppe— lungen haben die wenigen Spuren der alten Verfaffungen vollends verwiſcht. Nur die Holzungen find diefen zerjtörenden Einflüffen entgangen, und aus ihren Theilungsverhältniffen und den dabei Itattfindenden Gebräuchen läßt fi) manches Alte noch in unverfenn- baren Spuren nachmweifen und nicht allein vermuthen. Späteren Mittheilungen müfjen Beispiele hiezu vorbehalten bleiben.

Wie ſehr derartige Mittheilungen zur Aufklärung einzelner dunkler Punkte dienen können, ift 3. B. aus der Antwort zur Frage 21 des Hildesheimer Holtingsbuches, S. 272 des vor. Yahrg. diefer Zeitſchrift, erfichtlih, wo der Ausdrud: „mit der halben Barte” eine genügende Erklärung findet. In den MWeisthümern Niederfachfens, namentlih in denen aus unfrer Gegend, Tommt diefe Bezeichnung oder Beichränfung fehr häufig vor. Dem Ein- jender war fie bisher unerklärlih, da das Verſtändniß ſolcher

Bon H. Langerfelbt. 89

Bezeichnungen im Vollsmunde längjt verloren gegangen, trotzdem er wiederholt ſich überzeugen konnte, mit welcher Eiferfucht noch heute die Marfgenofjen bei den Theilungen in den Gemeindewal- dungen das Vorrecht zu wahren ſuchen, mit einer blank geſchärften Barte in den Wald fommen zu dürfen. Db die Seite 263 oben a. a. D. angeführte "weitere Beihränfung: „wat de Kreye vom Boome deit“ nicht ein Leſe-, Schreib - oder Drudfehler gegen das oft ſich wiederholende: „wat de Kreye vom Boome tritt“, fei, möge dahin geftellt bleiben.

Die v. Bortfeld bildeten übrigen? eine weit verzweigte Fa- milie, wie ſchon aus dieſen Weisthümern hervorgeht. In der Nehtmeier’fchen Chronif werden zwei Verträge Herzogs Erich von Braunschweig: Grubenhagen mitgetheilt, welche diefer 1414 und 1418 mit dem Rathe der Stadt Braunfchweig zur gegenfeitigen Hülfe wider die v. Bortfeld und deren Genofjen abſchließt. Beweis genug, daß die Familie zu einer der mächtigjten damaliger Zeit gehörte.

Den Acten, melden die Protofolle über das Holting zum Timmerlah entnommen, liegt ein Schreiben der Brüder Gebhard, Philipp und Clawes v. Bortfeld an den Herzog Julius von Braun- Ihweig vom 17. November 1576 bei, worin fie fih über den Einfall einiger Unterthanen des Herzogs ins Timmerlah und über Niederihlagung „etlicher vieler fruchtbarer Eichen“ beflagen, und dabei eine Sprade führen, wie fie einem Vafallen gegen jeinen Lehnsherrn ſelbſt in damaliger Zeit faum zu führen gebührend fein mochte; und doc heben fie diefes DVerhältniß wiederholt in jenem Schreiben hervor.

Einer ihrer, wohl erft fpäter erworbenen, Site in der Stadt Braunfchweig wurde in neuefter Zeit zu einer höhern Bürgerſchule umgebaut.

Einige Urkunden des Alofters Marienthal in Bezug auf den Lappwald.

Aus dem Herzogl. Landes - Hanptarhive zu Wolfenbüttel mitgetheilt von

9. Langerfeldt, UOberförfter in Riddagshauſen.

1158. März 4. Rom. 1. Papst Hadrian IV. nimmt das Kloster Marienthal in seinen Schutz und bestätigt ihm seinen jetzigen (namentlich auf- geführten) und künftigen Güterbesitz.

Adrianus episcopus servus servorum Dei dilectis filiis Dude- lino abbati monasterii Vallis sancte Marie ejusque fratribus tam presentibus quam futuris regularem vitam professis in perpe- tuum. Religiosam vitam eligentibus apostolicum convenit adesse presidium, ne forte cujuslibet temeritatis incursu (!) aut eos a pro- posito revocet aut robur, quod absit, sacre religionis infringat. Eapropter, dilecti in Domino filii, vestris justis postulationibus clementer annuimus et prefatum monasterium, in quo divino mancipati estis obsequio, ad exemplar predecessoris nostri sancte recordationis Eugenii pape sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti privilegio communimus inprimis siquidem statuentes, ut ordo monasticus, qui secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam et Cisterciensium fra- trum institutionem ibidem perpetuis temporibus inviolabiliter conservetur, preterea quascumque possessiones quecumque bona idem monasterium impresentiarum juste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione regum vel principum, oblatione fidelium seu aliis justis modis prestante Domino pote- rit adipisci, firma vobis vestrisque successoribus et illibata per- maneant. In quibus hec propriis duximus exprimenda voca- bulis: locum ipsum Vallem scilicet sancte Marie ab illustri viro Friderico palatino comite omnipotenti Deo ad statuendam ibi religionem pia devotione oblatam cum viginti mansis pratis pas- cuis et nemoribus ad jpsos mansos pertinentibus (et) curtem que dicitur Steintorp cum suis appendiciis, pascuis videlicet pratis ac nemoribus; ex dono Lucardis comitisse curtem Ludestorp cum suis appendiciis et decimis, quartam partem silve que dicitur Lapwalt; ex dono Ermenchardis marcionisse quattuor mansos in Ludestorp cum appendieiis et utilitatibus suis et que- cumque in eadem villa commutata sunt cum fratribus ecclesie Wallebhee a fundatore predicte eccelesie; ex dono Hode comi- tisse quattuor mansos in Aventorp cum omnibus utilitatibus suis;

Bon H. Langerfeldt. 91

ex dono Bunihc et Willeri tres mansos et dimidium in Bran- deslove; ex dono ducis unum mansum cum saltu in eadem villa; ex dono Hugoldi septem jugera in eadem villa cum assensu heredis sui videlicet Friderici de Amfrideslove; quattuor jugera et pratum, que a Burchardo de Gerslove emistis. Item ex dono jam dieti Friderici palatini comitis dimidium mansum in eadem villa; ex dono Wilhelmi de Amerslove tres mansos in eadem villa et quecumque in eadem villa commutata sunt cum sororibus Quidene- burgensis ecclesie, et Walebhec molendinum et dimidium mansum cum area que in Brandeslove majori emistis; quattuor mansos in Offenslove et quattuor mansos in Mammendorp, dimidium mansum Covelle in quo prefatus comes palatinus contulit ecclesie dimidium mansum; ex dono Lucardis comitisse duos mansos pretio compa- ratos in eadem villa; ex dono Alberti palatini comitis filii ejus- dem comitisse duos mansos in Nortgermeslove; ex dono Fri- derici ministerialis prefati principis dimidium mansum in Hoct- merslove; ex dono Agnetis file ducis de Linburhc tres mansos, unum in Brandeslove minori et duos in Wadentorp; ex dono Beatrieis quattuor mansos in Ortorp; ex dono Volradi comitis duos mansos in eadem villa et decimam forverci vestri in Bran- deslove; ex dono Erici unum mansum Winninche; ex dono pre- diete Lucardis comitisse unam aream in Santorp cum saltu quo- dam qui spectabat ad ipsam; ex dono memorati palentini (!) comitis duos mansos unum in Somerstorp et alium in Ekenbardenlive et Octhmerslive; ex dono Heinrici ducis villam que dicitur Barden- bike cum suis appendiciis videlicet pratis paschuis ac nemoribus. Item ex dono Agnetis filie ducis de Linburhe quartam partem silve que dieitur Lapwalt; Haskenroht et Biscobroht cum omni- bus appendiciis suis videlicet pratis paschuis rivis et saltu, insuper et villam ipsi predio adjacentem cum decima ejusdem villule et silva que dieitur Lobecke, que omnia Albestatensis episcopus ad petitionem Nodtingi de Gaderslove ministerialis sui, qui eadem bona beneficii jure ab ipso possederat, canonice vobis concessit. Sane novalium vestrorum, que propriis manibus aut sumptibus colitis, sive de nutrimentis vestrorum animalium nullus a vobis decimas presumat exigere. Decernimus ergo, ut nulli omnino hominum liceat supradictum monasterium temere perturbare aut ejus possessiones auferre vel ablatas retinere, minuere seu qui- buslibet vexationibus fatigare, sed illibata omnia et integra con- serventur eorum, pro quorum gubernatione et sustentatione con- cessa sunt, usibus omnimodis profutura, salva nimirum apostolice sedis auctoritate et dyocesani episcopi canoniea justitia. Si qua igitur in futurum ecclesiastica secularisve persona hanc nostre

92 Urkunden den Lappwald betreffend.

constitutionis paginam sciens contra eam temere venire tempta- verit, secundo terciove commonita nisi presumptionem suam con- grua satisfactione correxerit, potestatis honorisque sui dignitate careat reamque se divino judicio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri Jhesu Christi aliena fiat atque in extremo exa- mine distriete ultioni snbjaceat. Cunctis autem eidem loco sua jura servantibus sit pax domini nostri Jhesu Christi, quatinus et hie fructum bone actionis pereipiant et apud districtum judicem premia eterne pacis inveniant. Amen. Amen. Amen. (0. P.) Ego Adrianus catholice ecclesie episcopus ss. (B. V.) i Ego Hymarus Tusculanus episcopus ss. Y Ego Gregorius Sabinensis episcopus ss. r Ego Hubaldus Hostiensis episcopus 88. 7 Ego Julius Prenestinus episcopus ss. 7 Ego Bernardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss. 7 Ego Galterius Albanensis episcopus ss. (rechts:) Ego Octavianus presbyter cardinalis tituli sancte Cecilie ss. i Ego Johannes presbyter cardinalis sanctorum Johannis et Pauli tituli Pamachii ss. T Ego Henricus presbyter cardinalis tituli sanctorum Nerei et Achillei ss. 7 Ego Ildebrandus presbyter cardinalis basilice duodecim aposto- lorum ss. (ling :) rt Ego Oddo diaconus cardinalis sancti Georgii ad velum aureum ss. T Ego Jacintus diaconus cardinalis sancte Marie in Cosmydyn ss. 7 Ego Boso diaconus cardinalis sanctorum Cosme et Damiani ss. Datum Laterani per manum Rolandi sancte Romane ecclesie presbyteri cardinalis et cancellarii IIII nonas Martii, indictione VII, incarnationis dominice anno M°C°’L°VIII°, pontificatus vero domini Adriani pape IIII anno quinto. Orig. Die Bleibulle an gelben Seidenfhnüren.

(1197. Mai 17. Braunschweig.) 2. Des Rhein-Pfalzgrafen Heinrich Grenzbeschreibung des von ihm dem Kloster Marienthal verkauften Dorfes Konrads- dorf (Konstorf).

Isti sunt termini bonorum in Cunradestorp, que dominus .

Henricus Dei gratia palatinus comes Reni vendidit venerabilibus fratribus de Valle sancte Marie cum omni integritate:

Bon H. Langerfelbt. 93

A meridionali parte Wrezhinbruc terminus primus de- scendendo per paludem que dieitur Sihe inter silvam de Em- merstede quam dicunt Schirholt et silvam que vocatur Blotholt usque ad pontem, ubi antiqua ecclesie terminatur possessio: in hac silva habent communionem quod dieitur ghemene cives de Conredestorp, Dhegherikestorp de X mansis, Lutteken Büdenstede, Algodestorp, Offenlove, Ronstede tantum duecis litones; ab aquilonari vero parte a via que ducit Conredestorp usque ad viam de Rottorp ad silyam que dicitur Varleghe transeundo saltum quem dicunt Voshole usque Metztorperevelt; et porcos suos päscere licenter possunt usque in Rottorperwech et secare ligna tantum ad edificia; desuptus viam possunt in- cidere widenghen. A Metztorpervelt usque ad rivum qui dieitur Ow: hic-nullus habet mene nisi Conradestorp et Em- merstede tantum. Dickehage, Northop et indago in silva que diecitur Vur inter semitam Wallebeke et Graslove sunt sin- gulares de Tammenrodhe quod vulgariter dieitur sündre. A semita claustri qua itur Conradestorp est sündere, que voca- tur VInde. In occidentali parte ville Conradestorp descendo (!) per rivulum versus aquilonem usque Metztorpereholt et inde ascendendo a rivo inter Stenberghe et Metztorpereholt sub quereu que dieitur heillighen ek usque ad aliam quercum que dici- tur Eikenek et semitam que dieitur Dhivestich usque ad Avenwrdhe: istud totum est sundere Conradestorp. Adjacet silva que dicitur Sprakenhurst in qua habent echtwart Con- radestorp, Offenleve et de Ronstede tantum ducis litones. Item a termino qui dicitur Avenwrdhe per paludem Sihe hic incipit Vur usque ad Avencümpe: hoc est mene de Tammenrodhe, et de Avenwrdhe et de Graslove usque ad viam que ducit de Conradestorp: Graslove. Item in orientali parte de Avencümpe per viam que dicitur Rennewech vel Verstwech usque dorsu- lem et usque ad Mosbrük et descendit ad pratum quod modo dieitur Vüenwisch, deinde ad Honvelde et protenditur in viam que dicitur Dihetwech usque ad paludem que vocatur Suart- tenpüle et inde ad Tammenrodhewrdhe juxta Dikehaghen: hoc totum dicitur Vur et est gemhene Degherikestorp et Lut- teken Büdenstede et Algodestorp. Item de Avencümpe in Hon- velt et Rodenwelle supra Tidesberghe per Sich per vallem profundam juxta Vüshol in Rinnewech habent mhenhe de Tammenrodhe. Preterea cives de Conradestorp cum Büdenstede majori possunt incidere weinbüte in silva Brünestorp sub strata publica que dieitur Diehtwegh vel Stenwech. Et ut hec termi- norum distinctio rata et inconvulsa permaneat, cedulam hanc

94 Urkunden den Lappmwalb betreffend.

testimonialem, cujus mentio habita est in privilegio*, sigilli nostri appensione fecimus insigniri. Si quis autem suadente diabolo vel propria suggerente malicia terminos istos rationabiliter et eiviliter distinctos violare presumpserit, sit pars ejus in extremo judicio nisi cito resipuerit cum angelis sathane.

Drig. Das Siegel an Pergamentitreifen.

1203. Dechr. 15. Lutter. 3. Die Aebte von Werden und Marienthal genehmigen die schiedsrichterliche Entscheidung über die Berechtigung der Dörfer Papenrode und (@r,) Sisbeck am Lappwalde.

Herebrandus Dei gratia abbas in Werdina, Arnoldus mise- ratione divina humilis abbas de Valle sancte Marie omnibus, qui presentem paginam legerint aut viderint, passiones hujus tempo- ris suaviter ferre, quod respectu future glorie nequaquam poterunt esse condigne. Notum esse volumus omni superventure propagini, quod longa quondam contentio trahebatur inter con- ventum sanctii Ludgeri de Helmenstat et conventum de Valle sancte Marie super ea tantummodo parte nemoris Lapewalt que nuncupatur Quernhorst, ad ecclesiam de Valle sancte Marie de jure pertinente, in qua nimirum conventus sancti Ludgeri cum villis suis Papenrodhe et Sasbeke ghemhene et echtwart juri suo vendicabant. Ut autem hujusmodi controversia mediante justicia apud nos amicabiliter conquiesceret, causam consilio sub- misimus constituentes inter nos arbitros, viros scilicet prudentes Lüdolfum et Baldewinum de Asbeke, qui agerent pro parte ecclesie de Valle sancte Marie, una cum ipsis Udonem pre- fectum de Helmenstat et Eggelbertum de Lellem, qui et ipsi causam ab altera parte procurarent; et ut ipsorum diffinieioni stetur absque omni retractatione utraque partium fideliter et fidueialiter conpromisit. Cumque pari consensu partes hoc modo se commisissent arbitrali judicio prefati arbitri in hanc compo- sitionis formam venerunt, quod cives de Papenrodhe et de Sas-

*) Diefes Privilegium ift die Urkunde bes Pfalzgrafen d. d. Bruneswich a. 1197. XVI. Kal. Junii, worin berfelbe mit Conſens feiner Brüder, ber Herzöge Otto und Wilhelm, dem Klofter Marienthal das Dorf Conrades- torp (Constorp) mit allem Zubehör für 80 zum Kreuzzuge verwandte Marf verkauft. Hier beit es: „Et ne impiorum hominum calumpnia eos (die fratres de Valle s. Marie) inposterum in aliqua istorum bonorum parte inquietare presumat, terminos illorum bonorum in singulari scedula feecimus breviari et eandem scedulam sigillo nostro jussimus insigniri.‘“

Orig. Guelf. III. 615. Marienthaler Eopialbuch aus dem Ende des 13. Jahrh.

Bon H. Langerfeldt. 95

beke infra terminos Quernhorst ligna tantum que dicuntur hunecht, de quibus ipsis vuringe sufficiat, licenter secabunt nichil de reliquis lignis vendere vel exstirpare presumentes; item ad opus weinbüthe conceditur ibidem singulis annis singulis tantum incidere einen halven wagen, ita tamen, ut ab abbate de Valle sancte Marie sive ab eo qui vulgariter dicitur holt- wart id semper postulent, aut forte, si domus ipsorum incendio vastate fuerint vel senio computruerint, habito consensu predicti abbatis de Valle et ejus quem diximus holtwart in antedictis terminis Quernhorst husbüthe licenter habebunt. Porro que- libet familia IIII°” porcos, magister civium V, prepositus sancti Ludgeri de supradictis villis VI porcos hinc et VI inde, tantum per omnes meatus Quernhorst, poterunt licenter impellere in omni- bus silvam Lapewalt omnino declinantes et nusquam presumentes excedere terminos memorate Quernhorst. Unde statutum est @ contrario, quatinus idem villani pro hiis omnibus solvant annua- tim ecclesie beate Marie in Valle unam mensuram ordei que dieitur theilinc, de qualibet domo pullum unum et X ova, cum autem tempus fuerit pasture una quelibet domus scapulam por- cinam, cum vero non fuerit unum denarium exsolvet, custodes etiam lignorum qui dieuntur holtwarde in nativitate Domini ad duas refectiones utraque villarum in conviviis suis benigne procurabit. Preterea diffinitum est, ut fratres de Valle sancte Marie, si fuerit in ipsorum arbitrio, proprietatem nemoris sui nullo contradicente per semet ipsos aut per alios licenter exco- lant. Quod siquis eorundem civium hujus rei ordinationem temere transgressus fuerit, sub jurejurando noverit se daturum X libras argenti, que inter prefatas ecclesias hine inde debent equaliter partiri.

Hanc igitur transactionem, quemadmodum hie declarata est et per viros industrios nobis mediantibus est stabilita, reco- gnoscimus et approbamus et sigillorum nostrorum impressione confirmamus decernentes ne umquam alicui hominum hanc nostre auctoritatis paginam omnino liceat immutare aut quicquam in irritum revocare. Testes vero et mediatores hujus constitucionis fuere venerabiles fratres utriusque ecclesie Johannes prepositus sancti Ludgeri, Wllandus, Wichardus, Johannes prior de Valle sancte Marie, Lybertus, Johannes cellerarius; aderant preterea consulti laici quorum nomina sunt hec: Ekkebertus de Scoder- stide, Lüdolfus de Rotthorp, Wlfinus et Heinricus de Wevelinge, Sifridus de Fregelstide, Gevehardus de Lellem, Heinricus advo- catus de Asbeke cum predictis arbitris Lüdolfo, Baldewino, Udone et Engelberto. Acta sunt hec in Lutthera dominice incarna-

96 Urkunden den Lappwald betreffend.

tionis anno M°. CC°. III. indictione VI*, XVIII®. kalendas Januarii, feliciter.

Doppeltes Orig. mit den Siegeln der Ausfteller (da8 Werbenfche bat die Legende + Heribertvs dei gra Werdinensis abbas seevndvs). In beiden, wohl in Sachſen angefertigten, Eremplaren wird ber Abt von Werben Herebrandus genannt ftatt, wie in allen aus der Werdenſchen Kanzlei ftammenden Urkunden, Heribertus. Das 2. Er. bat folgende Abweichungen: Engelbertus ft. Eggelbertus, wringe ft. vuringe, Unaquaque ft. Porro quelibet, Quapropter ft. Daas, exsolvat ft. exsolvet, Ulandus ft. Wllandus. Das dem Ende bes 13. 2 angehörende Marienthaler Copialbud hat wenbüthe ft. weinbüthe.

4. Beschreibung der Holz- und Mastberechtigungen im Lappwalde.* A. nach einem Marienthaler Copialbuche aus der 2. Hälfte des 13. Jahrh.

Notum sit universis Christi cultoribus, quod silva que dieitur Zapmwalt ecclesie Vallis sancte Marie, sicut ex privilegiis autenticis comprobatur, taliter est appropriata: Primam ejus par- tem contulit Adelheydis comitissa in Heymesberg; secundam contulit Fridericus palatinus cum conjuge sus Liutgarde, simi- liter et curtem Luzdorp; terciam partem contulit comes Lode- wicus de Aldenhusen cum conjuge sua Judita; quartam partem marchio Conradus cum uxore sua Agne. Hec autem silva in diversis locis diversis nominibus nuncupatur: prope Sasbike et Papenroth dieitur Duernhorft, alibi Havechorjt, alibi Lint— borft, alibi Steinberg, alibi Scobrod. In ea parte que dici- tur Quernhorft villani de Papenrotd et de Sasbike habent ectföwart in hunc modum: incidunt ad ignem tantum unectholt et ad magenbothe singuli annis singulis einnen halfwagen, sicut eis custos nemoris demonstrabit; de eisdem vero lignis nihil exstirpare aut vendere permittuntur. Si domus eorum vetustate vel incendio corruerint ad husbothe tres trabes cum totidem tignis secabunt ubi eis ab abbate vel custode nemoris demon- stratur. Quevis domus IIII porcos, magister civium V, pre- positus sancti Ludgeri in Helmenstat VI in Sasbife et VI in Ba- penroth tempore pasture impellent terminos Quernhorjt nequa- quam excedentes. Pro hac autem gratia sibi concessa idem villani Valli beate Marie annis singulis hec persolvunt: de qualibet domo I mensuram ordei que dieitur theinlinc, I pullum et X ova, tempore pasture scapulam I vel si pastura non est I

*) Ohne Zweifel, ein Auszug aus bem „antiquus liber quem monachi holtboek nominant “, wie es in einer Urknnde Herzogs Albrecht von 1269 Heißt.

Bon H. Langerfelbt. 97

denarium; holtwardos etiam convivant ad II refectiones tempore constituto. Et si fratres Vallis sancte Marie dietam Quernhorft per se vel per alios voluerint exstirpare, predicti villani eos im- pedire. nullatenus attemptabunt; si quis eorum hoc presumpserit, X libris argenti sine omni contradictione ab abbate Vallis et preposito sancti Ludgeri multabitur. Villani de Riemansdorp et de Bernesborp nihil juris habent in silva Lapwalt, nisi quod suo precio vel obsequio ab abbate vel fratribus de Valle potue- rint obtinere. Istud autem precium vel obsequium ab eis hacte- nus est acceptum, ut ad ignem tantum unectholt secarent et proprium intud) porcorum mitterent in pasturam. Pro duobus poreis quilibet solvit I modium ordei qui dieitur tenlinc et de qualibet domo pullum I, scapulam I, ova VII; custodes nemoris convivant modo supradicto. Villanis de Madendorp concessum est, ut ad ignem incidant unecholt et halfwagen et husbothe sicut supra de illis de Bapenrod dietum est, et proprium intod) de por- eis inpellent tantum in illa parte silve, que est ad orientem illius semite, que ducit a Dornede Richmansdorp; et pro ista gratia quilibet solvit claustro II theinlince ordei, pullum I, ova VII, tempore pasture scapulam I, vel si non est pastura denarium I. Villani de Dornede habent echtwart, incidunt unechtholt et halfwagen et husbote, impellunt proprium intucht a Dornede usque ad semitam que vocatur Didwech. Villani de Wadendorp nihil habent juris in silva, nisi tantum duo mansi templariis attinen- tes, nec isti aliquid incidunt nisi unechtholt, halfwagen et hus- bote et impellunt proprium intucht. Villani de Oberberg nihil penitus habent juris in silva. Villani de Wevelunge nihil habent Juris in silva, nisi tantum de X mansis qui attinebant marchioni Conrado et de X mansis qui attinebant comiti Ludewico de Alden- husen: hii soli incidunt unechtholt, halfwagen, husbote et impellunt proprium inthucdht. Termini illorum de Wevelinge et de Graäleve et Dudenrod sunt: a mönte vel spelunca lapidum que est contra Dornede usque ad rivum qui dicitur Zembife et usque ad campum Luzdorp, sed rivum qui dieitur Swartepol et effluit de salso fonte contra Richmansdorp non transibunt. Quicunque de hiis omnibus secuerit meinbom solvet lignorum comiti urnam mellis valentem IV solidos; qui inciderit fnetbom solvet comiti XXX solidos et II obulos; quicumque resecuerit frondes de quercu aut fago vel tilia solvet eidem comiti lignorum V solidos. Nulli de hiis omnibus secanti husbote licebit vendere ipsa ligna vel con- structa edificia; qui hoc fecerit XX solidos lignorum comiti va- diabit. Quicumque in nemore de jure secant wagenbothe I half: wagen semper a festo Mychahelis usque ad festum Martini vel ad

Zeitſchr. d. Harzvereind. XI, 7

98 Urkunden den Lappwald betreffend.

ultimum ante diem Thome apostoli illud secabunt; quod si non fecerint, illo anno magenbothe carebunt. Porro mwagenbothe et husbothe, hoc est tres trabes et tria tigna, non secabunt, nisi ubi et quomodo eis holtwardus demonstraverit; quem si habere ne- quiverint, ad hoc suorum magistrum civium adjunctis ei duobus ceivibus habebunt demonstratores.

B. nach einer dem Copialbuche aus dem Ende des 13. Jahrh. angehefteten Abschrift aus dem 14. Jahrh.

Quicunque secuerit menebom solvet lignorum comiti urnam mellis valentem IIII solidos; qui insciderit snetbom (mie bei A bis zum Schluffe) habebunt demonstratores. Notum sit omnibus, quod silva Lapuwalt Valli sancte Marie sie est appropriata: Pri- mam ejus partem (mie bei A bis) contra Ricmanesdorp non transibunt. (Unmittelbar darauf folgt dann folgender Zuſatz:) Canonici Wallebecenses si necessitas exegerit in nemore Lape- walt ad edificia sua licite secabunt, cum testimonio tamen custo- dis lignorum; ligna vero infructuosa licenter secabunt ad ignem tam ipsi quam litones ipsorum, non tamen ad vendendum, et hoc tantum temporibus illis quando censum aut servicium dominis adducunt; nullum preterea qui non est lito ecclesie secum ad succidendum perducent. Item si casus incendii seu vetustas edi- ficia litonum consumpserit et hoc cellerario Wallebecensi consti- terit, per nuncium suum vel personaliter abbati vel qui primatum conventus habuerit, necessitatem suam exponet et sic lito secabit ad nutum custodis lignorum quantum necessitas edificiorum postu- laverit. Si igitur aliquis ex parte canonicorum ligna fructuosa, hoc est quercum, fagum, tilyam, preter necessitatem edificiorum, ut dietum est, succiderit, emendabit secundum justiciam nisi forte custos silve permiserit et ad hoc canonici cooperabuntur. Ex parte trium mansorum in Mackendorp, qui prefatis spectant canonicis, dabantur ecclesie Vallis III pulli et XV ova pro in- fructuosorum lignorum succisione et proprietatis recognicione, que ad indicium perfecte composicionis et ad instanciam devote peti- tionis* canonicorum perpetuo relaxantur.

C. nach einem Copialbuche aus dem Ende des 15. Jahrh.

Witlick ſy allen lovigen Grijtenluden, dat dat holt, dat de Lapenwold bed, deme clofter to ſunte Mariendale alfo geeghent i3 alfe men dat myt mwarhaftigen breve bemifen unbe betugen

*) fo der Drig.-Vertrag zwifchen Marienthal und Walbeck von 1237, während das Eopialbuch irrthiimlich composicionis.

Bon H. Langerfeldt. 99

mad: den erjten deyl des Lapenmwoldes het gegeven greve Albert van Heymesburch, den andern heth gegeven her Frederick palandes- greve myt jyner husvrowen Lutgarde unde den hoff to dem Yiötorppe, den dridden deyl het gegeven greve Lodewich van Aldenhufen myt ſyner husvrowen Nutten, den verben deyl heth gegeven marchgreve Corth myt fyner husvrowen Agneten.

Dufje vorferevene wold wert in mannigerhande blefen manni- gerhande genomet unde gebeten: By Sesbeke unde Papenrode hed he de Duernehorft, anderwegen heth he de Havekhorft, anderwegen de Lynthorft, anderwegen de Steynberch, anderwegen dat Eco- brof. An der halve des Lapenmwoldes dar id heth de Duernehorft bebben de buer van Papenrode* achtworth in dufjer wife: Se mogen hawen to orem bume, unnutlif holt unde wagenbuthe eyn jumelf eyn halven wagen aljet ohn de holtforfte wijet, unde an duſſem bolte jchullen de bur nicht roden edder vorfopen; unde ifjeth dat ore huſe vorbernet edder vallen, jo mogen je hebben to husbote dre balfen unbe dre fpare, muer id one gewiſeth werd van dem abbete edder holtforfte. DE fo mogen je uth islifem huſe driven veer jmyne im de malt unde de burmeifter vive unde de proveit van funte Luder to SHelmefteve feed ſwyne uth Sesbeke ſeſſe uth Pa- penrode warn majt iS, aver fe fehullen nicht driven over de ende der Quernehorſt. Vor duſſe groten gnaden, de dufjen vorjcreven buren dan wert, fchullen je wedder geven dem clofter to funte Mariendal alle jar uth jumelfen hufe eyne mate gerften, dat eyn tey- ling bed, unde eyn bon unde teyn eygere; aver wennet maft i3, jo jchal eyn jumelf geven eyn fchuldern vleſches; iſſet neyn maft, jo jchal eyn jumelf geven eynen pennyngk; unde fhullen dem holtworder twe eten bereyden alſe dat eyn fette iS. Unde meret dat de heren van ſunte Mariendale dufje jo vorfprofene Quernehorft wolden roden edder roden laten darenjchulden de bur je neynerleye wys ane hindern, unde me ſik darane vorgrepe unde darynne hindern mwolde de fcholde geven dem abbete unde deme proveſt var funte Luder 10 punt ane jenigerley wedderſprake. De bur van Ridmestorppe unde Bronstorp en hebben nichtes rechtes in dem Zapenwolde men mat fe fonen myt bede edder myt denfte werven van deme abte unde heren. Dit Ion unde denft iS alda genomen, dat je mogen hebben unde driven ore egen intogene ſwyne in de majt, dar ſchal eyn jumelf vor geven vor 2 ſwyne eyne mathen gerjten dat eyne teylinge het, uth jumelfem Hufe eyn hon unde eyn ſchulder vlefches unde 7 eygere unde fchullen dem Holt- werder fofte unbe etent bereyden aljo vorgefereven iS van den

*) ausgelaflen: unbe van Sesbele. 7*

100 Urkunden ben Lappwald betreffend.

Papenrodern unde den van Sefjebefe. Den buren van Madendorp is gegeven van grade, dat fe mogen howen unechholt »vurholt, halfwagen unde husbote alfe rede vorgefereven is van Papenrode, unde ſchullen dryven ore egen intogene fwyne an de helffte des mwoldes dede iS in dat often dar men geyt van Dornde na Rickmenstorp. Unde vor duffe gnade ſchullen fe geven eyn islik 2 teylingk gerften, eyn hon unde 7 eyger, wan maft i3 eyn jumelf eyn ſchuldern vlefches; iS aver nicht maft, jo gifft islif eynen pen- nynk. De bur van Dornde hebben achtworth unde jehullen howen (unechtholt) unde to halven wagen unbe husbote unde mogen dry- ven ore egen intucht.* De bur van Odersberge de enhebben gens— lifen nichtes nicht unde nergen neyn recht up Dat holt. De bur von Mevelinge enhebben nicht rechte in deme wolde men alleyne van 10 hoven dede mardgreven Corde horden unde van 10 hoven dede horden mardhgreven Lodewih van Aldenhufen: de jchullen alleyne howen unechtholt, halfwage, husbote unde darup driven alleyne ore egen intucht. De ende der van Wevelind unde van Grasleve unde van Dudenrode fynt: van deme berge an edder van der fteynfulen, dede is tegen Dornde, mente an dem bef dede het de Lembefe unde mente an dat velth thom Lustorp; funder over den bei dede heth de Swartepol unde vlut van deme folteborne na Rictmestorp, dar enfchullen fe nicht overdriven. We dar hamet eyn meybom** de fchal geven dem holtgreven eynen ammer honyges 'van veer fchillinge; we dar hamet eynen ſnethbom de jchal geven dem holtgreven 30 jchillingf unde dre ſcherff; wede hamet velgen (van) efen edder bofen edder van Iynden de jchal geven demfulven holtgreven 5 ſchillinge. Vortmer jchal dar nemant achtworth hebben uppe deme wolde husbote to howen, dat holt edder hus edder tymmer vorfopen; me dat dede de jcholde dem holtgreven geven 20 ſchillinge. Ock vortmer alle dejenne dede achtworth unde recht hebben uppe dem molde mwagenbote unde*** halffwagene to homwende de ſchullen fe howen van funte Michaelisdage an mente to funte Mertensdage edder to Ieften fo jchullen fe id howen hebben vor funte Tomasdage de3 hilgen aposteles; unde ifjet dat fe id under der tyd nicht en howen, jo ſchullen fe dat jar magenbote unberen. Wagenbote unde Husbote, dat fynt dre balfen unde dre fparen, dat fchullen fe od nergen howen war wure unde od wu de holtforiter one dat wijet; weret over dat fe dene nicht hebben kunden darto, jo jchullen je nemen oren burmefter unde twene orer bur de fchullen one wiſen wat je homwen jchullen.

*) Hier fallt das inzwiſchen voilft, gear bene Wabenborf aus. **) richtiger „meynbom“. ) richtiger „einen“.

a ——

Ein Criminal -Proceß aus dem 16. Iahrhundert. Bon Levin, Freiherrn v. Wingingerode-Anorr.

Auf einer der Hügelreihen, welche fich zwiſchen den nach die— fen Geländen fteil abfallenden Bergen de3 Dün- und des Ohm- berges binziehen, innerhalb de ehemald zum Kurfürjtenthume Mainz gehörigen Fürftenthumes Eichsfeld, liegt das Dorf Nein- holterode.

Dafjelbe war den im Fürftentbume Braunfchmweig - Lüneburg, namentlid am Fuße der Gleichen bei Göttingen, mit zahlreichen Burgen und Höfen angefeffenen von Uslar als freies Eigen allein zufländig, bis die Brüder Heinrich und Johann von Uslar die ihnen gehörige Hälfte des Dorfes am Sonntage Lätare 1331 (am 10. März) an Johann von Wilzingerode, Burgmann zu Ruſteberg, verfauften, während die andere Hälfte des Dorfes in den Händen der von Uälar verblieb. !

Diefe Theilung des Dorfes ward die Duelle einer Menge von Streitigfeiten, die erjt im vorigen Jahrhundert ihr Ende erreichten, als feine der beiden Familien mehr Befis in dem Dorfe hatte.

Nicht nur die Herren des Dorfes, die namentlich wegen der Gerichtöbarkeit im fortwährendem Hader lebten, fondern auch deren

Unterthanen waren eiferfüchtig auf einander. Die Streitigfei« ten endeten faft nie, weil die von Uslar die Oberhoheit des Lan— desheren des Kurfürften von Mainz niemals anerkannten

und weil die von Wintingerode ſich zu einem ſolchen Anerfenntniffe nur felten und nur deshalb herbeiließen, weil fie das, faum eine Stunde von Reinholterode gelegene, feſte Schloß Scarfenftein von Mainz pfandmeife inne hatten, andere Befisungen in SHeiligen- ftadt, Birkfungen, Burgmwalde u. ſ. w. von Mainz zu Lehen tru- gen und als Burgmänner von Ruſteberg dem Stifte dienjtbar maren. Ueber eine der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entjtandenen Gtreitigfeiten, welde nicht mehr mit gemwaffneter Hand, fondern im Proceßwege zum Austrage fam, find die Ucten zum großen Theil erhalten. Diefelben geben ein ziemlich anfchauliches, wenn auch nicht erfreuliches Bild der Nechtäunficherheit der damaligen Zeit, und zeigen wie ſchwer die von Kaifer und Reich fo wie von den Territorial » Herren getroffenen Einrichtungen über die Eriminal= Juftizpflege Eingang fanden.

1) Die Urkunde befindet fi im Original in dem v. Wintingerodefchen Geſammt-Archive zu Bobdenftein.

102 Ein Eriminal- Proceß aus dem 16. Jahrhundert.

Nach den Acten iſt das Sachverhältnig folgendes:

Am Sonntage nad) dem Tage trium regum 10. Yan. 1563 jaß der für den Winsingerodifchen Antheil des Dorfes ernannte Schulze, Namens Claus Gunter, mit anderen Winginge- rodeihen Hinterfafien in der von Franz Fetten gehaltenen Uslar— ihen Schenke zu Neinholterode, in welcher ſich auch mehrere Uälar- ſche Hinterfaffen, unter ihnen ein gewiſſer Hana Harbruder, genannt Steuffer, befanden. Zwiſchen Gunter und Harbruder entjtand ein Streit, welcher, wie es fcheint, dadurch veranlaßt wurde, daß erfterer jpottete, legterer Schimpfreden ausftieß und welcher, obwohl der Wirth „bei pehen von 10 Gulden von wegen des von Vslar ein Friedegebot that“ zu Thätlichfeiten führte. Gunter fchlug Harbruder „mit dem Schreibehulz an den Kopf“; Gunter’3 Frau nahm ebenfall3 am Handgemenge Theil und verjegte Haarbruder „mit dem Schreibehulz" einige Schläge. Anfcheinend unterlagen Gunter und die Seinen in dem Streite, er verließ wenigſtens die Schente, holte feinen älteften Sohn, Valentin, herbei, und jtellte fich mit demfelben bewaffnet vor der Schenfe auf, den Harbruder laut zum Kampfe herausfordernd. Da letterer diefer Ausforderung feine Folge gab, fo mag fi) wohl Gunter’3 Zorn gelegt haben; er ging heim. Harbruder hatte indefjen feinen Groll nicht vergeflen; einige Tage jpäter lauerte er der Frau ded Gunter auf und ſchlug fie, „als fie einer leich zu grabe gefolget und widder nad) hauſe hat gehen wollen, auf der ftraßen vor einem hauſe“ in welches er ſich nad; That zurück zog „mit der Bartten dar- nibder“.

Gunter wandte fih unter Darlegung dieſes Sachverhalts am Tage conversionis Pauli 25. Januar 1563 ſchriftlich an fei- nen gejtrengen Junker, Hans von Winsingerode auf Scharfenitein, mit der Bitte, zu veranlafjen, daß Harbruder Gaution oder Bür- gen dafür jtelle, daß er ihn nicht wieder beleidigen wolle „damit ich vff freier ftraße vor inen ficher wäbern und wandern möge.“

Hana v. Wingingerode berücfichtigte diefe Eingabe Gunter’s nicht und fchritt erjt ein, al Gunter am 12. Februar 1563 münd- lich in Scharfenitein anzeigte, Harbruder habe ſoeben feinen, Gunter’3 Sohn, Namens Valentin, auf dem Felde überfallen, mit dem Beile niedergefchlagen und halb todt liegen laſſen.

Der von Hans v. Wintingerove nad NReinholterode entjandte Diener konnte den ihm ertheilten Auftrag, Harbruder als Land- friedenbrecher zu verhaften, nicht ausführen, weil der Uslarſche

1) Ebenfalls in dem v. Wintingerodefhen Gefammt- Archive.

Bon Levin, Frhn. v. Wingingerode - Knorr. 103

Schulze, welcher herbeigeholt wurde, um die Verhaftung des Har- bruder, der fi in das Haus eines ungenannten Uslarſchen Hin- terſaſſen geflüchtet hatte, vorzunehmen, für Harbruder Partei ergriff und mit noch anderen Uslarfchen Hinterjaffen deſſen Gefan- gennahme und Ueberführung nad) dem Scharfenftein geradezu ver- hinderte.

Hans v. Wintzingerode beklagte ſich über dieſes Verfahren des Uslarſchen Schulzen unter dem 13. Februar 1563 bei dem Beſitzer der anderen Hälfte von Reinholterode, Ludolf von Uslar auf Apen- rode,! verlangte, Uslar folle feinen Schulen anmeilen, daß er in Zufunft bei jeder von ihm, dem v. Winstingerode, angeorbneten Verhaftung eines Landfriedenbrechers mitwirfe, ficherte Reprocität zu, und forderte die Berhaftung und nachdrüdliche Beftrafung Harbruders.

Es entijpann ſich nun zwiſchen Uslar und Wintingerode ein höchſt ergöslicher Federkrieg, in welchem der Erjtere fi dem Ver— langen de3 Lebteren auf alle mögliche Weile zu entziehen juchte, oder doch nur dann gegen Haarbruder, der jeinerjeitd eine Gegen- Hage wider Gunter bei Uslar angebracht hatte, einjchreiten wollte, wenn Winkingerode ihn als Gerichtöheren über das ganze Dorf Reinholterode anerkennen würde. Endlich, nachdem von jeder Geite ſechs Mal hin und ber gefchrieben, fügt fih Uslar dem Ver- langen Winsingerode’3, Haarbruder zu verhaften und gegen den— felben einen peinlichen Gerichtstag, „wie ſich's vermuge der pein- lichen halsgerichts Drdenung gepurtt, mit Richtern, Schepffen, Schreibern, Frohnbotten und den gefangen ein Redener zu beitel- len’, Mit diefer Erklärung war indeſſen der Tag, an mel: chem über Haarbruderd Vergehen entſchieden merden follte, noch immer nicht beftimmt. Nachdem der Gerichtätag bald aus dieſen, bald aus jenen Gründen zu verſchiedenen Malen verlegt morben, ward derjelbe fchließlih auf den Mittwoch nah Judica den 31. März 1563 zu Gelliehaufen, einem Dorfe und Burgfige der v. Uslar bei Apenrode „vnter der Linde‘ anberaumt. Win- ingerode erwartete wohl feinen ihm und Gunter günftigen Aus- gang des Procefjes, er gab wenigſtens lesterem und feinem Schrei- ber, Namens Hennig Heife, den er nebjt feinem Anwalt, dem Joſeph Heinze aus Heiligenftabt, mit der Wahrnehmung des Ter- mines beauftragte, 200 Mann aus Scharfenftein und der Umge- gend mit nach Gelliehaufen. Ueber den Hergang des Gerichtd« tages iſt das vollftändige Referat des gedachten Schreibers Heife

1) Im Amte Reinhaufen bei Göttingen gelegen.

104 Ein Criminal Proceß aus dem 16. Jahrhundert.

erhalten, welches hier wörtlich folgt, und in welches die ebenfalls erhaltene, vor Gericht mündlich vorgetragene Klage gegen Haar: bruder, jo wie das in Abjchrift bei den Acten befindliche Erkennt niß des Gerichts zu Gelliehaufen aufgenommen worden find.

Verzeihnuß

wie e8 am Gerichtt zu Gelliehaufen ben Mittwoden nad Judica D. 63 zugangen.

Erftlih fein Joſep Heintzen vnd ich neben Clauſe Gunter erihienen und anfomen, Ludolff von Vslar von wegen Hans von Witzingerode gepurliche Dankſagunge gethann des ernanten und ange: ſetzſten Peinlichen gericht? tages und darneben angezeigtt, nachdeme Das gericht Scharffenftein ezliche beveheder , Derwegen uns vnjer under zwey hundertt mhan zur verfierung und da3 wir vnge- hindertt Widderumb anheim fomen muchten, mittgethann, Derhal- ben bitten wir, das man vns vergunnen wollt, das fie muchten herbie ruden vors dorff und nichtt weitter. Solchs der von Bäler in bedenden genhomen vnd mit feinen Bauren Davon geradejlagett und nad gehaltenem Radeflage und widder vermelbett, Das ehr ber von Voler auff des Jundern vielfeltigk anhalten den Gerichts- tagf ernentt, hette auch den gefangen mitt und wolte jnen vor redht ftelen, vnd fegen jnen rechts genugfam geftatten. So viell aber die mitt geordenten zwey hundertt mhan anlanget, wuſte ehr und die mhans, fo jme aus dem Braunfchweilifchen furftentbumb zuge ben, nicht nachzugeben, Dan ehr hette difelben gepetten, und weren darumb da, das fie follten vechtt und fein vnrechtt thun, vnd diweill zwifchen Bifchaufen? und Gelliehaufen nirgent3 fein holz, fonten wir ane das dahin ficherlih woll widder fomen.

Hierauff durch Joſepen vnd mich abermals vleißich angehaltten und gepetten, das e3 die meinung nicht hette, das fie etwa gemaltt vben jollten, follten auch nichts ins dorff noch viel weniger vor die gericht8 bangf fomen, Sondern follten aders langk vor dem dorffe pleiben; Es hatt aber folches ganz und gar Feine ftabtt haben mugen, Darauff wir alsdan zufrieden fein mußen, und alfo die Mhanſchafft zu Biſchhauſen gelaßen.

Darauff begertt, Man moltte das Gerichtt hegen, wie dan geihehen. Da mhan nuhn vorgetretten, hatt Erſtlich follen ins

1) Hans v. Wingingerode und befien Bruder Bertram lagen damals allerdings mit ihrem Better Berthold v. Wintingerode auf Bodenftein in Streit, der vielfach zu Kämpfen führte.

2) Ebenfalls im jetzigen Amte NReinhaufen bei Göttingen.

Bon Levin, Frhrn. v. Wingingerode - Knorr. 105

Gerichtt erlegtt werden was fi) gepurtt, under dem Lubolff von Vsler angezeigtt, ehr hette den gefangen ſechs wochen in hafften gehatt und were jme darauff gangen an koſt und mwardegeltt zwolff daler, die mwoltte ehr auch zuvor erlegtt haben, ehe etwas gejtattett oder gerichtlich vorgenhomen, jo hette ehr auch den mennern, jo ehr zu fich gepetten, ein vas bier gelobtt, das foltte auch bezaltt fein; zudeme hette Claue3 Gunter zehen gulden an einem friedegebott in der Schende zu Reinolderode auch die buchſſen verbrochen die moltte ehr auch haben, ehe was vorgenhomen, Dan woltte Gunter clagen, jo muße chr derwegen auch clagen.

Auff Solch Ludolff von Voler vorfchlagen und begeren wir gefprech genhomen, vnd jme Darauff widder angezeigtt, das wir ons mwoltten mit jme nad) gehaltten Gerichtt bereden, und was fich des koſt und wardegeldes vermuge des reichs Peinlich Halsgerichts ordenunge gepurtte mit jme zu vergleichen, moltten auch vor das nichtt fußes weichen. So viell aber laufen Guntern anlangtt de3 friedegebott, darein mwuften wir nichtt zu willigen, dan ehr gehortte nichtt an dis gerichtte, und do ehr etwas verbrodhen, foltte ehr bei Hanfen von Winsingerode fuchen, wurde ehr ungezweiffeltt wes ſich gepurtte darinne woll verfchaffen, wie ehr jme auch ſolchs zugefchrieben hette, und dieweill wir auch nichtt anders mwuften, dan eh3 were feinem fchreiben nad ein jchepffen Gerichtt bejtaltt und ſich ehs doch anders befundet, vnd vnſer Mandatt fi) auch darauff vnd nichtt auff ein landtgerichtt erftrede, Betten wir, das mhan dießen gerichtt achtt tage ein anftandt geben woltte, ob mhan mitter weile der dinge eine andere maße finden kontte.

Darauff Ludolff von Vsler widder zur antwurtt geben, ehr mwufte dem dinge gar fein anjtandtt zu geben, Woltten wir nichtt furtfaren, jo woltt ehr furtfaren.

Deweil vns nhun die vncoft, jo V3ler geheifchtt, mher den zuviel vnd widder des reichs ordenung, weil der gefangen nichtt eine ftunde in peinlichen haften gejeßen, fonder Voler feine arbeitt gethan, gejehett, gepflogett, zu holz gefaren, vnd frie leddich und [08 wo ehr hingewoltt gegangen, auch daßelbe, als ehr Hanfe von Wintzingerode zugefchrieben, das ehr jnen verftridt und eingefektt, nichtt ober drey wochen vnd drey tage were,! ehr woltte den vnkoſten in gleiche maße ſetzen, Was fi gepurtt, woltten mir

1) Am 6. März hatte Uslar die Gründe angegeben, bie ihn abhielten Haarbruder gefänglich einzuziehen, und erft am Montage nad) Reminifcere 8. März * er Hans v. Wintzingerode mitgetheilt, daß er Haarbrucker verhaftet habe.

106 Ein Criminal Proceß aus dem 16. Jahrhundert.

Dauor fein, e3 foltte vergnugett werden, wir moltten auch fußes nichtt weichen, ehr foltte deßelben zufrieden gejteltt oder genugiame burgen Dauor befomen. Dah hatt fih auff vnſer anhaltten Bäler erklertt: ehr hette 4 Hutter die ſechs wochen bei jme gehatt, ehr woltte von jdem von dem gefangen tags vnd nachts fieben freuger haben, Darauff wir uns nochmals erpotten, ehr woltte deme bis nach gehaltenen Gerichtt ein anftandtt geben, wolten wir vns mitt jme berechnen, was fich vermuge des Reichs ordenung gepurtte, darumb willen zu verjehen.

Darauff auch vors gerichte getretten, dem Gerichte feine gepur gegeben vnd vnſere Clage, in majjen die auff3 pappier verzeichnett, mundlich vorbradtt:

„Bor euch dem Erntfeſten Ludolff von Vſler Gerichts hHern, „Auch eweren verordenthenn Richter und Niddergefegiten Schepffen „dieſſes Peinlichen halfgerihts, alhier im Dorff Gelliehaujen, Er- „ſcheintt Anmaldtt des Edlen und Erntfeften Hans von Witingerode „ex officio Joſeph Heingen, burger zu Heiligenftadtt, Vnd dan Claws „Gunter vor fih und von wegen jeins Shons Valentin zu Reinol- „derode wonhafftih, al3 peinliche anflagere eins, Segen und mwidder „Hanſen Harbruder alias Steuffer genentt, beclagten, anderſiets, „vnd bedingen jnen Anmwaldtt und Clegere Erſtlich vnd zuuor alle „gunft, grade, frieheitt und wolthadtt Keyferlichen gemeinen bejchrie- „ben vnd Landtleufftigen rechten auch wolhergebrachten gebraud), „Deren ſich Anmaldt vnd Clagere Feind wegs begeben, befondern ‚in alle wege vorbehalten haben wollen, von welchem allem Cla- „gere offentlich Proteftiren. Sothan Klagen und Sagen molgemelts „Hans von Wingingerode Anmaldtt ex officio vor fih vnd in „Namen feines Principalen, Gleichffald Claums Gunter vor ſich und ‚in namen feins Shons Balentins, Erftlih war und one vberflus, „darzu fie ſich nichtt verbinden, bemeiflich fein, Das in Godtliden „ond meltlihen rechten auch dem aufgelundigten hoichverpfentten „Landtfrieden Ordenunge, Conftitution, Gulden bullen und des hei- „gen Romiſchen Reichs Peinlich haljgerihtsordenunge herlich und „woll verjehen geordenett und gefettt, auch bey ſwerer Peen vnd „lieb ftraff verbotten, Das niemandes den andern beleidigen, betru- „ben, flahen, hauwen oder verwunden fol, Sondern fol fich ein „jder an gleich vnd vechtt befettigen und benugen lafjen, Und mwid- „der vechtt nichts vornhemen.

„Zum Andern war, Das vngeachtt alles deſſelbigen beclagter „Hans Harbruder alias Steuffer genennt, zu widder Hoichgemelten „Landtfrieden Sagungen und Ordenungen, fich geluften laſſen, und „dis jtzt lauffenden Drie und Sechgigeften jars Frietags nad) Trium

Bon Levin, Frhm. v. Wingingerobe- Knorr. 107

„Regum den 15. Sanuarij,! Hagenden Clauws Gunter Chelichen „hauffraumwen, al3 fie einer lieh zu grabe gefolgett und widder nad) „haus gehen wollen, von Hans Yammefpad’3 hoiffe im Dorff Reinol- „derode (Darjnnen ehr velichte auff fie gewartett) gelauffen, diefel- „ben auff Keyfer und Churfurftliher Mengifcher freier ftrafjen, „mitt gemwerter Handtt mitt einer barden vberlauffen, vnd fie als „eine arme Schwache mweibes perjon, die in rechtt mher dan andere „leuthe verfichertt und gefriett, erbarmlich und Elendichlich hernidder „geſlagen.

„Zum Dritten war, das beclagter nad) beſchehener tadt hande- „lung widderumb auff Hans Lammeſpach's hoff gangen.

„Zum Vierten war, Das ehr an folder feiner geubten Yandt- „friedebruchtigen tadtt nichtt gejettigtt gemejen, bejondern Glagenden „Slaums Gunter’3 obgenenten Shon Frietags den 12. Februarij „deſſelbigen jars vormittage auff Clegers Gunter’3 eignen Lande „im freien offenen felde, (da bey nha egliche ader langk fein wegk „oder gemeine ftraffe hergehett) da ehr jeinem gewerb nah an ‚eines vatters arbeidt geftanden und holz gehaumwen, mitt gemaf- „fenter wherhafftiger handtt einer barten und einer Arſt boflichen „onverjchuldtt vberfallen, gemworffen, gewundet und gejlagen, vnd „men aud vor todtt liggen lafjen und darvon gangen.

„Sum Funfften whar, mie der arme bejchedigte in folcher „großer angſt wehe und jamer, mher aus fchreden dan aus haben- „der Grafft oder machtt, fih auffgeruft, Vnd fi in deme be- „elagter Landtfriedebreher vmb gejehen und foldhes jnnen wurden, „zum Andern mhall an jnen gelauffen widderumb hernibder „geworffen.

„Ind jnen zum Sechſten fo lange geflagen, Das der Friede- „brecher, in foldhem jamer angjt und noit, zu widder des Reichs „Abjcheiden, einen lieblichen Eidt und angelobnus von dem bejche- „digten erdbrungen, Das ehr ſolcher Landtfrivebruchtigen gewaltigen „ond tobtlichen verlegunge und vberfallung kegen dieſſen mutmwilli- „gen tedter nichtt Eivern, rechten oder in einichen wege fegen jnen „michtt gedenken wolle.

„Zum Siebenden war, Da ehr auch hernacher vber Furt oder „langE befchedigers (sic!) vatters Claufen Gunter obgenenten Cla- „ger vberfallen, ſlahen, beſchedigen vnd fih an jme vergreiffen „wurde, Das ehr jnen feinen vatter nichtt retten, ſchutzen noch „vertetingen folle, auch ſolchs gleichergeftaltt an jme dem friebde-

1) €8 ift der Freitag nach dem auf ben heiligen brei Königs- Tag folgenden Sonntag gemeint.

108 Ein Criminal: Proceß aus dem 16. Jahrhundert.

„brecher nichtt Eyvern rechten oder kegen jme in vngutte nichtt „gedenken wurde.

„gum Achten war, Das ehr nad folder begangenen Landt— „friedebruchtiger vberfarunge und frifcher mifjetadttlihen handelung „deſſelbigen tags in die Vslerſchen Schend zu Reinolderode Franz „Setten behaufung gangen, alda in biewejen estlicher leutte ſich „Seiner begangenen vbeltadtt gerumett und offentlich aufgefagtt ehr „hette Claufen Gunter die frauwen vnd den Shon geflagen, ehr „woltte jme Clauſe Gunter auch alfo thun, vnd woltte jme nod „ander fomen.

„gum Nheunten war, Das von foldhem allem wie ob articu- „lirtt menniglihem und im Dorff Reinolderode auch darumb langher „ein gemeine geruchtt und jage jit.

„Deweil nhun ſolchs wie jo articulirtt vorbrachtt wurden, „whar, Notorium vnd menniglichem der orther kundtt und wiſſent⸗ „uch, vnd durch den beclagten mitt gutten fugen nichtt Fan ver- ‚Meint werden,

„So bittett Erftlich wolgemelt3 Hans v. Wintingerode Anmaltt „auch Clauws Gunters vor fi und von wegen feins Shons Valen— „tind des bejchedigten als jemptlicher Clager, in rechte zuerfennen „vnd aufzufpreden, Das ob articulirte articul zu peinlicher frage „vermutung und argkwhon genug fein, und dermegen, der beclagtt „do ehr es verneinte hiruber peinlich zu befragen fey.

„Do dan beclagter die mifjetadtt aufjerhalb oder in der fcharf- „ten frage geftehen und befennen, oder auch wen er3 nichtt befen- „nett vnd Doch wie zu rechtt fich gepurtt deſſen bewiejen wurde, „Alſdan zu Sententieren vnd zu erkennen, Das beclagter in den er ‚„meumwerten Landtfrieden gefallen und derwegen nad feiner vermir- „tung, an lieb und leben mitt dem Swerde zu Condemniren vnd „zu ſtraffen fey, oder was fonjt hirumb rechtt und billih vnd in „einer befjern form bett follen gepetten werden, Darzu Cleger ewer „mildt Richterlich Amptt angeruffen und gepetten haben wollen.

„Mit vorbehaltt ferner Notturfftt des Rechten.”

Darnach wir vnſere clage vorbradtt, jit Claws Hertzogen von wegen des behafften vorgetretten jme zuerleuben, des behafften not= turfftt zu reden, jjt jme erleubtt, und auff unfere eingebrachte clage ein vriheill gepetten, diefjes inhalts. Nachdem die Glagere da fegen- werdigk ftunden und beclagten den fangen Erſtlich vmb ein Bein: lichen zutritt ond darnach vmb leib (sic!) und leben, Derwegen wolle ehr fich zu Godtt und den rechten verjehen, ehs were der Cleger ſchuldich und pflichtich, feinen fus bie des beclagten fus zu jeßen von rechtö wegen, und bette des den Nichter und landmhan vmb ein vrtheill, zumidder dem jſt durch clagern eingemwendett wur⸗

Bon Levin, Frhrn. v. Wintingerode - Knorr. 109

den, Das ſolchs widder des heiligen Nomifchen reichs Peinliche halſge— riht3ordenunge, welche hertzogk Erich als ein furjt des Neichs hatt belffen Conjirmiren und auffrichten. Weill nhun Hans von Win- gingerode Principal Clager, were ehr nichtt mweitter dan mitt anlo- bung des Gerichts ftabes, feinen angefangenen rechten, zu folgen, ſchuldich.

Damitt aber das Gerichtt nichtt auffgehaltten, hatt man ſich zum Vberflus Die Caution mitt beſeſſenen mennern im Gerichtt Gleichen zu beſtellen erpotten;

Vngeachtt alle ſolchs vorwendens jſt durch den landmhan vol- gendtt vrtheill erfandtt: !

„Erſtlich hatt der erliche lanndman erkannt, daß der Kleger

„vonn rechts wegenn pflichtich vnnd ſchuldich ſey, Seinen

„fuß bey deß beklagten fuß zu ſetzenn, wenn ſo danß ge—

„ſcheene, will der erliche lanndman weiter erkennen waß

„ſich In rechte geburtt.“ Vonn Welchem orthell vnd derſelben beſwerunge alſbaldtt vnd im fuſſtappen mitt allen gewonlichen anhengen, ſich an Furſtliche gna— den zu Brunſwigk beruffen vnd appellirtt, Auch f. g. ſich vnd jre ſachen underworffen und vmb Apoſtolos gepetten,

Hatt Der von Vſler, auch der beclagtte die Appellation nichtt

zulaſſen oder geſtatten wollen, ſondern deſſelben geweigertt vnd zum andern mhall volgens orthell erkennen laſſen:

„Zum andernn, hatt der lanndtman erkannt vor recht, So

„der vermeinte Kleger nicht willig ſey, Seinenn fuß bey deß

„beklagtenn fuß zu ſetzenn, Sey Der edler unnd ernveſter

„Ludolf vonn Vſler Dieſelbenn beyde bey einander zu ſetzenn

„vnnd In ſeine verwarunge zu nehmen pflichtig vnnd

„ſchuldich, So lange, daß weiter daruber geſcheiden werde.“ Auff welchem orthell der landmhan verharrett, vnd alſo darauff Clauſe Gunter, Hans von Wintzingerode vnderthan wie die Wolffe de ſchaff, mitt gewaltt angefallen und bie den beclagtten ins gerichte geftofjen und nidder gefegtt.

Clager aber jeintt bey jrer voriger appellation allerhande be- ſchwerunge halber beharrett und darneben angezeigtt, Do die Appel- lation von f. g. zu Brunſwigk nichtt angenhomen wurde, aljdan mujte man dem rechtten feinen gangk laffen, vnd aller vorigen ergangen Brtheill Copien und bedenden gepetten mitzutheilen.

1) Die Urtheile des Gerichts find einer in ben Acten befindlichen Ab— ſchrift die ein anderer Schreiber, als der Verfaſſer des Referats gefer- tigt entnommen.

110 Ein Eriminal- Proceß aus dem 16. Jahrhundert.

Darauff fi der landmhann, gemeigertt und doch Leftlich dis volgende Brtheill erkandtt:

„Vf Die vorige erfante ordell, Erkennt der landman fur

„reht, Denn klegernn ſey man pflichtig und ſchuldich, dep

„erkantenn vechtenn, wie daß gelautet hatt, aller ordell,

„copienn vnnd abjchrift zu gebenn fur Ihr geltt pflichtigf,‘ vnd darnach das Gerichtt auffgegeben.

Sit folgennd bey Ludolff von Vſler angeſuchtt und gepetten, man wolle Hans von Wintingerode vnderthan laufe Gunter in eine Schende im Gerichtt Gleichen leggen vnd betagen, Wolten wirs darneben genugjam verburgen, ehr foltte daraus nichtt weichen oder wanden, diefje ſache were dan zurechte aufgefurtt, oder aus f. g. bevelich erleddigt.

Welchs alles gemweigert und abgejlagen.

Aber doch leſtlich dem von Vfler angezeigtt und gepetten, weil vns alle vnſer pilliches juchen vermeigertt, Claufe Gunter der- mafjen zubehafftten, Das jme an feinem lieb vnd ledemafjen fein nachteill oder ſchade widderfare.

Alfo haben Des von Vſler Diener und vunderthanen Den ftrid, Da der Landifriedebrecher mitt gebunden geweſt, genhomen vnd Clauſen Gunter gebunden nah Appenrode gefurdtt, und den miftetter frey leddich und los mit gehen laffen.

Actum Mitwochen nad) Judica etc. 63. zu Gelliehaufen.

Hans von Wingingerode war von diefem Ausgange des Pro- cejjes wenig erbaut. Seine Erbitterung wuchs, da Ludolf v. Uslar jelbjt ihm am folgenden Tage von der Verhaftung Gunter’3 Nachricht mit dem guten Nathe gab: er möge von der weiteren Verfolgung der Sache Abftand nehmen und die Koften bezahlen, dann jolle Gunter los gelafjen werden. Geſchehe das nicht, fo fönne Gunter noch lange fiten, und es fünne ihm gar ans Leben gehen.

Noch am felben Tage 1. April rief Wintingerode die DBermittelung des Kurmainsifhen Amtmanns des Eichäfeldes, Brendel von Homburg an, von dem er verlangte, er möge ihn, al3 den Lehnsmann des Erzbifhofs und Domlfapitels, in feinem Rechte hüten, und veranlaffen, daß fein, des von Wintingerode, Unterthan gegen Caution auf freien Fuß gejegt werde.

Faſt gleichzeitig am Sonnabend nad) Judica wandte fih Hans von Wintingerode an den Herzog Erich von Braunſchweig und Lüneburg * mit der Bitte:

1) Erich der jüngere, ber letzte der älteren Calenberg. Linie. Katholiſch.

Bon Lewin, Frhr. v. Wintingerode - Knorr. 111

„So yſt hirmit an E. %. G. mein underthenigf Dinftlic) „bitten, €. f. g. wollen den gefangenen lanttfridbrecher „bey Ludolff vonn Vſler ausfurdernn lafjen und yn andere „gewifje verwarfam, zu bringen gnedig bevelen, Auch dar- „beneben gemeltem Vßler, Das ehr meinen armen vnpilli- „hen eingezogenen Clagenden gefangen, mir widerumb auff „Frey fuſſe ohne alle entgeltt, zuftellen vnd folgen laſſen „muſſe, furitlic gepitten, vnd dar zu ferner rechts vnd „erlangung vordienter ftraff Die angefangene Clage am „bern gericht des Leineberges vor Gottingen gelegen, aus« zufuren.‘ !

Der Amtmann des Eichsfeldes vermied es, fi in den Gtreit zu miſchen, vielleicht deshalb, weil er mit dem Vetter des Hans von Wintingerode, Berthold von Winsingerode auf Schloß Boden- ftein, in Fehde lag und leßterer die Hülfe feiner Lehnsherren, der ar von Hohnftein und der Fürften von Braunſchweig, angerufen atte. ?

Herzog Erich dagegen gab in einem, Uslar den 5. April 1563 datirten, Schreiben Ludolf von Uälar fein ernftes Mißfallen über dad Gefchehene zu erfennen: „‚tragenn wir darab, vnnd daß ver- „muge deß Reichs Peinlich halß-gerichts ordnung die Angepotene „Saution nicht Angenomenn vnnd darwider der cleger gefenglich „eingeſetzt, gar Fein gefallens, du haft Inn dem wider recht und „des Reichs Drdenung gant frevenlich gehandlet und zu viel ge- „than. Der Herzog weiſt Ludolf von Uslar an, den Gunter gegen eine von „‚dreienn gleubwirdigenn mennernn‘ zu beftellende Caution auf freien Fuß zu fegen, einen anderen Gerichtätag wider Harbruder anzuberaumen und auf diefen Gerichtstag „‚emandts „vonn rechts verftendigen und folliche leute (zu dir befummeft), die „ner Reichs Ordnung vnnd gemeiner rechte verftandt haben’ zu fei- nem Beiftande herbeizufchaffen, auch den Gefangenen bis zum Ter- mine gehörig zu verwahren.

Hana von Wingingerode, welcher Abjchrift des Erlaffes des Herzog Erich erhalten, vermochte durch Vermittelung Wilke's von Bodenhaufen drei Einwohner von Gelliehaufen die Bürgſchaft für Öunter zu übernehmen, der furz vor Oſtern auf freien Fuß gejeht wurde.

. 1 Das hohe Landgericht auf dem Leineberge vor Göttingen war durch Herzog Erih’8 Bater, Erich d. ä. 1529 errichtet.

2) Am 7/2 63 war ber Amtmann mit 2000 Dann am 24/8 63 mit 1000 Mann in das zu Bertholds Befigungen gehörige Dorf Wehnde einge- allen. Wintingerodefches Archiv.

112 Ein Eriminal-Proceß aus dem 16. Jahrhundert.

Ludolf von Uslar war es augenjcheinlih fehr unangenehm, Harbruder noch länger gefangen zu halten und nochmals in der Sache erkennen zu laffen. Er ſuchte deshalb die Bürgen ängſtlich zu madhen. Zu Oftern und Mittwoch nah Oftern jchrieb er an diefelben, jtellte ihnen vor, welch jchwere Verpflichtung fie durch Beitellung der Bürgfchaft übernommen, daß er ſich wegen der jehr hohen Koften an fie halten müfjfe, daß Gunter mit feiner Klage gegen Harbruder abgewiefen werden müfje und daß ihnen durch Gunters Hartnädigfeit nur unnütze Koften erwachjen würden. Uslars Abfiht ging unzweifelhaft dahin, die Bürgen zu bemegen, von der Bürgfchaft zurüdzutreten und Gunter einzufhüchtern, da- mit er die Klage fallen ließe oder fich im Termine nicht geftelle.

Am „Frietag nah Diftern‘ 16. April entſchloß ſich Ludolf von Uslar einen Gerichtstag auf den 23. April anzufegen, welcher felbjtredend einige Mal verlegt wurde.

Uslar bemerkte in einer der verfchiedenen an Hand von Win— tzingerode gerichteten Borladungen unter dem 3. Mai: „Will daj- „ſelbe gericht mit vnparteiiſchen jcheidef leuten, aljo jterdenn laf- „sen, Sich Deromegen Feiner fegenn recht zu beflagenn habenn joll. „Dann Solch gebreudhlih landtgeriht iſt deß ort3 vf vnß vonn „Vſler vfgeerbt, Daß konnen oder wiſſen wir nicht zuvor andernn, „oder damit ein neuwerunge zumachenn.“

Dieſe Bemerkung gab Hans v. Wintzingerode Anlaß gegen die Anſetzung eines ſolchen „Landgerichts“ am 8. Mai bei Uslar am 15. Mai bei Herzog Erich zu proteſtiren und gemäß „des heiligen „Romiſchen Reichs Landtfrieden, Abſchieden und ordenunge“ nament⸗ lich „des Reichs Peinlicher halsgerichts ordenunge“ die Beſetzung des Gerichtes, vor welchem Haarbrucker abzuurtheilen, mit rechts— gelehrten Richtern zu fordern.

Ludolf von Uslar beharrte aber bei ſeiner Anſicht und lud unter dem 16. Mai, ſowohl die Bürgen, als Hans von Wintzin— gerode auf den 26. Mai deſſelben Jahres vor das Landgericht zu Gelliehauſen, beide mit der Aufforderung, den Gunter mit zum Termine zu geſtellen.

In dem Termine, zu welchem der noch in Haft befindliche Beklagte geſtellt wurde, fanden ſich nur die drei Bürgen Gunters, nicht aber dieſer ſelbſt und Hans von Wintzingerode ein.

Wie es ſcheint, erſchienen die beiden Kläger deshalb nicht, weil ſie gegen die Zuſtändigkeit des angeſetzten Landgerichts proteſtirt hatten. Da die Kläger nicht erſchienen, und die gegen Harbrucker erhobene peinliche Klage nicht weiter verfolgen zu wollen ſchienen, ſprach das Gericht zu Gelliehauſen Harbrucker frei und erkannte die 3 Perſonen, welche ſich dafür verbürgt hatten, daß Gunter

Bon Levin, Frhrn. v. Wingingerode - Knorr. 113

fich wieder zum Termin geftellen werde, jchuldig, jo lange in einer im Fürſtenthum Braunichweig gelegenen Schenke einzuhalten, bis fie Ludolf von Uslar für die ihm durch das jtattgefundene Gerichts - Verfahren erwachſenen Auslagen, und bis fie den Beklagten, Har— bruder, wegen des ihm durch dieſes Verfahren zugefügten Schadens und Nachtheils klaglos geftellt hätten. !

Wie Gunter fih zu diefem Erfenntniß gejtellt, ob er e3 ange: griffen, oder fich dabei beruhigt, ergeben die Acten nit. Es dürfte nicht unwahrjcheinlich fein, daß er und jein Sohn, die im weiteren Verlaufe des Proceſſes ebenjowenig handelnd auftreten ihr Gegner Harbrucker, ſich mit dieſem in Güte vertragen aben.

Deito eifriger nahm fi Hans von Winsingerove der Sache an. Sobald er dur die mündliden Mittheilungen der Bürgen von dem Inhalte des Erfenntniffes Kenntniß erhalten, ließ er am 1. juni 1563 in aller Form vor dem Notar Nicolaus Maul zu Heiligenftadt durch feinen Bevollmächtigten erklären, daß er gegen das beregte Erkenntniß an den Herzog Erih von Braunfchweig oder aber an das Kaiferlihe Kammergeriht appellire. Aud) feine durch einen Göttinger Anwalt entworfene, im Concept erhal- tene, Klagfchrift wurde alsbald, wahrjcheinlich Ihon Ende Juni, dem fürftlichen Hofrichter und Räthen zu Münden eingereicht. Win- Bingerode’3 Klage bezweckt aber nicht mehr die Beltrafung Har- bruders, fie jchließt vielmehr mit folgendem Antrage:

„So bitt Anwaltt des Appellanten zu erfennen, das Vbel „geurtheiltt und wol Appellirtt jey, und das derwegen der beclagte“ nidt mehr Harbruder fondern Uslar „wegen verweigerung „rechtens vnd anderm mher daher deducirten vrſachen, ſchuldich fie, „nen Schaden der ganzen fadhen, Damnum et aestimationem totius „itis, dem beſcheidigten Cleger zu reftituiren vnd zueritatten, ſchul— „dich darzu, elegern vnd Appellanten neben ſeinen beſcheidigten vnder— „thanen vnd geſetzen burgen genugſam zu caviren, das ſie des „gedachten Miſtetters auch ſeiner des beclagten halber in kunftich „geſichertt ſeien, vnd das beclagter ſie, die burgen, der burgeſchaft „uerlaſſen ſchuldich, zu welchem auch Anwaldtt des Appellantis, „dem beclagten ſemptlich vnd ſonderlich zuverdammen, oder waß „ſunſt hir umb recht vnd pillich und in einer form des rechtens „hett ſollen gepetten werden zu erkennen vnd zuſprechen p. p.“

In dem nunmehrigen Proceſſe haben ſich alſo die Parteien und der Klage-Gegenſtand geändert.

1) Der Wortlaut des Erkenntniſſes folgt weiter unten. Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 8

114 Ein Eriminal- Proceß aus dem 16. Jahrhundert.

So fchnell bis jeßt der Verlauf der Sache geweſen, jo langjam war von nun an der Gang des Procefjes. Ludolf v. Uslar that das Möglihfte, um die Thätigfeit des fürftlichen Gerichts zu hemmen. Er machte verſchiedene Ausflüchte, damit er fich überhaupt auf die Klage nicht einzulafjen brauche, namentlich aber fuchte er die Abgabe der Acten des bisherigen Procefjes an das fürftliche Gericht fo viel als möglich zu verzögern, ließ auch den Parteien Abfchriften der unter dem 31. März und 26. Mai 1563 ergangenen Erfenntnifie nicht zufommen.

Uslar fürdtete, wohl nicht ohne Grund, daß er von feinen Auslagen, die er auf 50 Thaler ſchätzte, Wenig oder Nichts erhalten werde, jobald die Sache erjt volljtändig von dem fürjtlichen Gerichte in die Hand genommen worden. Er ging deshalb fchleunig, trotz des ihm Durch das fürjtliche Gericht auf Wintzingerode's Veranlafjung gewordenen Verbots, gegen die innerhalb feiner Macht Sphäre befind- lichen Bürgen vor, und fuchte diefelben auf jede Weife wohl aud Drohungen zur Erftattung der von ihm in obengedacdhter Höhe geforderten Auslagen zu bewegen. In ihrer Noth wandten ich die Bürgen wiederholt an Hans v. Wintingerode mit der dringenden Bitte, er möge fie aus ihrer mißlihen Lage, in die fie um feinet- willen gefommen, dadurch befreien, daß er dem Uslar die geforderten 50 Thaler zahle oder fi mit ihm in anderer Weiſe abfinde. Obwohl auh Wille von Bodenhaufen dieſes Anfuchen dringend befürmortete und darauf drang, daß feine Hinterfaffen von der auf feine VBeranlafjung übernommenen Bürgjchaft befreit würden, jo gab Wintingerode diefem Andringen doch nicht nach, begnügte fich viel- mehr, eine Bejchwerde über die andre an den Herzog Erich von Braunſchweig und defjen Räthe zu richten. Letztere forderten zwar ſchon im Juni 1563 die Acten ein und gaben Uslar auf, gegen die Bürgen nicht vorzugehen, diefe Auflagen hatten indeß feinen Erfolg.

Nachdem ſchon verfchiedene Termine in Münden angeftanden, aber zu feinem Nefultate geführt hatten, weil das von Winginge-

rode angefochtene Erfenntniß nicht vorlag, erging endlich nachjtehen: .

der Beſcheid: „sn fahen Hank von Winsingerode Cleger eine vnnd „zudolff von Vſler Beclagten Anderß teils Iſt der zu „recht bejcheidt, daß Glegern an den Bnderrichter ad eden- „dum acta eriter Inſtanz geworlich Compuls billich mitge- „teilt, vnnd daß dan fur Allem Cleger den gefurbdertten „furſtandt zu leiten vnnd die gewehr anzuloben vnd (I) zu „beitellen verpflicht fein, und (!) war ſulchs gefchehen,, Iſt „Beclagter, feiner einrede vngeacht, auf angeftalte Clag zu

Bon Levin, Frhrn. v. Wintingerode- Knorr. 115

„Antwortten vnd furtzufchreitten ſchuldig, vnnd ſoll hir- „mit beiden teiln Copei der fulmacht Ihren beiden actis „ernanten anwalden geben werden von Rechts wegen. Pro- „nuntiatum den 7. Juny Ao. 64.

(L. 8.)

In Folge dieſes Beſcheides erhielten „Hoffrichter vnnd Rethe zu Munden“ nachſtehendes Schreiben:

„Mein williger dienſt zuvor. Ehrnveſte unnd Achtpare, Hochge— „larte Herrn Hoffrichter vnnd furſtliche Rethe, Daß Jungſt auß „gegangene Compulss, fo €. H. und g. ad edendum acta, jo vor mir „in dem gericht Zu Gellinghaufen in ſachen der Ernveitenn Hanf „von Witingeroda (!) An Einem vnnd dan Ludolff vonn Uijler „anderteil3 ergangen an mich gelangen laffen, hab Ich entfangen „vnd feines Inhalts veritanden. Dieweil Jh dan den E. H. und „g. in diefem vnnd anderen willige gehorfame dienjt zuerzeigen „Ihuldig bin; als hab Ich auch denjelben Hirin Itzigter Zeit als dem „Oberichter (!), an welchen diefe fachen per appellationem geflofjen, „gu weigern vnd furenthalten nicht follen, fondren vielmehr Zu „eur vnnd furderung def rechten vnnd gerechtigfeit gerne folgenn „laffen. Vberſende derhalben E. H. und g. aller und Jeder acten „und hendel, wie und fovil der am gemelten gericht in diejer fachen „ergangen glaubmwurdige form, wie diefelbigen folches in bey uor- „wartem Gopeylich Zu befinden vnd Zuerſehen haben. Vnnd hab „Ich E. H. vnnd g. als mein gonftigen bern und vbren diß zu „gepurlicher Reverentz vnd bienftlicher andt'wordt Feind wegeß vor- „halten jollen. Datum Gellihaufen den 18. Augufti 64.

„E. 9. und ©. Williger „Merten Gunther

„Richter zu Gellihaufen.”

Unter dem mit diefem Schreiben dem Hofrichter und Räthen zu Münden zugegangenen Schriftftüden befand fi auch der nach— . folgende Gerichtsfchein (Erfenntniß = Ausfertigung), welcher den Par— teien in dem Termine am 30. October 1564 in Abjchrift mitgethefft worden zu fein fcheint.

„Ich Merten Gunter, ein geborn vnnd geſchworen Richter „geitrengen vnnd Chrnveftenn aller vonn Ufler gebrubder, „Belenne Inn dieſem brieffe vor menniglih, daß Ich uf „diefem gehaltenen vnnd gehegeden ‘Beinlichen gerichts- „tage Zu Gellihaufen mitwochens nad) Iudica dieſes 63 „Ihars zu rechter gericht Zeit dages vor vnß erichienen „iſt des geftrengen vnnd Ernveſten Hanjes von Wintin- 8*

116 Ein Eriminal- Prozeß aus dem 16. Jahrhundert.

„geroda folmechtiger fambt fienem Schulgen Claufen Gun- „ter zu Reinderoda vnnd haben peinlig beclagtt Hanf „Steiffer an hals vnnd handt, lieb vnnd leben, der aud) „of der Eleger anjuchen durch den gejtrengen vnnd Ern— „veiten Ludolffen von Vſler gefenglid) eingezogenn, vnd „alhir vor gericht gejtalt wurden. Dieweil nhun auf „zu ſterckung def Rechten viel manſchaft aus vnnſers gne- „digen furſten vnnd bern furſtenthumbs, auß dem gericht „zu Fredelandt ! vnnd Neinhaufen gebeten und vorhanden „gewejen, hadt der beclagter Hank Steiffer vor feiner andt- „wordt her ein vrtheil an den Erlihen landtman in rechte „zu erkennen geftaldt. Dieweil ehr Godtlob, fein miſthe— „ver, Fein Dieb, verreder, morder oder ftrafjenrober jey, „auch alle feine tage der keineß In boßer geruchte gemefen, „jondren von vater und Mutter eines Erlichn herkomens „ey und doch jo von den Glegern peinlich an haut, har „lieb und leben, halß vnd handt beclagt werde, ob dan „nicht der Cleger Clauß Gunther, der vor gericht, fein fuß „bei deß beclagten fuß zu ſetzen ſchuldig ſey. Daruf hadt „der Erlihe landtman in rechte erfandt:

„Dieweil me der vbelthat, wie vor gemelt, feine vber „weifett, und aljo peinlih an hals (!) und handt, haut und „har, leib (!) vnd leben beclagtt werde, So ſei der cleger „Seinen fuß bei dei beclagten fuß zu jegen von rechts wegen „ſchuldig. Do aber der Cleger Clauß Gunther dem Erfannten „Recht nach ſolches geweigert, feinen fuß bey dei beclagten „Fuß nicht ftellen willen, hadt der Erliche landtman weiter „zu rechte Erfandt, Daß der Ernveite Ludolf von Vſler ala „der gericht her von vbernheit wegen den cleger bei den „beclagten zu ſetzen laſſen, ſchuldig ſey, daß dan weiter „daruf gefcheiden waß recht ift.

„Do hadt der Ernveſte Ludolf von Viler an den Erlichen „landtman gelange nlaſſen, So er (!), dem erfanten Rechte

* „nach, den Gleger bey den beclagten ſetzen lieſſe, ob Ime „van dadurch Innig vngnade bei feinem gnedigen hernn „ond landjfuriten deſfals mochte bringen, ob fie dan auch „ſolches vor feiner f. (g) als feinem gnedigen landeſfurſten „ond hern wollen gejtendig fein und vorantworten; daruf „hadt der Erlihe landtman befandt und außgefprochen, weh „Te der halben In recht erfanndt haben, des willen fie vor

1) Friedland an ber Leine, bis in bie funfziger Jahre biefes Jahr— hunderts Sit eines Königl. Hanmoverfchen Amts.

Bon Levin, Frhrn. v. Wintingerode- Knorr. 117

„Seiner f. g. und vor menniglich geftendich fein vnnd vorant- „worten.

„Zum Andernn Sit diefer fachen halbenn vf den donnerj- „tagt nad) exaudi auch diefes 63 Jars noch ein peinlich hals- „gericht zu Gellinghaufen gehalten und gehecht (!) worden, „das auch den parteien zuuor zeitlich gnuck ift zugefchrieben „onnd erinnert worden; Do ijt der beclagte Hank Steiffer „wieder gefengklig vor gericht geftalt, welche peinlich gericht „zu vechter gericht tages Zeit iſt gehegtt (!) vnnd gehalten „wurden, da abermals viel manſchaft aus vnſers g. f. und h. „furſten thum (!) zu behuef deß rechten fein gebeten vnnd „gefurdert worden, dar auch der amptman zu Reinhaufen „Valentin Mueffel felbft kegenwertigk geweien, do hat der „beclagte Hanf Steiffer, der gerichtstagk biß zum Nidergang „ver Sonnen deß rechten gewartet, Sein aber die Kleger „auffenplieben, So haben Inen auch den gemelten Clauß „Gunther die drei gejagten burgen Tomaß Kaufman, Berlt „zogen, vnd Steffen Deudefche, die ſolchs ge(lobt) vnnd ver- „heiſchen, daß fie den Cleger Clauf Gunther vor daß pein- „lich halsgericht widder einftellen wolten nicht gehalten und „vberantwortet. Do nun der Cleger aufjenplieben und mit „angefangener peinlichen clage vf den beclagten nicht proce- „art, So hat der beclagte Hank Steiffer mich den richter „gebeten, daß Ich den cleger offentlich zum gerichte wolle „vociren vnnd rueffen.

„Den Sch alfo von wegen meind Richterlichen ambts „folge gethan, vnnd dem peinlichen Cleger Clauß Gunther „mit lauter ftim, in vier orde der welt zum gericht geruffen „onnd gefurdert; Diemweil aber nhun der cleger nid (!) „komen oder Imandt von Ihren wegen, vnd mit Ihrer ange- „fangener peinlichen clage vf den beclagten nicht procedirt „haben; So hat der Erliche landtman demnach vnnd der- „halben den beclagten Hann GSteiffer von rechtswegen ber „Slage quid, ledig vnnd loß erfanndt vnnd gejcheiben. „Dieweil nhun die drie burgenn vorgenant vor dem pein- „lichen gericht offentlich befanndt, daß fie vf erfordern res „Sundern freiwillig geredt vnnd gelobt hetten, das fie den „Steger Clauß Gunther wolten vor daß peinliche halfgericht „wiedereinſtellen vnnd doch nicht gefchehen, Hat Hanf Steiffer „ſolchs an den Erlichen landtman daruf in rechte zuer- „kennen Eingeftaldt. Daruf habt der Erliche Iandtman die „vorgnanten drie burgenn in dei elegerß ftede zu ſetzen In „recht erfanndt, doch wes fie aus gnaden bei dem Chern-

118 Ein Eriminal-Proceß aus dem 16. Jahrhundert.

„veſten Ludolffe von Vfler erhalten und erlangen Tonten fie „of feiner Ernveſten ..... in unfers g. f. vnnd 9. „furſtenthumb in einen Kroich in halten vnnd darauß tages „oder nachts nicht weichen, Sie haben dan def Chernveiten „Ludolfs von Vſler willen und gunft vor ufgewante Expens „ond Koften vnd aud Hank Gteiffers willen vnd gunft „vor jeine leibgefhar vnnd vor allen feinen hindern vnd „Ihaden. Daß diß aljo in recht ergangen vnd gejchaidt, „deſſen zu wharer Vrkundt feindt zu Zeugen berueffen die „Erjamen Mattias Kannengiefjer von Grofien Schnehen „Diet Bredenftein von Reinhaufen Lieborius Holegank vnd „Jurgen Brenden zu Gellihaufen. Zu meherer vrfunde und „ſicherer warheit hab Ich abgedachter Richter Mertin Gunther „mein gewonlich pitichaft vfs Spatium duſſes gericht fchein „thun druden: Geſchehen vnnd gegeben Donnerftags nach „Exaudy Anno 1563.

Der Inhalt diefes „Gerichtsſcheines“ weicht gar vielfadh von der oben gegebenen Darjtellung des Schreibers Hennig Heife, jo mie von dem oben nach andern in den cten befindlichen Abjchriften mitgetheilten Inhalte der Erfenntnifje des Landgericht3 zu Gellie- haufen ab.

Die letten in den Xcten befindlichen Blätter enthalten nur furze Mitteilungen des Advocaten Heinrih Schlüter zu Göttingen, welche bis zum 17. November 1564 über den Stand des Procefjes Auskunft geben.

Daß derjelbe noch eine geraume Zeit gedauert, ergiebt eine in anderen Acten eingeheftete Namens des erwählten Römischen Kaifers Maximilian II, erlaffene Verfügung des Kaiferlichen Kammergerichts zu Speier vom 26. November 1571 infinuirt den 11. December 1571 —, durch welche Hans von Winsingerode benachrichtigt wird, daß Ludolf von Uflar gegen das durch die fürftlih Braunſchweigi— ſchen Hofrichter und Näthe zu Münden unter dem 29. Auguft 1571 für Wintingerode und gegen Uslar ergangene Enburtheil am 6. September an daS Kammergericht appellirt habe. Gleichzeitig erfolgt Vorladung des Hans v. Wingingerode vor das Kammer= gericht.

Ob Letzteres ebenfalls gegen Ludolf v. Uslar entſchieden, darüber finden fich feine Nachrichten.

Aus den Rechnungen der Anwälte, welche Sans v. Winkinge- rode vor dem SKammergericht zu Speier vertreten, ergiebt fih, daß der Streit mindeftens bis zu Hanſens Tode 1582 dauerte.

Die Wüftungen des SFriefenfeldes und Haſſegaues. (Ein Nachtrag zur Zeitfchrift des Harzvereins, Jahrg. 1875, ©. 335-—424.) Vom Gymnafialoberlehrer Dr. H. Größler in Eisleben.

Vorbemerkung.

Die nachfolgende Ergänzung meiner früher veröffentlichten Sammlung von Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues über: gebe ich nunmehr ebenfalld der Deffentlichfeit, da diejelbe in ihrem gegenwärtigen Beitande ſchon jeit geraumer Zeit drudfertig daliegt und vor Eröffnung neuer Quellen faum Ausficht fein dürfte, die Reihe derjelben oder die Kenntniß von ihnen wejentlid zu ver- mehren. Die ganz neu entdedten Namen habe ich durch ein Sternchen bezeichnet; ihre jehr beträchtliche Zahl zeigt, wie viel gejhichtliche Ergebniffe aus der forgfältigen Benusung von Flur- farten, Erbbüchern und ähnlichen Quellen gewonnen werden fün- nen. Ein alphabetifches Verzeihnig am Schluſſe erleichtert das’ Nachſchlagen aller urkundlichen und volksmäßigen ee

* Alfgeitide,

Der Erzbiihof Adalbert von Bremen und feine Brüder über- meifen im Jahre 1053 dem Klofter Gofed zwölf Güter in Alf- gestide (Thur. sacra 607.) Nach mündliher Mittheilung liegt zwiſchen Hornburg und Unterfarnftedt eine Wüftung Alfgeftive dicht an dem Fleinen (freien?) Felde. Die wüſte Stätte war da, wo jegt die Pfingftwiejen find, woſelbſt man Füllmünde gefunden hat. Es fcheint demnach Alfgeftive nicht mit Ober- oder Nieder: alberſtedt, deren eines heutzutage ebenfall3 wüſt tft, zufammenzu- fallen, mogegen das bei dem urfundlichen Elvenftede der Fall zu jein jcheint.

Alte Burg bei Allftedt. Dieſer Forftort im Allftedter Rathsholze Liegt ſüdlich vom großen Hagen und nördlich vom Bornthale. Weftlih davon Viegt die Flur von Möndpfiffel.

120 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.

*bei Biefenrode fühlich der Wipper, Rammelburg gegenüber. Bon derjelben waren nad Ahrens (Hiſtor. Nachrichten, S. 41) im Jahre 1834 noch Spuren von Mauerwerk zu ſehen. Das Thal unter dem Berge, auf weldem die wüſte Burgftätte befindlich ift, heißt das Hähn dorf. Ob dies ein wirkliches Dorf gemwejen, läßt Ahrens unentjchieden.

bei Langenbogen. Die Burgitelle bejteht aus einem in einer Teichfläche liegenden, aufgetragenen Hügel, der faſt nur aus Trümmern von Mauerwerf und Brandrüditänden zufammengejegt erfcheint. In einer zirfelrunden, 4— hohen, auf dem Boden mit reiner, ausgebrannter, anfcheinend vegetabilifher Afche belegten Ummauerung, ziemlich mitten in jenem aufgetragenen Hügel lie- gend, wurde die merkwürdige, uralte Schahfigur gefunden, welche in den Neuen Mitth. IV, 4, 147 ff. befchrieben und abgebildet worden it. Dieſes Schloß hat nah v. Dreyhaupt (Saalfreis II, 912) Erzbiſchof Ludolf v. Magdeburg, der 1194 die Regierung angetreten, nebſt dem Dorfe ans Erzitift gebracht, und in alten Urkunden wird es von den Erzbifhöfen „unjer Schloß" genannt. Erzbiſchof Dito verſetzte es nebſt den Gerichten zu Salzmünde an Hermann Riche zu Halle, von welchem es Erzbifchof Dietri 1366 für 400 Mark Brandenburgifhen Silber wieder einlöfte, fein Nachfolger Albert von Sternberg aber für diefelbe Summe wieder an Meinhart von Schierftedt verpfändete. Nachdem Erzbiſchof Peter es wieder eingelöft, verjeste deſſen Nachfolger Erzbifchof Günther (1403 1444) es wieder an Volrad und Heinrich von Rammelburg. In den Fehden dieſes Erzbifchof3 wurde wahrjchein- lich das alte Schloß verwüftet und nicht wieder anfgebaut, denn die jegigen Domanialgebäude find von Güntherd Nachfolger, Erz: bifchof Friedrich, der auch den großen Teich anlegen ließ, an ande- ver Stelle erbaut worden. Wenn nun im Mittelalter wiederholt Angehörige eines adligen Gefchlehts von Langenbogen (Langen- boy, Langenboyghe, Langenbuge) erjcheinen, 3. B. im Jahre 1289 Dtto und Heinrich v. L., fo wird man annehmen dürfen, daß diefen das Schloß Langenbogen nit als Eigen gehörte, jondern daß ſie als die vornehmften Burgmannen, auf diefer erzbifchöflid Magdeburgischen Burg faßen.

bei Morungen. Die Nordweſtecke der Morunger Flur heißt: „im alten Morungen.“ Dicht daran ſtößt nad) NO das Gemeindehol;, nah SW das Pfarrholz und ſüdlich liegt das „Leine Feld“ (Schlag M, R, Q und J der Flurfarte). In

Bon Dr. 9. Größer. 121

Schumann und Sciffners Zeitungslericon von Sachſen XVII, 203 wird berichtet: „Auf dem Berghange im N von Morungen, der eine treffliche Ausficht gewährt, liegt eine Burgruine, der man feine Wichtigkeit mehr anfieht. Sie ift zwar fehr niedrig, aber von großem Umfange (XVII, ©. 694). Die Burg, erweislich ſchon 1110 vorhanden, war der Sit einer bedeutenden Herrſchaft, mwes« halb man fpäter dem Groitzſcher Wiprecht über feinem Bilde in der Pegauer Kirche unter andern Titeln aud) den eines „Herrn zu Morungen“ gab. Aus dem Gefchlechte der Herrn von Morungen ftammt woahrjcheinlih der Minnefänger Heinrih von Morungen. Später wurde: die Burg Mansfeldiſch und eine furze Zeit auch Stolbergiih. Um die Neformationzzeit verfiel die Burg. Nicht weit von Morungen fieht man aud die Sachſenſchanze (jet Schwed en ſchanze genannt), einen ummallten Scutthaufen auf einer Höhe." (Vgl. über die Gefchichte der Burg und des dazu gehörigen Burgbezirks Krumhaar, Befisungen der Grafen v. Mans- feld ©. 102 104.)

*hei Reinsdorf a. d. Unftrut. Eine Stelle ſüdöſtlich des Dorfes Reinsdorf, dicht an der Unftrut, heit die alte Burg. (Schlag U in Sect. I der Flurfarte).

*bei Schraplau. So heißt eine eingegangene Burg bei der Stadt Schraplau, welche bereits im II. Abfchnitte des Hersfelder Zehntverzeichnifjes in der Form Scrabenlevaburg als Burgwartsort erwähnt wird. Doch auch in der befannten Urkunde Ottos II. vom Sahre 979 kommt die Scroppenlevaburg noch vor. Diejelbe itand nicht etwa an Stelle des jetzt ebenfalls in Trümmern Tiegen- den „Schlofjes” oder der neuen Burg, welche nad einem Zuſatze des Pirnaischen Möndes im Jahre 1206 nad dem Ausiterben der alten Schraplauer Dynaftie von dem Erzbiihof Ludolf von Magdeburg erbaut wurde (Schöttgen u. Kreyifig, Nachleſe I, 264), jondern auf dem höchſten Punkte des über dem Kirchhofe und dem Pfarrgarten ſich erhebenden Berges, der noch heute „die alte Burg“ beißt. Auch die Flurfarte von Schraplau unterfcheidet nod die Burg von dem Schloßberge. Lebterer liegt zwifchen den beiden Wegen nad Stedten, dem Gehöfte des p. Markgraf und der über ihr gelegenen „Burg.” Die Fundamente der Altenburg, die den Burgring noch deutlich erkennen ließen, find erft in die— jem Jahrhundert durch den Mauermeifter Blume ausgegraben und die Steine anderweitig benußt worden. Hier und da finden ſich, namentlih auf der Nordfeite, noch Fundamentipuren; unverjehrt aber ift noch ein mächtiger Erdwall, mit davorliegendem, ziemlich

122 Die Wüſtungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.

verfhüttetem Graben, welcher die Burgftelle nah Dften hin von der dort ſich ausdehnenden Hochfläche fcheidet. Hier war eine ſtarke fünftlihe Befeftigung nöthig, während nah Norden, Weſten und Süden hin der fteile Abfall des aus der Hochfläche ins Thal vor: jpringenden Bergrückens natürlihen Schu gewährte. Schon aus weiter Ferne iſt der erwähnte Erdwall zu erbliden, und in der Mitte von folder Höhe, daß man ihn von unten für den Scheitel des Berges felbft hält. Das nun ebenfall3 mwüfte, in der Nähe der Kirche unterhalb der Altenburg gelegene neue Schloß muß einen ftattlihen Thurm gehabt haben, da ein altes Statut den Fiſchern auf dem falzigen See das Recht verlieh, denjelben fo weit zu befifhen, al3 fie den GSchraplauer Schloßthurm fehen Fönnten (Karl Heine, die alte Herrſchaft Querfurt in den Neuen Mitthei- lungen 1875.). Ueber die alten Dynaften von Schraplau vgl. ebenda ©. 6. Anm. 2, über die jüngeren Edlen von Schraplau ©. 23. Anm. 4.

*Alte Dorf.

Eine Stelle in der NOEde der Dorndorfer Flur, melde weit von der Dorflage des Dorfes Dorndorf entfernt ift, heißt das alte Dorf. (Schlag G der Flurkarte). Der nah SW daran ftoßende Schlag H heißt: „unterm alten Dorfe und hinterm Kopfe,“ der füdlih anjtoßende, die ausgedehnte Dftfpige der Flur bil- dende Schlag E heißt das Kleine Feld. Welchen befonderen Namen diefe Wüftung hatte, bleibt zu ermitteln.

Altendorf. So hieß ein Theil der Stadt Sangerhaufen, wie fi aus der im vorigen Jahrgange diefer Zeitichrift ©. 380 f. abgedrudten Urkunde vom Jahre 1256 ergiebt. In derjelben be ftätigen die Gebrüder Grafen Ulrich und Albert von NRegenftein einen Taufh von 2 Hofftätten und Höfen im alten Dorfe bei Sangerhaufen zwifchen den Brüdern Hermann, G. und E. von Oſterwiek einerfeit3 und den Brüdern vom SHofpitale S. Lazari (in Sangerhaufen) andererfeits. In dem alten Dorfe vor dem Waſſerthore lag eine Kirche S. Bonifacii, welche jest nicht mehr - Behr. Dem alten Dorfe entiprit das Neue Dorf, in welchem nad) einer Urf. des Jahres 1529 das Gotteshaus Unferer Lieben Frauen lag. (Harzzeitſchr. 1873, ©. 36.)

*Alte Flur. So heißt ein Stüd der Steigraer Flur, nahe der Dftgrenze (Schlag N in Sect. I). Daran ftößt „ver Hagen“ (Schlag O),

Bon Dr. H. Größler. 123

welcher fich oftwärts bis in die Galzendorfer Flur hineinzieht, fo daß er die Nfeite der Dorflage Calzendorf bildet. (Schlag X der Galzendorfer Flurkarte). Zu welchem Dorfe der Bezirk gehörte, bleibt noch zu erforschen.

Badendorf. Auf einer Seeburger Karte heißt ed: „bie Badendorfer oder Krebs-Marke in der Flur Volkmaritz“. Da die Zeiten den Ruſſen Kreews und Rußland Krewusemme (= Land der Kriebiticher) nennen (Schafarif, ſlaw. Alterthümer I, 209), fo ift vielleicht der Name Krebsmarke ſlawiſchen Urfprungs. Da jedoch anderwärt? das anſcheinend deutſche Wort Krebs in ſlawiſchen Gegenden aus dem Worte Gröbig entftanden ift, fo iſt ein folcher Uriprung auch hier zu vermuthen, und wird dafjelbe einen Dorf: theil von B. bezeichnen. Unter den Flurftüden diefer wüſten Mark erwähne ih „die weiße Erdengrube” und „hinter dem Zautenhügel.” Uebrigens grenzte die Flur der Wüftung Baden- dorf nördlich an Hedersleben, öftlih an Volkmaritz und die wüſte Mark Kleifnig, fünlih an den ſüßen See, weſtlich an Worms» leben. Bei der Mansfelder Erbtheilung im Jahre 1420 kam Badendorf an die Grafen Gebhard V. und Bufjo VI. von Mans- feld zu gemeinjchaftlihen Befis. (Ahrens, hiſtor. Nachrichten, Eis- leben 1834, ©. 31.) 1468 wird es als Magdeburgifches Lehn⸗ ftüf der Grafen von Mansfeld erwähnt. (Spangenberg, Mansf. Chron. fol. 392°.)

Nah dem Seeburger Erbbudhe vom J. 1582 hebt die Baden— dorfer Grenze auf einem Graferaine bei dem Gemwende an, wo Volfmariser und Gleufjeniser Marfe fich berühren, geht längs der Cleufjeniger Marf auf dem Graferaine nieder „uff die zwo Höhenn,” am Lindenholze vorbei zwifhen den Weinbergen hindurch in den füßen See, „die cleine Schwemme“ geheißen, in dem See hinauf bis in die Mitte deffelben, „do Lutichendorffer, Wormslebiſche unnd Badendorffer Margfen zufammenftofjen,” aus der Mitte des Sees „gleich auff“ Durch verfchievene Weinberge längs der MWormöleber Flur, den Badendorfer Grund auf wärts „uffs Gewende,“ vom Gemwende auf den Eislebifchen Meg oder den Weg nah den dreien Höhen oder Silber— höhen, vom Eislebifhen Wege aufwärts auf einem Graferaine auf3 Gemwende bis zu einem Punkte, wo die Marken von Baden dorf, Wormsleben und Heberäleben fih berühren; berührt längs der Hederäleber Grenze den Großen Hügel, das Hengeholz geheißen, unb längs der Bolfmariger Flur den andern großen Hügel, der Badendorfer Hügel genannt. Dem Amte See- burg wurde im Felde der Flur Badendorf der Garbenzehent gege-

124 Die Wüftungen des Friefenfelbes und Haſſegaues.

ben, zehentfrei waren jedoch drei halbe Hufen und 1 Ader im Befise Volkmaritzer Einwohner, und 2 Ader und Hufe im Befite von Neehäufer Einwohnern. 6 Hufen zehntpflichtigen Landes gehörten nach dem Eingehen des Dorfes nad Volkmaritz, 1 Hufe nah Elbis, 3 Hufen und ein Viertel Landes nach Neehaufen, 1Y/, Hufe nad Dederftedt. Die Flur hatte alfo im Ganzen etwa 14 Hufen, deren bei weitem. größter Theil Gefchoßgeld und Schof- haber entrichtete. Das Gefchoßgeld betrug 5 fl 5 gl., an Schof- haber waren 56 Scheffel zu geben.

Bärwünſch. Die Dorfftätte wird durch die nordöſtlich von Dberwünfch gelegenen „Beerwünfher Gärten mit dem Beer: wünfher Anger” noch angedeutet. (Schlag B und S in Section I der Flurf. von Oberwünfdh). Das dazu gehörige „Beerwünſcher Feld“ Liegt öftlih von jenen, an der Dftgrenze der Flur nad Niederwünſch zu. (Schlag D.)

Barau. Nah Schum. u. Sciffner. Lex. v. Sachſ. (VIII, 113) lag dieſe ehemal3 nad) Schlettau eingepfarrte MWüftung vielmehr füdmeftlih von Zicherben b. Halle. Nach Ausweis der Schlettauer Flurkarte bildet die „Parauer Mark” jebt die NW-Ede der Sclet- tauer Flur. Sie beitand aus Ober-, Mittel- und Unter: Parau (Schlag A und L) und grenzt fühlih an Beuchlitz, weit lid an Eisdorf, nördlich an Zicherben. Die Häufer bei den Schlettauer Kohlenihächten ftehen auf der Wüftung Parau (Schum. u. Sciffn. XVII, 688).

*Barmwelle Anfcheinend der Name eined eingegangenen Dörfchens nördlich zwiſchen Beyernaumburg und Lindersborf. Denn die NOEde der Beyernaumburger Flur (Schlag AT) und die NW-Ecke der Liedersdorfer Flur (Schlag D), melde Barwelle heißen, haben die Größe einer Heinen Dorfflur. Sie werben im N von den Schlägen Sauhagen und Rehhagens wieſe, weſtlich vom Loh (in Beyernaumburger Flur) begrenzt. Dazu müſſen auch die Schläge A, B, C und E in Lieberöborfer Flur gehört haben, welche der Gehren, das Gemeindehol;, der Schaafberg und da3 Gemeindeland heißen, weil diefelben durch daS Gemeindeland, wie durch eine fchmale Brüde, mit dem ſüdwärts gelegenen Haupt- förper der Flur Liedersdorf verbunden find.

*"Belzig. So fcheint ein in die Gemeinde Dörſtewitz auf- gegangenes ſlawiſches Dörfchen geheißen zu haben, da ber unmits

Bon Dr. H. Größler. 125

elbar weftlih vom Dorfe gelegene Schlag M der Flur Dörftewig, übrigens ein ſehr Eleines Stüd, „die Gemeindetheile hinter Bel- zig“ beißt. Doch ift auch möglih, daß Belzig, welches ſonſt befanntlih al3 Name einer Eleinen Stadt vorfommt, hier nur in appellativer Bedeutung (— bjeljisko, abgefürzt bjeljsk Bleid- platz) jteht.

*Bennrod. Name eines Flurort® an der Noarenze ber Steigraer Flur gegen Göhrendorf (Sect. I Schlag E). Dftwärts Ihließen fi an das Bennrod, mit ihm die N grenze der Steig» raer Flur bildend, das DOber-, Mittel» und Unterrod an (Schlag B, C und D), die ſüdwärts aud in die Galzendorfer Flur hineinreichen.

*Bergemarfe. Der öftlihe Theil der Flur Eisdorf gegen Schlettau heißt die Bergemarfe. Noch meiter öftlih liegt das Bergemarfenfeld. (Schlag K und G.) Unmittelbar ſüdlich daran ſtößt die wüſte Mark Rofjeine. ch nehme an, daß Berge der Name eines müjten Dörfchens ift, da eine zum Nittergute Randberg bei Belzig im Kreis Wittenberg gelegene mwüfte Mark ebenfalls „Bergermarfen“ heißt. (Schum. und Schiffn. Ler. von Sad. I, 312.) Vielleicht ift unfer „Berge“ nur ein Theil der öftlih anftopenden Mark „Barau.“

Bettlershagen. Der gewerkſchaftliche Forſtdiſtriet Bettlers— hain grenzt nördlich an den Georgenberg, öſtlich an die Wippraer Kirchenhölzer, weſtl. an das Königl. Obersdorfer Forſtrevier (Forft- darte). Die Wüſtung Bettlershayn im NW des Amtes Hohn— ein (Harzzeitfchr. 1870, 1008) ift natürlich nicht damit zu ver- wecjeln.

Bindorf. 1486 nod in der Form Bendorf erwähnt (Harz- zeitſchr. VII, 174). Schlag X der Flur Dornvorf, im Süden an der Unftrut gelegen, heißt noch jest „die Benndorfer Wieſen.“ Wenn Förftemann in den Neuen Mittheil. Bd. I, S. 42 Anm. 1 die Frage ftellt, ob vielleicht Bindorf bei Dorndorf identisch fei mit Bühndorf bei Möderling, jo ergiebt fih aus dem über die Lage beider Orte von mir Bemerkten, daß es verſchiedene, weit von ein- ander entfernte Drte waren.

*Bisgofesdorpf. Dieſen bereit3 im Hersfelder Zehntver⸗ zeichniſſe erwähnten Ort habe ich bisher auf Biſchdorf bei Merſeburg

126 Die Wüſtungen des Friefenfeldes und Haflegaues.

gedeutet. Da jedoch die Einfiht in das Driginal mir zeigte, daß Landau die Namen in ganz unrichtiger Reihenfolge hat druden lafjen, jowie daß im Durchſchnitt überall, namentlich aber in den eriten Defaden zweifellos eine locale Reihenfolge beobachtet ift, fo bin ich nun zu einer andern Erklärung gekommen. Auf Osterhusa (DOfterhaufen), Serinbechiu (Rothen-Schirmbah) und Hornbere (Hornburg) folgt nämlich im Original Bisgofesdorpf, und meiter: bin Hardabrunno (Erdeborn), Helpide (Helfta) und Luzilendorpf (Lüttgendorf). Da nun Bifhofrode zwilchen Erdeborn und Helfta einerfeits, und Rothenſchirmbach, Hornburg und Dfterhaufen ande: verjeit3 Liegt, jo kann man nicht zweifeln, daß dieſes unter Bis- gofesdorf zu verjtehen ift. Dieſes Schwanfen im Gebraude deö Grundmwortes ift feine gar fo feltene Erſcheinung. Wechjelnd war bald die Bezeichnung dorf, bald die Bezeihnung rode im Gebrauch, bis endlich eine derfelben bleibend das Uebergewicht erlangte. Wir merden alfo annehmen müfjen, daß das heutige Biſchofrode urſprünglich Bifchofsdorf hieß, aber daneben auch als Rodung bezeichnet wurde, bis dieſe Bezeichnung, vermuthlid wegen der vielen benachbarten Orte mit gleiher Endung und weil die Anfiedelung in der That eine Rodung war, den Sieg davon trug.

*Bittorf. Eine auf der Grenze der Fluren Dobichau und Großjena gelegene Wüftung in Dobichauer Flur. Schlag W, der Geftalt und Größe nah eine wüſte Dorfftätte, heißt noch „der Bittorf.“ Daran jchließt fih nördlid „das kleine Flur,“ öſtlich „da hohe Roth," fünlih das Steinsholz und der Löſchner (auch Letjchner genannt). (Schlag AE, AG, AJ, AK). Der norböftlih vom Bittorfe gelegene Schlag AD Heißt: „zwifchen dem Bittorf und dem Bade.“ Die Wüftung liegt von Dobichau aus nad SW.

Bloffendorf. Die Flurfarte von Gleina (Sect. I und II, Schlag M) jchreibt Gleſendorf. Don der im füdlichen Theile der Öleinaer Flur liegenden Wüftung aus ziehen ſich bedeutende Weinberge zur Unftrut hinab. Nah Dften hin fchließt ſich an fie die goldene Aue an (Schlag O).

Bodsthal. In der Flur Helbra erinnert an die Wüftung noch der Bocksrain. Jedoch auch der Flur von Klofter Manz» feld find beträchtliche, vielleicht die größten Stüde einverleibt wor— den, da die üußerfte fingerförmige SOfpite derſelben das Fleine

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Bon Dr. 9. Gröfler. 127

und das große Bodsthal (Schlag EE und GG) Heißt, und Shlag V „am Bodsthalsberge”“ Es wäre zu unterjucen, ob die in Helbraer Flur gelegenen „Weidhöfe“ die Dorfitätte der Wüftung find.

Bodenfhwende Der gewerfichaftliche Forſtdiſtriet Boden- ſchwende zerfällt in zwei Sectionen, deren eine (die Dfthälfte) zwi— Ihen den Schmiedebache und großen Saubache liegt, wogegen die andere (die Mefthälfte) zwifchen dem Schmiedebadhe und dem Rothi— hen Bache fich Hinftredt, welcher Iettere aber auch der Boden- idwender Grund oder das Schadenthal heift. Die Stätte der ehemaligen Anfiedelung könnte vielleiht in dem „vieredigen Fleck“ gefunden werden, welcher von dem oftwärts fließenden, in die Horla mündenden Grüningsgraben durchſchnitten wird und in der SO-Ede des Bodenſchwende ſüdlich vom großen Saubade liegt. (Schlag A in Sect. I.) Südlich grenzt an denſelben die Waldung Räthchen (auch Rödchen). Vielleicht aber war die alte Dorfitätte von B. „der kleine vieredige led,“ nördlid von dem großen, und dieſer war vielleicht die Dorfſtätte des Halber— ſtädtiſchen Horlehagen. Vgl. daſelbſt.

Böſeling. Genauer bezeichnet die Flurkarte von Merſeburg den Schlag JJ als: „die Böſelinger Marke zwiſchen den Kötzſchen— Ihen Fahrrainen.“ Die Nohräder (Schlag KK der Merjeburger Flurkarte) ftoßen unmittelbar an die Böfelinger Marke. Mebrigens iſt der Ort troß feiner anſcheinend deutſchen Namensform gewiß ſlawiſchen Urſprungs, indem woslinka in Böſeling umgedeutſcht wurde.

*Böthen. Vermuthlich ein eingegangenes Dörfchen in Zicheip- liger Flur, wofelbft die nordmweitlih vom Dorfe nah Weiſchütz zu gelegenen Schläge M und N die Bezeihnung „Unterböthen” und „Hinterböthen“ führen. Böthen, aud Beuthen (Butine) it befanntlich ein häufig vorflommender wendiſcher Ortsname.

Borfersrode. Die Gärten dajelbjt betragen 5 Ader und find in 19 Stücke abgetheilt, vermuthlid die Anzahl der einft vor- handenen Höfe. (N. M.) Vielleicht ftammte von hier Berlt von Borgharczrode iczund houbtman czu Merseburg wonhaftig zu Seapow, welcher im Jahre 1415 dem Unterftifte S. Sixti in Mer- jeburg eine Urkunde ausftellte. (N. Mitth. IV, 4, 55.)

Bosdorf. Da nah Schum. u. Sciffner (Lex. v. Sachſ. XVII, 912) Mitteldeutichenthal aus den Ortjchaften Bosdorf und

128 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haflegaues.

bis erwachſen ift, jo muß Bosdorf im ſüdlichen Theile der Flur Mitteldeutfchenthal liegen. Denn das VBermefjungsregifter von Oberdeutſchenthal erwähnt nod „die Grabefabeln an der Bosdorfer Mark.” Die einzige mir befannte urkundliche Erwähnung des Drtes fcheint in einer bei Dreyhaupt (Saalfreis I, 726) gebrudten Urkunde jtattzufinden, mwojelbjt im Jahre 1182 neben Osnize (Ded- nis, jest ein Theil von Unterdeutſchenthal) auch 5 Hufen in Bos- sendorp als Bejit des Klojters zum Neuen Werk bei Halle aufge: führt werden.

Bottleben. Der ſüdlich vom Galgenberge gelegene Schlag K in Freiburger Flur beißt noch jest „das Feld im Pottlau“ und bildet die NW = Ede diefer Flur nach Zicheiplig zu. Zur Flur dieſes Dorfes muß ebenfalls ein Theil der Wüftung gekommen fein, da einige an die Freiburger Flur grenzende Stüde an der Ogrenze diefer Flur (Schlag E und F) die Bezeihnung Pottlau führen. Sie liegen fühlih von Reußen. (Siehe dafelbit.) Der anjcheinend deutfhe Name iſt doch wohl ſlawiſch, aus der Präpo— fition pod (längs) und labo (Fluß, Wafjerlauf) entjtanden; da verjchiedene Namen ſlawiſchen Urſprungs mit der Endung lavo (jpäter lau) aus Mißverftand die Endung —Ieben erhalten haben, jo 5.8. Etlave Ctlau, Etleben. Podlabje würde alfo „Dorf am Bache“ bedeuten.

Brandholz. Diefe wüſte Marf wird nah Schumann (Ler. v. Sachſ. XVII, 693) von den Bornftedtern benust.

*Braunsdorf. Eine Wüftung in Anapendorfer Flur, deren Zubehör noch jest ald die Braunsdorfer Marke bezeichnet wird. Diefelbe wird weſtlich von dem Knapendorfer Oberteich, nörd- lich und öftlih von dem Mittelteih bejpült und reicht ſüdlich bis zu dem nah Schkopau führenden Wege, Die ehemalige Dorfitätte diefer Wüftung lag ohne Zweifel auf dem in der NW-Ede ber Braunsdorfer Marke dicht an dem den Ober- und Mittelteich ſchei— denden Damme gelegenen Anger (Schlag E und K). Das Dorf ift ficher eines der 6 im Hersfelder Zehntverzeichniß vorlommenden Drte Namens Brunesdorpf, und zwar das zwiſchen Hunenleba (Holleben) und Curuuadi (Corbetha bei Schfopau) neben Thidiri- chesdorpf (unbefannt) erwähnte.

*Breitenrode. Bielleiht eine Wüftung in der Nähe des Vorwerks Dthal zwifchen Beyernaumburg und Sangerhaufen. Am Dinftage Sct. Thomastag 1473 übereignen Thiele und Ulrich

Bon Dr. H. Größler. 129

von Ofterhaufen dem Auguftinerflofter in Sangerhaufen „die Flecke Geholzes an dem Dtale, never des Gotshufes zu Rorbach Geholze, an dem Breitenrode gelegen.” (Schöttgen und Kreyffig, dipl. II, 728.)

Brüdendorf. Den Namen bewahrt noh die Brüden> mühle an der Geifel; die Mark ſtößt nördlich an die Flur Neu- mark, öftlih an Zütſchdorf, ſüdlich an Bedra, weſtlich an Petzken— dorf. Nah Schumann und Schiffner (a. a. O. XVIII, 295) gehörten die Gerichte über die Mark Br. nad) Goſeck

Brumbad. Die Brumbahswiejen bilden in mannichfadhen Krümmungen durchaus die Grenze zwifchen den Hütungäfluren Wippra und Frießdorf und ziehen fih von N nad 8. Verfolgt man fie in dieſer Richtung, jo haben fie weſtlich die Wippraer Wiefen und Wippraer Gemeinde ſowie die Forftorte Stollen und Stiegliglehde; öftlih dagegen die Forftorte Mohrungsberg und Hurenholz;. Südlich von der Stieglislehde liegen die Forit- orte Brumbad, Brumbadhsgemeinde und wüſte Kirche, ſämmtlich in der Nähe des füdlich angrenzenden Forjtortes Aſchen— fled. An den genannten drei Stellen ift ohne Zweifel die Dorf- Hätte der Wüftung Brumbach zu ſuchen. Mebrigens liegen alle genannten Forftorte öftlih der von Sangerhaufen nah Wippra führenden Straße, dicht daran.

*"Bruftnig jcheint ein Dörfchen bei Gorbetha unmeit der Mündung der Laucha geweſen zu fein. Denn an der N grenze ber Flur diefes Dorfes, an Nattmannsdorfer Flur ftoßend, liegt die Bruftnig (Schlag N); weſtlich und öſtlich davon erjtredt fich „das Heine Feld“ längs der Ngrenze; der nahe der NW »Ede gele- gene Schlag F aber, welcher Ausſehen und Größe einer Dorflage hat und „beim Fuchsberge“ Heißt, fcheint die alte Dorfitelle zu ſein.

Buberode. Heutzutage erinnert an das wüſte Dorf nod) der verftümmelte Name des Forftortes Bubro im NRammelburger Forſte, nördlih von den Forftorten Schern und Auguftleite. (Vgl. über legtere Harzzeiti hr. 1876, ©. 75 u. 76.)

Bündorf. Die Bündorfer Mark gehört jegt zu Möderling, und zwar bewahrt die Möderlinger Flurfarte noch diejenige Namens- form des Drtes, welhe an den alten Namen Budinendorpf im Heräfelder Zehntverz. fofort erinnert. In dem weſtlichen Theile der Flur, wo diejelbe an Zorbauer Flur jtößt, finden wir nämlich In der Richtung von S nah N die Biedendorfer Aenger und

Zeitihr. d. Harzvereind. XI, 9

130 Die Wiüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

die Biedendorfer Aeder (Schlag V und T), ſowie das Bie- dendorfer Vorder-, Mittel» und Hinterfeld (Schlag G, D und A). Die ehemalige Dorflage iſt ohne Zweifel etwas nördlich von der die SW- Ede der Möderlinger Flur bildenden „Klinge“ und der ebenda gelegenen Bujhmühle zu fuchen, die vielleicht früher zu der Wüftung gehörte. Die fogenannten Biedendorfer Aecker (Schlag T) haben durhaus Form und Größe einer mäßigen Dorflage. Bei Schum. und Sciffner (a a. DO. XIII, 696) leſe ich die Notiz: „Nordöftlid von Zorbau erhebt fi) der fogenannte große Hügel und trägt die MWüftung Biensdorf.” Da zu der wüſten Mark 22 Oartenfleden gehören, fo beftand das Dorf wahr: fcheinlih aus 22 Häufern. Die Flur befteht aus 11 Hufen fteuer- barem und '/, Hufe fteuerfreiem Lande, welche lettere der Schul: lehrer zu Zorbau benutzt. |

Burg. ei Yangeneichftedt. Schlag BB in Sect. IV der Flurkarte von Eichſtedt, welcher nördlih vom Dorfe Nieder » Eichjtedt Liegt, heißt „hinter der Burg.“ Dit dabei find die Schlee— gärten.

*bei Roßbach. Nördlich vom Dorfe Roßbach erftredt fid längs der Ngrenze der Flur Schlag J, welder der Burgrain beißt. Zwiſchen ihm und dem Roßbacher Nittergute, welches die NW-Ecke der Dorflage einnimmt, erjtredt fih das Burgfeld (Schlag K) und unweit davon an der Agrenze dad Herrenfeld (Schlag U).

"Burgberg. *So heißt ein Berg dicht bei Barnitedt am Weidabache. (Schum. u. Sciffn. a. a. O. XIV, 284).

* (bzw. Burggrube) bei Crumpa. Diefen Namen führt nad) Schum. u. Schiffn. ein Berg füdmweftlih von Obererumpa, (Man unterjcheidet nämlich in Crumpa das Oberdorf und das Unter: dorf. Xebteres nebit dem Nittergute liegt in der NO-Ede der Flur; erjteres Liegt ſüdlich vom vorigen; beide werden durch den Haafenborn geſchieden) Bei Schum. u. Sciffn. (VIII, 209) findet fi folgende Vermuthung binfichtli des Namens: „Pet: fendorf hat feinen Namen mahrjcheinlih von dem Bache Peitzſch, dem e8 in alter Zeit näher, vermutlich bei Crumpa, gelegen haben mag, etwa in der Gegend des fogenannten Burgberges fübweftlih von Obererumpa. Früher mußte der Pfarrer von Crumpa auch in der Schloßfapelle von Petzkendorf, mweldes nad

Bon Dr. H. Größler. 131

Crumpa eingepfarrt ift, predigen, mas jetzt nicht mehr der Fall it.“ Dagegen ijt nun freilich zu bemerfen, daß nad einer briefl. Mittheilung des Herrn Baftor Walter in Crumpa ein Burg berg dort nicht vorhanden ift, wohl aber eine Burggrube, welche dicht am SW» Rande von Obercrumpa liegt, und mojelbjt der Petzſchbach jeine zahlreichen Kleinen Quellen hat. Allerdings fönnte die Dertlichleit den Gedanken an einen früheren, befejtigten Mohnfig auftauchen lafjen. Diefelbe ift ein erhöhter VBorfprung der Abdahung, melde fi von der Hochebene der „Röder“ aus nad) dem Geifelthale ſenkt. Nah drei Seiten, Süden, Often und Norden, iſt der Abhang ziemlich jteil (Neigungswintel 45%) und etwa 15— 20° hoch; nur nah Weiten hängt der Pla durch eine flahe Einjenfung mit der dahinter liegenden Hochebene zufammen. Nah Norden ift er durch den Hafenborngrund von einem andern Vorfprunge getrennt, auf welchem fi) das Pfarrgehöft und einige andere Gehöfte befinden, und der nur durch einen im Laufe der Zeit entftandenen Hohlweg von der Erhebung geſchieden it, auf welcher die Kirche fteht. Nah Süden ſchneidet ihn eine andere Schlucht ab von dem übrigen Theile der Hochebene. Nach einer Orts- lage Hat das Rittergut Crumpa früher fein gefallenes Bieh in die ſüdliche Schlucht gebradt; daher angeblid) der Name. Da jedod) nicht eine Grube, fondern eine Erhöhung „Burggrube‘ heißt, jo ſcheint mir in diefem Namen ledigli der Ortsname Crumpa (in ältejter urf. Form Crupa) zu fteden. Aehnliche Bildung zeigen die Namen Burgwerben, Burgiheidungen u. a.

bei Spielberg. Die Flurkarte von Spielberg nennt den öftlich vom Bade liegenden füdöftlichen Theil der Dorflage (Schlag A Y) „die alte Burg.” Die daran ftoßende, an der Sgrenze liegende- Grotſchke (Schlag A D) bezeichnet ſlawiſch genau dafjelbe, denn es iſt offenbar nur das umgebeutjchte grodjisstjo (— wüſte Burg). In der Nähe der alten Burg liegen das Nittersthal und der Herrenberg, zufammen von beträchtlicher Ausdehnung (Schlag B M), längs der Sgrenze der Flur.

*Burgermarf, auch Burgauer oder Bürgermarf, zwi- ihen Weißenfels, Burgmwerben und Tagewerben gelegen. Shre 126 Ader Landes bilden 10%), Hufen und umfaffen auch einige Weinberge. Im Jahre 1454 erhalten Rath und Commune zu Weißenfels diefe Mark zum Meichbilde in Geſchoß und Pflicht. (Schum. u. Sciffn. a. a. O. XV, 8.)

. *Burgthal. So heißte eine Stelle ſüdlich vom Mittelberge bei Aleinwangen (Schlag E), melde zum Theil dem Rittergute 9*

132 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

Visenburg gehört. Südlich ftößt das Burgthal an die Stein- fleebe, melde die Krümmung der Unftrut verurfadt. Die An- nahme Wilhelms, daß Herzog Radulf von Thüringen in der Gegend der Steinflebe fih eine Burg erbaut, wird durch diefen Umſtand wahrfcheinlih gemacht. Doch ift zu beachten, daß auch auf dem entgegengejesten Ufer der Unftrut zwifchen Großmwangen und Mem- leben eine „Altenburg“ mit noch erfennbaren Wallfpuren liegt.

Gapellenberg. Hier entdedte nah der Sage ein Schäfer, daß Einzingen mitten in der Welt liege.

Clausnit. Die wüſte Marf Kleißnitz fo wird fie in den Flurkarten gefchrieben erijtirt ohne Zweifel. Sie grenzt nördlid an Volkmaritz, öftlih an Nechaufen, ſüdlich an die mülte Mark Edenſtedt und den füßen See, weſtlich an die wüſte Marf Badendorf. Die die SW=-Ede der Flur Volkmaritz bildenden Schläge HU und HV, „da3 Dorenbufhfeld“ und „am langen Raine“, fcheinen urfprünglid zur Mark Kleißnitz gehört zu haben, da fie an die fonjt völlig gerade verlaufende Sgrenze von Volk— marig, welche der lange Rain bildet, ganz offenbar angefügt find. Der anftoßende Schlag FD in der Neehäufer Flur „am Holz hügel“ wird ebenfalls urjprünglih zu Kl. gehört haben. Das Seeburger Erbbuh vom %. 1582 nennt den Drt Cleufjenit und jagt, die Cleuſſenitzer Marke nehme ihren Anfang an der Badendorfr Marke „im Süeſſenn Gebe, die Cleine Schwemme genant.” Die Grenze läuft dann in der Waffer- ſchluft zwifchen den Weinbergen aufwärts am Lindenholze vorbei bis auf den großen Graferain oder die Trift bei den zwei Hügeln, den Rain hinauf bis an die Volkmaritzer Marke, wendet dort, läuft an Volfmariger, ein wenig auch an Neehäufer Flur entlang und erreicht dann unterwärt von dem Gewende die Edenjtedter Grenze, geht dur die Klipper Grube, auf die Spite de3 Berges über der Klippergrube und dem Rauſchen— thale, niederwärt3 in den füßen See bis an die Fijchereye, das Rohrpitzſcher genant.“ Bon den Nedern mußte dem Amte Geeburg der Garbenzehent entrichtet werden; doch waren 1 Hufe und 4 Ader, welche zwei Einwohner von Neehaufen, und U, Hufe, welde ein Einwohner von Volkmaritz befaß, zehentfrei. Im Uebri- gen „vorgnüget keinn Geſchos Gelth noch Haffernn.“

*Goriledorpf. Diejen im Heräfelder Zehntverzeihniß vor- fommenden Namen habe ich bisher auf Carsdorf a. d. U. gedeutet. Wie ich jedoch ſchon oben unter Bisgofesdorpf erwähnt, beobachtet

Bon Dr. 9. Größler. 133

das Verzeichniß faft durchweg eine von dem Herausgeber Landau nicht erfannte locale Reihenfolge. Wenn wir nun fehen, daß auf Langunfeld (2engefeld b. Sangerhaufen) Hoenrod (Forftort Hohen» tode bei Lengefeld), Cunnaha (Gonna), Hardaredesrod (vermuthlic) der Harkeröder Berg unweit Lengefeld) und Tharabesdorf (Obers⸗ dorf 5b. Grilfenberg) Coriledorpf und weiterhin Bullisfeld (Pöls- feld) und Eggihardesrod (wüſt Etzkerode unweit Pölsfeld) folgen, jo fann man Coriledorpf aud nur bei jenen uns befannten Orten fuhen. Nehmen wir an, daß auch hier, wie bei Bisgofesdorpf ein längeres Schwanfen des Grundmwortes ftattgefunden hat, bzw. daß das ältere Grundwort durch ein jüngeres verdrängt worden ift, fo ift der Name fehr leicht zu erklären. ch glaube nämlich darin da8 Dorf Grillenderg (urfundlid im Jahre 1293 Gherleberg) zu erfennen, welches als Dorf auch nicht wohl das Grundmwort berg führen fonnte. Dieſes Coriledorph (Öberledorf) aber wurde, feitdem die in feiner Nähe erbaute Burg, für melde ich die Urform Corilebere (jpäter Gherleberg) vorausfege, zu einiger Bedeutung gelangt war, fpäter geradezu mit demfelben Namen be: nannt, wie die Burg, weil e3 unter derjelben lag und zu ihr ge: hörte, und der alte Name Coriledorpf erloſch.

Danfendorf. Schlag AL in Gerbftebter Flur beißt noch Dankelsdorf und liegt ſüdweſtlich von Gerbitedt, mitten zwifchen diefem und der Müftung Nienftedt. Auf der Danfendorfer Feld- mark fteht der jagenberühmte Hoyeritein.

*Delitzſch. Anfcheinend ein eingegangene® Dorf nördlich von Cöllme bei Deutfchenthal. Denn Schlag P in der Flur dieſes Dorfes, welcher die äußerſte Nſpitze derſelben bildet und an die Salzfe, ſowie an die Fluren Benkendorf und Liesfau ftößt, heißt „hinter Delitzſch.“ Da nun Dreyhaupt (Saalfreis II, 917) zwischen Liesfau und Schiepzig eine „wüſte Dorfmark ohne Namen’ erwähnt, jo war der ihm unbekannte Name vermuthlich der des hier ermähn- ten Delitzſch. Schlag D in der NW=-Ede der Liesfauer Flur nad Benfendorf zu heißt „die wüſte Marf;” der öftlich davon lie- gende Schlag F Heißt „die Dorfftätten”, und ſüdlich von diejen liegen der wüſte Teihberg und die wüſten Teid- tüde (Schlag GC und H), melde letzteren die alte Dorflage von Lieslau fein follen (Dreyhaupt II, 916.). Vielleicht gehörte zur Flur der Wüftung auch noch „das kleine Feld“ (Schlag S) weitlih von der Dorflage Liesfau. Freilich fteht der Identität von Delisih und der wüſten Dorfmark bei Liesfau der Umftand ent— gegen, daß die Bauern von Cöllme das erjterwähnte Feldſtück viel-

134 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haffegaues.

mehr als „vor Delitzſch“ gelegen bezeichnet haben müßten. Bon Liesfau aus dagegen würde es hinter Delitjch liegen.

*Deußen. Go heißt eigentlich der heutige Ort Deutichen- thal. Schon früher habe ich gezeigt, daß aus dem uralten Namen Dussina (8. Jahrh.) fpäter Dusne und Deussene wurde, und zu- legt unter Beziehung auf das Thal, in welchem die verjchiedenen Dörfer des Namens Deußen lagen, Deussenthal, heutzutage in Folge mißverftändliher Auffafjung Deutjchenthal. Das heutige Deutfchenthal iſt ein aus vielen kleinen Dörfhen zu Einem großen Drte erwachjener Compler, der auch jchlehthin ,, das Thal” genannt wird. Während Unterdeutichenthal aus Desnis und Wordhem (Würdenburg), Mitteldeutfchenthal aus Ibitz und Bosdorf fich bildete, entitand Oberdeutfchenthal aus Kuhsdorf, Gottsborf und Deußen. a, da das Hersfelder Zchntverzeichniß den Namen Dus- sina mehrere Male nennt, jo muß man auch annehmen, daß e3 mehrere Orte diefes Namens in dem Thale des Würdebachs gegeben hat. Der alte, ächte Name Deußen hat fih noch in folgenden Bezeichnungen des Vermeſſungsregiſters von Oberdeutfchenthal erhal- ten: „an der Rüfter in der Deußener Marke neben dem Hod- raine; in der Deußener Marke am Merjeburger Wege; überm Berge in der Deußener Marke” Da auch ein „Teihfeld an den Rüſtern“ erwähnt wird, fo liegt die Vermuthung nahe, daß der Name von einem Teiche des ehemaligen Dorfes Deußen herrühre.

*Döhlitz. Anfcheinend eine Heine wendiſche Anfiedelung füd- lih von Freiburg, dicht am Dftufer der Unftrut, wo ſich die die Sipite der Flur bildenden Döhliggärten, Döhlikäder und Döhligberge finden. (Schlag CL und CM der Freiburger Flur- farte.) Die Delisgärten heißen beim Volke übrigens auch Dieft- Gärten.

*Dörlig. Eine bisher völlig unbefannte Wüftung öftlich von Zabi und Defte, nah Rumpin und Friedeburg zu, welcher die Flurſtücke I—W in der Gefammtflur Zabit - Dörlig-Defte ange- hören. Schlag I „am Friedeburger Wege” und Schlag U „am Numpiner Wege‘ deuten jhon im Allgemeinen die Lage der Flur an. Schlag L, welder „die Fahlen Höfe” (— wüſten Höfe) heißt, bezeichnet die ehemalige Dorflage; der fleine und der große Anger mit dem Pfingftanger (Schlag R, S, T) und die faure Wieſe (Schlag N) bezeichnen die ehemaligen Weidegründe. Die übrigen Schläge (R, M, O, P, Q, V, W) heißen: der Deftiche Berg, die Steinäder, der Gotthausbaum ſ(ſcheint die ehemalige Lage eines Gotteshaufes anzubeuten), der Hang, das Mittelfeld, die

Bon Dr. H. Gröfler. 135

Hundefhauer und die Holzgrund. (Vermefjungsregifter von Zabit - Deite fol. 103.) Die Wüftung Dörlik hatte demnad eine weit größere Flur, als die noch bejtehenden Dörfer Zabitz und Defte. Sollte wohl der nicht unbedeutende Ort eingegangen fein, ohne eine urfundlihe Spur feines Dafeins hinterlafjen zu haben? Es fehlt in der That nicht an ſolchen. Denn das in der Stiftungs» urfunde des Kloſters Walbeck dem S. Servatiusflofter in Quedlin- burg geſchenkte Dorf Drogolisci, welches hinter Riedawizi (Reide— wiß) und Freeisei (reift) und vor Siabudisci (Zabig) und Osu- tiscie (Deft) genannt wird, kann, wie aus der Zujammenftellung fi ergiebt, Fein anderer Ort fein, als das bei den genannten Drten ehemals gelegene, jebt wüjte Dörlig. Doc auch noch viel ipäter findet fich eine Spur des Ortes.

1609 nämlich erjcheint derjelbe als ein Magdeburgifches Lehn- ftüd der Grafen von Mansfeld und Zubehör des Schlofjes Friede: burg in der Form Derwitz, zwiſchen den Orten Königswiek, Sel- bit und reift.

Doppadel. Diefe mwüfte Mark grenzt nah Ausweis der Flurfarten nördlih an die Flur Nieder-Wünſch, öftlih an Stöbnitz, fühlih an daffelbe, meitlid an Schmirma und die wüſte Marf Welzdorf. Die NOEcke der Schmirmaer Flur (Schlag C der Flur: farte) führt die die Lage der Wüftung noch andeutende Bezeich- nung: „am Dopadeler Wege.“ Die Mark befteht nach dem über diefelbe aufgenommenen VBermefjungsregifter aus den „Hof: ftätten”, melde die ehemalige Dorflage find (Schlag L) mit Miefen und Krautland am Bade (Schläge Q, P, N, K), ferner aus der goldenen Aue (Schlag O), dem Border-, Mittel- und Hinterfelde, leßtere beiden in 3 Gewende getheilt (Schläge R, D bis F, A bis C), endlih dem Gerihtshügel, der Krögfhfe, dem runden A und dem Beil. (Schläge M, G, H, I der Doppabeler Flurkarte.) Die Bezeihnung Krögfchke ift ebenfo wie die Grotſchke bei Spielberg auf das ſlawiſche grodjisstjo (= Burgftelle) zurüdzuführen und die jo benannte Dertlichfeit war vermuthlich der befejtigte Stammfit eines adligen Gefchlechtes v. Taupadel. Die Stelle, wo die Kirche mit dem Gottesader lag, joll ein großer Raſenplatz bezeichnen. Ueber die Flur ift noch jetzt ein befonderer Schulze geſetzt, welder in Stöbnig wohnt. (Neue Mitth. I, Wüft. No. 344.) Eine wüſte Mark Duppabel liegt auch in ber Niederoffiger Flur zwiſchen Leipzig und Düben.

*Dorfftätte. In der NOCde der Bornftedter Flur nad Schmalzerode zu heißt ein Feldſchlag „die Dorfftätte” und ein be»

136 Die Wilftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.

nachbarter gleichfalls „auf der Dorfftätte”. Dicht daran nad S zu liegt ver Gebertäberg. Der ehemalige Name ift unbefannt.

Drößig. An diefe Wüftung erinnern noch jet die nahe der Grenze von Oberwünſch gelegenen Schläge AP und AO in Gect. III, fowie BE in Sect. IV. der Eichftedter Flur, welche „Das Drößiger Feld, da3 Dröfiger Duerfeld und am Drößiger Wege“ heißen. Das Lerifon von Sachſen von Schum. und Schiffn. nennt diefe Wüftung mit einem Namen, welcher der urfundlih von mir nachgewieſenen Form Drosewize befjer entjpriht, Draſchwitz und berichtet, daß fie 4!/), Hufe rittermäßigen Feldes enthalte, deren 3 zum Nittergute Oberwünjch gehören, während die vierte von einigen Bewohnern von Langeneichitedt benutzt wird. Lebtere trugen deshalb zu den Nitterpferdsgeldern bei und gaben auch 5 Thaler zu den Landesarmenhäufern. Ueberdies erhielten fie (für ihre „KRoppelflinte‘ bei der Freiburger Koppeljagd) im Jahre 1811 ein Revierftüd in Langeneichitebter Flur. (Band XV, 298.)

*Droißig oder Dreyßig fcheint ein kleines wendiſches Dörf- hen bei Müncherode im Kr. Querfurt gewejen zu fein, da öſtlich von diefem Dorfe nad der Göhle zu „die dreyßig Gärten“ (Schlag X der Flurfarte) liegen. Da diefer Schlag nicht mit der Dorflage Müncherode zufammenhängt, vielmehr dur „das Hohn- viertelland‘“ (Schlag U) von ihm getrennt wird, da ferner Die Beeihnung ‚Gärten‘ fern von einer Dorflage faft ausnahmslos eine wüſte Dorfitelle andeutet, da endlich das Wort Dreykig, ala Zahlbeftimmung aufgefaßt, mehr Gärten ergäbe, als man außer- halb eines Dorfes anzulegen pflegt, jo fcheint meine Vermuthung mir nicht haltlos zu fein.

Ebefenrode. Diefe8 1347 als Zubehör von Sangerhaufen erwähnte, bisher nicht nachgemwiejene Dorf jcheint mir mit dem wüſten Epgendorf zwijchen Oberdorf und. MWettelrode identisch zu fein, da gerade in diefer Gegend ein Schwanfen im Gebraucdhe der Grundwörter nicht felten ift. Schon oben habe ich gezeigt, daß Bilchofrode bei Eisleben urſprünglich Biſchofsdorf, ſowie daß Grillen- berg (das Dorf) urſprünglich Coriledorpf (Grillendorf) geheißen haben müſſe. So werde ich fpäter auch zeigen, daß Wettelrode bei Lengefeld urſprünglich Vuidilendorpf geheigen hat. Beachtens-— werth ift übrigens, daß das bei Grillenberg gelegene Ebefenrode = Epgendorf auffallend gut zu dem bisher noch nicht nachgemwiejenen Orte Epkeborn in dem Gerichte Grillenberg paßt, welches zwar ein befonderer Ort gemwejen fein, aber denfelben Ebeko zum Gründer gehabt und in der Nähe des vorigen gelegen haben mag.

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Eckſtädt. Da diefer Drt ſchon im Jahre 1053 unter dem Namen Achistide aus dem Befis der Gofeder Pfalzgrafen in den des Kloſters Goſeck überging, jo ergiebt fi, daß die Annahme, diefe Dertlichfeit habe von einem Vitzthum von Edjtädt ihren Namen erhalten, gar feine Berechtigung hat. Vom 13. bis ins 15. Jahrh. befaß die Familie von Nißmitz in Freiburg einen Sedelhof nebit der jetigen Vorſtadt Eckſtedt, den der Rath ihnen für 2000 Gulden abfaufte. (Schum. und Scdiffn. a. a. D. IL, 790.) Nad dem Kaufbriefe von 1435 beftand das Dorf aus nur 22 Gehöften; dem Örtlihen Raume nah kann e8 nur aus einer Doppelreihe von Häufern beitanden haben.

Edenfstedt. Diefe mwüfte Flur grenzt nördlich an die Wü— ftung Kleißnitz (Clausnis) und an Nechaufen, öftlih an Höhnſtedt, ſüdlich an den ſüßen See, meftlih an die Wüftung Badendorf. Nah dem Seeburger Erbbude vom %. 1582 fängt die Grenze diefer mwüften Mark auf dem Fahrwege an, der von Räther nad) Eisleben läuft und an die Gerfwiser Mark ftößt. Die Grenz. befchreibung nennt unter den Grenzmalen der Flur Weinberge im „Gibihenthal”, die „Brüde’ des Fluffes aus dem Süeſ— fenn Sehe‘; weiter läuft die Grenze „an dem Sehe hinder der Scheffereye Hinauff bis zu ende der Fifhereye, das Rohr— pisiher genannt”, wo die Kleufjeniger Flur anftößt; vom fügen See „uff die Spitenn des Berges über dem Raufhenthale und der Elipper Grubenn“, quer durch die Klippergrube auf einen Fahrweg, und von da aufwärts „uff3 Gewende“ bis uff Einen groffenn Hügell” u. f. f. Bon den Aedern diefer Flur gab es feinen Schoß, weder an Geld, noch an Hafer; doch gab die Flur durdaus den Garbenzehnten, ausgenommen die Aecker, melde zum Amte Seeburg, zum Gotteshaufe zu Räthern und dem Zehntin- haber Anton Halde in Höhnftedt gehörten.

Ehrau. Die Ehrauberge bilden den fühlihen Abhang des Schloßberges. Uebrigens unterfcheidet die Flurfarte von Freiburg die oberen und unteren Ehrauberge (Schlag CH und CI). Das Flurbud zu Freiburg weift 28", Ader Gärten, 74°/, Ader Weinberg und 136%/, Ader Feld nad. Der Begräbnifplag des Dorfes fol auf einer Erhöhung gelegen haben; man hat hier aud) in der Tiefe öfters Menſchenknochen gefunden. Das Dorf foll in die S. Kilianskirche zu Freiburg, die fpätere Bärkirche, eingepfarrt geweſen fein. In den Urkunden des Rathes zu Freiburg, welche bis in das 15. Jahrh. zurüdgehen, wird diejes Dorfes nirgends gedacht; es fcheint daher Schon vor diefer Zeit wüſte geweſen zu fein.

138 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Hafjegaues.

Eihenborn. Die Länderei dieſes Laßgutes gehört heutzutage zur Flur Emjeloh, in welcher Schlag E und F „der eidhene Born” und „am eichenen Born“ heißen.

Eidendorf. Die Unrichtigfeit der Angabe, daß das Dorf im breißigjährigen Kriege zerftört worden fei, erhellt fchon aus den früher gemachten urfundlihen Mittheilungen. Als man um das Jahr 1830 Düngererde abfuhr, fand man in einer Tiefe von 3—5° große verroftete Schlüfjel, alte eiferne Sporen, zerbrochene Degenklingen, Hirſch- und Rehgeweihe, Spuren von altem Ge- mäuer und dazwifchen ajchenartige Erde. Aus diefen Umftänden ergiebt fich mit ziemlicher Gewißheit, daß die ehemalige curia fir- mata zu- Eidendorf mit ftürmender Hand genommen und durch Brand zerjtört worden fein muß. Ein Nafenplat heißt noch heute die Eidendorfer Dorfftätte. Ungefähr 200 Schritte fühli davon läßt fih aus den übrigen verſchiedenen Erdarten des Aderftüces folgern, daß bier der Begräbnißort der Eidendorfer Einwohner geweſen ift. -— Die Flur gehört jet zu Helbra, auf deſſen Flur- karte Schlag I die Bezeichnung Eifendorf, Koppelfeld mit Eis— leben“ führt. Nach Spangenberg (Duernf. Chron. S. 289) war der alte Friedrih von Eidendorf einer der vertrauten Räthe des Grafen Burdard VII. v. Mansf. (F 1273).

Eilmersdorf. Da im Jahre 1490 das closter zu Marien- zelle sancti Benedictus ordens bey dem dorffe Eylverstorf gelegen Halbestadis bistums (Ludewig, rell. mscpt. I, 486) noch erwähnt wird, jo fcheint in der That das Dorf erft nah Aufhebung des Klofters eingegangen zu fein. Das Dorf lag unterhalb des Schlofjes Duerfurt am Wege von Thaldorf nach Leimbah. Mit dem etwa 1000 Schritt im Umfange habenden Klofter ftand es zu Kaspar Schneiders Zeit (1654) fo: Itzt ift alhier ein fchlechtes weſen, in- dem es gant wüſte und nichts als die Mauren übrig find, denn erftlih anno 1635 den 3. Januar. die darunter gelegene Mühle fammt etlihen Ställen und andern Gebäuen durd Churf. Sächſ. Reuter vom Kaldjteinifhen Regiment abgebrennet, hernach anno 1643 da3 übrige auf General Königsmards Befehl, weil fich etliche mal feindes Partheyen darinnen aufgehalten hatten, eingerifjen; das Tach der Kirchen, welde, mie die Mauren ausweiſen, hübſch groß, und 16 Pfeiler von Werkjtüden hat, niedergeworfen, und enblih den 26. Aug. felbigen Jahres die hohe Spite des Kirch Thurms, fo noch allein übrig war, vom Schwediſchen Kommendan- ten des Schloffes Querfurt, Capitän Gaftmeiftern, weil Er in deſſen Knopfe einen Schag zu finden verhoffete, oder, wie Andere jagen,

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berevet gewefen, als folte der Inopf von Golde feyn, vollends ab- getragen worden.” (Löbliche Herrid. Querfurt ©. 34 u. 35). Die Steine der 1643 von den Schweden zerftörten Kloftergebäude find größtentheild zum Neubau der 1678 durch den großen Brand ver- nichteten Stadtfiche verwandt worden, wohin aud eine noch vor- handene Glode überführt wurde. (Karl Heine, die alte Herrichaft Querfurt, aus Hiftor. Denkm. II., cap. XV.) Die Ländereien des Klofters aehören jest zu den Vorwerken Leimbach und Lodersleben; die 6 Teiche find ausgetrodnet und mit dem Domänenvorwerfe zu Querfurt vereinigt worden.

Förftemann drüdt fih N. Mitth. I, S. 42 Anm. 2 unridtig aus, wenn er jagt: „das Klofter zu Eilmardsdorf, jetzt Ludersburg unter Querfurt. Vielmehr mußte er fagen: „das Klofter zu Lu— dersburg, jetzt Eilmardsdorf über Querfurt.”

* Engelsburg. Dieſes jetige Rittergut b. Sangerhaufen Iheint nicht völlig mit dem wüſten, ehemaligen Pfarrdorfe Berchte— wende zufammenzufallen, welches ®/, St. nordweſtl. von Sanger— haufen zwifchen dem hohen Hof- und dem Butterberge lag. Bei der Seltenheit de3 Namens ift zu beadhten, daß wenn von der Engelsburg in Rom abgefehen wird der Chor der Jacobskirche in Chemnit die Engels- oder Michaelisburg hieß. (Schumann und Shiffn. a. a. ©. XVII, 256.)

Ersdorf. Die Erinnerung an die ehemalige Dorflage be- wahrt noh Schlag I in Cröllwiger Flur, welcher, öftlih von dem an der Gaale gelegenen „Markitein‘ liegend, „die alten Flecker“ heißt.

Ejenftedt. Diefer bisher kaum gefannte Ort, welcher in der Gegend der Querfurter Efelswieje lag, ftellt fih nunmehr ala eine uralte und in mehr al3 einer Hinficht wichtige Anfievelung heraus. Denn er erfcheint bereit3 unter den in der zweiten Hälfte des 8. Jahrh. dem Kloſter Hersfeld von Karl d. Gr. als zehnt- pflichtig zugemwiefenen Orten in der Form Gisunstat. Auf die Orte Curnfurt (Querfurt), Giftunstat (unbefannt), Hubhusa (Obhaufen) und Cucunburce (Kudenburg) folgt nämlich im Hersfelder Zehntver- zeihniffe der Ort Gisunstat, das ift aber fein anderer, ala Efen- ſtedt. Der Name diejes Ortes hat eine ganz ähnliche Leidens- geihichte, wie der von Eisleben. Wie diefes früher Isleve, noch früher Hisleve und 1045 gar Gisleva hieß, fo hieß auch Ejenftedt früher Isinstede, noch früher Hesenstede und in ältefter Zeit, wie wir ſahen, Gisunstat. Wie häufig das anlautende G in thüringi- Ihen Ortsnamen in H hinüber ſchwankt, oder gar völlig abgeworfen

140 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

wird, zeigen Beifpiele wie: Hedersleben auch Gedersleben; Ilverſtedt einft Grelverstide; der Fluß Helbe auch Gelbe; der Hafelbach bei Burgheßler urkundlich Gazele genannt. Ein eigentlihes Dorf ſcheint Eſenſtedt kaum gemwefen zu fein, oder, wenn es ein ſolches war, fhon früh eingegangen und nur ein Nitterfit übrig geblieben zu fein, der einem von mir früher ſchon nachgewiefenen Ge— ichledhte gehörte, aus welchem jedod nur Berchtoldus de Isinstede (1205) und Hinricus de Hesenstede (1328) bis jegt befannt find. Nach einer Duerfurter Localſage ift überdies bereit3 im Jahre 1010 von den Brüdern ded als Märtyrer in Preußen erjchlagenen h. Bruno aus dem Gefchlechte der Edlen von Querfurt, ihrem Bruder zu Ehren, eine Kapelle in Ejenjtedt oder Ejelftedt erbaut worden, melde in der Folge ein fo beliebter Wallfahrtsort wurde, daß ein von vielen Kaufluftigen befuchter Markt, die fogenannte Eſelswieſe, dafelbit entftand. Daß die Ableitung des Namens Ejelswiefe von dem angeblich ftetig gewordenen Ejel des h. Bruno dur die Gefchichte Feine Beitätigung findet, vielmehr ein volf3- etymologifches Kunſtſtückchen ift, werde ich an anderer Stelle zeigen. Für die uralte Bedeutung des Ejenjtedter Marktes legt ein Aus- gaberegifter des Kloſters Ilſenburg a. Harz, welches mir durch die Güte meines Freundes, des Herrn Dr. Jacobs in Wernigerode mitgetheilt worden ift, hinlängliches Zeugniß ab. Aus demjelben ergiebt fi, daß während der Jahre 1511--- 1515 jedes Jahr ein oder zwei Klofterbrüber nebjt einem Knechte mit Pferd und Wagen den Dftermarkt zu Eſenſtedt oder Eſelſtedt ſchon damals wurden beide Namensformen neben einander gebraucht bejudten, um dort vorzugsweife Stehl- und Eifenwaaren, jedoch aud andere Gegenftände einzufaufen. Nicht nur für die Geſchichte Duerfurts, jondern aud für die Culturgeſchichte Deutfchlands wird es fich ver- lohnen aus dieſem Ausgabebuche Einiges mitzutheilen. Am Oſter— dinftage des Jahres 1511 Fauften die Slfenburger Mönche in Ejelftedt für 4 Schredenberger (Gulden) Eifen und Stahl und für 17 Schneeberger (Grofchen) Hufeiſen, ferner für 7 Schneeberger und 8 Löwen (Pfennige) Lattennägel. Die Koften der Neife nad) Duerfurt betrugen 19 Schneeberger und 6 Löwen. Im Jahre 1512 fauften fie am Donnerftage nad Dftern in Ejelftent für 7 Schneeberger und 3 Löwen 11 Schod Hufnägel, für 9 Schnee- berger Reifen und Gefchirr, für 3 Schneeberger ein Handbeil, für 15 Schneeberger allerlei Werkzeuge, Zangen und Bohrer, für 2 Schneeberger und 4 Löwen 2 Hufhämmer, für 1 Gulden 23 Schod Lattennägel und noch einiges Andere. Im Jahre 1513 bejuchte nur Ein Klofterbruder mit einem Knechte den Ejelftebter Markt. Diesmal wurden nur für 3 Gulden 3 Schod Hufeifen eingefauft.

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Die Koften der Reife betrugen 12 Schneeberger. Für das Yahr 1514 hat der Kellermeijter des Klofterd, der mit einem Bruder Namens Gofefen und einem Knechte die Reife machte, nur bie Reijefoften aufgezeichnet. Man braudte auf der Hinreije in Eis— [eben am Dftertage 5'/, Schneeberger und in Querfurt 14 Schnee- berger für Futter und Zehrung. Die Koften der Nüdreife, melde abermals über Eisleben ging, betrugen in Eisleben 6 Schneeberger und in Quedlinburg 41, Mariengrofchen. Da nad diejer Notiz die Hlofterangehörigen nicht in Ejenftedt, fondern in Querfurt Her- berge gefucht bzw. gefunden haben, jo wird man annehmen müfjen, daß zu jener Zeit Eſenſtedt als Dorf nicht mehr beftand, oder doc), daß es die Menge der Marktbefucher nicht fafjen fonnte, jo daß die Mehrzahl derjelben in dem nahe gelegenen Querfurt Unterkunft fuhen mußte. Wichtig wäre e8 zu ermitteln, wo die auf dem Eſenſtedter Markte feil gebotenen Eijenwaaren verfertigt worden find, und feit wann und durch welche Goncurrenz der für die Querfurter gewiß gemwinnreihe Handel mit denjelben, die von vor: zügliher Güte geweſen fein werden, da man fie jo weit hin holte, fein Ende genommen bat. Am nädjiten liegt die Annahme, daß diefe Waaren einer Eijfenhütte auf dem Harze ihre Entjtehung ver- dankten. Aber welcher?

Nah Kaspar Schneider (Löbl. Herrſch. Querfurt S. 30) ift die Ejenftedter Kapelle im dreißigjährigen Kriege bis auf die Mauern niedergerifien, doch im Jahre 1652 wieder etwas in Dachung ge— bradht worden. Zu Frandes Zeit war jedoch die Kapelle ſchon wieder zerfallen. Auf den Mauern derjelben, deren Rudera er noch gejehen, haben dann, wie er weiter berichtet, die Herzöge von Sachſen-Weißenfels-Querfurt im Jahre 1721 „ein jchönes Luft- ſchloß“ erbauen laffen, in welchem fie zur Zeit diejes Wiefen- marktes Tafel zu halten pflegten. Dieſes herzogliche Abjteigequartier erhielt in der Folge den Namen „Wieſenhaus.“ (Schumann und Schiffner, Lerifon von Sachſen VIII, 681.)

Estendorf. Falls diefe Wüftung wirklich bei Lauchftedt lag, jo bezeichnen vielleicht die weſtwärts von Lauchſtedt gelegenen „Höfe“ (Schum. u. Schiffn. a. a.D. V, 383) die Lage der ehemaligen Dorf- ftätte. Doc will ich nicht unerwähnt lafjen, daß fi in der Flur Dederftedt, nahe der Südgrenze nad Volfmarit zu, ein Flurort Esfenthal findet. (Schlag DD.)

Faulenfee. Der Drt muß aus mehreren Theilen beftanden und fih lang Hingeftredt haben, da in einer Berechnung über rohe Kupfer vom Jahre 1617 (im Archive des German. Mufeums

142 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haflegaues.

in Nürnberg) wiederholt Ober-, Mittel- und Unterfaulen- jee (der Ober», Mittel- und Unterhütte entjprechend) unterſchieden wird.

Nah Frande (Hift. der Grafih. Manzf. S. 200) wäre Fau— lenfee im Jahre 1047 Eigenthum eines Grafen Dietrich von Manz: feld gewejen, dejjen Kaifer Heinrich III. in einem Schreiben an den Abt vom Klofter Mansfeld mit jonderbarem Ruhm gedenke. Seine Quelle giebt Frande nicht an.

Sladersleben. Das Dorf jol aus 22 Höfen beftanden haben und die Grundftüde diefer Flur haben noch jegt (1834) 22 Befiger unter dem Namen der Fladersleber Gemeinde inne. Das Wirthshaus und der Geleitshof in Zappendorf gehörten früher zur Gemeinde Fladersleben. Auf mehreren Stellen hat man altes Ge— mäuer, hohe und niedere Ajchenhügel, irdene Geſchirre, Knochen von Thieren und Menſchen u. dal. gefunden. Das deutet auf eine Zeritörung des Ortes durch Brand. Jenſeits der benachbarten Kreuzbrüde jteht ein 14° hohes jteinernes Kreuz, auf deſſen Ober- theile das Leiden Chrifti in Stein gehauen ift, mit der wahrfchein- lich lädirten Inſchrift: „1518. Nicolaum, dem Gott gnade. 1659 reparirt.‘

*Fleckenrode. So hieß nad dein Nammelburger Erbbude eine bei Wippra gelegene Wüftung. Sie lag nad der Flurfarte von Wippra weſtlich diefer Stadt und nördlich des Haſelbachs, wo Schlag N die Begeihnung führt: „Fledenrode und Haſel— bad.” Nah O Hin grenzt daran der Silberjee und die Eilber- feebreite (Schlag M).

* Slinfenburg. Schlag AU in Sect. IL. der Flurfarte von Pölsfeld Heißt „über der Flinfenburg.” Er Liegt weſtlich von Pölsfeld an der Grenze mit Gonna und nördlid des Wolfs- ſtieges.

*Frankenrödchen. Name eines in der NWEde der Flur Zodersleben gelegenen Flurortes, an welchen weftlih der dumme Berg, nörbli der Molkenbrunnen und Saugrund (Grenz- ſcheide zwiſchen den Fluren Lodersleben und Gatterjtedt bzw. zwi- ihen den Burgbezirien Querfurt und Kudenburg), öftlich die Kleine und große Shimmelsbreite mit dem Shimmelsbrunnen und Schimmelsberge, ſüdlich der breite Saal und die Galgenbreite grenzt.

Freisdorf. Die Pödelifter Flurfarte hat den Namen Frei: tagsdorf. Der fo benannte Schlag AL ift eine an der NWEde

Bon Dr. H. Gröfler. 143

der Pöpelifter Flur gelegene Exelave. Das Fridurichesdorf des Hersfelder Zehntverzeichnifjes kann übrigens Freigdorf nicht jet, wie ich bisher annahm, da die im Heräfelder Zehntverzeichniffe faſt durchweg beobachtete Locale Reihenfolge wider diefe Annahme it. Denn wenn nad) Liochodago (wüſt Lichthagen b. Wippra und Frießdorf), Brunbach (mwüft Brumbach b. Wippra) und Uuipparacha (Wippra) Fridurichesdorpf und weiter Hatdesfeld (wüſt Hatzkerfelde b. Wippra) folgt, jo fann fein Zweifel fein, daß hier lauter Namen aus der Gegend von Wippra beilammen ftehen, daß aljo Friduri- chesdorpf die ältefte Namensform von Frießdorf b. Wippra ift, diefer Name jomit eine Beziehung auf den Namen Frieſenfeld nicht haben fann.

*Sriedenthal. Schlag CA der Flurkarte von Freiburg a/U., welcher an der Dftgrenze der Freiburger Flur nah Pödeliſt zu liegt und das Friedensthalsholz heißt, erinnert noch an ein jet nicht mehr vorhandenes, ehemaliges Jagdſchloß dieſes Namens, von welchem außer einem Brunnen und mehreren eingegangenen Park— anlagen und Alleen feine Weberbleibjel mehr vorhanden jind. Der Herzog Johann Georg zu Weißenfeld, ein Xiebhaber der Jagd, hatte nämlich) die Freiburger Gegend ganz bejonders gern wegen des häufigen Standes von Nothwild in den dazu gehörigen Wal- dungen, bewohnte die Neuenburg oft Monate lang und erbaute im Sahre 1703 in dem zwijchen dem Dorfe Pödeliſt und dem Frei— burger Schlojje gelegenen Waldreviere ein Jagdſchloß, welches Frie- denthal benannt und den 4. Auguft 1703 mit bejonderem Pomp eingeweiht wurde. Nebenbei waren nocd die nöthigen Wohnungen für den Gärtner und einen Bettmeifter eingerichtet, welcher letztere die Fremden mit Getränfen bemirthete. Nah dem Abjterben des legten Herzogs Johann Adolf im Jahre 1746 (16. Mai) wurde dieſes Jagdſchloß nur noch felten bejucht und benutzt, und als end- lich über das Herzoglihe Schuldenwejen gar der Concurs ausbrad, wurde das Schlößchen abgetragen, die Baumaterialien meijtbietend verlauft, die Anlage ſelbſt aber in den Jahren 1773 und 1774 der Erde gänzlich gleich gemacht, der Brunnen verdedt, der Plat aber bis auf einen ſchlecht unterhaltenen Obftgarten wieder mit Holz bejät. Noch vorhandene Stüde Alleen laſſen dur ihre frühere Berfpective auf den angenehmen Eindrud jchließen, den dieſes Jagdſchloß in feinem Flor auf jeden Bejuher gemacht. haben muß. (Nah weil. Stadtfecretär Windler in Freiburg a/U., in der neuen a * Geſch. d. german. Völker v. Roſenkranz J, 3,

81.9

144 Die Wüftungen des Frieſenfeldes und Hafjegaues.

*Friedrichsberg. Diefer Berg in der NOEde der Flur Wimmelburg, nördli von der böfen Sieben, hat der Sage nad) ein Schloß getragen. Er liegt dem Dorfe Wimmelburg norböjtlid gegenüber.

*Gehüfte. So heißt nad dem Ortsverzeichniffe des Reg. Bez. Merjeburg (IV, 126) ein zu ©. Ulrich bei Mücheln gehöriges, nad Zorbau eingepfarrtes Dorf, welches im Jahre 1819 19 Häufer und 83 Einwohner hatte. Die Karten geben aber den Ort nidt an; es fcheint daher, daß er in ©. Ulrich aufgegangen iſt. Nach Schum. u. Schiffner (a. a. DO. III, 63) gehört er zu dem Nitter- gute S. Ulrich; zu ihm ſelbſt gehören eine Mühle mit 2 Gängen und ein Gajthof, Unterforge genannt, mit einer Beijalzlicent- einnahme. Es liegt (nah XVI, 12) nordmeitlid von Mücheln unweit des linfen Bachufers zwiſchen Wenden und ©. Ulrich. Die Neugierde, zu willen, wie der Name dieſes Dorfes urjprünglid gelautet hat, ift wohl nicht unberedhtigt.

Gerwit. Die an der NOECde der Sclettauer Flur gele- gene, an die Saale ftoßende Gerbigaue und die mweitlih davon gelegenen Höfchen mit den ſüdlich davon gelegenen Tümpelädern (Schläge BD, BC und BE) bezeichnen noch jet die ehemalige Zage.

Geftewig. Die Lage diefer Wüftung ift heutzutage doch noch nachweisbar, denn der weitliche Theil der Gofeder Flur Heißt an der Stelle, wo die Fluren Dobihau und Culau auf die Flur Goſeck ftoßen, noch jegt die Geftewiger Marf (Schlag W der Flurfarte). Die ebendort gelegenen Schläge U und V, genannt „die drei Hufen” und „am Hirſchteiche“ müfjen ebenfalls zu der Wüftung gehört haben, da ein weiter nördlich ſich anſchließen— des, der 80Ecke der Pödeliſter Flur angefügtes Stüd (Schlag G der Flurkarte von Pödeliſt) gleichfall8 den Namen führt „die Mark Göſtewitz.“ Letzteres liegt gerade da, wo die Zluren von Pödelift (NW), Marfröhlig (NO), Goſeck (SO) und Eulau (NW) zufammenftoßen. In diefer Gegend muß auch der Gerichtsplag des Burgmwartbezirt3 Goſeck gelegen haben, da Schlag R in der Flur PVöpelift, nahe der SOECde, den Namen führt „unter dem Gericht.“

Gimritz. Die von 2 Diöceſen bzw. Gauen beanſpruchte Mark Gimritz grenzt im W an die Flur Nietleben, nördlich an Crölwis, im O an die Saale, imS an Pafjendorf. Da nun aber im Sahre 1472 Erzbischof Johann von Magdeburg etlide Güter zu Gimritz nebjt der wüſten Mark Peutnitz gegen andere Güter an

Bon Dr. H. Gröfler. 145

das Klofter zum Neuwerk bei Halle vertaufcht (Dreyhaupt I, 161), jo jcheint Gimrig in jener Zeit nah W zu von Peutnig begrenzt gewejen, dieſes aber jpäter zur Flur Nietleben gezogen worden zu jein.

*Glanzenberg, Glaude und Schmwarzborn bilden zu- fammen Eine wüfte Marf nördlih von Markwerben im Kr. Weißen— feld, melde die Gemeinden Uichteritz und Markwerben an ji fauften und feitvem benußen; doch mußten fie 1599 einen Raum an dad Gut zu Storfau zur Koppeltrift überlaffen. (Schum. und Schiffn. a. a. O. XI, 105). In der That zeigt die Flurfarte von Markwerben in der NWEde nahe der Wichteriger Flur die Glaude (Schlag A); die von Uichteritz aber in ihrer NOEcke die Gold— hufe, den Schwarzenborn und den Blanzengrund (Schläge BE, BH und BC). Jedoch auch Obſchütz muß einen beträchtlichen Theil der Wüftung erhalten haben, da in der SO-Ede feiner Flur, an die obengenannten Stüde ftoßend, der Lanzenberg (offenbar aus Glanzenberg verderbt) mit der Schüßengebreite ſich findet. (Schlag AZ u. AY der Obi. Flurfarte). In der Obſchützer Flur liegt auch ohne Zweifel die ehemalige Dorfftätte unferer Wüftung bzw. einer derjelben, die ich in den ihre äufßerfte SO-Ede bildenden „dürren Flecken“ erkenne, melde Geftalt und Größe einer Heinen Dorflage haben. Es fcheint mir näntlich feinem Zweifel unterworfen, daß das jcheinbar deutjche Wort „dürre“ nur eine Umdeutſchung des forbijhen dwory (plur. von dwor Hof) iſt, dürre Flecke, alfo lediglich die Hofefleden bedeutet. Aud in der Laufit heißt ein Drt, melden die Wenden dwory nennen, bei den Deut: ſchen tautologifsh Dürrhofen. Auch das fällt ins Gewicht, daß der Ausdrud „Flecken“ Häufig zur Bezeihnung einer Dorflage dient. Iſt nun meine Vermuthung richtig, jo mögen „das Lager” und „der Banfanger” (Schlag BE und BW fühli der Dorflage Obſchütz) die Weftgrenze unjerer wüften Mark gebildet haben.

*Oniebendorf bei Groß -Corbetfa (1409 Gmuwendorff gehört infofern in dieſes Verzeichniß, als das alte Dorf diejes Namens in der That wüſte liegt. Es lag nämlih urjprünglich näher der Saale, wo noch jeßt „die hutfreien Gärten“ (Schlag H der Flurkarte) öftlih vom jetigen Dorfe die ehemalige Dorflage bezeichnen. Der an der NO-Ede diefer Gärten gelegene Teich ift der alte Dorfteih. 1764 wurde das Dorf wegen häus figer. Ueberſchwemmungen verlaffen und weiter rüdwärts auf dem Hügel in einer Reihe aufgebaut. (Schum. u. Sciffn. a. a. O. XV, 178). Hier träfe alfo das ziemlich verbreitete Witzwort zu, dab in Gn. die Gänfe nur auf Einer Seite gebraten werben.

Zeitſchr. d. Harzvereind, XL 10

146 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haſſegaues.

Göhren. Die Göhrener Flur lag weftlih von Obſchütz. In der SW-Ede der Flur diefes Dorfes finden ſich an der Sgrenze bei einander der Göhrener Garten (ohne Zweifel die ehemalige Dorf- ftätte), die Göhrener Wiejen, der Göhrener Anger und die die äußerfte SW-Ede der Flur bildenden Göhrener Berge (Schläge BB, BA, BH und E der Flurkarte von Obſchütz). Nördlich von diefen Schlägen ſchließen ih, an Markröhlig grenzend und den weftlihen Theil der Obſchützer Flur bildend, in der Richtung von S nad) N das untere, mittlere und obere Göhrenfeld an (Schlag C, B und A). Aud die Lerhenjtöbe (Schlag D) muß zu Göhren gehört haben, da fie zwijchen den Göhrener Wiefen und dem Göhrener Felde liegt. Nah Schum. und Schiffn. a. a. D. XVI, 168) hält die Wüftung Göhren 66 ſächſiſche Ader. Die Gerihte und Dienjte gehörten dem Rittergute Goſeck.

Gott3dorf. Das Geparationsregijter von Oberdeutſchen— thal enthält folgende Bezeichnungen, die die Lage näher beftimmen: „zwiſchen Hof» und Gatheraine in der Gottsdorfer Mark; in der Gottsdorfer Marl an den Tümpeln; an der Gottsdorfer Marke über der Hallefhen Straße; in der Gottsdorfer Obermarke.

Grabsdorf. Die Flur diefer Wüftung bildet jest den ſüd— öftlihen Theil der Beyernaumburger Flur. Unmittelbar nordweit- lich von dem die SO-Ede bildenden Schwichenberge liegt Schlag AZ mit dem Namen Grabsdorf, nebjit dem Sclage BA „Grabsdorf und Käfergebreite.“ Auch der Grabsdorfer Teich ift noch befannt.

Gräfendorf. Die Merfeburger Flurfarte berichtigt die bis- her gemachten Angaben dahin, daß die Gräfendorfer Mark weſtlich an Kötzſchen grenzte, wogegen die Böfelinger Mark nördlich von ihr liegt. Sie bildet die ſüdlichſte Spige der Merfeburger Flur. Die Eleine Gräfendorfer Mark grenzt nach der Merfeburger Flur- farte nördlih an Röffen, öjtlih an Daspig, ſüdlich an Cröllwig, weitlih an Leuna.

Granau. Die Flur diefer Wüftung grenzt nördlid an Liesfau, öſtlich an Nietleben, ſüdlich an Zſcherben, weftlid an Bennſtedt.

*Gröbitz. Name eines eingegangenen Dorfes öſtlich der Dorflage Uichteritz, deſſen Vorhandenſein die an der Oſtgrenze der Flur nach Markwerben zu gelegenen Gröbitzgärten, mit dem Gröbitz und dem Gröbitzberge (Schläge CQ, BO und BR der Uichteritzer Flurkarte) bezeugen.

Bon Dr. H. Größer. 147

*Grünitz. So fcheint eine Wüftung in der Flur von Nieder: wünjch zu beißen. Denn in dem nördlichen Theile derjelben heißt Schlag Q das Grünigfeld, an dafjelbe aber fchließt fich nad Often zu Schlag H „hinter den Höfen“ an. Da nunH vom Dorfe Niederwünſch aus hinter G liegt, jo müfjen die genannten Höfe auf dem Grünitfelde geftanden haben, aljo eine wüſte Stätte bezeichnen. Bielleicht gehörte hierzu auch die die NO-Ede der Flur bildende „große Mark.“ (Schlag 1.)

*Haidhof. Der große und der kleine Haidhof (Heiden- hof ?) heißen zwei Schläge im füböftlihen Theile der Dornſledter Flur, da wo diefelbe mit der Stabtfeldmarf Schafſtedt grenzt. (Schläge F und G.)

Haldede. Auf der Haldede, dem dem jegigen Schlofje Freiburg nördlich gegenüber gelegenen Berge, ſoll das vormalige alte Schloß, die freie Burg (Vriborch), von mwelder das Städtlein feinen Namen empfangen, geftanden haben. (Stadtjecretär Windler weil. in Frei- burg in der Neuen Zeitſchr. f. d. Geſchichte d. german. Völker v. Roſenkranz I, 3, ©. 16). Wäre diefe Behauptung richtig, fo fünnten die v. Haldede eben nur landgräflide Burgmannen auf der Burg gemwejen fein, deren Namen fie als die vornehmiten trugen. Ich bezweifle jedoch bis auf Weiteres die Nichtigkeit diefer Annahme, da e8 nicht wahrjcheinlih iſt, daß eine und dieſelbe Burg die Namen „Halvdede, alte Burg und freie Burg“ getragen habe. „Alte Burg“ mochte die Haldede als die ältere wohl heißen, jeitvem das Novum castrum, die Vriborch, entjtanden war; ſchwer— lich aber hieß auch die Haldede ſchon Vriborch.

*Hardaredesrod. Diefer bisher auf SHartenrode bei Steigra von mir gedeutete Name des Heröfelder Zehntverzeichnifjes muß einen andern Ort bebeuten, da die aus dem Original ſich ergebende, von demfelben beobachtete locale Reihenfolge dazu nöthigt, ihn in der Gegend von Grillenberg bei Sangerhaufen zu fuchen. Und zwar muß e3 zwei Drte des Namens gegeben haben, da nad) Langunfeld (Lengefeld), Hoenrod (Forftort Hohenrode bei Lengefeld), und Cunnaha (Gonna) Hardaredesrod zum erften Male genannt wird, worauf nad) Nennung von Tharabesdorf (Obersdorf), Corile- dorph (Dorf Grillenburg), Bullisfeld (Pölsfeld), Eggihardesrod (wüſt Egferode bei Pölsfeld) und Liochodago (wüſt Lichthagen b. Vippra) ein zmweite® Hardaredesrod folgt. Ich glaube einen der Orte diefes Namens in einem Forftorte der Sangerhäufer Magi- fratswaldungen, dem Harkenröder Berge, nörblid von Wettel-

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148 Die Wiftungen des Friefenfelbes und Haffegaues.

rode und Lengefeld zu erkennen, indem Hardaredesrod ſich erit in Harzferode, dann in Harlenrode verändert haben mag.

Hartenrode. Die Mark der Wüftung gehört jegt zur Gteig- raer Flur, in deren ſüdlichem Theile nahe der Ogrenze nach Albers: rode zu dicht an einander die Schläge BN, BK und BI liegen, welde „Harterode, die Gottesäder und die Gärten“ heißen. Wenn bei Schum. u. Schiffn. (a. a. O. XVII, 228) zu leſen ift, Münchenrode befige die Wüftung Hartenrode, (die übrigens fälfhlich Hauterode genannt wird), jo kann ich das nur bezweifeln, da weder ein Flurname von Münchenrode diefe Behauptung beitätigt, noch auh Münchenrode an Steigra grenzt, in welchem letteren nachweis- bar Flurftüde von Hartenrode liegen. Oder follte jenes Hauterode überhaupt eine andere Wüftung fein ?

Hajelbad. Schlag I der Flurfarte von Wippra (Sect. I.) heißt „am Mittelmege und Haſſelbach“, Schlag N Flecken— rode und Haſſelbach“, Schlag O „Küfterberg und Haſſel— bach“, Schlag P „hinter der Haſſelmühle.“ Alle liegen nörb- lich des Haſſelbachs und meitlich der Stadt Wippra, zwiſchen dem Hafjelbah und der Wipper. Vermuthlich hat hier das zu Wippra gehörige Haſſelbach gelegen, oder es lag hier weniaftens die zu Dem- jelben gehörige Flur. Das Sangerhäufifche Haſelbach dagegen und vermuthlih auch die Dorfitätte des Wippraifchen muß weiter füd- mwärt3 gelegen haben, da die Rammelburger Grenze vom Meufe- berge und von Petlershain aus den Haſelbach erreichte. Die Stätte de3 eingegangenen Dorfed wird man an der SO-Ede der I. Section der Wippraer Flur, füdlih von den die SO-Ede bildenden Schlägen U und V zu fuchen haben, welche „hinterm Loh und vor den Höfen‘ heißen. Da derXohberg ſüdlich von Wippra, oder genauer füdweltlih davon liegt, jo müfjen die „Höfe“, melde von Wippra aus hinter demjelben lagen, füdmeftlih von dem Fleden gelegen haben, aljo etwa dem Vorwerk Heide gegenüber auf dem öjtlichen Ufer des Haſelbachs.

Hausberg bei Eiäleben. 1305 ftellt Albert v. Hafeborn eine Schenfungsurfunde für das Nonnenklofter ©. Marien vor Ajchers- leben in castro Helpede aus (Neue Mitth. VI, 1, 131.) 1468 empfangen die Grafen von Mansfeld vom Erzbifhof Johann von Magdeburg außer Anderm auh „das Haus zu Helfte“ zu Zehn. Damals alfo jcheint die Burg noch beitanden zu haben. (Spangenberg, Manzfeld. Chronik fol. 392.)

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Hausberg bei Großjena. Auf dem gleich hinter dem Pfarr- garten von Großjena fich erhebenden Hausberge iſt der Umfang bes ehemaligen, fehr ausgedehnten Burgraumes noch deutlich erfennbar, wie ich bei einem Befuche defjelben bemerkte. Nach O Hin wird der befeftigte Raum durch einen noch ziemlich gut erhaltenen Wall nebit Graben abgeſchloſſen und geſchützt, während die übrigen drei Seiten bei dem fteilen Abfturz des Bergrüdens einer künſtlichen Sicherung dur Gräben nicht bedurften. Die Anlage ift alfo ganz fo, mie 3. B. die der Kudenburg oder der alten Burg Schraplau. Die Ausfiht von dem Hausberge ift namentlih in der Richtung nad) dem Saalthale und Pforta zu prächtig. Das am Abhange des Hausbergs außerhalb des Dorfes gelegene Pfarrhaus ift vielleicht die Stätte des ehemals hier befindlichen, von den Eccardinern gegründeten Klofter3.

Hayndorf. An diefes Dorf erinnern noch jet der Hahn- weg, das Hahnfeld und das fleine Hahnfeld (Schlag N, O und Q der Dedliter Flurfarte).

*Henderode. Henneckenrode lag nördlih von Lengefeld und weitlih von Wettelrode im fogenannten Ziegenthale; Spuren find nicht mehr vorhanden. Auf der Flur der Wüftung, die zu Wet- telrode gefchlagen ift, befindet fich der zur Speifung der nahen Bergwerke angelegte Kunftteih. Nur der dicht am Kunftteiche bes findlide, nah Wettelrode hin ziehende Hännedenröder Berg erinnert noch an das frühere Dafein des Ortes. Urfundliche Nach: richten über denfelben fehlen. Doc jteht in dem Steuerſchockkataſter der Bergftadt Sangerhaufen von 1737, fol. 8 folgendes: „Weiter: holz, Hanniderode und Kampf fangen fih an Bromers Bäumers (?) Wege von der Heerftraße an, gehen bis auf die Kunft, von da herunter (N wärts) an das Holz und an ſolchem hervor bis an die Heerftraße, wobei zu bemerken, daß diefe ganze Lage durch den Bergbau an Höhlen und Schädhten ftarf ruinirt und ganz unbraud)- bar gemadht worden und daher wenig Nuten davon zu nehmen, da3 Erdreich auch ſehr jchleht conbitionirt, daß das Land öfters den Saamen nicht wiebergiebt.” Und ebenda: „Zu Hanniderode gehört 5 Ader Wiefenwahs Chr. Georges zu Lengefeld gehörig, und 8 Ader Holz neben der kleinen Maaskammer (mweftlih vom Kunftteihe), Herrn von Einfievel gehörig. Ein Stück Wiefe über 1 Morgen groß wurde zum Bauplate bei der Kunft gebraucht.” Hternah muß ein Theil der Flur auch oberhalb des Liegenthals auf dem Plateau gelegen haben. (Mitth. von Cl. Menzel in Sangerhaufen.)

150 Die Wilftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

* SHennedenberg und Hennedenthal heißen die an der S:grenze der Sotterhäufer Flur gelegenen Schläge AL und AA. In Beziehung zu denfelben fteht ohne Zweifel Schlag GC in der Flur Nienftedt, welcher deren Dftgrenze bildet, „am Henniden-Raine” heißt und nur durch den Mühlberg von dem nördlich gelegenen Hennedenberge getrennt ift. Dicht dabei liegen die ſchmale Flur und der Hutberg (Schlag M). Anfcheinend eine ehemalige Anfie- delung.

Heynidhen. Diefes wüſte Dorf gehört jest zur Flur Gonna, in welcher Schlag B und A „Hähniden und Mohrungs— berg,” fowie „über dem Heinefhen Thale” heißen.

*Sirfhburg So foll ehemals das Dorf Hergisdorf bei Eisleben geheißen haben. Doc bemerkt der Berichterjtatter, der ehemalige Prediger Grofche in Hergisporf, felbit, dies könne nicht bewiejen werden. (Neue Zeitichr. f. d. Geſch. der german. Völker von Rojenfranz, Halle 1832, I, 2, ©. 14.) Mir fcheint höchitens die Annahme zuläffig, daß eine Höhe bei Hergisdorf früher dieſen Namen geführt hat, indem der in dem Dorfnamen ftedende Per- jonenname Heriger aud einem befeftigten Wohnfige in der Nähe des Dorfed, der Herigerisburg, beigelegt worden fein mag, ein Name, der im Laufe der Zeit die Form „Hirſchburg“ erhielt. Daß eine Herigerisburg eriftirt hat, beweifen einige Urfundenauszüge in Spangenberg3 Uuerfurter Chronif (S. 304 u. 345), laut welden Burggraf Burdhard von Querfurt im Jahre 1293 nebft feinem Better dem Klofter Helfta 28 Morgen Holz, neben dem Holze „die Hergersburg genannt” gelegen, (welche das Klofter Heinrich von Bondorf Bendorf ? abgefauft,) geſchenkt und diefe Schenkung im Jahre 1294 beftätigt hat. Auch hätten diefelben 3 Jahre nachher auf Dietmann Rabilen Anjuhen noch 45 Morgen, de Orts gelegen, zum Eigenthbume gegeben. Da hiernach die Hergeröburg fchon im Sahre 1293 ein bloßes Holzfleck war, jo muß fie ſchon ſehr früh wüſte geworben fein.

Hörchenſohle. Wie Sect. II. der Pölsfelder Flurkarte aus: weilt, ift „Heidenjahl” ein ausgedehntes, aus mehreren Schlägen beſtehendes Revier an der Sorenze der PVölsfelder Flur, an Nie- ftedter Flur grenzend. (Schlag AR und AS). Es liegt ſüdlich und füböftlih von der Haide, meitlich von der Landwehr. Nah N zu liegen au „die Brandbirfen‘ und „das Kirchenland“, welches legtere höchſt wahrfcheinlich als ehemaliges Zubehör der Kirhe von Heydekensol nad dem Eingehen des Ortes an die Kirche zu Pöls— feld überging, zu welchem Dorfe auch die Flur ſelbſt gefchlagen

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urde. Jedoch auch noch weiter na O hin in das Königl. Forft- vier Siebigerode hat fi die Flur Heydekensol erjtredt, da in terem ein 452 Morgen haltender Diftrict, Namens Heidenjaal, ) findet. Ein Bericht über die Beziehung der Mansfelder Berg- ze von der Hand Peter Gebhard aus dem jahre 1563 fagt: on Emfeloh bis auf Hergenfoll, da find zwei Schächte von den Sonderöhaufen eingejhlagen worden, die Haderſchächte genannt, d aber durch Graf Albrecht v. Mansfeld wieder eingefüllt worden, : aber Herzog Gürge zu Sachſen zu den Zeiten dazu fommen fien, aber Graf Albrecht hat Recht behalten, find die Schröne h vor der Hand. Auf der rechten Hand an dem Holze hart y dem alten Gemäuer der Zahl (Sahl?) genannt, von ı Zahl bis an die Höfe, dar ift ein alt Gemäuer, hart über Zoll (?). Von den Höfen bis an den Garten an dem Kreuße Wege, den Garten um und um, von dar bis in der Eptiichen z, um und um bi3 auf Lichtenhagen.‘

Hohenrode. Daß das im Hersfelder Zehntverzeichnifje ge- inte Hoenrod in der Gegend von Sangerhaufen zu fuchen ift, eift der Umftand, daß vor demfelben Langunfeld (Lengefeld) und 7 demfelben Cunnaha (Gonna) und andere Orte bei Sanger- fen genannt werden. Nach einer Karte der Oberförfterei Pöls—

liegt ein Forftort dieſes Namens weſtlich der von Grillenberg ) Wippra führenden Straße. Er grenzt ſüdlich an den Forft- Botemanndgraben, öftlih an den im O der erwähnten Straße genen Forjtort Nonnenloch. Nah N ftößt, er an den Forft- Kaldaunberg.

* Hohe Warte. Ein Dorf diefes Namens hat ohne Zweifel Großleinungen gelegen. Denn die Sect. II. der Flurkarte dieſes es nennt die Schläge B und C, welche in der Nfpite der Section, döftlih von der Vereinigung der beiden Leinebäche, alfo zwiſchen elben und auch norböftlich des Dorfes liegen, „Hohe Warte Schießhölzchen“ und „Hohe Warte und Sohle”, das ift ' eben die Stelle, welche auf manden Karten al3 Hohe Mark ichnet iſt. Zur Flur von Hohewarte werden ihrer Lage wegen ı der Haſenwinkel (äußerjte Nſpitze der Flur) ſowie der niſche Berg und Heidenthal (— Thal am hoyg oder houc), he als Morunger Feld bezeichnet werden, gehört haben. (Schlag E und F in Sect. II.) Gleichwohl halte ih für wahrjchein- daß dasjenige Hohewarte, von welchem im Jahre 1400 gejagt ): „abbas in Wimmelborch habet“ in der Nähe von Wimmel- 3 zu ſuchen ift, da der Name Hohe Warte ein ziemlich häufiger

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ift und feiner Natur nad) mandem Drte beigelegt werben Tonnte. So giebt es 3. B. auch nördlich der Wipper eine Hohe Warte.

Im Befonderen ſpricht für die Lage eined Ortes Hohe Warte in der Nähe von Wimmelburg der Umftand, daß in einem Magde— burgifchen Lehnbriefe der Grafen von Mansfeld aus dem jahre 1609 ein Drt Namens „die hohe Warthe“ als Lehnftüd nad) Udenfelde, Tippelsdorf, Zerfendorf und Bodsthal (ſämmtlich wüſt im oberen Flußgebiete der böſen Sieben oder des Willerbachs) ge- nannt wird, ein Zeichen, daß wir diefe hohe Warte allem Anfchein nad auf dem die Waſſerſcheide zwischen den Wipper- und Helme- zuflüffen bildenden Höhenzuge weſtlich von Eisleben zu ſuchen haben. Vielleicht war fie identisch mit der von mir früher (Harz- zeitihr. 1876, S. 75) nachgewieſenen, hoch gelegenen Frauenmarte, vielleicht aber ift fie auch öftlich derfelben zu fuchen.

Hohndorf bei Beyernaumburg. An den Ort erinnert noch die Hohendorfswiefe (Schlag BI in Beyernaumburger Flur).

Hohndorf bei Merjeburg. Nah der Meufchauer Flurkarte liegen „die Hohndorfer Wieſen“ und „das königliche Hohn- dorf“ öftlih von der jetigen Saale, dicht an derfelben und nörd— lich der Merjeburger Borftadt Neumarkt. Die zu Hohnborf gehörige Flur dagegen Liegt fonderbarer Weife auf dem weftlichen Ufer der jegigen Saale, wo fie unter der Bezeichnung: „Die Fleine und die große Hohendorfer Marke‘ den nördlichen Abfchnitt der Merjeburger Stadtflur bildet. (Schlag E und F in Sect. I. ber Merfeburger Flurkarte.) Nördlich wird fie von der Schkopauer Flur begrenzt. Der Hohendorfer Rain fcheidet fie, von O nah W ftreichend, von den weiter ſüdwärts gelegenen Theilen der Merſe— burger Stadtflur. Die wunderbare Erfcheinung, daß die Dorfftätte auf dem öftlihen, die Flur dagegen auf dem meftlichen Ufer der Saale‘ liegt, giebt zu denken. Zunächſt bürgt fie für die Wahrheit der Sage, daß ſich an den Hohendorfer Rain eine Brüde über die Saale angefhlofien habe. Denn wie hätten fonft die Hohndorfer ihre Flur bemirthichaften fönnen? Sodann aber, da es im höchſten Grade unmahrfcheinlich ift, daß eine folche Trennung von natürlich zufammengehörigen Dingen das urfprüngliche Verhältniß fei, nöthigt fie zu der Annahme, daß es eine Zeit gegeben haben müſſe, und zwar eine Zeit, wo das Dorf Hohndorf ſchon beitand, in melcher die Saale die Hohndorfer Flur nit in 2 Theile zerfchnitt; mit andern Worten: Hohndorf muß ſchon beftanden haben, bevor die Saale in ihrem jebigen, an Merfeburg vorüber führenden Bette floß; dieſes Bett aber Tann erjt in biftorifcher Zeit, jedesfalls ſpäter

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das Dorf Hohndorf entjtanden fein, fei es nun, daß eine Ueber- vemmung es ausmwühlte, fei es, daß man es abſichtlich dorthin legte, um die in Merjeburg erbaute alte Burg dur das un. telbar darunter hingeführte Bett der Saale nad) der gefährdeten jeite hin zu fhügen. Durch diefe Erwägungen wird nicht nur ; Alter Hohndorf3 in die ältefte gefchichtliche Zeit hinauf gerückt, wird auch das Alter der jegigen Saale b. Merjeburg annähernd immt. Im Jahre 1367 giebt Bischof Friedrih von Merfe- g dem Merjeburger Bürger Heinrich Mandesleybin unter Anderm ıe halbe hufe und eyn virtil landis in der marke czu Hon- f zu Lehn. (N. Mitth. I, 4, 110.)

Hohndorf bei Oberfchmon. Diefe Wüftung gehört jetzt zu ineichſtedt. Denn die nördlichen Schläge der Flur diefes Dorfes und I) heißen: „in der Hohndorfer Flur” und „die dndorfer Gelängen.” Folglih grenzte auch Hohndorf nicht nittelbar an die Wüftung Kymen. Bielmehr find beide durch Kleineichftebter Flur von einander getrennt. Der von mir zu em Drte gejtellte Tammo de Hondorp gehört nad) Herrn v. Mül— ftebt in ein ganz anderes Gefchlecht.

Holzendorf. Nah K. Heine (die alte Herrihaft Querfurt der Neuen Mitth. des Thür. Sächſ. Ver. 1875 Nr. IV.) lag zendorf bei Querfurt, Thaldorf gegenüber an der gegenüber- enden Böjchung des Thales, und nicht fern davon ftand eine ı h. Wolfgang gemeihte Kapelle auf der Höhe bei dem Leber: giſchen Thore. (Kaspar Schneider ©. 39). Bierings Topographie Mansf. IV. bezeichnet es als unter dem Braunsberge gelegen, » nennt das Thor, bei dem die Wolfgangsfapelle lag, das Lo— öleber Thor. Die Wolfgangsfapelle war nad) Kaspar Schneider mn viele Jahre vor 1654 „in Abgang gerathen und gant demo— t.“ Holzendorf felbit wurde, wie das benachbarte Thaldorf, bei

Belagerung des Schloſſes Querfurt durch die Schweden im hre 1642 niebergebrannt. Ueber die Entftehung des Drtes und 18 Namens bemerkt Herr von Mülverjtedt (Briefl. Mitth. vom 11 75), daß der Drt einem Hauptmanne zu Querfurt, Hans ı Holzendorf, einem gebornen Märfer, Namen und Entftehung danke, da demfelben im Jahre 1556 die von ihm in feinem itsbezirke erkauften Güter, darunter auch ein Freihof zu Weiden: l, verliehen worden feien. Seit dieſem Jahre fei ganz zweifel- A Name Holzendorf für jenes Freigut nebjt Zubehör ent- nden,

154 Die Wüſtungen des Friefenfeldes und Haffeganes.

Horlehagen. Die Flurfarte von Horla fennt ein „altes Horl“ öſtlich des Dorfes Horla nicht; doch kann dies noch nicht veranlaffen, ein Borhandenfein deffelben an diefer Stelle zu leugnen, da es häufig vorfommt, daß Namen, welde im Volksmunde noch gangbar find, in die Flurfarte feine Aufnahme gefunden haben. Wohl aber kennt die Flurfarte eine Wüſtung mweftlih von Horla. Denn der weſtlich der Käfelsburg gelegene Schlag M, welcher die NXW-Ecke der Flur Horla nad Rotha zu bildet, heißt „in der alten Horla“; dit an denfelben jtößt nad) SO zu Schlag L, das Mittelfeld, in mweldem man das Feld diefer Wüftung zu erfennen hat, und fübli davon längs des Horlabaches zieht fich „die Horländifhe Wieſe“ Hin (Schlag Q), ein Name, welcher ganz unverkennbar nod) die Form Horlehagen verräth. Vermuthlich wurde der Name Horlehagen, indem man die Endung —hagen in befannter Weiſe zufammenzog, Horlhan gefprodhen, die zu dem Drte gehörige Wiefe demnah die Horlhanſche, auch Horlhänſche Miefe genannt, bis zuleßt dem Namen das d angefchoben wurde. Falls dieſes Horlehagen, wie zu vermuthen fteht, das Mainzifche Herlohayn wäre, müßte der Willmeg zwiſchen den Flurſtücken dieſer MWüftung und dem Dorfe Horla durh auf den Kriegberg los gegangen jein, jo daß er vielleicht den meitlich von Horla gelegenen Grumpelsgrund berührte.

Aber wo ift nun das Halberftädtiiche Horlehagen zu fuchen? Für die Lage einer Wüſtung norböftlih von Horla fpricht immer- hin der Umjtand, daß nordöftlich vom Dorfe ein ziemlich großer Diftriet (Schlag U) liegt, mwelder den Namen führt „das Fleine Feld und vor dem Kriegholze.“ Schon wiederholt hat fi ein innerhalb einer Flur auftretendes „kleines Feld” nur als die in- corporirte Flur eines eingegangenen Dorfes erwieſen. Könnte man nun auch nod eine wüſte Dorfitätte in diefer Gegend nachweifen, jo könnte man nicht zweifeln, daß norböftlih von Horla das Hal- berjtäbtifche Horlehagen zu ſuchen if. Und in der That giebt es (nad der Mittheilung eines ehemaligen Pfarrer von Horla, Namens Sunfelmann, aus dem Jahre 1828) '/, Stunde von Horla außer der alten Horl eine Adergebreite, welche wegen ihrer quadratifchen Form „das Viertel” genannt wird, umgeben von einem alten Graben, in deſſen Tiefe der damalige Befiger von Horla, Baron v. Eberftein, noch altes Mauerwerk gefunden hat. In dieſem „Viertel“ aber liegt „der wüſte Kirchhof”, gleichfalls von einem Graben eingefchloffen. Auf demfelben hat man eine Glode von jtarfem Guſſe und feinem Klange „mit alter Mönchsfchrift richtiger mit gothifcher Majuskelichrift ausgegraben, welche nunmehr auf dem Kirhthurme zu Horla fich befindet. Diefe Inschrift, welche

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in der Neuen Zeitfchr. f. d. Gefch. d. german. Völker von Rofenfranz, Halle 1832, I, 2, ©. 49 abgebildet worden ift, lautet im Kranze der Glode folgendermaßen: S.E. NICOLAI. SONITV. NOST. PATER. + CAMPANA. und hat unter dem Kranze noch das Wort AUDI, was man mit Wiggert (Neue Mitth. VII, 1, 200) wird leſen dürfen: Sancte Nicolai, sonitum nostrum, pater, (in) cam- pana audi.“ Sie jcheint demnach auf den 5. Nicolaus als Patron der Kirhe und die Gründung derſelben ſowie des Ortes durch Niederländer Hinzudeuten. Leider hat Junfelmann nit für nöthig gehalten anzugeben, nach welcher Himmelsrihtung das Vier- tel mit dem wüſten Kirhhof liegt; allem Anfcheine nad jedoch find beide nordöftlih von Horla zu ſuchen und „das Viertel‘ fcheint mit dem „vieredigten Fleck“ identisch zu fein, welches die SO = Ede des Bodenfchwende bildet, und unmeit des Horlabadhes Liegt, nördlich von der Waldung Räthchen (oder Rödchen). Der nördlich von dem großen gelegene „Eleine vieredige Fleck“ aber muß die Dorfitätte des eingegangenen Bodenſchwende bezeichnen. (Vgl. dafelbft). Im Jahre 1430 bei einer Abänderung der Manäfel- diſchen Erbtheilung von 1420 fam Horlehein, welches damals noch bejegt gemwejen zu fein fcheint, an Graf Günther von Mansfeld. (Ahrens, hiſtor. Nahrichten, S. 34.)

Horn. Die dem Malfenrieder Urkundenbuch entnommenen Stellen beziehen fih, worauf K. Meyer aufmerffam macht, nicht auf Horn bei Allſtedt, jondern auf Horn füdöftlih von Heringen im Helmegau.

*Horn. So fheint eine Wüftung zwiſchen Afeleben und Secburg am ſüßen See, öftlih vom Vogelſee, geheißen zu haben, da der die NO-Ede der Aſeleber Flur bildende Schlag D das Hornfeld heißt, an welches fi ſüdwärts ein kleines Feld (Schlag C) anſchließt. Ob fich auch in der angrenzenden Seeburger Flur Anzeichen für obige Vermuthung finden, wäre zu erforjchen.

Hornburg. Daß es ein zweites, jetzt aber wüſtes Hornburg gegeben hat, beweiſt die Flurkarte von Hornburg. Nach diefer Tiegt nördlih vom „Eleinen Felde” (Schlag AM) in der NO-Ede der Hornburger Flur, an die Erdeborner Flur grenzend, eine Stelle (Schlag Y), welde „in den wüften Stätten‘ heißt, ein ficheres Zeichen, daß hier ehedem ein Dorf gelegen. Ueber den Namen defielben hat fich zwar feine Ueberlieferung erhalten, doc liegt es nahe, es als das zweite Hornburg anzusprechen. (Vgl. Harzzeitichr. 1876, ©. 93 u. 94.) Die Hornburg muß auf oder am Galgen-

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berge, welcher fich ziemlich fteil ſüdweſtlich vom Dorfe erhebt, gelegen haben; wenigſtens verlegt eine inzwifchen zu meiner Kennt⸗ niß. gelommene Sage dorthin eine vorgefchichtliche Burg.

Hüneburg bei Cloſchwitz. Die Flurfarte von Cloſchwitz nennt den Ort einfah die Burg (Schlag A). liegt un- mittelbar nordweſtlich vom Dorfe.

Hüneburg bei Salzmünde |. Salzmünde.

Hufener. Ich glaube den Hufener in der SO-Ede der Lobisiher Flur bei Weißenfels zu finden, weil dort öftlich der Dorflage Lobitich bis zur Ogrenze „der Rothe Berg‘ fi hin zieht, deflen Fuß „die alte Saale” befpült. Dazu fommt nod, daß zwiſchen beiden ein Fahrweg dicht unter dem Nothenberge nad Weißenfels zu fich hinzieht. In diefem Falle beftünde der Hufener aus den zwifchen der jetigen und der alten Saale gelegenen Saal- wiefen, Baumgärten, Spitwiefen und Viehweiden nebft dem „Neuen Gute.“ |

*Jaucha. Name eines wüſten Dörfchens auf der Grenze der Fluren Uichteris und Markwerben nahe der Saale, an welches noch die Jauchgärten (Schlag S in Marfmwerbener Flur), ſowie „Der Jauch“ und „der Jauchberg“ (Schlag CR und CS in Uichteriger Flur) erinnern. Webrigens ift Jaucha oder Gaucha ein ziemlich häufiger flawifcher Dorfname, den z. B. eine zu Gottern b. Magdala in Thüringen gehörige Wüftung, ingleihen ein nod beftehendes Dorf am Rippache bei Mölfen führt, von andern Bei- fpielen zu gejchmeigen.

Ibitz nennt Spangenberg (Duernf. Chron. ©. 38) 1590 als noch bejtehendes (?) Dorf in der Herrſchaft Schraplau.

Jerkewitz. Nach Ausweis der Flurfarte des Dorfes Räther und auch des Seeburger Erbbuchs vom J. 1582 grenzt die Mark der Wüftung Gerkwitz nördlich an Elbitz, öftlih an Räther, ſüd— lich an Höhnftent, weftlih an Nechaufen. An ihr haben Räther und Neehaufen vorzugsweife, Elbitz nur geringen Antheil. Die Dorfftätte ift auf dem „Gerfwiger Anger‘ (Schlag CL), weldher die NW-Ede gegen Elbit und Neehaufen bildet. Die außerdem dazu gehörigen Schläge CA— CN heißen: „am Gerl- wiger Anger, die Gerkwitzer Längen, der Porſt, die Breite, unter dem Dumpfe, das Dumpffeld, unter den Mönchshügeln, die Möndhshügel, das Mittelfeld, der Kohlgrund, Barth3 Loch und am Steinberge.” 1468 als Magdeburgifches Lehn-

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ftüd der Grafen von Mansfeld erwähnt. (Spangenberg, Mansf. Chron. fol. 392°.) Noch im Jahre 1590 erwähnt Spangenberg (Quernf. Chron. ©. 38) Gerkowitz als bejtehendes Dorf. Die im Seeburger Erbbudhe vom %. 1582 enthaltene Grenzbejchrei- bung der wüften Mark Gerkewitz nennt unter den Grenzmalen das „gerdenthall”, den „Waſſerflus“, (melder die Marken von Räther und Gerkewitz jcheidet), ferner „den holenn Fahrwegk, fo von Nehaufjenn nad Reithernn leuffet, das Porſt geheißenn“, den „Seldtgraben”, „die Gerfewiger Gemeinenn Weidenn“. 6 Hufen diefer Flur bejaßen Einwohner von Räther, 7 Hufen Ein- wohner von Neehaufen, 3 Hufen und 2 Oberländer Einwohner von Volkmaritz. Die ganze Flur enthielt demnah 16 Hufen. Die Heer der Fluren waren „gahr zehendtfrey”, doch mußten die Ader- befiger von jeder Hufe Landes 11 gl. 6 Pf. und dritthalben Scheffel Hafer dem Amte Seeburg als Schoß geben; dem Pfarrer von Volkmaritz mohin Gerfewit alſo vermuthlih eingepfarrt war, gebührte von jeglicher Hufe des Landes das eine Jahr '/, Sceffel Waizen und !,, Scheffel Hafer, das andere Jahr Schffl. Roggen und /, Scheffel Gerjte „zu Wiedemaße“, dem Kirchen- diener 4 Garben Roggen. Im Uebrigen erhielt dad Amt aus der wüften Mark Gerfewig no 8 fl. 20 gl. 10 Pf. 1 Heller und 40 Sceffel Schoßhafer. (Seeburger Erbb.)

* lefeld. Name eines Flurort3 in der Flur Gonna (Schlag W) Die Kuhn-Podewelzſche Karte verlegt den Ort unter dem Namen Eilfeld unterhalb des Dorfes Gonna, an ein von der rechten Seite her in die Gonna mündendes Bädhlein.

*Irrau. Name eines Theil der Dorflage von Reinsdorf a. d. Unftrut, und zwar der Ofpise derjelben (Schlag AL in Sect. 1. der Flurfarte). Es fcheint dies eine an das ältere Reinsdorf an- gefügte ſorbiſche Anfiedelung zu fein, deren Name gewiß der näm- liche ift, wie der der Wüftung Ehrau bei Freiburg a. d. U. Zu Irrau fcheinen die Sülzen und das fleine Feld gehört zu haben (Schlag V und W), welche öftlich angrenzen.

*Johannrode. So heißt eine Wüftung in der SW-Ede der Prediger Flur (Schlag VI.) neben dem Warthügel, welde die Flurfarte als „die Johannroda“ bezeichnet. Doch aud Weißenſchirmbach Hat Antheil an der Wüſtung, da die äußerfte 80⸗Ecke feiner Flur,-da, wo fie an die SW-Ede der Prediter Flur ſtößt (in freilich verderbter Form) „Johann Rhode“ Heißt (Sect. II. Schlag H). Die wüſte Dorfitätte bezeichnen die ſübdlich ſich anjhliegenden „Höfe“ (Schlag A in Prediger Flur).

158 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Hafjeganes.

Judendorf. Vielleicht bezeichnen „die Höfchen“ und „der alte Gottesacker“ in der Flur Pafjendorf (Schlag V und U) die Stelle des wüſten Dorfes. Dieſe Pläge werden jchon vom mittleren und Keinen Wafjer berührt, wie das Vermeſſungs— vegijter von Paſſendorf bekundet, jo daß hierin wohl der Grund lag das Dörfhen eingehen zu lafjen.

*Rädelöburg Go heißt ein auf der Grenze der Fluren Horla und Notha, zwijchen beiden Dörfern gelegener Drt, der zum Theil die SO Ede der Flur Notha bildet (Schlag B), zum Theil in die Flur Horla gehört, wo Schlag O, von der Ngrenze finger- fürmig nordwärts laufend, diejen Namen führt. Die Käfeldburg liegt übrigens unmittelbar öjtlih von der „alten Horla“, der Stätte des wüjten Mainzifchen Herlohayn. (Vgl. Horlehagen.)

*Kagendorf. Name eines fleinen Dörfchens dicht an der Wipper, öftlih von Leimbach bei Mansfeld. Schlag Q der Flur: farte von Leimbach heißt noch jet „im Kagendorfe” Das Dörfchen hat feine Entjtehung höchſt wahrſcheinlich dem Gefchlechte der Kaga oder Chaga, welde im Dienjte der Grafen von Mansfeld ftanden, zu danken. 1301 Fridericus dietus Kage Zeuge des Grafen Burchard v. Manzfeld. (Schöttgen u. Kreyfig IT, 717.) In den Helftaer Urkunden (Mofer diplomat. Beluft. II, 52. 64. 67 und II, 63) erfcheint der Name regelmäßig in der Form Kaga; nur einmal jteht falſch gedrudt Thaga ftatt Chaga. 1324 Theo- doricus dietus Kaghe miles, Conradus dictus Kaghe famulus, Zeugen des Biſchofs Albert von Halberjtadt (eines gebornen Grafen v. Manzfeld) N. Mitth. IV, 3, 55.) Nah Krumhaar (Befigungen der Grafen v. Mansf. S. 92.) wird Kagendorf no 1579 in dem Binsregifter der Leimbacher Kirche erwähnt. Im Jahre 1631 foll es zerjtört worden fein.

* Rappenburg. Name eines Flurortes in Sect. I. der Flur Oberwieberjtedt, nördlich der Wipper (Schlag D). Derjelbe gehört freilih in den Schwabengau, und wird hier nur mit genannt, um ihn der Vergefjenheit zu entreißen. Bielleicht das unten zu erwäh— nende Carpenburg? Doch iſt zu beachten, daß unfer Flurort aud) „Kuppenburg” gejproden wird.

*Karlsdorf. Nah mündl. Mittheilung eine Wüftung an der Berglehne zwiſchen Bornſtedt und Sittichenbach bei Eisleben, deren Stätte noch befannt fein fol. Offenbar beziehen ſich auf diefelbe diejenigen Kaltenborner Urkunden, welche Karlestorff zu den Jahren 1271, 1280 und 1314 als Weinbauort erwähnen.

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Kartenburg. K. Meyer, der meine Erklärung diejes Orts— namens für ebenſo abenteuerlich hält, als ich die jeine von Munis- Iynungen, ftellt die Kartenburg mit Carpenburg und Carpinhowe zujammen; 1354 erſcheint Heinricus dietus Riche famulus, domi- nus in Karpenhowe (Müldener, Frankenhauſen ©. 22); 1378 bzw. 1383 wird erwähnt, daß der Edle Gebhard XIV. von Querfurt bei Lebzeiten da3 castrum Carpenau gefauft babe. (Harzzeitſchr. 1874, 152). 1426 wird Gebhard XVII. von Querfurt nebjt jeinen beiden Brüdern Hans und Bruno mit verfchiedenen Gütern in (der Pfalz) Sachſen belehnt; darunter ift neben Befitungen in Allſtedt, Hoifendorf und Schafsdorf und dem Gerichte in Niethe (Kalbsrieth), Sulze (mwüft bei Schönewerda) und Schönewerda aud) der Hof Karpenburg. (Harzzeitihr. 1374, ©. 165). Namentlid) aus legterem Namen fcheint fich mit ziemlicher Gemwißheit zu ergeben, daß eine Dertlichfeit in der Nähe der Helmemündung gemeint ift, und da liegt allerdings die Deutung auf Kartenburg am nädjiten. Woher aber das Beftimmmwort Karpen? 1468 erhalten die Grafen von Mansfeld vom Erzbiichof Johann v. Magdeburg auch Carpenow zu Lehn (zwijchen Eisleben und Helmsdorf aufgezählt). (Spangenberg, Manöfeld. Chron. fol. 392”.)

Kettwit. Die Flurkarte von Meufchau beftätigt die früher gemachte Angabe über die Lage diefer Wüftung, welche alſo außer- halb des Hafjegaues liegt. Mebrigens liegt nad der Meufchauer Alurfarte „vie Kettwiger Marke‘ mit den die Dorfitätte anzei- genden „Höfen“ (Schlag AA, BB und CC) zu beiden Seiten der Leipziger Chaufjee.

*Kilitſch. Anfcheinend der Name eines Heinen forbijchen Dörfchens bei Schiepzig. In der Flur diefes Dorfes, ſüdöſtlich von der Dorflage finden fih die Kilitfhftüde und die Kilitſch— fabeln (Schlag H und S). Omärts grenzt die wüfte Mark Uden an. Ich erinnere an den noch gangbaren Familiennamen Dui- litſch und an das Dorf Duiltihine bei Salzmünde, welche derjelben Wurzel entitammen.

Kirhendorf. In einer gefälfchten Urkunde des Jahres 1298 wird Geringendorf ald der Ort genannt, in welchem der S. Gotthardtöfiche zu Eisleben 2 Hufen von dem angeblichen Friedrich von Tham vermacht feien. (Harzzeitſchr. 1870, ©. 540.) Wenn nun auch die Urkunde falſch iſt, ſo ſcheint doch der Fälſcher eine ächte Aufzeichnung benutzt zu haben, nur daß er Gerintzendorf

160 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffeganes.

ftatt Zerngendorf (das BERN bezeugte Scarnazandorf, fpäter Czerezendorf) las.

*Klaus. Cine Stelle dicht an der Dorflage Helfta in der Nähe der Windmühlen (Set. II. b. der Flurkarte) beißt „die Klaus.“ Füllmunde von geringer Ausdehnung und alterthümliche Gegenſtände in größerer Zahl ſind daſelbſt gefunden, welche der Alterthumsverein in Eisleben aufbewahrt. Ein an der Klaus ge- fundener Zierrat aus Sandjtein gothiichen Stils dürfte darauf hin- deuten, daß bier ein wirkliches Gotteshaus gejtanden hat. Nach Papieren des Stift3 S. Spiritus zu Eisleben, welches an die Pfarre zu Helfta Erbzins zahlen mußte, weil es mehrere zur Klaus gehö- tige Weder befaß, hieß Diefelbe „Klaus ©. Gumberti”. Nah Helftaer Pfarracten auch Klaus ©. Ruperti oder große Klaus.

*Klauſe. So heißt eine Stelle unmittelbar weſtlich von der Dorflage Oberesperjtebt. (Schlag L der Flurkarte).

*Klein-Goſeck. Eine Unterabtheilung des Dorfes Gofed, welches auch ald Groß-Goſeck bezeichnet wird. (Schumann u. Schiffn. a. a. D. XVI, 268).

*Klein-Steigra. Es muß ein bejonderes Dorf dieſes Namens bei Steigra gegeben haben (nad W zu), da Schlag AX in Gect. I. der Flurkarte dieſes Dorfes „das Klein Steigraer Holz‘ heißt.

Köbeldorf. Den Bemerkungen Schmekels habe ih Fol- gendes hinzuzufügen. Die Spergauer Flur zerfällt nah Ausweis der Flurkarte im Wefentlichen in drei befondere, ftreifenförmige, von O nad W parallel laufende Marken, deren nördliche die Kübbel- marf ift, welche nörblid mit Kötzſchener und Cröllwitzer Flur raint, während der mittlere Flurftreifen die deutſche, der füdliche aber die wendifhe Mark bildet. Daraus erhellt, daß es zwei Dörfer des Namens Spergau gab, ein wendiſches und ein beut- ches und außerdem noch ein drittes Dorf, das Köbeldorf (ur- fundli Kobolani und Kubelene), defjen Mark, die Köbelmarf oder nad) jegiger Ausſprache Kübbelmark, dur den Kübbelrain von der deutſchen Dark gefchieden wurde. Der nördlich von Sper- gau in der Kübbelmarf gelegene Berggarten mit den dabei gelegenen Aengern und dem Kübbelborne bezeichnet jebesfalls die ehemalige Dorflage. Ob auch der „Marfgarten‘“ in der nördlich anftoßenden Cröllwiter Flur hierher zu ziehen ift, ift ungewiß, da defjen Lage mir nicht genau befannt ift.

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Erwähnt mag noch werden, daß die Kübbelmarf jetzt in 4 Ge- wende zerfällt, daß ihre NW-Ede die Gerftnig, ihr mittlerer Theil die Settesfen, ihre NO-Ede die Kübbelaue heißt. Doch liegt zmwijchen der Kübbelmark und den Gettesfen auch nod die auf deutjche Bewohner hinweijende „Gebünth“ mit der „Gebünthaue.”

*Korallenhaus. Name eines einzelnen Hauſes in dem Dorfe Neumark a. d. Geifel, neben der Kirche gelegen, worin der Sage nad Tetel predigte und großen Ablaßhandel tried. Von den forallenen Roſenkränzen, die er dabei austheilte, erhielt das Haus den Namen. E3 ift der Neumarfer Kirche lehnbar und zinft derjelben jährlih 4 Grofchen. (Schumann u. Schiffn. a. a. O. VII, 97). Ich Halte die vorftehende Namenserflärung für eine unglüd- liche, jagenhafte. Wenn man erwägt, daß auch bei Lützen große Miejenflähen „die Korallen‘ heißen, von denen etwas Aehnliches nicht erzählt wird, fo liegt e8 nahe, eine andere Erklärung zu fuchen. ch denfe, die Bezeichnung Koralle ift aus dem jlam. karaula (= Wadhthaus) entjtanden, jo daß die Dertlichfeiten, welche diefe Bezeichnung führen, entweder geradezu als Wachthaus dienten, wie 3. B. das Neumarfer Korallenhaus, oder daß zu irgend welcher Zeit auf den Korallenwiefen Wachthäufer ftanden.

Krautdorf. Die Dorflage von Krautdorf befindet ſich ſüd— lich von der Dorflage Liederjtedt; beide find nur durch den Bad) gejchieden und liegen dit an der Sgrenze der Flur. Die von G. Poppe gehegte Meinung, der Ort fei wüft, trifft alſo nicht zu, wenn glei) der Name mehr und mehr durch den von Liederjtebt verdrängt wird. 1818 hatte das Dorf 7 Häufer (Schumann und Schiffner a. a. O. V, 141.). 1253 verhandelten die Edlen von Querfurt mit dem Klofter Reinsdorf über eine Wafjerleitung bei der Mühle in Krautdorf. (Harzzeitichr. 1872, 8).

Kriebitfh. Die Einwohner des angeblich im Dreißigjährigen Kriege verwüfteten Dorfes bauten fih in Querfurt an. (Kaspar Schneider, löbl. Herrih. Duerf. ©. 27.)

Krummrode. Laut Urkunde vom 2. Det. 1464 hat Claus Pinfernail, Bürger zu Sangerhaufen, 3 Morgen arthaftigen Lan- des „auf dem Krummenrode vor der Stadt Sangerhaufen (Url. Nr. 201. des ftädt. Archivs zu Sangerhaufen, mitgetheilt von EL. Menzel). Alſo war der Ort ſchon 1464 wüſt.

*Krumpe. So ſcheint ein wüſtes Dörfchen in der Flur Tagewerben geheißen zu haben, da ſich öſtlich von Tagewerben Zeitiär. d. Harzvereins. XI. 11

162 Die Witftungen bes Friefenfeldes und Haſſegaues.

nad) der Ogrenze und Burgmwerben zu der Krumpanger und das Krumpfeld (Schlag AU und AO in Sect. II. und Schlag C in Sect. I.) bei einander finden. Die unmeit davon gelegenen „Marktfleckchen“, ein Stüd von der Größe einer Kleinen Dorflage (Schlag I in Flur Burgwerben), mögen die ehemalige Dorfitätte bezeichnen, falls diefelben nicht zur Wüftung Kuba gehören.

*Kuba. Eine Wüftung zwifhen Markwerben, wozu fie meift gehört, Tagewerben und der Saalbrüde bei Weißenfels, defjen Bürger fie zum großen Theil bebauen. Sie jtand unter dem Amte, indem nur Gefho und Pflicht dem Stadtrathe zuftanden, und hält 138 altjächfiiche Ader. Hut und Trift übt Markwerben. (Schumann u. Schiffn. XVII, 644). Nah Schum. u. Schiffn. (a. a. O. XIV, 700) gehört die Brüdenmühle bei Weißenfels urjprünglih in die Wüftung Kubemark. Dieje lestere Nachricht kann jedoch nicht ganz genau fein. (Vgl. das unter Podeliz Bemerkte). Ob man die Marktfledhen in Burgwerbener Flur (Schlag I) als die ehemalige Dorfitätte anzufehen hat, oder ob diefelben zur Wüftung Krumpe gehörten, ift noch zu unterſuchen.

*Rudenburg. Name eines Berges bei Bornftedt, welcher der Schloßruine gegenüber liegt, vecht3 der von Eisleben fommen- den Chaufjee. (Mündl. Mittheilung.) Name einer ehemaligen Raubburg in Sct. Mideln. (Wunder - Völker, Beitr. 3. Geſch. d. Stadt Müdeln, Halle; 3. Fride 1877. ©. 8.)

Kudfenburg unweit Querfurt. Die Stelle, wo die alte Kudenburg gelegen hat, iſt der öftlih von dem Dorfe gelegene Kranzberg. Die Kudenburger Flurfarte hat die Bezeichnungen „im Kranzhofe” und „im Kranze” (Schlag F und D). Der zungenförmig nah W fich erjtredende Kranzberg iſt ein Ausläufer der öftlich gelegenen Hochflähe, wird nördlich, weſtlich und ſüdlich von dem Weidabache bejpült und fällt nach diefen drei Seiten ſchroff ab. Die Dftfeite ift nicht natürlich feit; dort muß ein Wall mit Graben ehemals den Kranz, d. h. die noch jett erkennbare, faft kreisrunde Burgitelle, gebildet und gejchütt haben. Ganz ebenjo ift die Anlage des Hausbergs bei Großjena, der Altenburg b. Schraplau u.a.m. Die einzigen Mauerüberrefte der Umfaſ— fungsmauer (des Kranzes) finden fi) auf der Weite, doc ijt auch an der Sfeite in dem Ader ein von Steinen ſtark durchſetzter Strich bemerkbar, welcher noch jet zeigt, wo einjt die Umfaſſungs— mauer lief, denn jet hat man den Bergjcheitel der Beaderung

Bon Dr. H. Größler. 163

halber möglichft geebnet. ine öſtlich oder ſüdöſtlich an den Kranz ſich anſchließende Stelle heißt der Kranzhof. Nah Mittheilung des Mühlenbeſitzers Dehlert findet fich dabei eine Stelle, welche beim Darüberführen des Pfluges Hohl Kling. Auch wird behauptet, daß vom Kranze nad) der nordmwärts unterhalb des Berges gele- genen Biegelmühle ein unterirdiiher Gang führe. Das von dem Kranze umſchloſſene Gebiet iſt übrigend von beträchtliher Aus- Dehnung. (Nicht unbemerkt mag bleiben, daß aud dicht bei Mit- tenmwalde in Oberbaiern ein Kranzberg ift (Noé, Salzkammergut, S.33), und was uns nod näher angeht, daß das an der N grenze der Flur Nemsdorf nah Obhauſen S. Nicolai zu gele- gene „Höfchen“ (Schlag 0) auh „der Kranz” genannt wird, doh weiß ich nit, ob dort noch Reſte eines Mauerfranzes erhalten find.) Am Nordabhange des Kranzberges b. Kudenburg zieht Jih nach Ober - Esperjtedt zu „der Hagen” Hin.

Der Hof Kuckenburg, um welden ſich 1415 das Kloſter Sittihenbah und die Edlen von Querfurt ftritten, ift vermuthlich der Kranzhof. Die Befitungen des Klofters Sittihenbadh in Kuden- burg rührten, wie Harzzeiti hr. 1871, S. 85 nachgewieſen ift, ver- muthlih ſchon aus dem Jahre 1205 her, in weldem Gebhard v. Querfurt und fein Bruder Gerhard dem Klofter 4 Hufen iu K. mit Höfen und allem Zubehör für 326 Mark Silber verkauften. Da ferner 1243 Burchard, Burggraf v. Magdeburg, einen in K. belegenen Weinberg dem Klojter Sittihenbah für 25 Mark Silbers verkaufte (a. a. D.), jo muß man annehmen, daß der Burgbezirk Kudenburg ſchon früh in den Beſitz des Uuerfurter Gejchlechtes gelangt ijt, defjen Begüterung in diefer Gegend auch aus andern Urkunden erhellt. Ob vor den Uuerfurtern oder neben denjelben die Wettiner im Befis geweſen, läßt ſich aus der Nachricht, daß Graf Heinrich v. Wettin dem ihm verwandten Erzbiihofe Wich— mann v. Magdeburg Belisungen in K. verehrt habe, welche diefer wieder an das Klofter Neuwerk b. Halle gab, nicht feſtſtellen. Uebrigens fcheint ſowohl der Kranzhof, wie dad Dorf im dreißig: jährigen Kriege verwüftet worden zu fein. Das Dorf foll, mie der Mühlenbefiger Dehlert behauptete, nachdem es lange wüſte gelegen, erit im Jahre 1701 oder 1702 wieder aufgebaut worden ſein. Es jcheint alfo in jeder Hinfiht das Schidjal von Döcklitz getheilt zu haben. Der Burg gedenkt Caspar Schneider (Xöbl. Heid. Querfurt S. 40) noch im Jahre 1654 mit den Worten: „10 abgebrennet und die Felder von etlihen Bauren beftellet wer: den," fo daß es ganz den Anſchein hat, als hätten bis zur Zeit des dreißigjährigen Krieges Gebäude auf dem Kranzberge geftanden. Nod Ende des 17. Jahrhunderts fah man auf demjelben verfallene

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164 Die Wilftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

Gräben und mit Erde bededte Mauern, die man kurzweg den Kranz nannte. Diefe Trümmer wurden als ein Schlupfwinfel von Räubern angejehen. Als 1712 dem Herzog Chriftian von Sad) ſen-Weißenfels in Querfurt gehuldigt wurde, überreichte ihm der dortige Diafonus Sigismund Büttner eine mit verjchiedenen bei Kudenburg gefundenen Betrefacten verzierte Platte in Begleitung eines Gedichtes: „die huldigende Kudenburg.” Dafjelbe ift abge— drudt in Schöttgen u. Kreyffig, diplomat. Nachlefe XI, 36 48. Bol. auch deſſelben Verfaſſers „Rudera diluvii, Spuren und Zei hen der Sündfluth. Xeipzig 1710.

Nur noch ein Wort über den Namen der Burg Her v. Mülverftedt bezweifelt (Briefl. Mitth. vom 20/11. 75), daß der Name der Burg mit „kucken“ (= speculari) zufammenhänge, da man zu diefem Zwede feine Burgen, jondern nur Thürme gebaut habe. Und wenn Erfteres doch einmal gefchehen ſei, jo habe man fie Wartburgen genannt. „jedoch diefer Einwand fann nicht zur Widerlegung dienen, denn nicht nur die verjchiedenen Wartburgen, ſondern auch die häufig erjcheinenden Spielburgen im Hafjegau giebt es deren eine ziemliche Anzahl melde auch Spiegelburgen heißen, zeigen, daß man nicht nur einzelne Thürme, fondern aud ganze Burgen zu dem Zwecke erbaute, al3 specula (Warte) zum speculari zu dienen. Auf eine appellative Bedeutung des Bejtimm- worte deutet auch der Umſtand, daß der Name aucd noch anders- wo in der Nähe vorlommt. (Siehe Kudenburg bei Bornftedt und Mücheln.)

Kuniſch. Die von Kragih ©. 247 erwähnte Kiniſche Mark bei Liederſtedt ift offenbar nicht die Markt Kymen, fondern die Mark Kunifd.

Rurzgehofen. Der Ort war, wie Dr. Jacobs (Beiträge zur Geſchichte von Artern und Vockſtedt S. 7) gezeigt hat, wohl feine dörfliche Anlage, fondern ſchon im 13. Jahrh., wo er, wie die benachbarten Anfievelungen durch das Kloſter Walfenried gegründet fein mag, nur ein Möndshof (grangia), allerdings wohl mit Vormerken und nicht unbedeutendem Zubehör. Dafür fpricht auch die urſprüngliche Singularform des Namens Cordeshove.

Kusdorf. Näheren Aufihluß über die Lage der Wüſtung gewähren folgende Angaben des Vermefjungsregifters von Ober- deutfchenthal: „überm Steinbruche an der jauren Seite und in der Kusdorfer Marke;“ an der fauren Seite und dem Steubener Wege.” (Schlag K.)

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Kymen. Daß die Bezeichnung „Kiniſche Mark“ nicht auf Kymen, fondern vielmehr auf Kunifch geht, habe ich ſchon bemerft. Auch ftellen fi die von G. Poppe gegebenen Mittheilungen über die Wüftung als nicht völlig zutreffend heraus. Denn nad Aus- weis der Prediger Flurkarte grenzte die Mark Kymen nördlich an Klein-Eichftedt, öftlih an Spielberg und Liederſtedt, ſüdlich an Preditz, weitlih an Gölbitz. Ihre Flurtheile find: „überm Flachs— thale“ (nördlih von dem in Prediger Flur gelegenen Lohhorne), „nie Mark Kymen,“ „unterm Kymenjhen Berge“ (nördlich von vorigem) und „das Lerchenfeld“ (Nordſtück). Bildet ſonach die Mark Kymen nebſt Zubehör jetzt den nördlichiten Theil der Prediger Flur, jo darf doch nicht vergefjen werden, daß auch Göl- big einigen Antheil an der Mark hat, da Schlag R in der Göl— biger Flur die Bezeichnung führt: „Pläne in der Mark Kymen.“

*Lachsdorf oder Lachſtedt. Nach Cl. Menzel eine Wüftung oder ein Stadttheil im Norden von Sangerhauſen, dejjen genaue Lage bis jetzt noch unbefannt ift. In einer im Jahre 1281 von den Rittern Gonemund, Goswin und Ulrich von Sangerhaufen, ſowie dem Rathe der Stadt Sangerh. ausgejtellten Urkunde (Nr. 1 des ftädt. Archivs), laut welcher Heidenricus dietus Stappho den Brüdern des h. Lazarus ein Haus und eine Fleiſchbank zum Heil feiner Seele überläßt, iſt Hermann von Lardorf, Bürger von Sangerhaufen, Zeuge. 1395 fchenft Volkmar Kalb, Mitglied einer alten Sangerhäufer Patricierfamilie, der Kirche S. Jacobi daſelbſt ſechs Schilling Pfennige jährlihen Zinfes, die er zu for- dern hatte an Rumars, des Juden, Haus in der Lardorfiden Gaſſe an der Mauer. 1435, am Sonnabend nad Katha- tinentag, verkaufen Claus Angelhard, Bürger von Sangerhaufen, und feine ehelihe Wirthin Jele einen jährlichen Zins von 1 fl. von 12 fl. an ihrem Settelhofe in der Lachſtedtſchen Gaffe wieberfäuflih der neuen PVicarei U. 2. Frauen in der Pfarrkirche Sct. Jacobi in Sangerhaufen (Urf. Nr. 76 des ſtädtiſchen Ar- Hivg.) Auch noch in 2 Urkunden aus den Jahren 1448 und 1476 wird nad einer Mitteilung von Dr. Jul. Schmidt in Sangerhaufen die Lachſtedtſche Gaffe erwähnt und zwar jo, daß nach einem auf einer diefer Urkunden befindlichen Vermerke die Jdentität der beiden Benennungen „Lardorfſche u. Lachſtedtiſche Gaſſe“ nicht zu bezweifeln ift. (Alles Vorſtehende Mitth. von von El. Menzel in Sangerhaufen.) Doch ift, fo lange nicht noch entiheidendere Zeugnifje hinzutreten, einftweilen nur die Annahme berechtigt, daß eine Gaſſe in Sangerhaufen von einem Bürger, Namens Lachsdorf oder Lachſtedt, ihren Namen empfangen hat,

166 Die Wilftungen bes Friefenfeldes und Hafjegaues.

wie e8 3.8. mit der Buchergaſſe in Eisleben der Fall it, ohne daß man genöthigt wäre, das Beftehen eines bejonderen Ortes dieſes Namens vorauszufegen.

*Lauta. Anjcheinend eine wüſte Mark bei Bedra oder ein in dieſen Drt aufgegangenes Dörfchen. Denn an das fogenannte „Leine Dorf“ in Bedra ftößt unmittelbar ein Flurtheil, welcher „die Laute“ Heißt. (Mittheil. von Hrn. Pfarrer Walter in Grumpa.) Es liegt die Vermuthung nahe, daß diefes „Heine Dorf“ uriprünglih Lauta geheißen hat, und könnte dann ebenſowohl als die Wüftung Lautama bei Marfröhlig für dasjenige Dorf Lauta angejehen werden, welches die Gründer des Stiftes Goſeck dem- jelben im Jahre 1046 fchenkten.

Lihthagen. Diefe Wüftung gehört jett zur Friesdorfer Flur, deren ausgedehnten füdlichen Theil fie bildet. Die von der Dorflage Friesdorf ſüdwärts zur Mitte der Sgrenze führende Trift beißt die Trift nah dem Lihthagen; Schlag U heißt der Lihthagen und nahe dabei findet fih die wüſte Kirden- wiefe. Da nun der Reitzkenbach die Ogrenze der Flur Friesdorf gegen Gorenzen bildet, jo muß er früher auch die Ogrenze der Flur Lichthagen gebildet haben. CI. Menzel in Sangerhaujen theilt mir aus den vom Magifter oh. Andr. Götze 1754 gemad) ten Auszügen des Friesdorfer Kirchenbuches (Abſchrift vom Prediger Tiſchmeyer im Befis der Frau v. Friefen in Rammelburg) Folgen: des mit: „Alfo Haben die Friegdörfer (zuerjt) eine Kirche auf dem Lichthagen auch gehabt. An diefem Orte hat zuvor ein bejonderes Dorf geftanden; die Friegdorfer aber find dahin gepfarrt gemeien, wie denn auch noch heutzutage ein Weg von hier aus durchs Hol; anzutreffen ift, welcher der Kirchfteig genannt wird. Bon dieſer Kirche auf dem Lichthagen find Weberbleibfel genug vorhanden. Ich bin auf dem Hügel gewefen, wo die Kirche gejtanden, und babe nicht nur Mauern und Gräber gefunden, fondern aud ein tiefe8 Loch, welches durch eine Mauer in ein Gewölbe ging. Es haben mir auch verjchiedene Alte erzählt, daß die Grundmauern diefer alten Kirche vor AO Jahren (alſo 1710— 1714) in ſolchem Stande gemwejen, daß man Steine zum Bauen daher holen fön- nen.” Im Jahre 1420 Fam Lichtenhayn, welches damals nod) befegt gemwefen zu fein jcheint, bei der Mansfeldiſchen Erbtheilung an Graf Hoyer V. von Mansfeld »Borderort. (Frande, Hiſt. d. Grafih. Manzfeld ©. 233.)

Lipsdorf. Wenn ih annahm, daß der Name Klaus: anger auf den h. Nicolaus als ehemaligen Patron der Dorfkirche

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ſchließen laſſe, jo fpridht für diefe Annahme auch noch die Lage des Ortes am füßen See. Denn ©. Nicolaus, der Patron der Fiſcher und Schiffer, war für die Anwohner des fischreichen Sees ein ganz geeigneter Heiliger. Uebrigens liegt die Wüftung nicht bloß in Lüttgendorfer Flur; es hat vielmehr auch Afeleben einen Theil der zwifchen beiden Dörfern liegenden Mark erhalten; die ehemalige Dorfftätte von Lipsdorf erkenne ich in den norbmeitlich von Aſeleben, dicht am See gelegenen „Stätten“ (Schlag K), welche nur durh „die langen Weiden” von denjenigen Stüden der Flur Lüttgendorf getrennt find, melde ehemals Zubehör von Lipsdorf waren. Die Bezeihnung „die Stätte” oder „die Stätten“ bezeichnet regelmäßig eine wüſte Dorfftätte. Von 1147 ſchenkt der edle Dietrih von Querfurt dem Klofter Marienzelle in Eil- wersdorf 1 Hufe in Lifdagesdorp. (Ludewig, rell. mscpt. I, 5.)

Liudineburg. Herr v. Mülverftedt bezweifelt in einer brief- lihen Mittheilung die oentität von Liudina und Lettin. Criteres Wort hält er entjchieden für ein deutfches, Tetteres für ein wen— diſches. Was die Endung des Wortes Liudina betrifft, jo ift die- jelbe allerdings nicht nur den ſlawiſchen Sprachen (vgl. Harzeitichr. 1875, S. 119 u. 120) eigen, fondern in Stoff anzeigenden Eigen- Ihaftswörtern auch dem Deutfchen, freilich fat nur in Zufammen- jegungen, 3. B. Eichinaberg, Widinapach u.a. Da jedoch alle andern Ortsnamen des Hafjegaues mit der Endung ina (4. B. Uuodina, Blisina, Dussina, Wirbina, Studina) ſämmtlich nur und zwar leicht aus dem Wendiſchen erklärt werden fünnen, fein einziger der— jelben aber aus dem Deutjchen, jo jpricht jchon dieſer Umitand fräftigft für den wendiſchen Urfprung des Namens Liudina. Doc nicht allein die Endung, auch das Wurzelmort felbjt befundet den legteren. Denn an das ahd. liut (= homines) zu denfen, ver: bietet vor Allem die Schwierigkeit, daß man dann feine vernünf- tige Ueberſetzung des Namens gewinnen fann. In ſlawiſchen Namen dagegen iſt die Wurzel lud, lut (oder mit jodirtem Anlaut Ijud, hut) außerordentlich häufig. Eine Fülle von Beifpielen lie- fert Schafarſchik (Slawiſche Alterthümer II, 141). Ich hebe hier nur einige hervor. Ljuta heißt ein Nebenfluß der Pljusa im Gouvern. S. Petersburg; eine Ljutenka fließt im Gouvern. Pol- tama; eine Ljutica in Wolhynien; eine Ljutnica im Gouvern. Witepsf. Mehrere ruffiihe Dörfer heißen Lutna, Lutinka und ähnlih; Lutomiriei Heißt ein tichechiiher Stamm in der Gegend von Leitmeritz in Böhmen; ja ein vollftändiger Doppelgänger unfe- rer Liudineburg findet fih ebenfalls in Rußland, nämlid ein Schloß Lutin. Daß Leuthen in Schlefien urjprünglid Liudina

168 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Hafjegaues.

geheißen hat, ift nicht zu bezweifeln. Aud an den Namen des chorwatiſchen Fürften Liudiwit darf man erinnern. Alle genannten Namen wird man mit Schafarfchif entweder von dem männlichen Namen Ljut, der feinerjeit3S wieder von dem Adj. Ijut (= acer, tapfer, grimmig) herfommt, ableiten müffen, oder von dem ſlawi— fhen unjerm ahd. liut urverwandten lud (= homines, Leute, Bolf). Unfer Ljudina im Befonderen erklärt ſich meines Erachtens am Leichteften durch letztere Wurzel. Da nämli die ſlawiſche Adjectivendung ina beſonders häufig einen Aufbewahrung = oder Berfammlungsort des durch die Wurzelfilbe bezeichneten Gegenitan- des bedeutet (Jettmar, Weberrefte ſlawiſcher Orts- und Volfäna- men der Provinz Brandenburg, Potsdamer Gymnafialprogramm ©. 3), jo hat Ljudina offenbar die Bedeutung „Verfammlungsort des Volkes,“ welche am treffenditen durch das deutjche thiotmalli, diotmahal wiedergegeben werden kann. So weiſt aljo jchon der Sinn des Namens darauf hin, daß unfer Ljudina der Hauptort eines Bezirks gemwefen fein muß. Herr v. Miülverftedt wendet jedoch noch Folgendes ein. Wenn Ljudina deutſch fei, woran er glaube, jo jei nicht zu begreifen, wie die Wenden daraus Lettin hätten machen können, da fie ſonſt gewohnt feien, Namen fremder (d. 5. ſlawiſcher) Wurzel zu fubjtituiren. Sei dad Wort aber wendifh, jo ſei mwieverum nicht zu begreifen, wie ein fo leicht jprechbarer Name, wie Lettin, in deutfhem Munde in Ljudina habe übergehen können. Hiergegen habe ich zu bemerfen, daß das Vorkommen eines wendiſchen Namens neben einem Deutjchen für denfelben Ort meines Wiffens nur in der Laufig gebräuchlich ift und auch da erjt in jüngerer Zeit; in unjeren Gauen dagegen iſt es faum nacdmeisbar. Denn Bezeichnungen, wie villam quandam Spirige dietam, selavonice autem Kobolani nuncupatam und villam Spiliberg vocatam, quae etiam alio nomine Sibrovieci nominatur wollen eigentlich Feine entjchiedene Identität beider Orte, fondern nur engered Berbundenfein eine flamijchen und eines deutſchen Dorfes andeuten, wie wenigftens neben Spergau früher ein befonderes Dorf, Köbelvorf, beitand (vgl. mein Wüftungs- verzeichniß in der Harzzeitſchr 1875, ©. 367 und 1878 ©. 160). Daß aber Ljudina in Xettin übergehen fonnte, habe ich nicht nur an dem a. D. bereit3 nachgewiefen (1185 Luthyne, 1217 Lutin, fpäter Luttin, Lutyn, Letyn, Littin, Lettin), fondern das zeigt auch die parallele Entwidelung von Rupina zu Rumpin, Wettina zu Wettin, Blisina zu Blöften u.v. a. Ljudina ift eben die noch unverjehrte, Lettin die im Munde der Deutjchen entitellte Form des jlamischen Namens. Wenn nun Herr v. Mülverjtedt weiter bemerft, auf die deutjhe Endung burg im Namen Ljudine-

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burg dürfe man fein Gewicht legen, weil verfchiedene dem wendi— hen Idiom angehörige Namen, fei ed nun durch Anhängung, ei s durch Verunftaltung der urſprünglichen Endung, erſt durch die eutſche Zunge zu deutſch klingenden geworden ſeien (vgl. Lo— urg, welches urkundlich Luburn, Loburn, und Brandenburg, slhes urſprünglich Brannibor hieß, wo der Deutſche den Burg— griff an den Namen angeflidt habe), jo bemweift auch dies nichts egen meine Auffafjung, da ich ja Liudina nicht für einen deut- hen Namen halte und die Sache doc offenbar jo liegt, daß die )eutſchen die bei dem flawifchen Orte Ljudina erbaute Burg unter jeibehaltung des jlamwifchen Namens Ljudineburg nannten, gerade wie die bei dem jlamwifchen Wirbina erbaute Burg von ihnen 'irbineburg genannt wurde. Doch noch Eins macht Herr v. Mül- nitedt geltend. Ein Schluß von dem Vorhandenjein mehrerer ottelhöfe zu Lettin auf das ehemalige Borhandenjein einer Burg vendafelbft fei unftatthaft, weil das Weſen der Sattelhöfe (ohne interfafjen) von dem einer Burg ſehr weit entfernt fei. Ueber— es feten die v. Lettin und dann die v. Morl,, welche auf Lettin ben, das Heinfte, unbedeutendfte und ärmfte Gefchlecht geweſen, 3 man fich denfen fönne, welches faum eine Kemenate bewohnt ben möge. Es tft zuzugeben, daß aus dem Vorhandenfein von attelhöfen ein directer Schluß in obigem Sinne nicht zu ziehen aber ein inbirecter ſcheint mir ftatthaft zu jein. Denn die vähnten Sattelhöfe werden ein Burglehn von Burgmannen gemwes ı fein, die zu der Bejagung der Liudineburg gehörten; das ichleht ‚aber, welches den Namen v. Lettin führte, wird, wie fo le Beijpiele anderer Burgen uns zeigen, nur dad vornehmite inifterialgefchlecht unter den Xettiner Burgmannen gemejen fein d darum den Namen des Ortes ſelbſt geführt haben. Was aber 3 Wichtigfte ift, auch den Nachweis, daß wirklich in Xettiner af eine wenn auch ſchon fehr früh verſchwundene Burg gejtan- t haben müfje, kann ich führen. Wie ich in meinem Wüftungs- zeichniffe (Harzzeitihr. 1875 ©. 397) dargethan habe, liegt tih von Lettin die Rotſchmark, von welcher jedoch auch zu hepzig und Dölau Stüde gefommen find. Diefe Rotſchmark 5 aber urfundlih in früherer Zeit Grotheze und nod 1511 otzsch, fo daß aljo das anlautende G erjt jpät verloren angen ift. In dem Namen Grotheze aber läßt fi unſchwer ſlawiſche grodjisstjo, welches Burgftelle bedeutet, erkennen, denn in der Laufit die Namen Grötih, Grödiſch, Grotzſch, öditz ſämmtlich nur germanifirte Formen jenes ſlawiſchen Wortes >, was Bronifh im Neuen Laufis. Magazin, Bd. 20, Hft. 2, 121 nachgewiejen hat. Hiernach wird man nicht umhin Fönnen,

170 Die Willtungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

in der ehemaligen curtis Grotheze weftlih von Lettin die biäher vergebens geſuchte Burg von Lettin anzuerkennen, nur daß bei derfelben die ſlawiſche Bezeichnung einer Burg anjtatt der deutſchen fih erhielt, was bei einem uriprünglich ſlawiſchen Orte mit durchaus jlawifcher Umgebung nit Wunder nehmen Tann. Beachtung ver: dient auch noch, daß bei Roitzſch unweit Bitterfeld fich eine Flur Burgftadel findet, melde nad Schum. u. Schiffn. Lericon von Sachſen (XV, 29) im Jahre 1469 noch ein Schloß trug, ein zwei- tes Tehrreiches Beispiel, daß Roitſch nur aus Groitih (= Grod- jistjo) verderbt ift und ſtets auf das ehemalige Vorhandenfein einer Befeftigung oder Ummallung hindeutet.

Lobesdorf. Schlag AK in Gotterhäufer Flur heißt „in Lobesdorf“ und liegt fühlih vom Dorfe, öftlih von dem They und nördlih des Hennedenberged. (Siehe das unter Tetterem Namen Gejagte.) Auch Holdenftedt und Wolferftent müfjen An- theil an der Flur haben, da nach einer Sage diefe beiden auf eine Glocke Anſpruch erhoben haben, die eine Sau auf Lobesborfer Mark ausgemühlt hatte.

Lobitz. Liubisici im Hersfelder Zehntverzeichniſſe. Schlag EA der Flur Niederijhmon führt noch den Namen: „auf und hinter dem Löbitz,“ und Schlag OA Heißt: „zwiſchen ber grünen Trift und dem Löbitz.“ Vielleicht gehörte auch Schlag AA, „die Mühlhöfe,“ zu der ehemaligen Dorflage. 1277 erjcheint Henricus plebanus de Lubyz (ab Erath, Cod. dipl. Quedl. p. 262.) Alſo hatte der Ort vormals eine Kirche.

Löpnitz. Der fleine und große Löbniß im Zollhäufer Unterforfte liegen nördlich von Pölsfeld und weſtlich von Annarode in der Quellgegend des nad Möllendorf hinabfliegenden Hippbaches, doch vermuthlih auf dem jüdlichen Abhange der Waſſerſcheide. Nah Dften grenzen beide an den Roßberg.

Lorenzrieth. Die ehemalige Dorflage gehört jest zur Flur Martinsrieth, in welcher Schlag S „die Hofftetten“ heißt.

Ludendorf. In der Flur Ober-Wünſch (Kr. Querfurt) weitlih vom Drte heißt ein Flurtheil nah der Drößigmark zu das Ludendorfihe Feld. Herr Paſtor Walter in Crumpa, der mir dies mittheilt, urtheilt ohne Zweifel richtig, wenn er annimmt, an diefer Stelle habe das Liudimendorf des Heröfelder Zehntver: zeichniſſes gelegen, welches bis jet noch nicht nachgewiejen war. (Nach dem Landaufchen Druf Nr. 162, nach der richtigen Neihen- folge Nr. 171.) Doc möchte ich annehmen, daß das in die Flur

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Niedermwünfch gehörige, deren SW - Ede gegen die Wüftung Dopp- adel bildende „Eleine Feld“ (Schlag A) früher ebenfalls zu Luden— dorf gehörte, da dafjelbe von feiner andern Wüftung in Anfprud) genommen wird. Die einzige mir befannte urkundliche Erwähnung des Drtes ift folgende. Im Jahre 1208 bezeugt Landgraf Her: mann von Thüringen, daß der Abt Effchard und die Brüder des Klofters Reinsdorf (a. d. U.) auf dem Landgerichte in Röblingen aus der Hand des Burggrafen Ulrich von Wettin und feiner Erben 4 Hufen in Ludendorf für 60 Pfund sub pretextu liberi patri- monii gefauft haben. (N. Mitth. XIV, 277.)

Lüdersburg. Das Dörfchen Ludesburg muß übrigens ſchon vor dem Jahre 1145 beftanden haben, da eine Urkunde dieſes Jahres folgende Ortsangabe hat: „silva Schirholt (= Grenz hol), que a superiori villule parte, que dieitur Ludesburg, in- eipit et in fine eiusdem ville desinit.“ (v. Ludewig, rell. mscptm. X, 679.)

Mädern. Der Mäderfhe Teich liegt in der Schafitebter Oberflur, zwiſchen der Stadt und dem Feldſchlag H „hinter dem Walde.”

Mallesbach. DVielleiht erinnern „die Hofftätten” (Schlag R in Sect. I der Flurlarte von Schönewerda), welche unmittel- bar nördlih von Efmannsdorf und öftlid vom Sulzbache, zwifchen E. und der Bottendorfer Straße liegen, an diefen Ort. Vielleicht aber rühren fie von dem noch unbefannten Theotboldesdorpf her, welches das H. 3. V. zwiſchen Eßmannsdorf und Bottenborf nennt.

*Mamburg. Obwohl diefe Dertlichfeit außerhalb unferer Gaue liegt, jo fol fie doch, weil fie dicht an der Grenze liegt, hier mit genannt werden. So heißt nämlich die an den Regen- beef und Krieggraben ftoßende SW=Ede der Flur von Burgörner, öftlih der Wipper. Gin Bericht eines chemaligen Pfarrers von Thondorf nennt übrigens die Stelle „Monburgsberg,” Ahrens dagegen (Hiftor. Nachrichten S. 41) „Mannburg.” (Beide fügen hinzu, daß auch auf dem etwa 100° hohen Kirchberge bei Burgör- ner der Sage nah ein Klofter mit einer Burg geftanden habe.) Enthielte der urkundlich leider nicht belegte Name Mamburg den Namen Mano, (= Burg des Mano), fo wäre eine Beziehung zu dem Namen PMansfeld, deſſen ältefte Schreibung Manesvelt (= Rodung des Mano) lautet, nicht undenkbar.

172 Die Wüſtungen des Friejenfeldes und Haflegaues.

"Margaretenmühle unterhalb Wippra unmeit der Wipper. Sie wird zum erften Male in der Befchreibung der Mansfelder Berggrenze erwähnt und zwar jo: „bis an Grettenmühle und an das Wafjer die Wipra.” In einem Bericht über Beziehung der Berggrenze von 1563 heißt es: „bis auf Margarettenmühle, die leit unter Wipper, aber verwuft, nichts davon denn ein Gewölbe, in den Berg gehauen.” Da heutige Karten die Mühle noch zeigen, jo muß diefelbe jpäter wieder aufgebaut worden fein.

*Mark-Beeſenſtedt. Nah Frande (Hiftorie der Grafid). Mansfeld S. 89) das Oberdorf von Beejenftedt in der Herrſchaft Seeburg. Wenn dies ohne Zweifel richtig ift, fo Doch ſchwerlich die Behauptung, der Drt habe jeinen Namen davon, daß er vor Zeiten ein Marktfleden gemejen; wenigſtens bemweift er diefelbe nur dur den Hinweis auf den Namen. Bei der Mansfelder Erb: theilung im Jahre 1420 kam der Drt in den gemeinfchaftlichen Belis der Grafen Gebhard V. und Buffo VI. von Mansfeld (Ahrens, hiftor. Nachrichten, Eisleben 1834, ©. 32). 1468 als Magde: burgisches Lehnſtück der Grafen von Mansfeld erwähnt (Spangen- berg, Mansf. Chron. fol. 392°). Auch in der Manzfeldifchen Erb- theilung von 1501 wird Marks Beejenjtent neben Beeſenſtedt nod) beſonders aufgeführt, desgl. i. 3. 1609 als Zubehör von Seeburg.

*Markeichſtedt. Diefe urjprünglih, wie es fcheint, jelb- jtändige Dorfgemeinde muß jet in Niedereichſtedt aufgegangen fein. Doch heißt noch jest eine Stelle im füdöftlihen Theile der Niedereichftedter Flur (Schlag BD in Sect. IV): „vor dem Marfte.“ Das würde al3 urfprünglihe Namensform Markt Eichſtedt vor: ausſetzen.

Mechilacha vgl. Muchilidi.

Mechſtedt iſt zu ſtreichen, da es, worauf K. Meyer auf: merkſam macht, Mechſtedt bei Schlotheim in Thüringen ſein dürfte.

Mechtilderothe. Nah Schumann u. Schiffner (a. a. O. VI, 205) führt das Dorf den Namen Ziegelrode erſt ſeit Erbauung der nördlich gelegenen Ziegelei. Nach G. Poppe dagegen, welcher ſich auf die mündliche Mittheilung eines zu Ziegelrode geborenen Berichterſtatters ſtützt, iſt Ziegelrode, genau genommen, eine Neu— gründung, , Stunde von dem eingegangenen Mechelrode entfernt. Diefes lag bei der jetigen Gemeindegrube, an welcher noch im Jahre 1830 der Wald anfing. Unter den mehrere hundert Jahre alten Eichen defjelben konnte man damals den Umfang des „alten

Bon Dr. H. Gröfler. 173

Gottesaders“ in feinen Füllmundfteinen noch recht gut erkennen. Auch waren daſelbſt noch mehrere ziemlich wohl erhaltene, theils aufrecht jtehende, theils liegende Leichenfteine und fogar Gräber zu jehen. Nach 1830 wurde der Wald dort ausgerodet, und Alles hat fich geändert.

Meinersdorf. Man wird faum bezweifeln dürfen, daß M. dasjenige Dorf war, zu welchem die wüſte Katharinenfirche bei Wendelftein gehörte, da es wiederholt mit dem wüſten Wenigen » Memleben und mit dem wüſten Dsfurt zufammen genannt wird und die Pfortengüter in Meinrichsdporf zu dem Mönchhofe in Odesford gehörten, von welchem aus fie verwaltet wurden. 1356 vertaufchte jedoch das Klofter Pforta diefe Güter gegen ihm näher gelegene an die auf Wendelftein figenden Edlen von Wisleben. (Wolf, Chronik v. Pforta ©. 127). Die Zeit, wann dad Dorf eingegangen, und in Folge welcher Ereignifje, bleibt immer noch zu ermitteln. Zu vermuthen ift, daß das Klojter Porta und ſpä— ter die Edlen v. Wisleben die Bauern auögelauft und jo dem Dorfe das Ende bereitet Haben. Im 15. Jahrh. aber hat der Ort, wie ich früher gezeigt habe, jedesfalls noch beitanden.

Melmsdorf. In dem zur Flur Oberdeutfchenthal gejchlage- nen Antheile erinnern an das Dorf noch die Bezeichnungen: „zwi- hen dem Jungfern- und Malmenraine im Malmengrunde” (Schlag Z), wozu aud noch die nähere Bezeihnung tritt: „am Hallefhen und am Schafitedter Wege.” Wenn nun Schumann u. Sciffner (a. a. O. XVII, 662) eine von der Stadt Schafſtedt benugte Wüſtung, die ſchon vor 800 Jahren (von 1833 an zu vehnen) an das Stift Merfeburg gefommen ſei, Malifersporf nennen, jo vermuthe ih, daß Malmersdorf zu lejen und anzu— nehmen ift, es fei der an Schafitent gefallene Theil der Flur damit gemeint, obgleich die Zeitangabe befremblich bleibt.

Mihulidi. Da die Einfiht in das Driginal des Hersfelder Zehntverzeichnifjes mich belehrt hat, daß in demjelben faft durchweg eine von Landau nicht erkannte, örtliche Neihenfolge der Namen beobachtet ift, und da demnach Mechilacha fo und nicht Muchi- lacha bat das Driginal —, meil es zmwilchen den Dörfern Langunfeld fteht und die Orte Morunga und Cunnaha zu Nad)- barn hat, nicht auf Mücheln an der Geifel gedeutet werden fann, jo fragt fich, ob nicht doch der alte Name diejes Städtchen Muchi- lidi ſe. Da nun auf diefen Namen Nannendorpf (Nallendorf), Crupa (Crumpe) Zebechuri (Zöbigker a. d. Geifel) und Crodesti

174 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

(Gröft b. Mücheln) folgen, alfo lauter Orte aus der Umgegend dieſes Städtchens, fo muß man Michulidi durch Mücheln erklären. Dazu fommt noch, daß Müceln nah Wunder: Völker a. a. O. ©. 6. auch Mudilde, nah Schumann u. Sciffner (a. a. O. VI, 575) auch Michelda heißt. Dagegen wird es mit Vorficht auf zunehmen fein, wenn ebenda berichtet wird, Mücheln habe nod 2 alte Thürme, als Ueberrefte von 2 Schlöſſern, auch habe es zu Mücheln und in den nahen Dörfern S. Ulrich und S. Jacob vor der Neformation 3 Klöjter gegeben, deren Namen noch jetzt die Kirchen diefer Drte nebſt der Filialfirche des Dorfes S. Micheln führten. Thatſache ift nur, daß in der Stadt eine Kirche ©. Jacobi liegt, und daß das Nathöfiegel den Patron der Kirche, © Jaco— bus den Melteren mit dem Stabe in der Rechten, der Pilger— mufchel in der Linken und dem Pilgerhute auf dem Haupte dar- ftelt. Den Umfang der ehemaligen Muchileburg oder Mochen- leuiaburg (jo jchreibt die Urkunde von 978) erhält man nad Wunder - Völfer ©. 7, wenn man dem Mauerzuge folgt, der das Mübhlthor, Oberthor und Delthor mit einander verbindet. Das ift Die eigentlide Stadt mit Ausschluß der Vorſtädte, von faum 700 M. Umfang, aljo im Grunde nur eine große Burg. Doch val. auch das unter Mücheln Bemerfte.

*Miferlengefeld, meldes Schumann in feinem Xericon von Sachſen (V, 618) irrig Meilerlengefeld nennt, ift jet ein dem Grafen von Aſſeburg-Bochholz gehöriges Vorwerk unmeit Lenge— feld bei Sangerhaujen. Das Beſtimmwort Mifer, welches in der Halberftädter Archiv. Matr. vom jahre 1400 Muser lautet, it zur Unterfcheidung von dem noch bejtehenden Xengefeld, meldes früher Vrobftlengefeld hieß, beigefügt. Miser oder Muser (Maufer) ift der Name des Mäufebuffards und in unferm Falle Name einer Minijterialfamilie, deren Glieder in der Umgegend von GSanger: haufen während des Mittelalters häufig erwähnt werden. Weil diefe Familie ein Nittergut in dem Drte befaß, wurde derjelbe geradezu nad ihr benannt, wie Hadpfiffel nad) denen v. Hade, Kalbsrieth nad) denen v. Kalb, Knautkleeberg, Knauthain und Knautnaundorf nach denen v. Knaut u.a. m. Der Drt war jedoch früher nicht bloß Vorwerk, fondern auch Pfarrdorf, wie nicht nur aus feiner Erwähnung in der Halberit. Matrikel, ſondern aud) aus einer Teidingsurfunde vom 21. Dec. 1400 (in die Thome apostoli) hervorgeht, welche fich im Stadtarchiv zu Sangerhaujen befindet und welche Herr Lehrer Menzel daſelbſt mir mitgetheilt hat. In derfelben werden erwähnt „drye dorfier, dy Lengefeld heissen: das eyne heisset Probstlengefeld (in der Matrifel Provest

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Lengevelde), ond eynes Mittellengefeld ond eynes Müserlen- gefeld, dy da by gelegen sin etc.“ Daß alle drei Dörfer, und jomit auch Miferlengefeld, uralt find, geht daraus hervor, daß bereits das Hersfelder Zehntverzeichniß 3 Orte des Namens Langun- feld mit und nad) einander nennt. Sonft fcheinen über unjern Ott alle Nachrichten zu fehlen; namentlich ijt unbelannt, wann das Dorf eingegangen.

*Mittellengefeld. Name eine Theild von Lengefeld bei Sangerhaufen, früher eines bejonderen Dorfes, welches jetzt mit dem ehemaligen Probftlengefeld zu Einem Dorfe, dem jebigen Lengefeld, verbunden ift. (Mittheilung von El. Menzel. Vgl. das unter Miferlengefeld Bemerfte.)

*Molmed. Name einer Wüftung in der Flur von Groß— örner, nördlich der Wipper, alfo nicht in den Hafjegau gehörig. Da jedoh der Name in Mansfeldiſchen Lehnbriefen jehr oft erjcheint, jo mag bemerft werden, daß der Name Molmeck aus Molenbeke oder Mülenbeke (= Mühlbach) entjtanden tft, wie auch noch die Benennung des Schlages BA: „Wiefen in in den Mühlgärten und in Molmeck“ zeigt. Ahrens (Hiftoriihe Nachrichten ©. 46) behauptet irrthümlich, daß diefer Drt bei Eisleben gelegen. Ueber das Schidjal der Bewohner des angeblid im dreißigjährigen Kriege eingegangenen Ortes und auch über feine Gründung haben fid Sagen erhalten.

*Müchel. Im nördlichen Theile der Fluren Ebersrode und Branderode bei Mücheln findet fih, anftopend an die Müchelner Stadtflur, eine Anzahl Feldſchläge, welche mit Beltimmtheit das ehemalige Dafein eines Dorfes des Namens Müchel an jener Stelle andeuten, welches allenfalls auch als das Michulidi des Hersfelder Zehntverzeichnifjes (fpätere Muchelde) angejprocdhen werben könnte. (Vgl. das unter Michulidi Bemerkte). Nördlih von der Dorflage Chersrode heißen die Felder „am Fleinen Müchelwege“ (Schlag I) und „am großen Müchelwege“ (Schlag M, öftlih des vorigen an der Ogrenze). Nördlich von beiden liegt die Müchel— höhe (Schlag R) und nod weiter nach) N das Müchelfeld mit dem öftlich davon gelegenen „Schlößchen.“ (Schlag B und L.) Damit aber nicht genug, denn in der öftlic angrenzenden Flur Branderode heißen die an der Agrenze berfelben gelegenen Schläge M und N „am Müdeliden Wege” und „die Müchelſche Gebreite“, Lauter Anzeichen, daß diefe zufammenftoßenden Flur- orte einft ein zufammengehörige® Ganzes gebildet haben, welches

176 Die Wüſtungen bes Friefenfeldes und Haffegaues.

nicht etwa bloß von der nördlich angrenzenden Stadtflur Müceln abgezweigt ift, jondern einen jelbjtändigen, wenn aud verwandten Namen hat. Endlich ift auch noch zu beachten, daß die Flur von Baumersrode, welche öftlih an die von Mücheln und ſüdlich an die von Eberörode grenzt, einen Schlag Z hat, welder „am Mü— chelwege“ heißt und bei welchem fich zwei andere Schläge (AB und AC) finden, melde „die Hofgärten‘ und „pas Fleine Feld“ heißen, wie wir ſchon mehrmals zu ſehen Gelegenheit hatten, Bezeichnungen, melde eine wüſte Dorflage und das einverleibte Feld einer ehemals jelbitändigen Flur anzudeuten pflegen.

Der Ortsname jelbjt dürfte dem ſlawiſchen mogila (aud mohyla) feinen Urſprung verdanfen, welches Grabhügel bedeutet. Dafür ſpricht Hier noch der ganz bejondere Umſtand, daß fi in unmittelbarer Nähe der oben genannten Flurorte nordöftlich des Dorfes Ebersrode ein Flurjtüd findet, welches „der Todten- hügel“ heißt (Schlag N), wie nicht minder, daß nah Schumann u. Schiffner (a. a. D. XVII, 643) auf der ganzen Hügelkette jüd- ih von Crumpa und Mücheln eine Menge fich an einander reihen: der fünftlicher Hügel fich findet, aus welchen man oft Urnen gräbt. Uebrigens fcheint auch der mehrfah erwähnte Müchelmeg allgemeine Bedeutung zu haben und die Straße zu fein, welche aus dem Süden durd die Flur Zeuchfeld (auch dort heit Schlag AZ „am Müchelmege‘‘) zwijchen Baumersrode und Ebersrode einerfeit3 und Branderode andererjeitd hindurch ins Thal der Geifel führt. Ich halte es nicht für unmöglih, daß diefer Müchelmeg urjprünglid) der jegigen Ausſprache, wenn aud nicht Schreibung gemäß —, Mihelmeg (— große Straße) hieß, alfo mit einem Orte Namens Müchel nichts zu thun hatte, aber, da er über unfer wüſtes Müchel nad der Stadt Mücheln führte, durd Anlehnung allmählich die Form Müchelmeg empfing. In dieſem Falle verriethe uns der alter- thümlide Name Michelmeg die Nichtung einer gewiß jehr alten Verkehrsſtraße zwiſchen den Thälern der Unftrut und Geifel, zu: gleich aber wäre die Möglichkeit gegeben, daß die oben erwähnten „Hofgärten‘ und das „Schlößchen“ einen anderen Namen trugen, als Müchel.

Munisiynungen. Herr v. Mülverftebt erhebt (in einer briefl. Mittheilung vom 20/11 75) den Einwand, Munislynungen fönne ſchon deshalb nicht als Mönchsleinungen gedeutet werben, weil das Beſtimmwort der fonft durchaus gewöhnlichen, ſchwachen Flexion defjelben gemäß Münden-Leinungen heißen müßte, wie 3. B. Münden Nienburg, Müncen-Bernsdorf, Münden: Lohra u. a. Gewiß ift diefer Einwand nit ohne Gewicht; jedoch mas

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hindert, anzunehmen, daß ftatt Munis zu lefen ift Munic, daß alfo das Beftimmmort dieſes Namens gar feine Flexion hat? Wir hätten dann hier eine ächte und Feine unächte Zufammenjegung vor uns, analog der befannten „Münch-hauſen“. Das von Paftor Reinede (in der Harzzeitfchrift 1876, ©. 137 ff.) über die Zoberbrüderſchaft Bemerkte ift nur geeignet, diefe Deutung zu beftätigen. Der wüfte Kicchhof bei Horla hat offenbar auf unfern Ort feinen Bezug, da er vielmehr dem Halberftädtiihen Horlehagen anzugehören ſcheint. Die noch jest beftehende Michaelisficche in Großleinungen möchte ih für die von Munichynungen halten, weil fie nach der Großlei- nunger Flurkarte auf der öftlichen Seite de3 aus NW kommenden Leinebaches Liegt. Die eingegangene ©. Jacoböficche, deren Lage a ermitteln ift, wäre dann-die des Mainziihen Leinungen geweſen.

Nakkenriſen. Bewogen durch das parallele Vorkommen der wendiſchen Familiennamen Axekow und Naxekow, Itzenplitz und Nitzenplitz, möchte Herr v. Mülverftedt den Namen für einen wendiihen halten. Aber dieſes Alterniven des Anlauts kann ſchon deshalb nicht als zuveihender Grund angejehen werden, weil es auch bei unzweifelhaft deutſchen Namen feine feltene Erfcheinung. ift, ganz abgejehen davon, daß der Name Accanris aus dem deutjchen BVortihage eine ungezwungene Erklärung findet. Co lange aus dem Wendiſchen feine befriedigende gegeben ift, halte ich daher den Namen für deutſch, ja ich bin fogar geneigt, anzunehmen, daß auch bei unzweifelhaft wendiſchen Namen das vorgejhobene N nur einer von den Deutichen bewirkten Herüberziehung des Auslauts der deutichen Bräpofition „in“ ihren Urjprung verdankt, analog dem hebräifchen Dagesch forte euphonicum, fo daß man „in Axekow ihr bald „in Naxekow” ſprach, bis jchlieglih das Bewußtſein, daß dies eine bloße Nachläſſigkeit fei, verloren ging.

*Naundorf. Eine Wüftung bei oder ein Theil von Scaf- tedt, da in der Oberflur Schafitevt die Bezeichnung vorfommt: „zwischen der Landwehr und dem Naundorfer Raine” Ein Neuendorf als einen Theil oder eine Vorftadt von Sangerhaufen erwähnte ich Schon oben; nicht minder heißt eine ehemalige Borftadt von Eisleben „das neue Dorf“, und diejelbe Erſcheinung dürfte fih noch bei mancher Stadt in unfern Gauen wiederholen. Auch in dem Dorfe Gröft bei Müceln muß ein Theil des Dorfes Neuendorf heißen, oder defien Namen muß eine nördlich davon gelegene Wüftung führen, da Schlag W in Section II. der Gröfter Flurkarte die Bezeichnung hat: „auf den Bänfen am Neuen»

Zeitſchr. d. Harzvereind, XI. 12

178 Die Wüftungen bes Friefenfelbes und Haffeganes.

dorfer Raine“. Diejer Schlag liegt nordwärts ziemlich weit von der Dorflage Gröjt entfernt. Eine Beziehung auf Naundorf a. d. Geifel ift wohl kaum anzunchmen. Dieſes letztere ift, wie id (Harzeitihr. 1876, ©. 58 u. 59) gezeigt habe, im Grunde nur eine Neugründung, welche das Eingehen des jest wüſten Rada- wassendorf (Rottmannsborf) veranlaft hat.

Nedendorf b. Eisleben. Das Dorf fol aus ungefähr 28—30 Feuerftellen beftanden haben. !/, Stunde über der Mühle am fogenannten Nedendorfiihen Berge liegt ein erhabener Felfen, welcher der Teufelsaltar und gegenüber noch ein anderer, welcher die Teufelsfanzel heißt. Beide liegen unmittelbar an der Grenze zwifchen dem Haffegau und dem Frieſenfelde.

Nedendorf b. Liederftent. Der Drt beftand eigentlich aus zwei Dörfern: Großneckendorf (meitlih) und Kleinnedendorf (öjtlih) in der Flur Liederſtedt (Schlag A und B). Er lag nord: meftlih von diefem Dorfe in der NW-Ede der Lieberftenter Flur und grenzte weitlih an die Wüftung Kymen, nörblid an Spiel- berger Flur, in welcher das Nedenthal eine Beziehung zum Namen des Dorfes Nedendorf zu haben fcheint. Die Dorfftätte muß nidt fern vonder Dorflage Spielberg, nah W zu, gelegen haben.

Neinitedt. Diefe MWüftung liegt fübmeftlih von der Wü— tung Danfendorf, etwa doppelt ſoweit als diefe von Gerbftebt ent- fernt. Schlag CQ in Gerbitedter Flur, mwelder an die NW- Ede der Helmsborfer Flur jtößt, heißt noch „die Nienjtedter Kop- pel.” Die Flur dieſes Dorfes fcheint weſtwärts mit Augsborf gegrenzt und bis zur „Kreuzgrund“ gereicht zu Haben, da die Stüde öftlih von der Kreuzgrund „die Koppel‘ heißen und meiter nordwärts „die Nienftedter Koppel” ſich anſchließt. Die mwüfte Dorfitätte Nienftedt kennt man noch jett; fie liegt höchſtens eine Viertelftunde nah Norden zu von dem Kreuziteine entfernt, welder diht am Wege von Augsdorf nad Helmsdorf, rechts deſſelben, fteht, jenjeit3 der fogenannten Landföhre, wo ein Gebüſch die Stelle bezeichnet. 1346 verkauft das Klofter Helfta dem Klofter Gerb- ſtedt duos mansos cum dimidio sitos in campis et curias duas suas in villa Nenstede. (Bennholdfhe Sammlung in Eisleben, Cop. Gerbstad. A. 14. 2.)

Neuftädt. Außer den „Neuftädter Gärten‘ erinnern | auch noch „die Neuftädter Gemeindetheile” die angeblide Dorfftätte (Schlag HH der Flurfarte von Oechlitz) ſowie „das Neuftädter Holz“ in der Nipise der Schleberoder Flur (Schlag

U eu

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der Flurfarte) an den eingegangenen Drt. Ein Theil des Gottes- ers ift zu Felde gemacht, in dem andern findet man noch Gräber t Gebeinen. Das Dorf war nah N. Mitth. I, 1, ©. 40 im ıhre 1450 ſchon längſt wüſte. Die große Glode fam nad einer ontags nad Palmarum 1450 ausgeftellten Urkunde des Rathes Mücheln in diefem Jahre nah Mücheln. Die Kleine Glode foll ıh Oechlitz gekommen fein, welches nur !/, Stunde öftlih von euftädt Liegt.

“Neue Warte bei Rohrbah a. d. Mündung der Gonne in e Helme, in der ſüdlichen Spite der fogenannten Saumeide. 353 die newe warte in dem rithe (Schöttgen u. Kreyffig, ipl. II, 740.) 1359 die nuwe warte obir das wasser dy unne (Kreyifig, Beiträge zur Hiftorie III, 270). Die neue Warte st eine alte ebendort voraus. Lag lebtere in der Nähe und mo ann, oder bezeichnet die Benennung „neue Warte‘ nur einen teubau an Stelle der alten?

*Nothe. Anscheinend Name einer Wüftung in der NW-Ede er Flur Großofterhaufen. Dafelbft liegt ein ausgedehnter Schlag Y), welcher die Nothmark heißt und im S von der Nothmart3- rift begrenzt wird, jenfeit deren nad S zu die Fleinen und großen Stummeläder liegen. (Schlag W und X). Doc aud) die nord- veitlih angrenzende Bornftedter Flur fcheint einen Theil der Noth- narf an fich genommen zu haben, da in derſelben Schlag HH die Bezeichnung „der Nothitall” führt. Höchſt mwahrfcheinlih iſt ieſes Nothe der Drt, in welchem die Pfalzgrafen Gofeder Stammes begütert waren, und von deſſen Flur, melde Erz- ichof Adelbert v. Bremen als commune patrimonium der pfalz- yäflihen Brüder bezeichnet, fie Ländereien an das Klofter Gofed chenkten. (1053.)

Dbendorf. Nah Section I der Flurfarte von Oberwünſch bildet die Ohmendorfer Flur den weſtlichen Theil der Flur von ODberwünſch. Denn deren NWEde gegen Schafſtedt heißt das Ohmendorfer Dberfeld, ſüdlich davon liegt das Ohmendorfer Nittelfeld und in der SW- Ede gegen Niedereichitent das Ohmen- dorfer Unterfeld (Schlag M, N und P). Die Dorfftätte lag weitlih der Dorflage Oberwünfh und nörblih vom Unterfelde, Sie wird noch durch die Bezeichnung „die Dhmendorfer Gär— ten“ (Schlag A) angedeutet. Doch aud an das fühlich gelegene Eihftedt muß ein Theil der Flur gefommen fein, da man auch dort in „Ammendorffches Feld“ kennt. Herr Pfarrer Walter in

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180 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haffegaues.

Crumpa, der mir dies mittheilt, bemerkt dazu, er halte dieſes wüfte Obmendorf (Obendorf, Ammendorf) für das bisher nod nicht nachgewiefene Theommendorf des Hersfelder Zehntverzeid- niffes, indem der Anlaut fpäter in Wegfall gelommen. Dieſer Bermuthung muß ich durchaus beipflichten, zumal auch Dobers- dorf bei Sangerhaufen jpäter feinen Anlaut abgeworfen hat, jo daß es jest nur noch Obersdorf lautet. Hieraus erhellt zugleid, daß unter den überlieferten Namensformen Ohmendorf die rid- tigſte ift.

*"Dberndorf. In älteren Zeiten ein Theil von Burgiche- dungen. Anno 1373 ift Oberndorf nebjt Scheidingen, zu dem «3 gehöret, mit 5’/;, Hufen Landes, allem Wieſewachs, Hopf- und Kohlgärten, allen Zinjen und Renten ..., mit allem Dienft und Gerichten über Hals und Hand im Felde und Dorfe, mit aller Gerechtigkeit an die Edlen Herren von Querfurt gelangt. Allein deren Nachkommen, Gebhard und Bruno, Gebrüder, Herren zu Querfurt, haben e3 anno 1437, Dienftags nach Quasimodogeniti Dtten, Carl und Dietrihen, Gebrüdern von Scheidingen, für 1000 Gulden verfauft, und fih nur die Zehn vorbehalten, gejtatteten ihnen aber, 1", Hufen Landes vererben zu können. (Rühlmann, biltor. Brief von der Stadt Lauda, ©. 4. 36. 37.). Der dafigen Pfarrfirche zu S. Georg wird in Urkunden von 1407 und 1443 gedacht, aus welchen hervorgeht, daß joldhe unter der Domprobitei zu Erfurt Stand. In dem erftgenannten Jahre war der Drt im Beſitz der Knutonen, im lestern gehörte er denen v. Scheidungen. Aber ſchon das Jahr darauf verfaufen dieje das Dorf nebit Sattel- hof an den Rath zu Lauda um 2850 Gulden, wozu ſowohl die edlen Herren von Querfurt, ald auch das Kloſter Reinsdorf, bei welchen diefe Güter zu Lehn gingen, ihre Zuftimmung gaben. Im Jahre 1448 wurde das Dorf zu dem Amte Eckartsberge gejchlagen, während e3 bis dahin unter das Amt Freiburg gehört hatte. Nach) einer Sage foll fi die alte Stadt Sceidungen über das jehige Dorf Burgfceidungen, Kirchſcheidungen und Oberndorf erftredt haben. (Schumann und Schiffner, a. a. D. VII, 625 u. I, 592.) Wenn nun im Jahre 1476 Bifhof Philipp v. Bamberg den edlen Bruno v. Querfurt mit dem Hofe zu Oberndorf und andern Gütern belehnt, eine Belehnung, die Biſchof Heinrich v. Bamberg im Jahre 1487 wiederholt (Harzzeitihr. 1874, ©. 173 u. 174), fo kann man zweifelhaft fein, ob hier das obere Dorf zu Reinsdorf, welches in ein Ober- und Unter» oder Niederdorf zerfiel (vgl. Harzeitihr. 1874, ©. 135 und 171 ada. 1331 und 1466), gemeint ift, oder unfer Oberndorf; doch Halte ich das Letztere für wahrſcheinlich.

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Nah Allem Hatten offenbar die Edlen von Querfurt den Ort vom Bisthum Bamberg zu Lehn und haben ihn Anfangs als Afterlehn an die Anutonen, dann an die von Sceidingen ausgegeben und zwar dieſen zulegt als erbliches Lehn.

Dberrode. Der Flurort diefes Namens zwiſchen Einzingen und Sotterhaufen findet ji in der SW-Ede der Flur Sotterhaufen, wo fih das Unterrod, und öftlih davon das Dberrod findet (Schlag B und E). Auch die ſüdlich anftoßende NW-Gde der Flur Nienftedt heißt Ober», Mittel- und Unterrod (Schlag A). Zwiſchen dem Dber- und Unterrod in Sotterhäufer Flur liegt der Zorftenborn. Nah W grenzt das Unterrod an die Flur Ein- jingen. Die Eigenſchaft diefer Rodungen als Anfiedelung ift freilich erft noch zu erweiſen.

Ebenſo ungewiß iſt diefe Eigenschaft hinfichtlich des bei San- gerhaufen gelegenen Oberrode. Dafjelbe gehört jett zur Flur Rie- jtedt, und daneben findet fich auch hier ein Unterrode. Die Stadt Sangerhaufen hatte dort lehnbare Grundftüde, für welche die Gemeinde Rieftent bis in die neuefte Zeit zinfen mußte. Laut Urkunde vom Sonntage Quasimodogeniti 1442 hatte Heinrih Kratz d. unge 1 Morgen auf dem Node vom Rathe in Sangerhaufen zu Lehn. (Mittheil. von Cl. Menzel in Sangerhaufen.) Nad einem Nieftedter Grenzbegange von 1678 liegt das Ober- und Unterrode auf der Grenze der Fluren Sangerhaufen und Rieſtedt, und zwar zwi- ihen der Beyernaumburgifhen Warte und dem Röhrgraben in der Nähe der Ritſchert-Ecke. Dabei wird bemerkt, die Koppelweide im Oberrode geftehe die Nieftenter Gemeinde dem Rathe zu Sanger: haufen zu, nicht aber die im Unterrode.

Osfurt. Diefes Dorf, welches eine Zeit lang der Kern einer ganzen Gruppe Pfortaifher Befisungen an der Unftrut war, unter denen die ebenfall3 eingegangenen und ganz nahe gelegenen Dörfer Klein-Memleben und Meinrihsdorf hier beſonders hervor- zuheben find, ift jet faft fpurlos verſchwunden. Nur Gin Ueber- bleibjel defjelben habe ich entdecken können, das ift der fogenannte „Ausfahrtsborn” man fieht, was die Volfsetymologie leiften lann —, welcher nach mündlicher Mittheilung '/, Stunde nördlich der von Memleben über die Unftrut führenden Klofterbrüde nad Vendelftein zu Liegt, und aus welchem Mendelftein noch jest mit Trinkwaſſer verforgt wird.

Nah Wolff muß die Schenkung des Grafen Heinrich von Bud) an das Klofter Pforta ſchon um etwa 1140 ftattgefunden haben. Denn der Graf hatte die Schenkung diefes feines väterlichen Erb-

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gutes mit gefammter Hand, d. 5. mit Einftimmung feiner ganzen Berwandtihaft, aber, wie aus einer Urkunde des Landgrafen Her- mann vom J. 1200 zu erjehen ift, zu einer Zeit gemacht, wo er (nah dem Tode feines erften Sohnes) noch ohne Kinder war. Später habe Heinrih v. Buch nah Ausweis derjelben Urkunde wieder einen Sohn erhalten, welcher, wie Sigeboto von Schartfelb, ebenfall3 mit der Veräußerung der Odesfurter Güter Seitens feines Baters unzufrieden geworben jet und daher mit dazu beigetragen habe, dem Klofter Pforta Beunruhigungen zu verurfahen. Wenn man an- nehme, daß diefer zweite Sohn im Jahre 1157 etwa 17 Jahre alt gewefen, jo müfje die Schenkung ums Jahr 1140 ftattgefunden haben.

Uebrigens hatte fich der mißvergnügte Siboto nicht ſowohl an dem Dorfe Odisfurt felbjt vergriffen, ſondern vielmehr, mie die Urkunde Kaifer Friedrichs I. vom J. 1157 berichtet, in Gemein- Schaft mit feinem Vaſall Gottfried von Dudeleiven an dem Pforten- mwalde Nuenhegen, der neben dem feinigen auf der Vinne lag. Diefen hatte er ohne Weiteres in Befis nehmen und die Klofter- minifterialen, die ihn verwalteten, vertreiben lafjen, um fi fo für den Verluft von Odisfurt ſchadlos zu halten. (Wolff, Chron. von Pforta ©. 126 u. 125.) Den Befit des Klofters in Odisfurt hatte dann Biſchof Wichmann von Naumburg, der fpätere Erzbifchof von Magdeburg, (alfo vor 1154) dur weitere Schenkung vermehrt, eine Thatjache, die wir freilih nur aus einer Urkunde des Biſchofs Ubo I. vom J. 1168 wiſſen. Auch aus dem Jahre 1179 giebt es nah Wolff (S. 127) noch eine Urkunde des Biſchofs v. Halber- ftadt über Osforde im Pfortaifchen Diplomatarium p. 15. Daf das Klofter eine grangia, einen Münchhof, dafelbft gründete, der im Sabre 1177 ſchon beftand (Wolff ©. 145), daß es bei dem Dorfe Weinberge und Mühlen, eine Ober» und Untermühle gab, ermeifen die Urkunden. Das Klofter jcheint aber die Bauern nad und nad alle ausgefauft zu haben, jo daß im Jahre 1356, wo Pforta Hof und Beſitz in Odesford nebſt den dazu gehörigen Gütern in Mein: rihsdorf an die auf dem Wendelſtein ſitzenden Edlen von Witz— leben verkaufte (Wolff, ©. 127), eine bäuerliche Gemeinde jchon nit mehr beftanden zu haben ſcheint. Meinrichsdorf dagegen fcheint noch länger Dorf geblieben zu fein, da es in der Archidiak. Matrikel des Jahres 1400 noch mit aufgeführt wird. Die Wirthfchafts- grundſätze der Klojternorfteher fcheinen in erfter Linie auf die Be feitigung der Bauerfhaften und Bildung eines großen Gutsbezirks gerichtet gewejen, und diefem Streben fcheinen die Dörfer Osfurt, Meinrichgdorf und Wenigen- Memleben das eine früher, das andere jpäter zum Opfer gefallen zu fein.

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*Oſtrau. Die SO-Ede der Flur Dölau heißt die Dftrau. Südlih vom Dorfe liegt die vordere, und öftli von diefer bie hintere Dftrau. (Schlag CE und CR). In der Nähe Liegt die fogenannte Bröttel und die Bröttelwieje. Nach den N. Mitth. I, ©. 46 Nr. 390 liegt Dftrau kaum 10 Schritte öftlih von Dölau. Die Marke wird als Ader benutzt.

Ottofeld. Die aus Pfarr», Kirchen» und Gemeinbehol; beftehende NW- Ede der Blanfenheimer Flur jcheint ein Theil der früheren Utenfelder Mark zu fein. Die ehemalige Dorfftätte aber it in der Nähe des fühlih vom Dippelsbache bei der großen und Heinen Zeche in der Nähe des Winterberges gelegenen Schlages E der Ahlsdorfer Flur zu ſuchen, welder „hinter den Gärten“ heißt. Diefer, ſowie die übrigen Schläge der Ahlsdorfer Flur ſüd— (ih vom Dippelsbache find ohne Zweifel Theilftüde der ehemaligen Flur Utenfelde.

Panzig. In Rothe Chron. Thur. (bei Menden II, 1763) heißt e8: „Unde her wart begrabin zeu Bonzcik in deme munstir.“ Uebrigens heißt auch eine Stelle der Flur Schleberode an der Grenze gegen Gröft „der Pontzig.“ (Schlag T.)

Paffini. Nah Schumann und Shiffner a. a. D. XI, 579 wird Passini als im Gau Tuchurino (Tuchern) gelegen erwähnt, gehört aljo, wie ich bereits vermuthete, nicht in dieſes Verzeichniß.

Peterörode. Die Wüftung, melde 88%, Ader Feld ent- hält (Schumann und Sciffner, Lex. v. Sad. XVII, 453), liegt nördlih der Dorflage Schnellrode an der Jüdendorfer Grenze. Ein noch vorhandener langer Rafenfled fol die Mitte des Dorfes gebildet haben. 5%, Ader Land führen in 32 kleinen Theilen vermuthlich die Zahl der Höfe den Namen „, Oartenfled.“ Im Flurbude wird auch eines daſelbſt verſchütteten Brunnens gedacht. Die Flurkarte unterjcheidet übrigens Unter» und Ober- Bärsrode (Schlag N und Q), letzteres nördlich von erfterem. Die Flur grenzte nah W zu an die von wüſt Wölbitz. Jedoch auch das nordwärts angrenzende Dechlis hat einen Theil der Wü- fung erhalten, da Schlag U in feiner Flur Beersrode heißt. Auch Schlag S, das kleine Feld, wird, weil es dabei liegt, zu Ober» Betersrode gehört haben.

Peutnig. 1462 vertaufcht Erzbiſchof Frievrih von Magde- burg die Peutnit an das Klofter zum Neuenmwerk bei Halle gegen eine Wieſe bei Pafjendorf (v. Dreyhaupt, Saalkreis I, 150.)

184 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haſſegaues.

1472 vertauscht Erzbifhof Johann von Magdeburg die wüfte Mark Peutnig nebft etlihen Gütern zu Gimrig an das ſelbige Klofter gegen die wüfte Marf Rugoch bei Calbe und das Dorf Ringleben vor Halle. (v. Dreyhaupt I, 161.) In welchem Berhältniffe die Taufhgefhäfte von 1462 und 1472 zu einander ftehen, bleibt zu ermitteln. Da man bei Abgrabungen die Erde häufig mit Ajche untermifcht gefunden hat, jo darf man auf Zeritörung des Ortes durh Brand ſchließen. Derjelbe jcheint fpäteften? um die Mitte des 15. Jahrhunderts eingegangen zu fein.

*Pietzke. Ein zum Rittergut Crumpa gehörige Feldſtück am Dftrande von Unter» Crumpa beißt die Pietzke. Dafjelbe ift noch jetzt auf 2 Seiten von einer Erdaufihüttung umgeben, melde der Wallgraben heißt; auf der dritten Seite ift der Graben zwar nicht mehr wafjerhaltig, aber doch erkennbar. Dieje 3 Seiten Schließen in rechten Winkeln an einander. Nur auf der vierten Geite hängt das Stüd jest in gleichem Niveau mit den benachbarten Wieſen zufammen. Vermuthlich ift der jet nach Kämmerig zu geleitete Pietſchbach früher in diefer Richtung nach der Geiſel gegan- gen. Er würde dann in richtigem Bogen die ganze eigentliche Dorf- lage eingejhlofjen haben und der Name crump-aha (frummer Bad) erklärt fein. (Mitth. des Hrn. Baftor Walter in Crumpa.)

Pinkdorf. Schlag BM in Sect. I. der Flur Carsdorf heißt noch jest der Pinßdorfer Anger. Dazu gehören die in der- jelben Section belegenen Schläge AR, AS und AT, welde Ober: ſchmonſche, der Kirchhof und der Garten heißen. Den Namen Kirchhof führt jegt eine Wieſe. Vielleicht bat auch das nördlich anſtoßende Reinsdorf einen Theil von Pinßdorf befommen, da im ſüdöſtlichſten Theile der Reinsdorfer Flur ein Eleines Feld (Schlag W in Sect. I.) fi findet, welches an die obenerwähnten Stüde ſtößt. Doch ift auch möglih, daß das fleine Feld und die weitlih davon gelegene Sulze in Reinsdorfer Flur (Schlag V) zu Srrau bei Neinsdorf gehörten. Bol. unter Jrran.

Poblig. Das Dorf lag weſtlich von der Dorflage Obſchütz, zwijchen Diejer und der Wüftung Göhren, von welder fie ein Gra- ben jcheidet. Den Namen de3 Dorfes bewahren noch der Bob- liger Anger, die wejtlih davon gelegenen Bobliter Weiden, und die öftlih vom Poblitzer Anger gelegene „Emporkirche“, die ohne Zweifel die Lage der ehemaligen Kirche bezeichnet. (Schlag BM, I und K der Flurfarte.) Ob die Bezeichnung „Emporkirche“ vielleicht den verunftalteten Namen des Kirchenheiligen enthält, bleibt zu unterfuchen. Auch der jüdlih von der „Emporkirche“ gelegene

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hlehengarten (Schlag N) hat zweifellos zur Pobliter Flur ört. Nach diefen der Flurfarte entnommenen Beftimmungen demnad die Angabe bei Schumann und Sciffner (Xer. v. Sad). II, 430), daß Poblig zwiſchen Storfau und Roßbach gelegen »e, unrichtig.

*Podelwitz. Ein Drt diefes Namens muß nad v. Drey- ıpt I, 835 bei Beudlig und Benkendorf gelegen haben. Im re 1511 nämlich wird zwiſchen Holleben und dem Sternidel Angersdorfer Flur) aud Podelwig und ein Kirchlehen zu Podel— ; erwähnt. In v. Ludewig, rell. mscpt. V, 141 und 144 heint er neben Picholitz und Penckendorff.

Pönitz. Eine Stelle der Flur Obhaufen S. Nicolai heißt h gebt „auf dem Böhnitzſch.“ Nah Caspar Schneider (die (. Herrſchaft Querfurt ©. 27.) haben ſich die Einwohner von Pö— deffen Flur jest größtentheild zu Querfurt gehört, in Querfurt ıcftedelt, nachdem ihr Dorf „im Kriege wüſte und verderbet den.‘

*Poppenburg. Name eines Flurorts in der Flur Gonna Sangerhaujen (Schlag D).

*Prießig. So muß eine in der NW-Ecke der Lichteriger v gelegene Wüftung (Kr. Weißenfels) geheißen haben. Denn : finden fich Dicht bei einander „der Prießig, der Prießig— nd, der Prießigberg und die Prießigwieſen.“ (Schlag E, M, I.) Aud ‚die Hufe, die Viehweide und das (unmittel- jüdlih an den Prießig ftoßende) lange Feld (Schlag B, D C) müfjen zu diefer Flur gehört haben, da fie zmwijchen den er genannten Schlägen liegen. Alle zufammen aber fennzeichnen als Zubehör einer einft jelbjtändigen Flur.

*Prömmer. Diefen Namen muß ein ehemals in der SO- der Flur von Freiburg a. d. U. gelegenes Dorf geführt haben, ſich dort längs der Dftgrenze „die langen Aecker, das ımmerholz;, dad Brömmerfeld, die vorderjten, vordern und an Prömmerberge“ an einander fließen. (Schläge CY, CS, CX, CV, CR.) Südwärts derjelben aber in der SO- Ede n „die Gottesäder”“, ohne Zweifel der ehemalige Kirchhof Wüftung. (Schlag CZ.) Nach Oſten ftößt die Prömmer Mark Scleberode, nad) Süden an Großjena. Ob der Name, welcher in andern Zufammenfesungen, wie 3. B. Brommerrod, Brom- och erjcheint, auf die Bezeichnung „Brummer oder Wummert

186 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

(= erratifcher Block) zurüdzuführen ift, müßte locale Ueberlieferung oder Unterjudung lehren.

Pulscig. Polfihüs wird als wüſte Mark bei Weißenfels ohne nähere Angabe der Lage aufgeführt. (Berzeichn. der Drtjchaften de3 Reg. Bez. Merjeburg II, 199.) Da nun das Vorwerk Neu: Pullis oder Polihüg, auch Schirnhügel genannt, öſtlich der Saale, Burgwerben fajt gegenüber, liegt, fo wird aud Alt - Bul- ſchitz auf der Djftfeite der Saale gelegen haben. Es gehörte dem» nad nicht in den Hafjegau.

Nahsdorf. Diefed Dorf hat vielleicht nordweſtlich von Wansleben in der Nähe des füßen Sees gelegen. Das ehemalige Borhandenfein eines Dorfes an dieſer Stelle bezeugen Schlag L in Wansleber Flur, nördlih von diefem Dorfe, welcher „die Höfe“ heißt; ferner Schlag AK „das kleine Feld“, weſtlich davon. Megen jeiner Lage wird auch das die NW-Ede der Flur bildende Seefeld (Schlag K) zu diefer Wüftung gehört haben. Möglich ift au, daß in dem weſtlich vom Kleinen Felde gelegenen Reutſch— thale (Schlag AN) ſich noch ein Anklang an den Namen Rovekes- torp erhalten hat. Für die Identität diefer namenlofen Wüftung mit Rachsdorf jpricht auch die Nachbarſchaft von Langenbogen.

Reinsdorf bei Gerbitedt. Das von mir früher ermähnte Stück der Gerbftedter Flur (Schlag U), welches „im Reindorfe” heißt und nördlich von der Schlenze begrenzt wird, jtößt ſüdwärts an die Flur von Heiligenthal, öftlid an die von Zabenftedt. Ein Magdeburgifcher Lehnsbrief vom Jahre 1609 bezeichnet den Ort als Magdeburgifches Lehnftüd der Grafen von Mansfeld und Zubehör des Schlojjes Friedeburg ; auch unterfcheidet derfelbe Ober- und Unter-Reinsdorf. Der alte, echte Name jcheint Rein- oder Raindorf (= Grenzdorf) zu fein.

*Neitleben. Anjcheinend Name einer Wüftung in Müller: dorfer Flur, woſelbſt Schlag M „die Reitleben” heißt. In ganz gleicher Weife ift die dort gelegene Wüftung Fladersleben in der Flurfarte (Schlag X) als „die Flatterzleben‘ bezeichnet.

*Reußen. So hieß befanntlid) der zwiſchen Freiburg a. d. U., Zſcheiplitz und Münchenrode gelegene Eichwald, in welchem der Pfalzgraf Friedrich im Jahre 1065 ermordet wurde. Doc ſcheint derjelbe frühzeitig wenigftens theilmeife gerodet worden zu fein und einem in mehrere Unterabtheilungen zerfallenden Dorfe Pla gemacht zu haben, da die NO-Ede der Zicheipliger Flur die Namen Reu—

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ben, Oberreußen, Hinterreußen und Unterreußen führt (Schläge AD, B, C und D der Flurfarte), an melde der an der Weitgrenze der Freiburger Flur gelegene Reußenberg ftößt. (Schlag I.) Dazu fommt, daß die anjtopende SO: Ede der Flur Münderode, welche vom Dorfe Müncherode weit entfernt ift, der Ententeich heißt (Schlag AF), welcher der Dorfteich der von mir vermutheten Anfiedelung geweſen fein Fönnte.

Rihardesdporp. Der zum Jahre 1308 nad) dem v. Miofer- ihen Drude von mir erwähnte Ludulfus Hardekesten tft nad) einer Bemerfung des Herrn v. Mülverftedt richtiger Hardekese (= Hart: füfe) zu leſen. Ueber die Lage des ehemaligen Pfarrfirchdo rfes jelbft Hat fich nod nichts ermitteln lafjen. Nur muß man ed, da es zum Bann Eisleben gehörte, nördlich von der böfen Sieben juden. Im Jahre 1384 befundet der Nath der Stadt Eisleben, daß fi die Mahlgerechtigfeit erftrede auf die Stadt Eisleben und die Dörfer dabei, ausgenommen Neuen= Helpede (eine Borftadt von Eisleben) und Rihendorf. (Harzeitihr. 1870, ©. 353.) Falls hier Fein Lefefehler vorliegt, jo daß Eichendorf ftatt Nichen- dorf zu Iefen wäre; falld es alfo wirklih einen fonft nirgends wieder erwähnten Drt Richendorf bei Eisleben gab, jo liegt die Vermutung nahe, daß dies derjelbe Ort ift, wie Richardesdorf, das dann im Laufe der Zeit in Nichersborf, Richerdorf, Richendorf entftellt worden wäre. Mir. fcheint die Gegend fühlich der Freß— mühle unmweit der böfen Sieben zwiſchen Eisleben und Unterrißdorf am eheften für den Ort in Anſpruch genommen werden zu können, zumal fih dort Spuren einer ehemaligen piscina finden.

Rittersdorf. Das Drtöverzeihniß des Reg. Bez. Merfeburg vom Jahre 1819 nennt noch (unter IV, 110) Rittersdorf als ein nah Neumark a. d. Geifel eingepfarrtes Dorf des ehemaligen Amtes Freiburg mit 11 Häufern und 58 Bewohnern. Alfo ift der Ort nicht eigentlich wüjt, fondern in dem nahegelegenen Neumark auf: gegangen, defjen jüngerer Name (daher Neumarf) den feinigen eben jo verdrängt hat, wie der jüngere Name Naundorf den älteren Radawafjendorf (Rottmannsdorf). Vgl. Harzeitichr. 1876, ©. 58 u. 59. Nah Schumann und Sciffners Ler. v. Sachſen (XVII, 394) bildet Rittersdorf eine nah Süden ſich erjtredende Verlänge- rung von Neumark, bzw. ift dieſes ein nördlich angebauter Dorf: theil von jenem.

Rolitz. Auch ſchon 1468 wird der Hof zu Rolz als ein zum Haufe Schraplau gehöriges Magdeburgifches Lehnſtück der

188 Die Wüftungen des Friefenfelbes und Haffegaues.

Grafen von Mansfeld erwähnt. (Spangenberg, Manzfeld. Chron. fol. 392”.)

Roßdorf. Die Flur gehört jett zu Helbra, iſt jedoch in der Flurfarte (Schlag D) als Koppelfeld mit Eisleben bezeichnet. 1249 übergiebt Graf Hermann von Manzfeld (Querfurt) dem Klofter Rodardesdorf 2 Hufen Landes „in demjelben Flore gelegen.“ (Spangenberg, Querf. Chr. S. 287.) 1252 hat Burkhart VIIL mit Graf Hermann von Mansfeld dem Klofter Rothardesdorf 6"), Hufen zu Herrichsdorf ſammt 4 Höfen, 1 Mühle u. A. m. übergeben. (Ebenda ©. 290.) 1255 fauft der Probft des Kloſters Nodar- desdorf Dietrihen und Heinrihen von Schamfee 3 Hufen, einen Weinberg und 8 Hofftellen ab, welchen Kauf Burkhart von Duer- furt-Mansfeld beftätigt. Derfelbe verleiht außerdem dem Kloſter das Patronatsrecht über die Kirche zu Schafſee. (Ebenda ©. 298.) Diejer Beſitz erjcheint noch fpäter in einem Güterverzeichnifje des Kloſters Neuenhelfte vor Eisleben (de8 Rechtsnachfolgers von Not: hardesdorf) aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, mojelbit unter der Rubrif „Abegangk von erbgutern“ mit angeführt wird: „item in Schoubessehe tres mansos IX iugera, octo areas, unam vi- neam fol. XLII. (Bennholdfhe Samml. in Eisleben, I. A. 14. m.) m Jahre 1258 fand nad) Spangenberg (Duerf. Chron. ©. 289 u. 290) die Verlegung des Klofters von Rothardesdorf nad) Helfta bei Eisleben ftatt. Sein Bericht lautet folgendermaßen: „Auff anregen Herren Otten, des Propſts zu Rodardesdorff, wel- her wegen feiner Gejchicligfeit in der Arteney mit Burggraven Burdharden wohl daran geweſen, hat er beneben Graven Herman zu Manffeld, feinem DVettern, auff wege gedadht, wie dem iht gemelten Glojter, welches an waſſer mangel gelitten, möchte rath geſchafft werden, Und devenwegen mit Fraw Gerdruden der Abtigin ſich berathichlaget, welche ihnen der Fürjchlag gethan, daß fie feinen bejjern weg wüßte, denn das man das Glofter (fo mit großer Beſchwerung drey und zwentzig Jar an diefem unbequemen ort gelegen, auch folcher ungelegenheit halben von der vorigen Abtikin und Propfte mit vollziehung des Bawes innengehalten worden) zum forderlichſten annehme, an eine andere gelegenere jtette trans» ferirte und verlegte, Und hat felbft darzu ihrer Brüder, der Herren von Hadeborn Furmwerd zu Helpede für Eisleben benandt und für- gejchlagen. Darauff beyde gedachte Herren fich zu Herrn Albrechten und Herren Ludolffen von Hadeborn gefunden und mit denfelben joviel gehandelt, daß fie ihnen das Dorff Helpede mit dem Fur— werd dajelbft durch einen Wechſel für andere Güter williglichen haben zufommen laffen, welches fie folgendes der Abtißin und dem

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Propft, ihr Clofter dahin zu verwenden, eingereumpt und übergeben. Und ift aljo das Cloſter Rodardesdorff Anno 1258 gen Helpede transferirt und den dritten Junii eingeweihet worden. Und habe ih ein alt verzeichnis gejehen, darinnen die unfoften berechnet wor- den, die alleine dem Herrn Burggraven und Graven Herman auff diefe translation und Einweihung gangen, unnd fi in die drey» hundert Marck erftredet.” Die mehrmalige Verlegung des Klo- ſters bat alſo ſtets die Richtung von NW nad SO eingehalten; zuerſt von Manzfeld nah Roßdorf meitlih von Eisleben; dann von Roßdorf nah Helfta öftlih von Eisleben. Ebenſo unrichtig aber, wie die Annahme, Rodardesdorf jei Nottelsdorf, ift die von Francke (Hiftorie der Grafſch. Mansfeld ©. 56.), welcher gar unter Rodardesdorf „das Gröningifhe Amtsdorf Rodersdorf“ verfteht. 1324 hat Bruno v. Querfurt dem Klofter Helfta , Hufe zu Not- hardesdorf aufgelaffen. (Spangenberg, Duerf. Chron. S. 366.) Das Dorf ſcheint Shon im 14. Jahrh. eingegangen zu fein.

*Roſſeine. So heißt eine wüjte Mark, welche nad) Ausweis der Flurkarten weftlih und nördlich an Eisdorf, öftlih an Schlet— tau und ſüdlich vermuthlih an Beuchlitz grenzt. Die Mark liegt weitlih vom Schöpsberge. Möglicher Weife gehörte dad Berge- marfenfeld in Eisdorfer Flur und die die NW -Ede der Beud)- iger Flur bildende Eleine Breite (Schlag b) dazu.

Nottmannsdorf. Nah Schumann und Schiffners Lex. v. Sachſen (XVIII, 633) enthält die Mark nur 91, Hufe, alfo gerade 10 Hufen weniger, als Kratzſch angiebt. Wer von beiden im Irrthum ift, vermag ich nicht zu jagen... Nach Ausweis der Slurfarte grenzt die Mark Rottmannsdorf nördlih an die Flur Unterfriegftedt, öftlih an die Fluren Blöfien und Frankleben, ſüd— lich an die Geifel (die Zaasdorfer Wiejen), weftlih an Naundorfer Flur. Das Nordſtück der fehr fehmalen, lang von S nah N gejtredten Flur Heißt der Steinhügel; ſüdlich davon liegt das Dbergewende, und nod weiter nah Süden das Unterge- wende. Naundorf muß von den Bewohnern des verlafjenen Rottmannsborf befiebelt worden fein, wie ich Harzeitichr. 1876, °.59 gezeigt habe, indem feine Flur aus Theilftüden der Fluren Rottmannsdorf und Körbisdorf beiteht. Die Rottmannsdorfer Wicfe benugen die Bauern von Naundorf und Frankleben. Nah Schu: mann u. Schiffner a. a. O. (IX, 518) foll der Ort urkundlich auch in der Form Rodewansdorf vorfommen. Der urkundlich wirklich belegte Name Radawassendorf enthält vielleicht den wendiſchen Namen Radowjiz.

19% Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haſſegaues.

Rückſcheburg. „1271 Hat Burkfhart von Querfurt feinen Better Burggraf Burfhart zu fi gen Riddagsburg zwiſchen Mans- feld und Gorentz auff eine Jagt geladen, dahin Junker Friedrid von Eifendorff zu ihnen fommen.” (Spangenberg, Duernf. Chron. ©. 322.) Danach wäre die Burg in diefem Jahre noch nicht wüft gewefen. Das Dorf Ritzeborch aber wird Gorenzen fein, indem vermuthlich Diefer wendiſche Name eines Dorftheils allmählich den des deutjchen verdrängt hat.

*Rüslers Mark heißt eine ausgedehnte Feldgegend, melche in der Flur Reichartswerben an der Südgrenze berfelben nach Tage— werben zu liegt. (Schlag B der Flurkarte von R.)

Sachſendorf. An den Ort erinnert noch der Sachſenberg in der Flur Burgmwerben (Schlag Y). Das Dorf muß übrigens aus 2 Gemeinden beftanden haben, da die Flurfarte noch jebt Ober- und Unterjfadhfendorf, welche oftwärts an die Flur von Kriehau grenzen, unterfcheidet. (Schlag B.) Der Sadhfendor- fer Rain ſchied die 9 Hufen haltende Sachjendorfer Flur von der Burgmerbener. (Schumann u. Schiffner a.a.D. X, 98.)

Sahla. Die jebt zu Schkortleben geſchlagene „Sahla” ent- hält 5 Hufen. Früher ftand hier ein Sattelhof, der 1587 an das Rittergut Schlortleben kam. Der Ort ftand, wenigſtens zum Theil, noch im Sabre 1619. (Schumann u. Schiffner a. a. O. X, 113 u. XVII, 681.) |

*"Salzmünde Auf dem Anger öftlich de Schloßberges dicht über der Saale bei Salzmünde befindet fih auf einem ber höchſten Punkte in der Marf die Ruine einer alten Burg. Dies find die Meberbleibjel des wüſten Schloſſes Salzmünde. Daffelbe wird auh Hüneburg genannt und es geht von ihm die Sage, e8 jet ums Fahr 909 gegen die Hunnen (Ungarn) angelegt wor- den. Bereit? 1441 wird das wüſte Schloß Salzmünde an bie Grafen von Manzfeld verkauft (v. Dreyh. Saalfreis I, 124) nad: dem es vorher im Befit des Reiches, dann der Grafen von Brena und zulett des Erzitiftd Magdeburg gemefen.

*Sauwühlen. So fcheint der entitellte Name eines Fleinen, eingegangenen Dörfchens weſtlich vom Dorfe Lobitzſch bei Gofed zu lauten, welches auf einer ehemaligen Inſel der Saale, ſüdlich der noch nachweisbaren „alten“ Saale, welche unmittelbar weftlic und ſüdlich am Dorfe Lobitzſch vorübergeht, gelegen hat. est trennen die Griesweiden Gries bezeichnet in diefer Gegend eine von Flußgeröll gebildete Inſel (Schlag BD der Lobigicher Flurfarte)

Bon Dr. 9. Größter. 191

diefe Stelle von dem Dorfe 2. Weſtlich von den Griesmweiden lie- gen die Saumühlen - Gärten und Saumühlen » Wiejen. (Schläge BY und BZ.)

Schaaffee. Das fleine Feld in Schraplauer Flur (Schlag I) in der Nähe des fogenannten Schaaffeer Hanges war vermuth- (ih früher ein Theil der Gemarkung von Schaaffee. Ueber das ablige Gejchlecht, das fi nad dem Orte nannte, und die Kirche dajelbft vgl. das unter Roßdorf zum Jahre 1255 Bemerkte.

*"Schäferburg. Zwei Flurftüde im äußerften Weften der Flur von Gatterſtedt bei Querfurt heißen die alte und die neue Schäferburg Die neue liegt nad) Ausweis der Gatterftedter Flurkarte weftlih von der alten. Manche Karten geben die Lage an. Ueber die Vergangenheit des Ortes ift mir gar nichts befannt. Wie G. Poppe in Artern mir mittheilt, wird die Schäferburg ſchon 1546 als Forjtort erwähnt. Ob Spuren von Ummallung oder Trümmer ſich dort finden, weiß ich nicht.

Schalkendorf. Nach einer Separationsfarte grenzt die Marf Sh. im Süden an die Fluren Leiha und Almsdorf, nördlich dagegen an Schortau. Rah Schumann u. Schiffner a. a. O. XVII, 665 hatte e8 1825 in 66 Häufern 286 Unterthanen, doc) hatte das Rittergut ſchon feit 100 Jahren (von 1833 an geredh- net) feine Gebäude mehr.

Schanze.

*bei Großcorbetha. Schlag B in der NW-Ede der Wen- gelsdorfer Flur am Berührungspunfte der Fluren Wengelsborf, Großcorbetha und Fährendorf heißt „an der Schanze.” Oeſtlich davon liegt die krumme Marke.

*bei Hedersleben. Ein Flurſtück nahe bei dem Schlofje und Schloßgarten zu Hebersleben heißt „die Schanze.“

*bei KRudenburg. Schlag N in Flur Kudenburg heißt „an der Schanze.“

*bei Paſſendorf. Schlag B und D der Flur heißen „an der großen Schanze” und „die kleine Schanze.” Dabei das Kölzhen und der Kagengrund.

*bei Schafftedt. Schlag O der Oberflur Schafjtent, welcher deren NO- Ede bildet und an die Fluren Dornftedt und Steuden grenzt, auh „am Wißmannsleber Thale” heißt, wird „an der Schanze” genannt

192 Die Wilftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

"bei Schelljit. Das Flurftüf E der Schellfiger Flur, wel- ches deren NOfpige gegen die Flur Großjena bildet und öſtlich der von der „nackten Henne” (an der Saale) nah Eulau führenden Straße liegt, heißt „die Schanzen,“ und die es umgebenden Schläge C, D, F und G die Schanzenlehde.

*Sachſenſchanze, auch Schwedenfhanze. Ein alter Schutthaufen auf einer Höhe unmeit Morungen. (Schumann u. Schiffner a.a. O. XVII, 203.)

Schanzkorb. | *bei Alberftedt. Eine Stelle in diefer Flur heißt „am Schanzforbe oder Zellberge.“ (Mansf. Seefr.)

*bei Ziherben unweit Halle. Schlag K der Flur, nord: weitlih vom Dorfe, heißt der Schanzforb.

*Schier neſt. Vermuthlich eine kleine Wüftung an der Nord- grenze der Blanfenheimer Flur. Dort finden fih dag Schier— neft, die Schierneſtwieſen, die Schierneftquerftüde und das vordere Schierneſt; letzteres jünlih von den vorigen. (Schlag N und M.) Das Grundmwort Neſt ift bei Dorfnamen in Thü- ringen bzw. in der thüringifchen Oſtmark gar nicht felten. Ich erinnere an die Namen Hageneft bei Luda im Altenburgifchen, Arensneft im Kreife Wittenberg, die wüſte Marf Krahenneft bei Kölfa im Kreife Wittenberg, die Wüftung Negersneft bei Blum- berg unweit Mühlberg a. d. Elbe, am Landgraben u. a. m,

*Schlankgravenrode und Sclangrafferode heit 1550 in einem Schreiben des Grafen Albrecht von Mansfeld das jetzige Landgrafenrode. Diefe Namensform ift offenbar nur aus der appellativiichen Bezeichnung * Landgrafenrode 's Landgrafen- rode“ entſtanden.

*Schloß bei Hedersleben. An dieſes, welches eine Zeit— lang Sitz einer Linie der Grafen von Mansfeld war, erinnert noch die Bezeichnung „der Schloßgarten“ (Schlag V in Sect. II der Flurkarte). Dicht dabei liegen: die Schanze, der Kapellgarten, der Weinberg, der Schenfanger, der Mühlberg, der Mühlgarten und der Schäfergarten, welche ein zufammenhängendes Ganze bilden.

Schönhöck. Diefe Mark bildet die NO-Ede der Schfopauer Flur, grenzt nördlich an Corbetha, öftlih an die Saale und befteht aus 8 Feldichlägen, deren Namen die Flurlarte nicht überliefert, nebſt Wieſen. Die unmittelbar fünlih von ihr an der Saale

Bon Dr. H. Gröffer. 193

gelegenen „Höfe“ (Schlag R in Schlopauer Flur) bezeichnen die ehemalige Dorflage. Erwähnt mag nod werden, daß man am Fuße des Suevenhöks einen Kranz von Steinen fand. Ein Mini- tterialgefchlecht muß fich nad) dem Drte genannt haben, da im Jahre 1347 Giner Namen? Schonhoch als castellanus erjcheint. (v. Dreyhaupt, I, 72.)

Shomlig. Wie zu Oberjhomli ein an der Südgrenze der Obereichitedter Flur (Sect. II Schlag AB) nad Oechlitz zu gele— genes Fleines Feld gehörte, jo auch zu Unterſchomlitz ein an- dere Feines Feld in Niedereichitedter Flur (Sect. IV Schlag BF), weldhes in der Nähe der Dftgrenze nach Oberwünſch zu lag.

Schulenrode Die Hiftorifhe Karte der Grafichaft Mans- feld von Krumhaar verlegt diefe Wüftung weſtlich von Bornftedt in die Nähe von Holdenitedt, ohne jedoch die Lage zu begründen, was übrigens da bei feiner Wüſtung geſchieht. Gleichwohl fpricht für die angegebene Lage, daß die weitlihen Schläge der Flur Bornftevt da, mo dieſelbe an Holdenftedt grenzt, den Namen „das Rödchen und der Rödiſche Berg“ führen, Bezeichnungen, welche die Annahme geftatten, daß bier eine Berfürzung des Namens Schulenrode vorliege.e Sicher jedoch würde diefe Annahme erft, wenn dort die Spur einer wüſten Dorfftätte nachgewiejen wäre. Cine jolche findet fih ohne Namen norböftlihd von Born- ſtedt nach Schmalzerode zu. (Schlag CC.)

Schweinswende Das Hersfelder Zehntverzeihniß nennt Suinswinidun zwiſchen Holdenſtedt und Hildiburgorod (Klofterrode), was ſchon auf die Lage der Wüſtung in der Nähe diefer Orte hin- deutet. Aus den früher gegebenen Mittheilungen über die Lage des Mönchshofes zu Schweinswende, ergiebt fich bereits, daß der- jelbe „unter Bornftedt,“ d. h. an dem von Bornſtedt nad Sü— den fließenden Gewäſſer lag, womit aud die Angabe „hinter Bornftedt gegen Mittag“ übereinjtimmt. Da der Mönchshof Ipäter in eine Schmelzhütte, und zu Bierings Zeiten in eine Mühle verwandelt worden ift, jo weiſt auch dies auf die ehemalige Lage des Ortes an einem fließenden Waffer hin. Das oberhalb Bornftedt liegende Hüttenwerf Neu-Glück kann nicht gemeint fein, weil es erftlih neueren Urfprungs ift, und zweitend, meil e8 ober— halb Bornſtedt liegt. Dbmohl nun unterhalb Bornſtedt jegt mei- nes Wiſſens fein Hüttenwerf liegt, jo heißt doc das nad Liter: haufen zu fließende Gewäſſer der Hüttengrund. An dieſem mehrere Mühlen treibenden Bade haben wir den ehemaligen Mönchhof Schweinswende zu ſuchen. Nun zeigt uns die Flurfarte

Zeitſchr. d. Harzvereins. XL 13

194 Die MWüftungen des SFriefenfeldes und Haſſegaues.

von Bornſtedt an der SOgrenze diefer Flur nach Gittichenbad zu eine Stelle (Schlag M), welche „die Höfe” heißt, während ein benachbarter Schlag (BW) die Bezeihnung „vor der Höfe“ führt. Sch glaube nicht zu irren, wenn ich hierher die wüſte Stelle Schweinswende fee. Demnach erjcheint es mir unbegründet, wenn Krumhaar auf feiner hiſtoriſchen Karte der Graffhaft Mansfeld den Drt, welcher hier übrigens fälfhlih die Endung —rode jtatt der richtigen ſwende führt, ſüdweſtlich von Bornftedt, dicht vor Holvdenftedt verlegt, denn auf diefe Lage treffen die obigen Merl: male nicht zu. Ein Bericht von der Beziehung der Berggrenze aus dem Jahr 1563 fagt: „Schweinswende, das liegt Hinter dem Meinberge, die Berghütte genannt.”

Schwesdorf. Vielleicht Tag da3 Dorf weſtlich von Laud- ſtedt, denn am weltlichen Ende der Stadt liegen Felder, die den Namen „Höfe“ führen und vor Alters wahrfcheinlich angebaut waren. (Schumann u. Sciffner V, 383.) Doc fünnte aud das noch nicht näher nachgewieſene Eskendorf hier gelegen haben.

Schwötzſchdorf. Nach anderer Angabe lag diejes Dorf 750 Schritte ſüdlich von Cröllwitz, und ift jest ein Anger an der Saale. Auf der wüſten Stätte bzw. einem Theile derjelben fol die Schäferei des Vorwerks Gimrit erbaut worden jein. (Neue Mitth. I, 1.)

*Seebad, vulgo Seebid. Eine Flurftelle weſtlich von Allftedt und ſüdlich der von Allſtedt nach Oberröblingen führenden Straße, zwifchen dem großen und dem Eleinen „heiligen Thale,” mwo- jelbft ein Flurſtück „im Seebich“ Heißt. (Nach der Allftedter Flurkarte mitgetheilt von ©. Poppe.) Auch der zwifchen dem See- bih und der Stadt Allftent gelegene Saurafen fcheint nur aus Seerafen (sto, sewa) Wieſe oder Anger „am See” entftellt zu jein. Die Entjtellung der Endung „bach“ in „bich“ ift bei thü- ringishen Namen aufßerordentlih häufig; Scheidvebah z. B. mird vulgo Sceedewig, Urbah mird Urbid. In diefer Dertlichkeit erfenne ich das bereit3 im SHersfelder Zehntverzeichnifje erwähnte, bisher immer vergeblih gejuchte Seobach, welches zwiſchen den Orten Röblingen und Einzingen aufgezählt wird, alſo in deren Nähe zu ſuchen iſt. Dafjelbe erfcheint auch noch im Jahre 991 neben andern friefenfeldifchen Orten in der Form Sobechi, deren dunfferer Vokal in der erſten Silbe übrigens auch die Entjtehung de3 Namens Saurajen jtatt Seerafen erflärlid macht. Höchſt wahrjcheinlih haben ich die Bewohner des Dörfchens fchon früh in dem benachbarten Allftent angefiedelt.

Bor Dr. H. Größler. 195

*Seebitzſch. Anfcheinend Name einer Kleinen Wüftung in. der Flur Obhaufen S. Nicolai, wo einige Schläge „auf dem oberen und untern Seebitzſch“ heißen.

Segemaresdorf. Die dur Herrn Lehrer Menzel in Sanger- haufen mir zugegangene Driginalurfunde vom Jahre 1408 zeigt, daß der Name diejes Dorfes richtiger Sigegrimesdorf lautet. Da diejelbe noch nicht gedrudt ift, jo gebe ich hier deren Wortlaut. „Ich hans von Polenczk iczunt eyn amptman czw deme Grellen- berge myns gnedigen herren des lantgrafin in Doringen und marggrafin czu Miessin bekenne in dessme ufin briefe vor alle den die on sehen horen adir lesen, das ich recht und rede- lichen von myns herren wegen und von ampts wegen gelegin und erblichen bekant habe eyne holtzmarke czu Syegegry- mestorff gelegin in dem gerichte czu deme Grel- linberge deme bescheidin mann Heneman Rulburge, Ajekin siner elichin wirtynen und alle yren erbin in allir masse, als die Hans Rulburg seliger vore von myme herrn und von sine amptluten gehat hat, darvon su adir yre erbin alle jar jerlichin und erblichin reichen sullen und phlegin czu gebin czu rechtem erbeczynsse syebinde halbin schilling phennige uf sendte Wal- purgen tag und syebinde halbin schilling phennige uf sendte Michels tag uf das sloss czu deme Grellinberge ane argelist. Des czu gutem orkunde und warem bekentnisse das desse vorgeschrebin stugke und rede des brifis von mir obgnant Hans von Polenezk und von mynen nachkomen stede gancz und unvorbrechlichin gehalden werden, habe ich Hans von Polenczk vorgnant myn ingef. wissintlichin an dessin briff lassin gehangen nach cristi geburt unsers hern virezenhundirt jar und dar nach in deme achten jare am dinstage nach der...... in der fasten.“

Seigerftedt. Das Dorf muß ſüdlich von Garsdorf an der Unftrut gelegen haben, da in der von Carsdorf aus ſüdwärts nad) Gleina und Burgſcheidungen zu fich erjtredenden II. Section der Garsdorfer Flur in unmittelbarer Nähe der Unftrut dicht an der Burgicheidunger Grenze fih „Die Wiefen zu Seigerftedt‘ zeigen. (Schlag BD.) Nördlich von diefen, ebenfall3 an der Unftrut, liegt der Seigerjtedter Anger (Schlag CL). Die ebenfalls nahe der Unftrut gelegenen, ein jchmales, langgejtredtes Flurſtückchen bilden- den „Haudfleden hinterm großen Mermel“ (Schlag BG) ſcheinen die ehemalige Dorflage von Seigerſtedt zu fein.

Selbit. In dem anfcheinend flawifhen Namen ded Dorfes erfennt Herr v. Mülverftebt, und wohl mit Net, den deutſchen 13*

196 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haflegaues.

Namen Salabechi, Salbeki, mit flawifirter Endung Salbetsi, Sal- bizi. Der Name würde aljo Salzbah (— Sulze) bedeuten. Süd— lih von Rumpin, nad) Clojhwit zu, ſoll es eine Wüftung diejes Namens geben, doch konnten nähere Nachweiſe nicht gegeben werden. Un Bellewis bei Nelben wird wohl faum zu denfen jein.

Sidendorf. Die Höfe von Sidendorf liegen unmittelbar nördlih von der Dorflage Neukirchen in der SO-Ede der Siden- dorfer Mark, welche, diesjeit und jenjeit der kleinen Saale gelegen, zur ſüdweſtlich angrenzenden Nodendorfer Marf gehört. Bereits 1174 bejaß das Klofter Roßleben 1, Hufe mit einem Hof und einer Wieſe in Sukendorf (Thura sacr. 739). Eine Urkunde des Biſchofs Ulrih von Halberjtadt vom %. 1177 bemerkt, diefe Güter jeien mit andern dem Klofter Roßleben von Ludwig von Wippra und dejien Gemahlin Mathilde zugewendet worden (Thur. sacra 740). 1209 löft das Klofter Roßleben von dem Edlen Albert von Hakeburne das Dorf Sukenthorp und eine Wieſe, welches es an denjelben abgetreten hatte, wieder ein. (Thur. sacra 739).

*Spergau. Schon unter dem Namen Köbeldorf wurde darauf hingeveutet, daß das heutige Spergau aus drei Dörfern entjtanden ijt, deren eines Kobolani oder Köbeldorf war. Die bei- den übrigen führten beide den Namen Spergau oder Spirge und werden trotz der Namensgleichheit ſowohl urkundlich, als auch in der Slurfarte auseinander gehalten. Denn 1042 urfundet Kaifer Heinrich II., daß er die Laurentiusfiche in Merjeburg mit XXX mansis absque mancipiüs in Spirega sitis begabt habe, und fügt dann hinzu: „Insuper alterum locum eodem nomine Spirega dietum in burgwardo Merseburce et in comitatu Willehalmi palatini comitis situm praefatae ecclesiae in proprium donavimus.“ (Höfer, Beitfchrift f. Archivf. I, 170.) Man unterfchted demgemäß in Spergau, wie die Flurtheilung zeigt, das deutihe und das wendiſche Dorf. Die deutfhe Mark, melde jih von der Dorflage Spergau nad W zu erftredt, wird von der ſüdlich angrenzenden wendiſchen Mark durch den wendiſchen Rain, von der nördlich angrenzenden Kübbelmark aber durch den Kübbelrain geſchieden. Die deutſche Mark bildet alſo den Kern und das Mittelſtück der ganzen Flur. Der mittlere Streifen der deutſchen Mark heißt die Mittel-Art. Beſondere Erwähnung in ihr verdient noch die die NO-Ecke der Dorflage bildende „Mann- ſtadt.“

In der wendiſchen Mark dagegen finde ich im äußerſten Weiten die Schlemzig; ihr folgen nad) O zu die Ober-, Mit—

Bon Dr. 9. Gröfler. 197

tel» und Unterwendifhe Mark, die Mäufeäder, die Zwärns- gelängen, die Ober-, Mittel- und Untermeyhen, die Lautſchke und die wendifhe Aue, welche das äußerfte Dftftüd der Marf bildet.

Spielberg oder Spielburg, Spiegelburg, Spielhügel, Spiel *bei Alberftedt (Mansfelder Seefr.) Schlag Y in Alber- ftedter Flur, unmittelbar füdlih vom Pfarrgarten gelegen, heißt „auf und unter der Spielburg.“ Diejelbe war jedesfalls eine Warte (specula) zur Bewahung der Grenze und Sit des Geſchlech— tes derer de Alberstede. 1240 Heidenricus de Alverstede, 1244 und 1254 Heidenriecus miles dietus de Alberstede (Lude- wig, rell. mscept. I, 36. 66. 76. 1376 verlaufen her Lude- wig und her Albert von Hakeborn den Grafen von Manäfeld gewiſſe Befigungen in beiden Alfirstede. (Neue Mitth. VI, 1, 130.) Im Jahre 1609 erwähnt ein Magdeburger Lehnbrief der Grafen von Mansfeld Dber- und Nieder-Alberftent als Zu- behör der Herrichaft Schraplau. Das wüſte Alberſtedt ift vermuth— lich Ober » Alberftedt, oder letteres ift der fühliche Theil des Dor- fes, in welchem die Spielburg lag. (Bol. das unter Elvenjtede Bemerfte.)

*bei Klofter Mansfeld. Unmittelbar nördlich von der Dorflage liegt die Spiegelburg (Schlag CC der Flurkarte). Nördlich ſchließt fich an diefelbe „der Hammer” an, und von die— jem bis zur Nordgrenze der Flur reicht das lange Feld. (Schlag GG und FF.) Neben dem Hammer liegt der Hundelopf.

bei Yiederftedt. Hier hat der deutfche Name Spielberg den wendischen Dorfnamen Sibrovici und Burgnamen Grotſchke im Laufe der Zeit verdrängt.

*bei Sangerhaufen. Schlag H in Sect. V der Stadtflur, welcher Geierfpiel heißt, jcheint eine Warte (specula) anzudeuten.

*hei Stöbnig. Schlag AX der Flurfarte diefes Dorfes führt den Namen Spielhügel. Unmweit davon findet fi) der NRitter- hof (Schlag BU). Vielleicht ift diefer Spielhügel identiſch mit dem Spielhamw, welder in einem Müchelner Flurgang vom Jahre 1641 in der Nähe der ‚alten Hut‘ genannt wird.

(Anm. Auch in der Flur Auleben, an der Nordgrenze der- jelben, wo die Fluren Heringen und Görsbach anftoßen, liegt eine Spielburg (Schlag I in Sect. I., und E in Section II.) Des» gleichen finde ich einen Forftdiftrict bei Wüſt Knechterode nörd— lih der Wipper, der nah Ausweis von Forftlarten die Spiegel:

198 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

burg beißt. Ich führe dieſe Dertlichkeiten hier nur mit an, um zu zeigen, daß diefe Benennung in den ſüdöſtlichen Harzlanden ziemlich) gebräuchlich war.)

Stadelrode. Oberſtachelrode liegt nah Weiten, Unter- ftahelrode nah Dften zu. Mittelftachelrode liegt zwiſchen beiden. Doch hat nicht bloß Weißenſchirmbach, jondern auch Gölbitz Antheil an der Flur der 3 Wüftungen, denn die an Weißenſchirmbach ftoßenden fühlichfien Schläge von Gölbig füdlih vom Bache heißen Ober- und Unterftahelrode (Schlag O und N). Der an die Nordgrenze von Unterftachelvode ftoßende „Baumgarten“ (Schlag AT) muß, weil er noch ſüdlich des Baches liegt, und nicht minder der nordöftlih an Unterjtachelrode fich anjchließende „Hain“ (Schlag AH) aus gleihem Grunde ebenfalls zu unjerer MWüftung gehört haben. In welchem der drei Dörfer die Kirche geftanden bat, bleibt noch zu ermitteln, doch vermuthe ich, fie ftand in Un- terftachelrode, weil diefem der Hain und der Baumgarten eine größere Bedeutung zumeifen.

*Stonze. 1147 erhält ein Graf Lambertus de monte vom Klofter Pforta außer Gütern in Helfethe, Nemelikesdorp und Zouleze aud) eine Hufe in Stonze, die er als Reichslehen beſitzen fol. Da alle genannten Orte ziemlich nahe bei einander im Hafje- gau liegen, fo haben wir in dem bisher unbefannten Orte ein ein» gegangenes Dörfchen in der Nähe von Querfurt zu vermuthen. Wolff (Klofter Pforta S. 103— 105) vermag den Namen nicht zu deuten. Auch ich fenne, obwohl mir die Flurnamen der in Betracht fommenden Gegend zum größten Theil befannt find, feinen, ben man für den Ort anjprechen Fönnte. Sollte vielleicht ftatt Stonze: Uonze (— Wünſch) zu lefen fein?

Storfwit. 1151 beftätigt Pabſt Eugen III. die Schenfung der Nebtiffin Hadviga in Gernrode, welche ihrem Klofter außer andern Gütern in der Nähe von Querfurt auch in Stordiweze septem mansos zugewandt. (cod. dipl. Anh. Nr. 359.) Aus einer Urf. des Bild. Wichmann v. Zeitz-Naumburg aber v. %. 1152 erfahren wir, daß die ihm verwandte Webtiffin Hadwig diefen Befit in Storcheweze als mütterliches Erbe erlangt habe. (Ebendaſ. Nr. 371.)

*Strafendorf. Vor 1147 fchenkt der Edle Dietrich von Querfurt dem Klojter Marienzelle in Eilmersdorf außer Gütern in Barnestede, Gerendorp u. a. Orten auch 4 Hufen in Ztreuchan- dorp, deren jede 12 Schillinge (solidi) zinft (Ludew. rell. mscpt. I, 5). Wenn nun im Sabre 1329 in einer Urkunde der Edlen

Bon Dr. H. Größer. 199

Bruno und Buffo v. Querfurt neben den Drten Barnstede, Geren- dorph, Widenbecke und Namlingesdorph aud) ein mansus in campis Strakendorph et una curia ibidem, quem possidet quidam dietus Gocze, erwähnt wird, fo ift diefer Ort ohne Zwei— fel das eben erwähnte Ztreuchandorp und muß, da es beide Mal in Gefellihaft der fogenannten vier Dörfer erjcheint, in deren un- mittelbarer Nähe, vermuthlich bei Nemsdorf, gelegen haben. Die Möglichkeit, dap Strafendorf (— Storfendorf) eine deutſche Na- mensform der jlamifirten Form Storquice wäre, ein Name, von welhem man ziemlich allgemein annimmt, daß er aus wendiſcher Wurzel nicht erklärt werden könne, fondern das deutſche Wort Storch mit wendiſcher Ortönamenendung enthalte, ift dadurch aus- geihlofien, daß Storcawize in der Urk. des Jahres 1147 neben Ztreuchandorp erjcheint.

Sulza. Nach der Flurfarte von Schönewerba und Ekmanns- dorf liegt in Sect. I, dem SHöhenfelde, nördlih von der Krüm— mung des Sulzbaches Schlag H, die Sulze, der feiner Geſtalt und Größe halber als die wüſte Dorfitätte zu betrachten ift. Die dazu gehörige Flur iſt der ausgedehnte Schlag F, welcher fi) vom Sulzbade an nad) N. erjtredt und „über der Chaufjee und an der Sulze” heißt. Doch auch der die NW-Ecke gegen Kalbs— vieth bildende Schlag G, als „graue Sulze und Rieth'ſche Ede bezeichnet, muß dazu gehört haben.

Teihenrode Nah K. Meyer Tann Teuchrode nicht mit Deuferode identiſch fein, da letzteres nach dem. Zoberbuche fchon 1525 wüſte gelegen habe. Angenommen, dies wäre jo, fo ijt doch möglich, daß der Drt, nachdem er eine Weile wüſt gelegen, jpäter wieder befett worden, wie es 3.3. mit Dödlit und Kudenburg ebenfalls gejchehen ift. In Deifenrode, welches nah Paſtor Rei- nede zwiſchen Großleinungen und Miferlengefeld lag, hatte der Boberfjhulze in Großleinungen 4 Morgen Land am KHoppenberge, das fogenannte Schulzenland. (Harzzeitichr. 1876, ©. 147.)

*Theidit. Nah Bierings Mansfeldiſcher Topographie (Band IV) lag, worauf G. Poppe aufmerkſam macht, zmwijchen Querfurt und Farnftedt ein Ort Namens Theidig. Derjelbe kommt auch urfundlich vor, denn im Jahre 1330 verkauft der Edle Bruno v. Querfurt einen Hof mit einer Hufe Yand zu Thedis (das Klo- ftercopiale von Helfta lieſt freilich Göris) für 9 Marf an das Klofter Helfta. (Spangenberg, Duerf. Chron. ©. 371.) Falls der Ort wirklich in der bezeichneten Gegend lag, möchte ich in der fogenannten Schielfchle in der NW-Ecke ber Flur Unterfarnitedt,

200 Die Wüſtungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

nah Hornburg zu gelegen, ein Name, der ohne Zweifel nur eine germanifirte Form des wendiſchen sedlisco (— Dorfſtelle) ift, die alte Dorfſtätte von Theiditz erkennen.

Tippelsdorf. Der ehemalige Prediger Groſche in Hergis- dorf (1828) hielt dafür, daß „das Dippeldorf“ ein im breißig- jährigen Kriege zerftörtes Dorf oder Klofter gewejen fi. Auch berichtet derjelbe, ein Schäfer habe hier einft in einer vor ihm ſich öffnenden Höhle einen Schatz gefunden und aus Dankbarkeit die jest verfallene Vorhalle der Ahlsdorfichen Kirche ſammt der Kirch- thür erbauen laffen, denn an erjterer ftehe noch fein Name: „Peter Krüger, Huthmann in Alsdorf 1619.” Doch laſſe es fich nicht gut denken, daß gleich zu Anfang des bdreißigjährigen Krieges in diefer Gegend ein Ort zerjtört worden ſei. (Roſenkranz, Neue Zeitichr. f. d. Gefch. der german. Völker I, 2, 15. Halle, Ed. Anton 1832.) Ein Klojter in Tippelsdorf anzunehmen tft eben jo wenig Grund vorhanden, als daß der Drt erſt im breißigjährigen Kriege zerftört worden. Derjelbe jcheint vielmehr jchon viel früher ein- gegangen zu fein. Hat die oben erzählte Gefchichte von einer Schatz⸗ hebung einen Hiftorifhen Kern, fo zeigt Schon die Jahrzahl 1619 der Inſchrift, daß das Dorf, wo der Schab gefunden wurde, lange vorher wüſt gemwejen fein muß. Uebrigens ift Tippelsdorf von einer ziemlichen Anzahl Sagen ummoben.

Udersrode. Bei der Mansfeldiſchen Erbtheilung im Jahre 1420 fam Udersrode, welches damals noch ein bejettes Dorf gewe— jen zu fein fcheint, an die Grafen Gebhard und Bufjo von Mans— feld ren (Ahrens, hiftor. Nachrichten, Eisleben 1834, ©. 31.

Ueberrode. Die „Dorfftätten” des Ortes liegen allerdings auf der Dftfeite der Salzfe, aber dicht an der Saale, ungefähr an der Mitte der Nordjeite der Flur Benkendorf, norböftlich von die- ſem Dorfe.

Uhden. Die unmeit der Saale, öftlich der Dorflage Schiep- zig gelegenen „Dorfftätten” (Schlag O der Schiepziger Flur), bei deren Umarbeitung man altes Mauerwerk und viele Menſchenknochen gefunden hat, find die alte Dorfitätte von Uhden, melde auf der biftorifhen Karte der Grafſchaft Mansfeld unrichtig angefest worden it. Nah SW zu ſchließt fih an die „Dorfftätten” das Auen- feld (Schlag D) an, deſſen Name offenbar aus Audenfeld ent- ftellt worden iſt, da der Name der Wüftung auch Auden lautet,

Bon Dr. H. Größler. 201

und die Aue der Saale fi bis in die Gegend des Schlages D gar nicht zu eritreden jcheint.

Unterrode. DBgl. den Nachtrag zu Oberrode.

Uzfendorf. Sollte vielleicht richtiger Upkendorf oder Epken- dorf (= Epgendorf, wüft zwiſchen Wettelrode und Gonna) zu leſen fein? Diejes Cpgendorf jcheint demſelben Ebeko, wie Epkeborn, jeine Entjtehung zu verdanken.

Weelitz. Die Flur grenzte nach Ausweis der Vollmariger Flurkarte nördlih an Dederftedt, öftlih an Schwittersporf, ſüdlich an Elbig, weitlih an Volkmaritz. Die „Dorfftätte” (Schlag HF) liegt nordöftlih vom Dorfe Volkmaritz; an fie jchliegen ſich nah O zu die MWeeliger Wiejen und nah NO zu der Wee— liter Berg an (Schlag HE und HD); nad) W dagegen erjtredt fih das zur Flur gehörige Fleine Mühlfeld, weldes feine geringe Ausdehnung bat. Außerdem fcheinen auch noch die Kohl- gärten und die Donnergrube (Schlag HO und HK) ſüdlich von der Dorfftätte Weelit dazu gehört zu haben. Nach dem See- burger Erbbuche vom J. 1582 fängt die Grenze diefer wüſten Marf an im Wafjerfluffe, da die Elmiser und Volkmaritzer Marken anftoßen, läuft längd der Volkmaritzer Mark über den Feld— graben „uffs Gewende“, bis auf den Dederitedtihen Fahrweg, und in diefem Fahrwege fort, berührt längs der Deberjtedter Grenze den „Rain am Wildenflutgraben‘, geht dann im Wildenflut- graben hin, querüber bis an eine Scheune, an die Wafferfchluft und einen Grajebulg, wo ſich Weliger, Dederftedter und Züntzer Marken (f. Zins) trennen; läuft weiterhin an Zünter und Elbiger Mark hin und zwar längs der letteren in einem Grunde, in der Deufhe Grubenn geheifjenn, gegen Lorentz Keſſelhuts Wein- berge‘ Hinunter, quer durch den alten Teich, jo io eine Wicfe, zu Ende der Wiefe an den Wafferfluß und diefen aufwärts zu dem oben bezeichneten Anfangsorte. Die Flur giebt dem Amte Seeburg durchaus die zehnte Garbe, nur eine bei Chriftoph Widens Mühle gelegene Breite ausgenommen. „Inn kurtzenn Jahrenn aber, jagt das Erbbuch, habenn die Dederftedtiihenn unnd Ihre Conforten Einne Rechtliche Action Inn der Fürftlidenn Magdenburgijchenn Cantzleye zu Halle angejtellet, das Sie den Zehendenn zu erftatenn nicht ſchuldigk ſeinn wollenn. Alleinn die Ihenigenn underm Ampt, Als zu Volgkmaritz, Elwis und Neehaujenn gejefjenn, vorgnügenn Gejhosgelth und feinenn Haffernn. Dem Pfarrhernn zu De- derftedt gebühret vonn denn Edernn Inn folder Margke Wiede-

202 Die Wilftungen bes Friefenfeldes und Haffeganes.

maß. Iſt ihme Sun eglichenn Iharenn nichtes wordenn.” An Bolfmarit war gefommen 24, Hufe, an Elbit 2 Hufen, an Nee: haufen 1 Hufe; im Ganzen 5", Hufe. Wie viel an Deberitebt gefommen war, wird nicht angegeben. Das ans Amt zu zahlende Geſchoßgeld betrug 2 fl. 8 gl.

*Meidenau. Go heißt der norböftliche Theil der Flur von Freiburg a. d. U., welcher nördlich an das Göhlenholz, öftlih an die Flur Schleberode ftößt. Am meiteften nach Norden liegt die untere Meidenau, weiter ſüdlich längs der Oftgrenze folgen die obere und hintere Weidenau (aud Meydenau), die Weid- lehden und das Weidenauholz (Schlag BP, BQ, BR, BT, BW der Flurkarte von Freiburg). Doc habe ich Fein bejtimmtes Unzeihen, daß hier vor Zeiten ein Dorf gelegen.

Weidenbach. Da id die Gejchichte dieſes Drtes durch Duelleneitate nur angedeutet habe, fo gebe ich hier diefelbe etwas ausführliher. Die frühefte Erwähnung des Drtes fällt in das Sahr 1237, wenn ander der ald Zeuge des Edlen Albert von Hafeborn in einer Beutiger Urkunde erjcheinende Bertoldus de Wydebeche (Schöttgen und Kreyffig, dipl. II, 370), aus unferm Drte ftammt, wie zu vermuthen fteht. Demfelben adligen Ge— ſchlechte werden Ulricus et Sifridus, fratres de Wydebeche, an- . gehört haben, von welchen der Probft des Kloſters Beutis, Heinrich, im Jahre 1275 2 Hufen in Blothe für 34 Mark Silber erfauft. (1. 1. p. 377.) Die erfte Erwähnung des Dorfes felbit, welche zu— gleih eine gewiffe Bedeutung defjelben vorausjegt, fällt in das Sahr 1289. Da geben die Brüder Hermann und Heinrich, Burg- grafen de novo castro, dem Kloſter Kaltenborn eine Hufe in Widenbecke, die der Nitter Jacob v. Crumpe von ihnen zu Zehn gehabt, der Gapelle beati Jacobi in Weidenbecke (Schöttgen u. Kreyſſig II, 714.) (Die ausdrüdliche Erwähnung diefer Kapelle zeigt, daß die Pfarrfiche S. Stephani in Weidenbach damals jchon lange beitanden haben muß.) Doch auch das Kloſter S. Mori zu Halle hatte Befitungen in Weidenbach. Denn im Jahre 1291 befennt Gebhart, edler Herr zu Querfurt, daß Everhard, Prior des Kloſters S. Moritz zu Halle, eine Hufe zu Weidenbach von den Brüdern Hans von Schapftent und Heinrih, genannt Schriber, vor ihm, als er zu Uphaufen Gericht gefeffen, für das Hospital feiner Kirche erworben habe. (v. Dreyhaupt, Saalkr. I, 749 Nr. 44.) Die Pfarrfirche und die Kapelle in Weidenbach werden nicht viel fpäter zufammen erwähnt. Im Jahre 1301 nämlich übergiebt Graf Burhard v. Mansfeld die Kirche (S. Stephani)

Bon Dr. H. Größer. 203

in Widenbede mit der Kapelle dafelbjt, die fein Eigenthum gewejen, mit allen Eigenthumsrechten und allem zugehörigen Belit dem Klofter Kaldenborn. (Schöttgen u. Kreyifig II, 707.) Im Beſitze defjelben ift diejelbe dann geraume Zeit geblieben. Im Jahre 1322 oder 1332 die Jahreszahl muß erft durch bejondere Unter: ſuchung feftgeftellt werden, da die Herausgeber der Kaldenborner Urkunden diejelbe Urkunde, ohne es zu merken, zwei Mal unter verjchiedenen Jahreszahlen abgedvrudt haben, befunden der Prior Friedrih v. Caldenborn und der ganze Convent dafelbit, ihr Probſt Reinhard habe zur Vermehrung der Einfünfte der Klofterfämmerei verfelben die Pfarrkirche in Widenbede der Art überwiejen, daß der Klojterfämmerer diejelbe immer als Zehn ausgeben und der aus dem Pfarrlehn einfommende Zins ftet3 der Klofterfämmerei zu Gute fommen ſolle. Diejer Zins betrug jährlih 2 Mark Silber Freiberger Währe, und der erjte und genannte Inhaber der Pfarre, Herr Heinrich Pflugrifter, hatte als bejtändiger Pfarrvicar in Weidenbach dieſe Summe jedes Jahr am Michaelistage nad) Galdenborn zu zahlen. Wie aus einer fpäteren Urkunde ſich ergiebt, follte dieſer Zins zur Beihaffung von Kleidern für den Klofterconvent verwandt werden. (Schöttgen u. Kreyffig I, 723 u. 732.) Da nun aber wegen diejes Zinfes der Pfarrvicar in Weidenbad fein genügendes Aus» fommen gehabt zu haben jcheint, jo erließen im Jahre 1402 Probft und Convent zu Kalvenborn den Zins von 2 Mark der damals in Duerfurter Währung gezahlt wurde dem Pfarrer und der Pfarre zu Weidenbah auf ewige Zeiten. Zugleich erliegen die edlen Herren Bruno, Johann, Boje und Brote von Querfurt, um auch ihrerjeitS zur Aufbeſſerung der Stelle beizutragen, für fich und ihre Erben dem Pfarrer und der Pfarre den Zehnten, welchen ihnen diejelben von 3 Hufen Pfarrlandes 3 andere waren, wie ausdrüdlich bemerkt wird, zehntfrei, der Geſammtbeſitz der Kirche betrug alſo 6 Hufen entrichten mußten. (1. 1. IL, 754 u. 755.) Diefen Verzicht aber wiederholten nach dem Tode ihrer Brüder Bruno und Buſſo noch einmal die edlen Herren Johann und Broge von Querfurt. (1. 1. II, p. 757 u. 758.)

Außer den vorgenannten Klöftern erlangten aber auch noch andere in Meidenbad Bei. Im Sahre 1329 nämlich befunden die edlen Herren Bruno und Bufjo von Querfurt, daß ein gemifjer Joh. Gerden, der feinen Wohnfig in Namlingesporph (Nemsdorf b. Weidenbach) habe, eine Hufe in Weidenbacher Flur an das Unter: tift ©. Sirti zu Merjeburg verkauft habe. (Neue Mitth. I, 4, 83.) 1334 erhielt auch das Klofter Beutit b. Weißen- fels von dem Edlen Bruno von Querfurt eine oder einige Hufen in der Flur Widenbecke, in Brunos Gericht gelegen, zu ewigen

204 Die Wiüftungen des Friejenfeldes und Hafleganes.

Eigentfum und frei von allen Steuern und Dienften, wobei ſich der Gefchenfgeber nur das Halsgeriht über diefe Güter vorbehielt. (Schöttgen u. Kreyjfig II, 397.) Endlich ward aud das Kloſter Reinzdorf a. d. Unftrut im Fahre 1340 von dem Edlen Bruno von Querfurt mit dem Zinfe eines Vierdung von einer Hufe in Weidenbach (mansi unius fertonem) zu einer ewigen Xampe auf dem Altar S. Benedicti bedacht.

Wann nun Dorf und Kirche, deren Bedeutung nad) dem Borigen feine geringe fein fonnte, eingegangen find, vermag id) nicht zu beftimmen. Da jedoch nad) dem Jahre 1406 beide urfund- lich nicht wieder erfcheinen und in der Querfurter Kirchenvifitation des Jahres 1555 des Dorfes MWeidenbah gar nicht gedacht wird, der Kirche aber nur fo, daß man annehmen muß, fie habe damals nicht mehr bejtanden, weil damals das Gotteshaus zu Lodersleben die Zinſen ©. Stephani zu Weidenbach bezog (Neue Mitth. I, 3, 133), jo muß während der Zeit von 1406— 1555 Dorf und Kirche eingegangen fein. Zu Kaspar Schneiders Zeit (1654) ftand auf der Höhe bei dem Vorwerke Weidenbah ein Dorf kennt er nicht mehr noch „eine ruinirte Capelle.“ (Löbl. Herrichaft Querfurt ©. 40.) Ermähnenswerthe Flurnamen des jebigen Domanialgebietes von Weidenbach find folgende: Stangengebreite, Dörfergebreite, Mittel- oder Straßengebreite, große Gebreite am Hügel, Kefjelgebreite, Holzgebreite, Hegeangergebreite, Kirchrain, Tiefthal, am Börnchen, Hölzchen, Kälberanger, Gänfehals, Nirlod). Erwähnt mag aud noch werden, dat in Gatterjtedter Flur bei dem Beadern des Feldes glei unter der Oberfläche ein Doppelftegel gefunden worden ift, das auf einer Seite die Worte „Sigillum eivitatis Eberbach“, auf der andern die Worte „Sigillum civi- tatis Wiedebach“ als Umſchrift hat. Das innere des erjteren enthält drei Thürme, das des anderen 2 Thürme zwiſchen 2 Bäumen. Diefer Stempel, welcher nad) Wiggerts Anſicht (N. Mitth. li, 1, 150) den Buchſtaben und der Zeichnung der Thürme nad) in das Ende des 16. oder wahrfcheinlicher in das 17. Jahr). gehört, erjcheint demfelben verdächtig, weil dergleihen Siegelftempel jelten in weitere Entfernung geriethen, und doc in der Nähe des Fund— ortes feine Städte Eberbah und Wiedebach befannt feien. Dagegen ließe fich geltend maden, daß Wiedebach auf unjer unweit Gatter— ftedt gelegenes Weidenbach unfchwer gedeutet werden fann. Freilich ift die Bezeichnung des chemaligen, wenn aud), wie wir fahen, an— ſehnlichen Pfarrdorfes als civitas bedenflih. Doch wollte ich nicht unterlaffen, auf den Fund an diefer Stelle hinzumeifen für den daß ſich ſpäter weiteres Material zur Erklärung finden ſollte.

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Weihe. Die Dorfftätte hatte 1000 Schritt im Umfange und bildete ein längliches Viered. Man fieht noch Gräben und Er— höhungen. Auch Hat man beim Abfahren der Erde zur Düngung der Aecker viele irdene Urnen von graubrauner Mafje gefunden. Die Bewohner follen fi, ebenjo wie die von Plößnig, in Fien- jtedt angefiedelt haben.

"Meimelburg, aud Wimmelburg und Baumelburg, Name eines Flurortes nördlich von Sangerhaujen zwiſchen Lengefeld und Gonna. Schlag A, B und C in Section III. der Sangerhäufer Flur, welche ſich als nördlichſte Spise derjelben zwiſchen die Fluren Wettelrode und Gonna hineinjchieben, heißen: „die Wimmel- burg, unter und über der Wimmelburg.“ Auch in der Flur Gonna führt Schlag X die Bezeichnung „unter der Weimel- burg.” False die Form Baumelburg (auch Bomelburg geſprochen) die ächteſte ift, darf man "vielleicht eine Beziehung zu der heſſiſchen Bomeneburg annehmen.

*Weißenburg. Volfsthümlicher Name des ehemaligen Schloſſes zu Ziceipli a. d. U. Vgl. das Volkslied von der Frau von der Weißenburg.

“Melle Der die SW-Ede der Flur Großofterhaufen bil- dende Schlag A, welcher öjtlid von dem Wellraine und nörb- ih von der Wellwieſe (Schlag M) begrenzt wird, heißt Welle. Doch fehlt eine fihere Spur, daß dort eine Anfiedelung geftanden.

MWelsdorf, auf der Flurfarte Wellsporf, bei Schumann und Scdiffner a. a. D. XVII, 699 gar Wilhelmsdorf genannt, Diefe etwa 143 Ader haltende wüſte Mark grenzt nördlid an Ober-Wünſch, öftlih an die wüfte Mark Toppadel, ſüdlich an Schmirma, weſtlich an Oechlitz. Ihre Schläge heißen: A das Hinterfeld (die NO-Ede), B der Tümpelsberg, C der dürre Berg (beide an der Ngrenze), D der Hopfenberg (im Often), E die Wiefen, F und G das Förderfeld (MWejtflügel), H die Dorf- ftelle. Letztere liegt noch nördlich des Baches.

MWenigen-Einzingen Nah Schumann und Schiffner a. a. D. (XV, 530) wird die Mark der Wüftung von den Ein- wohnern beider Dörfer Nöblingen a. d. Helme benutzt.

"Menigen Marke oder Kleindorfer Feld, ein Flurftüd, welches füdmweftlih von Bündorf bei Merjeburg nad Negichlau zu liegt. In derſelben beſaß Caspar von Burkartsrode in Biſchdorf

206 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.

und noch ein anderer Mitbelehnter eine Hufe, welche wahrſcheinlich ein Burglehn des Bündorfer Schlofjes war. 1431 gaben die Be- lehnten diefelbe auf, und Biſchof Johann Bofe von Merjeburg ver: lieh fie an Conrad von Agendorf. Später ift dieſes Flurjtüd unzweifelhaft wieder mit dem Bündorfer Hauptgute vereinigt worden. (Mitgetheilt aus Bündorf.)

*Weniger Marf. So heißt ein Stüd im wejtlichen Theile der Flur Krumpa bei Müceln. Südlich fchließt fih daran Die hohe Marf. (Schlag B und G.)

Menthdorf. Da das Hersfelder Zehntverzeichniß eine von dem Herausgeber Landau nicht erfannte und beobachtete, aber faſt durchweg vorhandene Örtliche Neihenfolge der Namen beobachtet, und nach diefer Winidodorpf zwiſchen Sidichenbechiu und Osterhusa genannt wird, jo ſuche ich den Ort auch bei Sittichenbah und Dfterhaufen, zumal derjelbe, wie ich jchon früher gezeigt habe, zum Arhidiaconat Kaldenborn gehörte. (Vgl. Harzzeitichr. 1874, ©. 112.) In der That findet fih füdlih vom Dorfe Groß - Dfterhaufen eine Stelle (Schlag EE), welche den Namen „die Höfe beim Wind- hügel“ führt. Hier fcheint mir das Wort „Wind“ den Bolfs- namen „Winden‘ zu enthalten, die „Höfe“ aber die Lage der Dorfftätte Winidodorf zu bezeichnen. Dazu gehörte vermuthlich dad an der Dftgrenze der Flur ſüdlich von den Höfen gelegene „tleine Rainfeld” (Schlag H).

*"Mernede Der die äußerfte Weſſpihe der Flur Elben (Mansfelder Seekr.) bildende, an Böſenburg grenzende Schlag AD heißt „die Wernecke.“ Da dieſer Name vermuthlich von dem wendiſchen warnowasch (= verwahren, ſichern, befeſtigen) herrührt, jo bedeutet er wahrſcheinlich eine Warte.

Weſterhauſen. Ein anderer Name dieſer Wüſtung ſcheint Weſter dorf zu lauten, da im Jahre 1559 die molen zu Westen- dorf boben Wulferstedt nad Klofter Naundorf erbezinft, und die Gemeinde zu MWolferftedt Zehnten des Weſterfilds (vermuthlich die Flur des eingegangenen Dorfes) an dad Amt Alljtedt giebt. (Mitgetheilt von G. Poppe.) Im Falle der Identität, die faum zu bezweifeln ift, muß das Dorf um 1559 ſchon verlafjen geweſen fein und die Einwohner müfjen fih in Wolferftent angefiedelt haben.

Widilendorf. Ich Habe früher (Harzzeitichrift 1874, ©. 112) diefen Namen des Hersfelder Zehntverzeichnifjes für Wens gelödorf a. d. Saale bei Merfeburg erklärt, muß jedoch jet dieſe Erklärung znrüdnehmen. Denn da in dem gedadhten, von Landau

Bon Dr. 9. Größer. 207

in faljcher Anordnung veröffentlichten Verzeichnifje nach den Orten Morunga und Langunfeld (Morungen und Lengefeld bei Sanger- haufen) der Name Uuidilendorph folgt, dem ſich noch meitere Namen aus der Gegend von Sangerhaufen (Langunfeld, Hoenrod, Cunnaha, Tharabesdorf u. a. m.) anjchließen, jo wird man den Ort nit an der Saale, fondern bei Sangerhaufen ſuchen müfjen. Es ift ohne Bmeifel das Dorf Wettelrode gemeint. Auch bier wiederholt ſich die ſchon mehrfach gemachte Wahrnehmung, daß in der Sangerhäufer bzw. Eisleber Gegend die Endungen —dorf und —rode mwechjelsweiie im Gebrauch gemejen find. So heißt Bilchof- rode b. Eisleben im H. 3. V. Bisgofesdorpf, Wettelrode dem entiprechend Widilendorpf, Ebekenrode heißt heute Epgendorf; Coriledorpf ward zu Gherleberg (Grillenburg). Aud Wefter- haufen bei Wolferſtedt ſahen wir als Weftendorf erjcheinen.

*Wiedewitz. 1609 zwiſchen Elbell (Elben) und Zellewitz als Zubehör des Schlofjes Friedeburg und Magdeburgiiches Lehn: ftüf der Grafen von Mansfeld erwähnt. Die Lage ift unbefannt, doch kann der Ort in den Haffegau gehört haben.

Williammege. Die Driginalurfunde von 979 lieſt uuillian- uech., Es ſcheint mir der Beachtung werth zu fein, daß in der SW-Ede des Bodenfchwende, unmittelbar öftlich des Rothaer Baches und nördlich vom Kriegholze, dem die äußerſte Oſtſpitze der Flur Rotha bildenden Heiligenberge gegenüber (Schlag W in Flur Rotha), ein Wiehmannsberg liegt (Schlag Y in Sect. II. der Karte des gewerkſchaftlichen Forſtdiſtriets Bodenjchwende), alfo gerade an der Stelle, wo die von Dften fommende, zwifchen dem Boden- ſchwende (im Norden) und dem Kriegberge und Kriegholze (im Süden) Hindurchgehende Grenze des Amtes Nammelburg auf den Willmanns (Willmanns)fteig bzw. den Rothiſchen Bach ſtößt, fo daß man annehmen muß, der Name Wiechmann ftehe in einer innigen Beziehung zu dem Willmege oder Wilfmannsfteige, nur daß die vorauszufesende Urform des Namens Wieland bei Drebs- dorf in die Form Willing, bei dem Kriegholze dagegen in bie Formen Wilkmann, Wichmann, Willmann verderbt wurde. Da ſonach ſchon zwei Stationen, welde die Richtung des Willweges beitimmen, nämlid der Wielandshoyg (Willingshaug) bei Drebs- dorf und der Wiehmannsberg bei Rotha nachgewiefen find, fo dürfte es nicht Wunder nehmen, wenn fid) auch nod weiter nörd— lich eine derartige Station fände.

MWindhaufen. Das Lohholz zwifchen Carsdorf und Gleina bezeichnet ungefähr den Mittelpunkt diefer wüjten Marl. Denn an

208 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.

den Schlag P in Sect. II. der Flur Gleina, genannt „das Lohholz und die Vorwerksäcker“, jchließt ſich ſüdwärts Schlag O an, der die Beeihnung Windehaufen führt und jeinerfeitS nah S zu an die wüſte Mark Gleſendorf jtößt. Geht man dagegen von dem Lohholze aus nordmwärts, fo ftößt man fofort auf die an der Südgrenze der Carsdorfer Flur (Sect. III.) gelegenen Schläge CN 1— 2, genannt Windhaufen, und CQ = die Windhäufer Berge, während noc weiter nordwärts das Windhäufer Thal folgt. (Schlag CW.) Oeſtlich von letterem, an der Ogrenze ber Garsdorfer Flur, findet fi) jonderbarer Weife auch noch ein Win- diſches Thal, das aber auh Wünſchethal gejchrieben wird. Endlih liegt auch in der SO-Gde der II. Section der Carsdorfer Flur, da wo fie an Section III. und Gleinaer Flur grenzt, noch ein Schlag I, welder Windehaufen heißt und mit den ſüdlich davon gelegenen Brodjäden und Talgädern zu unferer Wü— tung gehört haben muß.

MWippelsdorf. Daß diefe Wüjtung dicht bei Liedersborf zwifchen Eisleben und Sangerhaujen gelegen hat, iſt befannt. Die ehemalige Dorfjtätte erkenne ih in Schlag L der Liedersdorfer Flur, welcher „in den Höfen“ heißt und etwas wejtlic von Lieders- dorf liegt.

Wismannzleben. Der Separationäreceß über die Marf MW. berichtet: ‚„ Die Mark Wismannsleben, welche in älteren Zeiten für ſich beſtand, wurde nad) der Einäfcherung dieſes Dorfes im dreißig: jährigen Kriege mit der Feldmark Schafjtedt vereinigt. Sie enthält folgende Feldjhläge: den Fuchshügel, den Markſteg, den Stern (Scheren) und die alten Steinbrühe, die langen Xeder, das Kropphaus, das Mühlfeld über vem Höfchen, und das Höfchen ſelbſt. (fol. 1.) Sie grenzt gegen Norden an die Feldmarf von Dornftedt, gegen Süden und Dften an die Feldmark von Schafjtedt, gegen Weiten an die Feldmark von Obhaufen Petri und die Ländereien des Königlichen Domänenvorwerks Weidenbach.“ (fol. 40.) In der jetzigen Schafftevter Oberflur heißt die NO-Ede noch jest „an der Schanze oder das Wismannsleber Thal”; dabei liegt „ver Wismannsleber Anger.‘ (fol. 54°. des Schaf. jtedter Separations-Receſſes.) Die Mark bildet demnach den meit- lichen Theil der Schafftedter Oberflur.

Wölbit. Schlag BC in Sect. II. der Flurkarte von Steigra, an der Ditgrenze gegen Calzendorf und Schnellrode gelegen, heißt die Wellmwig, und ebenjo heißt die SW-&de der Calzendorfer Flur

Bon Dr. H. Gröfler. 209

(Schlag U) und die NW-Ede der Schnellröder bzw. Wüſt-Peters— röder Flur (Schlag C) die Wölbit. Doch aud die SW- Ede lesterer Flur muß ehedem zu unferer Wüftung gehört haben, da hier Schlag B die Steinhügelwölbig heißt. Man fieht: nicht nur Steigra und Carsdorf, fondern auch Calzendorf und Schnellrode haben Antheile von der wüſten Mark empfangen.

Wüſte Dorfmark ohne Namen.

"bei Bornftedt, nah Schmalzerode zu (Schlag CC.) Dabei der Gebertsberg.

zwifhen Kaltenborn und Klofterrode. Die Stätte, welche öftlih von Emfeloh an der Grenze von Klofterrode liegt, heißt jegt die Dorfitelle.

*bei Pfüsthal. Weftlih von Pfüsthal am Ufer der Saale liegt eine wüſte Dorfftätte ohne Namen. Man hat hier beim Ab- fahren 2) Erde Menjchenknochen gefunden. (Neue Mitth. I, Wüſt. Nr. 212.

*bei Treibit. Bei Treibis in der Aue der Saale lagen drei den Ueberſchwemmungen fehr ausgefeste Dörfer, deren Namen nit haben ausgemittelt werden können, (Neue Mitth. I, Nr. 213 215.) Da jebod in verjchievenen Magdeburger Lehnbriefen Bandewit, Kribit, Zipricca und Rinnſtedt als Zubehör des Amtes Salzmünde genannt werben, biöher aber nicht nad): gewiefen werden fonnten, jo iſt mahrjcheinlih, daß es die bei Treibig und Pfüsthal gelegenen Wüftungen find, deren Name ver- ihollen fein mag, als die Saale ihren Grund und Boden weg— gerifjen hat.

Wunderburg. Orte diefes Namens finden fih im Haffegau, wie ich ſchon früher erwähnt habe, bei Ahlsdorf, bei Stedten und bei Steigra. Der ehemalige Prediger Grofche in Hergisdorf, welcher der Wunderburg bei Ahlsdorf und Greisfeld gedenkt, jagt, Niemand wiffe über den Urfprung und die Bedeutung diefes Namens etwas anzugeben. (Neue Zeitſchr. f. d. Gefch. der german. Völker von Roſenkranz, Halle 1832, I, 2, ©. 15.) Die Flurfarte von Creis- feld (Schlag AL) verlegt fie öftlih vom Dorfe und der böfen Sieben; diefelbe ift offenbar eine Schladenhalde. Die Wunderburg bei Stedten unweit Schraplau liegt auf weithin fihtbarer Höhe und ift durch einige einfame Bäume gefennzeichnet. Sonft hat fih an beiden Stellen nichts Befonderes erhalten. Anders verhält es ſich mit einigen außerhalb unferer Gaue gelegenen Wunderburgen.

Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 14

210 Die Wilftimgen bes Friefenfeldes und Haffegaues.

Zunädft erwähne ih eine Wunderburg bei Teicha unmeit Halle, von welcher v. Dreyhaupt (Saalfr. II, 691) berichtet: „Auf dem Berge nahe beim Kicchhofe ift ein Labyrinth oder fogenannte Wunderburg, melde ein Schäfer 1484 mit feinem Hadftode ausgeftochen, und noch alle Jahr von den Einwohnern erneuert wird.” Dieſelbe befteht nad einer Mittheilung des Herrn Univ. - Kaſſen⸗Controleurs Bolge in Halle noch jest und tft ein fogenann- ter Schlangengang. Genau dafjelbe gilt von der Wunderburg ober dem Wunderberge bei Neuſtadt-Eberswalde. Dort befindet ſich auf dem ebenen Gipfel des bei der Stadt gelegenen Haus- oder Schloß- berges ein Labyrinth, feit deffen Anlage durch den ehemaligen Rector Chriftian Wachtmann im Jahre 1609 der Schloßberg au den Namen der Wunderberg oder das Labyrinth erhalten bat. Dafjelbe befteht aus Schnedenwindungen, die nad verjchie- denen Richtungen durch den ausgeſtochenen Raſen bezeichnet find, in einer Kreisfläche von 60 bi3 70 Fuß im Durchmefjer. Diefe Win- dungen haben zwei Eingänge neben einander. Wenn man von einem bderjelben den gejchlungenen Pfad verfolgt, jo fommt man nad) etwa 800 Schritten aus dem andern Eingange wieder heraus. Die Bahn ift einen und der Feine Graben neben der Bahn etwa einen halben Fuß breit und A bis 5 Zoll tief. Diefer Graben wird jährlid von den einwachjenden Pflanzen gereinigt. Das Laby- vinth dient gegenwärtig den Knaben, beſonders am Montage vor Himmelfahrt, zu einem Feſte, indem fie den jchmalen gewundenen Pfad durchlaufen, ohne den Graben zu berühren. Zwei Perfonen fangen auch wohl zu gleicher Zeit einen Wettlauf an, jeder durch einen der beiden Eingänge, um zu fehen, wer von beiden zuerft den Lauf vollendet. An der Stelle, wo fie fich begegnen, müfjen fie fi durch eine Beugung des Körpers geſchickt ausmeichen. (Reiche, Preußens Vorzeit Nr. 307, Band IV, ©. 243.) Dieſe Ueberein- ftimmung in der Anlage der fogenannten Wunderburgen zu Steigra, Teiha und Neuſtadt-Eberswalde ift beachtenswerth. Endlich gehört hierher auch eine Mittheilung Brüdners in feiner Landes- funde von Meiningen, welcher (II, ©. 729) berichtet, daß dicht bei der Kirche von Graitfchen, 1"/, St. öftlih von Camburg a. d. Saale, ein ovalrunder Rafen liegt und in demjelben der meit- bin befannte fogenannte Schwedenhieb, d. i. ein höchſt merfwür- diger Schnedengang ohne Anfang und Ende. Seit dem dreißig- jährigen Kriege ift derfelbe das Wahrzeichen des Ortes und darum defjen Siegel. Behufs Elarerer Auffafjung gebe ich eine Nachbildung de3 Schlangengange auf dem grünen Hügel bei Steigra, welcher ebenfalls in den Raſen eingefurcht ift, im 17ten Jahrhundert von den Schweden angelegt jein fol, und von den Einwohnern von

Bon Dr. H. Gröfler. 211

Steigra der Merkwürdigkeit halber im Stande erhalten wird, wie der Feldmefjer, der die Flurfarte von Steigra aufgenommen hat, auf derjelben berichtet.

Schlangengang ——— auf dem grünen Hügel bei Steigra. 0 10 20 30 40 0.Fuss.

Doch auch in der Nähe von Roßwein in Sadfen wird eine Wunderburg erwähnt, wie die MW. bei Stebten auf fteiler Höhe, und zwar am rechten Muldenufer öftlih von Roßwein gelegen, auf welcher man Spuren einer Burg gefunden haben will und wo ein Raubritter Namens Martin Griech gehauft haben fol. (Schu- mann u. Schiffner, a. a. D. XVII, 1028.) Endlich giebt e8 auch dicht unter dem Galvarienberge norbmeftlid von Gmunden im Salzlammergute eine Wunderburg, welche jet als NReftauration dient. Mindeftens erhellt aus diefen Nachweiſen, daß wir es hier mit einer mehreren deutfchen Stämmen gemeinfamen Auffaffung zu thun haben. Zu beachten ift jedenfalls, daß es ſchon in heidnifch - antifen Moſaikfußböden Labyrinthe gab, melde fchon früh in die Hriftlihen Kirchen übergingen. Auch im Mittelalter blieben die— jelben beliebt, haben ſich auch in franzöfifhen Kirchen mehrfach erhalten. Der Name Jeruſalemswege (Chemins de Jerusalem) für dieſelben fcheint von franzöfifhen Archäologen erfunden zu fein, weil in Frankreich das Durchwandeln diefer Jrrgänge unter gewifjen Gebeten feit den Kreuzzügen (fo nachweislich zu Rheims um 1240) als Erſatz für eine Pilgerreife nach Jeruſalem betrachtet zu werben pflegte. (Dite, Handbuch der kirchl. Kunſtarchäologie I, ©. 72 und 73.) Ob die oben nachgewiefenen Labyrinthe, Schlangen - oder Schnedengänge, zum Theil menigftens, urfprünglich gleichen Zwecken gedient haben, bleibt noch zu unterſuchen.

14*

212 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

Wufhleben. Das Dorf hat nordmweitlihd von Reicharts— werben gelegen, denn in der NW=Ede der’ Flur dieſes Dorfes finden ſich bei einander, an die Fluren Lunſtedt (meftlih) und Klein- Kayna (nördlich) ftoßend: die Wuſchlebener Wiejen, der MWufhlebener Berg, der Wujdhlebener Rain und bie MWufhlebener Mark, melde letztere den weltlichen Theil der Flur Reichartswerben bildet. (Schlag W, T, S und P der Flurfarte.)

Zaasdorf. Die Namen Zütſchdorf und Zaasdorf bezeichnen in der That verjchievene Dörfer. Die wüfte Mark Zaasdorf grenzt nördli an die Geifel bzw. an die Flur Naundorf und die wüjte Mark Rottmannsdorf, öftlih an Runſtedt, fühlih an Braunsdorf, weitiih an Wernsdorf. Der nördlichſte Theil, an der Geijel, heißt die Zaafhdorfer Wiefen. Rottmannsdorf und Zaasdor] waren nach Naundorf eingepfarrt. (Schmefel, Hochſtift Merjeburg S. 294.) Doch irrt Schmefel, wenn er Zütfchhorf und Zaasdorf (Zaſchdorf) für Namen defjelben Dorfes hält.

Baglit. 1147 ertaufht ein Graf Lambertus de monte (Berga bei Kelbra in der goldenen Aue?) von dem Klofter Pforta außer Anderm 3 Hufen in Zouleze, außerdem Güter in Neme- likesdorp (Nemsdorf bei Querfurt) und Helfethe (Helfta bei Eis- leben), und foll diefelben als Reichslehn bejigen, wie das, was er dafür gegeben, auch Reichslehn war. (Wolff, Klojter Pforta ©. 103 u. 105. Derjelbe fann übrigen den Ort nicht deuten, fondern räth ganz falſch auf Zellewitz bei Gerbitedt.) 1151 bejtätigt Pabſt Eugen II. die Schenfung von 3 Manſen in Zeulize, welche außer andern Gütern in der Nähe von Querfurt die Aebtijfin Hadviga von Gernrode diefem ihrem Klofter gemacht hat (Cod. dipl. Anh. Nr. 359.), und 1152 beftätigt Bifchof Wichmann von Zeig diefelbe Schenkung, mit dem Bemerfen, feine Tante Hadwiga habe dieje Hufen aus ihrem mütterlihen Erbe mit feiner und der übrigen Erben Zuftimmung verfchenkt. (C. d. Anh, Nr. 371.) Die Ein- wohner de3 vermwüfteten Dorfes, welches nah Kaspar Schneider „bei den Thongruben” Tag, bauten fi in Querfurt an. (Löbl. Herrſch. Duerfurt S. 40 und 27.) Auf die Lage des Ortes in der Nähe von Weidenbah, zwifchen diefem und Querfurt, deutet auch eine Notiz bei Schumann und Sciffner (a. a. ©. XI, 767), wo- felbjt gejagt wird: „Die Anfpänner der Stadt Querfurt und bie des Dorfes Söcklittz, das amtsunmittelbar ift, (d. 5. diejenigen Bürger von Querfurt, welche Feld in Södliger Flur beſitzen ?) müfjen alle Kutſchfuhren in den herrſchaftlichen Verrichtungen und gewiffe Frohnen auf dem Felde bei diefem Kammergute (Meiden- bad) ſowie in Querfurt thun.“

Bon Dr. H. Größer. 213

* Bahnshut. -Eine Stelle an der Südgrenze der Sotter— häuſer Flur öftlih vom Oberrod (Schlag N der Flurkarte) heißt die Zahnahut. Anfcheinend war diefelbe eine Warte zur Bewahung der Grenze des Burgwartbezirks Beyernaumburg, die vermuthlich von dem in Kaltenborner Urkunden nicht felten erjcheinenden Mini— fterialengefhleht Zahn (Dens) ihren Namen empfangen hat.

Zedram. Dieje Wüftung lag füblih von Oberwünſch. Ihre ehemalige Flur bildet jeßt die II. Section der Oberwünjcher Flur und wird von diefer durh den Breit-Zedrammer Rain geichieden. Als uriprüngliche Form des Namens vermuthet Herr v. Mülverftedt Zuchgrim, unter Hinweis auf die analogen Namen Joch-grim in Meißen, Pade-grim im Magdeburgifhen. (Briefliche Mittheil. vom 20/11 75.) Falls der heutige Name nicht aus dem häufig erjcheinenden Zebechurun entjtanden jein follte, wäre aud) ver befannte Name Grimma (Grimmi) bei der Erflärung zu berüd- fihtigen.

Zedemid. Nah N. Mitth. I, 1, 41 eine Wüftung zwifchen Zicheiplig und Freiburg a. d. U. Das Dorf 309 fi von der Unftrut und der daran gelegenen Zeddenbader Mühle aus gegen Norden den Grund entlang, welder nah dem Hüllgraben führt und die Biegeliheune ſowie das fogenannte Nidelden umjchließt. Aufgefundene Keller und Grundmauern bejtätigen dieſe Angabe. Ein Weinberg heift noch jett der Gottesader und beftimmt zugleich die Lage der Kirche, melde dem 5. Bonifacius geweiht gemwejen fein fol. 1400 Czedonich in sede Crumpe. So lange das Dorf Zedemich jtand, war Weiſchütz (Wiſchitz) fein Fılial. Im 15. Jahrh. jedoch wurde Zedemich verwüftet, daher wurde im Jahre 1481 die Mutterfirche Zedemih in die Tochter, und die Tochter Weifhüs in die Mutter und rechte Pfarre und perjönliche Beſitzung des Pfarrers dajelbjt verwandelt mit Genehmi- gung Herren Nicolaus Krumpmuls, Pfarrers zu Freiburg und Erz- priefter8 des Dfterbannes, als Lehnsherrn des Güterlehns Weiſchütz, und des Junkers Heinrich Döhenn, Erbbefigers des Ritterguts dafelbft. Die darüber von dem Prediger des Orts Cafpar Rusla 1481 aus«- geftellte Urkunde befindet fi im Rathsarchive zu Freiburg. Der Name des Dorfes hat zu manden irrigen VBermuthungen Anlaf gegeben. Mit Recht verwirft Förftemann die gewöhnliche Ableitung defjelben von den angeblichen Anfangsworten einer wahrſcheinlich der dortigen Kirche gegebenen päbftlihen Bulle „Cede michi“. Nicht minder irrig ift die Auffaffung, welche den Namen auf eine Perjon, Namens Zademacher bezieht und darum die Mühle Zademadjers Mühle nennt (Schum. u. Schiffner XIII, 719), doch enthält die-

214 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haflegaues.

felbe noch eine Erinnerung an die ältefte, ächte Namensform Zida- macha, welche Förftemann nicht kannte. Daher verwirft derfelbe mit Unreht die Behauptung des weil. Afjefjor Winkler, der das Dorf richtig Zedemich nennt, ein Name, den auch noch ein Dorf im I. Jeri- chowſchen Kreife führt. Das Dorf fcheint übrigens aus Ober- und Unterdorf beftanden zu haben, da der Name Zidamacha 2 Mal nad) einander im H. 3. 2. fteht.

*Benner ober Zinner Marke beißt die NO-Ede der Gieräleber Flur im Mansf. Seefreife, welche nörblih an Gerb- ſtedt, öftlich an Augsdorf grenzt.

Biegendorf. Schumann und Schiffner (a. a. O. XII, 696 und XVII, 194) nennen bie außer Bünborf zu Möderling gehö- rige Wüftung bald Ziegendorf, bald Zwendorf. Nach ihnen liegt diefelbe öftlih von Zorbau.

* Zins ober Zeins, auch Zintſch (urfprünglid Zinnis ?) heißt eine Gruppe von Wüftungen auf dem Berührungspunfte der Fluren Schwittersdorf, Gorsleben und Schochwitz. Und zwar heißt die SW- Ede der Gorsleber Flur un X) einfad der Zeins. Die ſüdlich daranftoßende NW=- Ede der Schochwiger Flur dagegen Hinterzind und Vorderzing (Schlag I—IIM.) Doch aud in der wejtlich beide begrenzenden Schwitteröborfer Flur finden ſich die den SOrand und bie Sipige bildenden Schläge L, M und N, Namens Borderzind, Mittelzins und Hinterzind. Es gab demnad) drei Dörfer dieſes Namens, von denen Hinterzins am weiteften nad SW zu liegt. Die wüſten Dorfftätten derfelben aber find zum Theil noch nachweisbar in den die SW-Ede der Schochwiter Flur bildenden Hinterfleden und den weiter nordöftlih in derſelben Flur gelegenen Vorderfleden. (Schlag VII. und X). Bei den Hinterfleden Liegt der Steinanger. (Schlag XXIV.). a fogar die an Schochwitz ftoßende NO-Ede der Flur Räther ift ein Antheil aus den genannten Dorftätten, denn bier finden fich ebenfalls die vorderen und die hinteren Fleden. Im Jahre 1590 haben die Dörfer noch beftanden, denn Spangenberg (Duernf. Chron. ©. 38) nennt da Zintfch als noch beftehendes Dorf. Das See- burger Erbbuh vom J. 1582 nennt diefe Wüftung Züntz und fagt, die Grenze der Mark fange an auf der Fahrftraße nad Halle, berühre der Reihe nach die Fluren Dederſtedt, Schwitters- dorf, Nauendorf ein an der Nauendorfer Grenze gelegenes Stüd Heißt „in den Zünger Höfen” ein anderes Aderftüd („ftreichet undenn ſpitz zu“) „die Spundtflafhe” ferner Gorsleben und Schochwitz, Elwitz, Weelig und abermals Deber-

Bon Dr. H. Größler. 215

ftedt. Auf letzter Strede in der Nähe der Fahrſtraße nah Halle begegnet dem Grenzbegänger „der Züngenhügel”. Die Aeder in der Flur geben weder Gejchoßgeld noch Hafer, zehenten aber durchaus dem Amte Seeburg; nur die, welche dem Gotteshaufe zu Beeſenſtedt zuftehen, find zehntfrei.

*Zöſſen. So muß ein eingegangened Dorf geheißen haben, defien Gemarkung jest zur Michteriger Flur gehört, denn in ber Mitte der letzteren, nörblih vom Dorfe Wichterig, liegen dicht bei einander der Zöffenanger, die Zöſſenbüſche, der Zöffenberg und der Zöffengarten. Dieje meine Vermuthung beftätigen Schu- mann und Sciffner (a. a. D. XVII, 1059), mwofelbft gejagt ift: „Zöſſen ift eine unter den Gofeder Gerichten ftehende MWüftung, welche von den Dörfern Uichteris und Lobitzſch bei Weißenfels benugt wird.” Unter den Lobitzſcher Flurnamen finde ich jedoch) feinen, auf welchen diefe Behauptung paßte. Der Name Zöffen oder Zofjen ift befanntlih in wendiſchen Gegenden ziemlich häufig.

Zwanzig. Die Zwanziger Ylur bildet eine zu Eichitedt gehörige, ſüdwärts nad Oechlitz zu gelegene Erelave. Sie befteht aus den Schlägen AG, AH, Al und AK a—c der II. Section der Eichftedter Flur, wo namentlih die Bezeihnung „Zwanzig vor und Hinter den Weiden” und „Anger in Zwanzig” an fie erinnern. In ihr finden fih auch „hutungsfreie Hallgärten.“

* Bmofau. „Sm Zwokau“ Heißt eine nicht fehr aus— gedehnte Flurgegend in der NW-Ede der Oberflur Schafftedt, welche weitlih an Obhauſen S. Petri, nördlih an Dornſtedt grenzt und anjcheinend ein Beitandtheil der wüſten Marf Wismannsleben Als Dorfname kommt Zwochau zwiſchen Delitzſch und Schkeu—

tz vor.

Alphabetiſches Verzeichniß.

*Alfgeſtide. Alte Dorf. Alte Burg. *bei Dorn dorf a. d. U. bei Allſtedt. *bei Sangerhauſen.

*bei Bieſenrode. bei Freiburg a. d. U. f. Haldede. *Alte Flur b. Steigra.

bei Yangenbogen. Ammenborf ſ. Obenborf. bei Morungen. Auben f. Uhden.

*bei Reinsdorf a. d. U. Badendorf.

*bei Schraplau. Bärsrode ſ. Petersrode.

bei Spielberg ſ. Burgberg. Bärwünſch.

216 Die Wüſtungen des Friefenfeldes und Hafjegaues.

Bandewis f. Wiüfte Dorfmart b. Treibitz. Baran. *Barmelle. Baumelburg f. Weimelburg. Beersrode |. Petersrobe. Beerwünſch ſ. Bärwünſch. *Belzig. Benndorf ſ. Bindorf. *Bennrod. *Bergemarke. ——— iedendo f. Bündorf. Bindorf. Biſchofrode ſ. Bisgofesdorpf. Bisgofes dorpf *Bittorf. Bloſſendorf. Bodsthal. Bodenſchwende. Serien f. Pönig. Böfeling. *Böthen. Bomelburg ſ. Weimelburg. Borkersrode. Bosdorf. Boſſendorp ſ. Bosdorf. Bottleben. Brandholz. *Braunsborf. *Breitenrobe. Brüdendorf. Brumbad. *Bruftnip. Buberode. Bubro ſ. Buberode. Bündorf. Burg. *b. Langeneichſtedt. *b. Roßbach.

Burgauer Mark ſ. Burgermark. Burgberg.

*b. Barnſtedt.

*b. Crumpa.

b. Spielberg. *Burgermart.

Burggrube |. Burgberg 6b. Erumpa.

*Burgthal.

Capellenberg.

Carpenau

Carpenburg ſ. Kartenburg. Carpenow

Clausnitz. Cleuſſenitz ſ. Clausnitz. *Coriledorpf. Czedonich ſ. Zedemich.

Dankelsdorf ſ. Dankendorf. Dankendorf. *Delitz ſch. Derwitz ſ. Dörlitz.

*Deuſſen. ſ. Döhlitz.

Döhlitz.

*Dör litz. Drogolisci ſ. Dörlitz. Doppadel. *Dorfſtätte b. Bornſtedt. Draſchwitz ſ. Drößig. Dreyßig ſ. Droyßig. Drößig. *Droyßig b. Müncherode.

Dusne Dussina } f. Deufen.

Ebekenrode. Eckſtedt. Edenſtedt. Ehrau. Eichenborn. Eickendorf. Eilfeld ſ. Ilefeld. Eilwersdorf. *Engelsburg. Epgendorf ſ. Ebekenrode. Ersdorf. Eſelſtedt ſ. Eſenſtedt. Eſenſtedt. Eskendorf.

aulenſee.

ladersleben.

Fleckenrode. *Flinkenburg. * *Frankenrödchen. Beet

riburide ſ. Freitzdorf.

*Friedenthal. *Friedrichsberg.

*Gehüfte.

Gerbitz ſ. Gerwitz. Gerlkwitz f. Jerkewitz. Gerintzendorf ſ. Kirchendorf. Gerwitz.

Bon Dr. H. Größler. 217

Geftemwip.

Gimrip.

Giſunſtadt ſ. Efenftebt. *Glanzenberg.

Glaucke ſ. Glanzenberg.

Gleſendorf ſ. Bloſſendorf. Gniebendorf.

Göhren.

Göſtewitz ſ. Geſtewitz.

Gottsdorf.

Grabsdorf.

Gräfendorf.

Granau.

Grettenmühle ſ. Margaretenmühle. *Gröbitz.

Grotheze u. Grotſch ſ. Liudineburg.

Grotſchte ſ. Burgberg b. Spielberg. tz

* Grinib.

Hänniderobe f. Henderobe. *Haidhof.

Haldecke.

Hannickerode ſ. Henckerode. *Hardaredesrod. Harkenroder Berge ſ. Hardaredesrod. Hartenrode.

Haſelbach.

Hausberg b. Eisleben. Hausberg b. Großjena. Hayndorf.

Heidenſahl ſ. Hörchenſohle. *Henckerode. *Henneckenberg. Hergersburg ſ. Hirſchburg. Heynichen. *Hirſchburg.

Hoenrod ſ. Hohenrode. Hörchenſohle. Hohenrode. *Hohewarte.

Hohndorf b. Beyernaumburg. Hohndorf b. Merfeburg. Hohndorf b. Oberſchmon. Holzendorf. Horlehagen.

Horlehein ſ. Horlehagen.

orn. *Horn b. Aſeleben. Hornburg. Hüneburg b. Cloſchwitz. Hüneburg b. Salzmünde ſ. Salz— münde. Hufener.

*Irrau. *Johannrode. Judendorf.

*Käckelsburg.

*Kagendorf.

*Kappenburg.

*Karlsdorf.

Karpenburg ſ. Kartenburg.

Karpenhowe ſ. Kartenburg.

Kartenburg.

Kettwitz.

*Kilitſch.

Kiniſche Mark ſ. Kuniſch.

Kirchendorf.

*Klaus b. Helfta.

*Klauſe b. Oberesperſtedt.

Kleindorf ſ. Wenigen Marke.

*Klein-Goſeck.

*Klein-Steigra.

Kleißnitz ſ. Clausnitz.

Köbeldorf.

*Korallenhaus.

Krautdorf.

Krebsmarke ſ. Badendorf.

Kriebitz ſ. Wüſte Dorfmart b. Treibitz.

Kriebitzſch.

Krummenrode.

*Krumpe.

*Kuba.

*Kuckenburg b. Bornſtedt.

*Kuckenburg bei Mücheln.

Kuckenburg b. Querfurt.

Kübbelmark ſ. Köbeldorf.

Kuniſch.

Kuppenburg ſ. Kappenburg.

Kurzgehofen.

Kusdorf.

Kymen.

*Lach sdorf ober Lachſtedt. Lanzenberg ſ. Glanzenberg.

*Lauta.

Lichtenhayn ſ. Lichthagen. Lichthagen. Lifdagesdorp ſ. Lipsdorf. Lipsdorf.

Liudimendorf f. Ludendorf.

218 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.

Liudineburg. et

abi. Lobitz. Löpnitz.

Lorenzrieth.

Lubyz ſ. Lobitz. *Ludendorf. Ludesburg ſ. Lüdersburg. Lüdersburg.

Mäckern. ee f. Melmsdorf. Mallesbad. Mamburg. sMargeretenmüte *Martbeejenftebt *Markeichſtedt. Be vgl. Michulidi. Wechſted —ãA Meinersdorf. Melmsdorf. Michulidi. Miſerlengefeld. *Mittellengejelb. Mochenleuiaburg f. Michulibi. *Molmeck. Duelde |. Diet Mamburg.

nn a)

Müdel

Muſerlengefeld ß iſerlengefeld.

Nakkenriſen.

*Naundorf b.Schafftebt, gieleben, Sangerhauſen und Gr

Neckendorf b. Eisleben.

Nedenborf b. Liederſtedt.

Neinftedt.

Bann ' Neinftedt.

Neuftäb

*Neue Werte.

*Not he.

Obendorf. *Oberndorf. Oberrode. Ohmendorf ſ. Obendorf. Osbfurt.

*Oſtrau.

Ottofeld.

Panzi Parau ſ. Barau.

Paſſini.

Petersrode.

MRModelwitz Pönitz. *Poppenburg. Pottlau ſ. Bottleben. Prießig.

*Prömmer. Pulseitz.

Rachsdorf. Reinsdorf. *Reitleben.

*Reußen.

Richardesdorp.

Richendorf ſ. Richardesdorp.

Rinnſtedt ſ. Wüſte Dorfmarf b. Treibitz.

Rittersdorf.

ſ. Rottmannsdorf.

Bade besborf ſ. Roßborf. Rottmannsborf. Rotſchmark f. Liudineburg. Rückſheburg. *Rüslers Mark.

Sachſendorf.

Sahla.

*Salzmünde.

en

Schaafſee.

*Schäferburg.

Schalkendorf.

*Schanzen bei Großcorbetha, He— dersleben, Kuckenburg, Paflen- dorf, Schaffiedt, Sceilfig.

*Sachſenſchanze.

*Schanzkorb db. Alberſtedt und Zſcherben.

*Schierneſt.

Each de

*Shlof bei Hebersleben.

—— b. Ebersrode ſ. Müchel.

ſ. Schönhöck. Schom litz.

Bon Dr. 9. Größler. 219

Scrabenlevaburg h ſ. Alte Burg Scroppenlevaburg f b. Schraplau. Schulenrode.

Schwarzborn ſ. Glanzenberg. Schwedenſchanze ſ. Sachſenſchanze. Schweinswende.

Schwesdorf.

Schwötzſchdorf.

*Seebach.

*Seebitzſch.

Segemaresbatf,

Seigerftebt.

Selbik.

Seobach ſ. Seebad.

Sickendorf.

Sobechi ſ. Seebach.

Söcklitz ſ. Zaglitz.

*Spergau. Spielburg, Spiegelburg, Spielhügel.

*bei Alberſtedt. *bei Kloſtermansfeld. bei Liederſtedt. *bei Sangerhauſen. *bei Stöbnitz. Stachelrode. *Stonze. Storbimee ſ. Storkwitz. Storkwi *Stratenborf. Sufenthorp f. Sidenborf. 5 f. Segemaresborf. Sulza.

Teichenrode.“'

*Theiditz.

Theommendorf ſ. Obendorf. Theotboldesdorpf f. Mallesbach. *Fippelsporf.

Uders rode. Ueberrode. Uhden.

Unterrode. Uzkendorf.

Weelitz. *Weidenau. Weidenbach. Weihe.

*Weimelburg. *»Weißenburg *Welle. Wellwitz ſ. Wölbitz. Welzdorf. Wenigen Einzingen. *Wenige Marke b. Bündorf. *Weniger Mark b. Crumpa. Wenthdorf. *Wernecke. Weſtendorf ſ. Weſterhauſen. Weſterhauſen. Widilendorpf. Wiedewitz. Wilhelmsdorf ſ. Welzdorf. Williamwege Wimmelburg Weimelburg. Windhauſen. Wippelsdorf. Wismannsleben. Wöolbitz. Wuüſte Dorfmarlk.

bei Bornſtedt f. Dorfftätte.

bei Kaltenborn.

* Hei Bu nyal

*bei Treibitz Wunderburg. Wuſchleben.

Te ſ. Zaasborf. aasborf. Zaglitz. neh. 3edram. As eins f. Zins. *Bennermarle. Zeulize ſ. Zaglig. Zinner Marke ſ. Zennermarke. *Zins.

Sinn PR Wiüfte Dorfmark bei

Zouleze . Zaglitz. Ztreuchandorp f. N este Züng f. a.

Zwanz

—— . Ziegenborf. *Bmwolau.

220 Die Wiftungen des Friefenfeldes und Hafjegaues.

Anhang.

Die magna charta topographica der füddftlichen Harzborlande.

Da ich vorjtehend meine Unterfuhungen über eingegangene, verichollene und falſch gedeutete Ortſchaften der Gaue Friefenfeld und Haffegau zu einem vorläufigen Abſchluß gebracht habe, jo fcheint mir angemefjen, die wichtigfte Grundlage für diefelben, das früher von mir (Harzzeitſchr. VII, S. 85 —130 und VII, ©. 302—310) ausführlich beſprochene Hersfelder Zehntverzeihniß, welches aud in Zukunft der unentbehrlihe Ausgangspunkt der [ocalhiftori- ſchen Forſchung für die ſüdöſtlichen Harzuorlande bleiben wird, noch einmal herauszugeben, nicht nur weil der Landaufche Abdrud in dem v. Ledeburſchen Archiv den meiften Localforjchern nicht leicht zugänglich ift, fondern auch weil derſelbe eine Anzahl Ungenauig- feiten enthält und, was das Wichtigfte ift, die Namen in ganz falſcher Reihenfolge giebt.

Das jest im Königlichen Staatsarchive zu Marburg befindliche Driginal des Zehntverzeichnifjes, welches theilmeife duch Mäuſefraß beſchädigt ift, Habe ich wiederholt in Augenfchein genommen. Das- jelbe it 57 cm. breit, dagegen 781/, cm. hoch und hat durchweg fo deutliche, dem 11. oder 12. Jahrh. angehörige Schriftzüge, daß ein Zweifel über die Lesart nur an ſehr wenigen Stellen auf- fommen kann. Die Namen werden nachſtehend genau in der Ord— nung des Originals zum Abdruck gebracht. Man bemerkt jofort, daß die von Landau bei feiner Herausgabe ganz unbeachtet gelafjenen fpiralfürmigen Scheidelinien den Leſer nöthigen follen, bei jedem zehnten Namen aufzuhören, um in der zweiten Columne mit dem erjten von Neuem zu beginnen u. ſ. f. Daß dies Die allein richtige Auffaffung des von dem Schreiber befolgten Einthei- lungsgrundes ift, wird durch die aladann faſt durchweg jich erge- bende Iocale Reihenfolge der Namen erwiefen. Warum der Schreiber die Eintheilung in Defaden beliebt hat, fteht dahin; ich vermuthe, der Ueberfichtlichfeit wegen. Zugleich ergiebt fih, daß diejenigen Namen, welche unter der 239 Nummern betragenden Geſammtzahl öfter wiederfehren, nicht etwa als wiederholte Nennung deſſelben Drtes aufzufafjen find, fondern jeder Name bezeichnet einen andern, wenn auch oft nahe gelegenen Drt. Wo aljo ein öfter vorfom- mender Name nicht durch eine gleich große Anzahl noch beitehender Drte oder durch Wüftungen fich belegen läßt, da muß man an— nehmen, daß uns der Träger defjelben noch unbelannt if. Mit einer gewiſſen Genugthuung darf ich auch wohl darauf verweilen,

Bon Dr. H. Gröfler. 221

daß durch die von mir nad dem Original wiedergegebene Reihen- folge der Namen die meiften von mir früher verjudhten Deutungen als begründet erwiejen werden. An mehreren Stellen freilich zeigt die Reihenfolge ein buntes Durcheinander der Namen, aber es lafjen fih doch bis gegen Ende, von vereinzelt durch einander gemworfenen Namen abgejehen, in fich zujammenhangende Gruppen erkennen. An einigen Stellen liegt auch die Möglichkeit vor, daß der Ab- ſchreiber aus Flüchtigfeit die zuleht gefchriebenen Namen noch ein- mal wiederholt hat, vgl. 3. B. das hinter einander wiederkehrende Cidamacha Brunesdorpf, ferner Brunesdorpf Ilawa u. a. m.

Nenn ic zum Schluffe noch einmal in aller Kürze die Namen deute, jo hoffe ich, daß diefer Hinweis nur willlommen fein wird, da er das Verſtändniß der ganzen Urkunde und die Erfenntniß von der Nichtigkeit meiner Auffafjung erleichtern muß. Betreff der bejonderen Begründung dagegen muß ich auf die in meinen früheren Unterfuhungen über diefen Gegenftand gegebenen Erläuterungen verweifen, woſelbſt man diejelben nachſchlagen wolle. Es fommen zu dem Zwede in Betracht Jahrgang VII, ©. 85— 130 u. 282—288, Jahrgang VII, S. 335 —424 und endlich die unmittelbar vorher- gehende Abhandlung Jahrgang XI, 119 ff.

Aufichrift auf der Nüdfeite des Pergaments: No. Z4. De decimatione saxonü.

Ferner von einer andern dem 15. Jahrh. angehörigen Hand:

Noia civitatum et villarum que dant decimationem mona- sterio Hersfeldei, que civitates ac villae etc. in partibus Saxo- nie sunt site.

Alles Folgende fteht auf der Innenfeite.

Die Namen find in drei Hauptabjchnitte eingetheilt, deren Trennung durch fpiralfürmige Scheidelinien angedeutet wird. Jeder Abſchnitt enthält neben einander 8 Columnen, jede Columne 10 Namen. Da jonach jeder Abjchnitt BO Namen umfaßt, jo müßte die Gefammtzahl 240 betragen, aber die lette Zeile der lebten Columne im legten Abjchnitt ift leer, und die Gejammtzahl beträgt jomit nur 239. Außerdem fehlt in der erjten und fünften Columne des dritten Abjchnitts eine Anzahl durch Mäuſe herausgenagter Namen; doc auch in den erjten Golumnen des erften und zweiten Abſchnitts find einige Anlautszeihen meggenagt. Andere Namen find dur Flede unlesbar geworden. Die in Folge davon aus— fallenden Namen oder Buchſtaben, bzw. der auf fie entfallende Raum wird durch Punkte angedeutet werden.

222

. . bundesleba! Rurbach Rebiningi Seobach Enzinga Rebininge Gisilhus Sangerhus

. zinga . eotstat?

MANALANNDPI

Donichendorpf . ollimi®

. auchesdorpf . ezemendorpf Ruodoldesdorpf Studina? Dornstat Asendorpf Erhardesdorpf Dussina

ANANAS

Brunesdorpf Ilauua Azalundorpf Costiliza

* [2 * za Gozacha eiuita’

—— ——,ss

Burc dorpfꝰ Niustat Suderhusa Niunburc Grabanesdorpf Liobolvesdorpf Holdestedi Sinesuuinidun Hildiburgo rod ® Liudolvesdorpf

ö— ————— EL GL GL GL BL GL GL GL GL GL GL CL GL

Osniza

Dussina

Cochstat

Osniza

Dussina Gozerestat Ludesleba Dussina

Leimbach Engiluuarde’dorpf

Liudimendorpf Muchendorpf Zibuchesdorpf Ichendorpf Muchilidi Nannendorpf Crupa Zebechuri Crodesti Zebechuri

—— ——

Brunistat Sidichinbechiu

Uuinidodorpf

Osterhusa Einesdorpf Midelhusa Uuinchilla Uuolfheresstedi Brallidesdorpf Hornun

Dussina Breuieliudestat Curnfurt Giftunstat Hubhusa Cucunburc Gisunstat Liubsiei Ellesdorpf Bernstat

Die Wilftungen bes Friefenfeldes und Hafleganes.

Nigendorpf Osterhusa Scrinbechiu Hornberc Bisgofesdorpf Hardabrunno Dachendorpf Helpide Luzilendorpf Esiebo.®

Ehstat Scabstedi Bernstat Scabstedi Bernstat Scuturegia Lochstat Scabstedi Milisa Lochstat

ö—— ————— ——— —“

Crodesti Theodendorpf Crodesti Zeirduuua Brunesdorpf Zeirduuua Meginhardesdorpf Zeirduuua Azechendorpf Edendorpf

Bebendorpf Blesina Bebendorpf Franchenleba Blesina Bebendorpf Husuuua Blesin. Franchen ... Blesin.!*

13

ö——— ——————

Leobedagesdorpf Seoburc

Altstedi

Bablide

Eindorpf Gerburgoburc Heiendorpf Uuicholdesdorpf ® Hessimesdorpf Theotboldesdorpf

ö————â ——

Scabstedi Dalizi Cristat Cloboca Cristat Vulchistedin Uunschi Cunbieci Unschi Dachiza!®

Bon Dr. H. Gröfler.

223

Rozuualesdorpf Guministi Budilendorpf Misca uual? Liudina Uuodina Risdorpf Ubbedere Azechendorpf Theommendorpf

ö——————

Scidinge Uuillichendorpf Scidinge Cozimendorpf Fizendorpf Zidamacha Brunesdorpf Cidamacha Brunesdorpf Ilauua

EIS ——— ———————— LE LLELL GL GL GL GL LA GL GL AL GL GL GL GL ÖL GL GL

Scirbina Gramannesdorpf Azendorpf Hachendorpf Zidimuslesdorpf Bizimendorpf Lunstedi

ö—

Budinendorpf Ziuuinidun Rostenloba Alberestat Meginrichesdorpf Stedi Mimileba Osperestat Odesfurt Scrabanloch Uuangun Rebiningi Fizenbure Amalungesdorpf Farnistat Rebiningi Fizenburc Uuenzesleba Farnistat Bannungestat H . nenleba Bridasti Brunesdorpf!! Spiliberc Thidirichesdorpff Reginheresdorf Curuuadi Spilibere Smean Brunesdorpf Lodenstat _ Stegera Smean Spilibere Serinbach Segara!? Liodenstat Zliusendorpf Smean Sigiristat Lunstedi Mechilacha. III. Mersiburce ciuita’ Langunfeld Codimesdorpf Hoenrod Uuirbina Cunnaha Curuuuati Hardaredesrod Uuirbina Tharabesdorpf Morunga Coriledorpf Langunfeld Bullisfeld. IH. Uuidilendorpf Eggihardesrod Langunfeld Liochodago

——

Hardaredesrod Brunbach Uuipparaha Fridurichesdorpf Uuipparacha Hatdesfeld Uuipparacha Curuuuadi Uuirbina

224 Die Wilftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.

Hec sunt urbes que cu viculis suis et omnib: locis ad se ptin.....’ decimationes dare debent ad scm Uuigberhdü ad He- rolvesfeld | Helphideburc . Niuuenburg. Altstediburg. Merse- burg. Scrabenlebaburg. Bru ......... g.is Seoburg. Ger- burgoburg. Vizenburg. Curnfurdeburg. Sceidingeburg. | Uuirbine- burg. Muchileburg. Gozzesburg. Cucunburg. Liudeneburg. 1: J—— burg. It& Uuirbinaburg. Suemeburg.

Hec loca SeT Uuigberhdi?! sunt in potestate cesari. Uuen- nigge. Balgestat. Spiliberg. Suuabaredesdorpf. Gebunstat. Stercinloch!?. Biscofestat. Salzacha.. Odenbach. Luttdraha '®. Lani. | Midilhusa. Leobolvesdorpf. yy9 Haec loca Se! Uigberhdi?! sunt in potestate duci (sic!) Otdonis. Gazloheno marca. Hassen- huseno marca. Luzuches ... pheno marca. Ruoduches | thor- pheno marca. Pamuchesthorpheno marca. Albuuuinestat. Alech. Uuicstat. Lachstat. Hol.!? Sacharedi.? Serdinga.?"

1) Landau fälſchlich: ... bundehleba. 2) Laudau fälſchlich mur.. otstat. 3) Bure und dorpf durch einen Zwifchenraum getrennt; besgleichen zwiſchen Hildiburgo und rod ein Zwifchenraum. 4) Schreibfehler des Abſchreibers ftatt Suinsuuinidun. 5) Schreibfehler bes Mbfchreiberd ftatt Eslebo. 6) Schreibfehler des Abſchreibers ftatt Uuicboldesdorpf. 7) Misca und uual duch einen Zwiſchenraum getrennte Landau fälſchlich Miscawe. 8) Bon dem früher von mir vermutheten o ift im Original noch bie hintere Rundung vorhanden. 9) Das Driginal bat richtig Studina, Landau fälfch- lid Suidina. 10) Schreibfehler des Abfchreibers ftatt Daclieza. 11) Die Buchſtaben unes find zwar faft erlofchen, aber doch noch erkennbar. 12) Ber- muthlich nur flüchtige Schreibung ftatt Stegera. 13 u. 14) Nur ber vorbere Strid des n ift im Original noch erhalten. 15) Die fenfrechten Striche beuten alle Mal das Ende einer Zeile im Original an. 16) Bon dem nad dem r folgenden u ift nur ber erjte Strich noch erhalten. 17) Landbau fäljch- li Stereinloh. 18) Landau fälſchlich Liutdraha. 19) Bermuthlich Schreib» fehler bes Abſchreibers ftatt Kol. 20) Bermuthlihd Schreibfehler ftatt Tacharedi. 21) Die Worte Sci Uuigberhdi find beide Mal von anderer Hand libergefchrieben. Das Wort Seidinga ift von berfelben zweiten Hand hinten angefügt.

Deutung.

1. Wüft Almensleben b. Sangerhaufen. 2. Rohrbach b. Sangerhaufen. 3. Oberröblingen b. Sangerhaufen. 4 Wüſt Seebad b. Allſtedt. 5. Wüſt Wenigen- Einzingen b. Sangerhaujen. 6. Unterröblingen b. Sangerhaufen. 7. Wüſt Kiefelhaufen b. San- gerhaufen. 8. Sangerhaufen. 9. Einzingen b. Sangerhaufen. 10. Rieſtedt ebenda 11. Unſicher. 12. Nienſtedt b. Allftedt. 13. Sotterhaufen. 14. Beyernaumburg b. Sangerhaufen. 15. Wüft Grabsdorf b. Sangerhaufen. 16. Wüſt Lobesdorf b. Sangerhaufen.

Bon Dr. H. Gröffer. 225

17. Holdenſtedt b. Sangerhaufen. 18. Wüſt Schweinswende b. Bornftedt Kr. Sangerhaufen. 19. Klofter Rode Kr. Sangerhaufen. 20. Liedersdorf Kr. Sangerhaufen. 21. Bornftedt Kr. Sangerhaufen. 22. Sittichenbach Kr. Querfurt. 23. Wüft Wenthdorf b. Gr. Oſter⸗ haufen Kr. D. 24. Groß - Dfterhaufen Kr. Q. 25. Einsborf b. Allſtedt. 26. Mittelhaufen b. Allſtedt. 27. Winkel bei Allftebt. 28. Wolferftent ebenda. 29. Noch unbefannt. 30. Wüft Horn b. Allſtedt. 31. Klofter Naundorf b. Allſtedt. 32. RI.» Dfterhaufen Kr. Querfurt. 33. Rothenfhirmbah Kr. Querfurt. 34. Hornburg b. Eisleben. 35. Biſchofrode b. Eisleben. 36. Erdeborn ebenda. 37. Unfider. 38. SHelfta b. Eisleben. 39. Lüttgendorf ebenda. 40. Eisleben. (Brüden- oder Petriviertel?) 41. Wüft Lipsdorf am jüßen See. 42. Seeburg am füßen Gee.

Alle vorjtehenden Namen .finden fi in der Gegend von Sangerhaufen, Allftedt und Eisleben. Nun fehrt die Aufzählung nah Allftedt zurüd, um Orte in der Unftrutgegend zu nennen.

43. Allſtedt. 44. Mönd » Pfiffel b. Allſtedt. 45. Vermuthlich Einsdorf b. Allſtedt. 46. Unbekannt, muß aber in der Gegend von Allſtedt oder Sangerhaufen gefucht werden, 47. Heigendorf b. Allſtedt. 48. Wüſt Wippelsdorf b. Liedersdorf Kr. Sangerhaufen. 49. Eßmannsdorf a. d. U., Kr. Querfurt. 50. Wüft Tippelsborf b. Ahlsdorf, Mandf. G.-Kr.? Vgl. Wüft Mallesbah. 51. Botten- dorf a.d.U. 52. Rofleben a. d. U. 53. Wüft Meinersdorf ebenda. 54. Wüft Wenigen- Memleben ebenda. 55. Wüft Osfurt ebenda. 56. Klein-Wangen a. d. U. 57. Vibenburg a. d. U.

Nunmehr folgt eine Reihe von Namen in der Nähe des falzigen Sees.

58. Ober» Farnftedt Kr. OD. 59. Ein zweiter Ort dieſes Namens bisher noch unbefannt. 60. Unterfarnftedt Kr. Querfurt. 61. Wen- den b. Mücheln Kr. Querfurt? 62. Alberſtedt b. Echraplau. 63. Stedten b. Schraplau. 64. Esperſtedt b. Schraplau. 65. Schrap- lau. 66. Oberröblingen b. Schraplau. 67. Amsdorf am falzigen See. 68. Unterröblingen am falzigen See. 69. Wanzleben unweit des falzigen Sees. 70. Bennſtedt unweit Deutſchenthal.

Die folgenden DOrtfchaften find meift weit von ein- ander gelegen. 71. Wüſt Rulsdorf b. Polleben M. Seekr.? 72. Wüft Kunifch b. Liederftedt Kr. Querfurt, oder Gimrit b. Halle a. d. Saale. 73. Wüft Bündorf bei Möderling unweit Mücheln, Kr. Querfurt. 74, Meufhau b. Merjeburg. 75. Lettin a. d. Saale b. Halle. Zeitſchr. d. Harzvereins, XI. 15

226 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Hafiegaues.

76. Wüſt Uhden a. d. Saale b. Schiepzig, Landkr. Halle. 77. Riß- dorf b. Eisleben? Welches bleibt fraglihd. 78. Bedra b. Mücheln Kr. Querfurt.

E3 folgt eine Gruppe von Drtfchaften in der Nähe des falzigen Sees und in der Umgebung von Duer- furt, Schafftedt und Laudjftedt.

79. Wüft Esfendorf, angebl. b. Lauchſtedt. 80. Wüſt Oben- dorf b. Oberwünſch, Kr. Querfurt. 81. Wüſt Danfelsborf b. Gerb- Er 82. Cöllme a. d. Salzfe, Mansf. Seekreis. 83. Nicht

ugsdorf b. Eisleben, fondern, was wegen der nahen Lage bei Cöllme vorzuziehen ift, das wüſte Rachsdorf (urkundlich Roveckes- torp und Rouckesdorp) in der Nähe von Langenbogen. 84. Unficher; vielleicht das wüſte Bosdorf b. Deutjchenthal. 85. Rollsdorf am falzigen See (Binderjee). 86. Steuden M. Seekr. 87. Dornitebt ebenda. 88. Aſendorf ebenda. 89. Etdorf ebenda. 90. Wüftung Deuſſen b. Oberdeutfchenthal ebenda. 91. Wüftung Osnitz b. Unterdeutfchenthal. 92. Das jetige Oberbeutjchenthal. 93. Köch— ſtedt b. Deutjchenthal. 94. Jedesfalls ein ehemaliger Dorftheil des wüſten Dani. 95. Vermuthlich ein ehemaliger Dorftheil von Ober- deutichenthal. 96. Gatterftedt b. Querfurt. 97. Lodersleben b. Duerfurt. 98. Unſicher. 99. Leimbach b. Querfurt. 100. Wüſt Eilwersdorf b. Querfurt. 101. Unſicher. 102. Unſicher. 103. Quer— furt. 104. Unbefannt. 105. Obhaufen (S. Petri?) b. Querfurt. 106. Kudenburg b. Querfurt. 107. Wüft Eſenſtedt b. Querfurt. 108. Nicht Hübit bei Eisleben, fondern, was wegen der Lage bei Querfurt vorzuziehen ift, Wüft Lobit b. Querfurt. 109. Ahlsdorf b. Eisleben? 110. Barnftedt b. Querfurt. 111. Langen Eichitedt b. Querfurt. 112. Schafftedt. 113. Vermuthlid ein Dorftheil von Barnftedt. 114. Vermuthlih ein Theil von Schafſtedt. 115. Ver- muthlich ein dritter Dorftheil von Barnftedt. 116. Schotterey b. Lauchſtedt. 117. Lauchſtedt. 118. Vermuthlich das Naundorf b. Schafſtedt. 119. Milzau b. Lauchſtedt. 120. Klein Lauchftedt bei Lauchſtedt. 121. Vermuthlich noch ein Theil von Scaf- ftedbt. 122. Döhlig am Berge b. Lauchſtedt. 123. Nieder - Krieg- ftedt b. Lauchſtedt. 124. Globigkau b. Lauchſtedt. 125. Oberfrieg- ſtedt b. Lauchſtedt. 126. Volkſtedt b. Eisleben? 127. Nieder - Wünſch b. Lauchſtedt. 128. Gölbis b. Weißenſchirmbach, Kr. Duerf. 129. Ober-Wünſch b. Lauchſtedt. 130. Dödlisg b. Duerfurt. 131. Holleben nörblid von Lauchſtedt. 132. Wüft Braunsdorf b. Knapendorf, Kr. Merjeburg. 133. Unbefannt. 134. Gorbetha a. d. Saale b. Lauchſtedt.

Bon Dr. H. Gröfler. 227

Nunmehr wiederum Orte aus der Gegend von Quer» furt und an der unteren Unjftrut:

135. Oberſchmon b. Querfurt. 136. Liederſtedt Kr. Querfurt. 137. Niederihmon b. Duerf. 138. Weißenſchirmbach b. Querf. 139. Vermuthli ein Theil von Liederftedt. 140. Vermuthlid ein eingegangenes Mittelihmon. 141. Preis b. Weißenſchirmbach. 142. Spielberg b. Querf. 143. Reinsdorf a. d. U. 144. Ber- muthlih ein Dorftheil von Spielberg. 145. Wüft Pinßdorf b. Steigra unweit der Unftrut. 146. Steigra Kr. Duerf. 147. Ver: muthlid ein Dorftheil von Spielberg. 148. Das eingegangene oder mit dem jegigen Steigra verbundene Kleinfteigra. 149. Wüft Blofjen- dorf oder Glefendorf b. Steigra. 150. Wüſt Seigerftedt a. d. U. 151. Burgſcheidungen a.d.U. 152. Wüft Welzdorf b. Schmirma Kr. Querfurt. 153. Das wüfte, bzw. mit dem Niederdorf verfchmolzene Oberndorf Burgiheidungen. 154. Wüſt Keffendorf b. Dorndorf 0.d. U. 155. Unbefannt. 156. Wüft Zedemich a. d. U. 157. Un- befannt. 158. Vermuthlich ein Dorftheil von 156. 159. Desgl. von Nr. 157. 160. Eulau b. Naumburg a. d. Saale. 161. Wie 159. 162. Wohl ein Dorftheil von 160.

Anm. Es wäre übrigens nicht unmöglich, daß die leiten Namen nur aus Verjehen des Abjchreibers doppelt gefchrieben find. Wenigſtens ift auffällig, daß Zidamacha und Bru- nesdorpf und begleichen Brunesdorpf und Ilawa zwei Mal nach einander ftehen.

163. Unbefannt. 164. Wüſt Goftilit b. Gofed und Eulau. 165— 169 fallen aus. 170. Gofed.

Die folgende Gruppe enthält vorzugsmeife Namen aus der Gegend von Mücheln und Merjeburg.

171. Wüft Ludendorf b. Oberwünſch, Kr. Querf. 172. Viel— leiht Ockendorf b. Merjeburg? (Vgl. jedoch zu Nr. 204.) 173. Zütſch— dorf a. d. Geifel, Kr. Duerf. 174. Wüſt Eickendorf b. Eisleben? 175. Das mwüfte Müchel b. Mücheln. 176. Nallendorf Kr. Duerf. 177. Erumpa Kr. Querf. 178. Zöbigfer b. Mücheln. 179. Gröft b. Müdeln. 180. Wüft Zedram b. Oberwünfd. 181. entweder aus Verſehen vom Abjchreiber wiederholt, oder ein Theil von 179. 182. Thondorf b. Eisleben? VBaßt freilich nicht in diefe Gruppe. 183. Vermuthlich das Neuendorf bei Gröft. 184. Schortau b. Mü- heln. 185. Braunsborf b. Mücheln. 186. Wohl ein Dorftheil von Scortau. 187. Unbefannt. 188. Wie 186. 189. Bol. Nr. 79. 190. Adendorf b. Gerbſtedt? 191. Benndorf a. d. Geifel, Kr. Merjeburg. 192. Blöfien b. Merfeburg. 193. Vielleicht Neu- mark b. Benndorf. 194. Oberfrankleben b. Merſeburg. 195. Ver-

15*

228 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haffegaues.'

muthlich ein Dorftheil von Blöfien. 196. Vermuthlih ein Dorf- theil von 191. 197. Geufau b. Merfeburg. 198. Wie 195. 199. Unterfrankleben b. Merfeburg. 200. Wie 195. 201. Zicher- ben b. Merfeburg. 202. Wüft Gräfendorf b. Merfeburg. 203. Azen- dorf b. Merfeburg. 204. Höchft wahrſcheinlich Odendorf b. Merſe— burg. 205. Unbefannt. 206. Bufendorf Kr. Weißenfels. 207. Zun- ſtedt b. Roßbach, Kr. Querf. 208 210 fallen aus. 211. Wohl ein Dorftheil von Lunftebt. 212. Merſeburg. 213. Wüſt Gott3- dorf b. Deutſchenthal? 214. Burgwerben a. d. Saale. 215. Groß - Corbetha a. d. Saale. 216. Tagewerben Kr. Weißenfels.

Nun folgt plöglich eine Gruppe von Namen aus der Gegend von Sangerhaujen und Wippra.

217. Morungen b. Sangerhaufen. 218. Lengefeld b. Sanger- haufen. 219. Wettelrode b. Sangerhaufen. 220. Mittellengefeld, ein Theil von Nr. 218. 221. Unbefannt. 222. Miferlengefeld b. Sangerhaufen. 223. Das wüſte Hohenrode unmeit Zengefelb b. Sangerhaufen. 224. Gonna b. Sangerhaufen. 225. Vermuthlic) eine Wüftung, an Stelle des Harkenröder Berges unmeit Sanger- haufen. 226. Obersdorf b. Sangerhaufen. 227. Grillenberg (früher Gherlenberg) b. Sangerhaufen. 228. Pölsfeld b. San- gerhaufen. 229. Wüft Etzkerode b. Emjeloh, Kr. Sangerhaufen. 230. Wüft Lichthagen b. Wippra. 231. Vermuthlid ein Theil von 225. 232. Wüft Brumbadh b. Wippra. 233. Wippra. 234. Frieß- dorf b. Wippra. 235. Jedesfalls ein Theil von 233. 236. Wüſt Hatzkerfelde b. Wippra. 237. Wie 235.

Zulegt find no 2 Orte aus der Saalegegend nad getragen.

238. Ein Dorftheil von Großcorbetha. (Großcorbetha theilte fih nah Schumann u. Schiffner, Leric. von Sachſen XVI, 412 in vier Viertel mit je 2 Viertelömeiftern.) 239. Reichartöwerben, unweit davon, Kr. Weißenfels.

Diefe nochmalige, auf eingehende Localforſchung geftügte Erflä- rung der im Verzeichnifje enthaltenen Ortsnamen führt unverfenn- bar zu beachtenswerthen Ergebniffen. Erftlich zeigt ih, daß in der That jeder Name einen andern Drt bezeichnet, daß alſo einerjeitS die Zahl der Anfiedelungen in unferen Gauen eine außerordentlih große war, mie auch andererjeit3 fich ergiebt, daß diefe Anfiedelungen in jener älteften Zeit ganz Feine Dörfchen gewejen fein müffen. Und wenn ein und berfelbe Name im Ber- zeichnifje häufig wiederfehrt, fo ift zu beadten, daß mandes unferer noch heute beftehenden Einzeldörfer im frü- heren Mittelalter in mehrere felbftändige Gemeinden

Bon Dr. H. Gröfler. 229

zerfiel. Noch in fpäterer Zeit ift dieſes Verhältniß erkennbar. So zerfiel 3. B. Holdenſtedt bei Sangerhaufen in Ober- und Unter- dorf, Runſtedt bei Mücheln in Ober- und Unterrunftebt; Schot- terey bei Lauchjitebt in das Oberdorf (oder Dberenge), Meitteldorf (oder Mittelenge) und Frohndorf (oder das Engehen). Beudlit a. d. Saale war in Ober» und Unterbeuchlitz getheilt, Wengel3- dorf a. d. Saale in Alt» und Neumengelsporf, Steuden bei Schraplau in Ober- und Unterjteuden; das wüſte Barau bei Halle in Ober», Mittel- und Unterbarau; das wüſte Faulenfee bei Ei3- leben in Ober», Mittel- und Unterfaulenfee; da3 wüſte Nedendorf bei Liederftent in Groß- und Kleinnedendorf; das wüſte Stachel- rode bei Weißenjchirmbad in Ober-, Mittel- und Unter » Stadhel« rode; das wüſte Neinsdorf bei Gerbitedt in Ober- und Unterreins- dorf. Hohndorf bei Merjeburg zerfiel in eine Eleine und große Hohndorfer Marke, Spergau bei Merfeburg in eine deutjche, eine wendiſche und in die Kübbelmarf; e8 gab 2 Dörfer des Namens Hornburg, 2 Dörfer des Namens Hübit, 3 Dörfer des Namens Lengefeld dicht neben einander u. v. a. Beifpiele der Art mehr. Auf Grund diefer Wahrnehmung hat e3 nicht das geringfte Bedenken, Drte gleiches Namens, wenn fie nebeneinander im Verzeichniſſe genannt werden, fich aber heutzutage nicht mehr nachweiſen laſſen, für ehemals felbftändige Theile einer heutzutage nur noch vereinzelt erjcheinenden Dorfgemeinde anzuſehen, wie oben mehrfach gefchehen ift.

Zweitend nöthigt die Thatſache, daß das Verzeichniß faſt durchweg Örtlih zufammenhangende Gruppen giebt, dazu, bei der Erklärung folder Orte, die zwar anderswo leicht nachweisbar erjcheinen, aber in die eben behandelte Gruppe nicht bineinpafjen, den Verſuch zu machen, ob nicht etwa in der Gegend, welche die Gruppe umfaßt, ein wüſter oder bisher unbekannter Ort al3 Träger dieſes Namens in Anſpruch genommen werben Tann. Durch diefe Erwägung bin ich genöthigt worden, in mehreren Fällen meine früher gegebene Deutung umzuftoßen. So wird Burcdorpf (Nr. 11) ferner nicht auf Burgsborf bei Eisleben, fon- dern auf einen Ort in der Nähe von Beyernaumburg, vielleicht auf einen Theil dieſes Dorfes felbjt gedeutet werden müfjen, weil e3 allein inmitten von lauter Sangerhäufer Ortfchaften ſteht. Theot- boldesdorpf (Nr. 50) wird faum das wüſte Tippelsborf bei Ahls— dorf, fondern ein Drt in der Nähe von Bottendorf a. d. U. fein. Das verftümmelte . auchesdorpf (Nr. 83) wird pafjender für das wüſte Rachsdorf (urkundlich Rovekestorp und Rouckesdorp) bei Langenbogen, ald für Augsborf bei Eisleben gehalten werden; Liubsiei (Nr. 108) beffer für das wüſte Lobi bei Querfurt, als für Hübis bei Eisleben, weil diefe Erklärungen befjer für bie

230 Die Wilftungen bes Friefenfeldes und Haſſegaues.

Gruppen paffen, in denen jene Namen ftehen. Auch das bisher auf Ahlsdorf bei Eisleben gedeutete Ellesdorpf (Nr. 109) wird ſich vielleicht in der Duerfurter Gegend, und Vulchistedin (Nr. 126) in der Gegend von Lauchſtedt noch nachweiſen laſſen. Da ferner Ichendorpf (Nr. 174) inmitten von lauter Orten aus der Gegend von Mücheln und Merjeburg jteht, fo möchte man fich verjucht finden, auch in diefem Orte nicht das wüſte Eickendorf bei Eiöleben Sondern eine noch ungekannte Wüftung in der genannten Gegend zu fehen. Das unmittelbar davor erwähnte Zibuchesdorf (Nr. 173) wird nicht wüſt Schwötzſchdorf bei Halle, ſondern Zütſchdorf a. d. Geifel fein. Endlidh wird man in Theodendorpf (Nr. 182) nicht Thondorf bei Eisleben, fondern einen Ort unweit Gröſt b. Mücheln; in Edendorpf (Nr. 190) nit Adendorf a. d. Schlenze, ſondern einen Drt im Geifelthale; endlich in Mechilacha (Nr. 221), welches unter lauter Sangerhäufer Orten befteht, nicht Mücheln, fondern einen Drt bei Sangerhaufen zu erfennen bemüht fein. Sollte es gelingen, in Verfolgung dieſes hermeneutifchen Grundfages zu den erwünschten Feftftelungen zu gelangen, fo dürfte man vielleicht zu dem Ergebniß gelangen, daß der nördlide Hafjegau mit feinen Ortſchaften in dem Verzeihniffe nur äußerft ſchwach oder vielleiht gar nicht vertreten ift, was wieber zu andern wichtigen Schlüffen nöthigen würde. Auf alle Fälle hoffe ich durch die abermalige Veröffentlihung unferer jo außerordentlich wichtigen Urkunde und durch den Hinweis auf die aus der richtigen Auffaffung derſelben ſich ergebenden Folgerungen den Localforjchern unferer Gegend eine Anregung gegeben zu haben, einen nochmaligen Berfuh zur Bewältigung der noch vorhandenen Dunkelheiten zu machen.

Um aber nichts zu unterlaffen, was zur Beleuchtung unferes Berzeichnifjes beizutragen im Stande ift, gebe ich nachträglich noch einen Abdrud des Hier in Betracht kommenden Theild derjenigen Urfunde des Kaifers Dtto IL. vom Jahre 979, welder die Burgmartorte in unferen Gauen nennt. Denn diefe Urkunde, melde bisher nur aus dem Abdruck in Wencks heſſiſcher Landesgefhichte befannt war, ift nicht nach der im Königl. Staats- archive zu Marburg befindlichen Driginalurfunde, fondern nad) einem eben daſelbſt befindlichen Copialbuche und zwar recht fehler- haft angefertigt worden.

Die abmeichenden Lesarten des Tertes im Driginale werden zeigen, daß ein Abdruf nad dem Driginal Feine überflüffige Sache ift. Nur das fei noch bemerkt, daß die Driginalurfunde erheblich beſchädigt ift, aber gerade der Theil, den ich hier veröffentliche, iſt von Beihädigungen frei geblieben. Die im Texte eingeflammerten

Bon Dr. H. Größler. 231

Lesarten find die der Copie in dem liber de libertatibus locorum Hersfeldensium fol. 36° und im Königl. Staatsarchive zu Mar: burg, welche Wend feiner Ausgabe zu Grunde gelegt hat.

In nomine sancte et individue trinitatis Otto d. favente cle- mentia imperator ete. (Eingangsformel) .... quapropter noverit omnis nostrae fidelitatis tam presentis quä et futurae studela qualiter nos et gozberhtü heruluesfeldensis ecclie abbate (sic!) condecuit quoddam concambium inter nos mutuo facere decima- tionibus cunctis quas in Uresinauelde et hassega visus est possidere. Tradidit namque nobis idem abbas gozberhtus p manum advocati sui uualdgeri consensu ac comprobatione tam ipsius quam et totius congregationis sci uuichberhti tres capellas unam in altstedi, secundam in Asterhusan, tertiam in rietstedi sitas cum omnibus decimationibus quas in ure- sinevelde & hassega ad ius ac dominium sei uuichberhti iure ac legaliter ptinentes visus est possidere. scilicet in sum- mitate vallis ubi se saxones & thuringii disiungunt, que teu- tonice dieitur girophti. sursum ad aquilonar@ plagam usq. in uuillianuuech. quo terminatur comitatus sigifridi comitis. et de uuillianuueche in uippera et inde usq. in uuiller- bach et p eiusdem alveoli riuulum usq. in fluuium salta dietum et inde quo se salta sale infundit et sursum ppe ripam eius- dem aluei ad australem plagam quo se iungunt 'sala ac un- stroda fluuii ac inde usq. in helmana usq. ad fossam supra- scriptä girophti. Civitatü vero ac castellorü infra istü terminü positarü nomina ut posteris verius ac apertius pateat dignum duximus inserere. alstediburch (altstedebure). gerburcha- burch (gerburgaburg). niuuanburch (niwanburg). burnig- stediburch (burnstediburg). helpethingaburch (helphede- burg). scroppenleuaburch (scroppenleuaburg). cucun- burg (eucunburg). quernuordiburch (cornfurdeburg). sme- ringaburch (smeringeburg). uitzanburch (wizinburg). sci- thingaburch (scidinburg). mochenleuiaburch (muchunleua- burg). gozcoburch (gozkoburg*). uuirbiniburch (wirbine- burg). suuemoburch (swemeburg). meresburch (merse- burg). hunleuiaburch (hunleuaburg). luttiniburch (lui- deneburg).

*) Die Schreibung GOZRO konnte leicht, wie e8 bei Wend ber Fall ift, bozho gelefen werben.

Heraldit und Münzkunde.

1. Weber das Regenfteinfhe Wappen, befonders mit Bezug auf defen Darftellung in der Vignette des Harzvereins. | Bon |

G. 4. v. Mülverftedt, Staats- Archivar in Magdeburg und Geh. Archivrath.

Der neunte im verwichenen Jahre erjchienene Band der Zeit- ichrift des Harzvereins für Geſchichte und Alterthumsſtunde iſt auf feinem Titelblatte zum erjten Male mit einer fiegelarkigen Vignette geziert, welche im mittelalterlichen Stile gehalten um das ſymboliſche Bild des Harzes zehn Wappenfchilde der hauptfächlichitem Beitand- theile des Vereinsgebietes ſehen läßt: Stift Halberſtadt, Graffchaft Stolberg Wernigerode, Braunfchweig-Lüneburg, Anhalt, Neizenftein- Blankenburg, Stift Dueblinburg, Grafihaft Manzfeld, Goslar, Nordhaufen und Grafihaft Hohnftein.

Schon bei der erften Durdhmufterung der Wappenſchild⸗ be3 neuen Bereingemblem3 wurde der Blid bei dem fünften in der obigen Reihenfolge durch das fich darftellende eigenthümliche Enfemble gefefjelt, bei den C⸗förmig zu je zwei von einander abgefehrten in die vier Felder des quadrirten Schildes vertheilten Figuren, bei demjenigen Wappenfchilde, der hier die heraldiſchen Embleme der Srafihaften Regenftein und Blanfenburg vorftellt.

Kein Zweifel konnte e3 fein, daß hier eine neue und willfür- liche, aber auch eine nicht zu vechtfertigende heraldiſche Darſtellung vorliege. Wir waren feit langer Zeit gewohnt, die ſchon vor Jahrhunderten combinirten Wappen der Grafen von Negenftein in alten Abbildungen, von denen ih nur das vor mehr als 270 Jahren herausgefommene Siebmacherſche Wappenbud I, ©. 17 anführen mag, nit anders zu fehen, als daß die in einem gevierteten Schilde vereinigten Embleme von Regenftein und Blan- fenburg, Die fih in je zwei ſchräg gegenüber jtehenden Feldern wiederholten, nad berjelben Seite gewendet fich barftellten

Bon ©. 4. v. Miülverftebt. 233

und alle die zahlreichen Siegel, melde das Magdeburger Staat3- arhiv von den Grafen von Regenftein aus der Zeit, von welcher ab fie fich eines zufammengefegten Wappens bedienen, ent- hält, nicht minder zahlreiche mir vorliegende Münzgepräge der Grafen vom Regenftein vom Jahre 1540 ab, zeigen faft ohne Ausnahme ihren Wappenfhild genau fo, wie in der Giebmader- ſchen Abbildung, oder doch die vier Hörner ſämmtlich nad der— felben und zwar meift nad der (vom Beſchauer aus) linken Geite des Schildes gebogen. Daß diefe Stellung der Schildfiguren ſchon deshalb, weil fie von den Wappenführern felbft fo feſtge— ftelt und ausnahmslos gebraudt wird, die rihtige und daher unveränderbare fei, muß einleuchten; es Fonnte ſich nicht darum handeln, erft ein modernes quadrirtes Wappen für die Graf: Schaften Regenftein und Blankenburg zu conftruiren, fondern es war vielmehr ein foldhes jchon gegeben und eriftent. Das Wappen, wie es von den Grafen von Regenitein ſelbſt zufammengejegt und geführt war, fonnte aber nicht nur das Recht des Ufus für ſich in Anfprud) nehmen, fondern auch ein gefchichtliches Recht.

Dies zu bemeifen, bedarf es feine weiten Ausholens. Leitz⸗ mann in feinem Wegweifer auf dem Gebiet der deutihen Münzkunde fagt ©. 85, nachdem er der nad dem Tode des Grafen Siegfried von Blankenburg im Jahre 1246 zwifchen feinen Söhnen Siegfried und Heinrich erfolgten Ländertheilung gedacht hat: „Siegfried behielt das väterlihe Wappen bei, nämlich ein der rechten Seite (des Beichauers) zugebogenes ſchwarzes Hirihhorn mit vier Auswüchſen im filbernen Felde, dagegen veränderte Heinrich (dev Regenftein erhielt) es dahin, daß er ein rothes, der linken Seite zugebogenes Hrahhorn zum Wappen annahm. Diefe Beftimmung, von Siegeln genommen, gibt einen guten Fingerzeig, die fpruchlofen Bracteaten aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert? nad) den beiden Linien zu trennen’.

Leider ift aber diefe Behauptung in Betreff der Farbenvarie- tät und Schildfigurenftellung durchaus irrig, und fomit fallen auch die vermeintlichen Kriterien zur Unterfheidung der fraglichen Miünz- gepräge als Blankenburgiſche und Regenfteiniche fort. Die Siegel nämlih, auf welche fich der genannte Autor beruft, bemeijen gerade das Gegentheil. Alle, ohne Ausnahme, ſowohl die der Grafen von Blankenburg als von Regenftein, zeigen im Schilde eine quer» oder etwas ſchräg liegende Hirfhftange von vier Enden (und zwar fo, daß drei der Enden oberhalb ftehen). Die Stellung dieſer Schildfigur ift ftet3 diefelbe, nämlich von dem linfen Schildrande (vom Beichauer aus) nad der rechten zugebogen, fo daß alſo die Wurzel der Hirſchſtange links fteht. Dies ergeben nun die äußerft

234 Das Regenfteinfhe Wappen in der Biguette des Harzvereins.

zahlreichen, wie die Vergleihung mit den Originalen im Magde- burger Staatsarchiv gelehrt hat, genau abgebildeten Blanfenburgifchen und Negenfteinfchen Siegel des v. Erathſchen codex diplomaticus Quedlinburgensis. Sie finden fich hier aus dem 13. bis Ende des 15. Jahrhundert auf Tab. XXI, 14; XXI, 9, 13; XXV, 7,8; XXVI, 5; XXVIL, 11; XXVII, 11; XXIX, 4, 16; XXX, 3; XXXI, 10; XXXI, 1, 2, 3; XXXIV, 10; XXXV, 2; XXXVI, 1, 3, 6, 8, 14; XXXVIIO, 22; XXXIX, 10, 17, 22; XL, 8, 6.

Die Mehrzahl diefer Siegel find Schildfiegel, d. 5. fie zeigen nur den Wappenſchild; die andern zerfallen in folde, die allein den Helm mit feiner Bierrath und folde, die das volljtändige Mappen mit Schild und Helm (den behelmten Schild) ſehen laſſen. Was nun die Helmzier, das Helmfleinod des gräflich Blanfenbur- gischen und gräflich Regenfteinihen Wappens anlangt, fo ift auch fie zu allen Zeiten mit nur einer mir befannten Ausnahme! ftets diefelbe geblieben und befteht aus zwei (ſenkrecht in die Höhe gerichteten) Hirfchftangen,? die ſich in der älteren Zeit an bie Seiten des (Topf» oder Kübel-) Helms anjchließen, ſpäter (vom 15. Jahrhundert ab) wo der Helm gefrönt wird, aus der Helmfrone hervorgehen. Dieſe Stellung ift befanntlich eine fehr

1) Nämlich auf dem großen runden Helmfiegel Heinrichs Gr. v. Blan— fenburg an einer Urf. v. 16. Zuli 1255 (s. r. Siechenhof zu Halberft. Nr. 8), durch welche er dem Siechenhofe zu Halb. eine Hufe zu Niendorf übereignet. Hier fehen wir einen feitwärts gefehrten Helm mit einem geſchloſſenen Sluge, defien Saren mit Kügeldhen oder Herzen beftreut find. Bon dem Helm Tinker Hand (des Beſchauers) ſteht aufrecht in Kleiner Dimenfion ein vierendiges Hirſchhorn, das offenbar nicht auf die (fonftige, etwa damals fchon übliche) Helmzier deuten, fondern die Schildfigur vor— ftellen fol. Wenn in dieſer Art (freiftebend) Schildzeichen vorgeftellt werben, haben fie fehr oft eine abweichende Stellung. Bon ber Umſchrift ift nur noch erhalten: S. Comitis Hi...... ch + Die Flügel, von denen nur ein fehr Kleiner Theil des Binteren den vworberen überragenden fichtbar ift, haben übrigens faft die Figuration eines zufammengellappten Schirme bretts, das oben mit langen ſehr ſchmalen und ſehr vielen Federn beftedt ift, ein Umftand, welcher der Figur den Charakter ber Flügel raubt. Ueberdies find Schirmbretter fehr Häufig mit Kügelchen, Ringen u. bergl. beftreut. Daß übrigens alte Adelsgejchlechter neben ber eigentlichen und eonftanten, fo zu fagen charakteriftiichen Helmzier eine in einem Federſchmuck oder befiederten Schirmbrett beftehende anfänglich abwechſelnd führten, ift bekannt und fann durch mehrere Beifpiele belegt werben, von bemen ich nur an das befannte der v. Kröcher erinnern will.

2) Das große Helmfiegel des Grafen Heinrih von Blankenburg (Erath l. c. XXXII, Nr. 2), wo fich über den beiben Hirfchftangen zu Seiten des Helms eine dritte darüber quer Tiegend ſchwebend zeigt, enthält Feine abwei- chende Darftellung der Helmzier, vielmehr foll die obere über dem Ganzen frei ſchwebende Hirſchſtange das Schildemblem repräfentiven oder anbeuten.

Bon G. N. v. Mitlverftebt. 235

gewöhnliche und findet auch bei andern Helmfiguren, 3. B. Flü- geln jtatt.

Somit ift es völlig evident, daß die Grafen von Blanken— burg und die von Regenftein fi eines völlig gleihen Wap- pens in Schild und Helm bedient haben, oder daß die Grafen von Regenftein genau dafjelbe Wappen geführt haben, das ihre Borfahren, die Grafen von Blanfenburg führten. Zu einer Unter- ſcheidung der Wappen beider Häufer durch die Wappen lag unferes Erachtens ein Grund nit vor. Das Gefchleht war weder zahlreich an Mitgliedern, noch wohnten feine Mitglieder weit von einander ab. Ucberhaupt find die Nachrichten von Wappenunterfcheidungen der Linien, wovon wir nicht felten leſen, mit großer Borficht aufzunehmen und mitunter irrig. Namentlich gehört meiftens dazu, daß fi verjchiedene Linien eines Geſchlechts durch die verfchiedenartige Tinctur des MWappenfchildes oder feiner Embleme unterſchieden haben ober gar dur Rechts- und Linfsjtellung berfelben. Es galt vielmehr Sahrhunderte hindurch die Siegel beweifen es als völlig gleichgültig, ob ein Scildemblem rechts- oder linfshin gewendet war und unter Umftänden mußte es feine gewöhnliche Stellung ändern. Ebenfo wenig waren in der Vorzeit und bis in die Neu— zeit hinein die MWappenfarben conftant; es gibt vielmehr zahllofe Wappen alter Gefchlechter, die, ohne daß damit die Kennzeichnung einer Linienabzweigung beabfichtigt wurde, verſchiedene MWappen- tincturen fehen laſſen. Sollte eine ſolche Unterſcheidung einzelner Häufer eines Geſchlechts gefchehen, fo wählte man im Mittelalter dazu in der Regel entweder die Beizeichen (brisures) oder eine Aenderung des Helmjchmuds. Weder das eine noch das andere hat aber feitens der Grafen von Regenftein gegenüber den Grafen von Blankenburg ftattgefunden.

Nicht minder hinfällig, wie die Behauptung von der unterjchei- denden Stellung der Schildfigur im Blankenburgiſchen und Regen- fteinschen Wappen ift, fcheint die, daß beide Häufer durch die Farben der resp. Hirſchſtangen fich unterfchieden hätten, dergeftalt daß die Grafen von Blankenburg eine ſchwarze, die v. Regenftein eine rothe Hirfchitange im Schilde geführt hätten. Aus der Zeit des Mittel- alters find uns Quellen für eine ſolche Darftellung nicht befannt; es liegen feine authentifchen mit Farbenangabe verjehenen Darftellun- gen der betr. Wappen aus jener Zeit vor; wenigſtens haben ſich feine aus dem Beitalter der 1367 audgeftorbenen Blanfenburger Grafen erhalten. Möglich wäre e8, daß Ende des 15. oder im Laufe des 16. Jahrhunderts die Grafen von Negenftein zur Aenderung der Monotonie in ihrem vier Hirfhitangen enthaltenden Wappen- ichilde den für Blankenburg geltenden die ſchwarze, den Regenftein-

236 Das Regenfteiniche Wappen in der Vignette bes Harzvereins.

chen die rothe Farbe gegeben hätten, allein Beweiſe hierfür find nicht vorhanden; fie würden nur etwa durd Malerei in Stamm- büchern neben Einfchreibungen von Mitgliedern des Regenfteinichen Grafenhaufes oder fonftige von ihnen autorifirte Malereien zu führen fein. Ä

Als ausgemaht darf e3 gelten, daß in der That ſchon im Mittelalter die Wappen der Grafen von Blankenburg und Regen- ftein farbig darzuftellen fi mannigfache Gelegenheit fand, aber wir wifjen nicht, ob damals fich beide Häufer ſowie es jpäter beliebt worden ift, ſelbſt unterfchieven haben. Es ift vielmehr wohl daran zu zweifeln. Die etwaigen Darftellungen und Yarbenangaben des Gräflih Regenſteinſchen Wappens in Wappen- und Turnierbücern aus dem 15. und Anfange des 16. Jahrhunderts (3. B. das Grü- nenbergihe und das Schaffhauſenſche Wappenbuch, letteres in Wer- nigerode) find faum von Gewicht, da wir nachzuweiſen vermögen, daß diefe heraldifchen Quellen fich öfters Fehler in Betreff der Nord- deutfchen Adels⸗ und Fürftenmappen haben zu Schulden fommen laffen.

In der zweiten 1605 erjchienenen Ausgabe des Siebmader- ihen Wappenbuchs I, ©. 17 ift freilich das gräflich Regenfteinfche Wappen fo dargeftellt, daß die im erften und vierten Felde befind- lihen Hirfchftangen ſchwarz, die im zweiten und dritten Felde fich zeigenden roth angegeben find. Allein da das Aussterben der Grafen von Regenftein nur einige Jahre zuvor (am 9. Juli 1599) erfolgt war, fo könnte doch mit Fug angenommen werden, daß die Duelle der Siebmaderjchen Darjtellung ein von den Regenfteinfchen Grafen jelbft geführtes farbige Wappen gemejen fei und nicht etwa bie Tincturen, welche die Schildzeichen der beiden Grafichaften in dem Braunfchweiger Landeswappen erhielten, in das fie jedoch nicht in der Compofition wie fie von den Grafen von Regenftein zulett geführt werden, aufgenommen wurden. Hier nehmen fie id) weiß augenblidlich nicht, in welchem Jahre dies zuerft vorfommt das erſte und dritte Feld der unteren Felderreihe ein und zwar fo, daß das erftere ein rothes, das lettere ein ſchwarzes Hirſchhorn ent- hält. Beide find gemifjermaßen einander zugelehrt oder doch ſym— metrisch fo geftellt, daß die Spite (Krone) jeder Hirſchſtange nach außen hin gefehrt ift, die Wurzeln alfo an den Sectionen des untern Mittelfchildes liegen. So finde ich die Darftelung ſchon auf einem ausgemalten Kupferftih des Braunfchweigifchen Landes- und Her- zogswappens aus dem Jahre 1669 und in allen heraldifchen Hand- büchern des vorigen Jahrhunderts heit es mit einer Ausnahme!

1) Diefe findet fih im Geſchichts-, Gefchlechtd- und Wappen-Kaleuber ber burchlauchtigen Welt auf das Jahr 1742, Nürnberg 1742, wo e8 ©. 99 heißt, daß das ſchwarze Horn für Lauterburg (!) gelte. Val. Jahrg. 1755. ©. 99.

Bon ©. A. v. Miülverftebt. 237

daß das rothe Horn für Regenftein, das ſchwarze für Blanfenburg zu gelten habe.

Wie ſchon bemerkt, wifjen wir nicht, wann diefe Unterfcheidung der beiden Grafichaftswappen eingeführt fei und von wem, ob von den Grafen von Negenftein felbjt oder erft von den Herzögen von Braunfchweig- Wolfenbüttel, an melde die Graffchaft Blankenburg fiel, während Negenftein an das Stift Halberftadt fam. Es war auch durchaus nicht nothwendig, die Embleme der beiden Grafichaften in ihrer Doppelwiederholung in den Hauptfhild aufzunehmen, das wäre nad Lage der Sache unpraftiich und unjhön geweſen, und fo war es am fchidlichjten, jedes der heralbifchen Zeichen feparirt mit dem Hauptwappen zu vereinigen, wobei man in ganz richtiger Weiſe den Hörnern eine fymmetrifche Stellung gab, indem man fie nit nad derfelben, fondern nach verjchiedenen Geiten hin wendete.

Daß auf den mittelalterlihen Siegeln ſich feine Farbenandeu- “tungen finden und daß die hier fich zeigenden Schraffirungen nicht im Entfernteften das fein follen, was die fpäteren und heute allge- mein angenommenen Andeutungen von Farben find, weiß jeder Anfänger in der Heraldif und Sphragiftif. So zeigen denn aud die Siegel der Grafen von Blankenburg und Regenftein aus der Zeit des Mittelalter3 bald ein glatte, bald ein beliebig jchraffirtes (granulirtes) Feld und hier zeigt ſich eine Schraffirung bei den Hirſch⸗— ftangen, dort nicht. Da fich hierbei Feinesweges ein conftanter Ufus auf den Siegeln der beiden Grafenhäufer findet, jo konnte auch fein Mißverftändnig etwa die Schraffirung auf den Hirſchſtangen für eine Andeutung der fchwarzen Farbe anfehen, zumal aud die Regenfteiner Siegel fchraffirte (granulirte) Hirſchſtangen aufweiſen.

Was den Helmfhmud des Regenfteiner Wappens anlangt, fo beſteht er, wie Schon oben angegeben, in zwei Hirfchftangen (einem Hirfchgeweih) nad) Ausweis aller Siegel und ift conftant jo von den Grafen von Blanfenburg als Regenftein bis zu ihrem Erlöſchen geführt worden. Die Farben des Gemeihes fennen wir aber aus authentifhen Quellen nicht. Es Teuchtet aber ein und ift mehr als wahrfcheinlich, daß, wenn beide Grafenhäufer aud den Farben nad) denjelben Schild führten, nämlid eine rothe Hirfchftange auf weiß, beide Hörner diefe Farbe gehabt haben müſſen und die ſchwarze, wenn wirklih in älterer Zeit die Grafen von Blankenburg fich einer ſchwarzen Hirfchftange als Schildzeichen bedienten. Somit ift es evident, daß der Helmfchmud, wie ihn der 5. Helm des Braun- ſchweigiſchen Landeswappens als den Negenftein » Blanfenburgifchen zeigt, ein anfcheinend neugefchaffener, was die Farben anlangt, und nicht der urfprüngliche fein kann, weil das eine Hirfchhorn roth,

233. Das Negenfteinfhe Wappen in der Vignette bes Harzvereins.

das andere ſchwarz tingirt iſt. In diefen Farben kann aljo zwar weder der Negenfteiner noch Blanfenburger Helmihmud urfprüng- lich geführt fein, aber wir müfjen diefer Darftellung im Braun- fchweiger Wappen ihr Recht widerfahren laffen und fie al3 gut anerfennen, da, wenn man einen Helmfhmud für zwei verjchie- dene Felder mit zwei verjchieven tingirten Figuren gelten lafjen wollte, jede der Hirfhhörner zu Trägern der einen der beiden Farben zu machen, durchaus auf richtigen heraldifchen Grundſätzen beruhte und auch nad Siebmader a. a. D. ſchon die Grafen von Regenftein bei ihren Lebzeiten die Hörner des Helms ſchwarz und roth geführt zu haben fcheinen.!

Unjere Anficht von der Fehlerhaftigkeit dev Wappendarftellungen namentlich gräflicher und fürftlicher Häufer in älteren Wappenhand- ſchriften vergl. was wir darüber in unferer Abhandlung über die Anhaltifche Helmzier in der Zeitichrift des Anhaltiſchen Geſchichts— vereind I, S. 594 geäußert erhält einen neuen Belag durd) die wunberliche Helmzier, welche dem Regenfteiner Wappen in den beiven codices pieturati des Sachſenſpiegels, dem Heidelberger in Kopps Bildern und Schriften der Vorzeit I, ©. 74 und dem Wolfenbüttler fol. LXXIV des MS beigelegt ift.? So ift aber der Helmſchmuck von den Regenfteinern ermweislich nie geführt worden und fo ift er geradezu falſch. Von andern unrichtigen Angaben der Regenftein- ſchen Helmzier mögen wir ganz abjehen.?

Für das vereinigte Regenſtein-Blankenburgiſche Wappen liegt nun im Magdeburger und fiherlih auh im Braunfchweigifchen Staats - Archiv eine lange Reihe von Siegeln der Grafen von Regenſtein vor, wie fie es feit faft hundert Jahren vor ihrem Aus- fterben geführt haben, mithin eine authentifche Quelle für das combinirte Wappen der beiden Grafenhäufer oder das Wappen der Grafen von Regenftein felbft. Im Magdeburger Archiv finde ich

1) Braunfchweig führt bie Farben in umgefehrter Reihenfolge, weil Negenftein in feinem Wappen vorangeftellt ift.

2) Gef. Mittheilung des Herrn Dr. jur. H. Grote in Hannover; vgl. beflen Stammtafeln ©. 235.

3) 3. 8. in Albinus Hiftorie der Grafen v. Werther ©. 67. Bol. v. Meding, Nachrichten v. abel. Wappen II, ©. 518. Ein anderer Belag für die Nichtigkeit des oben binfichtlich der Darftellung namentlich hochade— liger Wappen in mittelalterlihen Wappenbüchern Bemerkten bietet auch bie Darftellung des gräflich Negenfteinfchen Wappens in bem 1498 verfaßten Schaffhauſenſchen Handfchriftlihen Wappenwerf auf ber gräfl. Stolberg. Bibliothef zu Wernigerode. Denn bier zeigt ſich im weißen Schilde ein ſchwarzes aufgerichtetes fünfenbiges rechtshin gebogenes Hirſchhorn und auf dem Helm zwei Hirſchſtangen, welche weiß (micht colorirt oder als weiß bezeichnet?) angegeben find.

kuss» 5 d

Bon G. N. v. Millverftedt. 239

da3 vereinigte Wappen zuerjt vom Grafen Jobſt an einer Urkunde vom Jahre 1526 und demnächſt vom Grafen Ulrid an einer von 1530 gebraudt. Von da ab find zahlreiche Abdrüde der Siegel aller folgenden Grafen bis zu deren Ausſterben vorhanden. Alle diefe Siegel ohne jegliche Ausnahme zeigen das combinirte Wappen der Grafjchaften Regenftein und Blankenburg in der- felben Form und Geftalt, und zwar in völliger Gemäßheit der älteren Darftellungen auf den Giegeln der früheren Grafen von Blanfenburg und Regenftein, nämlich, was das Charakterijtiihe und die Nichtigkeit Bedingende ift,

1) die Hirfhftangen ſämmtlich von links nah redt3 gewendet, fo daß die Wurzel des Hirfchhorns zur linken Hand des Beichauers ich befindet;

x die Hirſchſtangen ſämmtlich quergelegt und 3) diejelben oberhalb je mit drei Enden (Haden) verjehen. Hieraus folgt:

1) daß die Abbildung im Siebmacherſchen Wappenbud I, ©. 17 infofern unrichtig ift, als die Hirſchſtangen die umgekehrte Poſitur haben, mit der Spitze (Krone) linfshin (vom Beſchauer aus) gewendet find und

2) daß ein Unterfchied in der Bedeutung der Wappen, daf ein rechtshin gebogenes für Negenftein, ein linkshin gebogenes für Blankenburg zu gelten habe, nit ftattgefunden hat.

Als die Grafen von Regenftein ihrem früheren einfahen Wap- penemblem ein zweites für die in ihrem Befig befindliche Grafſchaft Blankenburg geltendes hinzuzufügen befchloffen hatten, konnte die GCombinirung beider Schildfiguren (und zwar ganz gleicher) verjchie- denartig vorgenommen werden, nämlich jo, daß jedes der beiden Embleme in einem der beiden Felder eines gejpaltenen oder eines quergetheilten Schildes ſich zeigte, oder daß nad ſehr häufigem VBorgange die diagonale Wiederholung jedes Schildzeichend in einem quadrirten Schilde vorgenommen wurde. In dieſem legtern Falle, auch bei der Combinirung der beiden Wappenfiguren in einem gejpaltenen Schilde, konnte jehr wohl im Sinne heraldifcher Aefthetif jo verfahren werben, daß fich die beiden Figuren einander zu- fehrten. So finden wir denn eine bedeutende Menge von Wappen, die je aus zwei verſchiedenen gebildet find, formirt, 3. B. die Wappen der Grafen von Limburg, von Zimmern, Kirchberg, Helfenftein, Löwenftein, der Freiherren v. Waldftein u. a.m. Aber feineswegs fanden diefe Grundſätze der Schönheit oder dieſe heraldifch - äfthe- tiſchen Prineipien überall ihre Anwendung. Als die Stolber« giihen und Wernigerödiſchen Wappenſchilde combinirt dargeſtellt wurden, wurde der Hirſch in feiner Wiederholung nit nad

240 Das NRegenfteinfhe Wappen in ber Vignette de8 Harzvereins.

innen zugefehrt oder der obere Hirſch den Fiſchen zugemendet und ebenfo wenig ift dies bei dem Hirfche (Sigmaringen) im gräflich Hohenzolleriihen Wappen und dem (Spiegelberg) im gräflich Gleichi— ſchen Wappen der Fall. Hier entjcheivet bei allen Darftellungen der Ufus und das Recht der Gewohnheit. Ein Stolbergifches (ein- faches) Wappen wäre falſch, wenn die Hirfche einander zugefehrt dargeftelt würden und der Wild- und Rheingräflihe Wappenjchild würde nicht wieder zu erkennen und durchaus unrichtig jein, wollte man die vier Löwen in feinen vier Feldern ſämmtlich ein- wärts wenden, ftatt daß fie alle nah derjelben Seite gefehrt find und da die vier Löwen des Waldſteinſchen Schilde einander zugefehrt find, fo dürfen fie nicht nach einer und derfelben Seite beliebig gewendet werben.

Außerdem gibt e3 auch andere Darftellungen des Negenfteiner Wappens, ald auf den Siegeln der Grafen, nämlich auf den Mün- zen, und fobald da3 Wappen quadrirt, alfo mit den vier Hör- nern geführt wird, nur eine Form, nämlich fo, daß ſämmtliche Hirſchſtangen nah derfelben Seite gerichtet find. Freilich laſſen fich hierbei auch Verfchiedenheiten wahrnehmen, wie denn ein Fürjten- grofhen v. J. 1552 die Hirfchftangen nicht mehr quergelegt ſondern aufgerichtet! faft gemshornartig gebogen zeigt und zwar fo, daß die Wurzeln (Knorren) der Hirſchſtangen ſämmtlich unten links in den Feldern des Schildes ftehen, wie dies ſchon ein Marien- grofhen des Grafen Ulrich v. %. 1548 und demnächſt alle Grofchen aus den Jahren 1596 bis 1599 fehen laffen. Dagegen ift die Dar- ftellung der Hirfchhörner auf zwei ſog. Fürftengrofgen o. J. und von 1565 fo, daß die Stangen nit nur quergelegt, jon- dern die entgegengefegte Richtung wie vorher haben, die Wurzeln aljo rechter Hand ftehen. Ein Gleiches ift auch auf dem qua- drirten neben einen Adlerſchild gejtellten Regenfteiner Wappenjchilde auf dem befannten Kleinen Hohlpfennige der Fall, der keineswegs jo alt ift, wie man geglaubt bat, fondern wohl ficher der Mitte des 17. Jahrhunderts angehört und ein Brandenburgifches Gepräge für die Graffchaft Regenftein ift. Aber bei allen dieſen Daritel- lungen, fo gut wie auf allen Regenfteiner Siegeln find die Hirſch— Stangen nad einer und derjelben Seite gelegen oder gejtredt.

1) Dies ift auch auf einigen anderen zum Theil älteren Regen— fteiner Geprägen ber Fall, die auch fpäter als das quabrirte Wappen allgemein auf den Siegeln ber Grafen fi findet, doch noch ben ein— fachen Wappenfchild zeigen, fo ein Mariengroſchen s. a. der Grafen Ernſt, Botho und Kaspar Ulrih, mo die Hirfchftange zwar von unten auffteigt, aber doch rechts im fich zurückgebogen ift, ferner ein Dariengrofchen bes Grafen

‚Uri 1599, die Blanfenburger Körtlinge diefer Zeit u. a. m.

Bon G. N. v. Millverftebt. 241

Was die Geftalt und Figuration der Hirſchhörner anlangt, fo wird man freilich auf die Münzen, da den Stempeljchneidern freie- rer Spielraum gelafjen wurde und die Größenverhältnifje die Dar- jtellung bedingten, nicht da8 Gewicht legen dürfen, wie auf die Siegel.

Als nad) dem Tode des Grafen Johann Ernft von Negen- ftein im Jahre 1599 die Grafihaft Blankenburg vom poftulirten Bifhofe von Halberjtadt, Herzog Heinrich Julius, für feine Erb- lande und die Grafihaft Regenſtein für das Stift Halberſtadt als heimgefallenes Lehn eingezogen wurde, ging das nun als Landes- wappen geltende Wappen der Grafen von Negenftein zunächſt in das Braunfchweigische Landeswappen über, während es, obwohl nur die Grafichaft Regenftein vom Biſchofe Leopold Wilhelm an feinen Ober» Kammerheren, den Grafen von Tättenbah zu Lehn gereicht wurde, doch vollitändig d. h. alle vier ſämmtlich linfshin gefehrte Hirſchſtangen, deſſen Wappen einverleibt ward, dann aber, nad der Enthauptung des lebten Lehnsbefigers in Folge des An- falles der Grafihaft an Kurbrandenburg in deſſen Wappen feinen Weg fand. Sehen wir, in welcher Weife dies vor ſich gegan-

en ift.

i Während Braunſchweig die Wappenembleme beider Graf: haften in fein Wappen aufnahm, geſchah die8 von Kurbranden- burg nur mit dem Regenſteinſchen Schildemblem, aber es finden fih nichts deſtoweniger Fälle, in denen Braunfchweig nur eine, Kurbrandenburg beide Hirſchſtangen führte,

Was zunächſt das Braunſchweigiſche Wappen anlangt, fo zeigen fich, foviel ich erjehen fan, zuerit auf den Thalern des - Herzogs Heinrih Julius zu Wolfenbüttel, und zwar auf einem vorliegenden vom J. 1606, die beiden Hirschftangen, jede in einem der Edfelder der unterjten Neihe der Felder des Wappenſchildes, aber die hier mit drei Enden verfehenen Hörner find richtig quergelegt und zwar beide nah einer und derfelben Geite und linfshin gebogen. Ebenſo fehe ich die beiden Hirfchftangen von Negenftein und Blankenburg auf dem GSterbeortsthaler des Herzog vom %. 1613 dargeftellt.

Hieraus folgt, daß die heute geltende und fchon ſeit lange beliebte Unterjcheidung der beiden Hirſchſtangen, nämlich daß die vordere roth ſchrägrechts liegende für Negenftein, die hintere ſchwarze ſchräglinks geftellte ! für Blankenburg zu

1) Die Beihreibung in H. Grotes Geſchlechts- und Wappenbuch bes Königreichs Hannover, Hannover 1852 ©. 3 vermerlt die Stellung ber Hirſchſtangen nicht.

Zeitſchr. d. Harzvereind. XI. . 16

242 Das Regenfteinfche Wappen in ber Vignette des Harzvereing.

gelten habe, eine Neuerung ift und erjt fpäter entitand. Ur— jprüngli war e3 mithin auch nicht beabfichtigt, die Wappen der beiden Graffchaften durch die Stellung ihrer Wappenzeichen zu unterjcheiden, und daß eine ſolche Unterjcheidung fo lange die Gra- fen von Blankenburg und von Negenitein erijtirten niemals jtattge- funden bat, ift aus dem oben Angeführten erfichtlic.

Un und für fi war es aber heraldiſch erlaubt, den nicht mehr in Duadrirung, fondern einzeln in das Gejammtmappen aufgenommenen Hirfchftangen in den Edfeldern eine fie einander zufehrende Stellung zu geben, fie in fymmetrifcher Darftellung anzubringen, da die Öleichartigfeit der Stellung zweier das Wap- pen abjchließender Figuren jedenfalls eine unſchöne, unharmo- nifche war. Dies wird auch offenbar der Grund geweſen fein, daß nicht lange darauf die Stellung der Hirfchhörner verändert wurde. So zeigt ein mir vorliegender halber Ortöthaler vom Jahre 1623 in den alleinigen beiden untern Feldern des mehrfeldigen Schildes die beiden Hirſchſtangen zwar aud nad oben ftarf gebogen und querliegend, aber das vordere von rechts nad links, das andere umgefehrt, jo daß die Wurzeln dicht an der Section der beiden Felder ftehen. Dafjelbe ift auch auf einem halben Ort des Herzogs Friedrih vom %. 1639 der Fall, doch find hier bie Hirſchſtangen ſchon weniger gefrümmt und etwas in die Höhe gebo- gen. Auf dem Sterbeort dieſes Herzogs vom J. 1647 ift fomeit es mein Exemplar erkennen läßt nur eine und zwar quer- liegende rechtshingebogene Hirfchitange zu fehen; vom Ende des 17. Jahrhunderts ab laſſen mie mwenigftens meine Vor- lagen erkennen lafjen ausnahmslos die Darftellungen des Braun- ſchweigiſchen Wappens in den Edfeldern der unterften Wappenreihe je eine unfhön und unridtig! faft gerade geftredte Hirſchſtange fehen, die im vorderen Felde fchrägredhts, im hin— tern Felde ſchräglinks gejtellt ift.

Aber ein conjtanter Gebrauch der Blankenburg -Regenitein- ſchen Wappenembleme im Braunſchweigiſchen Gefammtwappen jcheint auch nicht lange vor jener Zeit nicht ftattgehabt zu haben. Es liegt uns ? ein im Jahre 1666 officiell gefertigter Kupferſtich des Braunfchweigifchen Wappens vor, deffen untere Feldung geipalten ift und vorn einen fchreitenden Hirſch (für die Grafichaft Gletten-

1) So oft Hirfchftangen allein in Wappenſchilden vorkommen, werben fie nach muftergültigen Darftellungen des 16. und 17. Jahrhunderts ſtets ſtark gefrümmt, nie ausgeftredt und fteif, gebildet.

2) Als Beilage zu einer neuern Regenfteiner Urkunde im Staats - Ardhiv zu Magdeburg.

Bon ©. 9. v. Miülverftebt. 243

berg), hinten zwei unten fpit zufammengefegte, einem au3- einandergebogenen Hirſchgeweih gleihende Hirſchſtangen zeigt. Diefe Darftellung ift ganz unrichtig und verfehlt; man hatte die faft ungefrümmten Hirſchſtangen in ein Feld zufammengedrängt und ihnen eine Stellung gegeben, die ihnen befanntlid von Haufe aus nicht eigenthümlich ift.

Freilich mahte man es anfänglid im Kurbrandenburgi- hen Wappen, zu dem wir jet übergehen, nicht anders. Die befannten Reinjteiner, bald nad der Befisergreifung der Grafichaft Kegenftein vom Kurfürften Friedrich Wilhelm in den Jahren 1675 und 1676 gejchlagenen Gulden mit Moneta nova Reinsteinensis zeigen im letten Felde des großen Brandenburgifhen Wappens ein förmliches Hirfchgemweih, das aljo für beide Graffchaften gelten fol, während doch nur Regenſtein allein zu repräſen— tiren war.

Diejer Fehler und diefe Abnormität fam unferes Wiffens aber nicht weiter vor. Das große föniglih Preußiſche Wappen, wie es König Friedrich I. führte und noch von feinem Nachfolger geführt wurde, enthält in dem betreffenden Felde nur eine Hirfch- ftange, und zwar eine rothe für Negenftein, zwar nicht querlie- gend, jondern von unten aufiteigend, aber dod nicht ausgeftredt, fondern faft Freisförmig zufammengebogen.

Aus dem Angeführten iſt erfichtlih, melde Schwankungen, welde Depravationen in der Darjtellung der Echildzeichen der Grafen von Blankenburg und der von Regenftein im Laufe der Zeit nad dem Ausiterben der Letzteren dur Unfenntnif, aber auch dur den Verfall des heraldiſchen Kunſtſtils Platz gegriffen haben. Leider zeigt fi) aber aud in dem Wappen, welches in der Titelvignette der Zeitſchrift des Harzvereind feit zwei Jahren als das Wappen der Grafichaften Blankenburg und Regenftein oder als das der dieſe Grafichaften ehemals befisenden Grafen von Regen— ftein abgebildet ift, eine jolde Entartung. Sollten die Gebiete, auf die der Harzverein für Geſchichte ꝛc. feine Thätigfeit richtet, nach löblicher dee durch die Wappen jener Territorien und Haupt- jtädte vepräfentirt werden, jo fonnte es überhaupt gar nicht in Trage kommen, melde Embleme zu obigem Behufe zu mählen waren, da ja das nahezu hundert Jahre lang für beide Graf- Ihaften von den Grafen von Regenjtein felbft geführte durch ihre zahlreichen in den Archiven der Harzländer und Harzſtädte ſowie dem Staatsarhiv zu Magdeburg vorhandenen Siegel auch durd) Münzen und mande Epitaphien (3. B. in der Kloſterkirche zu Blankenburg) bekannte Wappen zur Anwendung gelangen mußte, nämlich ein quadrirter Schild mit einer quergelegten von Links nad)

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244 Das Negenfteinfche Wappen in der Vignette bes Harzvereins.

Rechts ſtark gefrümmten fünfendigen Hirfchftange in jedem Quar— tiere und auf dem gefrönten Helme ein Hirfchgeweih. Bei dem Borhandenfein eines ſolchen authentiſchen, hiſtoriſchen Monu- mente war e3 offenbar nicht zuläſſig, einem die Embleme beider Grafihaften vereinigenden Wappenjchilde einen Inhalt von anderer Figuration der Schildzeichen zu geben, wie gejchehen it. Es wäre daher unftatthaft geweſen die beiden Grafjchaften durch einen Schild zu vepräjentiven, der etma gejpalten oder quergetheilt in jedem Felde eine Hirfchitange gezeigt hätte; es war vielmehr auf die ſchon gegebenen Vorlagen in dem hiftoriichen Regenftein- Blanfenburgijchen Wappen, aber genau in den Formen und Darftellungen feiner Embleme, zurüdzugehen.! Mithin war nicht nad) den Unterfcheidungen,, wie fie im Laufe der Zeit das Braunfchmeigifche Staatswappen für die Embleme von Regenftein und Blankenburg gejchaffen Hatte, ein neues Wappen zu conftruiren.

Wir haben gefehen, daß diefe Unterfcheidung des rechtöge- wendeten Hirſchhorns für die eine, des linksgekehrten für die andere Grafſchaft weder überhaupt althiftorifh, noch von Haufe aus im Braunfchweigifchen Wappen üblich gewefen if. Es wäre auch gleich- gültig, jelbjt wenn dies von Anfang an gejchehen wäre, da in dad Braunfchmweigiihe Wappen nicht das Regenftein - Blanfenbur- giſche Wappen, wie es in feiner Vereinigung faft das ganze 16. Sahrhundert hindurch geführt wurde, überging, fondern e8 wurde dieſes Wappen fozufagen zerriffen und jedes der MWappenembleme einem bejondern von dem andern getrennten Felde inferirt. Daher griff man Brandenburgifcher Seit, als man neben dem Branden- burgiſchen Adlerfchilde einen befonderen Schild mit dem Negenfteiner Wappen vorführen wollte, Lediglich zu derjenigen Form deſſelben, welche die Hiftorifche und authentifhe war, zu dem Schilde mit den vier nad) derſelben Seite hin gebogenen Hirschftangen, wie auf dem jchon oben erwähnten für Regenftein gejchlagenen Bran- denburgifchen Hohlpfennig erfichtlid ift.

Die beiden bebeutenden Fehler, melde das Regenftein - Blan- fenburgifhe Wappen in der PVignette des Harzvereins entftellen, find aljo:

1) pi die Hirfchftangen ftatt quergelegt zu fein aufrecht tehen,

1) So wäre e8 auch unftatthaft und falſch, wenn man einen gemein- famen Wappenfhilb für die Embleme von Braunſchweig und Lüneburg nicht jo jormiren wollte, daß fie in einem gefpaltenen, ſondern in einem quergetheilten Schilde fi zeigten, da auch im biefer Beziehung ber Biftorifche Vorgang (3. B. Groſchen vom J. 1620) maßgebend ift.

Bon ©. X. v. Millverftebt. 245

2) daß je zwei derjelben eine verfchiedene (entgegengejeßte) Richtung haben, Iinfshin, bezw. rechtshin gekrümmt find.

Dabei ift auch noch ein dritter Fehler dadurh begangen, daß wenn wirklich ein linkshin gefehrtes Horn für Blankenburg, ein rechtshin gefehrtes für Negenftein (Tediglich weil dies feit etwa Mitte des 17. Jahrhunderts im Braunfhmweigifhen Wappen durch die Placirung der einzelnen Embleme aus äfthetiichen Gründen beliebt wurde) gelten darf, die nach gleicher Seite hingefehrten Hirſchſtangen in die diagonal gegenüberftehenden Felder, aljo Negenftein in 1. und 4., Blanfenburg in 2. und 3. gejegt werden mußten und nicht, wie geſchehen, die gleichmäßig gefrümmten Hörner in die unter- einander ftehenden Felder. So zeigt aljo das Wappen auf der Vignette einen durchaus fremdartigen Typus und eine unbiftorifche, unrichtige Formation.

Wir geben hier eine Skizze des Wappenjchildes der Grafen von Regenftein, wie e3 von ihnen jelbjt im 16. Jahrhundert ange- nommen und geführt worden ift: die Hirichftangen find quergelegt und fämmtlih von der linken Seite ausgehend rechtshin gebogen. Die Figuration der Hirſchſtangen wird nicht die plumpe ungefüge des 13. und 14. Jahrhunderts, fondern die im verfeinerten Ge— fchmade des 16. und 17. Jahrhunderts fein.

Was die Farben der Schildfiguren und des Helmſchmuckes anlangt, fo haben wir uns ſchon hierüber Furz geäußert. Eine authentifche und eigene Angabe des Grafen won Regenftein befiten wir nicht und troß der bald nach dem Außfterben der Grafen erjchienenen Abbildung ihres Wappens mit Farbenangabe im Siebmacherſchen Wappenbuche vermögen wir die lestern nicht unbedingt als richtig anzuerkennen, daß nämlich die Blanfenburgifhe Hirihitange von ſchwarzer Farbe fei, die Grafen von Regenftein, welche eine rothe führen mithin die Farbe gewechjelt” hätten.

246 Das Regenfteinfche Wappen in ber Vignette des Harzvereins.

Wie unzuverläffig und wie ſehr vorfichtig aufzunehmen aud) noch ältere handfchriftliche heraldiihe Quellen gemalte Wappenbücher find, davon giebt das rennomirte Grünebergihe Wappenbuch (das jest in der Herausgabe begriffen iſt) einen Beweis, da Die 1483 gezeichnete auf fol. 64 des M. S. ftehende Abbildung zwar 4 ſämmtlich nah einer Seite gelegte herumgebogene Hirfchftangen, von denen die im 1. und 4. Felde roth, die im 2. und 3. ſchwarz find, fehen läßt, aber fämmtliche Quartiere gelb tingirt zeigt, was ſchwerlich richtig und meder bei Giebmader noch in jonftigen jpäteren Quellen zu finden if. Als ebenjo irrig muß auch die weiße Farbe des Gemweihes auf dem Helme bezeichnet werben, ftatt der rothen oder doch einerfeits rothen, andererſeits ſchwarzen, wie ein gleiches Verfehen fi auch in dem 1498 ſtizzirten Wappen von Regenſtein im Schaffhaufenihen Wappenbuche vorfindet. Hier ift aber gar das Regenſteinſche Horn in dem gevierteten Schilde ſchwarz tingirt. Endlich ift es auch auffällig, daß im Grünen- bergſchen Werfe der Helm ungefrönt fi zeigt. Wir wiſſen aus den zahlreichen Siegeln der Grafen von Negenftein und ihren Münzen, daß fie ſtets einen gefrönten Helm wenigftens im 15. und 16. Jahrhundert geführt haben und daß einem fo uralten Grafengeſchlechte wohl nad der Sitte und den Anſchauungen der Zeit ein gefrönter Helm gebührt, darf wohl nicht bezweifelt werben. Don dem apofryphen Helmfleinode des Halbmondes iſt oben die Rede gemwefen.!

1) Erft bei der Correetur fommt mir ber Tehrreiche Auffat bes Herrn Dr. 9. Grote über das Wappen ber Grafen von R. und BI. im 1. Bande feiner Miünzftudien S. 397 408 zu Händen. Mehres bier Angeführte unterftütt unfere obigen Anfichten. Auch mag bier ex post noch von einer curieufen, eben erſt entdeckten Antiquität bie Rebe fein, einem feinern Papierprobebogen mit dem großen Negenfteinfchen Wappen in ber Mitte und ber Ueber: und Unterfchrift: ‚Fein Schreibpapier wirb verfertiget | bey | Ehriftian Hieronymus Frande | Papiermacher in Webberesleben. Das Wappen zeigt in jedem ber Felder bes quabrirten Schildes eine ſenkrecht ftehende, wenig gebogene Hirfchitange, der Helm das gewöhnliche Kleinod. Das fehr roh gezeichnete Wappen als Wafferzeichen enthält aber ſämmtliche Hirichftangen einander zugefehrt, jedes Paar unten verbunden, fo daß ein förmliches Geweih entfteht; der Helm ift ungefrönt. Das Blatt mag etwa ber Zeit von 1740 bis 1750 angehöreh.

2. Die Münzen der Grafen von Regenftein im neneren

Beitalter und die nad ihrem Erlöfhen für die Graf-

ſchaften Regenftein und Blankenburg geprägten Münzen. Bon

G. A. v. Mülverftedt, Staats-Archivar und Geh. Archiv-Rath in Magdeburg.

Das Geſchlecht der Grafen von Blankenburg und der von ihnen abſtammenden Grafen von Regenſtein nahm durch den Um— fang ſeiner Beſitzungen eine hervorragende Stelle unter den Großen des weiten Harzgebiets ein. Dieſe verdankte es, neben der Abge— ſchloſſenheit und dem Zuſammenhange ſeines Territoriums, der energiſchen Thatkraft, welche ſeine Mitglieder vom 13. bis gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts auszeichnete, eine Eigenſchaft, die ſich oft in dem Beſtreben äußerte, ihr Gebiet zu erweitern und dies mitunter auf Koſten des Rechts durch Kriege und Fehden gegen ihre Nachbarn, die Biſchöfe von Halberſtadt und Hildesheim, das Stift und die Stadt Quedlinburg, die Herzöge von Braunſchweig u. a. m. zu erreichen. Die Blüthezeit der Grafen von Regenſtein verfloß daher unter vielen Stürmen, fie verlief unter zahlreichen Kriegsereigniffen, die nicht den Segen friedlichen Gewinns auf ihr Haus braten und nicht zu der erjtrebten Vergrößerung ihres Gebiet3 führten. In Bezug auf jene Eigenschaft und die Folgen derfelben, auf ein bemwegtes, mwechjelvolle8 an wenn nicht gewaltigen fo doch gemwaltvollen Thaten reiches Leben übertrifft der Negenftei- ner und Blanfenburger Stamm vielleiht alle feine Standesgenofjen im SHarzgebiete, aber dafür blühte ihnen nicht das Glück, auf fried- liche Weife, durch Heirathen, Erbſchaften, Schenkungen und Ber: träge den Umfang ihrer Herrichaft dauernd denn Arnftein, die Erbſchaft der Gemahlin des Grafen Albrecht, konnte eben fo wenig, als die Griebenfhe Erbſchaft lange behauptet werden! ver» größert zu fehen, wie e3 den andern Harzgrafen gelang, von denen nur noch der tief gemurzelte Stamm der edeln Grafen zu Stolberg feftitehend grünt und blüht, mit fräftigen Iebensvollen Knospen, Blüthen und Zweigen bis in die Gegenwart hineinragend.

1) Bergl. übrigens H. Grote Münzftubien I ©. 408,

245 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter zc.

Es war aber auch das Gebiet der Grafen von Blankenburg und Negenftein von allen Seiten durd mächtige Nachbarn einge- ſchloſſen, nicht ausgezeichnet durch mehrere oder größere Städte oder durch fo zahlreiche feſte Burgen, wie fie z. B. die Territorien der Grafen von Mansfeld, Hohnftein oder Stolberg enthielten. Die Städtchen Blankenburg, Derenburg und Elbingerode (ihon 1343 an die Grafen von Wernigerode verkauft) waren die einzigen in der Grafihaft, und von Schlöffern waren es außer dem obigen nur nod) NRegenjtein, Heimburg, Gersdorf, Stiege und nod) wenige andere, die das Land beihüsten. Bedeutender war der Beſitz mehrerer über einzelne Stifter und Klöfter ihnen zuftehenden Schuß» gerechtigfeiten, von denen die über Ammensleben und Hillersleben (diefe 1273 den Bischöfen von Halberftadt verkauft) aus der Grie- benſchen Erbſchaft herftammte.

Trotz des überwiegenden weltlichen und kriegeriſchen Sinnes der Grafen von Regenſtein und Blankenburg, auch der zu allen Zeiten geringen Ausbreitung, welche ihr Geſchlecht gewonnen, er— jcheint die Zahl feiner Mitglieder verhältnigmäßig groß, welche fid) dem geiftlihen Stande widmeten und höhere geiftlihe Würden erreichten. Dies find die gleichzeitig regierenden geiftlihen Fürſten Erzbifhof Burchard von Magdeburg (1296 1305), der Bifchof Hermann von Halberftadt (1297 1303) und der Bifhof Sieg— fried von Samland (1296 1318). Aus fpäterer Zeit zeigt ſich freilich nur das Beifpiel der Gräfin Elifabeth, melde den Thron des Stift? Quedlinburg zu bebrängnigvoller Zeit für ihr Stift zehn Sahre lang (1574 1584) inne hatte.

Die bis zu weniger hohen Dignitäten emporgeftiegenen Grafen und Gräfinnen von Blankenburg und Regenftein anlangend, mag nur bemerkt fein, daß die meijten berjelben dem 13. Jahrhundert angehören, in welchem fich überhaupt nicht wenige Acte kirchlichen Sinnes und hriftliher Frömmigkeit bei diefem Grafenhaufe nach— weilen laffen. Es Iegt davon Zeugniß ab eine Reihe Höfterlicher und milder Stiftungen, die ihren Ursprung der Pietät der Grafen und Gräfinnen von Blankenburg und Regenftein verdanken. Zus vörderft nenne ich das Haus- und Familienklofter S. Bartholomät unterhalb der alten Stammburg Blankenburg, auf demfelben Berge, auf dem es thront, gelegen. Sodann folgte im %. 1289 die Grün- dung eines Jungfrauenflojters Predigerordens in ihrer Hauptftabt Derenburg,? von dem man aber im Zweifel fein fünnte, ob es

Vergl über ihn meinen Aufſatz in der Zeitſchr. d. Harzver. II, 2) ©. Neue Mitth. d. Thür.-Sächſ. Alterth.-Ver. IV, 2 ©. 32, 33.

Bon ©. A. v. Mülverſtedt. 249

wirklich ins Leben trat oder ob es längere Zeit hindurch beftanden habe, oder ob endlich nicht ftatt feiner das Jungfrauenkloſter glei den Ordens in Halberjtadt, gleichfalls eine Regenſteinſche Stiftung, damal3 gegründet ward.! Nicht lange vorher hatte der Domherr zu Halberftadt Heinrich, ein geborener Graf von Negenftein, ein Bruder der Grafen Ulrich und Albrecht von der Heimburger Linie, zu Hafjelfelde, einem Hauptorte der Grafichaft, den Serviten ein Klojter errichtet. ? In einem der letzten Decennien ded 13. Jahr: hundert3 erfolgte die Stiftung eines Mannskloſters Franzisfaner- ordens gleichfalls in Halberftadt dur den Grafen Heinrich von Regenftein auf feinem dort gelegenen Ritterhofe; ? faft ein Jahr— hundert früher war ber große berühmte Siechenhof vor dem Gröperthore zu Halberftadt durch den Edelfinn zweier Gräfinnen von Negenftein, wie e3 heißt, ins Leben gerufen worden‘ und endlich verdankt auch das Georgenhofpital in der Neuftadt Halber- ftadt feine Entjtehung der hriftlichen Liebe der Gräfin Gertrud von Kegenftein zu Anfange des 14. Jahrhunderts.®

Menden wir uns zu der Genealogie der Grafen von Regen- ftein und Blankenburg, fo hat diefelbe einen kritiſchen Bearbeiter für alle Theile noch nicht gefunden, doch bebarf es eines folchen faum für da3 16. Jahrhundert, ala des, welches für die vorliegenden Zwede in Betracht fommt. Die Anfänge des Blanfenburgifchen Grafengefchlehts hat G. Bode in einer trefflichen Abhandlung neben einem Commentar zu dem von ihm und ©. Leibrod zuerſt veröffent- lichten älteften Blankenburgifchen Lehnsregifter aus dem Ende des 13. Jahrhunderts ® erörtert; ſchon früh aber hatte Zeudfeld auf ©. 75 feiner 1708 erjchienenen Antiquitates Blankenburgenses einen in feinem älteren Theile aber nicht zuverläffigen Entwurf einer Stammtafel der Grafen von Blankenburg geliefert und ihm ift Hübner in feinem befannten Werke auch mit einer gräfl. Regenfteinfchen Stammtafel gefolgt. In neueiter Zeit bietet der auf Grund forg- fältiger Sammlungen und umfangreicher eigener Forfhung von Dr. H. Grote herausgegebene ftemmatographiiche 10. Band feiner Münzitudien S. 235 auch eine berichtigte und überfichtlihe Stamm-

1) ©. Zeitfehr. des Harzver. V, ©. 40.

2) —— darüber Bode in ber Zeitſchr. des Harzvereins 4 (1871 ©. 120. 121).

3) Daf. V ©. 46.

4) Dal. V ©. 56. 57.

5) Daſ. V ©. 61.

6) Das Original im —* Stadtraths G. Leibrock in Blankenburg. S. Ebendaſ. LI, 1,

250 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neuern Zeitalter ꝛc.

tafel des Blankenburg » Regenfteinichen Grafenhaufes.! Es ergiebt fich daraus, daß von des Grafen Poppo (1107 1162) Söhnen Conrad Regenftein, Siegfried Blankenburg erhielt, de3 Erxfteren Nachkommenſchaft ſchon 1244 erloſch, die des Lesteren fich wiederum in die Linien Regenftein » Heimburg und Blankenburg theilte. Als die letztere 1368 erlojh und von der erjteren beerbt wurde, mar auch bereit3 die Nachkommenſchaft des das neue Haus Regenftein gründenden älteren Enkels des genanten Grafen Siegfried ausge— ftorben, während der jüngere Enfel defjelben, Ulrih, dem Heimburg zugefallen war, feinen Stamm allein fortpflanzte. Er erlofch nad ftet3 nur geringer Ausbreitung am 9. Juli 1599 durch den Tod des Grafen Johann Ernft und mit ihm das ganze Geſchlecht. Bon jeinem Nachlaß zog der Herzog von Braunfchweig » Wolfenbüttel die Grafſchaft Blankenburg als heimgefallenes Lehn ein, während die Grafſchaft Regenftein in gleicher Eigenſchaft vom Hochſtift Halber- ſtadt in Befis genommen mwurbe.

Für das weiterfolgende Verzeichniß Regenfteiniher Münzen des neuen Zeitalters bedarf es nur einer Anführung der Stamm- reihe der Grafen von Regenftein während des 16. Sahrhundert3.?

Ulrich Graf von Regenftein + 1524 | Jobſt F 1529 Ulrich + 1551 Bernhard | Genft + 1581 _Botho 1594 Gaspar Ultid +1575 | Ulrich 7 1578 Martin 7 1597 Ernſt r 1594 | "Sohann Ernft + 9. Juli 1599.

Eine Darftellung der Gejchichte diefer Regenten mit befonderer Beziehung auf die Stadt und das Fürſtenthum Blankenburg fin- den wir in dem fchägbaren ausführlihen oben citirten Werfe

1) Die fhäßbarften und vollftänbigften kritiſchen Sammlımgen zur Genealogie der Grafen von Kegenftein von ber Hand bes trefflichen dyna— ftologifchen Forfchers, des fel. Appell.»Ger.-Nath8 v. Arnftebt, befinden ſich im 8. Staat3= Archiv zu Magdeburg.

2) So nah ©. A. Leibrods Chronik der Stabt u. Fürſtenth. Blan— kenburg, d. Graffch. Negenftein ꝛe. Blankenb. 1864. S. 270 nad Urfun- den entworfen.

Bon A. v. Millverftebt. 251

Leibrocks auf Grund namentlich für die Zeiten vom 16. Jahr: hundert ab benuster urfundlicher Quellen.!

Mit Rüdfiht auf den Anhang zu den Münzen der Grafen von Regenftein felbft mag noch kurz bemerft fein, daß die Graf: ſchaft Regenftein nad einer nicht lange dauernden Zwijchenherr- ſchaft, während welcher fie 1629 vom Generaliffimus Wallenftein, dann 1631 von dem Könige von Schweden in Befit genommen, von Erfterm an den Genral Grafen von Merode verlauft und von diefem dur den Herzog Friedrich Ulrih von Braunfchweig zurüderworben wurde, wieder in den Befit des auf den Halber- ſtädtiſchen Bilchofsftuhl gelangenden Biſchofs von Straßburg und Paſſau, Erzherzog Leopold Wilhelm von Oeſterreich fam, der die Grafjchaft 1643 feinem Oberfämmerer, dem Grafen Wilhelm Leo— pold von Tättenbach, als Halberſtädtiſches Lehn verlieh, demzu- folge Wappen und Titel der Grafihaft von ihm angenommen wurden. Belannt ift ed, daß nad der Enthauptung des Grafen H. E. v. Tättenbach als Hochverräthers zu Wien im J. 1671 aller Braunfchweigiihen Einwendungen ungeachtet der Kurfürft Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem im Münfterfchen Frieden die Suceeffion in das Hocftift Halberftadt als ein Fürftentfum zuerfannt war, die Grafichaft Regenftein als ein eröffnetes Lehen einzog und mit feinen Staaten vereinigte. Die Geogra- pbie und den Umfang der Grafihaft Negenjtein kurz zu begrüßen verlangt der Gegenftand diefes Aufſatzes nicht; wir mögen aber auf die zutreffenden Bemerkungen Grote’3 in feinen Münzftudien I ©. 407, 408 binmweifen.

Die Grafen von Blankenburg und Regenftein, im Beſitze aller Regalien eines reichsgräflichen Haufes, haben des Münzrechts, gleich andern Grafen und Dynaften des Sacdjenlandes, fi, wenn auch nicht zu allen Zeiten, jo doch mehrere Jahrhunderte hindurch und anfänglich in fehr umfänglicher Weife bedient, nicht des Luftre ihres Haufe oder um der Ausübung des Rechtes willen, fondern den früheren Zeitverhältnifjen gemäß lediglich im Intereſſe ihres Staats- und Finanzweſens.

Die Zeit Blankenburgiſcher und Regenſteiniſcher Ausprägungen erſtreckt ſich vom Ende des 12. Jahrhunderts bis zum Jahr des Erlöſchens der Grafen im Jahre 1599, aus welchem Jahre die

3) Unbebeutenb find andere Vorarbeiten, z. B. P. Jovius Geſch. der Grafen von Regenſtein in Klotzſch und Grundig Borm. Samm⸗ lungen zur Sächſ. Geſch. VII S. 348 ff. Schätzbar iſt Stubeners zwei— bändiges Werk.

252 Die Münzen b. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter ꝛc.

legten Regenfteiner Münzen datiren. Aber nicht alle Zeiten dieſer vierhundertjährigen Periode find durch Münzen der Blanfenburger oder Negenfteiner Grafen vertreten. So viel Gepräge beider Häu— fer aud aus dem 13. Jahrhundert, neben einigen wenigen aus dem Ende des zwölften, uns befannt find, fo gering iſt die Zahl derjenigen, welche wir aus dem 14. Jahrhundert und befonders aus defjen zweiter Hälfte kennen. So viel fi zur Zeit überjehen läßt, hat der Münzhammer der Grafen von Negenftein auch fat während des ganzen 15. Jahrhunderts geruht, und gleichwie bei ihren Nachbaren, den Biſchöfen von Halberftadt, lieferte nur das legte Viertel des 15. Jahrhunderts einige Arten fchriftlofer Bracteaten.

Aber auch im 16. Jahrhundert war während der erjten drei Decennien die Münzthätigfeit der Grafen fufpendirt; erſt zu Ende de3 vierten tritt das erfte datirte Negenfteinifche Gepräge in einem Thaler des von 1529 bis 1551 regierenden Grafen Ulrih im Sahre 1540 auf und dieſem Jahre oder den nächſten vor- oder nachher wird ein Goldgulden, ein Mariengrofhen und andere Heine Silbermünzen angehören, die der Jahreszahl entbehren.

Die mittelalterliden Münzen der Grafen von Bl. u. R. find in ziemlich beträchtliher Zahl und Mannigfaltigfeit der Gepräge auf uns gefommen und durch Funde aus verjchiedener Zeit auch in der Gegenwart z. B. dem vor etwa 7 Jahren in Aus- leben gemachten ans Licht getreten. Unter diefen Umjtänden verlohnt fi eine nicht ganz leichte Zufammenftellung und Bear— beitung derfelben, die in öffentlichen und Privatfammlungen zum Theil zahlreih aufbewahrt werden. Die größte Zahl dürften die Münzfabinette zu Berlin, Braunfchweig, Gotha und Dresden, fo wie die Sammlungen des ſel. Paftors Leitmann in Tunzen- haufen, des Grafen C. v. Inn- und Anyphaufen in Hannover, dad Hechtſche Mufeum in Halberjtadt, des fel. Reichsfreiherrn %. Grote zu Schauen und des Dr. H. Grote zu Hannover ent« halten; nicht unerheblih mag auch, wie aus dem folgenden Kata- Ioge zu erjehen, das genannt werden, was der Verfaſſer von Regenfteiner Münzen des neueren Zeitalter im Laufe der Zeit erworben hat.

Bis auf die neuefte Zeit hat man die auf und gefommenen Münzen der Grafen von Blanfenburg und Negenftein daß das Kriterium zur Unterfcheidung ihrer Gepräge, welches Leigmann ftatuirt, nicht zutreffend fei, habe ich in dem dieſer Schrift voran- geſchickten Auffase über das Wappen der Grafen von Regenitein angedeutet nur in Hohlmünzen (Bractenten) des Mittelalters und Vollmünzen des neueren Zeitalters zerlegen fünnen, bis in

Bon ©. A. v. Millverftebt. 253

einem vor etwa zehn Jahren von Dannenberg im 4. Bande (1866) der Berliner Blätter für Münzfreunde veröffentlichten Aufjage: Unedirte Mittelaltermünzen auf ©. 189 4 ſehr interef- fante Gepräge!, unter Abbildung derjelben auf Tafel XLVIII, bejonders zwei unter Nr. 7 und 8 daſelbſt abgebildete zum eriten Male publicirte Denare aus der Zeit von etwa 1300 den Grafen von Regenftein und Blankenburg zuwies. Allein ſowohl das Gepräge diefer beiden Pfennige, d. 5. ihres Bildes, als auch die Motive ihrer Zutheilung an das Grafenhaus befeitigen nicht unfere Bedenken gegen die Richtigkeit einer foldden Beſtim— mung. Wir mögen nit darauf hindeuten, daß Denare in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts oder vielmehr während der erjten Jahre des 14. Jahrhundert? aus den Münzitätten der Harz- länder faum oder doch nur äußerft jelten und nicht in zufammen- hängenden Zeiträumen hervorgingen (auch nicht z. B. im Erzftift Magdeburg), jondern es jcheint vielmehr das Bild der Rückſeite jener offenbar nad) Brandenburgifhem Borbilde geprägten Denare der Annahme ihrer Zugehörigkeit zu mwiderfprechen. Bei dem Mis— cellaninhalt des Fundes, dem die fraglichen von Dannenberg in die Zeit von c. 1300 geſetzten Denare angehören (a.a.D. ©. 191. 192) darf wohl nicht ohne weiteren Beweis aus der wohl ficheren Hei- mat des Bracteaten Nr. 5 (Abb. Nr. 10) auf die gleiche des Bracteaten Nr. 4 (Abb. Nr. 9) gefchloffen und hieraus die Zuge- börigkeit auch der betr. Denare zu Geprägen der Grafen von Kegenftein oder Blankenburg gefolgert werden. Der Bracteat Nr. 4 (9) zeigt nämlich ein zwei übereinander ftehende Herzen ein- ſchließendes Hirfchgeweih, und daſſelbe Bild enthält die Rückſeite der beiden Denare, hier eine, dort drei übereinandergejegte Ku— geln einjchließend, während der Bracteat Nr. 5 (10) eine ftehende männlihe Figur, in jeder Hand eine Hirichitange haltend jehen läßt. Die Vorderfeite der beiden Denare zeigt einen barhäuptigen Mann (den Münzheren) in jehr langem Untergewande hier über und unter den leeren Händen Halbmonde und Kugeln, dort in den Händen anſcheinend einen Pfeil und einen Bogen altend.

In den Bildern der Rückſeite der beiden Denare und des Bracteaten Nr. 4 (9) vermögen wir aber nicht das wirkliche Schildemblem der Grafen von Blanfenburg-Regenftein, die einfadhe querliegende Hirfhftange zu erbliden, für das wir ein mit gewiſſen Beizeichen (Kugeln oder Herzen) verfehenes aufrechtitehenes Hirfhgemweih nicht gelten laſſen dürfen. Ein

1) Bergl. auch Zeitfchr. des Harzver. I, ©. 325.

254 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter ıc.

ſolches ift vielmehr befanntlih nur die Helmzier der Grafen von Regenftein und Blankenburg! Sollte aber auf den in Rede ftehenden Münzen die Helmzier der Grafen zur Daritellung gelangen (was durchaus nichts auffällige haben Fönnte) fo wäre unſeres Dafürhaltens e3 unbedingt nothmwendig geweſen, daß ſie nicht frei der Münze aufgeprägt wäre, fondern mit dem Helme, zu dem fie gehört, und nicht getrennt von demfelben. Soviel ich zu überfehen vermag, fand im Mittelalter und felbjt auch in dem eriten Sahrhundert des neueren Zeitalter8 eine Sonderung des Helmkleinods vom Helme, gleihjfam des Kindes von der Mutter, niemals ftatt, und weder die nur die Helmzeichen enthaltenden Siegel des Mittelalters (Helmfiegel), noch eine der mir befannten Münzen des Mittelalters oder der Neuzeit, welche den Helmſchmuck allein aufgeprägt erhielten, lafjen ihn ohne, fondern vielmehr nur ftet3 mit ihm und aus ihm hervorgehend fehen. Sch erinnere von Münzen folcher Art an Denare und Bracteaten von Anhalt, Brena, Meißen, Mansfeld, Querfurt, Hohnftein (Elrich), Branden- denburg, Frankfurt a/D. u. ſ. w. Und fo haben wir aud ganz unzmeifelhafte Regenjteiner oder Blanfenburger Bracteaten, denen nur die Helmzier der Grafen aufgeprägt ijt, aber dieſe fteht auf verfchiedenen Stüden, welche befannt geworden find, ſtets auf dem Helme, zu dem fie gehört, wie aus Leitzmann Num. Beitung 1862 Sp. 47 und 48, Nr. 33 36 und aus der Abbildung auf der dazu gehörigen Tafel erfichtlich if. Diefe Münzen werden von ihm, ob mit Recht oder Unrecht, mag dahin geftellt bleiben, in das erſte Drittel des 14. Jahrhunderts gejett. Da die Grafen von Hohnftein daß auch die von Glettenberg ein Hirjch- geweih als Helmſchmuck geführt haben, dafür liegen mir feine gül- tigen Beweiſe vor fi einer gleichen Helmzier bedient haben, fo fünnten mit demjelben Fuge die beiden Denare und der Bracteat auch für fie in Anſpruch genommen worden, mogegen fi aus dem Inhalte des Kleinen Fundes nichts einmwenden ließe.“ Aber auch dagegen fpriht der Umstand, daß wir bei dem Fehlen des Helmes nicht eine Helmzier, fondern ein Schildemblem vor und haben. Als ein folches jtellt fi aber der Schild der Grafen von Daffel dar, welde befanntlid (S. Siebmader II, ©. 21)

er 1) Bergl. meine vorausgefchidte Schrift über das Negenfteinfche en.

"Pre Bei 3. U. Schmid nummus bracteatus Henrico II Com. de

Blankenburg vindicatus, Helmſtedt 1718 ©. 6 und 7, wo nachgemiefen

ift, daß Heinrih d. 3. Graf von Hohnftein in Blankenburg Bracteaten

nah Halberft. Typus habe prägen laſſen. Diefe Münzen bitrften aber wohl

der Zeit von 1320 1340 angehört N

Bon A. v. Mitlverftebt. 255

in einem mit Kugeln beftreuten Felde ein Hirſchgeweih und auf dem Helme zwei Hirfhftangen (oder ein Hirfchgeweih) geführt haben. . Daß dies bezüglich der Schilöfiguren richtig fei, beweiſen die Siegel der 1329 ausgeftorbenen Grafen von Dafjel, von denen mir ein großes, gut erhaltenes des Grafen Adolf von Dafjel an einer Klofter » Hamerslebifchen Urkunde v. J. 1249 vorgelegen hat.!

ft aber das Hirfchgeweih eine Schild- und nicht eine Helmfigur, fo kann fie auch ohne den Rahmen des Schilde dargeftellt werden, und es fteht wohl kaum etwas im Wege, die Münzen als Gepräge der Grafen von Dafjel anzufprechen, wogegen auch aus der Zufam- menfeßung des Fundes, dem fie angehören und aus ihrem Alter fih fein Einwand erheben läßt. Daß aber die Grafen von Dafjel jo gut wie die Grafen von Wölpe, Diepholz, Hoya u. a. Aus» münzungen vorgenommen haben, dürfte wohl mit einiger Sicher- heit anzunehmen fein, mwenngleih aud nah Leitzmanns Ber- fiherung Münzen von ihnen bisher noch nicht befannt gemor- den find.?

Zu Gunften unferer Anficht dürfte aber auch noch jprechen, daß fich zwiſchen den Stangen des Hirfchgeweihes Kugeln, oder auf dem Bracteaten Herzen befinden und daß das Feld des Dafiel- ſchen Schildes beftändig mit Kugeln betreut erfcheint; einem Bei- zeichen, das befanntlich auch oft in Herzen vartirt, und umgekehrt. Dazu kommt auch noch, daß die Grafen von Daffel durd die Stammbefitungen im Hildesheimfchen und ihre Beziehungen inner- halb des Harzgebiets nahe Nachbaren der Grafen von NRegen- ftein waren. Bet der Natur der Kugeln, Herzen oder Schindeln im Felde eines Schildes ald aus Schraffirungen, Granulirungen und überhaupt lediglih Ornamentirung der Schildfläche hervorge- gangen, würden wir auf deren Vorhandenfein fein beſonderes Gewicht legen, zumal man es überhaupt lichte, den zwifchen zwei namentlich gleichartigen Figuren befindlichen leeren Raum mit Kugeln und dergleichen auszufüllen. So fehen wir daher auch Mernigeröder Bracteaten und felbjt einen Hohlpfennig aus dem 15. Jahrhundert (a. a.D. Taf. XLIX Nr. 1.3 und 4) mit einer und drei Kugeln zwifchen den Forellen verjehen, was, wenn Nr. 1 wirklich das Alter der obigen Denare haben follte, ih nur als willfürliche8 Ornament oder dadurch erklärt, daß ein gemeinfchaft- licher Stempelfchneider die Stempel für die Wernigeröder und Regenfteiner Münze fertigte. Gegen die Beftimmung von Nr. 3

1) Im Hecht'ſchen Muſeum zu Halberftabt; das Siegel ift von mir fiszirt worben. 2) ©. Wegweifer II ©. 29.

256 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter ıc.

walten manche Bedenken ob; Nr. 2 wurde von mir jüngft in einem Funde gejehen, der ausschließlich nur Gepräge aus der Mitte des 14. Jahrhunderts enthielt.

Wir haben im Borftehenden nur ein bejcheidenes Bedenfen gegen die Beftimmung der beiden Denare als Blanfenburger oder Regenfteiner Gepräge geltend machen mwollen,! (als welche man aber die Bractenten Nr. 10 und 11 auf Taf. XLVII. unbedingt aner- fennen muß) um ber Frage näher zu treten, ob die Grafen im Mittelalter auch zweifeitige oder Vollmünzen haben prägen laſſen, eine Frage, die zur Zeit noch nicht bejaht werden zu fünnen fcheint. So find auch grojchenförmige Gepräge, wie wir fie von den Grafen von Manzfeld und Stolberg, dem Stift Quedlinburg und anderen Münzberechtigten des Niederfächfiichen Kreifes aus dem Ende des 15. Jahrhunderts kennen, bis jest noch nicht von dem Grafen von Regenſtein befannt geworden.

Sonach feinen die mittelalterlihen Münzen der Grafen von Blankenburg und Negenftein nur aus Bracteaten oder Hohlmünzen bejtanden zu haben. Ein näheres Eingehen auf diefelben, fo fehr fie e8 von einer berufeneren Feder verdienen, liegt außerhalb des Zweckes diejer Heinen Arbeit. Wir erwähnten ſchon oben die große Mannigfaltigkeit, das anjehnliche Alter und die Vorzüglichkeit des Gepräges, melde die Bracteaten der Grafen auszeichnen. In mehreren numismatiſchen Werfen befigen wir Materialien zu einer Beichreibung ihrer Gepräge, aber erihöpfend find die Publicationen derjelben nicht, weil fi der Stoff dazu in den verjchiedeniten Staats» und Privatfammlungen befindet. Indem wir bier ganz von der Aufführung Blankenburg Regenfteiniher Mittelaltermünzen in Münzfatalogen älterer und neuerer Zeit abjehen, machen wir in Kürze die betr. Literatur über fie namhaft. In feinen 1708 erſchie— nenen Antiquitates Blankenburgenses theilt 3. ©. Zeudfeld, fonft ein Freund und Kenner der Münzen des Harzgebiets (wie feine 1721 erjchtenenen, noch immer ſchätzbaren, mit vielen Abbildungen gezierten Antiquitates nummariae bemeifen), nichts Specielles über die Blan- fenburgifhe Numismatif mit, aber ſchon zehn Jahre fpäter ver- öffentlichte der Abt zu Marienthal Joh. Andr. Schmied, Pro- fefjor zu Helmftedt 1718 in einen Tractat unter dem Titel: Numus bracteatus Henrico II. seculi XIII. comiti Blancenburgico ante Hartonem vindicatus, worin er außer von diefem noch von

1) Als Helmſchmuck aufgefaßt könnte das Hirfchgeweih auf der Ridfeite ber Münzen aber eben fo gut nach Hohnftein weifen.

er

Bon G. U. v. Millverftedt. 257

vier andern Blankenburg» Regenjteinjchen Bracteaten handelt, welche fünf Münzen jämmtlid auf der jeiner Schrift vorangejegten, aus der Leuckfeldſchen Schrift wiederholten Kupfertafel abgebildet find. Iſt die Anfiht und Erklärung Schmids! richtig, jo bejüßen mir außer der gewöhnlichen Gattung jener Bracteaten, die nad) Braunfhmweiger Vorbildern geprägt find, aud eine Gattung von Reiterbracteaten, die von den Grafen von Blanfen- burg ausgegangen wären und offenbar nah Thüringiſchem Mufter gefertigt worden find. Es ift der große ſchöne eminent feltene Bracteat, von dem Schmids Schrift vornämlich handelt, mit der Umfchrifi Comes Henricvs de Blancenbe. Allein hiergegen hatte fih ſchon Chriftian Schlegel in einer ‚Epistola ad Schmidium’ Arnſtadt 1701 4°? erklärt, und wie Leitzmann Num. Zeit. Jahrg. 1862 ©. 48 fagt, jene Münze den gleichnamigen Grafen in Thüringen mit Unterjtügung feiner Behauptung dur ‚triftige und überzeugende Gründe’ vindicirt.? Dieſer Neiterbracteat, der in einem gleichfalls jchon edirten des Grafen Burchard von Manzfeld ein Seitenjtüd hat,* wäre der einzige feiner Art, welchen wir von dem Blanfenburgifhen Grafenhauſe fennen, da alle andern Hohl: münzen befjelben aus dem 13. Jahrhundert nad) Braunfchmweiger Art Iediglih das Scildemblem der Grafen, die querliegende Hirſchſtange, bald rechts- bald linkshin gewendet, entweder frei oder mit verfchiedentlihen Beizeihen verjehen unter einem Thurm— bogen, auch wohl über einem Thurmgebäude jehen Lafjen.’

Die überwiegende Zahl diefer Bracteaten entbehrt jeder Umjchrift oder auf den Namen des Münzherrn, Münzimeifters

1) Deſſen Vorgänger Joh. Chriſtoph Dleariuß spec. univ. rei numariae scientif. tradendae. Jena 1698. 8. p. 16.

2) Bgl. über diefe Schrift zugleich G. C. Kreyfig Nachricht von Blehmünzen 1749 ©. 9. 11.

3) In 3. G. Brüglch 1737 erfchienener Nadr. von Schwarzb. Münzen ift ihnen der obige Bracteat aber nicht zugezählt.

4) Abgebilvet nah Bedmann Hift. d. Fürftenth. Anhalt II, 4 ©. 555 in (v. Hagen) Münzbefchreibung der Grafen von Mansfeld S. 3. Mir jcheint, daß er nicht, wie bier behauptet ift, den erften Grafen von Mansfeld aus dem Haufe Duerfurt, fonbern dem Testen Grafen von M. Hoyerichen Stammes, ber 1229 ftarb, angeböre. Bal. aber auch v. Ludewig Ein- leitung zum teutfchen Münzweſen Ulm 1752 und den wohl auch Mans» feldifhen Bracteaten auf ©. 158 u. 228.

5) Ein von Leuckfeld zu Meybaum Chronik von Marienborn ©. 62 erwähnter, ihm Blankenburgiſch ſcheinender Bracteat mit einem, eine Lanze und eim Hirfchgeweih (Hirfhhorn ?) tragenden Geharnifchten dürfte aber, wie Thon Leis mann Num. Zeit. 1862, S. 50 bemerkt, ein Gepräge ber Burg- grafen zu Dohna fein. Vgl. Gr. zu Dohna Aufzeichn. über die erloſchenen Linien der Burggrafen zu Dohna J, S. 70.

Zeitſchr. d. Harzvereins. XL. 17

258 Die Münzen b. Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter 2c.

oder Prägeortes deutender Buchſtaben, nur zwei Bracteaten, melde C. Ph. Ch. Schönemann in feiner 1852 erjchienenen Schrift: Zur vaterländiichen Münzlunde auf der Tafel B neben 10 ftummen bat abbilden lajjen, weijen Umfchriften auf." Bier andere ftumme Blanfenburger oder Regenfteiner Hohlmünzen brachte ber 1844 zu Schabeleben gemachte Münzfund ans Licht, wie aus Taf. III. des obigen Werkes erfichtlich iſt.

Eine dankenswerthe Vorarbeit für die Blanfenburg-Regen- ſteinſche Münzkunde lieferte $. Leitzmann im Jahrgange 1862 feiner Numismatiihen Zeitung auf Sp. 43—48 und Sp. 50—53 in einem Kataloge der von dem Grafenhauje bis zu feinem Aus- fterben im Jahre 1599 ausgegangenen Gepräge, illuftrirt mit Ab— bildung von 13 Bracteaten auf der erjten Münztafel. Einer dieſer Bracteaten (Nr. 32 Sp. 47) iſt augenſcheinlich nah Meißniſchem oder vielleicht Lauſitziſchem Muſter geprägt.?

Mährend wir bisher von Bracteaten der Grafen von Blanfen- burg und Regenftein von jenem fraglichen Reiterbracteaten abge- ſehen nur eine Gattung fannten, nämlid) mit den Schild— zeichen derfelben, unter oder über Thürmen und Thurmbögen mit verjchievenen Beizeihen oder auch dafjelbe in der Doppelzahl (geweihartig) eine andere Figur einjchließend, oder endlich den Wappenhelm mit feinen Emblemen, madte uns Dr. 9. Grote im eriten 1855 erjchienenen Bande feiner trefflihen eine große Fülle interefjanten Stoffes enthaltenden Münzſtudien mit einem ficher der zweiten Hälfte de 13. Jahrhunderts angehörigen mittelgroßen ©. 365 daſelbſt befchriebenen und Taf. XXIX. Nr. 10 abgebildeten Bracteaten befannt, der unter einem Thurmbogen das Bild des Grafen jehen läßt, der ſich mit jeder Hand auf einen kleinen Wappenſchild jtüst, welcher eine Hirſchſtange (nicht Hirſch— geweih, wie es a. a. O. heißt) enthält. Es wäre dies eine neue Art Regenſtein-Blankenburgiſcher Bracteaten, die aber nicht in dieſem einen Stücke vertreten iſt, wiewohl die andern Stücke weder der— ſelben Fabrik noch derſelben Zeit angehören, oder von einem gleichen Darſtellungsmodus ſein dürften. Wenige Jahre vorher hatte nämlich ſchon Shönemann a. a. O. Taf. B unter Nr. 73 einen größern, wohl noch dem Ende des 13. Jahrhunderts entſtammten Bracteaten publicirt, der das Bruſtbild des Grafen (oder ihn ſitzend?) in jeder Hand ein Hirfhhorn haltend zeigte, und endlich theilte ung Dannenberg3 oben angeführte Schrift S. 190 einen von ihm in

1) 3. Leitzmann publicirte fie u Jahrg. 1843 feiner Numis- mat. Zeitung und befchreibt fie daſelbſt S 2) Ober gehört er vielleicht den von Biberſtein an?

Bon ©. 4. v. Milverftebt. 259

den Anfang des 14. Jahrhunderts gefegten bedeutend kleineren Bracteaten mit, welcher den ftehenden Grafen, in jeder Hand mit einer SHirfchftange, feinem Schildzeichen, darftellt. Bon den andern hierher gezogenen Bracteaten vermögen wir nur die unter NN. 6 und 11 (außer dem weit jüngeren, nicht in den Anfang des 16., jondern wohl in die Mitte des 17. Jahrh. zu fesenden Hohl- pfennig) als zweifellos Regenfteinfche zu erfennen. Die Sitte dama- liger Stempelfchneider, dem Münzherrn jein Scildemblem, mwenn dies thunli war, in die Hand zu geben, ift (mie die Münzen der Burggrafen zu Dohna, Dynaften von Schlotheim u. a. m. bemeifen) jo wenig ungewöhnlid, daß darüber binmweggegangen werden fann.

Leitzmann bemerkt in feinem Wegmeifer auf dem Gebiete der deutihen Münzkunde S. 280 mit Recht, daß eine königliche Ver- leihungsurfunde über das Münzrecht für die Grafen von Blanfen- burg nicht befannt geworden fei; fie ift überhaupt ſchwerlich ertheilt worden, wie auch andere Grafen des Dber- und Nieder: ſächſiſchen Kreifes eines foldhen Gnadenbriefes entbehren. Es ift vielmehr anzunehmen, daß den Grafen als Reichsjtänden jenes Regal eingeräumt fet und zugeftanden habe; denn von Einfprücen der höchſten Nechtägewalt gegen die Ausübung defjelben fehlt e3 anjcheinend an jeder Nachricht. Die Gepräge der Niederſächſiſchen Dynaften mögen aud Taum, oder doh nur in feltenen Fällen, einen über die Grenzen des Kreifes hinausgehenden Cours gehabt haben.

Wollten wir uns bier eingehend mit dem mittelalterlichen Münzweſen der Grafen befchäftigen, jo würden wir aus ihren Urkunden mancherlei Notizen darüber anführen fünnen. So wollen wir und begnügen, bier nur das Vorfommen von Münzmeiftern der Grafen feitzuftellen. Es zeigt fi in einer von den Grafen Siegfried und Heinrich von Blankenburg auf dem Sclofje Blanfen» burg am 12. Januar (prid. Id. Ian.) 1266 ausgeftellten Urkunde für das Burchardikloſter in Halberjtadt ! unter den Beugen Her- mannus magister monete und in gleicher Weife macht eine gräflih Regenfteinshe Urkunde von 1270? einen Wernerus monetarius namhaft. Es kann zweifelhaft fein, ob dies nicht diefelbe Perfon mit dem Halberjtädter Münzmeifter Werner fei, der in mehreren Urkunden (3. B. 1253 Henricus et Wernerus

1) Chartularium monast. S. Burchardi Halb. p. 60 im Staats- Archive zu Magdeburg. Das Original im Hechtfchen Mufeum zu Halber- ftabt oder früher in der Gutsregiftratur von ©. Burdarbi.

2) Drig. im Staats-Arch. zu Magdeb. s. r. Stift S. Bonifaeii et Maur. zu Halberftabt Nr. 43.

47»

260 Die Münzen d. Grafen von NRegenftein im neueren Zeitalter zc.

monetarii in Halb,’ Wernerus magister monete in civitate nostra Halb. fagt Biſchof Volrad 1265?, 12703 und zulegt 1271: Wernerus magister monete Halb., Burgensis in Halberstat?) genannt ift; möglih wäre e8, daß er auch dem Münzweſen der Grafen von Regenftein vorgeftanden habe.

Für die große Lüde, welche vom Ende ded 13. Jahrhunderts ab bis gegen die Mitte des 16., bis zu des Grafen Ulrih Voll- münzen in der Regenfteiner Numismatif lange Zeit empfunden wurde, und die auh Dannenberg a. a. O. ©. 192. 193 aner- fennt, hat zuerft Leitzmann in dem oben erwähnten Münzverzeich- nifje (N. 3. 1862) in dem offenbar dem 15. Jahrhundert ange- börigen kleinen Bracteaten einen Nepräjentanten bekannt gemacht und fodann Dannenberg a. a. D. (S. 190 Nr. 6 abgeb. Taf. XLVIU. Nr. 11) erläutert und dem Ende de 15. Jahrhun— dert3 zugemiefen. Ich befige in meiner Sammlung zwei Stempel dieſes Bracteaten. Endli würden dem 14. Jahrhundert die von und oben befprochenen Denare angehören, melde Dannenberg in das erſte Jahrzehnt defjelben jest, wenn fie wirklich zu den Ge— prägen der Grafen gehören follten. Der Hohlpfennig aber, deſſen Urheber und Prägezeit Dannenberg nicht ficher beitimmbar war, (a. a. O. ©. 193 Taf. XLVIII. Nr. 12) gehört doch wohl mweber in das Ende des 15., nod in den Anfang des 16., jondern in die Mitte des 17. Jahrhunderts und ift eine der felbit damals noch gebräudlihen Hohlmünzen, ausgegangen zur Kennzeihnung der Brandenburgifhen Anſprüche auf die Grafſchaft Regenſtein, welde unter dem Kurfürften Friedrich Wilhelm, an den fie 1648 fiel, freilih ohne daß er fofort zum Befit gelangen konnte. Auch in neuefter Zeit ift die Heine Münze fo gedeutet worden.

Melde Gründe die Grafen von Negenftein zu einem fo langen Stillitande ihres Münzweſens voranlaßten, kann hier nicht zur Erörterung gelangen; wir nehmen dieſelbe Erſcheinung aud) bei den Nacbarftaaten der Grafen, Magdeburg, Halberitadt,

1) Ebendaſ. unter Stift Halberſt. XIII, 34.

2) Ebendaf. Nr. 45.

3) v. Heinemann ce. d. Anh. II. p. 280.

4) s. r. Stift Halberft. XIII, 46 46*. im 8. Staats-Arch. zu Magd.

5) ©. Graf v. Kuypbaufen Müng-Kabinet ©. 381 Nr. 6915. Im Nactragsbande ift ©. 232 bemerft, daß die Münze nah Grote ein Quedlinburger Schüffelheller fei. Da aber dann doch nur an bie Nebtiffin Slifabetd von Quedlinburg, geb. Gräfin von Negenftein, die 1574— 1584 regierte, zu bdenfen und die Münze aljo älter wäre, was uns nicht zu fein ſcheint, jo könnte der Adler doch nur al8 Quedlinburger Stadtabler aufzu= fafien jein, auf deſſen Bruft das Emblem wegen Kleinheit der Minze nicht zum Ausbrud gelangt wäre.

Bon ©. A. v. Miilverftebt. .261

Stolberg, Dueblinburg u. a. wahr. Vom Hodjitift Halberftadt und feinen Regenten find Münzen aus dem 15. Jahrhundert und dem erſten Decennium des 16. falt ganz unbefannt.

Die Zeritreuung des Archivs der Grafen von Regenftein nad deren Erlöfhen und die nicht gelungene Wiedervereinigung aller Theile defjelben läßt es menigftens im Staatsarhiv zu Magde- burg an Nachrichten über das Münzwefen der Grafen im Laufe des 16. Jahrhunderts mangeln. Daß fi) die Münzjtätte der Grafen in Blankenburg, der größeren der beiden Städte der Grafichaft befunden habe, dafür fprechen jehr bejtimmte Nachrichten, die man nicht auf die Münzthätigfeit der im 14. Jahrhundert ausgeftorbenen Blanfenburger Grafen beziehen fann. Die große Bedeutung der landesherrlihen Prägeftätte ſchon für die Stadt, in der fie fid befand, führte faft überall zur Benennung der Straße, in der fie fih befand, als Münzftraße, und jo auch in Blankenburg. In jeiner ſchon erwähnten Chronif des Fürftentbums Blantenburg ſchreibt G. A. Leibrod ©. 354. 355: ‚Die (Fleiſch-) Scharren wurden in die Münzgaſſe verlegt, der Münzmühle gegenüber. Diefe Mühle diente nachmals zum Prägen der Münzen; die Feuer: und Schmelzwerfftatt lag in dem daneben in der Langenftraße lie- genden Behnede’ichen Gehöfte, und haben fi) Spuren davon vor wenig Jahren, als dafjelbe abbrannte, noch vorgefunden. Von den Münzen, melde die Grafen prägen ließen, find mir nur wenige befannt geworden’. Dagegen tft über die Namen der Leiter des Regenſteinſchen Münzmwefens, der gräflihen Münzmeiſter nichts befannt geworden; die Gepräge der Grafen find, jo viel ich fie aus eigener Anſchauung fenne, mit den Anfangsbuchſtaben der Müngmeifter nicht verjehen, aber auf diejelben deuten, wie auch auf andern bejonders Sächſiſchen Münzen, gewiſſe Zeihen am Ende der Umſchrift oder im Münzfelde ſelbſt. So findet ſich auf einem Körtling v. J. 1549 in dem oberen linfen Winfel des Kreuzes, auf dem das B ruht, ein Kleeblatt und an derjelben Stelle fol fih auf einem Körtling von 1553 eine Eichel zeigen. Vielleicht laſſen fih auf den Münzen benachbarter Staaten diejelben Zeichen entdeden und demzufolge deuten. !

Mit Braunſchweigiſchen Mariengrofhen und Fürftengrojchen aus der Zeit um die Mitte des 16. Jahrhunderts haben die gleich>

1) &o führten die Mansfelder Münzmeiſter IL. N. 1554 unb 1555 ein Winkelmaß und B. M. (Barthel Meinhard) 1585 ff. eine Lilie neben ihren Namensanfangsbucftaben.

262. Die Münzen d. Grafen von Regenftein im neneren Zeitalter ꝛc.

artigen Negenfteiner Münzforten übrigens jo viel Aehnlichfeit, daß die Anficht nicht unbegründet erjcheint, ein und derfelbe Stempel- ſchneider habe die beiderfeitigen Münzitempel gefertigt. Nur den Namen eines Münzmeifters Regenfteiniher Münzen, d. h. folder, die für die Grafichaft geprägt wurden, vermögen wir anzugeben, worüber weiter unten.

Daß das Münzredt der Grafen von Blankenburg und ihrer Nachfolger, der von Regenſtein, fih nicht auf Privilegien, jondern auf Herfommen gründe, bemerkt jhon G. A. Schmid ©. 9 feiner oben angeführten Schrift, und befannt ift es, daß zu Anfange des 16. Jahrhunderts Faijerlicherfeits denjenigen Fürften und Grafen, welche im Befise von Metallbergmwerfen fi) befanden, ein Münz- recht zugeftanden oder ihr Münzrecht anerkannt wurde.

Der von und gemachte Verſuch einer möglichſt volljtändigen Zuſammenſtellung Regenfteinfcher Münzen des neueren Beitalters zer- fallt in fünf Abtheilungen, nämlid:

A) Münzen der Grafen von Regenftein von etwa 1540 1599 mit einigen unbatirten, in das zweite Viertel des 16. Jahrhunderts gehörigen, beginnend.

B) Münzen für die Grafjchaft (Blankenburg) unter Braunfhmweigijher Herrſchaft.

C) Münzen Kurbrandenburgifder Prätenfion auf die Grafſchaft Negenftein.

D) Münzen für die Grafſchaft Regenftein unter der Herrjhaft der Grafen von Tättenbad.

E) Dergleihden unter Kurbrandenburgijder Herrſchaft.

Im Ganzen genommen iſt es uns gelungen 122 Stücke der obigen fünf Kategorien zu verzeichnen, von denen auf A 88, auf B 8, aufC1, auf D2 und auf E 23 Stück kommen. Es ſei noch ein kurzer Blick auf jede dieſer Gattungen geworfen.

A. Die Münzen der Grafen von Regenitein.

Sie find für beide Territorien ihres Befises, die Grafichaften Blankenburg und Negenftein gefchlagen; eine befondere Bezüglichkeit auf die erjtere zeigt fi) nur in den Körtlingen (Sechſern), auf denen das auf einem durchgehenden Kreuze liegende B auf ‚Blan- fenburg’ doch wohl nur allein bezogen werben fann.

Der Typus und Charakter der Negenfteiner Gepräge ift wohl ganz der Braunfchweigifhe, wie wir ſchon oben bezüglich der Mariengrofchen bemerkten. Diefe Münzforte ſowohl als die Doppel-

Bon ©. 4. v. Miülverftebt. 263

und Fürftengrofchen, waren, mit einer einzigen Ausnahme der Stadt Magdeburg, in den Stiftern Magdeburg und Halberftadt unbefannt, dagegen gewöhnlih in den Braunfchweig - Lüneburgiihen Landen. Mas dagegen die Körtlinge anlangt, jene Halbegroſchen oder Sechs— pfennigftüde, die nur mit dem Kreuze und dem Buchſtaben B befannt find, fo erfcheinen fie nad dem Mufter und Vorbilde der Magdeburger Körtlinge aus der legten Regierungszeit des Erz: biſchofs Albrecht und den domcapitularisch Halberftädtiichen aus den dreißiger und vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts gejchlagen zu fein. Belanntlih waren diefe Münzforten außerordentlid) gering- haltig und nur vier bis fünflöthig.

Die Münzen, welche die Grafen von Regenftein im 16. Jahr: hundert ausgehen ließen, repräfentiren nicht jedes Decennium, gejchweige jedes Jahr defjelben, und man darf wohl annehmen, daß als Graf Ulrich mit einigen der Jahreszahl entbehrenden Geprägen feine Münzthätigfeit vermuthlich furz vor 1540 begann, die Münze der Grafen ſehr lange geruht habe, wenn man von dem an der Spite unferes PVerzeichnifjes jtehenden Hohlpfennig abfieht, der mir noch nicht zu Gefichte gefommen und der anjheinend ein den erften Decennien des 16. oder den leten des 15. Jahrhun— derts angehöriges Gepräge if. Nah dem Grafen Ulrich (1529 1551) haben feine drei Söhne Ernft, Botho und Kaspar Ulrich), aber nur gemeinjchaftlic (obwohl Botho bis 1594 lebte), dann des Erjteren Sohn Martin (F 1597) und endlich defjen einziger Sohn Sohann Ernft, der Lette ſeines Stammes (f 1599), gemünzt.

Die Münzen der Grafen von NRegenjtein bejtehen übermwiegend in Kleinen Münzforten, als Grojchen, Mariengroſchen, Körtlingen, Dreiern und (Hohl-) Pfennigen; Kupfermünzen, die im 16. Jahr— hundert in Niederfachfen nicht üblich waren, find auch von ihnen nicht ausgegangen. Doppelgrofchen bringt zulegt das Jahr 1567, wenn ed nicht etwa noch einen undatirten Doppelgrojchen vom Grafen Martin giebt, wis mir zweiflhaft it. Grobe Münzſorten find nur aus den erften Zeiten der Wiederaufnahme des Münz- werfes vorhanden, nämlich Thaler von 1540 und 1546 und halbe Thaler von 1546. Derjelben Zeit gehört auch ein in zwei Stem- peln befannter Goldagulden des Grafen Ulrich an.

Auf die ganze Präggzeit der Grafen im 16. Jahrhundert fommen folgende Münzforten den Jahren nad:

1) Goldgulden ohne Jahrzahl.

2) Thaler 1540 und 1546.

3) Halbe Thaler 1546.

4) Doppelgroſchen, ohne Jahr. 1551. 1552. 1556. 1562.

1565. 1566. 1567.

264 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter ıc.

5) ohne Jahr. 1546. 1548. 1549. 1550. 1551.

6) 1596. 1597. 1598. 1599.

7) Körtlinge ohne Jahr. 1546. 1547. 1548. 1553.

8) Kreuzer? 1587.

9) Dreier ohne Jahrzahl. 1555. 1557 (?) 1563. 1565. 1569. 1597. 1598.

10) Pfennige (Hohlpfennig) ohne Jahrzahl.

Von den im 16. (und 17.) Jahrhundert bei faft allen mün- zenden Fürften üblichen Gedenkmünzen auf Sterbefälle (Sterbe- münzen) ift auch von den Grafen von Regenftein eine befannt, nämlich eine, in Halbortsgröße und Werth auf den Tod des Grafen Martin (1597), die auch als Klippe fich erhalten hat. Bon ſolchen Probejhlägen in Klippenform hat fi) auch der eines Doppelgro= ſchens vom Fahre 1551 erhalten, Daß diefe beiden Klippen zu den größten Seltenheiten gehören, bedarf feiner Erwähnung.

Aus der obigen Weberficht ergiebt fih, daß vom Jahre 1569 bis 1596 das Münzwerk der Grafen von Negenftein geruht hat.

Während der Münzperiode der Grafen von Negenftein im 16. Jahrhundert find von den einzelnen Negenten folgende Münz- forten ausgegangen:

1) vom Grafen Ulrich (F 1551): Goldgulden, Thaler, halbe Thaler, Doppelgrojchen, Mariengrofchen und Körtlinge,

2) von den Grafen Ernſt, Botho und Kaspar Ulrid gemeinjchaftlih : Doppelgrofhen, Mariengrofchen, Körtlinge und Dreier (auch Hohlpfennige ? und Kreuzer ?),

3) vom Grafen Martin (1581 1597): (Doppelgrojchen?), Groſchen und Dreier,

4) vom Grafen Johann Ernft (1597 1599): Grojchen und Dreier,

und zwar find von datirten Münzen befannt:

a) vom Grafen Ulrich aus den Jahren 1540. 1546. 1547. 1548. 1549. 1550, 1551;

b) von den drei Brüdern aus den Sahren 1553. 1556. 1557. 1562. 1563. 1565. 1566. 1567 und 1569;

c) vom Grafen Martin nur aus den Jahren 1596 und 1597, aber noch ein Zwittergrofhen von 1598; endlich

d) vom Grafen Johann Ernft von 1598 und 1599.

Das Gepräge der Regenfteiner Münze ift, was die Sorten vom Doppelgrojchen ab anlangt, fafl flüchtig und roh zu nennen, mit Ausnahme der Mariengrofchen, die einen jorgfältigeren Etempel- Ihnitt zeigen, und nädjft ihnen die Körtlinge. Eine gewiffe Mans nigfaltigfeit im Gepräge läßt fich den Negenfteiner Münzen nicht

Don ©. U. v. Millverftebt. 265

abfprehen, ſchon dadurch, daß neben den Mariengroſchen auch Doppel» oder Fürftengrojchen und Körtlinge gemünzt murden. Der Revers der letzteren ift ein abjonderlicher und in den Harz- gegenden ungebräuchlicher, nämlich die Bezeichnung der Rückſeite mit einem über das ganze Münzfeld gehenden, die Umfchrift thei- lenden langen, fchmalen (mit einem B belegten) Kreuze, wie es befanntlih die Münzen der Hanjeftädte und bejonders der Meflen- burgifchen Städte Wismar und Roſtock, aber auch namentlid) der Städte Göttingen, Eimbeck und Nordheim, fowie auch Schil— linge des deutſchen Ordens im 15. Jahrhundert zeigen und endlih ein, fehr wahrſcheinlich für den Kandel mit den Ditfee- jtädten bejtimmter, nur in einem in der Sammlung des Verfaſſers befindlichen Eremplare befannter foftbarer Doppelicilling der Stadt Magdeburg vom Jahre 1599.

Bon Regenfteinihen Münzen bejigen wir ſchon aus älterer Zeit einige Abbildungen, die mehr oder weniger getreu find. Ich führe 3. B. die des Thaler v. %. 1540 in Adam Bergs Münz- buh ©. 96 an, ferner zwei Doppelgrofhen der drei Brüder, der eine ohne Jahr, der andere von 1565 auf ©. 41”, des von Matth. Stödel zu Dresden 1572 herausgegebenen Münzbuches, der Thaler von 1540 auf S. 48 des 1573 zu Leipzig erfchienenen W. Stür- merjchen Münzbuches, wo fi) auch S. 117 die beiden vorgenannten Doppelgrofchen abgebildet finden. Endlich findet fi eine Abbil- dung des Goldguldens in Hoffmanns Münzſchlüſſel und der Marien: grojhen Graf Ulrichs vom Jahre 1550 in dem 1601 zu Xeipzig erichienenen Münz- Valvationsbuhe von W. Stürmer. Hier ift derjelbe auf 4 Pf. Meißniſcher und 8 Pf. Lübifher Währung devalvirt, und bejjer als ein Jeverſcher Mariengroihen v. J. 1561, aber geringhaltiger al3 die gleichzeitigen Mariengrofchen der Städte Hannover, Goslar, Eimbeck und Nordheim ift. Die Doppel= oder Fürjtengrojchen find in den Münzbüchern von 1572 auf 10 Pf. Meifnifcher Währung gewürdert, in dem v. %. 1573 aber der ohne Jahrzahl auf 8 Bf. 1 Heller Meifniih und 10 Pf. Lübiſch, während der von 1565 auf 1 Schill. 1 Pf. Lübiſch tarirt ift. Die Geringhaltigfeit der Negenfteiner Goldgulden führte 1579 zu ihrem Berbote.

Leibrod und Leitzmann heben die gegenwärtige Seltenheit der Gräflich Regenſteinſchen Gepräge hervor. Es ift dies zum Theil richtig, wie fih auh in den Münzauftionsfatalogen, 3. B. von Götz, Bildt, Röſer u. ſ. w. nur fehr wenige Stüde ver- zeichnet finden; indeſſen iſt es mir doch gelungen, eine Samm- lung von gegen 40 verjchiedenen Geprägen zufammen zu bringen, unter denen fich aber freilich fein Stüd befindet, dem das Prädikat

266 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter zc.

befonderer Seltenheit beizufügen wäre. Dies möchte nur gebühren den Goldgulden, Thalern, halben Thalern und den erwähnten Klippen, fowie der Sterbemünze. Demnächſt folgen die Doppel= oder Fürftengrofhen und dann die Mariengrofchen; am gemwöhnlichiten Fommen meine Cradtens die Körtlinge, ſowie die Grofchen von Martin und Johann Ernft vor, während die Dreier beider Grafen nicht fo häufig zu fein feinen.

B. Braunfhweigifhe Münzen für die Grafſchaften NRegenjtein und Blanfenburg?

Bei einer Meberficht über die noch jett zahlreich vorfommenden Braunfchweigifchen Kippermünzen aus der Zeit von 1619 1621, wie fie jede größere Sammlung enthält und zahlreich in dem ver- dienftvollen Graf von Knyphauſiſchen Kataloge befchrieben und im zweiten Theile abgebildet find, muß der Natur diefer Gepräge nad) e3 fraglich erjcheinen, ob fie überhaupt die Beitimmung hatten, in beftimmten Territorien des Braunfchweiger Staates Geltung zu haben und ob fie für dieſe fpeciell ala bejtimmte Münzen für die Grafſchaften Blanfenburg und Regenjtein geprägt wurden. Mit Sicherheit mag ſich dies Lebtere vielleiht nur von dem fupfernen Dreiflitterftüfe mit dem gekrönten R behaupten lafjen; von den übrigen 7 Stüden unter den Abbildungen des obigen Katalogs ift mir diefe Qualität fehr zweifelhaft. Denn ich finde auf feinem derſelben (von den nur aus ungenügenden Beichreibungen befannten abge- jehen) das Wappenbild der einen oder beider Grafichaften der Wirklichkeit gemäß und jo dargeltellt, wie e8 von Braunfchweig ſchon vor jener Zeit übernommen ward. Die querliegende Hirfhitange, die jede der Graffchaften führte, wurde in ihrer Doppelzahl von Braunfchweig wenigſtens nicht zu einem Hirſch— geweih formirt und fonnte es auch nicht werden; nur Kurbran— denburgiſcher Seits ijt die8 mehr als 50 Jahre ipäter auf den für die Graffchaft Negenftein 1675 und 1676 gejchlagenen Gulden vor- übergehend gejchehen. Vielmehr möchte ich mich der Anficht zuneigen, daß das nicht aus zwei nebeneinandergeftellten, fondern unten ver— bundenen Hirfchitangen bejtehende Wappenemblem für die Grafichaft Daffelzu gelten habe, zumal fi auf allen Geprägen Beizeichen : ein Punkt (Kugel) oder eine Rofe innerhalb des Geweihs finden und auf einem völlig parallelen Stüde das ganze Gemweih innen und außen mit Kugeln oder Punkten umgeben ift, jo daß es an ber genannten Stelle Il, ©. 24 Nr. 7600, vgl. ebendaf. Taf. IV.) geradezu als mit dem gräflih Dafjelihen Wappen verjehen bezeichnet iſt. Bol. Bildt Münzfatalog I. ©. 380 Nr. 3777. Es wird daher

Bon ©. A. v. Millverftebt. 267

auch der Pfennig zu diefer fraglichen Münzjorte gehören, wie nicht minder der Grofhen von 1620 ‚mit dem quadrirten Wappen’, welches vermuthlich dafjelbe ift, wie auf dem Dreier s. a., nämlich mit dem Lüneburger Löwen im 1. und 4. Felde, und nicht mit den vier Hirſchſtangen.

Wir haben nichts dejtoweniger diefen Geprägen einen Platz in unferm Verzeichnifje geben wollen, bei der Möglichkeit einer Bezie- bung auf die Graffchaften Blankenburg und Regenftein. Mir fcheint aber eine ſolche Bezüglichfeit um desmwillen nicht evident, weil fie in der Umfchrift fehlt und die vom Herzoge Friedrich Ulrih 1620 und 1621 mit dem Wappen der Grafichaft Hohnftein für die— jelbe geprägten Groſchen und Doppelgrofchen (S. Graf v. Anyp- haufen Münz- Kat. I. ©. 202. 203) ausdrücklich al3 Monetae novae argenteae comitatus Honsteinensis oder M. N. A. H. bezeichnet find.

Auf das Prädicat bejonderer Seltenheit dürfte wohl nur der Kupferpfennig Anfpruh machen fönnen, wenn auch mehrere ber übrigen Gepräge diefer Kategorie nicht allzu gewöhnlich find.

C. Kurbrandenburgiihe Prätenfion.

Die kleine Münze, welche die einzige diefer Rubrik bildet, ift erft vor nicht zu langer Zeit befannt geworden und ift, mie fchon angeführt, hier für eine Kurbrandenburgifche, dort für eine Halber- ftädtifch-Negenfteiniche, der Zeit des Cardinals Albrecht, als Admi- niftrator8 des Stifts Halberftadt angehörige, erklärt worden. Wir halten es aber, worin uns auch der 2. Theil des Anyphaufifchen Münz-Katalogs beiftimmt, für ein viel fpäteres, von Kurbranden- burg zur Kennzeihnung feiner Anſprüche auf die Grafihaft Regen— ftein ausgegangenes Gepräge. Diefe Berechtigung gelangte aber erit durch den Weſtfäliſchen Friedensſchluß 1648 zur Anerfennung unter Berüdjihtigung der Beſitzrechte der Grafen von Tättenbach, denen die Grafichaft iusto modo im J. 1643 zu Lehn gegeben war. Nichts deftomeniger kann ſchon damals dem Brandenburgijchen eventuellen Succeffionsrechte durch jenes Münzchen Ausdrud gegeben fein; weder die Form noch der Typus der Münze dürfte einer ſolchen Zeitbeſtimmung widerſprechen. Abſichtlich wählte man viel- leicht ein ſo unſcheinbares Gepräge ſtatt größerer, ohne Umſchrift kaum zu prägender Vollmünzen, die wohl kräftigen Widerſpruch hervorgerufen hätten, wie denn bekanntlich auch Kurfürſt Friedrich Wilhelm im J. 1663 die befannten ſehr geringhaltigen Drittel⸗ und Sechſtelſtücke mit bisher ungewöhnlichem Gepräge nad) der Sta— bilirung ſeiner Anſprüche auf das Erzſtift Magdeburg ausgehen ließ, unter wenn auch nicht ganz ſo planer Ausdrucksweiſe ſeines

268 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter ꝛc.

Rechtes in der Umfchrift, wie fie fpäterhin die Magdeburger und Regenfteiner Gulden und resp. Achtgroſchenſtücke durch die Worte: Dux Magdeburgensis und Moneta nova Reinsteinensis aufmwiefen.

Wo der Hohlpfennig mit dem combinirten Adler- und quadrirten Regenfteiner Schilde geprägt wurde, ift bis jest noch nicht feſtzuſtellen geweſen.

Zu weiteren Forſchungen über das Zeitalter der Entſtehung der kleinen Münze wird es aber vielleicht dienlich fein, hier noch einmal die Schidjale der Grafichaft Regenftein nach dem Erlöfchen des Grafenhaufes kurz zu verzeichnen. Während die Grafichaft Blankenburg troß der 1599 1600 Stolbergijcherfeit3 erhobenen Anfprühe an Braunfchweig fiel, nahm das Domcapitel zu Halber- ftadt die Grafſchaft Regenftein als eröffnetes Lehen in Beſitz und belehnte mit ihr feinen . Bischof, den Herzog Heinrih Julius von Braunfchweig, und nad deſſen Tode feinen Nachfolger Herzog Friedrich Ulrih im Jahre 1614. Tin Folge der politifchen Ereig— niffe vom Kaifer eingezogen, wurde die Grafichaft 1628 dem Grafen Marimilien von Wallenftein übergeben, defjen Befit aber 1634 an die Schweden verloren ging. Schon zwei Jahre jpäter wurde das Stift Halberitadt wieder reftituirt und fein Bifchof, der Erzherzog Leopold Wilhelm, gab die Grafihaft 1643 dem Grafen von Tättenbach zu Zehn, in deflen Haufe fie bi8 zum Jahre 1670 (1672) verblieben it. Zum Nachtheil des Stifts fuchte der neue Yandesherr die Graf: Ichaft im Jahre 1644 an Braunfchweig auszuantworten morüber ein geheimer Vertrag eingegangen wurde aber diefer neue Plan fcheiterte ebenfo, wie der zehn Jahr jpäter verjuchte, die Grafichaft dem Herzoge von Kurland zu verfaufen. Im Jahre 1656 fuchte Braunfchweig wieder feiten Fuß in der Grafihaft zu fafjen, aber Kurbrandenburg opponirte dagegen Fräftig, doch ſchwebten noch 1659 Mißhelligkeiten zmifchen beiden Mächten, nachdem der Graf von Tättenbah in Anerkennung der Kurbrandenburgifchen Lehnsober- hoheit (feit 1648) im Jahre 1658 von der Halberftädtifchen Regie- rung belehnt worden war. Nach dem Tode des Lehnsbeſitzers, des Grafen Leopold Wilhelm v. T. zog 1661 die gedachte Regierung auf Furfürftlihen Befehl die Grafihaft ein und beitellte zur Ver— waltung derfelben einen eigenen Kanzler, da der Graf Johann Erasmus v. T., im %. 1662 bei Braunfchweig feine Belehnung nachgeſucht und fie bald darauf vom Kaiſer auch empfangen hatte. Allein der Kurfürſt proteftirte dagegen und mußte feinem Rechte Geltung zu verichaffen, jo daß der Graf v. T. ihn als Lehnsheren anerfennend nun die Grafichaft von der Regierung des Fürftenthums Halberftadt zu Lehn empfing. Indeſſen dauerten die Succeffions- ftreitigfeiten zwifchen den Grafen Johann Erasmus und Gottfried

Bon G. 4. v. Mülverftebt. 269

Wilhelm v. T. fort, die aber mit der Beftätigung des Lehnsbeſitzes des Erfteren, aber auch mit der 1666 gejchehenen Beſatzung der Feite Negenftein durch Brandenburgiihe Truppen endigten. Zu diefer Zeit beabfichtigte der Kaifer einen Ankauf der Grafſchaft behufs Ausgleihung mit dem Kurfürften in Betreff des Fürften- thums Jägerndorf; allein es kam dies nicht zu Stande, und als Graf Johann Erasmus v. T. wegen feiner Betheiligung an den hochverrätherifhen Plänen der Ungariſchen Magnaten Zriny, Naädasdy und Frangipani gegen den Kaiſer Leopold I. auf deſſen Befehl in gefänglihe Haft genommen morden war, nahm der Kurfürft die Grafihaft 1670 einftweilen in Sequeftration und zog fie nad) beendigtem Prozeß und der Enthauptung des Grafen als eröffnetes Zehn ein. Im Fahre 1671 wurde die Gräflih Tättenbachſche Regierung aufgelöft und die Verwaltung der Grafjchaft der Negie- rung zu Halberſtadt unterjtellt. Die im folgenden Jahre verſuchte Geltendmahung der Succeſſionsanſprüche des Grafen Gottfried Wilhelm v. T. blieb ohne Erfolg.

D. Münzen unter der Herrfhaft der Grafen von Tättenbad.

Auch diefe Rubrik umfaßt nur zwei Stüde, deren Prägung die Folge des Lehnsbefizes der Grafichaft Negenftein war, indem die Grafen, die jonft durch das Münzregal nicht ausgezeichnet waren, diejes ihren VBorbefigern den Grafen von Regenjtein zujtehende Recht ausübten: Da nur Thaler und Doppelthaler (von denen der lettere auch im 20. Bande der Köhlerjchen Münzbeluftigungen abgebildet ift) gejchlagen zu fein fcheinen oder wenigſtens nur befannt geworden find, fo erjcheinen die Prägungen nur honoris causa erfolgt zu fein, nit um dem Geldbedarf in der Grafſchaft zu begegnen, in welcher der Bedarf an grobem Courant wohl durch die umfänglichen Braunfhweiger Ausmünzungen gevdedt wurde. Die beiden Tätten- badher Thaler find von befonderer Seltenheit. Die Genealogie der Grafen v. T. findet fih bei Hübner Genealog. Tabellen II. 881 886, v. Hattftein die Hoheit des Teutihen Reichs - Adels III. S. 525 534 und Zedler Univerf. » Lerifon XLI. Sp. 1382 1391.

E. Münzen für die Graffhaft NRegenftein unter Kurbrandenburgiiher Hoheit und im Beſitze des Kur— fürften Friedrich Wilhelm.

Die im vorangehenden Abjchnitt C gegebene kurze Darftellung wird gezeigt Haben, mit welcher Mühe Kurbrandenburg feine wohl—

270 Die Münzen d. Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter 2c.

erworbenen Anfprüche auf die Grafichaft durchzufechten hatte, aber auch, welchen Werth es auf den Befit derjelben legte. Der Kur- fürft, jehr verftändiger Weife bemüht, jedem jeiner neu erwor— benen, und wenn auch mit feinen Erbftaaten vereinigten Territorien feine althergebrachten Rechte und Verfaffung zu belafjen, ja aud) den abweihenden Münzfuß und Münzforten zu fchonen, ließ befanntlih in feinen Clevifchen Erblanden ſowie in Preußen beides beitehen, in der Grafichaft Regenftein dagegen, wo Ausmünzungen feit dem Ausfterben des Grafenhaufes denn von den Luruö- münzen der Grafen von Tättenbah kann füglich abgejehen werden nicht vorgenommen morden waren, waren dieje zulest bier geprägten Münzforten ungefähr derjelben Art und von demjelben Münzfuße, wie in Kurbrandenburg, jo daß es der Einführung oder Beibehaltung bejonderer Regenſteinſcher Münzen nicht bedurfte. Nihtsdeftoweniger wurden einige Zeit nad) der Befigergreifung der Grafihaft die Ausprägungen von Münzjorten nah Brandenbur- giſchem Münzfuße, jedoh nur von Gulden und Drittel» (Halb- gulden=)jtüden vom Kurfürften angeordnet, welche ſich durch die Umfchrift der Nüdjeite (moneta nova Reinsteinensis) als Münzen für die Grafſchaft Regenftein darftellen follten. Sie waren aber nicht jomohl Gepräge für den Handel und Wandel ausfhlieglid in der Grafihaft, als vielmehr, gleich den Magdeburger Gulden von 1683, nur gemwifjermaßen SouveränitätSmünzen, welche die Welt auch auf ſolche Weife mit dem neuen Ländererwerb befannt machen jollten. Das beweiſt auch, daß die Ausmünzung einer pecififchen Scheidemünze für die Grafjchaft unterblieb; nur Gulden wurden in den Jahren 1674. 75 und 76 und Adhtgrofchenftüde in den Sahren 1675 und 76 ausgemünzt, die fämmtlich durch die Umschrift Moneta nova argentea Reinsteinensis gefennzeichnet find. Nach) dem Jahre 1676 fanden feine derartigen Ausmünzungen jtatt.

Aus jedem jener drei Jahre Fennen wir Gulden in mehreren Stempeln, während die Halbgulden von 1675 und 1676 nur in je einem Stempel bis jest vorgefommen find. Die letteren find von bejonderer Seltenheit.

Es darf als ziemlich gewiß gelten, daß die Münzjtätte für diefe Münzen, von denen einige Stüde in Lucius Schrift von den Guldinern (Nürnberg 1676) und dem Weylichen Kataloge der Fonrobertſchen Münzjammlung (Berlin 1877) abgebildet find, Halberjtadt war, worauf auch der Name des Münzmeiſters deutet, defjen Anfangsbuchſtaben die Münzen tragen, nämlich I—A, d. h. Johann Arensberg. Diefer fungirte aber nicht, wie in dem leßt- genannten Kataloge s. n. 4721 bemerkt ift, in Reinftein, ſondern in Halberjtadt, und man muß annehmen, daß er der Sohn eines

Bon ©. U. v. Mitlverftebt. 271

gleichnamigen Vaters geweſen fei, von welchem Iegtern es im Kirchen- buche, wo er Arenspurg gejchrieben wird, heißt, daß er, der gemwe- jene Münzmeifter in Halberjtadt, am 24. November 1667, 74 Jahr alt, daſelbſt geftorben jei.! Hiermit fteht e8 nicht im Einflange, wenn es von Lesterem in Schlickeiſens bekannter Schrift über die Abkürzungen auf Münzen u. ſ. w. ©. 144, wo der Name Arendsburg gefchrieben ift, heißt, daß er von 1653 65 in Hal- berftadt, dann aber in Zerbit „und Reinftein“ von 1666 1676 als Münzmeijter im Amte geftanden habe.

Zum Schluſſe fühle ich mich noch gedrungen, meinem verehrteften Freunde, dem Ehrenmitgliede ded Harzvereind R. Liegmann, der mich durch Uebermittelung von Abdrüden verjchiedener im Föniglichen Münzkabinet zu Berlin befindlicher Regenſteinſcher Münzen und auch ſonſt weſentlich unterftüst bat, außerdem auch dem Herrn Hauptmann v. Graba hierjelbit, einem eifrigen Münzforjcher, der mir gleichfalls mancherlei Beihülfe hat angebeihen lafjen, auch an dieſem Orte meinen verbindlihen Dank auszufprecen.

A. Münzen der Grafen von Regenitein. (e. 1540 1599.) Unbeftimmt saec. XVI? . ——. Hohlpfennig. Wappenſchild. Von Billonfilber. ©. v. Marettiih Münzkatalog Wien 1863 II. ©. 169 Nr. 13406. Graf Ulrich 1529 1551. s. a. Goldgulden. Av. Einfeldiger einfach behelmter Wap-

Bo

penichild. - MONE - NOV - : AVR - VL. C- I: R:- Rev. Der gefrönte Doppeladler - CA- ROL- V-.—.RO .I.8S.A. ImE Münz-

fabinet zu Berlin. S. Kühne Zeitichrift für Münz>, Siegel» und Wappenfunde. Neue Folge I. Nr. 50 mit Abbildung.

3. s. a. Goldgulden. Wie vor., aber dad N in moneta ift verkehrt. Die Umfchrift des Rev. lautet: CAROLVS - V. ROM - IMP.S.A. ©. Hoffmann Münz- ſchlüſſel I. S. 288. Taf. 4. Köhler Ducatencab. Nr. 2426. Nur 17 Karat 3 Gr. fein; daher 1579 verboten. Num. Zeit. 1862 Sp. 50 Nr. 39.

1) Mittheilung des verft. Herrn Erbſchenken Neichsfreiheren Grote zu Schauen.

N -] 1.

_

*

Die Münzen d. Grafen von Regenſtein im neueren Zeitalter ꝛc.

. 8.2. Mariengrofchen. Av. Einfacher behelmter Wappenſchild. VLRICVS COM. IN. REGENST. Rev. Die heil. Jungfrau Maria in Strahlen - MARIA MAT - SAL- VAT : ©. Numoph. Molano -Böhm. p. 686 Nr. 164. Num. Zeit. 1862 Sp. 50 Nr. 41; vgl. Gr.v. Thott Münzfatalog. Kopenhagen 1790 ©. 818 Nr. 7134.

. 8.2. Mariengroichen. Wie der vorig., aber MATER ©. Althof Münzverz. S. 316 N. 158; Num. Zeit 1862 Sp. 50 Nr. 42.

. 88 „Münze“ von Graf Ulrich, 3,5 Loth ſchwer. S. Sedl— maier Münzkatalog, Münden 1869, ©. 173 Nr. 12845.

s. a. Körtling. Av. Einfaches behelmtes Wappen. VLRI- CVS 7 CO x IN REGEN . Rev. B auf einem langen die Umſchrift theilenden Kreuze. Umſchr.: ACı D—OM. I—BLA-—KEN. ©. Num. Zeit. 1862 Sp. 50 Nr. 40, bier irrig als Grojchen bezeichnet, Götz, Grojchenfab. II. ©. 1232 Nr. 8739.

1540. Thaler. Av. Behelmtes quadrirtes Wappen. Zwiſchen 15—40 Umjcdr.: VLRICHS x COMES = IN x REGENSTEIN. Rev. Gekr. Doppeladler und CA- ROLVS V » ROMA IMP = SEMP AVG = ©. v. Madai, Thaler - Kabinet III. S. 415 Nr. 1851. Ad. Berg Münzgbuh S. 46 mit VLRICVS. Num. Zeit. 1862 ©. 50 Nr. 43. Abgebildet in Nieder- ſächſ. Valvation allerlei grober und Heiner Münz- jorten. ® :

. 1546. Thaler. Av. Behelmter quadrirter Schild, zu den Seiten 15—46. VLRICVS * COMES # IN RE- GENSTEIN. Rev. Gefrönter Doppeladler. CARO- LVYS # V » ROMA » IMP » SEMP AVG. ©. Erbftein die Schultheß-Rechberg Münzjammlung II. ©. 285 Nr. 5514 (mit 30 Rthlr. bezahlt). Num. Zeit. 1862 Sp. 51 Wr. 44; Didwann Münzjamml. Nr. 3232; Hagenfhes Orig. Münzkab. S. 371.

. 1546. Halber Thaler. Av. Behelmtes Wappen zwifchen 15—46. Umjcrift: VLRICVS : COMES : IN : RGEN- STEIN. Rev. Gefrönter Doppeladler. Umſchrift: CA- ROLVS : V : ROM : IMP : SEMP : AVG ; v. Madai Thaler - Kabinet Nr. 4339; Weiſe Gulden- Kabinet Nr. 1723; Num. Zeit. 1862 Ep. 51 Nr. 45.

®11. 1546.

* 12. 1546.

13. 1546. *14. 1547.

15. 1547.

*16. 1547.

#17. 1548.

18. 1548.

*19, 1548,

20. 1548.

Bon ©. 4. v. Miülverftebt. 273

Mariengroſchen. Av. Vierfeldiges behelmtes Wappen,

unten zwifchen 4-6. Umſchr.: VLRICVS r CO- MES ı IN ı REGENST Rev. St. Dlaria in Strahlen. MARIA 1 MAT ı ER r SALVAT. 5. Praun Vollſt. Braunfhmw.-Lüneb. Münz- und Med. Kab. Nr. 1194; Num. Zeit. 1862 Sp. 51 Nr. 47.

Körtling. Wie d. vor., aber einfadher Wappenfchild

und REGENS und neben der Mitte des untern Kreuzſchenkels 4 6. S. Gräfl. v. Anyphaufifches Münz- Cab. Hannover 1872 ©. 381 Nr. 6905. Num. Zeit. 1862 Sp. 51 Nr. 46.

Körtling. Ganz wie vor., aber quadrirter behelmter

Wappenſchild. S. Ebendajelbft a. a. D. Nr. 6906.

Körtling. Av. Wie Nr. 7, aber & VLRICVS -

C. I. REGE. G und 4—7.

Körtling. Wie Nr. 7, aber 4—7 und REGENS ©.

Gräfl. v. Knyphauſiſches Münzkabinet a. a. D. Nr. 6908. Appel, Repertor. III. Nr. 2631; Bretfeld - Chlumzansfi Münzverzeihnig Nr. 32294 mit BLA KEM. Num. $eit. 1862 Sp. 51 Nr. 48.

Körtling. Av. wie Nr. 7. aber 4--7, Rev. wie

Nr. 7. Gr. v. Anyphaufen a. a. D. Nr. 6907.

Mariengrofhen. Av. Einfacher, behelmter Wappen-

jhild, daneben 4—8. Umfdr.: VLRICVS 7 COM 1. IN REGENST. Rev. Die heil. Jungfrau Maria in Strahlen MARIA - MAT—ER - GA—IWVAT (? ? SALVAT :) ©. Köhne Neue Beitr. 3. Groſchen-Cabinet S. 53 Nr. 1085; Num. Zeit. 1862 Sp. 51 Nr. 50.

Mariengroihen. Av. Wie vor., aber vierfeldiger

behelmter Wappenſchild und J vor VLRICVS und REGENST. Rev. wie vor., aber MARIA g MAT ER r SALVAT. ©. Erſter Nahtrag zum gräfl. v. Anyphaufifhen Münz- und Med. - Kabinet. Han- nover 1877 ©. 205 Nr. 9881.

Mariengrofchen. Av. wieNr. 17, aber IN REGONST

(!), Rev. wie Nr. 17, aber MARIA MAT —ER - SALVAT.

Körtling. Wie Nr. 7, aber 4—8. ©. Num. Zeit.

1862 Sp. 51 Nr. 49; Hartmann, Münzver-

Zeitſchr. d. Harzvereins. XL 18

274 Die Münzen d. Grafen von Regenſtein im neueren Zeitalter ıc.

zeichnig Nr. 1710. Hamburgerfcher Münzauctions- fatalog 1875 ©. 211 Nr. 4226.

21. 1549. Mariengroſchen. Av. Wie d. vor. von 1548 Nr. 17, aber zwiſchen —9. Umſchr.: Kleeblatt VLRICVS r COM ı IN ır REGENST. Rev. wie d. vor. von 1548 (Nr. 17), aber MARIA - MAT ER - SALVAT. Im f. Münzfabinet zu Berlin. Der Hamburgerihe Münzfatalog 1875. ©. 211 nennt dieſes Stüd eine breite Münze, mit welchem Recht ift nicht Har. S. Erfter Nachtrag zum gräfl. v. Knyphauſ. Münzfabinet ©. 20 Nr. 9882.

22. 1549. Mariengroichen. Wie d. vor., aber CO. ©. Appel Repert. II. ©. 2632. Num. Zeit. 1862 Sp. 51

Nr. 51. *23. 1549. Körtling. Av. Einfeldiges behelmtes Wappen. VL- RIC C » I: REGEN. Rev. wie Nr. 7,

aber unten 4—9, oben links ein Kleeblatt; Umſchr.: AC- D— OM.I— -BLA—NKE- S. v. Ma—⸗ rettih a. a. O. II. S. 49 Nr. 13407. Gr. v. Anyp- haufifches Münz - Kab. S. 381 Nr. 6909; Köhne a. a. O. ©.53 Nr. 1086. Im k. Münzfabinet zu Berlin. Vgl. v. Braun Br.-Lüneburg. Münzfab. Nr. 1196 mit BLA— NCKE. Num. Zeit. 1862 Sp. 51 Nr. 52 und 53, wo das Stüd einmal als Körtling, das andere Mal ala Mariengrofchen bezeich- net ift.

*24. 154. Mariengrojhen. Av. Einfaches behelmtes Wappen zwifhen —? Gonft wie Nr. 11.

25. 1550. Mariengrofhen. Av. Einfacher behelmter Wappen- ſchild zwiſchen 5 —0. Umſchr. VLRICVS - COM - IN - REGENS. Rev. die heil. Jungfrau Maria in Strahlen MARIA - MAT— ER - CRI- STI . Abgebildet in W. Stürmer, Münzbuch Leip- jig 1601. 4.

26. 1550. Mariengrojchen. Wie vor., aber REGENST Kieeblatt, und MARIA r MA—TER ru. ſ. w. ©. aud) I. An- bang zum gräfl. Anyphaufifchen Münzkab. Hannover 1877 ©. 203 Nr. 9883.

27. 1550. Mariengrofhen mit VLRICVS - COM - IN REGENST . u. MARIA - MAT - SALVAT - ©. Götz Groſchen-Kab. II. ©. 1232 Nr. 8740; Num. Zeit. 1862 Sp. 51 Nr. 54.

Bon ©. 4. v. Millverftebt. 275

28. 1550. Mariengrojhen. Wie vorftehend, aber MARIA MATER SALVTIS v. Braun, Braunfchm. - Lüneb. Münz-Kab. Nr. 1195; Num. Zeit. 1862 Sp. 51 Nr. 55.

29. 1551. Doppelgroiepentlippe. Av. einfacher behelmter Wappen- ihild. Rev. gefrönter Doppeladler mit 12 auf ber Bruft. Nur diefe Angabe bei Röſer, Münzfatalog, Würzburg 1865 ©. 181 Nr. 4675.

29*.1551.2? Mariengrofchen. Diejelbe Darftelung wie Nr. 22 „aber mit S—L.“ v. Bretfeld-Chlumzanzfi Münz- fatal. Nr. 32293; Num. Zeit. 1862. Sp. 51 Nr. 52. Soll das heißen 5—1, d. 5. vom Jahr 1551?

Die Grafen Ernft (+ 1581), Botho (7 1594), Caspar Uri (t 1575) gemeinfhaftlid. 30. s. a. Doppelgroichenklippe. Av. Duadrirtes Wappen. Rev. Gefrönter Doppeladler mit 12 auf der Bruft und dem Titel Kaifer Karls V. in der Umſchrift. ©. v. Klebelsberg, Münzfatalog Wien 1869 ©. 94; Röfer a a. D. ©. 181 Nr. 4676; irrig als Biertelthalerflippe bezeichnet. Wurde in der Nuction mit 5 Gulden 10 Kr. bezahlt. *31. s.a. Doppelgroichen. Av. Vierfeldiger einmal behelmter Wappenichild ERNES & PO 8 & E & CASP 9 Rev. der gefrönte Doppeladler mit 12. Umfdrift: MAXI- D —G. RO. IM zwei gekreuzte Zaynhafen. Im k. Münzlabinet zu Berlin. Wohl der in Stödel, Münzbuch Dresden 1572. 4 Taf. 41’ Nr. 3 abgebildete. Vgl. Erfter Nachtrag zum gräfl. v. Knyphauſiſchen Münzfabinet Hannover 1877 ©. 205 Nr. 9885. .& Wie der vorhergehende, aber MAX - —G:-RI(?) » IM- ©. Appel Report. II. e, 2633; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 60. *33. 5.2. Doppelgroſchen. Wie vor., aber ſtatt der Punkte Roſetten. *34. 8.8. Wie Nr. 31, aber: MAX - G . RO » I zwei gekr. Zaynhafen. Einer bieer Stempel wird der inv. Wellerheim Nr. 7420 und Sedlmeier a.a. O. ©. 133 Nr. 12846 aufgeführte fein. *35. s. a. Mariengrojhen. Av. Cinfaher behelmter Wappen- ſchild. ERNST - BOT . CASPER VLR - Rev. 18 *

32.

un

276

36.

“ST, 38,

*39.

A.

41.

#42.

43.

44.

Die Münzen d. Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter ꝛc.

Die heil. Jungfrau Maria in Strahlen, auf ihrem Kleide eine große 9. Umfchr.: - MARIA . MA - - SA - - 9 SLTRV.

s. a. Körtling. Av. Wappenſchild. Rev. Reichs⸗ apfel mit 84. ©. Ad. Berg Münzbuch ©. 46”; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 66.

s. a. Dreier. Wie Nr. 49, aber ohne Jahrzahl.

s. a. Einjeit. Hohlpfennig. In einem Berlenfreife der quadrirte Wappenſchild oben H (?) Ad. Berg Münzbud S. 46”; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 65.

1552. Doppelgrofchen. Av. Vierfeldiges einfach behelmtes Wappen zwiſchen 5—2. ERN * BOT » E » CO * I * REGENS Stleeblatt Rev. Doppelabler ohne Werthzahl aufder Bruft. CAROLVS* V ROMA * IM * SE * A »k. Wbgebildet in Niederſ. Valva- tion allerh. grober und Heiner Münzjorten 1572.

1553. Körtling. Av. einfacher behelmter Wappenſchild. ER- NEST : BB—T-E:-C:.]I- REG - Rev. langes, die Umfchrift theilendes, mit einem großen B belegtes Kreuz, oben im linfen Winkel eine Eichel, unten in den beiden Winkeln 5- 3. Umſchr.: AC DO OM BELA NB (?) Wahrſchein— lich doch unrichtig. S. Bildt Münzkatal. Dresden 1818 I. ©. 379 Nr. 3774; Bretfeld Münzfat. Nr. 32290; Num. Zeit. 1862 Sp. 51 Nr. 57.

1557. (?) Dreier. Av. Behelmtes Wappen. Rev. Reichs— apfel mit 3, daneben 9—7 (?), ift aber unter den Münzen der drei Gebrüder befchrieben, alfo wohl Irrthum ftatt 5— 7 oder 67. Num. Beit. 1862, Sp. 52 Nr. 62.

155. Dreier. Av. BVierfeldiges behelmtes Wappen, zwifchen 5—? Rev. Gefrönter doppelter Reichsadler.

1562. Doppelgrofchen. Av. behelmtes Wappen. ERNEST - BOT - E: CER (?) FR - 62 - Rev. gefrönter Doppeladler mit 12 auf der Bruft. FERD- D- G - IMPE - ©. Numophyl. Molan. ©. 686 Nr. 165; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 58.

1562. Doppelgrojchen. Av. quadrirter behelmter Wappen- child in der Mitte zwiſchen 6—2. Umfgrift: ERNS - PO » E . CASP . V - Rev. gefrön- ter Doppeladler mit 12 auf der Bruft. Umſchr.: MAXI-D-G-RO.IM. Abgebildet in Stürmers Münzbud Leipzig 1573. 4. ©. 117 Nr. 1.

45.

*46.

47.

48.

49.

50.

51.

52.

1563.

1565.

1565.

1565.

1565.

1566.

1567.

1567.

Bon ©. A. v. Mülverftebt. 277

Dreier. Av. Vierfeldiger behelmter Wappenſchild zwiihen 6 3. Rev. Gefrönter Doppeladler mit Neihsapfel, worin eine 3, auf der Bruft. Im fünigl. Münzfabinet zu Berlin. ©. Köhne a. a. O. ©. 53 Nr. 1087; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 59*.

Doppelgrojchen. Av. Duadrirter behelmter Wappen» ſchild zwiſchen 6—5 ERNS SB POS ES CASP & V ®. Rev. Gefrönter Doppeladler mit 12 auf der Bruft, oben neben der Krone 6—5. Umfdrift: MAX & D G 8 IMP &. Abgebildet in Stödel Münzbud Dresden 1572. 4. ©. 41”. Eben- jo in Stürmers Münzbud) Leipzig 1573. 4. ©. 117 Nr. 2, aber auf dem Av. Buncte in der Umfschrift und d. Wappen nicht zwifchen der Jahr— zahl.

Doppelgroichen. Wie vor.; aber ERNST x BOX CASP VLRI und X (d.h. Lilie) MAASD—G & IMP Im fönigl. Münzlabinet zu Berlin.

Doppelgrojchen. Wie vor., aber ERNS - PO :

CASP - V- und MAX - D- G - IMPE - 6—2 ©. Ad. Berg Münzbuch ©. 46’; Praun Münz- fab. Nr. 1197; Num. Beit. 1862 Sp. 52 Nr. 59°.

Dreier. Av. Duahriter behelmter Wappenſchild, unten linf3 65; Rev. Gefrönter Doppeladler mit Reichs— apfel, worin 3, auf der Bruft. ©. v. Zehmenfcer Münzfatalog Dresden 1865 ©. 177 Nr. 4283,

Doppelgrofchen. Av. Vierfeld. behelmtes Wappen zwiſchen 6—6. Umſchrift: © ERNS& PO 8 &E 8 CASPS®V& Rev. Gelr. Doppeladler mit Reichsapfel auf der Bruft, worin 12. Umfchr.: MAX - D—G:-RO.I zwei gefr. Zaynhafen. ©. Eriter Nachtrag zum gräfl. v. Knyphauſiſchen Münzkabinet Hannover 1877 ©. 205 Wr. 9884.

Doppelgroichen. Wie Nr. 46 (und 43°), aber ERNES -: BOT: E:- C:- I: R: FR: 67. ©. Peaun Münzfab. Nr. 1197; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 61.

Dreier? Av. Quadrirter Wappenſchild, darüber 1567 Rev. Gefrönter Doppeladler mit 2 (?) auf ber Bruft, wohl irrig ftatt 3. ©. Ad. Berg Münz— buh ©. 46”; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 63.

278 Die Münzen d. Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter ꝛc.

93.

54. 9. #56.

"7. *88.

59.

60.

61.

62.

*63.

1569. Dreier. Wie vorſtehend, aber 1569 und 3 auf der

1596.

1596.

1596.

1597.

1597.

1597,

1597.

1597.

1597.

Bruft des Doppeladlerd. ©. Ad. Berg a. a. O. Sp. 46? und Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Ne. 64.

Graf Martin 1581 159.

Doppelgroichen? Av. Behelmtes Wappen, zu jeder Seite ein Zaynhafen. Rev. Doppeladler. Umfchrift ? ? ©. Appel Repert. III. Nr. 2635; Num. Beit. 1862 Sp. 52 Nr. 67 aus Leigmannd Sammlung.

Groſchen. Av. Duadrirtes Wappen zwifchen zwei Sternen MARTIN - COM - I -REIN - E - BLA Rev. Reichsapfel mit 24, oben 9—6. Umſchrift: RVDOL - z- ROM - IM - SEM ·; AVG - ©. Rum. Beit. 1862 Sp. 52 Nr. 68.

Groſchen. Wie vorftehend, aber ohne Sterne, jedoch ET - und AV.

Stoichen. Mie Nr. 55, aber AV.

Groihen. Av. Duabrirter behelmter Wappenſchild. MARTIN - CO - I - REIN - ET : BLA. Rev. Neichsapfel mit ZA, oben I—7. Umfdrift: RVDOL - z: ROM : IM. SEM : AV - ©. Ulrich⸗ her Münzkat. Dresden 1811 ©.68 Nr. 1524; Köhne a. a. O. ©. 54 Nr. 1089; gräfl. v. Anyp= hauſiſches Münzfab. S. 391 Nr. 6910, wo aber nit zZ in der Reversumfchrift.

Groſchen. Wie vor., aber MARTIN - C -I- REIN . ET - BLA und RVDOL - z- ROM - IM - SEM - A - Im k. Münzfabinet zu Berlin. ©. Erfter Nachtrag zum gräfl. v. Anyphaufifhen Münzkab. ©. 206 Nr. 9887.

Groſchen. Avers wie vor., aber IN REINS und BL; Rev. wie Nr. 58 ohne zZ; ©. Erjter Nadtr. zum gräfl. v. Anyphaufifhen Münzkab. ©. 206 Nr. 9888.

Groſchen. Wie vor., aber MARTIN - C - IN - REIN - ET . BL und RVDOL - z - ROM - IM «SE » AV . Im Münzfab. zu Berlin.

Groſchen. Av. wie Nr. 61, Rev. wie Nr. 58. In der Reversumſchrift fehlt die z. ©. Erſter Nach— trag zum gräfl. v. Knyphauſiſchen Münzfab. S. 206 Nr. 98. 89.

Grojhen. Wie Nr. 60, aber REIN und BL.

#64

65.

66.

67.

68,

70.

71.

. 1597

1597

1597

1597,

1597.

1597.

Bon ©. A. v. Millverftebt. 279

. Groicdhen. Wie vor., aber MARTIN . CO.IN.

REIN.E.B. und RVDOL.zZ.ROM.IM. SEM . AV.

Groſchen. Wie vor., aber MARTIN ..C.I. REINS . E. BL und RVDOL . z. ROM . IM . SEMP.A . Götz Groſchenkabinet I. ©. 267 Nr. 2413; Num. Zeit. Sp. 53 Nr. 72.

. Grofchen. Dem vorftehenden gleih, aber SEM - AU

Num. Zeit. 1862 Sp. 53 Wr. 71.

1597. Groſchen. Av. Gekröntes vierfeldiges Wappen. MAR-

TIN . COM IN REIN E BLA Rev. Wie gewöhn- lich; Umſchrift? ©. Bildt aa. O. 1. ©. 379 Nr. 3775; v. Zehmen a.a.D. ©. 178 Nr. 4284.

. Grojchen. Av. wie Nr. 60, aber E - B.... Rev.

wie Nr. 62 ©. Erfter Nachtrag zum gräfl. v. Knyp⸗ baufifhen Münzfabinet S. 206 Nr. 9886.

. 1597. Groſchen. Wie der vorige, aber CO . I. REINST

. ET.BLA.und SEM. AU. ©. Appel, Nepert. II. Nr. 2634; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 69.

Groſchen. Wie d. vor., aber C. IN. REIN.ET

. BL . und SEM . AVG . ©. Numoph. Molan. ©. 687 Nr. 166; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 70.

Grofchenklippe von feinem Silber. Diejes eigenthüm-

liche im Befit des Herrn Hauptmann v. Graba in Magdeburg befindliche Stüd zeigt als Avers den eines Doppelgroſchens der Gebrüder Ernſt, Botho und Kaspar Ulrih, als Never den eine Gro— ihens des Grafen Martin vom Jahre 1597, alſo zu einer Zeit, in der jene drei Brüder bereits verftorben waren. Die Münze ift wie neu, tabel- [08 erhalten und macht nicht den Eindrud eines alten Driginalgepräges. Sie kann fein Probejchlag, fondern nur aus einer Laune hervorgegangen fein. Die Rüdfeite ift von einem unzweifelhaft echten Stempel gemünzt, die Vorderſeite aber fehr matt und flach gejchlagen und ſowohl das Wappen, als die Buchftaben der Umfchrift haben nicht ganz den Typus der Zeit, in welcher ein folder Stempel wirklich in Gebrauch war, nämlich der Zeit von gegen 1555 bis 1565. Der Avers zeigt das behelmte quabdrirte Mappen mit einer Umfchrift, wie fie bei feinem ber vorher aufgeführten Doppel» oder Mariengrojchen- gepräge der drei Brüder vorfommt, nämlih: ERNS

280

73.

74.

75.

70;

Die Münzen d. Grafen von Regenftein im meueren Zeitalter ꝛc.

2. 1597

1597

1597

1597

1598

.PO.— E.CAS. VL(N); die Buchſtaben find dünn und zierlich, wogegen die auf dem Revers, der den Reich3apfel mit Z4 und neben dem Kreuze 9 —7. zeigt, jtarf und fräftig find und wie auf dem erjten Grojchengepräge von 1597 lautet die Umſchrift: RVDOL .z. ROM.IM.SEM.AV. Ich halte das Stüd für ein Fabrikat der neuern Zeit und den Stempel zum Averje für nachgemadt.

. Dreier. Av. Einfeldiges behelmtes Wappen; Rev.

Reichsapfel mit 3, oben zwiſchen 9—7. ©. Kühne Neue Beitr. z. Groſchenkab. S. 54 Nr. 1089; Num. Zeit. 1862 Sp. 53 Nr. 74.

. Dreier. 2 Stempel, mit mehr und minder breiter

Form des Schildes. Vgl. Erfter Nachtrag zum gräfl. v. Anyphaufifchen Münzkabinet Hannover 1877. ©. 206 Nr. 9891 und 9892.

. Sterbemünze als halber Ortsthaler. Av. Vierfel-

diges behelmtes Mappen zwijchen zwei Sternen MARTIN9 - CO : IN: REIN : ET: BLANC Rev. Siebenzeilige Inſchrift: OBI.| IT. TI . APR || ANNO . XCVII | VIXIT.. ANN | LXVI . MEN VI.DIES.|XXV.:. Im fönigl. Münzfabinet zu Berlin.

. Sterbemünze als Halbortsthalerklippe. Ganz wie

vorher, aber OBI : Ebendajelbit.

.Groſchen. Av. wie Nr. 58, aber MARTIN.C.I.

REIN . ET . BLA, Rev. Reichsapfel mit z4, oben zwiſchen 9—8. Umfdrift: RVDOL.z.ROM. IM.SEM. AV. ©. Erfter Nachtrag zum gräfl. v. Knyphaufiihen Münz» und Medaillen - Kabinet ©. 206 Nr. 9890. Bielleicht iſt diefer Grojchen derjelbe, der bei Röfer a. a. O. ©. 181 Nr. 4677, jedoch ohne Beichreibung aufgeführt, aber ala vom Grafen Martin herrührend bezeichnet ift. Auch der Hamburgerihe Münzauctionsfatalog vom J. 1875 ©. 211 hat einen Grofchen des Grafen Martin aus dem J. 1598.

*77. 1598. Grofchen. Av. Vierfeldiger Wappenſchild (unbehelmt)

BLA RTIN.C.IN REIN.ET, ET Rev. Reidhs- apfel mit 24 oben zwiſchen 9—8 RVDO DOL . z.ROM.IM.SE. Doppelſchlägig und verprägt.

Dieje beiden Münzen find alfo monetae post- humae.

78.

79.

*80.

81.

*82.

*83.

84.

*85.

*86.

1598.

1598

1598

1598.

1598

Bon G. A. v. Millverftebt. 281

Graf Johann Ernit (1597 1599).

Groſchen. Av. Duadrirter behelmter Wappenſchild. . IOHAN.. ERN.C.TI.REIN.E.BL. Rev. Reichsapfel mit z4, oben zwiihen 9—8. Umſchrift: RVDOL . z. ROM .IM.SEM.AV.6©. gräfl. v. Knyphauſiſches Münzfabinet ©. 381 Nr. 6911 und 6912 in zwei Stempeln, die fih wohl nur durch die Figur der Bilder unterfcheiden. Vgl. auch v. Wellenheim Nr. 7421; v. Marettih a. a. O. II. ©. 169 Nr. 13409. Im königl. Münzfabinet zu Berlin.

. Grojchen. Ganz wie der vorige, aber SEM. AVG. ©. gräfl. v. Anyphaufijhes Münzkabinet ©. 381 Nr. 6913.

. Grofchen. Ganz wie der vorige, aber SEM.A. ©. Ebendaſelbſt ©. 381 Nr. 6914; Köhne Neue Beiträge etc. S. 54 Nr. 1090; Num. Zeit. 1862 Sp. 53 Nr. 76.

Groſchen. Wie der vorige, aber IN REINS.E.B., fonjt wie der erjte Stempel von 1598. Numophyl. Molan. ©. 687 Nr. 1691; Num. geit. 1862 Sp. 53 Nr. 75.

. Grofchen. Wie Nr. 78, aber IOHAN . ERN.C.I.

REINS E ... Der v. Marettihjche Katalog II.

©. 169 Nr. 13408 führt einen Grofchen des Grafen

Martin vom Jahre 1599 auf; es wird dies wohl

ein Irrthum und derjelbe v. J. 1597 oder 1598 fein.

1598. Dreier. Av. Einfacher behelmter Wappenſchild. Rev.

1598.

1599,

1599.

Neichapfel mit 3, oben 9—8. S. Götz a. a. O. I. ©. 267 Nr. 2414; Num. Zeit. 1862 Sp. 53 Nr. 77. Auch im königl. Münzfabinet zu Berlin.

Dreier. In der Form des Wappenjchildes abweichend. Im königl. Münzkabinet zu Berlin.

Groſchen. Vierfeldiger behelmter Wappenſchild TOHAN .ERN.C.INREIN.E.B. Rev. Reichs— apfel mit z4, oben zwifhen 9—9. Umſchrift: RVDOL. z.ROM.IM.SEM.AV. ©. v. Beh: men a. a. O. ©. 178 Nr. 4285; Köhne a.a.d. ©. 54 Nr. 1091. Auch im k. Münzfabinet zu Berlin.

Groſchen. Wie der vorige, aber C . I. REIN.E. BL und SEM.A. ©. Numophyl. Molan. ©. 687.

282

87.

88.

89.

90.

91.

92.

93.

*94. 95.

Die Münzen d. Grafen von Regenſtein im neueren Zeitalter ꝛc.

Nr. 171 und Num. Zeit. 1862 Sp. 53 Nr. 78 nah einem handſchriftl. Verz, aber mit RVDOL .L.

1599. Groſchen. Av. und Rev. wie Nr. 78, aber IOHAN . ERN.C.I.REIN.E.B. ©. Erfter Nachtrag zum gräfl. v. Knyphauſiſchen Münzkabinet, Hannover 1877 ©. 206 Nr. 9893.

B. Unter Braunſchweigiſcher Herrſchaft.

1619. Groſchen. Av. „Wappen mit den Hirfchhörnern, in deren Mitte ein Bunkt.“ Umjchr.: PRO PATRIA . Rev. Reich3apfel mit 24, oben zwilden 16 —19. Umfchrift: Name und Titel des Königs Matthias ©. Bildt a. a. O. J. ©. 379 Nr. 3776.

1619. Groſchen. Wie der vorige, aber PRO PATRIA 16 Zainhaken 19 und MA.T.D.G.R.I.S.A ©. gräfl. v. KAnyphaufifhes Münzfab. I. Nadtr. ©. 25 Nr. 7609; abgebildet dal. Taf. IV.

1620. Grofchen. „Kippergroſchen mit 4 feldigem Wappen.’ Befigt Herr Th. NReichenbad in Plauen.

1620. Groſchen. Av. Wie Nr. 89, Rev. desgl. aber mit Namen und Titel des Kaifers Ferdinand II. ©. Bildt a. a. O. I ©. 380 Nr. 3778; Röſer a. ad. ©. 181 Nr. 4678. ft vielleicht dafjelbe Stüd, welches im gräfl. v. Knyph. Münzfab. I. Nachtrag ©. 28 Nr. 7658 beichrieben und Taf. V. abgebildet ist, nämlich Av. Hirſchgeweih eine Roſe einfchließend. Umſchrift: PRO PATRIA 16 & 20; Rev. Reich3- apfel mit ZA und FERZDGR.I.SAU.

1621. Dreier von Kupfer 4 diverfe'. S.v. Zehmen a. a. O. ©. 178 Nr. 4286.

s. a. (2) Denar. Av. Quadrirter Wappenjhild 1 u. 4 Löwe, 2. und 3. Hirfchftange. Nev. Reichdapfel. Beſitzt Herr Th. Reichenbach in Plauen.

s. a. Dreiflitteritüd mit gefröntem R (Regenftein).

s. a. gegen 1619/21. Pfennig. Av. Hirſchgeweih, ihm zur Seite rechts zwiſchen 2 Roſen I, darunter PF . über der I. Rev... EN : NING, darunter eine Roſe zwiſchen 2 Puncten; oben rechts erfcheinen im Felde 2 Geweihe neben einander geftelt. Münzm. Rein— hardt3 Nr. 10. S.Num. Zeit. 1835. Sp. 151 Nr. 73.

Bon ©. A. v. Millverftebt. 283

C. Kurbrandenburgiſche Prätenfion ?

#96. s.a. Hohlpfennig. Zwei Wappenſchilde neben einander; in dem vordern der Brandenburgifche Adler, in dem andern quadrirten in jedem Felde ein Hirſchhorn. ©. gräfl. v. Anyphaufifhes Münzkabinet ©. 381 Nr. 6915, Shönemann Münzfatalog Nr. 2575; Münzfatalog des German. Mufeums zu Nürn- berg 1856 ©.48 Nr. 1479, mo das Stüd aber, gleihwie in den Berliner Blättern für Münzkunde IV. ©. 190. irrig in das 16. Jahrhundert gefegt wird. Vielmehr dürfte dem Gepräge und Typus noch das Stüd etwa in die Zeit von 1640/50 gehören. Auch hat man das Stüd ſelbſt nad) Dueblin- burg verweifen wollen. ©. Graf v. Anyphaufen a. a. O. I. Nachtr. ©. 232 zu Nr. 6915.

D. Unter der Herricdaft der Grafen von Tättenbad).

Johann Erasmus Graf von Tättenbah und NRegenitein (enthauptet 1671).

97. 1663. Thaler. Av. Geharnifchtes Bruftbild mit langem Haar von der rechten Seite. X IOAN. ERAS.S.R. IMP . COMES . DE. REINSTEIN.ET. TATTLEN- BACH. Rev. Neunfeldiges Wappen viermal behelmt, zu jeder Seite zwei behelmte fleine Wappenſchilde. & SOLI . DEO GLORIA . ANNO 1.6.6.3 T' Im Fönigl. Münzfab. zu Berlin. ©. v. Madai a. a. D. II. ©. 415 Nr. 4340.

98. 1663. Doppelthaler. Wie der vorige, aber nad v. Madai a. a. O. II. ©. 308 Nr. 6849 ohne Lilie bezw. Roſe vor den Umjchriften und TATTENBACH, fomie DEO . ©. auch Köhler Müngbeluftigungen XX. ©. 453, woſelbſt eine Abbildung.

E. Unter Kurbrandenburgiſcher Herrſchaft.

Kurfürſt Friedrich Wilhelm (1640 1688). 99. 1674. Gulden. Av. Bruſtbild im römiſchen Harniſch und Gewande. Umjdr.: FRID :WILH:D.G.M. BR : ELEC : Rev. Mit dem Kurhut bebedtes Wappen. Umſchr.: MONETA . NO : ARG :

284 Die Münzen der Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter ıc.

100.

101.

102.

103.

#104.

105.

106.

107.

108.

1674.

1674.

1674.

1674.

1675.

1675.

1675.

1675.

REINST : 16 47 (!) zwilhen I—A. ©. Verz. e. Brand.» Preuß. Münzfammlung. Berl. 1868 ©. 34 Nr. 3541 und Henckels Münzfatalog Berlin 1876 Nr. 4721.

Gulden. Wie d. vor.; aber das Bruftbild Kleiner, REINST . und die Jahrzahl richtig. Verz. einer Brand. Preuß. Münzjammlung ©. 34; Hendel a.a.D. Nr. 4722.

Gulden. Wie vor., aber REINST: Hendel a. a. O. Nr. 4723.

Gulden. Av. wie 100, aber großes geharnijchtes Bruftbid. Henckel a. a.O. Nr. 4724.

Gulden. Wie 99 aber MONETA NO zwei Zayn⸗ haften ARG : REINST 16 74. S. A. Weyl Brand.- Preuß. Münzfamml. Berlin 1877 ©. 168 Nr. 1866.

Gulden. Av. Bruftbild in römifhem Gewande. FRID : WILH :D:G:M:B:ELEC: 16—75; Rev. Wappen unter dem Kurhut zwiſchen I—A. Umſchr.: MONETA : NO : (2) ARG : REINS : £u- cius Don den Guldinern Nürnberg 1676 Taf. IX. Nr. 3, wo die Abbildung aber nur einfache Puncte hat, und die Münzmeiſterbuchſtaben I— A fehlen. Nichtiger und befjer bei Hoffmann Beridt von den Guldinern 2c. 1680. 4.

Gulden. Wie d. vorige, aber fleines Bruftbild in römifhem Harniſch, ELEC : und REINS zwei Baynhafen. S. Hendel a. a. D. Nr. 4725.

Gulden. Wie vor., aber REINS : zwei Zaynhaken. Hendela. a. D. Nr. 4726. Vergl. Verz. einer Brand. Preuß. Münzjamml. Berl. 1868 ©. 34 Nr. 355. Erfter Nachtrag zum Gräfl. v. Anyphau- ſiſchen Münzfabinet S. 206 Nr. 9894.

Gulden. „2. Stempel.” ©. Verzeihniß einer Brand. Preuß. Münzfammlung ©. 34. Nr. 356.

1675. Gulden. Av. Deutſch geharnifchtes Bruftbild mit Ge-

wand - FRID : WILH!:D.G: M:!:B:ELEC, unten 16—75. Rev. Das Wappen unter dem Kur- hut und zwifhen I—A. Umſchrift: MONETA : NO (?,) ARG : REINS . So nad dem Eremplar im fönigl. Münzfab. zu Berlin. Bergl. Verz. einer Brand.-Preuß. Münzfammlung ©. 34 Nr. 357.

109.

110.

111.

*112.

113.

114.

115.

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1675.

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1675.

1675.

1675.

1676.

Bon G. A. v. Millverftebt. 285

Gulden. Wie d. vor., größeres Bruftbild, und D J G : M: B: EL. EC und MONETA . NO; u. f. w. S. Hendel a. a. O. Nr. 4727.

Gulden. Wie d. vorige, auch mit D: und die Jahrzahl, nad Innen auf dem Kopfe ftehend, auch MONETA ı NO x: ARG:REINS. ©. 4. Weyl a. a. O. ©. 168. 169. Nr. 1868.

Gulden. Av. Kleines deutſch geharniſchtes Par bild, wie vor., aber FRID : WILH : D.G. BR : ELEC, "unten 16— 75. Rev, Wie d. vor, das Wappen zwifchen I—A. Umfdr.: MONETA . NO : (?/,) ARG . REINS.; vielleicht identiſch mit Berz. einer Brand. Preuß. Münzfammlung ©. 34. Nr. 385.

Gulden. Wie vor, aber die Jahrzahl am Rande bogig nad außen und MONETA : NO : ARG : REINS zwei Zaynhafen. ©. Hendel aa. O. Nr. 4728.

Gulden. S. Verzeihn. einer Brand. - Preuß. Münz jammlung ©. 34. Nr. 359.

Achtgroſchenſtück. Wie Nr. 112, aber römiſch gehar- niſchtes Bruftbild und ELEC : . und MONETA (!). NO zwei Baynhafen ARG : (!) REINST : 16 75 Hendel a.a.d. Nr. 4729.

Gulden. Wie 112, aber ELEC : und Heines Bruft- bild im antiken Gewande und MONETA : NO : ARG . REINST zwei Baynhafen. ©. 4. Weyl Brand.» Preuß. Münzjammlung Berlin 1877 ©. 168 Nr. 1867.

Gulden. Av. Geharnifchtes Bruftbild, unten 16 . 76. Umfcdr.: FRID : WILH!:D.G:M:B: ELEC. Rev. Vom Kurhut bededter neunfeldiger Wappenſchild mit Mittelfchild zwifchen I—A, unten (2/;) Umſchrift: MONETA. NO :— ARG: REINS zwei Baynhafen. ©. v. Schultheß-Rechberg Thaler» Kabinet Nr. 5925 Anm.; Erbſtein Schul- the -NRehb. Münzfabinet . S. 399 Nr. 3463. Gräfl. v. Anyphaufifhes Münz-Kab. ©. 381 Nr. 6916. Berz. einer Brand. » Preuß. Münzfamml. ©. 34 Nr. 360.

117. 1676. Gulden. Av. wie d. vor., aber 16—76 und FRID.

WILH : D:G :M:B:ELEC Rev. Wie vor, aber MONETA NO (?/,) ARG REINS zwei Zayn- bafen. Im königl. Münzfabinet zu Berlin.

286 Die Münzen d. Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter 2c.

118. 1676. Gulden. Wie vor., aber MONETA : NO. ARG : REINS zwei Zaynhaken. S. Hendel a. ad. Nr. 4730 mit 4 DVarietäten; A. Weyl a. a. O. ©. 169 Nr. 1870.

119. 1676. Gulden. Wie vor., FRID. WILH: D:G.M: B : ELEC, die Jahrzahl nah außen gekehrt und MONETA . NO: ARG : REINS. ©. 4. Weyl a. a. O. ©. 169. Nr. 1869.

120. 1673. Gulden. Wie Nr. 117, aber ausnehmend klein (35 Millim, und 14,35 Gramm ſchwer). Abge- bildet in A. Weyl a.a. D. ©. 169 Nr. 1871.

121. 1676. Adtgrojchenftüd. Av. Bruftbild im deutfchen Har- nisch, unten im Halbfreife 16 76. Umſchrift: FRID.WILH:D:G:M:B: ELEC. Rev. Das mit dem Kurhute bededte Wappen zwijchen I—A, unten im Ausjhnitt (%,). Umſchri: MO- NETA . NO : ARG : REINS . Im f. Münz- fabinet zu Berlin.

122. 1676. Achtgroſchenftück. Wie d. vor., aber BR : ©, Hendela. ad. Nr. 4731.

Der Stern vor ber laufenden Nummer bebentet, daß ſich bas Stid in der Minzfammlung des Berfaflers befindet.

Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde. Bon Paftor Th. Stenzel, Borfteher des Herzogl. Münz-Cabinets in Deffau.

Als Dedo II. (1034 1075) verwaltender Graf in der (fpä- teren) Grafihaft Manzfeld war, erfcheint die erſte Spur von ber Münzgerechtigkeit und Prägeftätte von Eisleben. Laut der den 26. <ept. 1045 auögeftellten Urkunde ertheilt K. Heinrich II. dem Bifhof Bruno von Minden und feiner Mutter Duta dad Markt >, Münz- und Zollrecht in loco Gisleva in pago Hessegowe.! Die- jes Recht hatten ihre Vorfahren (antecessores) und fie felbft durch die Gnade früherer Kaifer (nostrorum temporibus predecessorum grata permissione) bisher ſchon benutzt. Ob mir berechtigt find, aus den letten Worten auf das Vorhandenjein und die Thätigfeit einer Münzftätte in Eisleben und auf fpäterm Gräfl. Mansfeldi- fchen Gebiet ſchon um die Mitte des 11. Jahrhunderts zu fchließen, wage ich nicht zu behaupten. Münzen aus dieſer Zeit kenne ich nit. Die ältejten bis jet befannten Münzen diefer Gegend dürften die von Dannenberg dem Benedictinerklofter Wimmelburg zugetheilten Denare aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts jein.? Der auf denfelben erjcheinende Schutvogt des Klofters, Graf Dito, ift nicht weiter befannt. Die Prägeftätte Eisleben wird in fpäterer Zeit mehrfach erwähnt. Wir finden z.B. 20/12. 1286 „decem solidos’ in moneta civitatis jam diete (Isleve); ® 1306: tres solidi denariorum novorum Islevensis monete;* 1346: VII fertones et III solidi denariorum Islebensium;® 1373: 9 vierdinge Islevſcher were, und Aehnliches 1380. 99. 1403. 1491.®

Die älteften bis jest auf una gefommenen Mansfeldiſchen Mün—⸗ zen find die fogenannten Braftenten, dünne einjeitig geprägte Silber- blehmünzen. Diejelben find meift große Reiter» Brafteaten des Grafen Burchard I., wohl zwifchen 1180 und 1200 geprägt. Elf

1) Wyn Beiträge zur Sächſ. Geſch. III. 407. Leitzmann, Num. Zeitung 1857 ©. 3.

2) —— bie deutſchen Mün ber Sächſ. und Fränk. Kaifer- zeit ©. 240 Taf. 26, 612, 612a. Dafeldft findet ſich ein Meines Verſehen. Kl. Wimmelburg wurbe nicht von einem Grafen Ehriftian, fondern von einer m. Chriftina gegründet. Cod. dipl. Anh. I, 189.

effenb. Urt. - Buch III. 242. Nr. 1875; cf. v. Arnſtedt's trefi- ice, ‚all He ‚Dane eitſchr. m J * 526 und 597. Ludwig, Rel. msc.

5) Mofer, dipl, Beluftig. in ii

6) v. Arnftebt a. a. O. ©. 537. nu auch 1496 u. 1504 den. Ys- levens. Ilſenb. Urkdb. II. ©. 411 u. 512

288 Beiträge zur Mansfeldiſchen Münzkunde.

Stück derſelben hat Leitzmann in ſeiner Num. Ztg. 1857 S. 4—5 beſchrieben; ebenſo einen kleinern und jüngern mit einem aufge— richteten gekrönten Löwen und der Umſchrift MANSF.... Dieſer Löwe iſt meines Erachtens der Heldrunger.

Ob der von mir im Gerbſtedter Funde unter Nr. 71 bekannt gemachte ſchöne Reiter-Brakteat mit dem unerklärlichen NIC., welcher Rauten zeigt, von einem Edeln v. Friedeburg oder von einem Gra— fen v. Mansfeld ausgegangen fei, läßt fich bis jest nicht entjcheiven.

Als Münzen des Querfurter Burggrafen Burchard II. (al. V.) (1210 resp. 1230 c. 1256) haben wir drei von mir befannt gemachte Reiter » Brafteaten, jomie noch einige Stüde des Gerbftebter und Jeſſener Fundes anzufprechen.! Aus dem letten Viertel des 13. Zahrhunderts dürften jene Brafteaten fein, welche einen mit 4 resp. 3 Fähnchen beitedten Helm von vorn zeigen.? Etwas älter find wohl die Brafteaten, melde die Gebrüder Erbftein in ihrer genannten Schrift ©. 16. 17 unter 5— 9 und ©. 22u. 23 unter Nr. 10 u. 11 beſprechen, und die ich mit diefen Forfchern als hierher gehörend anjehe. Im 14. oder gar 15. Jahrh. entitand meines Erachtens jener Hohlpfennig, welcher 2 mit Fähnchen beftecte Helme zeigt. Das jüngft auf dem Welfsholze gefundene Münzchen, werde ich nächitens in den „Bl. für Münzfreunde“ abbilden laſſen.

Sm Jahre 1264 wird Heinricus monetarius de Hetstede (Hettstedt), 1290 Johannes als folder genannt.

Bon Mansfelder zmweifeitig geprägten Pfennigen, Denaren aus dem 13. und 14. Jahrhundert kenne ih nur ein halbirtes Stüd, obgleich dergleihen aus den Prägeftätten Eisleben und Manzfeld in Urkunden von 1286, 1306, 1320, 1346 erwähnt zu werben

1) Stenzel, Numism. Studien ©. 33 Nr. 68—70, ©.29 Nr. 6.7 u. a. Als diefer Auffag eben in die Druderei wandern fol, geht mir bie iiberaus dankenswerthe und verbienftvolle Arbeit der Herren Gebrüder Erb— ftein zu: „Zur mittelalterlihen Miünggefchichte der Grafen von Mansfeld.“

Diefe durch den von mir bearbeiteten Gerbitedter Brafteatenfund veran— laßte numismatifche Skizze verdient die größte Beachtung. Kann ich auch nicht allen barin ausgeſprochenen Anfichten meiner verehrten Freunde beiftimmen, fo befenne ich doch offen, daß fie meift das Richtige getroffen haben werben.

Es ift bier nicht der Ort, auch mangelt mir augenblidlih die Zeit, auseinander zu Segen, worin und warum ich bier und ba von meinen lie- ben Collegen E. abweiche. Nur das noch: Erbfteind Schrift ift das Beſte, was wir bis jett über die mittelalterlihe Münzgefchichte der Grafen von Mansfeld und der Edlen Herren von Querfurt haben.

Beachtendwerth ift auch der foeben erjchienene Auffag meines verehrten Freundes, bes Herrn Hauptmann von Graba in Nr. 64 ber Blätter für Münzfreumbde.

2) Dannenberg in Berl. BI. 1868 ©. 198 und Erbftein, zur mittel alterl. Miünzgefchichte der Grafen von Mansfeld Nr. 15.

Bon Paflor Stengel. 289

fcheinen. Im 15. Jahrhundert und bis in den Anfang des 16. Jahr: hundert haben auch noh Hohlmünzen, Fleine einfeitig geprägte Münzen, curfirt.. Eine ſolche zeigt 3. B. das vierfeldige Wappen, darüber oMo.! Während lettere Münzen noch umliefen, wurde längit jchon nach Groſchen gerechnet. So werden z. B. 1362 bereits „gute breite Grojchen” erwähnt? und 1380 „ſchmale Grofchen und zweyen Groſchen .. Yslebiſcher Were“.? Dergleichen Grofchen find aber meines Wifjens noch nicht auf uns gelommen. Die älteften uns befannten Mansfelder Grojhen find von den Grafen Günther II. (1420 1475), Gebhard VI. (1438 - 1492), Volrad II. (1450 1499), wenn nicht ſchon von des Lestern gleihnamigem DBater.* Diefelben ſchließen fih im Gepräge den beliebten alten Meißnifchen Kreuz - Grofdhen an.

Etwas jünger dürfte der kupfrige Grofchen fein, welcher bie Namen der Münzherren nicht zeigt? Er fcheint zu den „alten Eislebiſchen Groſchen“ zu gehören, weldhe 1461 als zu 104 Stüd aus der 2'/, Loth fein Silber enthaltenden gemifchten Mark geprägt befunden wurden, oder welche die Grafen Günther II., Gebhard VI., Bufjo (Burdard) IX. 1459 gemeinjhaftlih in ihrer Münze zu Eisleben ſchlagen zu lafjen fi) vereinigten. Da jollten geprägt werden: Pfennige, deren einer 4 Kleine Eislebifhe Pfennige gel- ten jollte, die Mark zu 4°, Loth fein, 41 auf 1 Loth; ferner alte Grofden zu 3 neuen Pfennigen, 106 Stück aus der Mark zu 2", Loth fein; endlid neue Groſchen zu 9 neuen Pfennigen, 86 aus der Erfurter Mark zu 6 Loth fein.° (Von den gleichzeitigen Brandenburgiſchen Groſchen wurden 92 aus der 6 löthigen Marf geprägt, jo daß 245 auf die feine Mark gingen, das Stück 8 Pfennige galt, nad) jegiger Währung aljo 0,1775 M 17, R6

Ein Altenftüd von 1460 fagt: „Ißlevenſche Olde groſchen holden 19, fhod und 14 gr. 2 Lot fulvers und find 12 Schill. Magd. Pen. wert. Doringihe Pen., de man to Ißleve jleit, wegen 54 Schill. 1 Mark, und holden 5 Lot an (ohne) ein Quent (alſo 4°/, Loth). Der holden 23 Schill. an 3 Pen. 2 Lot julverd. Ißlev. Pen., de man igund jleit, wegen 55 Sdill.

1) v. Hagen, Münzbefchreibung bes gräfl. und fürſtl. Mansfeld Nürnb. 1778 ©. 4. Goetz, Beitr. z. Groſchen-Cab. ©.

2) Zeitſchr. er a Bereins 1870 ©. 527.

3) Moſer II,

4) Goetz a. a. © Nr. 3000. Berl. BI. a. a. O. ©. 19.

5) Berl. Bl. a. a. DO. ©. 199. 200; ef. Num. Ztg. 1862 ©. 57.

6) v. Poſern, Sachſens Münzen ©. 49.

Zeitſchr. d. Harzvereind. XI. 19

290 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.

1 Mark, und Holden 4!/, Lot ſulvers. Der holden 24 Schill. und 5 Bein. 2 Lot fulvers.”

Bon diefen Groſchen verjchieden find diejenigen, welche nad) der 1512 vereinbarten neuen Münzordnung der Grafen Günther, Ernjt, Hoyer, Gebhard und Albrecht geprägt wurden, und zwar unter dem gemeinjchaftlihen Münzmeifter Hans David zu Eiö- leben. Seit diejer Zeit, oder eigentlih jhon vom Jahre 1511 an, haben wir nun meiſt Jahrzahlen auf den Mansfelder Münzen. Nach jenem Bertrage wurden geprägt: Achtpfenniggroſchen, 101 Stüd aus der Mark zu 5'/, Loth fein; Vierpfennig- grofhen, 177 Stüd aus der Mark zu 41/, Loth fein. Selbſt Hohlpfennige, 44 Stüd auf 1 Loth, die Mark zu 44, Loth fein, jollten noch gejhlagen werden.! Don 1511—20 wurden viele Groſchen im Mansfeldiihen geprägt. Die von 1517 mwurden zu 6 Pfennig 1 Heller meißniih und 8 Pfennig 1 Heller Lü— bediich gewürdigt.” Im Jahre 1511 und 1514 erjcheinen auh die erften halben Groſchen d. h. Vierpfenniggroſchen. Ich habe letztern aus einem bei Grochewis im Anhaltiſchen gemach— ten Funde bejchrieben °; ein früheres Stück als der Y, Groſchen von 1511, welcher unter Nr. 2034 in der Goezeſchen Sammlung 1792 erjcheint, iſt mir noch nicht begegnet und felbft die jpäter geprägten dürften ziemlich felten fein, mährend ganze Grofchen, bejonder3 von 1600 an häufig vorlommen. Von den Grofchen (gg) zu Anfang des 17. Jahrhunderts wogen 132 eine Marf; fie hielten 8 Loth fein; die hielten 8 Loth 2 Gran. Xeit- mann hat in der Num. Zeitg. 1862 Nr. 8—11 fehr forg- fältig 136 Stüd Mansfeldiſche Groſchen bejchrieben, doch eriftiren gewiß noch viele Stempel - Verjchiedenheiten, wie z. B. meine Mit- theilung Numism. tg. 1871 Nr. 8 und der Aufſatz des Herin v. Mülverftedt ib. 1867 Nr. 4 bemeift. Sehr felten erjcheint u. A. der Engelgrofchen zu 3%, Groſchen, von 1611 in Erbftein Dresdn. Doubletten Nr. 1461; auch die Grofchen Davids (21 auf den Guldenthaler) von 1611 und 1615 befonders fommen nicht häu— fig vor fo viel ich weiß.

Als unicum erjcheint bis jet der Kipperboppelgrojchen be Grafen Wolfgang von 1621 im Befit des Herrn F. Klingner in Magdeburg.

1) v. Poſern a. a. O. ©. 50. 2) v. Hagen ©. 6.

3) Num. Ztg. 1871 Nr. 8. Bol. au Erbftein, Scellhaß Nr. 1498. Nicht bei v. Hagen.

Bon Paftor Stenzel. 291

Do Fehren wir zurüd zu unferer Turzen Entwidelung der Mansfeldiſchen Münzgefchichte.

Da haben wir zu gedenken, daß bier ſchon im 14. Jahrhun— dert auch Goldgulden curjirten, und zwar rheiniſche. Derglei- hen werden 3.8. ſchon 1387 erwähnt. Bon diefer Münzforte gingen nah dem Edikt von 1354 und 1399 auf die rauhe Mark 66 Stüd, der Feingehalt war 23 Kar. 6 Gran, reip. nur 23 Kar., das Gewidt 3,545 reſp. 3,55, Oramme Später nahmen die Goldgulden an Gewicht und Feingehalt ab; z. B. galt 1 Stüd im Jahre 1470 genau 18 böhmifhe Grofhen, aljo ®/, Dufaten, denn der Dufat wurde auf 24 böhmiſche Grojchen geſchätzt, während im Anfang des 14. Jahrhunderts der Dufat ein hal- bes Schod böhmiſche Groſchen, der Goldgulden nur 21 Stüd 32 33 brandenburgifhe Groſchen galt, oder etwa 6,5, „A. nad) jegiger Währung.

Während der Regierungszeit Kaifer Karls IV. (1346 78) galt ein Goldgulden nad jesiger Währung rund 8,,, „A; fomit 100 Stüd 875 M

Menn alfo die Grafen von Mansfeld im Jahre 1337 die Frei- herrſchaft Arnftein um 7000 Goldgulden an fi) brachten, fo zahl- ten fie nach jebiger Währung 61250 M Natürlich” hatte damals diefe Summe einen ungleich höhern Werth als jett.

Doch genug hierüber, denn Goldgulden, von Manäfelder Grafen in jener Zeit geprägt, Tenne ih nidt. Es ift auch wohl zu bezweifeln, daß fie vor dem 16. Jahrhundert jchon das Recht hatten, Goldmünzen jchlagen zu laſſen. Eine urkundliche Nachricht hierüber eriftirt meines Wiljens nicht; fie ift mir wenigſtens nicht befannt. Der ältejte mir befannte Goldgulden (oder Dukat?) der Mansfelder Grafen ift unter Hans Georg, Peter Ernjt und Chri- ftoph ohne Jahr geprägt, etwa 1559 oder 1560. Wir haben ferner Goldgulden von 1563, 97, 1603, 6, 7, 14, 17, 18 (2), 20, 21, 22, 26, 32 (P), 35, 36, 37.

Doppelgoldgulden eriftiren von 1626 und 1629.

Dufaten haben wir aus den Jahren 1619 (2), 20, 30, 31, 32 (?), 38, 44 (2), 47, 52, 56, 87; dann von 1747, 74, 92; ein 1"), Dufatenftüd foll von 1662 eriftiven; Doppeldufaten find 1615 (?), 1620, (26?), 28, 35, 42 geprägt worden; dreifache Dufaten (wenn zum Theil aud nur in Abfchlägen) 1610, 15, 17, 49; vierfaher Dufat 1630; fünffaher Dufat 1609, 17; ſechs- oder vierfaher Dufat 1635; und ein zehnfader Dukat 1637.

Die kleinſten Mansfelder Goldjtüde find die ſehr jeltenen Viertel-Dukaten von Franz Marimilian von 1670, 71.

19*

292 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.

Einer wieder ganz neuen Münzforte begegnen wir, ehe das erite Viertel des 16. Jahrhunderts zu Ende geht. Nämlich kaum zwei Jahr nad) dem Auffommen der 1519 zuerft durch die Grafen Schlick zu Joachimsthal in Böhmen geprägten Thaler, welche urfprünglich Guldengroſchen, Güldiner hießen, weil fie zum Werth eines Goldguldens ausgebracht wurden, finden wir dergleichen auch in Mansfeld. Die Mansfelder Grafen haben befanntlid eine jehr große Anzahl von Thalern feit 1521 mit und ohne Jahrzahl prägen lajjen.

Auch Doppelthaler haben wir von 1601, 2, 3, 10, 12, 15, 17, 18 (2), 19, 21, 25, 26, 35, 46, 53.

Einzig in jeiner Art erfcheint mir ein 11, faher Thaler von 1522.

Thalerflippen fenne ih von 1547, 77, 79 und 1619, und einen vierfahen Thaler haben wir aus dem Jahre 1626 von Graf David.

Mancher diefer Thaler ift felten; namentlich 3. B. die Thaler von Johann Georg I., Peter Ernft und Bruno von 1575; von Johann Georg I., Johann Albert und Bruno von 1576; von Wolfgang, Bruno, Joachim Friedvrih, Philipp von 1619; der Kipperthaler Wolfgangs von 1621, der von Vollrath, Wolf- gang, Johann Georg, aud der von Friedrich Chriftoph und David aus demfelben Jahre, ſowie der Thaler von Peter Ernſt als Fürft 1597. Der ältejfte Thaler von 1521 murde früher, wie auch der oder die Thaler Davids mit: „Bei Gott ift Rath und That” (namentlid mit ungeraden Jahreszahlen), als Amulet gebraucht, welches vor Schuß, Hieb, Stih u. ſ. w. bewahren jollte.

Verrufen waren, weil zu geringhaltig ausgeprägt, 3. B. bie Kipperthaler Wolfgangs von 1621, ſowie die von Friedr. Chriftoph und David aus demjelben Jahre; auch Thaler Graf Alberts von 1551.

Halbe Thaler wurden auch jchon 1521 geprägt. Diefelben jind befonders felten. Das gilt au von denen von 1522, 24, 29, 34, 35, 38, 77 (2), ſowie von denen von Bruno, Wolfgang, Johann Georg und Vollrath von 1606, 7, 9, 12, 14; auch der halbe Thaler von 1563 von Johann Georg I, Chriftoph, Johann Ernit, ferner der von 1583 von Peter Ernft mit feinen Brüdern und Neffen, und der von Peter Ernft, Bruno, Gebhard und Hans Georg von 1598, jomwie die von Carl Adam von 1655, 59 kommen nicht häufig vor.

Auch die Viertel» oder Drtsthaler, deren eben nicht viele eriftiren, find meift felten. Das gilt gleichfall® von der ältejten Mansfelder Münze mit Jahreszahl, ich meine den hal- ben Didthaler von 1511 von Günther II. und feinen Brüdern

Bon Paſtor Stenzel. 243

und DBettern. Das Stüd, welches vielleicht ein unicum ift, ziert die Sammlung der Freien Stadt Hamburg.

Eine andere Mansfeldiiche Rarität ift endlich der ältefte halbe Grofhen vom Fahre 1511. Ein Eremplar dieſes halben Gro- jchens liegt mir aus einem Funde auf dem Welfsholze vor.

Die vor 1667 geprägten ganzen, halben und Viertel» Thaler halten, gejegmäßig ausgeprägt, 14 Loth 4 Gran fein an der Mark. E3 gingen der ganzen 8, der halben 16, der Ortäthaler 32 auf die feine Marl, Ein Mtenjtüd im Herzogl. Staats » Archiv zu Zerbſt vom J. 1656 jagt: „Die Grafen von Mansfeld laſſen in Eisleben Thaler münzen; von probirten Thalern hält eine Mark 14 Loth 4 Gran; befteht in Schrot und Korn. Münzmeifter ift Hans Philipp Koburger; Münzmwardein Georg Koerften.” Sn einem andern Aftenjtüd von 1629 heißt der Mansfelder Münz- wardein und Probirer Martin Kerſten, vielleicht des Obigen Vater oder Bruder; der Münzmeifter Antonius Copmeyer. Iſt letzterer Name vielleicht verjchrieben jtatt Coburger?

Im J. 1667 jchloffen dann die zum Ober-Sächſiſchen Kreije gehörenden Münzberechtigten, alſo auch die Mansfelder Grafen, den Klofter- Zinnaifhen Vertrag, und nad demjelben wurde bis zum Sahre 1689 gemünzt.

Im Mansfeldiſchen herrichte aber damals feine befonders große Münzthätigfeit. Ein Aktenftüd im Herzogl. Staats- Archiv zu Zerbit, „Relation de3 Gen.» Münzmwardeins Chrijtoph Fiſcher von 1680 enthaltend, jagt ausdrücklich: „Sämmtliche Grafen zu Manöfeld . haben bishero in Eisleben wenig münzen laſſen. Münzmeiſter und Guardin Anton Bernhard Koburger und Chriftoph Fiicher find in des Ober-Sächſ. Kreifes Pflicht, lagen ſehr, daß ihnen feine Befoldung gereichet und die Berg-Silber auf andere Münz - Städte verleget würden.‘

Der Zinnaiſche Fuß heißt gewöhnlich Furz der 10%/, - Thaler» Fuß. Ein nach diefem Fuß geichlagener Gulden, ?/, Thaler, des Ober-Sächſ. Kreifes, ift 2,67 .M jebiger Währung werth; der Thaler alſo 4 M, rund.

Nah dem 1690 eingeführten Leipziger Fuß (12- Thaler: Fuß) find dann die Thaler der Fathol. Linie 1710, 47, 48, 74 geprägt.

Die ältefte mir befannte Mansfelder Kupfermünze ift von Graf Bruno I. (2.) (7 1615), ohne Jahrzahl und ohne Werth- angabe. Beides fehlt auch auf größeren Kupfermünzen von Graf Hans Georg II. (r 1647).

Aus der Kipper- und Wipperzeit (1619— 21), nament- lich von 1621 1623, eriftiren viele Münzen verfchiedenen Wer- the und Gehalts. Des SKipperthalers und Doppelgrofchens von

294 Beiträge zur Mansjeldifhen Münzkunde.

Graf Wolfgang von 1621 haben wir bereit3 gedacht. Die meiften Kippermünzen find Kupfermünzen ohne Angabe des Münzherrn; manche haben feine Jahrzahl. Es giebt bejonders viele Kupfer» Dreier von 1621 und 22; auch III⸗-Flitter und Kupfer» Sechfer 1620, 21.

Aber wir haben auch gute Silberdreier von 1622, 23.

Endlich find noch zu erwähnen Kippermünzen in der Größe eines Doppelgrojchens von oh. Georg, ſowie ein gleicher Schref- fenberger Grofchen (?) von Friedrich Chriftoph und David, endlich der Schredenberger zu zwölf Kreuzern von Vollrath, Phil. Ernit, Albert und Wolfgang von 1621. (Erbſtein, Dr. Dbl. Nr. 1468.)

Zum Schluß nod Folgendes.

Als Graf Chriftian Friedrih 1666 ftarb, war fein Vetter Joh. Georg III. der einzige in der Grafichaft lebende und zugleich der einzige evangelifche Graf. Er ließ 1668 feine legten Grofchen prägen, und wenige Jahre darauf, 1670 und 73 begegnen uns noch Grofchen der fatholifhen Gebrüder Franz Marim. und Hein- vih Franz. Don deren Nahfommen und Seitenverwandten (Für- iten von Fondi, fpäter von Colloredo) find Groſchen nicht gejchla- gen worden, ausgenommen der auf das Begräbniß des am 1. Jan. 1710 entjchlafenen Grafen Johann Georg IIL Letzterer Groſchen dürfte eine der erften Arbeiten des Grfl. Stolberg. Münzmeifters oh. Jerem. Gründler fein.

Als die letzte Münze des Manöfeldifchen Hauſes haben wir den bereits oben erwähnten Dukaten von Franz Gundacker, Fürſt von Golloredo, von 1792 zu betrachten, und joll nun nur nod erwähnt werden, daß wir auf bemjelben wieder den Wahlſpruch Graf Davids finden: „Bei Gott ist Rath und That.“

Im Folgenden biete id) nun den Freunden der Mansfeldifchen Münzen eine Zufammenftellung der Gepräge mit Ausjhluß der Brakteaten und Hohlpfennige, da diefe in der Numism. Ztg. 1857 ©. 4 genau bejchrieben, in der Erbſteinſchen Schrift, Dresden 1876, des Weitern bejprohen worden find, fowie überhaupt fpäter einer bejondern Bearbeitung gewürdigt werden müfjen.

Eine Beihreibung der einzelnen Münzen gebe ich nur dann, wenn dieſelben fich nicht in v. Hagen's trefflihem Werke finden, und wenn mir eine ſolche vorlag oder jonft möglich war. Ich beabfichtige alfo nur, jo meit ich e8 vermochte, eine Ergänzung zu v. Hagen’ grundlegender Arbeit über die Mansfelder Münzen zu geben. Doc bin ich fern davon, zu glauben, daß ich etwas Voll: ſtändiges geliefert habe oder liefern Fönnte. Einer kann weder Alles wiffen, noch gar Alles haben.

Bon Paſtor Stenzel. 295

Wenn ich bei den Zahlen neben den Namen der Grafen von den früheren Angaben abweiche, fo gejchieht das auf Grund der neuen, gründlichen Schrift meines verehrten Freundes und Amts— bruders Krumhaar „Die Grafen von Mansfeld und ihre Bes fitungen, Eisleben 1872. Dieje Arbeit ift meines Wiſſens das Beite, was wir als Gefammtgefhichte der Grafen von Mansfelb bis jest haben, und dem folge ich in der Benutung.

Nun noch Eins. Die kurz citirten numismatifchen Schriften find jedem Numismatifer befannt. Ich unterlaffe deshalb hier deren Aufzählung. Einen Fingerzeig für die Seltenheit der bezüg- lichen Stüde glaube ich damit gegeben zu haben, daß ich meift alle mir zugänglichen Bücher citirt habe, in denen fich ein Stüd findet. ft alfo bei einer Münze, namentlich bei den größeren, nur Ein Merk angegeben, jo findet fi eben nur da, und nicht noch in mehreren anderen. Folglich find diejenigen Münzen meiſt feine Geltenheiten, die fi) außer bei v. Hagen und v. Madai noch in 3 4 Catalogen finden.

Erjte Abtheilung.

Braftenten und Hohlpfennige |. Numismat. Btg. 1857 ©. 4 f. und Jul. und Alb. Erbftein „Zur mittelalterlihen Münz- geihichte der Grafen von Mansfeld und der Edlen Herren von Duerfurt. Dresden 1876”. Auch der Baasdorfer Fund brachte zwei jeither unedirte Mansf. Brakt. |. meine Beſchreibung deſſ. i. DI. für Münzfreunde N. 63 und trefflihe Bemerkungen dazu in N. 64. Ferner bradten uns jüngft die Funde bei Kroſigk und auf dem Welfsholze je einen unedirten Brafteaten, resp. einen Hohlpfennig, f. meine Bejchreibung und Abbildung in den nächſten Nrn. der BI. für Münzfreunde.

Denar, leider halbirt, kaum zu befchreiben, ift meines Wifjens nur im Befit des Herrn Emil Bahrfeldt in Niet -Neuendorf.

Zweite Abtheilung.

Die älteſten Gemeinfhaftsmünzen der Grafen von Mansfeld. Günther II. (3) (+ 1474), Gebhard IV. (+ 1492), Boll- rath II. (+ 1450) oder III. (+ 1490).

Ohne Angabe ber Münzberren.

o. 3. Groſchen. Hſ.: GROSS: COMIT: IN: MANSF,, in viermal gebogener Einfafjung ein verziertes Lilienfreuz, in den äuße— ven Eden des Bogens C-R-V-X. Rſ.: in vierbogiger

296 Beiträge zur Mansfelbifchen Münzkunde.

Einfaffung Lilienkreuz, worauf ein Schild mit vier Quer— balfen. MONATAR.NOVA.ISLEBI. Num. Ztg. 1862 ©. 57 Nr. 1.

v. J. Grofchen. Dannenberg in Berl. Bl. Bd. IV S. 199, 3. Taf. XLIX, 6. Hf.: + MONATA - NOVA - ISLABAN Rückſ.: + GROSS : AOHIT DA MANS, fonft wie zuvor.

—— Groſchen, Num. Ztg. 1862, ©. 58, Nr. 2. Goe 3000. Appel, Repert. III. Nr. 2005. Dannenberg in Berl. BI. IV. Bd. ©. 199, 2. Taf. XLIX, 7. Hſ.: + GG: V- AOMITAS: IR MANSFALT Blume. Bierfeld. Wappenſchild von Duer- furt u. Mansfeld; darüber eine Rofette. Rf.: MORATA ROVA - ISLABARSI, dahinter der Duerfurter Schild; im Felde ein Blumenkreuz in einer Einfafjung von vier Bogen; in drei der durch diefelben gebildeten Winfen A-R-V.

Grojhen. Nur in 2. Hamburgers Gatal. Franff. 1873 (Burſio's Sammlg.) Nr. 3562. Hf.: C:C - (follten wohl G jein?) V COMIT . IN - MANSFELT +; vierfeld. Wappen, daneben Rofetten, oben +. Rſ.: MONETA - NOVA - IS- LEBE. Blumenfreuz im Vierpaß, in 3 Winfen C-R- V-, im 4. ein Schildchen. Durchmeſſer 12'/,.

Günther III. (4.) (1 1526) und feine Brüder Ernſt II. (+ Mai

1531) und Hoher IV. (6.) (t 1540), ſowie die Vettern ber

hinterortifchen Linie N VII. 1558) und Albrecht IV. T 1560).

1511, Halber Dil- Thaler; nicht bei v. Hagen. Meines Wiſſens allein erwähnt in der Sammlung des fel. Paſtors Gottlieb Friedr. Goeze, Hamburg 1792 ©. 347. Nr. 246, Hſ. SANCTVS GEORGIVS 1511. Ritter St. Georg zu Pferde. Rückſ. MONET - NOVA - COM - DO. DE : MANS- FELT. Wappen ohne Helm. Miegt nad freundlicher Mittheilung des Herin Inſp. Meyer, Vorftehers des Münz- Cab. der Fr. Stadt Hamburg, 14!/, Gramm. —— Groſchen. Vorftellungen u. Umfchriften faft wie zuvor. Num. Ste. 1862 ©. 59 Nr. 3. Goetz Nr. 3002. —— Groſchen (: Stpl.) Num. Ztg. 1871 ©. 41 Nr. 1. —— Groſchen (3. Stpl.) Reichel IV, 2. Nr. 3734. Hf.oMONET > NOVA oe COM co DO o DE. MANS.... Wappenfchild wie v. H. II. Rſ. SANCTVS » GEORGIVS * 151 —1. Ritter. —— Halber Groſchen; wohl nirgends befchrieben; nur erwähnt im Auct.»Berz. der Goeze'ſchen Sammlung, Hamb. 1792, Nr. 2034. Herr Geh. Archivrath v. Mülverftedt befist ihn auch.

Bon Paftor Stenzel. 297

Ein im Sommer 1877 auf dem Welfsholze gemachter Fund bradte uns Dies feltene Stüf, jo daß ich’3 nun bejchreiben kann. Hſ. SARATVS* GVRGWS (sic!)* 1711 (alterthümliche 5) Lilie; St. Georg. Rſ.: MO» RO» CIOMIT Z » DOM DA » M *; vierfeld. Wappenſchild. Befiser: Inſp. Stolze in Gerbitedt.

1512, Grofchen (?), nit bei v.H. u. A. Nur bei Seblmaier, Münden 1869, Nr. 12660; Albrecht VII. 1480—1560, beigelegt. Die Richtigfeit jener Angabe erjcheint mir zmei- felhaft. ch vermuthe einen Irrthum in Angabe der Jz.

1514, Groſchen (5 Stpl.?) Num. Ztg. 1862 ©. 59, 4—6. 1871 ©. 41, 3* u.” Zehmen, Wuct.- Catal., Dresden 1838 Nr. 3520 u. 21. Gappe, Leipz. Verz. 1860. II, Nr.1095. Numophyl. Molan. ©. 666 Nr. 77, aber mit 1541, ob Stempel» oder Drudfehler? Franff. Cat. v. 1873 (Burfio) 3563 ’* Dm. 9'%.

——, Halber Groſchen. Num. Ztg. 1871 ©. 41 Nr. 2; nicht bei v. Hagen.

——, Körtling, nicht bei v. Hagen u. A.; nur bei Schellh. 1498. Wappenſchild und Ritter Georg. Sr. 21.

1515, Groſchen (5 Stpl.) Num. Ztg. 1862 ©. 59, 7. 8; 1871 ©. 41, 4* u.”. Appel 2006, Reichel 3735.

1516, Grojchen (4 Stpl.) Num. Ztg. 1862 ©. 59, 9. 10. 1871 ©. 41, 5*u.”, v. Sagen III. Numoph. Molan. - Boehm. ©. 666 Nr. 78. Goetz 3005. Zehmen 3522. 23. Rei— chel IV, 2. 1937. Goeze 2035.

——, Breiter Groichen, abweichend. Nur im Franff. Cat. von 1873 (Burfio) Nr. 3563. „Quadr. W. auf einem Blu: menkreuz. Umſchrift SANCTVS GEORGIVS 2 MILES 15168 Dm. 12”

1517, on (2 Stpl.) ib. ! Nr. 11, reſp. Nr. 6; zu v. Hagen

S. 6. Dresdener Catal. 1746 3. Thl. ©. 103 Nr. 894. Goeze 2036.

1518, Groſchen, ib. Nr. 12. Schönemann Verz. Hannov. 1861 Nr. 3094.

1519, Groſchen ibid. Nr. 13. Appel 2007. Ampach 12099. Zwittermünze mit den Stempeln von zwei Hſ. Ob hiermit der in Seblmaier, Münden 1869, Nr. 12641 angeführte Breite Batzen von 1519, °,, Loth, übereinftimmt, ver- mag ich nicht zu fagen.

1) ibid. oder ib. bei Grofhen = Num. Ztg. 1862. ©.57 u f.

298 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.

1520, Groſchen, ibid. Nr. 14. Bretfeld - Chlumz;. Berz Wien 1842. II, Nr. 28661. Zwittermünze.

o. J., Groſchen, ibid. Nr. 15. Von Goetz unter N. 3006 wohl irrthümlich nach 1526 geſetzt.

——, Groichen, Zwittermünze. Reichel 3736. Hptj.C x* GROS o NOVo COM :DOcDoMANS. Der quabdr., behelmte Schild; der Helm fteht von der Seite. Rf.: GROS o NOV o COM>» DOM oDeMANo Borftellung der Hptſ.; aber der Helm jteht von vorn.

Günther III. (4.) 7 1526 und feine Brüder Ernft II. (1531) und Hoyer IV. (6.) (— 1540), fomwie die Vettern Gebhard VII. (t 1558) und Albrecht IV. (r 1560).

1521, Thaler (4 Stpl.) v. Hagen ©. 6 IV, ©.7.8. v. Madai 1757 und Auct.»Gatal. 4820; v. Leyfer, Leipzig 1791 S. 267. Nr. 359; Goeze 2037 und ©. 347 Nr. 247. Wellenh. 7324. 25. Koehne, Neue Beitr. Nr. 987. Rei: chel 1938,

——, Hnlber Thaler, ohne ORA PRO, zu Mad. 1757. Wohl nur im Hamburger Cab., aus der Sammlung des Paftor Goeze. ©. deſſen Cat. S. 347 Nr. 250.

$1.: oMONE 3 AR © COM—DO 2 DE 3 MONS> (sie!).

Das alte Duerfurt-Mansf. Wappen, einfach behelmt mit 6 Fahnen; über der Krone 15—21. Rſ.: SANCTVSE GEORGIVS. PA COM2sDOsSDSMANs Nitter wie beim Thaler v.H. IV. Wiegt 14 Gramm.

1522, Thaler (13 Stpl.) v.9. ©. 8, 4—16. Mad. 1757 und Auct.»Catal. 4821. 22. v. Lehſer Nr. 360. Leipz. Verz. 1801 (1802) Nr. 3253. 54. Leipz. Cat. 1853 Nr. 8526. Goeze 2038 und S. 347 Nr. 248. Amp. 12101. 2, Reichel 1939. 40. Schultheß-Rechberg Gatalog 5297.98. Obern⸗ doerfer, Münden 1846 Nr. 2387. Burfio (Franff. 1873) 3565,

1522, Thaler, abweichender St. mit DODE s Schulth.-Rechberg Catalog 5296.

_—, —— Medaille, (19, Thaler), nicht bei v. Hagen u. Bei v. a 361. 23), Loth; vom Stempel des Thalers v. 9. IV, 7. ch vermuthe, daß die rare Stüd identisch iſt mit dem in der Burfio’ihen Sammlung, Frif. Gatal. von 1873 Nr. 3564 erwähnten „diden 1'/,fachen Thaler“. Legteres Stück fol dem einf. Thaler Mad.

Bon Paftor Stenzel. 299

1757 und Schulth.-Rechb. Catal. 5297 fein, jedoch Avers MANSFE © Rev. Ge -EORGIVSsPAs haben. Wohl aud 1', Thaler im Leipz. Cat. von 1853 Nr. 8525. 17, Loth. Die verſchiedenen Gewichtsangaben, 2°, u. 17, Loth, Icheinen freilich dagegen zu fprechen. Ich denke mir, daß die Angabe 17); Loth im Leipziger Cat. einen Drudfehler hat. Ein 1’/,facher Thaler kann nicht bloß 17 Loth wiegen.

1522, Halber Thaler v. 5. S. 10. Weife 1659. Num.-fphrag. Anz. von Walte, Hann. 1876 ©. 72 Nr. 887 mit 13,,, M. notitt.

——, Halber Thaler (2. Stpl.), Hat, MO,AR, CO, —DO, DE . MA; ſonſt aud auf der Rückſ. wie der obige halbe Thaler von 1521. Aus Cahn, Franff. Cat. 1876 Nr. 3 Nr. 444”, jebt eine Zierde der Sammlung des Herrn F. Klingner in Magdeburg.

1523, Thaler (5 Stpl.) v. 9. ©. 9, 17—21. Mad. Yuct.-Gat. 4823. v. Leyſer 364. Goeze S. 347 Nr. 249 u. Nr. 2039. Reichel 1941 u. 42. Sch.-Rechb. 5299. (Die Ziffer 3 iſt aus der Z gebildet). Cahn 444*. Burſio 3565.

0. J. Thaler v.9. ©. 9, 22.

1524, Thaler, nicht bei v. H.; Reichel 1943. Obernd. 2388. Sch.-Rechb. 5300. Hf.: Eule MON | ARG, COM, DO,DE,MAN— Wappen, neben dem Rleinode 15 24. Rüdj.: S , GEORGI, PA, COM , DO, DE,MAN, Ritter, ohne Inſchrift auf dem Pferdeharnifh. Darunter der jigende Drache mit zerbrochener Lanze.

——, Halber Thaler, v. 9. VI. ©. 13 für 1529 gehalten. Weife Gulden-Cab. 1660.

1525, Thaler (4 Stpl.) v. H. ©. 10, V. ©. 11, 1—3. Mo. 4254 und Auct.»Cat. 4824. Goeze 2041. xchl. 1944. Sch.⸗Rechb. 5301.

——, Zhaler, nicht bei v. H. und A. Nur bei v. Leyfer 362. 5. = v. H. ©. 11,5. Nüdf. aber COM DE MAN,; jonft zu Mad. 4254 gehörig.

——, Thaler, abweichender Stpl., nicht bei v. Hagen. Wie v. H. S. 16 Nr. 2, aber mit MAN. Koehne, Neue Beitr. 989.

——, Groiden zu 8 Pf. Num. Big. 1862 ©. 60, 16.

——, Knak zu 6 Pf.,

——, Körtling zu 3 Pf., 84 auf den Gulden Yo. Hag. S. 12. 13.

——, Pfennig, 252 auf den Gulden

300 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.

1526, Thaler, v. H. ©. 11, 4. Mad. 4254. v. Leyfer 363 mit der Bemerfung: „= v.9. V, 4 wie die Vergleihung mit Sanders Abbildung an dem v. H. angeführten Orte zeigt.” Goeze 2042. Leipz. Verz. von 1802 Nr. 3255. Wellenh. 7326. Der legtere Thaler von 1526 aus Sanderd Samm— lung foll vom Jahre 1529 fein. Brehmer in Berlin.

1526, Zwitterthaler v. H. ©. 14. VII. Sch.-R. 5302.

1529, Thaler = v. H. ©. 11 Nr. 4 von 1526, f. oben.

o. %., Thaler v.9. ©. 11, 5.

——, Thaler v.9. ©. 12, 6.

Ernſt II. (4. 1531) und Hoyer IV. (6.) (7 1540) und ihre Bettern Gebhard VII. (+ 1558) und Albrecht IV. (+ 1560).

0. J. Thaler, v. Hagen ©. 18, 11 mit HOIGER Amp. 12108. Goeze 2044 (?).

——, Thaler, nit bei v.9.; mit HOIGE - Sch.-Rechb. 5303. Goeze 2043 hat auch ALBER hier, während zuvor ALB. Alfo wohl 2 div. St.

1526, Thaler (4 Stpl.) v. Hag. ©. 16. VIII. und ©. 17, 1—3.

Mad. 4255 und Auct.-Catal. 4825 abweichend. Reichel "2032. Amp. 12103. 4.

——, Thaler, nit bei v. H. (?); Rchl. 2033, bloß mit 2—6 bei den Fähnchen.

——, Thaler, desgl, bat ERNES , HOIGER GEBHAR , E, ALB Goetz, Dresden. Nach einer Mittheilung von Freund Brehmer in Berlin.

1529, Thaler, v. 9. ©. 17, 4. Mad. 6831 und Auct.»Catal. 4826. Goeze 2045. Amp. 12105. Rchl. 2034. Dresd. Verz. von 1834 Nr. 1358.

1529, (?) Halber Thaler, ohne die Namen der Grafen, v. H. VI. ©.13. Weiſe 1660 hält wohl mit Recht dafür, daß die 9 eine alte 4 iſt; ſ. o.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H. Nur bei Sh.:R. 5305. Hauptj.: Halbmond und Stern ERNES , 47 „HOI,— , GEBH ‚IT, (sic!) ALBE Wappenfdild, neben dem Kleinode 15 —29. Rſ.: MONE,ARGEN, COM ,DOMI, DE , MANSF , Nitter.

——, Grojhen. Nur bei Knoll 2569 ohne nähere Angabe und Thieme, Numismat. Verkehr 1877 Nr. 3 und A. Nr. 1731.

Bon Paftor Stenzel. 301

1530, Thaler (2 Stpl.) v. H. ©. 17, 5. 6. Mad. 1760. Goeze 2046.

——, Thaler, nicht bei v. H., hat MONE mie das Hauptgepräge bei v. 9. ©. 16. VII. Brehmer in Berlin.

1531, Thaler (4 Stpl.) v.9. ©. 18, 7 10. Mad. 1760 und Auct. Cat. 4827. Goeze 2047. Amp. 12106. Reichel 2035. Sch.=-R. 5306. v. Loehr (Frkf. 1875) 4269.

——, Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12107. Hſ.: ALB- Rſ.: MANSFE .

Mad. 1761 gedenkt eines Thaler o. 3. von Ernit,

Ludwig, Gebh. und Albr.; aber er erijtirt ficherlich nicht, denn ein Graf Ludwig von Manzfeld ift nicht befannt. Graf Ernit Ludwig lebte 100 Jahre fpäter. Oder follte Ludwig ein Drudfehler jtatt Hoyer fein? Dann würde wohl einer der DER o. J. gemeint ſein.

Hoyer IV. (6.) ( 1540).

1524, Thaler, v. Hagen Nr. IX. Ich bezweifle die Eriftenz dieſes Thalers.

Hoyer IV. (6.) (+ 1540) u und feine Vettern Gebhard VII (t 1558) und Albrecht IV. & 1560) und fein Neffe Philipp I. (2) (+ 1546).

1531, Thaler, nicht bei v. Hagen. Nur im Leipz. Cat. von 1853 Nr. 8527 als zu Mad. 1759 gehörig angezeigt. Ob mit Recht?

1532, Thaler (2 Stpl.) 0.9. X. und ©. 22,1. Mad. 4256. Goeze 2048. Wellh. 7329.

——, Thaler, Mad. 1759 (?), nicht bei v. H. Lpzg. 1802 Nr. 3256.

, Thaler, nicht bei v.H., Sh.-R. 5007 mit MANSF, ftatt MANSE.

——, Thaler, nicht bei v. Hagen, v. Peyer 714 mit MONE und MANSFE.

——, Thaler, nicht bei v. Hagen; hat MONE - AR. (ftatt ARG) COMI : DOMI : DE - MANSFE : Zwiſchen diejen Worten nicht Punkte, fondern viered. Sterne. Brehmer in Berlin.

——, Thaler, nicht bei v. H. Zweiter Stempel; die 5. 15 —32 ſteht am Fuße des Wappenſchildes. Umfchr.: MONE ARG COMI . DOMI - DE - MANSFE, jowie auf der Ni. Halb- mond u. Stern HOIGER , GEBHAR, ALBER, E,PHILP ı Brehmer in Berlin.

302 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.

1533, Thaler, v. Hagen ©. 23, 2.

—, Thaler, nicht bei v.9., Sch.“R. 5308 mit PHILPS. und 4edigen Punkten ftatt der 3edigen. NRüdf.: MONE, ARı etc. MANSFE.

——-, Thaler, nit bei v.9.; Rchl. 1945. Hſ.—v. H. X; N. aber MONE jtatt MON.

1534, Thaler, (4 Stpl.) v. Hagen ©. 23, 3—6. Mad. 1759 und 4256. Goeze 2049. Neichel 1948. Dresdener Verz. von 1834 Nr. 1359. Knoll 2517.

——, Thaler, nicht bei v. H; Rchl. 1946 mit 1534:

——, Thaler, nit bei v.9.; Rchl. 1947 mit MANSFEL.

——, Thaler, nicht bei v.9.; Amp. 12109 mit MANSE. Goetz, Dresden.

——, Halber Thaler, nicht bei v. Hagen, zu Mad. 1759, Franff. Cat. von 1872 Nr. 2182.

1535, Thaler (2 Stpl.) 0.9. ©.23, 7 und 8. Mad. 1759 und 4256 und Auct.-Cat. 4828. Goeze 2050. Amp. 12110. v. Zoehr 4270. Num. Berk. 1878 Nr. 991.

——, Thaler, nicht bei v. H.; Kochne 990 hat MANSFEL.

—, Halber Thaler, nicht bei v. H; Amp. 12111 hat : Halbmond u. Stern - HOIG - 'GEBH : ALBER -

(ET zuf.) PHI, Wappen, neben den Fahnen 15 —35. NEL: MONE - ARG CO» DOM : DE MANS - Nitter.

1536, Thaler, 0.9. ©.23, 9. (Mad. 17597).

1538, Thaler (3 Stpl.) v. Hag. ©. 23, 10—12. Mad. 1759. Dresdener Verz. von 1834 Nr. 1360. Rchl. 1949. Sc. - Rechb. 5309. Kochne 991. Knoll 2518.

——, Thaler, nit bei v. H; Mad. 4256 (?).

—, Thaler, dögl.; aber MANSFE, Amp. 12112.

1539, Thaler (3 Stpl.) v.9. ©.23, 13—15. Mad. 4256 und YAuct.»Cat. 4829. Obernd. (1846) 2389. Amp. 12113. Dresdner Verz. v. 1831 Nr. 857. Rchl. 1950. Num. Verf. 1878 Nr. 987.

o. J. Thaler (3 Stpl.) v. Sag. ©. 23, 16—18. Mad. 1759. 4256. Amp. 12114.

Hoyer IV. (6) (+ 1540), Gebhard VIL. (+ 1588), Albrecht IV. (F 1560) und Hand Georg I. (7 1579).

1538, Halber Thaler, v. Hagen S. 24. Weife 1661.

Bon Paſtor Stenzel. 303

Dritte Abtheilung. Vorderortiſche finie a) Bornitedt.

Bruno I. (2) (+ 1615) und feine Vettern Wilhelm I. (if 1615) und Johann Georg IV. (+ 1615). 1604 1607.

1604, Thaler (2 Etpl.) v. Hagen ©. 27, XI. ©.28, 1. Mad. 1787.

1605, Thaler, v. Hagen ©. 28, 2. Mad. 1787 und Yuct.» Cat. 4830. Lpzg. 1802 Nr. 3257. Rchl. 1951. Knoll 2519. Db. 2390.

—— , Halber Thaler, v.9. ©.29, XI.

1606, Goldgulden, v.9. ©. 29, XIV.

——, Thaler (4 Stpl.) 0.9. ©. 28, 3—6. Mad. 1787 und Auct.»Cat. 4831. Goeze 2051. Knoll 2520.

——, Thaler, nit bei v.9., hat MANSFESNOBSDesIsH;5 ——, Thaler, nicht bei v. H, hat NO2DsIsH3 Baftor Goeze, Hamburg, 1779. Identiſch mit dem folgenden?

——, Daler, nit bei v. H.; Sch.-R. 5310. Rf.: NO. und 1. ftatt NOB. und IN.

——, Halber Thaler, v.9. ©. 29, XII. Weife 1662. Leipz. Gat. 1853 Nr. 8528.

——, dergl., nicht bei v. H.; Amp. 12117. Avers: BRVNO - SENIOR. WILH:H:G:P: ſtatt HA: GE:P. Wappen, zwijchen den Helmfleinodien G—M, darunter Doppellilie und 1606, Revers: COMI:E:DO:I: MANSFE : NOB: DO: I: HEL : Ritter; alſo Revers-Umſchr. wie Weife 1662.

1607, Thaler, v. 9. ©. 28,7. Mad. 1787.

Bruno. (1615), Wilhelm I. (+ 1615), Johann Georg IV. (t 1615) und Vollrath VI. (f 1627).

1605, Thaler (4 Stpl.), v. 9. ©. 30 XV. ©. 31, 1—3. Mad. 4257. Pleß 2593.

1606, Hnlber Thaler, nicht bei v. H.; Kochne 992. Hf. BRVNO. SENI : WIL:HA: GE: VOLR:P:, fonjt wie Weife 1663 (!, Thaler von 1615).

1607, Thaler (2 Stpl.), v. Hag. ©. 31, 3. 4. Mad. 4257 und Auct.- Cat. 4832. Lpzg. 1802 Nr. 3258. Amp. 12118, Wellnh. 7329. de Traur 6938,

304 Beiträge zur Mansfeldiſchen Münzkunde.

1607, Halber Thaler, nicht bei v. H.; de Traux 6939.

——, Biertelthaler, v. 9. ©. 34, 2. XVI.

1608, Thaler (4 Stpl.), v. 9. ©. 31, 6— 9. Goeze 2052. Mad. 4257. Amp. 12119. Dresdner Vers. v. 1831 Nr. 858.

—— , Thaler, nicht bei v. H.; Reichel 1952 wie v. H. Nr. VII, aber Ri. DOMI:I: MANSFE: etc.

——, Thaler, nit beiv. H.; Sch. -R. 5311, wie v. H. Nr. VII, aber Hſ. endigt mit PA:, Rſ. DO:I:H:, alfo wie v.9. ©. 32, 6.

——, Thaler, nicht bei v. H; Amp. 12120. Hf. VOLRAT; Ri. NOB:DO:I:H:

——, Hnalber Thaler, nicht bei v. H.; wird erwähnt handſchrift⸗ lih: Goetz, Dresden.

1609, Thaler (2 Stpl.), v. 9. ©. 31, 10.11. Mad. 4257 und Auct.= Cat. 4833. Goeze 2053. Knoll 2521.

——, Thaler, nicht bei v. H.; Sch.-R. 5312. wie v. H. Nr. VII, aber Pdf. DOMI:I:MANSFE: etc.

——, Thaler, nicht bei v. H, Amp. 12121 wie v. 9. ©. 32,12 von 1610.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12122. Avers: BRVNO - SENI: WILH :HA :GE: VOLRAT P: Wap- pen, darüber GM, eine Lilie und 1609. Revers: COMI : E:DO:1:MANSFE : NOB: DO :I:HEL: Nitter.

1610, Dreifacher Dufat, v.9. XVIII, ©. 35.

——, Thaler (4 Stpl.), v. Hag. ©.31, 12 —15. Mad. 4257. Numoph. Linck. 1187. Wellnh. 7328. Amp. 12123. Der Leipz. Cat. von 1802 Nr. 3260 fagt, daß ein Thaler von 1610 die Jahız. noch einmal auf der Bruft des Rit- terö habe.

———, Biertelthaler v. 9. ©. 33.

1611, Thaler (2 Stpl.), v.9. ©. 31, 16. 17. Mad. 4257 und YAuct.-Cat. 4834. Goeze 2054. Reichel 1953. Sch.-R. 5313.

——, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12124, wie v.9. ©. 31, 18 von 1612 mit VOLRAT. und NOB:DO:I:H:

——, Engelö = Biertelthaler, v. H. ©. 34.

1612, Thaler, v.9. ©. 31, 18. Mad. 4257.

—, Thaler, nit bei v. H.; zu Mad. 4257, nur SENI. WIL- HA.GE.VOLRA.TP: und die Jz. zwifchen den beiden Helmen. Rſ.: COMI-E. DOM1.I-MANSFE-NOB-DO-T-H- Nur im Dresd. Verz. von 1834 Nr. 1361.

——, Thaler, nit bei v. H. und Mad.; Amp. 12125, ohne SENI. or.

Bon Paftor Stenzel. 305

1612, Thaler, nicht bei v. H, Amp. 12126 mit NOB:DO:I:H:

——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Pleß 2594.

1613, Thaler (6 Stpl.), v. H. S.31f., 19—24. Mad. 4257 und 6832 und Auct.-Cat. 4835. Lpzg. 1802 Nr. 3261.

1614, Thaler (6 Stpl.), v. Hag. ©. 32, 25—30. Mad. 4257. Amp. 12127. N. 2522.

——, Thaler, nicht bei v. $.; Sch.-R. 5314. Hſ.: - BRVINO SE: WILH HA VOLR-P ſonſt wie zuvor. Rſ.: - Neich3apfel "-_"COM - ET- DO -I-MANSFE . NO. DOM - IN: HEL - - _ Nitter, aber im Perlkreis.

—, Halber Thaler, v. H. XVII, ©. 34. Weife 1663, 2.

1615, Dreifacher Dufat, v. 5. XVII, ©. 35.

—, Thaler (6 Stpl.) v. 9. ©. 32 f., 31—36. Mad. 4257 Amp. 12128. 2055.

——, Thaler, nicht bei v. H.; Rchl. 1954. Hſ. BRVHO (sie?) SENI -WILH - HANS” VOLR.P- Wappen, mit 1615; unten G—M. NR. COM - ET: DO - I. MANSFE - NO- DOM - IN HEL. Nitter; über ihm Reichsapfel; unten G—M.

——, Halber Thaler, v. 5. XVII, ©. 33. Weife 1663. Goeze 2056. Dbernd. 2391.

o. %., Thaler, nicht bei v. H. und Anderen. Amp. 12129. Ab. BRVNO.SENI- WILH - HANS : GEORG - VOLR -P: Wap- pen mit 3 (?) Helmen; der zur Linken hat den Heldrunger Löwen mit Schrägbalten als Kleinod, Revers COMI:E: DOMI :I: MANSFE : NOB: DO: I: H: Links galoppi- render Nitter. Leipzig 1802 Nr. 3262.

Bruno I. (F 1615), Wilhelm I., Johann Georg IV. Vollrath VI. und Jobit II.

1610, Groſchen (9,5), v. 9. XXI, ©. 38.39. Numism. Ztg. 1862 ©. 65 Mr. 18.

1611, Grofchen (9,5), v. H. ibid.; 132 wiegen 1 Cölner Mark; halten 8 2. fein; 1 ©t. 2°), Kr. werth.

——, Groſchen, ('/,,) (3 Stpl.) v. H. ©. 39. Num. Ztg. a. a. O. Nr. 19—21. Halten 82. 2 Gr. fein.

—, desgl. abweich. Stpl.; Num. Ztg. 1867 ©. 54.

——, Biertehalbgroichenftürt (Engelögrofchen), nicht bei v. H.; Erbftein, Dresd. ag v. Doubletten Nr. 1461.

1612, Thaler, v. 9. XIX, ©. 36. Mad. 5498.

Zeitſchr. d. Harzvereins. XT. 20

506 Beiträge zur Mansfelbifchen Münzkunde.

1612, Halber Thaler, v. 9. XX, ©. 37. Mad. 5856. u. Auct.- Cat. 4836. Weiſe 1664. Amp. 12130. Reichel 1955.

——, VBiertehalbgroichenftüd, v. 9. XXI, ©. 38.

——, Grojchen, (2 Stpl.) Numism. Ztg. a. a. D. Nr. 22. 23. Köhne 9953.

——, Groſchen, abweichender Ctempel mit MAN, fonft wie Koehne 993. Stenzel und Piftorius Cat. Zerbft 1869 Nr. 8155.

——, Grojchen , abweichender Stempel. Herzogl. Cab. zu Deffau. Hſ. BRVN.WILH-H-G.WOL-IO- Rſ. COM -ET- DO - IN: MANSFE - 16—12. Werthzahl 21; oben neben Reichöapfel G—M.

1613, Grojchen, (2 Stpl.?) Numism. Zeitg. 1862 ©. 66 Nr. 24. Appel Nr, 2013. Koehne 994. |

1614, Goldgulden (2 Stpl.), v. H. XXI, ©. 39. 40.

——, Groihen, Num. Ztg. 1862 ©. 66 Nr. 25. Kochne 994 bat MANS -, ftatt MANSF . Bretf. 28678.

-

*

Bruno I. (2) (* 1615).

o. J. Kupfermünze mit feinem und feiner Gemahlin Chriftine Samen. Neum. 4901. 1615, Sterbethaler von Graf Bruno (3 Stpl.) v. Hagen XXIV, N. IX. ©.40.41. Mad. 1790 u. U.-C. 4837. Goeze 4 2057. 58. Lpzg. 1802 Nr. 3263. Reichel 1956. 57. Amp. 12131. Dresdner Berz. von 1834 Nr. 1362. 63. Wind. 7330. Sch.-R. 5315. | ——, deral. Halber Thaler, v. 9. XXV, ©. 42. Weiſe 1665. | Lpzg. 1802 Nr. 3264. de Traur 6941.

——, vergl. Biertelthaler, nit bei v. 9.; Amp. 12133 gon | ähnlichem Gepräge“. en

—, dergl. Groſchen? = ——, dergl. Goldqulden?) BO | de i |

Wolfgang I. (3.) (7 1638) und feine Brüder Bruno IT. (3.) (7 1644), Joachim Friedrich (F 1623) und Philipp III. (5.) (t 1657). 1613, Thaler, (2 Stpl.) v. Hag. XXVI. Wr. X. ©. 43. 44. Mad. 4258 u. Auct.-Cat. 4838. Reichel 1958. Ob. 2392. N 1621, Doppelgrofchen (24,,), Num. Btg. 1862 ©. 06 Nr. 26, Reichel 3737. Koehne 996.

Von Paſtor Stenzel. 307

Wolfgang I. (* 1638) und ſein Bruder Joachim Friedrich (F 1623). 1621, Doppelgroichen (Y/;;) Num. Ztg. a.a. O. Nr. 27. Kochne, neue Beiträge Nr. 997.

Joachim Friedrid allein, 7 1623.

o. J. Geringhaltige Klippe von 24 Kreuzern. Nicht bei v. u. A. Nur im Dresdener Berzeihn. von 1834 Nr. ee Si. IO04. FRI-C-E-D:-M: Ein Engel hält das Wap- pen vor fih. Ri. FERD. II: RO - IMP - SE: AV. Dop- pelter Reichsadler mit dem Neich3apfel auf der Bruft, darauf 4 (Y, 20th),

——, Doppelgroichen, Num. tg. a. a. D. Nr. 28. Koehne 1006.

Wolfgang I. (3.) (7 1638) und fein Bruder Bruno II. (3.) (+ 1644)

1615 1638.

1619, Thaler, v. 9. ©. 44 Nr. XI.

1620, Thaler, v.9. ©. 45, 1. Mad. 1793. Amp. 12134. Rat. 1959. Sch.-R. 5316. Pleß 2582. Knoll 2523.

1622, Thaler, v. 9. ©. 45,2. Mad. 1793.

Wolfgang allein (F 1638). 1621, Kipperthaler zu 40 Groſchen, v. Sagen ©. 45, XXVIIL, geringhaltig, zu 6 Grojchen 4 Bf. valvirt. Mad. 1794. ——, ftipperdoppelgrojchen "/,, Thaler oder Schredenberger zu 12 Kreuzern. Hſ. WOLFG : C-E-D- I- MANSF: N: D- I- FE Blatt. Drei Wappenſchilde, 1. 2. zufammengeftellt: Duerf.-Mansf., Heldrunger Löwe u. Arnft. Adler; in den Winkeln Blätter, unten in einem Kreiſe 12. | Rſ. FATA - VIAM - INVENIENT P.M (? verwildt ) 1.6.21 Blatt. St. Georg. Nirgends erwähnt. Ein Kleinod in der Sammlung des Herrn F. Klingner in Magdeburg.

Wolfgang und Johann Georg IT. zu Eisleben. 1631— 1638.

1631, Dufat, v. 9. ©. 49. 1632, Ihaler (2 Stpl.), v.9. ©. 46 Nr. XIII. und ib. XXIX, 1. Mad. 4259. Amp. 12135. Goeze 2060.

2) *

308 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.

1635, Doppeldufat, v. H. S. 48 Nr. XXXI. Bier- oder ſechsfacher Dufat, ibid. Abſchlag vom hal— ben Thaler?

—— Doppelthaler, nicht bei v. H.; doch vom Stempel des einf. Thalers v. 9. ©. 46, 2. Nur bei Neichel 1961.

——, Thaler, v. H. ©. 46, 2. Reichel 1962. Sh.-R. 5317.

——, Halber Thaler, v. 9. S. 47, XXX. Weiſe 1666.

1637, Zehnfacher Dufat, v. H. S. 48. Abjchlag von folgen- dem Thaler (?).

——, Thaler, v. 9. ©. 46, 3.

1638, Dufat, v. 9. ©. 49, XXXII. cf. Wellnd. 7331.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Weife 1666. Koehne 995. (mie der halbe Thaler von 1635.)

o. J., Thaler (3 Stpl.), v. Hagen ©. 47, 4—6. Mad. 4259 u. Auct.-Cat. 4839. 40. Goeze 2059. Reichel 1960.

——, Thaler, nicht bei v. H. und Mad. Aehnlih Mad. 4259, aber es fehlt das Münzzeichen und die legten Worte im Rev. lauten: IN:HEI. So daß Leipz. Berz. von 1802 Nr. 3265.

Garl Adam (1638 1662).

1655, Thaler, v. H. ©. 50 Nr. XXXIV. Reichel 1963.

—, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12139 wie zuvor, aber im Rev. I: HELDRVNG :S- ETH:

——, Biertelthaler, v. 9. ©. 51. Amp. 12140. hat im Rev. S:ET-H: &noll 2569.

1656, Dufat, v. 9. ©. 52. XXXV.

——, Thaler, v. H. ©. 50, 2. Mad. 1811. Lpzg. 3266. de Traur 6942. Dresdn. Berz. von 1834 Nr. 1365. Neichel 1964.

——, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 1965. Der Nitter hat drei Federn auf dem Helm; oben Reichsapfel. Amp. 12141. (?).

1657, Thaler (2 Stpl.), v. 9. ©. 50, 2. ©. 51, 3. Mad. 1811. Mad. Auct.»Cat. 4841 erwähnt, daß fich noch zwiſchen den beiden Helmen das Kleeblatt befinde. Amp. 12142. Wind. 7332. Knoll 2524. Zſchieſche und K. Nr. 14. Nr. 340.

——, Thaler, nicht bei v. H. Sch.-R. 5318 mit COMES - IN - MANSEFEL :

——, Grojchen, nicht bei v. H.; Zehmen Nr. 3526. Num. te. 1862 ©. 67 Nr. 29.

1658, Thaler, nit bei v. H. und abweichend von v. H. S. 50 XXXIII. Nach Amp. 12143 iſt im Av. das Wappen klei— ner und die Münzmeiſterbuchſtaben HPK ſtehen am obern Rande und das Kleeblatt darunter.

Bon Paftor Stenzel. 309

1658, Halber Thaler, v. Hagen XXXIV, ©. 51. Weiſe 1667. Dresdn. Cat. (1831) Nr. 859.

1659, Thaler, v. H. ©. 51, 4.

—, Halber Thaler, v. H. ©. 51. Weiſe 1667, 2.

1660, Thaler (2 Stpl.), v. 9. ©. 51,5.6. Mad. 1811. Lpzg. 3267.

——, Thaler, nicht bei v. H.(?). Sch.-R. 5319 mit U ftatt V, ferner mit MANSFELT -, mit Punkten nad) des Münz- meiſters Namensbuchſtabe und mit Blatt ftatt der 3 Ringel, auch fehlt der Punkt vor „CAROLUS“, Im Rev. FRIDEB 8 -E.H.

Franz Marimilian. 1644 1692.

1670, Viertel Dulat, nicht bei v. H.; Amp. 12144. Ueber dem quabrirten Wappen DUZCAT, hat aud abweichend v. Soothe im Av. MANSFELT. Leipz. Catal. von 1853 Nr. 8558?. cf. v. Soothe 1288.

1671, Biertel- Dufat, nicht bei v. H. Soothe 1288. Koehne 998. Num. Verkehr 1876 I, 506.

Franz Marimilian und fein Bruder Heinrich Franz (1644 1692).

o. %. Gulden, feines Gepräge mit A.B.K., nicht bei v. H.; Weife 1668, 3 mit FRANZ MAX. Lucii Münz-Tract. I. Taf. 46.

_—, Halber Gulden, nicht bei v. H.; Koehne 999.

1667, Thaler (2 Stpl.), v. 9. ©. 53 Nr. XV, ©. 54. Mad. 4260 u. Auct.»Cat. 4842.

——, Thaler, Reichel 1966, erfcheint abweichend.

1668, Groſchen, Num. 3. a. a. D. Nr. 30. Kochne 1000,

1669, Drittelthaler (2 Stpl.), nit bei v.H.; Amp. 12145. Av. FRANZ - MAX - HEINRICH - FRANZ - COMIT - I - MANSF. Anker; Ritter; unten im Oval $. v. Xoehr 4273. Koehne 1001. Wellnh. 7334. Pleß 2624.

1670, Groſchen, Num. Ztg. a. a. D. Nr. 31.

1671, Drittelthaler, nicht bei v. H.; Amp. 12146. Av. FRANZ - MAX - HEIN FRANZ - COMIT - I: MANSF an Nitter; unten in einem Dval ı . Rev. NOB - DOM - HELDRVNGEN - SEB - ET» SR Unter. Wappen, viel größer al3 bei dem von 1669; daneben 16 71 AB--K. Mar Schmidt -Nageburg. Pleß 2624. Koehne 1003.

310 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.

1672, Drittelthaler, (3 Stpl.), nit bei v. H.; Amp. 12147. Wellnh, 7335. Koehne 1004. Knoll 2525 und 26. Erb— ftein, Dresdn. Dbl. Nr. 1462.

——, Drittelthaler, abw. Stempel. Stenzel und Piſtorius Cat.

8156 —59.

1673, Drittelthaler, nicht bei v. H.; Amp. 12148.

——, Groichen, Num. tg. a. a. O. Nr. 32.

1675, Gulden (?/,), (4 oder gar 5 Stpl.), v. H. ©. 54, XXXVII. Meife 1668 u. 1669, Lpzg. 3268. Amp. 12149. 50. Xchl. 1967. 68. Sh.-R. 5320. Mad. A.C. 4845. Zehmen 3527. Knoll 2527. Weiſe erwähnt, da das Stüd 1!/, Loth wiege und ein breites Gepräge, beinahe in Thalergröße ſei. Nah Hof- mann wiegen fie 1 Loth 1 Qu. 11, Gr. Cöln. Gem., ihr Werth auf 50%/, Kr. geſetzt.

—, Gulden, v. ordentl. Guldengröße. Weiſe 1668, 2.

1676, Gulden, nicht bei v. H.; Amp. 12151. Dresd. Verz. v. 1834, N. 1367. Obernd. 2393?

1687, Dufat, v. H. ©. 55, XXXVIII. Köhler 2403. Soothe 1289. Sc. R. 5321. |

——, Dulat, 2. Stpl., nicht beiv. H.; Wllnh. 7333 mit MANS- FELT. Xeipz. Cat. v. 1853, N. 8556.

Heinrich, Fürft von Fondi (1717 1780).

1747, Dukat, v. 9. ©. 58, XLI. Leipz. Cat. 1853, N. 8557,

——, Thaler, v. 9. ©. 57, XXXIX. Mad. 4262. xchl. 1969. Amp. 12152. Sch.-R. 5322. Lpzg. 1802 Nr. 3269. de Traur 6945.

——, Halber Thaler, v. 9. S. 58, XL. Amp. 12153. Eh. R. 5323. Xchl. 1970.

——, Biertelthaler, nicht bei v. H.; Göt 3017. Amp. 12154. Erbitein, Drsd. Dbl. 1875, N. 1463.

1774, Dufat, v. 9. ©. 60, XLIV. Amp. 12156.

——, Thaler, v. H. ©. 59, XLII. Leyfer 377. Amp. 12155. Rchl. 1971. Wind. 7336. Sch.-R. 5324. Knoll 2528. ——, Halber Thaler, v. 9. ©. 60, XLIII. Leyfer 378. Wllnh. 7337. Rchl. 1972. de Traur 6946. Götz 3018. Köhne

1005. Knoll 2529,

Bon Paſtor Stenzel. 311

Franz Gundarar, FZürft von GColloredo (1780 1806), Gemahl der Tochter des 1780 verftorbenen Fürften Heinrich.

1792, Dukat, natürlich nicht bei v. H.; Wllnh. 7338. Sch.-R. 5325. Hſ. FRANC. GVND. S. R. I. P. COLLOREDO. MANNSFELD. C. IN. WALDS(ee). C. IN. MELS. M. IN. S. For Be) S. R. I. PRO. CANC(ellarius). Bierf. Wappenſchild v. Duer- furt-Mansf., Arnitein, Heldrungen, mit dem Wappen von Col- loredo im Mittelfchilde. Rſ. BEY GOTT IST RATH UND THAT Nitter. Unten 1792.

Vierte Abtheilung.

Eisleben.

Johann Georg I. (F 1579) mit feinem Bruder Peter Ernit I. (F 1604) und Better Chriitoph (+ 1591).

o. J. Dukat, v. H. ©. 67, XLVI. ——, u abweichend Köhler N. 2397, mit MANSF.; v. 9. 67 hat MANSFELT.

_——, —— (4 Stpl.), ib. XLV, S. 64, Rn (Mad. 4263). Beyer 715. Knoll 2530.

——, Thaler, nit bei v. H.; Sch⸗R. 5326, mit CHSIST auf der Hſ. u. DOMI* MANSFE#* auf der Rſ.

——, Viertelthaler, nicht bei v. H. u. 4. Nur im Dröd. Ber. v. 1834, N. 1368; zu Mad. 1774, nur CHRIS. ERNS. auf der Hſ. u. DOMI. IN MANSF. Ohne S.

——, Epitz-) Groſchen, (3 Stpl.), v. 9. ©. 66. Num. 3. a. a. O. N. 33 35. Götz 3019. 3020. Appel 2017. Köhne 1007. Diefe Achtzehnerlein beftanden nicht in der Probe.

1559, Thaler, (8 Stpl.), v. H. XLV, ©. 64,4—11. Mad. 1773. 4263 u. U. €. 4847. Amp. 12158. Köhne 1008. Sch.R. 5327. Pleß 2590. Wurden in der Münzprobe nur 22 Gr. 8 Pf. werth erachtet.

——, Halber Thaler? v. H. ©. 66.

—— , Biertelthaler, v. H. XLVI, ©. 66.

1560, Thaler, (6 Stpl.), v. 9. XLV, ©. 65, 12—17. Mad. 4263. Sch.⸗“R. 5327. Köhne 1009. Lahn, Frkf. N. 446. Wurden unter die geringhaltigen gerechnet.

——, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12159.

, Biertelthaler, mit MANSFE, fonft wie v. H. ©. 65, 13.

—— Biertelthaler, nicht bei v. H. u. A. Nur im Leipz. Cat. v. 1853, N. 8530 als VY, Thlr. ohne nähere Beſchreibung

312 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.

oder Hinweiſung. Wahrfcheinlih zu dem Thlr. v. 1559 u. 1563 pafjend, v. H. XLVI, ©. 66. Oder follte in jenem Gataloge ein Drudfehler vorliegen, O ftatt 3? _

1563, Halber Thaler, v. H. ©. 66, 2. Weife 1670.

—, Viertelthaler, v. 9. ©. 66.

Johann Georg I. (+ 1579) und fein Vetter Chriftoph (7 1591).

1572, Thaler? v. H. XLVII, ©. 68. Mad. 4264. Seine Eriftenz bezweifelt v. Hagen. Ich fand ihn auch nirgends weiter erwähnt.

Johann Georg I. (+ 1579) mit feinem Vetter Chrijtoph I. (F 1591) und feinem jüngften Bruder Johann Ernſt zu Heldrungen (7 1572).

1568, BViertelthaler, nicht beiv. H. Nur bei Rchl. 1976. HI. IOAN* GEOR * CHRIS « IOAN ERNST. Ritter. Rſ. COMI: ET.. D. . —- MANSFE. Zwei Wappenjdilde. Ueber den Helmen 68.

1570, Thaler, nicht bei v. H., Mad. u. A. Nur im Leipz. Verz. v. 1802, N. 3270. Av. IOAN. GEOR. CHRISTOF. IOAN. ERNS. Nitter, ganz geharnifht und mit Helm, auf einem Qurnierpferde links veitend und mit dem Schwert nad) dem Draden ftechend. Rev. COMI. ET DOMI. IN. MANSFELT; zwei neben einander ftehende Wappenjchilde, jeder mit einem Helme; neben dem Wappen 7 —0.

1572, Thaler, mit Kaifer Marim. II. Namen, (4 Stpl.), v. 9. XLIX, ©. 70, 1—3. &pjg. 1802 Nr. 3272.

——, Thaler, d3gl., nicht bei v. H.; Wilnh. 7339.

——, Thaler, d3gl., nicht bei v. H. Nur bei Rchl. 1977. Hſ. IO: GEO : CHR. IO : ERN: CO : ET. DO: I: MANSF. Die Umſchr. ift durch 3 Wappenſchilde unterbrochen, deren oberiter der Mansf. ift. Nitter. Ri. Blatt MAXIMILIAN. II ROM. IMPERATOR. A. P. F. D. Gekr. dopp. Neichsadler, Neich3- apfel auf der Bruft, worauf 24. Zwiſchen den Kronen der Adlerföpfe: 72.

——, Thaler, dagl., nicht bei v. H., Sch.R. 5328 wie zuvor,

aber E (jtatt ET) und MANSFE. Rſ. - MAXIMILIAN.

U. ROMA. IMPERATOR. A. P. F. D: Blatt u. f. m.

Halber Thaler, dgl., v. H. ©. 71. Göze 2067 zu Mad.

4269.

Bon Paftor Stenzel. 313

1572, Biertelthaler, dgl, v. 9. L, ©. 71.

1573, Thaler, dal., v. 8. S. 70, 4. Mad. 4265 u. U. C. 4848. Amp. 12164. Xchl. 1978.

o. %., Thaler, dal., v. H. S.70, 5. Mad. 1771.

——, Thaler, dal., wohl nicht bei v. H.; Göze 2069.

——, Thaler, ohne 8. Mar. Namen u. Titel, (4 Stpl.), v. 9. LI, ©. 72, 1—3. Mad, 1774 (4849). Göze 2068. Lpzg. 3271. Amp. 12160. 61. Xchl. 1980.

——, Thaler, nicht bei v. H., wie das Hauptgepr. bei v. 9. LI, doch ohne S zwiſchen den Helmen und mit MANSFELT. Brehmer in Berlin.

——, Thaler, nicht bei v. H.; wie zuvor, nur daß ERNST darauf zu lefen. Brehmer.

——, Thaler, nicht bei v. H., wie der vorlegte, doch mit S. zwi- jhen den Helmen. Brehmer.

o. J., Thaler, dol., abweichend, nicht beiv. H. Amp. 12162 u. Rchl. 1979, bat auf der Ri. COMES ftatt COMIT oder COMITES.

——, Halber Thaler, dgl., v. H. LO, ©. 73. Weife 1671.

——, Biertelthaler, dgl., v. 9. ©. 73.

Johann Georg I. (+ 1579) mit feinem Bruder Johann Albert zu Arnftein (F 1586) und feinem Neffen Bruno I. (2.) von Bornftedbt (F 1615).

1573, Thaler, mit 8. Marim. Namen, v. H. LIU, ©. 74. Mad. 1776. Goeze 2070. Obernd. 2394.

1574, Thaler, dgl. (2 Stpl.), v. H. ©. 74, 1. 2. Mad. 1776 u. A. ©. 4850.

——, Halber Thaler, (15772), v. 9. ©. 78. Weife 1672.

1575, Thaler, dgl., (3 Stpl.), ib. ©. 75, 3—5. Mad. 1776, Amp. 12165.

——, Thaler, abweichend, nicht bei v. H.; Rchl. 1981 hat..... ET. BRV: CO: ET: DO: I: MANSF., fonft wie v. 9. ©. 75, 3.

1576, Thaler, d3gl., nicht bei v.H. u. Mad.; 2.3273. Amp. 12166. Rchl. 1982. Av. Blatt 10. GEO:IO: ALBE: E: BRV:CO: ET: D: I: MANSFE. Wappen, darüber 1576. Rev. MA- XIMI: II: ROMA: IMPE: AVG: PVB: FEC: DEC.

Johann Georg I. (+ 1579), Peter Ernft I. (f 1604) und Bruno I. (2.) (F 1615).

1575, Thaler, nicht bei v. H., Mad. u. And. Zuerſt und allein public. durch Köhne, Neue Beitr. 1010, wo die große Selten»

314 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.

heit mit R nicht genug gekennzeichnet ift. Hſ. - Blatt - IO- HAN : GEORG. PETER: ERNST. ET. BRVNO: und unbe- helmtes Wappen ꝛc. Sonjt wohl wie Sch.-R. 5330, wo unfer Stempel unberüdjichtigt geblieben ift. (Die N ftehen verkehrt.)

1575, Thaler, m. 8. Marim. Namen; nit bei v. H, Mad. u. U. Sch.-R. 5330. Sf. - IOHAN: GEOBG (sic!) - PETER: ERNST. ET. BRVNO: Blatt; Wappen. Rſ. Reichsapfel: MAXIMI : Il: ROMA: IMPE: AVG: PVB: FEC: DEC. Nitter. (Die N ftehen verfehrt [N].)

Johann Georg I. (+ 1579) mit feinen Brüdern Peter Ernit (F 1604) und Johann Hoyer (F 1585).

1573, Thaler, mit Kaifer Mar. Namen (2 Stpl.), v. 9. LIV, ©. 75. 76, 1. Mad. 4266.

——, Thaler, desgl., nicht beiv. H.; Drsd. Cat. (1831), N. 860. Av. Id: GEO : PET: ERN :ET: 1I0:HOI: COM: E: DO: I: MANS. Unbededtes Wappen, darüber 1573, ähnl. v. 9. LIV. Nev. ähnlich wie v. H. LIV, aber MAXI: ftatt MAXIMI, u. DEC. ftatt DECR.

1573, Viertelthaler, nicht bei v. H.; de Traur 6948.

1575, Thaler, dal., ib.S. 76,2. Knoll 2531. Burfio 3566 mit MAXIMILI: II «ec.

1577, Thaler, dgl. (2 Stpl.), ib. ©. 76, 3. 4. Mad. 4266. Göze 2071. Dresden (1831), 861. Xeipz. Cat. v. 1802 Nr. 3275, v. 1853 N. 8529. Egger, Wien 1869, N. 1418. Ob. 2395.

——, Halber Thaler, dgl., nicht bei v. 9.; Amp. 12167. Av. JOH: GEOR. PETE. ERNS. JO. HOI: E: C. D. L MANS- FE C—6, dazwiſchen ein Zaynhafen. Unbebedter quadrirter Mappenjchild, darüber: - 1577. Rev. MAXIMILIAN: I: D: G: ROM: IMP: AVGVS: P: F.—D. XLinfsreitender Ritter, vor defjen Haupt ein Reichsapfel (Egger, Wien 1869, N. 1419?).

1578, Thaler, dal., ib. ©. 76, 5. Mad. 4266. Bei den lebten beiden Thalern, welche wohl Zwitterthle. find, ift K. Marim. Name auffällig, da derſelbe ſchon 12. Oct. 1576 ftarb.

Johann Georg I. (F 1579) und feine Brüder Johann Albert (+ 1586) und Johann Hoher (F 1585) und ihr Neffe Bruno I. (2.).

1577, Thaler, mit 8. Marim. Namen (2 Stpl.), v. 9. LV, ©. 77. Mad. 4267 (4854). Amp. 12169. Rchl 1986. Mas für ein Thlr. mit N. 1985 gemeint fei, iſt mir nicht recht Far.

Bon Baftor Stenzel. 315

1577, Thaler, dögl., nicht beiv. H.; hat IMPERATO. Brehmer, ——, Halber Thaler, (1574), v. 9. ©. 78. Sedlmaier 12650. ——, Viertelthaler, v. H. LVI, ©. 78. Amp. 12170.

Johann Georg I. (+ 1579) u. feine Brüder Peter Ernft I. (+ 1604) und Johann Hoyer (+ 1585).

1577, Thaler, mit Kaifer Rud. II. Namen, (4 Stpl.), v. H. LVII, ©. 79, 1—3. Mad. 1772. Rchl. 1983. Sch.-R. 5331.

——, Thalerflippe, dal., nicht bei v. 9. u. Mad. (1772). Nur bei Whaites 2313. ——, Halber Thaler, nicht bei v. H.u.W. Nur bei Brdr Egger, Wien 1869, N. 1419, als zu Mad. 1772 gehörig notirt. 1578, Thaler, dsgl., (3 Stpl.), v. 9. ©.79, 4.5. ©. 80, 6. Mad. 1772. 4266. Amp. 12168. Rchl. 1984. Sedlmaier 12649. Gahn, Frkf. 1876, Cat. N. 3, N. 445.

1579, Thaler, vesgl., (5 Stpl.), v. 9. S. 80, 7—11. Mad. 4266. Göze 2072.

Johann Georg I. mit feinen Brüdern Peter Ernit I., Johann Albert, Johann Hohyer und ihrem Neffen Bruno I. (2.).

1579, Thaler, v. 9. LVII, ©. 80.81. (Mad. 4268 ?). v. Sch.-R. Cat. 5332. Knoll 2532.

——, Thalerflippe v. folg. Stempel, nicht bei v. $. Amp. 12171.

——, Thaler, v. folg. Stpl. Mad. 4268. Rchl. 1987 (?). de Traur 6949. |

——, Halber Thaler, v. H. LIX, ©. 81 zu Mad. 4268 u. A. C. 4855. Meife 1673. Rchl. 1988.

——, Biertelthaler, dgl., nicht bei v. H.; Amp. 12173. 2%. Ham- burger, elf. Cat. 1872, N. 2185 0) u. derj. im Cat. von 1873 (Burfio), N. 3567, wie Sch.R. Cat. 5332.

Jobſt II. (1579 1619), 1596, Spruchthaler, v. 9. LX, ©. 83. Mad. 1784 u. A.-C. 4856.

1597, dgl. nicht bei v. 9. u. Mad.; Amp. 12174 hat IN. SPE. E. SILENTIO. FORTITVDO. MEA., jonft wie v. 9. ©. 83, aber im Av. HE ftatt H bei Mad. 1784 u. v. 9. ©. 83.

1598, Spruchthaler, nicht bei v. 9 wie das Hauptgepr. dal. Brehmer in Berlin,

316 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.

1599, Sprudthaler, v. H. ©. 83, 1. Mad. 1784.

1603, Spruchthaler, ib. N. 2. Mad. 1784. Burfio 3568 mit IN. SPE. E: SILENTIO etc.

1604, Spruchthaler, nicht bei v.9.; Mad. 1784 u. U. C. 4858",

1605, Spruchthaler, nit bei v. H., wie v. 9. ©. 83, 2 v. J. 1603. Mansf. Auct.Cat. N. 165.

1606, Spruchthaler, nicht bei v. H., aber wie v. 9. ©. 83, 2 der Thlr. v. 1603. Mansf. Auct.-Cat. N. 166. Amp. 12175. Rchl. 1989.

1607, Spruchthaler, (2 Stpl.), ib. N.3 und LXI. Sd.-R. Cat. 5333. Pleß 2620.

1609, Spruchthaler, nicht bei v. H.; Amp. 12176.

1611, Spruchthaler, ib. N. 4. v. Peyer 716. Goeze 2073.

1619, Begräbnißthaler, v. 9. LXI, ©. 85. Mad. 1791. Göze 2074. Lpzg. 1802 Nr. 3277. Amp. 12177. Xchl. 1991. de Traur 6950. Sch.-R. 5334. Ubernd. 2398.

——, dgl. viereckige Alippe, 2 Loth ſchwer, v. 9. ©.85. Mad. Auct. = Cat. 4859. Xchl. 1990.

——, dgl. Doppelthaler, nicht bei v. H., doch wie der Thlr. Sammlung des Hrn. Grünert in Mageburg.

——, dgl. Halber Thaler, v. 9. LXII, ©. 86. Weife 1674. Göze 2075. Köhne 1012. Rchl. 1992. Sch.R. 5335.

——, dgl. Viertelthaler, v. H. LXIV, ©. 86 f. Göze 2076.

Johann Georg II. (1619 1647).

1620, Thaler, wie Mad. 1807. Nur bei Göze 2078. Ob mit Recht?

1621, Groſchen. N.3.1862, ©. 68, N. 36.

—— Doppelgroſchen, (2 St). Seblm. 12644. Köhne 1013(?).

——, Kupf. Klippe. Nirgends beſchrieben. Hſ. In einem Linien» freife die Umſchrift: IOHAN: GEOR. CO. ET. DOM. Gefrönter zweilöpfiger Reichsadler, auf der Bruft der Reichs» apfel m. d. Werthzahl 12. Ri. Zwiſchen 2 Linienfreifen die Umſchr.: IN. MANS: NO: DO. IN. HE. m innern reife das gefrönte vierfeld. manzf. Wappen im fpan. Schilde; über der Krone die Jahrz. 1621. Auf der Hf. find auf 3 Eden der Klippe (rechts, links u. unten) S, K u. H. verkehrt ein- gefchlagen. Gr. 13 nah Neum. Münzmejfer.

Sammlung des Herrn Prof. Heyfe in Aſchersleben, deſſen

Güte ich diefe Mittheilung verdanfe.

0. %., Kupfermünze von Hans Georg II. oder v. Hans Georg IV. (f 1615)? Reinh. 4559. Neum. 4902. Stenzel u. Piſt. 8163.

——, dgl., Neum. 4903.

Bon Paftor Stenzel. 317

o. J., Kupfermünze, Neum. 4904.

—, Kippermünze in Größe eines Viergrſtücks (1633). Götz 3097.

1623, Groſchen, v. H. LXVII, ©. 90. N. 3. N. 37.

1629, Spruchthaler, (5 Stpl.), v. 9. LXV, ©. 88. 89, 1—4. Mad. 1807. Amp. 12178. Köhne 1014. Rchl. 1993. Sc.- NR. 5336,

——, dgl., nicht bei v. 9. Nur bei Leyjer 365 mit der Bemerf.: „Gehört zu v. H. LXV. Doc trifft Feines feiner Neben- Gepräge wie das Wort IOHAN zeigt, mit diefem überein.“

1630, Groſchen. N. 3. N. 38.

1632, Grofchen, ib. N. 39. Götz 3023. Hagen 67. Schellh. 1501.

1633, Groſchen (2 St.) ib. N. 40. Götz 3023 u. abw. Stenzel u. Piſtorius 8165.

1634, Thaler, (2 St.), v. H. LXVI, ©. 89. 90, 1. Mad. 1808. u. U. C. 4861. Leyfer 366. Göze 2079.

——, Grojhen. N. 3. N. 41.

1635, Goldgulden, nicht bei v. H., doch wie der Goldgulden von 1636 v. 9. LXVIII. Sch.-R. 5337 mit IN. MANSFELT. NOBI : etc.

——, Groiden. N. 3. N. 42.

1636, Goldgulden, v. H. LXVIII, ©. 90.

——, Groſchen. N. 3. N. 43. Stenzel u. Piftorius 8164.

1637, Goldgulden, v. H. ©. 91. Wilnh. 7342,

——, Groſchen. N. 3. N. 44.

1638, Grojchen. Knoll 2569. Sedlm. 12651. Schellh. 1501.

1639, Groſchen. Nirgends bejchrieben. Hedmann, Cöthen: Sf. IOH. GEO. ET. DOM: IN Blatt; 4Afeld. Wappen, worüber HPK. Ri. MANSF. NO. DO: I: H 16 39; Reichsapfel mit 24.

1640, Groſchen, Num. Big. N. 45. Stenzel u. Piftorius 8164.

1645, Grojchen, Num. Ztg. N. 46. Sedlm. 12652.

1647, Begräbnißthaler, v. 9. LXIX, ©. 91. Mad. 1809 u. A.-C. 4862. Amp. 12179. Rchl. 1994. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3278, 1853, N. 8531. Göze 2080. Pleß 2595. Sh.-R. 5338.

——, dgl., Hnlber, v. 9. LXX, ©. 92. Weife 1675. Göze 2081. Egger, Wien 1869, N. 1430,

——, dgl. Viertel, nicht bei v. H. Nah Amp. 12180 wie der halbe Thlv. zuvor. Göze 2083.

——, dgl., Groichen, v. 9. LXXI. Götz 3025. N. 3. N. 47.

Johann Georg III. (1647, bez. 1663 1710).

o. J. Grofchen, (2 St.). Götz 3026. Numism. 3. N. 48. 49. 1648, Groihen, N. 3. N. 50. Köhne, N. Beitr. N. 1016.

318 Beiträge zur Mansfelbifhen Münzkunde.

1652, Groſchen, Num. Ztg. N. 51.

1657, Groſchen, ib. N. 52.

1667, Sprucdhthaler, v. 9. LXXII, ©. 93. Mad. 4269 u. U.-C. 4863. Amp. 12181.

—, Spruchthaler, nicht beiv. H.; Sh.-R. 5340. Hf. Reichsapfel IOHAN : GEOR : COMES. 1: MANSF : NOB : DYNASTA. I:

-H:S: E:$ : Ritter. Ri. FORTITER. ET. CONSTANTER. 1667. ABK. Wappen mit 2 Helmen.

1668, Drittel, v. 9. LXXIV, ©. 95. Knoll 2533. Amp. 12182. Köhne 1017.

——, Groſchen, NR. 3. N. 53.

—, Groſchen, ib. N. 54.

1669, Thaler, nicht bei v. H. u. A.; Rchl. 1995. Knoll 2534. Hi. Neichgapfel TOHAN. GEORG. COMES. I. MANSF. NOB. DYNASTA. 1. H. S. E. 8. Ritter. Ri. FORTITER. ET. CONSTANTER. Der mit 2 Helmen bededte Wappenjchild, zwijchen den Helmen: 1669. Unten: AB—K. So bei Reichel.

—, Drittel, (4 St). Ein St. beiv. H. S. 95. Amp. 12183. 84. W. 7343. Köhne 1018. Pleß 2625. Stenzel u. Piſt. 8166.

——, Sechſtel, v. H. LXXV, ©. 96.

1670, Drittel, nicht bei v. H.; Köhne 1019. Appel 2020. de Zraur 6954.

——, Drittel, nicht bei v. H., hat auf der Pferdedede das Wappen. Götz, Dresden.

1671, Spruchthaler, v.H. LXXII, ©. 94. Mad. 1812 u. A. €. 4864. KRohl. 1996.

——, Doppelthaler. Nur bei Obernd. 2400.

——, Drittel, v. 9. S. 95. Amp. 12185. Köhne 1021. Ru. 1996. Stengel u. Piſtorius 8167.

—, Drittel, wohl etwas abweichend vom vorigen. Dresdner Cat. (1831), N. 863. Av. IOHAN: GEORG. COM IN. MANS- FELT. NOB. Ritter mit dem Draden unter ihm, auf der Dede des Pferdes das Wappen. Rev. DOM. IN. H. S. ET. S. FORTITER ET. CONSTANTER 1671. AB— K Ge- fröntes Wappen. Zu Mad. 1812.

1672, Drittel, (3 St.), v. 9. ©. 95. Amp. 12186. Köhne 1022. Wind. 7344. Pleß 2625. Knoll 2535. Stenzel u. Bit. 8166.

1710, Begrübnißthaler, v. H. LXXVI, ©. 96. Mad. 1813 u. A. 6. 4865. Göze 2087. Leipz. Cat. v. 1853, N. 8532. Rd. 1997. Ob. 2401. Sh.-R. 5341. Peyer 717.

dgl., Halber, v. H. LXXVII, ©. 97. Mad. 4270 u. A. C 4866. Weiſe 1676. Amp. 12187. Dresden (1831) 864. NAH. 1998. Göze 2088. Lpzg. 1802 Nr. 3281.

Don Paftor Stengel. 319

1710, Biertel= Begräbnißthaler, v. 9. LXXVIL, ©. 98. Mad. 6833. Amp. 12188. Drsd. Verz. 1834, N. 1372. Pleß 2621.

—, Begräbnih - VBiergroichenitüd, v. 9. ©. 98.

——, Begräübniß-Groſchen. N.3. N.55. Götz 3029. Gtenzel u. Biltorius 8168. Köhne 1023.

——, dgl., 2 abw. St., ib. Appel 2023 u. Cappe Verz. N. 1097.

Fünfte Abtheilung. Friedeburg. Graf, fpäter Fürft Peter Ernft T. (f 1604).

1563, Kupfer-Jeton; von Prof. Heyſe in Ajchersleben in Zeitſchr. d. Harzvereins 1870, ©. 675 bejchrieben. Hſ. PIERRE* ERNST+ CONTx* DE» MANS» Quadr. ovaler Schild mit dem mansf. Wappen. Ri. FORCEx MEST« TROP« 1563: Mutter Maria auf einem Sichelmonde ftehend und von einem Flammenkreiſe umgeben, das Sefustind im I. Arm. Größe nah Neum. 16.

Peter Ernit I. mit feinen Bettern Chriftoph (F 1591) zu Schraplau und Johann Hoyer (7 1585) zu Artern.

o. 3, Thaler, (9 Stpl.), v. 9. LXXIV, S. 100, 1—8. Mad. 1779 u. A. C. 4868. Göze 2090. Rchl. 1999. Sch.-R. 5312.

—, Thaler, nicht bei v. H, hat PETRVSz ERN3 CHRISTOF 3 IOAN HOI u. COMITES > ET » DOMI IN MANSF Brehmer in Berlin.

o. J., Thaler, nicht beiv. H, hat PETRVS+ ERNEST-+ CHRIST+ IOHA + HOI+ und COMIT>» ET> DOMI> I: MANSFELT Brehmer in Berlin.

——, Biertelthaler, v. 9. LXXX, ©. 101. Amp. 12190. Knoll 2536.

1560, Thaler, v. H. LXXIV, ©. 100, 9. Mad. 4271 und A.-C. 4867.

1563, Viertelthaler, nicht bei v. H. Nach Amp. 12189 ähnl. v. 9. ©. 101, nur find die Wappenſchilder Kleiner und unter den» jelben jteht: 63.

1568, Thaler, v. H. ©. 101, 10.

——, Thaler, nicht bei v.H.; Drsdn. Auct.-Cat. (1831), N. 865: Av. PETRVS: ERN: CHRISTOF: IOAN: HOI Nitter. Rev. COMI. ET. DOMI. I. MANSFELT. 6—8. Zwei bes helmte Wappen.

320 Beiträge zur Mansfelbifhen Münzkunde.

1569, Thaler, v. H. S. 102, 11. Göze 2089.

——, Thaler, nicht bei v. H. wie der lette Thlr. v. 1568, aber Rf. COMITES> ET: DOMI> I: MANSFE Brehmer.

1570, Thaler, (2 St.), ib. N. 12.13. Mad. 4271. Ple 2585.

1572, Thaler, mit 8. Marim. Namen (5 St.), v. 9. LXXXI, ©. 102, 1—4. Mad. 4272. 73 u. 4. C. 4869. 70. Amp. 12191. 92. Rchl. 2000. 2001. de Traur 6955. Egger, Wien 1869, N. 1417.

Peter Ernit I. (+ 1607) mit feinen Brüdern Johann Albrecht (r 1586) und Johann Hoyer (7 1585) und ihren Neffen Bruno I. (2) (F 1615) und Hoyer Chriftoph (F 1587).

1580, Thaler, (6 Stpl.),v. H. LXXXI, ©. 103, 1. u. 104, 2—5. Mad. 1777 u. 4. C. 4871. Amp. 12194. Rchl. 2002. Knoll 2537. 38.

1581, Thaler, r Stpl.), v. 9. ©. 104, 6.7. Mad. 1777.

1582, Thaler, (5 Stpl.), v. 9. ©. 104, 8—12. Mad. 1777. Amp. 12195. Rchl. 2003. Pleß 2579. Sch.-R. 5343. 44. Knoll 2539. .

——, Halber Thaler, v. H. LXXXIN, ©. 105. Reife 1677.

1583, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 104, 13. 14. Mad. 1777 u. A. C. 4872.

——, Halber Thaler. Nirgends bejchrieben, nur erwähnt im 3. Cat. v. Cahn, Fılf. 1876, N. 447. Seht in der Samm- lung des Herin F. Klingner, Magdeburg. Hſ. PE-ER:IO-A: IO-H:BRV:HO.C:F:E:PA - B Doppellifie M. Wappen mit 2 Helmen, zwifchen denen 83. Rſ. COM: E: DOM: TI: MAN: NOB:DO:I:HEL. Reichsapfel. St. Georg.

1584, Thaler, nicht bei v. 9. u. A. Nur im Leipz. Cat. v. 1853, N. 8533; zu Mad. 1777.

1585, Thaler, v. H. ©. 104, 15. Mad. 1777.

o. J., Thaler, nicht bei v. H; Amp. 12193. Av. PE. ERN. IO: AL : IO: HO : BRV: HO: CHRI: FRA : E: PATR: vierfeld. dopp. behelmtes Wappen. Rev. COMIT E. DOM: IN: MAN: NOBI: DOM: IN: HELD Reichsapfel. Ritter.

Peter Ernſt I. und fein Bruder Johann Albrecht (+ 1586) mit ihren Neffen Bruno, Hoyer Chriſtoph (F 1587) und Johann Georg IV. (F 1615) zu Attern.

1585, Thaler, v. H. LXXXIV, ©. 106. Mad. 4274 u. A. C. 4873. Amp. 12196. de Traur 6957. Sch.-R. 5345.

Bon Paftor Stenzel. 821

1586, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ib. Mad. 4274. Göze 2093. 2. 3285.

, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2004 Hat auf der Ri. I MANSF... HE. (zufammengezogen).

—, Thaler, nicht bei v. H., bat COM> E> DOMI > I> MANSFE>» DOoIoHE+ Brehmer in Berlin.

—, Thaler, nicht bei v. H., hat COMI » E o DOMI> Io MANSFE> NOBscDOoIoHE>» Paſtor Göze, Hamburg 1779.

Peter Ernjt I. (+ 1604) mit feinen Neffen Bruno I. (2.) (r 1615), Hoher Chriftoph (+ 1587), Gebhard VIII. (+ 1601) zu Arnftein und Johann Georg IV. zu Arten (7 1615).

1581, Thaler (?) Mad. 4275, nicht bei v. 9.

1587, Thaler, (4 Stpl.), v. H. LXXXV, ©. 107, 1—5. Mad, 4275 u. Auct.-Cat. 4874. Amp. 12197. Xchl. 2005. Ch.-R. 5346. Obernd. 2403.

——, Thaler, abweichend, nicht bei v. H; Wllnh. 7345 mit HO- CH-GE:H- ftatt G. HA.

Peter Ernjt I. (7 1604) mit feinen Neffen Bruno I. (2.) (r 1615), Gebhard VIII. (+ 1601) und Johann Georg IV. (t 1615) 1587 1601.

1587, Thaler, v. 5. LXXXVI, ©. 108. Mad. 1780 u. U. C. 4875. Amp. 12198.

——, Groſchen. N. 3. N. 56.

1588, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. ib. S. 109, 1—3. Mad. 1780 u. U. C. 4876. Amp. 12199. Frank, Verz. v. 1844, N. 962. Knoll 2540.

——, Thaler, v. 9. LXXXVII, ©. 109, 4.

——, Thaler, nicht bei v. H., hat die Rſ. vom Hauptgepräge und die Hf. von v. H. N. 2. Brehmer in Berlin.

——, Thaler, abweichend, nicht beiv. H.; Rchl. 2006 hat P-E-E- BRVN- GE-HA.GO-P-, fonft wie von 9. ©. 109, 2.

1588, Thaler, nirgends beſchrieben. Das feltene Stüd hat nad) der Angabe von Brehmer in Berlin nidt B—M, fondern E—M. Ob da3 nur ein Stempelfehler? Oder foll das E etwa die Prägeftätte Eisleben und das bloße M den Münzmeifter (Bert: hold) Mainhart bezeichnen ?

——, Halber Thaler, v. 5. LXXXVIO, ©. 111. Weiſe 1678.

Zeitſchr. d. Harzvereind. XI. 21

322 Beiträge zur Mansfelbifchen Münzkunde.

1588, BViertelthlr., nicht bei v. H.; Pajtor Göze, Hamburg 1792, N. 2094 nur mit der Angabe „wie Mad. 1780".

1589, Thaler, v. 9. LXXXVI, ©. 109, 5. Amp. 12200. Knoll 2541. 42. Drsd. Verz. 1834, N. 1373.

—, Thaler, nit bei v. H. Der Brehmer vorliegende Abdruck zeigt deutlich neben der Doppellilie E—M, ftatt B—M. Das E, dem wir fonft nirgends begegnen, deutet vielleicht die Münz— jtätte Eisleben an, während das M auf den Münzmeiſter Mein- hart hinweiſt.

——, Halber Thaler, niht bei v. H.; Weife 1678. Amp. 12201 hat B—M, fonft wie v. H. LXXXIX, ©. 112 mit G—M. Köhne 1024.

1590, Thaler, (2 Stpl.), ib. ©. 109, 6. 7.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Kühne 1025.

1591, Thaler, (2 Stpl,), ib. ©. 110, 8. 9. Numoph. Linck. 1186. Göze 2095. Mad. 1780. Sch.-R. 5347.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Köhne 1026.

—, Viertelthlr., nur bei Reichel 2007. Sf. PE-ER- BRVNO: GE-H-G-P. Wappen, wie vorher, mit 91. Dben B Doppel- lilie M. Rſ. Reichsapfel COM - E:- DO-I- MANS NO- DO-I-HE. Nitter.

1592, Thaler, (4 Stpl.), ib. ©. 110, 10— 13. Mad. Auct. = Cat. 4877. Göze 2096. Köhne 1026. Willnh. 7346. Sch. N. 5348. Mad. 1780. Gahn N. 448.

——, Halber Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12202, dem von 1589 ähnlid.

——, Biertelthlr., meines Wiſſens nur bei 2. Hamburger, Frkf. Cat. v. 1875, v. Loehr, N. 4274.

1593, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 118, 14. 15. Mad. 1780 u. U. 6. 4878. Amp. 12203. Sh.-R. 5349. Göze 2097, Wlinh. 7347. Drsdn. (1831) 866. 1374. Leipz. Cat. v. 1802 Nr. 3286, von 1853 N. 8534. Knoll 2543.

——, Breiter halber Thaler, v. Thaler-Stempel v. H. S. 110, 14; nicht bei v. 9.; Amp. 12204. Xchl. 2008.

——, Groihen. N. 3. N. 57.

1594, Thaler, (3 St.), v. 9. ©. 110, 16—18. Mad. 1780 u. A. 6. 4879. Kxchl. 2009.

——, Thaler, nit bei v. 9.; bat HAoGE oP und NOB>D °IoHo Brehmer, Berlin.

1595, Thaler, (3 Stpl.), v.9. ib. 19— 21. Mad. 1780. Göze 2098. Amp. 12205. Sch.R. 5350. 51. Cahn N. 4482. Zſchieſche u. K. N. 14, 1877. N. 337.

Bon Paftor Stengel. 323

1595, Thaler, nicht bei v. H.; wie v. 9. ©. 110, 19, aber nur D>IoHo Paſtor Göze, Hamburg 1779 = Göze 2098?

——, Halder Thaler, v. 9. LXXXIX, ©. 112. Weiſe 1678, 2.

—, Halber Thaler, (2. Stpl.), nit bei von 9. u. A., hat Hſ.: PET - ERN - BRVNO - GEB (E u. B zufammen) - HA

-:G-P Rſ. COM-E-DO - I- MANSFE - NO-DO-I - HE, fonjt wie zuvor. Hzgl. Cab. zu Defjau.

1596, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 110, 22. 23. Amp. 12206.

1597, Goldgulden, v. 9. ©. 113.

——, Thaler, (2 Stpl.), v. 5. S. 111, 24. 25. L8pzg. 3287. Amp. 12207. Drsdn. Verz. v. 1834, N. 1375. Ob. 2404.

——, Halber Thaler, v. H. S. 112. Weiſe 1678, 3. Amp. 12208.

1598, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 111, 26. 27. Amp. 12209.

——, Halber Thaler, nit bei v. H.; Köhne 1028 zu Weiſe 1678. Num. Verf. 1875 ©. 56 Nr. 1067.

—, Bierteltglr., niht bei v. H. u. A. Nur im Leipz. Cat. v. 1853, N. 8536 ohne nähere Angabe; vielleicht zu dem Viertelthlr. v. 1600 = v. 9. ©. 113 pafjend.

1599, Thaler, (4 Stpl.), v. 9. ©. 111, 28— 31. Mad. 1780 und 4276. Amp. 12210. Rchl. 2010. Göze 2099 und 2100.

——, Thaler, nicht bei v. H, hat NOBIo Götz, Dresden.

—, Halder Thaler, v. H. ©. 112. Amp. 12211. Reife 1678, 4. Xeipz. Cat. v. 1853, N. 8535.

1600, Thaler, v. H. ©. 111, 32.

—, Halber Thaler, v. 9. S. 112. Weife 1678, 5.

—, Viertelthlr., v. H. ©. 113.

1601, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 111, 33, 34.

Peter Ernſt I. (+ 1604) mit Bruno I. (2.) (+ 1615), Wil- helm I. (+ 1615) und Johann Georg IV. (7 1615).

1602, Thaler, (2 Stpl.), v. H. XCI, ©. 114, 1. 2. Mad. 4276. Dresden 867. XRchl. 2011. Knoll 2544.

—— Halber Thaler, nicht beiv. H; Amp. 12212. Num. Verf. 1878 Nr. 988.

1603, Goldgulden, v. H. XCIII, ©. 116.

——, Thaler, (4 Stpl.), v. 9. XCI, ©. 114. 115, 4—-6. Mad. 4276. Lpzg. 3288. Amp. 12213. SH.-R. 5352.

1604, Thaler, v. H. 115, 7. Amp. 12214. Knoll 2545.

—— Halber Thaler, v. H. XCIH, ©. 115. Weiſe 1679.

21”

324 Beiträge zur Mansfelbifhen Münzkunde.

Peter Ernſt I. allein; als Reichsfürſt 1594 1604.

1597, Thaler, v. 5. XCIV, ©. 116. 117. Mad. 1781. v. U. ©. 4881. Rchl. 2012.

Fürſt Earl IT. + 1595. o. J. Medaille, v. H. XCV. ©. 118.

Graf Peter Ernit II. (IIL) (7 1626).

o. J. Obale Medaille, v. 5. XCYI. ©. 119. v. Loon, hist. met. des Pays-Bas p. 143. Amp. 12215 a u. 5b, wo fich ein Er. in Bronze u. in Blei findet.

o. %., Obale Medaille, v. 5. XCVIL ©. 120; zwifchen 1604 u. 1626 von Chriftian Mahler in Nürnberg gefchnitten. Reichel 2089.

Sechſte Abtheilung. Artern.

Johann Hoyer (7 1585).

o. J. Kpfr.-Jeton, nicht bei v. H.; Prof. Heyfe in Aſchersleben. Num. Ztg. 1840 ©. 51. Neum, 4900.

Johann Georg IV. (1585 1615).

0. %, Drei did. Kpfr.-Setons, Neum. 4902. 4904. Könnten auch v. oh. ©. II. ausgegangen fein,

1615, Doppelthaler auf jeinen Tod, v 9. C. ©. 127. 128. Mad. U. C. 4882. Rchl. 2013.

—— einf. Thaler, ib.; Mad. 1789. Amp. 12217.

——, dgl. halber Thaler, v. H. S. 129. Weife 1680. Dresd. Cat. (1746) N. 938.

——, dgl. Viertelthaler, v. H. ©. 129.

Vollrath VI. (7 1627) und feine Vettern Jobſt IT. ( 1619) und Wolfgang I. (7 1638).

1616, Thaler, (5 St.) v. 9. CH. ©. 130, 1-4, Mad. 1769 u. A. C. 4883. Göze 2101. Amp. 12219. de Traur 6959. Pleß 2574. Schulth. R. 5353. Num. Verl. 1875 ©. 56.

Bon Paſtor Stenzel. 325

1616, Thaler abweichend, nicht bei v.9.; Amp. 12218. Rchl. 2022 mit VOLRA u. WOLFGA. PA. Jahrzahl über dem Kleeblatt Mad. Auct.-Cat. 4884 (?).

—, Halber Thaler, v. 9. CI. ©, 131. Göze 2102. Weije 1681.

——, Halber Thaler, nit bei v. H.; Weife 1681, 2 nad) Faber N. 2616 von anderm Stempel, mit VOLRA. IOBST. E. WOLFGAN. PA. Nitter rechts reitend, Das Stüd im Dresdn. Berz. v. 1834 N. 1376 fcheint hiermit zu ſtimmen; es hat aud) I. HEL. ftatt IN HEL.

——, Halber Thaler, Köhne 1029. Rchl. 2014 fcheint abzu- weichen u. das Kleeblatt nicht über der Iz., jondern zwiſchen 6—1 zu jtehen, wo v. H. einen Punkt hat.

1617, Thaler, nicht bei v. H.; Wllnh. 7348. Av. Wappen, oben Kleeblatt, an den Seiten A—K. Ro. Ritter. Verſchieden v. v.9. ©. 130.

Bollrath VI. (+ 1627), Sobit IL. (7 1619), Wolfgang (r 1638) und Bruno II. (F 1644),

1617, Goldgulden, v. 9. CVI. ©. 134. Knoll 2546.

——, Thaler, (3 St.), v. H. CIV. ©. 132, 1-2. Mad. 4277. Göze 2103. Amp. 12220.

——, Thaler, abweichend, nicht bei v. H.; Amp. 12221 u. Rchl. 2023 mit WOLFGA. E. BRV. P., fonjt wie v. 9. ©. 132, 2 wo ET jteht.

——, Halber Thaler, v. H. CV. ©. 133. Weife 1682.

—, Dreidufatenitüd auf lesterm Stempel geprägt; ib.

1618, Goldgulden, v. 9. ©. 134.

——, Doppelthaler, nicht bei v. H., (wohl wie der einfade v. 9. ©. 132, 5. Mad. 4277). Nur bei Whaites 2317.

——, Thaler, (3 St.) v. H. CIV. ©. 132, 3—5. Mad. 4277 u. A. ©. 4885. Wllnh. 7349. de Trauer 6960. Xchl. 2924. Knoll 2547. Pleß 2576.

——, Thaler, abwechd., nicht bei v. H.; Sch.R. 5354 wie v. 9. ©. 132, 4, aber Ri... NO. D.—.IN. HELTE.

1619, Thaler, (2 St.), v. 9. ©. 133, 6. 7. Mad. 4277. Amp. 12222. Num. Verkehr 1877. N. 1054. Knoll 2548.

——, Drittelthaler, zu Mad. 4277; weder bei v. H., noch A. Nur im Drespner Verz. v. 1831 N. 868.

326 Beiträge zur Mansfeldiihen Münzlkunde.

Vollrath VI. (F 1627) und Jobſt IL. (F 30. Dec. 1619).

1619, Dukat, v. H. CVIII ©. 136.

——, Thaler, (4 St.), v. H. CVII. ©. 135, 1—3. Mad. 4278 u. 4.0.4886. Lpzg. 1802 Nr. 3291. Amp. 12223. Xchl. 2025. Sh.-N. 5355. Leipz. Cat. v. 1853 N. 8537.

1620, Thaler, (2 St.), v. 9. ©. 135, 4. 5. Amp. 12224. Rchl. 2026. Zu beadten ift bei letterm Thaler, daß Jobſt II. ihon am 30. Dec. 1619 ftarb.

Vollrath VI. (+ 1627) mit feinen Brüdern Philipp Ernit (t 1631), Albrecht (F 1626) und Vetter Wolfgang (r 1638).

1621, Groſchen, N. 3. Nr. 58. Molan. ©. 673 N. 101.

——, Groichen, Schredenberger zu 12 Kreuzern. Hſ. Die Schilde v. Heldrungen u. Arnftein, worüber 1621. Rſ. Doppeladler mit 12 im Reichsapfel und Ferd. II. Titel. Erbftein, Dresdner Dbl. 1875 N. 1468.

Bollrath VI. ( 1627); Wolfgang (7 1638) und Johann Georg II. (r 1647).

1620, Goldgulden, v. H. CX. ©. 139.

——, Thaler, (2 St), v. 9. CIX. ©. 136. 137, 1—2.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H. Nur bei v. Löhr (Frkf. Cat. v. 1875) N. 4275.

1621, Goldgulden oder Dufat, v. H. CX* ©. 139. Köhler 2402. MWhaites N. 2318.

——, Thaler, (5 St.), v.9. ©. 137, 3—6, nicht bei Mab., aber Mad. 1795. Göze 2104. Rchl. 2028. Obernd. 2408. Nun. V. 1878 Nr. 990. Sch.R. 5356 vielleicht etwas abweichend.

——, Thaler, abweichend v. vor., Rchl. 2027 mit NO. DO. IN. MAN. jtatt HEL. Scheint mir derfelbe Stempel, der Num, Ztg. 1869 ©. 105 von H. v. Mülverftedt al3 ined. betrachtet worden ift.

——, Thaler, abweichend, wenn ich nicht irre, nicht bei v. H., aber Rſ. ähnlich v. H. 137, 3. Amp. 12225.

1622, Thaler, (6 St.), v. 9. ©. 137, 7—11. Göze 2105. Knoll 2549. Amp. 12226. Dbernd. 2407.

——, Groſchen, N. 3. N. 59. Götz 3033.

1623, Thaler, (6 St), v. H. ©. 138, 12—17. Mad. 1795 u. 6834. U.C. 4887. Göze 2106, 7. 8. Lpıg. 1802 Nr. 3292. Amp. 12227. Rchl. 2029. Sch.-R. 5357. Knoll 2550.

Bon Paſtor Stengel. 327

1623, Thaler, nit bei v. H.; hat VOLRATH » u. MANSF © NOB © Baftor Göze.

——, Groſchen, N. 3. N. 60.

1624, Thaler, (5 Stpl.), v. 9. ©. 138, 18—22. Mad. A. C. 4888. Lpzg. 1802 Nr. 3293. Amp. 12229, 30. Rchl. 2030. Zichiefche u. Köder N. 14. N. 816. Num. V. 1878 Nr. 990.

——, Thaler, etwas abweichend, nicht bei v. H., ſcheint Hſ. wie v. 9. ©. 138, 19 zu haben. Rf. COM : ET. DOM: IN. MANS :NO:DO:I: HE: &o Amp. 12228.

——, Thaler, nit bei v. H.; wie v. H. 19, aber Ri. HE Brehmer, Berlin.

——, Thaler, dgl. abweichend, nicht bei v. H.; Sch.⸗R. 5358. Hl. wie v. H. N. 20; Rf. endigt aber NO:DO:I:H: ftatt IN. HE:

——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12231; wie der legte ganze Thaler mit I: HE:

—— Halber Thaler, v. 9. CVI. ©. 141. Weife 1683.

——, Halber Gulden, ähnl. Weife 1683; nicht bei v. H.; Köhne 1033.

——, Groſchen, (7 Stpl), N. 3. N. 61—67. Götz 3034— 3039. Köhne 1034.

1625, Thaler, (3 St), v. H. ©. 138, 23— 25. Knoll 2551.

——, Thaler, abw. v.v. 9. N. 25. Rchl. 2015. Rf. COME. DO. IN. MANSF. NO. DO. I. H.

——, Thaler, abweichend, nicht bei v. H.; Amp. 12232. Hi. = v. 9. 138, 24. Ri. aber NO. DO. ſtatt D.

——, Thaler, abweichend, nicht bei v. H.; Amp. 12233, wie v. H. N. 25, aber auf der Rf. fehlt NO.

——, Thaler, nicht bei v. H.; hat VOLR : WOLF : IOHAN : GEOR : PATR: und COM: E: DO: IN. MANSF:NO:DO: 1% DB:

——, Groihen, (4St.), N. 3.N. 68— 71. Stenzel u. Pift. 8169.

1626, Doppeldufat, v. H. CXII. ©. 142. Köhler 2402 ala Doppel» Goldgulden bezeichnet.

——, Goldgulden, ib. CXIV. ©. 143.

——, Doppelthaler, v. H. CXI. ©. 140. Mad. 4279. Num. Verkehr 1877 ©. 8 N. 1055.

——, Thaler, nicht bei v. H., ähnlih dem vorigen Stempel des Doppelthaler. Sch.:R. 5359 mit IOH —: GEORG PA:. Leipz. Cat. v. 1853 N. 8538?

——, Thaler, nicht bei v. H., abw. von v. Sch.:R. 5359; Amp. 12235, bat 3. B. Rſ. NO. DO. (ftatt D.) I. H. = Mad. A.⸗C. 4889?

328 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.

1626, Thaler, (5 St.), v. H. ©. 139, 26—30. Mad. 1795.

Thaler, nicht bei v. H; Dradne. A.-Cat. (1831) N. 869. Av. VOLRAT. WOLFG. ET. IO—H:GEOR. PA., fonft ähn!. Mad. 1795.

——, Thaler, nicht bei v. H.; völlig wie v. H. 23, nur daß hier DO. IN. MANSF. NO. DO - I. H > fteht. Göß, Dresden.

——, Thaler, abw. v. v. H. 139, 27; hat Rſ. IN. H. Amp. 12234.

——, Halber Thaler, v. 9. CVII. ©. 141. Weife 1683, 2. Göze 2109. Köhne 1035.

——, dgl, abmw., nicht bei v. H.; Amp. 12236 mit MANSFELT.

——, Grofhen, (3 St.), N. 3. 72—74. Göß 3042 f. Stenzel u. Piſtorius 8170.

1627, Thaler, v. A. ©. 139, 31. Rchl. 2016. (?) Mad. Auct. » Cat. 4890. (?) Lpzg. 1802 Nr. 3294.

——, Thaler, (?) nicht bei v. H.; Rchl. 2016.

——, Groſchen, (2 St.) N. 3. 75. 76. Götz 3044. Appel N. 2025.

——, Sterbethaler, Grf. Voll. VI. (2 Stpl.) v. H. (CXV. u.) CXVI. Pad. 1798.

——, dergl. Groſchen. N. 8. Nr. 77. Goetz 3045.

——, (?) dergl., Wamboldt ©. 234. ©. 8474 mit AVGVST. (?)

Graf Philipp Ernſt (7 1631).

1617, Doppelthaler, nicht bei v. H., doch wie der folgende ein- fahe bei 9. ©. 146,1. Wllnh. 7350. Rchl. 2017.

——, Spruchthaler, (2 Stpl.), v. H. CXVIL ©. 146, 1. Goeze 2110.

1618, Doppelthaler, nicht bei v. H., doch vom Stempel des folg. Thaler. Goeze 2111.

1618, Thaler, v. 9. S. 146, 2. Mad. 1802. Amp. 12237. Rchl. 2018.

1619, Thaler, (2 Stpl.) v. H. ©. 146, 3; 147, 4. Mad. 1802. Rchl. 2019.

—, Halber Thaler, zu Mad. 1802, nicht bei von H. u. A. Nur in Mad. Auct.» Cat. 4891.

1620, Doppeldufat, v. H. CVIII. ©. 148,

——, Dulat (?), von demf. Stpi. ib.

——, Thaler, v. 9. ©. 147, 5.

——, Biertelthaler, nit bei v. H.; Rchl. 2020. PHIL - ERNS : CO : ET. DO : IT : MANS: NO : DO: I: HE : Ritter. Rſ. wie auf dem Thaler, mit 1620,

Bon Paftor Stenzel. 329

1621, Dicker Doppefthaler, nicht bei v. H., doch wohl wie der folg. Thaler. Zichiefhe und Koeder Verz. 1877. Nr. 14. Nr. 339.

——, Thaler, v. 9. ©. 147, 6.

1622, Thaler, nicht bei v. H.; Mad. Auct.- Catal. 4892. Amp. 12238 wie v. 9. ©. 146. CXVIL, jedoch mit dem Münz- meifterbuchftaben H—I neben den Wappen. 2%. 3295.

1623, Halber Gulden, Goet 3046. Kochne 1037. Av. PHIL: ERNS : CO : ET DO : I: MANS: NO :DO: I: HE: Nitter, vor ihm ein kl. Rchsapfel. Rv. ZU GOT ALLEIN MEIN HOFFNUNG vierfeld. Wappenfchild, zwifchen den Hel- men 1620, gleich darüber H - I - und oben die Freuzmweis gelegten Zaynhaken.

1624, Thaler, (4 Stpl.), v.9. ©. 147, 7—10. Goeze 2112. Amp. 12239. Mad. 1802 und A.-C. 4893. Rchl. 2021. Leipz. 1802 Nr. 3296; 1853 Nr. 8539. Knoll 2552.

—, Hnlber Thaler, v. H. CXVII. ©. 148. Goeze 2113 Weiſe 1684.

——, Biertelthaler, ib. 2. Hamb. Frkf. Cat. 1872 Nr. 2185.

1625, Doppelthafer,; nicht bei v. H.; Peyer 718. Knoll 2553.

——, Thaler, v. H. ib. 11. Amp. 12240. Mad. 1802. Goge 2114. Sch.⸗R. 5361.

1626, Thaler, v. 9. ib. Nr. 12.

——, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12241 hat zwifchen den Helmfleinodien drei Kleeblätter als Münzzeichen.

1627, Thaler, nicht bei v. H. u. U. Nur im Dresdner Cat. v. 1831 Nr. 870. Zu Mad. 1802. (?)

Philipp Ernft (7 1631) mit Wolfgang (} 1638) und Johann Georg II. (+ 1647.)

1629, Doppelgoldgulden, v. H. OXX*.

——, Thaler, (3 Stpl) v. 9. CXX. ©. 150, 1. 2. Mad. 1803. Mad. Y.-Cat. 4894. Goeze 2115. Amp. 12242.

——, Thaler, nit bei v. H.; Sch.-R. 5362, abw. v. v. 9. ©. 150, 2. Hſ. Reichsapfei PHILIP : ERN : SEN : WOL : ET: IO—HA - GEOR : PA : Ritter, Wi. COM : ET - DOM : IN : MANSF: NO : DO - I: H- Wappen mit A Blatt K zwifchen den Helmen und 16 19 neben dem Schilde.

—, Halber Thaler, nit bei v. H.; de Traur 6963 zu Mad. 1803, Sedlmaier 12656. ?

330 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.

1629, Groſchen, (2 Stpl.), N. 3. Nr. 78. 79. Appel 2026. Goetz 3047.

1630, Dukat; nicht bei v. H. u. A. Nur im Dresdn. Verz. v. 1834 Nr. 1378. Hſ. PHILIP - ERN - SE - WOLF - ET - IOH - GE. P . Ritter, Rſ. COM - ET -DO. M » IN . MANSF . Drei Wappen, Fleeblattförmig zu- fammengeftellt; darüber AK, unten 16—30.

——, Vier- Duf.-Ste., wohl v. vor. Stmpl. Nicht bei v. 9. Nur bei Zichiefhe und Koeder Nr. 14. 1877. Nr. 45.

——, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2031; (wie v. H. 150,1).

——, Großen, N. 3. 80. Statt WILH. ift wohl WOLFG zu lejen.

Siebente Abtheilung.

Hinterortifhe Linie. a. Mittelortifche Linie oder zu Schraplau.

Gebhard VII. (7 1558) mit feinem Bruder Albrecht IV. (7 1560) und feinen Vettern Philipp I. (2.) (7 1546) und Johann Georg I. (7 1579).

1540, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. CXXI ©. 153, 1. Mad. 4280 und A.⸗C. 4895 —96. Amp. 12247.

——, Thaler, nicht bei v. H., hat hinter DOMI feinen Punkt. Brehmer.

1541, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. ib. 2 und 3. (zu Mad. 4280). Dresden (1831) 871. Rchl. 2036. de Traur 6964.

—, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12248 mit COM -

——, Thaler, nit bei v. H.; Sch.-R. 5363 hat Ri. MON ARG —, fonjt wie v. 9. 153, 3.

1542, Thaler, nicht bei v. H., aber wie v. H. CXXI. v. 1540. Knoll 2554.

1544, Thaler, (5 St.), v. H. ©.153,4; 154, 5—8. Mad. 1764. A.-C. 4897. NRal. 2038.

——, Thaler, nicht bei v. H., hat nah dem Halbmond mit Stern GEBHAR o ALBER o PHILP < 'E oe GOR #Rf. MON © ARG »COMI < ET »DOMI o IN » MANSFE < Brehmer in Berlin. Das Stüd ift vielleicht dafjelbe wie das folgende (Wellenh. 7351 und Reichel 2037).

—, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2037 und Wilnh. 7351 mit GOR., jonjt wie zuvor.

Bon Paſtor Stenzel. 331

1544, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12250 bat Rſ. MON—ARG COMIl - ET. DOMI IN MANSEL.

——, Halber Thaler, nit bei v. H. u. A. Nur bei Sedlmaier, Münden 1869, Nr. 12657. Hf. feheint v. H. 153, 4 zu fein.

——, Spitzgroſchen, ohne Angabe der Namen der Grafen, bieher gehörig? Num. 3. 1862 ©. 61. N. 17 au Ab. Berg ©. 43°.

1545, Thaler, (2 St.), v. H. S. 154, 9. 10. Goeze 2116. Ob. 2410.

——, Thaler, nicht bei v. H.; Koehne 1038 mit IORIG MANSF.

——, Thaler, nicht bei v. $., hat GEBHA » ALBER > PHILIP o 'E o IOHAN IORG > und Rſ. MANSFL o Paſtor Gogze, Hamburg 1779.

——, Halber Thaler, v. H. CXXI. ©. 154, Weife 1685.

Gebhard VII. (+ 1558) mit feinen Vettern Philipp I. (} 1546) und Johann Georg I. (+ 1579).

1546, Thaler, (3 St.), v. H. CXXIN. ©. 155, 1; 156,2. Mad. 4281 und A.⸗C. 4898, Amp. 12251. Xchl. 2039. Sch.-R. 5364. de Traur 6965. Egger, Wien 1869, N. 1416.

——, Thaler, nicht bei v. H, hat GEOR » und MON o Brehmer.

Gebhard VII. (+ 1558) und Johann Georg I. (+ 1579).

1546, Halber Thaler, v. H. CXXV. ©. 157. Weife 1586. Mad. Auct.= Cat. 4899. Amp. 12252. Rchl. 2040. Wllnh. 7352.

1547, Thaler, v. 9. CXXIV. ©. 156. Mad. 4282 und A.-⸗C. 4900. Rchi 2041. Sch.-R. 5365.

——, Thaler, nicht bei v. H., Amp. 12253 hat Rſ. MON AR. CO. etc. ftatt NA (nova) fonft wie v. 9. ©. 156. CXXIV,

——, Viertelthaler, nicht bei v. H. u. A. Nur bei Seblmaier, München 1869, N. 12659.

——, Spitzgroſchen, v. H. CXXVII. ©. 160. Wllnh. 7353.

——, dergl., abweichend von v. H. N. 3. N. 81. Appel 2012. Cappe 109. Sedlm. 12658. |

Gebhard VIL, (r 1558), Johann Georg I. (+ 1579) Peter Ernit I. (F 1604).

1547, Thaler, (5 Stpl.), v. H. CXXVI. ©. 157. 158, 1—4.

Numophyl. Lind. 1764 N.1184. Mad. 1766. Goeze 2118.

Wllunh. 7354. Amp. 12254. Koehne 1041. Knoll 2555.

332 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.

1547, Thaler, ähnlich dem vorigen. Rchl. 2042 hat auf der Hſ. ob mit Recht? G. Statt C(omites) Rſ. "TE (ET zufammen- gezogen).

——, Thaler, abweihend. Sh.-R. 5366 hat au) "E (ET zu— jammengezogen), vielleicht derjelbe Stpl. wie Rchl. 2042. Zſch. und K. Nr. 14. 1877. Nr. 334.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H., Koehne 1039 und Amp. 12255 von faft gleihem Gepräge, wie der Thaler, hat aber im Av. PETE.

——, Biertelthaler, v. 9. ©. 160. Goeze 2117.

—— dergl. abweihend. Amp. 12256. Aehnl. v. H. ©. 159. CXXVI, aber die Jz. fteht im Av. neben dem Wappen und das Münzzeichen ift eine Lilie.

——, Sog. Spikgrofchen, (2 Stpl.), v. 9. CXXVII. ©. 160 N. 3. 82. 83. Appel 2012. Goetz 3011. Koehne 1040. Zehmen 3524.

1548, Thaler, nicht bei v. H, wie v.9. ©. 158, 4. Brehmer.

——, Groſchen, N. 3. 84. Goetz 3012. Koehne 1042, ShIm. 1264’.

1549, Thaler, v. 9. ©. 159, 5.

1551, Thaler, ib. 6. Mad. 1766 und A.C. 4902. Xchl. 2043. Göze 2119.

—, Thaler, nicht bei v. H; Amp. 12257, hat Ri. MANSFE und 2 Zaynhaken, alfo wie v. 9. ©. 159, 7 von 1552. Wllnh. 7355.

1552, Thaler, (2 Stpl.), v. 5. ©. 159, 7.8. Mad. 1766.

——, Biertelthaler, v. H. CXXVII. ©. 159.

o. J. Thaler, (3 Stpl.), ib. 9—11. Mad. 1766. Goeze 2122.

1554, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. CXXIX. ©. 161, 1. Mad. 4283. und A.-C. 4903. Goeze 2120.

—, Thaler, nicht bei v. H.; Sch.-R. 5367 hat Hſ. « GEBHART » HANS « etc., aljo ohne E., fonft wie der vorige Stempel.

1555, Thaler, (5 Stpl.), v. H. ©.161, 2.3; 162, 4--6. Mad. 4283. Amp. 12258. de Traur 6966.

1556, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. CXXX. ©. 163, 1. 2. Mad. 4284 u. W.-C. 4904. Amp. 12259.

——, Thaler, nicht bei v.9.; Sh.-R. 5368 hat Ri. MANSFE, fonft wohl = v. 9. ©. 163, 2.

Bon Paftor Stenzel. 333

1556, Thaler, nit bei v. H., wie Mad. 4284 aber GEORG Kochne 1043.

——, Biertelthaler, nicht bei v. H; Amp. 12260. Hſ. GEB- HART * GEORG : PETR * ERNST Aleeblatt; Ritter mit Schwert und Lindwurm. Rſ. COMITES AC * DOMINI MANSFEL * Die 2 unbededten Wappenſchilder, darüber 1556: Mlfo anders als v. H. CXXXI. v. 1558.

1557, Thaler, (5 Stpl.), v. 9. ©. 163, 3—7. Mad. 4284 und A.⸗C. 4905. Dresden (1831) 872. Amp. 12261. Rıl. 2044. Köhne 1014. Knoll 2556.

——, Halber Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12262. Hf. wie bei dem obigen Viertelthaler, aber GEOR * jtatt GEORG. Rſ. COMITES * ET DOMINI « IN «x MANS FE «; unter den zwei behelmten Wappenjchildern 1557.

1558, Thaler, v. 9. S. 163, 8; hier fcheint aber HANS vergefjen zu fein, was Sh.-R.5369 hat. Koehne 1045 mit GEOR. Mad, 4284 und A.-C. 4906.

—, Viertelthaler, v. 9. CXXXL ©. 163. Sedlmaier 12647.

—, Halber Thaler, (?) v. 9. ©. 164.

Chriſtoph T. (2,) (1558—-91) mit Johann Albert (+ 1586) und Bruno I. (2) (f 1615.)

1566, Thaler, v. H. CXXXL. ©. 165, 1. Mad. 1775.

——, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12265 hat BRVNE ftatt BRVNO, ſonſt wie d. vor. Stpl.

1570, Thaler, v. H. CXXXII. ©. 165. j

1571, Thaler, ib. ©. 165, 2.

o. $., Thaler, (4 Stpl.), v. 9. S. 166, 3—6. Mad. 4.:C. 4907. Lpzg. 3298. 99. Sch.-R. 5370. Rchl. 2046.

——, Thaler, nit bei v. H.; Mad. 4285 und A.-E. 4909.

——, Thaler, nicht bei v. H.; Rchl. 2045 hat COMI - ET. DOMI - MANSFELT », jonft wie v. 9. ©. 166, 3.

—, Thaler, nicht bei v.H.; Rchl. 2047. Hf. CHRIS* IOHAN * ALBERT * ET* BRVNE ** Weinblatt. Rſ. COMITES * ET + DOMINI IN MANS; fonjt wie zuvor.

1572, Thaler, (2 Stpl.) mit 8. Mar. Namen; v. 5. (XXXIII. ©. 167, 1. 3 (P).

——, Waler, nidt bei v. H.; Rchl. 2048 hat noch ein Wein- blatt hinter D. am Schluß der Umfchr., auch fonjt nod) etwas abweichend v. v. 9. 167, 1.

——, Thaler, v. 9. 167, 3 mit dem fehler ROMAE. Dies jeltene Er. finde ic) nur bei Goeze 2123.

334 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.

1572, Halber Thaler, nicht bei v. H. u. A. Nur im Dresdner Cat. von 1831 Nr. 873 mit der Bemerkung: „R. Der gefrönte Adler, auf deſſen Bruft der Reichsapfel mit 12. Zwiſchen den Köpfen die Jz. 72. (Mad. 4286).

1573, Thaler, v. 9. 167, 2.

—, Thaler, nicht bei v. H.; Mad. 4286 u. A.-C. 4910.

Chriſtoph I. (2.) allein. (+ 1591).

o. J, Groſchen, (5 div. Stpl.), Num. Ztg. 85—88. Goetz 3048 52. v. H.CXXXV. ©. 170. Koehne 1046. de Traur 6968. App. 2027. Scellh. 1503.

1580, Thaler, v. H. CXXXIV. ©. 168. Mad. 1778.

1581, Thaler, nicht bei v. 9. u. A., aber Numophyl. Linckianum (Lpzg. 1764). Nr. 1185. Sf. CHRISTOPHORVS COM - E- DOMI - I: MANS; Rſ. RVDOL - II - DEI GRA - ROMA - IM : SEM - AV - 81. (Ridtig?). Wohl iven- tiih mit Goetz, Dresden: RVDOL 3 II gs DEI s GRA > ROMA s IM s SEM :s AV g 81 und CHRISTOPHORVS > COM 8 E s DOMI 8 Is MANS s

1582, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 168, 1. 2. Mad. 1778. Leipz. Cat. v. 1853 Nr. 8540?

1583, Thaler, ib. 3. Nicht bei Mad., doch zu 1778.

——, Thaler, nicht bei v. H.; Sch. R. 5371 hat CO -E- ftatt COM - ET, auch B (Doppellilie) M - vor RVDOLP.

——, Thnler, nicht bei v. H., wie zuvor, aber D »G s ROMA 8 IMPE 5 SEM : AVGV 8 81 s C Zaynhaken G, Doppel- adler mit 24. Brehmer. Goeze 2124.

1584, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. ©. 169, 4. 5. Mad. 1778. Goeze 2125. Wellnh. 7356. Pleß 2580.

——, Thaler, nicht bei v. H., hat IM >; Paftor Goeze, Hamburg.

1585, Thaler, ib. 6. Mad. ib. Amp. 12266. Koehne 1047.

1586, Thaler, ib. 7. Pleß 2581. Nicht bei Mad. doch i. A.=C. 4911. Egger, Wien 1869, Nr. 1420.

——, Thaler, nit bei v. H.; Wllnh. 7357 hat IM. ftatt IMP.

1587, Thaler, ib. 8. Mad. 1778. de Traur 6967.

1588, Thaler, ib. 9. 10. Mad. 1778.

——, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2049. Hſ. wie v. 9. 9. N. wie v. H. 10, reſp. umgekehrt.

1589, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. ib. 11—13. Mad. 1778 und A.⸗C. 4912. Amp. 12267. Rchl. 2050. Cohn Nr. 449.

Bon Paſtor Stenzel. 335

1590, Thaler, v. H. ib. 14. Mad. 1778. Lpzg. 3300. 2%. Ham- . burger, Frkf. Cat. v. Loehr Nr. 4276. 1591, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ib. 15. 16. Mad. 1778.

Heinrich II. und Gotthelf Wilhelm (1591— 94).

1592, Thaler, v. H. CXXXVI. ©. 171, 2 (P). Amp. 12268. _——, Balder Thaler, nicht bei v. H.; Goch 3053. Hſ. HEINRIC E . Koehne 1048. 1593, Zoaler, (2—3 Stpl.), v. H. 171, 1—3. Mad. 1782 und A.C. 4913. Amp. 12270. Ra. 2051. Wllnh. 7358. cahn Nr. 450. viertelthaler, (2 Stpl.), v. H. CXXXVII. ©. 172. Amp. 12271. 1594, Thaler, v. 9. ©. 171, 4. Amp. 12272. Xchl. 2052. Koehne 1049. Sh.-R. 5373. Knoll 2557. 58. ——, Thaler, nicht bei v. H.; Sch.-R. 5372 hat nur nod einen Punkt zu Anfang der Umfchr., auf der Hſ., und ebenfo einen Punkt vor dem Reichsapfel auf der Rſ., jonft wie zuvor.

Gotthelf Wilhelm allein (7 1594). 1594, Groſchen. Nicht bei v. H.; N. 3. 90. Goch 3056.

Heinrich IT. allein. (+ 1602).

1595, Thaler, v. 5. CXXXVIII. Mad. 4287 und A.-C. 4915. Goeze 2127. Lpzg. 3302.

——, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. CXXXIX. ©.174, 1. Mad. 1783 und W.-E. 4914. Goeze 2126. Amp. 12273. 74. XRchl. 2053. Egger, Wien, 1421. Pleß 2588. v. Loehr 4277.

——, Halber Thaler; nicht. bei v. H.; Goetz 3054. Amp. 12275. (Mad. 1783).

1596, Thaler, (2 Stpl.), v. H. 174, 2. 3. Amp. 12276. Rd. 2054. Dresden (1831) Nr. 874.

Biertelthaler, niht bei v. H. u. A. Nur bei Scellh. 1504. Hſ. - HEINRICVS. CO - E:D:I: MANS. Beh. Schild; oben Doppellilie; zu den Seiten G—M u.

9—6 Rſ. COM MIS - DOMINO . E. IPS- a Reihsapfel. D. h. Georg, rechtshin fprengend, th.

1597, zhaler (2 Stpl.), v. 9. ©. 174, 4—5. Mad. 1783. Goeze 2128.

336 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.

. 1598, Thaler, v. 9. ©. 174, 6. Mad. 1783.

——, Thaler, nit bei v. H., ähnlih Mad. 1783, aber FACI itatt FACIET, alfo wohl wie der Thaler v. 1599 bei v. 9. ©. 174 Nr. 9. Nur bei Cahn Nr. 451.

——, Thaler; nicht bei v. H. Sh.-R. 5374 hat Hf. IN ftatt 1., fonft wie v. 9. 6.

——, Halber Thaler, v. H. CXL. S. 175. Weife 1687.

1599, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. ib. 7—9 Mad. 1783. Anoll 2559.

1601, Doppelthaler, v. H. CXXXIX, II. ©. 174.

—, Thaler, (3 Stpl.), v. H. ib. 10—12. Mad. 4288 und U.-C. 4916. Amp. 12277. Egger, Wien 1869, Nr. 1422,

1602, Thaler, v. H. ib. 13. Reichel 2055.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Pleß 2589.

Achte Abtheilung. b) Eigentlide binterortifhe Linie.

Albrecht IV. (+ 1560) mit feinen Vettern Philipp (7 1546) und Johann Georg I. (t 1579).

1541, Thaler, nicht bei v. H.; Goeze 2129. Hſ. ALBERTVS PHILIPP » E - IOHANNES GEORG Wappen mit Helm. Oben 1541. Rſ. MON - ARG - COMI » ET: DOMI - IN : MANSFE, Nitter. So nur bei Goeze 2129,

1542, Thaler, (6 Stpl.), v. $. CXLI ©. 177, 22; 178, 3—5. Mad. 1762 und 4289 und A.C. 4917. 18. Lpzg. 3303. Amp. 12278. Rchl. 2057. bernd. 2415. Sch.-R. 5375.

——, Thaler, nit bei v. H., wiev. 9. ©. 178, 4, nur daß MANSF © darauf zu lefen. Brehmer.

—, Thaler, nicht bei v. H., Rchl. 2056. Hi. Halbmond und Stern ALBERTVS - PHILP (sic!) ET (wuj.) IOHANS - GEORG -, alfo wohl v. 9. ©. 178, 5. Rſ. MON. ARG COMI ET DOMI - IN MANSF. Nitter mit befiedertem Baret.

——, Thaler, abmweihend von v. 9. Hſ. wie der letzte Thaler. Ri. MON ARG COMI ı DOMIi DE ı MANSFEL alfo wohl wie Rf. von v.9. ©. 178,3. Sch.R. 5376.

—, Halber Thaler, v. 9. CXLII. Weife 1688. 2. Hamb,., Frif. Cat. 1872 Nr. 2188.

1543, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©.178,6.7. Mad. 1762 u. 4289. Sch.R. 5377. Obernd. 2416. Zſch. u. K. Nr. 14 Nr. 813,

Bon Paftor Stenzel. 337

1543, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12279 hat den Schluß der Umfchr. der Hf. IOHANS GEOR ftatt IOHANES . GEORG. Ri. MON ARG COMIET DOMI - IN . MANSF.

——, Thaler, nicht bei v. H. hat ALBERTVS + Goet, Dresden.

—, Halber Thaler, v. 9. S. 179. Weiſe 1688, 2.

——, Hnalber Thaler, nit bei v. H.; Koehne 1051 hat GEORG.

1545, Halber Thaler, v. H. S. 179. Goth. Auct. 853. Weife 1688, 3.

Albrecht IV. (+ 1560.) mit Johann Georg I. (F 1579), Peter Ernjt I. (F 1604), und Ghrijtoph I. (F 1591).

1559, Thaler, v. 5. CXLVIL. ©. 184. Mad. 4291 und A.⸗C. 4924. Dresden (1831) 875. Obernd. (1846) 2419.

——, Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12283 hat MANSFE * LD »

——, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2062 hat MANSFEL.

o. J. Groſchen. N. 3. a. a. D. Nr. 93. Goge 2131 (?).

Albrecht IV. allein. (7 1560).

1546, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. CXLIII. ©. 180, 1.2. Mad. 1763 und 4290 u. 6835 und W.-C.4919. Leipz. Cat. 1802 Nr.3305. Dbernd. (1846) 2417. Rchl. 2058 (?)

——, Thaler, (2 Stpl.) nit bei v.H.; Amp. 12280 hat im Av. MANSFE und im Rev. ARGE und die 4 in der Jz. ver- fehrt ; aljo wohl Sh.-R. 5378 und anders als Rchl. 2058.

1547, Thaler, (5 Stpl.), v. 9. CXLIII. ©. 180, 3—6. Mav. 4290. A.⸗C. 4920. XLeipz. Cat. 1802 Nr. 3306. Amp. 12281. Pleß 2573. Wilnh. 7359.

—, Einfeit. Feldflippe, 1°, Lth. v. 9. CXLIV. ©. 181. Mad. 1765 und Auct.-Cat. 4921. Willnh. 7360.

——, Halber Thaler, nicht bei v. 9. und A. Nur in 8, Hamb. Fılf. Cat. v. 1872 (Heimbürge) Nr. 2188”.

——, Groſchen, (2 Stpl.), N. 3. a. a. D. Nr. 91. 92, Goetz 3057. Koehne 1050.

1549, Thaler, v. H. ©. 180, 7. Mad. 4290.

1553, Thaler, (8 Stpl.), v. H. CXLV. ©. 182, 1—7. Mad. 1767 u. U.-C. 4922. 23. Rchl. 2059. 60. Goeze 2130. bat DOMM. Xeipz. Gat. 1802 Nr. 3307. Sf. MANS,, Rſ. DOMM.

—, Thaler, nicht bei v. 9. Nur bei Leyfer 367 mit der Ber merfung: „v. 9. CXLV. No. ein Stempel mit dem Kupfer,

Zeitſchr. d. Harzvereind. XT. 22

338 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.

Av. dur HER. und MAN vom Kupfer und allen 9 Neben geprägen deſſelben durh HER u. MAN verſchieden.“

1553, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2061, hat ALBRCH u. d. Jz. 5—3 neben der Krone.

——, Halber Thaler, v. 9. CXLVI. ©. 183. Weife 1689. de Traur 6970,

—, Biertelthaler, v. H. ©. 184 ermähnt, aber weder be- fchrieben noch abgebildet. Da mir ein Eremplar dieſes höchſt feltenen Stüds vorliegt, welches ich der Güte des Herrn Ad. Oberndörfer in Hamburg verdanfe, gebe ich hier die Befgvabung: Sf. Halbmond - ALBRE:-G:- V:-H -Z. MANS . —: (zwifchen den Fahnen) vierfeld. Wappen ; daneben 5—3. RM BA: Q'—SP- IN: D 0OM M Ritter, ähnlid wie bei v. Hagen.

1554, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 183, 8. 9, Letzterer bei Ley— jer 368,

——, Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12282 hat Av. ALBREC v. H. 183, 9, Rv. aber BEA TVS QVI x SPERAVIT » DOMME * ftatt DOMM u. DOMMI.

——, Thaler, nicht bei v. H., ähnlih Nr. 7 und 8. aber: * AL- BRECHT GRAF » Ve HE> I: MANS - und BEATVS se QVI 3 SPERAVIT - DOMME ° Brehmer.

Vollrath IV. (5.) (f 1578) mit feinen Brüdern Johann (7 3. Mrz. 1567) und Garl (f 1594).

0. J., Thaler, (2 Stpl.), v. $. CXLVII. ©. 186,1. Knoll 2560. (?)

——, Thaler, (2 Stpl.), v. H. CL. ©. 189, 7. 8. Mad. 1768 u. 4292 u. A.⸗C. 4925. Amp. 12284. Xchl. 2063. Obernd. 2420. Pleß 2574. Peyer 720. Knoll 2560.

——, Halber Thaler, v. 9. CXLIX. ©. 187, Weiſe 1690. Lpz. 1802 Nr. 3308.

Groſchen, (4 Stpl.), N. 3. a.a.D. Nr. 94—97; 0.9. CLI. ©. 189. Goetz 3059. Appel 2030. Koehne 1052.

1561, Thaler, (3 Stpl.), v. H. ©.186, 2—4. Mad. 1770 und A.-C. 4926. Amp. 12285. Wilnh. 7361.

——, Thaler, nit bei v. H.; Leyfer 369 mit der Bemerkung: „dv. 9. CXLVII. n. 3 nur Ringelchen ftatt der doppelten Punkte. Weinblatt.“

——, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. CL. ©. 188, 1.

——, Halber Thaler, nicht beiv. H; Amp. 12286 hat ihn wie v. 9. p. 187. CXLIX. 0. 5%, aber VOLRA * und die Jz. getheilt neben dem Wappen.

Don Paſtor Stenzel. 339

1561, Groichen, N. 3. Nr. 98. Sedlm. 12662.

1562, Thaler, v. 9. CL. ©. 188, 2.

—, Grojchen. N. 3. Nr. 99. Goetz 3060.

1563, Goldgulden, v. H. CL. ©. 190.

——, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. CL. ©. 188, 3—5. Mad. 1768 u. A.-C. 4927. Goeze 2132. Amp. 12288 (?). Koehne 1053. Sch.-R. 5380. Heß, Frkf. 1876. Nr. 2965.

Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12287 wiev.H. ©. 188, 3, bat aber: COMITES #

———, Thaler, nit bei v.H.; Rchl. 2064 hat VOLRAT * IOAN * CAR * FRATRES MWünzzeihen. Rſ. COMITES : ET

: DOMINI : IN : MANSFEL - 63. Weintraube.

——, Groſchen. N. 3. Nr. 100. Goet 3061. Koehne 1054.

——, Zwittergroicen, ib. Nr. 101. Goeze 2134 (?).

Die Spitzgröſchel, melde diefe Grafen in der verbotenen Münzitätte zu Hettftedt (Hoechitaett) haben ſollen prägen laffen, wurden dur Kurfürft Aug. v. Sadfen, Edikt vom 22. Dec. 1571 und 22. April 1572, verrufen.

1563/64, Zwitterthaler, v. 9. S. 189, 6. Mad. 4293 u. A.C. 4928. Goeze 2133.

——, Thaler, nicht bei v. H., wie v. 9. ©.189, 6 aber ohne die Iz. 1563 auf der Ri. Brehmer.

1564, Thaler, nicht bei v. H.; Rchl. 2065. Sch.-R. 5380.: Av. VOLRAT & IOAN & ET & CAR & FRATRES und EI. Menſchenkopf. Behelmter Schild; neben dem Kleinode 6—4. Rev. COMITES M ET » DOMINI » IN » MANS- FELT * Weintraube, fonft wie zuvor. Lpz. 1802 Nr. 3310.

Bollrath und Carl?

1571, Dreier, nicht bei v. H.; Koehne 1055: HI. Wappen, darüber zwei Zaynhafen und daneben 71. NR. Der Helm.

David (F 1628).

1603, Doppelthaler, nicht bei v. H., zu Mad. 4294. Meines Wiſſens nur bei Obernd. (1846) Nr. 2421.

——, Thaler, (3 Stpl.), v. H. CLIU. ©. 192, 1. Mad. 4294. 95 und U.-C. 4929. 30. Dresden 875. Amp. 12289. Rchl. 2066. Leipz. Cat. Nr. 3311 u.Nr. 8542. Ch.-N. 5831.

1605, Thaler, (2 Stpl), v. H. S. 192, 2. 3. Mad. 1798 und A.⸗C. 4931. Numoph, Linck. 1188. Leyſer 370. Goeze 2135 —38. Kochne 1056. Rchl. 2067.

22*

340 Beiträge zur Mansfeldiihen Münzkunde.

1606, Goldgulden, v. H. CLVII. ©. 197. Koehler 2398.

——, Thaler, v. 5. CLIV. ©.192. Mad. 1797 u. U.-C. 4932. Goeze 2139 f. Amp. 12290. Obernd. 2424. XRchl. 2068. Leipz. Cat. (1853) Nr. 8543. Pleß 2603 hat GOTT (?)

——, Thaler, nicht bei v. H. Erſtes Nebengepräge von 1606 mit RAHT; Brehmer.

——, Groſchen. N. 3. a. a. D. Nr. 102.

1607, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. ©. 193, 1. 2, Mad. 1797 und U.-6. 4933. Amp. 12291. Koehne 1057. Leipz. Catal. von 1802 Nr. 3312, von 1853 Nr. 8544.

1608, Thaler, v. H. ©. 193, 3. : Amp. 12292. Mad. 1797 u. A.-C. 4934. Goeze 2142. Obernd. 2422.

——, Thaler, nicht bei v. H.; mit NOBB. Goetz, Dresdn. Diefe Angabe erſcheint nicht ganz unbedenklich, da ein verbrüdtes D, wie ein folches ja dem NOB folgt, jehr leicht für B angefehen werden kann. Brehmers Mittheilung.

1609, Fünffacher Dukat; Abſchlag von Thaler (?)v.9H. ©. 194 Anm. Koehler 2399.

——, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. ©. 194, 4. (Mad. 1797). Goeze 2142. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3313. Amp. 12293. Wllnh. 7362. Dresden 877. Rchl. 2069. Peyer 721. Knoll 2561.

1610, Thaler, v. 9. ©. 194, 6. Mad. 1797. Goeze 2143. Amp. 12294. XRchl. 2070. Obernd. 2423. de Traur 6972. Pleß 2606.

——, Doppelthaler, Mad. 1797 und A.-C. 4936,

——, Groihen. N. 8. Nr. 103. v. H. CLVI. ©. 196. Goetz 3062. Koehne 1058.

1611, Thaler, v. H. ©. 194, 7. Mad. 1797 und A.C. 4937. Goeze 2144. Amp. 12295. Xchl. 2071. Sch.R. 5382.

—— Groſchen, (6 Stpl.), 0.9. S. 196. N. 3. Nr. 104—109. Goet 3064. 65. Leipz. Catal. von 1853 Nr. 8547. Koehne 1059. u 3569 °",

1612, zen (2 Stpl.), v. 9. ©. 194, 8. 9. Mad. 1797 und

-&. 4938. Xeipz. Sat 1802 Nr. 3315. Pleß 2607.

—**— 2320.

——, Groſchen. N. 3. Nr. 110.

1613, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 194, 10. 11. Mad. 1797 u. U.-C. 4939. Goeze 2145. 46. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3316. Pleß 2608. NHL. 2072. Peyer 722. Cahn Nr. 452.

——, Halber Thaler, v. H. CLV. ©. 195. Goeze 2148. Weiſe 1691. Cat. der Rudolfſchen Sammlung 1876. Nr. 2872.

Bon Paſtor Stenzel. 341

1613, Halber Thaler, nicht bei v. H. Amp. 12296; hat das Motto ganz über dem Wappen: BEI. GOT: | - IST - RATH . | UND - THAT -

——, Biertelthaler, v. 8. S. 95. ©oeze 2147. Amp. 12297, wie der legte halbe Thaler, aber Kreuzchen zwiſchen der Aufſchr. Stenzel und Piftorius 8174.

1614, Goldmünze, 7/,,; 2th., nit bei v. H. u. A. Nur im Leipz. Cat. von 1853 Nr. 8541 mit der alleinigen Bemer- fung „mit BEI - GOT - IST : RAHT - UND - THAT.

——, Thaler, v.9. ©. 194, 12. Mad. 1797 und A.C. 4940. Goeze 2150. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3317. Rchl. 2073. Heß, Frkf. 1876 Nr. 2966.

——, Thaler, Amp. 12298 (?) Motto in 3 Zeilen über dem Wappen. Mad. Yuct.» Cat. 4941 (?).

1614, Halber Thaler, v. H. CLV. ©. 195, 1. Goeze 2151. Weife 1691, 2. Amp. 12299. Whaites 2321.

——, Biertelthaler, v. 9. a. a. ©. Numoph. Linck. 1189.

1615, Thaler, v. H. ©. 194, 13. Amp. 12300, jedoch mit den NRöshen. Mad. A.-C. 4942. Goeze 2152. xXchl. 2074. Whaites 2322.

——, Halber Thaler, v. H. ©. 195, 2. Weife 1691, 3.

——, Goldabſchlag davon zu 3 Duf. ib.

——, Goldſtück, (v. 1615); nit bei v. 9. u. A. Nur im Dresdner Verz. v. 1834 Nr. 1382 mit der Bemerkung: Darjtellung wie beim Thaler von 1615, nur NO ftatt NOB und SCHR - 1°/, Duk.“ Iſts vielleicht ein Abſchlag vom folgenden PVtertelthaler?

——, Biertelthaler, v. 9. ©. 195, 2.

Groſchen, (21 auf den Guldenthaler) Schell. 1505. Mit 21 im Reichsapfel. - BEI - | GOT - IST | RAHT - VND | TH AT über dem Schilde.

1616, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. CLVII. ©. 197. 198, 1. Mad. 4296 und W.-C. 4943. Goeze 2153. Amp. 12301. Rchl. 2075. Pleß 2610. Knoll 2562.

——, Hnlber Thaler, (?) v. H. ©. 200.

——, Biertelthaler, ib.

1617, Thaler, v. 9. ©. 198, 2. Mad. 4296 und W.-C. 4944. Dresden 878. Amp. 12302. Xchl. 2076. Sc. N. 5383. Xeipz. Cat. v. 1853 Nr. 8545. Knoll 2563.

——, Goldabſchlag davon zu 5 Duk. v. 9. a. a. O.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3318. Amp. 12303. Koehne 1060. Av. DAVID : CO E.-

342 Beiträge zur Mansfeldiſchen Münzkunde.

DO . MANSF - NO: D-I. HEL.E-. SCH - Neichdapfel. Ritter St. G. Rev. BEY - GOTT - IST - RATH - VND » THAT Smeigverzierung und Sleeblatt. Mappen, daneben 16—17 und A—K.

1618, Goldgulden, v. 9. CLX. ©. 201. Kochler 2400.

——, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. ©. 198, 3. Mad. 4296 und A.⸗C. 4945 mit SCHAB. Xchl. 2077.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Koehne 1061.

1619, Dukat, v. 9. CLXIV. ©. 204.

——, Thaler, v. 9. ©. 198, 4. Mad. 4296 u. A.⸗C. 4946. Goeze 2154.

——, Thaler, nicht bei v. H. Schultheß-Rechberg 5384 hat Av. Reichsapfel. DAVID : CO - E (Blatt) D. I - MANSF - NO .DO.TI.HEL:E - SCHAB (sie!) und ein Blatt (Mad. Auct.»Cat. 4946 hat aud) SCHAB). Rf. wie vor- ber; aber mit länglichen Blättern zwiſchen den Worten und mit GOTT und RAHT; zu den Seiten des Schildes ragen Helmdeden hervor; neben der Krone 16 —19 und über derſelben · A—K -

—, Thaler, mit lat. Symb. v. H. CLXI. S. 203. Mad. 1799 und U.-C. 4957. Goeze 2155. Amp. 12304. Obernd. 2427. Sh.-R. 5385.

——, Thaler, nit bei v. H. Erſtes Nebengepräge mit MANSF 3 Catalog der Eisleber Auction S. 12 Nr. 78.

1620, Thaler, v. H. ©. 198, 5. Mad. Auct.- Cat. 4958?

——, Thaler, v. H. ©. 203, 1. (Mad. 1799). Amp. 12305. Leyfer 373. Sch.-R. 5386. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3319.

——, Thaler, nicht bei v. 9. Pleß 2611 hat AVXILO . Das Stück im Dresdner Verz. von 1834 Nr. 1383 feheint damit zu ftimmen; e8 hat MANS - und AVXILO .

——, Halber Thaler, v. H. CLXII. ©. 204. Weiſe 1692. Goeze 2156.

——, Viertelthaler, v. H. a. a. D., fonft nirgends erwähnt.

0. J. Groichen aus der Kipperzeit; nicht bei v. H; Koehne 1063. Sf. DAVIT - C:E: D : I - MAN : Reichsapfel mit 24. Rſ. FATA - VIAM - INVENI Löwe.

1621, Thaler, v. H. ©. 198, 6. Mad. 4296 u. A.-C. 4947. Pleß 2612.

——, Zmwölftelthaler, nicht bei v. H.; Koehne 1062. Hf. Quadr. Mappen. Rſ. Reichsadler.

1622, Goldgulden, v. H. CLXVIII. S. 208.

32

Bon Paftor Stenzel. 343

1622, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. S. 198, 7. 8. Mad. 4296 u. A.-C. 4948 und 49. Leyfer 371. Obernd. 2425. Re. 2081. Pleß 2613. Sch.⸗R. 5387.

——, Thaler, (3 Stpl.?) nicht bei v. H; Amp. 12306 hat A. DAVID:C-E:DO:I:. MANSF -NO:DO:I - HEL : SE - E : SC - Neichsapfel. Rev. BEI: GOTT: IST: RATH : VNND THATT Kleeblatt; Wappen mit Zierrathen, neben der Krone A—K u. 16—22. xXchl. 2080. Leipz. Gatal. von 1853 Nr. 8546 aud mit VNND THATT - Rchl. hat VNND :; auch Leipz. Cat. von 1802 Nr. 3320.

——, Thaler, nicht bei v. H.; Sch.-R. 5388 hat :, ftatt der Kreuz:

en. (Guß?)

1622/26, Zwitterthaler, v. H. CLXV. ©. 205. Mad. 1800 u. Auct. Cat. 4959. Ä

1622, dergl., v. H. CLXVI. ©. 206. Xchl. 2082.

1622/23, dergl., ib. CLXVII. ©. 207.

1622, dergl. nicht bei v. H. u. U. Goeze ©. 347 Nr. 251. Hf. DAVID : CO : ET -DO : IN . MANSF : NO : DO : INH-S:E.S :; Ritter ohne Lanze mit dem Schwert in der 2.; unten ber ftehende Drade. Ri. : MANSF . NO - DO. IN - HEL:SEB-ET:SC- Behelmtes Wappen ; neben demf. die getheilte 34. 16—22. und AK Die N. ift alfo fehr ähnlich der auf dem erſten Zmwitterthaler. v. 9. ©. 205. Im Gogze’fchen Cat. fteht die irrthümliche Angabe, die Umfchr. der N. habe SEP » Der Aborud, welchen ich der Güte de3 Herrn Inſp. Meyer in Hamburg verdanfe, zeigt richtig SEB > Ueberhaupt ift die Umfchrift dort nicht genau angegeben. ch habe fie hier berichtigt nad dem Abdrud.

1623, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. ©. 199, 9. 10. Mad. 4297 und

A.⸗C. 4950.

——, Thaler, Amp. 12307 abweichend, hat Feine Roſen unter A—K.

——, Zwitterthaler, nur bei Mad. 6836. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3321.

1624, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. ©. 199, 11—13. Mad. 4297 u. A.-Catal. 4951 —53. Goeze 2157. Amp. 12308. 9. Obernd. 2426. Rchl. 2083. 84.

1625, Thaler, v. H. ©. 199, 14. Mad. 4297 u. A.C. 4954. Amp. 12310. Rchl. 2085. ,

1626, Vierfacher Thaler, v. H. CLXI. ©. 202. Mad. Auct. » Gatal, 4956. Amp. 12311. Xchl. 2086.

344 Beiträge zur Mansfeldifchen Miünzlunbe.

1626, Thaler. (4 Stpl.) v. H. ©. 199, 15—18. Mad. 4298. u. A.⸗C. 4955. Leyſer 372. Goeze 2158. Amp. 12312. NH. 2087. Sh.-R. 5389.

——, Zwitterthaler, v. 1624/26. v. 9. ©. 199, 19.

1628, Sterbethaler, (2 Stpl) v. 9. CLXIX. u. CLXX. ©. 209. Mad. 1801 u. A.⸗C. 4960. Xchl. 2088.

——, Sterbe-Gulden, v. H. CLXXI. ©. 210. Mad. Yuct. - Cat. 4961. Goeze 2159. Weife 1693.

——, dergl. Doppeldufat, v. H. S. 211. Koehler 2401.

——, dergl. Grojichen, (2 Stpl) N. 3. Nr. 111. 112. Goeß 3066. Koehne 1064. Leipz. Cat. von 1853 Nr. 8548.

Ernſt III. (6.) mit feinem Bruder Friedrich Chriftoph (7 1631.)

1579 Thaler, (v. 9. CLXXII. ©. 213.?) Mad. 4300 u. A.-C., 4962. Leyfer 374. Amp. 12313. Rchl. 2090. Sch.-R. 5390. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3322. Nah Mad. „nicht bei v. Hagen“.

1603, Thaler, v. 9. CLXXV. ©. 215. Mad. 4301.

1604, Thaler, (2 Stpl.) v. H. CLXXVII. ©. 217,1. Mad. 1786. DObernd. 2429. Goeze 2160. Rchl. 2091. Selm. 12663.

1607, Goldgulden, (2 Stpl.) v. H. CLXXVI. ©. 216.

——, Thaler, v. H. ©. 217, 2. Mad. 1786. Amp. 12316,

1608, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. ib. 3. 4. Mad. 1786 u. Auct. = Cat. 4963.

1609, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. ©. 218, 5. 6. Xchl. 2092.

——, Zwitterthaler, v. 5. CLXXVII. ©. 218. Mad. 6837. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3323. Amp. 12316. Sch.-R. 5391.

——, dergl. Zwitter-Doppel- Thaler, nicht bei v. 9. Nur bei Goeze 2161.

1611, Thaler, nicht bei v. 5; RL. 2093.

Ernft III. (6.) (} 1609) mit feinem Bruder Friedrich Chriftoph

und ihrem Vetter David. (7 1628).

1602, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. CLXXIV. ©. 214, 1. Mad. 1785 u. Mad. A.⸗C. 4964. Yeyfer 375°. Dresden 879. Amp. 12314. Rchl. 2005. Obernd. 2428. Sch.-R. 5392.

——, Doppelthaler, nicht bei v. H.; Rchl. 2094. Hf.: ERNESTVS - FRI : CHRIST : E : DAVID - CO : MANSF - Nitter, Rſ.: RUDOLPH : I : ROM: IMPERA :S : AVG: Wappenſchild; neben der Krohe 16—0z - darunter G -—M-

1603, Thaler, v. 9. ©. 214, 2.

Bon Paftor Stenzel. 345

% Friedrich Chriftoph allein (F 1631).

1610, Thaler, (2 Stpl.) v. H. CLXXIX. ©. 219. 220, 1. Mad. 1788 u. Q.-C. 4965. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3324. Dresden 880 und 1384. Amp. 12317. Obernd. 2430. Egger in Wien.

——, dergl. Doppelthaler, zu Mad. 1788. 31%/,, Lth. Nur bei Stenzel und Piſtorius 8173.

——, Groidhen, (3 Stpl.) v. 9. ©. 221. N. 3. 113— 115. Goetz 3068.

1611, Thaler, (3 Stpl.) v. 9. ©. 220, 2—4. Amp. 12318.

—— Groſchen, v. H. ©. 221. Goch 3063. Koehne 1065.

1612, Doppelthaler, nicht bei v. 9. Rchl. 2096, hat FRIDERI- CVS » CHRIST : CO : 'E: DO : I: MANSF : Wappen. Neben den Fahnen 16—12. Oben Reich3apfel, fonft wie zuvor der einf. Thaler.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Hi. Behelmtes Mappen. Ri. St. Georg. So nur Koehne 1066. Goeze 2162 mit der Bemerkung, „wie Mad. 1788“.

——, Groſchen. N. 3. Nr. 116, ähnl. Goetz 3068. Koehne 1067.

1614, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. ©. 220, 5. 6. Mad. 1788. Amp. 12319.

1616, Thaler, v. H. Nr. 7.

1617, Thaler, v. H. Nr.8. Amp. 12320.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Koehne 1068. Hſ. FRI- DERICVS - CRIS CO - E: DO . I: MA - Ri. NOBIL - DOMI - IN - HELD - SEBVRG - SCHRA, fonft wie Meife 1695.

1618, Thaler, (2 Stpl.) v. H. Nr. 9. Mad. Auct.» Cat. 4966. Koehne 1069, wie Mad. 1788 doc Umfchrift abweichend.

1619, Thaler, v. H. CLXXXL Mad. A.-C. 4967. Rıl. 2097.

——, Halber Thaler, v. H. CLXXXI. ©. 223. ©oeje 2163. Weife 1694. Amp. 12321. Näl. 3738.

——, Biertelthaler, v. 9. a. a. D.

——, Kippermünze (?) Srofcen, N. 3. Ne. 117.

1620, Thaler, (3 Stpl.) v. H. ©. 222, 1—3. Mad. 1792 und A.⸗C. 4968. Leyfer 375°. Goeze 2164. 65. Rchl. 2098. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3325.

Thaler, nicht bei v. H.; Rchl. 2099 mit IIN.

Groſchen. N. 3. Nr. 118.

1621, Thaler, v. H. ©. 220, 10.

346 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.

1622, Thaler, (3 Stpl.) v. 9. CLXXXII. ©. 224, 1. 2. Mad. Al-C. 4969. Amp. 12323. Rchl. 2100. Goeze 2166.

——, Thaler, abw. von v. H. ©. 224. Mad. 4302. Willnd. hat in Nr. 7363 Rv. MANSF : NO : DO - IN: HEL - SE - ET - SC - Xeipz. Cat. 1802 Nr. 3326.

1623, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12324 hat: Av. FRIDE- RICVS - CHRISTOF - COM - ET DOM : IN : Nitter v. d. [.©., oben beim Arm Reichdapfel. Ro. MANSF NOB - DOM - IN : HEL : SEB : ET - SC : Wappen, darüber ein Kleeblatt, unten im Bogen, daneben 16 A—K 23.

——, Halber Thaler, Koehne 1071, wie der Thaler, aber I u. S ftatt IN u. SC. Nicht bei v. 9.

1624, Thaler, (3 Stpl.) v. 9. ©. 225, 3—5. Mad. 4302.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H. Nah Koehne 1072 mie der Thaler von 1623, aber SCH ftatt SC -

1625, Thaler, v. 9. Nr. 6.

1628, Groſchen. N. 3. Nr. 129. Götz 3073. .

1629, Thaler, v. 9. ©. 225, 7. (Mad. 4302.) Amp. 12326. Mad. A.-C. 4970. j

——, Thaler, nit bei v. H. Nah Amp. 12325 fteht die Jz. neben der Krone und die Münzmeiſterbuchſtaben A—K neben dem Fuß des Schilde. Sonft wie 0.9. ©. 225, 7.

——, Thaler, nicht bei v. H., hat FRIDERI : CHRIS - COM: ET :DO : IN » und MANSF : NO: DO: IN: HEL : SE : E: 7: (fo ftatt ET) SC; fonft wie von 9. ©. 225,7. Brehmer.

——, Halber Thaler, v. 9. CLXXXV. ©. 226. Weiſe 1695. Amp. 12327.

——, Groihen. N. 3. Nr. 130. Götz 3074.

1630, Thaler, v. H. ©. 225, 8. Goeze 2167.

——, ei N. 3. Nr. 131. Goetz 3075. v. H. CIXXXVI.

. 227.

Friedrich Chriftoph (F 1631) und David (F 1628).

0. J. Kupfermünze. (Raitpfennig) Neumann 4905.

——, Doppelgrojchen aus der Kipperzeit, (2 Stpl) v. 9. CLXXXVII. ©. 229. Reichel 3739 hat Hf. Reichsapfel FRIDER - CHRISTOF DAVID COMI St. Georg. Rf. ©tern ET - DOM - I- MANSF - NOB. Do H - S - E 80 Afeld. gefrönter Wappenſchild, mit Schutzwerk an beiden Seiten. Goetz 3098 hat: Hſ. FRIDERICVS CHRISTOF - DAVID - COM - Ritter, Rſ. ET DO - IN

Bon Paſtor Stenzel. 347

MANSF :- NO» D- INH: S-&S . Der gefrönte 4feld. Schild mit Querf.Msf. Wappen. 1620, Kippergroichen. Fahr des Harz⸗V. 1870 ©. 496. ——, Kipperdreier, ib. ©. 498. 1621, Kipperthaler, nicht beiv. H. u. A. Nur bei 2. Hambur- ger, Frkf. Catal. 1872. Nr. 2189. Hſ. FRIERERIC . (?) CHRISTO - ET Engel, da3 Wappen vor fich haltend, barunter 40%. Rſ. DAVID-P-CO - E:-DO-I- MANSF : NO -DO :IN-H.S.ET.S. Der h. Georg (ohne Pferd) ei dem Lindwurm ftehend, im Felde 16—2— 1 und A—K. 21", Gramm. _—, Srofdhen. N. 3. Nr. 119. Koehne 1075. 1622, Thaler, abw. von v. H. ©. 224. Knoll 2565. ft wohl von Grf. Friedrich Chriftoph allein. ——, Thaler. Hf. wie v. H. CLXXXVI. und Rſ. wie v. 9. CLXXXIV. Brehmer. ——, Groſchen. (2 Stpl.) N. 3. Nr.120. 121. Appel 2036. Goetz 3069. ——, Dreier v. K. v. 9. ©. 229. 1623, Thaler, Goetz in Dresden. Dresd. Cat. 881. (Mad. 4302). 1624, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. CLXXXVI. ©. 228, 1. Mad. 1804 u. A.⸗C. 4972. ——, Groſchen, (4 Stpl) N. 3. Nr. 122—125. Goetz 3070. Appel 2037. 1625, Thaler, v. 9. ©. 228, 2. Wllnh. 7364. Xchl. 2101. Knoll 2564. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3329 (Mad. 1804). ——, Thaler, nicht bei v. H.; wie zuvor, aber mit HE + S > o E » S e Brehmer. ——, Groihen. N. 3. Nr. 126. Götz 3071. 1626, Thaler, (5 Stpl.) v. 9. ©.229, 3—7. Mad. 1804. Rchl. 2102. de Trauer 6976. Sch.-R. 5395. ——, Thaler, nicht bei v. H, wie v. 9. 3, aber A. ET » 8 Brehmer in Berlin. Bei v. H. S. 229, 6 muß es heißen: fonft wie Nr. 3, Koehler p. XIIL, (nicht 2.) —, nicht bei v, H., hat MANSFET > Brehmer in erlin ——, Hnlber Thaler, nicht bei v. H. und Mad. Amp. 12328. Av. FRIDERI : CHRIS : ET . DAVID . COM : ET - DO : IN - Ritter; Ro. MANSFELT - NO - DOM . IN . HEL » SE » E - S » Wappen behelmt, darüber 3 Blätter an einem Stengel, neben dem W. 16— 26 und A—K

348 Beiträge zur Mangfeldifchen Münzkunde.

1626, Grojchen, (2 Stpl.). Num. 3. Nr. 127. Zehmen 3553. Bretf. 28733? 1627, Groſchen, N. 3. Nr. 128. Göt 3072.

Friedrich Chriftoph (F 1631).

1622, Thaler, ſ. oben Knoll 2565. Zu v. H. CLXXXVII.

1631, Begräbnißthaler, v. 5. CLXXXIX. ©. 230. Mad. 1805. Leyjer 376. Goeze 2168. 69. Amp. 12329. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3327. 28. 1853 Nr. 8549. Wllnh. 7365. Koehne 1073. Peyer 723. Rchl. 2103. Sch.-R. 5396.

——, Begräbnißgulden. (?) v. 9. S. 230. Goeze 2170. Knoll 2566, ähnlidh dem Thaler bei Mad. 1805.

——, dgl. halber Gulden, (?) ib.

——, dgl. Grofchen. v. H. CXC. ©. 231. N. 3. Nr. 132. Goes 3075. Appel Nr. 2038.

Ernit Ludwig * 1632.

1632, Goldene Begräbnikmüngze, 7/,, Loth. Nur im Leipziger Cat. von 1853 Nr. 8550 mit der Bemerfung: „mit dem Nitter und Inſchrift“. Das Stüd fcheint mir ein Gold- abihlag vom Groſchen zu fein. Nicht bei v. Hagen.

——, Sterbethaler, v. Sag. CXCI. ©. 232. Mad. 1806. Mad. Auct.- Cat. 4973. Goeze 2171. Amp. 12329. Wellnd. 7365. Rchl. 2104. Sch.-R. 5397. Peyer 723.

——, dergl. halber Thaler, cf. v. H. ibid. Rchl. 2105. Amp. 12330. Av. ERNEST : LVDOV : CO :E:DO:I:M:N:D: I:H:S:E:S: Ritter. Revers: REG :MAI:SUZEC :SUPR: EXCVBIAR : PREFECT: » In der Mitte Auffchrift: NATVS - | ANNO - 1-6-0-5- | DIE 16 IVNI - | OBIIT 9 APR AO: |1-6-3-2. VIX- AÖS: |- 27: MIN-Z-ME: |-E:7-DI]|

——, dergl. Biertelthaler, v. 9. ibid.

——, dergl. Groſchen, nicht bei v.9.; Num. Zeitg. Nr. 133. Goetz 3076. Appel 2039.

Chriftian Friedrich (1632 1666.)

1641, Halber Gulden, nit bei von H.; Koehne 1077 wie der DOrtsthaler von 1663 (Goetz 3080), aber mit DOM auf der Hſ. und E:S - auf der Rſ.

Bon Paftor Stengel. 349

1642, Doppeldufat, v. H. CXCIV. ©. 236.

——, Thaler, v. 5. CXCU. ©. 233. Mad. 1810. Amp. 12331. ——, Halber Thaler, v. 9. CXCIU. ©. 235; bei der Abbildung fehlt aber die Zahız. Weife 1696. Amp. 12332.

——, Viertelthaler, v. 9. a. a. D., vom Gepräge des Doppel- Dutats. Amp. 12333. Koehne 1075. Schellh. 1506.

1644, Dufat, nicht bei v. H.; Amp. 12335. Reichel 2106. Stenzel und Piſt. 8176. Av. CHRISTIANg - FRID: C: AC:D:I:MANSF:N:D:1I:H:SE:S: Nitter. Revers DVCAT NOVVS IMPER IALIS 1644 - in einem verzierten vieredigen Nahmen, welcher mit 4 Wap- penſchildern an den Seiten verziert ift.

——, Dufat, nit bei v. Hagen. Pleß 2617 hat zwiſchen der Umſchrift der Hi. nur einfache Punkte und diefelbe ſchließt H-S-E-S-; ſonſt wohl wie der erjte Stempel; Rückſeite DVCAT: u. j. w.

——, Thaler, v. H. S. 234, 1. (zu Mad. 1810.) Amp. 12334.

1645, Thaler (3 ©t.), v. Hagen 234, 2—4, (zu Mad. 1810), Dresden 882. Amp. 12336.

——, Thaler, nit bei 0.9. Der Reichsapfel ſchwebt zwischen des Ritter Arm und des Pferdes Kopf, fonft wie Nr. 2, wo der Reich3apfel vor dem Arm des Ritters jchwebt. Breh- mer in Berlin.

—— Zwitter-Groſchen von 1645/,. Num. Ztg. 143. Goetz 3077.

1646, Doppelthaler, nicht bei v. H.; Goeze 2172 mofern nicht ein Drudfehler vorliegt. ch fand nirgends einen Thaler von 1646 wie Mad. 1810 von 1642. 48. 49 u. ſ. w.

——, Groichen, Num. Zeitg. 135. Goetz 3078. Appel 2040, wo irrig G—K angegeben fteht. Koehne 1079 abweichend ?

1647, Dufat, v. 9. CXCV. ©. 236. 8%, Hamb. Franff, Catal. von 1872 (Heimbürge) Nr. 2190.

——, Thaler, 0.9. S.234, 5 (zu Mad. 1810.) Goeze 2173. Koehne 1080 mit SR auf der Ri. Cahn 453.

—, Groſchen, Num. Ztg. 136. Goetz 3079.

1648, Thaler, v. Hagen ©. 234, 6. Mad. 1810. Goeze 2174. Lpz. Cat. 1802 Nr. 3330. Reichel 2107.

——, Thaler, nicht bei v.H. Amp. 12337 hat feine Münzmei- fterbuchftaben neben dem Wappen.

1649, Dreifacher Dufat, nicht bei v. H.; Amp. 12339. Avers: CHRISTIAN9 FRIDERICY COMES - AC - DOM : Reichs- apfel. Ritter. Rev.: IN - MANSFELT . NOB: DN: I: HEL:S:E:S: Behelmtes Wappen daneben 16—49; unten HP—K; zwifchen den Fahnen eine Blume,

350 Beiträge zur Mansfeldiſchen Münzkunde.

1649, Vierfacher Dufat (?). Nur im Leipz. Cat. von 1853 Nr. 8551. Stände nicht ausdrüdlich dabei „A Duf.”, würde ich diefe Goldmünze für identiſch mit der vorigen halten.

——, Thaler (4 St.), 0.9. ©. 234, 7—10. Mad. 1810. Amp. 12838.

——, Halber Thaler, v. H. S.235. Goeze 2175. Weife 1696, 2. Pleß 2619.

——, dergl., nicht bei v. Hagen. Nach Goth. Auct.-Cat. p. 252 Nr. 846 und Weife 1696, 3 mit DN-IN-HELD-S-E-S: ftatt DN:I:HELD:S:E:S: wie v.9. hat.

——, Biertelthaler, v.9. S.235. Amp. 12340 (vom Stempel des 3fachen Duk. d. J.)

1651, Thaler (4 Stpl.), v. H. ©. 234, 11—14. Mad. 1810 und Auct.⸗Cat. 4974. Numophyl. Linck. 1191 wohl mit der faljchen Jahrzahl 1631. Amp. 12341. 42. Koehne 1081. Rchl. 2108. Pleß 2618. Sch.⸗R. 5398. Knoll 2567. Obernd. 2431.

——, Halber Thaler, nicht bei 0.9. Amp. 12343 ähnlich v. 9. CXCIII. ©. 235, bat aber im Rev. S-E-S- und das J. und die Münzmeifterbuchftaben neben dem Helme getheilt. Nach Pleß 2619 wie der ganze Thaler. Mad. 1810.

1652, Dufat, nit bei 0.9. und A. Nur im Dresdn. Verz. von 1834 Nr. 1388. Hauptj. CHRISTIAN9 FRIDERICI COMES AC DOM. IN. Ritter ꝛec. Rſ.: Auf einer mit 4 Wappen umgebenen vieredigen Tafel: DVCAT. NOVVS IMPEIALIS. 1652. (in 5 Beilen).

——, Thaler, v. 9. S. 234, 15. Mad. 1810. Amp. 12344.

1653, Doppelthaler, nicht bei v.H. u. Mad.; nur bei Rchl. 2109.

——, Thaler, v. 9. ©. 234, 16. Mad. 1810 u. A.-C. 4975. Goeze 2176. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3331. Amp. 12345. 3. u. 8. Nr. 14. 817.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H;; nah Amp. wie v. Hagen CXCII ©. 235, jedod im Re. S:E:S. und die Jahrz. neben den Standarten; jcheint alfo auch von dem halben Thaler von 1651 abzumeichen. Weife 1696, 4 bemerft noch, daß auf der Hf. A ftatt AC fteht. Diefe Heine Ab- weihung iſt vielleicht von Amp. überjehen. Leipz. Catal. von 1853 Nr. 8554 ohne nähere Angabe.

1661, Thaler, v.9. S. 234, 17. Mad. 1810 und Auct. » Cat. 4976. Dresdn. Verz. von 1834 Nr. 1386. Knoll 2568,

——, Halber Gulden, nicht bei v. H.; Koehne 1082 wie der Viertelthaler von 1663 (Goetz 3080) aber mit DOM.

Bon Paſtor Stenzel. 351

1662, Thaler, v. H. S.234, 18. Mad. 1810 und Auct.- Catal. 4977. Goeceze 2177.

Goldmünze, 19, Duk. ſchwer. Nur im Leipz. Cat. von 1853 Nr. 8552, ohne nähere Angabe.

1663, Thaler, v. 9. ©. 235, 19. Mad. 1810. Reichel 2110. Leipz. Cat. Nr. 8553.

——, Halber Thaler, nicht bei v. H. u. A. Das Er. im Hzgl. Cab. zu Defjau hat Hj.: - CHRISTIANI9 FRIDERICI COMES . AC » DOMINI, Reichsapfel. St. Georg. Rſ. IN MANSFELT.- NOB: DN - IN - HELDR : S - E - SCHR; vierfeld. Wappen. HP (zuf.)—K; unten 16—63,

——, Biertelthaler, nicht bei v.H.; Goetz 3080, wie der Halb- thaler v. H. S.235, aber neben dem Wappen auf der Ri. nur die Jahrz. 16— 63. Koehne 1083.

——, Biertelthaler, nit bei v. H.; Amp. 12347 wie zuvor, über der Jahrzahl jteht aber noch HP—K. Geblmaier 12667.

1664, Thaler, v. 9. ©. 235, 20. Mad. 1810. Dresdn. Verz. von 1834 Nr. 1387. Goeze 2178.

——, Halber Thaler, v. 9. (CXCIHL) ©. 235. Weife 1696, 5.

1665, Thaler, v. 9. ©. 235, 21. Amp. 12348. Sch.-Rechb. 5399.

——, Viertelthaler, nicht bei v. H.; nah Amp. 12349 wie der Viertelthaler von 1663 bei Goe 3080, jedoch fteht HP—K neben den Standarten und der Jahrzahl 16— 65 am Fuß des Schilded. Leipz. Cat. von 1853 Nr. 8555.

Die Silber- und Kupfermünzen der Kipper» und Wipperzeit ohne Angabe des Münzherrn finden fi) bei Goetz 3081 3096, ſowie bei Neumann 4855 —4899 u. 37153 -- 79. Reinh 4533 4545.

Die Jetons Mansfeldiiher Münzmeifter hat Neum. 31510 31531 genau befchrieben, cf. Reinh. 6083 ff. Eine Ba- rietät, welche Herr Prof. Heyfe in Aſchersleben hat, findet fih noch in Beitjchrift des Harzvereing 1870 ©. 675, 1 von dieſem eifrigen Sammler und Forſcher befchrieben ; vgl. auch noch dei. Mittheilung Num. 3. 1862 S. 93, 4.

352 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzfunbe.

Zu Mansfeld können ferner noch gerechnet werden:

a. Gegofjener Schauthaler, o. J.; v. 9. ©. 237. Mad. 4303. Amp. 12352. Nah Rchl. 2111 wahrſcheinlich ein Thaler von Heinrid I. (II.) Mittelortifher Linie (um 1598).

b. dergl., Av. FACI, Rev. am Schluß der Umſchrift ohne Roſe. Amp. 12353.

ce. Gedächtnißmünze auf Dr. M. Luther von 1624, v. H. ©. 239. Mad. 5164.

d. dergl. von 1661, v. 9. ©.240. Mad. 5165. Amp. 12354. Koehne, Neue Beitr. S.157 Nr. 105. Bon verjhiedenem Gewicht und Werth, 1 Loth 2 Qtchn. 3 Loth.

Koehne, Neue Beitr. Nr. 1084 und ©. 157 Nr. 106 dergl. halbe Thaler.

Bon dem Thalerftempel von 1661 eriftiren Abjchläge in Gold als Fünf-Dufatenftüde. Zſchieſche und Koeder Nr. 14. 1877. Nr. 58.

Ueberſicht. Erſte Abtheilung. Seite Brakteaten, Hohlpfennige und Denare crssssssssnssssssnesnennnnnnsenennensnnnnennnnenn 295 Zweite Abtheilung. Die älteſten Gemeinſchaftsmünzen. Günther IL, Gebhard IV., Vollrath II. oder III. . 295 Günther III., Ernſt II., Hoyer IV., Gebhard VII. und Albrecht IV. 296 Ernſt II., Hoyer IV., Gebhard VII., Albrecht IV. ..unsessssessessssseensenenne 300 301 Hoyer IV., Gebhard VII., Albr. IV., Philipp I. .P sneesnennnennns 301 Hoyer IV., Gebhard VII, Albrecht IV., Hans Georg 1. ......uee 302 Dritte Abtbeilung. Borderortifhe Linie, a. Bornitebt. Bruno J., Wilhelm J., Johann Georg IV. unsiassssssscsunrsmngwsneessnneieenn 303 Bruno J., Wilhelm I, Johann Georg IV. und Bollrath VI. un. 303

Bruno J., Wilhelm I., Johann Georg IV., Vollrath VI. u. Jobſt II. 305 S 306 Wolfgang J., Bruno II., Joachim Friedrich, Philipp IL... 306 Wolfgang I. und Joachim Friedrich ununerssssssssessensensnesnnnennennensnnnennenannnns 307

Bon Paſtor Stenzel. 353

Seite Joachim Friebriiiiieeeeeeeeeeeeeee 307 Wolßgang 1. und Bruns 307 307 307 Te BEI ERNEUTE IT 308 EDER RRTUREIGE: unseres nee 309 Franz und Heinrich Franz ensure eis 309 u 310 Feenee 311 Vierte Abtheilung. Eisleben.

Sen Georg I., Peter Br 1. REDE ne 311 Johann Georg J., Chriſtoph J. cnssscessessasenanisnandsiaseseaseeren reisten 312 Johann Georg J., Chriſtoph J. Johann Ernſt .eersnsssnssnsnsseeneenensnennee 312 Eat pen Bears J., Johann Albert, Bruno L annsunsiiienereeen 313 Johann Georg J., Peter Ernſt J., Bruno IT. .P 313 2** Georg J., Peter Ernſt J. Johann Hoyer P 314 Johann Georg J., Johann Albert, Johann Hoyer und Bruno 1......... 314 Georg J., Peter Ernſt J., Johann Hoyer Pn 315

Johann —* J., Peter Ernſt J,. Johann Albert, Johann Hoyer und ee Re 315 DIR I. es ee reger 315 —AIA 316 Johenneee 317

Zünfte Abtheilung. Friedeburg.

319 Peter Ernſt J., Chriſtoph, Johann Hoyer..nnssssssesseseseeeesesnnenesnenennenrnee 319

ERDE 320

Peter Ernft J., Johann Albrecht, Bruno J., Hoyer Chriſtoph, Johann WE EI enge 320

Peter Ernft I., Brumo I., Hoyer Chriſtoph, Gebhard VIII, Johann Ger 321 Peter Ernſt J. Bruno J., Gebhard VIII. und Johann Georg IV. ... 321 Peter Ernft L, Brund J., Wilhelm I, Johann Georg IV. ann 323 —— MIR 324 MEER 324 a u 2 1 AOL 324

Sechste Abtbeilung. Hrtern.

in Fohereeeeeeeeee 324 —A— I neuere 324 Vollrath VI., Jobſt II., Wolfgang J. .PPnbnnnen 324 Vollrath VI, Jobſt II. Wolfgang I. und Bruno IT... 326

Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 23

354 Beiträge zur Mangfelbiihen Münzkunde.

Vollrath VI., Jobſt II. air a VI, Philipp Ernft, Albrecht und Wolfgang ....... Vollrath VI., Wolfgang, Johann Georg IL essen Fr EHRE ee

Philipp Ernſt, Wolfgang und Johann Georg II. au. Siebente Abtbeilung. Sinterortifhe Linie a. Schraplau.

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Gebhard VII., Albrecht IV., Philipp I., Johann Georg I. cur

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Achte Abtheilung. b. Eigentliche hinterortiſche Linie.

Albrecht IV., Philipp, Johann Georg LT. aeneessssnssssensnenneenen Albrecht IV., Johann Georg I., Peter Ernft J., Chriftoph Abrect «leiiiiiiiin Bolhraiß hann a. S —ã— Ernft III. und Friedrich Chriſtoph Pn Ernſt III. Friedrich Chriſtoph und David ee

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Bermiichtes.

I. Ein Brief Johann Melchior Goezes vom 23. September 1777.

Der geiftig regfame und vielfeitige, durch feinen tiefbedeut— ſamen Streit mit Leſſing allgemein befannt gewordene J. M. Goeze, jeitt 1755 Hauptpaftor an der Katharinenfirche zu Hamburg, gehört gefchichtlich zum großen Theile unjerem Harze an. Als der Spröß- ling einer durd mehrere Gefchlechter im treuen Kirchendienjt aus- gezeichneten Familie wurde er am 16. Oct. 1717 dem Diafonus Joh. Heinr. ©. an der Martinikirche zu Halberftadt geboren und erhielt in der Taufe die Namen feines Großvaterd, der erſt am 1/4. 1727 al3 Oberpfarrer an derfelben Kirche verftarb. Nachdem er feit 1741 neun Jahre lang Amtsgenoſſe feines Vaters in Hal- berjtadt geweſen war und feine fchriftjtellerifche Thätigfeit begonnen baite, erhielt er im Jahre 1750 einen Ruf an die Heiligegeiftlicche zu Magdeburg. Bei der ehrenvollen Berufung nah Hamburg foftete e3 ihm viel Weberwindung fo weit von jeinem geliebten Vaterhaufe und Heimat fortzuziehen. Cr folgte dem Rufe aber doch, bezog, ehren= und liebevoll empfangen, an feinem 38. Geburtstage feine Amtswohnung in Hamburg, wo er dann bis zu feinem am 19. Mat 1786 erfolgten Tode lebte und wirkte, nachdem er aljo ein Alter von 68 Jahren 7 Monaten und 3 Tagen erreicht hatte.

Der Hohn und die Schmähungen, welche diefer gründlich gebildete, ehrenhafte und milde, wenn auch in feinen Firchlichen Anſchauungen etwas enge treue Belenner zu ertragen hatte, war in Folge der damaligen Beitjtrömung eine ziemlich allgemeine, und fomeit befannt, wird er zuerft von feiner Heimat und Vaterſtadt Halberitadt aus in einem Gedichte von K. E. K. Schmidt an Gleim als ‚der düftre Pabſt Hammonius Goetzius' gefcholten.!

1) Almanach ber deutfchen Muſen auf das Jahr 1774. Gedichte S. 88 f: An Herrn Kanonikus Gleim, nad dem 13. Gedicht des Katull, 23*

356 Vermiſchtes.

Seitdem Dr. G. R. Röpe, darin dem Beiſpiele Leſſings folgend, mit ebenſoviel Ruhe und Unbefangenheit als Gründlichkeit eine Rettung' Goeze's geſchrieben hat, iſt jene früher übliche Verurthei- lung des Gegners von Leifing dem gerechten, unbefangenen Beob- achter nicht mehr möglid. Eine hinreichend ausführliche Darftellung feines Lebens und gerechte Würdigung von Heinrih Döring findet fih in dem 1861 ausgegebenen 73. Theile (1. Section) von Erid und Grubers Encyllopädie S. 18—44, morin das ein Jahr vor- ber erjchienene Buch von Röpe bereits benugt if. Der einzelnen Angaben, befonders der Aufzählung der einzelnen Schriften G's wegen, ift bemerfensmwerth die Mittheilung H. Schröders im Lerifon Hamburg. Schriftſteller 2, 515 537.

Der hier mitgetheilte von der überaus forgfältigen Hand Gözes, von der auch das Titelbild bei Göze eine Probe gibt, gefchriebene hundert Jahr alte Brief* ftammt aus der Zeit, in welcher ber Fragmentenftreit eben entbrannt war. Er ift wegen des Goezejchen Urtheild über Leifing und der Nachrichten über alte Bibelaus- gaben und feine eigene berühmte Sammlung merkwürdig. Die Anmerkungen rühren von der Hand des Herrn Baftor Carl Ber: thbeau zu Hamburg, welcher die Güte hatte, diefelbe auf meine an ihn gerichtete Bitte mitzutheilen. Derfelbe hält e8 nach Goezes Streitfhrift: Leffingg Schwächen, das erfte Stüd Hamburg 1778 8% ©. 28 ff., befonders ©. 30 für kaum zweifelhaft, daß der Empfänger des Briefe3 der Generalfuperintendent Franz Anton Knittel, erfter Prediger an der Marienkirche zu Wolfenbüttel (geb. 3. April 1721 zu Salzdahlum, + 13. December 1792) fei, wobei freilich ihm wie mir die einfache Anrede als Paftor, doch einiges Bedenken erregt. €. 3.

Hochehrwürdiger Hochgelehrter Hochzuehrender Herr Paftor. Meinem Berfprehen zu Folge überſchicke ich an bey den letzt⸗ gedachten Heinen Aufjag,! mit dem Wunfche, daß er eine eben fo geneigte Aufnahme finden möge, als der vorige. Sch freue mich

a) Aufbewahrt in der Hanbichriftenfammlung ber gräfl. Bibliothek zu „ernigerobe Zm 15, 22.

‚... D Iebenfalls eine Nummer ber freiwilligen Beiträge zu ben Hambur-

giihen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrſamkeit. Goeze fchrieb in

ieſes Blatt, das wie e8 fcheint, durchſchnittlich wöchentlich zweimal in einem

halben Bogen (acht Seiten Mein Octav) erſchien. Jedenfalls wirb hier ein

en * fünften Bande gemeint ſein, da dieſer im März 1777 begonnen en muß.

Bermifchtes. 357

daß meine wenige Bemühung? von E. H. für interekant erklärt wird. Ich glaube es auch daß fie nüglich jeyn könne; allein ich halte e3 für unmöglih, fehr viele von unferem Orden von diefer Wahrheit zu überführen, da wir von dem, was interekant und nicht intereßant ift, jo fehr verfchiedene Vorftellungen haben. Fremde, aud einige hiefige Juriften und Medici bejehen meine Samlung; allein noch feiner von meinem Orden hat desfals das geringite Ver- langen bezeiget.? Ich beforgte, daß die alten Schweinslebernen Bände etwa einen Efel verurſachen würden, ich habe die meiften neu und prädtig in Saffian und Juchten binden laßen; fo daß meine Biblio- theca Biblica auch von außen eine viel befere Mine macht, ala felbft die Herzoglih Braunfchweigifche,* als welche, wie ih vor ein paar Monathen mit Erftaunen gefehen habe, fo belabrirt ausſiehet, al3 die Grotte-ronde in der Nahbarihaft; ich habe die Eitelfeit gehabt, ſolches öffentlih zu melden; allein ohne Wirkung. Bon meiner DVergleichung d ift doch bishieher, in Hamburg, ein Eremplar verfauft worden.

Nichts ift fo fchlim, es ift zu etwas gut. Wäre in Hamburg noch die vormahlige Liebe zur Literatur; fo würde mir meine B. ©.®

2) Dies geht alfo auf ben „vorigen Auffa, ben Goge an ben Empfänger biefes Briefes gefandt Hatte. Nach bem Zufammenhang ift eine zur kritiſchen Bibelgeſchichte gehörige Arbeit gemeint, vielleicht auch eine in ben freiwilligen Beiträgen gebrudte, vielleicht auch babei eine in ber oben eitirten Schrift wieder abgebrudte.

3) Daß Geiftliche für biefe Stubien fein Intereſſe bezeugen, ift nad 100 Jahren noch ganz ebenfo.

4) Daß Goeze feine Bibeln wirklich prächtig bat einbinden Yaflen, ift noch auf der hamburger Stabtbibliothel zu fehen. Goezes ausgezeichnete Bibelfammlung batte * Sohn Gottlieb Friedrich, welcher Paſtor an ber Johanniskirche in Hamburg war, geerbt und biefer vermachte fie durch tefta- mentarifche Verfügung vom 24. October 1791 der hamburger Stabtbiblio- thet. Der Vater Goeze, der durch die Ungefälligleit Leffing’8 zu der Anficht gebracht war, daß folhe Sammlungen, wenn fie öffentlihen Bibliothelen einverleibt würben, leicht nutlo® würden, wirbe feine Sammlung nit an bie Stabt- Bibliothek gefchentt haben.

5) Goeze meint feine Schrift: „Sorgfältige und genaue Vergleichung der Originalausgaben ber Ueberfegung ber heil. Schrift von dem fel. Dr. M. Luther, von 1517 bis 1545, und Anzeige ber babei wahrgenommenen Ber- befferungen.” Erſtes Stüd, Hamburg und Leipzig 1777. 17 Bogen 4°.

Das 2. Stüd erſchien 1779. Goeze hatte biefe Schrift auf eigne Koften druden laſſen; er hat in ihr ben Bemühungen worgearbeitet, durch welche jetst bie Revifion ber deutſchen Bibel beſchafft wird.

6) Diefe Mittheilungen Goeze's über feine Bibelfammlung find höchſt interefiant; die angeführten Preife find nicht nur nach bem heutigen Geldwerth, ſondern auch nad dem bamaligen fo lächerlich gering, daß es kaum glaublich ift, daß er fo billig kaufen Tonnte.

358 Bermifchtes.

gewiß einige 100 rihlr. höher zu ftehen fommen. Man mwürbe mir aladann das Miraculum mundi, da3 Opus Regium, die Antwerp. Plautin. Bolyglotte?, in 8 Vol. in Folio, für 3 rthlr. 7 gr. 6 pf. die prächtige Bibel Rob. Steph. von 1557,8 in 2 Vol. med, fol. für 12 gr. 6 pf. die höchſtrare Cölniſche Bibel,? die ich in der Richeyiſchen Auction!, da ich noch auf 100 Meilen weit an feine B. ©. gedacht hatte, für 20 rthlr. fahren lies, (welches mich hernach 120 mahl gereuet hat,) für 1 rthle in öffentlichen großen Auctionen, nimmermehr zugeftanden haben. Doch bin ich nidt jo eigennüßig, daß mir bey ſolchen Schandpreifen, über einen fo tiefen Berfal der Liebe zur Literatur in einer desfals noch vor 30 Jahren fo berühmten Stadt, die Thränen nicht hätten in die Augen treten jollen.*

*) Doch ich fage vielleicht zuviel. Ich wil Lieber gleich einlenfen, und reboeiren. Man möchte mir fonft den Einwurf machen, daß doch gleichwohl bey einem jeden großen Gaftnahle, war die Gefundheiten, Vivat Ampl. Sena- tus! Rev. Minist. das Hodlöbl. Collegium der H. Oberalten, (wenn nem— lih aus diefen Collegiis PBerfonen gegenwärtig find) worbey, einer von ber

7) Die große Antwerpner —— von Chriſtopporus Plautinus gedruckt, erſchien in 8 Folianten 1669 bis 1672. In ſeinem „Verzeich— nis feiner Sammlung ſeltner und merkwürdiger Bibeln“ Halle 1777 (Borrede vom Sept. und Widmung vom Nov. 1776) nennt Goeze fie pag. 4. no. 3. Er befchreibt fie hier nicht eigentlich, ſondern verweift auf andere Beichreibungen.

8) Diefe ftephanifche Bibel ift eine Yateinifche, in welder im N. T. die Ueberfegung von Beza ſich findet; vgl. Verzeichnis p. 122 no. 176, P. 300 no. 464.

9, Mit diefer eölniſchen Bibel ift nicht eine der gleichfalls ſehr feltnen eblniſchen Yateinifchen Bibeln von 1527 oder 1529 gemeint, (wie ih anfäng- lich glaubte ,) welche Goeze auch befaß, ſondern bie eölniſche Bibel in nieder- deutſcher Sprache, welche zwifchen 1470 und 1480 gebrudt ift. Goeze fpricht von ihr in feinem Verzeichnis p. 248 no. 367; ex hatte fie aber vorher fchon ausführlich befchrieben in feinem „Verſuch einer Hiftorie der gebrudten Niederfähfiichen Bibeln vom Jahr 1470 His 1621” Halle 1775, p. 51 bis 84. Hier erzählt er p. 51 auch von der Richeyfchen Auction, daß fie ba auf iiber 20 Thaler getrieben wurde, und kann dann p. 76 noch melden, baß er felbft ein Exemplar erhalten. Da er fein Exemplar, wie aus biefem (das wir auf unferer Stabtbibliothef haben) hervorgeht, i. I. 1772 erhalten bat, fo fieht man daraus, wie lange an dem Verſuch gebrudt ift.

10) Der berühmte Profeſſor Michael Richey ftarb in Hamburg am 10. Mai 1761. Den Katalog feiner großartigen Bibliothek veröffentlichte Herm. Sam. Reimarus in 4 ſtarken Bänden 1762 und 1763. Die Bücher wurden verauctionirt. Die cölnifche Bibel befindet fih im 1. Theil pag. 2 unter no. 23 genannt; hiernach waren die Bilder im Nichey’ichen Eremplar illuminirt, im Goeze'ſchen find fie fchwarz. (In der Offenbarung Johannis ift mehrfah auf den Holzſchnitten der an feiner Ifachen Krone erkennbare Papft al8 in ber Hölle befindlich abgebildet.)

Bermifchtes. 359

E. H. haben Recht, daß ich hier das Vergnügen genoßen, mit Herrn Hofrath Leping!? in einem angenehmen Umgange zu ftehen. Allein da er fih einmahl das Geſetz gemacht feinem auswärtigen Gelehrten auf feine Fragen zu antworten; jo fan ich es ihm auch nicht verdenfen, daß er feinen casum pro amico gelten läßet, um von einer der Bequemlichkeit jo vortheilhaften Regel, eine Ausnahme zu machen. Ob aber dieſe Regel auch mit den weſentlichen Pflichten des Aufſehers einer ſolchen Bibliothef übereinftimme? das ift eine andere Frage. Indeßen wißen die Gelehrten diefes dem H. 2. zu Gute zu halten, da er fie Durch feine Beyträge etc. aus den Schäßen der W. B. auf eine andere Art ſchadlos hält. Ich würde freylich in folchen Umftänden eine andere Wahl treffen; allein auch hier heift e8: de gustibus non est disputandum.

Kaufmanfhaft einem ber anmwefenden 5. Doct. oder Licentiaten bie Geſund— beit zubringet: Floreat literatura, welche alsdenn uno ore von ber ganzen Gefelichaft befräftiget wird, dagegen einer von ben Gelehrten, durch Floreat commercium ſich dankbar bezeuget. Ich muß bekennen, baß ich gegen biefen Gegenbeweis, nicht8 einwenden fan: zumahl ba literatura, fogar den Rang über commercium hat.

Des Baterlandes Wohlergehen

fomt mir vielleicht fo hoch als bir zu ftehen.

Wie manden fchönen Heller

ber ohnedem nicht gern in meinem Bentel roftet

bat Vivat Patria! fhon meiner Pflicht gekoftet!

Man frage nur den Keller. Richey.!!

Der kan gegen biefen Beweis der Liebe zum Baterlande etwas ein-

mwenben ?

11) Michael Riche y's Gedichte find nach feinem Tode in 3 Bänden 8°. von Prof. Gottfried Schüte, Hamburg 1764 bis 1766, herausgegeben; ich kann die hier von Goeze eitirten Verſe in dieſen brei Bänden nicht finden; ich glaube auch nun nicht mehr, daß fie fih im ihnen befinden; ganz ficher aber bin ich nicht darüber, da e8 nicht ganz Yeicht ift, drei ziemlich ftarte Bände auf fo ein paar Berje bin genau durchzumuſtern.

12) Ueber Goeze's Verhältniß zu Leffing ift jo viel gefchrieben, daß bier wohl nicht befonder8 darauf einzugehen iſt. Beſonders wichtig bleibt immer, was aus Leſſing's Nachlaß (in feinen Collectaneen) veröffentlicht ift, sub voce Hamburg unter no. IV. Bol. Leſſing's Werke, Berlin, Hempel, Theil 19 (1877) ©. 377 ff. Daß Leffing, als er in Wolfenbüttel Biblio- thefar war, gegen Goeze, mit dem er damals äußerlich wenigſtens noch in gutem Bernehmen ftand, fo unglaublih ungefällig war, [woraus man jehr fälſchlich Goeze's Polemik gegen Leſſing im f. g. Sragmentenftreit bat ableiten wollen,] ift auch fonft conftatirt; auch anderswo ift von biefem Geſetze, das 2. fi) gemacht babe, auf keine Anfrage auswärtiger Gelehrten zu ant- worten, die Rebe.

360 Bermifchtes.

So leicht e3 mir geworden, in diefen Gegenden, eine volftäns- dige Suite aller niederfähfiichen Bibeln, von 1473 1621,'3 in welcher mir nun fein Stüd mehr fehlet, und einen großen Theil der einzelnen Stüde derjelben, von welchen viele die Corpora Biblica an Seltenheit weit übertreffen, zufammenzubringen; fo ſchwer ift ed mir dagegen geworben, die MWittenbergifchen Original Ausgaben, und die erften Nürnbergifhen, Augsburgifhen, Strasburgifchen Nahdrüde derfelben zu erhalten. Denn diefe konte bier bis in die Mitte des vorigen Jahrhundert, niemand gebrauden. Dagegen find aus eben dem Grunde die niederf. Bibeln in den oberländifchen Reichsſtädten noch weit feltener,, als gegenwärtig die oberfächfifchen in Diefen Gegenden. Da ih nun von jenen viele doppelt und dreyfach befige, indem ich feit 11 Jahren Feine die mir vorgefommen ftehen lagen, fo fan ih nun, da ich fo glücklich gemefen, eine ftarfe Correſpondentz in diefe Reichsftädte zu erhalten, manden vortheil- haften Tauſch treffen, auch ſonſt mir damit Freunde machen. ch muß erftaunen, wenn ich fehe, was allein die Nürnberger Prediger für foftbare und zahlreihe Bibliothefen, und bey denſelben aber- mahl für foftbare B. ©. befigen: und ich fan verfidern, daß ich in dem Briefmechfel mit dem H. Antiftes Mörl,! und dem Herrn Arhidiaconus Panzer fehr viel gelernet habe.

Ich denfe allezeit mit recht großem Vergnügen an den Herrn D. Semler in Halle. hm allein habe ich meine Fritifche Bibliothek, meine B. ©. und alles das Vergnügen zuerft zu danken, daß beyde mir bisher gewähret haben. 1765. bejtand meine ganze frit. Biblio- thef aus Bengel3 N. T. meine ganze B. ©. aus einem defecten Eremplare der Lufftiihen Ausg. von 1545, und aus Hetzers Propheten, in die ih dazumahl nicht einmahl Fante.2° Hätte

13) Nach Goeze's gewöhnlichen Angaben ift bie oben ſchon genannte Cölner Bibel, bie ältefte niederſächſiſche, zwiſchen 1470 und 1480 gebrudt; bier fcheint er genau das Jahr 1473 anzunehmen. Nach feinem Berfu p- 72 hatte Paftor Joh. Heine Schmibt in Hannover aber als das Drudjahr biefer Bibel 1473 oder 1474 angenommen. Die vollftändige Suite ber niederf. Bibeln giebt G. in feinem Berfuh und in feinem Verzeich—

niß an.

14) Ioh. Sigm. Mörl, geft. 1791 und ©. W. F. Panzer, geft. 1805, beibe Paftoren zu St. Sebalbi in Nürnberg, hatten eine ausgezeichnete Kenntniß alter Bibeln; ob Mörl feine eigene Sammlungen gehabt babe, oder ob ihm nur ausgezeichnete Sammlungen in Nürnberg, etwa eine Biblio- thel der St. Sebaldi- Kirche, zu fortwährendem Gebrauch offen waren, weiß ih nicht fiher. Panzer bat felbft eine ſehr fchöne Bibliothel mit vielen Bibeln gehabt; ber Katalog berjelben (fie wurde 1807 verkauft) filllt zwei tüchtige Oetavbände.

15) Daß er im Jahre 1765 nicht mehr als dieſe zwei feltenen Stüde, eine befecte Bibel von 1545 und Hetzer's Ueberf. der Propheten (Augsburg

Bermifchtes. 361

er in feinen biftorifchen Saml. über die Beweisfpr. (fo) 1. Theil nicht fo dictatoriſch gefchrieben, das Complut. N. T. Tiefe 1. ob. 5, 7,

1530, 8°), beſeſſen babe, fagt Goeze auch in feinem oben citirten Verzeich- niß Borrede pag. X. unten und XI. oben. Er giebt aber bier nicht an, daß das Semler'ſche Werk und fein Streit mit Semler in ihm ben Wunſch erregt habe, fih am bie Bibelkritit zu machen, fonbern erzählt bann nur, daß bie Auction der baumgartenſchen Bibeln ihm bie erſte Möglichkeit, eine größere Anzahl feltner Bibeln zu erhalten, geboten habe.

16) Das Semlerfhe Buch beißt:

D. 305. Sal. Semlers Hiftorifche und kritiſche Sammlungen über bie fo genannten Bemweisftellen in der Dogmatik. Erſtes Stüd über 1. Job. 5, 7. Halle und Helmftebt,, verlegt von Earl Hermann Hemmerbe, 1764. 8°. 20 u. 429 ©. u. 11. Bl. Regifter.

Die von Goeze gemeinte Stelle findet fich in biefer Schrift in ber An- merkung 14 auf Seite 51 u. 52. Semler’8 Irrtum benn ein folcher ift e8 und Goeze hatte unzweifelhaft in biefem Punkte Recht, ift um fo unbegreifliher, al8 er aus Bengel's N. T. und aus Wetftein’d N. X. Teicht fehen konnte, wie bie Complutenfis las, wenn ihm auch feine Complutenfis zugänglid war.

Goeze fchrieb gegen Semler aus dem angegebenen Anlaß zuerft bie

it

rift: Joh. Melchior Panzers Vertheibigung der Eomplutenfifchen Bibel, infonber- beit des neuen Teſtaments, gegen bie Wetfteinfchen und Semlerifche Belhulbigungen. Hamburg 1765 bei Brandt, 8°, XXII. und 130 ©. Die weiteren Streitfchriften im biefer Sache verzeichnet am beiten:

Franz Delikfh, zur Feier des Reformationsfeftes u. f. f. Leipzig 1871, 4°, enthält: Studien zur Entftehungsgefchichte der Polyglottenbibel bes Cardinals Zimenes; ©. 7 in ber Anm.

Wenn auch manche Anficht Goeze's, die er in biefem Streite verthei- bigte, ſich Heute uicht mehr Halten läßt und namentli feine Anſicht won den ausgezeichnetften Codices, die Zimenes von Leo X. erhalten haben foll, fih nicht beftätigt bat, fo hatte auf dem bamaligen Standpunkt der Kritif Goeze gegen Semler ohne Zweifel Recht, wie auch Leffing anerkannt Bat, und Goeze's Werte über die Compl., namentlich die beiben fpätern ausführ- lichern, find noch höchſt werthvoll.

Goeze hatte die Complutenſis für die St. Catharinenkirchen-Bibliothek in Hamburg gelauft; e8 war nämlich Sitte, baf die Kirchenvorfteher (Iuraten) beim Antritt oder bei ber Beendigung ihrer Verwaltung ber Kirchenbibliothef ein Geſchenk machten und meiftens werben fie ben Hauptpaftor gefragt haben, welches Werk fich eigne. ALS num einft ein fehr ſchönes Eremplar der Eom- plutenfis käuflich war, beftimmte Goeze zwei Juraten (vielleicht den abgehen- ben und ben antretenden? einer hatte immer bie Hauptverwaltung), biefes der Bibliothek zu fchenten. Das Eremplar wurde (oder war ſchön?) fehr ſchön gebunden; auf je 2 Bänden wurde mit Golbbrud der Name bes Geber eingebrudt; wenn mid mein Gebäcdhtniß nicht täufcht, die Geber Faber und Behrmann. Ich babe das Eremplar oft geſehen und gebraucht; es ift bei weiten das fchönfte Eremplar der Eompl., das ich jemals efeben babe. Ueber dieſes feiner Kirche durch ihn verfchaffte Eremplar Ahricht Goeze auch im Berzeihniß ©. 3.

Jetzt giebt es aufer diefem nur noch ein Eremplar ber Compl. in Hamburg, dasjenige nämlich, welches ſich auf der Stabtbibliothet befindet.

362 Bermifchtes.

roeis Eloıw ol wagrvg. cn yn jo barbarifch fchreibt Fein Grieche: hätte ich damahls nicht das Complut. B. Werk bey der Hand gehabt, welches ich 14 Tage vorher, für meine Kirchen Biblio- thef für 40 rthlr. gefauft, (io würde ich folches für mich, gern mit SO rthle. bezahlen) und in demfelben mit meinen beiden Augen: Errı vng yng gelefen; jo würde ich vielleicht das Fritifche Feld, in meinem Leben, mit feinem Fuße betreten, und nie auf die Gedanken gefommen feyn eine B. ©. zu veranftalten; alfo mande vergnügte Stunde nicht gehabt haben, die ich wirklich in den erjten, und durch die legte, genoßen habe. Auf diefe Art wird auch in der gelehrten Melt ex nuce corylus.

Ich habe ein Blat der hiefigen freymwill. B. beygelegt.!? Der mir unbefante Recenfent glaubte, er würde wider fein Amt han- deln, wenn er nicht einige Erinnerungen beyfügte, fie find aber, wie E. H. felbft fehen werden, jehr feichte geraten. Die fo Kleine Streitigfeit, die ohne alles Blutvergießen bereits geendigt ift, wird E. 9. jehr gleichgültig feyn, aber als einem Liebhaber Literar. Wißen— ihaft, die Anmerkung nicht, welche ich noch beyfügen werde. Die Baumgartiihe Gonjectur, von dem Betruge, den Sacon in Lyon mit dem Koburgerifchen!® Nahmen gefpielet haben fol, verjchwindet völlig und ich behalte Recht, in der Hauptſache. Der alte berühmte, und große Koburger !?, der größeſte Buchbruder und Buch—

Früher waren in Hamburg noch zwei andere und ein halbes. Das Eremplar der luth. Kirchenbibl. war auch vor einigen Jahren in Gefahr, an einen Liebhaber, man fagte an einen Engländer, von der Kirchenverwaltung were zu werben, was im letzten Moment noch glüdlicherweife verhindert wurde.

17) Welches Blatt, d. h. welche Nummer der freiwilligen Beiträge das iſt, habe ich noch nicht entdeckt. Das Werk iſt auf unſerer Stadtbibliothek verliehen, fo daß ich es nicht nachjehen konnte. Ich denfe, daß aus einer Bergleihung des Datums dieſes Briefes mit dem Beiträgen Goeze's zu Diefer

—— ſich das wird feſtſtellen laſſen. Sollte nach Liebhaber nicht das örtlein der fehlen?? [Im der Handſchr. ſteht es nicht. E. 3.].

18) Koburger, rectius Koberger, doch kommen in alten Schriften beide Namen promiscue vor. Die Baumgartenfche Meinung, von welcher Goeze bier redet, ift Die, daß bie Lyoner Buchdruder, namentlih Marion, ich finde nicht, daß Baumgarten e8 auch fpeciell von Sacon fagt, noch nah dem Tode Koberger’8 in befien Namen babe Bibeln ausgehen Yaffen. Koberger ließ nämlich, da feine Nürnberger Prefien nicht jo viele Bibeln liefern fonnten, als begehrt wurden, auch in Lyon auf feine Koften Yateinifche Bibeln druden und namentlich bei Sacon. Weber die Baum- gartenſche Anficht

Siegm. Iac. Baumgartens Nachrichten von merkwürdigen Büchern, 5. Band, Halle 1754, 80, Seite 10.

19) Der alte Anton Koberger, alias Koburger, ftarb am Montage nad Michaelis 1513, das war ber 3. Detober. Das Jahr 1513 finde ich auch

Bermifchtes. 363

händler, wenigftend in Deutfchland, ift 1513, Mont. nad Michaelis geftorben, er hat aber einer Sohn gleihes Nahmens hinterlaßen?®, welcher den Berlag feines Vaters noch eine Zeitlang fortgefeet, und der ift e8, deßen die Epilogi der Saconiſchen folio Bibel, (denn in 4, und 8 Ausgaben finde ich den Koburg. Nahmen nie) nah 1513 gedenken. Aljo kläret fi) die Sade völlig auf, ohne daß wir eine piam fraudem zu Hülfe zu nehmen nöthig haben. Diefe Nachricht ift mir aus Nürnberg, aus Ernefti ?! mohleingerich- teter Buchdruderey, (welches Buch ich hier nicht habe auftreiben fönnen,) mitgetheilet worden, mit der Aneldote, daß Erneſti zuerft gefchrieben, daß das Koburgerifhe Geſchlecht ein altes ehrbares Geſchlecht geweſen, welches bereits in der Mitte des XIV. Sec. in gutem Anfehen geftanden, und fich mit vielen vornehmen Gejchledh- tern, welche auch namentlich aufgeführet werden, befreundet habe ??: daß man biefes für ein crimen laesae majestatis patricianae ange- jehen,?? daß daher befohlen worden, den Bogen umzudruden, und diefe Stelle megzulaßen, daß der erfte Solgerfhe Catalogus in welchem folches mwiederhohlet worden, eben dieſes Schidjahl erfahren müßen. ch ſetze noch hinzu, daß ich jelbft in den Saconfchen Bibeln eine Spur gefunden habe, melde diefe Nachricht beftätiget. Ich befige eine fol. B. von 1513, in dem Epilogo derjelben heiſt es noch: expensis notabilis viri, diii Ant. Koberger de Nurembur- gis.24 Hernach noch zwo, von 1518, und 1522, und in beyden

in Falkenſtein, Gefchichte der Buchbruderkunft, 2. Aufl. Lpz. 1856, ©. 163 genannt.

20) Der jüngere Anton Koberger fchrieb feinen Namen fogar auch Coburger, wenn Goeze darin zur trauen ift, vgl. gleih unten. Falfen- ftein fagt von dem Neffen des alten, dem Better des jungen, Hans K., daß er fih meift Coburger genannt (fol nah dem Zufammenbang beißen: geichrieben) habe.

21) [Iohann Heine. Gottfr.] Ernefti, Die Wol-eingerichtete Buch— bruderey, Nürnberg bei Endter 1721, [es fol auch eine Ausgabe von 1733 geben] Duerguart, fagt (Blatt e2, zweite Seite, zweite Spalte) daß ber ältere Anton Koburger A. 1513 Montags nah S. Michels- tag geftorben fei. Ernefti erwähnt auch, baß biefer ältere K. von zwei 23 ober 25 Kinder gehabt habe. (Sein Leben von Walbau Habe ich nicht zur Hand.)

22) Das bier angegebene fteht fo in ber mir vorliegenden Ausgabe bes Ernefti auf der eitirten Seite erfte Spalte.

23) Diefes verftehe ih fo, daß bie Patricier fih am Anfang des Jahrhunderts ſchämten, daß einer aus einem alten Geſchlechte nur ein Buchdrucker geweſen ſei.

24) Ich ſelbſt beſitze eine im Jahre 1512 bei Sacon in Lyon gedruckte Vulgata in folio; hier lautet der Schluß des Epilog:

364 Bermifchtes.

heißet e8: expensis notabilis viri Ant. Koberger Nurembergensis, da mir das Auslaßen des zu ber Zeit fehr viel bebeutenden tituli hominis, dfii, e3 fehr wahrſcheinlich macht, daß dadurch der Unter» ſchied zwiſchen Vater und Sohn angezeiget worden. Es ift aud irrig, wenn man die Saconſche Buchdruderey in Lyon, als eine Kobergerifche angiebt. Sie gehörte ihnen jo wenig, als die Gebaue- rifche in Halle, Koppen in Roftod. Er lies als Verleger in Lyon druden, weil er in Nürnberg nicht alles mit feinen 12 Preßen beftreiten Fonte. Sacon hat fein eignes Buchdrudermapen , welches Rothscholz25 in Insignibus Bibliopol. et typograph. Sect. XLIV. N. 425, vorgeftellet, hinter die Ausgabe von 1513 gefett, welches er gewiß nicht würde haben thun dürfen, wenn er blos factor geweſen wäre. Doch genung von dieſen micrologien.?6

Für die ertheilten Nachrichten 27° danke auf das verbind- lichſte. Beykommender Auffag* wird zeigen, warum ih auf N. 9 und 11 aufmerffam gemwejen. Die Worte: auf Erden bey 1. Joh. 5, 8. find allegeit ein zuverläßiges Kenzeihen der ächten Ausgabe.

N. 10. Bey dem erſten Anblide Dero ausführlihen Nach— richt von diefem Fragmente, fiel e8 mir in die Augen, daß folches

per M. Jacobum Sacon Lugd. impressa. Expensis notabilis viri dri Anthonii koberger de Nurembergis Feliciter explicit. Anno domini M. d. x. ii. 1. calendas Augusti. Dann folgt das Saconſche große Druderzeichen. * Dieſes ſtimmt alto zu ber Goeze'ſchen Angabe aus feiner Bibel von

25) Das Eitat aus Rothscholz ift richtig.

Fridericus Roth -Scholz (wie e8 auf dem einen Blatte fteht) gab 1730 zu Nürnberg und Altborf in Folio heraus: insignia bibliopolarum et typographorum. Hier werben in ber 44. Section unter no. 424 u. 425 das kleinere und das größere —————— von Jacobus Saccon (fo!) rt, das erſtere nach einem Druck Lugduni 1508, das andere Lug-

uni 5

26) Bol. übrigens: Goeze, Fortfegung bes Berzeichniffes feiner Sammlung "eitener und merkwürbiger Bibeln, Hamburg und Helmftebt 1778, 4°, wo ©. 21 das bier Gefagte (aufer ber angeführten Anecbote und dem mit ihr Zufammenhängenden) ſich auch gefagt findet. Zu bem oben An- merk. 18. bemerften füge ich nachträglich hinzu, daß ber ältere Koberger wohl nur in Lyon bei Sacon druden ließ, und daß erft der Sohn aud andere Lyoner Prefien für fich bruden ließ. Wenigftens ſcheint das nad ber letzt- Stelle Goeze's Anſicht zu ſein, die ſich mir auch ſonſt zu beſtätigen

int.

27) Briefe an Goeze find hier in Hamburg, fo viel mir belannt, nirgends vorhanden.

*) Vebergefchrieben ſtand noch: in ben freyen Beyträgen. €. J.

Bermifchtes. 365

ein Stüd der hödftraren Cölniſchen Bibel ſey.““ €. 9. wollen fih nun die Mühe geben, ſolches mit der von mir in der Hift. der N. S. B. gegebenen Befchreibung derjelben zu vergleichen. Nun wird es Ihnen auch leicht werden, nach den darin angegebenen Merkmahlen zu bejtimmen, ob dieſes Eremplar zu der erften, oder zweiten Ausgabe gehöre. [Durch]* 2? die beyden Stellen Ser. 31, 3, da die erſte liefet: Israhel ga to synre vrouwen, und die zweite: rouwe, ingleichen Judith XIV, 11. die erfte: vnkuyscheyt, bie zweite, kuscheyt, wird joldes allein entſchieden werden können. Ich erſuche inſonderheit, um eine ſoviel als möglich genaue Abſchrift der Ueberſchrift des 3. Pſalm.

N. 16, iſt mir angenehm, daß ich verſichert bin, daß die Jahrzahl 1623 nicht auf dem Titel ſtehet. Ich halte eine Aus— gabe, welche dieſe Jahrzahl haben fol, für ein non ens, deßen Schöpfer Herr Maſch ift.?° Ich befige die ganze fehr rare und foftbare Peypufifche Bibel,3! außer den Propheten, welche er nie dazu gebrudt hat,3? ob er gleich joldhe in dem Jahre da die vol- ftändige Samlung derjelben zuerft in Wittenberg erſchien 1532, in 8 nachgedruckt.

N. 17. Davon künftig ein mehrered. Sch befite die Ausgabe von 1541— 1540, ingleihen von 1541,3° median, die dritte, von

28) Die Cölner Bibel ift wohl wieder die ©. 358 3.5 v. 0. gemeinte.

29) Das „durch“ ſcheint mir nicht dahin zu gehören. Soeze wollte ſtatt „entfehieden werben können“ ſchreiben: „entfcheiden können“.

30) Daffelbe fagt Goeze in ber Anmerkung zu S. XIV. der Fortfegung feines BVBerzeihnifjes, vgl. oben. Danach handelt e8 fih um ein zu Witten- berg angeblid 1523 von Melchior Lotther gebrudtes N. T., von weldem Maſch, (dev berühmte Herausgeber ber Long'ſchen bibliotheca sacra,) in ben —— zur Geſch. merkwürdiger Bücher, im 5. Stück, S. 293 reden fol. Nach dem Bindſeil'ſchen Verzeichniß p. 5, erſte Spalle, letztes Buch unten bei no. 4 giebt es doch ein ſolches, obfchon Bindſeil nicht angiebt, wo ein Eremplar biefer —— zu rg ſei. Möglih, daß Goeze mit feiner Behauptung doch noch Recht hätte

31) Die von Friedrich Peypus in gedruckte Bibel; vgl. Kati, Berzeihnig ©. 156 f. no. 246 u. Fortfegung S. 59—61 no. 562—564

32) Ob Peypus bie Propheten im lutheriſcher Ueberf. 1532 in g nachgebrudt bat? Die Sache ift wohl nicht ganz ficher. Bol. Fortſetzung ©. 61 oben. [Das Werniger. Eremplar dieſer Ueberſ. d. Propheten in ift am Schluſſe defect. €. 3.]

33) Die Ausgabe von 1541—40 ift Lufft'ſche Lutherbibel, dgl. Fortſetzung S. 81, no. 695. Bindſeil p

Die Ausgabe von 1541 ift auch * ie * butherbibel, vgl. Ver⸗ zeichniß S. 171 no. 269. Bindſeil p.

*) Dieſes durch' fehlt in ber Hoſchr. E. J.

366 Bermifchtes.

welcher ich die vorläufige Nachricht habe, daß fie von beyden unter- Ichieden , ift von Nürnberg auf dem Wege.

N. 19, ift mir auch angenehm, daß nicht 1523 in dem Epi- logo jtehet.

No. 21. befite ich in duplo.3*

Alfo blieben mir das N. T. von 1526, fol. und die 7 Buspſ. Wittenb. 1517, übrig, welche mir künftig dienlich feyn könten. Ich merde mir die Freyheit nehmen, zu melden, wenn ich foldhe eigentlih nöthig haben werde.

Bald werden E. H. den erften Entſchlus an mich zu fchreiben bereuen, da ich Ihnen fo viele Mühe mache, und Sie mit fo vielen Kleinigkeiten überhäufe. Ich fühle es felbft, daß es Zeit ſey abzubrehen, und nur noch die Verſicherung zu wiederholen, daß ich beftändig mit aufrichtiger Ergebenheit und Hochachtung

ſeyn werde Eur. Hochehrw. verbundenfter Diener Hamburg den 23. Sept. Goeze. 1777. Hamburg December 1877. Carl Bertheau.

II.

Zu der Lutherbibel von 1541, Ha 234 auf gräfl. Bibliothet zu Wernigerode.

Zur Geſchichte diefer merfwürdigen, einem Landsmann und Sugendfreunde Luthers gewidmeten Bibel, über welche im Jahr— gang 2, 2. ©. 61—64 gehandelt wurde, geht mir durch die Güte meines Collegen Herin Archivrath Beyer in Stolberg folgende Nachricht zu:

„sn der Bibliothef zu Roßla findet fich ein fehr gut gehal- tene8 Eremplar der : Biblia : das ift : die gante Heilige Schrift :

34) Es ift nicht ganz deutlich, wie die Sachlage zu benfen iſt. Nach einigen Stellen fieht e8 fo aus, als wenn es fih um Antworten banbelt, die der Freund in Wolfenbüttel auf Anfragen Goezes ertheilt habe; nad andern Stellen, al8 wenn er freiwillig Mittheilungen gemacht. Vielleicht ift beides ber Fall. ebenfalls ift fchon Hin und ber gefchrieben; ein Brief Goeze's an feinen Freund und eine Antwort des Tetteren am Goeze müſſen diefem Briefe vorausgegangen fein. Vielleicht geht die Numerirung ber zu Frage geftellten Gegenftände auch erft von bem Freunde aus.

Bermifchtes. 367

Deudih aufs New zugeridt. D. Martin = Gedrüdt zu Wittenberg, durch Hans ar D.

In diefe war von Hand eingeſchrieben, aber heraus⸗ geſchnitten und an den Herrn Grafen v. Stolberg-Wernigerode geſchenkt“ nun folgt eine allerdings nicht genaue Abſchrift der a. a. D. ©. 63 abgedrudten, jest der Rückſeite des Vorderdeckels von Ha 234 eingeflebten Einfchreibung.

Herrn A.-R. Beyers Nachricht lautet dann weiter:

„Statt diefer Einſchrift ift ein Zettel eingellebt, mit dieſer Nachricht:

Diefe Biblia habe ich Laurentius Bornhausen von meinem lieben Grosvater, dem Ehrw. Herren Jacobo Stellwagen, weil. Pfarr- bern zu Heldrungen ererbet, welche Biblia (eben dies Cremplar) der fel. u. hocherleuchtete Mann D. M. Lutherus, als fie gebrudt worden u. von der Preß kommen, felber überjehen, und nachmals dem MWolgeborn u. Edlen Herren, Herrn Hans Hojern Gr. u. Herrn zu Mansfeldt, chriftmilden And. verehrt; da dann J. Gn. (fie) obermeltem meinem I. Grosvater fel. wiederum verehret. it anfeng- lich in zwei Theil gebunden gewejen; weil fie aber bawfällig geweſen, hab ich fie auf diefe Form Anno 1585 wieder new binden lafen.

Invidia melior misericordia.’

Die Harzzeitihr. 2, 2 ©. 62 geäußerte Annahme, jene Ein- jchreibung gehöre dem Cremplar Ha 234 urfjprünglid an, wäre darnach nicht richtig, fondern Gr. Chriftian Ernſt hätte diefelbe in ein anderes von derjelben Ausgabe Heben lafjen. Das betreffende Bibeleremplar zu Roßla fann dann aber doch nicht füglich zugleich auch dasjenige fein, auf welches fich die Nachricht auf dem ihr jest eingeflebten Zettel bezieht. E. J.

III.

Urkundliche Erwähnung des Gerichts der Grafen von Negenftein zu Haflelfelde aus dem Jahre 1363.

Die nachfolgende urkundliche Mittheilung dürfte als ein, wenn auch geringer Beitrag anzufehen fein, dad auf der Gedichte des hohen Harzes lagernde Dunkel in etwas zu erhellen. Die Nach— weiſung einer Gerichtsftätte in Hafjelfelde, welche durch die folgende Urkunde gegeben wird, ift neu und läßt uns in Hafjelfelde den Gentralpuntt des öffentlichen Lebens für einen geſchichtlich durchaus

368 Vermiſchtes.

ungenügend bekannten Bezirk des Harzes kennen, ein Umſtand, welcher um ſo mehr bedauern läßt, daß das urkundliche Material für die Geſchichte der ſehr alten Niederlaſſung und der von der— ſelben abhängigen Umgebung verloren gegangen iſt.

Die hierunter mitgetheilte Urkunde entſtammt dem Archive der Stadt Nordhauſen, in welchem ich dieſelbe vor einigen Jahren bei Forſchungen nach die Geſchichte Goslars betreffenden Urkunden zur Mittheilung in dieſen Blättern ausſchrieb.

1363 Febr. 2.

Graf Bernhard von Regenſtein bekundet, daß die Erben fei- nes Mannes von Patichendorf fih mit den Bürgern von Nord- haufen vor feinem Gerichte zu Haffelfelde gefühnt haben.

Wir Bernhard von gotis gnaden greve zu Reynsteyn, herre zu Heymborg met unsen erben bikennen und bezcugen uffen- liche an diseme geynwerdigen brive, daz alle di nesten erben . ettiswenne von Patichendorf, unsirs mannes, um denselben . von Patichendorf, den di burgere .. der stat zu Northusen libe- loseten, sich met unseme und irre frunde rate willen und wiz- zene met den selben burgern der stat zcu Northusen unde met der selben stat gemeyne gutliche unde gentzliche gesunet und berich- tet haben, und di egenanten erben . . des von Patichendorf haben sich vor unseme gerichte zu Haselvelde an gehegeter bang degerliche und luterliche verzcegen allir ansprache und vorderunge, di si geyn die egenanten ... burgere und di stat zu Northusen von der egenanten geschicht wegen hatten eder in icheyne wis gehaben mochten, und si haben di egenante stat und di burgere gemeinliche darinne und alle or diner, dy an der vorgenanten geschicht waren, diser sache und schulde met guten willen gentzliche ledich und los gesait und sagen si der los an disem brive, alle argelist und geverde nzgeslozzen, also daz si noch nymant von iren weyn di vorgenante stad zu Northusen und di burgere daselbis und ire obgenante dinere um dise vorgenante geschicht und sache nummerme in dicheyne wys sullen angesprechen noch gevordern. Zcu eyme steten ur- kunde und gezcugnisse allir vorgenanten dinge haben wir dorch bete willen der egenanten erben .. des egenanten von Patichen- dorf unse insigel an disen brif gehangen. met insigeln der ede- len herren, greven Dytherich von Honsten, greven Heinrich von Stalberg und greven Conrad von Wernigerode, di diser berich- tungen sint gezcugen. Dise selben insigele wir . . von gotis gnaden greven vorgenant zcu eyme gezcugnisse allir vorgenan-

Bermifchtes. 369

ten dinge an .disen brif han gehangen. Der ist gigeben nach Cristus geburt dritzenhundert jar dar nach in dem dry und sechszeichsten jare an unser vrouwen tage lechtmessen.

Angehängt find 4 Siegel.

1) rundes Siegel des Grafen Bernhard von Regenftein, an den Rändern ftarf verlett. Schild mit dem Hirfchhorn, darüber ein gejchloffener Helm, an beiden Seiten mit einer Hirſchſtange ver- ziert, melde durch einen an jeder Seite befindlichen Arm wieder gejtügt werden. Legende: TIS-DE-R—

2) Eeines rundes Siegel. Der Schild mit 5 Reihen Schad ruht auf einer rofenförmigen Unterlage. Legende: S’T

SION —.

3) Siegel in Schildform mit einem rechts ſchreitenden Hirſch. Legende: + * SIGILLVIM CO HEINRICI - DE ST reich

4) rundes Siegel. Schild mit den zwei (Forellen) Fiſchen + S . COMITIS - CONRÄADI - DE - WERNIGERODE - Driginal. Nordhaufen.

Dttenftein. G. Bode, Amtsrichter.

IV. Mittheilungen über die Archive der Heineren Harzitädte.

Als ich vor mehreren Jahren die Städte des Harzlandes und deſſen Umgebung bereifte, um etwaige Beziehungen und Verbindun- gen derjelben mit der für viele derjelben als Markt- und Geſchäfts— plaß anzufehenden Stadt Goslar im Mittelalter zu erforihen, machte ich die traurige Erfahrung, daß ich in dieſer Beziehung i in Anfehung der kleineren Harzitädte lediglich auf die geringen Nachrichten be- ſchränkt blieb, welche aus den Briefihaften der Stadt Goslar über dergleichen Beziehungen fih erhalten hatten, daß dagegen einjchlä- gige Nachrichten aus den betreffenden kleineren Harzſtädten nicht mehr vorhanden find. Lebtere zeigten fih überhaupt arm an älte- ren Urkunden. Brand und Verwüftung werden bei einigen die Urſache diefes ungünftigen Verhältnifjes fein, während bei anderen Unachtſamkeit und Unkenntniß des wiſſenſchaftlichen, wenn nicht mehr praftiihen Werthes der alten Pergamente deren Verſchleppung und Untergang herbeigeführt haben werben. Denn die lächelnde Miene hoher Magiftratsperfonen bei meiner Nachfrage nach älteren Urkunden, bisweilen jelbjt die ausgefprochene ns vor fol:

Zeitſchr. d. Harzvereind, XI.

370

Bermifchtes.

hem alten Gerümpel, oder doch die erbarmenswürbige Aufbewah—

rung Der man bier

noch vorhandenen Urkunden bewies zur Genüge, daß tauben Ohren predige, wenn der Werth diefer Nachlaſ—

ſenſchaft der Altvordern zu Gemüthe geführt wurde. Um nun etwaigen Nachfolgern ähnliche traurige perfönliche Erfahrungen zu eriparen und um den Archivbejtand der betreffenden Orte überhaupt darzulegen, theile ich meinen Befund hierunter in Betreff mehrerer Städte mit. und werde bei gelegener Zeit Fortfegungen liefern:

1) 1706. 2) 1714.

3) 1788, 4) 1800.

1) 1571.

2) 1614.

1. Stadt Ellrich.

Juli 9. Brauordnung K. Friedrih I. von Preußen. Mat 16. König Friedrih Wilhelm I. von Preußen als Graf von Hohnitein belehnt die Stadt Ellrih mit dem ehemaligen Dorfe, der jest wüſten Feldmark Kleyfingen zwiſchen Ellrih und Wofleben. Mai 29. König Friedrih Wilhelm II. von Preußen dsgl. un 25. König Friedrich Wilhelm II. von Preußen esgl.

Ruere Urkunden ſind nicht vorhanden.

2. Stadt Sachſa.

am Tage purificationis Mariae (2. Febr.) Volkmar Wolf Graf von Hohnftein, Herr zu Lohra und Klettenberg, welcher Wilhelm von Wulferodt mit den Lehnftüden „der Kreutte”, welche bisher fjequeitrirt worden, gegen Zahlung von 800 Gulden belehnt hatte, übergibt die fraglichen bis zur wirklichen Zahlung der gedachten Rei- hard von Kindhaufen und Cafpar Bhiler fowie dem Grafen gejhuldeten Summe als Pfand zurüdbehaltenen Güter feinem Rathe und lieben Getreuen Ciliax Ernften zum Gebrauch und verfpricht demjelben feinen Schuß. Mit Unterfchrift des Grafen und angehängten Siegel.

Juni 10. Herzog Friedrid Ulrich von Braunfchmweig belehnt Georg Ernften und defjen männliche Erben mit einem freien Gut zu Sadja, welches derfelbe von den von Wulferodt mit Conſens der Grafen Ernft zu Hohn- ftein gefauft hatte, nämlich mit 1 Haufe, welches abge- brannt, und Hofe, 2 Gärten, 12 Morgen Landes über dem Schwebah, 10 Morgen dafjelbit, 22 Morgen über dem Hallen- Graben, der großen Wieje, 6 Morgen auf dem Steinfelde, 5 Morgen gegen dem Kreutz daſelbſt,

3) 1633.

4) 1653.

5) 1653,

6) 1653.

Bermifchtes. 371

2 Morgen auf der Lehmgrube und 1 Wieſe am Fleinen Fohrt.

Mit Unterſchrift des Herzogs. Das Siegel iſt abge—

nommen.

Mai 24. Herzog Friedrich Ulrich von Braunſchweig ver— ehrt ſeinem Oberförſter in ſeiner Grafſchaft Hohnſtein und Kloſter Walkenried Johann Röpenacken „ein kleines Hol;- flecklein, der Herrn Holtz genannt, hinter unſern Stedt— lein Sachſa, zwiſchen Georgen Bartels und Güntzels Erben belegen“, welches nach eingezogenem Bericht „an unſer Ampt Clettenberg von uhralters nicht gehört“, eigenthümlich.

Mit Unterſchrift des Herzogs und anhängendem Siegel. September 27. Johann Graf zu Sain Wittgenſtein und Hohnſtein, Herr zu Homburgk, Vallendar, Neumagen, Lohra und Clettenberg beſtätigt der Stadt Sachſa ihre Privilegien, welche ihnen von den Grafen von Hohnſtein, dann von den Herzögen von Braunſchweig und Lüneburg gegeben, abſpoliirt und entkommen waren, als: das jus eivitatis, bürgerliche Freiheit und Gerechtigkeit, die Stellung als „membrum und Mitglied dieſes Comitats“, durch welche ſie auf die Landtage citirt und berufen wurde und ihr Votum gehabt hat. Dieſelbe ſoll lediglich der Canz— lei „immediate subject und unterworfen fein.“ Auch werden derfelben die Niedergerichte in Stadt, Holz und Forjt, freie Braugerechtigkeit und die Berechtigung für jeden Bürger 25 Schafe frei ohne Zoll zu haben, auch jährlid 2 Jahrmärkte, den andern Sonntag nad Tri» nitati3 und Sonntags nah Martini zu halten und bie Berechtigung in ihrem Gehölze Schneußen aufzurichten und Vögel zu fangen betätigt.

Mit Unterfhrift des Grafen und angehängten Siegel. September 27. Derjelbe genehmigt, daß der Nath zu Sachſa von weil. Johann Ruppenack fürftl. Braunfchwei- giſchen Oberförſters nachgelaſſenen Erben den Holzfled „das Herrenholz genandt‘” für 100 Gulden erblich ge— fauft hat und beftätigt den Rathskämmerer Georg Jödi— den als Lehnsträger.

Mit Unterſchrift. Das Siegel iſt abgenommen. October 26. Derſelbe begnadigt die Stadt Sachſa mit einem neuen Viehmarkte „am Dingſtag vor Aegidii“.

Mit Unterſchrift. Siegel abgenommen.

372 Bermifchtes.

7) 1658. Auguft 31. Ludwig Chriftian Graf zu Sain Wittgen- ftein und Hohnftein u. ſ. w. beftätigt die Privilegien der Stadt Sachſa in gleicher Weife wie fein Vater Johann

j. Nr. 4). Mit Unterfhrift und angeh. Siegel.

8) 1658. Auguft 31. Derjelbe begnadigt die Stadt Sachſa zu ihrer Erholung von den Schäden der Kriegszeit mit einem’ neuen Viehmarkte auf Sonntag nad Aegidii.

Mit Unterfchrift und anh. Siegel.

9) 1658. Auguft 31. Derjelbe genehmigt den Erwerb des Herren- holzes Seitens der Stadt (f. Nr. 5) und beftellt Georg Jodicken den Bürgermeifter zum Lehnsträger.

Mit Unterfhrift und and. Siegel.

10) 1683. Auguft 20. Guſtav Graf zu Sain-Wittgenftein und Hohnftein u. ſ. w. genehmigt den Erwerb des Herren- holzes (ſ. Nr. 5 und 9).

11) 1700, December 17. Friedrich II. Kurfürft zu Brandenburg verleiht feinem Regierungsrath Andreas Erhardt Roes penaed das Schulzenamt in feiner Stadt Sachſa.

Mit Unterfchrift. Siegel abgenommen.

12) 1701. Septbr 12. Badergildeprivilegium König Friedrichs I von Preußen. Mit Siegel.

13) 1707. April 18. Lehnbrief des K. Friedrih I. von Preußen über das Herrenholz. Mit Siegel.

14) 1708. Januar 24. Desgleichen. Siegel abgenommen.

15) 1714. Mai 16. Lehnbrief des K. Friedrih Wilhelms I. von Preußen über den gleichen Gegenitand. Mit Siegel.

16) 1714. Januar 3. Schneidergildeprivilegium defjelben. Mit Siegel.

Ein Siegelftempel mit der Umfchrift: Der stadt Sachsa insie- gel anno 1677 enthält einen quabrirten Schild, im oberen Felde vecht3 einen Hirſch, links 2 über einander ftehende Büſche, im untern Felde rechts: A mal Schach, links eine jchräggelegte Tanne, über dem Schilde einen Helm mit 2 Hirfchitangen.

3. Stadt Stolberg.

Ich hatte leider nicht genügende Muße, um ſämmtliche vor- handene Urkunden zu verzeichnen, der Vorrath derjelben iſt jedoch jehr gering. !

1) Bgl. diefe Zeitfärift 4 (1871) ©. 235 239.

Bermifchtes. 373

Die ältefte Driginalurfunde ift datirt:

1479 am tage der heiligen zeehnntusent ritter (22. Juni).

Heinrich Graf und Herr zu Stolberg und Wernigerode be» ftätigt und reformirt „die innunge und hantwergsennunge der wullenweber unser stat Stalberg“, welche eine ausführlihe Pri- vilegienertheilung und Feſtſtellung der Satzungen der Innung enthält.

Die wenigen fonftigen Urkunden gehören dem 16., 17. und 18. Jahrhundert an.

Das ältefte dortige Arhivftüd find die „Rathshandelsbücher von Jaren 1419 bi 1488 In denfelben find alle Brieffchaf- ten des Raths, Güterverlaffe und fonjtige bemerfenswerthe Vor- fommnifje, namentlich auch Teidinge, mehrere mit ber Herrichaft, fowie der Güterbefit der Stadt und der Stiftungen bafelbit fort- laufend gleichzeitig eingetragen. Auch wird auf dem Rathhaufe ein „„Registrum der Copeyen über die Hauptbriefihhaften des Ho3pi- tals und Santt Jorgen Kirchen“ verwahrt. Die ältefte in dem- felben verzeichnete Urkunde ift datirt

1333 die beati Nicolai (6. December) Stolbergk. Der Nit- ter Friedrich Beyere und defjen Bruder Sigfrid verkaufen Ein- fünfte aus Crymilderode prope Gerspech an bie Gapelle de3 Hospital3 s. Georii zu Stolberg. Bgl. Beitfchrift 1871 ©. 281. Eine ſehr große Anzahl von Urkunden, melde in diefem Regifter ‚abgejchrieben find, datiren aus dem 15. Jahrhundert.

Dttenftein. G. Bode, Amtsrichter.

V. Ueber zwei Rectoren der Ilſenburger Kloſterſchule.

Die folgenden Auszüge, welche Herr Reichsfreiherr O. Grote zu Schauen aus dem Viſitationsbuche des Stifts Halberſtadt vom Jahre 1589 zu machen die Güte hatte, ergänzen einigermaßen unſere Nachrichten über zwei Rectoren oder Schulmeiſter der Klo- fterfhule zu Slfenburg Erhard Franke und Joachim Georgi, worüber wir nad den uns vorliegenden Quellen in der Gejchichte der evangel. Klofterjchule zu Slfenburg ©. 36, 170, 172— 174, 296, vgl. auch Geſchichte d. evangel. Pfarre zu Ilſenburg ©. 35f. gehandelt hatten. Die Nachrichten über Herkunft, Alter, Zeit ihres Ilſenburger Schulamts, beſonders über ihre Gelehrſamkeit und fitt- liches Verhalten beftätigen theils, theilmeife erweitern oder berichtigen fie unfere frühere Kenntniß. Joachim Georgi wurde von dem lien» burger Verwalter Engelbrecht, der ihn dort Bingezogen hatte, nach)

374 Bermifchtes.

dem erſt feit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts neu gegrün- deten Dorfe Stapelburg in der Grafſchaft Wernigerode berufen, was aber mit Hülfe des Halberftädter Domcapiteld dem v. Bila gewaltfam ala Pfandbefis eingeräumt war und erſt 1727 wieder mit der Grafichaft verbunden wurde. Zu bemerken ift, daß fpäter eine Zeit lang Stapelburg mit der Pfarre Vedenftedt verbunden war. Während Georgi aud als Pfarrer wohl beftand, wie er als Rector (1580 1588 oder 1589) fich ausgezeichnet hatte, fo war es mit Franke's Gelehrfamfeit bis auf fein Latein nicht weit her. Befonderd aber machten die übereinftimmenden ſehr übeln Gerüchte über feinen unfittlihen Wandel das Vertrauen, welches Graf Chri- ftoph zu Stolberg in ihn gejett hatte, al3 er ihn zuerft zum Seel—⸗ forger in Deeröheim empfohlen hatte, zu Schanden. Er befam aljo die damals noch vom Klofter Ilſenburg zu Lehn rührende Pfarre zu Berfel, einem Dorfe, wo dieſes Klofter überaus reiche Befigun- gen hatte. E. 3.

Halberſtädter Bifitationsbuch bon 1589.

Stapelburgt,

Diefe Pfarre gehet zu Iehen vom Haufe Stapelburg. Der Pfarherr Joachimus Georgi Halberjtavenfis ift alt 40 Jahr und uf promotion Petri Engelbredt3 von Ilſenburg, da er 8 Jahr Rector Scholae geweſen, von denen von Bila anhero zum pfarheren beruffen, und Confirmirt vorm Jahr, als a0 88, und ift darauf ordinirt zu Helmſtett von Boetio, mie er deſſen feine Literas Vocationis et ordinationis vorgeleget. Iſt examiniret in doctrina Sacramentorum Unnd hatt erudite Respondiret.

Berßel.

die pfarr gehet zu lehen vom Kloſter Ilſen— burgk. Paſtor Erhardus Francke bürtig aus Hoymburgk! iſt 46 Jahr alt, anhero per promotionem Graff Chriſtofs des Dumb- probits, alß Abtes des Glofters Jlfenburgf, vor 15 Jahren von Slfenburg, da er 2 Jahr Schulmeifter geweſen, zum pfarheren Fom- men und von Molgemelten Herrn Collatore mit der pfarr wegen des Klofters Ilſenburgk belenet, darnad) Brunswige ao. 72 ordiniret juxta testimonium, jo er neben feinem Concept feiner predigten produciret. Diefer pfarr hat fich auch nicht zu weit vorjtiegen in eruditione, iedoch fein Latein vorjtanden, und zimblich respondiret.

1) Die Abſchr. zu Schauen bat: Hoymb.

Bermifchtes. 375

Sonften ift er jehr berüchtigt, das er ein ehebrecher und hurer fein fol; ift ein gemein landgejchrey, in Berffel, ſoll er verdacht wer- den mit einen eheweib; ihr Man heift Albrecht Bringfman, fol oft in derfelben Haus gehen, So vermehrt? auch die Suspition. Der Man iſt absens, arbeitet denen von Roßing in ihrem Dorff Roffing auf ienfeit Hildeſſen. So vertraget er fich auch dieſes verdachts halber übel mit feinem weibe, die er in die 14 oder 15 Jahr, aber noch mit ihr feine Kinder gehabt.

Nota bene, das diefe vordadht auch auf ihn fey, zeuget auch die gemeine. Es ift von den Herrn Visitatorn dieſer vorbacht halber an beide Junkern geichrieben, aber die anttworten, die Leute im Dorffe werden von feinem leben bericht tun, und man wird es auch erfahren bey den benachbarten,

Nuen fagt der pfarr zu Derſſen, Erhardus ſey wegen ehebruchs jehr suspect; über das ift den Herrn Visitatorn vom Rath zu Goß— lar jchriftlicher bericht einfommen, das fich dieſer Erhardus in Goß— lar bey einem Balbier morbum gallicum habe curiren und ſich hören lafjen, er hätte diefelbe zu Heufeburg im bette befommen ; allein es foll auch ein ehemweib fein in Ofterwigf, damit er aud) zugehalten, und fie diefe böfe Dinger von ihne befommen, habe derwegen auch diefe gelegenheit Reverendissimo zu referiren.

Schauen, October 1877. D. Freiherr Grote.

VI.

Einige ſich aus den Rentei- und Vogtei-Rechnungen pro 1508/9 ergebende Nachrichten über des Grafen Heinrich des Jüngern zu Stolberg legten Aufenthalt in der Heimat, feine Erfranfung, feine Badereife nah Ems, feinen am 16. December 1508 zu Cöln erfolgten Tod und fein Begräbniß in Stolberg. !

Graf Heinrich der Jüngere war befanntlih in feinen letzten Lebensjahren Herzog Georgs von Sachſen Statthalter in Friesland.

1) Wir glaubten biefer von Herrn Archivrath Beyer in Stolber uns freundlichſt zugeftellten Arbeit eines verftorbenen Mitglieds, bes weil. Kammerraths Hübner in Norbhaufen, früher in Roßla, als ein Beifpiel fehr jorgfältiger und gefchidter Benutung alter Rechnungen für gefchichtliche Arbeiten, ohne weitere Zufäge bier einen Pla einräumen zu ——

376 Bermifchtes.

Er war im ganzen Verlauf des Jahrs 1507 nicht in der Heimat gewefen; auch in den drei erften Monaten des Jahrs 1508 mar er noch in Friedland. Donnerftag nah Jubilate fendet Graf Botho noch einen Boten dahin ab,! der ihn dort aber nicht mehr angetroffen haben wird. Denn ſchon in der Woche nad Quasi- modogenititage leiftete Graf Heinrih zu Freiburg in Sachſen, wohin ihm Graf Botho zu feinem Beiftande einen der Räthe bes Stolbergſchen Haufes, Ern Heinrich v. Bila zugefendet hatte.? Ob Graf Heinrich dort in Angelegenheiten Herzog Georgs, oder in eigenen Sachen (er war Mitgewerke des Schredienberger Silber » Bergwerks) bejchäftigt war, mag dahin geftellt bleiben. Doc wird er nicht in Sachen gemwefen fein, ohne den Herzog Georg in Dres den oder mo dieſer fonft damals Hof hielt, befucht zu haben.

Sonntag Eraudi war Graf Heinrih in Stolberg; am Abend dieſes Tags fingen ihm dort die Schüler vor dem Schloſſe.“ Er war zu Wagen mit 4 Pferden gefommen* und hatte außer feiner Dienerfhaft auch einen friefifhen Pafteten- Bäder ® für den Herzog Georg mit fih, den er demfelben bald nad) feiner Ankunft durd einen Boten nah Annaberg, wo der Herzog ſich damals aufbielt, zuführen ließ. ®

1) Unter Ausgabe Zcerung und Bottenlon den die zu seinen gnadenn in Friefslande gefertigt sein:

1 guld. Hansen frangf. Donerstag noch Jubilate, Ist mit meins g. h. Graffenn Boten scrift hynnabe gelauffenn 12'/, gr. yme noch seiner widderkunft von 54 meyln, die er gelauffenn noch gegeben.

2) Unter Ausgabe zcu ulswendiger Zcerung den Reten vnd andern der Herschaft geschigkt fteht als dritte Poſt:

11. 1'% hat Er Heinrich vonn Bila Ritter in derselbigen Wo- chenn Cie . Sato post Quasimodogeniti) als er von m. g. h. Graffen Heinrichenn ve den tag zu friburg by- stenndig zu sein gelyhenn ist, Hab ich yme donerstag noch can- tate zu kelbra widder gegeben.

3) 5 gr. denn schullernn, habenn meynem enedig. hernn grafl. Heinrichen gesunge alhyr vor dem Slofse, Sontag Exaudi.

4) 3'/, fl den Smeden vor allerley arbeit, die sie an m. g. h. Graff, Heinrichs wagen gemacht, 18 gr. vor 4 Zelenn zu denn pfer- den, die m. g. h. Graf Heinrich gebracht hat, gekauft.

5) 4 gr. vor ein back schuffeln vf des Posteden- beckers, den m. g. h. g. Heinrich myt brachte etc.

6) 1 fl. 11/, gr. Hein gebharten, fuit vf Sanct Annenberge, hat Herzcogen Georgen eynen koch, der mit m. g. h. g. Heinriche vis fryflannth komen, gebracht vor 30 meyle vorlonth.

Vermiſchtes. 377

Sein Geräth kam wahrſcheinlich mit Fracht nach Nordhauſen? und wurde von dort nad Stolberg abgeholt.®

Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß Graf Heinrich mit irgend einem Leiden behaftet in der Heimat ankam; denn gleich nach feiner Ankunft wird die Babeftube im Schloffe für ihn in. Stand gefegt.? Welcher Art dieſes Leiden geweſen, ift au ben Rechnungen nicht zu erfennen. Nach älteren Angaben, wenn ich nicht irre bei Zeitfuchs, wird eine bei der Belagerung einer Stabt empfangene Wunde als Urſach feines Todes angeführt. Dur die Rechnungen wird diefe Angabe nicht beftätigt; fie fprechen nur im Allgemeinen von Krankheit. Auch wird niemals erwähnt, daß etwa einer der beiden Stolbergſchen Barbiere zur Verbindung einer Munde oder zu einer ähnlichen Hülfleiftung beigezogen wäre. War Graf Heinrich überhaupt verwundet, jo kann da3 nur längere Zeit vor feinem Tode gejchehen fein und er hat vielleicht an ben fpäten Folgen einer früher empfangenen Wunde dahin fliehen müfjen. Vielleicht bietet der Umftand einen Yingerzeig zur Erkennung feines Leidens dar, daß er in Stolberg Schladenbäder nahm, zu welchem Behuf nah und nah 10 Fuder Schladen von den Hütten heran gefahren wurden.!0 Bedenklich fcheint aber dies Leiden damals noch nicht gewejen zu fein, namentlich wird es ihn nit an dem vollen und angeftrengten Gebraud feiner Glieder gehindert haben. Denn bald nad) feiner Ankunft in Stolberg werden mehrere große Yagden veranftaltet, an denen er Theil nehmen fonnte.!! Bon

7) 1'/, gr. Eynem Botenn von North. brachte m. g. h, graffen Heinrichen scrift von hein domus, das seyner gnaden gerethe kom- men ware.

8) 5 gr. Claus mollern von den Dipt. (?) und graffen Heinrichs gepack von Northufsen anher zu furen.

9) 3 gr. Iylsen (Magb im Schloffe) Samstag nach Exaudi hat davor etlich stuntzlyn vnd krug in das badstoblyn, als m. g. h. Graf Heinrich dorinne baden wolt, gekauft.

10) 2 gr. Beygeroth holte m. g. h. graffen Heinrichen zwey moll slacken zu baden mittwochen p. quinta post pentecoste.

8 gr. Jocoff posunner hat m. g. h. graffen Heinrichen 8 mole slag- kenn zu bade gefurth, wyl[slich dem vogte.

4 gr. den hutteknechten zu trangkgelde uls entpfel m. g. h. dy weylle slagken geholt worden.

11) 6 gr. Mertin botger ynn der Eselgaelse, dem jungen mer- tin botger In der Naustath und Hein grosfogel haben zwen tage hel- fen stellen vfid vfnhemen als gegagt wart an Ochssenbergk die woche noch trinitatis, hat mich Heinz Jeger bericht, das beydder meiner gnedigen herrn entpfell gewest sye.

3 gr. denselbigen dreyhenn haben darselbst (an der Schakfswarte) helffen stellen vnnd ofheben us entfpell m. g. h. graffen Heinrichs (Mittwoch und freitag nach Joh. bapt.)

378 Vermiſchtes.

ſeinem ſonſtigen Thun und Treiben in Stolberg finden ſich in den Rechnungen nur unbedeutende Notizen. Er ſendet den Chriſtoph Ecke, wahrſcheinlich einen Bergwerksverſtändigen, nach Morungen, die dortigen Bergwerke zu beſichtigen,!? ſchreibt Briefe an Ern Hans v. Werther nah Wiehe 1? und an den Herzog Hans nad Weimar,““ läßt ſich Behufs Inftandjegung eines Jagdhorns Wachs geben,?!® Täßt ſich zu Nürnberg einen koſtbaren Wolfspelz Faufen!® und fih und feine Diener neu kleiden.!“ Auf einer der Nentei - Rechnung loſe beiliegenden Nota des Schneider werben folgende 7 Perfonen als feine Diener genannt:

1. Arswald (v. Arnswald).

2. Sewitten (v. Selwitz).

3. Vilippes mor (wahrſcheinlich Philipp von Morungen, des damaligen ftolbergfhen Bogt3 Volkmar v. Morungen Sohn oder Bruder).

4. Andres Walmj (wahrſcheinlich der ſonſt oft vorfommende Endressen oder Enderlyn). Wol fein Schreiber.

5. Peter, fein (Grafen Heinrichs) Junge.

Tummel. Georg, der Stalljunge.

Aus dem Umftande, daß ein aus Friesland abgefandter Bote Don- nerjtag nach Udalrici von Stolberg nad Wernigerode geleitet wird,

m

12) 3 gr. Cristoffel Ecken zu vertrinck. geschengkt dorum dass er dass bergkwergk by Morungen vf beger m. g. h. Graffen Heinrichs besichtiget vig. visitat. marie.

13) 4'/, gr. frangkfurthen fuit inn Wyhe, hat Ern Hanse von Werther schrift bracht vonn m. g. h. graffen Heinrichen, freitag noch Udalriei, hat s. gnaden selbst geschryben.

14) 7', gr. 3 pf. Hein gebhard, fuit in Weymmar, hat Herzco- gen Hansen scrifft bracht, hat m. g. h. Heinrich selbst geschryben,

instags noch Trinitatis.

15) Y/, wachs mitwochens in pfingst. m. g. h. Graffen Heinrich eyn horn zu bolsen? (biffen?),.

16) 10 guld. 10 rth. Inn vor eynn guttenn Wolfsbeltz seinen gnaden (Graf Heinrichs) zu Norinberg durch hans Swyf. kauft.

17) 21, fl. 1 gr. Claus Snyderrn vonn etlichen Cleydungen, so er m. g. h. Graffen Heinrichen vnd seiner gnaden dienernn gemacht. Dinstag in pfingst. bezcalt.

18) 5 gr. 4 pf. hat der Bot vis frielslaid Inn pleteners huse vorzcert, ist v/s bevehel meines g. h. Graff. Heinrichs quitirt worden.

3 gr. frangkfurth, fuit in Wernig., hat Petern denn fryeschen bot. dorhin geleidt Dornnstag noch Udalrici.

Vermiſchtes. 379

möchte zu ſchließen ſein, daß ſich Graf Heinrich um jene Zeit in Wernigerode aufhielt.

Bald nachher, aber jeden Falls nach ſeiner Rückkehr nach Stolberg, wird Graf Heinrich plötzlich und bedenklich erkrankt fein. Ein Bote läuft nah Weimar, den Dr. Piſtoris, wahr— fcheinlich des Herzogs Leibarzt, zu holen.” Der in der Nota wörtlich wiedergegebene Eintrag in der Rechnung läßt zwar, aus feinem Zufammenhang geriffen, nicht erfennen, daß Graf Heinrich der Erfranfte gewejen, um defjentwillen der Arzt geholt wurde. Aber da diefe Pot unter den für Graf Heinrich den Süngern gemachten Ausgaben verzeichnet fteht, fo iſt es ganz zweifellos, daß er der Erfrankte war. Auch weiß die Rechnung nicht3 von der Erkrankung eines andern Familien Mitgliedes.

Der Umftand, daß ein Bote von Frohndorf nad Weimar geht, deutet nicht etwa darauf hin, daß Graf Heinrich damals in Frohn- dorf geweſen, fondern nur darauf, daß die Botſchaft eilig war. Sn ſolchen plöglihen und bedenklichen Kranfheitsfällen lief der Stolbergſche Bote nur bis Frohndorf und ſchickte von dort aus gleih nad feiner Ankunft einen frifchen Boten weiter nach Wei— mar. Ganz gleiches Verfahren fommt in früheren Rechnungen vor.

Welch ein Unfall den Grafen Heinrich betroffen, findet fich zwar nirgends gejagt; aber man könnte vermuthen, daß es viel- leicht ein Blutfturz oder etwas dem Aehnliches geweſen fei. Außer dem plöglihen Auftreten und dem gefährlichen Charakter der Kranf- heit fcheint auch der Umftand eine derartige Vermuthung zu beftä- tigen, daß Graf Heinrich, wie ich hier gleich erwähnen will, jeden Falls auf Anrathen des Arztes nah einem Babe gejhidt wird, das wenigftend in jebiger Zeit hauptjächlich gegen Lungen» und Halsleiven verordnet wird, nämlich nah Ems, in den Rechnungen immer Eymbiss oder Enbiss genannt.°*

Für den gefährlichen Charakter der Krankheit fpricht auch der Umſtand, daß um dieſe Zeit die Pfarrer aufgefordert werden, Bet: fahrten zu veranftalten,2° und daß eine geraume Zeit noch ver- ftreiht, ehe Graf Heinrid im Stande ift, die Reife nad Ems anzutreten.

19) 4 gr. Eynem Botten der von frond. geyn Wymer zu doctor pistoris gelauffen ist, post Udalriei gegeben.

20) 2 gr. 3 pf. fingken, fuit in Breitenstein, Stralsberg, Hatz- kerode, Wolfsberge, Hayn vnnd Swende, bestalte by den pfarnern die bethfart zu leysten vf ansynnen meiner gnedigen herren (zwifchen Udalriei und Margarethae).

380 Bermifchtes.

In der Zmwifchenzeit wurden die erforderliden Vorbereitungen zu der Badereiſe getroffen,?! unter anderen Graf Heinrich® mit Tuch überdedter Reifewagen mit 2 Bänken verfehen,?? vielleicht um darauf in liegender Stellung fahren zu können u. j. w.

Am Donnerftage nad) assumtionis Mariae nahm Graf Hein ri von dem damaligen Rentmeijter Wilhelm Reiffenftein eine dem: jelben geliehene Summe von 215 Gulden zurüd?® und fuhr nod denfelben Tag nah) Ems ab. Die Reife ging zunächſt nad Lan- genfalza, zu Herzog Georg, der dorthin gefommen war, vermuth- lih um feinem erkrankten Statthalter ein Rendezvous zu geben.?* Graf Botho begleitete den Bruder dahin zu Pferde. Es mar das vorlegte Mal, daß fich die beiden jo treu an einander hängenden Zwillingsbrüder im Leben ſahen. Graf Botho verlegte bald nad) feiner Rückkehr, um Bartholomäi, feine Hofhaltung bis weit in den Spätherbft nad Wernigerode; ?* feine gefammte Familie begleitete ihn dahin; aud Graf Heinrich der Aeltere war abwechſelnd bort.?>

Ueber Graf Heinrichs Aufenthalt in Ems und die Wirkung des Bades geben die Rechnungen feine genügende Auskunft. Nur das geht aus ihnen hervor, daß zwilchen den beiden Brüdern eine ununterbrochene GCorrespondenz geführt wurde. Bald nad Bartho- lomaei, aljo bald nad feiner Ankunft in Ems, ſendet Graf Heinrid feinen Diener von Arnswald nad der Heimat mit eigenhändig ge

21) 14 gr. vor etlich wagenleittern, drilseln vnd ander leppery

an m. g. h. graffen Heinrichs wagen Sat post assumpt. marie bezealt.

3'/, fl. denn Smeden vor allerley arbeit, die sie an m. g. h. Graffen Heinrichs wagen gemacht Samstag nach Barthol. bezcalt.

1 fl. 1 orth fritzenn Seteler hat dovor seinere wagengeschir gemacht, nemlich 4 par schoden, 2 kommeth stuken, 2 zcoyme, 2 zcogel daran sunderlich 4 Byzcogel vnd zwey Bauchseyl.

18 gr. vor 4 Zelenn zu den pferden, die mein g. h. Graf Heinrich gebracht hat, gekauft.

22) 2 gr. dem Rademecher yn der Nydergasse, hat zwenn bengke gemacht yn den behangenen wagen comitis Heinrici.

23) 1fl. 9 gr. hab ich seinen gnaden (Gr. Heinrich) donerstag noch assumpt. marie by Arnswald gesandt wilch gelt sein gnade mir von eynem excesse der bezcalung 215 fl., die s. g. mir geliehenn vnd ich widder eodem die bezcalt hab. schuldig blieben.

24) 8 fl. donerstag. noch Assumpt. marie, als sein gnaden (Graf Botho) mit m. g. h. Graffen Heinrichen zu Herzcog Georg. geynn Salzca geritten ist, an ", vnd 1 gr. gegeben vnd wiewol s. g. dals nicht alles vorzcert, hat s. g. doch das uberige Vigilia Bartholomei gein Wernig. mitgenomen.

25) 3 gr. Jocoff Egken, hat bey dem wagenn gegangen alls mein g. Alter Herre ghenn Wernig. fur vnd am drittenn tage widderkam, Sontag post calixti.

Bermifchtes, 381

fchriebenen Briefen an den Grafen Botho.?° Letzterer entjendet umgehend, Mittwoch nach Auguftini, feinen Diener Frigen v. Bila mit Antwort nad Ems?! Sonnabend nad crucis exaltationis fommt wieder ein Brief Graf Heinrichs über Langenfalza.?? Leb- terer mußte wol fchlechte Nachricht über fein Befinden gebracht haben; denn gleich darauf gehen Boten zu dem Abt von Ilfeld? und nach dem Nonnenklofter auf dem Frauenberge bei Norbhaufen?® mit der Aufforderung: „meinen gnedigen herrn Graffen Heinri- chen kegen Gott zu vorbitten“. Graf Heinrich der Aeltere, der auf eine Einladung feiner Frau Schweiter, der auf dem Stauffen- berge refidirenden verwitweten Herzogin Eliſabeth von Braun- fchweig, fie auf dem Stauffenberge zu befuchen, zugefagt, läßt unter Diefen Umftänden „uls widderwertigkeyt“ den Beſuch abjagen.°! Aber Graf Heinrich ſelbſt dachte wol nit an fein fo nahes Ende. Denn er fendet von Ems aus den von Stolberg zur Bedienung mitgenommenen Jacob Ede zweimal nah Frank— furt aM. zu dem damals der Meſſe wegen dort verweilenden Nent- meifter Wilhelm Reiffenftein, um dort Tuch zur Winterfleidung für fih und feine Dienerfchaft einfaufen zu laffen.??

Graf Heinrich wird zwifhen 5 bis 6 Wochen etwa in Ems geblieben fein. Er reifte, wie oben angegeben, Donnerftag nad Maris Himmelfahrt von Stolberg ab und war etwa zu Michaelis oder kurz vorher in Cöln. Damit ftimmt das dem Jacob Ede, der ihm zur Aushülfe mitgegeben war, nach feiner Rückkehr von Ems verabreihte Lohn für 7 Wocen.?? Caspar Tungel, der den

26) 3 gr. Lorentzen fuit in Wernig. hat m. 8: h. graffen Bott. schrift bracht, hat m. g. lı. g. Heinrich bey Arnswalde anher geschigkt (Nach Bartholomaei ).

27) 1fl. 6 gr. fritzenn vonn Bila mittwochen noch Augustini als er > g. h. Graffen Heinriche geynn Embiss geritten zur zcerung gegeben

28) 7 gr. Eynem botenn von Saltza brachte m. g. h. Graff Bott. bryffe, hat m. g. h. g. Heinrich anher geschryben ee noch crueis,.

29) 1 gr. 3 pf. [wartzenn hanlse fuit in Ilfelt dem Abt ge- schryben, m. g. h. g. Heinrichen kogen Gott zu vorbitten.

30) 1", gr. Idem fuit in North. dem closter vfm frawenberge auch der sache halben (wie not. 29) geschryben die Mauritii.

31) 6 gr. fingken fuit in Stauffenberg bracht der herzcogynn schrift dass m. g. alter herre vſs widderwertigkeyt nicht zu yren g. kommen konthe freitag noch franeisci.

32) 5 gr. 10 pf. hat er (Jacoff Ecke) vf 2 mole, als er von m. g. h. (Grafen Heinrich) zu mir gein franckf, geschigkt, vorzcert.

33) 1fl. Jacoff Ecken, dorumb dass er mit m. g. h. graffen Hein- richen ins warm badt gezcogen, ist 7 wochen vſs gewesen, iglich wochen 3 gr. gegeben.

382 Bermifchtes.

Wagen oder wahrfcheinlih einen der Wagen nad Ems geführt hatte, Tehrte mit den Pferden ſchon nah 5 Wochen zurüd.?*

Ueber Graf Heinrichs Reife nah Cöln find zwei Annahmen möglid. Entweder er ging etwa auf Einladung des ihm nahe befreundeten Erzbifhofs Herzog Albrecht, dem er ſchon im Jahre 1498/99 in Begleitung des Herzogs Georg und feines Vaters Heinrich des Aelteren einen längeren Beſuch gemacht,?? dahin, um dort bei feinem durch den Gebrauch des Emſer Bades nicht gebej- jerten Gefundheitszuftande berühmte Aerzte zur Hand zu haben und mit der Abficht, fpäter von dort über Ems nad Stolberg zurüdzufehren, zu welchem Behuf er feinen Wagen, mie fich jpä- ter zeigen wird, in Ems zurüdgelafjen hatte; oder er glaubte ſich durch die Emfer Kur fo meit gefräftigt, um über Cöln, das auf feinem Wege lag, auf feinen Pojten al3 Statthalter nach Fries— land zurüdzufehren. Daß er menigftens bei feiner Abreife von Friesland im Frühjahre die Abficht gehabt, dahin zurüdzufehren, dafür fpricht der jpäter noch zu erwähnende Umftand, daß er nicht unbedeutende Geldmittel und den größten Theil feines Geräths dort zurüdgelafen.

Wie dem nun auch fei, wir treffen ihn um Michaelis in Cöln und zwar in einem Zuftande, der eine Weiterreife unmöglich machte, vielmehr einen längeren Aufenthalt daſelbſt in Ausſicht ftellte. Vielleicht war er auf dem Wege dahin oder bald nad feiner An- funft von neuem ſchwer erfranft.

Die Nachricht davon und daß feine von Stolberg mitgenom- menen Geldmittel durch die Kur in Ems ziemlich erihöpft und zur. Beitreitung eines längeren Aufenthalts in Cöln nicht ausreichen würden, muß fehr zeitig in Stolberg angefommen fein; denn ſchon Sonnabend nad Michaelis fendet Graf Botho einen Boten nad Cöln?‘ und läßt demjelben bald darauf, Montag nad Calirti,

34) 11 gr. Tungeln hat 14 tage der vier wagenpferde, die m. g. h. graffen Heinrichen gein Eymbifs gefurt, nach seiner widderkunft gewartet.

1 fl. 6 gr. Caspar Tungeln, ist eyn vnd zwenzig tag der pferdt gewartet vnd 17 tag nach meins g. h. Seligen wagen vis ge- welsen.

35) Aus der Rentei- Rechnung pro 1498/99:

100 fl. beyden m. g. herren dem Elderen vnd graf Heinrichen dem Jüngern zur tzerung als Ire gnaden mit m. g. hern Hertzoge Georg. von Sachlfen gein Collen zu m. g. h. Hertzoge Albrecht von Sachllen reisten tereia felie. in pineibus.

36) 1 fl. 10 gr. 6 pf. Lorenzen fuit in Kollenn hat meinem g. h. graffen Heinrichen schryfft bracht, hat m. g. h. graff Bott selbst geschryben. Sonabend nach Mich. visgegangen. Par

Bermilchtes. 383

einen ber vertrauteften Räthe des Stolbergjchen Haufe, den frühe: ven Rentmeifter Heinrih Snidewyn begleitet von einem reifigen Knecht folgen, um dem Grafen Heinrih 200 fl. nad Cöln zu überbringen. 3? Die von dort einlaufenden Nachrichten mochten wol immer bedenklicher lauten und ein nahes Ende befürchten laf- jen. Es war dem Grafen Botho unerträglich, den geliebten Bru— der in der Ferne dahinfterben zu fehen, ohne ihn noch einmal gejehen zu haben. Trotz der vielen gerade damals auf ihm laften- den Gejchäfte, die ihn oft mehrere Tage von Wernigerode abriefen, faßte er den Gedanken, den ſchwer kranken Bruder in Cöln zu befuhen. Doch mufte er zuvor zu feiner Vertretung in den" laufenden Geſchäften Anordnung treffen. Wahrfcheinlih mit zu diefem Zwede fendet er um Mitte Dectober, Freitag nah Galli, einen Boten an Ern Hanjen v. Werther nah Wiehe „sich rats von wegen meines gnedigen herrn Graffen Heinrichs besuchung halben“ zu holen.?® Dieſer Rath wird zuftimmend gemwejen fein; vielleicht daß Hans von Werther fich felbjt zur Theilnahme an der Reife oder zur Beforgung der Gejchäfte erbot. Demzufolge machte fih Graf Botho, von 4 Perfonen begleitet, auf den Weg nad) Cöln.??

Meber den Tag feiner Abreife dahin und feiner Rückkehr von dort geben die Rechnungen leider feinen Ausweis. Doc wird die Abreife wol gleihd nah Galli und feine Rückkehr vor Anfang November erfolgt fein. Denn von Mittwoh am Tage Omnium Sanctorum bis auf Montag danach finden wir ihn jchon wieder zu Mühlhaufen,??! wo er Verhandlungen zur Beilegung eines Gtrei-

37) 200 fl. Inn golde Heinrichen Snydewyn Sonntag noch Calixti gethan, die er seinen gnaden (grafen Heinrichen) volgenden montag gein Kollen solt Brengen.

6 fl. in golde 7 gl. hat Heinrich Snydewyn selbander als er zu dem Wolgebornen meinem g. h. Graffen Heinrichen gein Kollen gerit- ten vf dem hyn vnd widderweg vorzcerth.

38) 4 gr. lennhart. fritag nach Galli, als er zu Er Hansen von Werther gein Wyhe sich rats von wegen meines g. h. graffen Hein- richs besuchung halben von m. g. h. graf Botten dohynn gefertiget ist, gegeben.

39) 13 gr. vor 4 # (schwarze) hut m. g. h. Graff. Bott. zu der Reyse gein Kollenn machen lalsen.

1 fl. Baltasar Snydernn vonn kelbra vf byligennde Volgmar von Morungen Haätschrift gegeben, hat m. g. h. Graf Bott. selb vnd als s. gnad. gein Kollenn geritten gecleidt.

40) 21 fl. 17%, gr. hat sein gnad. (Graf Botho) vf dem gehalt. Tag zu Molnhulsen vonn dem mitwochen am tag omn. Sanctorum bils auf den monntag darnoch vorzcerth.

384 Bermifchtes.

tes zmwifchen den v. Minnigerode und den v. Hanftein leitete. Noch von hier aus jendete er Graf Heinrichs Stalljungen Georg, der von Cöln mit Nachrichten gefommen war, dahin zurüd.*! Wäh- rend Graf Heinrich der Aeltere wie die Mühen und Sorgen des Regiments jo auch die Unterhaltung des ununterbrochenen Verkehrs mit dem in der Ferne Frank liegenden Sohne gänzlih auf die rüftigen Schultern des Grafen Botho gelegt, verjenfte er in dieſer Noth die bangende Geele in fromme Andacht und unabläffigen Gottesdienft. Wo menfchliche Kunft ihre Dienfte zu verſagen fchien, nahm er feine Zufluht zu Gott und den Heiligen feiner Kirche. Man irrt gewiß nicht, wenn man die ſchon erwähnte Anordnung von Fürbitten und Betfahrten feinem Impulſe zufchreibt. Auch jest, wo die Nachrichten immer trauriger lauteten, ſuchte er das bange Baterherz an den für folche Fälle angeordneten Gebräuden feiner Kirche aufzurihten. Die Rechnungen haben den rührenden Zug davon aufbewahrt, daß er fomohl am Tage aller Heiligen 1? als am Feſte St. Martini, des Hauptpatrons des Gräflihen Haus ſes, auf den Altären der Kirche Lichter für den Franken Erſtgebor— nen brennen ließ.*3

Se näher das Ende des Grafen Heinrich heranrüdt, je häu- figer werden die Botſchaften, die Graf Botho nah Cöln abfendet. Ende November, Montag nad Katharinä, ſchickt er den Boten Lorenz mit Briefen an den franten Bruder t* und wenige Tage danach Montag Barbarä entfendet er ſchon wieder zwei zur Hofhaltung gehörige Perfonen, darunter den Koch Volkmar, zu Pferde dahin.t®

41) 1 fl. montag noch omn. [etorum Georgen meins g. h. graf- fen Heinrichs staljungen zu zcerung gein kolen zu reitt. zu molhufsen gegeben.

42) 3pfd. Wachs, hat der R" (Rentmeister) alsbald Sonntags noch omnium fctoram auch by Otilien kochs zu etlichen liechten mei- nem g. h. Graffen Heinrichen machen vnd bornen lalsen, vſsnomen.

43) 6 pfd. Wachs zu dryenn liechten vig. Sancti Martini sei- nen gnaden (grafen Heinrichen dem Aeltern) meinem g. h, graffen zu der Station in die Sancti Martini zu bornen visge- geben.

44) 2 fl. Lorentzenn dem bothenn, fuit in Kollen, hat Mey- nem g. h. Graffen Heinrichen Seligen von m. g. h. schryfft bracht, ist vonn hynn Montag noch katherin. virg. ulsgegangen, von der meyl 1 gr.

45) 1! fl. Georg Bock vnnd Volgmar kochen zu zcerung montags Barbare, als sie zu s. g. (grafen Heinrich) geritten, gegeben.

1A. 6pf. dem alten bangen koch, hanssen querlein muttzemeny- chen vnd den andernn dafs sye haben 20 swein geslacht etc. Ist geschenn dy weyll Volgmar (der Kod) zu Kollen war.

Bermifchtes. 385

Diefe werden wol dem am 16. December erfolgten Abjcheiden des Grafen Heinrich noch beigemohnt haben.

Die Leiche wurde von Cöln unter Begleitung zweier Prediger- Mönche zunächſt nah Ems gebracht.““ Sie ruhete ſchon im Sarge; diefer lag auf einer Bahre; lettere ftand auf einem Wagen.

Der Tag der Abfahrt ijt nicht angegeben.

Zu Ems wurde ein anderer Wagen zum Transport der Bahre und der jie noch ferner begleitenden Mönche angenommen.” Am heiligen Abend vor Weihnachten Fam der Trauer Conduct in Stolberg an.*®

Die Borfehrungen zu der Todtenfeier waren ebenfo fplendid als foftbar. Zunächſt gingen ſchon am 26., am Tage Stephani, Boten nah allen Richtungen, um das Trauergeläut für den Hod- jeligen zu bejtellen, jo an den Rath der Stadt Nordhaufen,‘? an den Grafen Heinrih von Hohnftein zu Glettenberg,?° an die Gra- fen zu Schwarzburg in Sondershaufen 4? und Arnftadt °! und in die verjchiedenen Aemter.’?

Schon vor Weihnachten war ein Bote zu dem damals in Leipzig verweilenden Herzog Georg mit der Todesnachricht gegan- gen.“s Es war ein trauriges Weihnachtsfeſt, das 1508 im Schloſſe zu Stolberg gefeiert wurde. Beide Fefttage wurden be- nußt, die nöthigen Vorbereitungen zu dem dem Frühvollendeten zu veranftaltenden Begängnig, zunächſt des Tricesimi zu treffen. Zwei

46) 8 fl. Inn golde vnd 1 fl. in monzce hat Georg ftaljunge mit den Mönnichen von Coln geyn Eymbils vnd mit dem wagen ——— heruf vorzcerth.

47) 11 gr. von Enndreisenn Walmj vftracht vf 11 gulden Inn golde, die ich von seintwegen dem furmann, der meynenn Hern Se- ligen anher bracht, In monzce bezcalt hab, Sontag nach trium regum entpfangen.

48) 6 gr. Lennhartten botten vigilia nativit. domini, als er m. g. h. Zeliger Bare entgegen geritten.

49) 3 gr. Lorentzen, fuit in North. dem Radt geschryben, m. g. h. G. Heinrichen Gott Seliger zu beleuthenn lalse; fordann vff Sun- dersh. gelaufen derselbigen sach halben die Steffani.

50) 3 gr. fingken, fuit in Clettenbergk graff. Heinrich geschry- ben wurde, m. g. h. gottseliger zu beleuthen.

51) 9 gr. hansen fr., fuit in Arnstedt Graffen guntern denn Todlichen abgangk m. g. h. Gottseligen geschryben am tage Johannis,

52) 19, gr. Hansen koch vff rolsla gelauff, dem voyth geschry- ben, das er m. g. h. gottseliger ym ambt zu leuthen bestellen soll die Stephani.

53) 12 gr. Ruschart, fuit in Leyptzigk dem Herzcogen schrifft bracht vigilia natalis domini widderkomen.

Zeitfchr. d. Harzvereins. XI. 25

386 Bermifchter.

mit koſtbarem ſchwarzen Tuche bededte,54 von zahllofen Kerzen, zu deren Herftelung allein 112 Pfund Wachs erforderlich mar 5’ umgebene Bahren wurden in der Kirche aufgejtellt, von denen die Eine, welche die Leiche barg, zum Behuf des fpäter zu feiern: den Begräbnifjes, die andere zu dem des Tricesimi dienen mochte.

Noch am Borabend des Tags Johannis Evang., aljo Dienstag den 26. December, begannen die Trauerfeierlichfeiten des Dreikig- ften mit Abhaltung von Bigilien, bei denen 22 Prieſter, Kirchner und Chorſchüler fungirten.5®

Auh Graf Heinrih von Schwarzburg hatte ſich dazu einge ftellt.°° Am folgenden Tage, Mittwoch den 27. am Tage oh. Evang., wurden Eblangen, mol eine Art feierliher Umzüge mit Fackeln gehalten und da3 Tricesimum fortgejegt.>®

Gleih in den erften Tagen deſſelben follte nad) Gottes gnü- diger Schickung dem hohen Grafenhaufe für den BVerluft des Gra- fen Heinrich ein reicher Erfa zu Theil werden, deſſen Bedeutung damals freilih noch nicht geahnt werden konnte, fondern erſt weit über hundert Jahre danach ſich offenbaren follte, ohne wel- hen aber dem Gräflichen Haufe Stolberg das Geſchick der benad- barten Grafenhäufer Negenftein und Hohnftein zu Theil geworben und dem Grafen Wolf Georg, dem lebten der Harzlinie, Helm und zerbrochener Schild in die Gruft gefolgt wären. Am 2. Januar 1509 genas nämlich die Gräfin Anna, Graf Botho’3 Gemahlin, eines Söhnchens,“ꝰ der bald nad der Geburt getauft wurde und

54) 8fl. 5gr. Ipf. vor 15 Ellen leid. (tuchs) vber m. g. h.

Seligen Barenn 6fl. 9 gr. 1'/, pf. vor 261/, Ellen !/, Viert. gottingisch tuch, dafs zum teil zur barenn kommen ist.

55) 85 pfd. Wachs zu den liechten vmb die 2 Barenn zu machen, wurden vf 126 pfd. angeslagen, dorumb hab ich 27 pfd. dorzu vis genomen.

56) 27 gr. zu der Vigilien Seiner gnad. erstlich vf den Abent Joh. Evangeliste vf 22 prister, kirchner vnd khorschuler, als s. g. Zeliger Dreissigiste angefangen, gegeben.

57) 2 gr. 10 pf. dem weinschengken vor 1'/, stobiche Eymhbichs bir vnd stobichen wein, hat er die Johannis evang. Graffen Hein- rich von swartzborg yn dy herberge geschigkt.

58) Apfd. Wachs am Tage Joh. Evang.te zu Eblangen by meins g. h. graffen Heinrichs Seligen Grab vnd zum Salter zu lelsen.

3 pfd. Wachs zu Eblangen alles vf m. g. h. Seligen begengnils 6 pfd. Wachs zu fackeln vf m. g. h. Seligen drilsigesten.

59) 41/, guld. dinstags noch eircumeisionis domini den Jung- frawen (ben abligen Dienerinnen ber Gräfin) zum bottenbrot als m. g. frawen Enntbindung seiner gnad. (dem Grafen Botho) verkundiget,

Bermifchtes. 387

und in der Taufe, wer möchte daran zweifeln, wenn es auch nicht ausdrüdlich erwähnt ift, zur Erinnerung an den theuren Tobten, deffen Leiche noch über der Erde jtand, den Namen Heinrich em— pfing.°° Gerade diejes Kind hatte Gott unter den Fräftigen Söh— nen, mit denen Graf Botho’3 Ehe gefegnet war, auserjehen, den edlen Stamm fortzupflanzen, und alle heutigen Glieder des viel verzmweigten Hauſes verehren in ihm ihren gemeinfamen Stamm- vater.

So Ffonnte denn um die Mitte Januars Freitag nad Epi- phaniä ein Bote nah Butzbach und Königftein reiten mit der Doppel=Botjchaft von dem Tode des Grafen Heinri und von der Geburt eines jungen Grafen Heinrich.°°

Auf Donnerjtag nad) Circumeisionis domini, den 4. Januar 1509, wurde Graf Heinrich in der Gruft feiner Ahnen beigefest.°® Die Domherren des Stifts St. Crucis in Nordhaufen,! der Abt von Slfeld,6? die Pfarrer der Grafichaft? mit Ausnahme der Geiftlihen der Grafihaft Wernigerode, melde dem hohen Verftor- benen in der Stadt Wernigerode ein befonderes Tricesimum abhiel- ten, die Näthe und die dem Gräfliden Haufe naheſtehenden Vajal- len ®4 waren aufgefordert, der Begräbniffeier beizumohnen. Das Grab oder vielmehr wohl der Sarg war vom Binngießer mit allerlei Zierrathen geihmüdt.®° Auf der Bahre, unter welcher die Leiche ruhete, war ein Beden zu Opfern für die Geiftlichen und die Armen ausgejtellt, in welches die Trauerverfammlung ihre Gaben legte. Von Seiten der Gräflihen Herrſchaft wurden 6 Gul-

1 fl. der An. (Angeligen, Kammerjungfer)

2 fl. trebra (Katharina von Trebra)

1 fl. mor (Ketchyn von Morungen, des Vogts Tochter) 1/, fl. Annchen (von Bleicherode).

60) 2 fl. lennharten (Boten) fritag nach Epiph., als er gein Butz- bach vnd konigstein meins g. h. Tot vnd die geburt des jungen Graf- fen Heinrichs verkundiget hat.

61) 9 gr. 4'/, pf. frangkfurdt, fuit in Wolfsberge, Diderichen (den ®Boigt) anher besch. Idem fuit in North. denn 'Ihumhernn vfs begengny/[se bescheidden, Idem etc.

62) 1 gr. kupperbach, fuit in Ilfelt, beschedt denn Abt zum be- grebny/se m. g. h. gott Seligen.

63) 1'/, gr. koche, fuit in Swende, Hain, Wolfsberge, bracht den pfarnern schryfft zum begrebnilse zu kommen.

64) 1 gr. Steynen, reythe zu Hild. (Hildebrand v. Ebra in Uftrun- gen) vnd Ötten (v. Birkau in Breitungen) yn derselbigen Sache.

65) 2 fl. 6gr. dem Kangielser vor allerley gogelwerck, das er an meins g. h. Seligen grab gemacht, Daß unter a. gogelwerk Zierrathen zu verftehen jeien, ſcheint mir ſehr zweifelhaft. €. 3.

25*

388 Bermifchtes.

den 14 Gr. in das Beden gelegt.*° Graf Botho opferte aber noch bejonders;®? aud die Edeljungfrauen der Gräfin erhielten zu diefem Behufe Geld vom Rentmeifter.*? Fungiren thaten bei dem Begräbniß der Abt von Ilfeld, der Prior des Klofters Himmel: garten, die beiden Prediger-Mönde, die die Leiche von Cöln nad Stolberg begleitet hatten, der Pfarrer St. Martini mit 46 Prie ftern, ferner Kirchner, Schullehrer und Chorfchüler.? Die Prie fter trugen brennende Wachskerzen in der Hand.?? Die Anzahl der anmefenden weltlihen Perſonen wird nicht minder groß geme- jen fein. Aus den Rechnungen gehen nur folgende hervor: Der Graf Heinrich von Schmwarzburg,’! Hans von Werther und jein Sohn Georg,?? Hildebrand von Ebra,st Dtto von Birkau,‘ Hans Wurmb,? John von Sleinig, Er Herman Pfeiffer, Georg von Hoym u. f. m.?+

Die um die Bahre flammenden Kerzen erforderten wiederum 124 Pfd. Wachs.?0. 75

66) 6 fl. 14 gr. Inns beckenn vf die Bare zu Opfern vnd den armen leutt. gegeben donnerstag nach Circumeisionis, als s. g. be- graben wart.

67) In seiner gnaden Graf (Bothos) Hände:

1 fl. an pf. vnd 6 gr. an !/, Snebergern donerstag nach eircumeisio- nis vf meins hern Seligen begengnilse gesandt. 68) Ya. —— noch circumeisionis den Jungfrawen inn Stul zu m. g. h. Zeligen begengnilse gegeben zu opfern.

69) 1 fl. Inn golde dem Abt von Yifelt und 5fl. 18 gr. zu pre- sentien, nemlich 2 fl. dem prior von hymelgarten; den 2 Predigern (Prediger- Mönden von Cöln) vnd dem pfarner vnd sonst 46 priestern, dem kirchner, [chulmeifter vnd khorfchulern 3 fl. 18 gr. gegeben am tag s. g. begrebnilse.

70) 30 pfd. Wachs von dem R" (Rentmeifter) entpfangen vnd 47 pfd. von peter kremern visgenomen, das alles zu meins g. h. Seligen grabliecht. vnd zu den liechten der priester komen vnd ver- brant ist.

71) Unter: Zeu vislosung der frembden galtung vf m. g. h. Seligen begrafft:

1fl.3 gr. 8pf. defs von Swartzburgs diener in pleteners hufse.

72) 1”/, fl. 4 gr. haben Hans vnd George vonn werther vf dafs begengnilse adder begraft in kremers huls vorzcerth.

73) 9 gr. hans wurme in kremers hulse.

74) 14!/,, gr. haben hans von werther, John von Slynitz, Er Herman pfeiffer vnd George von Hoyme knecht vorzcerth.

75) TA. 171%, gr. vor 47 pfd. Wachs by peter kremern ufsge- nomen vnd iglich pfd. vor 3t/, gr. bezealt, sollich wachs ist alles zu meins g. h, Seligen begengnilse komen.

Vermifchtes. 389

Bald nah den Begräbnißfeierlichkeiten wurden die beiden Prediger - Mönche aus Cöln, reich befchentt,?% auf einem zu die— jem Behuf erfauften Karren ?? durch Caspar Tungeln, der aud ſchon den Grafen Heinrih nad) Ems gefahren hatte,“s mit zwei aus den Aemtern Kelbra und Heringen dazu requirirten Pferden”? nach Coblenz zurüdgefahren. Er hatte zugleih Auftrag, den, wie fhon oben erwähnt worden, in Ems zurüdgelafjenen Wagen des hochieligen Grafen mit zurüdzubringen. ?’®

Das nah dem Begräbnifje fortgefegte Tricesimum dauerte wahrfcheinlich mit Unterbrehung an den Sonntagen durch den gan- zen Monat Januar und endigte Sonnabend nad Apollonia.8% Im Verlaufe defjelben wurden auch fogenannte Seelenbäder in den Babdeftuben gefeiert 3! und noch verjchiedene Perſonen, wie der Rath der Stadt Heringen,?? die Aebte der Klöfter zu Ballenſtedt und Münchennienburg mit dem Pfarrer von Harzgerode,®3 der Pfarrer des damals berühmten Wallfahrtsorts Elende unter Lohra,®* Eit- tih von Berlepfch, (mahrjcheinlih einer der dem Grafen Heinrich als Statthalter von Friesland beigegebenen ſächſiſchen Räthe),®5

76) 13 fl. Inn golde den 2 prediger monichen nemlich 10 zu verehrung, dals mit m. g. h. zeligen eruf gefaren, 2 zu zcerung, 1 vor die leucht. dinstag. noch Epiph. domini.

77) 3 fl. Gennzceln dem alten vor 1 karren doruf die monich von koln (d. 5. die Kölner Mönche) bis widder gein Cobelenntz gefurt worden.

78) 5 gr. Tungeln vor Eynem par Ichwe, als er die monich bils gein Eymbils widderum furen vnd den wagen daselbit holen solt. |

79) 2'/, gr. konninge, fuit in kelbra dem Radt geschrib. wurd. ein pferth anher zuschigkenn, dalselbige kegen Kollenn zu gebrauchen, fordann vf heringen in eadem causa.

80) 1 gr. 3 heller Martt. fuit in Ilfelt dem Abt anher beflcheid- den Sonnabendes noch Appolonie.

81) 1 fl. denn zweyhenn badernn von den Selebad vf den dri- (sichlten m. g. h. graffen Heinrichs gotseliger gehalten.

82) 2 gr. 3 pf. kupperbachen, fuit in Sunthusenn etc. fordann vf Heringen dem Radt zum zmo bescheidd. vigil. purificat.

83) 6 gr. 9 pf. fuit in Harzkerode Balnstede vnnd Monchenumborgk, den Ebthenn, dem pfarner vfs begengny[se bescheyd- den, vor 9 meyle vorlondt.

84) 3 gr. fingken, fuit in Elenndde dem pfarner ufs begengnylse anher bescheidden dominica post, Pauli.

85) 18 gr. 9 pf. Lorentzen bothenn, fuit in Dresenn, hat Sytti- chenn von berlybls ufs begengnisse bescheidd.

4'/; gr. hat sittich von Berlebfch in kremer/s hufs vorzcerth in der falsten, als er vonn kollenn komenn.

390 Bermifchte®.

Heinrih von Naftenberg,®®° Hans von Werther,87 der Marſchall Heinrih Knuth,s Molferod, der Vogt auf dem Hohnitein und Andere zu verfchiebenen Zeiten zur Beimohnung des Dreißigiten nad Stolberg befchieden.°? Andere, wie Graf Wilhelm von Hen- neberg,?% ftellten fich felbjt ein. Den dabei fungivenden Prieftern wurden reihe Präfentien gemadt, im Ganzen 54 Fl. 12 Ggr.“ Die übrigen Koften der Trauerfeierlichfeiten und einiger Legate x. werden in der Rechnung mit 20 FI. in Golde und 235 Fl. Gr. 8Pf. in Münze,?? und die im Laufe des Rechnungsjahrs für ben Grafen Heinrich gemadten Ausgaben

mit 293 Gulden in Golde und

„28 168 Gr. 5 Pf. in Münze angegeben. ®?

86) 5 gr. 3 pf. hein gebharth, fuit in Clingen, graff. guntern vonn Swartzborg Herzcogen Heinrichs von brunswigk briffe zubracht; for- dann kegen Herbisleben gelauffen, Heinrich von Rastenberge ufs begengnylise bescheidden,

87) 5 gr. 3 pf. Bartteln koche, fuit in Heldrungen ete., fordann kegen wyhe gelauffenn, Ern Hanfsen von wertter vfs begengnyfse auch anher bescheidden.

88) 1'/, gr. kupperbach, fuit in Questenberg, dem Marschal auch bescheidden.

89) 9 pf. kochen, fuit in Guntersb., dem Vogt besch. super zmo.

4'!/, gr. der Reppinfch Eddelman auch in kremers hu/s vorzcerth.

90) 9!/, gr. hat Graff Wilhelm von Henneberg diener in der herberg vorzcerth.

91) 27 gr. zu der Vigilien Seiner gnaden Erstlich vf den Abent Joh. Evang. vf 22 prister, kirchner vnnd khorschuler als s. g. zeliger Dreilsigiste angefangen, gegeben. 25 gr. am tag Innocent. auch zu vigilien gegeben. 2 fl. 7 gr. hat Morungen (ber Bogt), als ich zu walkenr. gewelsen, fritag vnd fonnabend noch Innocent. distribuiret. 14 fl. hab ich Sonntag vigil. eircume. Ern Tilenn gethan, hat er distribuiret. 2 fl. Ern Tilenn Soldengern zu presentien ad vigiliam distribuend. mitwochs noch Epiph. 12 fl.5 gr. Ern Johan Smedichen Sonntag post octavam Epiph. zu distribuiren gegeben. 92) Doruber visgegeben: 20 fl. Inn golde = 235 „Spf. zu bestellung seiner gnaden Seligen dreilsigistenn, auch zu bezcalung der legata vnd vordints lons seinen dienern laut difser byligennden zcetteln visgegeben. 93) Summarum aller ulsgabe vor m. g. h. Graffenn Heinrichenn Im lebenn vnd noch s. g. zeligen tot ulsgegeben faeit 293 fl. Inn golde 298 fl. 15 gr. 5 pf. in Monzce.

——

Bermifchtes: 391

Die außerdem der Gräflichen Hofhaltung durch den Tod und da3 Begräbniß des Grafen Heinrich erwachſenen Ausgaben für Botenlöhne, Trauerkleivung,?* Speifung der vielen Gäfte u. ſ. w. waren natürlich auch fehr bedeutend.° Erwähnt fei nur des Bei- fpielö wegen, daß am Tage des Begräbnifjes außer anderen allein 3 ganze Schweine ’° und während des Tricefimums 23 Seiten Sped ?7 verzehrt wurden und daß die Gräflichen Köche und Bäder nicht ausreichten, um allen den während diefer Zeit an fie geftell- ten Anforderungen zu genügen, fondern fich fremde Hülfe anneh— men mußten.?8

Dagegen wurden beim Tode Graf Heinrichs in Cöln nod 116 Gulden vorgefunden und von Enderlin mit zurücgebradt.??

94) 4 fl. in golde vor 2 gut Smelsenn futter zu franckfurt gekauft Seiner gnaden (Grafen Botho) vnder eynen [wartzen Rogk zu m. g. h. Zeligen Begengnilse vorfuttert.

1 fl. vor , swartz (melsen, ist under die Ermelnn gefuttert.

2 fl. 12 gr. vor 3 Ellen # lundifch, hat Claus Snyder 8. G, (Gr. Botbo) zum leid. Rogk uber des R" tuch visgenomen.

33 gr. vor Eylff (wartz huthe vor m. g. h. Graffen Boten vnd zu s. g. diener zur [wartzen cleydung gegeben.

6 gr. vor zwey swartz hut Bilann vnd Arnswalden.

7 fl. 15°/, gr. vor 7 Ellen Sameth zu eynem leidt Rogk (für die Gräfin).

14 fl. vor einn halb [wartz Mechilfch tuch den Jungfrawen zu leyde Rogken vmb meins g. h. Seligen ablterben willen.

-95) 10 gr. vor 25 glalse vf m. g. h. Zelig. begengnilse.

1 fl. vor konnfect zu northusen, als m. g. frawe Inn wochen gelegen vnd meins herrn Seligen begraft gekauft vnd auf des von Henne- berg zukunft.

2A. Hans pollen zu guntersberg durch Volgmar von Morungen zu hechten gegeben vf m. g. h. Seligen begraft.

4 fl. Hans pollen, hecht davor vf m. g. h. Seligen Begengnifse ge- kauft.

1 fl. Heinrich fehoube dem Topper vonn Urbich, dor vor sinth vff den drilsichsten meins g. h. gott Seligen toppe geholt.

21/, gr. hein pollen, holte 3 kelber zum guntersberge uf meins g. h. gott Selig. begengnilse.

7'/, gr. Clausen, hat zum Hain 6 hemel geholtt in der begraft.

96) Sweyne gantz vorspeylfeth worden:

Summa 3 vf dy begraft m. g. h. gotseligen.

97) 23 Seythen vf den dry/liglten.

98) 1 fl. 3 gr. Jocoff Steigertalen vnd Jocof Kwdregk, haben die [pende helfenn bagk. vnnd die ander begke vf den drilfich/ten gethan, iglichen 12 gr. gegeben. 22

6 gr. den kochen, dy vff dy begrafft meins g. h. Gotseligen haben helffen kochen, gegeben.

99) Unter Inname Gelt dass meynn g. h. Graff Heinrich Seliger hynder yme gelalsen ftehen folgende Poſten eingetragen:

392 Vermiſchtes.

Montag nach Reminiſcere wurde Graf Botho's Diener, Fritze von Bila mit Graf Heinrichs Schreiber Enderlin nach Friesland geſandt, Graf Heinrichs Angelegenheiten zu ordnen und ſeine Hin— terlaſſenſchaft und fein Geräthe nach Stolberg zu holen.!100 Sie brachten von dort noch 241 Gulden in Golde zurüd.!%!

Noch fol bemerkt werden, daß Graf Heinrich noch bei feinen Lebzeiten feinem langjährigen Diener tel Wilfe, der von 1497 etwa, nachdem da3 Amt Elbingerode von den von Kreb3 wieder eingelöft war, Gräflicher Vogt bafelbft geworden, für langjährige getreue Dienjte ein Gnadengeld von 200 Gulden, ferner daß die verjtorbene zweite Gemahlin Graf Heinrichs des eltern der Ehefrau defjelben tel Wilfe, welche vermuthlich eine ihrer Die: nerinnen geweſen war, 200 Gulden Ehegelder ausgeſetzt hatten, welche beide aus dem Amt Elbingerode mit 20 Gulden jährlid verzinft wurden. 102

vn.

Wernigerödiſches. a) Kloſter Drübed.

1468 des negesten dinfedaghes na [unte Ambrolius daghe des hilghen bichtegers ( 5. April).

Hermann Propſt, Kunegundis Aebt., Gerborh Priorin und

ganze Samnung des Kl. zu Drübed bezeugen, daß Tile

Ropeken und feine Ehefrau Alheid, wohnh. in Ströbeck, mit

des Klofters Willen an Joh. Froling Dekan, Henning Koler

100 fl. in Golde hat mir Enderlyn vf Dinstag noch Epiph. domini geantwart, die m. g. h. Seliger Inn seiner krankheit uber blieben

sein.

1 fl. hat Enderlyn Bila gegeben vf den weg von Kolnn.

13 fl. Reynifch, 1fl. frisiflch, 1fl. an Nidderlendisch. Stuffern vnd mathiern hat mir Bila montag nach Quasimod. geantwart.

100) 5 fl. Bila vnd Ennderlyn zcerung in Friefsland montag noch Reminife. gegeben.

101) 241 fl. In Golde sein ufs frielsland mit s. g. gereth vis friefslanden kommen, hat mir m. g. h. graff Bott Sonntag Cantate selb/t geantwart, vnd sein 41 fl. die etwals Eynwenig zu leicht ge welsen, doran der gesein.

102) Unter Ausgabe Inn vorwysung des Ambts Elbynngerode Yautet die dritte Poft:

20 fl. Itel Wilken vf 400 fl. heuptgeld., der sint 200 fl. gnade gelt yme durch grafenn Heinrichenn Seligen gegeben vnd 200 fl. Ehe- geld vonn wegen seins weibs von meiner gn. alten frawen Zeli- gen Ingenomenn.

Bermifchtes. 393

Kämmerer und den ganzen ©. Stephans - Kaland im Banne zu Halb. Mark jährl. zu Dftern von Haus und Hof und 1Y/, Hufen in Ströb. (woran das Kl. jährl. 6 4. Erbenzins hat) für 8 Mark zu 48 8 wieberfäufl. verjchrieben habe. K. St. Y. Magd. s. r. Halb. V.31. Mit Siegel = Taf. 1, 3 Ilſenb. Urfob.

1540 am sontag nach Erafmi des heiligen marters (6. Juni). Anna Spangenbergs abbatilfa, Agathe Geve (?) priorilla, Anna Rammens kellnerin, Anna v. Bilan küsterin & ganze convent & samblinge des geiltlichen „begynn’ jungfrauen - clofters Drübke in der grafschaft zu Wernigerode bele- gen verfchreiben aus hoher anliegender Noth auf Wie: derfauf an Johann Krüper Procurator, Nicol. Gemmel, Franz. Breyer und Nic. Stedelman, GConfiliarien und Vor- ftänder der Brüderfhaft S. Stephani im Kreuzgange der Kirche zu Halb. und der gen. Brüderſchaft 10 Gulden Münze zu je 21 zwölf- Pfennigs - Grojchen jährl. Rente auf Pfingiten aus 30 Malter Weizen und 20 Malter Gerfte von 26!/, Hufen in Ströbed (4 Hufen Stats Hedecke, 3 Curd Werberg, 3 Hans Schwartte, 2 Cord Perdellis, 2 Cord Helbrecht, 2 Tile Sante, 1 Hans Schwarte, 1 Hans Hesse, 1 Cord Heidecke, 1 Helmeke Hogebuß, 1 Henning Ilsen, 1 Herm. Schmedes Witwe, 1 Franz Kühne, 1 Peter Bode, 1 Thom. Steffens, "/, Hans Rugge, !/, Steffen Kuchenhagen, !/, Tile Schoman) für 200 Gulden.

Cop. Magd. 104 N. 865.

In der legteren Urkunde ift befonders der Ausdruck begyn jungfrauen closters’ merkwürdig, der uns allerdings aus der nur zwei Jahre jüngeren Urkunde 225 des Dr. Urfob., wo der Kar— dinal Albreht von dem „geistlichen beginen junckfr. cl. Dr. redet, ſchon befannt war.

In dem Jahre, in welchem der Klofterbau Graf Chriftian Ernſts zu Stolberg, ſowie die Anlagen der Wirthichaftsgebäude, des Klofterhof3 und an der Klofterfiche vollendet wurden, berich— tete er darüber nicht nur furz durch eine Inſchrift an der Süd- feite der Kirche am früheren Kreuzgange (Das Kloſter Drübed ©. 46), jondern auch durch eine zweite links davon. Die etwa mannshoch über dem jebigen Fußboden in einem quadratifchen Sandjtein angebrachte Inſchrift ift durch ſtarke Vermitterung theil- weiſe unlesbar geworden, doch mit Hülfe einer Abjchrift in dem auf der gräflihen Bibliothef befindlichen Verſuch einer Gefchichte

394 Bermifchtes.

der Grafichaft Wernigerode’ von Jakob Heinrih Delius aus d. J. 1752 Bl, 158* vollitändig wiederzugeben. Gie lautet: [ANNO] 1732 [SE]YN [BEY VERFERTIGUNG DIESES HOOFES] [AN] CONVENTUALINNEN [IM] CLOSTER GEWESEN CHRISTIANA SOPHIA BIERBRAU[ER DOM.) BARBARA MARTHA MAR[TINI] HENRIETTE FABRIN SOPHIE CHARLOTTE BIERBRAUERIN [MARGA]JRETHA ELISABETH [SCHJUBER[T] [PHILIPPINA ALBERTINA SJANDRATH.

Durch die längere Zeit auswärts befindliche oben erwähnte handichriftlihe Delius'ſche Gefchichte wird auch eine Bemerkung über die urjprünglid blaue Farbe des Bandes am Drübeder Kanoniffinnen-Drden beftätigt, die wir in der Schrift zur Feier des taufendjährigen Beftehens des Klofterd nur in die Anmerkung (S. 88 Anm. 53) zu bringen gewagt hatten. „Der DrdenHabit?, fagt Delius a. a. D. Bl. 126*, beitehet in einen ſchwarz gros de touren Kleide und einen von det linfen zur rechten gehenden ge: wäßerten 2 Finger breiten himmelblauen Bande, woran ein fchwarz emallirte8 Greuz hänget, und befindet fich in der Aebtißin ihren ein Brillant. Sie gehen aber mehrentheil3 nad ihren Ge- fallen gefleibet. . Die tüngfte ift allemahl portenaria. Auf dem hohen Chor der Kirche ift ihre Priehe, wo fie nad) der Drdnung figen’. Zu der Iesteren Bemerkung iſt S. 57 unſerer erwähnten Schrift zu vergleichen.

Wenigſtens ſeit den achtziger Jahren des vor. Jahrh. iſt das Band des Drübecker Kanoniſſinnenordens ſchwarz, wie wir es z. B. an dem jetzt in der Gleimſchen Stiftung zu Halberſtadt auf- bewahrten Orden der Sophie Dorothee Gleim, Nichte de3 Dichters, die von 1786 ab Kanoniffin war, fehen.

Merkwürdig ift, daß Delius nur von einer Klofterglode redet, während zu feiner Zeit doch noch zwei vorhanden, wenn auch nicht mehr beide im Brauch waren. Vol. Dr. Gedenkichrift ©. 58. Zu beadten ift au, daß er von einer Darftellung auf derjelben fpricht, von der wir fonft feine Kenntniß haben. Nach— dem er nämlid BI. 126* irrthümlich bemerkt hat, das Klofterfie- gel ftelle eine Heilige vor (ftatt des heil. Vitus), welche in ber einen Hand die Stiftäfirche, in der andern einen Zweig halte, fährt

Bermifchtes. 395

er fort: An der Klofterglode fist fie gar zu Pferde, Menn wirklich eine reitende Perjon dargeftellt war, fo ift nicht wohl an eine Frauen= fondern an eine Mannsfigur, etwa an den heiligen Martin zu denken, deſſen Beziehung zu Drübel uns freilich fonft gar nicht befannt if. Aus den weiteren Bemerkungen a. a. D. jehen wir, daß Delius die nicht mehr vorhandene Glode im Auge hat: Aus der an eben dieſer fehr alten Glode oben am Rande befindlichen gecrönten Dame fan man nicht undeutlich eine Kayfer- liche Stiftung bemeifen (!) und aus der daran gegoßenen Maria mit dem Jeſuskinde vermuthen, daß das Stift der Mutter Gottes gewidmet fei': „Die Drübecker Propſtei-Gebäude bemerkt er Bl. 125*, „fein noch unter dieſem Namen vorhanden’.

b) Ulrich von Schermbfe, Klofterbruder zu Zlfenburg 1301 1310,

Ueber denfelben verdanke ich meinem lieben Collegen Archivar Dr. Geisheim beim Staatdarhiv zu Magdeburg folgende die Nrr. 171. 189. 190 und 194 des Ilſenb. Urkundenb. ergänzende urkundliche Angaben.

1) 1304 o. T. Der Gefdhwifter von Schermbfe (f. 2) Schen- fungöbrief für das Stift U: 8. Frauen zu Halberſtadt über eine Hufe zu Creendorp. Urk. Nr. 299 des Stift U. L. Fr. im Königl. Staats-Arch. zu Magd.

2) 1308, Sept. 15 (XVII Kal. Octobris) Der Gefchwifter von Schermbke Werner, Domherr zu Halberjtadt, Ulrih, Klofter- bruder zu Slfenburg, Hermann und Friedrich Gebrüder, Bertha, Stiftsfrau zu Quedlinburg, und Gertrud Schenfung3- brief über einen Hof zu Hemmendorf. A. a. D. Nr. 329.

3) 1310, Dec. 20. (XIII Kal. Januarii) Diefelben machen eine Schenkung an Widelind Spiegel zu Oröningen. Dafelbit Nr. 333. 334.

Bei Nr. 333 u. 334 hat namens des Mönch Ulrich der Ilſen— burger Abt fein Siegel angehängt, da ein Klofterbruder fich Feines eigenen Siegels bediente; ebenfo Urkob. Nr. 189.

Da Ulrich einem der vornehmften und älteften Edelherrnge— ſchlechter des Bisthums Halberftadt, genannt nad) dem nordöftlich von Dicheröleben gelegenen Schermbfe, defjen Name ala Schirinbeke zuerft 1136 erklingt," (1185 Scherenbeke, 1191 Schermbike,

1) Leuckfeld antt. nummar. 53.

Vermiſchtes.

396

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Bermifchtes. 397

Bei feinem erjten Auftreten erſcheint 1185 Arnold v. Sc. mitten unter den Edelherren unmittelbar nah Burchard v. Mans- feld. Der ältere Hermann urfundet im „jahr 1248 als H. dei gratia nobilis vir de Scherenbike.? Sein hierbei gebrauchtes Sie— gel, welches im Schilde einen herabhangenden Adlerzflügel fehen läßt, ift bei v. Erath c. dipl. Quedl. Taf. XXIV. Nr. 4 abgebildet. Wie auch ſonſt Edelherren, jo haben auch diev. ©. gleihnamige Minifterialen, 3. B. 1195 Conrad u. Alwerich, 1213 Conrad Urk. U.2. Fr. in Magd. u. cod. dipl. Quedl. 133; der Knappe Thilo v. ©. 1284— 1300. Unſicher ob Edle oder Minijterialen find Dietrih 1206— 1229, Heinrich 1217, Werneko miles de S. castellanus zu Zangenftein 1249; der Ritter Werner v. ©. 1270. Sm Lüneburgifchen führt ein gleichnamiges Gefchlecht niederen Adels eine nach rechts quergelegte Lanzenfpige im Schilde.

Merkwürdig ift, daß wir im Jahr 1347 nochmals einen Klofter- bruder Ulrich von Schermbfe (de Scerbenke), zu Ilſenburg ohne alle Spuren ritterbürtiger Herkunft, meijt einfach al3 Olricus dietus Scerbeke bezeichnet, in gleicher Weiſe urfunden und ſich dabei ebenfall3 des Siegels feines Abts bedienen jehen. Nach jenen Urkk. befaß auch diefer Bruder Erbgut, und zwar bei Duedlinburg.?

ec) Den Abt zu Ilſenburg betreffen auch folgende Beftimmungen in der letztwilligen Berfügung des Domkelners zu Halberjtadt Ludwig von Wanzleben auf einer ellenlangen Pergamentrolle Stift Halberjtadt XVII, f. Nr. 60 im Königl. Staats - Archiv zu Magdeburg: 1365, Januar 20.

Unum talentum dabitur in memoria patris et matris

mei Lodewiei cellerarii.

Item de redditibus trium marcarum puri argenti in decima Bersle.

Item de quattuor marcarum redditibus usualis argenti in civitate Aschariarum ex parte abbatis Ilsineburg et de redditibus triginta novem solidorum in civitate Hal- berstat in Advocacia ex parte eiusdem abbatis Ilsinebur- gensis, qui redditus trium marcarum in decima Bersle et quattuor marcarum in civitate Aschariarum et triginta novem solidi in eivitate Halberstadt reemi possunt iuxta continenciam desuper litterarum confectarum.

1) Magd. —— Bll. 1872 S. 492; v. ren: Magd. Regg- 1, Nr. 1685. 2) v. Erath cod. dipl. Quedl. & 3) Ilſenb. Urfdb. Nr. 239. 240.

398 Bermifchtes.

d) Die Familie de Domo (van der Kemenaden, Hemden?) in Wernigerode.

Wir haben im 5. Jahrgange (1872) bejonders S. 343—348 ziemlih ausführlih von einer urjprünglid van der Kemenaden, van der Kennaden dann bloß Kemenaden, Kemmeden, Kemden, Kemde genannten von der 2. Hälfte des 14. bis über die Mitte des 15. Jahrh. zu verfolgenden Wernigeröder Bürgerfamilie gehandelt und dabei die Vermuthung ausgejproden, daß das lateinische de Domo die Ueberfegung des Namens van der Kemenade(n) fei, bez. daf der dort bereits im Jahre 1279 bezeugte Bürger Johannes de Domo (a.a.D. ©. 342) derjelben Familie angehöre. Die Bedeutung von Kemenade oder Kemenate als Haus ergab ſich bejonderd aus dem runden Giegelzeihen des Stadtvogts Kemde (a. a. O. ©. 356 m. Abbild.).

jedenfalls derjelbe Joh. de Domo ift es, deſſen Söhne mir aus folgender im Königl. Staatsarhiv zu Magdeburg unter Stift u. x. Fr. zu Halberftadnt Nr. 325 aufbewahrten zu Wernigerode am 21. November 1307 ausgeſtellten Urkunde fennen lernen, durch welche Yettere zu dem von ihrem Vater gefchehenen Verlauf von Gütern zu Zilly an den Stiftshern zu U. 2. Fr. Johannes in Halberſtadt früher Cuftos zu ©. Silveſtri in Wernigerode, ihre volle Zuftimmung ertheilen:

Omnibus presencia visuris nos Conradus, monetarius in Honovere, Johannes, Hoyerus, Jordanus, Ni- colaus et Bertrammus fratres, filii Johannis dicti de Domo, civis in Wernigerode, recognoscimus et tenore presentium publice protestamur, quod bona in Tsillinghe, que vendidit Johannes antedietus noster pater dietus de Domo domino [Johanni], canonico ecclesie s. Marie Virginis in Halberstat quondam eustodi in Werningerode, in agris, in pratis, in areis, in silvis, in pascuis et in omnibus pertinentibus, ad eadem bona de consensu largo omnium fratrum sunt vendita antedietorum, eidem domino Johanni antedicto et eidem patri nostro Johanni antedicto adhibuimus consensum liberum venumdandi eadem bona; verum si de iure vel de facto arrestavimus prohibendo eadem bona prefato domino Johanni canonico antediete ecelesie, revocamus renunctiando simplieiter eisdem bonis et omni iuri, quod in ipsis habere videbamur. In cuius rei testi- monium presens instrumentum prefato domino Johanni

el.

Bermifchtes. 399

canonico sepedicte ecclesie sigillo Conradi nostri fra- tris, monetarii in Honovere, fecimus roborari.

Datum Werningerode, anno domini M. CCC”" VII” feria III* proxima ante Cecilie virginis.

Das noch an der Pergamenturfunde hangende Siegel Kon- rads, de3 damaligen Münzmeifters zu Hannover, zeigt im Schilde drei Mufcheln zu 2 und 1 geftellt und die Umſchrift: S. OOM- RADI MONATARU.

Zu bemerken ift bei diefem Siegel ein Doppeltes:

1) Es ift offenbar fein redendes Wappen und ganz verſchieden von dem des MWernigeröd. Stadtvogt® Kemde (v. d. Kemer nabe).

2) Der Siegelführer nennt ich auf dem Siegel nicht nad} dem Zuna- men jeines Vaters (de Domo) fondern, nach der Weife geiftlicher und weltliher Würdenträger, nad) jeinem Amt und Beihäftigung als Münzmeifter. Vielleicht ift er der Begründer der feit der erften Hälfte des 14. Jahrh. (1333) auch ſonſt bezeugten Familie der Monetarii oder Montere zu Hannover. Aller- dings erjcheint dort ſchon 1243 vereinzelt ein Ernestus Mo- netarius, doch bleibt zu erwägen, ob hier nicht auch das Amt gemeint jei.?

Unfere Urf. erinnert auch fonft daran, wie die Familiennamen noch flüjfig waren. Die Söhne wiederholen, nachdem fie ſich eben die Söhne des Johannes dicti de Domo genannt haben, ihr Vater jei dietus de Domo'. Jener ehemalige Cuſtos Johannes in Wernigerode aber als ſolchen lernen wir ihn 3.8. am 26.Mat 1282 Tennen, am 24. April, 1. Mai 1289 aber bereits als Stiftsheren zu U. 8. Fr. in Halberſtadt und quondam custos in Wern.3 behielt den Namen „custos’ oder ‚Küfter” als Zuna⸗ men,“ was in Urkunden um ſo leichter ſtören kann, als eine Beitlang auh daneben der custos zu U. L. Fr. in Halb. den damals jchon überaus häufigen Namen Johannes führte. >

E. Jacobs.

: 1) run Urkdb. der Stabt Hannover 184. 197. u

2) Ebendaſ. Nr. 12.

3) Halb. Urkdb. 225; Drüb. Urkdb. 31; Ilſenb. Urkob. 127. 128.

4) Bol. Ilfenb. Urtbb. 137 im Jahr 1291: Johannes, qui custos dieitur.

5) Im 3. 1277 ift Johannes de Heligendorp custos b. Mar. Virg. in Halb. Halb. Urkdb. 149.

400 Vermiſchtes.

VIII.

König Wenzels Achtbrief wider Halberjtadt, Quedlinburg und Aſchersleben 1389 März 19.

Wir Wenczlaw, von gotes gnaden romischer kunig, ze allen ziten merer des reichs und kunig ze Beheim, enbieten allen fursten geistlichen und werltlichen, graven, freyen, dinst- leuten, rittern, knehten, rihtern, burgermeistern, reten, gemein- scheften der stete, merckt und derfier und mit namen allen unsen und des heyligen reichs lieben getreuen und undertanen, den diser brieff geweiset und gezeiget wirdet, unser gnade und alles gut. Wir tun euch allen und eur yeglichem besunder kunt mit disem brieff, daz wir zu ehte getan haben die burgermeyster, rete und die burger gemeinclichen arm und reich der stete Halberstat, Quedlingenburg und Aschersleyben und Herman von Ackenburg, Hansen von Peyn und Geb- harten von Hoyme und haben sie genumen uz dem fride und setzen sie mit craft dits briefis in allen unfride, ir leyb und gut, von unser selbes wegen und von des edeln Sygi- Josts, lantgraven von dem Leutenberg, wanne wir sie mit rehter clag und urteyl dareynbraht haben und daz wort uber sie selber gesprochen haben zu dem Betelern. Davon ge- bieten wir euch allen und eur yeglichem besunder als ein romi- scher kunig ernstlichen und vesticlichen und wollen, daz ir dieselben ehter furbas meydet und meyden heyzzet, alle die euren in allen euren vesten, steten und gerihten mit aller gemeinschaft, wie die geheizzen ist, sundern daz ir uns und dem egenanten Sygijost, lantgraven zu dem Leutenberg, uff der obgeschriben ehter leyb und gut ernstlichen beholifen seyt, als ofte und als dicke uns des not geschiht. Und wer der oder die weren, die des niht enteten, so es an sie gevordert wurde von uns oder den unsern, die weren und teten ser wider uns und daz heylig reich und solten auch swerlichen in soge- tan pen und aht ir leyb ir gut vorfallen sein, als die vorge- schriben ehter, und wolten auch zu stunden zu in heizzen rihten in unsem kunglichen hof vor unsem hofgerihte, als reht were. Auch wollen wir, wer der oder die sein, die die ob- geschriben unser ehter, ir leib und ir gut angreufet, leydigt, beswert oder bekumert, wie sich daz vorlauft, daz in daz kei- nen schaden fugen noch brengen sol an keinen steten, es sey vor geystlichem oder wertlichen gerihten, lantfride oder lant- gerihte in dehein weise.

Vermiſchtes. 401

Mit urkunde dits brieffs versigelt mit unses hofgerihts insigel, der geben ist zu dem Betelern! an freytag vor dem suntag Oculi in der vasten nach Cristus geburte dreuzehenhun- dert jar und in dem neunundahtzigstem jare.

Auf der Rüdjeite des Pergaments, das im Herzoglichen Haus - und Staatsarchiv zu Zerbft befindlih, das mit der großen Oblate aufgeflebte Hofgerichtsfiegel.

Den Landgrafen Sigoft von Leuchtenberg (F 1392) verzeichnet H. Grote, Stammtafeln 1877 ©. 81.

Zerbſt. Archivrath Profeſſor Fr. Kindſcher.

IX. Alte Glocke zu S. Moritz in Halberſtadt v. J. 1281.

Herr Superintendent Nebe in Halberſtadt erwähnt in der Harzzeitſchrift 9, 292 eine Glocke auf dem ſüdlichen (muß beißen nördlichen) Thurme der dortigen Morigfiche, „um deren Mitte fih die Angabe zieht A. D. 1281“, wodurd in mir der Wunſch vege wurde, Näheres über diefe durch ihre bejtimmte Datirung bemerfenswerthe jehr alte Glode zu ermitteln, indem ich erfah- rungsmäßig vorausfegte, daß auf einer Glode aus fo alter Zeit außer dem bloßen Datum wohl noch mehr Inſchrift vorhanden fein würde. Darin hatte ich mich auch nicht getäufcht, und durch fehr gefällige Vermittlung des Herrn Dompredigerd Lange in Halber- ſtadt liegt mir eine erfichtlich genaue Abzeihnung der Inſchrift vor, die oben um den Hals der Glode läuft und aus 4 Gentim. hohen, einfachen Majuskeln befteht. Die Lefung, welche wegen der vielen Abkürzungen dem Ungeübteren ſchwierig fein mag, ergiebt mit Sicherheit zwei leoniniſche Herameter, deren einzelne Wörter durch Punkte getrennt find, und lautet:

Per crucis hoc signum 7 fugiat procul omne malignum Ore tuo Christe benedictus sit locus iste

wobei folgendes zu bemerken ift: Das Zeichen des Kreuzes, welches faft regelmäßig bei allen ringsum laufenden mittelalterlihen In— Schriften Anfang und Ende derjelben zu bezeichnen und beshalb als bloßes Sinterpunctiongzeihen zu gelten pflegt, fteht hier in der Mitte des erjten Verfes und nimmt für fich diefelbe magische Wir:

1) Mit dem Ausftellungsort „Betelern ift „Zebrak, Schebrak“ in Böhmen, im Prager Kreis, in ber Bezirkshauptmannſchaft Horzowitz gemeint. Vgl. Robert Schneider, Handbuch der Erbbeichreibung 1857. IL. ©. 1199, 1, 9

Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 26

402 Vermiſchtes.

kung in Anſpruch, die anderweitig von dem Glockenklange erwartet wird, wie letzteres z. B. der Fall iſt in der, in ihrem zweiten Theile mit der unſrigen identiſchen Inſchrift zu Rieſtädt, die nach Wiggert zu leſen iſt: Dum sonat hoc signum, fugiat procul omne malignum.? Geltjamerweife find die Buchſtaben RV in dem Worte crucis um die Hälfte höher als die übrige Inſchrift, mas doch wohl abfichtlich geſchehen ift, wenn fich auch die Bedeu— tung ſchwerlich nachweiſen lafjen dürfte. ° Der zweite SHerameter enthält ein anſprechendes, alles Magifche ausjchliegendes Gebet, dejien erjtes Wort in der mir vorliegenden Zeichnung unleſerlich erſcheint. Es befteht nur aus zwei Buchſtaben, von denen der legte deutlih ein E iſt; der erſte ift undeutlih, kann aber der complicirten Form nad) jehr wohl aus zwei an einander gezogenen Buchſtaben beſtehen. Die Profodie verlangt einen Trochäus, die Grammatif den Ablativ eine3 männlichen oder ſächlichen Subftan- tivums nad der 3. Declination: es wird alfo getroft ore zu lejen fein, was ja aud in den Sinn paßt. Unter diefer Inschrift an der Schweifung der Glode fteht dann noch das Datum A. D. M. CC. L. XXXL

Fröhden b. Jüterbog 4/12. 1877. D. th. 9. Otte.

X

Ueber die Zeitbeitimmung der Ineluje Sifu zu Drübed. Thietmar 8, 6.

Im vorigen Yahrgange 1877 diefer Zeitihrift S. 391 fchreibt Jacobs in der Abhandlung über Drübed folgendes:

„die von Hrn. Dr. Sch. hervorgehobenen hronologischen Bedenken „Ind unleugbar, aber den Ausweg zu ſuchen, daß ſtatt Hein- „rich II. Heinrich I. zu verftehen ſei, jcheint um fo weniger „gerathen, als die Schwierigkeit damit nicht gehoben wird, denn „nach Thietmars Erzählung lebte die Siſu zu König Hein- „richs II. Zeit“

Ich vermifje den Beweis, daß die Sifu zu K. Heinrich II. Zeit gelebt habe und geftorben fei. Denn daß Sifu zu König Heinrichs Zeit gelebt habe, das jagt Thietmar felbit, aber ob diefer Heinrich) der I. oder II. geweſen fei, das ift die petitio prineipii, bie doch nicht ala Beweis angeführt werden darf.

1) Vgl. Neue Mittheil. des Thüring.-Sächſ. Vereins VII. 1, 198. Signum ift im ber liturg. Sprache Glode.

Vermischtes. 403

Berjuchen wir eine Erflärung. Dabei fällt uns zunädjft die Einleitung auf. Thietmar fchreibt 8, 6:

„interim dum fama velox aliquid novi ad scribendum deferat, „mihi hominum vitam piorum, quam ego culpabilis et obli- „viosus nimis superius dicendam praeterivi, explanare nunc „ardeo “.

Es folgt aus diefen Worten, daß Thietmar einen größeren Zeitraum, einen Zeitraum von größerer Ausdehnung angegeben haben kann, wie 1, 7: „in hoc anno miserabiliter compleri vi- debam in obitu Liudgardis inclitae*. Dieſe Stelle ift befannt und wurde benußt, um zu zeigen, daß Thietmar das erjte Buch feine Chronicon vor dem Todestage der Liudgardis (13. Novbr. 1012) gefchrieben habe. Er umfaßt mehr als 2 Jahre, und rückt die Nachricht in die Regierungszeit Heinrih3 I. Wir vermuthen fogar, daß der Annal. Saxo fich habe beftimmen lafien, den Tod der Sifu auf 1016 anzunehmen.

Vergleichen wir indeß die Worte, die Thietmar 8, 6 weiter ausgeſprochen hat. Er fchreibt:

dormivii in dormitorio in Magadaburg et vidi per somnium ante matutinam (vor 4 Uhr früh), quod pueri duo de antiquo, quod adhuc ibidem stabat, aerario procederent cantantes u.j.w. Dann fegt er hinzu: „post sex dies intima- tum est nobis, quod, sicut visum est mihi, vere dei famula transiret e carcere carnis.“

Angenommen, das ſei alles 1016 gefchehen; um dieſe Zeit war aber Thietmar wirklich und wahrhaftig Bifhof. Kein Wort wird darüber gejagt, daß er ald Bifhof in dem Schlafiaale der möndifhen Domberren ſich 6—7 Tage niedergelafien habe. Es iſt zwar richtig, daß Thietmar von Merfeburg und aus feinem Sprengel oftmals längere Zeit entfernt geweſen ift, aber die Ent» fernung geſchah ftet3 in Mönchs- oder andern oftenfibeln Ange- legenheiten von allgemeiner Bedeutung. Hier ift indefjen und im ganzen Chronicon ift nicht die gerinafte Andeutung angegeben. Nur und allein ift der Umftand erwähnt, daß Sifu gegen feine Mutter Cunigunde fehr liebenswürdig gemefen iſt und daß diefe ihr verſprochen, für fie in ihren Nachfommen ein Andenken ftiften zu wollen.

Aus den Morten: aerario antiquo, quod adhuc ibidem stabat ijt die Vermuthung gerechtfertigt, daß Siſu früher als 1016 geftorben if. Denn adhuc bezeichnet die Dauer der Zeit bis zur Gegenwart. Die obigen Worte heißen daher: „das alte Schatzhaus das dajelbft noch ftand. Ueber adhuc vergleiche 2,1. 2,28. 4, 48. 5,21. 7,29. und 4,11.

26 *

404 Bermiſchtes.

4, 16. 4, 17. 4, 24. 429. 4,40. 4,48, 5,2. 5, 6 (wo ad hoc für adhuc 4, 24. 5, 20 zu lefen fein mödte) 5, 15 u. f. w.

Wäre Thietmar weniger Hof- Hiftoriograph, jo würde er die großen Brände, von denen Magdeburg heimgefucht worden, ange— merkt haben. Nur einmal gebenft er eines großen Brandes, und dies nur beiläufig 6, 46 „ecclesiam rotundam post. incendium hujus civitatis magnum dilapsam erexit‘ ber fcheint zur Zeit der furzen Regierung des Erzbiſchofs Walthard oder kurz vorher, als Walthard noch erzbifchöflicher Propft war, gefchehen zu fein, aljo 1011 oder 1012. Ich nehme an, es fei 996 gejchehen.

Als Hof» Hiftoriograph nennt er Heinrich II. vom 14. Febr. 1014 ab (nit 25. Februar, wie Thietmar angiebt) nur Kaiſer, entweder

Caesar 5.8. 7,2. 7, 3. 7,5 (3 mal). 7,6 (4 mal). 7,7 (3 mal). 7, 8 (4 mal). 7,11 (6 mal). 7,12 (2 mal). 7,13 (2 mal). 7, 14. 7,15. 7, 19 (2 mal). 7, 20 (2 mal). 7, 21 (2 mal). 7, 34 (2 mal), 7, 35. 7, 36. 7,39. 7,46 (2 mal). 7, 48 (3 mal) ober

imperator 7, 3. 7,5 (3 mal). 7,6 (5 mal). 7,7 (4 ma). 7,8 7,11 (4 mal). 7, 12 (3 mal). 7, 13 (2 mal). 7, 14 (2 mal). 7, 17. 7,19. (2 mal). 7,20 (2 = 71,21. 7,23. 7, 31. 7, 34. 7, 35 (5 mal). 7, 36. 7,57 (6 ma). 7,38. 7, 39. 7,41. 7, 42 (2 mal). 7, 44. 7, 46 (2 mal). 7, 48 (4 mal). 7, 53.

Obgleich Heinrich II. fein Mehrer, fondern ein Verminde— rer des Reichs geweſen ift, nennt ihn doch Thietmar augustus 3.8. 7, 36. 7, 38.

Ausnahmsmeife ift imperatorius, fogar imperialis gebraucht, die ſowohl wie regalis und regius unterjchieben, al3 auch für einander gebraucht werben.

Nur in zwei Fällen nennt auch Thietmar den Kaiſer Hein- rich II. König (rex), und zwar:

1) wo es fih um Gegenfäße handelt z. B. Heinricus dei gratia

rex ebenfo 7 51;

2) wo Thietmar Nachrichten von Vorfällen und Sachen giebt, die unter der Königsherrfchaft gefchehen find, z. B. 7, 39 hie a rege successit antecessori suo; 7, 51 serenissimo rege Heinrico tunc dominante ac Wigberto vigente in villa quadam Rotlizi, die Monumenta Germaniae und ihre

Bermifchtes. 405

Nachfolger haben es für Rochlitz genommen, mährend jie „Martröhlig” erflären mußten. Die Schreibung Roclizi oder Rotlizi ift zu verbefjern in Rollizi. Rochlitz nennt

Thietmar Rocholenzi; davon ift Roilizi (1348 Rolitz) ober

wie es in der alten Biographie Thietmars heißt „Truazis,

quod nunc vocatur nova Roilitzi, d.h. Marfröhlig und Roga- liei d. h. Röglitz verfchieden, obgleich alle drei mit einander leider vertauscht werden.

Wenn daher die Sifu 1016 geftorben fein follte, eine An nahme, die auch Urfinus in feiner Ueberfegung befolgt mit den Worten: „im Jahr 1016, wer auf Thietmar zurüd fieht,“

jo hätte der letztere, da Fein Grund vorhanden it, warum er

anders fchreiben follte, jchreiben müfjen:

in temporibus imperatoris Heinrici etc. Er hat aber gefchrieben: in temporibus regis Heinrici u. f. w. und das fcheint mir das allein richtige zu fein, wenn wir nur die Zahlen richtig analyfiren.

Ich will annehmen, die Sifu fei 1016 geftorben:

Niemand hat daran Anftoß genommen, daß Sifu 64 Jahre ala keuſche Jungfrau gelebt habe. Alfo:

1016 64 = 952 um 952 follte die Jungfrau heirathen. Sie lief aber fpornftreichs in das Klofter Drübed.

Wie alt war fie 952? Thietmar antwortet auf diefe Frage: jam adulta. Sie war aljo nicht bloß adulta, fondern jam adulta!

Jam ift zu erflären wie 6, 46 mater sua jam defuncta.

Die Sifu war daher „bereits erwachſen“ als fie heirathen follte. Wie alt war fie? In alter Zeit heiratheten die Fürften ſehr früh- zeitig; Heinrich I. Gattin Mathilde wird auf 16 Jahre gefchägt, vielleiht war fie noch jünger. Hathui, die erjte Aebtiffin von Gernrode, war 13 Jahre alt, als fie den Grafen Siegfrieb hei- rathete; die Godila, Gattin des Markgrafen Liuthari, des Oheims Thietmars, gebar im 13. Jahre ihren erftgebornen Sohn Wirin- bar nach Thietmar. Aber da die Sifu nicht zu den Fürftlichen gehörte, jo können wir glauben, fie fei 18— 20 Jahre alt geme- fen. 952 18 934 und mar die jam adulta 20 Jahre alt, jo ereignet fich ihre Geburt aufs Jahr 932. Je höher mir das Alter der Sifu jegen defto mehr finft das Jahr der Geburt.

Aber angenommen fie ſei 1016 gejtorben, fo ift 934 ober 932 in temporibus regis Heinrici.

Wenn wir aber fehen, daß die Annales Quidlinburgenses den Tod der Sifu in das Jahr 1020, der Annal. Saxo in das Jahr

406 Nermifchtes.

1016, den Todestag Thietmard auf den 17., das Lüneburger Necrologium, obgleih Lüneburg entfernter al3 Quedlinburg liegt, auf den 16. Febr. fegen, wenn wir ferner gezeigt haben, daß die Sifu vor 1012 geftorben fein möchte, jo folgt daraus der wahr: Iheinlide Schluß, daß die Zahlen Thietmars, überhaupt alle Zah: len, die bei diefer Angelegenheit angegeben werden, nicht richtig fein fönnen. Nur in der Weife, daß die Sifu 1012 geftorben: ift, läßt es fich rechtfertigen, daß regis Heinriei auf Heinrich IL, da er noch König war, fich auf Heinrich II. bezieht, wiewohl Hein- rich I. genannt fein fann, da die Sifu zu Heinrichs I. Zeit 928 oder 930 geboren ift. Halle, Dr. Sul. Schadeberg.

XI.

Grabinſchrift des Grafen Carl zu Barby in der Domlirche zu Barletta, Apulien.

HIE LIGT BEGRABEN DER WOLGEBORN HER CARL GRAVE VND HER ZU BARBI VND MILINGEN, WELCHER WIDER DEN ERBFEIND DER CHRISTENHAIT IST HEREIN GEZOGEN MIT DEM AUCH WOLGEBORN HERN JACOB HANNIBAL GRAVEN ZU DER EMPS KONIGKLICHER MAIESTET ZU HISPANIA RHAT VND VBER ZEHEN FENLEIN TEUTSCH KRIEGSVOLCK OBERSTEN. IST DEN FIERTEN TAG AUGUSTI UM DIE AILFTE UHRN ANNO MDLXVI SEINES ALTERS IM XXI JARE DER SELEN GOT GENADIG SEIN WELLE AMEN.

Daneben auf demfelben Steine:

HIC SEPVLTVS GENEROSVS DOMINVS CAROL9 COMES DE BARBI ET MILINGEN PROFECTVS ISTIS PROVINCIS CONTRA TVRCAM CVM GENEROSO DOMINO JACOBO ANIBALE COMITE IN EMPS REGIS HISPANIARVM CONSI- LIATORE ET TRIBUS MILLIIS MILITUM GERMANORYM TVTORE QUI OBIIT MENSIS AUGUSTI VNDECIMA HORA MDLXVI AETATIS SVAE ANNO XXIH CUIUS ANIMA IN DEO VIVAT AMEN.

Sangerhaufen, 8. Sept. 1877. Dr. Jul. Shmidt.

Veuere Schriften.

Dr. Otto Wadermann, Burhard II. von Halberjtadt, der Führer der Sachen in den Kriegen gegen Heinrich IV. (Wiſſenſchaftliche Beigabe des Dfterprogramms 1878 Der Königlichen höheren Bürgerjchule zu Biedenkopf.) 53 ©. 4°.

Seitdem wir in diefer Zeitfchr. IL, 1 ©. 166— 168, III, ©. 514 f. ein paar zufammengehörende Arbeiten von Gotth. Sellin über Burchard II. zu beſprechen Gelegenheit hatten, ift bereit8 wieder die bier bezeichnete neue Unterfugung über den merkwürdigen Biſchof, Heer- und WBarteiführer erjchienen. Obwol durchaus unabhängig von der früheren vertritt doch bie neuere Schrift im weſentlichen denfelben Stundpunkt wie jene, indem fie, bierin Floto beiftimmend, das von Barteileidenfchaft entftellte Bild König Heinrichs IV. zwar nicht zu verflären, aber doch in das rechte Licht zu ftellen und Burdarbs bis an fein Ende umverrüdtes, eifrige® Wirken und Streben als ein verberbliches und von böſer Leidenfchaft beherrfchtes darzu— ftellen fucht. Aber hierbei gehen doch die Auffafjungen ziemlich weit aus- einander. Während ©. vorzugsweife Burchards Habfucht hervorhebt und 3. B. den Abfall vom Könige im 3. 1073 lediglich aus der Entziehung zweier Befigungen herleitet, erfennt zwar auch W. perfünliches Zerwürfniß mit Heinrich, beſonders unverföhnlichen Haß als mitwirkende Zriebfebern von des Biſchofs Handlungsweife an, doch werben biefe vorzugsweife etwas höher im allgemeinen Beſtrebungen, eiferfüchtigem Particularismus und firhlihem Feuereifer' gefucht.

Gleich zu Anfang und wieder am Schluß der Arbeit wird nachdrücklich hervorgehoben, wie das feit Heinrichs unmündiger Jugend in Verwirrung gerathene Reich feineswegs mehr jenen einheitlichen Organismus bargeftellt babe, wie zur Zeit der DOttonen, wie einerfeits die firchlichen Gewalthaber eine itbermächtige, felbftändige Stellung einnahmen, befonders aber auch neben den Sonderbeftrebungen der Stämme die Gewalt ber einzelnen Fürften eine die Neichseinheit fehr gefährbende geworben war. Heinri IV. war feineswegs allgemein anerkanntes Haupt des Reichs, ſondern jtand als Partei den Fürfien gegenüber, die e8 im ihrem Intereffe fanden, das Herlommen der Erblichleit des deutſchen Königstbrons außer Geltung zu Bringen und denen 3. B. die von K. Heinrich erftrebte Gleichheit Aller vor dem Gefeß zumiber war. Der gefährlichfte Feind Heinrichs und ber Neichseinheit waren die Sachſen, der Stamm und feine Fürſten, unter denen Biſchof Burchard der weitaus bedeutendſte, charakterfeftefte und unermildlichite

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war. Der erwählte Gegenkönig wird, ben Verhältniſſen entſprechend, wieder⸗ holt als König der Sachſen bezeichnet (vergl. ©. 35 3. 15 v. u.; ©. 36 3. 4 v. u.; S. 38 3.3 v. o.). Gerade deshalb war aber Burdards Wirl- famteit fo erfolgreich, weil feine Beitrebungen und Hoffnungen mit ben Intereflen der Sachſen jo innig verwoben waren (S.14). Offenbar kam noch hinzu, daß feine Verwandten jo wichtige geiftliche Fürſtenthümer innebatten. Des Königs offenes Zerwürfnig mit Erzb. Anno von Köln trieb ja auch Burchard und feinen Oheim Wezel Erzb. von Magdeburg auf die Seite der Gegner.

Tritt und nun Burchards Perfönlichkeit durch feine umentwegte Charakterfeftigfeit 3. B. gegenüber bem gewiſſenloſen, wankelmüthigen Markgrafen Ebert dur feinen unermüdlichen Eifer fir bie firchlichen Beftrebungen P. Gregors VII. al8 eine bebeutfame und merkwürdige hervor, fo eviceint und boh von dem Standpunkte endlich erreichter Reichs— einheit aus die Wirkſamkeit eines geiftlichen Oberbirten als abjchredend und zerftörend, ber dreizehmmal gegen bem König zu Felde ftand und ber mit feinen Verwandten und Mitbifhöfen ein Interefie daran hatte, den Sachſen einen eigenen König zu erhalten unb fomit ein natürlicher Feind der Neichseinheit und des Neichsfriedend war. Wenn W. (©. 46) fagt, daß DB. feine gefammten geiftigen und materiellen Mittel nur an das eine Ziel feste: zu vernichten, fo dürfen wir das im Sinne des Bf. wol nur dahin verfteben, daß des Biſchofs Sonderintereffen und die Lage der Dinge dies jo mit fih brachten, denn ſchon feine Begeifterung für die Firdlichen Keformen Gregors und feine anerlannte aufbauende Thätigfeit in feinem Bistbum fihern ihn vor dem Urtheile eines ſtets verneinenden Geiftes. Aber feine Leidenschaft verhinderte e8, daß er fruchtbarer für Gegenwart und Zukumft baute,

Entſchieden anzuerfennen bei ber befprodenen Schrift ijt die gewiſſen— bafte Benutung und Verwerthung alles erreichbaren Duellenmaterials, ebenjo die forgfältige abgerundete Darftellung.

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Halle, Buchdruckerei des Waiſenhauſes.

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Zur Ehronologie der Halberkädter Biſchöfe. II. ı Bon Dr. Guftav Schmidt.

Albrecht I. 1304 24.

1. Albrecht wird zum erften Mal als Dombherr genannt am 30. Nov. 1292 in einer Urkunde des Bischof Bolrad für das Kloſter Michaeljtein (cod. Anh. II, 733): er ift dort als Albertus de Anehalt unter 15 Domberrn der 12., aljo wol fchon einige Sahre im Gapitel.

2. Er befleidete vor feiner Wahl zum Bifchof die Würde eines Probftes zu S. Pauli und erfcheint als folcher nachweis- lich zuerft 1303 Febr. 10 (Urf. des Grafen Heinrih von Negen- ftein für U. 2. Frauen, ungedr.), doch fann er die Würde fchon ein paar Jahre länger inne gehabt haben, denn fein Vorgänger Gebhard von Arnitein wird zulegt 1300 Apr. 19 erwähnt.” Denn wenn Albreht 1302 (Ilſenb. U. B. I, 176) und in ein paar Urkunden des Jahres 1301 (cod. Anh. III, 17.43) noch ala Dom- herr bezeichnet ift, jo brauchen wir deshalb noch nicht anzunehmen, daß er noch nicht Probft zu ©. Pauli geweien wäre. Sein Nach— folger zu ©. Pauli, Heinrich von Anhalt, wird in diefer Würde zum erjten Mal 1304 Apr. 23 (Halb. U. B. J, 301) genannt.

3. Seine Wahl zum Biſchof könnte früheftens in der zweiten Hälfte Dezember 1303 3 erfolgt fein. Denn nad dem am 27. Dfto- ber 1303 erfolgten Tode jeines Vorgängers Hermann war am 12. Dezember noch Sedisvacanz, wie 9. 3. 1876, ©. 50 nach— gewiefen ift. Für eine folde Annahme fönnte die bei Ludwig rell. XI. ©.502 und Riedel I, 8, 197 abgedrudte Urkunde fprechen, mit dem Datum 1304 pridie s. Johannis evangeliste, in der

1) ©. H. 3. 1874, ©. 51—58. 1876, ©. 26—51.

2) So ift jedenfalls zu fefen Hereyn. Archiv 351, wo millesimo tri- centesimo tertio XIII. Kal. Maji ſteht.

3) Die angebliche Urkunde bei Kunte in Lebeburs Ardhiv. XI, ©. 265 von 1302 Corporis Christi ift von 1352, aljo von Albrecht II.

Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 26

410 Zur Chronologie ber Halberſtädter Bifchöfe.

er mit Erzbifhof Burchard von Magdeburg und den Bilchöfen Heinrih von Merjeburg, Friedrich von Brandenburg und Arnold von Havelberg in Halle einem Altar in der Gertruden - Kirche daſelbſt Ablaß ertheilt, wenn man das Jahr 1304, wie durchaus gewöhnlich ift, mit dem 25. Dezember 1303 beginnen läßt: dann wäre es aljo, nad) unferer Rechnung, der 26. Dezbr. 1303. Hier: gegen ſpricht jedoch, daß eine Urkunde vom 16. Febr. 1306 (cod. Anh. 3, 123) die Bezeichnung des 2. Jahres feines Pontificats hat. Je weniger zahlreich aber Urfunden dieſes Biſchofs mit der Bezeihnung des Pontificatsjahres find (nach ihm jcheint dieſe über: haupt aufzuhören), um fo mehr dürfen wir von ihrer Genauigkeit überzeugt fein. Nun ijt die erjte Urkunde von ihm vom 1. April 1304 mit anno I. datirt (feria IV. in septimana pasche, in curia patruelis Henrici de Anehalt canonici, cod. Anh. IH, 77), folg: lich ift er vor dem 1. April 1304 Biſchof, und umgekehrt bemeift die vorhin erwähnte vom 16. Febr. 1306 mit anno II, daß er nach dem 16. Febr. 1304 erwählt reſp. bejtätigt ift. Seine lebte Urkunde datirt vom 5. Septbr. 1324 (Halb. U. 8.1, 414).

4. Sein Todestag ift der 14. Eeptbr. 1324. Mooyer fett ihn (durh einen Drudfehler ?) auf den 4A. Septbr. Aber der Liber de divino ordine (Gymn. Bibl. 164) hat folgende Aufzeich- nung: item in vigilia Crucis peragitur memoria Alberti epi- scopi de Anehald. et compulsatur cum dunna. invitatorium: Circum- dederunt. missa servatur in choro. oblationes et commendatio habentur. qui regit chorum, incipiat missam animarum. septem psalmi non habentur. Das Feſt der Kreuzerhöhung (Septbr. 14) war wol die Urfache, daß die Memorie nicht am eigentlichen dies anniversarius, jondern einen Tag früher gehalten wurde. Die vita Alberti II. (Meibom II, 381. Leibniz, scriptt. Brunsv. II, 148) jagt auch ausdrüdlih: anno incarnationis Christi M. CCC. XXIV. dominus Albertus de Anehalt, Halb. ecclesie epi- scopus, in die exaltationis s. crucis ex hoc seculo, ut pie credi- ditur, ad Christum migravit.

5. Er war ein Sohn des Fürften Bernhard von Anhalt- Bernburg, der Halberjtädter Domprobjt Heinrich (1313..— 41) war fein Vetter, ein Sohn feines Vatersbruders Siegfried von Zerbit.

6. Sein Dombherrenfiegel (abgeb. cod. Anh. II, Taf. IV, N. 5) hat die Umfchrift: S’ ALB’TI. D’ ANHALT. CAN— HALB’ STADEN und zeigt einen fnieenden Heiligen, der von einer von oben herabjchwebenden Figur gekrönt wird, rechts und links eine jtehende Figur mit Zmeig, unten der Anhalter Wappenſchild. Sein bifhöfliches Siegel (abgeb. ebd. Taf. V, N. 2. und Erath. XXXII, 5) mit der Umjchrift: S’ ALBERTI : DEI : GRA. HAL-BERSTA-

Bon Dr. Guftav Schmidt. 411

DEN: ECCL’IE : EPI ftelt den Biſchof mit der Rechten fegnend, in der Linken den Krummftab, unter einem Portal auf einem mit Hundsköpfen verzierten Stuhle dar, unten das Anhalter Wappen. Sein Secret endlih (in einer Urf. v. ©. Pauli 1311, Magd. N. 94) hat die Umſchrift: [SE] CRET. ALBERTI. HALB. [EPI] mit Bruftbild des Bifhofs, in der Linken Krummftab, die Rechte zum Segnen erhoben.

Albrecht II. 1325 57/8.

©. über ihn die Vita vom J. 1349 bei Meibom II, 381 ff. und Leibniz script. Brunsv. II, 148 ff. (vie Originalhandſchrift in der Halb. Gymn.-Bibl. N. 63, f. mein Progr. D. 1878, ©. 28), auch G. Budaeus, des . . Herrin Alberti ... Leben, Mandel und Thaten 1. Thl. (der leider nur bis 1339 reiht) Halb. 1624, 4. und v. Schmidt » Phijelded, H. 3. 1874, ©. 306 ff.

1. Daß er vor feiner Wahl zum Biſchof wirklich Mitglied des Gapitel3 geweſen ift, geht aus einer Urkunde von Anfang Dftober 1319 (in septimana communi in nostro capitulo gene- rali) hervor, in der das Gapitel die Vertheilung der Präben- den beftimmt: darnad) hatte dominus Albertus, dux de Bruns- wich feinen Antheil in Dardesheim: ſonſt habe ich ihn nur in einer Huyzburger Urkunde vom 7. Dezbr. 1323 gefunden (N. Mitth. IV, 1. ©.45 N. 118). Er mag mol nicht viel präjent gemwejen jein, denn ſeit 1313 ſchon war er auch Probft des Alerander - Stiftes in Eimbeck, verzichtete aber auf diefe Würde, ala er Bischof wurde, zu Gunften des Herzogs Johann von Braunfchweig (Gru- benhagen), der durch feinen Einfluß 1341 in Halberſtadt Domprobft wurde.

2. Dor der Neuwahl traf das Domcapitel am 6. Dftbr. 1324 (in octava s. Michaelis) Beftimmung über eine Reihe von Punlten, die der zu wählende Bischof zu halten verpflichtet fein follte: nos omnes et singuli tactis sacrosanctis evangeliis .sponte libere et voluntarie juravimus fidelem observantiam honestarum consuetu- dinum ecclesie nostre, specialiter quoque, quemcunque nostrum ad episcopatus apicem divina providentia contigerit evocari in nostra ecclesia, ille sub virtute jam prestiti sacramenti et sub pena perjurii infrascripta fideliter observabit .. (Budaeus ©. 10, Lünig RA. 17°, 39). Die Wahl felbft fiel zwiefpältig aus, die Majorität ftimmte für Ludwig von Neindorf (er ift in einer ungedr. Urk. U. 2. Frauen v. 8. Mär; 1318 der lebte unter 12 Domherrn), nur 5 für Albrecht. Trogdem wurde diefer vom Erz. bifchof von Mainz, unzweifelhaft mit Rückſicht auf feine hohe Her—

26*

412 Zur Chronologie der Halberftädter Bifchöfe.

funft beftätigt.! Ludwig erhielt nah langem Streit Ende 1328 das Bistum Brandenburg, wo ihm, dem vom Pabſt providirten, ala Gegner der Electus des Gapitels Heinrich von Barby entgegen- itand.? : 1327 Juli 1. war er in Avignon bei Pabſt Johann XXL. (Ludwig, rell. XI, 503 Riedel, I, 8, N. 195), und diejer beauftragte am 21. Dftbr. den Probft zu ©. Pauli in Halberjtabt, den Decan zu Zerbjt und den Scolafticus zu Merjeburg, ihn gegen feine Feinde in der Brandenburger Diöcefe zu ſchützen und bejtätigt ihm an demjelben Tage feine Einfünfte aus feinen Canoni— faten in Halberftadt (ausdrüdlich ift das Archidiakonat Oſchersleben erwähnt), Merfeburg und Naumburg, bis er das. Bisthum Bran- denburg erlangt habe (Riedel I, 8 N. 198. 99). Als Bilchof von Brandenburg ftarb er am 28. Juli 1347. Ebenfomwenig drang der von Nom begünjtigte (papa Johannes XXII. providit domino Gisekoni) Giſelbrecht oder Gifefo, Sohn des Grafen Heinrich von Holjteins Rendsburg durch, der feit 1321 Dombherr in Bremen war und 1345 ald Domprobit dafelbjt gejtorben ift. Er ift offen- bar der Erbe von Ludwigs Anſprüchen: daß diefer aber bereits in Ausfiht auf das Brandenburger Bisthum für Halberftadt verzichtet hat, geht aus einer Urkunde vom 25. Septbr. 1325 hervor, in der Bischof Albrecht den Canonifern ©. Pauli Schadloshaltung ver- fpriht, wegen ihrer Theilnahme an der Appellation gegen Giſeko von Holftein. ?

Genauered über die Zeit der Wahl Albrecht zu bejtimmen ift fchmwierig und mislih. Nach der oben erwähnten Wahlcapitu- lation fönnte die Wahl recht wol noch gegen Ende des Jahres 1324 ftattgefunden haben. Doch hat fie fi wol wegen der Zwiejpältig- feit etwa verzögert. 1325 März 19. (Dienftag nah Mittfaften) verhandelt Fürft Bernhard III. von Anhalt mit dem Gapitel wegen Afchersleben und gebraudt den Ausdruck: also lange went ein bischop to Halberstad gestediget wert unde to lande kummet (Budaeus ©. 46, der Revers de3 Capitel3 cod. Anh. III, 490). Dana dürfen wir die Wahl als gefchehen annehmen, aber es fehlt nod die Bejtätigung; es ift die Zeit, in der der Streit vor dem (von Rom zum Richter ernannten?) Erzbifhof von Mainz ſchwebt. Aber Shon in der Entiheidung des Grafen Heinrich von Blanfen- burg, der in jener Urkunde als demnädjtiger Schiedsrichter bejtimmt wird, vom 30. Juni 1325 (lateren dage s. Peters unde s. Paules),

1) Genaueres über die Sade f. v. Schmidt = Phifelded H. 3. a. a. O. und Budaeus, beffen Den ahlge Darftellung nur am großer Breite leibet.

2) ©. Riedel I, 8, ©. 77.

3) ©. Beilage t

Bon Dr. Guftav Schmidt. 413

heißt es: de tweyginge. de de was twischen den ersamen heren unseme herren bischoppe Albrechte to Halberstad op ene sit unde greven Bernde von Anhalt op ander sit (Budaeus S.49ff.). Es ift aljo fein Zweifel, daß in der Zwiſchenzeit, denn vier Wochen nad der Beitätigung des neuen Bilchofs follte Graf Heinrich feinen Spruch thun, diefe Beftätigung durch den Erzbijchof erfolgt if. Damit ftimmt denn auch, daß 1325 Mai 16. (am Himmelfahrtätage) ſich Albrecht nennt: we Albrecht van der gnade goddes, de to deme byscopdome to Halberstat koren unde bestedeget is (cod. Anh. III, 492): und ebenfo heißt er 1325 Juli 23. Halberstadensis ecclesie electus et confirmatus (Urf. v. ©. Bonifacit, in der es fih um Unterftügung des Biſchofs ad prestandum subsidium ad relevandam ecclesiam ab oneribus debitorum handelt). Am 26. Apr. 1329 nennt er ſich noch electus confirmatus, nach— her Biſchof.

In Unruhe hat Albreht den biſchöflichen Stuhl beftiegen, in Unruhe fajt immer gelebt. Seine erjten beiden Gegenbifchöfe hatten über geringe Mittel zu verfügen, jo daß er fih ihrer Anfprüche troß der päbftlihen Begünftigung ermehrte. Aber noch einmal erwachſen ihm größere Schwierigkeiten dur den in den Kämpfen der Harzgrafen gegen das Bisthum aufgeftellten und nad dem Tode Giſekos vom Pabſte wiederum providirten Albrecht, einen Sohn de Grafen Burdhard von Manzfeld. Das Schreiben des Pabſtes Clemens VI. Avignon 1346 Juli 25. ift in einer notariellen Copie vom 30. Dez. 1346 erhalten, leider mit ftarfen Beichädigungen. ! Daß diefem Gegenbifhof Albrecht troß der päbftlichen Betätigung das Glüd wenig hold war, dürfen wir aus der H. 3. 1870 ©. 958 mitgetheilten Urkunde vom 13. Apr. 1350 fchliegen, in der er (Albrecht van der genade godes unde des stoles to Rome gekoren unde gestedeget des goddeshuses to Halb.) den Pabſt zu bitten verjpricht, daß er hern Albrecht van Brunswich, de nu dat byscopdom to Halb. besit, to gnaden nemen wille umme dat biscopdom to Halb., wente de sulve here gar bequeme nutte unde gut darto si, dat goddeshus to Halb. to vor- stande unde to bescermende —, und j&hreiben will, daß er ſelbſt auf alle Anfprüche verzichte: bis zur päbftlihen Entideidung will er gegen Albrecht nichts vornehmen. Offenbar ift ihm diefe Urkunde unter dem Drud der Waffen abgepreßt. Jedenfalls ift es ihm nur gelungen in feiner Mansfelder Heimat zu einiger Anerkennung zu gelangen. Sein Ende ift bis jetzt in Dunfel gehüllt. Daß er troß

1) Sie ift als Buchdedel des cod. mser. 62 der Gymn.=Bibl. verwendet. ſ. Beilage I.

414 Zur Chronologie der Halberftäbter Bifchöfe.

des beabfichtigten Verzicht, vermuthlih weil der päbſtliche Stuhl auf feinen Frieden mit dem Braunfchweiger eingehen wollte, zu Anfang des Jahres 1352 fih noch ala Biſchof gerirte, zeigt Die Urkunde vom 2. Febr. 1352 (9. 3. 1870, ©. 564), in der er, Dei et apostolice sedis gratia Halb. ecclesie episcopus electus et confirmatus, da3 Patronat von zwei Kirchen in Eisleben dem Klofter MWimmelburg übermeift. Eine feiner lesten Urkunden wird wol die Beil. III. abgedrudte vom 13. Nov. 1356 fein.!

3. Nach zweiunddreißigjähriger von allen Kriegsftürmen bewegter Regierung, in der es ihm allerdings gelungen war „das bifchöfliche Gebiet zum gefchlofjenen Fürſtenthum zu machen“ (9.83.1874, ©.318), legte er den Krummftab aus der müden Hand. Zunächſt nahm er am 3. Juni 1357 feinen neuen Gegner Ludwig von Meißen zum Mitregenten oder Coadjutor an.? Nach diefem Vertrage behielt Albrecht das Bisthum, jo lange er lebte: nach feinem Tode aber follte Ludwig fein Erbe im Stifte fein. Daß der Pabft die Hand im Spiel hatte, wird ausdrüdlich hervorgehoben, und daß Ludwig jo zu fagen der Rechtsnachfolger des Gegenbifhofs Albreht von Mansfeld war, geht deutlich aus den Worten hervor: also daz unser oheim bischof Albrecht $ dy pfafheit sine lebetage vorstae und sie im undertenig bliben, ane dy pfafheit in dem Ostirbanne und dy, dy der von Mansfeld vore hat vorgestanden: dy sal unser bruder behalden, also daz den von Kaldenburne zu iren phaffen, dy in iren ban gehoren, nicht unrecht geschee. Auf die Dauer jedoch mar diefe Halbheit nicht nach Albrechts Gefhmad. Zum legten Male urkundet er als regierender Herr am 28. Dft. 1357 für das Johannis-Kloſter. Am 16. November legte er fein Amt nieder: denn an diefem Tage erkannte Ludwig die Urkunde feiner Brüder vom 3. Juni als bindend für fih an (Mier. der Gymn. = Bihl. 62, N. 1) und am folgenden Tage (ebd. 2) beftätigte er dem Gapitel alle Handfeften und Privilegien, die es von feinen Vor— fahren hatte, und besundern von unserm lieben omen bischof Albrecht von Halb., der noch lebit, als von gotis und des stüles zu Rome gnaden gekoren zu Halb. Die eigentliche Auseinanderfegung über die Abfindungsfumme erfolgte jedoch erſt am 26. Juli 1358. Dana erhielt Albreht 300 Mark einmal und ebenfoviel alle Sahre als Rente bis zu feinem Tode und ein Jahr noch darüber hinaus, und zwar 100 M. auf Fohannistag, 200 zu Weihnachten,

1) Im Allgemeinen fcheinen Urkunden von biefem See

zu we 1 Siegel ift 9.3. 1870, ©. 960/61 befchrieben. 3, ſ. Beil. Nr. V. 4

Bon Dr. Guſtav Schmidt. 415

ferner den Hof des Dombdecand auf der Burg und den Hof des Gerhard von Wehrſtedt in Halberitadt, fowie den Vorwerkshof in Dfchersleben; auch übernahm Ludwig die Schulden, die her von gotishuses wegen schuldig ist, u. ſ. w. ;

4. Das Jahr feines Todes bleibt zweifelhaft. Die gemöhn- lihe Angabe ift 1358, aber eine direkte Betätigung habe ich nirgends gefunden. Daß er aber am 11. Juli 1362 (translatio Benedicti abb.) todt war, geht aus einer Urfunde des Klofters Marienthal hervor, in der es heißt: horum quidem reddi- tuum quatuor marcarum cum uno fertone predictus dominus Lode- wicus [de Wanzleve, cellerarius ecclesie Halb.] tres marcas cum uno fertone ad anniversarium domini Alberti de Brunswick felicis recordationis, quondam episcopi Halb., pro quadraginta mareis Stendaliensis, quas ipse dominus Lodewicus de testamento prefati domini Alberti tamquam testamentarius sustulit, deputavit.

Der Todestag fteht Durch zwei Aufzeichnungen feſt. Unbeſtimmt drüdt fih der Liber de divino ordine (Gymn.-Bibl. 164) aus: item ante Galli peragitur memoria domini Alberti episcopi Halb. de Brunswik. et dunna pulsatur. invitatorium: Circumdederunt. missa servatur in choro. oblationes habentur et commendatio. qui regit chorum, incipiat missam. septem psalmi non habentur. Beſtimmt dagegen fagt das Huysburger Todtenbuch zum 13. Oftober: Albertus episcopus Halb. obiit, qui dedit unam marcam annuatim (9. 3. 1872, ©. 135, mo jedod die Angaben ©. 266 irrig auf Albrecht III. bezogen find).

Er ftarb alfo am 13. Dftober, früheltens 1358, ſpäteſtens 1361.

5. Ueber feine Abſtammung genügt es zu bemerfen, daß er ein Sohn Herzog Albrechts des Fetten (F 1318) von Braunfchweig mar, ein Bruder der Herzöge Otto, Magnus und Ernft, ſowie des Hildesheimer Bischofs Heinrih (1331 63).

6. Ich kenne folgende Siegel von ihm: 1) S’ ALBERTI - DEI - GRA - ELCI : COFIRMATI : ECCE - HALB’ STADENSIS + Knieender ©. Stephanus, darunter: STEPHANVS. Unten Schild mit den beiden Leoparden; an einer Urf. v. 1326, Magdeb. s. r. Stift Halb. XI, 127. 2) S’ ALBERTI - DE - BRVNSWIC - DEI GRACIA - HALB’ STAD - ECCE - EPI + Sitzender Bifchof, mit der Rechten fegnend, in der Linken Krummftab, zur einen Seite Schild mit den beiden Leoparden, zur andern Schild mit dem Stiftäwappen, unten Schild mit einem Löwen; abgeb. Erath XXXVI, 5. 3) S’ ALBERTI - DE - BRVNSW - DEI- GRA - HALBER - ECCL’E - EPI. Der Biihof figend wie in N. 2, über

416 Zur Chronologie der Halberftädter Bifchöfe.

ihm ein Baldachin, unten Schild mit den beiden Leoparden, abgeb. Erath XXXVII, 9. 4) [SE] CRETV : ALBE[RT]I - DE BRV- NESW[IC] - EPI - HAL[BER)]. Das Siegel bildet einen Dreipaß, in der Mitte Bruftbild des Biſchofs, in den drei Bogen Schilder mit dem Halb. Wappen, den beiden Leoparden und dem Löwen, abgeb. Erath XXXVII, 30.

Ludwig 1357 66.

1. Daß er nit Domherr in Halberftadt war, als er Bifchof wurde, geht wol jchon daraus hervor, daß er in Folge päbjtlicher Provifion zuerſt Anſprüche geltend machte. Jedenfalls war er ungewöhnlih jung für die Würde, denn er war erſt am 25. Febr. 1340 geboren.

2. Eine eigentlihe Wahl zum Bifhof hat nad den unter feinem Vorgänger gegebenen Mittheilungen nicht ftattgefunden, den Antritt feiner Regierung dürfen wir nad Obigem auf den 16. Nov. 1357 ſetzen. Dazu ftimmt e8 auch, daß dies die erfte Urkunde in dem auf unſerer Gymm.- Bibliothef (Mſer. N. 62) enthaltenen Copiarium dieſes Bifchofes ift, das im Ganzen 108 Urkunden ent- hält, ſämmtlich von derjelben Hand eines Beamten oder Schreibers des Decans gejchrieben, die erjte vom 16. Nov. 1357, die legte und jüngjte vom 27. Dez. 1364.!

Meiſtens nennt er fih Dei et apostolice sedis gratia oder wwu goUS Umd des stuls zu Rome gnaden gekoren oder electus confirmatus oder electus ut confirmatus (gekoren und gestetiget) ecel. Halb., feltener Biſchof. eine letzte Urkunde für Halberjtadt jcheint die vom 15. Mai 1366 (N;j, feria in rogationibus) zu fein, in der er von Langenftein aus Den Beſchluß des Capitels vom 13. Mai beftätigt, daß wegen der koptſpieligen Bauten der Kathe- vralficche, und weil die Ornate und Indumente durch den Gebrauch ſchwer gelitten, jeder canonicus emancipatus ger die bisher üblichen 10 Marf (6 zahlt der non emancipatus) no 0 Mari einzahlen follte (Cop. B. des Dom-Gymn. 345).

3. Er gab das Halberftädter Bisthum auf, berger zu übernehmen, wurde (nad dem 4. April) 133 Erzbischof von Mainz, dankte aber auch hier am 28. Apr. 138 wieder ab und wurde Erzbifchof von Magdeburg. Er kam am 17. Fehr. 1382

%

1) Das Buch ift betitelt: liber privilegiorum compilatorum „up anno Domini MCCCLVI et collectorum apud dominum decantın - ecelesie Halb., protonotarium domini Lodeviei provisi ecelesie ejusdem, f. Halb. U. B. 1, S. XII und mein Ofterprogramm 1878, ©. 27.

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Von Dr. Guſtav Schmidt. 417

durch einen unglücklichen Fall bei dem Brande des Rathhauſes zu Calbe um.

4. Er war der dritte Sohn des Markgrafen Friedrichs des Ernſthaften von Meißen (f 1349), ein Bruder der Mark- und Landgrafen Friedrih, Balthafar und Wilhelm.

5. Sein großes feingefhnittenes ovales Siegel, deſſen er ſich bis zulegt bediente, hat die Umjchrift: S’ LVDOWICI - DEI. Z.- APLICE - SEDIS - GRA ELECTI . COFIRMATI - HALBIR- STADEN. Unter einem hohen Portal ftehen oben S. Sirtus und ©. Petrus, darunter der Biſchof fegnend, den Krummſtab in Der Linken, zur einen Seite außerhalb des Portals der Halberftäbter, zur andern quadrirter Schild mit dem Familienwappen (Halb. U. B. I, 193). Ein zweites, etwas kleineres, abgeb. Erath XXXVIH, 14, mit der Umſchrift S’ LVDOWICI - ELECTI - [COFIRMATI] HALBERSTADEN zeigt den Bifchof unter Portal bis zu den Anieen, mit der Nechten jegnend, in der Linken den Krummitab, unten das Stiftswappen und das quadrirte Familien— mappen.

Albrecht III. 1367 90.

1. Er war nicht Dombherr.! Nachdem er in Prag und Paris, wo er die Magifterwürde erlangte, ftudirt und fi als Scholajtifer einen bedeutenden Namen erworben hatte, kam er 1360 nah Nom. Hier erhielt er die Provifion mit dem Bisthum Halber- ftadt von Pabſt Urban V., der ihn außerordentlich ſchätzte und als die Univerfität Wien gegründet wurde, dorthin deputirte. Herzog Nudolf IV. ernannte ihn 1365 zu deren erjtem Rektor. Ob er von da nochmals nah Rom gegangen tft, ehe er nach Halberjtabt kam, ſteht nicht fe. In einer Urkunde von 1377/8 (9. 3. 1870, ©. 201) jagt er felbft: alse we noch in dem hove to Rome weren unde uns dat biscopdom irst gegeven was.

2. Zu Anfang des Jahres 1367 Fam er nad Halberftabt. Seine erfte Urkunde ift aus Gröningen vom 2. Febr. 1367 datirt; er betätigt durch diefelbe den dortigen Kaland, am 24. März die Privilegien der Stadt Halberjtadt (Halb. U. B. I, 534) und nennt ſich von der gnade godes unde des stoles to Rome gekoren to Halb., in einer Urfunde vom 9. Dft. 1367 Bifchof.

3. Er ftarb am 8. Juli 1390. In Mier. 63 der Gynn.- Bibliothek findet fi von einer Hand aus dem 15. Jahrh. Folgendes

1) ©. über ihn Allg. Deutfche Biographie I, ©. 182 fi., wo feine zahl- reichen philoſophiſchen Schriften verzeichnet find. Zeitſchr. d. Harzvereind. XL. 27

418 Zur Chronologie der Halberftäbter Biſchöfe.

aufgezeichnet: Anno Domini M.CCC.XC, die Kiliani (= 8. Juli) obiitt dominus Albertus Ricmerstorp, episcopus Halb. et magister Parisiensis. Ausführlicher ift die Notiz in Mfer. 136 (s. XIV ex.): de anno Domini M. CCC. nonagesimo, ipso die b. Kiliani martiris obiit reverendus in Christo pater ac dominus dominus et magister Albertus de Rigme[r]storp, XXXI. episcopus ecclesie Halb., qui diete ecclesie Halb. tria nobilia castra munita cum omni jure et dominio utili et directo, videlicet Gronig! Dumborch? et Westorp? appropriavit, et Gatersleve et Hestede, que in perpetuum fuerant alienata, magnis sumptibus recuperavit. qui est sepultus sub altare b. Livini in medio ecclesie Halb., quod ipse instituit. cujus anima requiescat in pace per Christum dominum nostrum. amen. qui etiam dum vixit, sedit in sede episcopali predicte ecclesie XXV (!) annos et ab hoc seculo in Christo decessit. item destruxit et destrui procuravit [1368] castrum Gunnensleve, quod contra ecclesiam Halb. per Wernerum de Bodendike famulum et suos complices fuit edificatum. Irgendwoher habe ich mir notirt, daß feine Memorie an der octava visitationis Mariae (= 9. Juli) gefeiert worden ijt.

4. Meber feine Abjtammung ift, ähnlich wie über die des Domprobites Johann Semeca, viel Fabelhaftes erzählt, er fei ein Bauernjohn geweſen, aus Nilmersdorf, das die einen an die Mejer, andere in die Gegend von Helmftedt fegen, daneben wird er auch ‚von Berge’ genannt. Die Rigmersdorf waren ein Adelögejchlecht, das im Halberftäntichen und Braunſchweigſchen vor— kommt, ob ein Zweig eines Gefchlechts von Berge, vermag ich nicht zu jagen. 1416 %ebr. 25. jtifteten die Gebrüder Ludeke und Bernd von Hafet und Ludekes Söhne Bernd und Albredt für bischop Albrechtes von Rygmerstorpe sele und meyster Janes sele synes broder, fomwie für Ludeke Hafe und deſſen Frau Kyne zmei Anniverfarien, den einen auf Quatember nad Luciae, den andern auf Maria» Magdalenen Abend, von einer Hufe in Dingeljtedt im Barfüßerflofter zu Halberjtadt zu begehn, und ebenſo am 12. März 1416 im Klofter der Marienfnechte auf den genannten Duatember und den Kilianstag, der wie oben nachgewieſen ift, der Todestag des Biſchofs war.“ Es folgt aus diefen Urkunden die Berwandtichaft

1) Leudfeld, antiqg. Groning. ©. 100.

2) Dumburg am Hafel.

3) von Herzog Magnus von Braunſchweig 1372 Mai 25., Suben- borf IV, 265.

4) Sie führen einen Schlüffelhafen im Wappen und waren a Schlan⸗ ſtedt angeſeſſen, ſ. v. Mülverſtedt, Magd. Geſch. Bl. 1869, ©. 9

5) Halb. U. B. II, 754 und andre des Stammes im ——

Bon Dr. Guftav Schmidt. 419

der beiden Gefchlechter unzweifelhaft. Der genannte mejter Jan dürfte der bifchöfliche Bogt Johannes Ricmeftorp fein, der d. d. Schlanſtedt in crastino s. Blasii 1374 an den Rath zu Braun- ſchweig jchreibt.!

5. Sein Siegel ift bei Erath XXX VIII, 4 abgebildet: S’ ALBER- TI: DI: GRA- EPI - HALB’ STADEN. Der Bifchof ftehend, mit der Rechten fegnend, in der Linken den Krummitab, unter jchönem Portal, zwiſchen Schild mit dem Halb. Wappen und Schild mit dem Familienwappen, einer Mufchel. Sein Secret, mit der Um- jhrift: [SEC]JRETV - ALBERT- I - EPI- HALBERS zeigt das Bruftbild mit Mitra, in der Linken Krummftab, mit der Rechten jegnend, unten den gejpaltenen Halb. Schild.?

Ernit I. 1390 1400.

1. Er mar Dombherr 1383 Apr. 14, nachher auch Probft zu S. Simonis und Judae in Goslar (Heinecc. antig. Goslar. ©. 362): ob die Angabe richtig it, daß er auch Probit in Friglar gemefen jet, wage ich weder zu behaupten noch zu beftreiten.

2. Zum Bifhof wurde er gewählt im Herbft 1390, und diefe Mahl bejtätigte Pabft Bonifacius IX. 1390 Nov. 28. In der Urkunde ? Heißt es, der Pabſt habe fih zwar fchon zu Leb— zeiten Albrecht die Provifion vorbehalten, habe aber doch nad) einftimmig erfolgter Wahl ihn beftätigt: er war vorher Subdiaconus. Am 27. Novbr. bat übrigens das Capitel S. Nicolai zu Stendal sede vacante das Domcapitel die Wahl des dortigen Decanz an- zuerfennen (Riedel I,5, ©. 141).

Die päbjtlihe Beftätigung kam übrigens ungewöhnlich ſpät in Halberftadt an, denn die erjte Urkunde von ihm, in der er bie PBrivilegien der Stadt erneuert (Halb. U. B. I, 641) ift erjt vom 9. Juni 1391. Seine legte Urkunde ift vom 25. Novbr. 1400 (ebd. 679). Die Gefchichte von der Hinrichtung des Halberftädter Domprobftes, angeblih eines Johann von Hardenberg, von einem Halberjtädter Gefhihtsbudh in das andere wandernd, ift ein Ammenmärden, ein Johann von Hardenberg ift nie hier Domherr geweſen, der Domprobit Albredt von Wernigerode fungirte von 1384 1411 und wurde dann Bijchof. Der einzige Domberr feiner Zeit, auf den der Name paßte, fünnte Johann von Hartis- rode (= Hafjerode) fein, Domküſter feit c. 1376, aber auch er lebte noch im J. 1400.

1) S. Braunfhw. Chron. v. Hänfelmann. I, f. 419,2. 2) Urf. v. 1368 Mai 13, Halb. U. B. 511. 3) ©. Beil. VI.

ID =] *

420 Zur Chronologie der Halberftäbter Bifchöfe.

3. Er ftarb am 6. Dezember 1400. Im cod. mser. der Gymn.-Bıbl. N. 63 heißt es: anno M. CCCC obiit dominus Ernestus de Honsten, episcopus Halberstadensis, nocte s. Nicolai episcopi. Pabſt Bonifacius IX. fpricht in dem Schreiben vom 16. Dezember, in welchem er den Schugbrief des Bifchofs für die willigen Armen bejtätigt (Halb. U. B. I, 681), natürlih nod von ihm als einem Lebenden, denn die Nachricht von feinem Tode fonnte noch nicht in Rom jein.

4. Er ftammte aus dem Gefchlehte der Grafen von Honftein, nad Eckſtorm (Walkenr. ©. 23.) ein Sohn des Grafen Dietrid IV. und der Irmgard von Käfernburg: es wird Dietrich VIL (7 1393) und Lutrud von Käfernburg (F nad) 1397) heißen müſſen.

5. Sein Siegel bejchreibt ein Notariat3 » Document von 1456 (Halb. U. B. I, 649) an einer Urfunde vom 14. Aug. 1393: in deme eynen sigille, dat langlechtich was, stoyt eyn bylde under eyme siburio und hadde beneden under den vöten twe kleyne schilde, der wapen von olders weghen nicht wohl enekonde beken- nen, und de ummeschrift des sigilles helt: sigillum Ernesti epi Halb. Er wird da3 Giegel meinen, das an einer Urkunde für ©. Pauli 1395 Novbr. 11 (Halb. U. 8. I, 651) hängt, mit der Umſchrift: sigillum. ernesti epi. Halberstadensis: ein Heiliger, mit Palmzmweig in der Rechten, in der Linken ?, fteht unter einem veichverzierten Portal (Ciborium), unten der Halberftädter und der Honjteiner Schild.

1325. Septbr. 25. I. Bischof Albrecht verspricht die Canoniker 8. Pauli wegen ihrer Theilnahme an der Appellation gegen Giseko von Holstein schadlos zu halten.

Nos Albertus Dei gratia Halberstadensis ecclesie electus confirmatus recognoscimus in hiis seriptis puplice profitentes, quod, si honorabiles viros magistrum Meynardum !, Conradum de Thun- dersleve, Borchardum Pellen ?, Hoygerum, Conradum de Schowen, Johannem de Ascharia, Johannem de Derdessem, Henricum de Hakenstede, Hermannum de Aquis, Herwicum, Johannem de Nyenhagen, canonicos ecclesie s. Pauli civitatis nostre Halb., occasione appellationis per nos et ipsos interponende contra Gysekonem de Holtzacia, si episcopatum ecclesie nostre ad se spectare et de illo sibi provisum esse contenderit, aliquam per- turbationem seu inquietationem contigerit sustinere, nos in hoc ipsos nullatenus deseremus, sed ipsis astabimus fideliter consi- liis et auxiliis oportunis. et si propter causam predietam in loco

Bon Dr. Guſtav Schmidt. 421

Halberstat sceure manere non possent, nos in Ascharia vel in Österwich, ubi maluerint, ipsos volumus conservare et predictam appellationem nostris prosequi sumptibus et expensis, dantes has litteras super eo.

anno Domini M.CCC. XXV, VII. Kalendas Octobris.

Staats-Arhiv zu Magdeburg, s.r. ©. Pauli 124. Mit Siegel- fragment. 1) Meinh. v. Ofterwiel. 2) = Welle. 3) Hoyer von DOfterwiel.

1346. Dezbr. 30. Schloss Querfurt. II.

Der Notar Nicolaus Krage gibt Transsumpt des päbst- lichen Schreibens vom 25. Juli, in welchem Albrecht von Mansfeld als Bischof dem Stift empfohlen wird.

In nomine Domini amen. anno a nativitate ejusdem mil- lesimo tricentesimo XL sexto, indictione XIV, mensis Decembris XXX”* die, que fuit sabbato ante circumci- sionem Domini, pontificatus sanctissimi in Christo patris ac domini domini Clementis divina providentia [pape sexti anno] quinto, hora ipsius diei tertia, in ecclesia b. Virginis in castro Quernvorde reverendissimus in Christo pater et dominus dominus Albertus de Man[sfelt], Dei et aposto- lice sedis [gratia electus et] confirmatus ecclesie Halber- stadensis, in mei notarii publieci et testium infrascriptorum presentia constitutus, quasdam litteras apostolicas sue provisionis super episcopatu dicte [Halb. ecclesie] ...... clero ceivitatis et dyocesis ac etiam vasallis jamdicte Halb. ecclesie per predictum dominum nostrum summum pontificem sibi donatas et directas, more Romane curie as non cancellatas non abolitas nec in aliqua sui parte vitiatas publicavit atque presentavit mihi notario publico suberipto, mandando et requirendo, ut ipsas de verbo ad [verbum litterali ]ter transcriberem et in formam publicam redigerem, quarum tertie videlicet clero civi- tatis et dyocesis tenor fuit:

Clemens episcopus servus servorum Dei dilectis filiis [elero civitatis et dyocesis] Halb. salutem et apostolicam benedictionem. pastoralis officii debitum exigit, ut inter solicitudines ...... quibus assiduo premimur, circa statum ecelesiarum omnium, soler- Ha 00.0; utilitatibus intendamus in eo maxime, ut viduatis, ne longe vacationis incommoda patiantur, ..... celeriter nostre diligentie studio provideatur substitutione pastoris ...... rationem

422 Zur Chronologie der Halberftäbter Bifchöfe.

providam et providentiam circumspectam eidem ecclesie, illius cooperante clementia, qui pastor [omnium] et rector agnosecitur, spiritualiter et temporaliter suscipiant inerementum ...... de quondam Gyselberto electo Halb., ecclesie Halb. regimini presi- dente, nos [cupientes eidem] ecclesie, cum eam quovismodo contingeret, nostre operationis ministerio [utilem et idoneam preficere personam], provisionem ejusdem ecclesie ordinationi et dispositioni nostre ac sedis apostolice [duximus specialiter] reser- vandam, decernendo extunc irritum et inane, si secus [super hiis a quoquam quavis auctoritate] scienter vel ignoranter contin- geret attemptari. postmodum vero [prefata ecclesia] per obitum ejusdem Gyselberti, qui nuper extra Romanam curiam [diem clau- sit] extremum, pastoris solatio destituta, nos vacatione hujusmodi fidedignis relatibus [intellecta], ad provisionem ipsius ecclesie, de qua nullus preter nos [hac vice se intromittere potuit, nulla] reser- vatione et decreto obsistentibus supradietis, paternis et solicitis studiis intendentes ..... cupientes talem eidem ecclesie preesse personam, que [posset et vellet eccljesiam in suis manutenere juribus ac etiam adaugere, post deliberationem, quam [de pre- fiiendo] eidem ecclesie personam hujusmodi cum nostris fratribus habuimus [diligentem, demum] ad dilectum filium Albertum de Mansfeld, electum Halb., canonicum Merseburgensem, in subdia- conatus ordine constitutum, litterarum scientia preditum, vite ...

. decorum, in spiritualibus providum et in temporalibus circum- spectum aliisque ....... ‚„ prout ex fidedignorum testimoniis accepimus, laudabiliter in[structum dir]eximus oculos nostre mentis. quibus omnibus attenta meditatione pensatis, de persona ipsius Alberti prefate Halb. ecclesie de dictorum fratrum consilio auctoritate apostolica dux[imus pro ]videndum ipsumque illi pre- fecimus in episcopum et pastorem, curam et administrationem ipsius eidem electo tam in spiritualibus quam in temporalibus plenarie committendo, in illo, [qui dat] gratias et largitur pre- mia, confidentes, quod prefata ecclesia Halb., gratia sibi suffra-

gante divina, ..... electi circumspectionis studium fructuosum regetur utiliter et [prospere] dirigetur augmentaque suscipiet auctore domino commodi et honoris. quocirca ...... per aposto-

lica scripta mandamus, quatenus eidem Alberto electo tamquam rectori et pastori animarum vestrarum humiliter intendentes ac exhibentes ei obedientiam ..... debitam et devotam, ipsius mo- nita et mandata salubria [velijtis devote suscipere et efficaciter adimplere. alioquin sententiam, quam idem electus ........ ratam habebimus et faciemus auctore Domino usque ad satisfac- tionem condignam inviolabiliter observari.

Bon Dr. Guſtav Schmidt. 423

datum Avinione VIII Kalendas Augusti, [pontificatus nostri anno quinto]. actum ut supra, presentibus honorabilibus viris et discretis Heinrico in Wymodeburg, Nicolao in Elwordis- torp monasteriorum abbatibus ordinis s. [Benediecti] ... EEE Johanne in Cella monasteriorum sanctimonia- lium prepositis ac strennuis viris Bertoldo de Gozirstede, Gunthero de Dodendorp et Ramoldo Weyzen, militibus Halb. dyocesis, et quampluribus aliis clericis et laycis fidedignis. Et ego Nicolaus dictus Krage clericus, Maguntine dyocesis, publicus imperiali auctoritate notarius —.

Als Umfchlag in cod. mser. d. Gumm.-Bibl. 62 auf Pergament; vieles ift abſolut nicht mehr zu lefen.

1356. Novbr. 6. III. Bischof Albrecht von Mansfeld versöhnt die Bauern von Ober- und Nieder-Esperstedt.

Wir Albrecht von Mansveld, von der gnaden gotis und des stules zu Rome bischof gekorn und gestetiget zu Halberstad, bekennen in dissem uffenen bryve, daz wir dy gebure von Esperstete üz dem oberen dorf myt den geburen uz dem nede- ren dorf al darselbens umbe dye zweitracht und gebrechen, dye sye beidersyt umbe ere gemeyne hetten, gutlich haben geeynit und irscheiden, also das iewelch der dorfere syne gemeyne sunderlich sal behalden, also sy daz nu haben geteilet, vormalet und vorsteinet. uf daz nach dissem irscheide icht mer kryges umbe dye selben gemeynen zwischen den dorferen werde, habe wir en dissen bryf geben besiegelt myt unsem secrete, also on nu beidersyt genuget, daz sye daz ewiklich darby lazen blywen.

nach Christi geburd dryzenhundert jar in dem sechs und funfzigesten jare, am suntage vor Mertini.

Nah einer Copie in Lucanus' Papieren.

1357. Juni 3. Sangerhausen. IV. Die Landgrafen von Thüringen Friedrich Balthasar und Wilhelm machen einen Vertrag zwischen Bischof Albrecht und ihrem vom Pabst zum Bischof ernannten Bruder Ludwig.

Wir Friderich Balthazar und Wilhem gebrudere, von gots gnaden lantgraven zcu Duringin, marcgraven zcu Myßne, in dem

424 Zur Chronologie der Halberftäbter Biſchöfe.

Ostirlande unde zu Landisperg, graven zcu Orlamunde unde herren des Landis zcu Plysne, bekennen offinlichen an disem geinwertigen brive, daz wir uns haben voreint mit unserm liben oheim herren Albrechte bizschove von Halbirstad von unsers bruders wegin hern Ludiwigis, dem der babst gnade getan hat mit sinem bizstum zcu Halb., also daz derselbe unser oheim von Halb. sin bizstum sal vorsten unde herre blibin, dy wile daz er lebet, also alz her bisher getan hat. ouch sal er unsern liben bruder hern Ludiwig zcü im nemen vor sinen bruder unde er sal sin gotshus mit uns getrulich helfen vorteidigin gein allermenneglich mit allem, das wir vormugin. unde unser oheim bizschof Albrecht von Halb. sal unserm vorgenanten bruder sin notdurft geben, wenne er by im ist in dem lande. ouch sal unser oheim der bizschof unsern bruder von stad an lazsen hulden sine sloz, dy er loz hat nach sinem tode. were nü, daz sine grozsern stete oder keiner siner tumherren sich dawider seezen wolden, da sal unser einer dem andern zcu beholfen sin geistlich unde werltlich, daz wir daz uberbrengin. ouch sal unser oheim bizschove Albrecht unde dy die da phant sloz inne haben, mit den slozsen an unsern bruder hern Ludiwig wisin. were ouch, daz unser bruder kein der slozse gelozsen mochte, des solde im unser oheim bizschof Albrecht gunnen. were nü, daz wir unserm bruder gelt ligin zcu lozsunge der slozse und daz der selbe unser bruder abeginge er den unser oheim bizschof Albrecht, so solde unser oheim dy slozs wider zcu im nemen und sin gotshus, unde solden uns daz gelt, damite unser bruder dy gelozst hette, widergeben, also verre unser bruder daz haben wolde unde begernde were von unserm oheim bizschof Albrecht. unde wir solden im unde sinem gotshus dy slozs nicht entpherren. unde dy, die dy sloz inne hetten von unsers bruders wegin, dy sullen globen dy sloz unserm oheim bizschove Albrecht unde sinem gotshuse wider zeu antworten, wenne sie dy phennynge bezcalt haben, dar sie vor gelozst werden. ouch sal unser bruder alle die, dy unser oheim bizschof Albrecht belehent hat, geistlich oder werltlich, unde dy von im oder sinen wegin bestetigit oder gewihet sin, by iren lehen unde wirdekeit behalden, ez enwere denne, daz sy unserm oheim bizschove Albrecht oder unserm bruder widerseczet weren. were nü, daz keiner siner tumherren oder ander siner phaffen hywider sin wolden, so sal unser bruder her Ludiwig im darzcu helfen geistlich unde werltlich unde daz machen nach guter phaffen rate, wie daz bestentlich gesin mochte, also daz unser oheim bizschof Albrecht Y dy pfafheit sine lebetage vorstee unde sie im under- tenig bliben, ane dy phafbeit in dem Ostirbanne unde dy, dy der

Von Dr. Guftav Schmibt. 425

von Mansfelt vore hat vorgestanden, dy sal unser bruder behalden, also daz den von Kaldenburne zcu iren phaffen, dy in iren ban gehoren, nicht unrecht geschee. were ouch, daz unser oheim bizschof Albrecht dy voite, dy unserm bruder gehult haben, abeseczen wolde, daz sal er tun mit unsers bruders hern Ludi- wigis rate, also vort her in in dem lande gehaben mag, unde unser oheim bizschof Albrecht sal daz also bestellen, daz dy voite, dy er seczet, unserm bruder dy selbe huldunge tun solden, dy dise voite getan haben. were aber unser bruder in dem lande nicht, so solden sie dy huldunge tun den erbern unde gestrengin hern Burcharde von Bruchterde, techant zcu dem tüm zu Halb., hern Arnde Stamerden dem grozsen, hern Syfride von Hoym, Johanne von Wandsleiben unde hern Gebharde von Hoym, ritteren, zcu unsers bruders hant. were ouch, daz diser vorgeschribener fünfer keiner abeginge, des got nicht enwolle, so sal unser bruder einen andern des gotshus man an sine stad kysin. wenne ouch unser vorgenante bruder Ludiwig in daz lant queme, so solden sie im dy selbe huldung tun, alz sie vore haben. ouch sullen alle unsers oheim bizschofs Albrecht slozs unsers bruder hern Ludiwigis offen sloz sin zcu allen sinen unde des gotshus nöten. ouch sal unser bruder sin gotshus, sin tumherren unde phafheit, sine rittere und knappen unde alle sins gotshus man diner unde stete by gnaden, by rechte unde by aller friheit, alz sie von alder gehabt haben, lazsen bliben unde sal sie by rechte behalden unde sie unserm oheim dem bizschoffe helfen getrulich vorteidingin gein allermenneglich, dar sullen wir zcu helfen mit allem deme, daz wir vormugin. alle dise vorgeschriben stucke unde artikel unde igliche besundern globen wir vorgenan- ten marcgraven unserm liben oheim hern Albrecht bizschofe von Halb. unde haben dy zcu den heiligin gesworn stet unde gancz zcu haldene ane allerleige vorezog hinderniz unde argelist unde geben des zcu urkunde disen brif mit unsern Friderichs unde Balthazars grozsen insigeln, darunder marcgrave Wilhelm unser bruder mit uns globt hat, vorsigelt, dy hiran sin gehangin. ouch haben wir alle dise vorgeschriben stucke zcu des dicgenan- ten unsers oheim bizschoves Albrecht von Halb. hant globt dem erwirdigin in gote vater unde herren hern Heinrich bizschove zcu Hildisheim unde den erluchtigin fursten herzcogin Magnus von Brunswig dem eldern, herzcogin Magnus sinem sone, herzcogin Ernste dem jungern, sinem bruder, unsern liben swegeren unde oheim, unde herzcogin Wilhelme von Lünburg. ouch sal unser bruder her Ludiwig, wenne er zcu lande komet, alle dise vor- geschriben rede unde stucke globen sweren unde vorbriven, alz

426 Zur Chronologie ber Halberftädter Bifchdfe.

wir getan haben, stet unde veste zcu haldene ane geverde. des sint gezcuge dy edeln erbern unde gestrengin her Burchard von Bruchterde, techant zcu dem tume zcu Halb., Friderich von Schonenburg, herre zcu dem Hassenstein, Friderich von Wangheim, unser marschalk, Kristan von Wiczeleibin, unser hoverichter, Heinrich von Brandenstein, her Arnd Stamer der elder, her Syfrid von Hoym, her Hans von Wantsleibin, her Gebhard von Hoym, her Witige vom Rode, rittere, her Lutolf von Kreendorf, her Johan Scorbin, canoniken zcu sende Paule, Albrecht Czimmenstede unde Rudolf von Dorstad.

geschen unde gegeben zcu Sangirhusin noch gots geburte tusint jar driehundert jare in dem sybenden unde funfzeigsten jare, des sunabendes in der phingistwochen.

Nah dem Abdruck des im Staats- Archiv zu Hannover befindlichen Driginald bei Subendorf III, N. 24.

1358. Juli 26. V. Vertrag zwischen Bischof Albrecht und Ludwig von Meißen über das Bisthum.

Wir Lodewich etc. bekennen uffenbar in deseme keynwerdigen brive unde tün wißintlich alle den, die desen brif seen eder horin lesen, daz wir mit wißene unde mit eyntrechtiger volbort unsers capitels uns fruntlichen berichtid unde gesünet haben mit deme erwerdigen in gote vater unde herrin hern Albrechte von Brun- swik, bischofe von Halberstad, unserm lieben omen, umme alle kriege unde zwitracht, die zwisschen ome unde uns unde den sinen unde den unsern ufgestanden unde gewest sin biz an dese zit, in der wise also hir noch beschreben stet: daz der vorbenante unser ome sal vorziehen des bischtümes zu Halb. unde sal los segen man unde stete unde alle die, die zu deme stifte gehorin, huldinge unde eyde unde sal die an uns wisen also an eynen bischof zcu Halb. des sol wir deme selben unserm ome von stad ane helfen, daz her kome zu des babistes gnaden unde daz her gelost werde von allen bannen, die weder en gegeben sin van des stules wegen zu Rome umme daz selbe bischtüm zu Halb., unde daz her werde habilitiret unde los geseget umme fruchten (!) unde umme alle stucke, die der babist unde der stül zu Rome weder en hat umme daz selbe bischtüm. darzu sol wir ome geben von stad ane drihundert mark Brandenborgisches silbirs, die sol wir ome bezalen zu Halb. unde geleiten von dannen, also verre also unser gebiete weret. vortmer sol wir ome bewisen drihundert mark geldes jerlicher gulde Brand. silbirs, die sal

Bon Dr. Guſtav Schmidt. 427

her ufnemen, diewile her lebit. deses geldes sol wir ome bewisen hundert mark geldes in deme selben stifte an gewißer gulde unde sollen ome die vorgewißen mit vunfen unser tumherrin unde mit vunfen des stiftis mannen, unde die anderen zwei- hundert mark geldes sol wir ome vorgewißin mit unsern lieben bruderen Friderich Balthazar unde Wilhelme, marcgraven zu Missen: die sollen darvore seczen greven Dieterich von Honstein mit nunen siner manne unde greven Bernhard von Regenstein unde greven Conrad von Werningerode mit achten orer manne, dar unser ome mete bewaret si. wer is daz unserm omen bruch worde an deser gulde, so solden dese borgen inriten noch der manunge bi virzennachten, die uf jensiten des Harzis siezen, zu Northusen, die uf desiten des Harzis siezen, zu Halb. eder zu Quedelinborg, unde die tumherrin zu Quedel., unde sollen dar inleger halden, also lange biz das unserm omen sin vorseßene gulde bezalet worde. gynge ouch deser borgen eyner abe, das got nicht enwolle, so sal wir eder unser eyntrechtiger nakome- ling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, eynen anderen also guten in des stad sezen binnen vier wochen darnoch nest, wanne wir eder sie darumme gemanet worden. deser vorbe- nanten gulde sal man bezalen zu Halb. hundert mark von stad ane unde zweihundert uffe den nesten sente Mertins tag unde darnoch alle jerlich hundert mark uffe sente Johannis tag zu mittensomere unde zweihundert uffe winnachten, unde sollen ome die geleiten alle zit also verre, also unse gebiete weret. unde wanne ouch unser ome abegynge, so sollen ome hundert mark volgen uffe den nesten zinstag, die da komet noch sime tode, eder weme her das bevelet, unde deme sölde man ouch geben den vorgeßenen zins, ab was vorseßen were. boben dese gewissenheit sol wir antworten ÖOsschersleben hus unde stad Hanse von Honlege unde Borcharde deme lochten von der Asse- borg, die sollen daz inne haben in der wise, also hirnoch beschreben stet: wers daz unserm omen die gulde, die ome bi sime lebende eder noch sime tode geboret, nicht bezalet enworde eder darane keyn brüch worde alle jar uffe die vorbeschreben zit, so solden die vorbenanten zwene, die daz slos inne haben, die gulde, die unserm omen vorseßin were, gewinnen uffe daz sloz zu Össchersleben darnoch obir sechs wochen unde solden daz slos inne haben zu eynem phande also lange, biz daz wir eder unser entrechtiger nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, en den vorseßin zins bezaleten. gewünnen sie ouch das gelt uffe schaden, also zen mark uf eyne, den schaden solden sie slan ufie das vorbenante slos. gewunnen sie ouch des

428 Zur Chronologie der Halberſtädter Biſchöfe.

geldes nicht binnen sechs wochen, so solden sie das slos Osschers- leben antworten mit allem rechte unde mit allem nucze unserm omen, der mochte das sloz behalden, ab her wolde, eder vor- seczin vor sine vorseßenen gulde unde vor den schaden, die daruf liefe, also hirvore geschrebin ist. unde her solde vore, er man ome daz sloz antwordete, redeliche gewissenheit tün uns unde unserm capitele eder unserm entrechtigen nakomelinge, ab wir nicht enweren, mit zen ritteren unde knechten des stiftis eder der herschaft von Brunswik beseßenen mannen, daz unvor- sprochene lute sint, daz uns das selbe sloz weder worde, wanne wir es weder loseten, vor den vorseßenen zins unde vor den schaden, der daruf liefe, also vore geschreben ist: die selben gewissenheit solde ouch der tün, deme unser ome das slos seczte. wanne ouch wir eder unser entrechtiger nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, das vorbenante sloz loseten, so solde man es weder antworten den vorbenanten zwein, die es vor inne hattin eder die in ore stete gekoren weren: die solden das aber inne halden, in alle wise also vore. ouch solle wir legen zcu deme selben sloße zwo unde vünfzig mark geldes Brand. silbirs, die sal man nemen uz des selben sloßis gulde unde gerichte: wes darane gebreche, das solde wir eder unser eyntrechtiger nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, den die daz slos halden, ervüllen: was ouch darobir liefe, das solde uns bliben. ouch moge wir eynen schri- ber darbi schicken, der da beschribe zins unde brüche, die da gevallen, unde noch des rate solden die vorbenante zwene brüche unde dynst heischen unde nemen. hilde das der schriber unredelichen, so solde man es brengen an uns eder an unsen gewaldigen, so solden man es halden noch unsern eder noch oreme rate. der vorbenante schriber sal ouch huldigen unde sweren glicher wis, also die borgere zcu Osschersleben tün. were ouch daz der vorbenanten zweiger, die das slos inne haben, eyne eder sie beide dar nicht bi bliben enwolden, die solden das vorkundigen unserm omen unde uns eder unserm entrechtigen nakomelinge eder unserm capitele, ab wir nicht enweren. so solde wir eder unser entrechtiger nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, unserm omen benennen zwelfe des stiftis beseßene man, das rittermezige lute weren, dar- nest binnen achte tagen noch der vorkundunge: uz den zwelven solde unser ome kiesen eynen eder zwene, ab des nod were, unde den solde man das slos bevelen in der wise, also vor. were ouch das der zweiger eyner ceder sie beide von todis wegen abe gyngen, des got nicht enwolle, so solde man daz

Bon Dr. Guftav Schmidt. 499

halden glicher wis also vore, ab ir eyn eder sie beide darbi nicht bliben enwolden. were ouch daz wir eder unser entrech- tiger nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, unde unser ome des entrechtig worden, das wir die vorbenante zwene wandelen wolden, eynen eder sie beide, des solle wir beide macht haben, wanne wir wollen, noch der wise, also hirvore ste. diz vorbenante slos sal unse unde unsirs stiftis uffene slos sin zu unsern noten, es enwere danne, das unserm omen brüch worde an siner vorbenanten gulde: diewile der brüch were, so ensoldes unser noch unsers stiftis uffene sloz nicht sin. ouch sol wir den vorbenanten zwein, die Össchersleben inne haben eder welche an ore stad komen, globen unde unse brive geben, daz wir sie des sloßes nicht entweldigen wollen noch nymand von unser wegen, diewile unser vorgenante ome lebit unde sin phant ist. worde ouch daz vorgenante sloz von des stiftis wegen vorloren, des got nicht enwelle, so solde wir eder unser eyntrechtiger nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, darnoch binnen vier wochen eyn ander phand unserm omen wedir seczin vor sine gulde, da her mete bewaret were glicher wis also vore. weris ouch daz das vorbenante slos OÖsschers- leven von unglucke vorloren worde unde nicht von des gotis- huses krieges wegen, so ensolde wir eder unser entrechtiger nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, uns nicht sünen noch vreden mit deme eder mit den, die das getan hetten, das vorbenante sloz enqueme wedir in die hende also vore. weris ouch daz wir eder unser entrechtiger nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, uz deseme vorbenanten sloße kriegen wolden unde unsern houbtman unde unser man darin legeten, so solde wir eder unser entrechtiger nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, unsern omen vore bewaren mit eyme anderen sloße, da her mete bewaret were, ab daz slos vorloren worde, glicher wis also vore. ouch solde wir die ammechtlute, die daz slos inne haben, bewaren vor gewalt unde vor unfugen. ouch sollen rittere knechte unde borgere, die da wonen zu Össchersleven, den zwein, die daz slos inne haben, huldigen unde sweren noch deses brives uz= wisunge. daz selbe sollen sie unserm vorgenanten omen ouch von stad ane huldigen unde sweren noch uzwisunge deses brives. queme ouch diz slos an unsern omen also eyn phant vor sine vorseßenen gulde, so solden die vorbenanten rittere knechte unde borgere ome huldigen zu sime vorseßenen gelde. ouch sol wir unserm omen geben des tumtechen hof zu Halb. in der bork unde darzu den vorwerkes hof zu Osschersleben zu sime

430 Zur Chronologie der Halberftäbter Biſchöfe.

libe unde darzu den hof hern Gerhardis von Werstete zu Halb.: da mak her mete tün waz her wel. ouch sal unserm omen volgen alle sin varende habe. ouch sal unser ome alle rede- liche schulde, die her von gotishuses wegen schuldig ist, wisen an uns, die sol wir uf uns nemen. wolde ouch wmsern omen ymand veden eder mit ome kriegen umme daz, das her von des stiftis wegen getan hat, des solde wir eder unser entrechtiger nakomeling en getruwelichen vorteidingen unde des behulfen sin also uns selbir.. ouch solle wir stete halden umme alle die geistlichen lehen, die unser ome gelegen hat, ane umme die provende des von Barbey. ouch mak unser ome jagen unde vischen zu siner lust in deme stifte, wor unde wanne her wel. ouch sal unser ome alle die hantvesten unde brive, die daz stifte anetretin, welcherleige die sint, die her hat, uns ant- worten unde wedergeben. weren ouch keyne gelobede unserme omen getan, die daz stifte anetretin, die solde her an uns wisen unde uns helfen ermanen noch siner moge: ouch umme werltliche leen, die unser ome gelegen hat, die uffe deme tage zu Romsleben benand unde beschreben gegeben sint, daz sal sten uf unsern herrin von Magdeborg, wy es die erscheidet noch vruntschaft eder noch rechte. ouch sollen unsers omen unde unser dienere, phaffen unde leigen, die in vordechtniße komen sin von disser zwitracht wegen, die under unserm omen unde uns was, ungevedet darumme bliben. wolde darboben unser ome sie ichtis schuldigen eder anders ymandes, das solde her tün vor orem capitele unde solde dar nemen was recht were noch capitels gewonheit. daz selbe solde wir umme unsers omen denere ouch also halden unde die leigen solden antwor- ten vor oren herrin. ouch sol wir vormogen, das daz capitel er insegel zuhenge zu bekentnisse unde vulbort deser vorbe- nanten dinge. alle dese vorbeschreben stücke unde iclich besundern habe wir Lodewich vorgenant globit unde globen sie in guten truwen unserm vorgenanten omen hern Albrechte von Brunswich unde zu siner getruwen hand deme erwerdigen in gote vatere unde herrin hern Otten erzebischove zu Magdeborg, den erluchteden vorsten hern Wilhelme! herzogen zu Luneborg, hern Magnus deme elderen ? herzogen zu Brunswich unde hern Albrechte ® sime sone, kemerere zu deme tüme zu Halb, unde herzogen Lodewich * sinem brüdere stete unde un- vorbrochlichen zu haldene an allerleige hinderniße eder wort unde sunderliche vunde, dar diz gelobede unde brive mochten mite gehindert werde, ane allerleyge wedersprache unde argelist, unde haben des zu eyner bezugunge desen brif daruf gegeben

N 7 fi Di a B 5 | I

Bon Dr. Guftav Schmidt. 431

vorsegelt mit unserm grozin insigele. unde wir Johan von Brunswich tumprobist®, Borchard techen ®, Lodewich custer ?, Lodewich kelner®, Herman schulmeister® des stiftis zcu Halb. unde daz ganze capitel bekennen in deseme selben brive, das alle dese vorbeschreben teidinge unde stücke mit unserm wißene willen unde vulbort geteidinget unde geschen sint, unde haben ouch des zu eyme bekentenisse unser groze insigel bi unsers herrin hern Lodewich vorbenomed insigel zu desem brive gehenget. diz ist geschen noch gotis gebort tusent drihundert jar in deme achte unde vümfzigesten jar, des nesten donrestages noch sente Jacopis tage. Im Copialbuch B. Ludwigs, Gymn. Bibl. Mfer. 62 N.23. 1) Wil- beim von Lüneburg 1369. 2) Magnus ber Fromme von Braunfchweig + 1369. 3) Albrecht, Magnus Sohn, Domkämmerer, Probft zu ©. Pauli (1357 .. 61), Erzbifchof von Bremen 1361 9%. 4) Ludwig + 1367. 5) Johann v. Braunſchweig en) Domprobſt (1341 67. 6) Burchard v. Bruchterde 1352.. 58. ) Ludwig v. Honſtein 1320 .. 72. 8) Ludwig v. Wanzleben 1327 . 66. 9) Hermann v. Eckſtedt 1343... 58.

1390. Novbr. 28. Rom. VI. Pabst Bonifacius IX. bestätigt die Wahl des Bischof Ernst.

Bonifacius episcopus servus servorum Dei dilecto filio Ernesto electo Halberstadensi salutem et apostolicam benedictionem. apostolatus officium quamquam insufficientibus meritis nobis ex alto commissum, quo ecclesiarum omni regimini presidemus, utiliter exequi coadjuvante Domino cupientes, sollieiti reddimur et solertes, ut, cum de ipsarum regiminibus agitur committendis, tales eis in pastores preficere studeamus, qui commissum sibi gregem dominicali sciant non solum doctrina verbi sed exemplo boni operis informare commissasque sibi ecclesias in statu paci- fico et tranquillo velint et valeant duce Domino salubriter regere et feliciter gubernare. dudum siquidem bone memorie Alberto episcopo Halberstadensi regimini Halb. ecclesie presidente, nos cupientes eidem ecclesie, cum eam vacare contingeret, per operationis nostre ministerium utilem et ydoneam preficere per- sonam, provisionem ejusdem ecclesie ordinationi et dispositioni nostre ea vice duximus specialiter reservandam, decernendo extunce irritum et inane, si secus super hiis per quoscunque quavis auctoritate scienter vel ignoranter contingeret attemptari. postmodum vero prefata ecclesia per obitum ejusdem Alberti episcopi, qui extra Romanam curiam diem clausit extremum,

432 Zur Chronologie der Halberftädter Bifchöfe.

pastoris solatio destituta, dilecti filii capitulum dicte ecclesie, reservationis et decreti predietorum forsan ignari, te canonicum ejusdem ecelesie in subdiaconatus ordine constitutum in epi- scopum Halb. concorditer elegerunt, licet de facto, tuque rescr- vationis et decreti predietorum similiter nescius, electioni hujus- modi, illius tibi presentato decreto, etiam de facto consensisti et demum, reservatione et decreto predictis ad tuam deductis notitiam, hujusmodi electionis negotium proponi fecisti in con- sistorio coram nobis. nos igitur hujusmodi electionem et que- ceunque inde secuta, utpote post et contra reservationem et decretum predicta de facto ut premittitur attemptata, prout erant, irrita et inania reputantes et ad provisionem ipsius celerem et felicem, de qua nullus preter nos hac vice se intromittere potuit neque potest, reservatione et decreto obsistentibus supradictis, ne ecclesia ipsa longe vacationis exponeretur incommodis, pa- ternis et sollicitis studiis intendentes, post deliberationem, quam de preficiendo eidem ecclesie personam utilem et etiam fructuo- sam cum fratribus nostris habuimus diligentem, demum ad te, cui de litterarum scientia, vite munditia, honestate morum, spiritualium providentia et temporalium circumspectione et aliis virtutum meritis apud nos fidedigna testimonia perhibentur, di- reximus oculos nostre mentis. quibus omnibus necnon dictorum capituli eligentium concordi voluntate attenta meditatione pen- satis, de persona tua, nobis et eisdem fratribus ob dictorum tuorum exigentiam meritorum accepta, eidem eccelesie de ipsorum fratrum consilio auctoritate apostolica providemus teque illi pre- ficimus in episcopum et pastorem, curam et administrationem ipsius ecclesie tibi in spiritualibus et temporalibus plenarie committendo, in illo qui dat gratias et largitur premia, confi- dentes, quod eadem ecclesia per tue eircumspectionis industriam et providentiam circumspectam sub tuo felici regimine, dextera Domini tibi assistente, propitia salubriter et prospere dirigetur et grata in eisdem spiritualibus et temporalibus suscipiet incre- menta. jugum igitur Domini tuis impositum humeris prompta devotione suscipiens, curam et administrationem predictas sic exercere studeas sollicite felieiter et prudenter, quod ipsa ecele- sia gubernatori provido et fructuoso adminstratori gaudeat se commissam tuque preter eterne retributionis premium benivolen- tie nostre gratiam liberius exinle consequi merearis.

datum Rome apud s. Petrum IIII. Kalendas Decembris, pontificatus nostre anno secundo.

Halb. Stadt -Arhiv s. r. FF. 30, Abſchrift auf Papier.

Zarunter fteht: Bonifacius ete. dilectis filiis populo eivitatis et

Bon Dr. Guſtav Schmidt. 433

dyocesis Halb. salutem etc. - - ut supra usque ibi Jugum igitur”. quo circa universitatem vestram rogamus monemus et hor- tamur attente, per apostolica sceripta vobis mandantes, quatenus eundem electum tamquam patrem et pastorem animarum vestra- rum devote suscipientes et debita honorificentia prosequentes, suis monitis et mandatis salubribus humiliter intendatis, ita quod ipse in vobis devotionis filios et vos in in eo per consequens patrem invenisse benivolum gaudeatis. datum Rome apud s. Petrum IIII. Kal. Decembris, pontificatus nostri anno secundo.

Brokenfragen.

Bon Ed. Jacobs.

Seitdem wir im 3. und 4. Jahrgange dieſer Zeitfchrift die an den Broden und feine nächſte Umgebung ſich anfhließenden gejchicht- lihen Fragen in weitefter Ausdehnung diefes Begriffs unter Benußung der zugänglichen Quellen und Hülfsmittel zu löfen verjuchten, hat ſich nicht nur mehrfach Gelegenheit gefunden, Ein- zelnes über das frühejte Befanntwerden des Berges, die Nutung der ihm benachbarten Höhen (Rennekenberg, Holtemmeberg), die Blodsbergsfahrten u. f. f. nachzutragen, fondern durch eine dem Gegenftande fortwährend gewidmete Aufmerkjamfeit jo viel neue Belehrung für die Gefammtauffafjung der einzelnen Fragen aus ver: ſchiedenen Duellen ergeben, daß es den zahlveichen Freunden des Gegenjtandes vielleicht nicht unmillflommen ift, wenn mir dieje neuen Beiträge zur gefchichtlihen Kunde des Brodens ſchon jebt mittheilen. Hier und da haben wir ung um meitere Auskunft aus auswärtigen Quellen vergeblid bemüht. Vielleicht dient dieſe Mittheilung dazu, weitere Beiträge und Belehrungen von anderer Seite anzuregen.

I. Geichichtliches Herbortreten des Brodens.

Hatte fich feit der urfprünglichen Unterfuhung im Jahrg. 1870

d. 3. unjere Kenntniß von dem erjten Auftreten des Bergnamens

in gejhichtlihen Quellen ſchon dadurch etwas erweitert, daß wir

nad der weithin fichtbaren Höhe ein auf einem Elbhügel in Magde—

burg gelegenes Haus bereit3 1424 und 1438 de Brokenberch, Zeitſchr. d. Harzvereins. XT. 28

434 Brodenfragen.

tom Broken-, Brockenberge, zu dem Broden genannt fanden, * jo fommt zu dem Zeugniffe aus dem berühmten Erzbis- thumsſitz an der Elbe noch ein gleich merkwürdiges nur wenig jüngere aus der Hauptftabt der Thüringer, die ebenſo wie Magde— burg im Gefichtöfreife des Brockens liegt. Bei einer im dritten Abſchnitt näher zu prüfenden Stelle einer furz vor 1460 zu Erfurt gefertigten Abjchrift der Abhandlung ‚de origine Saxonum’ it zu dem im Terte jtehenden montes Brockensberg’ von fat gleich— zeitiger Hand bemerkt:

Hic mons est prope Werninchrode altissimus, habens fontem in summo cacumine.

Als ſehr Hoher Berg hatte der Broden alſo ſchon damals innerhalb eines weiteren Geſichtskreiſes eine gemwiffe Berühmtheit, ebenfo die Duelle, der fpäter fogenannte Zauberbrunnen, auf feiner höchſten Spite. Ihre Erwähnung beweiſt zugleich, daß der hödjite Gipfel des Berges ſchon in der Mitte des 15. Jahrhunderts wirk⸗ lih aufgeſucht und betreten war.

Wenn dann in alten Wernigeröder Amtsrechnungen vom Anfang des 16. Jahrh. an? der Name des Brodens hin und wieder auftaucht, jo ift nicht von einer Nutung an und auf ihm jelbjt die Rede, fondern e3 find Forftorte vor oder hinter ihm zuweilen in anfehnlicher Entfernung nah ihm bezeichnet. So hat die U.-R. von 1511 zu 1512 unter Innam gelt myt zco- genn gekaufft und stelholtz: VIII mariengr.- Woldenberg vor II sch. hinder dem Brogken, in der nächſten Jahresrechnung: hinder dem Brockin. Orte wie die Schluft (1519 der Sluch- ter heg, 1524 f. Sluchter), Kolför (1525 f. Kolford), Schup- penberg (1519 Schupfernberg), da3 Sterbethal beim fpäteren Schierke (1512 f. Sterbetayl, 1525 f. Sterbtal) werden in den eriten Jahrzehnten des 16. Jahrh. als hinderm Br., undirm Br. vorm Br., am Brocken gelegen bezeichnet 3.8. 1512. und 1525f.:

4 sch. N. N. (Holzhauer oder Yuhrmann) vom Piperklint undirm Brogken.

Es leuchtet ein, daß, „wenn man fih in einheimifchen amt- lihen Schriftftüden jo allgemeiner Angaben zur Bezeihnung ber Lage bediente, fich daraus auch ein Schluß auf die nur untergeord- nete und gelegentliche, weil fehr Schwierige Nutung jener abgelege- nen Berge ziehen läßt. Wir heben daher noch bejonders hervor, daß nicht nur Rennefenberg, Holtemmeberg und nahe dabei ber

1) H.-3. 6 (1873) ©. 515. 2) Sm gräfl. Haupt= Arch. zu Wern. C 1.

Bon Ed. Jacobs. 435

Pfeifersflint, fondern auch noch entferntere Stellen, wie die nun ihon feit geraumer Zeit fo viel befuhte Steinerne Renne - früher Steinrenne und der Hohnſtein letzterer fogar noch gegen Ende des 16. Jahr). in gleicher Weiſe nad dem Broden bezeichnet werden. :

4 sch. Hans Rucker hegzins von der Steinrenne (stein

‘. Renne) am Brogken. Wern. Amtsrchn. v. 1520 zu 21; ebenjo in der nädhftjährigen. !

15 schogk 31 malder dorch Jacop Brousies gehawen uff dem Brockin bie dem Honstien in den windt- fellen. SHolzrechnung im J. 1594. ?

Iſt an letzterer Stelle jtreng genommen der Broden nad dem Hohnftein bezeichnet, fo wird auch die Lage des Holtemmebergs nicht bloß nad dem Broden, jondern an andern, früheren Stellen als oberhalb Hafjerode beftimmt:

5 sch. 3 pf. Henrich Smit in der Neustat vom Holten-

berge uber Harssrode;

5 sch. 3 pf. Rudolf Brokelt vom Feurigsbruch am Holten- berge uber Harssrodt. Wern. Amtsrechn. v. 1525/26 unter der Ueberjchrift: ‚von hegen.” ?

Um ein Unfehnliches weiter als früher Fönnen wir jest die Bezeihnung Kleiner oder Lutke Broden zurüdverfolgen, auf deren wandernde und wechjelnde Bedeutung wir bereit aufmerfjam machten. * Unter den Erb» und Heg- (Wald-) Zinſen aus Mernigerode und Elbingerode führt die Wernigeröder Amtsrechnung von 1519 auf:

V sch. 3 pf. Jacuf Horn vom Lutken Brogken hege-

zins, antea 4 Bnebergenses. Seit 1522 hat Lodwig Anebuttel (1524 Anbeuttel) in der Ritterstraß (j. Marft- ftraße zu Wern.) den Heg oder Hai in Nutzung.

V sch. 3 pf. Andr. Hachenberg von reisheuf (Reifighaufen, Waſenholz) beym Kleinbrogken. W. Amtsrehnung v. 1519; fo auch in den nächſten Jahren.

Obwol unzweifelhaft fhon im 16. Jahrh. der norbmeftliche

Abfall des großen Brodens nah der Eder und den Pejefen hin unter dem Namen Kleiner Broden vorfommt, fo ift doch zu

1) Gräfl. H.-Arch. C1. In der A.-R. von 1523 findet ſich bemerkt: ‚Ist ym verboten worden, das er vihil latten ein jar gehowen.'

2) Gräfl. H.-Arch. C 51. Man fcheint annehmen zu follen, baß bier nicht an ben eigentlichen Hohnftein, fondern an die Hohneklippen zu denken fei. Beide Namen begegnen übrigens in älteren Quellen ſehr felten.

3) Gr. H.-Arch. C. 1.

4) 9.-3. 3 (1870) ©. 48 f.

28*

436 Brodenfragen.

bemerken, daß die wirklich eine beſondere Höhe bildende, durch einen fanften von Torfmoor und einft von einem Teich angefüllten Sattel abgejonderte jüdöftlihe Brodenjchulter, die erjt feit 1744 die Bezeihnung Heinrichshöhe erhielt, noch in der zweiten Hälfte des vorigen Sahrhunderts den Namen Kleiner Broden daneben fortführte.* Die nördliche und nordweſtl. Schulter zeigt, zumal von der Brodenfuppe gejehen, gar Feine befondere Bodenanjchwellung. Nur die Heinrihshöhe kann aud auf dem Brodenbilde gemeint fein, welches auf BI. 7 der im J. 1648 zu Halberftadt -erjchienenen Beichreibung des fürftlihen Gartens zu Heffen von J. Royer bei- gegeben ijt.?

Einen bemerfenswerthen Zug aus der Geſchichte der Wälder am Broden gewinnen wir aus einer gelegentlichen kurzen Bemer- fung der Wernigeröder Amtsrechnungen über den Königsberg. Unter den Hegezinfen v. 1519 zu 1520 heißt es:

Hans Kuntzken .. von 1 hege der Konigsberg genant hinterm Brogken, siedderm Hartzbrande wust gelegen; ebenfo in den nächſten Jahren.

Da der als der „Harzbrand’ bezeichnete große Unfall id jedenfall auf das von Korb Bothe, einem einheimifchen Gewährs— manne, zum Sabre 1473 berichtete Ereigniß bezieht, jo können mir aus dieſer furzen Notiz nicht nur einen beftimmten Anhalt für die Dertlichfeit defjelben, fondern aud für die Art der Waldnutzung am Broden entnehmen. Wir heben daher aus den alten Wernige- rödiihen Amtsrehnungen noch ein paar Angaben über die Hege- zinfen der Derter am Südabfall des Brodens aus, die zugleich wie der betätigen, daß in der 1. Hälfte des 16. Jahrh. die Sand- brinfe und jelbjt noch das Rothe Bruch unter der Achtermanns- höhe zur Förfterei und Graffhaft Wernigerode, nicht zum Amt Elbingerode gehörten:

1520/21 : VIII $. Drews Kuntzken (in Wernigerode) von

U hegen der Sluchter und Konigsberg hinterm Brogken.

1522/23 gibt Hand Duhme aus Elbingerode 10 sch. 6 pf. hegzins vom Santbringk.

1) Schröder, Abhandlung vom Broden S. 111.

2) Bei einer Umſchau von der Brodenkuppe tritt die gegenwärtige Hein- richshöhe fo entfchievden hervor, daß fie eine befondere Bezeichnung durchaus heiſchte. Es ift aber unrichtig, wenn in Schriften iiber den Broden gejagt ift ( K. W. Spiefer, Reiſe nah dem Broden. Halle 1803 ©. 155 vgl. ©. 152), der Name Heinrichshöhe rühre von dem Herzoge Heinrih Julius von Braunfhweig ber, ber im 3. 1591 den Broden beitieg.

Bon Ed, Jacobs. 437

1525 f. Derfelbe, aber nur zu dem halben Zinfe: 5 schill. 3 pf. vom Santbring hinderm Konigsberg gelegen. !

1519 f. M. H. 6 sch. 4 pf. Gosl. vom Rotenbruch.

Wie beſchränkt die Nutzung diefer entlegenen Forjtgebiete war, folgt nicht nur aus den wenigen Scillingen, die für fo große Holzberge an Erben= oder Hegezinjen gezahlt wurden, fondern aud) aus gelegentlihen Zufägen, daß diefes Geld für Reifighaufen oder Waſen, für Latten u. f. f. gezahlt wurde. Nur ftammmeife wurde, jomeit man es erreichen fonnte, feites Holz zu Radfelgen, Kufen- brettern und ähnlicher Verwendung, wobei fehr feites, langſam gewachſenes Holz erwünſcht war, aus dieſen Höhen herausge- bracht.

In größerer Ausdehnung wurde die Köhlerei betrieben, aber vor dem Ende des 16. Jahrh. doch auch noch wenig in den höchſten Lagen.

Die älteſten unmittelbaren Zeugniſſe von einer beſchränk— ten Holznutzung am Brocken ſelbſt ſind uns aus dem Anfange des 16. Jahrh. erhalten. Unter dem Titel: Innamo gelt mit zcogenn und stelholtze gekaufit’ hat die Wern. Amtsrehnung“ von Katharinae 1515 bis dahin 1516:

IX mariengr. VI pf. vor II schogk zcogen Hans Wolden-

barch sontag noch Luce.

IIII mariengroschen vor I schogk zcogen vom Brogken

idem ut supra bezcalt.

Hans Woldenberg ift aljo jedenfalls einer der früheften Holz« fuhrleute, die mit Pferd und Wagen bis auf den Broden vorzu- dringen mwagten.

Aud in einer Kl.» lfenburgiigen Rechnung von 1539 fommt Ihon eine Holzhauerarbeit am Brodenberge vor:

Hermen Topper dedit x'/, sneberg. in prompta pecunia;

1 sneb. pro III maldris ligni. III sneb. ad montem Brocken. ?

Wenigſtens eine mittelbare Spur von einem nothdürftigen Wege oder Knüppeldamm in den Brodenbergen am Ahreneflint bietet in der Wern. U.-R. v. 1527 der Name eines Forftorts. Hand Borg zahlte nämlich damals 5 Sch. 3 Pf. Hegezins ‚von dem Kneppelwege an Arntsklint gelegen. Ein für die Holz- abfuhr beftimmter Knüppeldamm mußte doch dem Orte den Namen geliehen haben.

1) €8 ift das ‚bleck tho dem Sande’ ber Wernigeröber Ahtwortur- funden. 9. 3. 3 (1870) ©. 32. 2) Gr. H.-Arch. B. 84, 7.

438 Brodenfragen.

Was wir im Allgemeinen vom hohen Harz aus den Zeiten de3 Mittelalter bemerften, daß er für Räuber und friedlofe Leute ein nur zu willfommenes Verſteck bot,! das fünnen wir aus der Mitte des 16. Jahrh. auch von den abgelegenen, noch fait jedes Pfades entbehrenden Höhen des Brodenz zeigen.

Damals war ein Sirtus Burchards mit dem Abt Dietrich zu Ilſenburg wegen einer von ihm beanſpruchten Hufe Ader3 vor Badersleben im Streit. Der Abt Hatte fih mit ihm eingelaffen, ihm Brief und Siegel gegeben, was ihn aber nicht verhinderte, Raub und Plünderung zu treiben. Die Schadenrechnung lautete auf über 1475 Gulben.

Graf Albrecht Georg zu Stolberg hatte feine Noth mit dem wil- den Gefellen, der Land und Stadt ängftigte. Der Magifter Valentin Ureinus (Krug) berichtet darüber Wern. 28. April (praes. 30. April) 1557: nad) feinem (de3 Grafen) Abritt habe der Feind Girtus Bordhart einem Landmanne drei Pferde, jo Aſche v. Cramm, der (v.) Sundhaufen und denen von Leipzig zuftändig geweſen, ‚und _darzu zwo megde’ mit fi) hinmeggeführt, auch den Ejeltreiber geihlagen, der ihm aber entfprungen und fo entgangen ji. ©. B. habe ſich auch ‚gegen demselben merckliches trauens vornehmen lassen, derwegen, wie das geschrey in die stadt khomen, an die glocke geschlagen worden, darauf dan die burger zusamen khomen; under welchen in die siebentzig ader achtzigk ungever- lichen auff die nachvolge vorordent worden, gleichfals auch in den dorffern die verordenung und im ampt Hartzburgk die bestal- lung gescheen” Die Wernigeröder feiern jchwer zu bewegen geme- fen, dem Feinde nachzufolgen. Sie hätten allerlei vorgewandt. Es fei wol nöthig, daß der Graf die Gemeinde einmal zufammen beriefe und den Bürgern ihre Pflicht vorhielte.

Der gräflihe Rath, vom Grafen zu fich befchieden, entfchul- digte fich mit augenblidlicher Krankheit feiner Frau, berichtete aber am 1. Mai: ‚Den feindt aber anlangende werde ich berichtet von den knechten, so ehr mit den pferden bis an den Brocken mitgenhomen, doch wieder gehen lassen, das ehr hette etliche gesellen in der bestallung, die wurden ihme in kurtzen tagen zukhomen; alsdan wolle ehr e. g. und derselben underthanen anderst aufbaucken. Die farbe der pferde betref- fende soll eins ein rothschiemel und die andere zwei braune sein, undt soll der feindt uber den Kleinen Brocken und die Wolfsleithe gezogen sein, und wie die burgere,

1) 9.-3. 3 (1870) ©. 18 ff.

Don Ed. Jacobs. 439

die ihme gevolget erachten, nach dem Eysfelde sich geschlagen haben, doch eigentlich nicht wissen konnen, dan sie ihme aus uberfallung der nacht nicht lenger haben volgen mugen. Etliche feien noch draußen, von denen er Bericht einzuziehen gebenfe. !

Früher als man’3 vielleiht vermuthen follte, diente Die Brodenhöhe zur Vieh-, insbefondere Pferdeweide, da die Thiere bier fhon zu Pfingjten zwiſchen den überallhin zerftreuten Klippen mannigfaltige Nährfräuter fanden. Freilih verdienten fi die Hirten in den pfadlojen Steinfeldern recht mühſam ihren Lohn. Eine Aufzeihnung in der Forjtrehnung v. %. 1594? berichtet hierüber:

Zwie follen (Fohlen) in den Pfingesten ufem Brocken ein man von Redeber gekriegen und fur meine dhur gebracht; dieselben uff der hern hoff gefuret, hat sie fulin Jacob 6 dagin gehutet, des dageß gegeben 3 gr. und Michel Hintze gehutet 9 dagin, davor gegeben 24 gr; die follen uff m. g. h. beviel nach Silzstedt gebracht; sien sie den somer gangen.

So wie wir über den großen Harzbrand, der im 15. Yahrh. in der Nachbarſchaft des Brodens mwüthete, etwas nähere Ausfunft gewannen, jo iſt uns ein Gleiches bei dem mahricheinlich gleid) großen möglih, der im 9. 1590 faſt diefelben Reviere betraf. Wie der letztere, jo wird auch der frühere Harzbrand durd eine Unvorfichtigfeit bei der Köhlerei, nicht, wie Kord Bothe fagt, durch die Glut des heißen Sommers entjtanden fein.

In einem undatirten ums Jahr 1590 abgefaßten Bericht an den Grafen Wolf Ernft jagt der Ilſenburger Verwalter Peter Engelbredt: der Köhler des Goslarer Bürgerd Georg Meinefe, der al3 ein Fühner Pionier damald einen großen Forftbezirf in jenen fchwerzugänglichen Bergen vom Grafen erpacdhtet hatte, habe ein Fuder Kohlen geladen und dieſes im Kohlhai ftehen Lafjen, ohne darauf Achtung zu geben, bis der glimmende Brennftoff fammt dem Wagen in volle Glut gerathen fei. Um den Wagen zu retten, hätten Köhler und Fuhrleute denfelben umgeftürzt. Dadurch fei dann das dürre Holz bald weithin entzündet worden. Der abge- brannte Berg werde e8 wohl nimmer verwinden.

Die fortichreitende Forſtnutzung läßt fih am beften durch das allmählige Vorſchieben der Sägemühlen bis in die Quellgegenden der Brodengemäfjer verfolgen. Mol in Folge des Holzflößver: tragd auf der Bode zwifchen den Grafen zu Stolberg und Regen ftein v. 3. 1531 entjtand hoch oben an der Bode in der Nähe

1) Bal. alte Fehdeſachen 1522 1577 B 91. 1 im gräfl. 9. - Arc). 2) Sräfl. H.-Arch. zu Wern. C 51.

440 Brodenfragen.

der Schluft die Moorjhladenmühle, 1590 ‚sagemulle im Mortschlache’ genannt,! woraus im vor. Jahrh. gar Mord- fhlange murde. Nachdem fie ums Jahr 1589 auf längere Zeit wüſt geworden war, wurde 1590 etwas weiter abwärts im Sterbe- thale eine neue Mühle im St. oder im Schiriden, zum Schi— rifen’ beim fpäteren Edjierfe erbaut.” Weiter unterhalb im Amt Elbingerode finden wir eine Sägemühle in der Nähe der Wormkemündung ſchon zu Anfang des 16. Ih. vor.

Un der Ilſe, wo wir des Kl. Ilſenburg Mühlen am Aus— gang des Thals ſchon viel meiter zurüd verfolgen fönnen, ging man um die Mitte des 16. Yahrh. beim Emporblühen des Holz- handels damit um, eine gräfliche Sägemühle eine anfehnliche Strede thalaufwärt3 bei der Einmündung bes Tiefenbeeks vorzufchie- ben. Freitag nad Galli 1549 heißt fie „die sagemühle an der Ilse, dar de Ilse, der Deffenbach und de Krude der durch das Große Sandthal fließende Gruhebadd zusamende komen. Der Hauptmann Dietrih v. Gadenſtedt räth dem Grafen Wolf: gang, die Wege das Ilſethal hinauf befjern und machen (anlegen) zu laffen. „das man den winther mith den blocken nith dorch das wasser faren dorffe.’®

Vier bis fünf Jahrzehnte fpäter beginnt die Waſſerkraft der Schnell dahinftürzenden Ilſe noch weit tiefer im Herzen des Gebir- ges die früher kaum in einzelnen Stämmen erreichten Beftände der Brodenforiten zu bearbeiten, und es entjteht die Sägemühle da wo die Schmale' der Schmale-, Schmelohenbeek, j. Schlüſie in “de Ilse fällt’, d. bh. die Sägemühle unterm gelben Brint. Wolf Harde, fürfllich Braunſchweigiſcher Förſter zu Bünb- heim, ſchreibt wegen dieſer Mühle am 22. October 1692 an den Grafen Wolf Ernſt: Das sageholtz zu dieser muhlen konte zwischen dem Zetterklebe * und dem Kelbach (Kelbeek) under und vor dem Brocken hinauf und an den ortern gehauwen wer- den, das sie dem Ilsenburgischen oder einiger sagemühle oder holzhandlung e. g. herschaft unschedtlich vnd (un)nachtheilig sein sall, auch solch holtz nirgendt anders, dan also kan gebrau- chet werden. Die Räumung des Mühlenplates, den Graben und die nothdürftigen Wege und Stege will der Unternehmer auf eigene Koften anfertigen laffen.° Als ‚Meineckens sage-

1) Schreiben v. 27/9 1590. Gräfl. H.-Arch. B. 54. 3. 2) 9.-3. 3 (1870) ©. 45.

3) Gr. 9.-Ard. B. 54. 2.

N 1640 Setterklee, j. Zeterffippen.

= —— * Solz⸗ u. Kohlenhandel betr. gr. H.⸗Arch. zu Wern.

Bon Ed. Jacobs. 441

mühle beim Zetterklebe’ wird diefe Anlage auch als für die Hölzer dort, am Scharfenftein und am Sohlmwinfel (Soellwin- ckell) beftimmt am 2. Dec. a. St. 1609 erwähnt. !

Dben an der Eder hatte jhon im %. 1587 der fürftlich Braunſchweigiſche Oberförfter Peter Brüning am Kohlforde (Kolför) auf gräflich Stolbergifhem Grund und Boden eine Eäge- mühle. Die herzoglihe Regierung hatte hier am Weſtabhange des Brodend unter entjchiedenem Widerſpruche von Stolbergifcher Seite Holz Schlagen laſſen. Dftern 1600 wurde ein neuer Vertrag über die ‚sagemühle am Kolforde’ geſchloſſen. Es gehörte dahin das Hol; von den Peſeken (Vastenegke) ?, Spörenwagen (Sper- wagen), ‚unter und umb den Brogken, auch am Konigs- bergk’ 3 Die jhon am 15. Januar 1589 erwähnte ‚neue Säge— mühle am Königsberge’ wird noch höher hinauf in der Gegend der Ederquellen zu fuchen fein. 4

An der Holtemme mar feit dem 16. Jahrh. die höchſte Sägemühle die gräfliche unter dem Beerberge zu Haſſerode. Aus den hohen Lagen der ſtädtiſchen Gehölze im Holtemmegebiet wurden die Bäume zu Anf. d. 16. Ih. mühſam zu des Raths Sägemühle geführt, fo nach der Amtsrechn. v. 1527 zu 28: von 1 sch. bloch ussem Henikenbroch (Hannekenbruch) vor des rats sagemoln zu furn Andres Wigant zalt 3* post Fabiani vom bloch 39, gr. Morungen verdingt tut 10 fl. In einem Schreiben von Ass. Mariae 1549 heißt es: Zu mergken, das das dannenholtz fur den kolern im Henneckenbruch weggehawen und in die reithe (Holznieberlage) gebracht werde; ohne das wirt das ander holtz sowol nicht hernach wachsen, und wirt auch von den storm- winden umbgeworffen. So wurde alſo hier das Holz vorzug3- weife zum Berfohlen gebraudt.? Die Hannefen - Sägemühle oberhalb der Steinernen Renne wurde erft im vorigen Jahrhundert gebaut und ging fpäter wieder ein,

So ſchritt denn allmählig mit der Nutzung des Holzes auch die Eultur und nähere Kenntniß des Brodengebirges vom 15. bis zu Anfang des 17. Jahrh. ftetig fort. Nach dem durch den dreifig- jährigen Krieg erzeugten Rückſchlage erhoben fi) gegen Ende des 17. Jahrh. die berg- und hüttenmännijchen Unternehmungen wie—

1) Ebenbafelbft.

2) 1574 Feseke. 9. 3. 3,45.

3) Gr. H.-Arch. B. 54.2.

4) 5. = 3 (1870) ©. 36 Anm. 1. 5) Gr. H.-Arch. B. 54. 2.

442 Brodenfragen.

der, und zur Zeit des thatfräftigen und unternehmenden Grafen Chriftian Ernft (1710 1771) wurden aud die höchften Spiten und die entlegenjten Schluchten des Brodens unterfuht und nad Kräften für die Forſt- und Torfwirthihaft nutzbar gemacht.

II. Die Bäume, insbejondere die Tanne oder Fichte des Brodens.

In einem neueren Aufjage über den gegenwärtigen Beitand der Flora des Harzgebiets ift unter den Gefäßpflanzen der Brockenkuppe die Fichte ald zu den Arten gehörig bezeichnet, die man ‚als durch die Bewohnung eingeführt oder angepflanzt’ anzufehen habe.! Der Charakter des Oberharzes, heißt es ebendafelbit, hat fich jehr verändert, feit die Fichte vor etwa 500 Jahren ange- pflanzt iſt, indem vorzüglid Birken und Hafelgebüjch die höheren Bergipisen Frönten, Buchen und Cichen die geringeren Erhebungen bejchatteten.? In einem wenig jüngeren Bericht beftimmt Ernſt Hampe eine gleihe Behauptung näher dahin, daß durch den Bergbau Seit 500 Jahren erforderlich wurde, die Fichte anupflanzen.? Defjelben Pflanzenkundigen Flora Hercynica jagt dann noch beftimmter zu Abies excelsa De Candolle, Pinus Abies Linne, diefer Baum, die Fichte, jei aus dem Vogtlande eingeführt worden, nahdem man zum Bergbau alle Stämme von Eichen, Buchen, Birken und Hafeln verbraudt hatte, denn aus diefem Laubholze, nebjt Linde und Weide, hätten die früheren Wälder am Harze beftanden.* Hampes Anfiht, wonah Wacholder und Eibe die einzigen am Harze einheimischen Nadelhölzer, die urfprüng- lichen Laubhölzer aber von der raſch wüchſigen Fichte faſt ganz verdrängt find, auch als Thatfache Hingeftellt ift, daß der Broden in alten Zeiten bis zur Spitze bewaldet war, ift dann bald nad dem Erjcheinen der ‚Flora Here. in einem lehrreihen Aufjage von U. Andree im Arhiv der Pharmacie Bd. 204 u. 205 v. J. 1874 wiederholt worden.?

Bemegten fich diefe Behauptungen nur auf naturwiſſenſchaft— lihem Boden, vedeten fie von der Pflanzendede des Brodens und

1) Bericht des naturwifienfchaftlichen Verein des Harzes fir die Jahre 1859/60 ©. 62. Nr. 137.

2) Dafelbft ©. 59.

3) m denſelben Berichten für Die Jahre 1861/62 ©. 15.

4) Flora Hereynica. Halle 1873. 8%. ©. 253

5) In dem Auff.: Die Flora des Harzes und des öftlihen Vorlandes bis zur er In den Sonderabzügen diefes Auff. S. 5; Archiv Bd. 204 ©. 5327f.

Bon Ed. Jacobs. 443

des hohen Harzes in ſ. g. vorgefchichtliher Zeit, jo müßten mir ihre Prüfung den Pflanzenkundigen allein überlaffen. Da fie aber jehr bejtimmt gefchichtlihen Anlaß, Zeit und Herkunft jo wichtiger Veränderungen angeben, jo müfjen aud die Zeugnifje der Geſchichte hierfür durchaus beigebradht werden. Hampe hat die aber nicht nur unterlaffen, fondern aud die Widerlegung eines Theils dieſer Aufftelungen dur einen ſachkundigen und erfahrenen Forſcher unberüdfichtigt gelaffen.!

Der gründliche und gewifjenhafte weil. Neg.»Dir. F. W. Sporleder in Wernigerode machte in den eben erwähnten Berichten’ darauf aufmerkſam, daß eine Pflege der Forjten durch Fünftliche Befamung und Bepflanzung bei dem bei weitem größten Theil der Harzforiten, wie andermwärts, erſt in fpäterer Zeit eintrat, daß aber bei den älteften Bauten in der Grafjchaft Wernigerode wir fügen hinzu, auch in andern Städten am und vor dem Harze nur Fichten: holz gebraucht wurde, fo daß fi fchon hierdurch das Vorhanden- jein von ausgedehnten Fichtenbeftänden in diejer Gegend vor länger als fünfhundert Jahren nachweiſen laſſe. Er erinnert aud an die nunmehr in dieſer Zeitihr. 3 ©. 128 f. abgedrudte Urkunde von 1411, worin Wernigerödifche Forftorte in den mittleren Harzbergen als mit ‚dannenholte und myt allerleye holte’ beftanden erwähnt find, meift, jedoch ohne nähere Angabe, auf den Namen des Ortes Tanne im Fürftentbum Blankenburg hin, wie er auch gegen- über der behaupteten weit jüngeren Einführung von Weißtanne und Kiefer am Harz deren VBorhandenfein im 16. Jahrh. aus Joh. Thals sylva Hercynia erweilt.

Was die allgemeine Frage einer Veränderung der Waldbeflei- dung ded Brodens und des Harzed in gefchichtlicher Zeit betrifft, fo ift fomol aus anbermeitigen Beobadhtungen zu folgern, als auch aus den Quellen zu erweisen, daß diefelbe eine überaus große war: Ebenfowenig wie vor der Durchführung des Ader- und Gartenbaus das eigentliche Culturland in grablinig abgetheilte mit je einer befonderen Art von Gerealien und Kräutern bejegte Stüde zerficl, war auch der Wald urfprünglid in bejtimmte von ein= und der- felben Baumart beitandene Sagen oder Reviere abgetheilt. Urſprüng— lich herrichte die größte Mannigfaltigfeit, wenn auch ftellenmeife, durch Lage, Bodenart und andere Umftände bedingt, gewiſſe Baumarten vorherrfchten.

1) Ausz. aus dem Vortrage d. Reg.-Dir. a.D. Sporleder über merk— würdige Bäume des Harzes. In den erwähnten ‚Berichten’ für bie Jahre 1861— 1862 bei. ©. 17.

444 Brodenfragen.

Bon der einftigen Verbreitung von Holzarten am Dber- und hohen Harz an Stellen, wo fie jest nicht mehr, oder höchſtens vereinzelt vorfommen, zeugen bejonders alte Forftortnamen, fo Bodenhai (Buchenhai) 1340 im Goslarſchen Oberharz, ebendaſ. Aihberg 1340, 1462 Efenberg Eidenberg, Bofhop.! Und im Amt Elbingerode finden wir gleich nach der ältejten Amts— rehnung 1506 den Drinftig (Dehren = Ahornftieg), Buchhof, Bühenberg, Lintlo, Lindenftig, leßteren auch im 15. Ih. Ebenfo ergeben die Rechnungen ſchon 1506 das Vorhandenfein von Eichenbeftänden daſelbſt.“ Bon der Verbreitung der Hafel zeugt im Unterharz feit dem 11. der Drtöname Hafel- Hasle- oder Haffelfelde an dem nad der Hafel genannten Flüßchen, wie folche Hafels oder Haffelbähe auch fonft mehrfach vorfommen. Zu Anfang des 13. Yahrh. wird und auch ein Forftort Haſel oder Hasle bei Trefeburg genannt.?

Gleih unter dem Schneeloh am Nordabhang des Brodens finden wir den Forfinamen Buchhorſt. Daß diefe ſchon unter den früheft bezeugten deutichen Ortsnamen vorflommende Benennung * am Broden nicht neueren Urfprungs ift, folgt mit hinreichender Gewißheit daraus, daß eine Forftbereitung im J. 1640 fie ſchon vorfindet. Wie weit noch in der zmeiten Hälfte de 16. Jahrh. die Buche in biefer Gegend verbreitet war, bemeift unfere urfund- lihe Nachricht von dem diefem Forftorte auf dem rechten Ilſeufer gegenüberliegenden Sohlwinkel.

Als nämlih im Jahre 1589 ein Mernigeröder Bürger diefen Holzberg für wenige Hunderte vom Grafen Wolf Ernft zu erwerben fuhte, warnte der Schöſſer Simon Gleifjenberg feinen Herrn, indem er am 14. Juli d. %. an dieſen jchrieb: es berufe fich Matthiad Schmidt darauf, ‚das eher mit e.g. umb das buchen- holtz ihm Sohelwinckel einigk: hette e. g. dreihundertt thaler zue geben zugesagt. Ob es nun e. g. zwfriden, kan ich nicht wissen; und wen der ortt umb so ein liderlich geltt, das doch woll ein 1500 thaler wirdigk, soltte vorkauft werden, wehre der große ortt buchenholtz, dene e. g. hier hetten, hin- wegk’. Fünfzehnhundert Thaler waren aber bei einer fo entfernten Lage unter damaligen Werthverhältniffen eine außerordentliche

1) Bol. Zeitſchr. 3 OO) ©. 76. 79. 2) Gr. H.- Ar ‚1; Delius Elbinger. Urt. ©. 16; 28 fi. 3) H.— —— 2, z, *

4) Bochursti, Bodhorft in Weftfalen im 3. 806 von boc, buocha fagus und hurst silva Budwald. Förftemann N. 2. I. 2. Bearb. Sp. 292.

Bon Ed. Jacobs. 445

Summe. Wie fhwer der Drt damal3 erreichbar war, geht recht deutlich daraus hervor, daß derjelbe Gleifjenberg dem in feiner Grafſchaft wohlbewanderten Herrn am 15. April 1588 bejondere Anweiſung geben mußte, wie er feinen Plan, von Wernigerode über Drübeck nah dem Sohlmwinfel zu reiten, ausführen könne.“ Sonft zeugen noch von ber ehemaligen Verbreitung verjchtedener Holzarten am Broden und in feiner Nahbarihaft die Forjtnamen Duitfhenberg und Duitfhen- (Eberejden) häu im W. und S. S. O. und Birkenköpfe im N.D. Die Birken kamen über- haupt noch nad) den Rechnungen des 16. und 17. Jahrh. in der Gegend weit häufiger vor. Nach der Forftbereitung von 1640 fanden fie fi am Norbabhang des Brodens bei der Buchhorſt und Nachbarſchaft. Daß aud der Tarus oder die Eibe einit weiter und höher hinauf am Harze verbreitet war als jetzt, wo fie faft nur noch am Unterharze ſtellenweiſe vorkommt, glaubten wir bereitö aus des Konrad Geltis freilich etwas unbeftimmten Angaben vom Ende des 15. Jahrh. folgern zu jollen. Er fagt jedoch aud, daß der Harz feinen Namen von der resina feiner Fichten den Namen Harz behalten habe.?

So mannigfaltig aber auch, und jo wejentlich verjchieden von dem heutigen der ehemalige Waldbeſtand des Harzes war, und fo ſchwer es nad der Natur der meijten mittelalterliden Quellen it, aus den früheren Jahrhunderten unmittelbare jchriftliche Bemweife für die Löfung einer folden uns heute fo lebhaft bejchäf- tigenden Frage aus der Geſchichte der Pflanzengeographie beizu- bringen, fo können wir doch aus zahlreichen, jelbjt bis über fünf- hundert Jahre zurüdreichenden Belägen erhärten, daß die Tanne, bezw. Fichte (Pinus Abies) von Alter her am Harze, und insbe: jondere audh am Oberharze und am Broden, nit nur vorhan- den, fondern auch der vorherrihende Baum mar.

In eimer Befriedigungsurfunde des oberharzifchen Bergwerks vom 30. April 1323 nehmen die Herzöge Ernſt und Wilhelm, Gebrüder, von Braunfchweig auch insbejondere die Tanne in ihren Schub: Van der gnade goddes we Ernest, Wilhelm, brodere, hertoghen Brunswich bekennet in disseme openen breve, dat we sin rade gewürden, dat we den Hart vreden willt, unde we an den, de des Hartes an berchwerke büwende oder an hutten oder an danne, oder an jenegher- leye dinge gebrukede, an rove oder an anderen dingen vrede- brake dede, wür dat were, dat men de dar upholden scal;

1) Gräfl. H.- Arch. B 54. 2. 2) 9.-3. 4 (1871) ©. 122 f.

446 Brodenfragen.

unde we unde alle unse ammechtlude deme cleghere rechtes dartü helpen scolen, unde scolen ok ere viande wesen, dewile se den scaden nicht irleghet nehebben deme cleghere na minnen oder na rechte.

Na der bort goddes drehundert jar in deme dre unde twinteghesten jare, in deme avende der hileghen apostolen sente Philippus unde Jacobus.!

Belannt ift, daß am 16. März; (sondages to midvasten) 1393 Herzog Otto und am 13. Juli (an sinte Margaretendage) 1395 Herzog Friedrih von Braunfchweig den Bürgern von Goslar geftatteten, dad Tannenholz und Ahorn = Alhorn- oder Ellern- holz (danholt eder appeldern holt), was in ihrer Holzmarf? ftehe, ohme ihren und ihrer (dev Herzöge) Nachfolger Widerſpruch zu ſchlagen und zu nußen.?

Bon der Südweſtecke de3 Harzes ift uns vorläufig nur ein ganz ähnlicher Verwilligungsbrief Herzog Philipp von Braun ſchweig-Grubenhagen für die Stadt Dfterode vom 3. September 1513 (Sonnabend nad Aegidii) über den amfehnlichen über derjelben gelegenen Forſt befannt. Der Herzog begnabet fie mit dem Tannenholze in dem von der Stadt beanjpruchten nach feinen Grenzen genau bejtimmten Forjte, ertheilt auch insbefondere denen von Dfterode die Befugniß, das zum Bau des neuen Klofters zu ©. Johannis erforderlihe ‚Tannenholz; und andere Holz’ das erjtere iſt alfo auch hier da3 vorherrjchende Bauholz! u. ſ. f. in feinen, des Herzogs, Forſten unverzinjt zu hauen und auszu— führen. ®

Eben jo früh wie nah W. ift die Tanne d. h. zunädjt die Fichte, Die der Harzer durchweg Tanne nennt, im ©. und W. des Brodens nachzumeifen. Das Gebirgsdorf Tanne an der warmen Bode, wurde nad) dem Tanne oder Tannenwalde genannt, innerhalb deſſen e3 gerodet wurde. Zwar heißt der Ort auch zuweilen (1355 und 1427) zur Tanne (Zoll und Huth to der danne), aber im einheimifchen Niederdeutſch heißt es bereit feit

1) Ras auf Pergament mit zwei anhangenden Siegeln, im Stabt - Arch. zu Goslar, nach gütiger Mittheilung meines Freundes Amtsrichter Bode in DOttenftein.

2 Ueber diefes anfehnliche Forftgebiet f. H.- 3. 3 (1870) ©. 70— 111 mit Karte.

3) Nach der Hdſchr. des Goslarer Bergrechts, Pergamenthdſchr. v. Anf. d. 15. Ih. BI. 47 und Juſt. v. Schmidt» Bhifelded in Häberling Staats -Ardiv. 14 ©. 57.

4) ©. Mar, Geſch. d. Fürftenth. Grubenhagen I, ©. 326.

Bon Ed. Jacobs. 447

Anfang des vierzehnten Jahrhunderts: ‚de hutten do deme danne und de tollen darsulves’.! So lautet es aud in den uns jeit Anfang des 16. Jahrh. zahlreicher vorliegenden Quellen. Die Elbingeröder Amtsrehnungen von 1506 an erwähnen ‚dye hut- mneyster zum Tanne’. Ferner werden dort 1538 unter dem zum Haufe Elbingerode gehörigen Ader ‚41'/, morgen auf der andern seite des cleinen horns und vorm Tanne’ aufgeführt, 1533 ‚3 teich vorm Thannen’.? Hierzu ftimmt es durchaus, wenn, nach einer gütigen Auskunft des in der heimischen Forjtgefchichte wol— bewanderten Heren Oberförfters Langerfeldt zu Niddagshaufen, die ältejten erhaltenen Blankenburgiſchen Forftrehnungen von 1545 1548 nur Dannholz' nennen, weldes ſtammweiſe verkauft wurbe.?

Den Urfprung eines bis ins 13. Jahrh. zurüd zu verfolgenden ritterbürtigen Geſchlechts v. Tanne dürfen mir zwar nicht mit Stübner* von unferem eben bejprochenen Gebirgsdorfe und über- haupt nicht vom Harze herleiten. Dagegen würde die frühe Vers breitung der Tanne im öjtlichjten Mansfeldiſchen Harze das Vor— handenfein einer Mansfeldifhen Familie v. Tanne niederen Adels, beweifen, von der nachmweisbare Mitglieder unter dieſem Namen bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurüdreichen, wenn dieſelbe ſich nicht vielmehr als aus Staßfurt eingemandert ermwieje.®

Aber nit nur wird, fobald überhaupt in gefchichtlichen Quellen einzelne Holzarten in den SHarzforften vorfommen, bie Tanne vorzugsweife genannt, fondern wir wollen auch nad)- zuweilen verfuchen, daß fie in gejchichtlicher Zeit natürlich von Alters die herrfchende Holzart im Brodengebiet und auf dem hohen Harze war. Als im Jahre 1457 die Herzöge Heinrich, Ernft und Albrecht von Braunjchweig der Stadt Goslar das Nutzungsrecht de3 harten oder Laubholzes in einem fehr großen Waldbezirk am Oberharz bis zu den Oker- und Innerſte-Quellen verfaufen, ift das Kaufgeld die auch nad damaligen Werthverhält-

* 1) Apr Zeitihr. 3 (1870) ©. 20 Anm. 4; Delius Efbingerode Ur

2) 9 = 1 im gräfl. H.- Arch. zu Wern.

3) Briefl. Mittheilung v. 18./12. 1874.

4) Merkwürdigkk. d. Harzes II, 441.

-5) Nach gütiger Auskunft meines theuren Freundes Geh.-R. v. Mülver— ftedt in Magdeburg. Wenn dagegen eine Familie v. Harz eine Tanne im Schilde führt, fo käme das für unſere Unterfuhung in Betracht, doch ijt diefelbe faum über das 15. Jahrh. zurück zu verfolgen.

448 Brodenfragen.

nifjen durchaus unbedeutende Summe von 80 Gulden!! Das Zaubholz bildete alfo ſchon damals einen ganz untergeordneten Be- ftandtheil dieſes oberharzifchen Forſtgebiets. Das Hauptgehölz, die Tanne, gehörte zum herrjchaftlichen Vorreht im ganzen Oberharz, feit dieſer durch Schenkungen im 11. Ih. und befonders v. J. 1157 aus der Hand der deutſchen Könige in den Befit des Braunfchmweig- Welfiihen Haufes übergegangen war.?

Diefelben Forftgerechtfame bejaß das in der Brodengrafichaft Wernigerode waltende Herrengefchleht in feinem Antheile des Harzes. In einem bis zu den SHohnellippen auffteigenden Theile dieſes Forftgebiets, in der Hafjerövder Achtwort oder dem fog. Landınann, hatte eine Reihe ländlicher Gemeinden gewiſſe Holzungsgerechtigfeiten, aber unter den der Herrſchaft vorbehaltenen Holzarten nennt das vom Gr. Heinrih zu Wern. zu Anfang des 15. Jahrh. ertheilte Weisthum zuerft dad Tannen- oder ‚dannholtz’.®

Noch deutlicher und ausfchließlicher tritt die Tanne im weiteſten Umfange im Wernigerödifhen Harze als herrichaftliches Reſervat hervor in einer Verſchreibung des Grafen Heinrih zu Stolberg- Mernigerode und feiner Söhne,Heinrih und Botho vom 3. October 1496. Die genannten Grafen räumen darin für zmölfhundert dargeliehene Gulden dem Burdard von Cramm und Hermann vom Hufe in ihrem Forft drei Thäler oder Forftorte ein, daß fie: die Smale Scheyde und die zwey Zcwiselthael nach fudder- szale, ye XV masß fudder und das fudder vor XV Gorslar. pfenning, kolen sollen, mit dem bescheyde, das zcu fur- dirst alle thann, fiechten, keynboyme, und was man nennet weichholtz, sol unvorhawben steen pleibe, des keynen stamm adder bawme an unser bsunder irleib- niss abezuhawben’. Unter gewiffen Umftänden wollen ihnen die Grafen außer jenen drei Holzthälern auch noch das Frangken-

1) Harzzeitfchr. 4 (1871) S. 304— 307. Im Ofteröder Forft über- ließ (als Reft feiner ihm darin zuftehenden Gerechtfame) Herzog Wolfgang zu Braunſchw. der Stabt am 28. März 1581 auch das harte Holz für 500 Thlr. Marx a. a. O. ©. 326.

2) Bgl. 3.9. Shmidt-Phifelded a. a. O. S. 28. Daſelbſt ift auch erwähnt, wie im J. 1509 die Grubenhagenſche Linie der Herz. v. Braunſchw. ein nicht näher bezeichnetes Tannenbolz am Harze verpfänbete.

3) Die Holzarten, welche die Lanbmanns = Gemeinden in der Achtwort nit nuten burften, waren: beslagen holtz, dannholtz, ornholtz, lehnenholtze, noch eschenholtze, das unser herrschaft istin allen gemeinen. Wer sich daran vergriffet, dem mogen wir folgen mit unserm gerichte, das en wehre, das er das thette mit unserm willen. H.-Zeitſchr. 3 (1870) ©. 121 Anm 2.

Bon Ed. Jacobs. 449

thale, das Meissenthale, das Furenthale und den Geyerßkopf in gleicher Weije zum Verkaufe geben. !

Auch bei den Verhandlungen über den Halberſtädter Berg oberhalb Darlingerode (1486 Abbetbarch) wird unter den Bäumen, welche der Herrichaft vorbehalten bleiben, zuoberjt die Tanne auf- geführt. Uebrigens mar diefer Berg mindeftend im 16. Jahrh. vorzugsweife ein Tannenberg.’

Wie wir noch fehen werden, daß beim Abfohlen des Hannelen- bruchs u. ſ. f. das Laub- oder harte Holz verfohlt, das Tannen- holz aber in die gräfliche Holzniederlage geliefert wurde, fo mußte auch in den oben genannten Holzungen im heutigen Ilſenburger Reviere zwifchen dem Zillierwalde und Kienberg an der Eder das weiche Holz der Herrfchaft verbleiben, während das darin ftehende harte oder Zaubholz verfohlt wurde.

Beſonders beachtenswerth ift, daß mir bier wieder dreierlei Nadelholz: Tanne, Fichte und Kienbaum unterſchieden fehen, die offenbar den drei ein Jahrhundert fpäter von dem pflanzenfundigen Johann Thal am Harze unterſchiedenen Pinus Picea, Pinus Abies und Pinaster und unferer Weißtanne, Fichte und Kiefer entſprechen. Keynbaum oder kienbaum ift aber Kiefer, der fiengebende Baum. Jedenfalls hat der unmittelbar an die hier bezeichnete Holz- mark ſüdlich anftoßende Kienberg, der uns 1488, 89, 96 ala Keynberch urkundlich genannt wird, nach feinem Kiefernbeftande den Namen erhalten.* Auch in der zweiten Webereinfunft der Grafen Ulrich von Negenftein und Botho zu Stolberg - Wernigerode wegen Anlegung einer gemeinfchaftlihen Bauholz» und Dielen- Niederlage aus den Aemtern Blankenburg und Wernigerode vom 25. Sept. 1536 find wieder als das vorzüglichite Nutzholz: itzlich tennen-, fichten- odder ander zimmerholtz, bauholtz, kern- holtz’ u. f. f. hervorgehoben. 5

Durch diefe neuen urkundlichen Beläge für das Borhandenfein von Tannen, Fichten und Kiefern auf dem Harze ſchon im 15. Sahrh. wird zugleih die Sorgfalt und Umficht Sporleders erwieſen und

1) Nach Cristi unsers lieben hern geburt. der wenigern zcale im sechs ufid neuntzigisten jare, montags nach Michahelis des heyligen ertzengels. Urſchr. a. Papier mit aufgebr. Siegel B 18, 2 im gräfl. H.-Arch. zu Wern. An diefe für unſere Frage wichtige Urf. bin ich erſt wieder durch des Grafen Botho zu Stold.-Wern. Erlaudt erinnert worden.

2) Ilſenb. Urkdb. 619 in der Arm. Durch Abbrechen einer Tanne wird Die Befisnahme des Holgbergs verfinnbildlicht: SI. Urkob. 757.

3) If. Urkdb. 756.

4) Ilſenb. Urkob. 406. 410. II, 408. 5) Delius nn Url. ©. 63; in bem Ben Bertrage v. 13./5. 1531 (baf. ©. 53) ift auch bie Tanne genap

Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 29

450 Brodenfragen.

gefrönt,t die Unvorfichtigfeit aber gejtraft, Die feinen fo bejcheidenen al3 berechtigten Einſpruch unbeachtet ließ.

Schon zu Anfang des 15. Jahrh. waren in ziemlich hoher Lage die im J. 1411 von der Stadt Wernigerode kaufweiſe erworbenen Forſtorte Amelungsfeld und Hagedorne zwar mit allerlei Holz, aber zumeiſt mit Tannen (danneholt) beftanden.”? Bei der Bedeutung, melde die Holzhauer in der Grafihaft Wernigerode hatten, iſt e8 wol zu beadten, daß dort Dannenhauer ober Danhauer?, nicht etwa Eihen-, Buchenhauer u. ſ. f., zu einem alten, verbreiteten Yamiliennamen wurde. Auch Dannenrod fommt dort ſchon zu Anfang des 15. Jahrh. als Familienname vor.*

Da im engeren Brodengebiet von einer gewiſſen Cultur und Nutzung erft etwa feit dem 15. Jahrh. die Rebe fein fann, fo wird man bier unmittelbare fchriftlihe Beweife für das Vorhandenfein beftimmter Baumarten bis zu 500 Jahren zurüd natürlich nicht erwarten. Aber noch viel weniger kann gerade deshalb aud davon die Nede fein, daß eine dort vorherrfchende Holzart feit jo früher Zeit ‚durch die Bewohnung eingeführt’ fei. Die Beweife für die einftige Verbreitung oder das Fehlen von Holzarten vor fünf und mehr Jahrhunderten könnten hier nur füglih durch Ausgrabungen und palaeontologifhe Funde erbradht merden. Obwol mir im Allgemeinen auf diefe naturmifjenschaftlihe Beweisführung nicht eingehen, jo mag doch gelegentlich erwähnt werden, daß aud fie für das Vorkommen der Tanne oder Fichte am Broden bis in bie vorgefchichtliche Zeit hinauf zeugt.

Wir erwähnten oben die aus Namen und ben zuverläffigiten Quellen ermiejene einftige und bis ins 16. Jahrh. zu verfolgende Verbreitung ausgedehnter Buchenbeftände in der Buchhorft und am Sohlwinkel am Nordabhange des Brodend. Durch die Ausgrabung mannigfach übereinandergelegter Baumftufen in diefen Gegenden bei Anlage der Brodenftrafße ift nun aber nicht nur die Jahrtaufende zurüdreichende Verbreitung von Buchen, Hafeln u. ſ. f. daſelbſt erwiefen, fondern auch, daß die Tanne oder Fichte hier bis in übertaufendjährige Vorzeit hHinaufragt.®

1) Bgl. Berichte bes ——— Vereins des Harzes zu Blanken—

burg für die Jahre 1861 62 2 9. —— 3 (1870) * 08 f. 3) 3.8. im 3.1473 u. ſ. f. Ilſenb. Urfob. 345. 426.

4) So Cord Dannenrod 1414. Copiar. vicarr. s. Silv. Bl. II®—IV®, Allerdings gehören die nach ben gerodeten Holzarten genannten Ortsnamen auf =rode und »reuth nicht zu dem älteften, reichen aber doch theilmeife bis ing 12. und 13. 35. zurück, wie Buchrode, Eichenrode, Birkenreuth, Tanrode.

5) Bol. Verhandlungen bes Harzer Forftvereing.

7 BE

Bon Ed. Jacobs. 451

Da wir aus möglichſt alten fchriftlihen Quellen befonders in den hohen, vielfach ſchwer zugänglichen Lagen Hinter dem Broden, nah Süden und Südweſten die Fichte weithin verbreitet finden werden, jo muß e3 als jehr willkommen erfcheinen, die jelbjtändigen Beobahtungen eines Fachmanns und anerfannten Forſchers hier die Zeugniſſe gefchichtliher Quellen ergänzen und beftätigen zu fehen. Herr Oberforjtratd Dr. Theodor Hartig bemerft aus eigener Erfahrung über das, wie wir fahen, in der eriten Hälfte des 16. Jahrh. noch von Amt und Förfterei Wernigerode aus ver- liehene Rothe Bruch zwiſchen Wurmberg und Broden, daß in deſſen 12 —13 Fuß hohem Hochmoore drei verfrüppelte Fichten- generationen über einem Lager normaler Kiefernftämme ſtehen, die wahrſcheinlich praehiftorifher Zeit angehören, da zwiſchen Rinde und Holz bis zu 2 Fuß ſtarker Stämme durch— aus gefunden und wie frijch ericheinenden Holzes Scheererit in Kryftallen fih ausgebildet hat. ebenfalls find die Kiefern auf der Stelle gewachſen, vor Eintritt der Hochmoorbildung, die wahr- ſcheinlich Folge eingetretener Senkung des Bodens ift. Die Kiefern find auf Granitboden erwachſen, und es ift bemerfenswerth, daß das Vorfommen alter lebender Kiefern auf die granitiſchen Partien des Oberharzes im Dferthale und Roßtrappe beſchränkt ift. Ob die Kiefer früher über die Grenze des Granit hinausgegangen it, dafür fehlt jede Andeutung; interefjant bleibt e8 aber, daß auch die dritte granitifhe Eruption de Brodengranit® Spuren einer Kiefern-Begetation, vor dem Auffommen der Fichte erkennen läßt.!

Wir haben diefe Beobadhtung Dr. Hartigs unverfürzt mit- geteilt, weil fie wieder auf das fehr hohe Alter gerade der Kiefer am Harze hinmeift, welche der Verfaffer der Flora Hercynica noch weniger als die Fichte dafelbjt für alteinheimifch halt. Anlangend die lettere Bemerkung des Herrn Dr. H. über die Spuren de3 früheren Vorkommens der Kiefer im Granit des Harzes, haben wir ſchon aus unjern obigen urfundlihen Auszügen gezeigt, daß die Kienholz - oder Kiefernbeftände auch an der Eder beim Zwiſſelthal, und mahr- [cheinlih mindeftens bis zum Gierd- und Meizenfopf auf dem Granit des Harzes ftanden, während fie allerdings vom Zwiſſelkopf bi3 zum Kienberge auch in den Kulm, Zechftein und bunten Sand- ftein hinabreichten.?

Richten wir nun auf gefhichtliche Beweife für das Alter des Nadelholzes am Broden unfern Blid, fo ift zunächſt an Die

1) Gütige briefliche Mittheilung aus Braunſchweig 8. Juli 1878. 2) Me yer in feiner Flora von Hannover läßt bie Kiefer nur durch fünft- Yihe Ausfaat bis auf das Gebirge geben.

29*

452 Brodenfragen.

unmittelbar füdöftlich dem Broden fich anfchließenden ausgedehnten Forftorte Dbere und Untere Schwarze Tannen und Düjtere Tannen zu erinnern. Someit dieje Forftörter auf Hannöverifchem Boden liegen, vermodten wir nicht, die Namen in frühere Yahr- hunderte zurüdzuverfolgen. Anders ift das vielleicht mit Düſtere— tannen’ beim eben genannten Rothen Brud: Eine Urkunde des Amtmanns Anton v. Werthern zu Wernigerode vom 5. Januar (am abende der hilgen dryer konige) 1490 bezeugt, daß fein VBor- gänger Heinrich v. Rürleben (gegen 1477, Ilſb. Urfob. 353) einem mittlerweile geftorbenen Manne etliche Güter im Amt Elbingerode, welde an die ©. PBantaleonsfapelle auf Schloß Wernigerode zinfen, geliehen habe. Dieſes Grundftüd, urfprünglid Geſträuch, wurde in eine Wieſe verwandelt und wird nad einer Beilchrift vom Ende des 16. Jahrh. ala Wiefe ‚an Finstern Thannen’ bezeichnet.! Wir können hierbei wol nur an den an der Grenze ded Amts gelegenen Forftort Düfteretannen denfen.? Auch aus einem Lehn- briefe Graf Heinrichs zu Stolberg für Gangelof Grotejtude vom 19. Juli 1482 lernen wir einen Tannenforft im Amt Elbingerode fennen. Der genannte Wernigeröder wird darin myt deme dan- holte unde hey, dath dar heyt de Lüdershoepp’, beliehen.®

Und gleich unfere älteften urfundlichen Spuren von einer Holz- nutzung am und beim Broden zeigen, daß e8 Tannenholz; war, das man bier mit großer Mühe ohne ordentlihen Weg und Steg zwiſchen Klippen und aus Abgründen wegholte, wahrjcheinlich weil man das bei feinem äußerft langſamen Wuchs jehr feite Holz früh jehägen lernte.

In der MWernigerödiichen Amtsrehnung von 1525 zu 1526 ift unter ‚Innam vor zcogen und stelholtz’ verzeichnet :

1 gulden 3 gr. vor 6 fuder tennen kuffenbret (tannene Kufenbretter) Jorge felgenhawer undirm Kolforde undirm Brogken, dedit furster 6* post Vincula Petri.

1527 Galli bis dahin 1528:

Vor 1 fuder kuffenbret Thomas botchere vorm Brogken

holen lassen, ded. idem furster vts. (dom. Jacobi).

Gewöhnlich ift nicht angegeben, welches Holz 5.8. 1511 hinter dem Broden oder beim Kleinen Broden mit togen (zcogen),

1) Urſchr. im gräfl. H.-Ard. Al.

2) In Wernigeröver Fehdeacten ift von einem Berfted von Lanbfriebens- bredern ‚in den dustern dannen’ ums Jahr 1550 die Nebe. Gr. H.Arch. B 91,1. Hier könnte man an die hier erwähnten aber auch an die noch zu nennenden beim jetigen Henkersberg benten.

3) Delius Elbingerode Url. ©. 19. Eine Tanne ftand auch als Malbaum an ber Grenze bes Amts bei den Feuerfteinen (1537). Delius a. a.O. ©. 69.

Ron Ed. Jacobs. 453

Reifighaufen und zu Felgen meggeholt wurde. Daß e3 61 Tannen» ſtämme und wieder 2 Schod 35 Dannenblöche' waren, die ums Jahr 1574 Herzog Julius am MWeftabhang des Brodens fchlagen lieg, haben wir ſchon früher gefehen.!

Aus unferen Quellen erjehen wir, daß man die als Nutzholz bejonders gefuchten Tannen jtammmeife zwijchen anderem Gehölz und Klippen berausjuchte und dann mühjam herunterfchaffte. Nach einem alten Anſchlag vom 15. Auguft 1549 über die Köhlerei im Brodengebiet am Hannefenbrud und deffen Nachbarschaft wurde erft das nutzbare Tannenholz weggefhlagen und in die gräflide Holzniederlage geſchafft, während das harte oder Laubholz verfohlt wurde. Das Schriftftüd lautet:? Was vor holt Hans jeger bereitt, wie vil kollen dorin kunten gemacht werden, mir (Gr. Wolfgang zu Stolberg) ubergeben am tag assumpcionis Marie anno 49:

Curdt Fessel, Hans Mölen nnd Hans jeger haben das gehulz, so Hans jeger zu bereithen, angeschlagen wie volgt: |

Im Henneckenbruch konnen uberall gemacht werden an hartem holtz, nach deme viel dannen darinnen stehet: 120 schog fuderkoln zu 10 massen.

Im Merglingerodischen holtz bis an die Teuffels-

burg 4 sch. fuder.

In dem Masberge 60 sch. fuder.

alles einmahl abzukolen. Zu mergken, das das dannenholtz fur den kolern im Hennecken- bruch weggehawen und in die reithe gebracht werde. Ahne das wirt das ander holtz so wol nicht hernach wachsen, und wirdt auch von den stormwinden umbgeworfen.

Wir Haben bis hierhin die Tanne vorzugämweife in den höheren Lagen des Gebirges: im Dberharz, hinterm Broden, im Amt Elbingerode, im Wernigerödifchen Landmannsholz und Stadtforft und in Orts- und Familiennamen auch bis zu den Hochebenen des Blanfenburgifhen Harzes und zur Mansfeldiſchen Senkung verfolgt und gefehen, daß fie hier überall fo früh uns bier nur überhaupt gefchichtlihe Duellen und Namen über befondere Holzarten Auskunft geben, d. h. vom Anfang des 14. bis ſpäteſtens gegen Ende des 15. Nahrhunderts, nicht nur überall nachmeisbar ift, fondern wie fie auch neben den mannigfaltigiten andern Holz-

1) Zeitfchr. 3 (1870) ©. 45.

2) Kohlenweſen und Kohlenhandel in der Graffch. Wernigerode. Gr. H.-Arch. B54, 2. Im dem Abdrud find die unorganifchen Berboppelungen der Eonfonanten meggelafien.

454 Brodenfragen.

arten, Buchen, Eichen, Ahorn, Linden, Birken, Hafeln, Lehnen, Eichen, Taxus u. a. m. als Nutholz für bergmännifche und fonftige wirthſchaftliche Zwecke, beſonders aber für den Hausbau, vor allen beliebt und altes herrichaftliches Nefervat war, wie man fie end» lich zu ſolchen Zwecken wol vor dem Abfohlen in die Holznieverlage ſchaffte, während man das harte Holz den Köhlern überließ. Hier: bei ift unter Tanne vorzugsweiſe die NRothtanne oder Fichte zu verftehen, während auch dreierlei Arten unterſchieden werden und mindeftens die Kiefer neben Tanne und Fichte der Befunde der hohen Torfmoore nicht zu gedenfen im Edergebiet und in der Brodengegend ins 15. und zum Anfang des 16. Jahrh. zurüdzuverfolgen: ift.

Daß in den niederen Lagen und am Fuß des Gebirges in früheren Jahrhunderten die Mannigfaltigfeit der Holzarten eine gleiche, oder eher eine größere war, und bejonders, daß hier das Laubholz mehr vorherrichte, zeigen jchon die zahlreicheren mit Buche, Eiche u. S. f. zufammengefegten Forftortnamen; überhaupt liegen für die unterfte Stufe de3 Gebirge unmeit zahlreichere Urkunden vor. Wir brauden daher nur mit einigen Türzeren Belägen dar— zuthun, wie diefer gemifchte Beftand, mworunter aber die Tanne nicht fehlte, aud am Fuße des Brodens bis zu den Vorhügeln in der Grafichaft Wernigerode fich fortſetzte.

Der bis in ziemlich niedrige Lagen hinabreihende Landmann hatte nach den Acdhtworturfunden neben den Tannen die mannig- faltigften Holzarten, auch oberhalb des Mühlenthals im alten Heg ftanden nad) der erwähnten Urk. v. 28/1 1411 im Amelungsfeld und den Hagedornen ein Name, der ja auch ein hier wach— fendes Gehölz nennt! ‚allerleye holt’ neben der Tanne oder Fichte. Und wie die abgelegenften Hochebenen hinterm Broden ihre ausgedehnten Forjtorte Schwarze» und Düfteretannen haben, fo liegen aud die ‚Dusteren Dannen’ gleich oberhalb des Mernigeröder Mühlenthals am heutigen Schnurrbart, wo die gräf- lichen Forftfarten noch im vorigen Jahrhundert den Namen Fin— fteretannen dafür haben.“ Geit 1594 nennen die Holzreinungen diefe ‚Duftern Tannen’ oft genug unter Angabe der Tannen - Stämme und » Togen, die daraus gejchlagen wurden und in den Handel famen.? Daß der alte Abtei» jpätere Halberftäbter

1) H. 3. 1870. ©. 128.

2) Auf einer auf Beranlaffung Gr. Chriſtian Ernſts angefertigten Forft- farte in ber gräfl. Plankammer zu Wern.

3) Holzrechn. C 51 im gr. H.-Arch. Als Gr. Wolf Ernft um 1601 oben im Muͤhlenthal diefem Holzberge gegenüber die Anlage eines Eifen-

Bon Ed. Jacobs. 455

Berg über Darlingerode vorzugsmeife Tannenhai war (holtzflegk in den dannen, der Ebteybergk genant)! haben wir ſchon gejehen. Ebenſo führt der nicht weit davon entfernte Tannenklinz (1587 Dannenklint)? bei der Plefjenburg ſchon früh feinen Namen nad) dem ihn dedenden Waldkleide, desgleichen der zum Drübeder Gemeinde: holz gehörige Dennenberg' bei Dehrenfelde.? Wie aber bie einst Klofter= Himmelpförtner Holzberge im unteren Hafjeröder Revier meift mit Laubholz beftanden waren, fo verfündete auch bei der nad Silftedt zu gelegenen Vorhöhe des ‚Ekholtes’ oder Eich— holzes (j. Eichbreite) vor dem Auftberge (1352 Ostberg) bereits der 3.8. 1352, 1392, 1413 genannte Name,* welche Bäume wir bier in früher Borzeit zu fuchen haben.

Beſonders lehrreich für unfere Einfiht von einer ziemlich frübzeitigen Verbreitung der Tanne bis zu den unterften Harz= bergen find die uns aus der Grafichaft feit 1593 vorliegenden Holzrenungen. Um das angegebene Jahr ſchlug man Tannenholz 3. B. aus folgenden Orten: dem ſchon 1413 genannten Burg: berg> über Darlingerode, aus dem ‚Dillendhale’ (Chriftianen- thal), ‚Papendal’ (zw. Henkersberg u. Kl. Klausberg- oder Klusberg), am Eierberge, Spitzenholz, am Lindenſtiege, ‚uffem Schweng’, (Schwenkskopf), ‚driessig dannenbohme boven dem Nettelndal (Refjelthal); vgl. ‚danholtz bie der Dum- kuhlen. Aber an feinem diejer Forftorte fand fich dieſe oder eine andere Holzart ganz ausſchließlich. Daher holte man nach denfelben Rechnungen und in demjelben Jahre z.B. am Eierberge, am Voigt— ftiege, oberhalb des Dillenthals, am Huhnholz, Spigenholz, Papen- thal aud Buchen, Eichen, Eichen u.a. m.® In den ‚Düfteren Zannen’ werden nad jenen Rechnungen nur Tannen gejchlagen und mag diefer Ort einen ziemlich unvermifchten Beſtand gehabt haben.” Ein Buden- (Boek-, Bockberch 1496) und ein Kiefern-

hammers geftattete, wurbe bem Unternehmer Joach. Oppermann eine Partie Stämme und ‚togen’ ‚In den Düsteren Dannen' ausgewiefen. Gr. 9. Arc. B 86, 2. 166. 2 Sie, Urk. b. 756. tr. H.⸗ Arch. B. 54. 2. Vom Klinz nah Darlingerobe führt das 9 Wern. Intell.- Bl. 1833 N. 17. ©. 4 in einer Aufzeichn. v.

2 heit des Ge ©. Silo. zu Weru. 26. 29. 47.

5) Daf. Nr. 68.

6) Gräfl. 9. En c 51.

7) Wenn man ben Namen ber Lerchenköpfe meftl. v. Broden ebenfo wie Birkenköpfe, Haffelkopf (unterh. ver Drei Annen) u. a. m. auf den Lärchenbaum (Larix) beziehen müßte, fo wäre darin ein Beweis für

456 Brodenfragent.

oder Kienholz (Keynberch 1488) liegen am Ausgange des Ilſe— und des Ederthals einander nahe benahbart!, und nad dem Lande zu bewahren als fpäte Nachkommen und Ueberreſte alter Gefchled- ter ſowol die Heeje beim Negenftein als der Reſt des Reddeber— holzes beim neuen Thurm (Charlottenluft) die Erinnerung an einft größere Kiefernbeftände Da fie auf magerem Boden jtehen, fo hat man ihnen das Dafein gefriftet, während den Platz ehemaliger anderer, beſonders Laubwälder im fruchtbaren Lande Drtichaften und Aderfelder eingenommen haben.

Die Frage, die wir bis hierhin durch urkundliche Beläge zu löfen juchten, war die nach dem nachmeisbar älteften Beftande der Harz» insbeſondere Brodenforften. Daß unfere unmittelbaren Quellen nicht über da3 14. Jahrh. zurüdgeführt werden fonnten, fteht damit im Zufammenhang, daß im Brodengebiete eine ausges dehntere Holgnugung und Holzhandel noch nicht ftattfand und letzterer erft im 16. Jahrh. den Baumwuchs jener fchwer zugänglichen Reviere in feinen Bereich zog.“ Don diejer ſich allmählig fteigern- den Nutzung war aber noch ein weiter Schritt bis zu einer ratio- nellen gleihmäßige Bejtände an die Stelle der einftigen Mannig- faltigfeit einführenden Forfteultur durch Fünftlihe Befamung und Bepflanzung. Erſt eine folde, die am Fuße des Gebirge im 17. Jahrh. begann, auf dem Harze aber erft mit den vierziger Sahren des vorigen Sahrhunderts allgemeinere Ausdehnung gewann, fteigerte fih dann auch zur Einführung ausmwärtiger Holzarten, der Meymouthtiefer, Lärche, des Knieholzes durch Samen, befonders aus England, Tirol u. a. D.

Erſt feitvem der Menſch mit Barte und Art in die Bergmäl- der einzubringen und zunächſt die beiten, nußbarjten und gelegen- ften Stämme megzuhauen begann, läßt fich eigentlih von dem Beginn einer Beränderung in den Arten der Beftände reden. Eine ſolche erfolgte zunächit nur fehr allmählig und lag kaum je im Plan oder Abfiht. Wenn wir aljo hören, daß in der Mitte des 16. Jahrh. der Pfeiferslint am Holtemmeberg unter dem Broden ein Tannenhai mwar,? fo dürfen wir mit Beftimmt- heit annehmen, daß darin feit unvordenflihen Zeiten feine wejentlihe Veränderung ftattgefunden Hatte. Je länger aber die Nutzung währte, um fo mehr trat, auch ohne beftimmte

das frühe Vorkommen dieſes Baumes hoch auf dem Harz gegeben. Bgl. dieſe Zeitſchr. 3 ©. 100. Es kann aber auch an ben Singvogel gedacht werben. 1) Bol. Ilſenb. Urkob. II. 407. 406. 410. 2) Dal. darüber Harzeitichr. 2, 3. 151 —160. 3) 9. = Zeitfchr. 6 (1873) ©. 517 f.

Bon Ed. Jacobs. 457

Abfiht, eine Veränderung ein, indem keineswegs in gleicher Weiſe genugt, mandes Holz; befonders z. B. die Tanne mehr gefucht war und ftammmeife mweggeholt, anderes Gehölz mehr verfohlt wurde. Bei dem Nachwuchs kommt fehr in Betradit, daß die Holzarten in Hinficht ihres fchnelleren oder langjameren Wachsthums fehr verjchieden find. Mit der Bearbeitung durch den Menſchen nehmen aber auch die Unfälle in den Bergmwälbern, die furchtbare Wirfung von Stürmen und Wettern und die Feuers— brünfte zu, von denen wir der von 1473 und 1590 im Broden- gebiet ſchon gedachten. Auch der dreißigjährige Krieg dehnte feine Vermüftung über die Harzwälder aus, und fo dürfen wir ung nicht wundern, wenn 1640 weder Sohlmwinfel noch Buchhorſt noch ihre prächtigen früheren Buchenbeftände zeigten, leßterer Ort vielmehr meiſt von Birken und verfrüppeltem Gehölz beftanden war.

Im Brodengebiet drang aber eine regelmäßige Forftnugung erſt feit dem 15., und in den abgelegeneren Lagen erft im 16. Jahrh. vor, was wir oben mit dem Vorbringen der Eägemühlen in den Thälern der Brodenflüffe verfolgen fonnten. Die großen viel Holz verbrauchenden Bergmerfe lagen meftlich davon und unter anderer Herrichaft, befonder8 am Rande der Ebene in dem Schathaufe des Rammelsbergs. Sie hatten einen gewaltigen Waldbezirk zur Ver— fügung. Die Bergmwerföunternehmungen in der Nähe des Brodens beitanden faft nur in fanguinifchen Verfuchen, ! und unmittelbare Zeugniffe aus dem Ende des 16. Jahrh. befagen, daß auch nod damal3 am Broden höchſt felten ein Baum gejchlagen oder im Malde etwas genußgt wurde. ? Finden wir nun in den Forftorten Düfteretannen, Pfeiferöklint, Hannekenbruch, am Broden felbft und bis ziemlich hoch hinauf ins Ederthal zwifchen dem Ende des 15. bis Mitte des 16. Jahrh. nachweislich Fichten und Kiefern vor, fo ift nicht daran zu denfen, daß diefelben dur) Bebürfniß und Bewoh— nung eingeführt fein. Daß die Fichte mit dem Bergbau vom Bogtlande her eingeführt fein fol,® muß ſchon darum befremden, weil der Betrieb des oberharziichen Berghaus fi nit an das thü- ringisch = fächfiihe Vogtland, fondern an den Namen der (Über) Franken knüpft. Die Einführung und umfafjende Verbreitung einer neuen Holzart auf den Höhen des Harzgebirges® müßten mwir ung doch im Zufammenhang mit einer Forftcultur denken, mie fie erft feit dem vorigen Jahrhunderte fich entwideltee Es könnte auch bei einer jo umfangreichen Veränderung faum anders fein, als daß

1) al. bef. biefe Zeitfehr. 2, 1 ©. 69; 3 (1870) ©. 61f. 2) Zeitfehr. 3, (1870) ©. 45 f. 3) E. Hampe, Flora Hercynica. ©. 253.

458 Brodenfragen.

wir darüber beftimmte Nachrichten erhalten hätten. Ohne diefelben ift eine foldde Behauptung überhaupt nicht wol zuläffig.

Die alte Forjtcultur war eine fehr einfahe. Hoch oben am Broden las man mühſam Reis- oder Waſenholz oder fhlug an beziehungsmeife zugänglichen Stellen die beiten Stämme weg und Ichaffte fie in die Holzniederlage. ! Mo man regelmäßiger nutzen fonnte, wurde das kleinere Holz verfohlt. Nach altem Brauch ließ man ſ. g. Hauptbäume oder Lafreifer zur Fortpflanzung ftehen: ‚latriße schulle se’ heißt e8 5. B. im. 1484 von den Nub« nießern des Stedingesholt3 zw. Jljenburg und Veckenſtedt ‚laten stan, alze eyn gemeyne wonheyt unde recht iß’? Wir finden 3. B., daß man auf jedem Ader oder Morgen zwölf folder Bäume ftehen ließ. Dabei fam e3 nun fehr darauf an, melde Baumart man wählte. So wird z. B. am 29. Dechr. 1614 bei einem Bertrage über einen Ort Holz über der Himmelpforte nah dem ‚Küheborn’ (j. Kuhborn) am Schwenge’ (Schwenkskopf) beftimmt: ‚das junge dannen gestreuche, so in dem hege stehet, sollen und mögen die keuffer mit abhawen; dagegen verpflichtet er die— felben, „die eichenbeume und alle laeßreiser, so im beruhrten orte stehen’, und zwar auf jedem Ader „15 laeßreiser, da es sich leiden wil (an Stellen, wo e3 angeht), stehen zu lassen.’ ®

Hier wird alfo vorzugsmeife der Eichenbeftand fortgepflanzt, das niedere Gefträuh der Tannen ausgeholzt. Umgekehrt ift in einem Schreiben aus Wernigerode den 29. Novbr. 1616 von ‚einer Ede Unterholzes am Scharfenftein (überm Billierdbah) unter dem Danholte’ unter des Raths Grenze die Rebe. 4

Uebrigend wurde gerade in ber Grafſchaft Wernigerode die Forftwirthichaft ſchon ziemlih früh, etwa feit dem Beginn des 17. Jahrh. zur Zeit Graf Wolf Ernfts und feiner nächſten Nach— folger, forgfältiger gepflegt. So enthält ein zu Drübeck Johanni 1608 aufgerichteter Vergleich wegen eines Orts Buchenholzes beim Frankenberge an der Eder fehr genaue Beftimmungen. Der Inha— ber foll, ‚damitt die geholtzung auffs neuwe besahmet werden und hinwieder erwachsen kunne, uff der förster anordnung an etzlichen ortern etzliche haubtbeume allerhand holtzes stehen undt die wege undt brücken, wotzu ihme notturftigk holz aus den Ilsenburgischen forsten frey und ohne entgeltnuss gefol-

1) 9. Zeitfchr. 3 (1870) ©. 50. 2) Ilſenb. Urfob. 376; vgl. lathrise unde hovetbome 1484. Daf. . 390

3) Holz - u. Kohlenhandel. B 54, 2 im gr. H.-Arch. 4) Ebenbajelbft.

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Don Ed. Jacobs. 459

get werden soll, auf seine uncosten verfertigen laßen’ Das Holz foll nah dem Stolbergifchen Malterftab und nad der ort3- üblihen Länge aufgemaltert (= klaftert) werden.! Hier ließ man alfo no, wie e3 feit den älteften Zeiten überliefert war, mochte fih aud in Folge längerer Nutzung im Einzelnen mandes verän- dert haben, Laßreifer von den verjhiedenen Holzarten des Holzberges zur Fortpflanzung ftehen.

Zwei Jahre fpäter aber fchreibt am 14. Mai 1610 der gräf- liche Forftichreiber Balzer Fiſcher an den gräflihen Oberforſt- und Jägermeiſter Chriftoph von der Liepe von einem mißglüdten Ver— fuh, Tannenfamen zu gewinnen. Es ift von einer Holzung .im Ilſenburger Forft am Rudolfftein (j. Nödenftein) zwiſchen Eder und Ilſe die Rede:

Was der dannensahme anlangett, berichten die förstere, das sie von beiden theillen mit allem fleiße darnach getrachtet und dannenäpfell zusamen gebracht; wie sie aber dieselben aus- dreschen oder ausklopfen wollen, ist kein sahme darinnen vorhanden gewesen, und was noch herausgefallen, ist ganz taub gewesen, das es zu gar nichts nutze hette sein können; vermelden aber dabey, das die dannen dies jhar gantz foll äpfell sitzen sollen. Wanner nuhn e.g. so lange biß sie reife wurden, dohin gedul- den kunten, woltten sie soviell als e. g. zu haben begehrtten, an dannensahmen verschaffen und zuwege bringen. ?

Wurden folde fpäter durch den breißigjährigen Krieg unter- brochenen Berfuche und Fortfchritte in der Fortcultur damals nur in den tiefer gelegenen und durch Flüffe oder fonftige Umftände Veichter zugänglichen Forftorten gemacht, fo waren die abgelegenen, zumal unmittelbar am Broden, einer folchen Bearbeitung und Pflege noch ganz entrüdt. Daß man in Verträgen von 1531, 1536, 1544 überhaupt ſchon, um finanziellen Nöthen abzuhelfen, fih dahin verftieg, fo weit es möglich fei, Hölzer auß dem Scierfer Thal und bis unterm Broden mwegzuholen, war etwas

1) Gr. H.-Arch. B. 54. 2.

2) Ebdſ. Bei Gelegenheit der hiftor. Eentralverfammlung zu Marburg im Sept. d. 3. (1878) wurde von meinem verehrten Coll. Herrn Dr. Grote- fend zu Franff. a. M. nah Notizen in den Rechnungen u. Rathshandels- Büchern bes dort. Stadtarchivs bie überraſchende Mittheilung gemadt, daß bie Frankfurter Schon zu Anfang des 15. Jahrh. künftlich gezogenen Tannen- famen von Nürnberg bezogen und die Nürnberger Knechte etliche Jahre zurückbehielten, um dieſe Eultur bei fich einzuführen , weil ihre eigenen (bie Frankfurter) Förfter derſelben no unfundig waren. Wir bürfen wol eine nähere Mittheilung hierüber an geeigneter Stelle erwarten.

460 Brodenfragen.

außerorbentliches, und noch 1590 hieß es, daß nur der Durft nad außerorbentlihem Gewinn die verwegenen Leute dazu treiben könne, ihre Wagniß bis zum Epigenholz und deſſen Nachbarſchaft auszu- dehnen. Schon von dem ziemlich weit unten an der Eder im Zillierwalde gelegenen Holze jagt Mittw. nach Invocavit 1543 der Schöffer M. Lutterodt an den Grafen Wolfgang, daß e3 ‚ferne (entlegen) und zu langen der bosen wege halben swerlich’? Unb mie wenig fonnte man in der Mitte des 16. Jahr. Winter auf dem Eife an Blöden die Ilſe herabbringen oder über den Schnee (ums Jahr 1554) auf dem Rüden vom Rennefenberg auf die höchſt unvollfommenen Wege fchleppen!? Ueber ein halbes Jahrhundert ſpäter fchreibt ein Holzfuhrmann Joh. Ebeling (Wern. 29. Novbr. 1616) von drei ‚Sageblödhen’, die ‚aus der Hohn herausgebracht’ merden jollen, ‚so bald die schlittenbahn angehet.. Es ift jehr verjtändlih, wenn er dabei bemerkt, es werde viel zuffs fuhrlohn gehen’ * Da von einer regelmäßigen Holzabfuhr in den ſchwer zugänglichen Drten nicht die Nede fein konnte, fo wurden nach der gräflihen Holzordnung von 1576 die Holzhauer angemwiefen, bie werthuolliten von den gefallenen Tannenbäumen, den Windfällen und Brafen, aufzufudhen.? Die Tanne tritt alfo auch hier wieder als vornehmites Nusholz in der Brodengegend hervor.

Eine lebhafte Vorftellung von dem kühnen Mühen und Wagen, womit die Pioniere einer eigentlichen Forftnusung, befonders der Köhlerei und der Kohlenabfuhr, zu Ende des 16. Jahrhunderts® bis in die Gegenden des Spitzenholze8 und die benachbarten Forftorte unterm Broden vordrangen, gewähren die Schreiben des unternehmen- den Goslarer Bürgerd Georg Meinefe an den Grafen Wolf Ernft, von welchem er mit diefen Kohlenhaten beliehen war. In einem Brief vom 25. Januar 1593 a. St. hebt er die große Mühe, Arbeit und

———

1) Harzeitfhr. 3 (1870) ©. 45 47; Delius Elbinger. Urk. ©. 55. 63.

2) ©r. B. 54. 2. 3) (1873) ©. ar E 4) B. 54, 2 im gräfl. 9.» Arc.

5) Elbinger. Holgorbn. der Grafen Albrecht Georg und Wolf Ernft zu Stolberg v. 29. Novbr. 1576 am Schluß: ‚Item es sollen die holtzhawer die gerathen und schlachtigen schrot, so von den verdorbenen dan- beumen fallen werden, aufsuchen. Grafl. H.⸗Arch. A 35, 7.

6) dieſe Zeit eines ſchwungvollen Holzhandels fällt "das in ber Zeitihr. 2,3, 154 160 abgedrudte Gedicht, worin es ©. 155 mit Bezug dar bie "Unternehmer am Broden heißt:

dann sie habens aus ihrem heyge groß zu nehmen, der biß an Brocken stost, sonderlich aus den vorholtzern ingemein u. ſ. f.

Don Ed. Jacobs. 461

Koften hervor, die er aufgewandt habe, ehe er „die wege durch bergk und thahl, die kohlen hinwegk zu bringen, konnen machen lassen... Am legten Tage dejjelben Jahres jchreibt er mit Bezug auf die Holzungen am Königsberg und Nachbarſchaft fünlich vom Broden, das Holz ſei ‚zum theil uff steinklippen, in hoel- steinen und ahn anderen boesen ungelegenen örttern gestanden.’ Man habe faum einen Köhler zu bewegen vermodht, ſich dahın zu begeben, auch feien feine geebneten und ganghaften (begehbare) Wege dorthin zu finden gemwejen, vielmehr habe er mit ‚grosser gefahr, sorge und arbeit, schweren unkosten sonderliche wege durch harte steinfeste berge und thale machen müssen, die nunmehr der ganzen herrschaft Wernigerode dienlich und förder- lich und zu sonderm nutz gebraucht werden können’. Daß bei einer jo mühſamen und fo jpät bis Hoc oben vordringenden Nutzung nit von einer Einführung der Tanne oder Fichte durch Bewohnung die Rede fein kann, bevarf Feiner Verficherung. Die Nusung begann damit, daß man mit äußerjter Mühe fehr alte Fichtenſtämme oder Brafen mwegjchaffte oder verfohlte.

Bis zum 17. Jahrhundert wandelte ſich durch die hergebrachte Waldnusung das grüne Kleid des hohen Harzes nur wenig, wenn auch manche untergeordnete Holzarten wie Eibe, Hafel, Linde, Birke u. a. mehr zurüdtreten und mit dem Aufihwung des Hol;- handels der Wechjel ſchon ein fchnellerer werden und an den Mittel- punkten des Bergwerksweſens einzelne Baumarten beſonders fchnell auf Koſten anderer ſich verbreiten mochten.

Erft nad) dem dreißigjährigen Kriege begann fich unter weſent— lich veränderten ftaatswirthichaftlihen Verhältnifjen und Beitrebungen almählig auch ein großer Umſchwung in der Forftwirthichaft anzubahnen. Zuerſt trat eine bejondere Richtung und Lieb— haberei für die Botanik und die Baumcultur hervor. Schon oh. Thal hatte zu Stolberg einen Berggarten, aber weit großartiger war der fürftlih Braunſchweigiſche Garten zu Hefjen nördl. von Dfterwiel, deſſen Beichreibung der ftrebjame Gärtner Joh. Royer zuerſt Halberftadt 1648 herausgab. Darin waren auch befonders die Pflanzen und Bäume des Harzes und Brodens berüdfichtigt. Solche Luftgärten entjtanden nad einer bejtimmten Richtung der Fürſten und Herren jener Zeit feit den erſten Yahrzehnten des vorigen Jahrhunderts auch unmittelbar am Fuße des Harzes zu Wernigerode und Blankenburg. Größere Ausdehnung gemwan- nen dieſe Beftrebungen, und zwar mit bejonderer Beziehung auf

1) Gr. H.-Arch. B 54. 2— 3.

462 Brodenfragen.

Maldbäume und Forftcultur, feit unter den großen Forjtmännern %. ©. von Langen bei Herzog Ludwig Rudolf und Hans Dietrich von Banthier unter Graf Chriftian Ernft die Waldeultur zu Blankenburg und Wernigerode einen ſolchen Aufihwung nahm, daß die Forſtwiſſenſchaft auf diefe Männer und ihre Thätigfeit noch heute al3 auf ihre Ausgangspunfte zurüdblid. Stübner jagt, daß im J. 1731 die Lärche als eine Seltenheit zuerſt im fürftlihen Thiergarten, dann im Jahre 1750 auf einem größeren Plate angepflanzt, auch au8 Samen gezogen fei, wie man ſeitdem auch von anderen nadeltragenden Holzjorten Cedern, Weißtannen, Birbelfiefern angepflanzt oder gefät habe. Im Jahre 1793 gab es jchon anfehnliche Lärchenfämpe.! Wenn St. jagt, daß auf dem ganzen Harze die Kiefer oder der Kienbaum nicht angetroffen mwerbe, weil der entjprehende Boden nit vorhanden jei? am Regenſtein kannte er den Baum natürlid fo fahen wir, daß dieje Bemerkung und Folgerung nicht zutreffend ift. Allerdings hatte jhon damals die Rothtanne ihre geringere Schweiter jehr zurüd- gedrängt. Auh im Hannöverſchen wurden feit 1752 Weißtanne und Lärhe durch Anpflanzung verbreitet.?

Am eifrigften und nachhaltigſten von allen Herren am Harz war aber Graf Chriftian Ernjt zu Stolberg- Wernigerode (1710 1771) mit Hülfe von Langens, beſonders aber Hans Dietrich) v. Zanthierd, um die Waldwirthichaft in feinem Harzantheile bemüht. Sn feinem feit 1713 neu eingerichteten Luftgarten wurden auch mancherlei Verſuche in der Baumzucht mit beſonderer Rüdficht auf den Wernigerödifhen Harz gemadt. Sein Sohn Heinrich Ernſt (reg. 1771— 1778), der fih u. a. naturwiſſenſchaftlichen Samm- lungen auch eine von verfchiedenen Holzproben anlegte, fuhr in diefem Bemühen mit gleichem Eifer fort. Noch zwiſchen 1770 und 1772 finden wir öfter angegeben, wie an gewiſſen Stellen z. B. auch am Broden, die Anpflanzung von Knieholz, Weymouth- tiefer (am f. g. ‚Grünen Käfe’) u. a. m., meijt aus Samen, die man aus Tirol u. f. f. bezog, verjucht und durchgeführt wurde.

AU dieſe vereinzelten Anpflanzungen verſchiedener Holzarten, fo eifrig fie auch betrieben wurden, vermochten doch im Großen und Ganzen das Pflanzenkleid des Gebirge nicht mefentlih zu ändern, das gejchah vielmehr durch die überall planmäßig durch- geführte Forftwirthichaft, die ftatt der gemifchten Beftände durchaus

1) S. Chr. Stübner Merkwürbigleiten des Harzes II, 52f. 2) Def. 9.53. 5) Berichte des naturwiſſenſchaftl. Vereins d. Harzes 1861 1862 ©. 17.

Bon Ed. Jacob. 463

gleichartige fchuf,t und durch die Bevorzugung der für den Boden und die Natur des hohen Harzes fich ſehr eignenden Fichte, die dem höheren Weſt-Harze meift bis auf einen fehmalen im Oſten und Süden fich gbreiternden Rand feinen gleihförmigen feierlichen dunfeln Ton verlieh, während im Unterharz der hellere Laubwald entjchieden vorherrſcht. Der Anblid einer heutigen Harzlandichaft ift zumal in der Mefthälfte von dem einer früheren, vor der Durchführung der neuen Forjtwirthichaft, ſehr verſchieden.

Aber troß aller diefer Brränderungen, namentlih dem ent» ſchiedenen Zurüdtreten einzelner Holzarten, ift doch fein Baum am Gebirge zu allgemeiner Verbreitung oder Herrihaft gelangt, der nicht Schon beim Beginn unferer Kunde als unter den Bäumen jeiner Höhen vorhanden nadhzumeifen wäre, am menigjten die Fichte oder Rothtanne, die vielmehr von vorn herein bejonders in den hohen Lagen des Gebirges und im Brodengebiet zu den verbreiteten Baumarten gehörte, jo daß es gefchichtlich wol begründet ift, wenn man fie zu feinem Bild und Zeichen gemählt hat. Wie ſehr man fih über Alter und Verbreitung von Bäumen am Harze irren fonnte, zeigt ſchon vor fait 100 Jahren Stübner, der, mie bereit3 bemerft wurde, meinte, daß die Kiefer auf dem Harze überhaupt nicht vorkommen fönne, weil dort für fie fein Boden jei.

IH. Der Broden als Geifterberg.

In den früheren Unterfuhungen über den Broden als nädt- lihen Berfammlungsort der Unholdinnen oder Heren, bejonders in der erjten Mainacht, als Schauplaß ihrer üppigen Tänze, teufliihen Opfer und Berathidhlagungen, wurde der Urfprung diefer Gage bis in die erften Jahrhunderte der chriſtlichen Zeitrechnung zurüd- verfolgt und gezeigt, wie Elemente derjelben ſich im ganzen dhrift- lihen Abendlande und in etwas veränderter Geftalt in ben deutfch-flavifchen Gegenden vorfinden, die ſchon in den älteften Zeugniſſen nicht völlig zu trennen find, im fpäteren Mittelalter aber, zumal durh den Einfluß einer Aftergelehrjamfeit und der Herenprocefje, ſich ganz vermifchen und zu einem widrigen Brei allgemeinen abendländifhen und europäifhen Aberglaubens werden.

1) Es mag bier darauf aufmerkffam gemacht werben, wie die Durchführung biefer Gleihförmigfeit vielfach nur durd Ablöfung und das Aufhören alt- hergebrachter Nechts = und Befitwverhältniffe möglich war. Früher konnten in ein und demfelben Forftgebiet Mehrere Gerechtiame an beftimmten einzelnen Holzarten, oder der Eine das Unter», der Andere das Oberholz haben.

Paz *

464 Brockenfragen.

Wie nun jene Nachtfahrer- und Blocksbergſage keine einfache und urſprüngliche iſt, noch weniger aber im früheren Mittelalter an den Hochgipfel des Harzes geknüpft erſcheint, ſo iſt auch nicht der Annahme beizupflichten, welche in der Mitte des vorigen Jahr—⸗ hunderts aufgeſtellt, dann von Goethe in der erſten Walpurgisnacht dichteriſch ausgeführt, aber auch von unſerem größten Sagenforſcher Grimm nicht abgewieſen wurde, daß nämlich hier an der Schwelle der gefchichtlihen Zeit von den vor Karls d. G. Belehrungs- eifer fich zurüdziehenden Sachjen heidniſcher Höhendienſt gefeiert worden jei.!

Diefer Annahme widerſpricht nit nur mittelbar das Fehlen jeder fichtbaren Spur oder irgend eine anderen Zeugnifjes von folden Opfern, fondern aud die Schwerzugänglichfeit de3 vor dem 15. Jahrhundert nicht einmal mit feinem Namen hervortretenden Berged. Daß dagegen die zugänglicheren Randhöhen oder bie begangbaren ziemlich ausgedehnten Hochflächen des Gebirges mit ihren Felfen, Schludten, dichten Wäldern und Gewäſſern, ſowol den vor der fränkischen Neichsordnung und Gefittung fich zurüd- ziehenden nad Unabhängigkeit dürftenden Sachſen Schlupfwinfel und Rüdzugsftätten gewährten, al3 auch mit ihren großartig ſchaurigen fteilen Felfen, Wafjerftürzen, dichten dunklen Wäldern und verbor- genen Quellen auf das in der Naturverehrung wurzelnde Heidenthum einen überwältigenden Einfluß übten, ift nicht nur aus allgemeinen Gründen zu folgern, fondern wird felbft fchon aus Benennungen wie den Heidenftiegen oder heidniſchen Stiegen, Kroden- befe, Sevenefen (Siebeneihen), Shäderborn u. a. m., bie theilweife bis ins 10.— 11. Jahrhundert zurüdreihen, beurfundet.? Bei jo ausgezeichneten an Thalausgängen gelegenen Stellen wie der Noßtrappe oder den wunderbar gebildeten Felspartien der Borhöhen (Gläferner Mönd, Bodsberg u. f.) zeugen nicht bloß Namen, fondern mannigfaltige Fundjtüde von allerlei Geräth und Werf- zeugen von dem einjtigen Aufenthalt und den Opfern beibnifcher Vorfahren an diefen Stätten.

Selbſt in nur geringer Entfernung vom Broden finden wir in dem meift ebenen oder melligen Amt Elbingerode in dem Ukis— oder Mufishöl (j. Lukashof; es ift zu beachten, in wie eigenthüm- licher Weife der geheimniß- unverftändlihe Name umgeftaltet wurde!) und den merkwürdigen Felsbildungen der Schnarder und des Sörsthors Namen und Dertlichfeiten, die an heidnifche Vorſtel—

1) Bol. Zeitſchr. 3 (1870) ©. 848. 2) Zeitfehr. 3 (1870) ©. 761 ff.; 767 f.

Bon Ed. Jacobs. 465

lungen und Götterverehrung denken laffen.! Bei dem feiner Natur wie dem Namen nach gleich merkwürdigen letzteren Feljenthor haben wir noch eine bisher überjehene, ſprachlich wichtige ältere Mittel- form des Namens nachzutragen. Da der Uebergang aus der älteſten beurfundeten Geftalt de3 Namens: Thors» (Tors-) Thor in Soerd-, Sös- oder Schersthor nicht als ein natürlicher und gejegmäßiger erjcheint, fo ift zu beachten, daß man in der erften Hälfte des vorigen Jahrhunderts auch noch Zörsthor (niederd. t in z verhochdeutſcht) fagte.?

Die früher erft nach einer Hafjeröder Grenzbeziehung v. J. 1671 nachgewieſene Teufelsburg ? fonnten wir oben bereit3 bis zum J. 1549 zurüdverfolgen.* Ums Fahr 1598 wird bier ein Drt Hol} ‚bie der Duvelsborgk’ geriannt® Die merkwürdige, unmittelbar nur gegen 45 Fuß hoch auffteigende Felfenbildung hat eine etwas bizarre Geftalt. Unter einer überhangenden Klippe fann eine Anzahl Perſonen Schu vor dem Regen finden. Dar- unter ijt eine f. g. ‚sülfwassen’ (natürliche) Felſenbrücke.

Bei ſolchen innerharzifchen Felsbildungen und abgelegenen Stellen werden e3 vielfah nur die Namen fein, die, je früher fie bezeugt find, um jo merfwürdiger, von dem Fortwalten alter oder chrijt- lih umgemwandelter Göttervorftellungen zeugen. Dagegen fcheint eine fortgehende Unterfuhung es immer mehr zu beftätigen, daß der wirkliche Höhendienſt unferer Vorfahren nicht auf entlegenen ſchwer zugänglichen Bergen, jondern auf niederen Erhebungen, Hügeln oder Hochs mitten im bewohnten Lande ftattfand.® Solder Ho's' oder Hochs' können wir im 15. Jahrh. bereit® mehrere vor unferem mittleren Nordharze nennen,? jo 1494 das Donreshö bei wüſt Holtemmebditfurt.® Noch häufiger find die früher bereits zufammengeftellten Bocks-, Blocks-, Blodshören- u. Dfterberge, die auh wol als Herenberge bezeichnet mwerden,? die Stätten bes abergläubiſchen abgöttiihen Dfterfeuers’ (Frühlingsfeier). Der Langelnſche Bokhorneberg fommt 1538 urfundlih vor.!!

l) a.a. O. ©. 769.

2) Alb. Ritter, Hiftor. —— von einer doppelten Reiſe nach dem a ri 1744 ©. 48

3) 9.-3. (1870) 778, 4) Oben ©. 453. 5) Auer u. —*—— H.-Arch. zu Wern. B. 54. 2. a. a

Ilſenb. II, 687 Flurnamen unter ho.

8) Daſ. Nr. 4

9) H.-3. 3. (1810) a 854 fi.

10) Dal. ©. 862f.; 8687.

11) Ilfenb. Urkob. ir. 502.

Zeitſchr. d. Harzvereind. XI, 30

466 Brodenfragen.

Zu Drübeck auf dem Klofterberge vor dem Reuftthor nennt uns im J. 1611 des Paſtors Balth. Boigt Pfarregifter mehrfach die dortige Bodshornitättee Hand Doring im Unterborf bat ‚1 morgen uffem berge unter der Boxhornstete’ ... Caspar Krebs 1 m. bei d. Boxhornstedt. Jugera trifoliata: 1 auff der Boxhornstete furm Reustthor; auf dem Closterberge bei der Boxhornstete’.! Auch auf dem Elm tragen wir noch einen Bodshornberg nad.?

Wie fih an diefe Bods-, Blodshorn- und Herenberge die Sagen von Heren und Herenfahrten nörblid vom Harz fnüpfen, fo waren e3 dagegen in den deutſch-ſlaviſchen Gegenden von Polen und Preußen, Pommern, den Marken, bis nah Holftein und vereinzelt wol noch weftlicher die Blodsberge, meiſt geringe Er- hebungen in dem fonft ebenen Lande.“ Wie beiderlei Benennungen in heidniſchem Brauh und PVorftellung ihren Urfprung haben, fo auch der ſeit etwa 1300 bezeugte Name eines Nachtfahrerbergs Brochels-, ſonſt Prodels- und Prudelberg. Ueberall han— delt es ſich hier nicht um einen einzigen geographiſch beſtimmten Berg, ſondern um eine mythiſche Vorſtellung, die landſchaftlich an beſondere Höhen angeknüpft wurde.“ Bei dieſem ganzen Vor— ſtellungskreiſe ſcheint eine ſlaviſche Grundlage unzweifelhaft.*

Zu dem früher angeführten haben wir nun aus handſchriftlichen und gedruckten Quellen noch verſchiedene Beobachtungen nachzu- tragen. Daß der Blocksberg ſammt der damit verknüpften Vor— ſtellung von den nächtlichen Hexenfahrten auf ſlaviſch-deutſchem Boden ſchon über hundert Jahre im Volksglauben lebte, ehe wir in der Brockengegend überhaupt von einem Blocksberg hören, zeigt ſchon das im Jahre 1485 vor Veröffentlichung des Hexenhammers gedruckte Lübecker Gebetbuch, worin es heißt: Hefstu ghelovet an de ghuden holden, eft dat die de nachtmar red, efite dat du redest tho deme Blokkesberghe up der oven kruk? Ein Jahrhundert fpäter erwähnt der im volfsthümlichen Niederdeutich Ichreibende Prediger Nikolaus Griſe zu Noftod ala eine Verwün- Ihung im Munde eines Mannes wider feine Frau: he sege wol, ik sethe up dem Biockes berge, eder were upgeflagen mit

1) Drübeder Pfarr - NRegiftratur IT C, 3 d.

2) Hilmar v. Strombed briefl. März 1871. 3) 9.-3. 3 (1870) 867 f.

4) Daſ. 851 f.

5) Daf. 867.

Don Ed. Jacobs. 467 .

S. Jacobs höneren u. ſ. f.! Bisher war es ja eine Priegnigifche Here, aus deren Munde wir im Jahre 1565 zuerft den Blodsberg als Derfammlungsort der dortigen Hexen Fennen lernten. ?

In der Brodengegend, wo überhaupt die Ausjagen von den Blodsbergfahrten fehr jelten find, kommt dafür faft ausnahmslos der ehrliche und eigentliche Name des höchſten Harzgipfels: Broden oder Brodenberg vor, der denn alfo hier al3 Berfammlungsort der Unholdinnen gedacht ift.? Merkwürdig ift hier die ältefte befannte derartige Ausfage von einer Zauberin' Grete Wroiftes (der Name klingt etwas frembartig!) zu Elbingerode vom 10. Januar 1540. Gie fagt von den ‚rechten zeubererschen’: die pflegen in Walpurgen nacht auf den Brocken zw fharen, setzen sebe auf die kopfe und haben holtzern buchsen in den henden und brengen solchs durch teufelsch gespenst (ahnruf- fung der teufel) zw wegen. Gie erzählt von der Rotte', mit der fie hinauf gefahren fei.*

Eine höchſt wichtige Erweiterung und Bereicherung gewinnt aber die uns hier bejchäftigende Frage durch eine Stelle einer der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts (1456 1460)? angehörenden

1) Wedewen spegel Rostock 1596 ©. 8», 2) Nah den Märkifchen Forſchungen I. 239. 3) 9.-3. 3 (1870) ©. 886, 888 890.

4) Daf. 6 (1873 ©. 305, 310 f. Bon auswärtigen Blodsbergs- urgichten mag noch bie in einem Uelzener SHerenprocefie v. 3. 1611 erwähnt werben. Gemartert burch fortgejette Folterqualen fagt bie bezich- tigte Zauberin’ auf das PVerlangen der Richter, noch mehr von ihrem Umgange mit bem Teufel anzugeben: Im der letzten Walpurgisnacht fei fie mit 2 andern Weibern auf dem Blodsberge geweſen. Nachdem fie in dem Haufe der einen aus einem Topfe den Körper fich eingefalbt, hätten fie felb- dritte ein fchwarzes Pferd beftiegen. Mit den von der einen Begleiterin geſpro⸗ chenen Worten: Nun wohlauf und wohlan und nirgends an!' wären ſie aus dem Giebel des Hauſes davon gefahren. Auf dem Blocksberge habe ſich eine ſo zahlreiche Geſellſchaft gefunden, daß von einem Himten Erbſen, der vertheilt ſei, ein jeder nur eine Erbſe bekommen habe. Man babe getanzt, einen Bullen ver- zehrt, und der Teufel habe jelbit die Honneurs gemacht, auch baflir Sorge getragen, baß die Frauen glücklich wieder zurüd nah Haufe gefommen wären. Die ‚Here’ wurde von den Helmftäbter Yuriften zum Tode ver- urtheilt, welche Strafe der Landesherr in Hinrichtung mit dem Schwerte milberte. Die weine Mitfchuldige ftirbt an ben Folgen der Folter, das Schickſal der dritten ift nicht befannt. ©. Neues Hannöverfches Magazin 17. Jahrg. 1807 Sp. 589 590.

5) Ueber Ursprung und Herkunft geben folgende Stellen ber Hanb- fchrift Auskunft: 1) Hinter der Schrift Boccacii de Certaldo scripta fteht Bl. 66*: Explieit liber nonus et ultimus Johannis Boccatii de Certaldo

30*

468 Brodenfragen.

von der Amplonianifchen Geſellſchaft zu Erfurt herrührenden Hand- jchrift, die bereits feit Jahrhunderten durch Geſchenk an die Univerfis tätsbibliothef zu Leiden gekommen ifi.!

Diefe merfwürdige Sammelhandfhrift enthält nämlid, außer anderm theologijhen, Litterarifhen und gejchichtlihen Inhalt, von Blatt 284° DI. 288 auf fieben zweifpaltigen Seiten die aus MWidufind und der aus Tacitus jchöpfenden translatio s. Alexandri zufammengeftellte Schrift von der Herkunft der Sachſen (Historia de örigine Saxonum), die im Mittelalter auch für fich verbreitet und ums Jahr 1250 von dem Berfaffer der Repgauifchen Chronik ins Niederdeutſche überfest wurde. Die Schrift tritt uns zuerjt in der Weltchronik Effehards von Urau aus dem Anfange des 12. Jahrhunderts entgegen. Wol die merkwürdigſte Eigen- thümlichfeit der Geftalt, in welcher uns die Erfurt=-Leidener Hand— fchrift diefe hist. de orig. Saxonum barbietet, ift nun eben die Stelle von den Nachtfahrten der Heren nah dem Broden.? Mahr- jcheinlich gehört diefer Zufag, der in die aus Widukind und der transl. s. Alexandri (Tacitus) gefhöpften Bemerkungen über den Glauben der alten Sachſen eingeflocdhten ift, erjt dem Verfaſſer diefer Abſchrift an.

Für die richtige Beurtheilung und Einfiht in die Art und Weiſe, wie diefer mit einigen weiteren Aenderungen und Umftellungen verbundene Zuſatz gemaht wurde, wird es ſich empfehlen, die betr. Stelle des Cffehard nah dem Drud in den monumenta Germaniae mit der aus Erfurt ftammenden Handjchrift zu ver- gleichen.

natione Florentini de casibus virorum illustrium. Completusque est liber iste per me Gotfridum de Bercka ad portam Celi in Erffordia, collegiatum Amplonianum, anno Christi 1276 in vigilia Bartholomei apostoli (23. Anguft 1456). 2) am Schluß ber Suceincta hist. de exeidio eivitatis Constantinopolitane Bl. 151°: Seriptum per Erwinum de Budingen anno domini I27A (1457) Erffordie; 3) BI. 169°: Explieit liber Cyrilli, secundum alios Gwidrini, qui intitulatur quadripartitum morale ... In Erffordia per Johannem de Lynss scriptus anno 1276 (1456). Nur wenige weitere Einfchreibungen find erft fpäter in ber 2. Hälfte des 16. Jahrh. auf holländiſchem Boden entftanden (vgl. BI. 151— 153).

1) Bibl. acad. Lugduno Batavae cod. bibl. publ. latinus No. 31. Fol. Sett in Juchten gebunden. Auf dem nun erften BI. des Eober ift am Rande vecht8 auf der Vorberfeite unten von einer Hand des 17. Sp. bemerft: Librum hune Mser. bibl. publ. Lugd. Batavae donavit Franeiscus Bredius, ut annotatum inveni in catalogo mser. Paulli Merulae quondam bibliothecarii.

2) Daher auch in Perg’ Archiv Bd. VIII. ©. 572 darauf hin— gewieſen ift.

ul vr

Don Ed. Jacobs. 469

Ekkehard chron. universale Mon.

Germ. Script. VI, 178, 53 ff.

Quomodo autem certis die- bus, cum aut luna inchoatur aut impletur, agendis rebus auspicatissimum inicium credi- derint, et alia innumerabilia vanarum superstitionum genera, quibus implicati! tenebantur, ob- servaverint, pretereo; haec vero ideo commemoravi, quo pru- dens lector agnoscat, a quan- tis errorum tenebris per Dei gratiam sint liberati; qui erant sicut omnes nationes Ger- maniam incolentes et natura feroces et cultui demonum de- diti veraeque religioni con- trari, neque divina neque humana iura transgredi illicitum putantes

Nach mehreren Sätzen, die Streitigfeiten der Franken mit den Sachſen betr., heit es Zeile 69 meiter:

Frondosis arboribus fontibus- que venerationem exhibebant, truncum quoque ligni non par- vae magnitudinis in altum erec- tum sub divo colebant, patria eum lingua Irminsul appellan- tes, quod latine dicitur uni- versalis columna, quasi susti- nens omnia.

Cod. bibl. Lugd. Batavae publ. lat. No. 31 1. J.

Quomodo eciam certis die- bus, cum aut luna inchoatur aut impletur, in agendis rebus cre- diderint inicium, et quomodo frondosis arboribus fontibusque et altis montibus venera- cionem exhibebant, truncum quo- que ligni non parve magnitudinis in altum erectum sub divo cole- bant, appellantes eum patria lingua Irmensul, quod latine dieitur universalis columpna, quasi sustinens omnia, et quo- modo vetule mulieres et matrone per variasillu- siones demonum decepte putabant se equitare vel scandere in scampnis vel scopis vel aliis utensilibus in montes Brockensberg et ibidem concertantes, atque alia mirabilia genera vanarum supersticionum, quibus implicati tenebantur, observabant, pre- tereo. Sed hec supradicta ideo commemmoravi, ut prudens lec- tor agnosat, a quantis errorum tenebris per dei graciam sint liberati, qui erant olim, sicut omnes naciones Germaniam in- habitantes, quasi eciam natura feroces et cultui demonum dediti vereque religioni contrarii, neque divina neque humana iura trans- gredi illicitum vel inhonestum aut peccatum putantes.

Nach der Darjtellung des Verfafjers diefer Erfurter Handichrift gehört alfo die Sage von den Nadtfahrten der Heren zum Blods-

1) ©o in ber transl. s. Alexandri; Mon. Germ. VI, 178: implieiti.

470 Brodenfragen.

berg zum Glauben der alten heidnifhen Sachſen. Bemerfensmwerth ift es, daß bier au die Verehrung hoher Berge überhaupt (altis montibus venerationem exhibebant) als zum altſäch— fiihen Glauben gehörig hingeſtellt ift, während fi das ‚altis montibus’ weder bei Effehard noch in der translatio s. Alexandri! oder bei Tacitus findet. Daß auf diefen hohen Bergen geopfert worden ſei, ift freilich auch bier Feineswegs gejagt. Eigenthümlich ift die Mehrzahl montes Br. Man könnte auf den Gedanken fommen, daß dem zu Erfurt jchreibenden Gelehrten die Mehrheit der Blocksberge bei den Niederfachfen vorgefchwebt habe. Das hier zum erften male mit dem wirklichen Brodennamen verbundene ungehörige s erhielte dadurch auch eine einfache Erklärung. Sicher ift nun aber dur die oben S. 434 mitgetheilte ziemlich gleich- zeitige Nandbemerfung, daß hier wirklich an den in der Grafſchaft Mernigerode gelegenen Hochgipfel des Harzes gedacht wurde.

Bon nicht geringerem Werth als diejes der Mitte des 15. Jahrh. angehörige Zeugniß für die Verbreitung des Blodsbergsaberglaubens und ihre unzmweifelhafte Beziehung auf unferen Broden, ift die von einer gleichzeitigen ausgebildeten Hand zierlich gejchriebene Rand— bemerfung: Ilusio ridiculosa. Daß diefe ganze Vorftellung mit Ein- ſchluß der nädtlihen Berathſchlagungen (ibidem concertantes, Teufelsbündniß) ein läherliher Alteweiberwahn fei, ftimmt eben fo ſehr zu der chriftlichen Nüchternheit der älteren Kirche,! ala e8 dem gefährlichen vom höchſten irdiſchen Haupt der abgefallenen mittelalter- lichen Kirche im Herenhammer verbreiteten Wahne entgegengejett ift.

Unter den culturgefchichtlih merkwürdigen Darftellungen der Walpurgisnaht aus der Zeit des ungebrochenen Hexenglaubens find vier Kupfertafeln nah Drugulins Bilderatlas (Leipzig II. Nr. 1365 1368, als Hexenſabbath auf dem Blodsberge v. J. 1619 (1620)’ bezeichnet, hervorzuheben. Die vielfah varürten unfaubern und bisher nicht zugängliden Darftellungen entfprachen dem Geſchmack der Beitgenofjen.?

1) VBgl. diefe Zeitfhr. 3 (1870) S. 786f.; 829; 846.

2) W. Drugulin's Hiftorifcher —— II. Theil. Chronik in Flugblättern. 1867. Leipzig. Daſ. S

Herenfabbath auf dem Fiodanerg, D.: Zauberei. B. in ber Platte Yatein. 5 fp. ur Darunter J Typen 5 ſp. deutſches Gedicht: Sieh an o ar x. M. Herr pin. M. Merian fc. 1620. qu. Fol. (1365). R. 12.

Daffelbe, mit deutſchen Berfen in ber Platte. DO. Eigentlicher Entwurf ꝛc. Die Jahreszahl ausgeichliffen. (1366.) R. 1?/,.

Daffelbe. Andere Eompofition. Zwei Höhlen mit Teufen und

Heren in verſchiedenen Beichäftigungen vor und im denſelben. Rechts im |

* ER en a le.

Ks

Bon Ed. Jacobs. 471

IV. Die Brodenreiien.

Wenn um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts ein zu Erfurt jchreibender Mann von dem Quell oder Brunnen mußte, der nie verfiegend aus dem Granit der höchſten Brodenfuppe hervor» quillt, fo geht daraus hervor, daß der mweitragende Gipfel nicht nur von fern den Blid einer weiten Umwohnerſchaft gefeffelt, fondern daß ein ſolches Intereſſe auch neubegierige Männer getrieben hatte, die vor vier Jahrhunderten überaus bejchwerliche Neife ohne Weg und Steg zwiſchen Klippen und hoch gehäuften Brafen bis zur höchiten Spite des von der Eage bejchrieenen Berges zu unternehmen. Wilde Friedebrecher bargen ein Jahrhundert fpäter bier, als einem äußerſten Schlupfwinfel, ihren Raub an Menfchen und Bieh, und zahlreiche Bemwaffnete fanden daſelbſt ein Ziel ihrer Verfolgung, zumal wenn die bevorjtehende Nacht ihnen Schwierigkeiten bereitete. Das Brodendorf Schierfe und fonftige menſchliche Wohnungen Tagen noch nicht in den Waldrevieren des rauhen Berges, geſchweige auf feinem Gipfel.

Bon den Brodenreifen im Zufammenhange haben wir nun hier nicht zu handeln, jondern zu Guſtav Heyſes und unferer eigenen Meberfiht über diefelben nur Einige3 nachzutragen, was fi) aus weiterer Beichäftigung mit den Quellen ergeben hat. Einen ganz gelegentlichen, aber doch Schon wegen feiner Beftimmtheit merfwürdigen Anhalt zu Gzar Peters des Großen Brodenfahrt im J. 1697 gewinnen wir aus den im gräflihen Befis zu Wernigerode befind- lihen Tagebüchern eines jungen Theologen Johann Ernſt Niedner aus den Jahren 1692, 1694— 1699. Im Juli 1669 zu Zwidau geboren und am 11. a. St. getauft,! verlich derfelbe am 24. Juni 1691 feine Baterjtadt und langte am 8. Juli d. J. zu Stapelburg an, in weldem damals nicht zur. Grafihaft Wernigerode gehörigen Dorfe er eine Hauslehrerjtele übernahm, während er jpäter in der

Grund tanzenbe Hexen. Nachtſtück. Unten 4ſp. Gediht: Sih, wie bie Teuffliſch Heren Du zur hellen mit dem ZTeuffel fahren. M. Merian fec. au. Fol. (1367.) R. 1%.

Dafielbe. en figurenreihe Compofition aus dem Leben und Treiben der Heren mit zum Theil obſeönen Darftellungen. Unten 6jp. Gedicht: Hort an new fchredlich abenthbewr das in das ewig fewr nit frend. Rad. qu. Folio. In der Weife der Hogenbergichen Blätter. (1368.) 1?/,.

1) Die Nachrichten über feine —— ſich aus ſeinen Aufzeichnungen und einem Briefe im gr. H.— Die Auskunft

iiber den Tauftag verdanke ich einer gligen Biertun des 9. Raths— archivars Adolf Arnold in Zwidau v. 2. Det.

472 Brodenfragen.

Grafihaft thätig war. Er führte ein unftätes Leben. Im 3. 1709 begegnen wir ihm nod einmal unterwegs in Stettin.

Bon feiner Stellung in der Brodengraffhaft aus bejuchte Niedner am 3.113. Juni 1697 den Faktor Grille in Schierke und von bort aus Tags darauf den Broden.! In den abgerijjenen lakoniſchen Aufzeihnungen des nächſten Monats finden wir nun aber die langgeſuchte Auskunft über Zeit und einige Umftände der Brodenreife des großen Ruſſenherrſchers. Unter der Ueberjchrift ‚Alter Calender’ ift in dem für ſolche Aufzeichnungen leer gelafjenen Raume eine Abzugs des Zwickauiſchen Volltommenen Stadt- und Land» Kalenders’ auf d. %. 1697 beim Juli oder Heumond bemerkt:

(Julius U. Cal.)

3 Ilsenburgi fui una cum Domino Principali.

6 Ivimus Berolinum,

9 Berolinum veni.

15 Comes Noster Hamburg[um].

16 Domum veni.

23 Comes noster Hamb[urgo] rediit.

24 Moscoviae Majestas Ilsenburgi fuit.

31 Stapelnburgum et Ilsenburgum petebam.

Es ergibt fi alfo, daß Niebner Furz vor der Brodenreife des Gzaren nah der Grafſchaft zurüdgefehrt und aljo wol Augenzeuge von deſſen Anmejenheit war. Graf Ernft zu Stolberg- Wernigerode, der zu Ilſenburg Hof hielt, traf von einer Reife nach Hamburg, die er erſt am 15. angetreten hatte, am 23. Juli a. St. (2. Aug. neuen Kalenders) wieder auf feinem Schlofje ein, Tags vor der Ankunft des hohen Gaftes, offenbar um demfelben auf feinem Grund und Boden das Chrengeleit zu geben, deſſen diefer um jo mehr benöthigt war, al3 man damals ohne befonderes einheimijches Geleit und Unterftügung den Berg faum erfteigen fonnte.. Am 24. Juli alten Stils oder am 3. Auguft neuen Kalender3 war aljo die Mosfowitiihe Majeftät in Slfenburg und wurde demnach von dort aus. die Brodenfahrt unternommen.!

1) Zu Alter Eal. 3. Juni 1697 ift verzeichnet: Schirke fuit apud Dominum Krilln, zu 4.—5.: in monte, qui Proken dieitur, fui. Der ehemalige Ilſenb. Factor Grille übernahm 1688 1699 das Hüttenwerk zu Schierle. Wern. Intell.-Bl. 1836 ©. 28 und 50.

2) Dan wußte bis jett, daß die Brodenreife furz vor dem 27. Juli 1697 unternommen war. Bergl. ©. Heyfe zur Gefchichte der Brodenreifen. Bierte vermehrte Ausg. 1875. ©. 15. Es ift dabei alfo bie Berfchieden- ger damals noch nebeneinander beftehenden A. und N. Kalenderrechnung zu beachten,

=

Don Ed. Jacob. 473

Auch die hohen Dberlehnsheren des mweitberufenen Berges, Die Kurfürften von Brandenburg und Könige von Preußen, wandten demfelben ein befonderes Intereſſe zu. Schon Kurfürjt Friedrid) III. fheint damit umgegangen zu fein, den Broden zu befteigen ; wenigſtens lich er fih am 22. Auguft a. St. (1. Sept. n. St.) 1694 über den Berg berichten.!

Beftimmtere und häufigere Nachrichten haben wir über fpätere Brodenfahrten Preußifcher Könige und Prinzen. Schon im Jahre 1803 gedachte König Frievrih Wilhelm III. den Berg und das Grafenhaus in Wernigerode zu befuchen. Auf der NRüdfehr aus den Fränfifhen Landen wollte er über Fulda, Mühlhaufen und Duberftadt am 23. Juni nah Stödei und Ellrih und von da am 24. nad Wernigerode und dem Broden fahren, um von dort nad) Tangermünde weiter zu reifen. Zu dem Ausfluge nad) dem Broden wurden Wegebeſſerungen und allerlei Einrihtungen in dem neuen Wirthshaufe auf der Höhe vorgenommen. Die Zimmer für den König und die Königin Luife in dem leßteren, bie Erfriſchungen auf der Pleſſenburg und Epiegelsluft waren bejtimmt und zugerichtet. Aber dem Ziele ſchon ganz nahe ſah fich das Königspaar und der begleitende Prinz Heinrich durch heftige Regen— güffe, die das Fahren dur den Harz bei damaliger Beichaffenheit der Wege ganz unausführbar erfcheinen ließen, gezwungen, von der Ausführung eines lange gehegten Wunfches, wie der König von Duderftadt 23. Juni an den Grafen Chriftian Friedrich fchrieb, ? abzuftehen.

Der übereifrige (Chriftian) Friedrich Raßmann in Halberftadt, Sohn des gräflichen Bibliothefard Heinrich Ernſt Raßmann in Wernigerode, befang im 25. Stück der ‚Neuen Anzeigen vom Nüß- lihen, Angenehmen und Schönen’ Jahrg. 1803 die Reiſe des Königspaars nah Wernigerode al3 ‚am 23. Juny 1803’ bereits erfolgt und pries in einer ſchwungvollen Ode die Stadt glüdlich, der ed vergönnt war, ihren König bei fich zu fehen,

und die vermählet Ihm Und feine treue Lebensgefährtin ift, Luifen zu fehn, das männliche Weib!

Borfichtiger wird im 26. Stüd der Halberftädter Gemeinnützigen Unterhaltungen’ Halberft., den 25. Junij 1803 der Broden angejungen:

1) Niebner zum 22/8 1/9 1694: De monte Proccio litteras ad electorem comes,

2) Bol. Correspondenz wegen ber Ankunft des Königs und ber Königin Luiſe D 1, 18, 56 im gräfl. 9. Arch. zu Wern.

474 Brodenfragen.

Morgen, Hercynias König, gebeut der erwachenden Eos,

Daß fie mit ftrahlender Krone den feftlichen Scheitel Dir ſchmücke. So im Königsgefhmeid’ empfang den König der Brennen,

Und mit freundlicher Miene die allgeliebte Luife;

Denn ein frohes Geficht bleibt immer die bejte Bewirthung!

Um nicht wieder um die Freude des Wernigerödifchen und des Brodenbefuches zu fommen, richtete Friedrich Wilhelm III. es zwei Jahre darauf fo ein, daß diefer Abftecher nicht bei der Heimkehr von der Heerfchau in den Ansbach = Baireuthichen Landen, jondern ſchon auf der Hinreife gemacht werden follte.

Sm Jahre 1805 trat denn aud Feine Verhinderung ein. Nachdem am 26.— 28. Mai die Heeresübungen bei Körbelit aufs befte verlaufen waren, wurde am 29. die Fahrt nah dem Harze angetreten und Abends */, acht Uhr langte das föniglihe Paar nebjt dem Prinzen Wilhelm und Gefolge, darunter Generalmajor v. Köckeritz, die Oberhofmeifterin Gräfin v. Voß und die Gräfin v. Hardenberg, auf dem Schlofje an.

Am Bormittage des nächſten Tages wurde eine Spazierfahrt im Thiergarten veranftaltet und ein Gang nad) dem Agnesberg gemacht und ein Frühftüd dafelbft eingenommen. Von dort begaben fich die Majeftäten und Herrſchaften nad) dem Luftgarten, woſelbſt um 12 Uhr im großen Saale des Drangeriehaufes der nun- mehrigen gräflichen Bibliothef gefpeift wurde. Ein außerordentliches Gedränge entftand hier durch das Hinzuftrömen der zahlreichen Menge, welche ihren König und die Königin Luife zu fehen wünſchte.

Gegen zwei Uhr Nachmittags begann die Fahrt nah dem Broken beim jchönften Wetter. Der Meg führte über Dehren- feld durch das Tännthal nad der Pleffenburg, auf welcher Strede der Forjtmeifter v. Hagen im Mai feftliegenden Schnee hatte abräumen laſſen. Ein vorbeiziehendes Wetter ließ einen ungünftigen Verlauf der Brodenauffahrt vorausfesen, doch ließen König Friedrich Wilhelm und die Königin Luiſe fih nicht abhalten, die Wafferfälle der Ilſe bei fortwährendem Regen zu Fuß in Augenschein zu nehmen und nach eingenommenen Erfriſchungen auf der Spiegeläluft die Reife nad) dem in Nebel gehüllten Broden fortzufegen. Der Abend des 30. und der Morgen des legten Maitags waren gleih unſchön. Schnee und Froft ftellten fi ein und um 8 Uhr wurde nah einem unerquidlihen Aufenthalt die Nüdfahrt von dem unmirthlichen Berge wieder über die Plefjenburg nah Wernigerode angetreten. Die nächſtbetheiligten Zeugen rühmen die herablafjende Güte und den edeln Gleihmuth, welchen König und Königin bei der fo ungünftigen Fahrt befundeten. Nach einem Frühftüd im Jenny—

Bon Ed. Jacobs. 475

haufe des Thiergartens! brach das Königspaar um 1 Uhr zur Meiterreife über den Harz nah Ellridh auf, wo es Abends nad) fieben Uhr anfam.!

Die froftige, traurige Erfcheinung des echt deutſchen Berges ent- ſprach ganz der ernften Lage des Vaterlands, unter welcher Preußens Königspaar diefe Fahrt unternahin. War doch damals bereits Hannover von den Franzoſen befegt, von wo aus der ‚Herr Reichs— marjchall Bernadotte’ aus Höflichkeit dem Könige durch eine Compagnie aus Northeim nach Elbingerode zu entjendender berittener Jäger und mehrere Offiziere ein bemaffnetes Chrengeleit nad) Ellrich geben wollte. Dem Könige war eine Aufmerffamfeit diefer Art durchaus zumider. E3 wurde erft verfucht, ob man nicht ohne auf Hannöveriichem Boden Vorſpann zu nehmen auf außerordentlihen Gebirgswegen unmittelbar nad Ellrih fommen fünne. Dann ließ der König am 27. Mai aus Körbeli durch den Departementsminifter dv. Angern fagen, daß er außerhalb feiner Lande nicht als König, fondern incognito al3 ein Graf von Hohenſtein reife.?

Weitere Reiſen Preußiſcher Könige und Prinzen nad) dem Broden find von Heyſe verzeichnet; wir gedenken noch der fehr angenehmen, melde am erjten und zmeiten October 1865 der Kronprinz Friedrich Wilhelm und die Frau Kronprinzgeffin unter: nahmen, und daß unfer theurer Heldenkaiſer Wilhelm, der ſchon am 19. Juni 1821 als Kronprinz den Broden erftiegen hatte, mit befonderer Freude noch am 27. October 1877 bei einer vergnügten Feldjagd zu Altenrode die entwölfte Höhe des Berges Klar und deutlich vor fich emporragen ſah.

1) Reife des Königs von Preußen Majeftät nad dem Broden betr. Gr. H.-Arch. in Wern. D. 1, 18, 57. Gemeinnützige Nachr. Halberft. 1805. Nr. 24, 370. j

Bermiichtes.

I

Der alte Taufitein aus der Walbeder Stiftslirche.

In der Bretterlaube neben dem Cingange zum biefigen Amts— garten befindet fich ein fteinerner Tiſch, deſſen Fuß bisher als der

Ungefähre Geftalt des alten Taufſteines aus der Stiftsfirhe zu Walbel, wenn man fich ben im Kubftalle des Gafthofes zum jchwarzen Wbler befindlichen Kopf befjelben mit bem Fuße bed in der Laube vor bem Amtögarten Tiſches

vereinigt

Sollte die Kelchform des Taufſteins vielleicht ſymboliſch an das heilige Abendmahl erinnern?

alte Taufſtein aus dem Dome zu Walbeck galt.

Es wäre dies nur denkbar, wenn man ſich die Platte entfernt und den Tiſchfuß umgekehrt ver- gegenwärtigt; dann würde der etwas niedrige Taufftein die ungefähre Geftalt eines becherartigen Trinf- glafes haben.

Diefe Anfiht ift aber eine durhaus irrige, denn der obere Theil des alten Walbeder Tauf: fteins, alſo das eigentliche Beden, fteht noch heute im Kuhſtalle des Eigenthümer® vom Gafthofe zum Ihwaren Adler, Herrn Carl Möbiug bierjelbft, und hat die Form eines jogenannten „Römers“, zu Dem jener Tifhfuß genau als Kelhfuß paßt. In diefer Zufammenfesung erinnert er dann lebhaft an die eigenthümliche Kelchform, welche in das alte Steinkreuz auf dem Doms» berge eingehauen: ift.

Nah Auskunft der Fr. Wiegel hat ihr verftorbener Vater, Herr Heinrich Gehrs, der frühere Befiter des Schwarzen Adlers, zu Anfange der dreißiger Jahre den alten Tauf⸗ ftein ohne Fuß mit noch andern

Bermifchtes. 477

Gegenftänden auß dem Walbeder Dome gefauft, nach hier über- führt und den Fefjelartig ausgehöhlten Stein unter das Fallrohr der Dadhrinne zum Auffangen des Regenwaſſers geftellt. Als dann Herr Gehrs 1342 Se ee A ee ee fein Grundſtüch an den verftorbenen heute im Kubftalle des Gafthofes zum Water des gegenwärtigen Beſitzers —— verfaufte und in fein nebenan liegen⸗ des (jegt Kühne’jches) Haus zog, nahm er jenen Stein »mit hinüber und brachte ihn in feinen Stall, wo derjelbe zur Aufnahme des Trinf- waſſers für die Kuh diente.

1848 verftarb Herr Gehrs, und in der demnächſt ftattgefundenen Auction erftand Herr Möbius sen. den Stein und verwandte ihn wie der Vorbefiter.

Jetzt Liegt derſelbe aber ſchon feit Jahren ganz unbenugt in der hintern Ede des Kuhſtalles.

Bemerkenswerth an dieſem Taufſteine iſt noch eine faſt oval ausgehauene Vertiefung, in der augenſcheinlich ſich urſprünglich eine Metallplatte mit irgend welcher Notiz befunden haben mag.

Der obere Rand deſſelben iſt leider mehrfach durch das Schärfen von ſchneidenden Werkzeugen ſtark ausgeſchliffen.

Sollten beide Stücke nach jahrelanger Trennung nicht wieder zu vereinigen fein?

Weferlingen. Ahrendts, Hauptmann a. D.

II. Anfrage.

Johann Georg von Edhart, der befannte Schüler und Gehilfe Leibnizens, berichtet in dem zweiten, 1729 zu Wirzburg erfchienenen Bande feiner Commentarii de rebus Franciae orientalis p. 411 beiläufig: Vidi ego in thesauro sacro ecclesiae Quedlinburgensis alium codicem Bibliorum in membrana purpurea, literis aureis pro Iuditha imperatrice Fridugisi abbatis iussu elegantissime exaratum; quod obiter observo. Die Quedlinburger Kirche bejaß aljo 1729 ein Evangelienbud, deſſen Entftehungszeit durch die Namen der Kaiferin Judith, vermählt 819, gejtorben 843 und des Abtes Fridugis von Tours (804— 834) beitimmt wird. Da aus dem Verzeichnis der noch jest in dem Kirchenfchage vorhandenen

478 Bermifchtes.

Evangeliarien (Beitihr. des Harzvereins VII, 232) fi mir feine völlige Klarheit ergab, wandte ich mich mit einer Anfrage nad Quedlinburg, welche jedvoh, durch die Güte des Hrn. Dr. Düning, eine völlig verneinende Antwort zur Folge hatte. Wenn ich dieje betrübende Entdedung eines Verluftes hier zur Sprache bringe, jo gejchieht dies theil3, um zu weiteren Nachforfhungen über jene Prachtbibel anzuregen, die Doch ſchwerlich ſpurlos verſchwunden ift, theils um dem Wunſche nad einer etwas genaueren Befchreibung der noch vorhandenen Schätze Ausdrud zu geben.

Halle a. ©. E Dümmler.

III.

Theilung bon Aedern des Stift Gernrode und der Klöſter

Ilſenburg und Huysburg fjüdweitlih don Halberjtadt bei

Langenftein und wüſt Erkſtedt, (Holtemme=) Ditfurt umd Groß- und Klein-Ballenjole.

Gegen 1490.

Item dieffer hier nach gelchreben acker ift geteilt nach ußwilung a bc durch zcweytracht inn habende zcwischen m. g. f. von Gernrode, dem klofter Ilfenborg und clofter Hufenborg ; m.g.f. hata, Ilfenborg b, Hufenborg c, welchen acker Schymmel- korn hat, in Halberftat wonende:

a Gernrod a b Ilenborg b @ Hufenborg c

Das wynter felt.

a I morgen by dem Winterbarghe circa prepolitum fancti Johannis.

c t/, morgen by dem Riddersbarghe, das dritte ftucke von dem berge.

b I morgen uff der heyde by dem halven morgen Gerenrode.

c I morgen uppe der heyde.

a I morgen over dem Blanckenborgßen wegh, das dritte ftucke von der heyde,

b 1 firtel under dem dorren [teyne. III firtel under dem dorren Iteyne.

c 1 morgen over dem Blanckenborgfzen wegh boben dem verloren waller.

& 1 morgen by dem Blanckenborchizen tornn.

b C ab abe

b

ab

Bermifchtes. 479

I morgen an dem Steynbarge in dem dorrenũ.

I morgen uff dem holen wegh benidden dem Steynennbergh. II morgen uff der middeliten wüde.

III morgen vor dem vorde zcu Ergftede.

!/, morgen in deffi vorden zcu Erxitede.

Das gar’ felt.

II morgen Erxftede na dem Ballen [ole. I!/, morgen ober dem graßewege. I!/, morgen ibidem ober eyn ftucke darvon. I morgen boben dem dorff Erxftede, unde iſt eyn anwende. I morgen uff dem Dingelltedefchen weghe. I morgen in zcwey ftucken ober drie ſtucke. I!/, morgen in twey ftucken bynidden dem Dingelltetfzen wegheiii. I!/, morgen in dem Rodale in zcwey [tucken. I morgen in dem Lutken Ballenfole uff die Ditfortfzenn wunne. !/, morgen in dem norden felde, das firde von dem gralze weghe.

Das brach felt.

I morgen uff dem rode uff dem lutken felde.

I morgen uff dem rode ibidem, dat fibbende ftucke upwolrt]. II morgen ibidem over drie ftucke.

I morgen in dem Grolfen Ballenfole boven dem langen ft[ucke).

!/, morgen under dem Wymnterbarghe by sant® Nicolaus ftucke.

I morgen unter dem Wintherbarghe.

I, morgen to Ballenfole in der feft! [cheydingh.

I'/, morgen ibidem uff warth na Ditforde.

I!/, morgen ibidem na dem lutken cruce.

V morgen ibidem uff Langenftenfchen weghe.

Aufzeichnung von einer Handichrift aus dem legten Viertel des fünfzehnten Jahrhunderts Nr. 2599 im herzogl. Anhalt. Haus - und Staatsarchiv zu Zerbit.

Wegen diefer Flurtheilung ift im Regifter zum Ilſenb. Urfob. befonders unter Ballenfole, Erxſtede, Holtempneditforde, Schilm- oder Schimmelforn nadhzujehen, zunähft Nr. 415 und II, 498. Zu bemerfen ift, daß Errjtede noch als (beftehendes) Dorf aufgeführt iſt.

€. J.

1) felt?

480 Bermifchtes.

IV. Den Ort und Kloiter Drüber betreffend

finden fich immer noch kleine urkundliche Beiträge, die, wenn jie aud) nicht immer auf die wichtigſten Fragen Antwort geben, doch hier und da in willfommener Weife zur Ergänzung unferer im vorigen Jahre erſchienenen überfichtlihen Gejchichte des Kloſters dienen.

1) Der erjte, mir von meinem werthen Gollegen Archivar Dr. Geisheim in Magdeburg mitgetheilte Urfundenauszug erwähnt bei einer aus Drübeck zu zahlenden Leiſtung von 1'/, Bierding jährlich ans Pfortenamt des Doms zu Halberftadt die Lage des Drts im Bann oder Ardidiafonat von Usleben (müft zwiſchen Derenburg und Silftebt):

23. Mai 1267.

Volradus dei gracia episcopus totumque Halberstadensis ecclesie capitulum publice profitemur, quod cum fructus quosdam ad officium porte pertinentes uendere cogeremur, de plena uoluntate nostrorum omnium bona huiusmodi portenario nostre ecclesie dedimus in restaurum, scilicet post mortem Hermanni nostre maioris ecclesie prepositi officium Kalendarum in Dhingelstide, fertonem et dimidium in Dru- beke, quiad Archidiaconatum in Vttesleue pertinebant, et quatuor marcas que de villicationibus ecclesie nostre istis uidelicet et hoc modo: in Magnum Hersleue etc. per nostrum maiorem prepositum dicto portenario annis singulis sunt soluende.

Acta sunt hec Halberstat in nostro generali capitulo anno domini CC? LXVII? secunda feria in diebus rogacionum, que fuit decimo Kalendas Junii.

Original Stift Halberftadt XII 8 im königl. Staatsarchiv zu Magdeburg.

2

2) Ein feiner Miederfaufgbrief eines Wernigeröder Bürgers an das Stift S. Pauli in Halberftadt vom 16. Auguft 1462 han- delt zwar nur von ein paar Morgen Hopfenländerei bei Wernigerode, welde Erbenzinfe indie Drübeder Propftei zahlen, aber er dient durch die bei der Bejtegelung genannten Namen zur Ergänzung unjeres Stiftsperfonenverzeichnifjed. Uebrigens ift es gar nicht unmahrfcheinlih, daß der Propft Heinrich Withon und der im Jahre vorher genannte Heinrich von Othfreſen (RI. Drübed S. 65) ein und diejelbe Perſon find.

Bermifchtes. 481

Hans Parleberch, genannt Hans von der Beke, Bürger zu Wernigerode, und seine Frau Gese verschreiben wiederkäuf- lich 2 Mark auf Mariä Himmelfahrt (aus Haus und Hof in der Breitenstraße gegenüber der Nicolai - Kirche zwischen Weske Wa- genfürer und Heinrich Beseken und 1 Morgen Hopfenland im Pa- penthal unter Soffken Sallernen Holz zwischen Hans Hunen und Claus Brader und auch dem Drübecker Hopfenland, aus einem 2. Morgen im Papenthal zwischen Peter Diderikes und Heinr. Weddigen, die jährlich je 4 Pf. Erbenzins in die Drübecker Prop- stei zahlen) dem Capitel S. Pauli für 28 Mark. Es siegeln der Stadtvogt Ludeke Venstermeker und das Kloster Drübeck (Propst Heinr. Withon, Aebtissin Gese Kokes, Priorin Hanneke Balhorn, Küsterin Kunneke Kalfes).

Ame mandage na dem hilgen feste assumptionis b. Marie virginis gloriosissime [1462 16/8].

Urſchrift auf Pergament mit mäßig erhaltenen Siegen im königl.

Staatsardiv zu Magdeburg ımter Stift S. Pauli 391. Nach gütiger Mit- tbeilung des Herrn Gymn.-Dir. Dr. Schmidt in Halberftadt.

3) Wir haben zwar ſchon erwähnt, daß die Domina zu Dr. nah dem Ableben des Henning Pape im Mat 1568 feinen neuen Propſt erwählt wünſchte, und daß dieſer Stelle wegen längere Zeit Irrungen zwiſchen Klofter und Herrfhaft ftattfanden (vgl. Dr. Urkob. ©. 276; Kl. Drübef ©. 21 f.). Es ſcheint aber von Intereſſe, eine diefe Angelegenheit betreffende Stelle aus einem fonft von ganz anderen Dingen handelnden Briefe mitzutheilen.

Am 22. Mai 1568

fchreibt der Amtsſchöſſer Simon leiffenberg zu Wernigerode an Gr. Albrecht Georg zu Stolberg u. A.:

Der probst zu Drubig ist am nehrn donstag zur ernden (!) bestetigt; der seelen der almechtige geruben welle.. Und ist vom heubtman (Dietrid) von Gadenſtedt) und mir der domina mit vleisse bericht geben, wie sie sich in die regirung so lange richten soll, das e. g. hirin bevelich thun. Sie acht, ahne einen probst zu regiren, und die ursachen, das das closter in schweren schulten stehe, und schier ein zweiffel, ob es in dessen vormogen stehe, die schulten alle zu_bezalen. Zu deme hett das closter gerings einkomen und muste sich faste vom ackergebeude erhalten; dorumb, wan ein guter man zum hof- meister vorordnet und ein schreiber zu deme angenohmen, dem man nit grosse besoltung geben durfite, wehr das clo- ster durch sie zu regiren und zu erhalten. Es sicht der

Zeitſchr. d. Harzvereind. XL 31

482 Bermifchtes.

heubtman und mich selber nit vohr gelegen ahn, ein[en] probst zu halten, denn nit allein besoltung, sonder anders mehr uff einen probst gewandt wird, wellichs dem closter zu gutem keme. Es muste ausm ambt aber in sollicher regirung bei- standen werden mit straffen des mutwilligen gesinnes (! fo jtatt gesindes); doch werden es e.g. zum besten erwegen. Datum den 22. Maij Ao etc. 68.

e. g. undertheniger diener

Symon Gleissenbergk. Gräfl. H.-Arch. C 138*, 1. (Criminalia).

4) Stiftsbuhdruderei zu Drübed. In einer Reihe gedrudter liegender Blätter in v. J. 1787 1795 das gräf- lich jtolbergiihe Haus betreffend unter Ye 3 auf der Bibliothef zu Mernigerode findet fih auch folgendes Stüd in 2 Blättern 8°: Der große Feitgefang im Gräfl. Stollberg » Wernigerödifchen Haufe alljährlih am achten und zehnten Januar [e8 waren die Geburts- tage Graf Chriſtian Friedrichs und feiner Gemahlin Augufte Eleonore] abzufingen, verfaßt von G. N. %. herausgegeben von von ©. D. ©. Drübed, in der Stiftsbuhdruderey 1789. Mir ift bisher fonft weder eine mit diefer Angabe verſehene Druckſache, noc irgend eine Nachricht von dieſer Drude- rei vorgefommen. Wahrfcheinlich blieb es bei einem bloßen Ber- ſuche. Bon einer dauernden Einrichtung kann dabei gar nicht Die Rede fein. E.

V.

Plünderung des Kloſters zur Klus durch die b. Warberg im markgräflichen Kriege 1553.

Der durch den ſchuldbelaſteten wilden' Markgrafen Albrecht von Brandenburg heraufbeſchworene ſo genannte markgräfliche Krieg erfüllte beſonders im Jahre 1553 die Gegenden zwiſchen dem Main und der untern Elbe mit ſolchen Greueln, wie die deutſche Erde ſie nur ſelten ſah. Nicht leicht konnten auch die Fäden der verſchiede— nen Beſtrebungen je verwickelter ſein, als damals. So weſentlich religiöſe Antriebe mitwirkend waren, ſo wenig waren ſie doch der nächſte Anlaß. Das Haupt der Evangeliſchen, Kurfürſt Moritz von Sachſen, reichte deren altem eifrigem Gegner Herzog Heinrich von Braunſchweig die Hand, und Markgraf Albrecht wurde mehr noch als von ſeiner Kriegsluſt von der Schuldennoth zum Kampfe getrieben.

Vermischtes. 483

Nachdem er, auf die Stadt Braunfchweig, auf den Streit zwijchen den Herzögen Heinrih zu Braunfchweig- Wolfenbüttel und Erich zu Kalenberg und auf den Widerftand des Landesadel3 gegen Herzog Heinrich fich ftügend, nah Niederfachjen vorgedrungen und über Halberjtadt und das MWolfenbütteliche ziehend am 18. Juni 1553 in Braunſchweig eingerüdt war, 309 er von da brandidhatend in die Bisthümer Hildesheim und Minden. Nachdem Kurfürft Morik und Herzog Heinrich fich bei Eimbe verbunden hatten, fam es am 9. Juli am Hämeler Walde norbmweitli von Beine zur Schlacht bei dem Dorfe Sievershaufen, in welcher Kurfürft Morit die Todes- mwunde empfing, der Marfgraf aber befiegt wurde. Auch zwei edle von Warberg fielen bier. Bei Gittelde nahe der GStaufenburg wurde Markgraf Albrecht dann nochmals überwunden. Mittlerweile hatten die Edelherren von Warberg da3 Schloß Gandersheim inne und vergemaltigten von hier aus das benachbarte ſtiftiſche Benedictiner- Mannskloſter zur Klus eine Kleine halbe Stunde nöjtl. von der Stadt.

Diefe ums Jahr 1124 gegründete Stiftung ftand menigftens feit Gründung der Bursfeldifchen Union mit dem Klofter Ilſenburg in naher Berührung. Die Aebte zur Klus waren Vifitatoren des Slfenburger Kloſters.“ Bmifchen den Aebten Dietrich Meppis (1547 1560) und Johannes Muthens oder Mutfen (Muden) ? aus Alfeld (1541 1570) gejtaltete fih dieſes Verhältniß zu einem bejonderd freundfchaftlihen, und als im Schmalfaldischen Kriege im Jahre 1549 das Klofter einmal von den adlichen Herren v. Bod Uebermuth erlitten hatte und feiner Gloden beraubt worden war, hatte Abt Dietrich von Sljenburg dem Abt Johannes und feinem Klofter eine Glode geliehen, damit die Brüder doch den Unterfchied in den Gezeiten ihres Gottesbienftes hätten. ®

Weit größer war die Noth des Klofter8 im Jahre 1553. Abt Johann, der mit feinen Brüdern vor den Warbergern und ihrem Kriegsvolf in das Kloſter Mariaftein oder Steina bei Nörten geflohen war, wurde von den Marfgräflihen auf das Schloß Gan- dersheim geführt und dort vier Wochen lang gefangen gehalten. Inzwiſchen wurde das Klofter rein ausgeplündert; der Frage nad den Klofterurfunden wußte der Abt und der PBrocurator mit allen möglihen Ausflüchten zu begegnen, was den Hauptmann Pade- mor befonders zu barbariihen Maßregeln reiste: Packemorius

1) Ilfenb. Urkundenb. 588; val. 603.

2) Alle drei —n des Namens fommen vor. Vgl. Harenberg Gandersh. ©. 1617

3) Daf. Sf. uͤridb. 658. Harenberg a. a. O. ©. 1617; Leib- niz script. rer. Br. II, 370; Leuckfeld Gandersh. ©. 191.

81*

484 Bermifchtes.

abbati sigillum per vim subripuit et crucem in naso incidit, pro- curatorem vero Henricum Kothmannum evirare molitus est.! Diefe Züge find nun in dem folgenden Bericht aus der Feder des Abts nur angedeutet, während derjelbe uns fonft ein Iebendiges und getreues, wenngleich trauriges Bild von dem Schidjal des Klofters vor Augen malt. Diefes erholte fih noch einigermaßen, er- hielt auch neue Gloden aus Steina, doch jah der Abt bejtimmt vor- aus, daß diefe nicht mehr lange den päpftlichen Gottesdieniten läuten würden. Er ftarb 1570 Dienftagd nach Reminifcere. Die Refor- mation wurde erft 1592 volllommen durchgeführt. ?

Abt Dietrich, der zu Ilſenburg ſich der evangeliſchen Predigt und Reformation entſchieden annahm,ẽ Hatte ſich aus perſönlichem Intereſſe um Nachricht an ſeinen Freund und Amtsbruder zur Klus gewandt, worauf dieſer aus ſeinem Kloſter am 27. Februar 1554 in dem ihm, wie ſeinem Ilſenburger Freunde, geläufigen Nieder— deutſch antwortete.

Jesum unde myn inniges gebeth to Godt almechtigen. Wer- diger here, in Godt pater. J. w. scrifft hebbe ik in aller leve entfangen unde gelesen, welker melden, j. w. sy hertliken bege- ren to wetende, wu oth myth unßem closter unde convente gegan sy im vorgangen kriges jar, unde wu itzunt to sta myth uns allen. Werdiger here, im vorgangen kriges jare is unße closter gans ingenomen van dem heren van Werberge * unde gentzliken spoliert alle unßer gude, beide in korne unde in vorrade, unde ock dar beneven, dat wy vorvort hadden in Gan- dersheym alle vorraden unde spoliert, dar ik mede hadde myne ornamenta abbatialia, baculum, anulos, paces unde itlike schone kelcke; alle unße klocken van dem klocktorne genomen, tosla- gen unde in vate gelecht unde vorvort. Dar to, dat allermeist to clagende is unde groten schaden bracht, ik unde myn celle- rarius sint frucklich gehalt myth groter walt uth dem closter Steyne by Norten, unde synt gebracht frucklik to Gandersheym up des forsten borch. Wat anxt unde droffnisse ik do hadde, kan j. w. wol tom dele dencken. Dar sat ik IIII fulle wecken; under des wart dat kloster alle spoliert aller have. Alse nu dar nicht meer was, unde de fynt wolde van der stede des aven-

1) Harenberg Gandersheim —* en

2) Yeudfeld Gandersheim S. 22

3) Bol. befondbers Ilſenb. Urkdb. . LXVII.

4) Ein Chriſtoph v. Warberg war 1553 Dberft eines Regiments des en Albrecht. S. Görges Baterl. Gefhichten u. Denkwürdigkeiten

Bermifchtes. 485

des to achte slegen, alse ik mek wolde geven to slape uppet stro, kemen itlike bose deyner eynes bosen heren, de profas bor- dich van Meydeborch, eyn juncker des heren van Werberch by namen Huneke, ende de bose man, deme nomet hispanice clau- dicker, up guth dudesch de defihenger, unde begunden myt draw worden, unde ok tom lesten myth pinliken handelen: wy scholden one openbaren, wor wy unsen vorborgen gelt schat hedden. Do wy one myt der wahrheit neyn bescheit geven konden, hebben se enßoden nicht wolt loven, sunder begunden uns antotasten; unde in sunderheit hebben se mynen cellerarium angetasten unde ome de dumscruven umme syne dumen gescru- vet unde swarliken gepiniget, unde hebben myth Boden pynen van uns extorquert, dat wy one mosten loven unde fullenkom- liken geven IIII° daler, dede wy mosten alle borgen van fromen luden, ane de II° daler, dede wy alrede geven hadden tom brantscatte. Des sulfiten avendes to elven slegen wart unße droffnisse unde jamer vormeret: eyn hovetman myt namen Packemoer myt synen dravanten isto uns in dat gemack geko- men unde myth uns ßo gehandelt, det enßoden is honlich unde schentlick to scrivende, efite ok tom dele unlofitich. Myt des syn wy na langer tidt wedder to closter komen unde hebben alle winckel ledich gefunden. De here van Steyn hefit uns eyne klocken gegeven, wecht LXXX punt. Allen schaden to vortellen j. w. is byna unmogelik; dominus dedit, dominus abs- tulit, sit nomen domini benedictum.

Unse Conradus j. w. bekant is gestorven vorm jare in Gandersheym, unde wart begraven myt II krigesknechten. Ik mach ok j. w. nicht bergen, dat de werdige here van Northeym unde syn convent liden groten schaden; ome synt genomen syne II grote watermolen, syne besten tegeden, syne dike, syne vis- kerie up der Rum, syne besten vorwarke etc.; unde syn werde is hir myth eyn tidtlanck gewest unde wachtet na godes troste. Dat barvotenkloster wart ok vorm jare van den Mansfeldern vornichtet.?2 Itzunt aver leth dat sulfite unsze landesforste weder buwen. In vorgangen weken wart hir tor Clus eyn electio abba- tis geholden up dat closter Konnigeslutter, unde de electus is eyn viceprepositus to Helmestede, unde het Luduwicus etc.

1) elaudicar (binfen) bebentet im Spanifchen: zweideutig, falfch han— a Aber ein davon gebildetes Wort Diebhenfer, Henker ift mir nicht elannt.

2) Das Barfüßerkl. zu Gandersheim wurde im November d. J. 1552 vom Grafen Volrad v. M., der fih dem Markgrafen Albrecht angejchlofien batte, zerftört.

486 Bermifchtes.

Werdige here, ßodens alle mochte ick j. w. nicht bergen, angeseen j. w. paternum ac fraternum affeetum; bidde j. w. wil enßoden innomen unde annomen in guder menunge, unde bidden got almechtigen, dat he adversos casus! wandele in prosperos ac eternam felicitatem. Hir mede gode bevolen myth allen juwen fratribus.

Datum iligen tor Clus tercia post Oculi 1554.

J. w. frater Johannes, fratrum in Clusa deo servientium servus.

Aufichrift: Dem werdigen in Got vader unde heren heren Theoderico, abbede des closters Ilßenborge, mynem gunstigem heren unde bisunderem gudem frunde f. g.

Bon fräftiger fefter Hand gefertigte Urfchrift mit geringer Spur des beim Verfchliegen aufgedrüdten grünen Wachsfiegels unter ‚Alte Fehdefahen aus dem 16. Jahıh’” B 91. 1 im gräfl. Haupt Archiv zu Wernigerode.

VI

Zobergut bei Sangerhaufen. Bol. Zoberland, Zeitichr. I (1876) ©. 156.

Hans Michels, Bürger zu Sangerhaufen, und Gertrud, feine ehelihe Wirthin, verfaufen mit Genehmigung des Amtmanns Hans Knuth auf einen Wiederfauf dem Rathe zu Sangerhaufen für 10 fl. an bejtimmten Grundftüden, welche zum Zobergute gehören, einen jährlihen Zins von 1 Fl.

5. Februar 1470.

Ich Hans Knuth, rittere, des irluchten hochgebornen fursten vnd herrn herrn Wilhelmes herezogen scu Sachssen, landgraue in Doringen vnd marcgraue zcu Miessen amptmann zcu Sanger- husen bekenne amptshalbin in dissme uffin brieffe, das vor mir ist gewest Hans Michels, burger zcu Sangerhusen, bekant vnd ussgesagt had vor sich, Gertruden sine ehelichen werthin, alle ire erben vnd erbnemen, das sie vor zcehen gute vollwichtige rinsche gulden an einer halben huffe Kyselhusch landes, gelegen

1) Eigentlich fteht: adversg casg und in dem folgenden prosperos ift das o der Beugungsfilbe unfiher und verwicht.

Bermifchtes. 487

drittehalb morgen an eynem stücke neben Gunther Klinkensme- des acker gein Rorbach, item ein morgen uber dem Abisberge (Obftberge), tretet uff Barthel Lupoldes acker, item ein acker, sind zcwene morgen, kein der nuwen brucken neben Bechstein, item ein acker bey Vlrichen Glumann neben der Mulsbergen wingar- ten gein der Weyde, item drie morgen an eyner sotteln neben Ditherich Treffan benedden dem sichhusse zcu Kyselhusen gele- gen, alles in das zcobergut gehorende vnd von mir ampts- haibin zcum lehen gehorende, eyn rinsch gulden werth gudes dorin- gischen geldes jerlichs zeinses mit myner gunst recht vnd reddelich vorkoufft vnd keynwertiglich vorkouffen den ersamen wiesen, dem rathe zcu Sangerhusen alle iar ierlich uff purificationis Marie virginis gloriosissime uff das radhuss Sangerhusen obge- melt vnuorzcoglich zcugeben vnde ane alle hindernisse zcu bezcalen, mit sullicher gunst vnd willekor: wan vnd welliche zcyt die vorkouffere wullen, mogen sie sullichen zeins weddir koufen vor zcehen gute rinsche gulden adder so vehil gudes doringisches geldes als die gulden gelden, doch so, das erst alle vorsessenen zeinsse vnd mogelich schade, was des dar uff gewant were adder wurde, genczlich abegethon vnd beczalet sin sullen, das sich die koufiere, der rad obgemelt, an der obge- schrebin halben hufen Kyselhusch landes genezlich erholen vnd bekommen mogen ane eynes ydermanns widdersprache, ane argelist vnd ane geuerde. Zcu orkunde vnd vesterer haldunge habe ich erstgenannter Hans-Knuth, amptmann, myn sigill vmb ‘der vorkouffer flissige bethe willen an dissen briff thun hengen, mir vnd mynen erben vnschedelich, nach Cristi vnssers herrm gebort vierzcehin hundert, darnach im sobinzeigisten iaren, am montage nach purificationis Marie virginis gloriosissime.

Urſchrift, deren er, * mehr vorhanden iſt, im ſtädt. Archiv zu Sangerhaufen. 2.2. No.1

El. Menzel.

Sahresbericht

vom Dectober 1877 bis December 1878.

Der Zeitabfchnitt, auf den mwir hier zurüdhliden, begann mit ökonomi— ſchen Schwierigkeiten fir den Verein, indem durch ben Umfang, ben bie faft gleichzeitig zum Abſchluß gelangten Urkumdenbände Ilſenburg II und Stadt Halberjtadt I gewonnen hatten, die verfiigbaren Mittel des Vereins überfchritten waren. Ueber die Ausdehnung der feitens des lebteren an bie Waiſenhausbuchhandlung in Halle zu Teiftenden Berpflichtungen herrſchte dem Aominiftrator der letzteren gegenüber Meinungsverſchiedenheit, doch fuchte ber Borftand durch Nundfchreiben und auf mehren Borftandsfitungen bie Angelegenheit in gütlicher und billiger Weife zu begleichen.

Eine wefentlihe Förderung erfuhr der Verein Hierbei durch die hiſto— rifhe Commiffion der Provinz Sachſen, die, nachdem fie feit ein paar Jahren die Herausgabe und materielle Förderung der beimifcben Urkunden bücher in die Hand genommen hatte, auf ein Gefuch des 1. Echriftführers unfere8 Bereins vom 17. October v. J. hin einen Zufchuß von 900 Marl für die Herftellung des 1. Bandes des Halberft. Urkob. gewährte. Auf einer am 13. Jammar 1878 im Directorialgimmer des Domaymnafiums zu Halberftadt abgehaltenen Borftandsfigung wurde befonder8 wegen einer Auseinanderfesung mit dem Aominiftrator der Waiſenhausbuchhandlung verhandelt und Herr Bürgermeifter Brecht zu Quedlinburg, als eine jach- fundige und geeignete Perjönlichkeit gebeten, in biefer Angelegenheit unmit- telbar mit demfelben in Berbindung zu treten. Der Vereinsſchatzmeiſter theilte den Inhalt des von der hiſtor. Commiffion der Provinz mit ber Hendelſchen Buchhandlung in Halle abgefchlofienen vortheilhaften Verlags— vertrags mit und beantragte, eimen Theil ber Reftauflage vom Halberſt. Urkob. I der genannten Buchhandlung zu mäßigem Preife zu überlaffen, was auch angenommen wurde.

Der Borfitende regte hierauf am, angeficht8 der Thatſache, daß bei allgemeiner Bertheilung der Urkundenbücher ein großer Theil derfelben nicht an die entfprechende Adreſſe fomme, ben Berein binfort von dieſer Feiftung zu entbinden, Hingegen durch Rundſchreiben zu freiwilliger Abnahme diefer Werke gegen ermäßigten Preis aufzufordern. Dies fand allgemeine Zu— ftimmung; ein Beihluß wurde jedoch darüber nicht gefaßt, da burd bie Bildung der erwähnten biftorifhen Commiffion die Frage ſich wenigftens fir die Provinz Sachſen anders geftalte.

Nachdem der Borfitende noch eine Veränderung im Borftande bes Molfenbüttler Ortsvereins zur Mittheilung gebracht hatte, wurde auf Antrag bes Herrn Conſervators Dr. Friederich beichlofien, daß binfort am Schluß eines jeden Jahres ein neues Mitgliederverzeihniß und damit zugleich nur einmal jährlich ein Vereinsbericht gegeben werben folle.

Der H. Eonfervator berichtete auch über den Stand feiner Arbeiten an den archaeologiſchen Fundſtücken von der Roßtrappe und ihrer Nachbarſchaft, welche er im Frühjahr zum Abſchluß zu bringen hoffe.

Wir haben demnäcdft zur Kenntniß unferer gechrten Mitglieder zu bringen, baß gemäß einem am 3. April v. I. zu Vienenburg gefaßten Vor—

Jahresbericht. 489

ſtandsbeſchluß am 26. April d. J. ein Exemplar der ſämmtlichen Vereinsſchrif— ten aus dem eriten Jahrzehnt feines Beftehens in 23 Bänden (12 Bde Zeit- fhrift, 7 Bde Urkundenbücher und 4 Ergänzungshefte) Seiner Kaiferlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen des Deutjchen Reichs und von Preußen durch zwei in Berlin wohnende Mitglieder, den Herrn Grafen uf. v. Oeynhauſen, Mitglied des Heroldsamts, und Herrn Rudolf Lietzmann, welche bie Koften des würdigen Einbands beftritten hatten, unterthänigft über— reicht und von Sr. Kaiſerl. und Königl. Hoheit Huldvollft entgegengenommen murben.

In einer zweiten am 29. April im Bahnbofsgebäude zu Halberftabt ftattfindenden Vorftandsfitung, im welcher außer dem 2. Schriftführer alle Borftandsmitglieder, außerdem Herr Gymmnafiallehrer Dr. Steinhoff aus Blankenburg und Herr Bürgermeifter Bredt aus Quedlinburg ammwefend waren, wurde zunächſt wieder über die Abfindung der Waifenhausbuchhand- Yung zu Halle verhandelt.

Auf eine Anfrage des Stabdtfecretairs Laage zu Quedlinburg nach den Zeichnungen und Sammlungen des Herrn Majors v. Amsberg über har— ziſche Holzbauten, erinnerte der 1. Schriftführer daran, daß dieſe fich zur Zeit noch in den Händen bes Herrn Prof. Eonft. Uhde in Braunfchweig befänben, welcher feit 5 Jahren eine Arbeit über die mitteldeutſch-harziſchen Profanbauten übernommen babe. Außer der von Herru Major v. Amsber: für den Harzverein zur Berfügung geftellten Zeichnungen habe Herr Brot. Uhde bekanntlich auch feiner Zeit Photograpbien von alten Holzbauten aus Oſterwiek und Wernigerode zum beregten Zwecke vom Berein erhalten. Der H. Vorfitende übernahm e8, wegen Herausgabe diefer Sachen mit Herrn Prof. U. in Verbindung zu treten. Dieje erfolgte auch am 12. Mat, wdrauf denn das Material dem Herrn Bereinsconfervator zur Aufbewah— rung übergeben wurde. So harrt nun dieſe fir die Harzifche Kunſtge— ſchichte fo interefiante Frage noch eines Bearbeiters.

Die meiteren Verhandlungen biefer Halberftäbter ——

betrafen die nn ber bevorftehenden Blanfenburger Hauptverfammlung. Herr Dr. Steinhoff berichtete liber die erfolgte Bildung eine8 Ortsaus—

ne und den vorläufig ins Auge gefaßten allgemeinen Berlauf des eſtes.

Dann legte der erſte Schriftführer die mittlerweile fertiggeſtellte und eingeſandte Handſchrift des von Herrn Profeſſor Dr. C. Böttger in Deſſau —— Regiſters über die zehn erſten Jahrgänge der Vereinszeitſchrift vor. Der H. Vorſitzende nahm daſſelbe mit, um es in Wolfenbüttel deu dortigen Mitgliedern des Prüfungsausichuffes, insbefondere Herrn Secretair Ehlers vorzulegen, welcher fich auch ſeitdem diefer Arbeit unterzogen bat.

Herr Bürgermeifter Brecht berichtete über den Stand bes von ber biftor. Commiffion der Provinz Sahfen in die Hand genommenen Unter— nehmens der Imventarifirung ber Kunſt- und Altertbumspentmäler ber Provinz mit Hülfe der VBerwaltungsbeamten und der Gefchichtsvereine. Die bisher eingegangenen Antworten feien ſehr ungleih und nur für einige Kreife ganz befriedigend. Herr Dr. v. Heinemann übernahm e8, die Ange- legenheit auch für die braunfchmweigifchen Lande anzuregen. Die Bereine fönnen die Vorarbeiten Schon durch ihre Zeitichriften mittheilen.

Eine kleinere Zufammenfunft der Vorftandsmitglieder zu Blankenburg am Sonnt. d. 16. Juni in den Gaftböfen zum meißen Adler und zur Krone betraf nur die Einrichtung der dortigen Jahresverfammlung. Namens der braunfchweigifhen Regierung waren babei Herr Kreisdirector Meyer und Herr Generalfuperintendent Nofe zugegen, von ben Herren bes Ortsaus-

490 Jahresbericht.

u ber H. Oberlehrer Dr. Hannemüller und Kreisbaumeifter Woltag. Mehrfahe Schwierigkeiten durch die Lage der Ferien, die Ausfchreibung ber Neichstagswahlen auf den 30. Juli und emdlich durch eine concurrirende andere Berfammlung verurfachte die Feftitellung des Termins des Dies- jährigen Vereinstags, der jchlieflih auf den 23. und 24. Juli anberaumt wurde.

Derfelbe begann mit einer gefelligen Bereinigung auf dem Heibelberge am Borabende Mont. 22. Juli. Am Morgen des nächften Tages begann 7%, Uhr eine gemeinfame Wanderung durch die Marktkirche mit ihren Grabdenfmälern und die meiten Räume des reih mit Gemälden ausge— ftatteten Schloffes und die Parkanlagen.

Nah 10 Uhr nahm bie Hauptfigung im Hörfaale des berzoglichen Gymnafiums ihren Anfang. Gegenwärtig war der volßählige Borftand und, nach dem Ausweis des namentlichen Aufrufs, eine VBerfammlung von 83 Verfonen. Es fei dabei bemerkt, daß die an ven 2— 3 Tagen mehr- fah wechfelnde Gefammtzahl der Betheiligten ſich auf etwa 130 belief.

Nah den zwiſchen dem Bereinsvorfigenden und Herrn Kreisdirector Meyer namens der berzoglichen Regierung und bes Ortsausſchuſſes gewech- jelten Begrüßungen gab der erftere eine furze Skizze der blanfenburgifchen Geſchichte. Der 1. Schriftführer blidte auf die Thätigteit des verflofienen Ver- einsjahres und insbefondere auf die 21 feit Begründung des Vereins bereits eingetretenen Todesfälle von Mitarbeitern an der BVereinszeitfchrift zurüd.

Der 2. Schriftführer gab einen Bericht iiber den Stand der von ihm unternommenen Bearbeitung bes Go8larer Urkundenbuchs und äußerte bie Hoffnung, das Werk mit dem nächften Jahre bis einfchließlich 1300 druck fertig ftellen zu können.

Die Jahresberichte über die Thätigfeit der Zweigvereine wurben ſodann theil8 von dem 2. Schriftführer ME ig theil8 von den anmwejenden Ver— tretern mündlich mitgetheilt. E8 kann hierbei überall von einem fröhlichen Gebeihen berichtet werben. Der Quedlinburger Verein, ber feine Zwecke durch Vorträge, Ausgrabungen und eg jeinevr Sammlungen förderte, Sofft ben ſchon * lange in Arbeit befindlichen 2. Band des ſtädtiſchen Urkundenbuchs ſpäteſtens mit dem nächſten Jahre zum Abſchluß gebracht zu ſehen. Der Ortsverein zu Nordhauſen hatte beſonders die Uberſiedelung feiner im erfreulicher Weiſe gedeihenden Alterthumsſammlung in einen neuen zweckmäßigen Raum bewerkſtelligt. Vom Sangerhäuſer Verein wurden außer den Vorträgen auch anregende gemeinſame Wande— rungen, beſonders nach den ſüdoſtharziſchen Burgen, unternommen. Der Ortsverein für Geſchichte und Alterthumskunde zu Wolfenbüttel hatte, außer den ſpätherbſt- und winterlichen Vorträgen, auch noch eine außer— ordentliche Sitzung am 1. und bald darauf einen Ausflug nach Goslar am 7. Suli veranftaltet. Beſonders in der Berfammlung vom 1. Suli wurde über bie Inmventarifirung der Kunſt- und Geſchichtsdenkmäler im Braunfchweigifchen im Anſchluß an das Unternehmen der hiſtor. Commiſſion ber Provinz Sachſen gehandelt. Es follen hier beftimmte Theile von ein- zelnen dazu befähigten und willigen Berfönlichkeiten übernommen werben, und erklärten fih Stabt-Arhivar Hänfelmann und stud. Bethmann in Braunfchweig, Herr Kantor Brakebuſch in Gandersheim und als fehr thätiger Mitarbeiter Herr Lehrer Th. Boges in Wolfenbüttel dazu bereit. Es fei bier bemerkt, daß die Verhandlungen der Ortsvereine, theilmeife auch die darin gehaltenen Vorträge, in den an ben verſchiedenen Orten ericheinenden Blättern mitgetheilt werden, bie bed Ortsvereins zu Wolfenbüttel in den Braun— ſchweigiſchen Anzeigen. ü

Jahresbericht. 491

Aus dem an die Nachrichten über die Zweigvereine ſich anfchließenden Berichte des Schatmeifterd Huch ift herworzubeben, daß der Harzverein innerhalb zehn Sahren von 346 Mitgliedern in 87 Orten auf 662 Mitglieder in 175 Ortfchaften anwuchs und in biefem Zeitraume über 36,557 Mark, davon 4361 Mark außerordentliche, Einnahme zu verfügen hatte.

Die num folgenden Vorträge des Heren Superintendenten Nebe aus Halberftadt über den dortigen Domfchat und des Herrn Dr. Zimmermann aus Wolfenbüttel über die Hafelbergfage oder die wilde Jagd, wurden mit aligemeinem Interefje und lebhaften Danke entgegengenommen. Diefelben follen im nächften Jahrgange d. 3. zur Kenntniß aller Mitglieder gelangen.

Bei der am Schluſſe ber Sanptfigung vorgenommenen Wahl des nächitjährigen Berfammlungsorts war zuerft Ofterode in Ausfiht genommen worden; auf den mittlerweile befannt gewordenen befondern Wunſch unferes erlauchten Ehrenpräfidenten des Grafen Botho zu Stolberg- Wernigerode bin wurde jedoch einftimmig

Wernigerode mit einem Ausfluge nah Ilſenburg als Ort der nächiten zwölften Hauptverfammlung gewählt.

Nachmittags zwei Uhr fand ein reich beſetztes Feftmahl im Gafthof zum weißen Adler ftatt, wobei u. A. ein Feitgedicht ‚der wilde Jäger’ von dem Bereinsmitgliede Dr. Hoffmeifter vorgetragen wurde. afjelbe fand allgemeinen Beifall und gab Veranlaſſung zu einer reihlih ausfallenden Sammlung für die Wilhelmsipende.

Am Abende vertheilten fich die Fetgäfte in mehreren Gärten zır gefelligen Unterhaltungen; am 24. Morgens 7 Uhr aber führte fie Herr Bahndirector Schneider in einem hierzu mit größter Liberalität beſonders geftellten Bahnzuge bis zum Fuße des Regenſteins, dann in einem Rundgange durch alle jhönen Partien dieſes merkwürdigen Felsgebildes. Nach genauer Befich- tigung ber lleberrefte des alten Fellenfchlofjes, wobei der Wirth zum Regen ftein, Herr Müller, jelbft ein eifriger Alterthumsfreund, ſich in jeber mög— lichen Weife hülfreich zeigte, beftieg die Berfammlung die am Fuße des Felfens bereitftehenden Wagen, um nad dem benachbarten im fanften, Tieblichen Ge— birgsthal gelegenen ehemaligen Eiftercienferklofter Michaelftein zu fahren. Hier wurde ber Feftverfammlung zum Abfchluß des Feftes noch eine ganz befondere Meberrafchung bereitet. Die Hallen des alten Kreuzgangs öffneten ſich ihr - erft. nach einigem Karren, aber um zu ben feierlichen Klängen der Muſik eine dramatiſche Aufführung in Koftüm, wozu Herr Major a. D. Liebing ben fehr gelungenen Text geliefert hatte, zu fehen und zu hören. Die das Alterthum ebrenden und pflegenden Mitglieder des Harzvereins wurben bariıt von Abt und Prior freunblichft eingeladen, in bie altehrwürbigen Räume einzufehren und fih an dem, was ber Keller und das Vorrathshaus bes Klofters biete, zu erlaben. Nach geendeter Ansprache des Priors folgte die durch mehrfachen Zuzug von Halberftabt, Wernigerode u. ſ. f. anfehnlich Verſammlung der Muſik, den Häuptern des Kloſters mit Chor—

aben und dem wehenden Panier ©. Michaels, umging mehrmals ben Kreuzgang, um dann in den ſchön geſchmückten Remter einzutreten, wo reich— beſetzte lange Tiſche mit Speiſe und deutſchem Gerſtentrank zubereitet waren. Gewiß hat die bei den Vereinsgenoſſen allgemein vorauszuſetzende Ehrfurcht vor dem Ernſten und Heiligen in der Geſchichte der Väter in dieſem ſinnigen Spiele auch die im Grunde ruhende Bedeutung empfunden. Die ——— aber ſchulden allen, welche ſich bei dieſer Aufführung bemühten, den ange— legentlichſten Dank, beſonders dem ſchon genannten Dichter und den betheiligten Architelten, den Herrn Kreisbaumeiſtern Frühling und Woltag und dem

492 Jahresbericht.

herzogl. Baumeiſter Hrn Gählert. Ihnen und dem geſammten Feſtausſchuſſe hat der Vorſtand auch ſchriftlich ſeinen beſonderen Dank ausgeſprochen, dann aber auch der herzoglichen Regierung, welche in freigiebigſter Weiſe die Mittel zu den Einrichtungen und Erfriſchungen bewilligte.

Am Sonntag den 18. Auguſt fand im Saale der Bibliothekarwohnung u Wolfenbüttel nochmals eine Vorſtandsſitzung ſtatt, wobei außer dem

orſtande (bis auf den 2. Schriftführer) auch die Herren Conſ.-R. v. Schmidt- Phiſeldeck und Dr. Zimmermann anweſend waren. Es kamen beſonders finan— zielle Fragen zur Verhandlung, zunächſt die Erledigung der Verpflichtigungen gegen die Halliſche Waiſenhausbuchhandlung. Auf Anregung des H. Schat- meifter8 wurde wegen Ueberlaflung weiterer Eremplare aus den Reſtbeſtäuden des Halberft. Urkob. Th. 1 in größeren Partien oder einzeln an die Hendelſche Buchhandlung in Halle befchloffen. Ebenderfelbe begehrte ſodann Auskunft über die Gründe der großen Unkoften für Correcturen u. S. f. im Heft 1—3 dieſes Jahrg. der Zeitichr. Nachdem der 1. Schriftführer diefelben als durch außerordentliche, unvorbergefehene Umftände entftanden näher charafterifirt hatte, wurde bemfelben empfohlen, darauf zu ſehen, baß das Manufeript von den Mitarbeitern wirklich drudfertig eingeliefert werde. Der Jahres» bericht fei unter Beichränfung auf Das Hauptfächlichfte möglichft kurz zu faffen- Auf eine Anfrage des Scatsmeifters wurde endlich befchloffen, außer dem bereit8 gelieferten Urkundenbande Ilſenburg II. auch gleih Halberfiabt I. unter Berechnung auf das nächte Jahr an die Mitglieder zu vertheilen.

Der 1. Schriftführer brachte hierauf das Böttgerfche Negifter zu ben eriten zehn Jahrgängen der Zeitfchrift zur Sprade und legte das fo eben eingegangene von bem Bereinsmitgliede Herrn DO. Sieberling in Nord— haufen aus befonderem fachlichen Interefie angefertigte Negilter über den eriten Band ber Zeitichrift vor. Der Vorſitzende hatte die Güte, baffelbe behufs Benutung bei einer nähern Prüfung des vom Herren Prof. Böttger gefertigten Regifters znrüdzubehalten.

Derfelbe befprad ſodann die feitens des Ortsvereins zu Wolfenbüttel bisher gemachten Vorarbeiten fiir eine Befchreibung und Imventarifirung der Kunft= und Geſchichtsdenkmäler im Braunfchweigifchen, indem er befonbers ſehr zweckmäßig eingerichtete theilweiſe ſchon ausgefüllte Fragebogen von Th. Voges vorlegte. E. J.

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Mitglieder-Verzeichniß.

I. Anßerordentlihe Mitglieder.

Protector des Vereins. Dtto, regierender Graf zu Stolberg - Wernigerobe.

Ehrenmitglieder im Harzgebiete.

Alfred, regierender Graf zu Stolberg » Stolberg. Botho, regierender Graf zu Stolberg - Rofla.

Außerhalb des Harzgebiets,

Langerfeldbt, Geheimer Rath a. D. in Braunfchweig-

Lietzmann, Rudolf, in Berlin.

v. Drülverftedt, Georg Adalb., Geheimer Arhiv- Rath und Staats- arhivar in Magdeburg.

Eorreipondirende Mitglieder.

Bodemann, Ed., Rath und Königl. Bibliothefar in Hannover.

Dannenberg, Herm., Stabtgerichtsrath in Berlin.

Dümmler, Ernft, Profeffor Dr. in Halle a.d Saale.

Förftemann, Ed., Profeffor, Dr., Hofrath und Königl. Ober- bibliothefar in Dresben.

Hänfelmann, Ludw., Stadtardivar in Braunfchweig.

Safe, 5 W., Baurath in Hannover.

Holftein, H., Prof. Dr., Progymn.-Rector in Gecftemünbe.

Sanide, 8., Dr., Staatsarhivar und Arhivrath in Hannover.

Kindſcher, F., Arhivrath in Zerbft.

Kraufe, ©., Hofrath in Köthen.

Mantels, Wilh., Profeffor, Stabtbibliothefar in Lübeck.

Mithoff, H. W. G., Oberbaurath in Hannover.

v. Münchhauſen, U. F., Frhr., Landſchaftsrath in Hannover.

Opel, 3. O., Prof. Dr., Oberlehrer in Halle a. d. Saale.

Siebigk, Ferd., Geh. Arhiv- Rath in Zerbft.

Stenzel, Th., Baftor in Dohndorf bei Bienborf.

v. Strombed, Hilmar, Obergerichtsfecretär a. D. in Wolfenbüttel.

Waitz, Georg, Profefior Dr., Geh. Reg.- Rath in Berlin.

Winter, F., Paftor in Langenmwebdingen.

Zehlin, Th., Stabtverordneten-PVorfteher, Schriftführer bes Alt- märkiſchen GefchichtSvereins in Ealzwebel.

494 Mitglieder » Verzeihnif.

I. Ordentlihe Mitglieder.

Ahlum, Cunze, Superintendent.

Alfeld,

| Schumann, Eeminar-Director, Dr. |

Altenrode. Garke, Amtmann.

Altona.

Grote-Schauen, Frhr., Lieutenant |

im 31. Infanterie Reg.

Artern.

Braune Alb. Hülfen R., Senator. Jahr, Superintendent. Liebe, Mor., Miühlenbefiter. Poppe Guft., Nentier. Schröder, Salinen=- Director.

Aſchersleben. Heyſe, Guſt., Vrofeſſor. Hörnicke G., Buchhändler. Keltz, Buchhändler. König, Kreisrichter. Magiſtrat. Nehry, Nector. Reinhardt, Reallehrer. Schnock, Buchhänder.

Badeborn. Kahlenberg, Paſtor.

Ballenſtedt. Brinkmeyer, Profeſſor. Fomm, Banquier. Jahn, Oberlehrer. Lohmann, Adolf, Dr. Rabe, Staatsanwalt. Reinhardt, Oberlehrer. Sonnemann, Oberlehrer. Weyhe, Dr.

Berenrode. Wackermann, Oberamtmann.

Berlin.

Droyſen, Profeſſor Dr., Geheim.

Regier.-Rath. Elis, Baumeiſter. Gilli, Hofbildhauer. v. Heyden A., Profeſſor. Hoff meiſter, Herm., Dr.

Jänſch, Robert.

v. Kröcher, Geheim. Ober-Regie— rungsrath a. D.

Lietzmann Rud.

Looſſen, Dr., Profeſſor.

Meuſel, Dr., Gymnaſiallehrer.

v. Minnigerode, Freiherr, Haupt- mann im Generalſtabe d. VI.Armee- corps.

Müller G., Buchhändler.

v. Oeynhauſen, Graf, Mitglied des königl. Heroldsamtes.

Plathner, Otto, Obertribunals— Rath.

Pröhle, Heinr., Oberlehrer, Dr.

Rathmann Eb., Dr.

Bernburg. Cure, Dr., Sanitätsrath. Fiſcher, Director. Palm, Fabrifant. Suhle, Dr., Profeſſor.

Biewende ſ. Groß-Biewende.

Blankenburg.

Dege, Oberlehrer. Elsner, Amtsvorſteher. Eyſelein, Dr. med. v. Frankenberg, Hauptmann. Hannemuller, Dr., Gymnaſial—

lehrer. Jürgens, Gymnaſiallehrer. Löhr, Maler. Meyer, Kreis-Director. Müller, Dr. med. Müller, Reftaurateur. Preuß, Hofgärtner. Nibbentrop, Kreisrichter. Nibbentrop, Major a. D. Roſe, General» Superintendent. Schneider, Eifenbahn- Director. Simonis, Dr., Oberlebrer. Steinhoff, Dr., Gymnafiallehrer. Boltmar, Gumnafial- Director. MWoltag, Kreisbaumeifler.

Bochum. Thiele, Oberlehrer, Dr. Eilers, Gymnaſiallehrer.

Bortfeld. Hoeck, Dr., Paſtor.

Mitglieder - VBerzeihniß. 495

Braunichweig. Berkhan, Dr. med. | Blafius, Dr., Profefjor. | Boſſe, Arditect.

Dedefind, Dr., Profeſſor.

Eggeling, Paſtor.

v. Eſchwege, Kreißrichter.

Gebhard, Stadtrath.

Grote, Apotheter.

Grotrian, Cammerrath.

Hänfelmann, Stabtardivar.

Herzog, Aiellor.

Horenbdburger, Maurermeilter.

Hornig, Notar.

Jüdel, Bartikulier.

Jungesbluth, Poftfecretär.

G. Kaibel.

Kappe, Zeichenlehrer.

Körner, Profellor.

Krabe, Baurath.

Krabe, Kreisbaumeifter. |

Langerfeldt, Regierungs-Aſſeſſor.

Lieff, Kreisbauconpucteur. |

Lilly, Baurath.

Ludwig, Nector.

Magijtrat.

Mühlenbein, Dr. med.

Mufeum, berzogl.

Orth, Regierungsrath.

Defterreih, Landſyndicus.

Perfhmann, Kaufmanı.

Piftor, Ingenieur.

Pockels, Polizei- Director.

Duenfell, Agent.

Red, Dr. med.

Riedel, Muſeumsdirector.

Ritſcher, Polizeiaſſeſſor.

Röer, Auditor. |

Rofenthal, Kreisgericht8-Director. |

Semler, Arvofat= Anwalt. |

Spehr, Afjejlor.

Spengler, Oberlehrer. |

Thiele, Dr., Hofprediger und Abt. |

Trieps, Dr., Finanzaſſeſſor.

Trieps, Geheimrath Dr., Execellenz.

Uhde, Profeſſor.

Uhde, Dr., Medieinalrath.

Winter, Stadtbaumeiſter. Breitungen.

Dietrich, Paſtor.

Bremen. v. Hamm sen. | v. Hamm Jun.

| I |

Brieg, Reg. Bez. Breslau. Arnede, Stadtrath.

Broden. Schmwannede, Guft., Gaftwirtb. Brüden.

Schröter, Paftor. Büdeburg. Armſtedt, Gymnafiallebrer. Bleher, Vermeſſungsreviſor. v. Kalm, Albredt. Köhler, E., Dr., Gymnafialfehrer. Lieſe, Baumeifter. v. Strauß, Canzleirath.

Burg. Ederlin, Dr., Oberlehrer.

Charkoff (Süd-Rußland). Trepke, Carl.

Gharlottenburg. Lüttge, Dr., Oberlehrer.

Glausthat. Achenbach, Berghauptmanı. Uppenrodt, Dr. med. Appenrodt, Dr., Kreisthierargt. Bode, Lehrer.

Dierking, Lehrer.

Ehling, Dr, Gymnafiallehrer. Günther, Schul- Infpector. Henckel, Lebrer.

Klapproth, Lehrer. Küchemann, Lehrer. Lattmann, Dr. Gymnaſial⸗Director. Nothdurft, Lehrer. Oſthaus, Geh. Oberbergrath. Pieper, Buchdruckereibeſ. —— Profeſſor.

v. Salz, Kanzleirath. Siemens, Oberbergrath. Voigt J., Aedituus.

Voigt II., Lehrer.

Wagener J., Lehrer. Wagener II, Lehrer. Weißleder, Lehrer.

Goswig. Franke, Strafanftalt$ = Director. Köthen.

Blume, Oberlebrer. Bunge, GEymnaſiallehrer.

496 Mitglieber- Berzeichniß.

Groffen a/öder. Rathmann, Emil, Königl. Staats- anmalt. Crumpa b Mücheln. Walter, D©., Pfarrer.

Dahlum f. Groß-Dahlum.

Danitedt. ride, Paſtor. Ruhe, Dr. med., Stabsarzt. Derenburg.

Crome, KRittergutsbefiger. Geride, Georg, Oeconom. Görne, Oberprediger. Hertzog, Dr. med.

Deersheim b/Ofterwied.

v. Guftedt, Frhr, Rittergutsbefiger.

Deifan. Böttger, E., Profeſſor Dr. Kehler, Dr., Affiftenzarzt. Deitedt. Kornhardt, Lehrer. Thomä, Paſtor. Ditfurth. Bollmann, Defonon. Dortmund. Hornung, Baftor. Drübed. Kramer, Lieutenant.

Egeln. Bauermeifter, Maurermeifter. Engeln, Paitor.

Eilenjtedt. Opitz, Paſtor.

Eiſenach. Schneidewin Profeſſor, Dr.

Eisleben.

Größler, Herm., Dr., Gymnaſial— oberlehrer.

Hammer, Maſchinenbau-Inſpeetor.

Kohlmann, Gymnaſiallehrer, Dr.

Mehlis, Gymnaſiallehrer.

Scheibe, Conſiſtorial-Rath und Superintendent.

Uhde, Stadtrath und Bergmeiſter. Vollheim, Gymnafiallehrer. Weſtphal, Gymnaſiallehrer. Winkler, Buchhändler. Elberfeld. Gebhard, Oberlehrer. Elbingerode. v. Bock, Amtmann. Gehrich, pastor primarius. Schleifenbaum, Bergwerksdirector. Schrader, Maurermeiſter. Erdeborn b/Ober-Nöblingen. C. Heine jun., Paſtor. Erfurt. Werneburg, Oberforſtmeiſter. Ermsleben. Niemeyer, Actuar.

GErrleben. v. Alvensleben, do, Kal. Kammer

berr, Rittmeifter a. D., Erbtruchſeß des Fürſtenthums Halberſtadt. Flechtingen. v. Schenck, Majoratsherr. Gandersheim. Brackebuſch, Cantor. Höfer, Bürgermeiſter. Gardelegen. Heß, Baurath. Gatersieben. Klepp, Delonomierath. Gehrendorf (Kr. Gardelegen). Dannenberg, Paitor. Gernrode. v. Kemniß, Kammerherr. Ulrich, Maurermeiiter. Giebichenitein. K&rumbaar, pastor emeritus.

Goslar. Borchers, Fabrifant. Borchers, Semator. Brüdner, Buchhändler. Fenkner, Brennereibefiger. Fricke, Senator. Kern, Amtmann,

Mitglieder - Berzeihniß. 497

Liszt, Kaufmann.

Müller, Conrector.

v. Neindorff, Hauptmann a. D. Sadfer, Dr. med.

Schulze, Bau=Infpector. Schultzen, Subconrector. Tappen, Th., Biirgermeifter.

Göttingen.

v. Brandis, Curt, Hauptmann a.D. Steindorff, Dr., Profefjor.

Greifenberg i / Pommen. Könnecke, Gymnaſiallehrer.

Groß-⸗Biewende. Degener, Paſtor. Groß⸗-Dahlum. Rohde, Paſtor. Groß-Neuhauſen.

v. Werthern, Freiherr, Ritter⸗ gutsbeſitzer.

Grund.

Prediger, Schichtmeiſter. Schöoll, Bergrath.

Güntersberge. Magiſtrat.

Halberſtadt. Bärthold, Paſtor. Bötticher, Ober-Bürgermeiſter. Brinkmann, Bürgermeiſter. Dölle, Buchdrudereibef. Frieſe, Kreisrichter. Genzmer, Juſtizrath. Gymnaſialbibliothek. Held, Muſik-Director. Hey, Rector. Jeſchke, Rechtsanwalt. Kehr, Seminar-Director, Dr. Klamroth, Kaufmann. Kleeberg, Oekonomiecomm.-Rath. Linſel, Rentier. Magiſtrat. Merz, Brauereibeſitzer. Nebe, Dr., Superintendent und

Oberdomprediger. Pelizäus, Baurath. Richter, Kreis-Gerichtsrath. Rimpau, Geh. Regierungsrath. Schmidt, Gymnaſial-Director. Spierling, Paſtor. Zeitſchr. d. Harzvereins. XI.

Spilleke, Dr., Realſchul-Direetor. v. Stöphaſius, Hauptmann. Weber, © Wieter, Kaufmann. Zſchieſche, Paftor. Halchter.

Wätjen, Rittergutsbeſitzer.

Halle. Annecke, Buchhändler.

Bobardt, Buchdruckerei-Vorſteher.

Hänichen bei Dresden. Dannenberg, Bergwerks-Director.

Hamburg. Johannes, Paul. . Lilienfeld, Hermann. Oppenheim, E., Kaufmann.

Hannover.

v. Amsberg, Major. Culemann, Senator. Hohen, Arditect.

Jugler, Landſyndikus. König, Schatzrath. Reineke, Kaufmann. Riſſé, Acad. Geſanglehrer.

Harzburg. Zimmermann, Kaufmann.

Harzgerode. v. Röder, Hauptmann.

Haffelfelde. Caſties, Cantor.

v. Hartz, Superintendent.

Hafferode. Friederich, Rentier. Haafe, Lehrer.

v. Kaphengft, Lieutenant. Heiligenftadt. Waldmann, Oberlehrer.

Helmftedt. Dannenbaum, Aubitor. Hartwieg, Bürgermeifter. Knittel, Oberlebrer. Sommer, Staatsanwalt. v. d. Schulenburg, Graf, Res

ferenbar. Heffen. Vahldiek, W., Poftaffiitent. 32

498 Mitglieder- Berzeihniß.

Hettitedt. Schmalfeld, Xecter.

Heudeber. Kühne, Schulze. Bedenftedt sen., Delonom. Weiche, Oelonom.

Hildesheim. Boyſen, Oberbürgermeifter. Beverin’fhe Bibliothek. Bödeder, Photograph. Erdmann, Rentier. Gerftenberg, Buchhändler. Sötting, Ober- Gerichts» Anwalt.

Kratz, Dr. Mittelbadh, Geh. Regierungs- und Baurath. v. Pilgrim, Landroft. mmers, Ober-Gerichts-Anwalt, Tr. Römer, Senator. Roſe, Kreishauptmann. Schenke, Rentier. v. Schmidt» Phifelbed, Ober— Gerichts - Affefjor. Strudmann, Bürgermeifter. Hohegeis. Müller, Paftor. Holle.

Weber, Paftor.

Holzminden, Dürre, Gymnafial=- Director. Ruſtenbach, Aubitor.

Horndburg an der Ilſe.

Topp, Dr. med.

Hornburg bei Eisleben. Sidel, Paftor. Hörter. v. Wolff- Metternich, Freiherr, Landrath. Hoym. Bloch, Kaufmann. Hintze, Oberprediger. v. Röder, Rittergutsbeſitzer. Schulze, Paſtor. Hülſeburg in Meklenburg. v. Campe, Frhr., Kammerherr.

Ilfeld. Freyer, Dr., Oberlehrer. v. Fumetti, Amts-Hauptmann. Preu, —— Schimmekpfenng, Dr. Gymna— fial - Director. Ilſenburg. Se. Erlaucht Graf Botho zu Stol— berg-Wernigerode. Bote, Hotelier. Brandes, Bergrath. Crola, Landſchaftsmaler. Holverſcheidt, Rendant. John, Apotheker. Weber, Paſtor. Webers, Bergrath. Inſterburg. Korn, Ober-Bürgermeiſter. Kelbra. Langenäu, Dr. Kirchen n/Sieg- Rieſe, Bergrath. Kiſſenbrück. Schröter, Paſtor. Klieken. Herzog, Paſtor. Königsaue. Schoch, Zuckerfabrikant. Köslin.

Parey, Verwaltungs-Gerichts— Director.

Kyna. Rathmann, Heinr., Paftor. angeln, Gerland, Amtmaun. Rautenthal, Wegener, Paſtor. Leinde. Röver, Paſtor.

Lengefeld b / Sangerhauſen. Reinecke, Alb., Paſtor. Zwiebel, Cantor.

Lilleſand i / Norwegen. Gottwald, Guſt.

Mitglieder- Verzeichniß. 499

Lingen, Sride, Dr.

Sutter am Barenberge.

Kellner, Paftor.

Magdeburg.

Gottſchick, Joh., Dr., Prof. am Klofter U. L. Frauen.

v. Graba, Hauptmann u. Comp.— Chef im 3. Magdeb. Infanterie= Negiment Nr. 6b.

Grünert, €. F., Nentier.

Klingner, Hermann, Fabrikbefiger.

Borhauer, W., Kaufmann.

Mansfeld.

Germer, U., Diakonus.

Glaſewald, Kreisrichter.

Marburg.

Könnede, Guft.,Dr. Staatsardivar. Marienwerder. Lindemann, Apellationsgerichtsrath. Maſcherode.

Pauſelius, Paſtor.

Marmande i/ Frankreich. Oberkampff, ministre de finance. Mergentheim,

Debefind, Hauptmann.

Meisporf.

v. d. Affeburg, Graf, Stanbes- berr u. ſ. f- Dahle, Rentier.

Dierjeburg. Nobbe, Bezirks-Verwaltungs-Ge— richt8 = Director. v. Wingingerode-Bodenftein, Graf, Landes» Director. v. Wingingerode- Knorr, Freis berr, Landarmen-Director d. Prov.

Sachſen. Minsleben. Fiſcher, Cantor. München.

v. Werthern-Beichlingen, Graf, Geſandter. Münchenhof. Seidler, Amtmann.

Neuhauſen ſ. Groß-Neuhauſen.

Neiſſe. Schumann, Superintendent. Neu-Oege. Ihlefeld, Hütten-Director. Neuſtadt bei Magdeburg. Scheffer, Oberprediger. Niederndodeleben.

Danneil, Dr., Friedr., Paſtor.

Nöſchenrode ſ. Wernigerode.

Nordhauſen. 7 Arand, Stadtrath. Arnold, Fabrikant. Arnold, Dr., Gymnaſiallehrer. Athenſtedt, NReftanrateur. Bad, Commerzienrath. Bauer, Dr., GEymnaſiallehrer. Beatus, Zimmermeifter. Beſthorn, Lehrer. v. Carlsburg, Baron. Cohn, Banquier. v. Davier, Landrath. Dieftermeg, Stabtrath. Dippe, Lehrer. Flittner, Lehrer. Frenkel, Banquier. Gerns, Stabtrath. Gräger, Paftor. Grafenid, Aedituus. Groſch, Dr., Gymnafial= Director. Haade, Buchhändler. Sagen, Dr. med. Hafſe, Dr. med. Hoppe, Amtmann. Jäger, Stabtrath. Kneiff, Fabrikant. Kofegarten, Rechtsanwalt. Krenglin, Dr., Oberlehrer. Krug, Fabrifant. Butt, D. Kuntze, C. W., Fabrifant. Leißner, Fabrikant. Magiſtrat. Meyer, Lehrer. Naumann, Aedituus. Oßwald, Rechtsanwalt. Oßwald, C. A., Fabrikant. Perſchmann, Dr., Oberlehrer. Peckold, Kaufmann. Quelle, Fabrikant.

32*

500 Mitglieder- Berzeihniß.

Riemann, Oberbürgermeifter. Rothhardt, Fabrikant. Saalfeld, Fabrikant. Schäfer, Stabtrath. Schaller, Kaufmann. Schenke, Fabrifant. Schirlitz, Dr., Gymnafial-Ober- lehrer. Schlitte, 8. Fabrikant. Schmidt, Dr., Gymnaſiallehrer. Schneegaß, Reftaurateur. Shneidemwind, Kreigrichter. Schöber, Realjchullehrer. Schreiber, Commerzienrath. Schulte, Apotheler. Schulze, Fabrikant. Sieberling, Buchhalter. Tell, Dr., Eonrector. Berein, wiffenfhaftlider. Wiefing, NRealihul- Director. Zacharias, Fabrikant.

Ober - Eihjtädt. Anforge, Pfarrer.

Oberriesdorf bei Eisleben. Heine, Paftor. Odenkirchen. Schöpwinkel, Rector. Oler. Frühling, Rentier. Schucht, Lehrer. Stern, Hüttenmeiſter. Wilke, Oberförfter. Oſchersleben. v. Gerlach, Landrath. Reinecke, Juſtizrath. Oſterode am Fallſtein. Schrader, Paſtor. Oſterode am Harz. Fenkner, Dr. med. Mar, past. prim. a. D. Magiftrat. Diterwief. Sohn, Hauptmann. Linke, Paftor. Ottenſtein.

Bode, Georg, Amtsrichter. Thiele, cand, juris,

Dttleben. v.d. Shulenburg, Graf, Ritter- gutsbeſitzer.

Pleffenburg.

Jochem, Förfter. Polleben bei Eisleben. Schröter, Paſtor. Pötnitz bei Deſſau.

Jahn, Pfarrer.

Quedlinburg. Anders, Kaufmann. Annecke, Baumeiſter. Anſtenſen, Dr. med. Baſſe, Buchhändler. Behrens, Oberprediger. Berge, J., Rentier. v Beulwitz, Rittmeiſter im 7. Cuir.

Regiment.

Borrmann, Rentier. Boſſe, Rentier. Brecht, Bürgermeiſter. Buſch, Superintendent. Dihle, Dr., Gymnaſial-Director. Dippe, Kunſt- u. Handelsgärtner. Düning, Dr., Gymnaſiallehrer. Ebbecke, Jul., Referendar. Feſſel, Stadtrath. Gräſer, Fabrikant. Gremler, Stadtrath. Hampe, G. L., Fabrikant. Hedemann, Kreisrichter. Hedicke, Dr., Gymnaſialoberlehrer. Hertzer, Kaufmann.

Janicke, Lehrer.

Kaufmann, Kreisrichter.

Keilholz sen., Kunſt- u. Hanbels- gärtner.

Keilholz jun., Kunft- u. Hanbels- gärtner.

Kohl, Dr., Gymnaſiallehrer.

Kohlmann, W., Kaufmann.

Kramer, H., Stabtrath.

Kratzenſtein, C., Mübhlenbefiter.

Kraufe, J., Fabrifant.

Laage, Magiftrats- Secretair.

Lange, Lehrer.

Lehmann, Präparanden- Anftalts = Borfteber.

Mitglieder Berzeichniß.

Liekfeld, Apotheker. Lindenbein, R., Rentier. Magiftrat.

Mantel, R., Kaufmann.

Mette, E., Kunft: u. Handelsgärtner. Mette, W. Kunſt⸗ u. Handelsgärtner.

Meyer, A., Rentier. v. Na a Paftor.

v. Riedeſe

Röſe, Auctions-Commiſſar. Rudloff, Stadtrath. Schacht, Fr., Kaufmann. Schmelz, Hötelier. Schmerwitz, Stabtrath. Schnock, Stadtrath.

Söllig, Domainenrath. Steinwirfer, Dr. med. Stielow, Lanbrath. Bieweg, Buchhändler. Birgin, Lithograph. Bogler, Banquier. Boigtel, Oberlehrer. Wacdtelsen., Rentier. Wadermann, Mufikdirector. Wallmann, Kaufmann. Weydemann, Bürgermeifter. Weyhe, Geh. Reg. Rath. Wilhelmy, Stabtrath. Wolf, Gasdirector.

Wolff, W., Rentier.

Reinſtedt. Rienecker, Paſtor. Riddagshauſen. Langerfeldt, Oberförſter. Roßla. Gunſtmann, Kammerrath. Roßleben. Nebe, D., Oberpfarrer. Notha bei Wippra. Pape, W., Paftor. Nothehütte bei Elbingerode, Zahn, Hüttendirector. Nothefütte bei Ilfeld. Wallmann, pPaſtor.

Salza bei Nordhauſen. Riedel, Superintendent.

Frhr. Prem. Lieutenant.

501

Sangerhaufen. Bibliothet, des Gymnaſiums. Dächſel, Yuftizrath.

v. Dötinchem, Landrath. Fulda, Albert, Dr., Gymmnafial= director. Kermes, Diaconus. Lehnert, Gärtner. Menzel Elem., Lehrer. Nötel, Gerihtd- Director. Schrader, Staatsanwalt. Schanen bei Djterwied. Grote, ©., Reichsfreiherr. Grote, O., besgl. Schierke. Graßhoff, Revierförſter. Schimmerwald bei Harzburg. Cobus, Oberförfter. Schladen. v. Koch, Hauptmann. Schlanſtedt. Rimpau, Oberamtmann.

Schmatzfeld. Reiſchel, Amtmann. Schöningen bei Helmſtedt. Reinbeck, Aſſeſſor. Schulpforta. Zimmermann, Procurator. Schwanebeck. Ehrecke, Dr. med. Foͤrſter, Zuckerfabrikant. Schwenda. Pohlitz, Paſtor. Siptenfelde. Frenkel, Paſtor. Soeſt. Göbel, C., Prof. Dr. Gymnafial- director. Solingen. Möller, Königl. Kreis-Baumeiſter. Stapelburg. Schmidt, Amtsrath.

502

Stadt- Oldendorf, Hille, Dr. theol., Confiftorialrath und Abt. Stolberg a/Harz. Riehn, Bergmeifter.

Stötterlingenburg bei Waſſerleben.

Lambrecht, Rittergutsbefiter. Straljund, v. Rofen, Regierungs - Rath. Ströbed. Werner, Paftor. Euderode, Willimel, Lieutenant. Süpplingenburg bei Königslutter. Eleve, Oberamtmann. Sülzhayn bei Ellvid). Preu, Paftor. Sundhauſen bei Nordhanien, Glöckner, Paftor. Thale. v. dem Buffhe- Streithorft, Freiherr, Nittergutsbefiter. Sonntag, Hotelier 3. Roßtrappe. v. Werder, Geh. u. Ober- Reg. = Rath a. D. Töpen bei Hof, v. Tettenborn, Rittergutsbeſitzer. Triſtewitz bei Torgau. v. Stammer, Lieutenant u. Ritter— gutsbeſitzer. Uefingen bei Wolfenbüttel. Vibrans, Fabrikbeſitzer. Uslar am Solling. Kamlah, Amätsrichter. Uthleben. Koch, Paſtor. Veckenſtedt. Tappen, Amtmann.

Walkenried. Hellwig, Superintendent. Meyer, Fabrikbeſitzer. Schmid, Amtmann.

Mitglieder-Verzeichniß.

Wallhauſen. Eckardt, Dr. med.

Wansdorf bei Segefeld

v. Redern, Generallieutenant z. D. Ercellenz.

Waſſerleben. Henneberg, Amtmann.

Wegeleben. Winkler, Oberprediger.

Weimar. Riecke, Dr. med.

Wernigerode und Nöſchenrode. Appuhn, Conſiſtorialrath a. D. Arndt, Oberprediger.

Bachmann, GEymnaſialrector. Bennighauß, Dr. med., Oberſtabs⸗

arzt.

Bibliothek, Gräfliche.

Brink, Maler.

v. la —— General⸗Major a. D.

Coqui, Amtmann.

Degener, Rittergutsbeſitzer.

Dempewolf, Wirth im Vereins— hauſe zu S. Theobaldi.

Dette, Banquier.

Ebeling, Oberlehrer Dr.

Elvers, Dr. jur, Landrath.

Engel, Rentier.

Finkbein, Buchhändler.

Fiſcher, Gymnaſiallehrer.

Forcke, Apotheker.

Franke, Dr., Gymnaſiallehrer.

Friederich, Dr. med., Sanitätsrath.

Frühling, Baumeiſter.

Gähde, Frl., Inſtitutsvorſteherin.

Gottſched, Gymnaſiallehrer.

Gravenhorſt, Maurermeiſter.

Gülle, Major a. D.

v. Hagen, Oberforſtrath a. D.

Hennecke, Architeet.

Hermann, Aſſeſſor a. D.

Hertzer, Oberlehrer.

Hildebrandt, Heraldiker.

Hildebrandt, Seifenſieder.

v. Hoff, Kammerdirector.

v. Hoff, Kammerrath.

Jacobs, Dr., Archivar u. Biblio— thekar.

Jordan, Dr., Gymnaſiallehrer.

Mitglieder = Berzeichniß.

Jüttner, Buchhändler. Kluckhuhn, Paſtor.

Knoll, Rentier.

v. Köhring, Fräulein. Kommallein, Kreisgerichtsrath. Kuntzſch, Kunſtbildhauer. Hr ann, Dr., Gymnafiallebrer. Löſchbrand, Rentier.

Lüders, Kunftgießerei=- Director. Märtens, Nentier.

Den er, Photograph.

Mehliß, Poſtdireetor. Milarch, Apotheker.

Müller, Forſtrath.

Neuß, Bürgermeiſter. Parchert, Cuſtos.

v. Putlitz, Frhr.

Renner, Dr, Superintendent. Ronnenberg, Fabrilant. Ruſt, Zimmermeifter. Schmid, Kreisgerichtsrath. Schöpwinkel, Kanzleirath. Schurig, Rector. Schwartzkopff, Paltor. Sievert, Gymnafiallehrer a. D. Spangenberg, Hofcantor. Stier, Oberlehrer. Strobmeyer, Maler. Theilkuhl, Yuftizrath. Twelkmeyer, Amtmann. Varges, Dr. med.

Wende, Baumeifter.

Wihmann, Dr., Gymnaftallehrer.

Willert, Rebacteur. Wodowit, Apothefer. Wolff, Paftor. Zeisberg, Rentier.

Wienrode. Hofmeiſter, Paſtor. Wiesbaden.

v. Göckingk, Premier-Lieutenant a. D.

Wolfenbüttel. Bothe, Gutsbeſitzer. Breithaupt, Dr., Kreisrath. Breymann, Dr. ıned. Breymann, Baltor. Eleve, Kreisbirector. Eorvinus, Gymnaſiaſt. Dammtöhler, cand. phil. Dedekind, Dr., Obergerichtsrath. Ehlers, Ardiv - Sekretär. Eigner, Baumeifter.

Ernefti, Afleffor.

Gerhard, Dr., Apotheker.

Grobleben, Gymnafiallehrer.

Grote, Collegiat.

Hartwieg, Kreisgerichtsbirector.

v. Heinemann, Öymnafialdirector.

v. Heinemann, Dr., Prof. Biblio» thekar.

Herzog, Oberſtaatsanwalt.

Holle, Partieulier.

Hollmann, Banquier.

John, Kaufmann.

Jonas, Staatsanwalt.

Koldewey, Dr., Oberlehrer.

Lachmund, Inſpector.

Lentz, Dr., Oberlehrer.

Lutterloh, Auditor.

Mansfeld, Obergerichtsrath.

Matthiä, Obergerichtsrath.

Matthias, Direetor.

Meineke, Banquier.

Mirſalis, ie

Milchſack, Dr. ph.

Müller, Kreisbaumeifter.

v. Münchhauſen, Aſſeſſor.

Nehring, Dr., Oberlehrer.

Nolte, Auditor.

Oehlmann, Förſter.

Orth, Hauptmann.

Pine, Paſtor.

Poppendiek, Oberlehrer.

v. Braun, Obergerichtsrath.

Reineke, Dr., Phyſicus.

Reinking, Staatsanwalt.

Rhamm, Aſſeſſor.

Rhamm, Obergerichtspräfibent.

Roſenſtock, Dr., Director.

Rothe, Paſtor.

Schmid, Dr., Obergerichtsviceprä— ſident.

Schmidt, Kreisrichter.

Schmidt, Dr., Geh. Archivrath.

v. Schmidt-Phiſeldeck, Con— ſiſtorialrath.

Schönermark, Propſt.

Schrader, Dr., Phyſicus.

Schulz, Aſſeſſor.

Schütte, Paftor.

Seeliger, Commerzienrath.

Spies, Obergerichtsrath.

Spies, Eonfiftorialrath.

Stegmann, Kreisrichter.

v. Strombed, Rittmeifter.

v. Strombed, Eonfiftorialrath.

504 Mitglieder- Berzeichniß.

Strümpell IL, Ob.-Ger.-Abvocat. Stünfel, Stadtridter.

Vorwerk, Kreisrichter.

v. Wachholtz, Oberförfter. Wahnſchaffe, Dr. ph.

Wirt, Obergerichtsvicepräf.

Witte, Gymnaſiallehrer.

Wolff, Obergerichtsrath. Zimmermann, Obergerichtsrath. Zimmermann, Dr. ph.

Wolfsburg bei Borsfelde.

Fienſch, Baftor. v. d. Schulenburg, Graf, Nitter- gutsbefiter.

Zeit. Sommer, Bau=Infpector. Bellerfeld, Tolle, Gaſtwirth und Pofthalter. Berbit. Glödner, ©., Dr., Gyumnafiallebrer. Höfer, Paul, Dr., Gyinnafiallebrer. Zurborg, Dr., Gymnafialfehrer. Zillh. Artmann, Delonom.

Vorſtand des Harzvereins. Botho, Graf zu Stolberg-Wernigerode, Ehren-Vorſitzender.

Dr. O. v. Heinemann, Bibliothekar in Wolfenbüttel, Vorſitzender.

Dr. Guſt. Schmidt, Gymnaſialdireetor in Halberſtadt, Stellvertreter.

Dr. Ed. Jacobs, Gräfl. Archivar und Bibliothekar in Wernigerode, erſter Schriftführer.

Georg Bode, Amisrichter zu Ottenſtein, zweiter Schriftführer.

Dr. 9. Friederich, Samitätsrath, Confervator der Sammlungen.

9. C. Huch, Stabtrath in Quedlinburg, Schatmeifter.

Nah dem Borftehenden beträgt die Gefammtzahl der Vereinsmit— glieder 748, davon 26 auferorbentlihe, 722 ordentlihe. (Zwei Mitglieber find zu gleicher Zeit ordentliche und außerordentliche.) Die größte Betheili- gung weifen die Städte Wernigerode mit 72 (ein außerordentl. eingeſchloſſen), Wolfenbüttel mit 71, Quedlinburg mit 67, Norbhaufen mit 59 Mitgliedern auf. Dann folgen Braunfchweig ınit 47, SHalberftadt mit 27, Klaus: tbal mit 22, Blankenburg mit 19 M. Im Berlin beträgt ihre Zahl 16, in Hildesheim 15, in Goslar 13, in Eisleben und Sangerhaufen je 9, in Ilſenburg und Ballenftebt je 8.

Verzeichniß

der für die Sammlungen des Harzvereins eingegangenen

611.

520.

518,

544,

650.

163.

57.

639.

148,

626.

651.

567.

570,

519.

Gefchenfe und Erwerbungen.

Mittheilungen des Ver. für Geh. u. Altertbumsfunde in Hohenzollern. Jahrg. X. 1876/77. XI. 1877/78. Verhandlungen der gelehrten Ejtnifchen Gefellihaft zu Dor— pat. VIII. 4. Dorpat 1877.

Blätter des Der. für Landesfunde von Nieder Deftreid). Sahrg. X. XI Wien 1876. 1877.

Topographie von Niederöftreih. Band I. 10. 11. II. 1. 2. 3. Wien 1876.

Mittheil. des Hiftor. Vereins der Pfalz, VI. Leipzig 1877. Schatz, W. Chronicon Halberstadense inde ab anno 780 usque ad 1209. Halberstadt 1839. 4%. (Geſchenk des Hr. Orünert in Magdeburg.)

Annalen des Ver. f. Naſſauiſche Alterthumskunde u. Geſchichts— forihung Bd. 14. 1. 2. Wiesbaden 1877.

Gefhichtsblätter für Stadt u. Land Magdeburg XII 3. 4. XI. 1— 3. Magdeb. 1877 u. 78.

Beiträge zur Schmwarzburgifhen Heimathsfunde. Irmiſch, Die Ritter von Toba.

Archiv des Ver. f. Geh. u. Alterthsk. der Herzogthümer Bremen, Verden u. des Landes Hadeln. Stade 1877 VI. Altpreußiſche Monatsfchrift. Königsberg in Pr. XIV. 1877. 5—8. XV. 1— 6.

Dege, W. Beiträge zur Gefch. des Blanfenburger Gymnafiums Blanfenburg 1877. (Geſch. des Herrin Verf.)

Hölzermann, 2%. Lofalunterfuhungen, die Kriege der Römer u. Franken, ſowie die Befreiungsfriege der Germanen, Sach— fen u. des jpätern Mittelalters betreffend. Herausgegeb. v. Ber. für Geſch. u. Alterthsk. Weſtfalens. Münfter 1878. XXIX. Ber. über Beitand u. Wirken des Hiftor. Ver. für Oberfranfen zu Bamberg im Jahre 1876. Bamberg 1877. XL 1877.

LIV. Sahresber. der Schlefischen Gefellfehaft für vaterländi- Ihe Eultur. Breslau 1877.

506

137.

167.

449,

124,

119.

158.

141.

163.

156.

204.

642.

152.

445.

Berzeihniß ber eingegangenen Geſcheme und Erwerbungen.

Neues Lauſitziſches Magazin. Görlitz 1877. Band 53. 2.

54. 1. 1878,

Der Geſchichtsfreund. Mitth. des hift. Ver. der fünf Drte

Luzern Uri, Schwyz, Unterwalden u. Zug. XXII. XXXIII.

1878. Regiſterband über Bd. XXI— XXX. Einſiedlen

1877.

Archiv f. Geſch. u. Alterthf. v. Oberfranten XIIL 3. Bay:

reuth 1877 u.

Kraufjold: Dr. Theodorih Morung, der Borbote ber

Neformation in Franken.

Mitth. dev Gef. für Salzburger Landeskunde. XVII 1. 2. Aberle. Die Gefässpflanzen des k. k. botanischen Gar- tens in Salzburg. Wien 1877.

Zillner. Matſee, die Schlehdorfer u. Matfeer. Sahrbücher des Ver. für Meflenburg. Geſch. u. Alterthums— funde Jahrg. 42. Schwerin 1877.

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Sahresbericht des Ver. f. d. Geſch. Berlin Nro. 10. 1877.

Urkundenbuch p. 297 308. Denkmäler 5. Taf. 4.

Bauwerke 8. u. 9. 10. Medaillen 14 Siegel 4.

Annalen des Ver. für nafjauishe Alterthsk. u. Gefhichtsfor-

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Dr. Reuter. Römiſche Wafferleitungen in Wiesbaden

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Mittheilungen des Ver. für Hamburgifhe Geſchichte 1— 6

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Annalen van den Oudheidskund. kring van het land

van Waas. St. Nikolaas VII. 1. 2. 1877.

Mittheilungen des Ver. f. Anhaltinifche Geſchichte u. Alter-

thbumsfunde I. 8. Deffau 1877. ibid. II. 1 u. 2. 1878.

Werken van het histor. Genootschap te Utrecht. Nro. 25.

Nro: 26.

Register op de onderwerpen behandelt in de kronijk,

Berichten en den Codex diplomat. te Utrecht 1877.

Bijdragen en Mededeelingen van het hist. Genootsch.

Eerste Deel. Utrecht 1877.

Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol u. Vorarlberg.

Innsbruck 1877. Hft. 21.

187.

533. 649,

122.

196.

Berzeihniß der eingegangenen Gejchenfe und Erwerbungen. 507

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Döllinger, Aventin u. seine Zeit. München 1877. 8°.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Nürnberg 1877.

Märkiſche Forſchungen. Hersgeg. v. Ver. für Geld. d. Marf Brandenburg. Bd. XIV, Berlin 1876.

. Jahrbuch für jchweizeriiche Gedichte. Züri 1877. Bd. II. 208.

Zeitſchrift der Geſellſchaft * Geſchichtskunde in Freiburg im Breisgau. 1877. IV.

. Verhandl. des hiſtor. Ber. von Ober-Pfalz u. Regensburg.

Stadt am Hof 1877. 32 od. 24 Bde.

. Mittheil. des Freiberger Alterthumsvereind. Heft 14. Freis

berg. 1877.

. Schriften des Ver. für Geſch. des Bodenſees u. feiner Um-

gebung. Hft. 8. Lindau 1877.

. Ölrichs, G., Vollständ. Samml. alter u. neuer Gesetzbücher

der freien Stadt Bremen. Bremen 1877. 4”. (Geld. des Hr. Müller auf dem Negenftein.)

. Situngsberichte der Gef. f. Geſch. u. Alterthumsfunde der

Dftfeeprovinzen Rußlands aus dem Jahre 1876. Niga 1877.

. Beitfchrift der Gefellidh. für Schleswig - Holftein » Lauenburgi-

ſche Geſchichte. Kiel 1878. Bd. VIIL

. Nebe, Th. A. Prof., Wendelstein. Wieöbaden 1878.

(Geſch. des Hr. Verf.)

. Bödecker. Sammlung mittelalterl. Kunstschätze Hildesheims.

I. Serie 14B. I. Serie 13 Bl. (Geſch. des Herrn Photo- graphen Bödecker in Hildesheim.)

436.

203.

155.

512.

157.

95”.

645.

125,

223.

539.

Berzeichniß der eingegangenen Geſchenke und Ermerbungen.

Fünf Photographieen aus dem Halberſtädter Domfchat. (Geſch. des Herrn Superintendent Nebe in Halberftabt.)

. XXXV. Bericht zur Alterthumskunde Schleswig - Holfteind

v. Handelmann. Kiel 1878. 4".

. Mittheilungen des Königl. Sächſ. Alterthumsvereins Hft. 28.

Dresden 1878.

.Zeitſchrift des hiftor. Ver. für Schwaben u. Neuburg IV.

1—3. Augsburg 1877.

. Annual Report of the board of Regents of the Smithsonian

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De vrije Fries. Leeuwarden 1877. Deel 13.

Verslag der Handelingen pr. 1876 1877. Publications de la Sect. historique de institut royale Grand Ducal de Luxembourg (Annee 1877) XXXU. Luxembourg 1878.

Zeitfchr. des hiftor. Ver. für Niederſachſen. Hannover 1878 Sahıg. 1877.

Zeitſchrift des Ver. f. Geſch. u. Alterthumsk. Schleſiens XIV. 1. Breslau 1878.

Scriptores rer. Silesiacarum XI. Bresl. 1878.

Regesten zur Schles. Gesch. Liefr. IL. Breslau 1877, Zeitfhrift des Der. für Thüringifhe Geſch. u. Alterthums- funde. Sena 1878.

Dannenberg. H. Bracteaten des Sachsenherzogs Bernhard. R Die Münzen der Abtei Helmstädt. (Geſch. des Hr. Verf.) Zeitichrift des hiſtor. Ver. f. d. Regierungsbez. Marienwerder Hft. I. 1877.

Beiträge zur vaterländischen Geſchichte. Herausgeg. v. d. hiftor. antiquar. Ver. des Canton Schaffhauſen. 1877 Hft. IV.

Mittheil. der K. K. Mährifh Schlef. Gef. zur Beförderung des Aderbaus, der Natur= und Landeskunde in Brünn. Jahrg. 57. Brünn 1877.

XXXIX. Yahresber. des hiftor. Ber. f. Mittelfranfen. 1873 u. 74. Ansbach 41.

100.

158.

140.

46*.

440.

211.

197.

Derzeichyiß ber eingegangenen Geſchenke und Erwerbungen. 509

Neue Mittheil. aus dem Geb. Hiftor. antiquar. Forſchungen.

Sm Namen des Thüring-fähfishen Ver. für Erforſchung

des vaterländifhen Alterthums u. Erhaltung feiner Denkmale.

Bd. XIV. 1. 2. Halle 1878.

Mitth. der hiſtor. u. antiquar. Gef. zu Bafel. Neue Folge I. Bernoulli. Dedengemälde in der Krypta des Münſters zu Bafel. |

Situngs » Ber. der Königl. Böhmiſchen Geſellſchaft der Wifjen-

haften in Prag. Jahrgang 1877.

Zeitfchrift des Bergiſchen Geſchichtsvereins Bd. XII. Bonn

1877.

. Mufterblätter vom Verein für Kunft u. Altertum in Ulm

u. Oberjchwaben. Ulm 1878.

. Annales de la soci6te archeologique de Namur. Namur

1878.

. Mittheilungen des hijtor. Ver. in Steiermarf XXVI. Graz

1878.

Beiträge zur Kenntniß ſteiermärkiſcher Geſchichtsquellen. Jahrg. XV. Graz 1878.

. Tillaeg til Aarboger for nordisk oldkyndighed og historie,

Aarg. 1876. Kjobnhavn 1877. 1877 1—4 1878. 1.

Memoires de la societe royale des antiquaires du Nord. Nouv. serie 1877.

v. Eberstein, L. F., Urkundliche Nachrichten zu den geschichtlichen Nachrichten ‘von dem reichsritterlichen Geschlecht Eberstein vom Eberstein auf der Rhön. Dres- den 1878, v. Eberstein, L. F., Beigabe zu den geschichtl. Nach- richten. 44 Taf. gr. 4°. (Geſchenk des Herrn Ver- faſſers.) Jahresbericht des hiſtor. Vereins von Unterfranken u. Ajchaf- fenburg für 1877. Würzburg 1878.

Fries, . des Bauernfrieges in —— Würzb. 1877 Lief. 2

Baltifche Stubien. v. d. Geſellſchaft für Bommerfeie Geſchichte u. Alterthumskunde. Jahrg. 28. Stettin 1877.

Der Canton St. Gallen in der Restaurationszeit. St. Gallen 1878. 4,

510 Berzeichniß der eingegangenen Gefchenfe und Erwerbungen.

197°. St. Gallische Gemeinde - Archive herausgeg. von .dem Verein des Kanton St. Gallen: Der Hof Kriessem. 8',

An Manuferipten:

a) Hiftor Notizen aus dem Nachlaß des Amtsrichters Käufer über: Gardessen, Lehre, Rüningen, Schandelah.

b) Berz. der Braunſchweigiſchen Gelehrten u. Schriftiteller 1804.

c) Urkunden des Cyriakusſtiftes. (Geſchenk des Hr. Her: mes in Braunfchmeig.)

Münzen.

25 Stüd Franzöfiihe, Schweizer, Italien. u. Bremer Münzen. (Gef. der Frau Hofprediger Heyde.) 1 Boln. Groſchen v. 1606. (Geſch. des Hr. Stamm in Ilſenburg.)

Alterthümer.

Eiferne Barte, Hufeifen u. Pferdezahn. (Geh. des Hr. Paftor Dr. Hoffmeifter in Wienrode.)

Wernigerode, den 28. Dectober 1877.

Dr. Friederich, Confervator der Sammlungen.

Halle, Buchbruderei des Waifenhaufes.

IT

32101 034065258

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